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Full text of "Deutsche Grafen-Haeuser der Gegenwart : in heraldischer, historischer und genealogischer Beziehung"

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PRÜVO,  UTAH 


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(Üenealogtcal  is>octetP 
of  Utaf) 

Xtbrarp 


No 12944 


Date A.u.g,...193.Q. 


DEUTSCHE 


GRAFEN-HAEÜSER 


DER   GEGENWART. 


DEUTSCHE 


GRAFEN-HAEUSER 


DER  GEGENWART. 


-<&t%<t5w- 


IN 


HERALDISCHER,  HISTORISCHER  UND  GENEALOGISCHER 

BEZIEHUNG. 

eöfEAUJeiCAL  SOCIETY 
OFUTAti 


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Vol.   Z 


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ZWEITER   BAND. 


L-Z. 


AUG      ^950 


,^-^5' 


LEIPZIG, 

T.    0.    W  E  I  G  E  I, 
1853. 


WITHDRAWN 

Pföm  the  Family 

Hiötory  Library 


HAROLD  B.  LEE  LIBRARY  ' 

BRIGHAM  YOUNG  UNIVERSITY 

PROVO,  UTAH 


•  V  *• 


„Es  ist  eine  tief  begründete  Pietät ,  und  alle  Zeiten  und  alle  Volker 
bieten  den  Beweis,  dass  man  Gedächtniss  und  Bild  der  Vorfahren  nicht 
schwinden  lässt ;  es  hat  noch  immer  wohlgethan  ,  wenn  man  die  Reihen 
seines  Geschlechtes  nachweisen  konnte,  und  das  Gefühl,  eines  alten  (ie- 
schlechtes  Sprosse  zu  sein,  ist  stets  ein  erweckendes  und  kräftigendes 
gewesen  ,  denn  es  ist  nicht  ein  leeres  Wort  seiner  Ahnen  werth  zu  sein  !" 

M.    C.    WASCH    (Geschichte    und   Urkunden  der  Familie  v.   Kardorll. 

Schwerin   1850.   V.  u.   VF.) 


Unter  dem  Wunsche,  dass  die  vorstehenden  inhaltsschweren 
Worte  meines  sehr  geehrten,  gütigen  Freundes  von  den  Lesern 
getheiit  werden  mögen,  übergebe  ich  den  zweiten  Band  der  von 
mir  übernommenen  Arbeit:  Deutsche  Grafenhäuser  der  Gegenwart, 
der  Oeffentlichkeit  und  sehe,  nicht  ohne  sehr  grosse  Freude,  ein 
dem  Herrn  Verleger  gegebenes  Wort,  so  weit  derselbe  wünschte, 
ehrlich  eingelöst. 

Sehr  gefasst  auf  grosse  Schwierigkeiten  bei  Lösung  dieses 
Wortes,  fand  ich  doch  bei  der  Arbeit  selbst  weit  grössere,  als  ich 
vorausgesehen  hatte,  wenn  mir  auch,  wie  ich  dankbar  gestehe,  eine 
Unterstützung  zu  Theil  geworden  ist,  welche  jede  billige  Erwartung 
weit  übertraf.  Aus  der  Mitte  sehr  vieler  Familien  sind  mir  für 
diesen  zweiten  Band  aus  ganz  freiem,  sehr  zu  ehrendem  Willen  die 
wichtigsten  Papiere  eingesendet  worden,  welche  es  möglich  machten, 
dass  meine  Arbeit,  wie  nicht  verkannt  werden  kann,  viel  Neues 
enthält ;  die  Beamten  öffentlicher  Bibliotheken,  von  welchen  ich  nament- 
lich die  k.  Bibliothek  zu  Dresden,  die  k.  Bibliothek  der  Universität 
Bonn,  die  Stadtbibliothek  zu  Leipzig  in  beiden  Stämmen,  dem  ur- 
sprünglichen, so  wie  dem  Pölitzschen  Stamme,  und  die  Bibliothek  der 
Universität  Leipzig  zu  nennen  habe,  sind  mir  mit  echt  bibliothekari- 
scher Gesinnung  und  mit  der  grössten  Gefälligkeit  entgegengekommen ; 
von  den  Familien,    an  welche  ich  selbst  mich  wendete,  haben  nur 


M  VORWORT. 

zwei  meiner  Bitte  nicht  entsprochen ,  während  die  übrigen  der 
erbetenen  Mühe  sich  höchst  gefallig  unterzogen,  und  meine  geehrten 
und  gelehrten  Freunde  haben,  wenn  ich  dieselben  anging,  durch 
die  Schätze  ihres  Wissens,  so  wie  durch  ihre  Bibliotheken  und 
Sammlungen  mich  vielfach  unterstützt. 

Doch  blieben  mehrere  Lücken,  welche  mir,  im  Drange  nach 
Genauigkeit  und  Vollständigkeit,  sehr  unangenehm  sind.  Von 
diesen  Lücken,  welche  ich  möglichst  treu  hervorgehoben  habe, 
werden  einige  von  denen,  welchen  noch  ergiebigere  Quellen,  als 
mir  hei  aller  Mühe  flössen,  zu  Gebote  stehen,  sehr  leicht  auszu- 
füllen sein:  im  Augenblick  des  Bedarfs  war,  wenn  ich  auch  in 
Leipzig  lebe,  eine  oder  die  andere,  mir  sehr  bekannte  Quelle  doch 
nicht  zu  eröffnen,  und  frühere  Auszüge  oder  das  dem  Gedächtniss 
Uebergebene  reichten  für  Druckschrift  nicht  aus.  Andere  Lücken 
sind  nur  durch  die  Archive  der  Familien,  welche,  wie  ich  jetzt 
weiss,  des  der  Wissenschaft  Unbekannten  viel  enthalten,  auszufüllen. 
Unmittelbar  an  mich  eingesendete  Mittheilungen  zu  Ausfüllung  die- 
ser Lücken,  so  wie  Mittheilungen  über  bisher  nicht  abgehandelte 
Familien  werde  ich,  im  Interesse  der  Wissenschaft  und  der  be- 
treffenden Familien,  irgend  wie  zum  Nutzen  der  Zukunft  zu  ver- 
wenden suchen. 

Durch  die  erwähnte,  mir  zu  Theil  gewordene  Unterstützung 
wuchs  das  Material  sehr,  und  so  wurde  denn  der  zweite  Band  viel 
stärker,  als  anfänglich  bestimmt  war.  Da  mehrere  der  betreffenden 
Familien,  von  welchen  ich  besonders  die  schlesischen  sehr  rühmend 
hervorheben  muss,  so  wie  die  Freunde  der  Wissenschaft  nicht  Kürze, 
sondern  möglichste  Vollständigkeit  wünschten,  letztere  auch  ver- 
langten, dass  ich  der  Heraldik  mehr  Rechnung  tragen  möge,  so 
hoffe  ich,  dass  die  vermehrte  Bogenzahl  nur  erwünscht  sein  wird. 
Ich  habe  übrigens  Alles  gethan,  um  diese  Bogenzahl  zu  beschränken, 
und  ist  mir  durch  diese  Arbeit  eine  sehr  grosse  Last  erwachsen, 
so  war  es  die,  stets  ängstlich  den  Raum  berechnen  zu  müssen,  und 
doch  Hess  sich  derselbe,  so  bekannt  ich  auch  sonst  mit  dieser  Be- 
rechnung sein  dürfte,  fast  nie  durch  den  geforderten  Schöndruck 
des  Werkes  im  Voraus  bestimmen.  Wie  vieles  mir  Bekannte  zog 
ich  zusammen,  oder  liess  es  weg,  um  3  —  4  Zeilen  zu  ersparen, 
und  endlich  ergab  der  Revisionsbogen  am  Schlüsse  mehrerer  Familien 
freien  Raum! 

Da  ich  mein  Werk:  Deutsche  Grafenhäuser  der  Gegenwart  und 


VORWORT.  VII 

nicht:  die  deutschen  Grafenhäuser  der  Gegenwart  überschrieben 
und  im  Vorworte  zum  ersten  Bande  ausdrücklich  angegeben  habe, 
dass  gegen  500  Familien  —  ich  habe  die  Zahl  voll  gemacht  und 
bitte  überdies,  den  Artikel:  Grafen  v.  Keffenbrinck-Griebenow  in  den 
Zusätzen  nicht  zu  übersehen  —  für  diese  Arbeit  ausgewählt  worden 
wären,  so  kann  keine  Familie,  welche  nicht  abgehandelt  worden  ist, 
sich  für  zurückgesetzt  halten.  Habe  ich  doch  in  dem  erwähnten 
Vorworte  davon  gesprochen,  dass  später  vielleicht  eine  Vervollstän- 
digung meiner  Arbeit  möglich  werden  könnte.  Eben  so  wenig 
konnte  ich,  in  Bezug  auf  die  einzelnen  Familien,  weder  Ehre  geben, 
noch  Ehre  nehmen:  ich  habe,  wie  ich  angeführt,  mich  nur  an  das 
der  Wissenschaft  Bekannte  gehalten:  waren  doch  durch  das  treff- 
liche Geneal.  Taschenbuch  der  gräflichen  Häuser,  dessen  Tragweite 
für  Kenner  der  Wissenschaft  die  weiteste  ist,  so  wie  durch  Casts 
sehr  mühsames  Geneal.  Jahrbuch  des  deutschen  Adels  (Stuttgart 
1844 — 1848),  welches  viele  wichtige  Angaben  enthält,  hinreichende 
Organe   eröffnet,   welche  die  Rechte  der  Familien  sichern  konnten. 

Da  die  Ausarbeitung,  so  wie  der  Satz  und  Druck  eines  Werkes, 
wie  das  vorhegende  ist,  sich  nicht  übereilen  Hessen,  so  konnte  hin- 
sichtlich des  ersten  Bandes  meist  nur  auf  das  bis  1851,  und  hin- 
sichtlich des  zweiten  Bandes  bis  1852  allgemein  bekannt  Gewordene 
Rücksicht  genommen  werden.  Gern  hätte  ich  in  den  Zusätzen 
mehrere  Angaben,  als  ich  mitgetheilt,  nachgetragen,  doch  konnte 
ich,  des  Raumes  wegen,  meinen  WTunsch  nicht  erfüllen.  So  mögen 
denn  einzelne  Familienglieder,  deren  Verhältnisse  sich  neuerlich 
verändert  haben,  die  Erinnerung  an  Verhältnisse,  welche  in  den 
früheren  Jahren  stattfanden,  sich  gern  gefallen  lassen. 

Im  ganzen  Plane  der  genealogischen  Arbeit  ist  im  zweiten 
Bande  nichts  geändert  worden:  einige,  den  weiblichen  Stamm  be- 
treffende Angaben  in  demselben,  welche  nur  wenige  Zeilen  ein- 
nehmen, bitte  ich  als  Ausnahme,  welche  ich  mir  erlaubte,  zu  be- 
trachten. Theils  hatten  diese  Angaben  für  mich  genealogischen  Werth, 
theils  glaubte  ich,  dass  ein  späterer  Genealoge  die  eine  oder  die 
andere  benutzen  könnte.  In  Bezug  auf  den  weiblichen  Stamm  hatte 
ich  bei  jeder  Familie  nur  die  Gemahlin  des  eben  angeführten 
Grafen  anzugeben:  wiederholt  verweise  ich  hinsichtlich  dieses  Stam- 
mes auf  das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser,  welches  die 
grösste  Beachtung  verdient,  da  dasselbe  auch  in  dieser  Beziehung 
die  genaueste  Auskunft  giebt.  —  In  Bezug  auf  die  jetzigen  männlichen 


VHI  VORWORT. 

Familienglieder  schien  mir  die  Hauptsache  zu  sein,  die  Ahstammung 
derselben  möglichst  nachzuweisen.  Die  sonst  so  wichtige  Vergangen- 
heit konnte  in  einem  derartigen  Werke  nur  in  so  weit  berücksichtigt 
werden,  als  der  geschichtliche  Theil  und  die  Angabe  dieser  Abstam- 
mung nothwendig  forderten.  Die  Aufzählung  anderer  früherer  Glieder 
der  Familien  musste  den  Werken  über  einzelne  Grafenhäuser  über- 
lassen bleiben.  Die  gegebenen  Ahnentafeln  werden,  wie  ich  hoffe, 
in  späterer  Zeit  manchen  Nutzen  gewähren,  und  ich  wünsche  sehr, 
dass  namentlich  in  diesen  Tafeln  ein  Werth  gefunden  werden  möge. 
Die  mir  bekannt  gewordenen  öffentlichen  Beurtheilungen  des 
ersten  Bandes  meiner  Arbeit,  für  welche  ich  den  gebührenden  Dank 
sage,  haben  mich  sämmtlich  eben  so  erfreut,  wie  beschämt:  die 
Wissenschaft  ist  sehr  weit  und  die  Kraft  des  Einzelnen  sehr  gering ! 
Von  besonderem  Werthe  mussten  für  mich  die  drei  Beurtheilungen 
sein ,  welche  aus  dem  engeren  Vaterlande  kamen.  Die  erste 
findet  sich  in  Gersdorfs  Repertorium,  1853,  Bd.  I.  S.  286  —  288, 
die  zweite  in  der  Leipziger  Zeitung  1852,  No.  278,  19.  Nov. 
S.  5532,  und  die  dritte  in  der  illustrirten  Zeitung  (Bd.  XIX,  No. 
493.  S.  380).  Ich  schmeichle  mir,  dass  die  beiden  ersten  Anzeigen 
von  zwei  Männern  ausgegangen  sind,  deren  Rath  für  mich  mass- 
gebend, deren  Wunsch  für  mich,  so  weit  die  Kraft  reicht,  Gebot 
ist.  Die  dritte  Anzeige  muss  aus  der  Feder  eines  Freundes  sein, 
denn  es  wird  in  derselben  von  einer  Einsicht  in  meine  Samm- 
lungen gesprochen,  welche  nur  meinen  Freunden  bekannt  sind;  so 
drücke  ich  denn  demselben  als  Freund  die  Hand.  —  Dem  Verlangen 
des  ersten  Beurtheilers :  eine,  wenn  auch  nur  gedrängte,  aber 
wissenschaftliche  Darstellung  der  Entwickelung  des  sogenannten 
hohen  Adels  in  Deutschland  im  Anhange  zum  zweiten  Bande  zu 
geben,  kann  ich  leider  nicht  genügen.  Ich  hoffe,  dass  mein  hoher 
Gönner,  —  ein  solcher  muss  derselbe  nach  Allem  sein  —  eines- 
teils das  Geständniss  nicht  ungern  hören  wird,  dass  ich  ein 
Misstrauen  in  meine  sehr  geringe  Kraft  setze,  anderentheils  musste 
der  Herr  Verleger  die  baldige  Beendigung  meiner  Arbeit  in  mög- 
lichst abgekürzter  Bogenzahl  wünschen.  Sehr  dankbar  gestehe  ich 
jedoch,  dass,  wenn  irgend  etwas  mir  die  grossen  Schwierigkeiten, 
welche  ich  bei  meiner  Arbeit  fand,  wesentlich  erleichtert  hat,  dies 
der  Gedanke  war,  dass,  nach  dem  ersten  Bande  meines  Werkes, 
der  höchst  gütige  Beurtheiler  desselben  zu  mir  irgend  das  Vertrauen 
fassen   konnte,   dass   ich   einer   solchen  Aufgabe   cinigermnssen   ge- 


VORWORT.  IX 

wachten  sei.  Ein  mich  so  hoch  ehrendes  Vertrauen  werde  ich  gewiss 
im  dankbarsten  Andenken  behalten  und,  wenn  es  möglich  ist,  dem- 
selben später,  wie  ich  kann,  zu  entsprechen  suchen.  —  Dem 
Wunsche  des  zweiten  Beurtheilers,  welchem  der  dritte  sich  anreihte: 
die  Bedeutung  der  Wappenbilder  anzugeben,  konnte  ich,  soweit 
dieselbe  bekannt  ist,  sehr  leicht  entsprechen,  und  so  bin  ich  denn 
diesem  Wunsche  im  zweiten  Bande  nachgekommen.  Im  Manuscripte 
des  ersten  Bandes  sind,  weil  die  Arbeit  nur  auf  sechzig  Bogen 
berechnet  war,  die  mühsam  zusammengesuchten  Nachweise  über 
die  Bedeutung  der  Wappenbilder  gestrichen  worden :  nach  dem  mir 
kundgewordenen  Wunsche  des  zweiten  und  dritten  Beurtheilers  habe 
ich  in  diesem  Bande  dieselben  gegeben,  und  ich  bin  überzeugt,  dass 
mein  Werk  dadurch  an  Werth  gewonnen  hat.  Meine  Absicht,  das  im 
ersten  Bande  Weggelassene  in  den  Zusätzen  zum  zweiten  zu  ergänzen, 
scheiterte  an  der  so  schon  vermehrten  Bogenzahl  desselben,  und  so 
wird  denn  wohl  manches  vielleicht  nicht  Unwichtige  verloren  sein. 
Alle  Beurtheiler  des  ersten  Bandes  haben  übrigens,  wie  ich 
sicher  erwartete,  sehr  richtig  und  gütig  beachtet,  dass  ich  im  eng- 
sten Baume  nicht  einzelne,  sondern  viele  gräfliche  Häuser  ab- 
handeln wollte.  Auf  1244  Seiten  habe  ich  —  und  welchen  Platz 
nehmen  die  W'appen  in  Anspruch!  —  fünfhundert  Grafenhäuser 
besprochen,  und  ich  hoffe,  dass  die  einzelnen  Familien  billig  mit 
den  Angaben  zufrieden  sein  werden,  welche  ich,  nach  diesem  Um- 
fange des  Werkes,  geben  konnte.  Die  Bogenzahl  zu  verdoppeln, 
würde  mir  leichter  gewesen  sein,  als  es  mir  war,  diese  Zahl  zu 
verringern.  —  Die  durchaus  nicht  gefürchteten,  sondern  im  Interesse 
der  Wissenschaft  sehr  gehofften  Einreden  von  Seiten  der  Familien 
gegen  den  ersten  Band  sind  leider  fast  ganz  ausgeblieben.  Ich  bin 
weit  davon  entfernt,  im  Ausbleiben  derselben  einen  Beweis  jdafür 
zu  linden,  dass  ich  genau  gearbeitet  habe,  sondern  ich  fühle  nur 
von  Neuem,  wie  schwer  es  sein  mag,  für  das  bisher  Bekannte 
Besseres  zu  geben.  Nur  einen  einzigen  Aufsatz  habe  ich  in  histo- 
rischer Beziehung  mehrfach  zu  berichtigen,  den  über  die  Grafen 
v.  Hoverden.  Als  der  erste  Band  im  Drucke  beendigt,  aber  noch 
nicht  versendet  war,  lief  von  sehr  gütiger  Hand  die  richtigste  An- 
gabe ein,  welche  ich  mit  dem  grossten  Danke  in  den  Zusätzen  gebe. 
Mit  demselben  Danke  theile  ich  die  sehr  geneigt  mir  eingesendete 
Fassung  meiner  Angaben  über  die  Grafen  zu  Knyphausen  mit: 
durch   solche   Mittheilungen   gewinnt  die  Wissenschaft.     Könnte  ich 


X  VORWORT. 

doch  eben  so  die,  wie  ich  weiss,  beanstandete  Fassung  meiner 
Angaben  über  die  Grafen  v.  Horchern  -  Haimhausen  und  Schlitz- 
Görtz  -  Wrisberg  berichtigen !  — 

Was  mich  betrifft,  so  wünsche  ich  historischen  Sinn  und 
im  Schwierigen  Fleiss  bewiesen,  so  wie  für  zwei  wichtige  Hilfs- 
wissenschaften der  Geschichte,  für  Heraldik  und  Genealogie, 
gearbeitet  zu  haben.  In  beiden,  welche,  sehr  zufällig,  das  Spiel 
meiner  Jugend  gewesen,  von  mir  aber,  treu  dem  gewählten  Berufe, 
länger  als  dreissig  Jahre  fast  ganz  vergessen  worden  waren,  fand 
ich  in  späterer  Zeit,  wenn  ich  Erholung  von  ganz  anderer  Arbeit 
und  von  den  Sorgen  des  Lebens  für  nöthig  erachtete,  einen  Genuss, 
wie  Stunden  der  Erholung  wohl  selten  bringen  mögen.  Da  wurde 
in  mir  der  Wunsch  rege,  den  Freudenspendern  meinen  Dank,  wenn 
auch,  nach  meinen  Verhältnissen,  in  sehr  enge  gezogenen  Grenzen, 
irgend  wie  zu  bethätigen,  und  zunächst  nur  von  diesem  Wunsche 
getrieben,  reichte  ich  dem  Herrn  Verleger  meine  Hand.  Die  über- 
nommene Mühe  war,  meiner  Liebe  zur  Sache  ungeachtet,  eine  nicht 
geringfügige:  möchte  durch  mein  Werk,  neben  der  Genealogie,  der 
Heraldik  aus  dem  Lande,  welches  auch  für  diese  Studien  so  viel 
geleistet  hat,  aus  SACHSEN  —  dessen  Universität  Leipzig  von  171.1 
bis  1724  in  dem  tüchtigen  Johann  Wolfgang  Trier,  dem  treuen 
Anhänger  der  heraldischen  Schule  des  grossen  Philipp  Jacor  Spener, 
den  ersten  deutschen  öffentlichen  Lehrer  der  Wappenwissenschaft  und 
das  von  demselben  1714  mit  acht  Mitgliedern  gestiftete  Collegium  heral- 
dicum  aufzuweisen  hatte  —  von  Neuem  eine,  wenn  auch  sehr  kleine 
Frucht  zu  Theil  werden  und  möchte  mir  für  diese  Frucht,  welche  ich, 
wäre  es  mir  möglich  gewesen,  gern  besser  dargeboten  hätte,  ein 
späterer  Heraldiker  und  Genealoge  in  einer  Zeit,  in  welcher  ich  in 
anderer  Beziehung  längst  vergessen  bin,  so  herzlich  im  Stillen  nur 
einmal  danken,  wie  ich  meinen  Vorgängern,  ohne  welche  ich  diese 
Arbeit  nicht  unternehmen  konnte,  in  frohen  Stunden  sehr  oft  ge- 
dankt habe. 

Leipzig,  am   11.  August  1853. 

Prof.  D.  Ernst  Heinrich  Rneschke, 


Grafen  v.  Lamberg. 

Ibtholtfd).  6agem  unfc  (Dcftmrdd). 

Besitz:  Bulaeh  und  Amerang  in  Ober-Bayern;  die  Herrschaften  Ottenslein  und  Gilgenberg 
in  Niedcr-Oeslerreich ;  die  Herrschaften  Moor  in  Ungarn,  Quasitz  in  Mahren.  Feistritz, 
Lidlhof  und  Pollau  in  Nieder-Oesterreioh  etc. 


Wappen  der  Orten  eggschen  Linie:  qiiadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im 
rothen  Mittelschild  zwei  aufrechtstehende  silberne  Windhunde  mit  goldenen  Hals- 
bandern, welche  eine  goldene  Leiter  mit  vier  Sprossen  halten  (de  la  Scala, 
Scaliger).  1  und  4  der  Länge  nach  getheilt ;  rechts  von  Silber  und  Blau  viermal 
quer  getheilt,  links  roth  ohne  Bild.  (Stammwappen.)  2  und  3  in  Gold  ein  rechts- 
springender schwarzer  Bracke  mit  aufwärts  gegen  den  Bücken  gekrümmtem  Schwanz, 
ausgestreckter  rother  Zunge  und  goldenem  Halsband  mit  Bing  (Podwein,  Pottwein). 
—  Auf  dem  Schilde  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  zwei 
Büffelshörner,  von  denen  das  rechte  von  Silber  und  Blau  viermal  quergctheilt,  das 
linke  aber  roth  ist.  Jedes  der  Hörner  ist  in  der  Mündung  mit  einer  und  an  den 
Aussenseiten  mit  drei  Pfauenfedern  besteckt.  (Helm  des  Stammwappens.)  Auf 
dem  mittleren  Helme  sitzt  zwischen  einem  goldenen  offenen  Fluge,  vor  sich  sehend, 
ein  silberner  Hund  mit  herabhängenden  langen  Ohren,  goldenem  Halsbande  und 
einer  Krone  auf  dem  Kopfe  (zum  Mittelschild  gehörig),  und  aus  dem  linken  Helme 
wächst  der  schwarze  Bracke  des  2.  und  3.  Feldes  empor  (Pottweinschcr  Helm). 
Die  Helmdecken  sind  rechts  blau,  silbern  und  roth,  links  schwär*  und  golden. 
IL  1 


2  GRAFEN  V.  LAMBERG. 

Die  Sauenstcinsche  etc.  Linie  führt  im  Mittelschilde  das  Kranichbergsche  Wappen :  in 
Roth  auf  grünem  Hügel  einen  Kranich  und  auf  dem  mittleren  Helme,  statt  des 
Hundes,  den  Kranich.  —  Das  älteste  ursprüngliche  Lambergsche  Wappen  war  ein 
der  Länge  nach  getheilter  Schild,  rechts  blau,  mit  einem  silbernen  breiten  Quer- 
balken belegt,  links  roth,  ohne  Bild.  Bei  Vermehrung  des  Wappens  durch  Kaiser 
Friedrich  III.  wurde,  nach  einigen  Angaben,  die  rechte  Hälfte  des  1.  und  4.  Feldes 
zweimal  blau  und  zweimal  von  Silber  abwechselnd  der  Quere  nach  getheilt. 

Uralter  deutscher,  nicht,  wie  Einige  angeben,  krainischer  Adel.  Die 
Familie  hiess,  wie  Jacob  Freiherr  v.  Lamberg,  welcher  1559  zuerst 
Geschichte  und  Stammreihe  seines  Geschlechtes  zusammengestellt,  und 
wie  Graf  v.  Wurmbrand  in  den  Collectaneis  genealogico-historicis, 
Cap.  15,  p.  32,  angegeben,  vor  Alters  v.  Rittersberg,  nachdem  aber 
ein  Sprosse  des  Geschlechtes  an  einem  Fusse  lahm  geworden  und  vom 
Volke  den  Beinamen:  der  Lahme,  bekommen,  sollen  die  Seinigen  und 
die  Nachkommen  derselben  die  Lamberge  genannt  worden  und  dieser 
Name  der  Familie  geblieben  «ein.  Vollrath  I.  (Vollrad)  Herr  zu  Lamberg, 
geb.  1109,  gest.  1177,  war  Toparcha  in  Oesterreich,  wo  seine  Vor- 
eltern schon  sesshaft  gewesen  waren  und  Wilhelm  I.  schon  1330  in 
Nieder-Oesterreich  mit  Felss  (Velss),  Abbtstorf  (Abstorf)  und  Enkhabrunn 
begütert.  Der  erwähnte  Vollrath  I.  kommt  mit  Walther  v.  Lamberg, 
vielleicht  Vollralhs  Sohn  oder  Bruder,  urkundlich  1161  als  Zeuge  vor. 
—  Walther  lebte  nach  Graf  v.  Wurmbrand  noch  1187.  Otto  v.  Lam- 
berg trat  1189  als  Zeuge  auf.  Im  Hauptstammbaume  der  Familie  führt 
Mayer  (vollkommener  Adel  des  hochfürstlichen  und  gräflichen  Hauses 
v.  Lamberg;  Wien  1709)  nach  Vollrath  I.  Vollrath  II.  und  III.  auf  und 
nennt  weiterhin  Hermann  Herrn  v.  Lamberg,  welcher  1273  Kaiser 
Rudolphs  I.  v.  Habsburg  Oberhofmarschall  war  und  1308  noch  lebte, 
doch  könnte  dieser  wohl,  nach  dem  Abte  Marquard  Herrgot  und  nach 
Horneck,  statt  ein  Lamberg,  ein:  Landenberg  gewesen  sein.  Martin 
und  Johann  v.  Lamberg  lebten  um  das  Jahr  1300.  Von  Wilhelm  I., 
welcher  1322  in  der  Schlacht  bei  Mühldorf  in  Bayern  für  Kaiser 
Friedrich,  den  Schönen,  von  Oesterreich  gefochten,  vermählt  mit  Jertha, 
oder  Jutha,  insgemein  Gauhze,  beginnt  die  ordentliche  Stammreihe  des 
Geschlechts :  der  Sohn  desselben,  Wilhelm  II.  v.  Lamberg  —  nach  den 
meisten  Angaben  v.  Vollrath  I.  im  7.  Gliede  stammend  —  war  der 
Erste,  welcher  sich  in  Krain  niederliess.  Derselbe  erhielt  durch  Diemuth 
(Demuth)  v.  Podwein  (Potlwein,  Pöttwin),  der  Erbtochter  des  Nicolaus 
v.  Podwein,  ansehnliche  Güter;  doch  ist  es,  wie  sich  weiter  unten 
ergiebt,  ein  Irrthum,  wenn  das  Genealogische  Staals-Handbuch  annimmt, 
dass  schon  Wilhelm  II.  mit  dem  Lambergschen  Wappen  das  Podweinsche 
geführt  habe.  Aus  der  erwähnten  Ehe  stammten  drei  Söhne:  Balthasar, 
Georg  und  Jacob,  welche  1414  das  väterliche  Erbe  theilten.  Bucellini 
setzt  als  vierten  Sohn  noch  Dietmund  v.  Lamberg  hinzu  und  giebt  als 
Söhne  desselben  Hans  und  Friedrich  v.  Lamberg  an,  doch  ist  über 
etwaige  Nachkommen  derselben  nichts  bekannt.  Balthasar,  Georg  und 
Jacob  theilten,  nach  den  gewöhnlichen  Angaben,  zuerst  ihren  Stamm 
und  pflanzten  jeder  eine  Linie  des  Geschlechts,  und  zwar  Balthasar  die 
ältere,  Georg  die  mittlere  und  Jacob  die  jüngere  Hauptlinie.     Balthasar, 


GRAFEN  V.  LAMBERG.  3 

Pfleget  in  Lackh,  vermählt  mit  Manisch  (Margarelha)  v.  Apfallerer, 
hinterliesa  die  Söhne:  Georg  und  Andreas.  Von  Georg  stammen,  wie 
angegeben  werden  wird,  die  Ifaupllinien  zu  Ortenegg  und  Otlenstein 
und  sänuntliche  fürstliche  und  gräfliche  Linien  in  Oesterreich,  Steiermark 
und  Bayern  ab  —  Andreas  pflanzte  mit  Margarelha  (nach  Einigen  Agnes) 
v.  Zobelsperog  durch  seine  Söhne:  Johann  und  Gbegor  die  Linie  zu 
Schneeberg,  Sauenslein  und  Willengrain.  Beide  wurden  vom  Kaiser 
Ferdinand  I.  1524  mit  den  übrigen  Anverwandten  in  den  Frciherrensland 
erhoben.  Johann  starb  kinderlos,  Gregor  setzte  die  Linie  fort,  doch 
erlosch  dieselbe  mit  Herward  Freiherrn  v.  Lamberg  im  17.  Jahrhundert. 
—  Georg,  geb.  1400,  gest.  1499,  setzte  durcli  seine  Söhne,  Joseph 
und  Caspar  III. ,  die  ältere  Hauptlinie  fort.  Josephs  Nachkommenschaft 
wurde  die  Orteneckische  Nebenlinie  genannt,  welche  mit  Joseph  Felix. 
Adam  Grafen  v.  Lamberg  17.  Mai  1795  erlosch.  Die  Nachkommenschaft 
Caspars  III.  heisst  die  Orleneckische  Hauptlinie.  Caspar  III.  erhielt  mit 
seinen  Brüdern  1492  und  1543  den  Freiherrenstand  und  für  sich  und 
seine  Nachkommen  das  Obersl-Erbland-Stallmeister-Amt  in  Krain  und 
der  windischen  Mark.  Aus  zweiter  Ehe  mit  Margarelha  Langin  v.  Wellen- 
burg sprosslen  drei  Söhne  —  hier  irrt  Klübers  Genealogisches  Staats- 
handbuch abermals,  welches  von  zwölf  Söhnen  spricht  —  von  denen 
nur  der  zweite,  Sigismund,  gest.  1619,  den  Stamm  fortsetzte.  Derselbe 
hatte  aus  erster  Ehe  mil  Siguna  Eleonore  Freiin  v.  Fugger  fünf,  aus 
zweiter  Ehe  mit  Anna  Maria  Herrin  von  Meggau  sieben  Söhne,  doch 
pflanzten  aus  erster  Ehe  nur  Raymund  und  Georg  Sigismund,  und  aus 
zweiter  Johann  Albert  das  Geschlecht  fort.  Raymund,  vermahlt  mit 
Margarelha  Freiin  v.  Annenberg,  stiftete  die  ältere  Linie  zu  Greiifenfels; 
Georg  Sigismund,  in  driller  Ehe  vermählt  mit  Johanna  de  Scala ,  der 
letzten  ihres  Geschlechts,  gründete  die  mittlere  Linie  durch  zwei  Söhne 
aus  dieser  Ehe:  es  wurde  nämlich  Johann  Maximilian  der  Stifter  des 
fürstlichen,  und  Johann  Wilhelm  des  ameranger  oder  bayerischen  Astes; 
Johann  Albert  aber,  in  zweiter  Ehe  mit  Anna  Catharina  Freiin  v.  Küen- 
burg  und  in  dritter  mit  Elisabeth  v.  Schifer  vermählt,  stiltete  die  jüngere 
Linie,  da  der  Sohn  zweiter  Ehe  Johann  Franz  den  sprinzensteinischen 
mit  Anton  Franz  Adam  im  Anfange  dieses  Jahrhunderts  erloschenen  Ast, 
der  Sohn  dritter  Ehe,  Johann  Albebt,   den  Ast  zu  Stockern  gründete. 

Geobg  —  der  zweite  Sohn  Wilhelms  II.  und  Balthasars  Bruder  — 
verliess  von  Catharina,  deren  Geschlechtsname  nicht  aufzufinden  ist, 
sechs  Söhne:  Hans,  Friedrich,  Sigismund,  Heinrich,  Georg  und  Caspar. 
Letzterer  entdeckte  um  das  Jahr  1490,  nach  den  Colleclaneen  des 
Grafen  v.  Verdenberg,  die  reichen  Quecksilbergruben  zu  Idria  in  Krain. 
Hans  4ind  Friedrich  hatten  keine  Succession,  Sigismund  starb  1461  als 
Bischof  zu  Laibach,  Heinrich  und  Georg  II.  aber  hinterliessen  Nach- 
kommen. Von  Heinrich  stammten  Christoph  und  Hieronymus.  Christoph 
erhielt  1494  vom  Kaiser  Maximilian  I.  die  Erlaubniss,  das  Podweinsche 
Wappen  neben  dem  alten  Lambergsehen  zu  führen.  Von  Christophs 
drei  Söhnen,  Ladislaus,  Urban  und  Wilhelm,  hinterliess  Ladislacs  zwei 
Söhne,   welche  ohne  Nachkommen  starben,   und  Urban  nur  eine  Tochter, 

1* 


4  GRAFEN  V.  LAMBERG. 

Wilhelm  aber  pflanzte  die  Wilhelmische  und  die  von  dieser  weiter 
abstammende  Herwardsche  Linie  zu  Sauenstein  und  Reuttenburg.  Von 
Wilhelms  Sohne,  Balthasar,  stammte  im  dritten  Gliede  durch  Johann 
Wilhelm  und  Johann  Herbard  (Hörward)  Johann  Herbard  IL,  welcher 
1667  vom  Kaiser  Leopold  I.  mit  seinen  Verwandten,  den  Freiherren 
v.  Lamberg,  in  den  Grafenstand  erhoben  wurde.  Derselbe  hinterliess 
zwei  Söhne,  Wolfgang  Herbard  und  Maximilian  Engelbert.  Wolfgang 
Herbards  Sohn,  Carl  Leopold,  starb  ohne  Nachkommen,  und  Maximilian 
Engelberts  Enkel,  Maximilian  Anton  Leopold,  der  Sohn  Philipp  Maximilians, 
ebenfalls  kinderlos.  —  Georg  HL,  der  fünfte  Sohn  Georgs  IL,  stiftete 
durch  seine  Nachkommen  die  Linie  zu  Stein  und  Guttenberg  in  Krain, 
welche  im  Mannesstamme  mit  Johann  Nepomuk  Anton  1828  erloschen 
ist,  im  weiblichen  Stamme  aber  noch  blüht. 

Jacob  —  der  dritte  Sohn  Wilhelms  IL  und  der  jüngere  Bruder 
Georgs  —  stiftete  durch  den  in  der  Ehe  mit  Magdalena  v.  Greisseneck 
erzeugten  Sohn  Sigismund  die  Linie  zu  Rotenbühel  und  Haebach,  welche 
1689  mit  Johann  Weickard  erloschen  ist. 

Was  die  neuesten  genealogischen  Verhältnisse^  der  Familie  anlangt, 
so  führt,  neben  der  fürstlichen  Linie,  das  Genealogische  Taschenbuch 
der  gräflichen  Häuser  für  1853  die  Grafen  v.  Lamberg  unter  vier 
Rubriken  auf  und  zwar  unter  A  als  bayerische  ältere  Linie  zu  Amerang, 
unter  B  als  Linie  zu  Ortenegg  und  Ottenstein,  unter  C  als  Linie 
zu  Stein  und  Guttenberg  und  giebt  unter  D  die  Nachkommen  des  Grafen 
Leopold  Raimunds.  Die  unter  B  aufgeführte  Linie  zu  Ortenegg  und 
Ottenstein  wurde  von  früheren  Schriftstellern  als  Ast  zu  Stockern 
angegeben  und  die  unter  D  aufgeführten  Nachkommen  Leopold  Raimunds 
gehören,  nach  früheren  und  den  obigen  Bestimmungen,  der  älteren  Linie 
zu  Greifl'enfels  an. 

In  Bezug  auf  die  fürstliche  Linie  ist  Nachstehendes  das  Wichtigste. 
Caspars  HL  (s.  oben)  Urenkel,  Johann  Maximilian,  geb.  1608,  gest.  1682, 
Kaiser  Leopolds  I.  Oberst-Hofmeister  und  1648  bevollmächtigter  Gesandter 
zur  Schliessung  des  Friedens  zu  Osnabrück,  erhielt  als  kais.  Reichs- 
Hofrath  mit  seinem  Bruder  Johann  Wilhelm  und  der  ganzen  Descendenz 
bei  der  Krönung  zu  Regensburg  1636  vom  Kaiser  Ferdinand  III.  den 
Reichsgrafensland,  doch  wurde  das  Diplom  erst  den  5.  Sept.  1641 
ausgefertigt.  Von  den  Söhnen  desselben  bildeten  Franz  Joseph,  gest. 
2.  Nov.  1712,  und  Caspar  Friedrich,  gest.  1686,  zwei  Unterlinien. 
Die  Nachkommenschaft  Franz  Josephs  ergab  die  ältere  Unterlinie,  oder 
die  am  15.  Dec.  1797  erloschene  fürstliche  Linie.  Aus  dieser  erhielt 
des  Stifters  älterer  Sohn,  Leopold  Matthias,  geb.  23.  Febr.  1667, 
gest.  10.  März  1711,  k.  k.  Geh.  Rath  und  Oberst-Hofstallmeister,  das 
Oberst-Erbland-Jägermeister-Amt  in  Oesterreich  ob  der  Ens  und  am 
1.  Mai  1707  die  Reichsfürsten  würde  für  den  jedesmaligen  Erstgeborenen 
und  im  Falle  der  Mannsstamm  des  ersten  Erwerbers  aussterben  sollte, 
für  alle  männlichen  Nachkommen  Johann  Maximilians,  wie  solche  der 
Ordnung  nach  in  der  Fürstenwürde  zu  succediren  hätten.  Im  hohen 
Alter  folgte    ihm  in  der  Fürstenwürde  der  Vater,    Franz    Joseph,    starb 


ÜRAIKN   V.   LAMBERT.  5 

aber  schon  im  nächsten  Jahre,  und  der  Fürstenstand  ging  1712  auf  den 
dritten  Sohn  des  Letzteren,  Franz  Aiston,  gest.  23.  Aug.  1759,  über. 
Diesem  succedirte  der  letztgeborene ,  allein  am  Leben  gebliebene  Sohn, 
Johann  Friedrich  Joseph  Nepomuk,  welcher  15.  Dec.  1797  den  Manns- 
stamm der  älteren  fürstlichen  Linie  schloss.  Die  Fürstenwürde  gelangte 
nun  an  den  nächsten  Agnaten  dieser  Linie,  Carl  Eugen,  geb.  1.  April 
1764,  gest.  11.  Mai  1831,  und  der  jetzige  Fürst  v.  Lamberg,  GUSTAV 
Joachim  —  der  Sohn  Carl  Eugens  —  geb.  21.  Dec.  1812,  ist  unver- 
mählt. 

Die  nächsten  Vorfahren  der  jetzigen  Glieder  der  Familie  ergeben 
sich  aus  nachstehenden  Ahnentafeln: 

Bayerische  ältere  Linie  zu  Amerang:  Johann  Friedrich 
Cajetan  —  Sohn  Johann  Friedrich  Ludwigs  aus  der  Ehe  mit  Maria 
Agnes  Gräfin  v.  Törring-Jettenbach  —  geb.  30.  Nov.  1701,  geblieben 
15.  Nov.  1744,  kais.  und  kurbayer.  Oberstlieutenant;  Gemahlin:  Maria 
Anna  Gräfin  v.  Auersperg,  verm.  1727,  gest.  1779.  —  Franz  Joseph, 
geb.  10.  Juli  1728,  gest.  4.  Oct.  1801,  Herr  auf  Belang  und  Amarang, 
kurpfalzbayer.  Kämmerer;  Gemahlin:  Johanne  Wilhelmine  Maria  v.  Schön- 
berg, geb.  2.  Jan.  1736,  verm.  13.  April  1761.  —  Maximilian,  geb. 
25.  Nov.  1775,  gest.  21.  Nov.  1837,  k.  bayer.  Kämmerer  und  Ober- 
Appellations-Gerichts-Präsident  der  Oberpfalz;  erste  Gemahlin:  Maria 
Agnes  Gräfin  Basselet  v.  Larosee,  geb.  8.  Jan.  1779,  verm.  2.  Febr. 
1802,  gest.  8.  Oct.  1821;  zweite  Gemahlin:  Franziska  Mulzer,  geb. 
20.  Sept.   1809,  verm.    15.  Febr.   1830. 

Linie  zu  Ortenegg  und  Ottenstein:  Adam  Franz  Anton  — 
Sohn  des  Grafen  Johann  Albrecht,  gest.  1682,  aus  der  Ehe  mit  Johanna 
Barbara  Freiin  v.  Oppel  —  geb.  1678,  gest.  9.  Febr.  1731,  k.  k.  w. 
Kämmerer;  Gemahlin:  Maria  Anna  Freiin  v.  Hochburg,  gest.  17.  Febr. 
1793.  —  Franz  Joseph,  geb.  28.  Mai  1708,  gest.  10.  Jan.  1791, 
Herr  der  Herrschaft  Stockern,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin:  Maria 
Therese  Gräfin  v.  Hoyos,  geb.  6.  Feh.  1722,  verm.  1745,  gest. 
24.  April  1750.  —  Philipp  Joseph,  geb.  17.  Jan.  1749,  gest.  27.  Mai 
1807,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin:  Barbara  Freiin  v.  Lusinski,  geb. 
11.  Nov.  1771,  verm.  17.  Jan.  1790,  gest.  16.  Juli  1843.  —  Franz 
Philipp,  geb.  30.  Nov.  1791,  gest.  28.  Sept.  1848,  k.  k.  Kämmerer, 
Feldmarschall-Lieutenant,  Herr  der  Herrschaften  Ottenstein  und  Gilgen- 
berg und  Mitbesitzer  der  Herrschaft  Moor;  Gemahlin:  Caroline  Gräfin 
v.  Hoyos,  geb.   3.  Mai   1811,  verm.   19.  April   1828. 

Linie  zu  Stein  und  Gutlenberg:  Franz  Adam;  erste  Ge- 
mahlin: Elisabeth  Freiin  v.  Juritsch;  zweite  Gemahlin:  Cäcilie  Dorothea 
Gräfin  v.  Schrattenbach.  —  Franz  Bernard,  geb.  1697,  gest.  2.  Nov.  1761, 
k.  k.  Kämmerer  und  Landschafls- Verordneter  in  Krain ;  Gemahlin:  Johanne 
Anna  Gräfin  v.  Cobenzl,  gest.  1746.  —  Franz  Adam,  geb.  3.  Aug.  1730, 
k.  k.  w.  Geh.  Rath  und  Kämmerer,  Landeshauptmann  in  Krain,  Herr 
auf  Weissenstein,  Dörmitsch  etc. ;  Gemahlin :  Maria  Anna  Gräfin  v.  Rotthal, 
verm.  1757,  gest.  11.  Oct.  1795,  Frau  der  Herrschaft  Kwasitz.  — 
Johann  Nepomck  Anton,  geb.  20.   Febr.    1794,  gest.   1828,  k.  k.  Kam- 


6  GRAFEN  V.  L.4MBERG. 

nierer;  Gemahlin:  Maria  Ernestine  Gräfin  v.  Salm-Neuburg,  verm.  3.  Febr. 
1790,  und  der  Bruder  desselben:  Eduard,  gest.   30.  Nov.    1825,   verm. 

8.  April  1823  mit  Caroline  Gräfin  v.  Sternberg,  geb.  9.  Juli  18Ö4, 
und  in  zweiter  Ehe,  13.  Oct.  1851,  verm.  mit  Carl  Grafen  ßigot  v.  St. 
Quentin,   k.  k.   Oberst. 

Ahnen  des  Grafen  Anton  Raymund :  Carl  Joseph  —  Sohn  Johann 
Antons  aus  zweiter  Ehe  mit  Anna  Lucie  Gräfin  v.  Waldpott-Bassenheim  — 
geb.  6.  Oct.  1713,  gest.  4.  Juli  1784,  k.  k.  Kämmerer,  niederösterr. 
Regierungs-Rath  etc.;  Gemahlin:  Maria  Cajetane  Gräfin  v.  Leslie,  geb. 
1722,  verm.  1750.  —  Leopold  Raymund,  geb.  6.  Mai  1759,  gest.  1799, 
k.  k.  Kämmerer,  fürstl.  salzb.  Oberst-Kämmerer  und  w.  Geh.  Rath ; 
Gemahlin:  Maria  Theresia  Gräfin  v.  ßreuner,  verm.  9.  Dec.  1793.  — 
Amton  Raymund. 

Jetzige  Glieder  der  Familie  sind: 

Bayerische  ältere  Linie  zu  Amerang:  Vom  Grafen  Maxi- 
milian (s.  oben)  lebt  als  Wiltwe  die  angeführte  zweite  Gemahlin,  und 
aus  erster  Ehe  lebt  eine  Tochter,  die  verw.  Freifrau  v.  Crailsheim,  und 
aus  zweiter  Ehe  zwei  Töchter.  —  Graf  Max  Procop  —  ein  Sohn  des 
Bruders  des  Grafen  Maximilian,  des  Grafen  Joseph  Cajetan,  geb.  20.  Sept. 
1734,  gest.  13.  Mai  1795,  kurpfalzbayer.  Kämmerer,  Stadtcommandant 
zu  Freysingen  etc.  aus  zweiter  Ehe  mit  Walburgis  Helene  Freiin  v.  Loos, 
geb.  18.  Aug.  1748,  verm.  16.  Febr.  1777,  gest.  20.  Juli  1785  — 
ist  geb.   20.  Juli#1783. 

Linie  zu  Ortenegg  und  Ottenstein.  Vom  Grafen  Franz 
Philipp,  Herrn  der  Herrschaften  Ottenstein  und  Gilgenberg  und  Mitbesitzer 
der  Herrschaft  Moor,  leben  drei  Söhne,  die  Grafen:  Franz  Emmerich, 
geb.  30.  April  1832,  k.  k.  Rittmeister;  Philipp  Carl,  geb.  13.  April 
1838,  und  Heinrich,  geb.  16.  Juli  1841.  — ■  Der  Bruder  des  Grafen 
Franz  Philipp  ist:  Graf  Rudolph,  geb.  11.  Febr.  1802,  Mitbesitzer  der 
Herrschaft  Moor  in  Ungarn,  k.  k.  Kämmerer,  Major  und  Flügeladjutant 
bei  Sr.  Excellenz  dem  Herrn  Feld-Marschall  Grafen  v.  Radetzky,  verm. 
1.  Oct.  1831  mit  Theresia  Gräfin  v.  Hoyos,  geb.  30.  Jan.  1814,  aus 
welcher  Ehe  eine  Tochter,  Gräfin  Anna,  geb.    13.   Febr.    1837,  lebt. 

Linie  zu  Stein  und  Guttenberg.  Vom  Grafen  Johann 
Nepomuk  lebt  eine  Tochter,  Gräfin  Maria  Ernestine  (s.  die  Grafen 
v.  Schafl'gotsche),  und  von  dem  Sohne  desselben,  dem  Grafen  Eduard, 
die  oben  aufgeführte  Wittwe  und  die  Tochter,    Gräfin  Leopoldine,   geb. 

9.  April  1S25,  verm.  15.  Sept.  1845  mit  Friedrich  Grafen  Thun  und 
Hohenslein,  k.  k.  Kämmerer  und  bis  1852  Präsidial-Gesandten  zu  Frank- 
furt a.  M.,  seitdem  k.  k.  ausserordentl.  Gesandter  und  bevollm.  Minister 
am  k.  preuss.  Hofe. 

Von  der  sonst  zur  Orteneckschen  Hauptlinie  gerechneten  älteren 
Linie  zu  Greiflenfels ,  von  den  Nachkommen  des  Grafen  Johann  Anton 
(s.  oben),   leben: 

Graf  ANTON  Raymund  —  Sohn  des  Grafen  Leopold  Raymund  und 
Enkel  des  Grafen  Carl  Joseph  —  geb.  21.  Dec.  1795,  Herr  auf  Feistritz, 
Pollau,    Ehrnau    und    Kaisersberg,    k.   k.  Kämmerer  und  Hofralh,   verm. 


GRAFExN  V.  LANDSBERG-VELEN.  / 

20.  Juni  1822  mit  Maria  Franziska  Gräfin  v.  Aichelburg,  geb.  27.  Aug. 
1802.  Aus  dieser  Ehe  stammen  fünf  Söhne,  die  Grafen:  Anton  Raymund, 
geb.  13.  Juni  1824,  k.  k.  Oberlieutenant;  Julius  Raymund,  geb. 
11.  Febr.  1830,  k.  k.  Lieutenant;  Hugo  Raymund,  geb.  27.  Aug.  1833; 
Carl  Raymund,  geb.  9.  Juni  1840,  und  Ottomar  Raymund,  geb.  im 
December  1841. 


Grafen  v.  Landsberg -Velen. 

^atjjolifrf).  flmtfjen. 

Besitz:   die  Standeshenschaft  Gehraen  in  der  Provinz  Westphalon. 


Wappen:  quadrirter  Schild;  1  und  4  in  Gold  ein  rother  mit  einem 
silbernen  engen  Gitter  überzogener  Querbalken  (Landsberg) ;  2  und  3  in  Gold  drei 
rothe  neben  einander  gestellte  Vögel  mit  gestümmelten  Füssen.  Trier  glaubt,  dass 
die  Vögel  Amseln  sein  könnten.  (Velen,  Vehlen.)  Den  Schild  deckt  die  Grafen- 
krone, auf  welcher  sich  zwei  gekrönte  Helme  erheben.  Auf  dem  rechten  Helme 
steht  zwischen  zwei  schrägauswärts  gestellten  Palmzweigen,  von  denen  der  rechte 
golden,  der  linke  roth  ist,  und  welche  Hahnenschweifen  von  fünf  übereinander- 
gestellten,  auswärts  gekrümmten  Federn  nicht  ungleich  sehen,  ein  einwärtssprin- 
gender rother  Fuchs  mit  aufgerecktem  Schwänze  (Landsbergscher  Helm),  auf  dem 
linken  aber  ein  offener  rother  Adlersflug,  vor  welchem  ein  kleiner  goldener  Schild, 
welcher  beide  Flügel  berührt,  die  drei  Vögel  des  2.  und  3.  Feldes  wiederholt 
(Velenscher  Helm).  Die  Helmdecken  sind  rechts  und  links  golden  und  roth.  — 
Nach  dem  Wappenbuche  des  Königreichs  Hannover  sind  die  Palmenzweige  (Flügel) 
auf  dem  rechten  Helme  silbern  und  6blätterig,  der  Schild  mit  den  Vögeln  schwebt 
oben  und  über  den  Flügeln  des  linken  Helmes  und  die  Helmdecken  sind  roth, 
rechts  mit  Silber,  links  mit  Gold.  Statt  des  rothen  Fuchses  sitzt  nach  Einigen 
auf  dem  rechten  Helme  zwischen  zwei  goldenen  Palmzweigen  ein  natürliches  Eich- 
hörnchen mit  aufgeschlagenem  Schweife. 

Uraltes  bergisches  Geschlecht,  welches  aus  der  Rurg  gleiches 
Namens  an  der  Ruhr  bei  Kettwig  stammte  und  von  anderen  gleich- 
namigen  Geschlechtern   in    der    Schweiz,    Braunschweig  etc.    zu   unter- 


8  ■  GRAFEN  V.  LANDSBERG-VELEN. 

scheiden  ist,  wenn  sich  auch  eine  Wappenähnlichkeit  nicht  leugnen 
lässt.  Die  früher  wenig  bekannten  genealogischen  Verhältnisse  der  hier 
in  Rede  stehenden  Familie  hat  Fahne  (Geschichte  der  köln.,  jülichschen 
und  bergischen  Geschlechter  I.  238  u.  466),  dessen  grosser  Fleiss 
von  den  betreffenden  Familien  und  von  Freunden  der  Heraldik  und 
Genealogie  nicht  hoch  genug  angeschlagen  werden  kann,  aufgehellt.  — 
Als  die  ältesten  aus  diesem  Geschlechte  treten  1291,  als  Vermittler  von 
Streitigkeiten  zwischen  dem  Grafen  Theodor  v.  Limburg  und  der  Abtei 
Saarn,  Ritter  Philipp  v.  Landsberg  und  sein  Sohn  desselben  Namens  auf. 
Von  der  zunächst  hierher  gehörenden  Linie  zu  Erwitte  finden  sich  1302 
Wescel  v.  Landsberg,  Ritter,  mit  seiner  Frau  Gertrud  und  seinen  drei 
Kindern:  Heinrich,  Gertrud  und  Catharina.  Gertrud  war  wohl  eine 
Erbtochter  zu  Erwitte,  und  Heinrich,  der  Sohn,  derjenige,  mit  welchem 
der  von  Fahne  gegebene  Stammbaum  beginnt.  In  absteigender  Linie 
ist  aus  demselben  Nachstehendes  das  Wichtigste :  Heinrich,  vermählt  mit 
Lysa,  1349  Wittwe.  —  Rütger,  vermählt  mit  Gosta,  1383.  —  Wessel, 
vermählt  mit  Catharina  v.  Hoygen,  1450  Wittwe.  —  Heinrich,  in  zweiter 
Ehe  vermählt  mit  Margarethe  v.  Schorlemmer.  —  Jost,  vermählt  mit 
Engele  v.  Wrede.  —  Ludolph,  vermählt  1565  mit  Ursula  v.  Horde.  — 
Jobst,  zu  Erwitte,  1601,  vermählt  mit  Dorothea  v.  Erwitte.  —  Damel 
Dietrich  Freiherr  v.  Landsberg,  k.  k.,  k.  span.  und  kurköln.  Kämmerer, 
Geh.  und  Kriegsrath,  Oberst  und  General- Wachtmeister ,  Gubernator, 
Landdroste  zu  Westphalen,  Erbdroste  zu  Erwitte  etc.,  gest.  1684,  ver- 
mählt in  zweiter  Ehe  mit  Guda  Antoinette  von  und  zu  Leyen  und  Bongard; 
stifteten  beide  20.  Febr.  1681  mit  den  Kindern  das  Familien-Fidei- 
commiss.  —  Franz  Johann  Ferdinand,  vermählt  1732  mit  Maria  Theresia 
v.  d.  Recke.  —  Clemens  August,  kurköln.  Kämmerer,  Droste  zu  Balve 
und  Erwitte,  gest.  1  2.  Juni  1785,  vermählt  mit  Anna  Therese  v.  Velen, 
gest.  1775.  (Die  Familie  v.  Velen,  Vehlen,  war  ein  uraltes  adeliges 
Geschlecht  am  Niederrhein  und  im  Stifte  Münster.  Alexander  v.  Velen 
erhielt  1641  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  die  reichsgräfliche  Würde  und 
Sitz  und  Stimme  auf  der  schwäbischen  Grafenbank.  Gegen  die  Mitte 
des  18.  Jahrhunderts  erlosch  die  gräfliche  Linie,  während  die  freiherr- 
liche im  Stifte  Münster  noch  fortblühte.)  —  Paul  Joseph  Reichsfreiherr 
v.  Landsberg- Velen,  gest.  13.  März  1800,  vermählt  mit  Therese  Grälin 
Wolf-Melternich  zur  Gracht,  gest.  25.  Nov.  1800.  —  Johann  Ignaz 
FRANZ  Graf  v.  Landsberg-Velen,  geb.  1.  Dec.  1788,  vermählt  mit  Luise 
Gräfin  v.  Westerholt-Gysenberg.  —  Friedrich  Ludolph,  geb.  27.  Jan.  1815, 
vermählt  mit  Sophie  Freiin  v.  Imbsen.  —  Engelbert,  geb.  10.  Jan.  1845, 
und  Maximilian  Franz,   geb.    17.  Jan.    1847. 

Johann  Ignaz  FRANZ,  geb.  1.  Dec.  1788,  erhielt  am  15.  Oct.  1840 
den  preuss.  Grafenstand  nach  dem  Rechte  der  Erstgeburt  und  zugleich 
wurde  die  dem  Hause  zustehende,  seit  1825  erkaufte  ehemalige  Reichs- 
herrschaft Gehmen  zur  Slandesherrschaft  erhoben  und  dem  Besitzer 
derselben  Virilstimme  unter  den  Fürsten  und  Herren  der  westphälischen 
Provinzialstände  eingeräumt.  Das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräflichen 
Häuser  für   1853  führt  nur  den  jetzigen  Besitzer  der  Standesherrschaft 


GRAFKN  V.  LARISCH. 


Gehmen  und  der  Herrlichkeit  Velen  als  FRANZ  Grafen  v.  Landsberg- 
Velen  auf.  Ueber  die  Gemahlin  desselben  und  über  die  Nachkommen 
ergiebt  die  oben  angeführte  Stammtafel  das  Nähere. 


Grafen  v.  Larisch. 

jßatljoltfd).  ©efUrretdj  unö  ftreufjen. 

Besitz:    die   Majoratsheirschafien   Karwin   und  Bluschzau  im  österreichischen  Schlesien; 
Uirschel  im  preussischen  Schlesien  etc. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Mittelschild  von  Gold  und  Silher 
quadrirt.  (Männich.)  1  und  4  in  Ruth  zwischen  zwei  gegen  einander  gekehrten  Sicheln 
mit  goldenen  Griffen  ein  goldener,  durch  eine  goldene  Krone  gesteckter  Scepter 
(Stammwappen);  2  und  3  in  Blau  zwei  übereinander  gelegte  grüne  Weinreben, 
jede  mit  einer  zur  Seite  herabhängenden  goldenen  Traube.  Auf  dem  Schilde 
erheben  sich  über  der  Grafenkronc  zwei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt 
drei  Straussenfedern,  blau,  golden,  roth ,  nach  Anderen  blau,  golden,  blau  (Helm 
des  Stammwappens),  und  auf  dem  linken  Helme  steht  ein  einwärtssehender  Strauss, 
welcher  im  Schnabel  ein  Hufeisen  hält.  Die  vier  Federn  im  Schwänze  des  Strausses 
sind  blau,  golden,  silbern,  roth.  (Männichscher  Helm.)  Die  Helmdecken  sind 
rechts  roth  und  golden,  links  blau  und  silbern. 

Die  Familie  v.  Larisch  ist  ein  sehr  altes  Geschlecht,  welches  man 
jetzt  gewöhnlich,  meist  gestützt  auf  die  Angaben  des  böhmischen  Ge- 
schichtsschreibers Paproxty  vom  Jahre  1593  aus  Irland  ableitet:  ein 
Ursprung,  welchen  auch  Sinapius,  der  hier  wohl  gehört  werden  muss, 
annimmt.  Ein  Zweig  der  Familie  liess  sich  später  in  Polen  nieder  und 
kam  aus  Polen  nach  Schlesien.  Dies  mag  der  Grund  sein,  dass  Paprocius 
(Specul.  Moraviae,  p.  440)  das  Geschlecht  von  dem  alten  Hause  Larissa 
in  Polen  ableitet,  für  welche  Ableitung  aber  das  Wappen  keineswegs 
spricht,  und  dass  Gauhe  die  Familie  sehr  bestimmt  für  eine  eingeborene 
schlesische  nimmt.  In  Schlesien  kommt  zuerst  Niclas  Larisch  auf  Ellguth 
im  Fürstenthum  Oppeln  um   das  Jahr  1500   und  Johann  Larisch  v.  Ellguth 


10 


GRAFEN  V.  AICHELBURG. 


Grafen  v.  Aichelburg. 

j&atholifd).    Sn  Steiermark  unfr  Kärnten  in  jwei  Cimcn,  einer  grötlidjen 
nnfc  freirjerrlidjen,  blüfyenb. 

Besitz:   die  Herrschaft  Aichelburg  etc.,  die  Herrschaft  Hielohrad  im  Kreis  Bidschow  in  Üöh- 
men,  Marschendorf  im  Kreis  Königsgrätz  etc. 


Wappen:  Schild  quadrirt  mit  Mittelschild.  Der  Mittelschild  ist  der  Länge 
nach  getheilt,  rechts  in  Gold  ein  in  der  rechten  Hand  einen  grünen  Zweig  mit 
drei  Eicheln  haltender  Mohr;  links  von  Schwarz  und  Gold  viermal  der  Länge  nach 
getheilt.  Feld  l  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  in  Gold  ein  schwarzer,  gekrön- 
ter, einwärtssehender  Greif;  links  in  Roth  zwischen  zwei  silbernen  linken  Schräge- 
balken zwei  silberne  Rauten  hinter  einander;  2  und  3  in  Silber  eine  rothe  Zin- 
nenmauer mit  vier  doppelten  Zinnen  und  einem  Thore  in  der  Milte,  über  dem  sich 
ein  Thurm  erhebt;  4  wie  1,  doch  mit  umgekehrter  Ordnung  der  Felder,  rechts 
nämlich  stehen  in  Roth  zwischen  zwei  silbernen  linken  Schrägebalken  zwei  silberne 
Rauten  hinter  einander,  links  in  Gold  ein  schwarzer,  gekrönter,  einwärtssehender 
Greif.  Den  Schild  deckt  die  Grafenkrone  und  über  derselben  stehen  sieben  ge- 
krönte Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  einen  wachsenden,  an  den  Armen  gestüm- 
meltcn  Mann  mit  braunem  Schnurr-  und  Knebelbart  in  schwarzem,  mit  einem  gol- 
denen Löwen  belegten,  an  den  Seiten  mit  goldenen  Fransen  verzierten  Wappenrock 
und  rothem  Unterkleid.  Derselbe  ist  rechts  mit  einem  am  Gefieder  abgebrochenen 
Pfeile  schräglinks  durchstochen  und  das  einwärtssehende  Haupt  ist  mit  einer  eiser- 
nen Sturmhaube  bedeckt,  auf  der  drei  schwarze  Hahnenfedern  nach  rechts  wehen. 
Auf  dem  zweiten  Helme  steht  der  Thurm  des  2.  Feldes  zwischen  einem  offenen 
silbernen,  mit  der  rothen  Mauer  unten  zur  Hälfte  belegten  Flug.  Der  3.  zeigt  einen 
gekrönten,  ausgebreiteten  schwarzen  Adler,  zwischen  2  Rüsseln,  von  denen  der 
rechte  von  Roth  und  Silber  quer  getheilt  und  in  der  Mündung  mit  3  Federn,  roth, 
weiss,  roth,  der  linke  hingegen  von  Gold  und  Schwarz  quer  getheilt  und  mit  drei, 
Federn,  schwarz,  gelb,  schwarz,  besteckt  ist.  Der  mittlere  Helm  trägt  den  Mohren 
des  Mittelschildes  wachsend.  Auf  dem  5.  schwebt  zwischen  zwei  Elephanten-Rüs- 
scln,  deren  jeder  in  der  Oeffnung  mit  einem  rothen  fünfseitigen  Schlägel  geziert  ist, 
ein  dritter  solcher  Schlägel  schrägrechts.  Der  6.  trägt  eine  silberne,  mit  einem  Lor- 
beerzweig umwundene  Säule,  und  der  linke  Helm  endlich  einen  wachsenden,  an  den 
Armen  gestammelten  graubärtigen  Mann  mit  goldener  Krone,  rothem  Unterkleid  und 
goldenem,  mit  Hermelin  besetztem  Mantel.  Die  Decken  des  rechten  und  linken  Hel- 
mes sind  blau  und  silbern,  die  des  2.  und  3.,  sowie  des  5.  und  6.  Helmes  roth 
und    silbern    und  die  des  mittleren  schwarz  und  golden.     Den  Schild  halten  2  ge- 


GRAFEN  V.  AICHELBURG.  11 

liarnischte  Männer  mit  offenem  Visir,  rothem  Helmbusch  und  anhängender  Wehre. 
Jeder  derselben  hält  mit  der  Freien  Hand  ein  rothes  Panier  mit  goldenen  Fransen 
und  Quasten.  Auf  dem  rechten  steht:  „Probitatc",  auf  dem  linken:  „et  Solertia". 
Am  Schildesfusse  finden  sich  auf  einem  fliegenden  Bande  die  Worte:  „de  Deo 
auxilium". 

Altes  kärntensches  Geschlecht,  welches  in  alten  Urkunden  auch  oft: 
Eichelberg  geschrieben  wird.  Das  älteste  Stammschloss  Aichelburg  mit 
Badenhof,  St.  Stephan  und  Rothenthurm  liegt  im  sogenannten  Gailthal  bei 
Villach  in  Kärnten  und  befindet  sich  noch  jetzt  im  Besitze  der  Familie. 
Die  Vorfahren  kamen  nach  Kärnten  aus  Franken,  wo  sie  nach  vorhan- 
denen Grabsteinen  in  der  Marienkirche  zu  Würzburg  schon  982  bekannt 
waren,  um  das  Jahr  1570  aber  im  Hauptstamme  verblühten.  Die  durch 
forllaufende  Lehnsbriefe  der  Erzherzoge  von  Oesterreich  über  die  Stamm- 
feste Aichelburg  erwiesene  Stammreihe  der  kärntner  Linie  beginnt  mit 
Christoph  v.  u.  z.  A.,  welcher,  der  Kaiser  Friedrich  III.  und  Maximilian  I. 
Verordneter  und  Land-  und  Hoflehnrechtsbeisitzer  in  Kärnten,  von  Maxi- 
milian I.  d.  d.  Innsbruck,  4.  Juni  1507,  die  Lehen  über  Aichelburg,  so- 
wie die  Bestätigung  seines  ursprünglich  altadeligen  Herkommens  und 
eine  Vermehrung  des  Wappens  erhielt.  Seine  drei  Söhne  aus  zweiter 
Ehe  mit  Dorothea  Gräfin  v.  Thurn,  Franz,  Friedrich  und  Georg  waren 
die  Gründer  dreier  Linien.  Der  Erstere,  Franz,  vermählt  mit  Anna  Mühl- 
stetterin  v.  Flaschberg,  gründete  die  ältere  noch  jetzt  theils  im  Grafen-, 
theils  im  Freiherrenstande  in  mehreren  Aesten  blühende  Linie,  aus  der 
Georg  Christoph  v.  u.  z.  A.,  der  kärntner  Stände  Verordneter,  Landes- 
hauptmannschaftsverweser  zu  Klagenfurth  etc.,  mit  dem  ganzen  lebenden 
Geschlechle  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  laut  Dipl.  d.  d.  Wien  12.  Febr.  1627 
in  den  erbländischen  Freiherrenstand  mit  dem  Titel  zu  GreifTenslein  und 
Badenhof,  und  Ferdinand  Anton,  Freiherr  v.  u.  z.  A.,  k.  k.  Rath  und  Kreis- 
hauptmann in  Kärnten  vom  Kaiser  Joseph  II.  laut  Dipl.  d.  d.  Wien  3.  Febr. 
1787  in  den  Grafenstand  erhoben  wurde.  Der  Sohn  desselben  Maria 
Franz  Anton  wurde  15.  Sept.  1791  in  Görz  und  1792  am  9.  Nov.  in 
Steiermark  in  den  Herrenstand  eingeführt,  und  von  ihm  stammen  die 
jetzt  noch  lebenden  Glieder  der  gräflichen  Familie   ab. 

Friedrichs  Nachkommenschaft  erlosch  schon  mit  dem  Urenkel  Georg 
Christoph,  Freiherrn  v.  u.  z.  A.,  welcher  anfangs  der  Krone  Polen,  spä- 
ter aber  dem  Kaiser  Ferdinand  II.  im  30jährigen  Kriege  diente  und  1634 
bei  Nördlingen  gegen  die  Schweden  als  Rittmeister  des  Pappenheim'schen 
Cuirassier- Regiments  fiel. 

Georgs  Nachkommenschaft  aus  der  Ehe  mit  Eva  Mondaxt  v.  Pot- 
tendorf leistete  besonders  an  der  croatischen  und  Carlstädter  Grenze  dem 
Erzhause  Oesterreich  in  den  welschen  und  türkischen  Kriegen  viele 
Jahre  wichtige  Militärdienste  und  soll,  nachdem  sie  wegen  der  Herr- 
schaften Pottendorf  und  Greiflenstein  in  Niederösterreich  den  Herrenstand 
erhalten  hatte,  mit  Joseph  Freiherrn  v.  A.  erloschen  sein,  wird  aber  von 
Wissgrill  nicht  aufgeführt. 

Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist:  FERDINAND  Anton,  Graf  und 
Herr  v.  u.  z.  A.  —  Sohn  des  Grafen  Maria  Franz  Anton,  geb.  13.  Nov. 
1754,  gest.   20.  Jan.    1838,   k.  k.  Kämmerer  und  Hofrath  bei  der  ver- 


1  2  GRAFEN  BASSELET  V.  LA-ROSEE. 

ordentlichem  Dienste  und  Präsident  des  Ober-Appellations-Gerichts,  gest. 
5.  Dec.  1826,  welcher  durch  seinen  Sohn,  den  Grafen  Franz  Xaver, 
gest.  8.  Jan.  1829,  k.  bayer.  Kämmerer  und  Obersten,  verm.  mit  Clara 
Freiin  v.  Murach  auf  Firsing,  geb.  21.  Aug.  1774,  welcher  Ehe  Graf 
Heinrich  Raphael  enlspross,  das  Geschlecht  fortpflanzte,  aus  zweiter  Ehe 
aber  entsprossen  zwei  Söhne,  Graf  Maximilian,  geb.  28.  März  1768, 
k.  bayer.  Kämmerer  und  Präsident  der  Forstkammer,  vermählt  mit  Antonie 
Gräfin  v.  Oberndorf,  welcher  13.  Jan.  1797  ohne  Nachkommen  starb, 
und  Graf  Joseph  Adolph,  gest.  17.  Jan.  1834,  verm.  4.  Aug.  1797  mit 
Elisabeth  Gräfin  v.  Rechberg  und  Rothenlövven ,  geb.  24.  Sept.  1772, 
gest.  16.  Juni  1848,  aus  welcher  Ehe  Graf  Maximilian  Emanuel  Placidus 
stammt. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  gehören  hierher:  Graf 
HEINRICH  Raphael  —  Enkel  des  Grafen  Johann  Caspar  Aloys  und  Sohn 
des  Grafen  Franz  Xaver  —  geb.  16.  April  1803,  Herr  auf  Hof-  und 
Grüngiebing,  k.  Vasall  des  Ritterlehens  Armslorf,  k.  bayer.  Kämmerer, 
vermählt  12.  März  1833  mit  Franziska  Johanna  v.  Schneidheim,  aus 
welcher  Ehe  zwei  Söhne  leben:  Graf  Desiderius  Heinrich,  geb.  4.  April 
1834,  k.  bayer.  Cadet,  und  Graf  August,  geb.  5.  Juni  1838.  Der 
Rruder  des  Grafen  Heinrich  Raphael  ist:  Graf  Maximilian,  geb.  27.  Aug. 
1804,  k.  bayer.  Kämmerer  und  Forstmeister  zu  Neuburg  a.  d.  Donau, 
vermählt  mit  Gertraud  v.  Rösler,  aus  welcher  Ehe  ebenfalls  zwei  Söhne 
stammen:  Graf  Desiderius,  geb.  12.  Mai  1834,  k.  bayer.  Edelknabe, 
und  Graf  Joseph,  geb.    19.  April   1843. 

Graf  Maximilian  EMANUEL  Placidus  —  Sohn  des  Grafen  Joseph 
Adolph ,  des  Stiefbruders  des  Grafen  Johann  Caspar  Aloys  —  geb. 
3.  Oct.  1799.  k.  bayer.  Kämmerer  und  Gutsherr  auf  Inkhofen  in 
Oberbayern,  verm.  sich  26.  Nov.  1832  mit  Hyacintha  Elisabeth  Freiin 
v.  Gumppenberg-Pöttmes-Brennberg,  geb.  29.  Aug.  1808.  Der  Bruder 
desselben  ist:  Graf  Theodor  Raphael  Aloys,  geb.  9.  Nov.  1801,  Gutsherr 
zu  Isareck,  k.  bayer.  Kämmerer,  Hauptmann  ä  la  suite  und  Hofcavalicr 
bei  dem  Prinzen  Adalbert,  verm.  26.  Nov.  1835  mit  Luise  Marianne 
Henriette  Johanna  Freiin  v.  Leoprechting-Irlbach,  geb.  25.  Oct.  1806, 
aus  welcher  Ehe  vier  Söhne,  die  Grafen:  Max  Emanuel  Aegid  Johann 
Nepomuk,  geb.  1.  Sept.  1836,  Maximilian  Theodor  Corbinian,  geb. 
20.  Nov.  1837,  Wilhelm  Max  Emanuel  Theodor  Barnabas,  geb.  11.  Juli 
1842,  und  Adalbert,  geb.   5.  Juni   1847,  stammen. 


GRAFKIN   V.   LASUKRG.  1  )j 

Grafen  v.  Lasberg. 

Conngcltfd).  ©eflerreid). 


Wappen :  Schild  dreimal  der  Länge  nach  und  einmal  quergetheilt,  also 
Bfeldrig.  1  und  6  (jucr  und  in  der  unteren  Hälfte  der  Länge  nach  getheilt,  oben 
schwarz,  unten  rechts  rolh,  links  silbern  ohne  Bild;  2  und  5  in  Blau  ein  gold- 
farbiger, ganz  entblätterter,  abgedorrter  Baum  auf  lettigem  Boden  (Venkh  v.  Leutz- 
niannstorf ,  Loizmannsdorf) ;  3  und  8  quer  getheilt,  oben  roth  ohne  Bild,  unten 
silbern  mit  einer  rothen  aufsteigenden  Spitze  (Stammwappen);  4  und  7  in  Schwarz 
ein  schwebendes  goldenes  Dazeukreuz.  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  vier  gekrönte 
Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  einen  mit  den  Sachsen  einwärtsgekehrten,  geschlos- 
senen, blauen,  mit  dem  goldfarhigen  abgedorrten  Baume  belegten  Adlersflug;  der 
zweite  einen  rothen  altfränkischen  Hut  mit  schwarzer  Stülpe,  auf  dessen  Spitze 
ein  Busch  Pfauenfedern  mit  einem  goldenen  Bande,  dessen  Enden  an  beiden  Seiten 
herabfliegen,  angebunden  ist;  der  dritte  Helm  einen  rothen  Spitzhut  mit  einer 
Stülpe  von  weissem  Pelzwerk  und  an  der  Spitze  mit  sechs  silbernen  Beiherfedern 
besteckt,  von  denen  drei  sich  rechts,  drei  links  wenden,  und  der  linke  Helm  einen 
die  Sachsen  einwärtskehrenden  geschlossenen  schwarzen  Flug,  welcher  mit  dem 
goldenen  Dazenkreuze  belegt  ist.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  golden, 
silbern  und  blau,  die  des  zweiten  und  dritten  roth,  silbern  und  schwarz,  und  die 
des  linken  golden  und  schwarz.  —  Mit  dem  Dazenkreuze  im  4.  Felde  scheint  nach 
Siebmacher  (III,  45.)  schon  das  adelige  v.  Lasbergsche  Wappen  vermehrt  worden 
zu  sein.  Es  gehören  daher  der  rechte  und  zweite  Helm  zu  dem  Venkh  v.  Leutz- 
niaimstorfschen,  der  dritte  und  linke  zum  Lasbergschen  Wappen. 

Die  Grafen  v.  Lassberg  stammen  aus  einem  der  ältesten,  ursprüng- 
lich österreichischen  Adelsgeschlechter  und  haben  ihren  Namen :  Lass- 
berger,  später  v.  Lassberg,  von  ihrem  ehemaligen  Sitze,  dem  jetzigen, 
zur  Herrschaft  Freistadt  im  Mühlkreise  gehörigen  Marktflecken  Lassberg. 
Schon  seit  über  500  Jahren  haben  Glieder  der  Familie  ansehnliche 
Ehrenstellen  am  Österreichischen  Hofe  bekleidet.  Hainrich  der  Lassherger 
kommt  1323  als  Zeuge  vor;  Johann  oder  Hans  v.  Lassberg  war 
Rudolphs  IV.  Erzherzogs  zu  Oesterreich  Kammermeister  und  wird  als 
,,Nosler  Camerae  Magister,  Unser  Cammermeister  nebst  anderen  Grafen, 
Herren  und  Ständen"  1362  und  1364  als  Zeuge  aufgeführt,  und  Ulrich, 
welcher  schon   1356   zeugte,    Carl,    Benusch    und    Hans    die  Lassberger 


14  GRAFEN  V.  LASBF.RG. 

Brüder  gaben  1363  Zeugen  ab.  Ulrich  der  Lassberger  Ritter  empfing 
1385  vorn  Herzog  Albrecht  111.  von  Oesterreich  die  Hofmark,  Hof  und 
Vesle  Lassberg  im  Lande  ob  der  Ens  zu  Lehen  und  mit  demselben 
beginnt  nacb  dem  Lassbergischen  Stammbuch  und  nach  Duellii  Excerpt. 
genealog.  die  ordentliche  Stammreihe.  Von  Ulrichs  Söhnen  bekam 
Leonhard  1454  mit  seiner  Hausfrau  Calharina  Venkhin  vom  Vater  der- 
selben, Hans  Venkhen,  das  Gut  Loitzmannstorf  als  Erbgut  und  erzeugte 
zwei  Söhne,  Bernhard  und  Michael,  welche  den  Stamm  in  vielen  Gliedern 
fortsetzten.  Von  Bernhard,  welcher  um  das  Jahr  1502  mit  Anna 
Bschächl,  verw.  v.  Frey,  vermählt  war,  stammte  Leonhard  II.,  aus  dessen 
Ehe  mit  Regina  v.  Sinzendorf-Fridau  als  dritter  Sohn  Hans  Leopold, 
der  Stifter  der  hier  in  Betracht  kommenden  gräflichen  Linie,  ent- 
spross.  Derselbe  war  mit  Rosina  Reickerin  zum  Thurn  vermählt,  und 
von  dem  ältesten  Sohne  Christoph  stammte  aus  der  Ehe  mit  Maria 
Magdalena  Bayr  zu  Dürrnbach  als  ältester  Sohn  Hans  Seyfried  auf 
Leulzmannstorf  und  Ochsenburg,  Herr  der  Herrschaften  Carlstetten,  Toppel 
und  Anzenhof,  gest.  1676.  Derselbe  wurde  16.  Nov.  1664  mit  seinen 
Vettern  vom  Kaiser  Leopold  I.  in  den  Freiherrenstand  erhoben,  und  der 
Sohn  aus  zweiter  Ehe  mit  Elisabetha  Judith  v.  Bernhardin,  Georg 
Ehrenreich,  geb.  1647,  gest.  28.  Febr.  1723,  erhielt  mit  seinen  Nach- 
kommen vom  Kaiser  Joseph  I.  18.  Sept.  1705  die  Reichsgrafenwürde. 
Georg  Ehrenreich  verm.  sich  1685  mit  Eva  Elisabeth  Gräfin  v.  Kornfail, 
geb.  1649,  und  der  zweite  Sohn,  Georg  Friedrich,  geb.  11.  Juli  1688, 
gest.  1762,  setzte  in  der  Ehe  mit  Anna  Charlotte  Gräfin  v.  Auersperg, 
geb.  1.  Juli  1690,  verm.  26.  Aug.  1715  und  gest.  3.  Mai  1743,  den 
gräflichen  Stamm  fort.  Der  vierte  Sohn  aus  dieser  Ehe,  Georg  August 
Anton,  geb.  3.  Aug.  1729,  gest.  10.  Nov.  1775,  k.  k.  Hauptmann, 
vermählt  mit  Anna  Eleonora  Freiin  v.  Korwinsky,  hinterliess  den  Grafen 
Georg  August,  geb.  11.  Dec.  1771,  gest.  8.  Febr.  1828,  und  aus  der 
Ehe  desselben  mit  Caroline  Friederike  v.  Hirsch,  geb.  1774,  stammt 
das  jetzige  Haupt  der  Familie : 

Graf  Georg  RUDOLPH  v.  Lasberg,  Freiherr  von  Loizmannsdorf 
und  Ochsenburg,  geb.  1806,  k.  k.  Platzmajor  in  Verona,  verm.  im 
October  1838  mit  Clara  Gräfin  Beleznay,  geb.  27.  Jan.  1814.  —  Der 
Bruder  desselben  ist  Graf  Georg  Carl,  geb.    1814. 


; 


GBAFEN  BAILLBf  V.  LATOUR.  15 

Grafen  Baillet  v.  Latour. 

^atlioltfd).  Ocflerretd)  unb  Belgien. 

Besitz:  die  Güter  Hoszuszö,  Kelmak  und  Bellotiniz  im  Banat  eic. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  ein  goldenes  schwellendes  Segel,  welches  an 
einem  querliegenden  goldenen  Stabe  herabhängt.  Auf  der  Grafenkrone  erhebt  sich 
ein  Helm,  aus  welchem  der  rechtssehende  Kopf  eines  Thieres  mit  dem  Halse 
emporwachst.  Die  Helmdecken  sind  blau  und  golden,  und  den  Schild  halten  zwei 
auswärtssehende  schwarze  Adler.  So  ergeben  ältere  Lackdrücke,  welche  mit  Fahnen 
und  zahlreichen  Armaturen  umgeben  sind,  das  Wappen,  und  so  findet  sich  auch 
dasselbe,  doch  ohne  Helmschmuck,  im  Wappenbuche  der  österreichischen  Monarchie, 
Bd.  IV,  48.  Band  XVIII  des  genannten  Werkes  giebt  Tab.  3  den  Schild  der  Länge 
nach  getheilt;  rechts  stehen  in  Silber  drei  (2  und  l)  schwarze  Mohnköpfe  an 
langen,  mit  zwei  grünen  Blättern  versehenen  Stielen,  links  in  Blau  hängt  von  drei 
goldenen  Bingen  an  goldenem  Stabe  ein  goldenes  schwellendes  Segel  herab.  Den 
Schild  deckt  eine  Tpcrlige  Marquisenkrone.  —  Das  Genealogische  Taschenbuch  der 
gräflichen  Häuser  nimmt  in  Blau  ein  goldenes,  schwellendes  Segel  an,  welches  an 
fünf  goldenen  Bingen  von  einem  dergleichen  querliegenden  Stabe  herabhängt. 

Die  Grafen  Baillet  v.  Latour  stammen  aus  einer  altadeligen  Familie 
in  Burgund,  von  welcher  die  ältere  Linie  unter  Philipp  dem  Guten, 
Herzog  von  Burgund,  sieh  in  den  Niederlanden  ansässig  machte.  Der 
alte  Adel  des  Geschlechts  wurde  vom  König  Carl  II.  von  Spanien 
1.  Sept.  1674  bestätigt  und  die  Grafenvviirde  gelangte  10.  März  1719 
in  die  Familie,  wobei  das  Familienmajorat  La  Tour  im  Luxemburgischen 
zur  Grafschaft  erhoben  wurde.  Das  Schloss  dieser  Grafschaft,  welche 
zuletzt  Graf  Maximilian,  gest.  1806,  k.  k.  Feld-Zeugmeisler  und  Hof- 
Kriegs-Präsident,  besass,  wurde  1794  in  den  Revolutionsstürmen  zerstört. 
Die  aus  der  älteren  Linie  nach  Oesterreich  sich  gewendeten  Familien- 
glieder  sind  zu   sehr  hohen  Ehrenstellen  gelangt. 

Die  Familie  der  Grafen  Baillet  v.  Latour  scheidet  sich  jetzt  in  eine 
ältere  Linie  in  Oesterreich  und  in  eine  jüngere  in  Belgien. 

Das  jetzige  Haupt  der  älteren  Linie  in  Oesterreich  ist:  Graf 
JOSEPH  (II.)  —  Sohn  des  Grafen  Joseph  (I.),  geb.  24.  Nov.  1775, 
gest.  18.  Sept.  1831,  k.  k.  Kämmerers  und  Obersten,  aus  der  Ehe  mit 
Franziska    Freiin    v.    Türler,    geb.    15.  Juli   1790,  und  Enkel  des  k.  k. 


1(> 


GRAFEN  V.  LEDEBUR-WICHELIV. 


Feld-Zeugmeisters  uud  Hof-Kriegs- Präsidenten  Grafen  Maximilian  — 
geb.  19.  März  1816,  k.  k.  Major  i.  d.  A.,  verm.  20.  Oct.  1846  mit 
Henriette  Gräfin  v.  Kolowrat-Krakowsky,  geb.  28.  Juli  1829,  aus  welcher 
Ehe  Graf  Heinrich  entsprossen  ist. 

Vom  Grafen  Theodor  —  einem  Sohne  des  Grafen  Maximilian,  dem 
Bruder  des  Grafen  Joseph  (I.)  und  somit  dem  Enkel  des  Feld-Zeug- 
meisters  Grafen  Maximilian  —  geb.  15.  Juni  1780,  gest.  6.  Oct.  1848, 
k.  k.  Feld-Zeugmeister  und  Kriegs-Minister,  stammt  aus  der  Ehe  mit 
Sophia  Grälin  v.  Bourcier,  geb.  15.  Juli  1796,  verm.  11.  Juli  1816: 
Graf  Carl  Theodor,  geb.  9.  Oct.  1822,  Herr  der  Güter  Hoszuszö, 
Kelmak  und  Bellotintz  im  Banat,  k.  k.  Kämmerer  und  Hauptmann  i.  d.  A., 
verm.  20.  Juni  1846  mit  Christine  Gräfin  Szäpäry,  geb.  23.  Febr.  1824. 
Die  zwei  Söhne  desselben  sind  die  Grafen:  Theodor  Carl  Vincenz,  geb. 
20.  April    1847,   und  Vincenz  Carl  Maximilian,  geb.   5.  Oct.    1848. 

Das  Haupt  der  jüngeren  Linie  in  Belgien  ist  Graf  GEORG  —  Sohn 
des  Grafen  Ludwig,  geb.  12.  Febr.  1753,  k.  franz.  General-Lieutenants, 
eines  Bruders  des  k.  k.  Feld-Zeugmeisters  Graf  Maximilian  —  geb. 
1800,  welcher  mit  Clemenza,  einer  Tochter  des  Herzogs  v.  Bassano, 
vermählt  war,  aus  welcher  Ehe  zwei  Töchter  leben. 


Grafen  v.  Ledebnr-Wichelii. 

^otrjoltfd).  ®eftermd). 

Besitz:    die  Majoratsherrschafien   Kostenblat  mit   Krzemusch,   Priesnilz  und  Schöberitz  in 
Böhmen. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild ;  im  goldenen  Miüelschild  ein 
schwarzer,  rechtssehender,  ausgebreiteter  Adler.  1  und  4  in  Roth  ein  silberner, 
nicht  ganz  bis  an  den  Rand  des  Feldes  reichender  Sparren  (Stammwappen).  2  und  3 
in  Roth  drei  silberne  Querbalken.  Auf  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  Helme. 
Auf  dem  rechten  Helme  stehen  über  einem  roth-silbernen  Wulste  zwei  schräg 
auswärts  gekehrte,  in  der  Mitte  breite,  oben  aber  spitz  zugehende,  mit  dem  Sparren 
des  1.  und  4.  Feldes  belegte,  schwarze  (nach  Einigen  purpurfarbene,  oder  grüne) 
Federn  (Ledebur'scher  Helm).  Der  miniere  gekrönte  Helm  trägt  den  Adler  des 
Miüclschildes  und  der  linke  ebenfalls  gekrönte  Helm  einen  wachsenden,    einwärts- 


GRAFEN  V.  LEDEBUR-WICHELIS.  1  7 

sehenden,  doppelt  geschweiften  Löwen  von  natürlicher  Farbe.  Die  Helm  decken 
sind  rechts  und  links  rotli  und  silbern,  in  der  Mitte  gülden  und  schwarz,  lieber 
den  rechten  und  linken  Helm  ist  in  Folge  des  Wappens  der  Freiherren  Ledebur 
v.  \\  ichein  kein  Zweifel,  den  mittleren,  bei  Erhebung  in  den  Grafcnsland  hinzuge- 
kommenen stellt  die  Redaction  in  Frage,  da  derselben  weder  eine  Abbildung,  noch 
ein  Lackabdruck  bisher  bekannt  geworden  ist. 

Uraltes  weslphälisches,  in  mehreren  Linien  blühenden  Adels- 
geschlccht,  dessen  Stammhaus  und  der  Sitz  der  Hauptlinie  Wichein  in 
Westphalen  ist.  Die  Warburger  Linie  in  der  Grafschaft  Ravensberg 
besass  früher  das  Erb-Jägermeisteramt  im  Hochstifte  Osnabrück  und 
vorher  besass  das  Geschlecht  schon  das  Erb-Truchsessenamt  im  Stifte 
Hervorden.  Im  17.  Jahrhundert  breitete  sich  die  Familie  auch  in 
Böhmen  aus  und  erlangte  sehr  bedeutenden  Grundbesitz.  Johann  Dietrich 
wurde  19.  Juni  1669  und  Alexander  Johann,  Gutsbesitzer  in  Böhmen, 
wie  Einige  angeben,  7.  Dec.  1719  böhmischer  Freiherr.  Ein  Nach- 
komme Johann  Dietrichs,  nicht  der  Enkel,  wie  die  weiter  unten  anzu- 
gebende Ahnentafel  der  Grafen  v.  Ledebur-Wicheln  zeigt,  August  Clemens 
Engelbert  Freiherr  v.  Ledebur  erhielt  vom  Kaiser  Franz  I.  16.  Aug. 
1807  die  Grafenwürde.  Wie  in  Böhmen,  so  breitete  sich  auch  später 
in  Preussen  die  Familie  weit  aus  und  mehrere  Glieder  derselben  sind, 
namentlich  in  Militärdiensten,  zu  hohen  Ehrenstellen  und  zu  grossem 
Ruhme  gelangt:  ein  Ruhm,  welchen  mit  denselben  besonders  Leopold 
v.  Ledebur,  k.  preuss.  Hauptmann  v.  d.  A. ,  der  bekannte  Director  der 
k.  Kunstkammer  in  Berlin  und  Herausgeber  mehrerer  gediegenen  histo- 
rischen Werke,  theilt,  welcher  als  Kunstkenner,  Geschichtsforscher, 
Genealoge  und  Heraldiker  nach  Verdienst  geschätzt  wird. 

Die  Abstammung  der  hier  zu  besprechenden  Grafen  v.  Ledebur- 
Wricheln  ergiebt  sich  aus  nachstehender  Ahnentafel:  Johann  Wilhelm 
v.  Ledebur  zu  Wichein ;  Gemahlin :  Helene  v.  Wrede  zu  Amecke.  — 
Friedrich  Bernhard  Freiherr  v.  L.  z.  W. ;  Gemahlin:  Anna  Catharina 
v.  Wrede  zu  Raigern.  —  Carl  Friedrich  Freiherr  v.  L.  zu  Wichein 
und  Ostinghausen;  Gemahlin:  Ollilie  Freiin  zu  Schorlemmer.  —  Friedrich 
Wilhelm  Freiherr  v.  L.  zu  W.  und  0.;  Gemahlin:  Friederike  Louise 
Freiin  v.  WTendt  zu  Wiedenbruck.  —  August  Joseph  Graf  v.  Ledebur- 
Wicheln  und  Ostinghausen,  geb.  16.  Dec.  1772,  gest.  26.  Aug.  1846, 
Herr  der  Herrschaften  Kostenblat  und  Krzemusch  etc.  in  Böhmen;  Ge- 
mahlin* Therese  Gräfin  v.  Hartig,  geb.  10.  Aug.  1787,  verm.  27.  Juli 
1804,  gest.  im  Jan.    1830. 

Vom  Grafen  August  Joseph  stammt  das  jetzige  Haupt  der  Familie: 

Graf  ADOLPH  Benno,  geb.  14.  Juni  1812,  Majoratsherr  der  Herr- 
schaften Kostenblat  mit  Krzemusch,  Priesnitz  und  Schöberitz  in  Böhmen, 
k.  k.  Kämmerer,  verm.  22.  Jan.  1838  mit  Johanna  Gräfin  v.  Nostitz, 
geb.  22.  Jan.  1819.  Aus  dieser  Ehe  stammen  drei  Söhne,  die  Grafen: 
Johann,  geb.  31.  Mai  1842,  Franz,  geb.  16.  April  1844,  und  Adolph, 
geb.   22.  Jan.    1848. 


18 


GRAFEN  V.  LKHNDORF. 

Grafen  v.  Lehndorf. 


6oangeltfd). 


pxttxftcn. 


Besitz:   *lie  Herrschaficn  Stein  ort  und  Warglitien  mit  Landkeim  in  Ostpreassen. 


Schwarz    ein    silbernes 
einwärtsgekehrter  gol- 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  goldener  Einfassung  und  mit  Mittelschild. 
Im  silbernen  Miltelschild  zwischen  zwei  schwarzen  Adlersfiügcln  ein  rother,  senk- 
recht stehender,  oben  und  an  den  Seiten  mehrfach  geasteter  Corallenzweig. 
(Stammwappen.)  Nach  der  von  Dienemann  gegebenen  Abbildung  scheint  der 
Corallenzweig  mehr  eine  oben  und  unten  abgeschnittene,  willkürlich  geastete  rothe 
Staude  zu  sein,  welche  zwischen  zwei  blauen  Adlcrsllügeln  steht,  v.  Meding 
beschreibt  nach  Siebmacher  und  einer  Stammbuchzeichnung  das  Stammwappen,  wie 
folgt:  in  Silber  eine  dünne,  mit  drei  Wurzeln  ausgerissene  rothe  Staude,  welche 
oben  in  zwei  Zweige  ausgeht,  welche  sich  schräg  von  einander  beugen.  Jeder 
derselben  ist  nahe  an  der  Spitze  inwendig  und  auswendig  einmal  gleichseitig  geastet 
und  in  der  Mitte  wird  die  Staude  auf  jeder  Seite  von  einem  ihr  angehefteten, 
niederwärts  bangenden,  schwarzen  Adlcrsllügel  besetzt.  —  1  in  Roth  ein  mit  der 
Sichel  nach  oben  gekehrter  silberner  Halbmond,  welcher  etwas  unter  der  Mitte 
nach  links  duich  einen  rothen  Ring  gezogen  ist;  2  in 
preussisches  Johanniterkreuz ;  3  in  Schwarz  ein  gekrönter, 
dener  Löwe  mit  doppeltem  Schweife,  und  4  in  Rlau  drei  (2  und  1)  goldene  Sterne. 
Auf  dem  Scbilde  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  die  schwarzen 
Flügel  des  Mittelschildes,  zwischen  denen  der  rothe  Corallenzweig  schwebt  (Helm 
des  Stammwappens);  der  mittlere  einen  schwarzen,  doppelten,  golden  bewehrten 
Adler,  welcher  in  der  rechten  Klaue  den  goldenen  Reichsapfel,  in  der  linken  das 
Schwert  mit  goldenem  Gefäss  hält,  und  aus  dem  linken  Helme  wächst  einwärts- 
gekehrt ein  gekrönter  schwarzer  Greif  auf,  dessen  rechter  Flügel,  soweit  derselbe, 
etwa  zwei  Federn  breit,  hervortritt,  so  wie  der  Schnabel  und  die  rechte  Kralle 
golden,  nach  Dienemann  silbern  sind.  Die  Helmdecken  sind  rechts  silbern  und 
roth,  links  schwarz  und  golden,  und  den  Schild  hallen  bisweilen  zwei  auswärts- 
sehendc,  doppelt  geschweifte  und  gekrönte  Löwen.  —  Das  eben  beschriebene  Wappen 
giebt  das  Wappenbuch  der  preussischen  Monarchie,  als  dasjenige,  welches  der  Familie 
bei  der  zweiten  Erhebung  in  den  preussischen  Grafenstand,  3.  Jan.  1791,  ver- 
liehen worden  ist.  Dagegen  weicht  nach  diesem  Wappenbuche  das  reichsgräfliche 
Wappen  vom  10.  Aug.  1686,  welches  in  Kurbrandenburg  30.  Sept.  1687  anerkannt 
wurde,  von  dem  beschriebenen  Wappen  dadurch  ab,  dass  Feld  1  der  Mond  ohne 
Gesicht  ist  und  dass  auch  Feld  2  in  Schwarz  einen  einwärtsgekehrten,  gekrönten 
und  doppelt  geschweiften  goldenen  Löwen  zeigt.  —  Im  Wappenbuche  der  preussi- 
schen Monarchie   ragt    übrigens    in    beiden  Wappen  der   rechte  Kopf  und  Hals  des 


GRAFKN  V.  LEHNDORF.  19 

Doppeladlers  auf  dem  mittleren  Helme  mehr  als  der  linke  empor.  —  Abdrücke  von 
älteren,  offenbar  vor  dem  Jahre  1791  gestochenen  Petscbaften  der  jetzt  noeb 
blübendcn  reicbsgräflicben  Familie,  so  wie  neuere  Petscbaftc  zeigen  aber  ganz 
deutlich  im  zweiten  Felde  ein  schwebendes  Kreuz,  und  es  könnte  hier,  namentlich 
Dieuemann  gegenüber,  aus  welchem  wohl  die  Zeichnung  im  preussischen  Wappen- 
bm  he  genominen  ist,  ein  Irrthum  obwalten.  Davon,  dass  das  Kreuz  ein  Jobanniter- 
kreuz  sei,  würde  freilieb  abzusehen  sein,  wenn  nicht,  da  mehrere  Glieder  der 
Familie  diesen  Orden  getragen,  dasselbe  im  18.  Jahrhundert  statt  des  Löwen  in 
das  zweite  Feld  gesetzt  worden  ist.  Den  Reichsadler  auf  dem  mittleren  Helme 
zeigen  mehrere  Petschafte  mit  über  demselben  schwebender  Krone  und  mit  Ringen 
und  Zöpfen ;  auch  halten  den  Schild  oft  zwei  auswärtssehende,  gekrönte  und  doppelt 
geschweifte  Löwen. 

Die  Grafen  v.  Lehndorf  sind  einem  ursprünglich  deutschen  Ge- 
schlechte entsprossen,  welches  auch  Lehendorf  und  vorher  LegendorfT 
geschrieben  wurde,  in  den  ältesten  Zeiten  in  Ungarn  bekannt  war  und 
durch  die  deutschen  Ordensritter  nach  Liefland  und  Preussen  kam.  Ueber 
das  Land,  aus  welchem  die  Familie  stammt,  sind  die  Angaben  sehr  ver- 
schieden. Einige  suchen  den  Ursprung  in  Sachsen,  Andere  in  Oester- 
reich  und  noch  Andere  in  Braunschweig,  wo  sich  ein  Amt  gleichen 
Namens  findet.  —  Otto  v.  LegendorfT  zeugte  1205  in  einem  Grenzver- 
trage des  Klosters  Dobrilugk.  In  Preussen  war  die  Familie  schon  im 
15.  Jahrhundert  bekannt.  Paul  v.  Legendorfl*  starb  als  Bischof  von 
Ermland,  und  Fabian  v.  LehndorfF  war  von  1576 — 1583  Oberburggraf 
in  Preussen.  Christoph  v.  Lehndorff  kommt  1602  als  fürsll.  Anhaltscher 
Rath  vor,  Johann  war  1645  kurbrandenb.  Geh.  Bath,  und  Friedrich 
Wilhelm   1676  kurbrandenb.   General-Major. 

Der  Grafenstand  ist  durch  zwei  Ernennungen  in  die  Familie  ge- 
kommen. Ahasverus  v.  Lehndorf,  aus  dem  Hause  Steinorth,  Oberburg- 
graf in  Preussen  und  General-Lieutenant,  wurde  vom  Kaiser  Leopold  I. 
10.  Aug.  16S6  in  den  Reichsgrafensland  erhoben  und  diese  Erhebung 
erhielt  30.  Sept.  1687  vom  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm  zu  Brandenburg 
die  Anerkennung.  Später  erlangte  Melchior  Gerhard  Leopold  v.  Lehndorf 
MS  dem  Hause  Stalzen,  Erbherr  auf  Stalzen,  Markein  etc.,  vom  König 
Friedrich  Wilhelm  von  Preussen  3.  Jan.  1791  die  preussische  Grafenwürde. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Grafen  v.  Lehndorf,  welche  zu  der 
nirhsgräflichen  Linie  gehören,  ergiebt  sich  aus  nachstehender  Ahnentafel: 
Sebastian  v.  Lehndorf  aus  dem  Hause  Steinorth;  Gemahlin:  Judith 
v.  Kannacher.  —  Melnhard;  Gemahlin:  Elisabeth  Freiin  v.  Eulenburg. 
—  Ahasverus,  erster  Beichsgraf  v.  Lehndorf,  geb.  1634,  gest.  1694; 
dritte  Gemahlin:  Maria  Elconora  Gräfin  v.  Dönhof,  verm.  1686,  gest. 
1724.  —  Ernst  Ahasverus,  geb.  4.  Jan.  16S8,  gest.  9.  Mai  1727, 
k.  preuss.  Oberst  und  Aratshauptmann  zu  Memel;  Gemahlin:  Maria  Luise 
v.  Wallenrodt,  geb.  2.  Oct.  1695,  verm.  17.  Nov.  1719,  gest.  12.  Febr. 
1775.  —  Ernst  Ahasverus  Heinrich,  geb.  9.  Mai  1727,  Herr  auf 
Steinorth  etc.,  Land-Hofmeister  des  Königreichs  Preussen  mit  dem  Titel: 
Excellenz  seil  IS03,  gest.  18..;  zweite  Gemahlin:  Amalia  Caroline 
Gräfin  v.  Schmeltau,  geb.  9.  April  1751,  verm.  28.  Jan.  1767,  aus 
welcher  Ehe  das  jetzige  Haupt  der  Familie,  Graf  Carl  Friedrich  Ludwig 
Christian,   stammt. 

2* 


20  GRAFEN  V.  LEININGEN. 

lieber  die  Abstammung  des  1791  in  den  prcussischen  Grafenstand* 
erhobenen  Melchior  Gerhard  Leopold  findet  sich  Folgendes  vor:  Ludwig 
v.  Lehndorf,  gest.  1717;  Gemahlin:  Gatharina  v.  d.  Alben.  —  Carl 
Ludwig,  Herr  auf  Statzen,  Ludwigswalde  etc.,  geb.  11.  Juli  1693,  gest. 
28.  Febr.  1745;  Gemahlin:  Maria  Elisabeth  v.  Braucbitscb ,  geb. 
21.  April  1700,  gest.  18.  Mai  1786.  —  Melchior  Gerhard  Leopold, 
geb.  8.  Nov.  1735,  Herr  auf  Markein  (Maxheim),  Bandeis  und  Statzen, 
k.  preuss.  Hauptmann  a.  D. ;  Gemahlin :  Albertine  Charlotte  Auguste 
v.  Tetlau,  geb.  1749,  verm.  1768,  gest.  1780.  Nachkommen  aus  dieser 
Ehe  sind  nicht  aufgezeichnet,  und  so  ist  denn  diese  Linie  erloschen. 

Das  jetzige  Haupt  der  reichsgräflichen  Linie  ist:  Graf  CARL 
Friedrich  Ludwig  Christian,  geb.  17.  Sept.  1770,  Herr  auf  Steinort, 
Landkeim  etc.,  k.  preuss.  General-Lieutenant  a.  D.  und  Land-Hofmeister 
im  Königreich  Preussen,  verm.  26.  Aug.  1823  mit  Pauline  Gräfin 
v.  Schlippenbach,  geb.  30.  Nov.  1805,  geschieden  1840.  Aus  dieser 
Ehe  stammen  drei  Söhne,  die  Grafen:  Carl  Meinhard,  geb.  20.  Oct. 
1826,  Attache'  bei  der  k.  preuss.  Gesandtschaft  in  Dresden,  verlobt  mit 
Anna  Gräfin  v.  Hahn,  geb.  17.  Dec.  1830;  Heinrich  Ahasver  Emil  August, 
geb.  1.  April  1829,  k.  preuss.  Lieutenant,  und  Georg  Hermann  Albrecht, 
geb.   4.   Oec.    1833. 


Grafen  v.  Lehmigen. 

llathcrUfd)  un&  JTuthcrtfd). 
&abtn}  ßaQcvn,  ©roßher^ogtljum  Reffen,  tfaffem. 

Besitz:  die  Kellereien  Billigheim  und  Nendenau  etc.;  die  Grafschaft  Westerburg,  die  grund 
herrschaftliche  Herrschaft  Schadeck,  die  Herrschaft  Ilhcnstadl  etc. 
(Den  Häuptern  der  Hauser  und  Linien  kommt  das  Prädical:  ,, Erlaucht"  zu.) 


"Wappen  dos  Hauses  Leiningen -Dachshurg:    qnndrirtcr    Schild  mit  Mittel- 
aclijld.     Im    rollten    Mittelscbilde    ein    dasselbe  ganz  überziehendes  silbernes  Kreuz 


GRAFEN  V.   LEIiNLNGKN.  21 

(Aepermont).  1  und  4  in  Blau  drei  (2  und  1)  rechtssehende  silberne  Adler,  nach 
Einigen:  Geyer,  über  welchen  ein  rotfaftr  Turnierkragen  mit  drei  Lätzen  Bebwebt 
(Leiningen).  2  und  3  in  Silber  ein  schwarzer,  rechtsgewendeter  Löwe,  über 
welchem  acht  silberne  Lilien -Scepter,  welche  aus  einer  silbernen  Kugel  in  Form 
eines  gemeinen  und  eines  Andreaskreuzes  gehen,  gelegt  sind,  mit  einem  rotben 
Kcbildesrand  (Dachsburg).  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  drei  Helme,  von  denen 
der  linke  geklönt  ist.  Der  rechte  Helm  trägt  einen  grünen  Baum  mit  silbernen 
Blutben  (Leiningen);  der  mittlere  einen  offenen  schwarzen  Adlersllng,  von  dessen 
Flugein  jeder  mit  sieben  silbernen  Herzen  in  Form  eines  Patriarchenkreuzes  (1,  2, 
1.  2,  I)  belegt  ist  (Dachsburg),  und  der  linke  Helm  eine  Geckige,  an  jeder  Ecke 
mit  Pfauenfedern  geschmückte  Tafel,  auf  welcher  sich  das  Mittelschild  wiederholt 
(Aspermont).  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  blau  und  silbern,  die  des 
mittleren  schwarz  und  silbern  und  die  des  linken  roth  und  silbern. 

Wappen  des  Hauses  Leiningcn-Westerburg:  quadrirter  Schild  mit  Mittel- 
schild. Im  goldenen  Mittelschild  ein  blaues,  dasselbe  ganz  überziehendes  Kreuz 
(konnte  schon  von  Trier  nicht  gedeutet  werden).  I  und  4  das  oben  beschriebene 
Wappen  der  Grafschaft  Leiningen.  2  und  3  in  Roth  ein  schmales,  das  ganze  Feld 
überziehendes  goldenes  Kreuz,  welches  in  jedem  Winkel  von  fünf  als  Andreaskreuz 
gestellten  goldenen  Kreuzen  begleitet  ist  (Westerburg).  Ueber  dem  Schilde  stehen 
drei  ungekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  einen  grünen  Baum  mit  silbernen 
Bluthen  i Leiningen);  der  mittlere  einen  offenen,  rotben  Adlersflug  (Westerburg), 
und  der  linke  einen  Pfaucnsehweif.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  blau 
und  silbern,  die  des  mittleren  golden  und  roth  und  die  des  linken  blau  und 
golden. 

Der  Ursprung  des  Hauses  Leiningen ,  eines  der  ältesten  deutschen 
Dynastengeschlechler,  welches  den  Namen  von  dem  Schlosse  Alt-Leiningen 
im  Westerreiche  führt,  verliert  sich  in  sehr  frühe  Zeit  des  Mittelalters. 
Schaflard  war  1019  auf  dem  Turnier  zu  Trier,  Emich  1119  zu  Göt- 
tingen, Emich  IL  1165  zu  Zürich,  und  Hess  1179  zu  Cöln.  Bischöfe 
waren  Emerich  von  1065—1077  zu  Augsburg,  Siegfried  von  1127 — 1142 
zu  Speier,  Hozelin  von  1130 — 1131  zu  Würzburg,  und  Embrich  von 
1131  — 1147  ebendaselbst.  Mit  dem  Grafen  Friedrich  1.  erlosch  1220 
der  Mannsstamm  der  alten  Grafen  v.  Leiningen. 

Die  neueren  Grafen  v.  Leiningen  stammen  aus  dorn  weiblichen 
Stamme  der  älteren.  Friedrichs  I.  Schwester,  Luccarde,  war  die  Ge- 
mahlin Simons  II.  Grafen  v.  Saarbrücken.  Dieselbe  hinlerliess  drei 
Söhne,  von  denen  der  ältere,  Simon  III.,  den  Stamm  der  Grafen 
v.  Saarbrücken,  welcher  13S0  erloschen  ist,  fortsetzte,  der  jüngste 
aber,  Friedrich,  welcher  sich,  nach  dem  von  ihm  erbauten  Schlosse 
Ihudenburg,  Hardenburg  nannte,  folgte  dem  Bruder  seiner  Mutter,  dem 
letzten  Grafen  v.  Leiningen,  Friedrich  L,  in  den  leiningschen  Besitzungen, 
nahm  den  Namen  Leiningen  an  und  wurde  der  Stifter  des  neueren  gräf- 
lichen Hauses  Leiningen,  oder  Leiningen-Hardenburg,  welches  durch  den 
älteren  Sohn  Friedrichs,  Simon,  in  den  Besitz  der  Grafschaft  Dabo  oder 
Dachsburg  in  den  Vogesen  kam.  Simon  vermählte  sich  nämlich  1223  mit 
Gertrud,  einer  Tochter  des  letzten  Grafen  von  Dachsburg,  Albrecht,  nach 
dessen  Absterben  Dachsburg  dem  Bischof  von  Sirassburg  als  Lehnsherrn 
zufiel.  Letzterer  belehnte  1223  mit  dem  später,  1678,  zerstörten  Schlosse 
Dachsburg  den  Grafen  Simon  v.  Leiningen,  auf  welchen,  nach  dem  1  234 
erfolgten  Absterben*  der  jüngere  Bruder,  Friedrich  III. ,  folgte.  Fried- 
richs   IV.    zwei    Söhne,    Friedrich   V.    und    Joffried    (Gottfried;    theilten 


22  GBAFEN  V.  LKININGKN. 

1317   den  Besitz  und  stifteten  zwei  Hauptlinien:   die  ältere,  oder  Fried- 
richsche,  und  die  jüngere,   oder  Joftriedschc. 

Der  Stifter  der  älteren,  Friedrichsclien  Linie,  Graf  Friedrich  V., 
vermählte  sich  mit  der  Tochter  Guidos  v.  Chatillon  und  Margarethens 
v.  Valois,  der  Schwester  König  Philipps  von  Frankreich,  Maria  v.  Blois, 
Willwe  des  Herzogs  Rudolph  von  Lothringen.  Der  Enkel  desselben, 
Friedrich  VII.,  erlangte  1423  vom  Kaiser  Sigismund  als  erbliches  Reichs- 
lehen das  Recht  der  Bergwerke,  und  dem  Urenkel  Hesso  erneuerte  1444 
Kaiser  Friedrich  III.  die  alte  Landgrafschaft  zu  Leiningen,  erhob  dieselbe 
zur  geforsteten  Reichslandgrafschaft  und  verlieh  ihm  das  Prädicat:  Land- 
graf zu  Leiningen.  Landgraf  Hesso  starb  1467  als  Letzter  seiner  Linie, 
worauf  seine  Schwester  Margarethe,  Wittwe  des  Grafen  Reinhards  IV. 
von  Westerburg,  unterstützt  vom  Pfalzgrafen  und  Kurfürsten  Friedrich 
dem  Siegreichen,  trotz  des  Widerspruches  der  jüngeren ,  Joffriedschen 
Hauptlinie,  sich  des  grössten  Theils  der  hinterlassenen  Besitzungen  be- 
mächtigte, den  gräflichen  Titel  v.  Leiningen  ahnahm  und  ein  neues  gräf- 
liches Haus  Leiningen,  jetzt  Leiningen-Weslerburg  genannt  und  in  zwei 
Linien:  Alt-  und  Neu-Leiningen  getheilt,  stiftete.  Der  landgräfliche  Titel 
war  mit  Hesso  erloschen.  —  So  führen  denn  seit  1467  zwei  ver- 
schiedene Familien  den  Namen  Leiningen,  nämlich  Leiningen,  die  Familie 
der  neueren  Grafen  v.  Leiningen,  welche  vou  dem  weiblichen  Stamme 
der  mit  Friedrich  I.  1220  im  Mannsstamme  ausgestorbenen  älteren 
Grafen  v.  Leiningen,  von  Luccarde  Gräfin  v.  Saarbrücken  stammen,  und 
Leiningen-Weslerburg,  die  Familie  der  neuesten  Grafen  v.  Leiningen, 
welche  von  dem  weiblichen  Stamme  der  älteren,  Friedrichsclien  Haupt- 
linie der  neueren,  1467  mit  Hesso  im  Mannsstammc  erloschenen  Grafen 
v.  Leiningen,  von  Margaretha  Gräfin  v.  Westerburg  entsprossen  sind. 

Das  Haus  Leiningen  umfasst  seit  1220  die  Nachkommen  der  neueren 
Grafen  v.  Leiningen  und  besteht  jetzt  im  Mannsslamme,  da  der  Manns- 
stamm der  älteren,  Friedrichsclien  Hauptlinie  1167  ausgegangen  ist, 
nur  noch  in  der  jüngeren,  .Joffriedschen  Hauptlinie.  Diese  letztere  Linie 
führte,  wegen  der  Ansprüche  auf  sämmtliche,  vom  Landgrafen  Hesso 
verlassene  Besitzungen,  über  300  Jahre  einen  Process  bei  dem  kaiser- 
lichen Kammergericht  und  später  bei  dem  Reichshofrathe.  Da  dieselbe 
nach  Hessos  Tode  in  Besitz  der  Grafschaft  Dachsburg  gekommen  war, 
nahm  sie  den  Namen  Leiningen-Dachsburg  an.  Emichs  IX.,  gest.  1541, 
zwei  Söhne,  Johann  Philipp,  gest.  1562,  und  Emich  X.,  theilten  den 
väterlichen  Besitz  und  stifteten  zwei  Linien :  Ersterer  die  Linie  Leiningen- 
Dachsburg-Hardenburg,  die  jetzige  fürstliche  Linie,  Letzterer  die  Linie 
Leiningen- Dachsburg -Heidesheim- Falkenburg.  In  der  Linie  Leiningen- 
Dachsburg-Heidesheim-Falkenburg  entstanden  durch  Emichs  XII.  drei  Söhne, 
Georg  Wilhelm,  Emich  Christian  und  Johann  Ludwig,  drei  Unterlinien. 
Georg  Wilhelm  stiftete  die  Linie  Leiningen -Falkenburg  in  Heidesheim, 
welche  1766  mit  Christian  Carl  Reinhard  ausgestorben  ist;  Emich 
Christian  gründete  die  1709  ganz  erloschene  Linie  in  Dachsburg,  und 
Johann  Ludwig  die  Linie  in  Güntersblum,  welche"  in  der  Hauptlinie 
1774  im  Mahnsslamme  ausgegangen   ist,    von    welcher   aber    noch  eine 


GRAFEN  V.   LEIN1NGE1N. 


23 


Nebenlinie  blüht ,  die  das  jetzige  gräfliche  Haus  Leiningen  bildet  und 
aus  zwei  Speciallinien:  früher  Leiningen -Güntersblum  und  Leiningen- 
Heidesheim,  besieht.  In  Folge  der  für  Güntersblum  und  Heidesheim 
durch  Reichsdepulalionshauptschluss  von  1803  erhaltenen  Besitzungen 
nennt  erstere  sich  jetzt  Leiningen-Billighcim,  letztere  Leiningen-Neudenau, 
und  die  Besitzungen  der  fürstlichen  und  dieser  beiden  gräflichen  Linien 
sind  gemeinschaftliche  Familien-Fideicommisse.  Durch  Uebereinkunft 
vom  24.  Juni  1829  setzten  der  Fürst  und  die  Grafen  v.  Leiningen  ihre 
agnatischen  Verhältnisse  fest  und  dieselben  wurden  landesherrlich  vom 
Grossherzog  von  Baden  bestätigt. 

Die  vormalige  Dachsburg  -  Hardenburgische  Speciallinie,  jetzt  das 
fürstliche  Haus  Leiningen,  erhielt  3.  Juli  1779  die  reichsfürstliche 
Würde. 

Von  der  vormaligen  zur  Joflriedschen  Hauptlinie  des  Hauses  Lei- 
ningen gehörigen  Heidesheim-Falkenburgschen  Speciallinie  war  nach  dem 
oben  Angeführten  nur  die  jüngste  Unterlinie,  vormals  Leiningen-Falkenburg 
in  Güntersblum,  übrig  geblieben,  welche  Emichs  XII.  dritter  Sohn, 
Johann  Ludwig  I.,  geb.  1643,  gest.  1687,  gegründet  hatte.  Von  der 
ersten,  in  Gewissensehe  mit  demselben  lebenden,  später  auch  verlassenen 
Gemahlin,  Amalia  Sybilla  Gräfin  v.  Daun  zu  Falkenslein,  stammte  Johann 
Ludwig  II.,  geb.  1673,  verm.  mit  Anna  Ernestine  Gräfin  v.  Vehlen  und 
Meggen,  venu.  1694,  gest.  1729.  Aus  dieser  Ehe  entspross  Johann 
Franz,  geb.  1698,  verm.  1736  mit  Charlotte  Gräfin  v.  Walderode- 
Eckhausen,  verw.  Gräfin  v.  Formentini,  gest.  1745,  aus  welcher  Ehe 
zwei  Söhne  stammten ,  Wilhelm  Carl  und  Wenzel  Joseph.  Beide  stif- 
teten zwei  Unterlinien :  Ersterer  die  Linie  Leiningen-Billigheim,  vormals 
Leiningen-Güntersblum,  Letzterer  die  Linie  Leiningen-Neudenau,  vormals 
Leiningen -Heidesheim.  Diese  Nachkommen  aus  erster  Ehe  Johann 
Ludwigs  I.  waren  durch  die  männlichen  Nachkommen  aus  zweiler  Ehe 
bis  zum  Vergleiche  von  1787  von  der  Nachfolge  in  leiningschen  Be- 
sitzungen verdrängt.  —  Von  Johann  Ludwigs  I.  zweiter  Gemahlin, 
Sophia  Sybilla  Gräfin  zu  Leiningen-Westerburg-Oberbrunn,  verm.  1678, 
stammte  Emich  Leopold,  dessen  Nachkommenschaft  mit  dem  jüngsten 
seiner  beiden  Söhne,  Friedrich  Theodor  Ludwig,  geb.  1715,  im  Manns- 
stamme 1774  erlosch,  worauf  das  fürstliche  Haus  Leiningen  die  von 
dieser  Linie  besessenen  Antheile  an  der  Grafschaft  Leiningen  und  Dachs- 
burg in  Besitz  nahm.  Doch  wurde  die  Descendenz  des  aus  Johann 
Ludwigs  I.  Gewissensehe  abstammenden  Johann  Ludwigs  II.  durch 
reichshofräthliche  Erkenntnisse  von  1782,  1783  und  1784  für  recht- 
mässige Nachkommenschaft  Johann  Ludwigs  I.  anerkannt  und  derselben 
das  Recht  der  Nachfolge  separatim  auszuführen  eingeräumt.  Durch 
Vergleich  mit  dem  Fürsten  v.  Leiningen  erhielt  dieselbe  1787  die  Aemter 
Güntersblum  und  Heidesheim  und  succedirte  sonach  in  der  Hälfte  der 
Leiningen- Dachsburg -Falkenburgischen  Lande  dem  erloschenen  Emich- 
Leopoldschen  Zweige.  Die  Brüder  Wilhelm  Carl  und  Wenzel  Joseph 
theilten  sich  in  diese  Aemter  und  bildeten  zwei  Unterlinien,  Ersterer  die 
Linie  Leiningen-Güntersblum,  Letzterer  die   Linie  Leiningen- Heidesheim. 


24  GRAFEN  V.  LEIMNGEN. 

Für  den  Verlust  dieser  durch  den  Lüneviller  Frieden  an  Frankreich 
gelaugten  leiningschen  Landestheile  auf  der  linken  Rheinseite  wurden 
dieselben  durch  die  Kellereien  Billigheim  und  Neudenau,  jetzt  unter 
badischer  Staatshoheit,  entschädigt,  und  Leiningen -Güntersblum  nennt 
sich  jetzt  Leiningen- Billigheim,  Leiningen- Heidesheim  aber  Leiningen~ 
Neudenau. 

Das  Haus  Leiningen-Westerburg  besteht,  wie  angegeben,  seit  1467 
als  Forlsetzung  der  alteren,  Friedrichseben  Hauptlinie  und  stammt  dem 
männlichen  Stamme  nach  von  den  alten  Herren  zu  Runkel.  Siegfried  III. 
war  um  1236  Herr  zu  Runkel,  Westerburg  und  Schadeck,  und  der 
Enkel  desselben,  Heinrich  L,  erhielt  durch  seine  Gemahlin,  Agnes 
v.  Limburg,  Schwester  des  Kaisers  Adolph  aus  dem  Hause  Nassau,  die 
Herrschaft  Schaumburg.  Derselbe  theilte  1228  mit  Siegfried,  dem  Sohne 
seines  Vatersbruders  Theodorich  I.,  so,  dass  Heinrich  I.  Westerburg  und 
Schadeck,  Siegfried  aber  Runkel  erhielt.  Von  der  Nachkommenschaft 
Heinrichs  I.  gelangte  Reinhard  IV.  durch  seine  Gemahlin  Margaretha 
(s.  oben)  zum  Besitze  eines  Theils  der  Grafschaft  Leiningen  und  stiftete 
das  Haus  Leiningen-Westerburg,  welches  sich  1557  in  die  drei  Linien 
Alt-  und  Neu-Leiningen,  Westerburg  und  Schadeck,  und  Schaumburg 
und  Cleeburg  theilte.  Erslere  beide  sind  erloschen,  die  letztere  aber 
hat  sich  durch  zwei  Söhne  Georg  Wilhelms,  gest.  1695,  Christoph 
Christian,  gest.  1728,  und  Georg  IL,  gest.  1726,  in  zwei  jetzt  blühende 
Speciallinien  gelheilt.  Es  gründete  nämlich  Ersterer  dieChristophsche  Linie, 
oder  Alt  -  Leiningen  -  WTeslerburg,  Letzterer  die  Georgsche,  oder  Neu- 
Leiningen -Westerburg,  und  die  Besitzungen  dieser  beiden  Linien  sind 
gemeinschaftliche  Familien -Fideicommisse  nach  dem  Rechte  der  Erst- 
geburt. Die  Christophsche  Linie,  Haus  Alt-Leiningen-Westerburg,  erhielt 
durch  Reichs-Deputations-Hauptschluss  von  1803  für  den  Güterverlust 
auf  der  linken  Rheinseite  die  ehemalige  Prämonstrntenser-Ablei  llbenstadt 
in  der  Wetterau  mit  der  Landeshoheit  in  ihrem  geschlossenen  Umfange. 
Durch  die  rheinische  Rundesacte  von  1806  wurden  die  Grafschaft 
Westerburg  und  die  grundherrliche  Herrschaft  Schadeck  der  grossherz. 
bergischen  —  seit  1815  herz,  nassauischen  —  Souverainetät,  erstere 
standesherrlich,  letzlere  grundherrlich,  und  die  Herrschaft  llbenstadt, 
grossherz.  hessischer  Souverainetät,  standesherrlich  untergeordnet.  An 
Westerburg  und  Schadeck  besitzt  diese  Linie  die  Hälfte,  die  andere 
steht  der  Georgschen  Linie  zu.  Die  durch  den  Wiener  Congress  zurück- 
erhaltenen, unter  onerösem  Titel  noch  nicht  veräusserten  früheren 
überrheinischen  Besitzungen  brachte  die  Christophsche  Linie,  durch 
Uebereinkunft  mit  der  Georgschen,  an  sich.  Die  Georgsche  Linie,  Neu- 
Leiningen-Westerburg,  besitzt,  wie  erwähnt,  die  Hälfte  von  Westerburg 
und  Schadeck  unter  herz,  nassauischer  Staatshoheit.  Die  1803  für  den 
Antheil  an  der  Grafschaft  Leiningen  auf  der  linken  Rheinseite  erhaltene 
Cislercienser-Frauen-Abtei  Engellhai  etc.  wurde  an  den  Grafen  v.  Solms- 
Wildenfels  verkauft.  —  Durch  kön.  dänischen  Ausspruch  vom  22.  Febr. 
1785  wurde  dieser  Linie  das  Erbrecht  auf  die  Grafschaft  Laurwigen  in 
Norwegen,  seit   1805  in  einem  grossen  Fideicommiss-Capitale  bestehend, 


GRAFEN  V.   LEITUNGEN.  25 

bestätigt,  und  hat  denn  dieselbe,  nach  Erloschen  des  Mannsstammes  der 
Grafen  v.  Ahlefeldt,  auf  den  Genuss  dieses  Fideicommisses  die  nächste 
Anwartschaft. 

Die  jetzigen  Grafen  v.  Leiningen  gehören,  nach  dem  Angeführleu, 
eben  so  dem  Hause  Leiningen -Hardenburg,  wie  dem  Hause  Leiningen- 
Westerburg  zu.  Die  aus  der  Linie  Leiningen-Heidesheim-Falkenburg  des 
enteren  Hauses  entsprossenen  Grafen  —  die  Linie  Leiningen-Hardenbiirg 
ist  fürstlich  —  werden  jetzt  nach  den  zwei  Speciallinien  Leiningen- 
Billigheim,  früher  Güntersblum,  und  Leiningen-Neudenau,  früher  Hcides- 
heiin,  aufgeführt.  Die  zum  Hause  Leiningen -Weslerburg  gehörenden 
Grafen  kommen  jetzt  als  Glieder  der  Speciallinien  All-Leiningen-Wester- 
burg  und  Neu-Leiningen-Westerburg  vor. 

Aus  dem  reichen  Schatze  der  Leiningschen  Ahnentafeln  ist  für 
Gegenwart  und  Zukunft  namentlich  Nachstehendes  von  grossem  Interesse: 

Leiningen-Billighcim,  früher  Güntersblum :  Johann  Franz  — 
Sohn  des  Grafen  Johann  Ludwig  II.  und  Anna  Ernestiucns  Gräfin  v.  Vehlen 
und  Meggen  —  geb.  22.  Mai  1698;  Charlotte  Gräfin  v.  Walderode- 
Eckhausen,  verw.  Gräfin  v.  Formenlini,  venu.  6.  Juli  1736,  gest.  1745. 
—  Wilhelm  Carl,  Stifter  dieser  Speciallinie,  geb.  5.  Juli  1737,  gest. 
26.  Jan.  1809,  k.  bayer.  w.  Geh.  Rath,  Kämmerer  und  pens.  kurpfalzb. 
Staatsminister  und  zweimaliger  Vicarials- Gerichts-Präsident;  Eleonora 
Gräfin  v.   Brelzenheim,  geb.  im  Nov.    1770,  verm.   21.  Nov.  1787,  gest. 

23.  Dcc.    1832.  —  Carl  Theodor  August,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Leiningen-Neudenau,  früher  Heidesheim:  Johann  Franz;  Char- 
lotte Gräfin  v.  WTalderode-Eckhausen  (s.  Leiningen-Billigheim).  —  Wenzel 
Joseph,  Stifter  dieser  Speciallinie,  geb.  27.  Sept.  1738,  gest.  15.  Jan. 
1825,  kurtrierscher  Geh.  Rath,  Vice-Obermarschall  etc.;  zweite  Ge- 
mahlin:   Maria    Victoria    Crescentia    Josepha    Freiin    v.  Grünberg,    verm. 

24.  Oct.  1803,  gest.  4.  Febr.  1838.  —  August  Clemens,  jetziges 
Haupt  dieser  Linie. 

Alt-Leiningen-Wes  terburg:  Georg  Hermann  —  Enkel  Chri- 
stophs, des  Stifters  dieser  Linie  —  geb.  31.  März  1669,  -gest.  4.  Febr. 
1751;  zweite  Gemahlin:  Charlotte  Wilhelmine  Gräfin  zu  Pappenheim, 
verm.  24.  Dec.  1721,  gest.  10.  Jan.  1792.  —  Christian  Johann,  geb. 
21.  Aug.  1730,  gest.  18.  Febr.  1770,  k.  k.  w.  Kämmerer;  Christiane 
Franciska  Eleonore  Wild-  und  Rheingräfin  v.  Salm-Griimbach ,  geb. 
10.  Aug.  1735,  gest.  29.  Nov.  1800.  —  Friedrich  Ludwig  Christian, 
geb.  2.  Nov.  1761,  gest.  9.  Aug.  1839;  zweite  Gemahlin:  Eleonora 
Maria  v.  Bretlwitz,  verm.  5.  April  1804.  —  Friedrich  Eduard,  jetziges 
Haupt  der  Linie. 

Neu-Leiningen-Westerburg:  Georg  Carl  August  Ludwig  — 
Sohn  Georgs  IL,  des  Stifters  dieser  Linie  —  geb.  19.  Febr.  1717, 
gest.  19.  März  1787,  holländ.  General-Lieutenant;  Johanna  Elisabelh 
Amalia  Gräfin  v.  Isenburg- Philippseich,  geb.  19.  März  1720,  venu. 
7.  Mai  1741,  gest.  29.  Dec.  1780.  —  Carl  Gustav  Reinhold  Wol- 
demar,  geb.  11.  Juni  1747,  gest.  7.  Juni  1798,  hessen-darmst.  Oberst 
ä  la  suile;  Philippine  Auguste  Wild-  und  Rheingräfm  zu  Salm-Grumbach, 


26  GRAFEN  V.  LEWINGEN. 

geb.  6.  Dec.  1737,  verm.  18.  Juli  1766,  gest.  2.  April  1792.  — 
Christian  Ludwig  Alexander,  geb.  5.  April  1771,  gest.  20.  Febr.  1819, 
k.  k.  Kämmerer  und  Oberst;  Seraphine  Franeiska  Maria  Anna  Prinzessin 
v.  Porcia,  geb.  23.  Oct.  1788,  verm.  8.  April  1809,  gest.  5.  Dec. 
1817.  —  Christian  Franz  Seraphin  Vincenz,  jetziges  Haupt  der  Linie. 
Von  den  jetzigen  Gliedern  beider  Häuser  gehören  hierher: 

Leiningen-Billigheim:  Graf  Carl  THEODOR  August —  Sohn 
des  Grafen  Wilhelm  Carl  —  geb.  26.  Jan.  1794,  grossh.  bad.  General- 
Major  a.  D.,  verm.  24.  Mai  1822  mit  Maria  Anna  Gräfin  Westerhold 
v.  Gysenberg,  geb.  23.  April  1802,  gest.  25.  März  1852.  Die  vier 
Söhne  desselben  sind  die  Grafen:  Carl  Wenzeslaus,  .Erbgraf,  geb. 
6.  März  1823,  grossherz.  bad.  Kammerherr,  verm.  27.  Jan.  1823  mit 
Elisabeth  Prinzessin  zu  Sayn-Wittgenstein-Berleburg,  ludwigsburgischer 
Speciallinie,  geb.  29.  Oct.  1827,  gest.  26.  April  1849;  Friedrich 
Ludolph  Adolph  Theodor,  geb.  18.  Juli  1826,  in  grossherz.  bad.  Militair- 
diensten;  Maximilian  Friedrich  Ernst,  geb.  29.  März  1835,  ebenfalls  in 
grossherz.  bad.  Mililairdiensten,    und  Emich  Carl,  geb.   24.  April   1839. 

Leiningen-Neudenau:  Graf  AUGUST  CLEMENS  —  Sohn  des 
Grafen  Wenzel  Johann  —  geb.  20.  Jan.  1805,  verm.  26.  Nov.  1842 
mit  Maria  Henriette  Wilhelmine  Freiin  v.  Geusau,  geb.  2.  April  1820, 
aus  welcher  Ehe  Graf  Carl  Theodor  Ernst,  geb.  10.  Sept.  1844, 
stammt. 

Alt-Leiningen-Westerburg:  Graf  FRIEDRICH  Eduard,  Herr 
zu  Ilbenstadt  und  Erbstadt  —  Sohn  des  Grafen  Ludwig  Friedrich 
Christian  —  geb.  20.  Mai  1806,  verm.  28.  Dec.  1830  mit  Henriette 
Freiin  v.  und  zu  EglolTslein.  Die  zwei  lebenden  Brüder  desselben  sind : 
Graf  Johann  Ludwig,  geb.  9.  Juni  1807,  k.  k.  Rittmeister  i.  d.  A., 
und  Graf  Victor  August,  geb.    1.  Jan.    1821,  k.   k.   Hauptmann. 

Neu-Leiningen-Westerburg:  Graf  CHRISTIAN  Franz  Sera- 
phin Vlncenz  —  Sohn  des  Grafen  Christian  Ludwig  Alexander  —  geb. 
10.  Febr.  1812,  k.  k.  Kämmerer,  Feldmarschall-Lieutenant,  Divisionair 
und  Mililair-Commandeur  zu  Krakau,  Regiraents-Inhaber  etc. 


# 


GRAFEN  V.  LERCHENFELD. 


27 


Grafen  v.  Lerchenfeld. 

•ßatholtfd).  öa^ern. 

Besitz:   Srliloss  Biandsegg  in  Ober -Bayern;   die   Herrschaften  KöTering,   Gabelkofen  und 
Luckenpoint  in  der  bayerischen  Oberpfalz. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  gekrönten  silbernen 
Mittelschild  acht  in  zwei  Reihen,  4  und  4,  aufrecht  neben  einander  stehende  und 
sich  berührende  rothe  Wecken.  I  und  4  in  Roth  ein  breiler,  oben  anstossender 
silberner  Sparren,  in  dessen  Mitte  auf  grünem  Hügel  eine  einwärtssehende  Lerche 
von  natürlicher  Farbe  auffliegt  (Stammwappen).  2  und  3  in  Silber  drei  grüne, 
unten  geöffnete  und  von  einander  siehende  feuerspeiende  Berge  (Brennberg).  Den 
Schild  deckt  die  Grafenkrone,  auf  welcher  sich  drei  gekrönte  Helme  erheben.  Der 
rechte  Helm  trägt  einen  offenen,  rotten  Flug,  dessen  Flügel  mit  dem  Sparren  und 
der  Lerche  des  1.  und  4.  Feldes  belegt  sind  (Helm  des  Stammwappens);  und  der 
mittlere  einen  langen  goldenen  Hut  mit  silberner  Stülpe,  welche  mit  drei  neben 
einander  stehenden  Flammen  besetzt  ist.  Der  Hut  ist  mit  einer  Krone  bedeckt  und 
mit  sechs  schwarzen  Reiherfedern  besteckt,  von  denen  drei  sich  rechts,  drei  links 
wenden.  (Brennbergscher  Helm.)  Auf  dem  linken  Helme  stehen  sechs  Straussen- 
federn ,  wechselsweise  silbern  und  roth.  Die  Helmdeckcn  sind  rechts  und  links 
roth  und  silbern. 

Eins  der  ältesten  adeligen ,  schon  lange  freiherrlichen  und  später 
gräflichen  Häuser  in  Bayern,  als  dessen  Stifter  Ledung  Lerchenfeld, 
welcher  um  das  Jahr  1070  lehte  und  den  ehemaligen  Burgstall  in 
Lerchenfeld  hesass,  angenommen  wird.  Die  genannte  Besitzung  wurde 
später  hei  dem  Einfalle  der  Ungarn  zerstört  und  die  Familie  wendete 
sich  nach  Regensburg,  wo  sie  zu  den  ersten  Patricier-Geschlechtern 
gerechnet  wurde.  ßucelini  heginnt  die  ordentliche  Staramreihe  mit 
Ludwig  Lerchenfelder  und  gieht  dieselbe  bis  nach  der  Mitte  des  17.  Jahr- 
hunderts. —  Zu  den  Besitzungen  der  Familie  gehörte  schon  1410 
Gabelkoven,  und  Caspar,  gest.  1589,  herz,  bayer.  Regierungs-Rath, 
erwarb  Köfering  und  Brennberg  (Prenuberg),  in  Folge  welcher  letzteren 
Erwerbung  vom  Kaiser  Rudolph  IL  26.  April  1587  das  Familienwappen 
durch    das    der    ausgestorbenen    Auer    v.    Brennberg    vermehrt    wurde. 


28  GRAFEN  V.  LERCHENFELD. 

Caspar  theilte  die  gesammten  Stammgüter  unter  seine  fünf  Söhne ,  und 
durch  diese  entstanden  die  Linie  Lerchenfeld  auf  Oberprennberg,  auf 
Unterbrennberg,  erloschen  1652,  auf  Gabelkoven,  ausgegangen  1649, 
auf  Weichenberg,  ausgestorben    1597,  und  auf  Köfering. 

Den  Freiherrensland  erhielt  vom  Kaiser  Ferdinand  III.  22.  Febr. 
1653  Georg  Conrad  v.  Lerchenfeld.  Diese  Standeserhebung  dehnte  sich 
auf  sämmtliche  Glieder  des  Geschlechtes  aus,  und  von  denselben  erlangte 
Franz  Adam,  bischöflich  augsb.  Geh.  Rath  und  Oberhofmarschall,  vom 
Kaiser  Leopold  I.  20.  März  1698  die  Reichsgrafenwürde:  eine  Würde, 
mit  welcher  später  Max  Emanuel  Franz,  früher  General-Adjutant  des 
Prinzen  von  Sachsen -Hildburghausen,  zuletzt  kurbayer.  w.  Geh.  Rath, 
General-Lieutenant  und  Capitain  en  Chef  der  Trabanten-Leibgarde,  vorn 
Kaiser  Joseph  II.   31.   März    1770   ausgezeichnet  wurde. 

Nach  dem  oben  Angegebenen  blühen  jetzt  nur  noch  die  Linien : 
Lerchenfeld  auf  Oberprennberg  und  Lerchenfeld  auf  Köfering.  Die  Ab- 
stammung beider  ergiebt  sich   aus  Nachstehendem : 

Linie  auf  Oberprennberg:  Wilhelm  Carl  Freiherr  v.  Lerchenfeld, 
geb.  8.  Febr.  1686,  gest.  10.  Sept.  1739,  kurbayer.  Kämmerer,  General- 
Feld-Wachtmeister  und  Regimentschef;  erste  Gemahlin:  Maria  Margarethe 
Freiin  v.  und  zu  Perfahl,   verm.   8.   März    1723,   gest.   27.   April    1730. 

—  Max  Emanuel  Franz  Graf  v.  Lerchenfeld,  geb.  6.  April  1724,  gest. 
1792,  kurbayer.  Kämmerer,  w.  Geh.  Rath,  General- Lieutenant  etc.; 
zweite  Gemahlin:  Franciska  Freiin  v.  Leoprechting,  geb.  5.  März  1758, 
verm.    1779.   —  Philipp  Nerius,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Linie  auf  Köfering:   Philipp  Ernst  —   Sohn  des  Grafen  Franz  Adam 

—  geb.  8.  Jan.  1698,  gest.  30.  März  1746,  kurbayer.  Kämmerer  und 
Regierungs-Ralh;  zweite  Gemahlin:  Maria  Walpurga  Gräfin  v.  Traut- 
mannsdorf, geb.  1711,  verm.  27.  Juli  1735,  gest.  28.  Jan.  1770.  — 
Philipp  Nerius,  geb.  12.  Mai  1736,  gest.  6.  Jan.  1800,  kurpfalzbayer. 
Kämmerer,  w.  Geh.  Rath  und  Gesandter  in  Regensburg;  Gemahlin: 
Maria  Theresia  Gräfin  v.  Nesselrode-Ereshoven,    verm.    12.   Sept.    1764. 

—  Maximilian,  geb.  17.  Jan.  1772,  kurbayer.  Kämmerer,  w.  Geh.  Rath, 
früher  Gesandter  am  kursächs.  Hofe  etc.;  Gemahlin:  Maria  Anna  Freiin 
v.  Groschlag,  geb.  21.  Aug.  1775,  aus  welcher  Ehe  das  jetzige  Haupt 
dieser  Linie,   Graf  Maximilian  Joseph,   stammt.  — 

Das  jetzige  Haupt  der  Linie  auf  Oberprennberg  ist:  Graf  PHILIPP 
Nerius,  geb.  30.  Mai  1785,  k.  bayer.  Kämmerer  und  quiescirter  Präsi- 
dent des  Appellations-Gerichts  von  Oberbayern,  verm.  15.  Oct.  1815 
mit  Maria  Therese  Gräfin  v.  Lodron-Laterano,  geb.  5.  Dcc.  1785,  gest. 
25.  Sept.  1845.  Der  Sohn  desselben  war  Graf  Maximilian  Philipp 
Theresius,  geb.  8.  Febr.  1817,  gest.  28.  Sept.  1852,  k.  bayer.  Käm- 
merer und  Oberlieutenant  ä  la  suite,  verm.  4.  Aug.  1847  mit  Emilie 
Lutwidge,  Tochter  des  8.  Oct.  1851  verst.  Isaak  Cookson,  Esq.,  auf 
Meldon-Park  in  Northumberland.  —  Von  den  Rrüdern  des  Grafen  Philipp 
lebt  Graf  Maximilian,  geb.  15.  April  1788,  k.  bayer.  Kämmerer,  General- 
Major  und  Cornet  in  der  Hartschier-Leibgarde  etc. 

Linie  auf  Köfering:  jetziges  Haupt:   Graf  MAXIMILIAN  Joseph,  geb. 


GRAFEN  V.  LKl'RLFHVG. 


29 


13.  Aug.  1799,  erblicher  Reichs-Rath  der  Krone  Rayern,  k.  bnver. 
Kümmerer,  ausserord.  Gesandter  und  hcvollm.  Minister  am  k.  k.  Hofe, 
venu.  14.  Mai  1S35  mit  Isabella  Gräfin  v.  Waldbolt  Rassenheim,  geb. 
30.  Ort.  1817.  Aus  dieser  Ehe  stummen  drei  Sohne,  die  Grafen: 
Ludwig  Heinrieh  Emil,  geb.  22.  Aug.  1837;  Hugo  Philipp  Peter,  geb. 
13.  Ocl.    1843,  und  Maximilian  Joseph    Emanuel,    geb.  4.  Febr.    1846. 


Grafen  v.  Leublfing  (Leibelfing.) 

^atholifd)  öarjern. 


Wappen:  im  silbernen  Schild  zwei  rothe  Querbalken.  Auf  dem  Schilde 
erbebt  sieb  ein  Helm,  und  auf  demselben  liegt  ein  rothes,  mit  goldenen  Quasten 
geziertes  Kissen,  auf  welchem  ein  silberner  linksseilender  Bracke  mit  ausgeschla- 
gencr  Zunge  und  mit  Halsband  sitzt.  Die  Helmdecken  sind  silbern  und  rotb.  So 
geben  das  Wappenbuch  des  Königreichs  Bayern  (IX,  84)  und  neuere  Lackabdrücke 
dieses  Wappen.  —  Nach  älteren  Siegeln  und  nach  dem  Geneal.  Taschenbuch  der 
gräflichen  Häuser  ist  der  Schild  quadrirt  mit  Mittclschild.  Im  silbernen  Mittelschild 
stehen  zwei  Hirschhörner,  jedes  von  fünf  Enden  und  von  natürlicher  Farbe,  senk- 
recht neben  einander.  1  und  4  in  Silber  zwei  rothe  Querbalken ;  2  in  Silber 
zwei  blaue  linke  Schrägbalken  mit  einer  rothen  linken  Schildesseite,  und  3  in 
Silber  zwei  blaue  rechte  Schrägbalken  mit  einer  rothen  rechten  Schildesseite.  Die 
Bedaction  hält  diesen  Schild  für  den  des  vollständigen  freiherrlichen  und  wohl 
auch  gräflichen  Wappens.  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  drei  Helme,  von  welchen 
der  mittlere  und  linke  gekrönt  sind.  Der  rechte  Helm  trägt  den  auf  dem  Kissen 
sitzenden  Hund  des  Stammwappens,  der  mittlere  die  Hirschhörner  des  Mittelschildes, 
und  der  linke  einen,  die  Sachsen  einwärtskehrenden,  geschlossenen  silbernen  Adlers- 
flug, welcher  mit  zwei  schrägrechten  blauen  Balken  belegt  ist.  Die  Helmdecken 
sind  silbern  und  rotb.  Nach  den  Supplementen  zum  Siebmacher  (III,  17)  ist  Feld 
1  und  4,  dem  Slammwappen  ganz  entgegen,  von  Silber  und  Roth  viermal  quer 
getheilt,  und  die  Hörner  des  Mittelschildes  sind  unten  durch  ein  abgerissenes  Stück 
der  Hirnschale  vereinig! ,  was  ältere  Siegel  nicht  ergeben.  Als  Wappen  der  Frei- 
herren v.  Leiblfing  (Leubelfmg)  giebt  Siebmacher  (II,  37)  einen  quadiirtcn  Schild 
mit  zwei  Helmen.  Feld  1 — 4,  wie  angegeben.  Rechter  Helm  der  des  Stamm- 
wappens; auf  dem  linken  ein  offener  Adlcrsflug,  dessen  rechter  Flügel  roth ,  der 
linke  aber  silbern  und  mit  zwei  blauen  schrägrechten  Balken  belegt  ist. 

Uraltes  bayerisches  adeliges,  später  freiherrliches  und  dann  gräf- 
liches  Geschlecht,   dessen   Stammreihe  Bucelini  mit  Woldemar,    welcher 


3()  GRAFEN  V.  ARNIM. 

Bei  der  1841  erfolgten  Erhebung  des  zur  Boitzenburger  Linie  gehörigen  hein- 
richsdorf-werblowschen  Hauses  in  den  preussischen  Grafenstand  wurde  das  alte 
Familienwappen :  Feld  2  und  linker  Helm,  belassen  und  demselben  auf  dem  Helme 
nur  eine  Grafenkrone  und  als  Schildhalter  zwei  rothe  pommersche  Greife  beigefügt. 

Uraltes,  früher  Arnimb  und  Arnheim  genanntes  Geschlecht,  welches 
nach  Einigen,  Gauhe's  Annahme  entgegen,  aus  Holland  von  der  Familie 
Arnheim  stammen  soll,  die  mit  Johann,  Herrn  der  Baronie  Rosendahl  in 
Geldern,  12.  Dec.  1716  erloschen  ist.  —  Der  Stammvater  der  jetzt  blü- 
henden Familie  ist  926  in  die  Altmark  Brandenburg,  nachdem  die  Wen- 
den aus  derselben  vertrieben  worden  waren,  gekommen ,  wo  sich  noch 
ein  Dorf  dieses  Namens  findet,  und  im  Laufe  der  Zeit  hat  die  Familie 
sich  bedeutende  Besitzungen  in  der  Uckermark,  dem  Magdeburgischen, 
in  Pommern,  Ostpreussen,  Sachsen  und  Franken  erworben.  Die  unun- 
terbrochene Stammtafel  beginnt  von  1280  mit  Vorchard  Henricus,  und 
das  Geschlecht  hat  sich  nach  und  nach  in  die  biesenthalsche  Haupt- 
linie mit  den  Abtheilungen  der  sächsischen,  boitzenburgischen  und  gers- 
waldischen,  und  in  die  zehdeniksche  Hauptlinie  mit  den  Abtheilungen 
der  magdeburgischen,  fränkischen  und  fredenwaldischen  geschieden.  Die 
Zahl  ausgezeichneter  Männer  dieser  angesehenen  Familie,  die  im  Kriege 
und  Frieden  sich  berühmt  gemacht  und  hohe  Slaatsämter  bekleidet  ha- 
ben,  ist  sehr  gross. 

Die  Grafen  v.  Arnim  stammen  aus  der  Boitzenburges  Linie.  Georg 
Dietlof,  geb.  8.  Sept.  1679,  gest.  20.  Oct.  1753,  k.  preussischer  w. 
Geh.  Staats-  und  Kriegsminister,  verm.  im  Mai  1705  mit  Dorothea  Sa- 
bina  Gräfin  v.  Schlieben,  geb.  19.  März  1683,  gest.  19.  März  1754, 
hinterliess  Abraham  Wilhelm,  geb.  24.  Mai  1712,  gest.  1 6.  Oct.  1761, 
k.  preuss.  Geh.  Justiz-Oberappellations-  und  Kammer-Gerichts-Rath,  verm. 
8.  Jan.  1738  mit  Anna  Elisabeth  Gräfin  v.  d.  Schulenburg,  gest.  12. 
Dec.    1741.      Sein  Sohn  Friedrich  Wilhelm,   geb.   31.   Dec.    1739,  gest. 

21.  Jan.  1801,  k.  preuss.  w.  Geh.  Staats-  und  Kriegsminister,  wurde 
am  2.  Oct.  1786  in  den  preussischen  Grafenstand  erhoben.  Er  war 
seil  9.  Mai  1764  vermählt  mit  Frede  Antoinette  v.  Cramm,  geb.  27. 
Nov.  1747,  und  aus  dieser  Ehe  entsprang  Friedrich  Abraham  Wilhelm, 
geb.  23.  Juni  1767,  gest.  31.  Jan.  1812,  k.  preuss.  Kammerherr  und 
ehemaliger  Gesandter  am  kursächs.  Hofe,  verm.  im  Aug.  1795  mit  Geor- 
gine Charlotte  Auguste  Gräfin  v.  Wallmoden-Giniborn,  geb.  1.  Jan.  1770. 
Seine  Söhne  sind: 

Graf  FRIEDRICH  Ludwig,  geb.  24.  Juli  1796,  Erbherr  der  zichow- 
schen  Güter  etc.,  k.  preuss.  Geh.  Rath  und  Oberschlosshauptmann,  verm. 

22.  Sept.    1829  mit  Sophie  Amalie  v.  Heister,  geb.  28.  Oct.  1800,  und- 

Graf  ADOLPH  Heinrich,  geb.  10.  April  1803,  Majoratsherr  der 
Boitzenburger  Güter,  k.  preuss.  Geh.  Staatsminister  a.  D.,  verm.  4.  Aug. 
1830  mit  Anna  Caroline  Gräfin  v.  d.  Schulenburg- Wolfsburg,  geb. 
17.  Nov.    1804. 

Von  Friedrich  Ludwig  stammen:  Georg  Friedrich,  geb.  15.  Juli 
1832,  und  Friedrich  Adolph,  geb.  5.  Nov.  1S36;  von  Adolph  Heinrich: 
Dietlof  Friedrich  Adolph,  geb.    12.   Dec.    1832;   Traugott  Hermann,  geb. 


GRAFEN  ARZ  V.   WASEGG. 


31 


20.  Juni   1839;   Georg  Carl  Albrecht,  geb.    17.  Jan.    1841,  und  Georg 
Werner,  geb.   3.  Mai    1845. 

Das  zur  Boitzenburger  Linie  gehörige  heinrichsdorf-werblowsehe 
Haus  erhielt  1841  die  preussische  Grafenwürdc  in  der  Person  des  von 
Heinrich  August  v.  Arnim,  geb.  20.  Jan.  1760,  gest.  19.  Jan.  1834, 
k.  preuss.  Geh.  Justiz-Rathc,  und  Ulrike  Bernhardine  Gräfin  v.  Borcke- 
Stargordt,  geb.  25.  Nov.  1773,  gest.  20.  Juli  1818,  abstammenden  k. 
preuss.  Staatsministers  a.  D.  und  Erbherrn  auf  Werblow,  Milow  und 
'Schwaneberg   HEINRICH  Friedrich,  geb.   23.   Sept.    1791. 


Grafen  Arz  v.  Wasegg. 

Üatholtfd).  ©cfUmid)  unb  fJreufjen. 

Besitz:  Herrschaft  Mclisch,  Kadlub  etc.;  Wigstein. 


Wappen:  quadrirter  Schild;  1  und  4  in  Roth  zwei  aus  einem  Wasscr- 
stroifl  emporwachsende ,  mit  den  Rücken  gegen,  mit  den  Köpfen  von  einander  ge- 
wendete silhcrne  Löwen.  2  und  3  von  Blau  und  Gold  quer  getheilt  mit  vier  über 
einander  nach  der  rechten  Seite  schreitenden  Löwen,  von  denen  die  beiden  oberen 
in  der  blauen  Hallte  golden,  die  beiden  unteren  in  der  goldenen  Hälfte  blau  sind. 
Auf  dem  Schilde  über  der  Grafenkrone  zwei  gekrönte  Helme.  Aus  dem  rechten 
Hclinc  wachst  ein  cinwärtssehender  gekrönter  silberner  Löwe  empor,  auf  dessen 
Krone  drei  Straussenfedern,  roth,  silbern,  roth,  stehen.  Der  linke  Helm  trägt  einen 
die  Sachsen  einwärtskehrenden  geschlossenen  Adlersflug,  welcher  wie  Feld  2  und  3 
getheilt  und  mit  den  vier  Löwen  belegt  ist.  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth  und 
silbern,  links  blau  und  golden.  —  Die  Abbildung  im  Wappenbuche  der  preussischen 
Monarchie  ist  unvollständig. 

Eine  der  ältesten  Familien  in  Tirol,  deren  Slammschloss  in  Süd- 
tirol im  Gerichte  Castelfondo  liegt  und  die  nach  Brandis  schon  vor  ur- 
alten Zeiten  den  Grafcntilel  geführt  hat,  da  Himellnid  Gräfin  v.  Arz 
1007  als  Gemahlin  des  Percifals  v.  Kaldoess  vorkommt.  Bischof  Viri- 
bus zu  Trienl  beschenkte  898  einen  Arz  mit  einem  Theile  des  Zehent 
von  Kaltem;  Lirich  und  Arnold  v.  Arz  wurden  1185  vom  Kaiser  Fried- 
rich  I.    mit  dem   Schlosse  Arz  belehnt,    und    Nicolaus  erhielt    1328  von 


32  GRAFEN  LEUTRUM  V.  ERTINGEN. 

Merklingen  belehnt.  —  Schloss  Ertingen  hatte  schon,  nach  Einigen,  zu 
Anfang  des  14.,  nach  Anderen  des  1 5.  Jahrhunderts  Hans  Lutram  inne, 
und  von  diesem  Schlosse  führt  die  Familie  ihren  Beinamen.  Paul 
Lutrams  Söhne  vertauschten  im  15.  Jahrhundert  den  Namen  Lutram 
mit  dem  Namen  Leutrum,  und  der  letztere  ist  unverändert  bis  auf  die 
neueste  Zeit  von  der  Familie  beibehalten  worden.  Im  Jahre  1488 
s.chloss  sich  das  Geschlecht  dem  damals  errichteten  schwäbischen  Adels- 
bunde, und  1496  der  erneuerten  St.  Georgenschilds -Vereinigung  in 
Schwaben  an  und  war  der  freien  unmittelbaren  Reichsritterschaft  vom 
Entstehen  bis  zur  Auflösung  derselben  als  alte  freiherrliche  Familie  ein- 
verleibt. —  Der  oben  erwähnte  Paul  Lutram,  Herr  zu  Düren,  Bauschiott, 
Enzberg,  Ertingen,  Kieselbronn,  Niefern,  Liebeneck,  Heydach  und  Wurm 
war  1452  bad.  Vogt  zu  Pforzheim,  und  beginnt  den  sicheren  Stamm- 
baum des  Geschlechts.  Die  nächsten  Nachkommen  desselben  standen 
meist  im  Dienste  der  badischen  Markgrafen.  Mit  Philipp  Christophs  — 
im  fünften  Gliede  von  Paul  stammend  —  markgräfl.  bad.  Geh.  Raths 
und  Obervogts  zu  Baden,  geb.  1584,  gest.  1649,  zwei  Söhnen:  Ernst 
Friedrich,  bad. -durlach.  Geleilshauptmann,  Herrn  auf  Liebeneck  und 
Heydach,  geb.  1616,  gest.  1703,  und  Carl,  bad.  Forstmeister,  Herrn 
auf  Wurm,  Dürren  und  Domeneck,  geb.  1618,  gest.  1689,  theilte  sich 
das  Geschlecht  in  zwei  Linien,  in  die  ältere,  oder  Ernestinische, 
freiherrliche,  welcher  bedeutender  Grundbesitz  in  Baden  und  Würtem- 
berg  zusteht,  und  in  die  theilweise  auf  diesem  Besitz  mitbelehnte  jün- 
gere, oder  Carolinische,  von  welcher  die  jetzigen  Grafen  v.  Leutrum 
abstammen. 

Aus  der  jüngeren  Linie  war  Carl  Magnus,  geb.  1680,  gest.  1739, 
zuerst  k.  schwed.  General  und  dann  k.  k.  österr.  General-Feldmarschall- 
Lieutenant;  Carl  Siegmund  Friedrich  Wilhelm,  geb.  1692,  gest.  1755, 
als  k.  sardin.  General  und  Gouverneur  der  Stadt  und  Provinz  Cuneo, 
zeichnete  sich  im  österreichischen  Successionskriege  rühmlichst  aus,  und 
Carl  August  Emanuel,  geb.  8.  März  1732,  gest.  19.  Nov.  1795,  k.  k. 
Kämmerer  und  k.  sardin.  General -Lieutenant  und  Regiments -Inhaber, 
erhielt  19.  März  1781  die  k.  sardin.  Grafenwürde.  Derselbe  hinterliess 
aus  der  Ehe  mit  Maria  Josepha  Honorie  Gräfin  Waldburg -Wolfegg- 
Waldsee,  geb.  11.  Juli  1762,  verm.  7.  Febr.  1782,  gest.  13.  Oct. 
1835,  drei  Söhne:  die  Grafen  Victor  Carl  Emanuel  Philipp,  Joseph 
Emanuel    Ludwig    Wilhelm    Ernst    und    Clemens    Friedrich    Maximilian 

WüMIBALD. 

Vom  Grafen  Victor  Carl  Emanuel  Philipp,  geb.  26.  Dec.  1782, 
gest.  17.  Sept.  1842,  erstem  Kammerherrn  des  Königs  von  Württem- 
berg, Intendanten  der  kön.  Capelle  und  Schauspiele,  k.  k.  w.  Kämmerer, 
verm.  17.  Sept.  1811  mit  Johanne  v.  Schad  von  Mittel-Biberach,  geb. 
16.  Jan.  1792,  gest.  16.  Oct.  1851,  stammt  das  jetzige  Haupt  der 
älteren  gräflichen  Linie  in  Württemberg:  Graf  HUGO  Carl  Emanuel 
Friedrich  Joseph  August  Johann  Eberhard,  geb.  6.  Aug.  1814,  k. 
württemb.  Ober-Justizrath  und  Staats -Anwalt  bei  dem  Gerichtshofe 
zu  Ulm.  n 


ÜRAFKN    V.    LEYDEN. 


33 


Vom  Grafen  Joseph  Emanuel  Ludwig  Wilhelm  Ernst ,  geb.  1  3.  Sepl. 
1785,  gest.  8.  März  1851,  k.  preuss.  Major,  venu.  28.  Jan.  1819  mit 
Agnes  Gräfin  v.  Magnis,  geb.  25.  Mai  1798,  gest.  18.  April  1841,  isl 
entsprossen  das  jetzige  Haupt  der  jüngeren  gräflichen  Linie  im  preus- 
sischen  Schlesien:  Graf  VICTOR  Emanuel  Ludwig  Anton,  geb.  3.  April 
1820,  Erbherr  auf  Stöckel,  Tschirnhaus  und  Elbcl-Kauflung,  k.  preuss. 
Lieutenant  im  7.  Landwehr-Infanterie-Regiment.  Die  zwei  Rrüder  des- 
selben sind:  Graf  Rudolph  Emanuel  Ludwig,  geb.  13.  Jan.  1823,  und 
Graf  Emanuel,  geb.  2.  Aug.  1836,  k.  k.  Oberheulenanl.  —  Graf  Clemens 
Friedrich  Maximilian  Wunjrald ,  geb.  26.  Mai  1788,  ist  k.  sardini- 
scher Major. 


Grafen  v.  Leyden. 

ßatljolifd).  ßagern. 

Besitz:  Scbonburg;  Grossköllnbacb  eic.  in  Niederbaycrn. 


"Wappen:  Schild  quer  getbeilt ;  oben  in  Silber  ein  rotbes,  bis  an  die  Rän- 
der reichendes  Kreuz,  unten  in  Blau  drei  (2  und  l)  aebteckige  goldene  Sterne, 
lieber  der  Grafenkrone  sieben  drei  gekrönte  Helme.  Hinter  dein  rechten  Helme 
wächst  ein  einwärtssebender  goldener  Löwe  auf,  welcber  in  den  Vorderpranken 
einen  blauen  Federpfeil  mit  silberner  Spitze  vor  sieb  hält;  der  mittlere  Helm  trägt 
zwei  Büffelsbörner,  von  denen  das  rechte  silbern,  das  linke  roth  ist.  Das  rechte 
silberne  Hörn  ist  mit  sechs  rotben,  das  linke  rotbe  aber  mit  sechs  silbernen 
Straussenfedern  so  besteckt,  dass  drei  in  der  Mündung  und  drei  an  der  äus- 
seren Seite  unter  einander  stellen.  Auf  dem  linken  Helme  sitzt  ein  einwärts- 
gekehrter silberner  Schwan  mit  in  die  Höbe  gehobenen  Flügeln,  welcher  einen 
schwarzen ,  mit  dem  Bart  unter  sich  gekebrten  Schlüssel  im  Schnabel  trägt.  Die 
Helmdecken  sind  reebts  blau  und  golden  und  links  roth  und  silbern,  und  den 
Schild  hält  rechts  mit  der  linken  Kralle  ein  einwärtssehender  silberner  Strauss 
mit  emporgehobenen  Flügeln,  links  ein  einwärtssebender  doppelt  geschweifter  gol- 
dener Löwe. 

Die    Grafen    von    Leyden    sind    einer    der   ältesten    niederländischen 
Adelsfamilien  entsprossen,  welche  sich    auf  die  Zeit  zurückerstreckt,    in 
II.  3 


34  GRAFEN    V.    LEYDEN. 

der  Bayern  Holland  beherrschte,  und  die  reichbegüterte  Hauptlinie  des 
Geschlechts  ist  erst  in  diesem  Jahrhundert  in  der  Stadt  Leyden  ausge- 
storben. Zweige  der  Familie  kamen  früh  unter  dem  Namen  de  Leyde 
nach  Lothringen  und  wendeten  sich  aus  Lothringen  unter  dem  Namen : 
Leydl  in  die  Schweiz.  Aus  letzterer  übersiedelte  sich  Bernhard  Wil- 
helm v.  Leydl,  verm.  mit  Maria  Anna  v.  Mülinen,  im  Anfange  des  17.  Jahr- 
hunderts nach  Bayern,  und  der  Sohn  desselben,  Johann  Baptist,  kurpfalz- 
bayer.  Geh.  Bath ,  Slaatsminister  und  Vicecanzler,  wurde  vom  Kaiser 
Leopold  I.  15.  Nov.  1678  in  den  Reichsfreiherrenstand  erhoben,  und 
erhielt  10.  Febr.  1688  wieder  den  älteren  Namen  :  Leyden  zurück,  er- 
warb sehr  bedeutenden  Grundbesitz  und  stiftete  das  Fidei-Commiss  Affing. 
Der  Sohn  desselben  aus  der  Ehe  mit  Maria  Barbara  Freiin  v.  Stauding, 
Joseph  Ignaz,  welcher  sich  als  Gesandter  an  mehreren  Höfen,  sowie  bei 
Kreis  -  und  Reichstagen  ganz  bewährte,  pflanzte,  vermählt  mit  Maria  Anna 
Helene  Freiin  Hörwarth  v.  Hohenburg,  durch  seinen  Sohn,  Max  Anton 
Joseph,  das  Geschlecht  fort.  Derselbe,  verm.  mit  Maria  Theresia  Freiin 
Krauss  v.  Sala  und  Kraussegg,  hinterliess  nämlich  drei  Söhne:  Max  Casimir, 
Joseph  Ignaz  und  Franz  Xaver. 

Max  Casimir,  kurbayer.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  des  Hof-  und 
Geistlichen  Ralhs  Vicepräsident,   starb  1772   unvermählt. 

Joseph  Ignaz,  geb.  1734,  kurpfälz.  Minister  und  Gesandter,  wTurde, 
nachdem  er  das  Ritlergut  Schlipsheim  im  Canton  Donau  erworben,  von 
der  freien  Reichsritterschaft  in  Schwaben  21.  Jan.  1764  als  wirkliches 
Mitglied  aufgenommen  und  erhielt  vom  Kurfürsten  Carl  Theodor  im  Reichs- 
Vicariate  24.  Sept.  1790  nebst  seinem  Bruder,  Franz  Xaver,  mit  allen 
Nachkommen  den  Reichsgrafenstand.  Derselbe  hinterliess  aus  der  Ehe 
mit  Ursula  Maria  Philippine  Freiin  v.  Weiden  drei  Söhne,  die  Grafen: 
Max  Anton,   Max  Joseph  und  Clemens  Wenzeslaus. 

Der  ältere  Sohn:  Graf  Max  Anton,  geb.  17.  März  1764,  gest.  IS. 
Jan.  1821,  kurpfälz.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Regierungs-Rath,  vermählte 
sich  in  erster  Ehe  23.  Oct.  1785  mit  Maximiliane  Gräfin  v.  Dachsperg, 
Erbin  von  Schönburg,  und  in  dritter  Ehe  mit  Catharina  Gräfin  v.  Reisach- 
Steinberg,  geb.  12.  Febr.  1767.  Aus  erster  Ehe  stammte  Graf  Franz 
Xaver,  geb.  25.  Nov.  1786,  gest.  l.Aug.  1836,  k.  bayer.  Kämmerer, 
verm.  25.  Nov.  1826  mit  Melanie  Gräfin  v.  Frohberg-Montjoye,  welcher 
Ehe  das  jetzige  Haupt  dieser  Linie:  Graf  ALFRED  Franz  Xaver  Max, 
geb.  23.  Nov.  1827,  Herr  auf  Schönburg,  k.  bayer.  Lieutenant,  ent- 
sprossen ist. 

Der  zweite  Sohn :  Graf  Max  Joseph  ,  trat  zuerst  als  Chevalier  de 
justice  in  den  Malteser-Orden,  vermählte  sich  aber  später  mit  Maria  Anna 
Gräfin  v.  Arco,  Frau  auf  Achdorf,  und  wurde  k.  bayer.  Kämmerer,  Präsident 
und  Generalcommissair  in  Schwaben.  Der  Sohn  desselben  ist :  Graf 
Joseph  Max  CANDiD;  geb.   3.   Octb.    1799,  Weltpriester. 

Der  dritte  Sohn:  Graf  Clemens  Wenzeslaus,  k.  bayer.  Kämmerer, 
Präsident,   Staats  -  und  Rcichs-Rath,  starb   1830  ohne  Nachkommen. 

Vom  Grafen  Franz  Xaver  —  dem  dritten  Sohne  des  Freiherrn 
Max  Anton  Joseph  —   stammte  Graf  Johann  Baptista  Joseph  Max,    geb. 


GRAFEN    V.    UECHTFNRF.RG. 


35 


1774,  gest.  1847,  Herr  auf  Kilhbach,  Rapenzeld  und  Metzenhofen,  k.  bayer. 
Rittmeister.  Der  Solin  desselben  ist  das  jetzige  Haupt  dieser  Linie:  Graf 
CARL  Joseph  August,  geb.  28.  April  1806,  Herr  auf  Grossköllnbacb,  k. 
bayer.   Kämmerer,  verm.   14.  Juli   1835  mit  Franziska  v.  Weling. 


Grafen  v.  Liechtenberg« 

fiatljoltfd).  Ocfterrnd). 

Besitz:  Schombcrg  etc.  in  Krain. 


"Wappen:  quadrirter  Schild;  1  und  4  in  Silber  ein  einwärtsgekehrter, 
gekrönter,  blauer  Löwe  mit  doppeltem  Schweife  (Schwab,  Schwaben);  2  und  3 
in  Silber  ein  einwärtsgekehrter,  gekrönter,  rother  Vogel  mit  ausgebreiteten  Flü- 
geln (Liechtenberg).  Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme. 
Der  rechte  trägt  einwärtsschcnd  und  wachsend  den  Vogel  des  2  und  3  Feldes,  der 
mittlere  einen  offenen  silbernen  Adlersflug,  und  der  linke  rechtssehend  und  wach- 
send den  Löwen  des  1  und  4  Feldes.  Die  Helmdecken  sind  rechts  und  links  sil- 
bern, blau,  roth.  —  Siebmacher  führt  Bd.  II.  Tab.  .13  unter  den  Freiherren:  die 
Schwaben  auf.  Unstreitig  gehört  das  von  ihm  gegebene  Wappen  in  die  hier  in  Rede 
stehende  Familie.  Der  Schild  ist  quadrirt:  1  in  Silber  ein  rechtsgekehrter,  ge- 
krönter und  doppelt  geschweifter  blauer  Löwe;  2  und  3  auf  grünem  Dreihügel  in 
Silber  ein  einwärtssehender,  gekrönter,  rother  Vogel  mit  ausgebreiteten  Flügeln; 
4  der  Löwe,  wie  im  ersten  Felde,  nur  linkssehend.  Aus  dem  gekrönten  Helme 
wächst  rechtssehend  der  blaue  Löwe  zwischen  einem  offenen  rothen  Adlersfluge 
auf.     Die  Helmdecken  sind  rechts  silbern  und  blau,  links  silbern  und  roth. 

Sehr  altes,  ursprünglich  fränkisches  und  von  der  Familie  der  Schwa- 
ben (Swaben)  stammendes  Adelsgeschlecht,  welches  vor  300  Jahren 
nach  Oesterreich  kam  und  besonders  in  Krain  Güter  erlangte.  Johann 
v.  Schwab,  aus  dessen  Familie  Heinrich  schon  1296  und  Berlhold  1338 
bekannt  war,  vermählte  sich  1540  mit  Margaretha  v.  Liechtenberg,  der 
letzten  ihres  Geschlechts,  aus  welchem  Glieder  1168  dem  Turniere  zu 
Zürich  beiwohnten  und  welches  sich  in  Oesterreich,  Kärnten,  Tirol  und 
Krain  sehr  ausgebreitet  hatte,  und  brachte  die  Erbgüter  seiner  Gemah- 
lin und  den  Namen  Liechtenberg  an  sein  Geschlecht.  Johann  Joseph 
Schwab  v.  Lichtenberg ,    wie   die   Familie   früher   sich    schrieb ,    kaiserl. 


3(5  GRAFEN    V.    LICHTENBERG. 

Oberst,  kam  1575  in  türkische  Gefangenschaft  und  starb  in  Constan- 
tinopel.  Wolf  Andreas,  welcher  1660  den  Freiherrenstand  erhalten  hatte, 
fiel  1673,  und  der  Sohn  desselben,  Franz  Bernhard,  erhielt  1680  die  Gra- 
fenwürde. Von  den  Söhnen  desselben  stifteten  Georg  Sigismund  und 
Georg  Gottfried  zwei  noch  blühende  Zweige.  Der  von  Georg  Sigismund 
stammende  zerfiel  später  in  die  Aeste  von  Einödt,  erloschen  1.  März 
1851  mit  dem  Grafen  Johann  Baptista ,  und  von  Smuck  ;  der  von  Georg 
Gottfried  gegründete  in  die  Aeste  von  Schneeberg  und  Ortenegg  v.  Hal- 
lerstein. Ein  dritter  Zweig  erlosch  im  Mannsstamme  1810.  Ausserden 
grätlichen  Zweigen  blüht  noch  ein  freiherrlicher,  und  von  diesem  kom- 
men Freiherren  v.  Liechtenberg  und  Janeschütz  vor,  deren  Wappen  sich 
im  Wappenbuche    der  österreichischen  Monarchie  (XIV.,   75)  findet. 

Die  genealogischen  Verhältnisse  der  Familie  im  18.  und  im  An- 
fange des    19.  Jahrhunderts    sind  genau  nicht  bekannt. 

Von  dem  jetzigen  Bestände  der  gräflichen  Zweige  gehören  hierher: 

Ast  Smuck:  Graf  FRANZ,  genannt  Siegfried,  geb.  1802,  k.  k. 
Hauptmann  in  der  Armee,  verm.  30.  Jan.  1837  mit  Anna  Maria  Gräfin 
v.  Auersperg  zu  Thurn-am-Hart,  aus  welcher  Ehe  Graf  Victor  Franz, 
geb.  20.  Octb.  1837,  stammt.  Der  Bruder  des  Vaters  des  Grafen  Franz 
ist:  Graf  Franz,  geb.  1765,  Inhaber  des  Familien-Seniorats,  k.  k.  Käm- 
merer und  Oberstlieutenant  i.  d.  A.,  verm.  1799  mit  Henriette  v.  Veröss, 
verw.  v.  Vegh. 

Ast  Schneeberg:  Graf  Wolfgang,  geb.  1784,  Herr  auf  Schom- 
berg,  k.  k.  Kämmerer,  stand.  Verordneter  des  Herrenslandes  zu  Lai- 
bach etc.  Von  den  Brüdern  des  Grafen  Wolfgang  leben  drei,  die  Grafen : 
Siegmund,  geb.  1788,  k.  ungar.  Cameral-Waldmeister  zu  Fiume;  Nicolaus, 
geb.  1789,  k.  k.  Kämmerer,  Feldmarschall-Lieutenant  etc.,  und  Carl, 
geb.  1796,  k.  k.  Oberlieutenant  a.  D.  Von  einem  vierten  Bruder,  dem 
Grafen  Maximilian,  geb.  1795,  gest.  im  Dec.  1841,  genannt  Mordaxt  als 
Adoptivsohn  des  als  Letzter  seines  Stammes  und  Namens  verstorbenen 
Freiherrn  Joseph  v.  Mordaxt,  lebt  aus  der  Ehe  mit  Caroline  Freiin  v. 
Lazarini,  geb.  23.  Mai  1811,  verm.  1.  Jan.  1832:  Graf  Arthur,  geb. 
22.  Octb.  1832,  k.  k.  Oberlieutenant.  Vom  Grafen  Wenzel  —  wahr- 
scheinlich dem  Onkel  des  Grafen  Wolfgang  -  gest.  1813,  stammten  aus 
der  Ehe  mit  Xavere  Freiin  v.  Rastern,  geb.  1768,  gest.  11.  Febr.  1850, 
zwei  Söhne,  die  Grafen:  Xavier,  geb.  1805,  und  Albert,  k.  k.  Lieute- 
nant i.  d.  A. 

Ast  Ortenegg  v.  Hallerstein.  Graf  JOHANN  Nepomuk  — 
Sohn  des  Grafen  Benjamin,  gest.  1839  —  geb.  8.  Sept.  1808,  k.  k. 
Major  i.  d.  A.,  verm.  12.  Juli  1841  mit  Wilhelmine  Strobel  v.  Anker- 
wald, geb.  7.  Feb.  1822.  Aus  dieser  Ehe  sind  entsprossen  die  Gra- 
fen: Carl  Emanuel  Franz,  geb.  26.  Nov.  1843,  und  Carl  Albert  Anton 
Clemens,  geb.   7.   Febr.    1845. 


GRAFEN  V.  LIEVEN.  37 

Grafen  v.  Lieven. 

futljerifd).  Ruijlanb. 

Besitz:    Bersen  in  Kurland. 


Wappen:  im  rotben  Schilde  zwischen  sieben  (2,  2  und  3;  auch:  2,  2, 
2,  t)  güldenen  Steinen  drei  (2  und  1>  goldene  Lilien.  Uel»er  der  Grafenkrone 
erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  welcher  einen  gekrönten,  schwarzen  Doppel-Adler 
trägt.  Die  Helmdecken  sind  roth,  schwarz  und  golden,  und  den  Schild  halten 
zwei  geharnischte,  vorwärtssehende  Ritter,  welche  in  der  freien  Hand  eine  Helle- 
barde halten. 

Die  älteste  und,  wie  «nilgemein  angenommen  wird,  die  einzig  noch 
übrig  gebliebene  eingeborene  livische  Adelsfamilie  Lief-  und  Kurlands,  aus 
welcher  Glieder  in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  nach  Schweden 
und  im  18.  Jahrhundert  nach  Russland  gekommen  sind.  In  Schweden  kam 
die  Familie  zu  hohen  Ehrenslellen  und  erhielt  den  Freiherren-  und  den 
Grafenstand.  Ein  Freiherr  v.  Lieven,  k.  sehwed.  General- Major,  zeichnete 
sich  durch  Tapferkeit  in  dem  Kriege  gegen  Polen,  namentlich  1707  bei 
der  Belagerung  von  Thorn,  rühmlichst  aus.  Johann  Helmerich  oder  Heinrich 
Graf  v.  Lieven  wurde  1721  Reichs-Ralh  in  Schweden  und  starb  als  solcher 
1733.  Mit  derselben  Würde  war  1730  Bernhard  Graf  v.  Lieven  be- 
kleidet. Ein  Graf  v.  Lieven  wurde  1740  k.  sehwed.  General  en  Chef, 
und  1743  erhielt  der  k.  russ.  General -Major  Freiherr  v.  Lieven  das 
Mitcommando  über  die  Landtruppen. 

Der  Reichsgrafenstand  kam  im  Jahre  1789  in  die  Familie,  und 
zwar  in  der  Person  Georg  Wilhelm  Friedrich  Thaddaeus  Philipps,  welcher 
aus  dem  Zweige  stammte,  der  sich  seit  1507  in  Kurland  auf  dem 
Majorate  Bersen  im  Kirchspiel  Dohlen  fortgepflanzt  hat. 

Aus  dem  sogenannten  russischen  Zweige  des  Hauses  Lieven  wurde 
vom  Kaiser  Nicolaus  von  Russland  3.  Sept.  1826  der  k.  russ.  General- 
Lieutenant  Christoph  Andrejewicz  Graf  v.  Lieven  in  den  Fürstenstand 
erhoben. 

Das  Haupt  der  reichsgräflichen  Linie  ist:  GEORG  Thaddaeus  Philipp 
Reichsgraf  und  Ritter  v.  Lieven  —  Sohn  des  Grafen  Georg  Wilhelm 
Friedrich    Thaddäus    Philipp    —    geb.    11.  Jan.    1771.    k.   k.   Kämmerer, 


38 


GRAFEN  V.  LISDE>T. 


k.  bayer.  General-Major,  Majoratsherr  auf  Bersen  in  Kurland,  vermählt 
mit  Julie  v.  Löwenstern  aus  dem  Hause  WolmarshofT  in  Liefland.  Von 
den  Töchtern  aus  dieser  Ehe  lebt  Adele  Reichsgräfin  v.  Lieven,  geb. 
1806,  Erbmajoratsfrau  auf  Bersen,  vermählt  mit  Anton  Eduard  Grafen 
v.  Königsfels,  k.  russ.  Kammerjunker  und  Erbherrn  auf  ßlankenfeld  in 
Kurland. 


Grafen  v.  Linden. 

Hatholtfd).  tDürttemberg. 

Besitz;  die  Rittergüter  Nordstetteu  und  Neunthauseu  ;  das  Rittergut  burgberg  in  Württemberg. 


Wappen:  im  rothen  Schilde  ein  goldenes,  den  Schild  ganz  überziehendes 
Kreuz.  Ueber  der  Grafenkrone,  welche  nach  Lackabdrücken  nicht  immer  geführt 
wird,  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  auf  welchem  ein  rechtssehendes  schwarzes 
Windspiel  mit  güldenem  Halsband  und  Ring  sitzt.  Die  Helmdecken  sind  roth  und 
golden. 

Uraltes,  aus  den  Niederlanden  stammendes  Adelsgeschlecht,  welches 
später  die  Freiherren-  und  dann  in  mehreren  Gliedern  die  Grafenwürde 
erhielt.  Die  Familie  war  schon  im  Mittelalter  in  der  Gegend  von  Hex 
begütert.  In  Folge  der  um  die  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  in  den 
Niederlanden  entstandenen  Unruhen,  wendete  sich  Peter  v.  Linden  nach 
Deutschland  und  kaufte  sich  in  der  Gegend  des  mittleren  Mains  an, 
wodurch  die  Familie  in  der  vormaligen  unmittelbaren  freien  Reichsritter- 
schaft in  Schwaben  im  Canton  Neckar- Schwarzwald  Aufnahme  fand. 
Peters  Urenkel,  Johann  Heinrich,  kurmainz.  Geh.  Rath  und  Chef  der 
Finanz -Verwaltung,  gest.  1796,  erlangte  den  Reichs -Freiherren- 
stand, welcher  1.  Jan.  1808  im  Königreich  Württemberg  bestätigt 
wurde.  Nach  Erwerb  mehrerer  Rittergüter  entstanden  durch  Johann 
Heinrichs  zwei  Söhne  zwei  Hauptlinien :  der  ältere,  Franz  Damian,  geb. 
1745,  gest.   3.  Sept.  1817,  grossherz.  frankfurtscher  Staatsrath,  stiftete 


BRATEN  V.  LINBKlf.  39 

die  altere  oder  Nords  tetter  Linie,  der  jüngere  dagegen,  Khan/. 
Joseph  Ignaz,  geb.  5.  Dee.  1700,  gest.  3.  Jan.  1830,  k.  württemb. 
Slaatsratli  und  Regierungs-Präsident,  die  jüngere  oder  Neunthauser 
Linie.  Im  Jahre  1844,  1850  und  1852  wurden  die  hierher  gehörigen 
Glieder  der  Familie  in  den  erblichen  Grafenstand  des  Königreichs  Würt- 
temberg erhoben. 

Die  genealogischen  Verhältnisse  der  Glieder  beider  Linien  ergeben 
sich  aus  dem  Angeführten  und  aus  nachstehender  Ahnentafel  der  Neunt- 
hauser  Linie:  Hans  Leonhard  v.  Linden  —  Sohn  Hans  Peters  v.  Linden 
aus  der  Ehe  mit  Margaretha  v.  Landsee  und  Enkel  Peters  v.  Linden  — 
geb.  4.  Febr.  1082;  Gemahlin:  Margaretha  v.  Kirstein  aus  dem  Hause 
Mossbach,  geb.  20.  April  1082.  —  Johann  Heinrich  Freiherr  v.  Linden, 
kurmainz.  Geh.  Rath,  geb.  20.  Juni  1719;  Gemahlin:  Ursula  Elisabetha 
v.  Escherich,  geb.  10.  April  1723.  —  Johann  Heinrich  Ignaz,  geb. 
5.  Dec.  1700,  gest.  3.  Jan.  1830,  k.  würtlemb.  Geh.  Rath,  Kammer- 
herr, Standesherr  etc.;  Gemahlin:  Anna  Maria  Freiin  Gedult  v.  Jungen- 
feld. —  Edmund  Heinrich  Friedrich  Maria  Graf  v.  Linden,  jetziges  Haupt 
der  Neunlhauser  Linie. 

Die  hier  aufzuführenden  jetzigen  Glieder  der  Familie  sind : 

Nordstetter  oder  älterer  Zweig:  Graf  Philipp  HEINRICH 
v.  Linden  —  Sohn  des  Freiherrn  Franz  Damian  —  grossherz.  hess. 
Kammerherr,  des  k.  bayer.  Hausordens  vom  heiligen  Michael  Ritter  und 
des  Malteser -Ordens  Ehrenrilter  etc.,  verm.  28.  Juli  1845  mit  Anna 
Freiin  v.  Nordeck  zur  Rabenau,  geb.   5.  April    1822. 

Neunthauser  oder  jüngerer  Zweig:  Graf  EDMUND  Heinrich 
Friedrich  Maria,  geb.  11.  Jan.  1798,  Herr  auf  Burgberg,  k.  württemb. 
Oberst  und  Regimentscommandeur  etc.,  verm.  10.  Oct.  1820  mit  Wil- 
helmine  Nalalie  Freiin  Fuchs  v.  Rimbach  und  Dörnheim ,  geb.  8.  Aug. 
1808,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Heinrich 
Alexander,  geb.  3.  Aug.  1829,  k.  württemb.  Lieutenant  im  Generalstabe; 
Edmund  Heinrich  Eugen  Carl,  geb.  22.  Aug.  1833,  k.  k.  Lieutenant, 
und  Carl  Heinrich,  geb.   28.  Mai    1838. 

Der  Bruder  des  Grafen  Edmund  Heinrich  Friedrich  Maria  ist  Graf 
Franz  v.  Paula  Friedrich,  geb.  4.  Mai  1800,  k.  württemb.  Kammerherr, 
Slaatsratli ,  ausserord.  Gesandter  und  bevolhn.  Minister  am  k.  preuss., 
und  seit  November  1852  auch  am  k.  sächs.  und  k.  hannov.  Hofe  etc., 
verm.  1832  mit  Margaretha  Ernesline  Luise  Charlotte  Maria  Freiin 
v.  Hügel,  geb.  4.  Mai  1807.  Der  aus  dieser  Ehe  stammende  Sohn 
ist:  Graf  Franz  Joseph   Heinrich  Ererhard,  geb.    13.  Febr.    1830. 


40  GRAFEN   V.   LINKER. 

Grafen  v.  Linker. 

$atholifd).  Hefter  retri). 

Besitz:  ilie  Herrschaft  Sclilüsselburs  in  liohnu'ii. 


Wappen :  Schild  durch  einen  abgekürzten  rothen  Sparren  quer  getheilt ; 
oben  in  Blau  ein  rechtssehendes,  auf  dem  Sparren  stehendes  Lamm;  unten  in 
Silber  ein  schwebender,  offener,  goldener  Granatapfel  mit  zwei  grünen  Blättern. 
Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Aus  dem  rechten  Helme 
wächst  einwärtssehend  das  Lamm  der  oberen  Schildhälfte  zwischen  zwei  von  Blau 
und  Silber  mit  gewechselten  Tincturen'  quergctheilten  Büffelshörnern  empor,  auf 
dem  mittleren  steht  ein  golden  bewehrter  schwarzer  Doppel-Adler,  und  auf  dem 
linken  Helme  ein  offener,  von  Blau  und  Silber  quergetheilter  Adlersflug,  dessen 
Flügel  mit  dem  rothen  Sparren  und  dem  unter  demselben  befindlichen  Granatapfel 
der  unteren  Schildhälfte  belegt  sind.  Die  Helmdecken  sind  rechts  blau  und  sil- 
bern, links  roth  und  silbern ,  und  zwei  schwarze,  goldenbewehrte,  auswärtssehende 
Adler  halten  den  Schild.  Nach  Angaben  Einiger  sind  die  Büffelshörner  auf  dem 
rechten  Helme  blau,  die  Hclmdecken  rechts  und  links  blau  und  silbern,  und  die 
den  Schild  haltenden  Adler  silbern  oder  von  natürlicher  Farhe.  —  Wie  beschrieben, 
wird  neuerlich  ineist  dieses  Wappen,  nach  den  Supplementen  zum  Siebmacher 
(II,  14),  aufgeführt.  Tyroffs  Neues  adcl.  Wappen  werk  giebt  Rd.  IL  Tab.  244  zwei 
Wappen  der  Freiherren  v.  Lynckcr  protestantischer  Linie,  und  zwar  das  eine  als 
Stamm-,  das  andere  als  vermehrtes  Wappen.  Der  Schild  des  Stammwappens  ist 
durch  einen  schrägrechten  schwarzen  Balken  getheilt;  oben  schreitet  in  Blau  auf 
dem  Balken  ein  silbernps  Lamm  nach  rechts,  unten  zeigt  sich  in  Gold  eine 
schwarze,  gestürzte  Muschel.  Aus  dem  gekrönten  Helm  wächst  linkssehend  das 
silberne  Lamm  zwischen  zwei  Büffelshörnern  auf,  welche  von  Blau  und  Silber  mit 
gewechselten  Tincturen  quer  getheilt  sind.  In  jeder  Mündung  steckt  an  goldenem 
Stabe  ein  herabfliegendes  Fähnchen,  rechts  von  Blau  und  Silber,  links  von  Schwarz 
und  Gold  der  Länge  nach  getheilt.  Die  Helmdecken  sind  rechts  silbern  und  blau, 
links  golden  und  schwarz.  —  Der  Schild  des  vermehrten  Wappens  ist  zweimal  der 
Länge  nach  und  einmal  quer  getheilt,  also  6feldrig,  mit  gekröntem  Mittelschild, 
welches  das  eben  beschriebene  Stammwappen  zeigt.  I  und  6  in  Schwarz  zwei 
silberne  Sparren,  von  denen  der  obere  von  zwei  goldenen  Sternen  beseitet  ist, 
während  unter  dem  unteren  ein  solcher  Stern  steht.  2  in  Ruth  drei  (2  und  1) 
goldene  Löwenköpfe.  3  und  4  in  Roth  drei  (2  und  l)  goldene  Garben,  zwischen 
welchen  zwei  goldene  Andreaskreuze  neben  einander  stehen.  5  in  Rlau  ein  sil- 
bernes Kreuz,  welches  oben  rechts  und  links  von  einer  schräggestellten  silbernen 
Wecke  beseitet  ist.  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  zwei  gekrönte  Helme.  Der 
rechte  Helm  gleicht  ganz  dem  Helme  des  Stammwappens;  auf  dem  linken  steht 
auf  zwei  gekrönten  goldenen  Säulen  ein  Portal,  dessen  Gesimse  von  Rlau,  Gold. 
Roth,   Rlau    und    Roth    fünfmal    quer  getheilt    ist    und  auf  dem  oben  fünf  goldene 


GRAFEN  V.  LINKER.  41 

Zacken  stehen,  von  denen  jede  von  einer  Straussenfeder,  von  Gold  und  Schwarz 
abwechselnd,  besteckt  wird.  Die  Helmdecken  sind  rechts  und  links  silbern,  blau 
und  golden,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende  Wölfe  von  natürlicher 
Farbe. 

Der  Stammvater  der  Grafen  v.  Linker  ist  der  berühmte  Nicolaus 
Christoph  Freiherr  v.  Linker  (Lyncker),  k.  k.  Reiehs-Hofralh  und  Staats- 
Minister.  Derselbe,  geb.  zu  Marburg  2.  April  1643,  bekam  1670  eine 
Professur  der  Rechte  zu  Giessen,  ging  1674  als  Regierungs-  und  Con- 
sistorial-Präsident  nach  Eisenach  und  wurde  1680  Professor  Juris  Pri- 
marius in  Jena.  1683  wurde  derselbe  zum  herz.  Sachsen-Eisenachischen 
Vormundschafts-Rath  und  zum  herz.  Sachsen-Wcimarschen  Geh.  Rath 
ernannt,  und  1686  nach  Wien  gesendet,  um  von  dem  kais.  Hofe  die 
Eisenachsche  und  Weimarsche  Lehn  über  die  herz,  sächsischen  Lande 
zu  erhalten,  worauf  Kaiser  Leopold  I.  7.  Oct.  1688  denselben  mit  dem 
Prädicate:  Edler  Herr  v.  Lyncker  in  den  Reichs -Ritterstand  erhob. 
Nachdem  er  1694  Ordinarius  der  Juristenfacultät  zu  Jena  geworden, 
legte  er  die  Professur  nieder  und  wurde  1695  herz,  sachsen-weimar- 
scher  Consistorial-Präsident.  Am  7.  Aug.  1700  erfolgte  die  Erhebung 
in  den  Rcichsfreiherrenstand,  1702  gelangle  er  zur  Würde  des  Geh. 
Ralhs-Präsidenten  in  Weimar,  ging  aber  bald  darauf  als  kais.  Reichs- 
Hofrath  nach  Wien,  wurde  als  solcher  zu  den  wichtigsten  Sendungen 
gebraucht,  und  starb  28.  Mai  1726.  Ueber  seine  Nachkommen  konnte 
schon  der  fleissige  Gauhe  Genaues  nicht  ermitteln,  und  so  ist  derselbe 
ungewiss,  ob  der  ebenfalls  sehr  berühmte  Philipp  Wilhelm  Lyncker 
v.  Lützenwick,  welcher  gegen  die  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  kais. 
Reichs-Hofrath  und  kurmainz.  Minister  am  k.  k.  Hofe,  Principal-Gesandler 
und  Reichs-Director  zu  Regensburg  etc.  war,  der  Sohn  oder  ein  Verwandter 
Nicolaus  Christophs  gewesen  sei.  Den  1736  zu  Erfurt  bestallten 
kurmainz.  Regierungs-Rath  Johann  Daniel  Christoph  Lyncker  v.  Lützen- 
wick hält  Gauhe  für  Philipp  Wilhelms  Rruder.  —  Im  Anfange  dieses 
Jahrhunderts  war  bei  der  Reichsversammlung  zu  Regenburg  als  kurtrier. 
Gesandter  aecreditirt:  Johann  Franz  Freiherr  Linker  v.  Lützenwick,  Herr 
zu  Romsberg,  k.  k.  und  kurtrier.  w.   Geh.  Rath  etc. 

Der  Grafenstand  kam,  nach  Megerle  v.  Mühlfeld,  in  der  Person  des 
Freiherrn  Clemens  Wenzel  v.  Linker,  Malteser -Ritlers  und  Adjutanten  der 
böhm.  adeligen  Leibwache  im  Feldzuge  1812  und  1813,  im  Jahre  1816 
in  die  Familie. 

Das  Haupt  derselben  ist:  CLEMENS  Wenzel  Graf  v.  Linker  und 
Lützenwick,  geb.  18.  Juli  1785,  Herr  v.  Schlüsselburg  in  Röhmen,  k. 
k.  Kämmerer,  verm.  26.  Sept.  1836  mit  Anna  v.  Arvay.  —  Der  Bruder 
des  Grafen  Clemens  Wenzel  ist  Siegmund  Freiherr  v.  Linker,  geb. 
27.  Juni    1787,   k.   k.   Kämmerer. 


42  GRAFEN  ZUR  LIPPE. 

Grafen  zur  Lippe. 

föjangelifd)  unfc  üathoüfdj.  ptt\x$tn.  8ad)fcn. 

Besitz:  Baruth  etc.,  Buchwalde,  Lubachau,  Rackel,  Teichnitz  etc.,  Niedergurig  etc. 


"Wappen:  quadrirter  Schild ;  1  und  4  in  Silber  eine  fünfblätterige,  golden 
besaamte,  rothe  Rose  (Stammwappen).  2  und  3  in  Roth  auf  einem  5spitzigen, 
goldenen  Sterne  eine  rechtsgekehrte,  silbern  und  schwarz  abwechselnd  tingirte 
Schwalbe  (Schwalenberg).  Auf  dem  gekrönten  Helme  stehen  zwei  Adlersflügel,  von 
denen  der  rechte  silbern,  der  linke  roth  ist,  und  zwischen  denselben  schwebt  die 
Rose  des  t.  und  4.  Feldes.  Die  Helmdecken  sind  silbern  und  roth.  —  So  einfach 
dieses  Wappen  auch  ist,  so  kommen  doch  mehrfache  Verschiedenheiten  vor.  Piderit 
(Chron.  Lipp.  Rinteln,  1627)  setzt  in  das  1.  und  4.  Feld  einen  6eckigen  Stern 
und  stellt  auf  diesen  einwärtsgekehrt  die  Schwalbe,  in  das  2.  und  3.  Feld  aber 
eine  gefüllte  5  blätterige  Rose.  Spener  nimmt  an,  dass  der  Rose,  als  uraltem 
Lippeschen  Stammwappen,  der  Vorrang  vor  dem  Schwalenbergschen  gehöre,  und 
setzt  also  erstere  in  das  1.  und  4.  Feld.  Rucelini  setzt  die  Rose  allein  in  den 
Schild,  doch  ist  in  derselben  ein  5eckiger  Stern  zu  sehen.  Der  Helm  kommt  auch 
ungekrönt  vor,  und  nach  mehreren  Abbildungen  steht  auf  demselben  ein  offener, 
silberner  Adlersflug.  —  Das  oben  angegebene  Wappen  ist  das  alte,  ursprünglich 
gräfliche  Wappen,  auf  welches  hier,  ganz  abgesehen  von  den  Wappen  der  regie- 
renden Häuser  Lippe  und  Schaumburg-Lippe,  nur  Rücksicht  zu  nehmen  ist.  Auf 
neueren  Zeichnungen  und  Lackabdrücken  wird  der  beschriebene  Schild  von  einem 
rothen,  mit  goldenen  Fransen  besetzten  Fürstenmantel,  welchen  der  Fürstenhut 
deckt,  umgeben,  und  den  Schild  halten  zwei  Engel.  Die  Rrust  des  rechtsstehenden 
ist  mit  einem  silbernen,  mit  goldenen  Fransen  besetzten  Rrusttuche  bedeckt, 
welches  mit  der  Rose  des  1.  und  4.  Feldes  belegt  ist.  Der  linksstehende  trägt 
ein  rothes,  golden  befranstes,  mit  der  Schwalbe  und  dem  Stern  des  2.  und  3.  Feldes 
belegtes  Rrusltuch.  Auch  finden  sich  bisweilen  auf  dem  Schilde  mit  den  genannten 
Umgebungen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  einen  offenen,  goldenen  Adlcrs- 
tlug,  zwischen  welchem  ein  rother  6eckiger  Stern  schwebt,  der  mittlere  Helm  den 
Helmschmuck  des  Stammwappens,  und  der  linke  zwischen  einem  offenen,  rothen 
Adlersfluge  die  Schwalbe  und  den  Stern  des  2.  und  3.  Feldes.  —  Das  regierende 
Haus  Lippe  hat  bekanntlich  ausser  diesen  drei  Helmen  noch  zwei  andere. 

Das  alte,  jetzt  in  beiden  Hauptlinien  fürstliche  Dynastengeschlecht 
der  edlen  Herren  v.  d.  Lippe,  zur  Lippe,  trägt  wahrscheinlich  den 
Namen  von  dem  Flusse  Lippe,  an  dessen  Ufern  noch  jetzt  Besitzungen 
der   Familie    sich   finden.      Das    Geschlecht   kann    die    Abstammung    von 


GRAFEN  ZUR  LIPPE.  43 

Hermann  [.,  welcher  mit  seinem  Bruder  Bernhard  1129  urkundlich  vor- 
kommt, nachweisen.  Nach  dem  Falle  Heinrichs  des  Löwen,  Beherr- 
schers von  Sachsen,  Westphalen  und  Bayern,  wohnte  schon  Bernhard  II. 
Edler  Herr  zur  Lippe  dem  vom  Kaiser  Friedrich  I.  1184  zu  Mainz 
gehaltenen  Reichstage,  unter  den  Grossen  des  Reichs,  hei.  Derselbe 
baute,  in  Folge  kais.  Privilegien,  auf  seinem  weiten  Allodiallande  Städte 
und  Schlösser,  und  die  Nachkommen  regierten  dieses  Land  als  unmittel- 
bares Reichsgebiet.  Den  Grafentitel  nahm  das  Geschlecht,  als  alter 
Dynastenadel  mit  lehnfreiem,  reichsunmittelbarem  Grundbesitz,  ungeachtet 
zweier  schon  seit  Jahrhunderten  besessenen  Grafschaften  erst  im  16.  Jahr- 
hundert an.  Der  nächste  Stammvater  der  jetzigen  Linien  war  Graf 
Simon  VI.,  gest.  IG  13,  welcher  vier  Söhne:  Simon  VII.,  Otto,  Hermann 
und  Philipp,  hinterliess.  Das  Testament  von  1597  behielt  dem  Grafen 
Simon  VII.  die  Regierung  und  Landeshoheit  mit  Substitution  des  nächst- 
folgenden Bruders  etc.  vor,  die  übrigen  nachgeborenen  Brüder  bekamen 
gewisse  Aemter  und  Güter,  von  denen,  nach  Abgang  ihres  Manns- 
stammes, die  Hälfte  an  den  regierenden  Herrn,  die  andere  an  die  anderen 
Erben  fallen  sollte.  Hermann  starb  1620,  worauf  Simon  VII.  und 
Otto  das  Erbe  desselben  theilten,*  Rudolph  aber  für  seinen  Anlheil  jahr- 
liche Renten  bekam.  Von  diesen  drei  Brüdern  nun  wurden  drei  Linien 
gestiftet.  Simon  VII.  wurde  regierender  Herr  und  stiftete  die  ältere, 
oder  Detmoldische  Haupllinie,  welche  das  Hauptland  und  aus  Hermanns 
Erbe  die  Aemter  Swalenberg  und  Oldenburg  bekam,  Otto  die  Brakesche 
Linie,  zu  dessen  Besitzthum  die  Aemter  Brake,  Blomberg  und  Barntrupp, 
und  durch  Hermanns  Erbe  das  Amt  Schlieder  gehörten,  Philipp  aber, 
welcher  zu  seinem  Antheile  die  Aemter  Lipperode  und  Alverdissen 
erhielt,  die  Schaumburg-Lippesche  oder  jüngere  Hauptlinie.  Von  diesen 
drei  Linien  erlosch  1709  mit  Ludwig  Ferdinand  die  Brakesche,  und  die 
vier  derselben  zustehenden  Aemter  wurden  durch  reichshofräthliches 
Erkenntniss  und  durch  Vergleich  zur  Hälfte  unter  die  beiden  Haupllinien 
getheilt.  Es  blühten  also  noch  zwei  Hauptlinien:  die  ältere  oder  Detmol- 
dische und  die  jüngere  oder  Schaumburg-Lippesche.  Erstercr  entspross 
ein  erbherrlicher  Nebenast  in  zwei  Zweigen:  Lippe-Biesterfeld  und  Lippe- 
Weissenfeld,  welche  namentlich  hierher  gehören  und  weiter  unten  zur 
Besprechung  kommen  werden.  —  Von  der  Schaumburg -Lippeschen 
Hauptlinie  erlosch  1777  im  Mannsstamme  mit  Wilhelm  Friedrich  Ernst 
der  ältere,  von  Philipps  älterem  Sohne,  Friedrich  Christian,  gegründete 
Ast:  Schaumburg-Lippe-Bückeburg,  und  der  jüngere:  Schaumburg-Lippe- 
Alverdissen,  folgte  in  den  Besitzungen  des  älteren  Asts,  worauf  die 
Hauptlinie  zu  Detmold  Anspruch  auf  die  Aemter  Blomberg  und  Schieder 
machte.  Durch  reichshofräthliche  Erkenntnisse  kam  1789  das  Amt 
Schieder  an  die  Haupllinie  zu  Detmold,  das  Amt  Blomberg  aber,  die 
Stadt  Blomberg  ausgenommen,  blieb  bei  der  Linie  zu  Bückeburg,  welche 
1812  auch  das  Amt  Alverdissen  an  die  Haupllinie  zu  Detmold  überliess.  — 
Der  Name  der  zweiten  Haupllinie :  Schaumburg-Lippe,  erhellt  aus  Nach- 
stehendem: Philipps  —  des  jüngsten  Sohnes  Simons  VI.  —  Schwester, 
Elisabeth,    war    mit  dem  Grafen  v.  Holstein -Schaumburg  vermählt,   und 


44  GRAFEN  ZUR  LIPPE. 

der  Sohn  aus  dieser  Ehe,  Otto,  schloss  den  Stamm  der  Grafen  v.  Holstein- 
Schaumburg  im  Mannsstamme  im  Jahre  1640.  Ottos  Mutter,  Elisabeth, 
nahm  als  einzige  Intestaterbin  für  sich  und  ihren  Bruder  Philipp  die 
Grafschaft  Schaumburg  in  Besitz»  doch  entstand  darüber  mit  dem  Hause 
Hessen-Cassel  ein  Rechtsstreit,  welcher  durch  Vergleich  1647  damit 
endigte,  dass  Hessen-Cassel  die  Hälfte  der  Grafschaft  Schaumburg  erhielt, 
mit  der  anderen  aber  Philipp  Graf  v.  d.  Lippe  für  sich  und  seine  Erben 
belehnt  wurde.  —  Beide  Hauptlinien ,  welche  auf  der  Reichsversamm- 
lung im  Fürstenrathe  Theil  an  der  reichsgräflieh-weslphälischen  Curiativ- 
Stimme  hatten  und  weslphälische  Reichsstände  waren,  führen  die  fürst- 
liche Würde:  die  ältere,  obgleich  diese  Würde  derselben  schon  1720 
vom  Kaiser  Carl  VI.  ertheilt  worden  war,  erst  seit  1789,  die  jüngere 
seit  18.  April  1807,  zu  welcher  Zeit  beide  regierende  Häuser  dem 
Rheinbunde  beitraten.  Das  Prädicat  in  Folge  des  früheren  Dynasten- 
standes: Edle  Herren,  hat  das  Geschlecht  neben  dem  fürstlichen  oder 
gräflichen  Titel  stets  beibehalten.  Seit  Stiftung  des  deutschen  Bundes 
sind  beide  regierende  Häuser  Mitglieder  desselben. 

Die  hier  zu  besprechende,  den  gräflichen  Titel  führende,  erbherr- 
liche Linie:  Lippe-Sternberg-Swalenberg,  gehört  der  älteren  oder  Det- 
moldischen Hauptlinie  an  und  zerfällt  in  den  älteren  Zweig:  Lippe- 
Biesterfeld,  und  in  den  jüngeren  Zweig:  Lippe  Weissenfeid.  —  Die 
erbherrliche  Linie  Lippe-Sternberg-Swalenberg  gründete  Jobst  Hermann, 
jüngster  Sohn  Simons  VII.  aus  zweiter  Ehe,  welcher  durch  Vergleich 
vom  Jahre  1667  gewisse  Besitzungen  in  den  Aemtern  Swalenberg, 
Oldenburg  und  Stoppelberg  erhielt,  dessen  Nachkommen  aber  weitere 
Ansprüche  machten,  welche  nach  langem  Rechtsstreite  1762  so  beige- 
legt wurden,  dass  das  gräfliche  Haus  für  jährliche  Geldrenten  von  dem 
regierenden  fürstlichen  Hause  den  erhobenen  Ansprüchen  entsagte.  Durch 
zwei  Söhne  Rudolph  Ferdinands ,  Friedrich  Carl  August  und  Ferdinand 
Ludwig,  entstanden  zwei  Zweige:  Ersterer  gründete  den  älteren  Zweig: 
Lippe-Biesterfeld,  Letzterer  den  jüngeren,  Lippe- Wei  ssen- 
feld,  doch  sind  die  Besitzungen,  welche  zu  diesen  Namen  Anlass  gaben, 
verkauft. 

Die  genealogischen  Verhältnisse  dieser  beiden  gräflichen  Zweige 
erhellen  aus  folgenden  Ahnentafeln : 

Lippe-Biesterfeld:  Friedrich  Carl  August  —  älterer  Sohn 
Rudolph  Ferdinands,  geb.  1661,  gest.  1726  —  geb.  20.  Jan.  1706, 
gest.  31.  Juli  1781;  Barbara  Eleonora  Gräfin  v.  Solms-Baruth  und 
Tecklenburg,  geb.  30.  Oct.  1707,  verm.  7.  Mai  1732,  gest.  16.  Juni 
1744.  —  Carl  Ernst  Casimir,  geb.  2.  Nov.  1735,  gest.  19.  Nov.  1810, 
früher  herz,  württemb.  Oberst  und  General-Adjutant,  später  k.  württemb. 
Kammerherr;  Ferdinande  Henriette  Dorothea  Gräfin  zu  Bentheim-Teck- 
lenburg,  geb.  24.  Aug.  1737,  verm.  16.  Oct.  1766,  gest.  23.  April 
1779.  —  Wilhelm  Ernst,  geb.  15.  April  1777,  gest.  8.  Jan.  1840; 
Modesta  Chrislina  Dorothea  Freiin  v.  Unruh,  geb.  30.  April  1782, 
verm.  26.  Juli  1803.  —  Julius  Peter  Hermann  August,  jetziges  Haupt 
des  Zweiges. 


GRAFKN  ZUR  LIPPE.  45 

Lippe -Weissen  fehl:  Ferdinand  Ludwig  —  jüngerer  Sohn 
Rudolph  Ferdinands  und  Bruder  Friedrich  Carl  Augusls  —  Stifter  des 
Zweiges,  geb.  22.  Aug.  1709,  gest.  18.  Juni  1791;  Ernestine  Henriette 
Gralin  zu  Solms-Baruth,  geb.   23.  Mai   1712,  verm.  2.  Nov.  1736,  gest. 

17.  Nov.  17G9.  —  Friedrich  Ludwig,  geb.  2.  Sept.  1737,  gest. 
14.  Mai  1791;  erste  Gemahlin:  Maria  Eleonora  Gräfin  v.  Gersdorf  zu 
Barulh,  geb.  1.  Sept.  1752,  verm.  21.  Febr.  1772,  gest.  3.  Dec. 
1772.  —  Ferdinand,  geb.  20.  Nov.  1772,  gest.  21.  Juni  1846,  Herr 
auf  Sassleben  und  Baruth,  k.  preuss.  Lieutenant  a.  D.;  Eleonora  Gustave 
Freiin  v.  Thermo,  geb.  19.  Oct.  1789,  verm.  23.  Nov.  1804.  — 
Gustav,  jetziges  Haupt  dieses  Zweiges. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  beider  gräflichen  Zweige  gehören  hierher: 

Lippe  Biester  feld:  Graf  JULIUS  Peter  Hermann  August  —  Sohn 

des  Grafen  Wilhelm    Ernst  —  geb.    2.    April    1812,    verm.    30.    April 

1839   mit  Adelheid  Clotilde  Auguste  Gräfin  zu  Castell  älterer  Linie,  geb. 

18.  Juni  1818.  Aus  dieser  Ehe  stammen  5  Söhne,  die  Grafen:  Ernst 
Casimir  Friedrich  Carl  Eberhard,  geb.  9.  Juni  1842;  Adalrert  Rein- 
hard Leopold  Carl  Heinrich  Clodewig,  geb.  15.  Oct.  1843;  Leopold 
Carl  Heinrich  Georg  Friedrich  Gustav,  geb.  12.  Mai  1846;  Simon  Casimir 
Otto  Ferdinand  Philipp  Adolph  Constanlin,  geb.  5.  Oct.  1847,  und  Fried- 
rich Carl  Oscar  Heinrich,  geb.  10.  Mai  1852. —  Die  zwei  Brüder  des 
Grafen  Julius  Peter  Hermann  August  sind  die  Grafen  Hermann  Friedrich 
Wilhelm  Eberhard,   geb.   8.  Juni    1818,  und   Leopold  Carl  Heinrich,  geb. 

19.  Jan.  1820.  Vom  Bruder  des  Grafen  Wilhelm  Ernst,  dem  Grafen 
Johann  Carl,  geb.  1.  Sept.  1778,  gest.  29.  Dec.  1844,  verm.  9.  Juni 
1806  mit  Bernhardine  Freiin  v.  Sobbe  ,  leben  zwei  Söhne,  die  Grafen 
Constantin  Christian  Wilhelm,  geb.  14.  März  1811,  k.  preuss.  Lieute- 
nant, verm.  2.  Dec.  1837  mit  Wilhelmine  Freiin  v.  Vincke,  und  Carl 
Friedrich,    geb.   28.    Sept.    1818,    grossh.  hess.  Rittmeister  ä  la    suile. 

Lippe  Weissen  feld:  Graf  GUSTAV  —  Sohn  des  Grafen  Fer- 
dinand —  geb.  21.  Aug.  1805,  verm.  21.  Aug.  1843  mit  Ida  Gräfin 
zur  Lippe,  geb.  16.  Jan.  1819,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  stammen, 
die  Grafen:  Ferdinand,  geb.  6.  Oct.  1844,  und  Georg,  geb.  27.  Mai 
1850.  Der  Bruder  des  Grafen  Gustav  ist  Graf  Hugo,  geb.  13.  Dec. 
1809  ,  verm.  mit  Bertha  Freiin  Schenk  v.  Geyern.  Von  den  Brüdern 
des  Grafen  Ferdinand,  des  Vaters  des  Grafen  Gustav,  leben  Graf  Christian 
und  Graf  Ludwig.  Graf  Christian,  geb.  21.  Febr.  1777,  vermählte  sich 
25.  Juli  1809  in  erster  Ehe  mit  Friederike  Gräfin  v.  Hohenthal ,  geb. 
25.  Juli  1790,  gest.  27.  Nov.  1827,  und  aus  dieser  Ehe  leben  vier 
Söhne,  die  Grafen :  Oscar,  geb.  26.  Aug.  1813,  k.  preuss.  Rittmeister; 
Friedrich,  geb.  12.  Jan.  1817,  k.  sächs.  Rath  bei  der  Kreisdirection 
in  Leipzig;  Franz,  geb.  17.  Sept.  1820,  k.  sächs.  Rittmeister,  und 
Theodor,  geb.  3.  Febr.  1822.  Graf  Ludwig,  geb.  14.  Juli  1781,  Herr 
auf  See  in  der  preuss.  Oberlausitz,  vermählte  sich  24.  Juni  1811  mit 
Auguste  Gräfin  v.  Hohenthal,  geb.  16.  Aug.  1795,  und  aus  dieser  Ehe 
sind  5  Söhne  entsprossen,  die  Grafen:  Adolph,  geb.  11.  Mai  1812; 
Leopold,   geb.     19.   März    1815,    k.    preuss.   Staatsanwalt    in    Potsdam; 


46  GRAFEN  ZUR  LIPPE. 

Otto,  geb.  3.  Mai  1818;  Ernst,  geb.  21.  Feb.  1825,  k.  preuss.  Second- 
Lieutenant,  und  Robert,  geb.   30.  März   1826. 

Vom  Grafen  Carl  Christian  —  dem  Sohne  Ferdinand  Ludwigs  und 
dem  Bruder  Friedrich  Ludwigs  (siehe  oben  die  Ahnentafeln)  —  geb. 
15.  Aug.  1740,  gest.  im  April  1808,  k.  k.  w.  Geh.  Ralh  und  Käm- 
merer, Präsidenten  der  lateinischen  Gesellschaft  in  Jena  etc.,  lebt  aus 
erster  Ehe  mit  Henriette  Luise  Gräfin  v.  Callenberg  zu  Muskau,  geb.  11* 
Febr.  1745,  verm.  24.  Juni  1774,  gest.  17.  Febr.  1799,  Graf  Bernhard 
Heinrich  Ferdinand,  geb.  22.  Febr.  1779,  verm.  21.  Mai  1820  mit 
Emilie  Auguste  Mariane  v.  Klengel,  geb.  12.  Nov.  1785,  aus  welcher 
Ehe  Graf  Carl  Ernst  Arminius  Emil  Ferdinand,  geb.  15.  Oct.  1825, 
stammt.  Derselbe  vermählte  sich  4.  Nov.  1851  mit  Carolina  Amalie 
Elisa  Freiin  v.  Emminghaus,  geb.  29.  Sept.  1826.  Von  dem  verstor- 
benen Bruder  des  Grafen  Bernhard  Heinrich  Ferdinand,  dem  Grafen  Carl 
Friedrich  Hermann,  geb.  20.  März  1783,  gest.  21.  Febr.  1841,  verm. 
5.  Jan.  1808  mit  Lina  v.  Lang  auf  Mutenau,  geb.  10.  Jan.  1782,  gest. 
7.  Jan.  1815,  stammen  zwei  Söhne,  röm.  kathol.  Confession,  die  Grafen 
Carl  Octavio  und  Curt  Reinicke.  Graf  Carl  Octavio,  geb.  6.  Nov.  1808, 
vermählte  sich  24.  Oct.  1833  mit  Maria  Thusnelde  Gräfin  v.  Mengersen, 
geb.  4.  Aug.  1809,  und  dieser  Ehe  sind  5  Söhne  entsprossen,  die 
Grafen:  Georg  Wilhelm  Hermann  Friedrich,  geb.  3.  Sept.  1836;  Egmont 
Carl  Axel  Bernhard  Philipp  Hermann  Victor,  geb.  10.  Mai  1841;  Arnold 
Arnim  Carl  Maria  Wilhelm,  geb.  21.  Aug.  1842;  Alfred  Constantin 
Theodor  Octavio,  geb.  16.  Aug.  1848,  und  Maria  Hermann  Anton  Franz 
Friedrich  Ludwig,  geb.  28.  März  1851.  Graf  Curt  Reinicke,  geb.  29. 
Jan.  1812,  k.  k.  Kämmerer  und  Gesandtschafts-Secretair,  vermählte  sich 
25.  Aug.  1847  mit  Georgine,  Tochter  des  Baronets  Carl  Acton  und  der 
Gräfin  Zoe  d'Albon,  und  aus  dieser  Ehe  stammt  Graf  Constantin  Johann 
Bernhard  Curt,   geb.   25.  Sept.    1848. 


GRAFEN    V.    I.OHROIV-LATERANO.  "        47 

Grafen  v.  liodron-Iiaterano. 

Üatljoltfd).  ©efUmtd)  im*  Magern. 

Besitz:  Die  Herrschaften  Castellano  und  Castelnuovo  in  Welsch-Tirol ,  die  Herrschaften 
Gmünd,  Sommeregg,  Rauchenkatsch ,  Karlsberg  und  Seehurg  in  Kärnten;  die  Hof- 
mark  .Maxirein  in  Oberbayern ;  die  Herrschaft  Freudenstcin  in  Südtirol;  die  Graf. 
Schäften  Lodron,  Castellromano  und  Zimmberg;  die  Herrschaften  Valle  di  Vestino, 
Himmelberg  und  Bieberstein;  die  Hofmarkte  Lamholing  und  Voikersdorf  und  die 
Schlösser  St.  Giovanni,   l.aterano  und  St.  Barbara. 


Wappen :  im  rothen  Schilde  ein  rechtsgewendeter,  vorwärtssehender  gelöw- 
ter  Leopard  mit  dreimal  in  einander  geschlungenem  Schweife.  Auf  dem  Schilde 
steht  ein  gekrönter  Helm,  aus  welchem  der  beschriebene  Leopard  bis  an  die  Hin- 
terbeine bervorwächst.  Die  Hclmdeckcn  sind  rotb  und  silbern.  Anstatt  der  Helm- 
decken wird  auch  bisweilen  ein  Mantel  geführt.  Den  Schild  halten  zwei  wilde,  ein- 
wärtssehende Männer,  der  rechte  mit  zum  Schlagen  aufgehobener,  der  linke  mit 
aufgestützter  Keule.     Darunter  steht  die  Devise:  „Fortitudo." 

Die  alten  Reichsgrafen  v.  Lodron  (Ladron,  Ladrone,  Lodro,  Lodro- 
neschi,  Loteron,  Lateran,  Laterano)  leiten  ihren  Ursprung  von  der  be- 
rühmten romischen  Familie  der  Lateranenser  ab  und  zwar  zunächst  vom 
Consul  Plautius  Lateranls,  dessen  Söhne,  Aemilius  und  Paris,  Rom 
verliessen  und  sich  nach  Tirol  bei  dem  See  d'Idro  im  Trientischen  in 
die  Gegend  wendeten,  in  welcher  die  Grafschaften  Castcll-Roman  und 
Lodron  liegen :  eine  Abstammung,  welche  jeder  Zeit  von  dem  romischen 
Senate,  wie  von  den  Päpsten  anerkannt  wurde.  Die  Familie  besass  schon 
in  sehr  früher  Zeit  das  aus  \2  Dürfern  bestehende  Thal,  Valle  di  Vestino, 
als  unmittelbares  Land  ohne  Belehnnng  und  ohne  jede  Abhängigkeit,  und 
Sylvester,  mit  dem  Beinamen:  der  Held!  soll  schon  von  König  Fried- 
rich I.  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben  worden  sein.  Paris  Otto 
schloss  mit  der  Republik  Venedig  ein  Bündniss,  befehligte  1438  und 
1439  die  Kriegsmacht  derselben,  schlug  den  Herzog  von  Mailand  und 
gab  den  Venetianern  die  eroberten  Länder  zurück,  wofür  diese  mit  der 
Lodronschen  Familie  in  Defensiv-  und  Offensiv-Allianz  traten,  alle  Gra- 
fen v.   Lodron  für  geborene  venetianische  Edle  erklärten    und  Paris  Otto 


48  GRAFEN    V.    LODRON-LATERANO. 

mit  der  Grafschaft  Zimmberg,  welche  der  Familie  verblieben  ist,  belehn- 
ten. Die  Grafen  v.  Lodron  wurden  auch  später  von  den  Venetianern 
als  wahre  Bundesgenossen  behandelt,  und  erhielten  mit  der  Zeit  Auf- 
nahme unter  die  Landslände  Tirols,  Kärntens  und  anderer  österreichi- 
scher Provinzen.  Am  6.  April  1452  wurden  die  zwei  Brüder:  Peter 
und  Georg,  vom  Kaiser  Friedrich  III.  in  den  Reichsgrafenstand,  die  Be- 
sitzungen von  Lodron  und  Castell-  Roman  aber  zu  Reichsgrafschaften 
erhoben,  und  die  Besitzer  dieser  Grafschaften  erhielten  ein  Feudum  obla- 
tum.  Seit  dieser  Zeit  wurden  die  Grafen  v.  Lodron,  deren  Reichsgra- 
fenstand später  nochmals  vom  Kaiser  Carl  VI.  27.  März  1714  die 
kaiserliche  Bestätigung  erhielt,  von  allen  Kaisern  auf  ähnliche  Weise 
belehnt,  und  dieselben  waren  in  den  genannten  Grafschaften,  sowie  in 
den  dazu  erworbenen  zwei  Herrschaften  Castellano  und  Castellnuovo 
Gondomini.  Peter  und  Georg  stifteten  zwei  Stämme.  Von  dem  erste- 
ren  Stamme,  der  Petersen en  Linie,  stammte  Paris  Graf  v.  Lodron,  Erz- 
bischof v.  Salzburg,  gest.  1653,  der  aus  seinem  grossen  Vermögen  für  seine 
Linie  zwei  Majorate  stiftete,  denen  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  das  Landmar- 
schallamt von  Salzburg  zugetheilt  wurde.  Als  später  der  Petersche  Stamm 
ausstarb,  verglich  die  Familie  sich  dahin,  dass  die  in  Böhmen  von  dem 
Georgschen  Stamme  gebildete  Linie  die  Primogenitur-Majorats-Güter  mit 
dem  salzburgischen  Landmarschall-Amt  erhielt  und  die  fortlaufende  Regierung 
ausüben  sollte,  die  Besitzer  des  Secundogenitur-Majorats  dagegen  auf  die 
Regierung  der  Grafschaften  Lodron-Lalerano  und  Castell-Romano  verzich- 
teten, und  die  Privilegien  des  Landmarschall-Amtes  beiden  Majoraten  gemein- 
sam sein  sollten.  Der  Senior  der  Familie  solle  jedesmal  auch  Chef  der  ganzen 
Familie  sein,  und  wenn  derselbe  von  der  Linie  sei,  welche  die  Grafschaften 
Lodron  und  Castell-Romano  besitze,  auch  die  Regierung  führen.  Der 
jedesmalige  Inhaber  des  Primogenitur-Majorats  hat  übrigens  nach  der 
Verordnung  des  Stifters,  wie  ältere  Angaben  anführen,  für  die  Regie- 
rung der  Herrschaften  Castellano  und  Castelnuovo,  jährlich  6000  Fl. 
welche  auf  die  Herrschaft  Gmünd l  radicirt  sind,  an  die  Agnaten  zu 
zahlen. 

Hübner  theilte  die  Familie  in  die  Tirolische,  Böhmische,  Bayerische 
und  Steiermärker  Linie.  Spätere  Schriftsteller  führten  die  Glieder  des 
Geschlechts  unter  folgenden  Rubriken  auf:  1)  Primogeni  tur-Majo- 
rats-Linie  zu  Salzburg;  2)  Secun  dogeni  tur- Maj  orats-Linie, 
genannt  del  Csuaro:  erster  Ast,  erloschen  im  Mannsstamme  mit  Hiero- 
nymus  Paris,  geb.  12.  Nov.  1794,  gest.  1824;  zweiter  Ast;  3)  Linie 
in  Bayern:  Erster  Ast  oder  Lodron-Haag  ,  zweiter  Ast  oder  Lodron- 
Fürth.  Von  den  beiden  Zweigen  des  letzteren  ist  der  ältere  im  Anfange 
dieses  Jahrhunderts  erloschen,  die  jüngere  Pettauer-Linie  aber  dem  Er- 
löschen nahe;  und  4)  Linie  zu  Freudenslein  in  Trient.  Die 
neuere  Einlheilung  der  Familie  ist  nachstehende:  I.  Primogenit ur- 
Majorat. A.  Primogenitur- Majoralslinie:  1.  Ast.  Die  Primo- 
genitur. 2.  Ast.  Die  bayerische  Linie:  a)  die  bayerische  Linie  oder 
Lodron-Haag,  b)  die  Pettauer-Linie  oder  Lodron-Fürlh.  B.  Freuden- 
steiner Special-Linie.  II.  Secun  dogeni  tur.    Das  Primogenitur- 


GRAFEN    V.    LOnRON-LATERANO.  49 

Majorat  besitzt  seit  1G37  das  Erblandmarschall-  Amt  in  Salzburg  und 
die  Herrschaften  Castellano  und  Caslelnuovo  in  Welschtirol ,  sowie  die 
Grafschaften  Gmünd,  Sommeregg  und  Raucheukalsch  in  Kärnten,  die 
bayerische  Linie  die  Hofmark  Maxirein  in  Oberbayern ,  die  Freudenstei- 
ner Linie  die  Herrschaft  Freudenstein  in  Siidtirol,  und  das  Secundo- 
Majorat  die  Grafschaften  Lodron,  Castellromano  und  Zimmberg,  die  Herr- 
schaften Valle  di  Vestino,  Himmelberg  und  Bieherstein,  die  Hofmärkte 
Lamboting  und  Wolkersdorf  und  die  Schlösser  St.  Giovanni,  Laterano 
und  St.  Barbara. 

Die  neuere  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  der  Familie  ergeben 
folgende  Ahnentafeln: 

I.  Primogenitur- Majorat;  A.  Primogenitur- Majorats- 
linie, erster  Ast:  die  Primogenitur.  Carl  Wenzel  —  ältester 
Sohn  Philipp  Ferdinands  aus  der  Ehe  mit  Anna  Theresia  Freiin  v.  Son- 
nau  und  Reichersberg  —  geb.  26.  Aug.  1682,  gest.  7.  Aug.  1735, 
k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin:  Maria  Antonie  Maximiliane  Augustine  Gräfin 
v.  Monlfort,  geb.  31.  Mai  1694,  verm.  16.  Mai  1712,  gest.  1746.  — 
Ernst  Maria  Joseph  Johann  Nepomuk,  geb.  30.  Mai  1716,  gest.  18. 
April  1779,  k.  k.  Kämmerer;  zweite  Gemahlin:  Antonie  Maximiliane 
Josephe  Gräfin  v.  Arco,  geb.  13.  Oct.  1738,  verm.  4.  April  1758, 
gest.  15.  Dec.  1786.  —  Hieronymus  Maria,  geb.  21.  Mai  1766,  gest. 
7.  Sept.  1823,  k.  k.  Geh.  Ralh  etc.;  Gemahlin:  Maria  Caecilie  Gräfin 
v.  Rosenberg,  geb.  30.  Sept.  1766,  verm.  21.  Juli  1786,  gest.  30. 
Sept.  1841.  —  Constantin,  jetziges  Haupt  des  ersten  Astes  der  Primoge- 
nitur-Majoratslinie. 

Zweiter  Ast.  Die  bayerische  Linie  (Lodron-Haag).  Joseph 
Anton  —  Sohn  Philipps,  aus  der  Ehe  mit  \Yalburgis  v.  Judden  —  geb. 
17.  Mai  1705,  gest.  1  5.  Juli  1775,  Herr  auf  Haag  und  Fürth  etc.,  k.  k. 
und  kurbayer.  w.  Geh.  Rath,  General-Feldmarschall-Lieutenant;  Gemah- 
lin: Anna  Helena  Josepha  Gräfin  v.  Lodron,  Erbtochter  des  letzten 
Grafen  v.  Lodron  zu  Haag,  geb.  26.  Juli  1698,  verm.  19.  Oct.  1727, 
gest.   27.  Oct.    1753.  —  Hieronymus  Maria,   geb.   30.   Sept.    1728,  gest. 

20.  März  1789,  pfalzbayer.  w.  Geh.  Rath,  Revisions-Ralhs-Präsident  etc.; 
erste  Gemahlin :  Johanna  Franziska  Xaverie  Freiin  zu  Frauenhofen,  geb. 
31.  Aug.    1734,   verm.  1750,  gest.    13.  Sept.  1757.  —  Maximilian,   geb. 

21.  Jan.  1757,  gest.  4.  Jan.  1823,  k.  bayer.  w.  Kämmerer,  Präsident 
des  obersten  Rechnungs-Hofes  etc.;  Gemahlin:  Theresia  Freiin  v.  Helm- 
slädt,  geb.  28.  Mai  1756,  verm.  4.  Mai  1779,  gest.  1.  Jan.  1837.  — 
Carl  Theodor,  geb.  15.  Juni  1781,  gest.  26.  Dec.  1836,  k.  bayer. 
Major  a  la  suite;  Gemahlin:  Emilie  Freiin  v.  Kreiser,  geb.  16.  März 
1800,  verm.  15.  Oct.  1827.  —  Peter  Anton  Carl  Theodor,  Philipp 
Nerius  und  Carl  Joseph. 

B.  Freu  den  steiner  Speciallinie:  Anton  Felix,  geb.  1715, 
gest.  29.  März  1773.  Gemahlin:  Carolina  Bellini,  Dietin  v.  Ebben  und 
Freudenstein,  geb.  31.  Oct.  1723,  gest.  18.  März  1791.  —  Joseph  Maria, 
geb.  1746,  gest.  1802;  Gemahlin:  Theresia  Gräfin  Alberli  v.  Enno,  geb. 
1747,  verm.  1771. —  Paris,  geb.  1772,  gest.  12.  Jan.  1842,  verm. 
".  4 


50  GRAFEIS    V.    LODRON-LATERANO. 

19.  Nov.    1835    mit    Ferdinandine  Gräfin    v.    Bissingen-Nippenburg    geb. 

5.  Mai   1811,    gest.   3.  Mai    1842.  —  Carl  Cajetan  und  Ernst  August. 

II.  S  ecundogenit  ur-Majora  t:  Joseph  Nicolaus  —  Sohn  Lud- 
wig Franz  Xavers  aus  der  Ehe  mit  Anna  Theresia  Freiin  v.  Bartholdi  — 
geb.  9.  Jan.  1711,  gest.  5.  Febr.  1791,  k.  k.  w.  Geh.  Rath;  Gemah- 
lin: Josephe  Gräfin  v.  Fugger-Glöt,  geb.  30.  Oct.  1722,  verm.  19.  Juni 
1741,  gest.  5.  Mai  1795.  —  Franz  Joseph,  geb.  25.  Sept.  1743,  gest. 
15.  März  1791,  k.  k.  Geh.  Rath,  Landeshauptmann  in  Tirol  etc.; 
Gemahlin:  Maria  Theresia  Gräfin  v.  Rost,  geb.  20.  Oct.  1752,  verm.  2. 
Oct.  1770,  gest.  20.  Juni  1802.  —  Aloys  Joseph,  geb.  31.  März  1780, 
gest.  1827;  Gemahlin:  Maria  Anna  Gräfin  v.  Platz,  geb.  11.  Dec. 
1789.  —  Carl  Maria,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  aufzuführen : 

1.  Primogenitur  Majorat.  A.  Primogenitur  Majoratslinie: 
1.  Ast,   die  Primogenitur: 

Graf  CONSTANTIN  —  Sohn  des  Grafen  Hieronymus  Maria  ~-  geb. 
18.  April  1806,  k.  k.  Kämmerer,  Oberst-Erblandmarschall  im  Herzogth. 
Salzburg,  Herr  zu  Castellano  etc.,  Besitzer  der  Herrschaften  Gmünd, 
Sommeregg  etc.,  verm.  18.  Nov.  1832  mit  Luise  Gräfin  v.  Ugarte,  geb. 
24.  April   1803,  aus  welcher  Ehe  drei  Töchter  leben. 

2.  Ast.  Bayerische  Linie:  a)  Lodron-Haag:  Peter  Anton 
Carl  THEODOR  —  Sohn  des  Grafen  Carl  Theodor  —  geb.  23.  Sept. 
1828,  Herr  auf  Maxirein  etc.  Die  beiden  Brüder  desselben  sind  die 
Grafen:  Philipp  Nerius,  geb.  19.  Oct.  1830,  k.  bayerischer  Lieute- 
nant, und  Carl  Joseph,  geb.  20.  Dec.  1832.  Vom  Grafen  Carl 
Theodor  lebt  der  Bruder:  Graf  Clemens,  geb.  23.  Sept.  1789,  verm. 
17.  Mai  1817  mit  Maximiliane  Antonie  Prinzessin  v.  Hohenzollern-Hechin- 
gen,  verw.  Gräfin  v.  Waldburg-Zeil-Wurzach,  geb.  30.  Nov.  1787,  aus 
welcher  Ehe  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Clemens,  geb.  20.  Nov. 
1820,  und  Constantin,  geb.  26.  Mai  1824.  b)  Von  der  Pettauer 
Linie  oder  Lodron-Fürth  wird  aufgeführt :  Graf  Joseph  —  Bruder 
des  Grafen  Maximilian  und  Sohn  des  Grafen  Hieronymus  Maria  —  geb. 
13.  Febr.    1766,  k.  bayer.  Kämmerer,   Senior  etc. 

Zur  Freudensteiner  Linie  gehören  die  beiden  Söhne  des  Gra- 
fen Paris,  die  Grafen:  CARL  Cajetan,  geb.  25.  Juli  1840,  und  Ernst 
August,  geb.   27.  April    1842. 

II.  Secundogenitur- Majorat.  CARL  Maria  Graf  zu  Lodron, 
zu  Gastellromano  und  zu  Zimmberg,  Herr  des  Valle  di  Vestino,  zu  Him- 
melberg  etc.  —  Sohn  des  Grafen  Aloys  Joseph  —  geb.  22.  Aug.  1807, 
verm.  12.  Aug.  1835  mit  Theresia  Freiin  v.  Gumppenberg,  geb.  5.  Dec. 
1813,  gest.  21.  März  1849,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  stammen, 
die  Grafen:  Hurert,  geb.  10.  Aug.  1845,  und  Alrert,  geb.  12.  Juni 
1847.  —  Die  beiden  Brüder  des  Grafen  Carl  Maria  sind  die  Grafen: 
Caspar  Maria,  geb.  9.  April  1815,  k.  k.  Kämmerer  und  Landgerichts- 
rath,  verm.  6.  Jan.  1841  mit  Caroline  Freiin  v.  Enzenberg,  geb.  12. 
April   1819,    aus  welcher  Ehe  zwei  Töchter  stamme^  und  Aloys,  geb. 

6.  Juli   1819.  i  1AÜ  öUUtlT 

ÖTÜTÄH 


GRAFEN    V.    LOKBEN.  51 

Grafen  v.  Loeben. 

Cutljertfd).  pttvifteti. 

Besitz:     Nieder-Rudelsdorf  und  Ober-Gerlachsheim  in  der  preuss.  Oberlausilz. 


Wappen:  Schild  quergetbeilt ;  oben  in  Blau  eine  wachsende  vorwärts- 
sehende  Mohrin  (nach  einer  von  Sinapius  angeführten  Ueberlicferung  eine  Mohren- 
Königin)  mit  etwas  aufgezogenen ,  doch  sonst  am  Leibe  herabfallenden  und  so 
gekehrten  Armen,  dass  man  das  Inwendige  der  Hände  sieht.  Dieselbe  trägt  eine 
roth  und  silberne  Kopfbinde,  deren  beide  Enden,  oben  das  rothe,  unten  das  sil- 
berne, links  fliegen,  und  ist  am  Halse  mit  einem  goldenen  Kleinod,  und  an  jedem 
Oberarme  mit  einem  goldenen  Armband  geschmückt ;  unten  von  Roth  und  Silber 
in  vier  Reihen,  jede  zu  sechs  Feldern,  geschacht.  Das  Schach  kommt  in  Bezug 
auf  die  Felder  sehr  verschieden  vor.  Man  findet  auch  fünf  Reihen ,  je  zu  sechs 
Feldern,  oder  die  ersten  derselben  von  acht  Feldern,  etc.  Auf  der  Grafenkrone 
erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  einen  die  Sachsen  einwärts- 
kehrenden, von  Roth  und  Silber  in  6  Reihen,  jede  zu  4  Feldern,  geschachten,  ge- 
schlossenen Adlcrsflug;  der  mittlere,  zum  Stammwappen  gehörige,  die  Mohrin  der 
oberen  Schildhälfte,  die  nach  einigen  Angaben  mit  den  Händen  die  Krone  des  Helms 
berührt,  nach  anderen  bis  an  die  Kniee  zu  sehen  ist,  und  der  linke  Helm  einen 
von  Silber  und  Roth,  wie  angegeben,  geschachten,  geschlossenen  Adlersflug.  Die 
Helmdecken  sind  roth  und  silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  vorwärtssehende 
Mohren  mit  weissem  Schurze,  welche  die  freie  Hand  in  die  Seite  stemmen. 

Eins  der  ältesten  und  angesehensten  Adelsgeschlechter  in  Sachsen, 
Schlesien,  den  Lausilzen,  der  Mark  Brandenburg  und  im  Magdeburgischen, 
aus  welchem  Glieder  später  sowohl  den  Freiherren  -  als  den  Grafenstand 
erhalten  haben.  Nach  einer  angeblich  1610  von  dem  kaiserlichen  Lehns- 
secretair  zu  Prag  aus  den  Ritterbüchern  gezogenen  s.  g.  ,, zuversichtlichen*' 
Nachricht  über  die  Familie,  welche  1661  zu  Guben  gedruckt  worden 
ist,  soll  Daniel  Lost  723  sich  mit  einer  africanischen  Königin  in  ein 
ernstliches  Schachspiel  eingelassen  und  dasselbe,  nachdem  er  den  eige- 
nen Kopf  gegen  eine  grosse  Geldsumme  eingesetzt,  glücklich  gewonnen 
haben.  Derselbe  soll  dann  in  den  Kriegen  gegen  die  Ungläubigen  die 
Stelle  eines  Feldherrn  erhalten  und  den  Sultan  in  Aegypten  gefangen 
genommen  haben,  weshalb  jene  Königin  ihm,  weil  er  sein  Leben  immer 
ritterlich  gewagt,  den  Namen  Loben  oder  Leben  —  wie  sich  auch  später 

4* 


52  GRAFEN    V.    LOEBEN. 

mehrere  Glieder  der  Familie  gesehrieben  —  beigelegt  und  die  Erlaubniss 
ertheilt  hätte,  dass  er  mit  seinen  Nachkommen  ihr  Bildniss  mit  Krone 
und  Schachspiel  im,  Wappen  führen  dürfe.  Dieser  Annahme ,  welche 
wohl  aus  dem  Wappen  hervorgesucht  ist  und  die  auch,  wie  bei  Gros- 
ser und  Gauhe  zu  lesen  ist,  anders  erzählt  wird,  steht  in  Bezug  auf 
die  erwähnte  Quelle  namentlich  der  Umstand  entgegen,  dass  nach  kei- 
nem glaubwürdigen  böhmischen  Geschichtsschreiber  sich  die  Familie 
Loeben  in  Böhmen  je  unter  dem  Bitterstande  befunden  hat,  also  auch 
nicht  in  den  Ritterbüchern  eingetragen  gewesen  sein  kann.  Es  ist  näm- 
lich ungewiss,  ob  und  wie  eine  im  Prachiner  Kreise  mit  Rozmital  und 
Blatna  angesessene  Familie,  welche  sich  v.  Loben  Bozmital  und  Blatna 
geschrieben  haben  soll,  zu  diesem  Geschlecht  gehört.  Mit  grösserer 
Wahrscheinlichkeit  leitet  dagegen  Aeneas  Sylvius  (Annal.  Bojem.)  die 
Familie  aus  Mähren  ab,  und  giebt  als  Stammsitz  das  Schloss  Löben- 
oder  Löwenstein  bei  Znaim.  Johann  v.  Loeben  wurde  um  das  Jahr  1203 
am  Hofe  des  Herzogs  Heinrich  d.  Bärligen  in  Schlesien  und  Mähren 
Hofmeister  der  Herzogin  Hedwig.  Melchior  v.  Loeben  war  um  das  Jahr 
1474  der  schlesischen  Fürsten  und  Stände  Feldoberst  gegen  die  Polen 
und  später  Landesältester  im  Fürstenthume  Glogau,  und  ein  anderer  Mel- 
chior v.  Loehen  kommt  1488  als  erster  Landvoigt  der  Niederlausitz  vor. 
Die  Familie  breitete  sich  namentlich  in  Schlesien,  den  Lausitzen  und 
der  Mark  Brandenburg  aus,  der  Güterbesitz  mehrte  sich  bedeutend,  und 
so  entstanden  eine  grosse  Menge  Häuser  und  Linien  des  Geschlechts. 
Als  Stammvater  der  schlesischen  Linie,  welche  man  gewöhnlich  als  Haupt- 
linie aufführt  —  doch  gab  es  früher  in  Schlesien  noch  eine  andere, 
ein  ganz  abweichendes  Wappen  (in  Schwarz  drei  Löwenköpfe,  von  denen 
der  untere  durch  einen  silbernen  Querbalken  von  den  oberen  getrennt 
war)  führende  Familie,  welche  meist  Lobe  geschrieben  wurde  —  wird 
der  ersterwähnte  Melchior  angenommen.  Als  Stammgüter  dieser  Linie, 
welche  das  Schloss  und  Städtchen  Loeben  bei  Neisse  im  Briegischen 
erbaut  haben  soll,  werden  Drehno  und  Nucken,  sowie  Kurtzschau,  Schön- 
feld und  Merzdorf  im  Crossenschen ,  Kleinrosen  im  Striegauschen  und 
Kontopp  im  Glogauschen  aufgeführt.  Die  Linie  in  der  Oberlausitz,  wo 
sie  xdas  Städtchen  Schönberg  und  die  Güter  Ober  -  und  Niederhalben- 
dorf, Küpper,  Megelsdorf,  Kolmen,  Holsche,  Briesnigg  und  Kayen  besass, 
stammt  von  der  schlesischen  Hauptlinie  und  beginnt  mit  Georg,  Herrn 
auf  Schönberg,  kursächs.  Rath  und  Landvogt  in  der  Oberlausilz  ,  gest. 
1651.  Die  Niederlausitzer  Linie  wird  von  dem  oben  angeführten  Mel- 
chior, Landvogt  der  Niederlausitz,  abgeleitet  und  besass  Amtiz,  Krischow, 
Wiesendorf  etc.  Im  Brandenburgischen  standen  Blumberg,  Dalewitz  und 
Falkenberg  und  im  Magdeburgischen  schon  im  14.  Jahrhundert  Bollers- 
dorf  der  Familie  zu.  Caspars,  Herrn  auf  Schlieben  und  Boilersdorf, 
Enkel,  Hans,  gest.  1636,  trat  1587  in  brandenburgische  Dienste  und 
wurde  Geh.  Rath  und  Canzler  des  Kurfürsten  Joachim  Friedrich,  dessen 
höchstes  Vertrauen  derselbe  besass. 

Aus    der    schlesischen    Hauptlinie    erhielt   Johann    Friedrich  ,    geb. 
27.  Febr.    1595,  gest.   16.  Mai   1667,    welcher  unter   dem  Kurfürsten 


GRAFEN    V.    LOEBEN.  53 

Georg  Wilhelm  v.  Brandenburg  die  wichtigsten  Gesandtschaftsposten  be- 
kleidet hatte,  vom  Kaiser  Ferdinand  III.  den  Freiherrenstand.  In  der 
zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  wurden  zwei,  und  in  der  ersten 
des  18.  Jahrhunderts  vier  Freiherren  v.  Loeben  zu  Sonnenburg  zu  Rit- 
tern des  Johauniter-Ordens  geschlagen.  Gegen  Ende  des  18.  Jahrhun- 
derts kommen  Freiherren  nicht  mehr  vor,  und  das  Wappen  derselben 
(Schild  halb  quer  und  in  die  Länge  getheilt,  dreifeldrig:  1  in  Silber 
ein  schwarzgekrönter  Doppeladler,  auf  der  Brust  mit  F.  III.  belegt;  2  in 
Schwarz  zwei  silberne  Balken;  3  das  v.  Löbensche  Stammwappen;  zwei 
gekrönte  Helme,  rechts  der  Adler  des  ersten  Feldes,  links  der  Helm- 
schmuck des  Stammwappens)  findet  sich  in  Sammlungen  nur  in  Ab- 
drücken von  älteren  Petschaften  vor. 

Der  Reichs-Grafenstand  kam  1790  in  die  Familie.  Es  wurde  näm- 
lich aus  der  oberlausitzer  Linie  10.  (nach  Anderen  17.)  Juli  des 
genannten  Jahres  im  kursächs.  Reichsvicariate  Otto  Ferdinand  v.  Loe- 
ben —  nicht  Freiherr,  wie  irrthümlich  angegeben  wird  —  in  den  Gra- 
fenstand erhoben.  Derselbe,  geb.  18.  Juni  1741,  gest.  16.  Sept.  1804, 
Herr  auf  Gerlachsheim  und  Nieder-Rudelsdorf,  kursächs.  Cabinetsminister 
und  w.  Geh.  Rath,  war  in  zweiler  Ehe,  27.  April  1778,  vermählt  mit 
Caroline  v.  Greiflenheim,  geb.  22.  Juli  1760,  und  der  jüngste  Sohn  aus 
dieser  Ehe,  Graf  Albrecht  Edmund,  ist  das  jetzige  Haupt  der  gräf- 
lichen Linie. 

Die  Grossältern  des  Grafen  Otto  Ferdinand  waren :  Georg  Fried- 
rich, geb.  16.  Juli  1663,  gest.  7.  Jan.  1697,  Herr  auf  Mengelsdorf, 
Kupper  und  Collmen;  Gemahlin:  Eva  Sophie  v.  Schönberg,  verm.  1689, 
gest.  1740;  die  Aeltern  aber:  Wolf  Christian  Albrecht,  geb.  12.  Nov. 
1692,  gest.  17.  März  1750,  Herr  auf  Mengelsdorf  und  Biesig,  kursächs. 
Kammerherr  und  Landeshauptmann  der  Oberlausitz;  Gemahlin:  Hedwig 
Elisabeth  Sophie  Vitzthum  v.  Eckstädt,  geb.  14.  Dec.  1713,  verm.  18. 
Febr.    1735,  gest.   10.  Febr.    1778.  — 

Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist  Graf  ALBRECHT  Edmund,  geb.  29. 
April  1800,  Herr  auf  Nieder-Rudelsdorf  und  Ober-Gerlachsheim  bei  Gör- 
litz, Landesältester  des  Markgrafenthums  Ober-Lausitz,  verm.  26.  Aug. 
1828  mit  Maria  Gräfin  zur  Lippe- Weissenfeid,  geb.    10.  Juni   1810. 


54  GRAFEN    V.    LORSCH. 

Grafen  v.  Loesch. 

jÖtatholifd).  Magern. 

Besitz:    Das  Stammgut  Hilkerthausen  etc. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  rothen  Mittelschild  zwei 
silberne,  rückwärts  gegen  einander  gekehrte,  aufrechtstehende  Streitäxte;  nach  Ein- 
ziger v.  Einzing:  Metzgersbeile  (Stammwappen).  1  und  4  in  Gold  zwei  blaue, 
heraldisch  richtiger  rothe,  quer  übereinander  liegende  Geweihe  eines  Hirsches  von 
10  Enden  (wahrscheinlich  wegen  des  Besitzes  der  Hofmarkt  Hirschenhausen);  2  und 
3  von  Silber  und  Blau  der  Länge  nach  getheilt  mit  drei  (l  und  2)  goldenen  Lilien 
(Köckeritz ;  bei  Erhebung  in  den  Freiherrenstand  hinzugekommen).  Auf  dem  Schilde 
stehen  über  der  Grafenkrone  drei  Helme,  von  denen  der  mittlere  und  linke  gekrönt 
sind.  Auf  dem  rechten  ungekrönten  Helme  erhebt  sich  ein  blauer  hoher  Hut,  des- 
sen goldene  Stülpe  mit  9  blauen  Knöpfen,  fünf  und  vier,  belegt  ist.  Oben  auf  dem 
Hute  liegt  eine  goldene  Krone,  welche  mit  5  Strausseniedern,  wechselsweise  blau 
und  silbern,  besteckt  ist.  Aus  dem  mittleren  Helme  wächst  zwischen  den  silber- 
nen Streitäxten  des  Mittelschildes  ein  roth  bekleideter  männlicher  Bumpf  mit  ent- 
blösstem  Hals  und  Haupte  empor;  nach  Einzinger  v.  Einzing  ein  roth  gekleideter 
Metzgersbursche  (Helm  des  Stammwappens);  und  der  linke  Helm  trägt  zwei  Büffels- 
hörner,  von  denen  das  rechte  silbern,  das  linke  blau  ist,  zwischen  welchen  eine 
goldene  Lilie  schwebt  (Köckeritzscher  Helm).  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind 
blau  und  golden,  die  des  mittleren  roth  und  silbern,  und  die  des  linken  blau  und 
silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende  goldene  Greife. 

Altes,  ursprünglich  fränkisches,  urkundlich  schon  1257  vorkommen- 
des Rittergeschlecht.  Wilhelm  Loesch  kam,  nach  Einigen  aus  Franken, 
nach  Anderen  aus  Oesterreich,  1470  nach  Bayern,  worauf  sich  in  die- 
sem Lande  die  Nachkommen  desselben  bald  weit  verbreiteten ,  grossen 
Grundbesitz  erlangten ,  und  zu  den  höchsten  geistlichen  und  weltlichen 
Würden  kamen.  Wilhelms  Sohn,  Augustin  (auch  August),  bayer.  Canz- 
ler,  und  wegen  treuer  Anhänglichkeit  an  den  Glauben  der  Väter 
berühmt,  erwarb  1518  das  Stammgut  Hilkertshausen  (Hilgartshausen) : 
eine  Annahme,  welche  mit  Bucelini  nicht  stimmt,  welcher  mit  Wilhelm 
Loesch  von  Hilgartshausen,  und  zwar  um  das  Jahr  1440,  die  Stamm- 
reihe der  Familie  beginnt.     Augustins  Sohn  Leo  ,  Domherr  zu  Freysing 


GlAKfl    V.    LOKSCII.  55 

und  Passau,  und  Propst  zu  Moosburg  und  Isen,  wurde  1552  Fürst- 
bischof zu  Freysing  und  bekleidete  diese  hohe  Stelle ,  so  unruhig  die 
Zeit  auch  damals  war,  7  Jahre  mit  grossem  Ruhme.  Leo's  Neffe,  Wil- 
helm, war  um  das  Jahr  1565  fürstl.  bayer.  Rath  und  Hofmeister,  und 
der  Sohn  desselben,  Wolfgang  Wilhelm,  herzl.  bayer.  Kammerherr, 
pflanzte  den  Stamm  weiter  fort.  Der  Freiherrenstand  kam  vom  Kaiser 
Ferdinand  III.  1653  in  die  Familie,  und  bei  dieser  Erhebung  wurde  das 
Wappen,  wie  angegeben,  auch  mit  dem  der  Familie  v.  Köckeritz  ver- 
mehrt. Die  Reichs-Grafenwürde  erhielt  vom  Kurfürsten  Carl  Theodor  v. 
Pfalzbayern  im  Reichsvicariate  16.  Sept.  1790  Maximilian  Joseph  Freiherr 
v.  Loesch-Hilkertshausen  zu  Stein,  kurpfalz.  bayer.  Kämmerer  etc. 

Graf  Maximilian  Joseph  hinterliess  zwei  Söhne:  den  Grafen  Maximi- 
lian Emanuel,  geb.  18.  April  1773,  gest.  10.  Sept.  1840,  k.  bayer. 
Kämmerer,  venu,  mit  Maria  Josepha  Johanna  Freiin  v.  Leoprechting- 
Irlbach,  geb.  12.  Mai  1793,  und  den  Grafen  Carl,  geb.  2.  Nov.  1790, 
gest.  26.  April  1843,  k.  bayer.  pens.  Hauptmann,  verm.  mit  Julie 
Greineder. 

Vom  Grafen  Maximilian  Emanuel  stammt  das  jetzige  Haupt  der 
Familie:  MAXIMILIAN  Otto  Carl  Ludwig  Graf  v.  Loesch-Hilkertshausen 
zu  Stein,  geb.  23.  Febr.  1819,  k.  bayer.  Oberlieulenant.  Die  zwei 
Rrüder  desselben  sind:  Graf  Ludwig,  geb.  24.  Juni  1820,  k.  bayer. 
Lieutenant,  und  Graf  Heinrich,   geb.  26.  Jan.  1824,  k.  bayer.  Lieutenant. 

Vom  Grafen  Carl  stammt:  Graf  Max,  geb.   24.  Juni   1834. 


Grafen  v.  Logau. 

Äatholifd).  flJrntjktt. 

Besitz:     Rcutliau  im  Kreise  Sprottau. 


Wappen :    Schild   von  Blau    und  Silber   gerautet    und    von    einem    schräg- 
rechten,  rothen  Balken  durchzogen.    In  der  rechten  Schräghälfte  des  Schildes  zahlt 


56  GRAFEN    V.    LOGAU. 

man  gewöhnlich  20,  in  der  linken  17  hlaue  Rauten.  Den  Schild  deckt  die  Gra- 
fenkrone, und  auf  derselben  erhebt  sich  ein  Helm,  welcher  ein  viereckiges,  unten 
etwas  zugespitztes  Schirmbret  trügt.  Dasselbe  ist,  wie  der  Schild ,  von  Blau  und 
Silber  gerautet,  und  von  einem  schrägrechten  rothen  Balken  durchzogen.  Die  oberen 
Ecken  sind  beide  mit  einem  Eie  besetzt,  die  rechte  mit  einem  rothen,  die  linke 
mit  einem  grünen.  Auf  der  Mitte  des  Schirmhretes  stehen  6  schwarze  Hahnen- 
federn, von  denen  drei  rechts,  drei  links  wehen.  Die  Hehndecken  sind  roth  und 
silbern.  —  Wie  angeführt,  gab  das  Wappenbuch  der  durchlauchtigen  Welt  (III.,  241) 
das  Wappen  der  Grafen  v.  Logau  und  so  wurde,  wenn  auch  bekannt  ist,  dass  in 
diesem  Werke  oft  nur  die  Stammwappen  als  gräfliche  aufgeführt  sind,  das  in  Rede 
stehende  Wappen  bis  auf  die  neueste  Zeit,  z.  B.  im  Wappenbuche  der  österr.  Mo- 
narchie (IV.,  (>5)  und  noch  im  Geneal.  Taschenbuch  der  gräflichen  Häuser  für  1852 
beschrieben.  Im  Jahrgange  1853  ist  ein  vermehrtes  Wappen  angegeben,  dessen 
Beschreibung  hier  genügen  mag,  da,  so  genau  auch  im  Ganzen  diese  Beschreibung 
ist,  doch  einige  Zweifel,  namentlich  über  den  Mittelschild  und  den  linken  Helm, 
weder  durch  Abbildungen,  noch  durch  Lackabdrücke,  die  nicht  vorzufinden  waren, 
sich  lösen  Hessen,  und  da  die  genaue  Angabe  des  ursprünglichen  Stammwappens 
jedenfalls  bei  der  durcii  die  Vermehrung  des  Wappens  erfolgten  Veränderung  von 
Werthe  ist.  Am  angeführten  Orte  ist  das  vollständige  Wappen,  wie  folgt,  erwähnt : 
quadrirter  Schild  mit  silbernem  Herzschild,  in  welchem  3  schwarze  einfache  Adlers- 
flügel erscheinen.  1  und  4  von  Grün  und  Weiss  geschacht  und  von  einem  rubin- 
farbigen  Schrägbalken  durchschnitten,  in  jedem  Balken  ein  zum  Grimmen  geschick- 
ter silberner  Löwe  mit  aufgerissenem  Rachen,  roth  ausgeschlagener  Zunge  und 
mit  über  dem  Rücken  gewundenem  doppelten  Schweife;  2  und  3  in  Gold  ein 
blauer  Fluss,  woraus  sich  ein  silberner  rechts  gewendeter  Schwan  mit  rothem 
Schnabel,  rothen  Füssen  und  ausgebreiteten  Flügeln  erhebt.  Den  Schild  decken 
drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  den  Balken  und  Löwen  mit  einer  schach- 
weise abgetheiltcn  Panier  -  oder  Turnierdecke,  worin  auf  jedem  oberen  Eckfelde  ein 
weisses  Straussenci,  und  zwischen  diesen  beiden  in  der  Mitte  fünf  aufgesteckte 
lange  Straussenfedcrn,  golden,  rubinfarbig,  silbern,  rubinfarbig  und  blau,  zu  sehen 
sind ;  der  mittlere  Helm  trägt  den  Schwan  im  Flusse,  und  der  dritte  ein  silbernes 
Rad  mit  den  fünf  Straussenfedern.  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth,  links  blau.  — 
Heraldiker  von  Fache,  welchen  namentlich  die  ganz  ungewöhnliche  Veränderung  des 
Stammwappens  auffallen  dürfte,  werden  durcii  den  Mittelschild  und  den  linken  Helm 
sogleich  an  die  Wappen  der  Herren  und  Freiherren  v.  Lüttwitz  erinnert  werden. 
Das  Wappen  derer  v.  Lüttwitz  zeigt  nämlich  in  Silber  drei  schwarze  Adlerflügel, 
den  obersten  mit  den  Federn  quer  gegen  den  Helm,  und  unter  diesem  zwei  von 
einander  gekehrte  Flügel.  Auf  dem  Helme  stehen  zwei  neben  einander  gestellte 
silberne  Mühlräder  mit  Zähnen  und  hinter  denselben  drei  Straussenfedern,  schwarz, 
silbern,  schwarz. 

Sehr  alte  schlesische  Ritterfamilie,  welche  später  theilweise  den 
Freiherren  -  und  dann  den  Grafenstand  erlangte.  Der  adelige  Zweig 
war  nach  Sinapius  früher  namentlich  im  Briegischen,  der  freiherrlichc 
im  Liegnilzischen  begütert,  und  die  Familie,  welche  jetzt  nicht  mehr 
viele  Glieder  zu  zählen  scheint,  war  vor  Zeiten  ziemlich  gliederreich.  Als 
Stammhäuser  finden  sich  Altendorf,  Schlaupitz  und  Jenschwitz  aufge- 
zeichnet, und  Krayn  bei  Strehlen ,  Ullersdorf  bei  Glalz,  Rosenthal  und 
Künsberg  bei  Schweidnitz,  Diersdorf  bei  Nimptsch,  Sämitz  und  Oberbie- 
lau  bei  Liegnitz,  Olbersdorf  bei  Frankenstein  und  das  Städtchen  Miesko 
im  Teschenschen  waren  sonst  im  Besitze  der  Familie.  Heinrich  Logau, 
Ritter,  dessen  Burg  im  Schweidnitzischen  lag,  lebte  nach  Thebesius  um 
das  Jahr  1341.  Hans  v.  Logau,  1342  Burggraf  zu  Hayn  und  Hofrich- 
ler  zu  Jauer,  kommt  1367  in  einem  vom  Herzoge  Bolco  in  Schlesien 
der  Stadt  Guben  verliehenen  Privilegium  urkundlich  vor;  Nicol  war  nach 
Sinapius   1424  Landeshauptmann  der  Standesherrscbaft  Wartenberg,  und 


GRAFEN    V.    LOGAU.  57 

Wenzel  1503  Herzogl.  Münsterbergischer  Marschall.  Matthaeus,  der 
Aeltere,  wurde  1542  Landeshauptmann  der  Fürstentümer  Schweidnitz 
und  Jauer,  und  Georg,  königl.  Rath,  Canonikus  zu  St.  Johann  und  Propst 
zum  heiligen  Kreuze  in  Breslau,  zu  seiner  Zeit  als  Gelehrter  und  Dich- 
ter, durch  den  die  Kirchenhistorien  des  Nicephorus  aus  dem  Griechi- 
schen ins  Lateinische  übertragen  wurden,  sehr  bekannt,  starb  1553. 
Caspar,  gest.  1574,  wurde  1562  Bischof  zu  Breslau.  Von  den  vier 
Brüdern  desselben  kommt  Matthaeus  zuerst  als  Landeshauptmann  der 
Fürstenthümer  Schweidnitz  und  Jauer,  später  als  k.  Rath  und  Kammer- 
präsident, Heinrich  aber  als  Landeshauptmann  in  Breslau  vor.  Matthaeus 
kaufte  mit  seinen  Brüdern  vom  Herzoge  Christoph  v.  Münsterberg  das 
Fürstenthum  Münsterberg,  doch  traten  die  Landstände,  welche  nicht  gern 
einen  vom  Adel  zum  Oberherrn  haben  wollten,  in  den  Kauf  und  über- 
liessen  das  Fürstenthum  dem  Kaiser  Maximilian  II.  Friedrich  v.  Logau, 
gest.  1656,  Regierungs-Rath  des  Herzogs  Ludwig  zu  Liegnitz  und  Brieg, 
war  zu  seiner  Zeil  als  Dichter  sehr  geschätzt,  und  hat  unter  dem  Namen 
Salomon  v.  Golau  3000  deutsche  Sinngedichte  herausgegeben.  Der  Sohn 
desselben,  Balthasar  Friedrich,  des  Fürstenthums  Brieg  Abgeordneter 
bei  den  allgemeinen  Landesconventen  und  als  Gelehrter  ebenfalls  bekannt, 
erhielt  vom  Kaiser  Leopold  I.  31.  Dec.  1687  den  böhmischen  Frei- 
herrenstand erneuert,  welchen  schon  Bartholomaeus  und  Matthaeus  von 
den  Kaisern  Carl  V.  und  Ferdinand  I.  erhalten  hatten. 

Den  Grafenstand  erlangte  vom  Kaiser  Carl  VI.  30.  Dec.  1733 
Heinrich  Friedrich  Freiherr  v.  Logau,  und  bis  in  das  zweite  Decennium 
dieses  Jahrhunderts  kommen  mehrere  Grafen  v.  Logau  in  k.  preuss. 
Militairdiensten  vor,  welche  sich  namentlich  in  den  Befreiungskriegen  aus- 
gezeichnet haben.  Jetzt  ist  nur,  doch  ohne  über  die  nähere  Abstam- 
mung desselben  genaue  Nachricht  geben  zu  können,  bekannt:  AUGUST 
Leopold  Graf  Logau  v.  Altendorf,  Herr  auf  Reuthau,  geb.  24.  Aug. 
1797,  k.  preuss.  Kammerherr,  Major  a.  D.  und  Landesältester.  Die 
einzige  Tochter  desselben  ist:  Gräfin  Helene  Ottilie  Melanie,  geb. 
23.  März   1837. 


58  GRAFEN  V.  WYLICH  UND  LOTTÜM. 

Grafen  v.  Wylich  und  Lottiim. 

Coangclifd).  #reufjen. 

Besitz:  das  Burglehen  Lissa  in  Nieder-Schlesien,  bestehend  aus  den  Dörfern  Lissa,  Rathen, 
Klein-Heydau,  Muckerau,  Marschwitz  und  Wohnwitz. 


■Wappen:  quadrirter  Schild;  1  und  4  in  Silber  ein  rother,  bis  an  den 
Rand  reichender  Sparren,  und  unter  demselben  ein  schwebender  rother  Hing 
(Wylich)-,  2  und  3  in  Gold  ein  gemeines  rothes  Kreuz,  welches  mit  neun  goldenen 
Pfennigen  in  Gestalt  eines  gemeinen  Kreuzes  so  belegt  ist,  dass,  wenn  man  vom 
Pfahl  herunter,  oder  auch  quer  über  den  Balken  zählt,  jedesmal  fünf  in  einer 
Reihe  liegen,  weil  der  mittelste  Pfennig  dann  zweimal  gerechnet  wird  (Lottum). 
Auf  dem  Schilde  stehen  zwei  Helme.  Aus  dem  gekrönten  rechten  Helme  wächst 
ein  einwärtsgekehrter  silberner  Drachenkopf  mit  ausgestreckter  Stachelzunge  und 
sehr  starkem  und  langem,  nach  einwärts  gebogenem  Halse  empor,  an  welchem  letz- 
teren gleich  hinter  dem  Kopfe,  mittelst  eines  Ringes,  ein  kleiner  silberner,  mit  den 
Wappenbildern  des  1.  und  4.  Feldes  belegter  Schild  befestigt  ist  (Wylichscher 
Helm).  Der  linke  Helm  ist  mit  einer  rothen  Mauer  besetzt,  welche  die  Gestalt 
einer  Krone  hat,  oben  dreimal  gezinnt  ist,  und  deren  äussere  Zinnen  etwas  schräg 
auswärts  gebogen  sind.  Hinter  dieser  Mauer  stehen  an  silbernen  Turnierstangen 
zwei  schräg  von  einander  gekehrte  goldene,  mit  dem  Wappenbilde  des  2.  und 
3.  Feldes  belegte  und  mit  goldenen  Fransen  besetzte  Fahnen  mit  einer  an  jeder 
Stange  inwendig  herunterhängenden,  in  einer  Quaste  sich  endigenden  goldenen 
Schnur  (Lottumscher  Helm).  Die  Helmdecken  sind  rechts  silbern  und  roth,  links 
golden  und  roth,  und  den  Schild  halten  zwei  goldene,  mit  dem  Kopfe  vorwärts 
gekehrte  und  mit  doppelten  Schweifen  versehene  Löwen. 

Die  Grafen  v.  Wylich  und  Lottum  stammen  aus  einem  sehr  alten 
niedersächsischen  Geschlechte,  welches  später  den  Freiherrenstand  und 
in  einem  Zweige  die  Grafenwürde  erhalten  hat.  In  männlicher  Linie  ist 
das  Haus  aus  der  Familie  v.  Steenhuys  entsprossen,  welche  urkundlich 
bis  auf  das  Jahr  1158  zurückzuführen  ist.  Adolph  v.  Steenhuys  ver- 
mählte sich  1317  mit  Bata  (Beatrix)  v.  Wylacken  und  nahm  den  Namen 
derselben  an,  welcher  später  Wylich  geschrieben  wurde,  soll  aber  das 
Steenhuysische  Wappen  beibehalten  haben. —  Als  nächster  Stammvater  wird 
gewöhnlich  Peter  v.  u.  zu  Wylich  aufgeführt,  welcher  1446  Erbland-Hof- 
meister des  Herzogthums  Cleve  war.  Derselbe  war  vermählt  mit  Hille 
v.  Hessen,  einer  Tochter  des  Land-Hofmeisters  Arnold  v.  Hessen,  und  hatte 
dadurch  jene  Würde  in  seine  Familie  gebracht.  Das  älteste  Besitzlhum  der 
Familie  war  Dirsfort,  später  aber  erwarb  dieselbe  bedeutende  Güter  und 


GRAFEN  V.  WYLICH  UND  LOTTUM.  59 

Herrschaften  und  zerfiel  nach  und  nach  in  die  Linien  Wylich-Rosaw, 
Wylich -Huet -Lottum,  Wylieh-Pröbsting- Winnenthal,  Wylich -Winnen- 
thal  etc.  Peters  Enkel,  Otto,  venu,  mit  Liefferta  Schenkin  v.  Niedegg, 
stiftete  die  Linie  zu  Huet,  und  der  Sohn  desselben,  Otto  II.,  vermählte 
sich  mit  Elisabeth  v.  Baderich,  Erbtochter  v.  Gronstein.  Der  Sohn  des 
Letzteren,  Otto  Christoph,  Herr  zu  Huet,  Gronstein  und  Gribbenfort, 
erwarb  die  Herrlichkeit  Lottum  in  dem  ehemaligen,  zum  Herzogthum 
Geldern  gehörigen  Amte  Kessel,  und  Johann  Christoph  wurde  1608 
vom  Erzherzoge  Albert  von  Oeslerreich  in  den  Freiherrenstand  unter 
dem  Namen :  Wylich  und  Lottum  erhoben.  Der  eigentliche  Geschlechts- 
name ist  jetzt,  doch  im  Ganzen  nur  scheinbar,  verdrängt,  da  noch  in 
allen  Fällen  von  Wichtigkeit  die  verbundene  Benennung,  also  der  Doppel- 
name: Wylich  und  Lottum  gebraucht  wird.  Durch  die  Nachkommen  des 
Freiherrn  Johann  Christoph  bildeten  sich  zwei  Linien,  eine  ältere  und 
eine  jüngere;  erstere  ist  im  Freiherrenslande  verblieben,  doch  in  diesem 
Jahrhundert  erloschen,  in  letztere  dagegen  ist  die  Grafenwürde  gekommen. 
Es  wurde  nämlich  Johann  Christophs  Enkel,  Carl  Philipp,  k.  prenss. 
General-Feldmarschall  etc.,  geb.  27.  Aug.  1650,  gest.  14.  Febr.  1719, 
in  erster  Ehe  vermählt  mit  Maria  Dorothea  Freiin  v.  Schwerin,  in  zweiter 
mit  Albertine  Charlotte  Freiin  v.  Quadl-Wickerad,  vom  Kaiser  Leopold  I. 
20.  Jan.  1701  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben  und  diese  Würde  vom 
König  Friedrich  I.  von  Preussen   14.  Juni    1701   anerkannt. 

Die  genaue  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  der  Familie  ergiebt 
sich  aus  folgender  Ahnentafel:  Johann  Christoph  —  Sohn  des  ersten 
Grafen  Carl  Philipp  aus  erster  Ehe  —  geb.  9.  Mai  1681,  gest. 
29.  Sept.  1727,  k.  preuss.  General-Major  und  Regimentschef;  Gemahlin: 
Hermine  Alexandrine  Freiin  v.  Wittenhorst-Sonsfeld,  geb.  4.  Sept.  1685, 
verm.  26.  Juli  1714,  gest.  23.  April  1745.  —  Friedrich  Wilhelm, 
geb.  18.  März  1716,  gest.  17.  Dec.  1774,  k.  preuss.  General -Major, 
Regimentschef  etc.;  Gemahlin:  Anna  Dorothea  Scherf  (Scheris),  geb. 
7.  Jan.  1744,  verm.  18.  April  1763,  gestorben  (in  zweiter  Ehe 
verm.  mit  dem  k.  preuss.  Geh.  Ober- Justiz -Tribunal-  und  Ober-Con- 
sistorial-Ralh  v.  Lamprecht)  14.  Febr.  1796.*  —  Carl  Friedrich 
Heinrich,  geb.  5.  Nov.  1767,  gest.  14.  Febr.  1841,  k.  preuss.  General, 
w.  Geh.  Staats-  und  Schatz -Minister  etc.;  Gemahlin:  Sophie  Luise 
Friederike  v.  Lamprecht,  geb.  2.  Nov.  1772,  gest.  6.  Febr.  1841.  — 
Hermann  Friedrich,  geb.  3.  Mai  1796,  gest.  13.  Oct.  1847,  k.  preuss. 
Geh.  Rath  und  Gesandter;  Gemahlin:  Clotilde  Gräfin  und  Herrin  zu 
Putbus,  geb.  25.  April  1809,  verm.  7.  Oct.  1828,  und  Hermann  Heinrich, 
geb.   24.   Sept.    1797,  k.   preuss.  Rittmeister  a.   D. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  gehören  hierher:  MORITZ 
Wilhelm  Friedrich  Reichsgraf  v.  Wylich  und  Lottum  —  Sohn  des 
Grafen  Hermann  Friedrich  —  geb.  19.  Juli  1829,  Majoratsherr  des 
freien  Burglehens  Lissa.  Der  Bruder  desselben  ist  Graf  Wilhelm  Carl 
Gustav  Malte,  geb.  16.  April  1833.  —  Der  Onkel  des  Grafen  Moritz 
Wilhelm  Friedrich,  Graf  Hermann  Heinrich,  ist  oben  aufgeführt. 

Vom  Grafen  Friedrich  Albrechl  Carl  Hermann,  geb.  20.  April  1721, 


60 


GRAFEN  V.  LUBIENSKI. 


gest.  3.  März  1797,  k.  preuss.  w.  General,  verm.  28.  Jan.  1762  mit 
Sophie  Beate  v.  Schlichting,  geb.  8.  Aug.  1736,  gest.  28.  Oct.  1801, 
lebt  vom  Sohne  desselben,  dem  Grafen  Carl  Friedrich  Johann  Gustav, 
geb.  29.  Oct.  1762,  gest.  1.  März  1828,  k.  preuss.  Kammerherrn, 
Ordenscanzier  etc.  aus  der  Ehe  mit  Magdalene  Sophie  Ernestine  v.  Gler- 
mont,  geb.  30.  Jan.  1772,  verm.  28.  Sept.  1790,  gest.  12.  Febr. 
1843:  Graf  Carl  Hermann,  geb.  19.  März  1792,  k.  preuss.  Oberst- 
lieutenant a.  D. 


Grafen  v.  Lubienski. 

Besitz:  PudJiszky  im  Grossherzogthum  Posen. 


"Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild ,  beide  mit  goldener  Einfas- 
sung. Im  silbernen  Mittelschild  ein  vorwärts  gekehrter,  von  einem  Schwerte  von 
oben  nach  unten  und  links  durchstochener,  schwarzer  Büffels-  oder  Auerochsen- 
kopf  (Pomian).  I  in  Roth  ein  rechtsgekehrter  Widder  von  natürlicher  Farbe  mit 
goldenen  Hörnern  (Junosza);  2  in  Blau  der  schwarze  Büffelskopf  des  Mittelschildes 
mit  dem  Schwerte  (Pomian).  3  in  Gold  auf  einem  weissen,  nach  rechts  galoppi- 
rcnden  Rosse  ein  mit  dem  weissen  doppelten  Ordenskreuze  auf  rothem  Schilde 
geschmückter  Ritter  mit  geschwungenem  Schwerte  (Sanguszko),  und  4  in  Grün  ein 
schrägrechter,  mit  drei  silbernen  Rosen  belegter,  rother  Balken,  welchen  oben  und 
unten  ein  nach  einwärts  und  oben  aufspringender  silberner  Edelhirsch  begleitet 
(Szembeck).  Den  Schild  deckt  die  Grafenkrone,  aus  welcher  ein  geharnischter, 
nach  rechts  gebogener  Arm  aufwächst,  welcher  in  der  Hand  ein  mit  der  Spitze 
nach  unten  und  links  gerichtetes  Schwert  führt.  Den  Schild  halten  zwei  gehar- 
nischte Ritter,    welche  mit  der  freien  Hand  eine  Hellebarde  umfassen.     Die  Visire 


GRAFEN  V.  LUBIENSKI.  61 

sind  geöffnet  und  auf  dem  Helme  des  rechtsstehenden  Ritters  wehen  vier  Straussen- 
federn,  eine  schwarze  nach  aussen  und  unten,  und  nach  oben  eine  rothe,  silberne 
und  blaue.  Bei  dem  linken  Schildlialter  weht  die  schwarze  Feder  ebenfalls  nach 
aussen  und  unten,  und  die  obcnstchendcn  sind  blau,  silbern,  rotb.  Wie  beschrieben, 
giebl  das  Wappenbucl  der  preussischen  Monarchie  dieses  Wappen.  Neuere  An- 
gaben tingiren  Feld  2  golden,  das  Ross  im  3.  Felde  schwarz,  Feld  4  blau,  den 
Schrägbalken  golden,  mit  drei  rolhen  Rosen  belegt,  und  bezeichnen  die  den  Schräg- 
balken begleitenden  Edelhirsche  als  Geisböcke. 

Die  Grafen  v.  Lubienski  stammen  aus  einem  sehr  alten  polnischen 
Adelsgeschlechte,  welches  zu  dem  bekannten  Hause  Pomian  gehört.  Aus 
diesem  Geschlechte  stand  um  die  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  Florian 
v.  Lubienski,  Wojwode  von  Posen,  gest.  28.  Sept.  1760,  in  hohem 
Ansehen.  Der  Enkel  desselben,  Felix  Wladislaus  v.  Lubienski,  geb. 
1758,  gest.  1842  als  k.  poln.  Staatsminister  a.  D.,  wurde  als  Starost 
von  Nakel  im  Jahre  1796  k.  preuss.  Kammerherr  und  erhielt  5.  Juni 
1798  bei  der  Huldigung  des  Königs  Friedrich  Wilhelm  JH.  von  Preussen 
zu  Königsberg  den  preussischen  Grafenstand,  wobei  das  Stammwappen 
des  Erhobenen  mit  den  Wappen  der  verwandten  Familien  Bielinski, 
Sanguszko  und  Szembek  vermehrt  wurde.  Graf  Felix  Wrladislaus  hinter- 
liess  aus  der  Ehe  mit  Thecla  v.  Bielinska,  einer  Tochter  des  polnischen 
Kron-Grossschreibers  Peter  v.  Bielinski  und  der  Fürstin  Chrisline  San- 
guszko, zehn  Kinder,  drei  Töchter  und  sieben  Söhne,  die  Grafen :  Franz, 
Thomas,   Peter,  Johann,   Heinrich,  Thaddäus  und  Joseph. 

Graf  Franz  v.  Lubnia-Lubienski,  in  erster  Ehe  vermählt  mit  N.  N. 
v.  Milkowska ,  in  zweiter  mit  Pauline  Gräfin  v.  Potocka,  ist  verstorben. 
Aus  der  ersten  Ehe  stammt  Graf  Casimir,  verm.  mit  Maria  Gräfin  v.  Kra- 
sinska,  aus  der  zweiten  Graf  Severin,  verm.  mit  N.  N.  Gräfin  v.  Jezierska. 

Die  sechs  lebenden  Brüder  des  Grafen  Franz  sind:  1)  Graf  THOMAS, 
k.  poln.  General  a.  D.  und  Senator- Caslellan  des  Königreichs  Polen, 
verm.  mit  Constanlia  Gräfin  v.  Ossolinska,  aus  welcher  Ehe  Graf  Leon 
entsprossen  ist. —  2)  Graf  Peter,  Präsident  des  k.  poln.  Credit-Vereins, 
verm.  mit  Barbara  v.  Szymanowska.  Die  drei  Söhne  desselben  sind  die 
Grafen:  Felix,  verm.  mit  N.  N.  v.  Dzierzbicka;  Eustachius,  und  Paul. — 
3)  Graf  Johann,  verm.  mit  Anna  v.  Klicka,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne 
stammen ,  die  Grafen  Stanislaus  und  Wladislaus.  —  4)  Graf  Heinrich, 
k.  poln.  Slaatsrath  und  Vicepräsident  der  poln.  Bank,  verm.  mit  Irene 
Gräfin  Potocka.  Die  vier  Söhne  desselben  sind  die  Grafen  Eduard, 
Thomas,  Constantin  und  Julius.  —  5)  Graf  Thaddäus,  Prälat  des  röm. 
Stuhls,  und  6)  Graf  Joseph,  Herr  auf  Pudliszki,  General-Landschaftsrath 
a.  D.,  verm.  mit  Josepha  v.  Pruska. 


62 


GRAFEN  V.  LÜCKNER. 


Grafen  v.  Lackner. 

<£ö<mgeltfth.  JDänemark. 

In  Holstein  begütert. 


"Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Mittelschild  von  Schwarz  und 
Blau  der  Länge  nach  getheilt,  mit  einem  goldenen  Sparren  und  unter  demselben 
mit  sechs  (I,  2,  3)  auf  dem  unteren  Rand  liegenden  Kugeln  (Stammwappen).  1  und 
4  in  Silber  ein  senkrecht  gestellter,  blauer  Mörser;  2  und  3  in  Roth  ein  rechts- 
gekehrtcr  goldener  Löwe,  welcher  in  den  Vorderpranken  eine  Danebrogs-Fahne 
(roth  mit  silbernem  Kreuze)  hält.  Den  Schild  deckt  eine  Marquisenkrune,  und 
denselben  halten  zwei  mit  Laub  umgürtete  v/ilde  Männer,  welche  mit  der  freien 
Hand  eine  Keule  über  die  Schulter  legen.  Helme  und  Helmschmuck  kommen  nicht 
vor.  —  Nach  Angaben  Einiger  ist  der  Miltelschild  quer  von  Schwarz  und  Blau 
getheilt,  der  Sparren  silbern  und  die  Löwen  im  2.  und  3.  Felde  gekrönt. 

Der  Stammvater  der  jetzigen  Grafen  v.  Luckner  ist  der  bekannte 
Graf  Nicolaus  v.  Luckner,  General  und  Marschall  von  Frankreich,  geb. 
1722  zu  Campen  in  Bayern,  gefallen  unter  der  Guillotine  als  Opfer  der 
französischen  Revolutionsstürme,  im  Januar  1794.  —  Derselbe  trat  früh 
in  kön.  preussische  Dienste,  wurde  schon  1759  Husarenoberst,  und 
zeichnete  sich  besonders  bei  Rossbach  aus.  Am  24.  Mai  1760  überfiel 
er,  als  Commandeur  eines  leichten  Corps  von  Infanterie  und  Cavallerie, 
ganz  unerwartet  die  Franzosen  bei  Butzbach  und  schlug  dieselben  ent- 
scheidend. Nach  dem  Frieden  wurden  ihm  von  vielen  Seiten  die  vor- 
theilhaftesten  Anerbietungen  gemacht,  er  entschied  sich  für  die  fran- 
zösischen Dienste,  und  trat  als  General-Lieutenant  in  die  französische 
Armee  ein.  Nach  Erwerb  bedeutenden  Grundbesitzes  in  Holstein  wurde 
derselbe ,  wie  das  Lexicon  over  Adelige  Familier  i  Danmark ,  Norge  og 
Hertugdomene  (I.,  341)  angiebt,  als  Baron  Nicolaus  v.  Luckner,  aus 
„deutscher"  Familie  stammend,  22.  April  1778  in  den  dänischen  Adel- 
stand aufgenommen  und  erhielt  31.  März  1784  den  dänischen  Grafen- 
stand mit  dem  angegebenen  Wappen. 

So  viel  irgend  zu  ermitteln  war,  hinterliess  der  erste  Graf  Nicolaus 
v.  Luckner  zwei  Söhne,  die  Grafen  Nicolaus,  k.  dän.  Geh.  Conferenz- 
Ralh,  verm.  mit  Adamine  Gräfin  v.  Wedell-Wedelsburg,  und  den  Grafen 
Ferdinand,  Herrn  auf  Deppenau. 


GRAFEN  V.  LÜTTICHAU.  63 

Aus  der  Ehe  des  Ersteren  stammte  Graf  Ferdinand,  gest.  1837, 
welcher  in  erster  Ehe  mit  Malhilde  Gräfin  v.  Stollberg,  gest.  3.  März 
1830,  in  zweiter  Ehe  mit  Sophie  de  Chaufpie  vermählt  war. 

Aus  erster  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt  der  Familie:  Graf 
NICOLAUS,  geb.  4.  Mai  1820,  Erbherr  auf  Schulenburg,  k.  dän.  Premier- 
Lieutenant,  venu.  4.  Oct.  1847  mit  Bianca  Gräfin  v.  Baudissin ,  geb. 
4.  Jan.  1827.  Der  Bruder  desselben  ist  Graf  Alexander,  geh.  3.  März 
1830,  und  der  Stiefbruder:   Graf  Heinrich,  geb.    19.  März   1S33. 

Vom  Grafen  Ferdinand,  Herrn  auf  Deppenau,  stammen  zwei  Söhne, 
die  Grafen:  Adam  Ferdinand,  geb.  21.  Jan.  1803,  Herr  des  Deppenauer 
Fideicommisses,  verm.  15.  Juli  1827  mit  Molly  Pauline  Meyer,  und 
Johann  Heinrich  Wilhelm,  k.  dän.  Kammerherr  und  Holjägermeister, 
verm.  mit  Minna  Gräfin  v.  Reichenbach-Lessonilz,  geb.  31.  Dec.  1817, 
aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  entsprossen  sind ,  die  Grafen :  Nicolaus 
Alfred  Arthur,  geb.  1.  Jan.  1838,  und  Nicolaus  Rudolph  Gustav  Alfred 
Felix,  geb.   2.  Juni   1849. 


Grafen  v.  Lüttiehau. 

eoangeltfd).  pvtufitn. 


Wappen:  im  rothen  Schilde  zwei  mit  den  Spitzen  und  zackigen  Schneiden 
in  natürlicher  Stahlfarbo  gegen  einander  stehende  Kornsicheln  mit  goldenen  Heften, 
aus  deren  Rücken  an  drei  verschiedenen  Orten,  oben,  in  der  Mitte  und  unten,  je 
drei  kleine,  schwarze  Hahnenfedern  hervorragen.  Ueber  der  Grafenkrone  erhebt 
sich  ein  gekrönter  Helm,  auf  welchem  die  beschriebenen  Sicheln  des  Schildes 
stehen.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  golden,  und  den  Schild  halten  mit  beiden 
Vorderpranken  zwei  einwärtssehende,  mit  einer  Freiherrenkrone  gekrönte  Leoparden 
von  natürlicher  Farbe  mit  rothausgeschlagener  Zunge  und  hochaufgeschlagenem 
Schweife. 

Alte  sächsische  Familie,  welche  nach  Knauth  (Misniae  illustrandae 
Prodromus.  Dresd.  1692.  p.  530)  im  Meissnischen  mit  den  Gittern  Gross- 


64  GRAFEN  V.  LÜTTICHAU. 

und  Klein-Kmehlen,  Crausnitz,  Mertinskirch,  Ober-  und  Nieder-Ulbersdorf, 
Bernstein,  Falkenhayn,  Vogtshayn,  Nosskowitz,  Slauchitz  etc.  angesessen 
war.  Später  erwarb  die  Familie  nach  Sinapius  in  Schlesien  Grundbesitz 
und  kaufte  sich  in  der  Oberlausitz  mit  Ober-Erdmannsdorf  etc.  an. 
Urkundlich  kommen  zuerst  1401  vier  Gebrüder  v.  Lüttichau  vor,  doch 
beginnt  Valentin  König  (Sachs.  Adelshistorie  I.)  die  ordentliche  Stamm- 
reihe erst  zu  Ende  des  15.  Jahrhunderts  mit  Seyfart  oder  Siegfried, 
Herrn  auf  Kmehlen.  Desselben  Enkel,  Wolf,  Herr  auf  Kmehlen  und 
Gotha,  Dr.  der  Rechte,  kurf.  Ralh  und  Consistorial-Assessor  zu  Meissen, 
war  1554  als  Kurfürst  Moritz  von  Sachsen  nach  Ungarn  gegen  die 
Türken  zu  Felde  gezogen,  nebst  Anderen  vom  Adel  Interim-Regent  von 
Kursachsen.  Durch  Wolfs  und  seiner  Verwandten  Nachkommen  breitete 
sich  das  Geschlecht  in  Sachsen  weit  aus  und  gelangte  namentlich  zu 
hohen  Civil-Ehrenstellen. 

Der  Reichsgrafenstand  gelangte  durch  zwei  kaiserliche  Erhebungen 
in  die  Familie  und  zwar  ursprünglich  in  das  Haus  Kmehlen.  Zuerst 
wurde  nämlich  Ludwig  Gottlob  —  Enkel  Georgs  v.  Lüttichau,  geb. 
14.  Jan.  1651,  gest.  11.  Aug.  1699,  Herrn  auf  Kmehlen  und  Plochwilz, 
kursächs.  Obersts,  aus  zweiter  Ehe  mit  Johanna  Eleonore  v.  Bork,  verm. 
28.  Sept.  1684,  und  Sohn  Carl  Gottlobs,  geb.  30.  April  1698,  gest. 
2.  Juli  1749,  Herrn  auf  Grosskmehlen,  verm.  2.  April  1728  mit  Frie- 
derike Auguste  Gräfin  v.  Werthern,  geb.  28.  Juli  1712,  gest.  24.  Jan. 
1748  —  geb.  8.  Juli  1736,  Herr  auf  Weissig,  Doberschütz  und  Brin- 
sing,  kursächs.  Kammerherr  und  Landeshauptmann  des  Markgrafenthums 
Oberlausitz,  vom  Kaiser  Joseph  II.  5.  Aug.  1769  in  den  Reichsgrafen- 
stand erhoben.  Derselbe  vermählte  sich  zuerst  6.  Sept.  1769  mit 
Helene  Renate  Gräfin  v.  Hoym-Droyssig,  geb.  6.  Sept.  1733,  gest. 
5.  Dec.  1787,  und  später,  7.  April  1793,  mit  Friederike  Auguste 
v.  Schlichen,  geb.  6.  März  1754;  doch  ist  derselbe  im  Anfange  dieses 
Jahrhunderts  ohne  Nachkommen  gestorben  und  somit  diese  gräfliche 
Linie,  welche  sonst  als  die  Lausitzische  aufgeführt  wurde,  erloschen. 

Die  zweite  Erhebung  in  den  Reichsgrafenstand  brachte  Christian 
Friedrich  Tonne  v.  Lüttichau  in  die  Familie.  Üerselbe,  geb.  20.  März 
1748,  früher  k.  dän.  Kammerherr  und  herz,  braunschw.  Geh.  Etatsrath, 
später  k.  preuss.  bevollm.  Gesandter  im  niedersächsischen  Kreise,  in 
erster  Ehe,  26.  Mai  1770,  verm.  mit  Anna  v.  Losson,  geb.  11.  Febr. 
1756,  gest.  10.  Jan.  1786,  in  zweiter,  17.  Aug.  1786,  mit  Galharine 
v.  Benzon,  geb.  11.  Juni  1765,  wurde  vom  Kaiser  Leopoldll.  23.  Nov. 
1791  in  den  Reichsgrafensland  erhoben.  Die  von  ihm  gestiftete  gräf- 
liche Linie  wurde  früher,  im  Gegensatze  zu  der  lausitzischen,  als 
dänische,  später  preussische  Linie  aufgeführt  und  von  derselben  ist  jetzt 
nur  der  fünfte  Sohn  zweiter  Ehe,  der  weiter  unten  aufzuführende  Graf 
Philipp  Theodor,  bekannt,  dessen  Brüder  in  den  ersten  Decennien  dieses 
Jahrhunderts  sich  in  kein,  preussischen  Militairdiensten  auszeichneten,  von 
denen  aber  Nachkommen  genau  nicht  bekannt  sind. 

Der  Grossvater  des  Grafen  Christian  Friedrich  Tonne  war:  Hans 
Hellmuth  —  ein  Sohn  Wolf  Caspars,    Herrn  auf  Kmehlen  und  Dieben, 


GRAFEN  V.  LLTZOW. 


65 


aus  zweiter  Ehe  mit  Eva  Maria  v.  Oertzen  —  geb.  t670,  gest.  19.  Sept. 
1732.  Derselbe  kam  1682  als  Page  an  den  k.  dän.  Hof,  ging  später 
in  k.  dän.  Kriegsdienste  und  stieg  bis  zum  General -Lieutenant.  Aus 
der  Ehe  mit  Catharina  de  Lezenne  aus  dem  Hause  Feralle  in  Spanien, 
geb.  1671,  verm.  28.  Febr.  1693,  stammte  der  Vater  des  Grafen 
Christian  Friedrich  Tonne:  Christian  Detlev,  geb.  13.  Febr.  1694, 
gest.  10.  Ort.  1766,  Herr  auf  Thiele,  Wmge  und  Randerup,  k.  dän. 
General -Major,  verm.  2.  Dec.  1728  mit  Helle  Trolle  v.  Urne,  geb. 
2.  Dec.   1709,  gest.  2.  April    1764. 

Als  lebend  ist  jetzt  bekannt:  Graf  PHILIPP  Theodor  —  jüngster 
Sohn  des  Grafen  Christian  Friedrich  Tonne  —  geb.  12.  Juni  1795, 
k.  preuss.  Oberst  und  Regiments-Commandeur. 


Grafen  v.  Lützow. 

Hatljoltfd).  SDeflerretd). 

Besitz:   die  Ailodiallierrsclmlt  Lochowilz  in  Hölimen. 


TVappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelsebild.  Im  gekrönten  Mittelschilde 
in  Gold  eine  schwarze,  schrägrechts  gelegte  Feuerleiter  Stammvvappen).  1  in  Gold 
der  zweiköpfige  gekrönte,  schwarze  Reichsadler  mit  goldener  Bewehrung,  doch  ohne 
Scheine,  Scepter  und  Reichsapfel.  2  und  3  in  Blau  eine  vier  Quader  hohe  rothe, 
schwarz  ausgefugte  Mauer  mit  drei  Zinnen,  deren  mittelste  mit  einem  dreifachen 
Pfauenwedel  besteckt  ist.  4  in  Gold  ein  silbergeharnischter  Mann,  welcher  in 
der  Rechten  ein  entblösstes  Schwert  mit  goldenem  Grille  emporhält,  am  linken 
Arm  aber  einen  runden,  rothen  Schild  mit  goldener  Einfassung  angeschnallt  hat, 
und  dessen  Helm  mit  drei  Straussenfedern ,  golden,  roth,  golden,  besteckt  ist. 
Ueber  der  Grafenkrone  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  den 
Adler  des  1.  Feldes;  der  zweite  die  rothe  Mauer  des  2.  und  3.  Feldes,  die  aber 
hier  rund  scheint  und  fünf  Zinnen  hat;  aus  derselben  geht  schrägrechts  und 
II.  5 


G6  GRAFEN  V.  LÜTZOW. 

schräglinks  ein  schwarzer  Feuerbaken,  oder  der  halbe  Theil  der,  der  Länge  nach 
getbeilten  Feuerleiter  des  Mittelschildes  hervor,  zwischen  welchen  der  dreifache 
Pfauenwedel  auf  der  Mauer  des  2.  und  3.  Feldes  steckt  (Helm  des  Stammwappens). 
Auf  dem  linken  Helme  steht  zwischen  zwei  Biiffelshürnern,  welche  von  Schwarz 
und  Gold  mit  gewechselten  Tincturen  quergetheilt  sind,  der  geharnischte  Ritter  des 
4.  Feldes.     Die  Helmdeckcn  sind  schwarz  und  golden. 

Uraltes,  ursprünglich  wohl  deutsches  Adelsgeschlecht,  welches 
theilweise  den  Freiherren-  und  den  Grafenstand  erlangt,  in  Meklenburg, 
Oesterreich,  Dänemark,  Preussen  etc.  sich  weit  verbreitet  hat  und  zu 
grossem  Grundbesitz,  hohen  Ehrenstellen  und  grossem  Ansehen  gelangt  ist. 
Bucelini  giebt  an,  dass  die  Familie  von  den  berühmten  Scaligern  in 
Verona  stamme  und  von  da  in  das  nordöstliche  Deutschland,  namentlich 
nach  Meklenburg,  gekommen  sei,  während  Andere  annehmen,  dass  die 
Familie  de  la  Scala  von  einem  deutschen  Geschlechte  stamme,  welches 
desselben  Ursprungs,  wie  die  Familie  Lützow,  gewesen  sein  soll.  — 
In  Meklenburg,  wo  das  Geschlecht  in  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts 
die  Erbland-Marschallwürde  erhielt,  kommt  dasselbe  schon  sehr  früh 
vor,  und  in  Pritzier*,  unfern  von  Boizenburg  und  der  Elbe,  findet  sich 
noch  der  Leichenslein  des  1110  verstorbenen  Marquard  Lützow.  Heinrich 
Lützow,  Ritler,  zog  1189  mit  Kaiser  Friedrich  I.  Barbarossa  in  das 
gelobte  Land.  Luders  und  Otto  lebten  1254,  Johann  1287,  und  Vicco 
und  Detlev  1300.  Wipert  Lützow,  Ritter  und  Land-Marschall  auf  Drei- 
Lützow  und  Horst,  welcher  zu  Ende  des  13.  und  zu  Anfange  des 
14.  Jahrhundert  lebte,  hinterliess  vier  Söhne:  Burchard,  auf  Drei-Lützow 
und  Horst;  Johann  oder  Henning,  auf  Pritzier;  Wipert,  Land-Marschall, 
auf  Grabow,  und  Volrad,  Burg-  und  Schlossgesessenen  zu  Gadebusch. 
Die  drei  älteren  Söhne  sind  die  Stammväter  der  drei  Hauptlinien  der 
Familie.  Es  stiftete  nämlich  Burchard  die  Drei-Lützower,  Johann  die 
Pritzierer  und  Wipert  die  von  ihm  abstammende  Linie,  welche  sämmtlich 
sich  in  Unterlinien  spalteten,  namentlich  die  Wipertsche  Linie,  aus 
welcher  nach  und  nach  die  Eickhöfer,  Hülseburger,  Goldenbower,  Per- 
hner,  Salitzer,  Dützower  und  Turower  Linie  hervorgingen.  Aus  der 
Drei-Lützower  Linie  wendeten  sich  Glieder  nach  Böhmen,  und  von  diesen 
stammt  die  jetzige  gräfliche  Familie  ab ;  aus  der  Wipertschen  Linie,  und 
zwar  aus  den  Linien  Turow.  Hülseburg,  Perlin  und  Dützow,  nach  Däne- 
mark; aus  der  Linie  Eickhof  nach  Schweden,  und  aus  der  Linie  Pritzier- 
Penzlin  und  Pritzicr-Schwechow  nach  Preussen. 

Aus  der  Drei-Lützower  Linie  war  Joachim ,  auf  Drei-Lützow  und 
Horst,  verm.  mit  Gatharina  v.  Penz,  1523 — 1525  kais.  Oberst.  Der 
Sohn  desselben,  Barthold,  verm.  mit  Anna  v.  Rantzow,  war  Oberst  im 
Leibregimente  des  Kaisers  Carl  V.,  und  der  Sohn  desselben,  verm.  mit 
Dorothea  v.  Hahn,  Truchsess  und  Mundschenk  des  Kaisers  Rudolph  II. 
Kurt,  verm.  mit  Anna  Sophia  v.  Wobersnow,  erst  Reichshofrath,  später 
w.  Geh.  Ralh,  Gesandter  etc.,  wurde  vom  Kaiser  Ferdinand  III.  in  den 
Freiherrenstand  erhoben,  Gottfried  aber,  Herr  auf  Drei-Lützow  und 
Seedorf,  verm.  mit  Maria  Gräfin  v.  Wesselwitz,  erwarb  in  Böhmen  die 
Herrschaften  Tuppau  und  Sachsengrün,  und  wurde  vom  Kaiser  Leopold  I. 
13.  Febr.    1692  in  den  Reichsgrafenstand,  und   23.   Dec.    1695  in  den 


9 

GRAFEN  V.  LÜTZOW.  67 

böhmischen  Grafenstand  erhohen,  starb  aber  kinderlos,  worauf  der  Sohn 
seines  Bruders,  Barthold  Heinrich,  welcher  die  Herrschaften  Tuppau 
und  Sacbsengrün  geerbt  hatte,  im  Anfange  des  18.  Jahrhunderts  eben- 
falls in  den  Grafenstand  erhoben  wurde.  Aus  der  Ehe  desselben  mit 
Johanna  Elisabeth  Gräfin  v.  Metlernich -Winneburg-  Beilstein  stammte 
Gottfried  Julius,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  mit  Maria  Theresia  v.  Globen, 
verw.  Gräfin  v.  Hartig.  Der  Sohn  des  Letzleren  war  Johann  Nepomuk 
Gottfried,  k.  k.  Kämmerer  und  General-Major,  verm.  1773  mit  Antonie 
Gräfin  v.  Czernin,  geb.  1750,  aus  welcher  Ehe  die  Grafen  Hieronymus 
und  Rudolph  (s.  unten)  stammen. 

Die  Reihe  der  Familienglieder,  welche  sich  in  Meklenburg,  Däne- 
mark und  Preussen  ausgezeichnet  haben  und  dadurch  zu  grossen  Ehren 
gekommen  sind,  ist  zu  gross,  als  dass  dieselben,  was  auch  ausser  dem 
Plane  dieses  Werkes  liegt,  hier  nur  theilweise  angeführt  werden  könnten. 
In  Bezug  auf  Preussen  sei  nur  erwähnt,  dass  Marquard  Georg,  aus  dem 
Hause  Prilzier-Schwechow  —  Sohn  Adam  Friedrichs  —  herz,  sachsen- 
weimarischer  Obermundschenk,  verm.* mit  Anna  Dorothea  v.  Taubenheim, 
als  vierten  und  jüngsten  Sohn  den  preuss.  General-Major  Johann  Adolph, 
verm.  mit  Wilhelmine  v.  Zastrow,  hinterliess.  Aus  dieser  Ehe  stammte 
der  bekannte  Führer  des  Freicorps  im  Jahre  1813,  Adolph  Freiherr 
v.  Lützow,  geb.  um  das  Jahr  1770,  gest.  als  k.  preuss.  General-Major 
6.  Dec.    1834. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  gräflichen  Familie  sind  hier  aufzu- 
führen : 

HIERONYMUS  Graf  v.  Lützow  zu  Drei-Lützow  und  Seefeld  —  Sohn 
des  Grafen  Johann  Nepomuk  Goltfried  —  geb.  6.  Jan.  1776,  k.  k. 
Kämmerer,  Geh.  Rath,  Herr  der  Allodialherrschaft  Lochowitz,  verm.  mit 
Caroline  Gräfin  v.  Kolowrat-Liebsteinsky,  geb.  9.  Juni  1779,  gest. 
27.  April  182G.  Aus  dieser  Ehe  stammen  zwei  Söhne,  die  Grafen: 
Rudolph,  geb.  23.  Sept.  1813,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A., 
verm.  1.  Juni  1845  mit  Bernhardine  Auguste  Walburga  Thecla  Gräfin 
v.  Eltz,  geb.  27.  Aug.  1815,  und  Franz,  geb.  2.  Nov.  1814,  k.  k. 
Kämmerer  und  ausserord.  Gesandler  und  bevollm.  Minister  bei  den  herz, 
meklenb.  Höfen  und  bei  den  freien  Städten  Hamburg  und  Lübeck,  verm. 
27.  Mai  1848  mit  Henriette  Miss  Seymour,^  aus  welcher  Ehe  Franz 
Heinrich   Hieronymus  Valentin,  geb.   21.  März    1849,   entsprossen  ist. 

Der  Bruder  des  Grafen  Hieronymus  ist:  Graf  Rudolph,  geb.  4.  Juli 
1780,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath,  und  bis  1848  Ambassadeur  am 
päpstlichen  Stuhle,  früher  Gesandter  in  Dänemark  und  Württemberg, 
Internuntius  in  Constantinopel  und  Gesandler  in  Turin,  verm.  1824  mit 
Maria  Ignatia  Freiin  v.  St.  Jusle,  verw.  Marquise  v.  St.  Laurent.  Die 
zwei  Söhne  desselben  sind  die  Grafen:  Carl,  geb.  1831,  k.  k.  Lieute- 
nant, und  Victor,  geb.   1834. 

Als  Stiefbrüder  der  Grafen  Hieronymus  und  Rudolph  werden  die 
Grafen  Ludwig,  k.  bayer.  Hauptmann,  und  Johann  Baptist,  k.  k.  Lieute- 
nant, aufgeführt.  Dieselben  sind  also  Söhne  aus  zweiter  Ehe  des  Grafen 
Johann  Nepomuk  Gottfried,  doch  ist  über  die  zweite  Gemahlin  Unzweifel- 

5* 


68 


GRAFEN  V.  LUSI. 


haftes  nicht  aufzufinden.  Da  in  einem  Artikel  über  die  Familie  Lützow 
(Neues  preuss.  Adels-Lexicon,  III.  499  —  503),  weloher  sonst  aus  sehr 
guter  Quelle  geflossen  zu  sein  scheint  und  der  Beachtung  daher  werth  ist, 
als  erste  Gemahlin  des  Grafen  Johann  Nepomuk  Gottfried :  Caroline  Gräfin 
v.  Sternberg,  als  zweite  aber  Antonie  Gräfin  v.  Czernin  aufgeführt  ist, 
welche  letztere  Angabe  sich  nach  Obigem  nicht  bestätigt,  so  ist  viel- 
leicht Caroline  Gräfin  v.  Sternberg  die  zweite  Gemahlin  gewesen,  von 
welcher  die  Grafen  Ludwig  und  Johann  stammen. 


Grafen  v.  Lusi. 


(£oangeltfd). 


Pxtnfitn. 


Wappen:  Schild  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  in  Blau  ein  silberner, 
öeckiger  Stern,  links  in  Silber  ein  einwärtssehender,  gekrönter,  blauer  Löwe.  Ueber 
der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  aus  welchem  der  Löwe  der  linken 
Hälfte  des  Schildes  aufwächst.     Die  Heinidecken  sind  blau  und  silbern. 

Die  Grafen  v.  Lusi  stammen  aus  einer  Familie,  welche  schon  im 
13.  Jahrhundert  in  Griechenland  und  Albanien  blühte.  Später  hatte 
sich  ein  Zweig  derselben  auf  Cephalonia,  einer  der  jetzt  unter  dem 
Schutze  Grossbrilanniens  stehenden  jonischen  Inseln,  niedergelassen  und 
daselbst  das  feste,  gegenwärtig  noch  stehende  Schloss  Lusi  erbaut.  Aus 
diesem  cephalonischen  Zweige  wandte  sich  Spiridion  Graf  v.  Lusi  1772 
nach  Preussen,  erhielt  im  genannten  Jahre  die  Anerkennung  des  ihm 
zustehenden  Grafentitels  und  wurde  als  Offizier  in  einem  Freicorps  an- 
gestellt. Nach  Auflösung  des  letzteren  wurde  er  als  Gesandter  nach 
London  gesendet.  Als  solcher  verschaffte  er  dem  preussischen  Handel 
wesentliche  Vortheile,  und  setzte  durch  energische  Thätigkeit  durch, 
was  die  Vorgänger  nicht  erreicht  hatten.  Auch  auf  einer  späteren 
Sendung  nach  Petersburg  rechtfertigte  derselbe  ganz  das  vom  König 
Friedrich  IL  in  ihn  gesetzte  Vertrauen.  Er  verblieb  im  activen  Militair- 
dienst  und  starb   1.   Sept.    1815  als  k.  preuss.  General-Lieutenant.    Der 


GRAFEN  V.   LUXBURG. 


69 


einzige  hinterlassene  Sohn  war  Graf  Friedrich  Wilhelm  Ludwig  August, 
geb.  7.  Jan.  1792,  gest.  16.  Dec.  1847,  k.  preuss.  Major,  und  von 
1834 — 1837  Minister-Resident  am  k.  griech.  Hofe,  verm.  27.  Mai  1818 
mit  Maria,  Tochter  des  Lords  Gifford  und  der  Marquise  v.  Landsdowne, 
geb.  29.  Nov.  1798.  Aus  dieser  Ehe  stammt,  neben  fünf  Schwestern, 
das  jetzige  Haupt  der  Familie : 

Graf   FRIEDRICH    Ernst    Carl    Spiridion,    geb.    26.    Mai    1820,    k. 
preuss.  Lieutenant. 


Grafen  v.  Luxburg. 


Coangelifdj. 


Oagent. 


"Wappen:  Schild  durch  ein  hreites,  silhernes  Andreaskreuz  schrägquadrirt 
mit  Mittelschild.  Im  grünen  Mittelschild  auf  grünem  Rasen  ein  auf  den  Hintcrfüssen 
sitzender,  rechts-  und  vorwärtssehender  Luchs  von  natürlicher  Farbe.  Von  dem 
durch  das  Andreaskreuz  schrägquadrirten  Schilde  sind  der  Oher-  und  Unterwinkel 
roth,  die  Winkel  aber  auf  beiden  Seiten  blau.  Der  rechte  Schrägbalken  des 
Andreaskreuzes  ist  mit  sechs  braunen,  mit  goldenen  Hingen  beschlagenen,  mit  den 
Mundstücken  unter  sich  gekehrten  Hüfthörnern  so  belegt,  dass  drei  sich  oberhalb, 
drei  unterhalb  des  Mittelscliildcs  finden.  Auf  dieselbe  Weise  ist  der  linke  Schräg- 
balken des  Kreuzes  mit  sechs  befiederten,  silbernen  Pfeilen  belegt,  welche  die 
Spitzen  aufwärts  kehren  und  blaue  Federn  haben.  Auf  dem  Schilde  stehen  über 
der  Grafenkrone  zwei  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rechten  Helme  sitzt  der  Luchs 
des  Mittelschildes  ein-  und  vorwärtssehend,  und  der  linke  Helm  trägt  einen,  die 
Sachsen  einwärtskehrenden  Adlersflügel ,  welcher  durch  einen  silbernen,  schräg- 
rechten Balken  gctheilt  ist,  auf  dem  ein  aufwärts  sich  kehrender,  blau  befiederter 
silberner  Pfeil  liegt.  Der  Flügel  selbst  ist  oberhalb  des  schrägrechten  Balkons 
roth,  unterhalb  aber  blau.  Die  Helmdecken  sind  rechts  blau  und  silbern,  links 
roth  und  silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  aus-  und  vorwärtssehende  Luchse  von 
natürlicher  Farbe. 

Sehr  angesehenes,  jetzt  gräfliches  Geflecht  in  Bayern,  über  dessen 
Ursprung    und    weitere    Abstammung    genaue    Nachrichten    wohl    fehlen. 


70  GRAFEN  V.  LUXBURG. 

Die  in  den  betreffenden  Schriften  vorkommenden  Nachrichten  gründen 
sich  auf  eine  Quelle,  welche  neuerlich,  theilweise  mit  Unrecht,  vielfach 
angefochten  worden  ist,  auf  v.  Längs  Adelsbuch  des  Königreichs  Bayern 
(I.  48).  Nach  v.  Lang  nahm  der  Vater  des  ersten  Grafen  v.  Luxburg, 
welcher  nur  als  Zweibrückischer  Geh.  Rath  aufgeführt  ist,  von  einer 
Herrschaft  Luxburg  am  Bodensee  den  Namen  Luxburg  an ,  und  wurde 
vom  Kaiser  Joseph  II.  als  Mitregent  1769  in  den  Reichsfreiherrenstand 
erhoben.  Der  Sohn  dieses  Freiherrn  v.  Luxburg,  Johaisn  Friedrich, 
Zweibrückscher  und  Hessen-Darmstädtscher  Geh.  Rath  und  Oberschenk, 
wurde  vom  Kurfürsten  Carl  Theodor  von  der  Pfalz  im  kurpfälz.  Reichs- 
vicariate  24.  Sept.  1790  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben,  und  starb 
mit  Hinterlassung  zweier  Söhne,  der  Grafen  Carl  August  und  Friedrich 
Christian  Johann. 

Der  ältere,  Graf  Carl  August  —  von  v.  Lang  mit  den  Vornamen 
Carl  August  Emil  Ludwig  aufgeführt  —  geb.  25.  März  1782,  k.  bayer. 
Major  ä  la  suite,  verm.  mit  Eleonore  v.  la  Plaigne,  starb  1849  ohne 
männliche  Nachkommen. 

Der  jüngere,  Graf  FRIEDRICH  Christian  Johann,  —  nach  v.  Lang: 
Friedrich  Christian  Carl  und  mit  unrichtigem  Geburtsjahre  (20.  Juni  1784) 
aufgeführt  —  ist  das  jetzige  Haupt  der  Familie.  Derselbe,  geb.  20.  Juni 
1783,  k.  bayer.  Kämmerer  und  zuletzt,  nach  mehreren  anderen  früheren 
Gesandtschaftsposten,  k.  bayer.  ausserord.  Gesandter  am  k.  k.  Hofe  zu 
Wien,  vermählte  sich  7.  Jan.  1819  mit  Maria  Anna  Freiin  v.  Gumppen- 
berg-Pöttmes ,  geb.  27.  Nov,  1795.  Aus  dieser  Ehe  stammen  zwei 
Söhne,  die  Grafen:  Maximilian  Joseph,  geb.  29.  Sept.  1823,  k.  bayer. 
Kammerjunker  und  Oberlieutenant,  und  Friedrich  Carl  Reinhard,  geb. 
23.  Aug.  1829.  —  Die  Schwester  des  Grafen  Friedrich  Christian 
Johann,  Auguste,  geb.  1788,  ist  seit  dem  16.  Febr.  1837  Wittwe  von 
Wilhelm  Freiherrn  v.  Rerstett,  grossherz.  bad,  Cabinets- Minister  und 
Präsidenten  des  Staatsministeriums, 


f 


(illAKKN   V.   I.Y.NAK. 


71 


Grafen  v.  Ij> nar. 

(ßoangcltfd).  flreu^eti. 

Besitz:  die  Slandesherrscbaft  Lübbenau  in  der  Niederlausiiz. 


"Wappen:  Schild  quadrirt;  1  und  4  in  Blau  ein  silberner,  schwarz  aus- 
gelugter Zinnenthurm  mit  schwarzem  Thor  und  in  der  Mitte  mit  zwei  Fenstern. 
Aus  jeder  der  drei  Zinnen  ragt  eine  rothe  Rose  an  einem  zweiblätterigen  Stiele 
hervor.  2  und  3  in  Gold  eine  einwartsgekebrtc,  dreimal  senkrecht  sich  windende 
blaue  Schlange,  welche  im  Rachen  drei  weisse  Lilien  halt.  Auf  dem  Schilde  stehen 
zwei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  tragt  den  Zinnenthurm  mit  den  Rosen  des 
1.  und  4.  Feldes,  der  linke  die  Schlange  mit  den  Lilien  des  2.  und  3.  Feldes. 
Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  blau  und  silbern,  die  des  linken  blau  und 
golden ,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende  Löwen  von  natürlicher  Farbe 
mit  durch  die  Beine  geschlagenem  Schweife.  —  Anstatt  der  Rosen  und  Lilien 
werden  auch  Flachsblüthen  von  natürlicher  Farbe  angegeben. 

Uraltes,  ursprünglich  aus  Italien  stammendes  und  daselbst  unter 
dem  Namen  Linari  schon  1168  Mühendes  Geschlecht.  Im  genannten 
Jahre  wurde  nämlich,  nach  Savioli,  Giovanni  Linari  zu  einer  Convention 
zwischen  den  Republiken  Bologna  und  Faenza  gezogen.  Bertoldo  Graf 
Linari  besass  die  an  der  bolognesischen  Grenze  bei  Faenza  gelegene 
unmittelbare  Grafschaft  Linari  mit  dem  befestigten  Schlosse  und  wurde 
1207  nach  langem  Kriege  mit  dem  Grafen  Ranglo  de  Monte  Feltro  zum 
Frieden  gezwungen.  Miglior  di  Linari  brachte  das  Castell  1330  wieder 
an  sich  und  befestigte  dasselbe  aufs  Neue.  Derselbe  hinlerliess  von 
seiner  Gemahlin,  welche  aus  dem  herzoglichen  Geschlechte  Forlimpopoli 
stammte,  den  Grafen  Johann  Linari,  welcher,  weil  er  Faenza  beige- 
standen habe,  von  den  Florentinern  in  seinem  Schlosse  belagert  wurde. 
Durch  Verrälherei  fiel  das  Castell  und  wurde  geschleift.  Johann  hinler- 
liess den  Grafen  Benedict,  und  von  diesem  stammte  Baptista  Guerrino, 
verm.  mit  einer  Gräfin  Bentivogli  und  gest.  1416.  Die  Nachkommen 
des  Letzteren  nannten  sich  nach  seinem  Taufnamen  Guerrino  und  ent- 
sagten während  der  republikanischen  Stürme  der  Grafenwürde  und  dem 
Geschlechtsnamen,  behielten  aber  das  alte  Wappen  bei.  Später  dahin 
Rochus    —    der   Sohn   Johann    Baptista    ftuerrinos,    Enkel    Gabriels  und 


72  GRAFEN  V.  LYN AR. 

Urenkel  Baptista  Guerrinos  —  1535  kais.  General,  den  eigentlichen 
Familiennamen  wieder  an,  und  schrieb  sich  Rochus  Graf  zu  Linar. 
Derselbe ,  General-Inspector  aller  französischen  Festungen ,  verliess ,  der 
angenommenen  protestantischen  Religion  wegen,  Frankreich,  ging  mit 
seinem  Freunde  und  Waffengenossen,  dem  Pfalzgrafen  Johann  Casimir, 
nach  Deutschland,  und  trat  in  kursächsische  und  später  brandenbur- 
gische Dienste.  Der  Herzog  Cosmo  de  Medicis  bekräftigte  laut  Urkunde, 
d.  d.  Pisa  19.  Mai  1564,  die  oben  berücksichtigte  Abstammung  der  Familie. 
Er  starb  1596  und  hinterliess  aus  der  Ehe  mit  Anna  v.  Monlor  den 
Sohn  Johann  Casimir,  dessen  Wittwe  Elisabeth  v.  Diestelmaier  1621  das 
jetzige  Stammhaus,  die  Herrschaft  Lübbenau  in  der  Niederlausitz,  und 
für  ihren  Sohn  Johann  Siegmund,  gest.  1665,  die  Herrschaft  Glinick 
kaufte.  Letzterer  wurde  von  Kursachsen  als  Gesandter  an  den  Kaiser 
Ferdinand  III.  gesendet  und  kämpfte  dann  in  der  kaiserlichen  Armee 
mit  grosser  Tapferkeit.  Von  seinen  Söhnen,  Friedrich  Casimir  und 
August,  wurde  Letzterer  1711  bei  der  Krönung  des  Kaisers  Carl  VI. 
zum  Ritter  des  Reichs  geschlagen.  Durch  zwei  Söhne  des  Grafen  Rochus 
Friedrich  —  Sohn  Friedrich  Casimirs  —  theilte  sich  das  Haus  in  zwei 
Linien:  Christian  Ernst  stiftete  die  gräfliche  Linie  zu  Lübbenau,  Moritz 
Ludwig  Ernst  die  jüngere  zu  Drehna.  Letzterer  wurde,  nachdem  er 
1793  die  freie  Standesherrschaft  Drehna  und  die  Stadt  Vetschau  in  der 
Niederlausitz,  so  wie  1805  die  Herrschaft  Brandeis  am  Adlerflusse  in 
Böhmen  erkauft  und  letztere  als  Fideicommiss  und  Majorat  für  seine 
männlichen  Nachkommen  nach  dem  Rechte  der  Erstgeburt  bestimmt 
halte,  im  December  1806  vom  Kaiser  Franz  I.,  mit  der  Nachfolge  für 
den  jedesmaligen  Erstgeborenen  seiner  männlichen  Nachkommen,  in  den 
Fürstenstand  erhoben. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Grafen  zu  Lynar  ergiebt  sich  aus 
nachstehenden  Ahnentafeln: 

Jüngere  Linie  oder  Haus  Drehna,  jetzt  fürstliche  Linie: 

Friedrich  Casimir  —  Sohn  Johann  Siegmunds  —  geb.  27.  Juli 
1673,  gest.  27.  April  1716;  Gemahlin:  Eva  Elisabeth  Gräfin  v.  Win- 
dischgrätz,  geb.  17.  Juli  1672,  gest.  5.  Oct.  1745.  —  Rochus  Friedrich, 
geb.  16.  Dec.  1708,  gest.  13.  Nov.  1781,  Herr  zu  Lübbenau,  k.  dän. 
Conferenz- Minister  etc.;  Gemahlin:  Maria  Sophia  Helena  Gräfin  Reuss 
zu  Köstritz,  geb.  30.  Nov.  1712,  verm.  27.  Mai  1735,  gest.  IS.  Febr. 
1781.  —  Moritz  Ludwig  Ernst  Fürst  v.  Lynar,  geb.  15.  Dec.  1754, 
gest.  15.  Aug.  1807,  k.  sächs.  Geh.  Ralh,  Landes-Hauptmann  des 
Markgrafenthums  Niederlausitz  etc.;  Gemahlin:  Friederike  Juliane  Gräfin 
v.  Rantzau-Brahesburg,  geb.  23.  Oct.  1755,  verm.  8.  Oct.  1784,  gest. 
7.  Mai  1838.  —  Fürst  Rochus  Otto  Manderup  Heinrich. 
Aeltere  gräfliche  Linie  oder  Haus  Lübbenau: 

Friedrich  Casimir.  —  Rochus  Friedrich  —  (s.  die  vorstehende 
Ahnentafel).  Christian  Ernst,  geb.  6.  Febr.  1742,  gest.  28.  April  1784, 
kursächs.  Kammerherr  etc.;  Gemahlin:  Auguste  Caroline  Luise  Gräfin 
v.  Pückler,  geb.  31.  Dec.  1750,  verm.  30.  Dec.  1771,  gesch.  1783. 
—  Rochus  August,    geb.    17.  April   1773,    gest.    1.    Aug.    1800,    Herr 


GRAFEN  V.  LYNAR.  73 

der  freien  Slandesherrschaft  Lübbenau  etc.;  Gemahlin:  Auguste  Charlotte 
v.  Schönberg,  geb.  18.  Mai  1777,  verm.  13.  Mai  1796,  und  in  zweiter 
Ehe  10.  April  1802  mit  Ferdinand  Ludolph  Graf  v.  Kielmansegge, 
geschieden.  —  Hermann  Rochus,  jetziges  Haupt  der  älteren  Linie. 

Von  dem  jetzigen  Bestände  der  Familie  sind  hier  folgende  Glieder 
derselben  anzuführen : 

Jüngere,  jetzt  fürstliche  Linie: 

Vom  Fürsten  Rochus  Otto  Manderup  Heinrich  —  dem  Sohne  des 
Fürsten  Moritz  Ludwig  Ernst  —  geb.  21.  Febr.  1793,  k.  k.  Kämmerer, 
verm.  15.  Aug.  1816  mit  Eleonore  Luise  Hedwig  Gräfin  v.  Böse,  geb. 
15.  Sept.  1797,  gest.  26.  Sept.  1831,  stammen  zwei,  den  Grafcntitel 
führende  Sühne,  die  Grafen  Alfred  Hermann  Otto  Ludwig,  geb.  9.  Sept. 
1820,  und  Ernst  Ottocar,  geb.  1.  Jan.  1824.  —  Die  zwei  Brüder  des 
Fürsten  Rochus  Otto  Manderup  Heinrich  sind:  Graf  Rochus  Heinrich,  geb. 
5.  Febr.  1796,  und  Graf  Rochus  Ernst,  geb.  13.  April  1797,  k.  preuss. 
Oberstlieutenant,  verm.  19.  Nov.  1833  mit  Luise  Freiin  v.  Löbenslein, 
geb.  2.  Dec.  1812,  aus  welcher  Ehe  Graf  Ernst  Manderup  Alexander, 
geb.   17.  Sept.   1834,  stammt. 

Aeltere  gräfliche  Linie:  Haus  Lübbenau: 

HERMANN  Rochus  —  Sohn  des  Grafen  Rochus  August  —  geb. 
4.  Febr.  1797,  k.  preuss.  Kammerherr  und  Rittmeister  a.  D.,  Herr  der 
freien  Standesherrschaft  Lübbenau,  verm.  zuerst  12.  Oct.  1821  mit 
Sophia  Friederike  Wilhelmine  Mathilde  Gräfin  v.  Voss,  geb.  1.  Dec.  1803, 
gest.  19.  Jan.  1838,  und  später,  11.  Nov.  1839  mit  Maria  Charlotte 
Freiin  v.  d.  Marwitz,  geb.  23.  Juli  1822.  Aus  der  ersten  Ehe  stammen 
drei  Söhne,  die  Grafen:  Hermann  Maximilian,  geb.  24.  April' 1825,  k. 
preuss.  Lieutenant;  Hermann  Albert,  geb.  7.  Jan.  1827,  k.  preuss. 
Lieutenant,  und  Hermann  Gustav,  geb.  17.  Juli  1831,  aus  zweiter  Ehe 
aber  Hermann  Guido,  geb.   3.  Sept.    1819. 

Vom  Vater  des  Grafen  Hermann  Rochus,  dem  Grafen  Rochus  August, 
lebt  des  Bruders,  des  Grafen  Heinrich  Ludwig,  geb.  14.  März  1779, 
gest.  1843,  k.  sächs.  Kammerherrn,  Wittwe:  Caroline  Ernestine  Friederike 
v.  Knoch,  geb.  18.  Aug.  1784,  einzige  Tochter  des  k.  sächs.  Kammer- 
herrn Ernst  Ferdinand  v.  Knoch,  Majoratsherrn  auf  Elstra,  verm.  25.  Aug. 
1802.      Die  sechs  Töchter  derselben  sind  sämmtlich  vermählt. 


74 


GRAFEN  V.  MAGNIS. 


Grafen  v.  Ulagnis. 

45att)oltfd).  ©eßmretd)  uxib  flreußen. 

Besitz:   I die  Majoratsherrschaften  Strassnitz  und  Prerau  in  Mähren,  die  Herrschaften  Neu- 
rode, Ober -Hansdorf,  Schnallenstein  und  Kieslingswalde  in  Schlesien. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild ,  beide  mit  goldener  Einfas- 
sung. Im  rothen  Mittelschild  ein  rechtsgekehrter  goldengeharnischter  Arm  mit 
einem  blanken  Schwerte  in  der  Hund.  1  und  4  in  Gold  ein  schwarzer  gekrön- 
ter Doppeladler;  2  und  3  in  Silber  ein  schräglinker  blauer  Balken  (Stammwappen). 
Auf  dem  Schilde  erheben  sich  über  der  Grafenkrone  drei  gekrönte  Helme.  Auf 
dem  rechten  Helme  steht  zwischen  zwei  von  Roth  und  Gold  übereck  getheilten 
Büffelshörnern  der  geharnischte  Arm  mit  Schwert  des  Mittelschildes,  der  mittlere 
trägt  den  Doppeladler  des  1  und  4  Feldes,  und  der  linke  Helm  einen  offenen,  von 
Blau  und  Silber  übereck  getheilten  Adlersflug.  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth 
und  golden*,  in  der  Mitte  schwarz  und  golden,  und  links  blau  und  silbern. 

Uraltes,  ursprünglich  schwedisches,  aus  Gothland  stammendes  Ge- 
schlecht. Der  Name  der  Familie:  Magni,  Magnis,  auch  Magnus,  bedeu- 
tet in  scandinavischer  Sprache :  Macht ,  Vermögen.  In  Schweden  stand 
das  Geschlecht  durch  hohe  Ehrenstellen  und  durch  reichen  Besitz  im 
grössten  Ansehen.  Spater  kamen  Glieder  desselben  nach  Mähren,  kauf- 
ten sich  mit  grossem  Grundbesitz  an,  und  fügten  zu  demselben  gleichen 
Besitz  in  Schlesien  in  der  Grafschaft  Glatz.  Johannes  Magni,  geb.  1488, 
widersetzte  sich  als  Erzbischof  in  Upsala  mit  Kraft  den  Religionsverän-  ; 
derungen  Gustav  Wasas,  ging,  aus  Schweden  vertrieben,  nach  Rom,  < 
erhielt  vom  Papste  das  Bisthum  zu  Mantua  und  starb  1541.  Zwei 
Neffen  desselben,  welche  den  Vertriebenen  nach  Rom  begleitet  hatten, 
gründeten  zwei  besondere  Linien  der  Familie,  der  Eine  die  Linie  in 
Italien,  welche  um  das  Jahr  1710  erloschen  ist,  der  Andere,  Lazarus,  f 
die  Linie  in  Mähren.  Der  Sohn  des  Letzteren,  Gonstantin  Freiherr  v.  , 
Magni,  verm.  mit  Octavia  Carcasolla,  hinterliess,  neben  Valerian,  dem 
bekannten  Capuziner  und  Schriftsteller,  geb.  1587,  gest.  1661,  die 
Söhne  Franz  und  Philipp.  Beide  waren  kaiserl.  Feldmarschälle  und  er- 
hielten 1623  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  in  Anerkennung  ihrer  1620  in 
der  Schlacht  am  weissen  Berge  bewiesenen  grossen  Tapferkeit  die  Reichs- 
grafenwürde, und  schrieben  sich  Magni  Grafen  v.  Strassnitz.  Franz, 
verm.  mit  einer  Pergerin  v.  Perg,  gest.  1654,  stiftete,  neben  dem  brün- 


GRAFEN    V.  MAGISIS.  75 

ner  adeligen  Fräuleinstifle  und  mehreren  Schulen  und  Klöstern,  das 
Majorat  Strassnitz,  welches,  da  derselbe  kinderlos  verstarb,  seinem  Bru- 
der Philipp  zufiel.  Von  Letzterem  entspross  Ferdinand,  Herr  auf  Przez- 
tawlk  in  Mähren,  verm.  mit  Maria  Angelica  Gräfin  v.  Braida,  aus  welcher 
Ehe  Maximilian  stammte,  der  das,  einige  Zeit  der  Liechtensteinschen 
Familie  zugestandene  Majorat  Strassnitz  wieder  zurück  erkaufte.  Maxi- 
milians Sohn,  Johann  Franz,  geb.  1727,  gest.  1756,  vermählte  sich 
mit  Maria  Angelica  Gräfin  v.  Götzen,  geb.  1721,  gest.  1780,  und 
erwarb  durch  diese  Vermählung  seinen  Nachkommen  die  Erbfolge  in 
den  gräflich  götzenschen  Gütern.  Als  nämlich  1771  die  Familie  der 
Grafen  v.  Götzen  böhmisch -glatzischer  Linie  im  Mannesstamme  erlosch, 
kamen  durch  Testament  die  gesammten  Allodialgüter  an  Maria  Angelica 
Gräfin  v.  Magni  und  an  die  beiden  Schwestern  derselben,  und  zwar  mit 
Substitution  des  zweiten  Sohnes  der  Ersteren,  des  Grafen  Anton 
Alexanders,  welchem  die  Erbinnen  1780  alle  Eigenthumsrechte  an  diese 
Besitzungen  abtraten.  Der  ältere  Sohn  des  Grafen  Johann  Franz,  Franz 
Joseph  Anton,  geb.  1748,  gest.  1776,  verm.  mit  Gräfin  Serenyi,  hinler- 
liess  das  Majorat  Strassnitz  seinem  Sohne,  Franz  Anton,  von  welchem, 
kinderlos,  dasselbe  an  den  jetzigen  Besitzer  gelangte. 

Graf  Anton  Alexander,  geb.  26.  Juli  1751,  gest.  5.  Juni  1817, 
welcher,  ausgezeichnet  als  Landwirth,  die  grossen  Besitzungen  in  Mäh- 
ren und  Schlesien  noch  bedeutend  erweiterte,  vermählte  sich  20.  Juni 
1785  mit  Luise  Gräfin  v.  Goetzen  brandenburgischer  Linie,  geb.  1764, 
und  aus  dieser  Ehe  stammen  die  Grafen  Friedrich  Wilhelm  Anton  Carl 
Farriciüs    und  Graf  Wilhelm  Alexander  Maximilian  Ferdinand  Philipp. 

Das  Haupt  der  Familie  ist :  Friedrich  Wilhelm  ANTON  Carl  Farri- 
ciüs Reichsgraf  v.  Magnis,  geb.  27.  Mai  1786,  Herr  der  Majoratsherr- 
schaft Strassnitz,  Erbherr  der  Herrschaften  Eckersdorf,  Gabersdorf,  Al- 
bendorf, Neurode  und  der  Güter  Niedersteine  ,  Volpersdorf  und  Seifers- 
dorf in  der  Grafschaft  Glatz,  k.  preuss.  Major  a.  D.  und  Landesälte- 
ster in  der  Grafschaft  Glatz,  verm.  2.  Dec.  1820  mit  Sophie  Ludovike 
Gräfin  v.  Stadion,  geb.  13.  Dec.  1802.  Aus  dieser  Ehe  stammen  drei 
Sühne,  die  Grafen:  Philipp,  geb.  29.  Juni  1822,  verm.  14.  Mai  1849 
mit  Octavia  Gräfin  v.  Leutrum-Ertingen  ,  geb.  22.  Jan.  1829;  Anton, 
geb.  21.  Oct.  1823,  k.  k.  Oberheutenanl  und  Wilhelm,  geb.  2. 
April  1832. 

Graf  Wilhelm  Alexander  Maximilian  Ferdinand  Philipp,  geb.  17.  Mai 
1787,  Landesältester,  ist  Erbherr  der  Herrschaften  Prerau  in  Mähren  und 
Oberhansdorf  und  Schnallenstein,  sowie  der  Güter  Ullersdorf,  Kieslings- 
walda  und  Weisbrod  in  der  Grafschaft  Glatz. 


nJT 


76 


GRAFEN   V.  MALDEGHEM. 


JÖatholifd). 


Grafen  v.  Maldeghem. 

Württemberg,  öagem,  Belgien,  iTrankrridj. 


Besitz:  die  Rittergüter  Ober-  und  Nieder-Stolzingen,  Bergeuweiler,  Kaltenburg  und  Stetten 
in  Württemberg;  das  Rittergut  Riedhausen  und  die  Hofmarkt  Haslingkreit  in  Bayern; 
Wacken  in  Belgien  und  Havbes  in  Frankreich. 


"Wappen:  Schild  silbern,  von  einem  bis  an  die  Ränder  reichenden  rothen 
Kreuze  durchzogen,  welches  in  jeder  Ecke  am  Schildesrande  von  drei,  unter  ein- 
ander stehenden,  schwarzen,  gestümmelten  Vögeln  begleitet  ist.  Den  Schild  deckt 
die  Grafenkrone  und  denselben  halten  mit  beiden  Vorderpranken  zwei  vorwärts- 
gehende Löwen  von  natürlicher  Farbe  mit  hochaufgeschlagenem  Schweife.  Unter 
dem  Schilde  steht  auf  blauem  Bande  die  Devise  „Loyal". 

Eine  der  ältesten  und  reichbegütertsten  flandernschen  Adelsfamilien, 
aus  welcher,  nach  Angabe  mehrerer  niederländischen  Geschichtsschrei- 
ber, Glieder  schon  971  bei  der  Belagerung  von  Gent  mitgekämpft  haben 
sollen.  Salomon  v.  Maldeghem  wohnte  dem  ersten  Kreuzzuge  1096 
bei  und  wirkte  1099  bei  der  Eroberung  Jerusalems  mit.  Im  Kriege, 
welchen  König  Philipp  der  Schöne  von  Frankreich  1297  mit  den  Grafen 
v.  Flandern  führte,  zeichneten  sich  mehrere  Sprossen  dieses  Geschlechts 
aus,  und  Ritter  Philipp  III.  v.  Maldeghem  wird  zu  den  ersten  Helden  in 
diesem  Kriege  gezählt.  Derselbe  erhielt  von  Robert  de  Betheme ,  Graf 
v.  Flandern,  den  Beinamen:  le  Loyal,  welcher  auf  die  Nachkommen 
forterbte,  jetzt  aber  als  Devise  des  Wappens  geführt  wird.  Eugen  Ambro- 
sius,  Freiherr  v.  iMakleghem,  k.  span.  Feldmarschall,  Herr  der  Herr- 
schaften Leyschott,  SlenulTel  etc.  wurde  vom  Kaiser  Leopold  I.  25.  April 
16S5  in  den  Reichs-Grafenstand  erhoben,  welche  Würde  Kaiser  Franz  II. 

21.  Sept.  1799  der  Familie  erneuerte,  und  derselben  zugleich,  wegen 
der  vielfachen  Verdienste  der  Vorfahren,  namentlich  des  k.  k.  General- 
Feldmarschalllieutenant,  Slaatsraths  und  Gouverneurs  von  Vilvorden,  Johann 
Dominic  Grafen  v.  Maldeghem,  das  Indigenat  im  Königreiche  Böhmen 
verlieh.  Das  jetzige  Haupt  der  Familie,  Graf  Carl  Leopold  Ludwig  — 
Urenkel  des  Grafen  Johann  Dominics,  Enkel  des  Grafen  Joseph,  verm.  mit 
Maria  Philippine  Erbtochter  des  Grafen  Carl  Leopold  v.  Stein  und  Sohn 
des  Grafen  Joseph  Alexanders,  gest.  17.  Oct.  1809,  k.  k.  Kämmerer, 
aus  der  Ehe  mit  Maria  Anna  Ghislaine  Gräfin  v.  Argenleau  —  wurde 
in  Folge  seiner  Besitzungen  der  württemb.   Ritterschaft  einverleibt,  und 

22.  Nov.    1820  in  die  Grafenklasse  des  Königreichs  Bayern  eingereiht. 


GRAFEIS    V.    MALDEGHKM. 


77 


Graf  CARL  Leopold  Ludwig,  geb.  15.  April  1797,  von  1811  bis 
1814  Page  des  Kaisers  Napoleon,  k.  niederl.  Kammerberr,  vermählte 
sich  24.  Juni  1823  mit  Maria  Anna,  Tochter  des  Fürsten  v.  Waldburg- 
Zeil-Wurzach,  geb.  2G.  Aug.  1800.  Aus  dieser  Ehe  stammen  6  Söhne, 
die  Grafen:  Ottomar,  geb.  30.  Oct.  1827;  Carl,  geb.  17.  Jan.  1829; 
Edmund,  geb.  28.  Mai  1831,  k.  k.  Lieutenant;  Camill  ,  geb.  17.  Sept. 
1832,  k.  k.  Lieutenant;  Arthur,  geb.  21.  Juni  1836,  und  Heinrich,  geb. 
19.  Febr.    1840. 


Grafen  v.  Haltznn. 

JCutl)crtfdj.  $)mtßen. 

Besitz:  die  freie  Slandesherrschafl  Militsch  in  Schlesien. 


"Wappen  der  älteren  Linie:  Schild  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  in 
Blau  zwei  an  der  Tlicihingslinie  ühcr  einander  gestellte  Hasenköpfe  mit  gebogenen 
Hälsen;  links  in  Gold  eine  an  die  Theilungslinie  angelegte  grüne  Weinrebe,  welche 
zwei  Blätter  und  zwischen  diesen  eine  Weintraube  zeigt.  Den  Schild  deckt  die 
Grafenkrone  und  auf  demselben  steht  ein  Helm,  auf  dessen  blau-goldenem  Wulste 
sieben  goldene  Pfähle  und  über  denselben  sieben  Pfauenfedern  hervorragen.  Die 
Helmdecken  sind  blau  und  golden.  —  Das  alte  Geschlechtswappen  ist  dagegen 
nachstehendes:  Schild  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  in  Blau  zwei  freistehende, 
rechtsschauende,  goldene  Hasenköpfe  unter  einander;  links  in  Gold  ein  halber  rother 
Weinstock  mit  Wurzel,  Bebe,  zwei  Blättern  und  einer  Traube  dazwischen,  alles 
roth.  So  hat  neuerlich  Lisch,  der  genaueste  Forscher  über  dieses  Geschlecht ,  nach 
alten,  sicheren  Vorbildern  und  der  geschichtlichen  Entwicklung  das  Maltzansche 
Wappen  beschrieben,  und  die  braune  Farbe  der  Hasenköpfe,  das  Anschliessen  an  die 
Perpendicularlinie,  die  grüne  Farbe  des  Weinstocks  und  die  blaue  der  Traube,  welche 
die  gesaminten  neueren  Abbildungen  dieses  Wappens  zeigen,  stammen  nach  Lisch 
aus  Zeiten,  in  welchen  die  critische  Erkenntniss  geschwunden  war  und  man  nicht  be- 
dachte, dass  alte  Wappenzeichen  gar  nicht,  oder  nur  höchst  selten  Naturfarben 
haben.  (S. :  Ueber  Namen  und  Wappen  der  Familie  v.  Maltzan.  Eine  heraldische 
Abhandlung  aus  dem  Fürstenthume  Batzeburg,  zum  Gedächtnisse  der  25jährigen 
Amtsjubelfeier  seines  treuen  Freundes,  G.  M.  C.  Masch,  Pastors  zu  Deinem  im 
Fürstenthum  Batzeburg,  des  bewährten  Heraldikers  und  ratzeburgischen  Geschicht- 
forschers, am  12.  Oct.  1851).  Auf  dem  Schilde  steht  ein  Helm,  auf  dessen  blau- 
roth-goldenem  Wulste  sieben    goldene  Pfähle    und    über   denselben    sieben  Pfauen- 


78  GRAFEN    V.    MALTZAN. 

federn  hervorragen.  Die  Helmdecken  sind  rechts  blau  und  golden,  links  roth  und 
golden.  —  Mit  der  Bezeichnung:  v.  Maltzan,  Reichsfreiherren  zu  Penzlin  und  War- 
tenberg, findet  sich  in  einigen  Wappenbüchern  ein  Wappen  vor,  welches  den  Malt- 
zanschen  Schild  zeigt.  Denselben,  gekrönt  mit  der  Freiherrenkrone  und  gehalten 
von  zwei  auswärtssehenden  Greifen,  zu  deren  Hinterpranken  die  Devise:  Wach 
und  Treu  sich  findet,  umgiebt  ein  rother,  mit  Hermelin  gefütterter,  mit  gol- 
denen Fransen  besetzter,  und  mit  goldenen  Schnuren  aufgebundener  Wappen- 
mantel,  über  welchem  auf  dem  Wulste  der  Maltzansche  Helmschmuck  sich  erhebt, 
und  zwar  so,  dass  über  fünf  dreieckig  zugespitzten  Pfählen,  grün,  golden,  roth, 
silbern  und  schwarz,  sich  sieben  Pfauenfedern  erheben.  —  In  Lackabdrücken  des 
freiherrlichen  Wappens  findet  sich  bisweilen  auch  das  Maltzansche  Stammwappen 
auf  der  Brust  eines  doppelten  kaiserlichen  Adlers  und  das  gräfliche  Wappen  zeigt 
meist  keinen  Helm,  sondern  aus  der  Grafenkrone  erheben  sich  zehn  Pfauenfedern 
in  zwei  Reihen,  je  zu  fünf. 

"Wappen  der  neueren  Linie:  Maltzan -Wedel!.  Quadrirter  Schild:  l  und 
4  das  oben  beschriebene  Stammwappen  der  Familie  Maltzan.  2  und  3  in  Gold 
ein  schwarzes  Kammrad  mit  16  Zacken  und  mit  schwarzem  Querbalken  in  der 
Mitte,  vor  welchem  innerhalb  des  Rades  bis  an  die  Knie  ein  Mann  erscheint, 
dessen  Arme  gestümmelt  und  Hut  und  Kleid  von  Roth  und  Schwarz  der  Länge  nach 
getheilt  sind,  mit  goldenem  Hutband  und  Leibgürtel  (Wedell).  Ueber  der  Grafen- 
krone stehen  zwei  Helme.  Der  rechte  zeigt  den  Maltzanschen  Helrnschmuck,  der 
linke,  mit  einer  Grafenkrone  gekrönte,  trägt  den  Mann,  wie  derselbe  im  2  und  3 
Felde  beschrieben  worden  ist  (Wedellscher  Helm).  Die  Helmdecken  sind  rechts 
blau  und  golden,  links  schwarz  und  silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärts- 
sehende, gekrönte,  schwarze  Adler,  deren  Flügel  mit  goldenen  Kleestengeln  be- 
legt sind. 

Die  Familie,  aus  welcher  die  Grafen  v.  Maltzan  stammen,  war  immer 
die  bedeutendste  der  meklenburgischen  Lande  und  gehört  zu  den  älte- 
sten Geschlechtern  des  nördlichen  Deutschland,  da  dieselbe  seit  1194 
eine  grosse  und  reiche  urkundliche  Geschichte  besitzt,  welche  Lischs 
eiserner  Fleiss  neuerlich  in  einem  grossen  Werke  über  die  Maltzansche 
Familiengeschichte,  welches  Werk  für  die  meklenburgische  Geschichte  so 
wichtig  geworden  ist,  aufgeschlossen  hat.  Nach  diesem  Werke  und  nach 
der  erwähnten  Gelegenheilsschrift  dieses  so  gründlichen  Geschichtsforschers 
erscheint  der  Stammvater  der  Familie,  Bernhard,  mit  dem  christlichen 
Familiennamen  Maltzan  zuerst  im  Bisthume  Ratzeburg  1194,  also  wäh- 
rend der  Germanisirung  der  Wendenländer.  Die  Familie  hatte  zuerst  im 
Bisthume  Ratzeburg  Güter,  zog  aber  von  hier  immer  weiter  gegen  Osten, 
zuerst  in  die  Grafschaft  und  das  Bisthum  Schwerin,  von  hier  schon  in 
der  ersten  Hälfte  des  1 3.  Jahrhunderts,  während  der  Kriege  der  mek- 
lenburgischen Fürsten  mit  den  Pommernherzogen,  nach  Pommern  und 
von  dort  bald  darauf  in  das  Land  Werle,  wo  sie  seitdem  reich  begütert 
war.  Die  ersten  Glieder  der  Familie  erscheinen  jedoch  nur  im  Bis- 
thume Ratzeburg,  wo  dieselben  in  der  Pfarre  Schlagsdorf  Güter  besassen. 
Hier  liegt  ein  Gut  Moltzahn,  welches  wahrscheinlich  von  der  Familie 
den  Namen  führt:  die  Form  des  Namens  dieses  Gutes  war  in  den  älte- 
sten Zeiten  Multsan.  Auch  in  Pommern,  in  der  Vogtei  Cummerow,  der 
ältesten  Besitzung  der  Familie  in  Pommern,  liegt  ein  Dorf  Moltzahn. 
Nach  der  ältesten  Form  des  Ortsnamens  werden  auch  die  ältesten  Glie- 
der der  Familie  bis  1250:  Bernhardus  und  Johannes  de  Mulsan,  Mul- 
zian    oder    Multsan  genannt.      Es    ist    daher   wahrscheinlich ,    dass    die 


GRAFEN    V.    MALTZAN.  79 

Familie  von  dem  Lehngute  Multzan  den  Namen  annahm,  da  die  Bezeich- 
nung: von,  de,  in  alter  Zeit  immer  andeutet,  dass  die  Familie  vom  ersten 
Lehn  den  Namen  trügt;  dabei  wird  es  aber  immer  wahrscheinlich  blei- 
ben, dass  ursprünglich  das  Gut  vom  Stammvater  der  Familie  den  Namen 
hatte.  Seit  Mille  des  13.  Jahrhunderts,  seit  Aultritt  des  urkundlich 
und  sicher  verbürgten  Stammhalters  Ludolph,  nennt  sich  die  Familie 
bis  auf  die  neueren  Zeiten  beständig  Moltzan,  und  zwar  auffallender 
Weise  slels  ohne:  von  (de):  eine  so  ungewöhnliche  Erscheinung,  dass 
sie  tieferen  Grund  haben  muss,  der  nur  in  der  weiter  unten  anzufüh- 
renden Bedeutung  des  Namens  zu  suchen  ist.  Letzterer  ist  zweifels- 
ohne wendischen  Ursprungs.  Der  Ton  lag  früher  auf  der  letzten  Sylbe 
und  deshalb  schrieb  man  auch  im  17.  und  18.  Jahrhundert  gewöhnlich 
Moltzahn,  wie  auch  jetzt  noch  die  beiden  obenerwähnten  Dörfer  gespro- 
chen und  ausgeschrieben  werden.  Die  Form  Maltzan,  bei  deren  Aus- 
sprache der  Ton  sich  auf  die  erste  Sylbe  neigt,  ist  hochdeutsche  Form 
des  Namens,  und  hat  die  alle  wendische  Form  jetzt,  ganz  verdrängt. 
Sie  erscheint  zuerst  in  den  Schriften  und  Urkunden  des  ersten  Frei- 
herrn Joachim  (s.  unten),  von  welchem  die  jetzigen  gräflichen  und  frei- 
herrlichen  Linien  stammen.  Einzelne  Glieder  der  letzteren  schrieben 
sich  bis  vor  Kurzem  noch  Maltzahn ;  seitdem  aber  historische  Forschun- 
gen sicher  ergeben  haben,  dass  das  h  nur  eine  orthographische  Eigen- 
thümlichkeit  der  letzten  Jahrhunderte  war,  schreiben  sich  alle  Familien- 
glieder Maltzan,  wie  von  der  gräflichen  Linie  stets  geschehen  ist.  Was 
noch  die  Etymologie  des  Namens  anlangt,  so  ist  derselbe,  nach  den 
gründlichen  linguistischen  Forschungen  Liscbs,  ein  Personenname,  wel- 
cher einen  Gottesverehrer  oder  Bewohner  eines  Tempelortes,  und  der 
Orlname  Moltzan  einen  Ort  bezeichnet,  wo  dieser  Gottesverehrer  wohnt. 
Zweifelsohne  stammt  der  Name  aus  der  wendischen  Heidenzeit,  in  wel- 
cher Jeder  nur  einen  Namen  trug,  der  kein  Familienname  war,  und  der 
Stammvater  des  Geschlechts  Maltzan  behielt  bei  der  Christianisirung  sei- 
nen Namen  im  frommen  Sinne  als  Familiennamen  bei.  In  diesem  from- 
men Sinne  wählte  er  wohl  auch  als  Zeichen  seiner  Bekehrung  und  sei- 
nes Christenglaubens  das  ursprüngliche  Slammwappen  des  Geschlechts: 
den  Weinstock,  mit  welchem  sich  Christus  vergleicht  und  welcher 
schon  das  ganze  Mittelalter  hindurch  ein  ungewöhnlich  lebendiges  Bild 
des  Herrn  war.  Die  Hasenköpfe  sind  gegen  Ende  des  1 3.  Jahrhun- 
derts hinzugekommen,  und  deuten  nach  Allem  auf  ein  bisher  noch 
nicht  ergründetes  Allianzverhällniss  mit  der  1494  erloschenen  Familie 
Hasenkop. 

Was  nun  die  hier  zu  berücksichtigenden  Grafen  von  Maltzan  anlangt, 
so  ergiebt  sich  aus  anderen  Quellen  Nachstehendes:  In  Pommern  erscheint 
zuerst  —  und  zwar,  wie  Einige  annehmen,  welches  Jahr  aber  nach  Obigem 
nicht  gewiss  ist,  schon  1060  oder  gar  1010  —  Ludert  (Lüden)  v.  Molt- 
zan, einer  der  ersten  Edelleule,  welche  sich  in  Pommern  zum  christ- 
lichen Glauben  bekannten,  und  welcher  Schloss  und  Kirche  zu  Engel- 
münster gebaut  haben  soll.  Aus  seiner  Ehe  mit  Gisela  stammle  Bolco, 
welcher   das    Geschlecht  weiter   fortpflanzte.     Von    seinen    Nachkommen 


80  GRÄFES    V.    MALTZAN. 

erwarb  Georg  —   Sohn    Heinrichs   und    einer   v.    Ahnen  —  durch  Ver- 
mählung mit  einer  v.   Königsmark  bedeutende  Güter  in    der  Mark  Bran- 
denburg.     Der  Urenkel  desselben,  Heinrich,   venu,  sich    1360  mit  einer 
meklenburg.  Prinzessin ,    der  Enkelin  Johann  III. ,   Fürsten    der  Wenden 
zu  Güstrow,    und  erhielt  mit  dieser  die  meklenburg.  Herrschaft  Penzlin, 
brachte    auch    die    Erbmarschallwürde    in    den    Herzogtümern  Pommern 
und  Cassuben    an    das    von    ihm    gestiftete    Penzliner  Haus.      Der    Sohn 
desselben,  Joachim,  stand  in  besonderer  Gunst    des   Markgrafen  Joachim 
von  Brandenburg,   und  sein  Sohn,    Bernhard,  verm.    mit  Gundelina    von 
Alvensleben,  kaufte    1401   die  Herrschaften  Graupen  und  Teplilz  in  Böh- 
men.    Der  Sohn  des  Letzteren,  Joachim  II. ,   verkaufte  diese  Herrschaften 
wieder  und  machte    sich    1543    (1552)    mit    den    Herrschaften  Warten- 
berg und  Bralin  in  Schlesien  ansässig.      Derselbe  focht  als  Feldmarschall 
des  König  Franz  I.   von   Frankreich    1527   bei  Pavia,   wurde  d;mn  ober- 
ster Feldmarschall  des  Königs  Ferdinand  I.  von  Böhmen  gegen  die  Tür- 
ken,  und  erhielt. vom  Kaiser  Carl  V.   2.   Aug.    1530  mit  seinem  Bruder, 
Georg,  herzogl.  pommer.   Geh.   Balh,   den  Beichsfreiherrcnstand  mit  dem 
Prädicate  v.   Wartenberg'    und  Penzlin,    und  wurde    18.   März    1559   mit 
den    Bechten    der    schlesischen    Fürsten    und    Standesherren    begnadigt. 
Von   dem   älteren  Sohne  desselben ,  Johann  Bernhard  ,   kaiserl.  Balh   und 
Landeshauptmann    der    Fürstenlhümer    Oppeln    und    Batibor,     stammte 
Joachim    III.,    k.    w.   Rath,   welcher    durch    Vermählung    mit    Eva  Freiin 
v.    Lobkowitz ,     deren    Mutter,     Anna    Freiin    v.   Kurlzbach,     Erbin    von 
Militsch    geworden    war,    die    Herrschaft    Militsch    erhalten    halle,    und 
5.  Dec.    1590   als  freier  Slandesherr  von  Militsch  anerkannt  wurde.   Der- 
selbe kaufte'  auch  in   Böhmen  die  Herrschaften  Ronnow,   Helffenberg  und 
Sloliki,    erhielt    vom    Kaiser   Rudolph  II.    18.   März    1599    —    das  Jahr 
1559   kann  nicht  richtig  sein,   da  Kaiser  Rudolph   II.   bekanntlich    1576 
zur  Regierung  kam  —  alle  Rechte  der  schlesischen  Fürsten,  und  brachte 
1606  die  wichtige  Transaclion  mit  den  Ungarn  zu  Stande.     Durch  seine 
Grossmutler,   Anna   Bernhardine   Freiin  v.  Waldslein ,   seine  Mutter  Elisa- 
beth  Freiin  v.   Lomnitz  und  Meseritz  und    seine  Gemahlin  Eva    Freiin  v. 
Lobkowitz    wurde    das  Geschlecht  mit  dem  piaslischen,    podiebradschen 
und  kürfürsll.   brandenbürg.   Hause,    so  wie  mit  den  angesehensten   Ge- 
schlechtern des  böhm.  Herrenstandes  verwandt.     Nach  seinem  Tode  erbte 
1625  der  Sohn  Joachim  IV.,    als  Gelehrter  bekannt  und   Rector  Magni- 
ficus  der  Universität  Frankfurt,   verm.   mit  Anna  Freiin  v.   Kochtitzki  und 
gest.    1654,   die  Herrschaft  Miliisch.   Der  zweite  Sohn   desselben,  Joachim 
Andreas,  gest.    1693,   zuerst  vermählt  mit  Anna  Judith   Freiin  v.  Boreck 
und  später   mit    Maria    Elisabeth    Freiin    v.    Sauerma,    pflanzte    das    Ge- 
schlecht fort,    und    seine    beiden   Söhne  Joachim  Wilhelm    und  Nicolaus 
Andreas  wurden    vom   Kaiser  Leopold  I.    10.  Febr.    1694    in    den  Gra- 
fenstand der  kaiserl.   Erblande,  und  vom  Kaiser  Carl  VI.    1728    in  den 
Reichsgrafenstand  erhoben.     Joachim  Wilhelm  starb   6.  Sept.  1728  ohne 
Nachkommen  :  anderweitige  Angaben  sind  falsch.    Von  Nicolaus  Andreas 
aber  stammen,  wie  nachstehende  Ahnentafel  ergiebt,  die  jetzigen  Glieder 
der  gräflichen  Familie : 


GRAFEN  V.  MALTZAN.  81 

Nicolaus  Andreas  —  jüngerer  Sohn  des  Joachim  Andreas  —  geh. 
10.  März  1670,  gest.  19.  Sept.  1718;  Gemahlin:  Maria  Theresia  Grafin 
v.  Althann,  verm.  11.  Nov.  1696,  gest.  1766  (nach  Anderen  schon 
1743). —  Joachim  Andreas  II.,  geh.  13.  Jan.  1706,  gest.  4.  Dec.  1786, 
succedirte  1728  seinem  Onkel,  Joachim  Wilhelm,  als  freier  Standesherr 
zu  Militsch,  k.  preuss.  w.  Geh.  Staats  -  und  Gabinetsminister  des  Her- 
zogthums  Schlesien,  Ober-Erbkämmerer  seit  1774  etc.;  Gemahlin:  Frie- 
derike Luise  Gräfin  v.  Platen,  geb.  10.  Oct.  1713,  verm.  10.  Oct. 
1731,  gest.  26.  Sept.  1799. — Joachim  Carl,  geb.  28.  Dec.  1733, 
gestorben  in  sehr  hohem  Alter,  Standesherr  auf  Militsch,  Oberkämmerer 
in  Schlesien,  k.  preuss.  w.  Geh.  Etats-  und  Kriegsminister,  Gesandter  etc. ; 
Gemahlin:  Charlotte  Christine  Ernestine  Maximiliane  Freiin  v.  Mudrach, 
Erbin  der  Herrschaft  Lissa,  geb.  5.  Oct.  1746,  verm;  25.  Aug.  1761, 
geschieden  1772,  gest.  2.  Aug.  1795.  —  Joachim  Alexander  Casimir, 
geb.  24.  Juni  1764,  gest.  im  Juli  1850,  Standesherr  zu  Militsch,  Ober- 
erblandkämmerer in  Schlesien,  k.  preuss.  Kämmerer;  erste  Gemahlin: 
Antonie  Gräfin  v.  Hoym  ,  geb.  17.  Juli  1768,  verm.  16.  Mai  1786, 
gest.  27.  Nov.  1799. — Joachim  Carl  Ludwig  Mortimer,  geb.  15.  April 
1793,  gest.  9.  Aug.  1843,  k.  preuss.  Kammerherr,  vv.  Geh.  Rath,  Staats- 
minister etc.;  Gemahlin:  Auguste  Gräfin  v.  d.  Goltz,  gest.  16.  April 
1837.  —  August  Mortimer  Joachim,    jetziger  Standesherr    auf  Militsch. 

Vom  Grafen  Joachim  Caesar  Eugen  —  dem  Sohne  Joachim  Carls 
und  dem  Bruder  Joachim  Alexander  Casimirs  —  geb.  12.  Sept.  1765, 
gest.  1845,  k.  preuss.  Kammerherrn,  Legations-  und  Forstrath  etc.,  stammt 
aus  erster  Ehe  mit  Luise  Henriette  Gräfin  v.  Wedell,  geb.  9.  April  1776, 
verm.  26.  Juli  1790,  geschieden,  gest.  12.  Dec.  1829:  Graf  Alfred 
Carl  Joachim  (s.  unten  Maltzan-Wedell)  aus  zweiter  aber  mit  Friederike 
Heloise  Henriette  Seelmann:  Graf  Joachim  Heinrich  Wilhelm  Eugen. 
Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  aufzuführen  : 

Alte  Linie:  AUGUST  Mortimer  Joachim,  Reichs-Graf  v.  Maltzan, 
Freiherr  v.  Wartenberg  und  Penzlin.  —  Sohn  des  Grafen  Joachim  Lud- 
wig Carl  Mortimer  —  geb.  16.  Aug.  1823,  Ober-Erblandkämmerer  in 
Schlesien  und  freier  Standesherr  auf  Militsch.  —  Der  Bruder  desselben 
ist  Graf  Mortimer  Ferdinand  Ludwig  Joachim,  geb.  1832. 
Nachkommen  des  Grafen  Joachim  Caesar  Eugen  (s.  oben): 

Sohn  erster  Ehe:  Graf  Alfred  Carl  Joachim  ('s.  Maltzan-Wedell). 
Sohn  zweiter  Ehe:  Graf  Joachim  Heinrich  Wilhelm  Eugen,  geh, 8,  März 
1825,  k.  preuss.  Lieutenant. 

Neue  Linie:  Maltzan  Wedell.  ALFRED  Carl  Joachim  Reichs-Graf 
v.  Maltzan-Wedell,  Freiherr  v.  Wartenberg  und  Penzlin,  Anwärter  der 
freien  Standesherrschaft  Militsch ,  geb.  7.  Sept.  1793.  Demselben  wurde 
vom  Könige  von  Preussen  Friedrich  Wilhelm  III.  23.  Febr.  1833  ge- 
stattet ,  als  Sohn  der  oben  erwähnten  Luise  Henriette  Gräfin  v.  Wedell 
—  Tochter  des  k.  preuss.  Landjägermeisters  von  Schlesien  Leopold  Mag- 
nus Gottlob  Graf  v.  Wedell  —  Namen  und  Wappen  der  gräfl.  Wedell- 
sehen  Familie  dem  seinigen  hinzuzufügen. 

H.  0 


82 


GRAFEN    V.    MAMMING. 


Grafen  v.  Mamming. 

I^atholtfdj.  ©efUrretd). 

In  Tirol  begütert. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild;  Mittelschild  von  Gold  und 
Schwarz  quer  getheilt  mit  einem  schwebenden  Andreaskreuz  von  gewechselten  Tinc- 
turen.  1  und  4  in  Gold  ein  einwärtsgekehrter  schwarzer  Steinbockkopf  mit  Hals. 
2  und  3  ebenfalls  quadrirt  :  1  und  4  von  Silber  und  Roth  quadrirt,  2  und  3 
in  Roth  ein  silberner  schrägrechter,  mit  drei  unter-  und  aneinander  stehenden 
blauen  Wecken  belegter  Balken.  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  vier  gekrönte  Helme. 
Der  rechte  Helm  trägt  den  schwarzen  Steinbockkopf  des  1  Feldes,  welcher  oben 
mit  drei  Pfauenfedern  besteckt  ist.  Auf  dem  zweiten  Helme  ruht  ein  geschlossener, 
die  Sachsen  einwärtskehrender  Adlersflug,  dessen  hinterer  etwas  vorstehender  Flü- 
gel von  Schwarz  und  Gold,  der  vordere  aber  von  Gold  und  Schwarz  quer  getheilt 
und  mit  dem  Andreaskreuz  des  Mittelschildes  von  gewechselten  Tincturen  belegt 
ist.  Auf  dem  dritten  Helme  erheben  sich  zwei  Büffelshörner,  von  welchen  das 
rechte  von  Blau  und  Silber,  das  linke  von  Silber  und  Blau  quadrirt  ist,  und  auf 
dem  linken  Helme  steht  ein  einwärtssehender  rother  Schwan  mit  ausgebreiteten 
Flügeln,  welche  mit  einem  silbernen,  von  drei  blauen  unter-  und  aneinander  lie- 
genden Wecken  besetzten  Pfahle  belegt  sind.  Die  Helmdecken  sind  rechts  schwarz 
und  golden,  links  roth,  blau  und  silbern. 

Die  Grafen  v.  Mamming  (früher  Maemmingen,  Mammingen)  stammen 
aus  einem  sehr  alten,  ursprünglich  böhmischen  Geschlechte,  welches  früh- 
zeitig nach  Tirol  und  später  nach  Bayern  kam.  Wenn  dasselbe  nach 
Tirol  gekommen,  ist  genau  nicht  zu  ermitteln;  bereits  1300  kommt  Berch- 
told  Mamminger  vor,  welcher  sich  zu  Meran  vermählte.  Nach  Bayern 
wendete  sich  die  Familie  gegen  Ende  des  16.  Jahrhunderts.  —  Ulrich, 
Canonicus  zu  Paussau,  kommt,  nach  Graf  v.  Wurmbrand,  1232  urkund- 
lich vor.  Die  fortlaufende  Stammreihe  beginnt  mit  einem  anderen  Ulrich 
Mamminger,  dessen  Sohn  Hans  vom  Kaiser  Friedrich  III.  1458  sein  an- 
geborenes Wappen  mit  dem  Steinbocke  erneuert  hielt.  Seifert  fängt  die 
Ahnentafeln  des  Geschlechts  mit  Leonhards  Sohne,  Andreas  auf  Circk- 
nitz,  an.  Der  Sohn  des  Letzteren,  Georg,  k.  Rath,  des  Erzherzogs 
Carl    Geh.    Rath,    Kämmerer  und  Oberst -Hofmeister,    Landmarschall  in 


GRAFK.N    V.    MAMMING.    ^  83 

Unter-  und  Landeshauptmann  in  Oberösterreich,  starb  1570.  Der  Sohn 
desselben,  Leonhard,  Herr  auf  Räzenhofen  und  Sadelberg,  begab  sich 
zuerst  nach  Bayern  und  wurde  am  fürstlichen  Hofe  Ober-Hof-Marschall. 
Von  seinen  Söhnen  blieb  der  eine,  Wilhelm  Euslachius,  in  Oesterreich 
und  der  Sohn  desselben  war  1677  Niederösterr.  Regierungsrath ,  der 
andere,  Johann  Albert,  pflanzte  das  Geschlecht  in  Bayern  durch  Johann 
Adam  fort,  welcher  1686  als  kurcöln.  und  bayer.  Kämmerer  starb  und 
einen  Sohn ,  Franz  Ignaz,  kurcöln.  Kammerherrn,  hinterliess.  Von  den 
vier  Söhnen  desselben  erhielt  der  ältere,  Johann  Anton  Emanuel,  1697 
ein  Kanonicat  in  Regensburg.  Nach  den  gewöhnlichen  Angaben  kam 
der  Reichsritterstand  1564,  der  Freiherrenstand  1672  und  die  Reichs- 
grafenwürde 1695  in  die  Familie,  doch  finden 'sich  keine  genauen  Nach- 
richten über  die  Person  der  Erhobenen,  wie  denn  auch  die  genealo- 
gischen Verhältnisse  der  Familie  im  18.  Jahrhundert  zusammenhängend 
nicht  bekannt  sind. 

Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist :  Graf  RUDOLPH  —  Sohn  des 
Grafen  Ferdinand,  geb.  16.  Dec.  1779,  gest.  21.  Oct.  1845,  k.  bayer. 
Major  ä  la  suite,  verm.  10.  Sept.  1816  mit  Johanna  Freiin  de  Moni, 
geb.  12.  Aug.  1799,  gest.  1.  Jan.  1842  —  geb.  17.  April  1818, 
k.  k.  Kreiscommissär  zu  Cavalese  in  Tirol,  verm.  29.  Jan.  1851  mit 
Emma  Gräfin  v.  Spaur,  geb.  1.  Febr.  1828.  Die  drei  Rrüder  des 
Grafen  Rudolph  sind  die  Grafen:  Carl,  geb.  26.  Juni  1819,  k.  k.  Steuer- 
beamter vu  Meran;  Johann,  geb.  16.  Mai  1823,  k.  k.  Oberlieutnant, 
und  Ferdinand,  geb.  23.  Aug.  1830.  Der  Rruder  des  Grafen  Ferdinand 
ist  Graf  Caspar,  geb.   8.   Oct.    1781. 


m 


84  GRAFEN  V.  MANDELSLOH. 

Grafen  v.  Mandelsloh. 

Ctttherifd).  Ijannotjer. 

Besitz:   das  Riltergut  Ribbesbüuel. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  ein  quer  und  mit  der  Mündung  rechtsgelegtes 
Jagdhorn  ohne  Band  und  Bügel.  Nach  dem  Texte  zum  Wappenhuchc  des  König- 
reichs Hannover  ist  das  Jagdhorn  silbern  und  dreimal,  nach  der  Abbildung  viermal 
roth  umwunden.  Das  Genealogische  Taschenbuch  giebt  ein  rothes,  mit  Silber  be- 
schlagenes Jagdhorn  an.  v.  Meding  fand  das  Hörn  bisweilen  nur  acht-,  mehrmals 
aber  eilf-,  zwölf-  oder  dreizehnmal  von  Silber  und  Roth  gewunden.  Den  Schild 
deckt  die  Grafenkrone,  und  auf  derselben  erhebt  sich  ein  Helm.  Auf  dem  rotb 
und  silbernen  Wulste  desselben  steht  ein  silberner,  oben  mit  einem  Pfauenwedel 
(oben  zwei,  unten  eine  Feder)  besteckter  Schaft.  Vor  dem  Schafte  liegt  auf  dem 
Wulste  das  Jagdhorn  des  Schildes  und  über  demselben  ein  natürlicher,  von  zwei 
silbernen ,  goldbegrifften ,  gestürzten  und  schrägkreuzweise  gelegten  Schwertern 
durchbohrter  Todtenkopf.  Die  Helindecken  sind  blau,  roth  und  silbern,  und  den 
Schild  halten  zwei  einwärtssehende  goldene  Hirsche  mit  Geweihen  von  dreizehn 
Enden.     Die  Devise  ist :  Mortalium  Nobilitas. 

Uralte  braunschweigischc  und  meklenburgische  Familie,  welche 
später  den  Freiherrenstand  und  in  einer  Linie  auch  die  Grafenwürde 
erlangt  hat,  und  welche  früher  im  Bremenschen  und  in  der  Niederlausitz 
vorkam  und  jetzt  in  Hannover,  Württemberg,  Sachsen  und  Preussen 
blüht.  Als  Hanptslammsitze  werden  das  hannoversche  Dorf  Mandelsloh, 
auch  Mandelslohe  im  Calenbergischen  und  Toitenwinkel  bei  Rostock 
angegeben.  Die  früheren  bedeutenden  Besitzungen  des  Geschlechts  gingen 
im  30jährigen  Kriege  verloren,  und  die  jetzigen  Güter  liegen  meist  in 
Hannover,  Braunschweig  und  Württemberg.  —  Ehrenfried  v.  Mandelsloh, 
welcher  um  das  Jahr  840  lebte,  wird  von  Spangenberg  als  Kriegsheld 
genannt,  v.  Knesenbeck  giebt  an,  dass  die  Familie  urkundlich  schon 
1196,  1238  und  1245  vorkomme,  und  Praun  führt  an,  dass  Hoyer 
v.  Mandelsloh  1272  dem  Landtage  in  Braunschweig  beigewohnt  habe. 
In  den  folgenden  Jahrhunderten  ist  die  Zahl  der  Familienglieder, 
welche  zu  hohen  Ehrenstellen  gelangten  und  sich  vielfach  auszeichneten, 
sehr  gross.     Aus  der  meklenburgischen  Linie  ist  in  der  gelehrten  Welt 


GRAFEN  V.  MANDEI.SLOH.  85 

4P 

besonders  Johann  Albrecht,  herz,  holst,  gottorp.  Kammerjunker,  durch 
die  1636  angetretene  grosse  Reise  bekannt  geworden,  über  welche  das 
von  Olearius  herausgegebene  Tagebuch  bis  auf  die  neuere  Zeit  eine 
Hauptquelle  für  Ostindien  dargeboten  hat.  Jetzt  kommt  die  Familie  als 
gräfliche  in  Württemberg  und  Hannover,  und  als  freiherrliche  in  meh- 
reren Zweigen  ebenfalls  in  Hannover,  so  wie  in  Sachsen  vor.  Einige 
Glieder  sind  der  katholischen  Confession  zugethan,  andere  schreiben  sich 
Mandelslohe,  ohne  jedoch,  Geschlechtsnamen  und  Wappen  ausgenommen, 
mit  der  gräflichen  Linie  in  näherer  Verwandtschaft  zu  stehen. 

Der  Grafenstand  kam  in  die  Familie  in  der  Person  Ulrich  Lebe- 
rechts. Derselbe,  geb.  16.  Febr.  1760,  gest.  30.  April  1827,  k. 
württemb.  Staats-  und  Finanz-Minister,  erhielt  vom  König  Friedrich  I. 
von  Württemberg  17.  März  (nach  Gast  8.  Juni)  1808  die  Grafenwürde, 
welche  von  der  k.  hannoverschen  Regierung  in  Folge  der  Resitzungen 
in  Hannover  anerkannt  und  ausgedehnt  wurde.  Aus  der  Ehe  mit  Phi- 
lippine Freiin  v.  Cramm,  gest.  1825,  stammen  die  beiden  Grafen:  Carl 
August  Franz  und   Friedrich. 

Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist  Graf  Carl  AUGUST  Franz,  geb. 
4.  Dec.  1788,  k.  württemb.  Kammerherr  und  Staatsrath  a.  D.,  Resitzer 
des  Ritterguts  Ribbesbültel  mit  seinem  Rruder,  verm.  mit  Sarah  Ellen 
Miss  Jackson  v.  Lincolnshire,  aus  welcher  Ehe  Gräfin  Lucy  stammt, 
geb.  1822,  verm.  mit  Richard  Gardner  Esq.  v.  und  auf  Chasely  Hall. 
—  Der  Rruder  des  Grafen  Carl  August  Franz  ist  Graf  Friedrich,  geb. 
29.  Dec.  1795,  k.  württemb.  Forstrath,  verm.  1.  April  1823  mit 
Josephine  Luise  Gräfin  v.  Degenfeld -Schomburg,  geb.  19.  Aug.  1800. 
Dieser  Ehe  sind  zwei  Söhne  entsprossen,  die  Grafen:  Gustav  August, 
geb.  18.  Jan.  1825,  und  Albrecht  Friedrich,  geb.  30.  Aug.  1830, 
k.  k.  Lieutenant. 


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* 


86 


GRAFEN  V.  MAISTEUFFEL. 


Grafen  v.  Manteuffel. 

ITuttjcrtfd).  ttujHcmfc. 

Besitz:   das  Majorat  TalkhofT;  die  Güter  Tellersdorf,   Hallick ,  Kudding,   Sehloss  Ringen, 
Kerrefer,  Mex,  Palfer  etc.  in  Lief-  und  Esthland. 


* 


Wappen  nach  dem  Reichsgrafen  -  Diplom  vom  7.  Aug.  1719  und  vom 
27.  April  1759:  im  silbernen  Schild  ein  rother  Querbalken.  Ueber  der,  den  Schild 
deckenden  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  auf  welchem  ein  offener 
schwarzer  Adlersflug  steht.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  silbern,  und  den  Schild 
halten  zwei  auswärtssehende,  weisse,  goldgekrönte  Adler. 

Wappen  nach  dem  Diplome  vom  25.  Aug.  1790:  Grafen  v.  Manteuffel  auf 
Hroitz.  Quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  silbernen  Mittelschild,  ein  schräg- 
rechter, blauer,  mit  drei  goldenen  Sternen  belegter  Balken.  1  und  4  in  Silber  ein 
rother  Querbalken  (Stammwappen);  2  und  3  in  Gold  ein  schwarzer  einwärtsge- 
kehrter Adler.  Ueber  der  Grufenkrone  erheben  sich  vier  gekrönte  Helme.  Der 
rechte  und  der  linke  Helm  trägt  einen  doppelt  geschweiften,  einwärtsgekehrten, 
rolhen  Greif  ohne  Flügel,  auf  den  mittleren  beiden  Helmen  steht  aber  auf  jedem 
ein  guldener  6  eckiger  Stern.  Die  Helmdecken  sind  rechts  schwarz  und  golden, 
links  roth  und  silbern.  —  In  heraldischer  Beziehung  ist  eigcnthümlich,  dass  keiner 
der  vier  Helme  den  Helmschmuck  des  Stammwappens  trägt. 

Uralte,  weit  verzweigte,  reichbegüterte,  ursprünglich  poramersche 
Familie,  welche  zu  den  mächtigen  und  freien  Herren  gehört,  welche  im 
alten  Gassuben- Lande  als  Burg-  und  Schlossgesessene  vorkamen  und, 
wofür  auch  das  Wappen  spricht,  eines  Ursprungs  mit  den  bekannten 
Herfordschen  Dynasten  von  Quernheim  in  der  Grafschaft  Ravensberg  ist. 
Von  Pommern  aus,  wo  das  Geschlecht  sehr  begütert  wTar  und  noch 
jetzt,  namentlich  im  Belgarder  Kreise,  ist,  kam  dasselbe  nach  Polen, 
der  Mark,  Meklenburg,  Preussen,  Sachsen,  Schweden  und  Lief-  und 
Esthland.  In  den  lielländischen  Ordensländern  kommt  die  Familie,  meist 
mit  dem  Zunamen:  Zöge,  schon  sehr  früh  vor,  und  dieselbe  ist  wohl 
1226  mit  dem  Herzoge  Barnim  von  Pommern,  oder  später  mit  dem 
dänischen  König  Woldemar  II. ,  welcher  einige  Zeit  über  Pommern 
regierte,  in  die  dortigen  Gegenden  gekommen.  Georg  v.  Manteuffel, 
Ritter,  aus  dem  Hause  Pollzin  und  Arnhausen  in  Pommern,  ist  nämlich 
der  Ahnherr   der    Freiherren    v.    ManteulFel ,    welche    auf    dem    Majorate 


GRAFEN  V.  MANTEU1  TEL.  87 

Katzdangen  in  Kurland  blühen  und  von  denen  Eberhard,  verm.  mit  Anna 
Gräfin  v.  Hohenzollcrn,  als  kaiserl.  Oberst  unter  Tilly  vor  Magdeburg 
kämpfte.  Eben  so  erwarb  auch  die  Familie  in  Lief-  und  Eslhland  sehr 
bedeutenden  Grundbesitz,  und  der  weiter  unten  genauer  aufzuführende 
Landrath  Gotthardt  Johann  stiftete  aus  seinen  Besitzungen  1756  ein 
grosses  Fideicommiss.  Im  Königreich  Preussen  haben  viele  Glieder  der 
Familie  sich  theils  im  Kriegs-,  theils  im  Staatsdienste  sehr  ausgezeichnet, 
und  die  neuere  grosse  und  glückliche  Thätigkeit  der  Glieder  aus  der 
Niederlausitzer  Linie  ist  zu  bekannt,  als  dass  dieselbe  hier  erwähnt 
werden  sollte. 

Der  Grafenstand  ist  in  die  Familie  durch  drei  Ernennungen  ge- 
kommen. Zuerst  wurde  der  kursächs.  Cabincls- Minister  und  w.  Geh. 
Rath  Ernst  Christoph  Freiherr  v.  Manteuflel  vom  Kaiser  Carl  VI.  auf 
Anlrag  des  Königs  in  Polen  und  Kurfürsten  von  Sachsen  Friedrich 
August  I.  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben  und  diese  Erhebung  in 
Sachsen  9.  Aug.  1719  notificirt,  doch  starb  der  Erhobene  1749  ohne 
männliche  Nachkommen. 

Die  zweite  Ernennung  in  den  Grafenstand  erfolgte  vom  Kaiser 
Franz  I.  27.  April  1759  in  der  Person  des  oben  genannten  Landraths 
Gotthardt  Johann,  von  welchem  die  jetzigen  Grafen  v.  Manteuflel,  wie 
sich  ergeben  wird,   abstammen. 

In  Folge  der  dritten  Ernennung  erhielt  vom  Kurfürsten  Carl  Theodor 
von  der  Pfalz  im  Reichsvicariale  25.  Aug.  1790  Gottlier  Joseph,  kur- 
pfalzbayer.  Kämmerer  und  Oberstlieutenant  a.  D.,  geb.  2.  Nov.  1736 
die  Reichsgrafenwürde.  Diese  Linie  findet  sich  als  Grafen  v.  Manteuflel 
auf  Proitz  in  den  betreuenden  Werken,  doch  ist  Weiteres  über  dieselbe 
nicht  aufzufinden. 

Graf  Gotthardt  Johann  hinlerliess  aus  der  Ehe  mit  Margaretha 
Elisabeth  v.  Güntersberg  vier  Söhne,  welche  das  gräfliche  Geschlecht  in 
verschiedenen  Zweigen  fortpflanzten,  die  Grafen  Andreas,  Gotthardt 
Johann,  Carl  Reinhold  und  Ludwig  Wilhelm.  —  Graf  Andreas,  geb. 
1714,  gest.  1768,  zeichnete  sich  in  kais.  russischen  Diensten  sehr  aus 
und  nahm  als  General -Lieutenant  den  Abschied.  Aus  der  Ehe  mit 
Sophie  Friederike  v.  Stackeiberg  aus  dem  Hause  Kollitz  enlspross  Graf 
Gotthardt  Andreas,  geb.  1762,  gest.  1832,  k.  russ.  Geh.  Rath  und 
Senator,  Majoratsherr  auf  Talkhoff  und  Herr  auf  Schloss  Ringen,  verm. 
mit  Charlotte  Sophie  v.  Bock  aus  dem  Hause  Sarenhoff,  geb.  1773, 
gest.  1830,  aus  welcher  Ehe  die  Grafen  Gotthardt  Johann  (III.)  und 
Ernst  Gotthardt  leben.  —  Graf  Gotthardt  Johann  (1.),  geb.  1716, 
gest.  1753,  verm.  mit  Catharina  Helena  v.  Tarsas,  hinlerliess  den  Grafen 
Gotthardt  Johann  (IL),  geb.  1750,  gest.  1820,  Herrn  auf  Alt-  und 
Neu-Parmel,  verm.  mit  Juliana  Wilhelmine  v.  Essen,  geb.  1771,  und 
ist  als  Gründer  des  Zweiges  von  Alt-  und  Neu-Parmel  anzusehen.  Von 
demselben  stammen  die  Grafen  Eduard  Gotthardt,  Ferdinand  Johann 
und  Theodor  Carl.  —  Graf  Carl  Reinhold,  geb.  1728,  gest.  1782, 
vermählte  sich  mit  Helene  Freiin  v.  Üxküll  aus  dem  Hause  Menger  und 
Sara  in    Liefland    und    hinterliess    die    erkauften    Güter    Mex    und    Palfer 


88  GRAFEN  V.  MANTEUFFEL. 

seinem  einzigen  Sohne,  Peter  August,  geb.  1768,  gest.  1842,  Herrn 
auf  Mex  und  Palfer,  verm.  mil  Helene  Luise  Freiin  v.  Üxkilll-Güklenband, 
geb.  6.  Jan.  1788,  aus  welcher  Ehe  Graf  Carl  Ludwig  stammt.  — 
Graf  Ludwig  Wilhelm,  geb.  1721,  gest.  1793,  lieftänd.  Landrath  und 
k.  russ.  w.  Staatsralh,  Herr  auf  Metzkiill  und  Berschu,  verm.  mit  Juliane 
Eleonore  Gräfin  v.  Münnich,  hinterliess  drei  Söhne,  von  denen  sich  nur 
Gotthardt  Johann,  geb.  1791,  geblieben  1813  als  k.  russ.  General  in 
der  Schlacht  bei  Leipzig,  mit  Gatharina  Salesky  vermählte,  aus  welcher 
Ehe  zwei  Töchter  stammen. 

Von  den  lebenden  Gliedern  der  gräflichen  Familie  sind  hier  auf- 
zuführen : 

Majorat  von  Talk  ho  ff:  Graf  GOTTHARDT  Johann  —  Sohn 
des  Grafen  Gotthardt  Andreas  —  geb.  26.  Dec.  1795,  k.  russ.  w. 
Slaatsrath,  Majoratsherr  auf  TalkhoiV.  Der  Bruder  desselben  ist  Graf 
Ernst  Gotthardt,  geb.  21.  Febr.  1801,  k.  russ.  Garde-Gapitain  a.  D., 
Herr  auf  Tellershof,  Hallick  und  Kudding,  verm.  mit  Mathilde  v.  Brevem. 

Haus  Alt-  und  Neu-Parmel:  EDUARD  Gotthardt  —  Sohn 
des  Grafen  Gotthardt  Johann  —  k.  russ.  Garde-Capitain  a.  D.,  lebt  in 
der  Schweiz,  verm.  mit  Natalie  Freiin  v.  Stackeiberg  aus  dem  Hause 
Riesenberg.  Die  beiden  Brüder  desselben  sind:  Graf  Ferdinand  Johann, 
k.  russ.  Garde-Oberst  a.  D.,  und  Graf  Theodor  Carl,  k.  russ.  Garde- 
Lieutenant  a.  D.,  verm.  5.  Oct.  1819  mit  Caroline  Luise  Gräfin 
v.  Rehbinder  aus  dem  Hause  Uddrich  (gesch.),  aus  welcher  Ehe  Graf 
Carl  Johann  stammt,   verm.  mit  Maria  Anna  Freiin  v.  Clodt-Jürgensburg. 

Haus  Mex  und  Palfer:  Graf  CARL  Ludwig  —  Sohn  des  Grafen 
Peter  August  —   geb.  21.  Dec.   1821,  Herr  auf  Mex  und  Palfer. 


» 


* 


-» 


GHAFEN  V.  MARSCHALL  AUF  BURGHOLZIIAUSKN. 


89 


Grafen  v.  Marschall  auf  Burgholzhausen. 

Üatholifd).  Oeflcrrctri),  $Jreufjen,  6ad)fen. 


"Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  silbernen  Mittelschilde  zwei 
aufrechte  und  mit  den  Spitzen  in  die  Höhe  gestellte  rothe  Tuchscheeren  (Stamm- 
wappen). 1  und  4  in  Roth  ein  silberner,  oben  dreimal  gezinnter  Thurm,  welcher  in  der 
rechten  Ober-  und  linken  Unterecke  eine  Fensteröffnung,  unten  aber  eine  gewölbte 
Thüröffnung  hat.  2  und  3  in  Gold  ein  schwarzer,  rechtssehender  Adler.  Den  mit 
einer  Grafenkrone  bedeckten  Schild  ziert  ein  hinter  demselben  aufwachsender 
Harnisch,  dessen  rechter  Arm  ein  Schwert  mit  goldenem  Gefäss  in  die  Höhe  und 
einwärts,  der  linke  aber  unterwärts  den  Schild  hält.  Der  auf  demselben  befindliche 
Helm  ist  gekrönt  und  trägt  zwei  quer  von  Silber  und  Roth  getheilte  RülTelshörner 
von  gewechselten  Tincturen,  welche  von  kleinen,  rechts  von  Roth  und  Silber,  links 
von  Silber  und  Roth  quergetheilten  Fahnen  so  besetzt  sind,  dass  an  der  auswendigen 
Seite  jedes  Horns  vier  derselben  an  querbefestigten  rothen  Stangen  niederwärts 
hängen  (Helm  des  Stammwappens).  Zwischen  den  Hörnern  steht  der  Thurm  des  l. 
und  4.  Feldes,  welcher  mit  einem,  dem  Adler  des  2.  und  3.  Feldes  ähnlichen 
besetzt  ist.    Die  Helmdecken  sind  rechts  silbern  und  roth,  links  golden  und  schwarz. 

Uraltes  thüringisches  Geschlecht,  dessen  Name  von  dem  Officium 
palatinum  abzuleiten  ist,  welches  dasselbe  vom  Ende  des  12.  Jahrhunderts 
unter  den  Landgrafen  von  Thüringen  bekleidete.  Der  ursprüngliche 
Name  war,  wie  die  meisten  Geschichtsschreiber  Thüringens  annehmen: 
v.  Ebersberg,  und  dürfte  einem  Schlosse  am  Harz  entnommen  sein, 
welches  nach  Albin  der  Sitz  einer  gleichnamigen  Grafschaft  war.  So 
waren  die  Urahnen  der  Familie  wohl  Dynasten ,  und  dies  wird  dadurch 
noch  wahrscheinlicher,  dass  die  Würde  eines  Erbamtes  in  der  Regel 
nur  den  vornehmsten  Geschlechtern  anvertraut  wurde.  1227  begleitete 
Heinrich,  Marschalk  v.  Ebersberg,  Ludwig  den  Heiligen  nach  Palästina, 
und  1251  brachte  derselbe  eine  Tochter  ins  Kloster  Heusdorfl".  Bald 
nachher  verschwindet  der  Name  Ebersberg,   und  die  Würde  allein  scheint 


90  GRAFEN  V.  MARSCHALL  AUF  BURGHOLZHAUSFN. 

Geschlechtsname  geworden  zu  sein.  So  findet  man  Heinrich,  Rudolph, 
Albert,  die  Marschälle,  und  bei  weiterem  Ausbreiten  des  Geschlechts 
nahmen  die  verschiedenen  Linien  die  Namen  der  Güter  an,  und  es  ent- 
standen die  Marschälle  v.  Gosserstedt,  Gutmanshausen,  Holzhausen  etc. 
Die  Familie  der  Erbmarschälle  in  Thüringen  zerfiel  später  in  zwei  Linien, 
in  die  ältere  Linie  von  Herrengosserstedt  und  in  die  jüngere  von  Burg- 
holzhausen,  welche  gemeinschaftlich  an  dem  Erb -Marschallamte  die 
gesammte  Hand-  und  Mitbelehnschaft  haben.  Von  dem  obenerwähnten 
Heinrich,  Marschall  v.  Ebersberg,  stammte  im  9.  Gliede  —  und  in  den 
letzteren  durch  Rudolph  L,  Wolf,  Rudolph  IL,  Ludwig  Ernst  und  Johann 
Georg:  Georg,  welcher  zuerst  als  Herr  auf  Burgholzhausen  vorkommt. 
Georgs  Sohn,  Wolf  Dietrich,  Marschall  auf  Burgholzhausen,  gest.  1675, 
war  Mitglied  des  Palmordens,  oder  der  fruchtbringenden  Gesellschaft, 
und  vom  Sohne  desselben,  Georg  Caspar,  stammte  Ernst  Dietrich,  k. 
k.  Feldmarschall,  welcher  15.  Juli  1760  vom  Kaiser  Franz  L,  zur  Be- 
lohnung für  die  glänzende  Verteidigung  der  Festung  Olmütz  im  Jahre 
1750  gegen  das  vom  König  Friedrich  II.  von  Preussen  in  Person  com- 
mandirte  Belagerungscorps,  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben  wurde. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Grafen  v.  Marschall  auf  Burgholz- 
hausen ergiebt  folgende  Ahnentafel: 

Georg  Caspar  —  Sohn  Wolf  Dietrichs  —  geb.  22.  Febr.  1653, 
gest.  2.  Mai  1694,  Erb-Marschall  in  Thüringen;  Gemahlin:  Elisabeth 
Friederike  v.  Werthern-Beichlingen,  geb.  1 5.  Jan.  1662,  verm.  19.  Aug. 
1684,  gest.  29.  Oct.  1739.  —  Ernst  Dietrich  Graf  v.  Marschall,  geb. 
31.  Oct.  1692,  gest.  31.  Aug.  1771,  Herr  auf  Pausche  etc.,  k.  k. 
w.  Geh.  Rath,  General-Feldmarschall  etc.;  Gemahlin:  Henriette  Sophie 
v.  Schönberg-Pursehenstein,  geb.  17.  Nov.  1719,  verm.  22.  April  1747, 
gest.  16.  Febr.  1779.  —  Friedrich  Ernst,  geb.  10.  Aug.  1748,  gest. 
10.  Juni  1832,  Herr  auf  Burgholzhausen,  Tromsdorf  und  Rattwitz,  Erbmar- 
schall in  Thüringen,  k.  k.  w.  Kämmerer;  Gemahlin:  Elisabeth  Freiin  v.  Rei- 
schach,  geb.  27.  Nov.  1766,  verm.  24.  Sept.  1798.  —  August  Friedrich. 
Von  dem  jetzigen  Bestände  der  Familie  gehören  hierher: 

AUGUST  Friedrich  Graf  v.  Marschall  —  Sohn  des  Grafen  Friedrich 
Ernst  —  geb.  10.  Dec.  1804,  k.  k.  Kämmerer  und  Archivar  bei  der 
k.  k.  geologischen  Reichsanstalt,  verm.  5.  Sept.  1838  mit  Bertha  Freiin 
v.  Wolfs wa rffen ,  geb.  22.  Juni  1819,  aus  welcher  Ehe  Graf  Friedrich 
Joseph,  geb.   5.  Nov.    1842,   stammt. 

Vom  Bruder  des  Grafen  Friedrich  Ernst,  dem  Grafen  August  Diet- 
rich, geb.  19.  Juni  1750,  gest.  29.  Jan.  1824,  stammt  aus  erster 
Ehe  mit  Hortensia  Freiin  Waldner  v.  Freundstein,  geb.  9.  Juli  1767, 
verm.  26.  April  1788,  gest.  20.  März  1800:  Graf  August  Ferdinand 
Theodor,  geb.  25.  Mai  1791,  k.  preuss.  Erb-Marschall  in  der  Landes- 
grafschaft Thüringen,  k.  sächs.  Kammerherr  und  Ober-Forstmeister  zu 
Moritzburg,  verm.  25.  Oct.  1825  mit  Amalia,  Tochter  des  k.  preuss. 
Kammerherrn  und  vormaligen  kon.  grossbrit.  Charge  d'aff.  und  General- 
Consuls  bei  dem  niedersächs.  Kreise  Joseph  Charles  Melish  Esq.,  aus 
welcher  Ehe  Graf  Maximilian,  geb.  1830,  k.  k.  Lieutenant,  entsprossen  ist. 


GRAFEN  V.  MATUSCHKA. 


91 


Grafen  v.  Matuschka. 

Äatholtfd).  $xeu$tn. 

Besitz:  das  Majoratsgut  Pitschen;  die  Rittergüter  Pramsen  und  Kosel;  die  Herrschaft  Anis- 
dorf etc.  in  Schlesien. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild,  beide  mit  goldener  Einfassung. 
Im  gekrönten,  rothen  Mittelschilde  ein  vorwärtssehender  Ritter  in  silberner  Rüstung, 
mit  geöffnetem  Visir,  welcher  mit  der  Rechten  ein  Schwert  schwingt,  die  Linke 
aber  auf  die  Hüfte  stützt  (Stammwappen).  1  und  4  von  Gold  und  Roth  der  Länge 
nach  getheilt,  mit  zwei  ins  Andreaskreuz  gelegten  Spaten,  von  gewechselten  Tinc 
turen  (Freiherr  v.  Spättgen).  2  und  3  in  Schwarz  ein  unterwärlsgekelirter  spitziger, 
trichterförmiger,  rother  und  golden  aufgeschlagener  Hut,  aus  welchem  si<h  in 
einem  aufrechtstehenden  hichenblätterkranze  drei  Straussenfedern ,  roth ,  silbern, 
roth,  erheben.  (Der  erwähnte  Kranz  mit  den  drei  Straussenfedern  ist  der  Schmuck 
des  Helms  des  Stamm wappens).  Ueber  der,  den  Schild  deckenden  Grafenkrone 
erheben  sich  vier  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rechten  Helme  schwebt  der  preussische 
schwarze  Adler  mit  Scepter  und  Reichsapfel ;  aus  dem  zweiten  wächst  einwärts- 
gekehrt der  Ritter  des  Mittelschildes  auf;  der  dritte  Helm  trägt  den  Hut  mit  den 
Federn  und  dem  Kranze  des  2.  und  3.  Feldes,  und  der  linke  Helm  die  Spaten  des 
l.  und  4.  Feldes.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  schwarz  und  golden,  die 
des  zweiten  roth  und  silbern,  die  des  dritten  schwarz  und  roth,  und  die  des  linken 
golden  und  roth.  Den  Schild  halten  zwei  vorwärtssehende  Ritter,  deren  Visire 
geöffnet  und  die  Helme  mit  vier  rothen  und  silbernen  Straussenfedern  geschmückt 
sind.  Jeder  derselben  hält  in  der  freien  Hand  eine  Lanze  mit  goldenem  Kolben 
und  einer  blauen,  mit  goldenen  Fransen  eingefassten  und  mit  dem  gekrönten  könig- 
lichen Namenszuge:  F.  R.  belegten  Fahne. —  Das  Wappen  der  Freiherren  v.  Spättgen 
zeigte  auf  dem  gekrönten  Helme  einen  schwarzen,  rechtssehenden,  gekrönten  Adler. 
—  Nach  den  Supplementen  zum  Siebmacher  (Rd.  X.  Tab.  2)  stehen  im  2.  und 
3.  Felde  in  einem  goldenen  Trichter  drei  silberne,  in  der  Mitte  von  einem  grünen 
Kranze  umgebene  Straussenfedern,  und  dieses  Wappenbild  schmückt  den  mittleren  Helm 
in  dieser,  die  Vereinigung  mit  dem  Spättgenschen  Wappen  nichtangebenden  Abbildung. 

Die  Grafen  v.  Matuschka   stammen  aus  einer  sehr  alten  böhmischen 
Familie,  deren  Namen  von  Maitisch,   dem  böhmischen  Worte  für  Matthias, 


92  GRAFEN  V.  MATÜSCHKA. 

abzuleiten  ist.  Das  Stammschloss  hiess  Topolczan,  und  Kaiser  Siegmund 
gestattete  als  besondere  Auszeichnung  der  Familie,  sich  Matuschka- 
Topolczan  schreiben  zu  dürfen,  wie  ausdrücklich  im  Diplome  über  die 
vom  Kaiser  Carl  VI.  3.  Mai  1715  erfolgte  Erhebung  in  den  böhmischen 
Herrenstand  angegeben  ist.  —  Die  ordentliche  Stammreihe  des  Ge- 
schlechts beginnt  mit  Matthias  de  Topolczan  I.,  welcher,  verm.  mit 
Anna  Czapnar  v.  Podmielin,  um  das  Jahr  1540  lebte.  Vom  Sohne 
desselben,  Nicolaus,  verm.  mit  Elisabeth  Wielspolsky  v.  Haslach,  stammte 
Matthias  IL,  welcher  aus  der  Ehe  mit  Eva  Kobilko  v.  Kobili  zwei  Söhne 
hinterliess.  Der  ältere,  Heinrich,  k.  k.  Oberst-Wachtmeister  und  Landes- 
Hauptmann  im  Fürstenthum  Jägerndorf,  pflanzte  mit  Hedwig  Catharina 
v.  Skerbensky  durch  seinen  Sohn,  Carl,  den  Stamm  fort;  von  dem 
jüngeren  Sohne,  Friedrich,  ebenfalls  k.  k.  Oberst- Wachtmeister,  ist  die 
noch  jetzt  in  Schlesien  blühende  Linie  entsprossen,  und  zwar  in  nach- 
stehender Reihenfolge:  Friedrich  —  Franz  Friedrich,  auf  Möstichen  im 
Schwiebussischen,  lebte  um  1670;  Gemahlin:  Barbara  v.  Sack.  —  Ernst 
Rudolph,  geb.  3.  Juli  1669,  gest.  13.  Febr.  1725,  seit  1715  (s.  oben) 
Freiherr,  k.  k.  Rath,  Landeskanzler  der  Fürstentümer  Schweidnitz  und 
Jauer,  Deputatus  ad  conventus  publicos,  Herr  auf  Börnchen  und  Thomas- 
waldau;  Gemahlin:  Anna  Clara  Theresia  v.  Nerlich,  gest.  1742.  — 
Friedrich  Rudolph,  geb.  1.  April  1706,  gest.  10.  Febr.  1770,  k.  preuss. 
Ober-Amtsrath,  Herr  auf  Thomaswaldau  und  Börnchen,  wurde  10.  Sept. 
1747  vom  König  Friedrich  IL  von  Preussen  in  den  preussischen  Grafen- 
stand erhoben,  nahm  mit  kön.  Rewilligung  Wappen,  Namen  und  Titel 
eines  Reichsfreiherrn  v.  Spättgen  an,  und  baute  das  Schloss  zu  Pitschen ; 
Gemahlin:  Josepha  Barbara  Reichsfreiin  v.  Spättgen  (aus  einem  sehlesi- 
schen,  ursprünglich  bergischen  Geschlechte,  von  welchem  Heinrich 
Gottfried,  Ober-Amtsrath  in  Schlesien,  22.  Febr.  1715  in  den  böhmi- 
schen Freiherrenstand  erhoben  wurde),  geb.  30.  Juni  1715,  gest. 
12.  Febr.  1781,  Erbfrau  auf  Zülz  und  Pitschen  am  Berge.  —  Heinrich 
Gottfried,  geb.  23.  Febr.  1734,  gest.  19.  Nov.  1779,  k.  preuss.  Ober- 
Amtsrath  und  erster  General-Landschafts-Repräsentant  von  Mittelschlesien, 
Herr  auf  Zülz,  Pitschen  etc.,  als  Verfasser  der  Flora  Silesiaca  hin- 
reichend bekannt ;  Gemahlin  :  Bernhardine  Reichsgräfin  Chiron  d'Hausson- 
ville.  —  Joseph,  Herr  auf  Zülz,  Kupferberg,  Pitschen  etc.,  gest.  2.  Juni 
1829,  in  erster  Ehe  verm.  mit  Ernestine  Freiin  v.  Strachwitz  und  Gross- 
Jauche  aus  dem  Hause  Bruschewitz,  in  zweiler  mit  Clementine  Gräfin 
v.  Hoverden-Plencken,  geb.   3.  Febr.    1783. 

Aus  der  ersten  Ehe  des  Grafen  Joseph  stammt  das  jetzige  Haupt 
der  Familie :  ANTON  Graf  Matuschka  v.  Toppolczan,  Freiherr  v.  Spättgen, 
geb.  I.  Sept.  1786,  k.  Landes -Aeltester  und  Kreisdepulirler,  Erbherr 
des  Majorats  Pitschen,  verm.  2.  Juni  1829  mit  Eloise  v.  Montbach, 
geb.  27.  Oct.  1794,  Erbfrau  der  pramser  Güter  in  Oberschlesien,  aus 
welcher  Ehe  Graf  Alfred  stammt,  geb.  13.  März  1822,  Herr  auf  Johns- 
dorf in  Niederschlesien,  k.  preuss.  Lieutenant  i.  d.  Landwehr,  verm.  mit 
Gabriele  Gräfin  v.  Matuschka,  geb.   23.  April   1823. 

Der  lebende  Bruder  des  Grafen  Anton  ist :   Graf  Gustav,  geb.  1 .  Juli 


GRAFEN  V.  MATUSCHKA.  93 

1793,  k.  preuss.  Landrath  a.  D.  und  Major,  verm.  mit  Julie  Gräfin 
v.  Hoverden-Plencken,  geb.  9.  März  1788,  gest.  1849,  aus  welcher 
Ehe  zwei  Söhne  entsprossen  sind,  die  Grafen  Hugo,  geb.  12.  Febr.  1822, 
verm.  mit  Sophie  Freiin  v.  Greiffenklau,  und  Heinrich,  geb.  3.  Mai  1832, 
k.  k.  Lieutenant.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder  des  Grafen  Anton, 
vom  Grafen  Victor,  geb.  26.  Mai  1789,  gest.  im  Januar  1852,  k.  k. 
Oberlieutenant  a.  D.,  lebt  aus  erster  Ehe  mit  Babett  v.  Woikowsky- 
Bedau  ein  Sohn:  Graf  Victor,  geb.  1825.  —  Die  zwei  Stiefbrüder  des 
Grafen  Anton  —  Sühne  des  Grafen  Joseph  aus  zweiter  Ehe  (s.  oben)  — 
sind  Graf  Otto,  geb.  15.  Mai  1815,  Herr  auf  Oberschönfeldt  und  Kosel, 
k.  preuss.  Kammerherr,  verm.  24.  Juli  1839  mit  Clara  Antonie 
v.  L'Estocq,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Mat- 
thias, geb.  4.  Mai  1840,  Emanuel,  geb.  7.  Aug.  1842,  und  Guido 
Johannes,  geb.  7.  März  1849  —  und  Graf  Valeriüs,  geb.  29.  Jan.  1823, 
Herr  auf  Wiesa,  k.  preuss.  Lieutenant  a.  D.,  verm.  30.  Mai  1844  mit 
Maria  v.  L'Estocq,  geb.   15.  Juli   1824,  gest.   13.  Juli   1850. 

Die  hierher  gehörenden  Nachkommen  der  beiden  Brüder  des  Grafen 
Joseph  —  Vaters  des  Grafen  Anton  —  der  Grafen  Heinrich  und 
Bernhard  sind  nachstehende:  Vom  Grafen  Heinrich,  geb.  18.  Aug.  1766, 
gest.  1845,  k.  preuss.  Geh.  Obcr-Justizrath,  stammt  aus  dritter  Ehe 
mit  Rosalie  Wiesner,  gest.  1846,  Graf  Reinhold,  geb.  9.  Aug.  1817, 
k.  preuss.  Stadtgerichts -Referendar,  verm.  mit  Doris  v.  Massow;  vom 
Grafen  Bernhard  aber,  geb.  17.  Sept.  1768,  gest.  27.  Sept.  1820,  k. 
preuss.  Justizrath ,  verm.  mit  Therese  Gräfin  v.  Lodron,  geb.  12.  Jan. 
1772,  gest.  6.  Oct.  1836,  Erbfrau  der  Herrschaft  Arnsdorf,  stammt 
Graf  Theodor,  geb.  10.  Aug.  1795,  Herr  der  Herrschaft  Arnsdorf,  k. 
preuss.  Lieutenant,  verm.  21.  Juni  1824  mit  Anna  Gräfin  v.  Hoverden, 
geb.  29.  Juni  1803.  Der  Sohn  des  Letzteren  ist  Graf  Benno,  verlobt 
mit  Fräulein  Wally  v.  Wallhofen. 


94  GRAFEN    V.    MEDEM. 

Grafen  v.  Medem. 

Besitz:  die  Mnjoratsgiiler  Kempten,  Wehsahten  und  Cappeln;  die  Herrschaften  Alt-Autz, 
Dselsen,  ßehnen  etc.,  die  Herrschaften  Elley,  ßlieden,  Dnrben,  Sehrnen,  Abgunst, 
Grünl'eldt,  Abgulden,  Duhren  und  Jordanitz  in  Kurland. 


Wappen:  Schild  quer  getheilt;  oben  in  Blau  ein  rothes,  mit  der  Stürze 
rechtsgekehrtes  Jagdhorn ,  welches  in  der  Mitte  und  an  beiden  Enden  golden 
beschlagen  ist.  Aus  der  Mitte  des  Horns  geht  ein  goldenes  Band  gerade  in  die 
Höhe,  an  welchem  da,  wo  es  sich  endigt,  ein  goldener  Ring  befestigt  ist  (Slamm- 
wappen);  unten  in  Roth  ein  schräg  rechts  gestelltes  blankes  Schwert  mit  güldenem 
Griffe.  Ueber  der,  den  Schild  deckenden  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte 
Helme.  Aus  dem  rechten  wächst  ein  einwärtssehender  gekrönter  schwarzer  Adler 
mit  ausgebreiteten  goldenen  Flügeln  empor;  auf  dem  mittleren  Helme  schwebt  ein 
mit  Stürze  und  Mündung  nach  rechts  und  mit  letzterer  unterwärts  gekehrtes,  in 
die  Höhe  stehendes  Jagdhorn ,  wie  das  in  der  oberen  Hälfte  des  Schildes  tingirt 
und  beschlagen,  auch  mit  Band  und  Ringe  versehen,  zwischen  zwei  schräg  auswärts 
gestellten  Straussenfedern ,  einer  rothen  und  einer  silbernen  (Helm  des  Stamm- 
wappens), und  auf  dem  linken  Helme  steht  ein  die  Sachsen  einwärtskehrender, 
schwarzer  Adlersflügel.  Die  Helmdecken  sind  auf  beiden  Seiten  und  in  der  Mitte 
golden,  roth  und  blau,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende  schwarze  Wind- 
hunde mit  goldenen  Halsbändern. 

Uralte  Adelsfamilie,  welche,  der  gewöhnlichen  Annahme  nach ,  aus 
Schottland  stammt,  im  10.  Jahrhundert  nach  Deutschland  gekommen 
ist  und  sich  im  Braunschweigischen  ansässig  gemacht  hat.  Nicht 
unwahrscheinlich  ist  es,  dass  das  Geschlecht  zu  dem  braunschweigischen 
Adel  gehörte,  welcher  914  den  Herzog  Heinrich  zu  Sachsen  gegen 
die  Anmassungen  Kaiser  Conrad  I.  von  Franken  kräftig  unterstützte. 
Mit  dem  deutschen  Orden  kam  die  Familie  nach  Liefland  und  der 
11.  Meister  des  deutschen  Ordens,  Conrad  v.  Medem,  genannt  Mandern, 
baute  und  gründete  mehrere  Schlösser  und  Städte,  unter  welchen  letz- 
teren besonders  Mitau  zu  nennen  ist.  Von  seinen  Nachkommen,  von 
welchen  mehrere  in  dem  Freiherrenstand  geblieben  sind  und  bis  auf  die 
neueste  Zeit  namentlich  in  k.  preuss.  Diensten  gestanden  haben,  wurde 
Johann  Friedrich,  geb.  16.  Sept.  1722,  gest.  4.  Aug.  1785,  k.  poln. 
Kammerherr,  Starost  auf  Okmian,  Herr  der  Herrschaft  Alt-Autz  und 
Elley  in  Kurland,  vom  Kaiser  Joseph  II.    16.  Nov.  1779  in  den  Reichs- 


GRAFEN  V.  MEDEM.  95 

grafenstand  erhoben.  Derselbe  war  zweimal  vermählt,  zuerst  mit  Luise 
v.  Korff  und  später  mit  Luise  Charlotte  v.  Manteuflel-Zöge.  Aus  erster 
Ehe  stammle  die  geistvolle  und  an  Gemülh  so  reiche  Dichterin  Elise, 
vermählte  v.  d.  Recke,  und  Graf  Friedrich,  welcher  unvermählt  gestorben 
ist;  aus  zweiter  Ehe  aber  entsprossen,  neben  Anna  Charlotte  Dorothea, 
geb.  1761,  gest.  1822,  Gemahlin  des  letzten  Herzogs  Peter  von  Kurland 
und  Semgalien,  gleich  gross  durch  Geist,  wie  durch  Herz,  Carl  Johann 
Friedrich,  geb.  1762,  gest.  1827,  kurländ.  Landes -Bevollmächtigter, 
Majoratsherr  auf  Rempten,  Cappeln  und  Wehsahten,  Herr  auf  Alt-Autz, 
Dselsen,  Behren,  Gross-Autz,  Keweln  und  Weitenfeld,  verm.  mit  Elisabeth 
Gräfin  v.  Browne,  geb.  1788,  gest.  1831,  und  Christoph  Johann 
Friedrich,  geb.  12.  Aug.  1763,  gest.  7.  März  1838.  kais.  russ.  w. 
Kammerherr,  Herr  der  Herrschaften  Elley,  Blieden,  Durben,  Sehmen, 
Abgunst,  Grünfeldt,  Abgulden,  Duhren  und  Jordanitz,  verm.  mit  Maria 
Luise  Gräfin  v.  d.  Pahlen,  Freiin  v.  Astrau,  geb.  18.  Sept.  1778,  gest. 
23.  Mai   1831. 

Die  gräfliche  Linie  theilt  sich  jetzt  in  die  Linie  von  Rempten 
und  Alt-Autz  und  in  die  Linie  von  Elley. 

Haupt  der  Linie  von  Rempten  und  Alt-Autz  ist  Graf  Johann 
Friedrich  Otto  CARL  —  Sohn  des  Grafen  Carl  Johann  Friedrich  — 
geb.  3.  Febr.  1801,  Majoratsherr  auf  Rempten,  Wehsahten  und  Cappeln, 
Herr  der  Herrschaften  Alt-Autz,  Dselsen  und  Behnen,  verm.  29.  Juli 
1822  mit  Elisabeth  Freiin  v.  Fircks  aus  dem  Hause  Waldegahlen,  geb. 
1.  Aug.  1804,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  stammen,  die  Grafen: 
Carl,  geb.  23.  Dec.  1824;  Friedrich,  geb.  19.  Oct.  1828,  und  Paul, 
geb.   9.  April   1834. 

Das  Haupt  der  Linie  v.  Elley  ist  Graf  PAUL  —  Sohn  des  Grafen 
Johann  Friedrich  —  geb.  20.  Jan.  1800,  Herr  der  Herrschaft  Elley, 
k.  russ.  Kammerherr  und  Geh.  Rath.  Die  fünf  Brüder  desselben  sind 
die  Grafen:  Peter,  geb.  30.  Jan.  1801,  kurländ.  Kreis-Adels-Marschall, 
verm.  2.  Nov.  1825  mit  Julie  Freiin  v.  Behr  aus  dem  Hause  Sutten, 
geb.  23.  Aug.  1807,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  leben,  die  Grafen: 
Johann,  geb.  27.  Juli  1826.  und  Theodor,  geb.  8.  Juni  1827,  k.  russ. 
Lieutenant.  —  Alexander,  geb.  17.  März  1803,  k.  russ.  Kammerherr, 
w.  Staatsrath ,  ausserord.  Gesandter  und  bevollm.  Minister  am  k.  brasi- 
lianischen Hofe.  —  Theodor,  geb.  25.  Febr.  1805,  k.  russ.  Garde- 
Rittmeister  a.  D.;  —  Ludwig,  geb.  15.  Mai  1814,  k.  russ.  Garde-Ritt- 
meister a.  D.,  verm.  28.  Juni  1843  mit  Sophie  v.  Löwenstern  aus  dem 
Hause  Wollmarshof,  geb.  7.  Febr.  1823,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne 
entsprossen  sind,  die  Grafen:  Arthur,  geb.  19.  Mai  1844,  und  Otto 
Paul  Theodor,  geb.  3.  Juli  1846  —  und  Julius,  geb.  15.  Mai  1814, 
k.  russ.  Garde-Rittmeister  a.  D. 


96 


GRAFEN  V.  MF.LLIIS'. 

Grafen  v.  Meli  in. 


Cuangeltfd). 


ftußlcmb. 


Besitz:  in  Liefland  die  Güter  Lappier  und  Carlsberg;  Erküll;  Toal ;  Korps  und  Kurcks  und 
die  scherskyschen  Güter  (Gouvernement  Mohilew) ;  Kersel  und  Paclijack  etc. 


Wappen:  Schild  zweimal  der  Länge  nach  und  einmal  qtiergetheilt,  6feldrig, 
mit  Mittelschild.  Mittelschild  der  Länge  nach  getheilt ;  rechts  in  Gold  ein  von 
Blau,  Gold,  Blau,  Silber  in  drei  Schrägreihen  geschachter  Sparren  (Geschlechts- 
wappen), links  in  Blau  ein  schrägrechter  silberner,  mit  drei  rothen  Rosen  belegter 
Balken  (ausgestorbene  Familie  der  Freiherren  v.  Rothermund).  Feld  1  und  6  durch 
einen  schräglinksströmenden  silbernen  Fluss,  über  welchen  nach  rechts  ein  doppelt 
geschweifter  goldener  Löwe  schreitet,  in  eine  obere  rothe  und  untere  blaue  Hälfte 
getheilt  (zur  Erinnerung  an  den  von  Jürgen  Freiherrn  v.  Mellin  veranstalteten  Ueber- 
gang  der  Armee  Königs  Carl  X.  von  Schweden  über  den  gefrorenen  Bell  nach  Fühnen). 
2  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  von  Schwarz  und  Silber  in  sieben  Reihen,  jede 
zu  fünf  Plätzen,  geschacht;  links  in  Gold  drei  rechtsgekehrte,  übereinanderstehende 
schwarze  Raben.  3  und  4  in  Silber  ein  rechtsgekehrter  schwarzer  Lindwurm  mit 
ausgebreiteten  Flügeln ,  aufgewundenem  Stachelschwanze ,  ausgeschlagener  Zunge 
und  mit  goldenem  Kranze  um  den  Hals.  5  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  in 
Blau  der  rechtsgekehrte  goldene  doppelt  geschweifte  schwedische  Löwe,  welcher 
in  der  linken  Vorderpranke  ein  Schwert  hält,  links,  an  die  Theilungslinie  ange- 
schlossen, der  schwarze  halbe  Reichsadler  mit  goldenem  Ringe  und  in  der  linken 
Klaue  den  Scepter  haltend.  Auf  dem  Schilde  stehen  vier  gekrönte  Helme.  Der 
rechte  Helm  trägt  vier  aufrechtgestellte  Fahnen,  von  denen  zwei  nach  rechts,  zwei 
nach  links  wehen;  die  beiden  nach  innen  stehenden  sind  blau  und  mit  goldenen 
Fransen  besetzt,  die  nach  aussen  stehenden  golden  mit  zwei  blauen  Querstreifen 
(zu  Feld  1  und  6  gehörig).  Auf  dem  zweiten  Helme  steht  der  geschachte  Sparren 
der  rechten  Hälfte  des  Mittelschildes,  welcher  mit  fünf  Straussenfedern,  von  denen 
die  mittlere  und  die  unteren  roth,  die  oberen  silbern  sind,  besteckt  ist.  Auf  dem 
dritten  Helme  steht  ein  Rosenzweig  mit  sieben  rothen  Rosen  und  grünen  Blättern 
(Rothermundscher  Helm :  nach  Anderen  sieben  Rosen,  wechselnd  blau  und  roth,  an 
einzelnen  grünbeblätterten  Stielen)  und  auf  dem  vierten  Helme  rechts  der  halbe 
Adler  der  linken  Hälfte  des  5.  Feldes,  links  der  goldene  Löwe  der  rechten  Hälfte 
dieses  Feldes,  welcher,  ohne  das  Schwert,  mit  den  Vorderpranken  den  Hals  und 
Rumpf  des  halben  Adlers,  welcher  in  der  rechten  Klaue  das  Schwert  hält,  umfasst. 
Die  Decken  des  ersten  und  zweiten  Helmes  sind  blau  und  golden,  die  des  dritten 
und   vierten   roth    und    silbern.     Den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende  schwarze 


GRAFEN  V.  MRLLIN.  97 

Greife  mit  goldenen  Schnäbeln,  und  dys  Ganze  nmgiebt  bisweilen  ein  rother, 
mit  goldenen  Fransen  besetzter,  obon  mit  dem  rothen  Fürstenlint  bedeckter 
Hermelinmantel. 

Die  Grafen  v.  Meilin    stammen,    neueren  Angaben  nach,  von  einer 
italienischen  Familie  Meilin,  Mellini,  Maliin,  Mallini  her,  deren  Ursprung 
sich  in  frühe  Zeit  verliert.     Johannes  Mellini  leistete   1013  dem   Papste 
Benedict  VIII.    sehr    wichtige    Dienste.      Der    jüngere    Sohn    desselben, 
Julius,  venu,  mit  Clara  v.  Collalto,  liess  sich  1098  in  Deutschland  nieder, 
der  ältere  aber,   Marcus,  blieb  in  Italien  und  wurde   der  Ahnherr  einer 
Nachkommenschaft,    welche  zu   den  höchsten  Ehrenstellen  gelangte  und 
zu  welcher  auch  der  Cardinal  Mellini,  gest.   1762,  gehörte.     Von  dem 
deutschen  Zweige  der  Mellini    kommt  Helmond  Mellin   1372  urkundlich 
in  Pommern  vor  und  einige  fünfzig  Jahre  nachher  fand  sich  die  Familie 
auch    schon    in    Liefland.     Als    der    gemeinschaftliche    Stammvater    aller 
Familienglieder  in  Pommern,   Schweden,  Finn-  Lief-  und  Esthland  wird 
Doubislaus  Mellin,    Herzogs  Erich  von  Stettin  Geh.  Rath,    welcher    um 
das  Jahr  1475  lebte  und  Triglaf,  Vanerow,   Snalow,   Gardes  und  Plastkow 
als  alte  Lehen  der  Vorfahren  inne  hatte,  angenommen.    Derselbe  hinterliess 
aus  der  Ehe  mit  Anna   v.  Loppernow  die  drei  Söhne  Rkimar,   Hans   und 
Paul.    Reimar  ging  nach  Polen ,   und  von  der  etwaigen  Nachkommenschaft 
desselben  ist  nichts  bekannt.     Von  Hans  stammt  die  schwedische  Linie, 
von  Paul  die  Linie  in  Pommern,  welche  in  Besitz  der  alte  Lehen  blieb. 
Was  die  schwedische  Linie   anlangt,    so    dienten    schon    der   Sohn    und 
der  Enkel  des  Hans  v.  Mellin,   Christoph  der  Aeltere  und  Christoph  der 
Jüngere,  in  der  schwedischen  Armee  und  wurden  mit  Urpula  und  Kaesela 
in  Finnland  belehnt.    Christophs  des  Jüngeren  Sohn,  Berend,  gest.  1690, 
zeichnete  sich  als  k.  schwedischer  Oberst  bei  der  Belagerung  von  Riga 
und  später  als  Landes -Hoefding   über  Kerholms- Lehen    aus,    löste    die 
pommerschen  Güter  wieder  ein  und  wurde  in  Schweden    1  2.  Aug.  1688 
naturalisirt.      Aus    der   Ehe    mit    Margaretha    v.    Payküll    stammten    vier 
Söhne;  Jürgen,   Hermann,   Gustav  und  Berend,  von  denen  Hermann  und 
Gustav   keine    Nachkommen    hinlerliessen.     Berends  Söhne,    auf  welche 
die  Güter  der  schwedischen  Melline  fielen,  sind  die  Ahnherren  der  jetzt 
noch  in  Schweden    blühenden    Freiherren  v.  Mellin,    Jürgen  aber,    geb. 
1633,  gest.   1713,    brachte  hohen  Glanz  auf  seine  Familie.     Auf  Ver- 
anlassung   und    unter   Führung    desselben    ging   die    ganze    schwedische 
Armee    über    den    gefrorenen    Belt    und     setzte    Copenhagen    in    grosse 
Gefahr,    wrorauf    er    von    Ehrenslufe    zu   Ehrenstufe    stieg.      Er    wurde 
General- Adjutant,  General- Feldmarschall,  Reichsrath  und  General -Statt- 
halter von  Pommern,  Bremen,  Verden  und  Wismar,   Canzler  und   Rector 
der  Universität  Greifswalde  etc.    und    erhielt    nebst    seinen   Brüdern  und 
den  Söhnen  derselben   18.  April  1691   vom  König  Carl  XI.  von  Schweden 
den  schwedischen  Freiherrenstand  und  6.  Aug.  1696  vom  Kaiser  Leopold  I. 
für  sich  und  seine  Nachkommenschaft  die  Reichsgrafen  würde.    Aus  erster 
Ehe  mit  Anna  v.  Loewen  —  die  zweite  mit  Anna  v.  Knyphausen  ergab 
Stammerben  nicht  —  entsprossen  drei  Söhne :  Rerend  Johann,  Jürgen  Diet- 
rich und  Carl  Gustav.    Die  Nachkommenschaft  Jürgen  Dietrichs  und  Carl 
"  7 


98  GRAFEN  V.  MELLIN. 

Gustavs,  welrhe  Beide  im  schwedischen  Heere  zu  hohen  Ehren  gelangten 
und  durch  Vermählung  mit  Erbtöchtern  schwedischer  Familien  ihren 
Reichthum  vergrösserten ,  erlosch  schon  in  erster  Generation,  Berend 
Johann  aber,  Landrath  in  Liefland,  welcher,  neben  dem  Erbe  seiner 
Brüder,  Toal,  Lappier  und  Carlsberg  erwarb,  setzte  sein  Geschlecht  durch 
drei  Söhne  fort.  Aus  erster  Ehe  mit  Anna  v.  Wrangel  stammten  Georg 
Bernhard  und  Carl  Johann,  aus  zweiter,  mit  Cunigunde  v.  Stryck, 
Peter  Alexander.  Georg  Bernhard,  geb.  1704,  gest.  1785,  Herr  der 
Damizowschen  Güter,  k.  preuss.  General,  verm.  mit  Anna  Ulrike  Eleonore 
Gräfin  v.  Meilin,  hinterliess  den  Grafen  August  Wilhelm,  geb.  1746, 
gest.  1836,  k.  preuss.  Kammerherrn,  welcher,  nach  dem  Tode  seines 
einzigen  Sohnes,  aus  der  später  durch  Scheidung  gelösten  Ehe  mit 
Wilhelmine  v.  Kahlden,  Friedrich  Wilhelm  Emil,  die  Damizowschen  Güter 
1795  verkaufte  und  dagegen  1800  die  Freiherrschaft  Naumburg  am 
Bober  im  Herzogthum  Sagan  erwarb  und  dieselbe  zwei  vermählten 
Töchtern,  den  Letzten  ihres  Stammes  in  Pommern,  hinterliess.  —  Carl 
Johann  vermählte  sich  mit  Anna  v.  Staal,  und  die  Nachkommen  dessen 
behaupteten  den  Erbsitz  Toal  und  bewährten  sich  in  k.  russ.  Kriegs- 
und Civildiensten.  Peter  Alexander,  verm.  mit  Juliane  v.  Stryck,  erwarb 
mehrere  Güter  in  Liefland,  von  welchen  die  Nachkommen,  welche  sich 
in  k.  russ.  Militärdiensten  sehr  ausgezeichnet  haben ,  die  für  frühere 
Güter  erkauften  Güter  Korps  und   Kurcks  in  Besitz  behielten. 

Die  gräfliche  Familie  theilt  sich  hiernach  jetzt  in  das  Haus  Toal 
und  in  das  Haus  Korps  und  Kurcks,  und  die  genealogischen  Ver- 
hältnisse beider  ergeben  nachstehende  Ahnentafeln: 

Haus  Toal:  Berend  Johann,  Stifter  des  Hauses  —  Sohn  des 
Grafen  Jürgen  —  geb.  6.  Febr.  1659,  gest.  14.  Dec.  1733,  k.  schwed. 
General- Major,  Regimentschef  etc.;  erste  Gemahlin:  Anna  Regina 
v.  Wrangel.  —  Carl  Johann,  geh.  19.  Jan.  1707,  gest.  2.  Nov.  1775; 
Anna  Gertrude  v.  Staal,  geb.  1725,  gest.  11.  Jan.  1763.  —  Georg 
Johann,  geb.  11.  März  1746,  gest.  1816,  Herr  zu  Toal,  Lappier,  Carls- 
berg etc.;  Caroline  Philippine  Freiin  v.  Mengden,  Erbin  v.  Lappier, 
geb.  1757,  verm.  23.  Juni  1777.  —  Carl  Georg,  jetziges  Haupt  des 
Hauses. 

Haus  Korps  und  Kurcks:  Berend  Johann  (s.  Ahnentafel  des 
Hauses  Toal);  zweite  Gemahlin:  Cunigunde  Gertrude  v.  Stryck,  verw. 
Oberstin  v.  Buddenbrock.  —  Peter  Alexander,  geb.  13.  Jan.  1715; 
erste  Gemahlin:  Juliane  v.  Stryck,  verm.  1739,  gest.  1755.  —  Georg 
Johann,  geb.  1740,  gest.  1810,  k.  russ.  Oberst  etc.;  Natalie  v.  Leparska, 
verm.    1780.   —   Joseph,   jetziges  Haupt  des  Hauses.   — 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  gräflichen  Familie  sind  hier  auf- 
zuführen : 

Haus  Toal:   CARL  Georg  Reichsgraf  v.  Mellin  Sohn  des  Grafen 

Georg  Johann  —  geb.  23.  März  1778,  Erbherr  auf  Lappier  und  Carls- 
berg. Die  zwei  Brüder  desselben  sind  die  Grafen:  Georg  Bernhard, 
geb.  10.  März  1791,  Herr  auf  Erküll,  liefländischer  Assessor,  venu, 
mit   Amalia    Elisabeth  v.   Oettingen,    Erbin    von  Böcklershof ,    und  Ernst 


GRAFK.X   V.   }IKLS-r.OLLORKI>0. 


99 


Ferdinand,    gel).   8.  April    1795,   Herr  auf  Toal,    venu,  mit  Anna   Beata 
Gräfin   v.   Mellin  aus  dem   Hause  Kersel,   geb.    1807. 

Haus  Korps  und  Kurcks:  JOSEPH  Reichsgraf  v.  Mellin  — 
Sohn  des  Grafen  Georg  Johann  —  geb.  19.  Juni  1785,  k.  russ.  Capitata 
a.  D. ,  Herr  auf  Korps  und  Kurcks  in  Liefland  und  der  scherkyschen 
Güter  im  Gouvernement  Mohilew,  in  erster  Ehe  verm.  mit  Maria  v.  Fro- 
mendier  und  in  zweiter  mit  Elisahelh  v.  Hanikow.  —  Der  Bruder  des 
Grafen  Georg  Johann  ist  Graf  Carl  Gustav,  geb.  3.  Febr.  1779,  k.  russ. 
Garde-Rittmeister  a.  D.,  Herr  auf  Kersel  und  Pachjack,  verm.  mit  Anna 
Freiin  v.  Fersen  aus  dem  Hause  Laupa,  aus  welcher  Ehe  Graf  Carl 
Hans,   geb.    1806,   stammt. 


Grafen  v.  Mels-Colloredo. 

öotholifo).  Oefkrreid). 

In  (Österreich  und  Friaul  reich  lieffutert. 


"Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Mitlelschild  der  Länge  nach 
gethcilt ;  rechts  in  Schwarz  ein  silberner  mit  einem  schwarzen  Doppeladler  belegter 
Querbalken  (Collnredo).  links  von  Gold  und  Blau  sechsmal  der  Länge  nach  gestreift. 
1  in  Roth  ein  silbernes,  mit  fünf  goldenen  Sonnen  belegtes  Andreaskreuz;  2  und 
3  in  Gold  das  vorwärtssehende  gekrönte  Haupt  eines  bärtigen  Mannes;  4  in  Silber 
eine  goldene,  aufrechtstehende  Korngarbe.  —  Das  Wappenbuch  der  österreichischen 
Monarchie  (XVII.  9.>  giebt  nur  einen  der  Länge  nach  gelheilten  Schild  an;  rechts 
in  Schwarz  ein  silberner,  mit  einem  schwarzen  Doppeladler  belegter  Querbalken; 
links  von  Gold  und  Blau  sechsmal  quergestreift.  Den  Schild  deckt  eine  7perlige 
Krone.  —  Das  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  (1848,  p.  427)  führt  in  der 
rechten  Hälfte  des  Mittelschildes  nur  in  Schwarz  den  silbernen  Balken ,  ohne  den 
denselben  belegenden  schwarzen  Doppeladler,  an :  eine  Angabe,  welche  nicht  richtig 
sein  kann,  da  die  Grafen  v.  Mels-Colloredo  zur  Weickardischen  Hauptlinie  des 
Hauses  Colloredo  gehören,  und  diese  Linie  den  Querbalken,  mit  dem  doppelten 
Adler  belegt,  führt.    Das  Wappen  scheint  übrigens  in  Abbildungen,  wie  in  Abdrücken 

7* 


1()0  GRAFEN  V.  MELS-COLLOREDO. 

von  Petschaften  so  selten  vorzukommen,  dass  es  der  Familie,  im  Interesse  der 
Wappenwissenschaft,  genehm  sein  möchte,  über  den  Schild  und  über  die  Helme 
nähere  Auskunft  zu  ertheilen. 

Die  Grafen  v.  Mels-Colloredo,  Marchesen  di  Santa -Sophia  und 
Recanati,  sind  aus  der  Weickardischen  Hauptlinie  des  Hauses  Colloredo 
(vgl.  Bd.  I.  dieses  Werkes,  p.  164  u.  165)  entsprossen  und  bilden  die 
jüngere,  sogenannte  rudolphische  Linie  der  genannten  Hauptlinie.    Rudolph 

—  Sohn  Ferdinands  und  Bruder  des  Hieronymus,  des  Stifters  der  soge- 
nannten böhmisch -österreichischen  oder  fürstlichen  Linie  —  erlangte 
1701  durch  Vertrag  von  seinem  älteren  Bruder  Hieronymus  das  Marchesat 
von  St.  Sophia  und  die  übrigen  Güter  in  Friaul  und  stiftete  die  jetzt 
in  Undine  blühende  Linie,  welche  durch  die  Gemahlin  des  Grafen 
Fabius  Leander,  Therese,  Erbtochter  des  Grafen  Franz  v.  Flamini - 
Recanati,  das  Marchesat  von  Recanati  im  Römischen  erlangt  hat. 

Die  aufzufindende  Abstammung  des  weiter  unten  anzuführenden 
Grafen  Fabio  Leandro  ist  nachstehende:  Rudolph  —  jüngster  Sohn 
Ferdinands,  des  Stifters  der  jüngeren  Rudolphinischen  Linie  und  Enkel 
des  Fabius  IL  —  Reichsgraf  v.  Colloredo  und  Walsee,  Vicegraf  zu 
Melss,  Marchese  di  Santa  Sophia,  geb.  16.  April  1676,  gest.  1714, 
seit  1701,  wie  angegeben,  durch  Vertrag  Herr  des  Marchesat  St.  Sophia 
und  der  Herrschaften  Susans,  Sterpo,  Muzana,  Feletti,  Monastero  etc. 
in  Friaul;  Gemahlin:  Delia  Maria  Gräfin  v.  Silvestri,  Erbtochter,  verm. 
1702,  gest.  1750.  —  Fabius  Leander,  geb.  1705,  gest.  1772,  k.  k. 
Kämmerer  und  Gouverneur  des  Forts  Urban  im  Kirchenstaate;  Gemahlin: 
Theresia  Gräfin  de  Flamini  in  Recanati,  Erbtochter,  verm.  1728,  gest. 
1777.  —  Hieronymus  Graf  v.  Colloredo,  Marchese  di  Santa  Sophia  und 
Recanati,  Herr  zu  Susans,  Sterpo,  Muzana,  Feletti,  geb.  1737,  k.  k. 
Kämmerer;  Gemahlin:  Maria  Antonie  Gräfin  von  Colloredo-Melss,  verm. 
1774.   —  Fabius  Leander   (s.  unten). 

Der  jetzige  Bestand  der  Familie  wird  in  zwei  Rubriken  (Geneal. 
Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser,  1S53,  p.  456  u.  457)  unter  dem  Grafen 
Jacob  und  dem  Grafen  Fabio  Leandro  aufgeführt. 

Die  genaue  Abstammung  des  Ersteren  ist  durch  die  Quellen,  welche 
sonst  die  besten  sind,  durchaus  nicht  zu  ermitteln.  Es  findet  sich  nur, 
dass  vom  Grafen  Ferdinand  v.  Mels-Colloredo,  Baron  v.  Valsee,  geb. 
24.  Mai  1772,  gest.  26.  Oct.  1838,  aus  der  Ehe  mit  Laura  Gräfin 
v.   Colloredo -Mels,  geb.    1780,  verm.    17.  Febr.   1806,   entsprossen  ist: 

JACOB  Graf  Mels-Colloredo,  Freiherr  v.  Waldsee,  Marchese  di  Santa 
Sophia  und  Recanati,  geb.  7.  Febr.  1807,  k.  k.  Hauptmann  in  d.  A., 
verm.   5.   Oct.   1847   mit  Elisabeth  Edlen  v.  Mayer,  geb.   30.  Mai  1827. 

—  Die  zwei  Brüder  desselben  sind:  Graf  Glizoio,  geb.  18.  Dec.  1819, 
k.  k.  Oberlieutenant  in  d.  A.,  verm.  1848  mit  Fräulein  v.  Philippsborn, 
und  Graf  Nicolaus,  geb.   1.  Juli   1827. 

Die  Abstammung  des  Grafen  Fabio  Leandro  ist  oben  genau  ange- 
führt worden  und  so  gehört  hierher  nur  Nachstehendes  : 

FABIO  Leandro  Graf  Colloredo -Mels,  Marchese  di  Santa  Sophia 
und  Recanati,    geb.  24.  März   1777,    k.  k.  Kämmerer,    verm.  mit  Julia 


GRAFEN  V.  MKNGDKN. 


101 


Gräfin  v.  Antonini,  gest.  30.  Mai  1816,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne 
stammen,  die  Grafen  Hieronymus  Anton,  geb.  8.  Juni  1809;  Anton  Carl, 
geb.  28.  Dec.  1810  und  Weickard,  geb.  7.  März  1815.  Von  den 
Brüdern  des  Grafen  Fabio  Leandro  leben  vier:  Graf  Rudolph,  geb. 
20.  Oct.  1778;  Graf  Philipp,  geb.  29.  Nov.  1779,  k.  k.  Kämmerer, 
Grossmeisters- Stellvertreter  des  Malteser- Ordens;  Graf  Nicolaus,  geb. 
18.  Aug.  1790,  Geistlicher  in  Rom,  und  Graf  Ferdinand,  geb.  8.  März 
1792,  verm.  20.  Jan.  1828  mit  Cäcilia  Grälin  v.  Otlelio.  Aus  dieser 
Ehe  leben  vier  Söhne,  die  Grafen:  Leander,  geb.  1.  Febr.  1829; 
Ludwig,  geb.  1.  Febr.  1832;  Philipp,  geb.  26.  März  1834,  und  Alrert, 
geb.   18.  März   1836. 


Grafen  v.  Mengden. 


Cuttjerifd). 


ftutflanb. 


Besitz:  die  Rittergüter  Kaugerslioff,  Mojahn,  Teilitz,  Uuriikiill  elc.  in  Liefland;  Burg  Klopp 
bei  Ringen  am  Rhein. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild  und  Schildesfuss.  Im  silbernen 
Mittelschild  zwei  schwarze  Querbalken  (Stammwappen).  1  in  Gold  ein  aus  der 
Theilungslinie  kommender,  gebogener  und  nach  rechts  gewendeter,  geharnischter 
Arm,  welcher  mit  der  Hand  nach  oben  eine  Krone  trägt;  2  in  Roth  ein  links- 
gewendeter goldener  Löwe,  welcher  in  der  rechten  Vorderpranke  fünf  sich  kreuzende 
Pfeile  hält;  3  in  Blau  ein  rechtsgewendeter  schwarzer  Greif,  welcher  mit  der 
rechten  Vorderklaue  ein  Schwert  schwingt ;  4  in  Gold  ein  aus  der  Theilungslinie 
kommender,  gebogener  und  linksgewendeter  Arm,  welcher  in  der  Hand  einen  mit 
der  Spitze  nach  einwärts  und  oben  gekehrten  Streitkolben  hält.  Im  silbernen 
Schildesfusse  schwebt  über  einem  grünen  Dreihügel  ein  Stern,  lieber  der  Grafen- 
krone erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Aus  dem  rechten  Helme  wächst  aus- 
wärtsgekehrt der  Greif  des  3.  Feldes  mit  dem  Schwerte  empor ;  auf  dem  mittleren 
Helme  steht  ein  offener,    rechts  silberner,    links    schwarzer    Adlcrstlug    und    hinter 


102  GRAFEIS  V.  MENGDEN. 

jedem  Flügel  desselben  erheben  sich  vier  Fahnen,  abwechselnd  golden  und  blau 
(Helm  des  Stamntwappens),  und  ;ms  dem  linken  Helme  wächst  auswärtsgekehrt  der 
Löwe  des  2.  Feldes  mit  den  Pfeilen  empor.  Die  Decken  des  rechten  und  linken 
Helmes  sind  blau  und  golden  und  die  des  mittleren  silbern  und  schwarz.  Den 
Schild  hält  rechts  ein  auswärtsseilender,  in  der  oberen  Hälfte  schwarzer,  in  der 
unteren  goldener  Greif,  welcher  in  der  rechten  Vorderklaue  ein  Schwert  trägt,  links 
ein  auswärtssehender,  oben  goldener,  unten  schwarzer  Löwe,  welcher  in  der  linken 
Vorderpranke  fünf  sich  kreuzende  Pfeile  hält. 

Sehr  alte,  ursprünglich  westphälische  Familie,  welche  schon  im 
13.  Jahrhundert  vorkommt  und  das  adelige  Freigericht  Mengden  in  der 
Grafschaft  Mark  hesass.  Gisehert  und  Hermann  unterzeichneten  1419 
und  1426  den  Vertrag  der  märkischen  Ritterschaft.  Ernst  war  1449 
Comthur  zu  Reval,  und  Johann  v.  Mengden,  genannt  Osthof,  1450  Heer- 
meisler  des  deutschen  Ordens  in  Liefland.  Derselbe  brachte  den  Frieden 
mit  dem  Erzbischof  Sylvester  zu  Riga  zu  Stande  und  der  Hochmeister  Ludwig 
von  Erlinghausen  ertheilte  dem  Orden  und  ihm  für  die  bewiesene  Um- 
sicht und  Treue  die  oberherrliche  Gewalt  über  ganz  Esthland.  Johanns 
Vetter,  Engelbrecht,  wendete  sich  1475  nach  Liefland,  gründete  hier, 
neben  der  weslphälischen  Linie,  die  liefländische,  erkaufte  1490  das  Gut 
Altenwoga  und  wurde  der  Ahnherr  Ottos,  welcher  als  schwedischer 
Oberst  und  Herr  auf  Idsel,  Lappier,  Sinohlen  und  Küssen,  von  der 
Königin    Chrisline    von  Schweden    12.  Juli    1653    in    den    schwedischen 


•B" 


Freiherrenstand  mil  dem  Prädicate:  Freiherr  v.  Altenwoga  erhoben  wurde. 
Von  den  Urenkeln  desselben  —  Engelbrechts  Sohn  war  Gustav  der 
Aeltere,  gest.  168S,  k.  schwed.  Generalmajor  —  brachten  zwei  den 
Grafenstand  in  die  Familie.  Zuerst  wurde  Ernst  Reinhold,  geb.  1725, 
gesl.  1798,  k.  russ.  Kammerherr  und  vv.  Staatsrath,  Herr  auf  Zarnickow, 
von  der  Kaiserin  Maria  Theresia  und  dem  Mitregenten  Joseph  II.  22.  Juni 
1774  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.  Ans  der  Ehe  mit  Auguste 
Julie  Grälin  v.  Manleuflel-FalkhofT  stammte  Graf  Gollhard  Johann,  k.  poln. 
General- Major  und  General -Adjutant,  welcher  aber  ohne  Nachkommen 
28.  Ocl.  1786  starb.  Die  zweite  Erhebung  in  den  Reichsgrafenstand 
erfolgte  27.  Juli  1779  in  der  Person  Ernst  Burchardts  —  des  Sohnes 
Joseph  Heinrichs,  Eidams  des  in  der  russischen  Geschichte  so  bekannten 
Grafen  v.  Münnich,  Präsidenten  des  liefländischen  Hofgerichts  —  geb.  1738, 
gest.  1798,  k.  russ.  Geh.  Raths  und  liefländischen  Civil  -Gouverneurs, 
Herrn  auf  Kaugershoff  und  Mojahn.  Derselbe  hinterliess  aus  der  Ehe 
mil  Elisabeth  Conslantia  Sophia  Gräfin  zu  Sohns -Tecklenburg  zwei  Söhne, 
die  Grafen  Georg  Heinrich  Ludwig  und  Carl  Ernst  Wilhelm  Otto.  — 
Vom  Grafen  Georg  Heinrich  Ludwig,  geb.  1768,  gesl.  1812,  k.  russ. 
Garde -Riltmeisler  a.  D.  und  Herrn  auf  Kangershon0,  verm.  mit  Elisabeth 
Dorolhea  v.  Gersdorff  aus  dem  Hause  Assuma,  geb.  1775,  gest.  1829, 
stammen  die  weiter  unten  aufzuführenden  Grafen  Alexander  und  Fried- 
rich Moritz;  vom  Grafen  Carl  Wilhelm  Otto  aber,  gest.  1813  als  k.  russ. 
Gardeheutenant,  stammte  ans  der  Ehe  mit  Henriette  v.  Meek  aus  dem 
Hanse  Pernigell,  geb.  1777,  gest.  1802;  Graf  Friedrich  Georg  Burchardt, 
gest.  1847,  k.  russ.  Artillerie  -  Capitain  a.  D. ,  Herr  auf  Teilitz  und 
riinikiill,   venu,   mit  Anna   Maria  Constanüy   y,  Gersdorff,   geb.   27.  Nov. 


GRAFKN  V.   MF.NGKRSKIN. 


103 


1798,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  entsprossen  sind,  deren  Namen  unten 
folgen.  —  Ausser  den  gräflichen  Linien  blühen  noch  mehrere  freiherr- 
liche Linien ,  namentlich  in  Liefland ,  und  zum  lieflä'ndischen  Stamme 
gehörte  auch  Carl  Freiherr  v.  Mengden,  gest.  1796  als  k.  preuss. 
General-Major.  Aus  dem  in  Westphalen  gebliebenen  Stamme  wurde 
Carl,  k.  k.  Oberst,  Herr  auf  Horde,  vom  Kaiser  Carl  VI.  1723  in  den 
Reichsfreiherrenstand  erhoben.  —  Die  westphälisehe  Linie  soll,  nach 
Hupe!,  in  der  letzten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  mit  Siegmund 
v.  Mengden,  Kummerpräsidenten  in  Corvey,  erloschen  sein,  doch  führt 
das  Neue  Preuss.  Adelslexicon  aus  dieser  Linie  noch  einen  Freiherrn 
v.  Mengden  auf,  welcher  1816  als  k.  preuss.  Hauptmann  aus  dem 
activen   Dienste  schied. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  gehören  hierher: 
Graf  ALEXANDER  —  Sohn  des  Grafen  Georg  Heinrich  Ludwig  — 
geb.  il.  Juni  1802,  Erbherr  aus  KaugershofF  in  Liefland  und  Herr  der 
Burg  Klopp  bei  Bingen  am  Rhein,  k.  russ.  Gardelieutenant  a.  D.,  verm. 
mit  Nadeschda  v.  Platannow.  Der  Bruder  desselben  ist:  Graf  Friedrich 
Moritz,  geb.  12.  Sept.  1804,  Schlossherr  zu  Mojahn  in  Liefland,  k.  russ. 
Garde -Rittmeister  a.  D.,  verm.  mit  Zenelde  v.  Butrinow,  aus  welcher 
Ehe  Graf  Georg,  geb.  26.  Dec.  1836,  stammt.  —  Die  Söhne  des  Grafen 
Friedrich  Georg  ßurchardts  sind:  Graf  MORITZ  Friedrich  Ernst,  geb. 
20.  Aug.  1820,  k.  russ.  Garde -Officier,   Graf  Oscar  und  Graf  Alexander. 


Grafen  v.  Mengersen. 

Satholtfd).  preisen. 

Besitz;   die.   Rittergüter  Rheden,  Borgholz,   Hinninghausen   und  Ergentrup   in  der  Provinz 

Westphalen ;  Zscheppelin  und  Tief'ensee  in  der  Provinz  Sachsen. 


Wappen:  in  güldenem  Schilde  zwei  rothe  Adlersflügel,  welche  unten  durch 
einen  goldenen  Ring  mit  unterwärts  gekehrtem  Steine  vereinigt  weiden.  Den  Schild 
detkt    die    Grafenkrone,    und    auf   dieser    erhebt    sich    ein    mit    einer    Grafenkrone 


104  GRAFEN  V.  MENGERSEN. 

gekrönter  Helm,  welcher  die  durch  den  Ring  vereinigten  Flügel  des  Schildes  trägt. 
Die  Helmdecken  sind  golden  und  roth,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende 
goldene   Löwen. 

Sehr  alte  westphälische  Familie,  welche  später  in  Hannover,  dem 
Lippeschen  und  in  Preussen  ansässig  geworden  ist.  Als  Stammhaus 
wird  das  Dorf  Rheder  bei  Paderborn  angegeben ,  und  sehr  früh  kommen 
Glieder  des  Geschlechts  als  Burggesessene  zu  ßorgholz  vor.  Eberhard 
v.  Mengersen  zeugte  im  12.  Jahrhundert  bei  einem  Vergleiche,  welchen 
Heinrich  der  Löwe  mit  dem  Stifte  Paderborn  schloss ,  und  schon  im 
13.  Jahrhundert  besass  Hermin  v.  Mengersen  das  Stammhaus  Rheder 
und  den  Burgsitz  Borgholz ,  und  diese  Güter  sind  in  stetem  Besitz  der 
Familie  verblieben.  Mit  dem  deutschen  Orden  zogen  mehrere  Glieder 
dieses  Hauses  in  die  östlichen  Länder,  und  seitdem  blühte  eine  Linie 
auch  in  Liefland.  Hermann  focht  im  16.  Jahrhundert  in  kaiserlichen 
Kriegsdiensten  gegen  die  Türken  und  1535  unter  den  Verbündeten  gegen 
den  Wiedertäufer  Johann  v.  Leiden  zu  Münster.  Joseph  Moritz  war  im 
1 7.  Jahrhundert  kaiserl.  General  und  zeichnete  sich  gegen  die  Insur- 
genten in  Ungarn  und  gegen  die  Türken  aus,  und  im  18.  Jahrhundert 
war  Ferdinand  Moritz  des  deutschen  Ordens  Landcomthur  der  Bailei 
Westphalen  und  Conferenzminister  des  Deutschmeisters,  des  Prinzen  Carl 
v.  Lothringen.  Ein  Bruder  des  Ferdinand  Moritz,  Clemens  August, 
Domcapitular  und  Kammerpräsident  zu  Paderborn,  stiftete  nicht  nur  für 
seine  Familie  ein  bedeutendes  Fideicommiss .  sondern  machte  sich  auch 
durch  reiche  Dotation  des  Seminariums  zu  Paderborn  um  Stadt  und 
Land   sehr  verdient. 

Der  Grafenstand  ist  von  dem  Könige  Friedrich  Wilhelm  HI.  von 
Preussen  im  Jahre  1814  in  die  Familie  gekommen,  und  wurde  zuerst 
dem  Amtsdrost  v.  Mengersen,  Herrn  auf  Rheder,  k.  preuss.  Kammerherrn, 
dem  Vater  der  jetzigen  Grafen,  Friedrich  Wilhelm  Bruno,  zu  Theil. 
Letzterer,  geb.  25.  Febr.  1777,  gest.  27.  Oct.  1836,  k.  k.  Kämmerer, 
vermählte  sich  2.  Aug.  1802  mit  Therese  Freiin  v.  Bender  und  Loitha, 
geb.   20.  Jan.    1783,  gest.    17.  Aug.    1844. 

Aus  dieser  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt  der  Familie: 

Graf  JOSEPH  Bruno,  geb.  22.  April  1804,  Herr  zu  Rheder  etc., 
Erbthorwart  im  Fürstenthum  Paderborn,  verm.  30.  Sept.  1835  mit 
Charlotte  Gräfin  v.  Münster,  geb.  17.  Febr.  1816,  aus  welcher  Ehe 
vier  Töchter  stammen.  —  Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Joseph  Bruno, 
sind  die  Grafen  Clemens  August  Bruno,  geb.  4.  Mai  1806,  Herr  auf 
Zscheppelin,  verm.  28.  Jan.  1834  mit  Rosalie  Freiin  v.  Wietersheim, 
aus  welcher  Ehe  Graf  Friedrich  Bruno,  geb.  5.  Nov.  1834,  entsprossen 
ist,  und  Carl  Hubert  Bruno,  geb,    15,  Aug.    1820,  k.  k.  Lieutenant. 


<;HAFF.\    V.     MKNSIMWU-T-PoriLLY. 


i  <>r> 


Grafen  v.  MensdorfT- Pouilly. 

ßatholtfd).  ©eflerrcid). 

Besitz:  die  AllodialheiTschaft  l'reiicnsiein  mit  ilen  Gfilern  Wilkescban  und  Zabradka. 


Wappen:  im  silbernen  Schilde  ein  blauer,  roth  bewehrter  rechtsge*vendeter 
Löwe  mit  ausgeschlagener  rother  Zunge.  Auf  der  Grafenkrone  steht  ein  mit  einer 
Marquisenkrone  gekrönter  Helm,  welcher  einen,  die  Jungen  mit  seinem  Blute  nährenden 
Pelican  im  Neste  trägt.  Die  Helmdecken  sind  silbern  und  blau,  und  den  Schild 
halten  zwei  auswärtssebende  Greife.  Auf  einem  von  beiden  Seiten  des  Helmes 
aus  fliegenden  Bande  steht  die  Devise:  „Sans  varier"  so,  dass  auf  der  einen  Seite 
des  Helmes  das  erste,  auf  der  anderen  das  zweite  Wort  zu  stehen  kommt,  und  unter 
den  Greifen  flattert  ein  Band  mit  der  Legende  :  Fortitudine  et  caritate. 

Der  Stammvater  der  Grafen  v.  Mensdorff- Pouilly  ist  Autbert  d'Ar- 
denne,  der  siebenle  Sohn  Gottfrieds  I.  und  der  Bruder  Gottfrieds  II. 
und  III.  Herzöge  von  Niederlolhringen.  Derselbe  vermählte  sich  1007 
mit  der  Tochter  des  Grafen  Laudry  v.  Nevers  und  der  Mathilde  v.  Bur- 
gund,  Mathilde,  Herrin  von  Pouilly  an  der  Saone.  Letztere  brachte  die 
genannte  Besitzung  ihrem  Gemahle  als  Mitgift  zu,  und  seitdem  führt  das 
Haus  den  Namen  Pouilly  und  das  Wappen  der  alten  Grafen  v.  Ardenne- 
Lothringen- Bouillon.  —  Albertin  IV.  von  Pouilly,  Ritter,  wurde  Capilain 
des  Schlosses  Stenay  und  fiel  1415  in  der  Schlacht  bei  Azincourt.  Aus 
der  Ehe  mit  Johanna  v.  Berouart  stammte  als  zweiter  Sohn  Aubertin 
de  Pouilly  V.,  verm.  1490  mit  Ermense  v.  St.  Maure,  welcher  die 
Linie  der  Herren  v.  Inor  und  Martincourt  gründete.  —  Johamn  v.  Pouilly, 
Ritter,  Herr  auf  Inor,  Martincourl  und  Barlou,  herzogl.  lothring.  Kämmerer 
und  unter  König  Heinrich  IV.  franz.  Hauptmann,  vermählte  sich  mit 
Margarelha  v.  Strinchamps  und  hinlerliess  als  dritten  Sohn  Fery,  oder 
Friedrich,  den  Stammvater  der  Barone  v.  Gimery.  Derselbe  war  herzogl. 
lothring.  Oberst  und  vermählte  sich  1624  mit  Lucie  v.  Maillard,  Baronin 
v.  Landres.  Aus  dieser  Ehe  stammte  als  zweiter  Sohn  Ludwig,  herzogl. 
lothring.  Officier,  welcher,  mit  Muria  de  Pouilly  1653  vermählt,  der 
nächste  Stammvater   der  Barone  v.   Pouilly,    Grafen  v.   Mensdorff  ist.    — 


|()5  GIUFEW   V.   MENSDOftFF-POl  IIJ.V. 

Albert  Ludwig,  Ritter,  Baron  v.  Pouilly  und  ChafFour,  Graf  v.  Rousoj 
in  Luxemburg,  Herr  v.  Poura,  Quinry,  Petit- Failly,  Mantheville  etc., 
geb.  13.  Dec.  1731,  Marei'hal  de  Camp  des  Königs  etc.,  begleitete 
die  k.  franz.  Prinzen  bei  der  Auswanderung  und  wurde  als  (Jcneral- 
lieutenant  und  Botschafter  1792  an  den  k.  preUM.  Bof  gesendet  Derselbe 
—  verm.  in  erster  Ehe  mit  Maria  Antoinelte  Gräßn  v.  Wassinghac-Imecourt, 
in  zweiter  mit  Maria  Antoinelte  Gräfin  v.  Gusline  —  liess  seine  beiden 
ihn  begleitenden  Söhne  von  dem  Dorfe  Mensdorff  in  der  Grafschaft 
Rousoy  den  Namen  Mensdorff  annehmen,  damit  dieselben,  falls  sie  in 
die  Hände  der  Republikaner  fielen,  nicht  erkannt  wurden.  Der  altere 
Sohn,  Albert,  blieb  179(J  in  Italien  in  der  Schlacht  an  der  Trehia,  der 
zweite  Sohn  aber  Emanuel  wurde  vom  Kaiser  Franz  I.  von  Oeslenen  li, 
für  geleistete  gute  und  treue  Dienste,  1818  in  den  Grafenstand  der 
k.  Erbstaalen  mit  der  Erlaubnis*  erhoben,  den  Namen  Mensdorff,  welchen 
derselbe  angenommen  und  in  den  Kriegen  der  Revolution  und  gegen  den 
Kaiser  Napoleon  I.  geführt  hatte,  beizubehalten  und  auf  seine  Nach- 
kommen zu   vererben. 

Graf  Bmakuel,  geb.  21.  Jan.  1777,  gest.  28.  Juni  1852,  Besitzer 
der  Herrschaft  Preitenstein ,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Halb,  General  der 
Cavallerie,  Regiments -Inhaber  etc.,  vermählte  sich  22.  Febr.  ls<»i  mit 
Sophie  Herzogin  r.  Sachsen r Coburg- Gotha,  geb.  l!<.  Aug.  1778,  gest. 
9.  Juli  1835,  und  binterliess  drei  Sohne,  die  Grafen  Alpäors  Friedrich, 
Alexander   Co.vstantin   Aixert    und   Aktiiir   Auoust. 

Das  jetzige  Haupt  der  Familie  i>i  Graf  ALPBONS  Pasnaicn,  geh. 
25.  Jan.  1810,  Herr  der  Berrschai)  Preitenstein,  k.  k.  Kämmerer, 
Oberst  in  der  Armee  und  Bürgermeister  zu  Boskowitl  in  .Mahren,  venu. 
22.  Juli  lsi.'i  mit  Therese  Rosa  Franziska  Gräfin  n.  Dietrichstein-Proskau, 

geb.    31.   Aug.    1S2IJ,     ans    welcher     Ehe,     neben    drei    Töchtern,     Graf 
Arthur  Emanuel   Hugo  Alexander,   geb.    1,   Mai    1S52,   stammt. 

Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Siphons  sind:  Graf  Ajjdlübrb  t;<»n- 
stantin  Albert,  geb.  4.  Aug.  I  b  1  li ,  k.  k.  Kammerer,  General  -  Major 
und  ausserord.  Gesandter  am  k.  rnss.  Hofe,  u\u\  Graf  Arthur  August, 
geb.    19.  Aug.    1817,   k.   k.   Kamineier   und   .Major. 


liKAKEN  V.   MERODE. 


107 


Grafen  v.  JWerode. 

Üatholifd).   —   Öelgten,  fJrcuficn,  iFranhretd)  unb  Ccflcrrctrf). 

In  Belgien ,  Preussen  etc.  reich  begütert. 


Wappen:  im  goldenen,  von  einem  ausgezackten  blauen  Rande  umgebenen 

Schilde  vier  rothe  Pfähle  (das  nragonische  Wappen.  Die  Einfassung  des  Wappens 
mit  einem  blauen,  gezackten  Hände  rührt  nach  Fahne  von  Hicahlt  v.  Rode  her). 
Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  llehn,  auf  welchem  cm  offener 
Adlerslhig  steht.  Der  rechte  Flügel  ist  roth,  der  linke  gülden,  und  zwischen  beiden 
schwebt  der  goldene  Wappenschild  mit  den  vier  rothen  Pfählen.  Die  Helmdecken 
sind  golden  und  roth,  und  oft  hallen  den  Schild  zwei  auswärtssehende  Löwen. 
Nach  den  häufigen  Besitzungen  der  Familie  kommen  vermehrte  Wappen  der  ein- 
zelnen Linien  vor.  —  Statt  des  offenen  Adlersfluges  tfigl  der  Helm  einen  gol- 
denen, feuerspeienden  Drachen,  welcher  bald  eine  goldene  Standarte  mit  dem 
Wappensehilde,  oder  ohne  denselben,  rückwärts  hall,  bald  auf  einem  rothen 
Turnierhute    den    sehr   verschieden    tingirten    Adlersflug    etc.    zeigt.  Den   zuersl 

erwähnten  Helmschmuck,  jedoch  mit  einem  sechsmal  pfahlweise  getbeilten  spani- 
schen Schilde,  legt  Siebmacher  der  uiederrheinländisi  heu  Familie  v.  Menule  zu 
Slosberg  bei.  Unter  dem  rheinländiscben  Adel  führt  Siebmacher  das  Wappen  derer 
v.  Menule,  wie  folgt,  an:  im  blauen  Schilde  ein  güldenes,  ringsum  eingeschupptes, 
mit  drei  rothen  Pfählen  belegtes  Viereck.  Auf  dem  Helme  lie^t  ein  platter,  guldener, 
nach  der  Linken  spitzzugehender  Hut  mit  rotbem  Ueberscfalage ,  und  über  dem 
Hute   steht   ein   offener  Adlersflug,    dessen    rechter   Flügel    schraglinks,   der   linke 

•cbrägrecbtS  von    Gold   und   Both   ausgebogen    gelbeilt    ist. 

Die  Grafen  und  Pannerherreo  v.  Marode  leiten  ihre  Abkunft 
urkundlich  von  den  allen  Grafen  von  Barcelona  und  der  Provence  her. 
Die  Urkunden  der  Familie  weisen  llieils  bis  auf  Bernard  Grafen  v.  Bar- 
celona, welcher  um  das  Jahr  800  lebte,  llieils  auf  Gotfrid  II.  Grafen 
v.  Barcelona,  den  Urenkel  Bernards,  zurück,  welcher  von  Carl  dem 
Kahlen  das  neuere,  mit  vier  rothen  Pfählen  in  Gold  bezeichnete 
Wappenschild  erhielt,  welches  auch  das  von  Aragonicn  wurde  und 
welches  die  Familie  v.  Mernde,  als  von  derselben  stammend,  noch  immer 
führt.  Gotfried  (Geofried)  II.  starb  912.  Die  Nachkommen  desselben: 
Suner,  Borello,  gest.  992,  Raimund  Borello,  gest.  1017,  und  Bkrengah, 
gest.  1035,  waren  Grafen  v.  Barcelona  und  der  Provence.  Des  Letz- 
teren  Sohn:    Raimund   Berengar  1.,   besiegle  die  Mauren,   unterwarf  sich 


108  GRAFEN  V.  MERODE. 

dieselben  und  wurde  in  Barcelona  in  der  von  ihm  1058  gestifteten 
Calhedrale  begraben.  Der  Sohn  desselben,  Raimund  Berengar  II.,  und 
der  Enkel,  Raimund  Berengar  III.,  regierten,  Ersterer  bis  um  das  Jahr 
1082,  Letzterer  bis  1131.  Raimund  Berengar  IV.,  Graf  von  Barcelona 
und  der  Provence,  vermählte  sich  1137  mit  der  Infantin  Petronella,  der 
einzigen  Tochter  und  Erbin  des  Königs  Ramir  von  Aragon,  wurde  König 
von  Aragon  und  hinterliess,  nach  25 jähriger  Regierung,  bei  seinem 
1162  erfolgten  Tode  vier  Kinder,  von  welchen  der  jüngere  Sohn,  Peter 
Berengar,  kön.  Prinz  und  Fürst  von  Aragon,  sich  nach  Frankreich  begab 
und  den  König  Ludwig  VII.  auf  dem  Kreuzzuge  nach  Palästina  begleitete. 
Da  sich  aber  Letzterer  nach  seiner  Rückkehr  von  seiner  Gemahlin 
Alienor  von  Aquitanien,  einer  nahen  Verwandten  des  Prinzen  Peter, 
trennte,  verliess  dieser  den  französischen  Hof,  ging  in  die  Niederlande 
und  vermählte  sich  mit  Adelaide  v.  Rode,  der  einzigen  Tochter  und 
Erbin  des  Hugo,  Herrn  und  Barons  von  Rode  oder  Roide  (welcher 
Name,  nach  Fahne,  bald  durch  Rott,  Rode,  Rottung,  bald  durch  Roth 
zu  übersetzen  ist),  und  der  Constantia  v.  d.  Marck.  Der  Sohn  aus 
dieser  Ehe,  Werner  I.,  Herr  und  Baron  v.  Rode,  behielt  das  väterliche 
Wappen  der  Grafen  v.  Barcelona  bei.  Derselbe  wurde  als  Nachkomme 
des  Herrn  und  Fürsten  Raimund  Berengar,  Königs  v.  Aragon  und  Grafen 
v.  Barcelona,  in  einem  vom  Kaiser  Friedrich  I.  1162  verliehenen  Diplome, 
als  Prinz  von  Aragon  und  von  Corduba  anerkannt  und  bestätigt,  und  somit 
für  sich  und  die  legitimen  Nachkommen  in  den  Fürstenstand  für  immer 
erhoben.  Der  aus  der  Ehe  mit  Rilcuine  v.  Limburg  stammende  Sohn, 
Werner  IL,  Herr  und  Baron  von  Rode,  vermählte  sich  mit  Gerlrude 
v.  Arensbergh,  und  wurde  1269,  mit  den  Grafen  von  Geldern,  Jülich 
und  Berg  und  von  Kalzenellenbogen,  zum  erblichen  Schutzherrn  von 
Cöln  erwählt,  wodurch  wohl  Fahne  zu  der  Annahme  gekommen  ist, 
dass  die  Familie  ursprünglich  eine  cölnische  sei.  Während  seiner 
Lebenszeit  wurde  der  Name  Rode  durch  Zusammenziehung  der  Worte: 
Mein  Herr  von  Rode  (M'her  Rode)  in  Merode  umgewandelt.  Vom  Sohne 
desselben,  Werner  III. ,  welcher  vor  dem  Vater  starb,  stammte  aus  der 
Ehe  mit  Mechtilde  v.  Oldenburg:  Werner  IV.,  welcher  dem  Grossvater 
im  Resitz  der  Erbgüter  und  der  freien  Baronie  Rode,  welche  nun  den 
Namen  Merode  trug,  folgte.  Derselbe  war  1310  auf  dem  Turniere  zu 
Mons.  Aus  der  Ehe  mit  Elisabeth  v.  Monligni  entspross  Werner  V., 
welcher  sich  mit  Elisabeth  v.  Leefdael  vermählte  und  1340  das  Kloster 
zu  Schwartzenbruch  in  der  freien  Herrschaft  Merode  stiftete.  Der  Sohn 
desselben:  Richard  L,  erhielt  1361  Frentz  vom  Herzog  Wilhelm  von 
Jülich  und  vermählte  sich  mit  Margarelha  v.  Wesemael.  Der  Sohn  aus 
dieser  Ehe,  Richard  IL,  Herr  von  Frentz,  Westerloo,  Herfei,  Houlsaut, 
Ölen,  genannt  Duirie,  vermählte  sich  1410  mit  Beatrix,  Tochter  und 
Erbin  Wilhelms  Freiherrn  v.  Petersheim,  Herrn  von  Hilvarenbecke, 
Impden  etc.  Dieser  Ehe  entsprossen  vier  Söhne:  Johann,  Richard, 
Arnold  und  Wilhelm.  Diese  vier  Brüder,  welche  Kaiser  Friedrich  III. 
am  Freilage  nach  St.  Michael  1473  als  alte  Frei-  und  Pannerherren 
v.  Merode  anerkannte,  aufs  Neue  erhob  und  bestätigte,  waren  die  Stamm- 


GRAFEN  V.  MERODE.  109 

väter  mehrerer  Linien  des  Hauses  Me>ode.  Von  dem  ältesten  Bruder, 
Johann  Baron  v.  Merode  und  Petersheim,  verm.  mit  Adelaide  v.  Hornes, 
stammen  die  Grafen  v.  Merode,  Freiherren  von  Petersheim,  welche 
20.  Mai  1626  vom  König  Philipp  IV.  von  Spanien,  Regenten  der  Nieder- 
lande, in  der  Person  Philipps  zu  Marquisen  von  Westerloo  erhohen 
wurden.  Aus  dieser  Linie,  in  welche  später  noch  folgende  Standes- 
erhöhungen gelangten:  Grand  von  Spanien  1709,  Fürst  v.  Rübempre 
1823  und,  durch  Bestätigung  des  mütterlichen  Titels,  Fürst  von  Grim- 
berghe  1842,  entsprangen  auch,  und  zwar  von  Maximilian,  dem  Bruder 
des  eben  genannten  Philipp,  die  Markgrafen  v.  Deynse,  welche  Letztere 
in  der  Person  Balthasar  Philipps  Grafen  v.  Merode  1817  erloschen 
sind.  —  Der  zweite  Bruder,  Richard  Baron  v.  Marode  und  HoufTalize 
(betitelt:  Hülflig),  stiftete  die  Linie  v.  Me>ode -HoiüTalize,  aus  welcher 
durch  ein  für  Hermann  Philipp,  Herrn  von  Trelon  28.  Mai  1626  zu 
Madrid  ausgefertigtes  Diplom  die  Marquisen  v.  Trelon  hervorgegangen 
sind.  Durch  den  zweiten  Sohn  dieses  Richard,  Reinhold,  entstanden 
die  v.  HoufTalize,  genannt  HoufTalize,  aus  welchen  wieder  die  Herren 
v.  Merode  zu  Frentz  und  Frankenberg,  die  Barone  v.  Merode  Grafen 
v.  Ognies,  die  v.  Merode  Grafen  v.  Ypern  und  Middelburg,  die  Barone 
v.  Merode  Herren  zu  Kalkofen  etc.  entsprangen,  welche  letztere  Linien 
schon  lange  erloschen  sein  dürften.  —  Der  dritte  Bruder,  Arnold, 
Domherr  und  Dompropst,  liegt  in  dem  Dome  zu  Aachen,  in  welchem 
das  Grabmonument  noch  zu  sehen  ist.  —  Von  dem  vierten  Bruder, 
Wilhelm,  stammten  die  v.  Merode  zu  Rummen,  aus  welchen  die  Grafen 
v.  Merode  und  Thiant,  von  Waroux,  die  Barone  v.  Harchies  und  Ossogne 
und  die  Grafen  v.  Jechay  entsprossten,  welche  wohl  ebenfalls  im  Laufe 
der  Zeit  erloschen  sind,  und  sonach  bemerkt  wohl  Fahne,  da  mehrere 
andere  Linien  hier  gar  nicht  angegeben  worden  sind,  sehr  richtig,  dass 
die  Familie  v.  Merode  eine  der  allerverzweigtesten  sei  und  dass  die 
Genealogie  derselben  allein  schon  ein  ganzes  Buch  füllen  würde.  — 
Johann  Baron  v.  Merode  wurde  mit  seinem  Sohne  Johann,  Herrn  zu 
Harchies,  und  v.  Waroux,  mit  der  ganzen  Familie  des  Namens  und 
Stammes  v.  MCrode  sammt  den  legitimen  Nachkommen  derselben  vom 
Kaiser  Ferdinand  II.  19.  Juni  1622,  wegen  vieler  vorzüglicher  geleisteter 
neuer  Dienste  und  ausgezeichneter  Waffenlhaten  in  den  Kriegen,  in  den 
Reichsgrafenstand  erhoben.  —  Auf  Uebereinkunft  und  Anordnung  der 
vier  Gebrüder  Johann,  Richard,  Arnold  und  Wilhelm,  wurde  übrigens 
von  den  herzoglich  Jülichschen  Reichständen  1457  und  10.  März  1462 
ein  Familien-Erbscheid-  und  Theilungsvertrag  ausgefertigt,  kraft  dessen 
auf  immerwährende  Zeiten  die  Einkünfte  der  alten  Merodeschen  Stamm- 
und  Erbgüter  unter  ihren  Nachkommen  geschieden  und  gelheilt  werden 
sollten,  welcher  Erbscheid-  und  Theilungsvertrag  auch  massgebend  bei 
erhobenen  Ansprüchen  auf  Theilung  der  Einkünfte  oder  erwirkte  Beleh- 
nungen und  andere  Besitzangelegenheiten  unter  den  verschiedenen  Linien 
der  Familie  war  und  ist. 

Was    zuerst    die   Nachkommen    Johanns    —    Sohn    Richards  II.  — 
anlangt,  so  kommen  dieselben  in  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts 


\  ]  0  GRAFEN  V.  MERODE. 

in  zwei  Linien,  in  die  Fl  o  ran  tische  und  in  die  Ferdinand  ische 
getheilt,  vor.  Die  erstere,  die  Floranüsche,  fing  Florantius  Reichsgraf 
v.  Merode,  Marquis  v.  Westerloo,  gest.  1630,  an.  Von  seinen  Söhnen 
pflanzte  diese  Linie  fort:  Maximilian,  gest.  1675,  Freiherr  v.  Petersheim, 
k.  span.  Oberst  und  Gouverneur  von  Namur.  Aus  der  Ehe  mit  Isabella 
Franziska  Margaretha  Gräfin  v.  Marode  —  der  Tochter  seines  Bruders 
Ferdinand  Philipp  —  stammte  Johann  Philipp  Eugen,  k.  k.  General- 
Feldmarschall  etc.,  welcher  nach  einem  sehr  bewegten  Leben  1732 
starb.  Derselbe  hinterliess  zwei  Söhne:  Johann  Philipp,  geb.  1722, 
und  Philipp  Maximilian,  geb.  1729,  über  deren  etwaige  Nachkommen- 
schaft genaue  Nachrichten  fehlen.  —  Die  Ferdinandische  Linie  hat 
Ferdinand,  Graf  v.  Merode  und  Montfort,  Marquis  von  Deynse  in  Flan- 
dern und  Freiherr  von  Düffel,  gest.  1678,  gestiftet.  Die  drei  Söhne 
desselben:  Maximilian  Alrrecht,  Philipp  Franz  und  Carl  Florant, 
pflanzten  den  Stamm  fort.  Maximilian  Albrecht,  gest.  1716  als  General- 
Lieutenant  und  Gouverneur  von  Brüssel,  hinterliess  den  Grafen  Joachim 
Maximilian,  geb.  1690,  von  dem  aus  erster  Ehe  mit  Johanna  Philippina 
Gräfin  v.  Merode:  Maximilian  Joseph,  geb.  1716,  und  aus  zweiter  mit 
einer  Gräfin  v.  Vehlen :  Carl  Joseph,  geb.  1719,  stammte.  —  Philipp 
Franz,  Staatsrath  im  niederländischen  Gouvernement  etc.,  verm.  mit 
Luise  Brigitta ,  Erbtochter  des  Fürsten  Philipp  v.  Rübempre  und  Evers- 
berghe,  erhielt  durch  diese  Vermählung  den  Titel  als  Fürst  v.  Rübempre, 
und  von  seinem  Sohne,  Maximilian  Joseph,  geb.  1710,  stammen  die 
heutigen  Grafen  v.  Märode,  Fürsten  von  Rübempre",  ab.  —  Carl  Florant, 
General-Lieutenant,  zuerst  in  kön.  spanischen,  dann  in  kön.  französischen 
Diensten,  vermählte  sich  mit  einer  de  Salcodo  und  hinterliess  den  Grafen 
Adrian  Alexius,  geb.  1706.  Weitere  genaue  Angaben  über  die  späteren 
genealogischen  Verhältnisse  dieser  Linie  der  Familie  sind  nicht  bekannt. 

Von  dem  jetzigen  Bestände  dieses  gräflichen  Hauses  sind  hier  auf- 
zuführen : 

Graf  CARL  Anton  Ghislain  v.  Merode,  Marquis  von  Westerloo, 
Fürst  von  Rübempre  und  von  Grimberghe  —  Sohn  des  Grafen  Heinrich 
Maria  Ghislain,  geb.  15.  Aug.  1782,  gest.  23.  Sept.  1847,  Senators 
des  Königreichs  Belgien,  aus  der  Ehe  mit  Xuise  Johanne,  Tochter  des 
Vicomte  de  Thesan,  geb.  14.  Jan.  1787,  verm.  26.  Aug.  1805  — 
geb.  1.  Aug.  1824,  verm.  8.  Oct.  1849  mit  Maria  Nicolette  Augustine, 
Tochter  des  Prinzen  Peter  v.  Arenberg,  geb.    15.  Nov.    1830. 

Von  den  Brüdern  des  Grafen  Heinrich  Maria  Ghislain  lebt  Graf 
Philipp  Felix  Balthasar  Otto  Ghislain,  geb.  13.  April  1791,  k.  belgischer 
Staatsminisler,  verm.  in  erster  Ehe  4.  Juli  1809  mit  Rosalie  Marchese 
v.  Grammont,  gest.  29.  Sept.  1823,  und  in  zweiter,  27.  Sept.  1831 
mit  Philippine,  Schwester  der  ersten  Gemahlin,  geb.  15.  Aug.  1800, 
gest.  3.  Mai  1847.  Aus  erster  Ehe  sind  zwei  Söhne  entsprossen: 
Graf  Werner,  geb.  13.  Jan.  1816,  verm.  30.  Mai  1843  mit  seiner 
Cousine  Therese  Gräfin  v.  Merode,  geb.  11.  Oct.  1823,  aus  welcher 
Ehe  Graf  Richard  Hermann  Philipp  Maria  Ghislain,  geb.  29.  April  1844, 
stammt,    und  Graf   Friedrich  Xaver,    geb.   26.  März    1820,    Haus-Prälat 


GRAFEN  V.  MERODE.  1 1 1 

Sr.  päpstl.  Heiligkeit.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder  des  Grafen 
Heinrich  Maria  Ghislain ,  dem  Grafen  Werner  —  dem  Vater  der  Gräfin 
Therese  -  geb.  24.  Juni  1797,  gest.  2.  Aug.  1S40,  lebt  aus  der 
Ehe  mit  Victoria  Gräfin  v.  Spangen,  geb.  23.  Dec.  1797,  gest.  23.  Juli 
1845,   Graf  Ludwig,  geb.   7.  Aug.    1821. 

Ueber  die  Nachkommen  Richards  —  Sohn  Richards  II.  —  aus 
welchen  durch  Diplom,  Madrid,  28.  Mai  1626,  in  der  Person  Hermann 
Philipps  die  Marquisen  von  Trelon  hervorgegangen  sind  und  von  welchen 
jetzt  Glieder  in  hohem  Ansehen  in  Oesterreich  leben,  besitzt  die  Redac- 
tion  sehr  genaue  Nachrichten,  aus  welchen  nachstehende  Ahnentafel  als 
hierher  gehörig  zusammengestellt  worden  ist:  Richard  Raron  v.  Marode 
und  Hulfflig  (Houflalize),  Herr  v.  Frentz,  gest.  28.  Aug.  1484;  Ge- 
mahlin: Margarelha,  Tochter  des  Rayer  d'Argenleau  Raron  v.  Houflalize. 
—  Richard,  Herr  zu  Morialme  und  von  Briseul;  Gemahlin:  Helene 
v.  Melun,  verm.  1486.  —  Franz  etc.,  gest.  1549;  Gemahlin:  Jolente 
de  Henin-Lietard ,  verm.  1536.  —  Ludwig,  Herr  von  Rury,  Bocarme 
Pouenghe;  Gemahlin:  Luise  v.  Rlois,  Erbin  von  Trelon,  Ruines  und 
Wallers.  —  Philipp,  Herr  v.  Bury  und  v.  Trelon;  Gemahlin:  Ursula 
Scbyflart  v.  Merode,  Frau  von  Argenteau,  Hermale  und  Borcharp,  verm. 
1590.  —  Hermann  Philipp,  Marquis  v.  Trelon,  gest.  3.  April  1627; 
Gemahlin:  Alexandrine  Albertine,  Tochter  des  Fürsten  Carl  v.  Arenberg, 
verm.  1617.  —  Philipp  Maximilian  Johann  Ernst,  Marquis  v.  Trelon, 
welcher  sich  auch  der  älteren  Titel:  Graf  v.  Barcelona  und  Fürst  von 
Aragon,  bediente,  wendete  sich  um  das  Jahr  1642  nach  Oesterreich, 
wurde  1645  k.  k.  Oberst,  blieb  in  Oesterreich  und  starb  1666;  Ge- 
mahlin: Anna  Baronesse  v.  Roye.  —  Martin  ,  Marquis  v.  Trelon,  geb. 
1655;  Gemahlin:  Elsa  v.  Rhenn.  —  Johann  Georg,  Marquis  v.  Trelon, 
geb.  16S5;  Gemahlin:  Anna  v.  Mayr.  —  Johann  Martin,  Marquis  v.  Trelon, 
geb.  1720;  Gemahlin:  Veronica  v.  Zobel.  —  Renedict  Anton,  Marquis 
v.  Trelon,  geb.  1749;  Gemahlin:  Maria  Monica  v.  Zobel.  —  Philipp 
Johann  Evangelist,  Marquis  v.  Trelon,  geb.  1775;  Gemahlin:  Catharina 
v.   Sienna,  Edle  Herrin  v.  Pressburgern. 

Aus  dieser  Ehe  stammt:  FERDINAND  Vincenz  Raron  v.  Merode 
Houflalize,  Marquis  v.  Trelon  etc.,  Indigena  von  Ungarn,  geb.  1803, 
verm.  1845  mit  Constantia  Eleonora  Cäcilia  Vincentia  Caroline  Gräfin 
v.  Berchtold ,  Freiin  v.  Ungarschütz,  welcher  Ehe  Ferdinand  Constantin 
Ghislain,  geb.  1849,  entsprossen  ist.  Der  lebende  Bruder  des  Ersteren 
ist:  Leopold  Baron  v.  Merode  Houflalize,  Marquis  v.  Trelon,  Magnat 
von  Ungarn,  geb.    1811. 


112 


GRAFKN   V.  MKRVRLDT. 


Grafen  v.  Merveldt  (Illeerveldt). 


ißatholifd). 


1f)ttu$tn. 


Besitz:  die  Herrlichkeit  Lcmbeck  und  die  Güter  Hukesdieck,  Westerwinkel  und  Wolberk. 


"Wappen :  im  blauen  Schilde  ein  goldenes  dreifaches  Gitter.  Dasselbe 
wird  sehr  verschieden  beschrieben :  nach  v.  Mcding  berühren  die  das  Gitter  bil- 
denden Schrägbalken  den  oberen  Schildesrand  nicht,  wie  namentlich  die  hildes- 
heimische Sedisvacanz-Medaille  vom  Jahre  1761  ergieht,  auf  welcher  diese  Schräg- 
balken fast  in  der  Mitte  des  Feldes  liegen,  wodurch  es  entsteht,  dass  vier  dieser 
Schrägbalken  oben  gegen  einander  gelehnt  sind  und  das  Ansehen  zweier  Sparren 
bekommen.  Das  Wappenbuch  der  Rheinprovinz  giebt  an  :  in  Blau  zwei  aus  dem 
Oberwinkel  über  die  Fussmitte  gehende  Schrägbalken  und  zwei  zwischen  denselben 
ihnen  gleichlaufende  Link-  und  Rechtbalken,  alle  von  Gold,  und  das  Genealogische 
Taschenbuch  der  gräflichen  Häuser  bestimmt,  wie  folgt:  in  Blau  drei  rechte  und 
drei  linke  goldene  Schrägbalken ,  welche  sich  nach  Art  eines  Gitters  kreuzen  und 
von  denen  die  zwei  obersten  Balken  von  beiden  Seiten  oben  sparrenmässig  zusammen- 
treffen. —  Den  Schild  deckt  die  Grafenkrone,  und  über  derselben  erhebt  sich  ein 
gekrönter  Helm,  welcher  mit  zwei  schrägauswärtsgekehrten  blauen  Straussenfedern 
besteckt  ist.  Zwischen  diesen  Federn,  von  denen  die  rechte  mit  drei  schräglinken, 
die  linke  mit  drei  schrägrechten,  goldenen  Balken  belegt  ist,  schwebt  ein  fran- 
zösischer Schild,  in  welchem  das  Wappenbild  sich  wiederholt.  Die  Helmdecken 
sind  golden  und  blau.  Nach  v.  Meding  bedeckt  den  Schild  eine  Krone,  und  über 
dieser  ist,  ohne  Helm,  eine  kleinere  Krone  angebracht,  auf  welcher  sich  der 
erwähnte  Helmschmuck  befindet.  —  Geben  auch  die  besten  Quellen  dieses  Wappen 
als  das  gräfliche  an,  so  kommt  doch  nach  Lackabdriicken  auch  ein  quadrirter 
Schild  mit  gekröntem  Mittelschild,  letzterer  mit  dem  goldenen  Gitter,  vor.  1  und  4 
ist  von  Silber  und  Schwarz  quadrirt,  mit  einem  Querbalken  von  gewechselten 
Tincturen.  2  und  3  zeigt  in  Roth  einen  vorwärtsgekehrten  Mauerbrecher.  Den 
Schild  deckt  die  Grafenkrone.  Genaue  Abbildungen  dieses  Wappens  und  der 
Helme  desselben  sind  nicht  bekannt.  Jedenfalls  zeigt  dieser  Schild  im  1.  und 
4.  Felde  das  Westerholtsche,  im  2.  und  3.  das  Lembecksche  Wappen  (siehe 
Seite   1131. 

Uraltes  westphä'lisches  und  später  dem  Rheinlande  und  dem  Hoch- 
stifte Münster  angehöriges  Geschlecht,  welches  den  Namen  führt  von 
der  alten  Graf-  und  Herrschaft  zu  Mervelde,  unweit  Dülmen  in  West- 
phalen,  deren  Besilzer  Dynasten  waren,  die  aber  zu  Ende  des  17.  Jahr- 
hunderts dem  Herzog  Wilhelm  von  Berg  zu  Lehen  aufgetragen  wurde. 
Bernd  und  Hermann,  ßurgmänner  auf  dem  Schlosse  Dülmen,  zeugten 
unter    dem    Bischöfe    Ludolph    zu   Münster    1251,    und    Hermann    und 


GRAFEN  V.  MERVELDT.  1  1  3 

Heinrich  waren  1292  Burgmänner  zu  Stromberg.  Hermann  v.  Merveldt, 
welcher  in  holländischen  und  friesischen  Chroniken  Capitaneus  genannt 
wird,  lebte  um  das  Jahr  1355,  und  mit  ihm  beginnt  die  ordentliche 
Stammreihe.  Gerard,  welcher  um  das  Jahr  1415  lebte,  hinterliess  fünf 
Söhne :  Hermann,  Domherrn  zu  Münster,  Johann,  deutschen  Ordensritter, 
Heinrich,  Domherrn  zu  Worms,  Bernd  und  Adolph.  Von  letzteren  stiftete 
Bernd  die  bernhardinische  Linie,  welche  mit  Johann  v.  Merveldt  schon 
im  1 6.  Jahrhundert  erlosch,  Adolph  aber  die  adolphinische  Linie,  welche 
noch  jetzt  blüht.  Aus  dieser  Linie  machte  sich  Dietrich  Hermann,  gest. 
1658  —  der  Grossvater  Goswin  Hermann  Ottos,  geb.  1661,  welcher  1721 
zum  Grossmeister  des  Johanniterordens  in  Deutschland  und  zum  Fürsten 
von  Heidersheim  erwählt  wrurde  und  1727  starb  —  kurköln.  Geh.  mün- 
sterscher Obermarschall  etc.,  als  Gesandter  auf  den  Reichstagen  bekannt, 
und  Goswin  Hermann  Ottos  älterer  Bruder,  Dietrich  Burkhard,  kurköln.  Geh. 
Rath  und  münsterscher  Obermarschall,  geb.  2.  April  1652,  gest.  1728, 
wurde  vom  Kaiser  Carl  VI.  20.  Dec.  1726  in  den  Reichsgrafenstand 
erhoben.  Aus  der  Ehe  des  Letzteren  mit  einer  Freiin  v.  Westerholdt- 
Lembeck  stammte  Ferdinand  Dietrich,  geb.  1681,  gest.  1765,  kurköln. 
Geh.  Rath,  münsterscher  Obermarschall,  und  der  Enkel  desselben  war 
Ferdinand  August  —  Sohn  des  Grafen  Clemens  ,  kurköln.  Geh.  Ralhs 
und  Oberstjägermeisters,  welcher  das  Oberslküchenmeisteramt  zu  Münster 
führte  —  (s.  unten),  von  welchem  das  jetzige  Haupt  der  Familie, 
Ferdinand  Anton  Wilderich,  entsprossen  ist.  —  Das  Geschlecht  selbst 
ist  reich  an  ausgezeichneten  Gliedern,  und  aus  neuerer  Zeit  sei  hier 
nur  erwähnt  Maximilian  Graf  v.  Merveldt,  geb.  1764,  gest.  1815,  k.  k. 
Feldmarschall-Lieutenant  und  Regiments-Inhaber,  später  kais.  Botschafter 
am  kön.  engl.  Hofe.  In  den  Capiteln  zu  Osnabrück,  Worms  und  in 
anderen  adeligen  Stiftern  findet  sich  übrigens  die  Familie  sehr  oft  auf- 
geschwwen. 

Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist: 
Graf  FERDINAND  Anton  Wilderich  —  Sohn  des  Grafen  Ferdinand 
August,  geb.  8.  April  1759,  gest.  6.  Mai  1834,  aus  erster  Ehe  mit 
Theresia  Gräfin  v.  Pergen  —  geb.  18.  April  1788,  Erbmarschall  im 
Fürstenthum  Münster,  k.  preuss.  Kammerherr,  verm.  im  October  1820 
mit  Sophia  Freiin  v.  Kettler  zu  Harkotten,  geb.  1.  Jan.  1802.  —  Der 
lebende  Bruder  des  Grafen  Ferdinand  Anton  Wilderich  ist:  Graf  Carl 
Hubert,  geb.  26.  Oct.  1790,  k.  preuss.  Major  a.  D.  und  Landrath, 
verm.  in  erster  Ehe  mit  Therese  Freiin  v.  Nagel -Dornick,  gest.  1828, 
in  zweiter  mit  Maria  Freiin  v.  Nagel,  gest.  1833,  und  in  dritter,  17.  Mai 
1836,  mit  Maria  Freiin  v.  Vitlinghof,  genannt  Schell,  geb.  30.  Juli  1819, 
aus  welcher  zwei  Söhne  leben,  die  Grafen:  Ferdinand,  geb.  1840,  und 
Friedrich,  geb.  1843.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem  Grafen 
Maximilian  Friedrich,  geJ).  8.  März  1797,  gest.  im  Mai  1849,  k.  k. 
Kämmerer,  Geh.  Rathe,  General-Major  etc.,  leben  aus  der  Ehe  mit  Oclavia 
Gräfin  Czernin  v.  Chudenilz,  geb.  13.  Dec.  1802,  verm.  1.  Juni  1837, 
zwei  Söhne,  die  Grafen:  Paul,  geb.  24.  April  1838,  und  Franz  Carl 
Ferdinand,  geb.  14.  Juli  1844.  —  Aus  zweiter  Ehe  des  Grafen  Fer- 
H.  8 


114 


GRAFEN  V.  WOLFF-MRTTERNICH  ZUR  GRACHT. 


dinand  August  mit  Antonie  Freiin  v.  Twickel  zu  Havirbeck,  geb.  2.  Sept. 
1784,  gest.  1.  Juni  1842,  leben  zwei  Söhne,  die  Grafen:  Clemens 
August,  geb.  19.  Dec.  1815,  k.  preuss.  Lieutenant,  und  Dietrich  Fer- 
dinand, k.  k.  Lieutenant. 


Grafen  v.  Wolff-Metternich  zur  Gracht. 

ISatljoltfd).  #mt?kn,  Öafcen. 

Besitz:  die  Rittergüter  Gracht  und  Satzfey,  ßrüggen,  Derkensburg,  Gross-  und  Klein- 
Forsierhof,  Strauwciler,  Odendalil  und  Burghof  Fischenich ;  Roth;  Gymnich  und 
Üürboslar;  Vischel  in  der  Rheinprovinz;  das  Rillergut  \\  ie.sebeek  in  der  Provinz 
Westphalen;  die  Grundherrschaft  Flehingen  in  Baden. 


Wappen:  quadrirter  Schild;  1  und  4  quergetheilt:  oben  in  Blau  ein 
silberner  Turnierkragen  mit  drei  Lätzen,  unten  in  Silber  ein  einwärtsschreitender 
Wolf  von  natürlicher  Farbe  (Stammwappen).  2  und  3  in  Gold  eine  rothe  Lilie, 
welche  oben  zu  beiden  Seiten  mit  einem  linkssehenden  grünen  Vogel  mit  goldenem 
Halsringe  besetzt  ist  (Elmpt).  Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich  zwei  gekrönte 
Helme.  Aus  dem  rechten  wächst  einwärtssehend  ein  Wolf  von  natürlicher  Farbe 
empor  (Helm  des  Stammwappens),  und  der  linke  trägt  zwei  goldene  Büffelshörner, 
zwischen  welchen  die  Lilie  mit  den  Vögeln  des  2.  und  3.  Feldes  steht  (Elmptscher 
Helm).  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  blau  und  silbern,  die  des  linken 
golden  und  rotb. 

Sehr  alte  rheinische  Familie,  welche  ursprünglich  aus  Hessen 
stammt  und  Wolfl*  v.  Guttenberg  hiess.  Die  Stammreihe  des  Geschlechts, 
welche  neuerlich  Fahne  am  deutlichsten  aufgestellt  hat,  beginnt  mit 
Arnold  Wolff  v.  Guttenberg,  Ritler,  Herrn  zu  Itter  in  Hessen,  dessen 
Sohn  Wilhelm  sich  in  der  zweiten  Hälfte  des  14.  Jahrhunderts  bei 
Andernach  am  Rheine  niederliess.  Wilhelms  Sf)hn,  Gothard,  vermählte 
sich  mit  Sibylla  v.  Metternich,  einer  reichen  Erbtochter,  und  nahm  den 
Namen:  Wolfl'  v.  Metternich  an.  Ein  Enkel  des  Letzleren,  Hieronymus, 
vermählte  sich  mit  Catharina  v.  Buschfeld,  Erbin  von  Gracht  und  Forst, 
und  der    Enkel    desselben,    Johann  Adolph,    kurköln.  Geh.  Rath,    Land- 


GRAFEN  V.  WOLFF-METTERNICH  ZUR  GRACHT.  1  1  5 

Hofmeister,  Marschall  etc.,  wurde  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  13.  Aug. 
1621  mit  dem  Prädicate:  Freiherr  zu  Gracht  in  den  Reichsfreiherren- 
stand erhohen.  Zwei  Enkel  dieses  ersten  Freiherrn,  die  Brüder  Johann 
Adolph,  kurkoln.  Geh.  Rath,  und  Hieronymus  Leopold,  stifteten  zwei 
Linien,  Ersterer  die  später  gräfliche,  Letzterer  die  freiherrliche  zu  Werden. 
Aus  ersterer  erhielt  Johann  Adolphs  Sohn,  Franz  Joseph,  kurkoln. 
Gesandter  hei  der  Kaiserwahl,  27.  Aug.  1742  die  Reichsgrafenwürde, 
und  von  ihm  stammt  im  dritten  Gliede  das  jetzige  Haupt  der  gräflichen 
Linie:  Levin  Wilhelm.  —  Die  Hinzufügung  des  Wappens  derer  v.  Elmpt 
erklärt  sich  durch  Nachstehendes:  Daniel  v.  Elmpt,  kurpfälz.  Geh.  Rath, 
vermählte  sich  1674  mit  Maria  Catharina  (nach  Anderen  Anna  Maria) 
Freiin  v.  Wolff-Metternich  zur  Gracht  —  Schwester  des  Freiherrn  Johann 
Adolph  —  und  gab  derselben  seine  sämmtlichen  Güter:  Rurgau  etc., 
dergestalt  zur  Ausstattung,  dass  im  Falle  kinderlosen  Absterbens  die- 
selben ohne  Unterschied  an  die  v.  Wolff-Metternich  fallen  sollten,  doch 
müssten  diese  Wappen  und  Namen  der  Elmpt  fortführen,  und  es  sollte, 
falls  diese  Redingung  nicht  erfüllt  würde,  die  Erbschaft  denen  v.  Bongard 
zu  Paffendorf  zufallen.  Nun  starb  der  Sohn  aus  dieser  Ehe,  Hieronymus, 
ohne  Nachkommen,  und  so  übertrug  denn  Maria  Catharina  v.  Elmpt 
1704  Rurgau  ihrem  Bruder,  dem  Freiherrn  Johann  Adolph  v.  Wolff- 
Metternich;  Maria  Catharina  hatte  sich  aber  1708  in  zweiter  Ehe  mit 
Johann  Friedrich  v.  Schaesberg  vermählt,  welcher  nach  ihrem  Tode 
Burgau,  der  Verbesserungen  wegen,  in  Besitz  behielt.  Darüber  entstand 
ein  Rechtsstreit,  in  welchem  die  v.  Elmpt  zu  Dammerscheidt  intervenirten, 
und  das  1790  gefällte  Urtheil  ging  dahin,  dass  die  v.  Wolff-Metternich 
dem  General  Johann  Martin  v.  Elmpt  Rurgau  mit  allen  genossenen 
Früchten  herausgeben  mussten. 

Für  die  jetzigen  Grafen  v.  Wolff-Metternich  ist  die  vollständige 
Ahnentafel  folgende:  Arnold  Wolff  v.  Gultenberg,  Ritter,  Herr  zu  Itter 
in  Hessen.  —  Wilhelm,  bei  Andernach  sesshaft;  N.  v.  Kottenheim.  — 
Gothard  Wolff  v.  Metternich,  so  genannt  des  Sitzes  wegen;  Sibylla 
v.  Metternich,  Erbin  zu  Metternich.  —  Peter,  geb.  1440,  gest.  1523, 
köln.  Amtmann;  Iburgis  v.  Melier,  Erbin  zu  Frissem,  Meiler  und  Pirum. 
—  Heinrich  zu  Frissem,  gest.  1540,  kais.  und  kurmainz.  Ober-Amtmann; 
Sophie  v.  Schlickum.  —  Hieronymus,  Amtmann  zu  Rliessem,  geb.  1513, 
gest.  1592;  Catharina  v.  Ruschfeld,  Erbin  zu  Gracht.  —  Hermann  zu 
Gracht,  geb.  1542,  kurkoln.  Hauptmann  und  Geh.  Rath;  Maria  v.  Hoch- 
steden,  verm.  1587.  —  Johann  Adolph,  Freiherr,  köln.  Geh.  Rath, 
bayer.  Ober-Kämmerer  etc.;  Maria  Catharina  v.  Hall,  verm.  1615.  — 
Degenhard,  geb.  1616,  gest.  1668;  erste  Gemahlin:  Philippine  Agnes 
Freiin  v.  Reuschenberg,  gest.  1663.  —  Johann  Adolph,  kurkoln.  Geh. 
Rath,  Ober-Kämmerer  und  Marschall,  geb.  1651,  gest.  1722;  zweite 
Gemahlin:  Anna  Maria  Therese  Truchsess  zu  Welzhausen.  —  Franz 
Joseph,  Graf,  genannt  Elmpt  v.  Rurgau;  Maria  Isabella  Theresia  Freiin 
v.  und  zu  Gymnich.  —  Johann  Ignaz;  Antoinelle  Franziska  Sophia 
WTalburg  Victoria  Felicitas  Freiin  v.  Asseburg.  —  Max  Werner  Joseph 
Anton,  gest.  2.  März   1839;  zweite  Gemahbn:  Mettilde  Clementine  Maria 

8* 


116 


GRAFEN  V.  METTICH. 


Antoinelte  v.  Wenge.  —  Levin  Wilhelm  (Anton)  ,  jetziges  Familien- 
Haupt. 

Die  hierher  gehörenden  jetzigen  Familienglieder  sind :  LEVIN  Wil- 
helm Reichsgraf  Wolff-  Metternich ,  Freiherr  zur  Gracht,  geb.  14.  Nov. 
1811,  Herr  auf  Bisperode,  Strauweiler,  Heppingen  etc.,  verm.  in  erster 
Ehe  29.  Sept.  1835  mit  Maria  Luise  Freiin  v.  Weichs-Wenne,  geb. 
13.  Aug.  1816,  gest.  4.  Jan.  1838,  und  in  zweiter,  29.  Juli  1841,  mit 
Josephine  Grälin  v.  Hompesch-Bollheim,  geb.  23.  Sept.  1823.  Aus 
erster  Ehe  stammt  Graf  Maximilian,  geb.  31.  Dec.  1837,  aus  zweiter 
sind  entsprossen  die  Grafen :  Fritz,  Ferdinand  und  Levin,  Letzterer  geb. 
30.  Mai   1850. 

Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Levin  Wilhelm  sind  die  Grafen  Maxi- 
milian Felix  und  Fritz.  Graf  Maximilian  Felix,  geb.  24.  Sept.  1814, 
Herr  zu  Gymnich,  Nörvenich,  Vischel,  Satzfey,  vermählte  sich  5.  Mai 
1840  mit  Hermenegilde  Gräfin  v.  Bocholtz-Asseburg,  geb.  11.  April  1819. 
Aus  dieser  Ehe  stammen  die  Grafen:  Hermann,  geb.  19.  Nov.  1847,  und 
Levin  Wilhelm  Gunibert  Hubertus  Maria,  geb.  12.  Nov.  1851.  —  Graf 
Fritz,  geb.  16.  Oct.  1817,  Herr  zu  Vinsebeck,  vermählte  sich  29.  Juni 
1839  mit  Isabella  Freiin  v.  Romberg,  und  aus  dieser  Ehe  stammen  die 
Grafen  Gisrert,  Fritz,  Levin  und  Conrad. 


Grafen  v.  Mettich. 

$atl)oltfd).  fßrcußen. 

Besitz:  das  Rittergut  Silbitz  in  Schlesien. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild-  Im  geRrönten  goldenen  Mittel- 
schilde unter  einem  silhernen,  schmalen,  mit  einem  rothen  Herzen  belegten  Quer- 
balken ein  schwarzer  Doppeladler,  zwischen  dessen  Köpfen  eine  kaiserliche  Krone 
schwebt.  1  und  4  in  Silber  ein  grüner  (nach  Anderen  von  Blau  und  Roth  quer- 
getheilter)  doppelt  geschweifter,  rechtsgewendeter  Löwe  (Stammwappen).  2  und  3 
in    Roth    ein   halb   ins    Profil    gestellter   silberner   Mühlstein.     Ueber   dem   Schilde 


GRAFEN  V.  METTICH.  117 

erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rechten  Helme  steht  ein  einwärts- 
gehender einköpfiger,  gekrönter,  schwarzer  Adler;  auf -dem  mittleren  ein  dreifacher 
Pfauenschweif  und  auf  dem  linken  ein  einwärtssehender,  gekrönter,  goldener  Greif, 
welcher  mit  den  Vorderklauen  ein  Schwert  emporhält.  Die  Helmdecken  sind  roth 
und  silbern.  -  Das  VVappenbuch  der  durchlauchtigen  Welt  giebt  das  Wappenbild 
des  2.  und  3.  Feldes  als  einen  eirunden,  silbernen,  mit  einem  gestürzten  hohen 
Kreuze  belegten  Schild.  Nach  neueren  Angaben  sind  beide  Köpfe  des  Adlers  im 
Mittelschildc  gekrönt.  —  Der  zum  Stammwappen  gehörende  Helm  trägt  nach  älteren 
Abbildungen  einen,  in  der  Mitte  viereckig  ausgeschnittenen,  in  die  Höhe  gerichteten 
silbernen  Mühlstein,  welcher  oben  mit  sechs  Pfauenfedern  (3  und  3)  besetzt  ist. 
Die  Helmdecken  sind  bisweilen  grün  und  silbern  angegeben. 

Sehr  alte  schlesische  Adelsfamilie,  welche  früher  unter  den  Namen 
Meltichen,  Metticht,  Möltichen  und  Mötticht  vorkommt  und  in  welche 
nach  Lucae  in  dem  zweiten  Decennium  des  17.  Jahrhunderts  durch 
Kaiser  Matthias  der  Freiherrenstand  und  bald  darauf  durch  Kaiser  Fer- 
dinand II.  die  Grafenwürde  gekommen  ist.  Sinapius  giebt  an,  wahr- 
scheinlich gestützt  auf  Siebmachers  Wappenbuch  (I.  166),  dass  es  auch 
in  Sachsen  eine  Familie  v.  Mettich  gäbe,  deren  Wappen  von  dem  der 
schlesischen  Familie  (Siebmacher  II.  50)  wenig  verschieden  sei,  und 
neuere  Schriftsteller  haben  gemeint,  dass  es  nicht  zu  entscheiden  sei, 
welche  von  beiden  das  Stammgeschlecht  wäre.  Täuscht  nicht  Alles,  so 
gab  es  nur  Eine  Familie,  die  schlesische,  und  fanden  sich  Mettiche, 
welche,  was  noch  nicht  ausgemacht  ist,  zum  sächsischen  Adel  gehörten, 
so  waren  dieselben  Glieder  der  schlesischen  Familie.  —  Hans  v.  Mötticht 
und  Tscheitschau  (Tschetschau)  im  Oppelschen,  Ritter  des  Johanniter- 
ordens,  Commendator  zu  Klein-Oels  und  Silberkämmerer  am  Hofe  Kaiser 
Rudolphs  II.,  kommt  um  das  Jahr  1586  vor.  1605  wurde  Hans 
v.  Mettich,  gest.  1621,  zum  Landes  -  Hauptmann  des  Fürstentums 
Münsterberg  und  des  Weichbildes  Frankenstein  gewählt.  Ralthasar, 
Herr  auf  Klizyne,  war  1607  Landrechts -Reisitzer  der  Fürstenthümer 
Oppeln  und  Ratibor,  und  Johann  Nicolaus,  Herr  auf  Schrebsdorf,  Rocks- 
dorf und  Rügersdorf,  starb  21.  Jan.  1621.  —  Ralthasar,  welcher  als 
erster  Freiherr  v.  Mettich  und  Tschetschau  vorkommt,  war  mit  Helena 
v.  Schaffgotsch  vermählt,  und  aus  dieser  Ehe  stammte  Johann  Joachim, 
welcher  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  12.  Nov.  1633  in  den  Reichsgrafen- 
stand erhoben  wurde.  Derselbe  war  dreier  Kaiser  und  des  Erzherzogs 
Carl  Fürstbischof  zu  Rreslau ,  Rath  und  Kämmerer,  so  wie  Landes- 
Hauplmann  zu  Oppeln,  und  mit  Eva  Renigna  Rurggräfin  zu  Dohna  ver- 
mählt, auf  welche  Vermählung  in  den  „poetischen  Wäldern  von  Opitius" 
sich  ein  Gedicht  findet.  Aus  dieser  Ehe  stammte  Graf  Carl  Joachim, 
Herr  der  Herrschaft  Wiese,  Dammerau,  Langenbrück  und  Rückeisdorf, 
verm.  mit  Anna  Maria  Freiin  v.  Prockau,  wie  überhaupt  in  dem  Stamm- 
baume dieses  Hauses  die  vornehmsten  österreichischen  Häuser:  Schralten- 
bach,  Herberstein,  Verlugo,  Czernin  etc.  aufgeführt  werden.  1730  lebten 
nach  Gauhe  drei  Grafen  v.  Mettich,  Freiherren  v.  Tschetschau,  welche 
die  Majoratsherrschaft  Wiese  .im  Oppelschen,  die  nach  Sinapius  auf  den 
Senior  der  Familie  fällt  —  also  ein  Seniorat  ist  —  wenn  auch  der 
Resitzer  männliche  Erben  verlässt,  und  die  Oppersdorfsche  Majoratsherr- 
schaft besassen,  welche  letztere  jederzeit  dem  ältesten  Sohne  des  Resitzers 


I  IS 


(iRAPEN  V.  MILLESIMO. 


zusteht,  also  ein  eigentliches  Fideicommiss  ist.  Um  diese  Zeit  war  Graf 
Ferdinand,  verni.  mit  einer  Gräfin  v.  Schrattenbach,  Senior  des  Hauses. 
Bei  der  Berühmtheit  der  Familie  und  dem  obenerwähnten  vielfachen 
Eingreifen  derselben  in  andere  gräfliche  Häuser  ist  es  zu  bedauern,  dass 
die  älteren,  wie  die  neueren  genealogischen  Verhältnisse,  wie  anzu- 
nehmen, nicht  genau  bekannt  sind.  Das  Genealogische  Taschenbuch  der 
gräflichen  Häuser  (1853,  p.  466)  führt  den  Reichsgrafen  HEINRICH 
v.  Meilich,  Freiherrn  v.  Tschetschau,  Herrn  auf  Silbitz,  verm.  mit  Maria 
Gräfin  v.  Sauerma,  an,  und  erwähnt  als  Brüder  desselben  den  Grafen 
Hans,  verm.  mit  Anna  Freiin  v.  Dallwigk,  verw.  Gräfin  v.  Dyherrn,  und 
den  Grafen  Carl,  Herrn  auf  Wiese,  verm.  mit  Anna  Gräfin  Henckel 
v.  Donnersmarck,  aus  dem  Hause  Siemianowitz,  aus  welcher  Ehe  Gräfin 
Maria,  geb.  13.  Oct.  1806,  zweite  Gemahlin  und  Wittwe  des  1841 
verstorbenen  Joseph  Grafen  v.  Larisch,  k.  k.  Kämmerers  und  k.  preuss. 
Generals,  stammt.  —  Nach  dem  Neuen  preussischen  Adelslexicon  (III.  402 
und  403)  war  1837  Graf  Carl  bereits  verstorben,  Graf  Heinrich  Wittwer 
und  Graf  Hans  k.  preuss.  Rittmeister  a.  D.  und  damaliger  Bürgermeister 
zu   Bernstadt  in  Schlesien. 


Grafen  v.  Millesimo. 


$ati)0lifd). 


(JDefUrretd). 


Besitz:  die  Kideicoiinniss-Ilerrschaft  Wilimow  und  die  Stifls-Herrschaft  Ronow  in  Böhmen. 


Wappen:  ein,  auf  einem  goldenen,  mit  zwei  leopardirten,  gekrönten  Löwen 
bespannten  Triumphwagen  stehender,  golden  hewehrter,  schwarzer  Doppeladler,  auf 
dessen  Köpfen  eine  roth  gefütterte  königliche,  mit  einem  Reichsapfel  besetzte  Krone 
ruht.  Auf  der  Brust  des  Adlers  liegt  ein  von  Roth  und  Gold  acht-  (nach  Anderen 
sechs-)inul  schragrechtsgelheilter  Schild,   welcher  mit  einer  Marquisenkrone  bedeckt 


GRAHLR  V.  HLLHIMO.  119 

i>t.  auf  der  ein  offener  Helm  stellt.  —  In  den  Supplementen  zum  Siebmacher  (VI.  H) 
i-t  der  Schild  von  Both  und  Gold  elfmal  schrägrecbls  getheilt,  oder  richtiger:  in 
Itoth  fünf  schrägrechtc  goldene  Balken,  und  der  Helm  über  der  Krone  fehlt. 

Sehr  alle,  aus  Italien  stammende,  seit  Ende  des  16.  Jahrhunderts 
in  Oesterreich  bekannte  und  seit  dem  17.  Jahrhundert  daselbst  ange- 
sessene gräfliche  Familie.  Dieselbe  stammt  aus  dem  Hause  Caretlo 
der  ehemaligen  freien  Markgrafen  zu  Savona,  Finale,  Spigno,  Grana, 
Novelle* ,  Zuccarello,  Glavexana  Grafen  v.  Millesimo:  ein  Haus,  welches 
die  genannten  grossen  Graf-  und  Herrschaften  früher  einige  Jahrhunderte, 
zum  Theil  als  kaiserliche  Reichslehen,  besass  und  durch  viele  Glieder, 
welche  im  Staats-  wie  im  Kriegsdienste  zu  hohen  Ehrenstellen  gelangten, 
in  der  Geschichte  des  oberen  Italiens  sehr  bekannt  ist  und  einerlei 
Ursprung  mit  den  erloschenen  ältesten  Markgrafen,  den  nachherigen 
Herzogen  von  Monlferrato  hat.  Die  Marchesen  v.  Savona  sind  seit  1345, 
und  die  Grafen  v.  Millesimo,  welcher  Name  von  dem  Städtchen  und  der 
Herrschaft  Millesimo  im  Herzogthum  Montferrat  abzuleiten  ist,  seit  1440 
nachzuweisen.  Von  der  Linie  der  Marschesen  de  Grana  wurde,  nachdem 
ein  kais.  Oberstlieutenant  Caretlo  v.  Millesimo  den  Kaiser  Matthias  1612 
bei  dem  Einzüge  in  Prag  begleitet  und  sich  später  als  kais.  Oberst  sehr 
ausgezeichnet  hatte,  Franz  Anton  Caretto  di  Savona  e  Finale  etc.,  k. 
k,  Kämmerer,  Hof-Kriegsrath  und  Feldmarschall-Lieutenant,  nach  1634 
erkauftem  Besitz  der  Herrschaft  Schönkirchen,  30.  April  1636  als  nieder- 
österreichischer  Landmann  unter  die  Herrenstandsgeschlechter  aufge- 
nommen. Derselbe  war  später  Kaiser  Ferdinands  III.  w.  Geh.  Rath 
und  General- Feldmarschall,  seit  1641  Botschafter  am  k.  span.  Hofe, 
und  1648  Botschafter  und  bevollm.  Minister  in  Polen  bei  der  auf  Johann 
Casimir  gefallenen  Königswahl.  —  Anna  Sylvia  Catharina  Caretto  Mar- 
chesa  di  Savona,  Gräfin  v.  Millesimo,  gest.  1664,  in  erster  Ehe  mit 
Hermann  Wenzel  Graf  v.  Czernin,  in  zweiter  mit  dem  Prinzen  Leopold 
Wilhelm,  Markgrafen  zu  Baden-Baden,  vermählt,  vermachte  ihrem  Bruder, 
Carl  Leopold,  welcher  1657  das  Incolat  im  Königreich  Böhmen  erhielt 
und  der  Stifter  der  böhmischen  Linie  der  Grafen  v.  Millesimo  ist,  testa- 
mentarisch 100,000  rhein.  Gulden  als  Fideicommiss.  Dasselbe  besteht 
jetzt  in  der  Herrschaft  Wilimow  im  czaslauer  Kreise,  und  dem  Besitzer 
steht  auch  der  Genuss  von  einem  gräflich  v.  Schönfeldsehen  Geld-Fidei- 
commiss  zu   112,000   Gulden  zu. 

Die  genealogischen  Verhältnisse  der  Familie  sind  weder  in  Bezug 
auf  das  vorige  Jahrhundert,  in  welchem  Gauhe  nur  den  Grafen  Johann 
Wenzel,  1736  k.  k.  Kämmerer,  aufführt,  noch  auf  das  jetzige  genau 
bekannt:  eine  Lücke,  welche  die  Familie,  bei  der  Berühmtheit  derselben, 
ausfüllen  möchte. 

Der  jetzige  Herr  der  Fideicommiss -Herrschaft  Wilimow  etc.  ist 
Graf  JOSEPH  del  Caretto,  Graf  v.  Millesimo,  Marquis  v.  Savona  — 
Sohn  des  Grafen  Joseph  aus  der  Ehe  mit  Maria  Anna  Freiin  Wiplar 
v.  Uschütz  —  geb.  28.  Jan.  1788,  verm.  in  erster  Ehe  24.  Sept.  1809 
mit  Carolina  Gräfin  v.  Sandrelzky  v.  Sandraschütz,  gest.  26.  Nov.  1810, 
und    in    zweiter  24.  April   1813    mit  Theresia  v.   Royss,    gest.    18.  Juli 


1 20 


GRAFEN  V.  MIRBACH. 


1852.  Die  Schwester  desselhen:  Gräfin  Carolina,  geb.  26.  Febr.  1787, 
vermählte  sich  3.  Juli  1808  mit  Franz  de  Paula  Freiherr  v.  Karg- 
Bebenburg  zu  Kirchschielten,  k.  k.  Landrath  zu  Prag. 


4m 


Grafen  v.  Mirbach. 


•ßatholifrh. 


©efierrrid). 


Besitz  der  Linie  Mirbach  -  Kosmanos:  die  Allodial -Herrschaft  Kosmanos  in  Böhmen.  — 
Besitz  der  Linie  Mirbach  -Harff:  i:i  der  Rheinprovinz  die  Ritlergüter  Fürth,  Boch- 
holz,  Grafen,  Vorst  und  Ingenfeld  ;  Harff,  Gudenau,  Enzenburg;  Honsdorl  und 
Neuerburir. 


Wappen  der  Linie  Mirbach  -  Kosmanos :  im  schwarzen  Schilde  ein  zehn- 
endiges,  mit  der  Wurzel  ausgerissenes,  silbernes  Hirschgeweih.  Ueber  der  Grafen- 
krone erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm ,  auf  welchem  sich  das  Hirschgeweih  des 
Schildes  wiederholt.  Die  Helmdecken  sind  schwarz  und  silbern,  und  den  Schild 
halten  zwei  auswärtsschende  Löwen  von  natürlicher  Farbe.  Das  adelige  Wappen, 
so  wie  das  freiherrliche,  zeigen  bisweilen  ein  achtendiges  Hirschgeweih. 

Wappen  der  Linie  Mirbach-Harff :  quadrirter  Schild;  1  und  4  in  Schwarz 
ein  silbernes  Hirschgeweih  von  zehn  Enden  (Mirbach);  2  und  3  in  Silber  fünf 
(1,  3,  l)  schwarze  Ringe;  auf  jedem  äusseren  Ringe  der  zweiten  Reihe  steht  ein- 
wärtsgekchrt  ein  schwarzer  Rabe  (Vorst).  Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich 
zwei  gekrönte  Helme ;  der  rechte,  welcher  nach  einigen  Angaben  mit  einem  schwarz- 
silbernen Wulste  bedeckt  sein  sollte,  trägt  das  Hirschgeweih  des  1.  und  4.  Feldes 
(Mirbachscher  Helm),  und  der  linke  einen  rechtssehenden  schwarzen  Raben  zwischen 
einem   offenen    schwarzen  Adlersfluge.     Die   Helmdecken  sind  schwarz  und  silbern. 

Die  Grafen  v.  Mirbach  stammen  aus  einem  sehr  alten  rheinischen 
Rittergeschlecht,  dessen  gleichnamiger  Stammsitz  ein  Dorf  an  der  Eiflel 
ist.  Theodorich  v.  Meirbach,  Ritler,  kommt  1290  mit  seiner  Frau, 
Judith,  und  seinem  Bruder,  Johann,  vor.  Henrich  war  1360  Bundes- 
genosse der  Herren  v.  Sleiden  gegen  die  Blankenheimer,  Wilhelm  besass 
1398  die  Burg  Dreiborn  als  Pfand  etc.  —  Mit  dem  deutschen  Ritter- 
orden   wendeten    sich    mehrere    Glieder   der    Familie    nach  den  östlichen 


GRAFEN  V.  MIRBACH.  121 

Ländern,  kamen  so  nach  Kurland,  Liefland  und  Preussen  und  machten 
sich  durch  Grundbesitz  ansässig.  In  Kurland  und  Preussen  blüht  die 
Familie  noch:  in  den  Matrikeln  des  liefländischen  Adels  von  1742,  45 
und  47  findet  sich  dieselbe  nicht.  Die  Niederlassung  in  Böhmen,  und 
zwar  aus  Sachsen,  erfolgte  erst  in  der  zweiten  Hälfte  des  vorigen  Jahr- 
hunderts. Gegen  die  Mitte  desselben  soll  der  Reichsfreiherrenstand  in 
der  Person  des  aus  der  rheinischen  Hauptlinie  stammenden  Wilhelm 
Ludwig  Joseph  in  die  Familie  gekommen  sein. 

Die  Grafenwürde  erhielt  das  Geschlecht  durch  zwei  Erhebungen. 

Zuerst  wurde  der  aus  der  kurländischen  Linie  stammende  böhmische 
Gutsbesitzer  und  ehemalige  kursächsische  Capitain  Friedrich  Gotthard 
v.  Mirbach,  gest.  1827,  welcher  1786  Reichsritter  geworden  war,  vom 
Kaiser  Leopold  II.  19.  Aug.  1791  in  den  Grafenstand  erhoben.  Aus 
der  Ehe  desselben  mit  Barbara  v.  Holly,  geb.  23.  Nov.  1774,  verm. 
1805,  stammt  das  jetzige  Haupt  der  gräflichen  Linie,  welche  als  Mirbach- 
Kosmanos  aufgeführt  wird:   Graf  Gotthard. 

In  Folge  der  zweiten  Erhebung  erlangte  aus  der  rheinischen  Haupt- 
linie Johann  Wilhelm  Joseph,  Rilterhauptmann  der  Genossenschaft  des 
rheinischen  ritterbürtigen  Adels,  k.  preuss.  Major  a.  D.,  vom  König 
Friedrich  Wilhelm  IV.  15.  Oct.  1840  den  preussischen  Grafensland  nach 
dem  Rechte  der  Erstgeburt.  Graf  Johann  Wilhelm  Joseph,  verm.  1819 
mit  Anloinette  Gräfin  v.  Wolfl'-Melternich .  starb  23.  Dec.  1849  ohne 
Nachkommen,  nachdem  er  den  Sohn  seiner  Schwester  Oltilia,  verm.  mit 
Maximilian  Friedrich  Freiherrn  v.  Vorst-Lombeck-Gudenau :  Richard  Joseph 
Hubert  Freiherrn  v.  Vorst-Lombeck-Gudenau  zu  seinem  Universal-  und 
Fideicommiss-Erben  erwählt  hatte.  Letzterer  nahm  in  Folge  fideicom- 
missarischer  Bestimmung  mit  königlicher  Genehmigung  31.  Mai  1850 
statt  seines  bisherigen  Namens  Wappen  und  Titel  eines  Grafen  v.  Mirbach- 
Harff  an,  und  so  entstand  die  gräfliche  Linie :  Mirbach-Harff.  Die  Frei- 
herren v.  Vorst-Lombeck-Gudenau  stammen  nach  Fahne  aus  einem 
ursprünglich  brabantischen  Geschlechte.  Das  Gut  desselben  Lombeck 
liegt  bei  Löwen,  in  welcher  Stadt  Glieder  der  Familie  oft  das  Schöffen- 
amt  bekleideten.  Später  verbreitete  sich  das  Geschlecht  nach  Oesterreich, 
und  seit  1600  hat  Robens  die  Abstammung  gegeben.  Der  alte  Adel 
wurde  für  Engelbert  v.  d.  Vorst  vom  König  Ferdinand  I.,  Speyer  9.  April 
1529,  bestätigt,  und  das  Diplom  als  Freiherr  v.  Lombeck  erhielt 
Philipp  v.  d.  Vorst  zu  Lombeck  vom  König  Philipp  II.  von  Spanien 
19.  Dec.  1663.  —  Die  Abstammung  der  Mutter  und  des  Erblassers  des 
jetzigen  Hauptes  der  Linie  Mirbach  -  Harff  ergiebt  nachstehende  Ahnen- 
tafel :  Joha»   v.  Mirbach,  verm.  mit  Wilhelmine  v.  Schilling  zu  Güstorf. 

—  Joha»  Wilhelm,  verm.  mit  Anna  Barbara  v.  Harff,  Erbin  zu  Harff. 

—  Joha»-  Adolph  Werner,  lebte  um  1695,  verm.  mit  Elisabeth  v.  Hoch- 
kirchen. —  Carl  Adolph  Joseph,  aufgeschworen  1714,  verm.  mit  Gabriela 
Godefrida  Felicitas  v.  Schaesberg.  —  Wilhelm  Ludwig  Joseph,  aufge- 
schworen 1742,  verm.  mit  Maria  Margaretha  v.  Buchholz.  —  Gerhard 
Joseph  Wilhelm  zu   Harff,  verm.  mit  Auguste  Gräfin  v.  Velbrück-Lanquit. 

—  Ottilia  und  Johann  Wilhelm  Joseph. 


122 


GRAFEN  MITTROWSKY  V.  NEMYSL. 


Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  gehören  hierher : 
Linie  Mirbach-Kosmanos:  Graf  GOTTHARD,  —  Sohn  des 
Grafen  Friedrich  Gotthard  —  geh.  26.  Juli  1806,  verm.,  zuerst  5.  Mai 
1828,  mit  Mathilde  Friederike  Grafin  v.  Pachta-Rayhofen,  geb.  13.  Jan. 
1812,  gest.  23.  Mai  1831,  später,  24.  Mai  1834,  mit  der  Schwester 
derselben,  Aloyse  Gräfin  v.  Pachta-Rayhofen,  geb.  6.  Juni  1808,  gest. 
19.  Nov.  1845,  und  in  dritter  Ehe,  20.  Nov.  1849,  mit  Josephine 
Freiin  v.  St.  Vincent-Montalin,  geb.  21.  Juni  1805.  —  Aus  erster  Ehe 
stammt  Graf  Friedrich,  geb.  6.  Febr.  1832,  k.  k.  Lieutenant,  aus  zweiter 
Ehe  aber  sind  drei  Söhne  entsprossen,  die  Grafen:  Arthur,  geb.  15.  März 
1838,  Hugo,  geb.  21.  Sept.  1840,  und  Gotthard,  geb.  28.  Juli  1845. 
Linie  Mirbach-Harff:  RICHARD  Joseph  Hubert  Graf  v.  Mirbach- 
HarlT,  —  Sohn  des  Freiherrn  Maximilian  v.  Vorst  Gudenau,  Herrn  zu 
Ziadlowitz  in  Mähren,  k.  k.  Kämmerers,  aus  der  Ehe  mit  Ottilie  Freiin 
v.  Mirbach  zu  HarfF  —  geb.  24.  Aug.  1810,  k.  preuss.  Regicrungs- 
Rath,  verm.  21.  Nov.  1840  mit  Julie  Gräfin  v.  Hoyos-Sprinzenstcin, 
geb.  7.  Juli  1816.  Aus  dieser  Ehe  stammen  zwei  Söhne,  die  Grafen: 
Johann  Wilhelm,  geb.    11.  Febr.  1842,   und  Ernst,  geb.   17.  März  1845. 


Grafen  Mittrowsky  v.  Xemysl. 

$atholtfdj.  ©ejUrrnd). 

Besitz:  die  Herrschaften  Pernstein,  Bystritz  und  Rozinka  in  Mähren;  die  Herrschaft  Szarväs 
in  Ungarn;  die  Herrschaft  Gross  -  Herrlitz  im  österr.  Schlesien. 


"Wappen:  im  rothen  Schilde  ein  silberner  Pfahl.  Ueber  der  Grafenkrone 
erbeben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Ans  dem  rechten  Helme  wächst  einwärtssehend 
ein  Löwe  von  natürlicher  Farbe  auf,  welcher  in  der  linken  Vorderpranke  ein  Schwert 
emporhält.  Auf  dein  mittleren  Helme  ( zum  Stammwappen  gehörig )  stehen  zwei 
von  Silber  und  Roth  quer  getheilte  ßiiffelshörner  von  gewechselten  Tincturen, 
\\<lcbc  an  der  Mündung  mit  einer  und  an  der  Aussenseite  mit  fünf  Pfeilspitzen 
von  gewechselten  Tincturen  besetzt  sind.    Aus  dem  linken  Helme  wächst  einwärts- 


GRAFEN   M1TTR0WSKY   V.   M.MVSL.  123 

sehmd  ein  Tiger  von  natürlicher  Farbe  auf,  weh  Ihm  in  der  rechten  Tatze  aufrecht 
ein  Schwert  hält.  Die  HelmdeekeQ  sind  roll)  und  silbern  und  den  Schild  halten 
zwei  auswärtssehende  grimmige  Löwen.  —  In  den  Supplementen  zum  Siebmacber 
(VIII.  21.)  zeigt  das  Wappen  der  Herren  v.  Mitliowsky  v.  Nemischl  im  silbernen 
Felde  einen  rothen  Pfahl,  und  die  auf  dem  Helme  stehenden  Hi'iffclshörner  sind  von 
Ruth  und  Silber  quer  getheilt  mit  gewechselten  Tincturen,  und  mit  sechs  Straussen- 
federn  ebenfalls  von  gewechselten  Tincturen  beateckt.  —  Die  auf  neueren  Abbil- 
dungen vorkommende  Thcilung  übereck  von  Silber  und  Blau  ist  unrichtig. 

Uraltes,  ursprünglich  böhmisches  Geschlecht,  welches,  nach  Angabe 
bewahrter  böhmischer  Geschichtsschreiber,  urkundlich  bis  zum  Anfange 
des  13.  Jahrhunderts  zurückzuführen  ist.  Als  Stammhäuser  werden 
Mitrowitz  im  sonstigen  wlalischen  Kreise  und  Nemischl  hei  Bechin  im 
Taborer  Kreise  angegeben  und  Baibin  theilt  eine  Stammtafel  der  Familie 
mit.  Eine  Verwandtschaft  mit  den  Grafen  Wratislaw  v.  Mitrowitz  findet 
nicht  Statt,  der  Beiname  letzterer  kommt  von  einem  Schlosse  Mitrowitz, 
welches  dieses  Geschlecht  in  Croatien  erbaute,  her.  —  Aus  Böhmen 
wandte  sich  die  Familie  nach  Mähren  und  später  auch  nach  Schlesien. 
Paprocius  führt  an,  dass  in  Mähren  schon  1470  die  Mittrowsker  bei 
den  Einfällen  der  Ungarn  sich  sehr  ritterlich  benommen  hätten,  und  Wenzel 
Mitliowsky  v.  Nemischl  war  1593  Assessor  des  mährischen  Landgerichts 
im  Olmützer  Kreise.  In  Schlesien  war  nach  Sinapius  bereits  1593  die 
Familie  im  Troppauischen  begütert,  und  in  diese  Linie  kam  26.  Mai 
1705  in  der  Person  des  Ernst  Matthias  der  Freiherrenstand  und  später 
auch  die  Grafenwürde.  Es  wurden  nämlich,  nach  Megerle  v.  Mühlfeld, 
nachdem  Freiherr  Joseph,  k.  k.  Oberstwachtmeister,  1767  Graf  geworden 
war,  1769  Freiherr  Maximilian  Joseph,  Feldmarschall  und  Commandirender 
im  Banat,  mit  seinem  Bruder  Johann  Baptist  —  nach  der  weiter  unten 
folgenden  zuverlässigen  Ahnentafel  der  Sohn  des  Freiherrn  Ernst  Matthias 

—  k.  k.  Kämmerer,  Landrechtsbcisilzer  und  Gubernialralh  in  Mähren, 
in  den   erbländisch-Österr.   Grafenstand   erhoben. 

Die  Familie  theilt  sich  jetzt  in  eine  ältere  und  in  eine  jüngere 
Linie.  Die  ältere  stammt  nach  obigen  Angaben  wohl  vom  Grafen  Maxi- 
milian Joseph,  die  jüngere  jedenfalls  vom  Grafen  Johann  Baptista,  und 
die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  dieser  Linie  ergiebt  nachstehende 
Ahnentafel:  Peter  Mitrovsky  v.  Nemischl;  Gemahlin:  Eva  Freiin  v.  La- 
iisch und  Ellguth.  —  Carl;  Gemahlin:  Helena  Freiin  v.  Lobek  und 
Kornitz.  —  Ernst  Matthias,  Freiherr;  Gemahlin:  Maria  Theresia  Freiin 
v.  Lehotsky.  —  Johann  Baptist,  Graf;  Gemahlin:  Josepha  Gräfin  v.  Pergen. 

—  Anton  Friedrich  (I. ),  geb.  20.  Mai  1770,  gest.  1.  Sept.  1842, 
k.  k.  oberster  Hofcanzler;  Gemahlin:  Leopoldine  Gräfin  v.  Klebelsberg, 
geb.  13.  Oct.  1773,  verm.  27.  Juli  1797,  gest.  16.  Sept.  1831.  — 
Anton  Friedrich  (IL),  jetziges  Haupt  der  jüngeren  Linie. 

In  der  Ahnentafel  der  älteren  Linie  folgen  auf  den  Freiherrn  Ernst 
Matthias  nachstehende  Glieder:  Graf  Maximilian  Joseph,  k.  k.  Feldmar- 
schall. —  Johann  Nepomuk;  Gemahlin:  Antonia  Gräfin  v.  Zierolin.  — 
Wilhelm,  jetziges  Haupt  der  älteren  Linie. 

Von  den  jetzigen   Gliedern  der  Familie  sind  hier  zu  erwähnen : 

Aeltere  Linie:    Graf  WILHELM ,    —    Sohn    des  Grafen  Johann 


124 


GRAFEN  V.  MOLTKE. 


Ncpomuk  —  geb.  16.  Mai  1789,  Herr  der  Herrschaft  Pernstein,  Bystritz 
und  Rozinka  in  Mähren,  verui.  4.  Juli  1813  mit  Josephine  Freiin 
v.  SchröH'l-  Mannsberg,  gest.  5.  Oct.  1834.  Der  Sohn  aus  dieser  Ehe 
ist  Graf  Wladimir,  geb.  17.  Juni  1814,  Herr  der  Herrschaft  Szarväs 
in  Ungarn,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A. ,  verm.  in  erster  Ehe 
9.  Oct.  1844  mit  Anlonia  Josepha  Luise  Gräfin  v.  Dietrichstein-Proskau, 
geb.  11.  Febr.  1821,  gest.  3.  Dec.  1847,  und  in  zweiter  Ehe,  11.  Mai 
1850,  mit  Julie  Gräfin  v.  Salis-Zizers.  Aus  erster  Ehe  stammen  zwei 
Söhne,  die  Grafen:  Franz  Alphons  Wilhelm  Wladimir,  geb.  30.  Sept. 
1845,  und  Ernst,  geb.   12.  April    1847. 

Jüngere  Linie:  Graf  ANTON  Friedrich  —  Sohn  des  Grafen 
Anton  Friedrich  (I.)  —  geb.  16.  April  1801,  Herr  der  Herrschaft 
Gross -Herrlitz  im  österr.  Schlesien,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und 
Präsident  des  Oberlandesgerichts  im  Königreich  Böhmen,  verm.  in  erster 
Ehe  19.  Sept.  1833  mit  Adelheid  Gräfin  v.  Clam-Gallas,  gest.  8.  Febr. 
1836,  in  zweiter  mit  Therese  Gräfin  v.  Wrbna ,  geb.  1.  April  1812. 
Aus  zweiter  Ehe  stammt  Graf  Anton  Friedrich,  geb.  14.  Juni  1840. 
—  Der  Bruder  des  jetzigen  Hauptes  dieser  Linie  ist:  Graf  Joseph,  geb. 
14.  Juni   1802,  k.  k.  Kämmerer,   Geh.  Rath,   Generalmajor  etc. 


<&oangeüfd). 


Grafen  v.  Moltke. 

Dänemark,  ÜÄehlenburg,  $)reitßen. 


Besitz  der  alleren  Linie:  die  Herrschaft  Kehle  und  Lemnitz  im  Grossherzogthum  Posen.  — 
Besitz  der  jüngeren  Linie:  die  Rittergüter  Nülschau;  Grünholz;  die  Grafschaft  lire- 
gentved;  Mollkenhurg;  Aagaard  etc. 


"Wappen  der  älteren  Linie:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  gekrönten 
goldenen  Mittelscbilde  drei  (2  und  l)  rechtssehende  schwarze  Hasel-  oder  Birk- 
hühner (Stammwappen).     1  und  4  in  Roth  ein  gehogencr,  rechtsgekehrter,  silbern 


GRAFEN  V.  MOLTKE.  125 

geharnischter  Arm  mit  einer  schwarzen  brennenden  Fackel  in  der  Hand.  2  und  3 
in  Schwan  ein  rechtsgekehrter  silberner  Schwan  mit  aufgeschwungenen  Flügeln. 
Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt 
einwärtsgekehrt  den  Schwan  des  2.  und  3.  Feldes ;  auf  dem  mittleren  Helme  stehen 
nebeneinander  sieben  güldene  Schäfte,  aus  welchen  eben  so  viele  Pfauenfedern 
hervorkommen  (Helm  des  Stammwappens),  und  auf  dem  linken  Helme  ruht  der 
Arm  mit  der  Fackel  des  1.  und  4.  Feldes.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind 
silbern  und  schwarz,  die  des  mittleren  golden  und  schwarz,  und  die  des  linken 
silbern  und  roth,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende  Greife. 

Wappen  der  jüngeren  Linie:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  ge- 
krönten goldenen  Mittelschild  drei  (2  und  1)  rechtssehende  schwarze  Hasel-  oder 
Birkhühner.  1  und  4  in  Blau  drei  (2  und  1)  silberne  6  eckige  Sterne;  2  und  3 
in  Roth  ein  rechtsgekehrter,  gekrönter,  goldener  Löwe,  welcher  in  beiden  Vorder- 
pranken eine  rothe,  von  einem  silbernen  Kreuze  durchzogene  Fahne  (Danebrogfahne) 
an  einem  goldenen  Stocke  hält.  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  drei  gekrönte 
Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  den  Löwen  mit  der  Fahne  des  2.  und  3.  Feldes 
und  zwar  ebenfalls  rechtssehend ;  auf  dem  mittleren  Helme  stehen  nebeneinander 
sieben  goldene  Scepter,  von  denen  jeder  mit  einer  Pfauenfeder  besteckt  ist,  und 
aus  dem  linken  Helme  wächst  ein  mit  Laub  umgürteter,  wilder,  vorwärtssehender 
Mann  empor,  welcher  mit  der  Rechten  eine  Keule  über  die  Schulter  legt, 
die  Linke  aber  in  die  Seite  stemmt.  Den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende, 
silbern  bewehrte,  schwarze  Adler.  —  Den  Schild  des  Stammwappens  tingirt  das 
Dänische  Wappenbuch,  wie  angegeben,  golden.  Nach  v.  Behr,  v.  Meding  und  dem 
MeklenburgischenWappenbuche  ist  der  Schild  silbern.  Nach  mehreren  Lackabdrücken 
wichst  im  Wappen  der  jüngeren  Linie  der  Löwe  mit  der  Fahne  aus  dem  rechten 
Helme  empor. 

Eins  der  ältesten  und  vornehmsten  meklenburgischen  Geschlechter, 
welches  von  Angelus,  Enzelt  und  anderen  märkischen  Geschichtsschreibern 
zu  denjenigen  Familien  gerechnet  wird,  mit  welchen  Kaiser  Heinrich  I. 
926  Stendal  besetzte,  worauf  das  Geschlecht  sich  in  Meklenburg  und 
Pommern  ansässig  machte.  Im  14.  Jahrhundert  kamen  Glieder  der 
Familie  aus  Meklenburg  nach  Schweden  und  Dänemark  und  gelangten 
in  beiden  Ländern  zu  hohen  Ehren.  Aus  der  schwedischen  Linie, 
welche  der  mit  Herzog  Albrecht  von  Meklenburg  1363  nach  Schweden 
gekommene  Hennig  Mollke,  später  schwedischer  Reichsrath,  stiftete,  und 
welche  mit  dem  Reichsrathe  Niclas  später  erlosch,  stammte  Marga- 
retha,  Tochter  Johanns  v.  Mollke,  welche  sich  um  das  Jahr  1412 
mit  Christiern  Nils  Wasa  vermählte  und  dadurch  eine  Ahnfrau  Gustav 
Wasas ,  seit  1523  Königs  von  Schweden,  wurde.  Ausser  dieser  Linie 
sind  aber  auch  spätere  andere  Familienglieder  nach  Schweden  gekommen. 
Im  Laufe  der  Zeit  breitete  der  Meklenburgische  Stamm  sich  immer 
weiter  aus,  erlangte  sehr  bedeutenden  Grundbesitz,  erwarb  das  Land- 
marschallamt im  Herzogthum  Güstrow  und  verzweigte  sich  später  in 
mehrere  andere  Länder,  namentlich  in  Oesterreich,  Bayern,  Württemberg 
und  Preussen. 

Der  Grafenstand  ist  durch  zwei  Erhebungen  in  die  Familie  gekommen. 
Zuerst  wurde  nämlich  Adam  Gottlob,  k.  dän.  Staats-  und  Premierminister, 
vom  König  Friedrich  V.  31.  März  1750  in  den  dän.  Lehnsgrafenstand 
erhoben  und  mit  der  Grafschaft  Bregentved  belehnt.  Derselbe,  mit  dem 
Könige  Friedrich  V.  aufgewachsen  und  dessen  vertrauter  Freund,  erwarb 
sich  durch  Festigkeit  im  gottorpischen  Erbfolgestreit  und  durch  Belebung 


126  GRAFEN  V.  MOLTKR. 

der  Künste  und  Wissenschaften  grosse  Verdienste,  und  der  Sohn  desselben, 
Gotsche  Joachim,  hat  als  Staats-  und  Finanzminister  dem  Königreich 
Dänemark  die  grössten  Dienste  geleistet  und  testamentarisch  üher  eine 
halbe  Million  für  verschiedene  öffentliche  Interessen  bestimmt.  —  Die 
zweite  Erhebung ,  und  zwar  in  den  Reichsgrafenstand  durch  Kaiserin 
Maria  Theresia  und  den  Mitregenten  Joseph  IL,  gelangte  19.  Ocl.  1776 
in  der  Person  Friedrich  Detlevs  in  die  Familie,  welcher  sich  1777  mit 
der  verw.  Herzogin  zu  Holstein -Beck,  geb.  Gräfin  zu  Dohna-Leistenau, 
vermählte. 

Die  Grafen  v.  Moltke  scheiden  sich  jetzt  in  zwei  Linien,  in  die 
ältere  und  in  die  jüngere.  Die  ältere  reichsgräfliche  Linie  stammt 
von  dem  Grafen  Friedrich  Detlev,  und  zwar  aus  der  württembergischen 
Linie,  da  schon  der  Grossvater  desselben,  Johann  Christoph,  Herr  auf 
Schmorsow  und  Bülow,  geb.  1688,  gest.  1740,  verm.  mit  einer  Freiin 
Schertel  v.  Burtenbach,  als  Oberstlieutenant  in  herzogl.  württemb.  Dien- 
sten stand.  Graf  Friedrich  Detlev,  geb.  28.  Aug.  1750,  gest.  2.  Sept. 
1825,  Herr  auf  Walde,  Casdorf,  Zwindorf,  Schorsow,  Walkendorf, 
Friedrichshof  und  Dorolheenwalden,  k.  preuss.  Oberjägermeister,  verm. 
sich  in  erster  Ehe,  21.  Mai  1777,  mit  Friederike  Charlotte  Antonie 
Gräfin  zu  Dohna-Leistenau,  verw.  Herzogin  zu  Holstein -Beck,  geb. 
3.  Juli  1758,  gest.  21.  April  1786,  und  in  zweiter  1787  mit  Charlotte 
Eleonore  v.  Pritlwitz,  geb.  1764,  der  Tochter  des  berühmten  k.  preuss. 
General-Lieutenants  Johann  Bernhard  v.  Prittwitz.  Aus  dieser  zweiten 
Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt  der  Linie,  Graf  Friedrich  Carl  Ludwig. 
—  Die  jüngere  Linie  stammt  von  dem  obengenannten  Grafen  Adam 
Gottlob  ab,  welcher  1750  in  den  dänischen  Grafenstand  erhoben  wurde. 
Diese  Linie  hat  sich  sehr  ausgebreitet,  und  es  dürfte  schwer  sein,  die 
genealogischen  Verhältnisse  der  jetzigen  Glieder  dieser  Linie  zu  über- 
sehen, wenn  man  sich  nicht  an  Nachstehendes  hallen  wollte.  Vom 
Grafen  Adam  Gottlob  sind  sieben  Söhne  bekannt,  die  Grafen  Christian 
Friedrich,  Ludwig  Friedrich,  Joachim  Gotsche,  Adam  Ferdinand,  Gebhard, 
Otto  Joachim  und  Carl  Emil.  —  Christian  Friedrich,  (von  den  Brü- 
dern desselben  wird  weiter  unten  die  Rede  sein)  geb.  1736,  gest. 
1771,  k.  dän.  Geh.  Conferenz-Rath,  Oberhofmarschall  etc.,  hinterliess 
vier  Söhne,  die  Grafen  Adam  Gottlob  Detlev,  Joachim  Detlev,  Ferdinand 
und  Magnus. —  Graf  Adam  Gottlob  Detlev,  geb.  15.  Jan.  1765,  gest. 
17.  Juni  1843,  Herr  auf  Noer  und  Nütschau,  verm.  sich  in  erster 
Ehe  mit  Auguste  v.  Wiebel ,  in  zweiter  mit  der  Schwester  derselben, 
Maria  Christiana  v.  Wiebel,  gest.  1808,  und  in  dritter  Ehe  mit  Carolina 
Klüver.     Aus  erster  Ehe  stammt  Graf  Carl  (s.  unten). 

Von  dem  jetzigen  Bestände  der  Glieder  der  beiden  gräflichen  Linien 
gehören  hierher: 

Aeltere  Linie:  Graf  Friedrich  CARL  Ludwig  —  Sohn  des 
Grafen  Friedrich  Detlev  aus  zweiler  Ehe  —  geb.  5.  Mai  1798,  Herr 
der  Herrschaft  Behle  und  Lemnitz  im  Grossherzogthum  Posen,  grossh. 
meklenb.  strelitzer  Oberstallmeister,  verm.  in  erster  Ehe,  1.  März  1826, 
mit  Adelaide    Bertha  v.  Wulffen,    geb.   15.  Aug.   1806,    gest.  24.  Mai 


GRAFEN  V.   MOLTKR.  127 

1833,  und  in  zweiter,  2.  April  1834,  mit  Maria  Eugenie  v.  Roeder,  geb. 
3.  Juli  1810.  Aus  erster  Ehe  stammt  Graf  Frikdrich  Georg  Carl  Felix 
Wilhelm,  geb.  22.  Sept«  183.1««  WS  zweiler:  Graf  Waldemar  Friedrich 
Carl  Detlev,  geb.    16.   Sept.    IS 4  2. 

Vom  Grafen  Werner  Jaspar  Andreas  —  nach  den  über  diese  Familien 
so  genauen  Angaben  des  Geneal.  Taschenbuches  der  gräfl.  Häuser,  dem 
Bruder  des  Vaters  des  Grafen  Friedrich  Carl  Ludwig ,  also  dem  Bruder 
des  Grafen  Friedrich  Detlev  —  gest.  15.  Aug.  1838,  k.  dän.  Geh. 
Consistorial-Rathe  und  Präsidenten  der  Stadt  Copenhagen,  stammt  Graf 
Ehrenreich  Christoph  Ludwig,  geb.  1790,  dän.  Lehnsgraf,  k.  dän.  Kam- 
merherr, Geh.  Conferenz-Rath,  Gesandter  am  k.  franz.  Hofe,  verm.  1819 
mit  Friederike  Wilhelmine  Reinholdine  v.  Bardenfleth ,  geb.  18.  April 
1800.  Gehört  Letzterer  wirklich  in  die  ältere  Linie,  wie  am  angegebenen 
Orte  seit  1844  zu  finden  ist,  so  würde  auch  in  diese  Linie  der  dän. 
Lehnsgrafenstand   gehören. 

Jüngere  Linie:  Graf  CARL  —  Sohn  des  Grafen  Adam  Gottlob 
Detlev  aus  erster  Ehe  —  geb.  15.  Nov.  1800,  Herr  auf  Nütschau,  k. 
dän.  Kammerherr,  Gel).  Conferenz-Rath  und  gew.  Geh.  Staatsminister, 
verm.  mit  Malwina  Anna  Simons,  aus  welcher  Ehe  Graf  Adam  Heinrich, 
k.  k.  Oberlieulenant,  stammt.  Der  Stiefbruder  des  Grafen  Carl,  aus 
des  Vaters  zweiter  Ehe,  ist  Graf  Magnus  Theodor,  geb  9.  März  1806, 
Erbherr  auf  Grünholz,  Verbitter  des  adeligen  Klosters  zu  Itzehoe,  verm. 
mit  Friederike  Antonie  Sophie  Gräfin  v.  Wedel -Jarlsberg,  aus  welcher 
Ehe  zwei  Söhne  entsprossen  sind ,  die  Grafen :  Adam  Magnus  Hermann, 
geb.  30.  Juli  1838,  und  Carl  Ferdinand  Ludwig,  geb.  19.  Oct.  1843. 
—  Der  Stiefbruder  des  Grafen  Carl,  aus  des  Vaters  dritter  Ehe,  ist 
Graf  Friedrich  Adamson,  geb.  1815,  Amtmann  zu  Lauenburg,  verm. 
16.  März  1S49  mit  Fanny  Gräfin  v.  Rantzau,  geb.  12.  Juni  1824,  aus 
welcher  Ehe  zwei  Söhne  leben,  die  Grafen :  Adam  Carl  Christian,  geb. 
22.  April  1850,  und  Otto  Ludwig  Magnus  Gerhard,  geb.  13.  Aug.  1851. 

Brüder  des  Grafen  Adam  Gottlob  Detlev  und  deren  Nachkommen. 
Vom  Grafen  Joachim  Detlev,  gest.  1820,  k.  dän.  Kammerherrn  und  Obersten, 
stammen,  aus  der  Ehe  mit  Elline  Catharine  v.  Neergaard,  drei  Söhne: 
Graf  Magnus  Jens  Gotsche,  geb.  1801,  k.  dän.  Rittmeister  a.  D.,  verm. 
mit  Elise  Freiin  v.  Bretton,  aus  welcher  Ehe  Graf  Joachim  Adam  Magnus 
Ferdinand,  geb.  22.  Dec.  1830,  stammt;  Graf  Adam,  geb.  1805,  k. 
dän.  Riltmeisler  a.  D.,  Willwer  von  Mathilde  v.  Nolly,  aus  welcher  Ehe 
Graf  Oscar,  geb.  1828,  entsprossen  ist,  und  Graf  Adolph  Peter,  geb. 
1806,  k.  dän.  Forst-  und  Jagdjunker.  —  Vom  Grafen  Ferdinand,  gest. 
als  k.  dän.  Major,  lebt  aus  der  Ehe  mit  Sophie  Hedwig  v.  Lewetzau : 
Graf  Magnus,  geb.  1809,  —  und  am  Leben  ist  Graf  Magnus,  geb.  1783, 
k.  dän.  Obergerichtsrath ,  Wittwer  von  Juliane  Charlotte  Ulrike  Gräfin 
v.  Brockdorff,  geb.   26.  März   1794. 

Brüder  des  Grafen  Christian  Friedrich  und  Söhne  des  Grafen 
Adam  Gottlob  und  deren  Nachkommen.  Graf  Ludwig  Friedrich,  Dechant 
zu  Lübeck,  gest.  1826,  verm.  mit  Sophie  Agnes  Gräfin  v.  Luckner, 
gest.    19.  März  1847.  —   Vom  Grafen  Joachim  Gotsche,  k.  dän.  Staats- 


1  28  GRAFEN  V.  MOLTKE. 

minister,  gest.  1818,  lebt  Graf  Adam  Wilhelm,  geb.  25.  Aug.  1783, 
Herr  der  Grafschaft  Bregentved  ,  k.  dän.  Ordens -Vicecanzler,  Präsident 
des  Slaatsraths  und  Staatsminister  a.  D.,  verm.  in  erster  Ehe  mit 
Friederike  Luise  Gräfin  v.  Knuth,  gest.  15.  März  1819,  und  in  zweiter, 
22.  Aug.  1823,  mit  Maria  Elisabeth  Gräfin  v.  Knuth,  gest.  im  Januar 
1851;  aus  letzterer  Ehe  stammen  zwei  Söhne,  die  Grafen:  Friedrich 
Georg  Julius,  geb.  27.  Febr.  1825,  k.  dän.  Kammerherr,  verm.  1851 
mit  Caroline  v.  d.  Maase,  und  Christian  Heinrich  Carl,  geb.  13.  Mai 
1833.  —  Von  dem  verstorbenen  k.  dän.  Admiral  Grafen  Adam  Ferdinand 
lebt  Graf  Adam  Gottlob,  geb.  1792,  k.  dän.  Kammerherr  und  Lotto- 
Administrator,  verm.  mit  Friederike  Lund,  welcher  Ehe  die  Grafen  Adam 
Wilhelm  und  Ferdinand  entsprossen  sind.  —  Vom  Grafen  Gerhard 
v.  Mollke-Hvitfeld,  geb.  20.  Febr.  1764,  gest.  im  Dec.  1851,  Herrn 
auf  Moltkenburg  auf  Fühnen,  k.  dän.  Geh.  Conferenz-Rathe,  verm.  in 
erster  Ehe  mit  Bertha  v.  Hvitfeld,  und  in  zweiter  mit  Bertha  v.  Bille- 
Brahe,  lebt  aus  zweiter  Ehe  Graf  Adam  Gottlob,  geb.  10.  Juni  1798, 
k.  dän.  Kammerherr,  verm.  mit  Elise  Gräfin  Rasumofski,  aus  welcher 
Ehe  drei  Söhne  leben,  die  Grafen:  Gebhard  Leo,  Attache"  bei  der  k.  dän. 
Gesandtschaft  in  Brüssel;  Waldemar,  k.  schwed.  Marine -Lieutenant,  und 
Harald.  —  Vom  Grafen  Otto  Joachim,  Herrn  zu  Espegaard,  k.  dän.  Staats- 
minister etc.,  gest.  Anfang  Febr.  1853  im  83.  Jahre,  verm.  zuerst  mit 
Sophie  Caroline  Freiin  v.  Juel,  und  später  mit  Sophie  v.  Düring,  leben 
aus  erster  Ehe  zwei  Söhne:  Graf  Adam  Gottlob,  geb.  31.  Mai  1798, 
k.  dän.  Kammerherr  und  General- Kriegs -Commissair  des  Königreichs 
Dänemark,  verm.  mit  Rosalie  Hennings,  geb.  23.  Mai  1801,  aus  welcher 
Ehe  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen  Otto  Joachim  Wilhelm,  geb. 
9.  Sept.  1828,  k.  k.  Lieutenant,  und  Wilhelm  Emanuel  Johannes,  geb. 
16.  Juli  1830  —  und  Graf  Wilhelm  Matthias,  geb.  1.  März  1801, 
vormals  k.  dän.  Amtmann  zu  Holbeck,  verm.  1837  mit  Thusnelda 
v.  Rheden.  —  Am  Leben  ist  noch  Graf  Carl  Emil,  geb.  7.  Jan.  1773, 
Herr  zu  Aargaard,  k.  dän.  Geh.  Conferenzrath,  seit  1842  Wittwer  von 
Asta  Thusnelda  Gräfin  v.  Münster- Meinhövel,  und  der  Sohn  desselben 
ist  Graf  Ernst,  geb.  2.  Jan.  1822,  Legationssecretair  bei  der  k.  dän. 
Gesandtschaft  zu  Petersburg. 


MtAKKN   V.    MO.NT(.l  J  AS.  1*29 

Grafen  v.  Montgelas. 

Äatholtfd).  öogfrn. 

Besitz:  <lie  Majoraisherrsolinfipn  Bfrglkofen,  AhPirn,  Orzon .  Geratapoinl  und  Laogquari  in 

NiedciLavtiii. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mir  Mittelschild.  Im  silbernen  Mittelschild  drei 
blaue,  nebeneinander  aufrechtstehcnde  bayerische  Wecken,  über  welchen  eine  gol- 
dene Königskrone  schwebt  (bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  erlheilt  zum  Andenken, 
dass  Bayern  die  Künigswürde  unter  dem  Ministerium  des  Grafen  v.  Montgelas 
erhalten  hat).  1  und  4  in  Roth  ein  silberner,  rechtsgekehrter  Drache  mit  aufge- 
schlagenem Slachelschwanze;  2  und  3  in  Blau  drei  (2  und  l)  silberne  Granatäpfel, 
jeder  am  Stiele  mit  zwei  silbernen  Blättern,  lieber  der  Grafenkrone  erheben  sich 
fünf  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  ist  mit  fünf  Straussenfedern,  wechselnd 
blau  und  silbern,  besetzt;  der  zweite  Helm  trägt  den  Drachen  des  1.  und  4.  Feldes 
einwärtsgekehrt ;  der  mittlere  zwei  silberne  Büffelshörncr,  zwischen  welchen  die 
Königskrone  des  Mittelschildes  auf  einem  rothen  Kissen  liegt ;  der  vierte  einen 
doppelt  geschweiften,  einwärtsgekehrten,  goldenen  Löwen,  welcher  in  der  rechten 
Vorderpranke  einen  silbernen  Granatapfel  mit  Stiel  und  Blättern  hält,  und  der  linke 
Helm  einen  die  Sachsen  einwärtskehrenden,  rothen  Adlersflügel.  Den  Schild  halten 
zwei  vorwärtssehende,  goldene,  gelöwte  Leoparden,  und  das  Ganze  umgiebt  ein  rnther, 
mit  Hermelin  gefütterter  Wappenmantel. 

Die  Grafen  von  Montgelas  stammen  aus  einem  alten  Geschlcchte  in 
Savoyen ,  welches  unter  dem  Namen  Garnerin,  Seigneur  de  la  Thuille, 
Baron  de  Montgelas  bekannt  ist.  Franz  Garnerin,  Seigneur  de  la  Thuille, 
war  Staalsrath  und  Parlaments -Präsident  zu  Chanibery,  und  der  Urenkel 
desselben,  Johann  Sigmund  Garnerin,  Freiherr  v.  Montgelas,  geb.  1710, 
liess  sieh  in  Bayern  nieder,  vermählte  sich  1753  mit  Ursula  Gräfin 
v.  Trauner,  und  starb  1707  als  kurbayerischer  Generalmajor  und  Vice- 
Obersl- Silberkämmerer.  Der  Sohn  desselben,  Maximilian  Carl  Joseph 
Franz  de  Paula  Hieronymus,  wurde  vom  Könige  Maximilian  I.  von  Bayern 
7.  Nov.  1809,  als  k.  bayer.  Staats-  und  Conferenzminister  der  äusseren 
und  inneren  Angelegenheiten  und  der  Finanzen,  in  den  Grafenstand 
des  Königreichs  Bayern  erhoben.  Derselbe,  geb.  12.  Sept.  1759,  gest. 
13.  Juni  1838,  erblicher  Reichsrath  des  Königreichs  Bayern  seit  26.  Mai 
n.  9 


130 


GRAFEN  V.  MORAWITZKY. 


1818,  k.  bayer.  Kämmerer,  Slaals-  und  Conferenzminister  etc.,  verm. 
sich  20.  Juni  1803  mit  Ernestine  Gräfin  v.  Arco ,  geb.  5.  Juli  1779, 
gest.  17.  Juni  1820,  und  aus  dieser  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt 
der  Familie  : 

Graf  MAXIMILIAN  Joseph  Philipp  Wilhelm,  geb.  16.  April  1807, 
erblicher  Reichsrath  des  Königreichs  Bayern,  k.  bayer.  Kämmerer  etc., 
verm.,  16.  April  1836,  mit  Elisabeth  Jemima  Watts- Rüssel.  Die  drei 
Söhne  desselben  sind  die  Grafen  Maximilian  Joseph  Ambrosius  Maria, 
geb.  7.  Dec.  1837;  Rudolph  Ernst  Emil  Simeon  Maria  Franz  v.  Sales, 
geb.  18.  Febr.  1843,  und  Hugo  Maximilian  Werner  Maria,  geb. 
1.  Oct.    1844. 

Der  Bruder  des  genannten  Familienhauptes  ist  Graf  Ludwig  Max 
Joseph,  geb.  19.  März  1814,  k.  bayer.  Kämmerer  und  Minister-Resident 
am  k.   hannoverischen  Hofe. 


Grafen  v.  Morawitzky. 

Öatholifd).  öagcrn. 

Besitz:   die  Rittergüter  Mosen  und  Armstorfl". 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelscbild.  Im  silbernen  Mittelschild 
drei  (2  und  1)  rothe  Herzen  ( Stanimwappen).  1  und  4  in  Roth  eine  aufrecht- 
geftelfce,  rechtsgekehrte,  silberne  Streitaxt  ißeili  mit  goldenem  Stiel  (Haus  Topor); 
2  und  3  in  Blau  im  Schildesfusse  eine  goldene  Krone,  aus  welcher  sich  zwei  Gera- 
senhörner  von  natürlicher  Farbe  auswärtsgekehrt  nebeneinander  erheben.  Auf  dem 
Schilde  sieben  fünf,  bis  auf  den  mittleren,  gekrönte  Helme.  Der  rechte  zum 
Stanimwappen  gehörige  Helm  trägt  das  Geweih  eines  Hirsches  von  zehn  Enden 
und  natürlicher  Farbe;  aus  dem  zweiten  wächst  ein  silbernes,  einwärtsgekehltes 
Ross  bis  zum  Unterleibe  empor;  auf  dem  mittleren  Helme  ruht  ein  rother  Fürstenhiit ; 
über  dem  vierten  Helme  liegt  schrägrechts  die  Streitaxt  des  1.  und  4.  Feldes, 
welche  mit  dem  Griffe  die  Aussenseite  der  Krone  des  Helmes  berührt,  und  der 
linke  Helm  trägt  die  Gemsenhörner  des  2.  und  3.  Feldes.  Die  Helmdecken  sind 
rechts  roth  und  silbern,  links  schwarz  und  golden. 

Die  Grafen  v.   Morawitzky   gehören    zu    dem    bekannten    polnischen* 
Geschlechte  Topor    oder    Starza ,    einem    der    zwölf   ältesten    polnischen 
Adelshäuser,   welches   vor  und  nach  König  Sigismund  II.  August,  welcher 


GRAFEN  V.  MORAWITZKY.  131 

bekanntlich  von  1548 — 1572  regierte,  llieils  unter  dem  Namen  Topor 
Starza ,  theils  unter  anderen  Stamm-  und  Gesclilechtsnamen  die  vor- 
nehmsten geistlichen  und  weltlichen  Ehrenämter  bekleidete,  grosse  Güter 
besass,  Klöster  stiftete  und,  ausser  den  Herrschaften  in  Polen,  auch 
bedeutenden  Grundbesitz  in  Böhmen  und  Schlesien  erwarb,  und  sich 
besonders  in  Abstammung  von  Navogius,  Grafen  v.  Preginia,  Palatins  in 
Sandomir,  dem  Erbauer  vonTenezin,  unter  den  Namen  der  Grafen  Tenczinsky, 
Ossolinsky  und  Morawitzky,  mit  Beibehaltung  des  alten  Geschlechtswappens, 
ausbreitete.  Von  der  dritten  der  eben  erwähnten  Linien,  der  Linie  von  Mora- 
witzky,  legten  Zegolha  und  Otto,  beide  Toporen,  da  sie  1271  einen  Bischof 
gefangen  nach  Syradien  führten,  auf  Andringen  der  übrigen  Toporen,  das 
Wappen  des  Hauses  Topor  ab,  nahmen  in  Silber  drei  rothe  Herzen  au  und 
liessen  sich  in  Schlesien  nieder.  Bei  späteren  Standeserhebungen  der  Familie 
ist  aber  das  Wappen  des  Hauses  Topor  wieder  in  das  Wappen  aufge- 
nommen worden.  -  Der  Freiherrenstand  ist  durch  zwei  Erhebungen  in 
die  Familie  gekommen.  Zuerst  erhob  Kaiser  Leopold  I.  den  in  passauischen 
Diensten  stehenden  Oberstlieutenant  und  Landrichter  Johann  Joachim 
Morawilzky  aus  dem  alten  Ritter-  in  den  alten  Herren-  und  Freiherren- 
sland,  und  später,  1708,  wurde  W'olfgang  Heinrich  Morawitzky  v.  Rudnitz 
vom  Kaiser  Joseph  I.  in  den  Freiherrenstand  versetzt.  Das  Grafendiplom 
erhielt  vom  Kaiser  Carl  VII.,  14.  Febr.  1742,  Theodor  Heinrich  Topor 
Freiherr  v.  Morawilzky,  geb.  1680,  k.  bayer.  Kammerherr  und  General- 
Feldmarschall- Lieutenant,  eine  Erhöhung,  welche  vom  Kurfürsten  Max 
Joseph  von  Bayern  19.  März  1757  anerkannt  und  auf  die  morawitz- 
kyschen  jüngeren  Linien,  auf  die  zu  Amberg  und  Gulmain,  ausgedehnt 
wurde.  In  Folge  dieser  Anerkennung  und  Ausdehnung  sind  die  ältere 
und  diese  beiden  jüngeren  Linien,  welche  letztere  von  zwei  Brüdern, 
den  Grafen  Johann  Anselm  Heinrich,  kurf.  Kämmerer  und  Regierungs- 
Ralh  zu  Amberg,  und  Theodor  Benedict  Heinrich,  abstammen,  in  die 
Grafenclasse  der  Adelsmatrikel  des  Königreichs  Bayern,  30.  Mai  1809 
und  29.  Mai  1812,  einverleibt  worden.  Der  Mannesslamm  der  älteren 
Linie  erlosch  1820  mit  Graf  Carl,  k.  bayer.  pens.  Hauptmann,  und  so 
blühen  jetzt   nur  die  beiden  jüngeren  Linien  zu  Amberg  und   Culmain. 

Das  Haupt  der  Linie  zu  Amberg  ist:  MAXIMILIAN  August 
Eduard  Graf  Topor  v.  Morawilzky  und  Rudnitz  —  Sohn  des  Grafen 
Emanuel  Heinrich  Alois,  k.  bayer.  Grenadier- Hauptmanns,  geblieben 
3.  Dec.  1800  bei  Hohenlinden,  aus  der  Ehe  mit  Johanna  Freiin  v.  Weik- 
mann  auf  Kretschcnreulh,  gest.  19.  März  1833  —  geb.  28.  Oct.  1798, 
k.  bayer.  Hauptmann,  verm.  2.  Febr.  1837  mit  Luise  Dorothea  v.  Schiber, 
geb.  24.  Jan.  1804,  aus  welcher  Ehe  zwei  Töchter,  die  Gräfinnen 
Justine  und  Amalia,  leben.  Die  Schwestern  sind :  Anna  verw.  v.  Zentner 
und  Rosamunde  verm.  v.  Ernesti. 

Die  Linie  zu  Culmain  repräsentirt  Graf  Johann  ANTON  Amrrosius, 
—  Sohn  des  Grafen  Johann  Adam  Ferdinand,  geb.  2.  Aug.  1763, 
gestorben  als  kurbayer.  Forstmeister  zu  Culmain  —  geb.  3.  Sept.  1794, 
k.  bayer.  pensionirter  Hauptmann. 

9* 


|32  RBAFEW  V.   MORZIN. 

Grafen  v,  Morzin. 

Ml)oi\fd).  ©efUrretdj. 

Besitz:  die  Herrschaft  Hohenelbe  in  Böhmen. 


Wappen:  quadrirler  Schild  mit  Mittelschild.  Im  goldenen  Mittelschild  ein 
gekrönter  und  golden  bewehrter,  schwarzer,  zweiköpfiger  Adler  (bei  Erhebung  in 
den  Grafenstaud  hinzugekommen).  1  und  4  in  Silber  der  vorwartsgekehrte  Rumpf 
eines  gekrönten  Mohren  mit  goldenen  Ohrringen  und  goldenem  Halskleinod  (Stamm- 
wappen). 2  und  3  in  Roth  eine  silberne,  schwarz  ausgefugte  Mauer  mit  drei 
Zinnen  (Wappenvermehrung  durch  Anselm  Ritter  v.  Mohr).  Den  Schild  decken 
drei  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rechten  Helme  steht  der  Mohrenrumpf  des  1.  und 
4.  Feldes,  zwischen  einem  offenen ,  von  Rlau  und  Silber  quergetheilten  Adlersfluge 
von  gewechselten  Tincturen  <  Helm  des  Stammwappens) ;  der  mittlere  Helm  trägt 
den  Doppeladler  des  Mittelschildes  (zum  Mittelschilde  gehörig),  und  der  linke  zwei 
von  Gold  und  Rlau  quergetheilte  Rüffelshörner  von  gewechselten  Tincturen,  zwischen 
denen  eine  goldene  Lilie  schwebt  ( in  Folge  der  erwähnten  Wappenvermehrung). 
Die  Helmdecken  sind  rechts  blau  und  golden,  links  roth  und  silbern. 

Die  gräflich  Morzin'selie  Familie  stammt  in  directer  Linie  von  dem, 
einem  Hetrurisclien  Königsstamme  entsprossenen,  uraltadeligen  Geschlechte 
der  Equilum  de  Mauro  oder  Ritter  v.  Mohr  ab :  eine  Annahme,  welche  unter 
den  älteren  Schriftstellern  namentlich  Bucelini,  unter  den  späteren  Hübner 
u.  A.  bestätigt  und  durch  Stammreihen  möglichst  bewiesen  haben.  Die 
nachstehenden  Angaben  sind  ausschliesslich  nur  aus  Original -Urkunden 
und  Diplomen,  welche  sich  im  gräflichen  Familienarchive  befinden,  ge- 
schöpft und  somit  authentisch.  Der  erste  näher  Bekannte  des  Geschlechts, 
welcher  später  den  Namen  Morzin  führte,  war  Anselm  Ritter  v.  Mohr, 
welcher,  als  kaiserl.  Commandant  der  Stadt  Gratz  in  Steyermark,  diese 
Stadt  mit  so  ausgezeichneter  Tapferkeit  gegen  den  Angriff'  der  Türken 
unter  Solimari  IL  verlheidigte,  dass  er  zur  Belohnung  seiner  Verdienste 
zum  Oberst-Feldwachtmeisler  ernannt,  und  ihm,  zur  bleibenden  Erinnerung 
an  diese  erfolgreiche  Vertheidigung,  sein  bis  dahin  aus  einem  gekrönten 
Mohren  bestehendes  Wappen  durch  eine  silberne  Mauer  mit  Zinnen 
vermehrt,  und,  mit  Bezug  hierauf,  auch  sein  Name  in  den  Namen  Morzin, 
welchen  er  vom  Jahre    1532  führte,   umgewandelt  wurde. 

Der  Sohn  desselben,  Matthäus  Ritter  v.  Morzin,  wurde  mit  kaiserl.  Di- 
plome vom  18.  Aug.  1562  in  den  erblichen  Reichsritterstand  erhoben,  und  von 


GRAFKN   V.    MORZIff.  133 

dem  Sohne  des  Letzteren:  Caspar  R.  v.  M.,  welcher  sich  mit  Eleonora  Gräfin 
Malacrida  vermählte,  stammte  Blasiis  R.  v.  Morzin,  welcher  im  Friaulschen 
ansässig  und  begütert  war  und  sich  mit  Hieronyma  Allhana  Gräfin  zu  Salwarol 
vermählte.  Aus  dieser  Ehe  hatte  derselbe  vier  Söhne,  Laelius,  Martius, 
Rudolph  und  Paul.  Die  ersten  zwei  wurden  im  spanischen  Kriege  durch 
ihre  Tapferkeit  bekannt  und  blieben  auf  dem  Schlachtfelde.  Die  beiden 
letzleren  zeichneten  sich  gleichfalls  im  30jährigen  Kriege  aus,  wurden 
mit  Diplom  vom  10.  Mai  1632  in  den  erblichen  alten  Reichsfreiherren- 
stand erhoben,  erhielten  mit  Diplom  vom  15.  Oct.  1632  das  Incolat  in 
Böhmen  und  den  hierzu  incorporirten  Ländern,  und  wurden  laut  Diplom 
vom  18.  Aug.  1636  auf  dem  Reichstage  zu  Regensburg  in  den  alten 
Reichsgrafenstand  erhoben.  —  Rudolph,  des  heiligen  röm.  Reichs  Graf 
v.  Morzin,  kais.  w.  Kämmerer,  Hofkriegsrath,  Feldmarschall  und  Obrister 
zu  Ross  und  zu  Fuss,  war  zugleich  auch  kursächsischer  Feldmarschall, 
als  welcher  er  im  Jahre  1638  die  kursächsische  Armee  in  der  Lausitz 
zusammenzog  und  mit  den  kaiserl.  Truppen  vereinigte.  Er  diente  zuerst 
vier  Jahre  unter  König  Sigismund  III.  von  Polen  in  dem  moskowitischen, 
und  hierauf  seit  1618  unter  Kaiser  Ferdinand  II.  in  dem  30jährigen 
Kriege  mit  ausgezeichneter  Tapferkeil  und  Verdienst.  In  der  Schlacht 
bei  Wittstock  wurde  er  durch  einen  Schuss  am  Kopfe  schwer  verwundet 
und  verlor  ein  Auge.  Derselbe  war  vermählt  mit  Sabina  Sylvia  Wrzowzin 
Freiin  v.  Wrzowetz,  verw.  Freiin  v.  Hrzan-Harras,  und  beschloss  sein 
rühm-  und  lhatenreiches  Leben  im  Jahre  1646  zu  Prag  kinderlos. 
Es  folgte  ihm  sonach  sein  Bruder  Paul,  kaiserl.  Kämmerer,  Oberst- 
lieutenant und  Hauptmann  des  bunzlauer  Kreises  in  Böhmen,  Stifter  des  noch 
jetzt  bestehenden  gräfl.  Majorats- Familien -Fideicomniisses,  verm.  23.  Juli 
1640  mit  Maria  Elisabeth,  Tochter  des  Johann  Hrzan  Freiherrn  v.  Harras 
und  der  Sabina  Sylvia  Wrzowzin  Freiin  v.  Wrzowetz,  wrelche  in  zweiler 
Ehe  mit  seinem  Rruder  Rudolph  vermählt  war.  Er  starb  in  Prag  3.  Nov. 
16S9  und  hinlerliess  sechs  Söhne  und  vier  Töchter.  Die  Nachkommen- 
schaft der  beiden  erstgeborenen  Söhne,  Johann  Rudolph  und  Franz  Niclas, 
ist  längst  ausgestorben ,  und  die  gegenwärtig  noch  bestehende  Linie 
stammt  von  dem  dritten  Sohne  Ferdinand  Matthias,  kaiserl.  Kämmerer 
und  königl.  Hauptmanne  des  Pilsner  Kreises  in  Böhmen,  ab.  Dieser  ver- 
mählte sich  16.  Oct.  1692  mit  der  Wiltwe  des  Grafen  Hannibal  Schaum- 
burg, Catharina,  Tochter  des  Johann  Reinhard  Freiherrn  v.  Pfürdt  und 
der  Maria  Gräfin  v.  Sickingen,  und  starb  später  auf  seiner  Herrschaft 
Lukawetz  in  Böhmen,  23.  Mai  1725.  Aus  dieser  Ehe  wurde  ihm  der 
einzige  Sohn,  Ferdinand  Maximilian  Franz,  kaiserl.  Kämmerer,  Geh.  Rath 
und  des  grösseren  Landrechtes  Beisitzer  in  Znaim  in  Mähren,  16.  Dec. 
1693  geboren.  Derselbe  vermählte  sich  22.  Nov.  1714  mit  Anna 
Catharina,  Tochter  des  Franz  Zdenko  Nowohradsky  Grafen  v.  Kollowrat 
und  der  Eleonore  Cäcilie  Gräfin  v.  Jaroschin ,  und  starb  in  Lukawetz 
22.  Oct.  1763.  Von  seinen,  aus  dieser  Ehe  hinterlassenen  vier  Söhnen: 
Carl  Joseph  Franciscus,  Ferdinand  Johann,  Peter  Veit  und  Johann 
Nepomuk,  folgte  ihm  sein  Erstgeborener:  Graf  Carl  Joseph  Franciscus, 
kaiserl.  Kämmerer  und  Geh.  Rath,  geb.   23.  Jan.   1717,  verm.  4.  Febr. 


134  GHAKH  V.  n.  MÜHLEN. 

1749  mit  Wilbelmine,  Tochter  Franz  Wenzels  Freiherrn  v.  Reisky  und 
Duhnitz,  und  der  Aloisia  Gräfin  Lazansky  Freiin  von  Bukowe,  gest.  im 
Jahre  1783.  Ans  dieser  Ehe  wurden  22  Kinder  und  unter  denselben  elf 
Söhne  geboren:  Rudolph,  Ferdinand  Johann,  Franz  Wenzel,  Carl  Boromäus, 
Paul,  Johann,  Joseph,   Anton,  Franz  Xaver,   Vincenz   und  Peter  Procop. 

Im  Majorate  folgte  der  erstgeborene  Sohn:  Graf  Rudolph,  geb. 
23.  Mai  1752,  gest.  7.  Sept.  1817,  k.  k.  Kämmerer  und  Rath  des 
k.  Landrechts  zu  Prag,  Herr  der  Herrschaft  Hohenelbe,  verm.  20.  Oct. 
1797  mit  Josephe  Therese  Gräfin  v.  Hohenwart,  geb.  12.  Oct.  1772, 
gest.  6.  April  1846,  und  von  demselben  stammt  der  jetzige  Besitzer  der 
Herrschaft  Hohenelbe: 

Graf  RUDOLPH,  geb.  13.  März  1801,  k.  k.  Kämmerer,  verm. 
6.  Juli  183t  mit  Philippine  Gräfin  v.  Sweerls-Spork,  geb.  19.  Oct.  1808, 
gest.  21.  Oct.  1834,  aus  welcher  Ehe  eine  Tochter,  Aloisia,  stammt. 
Der  Bruder  desselben  ist:  Graf  Peter,  geb.  1807,  k.  k.  Kämmerer  und 
General-Major,   diensthabender  Kämmerer  des  Erzherzogs  Johann. 

Der  lebende  Bruder  des  Grafen  Rudolph  des  Vaters  ist  Graf  Peter  Procop, 
geb.  1770,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  mit  Maria  Anna  Gräfin  v.  Bercbtoldt, 
gest.  18.  März  1826.  —  Von  einem  verstorbenen  Bruder,  dem  Grafen 
Vincenz,  geb.  1769,  gest.  30.  Oct.  1803,  leben  aus  der  Ehe  mit 
Therese  Gräfin  v.  Kiinigl,  geb.  17.  April  1779,  verm.  24.  Febr.  1801, 
zwei  Söhne:  Graf  Carl,  geb.  21.  März  1802,  k.  k.  Kämmerer,  General- 
Major  etc.,  und  Graf  Vincenz,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst. 


Grafen  v.  d.  Mühlen. 

Äcttljolifd).  Öagern. 

Besitz:   das  Majorat  VVinklnrn,   Frauen-  und  Reichenslcin  und  die  Herrschaft  Bertolzheim 
das  Majorat  Letnberg,  Siephaning,  l'ürkensee,  Fischbacli  clc. 


Wappen:  Schild  von  Buth  und  Gold  senkrechtgetheilt  mit  einem  abge- 
kürzten Sparren  von  gewechselten  Tincturcn,  und  oben  rechts  ein  blaues  Freiviertel 
mit  einem  aulVechlgestellten  Schwerte  mit  silberner  Klinge  und  goldenem  Griff. 
Den  Schild  deckt  eine  (iratenkrone.     Wie  beschrieben,  giebt  das  Geneal.  Taschenb. 


GRAFEN  V.  I».  MÜHLEN.  135 

der  gräfl.  Häuser  dieses  Wappen  an  und  diese  Angabe  entspricht  den  heraldischen 
Bestimmungen  Für  den  kaiserl.  franzosischen  Adel.  —  Nach  dein  Wappenbuche  des 
Königreich!  Bayern  ist  der  Schild  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  in  Koth  ein 
Mfrecbtgestelttes  Sehweit  mit  goldenem  Griffe;  links  ?on  Gold  und  IS •  > 1 1 1  der  Lange 
nach  getheilt  mit  einem  abgekürzten   breiten  Sparren  von  gewechselten  Tiucturen. 

Die  Grafen  v.  d.  Mühlen  stammen  atis  einer  allen  und  angesehenen 
französischen  Familie,  deren  ursprünglicher  Name  Dumoalin  ist.  Aus 
dieser  Familie  wurde  vom  Kaiser  Napoleon  1812  der  kais.  französische 
General -Lieutenant  Carl  Dumoulin,  gest.  15.  Oct.  1847,  in  den  fran- 
zösischen Grafenstand  erhoben.  Derselbe  vermählte  sich  1806  mit 
Catharina  Eugenia  Gräfin  v.  Eckardt,  der  Erbtochler  des  erblichen  Reichs- 
ratlis  des  Königreichs  Bayern,  Geh.  Raths,  Kämmerers  und  General- 
Lieutenants  Wilhelm  Carl  Joseph  Adam  Grafen  v.  Eckardt,  geb.  21.  Juli 
1758,  welcher  vom  Kurfürsten  Carl  Theodor  im  kurpfälzischen  Reichs- 
vicariate  24.  Sept.  1790  den  Reichsgrafensland  cum  privilegio  non  usus 
erhielt.  Diese  Erhebung  wurde  später,  1810,  bekannt  gemacht  und 
benutzt,  und  das  Wappenbuch  des  Königreichs  Bayern  (I.  31)  giebt  das 
Wappen  unter  dem  Namen:  Grafen  v.  Eckart,  genannt  Ecker  auf  Mörlach. 
Der  Schild  ist  quadrirt  mit  Mittelschild.  Letzterer  ist  der  Länge  nach 
von  Silber  und  Roth  getheilt,  und  auf  der  Theilungslinie  liegt  ein  Eichen- 
zweig mit  drei  Eicheln  und  zwei  grünen  Blättern,  nach  v.  Wölckern 
das  Stamm wappen.  Feld  1  und  4  zeigt  in  Roth  drei  nebeneinander- 
stehende grosse  silberne  Wecken:  ein  Wappenbild,  welches,  nur  in 
anders  tingirlem  Felde,  eben  so  die  Grafen  v.  Egger,  wie  die  Ecker 
v.  Pöring  und  die  Ecker  v.  Kapfing  führen.  Feld  2  und  3  ist  der 
Länge  nach  von  Gold  und  Roth  getheilt  und  mit  einem  aufrechtslehenden 
Sparren  von  gewechselten  Tincturen  belegt,  welchen  Sparren,  nur  im 
von  Roth  und  Gold  der  Länge  nach  getbeillen  Felde,  das  Wappen  der 
Grafen  v.  d.  iMühlen  zeigt.  —  Wilhelm  Carl  Joseph  Adam  Graf  v.  Eckardt 
bestimmte  testamentarisch ,  dass  seine  Tochter  Catharina  Eugenia  Gräfin 
v  Dumoulin  Nutzniesserin  der  ihm  zustehenden  zwei  grossen  Majorate 
in  Bayern  sein  und  bleiben  solle,  und  bestimmte  die  beiden  ältesten 
Söhne  derselben  als  spätere  Nachfolger  in  diesen  Majoraten.  Beide 
Brüder  nahmen  darauf  den  deutschen  Titel:  Grafen  v.  d.  Mühlen  an. 
Dieselben  sind : 

Graf  CARL  Eduard,  geb.  1.  Mai  1808,  k.  bayer.  Oberlieutenant, 
zukünftiger  Herr  des  Majorats  Winklarn,  Frauen-  und  Reichenslein  und 
der  Herrschaft  Bertolzheim   hei  Neuburg  a.   d.   Donau,   und 

Graf  Gustav  Adolph,  geh.  24.  März  1809,  k.  bayer.  Kammerjunker, 
Attache  im  Staatsrninisterium  des  Innern,  zukünftiger  Majoratsherr  auf 
Leonberg,   Slephaning,   Pürkensee,   Fischbach   etc. 


136 


GRAFE>   V.   MILI.NKN. 


Grafen  v.  Mülinen. 

Hrformtrt.  $d)mih  tOürttemberg  unb  flreufjen. 

Besitz:  die  Herrschaft  Pfaffendorf  in  Schlesien. 


Wappen:  im  goldenen  Schilde  ein  schwarzes  Mühlrad  von  acht  Schaufeln 
(Stammwappen).  Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich  fünf  Helme,  von  welchen 
der  rechte  und  der  mittlere  gekrönt  sind.  Auf  dein  rechten  Helme  stehen  sechs 
(1,  2  und  3)  pyramidenförmig  über  einander  aufgerichtete,  grüne,  mit  Gold  einge- 
fasste  Hügel,  von  denen  der  oberste  mit  drei  silbernen  Stranssenfedern  besteckt 
ist  (Grünenberg).  Der  zweite  Helm  trägt  den  Kopf  und  Hals  eines  einwärtssehenden, 
rothen  Löwen  mit  goldenem,  ausgezacktem  Kamme,  welcher  an  jeder  der  vier 
Spitzen  mit  einer  Pfauenfeder  besteckt  ist  (Mandelsburg).  Auf  dem  mittleren  Helme 
steht  das  Rad  des  Schildes  (Helm  des  Stamm  Wappens),  welches  von  Einigen  hier 
golden  angegeben  wird.  Auf  dem  vierten  Helme  erheben  sich  über  einander  zwei 
silberne,  einwärtssehende  Schwanenhälse,  von  denen  jeder  in  dem  schwarzen  Schnabel 
einen  goldenen  Ring  mit  einem  rothen  Steine  hält,  und  aus  dem  linken  Helme 
wächst  der  Rumpf  eines  vorwärtssehenden  bärtigen  Manne*  empor,  dessen  Kleidung 
von  Rlau  und  Silber  quergetheilt  ist.  Der  blaue  obere  Theil  ist  mit  einem  silbernen 
6eckigen  Sterne  belegt,  und  den  Kopf  bedeckt  eine  blaue  Mütze  mit  silberner 
Stulpe.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  grün  und  silbern,  die  des 
zweiten  rotb  und  golden,  die  des  mittleren  schwarz  und  golden,  die  des  vierten 
roth  und  silbern,  und  die  des  linken  blau  und  silbern.  Den  Schild  halten  zwei 
auswärtsseilende  silberne  Schwäne,  von  denen  jeder  im  Schnabel  einen  goldenen 
Ring  mit  rothem  Steine  und  in  dem  freien  Fusse  eine  goldene  Fahne  mit  einem 
einwärtsgekehrten,  blaugekrönten,  rothen  Löwen  (  habsburgischer  Löwe)  hält. 
—  Nach  der  Abbildung  im  Wappenbuche  des  Königreichs  Württemberg  kreuzen 
sich  die  Fahnen  hinter  dem  Schilde  und  werden  nicht  von  den  Schwänen  gehalten. 
Unter  dem  Schildesfusse  weht  ein  Rand  mit  der  Devise:  Suaviter  In  Modo,  Fortiter 
In  Re. 

Eins  der  ältesten  der  jetzt  noch  blühenden  Geschlechter  der  Schweiz, 
welches  seinen  Ursprung  von  einem  rhätischen  Edeln  ableitet,  der  sich 
mit  der  einzigen  Tochter  des  Grafen  Ethiko  des  Weifen  vermählte  und 
durch  diese  Vermählung  grosse  Güter  am  Züricher-  und  Wallenstädtersee 
erlangte.  Die  Nachkommenschaft  desselben  schied  sich  in  mehrere  Zweige, 
von  denen  besonders  das  Haus  der  Grafen  v.  Rapperschwyl  berühmt 
geworden   ist.      Ein    anderer    Zweig  mit  dem  Namen   v.   Hezelszelle  wird 


GRAFEN  V.  MÜLINEN.  137 

für  den  Urstamm  des  Hauses  Miilinen  gehalten,  und  wirklich  lag  eine 
Burg  Miilinen  in  der  Hezelsau  am  Ausfluss  des  Wallenstädter  Sees,  und 
die  Freiherren  dieses  Namens  besassen  die  dort  liegende  Stadt  Wesen 
und  einen  grossen,  mit  den  Rapperschwylschen  Gütern  vermengten 
Landstrich;  auch  führt  Conrad  Gessler,  welcher  um  das  Jahr  1280  ein 
Verzeichniss  des  Oberschwülichen  Adels  zusammenstellte,  die  Herren 
von  Hezelszelle  als  Freiherren  von  Mülinen  und  Herren  v.  d.  March 
auf.  Im  Anfange  des  12.  Jahrhunderts  zog  ein  Glied  der  Familie 
mit  dem  Grafen  v.  Lanzburg  nach  Argau  und  erbaute  unweit  Habs- 
burg die  Burg  Mülinen.  Der  Sohn  desselben  folgte  dem  habsburgi- 
schen  Panier  und  war  wohl  der  Erste  dieses  Geschlechts,  der  mit 
dem  habsburgischen  Hause  in  Verhältnisse  trat,  welche  so  lange  sich 
treu  bewährt  haben.  —  Von  drei  Enkeln  des  Adalgotz  v.  Mülinen  ver- 
kauften 1221,  laut  Urkunde,  welche  sich  noch  im  Familienarchive  findet, 
zwei  an  den  dritten  Bruder.  Einer  dieser  Brüder,  Conrad,  verlor  den 
Freiherrenstand  durch  Vermahlung  mit  einer  Tochter  aus  dem  Ritter- 
hause Hedingen.  Der  Enkel  desselben,  Egbert,  hinterliess  zwei  Söhne, 
welche,  in  die  Acht  erklärt,  1309  als  Anhänger  des  Herzogs  Johann 
von  Schwaben  zur  Farwangen  enthauptet  wurden,  auf  welchen  Anlass 
auch  die  Burg  Mülinen  in  Flammen  aufging.  Aus  einem  anderen  Zweige 
stammte  Peter  v.  Mülinen,.  Kaiser  Rudolphs  I.  Schultheiss  zu  Brugg, 
welcher  auch  im  Kample  für  das  habsburgische  Haus  fiel.  Der  Sohn 
desselben,  Berchtold,  bekleidete  dieselbe  Stelle,  blieb  nach  Kaiser 
Albrechts  I.  Tode  dessen  Söhnen  treu  und  erhielt  vom  König  Friedrich, 
als  Lohn  für  seine  Treue,  die  Erlaubniss,  den  Helm  seines  Wappens 
mit  der  Krone  zu  schmücken,  und  die  bisherigen  Schildesfarben  Roth 
und  Silber  in  die  Reichsfarben  Schwarz  und  Gold  umzuändern.  Berchtolds 
Enkel,  Albert,  war  der  vertraute  Rath  des  Herzogs  Leopold  und  fiel  an 
der  Seite  desselben  1386  bei  Sempach  mit  fünf  anderen  seines  Ge- 
schlechts. Ein  Neffe  Alberts,  Hans  Wilhelm,  war  Kämmerer  des  Herzogs 
Friedrich,  begleitete  denselben  auf  der  Flucht  vom  Constanzer  Concilium 
und  verbarg  ihn  auf  seiner  Rurg  Bernegg  in  Tirol.  Derselbe  wurde  mit 
seinem  Bruder,  Hans  Egbrechl,  und  seinem  Vetter,  Albrecht,  vom  Kaiser 
Sigismund  1434  wieder  in  den  Freiherrenstand  erhoben.  Nach  Verzicht- 
leislung  auf  den  Argau  wendeten  sich  Albrechts  drei  Söhne :  Hemmann, 
Hans  Albrecht  und  Hans  Friedrich,  nach  Bern,  vermählten  sich  mit 
Töchtern  aus  den  ersten  Häusern  dieses  Freistaates,  erhielten  das  Berner 
patricische  Bürgerrecht,  und  für  ihre  Nachkommen,  neben  einigen  anderen 
ältesten  Familien,  den  Vorsitz  im  Rathe  des  Freistaates.  Hemmann 
führte  1476  in  der  Schlacht  bei  Grandson  die  Vorhut  der  Eidgenossen 
und  erhielt  nach  dem  Siege  den  Ritterschlag.  Der  Rruder  desselben, 
Hans  Friedrich,  welcher  der  Stammvater  der  jetzigen  Glieder  der  Familie 
ist,  erhielt  ebenfalls  in  demselben  Jahre,  nachdem  er  im  bernischen 
Heere  bei  Murten  gefochten,  den  Ritterschlag.  Der  Sohn  des  Letzteren, 
Caspar,  bewährte  sich  als  eidgenössischer  Gesandter  am  französischen 
und  savoyischen  Hofe,  und  sein  Sohn,  Beatus  Ludwig,  erhielt  die  Schult- 
heissenslelle   in    Bern.     Seitdem    hat    die    Familie    in    der  Schweiz    eine 


138  GRAFEN  V.  MÜLINEN. 

grosse  Holle  gespielt  und  die  obersten  Civilstellen  inne  gehabt.  Zu 
besonderem  Glänze  verhalf  dem  Gcschlechte  in  neuerer  Zeit  der  Schult- 
hciss  Nicolais  Friedrich  v.  Mülinen ,  welcher  zweimal  Bundes-Präsident 
der  Eidgenossenschaft  war,  die  wichtigsten  diplomatischen  Sendungen 
glücklich  ausführte  und  auch  als  Geschichtsforscher  sich  auszeichnete. 
Derselbe  wurde  vom  Kaiser  Franz  I.  von  Oesterreich  14.  Juni  1816  mit 
den  sämmtlichen  Gliedern  der  Familie,  in  Anerkennung  der  uralten  Ab- 
stammung des  Geschlechts  und  der  von  demselben  früher  dem  Hause 
Habsburg  treu  geleisteten  Dienste,  in  Aen  Grafenstand  erhoben. 
Die  Familie  kommt  jetzt  als  ältere  und  als  jüngere  Linie  vor. 

Aus  der  älteren  Linie  stammt  vom  Grafen  Rudolph  Albrecht  Bern- 
hard, geb.  14.  Dec.  1788,  gest.  23.  Juni  1851,  k.  würtlerab.  Kammer- 
herrn, Staatsralhe  etc.,  aus  der  Ehe  mit  Henriette  Luise  Uranie  v.  Rouge- 
mont,  geb.    10.  Mai    1800,   verm.   22.  Dec.    1818: 

Graf  WILHELM  Paul  Dionys,  geb.  23.  Dec.  1823,  verm.  10.  April 
1851  mit  Maria  Freiin  v.  Krüdener,  und  aus  dieser  Ehe  ist  Graf  Paul, 
geb.  23.  März  1852,  entsprossen.  Der  Bruder  des  Grafen  Wilhelm 
Paul  Dionys  ist:  Graf  Rudolph  Johann  Friedrich,  geb.  29.  Sept.  1827, 
Attache  bei  der  k.  k.   Gesandtschaft  zu  Florenz. 

Die  jüngere  Linie  stammt  von  dem  Grafen  Niclaus  Friedrich  — 
Sohn  des  Freiherrn  Albrecht  v.  Mülinen,  Schullheissen  von  Bern,  aus 
der  Ehe  mit  Carolina  Freiin  v.  Gumoens  —  geb.  1760,  gest.  1833,  gleich- 
falls Schullheiss  zu  Bern,  verm.  mit  Maria  Elisabeth  Freiin  v.  Wattenwyl, 
geb.  I.  Jan.  1766,  gest.  29.  April  1838.  Aus  dieser  Ehe  entspross 
Graf  Gottfried,  geb.  27.  Mai  1790,  gest.  30.  Juni  1840,  Major  im 
eidgenössischen  Stabe,  Oberamtmann  zu  Nidau  etc.,  verm.  in  erster  Ehe 
11.  Mai  IS  13  mit  Julia  Margarelha  v.  Grafenried  von  Herzensee,  gest. 
27.  Jan.  1S25,  und  in  zweiter,  26.  Nov.  1826,  mit  Franziska  Sophia 
Gräfin  v.  Wesdehlen,  geb.  6.  Febr.  1798.  Aus  der  ersten  Ehe  stammt 
das  jetzige   Haupt  der  jüngeren  Linie: 

Graf  Egrert  FRIEDRICH,  geb.  14.  Jan.  1817,  verm.  1  5.  Juli  1847 
mit  Charlotte  Luise  Sophie  v.  Mutach ,  und  dieser  Ehe  sind  zwei 
Töchter  entsprossen.  —  Von  den  Brüdern  des  Vaters,  des  Grafen 
Gottfried,  leben  zwei:  Graf  Hans  Alrrecht,  geb.  13.  Sept.  1786,  und 
Graf  Berchtold  Rudolph  Emanuel,  geb.  10.  Aug.  1805,  k.  preuss. 
Kammerherr,  venu.  1.  Aug.  1836  mit  Maria  Mathilde  Gräfin  v.  Gurowska, 
geb.    14.   März    1818,  aus  welcher  Ehe  drei  Töchter  leben. 


G1UFKN  V.  BfiNCB-aELLINGHAÜBEN.  139 

Grafen  v.  Miinch-Belliiighaiiseii. 

iatholifd).  Oefkrreidj. 

Besitz:  die  Herrsch« fleo  Merkensjein  nml  Kotiinglmnni  in  Oesterreiob. 


"Wappen:  quadrirter  Schild;  1  und  4  von  Silber  und  Roth  der  Länge 
nnch  getheilt  mit  einem  aufrechten  Sparren  Ton  gewechselten  Tincturen,  welcher 
oben  an  der  Spitze,  so  wie  nach  unten  an  beiden  Schenkeln  mit  einer  Eichel  von 
natürlicher  Farbe  belegt  ist  (Stammwappen).  2  und  3  in  Blau  zwei  schrägrechts 
gelegte  goldene,  durtli  drei  Ringe  zusammengehaltene  Spangen  mit  hakenförmigen, 
auswärtsgekrümmten  Enden  (ßellinghauscn).  Ueber  der  Grafenkrune  erheben  sich 
drei  Helme.  Der  rechte  Helm  ist  mit  einem  Wulst  von  Silber,  Ruth,  Silber. 
Schwarz  und  Silber  belegt,  und  aus  demselben  wächst  der  schwarzgekleidete  Rumpf 
eines  alten,  bärtigen  Mannes,  dessen  Brust  mit  einem  silbernen  Anker-Kreuze  ge- 
schmückt ist,  die  Augen  aber  mit  einer  von  Silber  und  Roth  quergelheilten  Binde 
bedeckt  sind,  zwischen  einem  offenen  Adlersfluge  empor.  Der  rechte  Flügel  ist 
roth  und  mit  einem  schräglinken,  silbernen  Balken,  auf  welchem  drei  Eicheln  unter- 
einander stehen,  belegt,  der  linke  Flügel  silbern,  mit  einem  dergleichen  schräg- 
rechten, rothen  Balken  belegt  (Helm  des  Stammwappens).  Der  mittlere  gekrönte 
Helm  trägt  den  schwarzen,  gekrönten  kaiserlichen  Doppeladler,  und  auf  dem  linken, 
gekrönten  Helme  wiederholt  sich  zwischen  einem  offenen  Adlersfluge,  dessen  rechter 
Flügel  golden,  der  linke  blau  ist,  das  Wappenbild  des  2.  und  3.  Feldes  (Belling- 
hausenscher  Helm).  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  roth  und  silbern,  die 
des  mittleren  golden  und  schwarz,  und  die  des  linken  blau  und  golden,  und  den 
Schild  halten  zwei  geharnischte  Ritter  mit  geschlossenem  Visir.  Den  Helm  des 
rechtsstehenden  ziert  eine  silberne  und  rothe,  den  des  linksstehenden  eine  rothe 
und  goldene  Feder.  In  der  freien  Hand  hält  jeder  einen  Schild.  Der  Schild  zur 
Rechten  ist  von  Roth  und  Silber  der  Länge  pacta  getheilt  und  mit  dem  Rumpfe 
des  rechten  Helmes  belegt,  der  Schild  zur  Linken  ist  blau,  mit  dem  Wappenbilde 
des  2.  und  3.  Feldes.  Am  Schildesfusse  weht  ein  schwarzes  Band  mit  goldener 
Einfassung  und  der  Devise :  Totus  honori  et  patriae. 

Der  Stammvater  der  Grafen  und  Freiherren  v.  Münch-Bellinghauscii 
ist  Georg  Münch,  kurtrierscher  Amtsschreiber  und  nachheriger  Geh. 
Secretair  des  Erzbisehofs  Jacob  III.  von  Retz,  welcher  vom  Kaiser 
Rudolph  II.  6.  Aug.  1580  den  Reichsadel  erhielt  und  mit  Anna  v.  Ittersum 
vermählt  war.     Aus  dieser  Ehe  stammle  Johann,  geb.    1596,  verm.  mit 


|40  GRAFEM  V.  MUNCH-BKLLLNGHAUSEN. 

Anna  Maria  v.  Catterbach,  dessen  Sohn,  Christian  Georg,  geh.  1617, 
kurfürstl.  Amtmann  zu  Numegen,  sich  mit  Elisabeth  v.  Bellinghausen, 
der  Letzten  eines  alten  westphälischen  Geschlechts,  dessen  letzter  männ- 
licher Sprosse  Fürst  und  Abt  zu  Corvey  war,  vermählte.  Der  aus 
dieser  Ehe  entsprossene  Sohn,  Heinrich,  verm.  mit  Anna  Benigna 
v.  Heister,  fürstl.  Rath  und  Bürgermeister  zu  Jülich,  hinlerliess  unter 
mehreren  Kindern  einen  Sohn,  Johann  Heinrich,  Rath  und  Referendar  zu 
Pfalz  und  Schölle  des  fürstl.  Criminalgerichts  zu  Jülich,  und  dem  Sohne 
desselben,  Johann  Joachim  Georg,  gest.  22.  April  1774,  kurtrierschem 
Geh.  Rath  und  Hofcanzler,  wurde  zuerst  1744  der  Reichsadel  von 
Neuem  bestätigt,  später  aber,  als  Reichshofrath,  vom  Kurfürsten  Maximilian 
Joseph  von  Bayern  im  Reichsvicariate  6.  Juli  1745  mit  dem  Prädicate : 
v.  Bellinghausen,  der  Reichsfrciherrensland  verliehen.  Aus  der  Ehe  mit 
Wilhelmine  v.  VVirth  stammten  drei  Söhne,  Franz  Joseph,  Joachim  und 
Constantin,  welchen  3.  Juni  1794  vom  Kaiser  Franz  II.  der  Reichs- 
freiherrenstand bestätigt  wurde  und  welche  durch  ihre  Nachkommen 
drei  Linien  des  Geschlechts,  die  ältere,  mittlere  und  jüngere,  stifteten, 
welche  im  freiherrlichen  Stande  in  mehreren  Gliedern  blühen  und  zu 
hohen  Ehrenstellen  gelangt  sind. 

Aus  der  älteren  Linie  erhielt  unter  mehreren  Söhnen  Franz 
Josephs,  gest.  3.  Oct.  1802,  aus  der  Ehe  mit  Elisabeth  Freiin  v.  Penkler, 
gest.  13.  März  1840,  vom  Kaiser  Franz  I.  von  Oesterreich  1831  die 
Grafenvvürde: 

Graf  JOACHIM  Eduard,  geb.  29.  Sept.  1786,  k.  k.  w.  Geh.  Rath 
und  Staatsminister  a.  D. ,  Herr  der  Herrschaften  Merkenstein  und  Kot- 
tingbrunn  in   Oesterreich. 


■m 


GRAFK.N   V.   MÜNCHOW.  141 

Grafen  v.  Münchow. 

Coangelifd).  $Jreufjrn. 

Besitz;  die  Güter  Mikrow  und  Klein  Wnnneschin  in  Pommern. 


"Wappen:  im  silbernen  Schilde  drei  (2  und  1)  recbtssehende,  schwarze 
Mohrenköpfe  mit  goldenen,  roth  eingefallen  Slirnhinden,  welche  nach  hinten  eine 
goldene  Quaste  zeigen.  Der  Schild  kommt  bisweilen  silbern  damascirt  mit  silberner 
Einfassung  vor.  Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich  zwei  gekrönte  Helme.  Der 
rechte  Helm  trägt  einen  offenen,  schwarzen  Adlersflug,  dessen  Flügel  mit  einem 
goldenen  Kleestengel  belegt  sind.  Auf  dem  linken,  zum  Stammwappen  gehörigen 
Helme  stehen  fünf  grüne  Schilfsblätter,  nach  Anderen  Palmenzweige,  von  denen 
drei  sich  einwärts  wenden.  Die  Helmdecken  sind  silbern  und  schwarz,  und  den 
Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  golden  gekrönte  und  bewehrte  schwarze  Adler, 
deren  Brust  mit  dem  goldenen  königlichen  Namenszuge  F.  R.  mit  darüber  schweben- 
der Königskrone,  und  deren  Flügel  mit  goldenen  Kleeblättern  belegt  sind.  —  Einer 
Familiensage  gemäss  verehrt  das  Geschlecht  seinen  Ahnherrn  in  Bernhard,  einem 
sehr  tapferen  Ritter,  welcher  drei  der  vornehmsten  Heerführer  der  Saracenen  erlegte 
und  die  Häupter  derselben,  mit  goldenen  Binden  umgeben,  dem  Kaiser  überreichte, 
wodurch  das  Wappen  entstanden  sein  soll. 

Eine  der  ältesten  und  vornehmsten  pommerschen  Familien,  welche 
früher  auch  unter  den  Namen  Münchow,  Münnichow  und  Mönnechow 
vorkam  und  sich  aus  Pommern  auch  in  der  Neumark  verbreitete.  Nach 
■icraeüus  kommt  Heinrich  v.  Münchow  1238  als  Zeuge  vor,  Vincenz 
war  Hofmeister  des  Herzogs  Georg  III.,  Claus  des  Herzogs  Casimir,  und 
Thomas  des  Herzogs  Franz  Sliflsvogt  zu  Camin.  Im  Anfange  des 
17.  Jahrhunderts  kommt  Georg  Bernhard  als  fürsll.  braunschweigischer 
und  Thomas  als  fürstl.  meklenburgischer  Minister  vor.  Christian  Ernst 
war  1714  Kammerpräsident  zu  Königsberg,  Richard  Daniel  starb  1757 
als  k.  preuss.  Oberst  an  den  in  der  Schlacht  bei  Collin  erhaltenen 
Wunden,  Lorenz  Friedrich ,  k.  preuss.  Generalmajor  und  Regimentschef, 
1758  in  Folge  der  in  der  Schlacht  bei  Leulhen  empfangenen  Wunden, 
und  Gustav  Bogislaus,  k.  preuss.  General -Lieutenant,  1766  nach  sehr 
treugeleisteten  Diensten.  Der  Grundbesitz  der  früher  weit  ausgebreiteten 
Familie  war  sehr  gross  und  ist  auch  jetzt  noch  bedeutend. 

Die  preussische  Grafenwürde  brachte  Ludwig  Wtilhelm  aus  dem 
Hause   Cosemühle  in  Pommern    6.  Nov.    1741   durch  Diplom  vom  König 


142 


GRAFEN  V.   MUNNICH. 


Friedrich  If.  von  Preussen  an  sein  Haus.  Derselbe,  geb.  1712,  gest. 
23.  Sept.  1753,  wurde  1740  Geh.  Finanzrath,  1741  Chef-Präsident  der 
nciiei richteten  Kriegs-  und  Domainenkammer,  1742  w.  Geh.  Staats-  und 
Kriegsrath,  und  erhielt  1747  die  durch  den  Tod  des  Grafen  v.  Thurn 
dem  König  von  Preussen  anhcim  gefallenen  Lehen  Klein -Kauen  und 
Goldschwitz,  wie  derselbe  auch  mit  dem  Erbtruchsessenainte  der  Kur- 
niark  Brandenburg  bekleidet  war.  —  Die  Abstammung  des  Grafen  Ludwig 
Wilhelm  ergiebt  nachstehende  Ahnentafel:  Christoph  v.  Münchow,  lebte 
um  das  Jahr  1600,  fürsll.  pommerscher  Landrath;  Gemahlin:  Anna 
v.  d.  Osten.  - —  Bernot,  oder  Bernhard,  lebte  noch  1633;  Gemahlin: 
Dorothea  v.  Münchow  aus  dem  Hause  Mersin.  —  Christian  Heinrich, 
um  das  Jahr  1676;  Gemahlin:  Catharina  Ursula  v.  Kleist.  —  Bernhard 
Christian,  1699;  Gemahlin:  Clara  Erdmuthe  v.  Wobeser.  —  Christian 
Ernst,  Herr  auf  Cosemühle,  Präsident  der  Kriegs-  und  Domainenkammer 
in  der  Neumark -Brandenburg,  Finanzrath  und  Landdrost  in  Stolpe; 
Gemahlin:  Eleonora  Philippine  Freiin  Chalckowsla  v.  Chalckowow,  Letzte  des 
einst  in  Polen,  Kurland  und  Böhmen  sehr  berühmt  gewesenen  Geschlechts 
der  Freiherren  v.  Chalckowow.  —  Ludwig  Wilhelm  v.  Münchow,  Graf. 
Die  Descendenz  des  Letzteren  ist  genau  nicht  bekannt.  Das  Geneal. 
Taschenbuch  der  gräflichen  Häuser  1853  führt  von  derselben  nur  den 
jetzigen  Grafen  Ernst  LUDWIG,  Herrn  auf  Mikrow  im  Kreise  Stolp,  so 
wie  auf  Klein -Wunneschin  und  Krampkewitz  im  Kreise  Lauenburg  auf. 


Grafen  v.  JHüiinich. 

Cutt)mfd}.  Clfccnburg. 

In  Oldenburg  begütert. 


Wappen:  Schild  der  Länge  nach  und  zweimal  quergethcilt,  also  6  feldrig, 
mit  einer  zwischen  dem  5.  und  6.  Felde  eingepfropften  Spitze  und  mit  Mittelscliild. 


CRAFEN  V.  MÜNMCH.  143 

Im,  mit  einer  Grafenkrone  gekrönten  silbernen  Mittelschilde  ein  rechtsseliender 
Mönch  in  schwarzer  Kulte,  welcher  mit  den  gefalteten  Händen  einen  Rosenkranz 
halt  (Stamm wappen).    1   in  Blau  ein  einwirtesehender,  silberner  Schwan  (erloschene 

Familie  v.  Nut/.li<»rn) ;  2  in  Silber  iwei  gestürzte  rolhe  Sparren.  3  und  4  in  Gold 
ein  an  das  MitteNrhild  anstossender  halber,  gekrönter,  schwarzer  Doppeladler, 
weither  im  3.  Felde  mit  der  rechten,  im  4.  mit  der  linken  Klaue  einen  goldenen, 
oben  mit  einem  schwarzen  Doppeladler  besetzten  Hcroldsstab  halt  (in  Folge  der 
Wappenvermehrung  bei  Erhebung  in  den  Reichsritterstand).  5  in  Silber  drei  (2  und  1) 
rothe  Schröterhörner ;  6  in  Blau  eine  rothe,  schwarz  ausgelugte  Mauer  mit  drei 
Zinnen,  über  welcher  quer  ein  halber  Mond  schwebt.  In  der  zwischen  Feld  5  und 
6  eingepfropften  Spitze  steht  vor  purpurn  tingirtem  Mauerwerk  eine  goldene,  von  zwei 
Schlangen  umwundene  gekrönte  Janussäule.  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  drei 
Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  auf  einem  rothen  Wulste  einen  rothen,  mit  Her- 
melin aufgeschlagenen  Fürstenhut,  auf  welchem  an  goldenen  Stäben  drei  silberne 
Rossschweife  nach  rechts  wehen.  Auf  dem  mittleren,  mit  einer  Grafenkrone 
gekrönten  Helme  wächst  der  Mönch  des  Mittelschildes  zwischen  einem  offenen 
silbernen  Adlersfluge  empor.  Vor  dem  rechten  Flügel  steht  aufrecht  an  einem 
silbernen  Stabe  eine  nach  rechts  wehende  silberne  Fahne,  welche  mit  einem  gol- 
denen Halbmonde  belegt  ist;  vordem  linken  Flügel  eine  rothe,  mit  einem  silbernen 
Halbmonde  belegte  Fahne.  Auf  dem  linken,  gekrönten  Helme  wiederholen  sich  die 
Stangen  und  Rossschweife  des  rechten  Helmes.  Die  Decken  des  rechten  und  linken 
Helmes  sind  schwarz,  silbern  und  roth,  die  des  mittleren  schwarz  und  silbern,  und 
den  Schild  halten  zwei  geharnischte  Männer  mit  geschlossenem  Yisir.  Der  Helm 
des  rechtsstehenden  ist  mit  einer  dreifachen  Mauerkrone  besetzt,  und  die  rechte 
Hand  hält  abwärts  einen  Riss  mit  Festungswerken ;  der  Helm  des  linksstehenden 
trägt  drei  Straussenfedern.  roth.  silbern,  schwarz,  und  die  linke  Hand  legt  über  die 
Schulter  eine  alte  Janitscharenflinte.  —  Der  Mönch  im  Mittelschilde  kommt  auch 
voruärtsgekchrt,  der  Schwan  im  1.  Felde  rechtssehend  und  die  Mauer  im  6.  Felde 
mit  vier  Zinnen  vor.  Die  eingepfropfte  Spitze  fehlt  auf  älteren  Lackabdrücken  und 
auch  auf  neueren  ganz.  —  Im  Wappenbuche  der  durchlauchtigen  Welt  tili.  276) 
findet  sich  das  Wappen,  wie  folgt:  eirunder  Schild  mit  silberner  Einfassung, 
quadrirt  und  mit  Mittelschild.  Im  goldenen  Mittelschild  ein  schwarzer  Doppeladler. 
1  und  4  in  Gold  ein  vorwärtsgekehrter  Mönch  in  schwarzer  Kleidung,  bis  zu  den 
Füssen  sichtbar.  2  und  3  in  Blau  ein  rechtssehender,  silberner  Schwan.  Hinter 
dem  Schilde  bricht  oben  ein  schwarzer,  einköpfiger  Adler  hervor,  und  das  Ganze 
umgiebt  ein  rother,  mit  Hermelin  besetzter  und  gefütterter  Wappeninantel,  welcher 
mit  einer  Krone  bedeckt  ist.  —  Das  Wappen  der  erloschenen  alten  oldenburgisc-hen 
Familie  v.  Nutzhorn  war  in  Blau  auf  grünem  Rasen  ein  rechtsseliender,  silberner 
Schwan,  und  aus  dem  gekrönten  Helme  wuchs  ein  silberner  Schwan  mit  ausgebrei- 
teten Flügeln  auf.  Es  ist  dasselbe  später,  14.  Dec.  1751).  auch  dem  k.  dän.  Oberst 
Bagge  Höberg  v.  Nutzhorn  bei  Erhebung  in  den  dänischen  Adelstand  beigelegt 
worden.  —  Das  dein  Anton  Günther  v.  Münnich  24.  Mai  1GSS  bei  Erbebung  in 
den  dänischen  Adelstand  beigelegte  Wappen  zeigte  einen  quadrirten  Schild  ;  1  und 
4  in  Gold  das  vorwärtssehende  Brustbild  eines  Mönchs;  2  und  3  in  Blau  eine 
rechtssehende,  silberne  Taube,  welche  im  Schnabel  einen  grünen  Zweig  hält.  Auf 
dem  gekrönten  Helme  steht  zwischen  einem  offenen,  silbernen  Adlerslluge  das 
Brustbild  des  Mönchs. 

Die  Grafen  v.  Münnich  stammen  ans  dem  alladeligen  bayerischen 
Geschlechte  der  Mönche  zu  Ramspauer,  aus  welcher  Familie  Glieder 
nach  Oldenburg  kamen  und  die  Güter  Nutzhorn,  Brockdeich,  Neuenhün- 
lorf  und  Grüneck  besassen.  Gauhes  früheren  Angaben  entgegen  theilt 
der  Verfasser  (Hempel  in  Halle)  des  Lebens  und  der  Thaten  des  kais. 
russ.  General-Feldmarschalls  Grafen  v.  Münnich  über  die  Familie  Fol- 
gendes mit:  Johann  v.  Münnich,  Herr  zu  Ramspauer  (auch  Ramhspauer, 
ein  alles  Schloss  im  sonstigen  pfalz-neuhurgischen  Amle  ßurg-Lengefeld, 
am    Flusse   Regen,    eine    Meile    von    Regensburg),    vermählte    sieh    mit 


144  GRAFEN  V.  MfiNMCH. 

Annecke  v.  Einsiedel  und  hinterHess  drei  Söhne,  von  welchen  der  mitt- 
lem, Hermann,  das  Geschlecht  fortpflanzte.  Derselbe,  verm.  mit  Catharina 
v.  Harras,  wurde  1526  im  Bauernkriege  von  Ramspauer  vertrieben.  Von 
den  drei  Söhnen  desselben  setzte  der  mittlere,  Hermann,  verm.  mit  einer 
v.  Schmied,  den  Stamm  durch  den  zweiten  Sohn,  Johann,  fort,  welcher 
sich  wahrscheinlich  zuerst  in  Oldenburg  niederliess  und  als  gräfl.  olden- 
burgischer Amtsvogt  im  sogenannten  wüsten  Lande  und  als  Herr  auf 
Brockdeich  vorkommt.  Derselbe  hinterliess  aus  der  Ehe  mit  Lucretia 
v.  Damm  zwei  Söhne,  von  welchen  der  jüngere,  Rudolph,  Herr  auf 
Brockdeich  und  NeiienhiinlorfT,  ebenfalls  Amtsvogt  im  wüsten  Lande  und 
Oberdykgraf  in  Oldenburg  war.  Derselbe  erhielt  durch  seine  Gemahlin 
Elisabeth  v.  Nutzhorn,  der  Letzten  ihres  Geschlechts,  das  Stammhaus 
Nulzhorn  im  Oldenburgischen,  so  wie  1686  die  Erlaubnis»,  das  Nutz- 
hornsche  Wappen  dem  seinigen  beizufügen,  und  das  Indigenat  in  Dane- 
mark'. Von  den  fünf  Söhnen  desselben  war  Anton  Günther,  Herr  der 
Güter  Neuenhüntorff  und  Grüneck,  k.  dän.  Rittmeister  und  Deichgräfe 
in  den  Grafschaften  Oldenburg  und  Delmenhorst,  und  erhielt  24.  Mai 
1688  —  nach  dem  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser,  doch  wohl 
nicht  richtig,  24.  Mai  1680  —  vom  König  Christian  V.  von  Dänemark, 
dem  damaligen  Besitzer  der  genannten  Grafschaften,  ein  verbessertes 
Wappen  und  die  Erlaubniss,  sich  v.  Münnich  schreiben  zu  dürfen.  Durch 
Diplom  des  Kaisers  Leopold  I.  vom  4.  Mai  1702  wurde  der  Adel  als 
Reichsadel  anerkannt  und  das  Wappen  abermals  durch  einen  Mittelschild 
mit  dem  Reichsadler  vermehrt.  Anton  Günther  halte  sich  mit  Sophia 
Catharina  v.  Oetken  vermählt  und  starb  14.  Febr.  1721  als  fürstlich 
ostfriesl.  Drost  zu  Ejens  mit  Hinterlassung  dreier  Söhne.  Der  mittlere 
derselben  war  der  in  der  russischen  Geschichte  so  bekannt  gewordene 
Burchard  Christoph  v.  Münnich,  geb.  15.  Mai  1683,  gest.  16.  Oct. 
1764,  k.  russ.  General-Feldmarschall  etc.,  welchen  zuerst  Kaiser  Peter  IL 
von  Russland  1728  in  den  russischen  Grafenstand,  später  aber,  4.  Febr. 
1741,  König  August  Hl.  in  Polen  als  Kurfürst  von  Sachsen  und  Reichs- 
vicar  in  den  Reichsgrafensland  erhob.  Derselbe  hinterliess  aus  erster 
Ehe  mit  Christiana  Lucretia  v.  Witzleben,  gest.  1727  —  aus  zweiter 
Ehe  mit  der  verw.  Gräfin  Soltikow,  vorher  verw.  und  auch  geborenen 
Gräfin  v.  Maltzan,  stammte  nur  eine  Tochter  —  von  13  Kindern  nur, 
neben  drei  Töchtern,  einen  einzigen  Sohn,  Ernst,  geb.  1708,  k.  russ. 
Ober -Hofmeister,  Senator  und  w.  Geh.  Rath,  welcher  sich  1739  mit 
einer  Freiin  v.  Mengden  vermählte.  Der  älteste  Sohn  aus  dieser  Ehe, 
Johann  Gottlieb,  starb  ohne  männliche  Nachkommen,  und  so  fielen  denn 
die  Güter  in  Oldenburg  an  den  jüngeren  Sohn,  Ernst  Gustav,  gest.  1812 
als  k.  russ.  General-Major,  welcher  Stifter  der  oldenburgischen  Haupt- 
linie  geworden  ist. 

Der  Sohn  desselben  ist  das  jetzige  Haupt  der  Familie:        ^ 
Graf  FRIEDRICH  FRANZ,  geb.    1.  Oct.  1788,  grossherz.   oldenbur- 
gischer Ober- Hofmarschall  und  Kammerherr,  verm.   14.  Oct.   1811   mit 
Christine  Luise  v.  Plessen,  geb.  21.  April  1791,  aus  welcher  Ehe  sechs 
Töchter  stammen.    Derselbe  hat  drei  lebende  Schwestern,  und  von  dem 


URAFK.N   V.   MFNSTF.R. 


145 


Bruder,  dem  Grafen  Peter  Christoph,  welcher  als  k.  russ.  Oberst- 
Lieutenant  verstorben  ist,  lebt  aus  der  Ehe  mit  Henriette  Caroline  Freiin 
Clodt  v.  Jürgensburg:    Graf  Christoph,    geb.    1825,   der  Rechte  Doclor. 


Grafen  v.  Münster. 

JCutrjcrifd).  £jannot>er  unb  jprcu^en. 

Besitz   des   Hausen   Lcdenburg:    die   Herrlichkeit   Dornum   in    Üstfriesland ;   die    Herrschaft 
Derneburg  im  Fürstenthum  Hildesheim;  die  Güter  Ledenburg,  Binder,  Holle  eic. 


Wappen  des  Hauses  Langelage:  quadrirter  Schild  mit  MiltelschiJd.  Mittel- 
schild  von  Roth  und  Gold  quergetbeilt,  ohne  Bild  (Stammwappen).  1  und  4  von 
Gold  und  Schwarz  quergetbeilt,  oben  Gold  ohne  Bild,  unten  in  Schwarz  drei 
(2  und  1)  goldbesaamte,  rothe  Rosen  (Ronen).  2  und  3  in  Gold  ein  schrägrechter, 
mit  fünf  aufrechtstebenden  silbernen  Spitzen  belegter,  blauer  Balken  (Oer).  Ueber 
der  Grafenkrone  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  sechs  goldene 
Standarten  mit  schwarzen  Fähnchen,  von  denen  jedes  mit  einer  rollten,  goldbe- 
saamten  Rose  belegt  ist.  Drei  derselben  neigen  sich  rechts,  drei  links  (Runen). 
Auf  dem  mittleren  Helme  stehen  zwei  von  Roth  und  Gold  quergetheilte  Büffels- 
hörner  (Helm  des  Stammwappens),  und  auf  dem  linken  Helme  steht  ein  offener, 
goldener  Adlersflug,  dessen  rechter  Flügel  mit  einem  schräglinken,  der  linke  mit 
einem  schrägrechlen,  blauen,  mit  fünf  auft  echtgestellten  silbernen  Spitzen  besetzten 
Balken  belegt  ist  (Oer).  DieDecken  des  rechienHelmes  sind  schwarz  und  gülden,  die 
des  mittleren  roth  und  golden,  und  die  des  linken  blau  und  golden.  Den  Schild 
hallen  zwei  geharni<<  hte  Männer,  deren  Helme  mit  drei  Straussenfedern.  silbern, 
roth,  gülden,  besteckt  sind,  und  welche  mit  der  freien  Hand  eine  goldene  Standarte 
umfassen,  die  eine  silberne,  mit  goldenen  Fransen  besetzte  Fahne  zeigt,  in 
welcher  der  Mittelschild  des  Wappens  sich  wiederholt.  Nach  älteren  Abbildungen 
halten  diese  Männer  nicht  den  Schild,  sondern  stehen  zur  Seite  desselben  und 
stossen  die  betreffende  Hand  in  den  zunächst  stehenden  Helm. 

Wappen  des  Hauses  MeinhÖvcl :  Schild  der  Länge  nach  und  zweimal 
quergetbeilt,  also  6  feldrig ,  mit  Mittelschild  Miltelschild,  wie  oben  angegeben. 
1  und  6  entsprechen  den  Feldern  1  und  4,  2  und  5  den  Feldern  2  und  3  des 
Wappens  des  Hauses  Langelage.  —  3  in  Blau  ein  silberner  Helm  mit  gold-roth- 
silbernem  Wulsie,  auf  welchem  drei  Fahnen,  rechts  eine  silberne,  in  der  Mitte  eine 
rothe  und  links  eine  goldene,  stehen  (Schade).  4  der  Länge  nach  getbeilt;  rechts 
H.  10 


146  GRAFEN  V.  MUNSTER. 

in  Silber  ein  rother  Querbalken,  links  in  Schwarz  zwei  gestürzte,  schräg  kreuzweise 
gelegte  silberne  Schwerter  mit  goldenen  Griffen.  Auf  der  Grafenkrone  stehen  fünf 
Helme,  von  denen  der  linke  ungekrönt  ist.  Der  rechte  Helm  trägt  sechs  goldene 
Standarten  mit  schwarzen  Fähnchen,  von  denen  jedes  mit  einer  rothen,  goldbe- 
saamten  Hose  belegt  ist  (Runen);  der  zweite  einen  geschlossenen,  die  Sachsen 
einwärtskehrenden,  goldenen  Adlersflug,  dessen  vorderer  Flügel  mit  einem  schräg- 
linken, mit  fünf  silbernen  aufrechtstehenden  Spitzen  besetzten  blauen  Balken  belegt 
ist  (Oer);  der  mittlere  zwei  von  Roth  und  Gold  qucrgetheilte  ßüffelshörner  (Helm 
des  Stammwappens) ;  der  vierte  die  beiden  Schwerter  der  linken  Hälfte  des  4.  Feldes, 
und  der  linke  Helm  über  einem  gold-silber-rothen  Wulste  sechs  Fahnen,  silbern, 
golden,  roth,  silbern,  golden,  roth,  an  güldenen  Stangen.  Drei  derselben  wenden  sich 
rechts,  drei  links  (Schade).  Die  Decken  des  rechten,  zweiten  und  mittleren  Helmes, 
wie  oben  angegeben^die  des  vierten  roth  und  golden,  und  die  des  linken  blau  und 
silbern.     Die  Schildhalter  wie  erwähnt. 

Wappen  des  Hauses  Ledenburg:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild  und 
Herzschild.  Im  silbernen  Herzschilde  liegen  kreuzweise  zwei  an  beiden  Enden 
gekrönte  blaue  Stäbe,  von  denen  der  schrägrechtsliegende  oben  einen  goldenen 
Löwen,  unten  ein  silbernes,  laufendes  Pferd,  der  schräglinksliegende  oben  das  Pferd, 
unten  den  Löwen  trägt  (Erbmarschallamt  des  Königreichs  Hannover).  Mittelschild 
und  Feld  l  und  4  entsprechen  dem  Wappen  des  Hauses  Langelage;  2  und  3  in 
Silber  ein  unten  viermal  gezinnter  schrägrechter  Balken  (Grotthaus).  Ueber  der 
Grafenkrone  erheben  sich  vier  gekrönte  Helme,  von  welchen  der  linke  ungekrönt 
ist.  Der  rechte  Helm  trägt  die  sechs  Fahnen  von  Runen ;  der  linke  Helm  die 
(juergetheilten  RüHelshörner  des  Stammwappens;  der  dritte  die  Erbmarschallstäbe 
des  Herzschildes,  und  der  linke  einen  offenen,  silbernen  Adlersflug,  dessen  rechter 
Flügel  schräglinks,  der  linke  schrägrechts  mit  dem  gezinnten  schwarzen  Balken  des 
2.  und  3.  Feldes  belegt  ist  (Grotthaus'scher  Helm\  Die  Decken  des  rechten  Helms 
sind  schwarz  und  golden,  die  des  zweiten  und  dritten  roth  und  golden,  und  die 
des  linken  schwarz  und  silbern.     Die  Schildhalter  wie  oben  angegeben. 

Eins  der  ältesten  deutschen  Geschlechter,  dessen  Ahnen  schon  im 
10.  Jahrhundert  als  angesehene  Ritter  genannt  wurden.  Urkundlich 
kommt  die  Familie  1163,  1168,  1173  und  1240  vor,  und  dieselbe 
kann  von  1127  an  die  Stammreihe  bis  jetzt  angeben.  Die  Stammgüter 
liegen  in  Westphalen,  namentlich  im  Stifte  Münster,  und  die  bischöfliche 
Kirche  zu  Münster  wurde  in  den  Besitzungen  der  Familie  gegründet, 
weshalb  diese  bis  1268  das  Patronat  ausübte,  in  diesem  Jahre  aber 
dasselbe,  nach  langen  Händeln,  an  den  Dom  für  800  Mark  abtrat.  Später 
breitete  sich  das  Geschlecht  in  der  Oberlausitz,  Pommern,  der  Kurmark 
und  Südpreussen  aus.  Die  von  einigen  Geschichtsforschern  angenommene 
Stammeseinheit  mit  dem  fränkischen,  im  vormaligen  Ritter-Canton  Rhön- 
Werra  und  beim  Steigerwald  ansässigen,  gleichnamigen  freiherrlichen 
Geschlecht,  dessen  Ursprung  bis  in  das  10.  Jahrhundert  zurückgeführt 
wird  und  welches  noch  jetzt  in  mehreren  Linien  blüht,  ist  nicht 
erwiesen.  —  Als  allgemeiner  Stammvater  der  hier  in  Rede  stehenden 
Familie  wird  von  Mehreren  Hermann  I.,  der  Erbauer  von  Meinhövel, 
Heerführer  der  Sachsen,  ein  Sohn  Ethelhards  und  Bruder  Alboins,  welcher 
789  gegm  Carl  den  Grossen  bei  Harstatt  fiel,  genannt.  Als  Gemahlin 
desselben  wird  Asla,  die  Schwester  eines  norwegischen  Königs  Herald, 
angenommen.  Edgard,  Edler  Herr  zu  Meinhövel  und  Runen,  gest.  1522, 
stiftete  durch  seinen  Sohn  Georg  die  noch  bestehende  Linie  des  west- 
phälischen  Geschlechts,  welches  durch  Georg  Hermann  Heinrichs,  Herrn" 
zu  Surenburg,    Geisbeck  etc.,    gest.    12.  Dec.    1773,    drei  Söhne  in  die 


GRAFEN  f.  JlfNSTKR.  147 

jetzt  blühenden  drei  Häuser:  Langelage  in  Westphalen,  Meinhövel 
und  Ledenburg  zerfiel.  Der  ältere  Sohn,  Ludwig  Friedrich  Dietrich 
Wilhelm,  stiftete  das  Haus  Langelage  und  wurde  27.  Juni  1792  vom 
Kurfürsten  Carl  Theodor  von  der  Pfalz  im  Reichsvicariate  mit  der  ge- 
sammten  Familie  in  den  Reichsgrafenstand  erhohen ,  seit  welcher  Zeit 
das  Geschlecht,  welches  sich  im  freiherrlichen  Stande  meist  Monster 
schrieb,  Münster  nennt.  Der  mittlere  Sohn,  Georg  Werner  August 
Dietrich,  gründete  das  Haus  Meinhövel,  und  der  jüngere  Sohn,  Ernst 
Friedrich  Herbert  —  der  Halbbruder  Ludwig  Friedrich  Dietrich  Wilhelms 
und  Georg  Werner  August  Dietrichs  —  stiftete  das  Haus  Ledenburg. 

Die  Abstammung  der  Familie  vom  Vater  auf  den  Sohn  findet  sich 
vom  Jahre  1127  bis  jetzt  sehr  genau  in  Wilkens  Geschichte  der  Stadt 
Münster. 

Aus  den  Ahnentafeln  der  Grafen  v.  Münster  gehört  hierher  nament- 
lich Nachstehendes: 

Haus  Langelage:  Georg  Hermann  Heinrich  —  Sohn  Johann 
Heinrich  Ludwigs,  gest.  1728,  aus  der  Ehe  mit  Mathilde  Dorothea  Freiin 
v.  Ledebur,  gest.  1728  —  geb.  22.  Aug.  1721,  gest.  12.  Dec.  1773, 
Herr  zu  Surenburg  und  Geisbeck,  Erbburgmann  zu  Quackenbrück,  Land- 
drosl  zu  Iburg,  verm.  in  erster  Ehe  16.  Mai  1745  mit  Wilhelmine 
Dorothea  Freiin  v.  Hammerstein-Gesmold,  Erbin  der  Oerischen  Güter,  geb. 
31.  Jan.  1730,  gest.  12.  Febr.  1758,  und  in  zweiter,  4.  Febr.  1759,  mit 
Eleonore  Elise  Helene  Sophie  Freiin  v.  Grotthaus  Ledenburg,  Erbtochter, 
geb.  9.  April  1734,  gest.  27.  März  1794.  —  Ludwig  Friedrich  Dietrich 
Wilhelm  —  Sohn  des  Vorstehenden  aus  erster  Ehe  —  geb.  1.  April 
1750,  gest.  8.  Dec  1790,  Herr  zu  Langelage,  fürstl.  osnabrückscher 
Über-Hofmarschall;  Gemahlin:  Charlotte  Freiin  v.  Münchhausen,  geb. 
13.  Jan.  1755,  verm.  22.  Febr.  1773.  —  Graf  Ludwig  Ernst  Friedrich 
Wilhelm,  geb.  6.  Nov.  1774,  gest.  9.  Mai  1824;  Gemahlin:  Caroline 
Friederike  Emilie  Freiin  v.  d.  Reck,  geb.  16.  Febr.  1790,  verm. 
16.  Jan.  1813,  gest.  21.  Jan.  1849.  —  Georg  Hermann  Ludwig  Carl, 
jetziges  Haupt  der  Linie. 

Haus  Meinhövel.  Besitzt  seil  1793  das  Indigenat  in  den  däni- 
schen Reichen  und  Landen  und  seit  1799  in  Böhmen.  Die  1795 
erkaufte  Standesherrschaft  Konigsbrück  wurde  1803  an  die  Grafen 
v.  Hohenlhal  verkauft.  —  GeoRg  Hermann  Heinrich;  erste  Gemahlin: 
Wilhelmine  Dorothea  Freiin  v.  Hammerstein  Gesmold  (s.  Haus  Lange- 
lage). —  Graf  Georg  Werner  August  Dietrich,  geb.  12.  Juni  1751, 
gest.  19.  Febr.  1801,  k.  dän.  und  fürstl.  osnabr.  w.  Geh.  Rath  etc.; 
zweite  Gemahlin:  Luise  Friederike  Wilhelmine  Freiin  v.  d.  Schulenburg- 
Allenhausen,  Erbtochter,  geb.  2.  Dec.  1764,  verm.  28.  Sept.  1780, 
gest.  25.  April  1786.  —  Gustav  Maria  Ludwig  Unico,  geb.  16.  Aug. 
1782,  gest.  6.  Nov.  1839,  k.  preuss.  General-Major;  Gemahlin:  Julie 
v.  d.  Marwitz,  geb.  25.  Jan.  1789.  —  Hugo  Eberhard  Leopold  Unico, 
jetziges  Haupt  des  Hauses. 

Haus  Ledenburg.  Besitzt  seit  12.  Aug.  1814  die  Erbland- 
Marschall  würde    des    Königreichs    Hannover   mit    erblicher  Virilstimme  in 

10* 


148  GRAFEN  V..  MÜNSTER. 

der  ersten  Kammer  der  Ständeversammlung  des  Königreichs  Hannover. 
Mit  der  vom  König  1S27  verliehenen  Dotation  Derneburg  wurde  das 
erforderliche  Majorat  gestiftet.  —  Georg  Hermann  Heinrich;  zweite 
Gemahlin:  Eleonore  Elise  Helene  Sophie  Freiin  v.  Grotthaus -Ledenburg 
(s.  Haus  Langelage).  —  Graf  Ernst  Friedrich  Herbert,  geb.  1.  März 
1766,  gest.  11.  Mai  1839,  k.  hannov.  Staats-  und  Cabinets- Minister 
und  Erb-Land-Marschall ;  Gemahlin :  Wilhelmine  Charlotte  Prinzessin  zur 
Schaumburg  Lippe,  geb.  18.  Mai  1793,  verm.  7.  Nov.  1814.  —  Georg 
Hkkbert,  jetziges  Haupt  des  Hauses. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  gräflichen  Familie  sind  hier  aufzu- 
rühren : 

Haus  Lange  läge.  Georg  HERMANN  Ludwig  Carl  Reichsgraf 
zu  Münster- Langelage,  Freiherr  von  Oer  —  Sohn  des  Grafen  Ludwig 
Ernst  Friedrich  Wilhelm  —  geb.  11.  Juli  1814.  —  Der  Bruder  des- 
selben ist:  Graf  Adolph  Georg  Unico ,  geb.  19.  Aug.  1816,  k.  preuss. 
Premier-Lieutenant  a.  D.,  venu.  23.  Oct.  1851  mit  Fräulein  v.  d.  Marwitz. 

Von  den  Brüdern  des  Grafen  Ludwig  Ernst  Friedrich  Wilhelm 
lebt:  Graf  Ludwig  Friedrich  Ernst  Carl  Wilhelm,  geb.  10.  Jan.  1787 
k.  hannov.  General- Major  und  Commandeur  der  3.  Cavalleriebrigade, 
verm.  12.  April  1819  mit  Ernestine  Caroline  Adolphine  Henriette  Freiin 
v.  d.  Reck,  geb.  6.  März  1792.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem 
Grafen  Hermann  Adolph  Ernst,  geb.  4.  Juni  1779,  gest.  31.  Aug.  1838, 
k.  sächs.  Kammerherrn  und  Kreis-Oberforstmeister  zu  Dresden,  leben  aus 
der  Ehe  mit  Mariane  Freiin  v.  Melsch,  verm.  17.  Mai  1820,  vier  Söhne, 
die  Grafen:  Ernst  Carl,  geb.  22.  Oct.  1823,  Otto  Georg,  geb.  18.  Nov. 
1825,  Georg  Ludwig,  geb.  16.  Juni  1827,  k.  sächs.  Lieutenant,  und 
August  Friedrich,  geb.    12.  Juni   1829,   k.   sächs.  Lieutenant. 

Haus  Meinhövel:  HUGO  Eberhard  Leopold  Unico  Reichsgraf  zu 
Münster-Meinhövel  und  Freiherr  zu  Schade  —  Sohn  des  Grafen  Gustav 
Maria  Ludwig  Unico  —  geb.  30.  Juni  1812,  k.  preuss.  Major  und 
Flügeladjutant  des  Königs,  Geschäftsträger  in  Militairsachen  zu  St.  Peters- 
burg, verm.  23.  Oct.  1851  mit  Bertha  Eleonore  Beatrix  v.  d.  Marwitz 
aus  dem  Hause  Friedersdorf. 

Haus  Ledenburg:  GEORG  Herbert  Reichsgraf  zu  Münster- 
Ledenburg,  Freiherr  zu  Grotlhaus  —  Sohn  des  Grafen  Ernst  Friedrich 
Herbert  —  geb.  23.  Dec.  1820,  Erbland- Marschall  des  Königreichs 
Hannover,  verm.  11.  Aug.  1847  mit  Alexandrine  Fürstin  Galitzin,  geb. 
29.  Jan.    1823,  aus  welcher  Ehe  drei  Töchter  stammen. 


GRAFEN   V.   NAYHAl'SS-CORMONS. 


149 


Grafen  v.  Nayhanss-Cormoiis. 

ßatholtfd).  $lreufjen. 

Besitz:  tlie  Güler  Binden  etc.  in  Oberschlesien. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  goldenen  Mitlelschilde 
ein,  im  Schildesfusse  liegender,  blaugeharnischter  Arm,  welcher  die  Hand  nach 
rechts  erhebt  und  in  derselben  ein  nach  oben  und  links  gewendetes  Schwert  hält. 
1  und  4  von  Silber  und  Roth  der  Länge  nach  getheilt  mit  einem  vor  der  Thei- 
lungslinie  aufsteigenden,  einwärtssehenden  Wolf  in  blauer  Mönchskutte,  welcher  aus 
letzterer  die  beiden  Vorderpfoten  hervorstreckt.  2  und  3  in  Silber  ein  breiter, 
schrägrechter  Balken,  welcher  von  Schwarz  und  Roth  in  drei  Reihen,  jede  zu  vier 
Feldern,  geschacht  ist  (Stammwappen).  Auf  dem  Schilde  stehen  drei  Helme,  von 
denen  der  mittlere  und  linke  gekrönt  sind.  Der  rechte  Heiin  trägt  eine  weisse, 
den  runden  Zipfel  nach  rechts  wendende  Mütze,  welche  mit  einem  schräglinken, 
wie  im  2.  und  3.  Felde  geschachten  Balken  belegt  ist,  und  aus  deren  breitem, 
ebenfalls  weissem  Aufschlage  drei  nach  einwärts  sich  wendende  Pfauenfedern  her- 
vorkommen. Aus  dem  mittleren  Helme  wächst  der  geharnischte  Arm  des  Mittel- 
schildes mit  dem  Schwerte  in  der  Hand,  und  aus  dem  linken  Helme  der  Wolf  des 

1.  und  4.  Feldes  einwärtsgekehrt  empor.  Die  Helmdecken  sind  rechts  silbern  und 
roth,  links  schwarz  und  golden.  —  Das  Wappenbuch  der  durchlauchtigen  Welt  (III. 
281)  stellt  im  Mittelschilde  den  geharnischten  Arm  unter  die  Herzstelle,  lässt  die 
Wölfe  im  1.  und  4.  silbernen  Felde  rechts  sehen,  und  zieht  durch  das  2.  und 
3.  silberne  Feld  einen  schrägrechten  rothen  Balken,  welcher  mit  zwei  Reihen  rechts- 
herabgeschobener  Rauten,  fünf  in  jeder  Reihe,  belegt  ist.  Der  rechte  Helm  trägt 
fünf  silberne  Strausscnfedern,  welche  mit  dem  schrägrechten  gerauteten  Ralken  des 

2.  und  3.  Feldes  belegt  sind.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  roth  und 
silbern,  die  des  mittleren  blau  und  silbern  und  die  des  linken  schwarz  und  roth. 
Das  Wappenbuch  der  österreichischen  Monarchie  (IX.  20)  lässt  die  Wölfe  vorwärts- 
sehen und  die  Vorderpfoten  emporheben.  Der  Kopf  ist  mit  einer  blauen  Zipfelmütze 
bedeckt,  und  der  blauen  Kutte  ist  eine  weisse  Schürze  vorgebunden.  Die  Mütze 
auf  dem  rechten  Helme  steht  vorwärtsgekehrt. 

Sehr  altes,  aus  der  Grafschaft  Gtfrz  stammendes  Geschlecht,  welches 
mit  der  ausgestorhenen  gräflichen  Familie  v.  Tschernemhl  einerlei  Ur- 
sprung hat,  sonst  Castelnuovo  hiess,  und  von  dem  Gericht  Cormons, 
welches  jetzt  den  Grafen  Del  Mestri  zusteht,  den  Beinamen  Cormons 
oder  Garamon  annahm.  Durch  diesen  Beinamen,  so  wie  durch  das 
Wappen,  unterscheidet  sich  diese  Familie  von  allen  anderen  gleichnamigen 
Adelsgeschlechtern.  In  Schlesien  ist  die  Familie  seit  fast  dreihundert 
Jahren  sehr  bekannt  und  mit  vielen  Gütern  angesessen,  und  der  Stamm- 
sitz war  immer  ßladen.    Kaiser  Ferdinand  II.  erhob   23.  Aug.    1624  die 


150  GRAFKN  V.  NEIPPERG. 

Familie  in  den  Freiherrensland,  und  Kaiser  Leopold  I.  ertheilte  24.  Aug. 
1G98  einer  Linie  der  Freiherren  v.  N.  die  Reichsgrafenwürde.  Von  den 
Freiherren  waren  in  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  nach  Sina- 
pius  noch  Julius  Heinrich,  des  Fürstentums  Troppau  ältester  Landrechts- 
beisitzer, welcher  auch  Bladen  besass,  Johann  Franz  und  Cäsar  in 
Schlesien  begütert.  Leopold  Cäsar  Reichsgraf  v.  Nayhauss  erhielt  1773 
die  preussische  Kammerherrenwürde  und  war  1805  präsidirender  Landes- 
hauptmann der  fürstl.  Liechtensteinschen  Regierung  zu  Leobschütz.  Von 
demselben  stammt  das  jetzige  Haupt  der  Familie : 

LEOPOLD  Julius  Cäsar  Reichsgraf  Neyhauss-Cormons,  geb.  14.  April 
1792,  k.  preuss.  Kammerherr,  Major  und  Führer  des  zweiten  Aufgebots 
im  22.  Landwehr-Regiment,  Landesältestcr  bei  der  oberschles.  Landschaft 
und  Deputirter  des  leobschützer  Kreises ,  Herr  der  Güter  Bladen,  verm. 
14.  April  1819  mit  Antonie  Maria  v.  Stockmans,  geb.  24.  Dec.  1800, 
aus  welcher  Ehe,  neben  zwei  Töchtern,  Graf  Julius  Cäsar  Leopold,  geb. 
3.  Aug.  1821,  k.  preuss.  Lieutenant,  stammt.  —  Von  dem  Bruder,  dem 
Grafen  Ferdinand  Julius  Cäsar,  gest.  25.  Nov.  1829,  verm.  mit  Caroline 
Philippine  Freiin  v.  Welling,  gest.    13.  Nov.   1831,  lebt  eine  Tochter. 


Grafen  v.  Neipperg. 

Äatljoltfd).  ttJürttemberg,  0a&m. 

Besitz:  das  Städtchen  Schweigern;  die  Rittergüter  Neipperg,  Klingenberg  und  Massenbach 
hausen;  die  Ortschaften  Adelshofen  und  Gemmingen  etc. 

Dem  Haupte  der  Familie  kommt  das  Prädicat:  „Erlaucht"  zu. 


Wappen:    im    rothcn    Schilde    drei  (2  und  1)  silberne  Ringe.     Ueber  der 

Gnifcnkrone  erbebt  sich  ein  gekrönter  Helm,    auf  welchem  ein  geschlossener,  die 

Sachsen  rechtskehrender,    rother,   mit  den  drei  silbernen  Ringen  des  Schildes  be- 
legter Adlersfhig  steht.     Die  Helmdecken  sind  roth  und  silbern. 


GRAFEN  V.   NKIPPKIU;.  151 

Uraltes  schwäbisches  Riltergeschlccht,  welches  auch  Neuperg,  Neup- 
perg,  Nidberg  und  Nylberg  geschrieben  winde  und  dessen  Stammsitz  die 
Bergfeste  Neipperg  bei  Schweigern  im  ehemaligen  Craichgauwar.  Glieder 
des  Geschlechts  erschienen  schon  1080  bei  dem  Turniere  zu  Augsburg 
und  1119  zu  Göltingen.  Aus  Schwaben  verbreitete  sich  schon  früh 
das  Geschlecht  nach  Kärnten  und  Steiermark,  wo  Gottschalck  v.  Neid- 
perg  1276  genannt  wird,  und  von  1548  bis  1586  war  die  Familie  in 
der  Schweiz  angesessen  und  erbaute  die  Burg  Nydberg  im  Ganton 
St.  Gallen.  Die  Angabe  Einiger,  dass  das  Geschlecht  früher  auch  in 
Sachsen  geblüht  habe,  beruht  wohl  auf  einem  Irrthume  Valentin  Königs, 
welcher  bei  Beschreibung  der  voigtländischen  Familie  v.  Neidberg,  die 
ein  ganz  anderes  Wappen  führte  und  im  Anfange  des  18.  Jahrhunderts 
erloschen  ist,  in  die  Genealogie  der  schwäbischen  Familie  v.  Neipperg 
gekommen  sein  mag.  —  Jetzt  blüht  nur  die  schwäbische  Familie.  Aus 
derselben  war  Georg,  gest.  1395,  1387  Bischof  von  Chiemsee,  und 
Reinhard  1486  Grossmeister  des  deutschen  Ordens  zu  Mergentheim,  gest. 
1495,  und  in  den  Schlachten  bei  Döffingen,  Sempach  und  Näfels,  am 
Stoss,  bei  Grandson  und  Horten  sind,  den  gewöhnlichen  Angaben  nach, 
Glieder  der  Familie  gefallen.  Vom  17.  Jahrhundert  an  widmeten  sich 
die  Häupter  der  Familie  dem  Dienste  des  österreichischen  Kaiserhauses, 
und  das  Geschlecht  erhielt,  mit  Stiftung  eines  Familienvermögens,  die 
Niederösterreichische  Landslandschaft,  und  das  ungarische,  so  wie  helve- 
tische Indigenat.  Der  Freiherrenstand  kam  in  der  Person  Eberhard 
Wilhelms,  gest.  21.  Febr.  1672,  in  die  Familie.  Der  Sohn  desselben, 
Eberhard  Friedrich  Freiherr  v.  N.,  geb.  17.  Febr.  1656,  gest.  10.  Aug. 
1725,  war  k.  k.  General-Feldmarschall,  Gouverneur  zu  Philippsburg  und 
Director  der  schwäbischen  unmittelbaren  Reichsrilterschaft  im  Canton 
Craichgau.  Der  Sohn  des  Letzteren,  Wilhelm  Reinhard,  k.  k.  General- 
Feldmarschall,  wurde  vom  Kaiser  Carl  VI.  1734  in  den  Reichsgrafen- 
stand erhoben,  und  im  Juni  1766  als  Personalist  vorläufig  mit  Sitz  und 
Stimme  in  das  schwäbische  Grafencollegium  aufgenommen.  Da  auch 
über  diese  Familie  Gasts  Heissige  Arbeiten  sehr  zu  beachten  sind,  so 
darf  nicht  übergangen  werden ,  dass  nach  diesem  Schriftsteller  die  Er- 
hebung in  den  Reichsgrafenstand  5.  Febr.  1726  und  die  Aufnahme  in 
das  schwäbische  Grafencollegium  1736  erfolgt  sein  soll.  —  Die  Be- 
sitzungen der  Familie  bestehen  in  Grundslücken  zu  Bebenhausen  und 
den  vormals  unmittelbaren  reichsritterschafllichen  Gütern,  dem  Städtchen 
Schweigern,  den  Dörfern  Neipperg,  Klingenberg  und  Massenbachhausen, 
welche  1806,  in  Folge  der  rheinischen  Bundesacte,  der  kön.  württem- 
bergischen, und  den  Ortschaften  Adelshofen  und  Gemmingen,  letzteres 
mit  den  Freiherren  v.  Gemmingen  gemeinschaftlich,  welche  der  grossherz. 
badischen  Souverainelät,  in  beiden  Staaten  grundhcrrlich,  untergeordnet 
wurden.  Die  staatsrechtlichen  Verhältnisse  des  Hauses  im  Königreich 
Württemberg:  Standesherrhchkeit  im  Königreich  mit  Sitz  und  Stimmein 
der  ersten  Kammer  der  k.  württemb.  Landslande,  wurden  im  Mai  1827 
festgesetzt,  und  die  Berechtigung  zu  dem  Prädieale  „Erlauehl"  1829 
bei  der  Bundesversammlung  angemeldet. 


152  GltAFKIN   V.   MEIPPEBG. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Familienglieder  ergiebt  nachstehende 
Ahnentafel:  Eberhard  Friedrich,  Freiherr,  geb.  17.  Febr.  1655,  gest. 
10.  Aug.  1725,  k.  k.  General-Feldmarschall:  erste  Gemahlin:  Margaretha 
Lucretia  v.  Hornberg,  gest.  12.  Juni  1686.  —  Wilhelm  Reinhard,  erster 
Graf,  geb.  27.  Mai  1684,  gest.  26.  Mai  1774,  k.  k.  w.  Geh.  Rath, 
General-Feldmarschall  etc.;  Gemahlin:  Maria  Franziska  Theresia  Gräfin 
v.  Khevenhüller,  geb.  8.  Nov.  1702,  verm.  24.  April  1726,  gest. 
2.  Sept.  1760.  —  Leopold  Johann  Nepomuk,  geb.  27.  März  1728, 
gest.  5.  Jan.  1792,  Herr  zu  Schweigern  etc.,  k.  k.  w.  Geh.  Rath, 
Reichshofrath,  Gesandter  etc.;  dritte  Gemahlin:  Maria  Ludovike  Gräfin 
zu  Hatzfeldt-Wildenberg- Werther,  geb.  28.  Aug.  1750,  verm.  4.  Mai 
1774,  gest.  24.  Jan.  1784.  —  Adam  Albrecht,  geb.  8.  April  1775, 
gest.  22.  Febr.  1829,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  Kämmerer,  General-Feld- 
Marschall-Lieutenant,  Ehrencavalier  Ihrer  Majestät  der  Erzherzogin  Maria 
Luise  Herzogin  von  Parma;  Gemahlin:  Therese  Josephine  Walpurge 
Gräfin  v.  Thurn-Valsassina,  verm.  4.  Febr.  1806,  gest.  23.  April  1815. 
—  Alfred  August  Carl  Franz  Camillus,  jetziges  Haupt  der  Familie. 
Die  jetzigen  Glieder  der  Familie  sind : 

Graf  ALFRED  August  Carl  Franz  Camillus  —  Sohn  des  Grafen 
Adam  Albrecht  —  geb.  26.  Jan.  1807,  k.  k.  Kämmerer,  k.  württemb. 
General-Major,  erblicher  Standesherr  des  Königreichs  Württemberg,  verm. 
in  erster  Ehe  19.  Oct.  1835  mit  Josephine  Gräfin  v.  Grisoni,  gest. 
17.  Nov.  1837,  und  in  zweiter,  19.  März  1840,  mit  Prinzessin  Maria 
Friederike  Charlotte,  kön.  Prinzessin  von  Württemberg,  geb.  30.  Oct.  1816. 

Der  Bruder  desselben  ist:  Graf  Erwin  Franz  Ludwig  Bernhard  Ernst, 
geb.  6.  April  1813,  k.  k.  Kämmerer,  Oberst  und  Regiments-Commandant, 
verm.  19.  April  1845  mit  Henriette  Gräfin  v.  Waldstein- Wartenberg  zu 
Dux-Leutomischl,  geb.  23.  Dec.  1823,  gest.  18.  Juli  1845.  —  Vom 
Grafen    Maximilian    Joseph  dem    älteren    Bruder    des    Grafen    Adam 

Albrecht  —   geb.   14.  Mai   1756,    gest.   10.  Nov.   1809  —  leben  zwei 
Töchter. 


f  V 


<;RAFKN  V.  NKSSKLRODE. 


153 


Grafen  v.  Nesselrode. 

Äathöltfd).  fJrrufcn  unb  llußlanb. 

Besitz:   die  Güter  Thumb,   Gertenbügel,  Ereshoven,  Wetierode,  üaswerier,  Wegberg,  Alt- 
Bcrnsau,  Vilzheck,  Slockhausen,  Sassenberg,  Dieck  etc.  in  der  Rlieinprovinz. 


Wappen  der  Grafen  v.  Nesselrode  -  Ereshoven :  Schild  zweimal  der  Länge 
nach  und  einmal  quergetheilt,  also  6 feldrig ,  mit  Mittelschild.  Im  rothen  Mittel- 
schilde ein  silberner,  oben  vier- unten  dreimal  gezinnter  Querbalken  (Stammwappen). 

1  und  6  in    Schwarz    ein    rechtsgekehrter,    doppelt    geschweifter,    goldener   Löwe; 

2  und  5  in  Gold  drei  rofhe  Pfähle;  3  und  4  in  Silber  ein  schräglinker,  in  der 
Mitte  mit  einem  silbernen  Stern  belegter  schwarzer  Balken.  Ueber  der  Grafenkrone 
erheben  sich  vier  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  einen  wachsenden,  ein- 
wärtssehenden, gekrönten,  doppelt  geschweiften,  goldenen  Löwen ;  der  zweite  einen 
wachsenden,  einwärtssehenden,  rothen  Bracken,  welcher  den  gezinnten  Balken  des 
Mittelschildes  als  Halsband  zeigt  (Helm  des  Stammwappens);  der  dritte  einen  gol- 
denen, offenen  Flug,  dessen  beide  Flügel  mit  drei  rothen  Pfählen  belegt  sind,  und 
der  vierte  den  schräglinken,  schwarzen  Balken  des  3.  und  4.  Feldes  mit  dem  sil- 
bernen Sterne.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  schwarz  und  golden,  die  des 
zweiten  roth  und  silbern,  die  des  dritten  golden  und  roth,  und  die  des  linken 
schwarz  und  silbern,  und  den  Schild  hält  rechts  ein  einwärtsschender,  gekrönter 
und  doppelt  geschweifter  Löwe,  links  ein  rother,  einwärtssehender,  den  gezinnten 
Balken  des  Mittelschildes  als  Halsband  tragender  Bracke.  Anstatt  der  Helmdecken 
wird  meist  ein  rother,  mi^Hermelin  gefütterter  Wappenmantel  geführt.  — Der  Löwe 
im   l.  Felde  kommt  bisweilen  auch  einwärtsgekehrt  vor. 

Uraltes  niederrheinisches  Rittergesehleeht,  dessen  Stammhaus  Nessel- 
rode (Nesselrolh)  im  Herzoglhum  Berg  an  der  Wupper  unweit  Solingen 
liegt.  Emerich  v.  Nesselrode  war,  den  gewöhnlichen  Angaben  nach, 
969  auf  dem  Turniere  zu  Merseburg,  Conrad  1042  zu  Halle,  Friedrich 
1296  zu  Schweinfurt,  und  Gottschalk  1311  zu  Worms.  Johann  — ein 
Sohn  Johanns  des  alteren  —  turnierte  1337  zu  Regensburg,  und  der- 
selbe wird  als  ältester  allgemeiner  Stammvater  des  Geschlechts  ange- 
nommen. Aus  der  Ehe  mit  Sophia,  der  Schwester  und  Erbin  Johanns, 
des  letzten  Herrn  vom  Stein,  stammte  Wilhelm  v.  Nesselrode  zum  Stein, 
gest.  1389,  welcher  sich  mit  Jutt  v.  Ehreshofen  (Ereshoven)  vermählte, 
durch  dieselbe  die  gleichnamige  Herrschaft  erhielt,  und  durch  seine 
Söhne:  Johann  den  Aelteren  zum  Stein  und  Johann  den  Jüngeren  zu 
Ereshoven,   der   nächste  Ahnherr   zweier  Hauptlinien  geworden  ist.     Es 


154  GRAFEIV  V.  NESSKLRODE. 

stiftete  nämlich  Johann  der  Aeltere  die  erloschene  Stein-Reichen- 
steiner und  Johann  der  Jüngere  die  jetzt  blühende  Eresho  vens  che 
Hairfülinie. 

Was  die  erloschene  Stein-Reichensteiner  Hauptlinie  anlangt,  so  mag, 
im  Interesse  des  Geschlechts,  aus  dem  reichen  Material,  welches  über 
dieselbe  vorliegt,  hier  nur  Nachstehendes  in  der  Kürze  Platz  finden.  Diese 
Hauptlinie,  welche  schon  1481  das  Erh-Marschall-  und  Erb-Kämmerer- 
Amt  des  Herzogthums  Berg  besass,  fasst  die  Nachkommen  Johanns 
des  Aelteren  v.  Nesselrode  zum  Stein  und  seiner  Gemahlin ,  Catharina 
v.  Gehmen,  in  sich.  Der  Sohn  desselben,  Wilhelm,  gest.  1499,  erhielt 
durch  Vermählung  mit  Elisabeth  Nyt  v.  Bürgel  1478  die  Reichsgrafschaft 
Rhade,  und  seine  Urenkel,  Rertram  und  Matthias  —  die  Söhne  Wilhelms 
zum  Stein,  Rhade  und  Herten,  Amtmanns  zu  Blankenberg,  aus  der  Ehe 
mit  Anna  v.  Loe  zu  Wissen  —  wurden  14.  Oct.  1652  in  den  Reichs- 
freiherrenstand erhoben,  und  stifteten  zwei  Speciallinien:  die  von  Bertram 
gegründete  Reichensteiner  und  die  von  Johann  Matthias  gegründete 
Landskroner  Speciallinie.  —  Der  Stifter  der  Reichensleiner  Linie, 
Bertram,  verm.  mit  Lucie  Gräfin  v.  Hatzfeld,  starb  1078,  und  der  Sohn 
desselben,  Franz,  erkaufte  1698  von  den  Grafen  v.  Wied  die  reichs- 
unmittelbare Herrschaft  Reichenstein,  wurde  vom  Kaiser  Leopold  l. 
19.  Dec.  1698,  unter  Vermehrung  und  Verbesserung  seines  Wappens 
mit  dem  der  ausgestorbenen  Herren  vom  Stein  und  v.  Reichenslein,  in 
den  Reichsgrafenstand  erhoben  und  erhielt  1706  Sitz  und  Stimme  im 
westphälischen  Grafencollegium.  Von  seinen  Söhnen  aus  der  Ehe  mit 
Anna  Maria  Freiin  v.  Wylich  war  Graf  Philipp  Wilhelm,  gest.  1754,  des 
heil.  röm.  Reichs  Fürst  und  Johanniter-Ordens-Meister  zu  Heitersheim, 
Graf  Bertram  Carl  aber,  verm.  mit  Maria  Antonie  Freiin  v.  Wylich, 
hinterliess  den  Grafen  Franz  Wilhelm,  geb.  1701,  verm.  zuerst  mit 
Catharina  Elisabeth  und  später  mit  Maria  Theresia  Gräfinnen  v.  Hoens- 
broech,  welcher,  kinderlos,  22.  Sept.  1746  gestorben,  diese  Linie  schloss. 
—  Der  Stifter  der  Landskroner  Linie,  Johann  Matthias,  war  mit  Elisabeth 
v.  Wylich  vermählt.  Der  Sohn  desselben,  Johann  Florentin  (Salentin) 
Wilhelm,  erbte  durch  Vermählung  mit  Franziska*  Margaretha  v.  Brempt, 
Erbtochter  Johanns  v.  Brempt,  die  Herrschaft  Landskron,  und  erhielt 
vom  Kaiser  Joseph  I.  4.  Sept.  1710  die  Reichsgrafenwürde,  nachdem 
er  schon  vorher  mit  seinem  Sohne,  Johann  Hermann  Franz,  nachmaligem 
k.  k.  General-Feldmarschall  etc.,  20.  Febr.  1705  die  Vermehrung  des 
Wappens  mit  dem  erloschenen  Brempt -Landskronschen  erhalten  hatte. 
Johann  Hermann  Franz,  gest.  3.  Febr  1751,  hinterliess  aus  zweiter 
Ehe  mit  Luise  Gräfin  v.  Virmond  den  Grafen  Johann  Wilhelm,  gest.  1800, 
welcher,  nach  Erlösdien  der  Reichensteiner  Linie,  1776  die  reichsun- 
mitlelbaren  Besitzungen  derselben  mit  Sitz  und  Stimme  auf  der  west- 
phälischen Grafenbank  erbte.  Aus  der  Ehe  desselben  mit  Maria  Theresia 
Gräfin  v.  Auersperg  stammte  Graf  Johann  Franz  Joseph,  geb.  2.  Sept. 
1755,  welcher,  1826  gestorben,  im  Mannesstamrae  diese  Linie  schloss, 
da  von  seinen  vielen  Kindern  aus  der  Ehe  mit  Felicitas  Johanna  Gräfin 
v.   Manderscheid-Blanckenheim  nur  ein  Sohn,   Graf  Johann  Wilhelm  Carl, 


(iRAFRN  V.  NESSELRODE.  155 

verm.  mit  Caroline  Auguste  Gräfin  v.  Nesselrode  -Ereshoven,  kinderlos 
1822,   und  eine  Tochter,    Maria  Carolina,    geb.    13.  Sept.    1779,   verm. 

13.  Sept.  1799  mit  Johann  Felix  Bernhard  Freiherrn  Droste  v.  Vischering, 
gest.  1826,  übrig  geblieben  waren.  Letztere  vererbte  Namen,  Wappen 
und  Güter  ihres  Geschlechts  auf  ihre  Nachkommen  (s.  Bd.  I.  p.  202  —  204). 

Die  hier  zu  besprechende  Ereshover  Haupllinie  stiftete,  wie  ange- 
geben, Johann  der  Jüngere,  verm.  mit  Helene  v.  Bock,  gest.  1520. 
Aus  derselben  erhielt  Franz  Carl  —  Sohn  Philipp  Wilhelms,  welcher 
mit  Maria  Freiin  y.  Leerodt  vermählt  war  und  vom  Kaiser  Ferdinand  III. 

3.  Aug.  1655  den  Reichsfreiherrenstand  bekommen  halte  (alle  anderen 
Angaben  beruhen  wohl    auf  Verwechselungen)   —  vom  Kaiser  Joseph  I. 

4.  Sept.  1705,  mit  Zulegung  und  Vereinigung  des  Ereshovenschen 
Wappens,  die  Reichsgrafenwürde  und  20.  Nov.  1729  das  Indigenat  in 
Ungarn.  Derselbe,  gest.  10.  Juni  1750,  hinterliess  aus  der  Ehe  mit 
Maria  Theresia  Freiin  v.  Schorlemmer,  ausser  mehreren  Kindern,  zwei 
Söhne,  Carl  Franz  und  Maximilian  Julius  Wilhelm,  welche  das  Geschlecht 
fortpflanzten. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  der  Familie  zeigt  nachstehende 
Ahnentafel:     Franz    Carl,    Graf   —    Sohn    Philipp    Wilhelms    —    geb. 

14.  Nov.  1673,  gest.  10.  Juni  1750,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  Jülich-  und 
bergischer  Kammerpräsident  etc. ;  Gemahlin :  Maria  Theresia  Freiin 
v.  Schorlemmer,  verm.  17.  Oct.  1709,  gest.  im  Febr.  1764  —  Carl 
Franz,  geb.  14.  Nov.  1713,  gest.  11.  April  1798,  kurpfälz.  Geh.  Staats- 
und Conferenz- Minister  und  Jülich-  und  bergischer  Canzler;  Gemahlin: 
Anna  Freiin  v.  Loe  zu  Wissen,  geb.  14.  Aug.  1721,  verm.  24.  Febr.  1743, 
gest.  5.  Juni  1794.  —  Carl  Franz  Alexander,  geb.  24.  April  1752, 
kurpfalzbayer.  Kämmerer,  Oberamtmann  etc.;  Gemahlin:  Josephe  Gräfin 
v.  Hatzfeld- Wildenberg,  geb.  26.  Dec.  1762,  verm.  1781.  —  Franz 
Bertram,  geb.  1.  Dec.  1783,  Herr  auf  Thumb,  Gertenbügel,  Ereshoven, 
Wetterode,  Baswerter,  Wegberg,  Alt-Bernsau,  Vilzheck,  Stockhausen  etc. ; 
Gemahlin:  Maria  Luise  Freiin  v.  Hanxleden,  geb.  2.  April  1799,  verm. 
16.  Nov.    1816.   —   Maximilian  Bertram. 

Von  den  lebenden  Gliedern  der  Familie  gehören  hierher: 

MAXIMILIAN  Bertram  Graf  v.  Nesselrode  —  Sohn  des  Grafen  Franz 
Bertram  —  geb.  20.  Sept.  1817,  k.  preuss.  Lieutenant  im  1.  Garde- 
(Landwehr-)Uhlanen-Regiment,  verm.  12.  Juli  1852  mit  Melanie  Grälin 
v.  Hatzfeld,  geb.  29.  Oct.  1828.  —  Die  zwei  Brüder  desselben  sind 
die  Grafen:  Alfred  Victor  Franz,  geb.  24.  Aug.  1824,  und  Rudolph 
Werner  Basil,  geb.  11.  April  1835,  und  vom  Vater  des  Grafen  Maximi- 
lian Bertram,  dem  Grafen  Bertram,  lebt  der  Bruder:  Graf  Friedrich  Carl, 
geb.   10.  Jan.   1786,  k.  russ.  General-Lieutenant  a.   D. 

Vom  Grafen  Maria  Julius  Wilhelm  Franz  —  dem  Sohne  des  Grafen 
Franz  Carl  und  dem  Bruder  des  Grafen  Carl  Franz  (s.  oben  die  Ahnen- 
tafel) —  geb.  24.  Oct.  1724,  gest.  8.  März  1810,  k.  russ.  Geh.  Rath 
und  Kammerherrn,  gewesenem  Gesandten  in  Lissabon  und  Berlin,  verm. 
2.  Jan.    1780  mit  Luise  Gontard,  gest.   25.  Aug.    1785,  stammt: 

Graf  CARL  Robert,    geb.   14.  Dec.    1780,    k.  russ.  Reichscanzier, 


156 


GRAFEN  V.  INIMPTSCH. 


w.  Geh.  Rath  und  Chef  des  Ministerii  der  auswärtigen  Angelegenheiten, 
verm.  mit  Maria  Gräfin  Gouriew,  gest.  19.  Aug.  1849.  —  Der  Sohn 
aus  dieser  Ehe  ist  Graf  Dimitry,  geh.  23.  Dec.  1816,  k.  russ.  Kammer- 
junker und  Staatsrath.  Von  den  heiden  Töchtern  vermählte  sich  Gräfin 
Helene,  geh.  12.  April  1815,  mit  Michael  Grafen  Chreptowitsch ,  k. 
russ.  Gesandten  und  bevollm.  Minister  am  k.  sicilian.  Hofe,  und  Gräfin 
Maria,  geb.  24.  Juli  1820,  1840  mit  Albin  Leo  Freiherrn  v.  Seebach, 
k.  sächs.  Geh.  Rath  und  ausserord.  Gesandten  und  bevollm.  Minister  am 
kais.  franz.  Hofe. 


Grafen  v.  Aimptsch. 

Äatholtfd).  (Otfittvtid). 

Besitz:  Neu-Serowitz  in  Mähren;  Cajetilz  und  Geiersberg  in  Böhmen. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Mittelschild  von  Silber  und 
Roth  quergetheilt;  oben  ein  aufsteigendes,  rechtsgewendetes,  schwarzes  Einhorn  mit 
goldenen  Klauen  und  goldenem  Hörn,  unten  der  in  einem  nach  rechts  gekrümmten, 
silbernen  Fischschwanze  bestehende  Hintertheil  desselben  (Stammwappen).  1  und  4 
in  Silber  zwei,  über  einander  gestellte  goldene  Kronen,  von  denen  die  obere  ge- 
stürzt ist.  2  von  Blau  und  Roth  quergetheilt;  in  der  oberen  Hälfte  mit  einem 
goldenen,  einwärtsgekehrten  Greif  mit  ausgebreiteten  Flügeln  und  auswärtsgewun- 
denem Stachelschwanze.  3  in  Blau  auf  grünem  Boden  ein  Palmbaum.  Auf  dem 
Schilde  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  den  einwärtsgekehrten, 
stehenden  Greif  des  2.  Feldes ;  der  mittlere  zwei  Straussenfedern,  die  rechte  silbern, 
die  linke  schwarz,  und  der  linke  das  wachsende  Einhorn  des  Mittelschildes.  Die 
Decken  des  rechten  Helmes  sind  blau  und  golden,  die  des  mittleren  und  linken 
roth  und  silbern.  —  Diese  Beschreibung  stimmt  mit  Abdrücken  von  älteren  Pet- 
schaften. Das  Wappenbuch  der  durchlauchtigen  Welt  giebt  als  gräfliches  Wappen 
(III.  285)  nur  das  adelige  Wappen,  und  liefert  von  demselben  folgende  Beschrei- 
bung: in  dem  von  Silber  und  Roth  quergetheilten  Schilde  ein  linksgekehrtes  See- 
pfeid  mit  einem  schwarz-  und  silbergestücktem  Home  auf  der  Stirne ;  der  obere, 
in  die  silberne  Hälfte  aufsteigende  Theil  ist  schwarz,  der  in  die  untere,  rothe 
Hälfte  herabhängende,  einem  Fischschwanze  ähnliche  Theil  aber  von  Silber.  Aus 
dem  Helme  wächst  ein  schwarzes,  linksgekehrtes  Einhorn  empor.  Die  Decken  sind 
silbern  und  roth.     In    den    Supplementen    zum  Siebmacher  (VI.  6)  ist  das  3.  Feld 


GRAFEN  V.  NIMPTSCH.  157 

von  Blau  und  Roth  quergetheill,  und  in  der  oberen  blauen  Hälfte  stellen  aufrecht 
aneinander  zwei  Strausscnfedern.  von  denen  die  recbte  golden,  die  linke  schwarz 
ist.  —  Nach  neueren  Angaben  zeigt  Feld  1  und  4  in  Silber  zwei  rotbe  Pfähle, 
und  vor  denselben  in  der  Mitte  zwei  goldene  Kronen  über  einander,  von  denen  die 
obere  gestürzt  ist.  Feld  2  ist  von  Gold  und  Blau  quergetheill  mit  einem  aufge- 
richteten Wolf  von  natürlicher  Farbe,  welcher  mit  seinen  Vorderlüufen  einen  roth- 
gefiederten Pfeil  zerbricht,  und  3  von  Blau  über  Schwarz  quergetheill  mit  einem 
silbernen,  linksgekehrten  Drachen  mit  ausgebreiteten  Flügeln  und  einwärtsgewunde- 
nem Stachelschwanze.  (Die  zwei  rothen  Pfähle  im  1.  und  4.  Felde  und  das  Wappen- 
bild des  2.  Feldes  erinnern  an  das  Wappen  der  Freiherren  v.  Fürst  und  Kupfer- 
berg).  —  Das  Wappenbuch  der  österreichischen  Monarchie  (V.  19)  giebt  im  2.  Felde 
in  Blau  den  goldenen  Greif  mit  gewundenem  gewöhnlichen  Schweife  üffer  einem 
rothen  Feldesfusse,  setzt  im  3.  Felde  über  einem  rothen  Feldcsfusse  in  Blau  einen 
Bosch  von  zehn  Hahnenfedern,  deren  rechte  Hälfte  von  fünf  Federn  silbern,  die 
linke  schwarz  ist,  und  stellt  auf  den  mittleren  Helm  einen  eben  so  tingirten  Busch 
von  vierzehn  Hahnenfedern,  von  denen  die  rechtsgekehrten  sieben  silbern,  die  links- 
gekehrten schwarz  sind. 

Sehr  altes  sehlesisches  Geschlecht,  welches  nach  alteren  Schrift- 
stellern aus  Polen,  und  zwar  aus  dem  alten  Hause  Boneza,  stammen 
soll,  welches  letztere  nach  Okolski  mit  Clemens,  Bischof  zu  Kruschwic, 
994  aus  Italien  nach  Polen  gekommen  ist,  und  in  dem  Bruder  dieses 
Bischofs,  Bonificius,  welcher  in  Polen  abgekürzt  ßoncza  genannt  wurde, 
den  Stammvater  erhielt.  Ein  Nachkomme  desselben  wendete  sich  nach 
Schlesien  und  erwarb  das  Dorf  Alt-Nimplsch  im  Briegischen,  welches 
älter  als  die  1152  erhaute  Stadt  Nimptsch  sein  soll,  und  von  dieser 
Besitzung  wurde  der  Name:  Nimptsch  angenommen.  Nach  Sinapius 
war  Johann  v.  Nimptsch  1314  Prälat  zu  St.  Johannes  in  Breslau,  und 
Conrad  führte  1353  dem  Kaiser  Carl  IV.  die  Tochter  Heinrichs,  Herzogs 
zu  Jauer,  als  Gemahlin  zu.  In  demselben  Jahrhunderte  überliessen 
Lorenz  und  Hans,  Gebrüder,  ihre  Besitzungen  im  Riesengebirge :  Warm- 
brunn, Schmiedeberg  etc.,  an  die  Gotsche  Schaff,  die  Vorfahren  der  jetzigen 
Grafen  v.  Schaffgotsche.  Urban  kommt  1590  als  Landes -Canzler  zu 
Schweidnitz  und  Jauer  vor,  und  der  Bruder  desselben,  Friedrich,  Herr 
auf  Röversdorf,  starb  1619  als  Ober- Steuer-Einnehmer  der  Fürsten- 
thümer  Schweidnitz  und  Jauer.  Dieselbe  Stelle  bekleidete  der  Sohn 
desselben,  Johann,  auch  des  Landrechts  Beisitzer  und  gest.  1651.  Der 
Sohn  des  Letzteren,  Johann  Friedrich  (I.),  k.  k.  Rath ,  General -Major 
und  Landeshauptmann  zu  Jauer,  wurde  vom  Kaiser  Ferdinand  IL  mit 
seinem  Bruder  Sigismund  in  den  Reichsfreiherrenstand  erhoben.  Von 
Ersterem  stammte  Johann  Friedrich  (IL),  Freiherr  zu  Oelse,  Herr  zu 
Ullersdorf,  und  der  Fürstenlhümer  zu  Jauer  und  Schweidnitz  Landes- 
hauptmann, von  dessen  Söhnen  Johann  Heinrich,  Landeshauptmann  des 
Fürstentums  Glogau  und  k.  k.  Rath,  gest.  1726,  mit  seinem  Bruder, 
Friedrich  Leopold,  vom  Kaiser  Leopold  I.  zu  Ende  des  17.  Jahrhunderts 
—  nicht  1732  —  den  Reichsgrafenstand  erhielt.  Von  Johann  Heinrichs 
Söhnen  pflanzte  Christoph  Ferdinand,  Herr  zu  Oelse,  Ober-Rechts-Bei- 
sitzer der  Fürstenlhümer  Schweidnitz  und  Jauer  und  seit  1736  k.  k. 
Geh.  Rath,  das  Geschlecht  dauernd  fort. 

Auf  Grund  einer  von  v.  Schönfeld  gegebenen  Ahnentafel  der  Gräfin 
Maria  Philippine  v.  Nimptsch,  vermählten  Gräfin  v.  Allhann,  geb.  1.  Mai 


158  GRAFKN  V.  NIMPTSCH. 

1759,  würde  die  Abstammung  der  jetzigen  Grafen  v.  Nimptsch,  voraus- 
gesetzt, dass  Graf  Joseph,  geb.  1763,  wie  sehr  wahrscheinlich  ist,  der 
Bruder  der  Gräfin  Maria  Philippine  war,  nachstehende  sein:  Johann 
Friedrich  Freiherr  v.  Nimptsch  (II.)  auf  Oelse;  Maria  Gräfin  v.  Hoch- 
berg. —  Johann  Heinrich,  Graf;  Dorothea  Gräfin  v.  Zinzendorf  und 
Potlendorf.  —  Christoph  Ferdinand;  Maria  Magdalena  Freiin  v.  Gilleis. 
—  Johann  Heinrich;  Carolina  Freiin  v.  Stillfried-Rattonicz.  —  Joseph, 
geb.  1763,  gest.  3.  Jan.  1838,  k.  k.  Rath ,  Feld-Marschall-Lieutenanl 
und  Ober- Hofmeister  des  Erzherzogs  Johann;  erste  Gemahlin:  Maria 
Elisabeth  Gräfin  v.  Khevenhüller,  geb.  17.  Oct.  1776,  verm.  8.  Febr. 
1802,  gest.  8.  März  1803.  Zweite  Gemahlin:  Auguste  Gräfin  v.  Mar- 
colini.  —  Carl  —  Sohn  aus  erster  Ehe  —  jetziges  Haupt  der 
Familie. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  des  Hauses  sind  hier  anzuführen : 

CARL  Graf  Nimptsch,  Freiherr  v.  Oels,  —  Sohn  des  Grafen 
Joseph  —  geb.  26.  Febr.  1803,  k.  k.  Kämmerer,  Herr  zu  Neuserovitz 
in  Mähren  und  Cajetitz  und  Geiersberg  in  Böhmen,  verm.  19.  Oct.  1829 
mit  Therese  Gräfin  v.  Marcolini,  geb.  1809,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne 
stammen,  die  Grafen:  Joseph,  geb.  26.  Juli  1832,  k.  k.  Oberlieutenant; 
Paul,  geb.   9.  Juni   1836,   und  Camillo,  geb.   5.   Dec.   1841. 

Von  den  Brüdern  des  Grafen  Carl  aus  zweiler  Ehe  des  Vaters 
(s.  oben)  leben  drei,  die  Grafen  Camillo,  geb.  4.  Juni  1807,  k.  k. 
Kämmerer  und  Major  in  d.  A. ;  Ferdinand,  geb.  25.  Febr.  1809,  k.  k. 
Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A.,  und  Friedrich,  geb.  10.  März  1813, 
k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A.,  Gerichtstafel- Beisitzer  des 
veröczer  Comitats  in  Slavonien. 


GRAFEN  V.  NORMANN-EHRKNFELS.  159 

Grafen  v.  Norniann-Ehreiifels. 

6oangrltfd).  U)ürttcmbfrg. 

Besitz:    das   Rittergut   Ehrenfels   nebst  Mashalderbuch  und  Weinsheim. 


'Wappen:  Schild  der  Länge  nach  getheilt.  Die  rechte  Hälfte  ist  quer 
getheilt ;  ohen  in  Silber  ein  wachsender,  schwarzer  Adler  mit  ausgebreiteten 
Schwingen,  unten  in  Blau  drei  nebeneinander  stehende  rothe  Wecken  (Stanim- 
wappem;  in  der  linken  Hälfte  in  Blau  drei  schräglinkc  Balken,  von  denen  der 
mittlere  golden,  die  äusseren  roth  sind  (Wappen  der  Bitter  v.  Ehrenfels).  Den 
Schild  deckt  ein  gekrönter  Helm  ohne  Schmuck,  und  denselben  halten  zwei  ge- 
wappnete Bitter  mit  Turnierlanzen  in  der  freien  Hand,  deren  Helme  mit  drei 
Pfauenfedern  besteckt  sind.  Das  Ganze  umfliegt  ein  innen  grüner,  aussen  rother, 
mit  goldenen  Fransen  besetzter  Mantel,  welcher  von  der  Grafenkrone  bedeckt  wird. 
—  Auf  dem  Helme  des  Stammwappens  sind  nach  Micraelius  zwei  Spaten  kreuzweise 
Ober  drei  Pfauenfedern  gelegt.  Bei  dem  Johanniterorden  ist  das  Wappen  so  auf- 
geschworen,  dass  auf  dem  Helme  über  einem  roth- silbernen  Wulste  ein  ganzer 
Pfauenschweif  aufgerichtet  ist,  welcher  an  jeder  Seite  von  einem  goldenen,  unten 
viereckigen  und  mit  dem  langen  goldenen  Stiele  auf  dem  Helme  ruhenden  Grab- 
scheite schrägauswärts  beseitet  wird.  Die  Helmdecken  sind  silbern  und  roth.  — 
Das  Wappen  der  Bitter  v.  Ehrenfels  gieht  Wissgrill ,  wie  folgt,  an:  blauer,  mit 
einem  goldenen  Balken  links  herab  schräg  belegter  Schild ;  unten  am  Schildesfussc 
ragt  eine  weisse  Felsenspitze  hervor.  Auf  dem  gekrönten  geschlossenen  Helme 
steht  ein  blauer  Adlersflügel  mit  dem  goldenen  Schrägbalken. 

Die  Grafen  v.  Normann-  Ehrenfels  stammen  aus  einem  sehr  allen 
Adelsgeschlechte  auf  Rügen  ab,  welches  schon  im  13.  Jahrhundert  unter 
dem  dortigen  angesessenen  Adel  genannt  wird  und  später  sehr  reich 
begütert  wurde.  Heinrich  v.  Normann  war  1556  Stalthalter  des  Stifts 
Camin;  ein  anderer  Heinrich  von  1573 — 1584  Landvogt  auf  Rügen,  und 
Melchior  ersler  Rath  und  Minister  des  Herzogs  Ernst  Ludwig  von  Pom- 
mern. —  Im  Laufe  der  Zeit  liessen  sich  Glieder  der  Familie  in  Schweden, 
Dänemark,  Preussen  etc.  nieder.  Carl  Ludwig  v.  Normann  aus  dem 
Hause  Tribbewitz,  geb.  1707,  gest.  176S,  k.  preuss.  General-Major  und 
Regiraentschef,  war  in  der  Neumark  mit  Neuwedel  angesessen.  Der 
Sohn  desselben ,  Philipp  Christian  ,  wurde  nach  dem  Tode  des  Vaters 
Page  am  Hofe  des  Herzogs  Carl  von  Württemberg,  zeichnete  sich  auf 
der  Carls -Academie  sehr  aus,  wurde  schon  1778  Regierungsrath  und 
gab  ausserdem  seit  1780,  nach  des  Herzogs  Wunsche,  Unterricht  in  der 
genannten   Academie.      1791    erhielt   derselbe    das   Präsidium    des   Hof- 


IßO  GRAFEN  V.  NORMANN-EHRENFELS. 

gerichts  und  zeichnete  sich  so  aus,  dass  er  vielfach  immer  mehr  ver- 
wendet wurde,  1800  als  Geh.  Rath  die  Vicepräsidenlenstelle  in  der 
Regierung  erhielt,  1801  und  1802  ausserord.  Gesandter  in  Paris,  und 
im  Decemher  1802  würltemb.  Staatsminister  wurde.  1803  wirkte  der- 
selbe als  würltemb.  Subdelegirler  bei  der  Reichsdeputation  zur  Erthei- 
lung  der  Kurwürde  an  Württemberg,  und  der  Kurfürst  belehnte  ihn,  in 
Anerkennung  seiner  Verdienste,  mit  den  Gütern  Ehrenfels  und  Mashai- 
derbuch im  Oberamte  Münsingen ,  welche  unter  dem  Collectivnamen 
Ehrenfels  zu  einem  Rittergute  erhoben  wurden.  1803  wurde  derselbe 
auch  Mitglied  des  neuerrichteten  Staatsministeriums,  und  1.  Jan.  1806 
vom  König  Friedrich  I.  von  Württemberg  mit  dem  Reinamen  Ehrenfels 
in  den  Grafenstand  erhoben.  Seitdem  leitete  der  Graf  alle  Unterhand- 
lungen, erkrankte  aber  1808,  wurde  1812  in  Ruhestand  versetzt  und 
starb  26.  Mai  1817  mit  Hinterlassung  von  sechs  Söhnen  und  drei 
Töchtern.  Von  den  Söhnen  leben  der  fünfte  und  sechste  Sohn :  Graf 
Carl  Friedrich  Ferdinand  und  Graf  Carl  Friedrich  Wilhelm;  der  vierte 
Sohn,  Graf  Carl  Philipp  Franz,  ist  ohne  Nachkommen  gestorben,  die 
drei  älteren  aber,  die  Grafen  Carl  August  Friedrich,  Carl  Friedrich 
Lererecht  und  Carl  Friedrich  Franz,  haben  Nachkommen  hinterlassen. 
Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  gehören  hierher: 

Graf  CARL  Ludwig  August  Friedrich,  Lehns-Inhaber  des  Ritterguts 
Ehrenfels  —  Sohn  des  Grafen  Carl  August  Friedrich,  geb.  25.  Jan. 
1783,  gest.  11.  Febr.  1824,  k.  württemb.  Kammerherrn  und  Oberforst- 
meisters, aus  der  Ehe  mit  Caroline  Freiin  v.  Weiler,  geb.  15.  Nov.  1789 
—  geb.  9.  Nov.  1808,  verm.  4.  Mai  1835  mit  Emma  Gräfin  v.  Fugger- 
Kirchberg -Weissenhorn,  geb.  13.  Mai  1816,  aus  welcher  Ehe  vier 
Töchter  leben.  —  Der  Rruder  desselben  ist  Graf  Constantin  Heinrich, 
geb.  16.  Febr.  1818,  k.  k.  Rittmeister,  verm.  15.  April  1852  mit 
Maria  Anna  Freiin  Hildprandt  v.  Prandau,  geb.    19.  April   1827. 

Vom  Grafen  Carl  Friedrich  Leberecht  —  zweitem  Sohne  des  Grafen 
Philipp  Christian  —  geb.  14.  Sept.  1784,  gest.  3.  Nov.  1822  zu 
Missolunghi,  k.  württemb.  General,  lebt  aus  der  Ehe  mit  Frida  v.  Orelli, 
geb.    17.  Nov.    1796,  Graf  August,  geb.   15.  Aug.   1820. 

Vom  Grafen  Carl  Friedrich  Franz  —  dem  dritten  Sohne  des  Grafen 
Philipp  Christian  —  geb.  23.  Mai  1787,  gest.  1834,  k.  württemb. 
Kammerherrn,  Hof-  und  Finanzrathe,  verm.  in.  erster  Ehe  mit  Sophie 
Friederike  v.  Plessen,  und  in  zweiter  mit  Wilhelmine  Gräfin  v.  Mollke, 
gest.  im  August  1846,  lebt  aus  erster  Ehe  Graf  Julius,  geb.  18.  Oct. 
1813,  grossherz.  meklenb.  schwer.  Hauptmann,  verm.  27.  Oct.  1837  mit 
Adelheid  v.  Langen,  und  aus  zweiter  Ehe  Graf  Carl,  geb.  20.  Sept.  1824. 

Graf  Ferdinand  —  fünfter  Sohn  des  Grafen  Philipp  Christian  — 
geb.  2.  Aug.  1801,  k.  württemb.  Rittmeister,  vermählte  sich  5.  Mai 
1832  mit  Malhilde  Freiin  v.  Schütz-Pflummern,  geb.  16.  April  1809,  und 
aus  dieser  Ehe  stammt  Graf  Carl,  geb.  31.  Dec.  1833,  k.  k.  Lieutenant. 

Graf  Wilhelm  —  jüngster  Sohn  des  Grafen  Philipp  Christian  — 
geb.  9.  Oct.   1809,  ist  k.  württemb.  Oberlieutenant. 


GRAFEN  V.  NOSTITZ. 


161 


jßatholtfch. 


Grafen  v.  Nostitz. 

©cflemtxh,  #rcu#en. 


Besitz  der  Linie  zu  Rokitnitz:  die  Fideicommisshcrrschaft  Plan  und  Gottscliau  und  die 
Allodialherrscbaft  Rokitnitz  in  Böhmen;  die  Lobriser  Güter  und  die  Güter  Stein- 
seifersdorf in  Nieder-Schlesien.  —  Besitz  der  Linie  zu  Rieneck:  die.  Fidcicommiss- 
herrschaft  Falken. in  mit  den  Allodialgütcrn  Perglaa,  Schaben  und  Steinbach;  die 
Fidcicommissherrschaft  Hcinrichsgrüii  und  die  Allodialherrschaft  Graslitz;  die 
Fideicommissherrschaft  Tschechau ;  die  Allodialherrscbaft  Stirzim  mit  den  Gütern 
Lojowitz  und  Gross-Popowiiz ;  die  Allodialherrschaft  l'akomierzitz.  —  Die  Allodial 
berrschaft  Thürmitz  mit  dem  Lehnsgute  I'rödlilz  und  die  Allodialherrschaft  Czcrnosek 
mit  Libochowan  in  Böhmen.  — Besitz  der  scblesiscben  Linie:  die  Herrschaft  Zobten. 


"Wappen :  quadrirter  Schild.  1  in  Blau  zwei  aufgerichtete,  mit  den  Spitzen 
von  einander  oder  auswärtsgekehrte  fünf-  oder  sechs-,  auch  achtmal  von  Roth  und 
Silber  quer  und  einmal  der  Länge  naeh  mit  abwechselnden  Tincturen  gctheilte 
Elephantenzähnc  (Stammwappen),  welche  auf  einem  goldenen,  mit  den  Spitzen  auf- 
wärtsgekchrten  Halbmonde  ruhen.  2  in  Silber  ein  die  Sachsen  einwärlskehrender 
schwarzer,  mit  einem  silbernen  Querbalken  belegter  Adlersflügel.  Das  3.  silberne 
und  4.  blaue  Feld  sind  in  der  Mitte  mit  einem  Anker  belegt,  dessen  rechter  Haken 
im  3.  Felde  blau,  der  linke  im  4.  Felde  golden  ist,  und  dessen,  der  Länge  nach 
mit  gewechselten  Tincturen,  halb  blauer,  halb  goldener  Schaft  bis  in  die  beiden 
oberen  Felder  senkrecht  hinaufsteigt.  Heber  der  Grafenkrone  stehen  zwei  gekrönte 
Helme;  der  rechte  Helm  trägt  einwärlsgckehrt  den  mit  einem  silbernen  Querbalken 
belegten  schwarzen  Adlersflügel  des  2.  Feldes,  und  der  linke  Helm  zwischen  zwei, 
wie  die  Elcphantenzähne  im  l.  Felde,  getheilten  Büffelshörnern  drei  Straussen- 
federn,  blau,  silbern,  blau.  Die  Hclmdecken  sind  rechts  schwarz  und  silbern,  links 
blau  und  silbern. 

Die  Linie  zu  Rieneck  führt  überdies  noch  einen  geklönten,  rothen  Mittel- 
schild  mit  drei  goldenen  Querbalken  und  einen  dritten,  die  mittlere  Stelle  ein- 
nehmenden gekrönten  Helm,  aus  welchem  ein  rechtssehender,  silberner  Schwan 
hervorbricht.  Die  Decken  sind  rechts  schwarz  und  silbern,  links  blau  und  silbern. 
In  Tyroffs  N.  A.  Wappen-Werke  (IL  88)  ist  der  schwarze  Flügel  im  2.  Felde  und 
auf  dem  rechten  Helme  mit  einem  goldenen  Querbalken  belegt,  und  im  Wappen- 
buche der  preussischen  Monarchie  eben  so  abgebildet;  doch  geben  die  älteren  Ab- 
bildungen des  freiherrlichen  und  gräflichen  Wappens  einen  silbernen  Querbalken  an. 
Anstatt  der  quergeth eilten  Elephantenzähne  und  Rüll'elsliöiner  giebt  das  Wappen- 
buch der  durchlauchtigen  Welt  diese  Wappenbilder  von  Roth  und  Silber  gefleckt. 
—  Das  oben  abgebildete  und  zuerst  beschriebene  Wappen  führten  schon,  doch 
ohne  die  9  perlige  Krone,  die  Freiherren  v.  Nostitz  nach  dem  Diplome  vom  18.  Mai 
IL  II 


1(52  GRAFEN  V.  NOSTITZ. 

1G31,  und  es  ist  der  Redaction  nur  ein,  wohl  sehr  seltenes  Siegel  mit  der  Um- 
schrift: Christianus  Freiherr  v.  Nostitz,  hekannt,  welches  von  dem  als  freiherrliches 
Wappen  angenommenen  sehr  abweicht.  Der  quadrirte  Schild  dessclhen  trägt  ein 
Miltelschild  mit  dem  Stammwappen,  der  Helmschmuck  des  letzteren  findet  sich  aher 
auf  keinem  der  heiden  Helme.  Obgleich  der  Vorname  Christian  in  der  früher  sehr 
weit  verzweigten  Familie  wenig  vorkommt,  ist  es  doch  noch  nicht  möglich  gewesen, 
über  dieses  Siegel  Aufschluss  zu  erhalten.  —  Dass  nach  Dienemann  (p.  349  No.  78) 
das  freiherrliche  Wappen  mit  der  Grafenkrone  aufgeschworen  sein  soll,  beruht  auf 
einem  Irrthumc.  Bei  den  der  Familie  zu  Theil  gewordenen  Erhebungen  in  den  Grafen- 
Stand  ist  stets  das  freiherrliche  Wappen  beibehalten  und  nur  die  Grafenkrone  hin- 
zugesetzt, doch  früher  oft  auch  nicht  geführt  worden.  So  geben  denn  auch  ältere 
Abbildungen  und  Siegel  der  Linie  zu  Rieneck  nur  dieses  Wappen,  doch  wurde  in 
dasselbe  später  das  Wappen  der  Reichsherrschaft  Rieneck  aufgenommen  und  so, 
wie  oben  angegeben,  geführt. —  Das  Taschenb.  der  gräflichen  Häuser  (1848,  p.  468) 
giebt  das  gewöhnliche  gräflich  Nostitzsche  Wappen,  führt  aber  sehr  richtig  an,  dass 
die  Linie  zu  Rokitnitz  für  die  Erbfolge  in  die  ehemalige  Reichsgrafschaft  Rieneck 
der  Linie  zu  Rieneck  substituirt  sei  und  daher  gleichzeitig  mit  letzterer  das  reichs- 
gräfliche  Nostitz-Rienecksche  Wappen  führe:  letzteres  möchte  daher,  wie  es  jetzt 
vorkommt,  anzugeben  sein.  Die  im  Jahrg.  1839,  p.  364  und  365,  über  die  Familie 
gegebene  historische  Notiz  schliesst  mit  der  Bemerkung:  die  Grafen  v.  Nostitz  und 
Rieneck  theilen  sich  in  die  drei  Linien  zu  Rokitnitz,  zu  Rieneck  und  in  Schlesien. 
Die  übrigen  Grafen  v.  Nostitz  sind  auf  die  Grafschaft  Rieneck  nicht  coinvestirt  und 
führen  also  auch  deren  Namen  und  Wappen  nicht.  Es  sollte  wohl  heissen :  die 
Grafen  v.  Nostitz  blühen  jetzt  in  den  Linien  zu  Rokitnitz,  zu  Rieneck  und  in 
Schlesien.  Die  Linie  zu  Rokitnitz  ist  auf  die  Grafschaft  Rieneck  coinvestirt  und 
führt  daher  auch  das  Wappen   der  Linie  zu  Rieneck. 

Eins  der  ältesten  und  vornehmsten  Adelsgeschlcchter  der  Lausitz, 
welches  sich  aus  derselben  schon  sehr  früh  nach  Schlesien,  Böhmen, 
Polen  und  weiter  verbreitet  hat.  Die  Endung  des  Namens  spricht  für 
wendische  Abkunft.  Nach  Hosemann,  Golerus,  Sinapius  und  Anderen 
kamen  Ritter  dieses  Namens  schon  im  12.  Jahrhundert  in  den  Kreuz- 
zügen vor.  Hartwig  v.  Nostitz,  Hauptmann  zu  Steinau,  gest.  1285, 
besass  Damnitzsch,  einen  der  ältesten  Sitze  der  Familie.  Heinrich  stellte 
1399  zu  Zittau  eine  Pfandverschreibung  aus,  welche  Carpzov  noch  sah. 
Die  ordentliche  Stammreihe  der  Familie  beginnt  in  der  Lausitz  mit  Caspar 
v.  Nostitz,  gest.  1484,  Herrn  auf  Zschochau  und  Landeshauptmann  des 
Fürstenthums  Görlitz,  welcher  1454  dem  deutschen  Orden  in  Preussen 
1000  Reiter  zuführte.  Aus  der  Ehe  desselben  mit  einer  v.  Gersdorf 
stammten  drei  Söhne,  Otto,  Georg  und  Hartwig,  welche  drei  Linien 
stifteten:  Otto  gründete  die  Linie  zu  Rothenburg,  Georg  die  zu  Gotta, 
und  Hartwig  die  zu  Zschochau.  In  neueren  Angaben  sind  Otto  und 
Hartwig  verwechselt  worden.  Diese  drei  Linien  zerfielen  wieder  in 
mehrere  Aeste.  Nach  einem  10.  Dec.  1577  zu  Görlitz  errichteten 
Familienvcrtrage  bestanden  damals  in  der  Lausitz  die  drei  Hauptstämme 
zu  Rothenburg,  Unwürde  und  Ullersdorf,  sämmtlich  mit  grossem  Grund- 
besitz, und  Grosser  nannte  1715  noch  32  der  Familie  zustehende  lau- 
sitzer Ritlergüter. 

Die  Grafen  v.  Nostitz  stammen  aus  der  Zschochauer  Linie,  welche, 
wie  angegeben,  Caspars  dritter  Sohn,  Hartwig,  stiftete.  Von  dem  Enkel 
des  Letzteren,  Abraham,  gest.  1592,  Herrn  auf  Zschochau,  stammle  als 
dritter  Sohn  Johann,  Landeshauptmann  des  Fürstenthums  Wohlau,  welcher 
1619   starb,    und    zwei  Söhne,    Otto  und  Johann  Hartwig,    hinterliess. 


graken  v.  noshtz.  103 

Ersterer   ist    der    nächste    Stammvater    der  jetzigen    Linie    zu    Rokilnitz, 
Letzterer  der  der  Linie  zu  Riencck. 

Otto,  geb.  1608,  gest.  4.  Nov.  1666,  Herr  auf  Rokitnitz,  Seifers- 
dorf, Ilerzogswalde,  Profen  etc.,  schles.  Obcramts-Ganzler,  Landeshaupt- 
mann der  Fürslenthümer  Scliweidnitz  und  Jauer,  k.  k.  Geh.  Ralli  und 
Kämmerer,  erhielt  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  18.  Mai  1631  den  Frei- 
herrenstand. Der  Sohn  desselben,  Christoph  Wenzel,  geb.  1643,  gest. 
1712,  k.  k.  w.  Geh.  Rath  und  Kämmerer,  empfing  1673  die  Mitbelehnung 
an  der  Reichsgrafschaft  Rieneck  und  wurde  vom  Kaiser  Leopold  I.  27.  Juli 
1675  in  den  böhmischen,  und  27.  Nov.  1692  in  den  Reichsgrafenstand 
erhoben.  Die  Nachkommen  desselben  giebt  die  weiter  unten  folgende 
Ahnentafel. 

Hartwig  Johann  —  Bruder  Ottos  —  geb.  1610,  gest.  1683,  k. 
k.  w.  Geh.  Rath  und  oberster  Canzler  von  Böhmen,  wurde  10.  Juli 
1641  böhmischer  Graf,  erhielt,  nach  Erlöschen  der  Grafen  v.  Rieneck, 
den  einen  Theil  der  in  Franken  gelegenen  Grafschaft  derselben  als  ein 
dem  Erzstifle  Mainz  heimgefallenes  Lehn  vom  Kurfürsten  Lothar  Friedrich 
(aus  der  Familie  v.  Metternich- Burscheid),  wurde  mit  diesem  Theile 
24.  Nov.  1673  belehnt,  29.  Dec.  1673  vom  Kaiser  Leopold  I.  in  den 
Reichsgrafenstand  erhoben,  und  1674  in  das  fränkische  Grafencollegium 
eingeführt.     Ueber    seine    Nachkommen  ertheilt  die  Ahnentafel  Auskunft. 

Die  dritte  der  jetzt  blühenden  gräflichen  Linien,  die  Linie  in  Schle- 
sien, wird  nach  dem  Geneal.  Reichs-  und  Staats- Handbuch  als  ein 
Nebenasl  der  Linie  zu  Rieneck  angenommen,  doch  dürfte  der  Zusammen- 
hang beider  nicht  leicht  nachzuweisen  sein.  Nach  älteren  Angaben, 
welche  richtig  scheinen ,  bildete  sich  aus  dem  Hause  Damnitzsch  in 
Schlesien  der  Ast  zu  Ransen.  Friedrich  auf  Ransen  und  Damnitzsch 
starb  1641  als  Landesältest^r  des  Fürstenthums  Wolilau.  Der  zweite 
Sohn  desselben  war  Georg,  Herr  auf  Damnitzsch,  Polgsen  etc.,  des  Woh- 
lauschen  Fürstenthums  Landesällester  und  des  Sleinausehcn  Weichbildes 
Hofrichler,  gest.  1663.  Von  den  vier  Söhnen  desselben  war  Adam 
Friedrich,  des  Fürstenthums  Wohlan  Landesältester,  der  Vater  Georg 
Sigismunds  ,  k.  poln.  und  kursächs.  Geh.  Raths  und  Gesandten  am  k. 
grossbrilan.  Hofe,  welcher  im  kursächs.  Reichsvicariale  18.  Juli  1711 
in  den  Reichsgrafenstand  erhoben  wurde.  Das  Weitere  ergiebt  die 
Ahnentafel. 

lieber  die  Abstammung  der  jetzigen  Familienglieder  aus  den  Linien 
zu  Rokilnitz,  Rieneck  und  in  Schlesien  geben  folgende  Ahnentafeln 
Auskunft. 

Linie  zu  Rokitnitz:  Johann  Carl  Martin  Christoph  —  Sohn 
des  1692  zum  Reichsgrafen  erhobenen  Christoph  Wenzel  aus  der  Ehe 
mit  Maria  Juliane  Gräfin  v.  Mettich  —  geb.  1673,  gest.  17.  April  1740, 
k.  w.  Geh.  Rath  etc.;  erste  Gemahlin:  Maria  Maximiliane  Gräfin  v.  Sinzen- 
dorf,  geb.  2.  Nov.  1675,  verm.  2.  Sept.  1705,  gest.  16.  Oet.  1718. 
—  Joseph  Wilhelm,  geb.  27.  Juli  1706,  gest.  10.  Jan.  1787,  Herr 
der  Herrschaft  Rokitnitz,  k.  w.  Geh.  Rath  und  Oberst -Land -Kämmerer 
in  Böhmen;  Gemahlin:  Maria  Luise  Gräfin  v.  Metsch,  geb.  27.  Juli  1720, 

11* 


\  (34  GRAFEN  V.  NOSTITZ. 

verm.  21.  Oct.  1740,  gesch.,  und  gest.  19.  Nov.  1762.  —  Johann 
Joseph,  geb.  19.  Sept.  1741,  k.  preuss.  Kanimerherr,  franz.  Oberst  etc. ; 
Gemahlin:  Maria  Josephe  Gräfin  v.  Kaunitz,  geb.  8.  Dec.  1739,  verm. 
24.  Nov.  1763,  gest.  2.  Dec.  1796.  —  Joseph,  geb.  3.  Sept.  1764, 
gest.  1849,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  etc.;  Gemahlin:  Johanna  Gräfin 
v.  Beesz,  geb.  30.  Nov.  1770,  verm.  9.  Juli  1787,  gest.  3.  Juni  1821. 
—  Johann  Wenzel,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Linie  zu  Rieneck:  Franz  Wenzel  —  Sohn  des  Wenzel  Desi- 
derius  aus  der  Ehe  mit  Maria  Elisabeth  Gräfin  v.  Kinsky  und  Enkel 
Johann  Hartwigs  —  geb.  1697,  gest.  20.  Sept.  1765,  k.  k.  w.  Geh. 
Rath;  Gemahlin:  Catharina  Elisabeth  Gräfin  v.  Schönborn,  geb.  17.  März 
1692,  verm.  26.  Juni  1719,  gest.  26.  Febr.  1777.  —  Franz  Anton, 
geb.  17.  Mai  1725,  gest.  29.  Sept.  1794,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  Käm- 
merer und  Oberstburggraf  zu  Prag;  Gemahlin:  Elisabeth  Gräfin  v.  Kolowrat- 
Krakowsky,  verw.  Gräfin  v.  Kolowrat-Liebsteinsky,  geb.  15.  April  1728, 
verm.  1757.  —  Friedrich  Chrysogen,  geb.  24.  Nov.  1762,  k.  k.  Käm- 
merer; Gemahlin:  Anna  Periez  Burdett,  geb.  30.  Jan.  1777,  verm. 
30.  Aug.    1795.    -      Erwein,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Linie  in  Schlesien:  Georg  Sigismund,  geb.  1672,  gest.  10.  Dec. 
1761,  k.  poln.  und  kursächs.  Geh.  Rath  und  Gesandter  am  k.  grossbrit. 
Hofe,  seit  1711  Reichsgraf;  Gemahlin:  Eva  Johanna  v.  Niebelschütz, 
geb.  20.  April  1685,  verm.  1704,  gest.  31.  März  1760.  —  Georg 
Ludwig,  geb.  15.  Dec.  1709,  gest.  17.  Jan.  1758  an  den  bei  Leulhen 
erhaltenen  Wunden,  k.  poln.  und  kursächs.  General-Lieutenant;  Gemahlin: 
Eleonore  Elisabeth  Freiin  v.  Zedlilz,  geb.  3.  April  1732,  verm.  16.  März 
1750  (in  zweiler  Ehe  verm.  2.  Oct.  1761  mit  Julius  Ferdinand 
v.  Trützschler,  k.  poln.  und  kursächs.  Ober-Stallmeister,  gest.  5.  Oct. 
177  5),  gest.  10.  Juni  1775.  —  Georg  August  Ludwig,  geb.  24.  Juli 
1753,  gest.  26.  Mai  1795,  k.  preuss.  Gemeinheits-Regulir-Commissar; 
Gemahlin:    Jeannette    Chrisliane    Eleonore    Freiin    v.    Reisewitz,    verm. 

27.  Jan.   1777.  —  August  Ludwig  Ferdinand,  jetziges  Haupt  der  Linie. 
Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  aufzuführen: 

Linie  zu  Roki tnitz: 
Graf  JOHANN  Wenzel  —  Sohn  des  Grafen  Joseph  —  geb.  25.  Jan. 
1791,    k.    k.    Kämmerer,    Herr   der   Herrschaften    Plan    und    Gottschau, 
Rokitnitz,  der  Lobriser  Güler  und  der  Güter  Sleinseifersdorf  etc.,  verm. 

28.  Jan.  1818  mit  Caroline  Gräfin  v.  Clam-Gallas,  geb.  18.  Dec.  1798, 
aus  welcher  Ehe,  neben  drei  Schwestern,  Graf  Joseph  stammt,  geb. 
5.  Dec.  1821,  k.  k.  Rittmeister  in  d.  A.,  verm.  15.  April  1850  mit 
Ernestine  Gräfin  v.  Waldstein -Wartenberg,  geb.  24.  Sept.  1829.  — 
Der  Bruder  des  Grafen  Johann  Wenzel  ist:  Graf  Joseph  Dittmar,  geb. 
2.  Mai  1794,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  mit  Matlhilde  Pauline  des  Granges, 
verw.  Helfer. 

Linie  zu  Rieneck: 
Graf   ERWEIN  —   Sohn    des    Grafen    Friedrich  Chrysogen   —  geb. 
8.  Sept.  1806,  Majoratsherr  zu  Falkenau,  Heinrichsgrün,  Tschochau  etc., 
Präsident  der  Gesellschaft  patriol.  Kunstfreunde  zu  Prag,  verm.  17.  Sept. 


GRAFEN  V.  NOSTITZ.  165 

1829  mit  seiner  Cousine  Philippine  Grälin  v.  Nostitz,  geb.  27.  Nov. 
1S04,  aus  welcher  Ehe,  neben  drei  Töchtern,  Graf  Friedrich,  geb. 
11.  Sept.  1835,  entsprossen  ist.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Erwein  ist: 
Graf  Hugo,  geb.  14.  Juni  1814,  Herr  der  Herrschaft  Hrzebecznik  mit 
dem  Lehnhofe  Schlowitz,  verm.  30.  Juni  1849  mit  Maria  Christina 
Eleonora  Aloysia  Gräfin  v.  Clam-Martinicz,  geb.   24.  Juli    1S27. 

Vom  Grafen  Johann  Nepomlk  —  dem  Bruder  des  Grafen  Friedrich 
Chrysogen    (s.    oben    die    Ahnentafel)    —    geb.    24.    März    1768,    gest. 

22.  Oct.  1840,  Herrn  der  Herrschaften  Thürmitz,  Czernosek  etc.,  k.  k. 
Kämmerer,  Geh.  Ralh  und  Feld -Marschall -Lieutenant,  in  zweiter  Ehe 
verm.  28.  Juni  1803  mit  Antonia  Josephine  Gräfin  v.  Schlick,  geb. 
18.  März   1783,  gest.    1831,    stammen  drei  Söhne:    Graf  Albert,    geb. 

23.  Aug.  1807,  Herr  der  Allodialherrschaft  Pruhonitz;  —  Graf  Hermann, 
geb.  29.  Juli  1812,  k.  k.  Kämmerer,  General-Major  und  Brigadier,  verm. 
9.  April  1839  mit  Wilhelmine  Franziska  Caroline  Fürstin  v.  Auerspcrg, 
geb.  2.  April  1813,  aus  welcher  Ehe  Graf  Carl  Albert  Werner  Fer- 
dinand, geb.  19.  April  1843,  entsprossen  ist  —  und  Graf  Siegmund, 
geb.  1.  Aug.  1815,  k.  k.  Major  in  d.  A.,  verm.  10.  Mai  1845  mit 
Luise  Julie  Caroline  Robertine  Henriette  Freiin  v.  Uechlrilz,  aus  welcher 
Ehe  Graf  Johann   Wilhelm   Hermann,  geb.   6.  April    1847,   stammt. 

Linie  in  Schlesien:  Graf  AUGUST  Ludwig  Ferdinand  —  Sohn 
des  Grafen  Georg  August  Ludwig  —  geb.  27.  Dec.  1777,  k.  preuss. 
General  der  Cavallerie  a.  D.,  Regimentschef,  Gesandter  in  ausserord. 
Mission  am  k.  hannov.  Hofe,  Herr  der  Herrschaft  Zobten  etc.,  verm. 
8.  Mai  1829  mit  Clara  Luise  Auguste  Gräfin  v.  Halzfcld,  geb.  6.  März 
1807,  aus  welcher  Ehe,  neben  zwei  Schwestern,  Graf  Friedrich  Wilhelm 
Nicolas,  geb.  8.  Aug.  1835,  lebt.  —  Vom  Bruder  des  Grafen  August 
Ludwig  Ferdinand,  dem  Grafen  Carl  Wilhelm  Ernst,  geb.  2.  Juni  1783, 
gest.  11.  Se*pt.  1850,  Herrn  auf  Lang-Hellwigsdorf,  k.  preuss.  Major 
in  d.  A.,  verm.  mit  Friederike  v.  Sydow,  stammt  Graf  Carl  Friedrich 
August  Alwin,  geb.  8.  April  1815,  Herr  auf  Parchau,  verm.  11.  Sept. 
1844  mit  Dorothea  Adelaide  Thcrese  v.  Sydow- Stolzenfelde,  geb. 
11.  Mai  1826,  gest.  24.  Dec.  1851.  —  Nach  dem  Taschenbuch  der 
gräfl.  Häuser,  1853  p.  507,  lebt  auch  von  einem  anderen  Bruder  des 
Grafen  August  Ludwig  Ferdinand,  dem  Herrn  auf  Miihlraedlilz,  in  erster 
Ehe  mit  einer  Freiin  v.  Welczeck,  in  zweiter  mit  einer  v.  d.  Lanken 
vermählt,  ein  Sohn,  dessen  Vorname  ebenso,  wie  der  des  Vaters,  nicht 
bekannt  ist.  Der  Vater  kann  kein  anderer,  als  Graf  Ludwig  Gottlob 
sein,  welcher  5.  März  1784  geboren  wurde  und  früher  in  k.  preuss. 
Mihlairdiensten  stand. 


1G6 


«RAFKN   V.   OBKRM>ORFF. 


Grafen  v.  OberndorfT. 

Satholifdj.  öagern  unb  Öaben. 

Besitz  der  Linie  zu  Ff  eckaf hausen :  das  rheinische  Fideicommiss;  in  Baden  die  Schlösser 
und  Gftter  zu  Neekarhausen,  Cdingcn  und  Schriesheim;  in  Rheinhessen:  die  Insel 
Schmiishausen,  und  in  der  bayerischen  IM.il/:  Schlosa  und  Gm  Lumerslieiui.  — 
Besitz  der  Linie  zu  Regendorn":  in  der  Oherplalz  die  Rittergüter  RegendorH,  Loch, 
Wollsegg  und  Hailzenhofen  olc. 


"Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  gekrönten  schwarzen 
Miltelschilde  silzt  vorwärts,  gegen  die  rechte  Seite  gekehrt,  auf  einem  schwarzen 
Stuhle  eine  schwarz  gekleidete  Nonne,  welche  an  einer  mit  ablaufenden,  rothen 
Faden  umwundenen  güldenen  Haspcl  spinnt  (Stammwappen).  1  und  4  von  Gold 
und  Blau  der  Länge  nach  gelheilt,  mit  einem  von  Schwarz  und  Gold  der  Länge  nach 
so  getlieilten  Doppeladler,  dass  die  schwarze  Hälfte  im  güldenen  Theile  des  Feldes, 
die  goldene  im  blauen  desselben  steht.  Beide  Hälften  de.-  Adlers  sind  gülden 
bewehrt,  auch  haben  beide  Köpfe  goldene  Btnge.  2  und  3  in  Silber  ein  rother 
Querbalken,  über  und  unter  welchem  ein  leopardirter  blauer  Löwe  nach  der  rechten 
Seite  schreitet.  (Jeher  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Auf 
dem  rechten  Helme  steht  der  Doppeladler  des  I.  und  4.  Feldes  zwischen  zwei 
Büffelshörnern,  von  welchen  das  rechte  von  Gold  und  Schwarz,  das  linke  von  Blau 
und  Silber  quergethcilt  ist.  Der  mittlere  Helm  trägt  drei  Straussenfedern,  schwarz, 
golden,  schwarz  (Helm  des  Staminwappens),  und  aus  dem  linken  Helme  wächst 
einwärtssehend  ein  blauer  Löwe  zwischen  zwei  silbernen,  mit  einem  rothen  Quer- 
balken belegten  Büffelshörnern  empor.  Die  Hclmdecken  sind  rechts  schwarz  und 
golden,  links  blau  und  silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende,  goldene 
Greife  mit  rothen  Flugein.  —  Abdrücke  von  neueren  Petschaften  aus  einer  der 
Familie  sehr  befreundeten  Hand  ergeben  mit  dem  Zusätze:  Graf  v.  Oberndorff 
Ißaden)  das  Wappen,  wie  beschrieben,  während  die  mit  dem  Zusätze  :  Graf  v.  Obern- 
dorff  (Bayern)  auf  dem  rechten  Helme  den  Adler  und  auf  dem  linken  den  wach- 
senden Löwen,  ohne  die  BülTelsbörner,  zeigen.  In  Bezug  auf  das  Stammwappen 
kommen  vielfache  Verschiedenheiten  vor.  Siebmacher  (III.  12)  tingirt  den  Schild 
golden  und  stellt  den  Stuhl  der  spinnenden  Nonne  auf  grünen  Basen.  In  den 
Supplementen  zum  Siebmacher  (VII.  13)  und  in  Tyroffs  N.A.Wappen-Werke  (I.  12) 
ist  der  Schild  blau  mit  schmaler  silberner  Einfassung  und  mit  grünem  Schildcsfuss, 
auf  welchem    ein    rother    Stuhl   mit   goldenem    Gestell    steht.     Die  Straussenfedern 


GRAFEN  V.  URRRNDORFF.  167 

auf  dein  Holme  sind  golden,  schwarz,  golden.  Das  Geneal.  Taschen!),  der  grill. 
Häuser  nimmt  in  Blau  eine  schwarz  gekleidete  Burgfrau  mit  weissem  Schleier  an, 
welche  auf  einem  goldenen  Stuhle  sitzt  und  au  einer  goldenen  Haspel  einen  rothen 
Faden   wickelt. 

Uraltes  bayerisches  Geschlecht,  dessen  schon  1385  zerstörter  Stamm- 
sitz in  der  oberen  Pfalz  war,  die  anderen  Güter  aber  in  und  um  Neustadt 
am  rauben  Culm,  in  Mockersdorf,  Oberndorff  und  anderen  Orten  dieser 
Gegend  lagen,  und  welchem,  ausser  dem  Marschallamte,  erblich  auch 
das  Oberslallmeisleramt  in  der  Pfalz  und  im  Herzogthum  Neuburg  zu- 
stand. Nach  den  Monumentis  boieis  kommen  Conrad  de  Oberndorft' 1 150, 
Rapoto  1180,  Berthold  1224  und  Otto  de  Oberndorff  1243  urkundlich 
vor,  und  bei  Turnieren  wird  der  Name  des  Geschlechts  seit  der  ersten 
Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  oft  genannt.  Conrad,  der  Oberndorffer, 
wurde,  wie  Aventinus  angiebl,  1322  am  Vorabend  der  berühmten 
Schlacht  bei  Ampling  mit  90  anderen  Edlen  zum  Ritter  geschlagen, 
und  1420  besiegelte  Asmus  v.  Oberndorff,  unter  Ludwig,  Pfalzgrafen 
bei  Rhein,  mit  anderen  bayerischen  Ständen  den  27.  bayerischen  Frei- 
heitsbrief zu  Aichach.  —  Von  1520  bis  um  das  Jahr  1580  lebte 
Wilhelm  v.  Oberndorff  und  Mockersdorf,  verm.  mit  Eva  v.  Frohnhofen. 
Aus  dieser  Ehe  stammte  Johann  Georg,  verm.  mit  Christiana  Zorn 
v.  ßulach,  und  der  Sohn  desselben,  Wolfgang  Peter,  vermählte  sich 
mit  Theresia  v.  Bernklau  von  Schönreulh,  aus  welcher  Ehe  Philipp  Anton 
entspross.  Letzlerer  vermählte  sich  mit  Susanna  Freiin  v.  Stingelheim 
auf  Kirn  und  Bernhardswalde,  und  der  eine  Sohn  desselben,  Franz 
Albert  Fortlnatüs,  Grossbailei  des  Malteserordens  im  Herzogthum  Neu- 
burg  und  kurpfälz.  Staats-  und  Conferenz-Minister,  wurde  vom  Kurfürsten 
Carl  Theodor  v.  d.  Pfalz  im  Reichsvicariate  17.  April  1790  mit  der 
ganzen  Familie  in  den  Reichsgrafensland  erhoben.  Der  andere  Sohn 
Philipp  Antons:  Graf  Johann  Wilhelm  Ignaz,  vermählte  sich  mit  Maria 
Anna  Freiin  v.  Gaugreben,  und  aus  dieser  Ehe  sprosslen,  neben  fünf 
Töchtern,  drei  Sohne,  von  welchen  der  mittlere  und  der  jüngere  ohne 
Nachkommen  starben,  der  ältere  aber,  Graf  Christian  Maria  Fortlnatüs, 
verm.  mit  Maria  Antonia  Gräfin  v.  Kolowrat-Krakowsky,  das  Geschlecht, 
neben  zwei  Töchtern,  durch  zwei  Söhne,  die  Grafen:  Alfred  Maria 
Fortunat  und  Gustav  Adolph  Maria  Fortunat,  fortpflanzte.  Durch  diese 
beiden  Söhne  theilt  sich  jetzt  die  Familie  in  zwei  Linien,  in  die  Linie 
zu  Neckarhausen  und  in  die  Linie  zu  Regendorff. 
Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  gehören  hierher: 
Linie  zu  Neckarhausen: 
Graf  ALFRED  Maria  Foktunat,  geb.  24.  Oct.  1802,  Inhaber  des 
rheinischen  Fideicommisses  mit  dem  oben  angeführten  Gülercomplex, 
k.  bayer.  Kämmerer  und  adeliger  Stallmeister,  verm.  30.  Dec.  1823 
mit  Maria  Theresia  Liboria  Gräfin  v.  Ingelheim,  genannt  Echterin  v.  und 
zu  Mespelbrunn,  geb.  21.  Aug.  1805,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne 
stammen,  die  Grafen:  Friedrich  Carl  Joseph  Leopold  Maria  Fortunat, 
geb.  15.  Nov.  1829,  k.  k.  Lieutenant,  und  Carl  Gustav  Adolph  Maria 
Fortunat  Philipp  Gabriel,  geb.   4.  Dec.   1834. 


168 


GRAFEN  V.   OERTZEN. 


Linie  zu  Regend or ff: 
Graf  GUSTAV  Adolph  Maria  Fortunat,  geb.  3.  April  1804  — 
Bruder  des  Grafen  Alfred  —  k.  bayer.  Kämmerer,  Herr  der  Rittergüter 
Regendorff,  Loch,  Wolfsegg  und  Haitzenhofen,  verm.  19.  Oct.  1829 
mit  Clotilde  Freiin  v.  Mauchenheim,  genannt  Bcchtolsheim,  geb.  20.  Mai 
1809,  gest.  im  April  1852.  Aus  dieser  Ehe  leben  drei  Söhne,  die 
Grafen  Alfred  Carl  Leopold  Emil  Eduard  Maria  Fortunat,  geb.  22.  Juli 
1830;  Carl  Alexander  Ignaz  Maria  Fortunat,  geb.  31.  Juli  1833,  k. 
bayer.  Cadet,  und  Hugo  Wilderich  Johann  Maria  Fortunat,  geb. 
10.  Febr.    1846. 


Grafen  v.  Oertzen. 


(Eoangelifd). 


6od)fcn. 


Wappen:  im  rothen  Schilde  zwei  silbern  geharnischte  Arme,  welche  ge- 
meinschaftlich nach  oben  einen  goldenen  Ring  mit  rothem  Steine  halten,  und  in 
jeder  Oberecke  des  Schildes  ein  6 eckiger,  silberner  Stern.  (Die  Arme,  mit  dem 
Ringe  sind  das  Stainmvvappen  und  kommen  als  solches  blau  geharnischt  vor,  die 
beiden  Sterne  sind  bei  der  Erhebung  in  den  Grafenstand  hinzugekommen.)  Ueber 
der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  einen  wach- 
senden, einwürtssehenden,  goldenen  Löwen;  der  mittlere  die  geharnischten,  den 
Ring  emporhaltenden  Arme  des  Mittelschildes  (Helm  des  Stammwappens),  und  der 
linke  einen  einwärtsgekehrten,  schwarzen  Adler  im  Profil,  welcher  mit  der  linken 
Klaue  auf  der  Krone  des  Helmes  steht  und  die  rechte  aufgehobene  Klaue  an  den 
Ellbogen  des  linken  geharnischten  Armes  des  mittleren  Helmes  eben  so  anlegt, 
wie  der  Löwe  des  rechten  Helmes  die  rechte  Vorderpranke  an  den  Ellbogen  des 
rechten,  geharnischten  Armes.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  silbern,  und  den 
Schild  halten  zwei  einwärtsseheode,  mit  Laub  umgürtete  wilde  Männer,  welche  mit 
der  freien  Hand  eine  Keule  auswärts  auf  den  Roden  stemmen. 

Sehr  altes  meklenburgiscb.es  Geschlecht,  welches  in  Meklenburg 
noch  blüht,  sich  aber  auch  in  Sachsen,  Preussen  und  Dänemark  ver- 
breitet hat  und  dessen  Stammvater,  einer  Sage  nach,  im  13.  Jahrhundert 


GRAFEN  V.  OERTZEN.  1  G9 

dem  Kaiser  in  einer  Schlacht  das  Leben,  mit  Gefahr  des  eigenen  gerettet 
halten  soll,  worauf  ihm  Letzterer  einen  Ring  angesteckt  habe,  in  Folge  wel- 
cher Ehre  das  Stanimwappen  der  Familie  entstanden  sei.  Dietrich  v.  Oertzen 
wurde,  nach  Mylius,  mit  Heinrich  v.  StralendorH'  vom  Herzog  Heinrich  von 
Meklenburg,  als  Letzterer  1271  in  das  gelohte  Land  reiste,  zum  Statthalter 
seiner  Länder  eingesetzt,  und  Nicol  kommt  1293  urkundlich  vor.  Als  die 
ersten  Stammhäuser  der  Familie  werden  Juro  im  Meklenburg-Schwerinschen 
und  Helpl  im  Meklenburg-Slrelitzschen  angegeben,  und  die  Familie  hat  sich 
in  zwei  Haupllinien  verbreitet,  deren  gemeinschaftlicher  Stammvater  Jacob, 
Herr  auf  Helpt  und  Grammentin,  war.  Der  eine  Sohn  desselben,  Jaspar, 
Herr  auf  Roggow  und  Clausdorf,  stiftete  die  ältere,  der  andere, 
Leopold,  die  hier  in  Retracht  kommende  jüngere  Hauptlinie,  welche 
letztere  mit  zwei  Söhnen  des  Enkels  von  Leopold,  Hans,  sich  in  zwei 
Linien  schied.  Die  eine  derselben,  welche  jetzt  in  Meklenburg  blüht, 
stiftete  Victor  Sigismund,  geb.  1636,  gest.  1715,  die  andere  aber  Georg 
Henning  (nach  Einigen  Georg  Moritz),  geb.  1653,  gest.  1715.  Letztere 
machte  sich  in  der  Lausitz  ansässig  und  verbreitete  sich  daselbst  in 
einem  älteren  und  in  einem  jüngeren  Aste.  Der  ältere  Ast  erlosch  im 
Mannesstamme  mit  Henning  Ernst  (nach  Anderen  Moritz  Ernst),  k.  preuss. 
General-Major,  welcher  in  der  Schlacht  bei  Lowositz  tödtlich  verwundet 
wurde  und  in  Folge  dieser  Verwundung  2.  Oct.  1756  starb,  durch  den 
jüngeren  aber  ist,  in  der  Person  des  kursächs.  Kammerherrn  und  General- 
Majors  Carl  Ludwig,  im  kursächs.  Reichsvicariate  29.  Juni  1792  der 
Reichsgrafenstand  in  die  Familie  gekommen. 

Die  Vorfahren  und  die  Nachkommen  des  Grafen  Carl  Ludwig 
ergeben  sich  aus  nachstehenden  Angaben:  Georg  Henning  —  Sohn  von 
Hans,  Herrn  auf  Helmpl,  gest.  14.  Juli  1679,  aus  der  Ehe  mit  Sophie 
Dorothea  v.  Gentzkow  —  geb.  13.  Sept.  1653,  gest.  17.  Aug.  1715, 
Herr  auf  Hörne,  Ragenz  und  Laubsdorf,  kursächs.  General-Major  und 
Regimentschef;  vierte  Gemahlin:  Christine  Goltliebe  v.  Romsdorf,  verm. 
18.  März  1695,  gest.  1749.  —  Adam  Sigismund,  geb.  12.  Aug.  1706, 
gest.  14.  Jan.  1791,  Herr  auf  Ragenz  und  Klein-Düben,  feierte  1777 
sein  Eheslands-Jubiläum ;  Gemahlin:  Wilhelmine  Elisabeth  v.  Schönfeld, 
geb.  14.  Nov.  1714,  verm.  1727,  gest.  30.  Mai  1796.  —  Carl  Ludwig, 
Reichsgraf,  geb.  27.  Febr.  1746,  gest.  1802,  Herr  auf  Klein-Düben 
und  Dubrauke,  kursächs.  Kammerherr  und  Oberst;  Gemahlin:  Caroline 
Christiane  Juliane  v.  Schirnding,  geb.  26.  Oct.  1756,  verm.  26.  Oct. 
1774.  —  Johann  Heinrich  —  von  acht  hinterlassenen  Söhnen  der 
Einzige,  welcher  das  Geschlecht  fortgepflanzt  hat  —  geb.  31.  Mai  1786, 
gest.  1851,  k.  sächs.  Kammerjunker;  Gemahlin:  Luise  v.  Rissing.  — 
Gustav. 

Letzterer,  GUSTAV  Reichsgraf  v.  Oertzen,  geb.  31.  Jan.  1812, 
k.  sächs.  Lieutenant  a.  D.,  lebt  als  der  Einzige  des  reichsgräflichen 
Geschlechts. 

Ehe  übrigens  der  Reichsgrafenstand  in  die  Familie  kam,  ist  in 
dieselbe  der  dänische  Grafenstand  gekommen.  Es  wurde  nämlich 
vom   König   Christian    VI.   von   Dänemark    27.   April    1733    der  k.  dän. 


170 


GRAFEN  V.  OPPKRSnORFK. 


Kammerjunker  Friederich  v.  Oertzen  (Ocrtz)  in  den  Grafenstand  erhoben, 
doch  starb  derselbe  1779  zu  Kiel  als  k.  dän.  Geh.  Rath  ohne  männliche 
Nachkommen.  Das  demselben  verliehene  Wappen  war  ein  quadrirter 
Schild  mit  gekröntem  Miltclschild,  welches  in  Roth  die  silbernen  gehar- 
nischten Arme  des  Slammwappens  mit  dem  Ringe,  doch  ohne  Stein, 
zeigte.  Im  1.  und  4.  goldenen  Felde  sass  auf  einem  blauen  Querbalken 
ein  rolhes  cinwäitsgekchrles  Eichhörnchen,  welches  an  einer  mit  den 
Vorderpfoten  gehaltenen  Nuss  frass  (Friis);  im  zweiten  blauen  Felde 
schritt  nach  der  rechten  Seile  auf  silbernem  Boden  ein  silberner  Schwan, 
am  Halse  mit  einer  goldenen  Krone  (Svanow),  und  im  3.  rothen  Felde 
stand  auf  einem  silbernen  Felsen  eine  rechtssehende  silberne  türkische 
Ente  (Wibe).  Auf  dem  Schilde  erhoben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der 
rechte  trug  2  goldene,  mit  einem  blauen  Querbalken  belegte  Büflels- 
hörner,  der  mittlere  die  Arme  des  Millelschildes  mit  dem  Ringe,  und 
der  linke  einen  Schwanen-Kopf  und  Hals,  letzteren  mit  der  Krone.  Den 
Schild  hielten  zwei   wilde  Männer. 


Grafen  v.  OppersdorfF. 

Itathoüfd).  $)  reuten. 

Besitz:  die  MajoratsherrschafiOber-Glogau;  die  MinderstandesherrschaflLoslau  in  Schlesien. 


Wappen:  Schild  der  Länge  nach  und  zweimal  quer  getheilt,  also  6feldrig, 
mit  Mittelschild.  Im  goldenen  Mitlelschilde  ein  schwarzer,  gekrönter  Adler.  1  und 
4  in  Holh  der  golden  gekrönte  Kopf  und  Hals  eines  einwärtsseh  enden ,  silhernen 
Adlers  (Staramwappen).  2  und  3  in  Gold  ein  geharnischter,  einwärtsgekehrter  Arm 
mit  einem  blanken  Schwerte  in  der  Hand  (mit  dem  Mittelschilde  bei  Erhebung  in 
den  Freiherreoßtand  zugesetztes  Wappenbild  )4  5  in  Roth  eine  etwas  schrägrechts 
gestellte  Sichel  mit  goldenem  Griffe.  6  in  Gold  eine  schräglinks  gelegte  blaue 
Weintraube  an  einem  grünen,  zweibkittrigen  Stiele.  Auf  dem  Schilde  erheben  sich 
drei  Helme,  von  welchen  der  rechte  und  mittlere  gekrönt  sind.  Der  rechte,  zum 
Stammwappen  gehörige  Helm  trägt  Kopf  und  Hals  des  Adlers  im  1.  Felde;  der 
mittlere  den  schwarzen  Adler  des  Mittelschildes,  und  der  linke,    zu  Feld  2  und  3 


GRAFEN  V.  OPPKRSDORFF.  1  7 1 

gehörige,  einen  rothen  Turban  mit  silbernem  Bunde,  aus  welchem  einwärlsgekehrt 
ein  geharnischter  Arm  hervorkommt,  der  mit  der  Hand  eine  rolhe,  mit  einem 
goldenen  Halbmonde  belegte,  nach  links  wehende  Fahne  auf  die  Spitze  des  Turbans 
steckt.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  roth  und  silbern,  die  des  mittleren 
schwarz  und  golden,  und  die  des  linken  roth  und  golden.  —  Im  Wappenbach« 
der  durchlauchtigen  Welt  (III.,  288)  haben  Schild  und  Nittelschild  eine  silberne 
Einfassung,  und  auch  der  Mittelschild  ist  silbern.  Aus  dr-m  ebenfalls  gekrönten 
linken  Helme  wächst  ein  geharnischter  Arm  empor,  welcher  in  der  Hand  ein  nach 
unten  und  rechts  gekehrtes  Schwert  hält.  Die  gesammten  Helmdecken  sind  roth 
und  silbern.  —  Nach  neueren  Angaben  zeigt  der  Mittelschild  in  Roth  einen  silbernen 
Querbalken  und  vor  demselben  einen  gekrönten,  schwarzen  Adler. 

Uraltes,  früher  in  Niederösterreich,  Schlesien,  Böhmen  und  Mähren 
weit  verzweigtes  Geschlecht,  welches  von  den  Herren  v.  Thierstein  in 
der  Schweiz,  welche  zu  Ende  des  10.  Jahrhunderts  vom  Kaiser  Otto  III. 
in  den  Grafensland  erhohen  wurden  und  längst  erloschen  sind,  abstammen 
soll.  Als  Ahnherr  der  ganzen  Familie  wird  von  Bucelini,  doch  auch  mit 
anderen  offenbar  unrichtigen  Zusätzen,  Berthold  v.  Thierbach  angegeben, 
welcher  zu  Ende  des  12.  Jahrhunderts  Truchsess  der  Herzöge  von 
Oesterreich  war:  nach  der  Annahme  der  Familie  wendeten  sich  1150 
zwei  Abkömmlinge  der  Grafen  v.  Thierstein,  Ulrich  —  welchen  Hübner 
als  Ober-Rheinischen  Edelmann  v.  Thierberg  nur  beiläufig  nennt  —  und 
Marquardt  in  die  Österreichischen  Staaten.  Ein  Nachkomme  derselben, 
Rupertus,  mit  welchem  die  ordentliche  Stammreihe  des  Geschlechts  beginnt, 
und  welchen  ßalbin  als  Ritter  aus  dem  Elsass  aufführt,  gab  in  der 
Schlacht,  welche  Kaiser  Rudolph  I.  im  Jahre  1278  dem  Könige  Ottocar 
von  Böhmen  lieferte,  grosse  Beweise  seiner  Tapferkeit,  und  wurde  zur  Beloh- 
nung für  dieselben  vom  Kaiser  mit  dem  Schlosse  Eherstein  in  Oesterreich 
belehnt.  Der  einzige  Sohn  desselben.  Johannes,  hinlerliess  drei  Söhne,  welche 
sämmtlich  den  Taufnamen  des  Vaters  führten  und  sich  Ebersdorf  schrieben. 
Der  mittlere  dieser  Söhne,  welcher,  seiner  Geschwindigkeit  wegen,  Hans 
Rolle  hiess  und  1445  starb,  erwarb  durch  Vermählung  mit  einer  Tochter 
aus  der  Familie  v.  Posadowsky  und  Postelwitz  das  Gut  Steinau  in 
Schlesien,  und  war  so  der  Erste  des  Geschlechtes,  welcher  nach 
Schlesien  kam.  Der  Sohn  desselben,  Heinrich,  schrieb  sich  zuerst 
v.  Oppersdorff,  und  die  Enkel  des  Letzteren,  Johann,  Georg  und  Wilhelm, 
wurden  21.  Juni  1554  in  den  böhmischen  Freiherrenstand  erhoben. 
Johann  zeichnete  sich  im  Kriege  gegen  die  Türken  durch  grosse  Tapfer- 
keit aus,  erhielt  die  Herrschaften  Aich  und  Friedstein  in  Böhmen,  und 
erwarb  auch  die  Herrschaften  Ober-Glogau  und  Cosel  im  Oppelnschen, 
starb  aber  1584  ohne  Nachkommen,  worauf  seine  Besitzungen  an  seinen 
Bruder  Georg  I.  fielen,  welcher  Pohl.  Neukirch  in  Schlesien  erwarb, 
das  Schloss  Czaslolowicz  in  Böhmen  erbaute,  und  mit  Hinterlassung 
zweier  Söhne,  Friedrich  II.  und  Georg  II.,  starb.  Von  den  vier  Söhnen 
des  Letzteren,  welcher  als  kaiserl.  Rath  und  Landes -Hauptmann  der 
Fürstentümer  Oppeln  und  Ratibor  1606  starb,  hinterliess  der  jüngste, 
Rudolph,  keine  Nachkommen,  Georg  III.  aber,  Wenzel  und  Friedrich 
wurden  vom  Kaiser  Ferdinand  III.  1640  in  den  Reichsgrafenstand  erhöhen. 
Graf  Georg  (III.),  k.  k.  Geh.  Rath,  Kämmerer,  Landeshauptmann  des 
Fürstentums  Glogau,    und    Landvoigt   in    der  Lausitz,    Herr  auf  Ober- 


] 72  GRAFEN  V.  OPPERSRORFF. 

Glogau,  Friedeck  und  Schloss  Ratibor,  stiftete  1642  das  Majorat  Ober- 
Glogau,  welches  jetzt  noch  seinen  Nachkommen  zusteht;  Wenzel,  Landes- 
hauptmann in  Troppau  und  Jägerndorf,  hinterliess  einen  Sohn  gleichen 
Namens,  und  von  Friedrich,  Landeshauptmann  in  Troppau,  welcher  sich 
auch  in  Mähren  ansässig  machte,  stammte  Friedrich  IL,  welcher  1699 
als  k.  Geh.  Rath  und  Ober-Land-Kämmerer  in  Mähren  starb,  und  zwei 
Söhne,  Georg  Friedrich  und  Franz  Joseph,  hinterliess.  Ersterer  war 
1703  Landeshauptmann  des  Fürstenlhums  Jauer  und  Schweidnitz  und 
später  k.  Geh.  Rath,  Letzterer  starb  1714  als  Landeshauptmann  in  Mähren. 
Ausserdem  führt  Gauhc  aus  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  noch 
mehrere  Grafen  v.  Oppersdorf  auf,  ohne  über  die  Abstammung  derselben 
Näheres  angeben  zu  können,  und  da  auch  die  genealogischen,  das 
18.  Jahrhundert  betreuenden  Verhältnisse  der  jetzigen  Grafen  v.  Oppers- 
dorlT  nicht  bekannt  sind,  in  dem  Majoratsschlosse  zu  Ober-Glogau  aber 
ein  vollständiges  Familienarchiv  sich  vorfinden  soll,  so  wäre  es  sehr  zu 
wünschen,  dass  die  Familie  mittelst  desselben,  bei  der  Berühmtheit  des 
Geschlechts,   diese  Lücke  ausfüllte. 

Die  jetzigen  Glieder  der  Familie,  welche  hier  aufzuführen  sind, 
stammen  von  dem  Grafen  Franz,  gest.  21.  Jan.  1818,  aus  der  Ehe 
mit  Eleonore" Freiin  Skrbensky  v.  Hrzistie,  geb.  8.  Oct.  1779,  verm. 
15.  Nov.   1798. 

Das  Haupt  der  Familie  ist:  EDUARD  Maria  Graf  Oppersdorff,  Frei- 
herr zu  Aich  und  Friedstein,  geb.  20.  Oct.  1800,  Herr  der  iMajorats- 
herrschaft  Ober-Glogau  in  Schlesien,  verm.  in  erster  Ehe  12.  Juli  1829 
mit  Carolina  Gräfin  v.  Sedlnilzky,  geb.  9.  Dec.  1811,  gest.  12.  Jan. 
1839,  und  in  zweiter  14.  Mai  1843  mit  Julie  Gräfin  Henckel  v.  Don- 
nersmarck,  geb.  2.  Dec.  1819.  Aus  erster  Ehe  leben  die  zwei  Grafen: 
Hans  Rolle,  geb.  25.  März  1832,  und  Carl,  geb.  4.  Juni  1834,  aus 
zweiter  aber  die  Grafen  Eduard,  geb.  16.  Juli  1844,  und  Anton  Maria, 
geb.    14.  April   1847. 

Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Eduard  Maria  sind:  Graf  Hugo,  geb. 
22.  März  1808,  und  Graf  Alexander,  geb.  23.  Dec.  1812,  seit  1840 
Besitzer  der  Minderslandesherrschaft  Loslau  in  Oberschlesien ,  verm.  im 
Aug.    1841   mit  Franziska  Gräfin  v.   Strachwitz,   geb.   27.   Sept.    1824. 

Von  dem  Bruder  des  Grafen  Franz,  dem  Grafen  Georg,  geb. 
14.  Jan.  1783,  Herrn  auf  Petrowitz  und  Kraschowitz  in  Böhmen,  lebt 
aus  der  Ehe  mit  Anna  Gräfin  v.  Millesimo  eine  Tochter,  Gräfin  Maria, 
verm.  Gräfin  v.  Barth -Barthenheim   (s.   Bd.  I.  p.   49). 


*  M 


fiRAFK>  V.  ORIOLA. 


173 


Grafen  v.  Oriola. 

Äatljoltfd).  fJrrufjcn  unb  Portugal. 

Besitz:   die  Rittergüter  Reiulcn  und  PlieskemloiT  in  der  Nieder -Leusils. 


(2,  1,2)  nach  der  linken  Seite  schreitende,  schwarze  Wölfe  mit  rothausgeschlagenen 
Zungen.  Die  innere  und  äussere  Einfassung  des  Schildes  sind  schmal  und  golden, 
die  zwischen  beiden  befindliche  aher  ist  hreit,  blau  und  mit  acht  rothen  Andreas- 
kreuzen so  besetzt,  dass  auf  jeder  der  vier  Seiten  drei  solche  Kreuze  stehen.  Den 
Schild  deckt  die  Grafenkrone. 

Die  Grafen  v.  Oriola  stammen  aus  einem  selir  alten  portugiesischen 
Gesclilechte ,  welches  nach  Sousa  ( Historia  genealogica  da  casa  Real 
Portugueza)  zu  den  mit  dem  königlichen  Hause  von  Portugal  verwandten 
Familien  gehört,  und  dessen  gemeinschaftlicher  Familienname  Lobo  da 
Silveira  ist.  Der  bekannte  Stammvater  der  Familie  ist  Juan  Pestana, 
Rico  hombre  von  Castilien,  welcher  in  der  ersten  Hälfte  des  12.  Jahr- 
hunderts unter  dem  Könige  Alphons  I.  nach  Portugal  kam.  Der  Titel 
Rarone  v.  Alvito  steht  der  Familie  seit  der  Belehnung  de  jure  para 
sempre  durch  den  König  Alphons  V.  vom  27.  April  1475  zu,  der  der 
Grafen  v.  Oriola  durch  Belehnung  Königs  Johann  IV.  vom  16.  Sept. 
1653,  und  der  der  Marquisen  v.  Alvito  durcli  den  König  Joseph  Emanuel 
vom  4.  Juni  1776.  Das  Haupt  des  Hauses  in  Portugal  führt  den  Titel: 
Marquez  d'Alvito  und  Conde-ßarao:  Graf- Baron;  zweiter  Titel:  Graf 
v.  Oriola;  sämmlliche  Glieder  führen  das  „Don"  vor  dem  Vornamen  und 
die  Slammhesilzungen  in  Portugal  sind  die  Städte  Alvito  und  Oriola, 
Villa -Nova,  Aguiar,  Niza  de  Setuval  etc.  Die  älteste,  im  königlichen 
Archive  zu  Lissabon  sich  vorfindende  Belehnungs- Urkunde  über  Alvito 
etc.  als  Kronlehn  mit  den  damit  verbundenen  Rechten  ist  vom  Könige 
Dionysius  aus  dem  Jahre    1287. 

Der  Stifter  der  jetzt  in  Preussen  ansässigen  jüngeren  Linie  ist 
Joachim  Graf  v.  Oriola,  gest.  29.  April  1846,  Grand  und  Pair  von  Por- 
tugal, k.  preuss.  w.  Geh.  Rath  und  früher  k.  portugiesischer  ausser- 
ordentlicher Gesandter  und  bevollmächtigter  Minister  am  k.  preuss.  Hofe, 
verm.  mit  Sophia  Murray  Atholl. 

Aus  dieser  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt  der  Familie: 


174 


GRAFEN  V.  ORTTENBURG. 


Graf  EDUARD,  geb.  21.  April  1808,  k.  preuss.  Kammerherr, 
Oberst- Lieutenant  und  interimistischer  Regimenlscommandeur.  Die  zwei 
Brüder  desselben  sind:  Graf  Alpiions  Heinrich,  geb.  17.  Juni  1812, 
k.  preuss.  Kammerherr,  Lcgationsrath  und  Minister-Resident  am  k.  bra- 
silischen Hofe  zu  Rio  de  Janeiro,  und  Graf  Deodat,  geb.  15.  Juni  1821, 
k.  preuss.  Regierungs- Assessor,  Herr  auf  Reuden  und  Plieskendorf  bei 
Kalau  in  der  Niederlausitz. 


Grafen  v.  Orttenburg. 

Cuttjerifd).  6agern. 

Besitz:  die  «landesherrliche  Grafschaft  Orlienburg-Tambach;  mehrere  Güter  im  Herzogih. 
Sachsen  -Coburg;    einige  Lehnherrlichkeiten   im   öslerr.  Inn  -  und  Hausruckviertel, 
und  das  von  der  Krone  Bayern  1827   wiedererkaufle  Slammschloss  Alt- Orttenburg. 
Dem  Haupte  der  Familie  steht  das  Brädical  „Erlaucht"  zu. 


S,   JKJijkijU   J 


Wappen :  Schild  zweimal  quer-  und  in  den  beiden  oberen  Reihen  zweimal, 
in  der  unteren  einmal  der  Länge  nach  getheilt,  also  8  feldrig.  Das  fünfte  Feld  ist 
als  Mittelschild  anzusehen  und  zeigt  in  Roth  einen  silbernen,  auf  beiden  Seiten 
dreimal  abwechselnd  gezinnten  rechten  Schrägbalken  (Stannnwappen  .der  Grafen 
v.  Orttenburg  in  Bayern).  1  und  8  in  Silber  ein  rother  Querbalken;  2  in  Blau 
ein  goldener,  linkssehender  Löwe;  3  und  7  in  Roth  ein  goldenes  Malteserkreuz; 
4  und  H  in  Silber  eine  rothe  aufrechtstehende  Spitze,  welche  mit  einem  silbernen, 
die  Sachsen  einwärtskehrenden  Adlcrsdügel  besetzt  ist.  In  jeder  der  beiden  silbernen 
Seiten  der  Spitze  steht  ein  rother,  die  Sachsen  einwärtskehrender  Flügel  (Stamm- 
wappen der  Grafen  v.  Orttenburg  in  Kärnten).  Auf  dem  Schilde  stehen  fünf  Helme, 
von  welchen  nur  der  rechte  nicht  gekrönt  ist.  Dieser  rechte  Helm  trägt  einen  blauen, 
die  Sachsen  einwärtskehrenden  geschlossenen  Flug,  dessen  rechter  Flügel  mit  zwei 
goldenen  Querstreifen  belegt  ist,  zwischen  welchen  fünf  rothe  Rosen  nebeneinander 


GRAFEN  V.  ORTTENBURG.  175 

liegen,  zwischen  den  Flügeln  alter  sil/.t  ein  goldener  cinwärtssehender  Löwe.  Der 
zweite  Helm  tnifit  einen  die  Sachsen  cinwärtskehrendni  s<  -hwar/en ,  geschlossenen 
Flug,  dessen  vorderer,  rechter  Flügel  mit  siehen  (1,2,2,2)  goldenen  Herzen  besäel 
i-i.  Aul  dem  mittleren  Helme  steht  ein  rechtssehender  Pfau  von  natürlicher  Farbe, 
mit  ausgebreitetem  runden  Sehweite.  Der  vierte  Helm  tragt  einen  offenen  Adlers- 
flug, dessen  rechter  Flügel  silhern,  der  linke  rolh  ist,  und  Elfischen  welchen  ein 
goldener  6eckiger  Stern  schwebt  (Grafschaft  Sternberg),  und  der  linke  Helm  einen 
Offenen  Adlersflug,  dessen  rechter  goldener  Flügel  mit  einem  rolhen,  der  linke 
rothe  mit  einem  goldenen  Querbalken  belegt  ist.  Die  Helmdecken  sind  rechts 
schwarz  und  golden,  links  rotb  und  silhern,  und  das  Ganze  umgiebt  ein 
rother,  mit  Hermelin  gefütterter,  und  mit  einem  Fürstenbute  bedeckter  Wappen- 
mantel. 

Das  ältere  Wappen  der  Grafen  v.  Orttenhurg  war  quadrirt.  I  und  4  zeigte 
den  gezinnten  schrägrechten  Balken  des  5.  Feldes  oder  des  Miltelschildes,  2  und  3 
die  rothe  Spitze  mit  den  Adlersflügeln  des  4.  und  6.  Feldes.  Den  Schild  deckten 
drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trug  den  schwarzen  geschlossenen  Flug  des 
zweiten  Helmes,  welcher  mit  zehn  (1,  2,  1,  2,  l,  2,  1)  goldenen  Herzen  besäet 
war;  auf  dem  mittleren  Helme  stand  der  Pfau  und  auf  dem  linken  Helme  ein 
offener  Adlersflug,  dessen  rechter  Flügel  silbern,  der  linke  roth  war.  Die  Decken 
des  rechten  Helmes  waren  schwarz  und  golden,  die  des  mittleren  und  linken  roth 
und  silbern. 

Die  Grafen  v.  Orttenburg  stammen  aus  dem  sehr  allen,  1437 
erloschenen  pfälzischen  Grafengeschlechte  Sponheim,  auch  Spanheim,  ab, 
über  welches  Lucae  genaue  Nachricht  giebt,  und  erkennen  in  Friedrich, 
Grafen  v.  Sponheim,  den  Stammvater  ihrer  Familie.  Friedrich  gelangte 
um  die  Mitte  des  11.  Jahrhunderts,  besonders  durch  die  Vermählung 
mit  Richiza  (Richarde),  der  Tochter  Herzogs  Heinrich  II.  von  Kärnten, 
aus  dem  Geschlechte  der  Grafen  v.  Murzahl,  zu  ansehnlichem  Grundbesitz 
in  Kärnten,  und  der  jüngere  Sohn  desselben,  Siegfried,  erhielt  durch 
Vermählung  die  Grafschaft  Lavant  in  Kärnten,  der  ältere  aber,  Engel- 
bert II.,  verm.  um  das  Jahr  1080  mit  Hedwig,  der  einzigen  Tochter 
Herzogs  Heinrich  III.  von  Kärnten,  wurde  durch  diese  Vermählung  Pfalz- 
graf von  Krainburg  und  Markgraf  von  Istrien.  Derselbe  erbaute  die 
Stadt  Spital  und  das  Schloss  Orttenburg  in  Kärnten  und  war  der  Erste, 
welcher  sich  Graf  v.  Orttenburg  nannte.  Sein  Sohn,  Engelbert  III., 
vom  mütterlichen  Grossvater  adoptirl,  wurde  Herzog  von  Kärnten.  Von 
den  fünf  Söhnen  desselben :  Heinrich  IV.,  Ulrich  I.,  Hartwich,  Engelbert  IV. 
und  Rapoth  pflanzten  nur  Ulrich  I.  und  Rapoth  das  Geschlecht  fort.  — 
Ulrich  I.  folgte  seinem  Bruder  Heinrich  IV.  als  Herzog  von  Kärnten, 
und  vererbte  Kärnten  auf  seinen  Sohn  Ulrich  II.,  die  Grafschaft  Orttenburg 
in  Kärnten  aber  auf  seinen  Sohn  Hermann,  dessen  Urenkel,  Meinhard  IL, 
durch  Vermählung  auch  die  Grafschaft  Slernbcrg  erlangte  und  dessen 
Nachkommen  1420  mit  Friedrich  III.  im  Mannesslamme  erloschen,  worauf 
die  Grafschaft  Orttenburg  als  eröffnetes  Lehn  an  Oesl erreich  fiel.  — 
Rapoth  ,  verm.  mit  einer  Tochler  des  Grafen  Gebhard  IL  von  Sulzbach, 
liess  sich  in  Rayern  nieder,  baute  bei  Passau  das  Schloss  Orttenburg 
und  starb  1190. —  Sonach  bildeten  beide,  Ulrich  I.  und  Rapoth,  zwei 
Haupllinien  der  Familie:  Ulrich  I.  die  kärntensche,  von  welcher  die 
erste  Unlerlinie  (die  eigentliche  kärntensche)  schon  1269,  die  zweite 
(die  orttenburgsche  in  Kärnten),  wie  angegeben,  1420  erlosch,  und 
Rapoth  die  orttenburgische    (ncuorllenburgische)    in   Bayern  oder 

""IT 


1 76  GRAFEN  V.  ORTTENBURG. 

die  bayerische.  —  Die  letztere  ist  die  jetzt  blühende  Hauptlinie, 
welche  sich  Orttenburg  „des  älteren  Geschlechts"  nennt,  und  zwar  zum 
Unterschiede  von  den  späteren  Lehnsbesitzern  der  Grafschaft  Orttenburg 
in  Kärnten,  welche  Namen  und  Wappen  von  Orttenburg  annahmen.  — 
Rapoths  Sohn,  Rapoth  II.,  war  an  der  Stelle  seines  Schwiegervaters, 
Otto  v.  Witteisbach,  Pfalzgraf  in  Bayern,  doch  ging  diese  Würde  unter 
seinen  Nachkommen  bald  verloren.  Von  Letzteren  zeichnete  sich  beson- 
ders Joachim,  geb.  1530,  gest.  1600,  durch  Verdienste  um  sein  Haus 
und  seine  Lande  aus. 

Der  Besitz  dieser  Linie  war  früher  sehr  bedeutend.  Ausser  der 
Grafschaft  Orttenburg  in  Bayern  und  grossen  mittelbaren  Besitzungen  in 
Niederbayern,  standen  ihr  auch  beträchtliche  Güter  in  der  Ober- 
pfalz zu,  welche  aber  sämmtlich,  mit  den  meisten  bayerischen,  an  die 
Herzöge  von  Bayern  gelangten.  Nur  die  Grafschaft  Orttenburg,  mit  den 
unter  bayerischer  Hoheit  gelegenen  Herrschaften  Seldenau,  Neudegg, 
Eggelheim  und  einigen  Hofmarken  etc.,  blieb  der  Familie  übrig.  Im 
16.  und  17.  Jahrhundert  wurde  die  Reichsunmittelbarkeit  der  Grafschaft 
Orttenburg  von  Bayern  vielfach  angefochten  und,  obgleich  das  Reichs- 
kammergericht  1573  dieselbe  in  Schutz  genommen,  erlangte  das  Haus 
Orttenburg  erst  1602  durch  einen  Vergleich  mit  Bayern  diese  Reichs- 
unmittelbarkeit  und  die  Reichsstandschaft,  welche  die  Familie  durch 
Theilnahme  an  der  reichsgräflich-wetterauischen  Curiatstimme  im  Reichs- 
fürstenrathe  ausübte.  —  Graf  Joseph  Carl  vertauschte  im  August  1805 
die  Grafschaft  Orttenburg  und  die  dem  Hause  zustehenden,  obengenannten 
Herrschaften,  Hofmarken  etc.  an  Bayern  gegen  das  an  der  sachsen- 
coburg.  Grenze  gelegene,  vormals  Kloster- Langheimische  Amt  Tambach 
und  mehrere  von  dem  früheren  würzburg.  Amte  Sesslach  dazu  geschla- 
gene Güter,  und  diese  neuen,  durchaus  allodialen  Besitzungen  wurden 
unter  der  Benennung:  Grafschaft  Orttenburg- Tambach  vereinigt  und  es 
sollten  auf  diese  Grafschaft  alle  reichsständigen  Rechte  des  Hauses  über- 
gehen. Die  rheinische  Bunclesacte  von  1806  erwähnte  die  Grafschaft 
Orttenburg  nicht,  doch  wurde  dieselbe  in  dem  mit  Napoleon  I.  25.  Sept. 
1806  geschlossenen  Vertrage,  durch  welchen  der  Grossherzog  von 
Würzburg  sich  dem  Rhein-Bunde  anschloss,  der  Souverainetät  des 
Grossherzogs,  unbestimmt  ob  Standes-  oder  grundherrlich,  unterworfen. 
Nach  der  Wiener  Congressacte  von  1815  kam  diese  Souverainetät  mit 
Würzburg  an  Bayern,  und  Orttenburg  besitzt  nach  dieser  Acte  jetzt 
Standesherrlichkeit. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  der  Familie  ergiebl  sich  aus 
nachstehender  Ahnentafel :  Johann  Georg  —  Sohn  Georg  Philipps,  gest. 
6.  Mai  1702,  aus  der  Ehe  mit  Amalia  Regina,  Gräfin  v.  Zinzendorf  und 
Poltendorf,  gest.  15.  April  1709  —  geb.  14.  Dec.  1686,  gest.  4.  Dec. 
1725;  zweite  Gemahlin:  Maria  Albertina  Prinzessin  zu  Nassau- Usingen, 
geb.  8.  Mai  1686,  verm.  30.  April  1710,  gest.  1768.  —  Carl,  geb. 
2.  Febr.  1715,  gest.  1.  März  1776;  Gemahlin:  Luise  Sophie  Wild- 
und  Rheingräfin  v.  Salm  zu  Rheingrafenstein,  geb.  2.  April  1719,  verm. 
16.  Ocl.   1741,  gest.  2.   Dec.  1756.  —  Carl  Albrecht,  geb.   30.  Juni 


GRAFEN  V.  D.  OSTEN-SACK I.N. 


177 


1743,  gest.  5.  Febr.  1787,  k.  preuss.  Major  a.  D. ;  Gemahlin:  Chri- 
stine Luise  Wild-  und  Rheingräfin  v.  Sahn  zu  Rheingrafenstein,  geb. 
20.  Dec.  1753,  verm.  8.  Oct.  1779,  gest.  27.  Oct.  182G.  —  Joseph 
Carl  Leopold  Friedrich  Ludwig,  geb.  30.  Aug.  1780,  gest.  28.  März 
1831,  Standesherr  und  erbl.  Reiehsrath  des  Königreichs  Rayern,  k. 
bayer.  General-Major  etc.;  Gemahlin:  Caroline  Luise  Wilhelmine  Gräfin 
r.  Erbach-Erbach,  geb.  21.  Nov.  1779,  verm.  6.  Oct.  1799,  gest. 
6.  Dec.    1825.  —  Franz  Carl  Rudolph. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  anzuführen: 

Graf  FRANZ  CARL  Rudolph,  geb.  4.  Aug.  1801r  Graf  zu  Ortten- 
burg  und  Herr  zu  Tambach,  Standesherr  und  erblicher  Reiehsrath  des 
Königreichs  Rayern,  k.  bayer.  Major  ä  la  suite,  verm.  22.  Febr.  1841 
mit  Julie  Caroline  Wilhelmine  Luise  Sophie  Freiin  v.  Wöllwarth-Lauter- 
burg,  geb.  20.  Dec.  1819,  aus  welcher  Ehe  der  Erbgraf  Friedrich  Carl 
Hermann  Albrecht,  geb.    13.   Dec.    1841,   stammt. 

Die  beiden  Rrüder  des  Grafen  Franz  Carl  Rudolph  sind :  Graf 
Friedrich  Carl  Ludwig,  geb.  14.  Jan.  1805,  verm.  10.  Sept.  1830  mit 
Ernestine  Johanne  v.  Rentz,  aus  welcher  Ehe  Graf  Friedrich  Albrecht 
Ludwig  Franz,  geb.  3.  Oct.  1831,  entsprossen  ist,  und  Graf  Hermann, 
geb.  4.  Jan.   1807,  k.  k.  österr.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A. 


Grafen  v.  d.  Osten-Sacken. 

Cuthfrifd).  illchlenburg-Sdjtuertn. 

Besitz:  Marienhof  etc. 


Wappen:  (Diplom  vom  Jahre  1800)  runder  quadrirter  Schild  ;   t   der  Länge 
nach  getheilt,  rechts  in  Blau  drei  goldene,    schräglinksströmcnde  Flüsse,    links  in 
II.  ,2 


178  GRAFEN  V.  D.  OSTEN-SACKEN. 

Roth  ein  aufrechtgestellter,  silberner  Schlüssel,  dessen  Bart  nach  oben  und  rechts 
gekehrt  ist  (v.  d.  Osten).  2  und  3  in  Blau  drei  (2  und  1)  goldene  Sterne  (Sacken). 
4  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  in  Roth  ein  aufrechtgestellter,  silberner  Schlüssel, 
dessen  Bart  nach  oben  und  rechts  gekehrt  ist,  links  in  Blau  drei  goldene,  schrägrechts- 
strömcnde  Flüsse.  Auf  dem  Schilde  steht  ein  mit  der  Grafenkrone  gekrönter  Helm, 
welcher  zwischen  einem  offenen  Adlerslluge,  dessen  rechter  Flügel  silbern,  der 
linke  roth  ist,  eine  goldene,  mit  drei  Pfauenfedern  besteckte  Säule  trägt,  vor  welcher 
zwei  ins  Andreaskreuz  gelegte  silberne  Schlüssel  liegen  (v.  d.  Ostenscher  Helm). 
Die  Decken  sind  rechts  roth  und  silbern,  links  blau  und  golden,  und  den  Schild 
halten  zwei  auswärtssehende,  goldene  Löwen.  Das  Ganze  umgiebt  ein  rother,  mit 
goldenen  Fransen  und  Quasten  geschmückter  Wappenmantel,  über  welchem  oben 
eine  gräfliche  Krone  steht.  —  Der  Schild  des  reichsgräflichen  Wappens  ist  ganz, 
wie  oben  beschrieben ,  nur  wenden  die  Barte  der  Schlüssel  sich  nach  oben  und 
links,  lieber  der  Grafenkrone  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt 
einen  einwärtssehenden,  gekrönten,  der  Länge  nach  von  Schwarz  und  Silber 
getheilten  Adler.  Auf  dem  mittleren  Helme  erhebt  sich  zwischen  einem  offenen 
Adlersfluge,  dessen  rechter  Flügel  silbern,  der  linke  roth  ist,  eine  rothe,  oben  mit 
einem  6  eckigen,  goldenen  Sterne  belegte  und  hinter  demselben  mit  drei  Pfauen- 
federn besteckte  Säule,  vor  welcher  zwei  ins  Andreaskreuz  gestellte  silberne 
Schlüssel  liegen  (Ostenscher  Helm).  Auf  dem  linken  Helme  steht  ein  einwärts- 
schender,  silberner  Vogel,  welcher  in  der  erhobenen  rechten  Kralle  ein  silbernes 
Hufeisen  mit  einem  Kreuz  in  der  Mitte  hält.  Die  Decken  des  rechten  und  linken 
Helmes  sind  ebenfalls  blau  und  golden,  die  des  mittleren  roth  und  silbern,  und 
den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  goldene  Löwen.  —  In  Bezug  auf  die 
Farben  des  v.  d.  Ostenschen  Wappens  hat  man  neuerlich  die  älteren  Angaben  ganz 
übersehen.  Nach  diesen  ist  der  Schlüssel,  welcher  in  der  rechten  Hälfte  steht, 
eisenfarben,  die  Flüsse  aber  in  der  linken  silbern.  Der  Helm  hat  einen  roth- 
silbernen Wulst,  der  offene  Adlersflug  ist  schwarz,  die  Säule  fehlt  und  die 
gekreuzten  Schlüssel  stehen  vor  dem  Pfauenschweife,  welcher  zwischen  dem  Adlers- 
fluge aufgerichtet  ist. 

Die  Grafen  v.  d.  Osten -Sacken  stammen  aus  einem  der  ältesten 
und  angesehensten  Geschlechter  Pommerns,  aus  der  Familie  v.  d.  Osten. 
Man  leitet  den  eigentlichen  Ursprung  letzterer  aus  dem  früheren  Erz- 
stifte Bremen  her,  nimmt  an,  dass  der  erste  Ritlersitz  des  Geschlechts 
an  der  Oste  gelegen  hahe,  und  erklärt  dadurch  die  drei  Flüsse  oder 
Bäche  im  Wappen,  den  Schlüssel  aber  durch  das  Erb -Kämmerer- Amt 
von  Bremen,  welches  der  Familie  muthmasslich  zustand.  In  Pommern 
standen  nach  Micraelius  schon  zur  Zeit  des  Herzogs  Bogislaus  IV.  .Ter 
und  Hermann  v.  d.  Osten  in  grossem  Ansehen,  und  aus  Pommern  ver- 
breitete sich  das  Geschlecht  bald  weiter,  namentlich  nach  Meklenburg, 
Polen,  Kurland,  Dänemark  und  Preussen.  In  Meklenburg  kommt  Gosmus 
Bernd  v.  d  Osten  1307  urkundlich  als  Zeuge  vor;  Ulrich,  ein  Sohn 
des  Bodczke  v.  Osten,  Herr  auf  Drotzen  in  Polen,  zog  1375  dem  Herzog 
Ulasdislaus  Albus  von  Gnievkow  zu  Hülfe;  Heinrich  wendete  sich  (s.  unten) 
1479  nach  Kurland,  und  Carl  Heinrich  diente  unter  dem  König  Chri- 
stian V.  von  Dänemark  als  k.  dän.  General-Major,  und  verlheidigte  1678 
die  Festung  Christianstadt  gegen  die  Schweden  sehr  tapfer.  Wie  übri- 
gens in  anderen  Ländern,  besonders  in  Preussen,  in  neuerer  Zeit  die 
Familie  zu  hohen  Würden  und  Ehrenstellen  gelangte,  so  ist  dies  auch 
der  Fall  in  Dänemark  gewesen,  und  der  k.  dän.  Kammerherr  und  Ge- 
sandte Adolph  Siegfried  v.  d.  Osten  erhielt  29.  Oct.  1768  vom  König 
Stanislaus  in  Polen  das  Grafendiplom. 

Was  nun  die  Familie  v.  d.  Osten-Sacken  anlangt,  so  wendete  sich 


GRAFEN  V.  I>.  OSTEN-SACKEN.  1  79 

Heinrich  v.  d.  Osten  ans  Pommern  1479  nach  Kurland,  vermählte  sich 
mit  der  Erhlochter  eines  Ritters  v.  Sacken,  erhielt  durch  diese  Ver- 
mählung die  Sackenschen  Güter  und  nahm  den  Namen  und  das  Wappen 
der  Familie  v.  Sacken,  neben  dem  seinigen,  an.  Heinrichs  Nachkommen- 
schaft verbreitete  sich  auch  nach  Lief-  und  Esthland  und  schied  sich 
in  die  Linien  Bathen,  Dondangen  und  Rothof,  in  welche  Linien  sämmtlich 
die  Grafenwilrde  kam. 

Aus  der  Linie  Bathen,  oder  dem  esth-  und  liefländischen  Zweige 
des  Geschlechts  wurde  Carl  Magnus  v.  d.  Osten-Sacken,  geb.  6.  April 
1733,  gest.  1808,  k.  russ.  w.  Geh.  Ralh,  vom  Kaiser  Paul  1.  von 
Russland  16.  April  1797  in  den  Grafensland  erhoben.  Da  derselbe 
Nachkommen  nicht  hatte,  verlieh  Kaiser  Alexander  I.  12.  Juni  1801 
auch  den  Bruderssöhnen,  Johann  Gustav  und  Carl  Gustav,  die  Grafen- 
Würde. 

Aus  dem  Hause  Dondangen  in  Kurland  wurde  Carl,  geb.  13.  Oct. 
1725,  und  ohne  Nachkommen  gest.  23.  Dec.  1794,  vom  Kaiser  Franz  I. 
8.  März  1763  in  den  Reichsgrafensland  und  als  k.  preuss.  Ober- 
Kammerherr  und  w.  Geh.  Staatsminister  vom  König  Friedrich  Wilhelm  II. 
von  Preussen    15.   Oct.    1786  in   den  Fürstenstand   erhoben. 

Aus  dem  Hause  Rothof  hinterliess  Gregor,  Herr  auf  Rolhof,  Ost- 
bach, Stempern  und  Secmuppcn  zwei  Söhne,  Wilhelm  Ferdinand  und 
Anton  Ernst.  Ersterer  halte  nur  einen  Sohn,  Fabian  Wilhelm,  welcher 
in  Russland  1821  in  den  Grafen-  und  1833  in  den  Fürstenstand  erhoben 
wurde.  Anton  Ernst,  kursächs.  Major,  fiel  in  der  Schlacht  bei  Kessels- 
dorf 15.  Dec.  1745,  und  von  demselben  stammle  nur  ein  Sohn, 
Christian  Friedrich  W'ilhelm,  welcher  als  k.  preuss.  Major  a.  D.  und 
Landrath  3.  Oct.  1793  starb.  Ein  Sohn  desselben,  Graf  Friedrich 
Bernhard  August,   erhielt    1800  die  preuss.  Grafenwürde. 

Letzterer,  FRIEDRICH  Bernhard  August  Graf  v.  d.  Osten-Sacken, 
geb.  20.  März  1780,  Oberst  und  Commandeur  eines  Jäger-Regiments  in 
den  Feldzügen  1813  und  1814,  Ilauptdirector  des  meklenb.  Vereins 
für  Ackerbau  und  Industrie  etc.,  Deputirler  der  meklenb.  Ritterschaft 
und  Herr  auf  Marienhof  etc.,  vermählte  sich  1801  mit  Amalia  Marianne 
Gräfin  v.  Hoym-Droyssig,  früher  vermählten  Fürstin  zu  Hohenlohe-Ingel- 
fingen ,  geb.  6.  Oct.  1763,  gest.  im  April  1840.  Aus  dieser  Ehe 
stammen  zwei  Töchter:  Gräfin  Angelica,  geb.  4.  Mai  1802,  verm. 
22.  Sept.  1820  mit  Wilhelm  Grafen  v.  Hessenstein  (s.  Bd.  I.  p.  354), 
und  Gräfin  Auguste,  geb.  4.  Sept.  1804,  verm.  mit  Wilhelm  Grafen 
v.  Alvensleben  (s.  Bd.  I.  p.   20). 


12* 


180 


GRAFEN  V.  OTTING  ü.  FÜNFSTETTEN. 


Grafen  v.  Otting  u.  Fünfstetten. 

iatholifth.  öagem. 

Besitz:   die  Ritterpiiter  Olting  und  Fünfstetten. 


Wappen:  Schild  von  Silber  und  Schwarz  quadrirt  und  mit  einem  goldenen 
Querbalken  belegt.  (Stammwappen  der  Familie  Otting  aus  Elsass.)  I  und  4  in 
Silber  ein  schrägrechts  gelegtes,  mit  der  Spitze  nach  oben  gewendetes,  entblösstes 
Schwert  mit  goldenem  Griffe,  auf  dessen  Klinge  die  Worte:  Hie  sol  meus  mit 
schwarzen  Buchstaben  eingegraben  sind.  2  und  3  schwarz  uhne  Bild.  Ueber  der 
Grafenkrone  erhebt  sich  ein  Helm,  welcher  ein  goldenes  Kissen  mit  goldenen 
Quasten  trägt,  auf  dem  ein  silbernes  Sieb  steht.  Helm  und  Schild  umgiebt  anstatt 
der  Decken  ein  blauer,  silbern  gefütterter  Wappenmantel  mit  goldenen  Fransen. 

Der  Stammvater  der  Grafen  v.  Olting  und  Fünfstetten  ist  Graf 
Friedrich  Carl  Stephan  —  natürlicher  Sohn  des  Pfalzgrafen  und  Prinzen 
von  Zweibrücken  Friedrich  Michael,  Vater  des  Königs  Maximilian  Joseph  I. 
von  Bayern  —  geb.  27.  Sept.  1767.  Derselbe  wurde  als  k.  bayer. 
Kämmerer,  Oberst  und  kön.  Flügeladjutant  29.  Juli  1813  als  bayer. 
Freiherr  v.  Schönfeld,  nach  v.  Lang  mit  Beilegung  des  alten  Wappens 
derer  v.  Wemdingen  (:im  rothen  Schilde  und  auf  dem  Helme  ein  Büden- 
kopf  und  Hals  mit  Stachelhalsbande;  Siebmacher  1.  78),  anerkannt,  erhielt 
für  sich  und  alle  seine  Nachkommen  16.  Juli  1817  vom  König  zum 
Beweise  allerhöchster  Zufriedenheit  mit  seinen  geleisteten  Diensten  die 
Grafenwürde  des  Königreichs  Bayern  mit  der  Erlaubniss  den  Namen 
Otting  und  Fünfstetten  von  den  ihm  zustehenden  Gütern  dieses  Namens 
führen  zu  dürlen,  wurde  17.  Juli  1817  in  die  Grafenclasse  der  Adels- 
matrikel des  Königreichs  immatriculirt,  und  starb  18.  Sept.  1834  als 
k.  bayer.  General- Lieutenant,  General -Adjutant  und  Kämmerer.  Graf 
Friedrich  Carl  Stephan  war  zweimal  vermählt,  in  erster  Ehe  mit  Luise 
Wilhelmine  Magdalene  v.  Purubsky,  und  in  zweiter  mit  Wilhelmine  Luise 
Camilla  Marquise  Montperny,  geb.  22.  Febr.  1788,  verm.  19.  Juni  1809, 
Oberhofmeisterin  Ihrer  Kön.  Höh.  der  Frau  Prinzessin  v.  Wasa.  Aus 
der  zweiten  Ehe  stammt  der  jetzige  Stammälteste  der  Familie: 


GRAFEN   V.   PAAR. 


181 


Graf  MAX  Joseph,  geb.  1.  Febr.  1816,  k.  bayer.  Kümmerer,  verm. 
in  erster  Ehe,  17.  Nov.  1840,  mit  Sophie  Maria  Leodegilde  Olympia 
v.  Klenze,  geb.  28.  Febr.  1821,  gest.  25.  Dec.  1849,  und  in  zweiter, 
8.  April  1851,  mit  Athenaide  v.  Klenze.  Aus  erster  Ehe  leben  zwei 
Söhne,  die  Grafen:  Ludwig  Friedrich  Leo,  geb.  3.  Febr.  1842,  und 
Maximilian  Joseph  Friedrich  Wilhelm  Ludwig,  geb.   23.  Nov.   1844. 

Die  drei  Brüder  des  Grafen  Max  Joseph  sind,  neben  sechs  Schwe- 
stern:  Graf  Ludwig  Carl  August,  geb.  1.  M.'frz  1818,  k.  bayer.  Ober- 
lieutenant; Graf  Friedrich  Camill,  geb.  2t.  Oct.  1821,  grossherz.  hess. 
Oberlieutenant,  verm.  1849  mit  Rosa  Freiin  v.  Krane,  und  Graf  Carl 
Theodor,  geb.  26.  Juni   1826,  k.  k.  Lieutenant. 


Grafen  v.  Paar. 


Üatholifd). 


((DefUrmd). 


Die  Besitzungen  des  Hauses  Paar  sind  die  Herrschaften  Hartberg  und  Stein  in  Steiermark; 
Bechin,  Kardasch  -Rzetschitz,  Pluhowy-  Zdiar,  Zdicchowitz  ,  Gross -Jerschilz  und 
Hohen-Wesselv  in  Böhmen  etc. 


Wappen  quadrht  mit  Pfahl  und  Mittelschild.  Der  gekrönte  Mittelschild  ist 
der  Länge  nach  getheilt.  In  der  rechten  quergetheilten  Hälfte  oben  in  Silber  eine 
rothe  Rose,  unten  in  Roth  drei  silberne,  schrägrechte  Balken,  in  der  linken  Hälfte 
in  Roth  auf  grünem  Hügel  ein  einwärtssehender  Schwan.  Der  quergetheilte  Pfahl 
zeigt  oben  in  Roth  eine  goldene  Krone,  unten  in  Blau  drei  über  einanderstehende 
goldene  Kronen.  Feld  1  und  4  von  Gold  und  Blau  sechsmal  wellenförmig  schräg- 
rechts  getheilt;  2  und  3  in  Gold  ein  rechtssehender,  golden  gekrönter  und  be- 
wehrter schwarzer  Adler.  Den  Schild  deckt  die  Grafenkrone,  und  denselben  trägt 
auf  der  Bru^t  der  doppelte,  schwarze  Reichsadler  mit  goldenen  Schnäbeln  und 
Klauen,    goldenen    Scheinen    um    die   gekrönten    Köpfe    und  der  zwischen  letzteren 


1  82  GRAFEN  V.  PAAR. 

schwebenden  kaiserlichen  Hau?krone.  —  Wie  angeführt,  geben  die  Supplemente  zu 
Siebmachers  Wappenbuche  (IX.  1),  den  Schild  mit  dem  Fiirstenhute  bedeckt,  das 
Wappen  der  Fürsten  v.  Paar,  und  so  führen  jetzt  nach  mehreren  neueren  Lack- 
abdrücken die  Grafen  v.  Paar  den  mit  einer  Grafenkrone  bedeckten  Schild.  —  Der 
Geneal.-histor.-statistische  Almanach  (Jahrg.  1832,  p.  452)  giebt  den  Pfahl  als  rothen 
Ständer  in  der  Mitte  des  Schildes  und  setzt  in  das  1.  und  4.  blaue  Feld  des  Schildes 
drei  goldene  Wellen.  —  Das  Wappenbuch  der  durchlauchtigen  Welt  (IV,  521)  giebt 
das  Wappen  der  Grafen  v.  Paar,  wie  folgt,  an:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild. 
Mittelschild  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  quergetheilt  mit  einem  goldenen  Quer- 
balken, oben  in  Silber  eine  rothe  Rose,  unten  in  Silber  drei  schrägrechte,  rothe 
Balken;  links  in  Roth  ein  einwärtsgekehrter,  silberner  Schwan.  I  und  4  in  Gold 
ein  linkssehender,  schwarzer  Adler;  2  und  3  in  Roth  drei  schräglinke,  blaue 
Balken.  Den  mit  der  Grafenkrone  gekrönten  Schild  trägt  auf  der  Brust  der  dop- 
pelte, schwarze,  oben  näher  beschriebene  Reichsadler,  doch  finden  sich  noch  viel- 
fache andere  Abweichungen  desselben  vor.  Das  Wappenbuch  der  österr.  Monarchie 
(V,  41)  z.  B.  theilt  die  rechte  Hälfte  des  Mittelschildes  quer  und  setzt  in  den  oberen, 
wieder  quergetheilten  Thcil  in  Silber  eine  rothe  Rose,  in  den  unteren  in  Gold  ein 
ganz  eigenes  streifartiges  Wappenbild,  dem  Anscheine  nach  eine  querliegende  und 
rechts  gewendete  Schlange,  unten  aber  in  Roth  drei  schrägrechte,  silberne  Balken. 
In  der  linken  Hälfte  des  Mittelschildes  erscheint  der  silberne  Schwan  in  Silber  (!) 
Feld  1  und  4  zeigen  in  Gold  drei  blaue  Querbalken,  und  2  und  3  den  schwarzen 
Adler  etc. 

Sehr  altes,  ursprünglich  italienisches  Geschlecht,  aus  welchem 
Marcus  Belidorus  Casnio  (Cosnio)  aus  Bergamo,  zur  Zeit  Kaiser 
Friedrichs  I.,  um  das  Jahr  1170,  nach  Einigen  unter  dem  Namen 
v.  Paar  in  rittermä'ssigem  Stande  gelebt  haben,  nach  Anderen  von  dem 
genannten  Kaiser  unter  dem  Namen  v.  Paar  in  den  Freiherrenstand 
erhoben  worden  sein, soll.  Von  den  Nachkommen  desselben  erwarb  sich 
Peter  Joseph  Freiherr  v.  Paar  bei  Einführung  des  Postwesens  in  Oesler- 
reich  grosse  Verdienste,  und  Kaiser  Ferdinand  I.  bestätigte  1559  ihm 
und  seinem  Bruder,  Johann  Baptist,  die  vom  Kaiser  Maximilian  I.  erhal- 
tenen Privilegien.  Johann  Baptist  erwarb  die  Herrschaft  Hartberg  in 
Steiermark  und  erhielt  1570  vom  Kaiser  Rudolph  II.  für  den  jedes- 
maligen Geschlcrhlsältesten  das  Erbland-Postmeister-Amt  in  Steiermark. 
Dem  Sohne  desselben,  Johann  Christoph,  Freiherrn  v.  Paar  zum  Krotten- 
steiri  und  Harlherg,  k.  k.  Ralh,  Kämmerer  und  Erbland-Postmeister  in 
Steiermark,  verlieh  Kaiser  Ferdinand  II.  4.  Sept.  1624  das  Oberst-Hof- 
Poslmeister-Aml  in  den  Eibkönigreichen  Ungarn  und  Böhmen,  so  wie 
im  Erzherzoglluun  Oesterreich  ob  und  unter  der  Ens,  von  Neuem  als 
Mannslehn,  und  sein  Solin,  Carl,  Reichsgraf  v.  Paar,  verm.  mit  Fran- 
ziska v.  Schwanberg,  Erbtochter,  pflanzte  den  Stamm  dauernd  fort. 
Des  Letzteren  Sohn,  Carl  Joseph,  geb.  1654,  gest.  1725,  überliess 
1720  gegen  ein  Gcld-Aequivalent  der  kais.  Hofkammer  die  Einkünfte 
des  Oberst-Erbland-Postmeister-Amtes,  behielt  jedoch  den  Titel  und  die 
oberste  Leitung  des  Postwesens  bei.  Von  Carl  Josephs  Sohne,  Johann 
Leopold,  geb.  1693,  gest.  1741,  stammte  Johann  Wenzel,  geb.  1719, 
gest.  1792,  welcher  5.  Aug.  1769  für  sich  und  seine  Nachfolger  den 
Rcichsfürstensland  nach  dem  Rechte  der  Erstgeburt  erhielt.  —  Die  Be- 
sitzungen des  Hauses  sind  oben  genannt  worden. 

Jetzt  führen  von  dem  Hause  Paar  nur  noch  die  drei  Brüder  des 
Fürsten  Carl:  Alfred,  Wenzel  und  Ludwig  Johann  Baptist  Emanuel  den 


* 


CRAFFN  V.   PAAR. 


183 


Grafenlitel  und  sind  daher  hier  zu  erwähnen.  Die  Abstammung  dieser 
Grafen  v.  Paar  ergiebt  sich  aus  nachstellender  Ahnentafel:  Johann 
Leopold,  Reichsgraf  —  jüngerer  Sohn  des  12.  Mai  1725  verstorbenen 
Grafen  Carl  Joseph  —  geb.  1G93,  gest.  25.  Juni  1741,  k.  k.  w. 
Geh.  Ralh  etc.;  Gemahlin:  Maria  Theresia  Gräfin  v.  Sternberg,  später 
vermählte  Gräfin  v.  Gastheim,  verm.  2.  Juni  1715,  gest.  29.  März  1761. 
-  Johann  Wenceslacs,  Reichsfürst,  geb.  7.  Aug.  1719,  gest.  5.  Juli  1792, 
k.  k.  \v.  Geh.  Rath,  Kämmerer  etc. ;  Gemahlin :  Gräfin  Antonie  v.  Esterhäzy, 
geb.  31.  März  1719,  verm.  17.  April  1743,  gest.  12.  März  1771.— 
Wfnzel,  geb.  27.  Jan.  1744,  gest.  22.  Nov.  1812,  k.  k.  Kämmerer  etc.; 
Gemahlin:  Maria  Antonie  Prinzessin  v.  Liechtenstein,  geb.  13.  Juni  1749, 
verm.  17.  Jan.  1768,  gest.  28.  Mai  1813.  —  Carl,  geb.  15.  Juni 
1773,  gest.  30.  Dec.  1819,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  Kämmerer,  General- 
Feld -Wachtmeister,  Regiments -Inhaber  etc.;  Gemahlin:  Maria  Aloysie 
Guidobaldine  Gräfin  v.  Cavriani,  geb.  16.  Oct.  1783,  verm.  4.  Febr. 
1805.  —  Alfred,  Wenzel  und  Ludwig  Johann  Baptist  Emanuel  Grafen 
v.  Paar. 

Letztere  —  die  Brüder  des  Fürsten  Carl  —  gehören  von  den 
jetzigen  Gliedern  des  Hauses  hierher. 

Graf  Alfred,  geb,  30.  Dec.  1806,  ist  k.  k.  Kämmerer,  General-Major 
und  Brigadier;  Graf  Wenzel,  geb.  1.  Nov.  IS  10,  k.  k.  Kämmerer  und 
Major  in  d.  A.,  und  Graf  Ludwig  Johann  Baptist  Emanuel,  geb.  26.  März 
1817,  k.  k.  österr.  Legationsrath  im  Haag.  —  Die  Schwester  derselben: 
Grälin  Guidobaldine,  vermählte  sich  1.  Juli  1830  mit  Franz  Grafen  v.  Kuef- 
slein,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rathe,  ausserord.  Gesandten  und  bevollm. 
Minister  an  den  kön.,  grossherz.  und  herz,  sächs.  Höfen   (s.  Bd.  I.  p.  487). 


T 


isl 


(iRAKKN   V.   PACIITA. 


Grafen  v.  Pachta. 


ßatholtfd). 


©efterreid). 


Besitz:  die  Allodialherrechaft  Lieblitz:  die  Allodialherrscbaft  Gabel  mit  den  Gütern  Laden 
und  Wallen:  die  Allodialherrschart  Gross -Bezno  mit  den  Gütern  Nameslowiz  und 
llorka  in  Böhmen. 


* 


Wappen:  Schild  von  Gold  und  Roth  der  Länge  nach  getheilt  und  mit 
einem  ebenfalls  der  Länge  nach  von  Schwarz  und  Silber  gctheilten  Querbalken 
belegt.  Ueber  dem  ganzen  Schilde  liegt  ein  rechtssehender,  gekrönter,  schwarzer 
Adler,  welcher  auf  der  Brust  den  österreichischen  Hausschild  —  in  Roth  ein 
silberner  Querbalken  —  mit  darauf  liegender  Krone  trägt.  Vor  diesem  Schilde 
steht  ein  linkssehender,  gekrönter,  doppelt  geschweifter,  silberner  Löwe,  welcher 
mit  beiden  Vorderpranken  eine  gekrönte,  silberne  Säule  hält.  Ueber  der  Grafen- 
krone erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Aus  dem  rechten  Helme  wächst  der 
Löwe  des  Mittelschildes  mit  der  Säule  empor;  auf  dem  mittleren  steht  der  Adler 
des  Schildes  mit  dem  österreichischen  Hauswappen  und  darüber  stehender  Krone 
belegt,  und  auf  dem  linken  Helme  ein  Pfauenschweif.  Die  Hclmdecken  sind  rechts 
silbern  und  rollt,  links  golden  und  schwarz,  und  den  Schild  halten  zwei  einvvärts- 
sehende,  goldene  Greife.  —  In  den  Supplementen  zuro/Siebmacher  (VI,  6)  sind  die 
Säulen  über  der  Krone  noch  mit  einem  Busche  Federn  besteckt,  und  im  Wappen- 
buche der  durchlauchtigen  Welt  (III,  293)  ist  der  Schild,  welchen  der  Adler  auf 
der  Brust  trägt,  roth,  und  der  Löwe  steht  auf  einem  schmalen,  silbernen  Quer- 
balken, auf  welchem  auch  die  mit  beiden  Vorderpranken  umfasste  Säule  ruht. 

Sehr  alte  und  vornehme  böhmische  Familie,  deren  Ursprung  und 
frühere  Ausbreitung  genau  nicht  bekannt  ist.  Bis  nach  dem  Anfange 
des  1 8.  Jahrhunderts  verblieb  das  Geschlecht  im  Ritterstande,  dann  aber 
gelangte  in  dasselbe  der  böhmische  Freiherren-,  der  Reiehsfreiherren- 
und  auch  der  Grafenstand,  und  in  dem  Reichsfreiherrendiplome  ist  aus- 
drücklich angegeben,  dass  die  Erhöhung  auch  des  uralten  Adels  der 
Familie  wegen  erfolgt  sei.  Ueber  die  erwähnten  Standeserhöhungen 
finden  sich  nachstehende  Angaben  vor:  die  Gebrüder  Franz  Wenzel 
Pachta  v.  Rajowa ,  Herr  auf  Bischitz  und  Tschetschelitz,  Carl  Daniel, 
Herr  auf  Zebus  und  Brotznow,  Ernst  Joseph,  Herr  auf  Lieblitz  und 
Bossin,  und  Johann  Joachim,   Herr  auf  Walten,  Schnecken  und  NcudorfT, 


GRAFEN  V.  PACHTA.  185 

wurden  im  Jahre  1701  in  den  böhmischen  alten  Freiherrenstand  er- 
hoben; —  Johann  Anton  Pachta  v.  Rayhofen  und  Burkau,  Herr  auf 
Freyholtzinühl,  Steckna,  Scliritcntz  etc.,  k.  k.  Rath,  Landrechts-Beisitzer 
und  obersler  Landschreiber  in  Böhmen,  erhielt,  wie  oben  erwähnt,  seines 
uralten  Adels  wegen  den  Reichsfreiherrenstand;  Franz  Anton  Pachta 

v.  Rayhofen,  k.  k.  Üof-Kammer-Ralh  und  L'nter-Silber-Kämmcrer,  erlangte 
mit  seinem  Bruder  Anton  Carl  1718  den  böhmischen  allen  Freiherren- 
sland,  und  die  Gebrüder  Pachta  Freiherren  v.  Rayhofen  und  Burkau: 
Carl,  Ernst  Joseph  und  Johann  Joachim,  wurden  mit  ihren  Vettern,  den 
Freiherren  Franz  und  Anton,  1721  in  den  böhmischen  Grafenstand  gesetzt. 

Was  die  jetzigen  Glieder  der  Familie  anlangt,  so  stammt  zuerst 
vom  Grafen  Johann  Joseph  Pachta,  Freiherrn  v.  Rayhofen,  geb.  4.  Nov. 
1755,  gest.  17.  April  1834,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rathe  und  Obersten 
in  d.  A.,  aus  der  Ehe  mit  Josepha  Gräfin  Canal,  geb.  23.  Sept.  1771, 
gest.   6.  Dec.    1833: 

CARL  Graf  Pachta,  Freiherr  v.  Rayhofen,  geb.  9.  Mai  1787, 
Besitzer  der  Allodialherrschaft  Lieblitz  in  Böhmen,  k.  k.  Kämmerer,  Hof- 
rath  und  bis   17.  Oct.   1849  General-Intendant  der  Armee  in  Italien. — 

Von  dem  Bruder  des  Grafen  Johann  Joseph,  dem  Grafen  Carl,  geb. 
1758,  gest.  18.  Dec.  1846,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  mit  Maria  Gräfin 
v.  Stammbach,  gest.  4.  Jan.    1848,  leben  sechs  Töchter. 

Nächstdem  wurden  im  Geneal.  Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser  früher 
als  des  Grafen  Johann  Joseph  Vaters -Geschwister -Kinder  die  Grafen 
Franz  Joseph  und  Graf  Johann  Philipp  aufgeführt  und  werden  demgemäss 
nunmehr  als  des  jetzigen  Grafen  Carl  Grossvalers- Geschwister- Kinder 
angegeben. 

Graf  Franz  Joseph,  geb.  13.  Febr.  1776,  Herr  der  Allodialherr- 
schaft Gabel  mit  den  Gütern  Laden  und  Walten  und  der  Allodialherrschaft 
Gross- Bezno  mit  den  Gütern  Naineslowiz  und  Horka  in  Böhmen,  ver- 
mählte sich  mit  Helena  Freiin  Haugwitz  v.  Biskupitz,  geb.  27.  Sept. 
1786,  aus  welcher  Ehe  vier  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Franz  Joseph, 
geb.  4.  Nov.  1814;  Rorert,  geb.  28.  April  1817,  k.  k.  Rittmeister, 
verm.  1843  mit  Selma  v.  Ramberg;  Eigen,  geb.  28.  Mai  1822,  k.  k» 
Oberlieutenant,  und  Georg,  geb.  3.  Aug.  1827,  k.  k.  Oberlieutenant, 
verm.  1.  Dec.  1849  mit  Eleonore  Gräfin  v.  Podstatzky- Liechtenstein, 
geb.   1830. 

Graf  Johann  Philipp  ist  geboren   2.  Nov.    1776. 


186 


GP.AFEiN  ZU  PAPPKNIIKIM. 


Grafen  zu  Pappenheim« 

Coangeltfd).  Magern. 

Besitz:    Schloss,  Stallt  und  Herrschaft  Pappenheim  etc. 
Dem  jedesmaligen  Stammhaupte  der  Familie  kommt  das  Prädicat  „Erlaucht"  zu. 


Wappen :  quadrirtcr  Schild  mit  Schildeshaupt.  Im  goldenen  Schildeshaupt 
ein  doppelter,  schwarzer,  goldenbewehrter  Adler,  welcher  auf  der  Brust  die  goldenen 
Buchstaben  F.  II.  trägt  (bei  Erlangung  der  Grafenwürdc  vom  Kaiser  Ferdinand  II. 
verliehen».  1  und  4  von  Schwarz  und  Silber  quergetheilt  mit  zwei  ins  Andreas- 
kreuz gelegten  rothen  Schwertern,  welche  die  Spitzen  nach  oben  kehren  (Keichs- 
crbinarschullamt) ;  2  und  3  in  Blau  sechs  (3.  2  und  1)  silberne  Eisenhütchen 
(Stammwappen).  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  zwei  gekrönte  Helme.  Der  rechte 
trägt  zwei  goldene,  zu  beiden  Seiten  sich  auswärtsneigende  (nach  mehreren  älteren 
Abbildungen  auch  in  Form  eines  Andreaskreuzes  gestellte)  Fahnenstangen,  deren 
Fahnen  das  1.  und  4.  Feld  mit  den  Schwertern  wiederholen;  der  linke  Helm  eine 
gekrönte,  goldbekleidete  wachsende  Mohrin  ohne  Arme,  mit  zwei  nach  links  fliegenden, 
goldenen  Haarzöpfen.  Das  Kleid  ist  mit  neun  goldenen  Knöpfen  zugeknöpft  (Helm 
des  Stammwappens).  Die  Helmdeckcn  sind  rechts  schwarz  und  silbern,  links  blau 
und  silbern. 

Die  Grafen  v.  Pappenheim  (früher  auch  Pappenheimb  und  Bappen- 
heim)  stammen  aus  einem  uralten  gräflichen  Hause  im  vormaligen 
schwäbischen  Kreise,  welches  mit  der  Benennung  Marschälle  v.  Pappen- 
heim schon  in  kaiserlichen  und  anderen  Urkunden  des  12.  und  13.  Jahr- 
hunderts vorkommt.  Einige  leiten  das  Geschlecht  von  den  Dynasten 
v.  Calatin  ab,  Andere,  und  wohl  richtiger,  geben  an,  dass  sich  die 
Familie  von  dem  Schlosse  Kalden  im  Illarkreise  auch  Calatin,  Kalin- 
thin  etc.  genannt  habe,  und  dass  die  in  Urkunden  vom  Jahre  1193  und 
1207  vorkommenden  Marschälle  v.  Calatin,  Kallendin  und  Calandin,  so 
wie  Marschälle  mit  anderen  Beinamen  mit  den  Marschällen  v.  Pappenheim 
gleichen  Stammes  gewesen  wären.  —  Die  ältesten  Spuren  von  Erblich- 
keit des  Pappenheimsehen  Reichs-Marschall-Amtes  finden  sich  in  kaiser- 
lichen Urkunden  von  1197  und  129S.  Kaiser  Ludwig  IV.  von  Bayern 
bestätigte  1334  dem  Rudolph  V.  von  Pappenbeim  das  Reichs-Marschall- 
Amt,  und  die  goldene  Bulle  Kaiser  Carls  IV.  von  1355  setzt  diese 
Erblichkeit  als  schon  bekannt  voraus,  indem  dieselbe  den  v.  Pappenheim 
als  bei    Kaiserkrönungen    etc.    statt   des    Reichserzmarschalls,    des    Kur- 


GRAFEN  ZU  PAPPKMIEIM.  1  87 

husten  von  Sachsen,  fungirendcn  Viccmarschall  bezeichnet.  Ersl  nach 
dieser  Bulle  scheint  das  Haus  Pappenhcim  das  Reichs-Erbmarschall-Aint 
von  Kursachsen  zum  Erbmannlehn  erhalten  und  dagegen  das  Schloss  zu 
Pappenheini  mit  allem  Zubehör  dem  Kurfürsten  von  Sachsen  zu  Lehn 
aufgetragen  zu  haben.  —  Für  das  Reichs-Erbmarschall-Amt  bestand  in 
der  Familie  ein  Seniorat  und  ein  Subseniorat.  Der  Senior  hiess  ältester 
amtführender  Reichs-Erbmarschall,  und  demselben  stand  Besitz  und  Haupl- 
genuss  der  Slammbcsilzungen  zu;  der  Subsenior,  im  Verhinderungsfalle 
des  Seniors  Stellvertreter  desselben,  hiess  nachällester  Reichs-Erbmarschall, 
und  jeder  Graf  des  Geschlechts  Reichs-Erbmarschall.  Unter  allen  Reichs- 
Erbämlern  war  dieses  Amt  das  bedeutendste  und  am  meisten  angesehene, 
doch  reichten  die  Amiseinkünfte  nicht  zu  dem  Amtsaufwande.  Zu 
■brachen  Anitsverrichlungen  bestellte  der  amtführendc  Reichs-Erbmarschall 
einen  L'ntennarschall  oder  Reichs-Ouarliermeisler ,  und  unterhielt  auf 
dein  Reichslage  eine  Erbmarschall -Amtscanzlei.  Nä'ehstdem  stand  der 
Familie  auch  das  Reichs-Forst-  und  Jägermeister-Amt  in  dem  weissen- 
biirger  Forste  im  Nordgau  zu. 

Der  Erbmarschall  Gottfried  Heinrich  zu  Pappenheim  wurde  mit 
seinen  drei  Schwestern,  Treutlingischer,  und  seinem  Veiter  Philipp, 
Pappenliciinscher  Linie,  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  1628  in  den  Reichs- 
grafensland  erhoben,  und  Kaiser  Carl  VII.  Hess  der  Familie  ein  erneuertes 
Grafendiplom  ausstellen.  —  Reichsstandschaft  besass  der  Graf  v.  Pappen- 
heim nicht,  doch  im  Reichsfürstenrathe  einen  eigenen  Sitz,  zwischen  der 
geistlichen  und  weltlichen  Bank,  nahe  dem  Direclorialtische,  von  welchem 
aus  derselbe  die  Umfrage  oder  den  Aufruf  der  reichsständischen  Stimm- 
führer  zur  Slimmgebung,  nach  vom  Directorium  bestimmter  Ordnung, 
vornahm.  —  Schloss,  Stadt  und  Herrschaft  Pappenheim  waren  reichs- 
unmittelbar und  gehörten  zu  dem  schwäbischen  reichsritterschaftlichen 
Ganton  Kocher.  —  Die  rheinische  Bundesacte  erwähnte  des  Grafen 
v.  Pappenheim  als  Slandesherren  nicht,  doch  bewilligte  der  König  von 
Bayern,  als  die  Stammbesitzungen  dieses  Hauses  in  Folge  der  genannten 
Bundesacte  unter  seine  Souverainelät  gekommen  waren,  in  Betracht  der 
früheren  Ehrenvorzüge  und  der  Wichtigkeit  des  Reichs -Erbmarschall- 
Amles,  so  wie  des  hohen  Alters  des  Geschlechts  etc.  dem  Grafen 
v.  Pappenheim  22.  März  1807  Slandesherrlichkeit  im  Königreich  Bayern. 
Später  wurde  durch  königliches  Decret  vom  5.  Dec.  1818  das  jedes- 
malige Familienhaupt  zum  erblichen  Reichsralhe  ernannt  und  durch 
königliches  Rescript  vom  25.  Febr.  1825  erklärt,  dass  die  Grafen 
v.  Pappenheim  zu  dem  hohen  Adel  gehörten  und  dass  denselben  das 
Recht  der  Ebenbürtigkeit,  dem  bisherigen  Regrifle  nach,  zustände. 
1S31  verlieh  der  König  von  Bayern  dem  jedesmaligen  Stammhauple  das 
Prädieal:  Erlaucht,  und  liess  diese  Verleihung  9.  Sept.  1831  der  Bundes- 
versammlung anzeigen.  —  Durch  Familienvertrag  vom  21.  Nov.  1825, 
welchen  die  oberste  Staatsbehörde  bestätigte,  wurde,  anstatt  des  bis- 
herigen Seniorais,  die  Primogenitur  in  der  mit  Familien -Fideicommiss 
belegten  Grafschaft  Pappenheim  eingeführt. 

Für  den  Verlust  des  Erbmarschall-Amles  und  die  Geldzuschüsse  zu 


188  GRAFEN  V.  PAPPENHEIM. 

dem  Amtsaufwande  bestimmte  die  Wiener  Congressacte  von  1815  der 
Familie  einen  Landesbezirk  aus  dem  vormaligen  französischen  Saar- 
Departement  mit  9000  Einwohnern  unter  preussischer  Staatshoheit. 
Nachdem  Preussen  die  Abfindung  des  Hauses  übernommen,  bestimmte 
Ersteres  1817  die  erbliche  Abtretung  von  Staatsdomänen  auf  der  linken 
Rheinseite  mit  dem  jährlichen  reinen  Erlrage  von  30,000  Thalern,  doch 
vereinigte  man  sich  später  über  Auszahlung  eines  Geldcapitals,  zu 
welchem   1821   noch  ein  Nachschuss  kam. 

Im  Jahre  1439  theilte  sich  die  Familie  in  vier  Linien,  in  die 
Gräfenlhalische,  Algöwische,  Treutlingische  und  Allzheimische  Linie.  Die 
drei  ersteren  sind  erloschen:  zu  der  letzteren  gehören  die  jetzigen  Glieder 
der  Familie.  Zur  Treutlingischen  Linie  gehörte  der  oben  als  erster 
Reichsgraf  aufgeführte  Gottfried  Heinrich,  der  bekannte  kaiserl.  General. 
Derselbe  —  Sohn  des  1608  gestorbenen  Vitus  aus  der  Ehe  mit  Salome 
v.  Preysing  —  geb.  29.  Mai  1594,  gest.  7.  Nov.  1632,  trat  aus  pol- 
nischen Diensten  in  kaiserliche,  wurde  1620  aus  der  Schlacht  bei  dem 
weissen  Rerge  wunderbar  gerettet  und  leistete  hierauf  dem  Kaiser  Fer- 
dinand II.  grosse  Dienste,  trug  1631  zur  Eroberung  Magdeburgs  viel 
bei,  kämpfte  am  7.  Sept.  1631  in  der  Schlacht  bei  Breitenfeld,  brachte 
nach  derselben  die  kaiserliche  Armee  wieder  zusammen,  schlug  den 
General  Banner  etc.  Auf  dem  Schlachtfelde  bei  Lützen  am  6.  Nov.  1632 
langte  er  erst  gegen  Abend  an,  als  die  kaiserl.  Armee  schon  getrennt 
war,  suchte  dieselbe  vergebens  zu  ordnen,  wurde  dabei  verwundet  und 
starb  Tags  darauf  an  dieser  Verwundung.  Sein  Sohn  aus  erster  Ehe 
mit  Anna  Ludmilla  Gräfin  v.  Kolowrat,  Wolfgang  Adam,  schloss  1647 
diese  Linie.  —  Die  Allzheimische  Linie  zerfiel  früher  in  die  katholische* 
von  Wolfgang  Philipp  stammende  und  mit  dessen  viertem  Sohne  1690 
erloschene  Linie  und  in  die  protestantische,  aus  welcher  durch  Johann 
Friedrich  Ferdinand,  gest.  13.  April  1792,  abermals  eine  katholische 
Linie  entstand,  die  aber  schon  mit  dem  zweiten  Sohne,  Hieronymus 
Friedrich  Anton  August,  20.  Aug.  1808  erlosch,  so  dass  von  der  Altz- 
heimischen  Linie  jetzt  nur  der  protestantische  Zweig  blüht. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Familienglieder  ergiebt  nachstehende 
Ahnentafel : 

Christian  Ernst  —  Sohn  des  Grafen  Wolfgang  Christoph  Wilhelm  — 
geb.  4.  Juni  1674,  gest.  27.  Aug.  1721,  ältester  Reichs-Erbmarschall, 
k.  poln.  und  kursächs.  Kammerherr;  zweite  Gemahlin :  Johanna  Dorothea 
Gräfin  v.  Egg  und  Hungersbach,  geb.  12.  Juni  1687,  verm.  18.  Aug, 
1701,  gest.  25.  Juni  1746.  -  Friedrich  Ernst,  geb.  5.  Sept.  1704 
(nach  Anderen  Friedrich  Ferdinand,  geb.  5.  Sept.  1702),  gest.  27.  Febr. 
1793,  ältester  Reichs-Erbmarschall,  k.  k.  w.  Geh.  Rath;  erste  Gemahlin: 
Anna  Marie  Luise  Gräfin  zu  Leiningen-Hardenburg,  geb.  12.  Jan.  1706, 
verm.  30.  Sept.  1725,  gest.  25.  Jan.  1764.  —  Friedrich  Wilhelm, 
geb.  11.  Sept.  1737,  gest.  1.  Aug.  (30.  Juli)  1822,  älterer  Reichs- 
Erbmarschall,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin:  Friederike  Johanna  Freiin 
v.  Seckendorf,  geb.  2.  April  1750,  verm.  23.  Dec.  1766.  -  Carl 
Theodor  Friedrich,  jetziges  Haupt  des  Hauses,  und  Friedrich  Albert. 


GRAFEN  V.  PAUMGARTEN. 


189 


Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  aufzuführen: 

Standesherr:  CARL  Theodor  Friedrich,  geb.  17.  März  1771,  Graf 
und  Herr  zu  Pappenheim,  erbl.  Reichsrath  des  Königreichs  Rayern, 
General -Feldzeugmeisler  und  General -Adjutant  des  Königs,  Regiments- 
inhaber etc.,  verm.  26.  Juni  1796  mit  Gräfin  Lucia  Anna  Wilhelmine 
Christina  v.  Hardenberg-Reventlovv,  geb.  9.  April  1776,  gesch.  1817.  — 
Der  Rruder  desselben  ist  Friedrich  Alrert  Graf  zu  Pappenheim,  geb. 
18.  Juli  1777,  k.  bayer.  General  in  Pension,  Regimentsinhaber  etc., 
verm.  14.  Dec.  1814  mit  Maria  Antonia  Franziska  Crescentia  Eva  Freiin 
v.  Tänzl  auf  Tralzberg,  geb.  6.  April  1793,  aus  welcher  Ehe  sechs 
Söhne  stammen,  die  Grafen:  Ludwig  Ferdinand  Heinrich  Haupt,  geb. 
5.  Dec.  1815,  k.  bayer.  Rittmeister;  Carl  Anton  Friedrich  Haupt,  geb. 
17.  Dec.  1816,  k.  bayer.  Rittmeister;  Gottfried  Heinrich  Friedrich 
Wilhelm,  geb.  23.  Dec.  1817,  k.  k.  Kämmerer  und  Major;  Alexander 
Joseph  Friedrich  Haupt,  geb.  20.  März  1819,  Flügel-Adjutant;  Clemens 
Philipp  Friedrich  Albert  Haupt,  geb.  14.  Dec.  1822,  Funclionair  bei 
dem  Bezirksgerichte  in  Frankenthal  im  Rheinkreise ,  und  Maximilian  Joseph 
Carl  Friedrich,  geb.  5.  Sept.    1824,  k.  bayer.  Lieutenant. 


Grafen  v.  Paumgarten« 

Jßaijjolifd).  Magern. 

Besitz:  die  Herrschaft  Ehring  etc.,  Frauenstein  etc. 


Wappen:  quadrirter  Schild;  1  in  Blau  ein  hinter  einem  im  Schildesfusse 
stehenden  goldenen  Gartenzaune  aufwachsender,  linksehender  goldener  Löwe,  dessen 
Schweif  mit  vier  hintereinander  stehenden  Haarbüscheln  besetzt  ist  (Stammwappen); 
2  von  Both,  Silber  und  Gold  quergetheilt ;  3  von  Silber  und  Blau  qnergetheilt 
(Taufer  v.  Sinching);  4  in  Roth  ein  ungezäumtes,  gegen  die  rechte  Seite  aufbäu- 
mendes Boss  (wahrscheinlich  Frauenberg).  Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich 
vier  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  den  wachsenden  Löwen  des  1.  Feldes 
(Helm  des  Stammwappens) ;  der  zweite  einen  hohen  heidnischen  silbernen  Hut, 
welcher  blau  aufgestülpt  und  mit  einer  Krone  bedeckt  ist,  auf  welcher  drei  silberne 


190  GRAFEN  V.  PAUMGARTEN. 

Straussenfedern  stehen  (Taufer  v.  Sinchingscher  Helm).  Auf  dem  dritten  Helme 
erheben  sich  zwei  Büffelsbörner ,  von  welchen  das  rechte  von  Roth,  Silber  und 
Gold,  das  linke  aber  von  Gold ,  Silber  und  Roth  quergctheilt  ist  (zu  Feld  2  gehö- 
riger Helm),  und  auf  dem  linken  Helme,  zu  Feld  4  gehörig,  steht  das  aufbäumende 
Ross  des  4.  Feldes.  Die  Helmdecken  sind  rechts  blau  und  golden,  links  roth  und 
silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende  goldene  Greife,  von  denen 
jeder  in  den  Vorderklauen  eine  goldene  Standarte  hält,  auf  deren  blauen,  mit 
goldenen  Fransen  besetzten  Fahnen  ein  einwärtsgekehrter,  gekrönter,  doppelt  ge- 
schweifter, goldener  Löwe  sich  zeigt.  —  Nach  Abdrücken  von  neueren  Petschaften 
wächst  im  1.  Felde  der  Löwe  nicht  hinter  dem  Zaune  empor,  sondern  schreitet 
auf  demselben  nach  einwärts. 

Sehr  altes  bayerisches  Rittergeschlecht,  welches  vom  Anfange  des 
12.  Jahrhunderts  an  in  Turnierhüchern  oft  genannt  wird,  in  den  Monu- 
mentis  boieis  vielfach  vorkommt  und  nach  Wigulius  Hund  von  dem  alten, 
im  Ilzthale  hei  Passau  ansässigen,  1375  ausgestorbenen  Dynastengeschlechte 
der  Grafen  v.  Hals  stammen  soll.  —  Nach  neueren  Angaben  erhielt  eine 
Linie  des  Geschlechts  1330  das  Patriziat  zu  Nürnberg,  gehörte  dort  zu 
den  alten  Geschlechtern,  besass  die  Güter  Lonerstedt,  Höllenstein  und 
Grünsberg  bei  Nürnberg  und  erlosch  1726.  Die  andere  Linie  war 
früher  in  Tirol  ansässig,  erwarb  1508  die  Herrschaften  Erneck,  Ehring, 
Frauenstein  und  Stubenberg,  später  Grafensee,  Malching,  Pocking  und 
Pilham  in  Niederbayern,  1540  die  unmittelbare  Reichsherrschaft  Hohen- 
schwangau,  und  besass  auch  das  Erbmarschallami  im  Hochstift  Augsburg. 
—  Der  Reichsfreiherrenstand  kam,  nach  den  gewöhnlichen  Angaben, 
5.  Febr.  1629,  das  ungarische  lndigenat  10.  Juni  1715,  der  Grafenstand 
10.  Sept.  1745  durch  Diplom  vom  Kurfürsten  Max  Joseph  in  Bayern  als 
Reichsvicar  in  der  Person  Carl  Sebastians,  k.  k.  Kämmerers,  Hofralhs 
etc.,  und  das  Erb- Landmarschall -Amt  in  Niederbayern  1768  in  die 
Familie.  —  Dass  die  erwähnte  nürnberger  Patrizierfamilie  Paumgartner 
(Paumgärtner)  und  die,  dem  Wappen  nach  von  derselben  abstammende, 
oder  wenigstens  mit  derselben  in  Verbindung  stehende  augsburger  Familie 
Paumgartner  (Paumbgärlner,  Baumgaertner)  mit  dem  hier  in  Rede  stehenden 
Geschlechte  nicht  im  Zusammenhange  stehe,  lässt  sich,  namentlich  vom 
heraldischen  Standpunkte  aus,  annehmen.  Die  Wappen  dieser  Patrizier- 
familien haben  bekanntlich  nicht  die  geringste  Aehnlichkeit  mit  dem 
Stammwappen  der  Paumgartenschen  Familie ,  welches  letztere  übrigens 
nach  Siebmacher  (1.  84.  Bayr.  die  Paungartneri  nachstehendes  ist:  im 
blauen  Felde  auf  einem ,  den  Schildesfuss  nicht  berührenden  Zaune  ein 
nach  der  linken  Seite  schreitender  Löwe.  Aus  dem  Helme  wächst  ein 
links  gekehrter  blaugekleideter  Mann  mit  blauem  Spitzhule,  dessen  Stülpe 
und  Ueberschlag  golden  ist,  auf.  Derselbe  hält  mit  der  Linken  eine 
auf  der  Schuller  liegende  Hellebarde  und  stützt  die  Rechte  in  die  Seite. 
Die  Helmdecken  sind  blau  und  golden.  Daher  sagt  wohl  auch  v.  Wölckern, 
einer  der  kundigsten  Heraldiker,  ganz  kurz :  „von  den  Grafen  Baumgarten 
(v.  Wölckern  schrieb  nach  v.  Lang  u.  A.  nicht  Paumgarten)  ist  die 
abgestorbene  Familie  der  Paumgärtner  zu  Nürnberg,  sowie  die  Familie 
der  augsburger  Baumgaertner,  von  welchen  die  Freiherren  Baumgärtner 
v.  Hohenschwangau  herkommen,  zu  unterscheiden,"  wonach  das,  in 
Folge  der  gewöhnlichen  Angaben,  oben  Mitgelheille  wohl  einer  Sichtung 


GRAFEN  V.  PAUMGARTEN.  191 

zu  unterwerfen  ist.  Eben  so  darf  die  hier  in  Rede  stehende  Familie 
nicht  mit  dem  reichsadeligen  Geschlechte  derer  v.  Paumgarlten  verwechselt 
werden,  welches  Leopold  (I.  111.  p.  546  und  47)  sehr  genau  abgehan- 
delt hat. 

Was  die  neueren  genealogischen  Verhaltnisse  der  Familie  anlangt, 
so  stammte  vom  Grafen  Carl  Sebastian:  Graf  Max  Joseph  Edmund  Carl 
Johann  Nepomuk  zu  Frauenstein-Ehring,  Pilham,  Stubenberg  und  Amer- 
land ,  k.  k.  und  k.  bayer.  Major  etc.,  geb.  25.  Jan.  1746,  und  des 
Letzteren  Bruder,  dessen  Vornamen  nicht  aufzufinden  sind,  hinterliess, 
nach  v.  Lang,  zwei  Söhne,  die  Grafen :  Carl  Theodor  Joseph  und  Franz 
(Joseph  Hermann  Jacob  Johann  Nepomuk),  durch  welche  die  Familie  in 
zwei  Linien  getheilt  worden  ist,  in  die  Linie  Paumgarten-Ehring  und 
Paumgarten  -  Frauenstein. 

Der  jetzige  Bestand  der  Familie  ergiebt  sich  aus  Nachstehendem : 

I  Linie  Paumgarten-Ehring.    Der  Stifter  derselben,  Graf  Carl 

Theodor  Joseph,  geb.  8.  Oct.  1779,  gest.  7.  Mai  1834,  k.  bayer. 
Kämmerer,  verm.  sich  mit  Elisabeth  Freiin  v.  Reinholdt,  verw.  Gräfin 
v.  Zedtwilz,  gest.  11.  Nov.  1846.  Der  Sohn  desselben  war  Graf 
Hermann,  geb.  19.  Juli  1806,  gest.  11.  Jan.  1846,  k.  bayer.  Kämmerer, 
verm.  1832  mit  Gräfin  Maria,  des  David  Monlague  Erskine  Lord  Erskine, 
Pairs  von  England,  grossbril.  Gesandten  am  k.  bayer.  Hofe,  Tochter. 
Dieser  Ehe  ist,  neben  sechs  Schwestern,  Graf  DAVID,  geb.  31.  Jan. 
1837,   entsprossen. 

Linie  Paumgarten-Frauenstein.  Vom  Grafen  Franz  — 
Bruder  des  Grafen  Carl  Theodor  Joseph  —  geb.  28.  Nov.  1786,  gest. 
im  Sept.  1852,  k.  bayer.  Kämmerer,  General -Lieutenant  und  General- 
Adjutant  des  Königs,  verm.  in  erster  Ehe  13.  Juni  1820  mit  Antonia 
Gräfin  v.  Torring -Seefeld,  geb.  2.  Febr.  1788,  gest.  2.  Nov.  1826, 
und  in  zweiter  30.  Aug.  1828  mit  Maria  Anna  Elisabeth  Goursolas  de 
Lauhiere,  geb.  5.  Febr.  1792,  gest.  3.  Febr.  1840,  stammt  aus  erster 
Ehe,  neben  zwei  Schwestern,  Graf  LUDWIG  Carl  August,  geb.  29.  Sept. 
1821,  k.  bayer.  Kammerjunker  und  Legations-Secretair  bei  der  k.  bayer. 
Gesandtschaft  in  Berlin. 


192  GRAFEN  V.  PERALTA-RENAUD. 

Grafen  v.  Peralta-Renaud. 

^attjoltfd).  $reußen. 

Besitz:  die  Rittergüter  Wengelsdorf,  Craslau  und  Leina  in  der  Provinz  Sachsen. 


"Wappen:  Schild  rund,  in  Blau  ein  schräglinker  silberner  Fluss,  welcher 
oben  und  unten  von  einem  6eckigen  Sterne  beseitet  wird.  Auf  dem  Schilde  steht 
ein  Helm,  aus  welchem  sich  drei  Stiaussenfedern  erheben,  über  welchen  die  Grafen- 
krone schwebt.  Die  Helmdecken  sind  blau  und  silbern.  —  Die  Angabe  im  Geneal. 
Taschenb.  d.  gräfl.  Häuser:  „von  Roth  mit  einem  silbernen  Schildeshaupte"  stimmt 
nicht  mit  Abdrücken  von  Petschaften  der  Familie.  Einer  dieser  Abdrücke  ist  mit 
der  Umschrift:  N.  F.  C.  G.  v.  P.  R.  versehen  und  wird  einem  etwaigen  Zweifel 
an  der  Richtigkeit  des  gegebenen  Wappens,  von  welchem  Abbildungen  nicht  bekannt 
sind,  vorbeugen. 

Rücksichtlich  der  Grafen  v.  Peralta-Renaud ,  welche  jetzt  im 
Königreich  Preussen  in  der  Provinz  Sachsen  begütert  sind ,  fehlen  bisher, 
so  ergiebig  auch  sonst  die  der  Redaction  zu  Gebote  stehenden  Quellen 
sind,  alle  Nachrichten  über  den  Ursprung,  so  wie  über  die  Abstammung 
der  jetzigen  Glieder  der  Familie.  Es  ist  daher  sehr  zu  wünschen,  dass 
es  der  Familie  genehm  sein  möge,  diese  Lücke  möglichst  auszufüllen: 
einige  Mittheilungen  von  anderer  Seite  werden  hoffentlich  die  „Zusätze" 
zu  diesem  Bande  bieten. 

Das  jetzige  Haupt  des  Geschlechts  ist : 

Graf  FRANZ  Friedrich  Maximin,  geb.  29.  Mai  1787,  k.  preuss. 
Rittmeister,  verm.  31.  Mai  1824  mit  Maria  Gräfin  v.  Riesch,  geb. 
29.  April  1796.  Aus  dieser  Ehe  stammen,  neben  zwei  Töchtern, 
zwei  Söhne,  die  Grafen:  Maximilian  Franz  Maria  Joseph,  geb.  28.  März 
1827,  k.  k.  Lieutenant  in  d.  A.,  und  Franz  Maria  Anton  Leopold,  geb. 
29.  Juli  1830,  k.  k.  Lieutenant.  —  Die  Schwester  des  Grafen  Franz 
Friedrich  Maximin,  Gräfin  Susanna  Pauline,  geb.  25.  Jan.  1792,  Hof- 
dame bei  der  Prinzessin  Maria  Luise  Charlotte  von  Sachsen,  ist  1847 
gestorben. 


GRAFEN  V.  PERGEN.  |  9'i 


Grafen  v.  Porten. 

fiattjoltfd).  (DefUrretd). 

Besitz:    die   Herrschaft   Aspaog  in  llfederösterreicb ,    die   Eisenwerke   711   Pillen   eic:   die 
Herrschaft  roltenbruim  in  Niederösteneich  elc. 


"Wappen  :  quadrirter  Schild ;  1  und  4  in  Gold  ein  rechtssehender,  gekrönter 
und  golden  bewehrter  schwarzer  Adler,  2  und  3  in  Schwarz  ein  goldener  6eckiger 
Stern  über  einem  silbernen  dreispitzigen  Berge.  Ueber  der  Grafenkrone  steht  ein 
gekrönter  Helm,  welcher  auf  einem  dreispitzigen  silbernen  Berge  den  Adler  des 
1  und  4.  Feldes  trägt.  Die  Helmdecken  sind  rechts  golden  und  schwarz,  links 
silbern  und  schwarz.—  Zur  Bezeichnung  des  der  Linie  von  Thomasberg  zustehenden 
obersten  Münzineisteramtes  von  Oesterreich  unter  der  Enns  halten  den  Schild  zwei 
vorwärtssehende  graubärtige  wilde  Männer  mit  Laub  um  Kopf  und  Lenden,  welche 
in  der  freien  Hand  ein  mit  goldenen  Fransen  und  Quasten  reichverziertes  Panier 
halten,  welches  in  Blau  eine  goldene  Münze   zeigt. 

Sehr  altes,  aus  den  Niederlanden,  oder  aus  Kärnten  stammendes 
Geschlecht,  welches  früher  theils  Perger,  theils  Bergen,  später  aber 
Pergen  geschrieben  wurde  und  welches  nach  v.  Schönfeld  mit  Thomas 
v.  Pergen,  glaublichen  Ursprungs  aus  den  Niederlanden,  um  das  Jahr 
1560  seine  Stamrafolge  beginnt.  Der  Urenkel  des  Thomas,  Carl  I.  — 
Sohn  Benedicts  und  Julianens  v.  Azaila  —  geb.  1592,  gest.  1640, 
war  niederösterr.  Regierungsrath  und  Geh.  Deputirter  des  Kaisers  Fer- 
dinand II.  Durch  zwei  Söhne  desselben  aus  der  Ehe  mit  Eva  Regina 
Berchtoldina  v.  Sachsengang,  Carl  II.  und  Johann  Heinrich  Cornel, 
theilte  sich  die  Descendenz  in  zwei  Linien:  in  die  ältere  von  Carl  II. 
und  in  dre  jüngere  von  Johann  Heinrich  Cornel  gestiftete  Linie. 

Carl  II.  Edler  Herr  und  zuletzt  Freiherr  v.  Pergen,  geb.  1623, 
gest.  1659,  erwarb  die  Herrschaften  Thomasberg,  Aspang  und  Sebenstein 
in  Niederösterreich,  und  von  seinen  Söhnen  hatte  sowohl  Carl  III.,  geb. 
1654,  gest.  1701,  Herr  auf  Thomasberg  und  Feistritz,  als  Johann 
Baptist,  geb.  1656,  gest.  1742,  Herr  auf  Sebenstein,  Nachkommenschaft. 
Die  von  Carl  III.  gestiftete  Linie  zu  Thomasberg  und  Feislritz  starb 
aber  im  Mannesstamme  schon  mit  dem  Sohne  Carls  III.,  dem  Grafen 
Anton  Joseph,  geb.  22.  Jan.  1697,  um  das  Jahr  1766  aus,  und  die 
aus  zweiler  Ehe  mit  Maria  Charlotte  Gräfin  v.  Stürgkh  stammende  Erb- 
H.  13 


194  GRAFEN  V.  PERtJEN. 

tochter,  Maximiliane  Josephe,  vermählte  sich  mit  Johann  Baptista  Grafen 
v.  Millrowsky,  k.  k.  w.  Geh.  Ratlie  und  Appellationsgerichtspräsidenten 
in  Mähren.  Dagegen  wurde  die  von  Johann  Baptist  gegründete  Linie 
zu  Sehenstein  und  Aspang  dauernd  fortgepflanzt  und  dieselbe  theilt  sich 
jetzt  in  den  Ast  zu  Aspang   und  in  den  Ast  zu  Pottenbrunn. 

Johann  Heinrich  Cornel,  geb.  1629,  halte  die  Herrschaften  Pludenz 
und  Sonnenberg  in  Tirol  pfandweise  an  sich  gebracht  und  starb  als 
k.  k.  Kämmerer  und  w.  Geh.  Ralh  1702.  Der  Enkel  desselben,  Leopold 
Gottlieb,  geb.  1700,  gest.  1749,  verkaufte  die  genannten  Herrschaften 
in  Tirol  und  erwarb  dafür  Pohlig,  Oblath,  Neprowitz  und  Serbitz  in 
Böhmen.  Doch  starben  alle  seine  Kinder  aus  der  Ehe  mit  Johanna 
Justina  Gräfin  v.  Hendl  vor  ihm,  und  so  erlosch  denn  mit  demselben 
die  jüngere  Linie  und  die  Herrschaften  derselben  fielen  an  die  ältere  Linie. 

Ueber  die  der  Familie  zu  Theil  gewordenen  Standeserhebungen 
stimmen  die  sich  vorfindenden  Angaben  nicht  ganz.  Am  zuverlässigsten 
dürfte  Nachstehendes  sein.  Johann  Heinrich  Cornel  v.  Pergen  auf  Plu- 
denz und  Sonnenberg,  Kaiser  Leopold  I.  KämnTerer  und  Geh.  Rath  bei 
der  Regierung  zu  Innspruk,  erlangte  zuerst  8.  Aug.  1663  die  Bestätigung 
des  althergebrachten  Rilterstandes  und  den  Titel :  Edler  Herr  v.  Pergen, 
sodann  2.  Jan.  1672  den  erbländischen-  und  28.  Oct.  1673  den  Reichs- 
freiherrensland ,  endlich  aber  27.  Juni  1683  den  erbländischen  Grafen- 
stand. —  Die  drei  Brüder  v.  Pergen,  Carl  auf  Thomasberg  und  Feistritz, 
k.  k.  Kämmerer  und  niederösterr.  Regierungsrath ,  Johann  Baptista  auf 
Sebenslein,  niederösterr.  ständischer  Ober-Commissar,  und  Franz  Anton 
auf  Aspang,  niederösterr.  Hofkammerrath ,  wurden  mit  ihrer  Schwester, 
Maria  Lucretia,  venu.  Steger  v.  Ladendorf,  16.  Dec.  1693  vom  Kaiser 
Leopold  I.  in  den  Freiherrenstand  und  später,  19.  Dec.  1699,  in  den 
Grafenstand  erhoben.  —  Johann  Baptist  Freiherr  v.  Pergen,  niederösterr. 
Ober-Commissar,  erhielt  1710  die  Reichsgrafenwürde,  und  Johann  Anton 
Graf  v.  Pergen  auf  Oblath,  Pohlig  und  Katschiz,  k.  k.  Kämmerer,  Geh. 
Ralh  und  Policei- Hinister,  erlangte  23.  Juni  1788  das  erledigte  Oberste 
Erbland-Münzmeisteramt  in  Oesterreich  unter  der  Enns. 

Die  jetzigen  Glieder  der  Familie  werden  neuerlich  unter  den  Rubriken: 
erste  Linie  von  Sebenstein  und  zweite  Linie  von  Thomasberg  aufgeführt: 
eine  Bestimmung,  welche  nach  den  obigen  Angaben  nicht  richtig  sein 
dürfte  und  leicht  zu  Missverständnissen  führen  könnte.  Es  blüht  doch 
eigentlich  nur  noch  die  frühere  Sebensteinsche  Linie,  welche  in  zwei 
Aeste  zerfallen  ist,  die  wohl  am  besten  nach  den  Hauplbesitzungen, 
den  Herrschaften   Aspang  und  Pottenbrunn,   zu  nennen   sein  möchten. 

Die  Abstammung  der  Glieder  dieser  beiden  Aeste  ergeben  nach- 
stehende Ahnentafeln: 

Ast  zu  Aspang:  Johann  Ferdinand  Wilhelm  —  Sohn  des  Grafen 
Johann  Baptist,  gest.  6.  Febr.  1742,  aus  der  Ehe  mit  Maria  Renata 
Gräfin  v.  Traun  —  geb.  9.  Febr.  1684,  gest.  9.  Oct.  1766,  k.  k. 
Kämmerer  und  w.  Geh.  Rath,  Vicepräsident  der  niederösterr.  Regierung 
in  Justizsachen;  Gemahlin:  Maria  Elisabeth  Freiin  v.  Orlick  und  Laziska, 
geb.    2.  Jan.    1685,    verrn.    25.  Nov.   1715,    gest.    6.  April   1751.  — 


GRAFEN  V.  PERRKN.  195 

Carl  Johann  Baptist,  geb.  29.  Sept.  1717,  gest.  23.  April  1777,  k.  k. 
Kümmerer,  niederöslerr.  Regierungsrath  und  landschaftlicher  Obercom- 
missar;  Gemahlin:  Rosina  Gräfin  v.  Walsegg,  geb.  11.  März  1731,  verm. 
5.  Febr.  1755,  gest.  10.  April  1804.  —  Johann  Joseph,  geb.  3.  Juni 
1763,  gest.  18.  Mai  1820,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin:  Therese  Gabriele 
Gräfin  v.  Galler,  geb.  5.  Febr.  1763,  verm.  6.  Febr.  1791,  gest.  26.  Jan. 
1  S  5 2 .  —   Johann  Carl,  jetziges  Haupt. 

Ast  zu  Pottenbrunn.  Johann  Ferdinand  Wilhelm  und  Maria 
Elisabeth  Freiin  v.  Orlick  und  Laziska  (siehe  oben  Ast  zu  Aspang).  — 
Johann  Anton,  geb.  15.  Febr.  1725,  k.  k.  Kämmerer,  w.  Geh.  Rath, 
Staatsminister,  Oberstlandmarschall  in  Niederösterreich,  Oberst-Erb-Land- 
Münzmeister  in  Ueslerreich  unter  der  Enns  etc. ,  quittirte  als  Polieei- 
minister  1803;  Gemahlin:  Philippine  Gabriele  Johanna  Sophie  Freiin 
v.  Groschlag  zu  Diepurg,  geb.  12.  Nov.  1739,  verm.  19.  Juli  1762. 
—  Joseph,  geb.  5.  Juli  1766,  gest.  3.  Mai  1830,  k.  k.  Kämmerer, 
Geh.  Rath,  Vicepräsident  etc. ;  Gemahlin :  Therese  Gräfin  Cavriani,  geb. 
10.   März    1779,   verm.    1802.  —  Anton,  jetziges  Haupt. 

Von   den  jetzt  lebenden  Gliedern  der  Familie  gehören  hierher: 
Ast  zu  Aspang: 

Graf  Johann  CARL ,  —  Sohn  des  Grafen  Johann  Joseph  —  geb. 
8.  Febr.  1797,  Besitzer  der  Herrschaft  Aspang  in  Niederöslerreich  und. 
Eigenlhümer  der  Eisenwerke  zu  Pitten,  Official  bei  der  k.  k.  Hofkammer 
im  Münz-  und  -Bergwesen,  verm.  7.  Oct.  1824  mit  Maria  Josephine 
Elisabetha  Freiin  v.  Eyb ,  geb.  20.  Oct.  1801,  gest.  27.  Juni  1847, 
aus  welcher  Ehe  Grälin  Maria  stammt,  geb.  2.  April  1826  und  verm. 
22.  Sept.  1846  mit  Leopold  Freiherrn  v.  Fürstenwaerther,  Burgsassen 
zu  Odenbach,  k.  k.  Hauptmann.  —  Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Johann 
Carl  sind:  Graf  Johann  Anton,  geb.  17.  Dec.  1799,  k.  k.  Kämmerer 
und  Feldmarschall -Lieutenant  in  Pension,  Administrator  der  Herrschaft 
Aspang  und  Mitbesitzer  der  Eisenwerke  in  Pitten,  verm.  im  Mai  1849 
mit  Antonia  v.  Haekel,  verw.  v.  Koldalisch,  und  Graf  Ferdinand,  geb. 
10.  Febr.  1802,  k.  k.  Kämmerer,  Hauptmann  in  d.  A.  und  Chevalier 
de  Justice  des  Malteser- Ordens. 

Ast  zu  Pottenbrunn: 

Graf  ANTON,  —  Sohn  des  Grafen  Joseph  —  geb.  7.  Febr.  1804, 
Herr  der  Herrschaft  Pottenbrunn  in  Niederösterreich  und  Oberst -Erb - 
Land-Münzmeisler,  ständischer  Verordneter  in  Niederösterreich  und  k.  k. 
Kämmerer,  verm.  18.  Febr.  1833  mit  Philippine  Gräfin  v.  Batthyäny- 
Straümann,  geb.  2.  Oct.  1805,  aus  welcher  Ehe,  neben  vier  Töchtern, 
Graf  Anton,  geb.  1.  Sept.  1839,  stammt.  —  Der  Bruder  des  Grafen 
Anton  ist:  Graf  Ladislaus,  geb.  26.  Febr.  1813,  k.  k.  Kämmerer, 
Chevalier  de  Justice  des  Malteser- Ordens,  Major  in  d.  A.  und  Fliigel- 
adjntant  Sr.  Maj.  des  Kaisers  Ferdinand. 


13* 


196 


GRAFEN  V.  FFAFFENHOFFKN. 


Grafen  v.  Pl'allViilioflVii. 

Äatholtfd).  ©efhrretdj,  flreu^en  imb  JFrankrctd). 

Besitz:   Schloss   und   Gut  C.obenzlberg    in  Niederösterreicb;    die  Insel  Oberwerlh    in   der 
I{beinprovinz. 


Wappen:  im  goldenen  Schilde  ein  rechtsgekehrter,  schwarz  bekleideter 
Priester,  welcher  in  den  Händen  ein  offenes  silbernes  Buch  hält.  Auf  der  Graferi- 
krone erhebt  sich  ein  Helm,  aus  welchem  der  Priester  des  Schildes  mit  dem  Buche 
aufwächst.  Die  Helmdecken  sind  schwarz  und  golden.  —  Nach  einigen  Angaben 
trägt  der  Priester  über  der  schwarzen  Kleidung  einen  silbernen  Ucberwurf.  Das 
•Wappenbuch  der  österr.  Monarchie  (VIII.  9)  stellt  auf  grünem  Boden  einen  vor- 
wärtssehenden Priester  dar,  welcher  in  der  rechten  Hand  ein  Buch  hält,  die  linke  aber 
auf  die  Brust  legt.     Den  Schild  deckt  nur  die  Grafenkrone. 

Ursprung  und  Abstammung  dieser  gräflichen  Familie,  welche  das 
neue  preuss.  Adelslexicon  (V.,  362)  unter  dem  Namen:  „PfalT  v.  Pfaffen- 
hofen,  die  Grafen  und  die  Freiherren'*  aufführt,  lassen  sich  in  den 
bekannten  Quellen  nicht  auffinden,  und  so  möchte  denn  die  Familie, 
im  Interesse  der  Genealogie,  Näheres  mitlheilen. 

Die  jetzigen  Glieder  des  Geschlechts  stammen  von  Simon  Georg 
Freiherrn  Pfaff  v.  Pfaffenhoflen,  gest.  1784,  verm.  mit  Magdalena  Maria 
Victoria  Bourdel  v.  Bayard,  gest.  13.  Sept.  1773.  Aus  dieser  Ehe 
entsprossen  zwei  Söhne:  Graf  Franz  Simon,  geb.  13.  Dec.  1753,  gest. 
8.  April  1840,  Stiftsherr  zu  Lüttich  und  Herr  der  Herrschaften  Reissen- 
berg  und  Rothenhaus  in  Oesterreich,  und  Graf  Joseph  Dominik,  geb. 
31.  Juli  1762,  gest.  5.  Febr.  1845,  verm.  31.  Juli  1792  mit  Honorie 
Catharina  de  l'Anglois,  gest.  1798.  Aus  dieser  Ehe  stammt  das  jetzige 
Haupt  der  Familie: 

Graf  FRANZ  Simon,  geb.  27.  Oct.  1797,  grossherzogl.  badischer 
Kammerherr,  Malteser -Ehrenrilter  und  Herr  der  oben  angeführten  Be- 
sitzungen. Die  Schwester  desselben,  Gräfin  Victoria,  geb.  4.  Sept.  1794, 
Ganonissin  des  St.  Annenstiftes  zu  München,  vermählte  sich  21.  Nov. 
1827  mit  Felix  v.  Bournel. 


GBAFEN  V.  PFEIL  IM»  ELRIff  -  ELLGUTH.  197 

Grafen  v.  Pfeil  und  Klein  -  Ellgnth. 

£uttjcrifd).  preufjen. 

Besitz:    (li<;  Rittergüter  Johnsdorff,   Hauadorff,  Pleischwilz,  Vogelgesang,  Klein  - Ellgalb, 
Diersdorf  und  Neadeek,  Wildschütz  mit  Louisemhal  und  Thomniti  in  Schlesien. 


Wappen:  im  silbernen  Schilde  zwei  ins  Andreaskreuz  gelegte,  abgeschnittene 
Bärentatzen,  mit  den  Klauen  aufwärtsliegend  und  das  Fleisch  unten,  wo  es  abgeschnitten 
ist,  blutig.  Lieber  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte 
Helm  trägt  einen  rechtssehenden,  gekrönten,  mit  einem  Kleemonde  belegten 
schwarzen  Adler;  der  mittlere  einen,  die  Sachsen  rechtskebrenden,  geschlossenen 
Adlersflug,  dessen  unterer  Flügel,  von  welchem  nur  vorne  ein  Streif  zu  sehen, 
schwarz,  der  obere  aber  silbern  ist  (Helm  des  Stammwappens) ,  und  der  linke 
sechs  nebeneinanderstehende,  mit  einem  Pfauenschweife  so  belegte  Pfeile,  dass  nur 
das  gefiederte  Ende  derselben  Ober  den  Pfauenschweif  hervorragt.  Die  Helmdecken 
sind  schwarz  und  silbern ,  und  den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende  sebwarze 
Bären.  —  Das  Wappenbuch  der  preussiseben  Monarchie  tingirt  beide  Flügel  des  auf 
dem  mittleren  Helme  stehenden  Fluges  schwarz. 

Sehr  alle  schlesisehe  Familie,  welche  nach  Einigen  aus  Franken 
oder  Bayern ,  nach  Anderen  aus  Kurland  nach  Schlesien  gekommen  ist. 
Nach  einigen  Angaben  soll  ein  Ritter  v.  Pfeil  schon  933  dem  vom 
Kaiser  Heinrich  I.  nach  dem  Siege  über  die  Hunnen  zu  Merseburg  gehal- 
tenen Turniere  beigewohnt  haben,  nach  anderen  Angaben  aber  soll  der 
Stammvater  des  Geschlechts  1220  wegen  glücklicher  Rettung  des  Herzogs 
Heinrich  des  Bärtigen ,  Gemahls  der  heiligen  Hedwig,  aus  der  Gewalt 
eines  wüthenden  Bären,  Adel,  Namen  und  Wappen  erhalten  haben.  — 
Schon  1293  machte  sich  Jeschke  v.  Pfeil  dadurch  bekannt,  dass  er 
den  Herzog  Heinrich  den  Dicken  zu  Breslau  den  Händen  des  Herzogs 
Conrad  überlieferte,  und  vom  14.  Jahrhundert  an  kommt  der  Name  des 
Geschlechts  oft  vor,  so  z.  B.  auf  den  Turnieren  zu  Ingelheim  1337, 
zu  Bamberg  1362,  zu  Esslingen  1374  etc.  Das  Stammhaus  in  Schlesien 
war  wohl  Klein-Ellguth  im  Niraptsch'schen  und  von  demselben  verbreitete 
sich  die  Familie  in  mehreren  Linien  und  Aesten ,  namentlich  in  den 
Linien  Jordansmühle  und  Dierschdorf  im  Nimptsch'schen,  Korsangwitz 
im  Ohlau-Briegschen,  Kleutsch  im  Münsterbergsehen  etc.,  erwarb  noch 
sonstigen  bedeutenden  Grundbesitz    und  gelangte  durch  mehrere    Glieder 


|9S  GRAFEN  V.  PFEIL  USD  KLEIN -ELLGDTH. 

zu  hohem  Ruhme.  Neuere  Angaben  sprechen  nur  noch  von  den  Häusern 
Klein-Ellguth  und  Jordansmühle.  Ausser  in  Schlesien  hatte  sich  die 
Familie  auch  im   Magdeburgischen,   in  Bayern  etc.  ausgebreitet. 

Der  Freiherrenstand  kam  durch  König  Friedrich  IL  von  Preussen 
1.  Oct.  1767  in  der  Person  des  k.  preuss.  Majors  v.  Pfeil,  Herrn  auf 
Rohrbach  bei  Hirschberg,  in  die  Familie;  doch  starb  der  Sohn  desselben, 
aus  der  Ehe  mit  einer  Gräfin  v.  Sandretzky,  als  k.  Kammerherr  und 
Major  a.  D.  1835  unvermählt,  und  so  ist  denn  die  freiherrliche  Linie 
wieder  erloschen.  —  Der  Grafenstand  gelangte  in  die  Familie  durch 
den  König  Friedrich  Wilhelm  IL  von  Preussen  bei  Gelegenheit  der  Hul- 
digung, 15.  Oct.  1786,  und  zwar  in  der  Person  Carl  Friedrichs  und 
Friedrich  Ludwigs  aus  dem  Hause  Klein-Ellguth.  Beide  —  gewöhnlich 
als  Brüder  aufgeführt,  aber,  nach  den  bekannt  gewordenen  neueren 
genealogischen  Verhältnissen  der  Familie,  wohl  Vettern  —  sind  '  die 
Stifter  der  jetzt  blühenden  zwei  gräflichen  Linien.  Einem  Familien- 
Abkommen  gemäss  muss  übrigens  jedes  männliche  Mitglied  des  Geschlechts 
auch  den  Namen  Friedrich    führen. 

Der  Stifter  der  ersten  Linie,  Graf  Carl  Friedrich,  gest.  26.  Jan. 
1813,  k.  preuss.  Landschaftsdirector  und  Justizrath,  hinterliess  aus  der 
Ehe  mit  Henriette  Freiin  v.  Goldenberg,  geb.  19.  Oct.  1769,  gest. 
19.  Jan.  1844,  drei  Söhne,  die  Grafen:  Friedrich  Moritz,  Adam  Fried- 
rich Gustav  und  Adam  Friedrich  Oswald.  Ersterer  ist  gestorben.  — 
Graf  Friedrich  Ludwig,  dessen  Nachkommen  bei  dieser  Linie  überall 
aufgeführt  werden,  war,  allen  Angaben  nach,  der  Bruder  des  Grafen 
Carl  Friedrich ,  des  Stifters  dieser  Linie,  und  so  scheint  zwischen  diesem 
und  dem  Stifter  der  anderen  Linie,  Friedrich  Ludwig,  in  Bezug  auf  die 
oben  erwähnte  Brüder-  oder  Vetterschaft  eine  Verwechselung  durch 
die  gleichen  Vornamen  .vorgekommen  zu  sein. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  dieser  Linie  gehören  hierher: 

Adam  Friedrich  GUSTAV  Graf  v.  Pfeil  und  Klein-Ellguth,  —  Sohn 
des  Grafen  Carl  Friedrich  —  geb.  3.  Sept.  1795,  Herr  auf  Johnsdorff, 
Landesältester  des  briegschen  Kreises,  verm.  16.  Nov.  1818  mit  Frie- 
derike Sophie  Luise  Freiin  v.  Kleist,  geb.  25.  Nov.  1798,  gest.  1 842. 
Aus  dieser  Ehe  stammen  vier  Söhne,  die  Grafen:  Friedrich  Gustav  Con- 
stantin,  geb.  10.  Sept.  1819,  k.  preuss.  Lieutenant;  Friedrich  Rudolph, 
geb.  17.  Dec.  1820,  Ober-Landes-Gerichts-Referendar;  Friedrich  Gott- 
hard  Ewald,  geb.  20.  Dec.  1827,  k.  preuss.  Premierlieutenant,  und 
Friedrich  Bernhard,  geb.   30.   Oct.    1829,  k.  preuss.  Lieutenant. 

Von  den  Brüdern  des  Grafen  Adam  Friedrich  Gustav  lebt  Graf 
Adam  Friedrich  Oswald,  Herr  auf  Vogelgesang,  geb.  26.  März  1800. 
Graf  Friedrich  Moritz,  Herr  auf  Gross -Wilkau,  geb.  5.  Dec.  1788,  ist 
6.  Mai  1842  als  k.  preuss.  Major  gestorben  und  hat  aus  der  Ehe  mit 
Caroline  Freiin  v.  Lindenfels,  geb.  5.  Jan.  1796,  gest.  im  Febr.  1847, 
eine  Tochter,  Agnes  Friederike,  geb.  11.  Nov.  1826,  hinterlassen,  welche 
sich  1845  mit  dem  k.  preuss.  Lieutenant  v.  Koschembahr  vermählt  hat. 

Der  Bruder  des  Grafen  Carl  Friedrich,  Graf  Friedrich  Ludwig,  geb. 
3.  Nov.   1769,  gest.   14.  Mai   1844,  Herr  auf  Wildschütz,  hat  aus  der 


GRAFEIN   V.   PFEIL  l'.Mi  kl.l.l.N-  KLLGUTH.  199 

Ehe  mit  Emihe  Beala  Gräfin  v.  Reiehenbach-Zessel,  geb.  23.  April 
1773.  renn.  l(i.  Aug.  1797,  nehen  zwei  Töchtern,  drei  Söhne  hinler- 
lassen,  die  Grafen:  Friedlieh  Ludwig,  Friedrich  Fabian  und  Friedrich 
Woldemar.  —  Graf  Friedrich  Ludwig,  Herr  auf  Hausdorf,  geh.  19.  März 
1803,  venu,  sich  25.  Mai  1832  mit  Emma  Maria  Luise  Dorothea 
Gräfin  v.  Danckehnan,  geb.  21.  Nov.  1807,  und  die  sechs  Söhne  aus 
dieser  Ehe  sind  die  Grafen:  Friedrich  Eduard  Adolph,  geh.  25.  März 
1S33,  Friedrich  Ludwig  Eberhard,  geb.  6.  Oct.  1835,  Friedrich  Wol- 
demar, geh.  26.  Febr.  1837,  Friedrich  Eberhard,  geb.  31.  Mai  1839, 
Friedrich  Gustav  Adolph,  geb.  17.  Aug.  1843,  und  Friedrich  Richard, 
geb.  13.  Febr.  1846.  —  Graf  Friedrich  Fabian,  geb.  29.  Sept.  1804, 
Herr  auf  Wildschütz,  vermählte  sich  mit  Clementine  Gräfin  v.  Schwerin 
a.  d.  Hause  Bohrau,  geb.  6.  Jan.  1825,  und  die  zwei  Söhne  desselben 
sind  die  Grafen  Friedrich  Fabian  Leopold  Ludwig  Albrecht,  geb.  14.  Jan. 
1848,  und  Friedrich  Wilhelm  Adelbert  Bogislav,  geb.  5.  Juni  1849.  — 
Graf  Friedrich  Woldemar,  geb.  19.  Jan.  1815,  Herr  auf  Pleischwitz, 
k.  preuss.  Kammerherr  und  Regierungs-Assessor,  vermählte  sich  3.  Jan. 
1850  mit  Amalia  Gräfin  v.  Waldersee,  geb.  31.  Jan.  1828,  und  aus 
dieser  Ehe  stammt  ein  2.  Juni    1852  geborener  Sohn. 

Der  Stifter  der  zweiten  Linie,  Graf  Friedrich  Ludwig,  gest.  11.  Aug. 
1821,  vermählte  sich  in  erster  Ehe  mit  Susanne  Charlotte  Elisabeth 
v.  Zeschwitz  aus  dem  Hause  Bischkonitz  und  in  zweiter  mit  Bernhardine 
Henriette  Amalia  Gräfin  v.  Schwerin,  aus  dem  Hause  Wallsleben,  geb. 
7.  April  1767.    Aus  der  ersten  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt  dieser  Linie: 

FRIEDRICH  Ludwig  Graf  v.  Pfeil  und  Klein  -  Ellguth ,  Erbherr  auf 
Klein-Ellguth,  Oher-Diersdorf  und  Neudeck,  Landesältester  des  nimptsch- 
scher  Kreises,  geb.  24.  Mai  1780,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Philippine 
Auguste  v.  Beerfelde,  gest.  9.  Juni  1809,  in  zweiter  mit  Auguste  Freiin 
v.  Schöning  und  in  dritter  1812  mit  Ernestine  Luise  Gräfin  v.  Magnis 
aus  dem  Hause  Eckersdorff,  gest.  1825.  Aus  erster  und  dritter  Ehe 
lebt  eine  Tochter.  —  Vom  Bruder  des  Grafen  Friedrich  Ludwig,  vom 
Grafen  Friedrich  August  Rudolph,  Herrn  auf  Nieder- Diersdorf,  geb. 
0.  Aug.  1785,  gest.  8.  Nov.  1830,  verm.  mit  Antoinette  Hyacinthe 
iräfin  v.  Magnis,  gest.  19.  Dec.  1846,  leben  drei  Söhne,  die  Grafen: 
Friedrich  Ludwig  Anton  August,  geb.  9.  Aug.  1812,  k.  preuss.  Lieutenant 
a.  D. ;  Traugott  Leberecht  Friedrich,  geb.  9.  Mai  1817,  Herr  auf 
Nieder- Diersdorf,  k.  preuss.  Lieutenant  a.  D.,  und  Valerian  Friedrich, 
geb.  11.  Juni  1819,  k.  preuss.  Lieutenant  a.  D.,  verlobt  im  März  1852 
mit  Antonia  Gräfin  v.  Dressier,  geb.  1828.  —  Von  den  beiden  Halb- 
brüdern des  Grafen  Friedrich  Ludwig  lebt  Graf  Friedrich  Wilhelm  August, 
.Herr  auf  Thomnitz,  geb.  11.  Aug.  1S06,  Landesältester  des  Franken- 
steiner Kreises  und  k.  preuss.  Lieutenant  a.  D.,  verm.  1836  mit  Agnes 
Bernhardine  Maria  Luise  Gräfin  v.  Pfeil  aus  dem  Hause  Diersdorf,  geb. 
28.  Aug.  1815,  gest.  1849,  aus  welcher  Ehe  zwei  Töchter  entsprossen 
sind.  Vou  dem  anderen  verstorbenen  Halbbruder,  dem  Grafen  Friedrich 
Heinrich  Oswald,  geb.  6.  Sept.  1800,  k.  preuss.  Tribunalassessor  etc., 
verm.  in  erster  Ehe  mit  Caroline  Luise  Mathilde  v.  Steinmetz,  geb.  17.  Aug. 


200 


GRAFEIS  V.   PIATTI. 


1804,  gest.  im  Oft.  1839,  und  in  zweiter  mit  Mathilde  v.  Steinmetz, 
leben  aus  erster  Ehe  die  beiden  Grafen :  Friedrich  Bernhard  Ottomar, 
geb.  7.  April  1825,  und  Friedrich  Ludwig  Hugo,  geb.  31.  Dec.  1830, 
und  aus  zweiler  die  beiden  Grafen:  Friedrich  Arthur,  geb.  1842,  und 
Friedrich   Edwin,  geb.    1844. 


Grafen  v.  Piatti. 

ßatholifch.  ©efterretd)  unfc  $ad)ftn. 

Besitz:  die  Herrschaften  Loosdorf,  Hagendorf  und  Laa  in  Niederösterreich. 


Wappen:  Schild  quer  und  in  der  oberen  Hälfte  der  Länge  nach  gelhcilt. 
Oben  rechts  in  Silber  ein  vorwärtssehender,  mit  einem  Schwerte  umgürteter  Mann, 
welcher  in  der  Rechten  eine  Fackel  hält,  die  Linke  in  die  Seite  stemmt,  und  den 
rechten  Fuss  etwas  in  die  Höhe  hebt;  links  in  Blau  drei  silberne  schrägrechte 
Balken.  Unten  in  Koth  ein  steinfarbenes  Castell  mit  zwei  gefensterten  Zinnen- 
thürmen,  zwei  zwischen  denselben  eingekerbten  Zinnen  und  einem  grossen  zwischen 
zwei  Fenstern  sichenden  Thor.  Den  Schild,  über  welchem  sich  bisweilen  zwei 
grüne,  an  den  Seiten  herabhängende  Zweige  kreuzen,  deckt  die  Marquisenkrone.  — 
Wie  angegeben,  führten  die  in  Sachsen  lebenden  Glieder  der  Familie,  nacb  zahl- 
reichen Lackabdrücken ,  das  Wappen  und  diese  Beschreibung  dürfte  wohl  die 
richtige  sein.  —  Nach  dem  Wappenbuche  des  Königreichs  Bayern  (I.  89)  steht  im 
ersten  silbernen  Felde  der  oberen  Schildhälfte  ein  vorwärtssehender,  geharnischter 
Ritler,  welcher  in  der  rechten  Hand  einen  sogenannten  Morgenstern  aufrecht  hält, 
und  die  linke  in  die  Seite  stemmt.  Die  untere  Hälfte  des  Schildes  ist  silbern 
und  das  Castell  blau.  —  Das  Wappenbucb  der  österr.  Monarchie  (XIV.  9)  zeigt 
im  ersten  silbernen  Felde  der  oberen  Schildeshällte  einen  vorwärtssehenden  wilden, 
mit  Laub  umgürteten  Mann,  welcher  in  der  Rechten  eine  Keule  über  den  Kopf 
schwingt,  die  Linke  aber  in  die  Seite  stemmt;  im  zweiten  Felde  liegen  in  Silber 
drei  blaue  schrägrechte  Balken ,  und  in  der  unteren  Hälfte  steht  in  Roth  ein  stei- 
nernes, ausgelugtes  Castell  mit  zwei  gefensterten  dreizinnigen  Thürmen  und  einem 
grossen,  zwischen  zwei  Fenstern  stehenden  Thor.  Den  Schild  deckt  die  Grafeo- 
krunc  und  auf  derselben  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  welcher  vier  Straussen-" 
federn,  silbern,  blau,  silbern,  roth,  trägt.  Die  Helmdecken  sind  rechts  silbern  und 
blau,  links  silbern  und  roth,  und  den  Schild  halten  zwei  mit  Laub  umgürtete 
Männer,  welche  mit  der  freien  Hand  eine  Keule  auf  den  Boden  stemmen.  —  l):is 
Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  (1848,  494)  stellt  in  das  erste  silberne  Feld 
einen  wilden,  eine  Keule  in  der  Hand  haltenden  Mann,  in  das  zweite  blaue  Feld 
drei  silberne  rechte  Schrägbalken,  und  in  das  dritte  silberne  Feld  ein  steinfarbenes 
Castell  mit  zwei  Zinnenlhtirmen  und  einem  silbernen,  schwarz  ausgefugten  runden  Thor. 


GRAFKN  V.  PIATTI.  201 

Sehr  alte,  ursprünglich  mniländische,  seit  über  300  Jahren  aber 
venetianische  Marquisen-  Familie,  welche  seit  der  Mitte  des  18.  Jahr- 
hunderts in  Sachsen  geblüht  hat,  und  aus  welcher  Frikdrich  August 
Marquis  v.  Piatli  1841  unter  die  Grafen  des  österr.  Kaiserstaales 
aufgenommen   wurde. 

Als  näher  gekannt  kamen  in  Sachsen  zuerst  vier  Brüder,  die  Mar- 
quis:  Carl  Alexander,  Johann  Friedrich,  Paul  Emil  und  Caesar,  vor. 
Carl  Alexander,  geb.  2.  Sept.  1766,  gest.  21.  Febr.  1831,  k.  sächs. 
Conferenz- Minister,  Geh.  Rath  und  Kammerherr,  verm.  sich  26.  Aug. 
1815  mit  Maria  Anna  Gräfin  v.  Apponyi,  geb.  26.  Aug.  1781.  — 
Johann  Friedrich,  geb.  26.  Aug.  1768,  gest.  6.  Jan.  1837,  k.  sächs. 
Kammerherr  und  Oberst  von  der  Infanterie,  war  unvermählt.  —  Paul 
Emil  setzte  (s.  unten)  das  Geschlecht  fort,  und  Caesar,  geb.  25.  Jan. 
1773,  starb  unvermählt  24.  Juni  1843  als  k.  sächs.  Kammerherr.  — 
In  Bezug  auf  die  Aeltern  dieser  vier  Brüder  liess  sich  bisher,  ausserhalb 
der  Familie,  nur  ermitteln,  dass  der  Vater,  gebürtig  aus  Italien,  1768 
zu  Rennersdorf  bei  Stolpen,  wo  Marquis  Johann  Friedrich  geboren 
wurde,  gelebt  habe,  und  dass  Friederike  Luise  Marquise  v.  Piatti,  geb. 
v.  Erdmannsdorf,  später  Obersthofmeisterin  der  Gemahlin  des  Prinzen 
Maximilian  von  Sachsen,  schon  1788  als  Wittwe  vorkommt.  Sehr  wahr- 
scheinlich ist  Letztere  die  Mutter  der  genannten  vier  Brüder.  In  welchem 
verwandtschaftlichen  Verhältnisse  zu  denselben  der  noch  im  Anfange 
dieses  Jahrhunderts  lebende  kursächs.  Kammerherr  Alexander  Maria 
Marquis  Piatti  gestanden  habe,  war  nicht  aufzufinden.  —  In  Bayern  ist 
Caesar  Emil  Johann  Anton  Marquis  Piatti,  gest.  1827,  k.  bayer.  Käm- 
merer, 1810  zum  Riller  des  Ordens  vom  heiligen  Michael  ernannt  worden. 

Die  jetzigen  Glieder  der  Familie  stammen  von  dem  dritten  der 
oben  erwähnten  Brüder.     Derselbe: 

Paul  Emil  Marquis  v.  Piatti,  geb.  29,  Dec.  1771,  gest.  10.  Sept. 
1834,  k.  sächs.  Geh.  Rath,  Kammerherr  und  Oberst- Hofmeister  des 
Prinzen  Maximilian  v.  Sachsen,  verm.  sich  26,  Sept.  1802  mit  Carolina 
v.  Dzicmbowo  Poinian  Dziembowska,  geb.  11.  Sept,  1782,  Aus  dieser 
Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt  der  Familie  : 

FRIEDRICH  August  Graf  und  Marquis  Piatli,  geh,  1,  Juli  1803, 
k.  k.  Kämmerer,  Herr  der  Herrschaften  Loosdorf,  Ilagendorf  und  Burg 
Laa  in  Niederösterreich,  verm.  1.  Juli  1830  mit  Caecilie  Gräfin  v.  Collalto 
und  St.  Salvalore,  geb.  30.  April  1812.  Die  drei  Söhne  aus  dieser 
Ehe  sind  die  Grafen:  Eduard  Anton  Emil,  geb.  17.  April  1831,  k.  k, 
Oberlieutenaut;  Ferdinand  Alphons  Clemens,  geb.  17.  Aug.  1833,  k.  k. 
Lieutenant,  und  Paul  Emil  Caesar,  geb.  26.  Mai  1843.  —  Der  Bruder 
des  Grafen  Friedrich  August  ist:  Graf  Clemens,  geb.  13.  Aug.  1817, 
k.  k.  Kämmerer,  und  von  dem  Bruder  des  Marquis  Paul  Emil,  dem 
Marquis  Carl  Alexander,  lebt  die  oben  erwähnte  Wittwe. 


202 


GRAFEN  V.  PILATI. 


Grafen  v.  Pilati. 


■ßatholtfd). 

Besitz:  die  Herrschaft  Licliteneck  in  Obcr-Oesterrcich;  das  Rittergut  Schlegel  in  der  Graf- 
schaft Glatz. 


"Wappen:  quadrirter  Schild;  l  und  4  in  Blau  auf  einem  grünen  Hügel 
ein  einwärtsgekehrter,  doppelt  geschweifter,  mit  der  rechten  Vorderpranke  einen 
weissen  Vogel  (Taube)  haltender  goldener  Löwe.  2  und  3  in  Silber  ein  mit  den 
Sachsen  einwärtsgekehrter,  mit  einer  silbernen  Säule  belegter,  rother  Adlersflügel. 
Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich  zwei  gekrönte  Helme.  Aus  dem  rechten  Helme 
wächst  der  Löwe  des  I.Feldes  mit  dem  Vogel  empor;  der  linke  Helm  trägt  einen 
offenen,  rothen  Adlersflug,  und  jeder  Flügel  ist  mit  einer  silbernen  Säule  belegt. 
Die  Decken  des  rechten  Helmes,  sind  blau  und  golden,  die  des  linken  silbern  und 
roth.  Die  Devise  ist :  Sub  umbra  alarum  tuarum.  —  Die  Abbildung  im  Wappen- 
buch  der  österreichischen  Monarchie  (X,  1)  ist  wohl  durch  die  XVII,  54  gegebene 
widerrufen. 

Die  Grafen  v.  Pilati  stammen  aus  einer  alten  tiroler  Familie,  deren 
Stammschloss  Tassul,  nach  Anderen  Thassul,  am  Nonnsberg  in  Tirol  liegt. 
Joseph  Aiston  Pilati  v.  Tassul  erhielt  vom  Kaiser  Joseph  1.  1705  den 
alten  Reichsritterstand  der  Familie  bestätigt  und  wurde  1710  als  k.  k. 
Hofkammerrath  und  Geh.  Kammer- Zahlmeister  in  den  Reichsfreiherren- 
stand erhoben.  Später,  im  Jahre  1738,  wurde  Vincenz  Aiston  Pilati 
v.  Tassul,  Gutsbesitzer  in  Schlesien,  vom  Kaiser  Carl  VI.  in  den  böhmi- 
schen Freiherrensland  gesetzt,  und  der  Enkel  desselben,  Johann  Haptista 
Freiherr  v.  Pilati,  k.  k.  Kämmerer,  Regierungsralh  und  Deputirter  der 
Stände  Ober-Oesterreichs,  geb.  1747,  gest.  1821,  erhielt  vom  Kaiser 
Franz  II.   die  Grafenwürde  der  österreichischen  Erblande. 

Graf  Johann  Baptista  hinterliess  zwei  Söhne,  die  Grafen  Carl  und 
Anton.  Carl  Graf  Pilati  v.  Tassul  und  Daxberg,  geb.  9.  Juni  1781, 
k.  k.  Kämmerer,  Regierungsralh  und  Kreis -Hauptmann  im  Innkreise, 
Herr  und  Landstand  in  Ober-Oesterreich  und  Herr  der  Herrschaft  Lich- 
teneck, starb  31.  Jan.  1848;  Graf  Anton  aber,  welcher  mit  Charlotte 
v.  Studnitz,  geb.  20.  Febr.  1790,  gest.  25.  Sept.  1846,  vermählt  ge- 
wesen war,   starb  schon  im  Jahre    1834. 

Von  Letzterem,    vom  Grafen  Anton,  stammt  das  jetzige  Haupt  de 
Familie : 


GRAFEN  V.   PINTO. 


2IW 


OSCAR  Wilhelm  Ludwig  Graf  Pilali  v.  Tassul  und  Daxberg,  geh. 
13.  Mai  1817,  Herr  der  Herrschaft  Lichleneck,  k.  preuss.  Lieutenant. 
—  Die  zwei  Brüder  desselben  sind,  neben  zwei  Schwestern,  die  Grafen  : 
Max,  geb.    1SI9,   und   Carl,  geb.    1825. 

Die  Angabe  im  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser,  Jahrg.  1853, 
p.  534,  dass  Graf  Oscar  Wilhelm  Ludwig  der  Sohn  des  Grafen  Cnrl 
gewesen  sei,  stellt  sich  durch  die  im  Nekrolog  p.  S62  gegebenen  Nach- 
weise als  unrichtig  heraus.  Nach  denselben  und  nach  früheren  Jahr- 
gängen des  Werkes  muss  es  heissen:  Sohn  des  1S34  gestorbenen 
Grafen  Anton  und  etc. 


Grafen  v.  Pinto. 

fiatrjoltfd).  $Jrcul;en. 

Besitz:    das  Rittergut  Metikau  in  Schlesien. 


Wappen:  Schild  quergetheilt ;  oben  in  Blau  drei  nebeneinanderstehende, 
?rkige,  goldene  Sterne;  unten  in  Silber  ein  schwellender,  geharnischter  Ann, 
sicher  in  der  nach  rechts  gekehrten  Hand  einen  grünen  Stengel  mit  drei  rothen, 
lach  oben  und  einwärts  neigenden  Rosen  hält.  Den  Schild  uuigieht  ein  Wappeo- 
lantel.  welchen  eine  (irafenkrone  bedeckt,  aus  der  ein  schwarzer  Adler  hervorbricht. 

Die  Grafen  v.   Pinto  stammen  aus  einer  alten,    ursprünglich  portu- 
giesischen  Familie,    aus    welcher    Emmanuel    Pinto    1741     zu    Malta    als 
»7.  Grossmeister   des   Johanniter -Ordens    eingesetzt  wurde.    —    In  der 
zweiten    Hälfte    des    18.  Jahrhunderts   wendete    sich  ein   Zweig  des   Ge- 
schlechts nach   Preussen.     Es    trat  nämlich   um  das  Jahr    1770   der  aus 
'iemont  gebürtige,    in  der  Kriegsbaukunst    sehr  erfahrene   Graf  v.  Pinto 
injdie  Dienste  des  Königs  Friedrich  II.   von  Preussen,   erhielt  im  genannten 
lahre  die  königl.  preussische  Anerkennung  des  ihm  zustehenden  Grafen- 
standes ,  und  starb    1788  als  k.  preuss.  General-Major  a.   D.     Derselbe 
linterliess    aus    der    Ehe    mit    der    Schwester    des    k.  preuss.  ausserord. 
Gesandten   und    bevollm.  Minister    am    k.   schwed.   Hofe    Friedrich  Franz 
v.  Tarrach  und  der  Tochter  des  bekannten  k.  preuss.  Geh.  Finanzrathes 


20-1 


GRAFKN  V.  PLATKN  ZU  IIALLKRMUiW). 


Friedrich  Wilhelm  Tarrach,  dessen  Gemahlin  eine  geborene  v.  Beym 
(Beyme)  war,  mehrere  Söhne.  Einer  dieser  Söhne  starh  1820  als  k. 
preuss.  Major  a.  D.,  und  ein  anderer  stand  1836  als  k.  preuss.  Major 
im  activen  Dienste.  Einen  dritten  dieser  Söhne  fuhrt,  und  zwar  allein, 
das  Geneal.  Taschenh.  der  gräfl.  Häuser  (1853,  p.  534)  wie  folgt,  auf: 
HEINRICH  Graf  v.  Pinto  di  Barry,  Herr  auf  Mettkau  im  Kreise 
Neumarkt,  R.-ß.  Breslau,   k.   preuss.   Kammerherr  und   Landrath   a.   D. 


Grafen  v.  Platen  zu  HallermuncL 


Cuttjerifdt). 


^jcmnouer. 


Besitz:  <lie  Güter  Fültercttflip,  Weissenlinus  und  Pütlos  in  Holstein  etc 
Dein  Haupte  der  Familie  steht  das  Prädicat  „Erlaucht"  zu. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  silbernen  Mittelschild  drei 
(2  und  1)  goldbesamte  rothe  Rosen  (Graf  v.  Hallermiinde,  Hallermund).  I  und  4 
in  Blau  drei  silberne,  5  eckige  Sterne,  welche  so  gestellt  sind,  dass  im  l.  Felde 
zwei  oben  und  einer  unten,  im  4.  aber  einer  oben  und  zwei  unten  stehen.  2  in 
Gold  ein  einwärtssehender,  gekrönter,  doppelt  geschweifter  rother  Löwe.  3  in  Silber 
zwei  einander  gegenüherstehende  schwarze  Meerkatzenköpfe,  an  welchen  unten  ein 
schwarzer  Flügel  herabhängt  (Stammwappen).  Auf  dem  Schilde  steht  die  Grafen- 
krone, und  auf  derselben  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt 
drei  Straussenfedern,  roth,  blau,  schwarz,  welche  von  einem  Kranze  von  sechs, 
abwechselnd  silbernen  und  schwarzen  Rosen  umgeben  sind  (Helm  des  Stamm- 
wappens). Auf  dem  mittleren  Helme  stehen  zwei  schräggekreuzte  goldene  Stan- 
darten, deren  silberne  Fahnen  mit  einer  rothen ,  goldbesamten  Rose  belegt  sind 
(Hallermundscher  Helm),  und  auf  dem  linken  Helme  drei  goldene,  mit  einer  blauen 
Schleife  zusammengebundene,  die  Spitzen  nach  oben  kehrende  Pfeile,  von  denen 
der  mittlere  aufrecht,  die  beiden  äusseren  aber  schräggekreuzt  stehen.  Die  Helm- 
decken sind  roth  und  golden,  und  den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende,  gekrönte, 
doppelt  geschweifte  rothe  Löwen,  welche  auf  der  Brust  den  Mittelschild  mit  den 
drei  Rosen  tragen.  —  Die  vorkommenden  mannigfachen  Verschiedenheiten,  nament- 
lich hinsichtlich  des  Stammwappens  und  des  zu  diesem  gehörigen  Helmschmuckes, 
sind  unrichtig. 


GRAFKN  V.  PLATEN  WO  HALLI.KMIM».  205 

Uraltes  Geschlecht,  welches,  den  gewöhnlichen  Angaben  nach,  schon 
in  der  ersten  Hälfte  des  1 0.  Jahrhunderts,  zur  Zeit  der  Vertreibung  der 
Wenden,  in  der  Mark  Brandenburg  vorkam,  namentlich  in  der  Priegnilz 
und  Neiunark  grossen  Grundhesitz  erwarb  und  sich  nach  Pommern  und 
später  nach  Neklenburg,  Braunschweig,  Hannover  und  Preussen  ver- 
hreilete.  Urkundlich  kommen  Glieder  der  Familie  schon  1190  als 
equites  und  nohiles  vor.  Am  reichsten  hegülert  wurde  das  Geschlecht 
auf  der  Insel  Rügen,  und  die  jetzt  blühende  gräfliche  Linie  stammt  aus 
dem  Hause  Granskowilz  auf  genannter  Insel.  Doch  ist  bei  diesen  und 
bei  ähnlichen  Angaben  nicht  zu  übersehen,  dass  es  mehrere  gleichnamige 
Geschlechter  Plate  und  Platen  gab,  welche  verschiedene  Wappen  führten 
und  daher  wohl  nicht  eines  Ursprungs  waren.  Die  pommersche  Familie 
Plate  führt,  wie  auch  Mushard  und  Micraelius  angeben,  in  Blau  eine 
silberne  Seemuschel ,  und  die  früheren  meklenhurgischen  Platen  sind 
wohl  dem  W7appen  nach  anderen  Ursprungs  als  die  hier  in  Rede  stehende 
Familie,*  von  welcher,  was  jedenfalls  hinreicht,  fest  steht,  dass  dieselbe 
aus  einer  der  ältesten  und  angesehensten  rügischen  Familien  stammt.  — 
Wilken  v.  Platen,  geb.  1565,  gest.  1604,  Erbgesessener  zu  Granskowilz, 
war  fürstl.  pommerscher  Geh.  Ralh  und  Justizpräsident.  Von  degi  Sohne 
desselben,  einem  k.  schwed.  Obersten,  venu,  mit  einer  v.  Alvensleben 
aus  dem  Hause  Erxleben,  stammle  Franz  Ernst,  geb.  1631,  gest.  1709, 
kurbraunschw.  Geh.  Ralh  und  Premierminister,  Herr  der  Herrschaft 
Linden,  venu,  mit  Clara  Elisabeth  v.  Meisebug  aus  dem  Hause  Zusehen, 
welcher  vom  Kaiser  Leopold  I.  20.  Juli  1689  mit  seinen  Nachkommen 
in  den  Reichsgrafenstand,  unter  der  Ertheilung  des  Indigenals  in  den 
kaiserlichen  Erblanden,  erhoben  und  in  demselben  Jahre  von  Kurbraun- 
schweig  mit  dem  General- Erb -Postmeister- Amte  in  den  braunschweig- 
lüneburg-  und  osnabrückschen  Landen  für  sich  und  den  jedesmaligen 
Geschlechtsältesten,  nach  dem  Rechte  der  Erstgeburt,  belehnt  wurde. 
Derselbe  erhielt  auch  1704  von  Kurbraunschweig  die  seil  1436,  nach 
Kritischen  des  Mannsslammes  der  Grafen  v.  Hallermund  mit  dem  Bischöfe 
Wilhrand  von  Minden,  dem  Hause  Braunschweig  zusiehende  Grafschaft 
llallermund  oder  Hallermünde  in  Lehn,  ohne  jedoch  von  deren  Ein- 
künften, Rechten  und  Pertinenlien  etwas  Weiteres,  als  die  reichsgräfliche 
Unmittelbarkeit,  nebst  Sitz  und  Stimme  in  Reichs-,  Kreis-  und  anderen 
Versammlungen,  zu  geniessen.  Der  Sohn  desselben,  Ernst  August,  k. 
grosshril.  und  kurbraunschw.  Geh.  Ralh  etc.,  erlangte  durch  Bescheini- 
gung der  erwähnten  Belehnung  1709  die  Aufnahme  in  das  westphälische 
Grafeneollegium  und  Theilnahme  an  der  Curiat-Stimme  desselben  im 
Reichsl'iirstenralh  der  Reichsversammlung,  und  zwar  in  beiden  als  Per- 
sonalist. —  Uuler  dem  Sohne  des  Letzteren,  Georg  Ludwig,  wurden 
17  36  die  Einkünfte  und  Administration  der  Postämter  an  das  Kur-Haus 
verkauft,  doch  verblieb  dem  gräflichen  Hause  der  Titel  des  General-Erb- 
Poslmeister- Amtes,  und  aus  den  für  die  erhaltene  Summe  erkauften 
Gütern  wurde  für  das  Postlehn  ein  Ersatzmittel  geschaffen,  dessen  Ertrag 
dem  diesen  Titel  Führenden  zusteht.  —  Das  kön.  hannoversche ,  die 
allgemeine  Ständeversammlung  betreffende  Patent  vom   7.  Dec.  1819  gab 


206  GRAFEN  V.  PLATEN  ZU  HALLERMUND. 

dem  Erb-General- Postmeister  Grafen  v.  Platen-Hallermund,  als  vormaligem 
Mitgliede  der  westphälisehen  Grafenbank,  Sitz  und  Stimme  in  der  ersten 
Kammer  der  Stände,  insofern  derselbe  ein  bedeutendes  Rittergut  im 
Königreiche  erlangen  würde,  das  Grundgesetz  des  Königreichs  Hannover 
von  1833  zählte  dagegen  den  General-Erb-Postmeister  Grafen  v.  Platen- 
Hallermund  unbedingt  unter  die  Mitglieder  der  ersten  Kammer.  Auch 
wurde  der  Graf,  wenngleich  standesherrlich  nicht  begütert,  als  vor- 
maliger reichsständisch-gräflicher  Personalist  vom  Königreich  Hannover 
1829  zu  dem  Prädicate:  Erlaucht  berechtigt  bei  der  Bundesversammlung 
angemeldet. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Familienglieder  zeigt  folgende  Ahnen- 
tafel: Ernst  August  —  Sohn  Franz  Ernsts  —  geb.  3.  Aug.  1674,  gest. 
20.  Sept.  1726,  kurbraunschw.  Geh.  Rath  und  Ober-Kammerherr;  Ge- 
mahlin: Sophia  Carolina  Eva  Antoinetle  Freiin  v.  Uffeln,  geb.  2.  Nov. 
1669,  verm.  1697,  gesch.,  und  gest.  23.  Juni  1726.  —  Georg  Ludwig, 
geb.  14.  Febr.  1705,  gest.  18.  Juli  1772,  k.  grossbrit.  und  kurbraun- 
schvveigischer  General-Postmeister,  erster  Kammerherr,  vorm.  General- 
Lieutenant  etc.;  zweite  Gemahlin:  Sabina  Hedwig  v.  Steuben,  geb. 
15.  Apr^l  1711,  verm.  2.  Juni  1732,  gest.  12.  Nov.  1796.  -  Ernst 
Franz,  geb.  7.  Nov.  1739,  gest.  17.  Febr.  1818,  k.  k.  Geh.  Rath,  k.  bayer. 
w.  Geh.  Rath  und  Kammerherr;  Gemahlin:  Friederike  Luise  Philippine 
Dorothea  Freiin  v.  Münster,  geb.  9.  Febr.  1757,  verm.  4.  Oct.  1775, 
gest.  184  .  ,  —  Georg  Wilhelm  Friedrich,  jetziges  Haupt  der  Familie. 
Die  hier  aufzuzählenden  lebenden  Glieder  des  Geschlechts  sind : 

Graf  GEORG  Wilhelm  Friedrich  —  Sohn  des  Grafen  Ernst  Franz  — 
geb.  7.  Nov.  1785,  k.  hannov.  Geh.  Rath,  General-Erb-Postmeister  und 
Oberkammerherr,  Herr  der  Familiengüter,  verm.  1809  mit  Juliane  Char- 
lotte Gräfin  v.  Hardenberg,  geb.  1789,  gest.  18.  Aug.  1833.  Die  fünf 
Söhne  desselben  sind:  Graf  Carl  Ernst  Felix,  geb.  3.  Sept.  1810, 
k.  hannov.  Kammerherr,  verm.  7.  Nov.  1836  mit  Mathilde  Maximiliane 
Therese  Laura  Gräfin  Pace,  geb.  11.  Oct.  1815,  gest.  3.  Sept.  1850, 
aus  welcher  Ehe  vier  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Georg  Carl  Rudolph 
Friedrich  Erasmus,  geb.  2.  Oct.  1837;  Rudolph  Carl  Otto  Friedrich 
Joseph,  geb.  13.  Juli  1839;  Gustav  Adolph  Carl  Friedrich  Georg,  geb. 
30.  Oct.  1847,  und  Magnus  Carl  Christian  Bernhard,  geb.  26.  März 
1849.  —  Graf  Gustav  Theodor  Ferdinand  Friedrich,  geb.  23.  März  1813, 
k.  hannov.  Stallmeister.  —  Graf  Adolph  Ludwig  Carl,  geb.  10.  Dec. 
1814,  k.  hannov.  Legationsrath  und  Geschäftsträger  zu  Wien.  —  Graf 
Julius  Wilhelm  Ludwig,  geb.  26.  Dec.  1816,  k.  hannov.  Capilain  und 
Flügeladjutant  Sr.  Maj.  des  Königs  von  Hannover,  und  Graf  Georg  August, 
geb.    17.   Sept.   1827. 

Vom  Grafen  August  Philipp  —  Bruder  des  Grafen  Ernst  Franz  — 
geb.  22.  Juni  1748,  k.  bayer.  Oberstforstmeister,  lebt  aus  erster  Ehe 
mit  Friederike  Luise  Freiin  v.  Reitzenstein,  geb.  1751,  verm.  6.  Aug.  1776, 
Graf  Alexander  Carl  Franz,  geb.  4.  Sept.  1784,  k.  bayer.  Oberstlieutenant 
bei  der  Landwehr  in  der  Oberpfalz,  Halbbruder  des  bekannten  Dichters, 
August,  aus  des  Vaters  zweiter  Ehe  mit  Christiane  Freiin  Eichler  v.  Auritz, 


(IRAFKN  V.  PLESSEN. 


207 


pel>.  24.  Oct.  1796,  gest.  5.  Dec.  1835  zu  Syrakus,  —  und  vom  Grafen 
Hkinhh.ii  Ludwig  Joachim  —  ebenfalls  einem  Bruder  des  Grafen  Ernsi 
Franz  —  geb.  12.  Juli  1749,  gest.  15.  April  1822,  k.  dän.  General- 
Major,  slamint  aus  der  Ebe  mit  Anna  Dorothea  v.  Aistrupp,  geb.  1  7.  Min 
1761,  veno.  4.  Jan.  17S2,  gest.  1831,  Graf  Friedrich  Ludwig,  geb. 
14.  Nov.    1785,   k.  dän.   Capitain  a.  D. 


Grafen  v.  Plessen. 

futljerifd).  Ütehlenburg. 

Besitz:  die  Majoralsherrscliafl  Ivenack  im  Grossherzogllmoi  Meklenburg-Schweiin. 


Wappen  :  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Mittelschild  der  Länge  nach 
getheilt;  rechts  in  Blau  zwei,  mit  den  langen  gebogenen  Hälsen  an  die  Theilungs- 
linie  geschlossene,  über  einander  stehende,  vor-  und  auswärtsseilende  Hasenköpfe 
von  natürlicher  Farbe;  links  in  Gold  eine  hängende,  aus  der  Theilungslinie  kom- 
mende Weintraube,  welche  unter  und  über  sich  ein  hängendes  Weinbeerblatt  hat. 
(Malizan).  1  und  4  in  Silber  ein  rcchlssehender,  schwarzer  Adler.  2  und  3  in 
Gold  auf  grünem  Boden  ein  nach  der  rechten  Seite  gehender,  doppelt  geschweifter 
schwarzer  Auerochs  (Plessen).  Auf  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte 
Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  sieben  neben  einander  stehende  goldene,  oben 
spitzige  Pfähle,  oder  Schäfte,  aus  welchen  eben  so  viele  Pfauenfedern  hervorkommen 
(Maltzanscher  Helm);  aus  dem  milderen  bricht  einwärtssehend  der  schwarze  Adler 
des  I.  und  4.  Feldes  hervor,  und  auf  dem  linken  Helme  steht  ein  fünffacher  Pfauen- 
schweif, aus  welchem  zu  jeder  Seite  ein  schwarzes  Bad  halb  hervorkommt  (Plessen- 
scher  Helm).  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  blau  und  golden,  die  des 
mittleren  schwarz  und  silbern,  und  die  des  linken  schwarz  und  golden.  Den  Schild 
halten  zwei  einwärtssehende,  doppelt  geschweifte,  schwarze  Auerochsen.  —  Im 
Wappenbuche  der  preuss.  Monarchie  bricht  der  schwarze  Adler  einwärtssehend  aus 
dem  rechten  Helme  hervor,  und  auf  dem  mittleren  stehen  sieben  goldene  Schäfte, 
aus  denen  sich  fünf  Straussenfedern  erheben. 

Die  Grafen  v.  Plessen  sind  durch  Adoption  aus  der  v.  Maltzanschen 
Familie    (s.    oben   p.    77    u.    d.    folg.)    entsprossen.      Helmuth    Freiherr 


208  GRAFEN  V.  PLESSEN. 

v.  Maltzan,  Freiherr  v.  Wartenberg  und  Penzlin,  k.  preuss.  Legations- 
Rath,  erhielt  laut  testamentarischer  Verfügung  seines  Oheims,  Helmuth 
v.  Plessen,  6.  März  1761  das  Majorat  Ivenack  im  Grossherzogthum  Meklen- 
burg-Schwerin  unter  der  Bedingung,  dass  er  und  der  jedesmalige  Besitzer 
des  Majorats  Namen  und  Wappen  des  Geschlechts  v.  Plessen  annehmen 
und  führen  solle,  und  wurde,  unter  dem  Namen  Plessen,  vom  König 
Friedrich  II.  von  Preussen  2.  Juni  1766  in  den  preussischen  Grafen- 
und  vom  Kaiser  Joseph  IL,  als  Mitregent,  25.  Sept.  1766  in  den  Reichs- 
grafenstand erhoben.  —  Was  die  Familie  v.  Plessen  anlangt,  so  ist 
dieselbe  eines  der  ältesten  und  vornehmsten  meklenburgischen  Geschlechter, 
welches  sich  später  in  Pommern ,  Dänemark  etc.  weit  ausgebreitet  hat 
und  zu  hohen  Ehren  gekommen  ist.  Die  ordentliche  Stammreihe  beginnt 
mit  Helmold  v.  Plesse,  Ritter,  welcher  1266  urkundlich  vorkommt.  Von 
den  Nachkommen  desselben  blieb  Henning  auf  Müsselmow,  k.  schwed. 
Oberstlieutenant,  1643  bei  der  Belagerung  von  Uow  in  Mähren.  Von 
dem  Sohne  desselben,  Helmuth,  k.  k.  Obersten,  gest.  1694,  stammte 
Dietrich  Joachim,  früher  k.  dän.  Rittmeister,  später  herz,  meklenb.  Geh. 
Rath  und  Kammer- Präsident,  von  dessen  beiden  Söhnen  der  ältere, 
Helmuth,  als  k.  poln.  Kammerherr  aufgeführt  wird.  Wahrscheinlich, 
doch  nicht  gewiss,  ist  dieser  der  obenerwähnte  Stifter  des  Majorats 
Ivenack. 

Dem  Grafen  Helmuth  v.  Plessen,  Freiherrn  v.  Maltzan,  folgte  im 
Majorate  der  Sohn,  Graf  Albrecht  Joachim,  gest.  12.  Juli  1828,  und 
von  Letzterem  stammt  der  jetzige  Majoratsbesilzer: 

Graf  GUSTAV  Helmuth  Theodor  Dietrich,  Freiherr  v.  Maltzan,  Graf 
v.  Plessen,  geb.  3.  Dec.  1788,  k.  preuss.  Oberstlieutenant  a.  D.,  verm. 
3.  Dec.  1811  mit  Cäcilie  Pauline  Rosalie  Maria  v.  Rauch,  geb.  10.  Dec. 
1795.  Der  aus  dieser  Ehe  stammende  Sohn,  Adolph  Carl  Rudolph 
Felix,  ist  28.  Sept.    1835  geboren. 


r.RAFKN   V.    PI.  KTTIMM  1W;-I.KMI  VISEN. 


209 


Grafen  v.  Pletteiiberg-Ijeiiliaiiscii. 

6aH)oUfdj.  JJrcufkn. 

Besitz:    das  Gerichi  Lenhaunea  und  das  Gericht  ffovestadl  in  i\or  Provinz  Wcsiphaleu. 


ftr 


Wappen:  Schild  von  Gold  und  Blau  in  die  Länge  getheilt,  ohne  Bild. 
Auf  der  Grafenkruuc  erhebl  sich  ein  gekrönter  Helm,  auf  welchem  zwei  Straussey- 
federa  stehen,  von  denen  die  rechte  Mau.  die  linke  golden  ist.  Die  Helmdecken 
sind  golden  und  blau.  —  Wie  beschrieben ,  giebt  v.  Steinen  das  Plettenbergsche 
Wappen  an,  und  w.  Meding  legt  dieser  Beschreibung  den  meiste!  Glauben  hei. 
v.  Imbof  theilt  den  Schild  von  Blau  und  Gold  und  tingirt  die  Federn,  wie  oben 
angegeben.  Im  Münsterschen  Stiftskalender  ist  der  Schild  von  Gold  und  Blau 
getbeilt,  und  auf  dein  Helme  die  rechte  Stmussenfeder  golden,  die  linke  blau.  Das 
Wäppenhucb  der  durchlauchtigen  Welt  (II,  33)  theilt  den  Schild  der  Länge  nach 
von  Blau  und  Gold  und  tingirt  auf  dem  Helme  die  rechte  Feder  golden,  die 
linke  blau. 

Uralte,  westpliälisclie  Familie,  deren  Stammhaus  das  Städtchen 
Wellenberg  in  der  Grafschaft  Mark  in  Westphalen  ist,  welches  schon 
im  13.  Jahrhundert  in  einer  Fehde  mit  den  Grafen  v.  d.  Mark  verloren 
ging.  Ritter  des  Geschlechts  kommen  1042  und  1209  auf  den  Tur- 
nieren zu  Halle  und  Worms  vor.  Schon  früh  verzweigte  sich  das  Ge- 
bchlecht  in  mehrere  Linien,  von  welchen  die  eine,  die  kurländische, 
welche  hisweilen  als  die  ältere  Linie  aufgeführt  wird,  längst  erloschen 
ist.  Dieselbe  wurde  durch  Waller,  den  herühmlen  Heermeister  des 
deutschen  Ordens  in  Lief-  und  Kurland  von  1495 — 1535  gegründet, 
w<4»'hen  Kaiser  Carl  V.  1527  zum  Reichsfürsten  mit  Sitz  und  Stimme 
in  der  Reichsversammlung  erhob.  Die  deutsche  Linie,  welche  Einige 
als  jüngere ,  Andere  als  die  Stammlinie  geben  und  Lenhausen  nennen, 
ei  hielt  nach  der  Mitte  des  17.  Jahrhunderts,  durch  vier  Ernennungen 
von  1661,  166S,  1689  und  1693,  den  Freiherrensland  und  Iheilte 
sieh  1712  mit  zwei  Söhnen  des  Freiherrn  Johann  Adolph  v.  Plettenberg- 
Lenhausen ,  mit  Ferdinand  und  Bernhard  Wilhelm  ,  in  zwei  Unterlinien, 
in   die  N  o  rd  ki  rc  h  s  c he  und   Lenhausensche. 

Die  Nordkirchsche  Linie  stiftete  Ferdinand,  geh.  1690,  gest.  1737. 
Derselbe  erbte  von  des  Vaters  Bruder,  Friedrich  Christian,  Fürstbischof 
zu  Münster,  das  Nordkirchsche  Fideicommiss,  erkaufte  1722  die  Herr- 
schaft Eys  und  bald  darauf  auch  die  Grafschaft  Wittern,  wurde  1724 
11.  14 


210  GRAFEN  V.  PLETTENBERG-LKNHAUSEN. 

Reichsgraf  und  erhielt  wegen  Wittern  und  Eys  1732  Reichsstandschaft 
und  Aufnahme  in  das  westphälische  Cirafencollegium.  Durch  den  Liine- 
viller  Frieden  kamen  diese  Herrschaften  an  Frankreich,  und  der  Reichs- 
Deputations-Haupt-Abschluss  von  1803  gewährte  als  Entschädigung  die 
früher  zur  Abtei  Hegbach  gehörenden  Ortschaften  Mietingen  und  Sulmin- 
gen,  welche  später  unter  dem  Namen  Mietingen  zur  Grafschaft  erhoben 
wurden,  so  wfc  den  Zehnten  in  Raltringen,  Waldungen  und  eine  auf 
Buxheim  radicirte  immerwährende  Jahresrente.  Die  Grafschaft  Mielingen 
wurde  der  Souverainetät  des  Königs  von  Württemberg  standesherrlich 
untergeordnet.  Diese  ältere  Linie,  welche  nach  diesen  Veränderungen 
sich  später  Plettenberg- Wittern  zu  Mietingen  nannte,  ist  im  Mannes- 
stamme mit  dem  Grafen  Maximilian  Friedrich,  dem  Urenkel  des  Stifters 
der  Linie,  Ferdinand,  2.  Sept  1813  erloschen,  und  die  jetzige  Besitzerin 
der  pleltenbergischen  Besitzungen  dieser  Linie  ist  die  Tochter  desselben : 
Maria  Reichsgräfin  v.  Plettenberg-Mietingen,  geb.  22.  März  1809,  verm. 
16.  Febr.  1833  mit  Nicolaus  Franz  Maria  Alexander  Graf  Esterhäzy- 
Galäntha-Forchlcnstein. 

Die  hier  zunächst  in  Betracht  kommende  Linie  der  Grafen  v.  Pletlen- 
berg-Lenhausen  stiftete,  wie  oben  angegeben,  Bernhard  Wilhelm  — 
Ferdinands  Bruder  —  geb.  27.  Juli  1695,  gest.  12.  April  1730,  welcher 
1724  vom  Kaiser  Carl  VI.  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben  wurde 
und  Hovestadt  kaufte.  Aus  der  Ehe  desselben  mit  Agnes  Sophie  Freiin 
v.  Westerholt-Lombeck,  geb.  1696,  verm.  1721,  stammte  Joseph  Clemens, 
geb.  23.  März  1722,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  kureöln.  Geh.  Land-  und 
Kriegs-Ralh,  Erbkämmerer  des  Herzoglhums  Westphalen,  in  erster  Ehe, 
28.  Nov.  1745,  verm.  mit  Clara  Regina  Adriane  v.  Droste  zu  Füchten, 
gest.  1766,  und  in  zweiter  mit  Maria  Theresia  Freiin  v.  Weichs-Cört- 
linghausen,  geb.  1748,  gest.  12.  April  1796.  Der  Sohn  desselben 
war  Clemens  August  Joseph,  geb.  24.  Nov.  1767,  gest.  15.  Dec.  1805, 
in  zweiter  Ehe,  1803,  verm.  mit  Bernhardine  Antoinette  Freiin  v.  Droste- 
Vischering,  geb.  4.  März  1776,  gest.  28.  Nov.  1846.  Aus  dieser  Ehe 
stammt  das  jetzige  Haupt  der  Familie: 

Reichsgraf  JOSEPH  Franz,  geb.  21.  Mai  1804,  Erbkämmerer  des 
Herzogthums  Westphalen,  Besitzer  der  plettenberg-lenhausenschen  Güter, 
verm.  15.  Mai  1834  mit  Maria  Huberta  Gräfin  v.  Merveldt,  geb.  24.  Dec. 
1809,  gest.  28.  Febr.  1839.  Die  zwei  Söhne  aus  dieser  Ehe  sind -die 
Grafen:  Clemens  August  Walther,  geb.  7.  März  1835,  und  Clemens 
Wallher  Hubert,  geb.   27.  Aug.    1837. 


*  I 


GRAFEN  V.  POCCI.  21 

Grafen  v.  Pocci. 

äatljoltfd).  ßagcrn. 

Besitz:  <l.i<  Kiuerlehftn  Ammerland  am  Starenberger  sp<\ 


Wappen:  Im  blauen  Schilde  auf  grünem  Scnildesfusse  eine,  auf  einem 
silhernen  Postamente  ruhende  sill>erne  Säule,  auf  der  ein  goldenes  Mondsviertel 
mit  Gesicht  und  auf« artsgekehrten  Hörnern  liegt,  aus  welchem  drei  goldene  Korn- 
ähren hervorwachsen.     Den  Schild  deckt  die  Grafenkrone. 

Die  Grafen  v.  Pocci  stammen  aus  einem  sehr  alten  Patrizier- 
geschlecht, welches  seine  Abstammung  vom  römischen  Adel  bis  zum 
Jahre    1443    nachweisen    kann.     Ein    Theil    der    Familie    hat   noch    die 

I alten  Besitzungen  in  Viterbo  und  um  Toscanella  inne.  Von  diesem  kam 
Fabricils  Evabistds  Graf  v.  Pocci,  geb.  26.  Oct.  1766,  im  Jahre  1781 
als  Edelknabe  an  den  Hof  des  Kurfürsten  Carl  Theodor  von  der  Pfalz, 
erhielt  später,  10.  Febr.  1817,  vom  König  Maximilian  Joseph  I.  von 
Bayern  die  Bestätigung  der  ihm  zustehenden  Grafenwürde,  wurde  der 
Adelsmalrikel    des    Königreichs    Bayern    bei    der    Grafenclasse    einverleibt 

Iund  starb  1.  Febr.  1844  als  k.  bayer.- Kämmerer,  General -Lieutenant 
und  Oberst-Hofmeister  der  Königin  Therese  v.  Bayern.  Aus  der  Ehe 
desselben  mit  Franziska  Xaveria  Freiin  v.  Posch,  geb.  1776,  gest. 
11.  März  1849,  stammt  das  jetzige  Haupt  der  Familie: 
FRANZ  Graf  Pocci,  geb.  7.  März  1807,  k.  bayer.  Kämmerer  und 
Hof-Musik-  und  Theater -Intendant,  Besitzer  des  Ritterlehens  Amerland 
am  Starenberger  See,  verm.  4.  Juni  1834  mit  Albertine  Christiana  Gräfin 
v.  Marschall,  geb.  10.  Sept.  1808,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  stam- 
men, die  Grafen  Friedrich,  geb.  10.  März  1838,  und  August,  geb. 
16.  Jan.    1845. 


N 


212  GRAFEN  V.  POKTTIING  II.  PERSIING. 

Grafen  v.  Poetting  u.  Persing. 

*iatl)olifd).  Cfftcrreid). 

Besitz:  di<!  Leb  De  in  Tirol  und  Kärnten. 


Wappen:  quudrirter  Schild;  1  und  4  in  Roth  ein  entzweigeschnittenes,  gol- 
denes, unter  sich  gekehrtes  Hufeisen,  zwischen  welchem  zwei  goldene,  ins  Andreas- 
kreuz gelegte  Nägel  schweben.  2  und  3  ebenfalls  in  Roth  ein  nach  der  rechten 
Seite  springendes  silbernes  Windspiel  mit  goldenem  Halsband.  Auf  der  Grafen- 
krone stehen  zwei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  einen  offenen,  rothen 
Adlersflug,  zwischen  welchem  das  Wappenbild  des  I.  und  4.  Feldes  schwebt,  und 
aus  dem  linken  Helme  wächst  das  Windspiel  des  2.  und  3.  Feldes  empor,  welches 
gekrönt  und  mit  drei  Straussenfedern,  roth,  silbern,  roth,  besteckt  ist.  Die  Decken 
des  rechten  Helmes  sind  roth  und  golden  und  die  des  linken  roth  und  silbern.  — 
So  ergeben  mehrfache  Abdrücke  das  Wappen.  Das  Wappenbuch  der  österreichischen 
Monarchie  (V,  Gl)  setzt  auf  die  Grafenkrone  nur  einen  Helm,  den  oben  als  rechten 
Helm  beschriebenen,  und  giebt  dasselbe  Wappen  noch  einmal  ganz  ebenso  Bd.  XIX.  86. 

Sehr  altes  österreichisches  Rillergeschlecht,  dessen  gleichnamiges 
Slammschloss  bei  Murstätten,  welches  jetzt  den  Grafen  v.  Allhann  zu- 
steht, lag,  später  in  den  Besitz  von  Waasen  und  Wagram  in  Oesterreich 
kam  und  durch  das  Indigenats-  Diplom  vom  5.  Aug.  1652  für  Böhmen 
zu  dem  Besitze  der  Herrschaften  und  Güter:  Rumburg,  Mireschowilz, 
Miltschin,  Rabenstein,  Wiudigenikau ,  Mralin,  Tupadl,  Wintritz,  Ilaabern, 
Hockovv,  Staletz,  Elleschau,  Horazdowilz,  Zink,  Prosetsch,  Freihammer  etc. 
berechtigt  wurde.  —  Wolflgang  wohnte,  nach  Bucelini,  1019  dem  Tur- 
niere zu  Trier  bei.  —  Nach  dem  freiherrlichen  Diplome  ist  Alram, 
welcher  von  1322 — 1383  lebte  und  unter  der  Regierung  Kaiser  Carls  IV. 
zum  Reichsritier  geschlagen  wurde,  der  Ahnherr  der  Familie.  Conrad 
war,  nach  dem  Grafen  v.  Wurmbrand,  1401  Oberkammerherr  des  Herzogs 
Wilhelm  in  Oesterreich.  Urban,  des  deutschen  Ordens  Comthur,  k.  Hof-  4 
Kriegs! ath  und  Kämmerer,  wurde  vom  Kaiser  Rudolph  II.  1605  in  den 
Freiherrenstand  erhoben,  erhielt  18.  Sept.  1636  vom  Kaiser  Ferdinand  II. 
die  dem  Grafen  Heinrieh  Matthias  v.  Thurn  confiscirte  Burggrafschaft  zu"% 
Linz  nebst  den  dazu  gehörigen  Lehen  und  vom  Kaiser  Ferdinand  III. 
1637  die  Reichsgrafenwürde.  —  Franz  Eusebius  war  1649  böhmischer 
Vicecanzler,  k.  k.  Kämmerer,   Botschafter  in  Spanien,  und  erhielt   1663 


(IRAKKN  V.  POETTIPIG  l\   MUL8IN6.  213 

den  goldenes  Vliess-Orden;  Sebastian  wurde  26.  Oct.  1073  Bischof  in 
Passau,  Wolfgang  1680  OberstrLand-Hofmeister  und  Lehnrechls-Präsident, 
und  Sebastian  Wolh",  k.  k.  Geh.  Ralh,  war  k.  Statthalter  in  Böhmen. 
Derselbe  starb  1701),  und  die  aus  driller  Ehe  mit  Barbara  Grälin  v.  Stern- 
berg stammenden  zwei  Söhne,  Johann  Norbert,  geb.  1078,  gest.  1733, 
und  Franz  Carl,  geb.  1680,  gest.  1755,  theilten  den  Stamm  in  zwei 
Linien,  in  die  ältere  und  jüngere.  Als  Söhne  des  Grafen  Johann  Norbert 
giebt   Gauhe  die  Grafen  Anton   Maria   und  Wenzel   Maria   an. 

Nachdem  die  jüngere,  von  Franz  Carl,  Herrn  der  Herrschaft  Tupadl 
und  k.  k.  Stalthalter  in  Böhmen,  gestiftete  gräfliche  Linie  im  Manns- 
stamme mit  Franz  Carl,  geb.  17.  März  1773,  k.  k.  Kämmerer  und 
Major  in  d.  A.,  im  April  1850  ausgestorben  und  auch  im  weiblichen 
Stamme  mit  der  Tochter  des  Letzteren,  Helena,  vermählter  Freifrau 
v.  Solopisk,  in  demselben  Monate  desselben  Jahres  erloschen  ist,  blüht 
nur  noch  die  vom  Grafen  Johann  Norbert,  Freiherrn  v.  Falkenstein, 
Herrn  auf  Elischau  etc.,  gestiftete  ältere  Linie.  Von  derselben  sind  hier 
aufzuführen: 

ALOYS  Graf  v.  Poetting  und  Persing,  Freiherr  auf  Falkenstein,  geb. 
11.  Sept.  1779,  Erbburggraf  und  Lehnsherr  der  Lehne  in  Tirol  und 
Kärnten,  verm.  17.  Oct.  1803  mit  Hedwig  v.  Hannecart,  gest.  29.  Jan. 
1829.  Aus  dieser  Ehe  leben  sieben  Söhne:  Graf  Norbert,  geb.  29.  Juni 
1804,  k.  k.  Bezirks-Hauptmann  zu  Landskron  in  Böhmen,  verm.  3.  Mai 
1852  mit  Cajetane  Gräfin  v.  Chorinsky,  geb.  7.  Aug.  1822.  —  Graf 
Julius,  geb.  31.  Juli  1805,  k.  k.  Major.  —  Graf  Joachim,  geb.  3.  April 
1811,  k.  k.  Hauptmann.  —  Graf  Aloys,  geb.  20.  Nov.  1814,  k.  k. 
Major.  —  Graf  Carl,  geb.  4.  Sept.  1816,  k.  k.  Hauptmann  1.  Classe, 
verm.  13.  April  1850  mit  Flora  v.  Jeszenicze,  geb.  1828,  gest.  3.  Juni 
1852,  aus  welcher  Ehe  Norbert  Maria  Joseph,  geb.  14.  Jan.  1851, 
stammt.  —  Graf  Friedrich,  geb.  3.  März  1818,  k.  k.  Hauptmann,  und 
Graf  Emanuel,  geb.  25.  Oct.  1819,  Domherr  zu  OJmütz  und  Pfarrer  zu 
Slawitschin  in  der  Olmützer  Erzdiöcese.  —  Vom  Vater  des  Grafen  Aloys 
leben  zwei  Brüder:  Graf  Norbert,  geb.  18.  Oct.  1780,  k.  k.  Kämmerer 
und  Major  in  d.  A.,  und  Graf  Wenclslaus,  geb.  17.  Juli  1782,  k.  k. 
Oberlicutenant,  und  dann  in  der  k.  span.  Valoner  Garde,  verm.  1825 
mit  Amalia  v.   Stettenhofen,  verw.   v.  ßaratla. 


214 


GRAFEIS  V.  POURTALES. 

Grafen  v.  Pourtales. 


(gocmgdifd). 


ffreußen,  ©cflerretd),  8d)mi\. 


Besitz:  die  Herrschaft  Hlobusch  und  die  Güler  Radowesnitz  und  Weltrub  in  Böhmen;  die 
Herrschaft  Krieschow  und  die  Rittergüter  Ogrosen ,  Cransdorr  etc.  in  der  Lausitz; 
die  Herrschaft  Glumbowitz  in  Niederschlesien;  die  Herrschaft  Benlschen  im  Gross- 
herzogihum  Posen,  Georgier  im  Neuenburgschen;  die  Herrschaften  Uoswau  und 
Lischna  in  Böhmen  etc. 


Wappen:  quadrirtcr  Schild  mit  Mittelschild.  Im  rothen  Mittelschildc  das 
silberne,  geöffnete  Portal  einer  Burg  (obere  Hälfte  des  Stammwappens).  1  und  4 
in  Blau  auf  grünem  Rasen  ein  silberner,  seine  Jungen  mit  dem  Blute  seiner  Brust 
säugender  Pelican  (untere  Hälfte  des  Stammwappens);  2  und  3  in  Both  zwei  über- 
einanderstehende  silberne  Sparren.  Den  Schild  deckt  die  Grafenkrone,  auf  welcher 
sich  drei  mit  Grafenkronen  gekrönte  Helme  erheben.  Auf  dem  rechten  Helme 
steht  ein  die  Sachsen  einwärtskehrender,  silberner  Adlersflügel  (Helm  des  Stamni- 
wappens);  auf  dem  mittleren  ein  rechtssehender  schwarzer  Adler  mit  einem  goldenen 
Kleinod  um  den  Hals,  und  auf  dem  linken  Helme  eine  rothe  spitzige  Mütze,  welche 
mit  zwei  silbernen  Sparren  belegt  und  oben  mit  drei  silbernen  Straussenfedern 
besteckt  ist.  Die  Decken  des  rechten  und  linken  Helmes  sind  roth  und  silbern, 
und  die  des  mittleren  schwarz  und  golden.  Den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende 
goldene  Löwen,  und  die  Devise  ist :   Quid  non  delectis. 

Die  Grafen  v.  Pourtales  stammen  aus  einem  sehr  angesehenen,  vor- 
nehmen Geschlechte  im  Fürslenthum  Neuenburg,  welches  sich  um  das- 
selbe und  die  Schweiz  grosse  Verdienste  erworben  hat.  Der  preussische 
Adelstand  kam  in  der  Person  des  Jeremias  Pourtales  durch  König 
Friedrich  II.  von  Preussen  14.  Febr.  1750,  und  die  preussische  Grafen- 
würde durch  König  Friedrich  Wilhelm  III.  von  Preussen  21.  März  1815 
in  che  Familie.  Dieselbe  hat  sich  durch  die  Brüder  Ludwig,  James 
Alexander  und  Julius  Heinrich  Carl  Friedrich  —  Enkel  des  Jeremias  — 
sehr  ausgebreitet  und  hat  grossen  Grundbesitz  inne. 

Graf  Ludwig,  geb.  14.  Mai  1773,  gest.  8.  Mai  1848,  Präsident 
des  Staatsraths  im  Fürstenthum  und  Canton  Neuenburg,  Oberst-Inspector 
der  Artillerie  in  der  schweizer  Eidgenossenschaft  etc.,  vermählte  sich 
20.  April   1795  mit  Sophie  Guy  d'Audangcr,  geb.    1.  Dec.    1777.     Aus 


GRÄFIN   V.   POURTAli».  215 

dieser  Elie  leben  drei  Söhne,  die  Grafen  Ludwig  Augusl,  Carl  Friedrich 
und   Auwmjer  Joseph. 

LUDWIG  August  Graf  v.  Pourlales  —  Sohn  des  Grafen  Ludwig  — 
geh.  17.  März  1796,  k.  preuss.  ansserord.  Staatsrat!)  und  Oberst- 
Lieutenant  der  Artillerie  im  Fürstenlhum  Neuenbürg,  Mitbesitzer  der 
Rittergüter  Ogrosen,  Cransdorff  etc.,  vermählte  sich  6.  Mai  1822  mit 
Elisabeth  Friederike  v.  Sandoz-Rollin ,  geb.  28.  Juni  1804,  und  aus 
dieser  Ehe  leben  fünf  Söhne,  die  Grafen  Ludwig  Franz,  geb.  4.  März 
1823;  Alfred,*  geb.  18.  März  1824,  verm.  26.  Aug.  1850  mit  Anna 
v.  Paschwitz,  gest.  1.  Dec.  1851  ;  Eugen,  geb.  5.  Jan.  1828,  k.  preuss. 
Lieutenant;  Ernst,  geb.  30.  Sept.  1829,  k.  preuss.  Fähnrich,  und 
Moritz,  geb.  26.  März  1837.  —  Von  den  Brüdern  des  Grafen  Ludwig 
August  ist  Graf  Carl  Friedrich,  geb.  10.  Juni  1799,  Oberst- Inspector 
der  Milizen  im  Fürstenlhum  Neuenburg,  Mitbesitzer  der  Rittergüter 
Ogrosen,  Cransdorff  etc.,  seit  9.  Aug.  1824  verm.  mit  Emilie  Freiin 
v.  Steiger-Wichtrach,  geb.  10.  Febr.  1808,  Graf  Alexa.nder  Joseph  aber, 
geb.  9.  Oct.  1810,  k.  preuss.  Major  der  Artillerie  im  Fiirstenthum 
Neuenburg,  Besitzer  der  Herrschaft  HIobusch  und  der  Güter  Radowcsnitz 
und  Wellrub  in  Böhmen,  vermählte  sich  26.  Nov.  1835  mit  Augusta 
Maria  Elisabeth  Saladin  v.  Crans,  geb.  14.  Mai  1815,  aus  welcher  Ehe 
vier  Söhne  stammen,  die  Grafen:  August  Friedrich,  geb.  20.  Febr.  1840, 
Ludwig  Arthur  Leopold,  geb.  5.  Dec.  1842,  Ma.\imi> i,  geb.  23.  März 
1845,   und   Hermann  Alexander,  geb.   31.   März    1847. 

James  Alexander  Graf  v.  Pourtales-Gorgicr  —  Bruder  des  Grafen 
Ludwig  —  geb.  28.  Nov.  1776,  vormals  Herr  z^u  Gorgier  im  Fürsten- 
lhum Neuenburg,  k.  preuss.  Kammerherr,  vermählte  sich  12.  Juni 
1809  mit  Anna  v.  Palaisieux-Falconnet,  gest.  16.  Dec.  1836.  Aus 
dieser  Ehe  leben  vier  Söhne,  die  Grafen:  Heinrich,  geb.  5.  Febr.  1815, 
Besitzer  der  früheren  Herrschaft  Gorgier  und  der  Herrschaft  Kriechow, 
verm.  22.  Juni  1840  mit  Anna  Maria  Gräfin  v.  Escherny,  geb.  11.  Sept. 
1820,  aus  welcher  Ehe  Arthur,  geb.  31.  Aug.  1844,  stammt.  —  Carl, 
geb.  3.  Mai  1816,  k.  preuss.  Legalions  -  Ra  th ,  Besitzer  der  Herrschaft 
Gluinhowitz,  verm.  17.  April  1849  mit  Agnes  Luise  Friederike  Gräfin 
v.  Wylich  und  Loltum,  und  der  Sohn  desselben  ist:  Max,  geb.  14.  Febr. 
1850.  —  Jacob  Robert,  geb.  15.  April  1821,  verm.  27.  Juni  1846 
mit  Anna  Hagermann,  geb.  26.  Jan.  1825,  aus  welcher  Ehe  Jacob 
Albert,  geb.  27.  März  1847,  entsprossen  ist  —  und  Edmund,  geb. 
6.  April   1828,  Besitzer  der  Herrschaft  Bentschen. 

Julius  Heinrich  Carl  Friedrich  Graf  v.  Pourlales  —  Bruder  der 
Grafen  Ludwig  und  James  Alexander  —  geb.  23.  Febr.  1779,  k.  preuss. 
Kamraerherr,  Ober-Ceremonienmeister,  w.  Geh.  Ralh,  Besitzer  der  Herr- 
schaft Uoskau  und  Lischna  in  Böhmen,  vermählte  sich  18.  Nov.  1811 
mit  Maria  Luise  Elisabeth  v.  Castellane-Norante ,  geb.  12.  Jan.  1793. 
Aus  dieser  Ehe  stammen  zwei  Söhne,  die  Grafen:  Albert  Alexander, 
geb.  10.  Sept.  1812,  k.  preuss.  Kammerherr  und  w.  Legations -Rath, 
verm.  6.  Aug.  1846,  mit  Anna  Friederike  Cäcilie  Ida  Theodora 
v.    Belhmann- Hollweg,    geb.     24.    Febr.    1827,     und    Wilhelm,    geb. 


210 


CRAFKN   V.   PRASCHMA. 


7.  Juni  1815,  verm.  4.  März  1845  mit  Charlotte  Luise  Gräfin 
v.  Maltzan,  gel).  20.  Dec.  1827.  Aus  der  Ehe  jedes  dieser  Brüder 
stammen  zwei  Töchter. 


Grafen  v.  Praschma. 

Hatfjoltfd).  flreufjen. 

Besitz:  die  Herrschan  Falkenbcrg;  das  Rittergut  Tillowitz  etc.  in  Schlesien. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  eine  goldenes  Hirschgeweih,  welches  an  jeder 
Stange  sieben  Enden  zeigt,  mit  einem  abgerissenen  Stücke  der  Hirnschale.  Den 
Schild  deckt  die  Grafenkrone,  auf  welcher  sich  ein  gekrönter,  das  Hirschgeweih 
des  Schildes  tragender  Helm  erhebt.  Die  Helmdecken  sind  blau  und  golden.  — 
Nach  einigen  Angaben  ist  das  Hirschgeweih  schwarz. 

Sehr  altes,  jetzt  schlesisches  Geschlecht,  dessen  Ahnherr,  nach 
einer  Familiensage,  ein  deutscher  Ritter  sein  soll,  welcher,  als  er  seinem 
Fürsten  den  Weg  durch  einen  Morast  zeigte,  einen  vor  ihm  laufenden 
Hirsch  ereilte,  denselben  beim  Geweih  ergriff  und  den  Kopf  abhieb, 
und  zum  Andenken  an  diese  That  ein  Hirschgeweih  als  Wappenbild 
erhielt.  Nach  Paprocius  hat  früher  die  Familie  in  Polen  unter  dem 
Namen  Borkowicz  geblüht  und  ist  zu  hohen  Ehren  gelangt,  namentlich 
war  Matthäus  Borkowicz  1335  Wojewode  von  Posen.  Später  verbreitete 
sich,  nach  Sinapius,  das  Geschlecht  nach  Mähren  und  aus  Mähren  nach 
Schlesien  und  Böhmen.  Das  Stammhaus  in  Mähren  war  Ghudobina,  in 
Schlesien  aber  Bilkau  im  Batiborschen.  Milisch  v.  Bilkau  und  Chudobina 
kommt  mit  seiner  Gemahlin,  Euphemia,  1392  vor.  Benisch  v.  Bilkau 
und  Chudobina,  welcher  um  das  Jahr  1476  lebte,  nahm  zuerst  den 
Namen  Praschma  (Prazma)  an,  und  der  Sohn  desselben,  Peter  Prazma, 
pflanzte  den  Stamm  fort.  Später  erwarb  das  Geschlecht  grossen  Grund- 
besitz, namentlich  die  Stadt  und  Herrschaft  Ryhnik,  Krzyzanowicz  und 
Ujezd    im    Breslauschen,    Stadt    und    Herrschaft    Friedeck    im    Teschen- 


GRAFEN   PRKRENDOW  V.  PRZEBENDOWSKt. 


•217 


sehen  etc.  Von  Peters  Nachkommen  war  Bernhard  Prazma  v.  Bilkau 
und  auf  Belowcy  153!)  Landrichter  des  Fi'lrstenthums  Troppnu ,  und 
Iohauh  Bernhard,  oherster  Landrichter  der  Fürstenthiimer  Oppeln  und 
Hnlibor,  wurde  vom  Kaiser  Leopold  I.  1670  in  den  Reichsgrafenstand 
erhoben.      In    der    ersten    Hälfte  des    18.  Jahrhunderts  waren  besonders 


zwei    Brüder ,     wie 


Einige 


angeben,     bekannt:      Franz    Wilhelm     Graf 


v.  Praschma,  Freiherr  zu  Bilkau  und  Herr  zu  Friedeck,  k.  k.  Kämmerer, 
Landes -Hauptmann  des  Fürstentums  Wohlau,  und  zuletzt  k.  k.  Geh. 
Rath,  gest.  1731,  und  Graf  Johann  Ferdinand,  k.  k.  Kämmerer  und 
Landrechls-Beisitzer,  welchen  Gauhe  als  Sohn  des  Grafen  Franz  Wilhelm 
aufführt. 

Die  jetzigen  hier  aufzuzählenden  Glieder  der  Familie  stammen  von 
dem  Grafen  Johann  Carl  Nepomuk,  geb.  23.  Sept.  1756,  gest.  15.  März 
1822,  k.  k.  Kämmerer,  Herrn  auf  Falkenberg  und  Tillowilz  etc.,  verm. 
mit  Marianne  Gräfin  v.  Zierotin ,  geb.  22.  April  1761,  gest.  6.  Nov. 
1793.     Der  Sohn  aus  dieser  Ehe  ist: 

FRIEDRICH  Graf  v.  Praschma,  Freiherr  von  Bilkau  und  Herr  von 
Falkenberg,  geb.  30.  Dec.  1786,  k.  preuss.  Major  a.  D.,  vermählt 
16.  Mai  1820  mit  Johanna  Hedwig  Gräfin  v.  Schaflgotsch,  geb.  16.  Sept. 
1797.  Aus  dieser  Ehe  stammt,  neben  sechs  Schwestern,  Graf  Friedrich 
Wilhelm  Franz  Nicolaus  Ernst  Leopold  Carl  Johann  Nepomuk  Lazarus, 
geb.   20.   März    1833. 


Grafen  Prebendow  v.  Przebendowski. 

^vatholtfrh.  $)mtfjen. 

Jesitz:  die  Rittergüter  Lisehnitz  und  Zeclilin ;  das  Rittergut  SchAbben  etc.  in  Westareussen. 


Wappen:  in  Gold  ein  aufrechtstehender  und  reclitssehender  Marder 
(Stamm wappen),  über  welchem  eine  Krone  schwebt,  und  welcher  mit  beiden  Vorder- 
pfoten einen  Reichsapfel  hält  und  gleichsam  darreicht  (Vermehrung  des  Wappens 
bei  Erhebung  der  Familie  in  den  Grafenstand).  Den  Schild  deckt  eine  Grafeukrone, 
aus  welcher  der  Marder  des  Schildes  mit  dem  Reichsapfel  in  den  Pfoten  aufwachst. 
Den  Schild  halten  zwei  vorwärtssehende  geharnischte  Männer,  deren  Helme  mit 
drei  goldenen  Slraussenfcdern  besetzt  sind,  und  welche  mit  der  freien  Hand  eine 
Turnierlanzc  halten. 


218  GRAFEN  PREBENDOW  V.  PRZEBEINBOWSKI. 

Eine  der  ältesten  Familien  des  jetzigen,  den  neustädter,  karthauser, 
stargarder  und  danziger  Landkreis  umfassenden  Thciles  von  Westpreussen, 
welche  ursprünglich  aus  Pommern  von  dem  bis  zum  16.  Jahrhundert 
besessenen  Stammgule  Prebendow  im  Kreise  Lauenburg  stammt.  In 
der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts,  zur  Zeit  Johann  Sohieskis, 
begab  sich  das  Geschlecht  nach  dem  benachbarten  Pommerellen  und 
war  bis  zu  der  1772  erfolgten  Occupation  der  jetzigen  Provinz  West- 
preussen das  ausgezeichnetste  in  derselben.  Die  Familie  bekleidete  die 
Woywodschaftsstellen  von  Pommerellen  und  Marienburg  mit  fast  erblicher 
Stalthalterschaft,  vereinigte  damit  die  höchsten  Militair-  und  Ehrenämter 
der  Provinz,  besass  viele  und  grosse  Allodial-Besilzungen  und  halte  eine 
Menge  von  Gratialgülern,  welche  letztere,  nach  Ablauf  der  darüber  aus- 
gestelllen  Urkunden,  1772  von  der  Krone  Preussen  anderweitig  vergeben 
wurden.  Auf  so  glanzvollem  Standpunkte  erwarb  sich  die  Familie  durch 
freie  Stiftungen  bleibende  Verdienste  um  die  jetzige  Provinz  Westpreussen. 
—  Unter  den  Gliedern  der  Familie  tritt  besonders  Peter  Georg,  — 
Grossoheim  des  weiter  unten  aufzuführenden  Grafen  August  —  Palatinus 
von  Pommerellen,  verm.  mit  Ursula  v.  Potocka,  gest.  1755,  hervor. 
Der  Bruder  desselben,  Johannes,  Erbkämmerer  von  Kulm,  befreite  1683, 
bei  der  Belagerung  Wiens,  unter  Sobieski  den  nachmaligen  Kurfürsten 
Johann  Georg  IV.  von  Sachsen  mit  seinem  Beitertrupp  aus  einem  gefähr- 
lichen Kampfe  mit  den  Spahis,  wodurch  derselbe  später  Zutritt  am 
kursächs.  Hofe  erhielt,  in  Folge  dessen  er  sich  mit  der  Schwester  des 
nachherigen  Feldmarschalls  Grafen  v.  Flemming  vermählte.  Als  nach 
Sohieskis  Tode  die  Krone  Polen  erledigt  war,  wusste  Johannes  durch 
Einfluss  und  diplomatische  Gewandtheit  es  dahin  zu  bringen,  dass  die 
zahlreichen  Kronbewerber  beseitigt  und  dem  Kurfürsten  Friedrich  August  I. 
von  Sachsen  1697  die  Krone  von  der  Nation  verliehen  wurde,  worauf 
König  August  II.  in  Polen  der  Familie  die  Grafenwürde,  unter  Vermehrung 
des  Wappens,  erlhcilte.  Es  wurde  nämlich  über  den  Marder  des  Stamm- 
wappens eine  schwebende  lose  Krone,  das  Zeichen  der  Kron-Vacanz, 
gestellt,  und  dem  Marder  in  die  Vorderpfoten  zum  Halten  und  Darreichen 
ein  Reichsapfel,  gleichsam  als  Andeutung,  dass  Johannes  denselben  vergeben 
hätte,  gelegt.  Johannes  selbst  wurde  vom  Könige  zum  Minister  und 
zum  Incisor  regni,  und  ein  Bruder  desselben,  Johann  Georg,  zum  The- 
saurarius  regni  ernannt.  —  1772  begaben  sich  die  damaligen  Häupter 
der  Familie,  Graf  Ignaz,  Woywode  von  Pommerellen,  und  der  Bruder 
desselben,  Graf  Joseph,  —  Vater  des  Grafen  August  —  k.  poln.  General- 
lieulenant,  verm.  mit  einem  Fräulein  v.  Kleist  katholischer  Linie  aus 
dem  Kurfürstenthum  Cöln,  an  den  Hof  des  Königs  Stanislaus  Poniatowski, 
und  verblieben  an  demselben,  worauf  die  von  ihnen  inne  gehabten 
Slarosteien  etc.  als  in  ihren  Nutzniessungen  erledigte  Doinaincn  von  den 
preussischen  Behörden  in  Beschlag  genommen  wurden.  Graf  Joseph 
starb  1775.  Der  ältere  Sohn  desselben,  Johann,  bekam  die  komlauschen 
Güter  mit  Kolibken,  welche,  da  er  ohne  Leibeserben  starb,  seine  Wittwe 
erbte,  der  jüngere  Sohn  aber,  Graf  August,  erhielt  die  Gralialgüter, 
welche   aber,    da  das  kön.  poln.  Privilegium    nur  auf  drei  Generationen 


GRAFEN  V.  PRF.YSING. 


219 


lautete,  und  Greif  August  bereits  der  drille  Nutzniesser  war,  nach  dein 
1808  erfolgten  Tode  desselben,  dem  westpreussischen  Sehulfond  über- 
wiesen  wurden.  —  Die  Familie  des  Grafen  Ignaz  begab  sieb  später  auf 
die  Gilter  bei  Krakau  und  nach  Galizien,  wo  dieselbe  noch  blüht.  Knie 
Tocbler  des  Grafen  Ignaz,  Felicilas ,  vermählte  sich  mit  dem  Grafen 
Maluszewicz  und  ist  die  Mutler  des  bekannten  russischen  Diplomaten 
geworden. 

Die  jetzigen  Glieder  der  Familie  stammen  vom  Grafen  August,  und 
die  hierher  gehörenden  Grafen  Alexander  und  Fkanz  .Michael  sind  aus 
dritter  Ehe  desselben  mit  Julia  v.  Sokolowska  aus  Tulczin  in  der  Ukraine 
entsprossen. 

Graf  ALEXANDER,  geb.  6.  März  1802,  Gutsbesitzer  auf  Lischnilz 
und  Zechlin,  k.  preuss.  Hauptmann  a.  D.,  vermählte  sich  5.  Dec.  1831 
mit  Agnes  Ernestine  Abigail  Gräfin  v.  Krockow-VVickerode,  geb.  24.  Oct. 
1811  (evang.  Conf.).  Die  drei  Söhne  aus  dieser  Ehe,  evang.  Gonf., 
sind  die  Grafen:  Oscar,  geb.  1833;  Alexander,  geb.  1836,  k.  preuss. 
Cadet,   und  Hans,  geb.    1843. 

Graf  Franz  Michael,  geb.  6.  Oct.  1805,  Gutsbesitzer  auf  Schiibben, 
k.  preuss.  Hauptmann  a.  D.,  vermählte  sich  1838  mit  Maria  v.  Kleist 
(evang.  Conf.),  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Paul, 
geb.  20.  Aug.  1839;  Alfred,  geb.  20.  Juli  1841,  und  Anton,  geb. 
9.  Oct.    1843. 


Üatljoltfd). 


Grafen  v.  Preysing. 


öagern. 


Besitz:  die  Herrschaften  Hohenasrhau  mit  Wihlenwart,  Neubeyrn,  Sachsenkamm  uud  Soll 
hüben;  die  Herrschaften  Braooenburg  und  Falkenslein  und  die  Herrschaft  Reiehers- 
beyrn.     Die  Majoratsgüter  der  Linie  Prejsing  im  Moos. 


Wappen  der  Linie  v.  Hnhcnascb.au :  Schild  durch  eine  eingebogene  Spitze 
in  drei  Theile  getlieilt.  Die  schwarze  Spitze  zieht  sich  bis  an  den  Band  des 
Schildeshauptes    hinauf,    und   im    Fusse    der   Spitze    steht    ein    goldener    Dreiberg 


220  GRAFKN  V.  PRKYSING. 

(Wappen  der  Aschauer).  Rechts  unter  Roth  eine  vom  unteren  Rande  aufsteigende 
silberne,  schwarz  ausgefugte  Mauer  mit  zwei  Zinnen  (Preysingsches  Stammwappen) ; 
links  quergelheilt ,  oben  silbern  ohne  Rild,  unten  in  Rlau  drei  (2  und  1)  sechs- 
eckige goldene  Sterne  (Wappen  der  Herren  v.  Freiberg  zu  Aschau).  Auf  dem 
Schilde  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rechten  Helme  steht  ein 
rechtssehender  gekrönter  Sittig  mit  rothem  Halsbande  zwischen  zwei  Büffelshörnern, 
von  welchen  das  rechte  silbern,  das  linke  schwarz  ist.  Das  silberne  Hörn  ist  aus- 
wärts mit  sechs  schwarzen ,  das  schwarze  aber  mit  sechs  silbernen  Kleeblättern 
besteckt  (Helm  des  Slanimwappens),  doch  sind  Sittig  und  Kleeblätter,  zum  Helm- 
schmuck der  erloschenen  Linie  Preysing-Wolnzach  gehörig,  erst  später  hinzugekommen. 
Der  mittlere  Heiin  trägt  einen  rechtssehenden  gekrönten  schwarzen  Adler  mit  gol- 
denen Wehren  und  ausgebreiteten  goldenen  Flügeln  (Helm  der  Aschauer),  und  der 
linke  sieben  silberne  einwärtsgebogene  Straussenfedern  (Helm  der  Freiberge  zu 
Aschau).  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth  und  silbern  und  links  blau  und  silbern. 
"Wappen  der  erloschenen  Linie  im  Moos  :  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild. 
Im  goldenen  Mittelschilde  ein  gekrönter,  golden  bewehrter  schwarzer  Adler.  1  und 
4  unter  Roth  eine  silberne,  schwarz  ausgefugte  Mauer,  oben  mit  zwei  Zinnen 
(Stammwappen),  2  in  Gold  ein  schwarzer  Querbalken  und  im  Fusse  ein  schwarzer 
Dreiberg,  und  3  in  Schwarz  drei  quer  übereinanderliegende,  mit  den  Stielen  rechts 
gewendete  Eichenblätter  (älteres  und  neueres  Wappen  der  Aichberger).  Den  Schild 
decken  drei  gekrönte  Helme.  Der  Schmuck  des  rechten  Helmes  wie  bei  der  Linie 
zu  Hohenaschau,  nur  sieht  der  Sittig  einwärts,  und  anstatt  der  die  Aussenseite 
der  Hörner  besteckenden  Kleeblätter  nehmen  Einige  Eichenblätter  an.  Der  mittlere 
Helm  trägt  den  zweiköpfigen  Reichsadler  mit  der  darüber  schwebenden  kaiserlichen 
Krone,  und  der  linke  Helm  einen  hohen  heidnischen  goldenen  Hut  mit  schwarzem 
Aufschlage.  Den  Hut  besetzt  eine  Krone,  welche  mit  6  Pfauenfedern,  3  und  3, 
besteckt  ist  (Aichbergerscher  Helm).  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth  und  silbern, 
links  schwarz  und  golden. 

Wappen  der  Linie  von  Lichtenegg:  quadrirter  Schild;  1  und  4  unter 
Roth  die  oben  beschriebene  silberne  Preysingsche  Mauer;  2  und  3  in  Roth  eine 
zwischen  zwei  silbernen  Hügeln  in  die  Höhe  steigende  silberne  Spitze  (Wappen 
der  erloschenen  Familie  v.  Tannberg).  Den  Schild  decken  drei  gekrönte  Helme. 
Der  Schmuck  des  rechten  Helmes  stimmt  mit  dem  der  Linie  im  Moos.  Der  mittlere 
trägt  den  roth  bekleideten  Rumpf  eines  bärtigen  alten  Mannes,  welcher  eine  rot  he, 
silbern  aufgestülpte  Mütze  auf  dem  Kopfe  hat,  auf  der  eine  Krone  stellt,  welche 
sechs  Hahnenfedern,  von  denen  drei  rechts,  drei  links  wehen,  trägt  (Tannbergscher 
Helm).  Auf  dem  linken  Helme  stehen  zwei  mit  den  Köpfen  unter  sich  gekehrte 
und  auswärts  gewendete  silberne  Fische.  Die  Helmdecken  sind  rechts  schwarz 
und  silbern,  links  silbern  und  roth. 

Sehr  altes,  ursprünglich  hessisches  Geschlecht,  aus  welchem,  nach 
Rucelini,  Glieder  942  dem  Turniere  zu  Rotenburg  und  996  zu  Braun- 
schweig beiwohnten.  Schon  vor  1100  kam  die  Familie  nach  Bayern 
und  gründete  das  Stammschloss  Alten -Preysing  zwischen  Landshut  und 
Mosbach  an  der  Isar.  In  späterer  Zeit  breitete  sich  dieselbe  auch  in 
Oesterreich,  wo  sie  die  Herrschaft  Orth  erwarb,  sowie  in  Schlesien  aus. 
—  Die  Theilung  in  die  drei  Linien  Kronwinkel,  Kopfs berg  und 
Wo lnzach,  welche  beide  letzleren  lange  erloschen  sind,  erfolgte  in 
früher  Zeit.  Die  Linie  Kronwinkel  zerfiel  in  drei  Aeste:  im  Moos, 
Hohenaschau  und  Lichten  egg.  —  Der  Freiherrenstand  kam  in 
die  Familie,  welche  auch  das  Erbschenkenamt  im  Herzogthume  Bayern 
und  im  Hochstifte  Freisingen  erlangt  hatte,  durch  Diplom  des  Kaisers 
Friedrich  III.  1465  in  der  Person  Johann  Alberts,  welcher  als  herzogl. 
bayer.  Rath  und  Stadtoberrichler  zu  Landshut  1518  starb.  —  Der 
Grafenstand    gelangte    durch    drei   Erhebungen   in    alle    drei    Aeste   der 


GRAFEN  V.  PREYSIN«;.  221 

Linie  Kronwinkel.  Aus  dem  Aste  im  Moos  wurde  vom  Kaiser  Ferdi- 
nand III.  15.  März  1  (545  Johann  Warmcnd  Freiherr  v.  Preysing,  genannt 
Kronwinkel,  Pfleger  zu  Vilshoscn,  in  den  Reichsgrafenstand  erhohen. 
Mit  dein  l  r-Ur-Enkel  desselhen,  Johann  Maximilian  Nicolaus,  geb.  9.  März 
1700,  gest.  25.  Nov.  1836,  k.  bayer.  General,  erlosch  dieser  Ast,  und 
das  Majorat  desselben  ging  auf  einen  Nebenzweig  des  Astes  Lichtenegg 
über." —  Aus  dem  Aste  II  ohenascliau  erhielt  Johann  Christoph, 
Hofralh  und  Erbsehenk  von  Ober-  und  Niederbayern,  verm.  mit  der 
Erbtochler  von  llohenasehau ,  vom  Kaiser  Leopold  I.  10.  Febr.  16G4  den 
Grafenstand.  Von  demselben  stammt  der  jetzige  Majoratsherr  im  dritten 
Gliede.  —  Dein  gesammlen  Lichtenegger  Aste  ertheilte  Kaiser  Joseph  II. 
als  Mitregent  (v.  Lang  irrt,  wenn  er  den  Kurfürsten  Maximilian  Joseph 
von  Bayern  nennt)  30.  Juni  17GG  den  Reichsgrafenstand.  Preysing- 
Lichlenegg  hatte  sich  übrigens  durch  zwei  Sühne  des  Freiherrn  Johann 
Conrad  Adam,  geb.  1628,  gest.  1697,  wieder  in  zwei  Aeste  gelheill. 
Der  ältere  Sohn,  Johann  Philipp  Jacob,  gründete  den  älteren,  der  jüngere, 
Johann  Sigismund  Paul,  den  jüngeren  Ast.  Aus  dem  älteren  trat  Fer- 
dinand, geb.  1704,  gest.  1782,  in  k.  preuss.  Militärdienste  und  ver- 
breitete sein  Geschlecht  nach  Schlesien.  Dieser  Ast,  welcher  im 
Mannesstamme  mit  Ferdinands  Enkel,  Friedrich  Wilhelm  Heinrich  Martin 
Franz  Xaver,  20.  Oct.  1850  erloschen  ist,  wird  daher  der  ältere  Ast 
in  Schlesien  genannt.  Der  jüngere  Ast,  oder  der  Ast  in  Rayern  theille 
sich  mit  zwei  Söhnen  des  Grafen  Ignaz  Ludwig  Georg,  geb.  18.  Aug. 
1766,  gest.  1.  April  1836,  wieder  in  zwei  Zweige.  Es  stiftete  nämlich 
der  älteste  Sohn,  Maximilian,  welcher  1836  die  Majoratsgüter  der  aus- 
gestorbenen Grafen  v.  Preysing  im  Moos  erbte,  einen  neueren  älteren 
Zweig:  Prey  sing-Li  c  h  te  n  egg -M  oos,  und  der  jüngere  Sohn  Anton 
den  anderen  jüngeren  Zweig:  Preysing- Lichtenegg.  —  Die 
Häupter  von  Preysing  im  Moos  und  Preysing- Hohenaschau  wurden 
26.  Mai  1818  zu  erblichen  Reichsrälhen  der  Krone  Bayern  erhoben, 
und  die  erbliche  Reichsralhswürde  von  Preysing  im  Moos  ist  auf  Preysing- 
Lichtenegg-Moos  übergegangen. 

Die  jetzigen,  hier  aufzuführenden  Familienglieder  sind: 

Preysing- Hohenaschau:  Graf  Johann  CHRISTIAN  Carl,  — 
Sohn  des  Grafen  Johann  Maximilian  Xaver  Joseph  Patern,  geb.  21.  Febr. 
1736,  k.  bayer.  Kämmerers,  w.  Geh.  Raths  etc.  —  geb.  8.  Aug.  1775, 
k.  bayer.  Major  ä  la  suite,  Majoratsbesitzer.  — «■  Von  dem  Sohne  des 
Bruders  desselben,  dem  Grafen  Johann  Adam  Friedrich,  geb.  1.  Febr. 
1801,  gest.  5.  Jan.  1852,  k.  bayer.  Kämmerer,  lebt  die  Witlwe,  Caroline 
Freiin   v.   Geisspilzheim. 

Preysing-L  ich  lenegg:  jüngerer  Ast  in  Bayern: 

Aelterer  Zweig,  Preysing-Licblenegg-Moos.  Graf  MAXIMILIAN 
Joseph  Franz  Ignaz,  —  Sohn  des  Grafen  Ignaz  Ludwig  Georg  v.  Preysing- 
Lichtenegg,  geb.  18.  Aug.  1766,  gest.  1.  April  1836,  aus  der  Ehe 
mit  Crescentia  Franziska  Waldburga  Freiin  v.  Enzberg,  geb.  1.  Jan. 
1782,  verm.  1806,  gest.  18.  Dec.  1851  —  geb.  13.  Sept.  1810, 
Freiherr  v.  und  zu  Alten-Preysing,  genannt  Kronwinkel,  k.  bayer.  Kam- 


•222 


GRAFRN  V.  PUCKLER. 


merer,  erblicher  Reichsrath,  venu,  in  erster  Ehe  4.  Mai  1840  mit  Anna 
Prinzessin  v.  Waldburg- Zeil -Trauchburg,  geb.  30.  Juli  1821,  gest. 
15.  Jan.  1849,  und  in  zweiter  18.  März  1850,  mit  Amalia  Freiin  v.  0\v. 
Aus  der  ersten  Ehe  leben  vier  Söhne,  die  Grafen:  Johann  Warmund 
Franz  Ignaz  Caspar  Carl,  geb.  3.  März  1842;  —  Johann  Conrad 
Friedrich  Franz  Leopold  Constantin  Heribert,  geb.  16.  März  1843;  — 
Johann  Caspar  Anton  Maria  Georg  Gebhard,  geb.  8.  April  1844,  und 
Johann  Franz  Constantin  Maximilian  Maria  Gebhard  Carl,  geb.  10.  Juli 
184G.  —  Aus  der  zweiten  Ehe  stammt  Graf  Johann  Carl  Joseph  Maria, 
geb.   24.  Mai    1851. 

Jüngerer  Zweig:  Preysing-Lichtenegg,  Graf  ANTON  Georg 
Ludwig —  Bruder  des  Grafen  Maximilian  Joseph  Franz  Ignaz —  geb.  18.  Nov. 
1811,  k.  bayer.  Hauptmann,  verm.  12.  Febr.  1846  mit  Mathilde  Maria 
Octavia  Freiin  v.  Oberkirch-Mohlsheim,  geb.  4.  Dec.  1825,  aus  welcher 
Ehe  Graf  Maximilian  August  Anton  Johann,  geb.  30.  Mai  1849,  stammt. 


Grafen  v.  Pückler. 

ITutJjenfd).  $reufjen. 

Besitz:  die  Herrschaften  Schedlau,  Siebitschau,  Ober-Weislrilz,  Nieder -ThomaswaJdau, 
Kempen  und  das  Ritlergut  Sacherwitz  in  Schlesien;  die  Herrschaft  Kempen  im 
Grossherzosihum  Posen;  die  Herrschaft  Tannhausen,  das  Rittergut  Burkcrsdorf  etc. 
in  Schlesien. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  goldenen  Mittelschiklc 
ein  rechtssehender  gekrönter  schwarzer  Adler.  1  und  4  in  Gold  ein  die  Sachsen 
cinwärtskehrender  schwarzer  Adlersfliigel ;  2  und  3  ebenfalls  in  Gold  der  Kopf  und 
Hals  eines  einwärtsgekehrten  gekrönten  schwarzen  Adlers.  Ueber  der  Grafenkrone 
stehen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  drei  Straussenfedern,  schwarz, 
golden,  schwarz;  der  mittlere  den  gekrönten  Adler  des  Mittelschildes,  und  der 
linke  die  drei  Straussenfedern  des  rechten  Helmes.  Die  Helmdecken  sind  schwarz 
and  golden,  und  den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende,  gekrönte  schwarze  Adler. 


GRAFKN  V.  I'Cf.KLF.r,.  223 

Die  Grafen  v.  Piickler  stammen  aus  einem  sehr  alten  und  sehr 
angesehenen  schlesischen  Ritlergeschlechle,  dessen  forllaufende  ganz 
genaue  Stammfolge  erst  seit  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  erweislich 
ist,  während  Nachrichten  vor  1334  fehlen  und  diejenigen  von  1334  — 
1450  einen  Zusammenhang  nicht  ergehen.  —  Der  nächste,  genauer 
bekannte  Stammvater  ist  Nicolaus  Poeckeler  zu  Blumenlhal  bei  Neisse, 
welcher  14G8  die  Kinder  des  Nickel  Pöckeler  von  Grünau  bevormundete, 
und  14S8  noch  die  Guter  Groditz  und  Floste  im  Falkenbergschen  erwarb 
und  daher  in  böhmischen  Urkunden  Mikulasch,  Groditzky  oder  Flostowsy 
genannt  wird.  Aus  der  Ehe  mit  Dorothea  Haugwilzin  v.  Niewodnik 
stammte  als  zweiter  Sohn  Nicolaus  Piickler  von  und  auf  Groditz,  gest. 
1543,  venu,  mit  Dorothea  Larischin  von  Gross -Nimsdorf.  Der  zweite 
Sohn  desselben  war  Wenzel  auf  Schedlau ,  Kleuschnilz,  Mullwitz  und 
Guhrau,  Hauptmann  zu  Falkenberg  und  Steinau,  gest.  1562.  Aus  der 
Ehe  desselben  mit  Magdalena  Haugwilz  v.  Haugwitz  entspross  Hans  der 
Aeltere  auf  Schedlau  etc.,  geb.  1550,  gest.  24.  Sept.  1590,  verm.  mit 
Susanna  Danwilz  von  Johnsdorf,  geb.  im  April  1556,  gest.  5.  März 
1619.  Der  Sohn  desselben,  Hans  der  Jüngere,  auf  Schedlau,  geb. 
12.  Nov.  1576,  gest.  28.  Oct.  1638,  Landrechtsbeisitzer  zu  Oppeln, 
war  dreimal  vermählt.  Aus  erster  Ehe  mit  Helena  Sedlnitzky  von  Choltitz, 
geb.  24.  Febr.  1582,  verm.  28.  April  1603,  gest.  26.  Jan.  1630, 
stammte  als  sechster  Sohn  Georg  auf  Schedlau  etc.,  geb.  22.  Dec.  1623, 
gest.  23.  Aug.  1679.  Derselbe  erhielt  durch  Vermählung  mit  Salomena 
v.  Frankenberg,  verm.  3.  Juli  1646,  gest.  2.  Dec.  1678,  die  Herrschaft 
Lubschau,  erwarb  noch  Heidersdorf,  Oberwitz,  Rosenthal  und  Mörschelwitz 
und  wurde  vom  Kaiser  Ferdinand  III.  5.  März  1655  in  den  Reichs- 
freiherrenstand erhoben.  Die  drei  Söhne  desselben  waren  Carl  Franz, 
Maximilian  Ernst  und  August  Sylvius.  Carl  Franz  wurde  Stifter  einer 
älteren  Linie  und  Stammvater  der  Grafen  Piickler  fränkischer  Linie 
(s.  die  Grafen  V.  Piickler-Limpurg) ;  Maximilian  Ernst  starb  7.  Juni  1650 
auf  Reisen  und  August  Sylvius  gründete  die  jüngere  Linie  und  wurde 
somit  der  Stammvater  der  Grafen  v.  Pückler  schlesischer  Linie,  von 
welchen  hier  die  Rede  ist. 

August  Sylvius,  seit  10.  Mai  1690  Reichsgraf  Pückler  v.  Groditz, 
—  dritter  Sohn  des  Freiherrn  Georg  —  geb.  14.  Aug.  1657,  gest. 
18.  März  1748,  Herr  auf  Schedlau,  Lubschau  etc.,  Landesältester  der 
Fürslenlhümer  Oppeln  und  Ratibor,  verm.  sich  15.  Juli  1682  mit  Luise 
Maximiliane  Freiin  v.  Nowack  aus  dem  Hause  Friedland,  Erbtochter  auf 
Rosnochau,  geb.  6.  Juni  1658,  jubil.  15.  Juli  1732,  gest.  29.  Dec. 
1735.  Von  acht  Sölinen  aus  dieser  Ehe,  von  welchen  vier  sehr  jung 
verstarben,  stifteten  zwei :  Erdmann,  der  zweitgeborene,  und  Franz  Sylvius, 
der  vierte  Sohn,  zwei  Unterlinien  der  Familie:  es  gründete  nämlich 
Erdmann  die  lausitzische  Linie  zu  Branitz,  und  Franz  Sylvius  die 
seh  lesische  zu  Schedlau. 

Der  Stifter  der  lausitzischen  Linie  zu  Rranitz:  Erdmann,  geb.  10.  Sept. 
1687,  gest.  5.  Sept.  1742,  Herr  auf  Branitz,  k.  poln.  Kammerherr,  verm.  sich 
17.  März  1718  mit  Constantia  Henriette  Freiin  v.  Ilgen,  gest.  18.  Sept.  1747. 


224  GRAFRN  V.  PÜCKLER. 

Aus  dieser  Ehe  stammte  als  einziger  Sohn  August  Heinrich,  geb.  7.  Nov. 
1720,  gest.  9.  Febr.  1810,  Herr  auf  ßranitz,  verm.  in  erster  Ehe 
3.  Ocl.  1746  mit  Lucie  Charlotte  Freiin  v.  Grote,  geb.  26.  Febr.  1722. 
gest.  24.  April  1757,  und  in  zweiter,  6.  Aug.  1792,  mit  Charlotte  Sophie 
Rahe!  v.  Kracht,  geb.  28.  Oct.  1770,  gest.  17.  Aug.  1844.  Der  ersten 
Ehe  entspross  ein  Sohn  Ludwig  Carl  Johann  Erdmann  ,  geb.  1 2.  Juli 
1754,  gest.  16.  Jan.  1811,  Herr  auf  Branitz,  Standesherr  zu  Muskau« 
k.  sächs.  Geh.  Rath,  verm.  27.  Dec.  1784  mit  Clemenline  Cunigunde 
Charlotte  Luise  Olympia  Gräfin  v.  Callenberg,  Erblochter  auf  Muskau, 
geb.  5.  Juni  1770,  gesch.  1799,  gest.  als  verw.  Grälin  v.  Seydewilz 
8.  März  1850.  Der  aus  dieser  Ehe  stammende  Sohn  ist  HERMANN 
Ludwig  Heinrich,  seit  10.  Juni  1822  Fürst  v.  Pückler-Muskau.  —  Aus 
der  zweiten  Ehe  des  Grafen  August  Heinrich  (s.  oben)  lebt  Graf  SYLVIUS 
Wilhelm  Carl  Heinrich,  geb.  21.  Aug.  1800,  Herr  auf  Schönfeld, 
Kammerherr  Ihrer  Maj.  der  Königin  von  Preussen,  verm.  29.  Mai  1833 
mit  Luise  Isabelle  Freiin  de  Constant-Rebecque,  geb.  11.  April  1809. 
aus  welcher  Ehe  Graf  Ludwig  Albert  Heinrich  Hermann  Viclor  Sylvius, 
geb.    14.   April   1835,   stammt. 

Der  Stifter  der  schlesischen  Linie  zu  Schedlau  Franz  Sylvius,  geb. 
18.  April  1691,  gest.  14.  Aug.  1754,  Herr  auf  Mangschütz,  Bankwitz  etc., 
k.  k.  w.  Geh.  Rath  und  Kämmerer,  verm.  sich  in  erster  Ehe  28.  Nov. 
1714  mit  Ewa  Franziska  Wilhelmine  Gräfin  v.  Burghauss  aus  dem  Hause 
Sulau,  geb.  14.  April  1687,  gest.  25.  Nov.  1740,  und  in  zweiler, 
21.  Oct.  1743,  mit  Maria  Caroline  Brigitte  Gräfin  v.  Nosliz-Rhineck, 
geb.  15.  Sept.  1716,  gest.  5.  Nov.  1780.  Aus  erster  Ehe  stammte, 
neben  zwei  sehr  jung  verstorbenen  Söhnen,  Graf  Erdmann,  aus  zweiter 
Franz  Ludwig,  geb.  22.  März  1748,  gest.  23.  Juli  1810,  k.  k.  Käm- 
merer, Generalmajor  und  Commandant  von  Carlsburg,  über  dessen  Nach- 
kommen, die  aus  zwei  Ehen  entsprossenen  vier  Söhne  abgerechnet,  die 
treffliche  Schrift:  Geschlechtsfolge  der  Familie  Pückler  von  1450 — 1850, 
welche  zweifelsohne  aus  der  Feder  des  weiter  unten  aufzuführenden 
k.  preuss.  Regierungspräsidenten  Erdmann  Grafen  v.  Pückler -Schedlau 
geflossen  ist,  und  welche  den  deutlichsten  Beweis  von  dem  Lichte  giebt, 
das  der  Einzelne  bei  Fleiss  und  Liebe  zu  seiner  Familie  über  die 
genaue  Uebersicht  des  Geschlechts  verbreiten  kann,  weitere  Auskunft 
zu  ertheilen  nicht  vermag.  Dankbar  erkennt  die  Redaction  dieses  Werkes 
im  Interesse  der  Wissenschaft  und  der  Familie,  dass  die  genannte  Schrift 
die  richtige  Darstellung  einer  weit  verzweigten  Familie  sehr  leicht  ge- 
macht hat.  Möchten  andere  Familien  diesem  Vorbilde  folgen!  Es  ist  in 
der  Genealogie  noch  so  manche  Lücke  auszufüllen.  —  Graf  Erdmann, 
geb.  28.  Juli  1720,  gest.  24.  März  1794,  Herr  auf  Schedlau,  Kirch- 
berg, Kleuschnitz,  Lubschau,  Rosnochau,  Bankwilz,  Mangschütz  etc.,  k.  k. 
Rittmeister  a.  D.,  war  zweimal  vermählt:  in  erster  Ehe,  21.  Mai  1749, 
mit  Luise  Ulrike  Sophie  Gräfin  v.  Pückler- Kirchberg,  geb.  20.  Sept. 
1731,  gest.  28.  März  1751,  und  in  zweiter,  12.  Oct.  1751,  mit  Charlotte 
Maximiliane 'Freiin  v.  Seherr-Thoss,  geb.  4.  März  1727,  gest.  11.  März 
1796.     Aus  der  zweiten  Ehe  pflanzten  von  sieben  Söhnen    der  älteste, 


liRAFK.N  V.  PÜCKLRR.  22.") 

Graf  Erdmann,  der  zweite,  Friedrich  Johann  Ludwig  Erdmann,  der  vierte, 
Carl  Franz  Christoph  Erdmann,  und  der  fünfte,  Maximilian  Wilhelm 
Erdmann,  das  Geschlecht  fori  und  das  Nähere  über  dieselben  ist  Nach- 
stehendes: Graf  Erdmann,  geb.  20.  Jan.  1755,  gest.  ü.  Sept.  1819, 
Herr  auf  Scbedlau,  Rogau,  Jacobsdorf  etc.,  k.  preuss.  Premierlieutenant 
a.  D. ,  venn.  sich  31.  Mai  1791  mit  Johanna  Friederike  Iflargarelhe 
v.  Czetlritz  und  Neuhauss,  geb.  5.  Oct.  1769,  gest.  7.  Juni  1834;  — 
Graf  Friedrich  Johann  Ludwig  Erdmann,  geb.  26.  Jan.  1756,  gest.  1 1.  Nov. 
1806,  Herr  auf  Lubschau,  Stubendorf,  Ottmulh,  Ollo-Langendorf,  Holstein 
und  zuletzt  auf  Gimmel,  k.  preuss.  Premierlieutenant  a.  D. ,  verm.  sich 
17.  Oct.  1784  mit  Christiane  Auguste  Charlotte  Freiin  v.  Erlach,  geb. 
6.  Nov.  1769,  gest.  22.  Febr.  1817;  —  Carl  Franz  Christoph  Erdmann, 
geb.  8.  Juli  1759,  gest.  13.  März  1796,  Herr  auf  Rosnochau,  Bielau, 
Tannhausen  etc.,  k.  preuss.  Premierlieutenant  a.  D.,  Landschafls-Director 
der  Fürstentümer  Schweidnitz  und  Jauer,  verm.  sich  15.  Mai  1787 
mit  Luise  Auguste  v.  Czetlritz  und  Neuhauss,  geb.  11.  Der.  1766,  gest. 
13.  Dec.  1793,  —  und  Maximilian  Wilhelm  Erdmann,  geb.  16.  Jan. 
1762,  gest.  29.  Aug.  1845,  Herr  auf  Bielau  und  Borisl.iwilz,  k.  preuss. 
Hauptmann  a.  D.,  verm.  in  erster  Ehe  11.  Nov.  1790  mit  Helene  Sophie 
Eleonore  v.  Rothkirch,  geb.  28.  Dec.  1772,  gest.  31.  März  1804,  und 
in  zweiter  1.  Jan.  1806  mit  Johanna  Nepomucena  Gräfin  v.  Larisch, 
geb.  1782,  gest.  9.  April  1810.  Von  diesen  vier  Brüdern  stammen  die 
gesammten  jetzigen  hier  aufzuführenden  Glieder  der  gräfl.  Pücklerschen 
Familie  schlesischer  Linie  ab,  und  dieselben  sind  nachstehende: 
Nachkommen   des  Grafen  Erdmann: 

Graf  ERDMANN,  geb.  4.  April  1792,  k.  preuss.  Regierungspräsident 
zu  Oppeln ,  Major  der  Garde-Landwehr,  Herr  auf  Schedlau  etc. ,  verm. 
16.  April  1826  mit  Johanna  Wilhelmine  Auguste  Albertine  Friederike 
Franziska  Freiin  v.  Eckardtstein -Leuenberg,  geb.  28.  Oct.  1808,  aus 
welcher  Ehe,  neben  fünf  Schwestern,  Graf  Erdmann,  geb.  5.  Nov.  1832, 
stammt.  —  Die  zwei  lebenden  Brüder  des  Grafen  Erdmann  sind :  Graf 
Carl  Gollhard  Sigismund  Erdmann,  geb.  31.  Dec.  1794,  General-Land- 
schafts-Repräsentant  von  Oberschlesien,  Herr  auf  Siebischau,  in  erster 
Ehe  verm.  mit  Luise  Friederike  Maximiliane  Sophie  v.  Czetlritz  und 
Neuhauss,  gest.  16.  Dec.  1826,  und  in  zweiter,  28.  Juni  1829,  mit 
Johanna  Gräfin  v.  Pückler,  geb.  2.  Febr.  1796,  aus  welcher  letzteren 
Ehe  Graf  Carl  Stanislaus  Erdmann,  geb.  12.  Juli  1832,  stammt,  und 
Graf  Hans  Heinrich  Friedrich  Erdmann,  geb.  24.  Dec.  1801,  k.  preuss. 
Major  a.  D.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem  Grafen  Georg  August 
Sylvius  Erdmann,  geb.  16.  Juni  1799,  gest.  25.  März  1843,  Herrn 
auf  Jacobsdorf,  Mahlendorf  und  Sacherwitz,  k.  preuss.  Lieutenant  der 
Landwehr- Cavallerie,  leben  aus  der  Ehe  mit  Pauline  Johanna  Emilie 
Neumann,  geb.  25.  Mai  1802,  verm.  1.  Aug.  1823,  fünf  Söhne,  die 
Grafen:  Georg  Heinrich  Erdmann  Emil,  geb.  12.  Juli  1825,  Herr  auf 
Kunzendorf,  k.  preuss.  Lieutenant  a.  D. ,  verm.  26.  Nov.  1848  mit 
Helene  v.  Bennigsen ,  geb.  12.  Sept.  1830;  Erdmann  August  Sylvius 
Constantin,  geb.  28.  Aug.  1827,  k.  preuss.  Lieutenant;  Hans  Heinrich 
n.  15 


226  GRAFEN  V.  PÜCKLER. 

Stanislaus  Erdmann,  geb.  6.  Aug.  1830,  k.  preuss.  Lieutenant;  Hermann 
Carl  Constantin  Erdmann,  geb.  17.  April  1837,  und  Friedrich  Wilhelm 
Carl  Albrecht  Erdmann,  geb.   28.  Sept.    1838. 

Nachkommen  des  Grafen  Friedrich  Johann  Ludwig 
Erdmann:  Graf  Friedrich  Ludwig  Erdmann  August,  geb.  29.  Mai 
1786,  k.  preuss.  Generallieutenant  zur  Disposition,  verm.  24.  Dec.  1812 
mit  Agnes  Ursula  Luitgardis  Clara  Gräfin  v.  Pitckler-Muskau,  geb.  5.  Oct. 
1794,  gest.  26.  März  1837.  —  Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Friedrich 
Ludwig  Erdmann  August  sind:  Graf  Wilhelm  Erdmann  Carl  August, 
geb.  17.  Febr.  1790,  k.  preuss.  Generallieulenant  a.  D.,  verm.  5.  Mai 
1817  mit  Ulrike  Caroline  v.  Broscovius,  geb.  23.  Sept.  1797,  gest. 
4.  März  1849  —  und  Graf  Hermann  Constantin  Erdmann,  geb.  22.  Dec. 
1798,  k.  preuss.  Kammerherr,  Hofmarschall  des  Prinzen  von  Preussen 
und  Oberstlieutenant  in  der  Landwehr. 

Nachkommen  desGrafenCarlFranzChristophErdmann: 
Von  dem  Sohne  desselben,  Erdmann  August  Sylvius,  geb.  16.  Juni  1788, 
gest.  12.  Oct.  1826,  Herrn  auf  Tannberg,  Ober-Weistrilz  und  Burkers- 
dorf,  k.  preuss.  Kammerherrn  und  Major  a.  D.,  verm.  24.  Juni  1816 
mit  Anna  Antonie  Charlotte  Sophie  v.  Maltzan,  geb.  1.  Juni  1794,  leben 
zwei  Söhne:  Graf  Carl  Alexander  Ludwig  Erdmann,  geb.  9.  Juli  1817, 
Herr  auf  Ober-Weistritz  und  Burkersdorf,  Landesältester  etc.,  verm. 
6.  Mai  1844  mit  Caroline  Henrielle  Prinzessin  zu  Reuss-Schleiz-Köstritz, 
geb.  4.  Dec.  1820,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  stammen,  die  Grafen : 
Eberhard  Heinrich  Carl  Erdmann,  geb.  8.  Oct.  1847;  Friedrich 
Wilhelm  Anton  Erdmann,  geb.  3.  Febr.  1849,  und  Heinrich  Friedrich 
Sylvius  Erdmann,  geb.  25.  April  1851  —  und  Graf  Erdmann  Alexander 
Georg,  geb.  22.  April  1820,  k.  preuss.  Premierlieutenant,  verm.  24.  Mai 
1847  mit  Malhilde  Gräfin  v.  Brandenburg,  geb.  4.  April  1825,  aus 
welcher  Ehe  Graf  Friedrich  Wilhelm  Erdmann  Carl,  geb.  8.  März  1849, 
entsprossen  ist. 

Nachkommen  des  Grafen  Maximilian  Wilhelm  Erdmann: 
Graf  Eduard  Maximilian  Ferdinand  Erdmann,  geb.  30.  Juli  1795,  k.  preuss. 
Kammerherr,  Herr  auf  Thomaswaldau  etc.,  verm.  18.  Mai  1825  mit 
Helene  Gräfin  v.  Larisch  -  Männich ,  geb.  9.  Juni  1799.  Der  Bruder 
desselben  ist  Graf  Erdmann  Julius  Hugo,  geb.  30.  März  1810,  k.  preuss. 
Lieutenant  a.  D. ,  verm.  19.  Jan.  J851  mit  ßertha  Caroline  Johanna 
Philippine  Gräfin  v.  Pückler-Siebischau,  geb.  4.  Mai  1825,  aus  welcher 
Ehe  Graf  Maximilian  Erdmann  Carl  Eduard,  geb.  23.  Oct.  1851,  stammt. 


GRAFEN  V.  PIT.KI.i •  lt  -  UM1TRG.  227 

Grafen  v.  Pückler -Limpurg. 

Cutljcrtfd).  ttVürtkmberig,  Magern. 

Besitz:   die  Stnndesherrschafi  Pückler-  Limpurg,  Sontheim-  Gaildorf  in  Württemberg;  ilie 
Güter  Burg-Farrnbacb  und  Brenn  unter  bayerischer  Staatshoheit  etc. 

Dem  Haupte  der  Familie  steht  das  I'rädicat  „Erlaucht"  zu. 


Wappen:  quadrirtcr  Schild  mit  Mittelschild  und  mit  quadrirtem  Schildes- 
fusse.  Im  goldenen  Mittelschilde  ein  rechtssehender  gekrönter  schwarzer  Adler. 
1  und  4  des  Schildes  in  Gold  ein  schwarzer,  die  Sachsen  einwärtskehrender  Adlers- 
flügel, und  2  und  3  ebenfalls  in  Gold  ein  einwärtsgekehlter  schwarzer  Adlerskopf 
(Stammwappen  der  Grafen  v.  Pückler).  1  und  4  des  Schildesfusses  von  Roth  und 
Silber  durch  vier  aufsteigende  silberne  Spitzen  quergctheilt,  und  2  und  3  in  Blau 
fünf  (3  und  2)  silberne  Heerkolben  (Stammwappen  der  Grafen  v.  Liinpurg :  1  und 
4  das  Haus  Franken,  2  und  3  die  Gauerben  v.  Rothenberg).  Auf  dem  Schilde 
erheben  sich  vier  gekrönte  Helme.  Der  rechte  und  linke  Helm  tragen  drei  Straussen- 
federn,  schwarz,  golden,  schwarz,  und  auf  dem  zweiten  Helme  steht  der  Adler  des 
Mittelschildes  ( Helme  des  gräll.  Pücklcrschen  Wappens).  Der  dritte  Helm  trägt 
zwei    von  Roth    und  Silber    durch    Spitzen    quergetheilte  Büffelshörner   und    in  der 

fündung  jedes  Hornes  steckt  an  einer  silbernen  Stange  eine  kleine  Fahne  von 
Roth  und  Silber  der  Länge  nach  mit  gewechselten  Tincturen  getheilt  iLimpurgscher 

lehn).  Die  Helmdecken  sind  schwarz  und  golden,  und  am  Schilde  stehen  zwei 
einwärtssehende  gekrönte  Adler. 

Die  Grafen  v.  Pückler  -Limpurg  bilden  die  ältere  oder  fränkische 
Linie  des  gräfl.  Pücklerschen  Hauses,  und  die  genealogischen  Verhältnisse 
dieser  Linie  werden  weiter  unten  ganz  genau  angegeben  werden,  nach- 
lern  Nachstehendes  vorausgeschickt  worden  ist.  Der  Stifter  dieser  Linie 
war  Graf  Carl  Franz,  älterer  Sohn  des  Freiherrn  Georg.  Der  Sohn 
des  Ersteren,  Christian  Wilhelm  Carl,  erwarb  die  fränkischen  Besitzungen, 
die  reichsunmittelbaren,  bei  dem  reichsritlerschaftlichen  Canlon  Altuiülil 
inimalrirulii'ten  Rittergüter  Burg-Farrnbach  und  Brunn  nebst  Tanzenhaide 
und  wurde  7.  April  1740  als  Personalist  in  das  fränkische  Grafencollegium 
eingeführt.  Die  Gemahlin  desselben,  geb.  Gräfin  v.  Lowenstein-Werlhheim, 
war    niilregierende    Gräfin  v.   Limpurg- Sontheim    und    Schmiedelfeld.  — 

15* 


228  GRAFEN  V.  PÜCKLER -  LIMPÜRG. 

Die  erste  Gemahlin  des  ältesten  Sohnes  aus  dieser  Ehe,  Friedrich  Philipp 
Carls,  geborne  Gräfin  v.  Welz  und  Limpurg,  Erbtochter,  succedirte  in 
einem  Antheile  an  der  reichsständischen  Grafschaft  Limpurg:  an  Limpurg- 
Sontheim- Gaildorf  und  Sonlheim-Ober-Sontheim.  Derselben  folgte  in 
diesem  Besitze  1765  die  Tochter  Caroline  und  dieser,  als  letztere  1787 
unvermählt  gestorben,  nach  langem  Rechtsstreite,  der  Vater  Graf  Friedrich. 
Derselbe  erkaufte  1802  auch  gräfl.  Waldecksche  und  gräfl.  Solms-Assen- 
heimsche  Antheile  an  der  Grafschaft  Limpurg,  und  hatte  demnach  Theil 
an  der  Stimme  der  Limpurgschen  Allodialerben  im  fränkischen  reichs- 
gräflichen Collegium.  Durch  die  rheinische  Bundesacte  kamen  die  lim- 
purgischen  Besitzungen  standeshenlich  unter  württembergsche  Staatshoheit. 
Die  reichsritlerschaftlichen  Güter  Burg-Farrnbach  und  Brunn  waren  von 
Preussen  1796  der  Landeshoheit  des  Fürstentums  Ansbach  unterworfen, 
mit  welchem  dieselben  1806  unter  bayerische  Souverainelät  gelangten. 
Die  Besitzungen  in  Württemberg  sind  als  standesherrlich  anerkannt.  Nach 
k.  württembergscher  Declaration  vom  1  7.  Aug.  1832  bildet  das  gräfliche 
Haus  Pückler- Limpurg,  in  Bezug  auf  seine  Besitzungen  im  Königreiche 
Württemberg,  ein  Condominat  in  drei,  jetzt  zwei  Stämmen,  deren  Häupter 
das  Prädicat:  Graf  und  Herr  führen,  während  alle  Nachgeborene  sich 
nur  des  Titels  als  Graf  zu  bedienen  haben.  Auch  Burg-Farrnbach  nebst 
Brunn  ist  Condominat. 

Was  die  genealogischen  Verhältnisse  der  Familie  anlangt,  so  gehört 
hierher  Alles,  was  vorher  (s.  die  Grafen  v.  Pückler)  über  Nicolaus  (I.  u.  II.) 
Wenzel,  Hans  den  Aelteren  und  Hans  den  Jüngeren,  sowie  über  den 
Freiherrn  Georg  gesagt  worden  ist.  Des  Letzteren  ältester  Sohn  war 
der  Stifter  dieser  Linie:  Carl  Franz,  seit  10.  Mai  1690  durch  Diplom 
vom  Kaiser  Leopold  I.  Reichsgraf  Pückler  v.  Groditz,  geb.  23.  März 
1648,  gest.  5.  Jan.  1708,  Herr  auf  Burg-Farrnbach,  Brunn,  Tanzenhaide 
etc.,  k.  poln.  und  kursä'chs.  w.  Geh.  Rath,  fürstl.  Brandenburg-Bayreuth- 
scher  Geheimerraths-Präsident  etc.,  verm.  in  zweiter  Ehe,  8.  Febr.  1705, 
mit  Anna  Maria  Freiin  v.  Lichtenberg,  geb.  16.  Mai  1682,  gest.  21.  Aug. 
1708.  Aus  dieser  zweiten  Ehe  stammte  Christian  Wilhelm  Carl,  geb. 
8.  Dec.  1705,  gest.  10.  Febr.  1786,  k.  k.  Kämmerer,  Herr  auf  Burg- 
Farrnbach  etc.,  verm.  10.  Juni  1737  mit  Caroline  Christiane  Gräfin 
v.  Löwenstein-Werthheim  zu  Virneburg,  mitregierende  Gräfin  zu  Limpurg- 
Sontheim,  geb.  7.  Aug.  1719,  gest.  6.  April  1793.  Der  älteste  Sohn 
aus  dieser  Ehe,  Friedrich  Philipp  Carl,  geb.  18.  Juni  1740,  gest. 
27.  Sept.  1811,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  k.  württemb.  Feldzeugmeister, 
Herr  auf  Limpurg,  Burg-Farrnbach  etc.,  verm.  sich  in  erster  Ehe, 
7.  Febr.  1764,  mit  Maria  Friederike  Amöne  Gräfin  v.  Welz  und  Limpurg, 
geb.  24.  März  1739,  gest.  20.  März  1765,  und  in  zweiter,  18.  Oct. 
1780,  mit  Luise  Ernestine  Freiin  v.  Gaisberg-Helfenberg,  geb.  4.  Nov. 
1759,  gest.  14.  März  1835.  Von  den  fünf  Söhnen  aus  zweiter  Ehe, 
den  Grafen  Carl  Alexander,  Friedrich  Carl  Ludwig  Franz,  Ludwig  Friedrich 
Carl  Maximilian,  Christian  Carl  Ludwig  Adolph  und  Albert  Johann  Friedrich 
Carl,  sind  die  zwei  letzteren  unvermähll  gestorben,  und  die  Nachkommen- 
schaft des  ältesten  Sohnes,    Carl  Alexander,    ist  schon  20.  April   1833 


GRAFEN  V.  PÜCKLER-LIMPURG.  229 

mit  dem  Sohne  desselben,  dem  Grafen  Gustav  Friedrich  Ludwig  Carl 
Christian,  erloschen.  Die  Grafen  Friedrich  Carl  Ludwig  Franz  und 
Ludwig  Friedrich  Carl  Maximilian  leben,  und  über  dieselben  ist  Nach- 
stehendes anzuführen  : 

FRIEDRICH  Carl  Ludwig  Franz  Graf  v.  Pückler-Limpurg,  Freiherr 
von  Grodilz,  —  Sohn  des  Grafen  Friedrich  Philipp  Carl  —  geb.  12.  Febr. 
1788,  Standesherr  und  Mitglied  der  ersten  Kammer  des  Königreichs 
Württemberg,  k.  würltemb.  Kammerherr,  k.  bayer.  Landwehr- Oberst 
und  Kreis- Inspector  von  Mittelfranken,  vermählte  sich  12.  Febr.  1817 
mit  Sophie  Freiin  v.  Dörnberg,  geb.  13.  Juli  1795.  Aus  dieser  Ehe 
stammen  zwei  Söhne :  Graf  Curt  Carl  Ludwig  Ernst  Friedrich ,  geb. 
2.  Oct.  1822,  k.  würltemb.  Rittmeister,  und  Graf  Friedrich  Carl  Ludwig 
Emil  Georg  Maximilian  Adam  Sylvester,  geb.  7.  Dec.  1826,  k.  würltemb. 
Oberlieutenant  und  Feldjä'gerofficier. 

Graf  LUDWIG  Friedrich  Carl  Maximilian,  —  Rruder  des  Grafen 
Friedrich  Carl  Ludwig  Franz  —  geb.  11.  April  1790,  Standesherr  des 
Königreichs  Württemberg,  verm.  9.  Mai  1824  mit  Luise  Clamorine 
Gräfin  v.  Bothmer,  geb.  19.  März  1803.  Aus  dieser  Ehe  stammen 
sieben  Söhne,  die  Grafen:  Ludwig  August  Carl  Friedrich  Ernst  Georg, 
geb.  29.  April  1825;  Adolph  Carl  Friedrich  Ludwig  Ernst,  geb.  7.  Juni 
1826,  k.  württemb.  Oberlieutenant;  Eduard  Carl  Friedrich  Ludwig  Max, 
geb.  18.  Sept.  1832;  Felix  Ludwig  Carl  Friedrich  Hermann  Gotlhardt, 
geb.  15.  Dec.  1833;  Max  Felix  Carl  Adolph  Louis  Curt,  geb.  11.  Sept. 
1836  ;  Hermann  Ernst  Apollonius  Carl  Friedrich  Ludwig,  geb.  6.  Mai  184  l, 
und  Wilhelm  Friedrich   Franz  Ludwig  Carl,  geb.   3.  April    1844. 


230 


GRAFKN  ZU  PVTBÜS. 

Grafen  zu  Putbus. 


JCuthcrtfd).  ^Jrcufjcn. 

Besitz:  «I ic  Hittergiiier  Bohoritz,  Silmenitz,  Dumsewiiz,  Löbnitz  und  Langunhanshagen  elc. 


Wappen:  Schild  quergetheilt;  oben  in  Gold  ein  rechtssehender,  gekrönter, 
wachsender,  schwarzer  Adler  mit  güldenem  Schnabel  und  ausgeschlagener  rother 
Zunge;  unten  in  vier  Reihen,  jede  zu  6  Feldern,  von  Schwarz  und  Gold  geschacht. 
Ueher  der  Grafenkrone  steht  ein  gekrönter  Helm,  welcher  ein  Schach  von  Gold 
und  Schwarz  in  drei  Reihen,  jede  zu  5  Feldern,  trägt,  aus  welchem  der  Adler  der 
oberen  Schildhälfte  emporwächst.  Die  Helmdecken  sind  golden  und  schwarz,  und 
den  Schild  halten  zwei,  um  den  Schoos  mit  Laub  umgürtete  wilde  Männer,  welche 
mit  der  freien  Hand  eine  Keule  einwärts  auf  den  Boden  stemmen.  Beide  tragen 
Helme  mit  geschlossenem  Visir.  Der  Helm  des  rechten  Schildhalters  ist  gekrönt 
und  trügt  eine;  goldene,  oben  mit  drei  Pfauenfedern  besteckte  Säule;  der  Helm  des 
Linken  ist  mit  einem  hohen  Pfauenwedel  von  je  fünf  Federn  besteckt. 

Das  Haus  zu  Putbus  ist  eine  apanagirte  Linie  der  alten  Fürsten 
der  Insel  Rügen  und  eines  Theiles  der  Festküste  von  Pommern,  und 
erkennt  als  Ahnherrn  den  apanagirlen  Prinzen  Stoislaff  I.  an.  Der  Enkel 
desselben,  Bobartb,  schloss  1249  mit  Joromar  IL,  dem  Enkel  des 
Bruders  seines  Grossvaters,  einen  Erbvergleich,  in  Folge  dessen  ihm, 
als  besonderes  oder  apanagirtes  Besitzlhum,  das  Schloss  Putbus  mit 
15  Dörfern,  die  Grafschaft  Streye,  die  Halbinsel  Jasmund  und  andere 
Güter  überlassen  wurden,  und  zwar  so,  dass  Borante  und  dessen  Nach- 
kommenschaft die  abgetretenen  Besitzungen  mit  gleichen  Gerechtsamen, 
wie  der  Fürst  von  Rügen  seine  Landereien,  besitzen,  und  dass  nie  etwas 
wieder  an  die  Fürsten  von  Rügen  kommen  sollte.  Borante  und  seine 
Nachkommen  nannten  sich  einfach  von  ihrem  Wohnsitze,  dem  Schlosse 
Putbus,  Herren  zu  Putbus,  und  es  bildeten  sich  14S3  in  diesem  Hause 
zwei  Linien:  die  Dänische  oder  Pridborische  und  die  Rügische 
oder  Waidemarsche.  Letztere  erlosch  1704,  und  so  succedirte  denn 
derselben  in  Rügen  die  erstere,  welche  in  ihrem  Haupte,  Mallhe  oder 
Malte  Baron  v.  Einsiedeisburg  und  Kiorup,  geb.  12.  April  1671, 
gest.     25.    Febr.     1750,     unter    die    dänischen    Barone    aufgenommen 


«RATEN  ZI    PUTBUS.  231 

worden  war.  Malte,  welcher  schon  10.  Sept.  1723  seinem  Sohne 
Moritz  Ulrich  die  Herrschaft  Pnlhus  abgetreten  hatte,  wurde  mit  seinen 
Nachkommen  vom  Kaiser  Carl  VI.  13.  Dec.  1727  in  den  Reichs-  und 
1731  von  dem  Könige  Friedrich  I.  von  Schweden  in  den  schwedischen 
Grafensland  erhohen.  Der  Sohn  Morilz  Ulrichs,  Malte  Friedrich,  erhielt 
das  Landmarschallamt  im  Herzoglhum  Vorpommern  und  im  Fürstenthum 
Rügen  erblich,  und  der  Sohn  desselhen,  Graf  Wilhelm  Malte,  wurde 
vom  Könige  Gustav  IV.  Adolph  von  Schweden  25.  Mai  1807  für  sich 
und  seine  Nachfolger  im  Majorale  in  den  schwedischen  Fürslenstand 
erhoben,  welche  Erhebung,  nachdem  Schwedisch -Pommern  1815  an 
Preussen  gekommen,  König  Friedrich  Wilhelm  III.  von  Preussen,  mit 
Verleihung  des  Prädicats  Durchlaucht  für  den  Fürsten,  bestätigte.  Zu 
dem  jetzigen  Majorale  des  Hauses  gehören  die  Herrschaften  Putbus  und 
Spyker  auf  Rügen  und  die  pommerschen  Güter  Streu ,  Silvitz ,  Darz, 
Siggermow,   Güslelitz,   Ketlelshagen,   Crimnitz  etc. 

Da  aus  der  Ehe  des  Fürsten  und  Herrn  zu  Putbus,  Wilhelm 
Malte,  nur  Gräfin  Clolilde,  verw.  Gräfin  v.  Wylich  und  Lottum ,  lebt, 
fs.  die  Grafen  v.  Wylich  und  Loltum,  S.  59),  so  gehört  einzig  hierher 
der  Bruder  des  Fürsten,  Graf  Moritz  Carl,  dessen  Abstammung  sich 
aus  Nachstehendem  ergiebt:  Moritz  Ulrich,  —  Sohn  des  ersten  Grafen 
Malte,  aus  der  Ehe  mit  Magdalena  Juliane  Gräfin  v.  Promnitz  —  geb. 
13.  Oet.  1699,  gest.  25.  Juli  1769,  quittirte  1763  als  k.  schwed. 
Präsident  des  Tribunals  zu  Wismar  etc.;  Gemahlin:  Christiane  Wilhelmine 
Gräfin  zu  Lynar,  geb.  13.  Aug.  1704,  venu.  26.  Sept.  1724,  gest. 
7.  Dec.  1752.  —  Malte  Friedrich,  geb.  20.  Dec.  1725,  gest.  8.  Febr. 
1787,  Erblandmarschall  in  Pommern,  Herr  der  Herrschaft  Putbus  etc., 
k.  schwed.  Regierungs-  und  Hofgerichts-Präsident  in  Pommern;  Gemahlin: 
Sophie  Charlotte  Wilhelmine  Grälin  v.  d.  Schulenburg- Betzendorf,  geb. 
21.  Mai  1761,  verm.  1.  Sept.  1782,  gest.  im  Jan.  1839.  —  Moritz  Carl. 

MORITZ  Carl  Graf  und  Herr  zu  Pulbus,  —  Bruder  des  Fürsten 
und  Herrn  zu  Putbus  Wilhelm  Malte  —  geb.  21.  Aug.  1785,  ist  Herr 
auf  Schorilz,  Silmenitz,  Dumsewitz ,  Löbnitz,  Langenhanshagen  etc.  und 
k.  preuss.  Kammerherr. 


232 


GRAFEN  V.   QUADT-WYKRADT. 


Grafen  v.  Ouadt-Wykradt. 

Cücmgdtfdj^JUformtrt.  Öagmt,  tDürttemberg. 

Besitz:  die  Stadt  und  Staodesherrschafl  Isny  in  Württemberg;   die  Herrschaft  Loenen  und 
Wolfein  in  den  Niederlanden  etc. 

Dem  Haupte  der  Familie  kommt  das  Prädicat  „Erlaucht"  zu. 


"Wappen :  quadrirter  Schild  mit  Scbildesfuss  und  mit  Mittelschild.  Im 
gekrönten  rothen  Mittelschilde  zwei  übereinanderstehende,  oben  vier-  unten  dreimal 
gezinnte  silberne  Querhaiken  (Stammwappen).  I  in  Roth  ein  rechtssehender  silberner 
Adler,  dessen  Brust  mit  dem  Buchstaben  W.  belegt  ist;  2  in  Silber  drei  blaue 
Querbalken ;  3  in  Silber  ein  rother  golden  gegitterter  Querbalken  und  4  in  Blau 
auf  grünem  Grunde  ein  silberner  einwärtsgekehrter  Schwan.  Im  rothen  Schildes- 
fusse  liegen  quer  mit  den  Bingen  gegen  einander  gekehrt  zwei  silberne,  den  Bart 
nach  oben  und  aussen  kehrende  Schlüssel.  Ueber  der  ßrafeokrone  erheben  sich 
drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  den  Adler  des  1.  Feldes;  der  mittlere 
zwischen  einem  offenen  rothen  Adlersfluge  einen  wachsenden,  rechtssehenden  sil- 
bernen Bären  (Helm  des  Stammwappens),  und  auf  dem  linken  Helme  ruht  zwischen 
zwei  blauen  Büffelshörnern  der  Schwan  des  4.  Feldes.  Die  Decken  sind  rechts 
roth  und  silbern,  links  blau  und  silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärtsschende 
silberne  Bären,  welche  in  der  freien  Tatze  Fahnen  mit  goldenen  Fransen  an  silbernen 
Stangen  halten.  Die  rechte  Fahne  ist  roth  und  zeigt  die  gezinnten  Querbalken 
des  Mittelschildes,  die  linke  aber  ist  silbern  und  mit  den  blauen  Querbalken  des 
2.  Feldes  belegt.  —  Wie  beschrieben  kommt  jetzt  in  Abbildungen  und  nach  Angaben 
das  Wappen  meist  vor,  doch  ist  es  der  Redactioa  bekannt,  dass  dasselbe,  wenn  man 
v.  Steinens  Angaben  übersieht,  hinsichtlich  des  Stammwappens  Ausstellungen  zulässt. 
Nach  Fahne  (Gesch.  d.  cöln.,  jül.  u.  berg.  Geschlechter  I.  341)  zeigt  nämlich  das 
ursprüngliche  Familienwappen  in  Roth  zwei  oben  und  unten  dreimal  gezinnte  silberne 
Querbalken  (welche  kaum  anders  darzustellen  sind,  als  oben  geschehen  ist  und 
welche  demgemäss  bezeichnet  wurden).  Der  Helm  trägt  einen  silbernen  wachsenden 
Bären  mit  rothen  Dracbenflügeln,  auf  welchen  sich  die  silbernen  Querbalken  wieder- 
holen. Die  Heinidecken  sind  roth  und  silbern.  Bei  einigen  Linien  ist,  wie  Fahne 
angiebt ,  das  Wappen  vermehrt:  dieselben  führen  im  zweiten  und  dritten  rothen 
Felde  drei  goldene  Querbalken,  und  die  Helmdecken  sind  roth  und  golden.  — 
Gast  (Adelsb.  d.  Königr.  Württemberg)  beschreibt  das  Wappen  wie  folgt:  Schild 
quadrirt :  1  zeigt  einen  silbernen  Adler  mit  dem  Buchstaben  W.  auf  der  Brust  in 
Roth;  2  drei  rothe,  oben  einmal,  unten  dreimal  abwechselnd  gezinnte  Balken  in 
Silber;    3  einen    rothen    mit  goldenen  Kreuzen    besäeten  Balken  in  Silber,    und  4 


GRAFKN  V.  QUADT -WYKRADT.  233 

einen  silbernen  Schwan  auf  einem  grünenden  Hügel  in  Blau.  Im  rothen  Schildes- 
I nsse  gewahrt  man  zwei  silberne  Schlüssel  und  im  Mittelschilde  zwei  silberne  Sparren. 
Auf  dein  Helme  steht  zwischen  zwei  rolhen,  mit  den  Balken  belegten  Adlersflügeln 
ein  wachsender  silberner  Bär.  Die  Helmdecken  sind  ruth,  silbern  und  golden,  und 
als  Schildhalter  stehen  zwei  Bären  mit  Fahnen:  eine  Beschreibung,  die  freilich 
sehr  von  der  Angabe  des   Wappenbuehs   des  Königreichs   Württemberg  abweicht. 

Sehr  altes,  nach  den  meisten  Angaben  ursprünglich  westphälisches 
Geschlecht,  welches  in  Jülich,  Geldern  und  Cleve  grossen  Grundbesitz 
erlangte  und  seil  1803  auch  im  Königreiche  Württemberg  begütert  ist, 
Einzelne  Zweige  der  Familie  verbreiteten  sich  schon  in  früher  Zeit  in 
den  Erzsliftern  Trier  und  Cöln,  und  Fahne,  welcher  Quad  schreibt,  hält 
demgemäss  das  Geschlecht  für  ein  ursprünglich  cölnisches,  welches  einen 
Charaktername«  trage,  und  giebt  an,  dass  man  selbst  noch  1337  Gerard 
der  Quade,  d.  i.  der  Widerspenstige,  lese.  —  Die  ordentliche  Stamm- 
reihe fängt  Peter  v.  Qiiadt,  geblieben  1346  in  der  Schlacht  bei  Stavaren, 
an.  Von  den  Söhnen  desselben  stiftete  Wilhelm  die  Linie  zu  Buschfeld, 
und  Luther  die  Linie  zu  Thomberg  und  Vorst,  ausser  welchen  sich  jedoch 
im  Anfange  des  15.  Jahrhunderts  noch  die  Linien  zu  Isengard ,  Lands- 
kron ,  Hardenberg,  ftoide,  Hundscheid  und  Quadt-YVykradt  zu  Stadeck 
und  Aisbach,  zu  Zoppenbroch  und  später  zu  Hüchlenbrock  bildeten,  von 
welchen  aber  neuerlich  nur  die  Linie  zu  Hüchlenbrock  in  Preussen  und 
die  hierher  gehörige  Linie  zu  Wykradt,  jetzt  Isny,  die  Hauptstämme  bildeten. 
Letztere  führt  den  Namen  von  der  1502  von  Adolph  v.  Quadt  erkauften 
Herrschaft  Wykradt,  und  den  aus  dieser  Linie  stammenden  Brüdern 
Wilhelm  Thomas  und  Johann  Adolph  Quadt  von  Wykradt  und  Landskron 
wurde  14.  Febr.  1664  vom  Kaiser  Leopold  I.  die  Freiherrenwürde 
erneuert  und  bestätigt,  nachdem  schon  früher  Dietrich  v.  Quadt  zu  Wykradt, 
gest.  1590,  das  Erbdrost-  und  Erbhofmeisteramt  des  Fürstentums 
Geldern  und  der  Grafschaft  Zütphen  erhalten  hatte.  Wilhelm  Otto 
Friedrich    Freiherr    v.   Quadt    zu  Wykradt    erhielt    vom    Kaiser    Franz  I. 

17.  April  1752  den  Reichsgiafenstand,  und  wurde  in  Folge  des  Besitzes 
der  reichsunmillelbaren   Herrschaft  Wykradt    und    der    um   die  Mitte  des 

18.  Jahrhunderts  erworbenen  rcichunmittelbaren  Herrschaft  Schwanenburg 
in  das  weslphälische  Grafencollegium  aufgenommen.  Wykradt  und  Schwa- 
nenburg kamen  durch  den  Lüneviller  Frieden  an  Frankreich,  worauf  die 
Familie  im  Deputalionsrecess  von  1803  mit  der  Reichsstadt  Isny  im 
Donaukreise  des  Königreichs  Württemberg,  nebst  der  dortigen  Reiehsablei 
St.  Georg  und  einer  auf  Ochsenhausen  begründeten  Jahresrente  entschä- 
digt und  an  das  schwäbische  Grafencollegium  gewiesen  wurde.  Die 
Rheinbundacle  ordnete  1806  Stadt  und  Herrschaft  standesherrlich  der 
württemb.  Staatshoheit  unter.  Ausser  der  Herrschaft  Isny  besitzt  die 
Familie  noch  mittelbare  Güter  und  Herrlichkeiten  in  der  niederländischen 
Provinz  Geldern  und  Lehngüter  und  Grundstücke  im  Königreich  Bayern. 
Die  staatsrechtlichen  Verhältnisse  in  Württemberg  sind  durch  königliche 
Dcclaralion  vom  8.  Mai   1827  bestimmt. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  der  Familie  ergiebt  nach- 
stehende Ahnentafel:  Friedrich  Wilhelm,  Freiherr,  —  Sohn  Wilhelm 
Bertrams    aus    der    Ehe    mit    Maria    v.    Gent   —    geb.    15.    Nov.    1682, 


234  GRAFEN  V.  QUART -WYKRADT. 

gest.  23.  Aug.  1724,  Erbdrost  und  Erbhofmeister  von  Geldern  und 
Zütphen;  Gemahlin:  Oltonie  Wilhelmine  Freiin  v.  Heyden  zur  Crudenburg, 
geb.  31.  März  1696,  verm.  25.  Juni  1715,  gest.  4.  Oct.  1738.  — 
Wilhelm  Otto  Friedrich,  Graf,  geb.  7.  Juli  1717,  gest.  I.  Juli  1785, 
Herr  der  Reichsherrschaft  Wrykradt  und  Schvvanenburg  etc. ;  erste  Ge- 
mahlin: Anna  Gräfin  v.  Bylandt-Polsterkamp,  geb.  7.  April  1726,  verm. 
4.  Aug.  1744,  gest.  23.  Febr.  1763.  —  Otto  Wilhelm,  geb.  14.  Juli 
1758,  gest.  19.  Jan.  1829,  Herr  der  Herrschaft  Wykradt  und  der 
übrigen  Familienbesitzungen;  erste  Gemahlin:  Dorothea  Charlotte  Freiin 
v.  Neukirchen -Nievenheim,  verm.  21.  Juli  1778,  gest.  21.  Mai  1785. 
—  Wilhelm  Otto  Friedrich  Albert,  geb.  21.  Febr.  1783,  gest.  2.  Juli 
1849,  Herr  der  Standesherrschaft  Isny  etc.;  Gemahlin:  Maria  Anna 
Gräfin  v.  Thurn  und  Valsassina,  geb.  29.  Aug.  1788,  verm.  14.  Juli 
1812.  —  Otto  Wilhelm  Friedrich  Bertram,  jetziger  Standesherr. 
Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  gehören  hierher: 

Graf  OTTO  Wilhelm  Friedrich  Bertram,  geb.  27.  Sept.  1817,  reg. 
Graf  v.  Quadt-Wykradt  zu  Isny,  Graf  und  Herr  der  Stadt  und  Grafschaft 
Isny,  erbl.  Reichsralh  der  Krone  Bayern,  verm/ 20.  April  1846  mit 
Maria  Emilie  Gräfin  v.  Schönburg- Vorderglauchau,  geb.  5.  Dec.  1825. 
Aus  dieser  Ehe  stammen  zwei  Söhne:  Erbgraf  Bertram  Otto  Wilhelm 
Friedrich  Waldemar,  geb.  11.  Jan.  1849,  und  Graf  Otto  Friedrich 
Wilhelm  Robert  Alban,  geb.  24.  Febr.  1850.  —  Der  Bruder  des  Grafen 
Otto  Wilhelm  Friedrich  Bertram  ist  Graf  Friedrich  Wilhelm,  geb.  23.  Dec. 
1818,  bis  Dec.  1849  k.  bayer.  Geschäftsträger  in  Paris,  und  der  Bruder 
des  Grafen  Wilhelm  Otto  Friedrich  Albrecht:  Graf  Friedrich  Wilhelm, 
geb.   8.  März   1788,  k.  niederländ.   Oberst  a.   D. 

Was  die  preussischen  Grafen  v.  Quadt-Wykeradt,  genannt  Hüchten- 
bruch,  anlangt,  so  war  Ludwig  Alexander  Roleman  Freiherr  v.  Quadt 
aus  dem  Hause  Zoppenbroch,  k.  preuss.  Geh.  Staatsminister,  mit  der 
Erbtochter  des  Letzten  v.  Hüchtenbrock  (Hücbtenbrock ,  Huchtenbroich) 
Albrecht  Georg,  gest.  26.  Jan.  1716,  vermählt.  Der  ältere  seiner  Söhne, 
Wilhelm  Albrecht  Johann  Carl  Friedrich,  geb.  4.  Aug.  1732,  Cleve- 
scher  Erbmarschall  und  Ritterschaftsdireclor,  wurde  von  dem  Grossvater 
mütterlicher  Seite  zum  Erben  der  Güter,  des  Namens  und  des  Wappens 
eingesetzt,  erhielt  20.  Nov.  1786  vom  König  Friedrich  Wilhelm  II.  die 
Grafenwürde  und  hatte  einen  einzigen  Sohn,  Wilhelm  Sigismünd  Carl 
Ludwig,  von  welchem  Nachkommen  nicht  bekannt  sind.  —  Das  Hüchten- 
brocksche  Stammwappen  giebt  wohl  am  richtigsten  v.  Steinen  (Weslphäl. 
Geschichte,  IV.  862).  —  Das  im  neuen  preuss.  Adelslexicon  als  das 
gräfliche  gegebene  ist  das  vor  Erhebung  in  den  Grafenstand  geführte  frei- 
herrliche Wappen.  Das  gräfl.  findet  sich  im  Wappenbuche  der  preuss. 
Monarchie  (I.  80).  Der  Schmuck  des  linken  Helmes  entspricht  aber, 
wenn  dasselbe  richtig  ist,  dem  Helmschmuckc  des  Hiichtenbrockschen 
Wappens  nicht  ganz. 


(iRAKKN   V.   RUMTZKY.  235 

Grafen  v.  Radetzky. 

tiatholifd).  Ocflmrid). 

Besitz:  Heumarltl  in  Krain  elc.  eic. 


Wappen:  im  von  Roth  und  Blau  der  Länge  nach  gctheilten  Schilde  ein 
■chrägrechts  und  mit  dem  Griffe  nach  unten  gestellter  Spaten.  Ueher  der  Grafen- 
krone erbebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  auf  welchem  drei  Straussenfedern,  roth, 
silhern,  blau,  stehen.  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth  und  silbern,  links  blau 
und  silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  vorwartssehcnde  geharnischte  Männer, 
welche  in  der  freien  Hand  eine  Hellebarde  halten.  Am  und  unter  dem  Schilde 
linden  sich  bisweilen  Fahnen  und  Armaturen. 

Sehr  alles  böhmisches  Rittergeschlecht,  welches  im  17.  Jahrhundert 
den  Freiherrenstand  und  1764  die  Grafenwürde  erhielt.  Die  Familie 
schrieb  sich  in  früherer  Zeit  Hradecky  v.  Hradec,  später  Radeczky 
v.  Radecz,  und  im  vorigen  Jahrhunderte,  nach  Megerle  v.  Mühlfeld, 
Radeczky  v.  Radicz.  Wahrscheinlich  stammt  dieselbe  ursprünglich  aus 
Polen ,  wo  in  der  Woywodschaft  Kaiisch  ein  Geschlecht  dieses  Namens 
vorkam,  ans  welchem,  nach  Okolski,  Rüdiger,  Bischof  zu  Chiemsee,  1233 
Bischof  zu  Passau  wurde.  Die  von  Einigen  angenommene  Abstammung 
aus  Schlesien  hat  weniger  für  sich  und  gründet  sich  wohl  meist  auf 
eine  Verwechselung  mit  der  schlesischen  Familie  v.  Radeck,  welche 
namentlich  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  und  in  der  ersten  des  17.  Jahr- 
hunderts im  Teschenschen  blühte,  in  Roth  einen  querliegenden  silbernen 
Fisch,  dessen  Kopf  mit  der  Stange  eines  Hirschgeweihes  besetzt  war, 
und  auf  dem  Helme  drei  Straussenfedern,  silbern,  roth,  silbern,  führte, 
sich  v.  Radeck  schrieb,  und  von  Sinapius  wohl  irrthümlich  unter  dem 
Namen  Radetzki  v.  Radeck  aufgeführt  wurde.  Eher  wäre  ein  Zusammen- 
hang mit  der  in  Schlesien  vorgekommenen  Familie  Radotzki  v.  Radock 
zu  denken,  aus  welcher  Sinapius  nach  einem  Briefe  vom  Jahre  1337 
den  Peter  Radoski  und  später  die  Gebrüder  Nicolaus  und  Adam  Radotzki 
v.  Radocze  anfuhrt.  Ersterer  war  um  das  Jahr  1650  Herr  auf  Loslau 
im  Teschenschen  und  Landes-Hauptmann  im  Fürstenthum  Teschen,  Letz- 
terer Herr  auf  Zamarsck  und  als  sehr  gelehrt  bekannt.  Ganz  verschieden 
von  allen  diesen  Familien  sind  die  schwäbischen  und  schweizerischen 
Geschlechter  v.  Radeck  (Radeckh),    welche  in  Silber  die  schräg  gelegte 


236  GRAFEN  V.  RADETZKY. 

Hälfte  eines  rothen  Rades ,  welche  sich  auf  dem  Helme  wiederholte, 
führten. 

Durch  glaubwürdige  Ahnentafeln  beurkundet,  kommt  von  der  Fa- 
milie der  Grafen  Radetzky  v.  Radetz  zuerst  Johann  Georg  Freiherr 
Radeczky  v.  Radecz  vor,  welcher  mit  Alhertine  Eusebie  v.  Briamont 
vermählt  war.  Dieser  Ehe  entspross  Freiherr  Peter  Eusebius,  verm.  mit 
Johanna  Polyxene  Gräfin  v.  Heissenstein.  Der  Sohn  aus  dieser  Ehe, 
Freiherr  Wenzel  Leopold,  erhielt  vom  Kaiser  Joseph  I.  1764  die  Grafen- 
wiirde,  und  aus  der  Ehe  desselben  mit  Anna  Veronica  Bsensky  v.  Prorubie 
stammte  Graf  Peter  Eusebius,  verm.  mit  Maria  Veronica  Freiin  Bechinie 
v.  Lazan. 

Der  hochberühmte  Sohn  aus  dieser  Ehe,  welcher  zu  der  höchsten 
Staffel  des  Ruhms  und  der  Ehre  gelangt  ist  und  der  Familie  unver- 
gänglichen  Glanz  verliehen  hat,    ist  das   jetzige  Haupt  des  Geschlechts: 

JOSEPH  Wenzel  Anton  Graf  Radetzky  v.  Radetz,  geb.  2.  Nov.  1766, 
Herr  auf  Neumarkt  in  Krain,  k.  k.  Kämmerer,  Feldmarschall,  General- 
Gouverneur  und  Landes -Militair-Commandant  der  Lombardei  und  von 
Venedig,  Commandant  der  zweiten  Armee  zu  Verona,  Regiments-Inhaber, 
k.  russ.  Feldmarschall,  k.  russ.  Regiments-Inhaber  etc.,  verm.  5.  April 
1798  mit  Franziska  Romana  Gräfin  v.  Strassoldo-Grafenberg,  geb.  10.  Mai 
1779.  Aus  dieser  Ehe  leben  Graf  Theodor,  k.  k.  Oberst,  und  Gräfin 
Friederike,  verm.  14.  Jan.  1838  mit  Carl  Grafen  v.  Wenkheim,  k.  k. 
Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A. 


GRAFEN  V.  RADOLIN  RADOLINSKI.  237 

Grafen  v.  Radolin  Radolinski  aus  dem  Hause 

Leszczyc. 

jßatholifd).  $)reufjen. 

Besitz:  Im  Grouberzogtbam  Posen  die  Herrschaft  Horzenciczki  und  die  Herrschaft  Siernik 
Jarocin  und  Radiin. 


Wappen:  im  rotlien  Schilde  eine  auf  vier  silbernen  Pfählen  oder  Pfeilern 
ruhende  güldene  Bedachung,  in  polnischer  Sprache  Brog  genannt.  Auf  dem  ge- 
krönten Helme  steht  ein  fünffacher  Pfauenschweif,  welcher  mit  dem  Wappenhilde 
des  Schildes  schrägrechts  belegt  ist.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  golden.  Das 
Ganze  umgiebt  ein  mit  der  Grafenkrone  bedeckter  VVappenmantel.  Die  Devise  des 
Wappens  ist  sonst:   Coelestum  in  ira  tueor,  und  die  Legende:    A  Lechis-Leszczy'c. 

Das  Geschlecht  der  Leszczyc  zu  Radolin  gehört  zu  den  zwölf  ältesten 
adeligen  Stämmen  Polens,  aus  welchen  muthmasslich  die  zwölf  Palatine 
erwählt  wurden,  welche,  nach  Ahleben  Visimirs,  Regenten  aus  dem 
Geschlechte  der  Lech,  von  700  —  710  das  Land  regierten.  *  Es  sind 
diese  zwölf  ältesten  Adelsgeschlcchter  Polens  nach  den  besten  Quellen 
folgende:  Topor  oder  Starza ;  Leszczyc  oder  Brog;  Gryf;  Nalencz  primo; 
Jastrzembiec;  Trzaska  oder  Biala  ;  Prus  primo;  Strzemic;  Osmorog; 
Habdank  oder  Scarbek;  Polkoszyc  und  Sreniawa.  —  Der  Ursprung  des 
Hauses  Leszczyc  knüpft  sich  an  die  Gründung  des  polnischen  Reichs 
selbst:  darauf  weist  schon  der  ursprüngliche  Familienname  Leszczyc  hin, 
welcher  im  slavischen  Dialect  Sohn  oder  Abkömmling  des  Lech  bedeutet, 
wie  namentlich  Parisius  behauptet  hat.  Lech  war  bekanntlich  der 
Eroberer  des  Polenlandes  und  seit  550  der  erste  Beherrscher  Polens. 
Die  Nachkommenschaft  desselben  regierte  erblich  durch  150  Jahre, 
wurde  dann  durch  die  Verwaltung  der  zwölf  Palatine  ersetzt,  kam  wieder, 
bis  zum  Tode  der  Königin  Vanda ,  auf  den  Thron,  wurde  zum  zweiten 
Male  durch  zwölf  Palatine  in  der  Reichsverwaltung  abgelöst,  worauf 
wieder  einige  Glieder  der  Lechfamilie  regierten,  bis  842  die  Erhebung 
Piastens  auf  den  Thron  die  zweite  erbliche  Regenten -Dynastie  in  Polen 
gründete.   —   Leszek   III.,  welcher  im  Jahre   814  herrschte,  der  Gross- 


238  GRAFEN  V.  RADOLIN  RADOLINSKI. 

valer  Popiels  II.,  des  letzten  Regenten  aus  dem  Hause  Lech,  zeugte  mit 
zwei  Frauen  21  Söhne,  unter  welche  er  das  Reich  verlheilte.  Der 
dritte  dieser  Söhne,  Ladislaus  Leszek,  Herzog  in  Kasohien,  war  der 
Stifter  des  Zweiges  des  Lechischen  Stammes,  welcher  ausschliesslich  den 
Namen  Leszczyc  und  das  Leszcz^csche  Wappen  führt.  Was  letzteres 
anlangt,  so  geht  die  Sage,  dass  Lech,  als  er  sich  von  seinen  Brüdern, 
dem  Mech,  Stifter  des  slavischen  Reichs  in  Ungarn,  und  dem  Czech, 
Gründer  des  Böhmenreichs,  getrennt  und  mit  seiner  Scythenschaar  einen 
Theil  des  Polenlandes  erobert  hatte,  an  der  Stelle,  an  welcher  er  den 
Horst  eines  Adlers  erblickt  hatte,  eine  Stadt  aufzubauen  begann,  um 
seiner  Schaar  ein  Obdach  zu  sichern.  Doch  wollte  derselbe  bequem 
nicht  eher  untergebracht  sein,  als  seine  Krieger,  und  so  liess  er  denn 
für  sich  und  seine  Habe  ein  einfaches  Strohdach ,  welches  auf  vier 
Pfeilern  ruhte,  aufschlagen  und  schützte  sich  unter  demselben  so  lange 
vor  dem  Unwetter,  bis  die  Seinen  gemächlich  untergebracht  waren. 
Zum  Andenken  an  diese  Sorgfalt  Lechs  behielten  die  Nachkommen 
desselben  das  auf  vier  Pfeilern  ruhende  Dach  als  Sinnbild  ihrer  Ge- 
schlechter bei,  und  dasselbe  ging  später  auf  das  ritterliche  Wappen 
über.  —  Bekannt  ist ,  dass  die  den  polnischen  Wappen  beigegebenen 
Namen  die  ursprünglichen  Geschlechtsnamen  der  Familie  enthalten,  wäh- 
rend die  seit  Anfang  des  15.  Jahrhunderts  gebräuchlichen  und  sich  auf: 
ski  endenden  Namen  nur  als  Besitzzunamen,  welche  auch  in  den  ersten 
Zeiten  dem  Wechsel  sehr  unterworfen  waren,  zu  betrachten  sind,  woraus 
sich  die  grosse  Zahl  verschieden  sich  nennender  Familien  erklärt,  welche 
das  nämliche  Wappen  führen  und  nur  Zweige  des  nämlichen  Stammes 
sind.  So  ist  denn  hier  Leszczyc  der  ursprüngliche  Name  des  Hauses; 
der  Wappenname  ist  ebenfalls  Leszczyc  oder  Brog  (ein  celtisches  Wort, 
welches  Grundbesitz  und  im  Polnischen  eine  Bedachung,  um  die  Frucht 
zu  schützen,  bedeutet),  und  der  Name  Radolin-Radolinski  weist  auf  einen 
Besitz  hin.  Die  Endung:  sky  und  ski  entspricht  dem  deutschen:  zu, 
auf,  von.-  Auf  Grund  des  angenommenen  Gebrauchs  würde  im  Polnischen 
Graf  Radolin  Radolinski  zu  sagen  sein:  im  Deutschen  reichte  Graf  zu 
Radolin  hin. —  Das  allgemeine  und  sehr  streng  in  Polen  beobachtete  Gesetz, 
dass  alle,  gleiche  Wappen  führende  adelige  Familien  zu  einem  und  dem- 
selben Geschlechte  gehörten,  dessen  ursprünglicher  Name  dem  Wappen 
selbst  beigegeben  wurde,  gab  durch  zwei  Ursachen  Anlass  zu  vielen  Aus- 
nahmen, von  welchen  aber  für  jede  im  Staatsarchive  sich  die  Berech- 
tigung finden  musste.  Die  erste  Ursache  war  der  Gebrauch,  Personen, 
welche  sich  durch  grosse  Verdienste  besonders  auszeichneten,  in  das 
Wappen  eines  Geschlechts  aufzunehmen,  was  aber  nur  mit  Bewilligung 
aller  Glieder  der  dasselbe  Wappen  führenden  Familien  und  mit  Zustim- 
mung der  vereinigten  Reichsstände  und  der  Krone  geschehen  konnte. 
Die  zweite  Ursache  war  die  Aufnahme  der  lithauischen  Familien  in  den 
polnischen  Adel  bei  dem  Uebergange  der  Lithauer  zum  christlichen  Glauben 
und  in  das  polnische  Reich.  Diese  Aufnahme  geschah  in  der  Weise, 
dass  man  die  lithauischen  Familien  zur  Annahme  der  polnischen  Wappen 
zuliess,    doch  wurden  diese  Adels-  und  Wappenertheilungen  durch   Be- 


GRAFEN  V.  RADOLIN  RADOLINSKI.  239 

schluss  des  vereinigten  Landtages  festgesetzt,  und  die  Namen  derer, 
welche  diese  Auszeichnung  erhalten,  in  die  Constilutiones  Regni  ver- 
zeichnet, damit  dem  alten  ritterlichen  Ursprünge  der  polnischen  Häuser 
kein  Abhruch  gethan  werde.  Die  Familie  Leszczyc  hat  nie  einen  frem- 
den Stamm  auf  den  ihrigen  pfropfen  lassen,  und  so  sind  denn,  was 
einzig  in  den  Annalen  des  allen  polnischen  Adels  dastehen  dürfte,  alle 
diejenigen,  welche  das  Wappen  dieses  Geschlechtes  führen,  unter  welchem 
Besitznamen  dieselben  auch  vorkommen  mögen,  Abkömmlinge  der  männ- 
lichen Ahnen  des  Hauses  und  Zweige  des  nämlichen  Geschlechts,  welche 
nur  ein  Haus  bilden.  —  Seit  der  Mitte  des  11.  Jahrhunderts  führte 
der  älteste  Zweig  des  Hauses  Leszczyc  den  Titel:  Grafen  zu  Skarssow 
und  Herren  zu  Radolin.  Aus  diesem  Zweige  sind  alle  Nebenzweige  und 
Linien  dieses  uralten  Geschlechts  entsprossen,  welche  durch  die  später 
erblich  gewordenen  Namen  ihrer  Besitzungen  sich  unterscheiden.  Die 
Hauptzweige  sind  die  der  edlen  Herren  zu  Plomiencow,  auch  Plomykow 
genannt;  zu  Skolimow-Skolimowski;  zu  Krotoschyn-Krotowski;  zu 
Ponenlow-Ponientowski ;  Mroczeck  zu  Lopuchow;  zu  Lubslowo;  zu 
Gultow-Gultowski,  Grafen  zu  Racacz ;  zu  Klonow-Klonowski ;  zu  Rysing- 
Rysinski ;  zu  Falant-Falendski ;  zu  Jaskolsk-Jaskolski;  zu  Sieminiec- 
Siemienski :  sämmtlich  erloschen ;  und  die  der  edlen  Herren  zu  Skar- 
zeszow-Skarzozewski  und  der  Grafen  zu  Suminsce-Suminski,  welche  noch 
blühen.  —  Hatte  auch  die  Dynastie  der  Lech  in  Polen  aufgehört,  so 
behielten  doch  die  Nachkommen  Lechs  unter  der  Piasten-Regierung  eine 
sehr  einllussreiche  und  hohe  Stellung,  welche  durch  Tapferkeit  im  Kriege 
und  Gewandtheit  in  der  Staatskunde,  so  wie  durch  Pietät  und  Wohl- 
thäligkeit  gegen  die  Kirche  eine  verdiente  war.  Die  Zahl  der  aus  dieser 
Familie  hervorgegangenen  berühmten  Krieger,  Staatsmänner  und  Kirchen- 
fürsten ist  so  gross,  dass  nur  auf  einige  hier  Rücksicht  genommen 
werden  kann.  Schon  um  das  Jahr  1000  lebte,  als  Feldherr  unter  der 
Regierung  des  Mieczyslas  I.  und  des  Boleslas  I.  berühmt,  Derslaus 
Leszczyc.  —  Petrus  Leszczyc,  von  1060  bis  1092  Erzbischof  zu  Gnesen, 
sprach ,  gestützt  auf  die  Zustimmung  des  Papstes  Gregor  VII.,  gegen 
Boleslas  IL,  wegen  des  Mordes  des  Bischofs  St.  Stanislaus  zu  Cracau, 
1079  im  eigenen  Reiche  den  Kirchenbann  aus  und  regierte  das  Reich 
drei  Jahre  hindurch.  —  Imislaus  I.  Leszczyc,  Graf  zu  Skarssow, 
welcher  um  das  Jahr  1080  lebte  und  das  Collegium  sacerdolum  oder 
das  grosse  Seminar  in  Glogau  stiftete,  wird  als  erster  Ahnherr  der 
Grafen  in  Skarssow  angenommen.  Der  Sohn  desselben,  Imislaus  II. 
Leszczyc,  auch  Haymo  genannt,  war  1120  Fürstbischof  zu  Breslau. 
Bernhard  Leszczyc  starb  1153  als  Bischof  zu  Posen,  und  Gerward 
erhielt  1176  den  genannten  bischöflichen  Stuhl.  Andreas  I.,  Senator 
und  Castellan  zu  Kaiisch,  gehörte  zu  der  ersten  Versammlung  der 
Bischöfe,  Palatine  und  Caslellane,  welche  unter  Casimir  II.  1190  einen 
permanenten  Senat  bildeten;  Wenzel  kommt  von  1194  — 1217  als 
Reichssenator  und  Castellan  zu  Krakau  vor;  Jarosius  I.,  Senator  und 
Castellan  in  Posen,  fiel  als  Befehlshaber  der  Truppen  von  Grosspolen 
1241    in  der  Schlacht  bei  Liegnitz,   und  Derslaw  II.   wurde   hei  der  Ver- 


240  GRAFEN  V.  RADOLIN  RADOLINSKI. 

theidigung  seines  Königs  Przemislas  II.  auf  Anstiften  der  Markgrafen 
von  Brandenburg  1296  auf  der  Jagd  getödtet.  —  Gerward  II.,  1300 
Bischof  von  Kujawien,  zeichnete  sich  als  Krieger  aus,  indem  er  aus 
Kujavvien  die  Tempel-  und  die  deutschen  Ordensritter  vertrieb,  ging  1315 
als  Botschafter  an  den  päpstlichen  Hof,  erlangte  von  Johann  XXII.  eine 
Nichtigkeits- Bulle  gegen  die  vom  König  Wenzel  von  Böhmen  auf  die 
Krone  Polens  gemachten  Ansprüche  und  erwarb  die  Erlaubniss  für  die 
Monarchen  Polens ,  sich  wieder  als  Könige  krönen  zu  lassen ,  welche 
Berechtigung,  des  Königs  Boleslas  II.  wegen,  eingezogen  worden  war  etc. 
Was  nun  zunächst  die  späteren  genealogischen  Verhältnisse  der 
gräflich  Badolin-Badolinskischen  Familie  anlangt,  so  hinterliess  Graf 
Adam  I.,  Senator,  Castellan  etc.,  mehrere  Söhne,  von  welchen  verschie- 
dene, oben  schon  erwähnte  Linien  des  Hauses  Leszczyc  gestiftet  wurden. 
Der  älteste  Sohn,  Macuda  Leszczyc  Graf  zu  Skarssow  und  Radolin, 
wurde  der  directe  Ahnherr  der  jetzigen  Grafen  zu  Radolin -Radolinski. 
Aus  seiner  Ehe  mit  Anna  Margaretha  Herzogin  in  Oströg  und  Jaslaw 
stammten  zwei  Söhne,  von  welchen  der  älteste,  Matthias,  den  Stamm 
fortpflanzte.  Derselbe  nahm  mit  seinem  Bruder,  dem  in  der  polnischen 
Geschichte  so  hochberühmten  Petrus  zu  Radolin,  Fürstbischof  zu  Krakau, 
Canzler  der  Königin  Hedwig  etc.,  wie  es  Sitte  wurde,  den  Namen  einer 
der  ihnen  zustehenden  Herrschaften,  Radolin,  als  Geschlechtsnamen  an, 
um  seinen  Zweig  von  den  übrigen  des  Hauses  zu  unterscheiden ,  und 
dieser  vererbte  sich  in  gerader  Linie  bis  auf  die  jetzige  Zeit.  Matthias 
wurde  1400  Reichssenator  und  erster  Palatin  zu  Inowroclow  und  zeugte 
in  der  Ehe  mit  Barbara  Gräfin  v.  Tarnow,  neben  einer  Tochter,  Barbara, 
der  Gemahlin  des  grossen  Zawisza  zu  Raznow  und  Garbow,  mehrere 
Söhne,  von  welchen  der  ältere  die  Linie  der  Grafen  v.  Radolin  Radolinski 
fortpflanzte,  während  der  zweite,  Johann,  Herr  auf  Krotoszyn,  den  Zweig 
der  Leszczyc  zu  Krotoschin  und  Barcin  Krotowski,  welcher  so  rühmlich 
bekannte  und  hochverdiente  Senatoren  geliefert  hat,  und  der  jüngste, 
Herr  in  Magna -Skolimow,  den  jetzt  erloschenen  Zweig  der  Leszczyc- 
Skolimowski  gründete.  —  Um  diese  Zeit  wurde  es,  wegen  der  Streitig- 
keit um  den  Vorrang  zwischen  dem  getitelten  hohen  Adel  und  den  mit 
Slaatsämtern  bekleideten  Würdenträgern ,  durch  die  Gesetze  streng  ver- 
boten, die  in  den  polnischen  Familien  üblichen  erblichen  Titel  weiter 
zu  führen.  Es  verlor  sich  also  der  Gebrauch  der  Geburtstitel,  und  auch 
das  hier  in  Rede  stehende  Haus  führte  den  Grafentitel  erst  wieder,  als 
dasselbe  unter  andere  Gesetze  und  unter  kön.  preuss.  Hoheit  kam.  — 
Aus  der  männlichen  Nachkommenschaft  des  ältesten  Zweiges  des  Hauses 
Leszczyc  zu  Radolin  lebte  zu  Ende  des  16.  Jahrhunderts  der  Urenkel 
des  Senators  und  Palatins  Matthias,  Stanislaus  II.  Leszczyc,  Herr  auf 
Radolin  und  Brudzewo,  Starost  zu  Srem ,  verm.  mit  Anna  Gräfin  zu 
Czarnikau  Czarnkowska  aus  dem  Hause  der  früheren  Herzöge  zu  Schloppe. 
Aus  dieser  Ehe  stammte  Johann  IL,  Reichssenator  und  Castellan  zu 
Inowroclow,  verm.  1646  mit  Maria  Gräfin  v.  Rola.  Der  Sohn  des 
Letzteren,  Andreas  IL,  Reichssenator  und  Castellan  zu  Krzywien,  gest. 
1676,  war  in  zweiter  Ehe  verm.  mit  Catharina  Mycielska  aus  dem  Hause 


GRAFEN  V.  RADOUN  RADOLIIS'SKI.  241 

Dolenon.  Aus  dieser  Ehe  entspross  als  ältester  Sohn  Adalkert  I.,  gest. 
1711,  erster  Land-Kämmerer  des  Landes  Frausladt,  welcher  sieh  mit 
dem  ganzen  ihm  untergeordneten  Fraustädter  Adel  für  die  Thronbestei- 
gung des  Kurfürsten  Friedlieh  August  von  Sachsen  erklärte  und  den 
Wahlact  auch  unterzeichnete.  Derselbe  war  mit  Anna  Gatharina  v.  Slrze- 
mielec-Lascyc  vermählt,  und  von  seinen  drei  Söhnen  pflanzte  nur  Joseph 
Stephan  I.  den  Stamm  fort.  Dieser,  zweiler  Laud-Käininerer  des  Frau- 
städter Landes  und  treuer  Anhänger  des  Königs  August  II.  in  Polen, 
vermählte  sich  mit  Therese  v.  Kurozwenk  und  Wyhranow-Swinarska  aus 
dein  Hause  Poray,  und  dieser  Ehe  entspross  als  zweiter  Sohn  Andreas  VI., 
dritter  Landes -Kämmerer  zu  Frausladt  und  Stifter  der  älteren,  jetzt 
preussischen  Linie,  da  1772  die  meisten  seiner  Besitzungen  unter  kön. 
preuss.  Hoheit  kamen  und  seitdem  die  Nachkommen  im  preussischen 
Staat  »verbände  geblieben  sind.  Graf  Andreas  VI.,  gest.  1772,  war  mit 
Anna  zu  Blociszewo  Gajewska  aus  dem  Hause  Osloja  vermählt,  welche 
letztere  an  das  Haus  der  Grafen  zu  Radohn-Radolinski  ihre  Ansprüche 
auf  die  bedeutende  Erbschaft  der  erloschenen  Familie  der  Grafen  Opa- 
lenski brachte.  Aus  dieser  Ehe  stammten  zwei  Söhne,  die  Grafen: 
Johann  Ignaz  I.  und  Joseph.  Johann  Ignaz  I.  Leszczyc  Gral  v.  Radolin- 
Radolinski,  geh.  12.  Aug.  1,769,  gest.  14.  Dec.  1845,  Herr  auf  Beide 
und  Radolin,  Napachau,  früher  in  k.  preuss.  Kriegsdiensten,  später  Adels- 
Marschall  des  Walczer  Districls,  Ober-Präfect  des  Brombcrger  Regierungs- 
bezirks etc.,  vermählte  sich  mit  päpstlicher  Erlassung  mit  der  Wiltwe 
seines  Bruders,  Marie  zu  Nieborzyn-Nieborska  aus  dem  nun  ganz  erlo- 
schenen allen  Hause  Lubicz,  und  aus  dieser  Ehe  stammt  Graf  Franz 
Joseph  Julius  Stanislaus.  —   Graf  Joseph  Bruder  des   Grafen  Jobann 

Ignaz  —  Herr  auf  Kretkow  und  Borzenciczki,  starb  noch  jung,  1804, 
und  hinterliess  aus  der  Ehe  mit  der  genannten  Grälin  Maria  den  Grafen 
Stanislaus  Julius.  —  Die  jetzige  jüngere  preussische  Linie  stiftete 
Johann  IV.  —  fünfler  Sohn  Johann  Stephans  und  Bruder  des  Andreas  VI. 
(s.  oben)  —  Herr  auf  Jarotschin,  Dohra,  Gola  etc.,  verm.  mit  Leocadie 
Galecka  aus  dem  edlen  Hause  Junosza.  Aus  dieser  Ehe  entsprossen 
zwei  Söhne,  die  Grafen  Franz,  unvermählt  gestorben,  und  Ignaz  IL, 
venu,  mit  Anna  Grälin  Sreniawa  Kwilecka.  Der  Sohn  desselben  ist  Graf 
Emmerich  Ladislads. 

Von   den  lebenden  Gliedern   der  Familie  sind   hier  aufzuführen: 

Aeltere  preussische  Linie:  Graf  Franz  Joseph  Julius  STA- 
NISLAUS —  Sohn  des  Grafen  Johann  Ignaz  —  geb.  7.  Mai  1811.  — 
Graf  Stanislaus  JULIUS  —  Sohn  des  Grafen  Joseph  —  geb.  3.  Mai 
1806,   Herr  der  Herrschaft  Borzenciczki,  k.   preuss.   Kammerherr. 

Jüngere  preussische  Linie:  Graf  Emmerich  LADISLAUS  — 
Sohn  des  Grafen  Ignaz  II.,  des  Vetters  der  Grafen  Johann  Ignaz  und 
Joseph  —  geb.  G.  Nov.  1808,  Herr  der  Herrschaften  Jarocin  und  Radiin,  k. 
preuss.  Kammerherr,  verm.  1.  Mai  1840  mit  Josephine  Gräfin  liadolinska, 
der  Schwester  des  Grafen  Franz  Joseph  Julius  Slanislaus,  aus  welcher 
Ehe  Graf  Julius  Raoul  Eduard   Hugo,  geb.    1.  April    1841,   stammt. 

II.  16 


242 


CRAFRN  V.   RAISTZU'. 


Grafen  v.  Rantzau. 

ITutfjenfd).  Dänemark. 

Besitz:  die  Herrschaft  Rastorff;  die  Herrschaft  Breitenburg  mit  den  Uorfschaften  Arfrade, 
Münsierdorf,  Breitenberg,  Stellan,  Neuendorf,  Grossen  -Prode,  Paschburg  und 
Welling;  Meynerswvk  etc. 


Wappen  der  Reichsgrafen  v.  Rantzau :  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild. 
Im  gekrönten  blauen  Mittelschilde  ein  rechtsgekehrter,  gekrönter,  goldener  Löwe 
(nach  Spener:  Herrschaft  Penik.  Das  ganze  Wappen  ist  das  der  ehemaligen  Burg- 
grafen v.  Leissnig).  1  und  4  von  Silber  und  Roth  der  Länge  nach  getheilt,  ohne 
Bild  (Stammwappen).  2  und  3  in  Gold  ein  schräglinker  schwarzer  Balken,  welcher 
zu  jeder  Seite  von  sechs  schwarzen  Rauten,  zunächst  am  Balken  drei,  in  den  Ecken 
eine  und  dazwischen  zwei,  begleitet  ist  (Burggrafen  zu  Leissnig).  Auf  dem  Schilde 
stehen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  einen  offenen,  schwarzen 
Adlersflug  (zum  Mittelschilde  gehörender  Helmi;  der  mittlere  zwei  durch  eine  gol- 
dene Krone  gesteckte  Büffelshörner,  von  welchen  das  rechte  silbern,  das  linke  roth 
ist  (Helm  des  Stammwappens),  und  der  linke  Helm  ein  rundes  Sehinnbret  mit  gol- 
denem Griffe,  welches  wie  Feld  2  und  3  bezeichnet  und  ringsumher  mit  zwölf 
Pfauenfedern  besteckt  ist.  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth  und  silbern,  links 
golden  und  blau.  —  Auf  älteren  Abbildungen  ist  der  Mittelschild  nicht  gekrönt 
und  auf  dem  rechten  Helme  steht  ein  geschlossener,  die  Sachsen  einwärtskehrender 
schwarzer  Adlersflug. 

Wappen  der  Grafen  v.  Rantzau  nach  den  dänischen  Grafendiplomen : 
quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Der  gekrönte  Mittelschild  ist  von  Roth  und 
Silber  der  Länge  nach  getheilt  (Stammwappen).  1  und  4  in  Roth  zwei  goldene 
ins  Andreaskreuz  gelegte,  mit  den  Klauen  nach  oben  gerichtete  Bärentatzen.  2  und 
3  in  Gold  drei  rothe  (1  und  2)  Kugeln.  Den  Schild  deckt  eine  Grafenkrone  und 
denselben  umschliessen  unten  zwei  mit  einem  rothen  Bande  zusammengebundene 
grüne  Palmzweige. 

Sehr  alte  und  sehr  angesehene  holsteinische  Familie,  welche  sich 
namentlich  in  Dänemark ,  Braunschweig  etc.  weit  ausgebreitet  hat  und 
in  Cuno,  einem  reichen  Grundherrn  in  Holstein,  ihren  Stammvater  verehrt. 
Cunos  Urenkel,  Wolf,  erlangte  in  der  alten  Mark  das  sogenannte  hai- 
samer Land,  und  Wolfs  Enkel,  Wipert  IL,  als  Krieger  unter  dem  Namen 
Graf  Wiprecht  v.  Groitsch  sattsam  bekannt,  vertauschte  das  balsamer 
Land  mit  der  Grafschaft  Groitsch  im  Meissnischen,  wurde  vom  Kaiser 
Heinrich  IV.  1083  zum  Burggrafen  zu  Leisnik  (Leissnig)  erhoben  und 
mit  dem  Markgrafenthum   Lausitz   belehnt.     Von   den  Söhnen   desselben 


GRAFEN  V.  RANTZAU.  243 

folgte  der  allere,  Heinrich  III.,  gest.  1203,  als  Burggraf  zu  Leisnik, 
und  die  Nachkommenschaft  desselben  erlosch  1538  mit  Hugo,  letztem 
Burggrafen  zu  Leisnik  —  der  jüngere  Solin  aber,  Otto  I.,  wendete  sich 
wieder  in  sein  Vaterland  Holstein,  erhaute  um  das  Jahr  1140  das 
Stammhaus  Banlzau  und  wurde  der  nähere  Stammvater  aller  später 
blühenden  Linien  des  weitausgebreiteten  Hauses  Bantzau.  Der  Urenkel 
desselben,  Otto  IL,  hinlerliess  unter  anderen  Söhnen  Otto  III.  und 
Cajis  I.,  welche  um  das  Jahr  1340  lebten  und  durch  ihre  Nachkommen 
das  Geschlecht  in  zwei  Hauptlinien  verzweigten.  Von  Otto  III.  entspross 
die  ältere  Hauptlinie,  aus  welcher  sich,  die  adeligen  Linien  ungerechnet, 
drei  gräfliche  Speciallinien  bildeten,  die  zu  Bastorff,  Aschberg  und 
Obbendorf,  von  welchen  das  Haus  Aschberg  1789,  das  Haus  Obbendorf 
1780  erlosch,  die  zu  Breitenburg,  vormals  Ahrensburg,  und  die  Linie 
von  Schmoel  und  Hohen  fehle,  oder  die  sogenannte  braunschwei- 
gische  Linie.  Von  Cajus  I.  stammte  dagegen  die  jüngere  Hauptlinie. 
Im  fünften  Gliede  von  Letzterem  kommt  Heinrich  Bantzau  zu  Breitenburg 
vor,  von  dessen  Söhnen  der  ältere,  Franz,  gest.  IG  12,  die  hier  nicht 
in  Betracht  kommende  Linie  der  dänischen  Lehnsgrafen  zu  Asdal.  der 
jüngere,  Gerdt,  gest.  1627,  die  reichsgräfliche  Linie  zu  Neu-Bantzau 
und  Löwenholm  stiftete,  welche  1734  mit  dem  in  vielfache  Bechtshändel 
verwickelten  Wilhelm  Moritz  (nach  Anderen  Wilhelm  Adolph)  erlosch, 
worauf  die  Grafschaft  Bantzau  mit  Löwenholm,  in  Folge  eines  von  der 
Krone  Dänemark  mit  dem  Vater  desselben  abgeschlossenen  Vertrags,  von 
Dänemark  in  Besitz  genommen  wurde. 

Die  Familie  ist  hier  in  drei  Linien,  der  älteren  auf  Bastorff, 
der  Linie  Breitenburg  und  der  Linie  von  Schmoel  und  Hohen- 
felde  zu  betrachten.  Die  Linie  auf  Bastorff,  in  welche  der  Beiehs- 
grafenstand  18.  März  1727  in  der  Person  Christians,  bischöfl.  lübeckschen 
Geh.  Baths,  gelangte,  hat  sich  durch  die  Brüder  Christian  Wilhelm 
Heinrich  und  Carl  Emil  in  einen  älteren  und  in  einen  jüngeren 
Zweig  geschieden.  Die  Linie  Breilenburg  erhielt  in  der  Person 
Detlevs  1728  die  Beichsgrafenwürde  erneuert.  Die  Linie  von  Schmoel 
und  II  oben  fei  de  hat  mit  der  Linie  zu  Bastorff  an  Henrich,  gest.  1464, 
einen  gemeinschaftlichen  Stammvater,  da  die  letztere  von  dem  ältesten 
Sohne  Henrichs,  Daniel,  gest.  1598,  erstere  aber  von  dem  jüngeren 
Sohne,  Johann,  stammt.  Von  Letzterem  stammte  im  fünften  Gliede 
Christoph,  geb.  1625,  gest.  1696,  Herr  auf  Schmoel  und  Hohenfelde, 
vyelcher  sich  1650  zur  römisch-katholischen  Kirche  wendete  und  als 
k.  k.  Kämmerer  und  Beichs-Hofrath  16.  Nov.  1650  in  den  Beichs- 
grafensland,  erhoben  wurde.  Derselbe  wohnte  im  Braunschwcigischen, 
und  die  Nachkommenschaft  desselben  ist  daher  gewöhnlich  die  braun- 
schweigische  Linie  genannt  worden.  Durch  die  Brüder  Anton  Carl 
Wilhelm  und  Christoph  Ferdinand  Anton  hat  sich  dieselbe  in  einen 
älteren  und  in  einen  jüngeren  Ast  getheilt. 

Die  Abstammung  der  weiter  unten  aufzuführenden  jetzigen  Familien- 
glieder wird  sich  aus  nachstehenden  Ahnentafeln  ergeben: 

Aeltere    Linie    auf  Bastorff.     Christian  v.  Bantzau  —  Sohn 

16* 


244  GRAFEN  V.   RANTZAU. 

des  Kranz  v.  Ranlzau  —  geh.  20.  Aug.  1649,  gest.  17.  Aug.  1704, 
Herr  auf  Sallzau,  Rastorff,  Aschberg  und  Rürau,  k.  dän.  Geh.  Ralh; 
zweite  Gemahlin:  Margarethe  v.  Ranlzau- Asciiberg,  geh.  1642,  venu. 
1676,  gest.  1708.  —  Christian,  Graf,  geb.  6.  Sept.  1683,  gest. 
8.  März  1729,  Herr  auf  Rastorff,  Weissenhaus  und  Lutgenhorn,  bischöfl. 
lübeckscher  Geh.  Ralh;  Gemahlin:  Charlotte  Amalia  v.  Ranlzau,  geb. 
12.  Jan.  1692,  verm.  1708,  gest.  29.  Sept.  1769.  —  Christian  Emil, 
geb.  18.  Febr.  1716,  gest.  21.  Mai  1777,  k.  dän.  Geh.  Ralh  und 
Gencral-Lieutenanl;  Gemahlin:  Anna  v.  Ruchwald,  geb.  26.  Nov.  1750 
(26.  Oct.  1753),  verm.  16.  Oct.  1771.  —  Christian  Detlev  Carl,  geb. 
8.  Oct.  1772,  gest.  23.  Febr.  1812,  k.  dän.  Kammerherr;  Gemahlin: 
Charlotte  Freiin  v.  Diede  zu  Fürstenstein,  geb.  3.  März  1773,  verm. 
7.  Sept.  1795,  gest.  1847.  —  Christjan  Wilhelm  Heinrich  und  Carl 
Emil,   Gebrüder. 

Linie  R  reiten  bürg.  Detlev,  Graf  —  Sohn  Ottos  v.  Ranlzau  — 
geb.  28.  April  1689,  gest.  6.  März  1746,  k.  Reichs -Hofrath  und 
schlesw.-holslein.  Landrath;  erste  Gemahlin:  Friederike  Amalia  v. Rantzau, 
Erbin  von  Embkendorf  und  Ahrensburg,  geb.  16.  Febr.  1700,  verm. 
25.  Juni  1715,  gest.  18.  Juli  1736.  —  Friedrich,  geb.  6.  Sept.  1729, 
Herr  zu  Rreitenburg,  k.  dän.  Geh.  Rath  und  Kammerherr;  Gemahlin: 
Friederike  Gräfin  v.  Castell-Remlingen,  geb.  24.  Juli  1732,  verm. 
23.  Dec.  1761,  gest.  21.  Aug.  1802.  —  August  Wilhelm  Franz,  geb. 
27.  Mai  1768,  gest.  17.  Sept.  1849,  grossherz.  holslein-oldenb.  Kammer- 
herr; Gemahlin:  Sophie  Juliane  Johanne  Gräfin  v.  Rolhmer,  geb.  20.  März 
1771,  verm.  6.  Sept.  1794,  gest.  im  Juli  1846.  -  Friedrich  August 
Leopold   Hans  Carl,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Linie  von  Schmoel  und  Hohen  fei  de.  Aelterer  Ast: 
Alexander  Leopold  Anton  —  Sohn  Christophs,  Herrn  zu  Schmoel  — 
geb.  1679,  gest.  1747,  herz,  braunschw.  wolffenbült.  General;  Gemahlin: 
Calharina  Sophie  Freiin  v.  Hoym  aus  dem  Hause  Rohden,  geb.  1684, 
verm.  1702,  gest.  1748.  —  Anton  Carl  W.lhelm,  geb.  17.  Febr.  1704, 
gest.  1771,  herz,  braunschw.  Oberst-Lieutenant;  zweite  Gemahlin: 
Friederike  Luise  Juliane  Freiin  v.  König,  geb.  16.  Mai  1712,  verm. 
12.  April  1735.  —  Christian  Friedrich  Ernst,  geb.  6.  Febr.  1747, 
k.  dän.  Kammerherr  und  Hof-Jägermeister;  zweite  Gemahlin:  Charlotte 
Wilhelmine  v.  Huth ,  geb.  1773,  verm.  14.  Oct.  1793.  Friedrich 
Wilhelm,  jetziges  Haupt  des  älteren  Astes.  —  Jüngerer  Ast:  Christoph 
Ferdinand  Anton  —  Sohn  Alexander  Leopold  Antons  und  Bruder  Anton 
Carl  Wilhelms  —  geb.  26.  März  1711,  gest.  21.  Oct.  1802,  holländ. 
Oberst-Lieutenant;  erste  Gemahlin :  Josine  v.  Schockmann,  geb.  10.  Sept. 
1722,  verm.  22.  Nov.  1736,  gest.  2.  Dec.  1758;  zweite  Gemahlin: 
Luise  Henriette  Freiin  v.  Brockenburg,  geb.  7.  Febr.  1732,  verm.  30.  Juli 
1759,  gest.  1788.  -  Aus  erster  Ehe  entsprossen:  Daniel  Detlev, 
Julius  Ferdinand,  Ferdinand  Wilhelm  und  Friedrich  Carl  Ferdinand.  — 
Daniel  Detlev,  geb.  14.  Dec.  1741,  gest.  12.  Aug.  1822,  Gouverneur 
auf  Ceylon;  zweite  Gemahlin:  Johanna  Elisabeth  Cramer,  verm.  1779, 
gest.    13.  Sept.    1791.   —   Julius   Ferdinand,   geb.    17.   Oct.  1745,  gest. 


GBAFEH    V.    KVMZAl  '.  24") 

16.  Jan.  1795,  herz,  braunschw.  Lieutenant  a.  I).;  /weile  Gemahlin: 
Johanna  Christine  Charlotte  Wallher,  geb.  IG.  Aug.  1766,  verm.  13.  Juni 
1790,  gest.  30.  Juni  1834.  —  Ferdinand  Wilhelm,  geh.  14.  Üec.  1754, 
gest.  12.  Nov.  1823,  herz,  oldcnb.  Canzleirath;  Gemahlin:  Henriette 
Avenarius ,  geb.  30.  Oct.  1772,  verm.  14.  Oct.  1789.  —  Friedrich 
Carl   Ferdinand,   geb.    22.   April    175G. 

Von  den  jetzigen   Gliedern  der  Familie  gehören  hierher: 

Aeltere  Linie  zu  Hastorf  f.  Aelterer  Zweig:  Graf  CHRI- 
STIAN Carl  Heinrich  —  Sohn  des  Grafen  Christian  Wilhelm  Heinrich, 
geh.  23.  Sept.  1796,  gest.  IS.  Mai  1848,  verm.  19.  Febr.  1825  mit 
Üllihe  Agathe  Gralin  v.  Reventlow,  geb.  28.  Oct.  1800  —  geb.  23.  Sept. 
1830,  Herr  des  obbendorfer  Fideieommisses.  Die  zwei  Brüder  desselben 
sind  die  Grafen  Heinrich  Adalhert,  geb.  27.  Oct.  1834,  und  Cuno,  geb. 
10.  März  1843.  —  Die  zwei  lebenden  Brüder  des  Grafen  Christian 
Wilhelm  Heinrich  sind:  Graf  Ernst,  geb.  28.  März  1802,  Landralh  und 
Amtmann  zu  Ploen  und  Ahrensböck,  verm.  17.  Febr.  1827  mit  Agnes 
Gräfin  v.  Ranlzau  aus  dem  Hause  Rastorh",  geb.  28.  Aug.  1803,  aus 
welcher  Ehe  sechs  Söhne  stammen,  die  Grafen  Otto,  geb.  24.  Nov. 
1827;  Andreas  Heinrich  August,  geb.  4.  Juni  1832;  Christian,  geb. 
8.   Oct.     1830;     Hermann,    geb.    19.   Febr.    1840;   Carl,    geb.    12.  Juni 

1842,  und  Cuno,  geb.  21.  Sept.  1843  —  und  Graf  Otto  Carl  Josias, 
geb.  1.  Juni  1809,  Propst  des  adeligen  Klosters  zu  Uetersen,  verm. 
31.  Aug.  1844  mit  Julie  Luise  Friederike  Gräfin  v.  Ranlzau  aus  dem 
Hanse  Rastorti,  verw.  Gräfin  v.  Reventlow,  geb.  25.  Juli  1808,  aus 
welcher  Ehe  zwei  Söhne  entsprossen  sind,  die  Grafen:  Curt  Carl  Cuno, 
geb.    12.   Dec.    1845,   und  Johann  Heinrich   Ernst,   geb.    IG.  Sepl.   IS  17. 

—  Jüngerer  Zweig.  Vom  Grafen  CARL  Emil  —  Sohn  des  Grafen 
Christian  Detlev  Carl  —  geb.  17.  Febr.  1775,  Herrn  auf  Rastorff,  k.  dan. 
Geh.  Conferenz-Raih,  verm.  in  erster  Ehe,  22.  Sept.  1794,  mit  Emilie 
Gräfin  v.  BernslorlT,  geb.  7.  Nov.  1777,  gest.  14.  Mai  1811,  und  in 
zweiler,  10.  Juli  1813,  mit  Luise  v.  Wilzleben,  geb.  30.  Juni  1784, 
stammt  aus  erster  Ehe :  Graf  CHRISTIAN  Andreas  Friedrich,  geb.  5.  Febr. 
1796,  k.  dän.  Geh.  Conferenz-Ralh,  und  bis  1 84S  .Gouverneur  und 
Landdrost  des  Herzoglbums  Lauenburg,  venu,  in  erster  Ehe,  12.  Oct. 
1820,   mit  Nancy  Gräfin  v.   Ranlzau,  geb.   4.  Aug.    1798,   gest.   7.   Oct. 

1843,  und  in  zweiler,  15.  Aug.  1846,  mit  Maria  v.  Wilzleben,  gel). 
16.  April  1801.  Aus  erster  Ehe  ist  entsprossen:  Graf  Christian  Emil 
Heinrich  Julius,  geb.    12.  Juli   1827. 

Linie  Breiten!)  urg:  Graf  FRIEDRICH  AUGUST  Leopold  1I\ns 
Carl  —  Sohn  des  Grafen  August  Wilhelm  Franz  —  geb.  II.  April 
1799,  Herr  der  Fideicomniissherrschaft  Breitenburg,  grossherz.  oldeub. 
Kammerherr,  Hof-Jägermeister  und  Chef  der  Hofhaltung  zu  Eutin,  venu. 
3i.  Oct.  1844  mit  Rosa  Maria  Gräfin  v.  Wedeil- Wedellsburg,  geb. 
23.  Juni   1822,   aus  welcher  Ehe  ein   Sohn  N.  N.,  geb.    1851,   stammt. 

—  Der  Bruder  des  Grafen  Friedrich  August  Leopold  Hans  Carl  ist:  Graf 
Cuno  Heinrich  Christian  Carl,  geb.  22.  April  1805,  Herr  auf  Rohlsdorf 
in    Holstein,    venu.    14.   März    1831    mit    Christine    Caroline   Ainalasuuta 


24(5  GRÄFE«  V.  RANTZAÜ. 

Erbgrälin  v.  Bothmer-Bülow,  geb.  23.  Aug.  1810.  Der  Sohn  aus  dieser 
Ehe,  neben  zehn  Töchtern,  ist  Graf  Otto  August  Christian  Carl  Johann 
Wilhelm,   geb.   5.  Juli    1835. 

Linie    von    Schmoel    und    Hohen  fei  de.      Aelterer    Ast: 
Graf  FRIEDRICH  Wilhelm  —  Sohn  des  Grafen  Christian  Friedrich  Ernst 

—  geb.    12.   Febr.  1798,   Consumtions- Verwalter  zu  Hobroe  in  Jütland. 

—  Jüngerer  Ast:  Vom  Grafen  Daniel  Detlev  (s.  oben)  stammen  zwei 
Sühne:  Graf  LUDWIG  Carl,  geb.  1786,  Resident-Gouverneur  in  Indien, 
verm.  mit  Fräulein  de  Kock,   und   Graf  Heinrich  Matthaeus,   geb.    1788. 

—  Der  Sohn  des  Grafen  Julius  Ferdinand  aus  zweiter  Ehe  (s.  oben) 
ist:  Gral'  Georg  Ludwig  Carl  Heinrich,  geb.  7.  Nov.  1794,  Herr  zu 
Meynerswyk,  Mitglied  der  k.  niederl.  geldernschen  Ritterschaft  und  Pro- 
vinzialstände ,  k.  Jägermeister,  General -Einnehmer  der  Provinz  Geldern, 
verm.  20.  März  1822  mit  Anna  Maria  Johanna  v.  d.  Burgh,  verw. 
Baronin  v.  Haersolte,  geb.  18.  Juli  1796,  aus  welcher  Ehe  drei  Töchter 
leben.  —  Von  den  Söhnen  des  Grafen  Ferdinand  Wilhelm  (s.  oben)  lebt 
der  jüngere:  Graf  Heinrich  Friedrich  Wilhelm  Ernst,  geb.  23.  Juni  1795, 
grossherz.  oldenb.  General-Major  und  Brigade- Commandant,  verm.  mit 
N.  N.  Kirchhof,  der  ältere,  Graf  Anton  Friedrich  Carl,  geb.  27.  Oct. 
1793,  ist  22.  Sept.  1849  gestorben.  Derselbe,  grossherz.  meklenb.- 
strel.  Kammerherr  und  Hauptmann  a.  D.,  war  verm.  in  erster  Ehe  mit 
Sophie  Hase,  und  in  zweiter,  19.  Juli  1817,  mit  Ottilie  Israel,  verm. 
22.  März  1844.  Aus  letzterer  Ehe  stammt:  Graf  Daniel  Detlof  Fer- 
dinand Wilhelm,  geb.  4,  Dec.    1847. 

Graf  Friedrich  Carl  Ferdinand  —  Sohn  des  Grafen  Christoph  Fer- 
dinand Anton  —  geb.  22.  April  1756,  ist  schon  oben  erwähnt  worden. 


GRAFEN  V.  RECHBERG  U.  ROTHENLÜWEN.  247 

Grafen  v.  Rechbcrg  u.  Rothenlöwen. 

Äatholifd).  Württemberg  wnb  Öagern. 

Besitz:  die  Herrschanen  Donzdorf,  Wcissensiein,  Böhmenkirch,  Ramsberg,  Winzingeii  und 

Klein-Süs.sen  in  Württemberg;  tue  Standesherrscbaft  Mickhadsen  in  Bayern. 

üom  Haupte  der  Familie  steht  das  Pradioat  „Krlaucln"  zu. 


Wappen:  iin  goldenen  Schilde  zwei  rückwärts  gegen  einander  gekehrte 
rothe  Löwen,  deren  Schweife  dreimal  in  einander  geflochten  sind.  Ueber  der 
Grafenkrone  steht  ein  Helm,  aus  welchem  der  vordere  Theil  eines  vorwärtsgekehrten 
goldenen  Hehbocks  mit  ausgebreiteten  Läufen  und  mit  einem  rothen  Geweih  von 
acht  Enden  hervorwächst.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  golden,  und  den  Schild 
halten  zwei  auswärtssehende,  doppelt  geschweifte  goldene  Löwen.  —  Auf  älteren 
Abbildungen  des  Wappens  der  erloschenen  Linien  finden  sich  drei  Helme.  Auf 
dem  rechten  Helme  sitzt  ein  cinwärtssehender  rother  Löwe,  welcher  mit  einer 
geschlossenen  Krone  geschmückt  ist.  Hinter  demselben  weht  an  einer  schrägrechts 
gestellten  und  auf  dem  mittleren  Helme  ruhenden  silbernen  Lanze  eine  rothe  Fahne 
mit  einem  silbernen,  ovalen  Schilde,  in*  welchem  über  einander  drei  nach  links 
schreitende  rothe  Löwen  stehen.  Der  mittlere  Helm  trägt  das  Vordertheil  des 
beschriebenen  goldenen  Hehbocks,  welchen  ältere  Angaben  als  zwölfendigen  Hirsch 
bezeichnen,  und  der  linke  Helm  einen  einwärtssehenden,  gekrönten,  rothen  Adlers- 
kopf mit  Hals.  Hinter  demselben  weht  an  einer  ebenfalls  auf  den  mittleren  Helm 
gestellten  silbernen  Lanze  eine  rothe,  mit  einem  ovalen  Schilde  belegte  Fahne. 
Der  Schild  ist  von  Silber  und  Roth  der  Länge  nach  gethcilt  und  zeigt  rechts  einen 
halben,  an  die  Theilungslinie  angeschlossenen  rothen  Adler,  links  zwei  silberne 
Querbalken.  Beide  Helme,  den  rechten,  wie  den  linken,  und  die  erwähnten  Fahnen 
konnten  Trier  und  andere  frühere  Heraldiker  nicht  deuten. 

Uraltes  schwäbisches  riltermässiges  Geschlecht,  welches,  wie  Einige 
behaupten,  mit  dem  hohenstaufenschen  Hause  verwandt,  oder  nach  Imhuf 
und  Anderen  mit  dem  Pappenheimsehen  Geschlechte  eines  Stammes  sein 
soll:  Hehauptungen,  deren  Wahr-  oder  Unwahrheit  schwer  zu  beweisen 
sein  dürfte.  —  Das  Stammschloss  liegt  unweit  Gmünd,  dem  Mohcnstaufen 
gegenüber  im  Jaxlkreise  des  Königreichs  Württemberg.  Volkmar  kommt 
um  das  Jahr  1075  vor,  Rudolph  war  1080  Turnierkönig  zu  Augsburg, 
Bertold  und  Veit  waren  1113  im  Gefolge  Kaiser  Heinrichs  V.  auf  dem 
Reichslage  zu  Regensburg,    Dietmar    zeugte    1120,    Ulrich  v.   Rechberg, 


248  GRAFEN  V.  RECHBERG  U.  ROTHENLÖWBN. 

11G3  Marschall  des  Herzogthums  Schwaben,  tritt,  so  weit  Urkunden 
reichen,  als  Stammvater  der  Familie  auf,   und  Otto  v.  Rechberg,  welcher 

um  das  Jahr  1189  lehle,  der  Sohn  desselben,  Hartwig,  und  der  des  Letz- 
teren, Otto,  werden  in  Urkunden  Üomvoigte  von  Regensburg  genannt.  — 
Von  Ulrichs  Söhnen  waren  Rathod  und  Ulrich  Bischöfe  zu  Speyer,  Seyfried 
Bischof  zu  Augsburg,  und  Hildebrand  folgte  im  Marschaltamte.  Die  Söhne 
des  Letzteren  besassen  schon  1227  die  Burg  Hohenslaul'en ,  und  das 
Geschlecht  führte  vormals  im  Panner  das  hohenslaufensche  Wappen.  — 
Im  13.  Jahrhundert  hatte  sich  die  Familie  durch  Hildebrands  Söhne  in 
zwei  Haupllinien  getheilt,  in  die  Linie :  Rechberg  auf  (\en  Bergen  und  in 
die  Linie:  Rechberg  unter  den  Bergen.  Letzlere  erlosch  schon  1413, 
erstere  zerfiel  in  vier  Unterlinien.  Von  diesen  ist  Hohenrechberg  1685, 
Staufeneck  1599,  Üonzdorf  1732  erloschen,  und  nur  Weissenstein  besteht 
und  besitzt  den  Rest  eines  im  1  5.  Jahrhundert  gestifteten  Fideicommisses. 
Diese  Angabe,  dass  die  genannten  vier  Unterlinien  zur  Linie  der  Rech- 
berge auf  den  Bergen  gehören,  findet  sich  bei  Cast  und  Anderen,  während 
Klüber  dieselben  von  den  Recbbergen  unter  den   Bergen  ableitet. 

Der  Freiherrenstand  kam  durch  Conrad  v.  Rechberg,  gest.  1592, 
in  die  Familie.  Im  Anfange  des  17.  Jahrhunderts  nahm  dieselbe  die 
Reichsgrafenwiirde  der  Vorällern  wieder  auf,  die  durch  Diplome 
im  17.  Jahrhundert  den  ausgestorbenen  Linian  erneuert,  oder  ver- 
liehen wurde,  trat  aber  später  in  den  Reichsfreiherrenstand  wieder 
zurück.  Das  erste  Diplom  erhielt  vom  Kaiser  Rudolph  II.  29.  Sept. 
1609  Wolf  Conrad.  Derselbe  erhielt  1613  als  Personalist  die  Auf- 
nahme in  das  schwäbische  Grafencollegium :  die  Güter  waren  also  reichs- 
ritlerscbafllicb.  —  Das  zweite  Diplom  gelangte  vom  Kaiser  Ferdinand  II. 
20.  Juli  1626  an  Caspar  Bernhard,  welcher  seine  bei  der  Reichsritter- 
schaft immatriculirten  Herrschaften  Illeraichheim  1626  und  Hohenrechberg 
1638  zu  unmittelbaren  Reichsherrschaflen  erheb  u  liess  und  dadurch 
Kieisstandschaft  bei  dem  schwäbischen  Reichskivise  erwirkte.  Als  er 
jedoch  die  Herrschaften  dem  reichsritlerschafllicben  Sieuernexus  zu  ent- 
ziehen und  dieselben  mit  Kreislaslen  zu  belegen  suchte,  entschied  der 
Reichshofralh  für  Forldauer  des  Nexus  mit  der  Reichsrillcrsehal'l ,  und 
Rechberg  erschien  seitdem  auf  Kreistagen  nicht  mehr.  Caspar  Bernhard 
war  auch  als  Personalist  in  das  schwäbische  Grafencollegium  aufgenommen 
worden,  doch  erlosch  diese  persönliche  Reichsslandscliafl  mit  seinem 
Sohne,  Johann,  welcher  1676  ohne  männliche  Erben  starb.  Durch  die 
Vermählung  der  Tochter  desselben  kam  Illeraichheim  an  den  Grafen 
v.  Limburg-Styrum,  Hohenrechberg  aber  an  des  Vaters  Bruder,  den 
Freiherrn  Johann  Wilhelm.  —  Das  dritte  Diplom  liess  Kaiser  Leopold  I. 
28.  Jan.  1699  an  Franz  Albert  ausfertigen,  welcher  durch  dasselbe 
ermächtigt  wurde,  sich  Rechberg  und  Rolhenlöwen  zu  schreiben.  —  Die 
jetzigen,  aus  der  Linie  Weissenstein  stammenden  Grafen  v.  Rechberg 
erhielten  als  Freiherren,  nachdem  die  Herrschaft  Rechberg  1810  unter 
würlteinhergische  Staatshoheit  gekommen,  vom  König  Friedrich  I.  von 
Württemberg  1.  Nov,  IS  10  die  Grafen  würde  in  der  Person  Maximilian 
Emanlels    und    wurden    1815  jenen  fürstlichen   und    grälliehen    Besitzern 


GRAFEN  V.  RECHRERG  ö.  ROTIIK.NI.ÖWt  V  21(.) 

beigezählt,  auf  deren  Besitzungen  Reichs-  und  KreisstimmeD  ruhen.  1829 
wurde  das  Haupt  der  Familie  als  zu  dem  standesberrlich-gra'flichen  Prä- 
dicai:    Krlauc  hl   geeignet,  bei  der  Bundesversammlung  angemeldet,    und 

eine  königliche  Declaralion  bestimmte  3.  Mai  1S32  den  slandesherrlichen 
Rechtszustand  des  gräflichen  Hauses.  Die  Besitzungen  desselben  sind 
oben  angegeben. 

Die  jetzigen,  hier  aufzuführenden  Familienglieder  sind  Nachkommen 
des  Grafen  .Maximilian  Emantel,  geb.  1736,  gest.  19.  März  1819,  zuletzt 
k.   liayer.   \v.   Geh.   Raths  und  Oberst-Hofmeisters. 

Vom  ältesten  Sohne  desselben,  dem  Grafen  Aloys  Franz  Xaver, 
geb.  18.  Sept.  1706,  gest.  10.  März  1849,  k.  bayer.  Kämmerer  und 
Staatsminister,  Reiehsralhe  der  Krone  Bayern,  Standesherrn  im  König- 
reich Württemberg  etc.,  verm.  9.  Febr.  1797  mit  Maria  Anna  Amaha 
Friederike  Grälin  v.  Schlitz,  genannt  Gortz,  geb.  9.  Sept.  1778,  gest. 
11.   Mai    1825,   stammt  das  jetzige   Haupt  der  Familie: 

ALBERT  Graf  v.  Reehberg  und  Rotbenlöwen  zu  Hohenrechberg, 
geb.  7.  Dec.  1S03,  Herr  der  Herrschaften  Donzdorf,  Weissenstein, 
Böhmenkirch,  Ramsberg,  Winzingen  und  Klein-Süssen  in  Württemberg, 
Herr  der  Slandesherrschaft  Nickhausen  in  Bayern,  erbliches  Mitglied  der 
ersten  Kammer  in  Württemberg,  lebenslänglicher  Reichsralh  in  Bayern  etc., 
\erm.  9.  Juli  1S30  mit  Walpurga  Gräfin  v.  Rechberg  (Tochter  des 
k  Grafen  Johann  Nepomuk),  geh.  16.  Febr.  1809,  aus  welcher  Ehe,  neben 
vier  Töchtern,  Erbgraf  Otto,  geb.  23.  Aug.  1833,  stammt.  —  Der 
Bruder  des  Grafen  Albert  ist:  Graf  Johann  Bernhard,  geb.  17.  Juli  1806, 
k.  k.  Kümmerer,  Geh.  Rath  und  Internuntius  bei  der  hohen  Pforte,  verm. 
26.  Juli  1834  mit  Barbara  Miss  Jones,  geb.  8.  Juni  1813,  ältester 
Tochter  des  verstorbenen  Thomas  Jones,  Viscounl  Ranelagh  Barons  of 
Waron,   aus  welcher  Ehe  Graf  Louis,  geb.  4.  Juli  1835,   entsprossen  ist. 

Vom  Grafen  Johann  X'epomuk  —  Sohn  des  Grafen  Maximilian  Emanuel 
und  Binder  des  Grafen  Aloys  Franz  Xaver  —  geb.  24.  Nov.  1773,  gest. 
8.  Mai  IS  17,  k.  bayer.  Präsidenten  der  General-Forst-Administration,  lebt 
aus  der  Ehe  mit  Julie  Gräfin  Barbier  v.  Schroflenberg,  verm.  1808, 
Graf  Ludwig,  geh.  15.  Jan.  1814,  k.  bayer.  Kämmerer,  Major  und 
Flügeladjutant,  verm.  18.  Juli  1839  mit  Gabriele  Maria  Sophie  Auguste 
Gräfin  v.  Brav,  geh.  9.  März  1818.  Der  Sohn  aus  dieser  Ehe  ist  Graf 
Ernst  Bero,  geb.   3.  Juni    1840. 


250     GRAFEN  V.  RECHTERKN-MMPURG  U.  GRAFEN  V.  REC.HTEREN-APPELTERN. 

Grafen  v.  Rechteren -Lirnpurg  und  Grafen 
v.  Rechteren-Appeltern. 

Hef0rtmrt.  ßa^ttn  unfc  tttefcerlcmfce. 

Besitz:  die  Standesherrschaft  Lirnpurg- Speckfeld ;  die  Herrschaften  Almelo,    Vriesenveen, 
Rechteren  und  Verborg  in  der  niederländischen  Provinz  OberiYssel ;  die  Herrschaft 
Schulenbtirg  und  Eeze  etc.;  die  Herrschaft  Appeltern,  Anem  etc. 
Dem  Haupte  der  jüngeren,  wie  der  älteren  Linie  Rechlcren-Limpurg  steht  das  I'rädical 

„Erlaucht"  zu. 


Wappen  der  Grafen  v.  Rechteren  -  Lirnpurg :  quadrirter  Schild;  1  und  4 
in  Gold  ein  gemeines,  das  ganze  Feld  überziehendes  rotbes  Kreuz  (Stammvvappen 
der  Heekeren  v.  d.  Eese  zu  Rechteren);  2  und  3  quadrirt,  und  zwar  1  und  4  von 
Roth  und  Silber  durch  vier  aufsteigende  silberne  Spitzen  quer  gelheilt,  in  2  und  3 
aber  in  Blau  fünf  (3  und  2)  silberne  Heerkolben  (Fraenkisch-Limpurgsches  Wappen). 
Den  Schild  bedecken  zwei  Helme.  Auf  dem  rechten  liegt  ein  goldener  Sturmhut 
mit  gegen  die  rechte  Seite  niedergebogener  Spitze  und  rotbcin,  mit  goldenein 
Bande  eingefasstem  Stulpaufschlage,  welcher  letztere  mit  einer  rotben,  nach  rechts 
wehenden  Slraussenfeder  besteckt  ist  (Helm  des  Stammwappens).  Der  linke  gekrönte 
Helm  trägt  zwei  von  Roth  und  Silber  mit  Spitzen  quergetbeiltc  Büffelshörner,  in 
deren  Mündungen  eine  von  Roth  und  Silber  durch  Spitzen  quergetbeiltc  Fahne  mit 
silberner  Stange  steckt  (Limpurgscher  Helm).  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth 
und  golden,  links  blau  und  silbern. 

Wappen  der  Grafen  v.  Rechteren-Appeltern :  in  Gold  ein  das  ganze  Feld 
überziehendes  rothes  Kreuz.  Lieber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  Helm ,  auf 
welchem  ein  goldener  Sturmhut  mit  gegen  die  linke  Seite  niedergebogener  Spitze 
und  rothem,  mit  goldenem  Bande  eingefasstem  Stulpaulschlage  liegt,  welcher  letz- 
tere mit  einer  rotben ,  nach  links  wehenden  Straussenfeder  besteckt  ist.  Die 
Helmdecken  sind  gülden  und  roth. 

Sehr  alles  niederländisches,  in  Geldern  und  Oberyssel  ansässiges 
Geschlecht,  dessen  ältester  bekannter  Stammvater  Eberhard  v.  Heekeren 
ist,  welcher  um  das  Jahr  1230  lebte.  Ein  Nachkomme  desselben, 
Friedrich  van  Heekeren,  erhielt  um  1350  vom  Bischof  v.  Utrecht,  für 
geleistete  Hülfe,  den  Schutz  über  Salland ,  Twenthe  und  die  Herrschaft 
Dieponheim,  durch  seine  Gemahlin  aber,  Lütgarde  v.  Rechteren,  das 
Schloss  Rechteren  in  Oberyssel,  nach  welchem  seine  Nachkommen  sich 
nannten,  während  die  seiner  Brüder:    Heekeren    van    der  Eese   hiessen. 


(MIAMIS  V.  RKCHTKRKN-UMITRG  lT.  GRAFI'.N  V.  RFCHTKREN-APPFJTKRN.     251 

—  Von  elf  Söhnen  Joachim  Adolphs,  Freiherrn  v.  Rechleren  zu  Rechteren, 
gest.  1686,  pflanzten  drei  den  Stamm  dauernd  fort  und  gründeten  drei  Linien. 
Es  stiftete  nämlich  Johann  Zeiger  die  ältere,  Adolph  Heinrich  die  mittlere 
und  Friedrich  Bubolph  die  jüngere  Linie.  Die  ällereLinie:  Rechleren-Limpurg 
erhielt  in  der  Person  Joachim  Heinrichs,  des  Sohnes  des  Stifters,  den  gräf- 
lichen Titel,  und  durch  die  Vermählung  des  Grafen  Joachim  Heinrich  Adolph 
mit  einer  der  drei  Erblöehter  des  Hauses  Limpurg-Speckfeld  in  Franken 
die  Herrschaft  Speckfeld  und  dadurch  Sitz  und  Stimme  im  fränkischen 
(ji-afencollegium ,  mithin  Reichsstandschaft.  Der  Stifter  der  mittleren 
Linie:  Rechleren-AImelo ,  Adolph  Heinrich,  erhielt  riehst  seiner  ganzen 
Familie  vom  Kaiser  Joseph  I.  1706  den  Reichsgrafenstand  und  170S 
durch  ein  kaiserliches  Diplom  die  Anwartschaft  auf  die  gräflich  Wolf- 
steinschen  Reichslehen,  zu  deren  Besitz  die  Nachkommen  aber  nicht 
gelangt  sind.  Die  jüngere  Linie  ist  mit  des  Stifters  Enkel,  dem  Grafen 
Friedrich  Heinrich,  in  diesem  Jahrhunderte  erloschen.  —  Obigem  gemäss 
wurde  daher  in  früheren  genealogischen  Werken  das  Haus  in  den  an- 
gegebenen drei  Linien,  der  älteren,  mittleren  und  jüngeren,  abgehandelt, 
jetzt  aber  wird  dasselbe  als  Rechteren-Limpurg  und  Rechteren- 
App eitern  aufgeführt.  Rechteren-Limpurg  zerfallt  in  zwei  Linien:  die 
jüngere  oder  Rech teren-Limpurg-Speckfeld,  und  die  ältere  oder 
Rechteren-(Limpurg)-Almelo.  Die  jetzige  jüngere,  so  wie  die 
ältere  Linie  von  Rechteren-Limpurg  würde  nach  der  älteren  Eintheilung 
zur  älteren  Linie,  die  Grafen  Rechteren -Appeltern  aber  zur  mittleren 
Linie  gehören.  —  Die  Herrschaft  Speckfeld  wurde  durch  die  rheinische 
Bundesacte  der  k.  bayerischen  Souverainclät  slandesherrlich  untergeordnet 
und  steht  jetzt,  nach  Uebereinkunft  mit  der  älteren  Linie  vom  6.  Nov. 
1819,  der  jüngeren  zu.  In  Bezug  auf  die  Rechterenschen  Hausverträge 
erging  eine  k.  bayer.  Bekanntmachung  vom  11.  Febr.  1823.  —  Die 
ältere  Linie  hat  durch  den  Vertrag  von  1819  den  Besitz  der  nieder- 
ländischen Güter  erlangt,  ist  aber  doch  als  Subsidiallinic  von  der  jüngeren 
zu  betrachten,  also  im  Fall  vom  Erlöschen  der  letzteren  successions- 
berechtigt.  Die  niederländischen  Güter  sind  die  Herrschaften  Almelo, 
Vricsenveen,  Rechteren  und  Verborg.  —  Die  Grafen  v.  Rechleren-Appellern 
besitzen  die  niederländischen  Herrschaften  Appellern,  Ancm  und  andere 
Güter  im  Gelderland. 

Die  genealogischen  Verhältnisse  der  Familie  ergeben  sich  aus  fol- 
genden Ahnentafeln: 

Rechteren-Limpurg.  Jüngere  Linie:  Joachim  Heinrich 
Adolph  —  Sohn  Johann  Zeigers  —  Graf,  geb.  28.  Dec.  1687,  gest. 
15.  März  1715;  Gemahlin:  Amalia  Gräfin  v.  Limpurg-Speckfeld,  verw. 
Gräfin  v.  Wolframsdorf,  geb.  5.  Juni  1689,  wieder  verm.  1.  Dec.  1711, 
gest.  2.  April  1750.  —  Johann  Ererhard  Adolph,  geb.  2.  Nov.  1714, 
gest.  25.  März  1754,  erbte  von  seiner  Mutler  einen  Antheil  von  der 
Grafschaft  Limpurg;  zweite  Gemahlin:  Sophie  Caroline  Florentine  Gräfin 
v.  Rechteren,  geb.  16.  April  1725,  verm.  14.  Juli  1746,  gest.  28.  Juni 
1805.  —  Friedrich  Reinhard  Burkhard  Rudolph,  geb.  22.  Sept.  1751, 
gest.  20.  Juni   1842,  alleiniger  Besitzer  der  Herrschaft  Speckfeld,  erb- 


252     GRAFEN  V.  RECHTEREN-UMPURG  U.  GRAFEN  V.  RECHTEREN-APPELTERN. 

lieher  Reichsratb  im  Königreich  Bayern,  k.  bayer.  General  etc.;  zweite 
Gemahlin:  Auguste  Eleonore  Prinzessin  v.  Hohenlohe-Kirchberg,  geb. 
24.  Mai  17S2,  verm.  11.  Aug.  1807.  —  Friedrich  Ludwig  jetziges 
Haupt  der  Linie. 

Aeltere  Linie:  Joachim  Heinrich  Adolph  —  Johann  Ererhard 
Adolph  (über  Beide  s.  vorst.  Ahnentafel).  —  Friedrich  Ludwig  Christian, 
geb.  29.  Febr.  1748,  gest.  8.  Sept.  1814,  k.  k.  Kämmerer  und  k. 
grossbrit.  Oberst;  zweite  Gemahlin:  Elisabeth  Johanna  Beinera  Freiin 
v.  Heekerin,  geb.  29.  April  1774,  verm.  im  November  1792.  —  Adolph 
Friedrich  Ludwig,  geb.  13.  Oct.  1793,  gest.  31.  März  1851,  k.  niedeii. 
Kammerherr,  Gouverneur  von  Ober-Yssel  etc.,  verm.  2.  April  1824  mit 
Elisabeth  Wilhelmine  Freiin  v.  Massow,  geb.   4.  Oct.    1793.  Adolph 

Friedrich,  jetziges   Haupt  der  Linie. 

Rechter  en-Appeltern:  Jacob  Heinrich  —  Sohn  Adolph  Hein- 
richs, des  Stifters  der  sonstigen  mittleren  Linie  (s.  oben)  —  geb.  2.  Nov. 
1709,  gest.  im  November  1783,  ältester  Rath  und  Deputirler  der  Staaten 
von  Utrecht;  Gemahlin:  Margaretha  Maria  Baronne  v.  Pynssen  v.  d.  Aa, 
verm.  11.  Nov.  1733,  gest.  4.  Jan.  1758.  —  Rudolph  Christian,  geb. 
23.  Nov.  1749,  gest.  31.  Dec.  1812;   Gemahlin:   Caroline  v.  d.  Capellen. 

—  Jacob  Heinrich,  geb.  1787,  Mitglied  der  zweiten  Kammer  der  niederl. 
Generalstaaten  und  der  Ritterschaft  von  Gelderland;  dritte  Gemahlin: 
Gerlriule  Agnes  Freiin  de  Vos  van  Steenwyk,  verm.  27.  April  1835.  — 
Gobert  Wilhelm,  jetziger  Besitzer  von  Appellern  etc. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  gehören  hierher: 

R  ech  te  ren-Limp  urg.    Jüngere  Linie:  Graf  Friedrich  LUDWIG 

—  Sohn  des  Grafen  Friedrich  Reinhard  Burkhard  Rudolph  —  geb.  9.  Jan. 
1811,  w.  erbl.  k.  bayer.  Reichsratb,  Herr  der  Standesherrschaft  Limpurg- 
Speckfeld,  Kreis-Commandant  und  General  der  Landwehr  von  Unterfranken 
und  Aschallcnburg,  verm.  23.  Aug.  1840  mit  Luitgarde  Luise  Charlotte 
Sophie  Grälin  zu  Erbach-Fürstenau,  geb.  13.  Mai  1817,  aus  welcher 
Ehe  Erbgraf  Friedrich  Reinhard  Albrecht  Emil  August,  geb.  3.  Juli  1841, 
stammt.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Friedrich  Ludwig:  Graf  Carl  Ludwig 
August,  geb.  13.  Nov.  1818,  expectivirt  auf  die  deutsche  Ordens-ßallei 
Utrecht. 

Aeltere  Linie:  Graf  ADOLPH  FRIEDRICH  —  Sohn  des  Grafen 
Adolph  Friedrich  Ludwig  —  geb.  17.  Juli  1827,  Herr  der  Herrschaften 
Ähneln  und  Vriesenveen.  Der  Bruder  desselben  ist  Graf  Jacob  Heinrich, 
gel).  6.  Dec.  1831,  Herr  der  Herrschaften  Rechteren  und  Verborg. 
Vom  Grafen  Adolph  Friedrich  Ludwig  leben  zwei  Brüder:  Graf  Wilhelm 
Reinhard  Adolph  Carl,  geb.  11.  Oct.  1798,  grossherz.  hess.  Kämmerer 
und  Rittmeister  ä  la  suite,  Herr  der  Herrschaften  Schulenburg  und  Eeze, 
verm.  27.  Dec.  1823  mit  Sophie  Mariane  Adelheid  Freiin  v.  Günderode, 
geb.  19.  Juni  1803,  aus  welcher  Ehe  vier  Söhne  entsprossen  sind,  die 
Grafen:  Friedrich  Ludwig  Christian,  geb.  16.  Feb.  1825,  Joachim  Adolph 
Zeijger,  geb.  10.  Aug.  1830,  Ferdinand  Christian  Georg,  geb.  28.  Aug. 
1832,  und  Wilhelm  Carl,  geb.  11.  Juni  1840  —  und  Graf  Johann 
Reinhard   Friedrich   Christian  Wilhelm,  geb.    12.  Febr.    1806. 


GRUT.N  V.   D.   RKCKK-VOI.MKRSTKIN. 


253 


Rechteren-Appeltern:  GOBERT  WILHELM  Graf  v.  Rechteren 
—  Sohn  des  Grafen  Jacob  Heinrich  -  Herr  von  Appeltern,  geb.  19.  Ort. 
]sil.  —  Der  Bruder  <l<'s  Grafen  Jacob  Heinrich  isl  Graf  Johann  Dirk, 
geb.  22.  Juni  1799,  Herr  von  Anem,  k.  nirderl.  Kaminerlierr  und  Slaals- 
rath,  verm.  in  erster  Ehe  1827  mit  Civil«  Susanne  Johanne  Adolphine 
Freiin  v.  Hardenbrock,  geb.  17.  Febr.  1S40,  und  in  aweiter,  9.  Juni 
lslT,  mit  Elise  Martha  Gräfin  v.  Liinpurg-Slyrum,  Ober- Hofmeisterin 
Ihrer  k.  Höh«  der  Prinzessin  Friedlieh  der  Niederlande.  Aus  erster  Ehe 
stammt  Graf  Adolph  Johann  Dirk,  geb.    15.  Jan.    1835. 


Grafen  v.  d.  Recke  -Volmerstein. 

^Dongclifd).  ^reufjen. 

Besitz:  die  HerrscbaR  Frauendorf  in  der  Provinz  Brandenburg;  die  Herrschaften  und  (iiiier 
Volmersicin,  Orerdyck,  Werdringen,  Obernhöf,  Mallinkrodt,  Berge  und  Münsterhausen 
in  der  Provinz  Wesiphnlen ;   die  krasehnitser  Güter  und   das  Rittergut  Louisdorfill 

Schlesien. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  golden  eingefassten,  blauen 
Mittelschilde  ein  goldenes  Kreuz  (bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  hinzugekommen). 
t  und  4  in  Blau  ein  silberner,  mit  drei  rothen  Pfählen  belegter  Balken  ( Stamm- 
wappen);  2  und  3  in  Silber  »drei  kleine,  oben  spitzige  rothe  Blätter,  welche  in  der 
Mitte  des  Schildes  an  einer  goldenen  Kugel  befestigt  sind  (Volmerstein).  Heber  der 
Grafenkrone  erbeben  sich  drei  mit  gräflichen  Kronen  gekrönte  Helme.  Der  rechte 
Helm  trägt  einen  offenen  blauen  Adlersflug,  dessen  Flügel  mit  dem  Querbalken 
des  1.  und  4.  Feldes  belegt  sind  (Helm  des  Stammwappens) ;  der  mittlere  einen 
rechtbsehenden,  gekrönten  schwarzen  Adler  (zum  Mittelschilde  gehörig),  und  der 
linke  zwischen  zwei  silhernen  ßüffelshörnern  die  Blätter  des  2.  und  3.  Feldes  mit 
der  Killet  (Volmersteinscber  Helm).  Die  Helmdecken  sind  blau,  roth  und  silbern, 
und  den  Schild  halten  zwei  vorwärtsseilende,  um  die  Lenden  mit  Laub  umgürtete 
Männer,  welche  mit  der  freien  Hand  eine  Keule  auf  den  Boden  stemmen.  Das 
Geneal.  Tascbenb.  d.  gräfl.  Häuser  setzt  in  das  2.  und  3.  Feld  und  zwischen  den 
linken  Helm    drei    an    einer  rothen    Kugel    befestigte    rothe  Büffelsohren,    wogegen 


254  GRAFEN  V.  D.  RECKE-VOLMERSTEIN. 

Spenors,  aus  der  Familie  seihst  erhaltene  Angaben  sprechen.     Derselbe  nennt  das 
Wappenbild :  Kleeblatt  s.  Trifolium. 

Eins  der  ältesten  deutschen  Geschlechter,  welches  sich  aus  West- 
phalen  nach  Pommern,  Lief-  und  Kurland,  Preussen  etc.  verbreitet  hat. 
Das  Stammschloss  desselben,  Reck,  in  der  Grafschaft  Mark,  welches  noch 
in  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  der  Familie  zustand,  kommt  urkundlich 
zuerst  1340  vor.  Diejenigen  Ritter  v.  d.  Recke,  welche  sich  mit  dem 
1201  gestifteten  Schwertbrüder-Orden  nach  Liefland  begaben,  stammten 
aus  dem  Hause  Untrop  in  Westphalen ,  und  von  Liefland  machten  sich 
Nachkommen  in  Kurland  und  Preussen  angesessen.  Hans  war  1549 
Ordens-Heermeisler  in  Liefland  und  Johann  um  dieselbe  Zeit  Rischof  zu 
Dorpat.  —  Agnes  Gräfin  v.  Volmerstein,  Erbtochter  des  sehr  angesehenen, 
mit  den  alten  Grafen  v.  d.  Mark  blutverwandten,  aus  dem  Schlosse 
Volmerstein  im  Amte  Wetter  der  Grafschaft  Mark  stammenden  Hauses 
gleiches  Namens,  verm.  sich  1392  mit  dem  Ordens-Ritter  Görd  (Gottfried) 
Herrn  auf  Reck,  und  brachte  demselben,  als  1415  das  Haus  Volmerstein  mit 
ihrem  Rruder  Johann  im  Mannesstamme  erloschen  war,  die  Herrschaften 
Heessen  bei  Hamm  an  der  Lippe  und  Steinfurt  im  Risthume  Münster,  neben 
anderen  Resitzungen  zu.  Von  den  Söhnen  aus  dieser  Ehe  folgte  Hans  dem 
Vater  im  Resitz  von  Reck  und  Heeren ;  Gerhard,  der  Stifter  mehrerer  Linien, 
erhielt  die  übrigen  benachbarten  Güter  des  Vaters,  Dietrich  aber  bekam 
die  mütterlichen  Resitzungen,  namentlich  Heessen  und  Steinfurt,  und 
wurde,  wegen  treuer  Kriegsdienste,  vom  Kaiser  Sigismund  1433,  unter 
Vermehrung  des  Wappens  mit  dem  Volmersteinschen,  mit  allen*  Reichs- 
mannlehen der  Grafen  v.  Volmerslein  beliehen.  Aus  der  von  demselben 
gestifteten  Linie  Recke -Volmerstein  entstanden  die  Häuser  Heessen 
und  Steinfurt.  Das  Haus  Steinfurt,  aus  welchem  Johann  v.  d.  Recke, 
Freiherr  v.  Scharffenegg,  k.  k.  Kämmerer  und  unter  dem  Kaiser  Ferdi- 
nand II.  Reichshofraths- Präsident,  stammte,  schied  sich  später  in  die 
Aeste  zu  Witten  und  Stock  hausen.  —  Von  den  berühmt  gewor- 
denen Gliedern  der  Familie  mögen  hier  nur  nachstehende  genannt  werden : 
Dietrich  Adolph,  aus  dem  Hause  Curll,  war  1650  Rischof  von  Paderborn, 
und  ein  Freiherr  v.  d.  Recke  1704  k.  preuss.  Geh.  Regierungspräsident 
des  Herzogthums  Cleve  (wahrscheinlich  derselbe,  welchem  vom  Könige 
Friedrich  I.  von  Preussen  14.  Dec.  1709  die  altfreiherrliche  Würde 
bestätigt  wurde).  Johann,  gest.  1737,  grossbritann.  und  kurbraunschw. 
Rath,  führte  das  Lauenburgsche  und  Ratzeburgsche  Votum  auf  dem 
Reichstage  zu  Regensburg  und  machte  sich  durch  die  Unterhandlungen, 
welche  derselbe  von  1720  an  als  Revollmächtigter  des  Corpus  evange- 
licum  am  kurpfälz.  Hofe  pflegte,  bekannt.  Eberhard  Friedrich  Christoph 
Ludwig  wurde  1785  k.  preuss.  w.  Geh.  Staalsminister  im  Departement 
der  Justiz  und  erwarb  sich  grosse  Verdienste  um  den  Staat.  Die  an 
Geist  so  reiche  Elise  Freifrau  v.  d.  Recke,  geb.  Gräfin  v.  Medem ,  ist 
schon  oben  (p.   95)  erwähnt  worden. 

Den  preussischen  Grafenstand  brachte  in  die  Familie  Philipp  Heinrich 
Christian  Freiherr  v.  d.  Recke-Volmerstein,  Herr  zu  Volmerslein,  Overdyck, 
Werdringen,    Mallinkrodt,    Obernhof   und    Resilzer   der  volmersteinschen 


GRAFEN  V.  1).  RECKE-VOLMERSTEIN.  255 

Lelinkammer,  geb.  20.  Aug.  1751,  gest.  15.  März  1840,  verm.  9.  Juli 
1784  mit  Luise  Freiin  v.  d.  Reeke  aus  dem  Hause  Recke,  gest.  10.  April 
1830.     Aus  dieser  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt  der  Familie: 

GOTTHARD  Carl  Ludwig  Graf  v.  d.  Recke-Volmerslein,  geb.  20.  Aug. 
1780,  k.  preuss.  Major  der  Cavallerie  von  d.  A.  und  Landralh  des 
bochumer  Kreises,  verm.  21.  Nov.  1817  mit  Carolina  Amalia  Prinzessin 
zu  Renlhclm-Teeklenburg,  geb.  4.  Juni  1792,  Mitbesitzerin  der  Grafschaft 
Linipurg-Obersontheim.  Dieser  Ebe  ist  entsprossen  Graf  Friedemir,  geb. 
20.  Aug.    1818. 

Die  drei  Rrüder  des  Grafen  Gotthard  Carl  Ludwig  sind:  Graf 
Adalrert,  geb.  28.  Mai  1791,  Herr  zu  Craschnitz,  Dammer,  Hammer 
und  Politz  in  Schlesien,  verm.  10.  Oct.  1820  mit  Malhilde  Gräfin 
v.  Pfeil  und  Klein  -Ellguth,  geb.  28.  Juli  1801,  aus  welcher  Ehe  vier 
Söhne  stammen,  die  Grafen  Constantin,  geb.  10.  Nov.  1829,  k.  preuss. 
Lieutenant;  Waldemar  Ariel,  geb.  27.  März  1831,  Leopold,  geb.  29.  Sept. 
1835,  und  Siegfried,  geb.  20.  Nov.  1841.  —  Graf  Ottomar,  geb. 
0.  Juni  1793,  k.  preuss.  Rittmeister  von  d.  A.,  Herr  zu  Mallinkrodl, 
Werdringen,  Herge  und  Münsterhausen,  verm.  12.  Nov.  1810  mit  The- 
resia Prinzessin  zu  Renlheim- Teekienburg ,  geb.  19.  Sept.  1793,  Mit- 
besitzerin der  Grafschaft  Linipurg-Obersontheim,  welcher  Ehe  zwei  Söhne 
entsprossen  sind,  die  Grafen:  Friedrich  Wilhelm,  geb.  4.  Sept.  1817, 
und  Adolph,  geb.  30.  Jan.  1838  —  und  Graf  Werner  Gicsbert  Wilhelm, 
geb.  12.  Mai  1795,  Herr  auf  Louisdorf  in  Schlesien,  verm.  27.  Nov. 
1841  mit  Eugenie  Luise  Gräfin  Lefeubre  de  Marmenil-Marpalu,  geb. 
7.  Juli  1813,  aus  welcher  Ehe  Graf  Hilmar  Adelbert  Ottomar  Christian 
Fabian  Ernst,  geb.  21.  Febr.   1840,  stammt. 


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CR  AKEN  V.  REDERN. 


Grafen  v.  Redcrn. 


6oangcltfd). 


fkntßen. 


Besitz:  die  FJerrschafl  Greiffenberg  im  Kreise' Apgermünde;  die  Herrschaft  Lanke  im  Kreise. 
Niedei-Harnim  ;  die  Ileiisehali  Schwante  im  Kreise  Oslhavelland  ;  die  Güter  Slendel 
und  [loheiilelde  in  der  Ukermark;  Hohenselchow,  Jieinriclishof,  Friedriclisilial. 
Pinnow  und  Frosienwalde  in  Vorpommern. 


"Wappen  :  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  rothen  Mittelschilde  ein 
schräglinker,  mit  drei  goldenen  Sternen  helegter  silberner  Balken  (Wappen  der 
österr.  Familie  v.  Redern).  1  und  4  in  Blau  ein  silbernes  Bad  von  8  Speichen 
(Wappen  der  schlcsiscben  Familie  v.  Redcrn,  Bödern).  2  und  3  der  Länge  nach 
getheilt;  recbts  in  Gold  ein  an  die  Theilungslinie  angeschlossener,  gekrönter  und 
golden  bewehrter  balber  schwarzer  Adler;  links  in  Koth  ein  silberner,  mit  zwei 
dünnen,  doppelt  geasteten,  ins  Andreaskreuz  gestellten  rothen  Stäben  belegter 
Querbalken.  Den  Schild  decken  drei  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rechten  Helme 
steht  ein  dreifacber,  mit  dem  Rade  des  1.  und  4.  Feldes  belegter  Pfauenschweif 
(Helm  der  schlcsiscben  Familie  v.  Bödern);  aus  dem  mittleren  Helme  wächst  ein 
vorwärtssehender  geharnischter  Mann  empor,  welcher  in  jeder  Hand  an  einer  rothen 
Stange  eine  auswärts  wehende,  von  Silber  und  Botb  viermal  quergestreifte,  mit 
einem  goldenen  Sterne  belegte  und  aufrecht  gestellte  Fahne  hält.  Eine  dergleichen 
links  wehende  Fahne  steht  auf  dem  gekrönten  Helme  des  Mannes  (Helm  der  österr. 
Familie  v.  Bedern),  Auf  dem  linken  Helme  stehen  sechs  durch  einander  gesteckte, 
viermal  von  Silber  und  Both  quergetbeilte  Fahnen  an  Turnierstangen,  von  denen 
drei  sich  rechts,  drei  links  kehren.  Die  Helmdecken  sind  rechts  silbern  und  roth, 
links  silbern  und  blau,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  gekrönte, 
auf  der  Brust  mit  dem  königl.  Namenszuge  FB.  mit  darüber  schwebender  Krone 
und  auf  den  Flügeln  mit  goldenen  Kleestengeln  belegte  schwarze  Adler.  Wie  be- 
schrieben, giebt  das  Wappenbuch  der  preussischen  Monarchie  (1.  82)  das  Wappen 
der  Grafen  v.  Bedern,  und  es  ist  nur,  wohl  aber  fälschlich,  der  silberne  Querbalken 
der  linken  Hälfte  des  2.  und  3.  Feldes  mit  einem  rothen  burgundischen  Kreuze, 
statt  der  geästeten  Stäbe,  belegt.  —  Bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  wurde  das 
reichsgräflich-  Bödernscbe  Wappen  verliehen  und  es  kamen  nur  als  Schildhalter  die 
preuss.  schwarzen  Adler  hinzu,  welche  auch  halb,  statt  der  schlesischcn  Adler,  rechts 
im  2.  und  3.  Felde  stehen.  —  Von  den  vorkommenden  Verschiedenheiten  finden  sich 
einige  unter  den  Angaben  über  das  Wappen  der  Reichsgrafen  v.  Rödern  vor. 

Die    Grafen  v.  Redern    stammen    aus    der    sehr    allen    märkischen 
Familie  v.  Redern,  welche  gleichen  Ursprung  mit  der  alten  im  Preussi- 


GRAFEN  V.  RKRERN.  257 

schon  und  Anhallschen,  im  Voigllande,  Sachsen,  Schlesien  und  Oesterreieh 
vorkommenden  Herren  und  Grafen  v.  Roeder,  Rüdern,  Raedeni  und 
Reder  hat.  Das  Geschlecht  soll,  nach  den  Ansahen  Einiger,  ursprünglich 
ein  französisches  sein  und  sich,  wohl  aus  dem  Anhallschen,  in  der  Mark 
Brandenburg  niedergelassen,  spater  aber  in  zwei  Zweigen  in  Oesterreieh 
und  Schlesien  verbreitet  haben  (s.  unten  die  Grafen  v.  Rödern).  —  Die 
einzelnen  Stämme  sind  zweifelsohne  früher  vielfach  unter  einander  ver- 
wechselt worden  und  so  kann  leicht  auf  einen  Stamm  das  ihm  nicht 
Zustellende  bezogen  werden.  Hierher  dürfte  Nachstehendes  gehören. 
Als  gemeinschaftlicher  Almherr  aller  gleichnamigen  Geschlechter,  mögen 
dieselben  sich  schreiben,  wie  sie  wollen,  wird  von  Mehreren  Hannibal 
Heinrich  Röder  angenommen,  welcher  vom  Kaiser  Heinrich  I.  in  der 
ersten  Hälfte  des  1 0.  Jahrhunderts  den  Ritterschlag  erhielt  und  der 
Erste  dieses  Namens  ist,  welchen  die  Geschichte  nennt.  Sebastian 
Heinrich,  k.  Oberst,  fiel  1080  bei  Merseburg  und  Apel  starb  1161  zu 
Erfurt.  Ein  Zwist  mit  seinem  Bruder  Adam  soll  den  ersten  Anlass  zu 
den  Theilungen  der  Familie  gegeben  haben.  —  Arnold  v.  Reder  ver- 
kaufte 1218  das  Gut  Viceroth  im  Anhaltschen,  welches,  laut  Verkauf- 
briefes,  schon  seit  langen  Zeilen  den  Vorfahren  des  Verkäufers  zuge- 
standen hatte,  und  Falk  und  Conrad,  Markgraf  Dietrichs  zu  Landsberg 
und  Meissen  Anführer  im  Kriege  gegen  den  Erzbischof  zu  Magdeburg, 
eroberten  127S  den  Giebichenstein  bei  Halle.  Von  diesen  Beiden  sollen 
die  v.  Redern  in  der  Alt-Mark  stammen,  welche  die  Güter  Wolterslage, 
Königsmark,  Langen,  Linden,  Löwenberg,  Kerkow  etc.  besassen.  Heinrich 
wurde  1459  Heermeister  des  Johanniterordens  zu  Sonnenburg;  Heinz 
war  1506  Kurfürst  Joachims  von  Brandenburg  Ralh,  und  Erasmus,  Sohn 
des  Niclas,  Herr  auf  Schwandt  in  der  Mark,  ging  1521  nach  Oesterreieh 
und  erlangte  durch  Heirath  die  Herrschaft  Perg.  Von  den  Söhnen 
desselben  zog  Georg  wieder  auf  das  ererbte  Gut  Schwandt  und  setzte 
in  der  Mark  durch  vier  Söhne  das  Geschlecht  fort,  von  deren  Nach- 
kommen Claus  1614  Hofmeister  des  Markgrafen  Siegmund  in  Bran- 
denburg und  Georg  um  dieselbe  Zeit  Hofmeister  bei  den  markgräflichen 
Prinzen  von  Brandenburg  war.  Der  ältere  Sohn  des  Erasmus,  Hans  zu 
Perg,  pflanzte  in  Oesterreieh  den  Stamm  fort,  und  von  den  Nachkommen 
desselben  wurde  Wolf  Dietrich,  k.  Ralh,  Landralh  und  Rilterslands- 
verordneler ,  passauscher  Lehnpropst  etc. ,  nach  vorhergegangener 
Erneuerung  des  Freiherrenstandes,  29.  Juni  1612,  mit  den  stammver- 
wandten Freiherren  v.  Rödern  in  Schlesien  vom  Kaiser  Leopold  1. 
4.  Aug.  1669  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.  Rei  dieser  Erhebung 
wurden  die  Wappen  beider  Familien  so  vereinigt,  dass  der  österreichische 
Stamm  zu  dem  schräglinken,  mit  drei  goldenen  Sternen  belegten  silbernen 
Querbalken  in  Roth  das  Rad  des  schlesischen  Stammes,  letzterer  aber  zu 
dem  Rade  den  Querbalken  mit  den  Sternen  fügte.  Der  österreichische  Slamm 
erlosch  1743,  und  so  blüht  (s.  unten  die  Grafen  v.  Rödern)  nur  noch 
der  schlesische  Stamm.  Sonach  enthält  der  Mittelschild  und  der  mittlere 
Helm  des  Wappens  der  hier  in  Rede  stehenden  Grafen  v.  Redern  das 
eigentliche  Slammwappen  derselben.  —  Der  Grafenstand  kam  von  Neuem 
II.  17 


258  GRAFEN  V.  REDERN. 

durch  Diplom  vom  Könige  Friedrich  II.  von  Preussen  14.  Jan.  1757  in  die 
märkische  Familie  und  zwar  in  der  Person  Sigismund  Ehrenreichs,  welcher 
zu  dem  sogenannten  lausitzischen  Aste  derselben  gehörte.  Sigismund 
Ehrenrefch,  Graf,  —  Solin  Erasmus  Wilhelms  aus  der  Ehe  mit  Gatharina 
Elisabeth  v.  Bredow  —  geb.  1720,  gest.  1.  Juli  1789,  Herr  der  freien 
Standesherrschaft  Königsbrüek  in  der  Oherlausilz  und  Herr  auf  Cosel, 
Lipse,  Grüngräbchen  und  Steinborn,  sowie  auf  Golsen,  Landwehr,  Prirow, 
Lüdekahl,  Staflelde,  Gorlsdorf,  Kerkow,  Steinhöfel  und  Friedrichsfelde, 
k.  preuss.  Ober-Hofmarschall  und  Karnmerherr,  Präsident  der  k.  preuss. 
Oslindischen  Compaguie,  Curator  der  Academie  der  Wissenschaften  etc., 
verm.  sich  mit  Maria  Johanna  de  Horguelin,  geb.  18.  Sept.  1727,  gest. 
1.  Jan.  1788.  Aus  dieser  Ehe  entspross  Wilhelm  Jacob,  geb.  2.  Jan. 
1750,  k.  preuss.  Hofmarschall  und  Kammerherr,  Herr  auf  Cosel,  Grün- 
gräbchen und  Lipse,  verm.  in  zweiter  Ehe  mit  Wilhelminc  v.  Otterstaedt, 
geb.  8.  Oct.  1772,  gest.  12.  Mai  1842.  Von  demselben  stammt  das 
jetzige  Haupt  der  Familie: 

Graf  WILHELM  Friedrich,  geb.  9.  Dec.  1802,  k.  preuss.  Karnmer- 
herr, w.  Geh.  Rath  und  General-Intendant  der  königl.  Hofmusik,  Herr 
der  Herrschaften  Greiffenberg ,  Lanke  und  Schwante,  und  Herr  auf 
Stendel,  Hohenfelde,  Hohenselchow,  Pinnow  etc.,  verm.  19.  Dec.  1834 
mit  Bertba  Jenisch,  Tochter  des  verewigten  Senators  Jenisch  zu  Hamburg, 
geb.  12.  Febr.  1811,  aus  welcher  Ehe  Gräfin  Wilhelmine  Adelaide  Maria 
Luise,  geb.  27.  März  1846,  lebt.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Wilhelm 
Friedrich  ist:  Graf  Heinrich  Alexander,  geb.  26.  Sept.  1804,  k.  preuss. 
Kammerherr,  Geh.  Rath,  ausserordentlicher  Gesandter  und  bevollmächtigter 
Minister  am  k.  sardinischen  Hofe  zu  Turin,  verm.  26.  Sept.  1836  mit 
Victoria  Fürstin  v.  Odescalchi,  geb.  11.  Nov.  1811.  Aus  dieser  Ehe 
stammt,  neben  drei  Schwestern,  Graf  Wilhelm  Heinrich  Sigismund  Joachim 
Victor  Innocenz,  geb.   19.  Febr.   1842. 


* 


* 


GRAFKN  V.  REIIIU.MIKR. 


259 


Grafen  v.  Rehbinder. 

JCutrjertfd).  Huljlanb. 

Besitz:  die  Rittergüter  Uddrich,  Mönnikorb,  Kurritzar,  BuxbÖwden,  [wentack,  Woddofcr, 
l'allal  und  Werriler;  Fiiediiclisholl*,  Sack,  Rabhola,  Jelgimeggi  und  Ridncka  in 
Estbland. 


Wappen :  Schild  zweimal  der  Länge  nach  und  zweimal  qucrgetheilt, 
9  feldrig ,  das  5.  Feld  als  Mittelschild.  Mittelschild  mit  der  Grafenkrone  bedeckt 
und  qucrgetheilt;  oben  in  Blau  zehn  (5  und  5)  fünfstrahlige,  silberne  Sterne;  unten 
in  Gold  drei  golden  gekrönte  und  dreimal  gekrümmte,  neben  einander  gestellte 
Schlangen  (die  Schlangen  sind  das  Stammwappen,  die  Sterne  sind  bei  Erhebung 
in  den  Freiherrenstand  hinzugekommen).  1  und  9  in  Schwarz  zwei  silberne  Degen 
durch  eine  goldene  Krone  ins  Andreaskreuz  gesteckt,  2  in  Silber  ein  aufwachsender 
Doppeladler,  3  und  7  in  Roth  ein  golden  gekrönter,  rechtsgekehrter  Löwe,  welcher 
in  den  Vorderpranken  eine  silberne,  linksgekrümmte  Hellebarde  halt;  4  in  Silber 
drei  (1  und  2)  grüne,  gestürzte  Blätter;  6  in  Gold  ein  nach  der  Linken  galoppi- 
render  Reiter  mit  geschwungenem  Schwerte,  und  8  in  Silber  ein  Ankerkreuz  (wahr- 
scheinlich roth  oder  schwarz).  Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich  fünf  gekrönte 
Helme.  Der  rechte  trägt  zwei  schräggestellte  Fahnen,  der  zweite  einen  rechtsge- 
wendeten und  gebogenen  geharnischten  Ann,  welcher  in  der  Hand  eine  goldene 
Krone  hält;  der  mittlere  zwischen  einem  offenen  Adlersfluge,  dessen  rechter  Flügel 
golden,  der  linke  silbern  ist,  an  einem  goldenen,  von  zwei  gegen  einander  gekehrten 
Schlangen  beseiteten  Stiele  einen  blauen  Spiegel  mit  silberner  Einfassung  (Helm 
des  Stammwappens) ;  der  vierte  einen  aufwachsenden  rechtssehenden  Adler,  und  der 
linke  den  galoppirenden  Reiter  des  6.  Feldes.  Den  Schild  hält  rechts  ein  auswärts^ 
sehender  Adler  und  links  ein  auswärtssehender  Löwe.  —  Das  angegebene  Wappen  ist 
das  vollständige  gräfliche  Wappen.  Das  Stammwappen  in  demselben  ist  nach  der  besten 
Quelle,  nach  Hupel,  beschrieben,  das  Uebrige  nach  Abdrücken  von  Petschaften,  welche 
freilich  einigeZweifel  über  dieTincturen  lassen. —  Das  im  Geneal.Taschenb.  der  gräfl. 
Häuser(1853,  568)  angegebene  Wappen  ist  nicht  das  gräfliche,  sondern  das  freiherrliche 
Wappen.  Die,  statt  der  Schlangen,  angegebenen  arabischen  Dreien  beruhen  darauf, 
dass  anfangs  keine  Schlangen,  sondern  wahre  3  Dreien  im  Wappen  gewesen  sein 
sollen.  —  Statt  des  unteren  goldenen  Feldes  des  Mittelschildes  zeigen  allerdings 
Abdrücke  von  neueren  Petschaften  ein  blaues  Feld,  doch  ist  wohl  Hupel  sehr 
zuverlässig.  —  Die  Decken  im  freiherrlichen  Wappen  sind  schwarz,  silbern  und  golden. 

Die  Grafen  v.  Rehbinder    stammen    aus  einer  sehr  allen  westphäli- 

schen,  oder  niederländischen  Familie,  welche  sich  später  in  Kur-,  Lief- 

17* 


260  GRAFEN  V.  REHBINDER. 

und  Esthland ,  so  wie  in  Schweden  verbreitet  hat.  Als  Gottschalck 
Rehbinder  1620  vor  der  kurländisehen  Ritlerbank  erschien,  hat  derselbe 
,, seines  Geschlechts  Ankunft  in  diese  Lande  angegeben  aus  dem  Nieder- 
lande" (wobei  Hupel  daran  erinnern  zu  müssen  glaubt,  dass  vormals 
Westphalen  und  Niedersachsen,  im  Gegensatze  von  Franken,  Schwaben, 
Rayern  etc.,  das  Niederland  genannt  worden  sei).  Sein  Urältervater 
Gehrdt  sei  vor  206  und  mehr  Jahren,  wegen  Wolilverhaltens,  mit  Lassen 
im  Diinaburgschen  und  mit  zwei  Höfen  im  Ueberdünschen  belehnt  worden, 
und  es  sei  Jedermann  bekannt,  dass  die  Rehbinder  ein  gutes  altadeliges 
Geschlecht  wären  und  sich  immer  mit  Töchtern  adeliger  Häuser  ver- 
bunden hätten.  Derselbe  wurde  hierauf,  und  nach  seinen  Ahnen,  in  die 
erste  Classe  der  notorischen  Geschlechter  eingezeichnet.  Als  Hupel 
schrieb  (1788)  kam  die  Familie  in  Kurland  nicht  mehr  vor.  Sljernmann 
(1754)  und  Gezelius  leiten  das  Geschlecht  aus  Westphalen  her  und 
melden,  dass  dasselbe  nahe  an  700  Jahre  in  Kurland  und  Polen  vor- 
komme, bedenken  aber  nicht,  dass  um  diese  Zeit  in  das  heidnische 
Kurland  keine  christliche  Familie  aus  Westphalen  eindringen  und  sich 
ohne  Hülfe  eines  Ritlerordens  dort  hätte  halten  können.  Was  Liefland 
betrifft,  so  steht  nach  Hupel  nur  fest,  dass  der  Rittmeister  Heinrich  — 
Sohn  Heinrichs  und  Enkel  Wilhelms,  Beide  Herren  auf  Lassen,  Lassen- 
beck  und  Brunnen,  —  gegen  Ende  des  16.  Jahrhunderts  sich  in  Liefland 
ansässig  gemacht    habe,    wogegen  Gauhe  angiebt,    dass  schon  Gollhard 

—  Sohn  des  Rilters  Johann  —  vom  König  Sigismund  August  in 
Polen  dem  Herzog  in  Kurland  zur  Wiedereinsetzung  in  die  ihm  ent- 
zogenen, vom  König  gekauften  Güter  in  Liefland  empfohlen  worden  sei. 

—  Der  Enkel  des  erwähnten  Rittmeisters  Heinrich  war  der  sogleich 
näher  aufzuführende  Freiherr  Heinrich,  dessen  Nachkommen  sich  nament- 
lich in  Esthland  ausgebreitet  haben. 

Heinrich  v.  Rehbinder,  geb.  1604,  gest.  1680,  k.  schwed.  General- 
Major  und  Gouverneur  von  Finnland,  wurde  vom  König  Carl  XI.  von 
Schweden  12.  Febr.  1680  in  den  schwedischen  Freiherrensland  erhoben, 
wobei,  zur  Erinnerung  an  seine  zehn,  im  schwedischen  Kriegsdienste 
befindlichen  Söhne,  zehn  Sterne  dem  Mitlelschilde  des  Wappens  zugesetzt 
wurden.  Von  Heinrichs  Enkeln  machte  sich  Bernhard  Ollo,  Freiherr, 
geb.  1662,  gest.  1742,  als  k.  sardin.  Fcldmarschall  bekannt,  und  Otto 
Magnus,  Freiherr,  geb.  1728,  gest.  1792,  herz.  Sachsen -weimarischer 
Kammerherr  und  Geh.  Rath,  Herr  auf  Uddrich,  Loewenwolde,  Körrendack, 
Sack,  Kurritzar  und  Mönnikorb  in  Esthland,  wurde  vom  Kaiser  Joseph  II. 
22.  Juni  1787  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.  Derselbe  war  zuerst 
mit  Agneta  v.  Ristram  und  später  mit  Sophie  Freiin  v.  d.  Pallien  ver- 
mählt, und  hinterliess  drei  Söhne:  Gustav  Dietrich,  Otto  Magnus  und 
Carl  Friedrich,  von  welchen  Otto  Magnus,  Ritter  des  St.  Johanniter- 
Ordens  mit  der  Commende  auf  Lietzen,  Herr  auf  Wannemois,  unvermählt 
starb,  Gustav  Dietrich  aber  und  Carl  Friedrich  das  Geschlecht  fort- 
pflanzten. 

Graf  Gustav  Dietrich,  geb.  1756,  gest.  1826,  Kreis-Adels-Marschall 
des  wierschen  Kreises,  Herr  auf  Uddrich,  Mönnikorb  etc  ,  vermählte  sich 


4 

GRAFEN   V.   RWIItlMU.Il.  26  I 

mit  Anna  v.  Schwengeln! ,  und  dieser  Ehe  entsproM  Graf  Carl  Gustav, 
geb.  14.  Juni  1793,  gest.  1S51,  esthländ.  Landrath  und  Oberkirchen- 
voisielier,  Herr  auf  Uddrich,  Mönnikorb,  Rurritzar,  Buihöwden,  Iwenlack, 
Woddofer,  Pallal  und  Wemfer,  venu,  mit  Ernesiinc  Sophie  Freiin 
v.   Ungern-Sternberg  aus  dein  Hause  Lecbtigall.    Aus  dieser  Ehe  slainml: 

Graf  GUSTAV  Ludwig  Eberhard,  geb.  3.  Juli  1819,  und  die  zwei 
Brüder  desselben  sind:  Graf  Carl  Gotlhardt,  geb.  19.  Sept.  1829,  und 
Graf  Heinhold   Fabian,   geb.    12.  Jan.    1831. 

Graf  Carl  Friedrich  —  Bruder  des  Grafen  Gustav  Dietrich  —  geb. 
1764,  gest.  1841,  Herr  auf  FriedrichshofF,  Sack,  Rahhola  und  Jelgimeggi, 
vermählte  sich  1786  mit  Gerlrude  Franziska  Elisabeth  Gräfin  Nassau  la 
Leck,  geb.  1771,  gest.  1838.  Aus  dieser  Ehe  lebt  Graf  PAUL  Eduard, 
geb.  15.  Jan.  1796,  Manngerichts-Assessor.  Herr  auf  FriedrichshofF  und 
Ridicka,  venu,  zuerst  18.  Aug.  1818  mit  Julie  Freiin  v.  Ungern-Sternberg 
aus  dem  Hause  Lecbtigall,  geb.  1803,  gest.  27.  Aug.  1835,  und  später, 
1837,  mit  Sophie  v.  Heulern,  gesch.  Aus  erster  Ehe  leben  zwei  Söhne: 
Graf  Xicolaus  Ludwig,  geb.  6.  Dec.  1823,  k.  russ.  Marine-Lieutenant  a.  D., 
verm.  1.  Juni  1845  mit  Gabriele  Eleonore  v.  Brinckmann,  geb.  23.  Oct. 
1826,  und  Graf  Paul  Julius,  geb.  8.  Dec.  1831,  k.  russ.  Cornet.  — 
Vom  älteren  Bruder  des  Grafen  Paul  Eduard,  vom  Grafen  Friedrich  Otto 
Albert,  geb.  1787,  gest.  1813,  Herrn  auf  Rahhola,  verm.  mit  Julie 
v.  Stackeiberg  aus  dem  Hause  Rulide,  geb.  1788,  gest.  27.  Febr.  1849, 
stammt  Graf  Ferdinand,  geb.  10.  Oct.  1809,  k.  russ.  Garde- Oberst, 
venn.  1843  mit  Maria  v.  Polosoff.  —  Vom  jüngeren  Bruder  des  Grafen 
Paul  Eduard,  vom  Grafen  Conslantin,  geb.  1797,  gest.  1821,  Herrn  auf 
Jelgimeggi,  verm.  mit  Alexandrine  v.  Dahl,  geb.  1803,  ist  entsprossen 
Graf  Carl  Friedrich,  geb.    1819,  k.  russ.  Lieutenant  a.   D. 


262  GRAFEN  V.  REICHENBACH-GOSCHÜTZ. 

Grafen  v.  Reichenbach-Goschütz. 

futherifd).  $)reuf>en. 

Besitz:  in  Schlesien  die  freie  Standesherrschan  Goschütz;  die  Herrschaft  Schöhwnld :  die 
Bnistaver  Güter;  die  Rittcrgiiier  Pilzen,  Eichberg,  Scheegeln,  Aslau  etc.,  polnisch 
Wtirpitz  etc, 


"Wappen:  Schild  zweimal  der  Länge  nach  und  zweimal  quergelbeilt ,  also 
9  Fcldrig.  Das  5.  Feld  ist  als  Mittelschild  mit  einer  siebenperligen  Krone  gekrönt 
und  der  Länge  nach  getheilt ;  rechts  in  Gold  ein  goldbewehrter  schwarzer  Doppeladler, 
links  in  Silber  ein  cinwärtsgewendeter  blauer  Löwe.  I  und  9  in  Silber  ein  gehar- 
nischter Kitter,  in  der  Rechten  ein  blankes  Schwert  haltend,  welcher  aus  einem, 
im  Schildesfusse  an  grünem  Ufer  strömenden  Bache  bis  zu  den  Knieen  aufsteigt 
und  dessen  Brustharnisch  rechts  am  Ufer  liegt  ( zur  Erinnerung  an  Friedrich 
v.  Funckenstein ;  s.  unten).  2  in  Roth  ein  quergelegtes,  mit  der  Stürze  nach  rechts 
gewendetes  goldenes  Posthorn  (wegen  des  General  -  Land  -  Postmeisteramtes  des 
Herzogthums  Schlesien).  3  und  7  in  Blau  ein  silberner  Mühlstein ,  aus  welchem 
unten  ein  und  oben  nach  beiden  Seiten  zwei  gekreuzte  Mühleisen  hervorgehen 
(Stammwappen);  4  von  Roth  und  Silber  quergetheilt,  mit  zwei  gestürzten  Fischen 
(Forellen)  von  gewechselten  Tincturen ;  6  in  Roth  ein  schwebendes  goldenes  Mal- 
teserkreuz und  8  in  Roth  ein  einwärtssehender  gekrönter  und  golden  bewehrter 
schwarzer  Adler  (wohl  der  schlesische),  dessen  Brust  und  Flügel  mit  einem  silbernen 
Kleemonde  belegt  sind.  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  fünf  gekrönte  Helme.  Aus 
dem  rechten  Helme  wächst  ein  vorwärtssehender  geharnischter  Mann  auf,  welcher 
in  der  Rechten  ein  Schwert  emporhebt,  mit  der  Linken  aber  eine  rothe  Fahne 
über  die  Schulter  und  den  Unterarm  legt  (zur  Erinnerung  an  Conrad  v.  Reichenbach ; 
s.  unten);  auf  dem  zweiten  Helme  ruht  mit  dem  Ellenbogen  ein  rechtsgewendeter 
Ann  von  natürlicher  Farbe,  welcher  mit  der  Hand,  des  zweiten  Feldes  wegen,  ein 
goldenes,  die  Stürze  rechtskehrendes  Posthorn  emporhebt  (in  neueren  Lackabdrücken 
iindet  sich  das  Posthorn  ohne  den  Arm);  der  dritte  Helm  trägt  ein  goldenes  Kreuz 
zwischen  zwei  gestürzten  Fischen  (Forellen),  von  welchen  der  rechte  silbern,  der 
linke  roth  ist  (  Rohrscher  Helm ) ;  der  vierte  Helm  trägt  den  Adler  des  8,  Feldes, 
und  aus  dem  linken  Helme  wächst  einwärtsgekehrt  ein  goldenes  Maulthier  auf 
(Helm  des  Stammwappens).  Die  Decken  des  rechten  und  linken  Helmes  sind  blau 
und  silbern,  die  des  zweiten  und  dritten  Helmes  roth  und  silbern,  die  des  vierten 
roth  und  schwarz,  und  den  Schild  halten  zwei  cinwärtssehende  blaue  Löwen.  — 
Das  Maulthier   auf  dem    linken    Helme   giebt  Siebmacher  als  grau.  —   Eine  Reihe 


GRAFEN  V.  REICHENBACH-GOSCHÜTZ.  263 

sehr  seltener  Biter  Lackabdrücke  cl<'>  Wappens  machte  es  möglich,  über  dasselbe 
sehr  genaue  Auskunft  zu  geben.  Da*  Stammwappen  war  in  Blau  der  silberne 
Hfiblstein  mit  den  Mühleisen,  oder  Hämmern,  aus  welchen  das  Grafendiplom 
n  Streitkolben *!  gemacht  bat.  Bei  der  Erhebung  in  den  Freiherrenstand  wurde 
der  Schild  qnädrirt  und  mit  einem  Mittelschilde  und  einem  /.weiten  Helme,  dem 
rechten,  vermehrt.  Der  gekrönte  Mittelschild  zeigte  den  schwarzen  Reichsadler, 
Feld  1  und  4  die  F.rinnerung  an  Friedrich  v.  Funckenstein ,  Feld  2  und  3  das 
Stammwappen,  und  der  rechte  Helm  den  Hitler  Conrad  v.  Reichenbach.  —  Das 
reichsgräO.  Wappen  ergab  ursprünglich  eine  Vermehrung  des  Mittelschildes,  zwei  neue 
Felder  im  Schilde  und  einen  neuen  Helm,  den  Rohrncheu  Helm.  Demgemäss  war 
der  Mittelschild  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  der  schwarze  Reichsadler  in  Gold, 
links  der  blaue  Löwe  in  Silber.  Der  Schild  war  (ifeldrig,  einmal  der  Länge  nach 
und  zweimal  quergetheilt.  1  und  6  zeigte  den  Ritter  Friedrich  v.  Funckenstein, 
2  und  5  das  Stammwappen,  3  die  beiden  Fische  und  4  den  schwarzen  Adler  in 
Gold.  Den  Schild  bedeckten  drei  Helme,  der  rechte  trug  den  Ritter  Nicolaus 
v.  Rcichenbach,  der  mittlere  den  Rohrseben  Helmschmuck,  und  der  linke  den  des 
Stammwappens.  Später  wurde,  in  Folge  des  General-Land-Oberpostmeisteramtes  und 
des  Johanniterordens  wegen,  der  Schild  zweimal  der  Länge  und  ebenso  der  Quere 
nach  getheilt  und  ein  vierter  Helm,  als  zweiter,  hinzugesetzt.  Der  9feldrige  Schild 
zeigte  nun  im  2.  Felde  ein  Posthorn  und  im  6.  ein  Malteserkreuz.  Der  eingeschobene 
Helm  trug  das  Posthorn.  Neuerlich  ist  nochmals  ein  Helm,  und  zwar  als  vierter, 
eingeschoben  worden,  welcher  den  schwarzen  Adler  des  8.  Feldes  trägt.  —  Feld  4 
des  Schildes  soll  zweifelsohne  den  Rohrseben  Wappenschild  enthalten.  Der  Reichs- 
heraldiker,  welcher  die  Mühleisen  am  Reichenbacbschen  Stammwappen  zu  Streitkolben 
machte,  mag  wohl,  wie  leider  oft  vorgekommen  ist,  ein  bewährter  Heraldiker  nicht 
gewesen  sein.  Er  hätte  sonst  wissen  müssen,  dass  Siebmacher  und  Lucae  das 
Wappen  also  bestimmen  :  in  Silber  sechs  rothe  Ziegel,  3,  2,  t  und  auf  dem  Helme 
zwischen  einem  silbernen  und  einem  rothen  gestürzten  Fische  ein  goldenes  Kreuz, 
während  Sinapius  —  für  die  Wappen  des  schlesischen  Adels  immer  die  grösste 
Autorität  —  in  Roth  sechs  goldene  Ziegel,  und  auf  den  Helm  ein  von  zwei  Del- 
phinen gehaltenes  Kreuz  stellt. 

Eins  der  ältesten  und  angesehensten,  an  Verdiensten,  Gliedern 
und  Besitz  reichsten  schlesischen  Geschlechter,  über  dessen  Ursprung 
sich  verschiedene  Angaben  vorfinden.  Da  in  Bezug  auf  die  Geschichte 
dieser  Familie  Hosemann  und  Jachmann  wohl  die  tiefsten  Studien  gemacht 
haben ,  so  dürften  Beide  in  besonderen  Betracht  zu  ziehen  sein.  Nach 
diesen  Schriftstellern  fand  sich  ein  fränkischer  Ritter,  Friedrich  v.  Flncken- 
stbih,  bei  den  Zügen  Kaiser  Heinrichs  I.,  des  Voglers,  (um  933)  gegen 
die  Ungarn.  Stark  verwundet,  wollte  derselbe  sich  in  einem  Bache, 
nahe  der,  wahrscheinlich  zwischen  Münsterberg  und  Glatz  gelegenen 
Wahlstatt,  vom  Blute  reinigen  und  entdeckte  im  Bache  Kleinodien  vom 
grössten  Werthe,  welche  der  fliehende  Feind  im  Wasser  geborgen  hatte. 
Der  überreiche  Fund  wurde  dem  Kaiser  geschickt,  welcher  den  Finder, 
einen  der  tapfersten  seiner  Kriegsobersten,  zu  sich  befahl,  denselben 
zum  Riller  schlug,  aus  kaiserlichen  Gewalt  den  Namen  Funckenstein  mit 
RfiCHBfBAcn  vertauschte  und  dem  Ritter  ein  sechs  Meilen  langes  und  sechs 
Meilen  breites  Land  nach  eigener  Wahl,  mit  den  Kosten  der  Anbauung, 
zusagte.  Friedrich  wählte  sich  Land  im  schlesischen  Gebirge  und  baule 
auf  einem  wüsten  Berge  ein  prächtiges,  nach  seiner  Familie  ,, Funcken- 
stein" genanntes  Schloss,  welches  seit  der  zweiten  Hälfte  des  14.  Jahr- 
hunderts Fürstenstein  hiess,  und  es  ist  nichl  unwahrscheinlich,  dass 
dasselbe  an  der  Stelle  gestanden  hat,  welche  jetzt  das  herrliche  Schloss 
Fürstenslein  einnimmt.  Friedrich  pflanzte  mit  M echt i! de  Gräfin  v.  Bingelhcun, 


9(54  GRAFEN  V.   REICHENBACH-GOSCHUTZ. 

wohl  der  Tochter  des  bekannten  kaiserlichen  Heerführers  Siegfried  Grafen 
v.  Ringelheim,  das  Geschlecht  fort,  doch  beginnt  die  sicher  fortlaufende 
Stammreihe  erst  mit  Conrad  zu  Ende  des  13.  Jahrhunderts.  —  Zwei 
Gebrüder  von  Reichenbach ,  beide  Kriegsoberste ,  kamen  im  Gefolge  des 
Markgrafen  Albrecht  von  Oeslerreich  nach  1056  an  den  Hof  Kaiser 
Heinrichs  IV.  zu  Merseburg;  Bogdan  zog  1147  unter  Kaiser  Conrad  III. 
in  das  gelobte  Land  und  verwendete  später,  um  1  169,  das  Erbgut  bei 
Beuthen  zum  Baue  der  Kirche  des  heiligen  Grabes  zu  Miechow;  sieben 
Ritter  v.  Reichenbach  kämpften  1189  unter  den  Hülfsvölkern ,  welche 
Wilhelm  Graf  v.  Stollberg  dem  Heere  des  Kaisers  Friedrich  I.  Barbarossa 
zugeführt  hatte;  Hans  war  um  1 190  Kaiser  Heinrichs  VI.  Hofmarschall; 
um  dieselbe  Zeit  bedachte  Woislaus,  Bogdans  Sohn,  die  Kirche  zu 
Miechow  aufs  Neue  und  derselbe  kommt  in  der  Bestätigungsurkunde 
der  Schenkung  als:  Miles  Nobilis  Terrae  Sendomiriensis  vor,  und  Stephan, 
Bogdans  Enkel,  sorgte  ebenfalls  für  die  Kirche  zu  Miechow  und  wird 
in  der  Bestätigungs-Urkunde:  Miles  egregius  genannt.  Conrad,  in  der 
Nähe  von  Troppau  geboren,  bewährte  sich  nach  Hosemann  als  Held 
1228  bei  dem  Kreuzzuge  Kaiser  Friedrichs  II.,  namentlich  bei  Eroberung 
der  Stadt  Ascalon,  wo  derselbe,  der  Erste  auf  den  Mauern,  die  christ- 
liche Fahne  wehen  liess.  Mit  dem  Kaiser  aus  Jerusalem  nach  Wien 
zurückgekehrt,  wurde  er  kaiserlich  belohnt  und  mit  einer  Hofdame  der 
Kaiserin,  Eleonore  Freiin  v.  Waldstein,  vermählt.  Allein  von  den  Ge- 
schenken bei  der  Vermählung,  bei  welcher  7  Reichsfürsten,  25  Grafen, 
33  Freiherren  und  sehr  viele  Edelleute  zugegen  waren,  kaufte  Conrad 
neun  Dörfer.  Aus  seiner  Ehe  entsprossen  fünf  Söhne :  Conrad,  Heinrich, 
Bernhard,  Friedrich  und  Wilhelm,  welche  sämmtlich  in  der  Folge  den 
Ritterorden  von  Malta  erhielten  und  auf  fünf  Turnieren  den  ersten  Preis 
davontrugen.  Conrad  der  Vater  starb  im  76.  Jahre  und  ruht  in  dem 
bekannten  Kloster  Neuburg  unweit  Wien,  wo  die  gegossene  Grabschrift 
am  vorderen  Altare  der  Klosterkirche  auch  einen  deutschen  Vers  enthält, 
welcher  ein  nicht  uninteressanter  Beitrag  zur  Dichtkunst  der  früheren 
Zeit  ist.  Derselbe  lautet:  ^Schlesien  ist  mein  Vaterland,  Bin  doch  auch 
anderswo  bekannt.  In  Syrien  that  ich  meinem  Herrn  Alles,  was  ihm 
lieb,  und  er  sähe  gern.  >Venn  auch  vorfiel  eine  schwere  Sach :  Weiset 
er  die  zum  Reichenbach;  Doch  hab  ich  nu  meinen  Lauf  vollend,  Und 
Alles  befohlen  in  Gottes  Hand."  —  Conrads  ältester  Sohn,  Conrad  (IL), 
bekam  1266  auf  dem  Turniere  zu  Regensburg  den  ersten  Preis,  und 
der  Sohn  desselben,  Conrad  (III.),  war  1295  Herzog  ßolkos  I.  zu 
Schweidnitz  Hofrichter.  Mit  diesem  letzteren  Conrad  wird  die  Geschichte 
der  Familie  ganz  sicher  und  es  beginnt  die  ununterbrochene  genaue 
Stammreihe,  welche  die  Redaction  einer  ihr  sehr  geneigten  Beihülfe 
verdankt.      Diese  Stammreihe  ist  nachstehende: 

Conrad  v.  Reichenbach,  Ritler,  Herzog  Bolkos  I.  zu  Schweidnitz 
fürstl.  Hofrichler  um  das  Jahr  1295.  —  Hermann,  Erbrachter  zu  Reichen- 
bach  1323,  und  1329  nicht  mehr  am  Leben.  Nach  einer  Schenkung  an  das 
Kloster  Grüssau  hiess  seine  verstorbene  Gemahlin  Elisabeth,  seine  Mutter 
aber  Hedwig.   —    Heinrich,  jüngster  Sohn  Hermanns.  —  Hermann   (IL), 


BRAVEM  V.  RKIGHEMMCH-GOSCHÜTZ.  265 

lebte  noch  1364;  Gemahlin':  Jutta  v.  Panwitz.  —  Stephan,  erbte  Peter- 
witz, lebte  noch  1412;   Gemahlin  N.  N.  v.  Zedlitz  aus  dem  Hause  Leipe. 

—  Heintze,  fUrstl.  Landeshauptmann  zu  Mülisterberg  1450;  die  Gemahlin 
stammte  ebenfalls  aus  der  Familie  v.  Zedlitz-Leipe.  —  Huhtze  (II.) 
v.  R.,  Bieler  genannt  (der  Heiname  „Bieler"  gehörte  der  anderen  Linie 
des  Hauses,  wurde  aber  von  Heintzc,  zweifelsohne  zum  Zeichen,  dass 
die  gesammte  Hand  bereits  errichtet  sei,  angenommen);  Gemahlin: 
v.  Nimptsch  aus  dem  Hause  Rührsdorfl*.  —  Heintze  (III.)»  Bieler  genannt, 
geb.  1508,  gest.  1557,  Landeshauptmann  der  Fürstentümer  Schweidnitz 
und  Jauer;  Gemahlin:  Margaretha  v.  Hohberg  aus  dem  Hause  Fürstenstein. 

—  Christoph,  von  und  auf  Rudelsdorf,  geb.  1558,  gest.  1616;  Gemahlin: 
Susanria  v.  Niemitz  aus  dem  Hause  Jungferndorf,  gest.  1622.  — 
Heintze  (IV.)  oder  Heinrich,  geb.  1590,  gest.  1660,  Oberrechtsbeisitzer 
und  Landesältester  der  Fürstenthümer  Schweidnitz  und  Jauer,  Herr  auf 
Siebeneichen  etc.;  erste  Gemahlin:  Lucretia  Schlick,  Grälin  zu  Passau 
und  Weisskirchen,  Ellbogen  und  Neudeck,  verw.  v.  Hohberg,  verm.  1610, 
gest.  1613;  zweite  Gemahlin:  Hedwig  v.  Zedlitz,  verm.  1618,  gest.  1621; 
dritte  Gemahlin:  Margaretha  Ursula  v.  Tschammer  und  Osten,  verw. 
v.  Mühlheim,  verm.  1627,  gest.  1644.  —  Oswald  Heinrich,  Freiherr, 
geb.  20.  Aug.  1633,  gest.  14.  April  1715,  d.  h.  R.  R.  Ritter,  Herr 
der  Herrschaft  Siebeneichen;  zweite  Gemahlin:  Johanna  Helena  v.  Rohr 
und  Stein,  verm.  18.  Febr.  1699,  gest.  28.  Aug.  1758.  —  Heinrich 
Leopold,  Graf,  mit  welchem  weiter  unten,  nach  den  hier  nöthigen 
Angaben  über  die  der  Familie  zu  Theil  gewordenen  Erhebungen  etc., 
die  nähere  Abstammung  der  jetzigen  Familienglieder  beginnen  wird. 

Die  grossen  Verdienste  der  Familie  fanden  vielfach  gerechte  Aner- 
kennung. Heintzes  (IV.)  oder  Heinrichs  beide  Söhne  aus  dritter  Ehe: 
Christoph  Heinrich,  geb.  31.  Jan.  1631,  gest.  4.  April  1715  —  welcher, 
was  für  die  National -Sittengeschichte  der  ersten  Hälfte  des  17.  Jahr- 
hunderts nicht  uninteressant  ist,  45  männliche  und  39  weibliche  Pallien 
Halt«  —  und  Oswald  Heinrich  erhielten  vom  Kaiser  Leopold  I.  den 
ReichsfVeiherrcnstand,  Nach  Einigen  soll  der  ältere  Bruder,  nach  Anderen 
der  jüngere  Bruder  zuerst  dieser  Erhebung  theilhaft  geworden  sein.  Am 
richtigsten  ist  wohl  die  Annahme,  dass  Beide  zugleich  den  Freiherren- 
sland  erlangten  und  zwar  1678,  und  nicht,  wie  bisweilen  bestimmt  wird, 
1665.  Das  Diplom  ist  in  keinem  Archive  aufzufinden,  soll  aber  sowohl 
über  den  Freiherrenstand,  als  über  des  h.  R.  R.  alten  Rilterstand  aus- 
gefertigt gewesen  sein.  Was  letzteren  anlangt,  so  muss  es  auffallen, 
dass  man  den  Titel :  des  heiligen  Rom.  Reichs  Ritler,  nur  dem  Freiherrn 
Oswald  Heinrich,  und  nicht  dem  Freiherrn  Christoph  Heinrich  beigelegt 
findet.  —  Die  zwei  Söhne  des  Freiherrn  Oswald  Heinrich,  Heinrich 
Leopold  und  Christian  Heinrich  (IL),  wurden  vom  Kaiser  Carl  VI. 
10.  März  1730  in  den  Reichsgraf'ensland  erhoben.  Graf  Heinrich  Leopold 
erkaufte  die  später  als  Fideicommiss  und  Majorat  bestimmte  Herrschaft 
Goschütz,  wurde  26.  Febr.  1737  Riller  des  Johanniter-Ordens ,  erhielt 
6.  Nov.  1741  vom  Könige  Friedrich  IL  von  Preussen  das  General- 
Land-Postmeisleramt  durch  das  souveraine  Herzogthum  Schlesien,  welche 


266  GRAFEN  V.  REICHENBACH-GOSCHÜTZ. 

Würde  7.  Jan.  1752  erblich  gemacht  wurde,  und  empfing  13.  Sept. 
1751  die  höchste  Ehrenbezeugung,  welche  von  der  Krone  Preussen 
verliehen  wird:  den  schwarzen  Adlerorden,  welcher  hohen  Ehre  auch 
der  Bruder  desselben,  Graf  Christoph  Heinrich,  1.  Mai  1775  theilhaftig 
wurde.  Auch  steht  jetzt  der  Familie  das  Ober -Erbjägermeisteramt  in 
Schlesien  zu,  und  vielfach  kommt  in  den  Annalen  des  Johanniter-Ordens 
der  alte  Name  Reichenbach  vor. 

Durch  die  genannten  zwei  Brüder,  Heinrich  Leopold  und  Christoph 
Heinrich  (II.),  wurde  die  Familie  in  zwei  Linien  getheilt:  Erstcrer  stiftete 
die  jetzt  blühende  Linie  zu  Go schütz,  über  welche  das  Nähere 
sogleich  folgt;  Letzterer,  welchem  König  Friedrich  II.  von  Preussen 
6.  Nov.  1741  die  Oberlandjägermeister -Würde  durch  Schlesien,  eine 
Würde,  welche  5.  Juli  1752  erblich  gemacht  wurde,  verlieh,  die  Linie 
zu  Neusc bloss.  Dieselbe  starb  9.  Jan.  J819  mit  dem  Grafen  Heinrich 
Wilhelm  im   Mannesstamme  aus. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  der  Linie  zu  Goschütz  erhellt 
aus  nachstehender  Ahnentafel:  Heinrich  (I.)  Leopold,  Graf,  —  älterer 
Sohn  zweiter  Ehe  des  Freiherrn  Oswald  Heinrich  (s.  oben)  —  geb. 
9.  März  1705,  gest.  9.  April  1775,  freier  Slandesherr  zu  Goschütz, 
General -Erbland -Postmeister  in  Schlesien  etc.;  erste  Gemahlin:  Helene 
Agnes  Gräfin  v.  Solms-Wildenfels,  geb.  28.  Mai  1707,  venu.  11.  Aug. 
1729,  gest.  13.  Oct.  1735;  zweite  Gemahlin:  Friederike  Charlotte, 
Tochter  des  Fürsten  Hans  Carl  v.  Carolath,  geb.  30.  Sept.  1720,  verm. 
19.  Juli  1737,  gest.  II.  Juli  1741;  dritte  Gemahlin:  Anna  Maria  Anna, 
der  zweiten  Gemahlin  ältere  Schwester,  geb.  12.  Juni  1718,  verm. 
9.  Aug.  1742,  gest.  22.  März  1790.  —  Heinrich  (II.)  Gustav  Gottlob 
—  Sohn  aus  erster  Ehe  —  geb.  26.  Nov.  1731,  gest.  11.  März  1790, 
freier  Standesherr  auf  Goschütz,  Erbland-Postmeister  etc.;  erste  Gemahlin: 
Charlotte  Auguste  Prinzessin  v.  Schwarzburg-Sondershausen,  geb.  9.  Febr. 
1732,  verm.  30.  Juni  1754,  gest.  11.  Juni  1774;  zweite  Gemahlin: 
Caroline  Antoinette  Luise  Gräfin  v.  Schönburg-Rochsburg,  geb.  8.  Dec. 
1752,  verm.  28.  Mai  1776.  —  Heinrich  (III.)  Leopold  Gottlob,  — 
Sohn  erster  Ehe  —  geb.  24.  Dec.  1768,  gest.  20.  Mai  1816,  freier 
Standesherr  zu  Goschütz,  Herr  auf  Althammer,  Rudelsdorf,  Radinen, 
Dyhrnfeld  etc.,  General -Erbland -Postmeister,  k.  preuss.  Geh.  Legations- 
rath  etc.;  Gemahlin:  Johanna  Franziska  Gräfin  zu  Solms-Baruth ,  geb. 
11.  Juni  1776,  verm.  28.  Juni  1793,  gest.  1840.  —  Heinrich  (IV.) 
Gustav  Gottlob,  jetziger  Standesherr. 

Von  den  jetzigen   Gliedern  der  Familie  gehören  hierher: 

Graf  HEINRICH  (IV.)  Gustav  Gottlob,  —  Sohn  des  Grafen 
Heinrich  (III.)  Leopold  Gottlob  —  geb.  24.  Sept.  1801,  freier  Slandes- 
herr zu  Goschülz,  General-Erbland-Poslmeisler  im  Herzogthum  Schlesien, 
verm.  im  Juli  1824  mit  Adelheid  Constanze  Gräfin  v.  Schlippenbach, 
geb.  19.  Juli  1803,  gesch.  1832,  aus  welcher  Ehe  Graf  Bogdan  Wilhelm 
Heinrich  Ernst,  geb.  10.  März  1827,  Attache  bei  der  k.  preuss.  Gesandt- 
schaft  in   Washington,   stammt. 

Von  dem  Sohne  erster  Ehe  des  Grafen  Heinrich  (II. )Guslav  Gottlob  (Gross- 


GRAFEN  V.  REICHKNIUCH-GOSCHÜTZ.  267 

valer  dos  jetzigen  Standesherrn),  vom  Grafen  Heinrieh  Joachim  Christoph, 
geb.  29.  Dec.  1772,  gest.  27.  Dec.  1845,  Ober- Erbjägermeister  in 
Schlesien,  k.  preuss.  Oherstlieiitenant,  Herrn  auf  Schönwald,  stammt 
aus  der  Ehe  mit  Charlotte  Henriette  Luise  Elisa  Gräfin  v.  Reichenbach, 
geb.  31.  Aug.  1795:  Graf  Heinrich  Hugo  Bogdan,  Herr  auf  Schönwald  und 
Massel.  Lieutenant  in  der  k.  preuss.  Landwehr-Cavallerie,  geb.  15.  Oct. 
1826,  venu.  28.  Juli  1850  mit  Helene  Charlotte  Anna  Gräfin  v.  Belhusy, 
geb.  28.  Juli  1832.  —  Aus  der  zweiten  Ehe  des  Grafen  Heinrich  II. 
Gustav  Gottlob  lebt  Graf  Heinrich  Ernst,  geb.  17.  Juli  1777,  k.  preuss. 
Hofjägermeister,  Domherr  zu  Magdeburg  etc.,  verm.  12.  April  1807  mit 
Emihe  Charlotte  Wilhelmine  Gräfin  v.  Reuss-Köstritz,  geb.  5.  Jan.  1787. 
Nachkommen  des  Grafen  Heinrich  Leopold,  —  Bruders  des  Grafen 
Heinrich  (II.)  Gustav  Gottlob  —  geb.  28.  März  1733,  gest.  1805, 
Erbherrn  der  Güter  Pommerswitz,  Alt-  und  Neu-Wiendorf  etc.,  k.  preuss. 
Geh.  Legationsralh,  aus  zweiter  Ehe  mit  Sophie  Amalie  Henriette  Gräfin 
v.  Reichenbach.  geb.  9.  April  1755,  verm.  16.  Mai  1770,  gest.  31.  Jan. 
1797:  vom  Grafen  Heinrich  Wilhelm  Leopold,  geb.  22.  Mai  1773, 
gest.  15.  Juni  1834,  k.  preuss.  Oberstlieutenant  und  Landrathe,  verm. 
in  erster  Ehe,  22.  Mai  1803,  mit  Ernestine  v.  Czetteritz  und  Neuhauss 
aus  dem  Hause  Pilzen,  gest.  29.  Mai  1816,  und  in  zweiter,  3.  Jan. 
1818,  mit  Julie  v.  Thadden,  leben  aus  jeder  Ehe  zwei  Söhne.  Die  zwei 
Söhne  erster  Ehe  sind:  Graf  Heinrich  Leopold,  geb.  7.  Oct.  1808, 
k.  preuss.  Hauptmann  a.  D.,  Abgeordneter  zur  II.  Kammer  für  den  Stadt- 
und  Landbezirk  Görlitz  und  Vorsitzender  des  Gemeinderaths  zu  Görlitz, 
verm.  23.  Sept.  1837  mit  Bertha  Freiin  v.  Schlichten,  geb.  23.  April 
1818,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  entsprossen  sind,  die  Grafen:  Heinrich 
Leopold,  geb.  7.  Febr.  1842,  Heinrich  Hermann,  geb.  21.  Febr.  1845, 
und  Heinrich  Alexander,  geb.  3.  Dec.  1851  —  und  Graf  Heinrich  Fritz, 
geb.  23.  Juli  1809,  Erbherr  auf  Pilzen,  Herr  auf  Brustave,  Linsen, 
Eisenhammer  und  Liebenlhal,  k.  preuss.  Kammerherr,  verm.  4.  Jan.  1846 
mit  Adele  Gräfin  Henckel  v.  Donnersmarck,  geb.  18.  Juni  1823,  aus 
welcher  Ehe  Graf  Heinrich  Fritz  Wilhelm  Carl,  geb.  5.  Nov.  1846,  stammt. 
—  Die  zwei  Söhne  zweiter  Ehe  des  Grafen  Heinrich  Wilhelm  Leopold 
sind:  Graf  Arthur,  geb.  1.  Febr.  1823,  k.  preuss.  Lieutenant,  und  Graf 
Heinrich  Wilhelm,  geb.  19.  Febr.  1826,  k.  preuss.  Lieutenant.  —  Der 
lebende  Bruder  des  Grafen  Heinrich  Wilhelm  Leopold  ist  Graf  Heinrich 
Wilhelm  Friedrich,  geb.  18.  Oct.  1779,  Herr  auf  Eichberg,  k.  preuss. 
Major  a.  D. ,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Luise  Emilie  Caroline  Gräfin 
v.  Reichenbach,  geb.  10.  Jan.  1784,  gest.  18.  März  1809;  in  zweiter  mit 
Georgette  Friederike  Gräfin  zu  Solms-Barulh,  gest.  16.  Mai  1817,  und 
in  dritter  mit  Johanna  Wilhelmine  Göttliche  Gräfin  v.  Bressler,  geb.  3.  Febr. 
1782,  gest.  29.  Oct.  1840.  Aus  der  ersten  Ehe  stammt  Graf  Heinrich 
Emil,  geb.  7.  Mai  1805,  Herr  auf  Scheegeln,  verm.  10.  Jan.  1830  mit 
Julie  v.  Rheinbaben,  geb.  1.  Sept.  1811,  und  der  Sohn  desselben  ist 
Graf  Heinrich  Friedrich,  geb.  15.  Sept.  1832,  —  aus  der  zweiten  aber 
Graf  Heinrich  Georg,  geb.  17.  Febr.  1818,  Herr  auf  Aslau,  Landesältester, 
verm.    1845  mit  Adelheid  Gräfin  v.  Reichenbach,  geb.    11.  Febr.   1820. 


268 


GRAFEN  V.   RF.IGKRSRKRG. 


Nachkommen  des  Grafen  Carl  Heinrieh  Fabian,  —  Halbbruders  des 
Grafen  Heinrich  (II.)  Gustav  Gottlob,  aus  des  Vaters  dritter  Ehe  — 
geb.  26.  Dec.  1746,  gest.  24.  April  1828,  Herrn  auf  Zessel,  verm. 
in  erster  Ehe,  16.  Juni  1772,  mit  Ulrike  Luise  Gräfin  v.  Burghauss, 
gest.  8.  Mai  1783,  und  in  zweiter,  18.  Mai  1784,  mit  Charlotte  Auguste 
Christine  Gräfin  v.  Reichenbach,  gest.  1817:  von  dem  Sohne  aus  erster 
Ehe,  dem  Grafen  Heinrich  Erdmann,  geb.  18.  Febr.  1780,  gest.  1816, 
k.  preuss.  Rittmeister,  leben  aus  der  Ehe  mit  Caroline  Freiin  v.  Seherr- 
Thoss,  geb.  1796,  zwei  Söhne:  Graf  Eduard  Heinrich,  geb.  22.  Nov. 
1812,  Herr  auf  Waltdorf,  verm.  16.  Dec.  1835  mit  Bertha  Gräfin 
v.  Pfeil,  geb.  5.  Juni  1810,  welcher  Ehe  zwei  Söhne  entsprossen  sind, 
die  Grafen:   Eduard,  geb.   24.   Mai    1837,   und  Oscar  Heinrich,   geb.   im 


Mai  1840    —   und  Graf  Oscar,  geb.  17.  Jan.  1815. 


Aus  der  zweiten 


Ehe  des  Grafen  Carl  Heinrich  Fabian  lebt  Graf  Heinrich  Albrecht,  geb. 
4.  Sept.  1789,  Herr  auf  polnisch  Würbilz,  k.  preuss.  Justizrath,  welcher 
mit  einer  Tochter  des  Staatsrates  Hey  vermählt  war,  und  von  dem  Bruder 
desselben,  dem  Grafen  Heinrich  Carl,  geb.  13.  Juli  1786,  gest.  1821, 
Herrn  auf  Buguslawitz,  lebt  aus  der  Ehe  mit  Henriette  Luise  Adelheid  Gräfin 
v.  Reichenbach,  geb.  24.  Febr.  1797:   Graf  Rudolph,  geb.  13.  Mai  1820. 


Grafen  v.  Reigersberg. 

liatljoltfd).  Öanmt. 

In  Bavern  begütert. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschilil.  Im  goldenen  Mittelschilde 
der  doppelte,  goldbewehrte,  schwarze  Adler,  über  welchem  die  kaiserliche  Krone 
schwebt.  1  und  4  in  Blau  auf  einem  grünen  Dreihügel  ein  einwärtsgekehrter,  zum 
Fluge  sich  anschickender  silberner  Reiher  mit  goldenem  Schnabel  und  dergleichen 
Füssen  (Slammwappen).  2  und  3  in  Silber  ein  rother,  von  drei  rothen  Lilien, 
oben  von  2  unten  von  l,  begleiteter  Querbalken.  Ueber  der  Grafenkrone  erheben 
sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  den  auf  einem  Dreihügel  stehenden 
Reiher   des  1.  und  4.  Feldes   (Helm  des  Stammwappens);    der    mittlere  den  Adler 


GRAFEN  V.  RKIGFRSßERG.  269 

des  Mittelschildes  mit  der  darülier  schwebenden  Krone,  und  der  linke  Helm  einen 
silbernen,  die  Sachsen  einwärtskeurenden  AdlereOugel,  welcher  mit  dem  Querhaiken 
und  den  Lilien  des  2.  und  3.  Feldes  belegl  ist.  Die  Helmdecken  sind  rechts  hlau 
und  silbern,  in  der  Mitte  schwarz  und  golden  und  links  rolh  und  silbern.  Den 
Schild  hallen  zwei  auswartssehende  schwarze  Adler.  —  Nach  Angaben  Einiger  zeigt 
der  tteilier  die  natürliche  Farbe,  oder  trägt,  silbern  tingirt,  einen  goldenen  Hing 
im  Schnabel.  Der  rolhe  Querbalken  im  2.  und  3.  Felde  kommt  auch  als  schräg- 
reebter  Balken  vor  und  ist  dann  mit  drei  silbernen  Lilien  besetzt.  —  Siebmacher 
(V.  91.  Fraenk.  v.  Raigcrsherg)  giebt  als  StamnrWappen  einen  quadrirten  Schild 
mit  Millelschild.  MiUelschild  und  Feld  1  und  4,  wie  angegeben,  nur  trägt  der 
Reiher  im  Schnabel  einen  Ring.  2  und  3  in  Silber  ein  rother,  mit  drei  Lilien 
belegler  schrägrechter  Balken.  Der  gekrönte  Helm  trägt  den  linkssehenden  Reiher 
des   1.  und  4.  Feldes.    Helmdecken  rechts  blau  und  silbern,  links  roth  und  silbern. 

Die  Grafen  v.  Reigersberg  sind  aus  einer  sehr  angesehenen  Familie 
des  ehemaligen  mainzischen  Fürslenthums  Aschaffenburg  entsprossen,  aus 
welcher  Nicolaus  Georg,  kurmainzischer  Rath  und  Stadlschullheiss  in 
Aschaflenburu,  vom  Kaiser  Ferdinand  11.  1 635  den  Reichsadel  erhielt. 
Der  Enkel  desselben,  Veit  Franz,  kaiserl.  Reichshofralh,  erlangte  vom 
Kaiser  Leopohl  I.  li.  Mai  1705  den  Keichsfreiherrensland ,  und  auf 
Grund  dieses  letzleren  Diplomes  wurde  spater  der  Sohn  Johanns,  — 
eines  Bruders  Nicolaus  Georgs  —  Johann  Heinrich,  k.  k.  Oberlieutenant, 
10.  Juli  1761  vom  Kaiser  Franz  I.  ebenfalls  in  den  Freiherrensland 
versetzt.  Von  Letzterem  stammten  nach  v.  Lang  vier  Söhne:  Anton 
Gregor,  fürstl.  Passauseber  Hofkammerrath  und  Hofcavalier  in  Passau, 
geb.  12.  Jan.  1749,  Franz  de  Paula,  k.  bayer.  Landbau-Direclor,  geb. 
13.  April  1751,  Victor,  k.  bayer.  Ingenieur-Major,  geb.  16.  Dcc.  1753, 
und  Felix,  k.  bayer.  Mauthbeamter  in  Passau,  geb.  7.  Sept.  1761.  In 
welchem  genealogischen  Verhältnisse  dieselben  zu  den  jetzigen  Grafen 
stehen,  ist  nicht  aufzufinden. 

Der  Grafenstand  ist  in  die  Familie  durch  zwei  Ernennungen  ge- 
kommen. Zuerst  wurde  nämlich  Heinrich  Aloys,  k.  bayer.  Geh.  Staats- 
und Conferenz-,  dann  dirigirender  Minister  des  Geh.  Justizdepartements, 
als  damaliger  Reichskammerpräsident  vom  Kaiser  Franz  II.  3.  Sept.  1803 
in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.  Später  erhielt  vom  König  Maximilian  I. 
von  Bayern  Friedrich  Carl  Joseph  Franz,  Besitzer  des  herrsch.  Gerichts 
Fechenbach,  vormal.  grossherzogl.  wiirzburgscher  Kämmerer,  Geh.  Rath, 
Gesandter,  12.  Mai  1816  den  Grafensland  des  Königreichs  Bayern  und 
wurde   in   die  Grafenclasse    17.   Mai    1816   immatriculirl. 

Die  gräfliche  Familie  scheidet  sich  jetzt  in  die  ältere  reichsgräfliche 
und  die  jüngere  gräfliche  Linie. 
Der  älteren  Linie  Haupt  ist: 

Graf  HEINRICH  Aloys,  geb.  30.  Jan.  1770  (nach  v.  Lang,  während 
das  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  als  Geburtsjahr  1764  angiebt), 
k.  bayer.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Staalsminister,  früher  Minister  der 
Justiz,  lebenslänglicher  Reichsralh,  Willwer  von  Therese  Gräfin  v.  Lodron, 
geb.  14.  Aug.  1772.  —  Die  zwei  Söhne  aus  dieser  Ehe  sind:  Graf 
Joseph,  geb.  1796,  k.  bayer.  Kämmerer  und  Rath  bei  dem  Appellations- 
Gericht  von  Oberbayern  in  Freysing,  und  Graf  Franz,  geb.  18.  Nov. 
1800,  Priester. 


270 


GRAFEN  V.  REISACH-STFJNRERG. 


Der  jüngeren  Linie  Haupt  ist  Graf  FRANZ,  —  Sohn  des  Grafen 
Friedrich  Carl  Joseph  Franz,  geh.  26.  Aug.  1774,  gest.  8.  Aug.  1840, 
k.  hayer.  Kämmerers  und  Geh.  Rallis,  aus  der  Ehe  mit  Maximiliane 
Freiin  v.  Gehsattel,  geh.  1786  —  geb.  12.  Mai  1816,  k.  k.  Rittmeister 
in  d.  A.  —  Die  drei  Rrüder  des  Grafen  Franz  sind :  Graf  Friedrich, 
geh.  23.  Aug.  1814,  k.  bayer.  Kammerjunker  und  Hauptmann,  verm. 
1846  mit  Amanda  Freiin  v.  Weinbach;  —  Graf  August  Lothar,  geb. 
21.  Oct.  1815,  k.  bayer.  Kämmerer,  bisher  Regienmgs-Präsident  von 
Oberbayern,  jetzt  k.  bayer.  Minister  des  Innern,  verm.  1.  Juli  1841 
mit  Mathilde  Gräfin  v.  Tauffkirchen-Gutenburg-Engelburg,  geb.  12.  April 
1813,  —  und  Graf  Max,  geb.  18.  Aug.  1818,  Verweser  des  k.  Ober- 
postamtes der  Oberpfalz  und  von  Regensburg,  verm.  1848  mit  N.  N. 
v.  Kees. 


Grafen  v.  Reisach-Steinberg. 

ISatljolifd).  Magern  imfc  ©efUrretd). 

Besitz:   das  Rittergut  Kirchdorf  etc.  in  Bayern. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  blauen  Mittelschilde  ein 
goldener  Querbalken,  vor  welchem  auf  einem  grünen  Dreihügel  ein  schwarzer,  einen 
dreiblättrigen  goldenen  Siegeszweig  im  Schnabel  haltender  Adler  steht  (  der  Adler 
kam  bei  Vermehrung  des  Wappens  durch  Kaiser  Maximilian  I.  —  s.  unten  —  und 
der  Siegeszweig  bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  hinzu).  1  und  4  in  Silber  ein 
einwärtssehender,  mit  dem  Halse  abgehauener  Kopf  eines  wilden  schwarzen  Ebers, 
mit  hervorstehender  Bewehrung  und  goldenen  auswärtsgekehrten  Borsten  ( Stamm- 
wappen der  schwäbischen  Linie);  2  und  3  ebenfalls  in  Silber  ein  einwärtssehender, 
mit  dem  Halse  abgeschnittener  rother  Adlers-  oder,  dem  Diplome  nach,  Geierskopf 
mit  ausgeschlagener  Zunge  (Stammwappen  der  bayerischen  Linie).  Ueber  der 
Grafenkrone  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  den  Eberskopf 
des  1.  und  4.  Feldes;  der  mittlere  zwischen  einem  offenen  blauen,  mit  einem 
goldenen   Querbalken  belegten   Adlersfluge   aul   grünem  Dreihügel    den  Adler   des 


GRAFEN  V.  RFISACH-STEINRERG.  271 

Mittelscbildes  mit  .dem  Siegeszweige,  und  der  linke  den  Geierskopf  des  2.  und 
3.  Feldes.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  sebwarx  und  silbern,  die  des 
mittleren  blau  und  golden,  und  die  des  linken  rutb  und  silbern.  Den  Schild  ballen 
zwei  vorwirttsefcende  gekrönte  und  doppelt  geschweifte  gnldene  Löwen.  DerWappen- 
calender  des  Ritterordens  veü  heiligen  Georg  giebt  nur  den  Mittelscbild  und  den 
dazugehörigen  Helm  und  tingirt  den  offenen  Adlersflug,  und  zwar  obne  Querbalken, 
rechts  gülden,  links  blau. 

Die  Grafen  v.  Reisaeh  stammen  .aus  einem  sehr  allen  bayerschen 
Adelsgesehlechte,  welches,  wie  das  Wappen  hinreichend  ergiebt,  mit 
der  nachstehend  beschriebenen  Familie  der  Grafen  v.  Reischach  in  engster 
Verbindung  stand.  Dietrich  Reisacher,  Professor  zu  Ingolstadt,  erhielt 
vom  Kaiser  Maximilian  I.  1511  eine  Verbesserung  des  angestammten 
Wappens,  und  nicht,  wie  v.  Lang  irrlhümlich  angiebt,  einen  Wappenbrief. 
Es  wurde  nämlich  der  Schild  quadrirl  und  in  das  1.  und  4.  Feld  ein 
schwarzer  Adler  gestellt,  während  2  und  3  das  Stammwappen  zeigte. 
Auf  dem  Helme  wiederholte  sich  der  hinzugekommene  Adler.  Kaiser 
Carl  VI.  erhob  3.  Aug.  1737  die  gesammle  Familie  in  den  Reichs- 
freiherrensland,  und  vom  Kurfürsten  Carl  Theodor  von  der  Pfalz  wurde 
13.  Aug.  1790  im  Reichsvicariate  Franz  Christoph,  Geh.  Regierungsrath 
und  Oberjagdamts- Commissar  zu  Xeuburg,  in  den  Reichsgrafenstand 
erhoben.  Von  den  Söhnen  desselben  sind  hier  Johann  Adam,  Marqlard 
Joseph  Carl  Maria  und  Aloys  Joseph  Eustach  aufzuführen. 

ALOYS  Joseph  Eustach  Graf  v.  Reisach  -  Steinberg,  Freiherr 
v.  Kirclidorf,  Herr  und  Landstand  in  Tirol,  geb.  20.  Sept.  1779,  k.  k. 
Österr.  und  k.  bayer.  Kämmerer,  k.  k.  Gubernialrath  und  Oberhof-  und 
Landbau- Director  a.  D.  zu  Innsbruck,  verra.  sich  30.  Juni  1806  mit 
Margarelha  Aglae  Antonie  Freiin  v.  Salis-  Soglio,  geb.  13.  März  1784. 
Der  lebende  Rruder  desselben  ist  Graf  Marqlard  Joseph  Carl  Maria, 
geb.  17.  April  1770,  Domcapitular  der  ehemaligen  Melropolitan- 
Kirche  zu  Regensburg,  und  von  dem  verstorbenen  Rruder,  dem  Grafen 
Johann  Adam,  gest.  7.  Nov.  1820,  lebt  aus  der  Ehe  mit  Therese  Freiin 
v.  Gumppenberg,  gest.  30.  Sept.  1834:  Graf  Carl  August,  geb.  6.  Juli 
1800,  Erzbischof  von  München-Freising,  päpst.  Hausprälat,  Sollo  Pontificio 
Assistenz,  Consultor  der  h.  Congregalion  des  Index  und  der  ausser- 
ordentlichen geistlichen  Angelegenheiten,  sowie  Quahficalor  der  heiligen 
Inquisition  in  Rom,  Reichsstand  des  Königreichs  Rayern  etc. 


i 


272 


GRAFEN  V.   REISCIIACII. 

Grafen  v.  Reischach. 


Cutljcrtfd). 


ttJüriUmberg. 


Besitz:  die  Lelmgüter  Rielh ,  Nussdorf  und  Eberdingen,  letztere  beide  mit  der  älteren  l'rei- 
licrrlichen  Linie. 


Wappen:  im  silbernen  Schild  der  rechtssehende  Kopf  und  Hals  eines 
schwarzen  Ebers  mit  Halsborsten,  silbernen  Fangzähnen  und  rolliuusgesclilagener 
Zunge,  lieber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  welcher  den  Eben. 
köpf  des  Schildes  mit  dem  Halse  trägt.  Die  Helmdecken  sind  silbern  und  schwarz, 
und  den  Schild  hält  rechts  ein  einwärtssehender,  goldener  Löwe,  links  ein  einwärts- 
sehender, silberner  Windhund  mit  goldenem  Halsbande. 

Sehr  altes  Geschlecht,  dessen  Vorfahren  schon  im  11.  und  12.  Jahr- 
hundert als  angesehene,  reichbegüterte  Ritter  genannt  werden.  Das 
Stammgut  der  Familie  war  Ryschach,  unweit  von  Haigerloch,  in  den 
hohenbergschen  Besitzungen,  wo  jetzt  noch  ein  gleichnamiger  Weiler  im 
Fürstenthume  Siegmaringen  steht.  —  Diephold  kommt  1019  und  1042 
vor,  und  Burkard  hatte  1350  Stelten  am  kalten  Markt  im  jetzigen 
Seekreis  des  Grossherzogthums  Baden,  nebst  anderen  Gütern  von  Württem- 
berg zu  Lehn.  —  Schon  in  der  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  begannen 
die  Ansiedelungen  der  Familie  im  Hegau,  wo  dieselbe  später  grossen 
Grundbesitz  erwarb,  der  aber  theilweise  wieder  verkauft  wurde.  Dagegen 
erwarb  das  Geschlecht  in  der  zweiten  Hälfte  des  1 5.  Jahrhunderts  im 
ehemaligen  Rillcrcanlon  Neckarschwarzwald  mehrere  Besitzungen,  welche 
noch  jetzt  der  Familie  zustehen.  —  Kamen  auch ,  wie  angegeben, 
Reischache  schon  sehr  früh  vor,  so  begann  doch  der  weiter  unten  anzu- 
führende Slaatsminister  Graf  v.  Reischach  den  von  ihm  entworfenen, 
auf  Urkunden  begründeten  Stammbaum  der  Familie  erst  mit  Conrad, 
Herrn  auf  Reichenslein,  welcher  als  würtlemb.  Ralh  und  Vogt  zu  Stutt- 
gart in  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  lebte  und  mit  Barbara 
ßurggräfin  v.  Burtenbach  vermählt  war.  Aus  dieser  Ehe  stammte  Hans, 
gest.  1491,  Vogt  zu  Neuenburg  und  Mitglied  des  Neckarcantons  Rilte- 
ralh.  Derselbe  erwarb  1453  das  Rittergut  Rielh  und  später  Anlheilc 
an  Eberdingen ,  Nussdorf  etc.  Mit  seinen  Nachkommen  im  sechslen 
Gliede,   den  von  Johann  Jacob  stammenden  Söhnen   Friedrich  Jacob  und 


GRAFEN  V.  HI.ISCIIACH.  273 

Georg  Heinrich,  tlieille  sich  die  Familie  in  die  jetzt  blühenden,  nach 
ihren   Besitzungen  genannten  zwei  Linien  zu  Nussdorf  und  Rieth. 

Johann  Jacob,  geb.  1595,  gest.  1641,  herz,  würltemb.  Ohcrralh,  wurde 
vom  Herzog  Eberhard  III.  von  Württemberg  1G39  mit  dem  bisher  der  Familie 
noch  nicht  zugestandenen  weiteren  Drittel  von  Nussdorf  belehnt  und  zwar 
in  Anerkennung  17  jähriger  sehr  treuer  Dienste.  Aus  der  Ehe  mit  Maria 
Catharina  v.  Mündungen  entsprossen  die  oben  schon  genannten  zwei 
Söhne  Friedrich  Jacob  und  Georg  Heinrich.  Ersterer,  geb.  1626,  gest. 
1(177,  herz,  würltemb.  Forstmeister,  venu,  mit  Maria  Margaretha  v.  Neip- 
perg,  stiftete  die  ältere,  oder  freiherrliche  Linie  zu  Nussdorf, 
welche  durch  des  Stifters  Sohn,  Friedrich  Ludwig,  geblieben  1704,  und 
di'>  Letzteren  Sohn,  Friedrich  August  Wilhelm,  gest.  6.  Sept.  1762, 
dauernd  fortgepflanzt  wurde.  —  Der  Stifter  der  jüngeren,  oder 
gräflichen  Linie  zu  Rieth,  Georg  Heinrich,  geb.  1630,  gest.  2.  Febr. 
1698,  herz,  wiirttemb.  Geh.  Rath,  Ober-Jägermeister,  Kammerherr  etc., 
vermählte  sich  mit  Maria  v.  Höfingen,  und  aus  dieser  Ehe  stammle 
Georg  Wilhelm,  geb.  11.  Nov.  1673,  gest.  10.  Jan.  1724,  k.  Reichs- 
Hofrath ,  erster  Gesandter  bei  dem  schwäbischen  Kreise,  und  später 
Regierungs-Präsident,  welcher  vom  Herzog  Eberhard  Ludwig,  in  Aner- 
kennung seiner  und  seiner  Vorfahren  Verdienste,  5.  Aug.  1709  den 
weiteren  lehnbaren  Theil  am  Gute  Rieth  etc.  erhielt.  Durch  die  Söhne 
desselben  ans  der  Ehe  mit  Cuiiigunde  v.  Gaisberg,  Georg  Heinrich,  gest. 
1730,  Obersten  des  schwäbischen  Kreises,  herz,  würltemb.  General- 
Adjntanlen  und  Kammerherrn,  und  Johann  Wilhelm  Eberhard,  gest.  1749, 
herz,  würltemb.  Kammerer  und  Regierungsralh,  schied  sich  diese  Linie 
in  zwei  Aeste.  Der  erste  derselben,  welchen  Carl  Rudolph,  geb.  1736, 
gest.  1808,  k.  würltemb.  Rittmeister,  fortführte,  umfasst  die  Nach- 
kommenschaft von  dessen  verstorbenen  zwei  Söhnen,  Carl  Friedrich 
Philipp  Heinrich,  k.  wiirttemb.  Slaatsminister,  und  Carl  Ludwig  Wilhelm 
Ernst,  k.  würltemb.  Oberforstmeister,  welche  Reide  vom  König  Friedrich  I. 
von  Württemberg  19.  Nov.  1810  für  sich  und  ihre  Nachkommen  in  den 
Grafensland  erhoben  wurden.  Der  zweite  Ast  begreift  in  sich  die  Nach- 
kommenschaft von  des  Stifters  Johann  Wilhelm  Eberhard  zwei  Enkeln, 
Williehn  Ludwig  Engen  Eberhard  und  Carl  Gottlieb  Eberhard  Benjamin, 
auf  welche  sich  aber  die  Grafenwürde  nicht  erstreckt.  So  gehört  denn 
hierher  von  der  Familie  zunächst  der  jüngeren  Linie  älterer  Ast. 

Was  die  jetzigen  Glieder  dieses  gräflichen  Astes  anlangt,  so  stammt 
vom  Grafen  Carl  Lrnwiu  Wilhelm  Ernst  —  "Sohn  des  Grafen  Carl  Friedrich 
Philipp  Heinrich  —  geb.  31.  Ocl.  1788,  gest.  29.  Mai  1844,  k.  württemb. 
Kammerherr  und  Hauptmann  a.  D.,  verm.  25.  Juli  1812  mit  Caroline 
Aloise  Maria  Anna  Freiin  Schenk  v.  Geyern,  geb.  26.  Juni  1789,  das 
jetzige  Haupt  der  Familie: 

Friedrich  CARL  August  Georg  Ludwig  Ernst  Graf  Reischach  zu 
Rieth,  geb.  3.  April  1813,  verm.  mit  Anna  Nicolajewna  v.  Nisofzotf,  aus 
welcher  Ehe  zwei  Söhne  leben,  die  Grafen  Leonidas,  geb.  18.  Febr. 
1843,  und  Emanuel,  geb.  20.  Mai  1849.  Die  sechs  Brüder  des  Familien- 
haiiples  sind:  Graf  Georg  Wilhelm  Philipp  Ludwig  Alexander  Ferdinand, 
II.  18 


274 


GRAFEN  V.  RENART). 


geb.  25.  April  1815,  k.  wtirttemb.  Ilaupimann;  Graf  Georg  Heinrich 
Moritz  Ludwig,  geb.  26.  Febr.  1819,  k.  württemb.  Oberlieutenant;  — 
Graf  Wilhelm  Georg  Hans  Jacob  Ludwig  Rudolph,  geb.  3.  Dec.  1820, 
Forstamts-Assistent  zu  Heckenheim ;  —  Graf  Georg  Emil  Heinrich  Robert 
Benjamin,  geb.  24.  März  1824;  —  Graf  Georg  Carl  August  Ludwig, 
geb.  17.  Aug.  1826,  k.  württemb.  Oberlieutenant,  und  Graf  Georg  Carl 
Ludwig  Paul,  geb.    12.  Dec.    1832,  Stud.  jur.  zu  Tübingen. 

Vom  Grafen  Carl  Ludwig  Wilhelm  Ernst  —  Sohn  Carl  Rudolphs 
(s.  oben)  —  geb.  14.  Aug.  1761,  gest.  5.  März  1818,  stammte  aus 
zweiler  Ehe  mit  Wilhelmine  Caroline  Luise  v.  Tessin- Hochdorf,  gest. 
17.  Juli  1806:  Graf  Friedrich  Wilhelm  Ernst,  geb.  21.  Juni  1804, 
gest.  31.  Dec.  1840,  k.  württemb.  Lieutenant  a.  D.,  verm.  1835  mit 
Henriette  v.  Neubronner,  geb.  29.  Aug.  1810,  gest.  1.  April  1838. 
Aus  dieser  Ehe  leben  zwei  Söhne,  die  Grafen  Carl  Julius  Ernst,  geb. 
22.  April   1836,  und  Carl  Benjamin,  geb.   1838. 


Grafen  v.  Renard. 

Äatljolifd).  fyttufitn  un&  (üDefkmidj. 

Besitz:  die  Herrschaft  Gross-Strehlitz;  die  Herrschaften  LubJinitz,  Ruschinowitz,  Bischdorf, 
Borek,  Bodzanowitz  und  das  Rittergut  Sternalitz ,  die  Herrschaft  Deutsch-  Krawan 
und  die  Rittergüter  Rogau  und  Kobelwitz  in  Schlesien;  die  Herrschaft  Nadworna 
in  Galizien. 


Wappen:  quadrirter  Scbild  mit  Mittelschild.  Im  grünen  Mittelschild  ein 
vorwärtssehender  Türkenkopf  mit  weissem  Turban.  1  und  4  in  Blau  ein  rechts- 
laufender goldener  Fuchs;  2  in  Roth  ein  die  Sachsen  einwärtskehrender  silberner 
Flügel ;  3  in  Gold  ein  die  Sachsen  einwärtskehrender  schwarzer  Flügel.  Ueber  der 
Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  auf  welchem  der  Türkenkopf  des 
Mittelschildes  zwischen  einem  offenen  Adlersfluge  steht,  dessen  rechter  Flügel 
schwarz,  der  linke  silbern  ist.  Die  Helmdecken  sind  rechts  schwarz  und  golden, 
links  roth  und  silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  goldene,  auf 
dem  Rücken  mit  blauen  Hclmdccken  bedeckte  Löwen.  Die  Devise  ist:  Ni  jamais, 
ni  toujours. 


GRAFEN  V.  RENAR1).  275 

Die  Grafen  v.  Renard  stammen  von  Johann  Baptist  Renard  ab,  dem 
Sohne  eines  vornehmen  hamburgischen  Kaufmanns  aus  einer  französischen 
Familie,  welcher  sich  in  Warschau  niedergelassen  halte.  Johann  Baptist 
trat  in  k.  poln.  Mililairdienste ,  kämpfte  als  Officier  1715  und  1716  in 
den  Feldzügen  gegen  die  Conföderirlen  in  Polen  mit,  war  bei  der 
Eroberung  von  Zamosc,  wurde  1726  auf  dem  Reichstage  zu  Grodno 
unter  den  Adel  des  Königreichs  Polen  aufgenommen  und  wurde  Unter- 
Truchsess  von  Nur  mit  der  Starostei  Tyszowiec.  Aus  k.  poln.  Diensten 
in  kursächsische  getreten,  stieg  er  1734  zum  General-Major  und  1739 
zum  General-Lieutenant,  und  wurde,  namentlich  in  Anerkennung  seiner 
Verdienste  im  Feldzuge  gegen  die  Türken  1737 — 1739,  vom  Kurfürsten 
Friedrich  August  II.  als  Reichsvicar  28.  Febr.  1741  in  den  Reichs- 
grafenstand erhoben:  eine  Angabe,  welche  sehr  genauen  Notizen  über 
die  kursächs.  Vicariats- Standeserhebungen  entnommen  ist  und  welche, 
da  auch  das  Wappen  der  Familie  für  dieselbe  spricht,  richtiger  sein 
dürfte,  als  die  Angabe  im  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser,  1848, 
p.  532,  nach  welcher  letzteren  die  Erhebung,  besonders  in  Anerkennung 
der  Verdienste  bei  der  Eroberung  von  Prag  am  26.  Nov.  1741,  im 
Jahre  1742  erfolgt  sein  soll.  Die  erwähnten  Notizen  haben  übrigens 
bei  dem  Namen  des  Erhobenen  den  Zusatz:  vorher  Freiherr.  Graf 
Johann  Baptist  starb  1746  mit  Hinterlassung  eines  einzigen  Sohnes,  des 
Grafen  Andreas,  welcher  in  k.  poln.  Militärdiensten  stand.  Von  diesem 
stammt,  wohl  im  zweiten  Gliede,   das  jetzige  Haupt  der  Familie: 

Graf  ANDREAS  Maria,  k.  k.  Kämmerer  und  k.  preuss.  w.  Geh. 
Ralh,  Herr  der  Herrschaft  Gross -Strelitz  etc.,  verm.  mit  Euphemia 
Rudzinska  v.  Rudno.  Aus  dieser  Ehe  stammen  zwei  Söhne,  die  Grafen : 
Johannes  Maria,  geb.  24.  März  1829,  und  Hiitolyt  Maria,  geb.  l.Nov. 
1831.  Die  Tochter,  Gräfin  Ludmilla  Maria,  geb.  28.  Aug.  1830,  ver- 
mählte sich  1849  mit  Carl  Grafen  v.  Brühl  auf  Seifersdorf  (s.  Bd.  I., 
p.    131). 


18 


276  GRAFEN  V.  IlKM'lSSK-IiRKIIMlACH. 

Grafen  v.  Renesse-Breidbach. 

j&atholifd).  $)reufjen  unö  öclgten. 

Besitz:    Iild«ren  in  Belgien  und  Bürresheim  in  der  Rheinprovinz. 


Wappen:  quadrirtcr  Schild  mit  Miltelschild.  Im  silbernen  Mittelschild 
drei  über  einander  siebende  schwarze  Sparren.  1  in  mit  güldenen  Schindeln  be- 
streutem Roth  ein  einwärtsgekehrter,  goldener  Löwe  (Renessei;  2  in  Silber  ein 
einwärtsgekehrter,  zweibeiniger,  rother  Drache  mit  einem  Pfeilschwänze  (Breidbach 
zu  Bürresheim) ;  3  in  Silber  drei  blaue  Querbalken;  4  in  Roth  fünf  aneinander^ 
hängende ,  anstossendc ,  silberne  Spindeln.  Auf  dem  gekrönten  Helme  wächst  ein 
hervorschauender,  golden  gekrönter,  silberner  Ochse  mit  rother  ausgeschlagener  Zunge 
empor.  Die  Hehndecken  sind  golden  und  rolh.  Den  Schild  halten  zwei  auswärts? 
sehende,  goldene  Löwen,  und  das  Ganze  stellt  unter  einer  goldbebordeten  Zeltdecke 
von  Hermelin  und  Roth,  beiderseits  mit  goldener,  bequasteter  Schnur  aufgebunden 
und  oben  unter  goldener  Grafenkrone  zusammengehalten.  —  Wie  beschrieben,  giebt 
das  vom  Prof.  D.  Bernd  in  Bonn  so  sorgfältig  redigirte  Wappenbuch  der  preussi- 
seben  Rheinprovinzen  dieses  Wappen.  —  Das  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser 
(1853,  p.  578)  giebt  das  Wappen,  wie  folgt,  an:  quadrirt ;  1  und  4  in  rotbem, 
mit  Schindeln  bestreutem  Felde  ein  goldener  Löwe  (Renesse);  2  und  3  in  Silber 
ein  rother  Drache  mit  ausgebreiteten  Flügeln  und  einwärts  gewundenein  Stachel- 
sebwanze  (Breidbach).  —  Abdrücke  von  Petschaften  der  belgischen  Grafen  v.  Renesse 
zeigen  im  1.  und  4.  Felde  den  Löwen  rechts  gestellt,  und  im  2.  und  3.  Felde  die 
fünf  aneinanderbängenden  silbernen  Spindeln.  —  Das  Stammwappen  derer  v.  Breid- 
bach zu  Bürresheim  wird  sehr  verschieden  angegeben.  Nach  dem  fuldaischen 
Stiftskalendcr  steht  in  Silber  ein  rother  Drache  mit  ausgebreiteten  spitzigen  Flügeln 
uinl  niederwärts  zwischen  den  Beinen  durchgestecktem  Schwänze.  Derselbe  steckt 
die  Zunge  aus  und  trägt  auf  dem  Kopfe,  zwischen  den  aufgereckten  Ohren,  eine 
blaue  Kugel  oben  mit  drei  Spitzen,  in  Gestalt  einer  Krone  geziert.  Auf  dem  Helme 
wiederholt  sich  der  Drache  des  Schildes.  Eben  so  giebt  v.  Haustein  das  Wappen. 
nur  fehlt  die  Tinctur  der  Krone,  und  die  im  Schilde  silberne  Kugel  ist  auf  dem 
Helme  roth.  Bei  H umbracht  fehlt  im  Schilde  die  Kugel  und  Krone,  der  Drache 
aber  auf  dem  Helme  trägt  die  blaue  Kugel,  doch  stehen  statt  der  Krone  zwei 
in  die  Kugel  geschlagene  schwarze  Nägel  in  die  Höhe. 

Das  Haus  Rencssc  ist  eines  der  ältesten,  angesehensten  und  begütert- 
sten niederländischen  Häuser,  dessen  gleichnamiges  Stammschloss  auf  der 
Insel  Schouwen  liegt.  Bucelini  beginnt  die  Slammrcihe  des  Geschlechts 
mit  Dietrich  IV.   Grafen  von  Holland.     Desselben  vierter  Sohn,   Pelegrin 


GRAFEN  V.  RKNKSSI-'.-lIRKIDIIACH.  277 

\.  Holland,  gest.  1173,  war  mit  einer  Tochter  aus  dem  Hause  v.  Hain— 
steile  und  Renesse  venu.,  und  die  einzige  Tochter  aus  dieser  Ehe,  Erbin 
von  Renesse  und  Hamstede,  wurde  die  Gemahlin  des  Grafen  Dietrich 
v.  Sayn.  Von  den  dieser  Ehe  entsprossenen  Söhnen  pflanzte  der  altere, 
Dietrich  der  Jüngere,  die  Grafen  v.  Sayn  fort  und  wurde  der  Ahnherr 
des  jetzigen  Hauses  Sayn,  der  jüngere  aber,  Florens,  setzte  das  Hans 
Renesse  fort.  Letzterer,  Vicomte  von  Zceland,  Herr  in  Renesse  und 
Hamstede,  blieb*  mit  zwei  Söhnen,  1242  bei  Herzogenbusch,  doch 
pflanzte  der  Enkel,  Johann,  Herr  in  Renesse,  Moermonl  und  Hamstede 
das  Geschlecht  fort,  und  die  Nachkommen  desselben  theilten  sich  in  die 
Linien  v.  Eideren  und  v.  Warfuse.  Die  Linie  v.  Eideren  begann  Friedrich 
v.  Renessc,  venu,  mit  Amalia  Freiin  und  Erhin  v.  Eideren.  Aus  dieser 
Linie  stammte  Johann  Ludwig,  Bischof  zu  Lüllich,  gest.  1694;  Marga- 
relha  Charlotte  Grtffin  v.  Rencsse  und  Eideren  wurde  1713  gefürslele 
Aebtissin  zu  llurlscheid;  ein  Baron  v.  Renesse  und  Eideren,  Commandern? 
des  deutschen  Ordens  zu  ßernesem  und  ehemaliger  Gouverneur  zu  Huy 
und  Deputirter  von  Lültich,  wurde  1714  ermordet;  um  das  Jahr  1722 
kommt  ein  Glied  dieser  Linie  als  Domherr  von  Ardenno  zu  Lüttich,  Aht 
zu  Dinant  und  Ritter- Rath  vor;  Anna  Carola  Margaretha  bestieg  1730 
den  Aeblissmstuhl  zu  Burlscheid  etc.  —  Die  Linie  v.  Warfuse  begann 
Renatis  v.  Renesse,  Graf  v.  Warfuse,  Vicomte  von  Montenac,  Freiherr 
von  Gaesheck,  welcher  1635  hei  einem  Auflaufe  in  Lüttich  ermordet 
wurde.  Derselbe  hinlerliess  zwei  Söhne,  Albert  und  Alexander,  von 
welchen  Letzterer  k.  k.  Kämmerer  wurde  und  zugleich  den  markgräf- 
lichen Titel  v.  Gaesheck  führte.  Aus  dieser  Linie  stammte  Renata  Gräfin 
v.  Renesse,  Pröpslin  zu  Münsler-Bilscn ,  welche  1715  zur  dortigen 
Aebtissin  gewählt  wurde.  —  Näheres  über  die  früheren  Verhältnisse  der 
Familie  scheint  den  deutschen  Genealogen  wenig  bekannt  zu  sein  und 
auch  die  Nachrichten  über  die  späteren  reichen  nicht  aus.  Als  das 
Jahr,  in  welchem  der  Grafenstand  in  den  hier  zu  besprechenden  Zweig 
der  Familie  gekommen  ist,  wird  1723  genannt,  und  die  Verbindung 
des  Namens  Renesse  mit  dem  Namen  Breidbach  v.  Bürresheira  und  dem 
Wappen  des  letzteren  Geschlechts  wird  als  in  Folge  von  Erbschaft 
geschehen  angesehen.  Die  Familie  Breidbach  v.  Bürresheim  ist  übrigens 
ein  sehr  alles  stiflsfähiges  Geschlecht,  welches  früher  den  reichsfreien 
rillerscliaftlichen  Cantonen  am  Rhein  einverleibt  war  und  von  dessen 
uralter  Stammburg  gleichen  Namens  die  Ruinen  im  Dorfe  Breidbach  im 
Erzslifte  Cöln,  vier  Stunden  von  Bonn,  noch  zu  sehen  sind.  Die  sichere 
Stammreihe  beginnt  um  1209  mit  Johann  v.  Breidbach,  Ritter.  Im 
12.  Gliede  von  demselben  stammte  Wolf  Heinrich  Freiherr  Breidbach 
v.  Bürresheim,  kurmainz.  Geh.  Rath  und  Viccdom,  dessen  Söhne  aus 
zweiter  Ehe  mit  Anna  Magdalena  v.  Metzenhausen,  Georg  Reinhard  und 
Anselm  Franz,  zwei  Linien,  die  ältere  und  die  jüngere,  stifteten. 
Aus  der  älteren  Linie  wurde  Georg  Reinhards  Enkel,  Emmerich  Joseph, 
geb.  12.  Nov.  1707,  gest.  17.  Juni  1774,  5.  Juli  1763  zum  Erzbischof 
und  Kurfürsten  zu  Mainz  und  1.  März  1768  zum  Fürstbischof  zu  Worms 
erwählt,   mit  den  von  des  Kurfürsten  Bruder,  Franz  Ludwig,  kurtrierschem 


278 


TRAFEN  V.  REUTTNER. 


Geh.  Bathe  und  Oberst-Kämmerer,  verm.  mil  Maria  Anna  Freiin  v.  Walder- 
dorff,  hinterlassenen  Kindern  und  Enkeln  erlosch  aber  diese  Linie,  und 
das  Stammhaus  Breidbach,  Rhein-Breidbach,  so  wie  Name  und  Wappen 
gingen  an  die  Grafen  v.  Renesse  über.  Die  jüngere  Linie  blüht  im 
freiherrlichen  Stande  und  hat  17.  Nov.  1763,  nach  Erlöschen  des  alten 
reichsritterschaftlichen  Geschlechts  v.  Ried  im  Mannsstamme,  die  kaiser- 
liche Bewilligung  zur  Annahme  des  Namens  und  Wappens  v.  Ried  erlangt. 

Was  die  jetzigen  Grafen  v.  Renesse -Breidbach  anlangt,  so  stammt 
von  dem  Grafen  Clemens  Wenzeslaus,  geb.  im  Febr.  1776,  gest.  26.  April 
1823,  aus  der  Ehe  mit  Cunigunde  v.  Schütz  zu  Molzhausen,  geb.  1773, 
gest.   29.  März   1836,   das  jetzige  Haupt  der  Familie: 

JOHANN  LUDWIG  Graf  v.  Renesse -Breidbach,  geb.  1.  Mai  1797, 
Herr  auf  Ekleren  im  Königreich  Belgien  und  Bürresheim  in  Rheinpreussen, 
verm.  25.  Nov.  1822  mit  Antoinette  Freiin  v.  Stockem.  Aus  dieser 
Ehe  stammen,  neben  einer  mit  Richard  Grafen  Beissel  v.  Gymnich  ver- 
mählten Tochter  (Bd.  I.,  p.  61),  drei  Söhne,  die  Grafen:  Max,  geb. 
11.  Mai  1801,  verm.  24.  Juni  1835  mit  Bertha  Freiin  v.  Gruben; 
Edmund,  geb.  6.  Juli  1804,  verm.  10.  Oct.  1835,  und  Armand,  geb. 
10.  Juli   1806. 


Grafen  v,  Reuttner. 

Üatyoltfjd).  ttVürttemberg. 

Besitz;  die  Rittergüter  Achstetten  und  UürbeJ  etc. 


Wappen:  Schild  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  in  Blau  ein  cinwärts- 
gekchrter,  goldener,  wachsender  Halbmond  (Stammwappen) ;  links  in  Gold  ein  ein- 
wartssehender,  rother  Löwe,  der  mit  beiden  Vorderpranken  eine  Fahne  halt, 
welche  von  Schwarz  und  Gold  der  Länge  nach  getheilt  ist.  Die  vordere  schwarze 
Hallte  ist  mit  dem  goldenen  Buchstaben  W.  belegt  (Weyl).  lieber  der  Gral'enkrone 
erheben  sich  zwei  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rechten  Helme  wächst  aus  einem 
querliegenden,  mit  den  Hörnern  nach  oben  gerichteten  goldenen  Halbmonde  ein 
reebtssefrender,  geharnischter  Ritter  mit  der  Lanze  in  der  Hechten  empor  (Helm 
des  Stammwappcns) ;  der  linke  Helm  trägt  drei  silberne  Strausscnfedern.    Die  Helm- 


GftAFEN  V.  REUTTNER.  279 

decken  sind  rechts  golden  und  blau,  links  golden  und  rolh.  —  Wie  beschrieben 
findet  sich  dieses  Wappen  im  Wappenbuche  des  Königreichs  Württemberg.  Ueber 
die  Helme  macht  Cast  (Adelsbach  des  Königreichs  Württemberg,  p.  311)  andere 
Angaben.  Der  rechte  Helm  soll  nämlich  den  goldenen  Halbmond  der  rechten 
Schildeshälfte,  der  linke  einen  geharnischten  und  mit  einer  Lanze  bewaffneten,  ver- 
kürzten Hitler  tragen. 

Die  Grafen  v.  Reuttner  stammen,  wie  gewöhnlich  angenommen  wird, 
aus  einer  Familie  im  Elsass,  deren  Stammhaus  Dürmenach  im  Sunlgau 
lag.  Während  der  französischen  Revolution  flüchtete  dieselbe  von  ihren 
Giltern  nach  Schwaben,  wo  schon  seit  geraumer  Zeit  Beat  Conrad  Freiherr 
v.  Reuttner  die  Würde  eines  Commandeurs  der  deutschen  Ordens-Balleien 
Elsass  und  Burgund  bekleidete  und  das  vormals  reichsunmittelbare  Rittergut 
Achsletlen  von  den  Freiherren  v.  Weiden  käuflich  erlangt  hatte,  während 
aus  einem  anderen  Zweige  der  Familie  Joseph  v.  Reuttner,  Geh.  Rath 
und  Landes-Oberster  Su  Basel,  1795  als  Mitglied  der  reichsfreien  Ritter- 
schaft im  Breisgau  immalriculirt  wurde.  Beat  Conrad,  Freiherr,  gest. 
1826,  setzte  seinen  Neffen,  Julius  Cäsar  Fidelis  Ludwig  Freiherrn 
v.  Reuttner,  geb.  2.  Juli  1765,  zum  Erben  des  Ritterguts  Achstetten 
ein ,  nachdem  mit  landesherrlicher  Genehmigung  dieses  Gut  zu  einem 
Familien -Fideicommiss  bestimmt  worden  war.  Julius  Cäsar  Fidelis 
Ludwig,  Freiherr,  k.  k.  Kämmerer,  Ritter -Rath  des  Rittercantons 
Donau  etc.,  erwarb  zu  diesem  Gute  noch  1816  theils  erb-  theils 
kaufweise  das  Rittergut  Hürbel,  wurde  vom  König  Wilhelm  I.  von 
Württemberg  2.  Jan.  1819  in  den  Grafensland  erhoben  und  starb 
20.  Nov.   1820. 

Aus  der  Ehe  desselben  mit  Mauritia  Freiin  v.  Freiberg  -Eisenberg- 
Hürbel,  geb.   31.  Aug.    1773,  stammt  das  jetzige  Haupt  der  Familie: 

Caspar  CARL  Victor  Cäsar  Graf  Reuttner  v.  Weyl,  geb.  1 5.  Dec. 
1801,  Herr  auf  Achstetten  etc.,  k.  württemb.  Kammerherr,  verm.  16.  Sept. 
1833  mit  Julie  Henriette  Freiin  v.  Hermann,  geb.  15.  Sept.  1808,  aus 
welcher  Ehe  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen :  Carl  Moritz  Philipp,  geb. 
4.  Juli  1834,  und  Camill  Carl  Clemens,  geb.  18.  März  1840.  —  Vom 
Bruder  des  Familienhauptes,  vom  Grafen  Alexander  Cäsar  Argus,  geb. 
10.  Aug.  1807,  gest.  28.  Sept.  1847,  lebt  die  Wittwe  Luise  v.  Dri- 
semont. 


280 


GRAFKN  V.  REVKISTLOW. 


Grafen  v.  Reventlow. 

Cuthcrifch.  Dänemark. 

Besitz  der  älteren  Linie:  in  Holsiein  die  Güier  Altenhof,  Glasao,  Aschau  und  Hoft'nnnsrsthal; 
Jersbeck  und  Siegen;  Wittenberg  und  Kaltenhof;  Farve  etc.—  Besitz  der  jüngeren 
Linie:  in  Schleswig  die  Grafschaft  Reventlow  mit  den  adeligen  Gütern  Ballegaarde 
und  Beuscbau;  die  GrafscRaR  Cbrislianssaede  auf  Laaland;  die  ßaronie  Brnhctrollc- 
burg  auf  Kulmen  etc.  etc. 


Wappen  der  älteren  Linie:  quadrirtcr  Schild  mit  Mittelschild.  Im  gekrönten 
silbernen  Mittelschilde  eine  die  untere  Hälfte  des  Schildes  einnehmende,  fünf  Steine 
hohe,  schwatz  atisgefugte  rolhe  Mauer,  oben  mit  zwei  halben  und  einer  ganzen 
Zinne  (Stammwappen),  1  und  4  von  Silber  und  Roth  quer  gctheilt  mit  dem  Kopfe 
und  abgehauenem ,  daher  unten  rothen  Halse  eines  rechtssehenden  gekrönten 
schwarzen  Ebers  (Buchwald).  2  und  3  von  Blau  und  Silber  der  Länge  nach 
gelheilt,  rechts  im  2.  Felde  ein  an  die  Theilungslinie  angeschlossener  gestürzter, 
im  3.  aufrechtstehender  silberner  Adlersflügel ;  links  in  Silber  zwei  rothe  Querbalken 
(EUimobr;  welchem  Wappen  allerdings  Feld  2  entspricht,  während  Feld  3  mit 
Ahlefeldl,  Esselmarker  Linie,  stimmt).  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  drei  gekrönte 
Helme.  Der  rechte  Helm  liä^t  den  rechtssehenden  gekrönten  schwarzen  Eberskopf, 
und  Hals  des  1.  und  4.  Feldes  ( Buchwaldscher  Helm);  der  mittlere  eine  oben 
spitzige  und  mit  einer  rothen  Böse  besetzte,  mit  vier  schräglinkcn  rothen  Streifen 
umwundene  silberne  Säule  (Helm  des  Stammwappens) ,  und  der  linke  Helm  einen 
auf  einem  rothen,  mit  güldenen  Quasten  gezierten  Kissen  sitzenden  einwärtsseheuden 
silbernen  Windhund  mit  rolhem  Halsbande  und  goldenem  Binge  (Rumohrscher  Helm). 
Die  Decken  sind  rechts  roth  lind  silbern,  links  blau  und  silbern,  und  den  Schild 
halten  zwei  vorwärtssehende,  mit  Laub  umgürtete  wilde  Männer,  welche  den  das 
Schild  haltenden  Arm  auf  die  unlere  Wangengegend  legen,  mit  der  freien 
Hand  aber  eine  Keule  von  innen  nach  aussen  auf  den  Boden  stemmen.  —  Die 
Angabe  im  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  (1848,  534),  dass  im  1.  und  4.  Felde 
in  Roth,  „wegen  Bucbwald,"  ein  silberner,  gellügelter  Fisch  schrägrechts  gestellt 
sei,  beruht  auf  Irrtbum.  Buchwald  führt  den  angegebenen  Eberskopf  und  Hals, 
dagegen  Brockdorflf,   hierher  aber  nicht  gehörig,  den  geOügelten  Fisch,  doch  in  Blau. 

Wappen  der  jüngeren  Linie  :  quadrirtcr  Schild  mit  Mittelschild.  Im  gekrönten 
silbernen  Mittelst  bilde  eine  ,|je  untere  Hälfte  des  Schildes  einnehmende,  sechs  Steine 
hohe,  schwarz  ausgelugte  rotbe  Mauer  mit  vier  Zinnen  (Stanjmwappsn).  1  in  Blau 
drei  (2  und  I  j  nach  rechts  gestellte  Sperlinge  von  natürlicher  Farbe  (Sperling); 
2  von  Silber  und  Roth  der  Länge  nach  gelheilt,  ohne  Bild  (Bantzau);  3  in  Silber 
ein  geklönter  und  golden  beweinter  schwarzer  Doppeladler  (ßelow),  und  4  in  Blau 
ein  schrägrechter,  mit  drei  rothen  Bösen  belegler  silberner  Balken  (Halle).  Auf 
dem  Schilde  stehen  drei  gekrönte  Helme.     Aus    dem  rechten  Helme  wachsen  zwei 


GRAFEN  V.  REVRNTLOW.  "2M 

gegen  einander  gebogene  blau  geharnischte  Arme  auf,  «reiche  mit  den  Händen  den 
Doppeladler  (!••<  3.  Felde;;  emporhalten  ( Belowscher  Helm);  auf  dem  mittleren 
Helme  sieht  aufrecht  ein  runder  blauer  Spiegel  mit  goldener  Einfassung  zwischen 
zwei  durch  eine  goldene  Krone  gesteckten  Buffelsbörnern ,  »od  welchen  das  rechte 

n»t h .  d;is  linke  silbern  ist  (der  Spiegel  ist  der  Heluisebiuuck  des  Stammwappens, 
die  Hörner  mit  der  Krone  der  Kantiauscbe  Helmscbmnck),  und  auf  dem  linken 
Helme  stehen  \<>r  einem  Pfauenschweife  von  sieben  Keilern  zwei  rot  he  BiiflTelsliörner, 
zwischen  welchen  der  Bebragrechte  mit  den  Rosen  belegte  Balken  des  1.  Feldes 
Regt  i Hallescher  Helm).  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  silbern  und  schwarz, 
die  des  mittleren  reib  und  silbern  und  die  iefl  linken  blau  und  silbern.  Heu 
S«  hihi  halten  mit  beiden  Händen  zwei  vuiw.irtssebende.  mit  Laub  umgürtete  wilde 
Männer,  welche  zugleich  mit  der  einwärtsstellenden  Hand  eine  heule  emporhalten. 
Am  Schildesfusse  erscheint  rechts  und  links  ein  ein-  und  unterwärts  gewendeter 
geharnischter  Ann,  welcher  ein  Schwert  nach  dem  Schilde  zu  hält.  Heide  Schwerter 
kreuzen  sieb.  —  Die  Beschreibung  der  Wappen  heider  Linien  stimmt  ganz  mit 
den  Abbildungen   im  dänischen   Wappcnhuche. 

Uralte  Familie  im  nördlichen  Deutschland,  deren  Vorfahren  seil  dem 
1  I.  Jahrhundert  als  Dynasten  im  Dilhmarschen,  wo  das  Geschlecht  schon 
böge  geblüht  hatte,  vorkommen.  Die  früheren  Glieder  des  Geschlechts 
luden  sich  in  alten  Urkunden  theils  unter  dem  auf  sehr  verschiedene 
Art  geschriebenen  Namen  Revkntlow,  theils  unter  dem  Namen  Walstorf 
vor.  Godescalus  de  Revetlo  erscheint  urkundlich  1223  —  ein  Dominus 
de  Walestorne,  welcher  Zweig  1588  erlosch,  schon  um  das  Jahr  1112 
—  Yvanns  de  Revetlo,  miles,  1248,  und  Hartwicus  und  Hynricus  de 
Revetlo  schenkten  1272  ihre  Diihmarschenschen  Güter  dem  Kloster  zu 
Itzehoe.  -  Schon  zeitig  kam  die  Familie  nach  Holstein  und  Meklenhurg. 
Nach  Holstein  wendete  sich  gegen  Ende  des  1 3.  Jahrhunderts  IIartwicu 
v.  Uevenllow,  Rilter,  ein  aus  Dithmarschen  vertriebener  reicher  und 
mächtiger  Herr.  Beleidigt  von  Adolph  IV.  Grafen  zu  Holstein,  lödlelc 
er  den  grausamen  Gegner  auf  dem  Schlosse  zu  Segeberg  1315  und 
übergab  das  Land  dem  jungen  Grafen  Gerhard,  welcher  später  der 
Blosse  genannt  wurde,  und  blieb  des  Letzteren  Freund  und  Ralhgeber. 
Der  Papst  Johann  XXII.  erlheille  Absolution  und  Hartwich  vermachte  dem 
Kloster  zu  Itzehoe  sein  Vermögen.  Von  dem  Sohne  desselben,  Conrad,  um 
das  Jahr  1350,  dem  Stifter  der  früher  sogenannten  meklenburgischen  Linie, 
pssl  sieh  die  Abstammung  aller  jetzigen  Familienglieder  ohne  Unter- 
brechung nachweisen.  Von  Conrad  stammte  im  vierten  Gliede  IIi.mucii, 
welcher  um  1440  sieh  in  Meklenhurg  niederliess  und  das  Gut  Zinsendorf 
erwarb,  welches  die  Familie  lange  besass.  Hlmuciis  Nachkomme  im 
fünften  Gliede,  Detlev,  geb.  1600,  gest.  1664,  Herr  auf  Zinsendorf, 
Reulz,  Gischau,  sowie  Neuendorf  und  Fulterkamp  in  Holstein,  ging  in 
dänische  Staatsdienste  und  wurde  k.  dän.  Canzler.  Die  beiden  Söhne 
desselben,  Henning  und  Conrad,  gründeten  zwei  besondere  Linien. 
Benning,  der  allere  Sohn,  geb.  1040,  gest.  1705,  Herr  zu  Hennnelmai  k 
und  Seekamp,  k.  dän.  Geh.  Rath,  Amimann  zu  Flensburg,  stiftete  die 
ältere  gräfliche  Linie,  in  welche  in  der  Person  von  Hennings  Enkel, 
Detlev,  Herrn  zu  Allenhof,  Glasau,  Emkendorf  und  Wittenberg,  k.  dän. 
Oherkammerherrii  etc.,  14.  Dec.  1767  der  dän.  Gratenstand  kam.  — 
Conrad,  der  jüngere  Sohn,  geb.  21.  April  1644,  gest.  1  TOS,  k.  dän. 
Premierminister  und  Grosscanzier,  gründete  die  jüngere  grälliche  Linie, 


282  GRAFEN  V.  REVENTLOW. 

und  wurde  1673  in  den  Reichs-,  sowie  3.  Juli  desselben  Jahres  (nach 
Anderen  25.  Mai  1762)  in  den  dänischen  Lehnsgrafenstand  erhoben. 
Derselbe  errichtete  die  schleswigsche  Grafschaft  Reventlow  und  war 
Freiherr  zu  Friesenwold,  besass  auch  viele  andere  Herrschaften  und 
Güter.  Der  Sohn  desselben  aus  erster  Ehe  mit  Anna  Margarelha  v.  Gabel, 
Christian  Detlev,  geb.  1671,  gest.  1738,  führte  1702  die  dänischen 
Hülfstruppen  in  Italien  an,  befehligte  dann  als  k.  k.  Feldmarschall- 
Lieulenant  am  Inn  ein  eigenes  Corps  und  eroberte  Straubingen.  Im 
Winter  1705  commandirte  er  die  kaiserl.  Armee  in  Italien,  wurde  aber 
bei  Cassano  stark  verwundet  und  zog  sich,  Vendomes  Uebermacht  weichend, 
nach  dem  ßrescianischen  zurück.  Nach  Beendigung  des  Krieges  ging 
er  nach  Dänemark  zurück,  wurde  General  en  chef,  Oberkammerherr, 
Oberpräsident  zu  Altona  etc.  Als  Majorat  für  seine  Nachkommen  errichtete 
er  die  Grafschaft  Christianssaede  und  die  Baronie  Brahetrolleburg.  Die 
Halbschwester  desselben,  also  die  Tochter  des  Grafen  Conrad  aus  zweiter 
Ehe  mit  Sophie  Amalie  v.  Hahn,  Anna  Sophia,  wurde  die  Gemahlin  König 
Friedrichs  IV.  von  Dänemark  und  1721  als  Königin  gekrönt.  —  Die  bei 
Erhebung  beider  Linien  in  den  Grafenstand  erfolgte  Vermehrung  des 
Stammwappens  mit  den  Wappen  der  obengenannten  Familien  stützt  sich 
auf  Verwandtschaft  mit  denselben.  —  Die  durch  Vermählung  entstandene 
Vereinigung  der  Namen:  Reventlow  und  Hardenberg  ist  Bd.  I.  p.  318 
und  19  genau  angegeben  worden.  Die  Vereinigung  der  Namen  Reventlow- 
Criminil  ist  durch  Adoption  des  Grafen  Criminil  von  Seiten  des  Grafen 
Friedrich  v.  Reventlow,  —  Sohnes  des  Grafen  Detlev  und  Bruders  des  Grafen 
Cajus  Friedrich  (s.  ältere  Linie)  —  Herrn  auf  Emkendorf,  hervorgerufen. 

Was  die  Theilung  der  Familie  in  eine  ältere  und  jüngere  gräf- 
liche Linie  anlangt,  so  bestimmt  man  neuerlich,  wie  oben  festgesetzt 
worden  ist,  und  zwar  wohl  mit  Recht,  da  von  Detlevs  beiden  Söhnen 
Henning  der  ältere  und  Conrad  der  jüngere  war.  Frühere,  bis  1837' 
erschienene  genealogische  Werke  führen  die  eigentlich  ältere  Linie  als 
jüngere  und  die  jüngere  als  ältere  auf,  was  wahrscheinlich  daran  gelegen 
haben  mag,  dass  in  die  jüngere  Linie  der  Grafenstand  zuerst  und  in  die 
ältere  erst  später  gekommen  ist.  —  Die  jüngere  Linie  theilte  sich  übrigens 
früher  in  einen  älteren  von  Conrad  Detlev  und  in  einen  jüngeren 
von  Christian  Detlev  —  Beide  Enkel  Conrads  —  stamirfenden  Zweig. 
Der  ältere  erlosch  im  Mannesstamme  10.  Dec.  1759,  der  jüngere  ist 
die  jetzige  jüngere  Linie  der  Familie. 

Die   Abstammung    der   jetzigen    Glieder    beider   Linien    erhellt  aus 
folgenden  Ahnentafeln  : 

Aeltere,  von  Henning  gestiftete  Linie:  Cay  Friedrich  — 
Sohn  des  Stifters,  Herrn  auf  Glasau,  Himmelmark,  Altenhof  etc.,  aus 
der  Ehe  mit  Margaretha  v.  Rumohr  aus  dem  Hause  Rundhof  —  Herr 
auf  Altenhof  etc.;  Gemahlin:  Hedwig  Ida  v.  Buchwald  aus  dem  Hause 
Gierhagen.  —  Detlev,  Graf,  geb.  1712,  gest.  6.  Dec.  1783,  Herr  auf 
Allenhof,  k.  dän.  Geh.  Ralh,  Oberkammerherr,  Curator  der  Universität 
Kiel  etc.;  Gemahlin:  N.  N.  —  Cay  (Cajus)  Friedrich,  geb.  17.  Nov.  1753, 
gest.  6.  Aug.  1834,  k.  dän.  Geh.  Conferenzrath  und  Staatsminister  a.  D., 


GRAFEN  V.  RKVKNTLOW.  283 

Herr  auf  Allenhof  und  Glasau  etc.;  Gemahlin:  Luise  Henriette  Grälin 
v.  Bemslorff,  geh.  7.  Oct.  1776,  verm.  24.  April  1797.  —  Eugen, 
jetziges  Haupt   der  Linie. 

Jüngere,    von  Conrad    gestiftete  Linie:    Christian   Detlev, 

—  Sohn  des  Stifters  Conrad  —  geh.  21.  Juni  1671,  gest.  1.  Oct. 
173S,  k.  dän.  Oherkammerherr,  Geh.  Balh,  General  und  Oher- Jäger- 
meister; Gemahlin:  Benedicte  Margarelhe  v.  Brockdorfi",  verm.  1700, 
gest.  7.  Juli  1739.  —  Christian  Detlev,  geh.  10.  März  1710,  gest. 
30.  März  1775,  Herr  zu  Chrislianssaede  in  Laaland,  k.  dän.  Geh. 
Conferenzralh ;  erste  Gemahlin:  Friederike  Johanna  Sophie  Freiin  v.  Both- 
mar,  geh.  25.  Aug.  1718,  verm.  12.  Fehr.  1737,  gest.  17.  April 
1754.  —  Christian  Detlev  Friedrich,  geb.  11.  März  1748,  gest.  1807, 
k.  dän.  Geh.  Staatsminister  etc.;  Gemahlin:  Friederike  Luise  Sophie 
Charlotte  v.  Beulwilz,  geb.  1.  Juni  1747,  verm.  24.  Juni  1774,  gest. 
1822.  —  Christian  Detlev,  geb.  28.  April  1775,  gest.  im  Jan.  1851, 
k.  dän.  Hofjägermeister  etc.;   Gemahlin:  Benedicla  v.  Qualen,  gest.  1813. 

—  Ferdinand,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Von  den  lebenden  Familiengliedern  sind  hier  aufzuführen: 

Aeltere  Linie:   Graf  EUGEN  —  Sohn  des  Grafen  Cajus  Friedrich 

—  geb.  27.  Nov.  1798,  Erbherr  auf  Altenhof,  Glasau,  Aschau  und 
Hoflnungthal,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Clara  Charlotte  Gräfin  v.  BernstortT, 
gest.  13.  Oct.  1832,  und  in  zweiter,  19.  Sept.  1834,  mit  Elisabeth 
Gräfin  v.  Voss,  geb.  3.  Aug.  1812.  —  Die  zwei  Brüder  desselben  sind: 
Graf  Gottfried,  geb.  30.  März  1800,  k.  dän.  Hof-Gerichts-Präsident  des 
Herzoglhums  Lauenburg,  und  Graf  Theodor,  geb.  19.  Juli  1801,  Herr 
auf  Jersbeck  und  Stegen,  verm.  3.  Dec.  1834  mit  Sophie  Gräfin 
v.  Bernstorff,  geb.  29.  Jan.  1807,  Erbfrau  auf  Neuendorf  in  Holstein, 
aus  welcher  Ehe  Graf  Joachim,  geb.  26.  Aug.  1837,  stammt.  —  Vom 
Bruder  des  Grafen  Cajus  Friedrich,  vom  Grafen  Heinrich,  geb.  30.  Sept. 
1763,  gest.  31.  Jan.  1848,  k.  dän.  General-Major  a.  D.,  Erbherrn  auf 
Wittenberg  und  Kaltenhof,  verm.  mit  Anna  Sophia  Gräfin  v.  Baudissin, 
geb.  20.  Dec.  1778,  verm.  19.  Mai  1794,  leben  drei  Söhne  und  von 
zwei  verstorbenen  Söhnen  Nachkommen.  Die  drei  lebenden  Söhne  sind  : 
Graf  Friedrich,  geb.  16.  Juli  1797,  Herr  auf  Wittenberg,  vom  20.  März 
1849  bis  16.  Jan.  1851  Präsident  der  Statthalterschaft  der  Herzog- 
thümer  Schleswig  und  Holstein,  verm.  16.  Juni  1831  mit  Luise  Freiin 
v.  Low,  geb.  14.  Febr.  1807,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  stammen, 
die  Grafen  Clrt,  geb.  5.  Nov.  1834,  Werner,  geb.  26.  Juli  1836,  und 
Carl,  geb.  27.  Juni  1842.  —  Graf  Ernst  Christian,  geb.  26.  Juli  1799, 
Herr  auf  Farve,  verm.  28.  Oct.  1825  mit  Sophie  Adelaide  v.  Buchwald 
aus  dem  Hause  NeudorfT,  welcher  Ehe  zwei  Söhne  entsprossen  sind,  die 
Grafen:  Wulf  Magnus  Lucius,  geb.  18.  Mai  1831,  und  Bertram,  geb. 
9.  Oct.  1840  —  und  Graf  Ludwig  Carl,  geb.  21.  Juni  1802,  verm. 
11.  April  1845  mit  Emma  Desiree  v.  Wasmer.  Von  den  verstorbenen 
Sühnen  des  Grafen  Heinrich  lebt  vom  Grafen  Heinrich,  geb.  2.  März 
1796,  gest.  2.  Juli  1841,  k.  dän.  Kammerherrn  und  Amtmann  zu 
Bordesholm,    aus    der    Ehe   mit   Julie  Gräfin  zu  Rantzau,    geb.   25.  Juli 


284  GRAFEN  V.  REFEFTTLOW. 

1808  (wieder  verm.  31.  Aug.  1844  mit  Otto  Grafen  v.  Ranlzau),  Graf 
Adolph  Ludwig  Christian,  gel).  27.  Aug.  1835  —  und  vom  Grafen 
Christian  Andreas  Julius,  geb.  7.  Nov.  1807,  gest.  27.  März  1845,  k. 
dän.  Kamnierherrn  und  Amtmann,  stammen  aus  der  Ehe  mit  Georgine 
Adelaide  Maria  Freiin  v.  Löwenstcrn,   geb.  21.  Jan.  1819,   verm.  22.  Aug. 

1837,  zwei  Söhne,   die  Grafen:   Heinrich  Christian  Georg,  geb.  21.  Juni 

1838,  und  Georg,  geb.    IG.  Aug.   1839. 

Jüngere  Linie:  FERDINAND  Graf  zu  Rcventlow,  Lehnsgraf  und 
Fideieommiss-Inhaber  der  Grafschaften  Reventlow  und  Chrislianssaede, 
Herr  auf  Ballegaarde  und  Reuschau  —  Sohn  des  Grafen  Christian  Dellev 
—  geb.  20.  April  1803.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Ferdinand  ist: 
Graf  Eduard  Wilhelm,  geb.  8.  April  1810,  k.  dän.  Husaren-Lieutenant 
ä  la  suile,  verm.  1844  mit  Magdalena  v.  Heimbruch,  aus  welcher  Ehe 
Graf  Christian  Benedict,  geb.  1845,  entsprossen  ist.  —  Von  den  Brüdern 
des  Grafen  Christian  Dellev  —  Vaters  des  Grafen  Ferdinand  —  leben 
drei  und  von  einem  verstorbenen  Bruder  ein  männlicher  Nachkomme. 
Die  lebenden  drei  Brüder  sind:  Graf  Ludwig  Detlev,  geb.  7.  Juni  1780, 
k.  dän.  Oberstlieutenant  a.  D. ,  Wittwer  von  Agnes  Freiin  v.  Hammer- 
stein, und  die  zwei  Söhne  desselben  sind  die  Grafen :  Arthur  Christian 
Detlev  Ludwig  Eugen,  geb.  4.  Jan.  1817,  k.  dän.  Kammerherr  und 
Amtmann  zu  Tondern,  verm.  mit  Georgine  Alberline  Ernestine  v.  Ahlefeldt 
aus  dem  Hause  SaxtoriT,  und  Ludwig  Christian  Detlev  Friedrich,  geb. 
6.  Jan.  1824.  —  Graf  Ernst  Christopher  Dellev,  geb.  6.  Aug.  1786, 
k.  dän.  Major  a.  D. ,  und  Graf  Einar  Carl  Detlev,  geb.  6.  Jan.  1788, 
Erbherr  auf  Pugerup  im  Herzogthum  Schonen,  verm.  24.  Juni  1829 
mit  llildeborg  Gräfin  zu  Reventlow,  geb.  12.  Dec.  1804,  aus  welcher 
Ehe  drei  Söhne  leben,  die  Grafen:  Einar  Christian  Ernst  Friedrich 
Conrad  Ludwig,  geh.  im  Mai  1839,  Conrad,  geb.  im  Aug.  1840,  und 
Christian  Detlev,  geb.  1842.  -  Von  dem  verstorbenen  Bruder  des 
Grafen  Christian  Detlev,  vom  Grafen  Friedrich  Dellev,  geb.  25.  Nov. 
1792,  gest.  6.  Oct.  1851,  k.  dän.  Kammerherrn  und  Gesandten  am 
grossbrilaniiischen  Hofe,  stamml  aus  der  Ehe  mit  Jutta  Birgilhe  Christensen, 
geb.  7.  Febr.  1807:  Graf  Christian  Friedrich  Detlev  Wilhelm  Ferdinand, 
geb.   27.   Mai    1837. 

Vom  Grafen  Johann  Ludwig,  Freiherrn  zu  Brahelrolleburg  —  dem 
Sohne  des  Grafen  Christian  Dellev  und  dem  Bruder  des  Grafen  Christian 
Dellev  Friedrich  (Grossvater  des  Grafen  Ferdinand)  —  geb.  28.  April 
1751,  gest.  I.  März  1801,  lebt  aus  der  Ehe  mit  Sibylle  v.  Schubarlh, 
geb.  10.  Sept.  17  52,  verm.  IG.  Mai  1778:  Graf  Detlev  Christian  Ernst, 
geb.  1 7 S 2 ,  Freiherr  und  Fidei-Commiss-Inhaber  der  Freiherrschaft 
Brahetrolleburg,  k.  dän.  Kammerherr,  verm.  1808  mit  Josephine  Gräfii 
v.  Schimmelmann,  gest.  im  März  1852.  (Nach  Obigem  muss  es  ii 
Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser,  1S53,  p.  584,  Z.  1 1  v.  u.  stall: 
Vaters   Bruder,   Grossvaters   Bruder  heissen. 

Heinrieh  Graf  Reventlow-Criininil  (s.  oben),  k.  dän.  Staatsminisler 
für  das  Herzogthum  Holstein,  verm.  sich  8.  Mai  1823  mit  Luise  Sophie 
Jeaunelte  Grälin  v.  Ranlzau  auf  Rastorh",  geb.   28.  Oct.    1800. 


GRÄFIN  V.   RIX. 


285 


Grafen  v.  Rex. 

dttl)crifd).  iSb'ntgrctd)  6ad)fcu. 

Besitz :  <l;is  Rilfergtil  Zehisla. 


Wappen:  im  goldenen  Schilde  auf  grünem  Dreihiigel  drei  nebeneinander 
angerichtete,  oben  abgehauene  grüne  Baumstöcke,  jeder  mit  fünf  Acstcn,  und  oben 
zwischen  diesen  Stöcken,  von  welchen  die  beiden  äusseren  etwas  schräge  gestellt 
sind,  nebeneinander  zwei  golden  besamte,  rothe  Hosen.  Auf  dem  Schilde  erbeben 
sich  drei  gekrönte  Helme,  der  mittlere  mit  einer  Grafenkrone.  Der  rechte  Helm 
trägt  einen  wachsenden,  einwärtssehenden,  gekrönten,  silbernen  Adler  mit  goldenem 
Schnabel  und  goldener  ausgeschlagcner  Zunge;  der  mittlere  die  drei  Baumstöcke  des 
Schildes  mit  den  darüber  und  dazwischen  schwebenden  Rosen,  und  der  linke  einen 
einw  aussehenden,  wachsenden,  gekrönten  rothen  Löwen.  Die  Helmdecken  sind  roth 
und  golden,  und  den  Schild  hallen   zwei  vorwärtssehende  rothe  Tiger. 

Sehr  altes  sächsisches  Geschlecht,  dessen  eigentliches  Stammhaus, 
wie  Einige  nicht  unwahrscheinlich  annehmen,  das  Städtchen  Regis  ist. 
Später  wurde  der  Hauptstammsitz  der  reichbegüterten,  mit  Görschen, 
llanckenhain,  Kreyscha,  Schalkendorf  etc.  angesessenen  Familie  der 
fcttersitz  Pohles,  früher  Boblas,  bei  Weissenfeis,  welchen  schon  1493 
Barlholomaeus  v.  Rex  inne  hatte.  Urkundlich  kommt  Ulrich  Reix  1376 
als  Schirmvoigt  des  Klosters  Bosau  und  Günther  v.  Reckes  1380  als 
Hauptmann  zu  Eisenberg  vor.  In  Sachsen  breitete  sich  die  Familie 
sehr  weit  aus  und  später  sind  Glieder  derselben  namentlich  auch  nach 
Preusscn  gekommen. 

Die  Grafen  v.  Rex  stammen  aus  dem  Ilaupistammsitze  Pohles,  und 
der  nächste  Stammvater  derselben  ist  Carl  v.  Rex  —  Sohn  Wolfs, 
Herrn  auf  Pohles,  aus  der  Ehe  mit  Maria  v.  Etzdorf  aus  dem  Hause 
Reuden  —  geh.  1.  April  1660,  gest.  9.  Juni  1716,  Herr  auf  Pohles, 
Kreyscha,  Blanckenhain  etc.,  Ober- Hofmeister  der  Königin  in  Polen 
und  Kurfürstin  von  Sachsen  Christiane  Eberhardine,  wie  auch  kurfürstl. 
Ober-Steuereinnehmer  und  Vice-Oher-Hofrichter  zu  Leipzig,  verm.  in  erster 
Ehe,  22.  April  1668,  mit  Calharina  Elisabeth  v.  Muschwilz,  Erbin  von 
Waldersdorf,  gest.  9.  April  1695,  und  in  zweiter,  2.  Juli  1697,  mit 
Christiane  Elisabeth  v.  Neitschütz,  geh..  18.  Nov.  1680,  gest.  9.  Jan. 
1739.  Aus  erster  Ehe  stammte  Hans  Caspar  (s.  unten),  aus  zweiter 
Carl   August,    geb.    23.    März    1701,    gest.    15.  Sept.    1768,    Herr  auf 


286  GRAFEN  V.  RF.X. 

Kayna,  kursächs.  Cabinets-  und  Conferenz- Minister,  w.  Geh.  Rath  etc. 
verra.  20.  Jan.  1729  mit  Johanna  Sophie  Freiin  v.  Meusebach,  geb. 
19.  Dec.  1711,  gest.  22.  Juli  1776.  Derselbe  wurde  im  kursächs. 
Reichsvicariate  29.  Jan.  1741  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben,  hinter- 
liess  aber  nur  eine  Tochter,  Johanna  Friederike  Caroline,  geb.  16.  Dec. 
1750,  welche  sich  2.  Nov.  1774  mit  Peter  Friedrich  Grafen  v.  Hohen- 
thal,  kursächs.  Geh.  Rathe  und  Gesandten  zu  Regensburg,  vermählte  und 
13.  Febr.   1803   die  gräfliche  Linie  schloss. 

Hans  Caspar  v.  Rex,  —  Sohn  Carls  aus  erster  Ehe  —  geb.  1689, 
gest.  23.  Mai  1737,  Herr  auf  Uckro,  Paserin,  Pickel,  Waldersdorf  und 
Sörga,  kursächs.  und  herz.-sachs.-merseburg.  Geh.  Rath  und  Ober-Amts- 
Regierungs- Präsident  in  der  Nieder -Lausitz,  verm.  sich  in  erster  Ehe, 
19.  Oct.  1717,  mit  Johanna  Sophie  v.  d.  Dahm  (Dahme),  der  Letzten 
ihres  alten  niederlausitzischen  Geschlechts,  geb.  27.  Sept.  1698,  gest. 
24.  Aug.  1734,  und  in  zweiter,  23.  Mai  1737  mit  Auguste  Wilhelmine 
v.  Bissing,  gest.  1743.  Aus  der  ersten  Ehe  stammte  Johann  Caspar 
Gottlob,  geb.  31.  Juli  1730,  gest.  28.  April  1785,  Herr  auf  Belgers- 
hain,  Köhra,  Baalsdorf  und  Hirschfeld,  kursächs.  Hofmarschall  und 
Kammerherr,  verm.  22.  Nov.  1766  mit  Johanna  Elisabeth  Wilhelmine 
v.  Schönberg,  verw.  Freifrau  v.  Spörken,  geb.  2.  Juni  1743,  gest.,  als 
in  dritter  Ehe  vermählte  Gräfin  v.  Hopfgarten,  um  das  Jahr  1810. 
Derselbe  verrichtete  1764  bei  Kaiser  Josephs  II.  Wahl  und  Krönung 
zum  Römischen  Könige  das  Reichs  -  Erb  -Thürhiiter-  Amt ,  wurde  zu  des 
h.  röm.  Reichs  Ritter  geschlagen  und  von  dem  Kaiser  Franz  I.  28.  März 
1765  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.  Das  Geschlecht  pflanzte  der  Sohn 
erster  Ehe  fort:  Carl  Alexander,  geb.  30.  April  1780,  gest.  1849, 
Herr  auf  Zehista,  k.  sächs.  Kammerherr,  verm.  mit  Therese  v.  Nostitz 
und  Jaenkendorf  aus  dem  Oppach,  geb.  7.  Nov.  1790.  Aus  dieser 
Ehe  stammt: 

Graf  CARL  Caspar,  geb.  23.  April  1825,  k.  sächs.  Lieutenant,  und 
der  Bruder  desselben  ist  Graf  Alexander  Caspar,  geb.  2.  Aug.  1827, 
Herr  auf  Zehista,  k.  sächs.  Lieutenant. 


*r 


f.RAFKN  V.   RICIITIIOFEN. 

Grafen  v.  Riclithofen. 

eoangeltfd).  $)reufjen. 

Besitz:    das  Rittergut  Kolilhölie  in  Schlesien. 


287 


Wappen :  Schild  der  Länge  nach  und  in  der  rechten  Hälfte  quergetheilf. 
Rechts  oben  in  Silber  ein  die  Sachsen  einvvärtskehrender,  rother  A  dl  eis  11  ü  gel ; 
unten  in  Roth  auf  einem  grünen  absteigenden  Dreihügel  ein  einwärtssehender, 
silberner  Kranich,  welcher  in  der  linken  erhobenen  Klaue  einen  Stein  hält;  links 
in  Gold  ein  schwarzgekleideter,  balliger  Praetor  (Siebter)  mit  weisser  Halskrause 
und  schwarzem  Barett,  welcher,  nach  rechts  und  vorne  sehend,  auf  einem  rothen 
Lehnsessel  sitzt  und  in  der  Rechten  einen  schwarzen  Scepler  hält  (Praetorius). 
Ueber  der  Grafenkrone  stehen  zwei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  einen  offenen 
Adlcrsflug,  dessen  rechter  Flügel  roth,  der  linke  schwarz  ist,  und  auf  dem  linken 
Helme  steht  auf  grünem  Dreihügcl  ein  einwärtssehender,  silberner  Kranich,  welcher 
in  der  rechten  aufgehobenen  Klaue  einen  Stein  hält.  Die  Decken  des  rechten 
Helmes  sind  roth  und  silbern,  die  des  linken  golden  und  schwarz,  und  den  Schild 
halten  zwei  einwärtssehende  Löwen  von  natürlicher  Farbe.  —  Nach  älteren  Abbil- 
dungen sitzt  der  Praetor,  rechts  und  links  steht  oben  der  Kranich,  unten  der 
Adlersllügel.  Von  den  Flügeln  auf  dem  rechten  Helme  ist  der  rechte  schwarz,  der 
linke  golden.  —  Der  Praetor  kommt  auch  oft  ohne  Barett  vor.  —  Dass  das  Wappen 
bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  vermehrt  worden  sei,  ist  nicht  bekannt. 

Die  Grafen  v.  Riclithofen  stammen  aus  einem  alten  schlcsischen 
Adelsgeschlechte,  welches  ursprünglich  Praetor  und  Praetorius  hiess, 
"später  aber  unter  dem  Namen  v.  RichlhofF,  oder  Riclithofen  vorkommt. 
Sinapius,  welcher  so  oft  in  Bezug  auf  schlesische  Familien  aushilft,  giebt 
Näheres  über  den  Ursprung  dieser  Familie  nicht  an.  Man  weiss  nur, 
dass  das  älteste  Besitzthum  derselben  der  Riltersitz  Rauske  im  Schweid- 
nitzschen  war  und  dass  dann  von  der  Familie  die  Güter  Hartmannsdorf, 
Bartzdorf,  Ober-Gutschdorf  oder  Kolilhölie  und  Metzschkau  im  Schweid- 
nitzschen ,  Herlwigswalde  im  Jauerschen ,  Hennersdorf  im  Liegnilzschen 
und  Ruppersdorf  im  Briegschen  erlangt  wurden.  Später  kamen  noch 
Brechelshof  im  Jauerschen,  Erdmannsdorf  bei  Hirschberg,  Dobergast  bei 
Strehlen,  Mahlitzsch  zwischen  Jauer  und  Liegnitz,  Wirksdorf  bei  Landshut, 
Cammerau  bei  Schweidnitz  etc.  hinzu ,  und  der  grösste  Theil  dieser 
Güter,  namentlich  Kolilhölie,  Bartzdorf,  Brechelshof,  Wirksdorf  etc., 
stehen  der  Familie  noch  jetzt  zu.  Nach  Sinapius  lebten  im  Anfange  des 
18.  Jahrhunderts  drei  Brüder  auf  ihren  Gütern,  welche  sich  mit  Töchtern 


2SS 


GRAFEN  V.   RIRSCH. 


aus  den  ältesten  und  vornehmsten  schlesischen  Familien  vermählten  und 
das  Geschlecht  fortpflanzten. 

Der  Freiherrensland  kam  durch  Diplom  vom  König  Friedrich  II. 
von  Preussen  6.  Nov.  1741  in  die  Familie,  und  zwar  nach  Gauhe  in 
die  Linie  Barlzdorf,  nach  dem  neuen  preuss.  Adelslexicon  aber  in  mehrere 
Linien  der  Familie.  Den  preussischen  Grafenstand  nach  dem  Rechte 
der  Erstgehurt  erhielt  vom  König  Friedrich  Wilhelm  IV.  von  Preussen 
3.  Fehr.    1847   Friedrich  Gottlob  Freiherr  v.   Richlhofen. 

Das  jetzige  Haupt  der  Familie:  FRIEDRICH  Gottlob  Graf  v.  Richt- 
hofen,  geb.  24.  Mai  1805,  Herr  auf  Kohlhöhe  im  striegaucr  Kreise, 
verm.  im  Aug.  1829  mit  Emma  v.  Beeren,  geb.  19.  Fehr.  1810, 
stammt  von  dem  Freiherrn  Gottlob  Samuel,  gest.  25.  Febr.  1808,  aus 
der  Ehe  mit  Elisabeth  Friederike  Sophie  Amalie  Charlotte  Prinzessin  von 
Schleswig-IIolstein-Sonderburg-Glücksburg,    geb.    13.   Dec.    1780,   verm. 

23.  Febr.    1800. 

Aus  der  Ehe  des  Grafen  Heinrich  Gottlob  sind,  neben  sechs 
Schwestern,  drei  Söhne  entsprossen:  Emil,  geb.  8.  Aug.  1830,  Theodor, 
geb.  17.  Nov.  1831,  und  Oldwig,  geb.  24.  Nov.  1832.  (Der  Vorname 
Oldwig  ist  der  Redaction  neu  —  so  möge  denn  ein  Irrthum  hinsichtlich 
des  Geschlechts  nachgesehen  werden). 


Cöantjeltfd). 


Grafen  v.  Riesch. 

Ücmtgretd)  %ad)fe\\. 


Besitz:  die  Majoratsgüter  Ncschwitz,  Holscha,  Milkwitz,  Uebigan,  Neudorf  und  Zescha,  und 
das  Allodialgut  Schmochtitz  in  der  k.  sächsischen  Ober-Lausitz,  so  wie  Hmiisdoif 
an  der  Spree  in  der  k.  preussischen  Ober-Lausitz. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  silbernen  Mittelschild« 
ein  aus  dem  unteren  Schildesrande  halb  hervorgehender,  rechtssehender,  gekrönter 
rotber  Löwe,  welcher  in  der  rechten  Pranke  einen  goldenen,  ßeckigen  Stern  empor 
halt  [Stammwappen).  1  und  4  in  Grün  drei  schrägrechte,  goldene  Balken,  2  ii 
(iold  zwei  nebeneinanderstehende  6 eckige,    schwarze  Sterne,    und  3  in  Gold  zwe 


f.RAFEN  V.  RIESCH.  289 

nebeneinanderstehende  schwarze  Lilien.  Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich  vier 
gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  einen  schwanen,  6 eckigen  Stern;  der 
(weite  einen  auswärtssehenden,  gekrönten,  schwarzen  Adler;  der  dritte  einwärts- 
gekehrt den  Löwen  ganz  wie  im  Mittelschilde  (Helm  des  Stammwappens) ;  und  der 
linke  eine  schwarze  Lilie.  Die  Decken  des  rechten  und  linken  Helmes  sind  schwarz 
und  golden,  die  des  zweiten  grün  und  golden  und  die  des  dritten  roth  und  silbern. 
.Den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  silberne  Einhörner.  —  Wie  angegeben, 
wird  das  Wappen  jetzt  nach  dem  kaiserlichen  Diplome  vom  22.  Mai  1793  geführt. 
—  Das  im  kursächsischen  Reichsvicariate  18.  Juni  1792  (s.  unten)  ausgefertigte 
Grafendiplom  setzte  über  die  Grafenkrone  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trug 
einwärtsgekehrt  den  Löwen  des  Miltelschildes  mit  dem  Sterne;  der  mittlere  einen 
3ii-\\;irt>?ehenden,  gekrönten,  schwarzen  Adler,  und  der  linke  rechts  eine  schwarze 
Lilie,  links  einen  schwarzen  Stern.  —  Die  Supplemente  zu  Siebmacbers  Wappen- 
buch (IX,  25)  geben  zwei  in  die  Familie  gehörende  Wappen  :  das  eine  mit  dem 
Namen  v.  Riesch,  das  andere  als  v.  Riesch  Ritter.  Ersteres,  welches  mit  der 
Bezeichnung:  Freiherren  v.  Riesch  in  sächsischen  älteren  heraldischen  Sammlungen 
▼orkommt,  zeigt  einen  quadrirten  Schild  mit  einem  das  erwähnte  Stammwappen 
enthaltenden  Mittelschilde.  1  und  4  zeigt  in  Grün  drei  goldene,  schrägrechte 
Balken ;  2  und  3  ist  quergetheilt :  oben  in  Gold  ein  aufwachsender,  rechtssehender, 
schwarzer  Steinbock,  unten  in  Gold  zehn  schwarze,  aneinanderstossende  Wecken 
in  zwei  Reihen,  jede  zu  fünf.  Ueber  der  fünfperligen  Krone  erheben  sich  drei 
gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  einwärtsgewendet  den  aufwachsenden  Löwen 
des  Mittelschildes,  der  mittlere  einen  schwarzen,  golden  bewehrten  Adler,  und  der 
linke  den  einwärtsseilenden,  schwarzen  Steinbock  der  oberen  Hälfte  des  2.  und 
3.  Feldes. —  Letzteres  giebt  Mittelschild  und  Helme  ganz,  wie  erwähnt  worden  ist, 
Feld  1  und  4  aber  ist  von  Rlau  und  Silber  achtmal  schräglinks  getheilt ,  und  vor 
diesen  Feldern  wächst  auswärtssehend  der  schwarze  Steinbock  auf,  während  Feld 
2  und  3  quergetheilt,  und  zwar  oben  golden  ohne  Bild  ist,  unten  aber  in  Gold  die 
beschriebenen  zehn  schwarzen  Wecken  in  zwei  Reihen,  jede  zu  fünf,  zeigt. 

Altes,  ursprünglich  aus  der  Schweiz  aus  dem  Canton  Zürich,  wo, 
so  wie  in  Landau  am  Bodensee,  die  Vorfahren  sehr  angesehene  Palricier 
waren,  stammendes  Adelsgeschlecht,  aus  welchem  im  vorigen  Jahrhundert 
Glieder  nach  Sachsen  und  Oesterreich  kamen  und  zu  hohen  Ehrenstellen, 
grossem  Grundbesitz  und  Standeserhöhungen  gelangten.  Wolfgang  Edler 
Herr  v.  Riesch,  k.  k.  w.  Rath,  wurde  1747  in  den  Reichsrittersland 
erhoben  und  erlangte  vom  Kaiser  Joseph  II.  1766  den  Reichsfreiherren- 
stand, und  Isaac  Wolfgang  und  Johann  Sigismlnd,  Gebrüder,  Freiherren 
▼.  Riesch,  erhielten,  der  Erstere  vom  Kurfürsten  Friedrich  August  III.  von 
Sachsen  im  Reichsvicariate  18.  Juni  1792,  der  Letztere,  damals  k.  k. 
Oberst  von  Nassau  Kürassiren,  22.  Mai  1793  durch  Kaiser  Franz  II. 
die  Reichsgrafenwürde. 

Der  erwähnte  Wolfgang  Edler  Herr  v.  Riesch,  geb.  17.  Jan.  1712 
zu  Lindau  am  Bodensee,  gest.  8.  Juli  1776  zu  Wien,  Herr  auf  Neschwitz, 
Holscha,  Uebigau,  Zescha,  Jessnilz,  Puschwitz,  Doberschütz  und  Ratzen, 
k.  k.  Rath ,  kursächs.  Geh.  Rath  etc.,  wurde  im  angegebenen  Jahre, 
1766,  Reichsfreiherr.  Derselbe  hatte  sich  13.  Mai  1748  verm.  mit 
Helene  d'Orville  v.  Loewenklau,  geb.  5.  Sept.  1724,  gest.  25.  Juli  IS03, 
aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  stammten,  Isaac  Wolfga.ng  und  Johann 
Sigismlnd,  deren  Erhebung  in  den  Reichsgrafenstand  oben  gedacht  worden 
ist.  Graf  Isaac  Wolfgaxg.  geb.  2.  März  1749,  gest.  25.  März  1810, 
Herr  auf  Neschwitz,  Holscha,  Milkwilz,  Uebigau,  Zescha  etc.,  kursächs. 
Geh.  Rath  und  k.  poln.  Kammerherr,  vermählte  sich  zuerst,  17.  Jan. 
H.  19 


290 


GRAFEN  V.  RIESCII. 


1791,  mit  Henriette  Charlotte  Friederike  v.  Kltix  aus  dem  Hause  Peter- 
hain, geb.  5.  April  17G6,  gest.  19.  März  1803,  und  später  mit  Helene 
Freiin  v.  Löwenklau.  Derselbe  stiftete  unter  dem  5.  März  1800  aus 
oben  genannten  Hauptgiitern  ein  Familien-Fideicommiss  und  Majorat,  hat 
aber  Nachkommen  nicht  hinterlassen.  —  Graf  Johann  Sigismund  ,  der 
jüngere  Bruder  desselben,  geb.  2.  Aug.  1750,  gest.  2.  Nov.  1821,  k. 
k.  General  der  Cavallerie,  Inhaber  des  Dragoner-Regiments  No.  6  etc., 
und  zuletzt  Gonimandirender  in  Böhmen,  vermählte  sich  1.  März  1792 
mit  Theresia  Josephine  Gräfin  v.  Kohary,  geb.  26.  Juni  1707,  gest. 
9.  Oct.  1800.  Er  succedirte  1810  im  Besitz  des  Familien-Fideicom- 
misses,  vermählte  sich  1812  in  zweiter  Ehe  mit  Amalia  Adelheid  Kuni- 
gunde  v.  Schönberg  aus  dem  Hause  Luga ,  geb.  2.  März  1791,  und 
erwarb    1820  das  Allodial-Riltergut  Schmochtitz. 

Aus  seiner  ersten  Ehe  stammte  Graf  Franz  Joseph  Sigismund,  geb. 
1.  Jan.  1793,  gest.  11.  März  1833,  k.  bayer.  Kammerherr,  Majorats- 
herr  zu  Neschwitz ,  Milkwitz ,  Uebigau ,  Holscha  ,  Zescha ,  Neudorf  etc., 
verm.  16.  Mai  1818  mit  Maria  Gräfin  v.  Klenau,  Freiin  v.  Jannowitz, 
geb.  17.  Dec.  1800.  Der  Sohn  des  Grafen  Franz  Joseph  Sigismund  ist 
Graf  THEODOR,  geb.  8.  April  1819.  —  Aus  der  zweiten  Ehe  des 
Grafen  Johann  Sigismund,   k.  k.   General  der  Cavallerie,  stamml: 

Graf  JOHANN  Wolfgang  Sigismund,  geb.  21.  Febr.  1815,  Erbherr 
auf  Schmochtitz  in  der  k.  sächs.  Ober-Lausitz  und,  nach  erklärtem 
Verzicht  des  seitherigen  Majoratsbesitzers  Grafen  Theodor  v.  Riesch, 
beliehen  22.  Febr.  1843  als  Majoratsherr  zu  Neschwitz,  Milkwitz, 
Uebigau,  Holscha,  Zescha  etc.,  so  wie  Herr  auf  Hermsdorf  a.  d.  Spree 
in  der  k.  preuss.  Ober- Lausitz,  Mitglied  der  ersten  Ständekammer  des 
Königreichs  Sachsen  etc. 


GP.AFKIN   V.  RIMISM.W'L. 


291 


Grafen  v.  Rindsmaul. 

ßatholtfd).  ©ffkrrrid)  unb  öclgien. 

In  Steiermark,  Ungarn,  l'öhmen  und  Belgien  begütert. 


"Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  goldenen  Mittelschild  ein 
aufgerichteter,  rechtssehender,  schwarzer  Bär  mit  goldenem  Halsband  und  daran 
hängender  Kette  | Bärneck).  1  in  Silber  der  einwärtsgekehrte  Kopf  und  Hals  eines 
schwarzen  Ochsen  mit  einem  goldenen  Bing  durch  die  Nase  (Stammwappen).  2  und 
3  in  Blau  drei  (2  und  1)  goldene  Kronen  (Frauheim);  4  in  Silber  der  Kopf  und 
Hals  eines  einwärtsgekehrlen ,  rothen  Ochsen  mit  einem  goldenen  Bing  durch  die 
Nase.  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt 
den  Kopf  und  Hals  des  Ochsen  im  I.Felde  (Helm  des  Stammwappens) ;  der  mittlere 
einen  sitzenden,  vorwärtssehenden,  schwarzen  Bären  mit  ausgebreiteten  Vorderfüssen 
zwischen  einem  offenen,  blauen  Adlersfluge,  dessen  Flügel  mit  den  Kronen  des 
2.  und  3.  Feldes  belegt  sind  (Frauheimscher  Helm),  und  der  linke  Helm  Kopf  und 
Hals  des  Ochsen  im  4.  Felde.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  schwarz  und 
silbern,  die  des  mittleren  schwarz  und  golden,  und  die  des  linken  roth  und  silbern. 

—  So  kommt  nach  mehreren  Angaben  das  Wappen  vor.  Das  Wappenbuch  dor 
durchlauchtigen  Welt  (III,  331)  zeigt  im  Mittelschilde  eine  aufrechtgestellte,  etwas 
nach  rechts  gerichtete  schwarze  Bärentatze,  und  so  giebt  auch  das  Wappenbuch 
der  österreichischen  Monarchie  (Bd.  V,  83)  dieses  Wappen.  Ein  Lackabdruck  vom 
Petschafte  der  Tochter  des  Grafen  Franz  Siegmund,  Caroline,  vermählten  Gräfin 
v.  Fugger-Dietenheim,  zeigt  im  Mittelschilde  ein  Windspiel  mit  Halsband  und  die 
Ochsenköpfe  ohne  Binge. 

lialles  steiermärkisches  Geschlecht,  welches  nach  Einigen  mit  dem 
gräflichen  Hause  Sandizell  —  einem  der  ältesten,  noch  übrigen  Ministe- 
rialen-Geschlechter in  Bayern  aus  der  Zeit  der  scheyernschen  Pfalzgrafen 

—  einen  Ursprung  haben  soll  und  zu  dessen  Besitzungen  die  Herr- 
schaften Bärneck  in  der  Elsenau,  Poppendorf,  Buchenstein  und  Köttenbach 
gehorten.  —  Heinrich  kämpfte  1165  auf  dem  Turniere  zu  Zürich,  und 
der  Sohn  desselben,  Albert,  nahm  unter  Kaiser  Ludwig  von  Bayern  in 
der  Schlacht  bei  Ampfingen  oder  Mühldorf  29.  Sept.  1322  den  Gegen- 
kaiser Friedrich  den  Schönen  von  Oesterreich  gefangen.  Der  Enkel 
desselben  gleichen  Namens  erschien  1396  auf  dem  Turniere  zu  Regens- 
burg, und  1403  auf  dem  zu  Darmstadt.  —  Johann,  Sohn  Siegmunds, 
aus  der    Ehe    mit   Anastasia   v.  Goedenberg,    erwarb  durch  Vermählung 

19* 


292  GRAFEN  V.  RINDSMAÜL. 

mit  Dorothea,  Tochter  und  Erbin  des  Niclas  Perner  v.  Perneck,  die 
Herrschaft  ßärneck  in  der  Elsenau,  welche  seitdem  länger  als  drei- 
hundert Jahre  Eigenthum  der  Familie  blieb.  Der  Enkel  Johanns,  Rupert, 
geb.  1570,  gest.  1651,  Landes-Oberster  in  Steiermark,  verm.  in  erster 
Ehe  mit  Helene  Gräfin  v.  Wels,  wurde  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  7.  März 
1622  in  den  Freiherrenstand  erhoben,  und  die  zwei  Söhne  desselben 
aus  zweiter  Ehe  mit  Maria  Salome  Freiin  v.  Herberstein,  Wolf  Rupert, 
k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Ralh  und  Landes-Hauptmann  in  Görz,  und  Johann 
Otto,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Statthalter  zu  Grätz,  erhielten  , 
mit  des  verstorbenen  Bruders  Siegmund  Friedrichs  Sohne,  Wolfgaxg 
Alrert,  vom  Kaiser  Leopold  I.  28.  Dec.  1665  mit  dem  Prädicate: 
Grafen  v.  Rindsmaul ,  Freiherren  zu  Frauheim ,  Herren  zu  Bärneck  in 
der  Elsenau,  die  Grafenwürde.  Letzterer,  Wolfgang  Alrert  (nach 
v.  Schönfeld:  Wenzel  Albert),  geb.  1647,  gest.  1703,  wurde,  in  der 
Ehe  mit  Maria  Catharina  Freiin  v.  Neydegg,  der  nächste  Stammvater 
aller  jetzigen  Grafen  dieses  Namens,  und  der  Enkel  desselben,  Siegmund 
Friedrich,  erhielt  für  sich  und  alle  seine  Nachkommen  10.  April  1764 
das  Indigenat  in  Böhmen,  nachdem  er  schon  das  Indigenat  in  Ungarn 
und  das  Incolat  in  Steiermark  und  Oesterreich  erlangt  halte.  —  Die 
Familie  ist  jetzt  in  eine  ältere  Linie  in  Steiermark  und  in  eine  jün- 
gere Linie  in  Oesterreich  und  Belgien  getheilt. 

Die  fortlaufende  Stammreihe  der  älteren  Linie  ist  nachstehende: 
Siegmund  Friedrich,  Freiherr.  —  Wolfgang  (Wolf,  Wenzel)  Albert,  Graf; 
Gemahlin:  Maria  Calharina  Freiin  v.  Neydegg  (Neudeck).  —  Siegmuxd 
Albert,  geb.  16.  Febr.  1687,  gest.  18.  Juni  1756,  k.  k.  Geh.  Rath, 
wurde  von  dem  Bruder  seiner  Mutter,  Ferdinand  Ehrenreich,  letztem 
Freiherrn  v.  Neydegg,  adoptirt;  Gemahlin:  Maria  Eleonore  Gräfin 
v.  Mörsperg  und  Befort,  die  Lelzte  ihres  Namens,  geb.  10.  Sept.  1690, 
verm.  12.  Juni  1710,  gest.  17.  Mai  1756.  —  Siegmund  Friedrich,  geb. 
13.  Mai  1711,  gest.  16.  Oct.  1796,  Herr  zu  Pernegg,  Frauheim, 
Sooss  etc.,  k.  k.  w.  Geh.  Rath  und  Kämmerer;  Gemahlin:  Maria  Fran- 
ziska Gräfin  v.  Wallmerod,  Letzte  ihres  Geschlechts,  geb.  16.  März  1715, 
verm.  9.  Oct.  1735,  gest.  1.  Sept.  1785.  —  Franz  Siegmund,  geb. 
22.  Juli  1736,  gest.  im  März  1796,  k.  k.  Kämmerer  und  vormaliger 
Landrichter  in  Steiermark,  später  Innerösterr.  Gubernial-Rath;  zweite 
Gemahlin:  Maria  Anna  Gräfin  v.  Taafle  v.  Galingfort,  geb.  10.  Oct.  1759, 
verm.  28.  Jan.  1781.  —  Rudolph  Siegmund,  geb.,  nach  v.  Schönfeld, 
13.  Oct.  1782,  nach  Anderen  13.  Nov.  1782,  gest.  20.  April  1844, 
k.  k.  Kämmerer  und  Hauptmann ;  Gemahlin :  Maria  Freiin  v.  Lützow, 
geb.  12.  Sept.  1783,  verm.  1805,  gest.  20.  Mai  1826.  —  Gustav, 
jetziges  Haupt  der  älteren  Linie.  —  Die  jüngere  Linie  stammt  von  dem 
Grafen  Christian  Heinrich  —  jüngstem  Sohne  des  Grafen  Siegmund 
Albert  und  Bruder  des  Grafen  Siegmund  Friedrich  —  geb.  23.  April 
1725,  k.  k.  Kämmerer  und  General-Feld-Wachtmeister,  verm.  17.  April 
1768  mit  Maria  Theresie  Josephe  Gräfin  v.  Lichterveide,  geb.  1738. 
Aus  dieser  Ehe  entspross  (das  Geneal.  Jahrbuch  des  deutschen  Adels, 
1848,    S.  475,    irrt    hier   ganz):    Maximilian    Franz    Hyacinth    Ghislain, 


r.RAFKN  V.  RIINDSMAUL.  293 

geb.  12.  Oct.  1775,  gest.  30.  Nov.  1851,  k.  k.  Kämmerer  und  Ritt- 
meister in  d.  A.,  verm.  8.  April  1807  mit  Josepliine  Julie  .  Gliislaine 
Gräfin  v.  Lichterveide,  geb.  20.  März  1782,  gest.  1.  Jan.  1851,  und  der 
Sohn  desselben  ist  Albert  Joseph  Ghislain,  jetziges  Haupt  der  jüngeren 
Linie.  —  Nach  Megerle  v.  Mühlfeld  (Ergänzungsband,  p.  28)  hat  Fer- 
dinand Ehrenreich  Graf  v.  Rindsmaul  1728  die  kaiserliche  Erlaubniss 
zur  Führung  des  freiherrlichen  Neydeggschcn  Wappens  (in  Silber  drei 
rothe  Jacobsmuscheln  schrägrechts  übereinander  und  mit  der  runden 
Seite  oben  liegend)  und  der  Benennung:  Graf  v.  Rindsmaul,  Freiherr 
v.  Neydegg  erhalten.  Doch  hat  es  nach  Obigem  einen  Grafen  Ferdinand 
Ehrenreich  v.  Rindsmaul  nicht  gegeben,  sondern  Graf  Siegmund  Albert 
ist  von  seinem  Oheim ,  dem  letzten  Freiherrn  Ferdinand  Ehrenreich 
v.  Neydegg,  adoptirt  worden,  und  eine  Vereinigung  des  Rindmauischen 
Wappens  mit  dem  Neydeggschen  ist  bisher  der  Redaction  unbekannt 
geblieben. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  aufzuführen: 

Aeltere  Linie  in  Steiermark:  GUSTAV  Graf  v.  Rindsmaul, 
Freiherr  von  Frauheim  —  Sohn  des  Grafen  Rudolph  —  geb.  9.  Jan. 
1808,  k.  k.  Major  in  d.  A.  und  Deutsch -Ordens -Ritter.  Die  beiden 
Brüder  desselben  sind:  Graf  Adalbert,  geb.  12.  Dec.  1809,  verm. 
*6.  Dec.  1836  mit  Emilie  v.  Petrichevich-Horväth  und  Szaplik,  geb. 
31.  Oct.  1813,  aus  welcher  Ehe  eine  Tochter,  Adele,  geb.  1838, 
stammt,  —  und  Graf  Alfred,  geb.  9.  Oct.  1811,  Pfarrer  zu  Miltschin 
in  Böhmen. 

Jüngere  Linie  in  Oesterreich  und  in  Belgien.  Graf 
ALBERT  Joseph  Ghislain  —  Sohn  des  Grafen  Maximilian  Franz  Hyacinth 
Ghislain  —  geb.  19.  Sept.  1809.  —  Der  Bruder  des  Vaters  desselben 
ist:  Graf  Emanuel,  geb.   11.  März   1778,  k.  k.  Major  in  d.  A. 


294  GRAFEN  V.  RITTBERG. 

Grafen  v.  Rittberg. 

fuihertfdj.  ittehlenburö  im*  $reufjen. 

Besitz:  das  Allodial - Kiltergtit  Heselin  und  das  Lehns  -Rittergut  Frehsendorf  im  Grossher- 
zogthum  Meklenburg- Schwerin  ;  die  Rittergüter  Stangenberg  und  Rudolplishol'  in 
Preussen  etc. 


"Wappen:  Schild  mit  goldener  Einfassung  und  mit  Mittelschild.  Im  rothen 
Mittelschilde  ein  rechtssehender,  guldener  Adler  (Stammwappen).  I  und  4  in  Silber 
ein  gekrönter,  golden  bewehrter,  an  die  Theilungslinie  angeschlossener,  halber, 
schwarzer  Adler;  2  und  3  in  Blau  drei  (2  und  1)  goldene,  fünfeckige  Sterne.  Auf 
der  Grafenkrone  erheben  sich  zwei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  den 
goldenen  Adler  des  Mittelschildes;  der  linke  zwei  Straussenfedern,  von  welchen  die 
rechte  blau,  die  linke  roth  ist.  Die  Helmdecken  sind  rechts  schwarz  und  silbern, 
links  roth  und  golden,  und  den  Schild  halten  zwei  ein-  und  vorwartssehende 
geharnischte  Ritter,  welche  in  der  freien  Hand  eine  goldene  Lanze  tragen.  Die 
Visire  sind  geöffnet,  und  die  Helme  mit  vier  rothen  Straussenfedern  besetzt.  — 
Im  Wappenbuche  der  durchlauchtigen  Welt  ist  der  Adler  des  blauen  Miltelschildes 
und  des  rechten  Helmes  gekrönt,  die  Felder  2  und  3  erscheinen  roth,  die  Sterne 
sind  sechseckig  und  auf  dem  linken  Helme  die  rechte  Feder  roth,  die  linke 
blau.  —  Das  Stammwappen  der  westphälischen  Grafen  v.  Rietberg  war  bekanntlich 
in  Roth  ein  goldener  Adler,  auf  dessen  Haupt,  wie  auch  auf  jedem  Flügel  eine 
goldene  Krone  stand. 

Die  preussischen  Grafen  v.  Rittberg  stammen  von  den  alten  west- 
phälischen,  1562  erloschenen  Reichsgrafen  v.  Rietberg,  oder  Ritlberg, 
und  zwar  von  dem  zuletzt  regierenden  Grafen  Johann  v.  Rietberg  aus 
demjenigen  Zweige,  welcher  nach  den  mit  seiner  zweiten  Gemahlin, 
Maria  v.  Sinzemann,  getroffenen  Ehepacten  den  -gräflichen  Titel  nicht 
führte  und  sich  nach  Preussen  wendete.  —  Was  zuerst  die  westphäli- 
schen Grafen  v.  Rietberg  anlangt,  so  kommen  zwei  derselben  als  Bischöfe 
von  Osnabrück  vor:  Conrad  der  Aeltere,  welcher  von  1265 — 1295,  und 
Conrad  der  Jüngere,  welcher  um  das  Jahr  1  500  den  erwähnten  Bischof- 
sluhl  einnahm.  Der  letzte  Graf  v.  Rietberg  hinterliess  aus  erster  Ehe 
zwei  Erbtöchter,  von  denen  die  ältere  sich  zuerst  mit  Ehrich  Grafen 
v.  Hoya  und  später  mit  Simon  Grafen  zu  der  Lippe,  die  jüngere  aber 
mit  Enno  Grafen  von  Oslfriesland  vermählte.     Der  Enkel  des  Letzteren, 


GRAFEN   V.   RITTBKRO.  295 

Ferdinand  Maximilian  letzter  Graf  v.  Ostfriesland  und  Riclberg,  hinterliess 
eine  Erbtnchler,  Maria  Ernestine  Franziska,  welche  sich  4.  Aug.  1699 
mit  Maximilian  Ulrich  Grafen  v.  Kaunilz  aus  der  mährischen  Linie  ver- 
mählte und  demselben  die  Herrschaft  Rietberg  mit  der  Stimme  in  der 
westphälischen  Grafen-Curie  zubrachte.  Hierdurch  entstand  ein  merk- 
würdiger Nachfolgestreit  zwischen  dem  Hause  Liechtenstein  Gundaccar- 
scher  Linie  und  dem  Grafen  v.  Kaunilz,  welcher  1726  durch  Vergleich 
dahin  entschieden  wurde,  dass  die  Grafschaft  Rietberg  der  Familie  Kaunilz 
verblieb,  Liechtenstein  aber  als  Milbelehnter  aufgenommen  wurde.  Der 
Lehnsherr,  Landgraf  von  Hessen -Cassel,  genehmigte  diesen  Vergleich, 
ertheilte  aber  an  Liechtenstein  keine  Mitbelehnung,  sondern  nur  Eventual- 
belehnung.  1823  verkaufte  Aloys  Fürst  v.  Kaunitz,  ohne  männliche 
Nachkommen,  einen  Theil  der  Grafschaft  Rielberg,  worauf  Liechtenstein 
von  Neuem  einen  Process  anhängig  machte,  dessen  Entscheidung  nicht 
allgemein  bekannt  ist. 

Von  dem  Zweige,  welcher  sich  nach  Preussen  gewendet  hatte, 
kommt  zuerst  Gobel  v.  Ritlberg,  geb.  1615,  gest.  1693,  Herr  auf 
Sassendorf,  vermählt  mit  Anna  Maria  v.  Cubach,  vor.  Der  Sohn  desselben 
war  Johann  Rempert,  geb.  26.  Ocl.  1654,  gest.  1.  Aug.  1734,  Herr 
auf  Sassendorf  und  k.  dän.  Hauptmann,  verm.  1697  mit  Helene  Elisabeth 
v.  Münnich  —  ältester  Schwester  (nicht  Tochter)  des  k.  russ.  General- 
Feldmarschalls  Grafen  v.  Münnich  —  geb.  27.  Juli  1679,  gest.  18.  Febr. 
1733.  Aus  dieser  Ehe  stammten  drei  Söhne:  Anton  Günther  Albrecht, 
Johann  Dietrich  Arnold  und  Johann  Wilhelm  Florens,  welche  vom 
König  Friedrich  II.  von  Preussen  30.  Dec.  1751  mit  den  gesammten 
Nachkommen  in  den  prenssischen  Grafenstand  erhoben  wurden.  Das 
Nähere  über  diese  drei  Söhne  ist  Nachstehendes:  Graf  Anton  Günther 
Albrecht,  geb.  14.  Oct.  1693,  gest.  16.  Oct.  1763,  Herr  auf 
Lietschen  etc.,  k.  poln.  General- Major  und  Oberst  von  der  Krongarde, 
'vermählte  sich  4.  Jan.  1728  mit  Dorothea  Sophie  v.  Rardeleben,  geb. 
27.  Sept.  1701,  gest.  8.  April  1765.  —  Graf  Johann  Dietrich  Arnold, 
geb.  28.  April  1707,  gest.  10.  Sept.  1785,  Herr  auf  Vitzow  und 
Wutzow  in  Pommern,  k.  preuss.  Oberst  a.  D.,  war  verm.  in  erster 
Ehe,  16.  Aug.  1751,  mit  Wilhelmine  Dorothea  v.  Kunow,  geb.  5.  Sept. 
1729,  gest.  24.  April  1752,  und  in  zweiter,  28.  Febr.  1753,  mit 
Augusta  Freiin  v.  Eickstedt  aus  dem  Hause  Rothen-Klempenow,  geb. 
13.  Dec.  1728,  gest.  18.  Juli  1784,  und  Graf  Johann  Wilhelm  Florens, 
geb.  5.  Febr.  1719,  -quittirte  als  k.  preuss.  Hauptmann  1756,  und 
starb  28.  Jan.  1791.  —  Anton  Günther  Albrechts  Stamm  erlosch  im 
Mannsstamme  mit  dem  Sohne  Johann  Burchard  Theodor,  k.  poln.  Kammer- 
herrn und  Obersten,  Herrn  auf  Lietschen,  geb.  6.  Aug.  1735,  gest.  26.  Jan. 
1771:  die  jetzigen  Grafen  v.  Rittberg  sind  daher  Nachkommen  Johann 
Dietrich  Arnolds.  Von  den  Söhnen  desselben  hatten  drei  Nachkommen, 
die  Grafen  Johann  Wilhelm  Ludwig,  George  Albrecht  und  Johann  Wilhelm. 
—  Johann  Wilhelm  Ludwig,  geb.  16.  April  1752,  k.  preuss.  Haupt- 
mann a.  D.,  früher  Herr  auf  Sydow  und  Schönfeld  in  der  Mittelmark, 
später  auf  Adamsdorf   in  der  Neumark,    verm.    in  zweiter  Ehe,    8.  Jan. 


296  GRAFKN  V.  RITTHKRG. 

1790,  mit  Charlotte  Caroline  Friederike  v.  Beeren,  geb.  14.  Juli  1760, 
hatte  aus  dieser  Ehe  mehrere  Söhne.  —  Georg  Albrecht,  geb.  10.  April 
1758,  Herr  auf  Stangenberg,  Pirklitz,  Bahlau,  Linken,  Höfehen,  Gross- 
und Klein -Rohdau  und  Klein -Sonnenberg,  sämmtlich  in  Preussen,  k. 
preuss.  Hauptmann  a.  D.  und  Landsehafts-Rath  der  Manenwerder  Land- 
schaft, vermählte  sich  in  erster  Ehe,  9.  Jan.  1788,  mit  Anna  Elisabeth 
Schack  v.  Wittenau,  geb.  24.  Juli  1760,  gest.  4.  Jan.  1793,  und  in 
zweiter,  16.  Juni  1794,  mit  Henriette  v.  Steinwehr,  geb.  9.  Oct.  1772, 
und  aus  erster  Ehe  stammt  Graf  Heinrich  (Georg  Eduard  Carl),  aus 
zweiter  die  Grafen  Eduard  (Sigismund  Albrecht  Günther)  und  Benno.  — 
Johann  Wilhelm,  geb.  18.  Dec.  1765,  Herr  auf  Warbelow,  k.  schwed. 
Hauptmann  a.  D.,  vermählte  sich  30.  Mai  1794  mit  Sophia  Juliana 
Dorothea  v.  Güldener,  geb.  26.  Dec.  1774,  und  es  sind  aus  dieser 
Ehe  die  Grafen  Ludwig  Georg  August,  Ernst  und  Dietrich  ent- 
sprossen. 

Die  Familie  theilt  sich  jetzt  in  drei  Linien:  in  die  meklenburg- 
pommersche,  die  preussische  und  die  märkische  Linie,  und 
von  den  jetzigen  Gliedern  derselben  gehören  hierher: 

Meklenburg-Pomm  ersch  e  Linie.  Graf  LUDWIG  Georg  August, 
geb.  20.  Nov.  1797,  k.  preuss.  erster  Präsident  des  Appellations-Gerichts 
zu  Glogau,  verm.  31.  März  1823  mit  Auguste  Gräfin  v.  Eickstedt- 
Peterswaldt,  geb.  5.  Sept.  1803.  Aus  dieser  Ehe  leben  zwei  Söhne, 
die  Grafen:  Max,  geb.  17.  Sept.  1825,  k.  preuss.  Referendar  bei  dem 
Appellations- Gericht  zu  Glogau,  und  Aurel,  geb.  3.  Jan.  1827,  k. 
preuss.  Lieutenant.  —  Die  beiden  Brüder  des  Grafen  Ludwig  Georg 
August  sind:  Graf  Ernst,  geb.  22.  Juli  1807,  k.  preuss.  Major  und 
Bataillons- Commandant  im  23.  Landwehr -Regiment,  verm.  1838  mit 
Adelheid  v.  Dewitz,  geb.  16.  April  1816,  aus  welcher  Ehe  vier  Söhne 
stammen,  die  Grafen:  Benno,  geb.  18.  Mai  1839;  Ernst,  geb.  5.  Dec. 
1840;  Carl  August  Albert  Diltrich,  geb.  24.  Juli  1844,  und  Leopold 
Ludwig  Carl,  geb.  15.  Juli  1846  —  und  Graf  Dietrich,  geb.  3.  März 
1813,  Herr  auf  Besehn. 

Preussische  Linie.  HEINRICH  —  Sohn  des  Grafen  Georg 
Albrecht  aus  erster  Ehe  —  geb.  16.  Mai  1789,  Herr  auf  Stangen- 
berg etc.,  Landrath  des  stuhmer  Kreises,  verm.  mit  Minette  v.  Fritze, 
aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Heinrich,  k.  preuss. 
Ober- Landsgerichts -Rath  etc.;  Woldemar,  k.  preuss.  Lieutenant,  und 
Oswald.  —  Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Heinrich  aus  des  Vaters  zweiter 
Ehe  sind:  Graf  Eduard,  geb.  21.  Juli  1795,  k.  preuss.  Major  a.  D„ 
von  welchem  nach  dem  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  vier 
Kinder  leben,  und  Graf  Benno,  geb.  8.  April  1798,  Herr  auf  Rudolphshof, 
Landrath  des  Marienwerder  Kreises,  und  Wittwer  von  Lina  v.  Steinwehr, 
aus  welcher  Ehe  ein  Sohn  entsprossen  ist. 

Märkische  Linie.  Graf  HEINRICH  —  Sohn  des  Grafen  Johann 
Wilhelm  Ludwig?  —  k.  preuss.  Major  a.  D.,  verm.  mit  Henriette  v.  Netz, 
geb.  1796.  Die  vier  Söhne  desselben  sind  die  Grafen:  Wilhelm  Ernst 
Ferdinand,    geb.    17.    Dec.    1826,  k.    preuss.    Lieutenant;    Oscar,    geb. 


GRAFEN  V.   RÖDERN. 


297 


16.  Nov.   1831,    k.  k.  Lieutenant;    Benno,    geb.  20.  Aug.    1834,    und 
Aij'hons,  geb.  4.  Aug.   1836. 

Nach  den  bisher  über  die  im  Jahre  1852  Verstorbenen  bekannt 
gewordenen  Nachrichten  ist  10.  Oct.  zu  Wesel  ein  k.  preuss.  Major 
Graf  v.  Rittberg  gestorben.  Da  der  k.  preuss.  Major  Graf  Heinrich 
v.  Ritlberg  in  Liegnitz  wohnt,  ist  wohl  anzunehmen,  dass  diese  Nach- 
richt sich    auf  den   k.  preuss.  Major  Eduard   Grafen  v.  Ritlberg  bezieht. 


Grafen  v.  Rödern. 


(ßocmgelifd). 


3ßxt\x$en. 


Besitz:  die  Herrschaft  Holnsiein  und  Kroischwitz;  Rostersdorf;  die  Herrschaft  Kolhnitz  und 
Ketschdorf;  Giersdorf  etc.  in  Schlesien;   Schmelenz  und  Gora  in  Pommern. 


Wappen :  quadrirtcr  Schild  mit  Mittelschild.  Im  rothen  Mittelschildc  ein 
schräglinker,  mit  drei  goldenen  Sternen  belegter  silberner  Balken  (Wappen  der 
öslerr.  Familie  v.  Redern).  1  und  4  in  Blau  ein  silbernes  Rad  von  8  Speichen 
(Wappen  der  schlesischen  Familie  v.  Redern,  Rödern).  2  und  3  der  Länge  nach 
gelheilt;  rechts  in  Gold  ein  an  die  Theilungslinie  angeschlossener,  gekrönter,  mit 
einem  Halbmonde  belegter,  halber  schwarzer  Adler ;  links  in  Roth  ein  silberner,  mit 
zwei  dünnen,  doppelt  geasteten,  ins  Andreaskreuz  gestellten  rothen  Stäben  belegter 
Querbalken.  Den  Schild  decken  drei  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rechten  Helme 
steht  ein  dreifacher,  mit  dem  Rade  des  1.  und  4.  Feldes  belegter  Pfauenschweif 
(Helm  der  schlesischen  Familie  v.  Rödern);  aus  dem  mittleren  Helme  wächst  ein 
vorwärtssehender  geharnischter  Mann  empor,  welcher  in  jeder  Hand  an  einer  rothen 
Stange  eine  auswärts  wehende,  von  Silber  und  Roth  viermal  quergestreifte,  mit 
einem  goldenen  Sterne  belegte  und  aufrecht  gestellte  Fahne  hält.  Eine  dergleichen 
links  wehende  Fahne  steht  auf  dem  gekrönten  Helme  des  Mannes  (Helm  der  österr. 
Familie  v.  Redern).  Auf  dem  linken  Helme  stehen  sechs  durch  einander  gesteckte, 
viermal  von  Silber  und  Roth  quergetheilte  Fahnen  an  Turnierstangen,  von  denen 
drei  sich  rechts,  drei  links  kehren.  Die  Helmdecken  sind  rechts  silbern  und  roth, 
links  silbern  und  blau.   —   Sonach  unterscheidet  sich  das  Wappen  der  Reichsgrafen 


298  GRAFEN  V.  RUDERN. 

v.  Rudern  nur  dadurch,  dass  dasselbe  im  2.  und  3.  Felde  den  halben  schlesischcn 
Adler  zeigt  und  mit  Schildhaltern  nicht  versehen  ist,  von  dem  Wappen  der  preuss. 
Grafen  v.  Ködern,  deren  Schild,  in  welchem  der  halbe  Adler  ein  preussischer  ist, 
von  zwei  schwarzen  Adlern  (s.  S.  256)  gehalten  wird.  —  Im  Wappenbuche  der 
durchlauchtigen  Welt  (III.  325)  ist  der  halbe  Adler  im  2.  und  3.  Felde  ein  halber 
Doppeladler  und  nicht  gekrönt,  die  Brust  aber  ist  mit  einem  silbernen  Halbmonde 
belegt.  Der  Pfauenschweif  auf  dem  rechten  Helme  ist  fünffach.  Aus  dem  mittleren 
wächst  ein  geharnischter  Ritter  empor:  der  Helm  desselben  ist  geschlossen  und 
nicht  gekrönt,  und  die  Fahnen  sind  roth  und  mit  einem  schräglinken  silbernen 
Querstreif  besetzt,  welcher  mit  einem  goldenen  Sterne  belegt  ist.  Die  Fahnen  auf 
dem  linken  Helme  sind  von  Silber  und  Roth  quergestreift  mit  gewechselten  Tincturen 
und  die  Stangen  derselben  von  Roth  und  Silber  schräg  gestreift.  Die  Decken  des 
rechten  Helmes  sind  blau  und  silbern,  die  des  mittleren  und  linken  roth  und  silbern. 
Im  Joiianniterorden  sind  die  Fahnen  auf  dem  mittleren  Helme  roth  und  mit  einem 
silbernen  Querstreifen,  die  auf  dem  linken  Helme  roth,  ohne  einen  solchen  Streifen, 
aufgezeichnet.  —  Das  frciherrl.  Wappen  giebt  Sinapius,  wie  folgt,  an:  quadrirter 
Schild;  1  und  4  in  Blau  ein  silbernes  Rad;  2  und  3  der  Länge  nach  getheilt : 
rechts  in  Gold  ein  schwarzer  Doppeladler,  auf  der  Brust  mit  einem  silbernen  Halb- 
monde, links  in  Silber  ein  schräglinker  Balken  mit  einem  rolhen  burgundischen 
Kreuze.  Auf  dem  Schilde  stehen  zwei  Helme;  der  gekrönte  rechte  Helm  trägt  den 
Pfauenschwanz  mit  dem  Rade,  der  linke  sechs  Fahnen,  roth,  mit  einem  silbernen 
Querstreifen. 

Sehr  alte  und  sehr  angesehene,  an  Gliedern  und  Besitz  reiche 
schlesische  Familie,  welche,  nach  den  Angaben  des  derselben  zu  Theil 
gewordenen  Freiherren-  und  Grafen- Diploms,  aus  einem  ursprünglich 
französischen  Geschlechte  stammen  soll,  aus  welchem  sich  Glieder 
anfanglich  in  der  Mark  Brandenburg  niedergelassen  haben.  Später  ver- 
breitete sich  die  Familie  in  zwei  Zweigen  in  Oesterreich  und  Schlesien. 
Nach  Anderen  soll,  unter  Berufung  auf  das  Wappen,  das  Geschlecht 
mit  dem  Kolowratschen,  dessen  ursprüngliches  Wappen  bekanntlich  ein 
Rad  war,  eines  Ursprungs  sein  und,  nachdem  Glieder  desselben  1119 
auf  dem  Turniere  zu  Götlingen  und  1165  zu  Zürich  erschienen,  sich 
aus  dem  Voigtlande  und  Sachsen  im  12.  Jahrhundert  nach  Schlesien 
gewendet  und  daselbst  ansässig  gemacht  haben.  —  Mehrere  nehmen 
die  Herrschaft  Krappitz  im  Fürstenthume  Oppeln  als  Stammhaus  und 
geben  an,  dass  sich  aus  demselben  die  zwei  Haupllinien,  die  schlesische 
und  die  1743  erloschene  österreichische  (s.  unten)  gebildet  hätten. 
Die  schlesische  verbreitete  sich  später  durch  zwei  Söhne  des  Freiherrn 
Hans  Wolf,  Herrn  auf  Krappitz,  Zierotitz  und  Zörnitz ,  gest.  1622,  in 
zwei  Aeslc.  Es  entspross  nämlich  von  Georg  Heinrich,  geb.  1669, 
gest.  1695,  der  ältere  Ast  zu  Krappitz,  und  von  Carl  Moritz,  gest. 
1682,  der  jüngere  Ast  zu  Malwitz,  welcher  letztere  mit  Carl  Albrecht 
—  Enkel  des  Stifters  —  8.  Febr.  1766  wieder  erlosch.  Der  ältere 
Ast  zu  Krappitz  hatte  sich  durch  zwei  Söhne  Erdmanns,  Heinrich  Adolph 
und  Carl  Gustav  (nach  Einigen  nicht  der  Bruder,  sondern  der  Neffe 
des  Esteren),  in  zwei  Zweige,  zu  Krappitz  und  zuDobrau  (Dobra) 
und  Holnslein  gelheilt,  von  welchen  der  erstere  schon  mit  Heinrich  Adolph 
(s.  unten)  1759  erloschen,  der  andere  der  jetzt  blühende  ist.  —  In  Schlesien 
war  Kunze  v.  Rödern  1412  Herr  auf  Ruppersdorf,  und  mit  demselben 
beginnt  die  ununterbrochene  Slammreihe  derer  v.  Rödern  schlesischer 
Linie.     Von    den    Nachkommen    desselben    erkaufte  Friedrich,    Herr  auf 


GRAFEN  V.   RUDERN.  299 

Ruppersdorf,  Tost  und  Peiskretscham ,  verm.  mit  Salome  v.  Schönaich, 
Bach  1 556  vom  Kaiser  Ferdinand  1.  die  Herrschaften  Friedland  und 
Reichenberg  in  Böhmen  und  Seidenberg  in  der  Lausitz,  wurde  vom 
Kaiser  17.  April  1505  in  den  Panner-  oder  Reichsfreiherrensland 
erhohen  und  zum  k.  Ralh  und  ersten  Kammerpräsidenten  ernannt.  Der 
jüngere  Sohn  desselben,  Mklchior,  war  kaiserl.  Hof-Kriegsraths-Präsident, 
General- Feldmarschall  und  Oberst  zu  Raab,  zeichnete  sich  1577  bei 
der  Belagerung  von  Danzig  und  Weichselmünde  sehr  aus  und  wurde 
nachher  durch  die  tapfere  Verteidigung  der  Festung  Gross -Wardein 
gegen  die  Türken  berühmt.  Aus  der  Ehe  mit  Catharina  v.  Schlick, 
Gräfin  v.  Passaun  und  Weiskirchen,  stammte  Christoph,  welcher  wegen 
des  lutherischen  Glaubens  und  der  Anhänglichkeit  an  Friedrich  V.  von 
der  Pfalz,  nach  der  Schlacht  am  weissen  Berge  bei  Prag,  bei  dem  Kaiser 
Ferdinand  IL,  dessen  Mundschenk  derselbe  war,  in  Ungnade  fiel  und  seine 
sämratlichen  Herrschaften  verlor.  Friedland  und  Reichenberg  erhielt  der 
Herzog  von  Friedland,  Waldstein,  Seidenberg  aber  kam  an  Sachsen, 
welches  nachher  mit  demselben  die  Familie  v.  Einsiedel  belehnte.  — 
Hans  Moritz,  seit  1636  katholisch  und  k.  poln.  Kammerherr,  Herr  der 
Herrschaften  Kuhnewald,  Zauchtel  und  Bothewald  in  Mähren,  starb  ohne 
Leibeserben,  und  da  die  Söhne  seines  Bruders  den  lutherischen  Glauben 
nicht  ablegen  wollten,  wurden  die  genannten  Besitzungen  eingezogen. 
—  Georg  Heinrich,  Herr  der  Herrschaft  Krappitz  in  Schlesien,  verm. 
mit  Anna  Elisabeth  Gräfin  v.  Colonna-Fels,  wurde  vom  Kaiser  Leopold  I. 
4.  Aug.  1669  mit  seinen  Brüdern  und  Vettern  in  Oesterreich  mit  dem 
Prädicate:  Grafen  v.  Rüdem ,  Freiherren  zu  Krappitz  und  Herren  zu 
Perg,  nach  vorhergegangener  Erhebung  in  den  erbländisch- Österreich. 
Grafenstand,  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.  —  Carl  Albert,  gest. 
8.  Febr.  1766,  Herr  der  Herrschaft  Malmitz  und  Kotzenau  iu  Schlesien, 
war  k.  preuss.  Geh.  Staatsminisler  und  Oberamis -Regierungs- Präsident 
zu  Glogau.  Die  Güter  desselben  gelangten  an  den  Sohn  der  Schwester, 
Wilhelm  Christoph  Gottlob  Burggrafen  zu  Dohna-Schlodien.  —  Heinrich 
Adolph,  gest.  28.  Oct.  1759,  Herr  auf  Krappitz,  k.  preuss.  Ober-Amts- 
Consistorial-Präsident  zu  Oppeln,  verm.  mit  Helene  Renata  Gräfin  v.  Hoym- 
Droyssig,  starb  ohne  Kinder,  worauf  Krappitz  durch  Kauf  an  die  Grafen 
v.  Haugwilz  kam.  Bei  Lebzeilen  desselben  starb  die  österreichische 
Rödernsche  Linie  auf  Perg  mit  Bernhard  Franz  Anton  1743  aus.  Pur 
den  Fall,  dass  Einer  der  schlesischen  Linie  katholisch  würde,  sollte  die 
Herrschaft  Perg  an  letztere  Linie  kommen  und  da  Keiner  sich  meldete, 
belieh  Oesterreich  mit  Perg  den  Freiherrn  v.  Stumm  (Stomm).  Carl 
Gustav,  —  Sohn  des  Grafen  Erdmann  I.  aus  der  Ehe  mil  Charlotte 
Gräfin  v.  Schulz  —  geb.  12.  Sept.  1691,  gest.  28.  Aug.  1778,  Herr 
der  Dobrauer  Herrschaft,  k.  preuss.  Etats-  und  Kriegsminister,  auch 
Chef- Präsident  des  Ober-Amts-Consistoriums  zu  Oppeln,  verm.  sich 
4.  April  1714  mit  Johanna  Eleonore  Gräfin  v.  Preysing,  Freiin  v.  Stein 
und  Sonnek,  geb.  4.  April  1695,  gest.  20.  Mai  1757.  Aus  dieser  Ehe 
entspross  Erdmann  Carl,  geb.  13.  Jan.  1715,  gest.  1.  Oct.  1782, 
k.  preuss.  Justizrath,  Herr  der  Herrschaft  Holnstein  etc.,    welcher  sich 


300  GRAFEN  V.   RÖDERN. 

28.  Jan.  1739  mit  Friederike  Victoria  Sophie  Freiin  v.  Schmettau,  geb. 
1.  Sept.  1715,  gest.  19.  Nov.  1776,  vermahlte,  und  von  welchem  alle 
jetzigen  Glieder  der  gräflich  Rödernschen  Familie,  wie  sich  nachstehend 
ergehen  wird,  abstammen.  Von  den  sechs  Söhnen  desselben  hinter- 
liessen  nämlich  der  älteste,  Carl  Wilhelm  Erdmann,  und  der  jüngste, 
Carl  Friedrich  Christian  Waldemar  Erdmann,  keine  Nachkommen,  die 
anderen  vier  aber:  Erdmann  Gustav,  Gustav  Bernhard  Friedrich  Erdmann, 
Alexander  Samuel  Erdmann  und  Ludwig  Alrrecht  Julius  Erdmann,  setzten 
das  Geschlecht  fort.  —  Erdmann  Gustav,  geb.  30.  Mai  1742,  gest. 
3.  März  1820,  Herr  der  Herrschaft  Holnstein  und  Kroischwitz,  vermählte 
sich  in  erster  Ehe,  2.  Mai  1770,  mit  Christiana  Sophie  Friederike 
Gräfin  v.  Hochberg,  geb.  21.  Dec.  1746,  gest.  1772,  und  in  zweiter 
Ehe,  13.  Juni  1781,  mit  Sophie  Caroline  Henriette  Gräfin  v.  Reichenbach- 
Goschütz,  geb.  12.  Dec.  1757,  gest.  12.  April  1799.  —  Gustav 
Bernhard  Friedrich  Erdmann,  geb.  29.  Dec.  1746,  gest.  17.  Juli  1811, 
Herr  der  Herrschaft  Kolbnitz  und  Ketschdorf,  verm.  sich  1.  Mai  1781 
mit  Amalia  Henriette  Erdmuthe  Gräfin  v.  Pückler-Schedlau,  geb.  3.  Jan. 
1761,  gest.  1.  Juni  1807.  —  Alexander  Samuel  Erdmann,  geb.  7.  Jan. 
1753,  gest.  31.  März  1825,  Herr  auf  Giersdorf,  verm.  sich  31.  Aug. 
1786  mit  Erdmuthe  Caroline  v.  Boyen,  gest.  12.  April  1821,  und 
Ludwig  Albrecht  Julius  Erdmann,  geb.  19.  Juni  1755,  gest.  31.  Jan. 
1814,  k.  preuss.  Landschafts -Director  im  Schweidnitz-Jauerschen,  war 
in  erster  Ehe  verm.,  3.  Juni  1784,  mit  Helena  Charlotte  v.  Kleist, 
geb.  9.  Nov.  1765,  gest.  7.  Febr.  1803,  und  in  zweiter,  doch  kinderlos, 
mit  einer  Gräfin  v.  Gessler. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  gehören  hierher: 

Nachkommen  des  Grafen  Erdmann  Gustav.  Von  dem  Sohne 
desselben  aus  erster  Ehe,  von  dem  Grafen  Carl  Heinrich  Erdmann,  geb. 
18.  Juni  1772,  gest.  4.  Jan.  1828,  Herrn  auf  Schmelenz  und  Gora 
in  Pommern,  verm.  17.  Oct.  1796  mit  Carolina  Eleonore  Hedwig 
v.  Katzeier,  geb.  3.  März  1778,  gest.  24.  März  1849,  stammen,  neben 
fünf  Schwestern,  zwei  Söhne:  Graf  EMIL  Carl  Heinrich  Erdmann,  geb. 
21.  Sept.  1800,  k.  preuss.  Lieutenant  a.  D.,  Landesältester  des  reichen- 
bacher  Kreises,  verm.  23.  April  1838  mit  der  verw.  Frau  v.  Peistel, 
geb.  v.  Heuthausen  auf  Mittel  -Peilau,  und  Graf  Carl  Heinrich  Benno 
Alfred,  geb.  19.  Febr.  1805,  k.  preuss.  Rittmeister.  —  Aus  der  zweiten 
Ehe  des  Grafen  Erdmann  Gustav  stammt  Graf  Wilhelm  Carl  Erdmann 
Heinrich  Günther,  geb.  7.  Sept.  1782,  Herr  auf  Rostersdorf,  k.  preuss. 
Lieutenant  a.  D.,  verm.  13.  Febr.  1811  mit  Christine  Gräfin  v.  Rödern 
aus  dem  Hause  Glumbowitz,  geb.  29.  Oct.  1785,  welcher  Ehe  eine 
Tochter  entsprossen  ist.  Der  Bruder  desselben  ist  Graf  Carl  Louis, 
geb.  5.  Juni  1789,  k.  preuss.  Major  a.  D.,  und  von  dem  verstorbenen 
Bruder,  dem  Grafen  Erdmann,  geb.  17.  April  1784,  gest.  1851,  k.  preuss. 
Major  a.  D.,  verm.  26.  Juli  1830  mit  Bernhardine  Nalalie  Friederike 
Gräfin  v.  Rödern  aus  dem  Hause  Giersdorf,  geb.  19.  Juni  1797,  leben 
zwei  Söhne,  die  Grafen:  Richard,  geb.  21.  Aug.  1831,  k.  preuss. 
Lieutenant,  und  Bernhard,  geb.   14.  Jan.   1836. 


GRAFEN  V.  RÖDERN.  301 

Nachkommen  des  Grafen  Gustav  Bernhard  Friedrich  Erdmann. 
Der  Sohn  ist,  neben  einer  Tochter,  Christine  (s.  oben),  Graf  ERDMANN 
Gustav,  geb.  20.  März  1782,  k.  preuss.  Hauptmann  a.  D.,  verm.  11.  Juni 
1812  mit  Natalie  Bernhardine  Henriette  Gräfin  Henckel  v.  Donnersmarck 
aus  dem  Hause  Oberbeuthen  und  Tarnovvitz- Neudeck,  geb.  22.  April 
1789.  Aus  dieser  Ehe  stammen  drei  Söhne,  die  Grafen:  Max  Gustav 
Erdmann  Joseph,  geb.  17.  Juli  1816,  k.  preuss.  Rittmeister,  verm.  1848 
mit  Luise  v.  Mulius;  Melchior  Victor  Erdmann,  geb.  3.  Juli  1821, 
k.  preuss.  Lieutenant,  verm.  1848  mit  N.  N.  Gräfin  v.  Nostitz  aus  dem 
Hause  Mühlrädlitz,  und  Erdmann  Friedrich  Paul  Leonhard,  geb.  24.  Jan. 
1826,  k.  preuss.  Oberlandesgerichts -Referendar  und  Lieutenant  in  der 
Garde-Landwehr. 

Nachkommen  des  Grafen  Alexander  Samuel  Erdmann.  Die 
Tochter  ist :  Bernhardine  Natalie  Friederike  vervv.  Gräfin  v.  Rudern 
(s.  oben),  und  von  dem  Sohne,  dem  Grafen  Eduard,  geb.  13.  Oct.  1801, 
gest.  1840,  k.  preuss.  Premierlieutenant,  lebt  nur  die  Wittwe  N.  N. 
v.  Frankenberg,  verm.    1837. 

Nachkommen  des  Grafen  Ludwig  Albrechl  Julius.  Graf  Carl, 
—  Sohn  aus  zweiter  Ehe  —  geb.  4.  Aug.  1785,  k.  preuss.  Oberst 
a.  D.,  verm.  1825  mit  Amalia  Gräfin  Henckel  v.  Donnersmarck  aus  dem 
Hause  Oberbeuthen  und  Tarnowitz- Neudeck,  geb.  22.  April  1789.  — 
Die  drei  Brüder  des  Grafen  Carl  sind:  Graf  Albert,  geb.  23.  Juli  1794, 
k.  preuss.  Oberst  a.  D. ,  verm.  mit  Luise  Freiin  v.  Seckendorf,  geb. 
13.  Juli  1809,  aus  welcher  Ehe  Graf  Alfred,  geb.  26.  Aug.  1832, 
stammt.  —  Graf  Louis,  geb.  4.  Dec.  1795,  k.  preuss.  Oberst-  und 
Regimenlscommandeur,  und  Graf  Woldemar,  geb.  1.  März  1801,  k.  preuss. 
Oberförster  in  der  Mark,  verm.  26.  Oct.  1828  mit  Mathilde  v.  Rochow. 


302 


GRAFKN   V.  ROGKNDORF. 


Grafen  v.  Rogendorf  (RoggendorfT). 

Satholifd).  ©cfkrrcid). 

Besitz:  Hogendorf,  Kanak  und  Welika  Greda  im  toronthaler  Comitate  im  Banale. 


"Wappen:  quadrirter  Schild:  l  und  4  in  Silber  ein  gülden  gekrönter, 
doppelt  geschweifter,  linkssehender  ruther  Löwe  auf  einem  dreifachen,  von  der 
Rechten  zur  Linken  herabsteigenden  grünen  Hügel  (Stanimwappen).  2  und  3  in 
Blau  eine  goldene,  drei  Steine  hohe,  schwarz  ausgefugte  Mauer  mit  drei  Zinnen, 
von  denen  die  äusseren  den  Schildesrand  berühren  und  über  deren  mittlerer  ein 
öeckiger  goldener  Stern  strahlt  (Wildhausen).  Auf  dem  Schilde  stehen  zwei  gekrönte 
Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  zwei  von  Blau  und  Gold  quergetheilte  Büffelshömer, 
von  denen  jedes  in  der  Mündung  mit  einer  und  am  äusseren  Rande  mit  vier 
Pfauenfedern  besteckt  ist  (Wildhausenscher  Helm}.  Aus  dem  linken  Helme  wächst 
einwärtssehend  der  Löwe  des  l.  und  4.  Feldes  empor  (Helm  des  Stammwappens). 
Die  Helmdecken  sind  rechts  blau  und  golden,  links  roth  und  silbern.  —  Im  Wappen- 
buche der  durchlauchtigen  Welt  steht  auf  der  mittleren  Zinne  der  Mauer  des  2.  und 
3.  Feldes  ein  sechseckiger  goldener  Stern.  —  Spener  setzte  den  rothen  Löwen 
auf  dem  Dreihügel  ins  2.  und  3.  und  die  Mauer  mit  dem  Sterne  ins  1.  und  2.  Feld. 

Sehr  altes  steiermärkisches  und  zwar  aus  Marburg  an  der  Drau 
stammendes  Geschlecht,  dessen  ordentliche  Stammreihe  Hiibner  mit 
Nicolaus  beginnt,  welcher  um  das  Jahr  13S3  lebte.  Der  Enkel  desselben, 
Caspar,  liess  sich  unter  Kaiser  Friedrich  III.  in  der  zweiten  Hälfte  des 
1 5.  Jahrhunderts  in  Oesterreich  nieder,  erwarb  im  Viertel  ob  und  unter 
dem  Manhartsberge  etc.  bedeutende  Herrschaften,  war  von  1491 — 1494 
und  später  von  1502  an  Burggraf  des  Schlosses  und  der  Herrschaft 
Steyer  und  starb  18.  Oct.  1506.  Aus  der  Ehe  mit  Margaretha  v.  Wild- 
haus, Erbtochter  und  der  Letzten  ihres  Geschlechts,  gest.  1492,  deren 
Mitgift  gross  gewesen  war,  stammten  vier  Söhne:  Siegmund,  Wilhelm, 
Wolfgang  und  Georg.  Siegmund  und  Georg,  nacheinander  Burggrafen 
zu  Sleyer,  starben  ohne  Nachkommen.  Wilhelm,  geb.  1481,  gest.  1541, 
wurde,  als  des  Erzherzogs  Ferdinand  I.  Oberslhofmeister  und  Geh.  Rath, 
auf  dem  Reichstage  zu  Worms  31.  Mai  1521  mit  seinen  Brüdern  Wolf- 
gang und  Georg  zu  Reichsständen  angenommen,  wobei  der  Name  der 
Herrschaft  Pöckstall  in  Rogendorf  verändert  und  die  drei  Brüder  zu 
Freiherren  zu  Rogendorf  und  Mollenburg  erhoben  wurden.  1522  erwarb 
sich  Wilhelm    als    Befehlshaber    des    deutschen    Fussvolkes   in   Spanien 


GRAFEN  V.  ROGENDORF.  303 


grossen  Ruhm,  wurde  dann  vom  Kaiser  Carl  V.  zum  Trabanten- Haupt- 
mann, Ritler  vom  Calatrava  und  Statthalter  von  Catalonien  und  Roussillon 
ernannt,  bewährte  sich  1529  in  Wien  als  Held,  erhielt  6.  Febr.  1539 
für  sich ,  seine  Rrüder  und  alle  Nachkommen  vom  röm.  Könige  und 
Erzherzog  Ferdinand  I.  das  Erblandhofmeister-Amt  in  Oesterreich  unter 
der  Ens,  bekam  1541  den  Oberbefehl  gegen  Ofen  und  starb  verwundet 
zu  Somerein  auf  der  Insel  Schult.  Aus  der  Ehe  mit  Elisabeth,  Tochter 
des  Grafen  Hans  v.  Otlingen  und  Elisabeths,  der  letzten  Gräfin  und 
Erbin  von  Conte  in  Hennigau,  stammten  zwei  Tochter  und  ein  Sohn, 
Christian,  geh.  1510,  welcher  von  der  Grossmuller  den  Beinamen  Conte 
erhielt.  Derselbe  focht  als  Oberst  der  k.  deutschen  Leibgarde  in  Spanien 
und  Afrika,  wurde  vom  Könige  Ferdinand  15.  Dec.  1537  zum  Reichs- 
grafen v.  Guntersdorf  erhoben,  verm.  sich  mit  Elisabeth  Gräfin  v.  .Mansfeld, 
Witlwe  des  Herzogs  Friedrich  zu  Sachsen,  Hob  Spielschulden  halber  nach 
Constantinopel,  ging  später  nach  Frankreich,  wo  ihn  im  Dec.  1549 
König  Heinrich  II.  mit  dem  Marquisat  der  lies  d'Or  et  d'Hieres  in  der 
Provence  belehnte  und  starb  wahrscheinlich  in  Frankreich.  —  Von 
Wilhelms  Bruder,  Wolfgang,  Burggrafen  zu  Speyer,  k.  k.  Geh.  Rath 
und  niederösterr.  Landmarschall,  stammte  aus  der  Ehe  mit  Elisabeth 
Herrin  von  Lichtenstein:  Wilhelm  II.  Ein  Sohn  desselben  aus  der  Ehe 
mit  Anna  v.  Hohenberg,  Georg  Ehrenreich  I.,  setzte  das  Geschlecht  in 
seinem  Sohne,  Caspar  IL,  fort,  welcher  1596  starb  und  einen  Sohn, 
Georg  Ehrenreich  II. ,  in  zartem  Aller  als  Einzigen  seines  Namens 
hinterliess.  Letzterer  wanderte  der  Religion  wegen  und  in  Folge  seiner 
Verbindung  mit  den  Protestanten  nach  der  Lausitz  aus,  und  das  Erbland- 
hofmeister-Amt wurde  1620  dem  nachher  gefürsteten,  1775  erloschenen 
Hause  Trautson  verliehen.  Später  war  derselbe  kursächs.  Kämmerer, 
Geh.  Rath  und  Gesandter  am  kaiserl.  Hofe  in  Wien,  wo  er  1653  starb. 
Durch  seine  Gemahlin  Johanna  Drnowska  v.  Drnowitz,  Mutter  von  zehn 
Kindern,  kam  an  die  Familie  v.  Rogendorf  die  Herrschaft  Raitz  in  Mähren, 
welche  mit  der  Urenkelin  Raphaela  1743  durch  Vermählung  an  Anton 
Albert  Altgrafen  v.  Salm-Reifferscheidt  gelangte.  Die  beiden  jüngsten 
löhne  Ehrenreichs  II.,  Johann  Carl  und  Johann  Christian,  vermählten  sich. 
Des  Ersteren  Nachkommenschaft  erlosch  schon  mit  dem  Sohne,  Johann 
Maximilian ;  Johann  Christian  aber  pflanzte  den  Stamm  fort.  Letzlerer,  gest. 
im  Jan.  1704,  war,  zurückgekehrt  zur  katholischen  Religion,  Kaiser  Leo- 
polds I.  Kämmerer,  Appellalions-Ralh  und  zuletzt  w.  Geh.  Rath  und  Oberst- 
landrichter in  Mähren,  und  wurde  16.  April  1686  mit  seinem  Rruder, 
Johann  Carl,  in  den  Grafenstand  erhoben.  Von  seinen  beiden  Söhnen 
aus  der  Ehe  mit  Regina  Apollonia  Gräfin  v.  Kolowrat-Liebsleinski  starb 
der  jüngere,  Anton  Dominic,  auf  einer  Reise,  der  ältere  aber,  Carl 
Ludwig  Joseph,  geb.  25.  Mai  1685,  gest.  1714,  k.  k.  Kämmerer,  verm. 
sich  mit  Anna  Carolina  Gräfin  v.  Palfly,  welcher  Ehe  fünf  Töchter  und 
fünf  Söhne  entsprossen.  Von  letzteren  hinterliess  der  älteste,  Franz 
Anton,  k.  k.  Feldmarschall-Lieutenant  und  Kämmerer,  gest.  3.  Mai  1782, 
drei  unvermählt  gestorbene  Söhne,  der  jüngste  aber,  Ernst  Johann, 
k.  k.  Kämmerer,  mährischer  Landstand  und  Oberslfeld Wachtmeister,  wurde 


304 


GRAFEN  V.  ROHDE. 


in  zweiter  Ehe  mit  Wilhelmine  Friederike  v.  Friedwalde  (aus  einem 
alten  steiermärkischen  Geschlechte)  Vater  von  acht  Kindern.  Der  vor- 
letzte Sprosse  aus  dieser  Ehe,  Joseph  Albert  Ernst,  geb.  4.  April  1784, 
gest.  7.  April  1842,  k.  k.  Kämmerer,  Landstand  in  Oesterreich ,  k.  k. 
Rittmeister  in  d.  A. ,  verm.  sich  17.  Mai  1812  mit  Juliane  Ernestine 
Edle  v.  Pelrovich,  geb.  15.  Jan.  1793.  Aus  dieser  Ehe  stammt,  neben 
zwei  Schwestern,  das  jetzige  Haupt  der  Familie: 

ROBERT  Desiderius  Deodat  Graf  v.  Rogendorf,  Freiherr  auf  Mollen- 
burg, geb.  11.  Mai  1833,  verm.  3.  Febr.  1851  mit  Irene  Edlen  von 
Divan  de  Pade,  geb.   15.  Oct.   1834. 


Grafen  v.  Rohde  (Rhoden.  Roden). 

€oangclifd).  J^anno©er,  ptt\x$en,  Ü\xt~  uxib  ©rofjljcq.  Reffen. 

Besitz:  die  Rittergüter  Fuldenreich,  Gehrden,  Langenhagen  und  Blockwinkel  in  Hannover; 
Scliloss  Kolidenburg  bei  Hanau. 


Wappen:  quadrirter  mit  einem  Pfahl  belegter  Schild  mit  Mittelschild.  In 
dem  mit  einer  Grafenkrone  bedeckten,  von  Gold  und  Roth  der  Länge  nach  gelheiltenj 
Mittelscliilde  ein  aufrechtgestellter  geharnischter  Handschuh  der  linken  Hand  (Stamm- 
wappen). 1  und  4  in  Guld  ein  schwebendes  rothes  Ankerkreuz.  2  und  3  in  Blau 
drei  ( 1  und  2)  quergelegte  rothe  Ziegelsteine.  Der  zwischen  diesen  Feldern  liegende 
Pfahl  ist  silbern  und  mit  einer  senkrecht  gestellten  schwarzen  Leiter  so  belegt, 
dass  der  obere  Tbeil  derselben  über  dem  Mittelschilde,  der  untere  unter  demselben 
zu  sehen  ist.  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  fünf  gekrönte  Helme,  von  denen  dei 
mittlere  mit  einer  Grafenkrone  gekrönt  ist.  Der  rechte  Helm  trägt  einen  rechts- 
sehenden, golden  bewehrten,  schwarzen  Adler;  der  zweite  drei  Straussenfedern. 
silbern,  schwarz,  silbern ;  der  mittlere  die  silbern  gerüstete  Hand  des  Mittelschildes 
(Helm  des  Stammwappens);  der  vierte  Helm  die  drei  Straussenfedern  des  zweiter 
Helmes,  und  der  linke  Helm  eine  aufrechtstehende,  etwas  nach  links  geneigte,  it 
der  Mitte  zugebundene  goldene  Garbe.  Die  Decken  des  rechten  und  linken  Helmes 
sind  schwarz  und  golden,  die  des  zweiten  und  vierten  schwarz  und  silbern,  um 
die  des  mittleren  roth  und  golden.  Den  Schild  hallen  zwei  einwärtssehende  schwarz« 
Greife  mit  rother  ausgeschlagener  Zunge. 


GBAFfiM   V.   KUIlhK.  305 

Die  Grafen  v.  Rolule  leiten  ihren  Ursprung,  wie  angenommen  wird, 
von  den  schon  im  12.  Jahrhundert  vorkommenden  Grafen  v.  Rohde  und 
Winistorff  ab.  Ein  von  denselhen  abstammendes  Adelsgeschlecht  breitete 
sich  in  Hannover,  Braunschweig,  Preusscn  und  Hessen  aus  und  von 
demselben  stammle  Heinrich  v.  Rode,  gest.  1582,  Renlmeisler  Herzogs 
Erich  des  Jüngeren  zu  Braunschweig  und  Lüneburg,  welcher  von  dem- 
selben das  Gut  Langenhagen  nebst  mehreren  anderen  Höfen  und  Zehnten 
zu  Lehn  erhielt  und  als  nächster  Stammvater  des  Geschlechts  zu  nehmen 
ist.  v.  Meding  hatte  eine  Handschrift  Christoph  Heinrichs  v.  Rhoden 
(a  Rhoden),  Jena,  20.  März  1616,  vor  sich.  Das  beigefügte  Wappen 
zeigte  in  einem  von  Roth  und  Gold  der  Länge  nach  getheilten  Schilde 
einen  eisenfarbigen  Panzerhandschuh  der  linken  Hand  so  aufgerichtet, 
dass  man  das  sali,  was  die  inwendige  Hand  bedeckt.  —  Kaiser  Joseph  II. 
bestätigte  3.  Febr.  1767,  auf  Grund  glaubwürdiger  Zeugnisse  und 
Urkunden,  in  Folge  welcher  das  Geschlecht  derer  von  Roden  bereits 
vor  etlichen  hundert  Jahren  in  dem  Fürstenthum  Braunschweig-Lüneburg 
und  in  der  Grafschaft  Hoya  bekannt  und  berühmt  gewesen,  den  alther- 
gebrachten Adelstand  der  v.  Rodenschen  Familie  von  Neuem.  Diese 
Bestätigung  betraf  zunächst  den  Oberamtmann  zu  Ehrenburg  im  Hoyaschen, 
Johann  Christoph  v.  Roden,  Besitzer  der  Ritter-  und  Erbgüter  zu  Langen- 
hagen und  Faulenriede  im  Hannoverschen,  für  sich,  seine  Brüder  und 
Vettern,  als  Jacob  Heinrich,  Bernhard  Rudolph  und  Christian  Ludwig, 
dann  Heinrich  Ludwig,  Gottfried  Emanuel  und  Just  Ernst,  ferner  Georg 
Eberhard  und  Adolph  Eberhard,  und  zuletzt  Ludwig  Friedrich  Adolph, 
alle  v.  Roden,  und  wurde  den  5.  Juni  1767  amtlich  in  Hannover  bekannt 
gemacht.  —  Der  nach  dem  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  3.  Febr. 
1780  in  die  Familie  gekommene  Grafenstand  ist,  mit  genauerer  Restim- 
mung,  nicht  aufzufinden.  Jacob  Friedrich  Adam  v.  Rohde  —  Sohn  Johann 
Christophs,  geb.  18.  Nov.  1711,  gest.  10.  Nov.  1772,  Herrn  auf 
Faulenriede,  Gehrden,  Langenhagen,  Rlockwinkel  etc.,  aus  der  Ehe  mit 
Maria  Charlotte  Freiin  v.  d.  Horst,  geb.  30.  Aug.  1722,  verm.  2.  Mai 
1744,  gest.  6.  Mai  1782  —  geb.  6.  Jan.  1755,  k.  preuss.  Kammerherr, 
Geh.  Rath  und  damaliger  ausserordentlicher  Gesandter  am  k.  dän.  Hofe, 
wurde  vom  Könige  Friedrich  II.  von  Preussen  10.  Aug.  1783  in  den 
Grafenstand  erhoben ,  und  stiftete  das  bestehende  Familienfideicommiss, 
welches,  da  der  Stifter  kinderlos  starb,  an  den  Sohn  des  Bruders,  Erich 
Ludwig,  geb.  14.  Febr.  1748,  gest.  5.  Mai  1792,  aus  der  Ehe  mit 
Sophie  Maria  Gräfin  v.  Rohde,  geb.  20.  Nov.  1757,  verm.  2.  Febr.  1777, 
gest.  3.  Nov.  1788,  an  den  Grafen  August  Friedrich  Georg  Emanuel 
fiel.  Derselbe,  geb.  3.  Febr.  1780,  gest.  25.  Nov.  1846,  k.  k.  Käm- 
merer, grossherz.  hessischer  Kammerherr  etc.,  verm.  in  erster  Ehe  mit 
Christine  Henriette  Freiin  v.  Müller  -  Lengsfeld ,  verw.  Gräfin  v.  Schlitz- 
Görtz,  gest.  26.  Mai  1817,  in  zweiter  mit  Friederike  Sophie  Eleonore 
Freiin  v.  Itzenplitz-Grieben,  gest.  17.  Jan.  1824,  und  in  dritter,  26.  Oct. 
1824,  mit  Sophie  Amalie  Caroline  Franziska  Prinzessin  zu  Hohenlohe- 
Langenburg-Kirchberg,  geb.  27.  Jan.  1790,  erhielt  von  k.  grossbritann. 
und  hannov.  Seite,  nach  v.  d.  Knesebeck  (Historisches  Taschenbuch  des 
".  20 


306 


H9AFEN  V.  ROISOW  UND  BIEBERSTEIN. 


Adels  im  Königr.  Hannover,  p.  241),  25.  März  1824  für  sich  und  seine 
Nachkommen  die  Erlaubniss,  sich  auf  Grund  eines  seinem  weiland  Vater 
für  sich  und  seine  Nachkommen  unter  dem  15.  Sept.  1790  ertheilten 
kurpfälz.  Reichs-Vicariats-Diploms,  nebst  den  übrigen  in  diesem  Diplome 
genannten  Familiengliedern,  der  Grafenwürde  zu  bedienen,  wobei  aber 
angeführt  werden  muss,  dass  im  Geneal.  Reichs-  und  Staatshandbuche 
(Jahrg.  1804,  5  etc.)  August  Friedrich  Georg  Emanuel  immer  als  Graf 
aufgeführt  ist.  Aus  der  ersten  Ehe  des  Grafen  August  Friedrich  Georg 
Emanuel  stammt  das  jetzige  Haupt  der  Familie: 

Graf  FRIEDRICH  Otto  Franz  Adalbert,  geb.  10.  Jan.  1810,  Besitzer 
des  erwähnten  Familienfidcicommisses,  k.  k.  Major,  verm.  in  erster  Ehe 
mit  Hulda  Freiin  v.  Mandelsloh,  gesch.  1840,  und  in  zweiter,  13.  Juni 
1849,  mit  Hermine  Anna  Borekenstein,  Tochter  des  k.  k.  privil.  Gross- 
händlers  Borekenstein  in  Wien,  geb.  im  März  1828.  Aus  erster  Ehe 
ist,  neben  einer  Tochter,  Graf  August,  geb.  16.  Febr.  1838,  entsprossen. 


Grafen  v.  Ronow  und  Bieberstein, 

Cutljerifd).  6ad)fen. 

Besitz:  das  Rittergut  Augustusberg. 


Wappen :  quadrirter  Schild  mit  Mittelscliild.  Im  gekrönten  goldenen 
Mittelschildc  zwei  oJ»cn  und  unten  abgehauene,  schräg  ins  Kreuz  gelegte  schwarze 
ßaumstämme,  von  welchen  jeder  vier-,  auch  fünfmal  geastet  ist  (Howora  v.  Duba 
und  Leippa).  1  in  Silber  auf  grünem  Rasen  ein  rechtssehender  silberner  Hirsch 
von  acht  Enden;  2  in  Gold  ein  rothes  Hirschhorn,  dessen  Spitze  sich  nach  links 
beugt  und  mit  drei  (1  und  2)  zusammengeschobenen  goldenen  Kugeln  besetzt  isi 
(ßiebersteinsches  Stammwappen);  3  in  Roth  drei  quer  übereinanderliegende,  mii 
den  Spitzen  nach  rechts   und  mit  den  Schneiden  nach  oben  gekehrte  Senseneisen. 


r.RAIF.N  V.  RONOW  ORB  IUFHKRSTKIN.  307 

und  4  in  Silber  auf  drei  Felsenspitzen  eine  rechtssehende  bräunliche  Gemse. 
(Die  vier  Felder  i\vs  Schildes  machten  das  Wappen  der  Freiherren  v.  Biehcrstciu 
.■ins.)  Aul'  dem  Schilde  erheben  sich  drei  Helme,  von  welchen  der  mittlere  mit 
einer  königlichen,  der  rechte  und  linke  aber  mit  sechsperligcn  Kronen  gekrönt  sind. 
Aus  dem  rechten  Helme  erhebt  sich  ein  gepanzerter  Arm,  welcher  in  der  Hand 
ein  mit  der  Spitze  nach  rechts  und  unten  gekehrtes  Schwert  hält.  Auf  dem  mitt- 
leren Helme  liegt  ein  quergelegtes  rothes,  mit  goldenen  Quasten  geziertes  und  mit 
einem  rechts,  bisweilen  auch  links  gewendeten  silbernen  Karpfen  belegtes  Kissen, 
hinter  welchem  ein  doppelter  Pfaucnschweif  steht  (Howorascher  Helm),  und  auf 
dem  linken  Helme  ruht  das  rothe  Hirschhorn  des  2.  Feldes.  (Der  Helmschmuck 
des  rechten  und  linken  Helmes  schmückte  vereinigt  den  Biebersteinschen  Helm.) 
Die  Helmdecken  sind  rechts  schwarz  und  golden,  in  der  Mitte  golden  und  roth 
und  links  silbern  und  roth.  —  Von  den  etwa  vorkommenden  Verschiedenheiten  ist 
die  eigcnthümlichste  die,  dass  das  Wappenbuch  der  durchlauchtigen  Welt  (III.  334) 
in  das  2.  Feld  und  auf  den  linken  Helm  rothes,  gegen  die  linke  Seite  gekrümmtes 
Laubwerk  setzt,  an  dessen  Spitze  sich  drei  runde  rothe  Früchte  in  Form  eines 
Kleeblattes  finden. 

Die  Grafen  v.  Ronow  und  Bieberslein  stammen  aus  einem  der 
ältesten  böhmischen  Häuser,  dessen  Glieder,  seil  1003  dem  böhmischen 
Herrenstande  zugehörig,  unter  dem  Namen  Howora  (Hovora)  vorkommen 
und  die  ersten  Aemter  des  Landes  bekleideten.  Die  Familie  soll,  nach 
Baibin  und  Beckler,  im  5.  Jahrhundert  aus  Slavonien  nach  Böhmen 
gekommen  sein,  und  der  erste  bekannte  Stammvater  soll,  im  Anfange  des 
1 1 .  Jahrhunderts  Jägermeister  des  Herzogs  Jaromir  in  Böhmen,  denselben 
aus  Mörderhänden  errettet  und  deshalb  vom  Kaiser  Heinrich  II.  das 
Wappen  in  Gold  mit  den  schwarzen  Aeslen  erhalten  haben.  Im  12.  Jahr- 
hunderte entstanden  durch  drei  Söhne  des  Gicha  v.  Ilowora,  welche  sich 
nach  ihren  Schlössern  nannten,  drei  Linien.  Die  erste  Linie  stiftete  um 
das  Jahr  1140  Zdislav  v.  d.  LEir-E,  welche  mit  Zdenko  Howora  v.  d. 
Leipe  1683  erlosch;  die  zweite:  Jaroslav  v.  Ronow,  so  genannt  von 
einem  Schlosse  im  Bunzlauer  Kreise,  und  die  drille:  Smilo  v.  d.  Leuch- 
tenburg, von  welcher  letzteren,  zu  Ende  des  16.  Jahrhunderts  erloschenen 
Linie  Einige  die  einst  so  berühmte  Familie  derer  v.  Berka ,  Freiherren 
v.  Duba  und  Leipa,  ableiten.  —  Jaroslavs  v.  Ronow  Enkel,  Smilo,  wurde 
1216  Rath  des  Königs  Otlocar,  und  Smilos  Enkel,  Hinko  ,  war  königl. 
Truchsess.  Von  den  Söhnen  des  Letzteren  stiftete,  wie  Einige  annehmen, 
Otto  v.  Ronow,  Herr  zu  Ilenburg,  eine  eigene  Linie  (s.  Bd.  I.  S.  226), 
Johann  v.  Ronow  aber  setzte  den  Stamm  seines  Namens  fort.  Seit 
Letzlerem,  welcher  sich  Johann  Krzinczky  v.  Ronow  nannte,  führten 
alle  Nachkommen  bis  zu  dem  ersten  Grafen  von  einer  böhm.  Landschaft 
den  Beinamen  Krzinczky  und  zum  Andenken  an  den  König  Johann  von 
Böhmen,  welcher  der  gesammten  Familie  1336  das  Erbmarschallamt 
des  Königreichs  Böhmen  verlieh,  trugen  alle  männlichen  Glieder  des 
Geschlechts  den  Vornamen  Johann.  —  Johann  Albrecht  Krzinczky,  Frei- 
herr v.  Ronow,  Director  der  böhmischen  Stände,  starb  1621.  Der 
gleichnamige  Sohn  desselben  war  1615  Rector  Magnificus  der  Universität 
Prag  und  verm.  sich  1620  mit  einer  Freiin  v.  Hodkow,  welche,  nach 
dem  Tode  ihres  Gemahls,  mit  ihren  beiden  Söhnen,  Johann  Adam  und 
Johann  Albrecht,  der  Religion  wegen,  mit  Hinterlassung  aller  Herr- 
schaften, sich  aus  Böhmen  wegbegab  und  zuerst  nach  Schlesien,  dann  nach 

20* 


308  GRAFEN  V.  RONOW  UM»  MRBERSTFJN. 

Sachsen    wendete.     Johann    Adam    starb    unvermählt    zu   Pforten  in  der 
Niederlausitz.     Johann   Albrecht,  gest.   1707,    später   Herr  auf  Oppurg, 
Knau  und  Grünau  im  sächs.  Voigtlande  —    welche  Güter,    nadi  einem 
unglücklichen  Verkaufe,  der  Familie  in  einem  fürstlichen  Goncurse  meist 
unbezahlt  geblieben  sein  sollen  —    war    anfangs  kursächs.  Kammerherr 
und  Gesandter    am  kaiserl.  Hofe,    wurde    1675  herzogl.  meklenb.  Geh. 
Ralh   und   Ober-Hofmarschall,    1G80  bayreuth.   Ober-Präsident    und  Geh. 
Ralh,    sowie  Landes -Hauptmann  zu  Hof,    und   1700  herz,  sächs.  Rath 
zu  Zeitz  und  Ober-Hauptmann  des  neustädtschen  Kreises.    Derselbe  hatte 
sich    zweimal    vermählt:     in    erster    Ehe,     1656,    mit    Elisabeth  Freiin 
v.  Bieberstein,   Pröpstin  zu  Quedlinburg,  der  Letzten  ihres  Geschlechts, 
gest.    1683,  und  in  zweiler  Ehe,    1686,  mit  einer  Gräfin  zu  Reuss  aus 
dem  Hause  Lobenstein.     Er    nahm  den  allen  Geschlechtsnamen  Howora 
wieder    an    und   wurde  vom   Kaiser  Leopold   I.    6.  Sept.    1670  mit  dem 
Prädicate:   von  Ronow  und  Bieberstein,  unter  Zufügung  des  Bieberstein- 
schen  Wappens  zu  dem  Ronowschen,  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben, 
bemühte  sich  aber,  nach  Erlöschen   des  Hauses  Leipe,  vergebens  die  der 
Familie  Howora  verliehene  Obersl-Erbmarschallwürde  wieder  zu  erhalten. 
Was  übrigens  die  Familie  der  Freiherren  v.  Bieberstein  anlangt,  so  war 
diese  eine  ursprünglich  schweizerische,  deren  gleichnamiges  Stammhaus  bei 
Aarau  lag,  die  den  Grafenlitel  führte  und  aus  welcher  Heinrich  938  auf  dem 
Turniere  zu  Magdeburg  erschien.    Die  Familie  breitete  sich  später  in  Polen, 
Schlesien,   Böhmen  und  der  Lausitz  aus,  führte  nur  den  Freiherrentitel  und 
erlosch  im  Mannesstamme  1667  mit  Ferdinand  II.,   Herrn  zu  Forsta.    Aus 
der  ersten  Ehe  des  Grafen  Johann  Albrecht  stammle  Johann  Wilhelm  I., 
geb.   5.   März  1663,  geblieben  vor  Riga  19.  Juli  1701,  kursächs.  Oberst, 
venu.   2.  Aug.   1698  mit  Maximiliane  Eleonore  Sophie  Gräfin  v.  Schön- 
burg-Wechselburg,   geb.    15.    März   1676,    gest.    als  später,    14.   Aug. 
1704,    verm.    Gräfin    v.    Schönburg-Penig   19.   Oct.   1746.     Der    Sohn 
desselben   war  Johann  Wilhelm  IL,  geb.    1.   April  1702,  gest.    12.  Juni 
1780,   kursächs.  General-Lieutenant  und  .Regimentschef,  verm.    1.  Juni 
1733    mit    Amalia    Erdmuthe  Christiane  v.  Straub    (altes    österr.   Adels- 
geschlechl),    geb.    10.   Febr.    1712,   gest.   14.  Dec.    1761.     Aus  dieser 
Ehe  stammte  Johann  Wtilhelm  III. ,  geb.    10.  Jan.  1744,  gest.   24.  Aug. 
1827,  Herr  auf  Augustusberg,  k.  sächs.  Major  von  der  Cavallerie,  verm. 
3.   Oct.    1780   mit  Johanna  Chrisliana  v.  Klengel,  geb.  10.  Febr.  1765, 
gest.  24.  Nov.   1842. 

Dieser  Ehe  ist  das  jetzige  Haupt  der  Familie  entsprossen : 

Graf  JOHANN  Carl  Wilhelm,  geb.  12.  Aug.  1786,  Herr  des  Gutes 
Augustusberg,  k.  sächs.  Kammerjunker  und  Ober -Forstmeister,  verm. 
7.  März  1821  mit  Johanna  Friedrich.  Der  Sohn  desselben  ist,  neben 
vier  Töchtern,  Graf  Johann  Wilhelm  Rudolph,  geb.  9.  Juli  1822,  k.  k. 
Rittmeister  in  d.  A. 

Die  Schwester  des  Grafen  Johann  Carl  Wilhelm  ist:  Gräfin  Amalia 
Chrisline  Vlorenline,  geb.  17.  April  1792,  verm.  10.  Sept.  1811  mit 
Carl  Friedrich  v.  Goelz,  k.  sächs.  Kammerjunker  und  Kreisoberforst- 
meisler  zu  Colditz,  geb.    13.  Febr.    1785,  gest.  23.  April   1849.     Aus 


6WU  K.N  V.  itosK.MiKRG.  309 

dieser  Ehe  stammt  Luise  Florentine  v.  Goetz ,  geb.  4.  Febr.  1819, 
venu.  21.  Nov.  1847  mit  Alexander  Baron  Simolin,  edlem  Herrn  zu 
Balhory,  Kammerherrn  Sr.  Maj.  des  Königs  von  Sachsen,  Herrn  auf 
Gross-Dselden  in  Kurland,  geb.   17.29.  Mai    1800. 


Grafen  v.  Rosenberg;. 

^atljoltfri).  Qefiemid). 

Besitz  des  Hauses  Orsini  v.  Rosenberg:  die  Majorats  -  FreilieiTschaften  Grafenslein  und 
Lerrhenau  und  die  Herrschaften  Greifenburg,  Ober-Stein,  Rottsnstcin,  Keulscliacli 
und  Weizenegg  in  Kärnten;  die  Fideicoraiuissbcrrsehaft  Sonuegg,  Uater-Stein,  Höcben- 
bergen,  Feuersberg  und  Recbberg  in  Kärnten,  und  die  kaiserlicbe  Lebnberrscliaft 
Gleiss  in  Niederöslerreich. 


Wappen:    quadrirter   Schild    mit   Mittelschild.     Im  silbernen  Mittelschüde 

eine  rubinfarbene,  fünfblättrige  Rose  mit  grünen  Spitzen  zwischen  jedem  Blatte 
(Stammwappen).  I  in  Silber  ein  schwarzer,  mit  drei  silbernen  Münzen  belegter 
schläglinker  Balken;  2  der  Länge  nach  von  Silber  und  Roth  getheilt,  mit  einer 
Ruse  von  gewechselten  Tincturen ;  3  in  Gold  ein  rother,  sechseckiger  Stern,  und 
4  von  Roth  und  Silber  schrägrechts  getheilt  mit  einein  schräglinks  liegenden ,  an 
beiden  Enden  wie  ein  Kleeblatt  gestalteten  Thoreisen  von  gewechselten  Tincturen. 
Auf  dem  Schilde  stehen  fünf  Helme,  von  welchen  der  rechte,  zweite  und  linke 
gekrönt  sind.  Uer  rechte  Helm  trägt  einen  die  Sachsen  cinwärtskehrenden,  mit 
dem  Sterne  des  3.  Feldes  belegten,  goldenen  Adlersflügel ;  der  zweite  einen  offenen, 
mit  dem  schrägen  Balken  und  den  Münzen  des  I.Feldes  belegten  silbernen  Adlers- 
flug. Auf  dem  rechten  Flügel  desselben  steht  der  Balken  schrägrechts,  auf  dem 
linken  schräglinks.  Leber  dem  mittleren  Helme  schwebt  die  Rose  des  Mittelschildes 
(Helm  des  Stamimvappens) ;  auf  dem  vierten  Helme  steht  ein  der  Länge  nach  von 
Silber  und  Roth  getheilter  hoher,  spitziger  Hut,  welcher  mit  der  Böse  des  2.  Feldes 
besteckt  ist,  und  aus  dem  linken  Helme  wächst  einwärtssehend  ein  schwarzer  Bär 
empor,  welcher  in  den  Vordertatzen  einen  silbernen  einwärtsgeneigten  Wurfspiess 
hält.  Die  Hchndccken  sind  rechts  golden  und  roth,  links  silbern  und  roth.  — 
Gewöhnlich  wird  nur  der  Mittelschild  geführt,  welcher  bei  dem  Fürsten  mit  dem 
Fürstenhute,  bei  den  Grafen  mit  der  Grafenkrone  besetzt  ist  und  welchen  zwei 
einwärtssehende  bald  silberne,  bald  schwarze  Bären  halten. 

Die  Fürsten  und  Grafen  v.  Rosenberg,  eigentlich  Orsini  v.  Rosen- 
berg, stammen  aus  dem  uralten  Hause  Orsini  oder  Ursini  in  Italien  ab, 
und  Vitüllus  Ursini,  welcher  um  1150  lebte,   wird  als  ältester  Stamm- 


310  GRAFEN  V.  ROSRMtERG. 

valer  der  Orsini  v.  Roseuberg.  dessen  Verwandter  aber,  Nicolo  Irsiui, 
als  Ahnherr  der  Grafen  Ursini  v.  Riagay  angenommen.  Die  Nachkommen 
des  Yitellus  theillen  schon  in  sehr  früher  Zeit  das  Geschlecht  in  zwei 
Linien,  in  die  böhmische  und  in  die  kärnlensche.  Aus  der  böhmi- 
schen Linie  erlangte  Wilhelm,  vzest.  1592,  Burggraf  des  Königreichs 
Böhmen.  1592  die  forstliche  Würde,  welche  nach  dem  Tode  desselben 
auf  seinen  Bruder.  Peter,  überging,  aber  schon  mit  demselben  1611 
ausstarb  Aus  der  jetzt  blühenden  kärntenschen  Linie  kaufte  Hercules 
v.  Rosenberg  136$  Güter  von  Friedrich  v.  Colditz.  Johax.v  Axdf 
gest.  1667.  k.  k.  Rath  und  Burggraf  in  Kärnten,  erhielt  164S  vom 
Kaiser  Ferdinand  III.  die  Reichsgrafenwürde  und  das  oberste  Erbland- 
Hofmeisteramt  in  Kärnten,  und  die  Söhne  desselben.  Georg  Nicolaus 
und  Wolfgang  Andreas,  kamen  31.  Juli  16S3  als  Personalisten  zu  Sitz 
und  Stimme  im  fränkischen  Grafencollegium.  Letzterer  war  dreimal 
vermählt,  und  Joseph  Paris  aus  erster  Ehe  mit  einer  Freiin  v.  Welz  und 
Philipp  Joseph  aus  dritter  Ehe  mit  einer  Gräfin  v.  Montecuccoli,  pflanzten 
das  Geschlecht  fort  und  Iheüten  den  Stamm  der  kärntenschen  Linie  in 
zwei  Aeste.  Aus  dem  älteren,  von  Joseph  gegründeten  Aste  erlangte 
des  Stifters  Enkel.  Wolfgang  Franz  Xaver,  9.  Oct.  1790  die  Reichs- 
fiirstenwürde.  welche,  als  derselbe  kinderlos  1795  starb,  auf  den  jüngeren 
Ast  überging.  Diese  Wurde  steht  nur  dem  jedesmaligen  Inhaber  des 
Majorats  zu:  die  übrigen  Familienglieder  fuhren  den  gräflichen  Titel. 
Die  zum  Majorate,  sowie  die  zum  Familien- Fideicommiss  gehörigen 
Besitzungen  sind  oben  angegeben  worden. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Familienglieder  ergiebt  folgende  Ahnen- 
tafel: Philipp  Joseph,  —  Sohn  des  Grafen  Wolfgaug  Andreas  —  geb. 
24.  Juui  1691,  gest.  7.  Febr.  1765,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  Kämmerer, 
bevollm.  Minister  und  Botschafter;  erste  Gemahlin:  Maria  Dominique 
Grätin  v.  Kaunitz,  geb.  1.  Juni  16S9,  venu.  3.  März  1712,  gest.  7.  Febr. 

1756.  —  Vlncenz  Ferrerits  Andreas,  geb.  17.  De«\  1722,  gesL  3.  Juli 
1794.  Majoratsherr  zu  Roseck,  Sonneck,  Greiffenburg,  Gleiss  etc.,  k.  k. 
Kämmerer,  w.  Geh.  Rath  und  Landeshauptmann  in  Kärnten;  Gemahlin: 
Maria  Juliane  Gräfin  und  Herrin  v.  Stubenherg,  geb.  26.  Juni  1738,     erm. 

1757.  gest.  10.  Dec.  1S04.  —  Franz  Seraphiccs,  Fürst  seit  14.  Nov. 
1796,  geb.  18.  Oct.  1761.  gest.  4.  Aug.  1832,  k.  k.  w.  Geh.  Rath  und 
Kämmerer.  General.  Regimentsinhaber  und  Hofkriegsrath ;  Gemahlin: 
Maria  Caroline  Gräfin  v.  Kheveubüller-Melsch,  geb.  14.  März  1767, 
venu.  27.  Dec.  17S6,  gest.  24.  Aug.  1811.  —  Ferdevaxb,  jetziger 
Fürst  v.  Orsini  und  Rosenberg. 

Vom  Fürsten  FERDINaM».  _:eb.  7.  SepL  1790,  k.  k.  Kämmerer 
und  Oberst-Erblandhofmeister  von  Kärnten,  stammt  aus  zweiler  Ehe  mit 
Ottüie  Gräfin  v.  Wurmbrand  Sluppach,  geb.  2.  Oct.  IS  19,  venu.  19.  SepL 
1S44:  Graf  Heinrich,  geb.  25.  Juni  1S4S.  —  Die  zwei  Brüder  des 
Fürsten  Ferdinand  sind:  Graf  Friedrich,  geh.  3.  Juni  1801,  Erbland- 
hofmeister  von  Kärnten,  k.  k.  Kämmerer  und  Major,  venu.  3.  Nov. 
1839  mit  Johanna  Freun  Jöchlinger  v.  Jochenstein,  geb.  1.  Nov.  IS  15, 
aas   welcher  Ehe  Graf  Felix,    geb.  22.  Juni   1846,  entsprossen  ist  — 


«UFF>  V. 


311 


und  Graf  Joseph,  geb.  11.  Sept.  180S,  Erblandbofmeisler  ron  Kärnten, 
k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A.,  venn.  20.  Jan.  1S40  mit  Ida 
Maria  v.  Grimaud  Gräfin  zu  Orsay,  geb.  6.  Aug.  1S16,  aas  welcher 
Ehe  zwei  Sohne  stammen,  die  Grafen:  Carl  Domioic,  geb.  6.  >ov.  1840, 
und  Maxjmilia5,  geh.   1 7.  März    1 6  I 


Grafen  v.  Ro**. 

€oanqelifdj.  |Jrni§r«. 

Besitz :  die  Gäier  Lo*  und  Poiideckel  in  der  Bheiaprovüu. 


Wappen :  ha  rochen  Schilde  drei  (2  and  1)  leopardtrte,  nach  4er  rechte« 
Seite  aufbringende  Löwen.  Heber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  mit  einer 
gräaithen  Krone  gekrönter  Helm,  auf  welchem  eine  silberne  Line  steht,  za  deren 
beiden  Seiten  aas  den  Heimdecken  ein  grüner  Palmenzweig  emporwächst.  Die 
Helmdecken  sind  roth  and  golden,  and  den  Schild  hält  rechts  ein  vor-  and  einwärts- 
sehender Mohr  mit  buoem  Schurze,  welcher  die  rechte  Hand  nach  hinten  legi, 
and  links  mit  den  Vorderpranken  nnd  der  rechten  Hmterpranke  ein 
sehender,  goldener  Löwe.  Die  Devise  auf  blauem  Bande  ist:  In  Magni 
Sat  Est.  —  Das  ursprüngliche  Wappen  der  Grafen  f.  Boss  zeigt  in  Roth  die 
gebenen  drei  leopardirten  Löwen,  nnd  auf  dem  gekrönten  Helme  eine 
Lilie.  —  Das  abgebildete  Wappen  ist  dem  Anerkennongsdiplome  vom  Jahre  1*16 
entnommen,  nnd  die  Angaben  des  Neuen  preass.  Adels-Lexieons  (IT,  132)  über 
dasselbe  rührten  gewiss  aas  sehr  sicherer  Hand  her.  >ac  h  diesen  inrahm  erinnert 
echte  Schildhalter,  der  Mohr,  an  die  Thatsache,  dass  Graf  Johanne t  Matthias 
bei  seinem  Abgange  ans  Indien,  laut  Urkunde  vom  28.  Dec.  17S2.  seinen  sämmt- 
Kcben  Sclaven  die  Freiheit  nnd  eine  bedeutende  Summe  haaren  Geldes  schenkte 
Die  dem  Helmschmuck  zugefügten  Palmenzweige  erscheinen  als  'liunbad  des  in 
milder  Güte  aad  in  Bescheidenheit  für  ihr  Vaterland  nnd  das  Wohl  Pltasscas 
geleisteten  Wirkens  der  verewigten  Mutter  des  Grälen  Johannes  »s.  unten),  welche 
als  ein  Opfer  ihres  frommen  Bestrebens  1814  starb,  und  das  gewählte  Motto  bezieht 
sich  auf  das  Hochgefühl  der  Freade  des  Grafen  Johannes,  welchem  es  am  20.  Dec 

I  za  Wien  gilmg,  dea  von  einem  fiimdin  Abenteurer  versacht« 
aa  des  Königs  von  Preassea  Majestät  za  verhindern. 

Die  Grafen  t.  Boss  gehören  zu  einem  sehr  allen  sebollzsebeii 

dessen  Edle  schon,  neben  den  ersten  Herrschern  des  l^anVs,  in  Schott- 


312  GKAFKN  V.  ROSS. 

lands  Geschichte  genannt  werden,  und  man  leitet  das  Haus  der  Thane 
v.  Ross,  nachmaligen  Grafen  und  früher  Herren  der  Landschaft  gleiches 
Namens,  von  den  Caledoniern  ab.  —  Die  zweite  Gemahlin  Roberts  IL, 
Königs  von  Schottland,  war  Euphemia  Gräfin  v.  Ross  (um  das  Jahr  1372), 
und  der  jedesmalige  zweite  königl.  Prinz  von  Schottland  führte  den 
Titel  eines  Grafen  v.  Ross.  —  In  Folge  der  schottischen  Religions- 
unruhen begab  sich  1692  ein  Glied  des  Hauses,  Alexander  Ross,  Herr 
von  Inverschastly,  verm.  mit  Susanne  Munro,  nach  den  Niederlanden. 
Von  den  Nachkommen  desselben  war  Johann  Matthias  holländischer 
Gouverneur-Director  in  Indien,  und  aus  seiner  Ehe  mit  einer  v.  Schubert 
wurde  28.  Nov.  1787  Johannes  Graf  v.  Ross  geboren.  Derselbe  wendete 
sich  nach  dem  Tode  des  Vaters  im  Anfange  dieses  Jahrhunderts  nach 
Warschau,  wo  er  in  den  Jahren  1812 — 1814,  nicht  ohne  grosse  Opfer, 
vielfach  seine  Theilnahme  an  Deutschlands,  und  namentlich  an  Preussens, 
Interesse  an  den  Tag  legte.  Später  wählte  derselbe  Rerlin  zu  seinem 
Aufenthaltsorte,  erhielt  vom  König  Friedrich  Wilhelm  III.  von  Preussen 
1816  ein  Anerkennungsdiplom  des  ihm  zustehenden  Grafentitels,  lebte, 
zurückgezogen  von  der  Welt,  nur  den  Künsten  und  den  Wissenschaften 
und  starb,  als  Kunstkenner  bekannt,  24.  Nov.  1848  ohne  Nachkommen. 
Ein  Vetter  des  Grafen  Johannes  ist  JOHANN  Wilhelm  Gottfried, 
welcher  vom  König  von  Preussen  1830  in  seiner  ursprünglichen  Grafen- 
würde anerkannt  und  bestätigt  wurde,  dermalen  aber,  nach  Angabe  des 
Geneal.  Taschenbuchs  der  gräfl.  Häuser,  des  ihm  zustehenden  Grafentilels 
sich  nicht  bedienen  soll.  Derselbe,  geb.  7.  Juli  1772,  der  Theologie 
Doctor,  evangelischer  Rischof  und  General-Superintendent  in  der  preussi- 
schen  Rheinprovinz  und  in  Westphalen,  vermählte  sich  21.  Sept.  1795 
mit  Maria  Luise  de  Weerth,  geb.  13.  Aug.  1778,  gest.  5.  Jan.  1841. 
Aus  dieser  Ehe  stammen,  neben  zwei  vermählten  Töchtern,  zwei  Söhne: 
Graf  Wilhelm,  geb.  3.  Sept.  1806,  k.  preuss.  Ober-Steuer-Inspector, 
verm.  9.  Juni  1838  mit  Adelheid  Eugenie  Meinhold,  geb.  8.  Aug.  1818, 
und  Graf  Friedrich  Wilhelm,  geb.  28.  Juli  1810,  Herr  von  und  zu  Loo 
und  Poltdeckel  am  Rhein,  verm.  15.  Mai  1840  mit  Ida  de  Weerth, 
geb.    15.  Mai    1818. 


GRAFEN  V.  ROTHKIRCH  U.  PANTHEN. 

Grafen  v.  Rothkirch  u.  Panthen. 

Üatfjoltfd).  ^fflerrcid). 

Besitz:   die  Güter  Bestwio,   Chuclicl ,  Podhorzilz  und  Hojcsehin   in  Uölimen. 


8 1 3 


Wappen:  im  goldenen  Schilde  drei  (2  und  1)  linksgewendele,  gekrönte, 
schwarze  Adlersköpfe  mit  Hälsen.  Die  Schnäbel  sind  golden  und  die  Zungen  aus- 
geschlagen. Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  welcher  den 
Kopf  und  Hals  eines  linkssehenden,  gekrönten,  schwarzen  Adlers  trägt.  Die  Helm- 
decken  sind  schwarz  und  golden.  —  Die  auf  Lackabdnicken  oft  vorkommende 
Stellung  der  Adlersköpfe  nach  rechts  entspricht  älteren  Annahmen  nicht. 

Uraltes  schlesisches  Rittergeschlecht,  dessen  Ursprung  Mehrere  von 
den  Grafen  v.  Tauer,  Herzogen  von  Meran,  welche  von  den  longobar- 
dischen   Königen  abstammen  sollen,  herleiten.     Die  Familie  erscheint  in 

t  den  ältesten  schlesischen  Urkunden  unter  dem  Namen:  Ecclesia  ruffa 
und,  der  Sage  nach,  sollen  1242  in  der  Tartarenschlacht  bei  Liegnitz 
34  Rothkirche  auf  der  Wahlstatt  geblieben  sein,  so  dass  von  dem  ganzen 
Geschlechte  nur  ein  männlicher,  damals  noch  in  der  Wiege  liegender 
Sprosse  erhalten  wurde,  welcher  später  das  Geschlecht  fortpflanzte  und 
der  Ahnherr  einer  nachher  immer  sehr  zahlreich  gewesenen  Familie 
wurde.  Als  ältestes  Stammhaus  kommt  Rothkirch  im  Liegnitzschen  vor, 
und  eben  so  ist  Panthenau  (Panthen)  ein  altes  Besitzthum  der  Familie. 
Beide  stehen  noch  jetzt  der  Familie  zu  und  von  beiden  verbreiteten 
sich  mehrere  Häuser  und  Linien,  namentlich  Wolfsdorf,  Schwenkfeld, 
Säbnitz,  Sproettichen,  Brauna,  Cranz,  Prauschnitz,  Jeschkendorf,  Heiners- 
dorf, Talbendorf  und  Christelwitz.  Ausser  diesen  Stammgütern  erwarb 
das  Geschlecht  noch  eine  grosse  Menge  anderer  Güter,  zu  welchen  in 
neuerer  Zeit  noch  viele  gekommen  sind.  Zahlreiche  Glieder  des  Geschlechts 
gelangten  früher  und  in  neuerer  Zeit  zu  hohem  Ruhme  und  zu  hohen 
Ehrenstellen  und  Herren  von  Rothkirch,  so  wie  Freiherren  dieses  Namens 

•  gehören  noch  jetzt  zu  dem  vornehmsten  preussischen  Adel. 

Aus  dem  Hause  Panthen  —  aus  welchem  der  herz,  württemb. 
Geli.  Rath  v.  Rothkirch  mit  Bewilligung  des  Königs  Friedrich  II.  von 
Preussen  14.  März  1757  Namen  und  Wappen  des  freiherrlichen  Hauses 
v.  Trach  zu  dem  seinigen  fügte  —  blieb  ein  Theil  der  Linie,  nach  Ab- 
tretung Schlesiens,  in  Oesterreich,  und  von  den  Nachkommen  desselben 


314 


GRVFKN  V.   ROTTENHAN. 


crliiellen  zwei  Brüder  v.  Bothkirch,  Leopold,  k.  k.  Feldmarschall-Lieute- 
nanl,  und  Leonhard  Joseph,  ebenfalls  k.  k.  Feldmarscliall-Lieutenant,  mit 
einem  jüngeren  Bruder,  Franz  Serapiucus,  1829  den  österreichischen 
Grafensland. 

Graf  Leopold,  geb.  t.  Febr.  1769,  gesl.  29.  März  1839,  k.  k. 
Feldmarscliall-Lieutenant,  Unter- Lieutenant  der  Arcieren- Leibgarde  in 
Wien,  Geh.  Ralh  und  Kämmerer,  Regiments-Inhaber  etc.,  vermählte  sich 
17.  Juni  1802  mit  Maria  Anna  Gräfin  v.  Poelting  und  Persing,  geh. 
1.  Juni  1778,  gest.  14.  Dec.  1820,  —  Graf  Leonhard  Joseph  aber, 
geb.  6.  Nov.  1773,  gest.  10.  Juni  18-12,  k^  k.  Kämmerer,  Feldmarschall- 
Lieutenant,  commandirender  General  in  Illyrien,  Steiermark  und  Tirol, 
Regiments -Inhaber  etc.,  21.  Mai  1811  mit  Julie  Charlotte  Freiin 
v.  Rothkirch-Trach,  geb.   26.  Juni    1790. 

Vom  Grafen  Leopold  stammt  Graf  CARL  Leopold,  geb.  2.  Dec. 
1807,  Herr  der  Güter  ßeslwin,  Chuchel,  Podhorzitz  und  Hojeschin  in 
Böhmen,  k.  k.  Kämmerer  und  Kreis -Präsident  in  Eger,  verm.  24.  Mai 
1833  mit  Barbara   Gräfin  v.  Sw6erts-Spork,   geb.   9.  Febr.    1810. 

Vom  Grafen  Leonhard  Joseph  ist  entsprossen:  Graf  FERDINAND 
Carl  Ernst  Leopold  Victor,  geb.  11.  April  1814,  k.  k.  Kämmerer  und 
ebenfalls  Kreis -Präsident  zu  Eger.  Der  Bruder  desselben,  neben  drei 
Schwestern,  ist  Graf  Lothar  Aurelio  Carl  Leopold,  geb.  12.  März  1822, 
k.  k.   Hauptmann. 

Graf  Franz  Seraphicus  —  jüngerer  Bruder  der  Grafen  Leopold  und 
Leonhard  Joseph  —  geb.    1780,    ist   k.  k.  Kämmerer    und  Major  a.  D. 


Grafen  v.  Rottenhaii  (Roteiihan). 

Besitz:  «las  Uillcrgul  Merzbach  in  Unter-Franken. 


Wappen:  im  silbernen  Schild  ein  wellenförmig  gezogener,  schrägrcchlcr, 
rother  Balken,  über  welchem  in  der  linken  Oberecke  des  Schildes  ein  rother, 
5eckiger  Stern  schwebt.    Ueber  der  Gralcnkrone  erhebt  sich  ein  Helm,  auf  welchem 


(IRAKKN  V.  ROTTKNHAN.  3  I  5 

ein  recbtsgekehrter ,  Krallender,  den  rechten  Fuss  in  die  Höhe  ziehender,  rother 
Halm  slelil.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  silbern.  —  Der  wellenförmige  Balken 
kommt  auch  scbrägiinks  geführt  vor,  und  der  Stern  steht  dann  in  der  rechten 
Oberecke  des  Schildes.     Auch  ist  zuweilen  der  Hahn  linksgekehrt. 

Eins  der  ältesten  und  angesehensten  fränkischen  Geschlechter, 
welches  vormals  dem  Reichsrittercanton  Bautiach  einverleiht  war,  seit 
1313  das  Erh-Untcrkämmerer-Amt  des  Hochstifts  Bamberg,  anstatt  Kur- 
brandenburgs,  welches  das  Oberkämmcrer-Amt  besass,  führte  und  schon 
lehr  zeilig  und  oft  bei  Turnieren  vorkam.  Wolf  erschien  996  auf  dem 
Tut niere  zu  Braunschweig,  Hippold  1042  zu  Hall,  Wilhelm  1165  zu 
Zürich,  und  Egenolph  1209  zu  Worms.  —  Der  gemeinschaftliche  Stamm- 
vater der  jetzigen  Familienglieder  ist  Ludwig  I.,  Herr  zu  Rotenhan 
(Rothenhan,  Rolhenhahn),  Rentweinsdorf  und  Merzbach,  verm.  mit  Sophia 
v.  Bibra,  welcher  urkundlich  gegen  die  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  vor- 
kommt. Die  zwei  Söhne  desselben,  Wolfram  I.  und  Ludwig  IL,  theilten 
das  Geschlecht  bleibend  in  zwei  Haupllinien.  Erslerer  stiftete  die  Haupt- 
linie zu  Rentweinsdorf  und  Eyrichsh  of  en,  Letzlerer  die  Hauptlinie 
zu  Merzbach  und  Schenkenau.  Wras  die  Rentweinsdorfer  Hauptlinie 
anlangt,  so  wurde  schon  unter  dem  Stifter,  Wolfram  L,  das  Stammhaus 
und  Schloss  Rotenhan,  welches  bei  dem  gleichnamigen  Dorfe  und  unweit 
dem  Schlosse  Eyriehshofen  noch  öde  liegt,  1314  in  einer  Fehde  mit 
dem  Bischof  von  Würzburg  zerstört.  Aus  dieser  Linie  stammten  Anton, 
jvon  1431  —  1459  Bischof  von  Ramberg,  und  Sebastian,  gest.  1588, 
welcher  sich  als  Reisender  und  Schriftsteller  seiner  Zeit  in  der  gelehrten 
Welt  einen  Namen  gemacht  und  die  Doctorwürde  erhallen  hat.  Der 
Besitz  dieser  Linie  hat  sich  sehr  vermehrt,  und  mehrere  Glieder  der- 
selben haben  die  k.  preuss'.  Kammerherrenwürde  und  andere  Auszeich- 
nungen erhalten.  —  Die  von  Ludwig  II.  um  das  Jahr  1303  gestiftete 
Häuptlinge  zu  Merzbach,  welches  Gut  schon  seit  1230  im  Besitz  der 
Familie  ist,  und  zu  Schenkenau  erlangte  25.  Jan.  1688  das  ungarische 
Indigenat  und  8.  Dec.  1771  den  Freiherrenstand.  Aus  derselben  wurde 
Carl  Johann  Alexander  Freiherr  v.  Rottenhan,  geb.  1710,  Herr  zu 
■erzbach,  so  wie  Besitzer  der  böhmischen  Standesherrschaft  Rotenhausen, 
fiirslbischöfl.  bambergscher  Oberst -Hofmeister,  Geh.  Rath  und  Ober- 
Amtmann  zu  Marklhochstadt,  vom  Kaiser  Joseph  II.  8.  Dec.  1774  in 
den  Reichsgrafenstand  erhoben.  Vom  Sohne  desselben,  dem  Grafen 
Friedrich  Philipp,  gest.  14.  Nov.  1798,  fürstl.  bambergschem  Ober- 
^allmeisler,  verm.  15.  Sept.  1785  mit  Dorette  Henriette  Freiin 
v.  Lichtenstein,  geb.  13.  April  1765,  gest.  28.  Nov.  1837,  stammte 
Graf  Carl  Julius  Heinrich,  geb.  19.  Juli  1791,  gest.  5.  Juli  1847, 
k.  k.  Kämmerer,  verm.  27.  Juni  1816  mit  Luise  Henriette  Gräfin 
v.  Wallmoden- Gimborn,  geb.  24.  Juni  1796,  gest.  15.  April  1851. 
Aus  dieser  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt  der  Familie: 

Graf  MAXIMILIAN,  geb.  6.  Oct.  1820,  k.  bayer.  Kämmerer.  Von 
den  zwei  Schwestern  desselben  ist  die  ältere , .  Gräfin  Luise  Dorette 
Wilhehnine,  geb.  1.  Mai  1818,  seit  dem  3.  Sept.  1840  verm.  mit. 
Wolfgang    Freiherrn   v.   Thüngen,    der   Rechte   Doctor,    herz.    Sachsen- 


316 


FK>   V.  RUHIGER. 


eoburg -gothaischem  Kammerjunker  und  Regierung*-  und  Jnslizrath  zu 
Coburg.  —  Von  dem  Vater  leben  vier  Schwestern,  und  vom  Grafen 
Heinrich  Franz  —  Bruder  des  Grafen  Friedrich  Philipp  —  gest.  IG.  Febr. 
8  »,  k.  k.  öslerr.  Justizminister,  stammt  Gabriele  Marie  verw.  Gräfin 
v.  Buquoy  (S.  Bd.  I,  p.  439). 


Grafen  v.  Rüdiger. 

€uangflifrh.  Cfürrrctdi,  Sadifcn. 


Wappen  (Diplom  im  kurpfälz.  Reicbsvicariate  vom  4.  Juli  1792):  quadrirter 
Schild  mit  Mittelschild.  Im  goldenen  Mittelschilde  ein  vorwärtsgekebrter.  schwarzer. 
in  der  Mitte  mit  einem  Dolch  quer  durchstochener  Ocbsenkopf  (Stammwappen). 
1  und  4  in  Silber  ein,  aus  Bäumen,  welche  auf  grünem  Boden  im  1.  Felde  rechts, 
im  4.  links  stehen,  einwärts  vorspringendes,  rothes  Einhorn  iTornowi;  2  und  3 
in  Blau  vierzehn  (4.  4.  3.  2.  1)  goldene  Kugeln  (Bülow).  Den  Schild  bedeckt  die 
Grafenkrone,  und  auf  derselben  stehen  zwei  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  zwischen 
zwei  Ton  Roth  und  Silber  mit  gewechselten  Tiocturen  quergetheilten  Elephanlen- 
rüsseln  lElephantenschnäbeln)  einen  zweistöckigen,  grünbedachlen  Thurm ;  der  linke 
zwischen  zwei,  mit  sieben  goldenen  kugeln  besetzten  blauen  Elephantenrüsseln, 
hinter  welchen  sich  zwei  silberne,  mit  den  Sachsen  nach  einwärts  gekehrte  Adlers- 
flügel aufschwingen,  einen  grünen,  im  rothen  Schnabel  einen  goldeoen  Ring  hal- 
tenden rothfüssigen  Sittich  mit  goldenem  Halsbande  (Bülowscber  Helm).  Die  Decken 
des  rechten  Helmes  sind  roth  und  silbern,  die  des  linken  klau  und  golden,  und 
den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende  Löwen.  —  Die  Redaction  verdankt  diese 
Angabe  der  Güte  eines  sehr  geehrten  Freundes,  des  Herrn  Calculator  Gerischer 
in  Dresden,  welcher,  um  ganz  sicher  zu  gehen,  sich  an  die  Familie  selbst  gewendet 
und  von  derselben  die  erbetene  Auskunft  auf  sehr  gefällige  Weise  erhalten  hat.  — 
Bei  Erhebung  in  den  Reichsgrafenstand  wurden,  da  im  Stammbaume  der  Familie 
die  Geschlechter  t.  Tornow  und  v.  Bülow  mehrfach  vorkommen,  die  Wappen  dieser 
Familie  dem  gräflichen  Wappen  einverleibt.  Der  Helm  des  eigentlich  dem  polni- 
schen Hanse  Pomian  zugehörenden  Stammwappens,  welcher  einen  geharnischten, 
in  der  Hand  ein  linksgekehrtes  Schwqjl  haltenden  Arm  (Siebmacher  V.  334)  trägt, 


GHAFO  V.  BÜDIGEB. 

dem  Freiberrendiplome  nach  aber  das  WappenbiM  des  Schildes  wiederholt,  kam 
auf  den  gräflichen  Schild  nicht  zu  stehen,  sondern  als  rechter  Helm,  neben  dem 
Bülowscben  linken,  il»-r  oben  beschriebene,  vielleicht  ah  Tornou  scher    Helm. 

-  ns  die  Familie  v.  Tornow,  welche  ausdrücklich  als  meklenburgiscbe  Familie 
genannt  ist,  anlangt,  so  werden  Heraldiker  eines  Zweifels  sich  nicht  entbrechen 
können  :  die  f.  Toraaw  fuhren  in  Roth  drei  (2  und  1)  silberne  Streithammer  (nach 
|  1ms  drei  runde,  schneidende  Nesser  in  Nondengestalt,  nach  f.  Behr  drei 
Kneife)  und  auf  dem  Helme  drei  Rautensträuche  von  natürlicher  Farbe,  und  so  giebt 
auch    das    sehr   zw-       -  meklenburgiscbe   Wappenbuch   (Tab.  L  S  das 

Tornow sebe  Wappen.  El  scheint  irgend  eine  Verwechselung  vorzuliegen.  —  Das 
Tom  Geneal.  Taschenbuch  der  gräO.  Häuser  EM  p.  600)  gegebene  Wappen  gehört 
durchaus  nicht  in  die  dort  besprochene  und  hier  zu  besprechende  Familie.  Die 
Angabe  lantet :  ..senkrecht  getheilt,  rechts  in  Silber  drei  blaue  rechte  Scbrägbalken, 
links  in  K.»tb  ein  aus  dem  Vordertüeil  hervorgehender,  silbern  gerüsteter  Arm  mit 
einer  goldenen  Spange  in  der  Hand."    Nach  mehreren  vorliegenden  Lackabdrücken 

der  Schild  dieses  Wappens  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  in  Silber  drei 
schräglinke,  blaue  Balken.  links  in  Roth  ein  unten  ans  der  rechten  Hälfte  ans  einer 
güldenen  Krone  hervorgehender  (bisweilen  auch  frei  gegen  den  Schildesfuss  gestellter), 
silbern  gelnrni-chter  Ann.  welcher  in  der  Hand  eine  nach  links  gewendete,  goldene 
Spange  halt.  Auf  dem  gekrönten  Helme  steht  der  Arm  mit  der  Spange  zwischen 
einem  offenen,  rothen  Adlersfluge.  Das  Wappenbuch  der  isterr.  Monarchie  L\IX.  23: 
Grafen  v.  Rüdiger)  giebt  rechts  drei  schrägrechte,  blaue  Balken  an  und  lehnt  den 
Arm  in  der  linken  Schildeshälfte,  ohne  Krone,  an  den  linken  Schildesrand  an,  deckt 
aber  den  Schild  nur  mit  der  Grafenkrone.  Inische  Wappenbuch  giebt  dieses 

W.ppen  unter  dem  Namen  Ridger,  tbeill  aber  die  Flügel  auf  dem  Helme  qner  von 
Roth  und  Silber  mit  gewechselten  Tinctnren.    Wahrscheinlich  steht  dieses  Wappen 
dem  in  neuerer  Zeit  in  den  k.  russischen  Graignstand  erhobenen  k.  russ.  Genera^« 
v.  Rüdiger  zu,  welcher  aus  einer  anderen,  als  der  hier  in  Bede  stehenden  Familie* 
entsprossen 

Sehr  altes,  so  weit  die  Nachrichten  reichen,  ans  Weslphalen  stam- 
mendes An  lecht.  Ein  Rüdiger  rettete  seinem  Landesherm  das 
Lehen  hei  einer  Auerochsenjagd  und  erhielt  daher  das  Stammwappen 
der  Familie.  Ballbasar  war  nm  die  Jahre  1300 — 1320  Deutsehordens- 
Ritler  zu  Marienburg,  und  der  Bruder  desselben,  der  Stifter  des  jetzigen 
gräflichen  Hauses,  in  der  Umgegend  begütert.  Von  diesen  Gütern  breitete 
sich  das  Geschlecht  weiter  aus,  erwarb  grösseren  Besitz,  namentlich  in 
der  Gegend  von  Danzig  und  Tborn,  and  Lucas,  in  Thorn  sehr  angesehen, 
erhielt  später,  dem  Freiherrendiplome  nach,  1552  vom  König  Sigis- 
muml  II.  August  in  Polen  das  Indigenat  im  Königreich  Polen  und  die 
Aufnahme  in  den  polnischen  Adel.  .Mit  Ruhm  und  stattlichen  Verdiensten 
diente  das  Geschlecht,  wie  das  Grafendiplom  anführt,  dem  kaiserlichen 
Hofe  in  Civil-  und  Militair- Stellen.  Fein  v.  Rüdiger  leistete  in  dem 
böhmischen  Kriege  während  dreissig  Jahren  unter  den  Kaisern  Matthias 
nnd  Ferdinand  11.  die  wichtigsten  Dienste  und  war,  wie  schon  des 
Kaisers  Rudolph  11.,  so  auch  der  eben  genannten  Kaiser  Geh.  Rath. 
Als  die  Ernennung  desselben  zum  k.  Geh.  Rath  vom  Kaiser  Ferdinand  II. 
erfolgte,  bestätigte  Letzterer  den  1625  vom  König  Sigismund  III.  in 
Polen  bezeugten  Adel  der  Familie.  —  Joha»  Heinrich  von  Rüdiger 
erhielt  vom  König  Stanislaus  August  in  Polen  21.  >"ov.  17S0  den  Fret- 
herrensland:  eine  Erhebung,  welche  sich  wohl  auch  auf  den  Bruder 
selben,  Carl  Joachim,  bezog.  Beide  Brüder,  Joha»  Hei.vrich  Freiherr 
v.  Rüdiger  und  Carl  Joachim,  wurden  von  dem  Kurfürsten  Carl  Theodor 


31.8  GRAFEN  V.  RUMERSKIRGH. 

von  der  Pfalz  als  Reichsverweser  4.  Juli  1792  in  den  Reichsgrafen- 
iiihI  bayerischen  Grafenstand  erhohen.  Graf  Johann  Heinrich,  k.  ]>oln. 
Kämmerer  und  kursächs.  Geh.  Ralh,  hesass  in  Sachsen  und  in  Polen 
ansehnliche  Güter,  in  deren  Besitz,  da  derselbe  kinderlos  starb,  die  drei 
Söhne  seines  Bruders  Carl  Joachim  folgten :  Graf  Carl  Heinrich  ,  gest. 
1816,  Herr  auf  Hof  mit  Raitzen  etc.,  k.  Sachs.  Rittmeister  von  d.  A., 
verm.  mit  Friederike  Carolina  v.  Peyer  (aus  dem  schweizerischen  allen 
Adelsgeschlechte  der  Peyer  am  Hof  aus  dem  Canton  SchalThausen), 
gest.  1819,  aus  welcher  Ehe  die  jetzigen  Familienglieder  stammen;  — 
Graf  Friedrich  Wilhelm,  ohne  männliche  Nachkommen,  gest.  9.  Ocl. 
1823  auf  dem  Schlosse  Strabovv  in  Böhmen,  und  Graf  David,  schon 
1804  als  Officier  der  kursächs.   Garde  du  corps  gestorben. 

Das  jetzige  Haupt  der  gräflichen  Familie  ist:  Graf  HERMANN  Johann 
Nepomuk  —  Sohn  des  Grafen  Carl  Heinrich  —  geb.  25.  Sept.  1803, 
k.  russ.  Rittmeister  a.  D.  —  Die  beiden  Brüder  desselben,  neben  einer 
Schwester,  Gräfin  Mathilde,  geb.  1804,  vorm.  15.  Oct.  1823  mit 
Friedrich  Maximilian  v.  Mandelsloh,  jetzt  k.  sächs.  General-Major  a.  D. 
und  bis  1849  General-Commandanten  der  Communalgarden  im  Königreich 
Sachsen,  sind  Graf  Gustav  Adolph,  geb.  14.  Oct.  1806,  Hauptmann  im 
fürstl.  Reussischen  Contingenl,  verm.  mit  Maria  Freiin  v.  Schrotlenbach; 
—  und  Graf  Eduard,  geb.  5.  Nov.  1808,  verm.  mit  Caroline  Gräfin 
v.  Esterhäzy,  geb.   1815. 


Grafen  v.  Rumerskircli. 

Hatl)oltfd).  <Deflcrrcid)  unb  ßa&txn. 

Besitz:  Gzirkwitz;   die  Herrschaft  Windig-Jenikau  mit  Branschau  und  die  Herrschaft  Alleu- 
huch  in  Böhmen. 


Wappen:  quadrirler  Schild  mit  Mittelschild.  Im  rothen  Mittelschildc  eine 
mit  dem  Eingange  linksgewendete  viereckige,  silherne,  rolhhedachte  Kirche  mit 
rothem,    spitzigem   Thurme   (Stammwappen).     1    und   4  in  Blau  auf  einem  grünen 


GRAFEN  V.  RUMERSKIRCH.  319 

Hügel  ein  goldenes,  8  speichiges  Wagenrad,  welches  oben  in  jeder  E(ke  von  einem 
güldenen,  6  eckigen  Stern  beseite!  wird;  2  und  :j  in  Gold  ein  reebtssebeader ,  ge- 
krönter, schwarzer  Adler.  Auf  der  Grafenkrone  erbeben  sich  drei  gekrönte  Helme. 
Auf  dein  rechten  Helme  steht  ein  einwärtsgekehrter,  gekrönter  und  doppelt 
geschweifter,  rotber  Löwe;  auf  dem  mittleren  der  Adler  des  2.  und  3.  Feldes,  und 
auf  dem  linken  ein  die  Sachsen  einwärtskehrender,  geschlossener,  goldener  Adlers- 
flug. Hie  Heeken  des  rechten  Helmes  sind  rolh  und  silbern,  die  des  mittleren 
icbwarz  und  golden,  und  die  des  linken  blau  und  golden,  und  den  Schild  halten 
zwei  auswärtssehende,  doppelt  geschweifte,  rothe Löwen. —  In  Siehmachers  VYappen- 
buche  zeigt  (V.  341)  das  Wappen  derer  v.  Humerskirch  iin  rollten  Schilde  die  Kirche, 
und  auf  dem  Schilde  zwei  gekrönte  Helme,  von  denen  der  rechte  einen  gekrönten 
schwarzen  Adler,  der  linke  einen  stehenden  rolhen  Löwen  trägt.  Hasselbe  Wappen 
kommt  in  den  Supplementen  (VI.  26)  als  frei  herrliches  Wappen  vor,  und  wird  noch 
jetzt  so  von  den  Freiherren  v.  Humerskii  ch  geführt.  Wahrscheinlich  ist  Erstcres 
auch  das  freiherrliche,  nicht  das  adelige,  und  so  Messe  sich  annehmen,  dass  der 
rechte  Helm  bei  Erhebung  in  den  erbland,  österreichischen  Freiherrenstand  hinzu- 
gekommen, der  linke  aber  der  Helm  des  Stammwappens  sei.  Has  reichsfreiherrliche 
Wappen  ist  genau  nicht  bekannt ,  und  es  kann  sonach  über  die  Vermehrung  des- 
selben bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  keine  Auskunft  ertheilt  werden. 

Die  Familie,  aus  welcher  die  Grafen  und  Freiherren  v.  Humerskirch 
stammen,  wurde  schon  von  Redel  (Sehenswürdiges  Prag,  p.  103)  zu 
den  angesehensten  höhmischen  Familien  gerechnet  und  dürfte  wohl  aus 
Böhmen  nach  Schlesien  und  nicht,  wie  Einige  annehmen,  aus  Schlesien 
nach  Böhmen  gekommen  sein.  Dieselbe  erhielt  11.  Aug.  1533  einen 
Wappenbrief,  9.  Mai  1590  den  Reichsadel  und  23.  Jan.  1681  den 
böhmischen  Ritterstand:  von  den  Erhebungen  in  den  Freiherren-  und 
Grafensland  wird  weiter  unten  die  Rede  sein.  Der  erwähnte  Wappen- 
brief wurde  vom  Kaiser  Carl  V.  an  Johann  Rumerskirch ,  einen  Sohn 
Gebhards  und  der  Anna  Peccalel,  im  Dienste  des  Bischofs  Christoph  zu 
Bremen  ertheilt.  Johanns  Sohn  aus  der  Ehe  mit  Agnes  Milterhuber 
v.  Elliugen ,  Dietrich  ,  des  Erzherzogs  Max  von  Oesterreich ,  erwählten 
Königs  in  Polen,  Leibdiener,  erlangte  vom  Kaiser  Rudolph  II.  den 
Reichsadel,  und  vom  Sohne  desselben,  Johann  Gerhard,  verm.  mit  Anna 
Kock  v.  Grünblalt,  stammte  Johann,  welcher  als  k.  k.  Oberst-Lieutenant 
1652  bei  der  Belagerung  von  Mainz  fiel  Des  Letzteren  Ehe  mit  Eva 
Lelge  v.  Albedyl  entspross  Johann  Dietrich,  welcher  Pruhonilz  in  Böhmen 
und  Zhorz  und  Berenau  in  Mähren  erwarb,  am  obengenannten  Tage  den 
erbländischen  Rillerstand  erhielt  und  als  ältester  k.  k.  Hof-Kammerrath 
±101  slarb.  Derselbe  war  mit  Maria  Franziska  Victoria  v.  Buchenberg 
und  Ullersdorf  vermählt  und  hinlerliess,  nach  Gauhe,  drei  Söhne:  Johann 
Christoph,  Domherrn,  Prälaten,  Dechanten,  bischöfl.  Rath ,  Präsidenten 
der  schles.  Deputation  ad  publica  etc.,  Ignaz  Leopold,  k.  bölim.  Hofrath, 
und  Ferdinand  Joachim,  Herrn  auf  Chanowitz,  Augelzd  und  Neudorf,  k. 
böhm.  Rath,  Kammer-  und  Hof-Lehn-Rechls-Beisilzer,  wie  auch  Haupt- 
mann des  Berauner  Kreises.  Letzterer  soll  nach  Gauhe  (welcher  auch 
angieht,  dass  um  1740  zwei  Brüder,  Johann  Joseph  und  Johann  Wenzel 
von  Rumerskirch,  lebten)  vier  Söhne  gehabt  haben,  von  welchen  der 
älteste  Sohn  gleiches  Namens  Vater  eines  eben  so  benannten  Sohnes 
geworden  wäre.  Hier  irrt  Gauhe,  wie  sich  aus  nachstehenden  neueren, 
sehr  genauen  und  gewiss  von  der  Familie  selbst  gegebenen  Nachrichten 


320  GRAFEN  V.  RUMERSKIKCH. 

herausstellt.  Ferdinand  Joachim,  geb.  3.  Juli  1692,  gest.  9.  Mai  1769, 
k.  k.  Ralh,  Hauptmann  des  Pilsener  Kreises,  Hof- Kämmerer,  Vice- 
Burggraf  zu  Prag  etc.,  wurde  mit  seinem  Bruder,  Ignaz  Leopold,  k.  k. 
Hofralh  und  Referenten  der  böhmisch -österreichischen  Hofcanzlei,  vom 
Kaiser  Franz  I.  18.  Jan.  1747  in  den  erbländ.-böhmischen  Freiherrenstand 
erhoben  und  vermählte  sich  mit  Maria  Josepha  Gräfin  Zucker  v.  Tamfeld. 
Aus  dieser  Ehe  stammten  mehrere  Kinder  und  unter  diesen  zwei  Söhne, 
Ferdinand  Maria  und  Franz  Maria,  welche  zwei  besondere  freiherrliche, 
jetzt  blühende  Linien,  die  ältere  böhmische  und  die  jüngere  österreichische, 
gründeten,  rücksichtlich  derer  das  Geneal.  Taschenb.  der  freiherrlichen 
Häuser  (1848,  p.  315—319  und  1853,  p.  387  u.  88)  die  genauesten 
Nachrichten  ergiebt. 

Der  Grafenstand  kam  in  der  Person  Johann  Bernhards  in  die  Familie. 
Derselbe,  Reichsritter  v.  Rumerskirch,  wurde  vom  Kaiser  Joseph  II.  1.  Juli 
1783  in  den  Reichsfreiherrenstand  erhoben  und  erhielt  vom  Kaiser 
Franz  II.   31.  Mai   1803  die  Grafenwürde.    Graf  Johann  Bernhard,  gest. 

24.  Jan.  1829,  k.  bayer.  Geh.  Rath  etc.,  war  zweimal  vermählt,  in 
erster  Ehe,  8.  Jan.  1774,  mit  Maria  Anloinette  Boüet  de  Martange, 
gest.  17.  Aug.  1793,  und  in  zweiter,  19.  Nov.  1801,  mit  Anna  Freiin 
v.  Hildprandt-Otlenhausen,  gest.  16.  Juni  1841.  Aus  der  ersten  Ehe 
stammten  zwei  Söhne:  Graf  Franz  Xaver,  geb.  2.  Jan.  1777,  gest. 
15.  Nov.  1848,  venu.  2.  Febr.  1800  mit  Josephine  v.  Hora,  geb. 
10.  April  1778,  gest.  im  Dec.  1843,  und  Graf  Anton  Bernhard  Albert, 
geb.  8.  Dec.  1778,  gest.  9.  Nov.  1814,  verm.  mit  Anna  Hoflmann, 
gest.  23.  Sept.  1838  —  aus  der  zweiten  Ehe  aber  leben  zwei  Söhne: 
Graf  Carl  Borromäus  und  Friedrich. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  anzuführen: 

Graf  BERNHARD  —  Sohn  des  Grafen  Franz  Xaver  —  geb.  24.  Nov. 
1800.  Der  Rruder  desselben  ist:  Graf  Gottfried,  geb.  24.  Aug.  1815, 
Besitzer  von  Czirkwitz  im  Kreise  Kaurzim  in  Böhmen,  k.  k.  Hauptmann. 
Graf  Carl  Borromäus  —  Sohn  des  Grafen  Johann  Bernhard  aus 
zweiter  Ehe  —  geb.  5.  Nov.  1802,  Besitzer  der  Herrschaft  Windig- 
Jenikau  mit  Branschau  im  Kreise  Czaslau  in  Böhmen,  vermählte  sich 
4.  Oct.  1827  mit  Josephine  Grälin  v.  Klebeisberg,  geb.  16.  Febr.  1808, 
aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Moritz,  geb.  10.  Sept. 
1828,  k.  k.  Rittmeister,  und  Carl,  geb.  4.  Dec.  1834.  —  Der  Bruder 
des  Grafen  Carl  Borromäus  ist:  Graf  Friedrich,  geb.  15.  Febr.  1804, 
k.  k.  Kämmerer,  Besitzer  der  Herrschaft  Allenbuch  in  Böhmen,  verm. 
20.  Juli  1831  mit  Theodora  Gräfin  v.  Deym,  geb.  16.  Aug.  1807.  Aus 
dieser   Ehe   sind    zwei  Söhne  entsprossen,    die    Grafen:    Theodor,    geb. 

25.  Mai   1835,  und  Franz  de  Paula,  geb.    15.  März   1842. 


GRAFEN  V.  SAI.ßURG.  321 


Grafen  v,  S«ilburg. 

Äot|)olifdj.  «PefUrretd). 

Besitz:  die  Herrschaften  Altenhof,  Falkenstein,  Hochhaus,  Aichherg,  Leonstein  und  Salaberg. 


"Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  blauen  Mittelschilde  ein 
rechtsgekehrter,  zum  Kluge  sich  anschickender  Falke  von  natürlicher  Farbe,  welcher 
auf  drei  (t  und  2)  im  Schildesfusse  auf  einander  gestellten  silbernen  Quadersteinen 
steht  (Freiherren  v.  Falkenstein).  1  und  4  der  Länge  nach  von  Schwarz  und  Gold 
gclheilt  und  in  der  Mitte  mit  einer  eben  so  gctheilten  Lilie  von  gewechselten  Tinc- 
turen  belegt  (Salburgsches  Slammwappen) ;  2  und  3  von  Silber  und  Schwarz  mit  drei 
einwärtsgehenden  Schuppen  der  Länge  nach  getheilt  (Haunspoeck1.  Auf  dem  Schilde 
erheben  sich  vier  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rechten,  so  wie  auf  dem  linken  Helme 
steht  ein  die  Sachsen  einwärtskehrender,  von  Schwarz  und  Gold  quadrirter  Adlers- 
flügel (Haunspöckscher  Helm).  Der  zweite  Helm  trägt  zwei  Büffels  hörn  er,  von 
welchen  das  rechte  schwarz,  das  linke  silbern  ist.  In  den  Mündungen  derselben 
stehen  drei  Straussenfedern ,  silbern,  schwarz,  silbern,  und  zwischen  den  Hörnern 
steht  eine  von  Gold  und  Schwarz  der  Länge  nach  getheilte  Lilie  (Salburgscher 
Helm).  Auf  dem  dritten  Helme  steht  der  Falke  des  Mittelschildes  auf  den  drei 
Quadersteinen  (Falkensteinscher  Hdm).  Die  Helmdecken  sind  rechts  schwarz  und 
golden,  links  schwarz  und  silbern.  —  Siebmacher  giebt  als  Wappen  derer  v.  Salburg 
in  Oesterreich  (III,  64)  den  quadrirten  Schild  mit  Mittelschild,  wie  angegeben,  nur 
steht  im  silbernen  Mittelschilde  auf  grünem  Hügel  ein  brauner  Falke,  und  der 
gekrönte  Helm  trägt  die  Lilie  des  1.  und  4.  Feldes  zwischen  einem  offenen  Adlers- 
fluge, dessen  rechter  Flügel  schwarz,  der  linke  silbern  ist.  —  Das  freiherrliche 
Wappen  (V,  18)  zeigt  den  Schild  mit  Mittelschild  ganz,  wie  die  hier  gegebene  Ab- 
bildung. Auf  dem  Schilde  aber  stehen  drei  Helme.  Der  rechte  gekrönte  Helm 
trägt  einen,  die  Sachsen  einwärtskehrenden,  geschlossenen  Adlersflug,  dessen  Tinctur 
nicht  deutlich  angegeben  ist,  der  mittlere  den  Falken  auf  den  Quadersteinen,  und 
der  linke  die  zwei  ßüffelshörner  des  zweiten  Helmes  des  gräflichen  Wappens. 

Die  Grafen  v.  Salburg  stammen  aus  einem  alten  voigtländischen 
Geschlechte.  Nach  der  Angabe  Einiger,  welche  sich  auf  Inihof  stützen 
soll,  hat  dasselbe  seinen  Ursprung  von  der  seil  1441  reussischen  Stadt 
Saalhurg  an  der  Saale,  doch  finden  sich  hei  Imhof  (Mantissa  de  procer. 
aul.  caes.  Leopold.  XL.)  nur  die  Worte:  stirps  in  Voitlandia  enata.  — 
Der  Aeltestbekannte  der  Familie,  Siegmund,  besass  um  das  Jahr  1400 
unweit  Voiglsberg  im  Voigtlande  einen  Rittersitz  mit  einem  Bleibergwerke, 
und  die  Gemahlin  desselben  stammte  aus  der  Familie  Resch  v.  Gerolzau 
in  Franken.  Der  Urenkel,  Bartholomäus,  begab  sich  1518  nach  Falken- 
ii  21 


322  GRAFEN  V.   SALRURG. 

stein  in  Oberöslcrreich,  welche  Herrschaft  damals  der  Mutter- Bruder, 
.Tobst  von  Obcrweimar,  als  landesfürslliches  Lehn  inne  halte,  kaufte  später 
die  Herrschaft  Aichberg  in  Oberösterreich,  wurde  durch  diesen  Kauf 
1548  oberöslerreichisches  Landesmitglied  und  starb  1569.  Aus  der 
Ehe  desselben  mit  Anna  Zollner  v.  Malting  entsprossen  drei  Söhne: 
Gottfried ,  Oswald  und  Heinrich.  Gottfried  starb  1 58 1  ohne  männliche 
Nachkommen;  Oswald,  gest.  1572,  Herr  der  Herrschaft  Artsletten  in 
Nieder-Oesterreich,  halle  Nachkommenschaft,  doch  erlosch  dieselbe,  da 
keiner  der  von  seinem  1712  gestorbenen  Urenkel,  Hermann  Seyfried, 
zurückgelassenen  fünf  Söhne  sich  vermählte,  mit  Ernst  nach  dem  Jahre 
1730.  Heinrich,  geb.  1544,  gest.  1629,  nahm  die  katholische  Religion 
an,  kaufte  vom  Kaiser  Rudolph  II.  1605  die  Herrschaft  Falkenstein  mit 
den  Gütern  Hochhaus  und  Allen hof,  wurde  1608  in  den  erbländ.-öslerr. 
Freiherrenstand  erhoben,  erwarb  nachher  die  Herrschaften  Rannaridl  und 
Riedau  mit  dem  Amte  St.  Sixt  in  Ober-  und  1618  die  früher  hochslift-  I 
bainbergsche ,  nun  k.  k.  österreichische  Lehnsherrschaft  Salaberg  in  | 
Nieder-Oesterreich,  und  hinteiiiess  aus  erster  Ehe  zwei  Söhne,  Johann 
Heinrich  und  Gottfried,  und  aus  zweiter  Ehe  ebenfalls  zwei  Söhne,  Georg  | 
Siegmund  und  Gottlieb.  —  Johann  Heinrich,  k.  k.  Kämmerer,  starb 
1633  kinderlos.  Gottfried,  gest.  ebenfalls  1633,  erbte  die  Güter  vom 
älteren  Bruder  und  stiftete  durch  seinen  Sohn,  Siegmund  Friedrich,  eine 
Linie,  welche  aber,  obgleich  Letzterer  sechs  Söhne  hinterliess,  doch  mit 
dem  einen  derselben,  Hans  Reichhard ,  1713  erlosch,  worauf  die  Güter 
an  die  beiden  Söhne  aus  Heinrichs  zweiter  Ehe,  Georg  Siegmund  und 
Gottlieb,  fielen.  Georg  Siegmund,  gest.  1669,  wurde  vom  Kaiser 
Leopold  I.  3.  Nov.  1665  in  den  Grafenstand,  und  zwar  mit  seinem 
Neffen,  Hermann  (s.  unten)  und  seinen  Vettern,  den  Söhnen  Siegmund 
Friedrichs,  erhoben,  und  besass,  ausser  der  ererbten  Herrschaft  Salaberg, 
auch  die  Herrschaften  Puchheim ,  Miltenberg,  Leonslein,  Klaus,  Ort  am 
Traunsee,  Greinburg,  Prandegg,  Zellhof,  Kreuzen  und  Runenstein  in 
Ober-Oeslerreich.  Die  von  demselben  gepflanzte  Linie  erlosch  im  Jahre 
1806  mit  dem  Urenkel,  Rudolph,  geb.  1732,  k.  k.  Feld-Wachtmeister. 
Gottlieb,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst-Wachlmeisler,  starb  1649.  Der 
Sohn  desselben,  Hermanx,  geb.  1640,  gest.  1679,  wurde  mit  seinem 
Oheim,  Georg  Siegmund,  1665  in  den  Grafenstand  erhoben,  und  wird 
von  Gauhe  als  Grossvaler  der  Grafen  Richard,  geb.  1708,  und  Johann 
Ferdinand  Ludwig,  geb.    1715,  aufgeführt. 

Hermanns  Urenkel,  Joseph  Graf  v.  Salburg,  Freiherr  auf  Falkenstein 
und  Rannaridl  —  wohl  der  Sohn  Johann  Ferdinand  Ludwigs  —  geb. 
19.  März  1770,  gest.  22.  Jan.  1843,  k.  k.  Kämmerer,  Herr  der  Herr- 
schaften Altenhof,  Falkenstein,  Hochhaus,  Aichberg,  Leonslein  und  Salaberg, 
vermählte  sich  in  erster  Ehe  mit  Theresia  Gräfin  v.  Auersperg  Purgstaller 
Linie,  gest.  20.  Sept.  1829,  und  in  zweiler,  27.  April  1830,  mit 
Franziska  Freiin  v.  Sobeck  und  Kornitz,  geb.  12.  Mai  1794.  Die  aus 
erster  Ehe  stammende  Tochter,  Gräfin  Maria  Angela,  geb.  1.  Ocl.  1792, 
vermählte  sich  26.  Juli  1814  mit  Johann  Ludwig  Grafen  v.  Sprinzenstein, 
welcher   10.  April    1845  gestorben   ist.   —  Von  dem  Bruder  des  Grafen 


GBAFBft   V.  SALUKIliN-AHI.IMIi.  323 

Joseph,  dem  Grafen  Reichah»,  geb.  11.  Sept.  1771,  gest.  27.  April 
1833,  k.  k.  Major  und  Flügel-Adjutanten  des  Erzherzogs  Franz  d'Este, 
venu.  11.  Ort.  ISOü  mit  Juliana  Maria  Gräfin  v.  Draskovich,  geh.  1  3.  Ort. 
1786,  gest.  19.  Mai  1810,  leben  zwei  Sühne,  die  Grafen  Franz,  geb. 
30.  Aug.    1S0S,   und  Johann  Nbpomüm,  geb.   7.   Dec.    1809. 

Die  oben  aufgeführten  Glieder  der  Familie  giebt  das  Geneal.  Taschenb. 
der  gräll.  Häuser  1853,  S.  G04  unter  der  Rubrik  A.  Unter  B  führt 
dasselbe  den  Grafen  Framz  auf  und  nennt  als  Bruder  desselben  den  Grafen 
Johann,  venu,  mit  Luise  Sömeray  v.  Somery,  aus  welcher  Ehe  zwei 
Sühne  stammen,  die  Grafen:  Otto,  geb.  1835,  k.  k.  Cadet,  und  Oscar, 
geb.    1841. 


Grafen  v.  Saldern- Ahlimb. 

Coangdifd).  flJrrußen. 

Besitz:  die  Rillergüter  Dargersdorf,  Petersdorf  und  Libbeskc;  das  Majorat  Ringenwalde, 
bestehend  aus  den  Rittergütern  Ringenwalde,  Poratz,  Alilimbswalde ,  JulianenhofT 
und  Ahlimbsmühle. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  goldenen  Mittelschilde 
eine  rolhe  Rose  (Saldern).  1  und  4  in  Schwarz  drei  güldene,  über  einander  mit 
dem  Mundstück  nach  rechts  gelegte  Hifthörner  (wegen  des  Erh-Hegemeister-Arntes 
in  der  Kurmark,  mit  welchem,  radicirt  auf  die  grosse  K.  Heide,  die  Grimnitzer 
Forst ,  Jahrhunderte  lang  die  Familie  v.  Ahlimb  belehnt  war).  2  in  Blau  ein  ein- 
wärislaufendes,  braunes  Einhorn;  3  in  Silber  zwei  aus  den  Seitenrändem  des 
Feldes  gegen  einander  halb  hervorspringende,  braune  Einhörner  (Feld  2  und  3: 
Ahlimb.  Im  Stammwappen  letzterer  Familie  war  der  Schild  quergetheilt ;  oben 
iprang  in  Blau  ein  braunes  Einhorn  nach  rechts,  unten  aber  in  Silber  zwei  halbe 
Einhörner  gegen  einander),  lieber  der  Grafenkronc  erheben  sich  drei  gekrönte 
Helme.  Der  rechte  tragt  einen,  die  Sachsen  einwärtskehrenden,  geschlossenen, 
schwarzen  Adlersflug  (Saldernscher  Helm);  der  mittlere  einen  fünffachen  Pläuen- 
schweif,  vor  welchem  nach  rechts  ein  braunes  Einhorn  rennt  (Ahlimbscher  Helm), 
und  der  linke  fünf  schwarze  Straussenfedern  (bei  Erhebung  in  den  Grafenstand 
mit  Feld  1  und  4  hinzugekommener  Helm).  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind 
roth  und  golden,  die  des  mittleren  blau    und  silbern,  und  die  des  linken  schwarz 

21  * 


324  GRAFEN  V.   SALDERN-AHLIMH. 

und  golden.  Den  Schild  halten  zwei  einwärtssehcnd^  Löwen.  —  Bei  der  zuerst 
erfolgten  Vereinigung  des  freiherrlich  v.  Saldernschen  Wappens  mit  dem  v.  Alilimh- 
schen  kam  in  das  ohen  angegebene  Stammschild  derer  v.  Ahlimb  ein  goldener 
Mittelschild  mit  einer  rothen  Rose  (Saldern).  Auf  den  Schild  wurden  zwei  mit 
7  perligen  Kronen  gekrönte  Helme  gesetzt,  von  welchen  der  rechte  den  beschriehenen 
freiherri.  v.  Saldernschen,  der  linke  den  v.  Ahlimhschen  Helmschmuck  trägt.  Die 
Helmdecken    sind    rechts  roth  und  golden,  links  blau  und  silbern. 

Die  Grafen  v.  Saldern -Ahlimb  stammen  aus  dem  bekannten  Frei- 
herrengeschlechte  derer  v.  Saldern,  und  der  Beiname  Ahlimb  ist  durch 
Vermählung  entstanden.  Die  Familie  v.  Saldern  ist  ein  uralles  braun- 
schweigisches  und  märkisches  Geschlecht,  welches,  nach  Annahme 
Einiger  —  wie  die  Grafen  und  Herren  zu  der  Lippe  —  von  dem 
römischen  Geschlechte  der  Rossiner  stammen,  lange  Zeit  sich  de  Rosis 
geschrieben  und  später  von  einer  Besitzung  im  Braunschweigischen  den 
Namen  Saldern  angenommen  haben  soll.  Man  giebt  dann  Sieghardt  de 
Rosis,  welcher  mit  dem  heiligen  Bonifacius  in  der  ersten  Hälfte  des 
8.  Jahrhunderts  nach  Deutschland  gekommen,  als  Stammvater  an,  und 
führt  als  die  ältesten  Glieder  des  Geschlechts  nachstehende  auf:  Gunzelo 
de  Rosis,  gest.  798,  kämpfte  unter  Kaiser  Carl  dem  Grossen;  Cuno  de 
Rosis  erwarb  870  den  Rittersitz  Saldern  im  Rraunschweigischen;  Heimard 
v.  Roszis  und  Saldern  focht  unter  Kaiser  Heinrich  I.  933  gegen  die 
Ungarn  bei  Merseburg  und  Amelbrecht  v.  Saldern  wohnte  1042  dem 
Turniere  zu  Halle  bei  und  bewies  vor  dem  Kaiser  und  dem  Turnier- 
voigte ,  dass  er  aus  dem  römischen  Geschlechte  der  Rossiner  stamme. 
—  Später  verliess  unter  Burchhardt  v.  Saldern ,  einem  Freunde  der 
Reformation,  um  1519,  nach  der  Schlacht  auf  der  Soltauer  Heide,  die 
Familie  die  Länder  jenseits  der  Elbe,  und  nahm  diesseits  kurbranden- 
burgsche  Lehne  an.  Matthias,  gest.  1675,  kurbrandenb.  Hauptmann  zu 
Lehnin,  Rath  und  Oberst -Kämmerer,  brachte  die  Plattenburg  an  das 
Geschlecht,  und  nach  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  stifteten  die  Enkel 
Siegfried  Christophs,  k.  preuss.  Geh.  Raths  und  Vice -Präsidenten  des 
Fürstenthums  Halberstadt,  gest.  1715,  Henning  Siegfried  —  Sohn  Otto 
Ludolphs,  k.  preuss.  Oberst -Lieutenants  —  und  Hans  George  Sieg- 
fried —  Sohn  Melchior  Augusts  (Bruder  des  Otto  Ludolph),  k.  grossbrit. 
Oberst-Lieutenants  —  die  jetzt  blühenden  Linien  Wilsnack  und  Platlen- 
burg.  —  Die  Familie  ist  in  ihren  Gliedern  immer  sehr  geehrt  gewesen 
und,  Andere  zu  geschweigen,  erhielt  Friedrich  Christoph,  gest.  1785, 
k.  preuss.  General-Lieutenant,  1766  den  schwarzen  Adlerorden.  —  Was 
die  Familie  derer  v.  Ahlimb  (Ahlini,  Ollem,  Alem,  Alym  und  Alimb) 
anlangt,  so  ist  dieselbe  ein  altes  uckermärkisches  Adelsgeschlecht,  welches 
seine  Urkunden  bis  zum  Jahre  1379  zurückführt,  und  die  angestammten 
Besitzungen  in  der  Uckermark  durch  Familienstiftungen  ungetrennt  er- 
halten hat.  Die  besten  Nachrichten  über  dasselbe  ertheilt  Grundmann 
(Uckermark.  Adelshistorie,  S.  303  u.  305).  Riprecht  der  Aeltere,  Otto 
der  Jüngere  und  Claus  v.  Ahlim  wurden  1447,  Sontags  vor  St.  Gallentag, 
mit  dem  Erb-Hegemeister-Amt  in  der  sogenannten  Werbelinschen  Heide 
beliehen.  Im  vorigen  Jahrhundert  waren  besonders  bekannt:  Bernhard 
Friedrich,    gest.    6.    Jan.    1757,    k.    preuss.  Oberst    und  Regimentschef, 


GRAFEN  V.  SALDKRN-AIILIMR.  325 

und  Joachim  Wilhelm,  Bruder  desselhen,  gest.  5.  Juni  1763  als  letzter 
Commandant  des  nach  dem  Hubertshurger  Frieden  geschleiften  Berg- 
schlosses Regenstein  im  Vorharz.  Das  Geschlecht  erlosch  im  Manns- 
stamme 1830  mit  Gustav  v.  Ahlimb,  k.  preuss.  Hauptmann  a.  D., 
Majoratsherrn  der  Güter  Ringenwalde,  Poratz,  Ahlhnhswalde,  Julianen!!©!!', 
Ahlimbsmühle  etc.  im  Templiner  Kreise  der  Provinz  Brandenburg,  verm. 
mit  Caroline  v.   Loos. 

HERMANN  Emil  Edmund  Freiherr  v.  Saldern  aus  dem  Hause 
Plallenburg  in  der  Priegnitz  —  Sohn  Albrecht  Georg  Heinrichs,  herz, 
anhalt-dcssauschen  Oberforstmeisters  aus  der  Ehe  mit  N.  N.  v.  Glafley  — 
geb.  28.  Jan.  1801,  k.  preuss.  Kammerherr  und  Kreisdeputirter,  Herr 
auf  Dargersdorf,  Petersdorf  und  Libbeske,  jetziger  Besitzer  des  Majorats 
Ringenwalde,  vermählte  sich  28.  Juni  1827  mit  Luise  Caroline  Wilhelmine 
v.  Ahlimb,  Erbtochter  Gustavs  v.  Ahlimb,  geb.  11.  Febr.  1 808.  erhielt 
nach  dem  Tode  des  Schwiegervaters  die  königliche  Erlaubniss,  mit  seinem 
Namen  und  Wappen  Namen  und  Wappen  der  Familie  v.  Ahlimb  zu 
vereinigen,  und  wurde  später  von  dem  König  Friedrich  Wilhelm  IV.  von 
Preussen  15.  Oct.  1840  mit  dem  Prädicate:  Graf  v.  Saldern-Ahlimb  in 
den  preussischen  Grafenstand,  nach  dem  Rechte  der  Erstgeburt,  der 
männliche  Stamm  zuerst,  der  weibliche  nachher,  erhoben.  Aus  dieser 
Ehe  stammen,  neben  sechs  Töchtern,  sechs  Söhne:  die  Freiherren: 
Hermann  Gustav  Albrecht,  geb.  11.  April  1828;  Hugo  Wilhelm  August, 
geb.  19.  März  1829;  Maximilian  Alexander  Andreas,  geb.  6.  Juli  1838; 
Carl  Heinrich  Adolph  Otto  Eduard,  geb.  7.  Oct.  1841;  Otto  Julius 
Aschwin,  geb.  3.  Sept.  1843,  und  Heinrich  Burchhard  Ferdinand,  geb. 
12.  März   1845. 


326 


GRAFK.N  V.   SALIS. 


Grafen  v.  Sali*. 

Uath..  unfc  Uff.  angltccm.  (£onf.  (Salts^Öoglio). 
©esterretd),  Ödjrorij  unb  (ßnglanfc. 

Besitz  der  Linie  Salis-Zizers:  il.ns  vom  Freiherrn  Johann  Rudolph  uesliftete  Fidei-Lommiss 
zu  Zizers;  Besitz  der  Linie  Salis-Soglio:  Dawley  Lodge,  Carlton  Gardens  etc.  in 
England,  und  das  Schloss  Rokeby-Hall  in  Irland;  die  Güter  Monstein  und  die  Schlös- 
ser Sulzberg  und  Uondo  in  der  Schweiz;  Besitz  der  Linie  Salis-Seevvis :  die  Schlös- 
ser im  Bolhmar,  zu  Seewis  etc.  in  der  Schweiz. 


"Wappen  der  Linie  Salis-Zizers :  quadrirter  Schild  ;  1  und  4  in  Gold  ein 
grüner,  entwurzelter  Weiden-  oder  Sahlenbaum ;  2  und  3  von  Roth  und  Silber  f 
sechsmal  der  Länge  nach  gestreift  (die  gesammten  Felder  sind  dem  Stammwappen : 
quergctheilter  Schild;  oben  in  Gold  ein  grüner,  entwurzelter  Weiden-  oder  Sah- 
lenbaum, unten  von  Roth  und  Silber  sechsmal  der  Länge  nach  gestreift,  entnom- 
men). Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  welcher  eine  wach- 
sende, vorwärtssehende,  nackte  und  geflügelte  Jungfrau  trägt.  Dieselbe  hat  eine 
goldene  Krone  auf  dem  Haupte  und  der  rechte,  den  Arm  vertretende  Flügel  ist  sil- 
bern, der  linke  roth  (Helm  des  Stammwappens).  Die  llelmdecken  sind  roth  und 
silbern,  und  die  Devise  ist:  Pro  fructibus  arma. 

Wappen  der  Linie  Salis-Soglio :  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Der 
Mittelschild  enthält  das  beschriebene  Stammwappen,  t  und  4  in  Gold  ein  schwar- 
zer Adler;  2  und  3  in  Blau  drei  silberne,  wellenförmig  gezogene,  linke  Schräg- 
balken, und  vor  denselben  ein  goldener  Löwe  mit  gezücktem  Schwert  in  der  rech- 
ten Vorderpranke.  Die  Helme,  mit  Ausschluss  des  zum  Stammwappen  gehörigen, 
sind  nicht  genau  aufzufinden. 

Das  Wappenbuch  der  österreichischen  Monarchie  giebt  als  Wappen  der  Frei-j 
herren  v.  Salis  (XIV,  92)    nachstehendes    an:     Schild  quergetheilt ;    oben  in  Gold 
auf    nichttingirtem    Boden    ein    Weidenbaum;    unten    in    Silber   drei  rothe  Pfähle; 
wohl  falsch.     Ueber  der  Sperligen  Krone  stehen  drei  gekrönte  Helme.     Der  rechte 
trügt  einen  rothgekleideten  bärtigen  Mannesrumpf  mit  weissem  Kragen    und  silber 
ner,    roth  aufgeschlagener   Mütze;    der   mittlere    einen    rechtssehenden    schwarzen 
Adler,  und  der  linke  einen  einwärts  gekehrten  silbernen  Spitzhut  mit  rothein  Auf 
schlage.     Der  Hut  ist  mit  drei  rothen  schrägrechten  Streifen  bezeichnet    und  trägt 
an  der  Spitze  fünf  Straussenfedcrn,  wechselnd  silbern  und  roth.     Die  Helmdecken 
sind  rechts  grün  und  golden,  links  roth  und  silbern,    und  den  Schild  halten  zwei 
vorwärtssehende,    mit  Laub  umgürtete  wilde  Männer,    welche  mit  der  freien  Hano 
eine  Keule  zwischen  den  Beinen    auf  den  Boden  stemmen.     In    demselben    Werkt 
(XIX,  41)  findet  sich  das  Wappen  der  Freiherren  v.  Salis-Soglio.    Schild  und  Hein 


(JHAI'K.N   V.   SAUS.  32  / 

sind  ganz,  wie  üben  beim  Stauimwappea  beschrieben,  mir  sind  beide  Flügel  der 
Jungfrau  silbern.  Den  Schild  halten  zwei  Löwen  von  natürlicher  Farbe  mit  durch 
die  Hintrrpranken  geworfenen  und  dann  aufwärts  gerichtetem  Schweife. 

l'ralles  rhälisches,  weit  verzweigtes,  an  verdienstvollen  Gliedern 
immer  reiches,  durch  grossen  Grundbesitz,  namentlich  vor  der  Umge- 
staltung der  Schweiz  im  Jahre  1798,  mächtiges  Haus  in  Graubündten, 
aus  welchem  jetzt  drei  gräfliche  Linien:  Salis-Zizers,  Salis-Soglio  und 
Salis-Seewis  blühen.  Als  das  Stammhaus  wird  das  jetzt  in  Trümmern 
liegende  Caslell  von  Soglio  im  bündlischen  Golteshaushunde  genommen. 
Rudolph  und  Andreas  waren  913  Herren  zu  Soglio;  eine  andere  Linie 
war  um  diese  Zeit  schon  in  Brescia  angesehen  und  später,  1092,  kaufte 
Andreas  die  Jütischen  Alpen  und  Thäler.  Ein  anderer  Andreas  war  um 
1190  Kaiser  Friedrichs  I.  Hauptmann  in  Syrien,  und  mit  den  Urenkeln 
desselben,  Johann  und  Gubert  —  den  Söhnen  Rudolphs,  um  1259  Po- 
desta  vom  Bergellhale  —  entstanden  zwei  nach  denselben  genannte 
Hauptstämme  des  Geschlechts.  Aus  dem  Guberlschen  Hauptstamme  be- 
währte  sich  Ritter  Hubert  (Gubert)  der  Grosse  1487  auf  der  Maiser 
Heide  als  Held  für  das  Vaterland,  und  durch  die  drei  Söhne  desselben 
aus  der  Ehe  mit  Ursula  v.  Norla,  Rudolph  den  Langen,  Andreas  und 
Diethger  (Dietegen)  den  Grossen,  bildeten  sich  drei  gleichnamige  Haupt- 
linien  des  Guhertschen  Stammes,  aus  welchen  später  mehrere  Aeste  und 
Zweige  hervorgegangen  sind.  —  Rudolph  der  Lange,  Stifter  der  älteren, 
nun  erloschenen  Grüscher-  und  der  noch  blühenden  freiherrlichen  Linie 
zu  Marschlins,  herz,  mailänd.  Rath,  Oberster  und  Gouverneur  von  Pavia, 
commandirle  die  Graubündtner  1513  bei  Novara  und  fiel  1515  vor  Ma- 
rignano.  Der  Enkel  desselben,  Rudolph  der  Starke,  welchen  König 
Heinrich  II.  von  Frankreich  zum  Ritter  geschlagen  hatte,  erhielt  später 
vom  Kaiser  Maximilian  II.  als  Reichs -Feld -Zeugmeister  die  Bestätigung 
des  Reichs-Ritlerslandes  und  wurde  vom  Kaiser  Rudolph  II.  1585  für  sich 
und  seine  Nachkommen  in  den  Freiherrenstand  mit  dem  Rechte  erhoben, 
letzteren  bei  Ermangelung  der  Nachkommen  auf  die  übrigen  Geschlechls- 
verwandten  ausdehnen  zu  dürfen.  Derselbe  starb  1600  und  hinterliess 
die  Fidei-Commissgüter  und  den  Reichs-Freiherrenstand  dem  Enkel  sei- 
nes Bruders  Aband,  Rudolph,  von  dessen  Sohne,  Hercules,  Güter  und 
Freiherrenwürde  1674  an  den  Neffen  desselben  kamen.  Mit  der  Nach- 
kommenschaft des  Letzteren  erlosch  1732  die  ältere  Grüscher  Linie: 
die  Marschlinssche  blüht,  wie  angegeben,  noch  jetzt.  —  Andreas  — 
zweiter  Bruder  Rudolphs  des  Langen  —  ist  der  Stammvater  der  Salis- 
schen  Linien  zu  Jenins,  Maienfeld,  Zizers  und  Soglio.  Derselbe,  geb. 
1477,  gest.  1531,  halte  aus  der  Ehe  mit  Dorothea  Rink  v.  Baldenstein 
vier  Söhne,  Anton,  Hubert,  Rudolph  und  Baptist,  welche  vier  neue  Sei- 
tenlinien oder  Aeste  bildeten.  Aus  der  dritten,  der  rudolphischen,  Sei- 
lenlinie erhielt  vom  Kaiser  Leopold  I.  26.  Aug.  1694  Johann  v.  Salis- 
Zizcrs,  Landes- Hauptmann  von  Valentina,  mit  seinen  Nachkommen  die 
Reichsgrafenwürde,  und  aus  der  vierten  oder  baptistischen  Seitenlinie 
wurden  Peter  und  IIieronymus,  Vater  und  Sohn,  vom  Kaiser  Franz  I. 
12.  Mai  1748  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.  —    Diethger  (Dietegen) 


328  GRAFEN  V.  SALIS. 

der  Grosse  —  jüngerer  Brutler  Rudolphs  des  Langen  —  nach  Einigen 
gefallen  1531  bei  Morbegno,  ist  der  Stammvater  der  Seevviser  Linie 
und  der  jüngeren  Grüscher  Linie.  Der  Sohn  desselben,  Dietegen  (II.) 
geb.  1526,  gest.  1590,  wurde  vom  Kaiser  Rudolph  II.  20.  Jan.  1588 
in  den  Reichs-Freiherrenstand  erhoben.  Aus  der  ersten  Ehe  mit  Regina 
Roth  v.  Sehreckenstein  stammte  Hieronymus  Dietegen,  geb.  1560,  gest. 
1628,  verm.  mit  Anna  Enderlin  von  Monzwik,  welcher  von  Soglio  in 
Bergell  nach  Seewis  ins  Vorderprättigau  zog.  Der  Sohn  desselben  war 
Dietegen  mit  dem  Beinamen:  der  fromme  Junker,  geb.  1594,  gest.  1670, 
verm.  mit  Anna  Sprecher  v.  Bernegg  von  Luzein,  aus  welcher  Ehe 
Hieronymus  Dietegen,  geb.  1632,  gest.  1705,  Erbauer  des  Schlosses 
Seewis,  verm.  mit  Eva  Gansner  v.  Seewis,  stammte.  Von  den  Söhnen 
desselben  pflanzte  Anton  Dietegen,  geb.  1652,  gest.  1718,  verm.  mit 
Dorothea  von  Salis,  das  Seewiser  Haus  fort,  Albert  Dietegen  aber,  geb. 
1669,  gest.  1740,  verm.  mit  Anna  Catharina  Enderlin  v.  Monzwik,  stif- 
tete die  jüngere  Grüscher  Linie.  —  Anton  Dietegens  Sohn,  Hercules 
Dietegen,  geb.  1684,  gest.  1751,  vermählte  sich  mit  Maria  v.  Capol 
und  Flins,  und   der  Sohn  desselben,  Johann  Gaudenz,   geb.    1708,   gest. 

2.  Aug.  1777,  wurde  vom  Könige  Ludwig  XVI.  1.  Febr.  1776  in  den 
Grafenstand  nach  dem  Rechte  der  Erstgeburt  erhoben.  Aus  der  Ehe 
desselben  mit  Catharina  v.  Cleric  stammte  Graf  Johann  Ulrich,  geb.  1740, 
gest.  15.  Nov.  1815,  welcher  sich  mit  Jacobea  v.  Salis-Bothmar  in  Ma- 
lans,  einer  reichen  Erbin,  vermählte.  Aus  dieser  Ehe  entspross  als  älte- 
ster Sohn  Graf  Johann  Gaudenz  Gubert,  geb.  26.  Dec.  1762,  gest. 
30.  Jan.  1834,  früher  k.  franz.  Garde -Hauptmann,  später  Oberst  der 
Eidgenossenschaft,  und  als  an  Gemüth  reicher  Dichter  gefeiert.  Der 
Sohn  desselben  aus  der  Ehe  mit  Ursula  v.  Pestalozzi,  gest.  27.  Juni 
1835,  war  Graf  Johann  Ulrich  Dietegen,  geb.  19.  Sept.  1794,  gest. 
14.  März  1844,  früher  Bundes -Landammann  als  Mitglied  des  kleinen 
Raths  des  Standes  Graubündten  und  Richter  zu  Malans,  später  seit  1835 
herz,  modenesischer  Oberst,  verm.  mit  Barbara  v.  Cleric,  geb.  10  Febr. 
1801,  verm.  6.  Jan.  1822.  Derselbe  ging  mit  seiner  Familie  zur  ka- 
tholischen Religion  über,  und  der  älteste  Sohn  ist  Graf  Johann  Gaudenz 
Gubert,  jetziges  Haupt  der  Linie  Salis -Seewis. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  drei  gräflichen  Linien  des  Hauses 
Salis  sind  hier  aufzuführen: 

Linie  Salis-Zizers.  Johann  HEINRICH  Anton  Fidel  Graf  v. 
Salis-Zizers  —  Sohn  des  Grafen  Franz  Simon,  geb.  20.  Febr.  1777, 
gest.  23.  Oct.  1845,  Päpstlichen  Generals  etc.,  aus  der  Ehe  mit  Josepha 
v.  Peterelli,  verm.  2.  Sept.  1800,  gest.  4.  Febr.  1850,  und  Enkel  des 
Grafen  Simon,  gest.  1826,  kön.  sicilian.  Feldrnarschall-Lieutenants,  verm. 
mit  Josepha  Freiin  v.  Salis-Zizers,  gest.  1800,  —  geb.  20.  Nov.  1805, 
Senior  der  Familie,  Besitzer  des  Familien-Fideicommisses  zu  Zizers,  k.  k. 
Kämmerer,  General -Major  und  Brigadier,  verm.  23.  Oct.  1838  mit 
seiner  Cousine  Maria  Theresia  Gräfin  v.  Salis-Zizers,  aus  welcher  Ehe, 
neben  vier  Töchtern,  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen:    Wilhelm,  geb. 

3.  Dec.    1849,  und  Franz  Joseph,  geb.  im  Febr.  1852.  —  Vom  Grafen 


crafun  v.  salis.  329 

Rudolph  —  Bruder  des  Grafen  Franz  Simon  und  Sohn  des  Grafen  Simon 

—  geh.  29.  Juni  1779,  gest.  1.  Apr.  1840,  k.  k.  Feldmarschall-Lieu- 
tenant etc.,  verm.  in  zweiter  Ehe  27.  Dec.  1814  mit  Theresia  Freiin 
v.  Bühler,  geb.  13.  Sept.  1791,  leben,  neben  6  Töchtern,  zwei  Sühne, 
die  Grafen :  Carl  Ernst,  geb.  6.  Dec.  1825,  k.  k.  Rittmeister,  und  Heinrich 
Rudolph,  geb.  8.  Apr.  1829,  k.  k.  Rittmeister.  —  Vom  Grafen  Rudolph  — 
Sohn  des  Grafen  Rudolph,  gest.  1799,  Obersten  in  kön.  neapolitanischen 
Diensten  (eines  Bruders  des  kön.  sicilian.  Feldmarschalls  Grafen   Simon) 

—  geb.  19.  März  1791,  gest.  20/21.  Apr.  1848,  Abgeordneter  zur 
Congregazione  Centrale  zu  Mailand,  verm.  mit  Donna  Maria  Caimi,  gest. 
15.  Juli  1836,  stammen,  neben  drei  Töchtern,  fünf  Söhne,  die  Grafen: 
Rudolph,  geb.  5.  Dec.  1813;  Ulysses,  geb.  22.  Oct.  1819;  Johann 
Stephan,  geb.  24.  Jan.  1823;  Joseph,  geb.  21.  Oct.  1827  und  Philipp 
Stanislaus,  geb.  15.  Febr.  1831.  — 

Linie  Salis-Soglio.  Diese  Linie  Hess  sich  in  England  nieder, 
seitdem  dieselbe  durch  Heirath  die  bedeutenden  Besitzungen  der  er- 
loschenen gräflichen  Familie  Fane  ererbte.  Die  derselben  in  Veltlin  zu- 
stehenden Güter  wurden  von  Frankreich  im  Oct.  1797  confiscirt,  doch 
lässt  nun  Oesterreich  für  diese  Güter  eine  Geldentschädigung  verabfol- 
gen. —  Vom  Grafen  Hieronymus  —  älterem  Sohne  des  Grafen  Peter, 
gest.  im  Dec.  1807,  aus  der  Ehe  mit  Anna  v.  Salis,  gest.  im  Dec.  1830 

—  gest.  20.  Oct.  1836,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Miss  Sophia  Drake, 
gest.  4.  Juni  1803,  in  zweiter  mit  Miss  Penelope  Freemann,  verm.  1806, 
gest.  20.  Dec.  1807,  und  in  dritter,  10.  Mai  1810,  mit  Henriette, 
Tochter  des  Lordbischofs  von  Clogher,  aus  dem  Hause  Foster  und  dem 
Geschlechte  der  Vicomte  de  Ferrand  entsprossen,  geb.  1786,  stammt 
aus  erster  Ehe: 

PETER  Johannes  Graf  v.  Salis-Soglio,  geb.  26.  Febr.  1799,  vor- 
mals Lieutenant  in  der  kais.  franz.  Garde  und  Hauptmann  im  Schweizer- 
Regimenle  im  kön.  sicilian.  Dienst,  seit  dem  Tode  des  Vaters  Erbe  und 
Alleinbesitzer  der  Güter  in  Grossbritannien  und  Irland ,  verm.  in  erster 
Ehe,  im  März  1821,  mit  Charlotte  St.  Denys  de  Sennarclens,  gest.  im 
Oct.  1822,  und  in  zweiter,  1824,  mit  Caecilie  Marguerite  Henriette 
Bourgeois  von  Neuchatel.  Die  vier  Söhne  aus  zweiter  Ehe  sind  die 
Grafen:  Johann  Franz  Wilhelm,  geb.  28.  Aug.  1825,  Attache"  bei  der 
königl.  grossbrit.  Gesandtschaft  zu  Turin;  Peter,  geb.  22.  Nov.  1827; 
Georg  Alois,  geb.  I.  Dec.  1829,  k.  k.  Oberlieutenant,  und  Robert  Jean 
Drake,  geb.  13.  Febr.  1837.  —  Die  fünf  Halbbrüder  des  Grafen  Peter 
Johannes  aus  des  Vaters  dritter  Ehe  (s.  oben)  sind :  Graf  Rudolph  Jo- 
hann Leslie  Ibernicus,  geb.  9.  Mai  1811,  königl.  grossbrit.  Hauptmann; 
Wilhelm  Andreas  Salicus,  geb.  27.  Oct.  1812,  Schiffslieutenant  in  der 
königl.  grossbrit.  Marine;  Leopold  Fabius  Dietegert,  geb.  26.  April  1816; 
Johann  Anton  Heinrich  Gubert,  geb.  10.  Dec.  1819,  und  Heinrich  Hie- 
ronymus Augustin,   geb.    16.  Febr.    1828. 

Von  dem  Vater  des  Grafen  Peter  Johannes,  dem  Grafen  Hieronymus, 
lebt  der  Bruder :  Johannes  Graf  v.  Salis-Soglio-Bondo  —  zweiter  Sohn 
des  Grafen  Peter,  gest.  im  Dec.   1807,  aus  der  Ehe  mit  Anna  v.  Salis, 


330  GRAFEN  V.  SALISCH  U.   GROSSGRABEN. 

gest.  im  Den.  1830  —  geb.  4.  Febr.  1776  (katholisch),  bis  1817 
Bundes-Präsident,  Herr  der  Güter  Monstein  und  des  Schlosses  Sulzberg 
im  Ganton  St.  Gallen,  des  Schlosses  Bondo  in  Bergell  etc.,  k.  k.  Käm- 
merer und  \v.  Geh.  Rath ,  Oberst-Hofmeister  und  Staatsrath  des  Herzogs 
von  Modena ,  verm.  im  Mai  1832  mit  Elisabeth  Gräfin  v.  Salis -Zizers, 
geb.    11.  Mai    1804. 

Linie  Salis-Seewis:  Johann-  GAUDENZ  Gilbert  Graf  v.  Salis— 
Seewis  n.  d.  R.  der  Erstgeburt  —  Sohn  des  Grafen  Johann  Ulrich 
Gaudenz  Dietegen  aus  der  Ehe  mit  Barbara  von  Gleric  (s.  oben),  — 
geb.  26.  Jan.  1824,  k.  k.  Oberlieutenant  und  Brigade- Adjutant.  — 
Die  drei  Brüder  desselben  sind  die  Freiherren :  Peter  Dietegen ,  geb. 
5.  Oct.  1831,  k.  k.  Lieutenant;  Franz  Ulrich  Dietegen,  geb.  im  Mai 
1835,   und  Joseph  Dietegen,  geb.  im  Juni    1843. 


Grafen  v.  Salisch  u.  Grossgraben. 

Cutljerifci).  IJreufjen. 


In  Schlesien  begütert, 


Wappen:  quadrirtcr  und  damascirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  gekrön- 
ten silbernen  Mittelschilde  ein  rechtssehender  schwarzer  Adler  (bei  Erhellung  in 
den  Grafenstand  mit  dem  minieren  Helme  hinzugekommen.)  I  und  4  in  Silber  ein 
die  Sachsen  einwärts  kehrender  schwarzer  Adlersflügel ;  2  und  3  in  Roth  ein  sil- 
bernes Hirschhorn  von  6  Enden.  (Das  Stainmwappen  ist  der  Länge  nach  getheilt, 
rechts  steht  der  Flügel,  links  das  Hörn;  bei  der  Erhebung  in  den  Freiherrenstand 
wurde  der  Schild,  wie  angegeben,  quadrirt  und  der  Hchnschmuck  auf  zwei  Helme 
vertheilt.  Im  Johanniteror^len  ist  das  Wappen  so  aufgeschworen,  dass  die  Flügel 
im  2.  und  3.,  die  Hörner  im  l.  und  4.  Felde  stehen.  Sechs  Enden  der  letzteren 
sind  am  richtigsten.)  -  Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme. 
Auf  dem  rechten  Helme  steht  ein  länglichrunder,  roth  eingcfasster  silberner  Schild, 
welcher  mit  vier  nach  rechts  wehenden,  mit  einer  silbernen  Rose  belegten  rnthen 
Fahnen  an  goldenen  Stangen  besteckt  ist.  Der  mittlere  Helm  trägt  einen  die  Sach- 
sen linkskehrenden  schwarzen  Adlersflügel  mit  der  Klaue,  und  der  linke  Helm 
einen  länglichrunden,    roth    eingefassten    silbernen    Schild,    welcher  mit  fünf  nach 


GRAFEN  V.  SALISCH  U.  GHOSSGRAHKN.  331 

links  wehenden,  mit  einer  silbernen  Rose  belegten  rolhen  Fahnen  an  goldenen 
Stangen  besteckt  ist.  (Auf  dein  Stannmvappen  stehen  auf  dem  Helme  beide  Schilde, 
der  rechte  mit  den  vier,  der  linke  mit  den  fünf  Fahnen  besteckt.)  Die  Hclmdccken 
sind  rechts  schwarz  und  silbern,  links  roth  und  silbern,  und  den  Schild  halten 
zwei  vorwärtssehende  goldene  Löwen.  —  Die  ausgestorbenen  Grafen  v.  Salisch  und 
Nassengriff  führten  nach  dem  Diplome  vom  15.  Oct.  1786  einen  der  Lange  nach 
gelheiltcn  Schild  mit  Mittelschild.  Im  silbernen  Mittelschilde  stand  der  gekrönte 
und  golden  bewehrte  preussische  schwarze  Adler,  auf  der  Brust  mit  dem  königl. 
Namenszuge  und  der  darüber  schwebenden  Krone  und  auf  den  Flügeln  mit  den 
goldenen  Kleestengeln  belegt.  Hechts  in  Silber  erschien  der  schwarze,  die  Sachsen 
einwürbkehrende  Adlersflügel,  links  in  Roth  das  sechsendige  silberne  Hirschhorn. 
Ueber  der  Grafenkrone  erhoben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trug  den 
schwarzen,  die  Sachsen  einwärtskehrenden  Adlersflügel  mit  der  Klaue ;  der  mittlere 
die  beiden  beschriebenen  Schilde  des  Stammwappens  mit  den  neun  Fahnen,  und  der 
linke  das  Hirschgeweih  der  linken  Hälfte  des  Schildes.  Die  Helmdecken  waren 
rechts  schwarz  und  silbern,  links  roth  und  silbern,  und  den  Schild  hielten  zwei 
vor-  und  einwärtssehende,  mit  Laub  umgürtete  wilde  Männer,  welche  mit  der  freien 
Hand  eine  Keule  auf  den  Boden  stemmten.  Das  Ganze  umflog  ein  rother,  mit 
goldenen  Fransen  besetzter  und  mit  Hermelin  gefütterter  Wappenmantel. 

Sehr  alte  schlesische,  angesehene  und  reich  begüterte  Adelsfamilie, 
welche  später  den  Freiherrenstand  und  die  Grafenvvürde  erhalten  hat 
und  deren  gleichnamiges  Stammhaus  im  Glogauschen  liegt.  Nach  Sina- 
pius  und  anderen  schlesischen  Geschichtsschreibern  stammt  das  Geschlecht 
ursprünglich  aus  Polen  von  der  alten  Familie  der  Dzaloszier,  und  man 
nimmt  als  Stammherrn  desselben  einen  tapferen  polnischen  Krieger, 
Dzialosza,  an,  welcher  vom  Könige  Boleslas  IV.  um  das  Jahr  1 1 50  ein 
Wappen  erhielt.  Die  ersten  Glieder  aus  diesem  polnischen  Hause  ka- 
men in  Schlesien  unter  dem  Namen  Zdalusch,  Dzalusch,  Dzialusch,  auch 
Dzialosch,  Zalosch,  Salusch,  Salosch  etc.  vor  und  erst  nach  und  nach 
hat  sich  die  harte  Aussprache  des  Namens  in  Salisch  verwandelt.  Die- 
selbe Abstammung  wurde  auch  für  die  erloschene  Familie  v.  Nassengriff 
(früher:  Nassengniev,  auch  Nassadel)  in  Anspruch  genommen,  und  Zweige 
des  Geschlechts  v.  Salisch  schrieben  sich  v.  Salisch  und  Nassengriff 
oder  Nassengrief.  —  Peter  Dzalusch  war  1407  Rath  des  Herzogs  Con- 
rad II!.  zu  Oels  und  Nicolaus  Dzialosch  Rath  des  Herzogs  Johann  zu 
Münsterberg  und  Oels,  Landes-Hauptmann  etc.  Philipp  Rudolph  v.  Salisch 
*kommt  1696  als  fürst!,  württemb.  Oels- Juliusburgscher  Landrath  und 
Landesältesler  vor.  —  Die  sehr  verzweigte  Familie  kam  im  16.  Jahr- 
hundert in  den  Häusern  Mersine,  Schreibersdorf,  Ellguth ,  Stiebendorf 
und  Lippe  vor.  Später  blühten  besonders  die  Linien  Grossgraben,  Stie- 
bendorf, Nassadel  und  Schreibersdorf.  Der  Grundbesitz  wurde  immer 
grösser  und  so  findet  man  denn  folgende  Güter  genannt:  Werndorf, 
Jeschütz,  Zessel,  Buselwitz,  Poln.  Würbitz,  Laserwitz,  Jamischau,  Bruse- 
witz  und  Ruks  im  Oelsischen;  Ober-Polysen,  Arnsdorf,  Klein -Paulwitz, 
Wanglawe,  Belkawe  im  Wohlauschen,  Dalbersdorf  und  Neugut  im  War- 
tenbergsehen. Peterwitz  im  Troppauschen  etc.  —  Im  18.  Jahrhunderte 
gelangte  die  Familie  vielfach  zu  hohen  Ehren.  Ernst  Wilhelm  v.  Salisch 
und  Stiebendorf,  gest.  1711,  war  kais.  General -Feldzeugmeister,  und 
Ernst  Heinrich  v.  Salisch  und  Grossgraben  erhielt  vom  Kaiser  Carl  VI. 
24.  März    1728    den  erbländisch- böhmischen  Freiherrnstand.     Der  Gra- 


332 


GRAFKN  V.   SALM-HOOGSTRAETKN. 


fenstand  kam  zweimal  in  die  Familie  und  zwar  zuerst  durch  die  Linie 
Grossgraben  in  der  Person  des  königl.  preussisclien  Kammerherrn 
v.  Sa  lisch,  welcher  vom  Könige  Friedrich  II.  von  Preussen  6.  Nov. 
1741  in  den  preuss.  Grafenstand  erhoben  wurde.  Die  Nachkommen- 
schaft desselben  blüht  jetzt.  Später  wurde  Carl  Ernst  v.  Salisch  und 
und  Nassengriff,  kön.  preuss.  Geh.  Justizrath,  herz,  kurländ.  Regierungs- 
Präsident  und  Landes -Hauptmann  zu  Wartenberg,  Herr  auf  üalbersdorf 
und  Neugut,  vom  König  Friedrich  Wilhelm  II.  von  Preussen  15.  Oct. 
1786  in  den  preuss.  Grafenstand  versetzt,  welcher  keine  männlichen  Nach- 
kommen hinterlassen  haben  mag,  da  seine  Besitzungen  vor  mehreren 
Jahren  seiner  Tochter,   der  verwittw.  Frau  v.  Sichart,   zustanden. 

Die  jetzigen  Glieder  der  gräflichen  Linie  v.  Salisch  und  Grossgra- 
ben stammen  von  dem  Grafen  Carl  Heinrich  Julius,  geb.  3.  Jan.  1769, 
gest.  14.  Juni  1838,  herz.  Sachsen -gothaischen  Ober-Hof- Marschall, 
verm.  24.  Juni  1794  mit  Charlotte  Emilie  v.  Studnitz,  gest.  4.  April 
1832.     Das  jetzige  Haupt  der  Linie  ist  der  ältere  Sohn  aus  dieser  Ehe: 

Graf  Carl  Heinrich  FRIEDEBALD,  geb.  30.  Sept.  1810,  kön. 
preuss.  Obergerichts -Assessor  zu  Berlin,  und  der  Bruder  desselben, 
neben  zwei  Schwestern,  ist:  Graf  Heinrich  Sylvius  Assur,  geb.  27.  Oct. 
1815,  kön.  preuss.  Lieutenant. 


Grafen  v.  Salm-Hoogstraeten. 

Hatholifdj.  $)reußen. 


In  der  Rhein- Provinz  begütert. 


Wappen:  quadrirlcr  Schild  mit  goldener  Einfassung.  1  und  4  in  Roth 
zwei  silberne  auswärts  gekrümmte  Salme  neben  einander,  welche  von  4  silbernen 
Kreuzen  beseitet  sind  (Ober-Salm);  2  und  3  in  damascirtem  Roth  zehn  (3,3,3,1) 
silberne  Rauten   (Hoogstraelen).     Auf    der  Grafenkrone  erhebt  sich    ein    mit    einer 


<;il.VI  K.N   V.   SALM-IIOOGSTRAETEN.  333 

Grafenkrone  gekrönter  Helm,  auf  welchem  zwei  silberne  niederwärts  gekehrte  Salme 
stehen  (Ober-Sahnscher  Heinischmuck).  Die  Helmdecken  sind  roth  und  silbern,  und  den 
Schild  hallen  zwei  auswärtssebeode  mit  Laub  umgürtete  wilde  Männer,  welche  mit 
der  freien  Hand  eine  Keule  auf  den  Boden  stemmen.  —  Wie  angegeben,  führen 
die  Grafen  v.  Salm  -  Hoogstraeten  vorläufig  das  Wappen.  Laut  königl.  preussischer 
Cabinelsurdre  vom  30.  Juli  1847  wurde  denselben  der  Name:  Grafen  v.  Salm- 
Hoogslraelen,  unter  Genehmigung  der  Haupter  der  Salmschen  Häuser,  mit  der  Be- 
fugniss  zuerkannt,  das  Wappen  des  Salmschen  Hauses  mit  der  Grafenkrone  zu 
führen.     Die  Zusammenstellung  dieses  Wappens  ist  bisher  noch  nicht  bestimmt. 

Die  Grafen  v.  Salm -Hoogstraeten  (auch  Hoogstraaten  und  Hoch- 
straten  geschrieben,  doch  ist  die  richtige  Schreibart:  Hoogstraeten,  ge- 
sprochen Hoogstraaten)  stammen  aus  dem  fürstlichen  Hause  Salm- Salm 
der  Familie  Ober- Salm,  und  zwar  aus  der  Hoogstraetenschen  Linie  von 
dem  Fürsten  Constantin  Alexander  Joseph.  In  Bezug  auf  die  hier  in 
Rede  stehenden  Grafen  v.  Salm-Hochslraeten,  so  wie  auf  die  im  folgenden 
Artikel  zu  besprechenden  Grafen  v.  Salm-Reifferscheidt  ist  in  geschicht- 
licher Beziehung  aus  der  sehr  umfangreichen  Geschichte  der  Familien 
Ober-Salm  und  Nieder-Salm  Nachfolgendes  anzugeben.  Den  Na- 
men Salm  führten  sonst  zwei  Grafschaften:  die  gefürstete  obere  Graf- 
schaft Salm  im  Westerreiche,  welche  zum  oberrheinischen  Kreise  ge- 
hörte, und  die  niedere  Grafschaft  Salm  im  Luxemburgischen,  welche 
zum  burgundischen  Kreise  gerechnet  wurde.  Beide  standen  vormals 
einer  Familie,  der  der-  alten  Grafen  zu  Salm,  zu.  Die  beiden  Söhne 
Theodorichs  Grafen  zu  Salm,  gest.  1040,  Heinrich,  gest.  1049,  und 
Carl,  gest.  1050,  theilten  die  Familie  in  zwei  Stämme:  Salm  in 
Ober-Salm  (Lothringen)  und  Salm  in  Nieder-Salm  (Luxemburg). 
—  1475  kamen,  durch  Vermählung  der  Gräfin  Johannette,  Erbin  zu 
Ober-Salm,  mit  dem  Wild-  und  Rheingrafen  Johann  V.,  die  Besitzun- 
gen dieses  Stammes  an  eine  Linie  des  Wild-  und  Rheingräflichen  Hau- 
ses, welche  den  Namen  Salm  zu  führen  anfing  und  jetzt  in  drei  fürst- 
lichen Häusern :  Salm-Salm,  Salm-Kyrburg  und  Salm-Horstmar 
blüht.  Von  Carl,  dem  Stifter  des  Stammes  Nieder-Salm,  setzte  ein 
Abkömmling  in  gerader  Linie,  Heinrich  IV.,  gest.  1413,  letzter  Graf  zu 
Nieder-Salm,  seinen  nächsten  Verwandten,  Johann,  Herrn  zu  Reifler- 
scheidt,  welcher  ursprünglich  auch  ein  Graf  von  Nieder-Salm  war,  zum 
Erben  ein,  und  von  Letzterem  stammt  die  fürstliche  und  gräfliche  Fa- 
milie zu  Salm-Reifferscheidt.  Es  giebt  daher  zwei  den  Namen  Salm 
führende  Familien,  welche  ibrem  Ursprünge  nach  ganz  verschieden  sind : 
Ober- Sahn  stammt  von  den  Wild-  und  Rheingrafen,  Nieder-Salm  von 
den  Dynasten  von  Reifferscheidt.  Von  Nieder-Salm  wird  die  Rede  im 
nächsten  Artikel  sein:    hier  ist  nur  Ober -Salm  zu  betrachten. 

Was  die  Wild-  und  Rheingrafen  anlangt,  von  welchen  die  Familie 
Ober-Salm  stammt,  so  waren  die  Wildgrafen  ursprünglich  Staatsbeamte 
für  Gerichts-,  Polizei-  und  Finanzverwaltung  in  einem  bestimmten  Forst- 
bezirke. Das  Geschlecht  der  Wildgrafen  wird  gewöhnlich  von  dem  Pfalz- 
grafen Otto  v.  Witteisbach  abgeleitet,  welcher,  nach  Entleibung  des  zum 
römischen  Könige  erwählten  Herzogs  Philipp  von  Schwaben,  1208  in 
die  Antennen  flüchtete,     im   13.  Jahrhunderte  blühte  das  Geschlecht  in 


334  GRAFEN  V.  SALM-HOOGSTRAETKN. 

den  Linien  zu  Dhaun  und  Kyrburg;  erstere  erlosch  1350,  letztere  1409, 
und  die  Güter  kamen  durch  Vermählungen  an  das  Rheingräfliche  Haus, 
welches  deshalb  den  Namen:  Wild-  und  Rheingrafen  annahm.  Die 
Rheingrafen  selbst  sind  ein  sehr  altes,  schon  im  10.  Jahrhunderte  vor- 
kommendes Geschlecht.  —  Aus  der  Ehe  des  Wild  -  und  Rheingrafen 
Johann  V.  mit  Johannete,  Erbin  zu  Ober- Salm,  stammte  Johann  VI., 
gest.  1499.  Von  den  Söhnen  des  Letzteren  stiftete  Philipp,  gest.  1521, 
die  jetzt  noch  blühende  Dhaunische  Linie,  und  Johann  VII.,  gest.  1531, 
die  Kyrburgische  Hauptlinie,  welche  letztere  durch  die  Enkel  Jo- 
hanns VII.,  Johann  IX.,  gest.  1623,  in  die  Rranche  zu  Mörchingen, 
welche  1688  erloschen  ist,  und  Johann  Casimir,  gest.  1651,  in  die 
1681  ausgestorbene  Rranche  zu  Kyrburg  zerfiel  und  von  welcher  Haupt- 
linie auch  die  Linie  Sahn -Neuburg,  welche  1784  im  Mannsslamme  er- 
losch, ein  Seilenzweig  war.  Die  von  Philipp  gestiftete  Dhaunsche  Haupt- 
linie schied  sich  zunächst  durch  des  Philipp  Franz,  gest.  1561,  Söhne  in 
drei  Linien:  Friedrich,  gest.  1610,  stiftete  die  Linie  Salm  zu  Neuf- 
ville,  Johann  Christoph,  gest.  1585,  die  zu  Grumbach,  und  Adolph 
Heinrich  die  Linie  zu  Dhaun,  welche  1750  erloschen  ist.  Friedrichs 
älterer  Sohn,  Philipp  Otto,  w7urde  1623  der  erste  Fürst  zu  Ober-Salm, 
doch  erlosch  die  Nachkommenschaft  desselben  schon  1738  mit  dem 
Enkel,  Ludwig  Otto;  Philipps  jüngerer  Sohn  aber,  Friedrich  Magnus, 
gest.  1673,  pflanzte  die  Linie  zu  Neufville  dauernd  fort  und  dieselbe 
erbte  nach  Erlöschen  des  älteren  fürstlichen  Astes  die  Salmschen  Län- 
der und  die  Fürstenwürde.  Die  Enkel  des  Friedrich  Magnus,  Wilhelm 
Florentin,  gest.  1707,  und  Heinrich  Gabriel,  gest.  1713  —  Söhne  Carl 
Florenlins,  gest.  1676  —  gründeten  zwei  neue  Linien:  Ersterer  die 
Linie  zu  Hoogstraeten,  Letzterer  die  Linie  zu  Leuz,  und  aus  der 
Hoogslraelisehen  Linie  ging  später  das  fürstliche  Haus  Salm-Salm,  aus 
der  Leuzschen  Linie  das  fürstliche  Haus  Salm -Kyrburg  hervor.  - 
Die  Enkel  Johann  Christophs,  des  Stifters  der  Linie  zu  Grumbach, 
Leopold  Philipp  Wilhelm,  gest.  1719,  und  Friedrich  Wilhelm,  gest.  1706 
—  Söhne  Adolphs,  gest.  1660  —  gründeten  zwei  Unterlinien:  Ersterer 
die  zu  Grumbach,  aus  welcher  sich  das  fürstliche  Haus  Salm-Horst- 
mar  gebildet  hat,  Letzterer  die  zu  Grehweilcr,  welche  1793  er- 
loschen ist. 

Was  das  fürstliche  Haus  Salm-Salm,  nach  Vorstehendem  der  erste 
Ast  der  Dhaunschen  Haupllinie,  anlangt,  so  wurde  Friedrichs  älterer 
Sohn,  Philipp  Otto,  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  8.  Jan.  1623  unter  dem 
Namen  Salm  in  den  Reichsfürstenstand  n.  d.  R.  d.  Erstgeburt  erhoben. 
Das  Erlöschen  der  Nachkommenschaft  desselben  ist  oben  eben  so  an- 
geführt worden,  wie  das  Nähere  über  Friedrichs  jüngeren  Sohn,  Fried- 
rich Magnus,  sowie  über  die  von  diesem  gestiftete  Linie  zu  Neufville 
und  die  aus  letzterer  entstandenen  Linien  zu  Hoogstraeten  und  Leuz, 
welche  beide  der  ersten  fürstlichen  Linie  1738  succedirten.  Hoog- 
straeten erhielt  die  reichsfürstliche  Würde  14.  Jan.  1739,  Leuz  21.  Febr. 
1742.  Von  Hoogstraeten  stammen,  wie  erwähnt,  die  jetzigen  Fürsten 
Sahn- Salm,    von  Leuz    die  jetzigen  Fürsten  Salm-Kyrburg.     In    Bezug 


GRAFEN  V.  SALM-UOOCSTRAKTKN.  335 

auf  Letzlere  ist  anzuführen,  dass  der  Sohn  Heinrich  Gabriels,  Philipp 
Joseph,  gest.  7.  Juni  1779,  nach  dem  Tode  seines  Schwiegervaters,  des 
letzten  Fürsten  von  Hornes,  12.  Jan.  1 763  dessen  sämmtliclie  Herr- 
schaften erbte  und  vorher  schon  von  der  23.  Nov.  1738  eröffneten 
salmischen  Erbschaft  das  Oberami  Kyrburg,  woher  sicli  der  Name  schreibt, 
und,  wie  oben  angeführt,  1742  die  reichsfiirslliche  Würde  erhallen 
hatte.  —  Die  grumbachsche  Linie  erhielt  für  die  auf  der  linken  Rhein- 
seite verlorenen  Besitzungen  durch  Reichsdepulations-Hauptschluss  von 
1803  das  hoehslifl-münstersche  Amt  Horstmar.  Durch  die  Wiener 
Congressacte  kam  Horstmar  unter  preussische  Staatshoheit  und  der 
Wild-  und  Rheingraf  Carl  August  erhielt  vom  Könige  Friedrich  Wil- 
helm III.  von  Preussen  11.  März  1817  die  Fürstenwürde  unter  der  Be- 
nennung  Salm -Horstmar. 

Eine  Angabe  der  Besitzungen,  der  staatsrechtlichen  Verhältnisse  etc. 
der  drei  fürsll.  Häuser  Salm -Salm,  Salm -Kyrburg  und  Sahn -Horstmar 
gehört  nicht  in  dieses  Werk,  wohl  aber  muss  hier  Näheres  über  die 
hoogslraclische  Linie  angeführt  werden,  da  dies  für  die  hier  in  Rede 
stehenden  Grafen  von  Salm -Hoogstraelen  von  Wichligkeit  ist.  Die 
hoogslraetische  Linie  stiftete,  wie  erwähnt,  Carl  Florenlins  älterer  Sohn, 
Wilhklm  Florentin.  Derselbe  erbte  von  seiner  Mutler  Gabriele,  Tochter 
und  Erbin  des  Grafen  Albert  Franz  v.  Hoogstraelen.  Der  Sohn  dessel- 
ben, Nicolaus  Leopold,  geb.  25.  Jan.  1701  ,  gest.  4.  Febr.  1770,  k.  k. 
w.  Geh.  Ralh,  General-Feld-Marschall,  Gouverneur  von  Antwerpen  etc., 
succedirte  ihm  6.  Juni  1707  im  rheingräflichen  und  neufvilleschen  An- 
theil,  23.  Nov.  1738  in  den  salmischen  Landen  der  mit  Ludwig  Otto 
(s.  oben)  erloschenen  Linie,  erhielt  14.  Jan.  1739  die  Reichsfürsten- 
wünle  und  wurde  1741  zum  Herzoge  v.  Hoogstraelen  erhoben.  Aus 
erster  Ehe  desselben  mit  Dorothea  Franziska  Agnes,  Tochter  Ludwig 
Ottos  Fürsten  von  Salm  älterer  Linie,  geb.  21.  Jan.  1702,  verm.  25.  März 
1719,  gest.  25.  Jan.  1751,  stammle  als  zweiler  Sohn:  Maximilian 
Friedrich  Ernst,  geb.  28.  Nov.  1732,  gest.  17.  Sept.  1773.  Derselbe, 
k.  k.  General-Feldmarschall-Lieulenant  und  des  oberrheinischen  Kreises 
General- Feld -Wachtmeister,  auch  Commandant  von  Luxemburg,  verm. 
16.  März  1756  mit  Maria  Luise  Eleonore  Prinzessin  v.  Hessen -Rhein- 
fels, geb.  18.  April  1729,  gest.  6.  Jan.  1800,  erlangte  durch  5.  Juni 
1771  mit  seinem  älteren  Rruder  Ludwig  Otto  Carl  geschlossenen  Ver- 
gleich das  Herzogthum  Hoogstraelen.  Der  ältere  Sohn  desselhen, 
Consta^in  Alexander  Joseph,  geb.  22.  Nov.  1762,  succedirte  seinem 
Oheim  Ludwig  Carl  Ollo  29.  Juli  1778  als  Reichsfürst  zu  Salm -Salm 
und  Herzog  zu  Hochstraelen,  nahm  29.  Jan.  1803  von  den,  ihm  durch 
Reichsdepulalions-Hauplschluss  von  1803  zur  Entschädigung  angewiese- 
nen münsterschen  Landestheilen  Resitz,  wurde  l.  Aug.  1806  souverainer 
Fürst  und  Mitglied  des  Rheinbundes,  verlor  im  Dec.  1810  die  Souverai- 
neläl,  trat  1826.  zur  evangelischen  Kirche  A.  C.  über  und  slarh  25.  Febr. 
1828.  Derselbe  war  dreimal  vermählt  und  zwar  in  erster  Ehe,  31.  Dec. 
1782,  mit  Victoria  Felicitas  Prinzessin  von  Löwenslein-Werllieim-Rosen- 
berg,  geb.   2.  Jan.    1769,   gest.   20.  Nov.    1786,    in  zweiler,   4.  Febr. 


336  GRAFEN  V.  SALM-HOOGSTRAETEN. 

1788,  mit  Maria  Walpurgis  Gräfin  v.  Sternberg -Manderscheid,  geb. 
11.  Mai  1770,  gest.  16.  Juni  1806,  und  in  dritter  Ehe,  welche  als 
Gewissensehe  1810  geschlossen  und  21.  Nov.  1818  kirchlich  einge- 
segnet wurde,  mit  Catharina  Bender,  geb.  19.  Jan.  1791,  gest. 
13.  März   1831. 

Aus  dieser  dritten  Ehe  stammen  die  jetzigen  fünf  Brüder  Grafen 
v.  Salm-Hoogstraeten,  welche  nach  dem  Tode  des  Vaters  Namen,  Stand 
und  Diplom  als  Grafen  v.  Hoogstraeten  erhielten.  Denselben  wurde  spä- 
ter, wie  schon  oben  angegeben  worden  ist,  laut  königl.  preuss.  Cabi- 
nets-Ordre  vom  30.  Juli  1847,  der  Name  Grafen  von  Salm-Hogstraeten 
mit  der  bei  der  Wappenbeschreibung  erwähnten  Befugniss  zuerkannt. 

Näheres  über  diese  fünf  Brüder  ist  Nachstehendes :  Graf  OTTO  Ludwig 
Oswald,  geb.  30.  Aug.  1810,  königl.  sächs.  Oberlieulenant  in  d.  A., 
verm.  in  erster  Ehe,  20.  Nov.  1834,  mit  Ernestine  Freiin  v.  Varnbüler, 
geb.  9.  Oct.  1814,  gest.  29.  Juli  1839,  und  in  zweiter,  12.  Aug.  1848, 
mit  Pauline  Freiin  v.  Speht-Marchthal,  geb.  26.  Jan.  1830.  —  Graf 
Eduard  August  Georg,  geb.  8.  Sept.  1812,  verm.  27.  Sept.  1845  mit 
Sophie  Wilhelmine  Charlotte  v.  Bohr  aus  dem  Hause  Vörde,  geb. 
30.  Mai  1824,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen: 
Constantin  Carl  Gustav,  geb.  17.  Juli  1846,  und  Philipp  Otto  Ludwig, 
geb.  10.  Aug.  1847.  —  Graf  Budolph  Hermann  Wilhelm  Florentin,  geb. 
9.  Sept.  1817,  verm.  4.  Oct.  1839  mit  Emilie  Alexandrine  Charlotte 
v.  Borcke  Huether  Linie  (Schwester  des  Grafen  Heinrich  s.  Bd.  I.  S. 
107),  welcher  Ehe,  neben  drei  Töchtern,  zwei  Söhne  entsprossen  sind, 
die  Grafen :  Manfred  August  Albrecht  Anton  Heinrich ,  geb.  5.  April 
1843,  und  Armand  Ludwig  Eduard  Budolph  Constantin  Maria,  geb. 
16.  Oct.  1844  —  Gra/ Alrrecht  Friedrich  Ludwig  Johann,  geb.  3.  Sept. 
1819,  verm.  13.  Aug.  1843  mit  Luise  Gräfin  v.  Bohlen  (Schwester  des 
Grafen  Carl  Hermann  August,  s.  Bd.  I.  S.  99),  geb.  21.  Febr.  1820, 
aus  welcher  Ehe,  neben  einer  Tochter,  zwei  Söhne  stammen,  die  Gra- 
fen:  Hermann  Emil  Constantin,  geb.  23.  März  1844,  und  Otto  Ludwig 
Wilhelm  Johann,  geb.  9.  Mai  1848  —  und  Graf  Hermann  Johann  Ignaz 
Friedrich,  geb.   13.  Juni   1821. 


GRAFEN  V.  SAI.M-RKIFFF.RSCHEIDT.  337 

Grafen  v.  Salm-ReifTerscheidt. 

JÖatljoltfd).  Oefterretd). 

Besitz  in  Böhmen:    die  Herrschafi  Swietla   mit  den   Gütern  Neudorf  und  Willimowitz:   die 
Fideicommiss-  Herrschalt  Hainspach. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  silbernen  Mittelschilde 
drei  (2  und  1)  rothe  Rauten  oder  Wecken  (Herrschaft  Dyck).  1  der  Länge  nach 
getheilt;  rechts  in  Silber  zwei  auswärts  gekrümmte  rothe  Salme  neben  einander 
(Nieder -Salm),  links  in  Silber  ein  rother  Schild  mit  einem  darüber  schwebenden 
blauen  Turnierkragen  von  5  Lätzen  (Reifferscheidt).  2  in  mit  silbernen  querliegen- 
den Schindeln  bestreutem  Roth  ein  nach  einwärts  schreitender  silberner  Löwe 
(Herrschaft  Redbur).  3  in  Gold  vier  rothe  Querbalken  und  vor  denselben  ein 
rechtsschreitender  silberner  Löwe  (Herrschaft  Alfter).  4  in  Gold  ein  einwärts- 
gekehrter silberner  Löwe  (Hakenbroich).  Ueber  dem  Schilde  erheben  sich  drei 
Helme,  von  welchen  der  linke  gekrönt  ist.  Auf  dem  rechten  Helme  stehen  zwei 
niederwärtsgekehrte,  doppelt  gekrümmte  rothe  Salme  (Nieder-Salm),  der  mittlere 
trägt  zwei  Eselsohren,  von  welchen  das  rechte  roth,  das  linke  silbern  ist  (Reiffer- 
scheidt), und  der  linke,  gekrönte  Helm  eine  mit  dem  Fusse  aufwärts  und  nach  rechts 
gekehrte  Reh-Keule  von  natürlicher  Farbe.     Die  Helmdecken  sind  roth  und  silbern. 

Die  Grafen  v.  Salm -Reifferscheidt  zu  Hainspach  hilden  die  zweite 
Unterlinie  von  der  ersten  Hauptlinie  der  Familie  Nieder-Salm  aus  dem 
Hause  der  Dynasten  von  Reifferscheidt,  und  ausser  den  gesammten  Glie- 
dern dieser  zweiten  Unterlinie,  wrelche  gräflichen  Standes  sind,  führt  jetzt 
nur  noch  ein  Glied  der  dritten  Unterlinie  (vormals  Nieder-  oder  Alt- 
Salm  in  den  Ardennen)  der  ersten  Hauptlinie  den  Titel  als  Altgraf:  alle 
übrigen  Glieder  heider  Hauptlinien  sind  fürstlich.  —  Das  Verhältniss  der 
Familie  Nieder-Salm  zu  der  Familie  Ober-Salm  ist  im  Eingange  des  vor- 
hergehenden Artikels  angegeben  worden.  Der  ursprüngliche  Name  des 
Geschlechts  ist  seit  der  zweiten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts:  Herr  oder 
Edler  Herr  (Dynast)  von  Reifferscheidt,  und  erst  um  die  Mitte  des  15. 
Jahrhunderts  erlangte  dasselbe,  als  Besitztitel,  den  Namen:  Graf  v.  Salm. 
Die  älteste  Stammbesitzung  des  Geschlechts,  dessen  Abkunft  Einige  von 
Hermann  von  Luxemburg  (1084),  dem  Gegenkaiser  Heinrichs  IV.  und 
einem  Abkömmling  der  Herzoge  von  Franken,  herleiten,  war  die  reichs- 
freie Herrschaft  (Dynastie)  Reifferscheidt  (Reifferscheid) ,  und  urkundlich 
II.  22 


338  GRAFRN  V.  SALM-REIFFKRSCHKIDT. 

kommt  1273  Friedrich  Herr  v.  Reifferscheidt  vor.  Die  Herrschaft  Bedbur 
an  der  Erft,  im  Gebiete  und  unter  der  Landeshoheit  des  Erzstiftes  Cöln, 
hatte  schon  1201  ,,Nobilis  vir,  Johannes  de  Reifferscheid"  vom  Erz- 
bischof Siegfried  von  Cöln  als  durchgehendes  Söhn-  und  Töchterlehn  er- 
halten. —  Als  der  Mannesstamm  der  alten  Grafen  v.  Salm  in  der  Graf- 
schaft Nieder-Salm  in  den  Ardennen  um  das  Jahr  1413  erlosch,  hatte 
der  Letzte  aus  diesem  Stamme,  Graf  Heinrich  IV.,  testamentarisch  zu 
seinem  Universalerben  einen  cognatischen  Verwandten  Johann  VI.  — 
nach  Anderen  Johann  IV.  —  Herrn  zu  Reifferscheidl  eingesetzt,  welcher 
nach  langem  Rechtsstreite  1455  in  Besitz  der  Erbschaft  kam.  Derselbe 
ist  der  Stammvater  der  jetzigen  Fürsten  und  Grafen  v.  Reifferscheidt. 
Johanns  VI.  Vater,  Johann  V.,  Herr  zu  Reifferscheidt,  nach  Anderen 
schon  der  Vater  des  Letzteren,  Heinrich  II. ,  gest.  1377,  hatte  durch 
Vermählung  mit  Richarda,  Erbtochter  Conrads  Herrn  von  der  Dyck,  die 
reichsunmittelbare  Herrschaft  Dyck  erhalten,  und  Johanns  VI.  Sohn, 
Johann  VII.  (V.),  gest.  1471,  erlangte  durch  Vermählung  mit  Irmengard, 
Tochter  Wilhelms  Herrn  von  Wewelinghofen ,  Erbin  der  Herrschaft  Alf- 
ter, die  genannte  bei  Bonn  liegende  Herrschaft.  Der  Urenkel  des  Letz- 
teren, Werner,  gest.  1629,  setzte  sich  1600  in  Besitz  der  Herrschaft 
Bedbur  und  Hakenbroich  (welche  früher  dem  Hause  gehört  hatten,  aber 
durch  Mechlildis  v.  Reifferscheidt  an  den  Grafen  Wilhelm  I.  von  Limpurg 
und  durch  dessen  Tochter  Margaretha  an  den  Grafen  Gumbrecht  v.  Nuenar 
gekommen  waren),  als  der  Mannsstamm  der  Grafen  von  Nuenar  erloschen 
war.  Durch  Werners  Enkel  entstanden  die  jetzt  noch  blühenden  zwei 
Hauptlinien  der  Familie.  Der  ältere,  Erich  Adolph,  gest.  1678,  erhielt 
die  Grafschaft  Salm  in  den  Ardennen  und  die  Herrschaft  Reifferscheidt, 
und  gründete  die  Hauptlinie  Salm  -  Reifferscheidt ;  der  jüngere, 
Ernst  Salentin  ,  gest.  1684,  erhielt  die  Herrschaft  Dyck  und  Haken- 
broich und  stiftete  die  Hauptlinie  Salm-Reifferscheid  t-  Dyck.  — 
Von  Erich  Adolphs  Sohne,  Franz  Wilhelm,  gest.  1734,  stammten  drei 
Söhne,  welche  die  Hauptlinie  Salm -Reifferscheidt  in  drei  Unterlinien 
schieden.  Der  ältere  Sohn,  Carl  Anton,  gest.  1755,  stiftete  die  erste 
Unterlinie:  Reifferscheidt-Bedbur;  der  zweite,  Leopold  Anton,  gest. 
1769,  die  zweite  Unterlinie  Reifferscheidt-Hainspach,  welche 
namentlich  hierhergehört,  und  der  jüngste,  Anton,  gest.  1769,  die  dritte 
Unterlinie  Reifferscheidt -Nieder- Sa  Im.  —  Aus  der  zweiten 
Hauptlinie  Salm-Reifferscheidt-Dyck  bildeten  sich  keine  Unterlinien. 

Die  allere  dieser  Linien:  Salm -Reifferscheidt -Bedbur  führte  bis 
1803  den  Beinamen  Bedbur,  schrieb  sich  aber  von  da  an  Salm-Reiffer- 
scheidt-Krautheim  und  wird  neuerlich  theils  unter  diesem  Namen,  tbeils 
unter  dem  Namen  Salm-Reifferscheidt,  vormals  Bedbur,  aufgeführt.  Die- 
selbe erhielt  für  die  reichsständische  Herrschaft  Reifferscheidt  nebst  Bed- 
bur, welche  1801  durch  den  Lüneviller  Frieden  an  Frankreich  gekom- 
men war,  1803  durch  Reichsdepulations-Hauptschluss  das  Mainzer 
Amt  Krautheim  mit  einer  auf  Amorbach  radicirten  Rente,  welche  der 
Fürst  von  Leiningen  durch  Güterabtretung  einlöste.  Im  Febr.  1804 
erhob    der   Kaiser  Franz  II.    diese    Besitzungen,    unter    der    Benennung 


GRAPRN  V.   SALM-RKIFFKHSCMKinT.  339 

Krautheim,  zu  einem  Reichsfürstcnthum,  und  i\vn  Besitzer  für  sich  und  den 
jedesmaligen  Erstgeborenen  unter  der  Benennung  Salm-Reiflerscheidt- 
Krautheim  in  den  Reichsfürstenstand.  Die  rheinische  Bundesacte  setzte 
•landesherrlich  den  Theil  von  Krautheim  auf  der  rechten  Seite  der  Jaxl 
unter  badische,  den  kleinereu  auf  der  linken  Seite  unter  württember- 
gische Staatshoheit.  Der  Fürst  verkaufte  letzteren  1826  an  Württem- 
berg, den  ersleren  1839  an  Baden.  Die  staatsrechtlichen  Verhältnisse 
des  Hauses  sind  in  Baden  durch  Verordnung  vom  27.  März  1839  be- 
stimmt, und  am  5.  März  1839  ist  ein  von  der  grossherz.  badischen 
Staatsregierung  bestätigtes  Hausgesetz  errichtet  worden.  Das  Nähere 
gehört  nicht  in  dieses  Werk. 

Die  Verhältnisse  der  mittleren,  noch  gräflichen  Linie  Salm- 
Reiflerscheidt  zu  Hainspach  werden  weiter  unten  genau  angeführt  werden. 

Die  jüngere  Linie  Salm-Reiflerseheidt-Nieder-Salm  kommt  neuerlich 
theils  unter  dem  Namen  Salm-Reiflerscheidt-Kraulheim  (Titel  und  Wap- 
pen von  den  ursprünglichen  Stammgütern  und  Herrschaften  sind  der 
gesammten  Hauptlinie  belassen)  zu  Raitz,  theils  unter  dem  Namen  Salm- 
Reiflerscheidt-Kraulheim,  vormals  Nieder-  oder  Alt-Salm  in  den  Arden- 
nen,  vor.  Die  Hoheils-  und  Feudalrechte  über  die  Grafschaft  Nieder- 
Salm  in  den  Antennen  gingen  durch  den  Lüneviller  Frieden  verloren, 
doch  blieben  dem  fürstlichen  Hause  die  Domainen.  Der  Reichs- Depu- 
talions-Hauplschluss  von  1803  wies  dafür  eine  auf  die  Abtei  Schönthal, 
welche  an  Württemberg  gekommen  war,  radicirte  Jahresrenle  an.  Die 
ansehnlichen  Herrschaften  in  Mähren:  Raitz,  Jedownitz,  Blansko,  To- 
pilschau,  Oppatowitz,  Gewitsch,  Weisswasser  und  Jamirzicz  erlangte  der 
Altgraf  Carl  Joseph  theils  von  seinem  mütterlichen  Grossvater,  dem  Gra- 
fen Carl  Ludwig  v.  Roggendorf,  theils  durch  Fideicommiss- Institut  des 
3.  Febr.  1784  gestorbenen  letzten  Grafen  Carl  Vincenz  v.  Salm-Neu- 
burg.  Altgraf  Carl  Joseph  wurde  9.  Oct.  1790  vom  Kaiser  Leopold  IL 
in  den  Reichsfürstenstand  erhoben. 

In  die  zweite  Hauptlinie  Salm-Reifterscheidt-Dyck  kam  1816  durch 
zwei  Ernennungen  von  dem  Könige  Friedrich  Wilhelm  III.  von  Preussen 
der  Fürstenstand.  Es  erhielt  nämlich  zuerst  im  Mai  der  Allgraf  Joseph 
Franz  Maria  Anton  Hubert  Ignaz  und  im  September  auch  der  Bruder 
desselben,   Altgraf  Franz  Joseph,   die  Fürstenwürde. 

Was  nun  die  hier  vorzugsweise  in  Betracht  kommende  gräfliche 
Linie  Salm-Rei  f ferse  heidt  zu  Hainspach  anlangt,  so  war  nach 
Obigem  der  Stifter  dieser  Linie  Leopold  Anton,  zweiter  Sohn  Franz 
Wilhelms.  Letzterer  halle  die  Herrschaft  Hainspach  mit  seiner  ersten 
Gemahlin  Maria  Agnes,  des  letzten  Grafen  Johann  George  Joachim  v. 
Slavota,  gest.  1691,  Erb-Tochter,  geb.  1674,  verm.  1692,  gest.  1718, 
erhalten  und  vererbte  dieselbe  auf  Leopold  Anton.  Seit  1797  besitzt 
diese  Linie  auch  das  Erb -Silberkämmerer -Amt  im  Königreich   Böhmen. 

Die  genealogischen  Verhältnisse  ergeben  sich  aus  Nachstehendem : 
Leopold  Anton,  geb.  13.  Juli  1699,  gest.  16.  Jan.  1760,  Herr  v.  Hains- 
pach, k.  k.  österr.  w.  Geh.  Rath  und  Kämmerer,  General -Feld- Mar- 
schall;    dritte  Gemahlin:   Caroline  Gräfin  v.  Dietrichstein,  geb.   17.  März 

22* 


340  GRAFEIN  V.  SALM-REIFFERSCHEIDT. 

1722,  verm.  2.  Febr.  1744,  gest.  23.  Juli  1790.  — -  Franz  Wenzel, 
geb.  6.  März  1747,  k.  k.  Kämmerer,  erlangte  1797  durch  ein  kaiser- 
liches Diplom  für  sich  und  seine  männlichen  Nachkommen  das  Erb- 
Silberkämmerer-Amt  im  Königreich  Böhmen;  Gemahlin:  Walpurga  Gräfin 
v.  Sternberg  -Serswitz,  Erbin  der  Dietrichsteinschen  Herrschaft  Ulrichs- 
kirchen, geb.  I.  Juni  1754,  verm.  1770.  —  Johann,  geb.  7.  April 
1780,  gest.  3.  April  1847,  Herr  von  Hainspach,  Swietla  etc.,  k.  k. 
Kämmerer  und  Oberst -Lieutenant;  Gemahlin  Rosina  Gräfin  v.  Nostitz- 
Rieneck,  geb.  30.  Juli  1795,  verm.  17.  Mai  1817.  —  Franz  Joseph, 
jetziges  Haupt  der  Linie. 

Von  den  lebenden  Gliedern  derselben  sind  hier  aufzuführen : 

FRANZ  Joseph,  Altgraf  zu  Salm-Reiflerscheidt,  geb.  31.  Mai  1819, 
k.  k.  Kämmerer,  Erb -Silberkämmerer  des  Königreichs  Böhmen,  Besitzer 
der  Fideicommiss- Herrschaft  Hainspach,  der  Allodial- Herrschaft  Swietla 
und  der  Güter  Neudorf  und  Willimowitz  in  Böhmen.  —  Die  beiden 
Brüder  desselben  sind:  Graf  Alois  Joseph,  geb.  4.  Dec.  1820,  k.  k. 
Rittmeister,  und  Graf  Johann  Joseph,  geb.  27.  März  1822,  k.  k.  Ritt- 
meister in  d.  A.  —  Ausser  der  oben  genannten  Mutter  des  Grafen 
Franz  Joseph,  der  Gräfin  Rosina,  lebt  von  dem  Oheime,  dem  Altgrafen 
Franz  Vincens,  geb.  18.  Sept.  1774,  gest.  11.  Juli  1842,  k.  k.  Kämme- 
rer, Geh.  Rathe  etc.,  die  Wittwe:  Johanna  Maria  Gräfin  v.  Pachta-Ray- 
hofen  (Schwester  des  Grafen  Franz  Joseph,  s.  S.  185),  geb.  18.  März 
1780,  verm.    10.  März   1801. 

Das  einzige  Glied  aus  der  Linie  Salm-Reifferscheidt-Kraulheim  zu 
Raitz,  welches  noch  den  Titel  als  Altgraf  führt,  ist: 

Rorert  Ludwig  Anton  Altgraf  zu  Salm-Reifferscheidt  —  Sohn  des 
Grafen  Hugo  Franz,  geb.  1.  April  1776,  gest.  31.  März  1836,  aus  der 
Ehe  mit  Maria  Anna  Gräfin  Maccaffry-Keanmore-Maguire,  geb.  21.  März 
1775,  verm.  6.  Sept.  1802,  gest.  24.  April  1836,  und  Enkel  des  Gra- 
fen Carl  Joseph,  geb.  3.  Aug.  1750,  gest.  16.  Juni  1838,  aus  erster 
Ehe  mit  Pauline  Gräfin  v.  Auersperg,  geb.  11.  Dec.  1752,  verm.  8.  Juni 
1775,  gest.  1.  Oct.  1791  —  geb.  19.  Dec.  1804,  k.  k.  Kämmerer, 
Geh.  Rath  und  Sections-Chef  im  Ministerium  des  Innern,  verm.  7.  Juni 
1845  mit  Felicie  Sidonie  Gräfin  v.  Clary  und  Aidlingen  (Schwester  des 
Fürsten  Edmund  Moritz,  s.  Bd.  I.  S.   162  und  499),  geb.  9.  Oct.  1815. 


GRAFEN  V.  SANMZELL. 


341 


Grafen  v.  Sandizell« 

jßattjoltfd).  öagem. 

Besitz:   die  Rittergüter  Malz-,  Vinkel-  und  Edelzhausen ,   Linden,  Langenmoscn ,   Münster, 
Riedheim,   Stadl  und  Stallwang. 


Wappen :  im  goldenen  Schild  ein  schräglinksliegender  schwarzer  Büffels- 
kopf  ohne  Hals  mit  ausgeschlagener  rolher  Zunge  und  silbernen  Hörnern.  Ueber 
der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  Helm,  auf  welchem  zwei  geschlossene,  mit  schwar- 
zen Puncten  bezeichnete  silberne  Biiffelshörner  stehen,  an  welchen  noch  die  Haut, 
nebst  den  beiden  auf  dem  Helme  aufliegenden  silbernen  Ohren  zu  sehen  ist.  Die 
Helmdecken  sind  schwarz  und  golden,  und  den  Schild  halten  zwei  geharnischte, 
vorwärtssehende  Männer  mit  Schwertern  an  der  Seite,  welche  auf  der  Brust  ein 
rothes  Malteserkreuz  tragen  und  in  der  freien  Hand  eine  silberne  Turnierstange 
mit  goldenbefranster  Standarte  halten.  In  der  silbernen  Standarte  des  rechten 
Schildhalters  schwebt  das  rothe  Malteserkreuz  in  einem  Kranze  von  grünen  Lor- 
beerblättern, in  der  linken  goldenen  aber  ist  der  Helm  des  Wappens  mit  Schmuck 
und  Decken  wiederholt.  Auf  den  Helmen  der  Schildhalter  stehen  5  Straussen- 
fedcrn,   von  Silber  und  Roth  wechselnd. 

Eins  der  ältesten  noch  übrigen  Ministerialen  Geschlechter  in  Bayern 
aus  der  Zeit  der  scheyerischen  Pfalzgrafen,  also  entschieden  zum  Ur- 
adel  gehörig.  Das  gleichnamige  Stammhaus  der  Familie  liegt  3  Stun- 
den von  Neuburg  an  dem  Donaumoos.  Nach  Wigul.  Hund  blühte  das 
Geschlecht  schon  im  11.  Jahrhunderte  in  den  Häusern  Lintach  und 
Sattelperg.  Wolf  erschien  1119  auf  dem  Turniere  zu  Göttingen,  Wil- 
helm und  Lorenz  aber  1165  zu  Zürich.  Moritz  kommt  1494  als  Jäger- 
meisler  und  Landrichter  zu  Pfaffenhofen  vor  und  ein  anderer  Moritz 
starb  1545  als  herz.  Rath  zu  München.  —  Moritz  (III.)  war  von  1559 
—  1565  Bischof  zu  Freysingen  und  dieselbe  Würde  bekleidete  Martin 
von  1590  — 1630.  Um  das  letztere  Jahr  war  die  Familie  im  Kanton 
Neckarschwarzwald  und  Ortenau  begütert  und  immatriculirt.  Mit  dem 
freiherrlichen  Titel  kommt  zuerst  um  1640  Wolf  Dietrich  vor.  Die 
Tochter  desselben,  Maria  Theresia,  starb  1719,  nachdem  sie  den  ge- 
forsteten Aebtissinstuhl  im  Ober -Münster  zu  Regensburg  36  Jahre  inne- 
gehabt hatte.  Um  diese  Zeit  lebte  Johann  Franz  Freiherr  von  Sandizell, 
wohl  der  letzteren  Bruder,    Senior  zu  Malzhausen,  Herr  zu  Schernegg, 


342 


GRAFEN  V.  SAKDKECZKY  U.  SANDRASCHUTZ. 


Rohlingen  etc.,  des  deutschen  Ordens  Ritter  etc.,  und  1731  war  Maxi- 
milian Emanuel,  Freiherr,  kurbayer.  Hof-  und  Kammerrath,  Hauptpfleger 
zu  Rain  etc. 

Die  Reichsgrafenwürde  erhielt  vom  Kurfürsten  Carl  Theodor  von 
der  Pfalz  als  Reichsverweser  26.  April  1790  Anton  Joseph  Maria  Frei- 
herr v.  Sandizell,  Geh.  Hofrath  und  Pfleger  zu  Rain,  später  kurpfälz. 
Hofraths-Präsident.  Derselbe  wurde  1795  als  Mitglied  unter  die  Reichs- 
rilterschaft  in  Schwaben,  Franken  und  am  Rhein  aufgenommen,  wobei 
er  die  Ahnenprobe  auf  seinen  Urgrossvater,  Johann  Dominicus,  zurück- 
erstreckte. 

Vom  Grafen  Anton  Joseph  Maria  stammt  das  jetzige  Haupt  der 
Familie : 

CAJETAN  Peter  Max  Graf  von  und  zu  Sandizell  auf  Malz-,  Vinkel- 
und  Edelzhausen,  Linden,  Langenmosen ,  Münster,  Riedheim,  Stadl  und 
Stallwang,  geb.  23.  März  1782,  erbl.  Reichsrath  der  Krone  Rayern, 
Oberst- Hofmeister  des  regierenden  Königs  von  Bayern,  verm.  10.  Mai 
1804  mit  Elisabeth  Auguste  Gräfin  v.  Törring-Gutenzell,  geb.  29.  April 
1781.  Aus  dieser  Ehe  stammt,  neben  zwei  Töchtern,  ein  Sohn:  Graf 
Max  Joseph  Ortolph,  geb.  7.  Jan.  1816,  k.  bayer.  Kämmerer  und  Ritt- 
meister ä  la  suite. 


Grafen  v.  Sandreczky  u.  Sandfaschütz. 

6oangfltfd).  $)reu#en. 

Besitz:  in   Schlesien   die   Majoratsherrschafl  Langenbielau ;   die  Herrschaft  Bohrau  und  die 
Laudener  Güler. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  goldener  Einfassung.  1  und  4  in  Silber 
der  gekrönte,  goldenhewehrte  preussische  Adler,  dessen  Flügel  mit  goldenen  Klee- 
stengeln belegt  sind,  ohne  Scepter  und  Reichsapfel.  2  und  3  in  Gold  auf  grünem 
Hügel  ein  rechtssehender,  schwarzer  Rabe,  welcher  einen  goldenen  Ring  im  Schnabel 
hält  (Stammwappen:  Korwin).  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme. 
Der  rechte  trägt   auf  grünem  Hügel  einwärtssehend  den  Raben  des  Stammwappens 


GRAFEN  V.  SANURECZKY   ü.  SANIHl  ASCHITZ.  &43 

mit  dem  Hinge;  der  miniere  den  Adler  des  1.  und  4.  Feldes,  und  auf  dem  linken 
Helme  niederholt  sieb  der  Helmscbmuck  des  rechten  Helme-;.  Die  Decken  sind 
rechts  und  link>  schwarz  und  golden  und  in  der  Mitte  schwärt  und  silbern,  und 
die  Helmdecken  Indien  zwei  vor-  und  auswärtssehende.  hlaugekleidete  Ungnrn.  Die. 
blauen  .Mützen  haben  l'elzaufschlag,  und  der  mit  einer  Quaste  gezierte  Zipfel  schlägt 
sieb  nach  innen  und  unten  um.  Die  Halskragen  sind  weiss,  die  Sahelkuppel  golden, 
der  Säbel  zeigt  goldenen  Griff,  die  Scheide  ist  schwarz  und  golden  beschlagen, 
und  die  Stiefeln  sind  gelb.  Wie  angegeben,  findet  sich  das  Wappen  im  Wappenbuche 
der  preussischen  Monarchie.  —  v.  Meding  giebt  das  Wappen,  wie  dasselbe  beim 
Johaimilerorden  aulgeschworen  ist;  l  und  4  in  Blau  ein  auswärtsgekchrter, 
stehender,  schwarzer  Habe,  einen  Ring,  an  welchem  ein  Stein  befindlich,  im 
Schnabel  haltend;  2  in  Silber  ein  schwarzer  Adler;  3  in  Blau  zwei  ins  Andreas- 
kreuz gelegte  goldene  Schlüssel,  deren  länglichrunde  und  mit  Zierrathen  besetzte 
Ringe  unterwärts,  die  Kamine  aber  oben  und  auswärts  gekehrt  liegen,  auch  der 
schragrechte  den  schräglinken  überlegt  (wegen  der  Erblandmarschallwürde  des 
Herzogt buins  Schlesien).  Leber  dem  Schilde  steht  eine  gewöhnliche  oder  alte 
königliche  Krone,  und  über  dieser  ein  gekrönter  Helm,  welcher  mit  dem  Rahen, 
der  auch  hier  den  Ring  mit  Stein  im  Schnabel  hält,  besetzt  ist.  Die  Heinidecken 
sind  golden  und  schwarz. 
• 

Sehr  alle,  ursprünglich  polnische,  aus  dem  berühmten  Hause  Korwin 
und  Sokolowski  stammende  Familie,  welche  aus  Polen  nach  Böhmen 
kam,  nach  ihrem  dortigen  Stammhause  Sandraschülz  sich  Sarulreczky 
v.  Sandraschütz  nannte,  und  aus  Böhmen,  während  der  Unruhen  des 
30jährigen  Krieges,  sich  nach  Schlesien  wendete.  Der  Erste,  welcher 
sich  in  Schlesien  ansässig  machte,  war  Boguslav  v.  Sandreczky  (San- 
dretzky,  später  auch  Sandratzky  und  Sandrasky).  Der  Sohn  desselben, 
Adam  Boguslav  v.  Sandreczky  und  Sandraschütz,  gest.  1695,  erwarb 
die  Güter  Langenbielau  und  Weigelsdorf  im  Reichenbach-Schweidnitzischen 
und  hinterliess  aus  der  Ehe  mit  Barbara  v.  Gellhorn  und  Peterswalde 
zwei  Söhne ,  Johann  Friedrich  und  Gottlfer  Ferdinand  ,  welche  vom 
Kaiser  Leopold  1.  11.  Febr.  1697  in  den  alten  böhmischen  Herrenstand 
als  Freiherren  erhoben  wurden.  Johann  Friedrich,  Landesältester  der 
Fürstenlhümer  Schweidnilz  und  Jauer,  war  Herr  auf  Langen-Seifersdorf 
im  Reichenbachschen,  so  wie  auf  Schwentnig,  Prschiedrowitz,  Klein- 
Knignitz  und  Pauthenau  im  Briegschen,  Goltlieb  Ferdinand  aber  besass 
die  väterlichen  Güter  Langenbielau  mit  Zubehör.  Beide  erwarben  auch 
die  Herrschaft  Manze,  welche  ein  zweites  Farailien-Fideicommiss  bildete. 
Der  Grafenstand  mit  der  Erblandmarschallswürde  des  Herzogthums 
Schlesien  gelangte  durch  König  Friedrich  IL  von  Preussen  6.  Nov. 
1741  in  der  Person  Johann  Ferdinands  —  Sohn  des  Freiherrn  Johann 
Friedrich  —  in  die  Familie,  und  später,  2.  Juni  1827,  hat  dieselbe 
eine  Gollectivstimme  unter  der  Ritterschaft  auf  dem  schlesischen  Provinzial- 
Landtage  erhalten. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  der  Familie  ergiebt  nach- 
stehende Ahnentafel:  Boguslaus  v.  Sandrasky;  Gemahlin:  N.  N.  v.  Abschatz- 
Koiske.  —  Adam  Boguslaus;  Gemahlin :  Barbara  v.  Gellhorn-Peterswaldau. 
—  Johann  Friedrich,  Freiherr;  Gemahlin:  Juliana  Elisabeth  v.  Haugwitz- 
Brauchitsdorft0.  —  Johann  Ferdinand,  Graf,  gest.  23.  Oct.  1775;  Ge- 
mahlin: Eleonore  Charlotte  v.  Heugel-Guttwohne.  —  Friedrich  Wilhelm 
Ferdinand   Gottlier. 


344  GRAFEN   V.  SAPORTA.  ' 

Von  Letzterem  stammte  Erdmann  Carl  Gottlob  Graf  v.  Sandreczky 
und  Sandraschiitz,  geb.  22.  Juli  1774,  gest.  10.  April  1841,  Erbland- 
marschall von  Schlesien,  Besitzer  der  beiden  sandreczkyschen  Familien- 
Majorate  Langenbielau  und  Bohrau,  verm.  17.  Dec.  1807  mit  Philippine 
Sophie  Josephe  Charlotte  Gräfin  v.  Pückler-Tannhausen,  geh,  9.  Juni 
1789.  Aus  dieser  Ehe  stammt  der  gleichnamige  Sohn,  das  jetzige  Haupt 
der  Familie: 

Graf  ERDMANN  Carl  Gottlob,  geb.  30.  Dec.  1808,  k.  preuss. 
Kammerherr,  Erblandmarschall  im  Herzogthum  Schlesien,  Herr  der 
Majoratsherrschaft  Langenbielau  und  der  Rittergüter  Jordansmühl,  Bohrau, 
Petrikau,  Schönfeld,  Göppersdorf  und  Lauden,  verm.  1834  mit  Agnes 
Luise  Eleonore  Philippine  Gräfin  v.  Kalckreuth,  geb.  7.  Juni  1809.  Aus 
dieser  Ehe  ist,  neben  einer  Tochter,  als  Sohn  entsprossen:  Graf  Hans 
Adam  Friedrich  Bogislaus,  geb.   11.  Nov.    1843. 


Grafen  v.  Saporta. 

Hatljolifd).  Magern  unfc  Stankxtid). 

Besitz:  die  Hofmark  Hausen  in   Bayern,  die  Herrschaft  Balzheim  in  Württemberg  im  Mit 
besitz;  die  Güter  Fons-Colombe,  Mont-vert,  Solliers  und  Buan  in  Frankreich. 


"Wappen:  Schild  oval  rund  und  quergetheilt;  oben  in  Roth  ein  nach  der 
rechten  Seite  schreitender  leopardirter,  goldener  Löwe;  unten  in  Blau  ein  goldenes 
Portal  mit  zwei  geschlossenen  Flügelthüren  und  mit  Säulen.  Den  Schild  deckt  eine 
Marquisenkrone,  und  am  Schildesfusse  steht  auf  einem  silbernen  Bande  die  Devise : 
Forti  Custodia  (zum  Andenken  an  Jean  de  Saporta). 

Die  Grafen  v.  Saporta  sind  aus  einem  alten  Adelsgeschlechte  ent- 
sprossen, welches  aus  Saragoza  in  Aragonien  stammte  und  früher  sich 
Zapoxta  schrieb.  Ein  Glied  der  Familie  stiftete  in  Saragoza  ein  grosses 
Karthäuser-Kloster,  in  welchem  Bild  und  Wappen  des  Stifters  noch  zu 
sehen  ist,  auch  wurde  nach  dem  Palaste  des  Geschlechts  Zapoxta  eine 
Strasse  benannt.  —  Don  Louis  II.  de  Zapoxta  wendete  sich  im  15.  Jahr- 
hundert mit  seiner  Familie  nach  Nieder-Navarra  in  Frankreich,  und  bald 
nachher  wurde  der  Name  Zapoxta   mit   Saporta  vertauscht.     Antoine  de 


GRAFKN  V.   SAPORTA.  345 

Saporta  stand  bei  Antoine  de  Bourbon  und  Henry  le  Grand,  Königen  von 
Navarra,  in  grosser  Gunst.  Der  Sohn  desselben,  Jean  de  Saporta,  war 
Oberst  unter  den  Truppen  des  Admirals  Coligny,  warf  sich  nach  der 
blutigen  Nacht  des  24.  Aug.  1572  in  die  Festung  Rochelle  und  zeichnete 
sich  auf  das  Glänzendste  bei  Verlheidigung  derselben  gegen  den  Herzog 
von  Anjou  aus.  Seit  dieser  Zeit  führt  das  Haus  Saporta  das  Wappen 
mit  der  erwähnten  Devise.  —  Die  Familie  ist  noch  jetzt  in  Frankreich 
sehr  zahlreich,  und  das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser,  1839, 
S.  422,  gab  als  damaliges  Haupt  der  Familie  in  Frankreich  den  Joseph 
Antoine  Marquis  de  Saporta,  Seigneur  de  Beaurepos,  verm.  mit  Sophie 
Nicole  de  Moreau  von  St.  Domingo,  an.  Die  grossen  Besitzungen  in  der 
Provence  und  bedeutende  Pllanzungen  auf  St.  Domingo  wurden  während 
der  französischen  Revolution  eingezogen,  und  die  schönen  Güter  Mont- 
salier  und  Beaurepos  gingen   in  Flammen  auf. 

Jean  Stephan  de  Saporta  führte  nach  v.  Lang  den  Titel:  Marquis 
de  Montsalier.  Die  beiden  Söhne  desselben  waren  Joseph  Antoine 
Marquis  de  Montsalier  und  Antoine  Augustin  de  Saporta.  Letzterer  erhielt 
1768  in  Kurpfalz  die  Anerkennung  seiner  Grafenwürde  und  wurde 
Kammerherr  und  Rittmeister  in  kurpfälzischen  Diensten,  später  aber 
pfalzzweibrückenscher  Gardeoberst.  Er  vermählte  sich  in  erster  Ehe  mit 
Carolina  Freiin  v.  Ambotlen  und  wurde  Herr  der  Güter  Gutenbrunnen, 
Schwarzenacker  und  Glashütte  bei  Zweibrücken,  und  in  zweiter  Ehe  mit 
Henriette  Freiin  v.  Geispilzheim.     Aus  letzterer  Ehe  stammt: 

FRIEDRICH  Carl  Ludwig  Graf  v.  Saporta,  geb.  17.  März  1794, 
k.  bayer.  Kämmerer,  pens.  Hofmarschall  und  General -Major,  verm.  in 
erster  Ehe,  11.  Febr.  1S24,  mit  Clara  Elisabeth  v.  Stellen,  geb.  1804, 
gest.  28.  Dec.  1835,  und  in  zweiter,  1.  Oct.  1838,  mit  Johanna  Freiin 
v.  Fechenbach- Laudenbach,  gest.  2.  Oct.  1839.  Aus  der  ersten  Ehe 
staraml :  Gräfin  Caroline  Stephanie,  geb.  26.  Dec.  1824,  verm.  14.  Oct. 
1847   mit  Franz  Freiherrn  v.  Roishausen. 

Adolph  Marquis  v.  Saporta  —  Enkel  des  Marquis  Joseph  Antoine 
v.  Saporta  Montsalier,  des  Oheims  des  Grafen  Friedrich  Carl  Ludwig 
(s.  oben)  —  geb.  12.  Jan.  1797,  k.  bayer.  Kämmerer,  Herr  der  Güter 
Fons-Colombe  bei  Aix  und  Mont-vert  bei  Marseille,  Solliers  bei  Toulon 
und  Buan  bei  Apt  in  der  Provence,  vermählte  sich  2.  Febr.  1821  mit 
Irene  Gräfin  v.  Boyer  von  Fons-Colombe  zu  Aix.  Die  beiden  Söhne 
sind:  Marquis  Gastox,  geb.  23.  Juli  1823,  verm.  15.  Nov.  1846  mit 
Valentine  Gräfin  v.  Forbin,  gest.  4.  März  1850,  aus  welcher  Ehe 
Ludwig,  geb.  10.  Oct.  1847,  entsprossen  ist  —  und  Marquis  Carl, 
geb.  7.  Aug.  1824,  verm.  20.  Febr.  1849  mit  Amalia  Gräfin  v.  Gassaud, 
aus  welcher  Ehe  Gaston,  geb.  27.  Nov.   1849,  stammt. 


346 


GRAFEN   V.   SARNTHKL\. 


Grafen  v.  Sarnthein  (Sarentliein). 

jßatho  Ufd).  €>t$tvttid). 

Besitz:  Rottenbuch,  Kellerburg  und  Kränzeislein  in  Tirol. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  gekrönten,  blauen  Mittel- 
schilde springt  nach  der  rechten  Seite  ein  silberner  Windhund  unter  sieben,  über 
ihm  einen  Halbzirkel  bildenden,  güldenen  Sternen  auf.  ihn  Grafendiplome  ist  dieser 
Hund  als  ein  mit  goldenen  Sternen  umgebener  Himmelshund  angegeben).  1  und  4 
in  Roth  ein  silberner  Querbalken,  in  welchem  ein  gekrönter  und  doppelt  geschweifter, 
rother  Löwe  nach  rechts  schreitet;  2  und  3  in  Blau  ein  rechtssehender,  mit  dem 
Hals  abgehauener,  goldener  Hirschkopf  von  zwölf  Enden.  Auf  dem  Schilde  erheben 
sich  zwei  gekrönte  Helme,  Der  rechte  Helm  trägt  einen  vorwärtssehenden,  gekrönten, 
rothbekleideten  männlichen  Rumpf,  und  der  linke  den  Hirschkopf  des  2.  und 
3.  Feldes.  Zwischen  beiden  Helmen  schwebt  ein  rothes  Krückenkreuz,  welches  in 
jedem  der  vier  Winkel  von  einem  kleinen  rothen  Krückenkreuze  beseitet  wird.  Die 
Decken  des  rechten  Helmes  sind  roth  und  silbern,  die  des  linken,  nach  dem 
Grafendiplome,  schwarz  und  golden.  (Blau  und  golden  würde  heraldisch  richtiger 
sein.)  Feld  l  und  4,  so  wie  Feld  2  und  3  gehören,  mit  beiden  Helmen,  zum 
Stammwappen  (Siebmacher  III,  102) ;  der  Mittelschild  und  das  zwischen  beidon 
Helmen  schwebende  rothe  Krückenkreuz  sind  bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  hin- 
zugekommen. Feld  1  und  4  des  Slammwappens  und  der  rechte  Helm  ergeben  das 
Nordheimsche  (Siebmacher  III,  99),  Feld  2  und  3  und  der  linke  Helm  das  Hopfausche 
Wappen. 

Die  Grafen  v.  Sarnthein  führen  den  Namen  von  der  Herrschaft 
Sarnthein  in  Tirol,  welche  sich  dem  Talfer  entlang  bis  gegen  Botzen 
hinab  zieht  und  früher  schon  dem  alten  bekannten  Geschlechte  der 
Sarntheiner  v.  Nordheim,  welches  1646  mit  Maximilian  Sarnthein 
v.  Nordheim ,  k.  k.  Regierungsrathe  zu  Innsbruck ,  erlosch ,  den  Namen 
gegeben  hatte.  —  Die  genannte  Herrschaft  mit  den  Gütern  Kellerburg 
und  Kränzelstein  kam  1635  pfandweise,  1  648  aber  erbeigenthümlich  als 
landesfürstliches  Lehn  durch  Kauf  an  David  Wagner,  geb.  1603,  einen 
reichen  Grosshandlungsherrn  in  Botzen,  dessen  Vorfahren :  Georg  Wagner, 
vom  Kaiser  Carl  V.  20.  Sept.  1530  den  Reichsade],  und  David  Wagner 
20.    März    1541    die   Bestätigung    desselben    und    die    Vereinigung    des 


GRAFEN  V.  SARNTHEIN.  347 


mütterlich  angeerbten  Hopfauschen  Wappens  erhalten  hatten.  David 
Wagner,  des  Letzteren  Enkel,  wurde  als  erzherzoglicher  Ralh  zu  Innsbruck 
1633  in  die  tiroler  Landesmatrikel  aufgenommen,  erhielt  vom  Erzherzog 
Ferdinand  Carl  in  Tirol  11.  Nov.  1681  mit  dem  Prädicate :  v.  Sarnthein 
den  Freiherrenstand,  und  wurde  mit  seinem  Bruder  Ludwig  und  seinen 
Vettern  Carl,  Franz,  Dominik  und  Joseph  vom  Kaiser  Leopold  I.  12.  Dec. 
1681  mit  dem  Titel:  Herren  zu  Roltenbuch,  Kellerburg  und  Kränzelslein 
in  den  erbländisch-österreichischen  Grafenstand  erhoben. 

David  Graf  v.  Sarnthein  vermählte  sich  1630  mit  Catharina  v.  Breysach 
und  Katzenzungen,  und  der  Sohn  desselben  war  Franz  Ludwig,  ges£ 
1731,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  mit  Adelheid  Gräfin  v.  Tättenbach  und 
Rheinstein.  Aus  dieser  Ehe  entspross  Johann  Gottfried,  geb.  1692, 
gest.  1758,  k.  k.  Kämmerer  und  oberöslerr.  Hof-Kammerrath,  verm.  mit 
Veronica  Secunda  Gräfin  v.  Thun  und  Hohenstein,  und  der  Sohn  des- 
selben, Alois,  geb.  1733,  gest.  1809,  k.  k.  Geh.  Rath,  Kämmerer  und 
Appellalions-Gerichts-Präsident  zu  Innsbruck,  hatte  sich  zweimal  vermählt, 
zuerst  1755  mit  Carolina  Gräfin  v.  Trapp,  gest.  1788,  und  später,  1790, 
mit  Maria  Anna  Gräfin  v.  Welsperg.  —  Aus  der  ersten  Ehe  stammt  das 
jetzige  Haupt  der  Familie: 

Graf  Maria  LUDWIG,  geb.  5.  Oct.  1792,  k.  k.  Kämmerer,  Herr 
zu  Rottenbuch,  Kellerburg  und  Kränzelstein  in  Tirol,  stand.  Verordneter 
des  Herren-  und  Ritterstandes,  verm.  13.  April  1819  mit  Anna  Ritter 
v.  Menz,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Maria 
Ludwig  Anton,  geb.  21.  Nov.  1820;  Maria  Julius,  geb.  7.  Jan.  1824, 
verm.  1848  mit  Gabriele  Gräfin  v.  Terlago,  geb.  19.  Febr.  1825,  und 
Anton  Georg,  geb.   30.  Jan.    1837. 

Der  lebende  Rruder  des  Grafen  Maria  Ludwig  ist:  Graf  Maria 
Marquard,  geb.  23.  Juni  1804,  Gutsbesitzer  zu  Fonzaso  im  Venetiani- 
schen,  verm.  22.  Febr.  1841  mit  Pauline  Gräfin  v.  Coreth,  geb.  13.  Oct. 
1821,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Norbert,  geb. 
20.  Dec.  1841,  und  Heinrich,  geb.  19.  Oct.  1843.  —  Von  dem  ver- 
storbenen Bruder  Maria  Joseph,  geb.  15.  Nov.  1794,  gest.  15.  März 
1851,  Herrn  zu  Roltenbuch,  Kellerburg  und  Kränzelstein,  k.  k.  Gubernial- 
Secretair  zu  Innsbruck,  leben  aus  der  Ehe  mit  Therese  Ritter  Aigner  zu 
Aigenhofen  zwei  Söhne,  die  Grafen:  Johann  Gottfried,  geb.  7.  Juli  1833, 
und  Otto  Ludwig,  geb.   7.  Dec.    1837. 


348  GRAFEN  V.  SAURMA. 

Grafen  v.  Saurma  (Sauerina). 

Besitz  der  Linie  zu  Jeltsch  in  Schlesien:  die  Herrschaft  Jeltsch;  die  Herrschaft  Laskowitz ; 
die  Rittergüter  Cattern,  Gnichwitz  und  Zindel;  Ober-,  Nieder-  und  Klein -Mühlat- 
schütz;  Luisenthal  mitZubehör;  die  Rittergüter  Tworkau,  Elgott,  Buckow  und  Kamin. 
Besitz  der  Linie  zu  Lorzendorf:  die  Rittergüter  Lorzendorf  und  Ober-Strusa. 
Besitz  der  Linie  zu  Zülzendorf:  die  Rittergüter  Zülzendorf  nebst  der  Colonie  Neu- 
Zülzendorf;  Oyas  nebst  Hünern  und  Ruppersdorf,  welche  das  Fideicommiss  bilden, 
und  das  Rittergut  Schlosnitz. 


Wappen  der  Linie  zu  Jeltsch:  Schild  oval  und  der  Länge  nach  getheilt; 
rechts  in  Schwarz  ein  rechtsgekehrter,  gekrönter  und  doppelt  geschweifter,  goldener 
Löwe;  links  in  Gold  ein  einwärtssehender,  gekrönter  und  goldenbewehrter,  schwarzer 
Adler.  Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  welcher  den  Adler 
der  linken  Schildeshälfte  trägt.  Die  Helmdecken  sind  golden  und  schwarz,  und 
den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende,  goldene  Löwen. 

Wappen  der  Linie  zu  Lorzendorf  und  zu  Zülzendorf:  Schild  der  Länge 
nach  getheilt;  rechts  in  Blau  ein  an  die  Theilungslinie  angeschlossener,  halber 
goldener  Adler;  links  in  Roth  ein  schrägrechter,  goldener  Querbalken,  welcher  mit 
einem  Fuchs  von  natürlicher  Farbe  belegt  ist.  Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich 
ein  gekrönter  Helm,  welcher  einen  wachsenden,  springenden,  rothen  Fuchs  mit 
aufgerecktem,  rothem  Wedel  trägt.  Der  Fuchs  hält  ein  schrägrechts ,  also  mit  der 
Spitze  nach  links  sich  niederwärtskehrendes  blankes  Schwert  mit  goldenem  Griffe 
im  Rachen.  Die  Helmdecken  sind  rechts  golden  und  roth,  links  golden  und  blau, 
und  den  Schild  halten  zwei  vorwärtssehende,  wilde  Männer,  welche  mit  der  freien 
Hand  eine  Keule  auf  den  Boden  stemmen. 

Altes  schlesisches  Adelsgeschlecht,  welches  im  17.  Jahrhundert  den 
Freiherrenstand  erlangte  und  jetzt  zum  Theil  die  Grafenwürde  erhalten 
hat.  Der  bekannte  Stammvater  der  Familie  ist,  so  weit  nämlich  die 
genealogischen  Nachrichten  ausreichen,  Nicolaus  Sauerma,  geb.  1420, 
und  als  die  ersten  Stammhäuser  kommen  Jeltsch  und  Schlanz  im  Bres- 
lauschen  und  Jackschenau  im  Briegschen  vor.  Jeltsch  ist  noch  jetzt  in 
den  Händen  der  Familie,  welche  später  grossen  Grundbesitz  durch  die 
Güter  Laskowitz,  Zindel,  Beckern,  Neu -Vorwerk,  Lorzendorf,  Ober- 
Strusa  etc.  im  Breslauschen ,  Romberg  bei  Breslau,  Sterzendorf  bei 
Namsläu,    Zülzendorf   und   Schrebsdorf  bei    Frankenstein    etc.    erlangte, 


GRAFEN  V.  SAURMA.  349 

welcher  grossentheils  noch  jetzt  der  Familie  zusteht,  oder  auf  weib- 
liche Nachkommen,  wie  Schrebsdorf  etc.,  übergegangen  ist.  —  Johann 
v.  Sauerma ,  bekannt  als  Gelehrter  durch  Uebersetzung  des  Aeschylus 
ins  Lateinische  und  durch  andere  Schriften,  starb  1510  als  Domherr  zu 
Breslau;  Georg,  Enkel  des  Nicolaus,  Dompropst  zu  St.  Johannis  und 
Domherr  zum  Heiligen  Kreuz  zu  Breslau,  ebenfalls  durch  Gelehrsamkeit 
sehr  bekannt,  starb  als  Abgesandter  an  den  päpstlichen  Stuhl  1527  in 
Born ;  Albert,  Georgs  Bruder,  welcher  mit  demselben  vom  Kaiser  Maxi- 
milian I.  vor  1519  in  den  Beichsritterstand  erhoben  worden  war,  früher 
Bathsherr  zu  Breslau,  seit  1541  Landes-Hauptmann  des  Fürstentums 
Breslau,  slarb  1542  als  Herr  auf  Jackschenau  und  Seschwitz,  und  der 
gleichnamige  Sohn  desselben  kommt  1571  als  Landes-Hauptmann  zu 
Breslau  vor.  Im  letztgenannten  Jahre  starb  Valentin ,  Bath  des  Kaisers 
Ferdinand  I.  und  des  Kaisers  Maximilian  IL,  welcher  1562  als  Abgesandter 
an  den  kön.  poln.  Hof  gesendet  worden  war.  Der  Enkel  desselben, 
Johann  Dietrich  (nach  Anderen  Johann  Theodor)  Freiherr  v.  Sauerma, 
Herr  auf  Jeltsch  und  Ginchwilz,  Landesältester  des  Fürstenthums  Breslau, 
wurde  1641  auf  seinem  Schlosse  Jeltsch  ermordet;  Johann  Christian 
Freiherr  v.  Sauerma  und  Jeltsch,  Herr  auf  Lorzendorf,  kommt  um  1665 
als  Kreis-Hauptmann  des  canthischen  Weichbildes  vor,  und  Jaroslaus 
Ferdinand  Freiherr  v.  Sauerma  war  um  dieselbe  Zeit  kais.  Ober-Silber- 
Kämmerer.  Von  den  Nachkommen  des  Letzteren  sagt  Gauhe,  dass  die- 
selben die  gräfliche  Würde  erhalten  hätten,  doch  konnte  Gauhe  von 
Erhebung  in  den  Grafenstand  nichts  wissen. 

Die  preussische  Grafenwürde  ist  durch  drei  Erhebungen  in  die 
Familie  gekommen.  Zuerst  wurde  vom  König  Friedrich  Wilhelm  III. 
von  Preussen  ein  Zweig  der  Linie  zu  Jeltsch  6.  Juli  1798  in  den 
Grafenstand  erhoben.  Die  zweite  Erhebung  wurde  vom  König  Friedrich 
Wilhelm  IV.  von  Preussen  15.  Oct.  1840  nach  dem  Bechte  der  Erst- 
geburt der  Linie  zu  Lorzendorf  zu  Theil,  und  zwar  in  der  Person  des 
Freiherrn  Alexander,  und  die  dritte  kam  an  demselben  Tage  und  auf 
dieselbe  Weise  in  die  Linie  zu  Zülzendorf  in  der  Person  des  jetzigen 
Hauptes  dieser  Linie  Friedrich  Carl  Bernhard.  Zu  Gunsten  des  Letz- 
teren hatte  sein  Oheim  Johann  Maximilian  Freiherr  v.  Sauerma,  directer 
Nachkomme  des  oben  genannten  Albert,  Sohn  des  Nicolaus,  im  8.  Gliede, 
1791  zwei  Familien-Fideicommisse,  bestehend  aus  den  Gütern  Zülzendorf 
mit  Oyas  und  aus  dem  Bitlergule  Buppersdorf,  gestiftet. 

Von  den  lebenden  Gliedern  der  Familie  sind  hier  aufzuführen : 

Linie  zu  Jeltsch.  Johann  GUSTAV  Graf  Saurma  v.  d.  Jeltsch, 
Herr  auf  Jeltsch,  geb.  30.  Juni  1797,  verm.  12.  Juli  1820  mit  Maria 
Anna  Hedwigis  Gräfin  v.  Schaflgolch,  geb.  5.  Sept.  1800,  aus  welcher 
Ehe  fünf  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Johann  Gustav  Leopold,  geb. 
15.  Mai  1824,  Herr  auf  Gniehwitz,  verm.  21.  Mai  1850  mit  Anna 
Maria  Johanna  Catharine  Elisabeth  Gräfin  v.  Ballestrem  (Tochter  des 
Grafen  Carl  Wolfgang,  s.  Bd.  I.  S.  46),  geb.  30.  Sept.  1830,  welcher 
Ehe  ein,  1852  geborener  Sohn  entsprossen  ist;  Johann  Leopold  Gott- 
hardt  Gustav,  geb.    18.  Nov.   1829;  Johann  Carl  Gustav,  geb.  24.  Dec. 


350  GRAFEN  V.  SAURMA. 

1830;  Johann  Gotthardt,  geb.  22.  Sept.  1833,  und  Johann  Valentin, 
geb.  26.  Jan.  1837.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Johann  Gustav  ist: 
Johann  Moritz  Graf  Saurma  v.  d.  Jeltsch,  Herr  auf  Laskowitz,  Mühlat- 
schütz  etc.,  geb.  25.  April  1802,  k.  preuss.  Kammerherr,  verm.  15.  Juni 
1823  mit  Maria  Therese  Pauline  Freiin  v.  Saurma-Jeltsch,  geb,  27.  Nov. 
1802.  Aus  dieser  Ehe  stammen  vier  Söhne,  die  Grafen :  Johann  Maximi- 
lian, geb.  3.  Nov.  182S,  verm.  27.  Nov.  1850  mit  Sidonia  Gräfin 
v.  Strachwitz,  geb.  28.  März  1826;  Friedrich  Anton  Johann,  geb. 
23.  Jan.  1832;  Johann  Jaroslaw,  geb.  19.  Dec.  1833,  und  Johann 
Guido,  geb.    18.  Oct.    1837. 

Linie  zu  Lorzendorf.  Johann  Joseph  ARTHUR  Graf  v.  Saurma 
—  Sohn  des  Grafen  Alexander  (zweiten  Geschwisterkindes  mit  den  Grafen 
Gustav  und  Moritz  der  Linie  zu  Jeltsch),  gest.  2.  Jan.  1841,  aus  der 
Ehe  mit  Luise  Gräfin  v.  Frankenberg,  geb.  30.  Jan.  1807  —  geb. 
31.  Juli  1831.  Die  zwei  Brüder  desselben  sind  die  Freiherren:  Johann 
Anton,    geb.   27.  März    1836,  und  Johann  Hugo,  geb.   21.  Aug.    1837. 

Linie  zu  Zülzendorf.  Graf  FRIEDRICH  Carl  Bernhard  (s.  oben), 
geb.  1.  April  1778,  Majoratsherr  auf  Zülzendorf,  Oyas  und  Hünern, 
verm.  13.  Febr.  1801  mit  Eugenie  Gräfin  v.  Königsdorf,  gest.  18.  Nov. 
1839.  —  Die  beiden  Söhne  desselben  sind  die  Freiherren:  Friedrich 
Eugen,  Besitzer  des  Majorats  Ruppersdorf,  verm.  25.  Mai  1835  mit 
Antonie  Friederike  Philippine  Freiin  v.  Warkotsch,  geb.  7.  Sept.  1816, 
aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne:  Max,  geb.  28.  März  1836,  und  Hippolyt, 
geb.  31.  Mai  1841,  stammen  —  und  Theodor  Friedrich  Anton  Xaver, 
geb.  10.  Juni  1819,  Herr  auf  Schosnitz,  verm.  1843  mit  Wanda  Gräfin 
v.  Stosch,  geb.  3.  April   1822. 


GRAFEN  V.  SAYN-WITTGENSTEIN. 


351 


Grafen  v.  Sayn-Wittgenstein-Berleburg  (carls- 

burgische  und  ludwigsburgische  Speciallinie) 

und  Sayn- Wittgenstein- Sayn. 

€oangeltfd).  pvtufitn  unt  Äurljeffen. 


Besitz :   die  Herrschaft  Carlsburg  etc. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  rothen  Mittelschilde  ein 
vorwärtssehender,  rechtsgekehrter,  aufgerichteter  goldener  Leopard  (Sayn).  1  und  4 
in  Silber  zwei  schwarze  Pfähle  (Wittgenstein);  2  in  Roth  eine  silberne  Burg,  welche 
zwei  Thürme  hat,  mit  schwarzem  Thor  und  Fenstern  (Homburg);  3  in  Schwarz 
ein  silberner,  schräglinker  Balken,  welcher  mit  drei  schwarzen  wilden  Schweins- 
köpfen besetzt  ist  (Freysburg).  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  drei  Helme.  Der 
rechte  gekrönte  Helm  trägt  einen  hohen  orientalischen  Spitzhut,  welcher  oben, 
etwas  gekrümmt,  einwärtsgebogen  ist  (Saynscher  Helm) ;  der  mittlere  einen  schwarzen, 
mit  silbernem  Aufschlage  gezierten  Hut,  auf  welchem  fünf  Straussenfedern ,  wech- 
selnd silbern  und  schwarz,  stehen  (Wittgensteinscher  Helm),  und  der  linke  die 
Burg  des  2.  Feldes  (Homburgscher  Helm).  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind 
rotb  und  golden,  die  des  mittleren  schwarz  und  silbern,  und  die  des  linken  silbern 
und  roth. 

Sehr  berühmtes  altgräfliches,  jetzt  grösstenteils  fürstliches  Haus. 
Von  der  Hauptlinie  Berleburg  sind  zwei  Speciallinien,  die  berleburgische 
"  und  die  ludwigsburgische ,  letztere  bis  auf  zwei  Glieder  des  männlichen 
und  fünf  Glieder  des  weiblichen  Stammes  gräflichen  Standes ,  fürstlich ; 
die  dritte,  die  carlsburgische  Speciallinie,  welche  nur  aus  zwei  Gliedern 
besteht,  ist,  wie  die  saynsche  Hauptlinie,  aus  welcher  nur  sechs  weib- 
liche Glieder  leben,  gräflich,  die  Hauptlinie  Höllenstein  aber  fürstlich.  — 
Das  gesammte  Haus  Sayn  und  Wittgenstein  ist  eine  Fortsetzung  des 
Mannsstammes  der  allen  Grafen  v.  Sponheim.  Die  Grafschaft  Sayn  stand 
anfangs  den  alten  Grafen  v.  Sayn,  einem  Zweige  des  Hauses  Nassau, 
zu.  Diese  Grafen  erloschen  1246  im  Mannsstamme  mit  Heinrich  IL, 
dessen  Schwester,  Adelheid,  zuerst  mit  Gottfried  Grafen  v.  Sponheim, 
später  mit  Eberhard  IL  Grafen  v.  Eberstein  vermählt  war.  Aus  der 
ersten  Ehe  stammten  drei  Söhne,  Johann  (L),  Simon  und  Heinrich,  aus 
der  zweiten  Eberhard,  und  diese  vier  Brüder  setzte  der  Oheim,  Heinrich  IL 


352  GRAFEN  V.  SAYN-WITTGENSTEIN. 

Graf  v.  Sayn,  zu  Erben  seiner  Besitzungen  ein.  Dieselben  tbeilten  sich 
in  die  saynischen,  gräflich-sponheimischen  und  dynastisch-heinsbergischen 
Besitzungen.  Eberhard  erhielt  die  saynischen,  starb  aber  1253  ohne 
männliche  Nachkommen,  und  seine  Besitzungen  erhielt,  wie  Einige  an- 
nehmen durch  Heirath  mit  der  Tochter,  der  älteste  Stiefbruder,  Johann  I. 
Graf  v.  Sponheim,  starkenburger  Linie.  Von  den  beiden  Söhnen  des 
Letzteren,  Heinrich  und  Gottfried,  folgte  Ersterer  in  dem  starkenburger 
oder  hinteren  Theile  der  Grafschaft  Sponheim,  Letzterer  in  den  saynischen 
Besitzungen.  Seitdem  nannte  sich  Gottfried  :  Graf  v.  Sayn,  und  derselbe 
wurde  der  Stammvater  der  neuen  Grafen  v.  Sayn,  von  welchen  ein 
Zweig  (s.  unten)  um  die  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  die  Grafschaft 
Wittgenstein  durch  Vermählung  an  sich  brachte.  Gottfried  selbst  Halte 
mit  seiner  Gemahlin  Jutta,  Erbtochter  von  Homburg,  die  allodiale  Herr- 
schaft Homburg  an  der  Mark  erhallen.  Die  beiden  Söhne  desselben, 
Johann  und  Engelbert,  verglichen  sich  1294  dahin,  dass  Ersterer  die 
Grafschaft  Sayn  und  die  Hälfte  von  Homburg,  Engelbert  aber,  erblehnbar 
von  jenem,  das  Schloss  VallendaV,  die  halbe  Herrschaft  Homburg  und 
die  Hälfte  der  Jurisdiction  in  Gummersbrecbt  in  Besitz  nahm.  Beide 
Brüder  stifteten  zwei  Linien,  die  ältere  oder  Johannes- Linie  und 
die  jüngere,  oder  Engelberts  che  Linie.  Die  Johannes-Linie  erlosch 
im  Mannsstamme  1606  mit  dem  Grafen  Heinrich  IV.  von  Sayn.  Die 
Engelbertsche  Linie  wusste  sich  damals  die  Nachfolge  in  der  Grafschaft 
Sayn  zu  verschaffen,  doch  mit  Erfolg  nur  bis  1636.  Seitdem  war  die 
Grafschaft  Sayn,  bald  ganz,  bald  theilweise,  150  Jahre  lang  ein  Gegen- 
stand vielfacher  gerichtlicher  und  aussergerichtlicher  Verhandlungen.  Das 
Haus  Wittgenstein  konnte  nie  wieder  zum  Besitz  der  Grafschaft  kommen, 
wenn  dasselbe  auch  Namen  und  Wappen  v.  Sayn  beibehielt  und  die 
Ansprüche  fortsetzte.  Endlich  wurden  im  Reichsdeputations -Abschluss 
von  1803  diese  Ansprüche  als  rechtmässig  anerkannt  und  die  Befriedi- 
gung derselben  bekräftigt,  wie  letzlere  in  einem  von  Baden  und  Nassau- 
Usingen  25.  Oct.  1802,  mit  den  Fürsten  und  Grafen  v.  Wittgenstein 
geschlossenen   Vergleiche  festgesetzt  worden  war. 

Die  Engelbertsche  Linie  besteht  noch  jetzt,  und  zwar  unter  dem 
Namen  Sayn- Wittgenstein.  Die  Güter,  welche  Engelbert  1294  erhielt, 
sind  oben  angegeben  worden.  Derselbe  schrieb  sich:  Graf  v.»  Sayn, 
Herr  zu  Homburg,  und  der  Enkel,  Salenlin  Graf  v.  Sayn,.  erwarb  um 
1345  die  Grafschaft  Wittgenstein  durch  Vermählung  mit  Elisabeth,  Erb- 
tochter Friedrichs  oder  Siegfrieds,  des  letzten  männlichen  Sprossen  der 
alten  Grafen  v.  Wittgenstein,  als  deren  Stammvater  Boppo  Graf  v.  Hohen- 
linde  (1144  — 1170)  angegeben  wird,  und  von  welchen  ein  Ahnherr, 
Wittekind,  1277  vorkommt.  Salentin  vererbte  die  Herrschaft  Vallendar, 
die  Hälfte  von  Homburg  und  die  gesammte  Grafschaft  Wittgenstein  auf| 
seine  Nachkommen,  welche  sich  nun:  Grafen  zu  Sayn  und  Wittgenstein, 
Herrn  zu  Homburg,  schrieben.  Als  die  Johannes -Linie  zu  erlöschen 
drohte,  wurde  durch  vier  Verträge  von  1588 — 1594  die  Nachfolge  i 
die  Besitzungen  dieser  Linie  der  Engelbertschen  gesichert,  doch  was 
Sayn   anlangte,    wie   angegeben,    nur   bis    1636.    —   Engelberts   Sohn, 


GRÄFE*  V.  SArv-WITTGFJVKBI.  353 

Ludwig  der  Aeltere,  gest.  1607,  hinterliess  drei  Söhne,  Georg,  Wilbrlm 
und  Ludwig  den  Jüngeren,  welche  drei  Hauptlinien  nach  den  testamen- 
tarisch erhaltenen  Besitzungen  stifteten.  Georg  gründete  die  Hauptlinie 
xn  Berleburg,  Homburg -Neumagen  etc. ;  Wilhelm ,  gesL  1 623,  die 
zu  S  a  y  n ,  und  Ludwig  der  Jüngere,  gest.  1 634,  die  zu  Wittgenstein. 
Au>  der  Hauptlinie  zn  Berleburg  bildeten  sich  durch  die  drei  Enkel 
Georgs,  Sohne  des  Grafen  Ludwig  Franz,  gest.  1694,  drei  Speeiallinien : 
im,  gest.  1741,  stiftete  die  fürstliche  Speciallniie  zn  Berleburg; 
Carl  Wilhelm,  gest.  1749,  die  carlsb urgiscbe  gräfliche  Linie,  und 
Ludwig,  gest.  1750,  die  jetzt  grüssteulheils  fürstliche  ludwigsburgische 
Linie.  —  Aus  der  Hauptlinie  Sayn  hatte  der  Stifter,  Wilhelm,  zwei 
Söhne  aus  zwei  Ehen:  Er>st,  geb.  1632,  und  Ludwig  Albrecrt.  Ernst 
folgte  in  Sayn  und  starb  mit  Hinterlassung  eines  Sohnes,  Ludwig, 
welcher  sehr  jung,  1636,  starb,  und  zweier  Töchter,  Ernestine  und 
Johannette,  durch  welche  Sayn  später  an  Nassau  gelangte;  Ludwig 
Albrecht  setzte  die  Linie  zu  Sayn-Wittgenstein-Sayn  fort,  doch  kam  die 
Nachkommenschaft  desselben  nie  in  den  Besitz  von  Sayn.  —  Ans  der 
flaupthnie  Wittgenslein  wurde  des  Stifters,  Johann  des  Jüngeren,  Sohn: 
Johann,  gest.  1657,  kurbrandenb.  Botschafter  auf  dem  weslphäbsehea 
Friedenscongress  und  Statthalter  zu  Minden,  1649  von  Kurbrandenburg 
mit  den  Besitzungen  der  1593  erloschenen  Grafen  v.  Hohenstein,  des 
Herrschaften  Lohra  und  Klettenberg,  welche  dem  Bistbum  Halberstadl 
als  Lehen  anheimgefallen  und  mit  diesem  im  westphälisehen  Frieden  an 
Kurbraudenburg  gekommen  waren,  belehnt.  Kurfürst  Friedlich  HL 
1699  beide  Herrschaften  gegen  Bezahlung  von  Johanns  Enkel, 
Grafen  August,  zurück,  doch  führt  diese  Hauptlinie  noch  jetzt  Titel 
Wappen  von  Hohenstein,  Lohra  und  Klettenberg,  und  wird  nach  Hohen- 
stein (eigentlich  Hohnstein)  benannt,  kommt  aber  auch  unter  dem  Namen 
Sayn- Wittgenstein- Wittgenstein  vor. 

Inter  der  Georgsehen  Hauptlinie  Sayn-Wittgenslein-Beriebnrg  war 
früher  auch  die  paragirte  Nebenlinie  zu  Homburg  an  der  Mark,  gestiftet 
Ton  dem  mit  Homburg  abgefundenen  jüngeren  Sohne  Georgs,  Ernst,  geb. 
und  erloschen  1743  mit  des  Letzteren  Urenkel, 
Friedrich  Carl,  begriffen.  Homburg  gelangte  an  die  Specialbnie  Berleburg, 
m  welche  im  Oct.  1792  in  der  Person  des  Grafen  CuRismx  Hrrnucn 
die  Reich* fürstcn würde  kam.  Die  Besitzungen  dieser  Linie  sind  das  Amt 
Berleburg  oder  zwei  Fünftel  der  Grafschaft  Wittgenstein,  «he  Herrschaft 
Homburg,  das  Haus  Bruch  und  Zehnten  und  Geflle  im  Amte  Medebaeh: 
Alles  unter  preussisener  Staatshoheit.  Die  besonderen  slandesberrliehen 
Rechts-  und  Finanz  Verhältnisse  des  Amtes  Berleburg  sind  durch  Leber- 
einkunfl  mit  Preussen  vom  1 6.  Juli  1  v2 1  geordnet.  Für  die  durch  den 
Mneviller  Frieden  verlorenen  Herrschaften  Neumagen  und 
setzte  der  Reichsdeputations- Hauptschluss  1S03  eine  Jahresrente 
welche  jetzt  Preussen  entrichtet.  Der  Fürst  führt  als  preussisener  Sundes- 
he rr  eine  Virilstimme  auf  dem  Provinziallandtage  der  Provinz  Westphalen, 
und  schreibt  sich:  Fürst  zu  Wittgenstein,  Graf  zu  Sayn,  Herr  zn  Hom- 
burg und  Vallendar.  —  Die  carisburgische  gräfliche  Speciallinie  besitzt 
ii  - 


354  GRAFEN  V.  SAYN-WITTGENSTEIN. 

die  Herrschaft  Carlsburg,  welche  einen  Theil  der  Grafschaft  Wittgenstein 
ausmacht,  und  in  die  ludwigsburgische  Speciallinie,  welcher  von  der 
Grafschaft  Wittgenslein  die  Herrschaft  Ludwigsburg  zusteht,  dabei  aber 
auch  ansehnliche  Fideicommiss- Güter  in  Podolien  hat,  kam  vom  König 
Friedrich  Wilhelm  III.  von  Preussen  im  Juni  1834  in  der  Person  des 
Grafen  Ludwig  Adolph  Peter,  k.  russ.  Feldmarschalls  etc.,  der  Fürstenstand. 

Die  Wilhelmsche  Hauptlinie  Sayn-Wittgenstein-Sayn  ist,  wie  erwähnt, 
gräflich  und  blüht,  nach  Erlöschen  des  Mannesstammes  24.  Juni  1846 
mit  dem  Grafen  Gustav  Franz  Carl  Albrecht,  nur  noch  im  weiblichen 
Stamme.  Für  die  Ansprüche  auf  die  Grafschaft  Sayn  erhielt  diese  Linie 
1802  ein  Geldcapital  und  eine  Jahresrente. 

Die  Ludwigsche  Hauptlinie  Sayn-Witlgenstein  und  Höllenstein  trennte 
sich  durch  zwei  Söhne  des  Grafen  Johann,  gest.  1657,  durch  Gustav, 
gest.  1701,  und  Friedrich  Wilhelm,  gest.  1685,  in  zwei  Speciallinien, 
von  denen  die  jüngere,  oder  die  Nebenlinie  zu  Vallendar,  1775  erlosch. 
In  Vallendar  folgte  Graf  Johann  Ludwig  v.  Sayn-Wittgenstein  und  Höllen- 
stein (ein  Sohn  Friedrichs  und  Enkel  Augusts),  welcher  diese  Herrschaft 
an  Kurtrier  verkaufte.  Drei  Söhne  Johann  Ludwigs,  die  Brüder  Friedrich 
Carl,  Wilhelm  Ludwig  Georg  und  Franz  Carl  Ludwig,  wurden  1804 
in  den  Reichsfürstenstand,  der  jüngste  Bruder  derselben  aber,  Adolph 
Ernst,  11.  Mai  1813  in  den  grossherz.  hessischen  Fürstenstand  erhoben. 
—  Diese  Hauptlinie  war  mit  ihrem,  aus  drei  Fünfteln  bestehenden  An- 
theile  an  der  Grafschaft  Wittgenstein  seit  1806  dem  Grossherzog  von 
Hessen  standesherrlich  untergeordnet,  seit  1816  ist  aber  dieses  Ver- 
hältniss  auf  die  Krone  Preussen  übertragen  worden.  Der  Fürst  erhält 
durch  Uebereinkunft  mir  Preussen  vom  6.  Mai  1828  für  aufgegebene 
standesherrliche  Finanzgerechtsame  eine  Jahresrente  und  führt  als  preuss. 
Standesherr  eine  Virilstimme  auf  dem  Landtage  der  Provinz  Westphalen. 

Von  den  lebenden  Gliedern  des  Hauses  sind  hier  nur  diejenigen 
aufzuführen,  welche,  wie  oben  angegeben,    den  gräflichen  Titel  führen. 

Von  der  carlsburgischen  Speciallinie  lebt  Graf  Christian 
LUDWIG  Carl  Wilhelm  Friedrich  —  Sohn  des  Grafen  Adolph  Wilhelm 
Ludwig,  geb.  30.  Juni  1740,  gest.  1812,  hessen-darmstädt.  General- 
Lieutenants,  aus  der  Ehe  mit  Sophie  Caroline  Freiin  du  Tour,  verm. 
27.  Sept.  1778,  gest.  19.  Jan.  1811,  und  Enkel  des  Grafen  Carl 
Wilhelm,  geb.  4.  April  1693,  gest.  18.  Jan.  1749,  aus  zweiter  Ehe 
mit  Charlotte  Luise  Gräfin  Henckel  v.  Donnersmark,  geb.  3.  April  1709, 
verm.  21.  Nov.  1737,  gest.  25.  März  1784  —  geb.  19.  Sept.  1786, 
grossherz.  hess.  Hauptmann  a.  D.  Die  Schwester  desselben  ist  Gräfin 
Luise  Auguste  Elisabeth  Charlotte  Wilhelmine,  geb.   22.  Aug.    1788. 

Aus  der  ludwigs burgischen  Speciallinie  stammt  Graf  LUDWIG 
Joseph  —  Sohn  des  Grafen  Georg  Ernst,  geb.  22.  Sept.  1735,  guillo- 
tinirt  2.  Sept.  1792,  k.  franz.  Marechal  des  Camps  und  Commandant 
des  deutschen  Regiments  Royal  Anhalt,  aus  der  Ehe  mit  N.  Freiin 
v.  Kaempfer,  verm.  1775,  und  Enkel  des  Grafen  Ludwig  Franz,  geb. 
13.  Dec.  1694,  gest.  24.  Febr.  1750,  aus  der  Ehe  mit  Helene  Emilie 
Gräfin  v.  Solms-Baruth,   geb.    17.  Sept.   1700,  verm.   17.  März   1722, 


GRAFEN  V.  SAYN-WITTGENSTEIN.  355 

gest.  21.  Febr.  1750  —  geb.  10.  April  1784,  k.  russ.  Oberst-Lieute- 
nant a.  D.,  verm.  31.  Dec.  1831  mit  Pauline  Gräfin  v.  Degenfeld- 
Schonburg  (Tochter  des  Grafen  Friedrich,  s.  Bd.  I.  S.  181),  geb.  4.  Juli 
1803,  aus  welcher  Ehe  Graf  Friedrich  Ernst,  geb.  5.  Juni  1837,  und 
Grafin  Luise,  geb.  7.  März  .1833,  stammen.  —  Die  Schwester  des 
Grafen  Ludwig  Joseph  ist  Gräfin  Anna,  geb.  18.  Jan.  1776,  verm.  mit 
dem  Grafen  de  Chauvigny,  und  von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem 
Grafen  Joseph  Franz,  geb.  24.  Febr.  1774,  gest.  31.  Dec.  1817, 
Obersien  der  Legion  Hohenlohe,  verm.  1816  mit  Julie  Eleonore  Gräfin 
v.  Bouchange,  lebt  eine  Tochter:  Gräfin  Luise  Josephine,  geb.  1.  Dec. 
1817,  verm.  10.  Jan.  1838  mit  Casimir  Hector  Grafen  v.  Aubigny.  — 
Auch  gehört  in  diese  Linie  Gräfin  Amalia  Luise  (Schwester  des  k.  russ. 
Feldmarscfoalls  Fürsten  Ludwig  Adolph  Peter)  verw.  Gräfin  v.  Keller, 
s.  Bd.  I.  S.  422. 

Aus  der  Hauptlinie  Sayn -Wittgenstein -Sayn  leben  vom  Grafen 
Gustav  Franz  Carl  Albrecht  —  Sohn  des  Grafen  Carl  aus  der  Ehe  mit 
Casimire  Freiin  v.  Zweibrücken  und  Enkel  Friedrich  Carls  "aus  der  Ehe 
mit  Sophie  Ferdinande  Helene  Gräfin  zu  Sayn-Wittgenstein  in  Carlsburg 
—  geb.  10.  März  1811,  gest.  24.  Juni  1846,  die  Wittwe:  Gräfin 
Salisbury  Anna  Henriette,  Tochter  des  Baronets  Sir  George  Pigott  aus 
dem  Hause  des  Lord  Pigott  v.  Chetwynd,  geb.  7.  Sept.  1811,  verm. 
11.  März  1840,  und  vier  aus  dieser  Ehe  stammende  Töchter,  die  Grä- 
finnen: Eleonore,  geb.  31.  März  1840;  Leontine,  geb.  3.  Juni  1843; 
Alice,  geb.  12.  Juni  1844,  und  Elisabeth,  geb.  4.  Dec.  1845.  —  Vom 
Grafen  Friedrich  Ludwig  Carl  Adolph  (Bruder  des  Grafen  Carl  und  Sohn 
des  Grafen  Friedrich  Carl),  geb.  20.  Nov.  1772,  gest.  10.  Oct.  1827, 
stammt  Gräfin  Adelheid,  geb.   30.  Aug.   1815. 


23* 


356  GRAFEN  SCHAC.K  V.  WITTENAU. 

Grafen  Schack  v.  Wittenau. 

Caangelifd).  pttufitn. 

Besitz:  das  Rittergut  Uscbütz  in  Schlesien. 


Wappen :  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Mittelschild  der  Länge  nach 
gethcilt;  rechts  in  Roth  (auch  in  Blau)  ein  silberner,  aus  der  Theilungslinie  halb- 
hervurspringender  Wulf;  links  von  Silber  und  Roth  in  drei  Reihen,  jede  zu  zwei 
Feldern ,  gcschacht  (Stammwappen).  1  und  4  in  Gold  ein  einwärtssehender, 
schwarzer  Adler;  2  und  3  in  Roth  ein  goldener  Reichsapfel.  Ueber  der  Grafen- 
krone erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  einwärtssehend 
den  Adler  des  1.  und  4.  Feldes;  aus  dem  mittleren  Helrne  wächst  ein  rechts- 
sehender, silberner  Wolf  empor  (Helm  des  Stammwappens),  und  auf  dem  linken 
Helme  steht  ein  offener,  rother  Adlersflug.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind 
schwarz  und  golden,  die  des  mittleren  silbern  und  roth,  und  die  des  linken  roth 
und  golden.  Den  Schild  halten  zwei  geharnischte  Männer  mit  geschlossenem  Visir, 
in  der  freien  Hand  eine  Turnierstange  haltend. 

Die  Grafen  Schack  v.  Wittenau  stammen  aus  einer  alten  preussi- 
schen  Familie,  welche  mit  dem  deutschen  Orden  nach  dem  13.  Jahr- 
hundert nach  Preussen  gekommen  ist  und  später  daselbst  ansehnliche 
Besitzungen  :  Freudenberg,  Rosenberg,  Jaute,  Rodau,  Gloschenen, 
Nipckau  etc.,  erworben  hat.  Ein  Zusammenhang  mit  der  bekannten 
niedersächsischen  Familie  v.  Schack,  welche  sich  später  in  Pommern, 
Meklenburg,  Brandenburg,  der  Lausitz  und  namentlich  in  Dänemark  aus- 
gebreitet hat,  ist  nicht  nachzuweisen,  wie  denn  auch  die  Wappen  an 
einen  solchen  nicht  denken  lassen,  und  es  ist  ein  lrrthum,  wenn  das 
Neue  preuss.  Adels-Lexicon  (IV.,  152)  von  der  hier  in  Rede  stehenden 
Familie  sagt,  dass  eine  Linie  derselben  in  Dänemark  die  Grafenwürde 
erhalten  habe  und  dass  von  derselben  ein  Zweig  in  Oberschlesien 
begütert  sei.  Die  erwähnte  Angabe  beruht  auf  Verwechselung  mit  den 
dänischen  Grafen  v.  Schack  zu  Schackenburg  und  Seekamp.  —  Frühere 
Glieder  der  Familie  sind  nicht  näher  bekannt.  Carl  Albrecht  Schack 
v.  Wittenau,  geb.  1711,  Herr  auf  Stangenberg,  Gross-  und  Klein- 
Teschendorf  etc.,  war  k.  poln.  General-Lieutenant  und  Regimentsinhaber, 
und  starb  mit  Hinterlassung  einer  Tochter,  Anna  Elisabeth,  welche  sich 
mit  Georg  Albrecht    Grafen    v.  Rittberg  ('s.  S.  296)    vermählte  und  ihre 


GRAFEN  SCHACK  V.  WITTENAU.  357 

Güter  den  Grafen  v.  Rittberg  preussischer  Linie  zubrachte.  —  Magnus 
Ludwig  Schack  v.  Wittenau  aus  dem  Hause  Rosenberg  in  Preussen, 
erwarb  die  Herrschaft  Schurgast  im  Briegschen  und  wurde  vom  Kaiser 
Franz  I.  15.  März  1759  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.  —  Eugen 
Magnus  Reichsgraf  Schack  v.  Wittenau  wurde  4.  Juli  1800  zu  Sonnen- 
burg zum  Johanniterritter  geschlagen,  und  Albrecht  Magnus  Graf  Schack 
v.  Wittenau,  gest.  14.  (24.)  Juni  1824,  k.  preuss.  Geh.  Kriegsrath  a.  D., 
war  Herr  der  Uschützer  Güter  im  Kreise  Rosenberg  und  hinterliess  die 
letzteren  seiner  Wittwe,  Luise  Gräfin  v.  Danckelman,  geb.  20.  Febr. 
1775,  gest.  21.  Jan.  1850,  Schwester  des  k.  preuss.  Staats-  und 
Justizminislers  Heinrich  Wilhelm  August  Alexander  Grafen  v.  Danckelman 
(s.  Bd.  1.  S.  174).  —  Ein  Schack  v.  Wittenau,  Herr  auf  Nipckau,  kam 
noch   1806  als  Verweser  des  Erbamtes  Schönberg  vor. 

Den  jetzigen  Besitzer  von  Uschütz  nahm  man  später  nach  Angabe 
des  Neuen  preuss.  Adels  -Lexicon  (a.  a.  O.)  für  den  Sohn  des  Grafen 
Albrecht  Magnus,  doch  ist  diese  Angabe  nach  dem  Geneal.  Taschenbuch 
der  gräflichen  Häuser  (1853,  S.  619)  irrig.  Die  genannte  Quelle  giebt 
über  denselben  Nachstehendes : 

ALEXANDER  Reichsgraf  Schack  v.  Wittenau,  genannt  Graf  Danckel- 
man (in  Folge  einer  Adoption  von  Seiten  seiner  21.  Jan.  1850  [nicht: 
1849]  verstorbenen  Tante  Luise  geb.  Gräfin  v.  Danckelman),  Herr  auf 
Uschütz  im  Kreise  Rosenberg,  Regierungsbezirk  Oppeln,  verm.  8.  üct. 
1838  mit  Elisabeth  Friederike  Auguste  Josepha  Gräfin  v.  Königsdorf, 
geb.  6.  März  1811  (Schwester  des  Grafen  Gustav  v.  Königsdorf,  siehe 
Bd.  1.  S.  463).  —  Die  Rubrik:  Kinder,  ist  am  angef.  Orte  nicht 
ausgefüllt,  als  Schwestern  des  Grafen  Alexander  sind  aber  aufgeführt: 
Gräfin  Eugenie,  verm.  mit  Franz  Seraphin  Grafen  v.  Garnier -Turawa, 
Majoralsherrn  auf  Turawa,  k.  preuss.  Major  a.  D.,  und  Gräfin  Adelheid. 


358  GRAFEN  V.  SCHÄRFFENBERG. 

Grafen  v.  Schärffenberg. 

#at|)0ttfd).  (Otfievvc'id). 

In  Steiermark  reich  begütert. 


Wappen  :  im  blauen  Schilde  eine  offene,  goldene,  inwendig  roth  gefütterte 
königliche  Krone.  Dieselbe  wird  gewöhnlich  mit  einem  grossen  Blatte  in  der  Mitte 
und  zwei  kleineren  auf  den  Seiten,  zwischen  welchen  sich  zwei  Spitzen  mit  Perlen 
befinden,  abgebildet,  Auf  dem  Schilde  steht  ein  etwas  rechtsgekehrter,  gekrönter 
Helm  mit  einem  dreifachen  Pfauenschweife  (9,  6  und  3  Federn).  Die  Helmdecken 
sind  golden  und  blau.  —  Spener  setzte  auf  den  Helm  nur  drei  Pfauenfedern. 

Sehr  altes  steiermärkisches  Haus,  welches  sich  sonst  auch  Scherffen- 
berg  schrieb  und  dessen  schon  lange  verfallenes  gleichnamiges  Stamm- 
schloss  in  der  windischen  Mark  im  Herzogthum  Krain  bei  Ratschach  an 
der  Sau  lag.  Ueber  den  Ursprung  des  Geschlechts  finden  sich  verschie- 
dene Angaben.  Nach  Bucelini,  Hübner  und  Anderen  ist  der  Ahnherr  der 
Familie  Arnulph,  welchen  die  genannten  Schriftsteller  von  dem  könig- 
lichen Geschlechte  der  Agilolfinger  in  Bayern  oder  Steiermark  ableiten, 
während  Schönleben  angiebt,  dass  derselbe  von  den  Herzogen  von 
Franken  abgestammt  habe,  und  Freiherr  v.  Hoheneck  anführt,  dass  das 
Geschlecht  einen  König  in  Bosnien  und  Bulgarien  hervorgebracht  habe. 
Arnulph  soll  sich  um  das  Jahr  928  zur  Beschützung  der  Grenzen  des 
römischen  Reichs  in  der  windischen  Mark  und  in  Unter-Krain  nieder- 
gelassen und  das  erwähnte  Stammschloss  Schärffenberg  auf  einem  hohen 
Berge  erbaut  haben.  Der  Urenkel  desselben,  Heinrich,  wurde,  wie 
Einige  annehmen,  vom  Kaiser  Heinrich  III.  1040  in  den  Grafenstand 
erhoben,  und  von  seinen  Söhnen  war  der  älteste  gleichnamige  Sohn 
Bischof  zu  Speier,  der  jüngste  aber,  Rudolph,  pflanzte  das  Geschlecht 
fort.  Die  Nachkommen  desselben,  von  welchen  sich  Glieder  schon  um 
das  Jahr  1269  in  Oesterreich  befanden,  wurden  so  mächtig,  dass  sie 
den  Herzogen  in  Kärnten  die  Spitze  boten ;  doch  gingen  alle  der  Familie 
in  Kärnten  und  Krain  zustehenden  Güter  verloren,  als  Wilhelm  II. 
v.  Scherffenherg  vom  Erzherzog  Ernst  von  Oesterreich  gefangen  genommen 
wurde.  Von  den  Enkeln  Rudolphs  —  Bruders  Wilhelms  II.  —  war 
Bernhard  1479  Landes-Hauptmann  in  Ober-Oesterreich  und  erhielt  vom 
Kaiser  Friedrich  III.,  da  er  sich  als  kais.  General  gegen  die  Böhmen 
sehr  tapfer  bewiesen,  die  Herrschaft  Starhemberg.    Der  Sohn  desselben, 


GRAFEIS  V.  SCHÄRFFENBERG.  359 

Christoph,  kais.  Feldhauptmaim  in  Kärnten  gegen  die  Ungarn,  wurde 
vom  Kaiser  Maximilian  I.  mit  dem  Schlosse  Spielberg  in  Ober-Oeslerreich 
belehnt,  und  der  eben  genannte  Kaiser  verlieh  dem  Gesehlechte  auch 
das  Schloss  Hohenwang  in  Steiermark.  Johann,  Christophs  Sohn,  war 
nach  1530  Commandant  zu  Grälz;  Ulrich  Christoph,  Enkel  Christophs, 
starb  1637  als  k.  Geh.  Rath  und  Landesverweser,  und  Friedrich  Sieg- 
mund, Herr  auf  Spielberg  und  Hohenwang,  welcher  zuerst  wieder  den 
ihm  zustehenden  Grafentitel  geführt  haben  soll,  blieb  als  kais.  General- 
Feldmarschall -Lieutenant  1688  in  einem  Sturme  vor  Belgrad.  —  Nach 
Megerle  v.  Mühlfeld  (I.  S.  29)  wurde  Franziska  Eleonora  verw.  Freifrau 
v.  Schärffenberg,  geb.  Gräfin  v.  Lamberg,  mit  ihren  vier  Söhnen,  Johann 
Leopold,  Maximilian  Christoph,  Johann  Joseph  und  Johann  Carl,  vom 
Kaiser  Carl  VI.  18.  Febr.  1717  in  den  erbländisch-böhmischen  Grafen- 
stand erhoben. 

Von  den  beiden  Linien  des  Geschlechts  ist  die  ältere  zu  Spiel- 
berg um  das  Jahr  1750  erloschen;  die  jüngere  zu  Hohenwang 
und  Krottenhof  blüht  noch,  und  die  Ahnentafel  derselben  ist  fol- 
gende: Franz  Anton,  geb.  28.  Dec.  1663,  gest.  5.  Dec.  1705,  k.  k. 
w.  Kämmerer;  Gemahlin:  Franziska  Eleonora  Gräfin  v.  Lamberg  (s.  oben), 
geb.  14.  Mai  1667,  gest.  24.  Juni  1741.  —  Johann  Leopold,  geb. 
1689,  gest.  1742,  k.  k.  Kämmerer  und  Landrechts- Assessor  in  Steier- 
mark; Gemahlin:  Maria  Leopoldine  Gräfin  v.  Heissenstein,  geb.  22.  April 
1706,  verm.  1727,  gest.  als  wieder  vermählte  Gräfin  v.  Relazzi  9.  März 
1757.  —  Johann  Nepomuk,  geb.  20.  Jan.  1730,  Herr  auf  Hohenwang 
und  Krottenhof,  k.  k.  Kämmerer ;  Gemahlin :  Cäcilie  Gräfin  v.  Wildenstein, 
verm.  1754.  —  Emanuel,  geb.  5.  März  1762,  gest.  21.  Nov.  1827, 
k.  k.  Kämmerer  und  Gubernialrath ;  Gemahlin:  Judith  Gräfin  v.  Coreth 
zu  Starkenburg,  geb.  1775,  gest.  um  1836.  Aus  dieser  Ehe  stammt 
das  jetzige  Haupt  der  Familie: 

JOHANN  NEPOMUK  Herr  und  Graf  v.  Schärflenberg,  geb.  13.  Febr. 
1802,  verm  5.  Febr.  1827  mit  Antonia  Gräfin  v.  Attems,  geb.  30.  Nov. 
1807,  welcher  Ehe  vier  Töchter,  die  Gräfinnen  Emma,  Luise,  Caroline 
und  Leonie  entsprossen  sind.  Die  Schwester  des  Grafen  Johann  Nepomuk, 
Gräfin  Clemenline,  geb.  23.  Febr.  1808,  hat  sich  7.  Jan.  1834  mit 
Joachim  Freiherrn  v.  Fürslenwärther,  k.  k.  Bezirks-Hauptmann  in  Grälz, 
vermählt.  —  Vom  Oheim,  dem  Grafen  Johann,  gest.  2.  Sept.  1832, 
k.  k.  Kämmerer  und  Major,  lebt  die  YVittwe,  Josepha  Gräfin  v.  Thurn- 
Valsassina,  geb.  15.  Jan.  1788,  verm.  1811,  und  die  Tochter,  Gräfin 
Emilie,  geb.  1812,  in  erster  Ehe  verm.  7.  Jan.  1836  mit  Leopold  Grafen 
v.  Alterns,  k.  k.  Rittmeister,  wurde  17.  Juni  1840  Wittwe,  und  ist  in 
zweiter  Ehe  seit  dem  März  1849  Gemahlin  des  k.  k.  Rittmeisters  Carl  Grafen 
v.  Belrupt.  —  Von  einem  anderen  jüngeren  Oheim  des  Grafen  Johann 
Nepomuk,  dem  Grafen  Friedrich,  geb.  im  März  1765,  k.  k.  Kämmerer 
und  Hauptmann  in  d.  A.,  lebt  aus  der  Ehe  mit  Antonie  Freiin  v.  Solignac- 
Peschiera,  geb.  1785,  gest.  15.  Dec.  1835,  eine  Tochter,  Gräfin  Ludmitla, 
geb.  1817,  verm.  2 5.  Juni  1836  mit  Carl  Friedrich  Wilhelm  Grafen  v.Scheler. 


360 


GRAFEN  V.  SCHAESBERG. 


Grafen  v.  Schaesberg. 

Hatl)0lifd).  ttJürttemberg. 

Besitz:   das  Amt  Thannheim,  die  Herrschaften  Schaesberg,  Krikenboek,   Gangelt  und  Ger- 
dingen etc. 

Dem  Haupte  der  Familie  steht  das  Prädicat  „Erlaucht"  zu. 


Wappen:  quadrirter  Schild;  1  und  4  in  Silber  ein  blauer  Turnierkragen  mit 
drei  Lätzen  und  unter  demselben  drei  (2  und  1)  rotbe  Kugeln  (Stammwappen).  2  und 
3  in  Gold  ein  rotbes  Hirschgeweih  von  acht,  auswärts  sich  umbeugenden  Enden 
(spätere  Wappenvermehrung),  lieber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  Helm  mit 
rothsilbernem  Wulste,  auf  welchem  ein  Pfauenschweif  mit  fünfzehn  Federn  in  drei 
Reihen  steht.  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth  und  silbern,  links  golden  und  roth, 
und  den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende,  goldene  Löwen.  —  Im  Paderbornschen 
Stiftscalender  vom  Jahre  1741  stehen  auf  dem  Helme  sieben  in  einer  Rundung 
ausgebreitete  Pfauenfedern,  und  über  denselben  fünf  in  die  Höhe  gerichtete.  Die 
Helmdecken  sind  silbern,  roth  und  blau.  —  Im  Wappenbuche  der  durchlauchtigen 
Welt  (II,  39)  sind  die  Stangen  des  Hirschgeweihes  getrennt,  die  rechte  hat  vier, 
die  linke  fünf  Enden.     Die  Helmdecken  sind  roth  und  silbern. 

Sehr  altes  Dynastengeschlecht,  dessen  Stammhäuser  Reitersbach 
und  Schaesberg  in  der  jetzt  belgischen  Provinz  Limburg  liegen,  später 
wurde  auch  Krikenboek,  ein  alter  Sitz  zwischen  Maas  und  Niers,  ein 
Hauptsitz.  Die  ordentliche  Slammreihe  beginnt  (s.  unten)  mit  Wilhelm 
v.  Reitersbach,  welcher  um  die  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  in  den  Ge- 
genden des  Niederrheins,  namentlich  im  Jilhch-ßergischen,  reich  begütert 
war.  Mit  den  beiden  Söhnen  seines  Enkels,  Georg,  mit  Johann  und 
Wilhelm,  theilte  sich  die  Familie  1554  in  zwei  Linien:  Johann  stiftete 
die  ältere  zu  Schaesberg,  Wilhelm  die  jüngere  zu  Streit  ha  gen, 
welche  letzlere  mit  Michael  Freiherrn  v.  Schaesberg  in  der  Mitte  des 
17.  Jahrhunderts  erloschen  ist.  Aus  der  älteren  Linie  kommt  Johanns 
Enkel,  Johann  Friedrich,  geb.  1598,  in  den  Ahnentafeln  zuerst  als 
Freiherr  vor,  und  die  Enkel  desselben,  die  Freiherren  Johann  Friedrich, 
Friedrich  Sigismund  und  Johann  Sigismund,  wurden  vom  Kaiser  Joseph  I. 
1706  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.  Von  dem  Grafen  Johann 
Friedrich  stammen  die  jetzigen  Glieder  der  Familie  ab.  Derselbe  war 
kurpfälz.  Geh.  Ralh  und  Oberkammerprä'sident,  bergischer  Staalsminister 
und  Amtmann  zu  ßlankenberg  und   besass  die  Herrschaften  Kerpen  und 


GRAFEN  V.  SCHAESBERG.  361 

Lommersum,  Krikenboek,  Lichtenberg,  Neustadt,  Wildenberg,  Broich, 
Weyer  und  Bensterralh.  Diese  Herrschaften  wurden  vom  Kaiser  Carl  VL 
1712  zu  einer  Reichsgrafschaft  erhoben,  worauf  der  Graf  in  das  west- 
phälische  Grafencollegium  aufgenommen  wurde  und  Reichsstandschaft 
erhielt.  —  Durch  den  Lüneviller  Frieden  verlor  die  Familie  den  grösseren 
Theil  ihrer  Besitzungen  auf  der  linken  Rheinseite,  wurde  aber  1803 
durch  Reichsdeputations-Hauptschluss  mit  dem  zur  vormaligen  Reichsabtei 
Ochsenhausen  gehörigen  Amte  Thannheim  im  württemb.  Donaukreis,  mit 
Ausschluss  des  Dorfes  Winterrieden  und  mit  Auflegung  zweier  Jahres- 
renten, entschädigt.  Die  Rheinbundacte  stellte  den  Grafen  als  Standes- 
herrn unter  württemb.  Souverainelät. 

Die  genealogischen  Verhältnisse  der  jetzigen  Familienglieder  ergeben 
sich  aus  den  von  Fahne  milgelheilten  Ahnentafeln,  und  es  gehört  hierher 
Nachstehendes:  Wilhelm  v.  Reitersbach,  genannt  Schaesberg,  verm.  mit 
N.  v.  Heer.  —  Wilhelm  Friedrich,  verm.  mit  Christina  v.  Hochkirchen. 

—  Georg,  verm.  mit  N.  v.  Streilhagen,  Erbin  zu  Streithagen.  —  Johann, 
gest.  1578,  Herr  zu  Schaesberg,  verm.  mit  Agnes  v.  Eynatten.  — 
Friedrich,  gest.  1619,  kaufte  Schaesberg  von  Albert  Herzog  von  Brabant 
als  Allodial,  verm.  mit  Maria  v.  Binsfeld,  gest.  1632.  —  Johann  Friedrich 
Freiherr  v.  Schaesberg  und  Krikenboek,  geb.  1598,  vermählte  sich 
1626    mit    Ferdinanda    v.    Wachtendonck,     Erbtochter    zu    Krikenboek. 

—  Wolfgang  Wilhelm,  verm.  mit  Maria  Florentine  v.  Eynatten.  — 
Johann  Friedrich  Reichsgraf  v.  Schaesberg  zu  Krikenboek,  Lichtenberg, 
Wildenburg  etc.,  kurpfälz.  Geh.  Rath ,  Kammerpräsident,  Marschall  von 
Berg,  Oberstallmeister,  Minister  etc.,  verm.  mit  Mettild  Maria  Margaretha 
v.  Schöller,  Erbtochter  der  Herrschaft  Schöller,  gest.  3.  Nov.  1708.  — 
Johann  Wilhelm,  geb.  22.  Nov.  1696,  gest.  5.  Nov.  1768,  Reichsgraf 
zu  Kerpen  und  Lommersum,  Herr  zu  Krikenboek  und  Schöller,  kurpfälz. 
w.  Geh.  Rath,  Canzler  des  Herzogthums  Jülich  und  Berg,  Oberamtmann 
zu  Brüggen  und  Dahlen,  verm.  1722  mit  Rosa  Veronica  Freiin  v.  Westerholt- 
Lembeck,  geb.  1695,  gest.  31.  Juli  1764.  —  August  Friedrich  Axton 
Maria,  geb.  im  Oct.  1730,  gest.  9.  Febr.  1804,  Graf  zu  Thannheim,  Herr 
zu  Schöller,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  kurpfälz.  Kammerherr  etc.,  verm.  1770  mit 
Isabella  Freiin  v.  Cortenbach.  —  Richard  Martin  Maria,  jetziger  Standesherr. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  anzuführen: 

Graf  RICHARD  Martin  Maria,  geb.  15.  Juli  1778,  Standesherr  im 
Königreich  Württemberg  etc.,  verm.  26.  Juli  1803  mit  Sophie  Freiin 
v.  Wenghe-Beck,  gest.  5.  März  1841.  Von  dem  Bruder  desselben,  dem 
Grafen  Heinrich  Edmund,  geb.  20.  Mai  1779,  gest.  15.  Oct.  1835,  k. 
preuss.  Major  bei  der  Landwehr,  lebt  die  Wittwe,  Gräfin  Auguste,  geb. 
Freiin  v.  Loe-Wissen,  geb.  13.  Oct.  1791,  verm.  im  Juni  1841.  Aus 
dieser  Ehe  stammen,  neben  zwei  Töchtern,  zwei  Söhne:  Graf  Rudolph 
Wolfgang  Hubertus  Maria,  geb.  8.  Sept.  1816,  Herr  der  Herrschaften 
Schaesberg,  Krikenboek  und  Gangelt,  verm.  11.  Jan.  1847  mit  Mechlilde 
Walburge  Ludovike  Maria  Prinzessin  v.  Waldburg-Zeil-Trauchburg ,  geb. 
30.  Mai  1824,  und  Graf  Julius  Maximilian  Hubertus  Maria,  geb.  2.  Nov.  1819. 


362 


GRAFEN  V.  SCHAFFGOTSCH. 


Grafen  v.  Schaflfgotsch. 

$atl)oltfd).  prtufitn  utib  ©cfUrrrid). 

Besitz:  in  Schlesien  die  freie  Standesherrschaft  Kynast  nebst  Giersdorr;  die  Herrschaft 
Greifenstein ;  die  Rittergüter  Glambach  und  Neuhauss;  die  Herrschaft  Riskupitz 
in  Mahren  etc.  etc. 


V^appen :  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Mittelschild  mit  einem  rothen, 
mit  Hermelin  aufgeschlagenen  Herzogshut  bedeckt  und  quadrirt.  1  und  4  in  Silber 
vier  von  oben  bis  unten  gerade  heruntergehende  rothe  Striche  oder  Pfähle  (Stamm- 
wappen); 2  und  3  in  Blau  auf  grünem  Dreihügel  ein  einwärtssehender  goldfarbe- 
ner, gekrönter  Greif,  zum  Raube  fertig,  mit  ausgeschlagener  rubinfarbener  Zunge, 
aufgeworfenem  Fluge  und  untergeschlagenem  Schweife,  in  den  Vorderklauen  einen 
silberfarbenen  eckigen  Stein  haltend  (Vermehrung  des  Wappens  bei  Erhebung  in 
den  Freiherrenstand).  1  und  4  des  Hauptschildes  in  Gold  ein  rechtssehender,  gol- 
den bewehrter  schwarzer  Adler,  dessen  Brust  mit  einem  silbernen  mit  dem  Kreuze 
besetzten  Halbmonde  belegt  ist;  2  und  3  von  Roth  und  Silber  geschacht.  Die  Zahl 
der  Reihen  und  Felder  des  Schachs  wird  sehr  verschieden  angegeben.  Sinapius 
spricht  von  7  weissen  und  7  rothen  Schachsteinen.  Sonst  kommen  meist  vier 
Reihen,  jede  zu  4  Feldern,  oder  5  Reihen,  jede  zu  5  Feldern,  vor.  Letztere  An- 
nahme hat  viel  für  sieb,  da  der  bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  hinzugekommene 
Hauptschild  das  Wappen  der  alten  Herzöge  von  Liegnitz-Brieg  ist,  und  Siebmacher 
u.  A.  den  Schach  so  bestimmen.  Der  Adler  im  1.  und  4.  Felde  kommt  anstatt 
des  überwärts  gehörnten  silbernen  Mondes  bald  mit  Kreuz,  bald  ohne  Kreuz,  auch 
mit  einem  silbernen,  mit  dem  Kreuze  belegten  Streifen  vor.  —  Den  Schild  bedecken 
drei  Helme,  von  welchen  der  mittlere  und  der  linke  gekrönt  sind.  Der  rechte  Helm 
trägt  vor  einem  doppelten  fünffachen  Pfauenschweife  in  einer  goldenen  Rundung 
den  Adler  des  1.  und  4.  Feldes  des  Hauptschildes  (Liegnitz-Briegscher  Helm).  Auf 
dem  mittleren  Helme  steht  vor  einem  grünen ,  in  die  Höhe  sich  ausbreitenden 
Baume  ein  silbernes,  nach  rechts  gehendes  Schaf  mit  einem  goldenen  Glöckchen 
(Helm  des  Stammwappens),  und  der  linke  Helm  trägt  einwärtssehend  auf  grünem 
Hügel  den  Greif  des  2.  und  3.  Feldes  des  Mittelschildes.  Die  Decken  des  rechten 
Helmes  sind  schwarz  und  golden,  die  des  mittleren  silbern  und  roth,  und  die 
des  linken  blau  und  golden,  und  den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende  gol- 
dene Greife. 

Eine  der  ältesten  und  berühmtesten  schlesisehen  Familien,  sehr 
reich  an  verdienstvollen  Gliedern    und    an  grossem  Grundbesitz,    welche 


GRAFEN  V.  SCHAFFGOTSCH.  363 

anfangs  unter  den  Namen  Scoff,  Schoff,  Schaff  und  Schaf,  in  allen  la- 
teinischen Urkunden  auch  unter  dem  Namen  Ovis  vorkommt,  und  erst 
später  den  Vornamen  eines  für  die  Familie  sehr  wichtigen  Ahnherrn, 
Gotthard  oder  Gotsche  IL,  dem  ursprünglichen  Geschlechtsnamen  bei- 
fügte. Zuerst  erscheinen  die  v.  Schoff  in  Franken,  wo  Hugo  de  Schoff, 
Domherr  und  Sacristan  zu  Würzburg,  urkundlich  1174,  genannt  wird. 
Von  dieser  Zeit  an  kommen  die  v.  Schaff  in  Thüringen,  Meissen,*  der 
Lausitz  und  in  Schlesien  vor.  Der  erste  Ritter  dieses  Geschlechts  in 
Schlesien  war  Sibotho  (Seibold)  v.  Schoff,  welcher  1243  vom  Herzoge 
Boleslav  IL,  als  Anerkennung  der  ihm  und  seinem  Vater,  Heinrich  IL, 
geleisteten  treuen  Dienste,  die  Burg  Kemnitz,  im  Vorgebirge  der  Sude- 
ten, zwischen  Hirschberg  und  Greifenberg,  erhielt,  und  sich  Caslel- 
lan  oder  Schlossgesessener  zu  Kemnitz  nannte.  Der  Sohn  desselben, 
Johannes  Schaff,  hatte  zwei  Enkel,  von  welchen  Ulrich  der  Stifter  der 
schlesischen,  Eberhard  der  der  niederländischen  Linie  wurde,  welche  sich 
später  Schaff  von  dem  Dam  zu  Windsheim  nannte,  in  ihrer  weiteren 
Fortsetzung  aber  hierher  nicht  gehört.  —  Ulrichs  Sohn  war  Gotsche 
Schaff  I.  zu  Kemnitz,  und  als  Söhne  desselben  sind  Gotsche  Schaff  IL 
und  Reinhard,  oder  der  Reibnitzer,  bekannt.  Letzterer  stiftete  die  Linien 
von  Neuhauss,  Wildschütz  und  Hertwigswaldau,  und  die  gesammte  Nach- 
kommenschaft desselben  erlosch  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  mit 
Heinrich  Schaffgotsch,  k.  poln.  General  und  Anführer  der  schlesischen 
Kriegsvölker  gegen  die  Türken.  Gotsche  Schaff  IL,  gest.  1420,  stand 
am  kaiserlichen  und  am  königlich-böhmischen  Hofe,  sowie  bei  den  pia- 
stischen  Herzogen  in  grossem  Ansehen  und  brachte  hohe  Würden  und 
grosse  Güter  an  sein  Haus.  Derselbe  erwarb  1360  das  Schloss  Kynast, 
kaufte  um  1399  Warmbrunn  und  Schmiedeberg  und  gelangte  auch  zum 
Besitz  von  Greifenherg,  Friedeberg  an  der  Queis,  des  Schlosses  Greifen- 
stein etc.  Zur  Erinnerung  an  seinen  Ruhm  und  als  Beweis  der  Dank- 
barkeit fügten  die  Nachkommen  den  Taufnamen  desselben  Gotsch  (Gott- 
hard) dem  Geschlechtsnamen  bei  und  schrieben  sich  Schaffgotsch,  welcher 
Name  auch  später  unverändert  beibehalten  worden  ist.  Von  Gotsche 
Schaff  IL  stammte  Johann  Schaffgotsch,  gest.  1464,  Landeshauptmann 
der  Fürstenthümer  Schwcidnitz  und  Jauer,  sowie  Hofrichter  zu  Schweid- 
nilz.  Derselbe  war  zweimal  vermählt,  in  erster  Ehe  mit  der  Tochter 
des  Besitzers  vom  Fürstenstein,  v.  Chotienicz,  in  zweiter  mit  Hedwig 
v.  Zedlilz-Neukirch.  Aus  erster  Ehe  entspross  Johann,  Herr  auf  Kem- 
nitz, welcher  die  Kemnitzer,  schon  mit  seinen  beiden  Söhnen,  Hinz  und 
Peter,  1500  und  1503  wieder  erloschene  Linie  stiftete;  von  den  sieben 
Söhnen  aus  zweiter  Ehe  aber  pflanzten  die  drei  jüngeren,  Caspar,  Anton 
und  Ulrich,  das  Geschlecht  fort,  und  durch  die  Nachkommenschaft  der- 
selben wurde  der  Stamm  in  drei  Hauptlinien  verbreitet.  Die  jüngere 
von  Ulrich  gegründete  Haupllinie  zu  Kynast,  Greifenstein  und  Boberstein, 
erlosch  1661,  die  ältere  aber  von  Caspar  stammende  blüht  jetzt  als 
schlesische,  und  die  mittlere  von  Anton  gestiftete  Linie  als  böh- 
mische. Aus  beiden  sind  mit  der  Zeit  mehrere  Aeste  hervorgegangen. 
■*—    Die    schlesische     Linie     theilte    sich    anlangs    mit    den    Söhnen 


364  GRAFEN  V.  SCHAFFGOTSCH. 

Caspars  in  drei  Aeste,  von  welchen  jedoch  nur  der  von  Balthasar  ent- 
sprossene dauernd  fortblühte.  Der  Enkel  des  Letzteren,  Hans  Ulrich, 
verm.  1620  mit  Barbara  Agnes,  Herzogin  in  Schlesien  zu  Liegnitz 
und  Brieg,  Tochter  des  Herzogs  Joachim  Friedrich,  welche  24.  Juli 
1631  starb,  erbte  1601  von  seinem  Vetter  Adam  die  Herrschaften 
Trachenberg  und  Kemnitz,  und  wurde  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  sehr 
ausgezeichnet,  fiel  aber  später  in  Ungnade  und  verlor  seine  Güter.  Der 
Sohn  desselben,  Christoph  Leopold,  bekam  aber,  mit  Ausnahme  von 
Trachenberg  etc. ,  die  meisten  Güter  und  Würden  nicht  nur  zurück, 
sondern  erhielt  auch  neue  Auszeichnungen  (s.  unten),  —  Was  die  böh- 
mische Linie  anlangt,  so  machte  sich  Antons  Urenkel,  Ernst  III.,  mit 
Bauseiwitz  ansässig,  und  der  Sohn  desselben,  Johann  Ernst,  erhielt  durch 
die  erste,  sowie  durch  die  zweite  Gemahlin  grosse  Güter  in  Böhmen, 
welche  auf  den  Sohn  seines  Bruders  Johann  Wilhelm,  auf  Johann  Ernst 
Anton,  übergingen. 

Von  den  vielen  Standeserhebungen  und  Verleihungen  von  Würden, 
welche  der  Familie  zu  Theil  wurden,  gehören  namentlich  nachstehende 
hierher:  sieben  Enkeln  und  Urenkeln  Caspars  wurde  vom  Kaiser  Ru- 
dolph II.  5.  Juli  1592  der  freiherrliche  Stand  bestätigt  und  zwar  mit 
dem  gemeinschaftlichen  Titel:  Schaftgotsch  zu  Kynast  und  Greifenstein, 
Freiherren  zu  Trachenberg;  Hans  Ulrich,  gest.  24.  Juli  1635,  k.  k. 
General  und  Commandirender  in  Schlesien,  erhielt  als  Lohn  seiner  Waf- 
fenthaten  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  4.  Dec.  1627  für  sich  und  seine 
Nachkommen  das  seltene  Ehrenprädicat:  Semperfrei  des  heiligen  römi- 
schen Reiches;  Christoph  Leopold,  gest.  30.  Juni  1703,  k.  k.  w.  Geh. 
Rath,  Kammerpräsident  in  Schlesien  etc.,  erlangte  vom  Kaiser  Ferdi- 
nand III.  1651  den  Grafensland,  wurde  7.  Sept.  1662  ungarischer 
Magnat,  und  erlangte  vom  Kaiser  Leopold  I.  12.  März  1674  das  damals 
nur  fürstlichen  Personen  zustehende  Prädicat  Hochgeboren;  Hans  Anton, 
gest.  19.  März  1742,  k.  k.  Geh.  Rath  und  Oberamts-Director  in  Schlesien, 
wurde  15.  April  1708  vom  Kaiser  Joseph  I.,  unter  Bestätigung  der  schon 
1651  dem  Vater  ertheilten  Grafenwürde,  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben, 
und  Johann  Ernst  Anton  aus  der  böhmischen  Linie,  gest.  im  Juli  1747,  erhielt 
vom  Kaiser  Carl  VI.  1717  dieselbe  Würde.  In  die  schlesische  Linie  kam  1651 
das  Erb-Hofmeister-  und  Erb-Hofrichter-Amt  des  Fürstentums  Schweidnitz 
und  Jauer,  und  6.  Dec.  1786  das  Erb-Land-Hofmeister-Amt  des Herzogthums 
Schlesien.  Die  Ernennung  als  freier  Standesherr  zu  Kynast  erfolgte  10.  Juni 
1826,  und  2.  Juni  1827  die  Verleihung  einer  Curiatstimme  im  Stande 
der  Fürsten  und  Herren  auf  dem  schlesischen  Provinzial-Landtage. 

Aus  der  sehr  umfangreichen  Genealogie  des  Gesammthauses  kann 
hier  nur  das  Wichtigste  für  Gegenwart  und  Zukunft  hervorgehoben  wer- 
den. Die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  beider  Hauptlinien  ergeben 
nachstehende  Ahnentafeln : 

Schlesische  Linie:  Hans  Anton  (Gotthard)  —  Sohn  Christoph 
Leopolds  aus  der  Ehe  mit  Agnes  Freiin  v.  Racknitz  —  Reichsgraf,  geb. 
19.  April  1675,  gest.  19.  März  1742,  k.  k.  w.  Geh.  Rath  und  Ober- 
amts-Director in  Schlesien;    erste  Gemahlin:    Maria  Franziska  Gräfin  v. 


GRAFEN  V.  SCHAFFGOTSCH.  365 

Sereny,  geb.  28.  Aug.  1679,  verm.  24.  Juni  1703,  gest.  10.  Aug. 
1707.  —  Carl  Gotthard,  geb.  26.  Juni  1706,  gest.  18.  Dec.  1780, 
k.  k.  w.  Geh.  Rath  und  Oberst-Land-Hofmeister  in  Böhmen;  Gemahlin: 
Anna  Gräfin  v.  Hatzfcld-Trachenberg,  geb.  31.  Dec.  1711,  venu.  13.  Juni 

1731,  gest.    16.  April  1784.  —  Johann  Nepomuk  Gotthard,  geb.  2.  Juni 

1732,  k.  preuss.  Kammerherr,  Erb -Land -Hofmeister  im  Herzoglhum 
Schlesien,  Erb-Hofrichler  im  schweidnitzschen  etc.  Kreise,  erster  Ma- 
joratsherr etc.;  Gemahlin:  Anna  Juliane  Gräfin  v.  Slubenberg,  geh.  13. 
Jan.  1742,  verm.  9.  Jan.  1764.  —  Leopold  Gotthard,  geb.  2.  Nov. 
1764,  gest.  24.  Jan.  1834,  Erb-Land-Hofmeister,  k.  preuss.  Kammer- 
herr etc.;  Gemahlin:  Johanna  Nepomucene  Gräfin  v.  Wurmbrand,  geb. 
4.  Jan.  1774,  verm.  20.  Juli  1791,  gest.  28.  Juni  1834.  —  Leopold 
Christian  Gotthard,  jetziger  Slandesherr. 

Böhmische  Linie:  Johann  Ernst  Anton  —  Sohn  Johann  Wil- 
helms und  Neffe  Johann  Ernsts  —  erster  Graf  dieser  Linie,  geb.  im 
December  1685,  gest.  im  Juli  1747,  Herr  auf  Sadowa,  Dohalitz,  k.  k. 
w.  Geh.  Rath  und  Oberst-Burggraf  zu  Prag;  Gemahlin:  Maria  Elisabeth 
Gräfin  v.  Waldstein,  geb.  1675,  gest.  23.  Juli  1748.  —  Ernst  Wilhelm, 
geb.  7.  Jan.  1704,  gest.  21.  Febr.  1766,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  Käm- 
merer, Oberst-Lehnrichter  in  Böhmen  etc. ;  Gemahlin :  Maria  Maximiliane 
Gräfin  v.  Götz,  gest.  7.  März  1772.  —  Johann  Ernst,  geb.  23.  Aug. 
1742,  lebte  noch  1805  als  k.  k.  Major  und  Kämmerer,  Majoratsherr 
auf  Kundschilz,  Sadowa  und  Weiss -Trzemeschnitz;  zweite  Gemahlin: 
Johanna  Nepomucene  Gräfin  v.  Blümegen,  verm.  1790. — Johann  Frajsz 
de  Paula,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  aufzuführen: 

Seh  lesische  Linie:  LEOPOLD  Christian  Gotthardt  Graf  Schaff- 
gotsch,  Reichsgraf  und  Herr  der  freien  Slandesherrschaft  Kynast,  Frei- 
herr zu  Trachenberg,  Erbherr  der  Herrschaften  Greifenstein,  Kynast  und 
Giersdorf  und  der  Güter  Boberröhrsdorf  und  Neugräflich-Warmbrunn  und 
Voigtsdorf,  geb.  5.  Mai  1793,  Erb-Land-Hofmeister  im  Herzoglhum 
Schlesien,  Erb-Hofrichter  der  Fürstenthümer  Schweidnitz  und  Jauer,  k. 
preuss.  Kammerherr,  verm.  5.  Mai  1821  mit  Josephine  Gräfin  v.  Zieten, 
geb.  23.  Oct.  1799.  —  Die  vier  Brüder  desselben  sind:  Graf  Carl 
Gotthardt,  geb.  29.  Mai  1794,  k.  preuss.  Kammerherr  und  Legations- 
Rath,  bis  Mai  1849  ausserord.  Gesandter  und  bevollmächtigter  Minister 
in  Florenz,  verm.  in  erster  Ehe,  16.  Mai  1827,  mit  Maria  Anna  Gräfin 
v.  Harbuval-Chamare,  geb.  25.  Mai  1801,  gest.  21.  Mai  1828,  und  in 
zweiter,  29.  Mai  1831,  mit  Fredine  Auguste  Gräfin  v.  Ledehur-Wicheln, 
geb.  25.  Aug.  1805,  aus  welcher  zweiten  Ehe  drei  Söhne  stammen, 
die  Grafen:  Leopold,  geb.  14.  Juni  1835;  Friedrich  Gotthardt,  geb. 
13.  Juni  1839,  und  Ludwig,  geb.  4.  Sept.  1842.  —  Graf  Emanuel 
Gotthardt,  geb.  16.  Sept.  1802,  Herr  auf  Maywaldau,  k.  preuss.  Kam- 
merherr, dienslthuend  bei  der  Prinzessin  Carl,  und  Schloss- Hauptmann 
von  Breslau,  verm.  in  erster  Ehe,  1.  Juni  1830,  mit  Clara  Luise  Elisabeth 
Gräfin  v.  Hohenthal  aus  dem  Hause  Dölkau,  geb.  31.  Jan.  1801,  gest.  17. 
Dec.  1850,  und  in  zweiter,  3.  Juni  1852,  mit  Bertha  v.  Necker,  aus  dessen 


366  GRAFEN  V.  SCHAFFGOTSCH. 

erster  Ehe  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen :  Hans  Ulrich,  geb.  1 6.  Oct. 
1831,  und  Leopold  Gotthardt,  geb.  16.  Oct.  1833.  —  Graf  Joseph 
Gotthardt,  geb.  17.  März  1806,  k.  preuss.  Kammerherr,  verm.  18.  Aug. 
1846    mit   Maria  Sophie  Franziska    Gräfin    v.  Stollberg- Stollberg,    geb. 

28.  April  1824,  und  Graf  Franz  Gotthardt,  geb.  11.  Mai  1816,  k.  k. 
Hauptmann. 

Vom  Grafen  Joseph  Gotthardt  —  Sohn  des  Grafen  Anton  Gott- 
hardt (Bruder  des  Grafen  Carl  Gotthardt  und  Sohn  des  Grafen  Hans 
Anton  Gotthardt),  verm.  mit  Maria  Anna  Gräfin  v.  Kollonitsch,  —  geb. 
17.  Nov.  1767,  gest.  7.  Mai  1844,  Herrn  der  Herrschaften  Wildschütz 
und  Krautenwalde,  k.  preuss.  Kammerherrn,  stammt  aus  der  Ehe  mit 
Josephe  Freiin  v.  Skrbensky,  geb.  9.  Sept.  1778,  verm.  1795,  gest. 
19.  Febr.  1851,  Graf  Franz  Anton  Gotthardt,  geb.  18.  Mai  1797, 
Herr  auf  Wildschütz,    verm.    1825  mit  Agatha  Freiin  v.  Stillfried,  geb. 

29.  Jan.  1797,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  entsprossen  sind,  die 
Grafen:  Rudolph,  geb.  1829,  und  Franz,  geb.  1830.  —  Die  drei  le- 
benden Brüder  des  Grafen  Franz  Anton  Gotthardt  sind:  Graf  Anton 
Gotthardt,  geb.  23.  Mai  1800,  k.  k.  Kämmerer,  vorm.  Dienstkämmerer 
bei  dem  Erzherzog  Ferdinand  Victor  v.  Este  und  Rittmeister  in  d.  A., 
verm.  1832  mit  Catharina  Gräfin  v.  Pejacsevich,  geb.  1813,  Oberst- 
Hofmeisterin  der  Erzherzogin  Elisabeth,  aus  welcher  Ehe  Graf  Hermann, 
geb.  1833,  k.  k.  Lieutenant,  stammt;  —  Graf  Joseph  Maria  Carl  Gott- 
hardt, geb.  5.  Juni  1805,  k.  k.  Kämmerer,  Oberst  in  d.  A.  und  Dienst- 
kämmerer bei  dem  Erzherzog  Ludwig,  und  Graf  Hugo  Gotthardt,  geb. 
23.  Febr.  1812,  Chevalier  de  Justice  des  h.  Malteser-Ordens  und  k.  k. 
Oberst- Lieutenant.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem  Grafen  Ru- 
dolph Gotthardt,  geb.  1.  Oct.  1813,  gest.  30.  Dec.  1848,  k.  k.  Ritt- 
meister, lebt  die  Witlwe,  Luise  Freiin  v.  Revay,  verm.  1840.  —  Vom 
Grafen  Philipp  Gotthardt  —  Sohn  des  Grafen  Emanuel  Gotthardt  (eben- 
falls Bruder  des  Grafen  Carl  Gotthardt  und  Sohn  des  Grafen  Hans  An- 
ton Gotthardt)  —  geh.  11.  Dec.  1751,  Herrn  der  Herrschaft  Nieder- 
Pemsdorf  etc.,  stammt  aus  der  Ehe  mit  Maria  Elisabeth  Freiin  v.  Zed- 
litz,  geb.  4.  Aug.  1754,  verm.  24.  Oct.  1773,  Graf  Friedrich  Gotthardt, 
geb.  9.  März  1780,  Herr  auf  Glambach  und  Neuhauss,  k.  preuss.  Kam- 
merherr und  Wittwer  von  Josephe  Gräfin  v.  Schaffgotsch,  aus  welcher 
Ehe  zwei  Töchter  entsprossen  sind. 

Böhmische   Linie:     Johann    FRANZ    de    Paula,    geb.    30.    Juni 

1792,  k.  k.  Kämmerer,  Feld-Marschall-Lieutenant,  Commandant  des  9. 
Anneecorps,  Landes-Militair-Commandant  von  Oesterreich  und  Salzburg, 
Regiments-Inhaber  etc.,  verm.  30.  Jan.  1817  mit  Ernestine  Gräfin  Lam- 
berg  von  Stein  und  Guttenberg,  geb.  8.  Mai  1791,  Besitzerin  des  Gutes 
Zaroschitz,  aus  welcher  Ehe,  neben  zwei  Töchtern,  ein  Sohn  lebt,  Graf 
Franz  de  Paula,  geb.  22.  Juni  1829,  k.  k.  Rittmeister.  Die  vier  Brüder 
des    Grafen  Johann  Franz  de  Paula    sind:    Graf  Rudolph,  geb.  7.  Sept. 

1793,  k.  k.  Kämmerer  und  Feld-Marschall-Lieutenant  in  Pension;  — 
Graf  Johann  Joseph,  geb.  17.  Sept.  1794,  k.  k.  Kämmerer,  Herr  der 
Herrschaft  Biskupilz  und  Landstand  in  Mähren,    verm.    10.    April    1817 


GRAFEN  V.  SCHALL-RIAUCOUR.  367 

mit  Maria  Philippina  Neria  Juditha  Lamlirräfin  von  Fürstenberg,  geb.  15. 
Jan.  1792,  aus  welcher  Ehe,  neben  zwei  Töchtern,  ein  Sohn  stammt: 
Graf  Friedrich,  geb.  22.  Juli  1822,  k.  k.  Rittmeister  und  Escadrons- 
Commandant,  verm.  21.  März  1849  mit  Theresia  Gräfin  Palffy  v.  Erdöd, 
geb.  24.  Jan.  1824.  —  Graf  Johann  Ludwig,  geb.  1.  Febr.  1799,  k.  k. 
Kammerer  und  pens.  Major,  und  Graf  Johann  Anton,  geb.  16.  Febr.  1804, 
Bischof  von  Brunn  und  Domherr  von  Olmülz,  k.  k.  Geh.  Rath. 

Von  den  Nachkommen  des  Grafen  Joseph  Wilibald  —  Bruder  des 
Grafen  Ernsl  Wilhelm  und  Sohn  des  Grafen  Johann  Ernst  Anton  — 
Herrn  auf  Bielohrad,  in  erster  Ehe  vermählt  mit  Maria  Barbara  Gräfin 
v.  Waldstein  und  in  zweiter  mit  Maria  Franziska  Gräfin  v.  Wieschnick, 
ist  hier  nur  der  Enkel  zu  erwähnen:  Graf  Franz  Joseph  —  Sohn  des 
Grafen  Franz  Ernst  aus  der  Ehe  mit  Barbara  Gräfin  v.  Kavanagh  — 
geb.  6.  Juli  1785,  verm.  3.  Ocl.  1810  mit  Rosalie  v.  Piers.  Ausser 
demselben  leben  noch  6  weibliche  Nachkommen  des  Grafen  Joseph 
Wilibald. 


Grafen  v.  Schall  -Riaucour. 

HaUjoltfdj.  jßömgreid)  0ad)fen. 

Besitz :  in  der  Lausitz  die  Rittergüter  Pulzkau,  Gausig,  Crostau  etc. 


Wappen:  Schild  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  in  Blau  zwei  überein- 
anderstehende,  in  zwei  Reihen,  jede  zu  10  Feldern,  von  Roth  und  Silber  geschachte 
Sparren  (Schall);  links  quer  getheilt;  oben  in  Gold  drei  (2  und  1)  rothe  Rosen; 
unten  in  Blau  zwei  wellenförmig  gezogene  silberne  Querbalken  (Riaucour).  Auf 
dem  Schilde  erheben  sich  vier  mit  Grafenkronen  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm 
trägt  einen  offenen  blauen  Adlersflug,  dessen  Flügel  mit  den  geschachten  Sparren 
der  rechten  Scbildesseite  belegt  sind  (Schallscher  Helm);  der  zweite  einen  die 
Sachsen  einwärtskehrenden,  mit  den  drei  Rosen  der  oberen  Hälfte  der  linken  Schil- 
desseite belegten  goldenen  Adlersflügel ;  der  dritte  drei  Straussenfedern ,  golden- 
roth ,  golden,  und  der  linke  Helm  einen  die  Sachsen  einwärtskebrenden  blauen 
Adlersflügel,  welcher  mit  den  zwei  wellenförmigen  Querbalken  der  unteren  Hälfte 
der  linken  Schildesseite  belegt  ist.  (Der  zweite,  dritte  und  linke  Helm  sind  die 
Riaucourschen  Helme).  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  blau,  roth  und  sil- 
bern, die  der  übrigen  drei  Helme   rechts  golden  und  roth,  links  blau  und  silbern. 


368  GRAFEN  V.  SCHALL-RIA UCOUR. 

Den  Schild  halten  zwei  vorwärtssehende  goldene  Löwen  mit  durch  die  Hinterpran- 
ken geworfenem  Schweife.  —  Das  neue  Tyroffsche  Wappenhuch  der  sächsischen 
Länder  giebt  das  Wappen,  wie  folgt,  an:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im 
blauen  Mittelschild  die  Schallschen  geschachten  Sparren ;  1  und  4  in  Silber  drei 
rothe  Rosen  (2  und  l).  2  *und  3  in  Blau  zwei  wellenförmig  gezogene  silberne 
Querbalken.  Den  Schild  deckt  die  Grafenkrone.  —  Dieser  Angabe  entsprechen 
mehrere,  der  Redaction  vorliegende  Lackabdrücke  von  Petschaften  aus  der  Fa- 
milie nicht. 

Die  Grafen  v.  Schall-Riaucour  slammen  aus  der  sehr  alten  rhein- 
ländischen  Familie  v.  Schall,  später  Schall  von  Bell,  und  der  Beiname 
Riaucour  ist  durch  Vermählung  hinzugekommen.  Die  Familie  v.  Schall 
ist  ein  ursprünglich  cölnisches  Geschlecht,  welches  sich  zunächst  im 
Bergischen  und  Jillichschen  sehr  ausbreitete.  Glieder  desselben  kamen 
im  16.  Jahrhunderte  nach  Liefland,  brachten  das  dortige  Erbland-Mar- 
schall-Amt in  die  Familie  und  sind  vielfach  in  die  Geschichte  Lieflands 
verflochten.  Im  18.  Jahrhundert  trat  das  Geschlecht  auch  in  Bayern 
auf.  Das  Alter  der  Familie  ergiebt  sich  hinreichend  aus  den  von  Fahne 
gegebenen  Ahnentafeln.  Ropert  Schallo  kommt  schon  1150  vor,  und 
Johann  Schall  von  Bell  wurde  13S7  mit  dem  Thurnhof  zu  Friesdorf 
belehnt.  In  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  treten  zuerst  Frei- 
herren, im  Anfange  der  zweiten  Hälfte  aber  Grafen  v.  Schall  auf,  deren 
Namen  sich  in  von  Vetter  und  Fahne  milgetheilten  Stammtafeln  finden. 
Vetter  (Authent.  Samml.  der  bei  der  Bergischen  Ritlerschaft  vorhande- 
nen und  aufgeschworenen  adeligen  Wappen  und  Stammtafeln,  Cöln  1791) 
giebt  nachstehende  zwei  Tafeln :  I.  Johann  Wilhelm  Schall  v.  Bell ; 
Anna  v.  und  zu  Gahlen.  —  Otto  Degenhard  ;  Christiana  Margarelha  v. 
Hompesch  zu  Pulheim.  —  Maximilian  Damian  zu  Mühlheim ;  Franziska 
Wilhelmine  v.  und  zu  Landsberg.  —  Ferdinand  Freiherr  Schall  v.  Bell, 
aufgeschworen  20.  Aug.  1747,  und  II.  Johann  Henrich  Schall  v.  Bell 
zu  Flerzheim ;  Anna  Magdalena  v.  Metzenhausen  zu  Burgunsler.  — 
Wilhelm  Jacor  zu  Flerzheim  und  Morrenhofen;  Maria  Gatharina  Freiin 
v.  d.  Vorst.  —  Maximilian  Henrich  zu  Morrenhoven,  Flerzheim  und 
Niederdrees;    Isabella  Catharina  Maria  Anna  Schall  v.   Bell  zu  Mühlheim. 

—  Clemens  August  zu  Morrenhoven,  Flerzheim  und  Niederdrees;  Augu- 
slina  Schliederer  Freiin  v.  Lachen.  —  August  Clemens  Maria  Ernest 
Joseph  zu  Morrenhoven,  aufgeschworen  28.  Nov.  1788.  Diese  beiden 
Tafeln  giebt,  nur  erweitert,  auch  Fahne,  und  zwar  die  erslere,  wie  folgt: 
Heinrich  Schall  v.  Bell,    1514  mit  Mühlheim  belehnt,    gest.  vor   1522. 

—  Wilhelm,  belehnt   1550.   —   Gotthard,    1578,   84  und   96  belehnt. 

—  Johann  Wilhelm,    1660  belehnt;    Gemahlin:  Anna  v.  Gahlen  zu  Tricst. 

—  Otto  Degenhard,  1677  belehnt,  gest.  vor  1685;  Gemahlin:  Chri- 
stiana Margarelha  v.  Hompesch-Bollenheim.  —  Max  Damian,  1718  be- 
lehnt; Gemahlin:  Franziska  Wilhelmine  v.  Landsberg.  —  Ferdinand, 
Freiherr,  gest.  3.  Dec.  1783,  berg.  Landhofmeister,  kurpfälz.  wirkl.  Geb. 
Rath,  geisll.  Präsident,  später  Reichsgraf,  Graf  von  Megen,  Herr  zu 
Haaren,  Macharen,  Wahn  und  Schönrath;  Gemahlin:  Maria  Anna  Caroline 
Elisabeth  Walpurge  Gräfin  v.  Stadion,  verm.  9.  Juli  1746.  —  Tafel  H. 
gestaltet  sich  bei  Fahne  wie  folgt:  Wilhelm  Schall  v.  Bell  zu  Flerzheim, 


f.RAFEN  V.   SCHALL-RFAUCOnt.  369 

Amtmann  zu  Brühl;  Gemahlin:  Elisabeth  v.  Bredow  —  Johann  Henrich 
zu  Flerzheim,  1020  cölnischer  Trnehsess;  Gemahlin;  Anna  Magdalena 
v.  Metzenhansen,  1632  Witlwe.  —  Wilhelm  Jacob,  cölnischer  Kämme- 
rer, Ober -Hofmeister,  Herr  zu  Flerzheim,  Morrenhoven  etc.,  gest.  vor 
1705;  Gemahlin:  Maria  Calharina  v.  d.  Vorsl-Lomheck.  —  Max  Henrich, 
Herr  zu  Morrenhoven,  Flerzheim,  Hompesch,  Niederdrees,  cölnischer  Geh. 
Rath,  zweite  Gemahlin:  Maria  Isabella  Schall  v.  Bell  zu  Mühlheim,  1741 
Witlwe.  —  Clemens  August  Maria,  Herr  zu  Bell,  Flerzheim  und  Mor- 
renhoven, kureölnischer  Geh.  Rath,  Hauptmann  und  Amtmann  zu  Rhein- 
bach etc.,  des  Michaelsordens  Grosskreuz;  zweite  Gemahlin:  Auguste 
Freiin  v.  Schliederer,  verm.  1757.  —  August  Clemens,  1788  wegen 
Morrenhoven  und  1790  wegen  Schimrath  bei  Jülich  aufgeschworen, 
kureölnischer  Hofmarschall,  Geh.   Staatsrath  etc. 

Graf  Carl  Theodor  v.  Schall  —  aus  der  bayerischen  Linie  der 
Familie  stammend  und  wohl  der  Sohn  des  Grafen  Ferdinand  (s.  oben 
die  Ahnentafeln  unter  I)  —  kurpfälzischer  Geh.  Rath  und  Gesandter  am 
kursächsischen  Hofe,  vermählte  sich  28.  Juni  1777  mit  Henriette  Gräfin 
v.  Riaucour,  Erblochter  des  Grafen  v.  Riaucour,  kursächsischen  Ministers, 
Herrn  auf  Putzkau,  Gausig,  Crostau  etc.  Letzterer,  Andreas  v.  Riaucour, 
aus  einer  allen  französischen  Familie  entsprossen,  wurde  als  kursächsi- 
scher Geh.  Rath  und  ausserord.  Gesandter  am  kurpfälzischen  Hofe  vom 
Kaiser  Franz  I.  1.  Oct.  1754  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben:  eine 
Erhebung,  welche  von  dem  kursächsischen  Ober-Hofmarschall-Amle  22. 
Mai  1755  bekannt  gemacht  wurde.  Andreas  Graf  v.  Riaucour  starb 
1794  ohne  männliche  Nachkommen,  worauf  in  Folge  testamentarischer 
Verfügung  der  Schwiegersohn  desselben,  Graf  Carl  Theodor  v.  Schall, 
Namen  und  Wappen  des  Verstorbenen  mit  dem  seinigen  vereinigte  und 
in  Besitz  der  Riaucourschen  Güter  kam. 

Der  Sohn  desselben  ist  das  jetzige  Haupt  der  Familie: 

CARL  August  Andreas  Graf  v.  Schall-Riaucour,  geb.  27.  Oct.  1795, 
Herr  auf  Putzkau,  Gausig,  Crostau  etc.,  verm.  4.  Sept.  1828  mit  Amalia 
Cäcilia  Maria  Gräfin  v.  Seinsheim,  geb.  22.  Nov.  1808,  gest.  17.  Febr. 
1845.  Aus  dieser  Ehe  stammen,  neben  vier  Töchtern,  vier  Söhne,  die 
Grafen:  Carl  Borromaeus  August  Andreas  Michael  Hermann  Clemens, 
geb.  29.  Sept.  1834;  Maximilian  Joseph  Ludwig  Andreas  Hilarius  Ma- 
ria, geb.  13.  Jan.  1837;  Otto  Hermann  Rochus  Gabaleon  Johannes, 
geb.  22.  Juni  1838,  und  Moritz  Clemens  Maria  Wolfgang,  geb.  30.  Jan. 
r845.  —  Die  Seh  wester  des  Grafen  Carl  August  Andreas,  Gräfin  Ca- 
rolina, geb.  1799,  ist  mit  dem  Marquis  de  la  Rochefoucauld -Liancour 
vermählt. 


21 


370 


GRAFKIN   V.   SCHAI.LKNHKRG. 


Grafen  v.  Schallenberg. 

üaUjolifd).  ©ffterrctd). 


In  Ober- Oesiorreich  beciiiert. 


Wappen :  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Mittelschild  gekrönt  und 
quer  getheilt;  oben  in  Gold  ein  aufwachsender  rechtssehender,  gekrönter,  doppelt- 
geschweifter rother  Löwe;  unten  schwarz,  ohne  Bild  (Stammwappen).  1  und  4  in 
Silber  ein  einwärtssehender  schwarzer  Adler  (nach  Spener:  Lappitz);  2  und  3 
quer  getheilt;  oben  in  Roth  eine  auf  einer  goldenen  Krone  sitzende,  einwärt» 
sehende  silberne  Gans  mit  einer  Krone  um  den  Hals  und  auf  dem  Kopfe;  unten 
in  Silber  drei  rothe  Querbalken  oder,  nach  Anderen,  sieben  quergezogene,  wechsels- 
weise silberne  und  rothe  Fäden  (nach  Spener:  Grafen  von  Corbau).  —  Ueber  dem 
Schilde  erheben  sieh  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  den  Adler  des  1.  und 
4.  Feldes  (Lappitzscher  Helm);  aus  dem  mittleren  wächst  ein  gekrönter,  vorwärts- 
sehender, rother  Löwe  auf  (Helm  des  Stammwappens),  und  auf  dem  linken  sitzt 
eine  einwärtssehende  gekrönte  silberne  Gans  mit  einer  goldenen  Krone  um  den 
Hals.  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  schwarz  und  silbern,  die  des  mittleren 
roth  und  golden,  und  die  des  linken  roth  und  silbern.  —  Nach  Siebmacher  (1.37) 
ist  die  untere  Schildhälfte  des  Stammwappens  ebenfalls  schwarz,  ohne  Bild.  Der 
linkssehende  Löwe  hat  drei  Schweife  und  wächst  aus  dem  Helme  nach  links  em- 
por, doch  ist  dabei  nicht  zu  übersehen,  wie  Siebmacher  bekanntlich  die  Wap- 
penbilder  gestellt  hat.  -  Die  Adler  im  1.  und  4.  Felde  und  auf  dem  rechten 
Helme  zu  krönen,  ist  gegen  die  gewöhnlichen  Angaben  über  das  Lappitzsche  Wap- 
pen. —  Nach  älteren  Lackabdrücken  hallen  den  Schild  zwei  Löwen,  deren  Köpfe 
Helme  tragen.  Auf  dem  Helme  des  rechten  Löwen  steht  ein  die  Sachsen  einwärts- 
kehrender geschlossener  Adlersflug,  auf  dem  des  linken  aber  nebeneinander  drei 
Straussenfedern. 

Sehr  alle  österreichische  Familie,  deren  gleichnamiges  Stammhaus 
nach  dem  Freiherrn  v.  Hoheneck  (historische  Beschreibung  der  Herren 
Stände  des  .Erzherzoglhums  Oesterreich  oh  der  Ens)  unweit  Biherstein 
lag.  Thomas  v.  Schallenberg  wohnte,  nach  Bucelini,  1165  dem  Tur- 
niere zu  Zürich,  und  Wolf  1209  dem  zu  Worms  bei.  Von  den  Nach- 
kommen des  Letzleren  sind  Caspar  und  Balthasar  bekannt.  Balthasar 
wurde  1455  mit  anderen  österreichischen  Herren,  wie  Graf  Wurmbrand 
angiebt,  nach  Linz  zu  den  Unterhandlungen  zwischen  dem  Erzbischof 
von  Salzburg  und  den  Herzogen  in  Bayern  gesendet,  und  von  dem  Sohne; 
desselben,   Stephan,  stammen  die  jetzigen  Glieder  der  Familie  ab.     Der 


CRAFKK   V.   SCHAU. KNHKRG.  371 

Urenkel  desselben  war  Wolfgang,  Herr  auf  Rosenau,  welcher  im  95. 
Jahre  starb.  Von  Letzterem  sind  zwei  Enkel,  Wolfgang  Christoph  und 
Georg  Christoph,  bekannt.  Von  Ersterem  lebten  drei  Enkel :  Christoph 
Ludwig,  Carl  Ernst  und  Christoph  Ferdinand  nocli  im  Anfange  des  18. 
Jahrhunderts;  Letzterer,  Georg  Christoph,  war  Obersl-Proviant-Meister 
und  Ober- Commissar  in  Oestcrreich  ob  der  Ens,  und  der  Enkel  des- 
selben, Christoph  Dietrich,  Graf  v.  Schallenberg,  gest.  1708,  kommt  als 
k.  k.  Kämmerer,  General-Kriegs-Commissar  und  Hof-Kriegsrath,  und  als 
Vater  Christoph  Ferdinands,  k.  k.  Kämmerers,  vor.  Des  Grafen  Christoph 
Dietrich  Bruder  war  1694  bischöfi.  augshurgischer  Hof-Raths-Präsident 
und  1700  Domherr  zu  Costnilz,  und  Christoph  Georg,  k.  k.  Geh.  Rath, 
starb  1720.  Den  Freiherrensland  ertheille  der  Familie  Kaiser  Ferdi- 
nand II.  9.  Dec.  1636,  den  Grafenstand  aber  Kaiser  Leopold  I.  im  Jahre 
1666,  und  das  Indigenal  in  Ungarn  wurde  25.  Jan.  1688  erlangt. 
Das  jetzige  Haupt  der  Familie   ist: 

Graf  JOSEPH,  geb.  8.  Mai  1776,  k.  k.  Kämmerer  und  Major  in 
d.  A. ,  verm.  9.  Jan.  1803  mit  Henriette  Gräfin  v.  Liechtenberg,  geb. 
9.  April  1776,  gest.  2.  Ocl.  1836.  Aus  dieser  Ehe  stammt  Graf 
Heinrich  Christian,  geb.  23.  Febr.  1811,  k.  k.  Oberlieutenant  in  d.  A.  — 
Die  Schwester  des  Grafen  Joseph,  Gräfin  Maria  Anna,  geb.  14.  Dec.  1780, 
vermählte  sich  12.  Juli  1822  mit  Johann  Nepomuk  Freiherrn  v.  Imhof, 
k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A.,  und  ist  seit  17.  Jan.  1840  ver- 
willwet.  —  Die  Ilalbgesehwister  des  Grafen  Joseph,  welche  aus  der 
zweiten  Ehe  des  Vaters,  mit  Franziska  Freiin  v.  Skall,  stammen,  sind 
Graf  August,  geb.  30.  Aug.  1803,  k.  k.  Kämmerer  und  Major,  und  Gräfin 
Emilie,  geb.  14.  Oct.  1804,  vermählt  mit  Wilhelm  Ernst  Julius  Grafen 
v.   Zedlwitz,  k.  k.  Major,  verwittwet  seit  dem   Octoher   1850. 


24 


372  GRAFEN  V.  SCHELFR. 

Grafen  v.  Scheler. 

Culherifch.  löürttfmberg. 


Wappen:  Schild  zweimal  quergetheilt,  dreifeldrig.  1  in  Gold  ein  quer, 
nach  links  liegendes  schwarzes  Hirschhorn  mit  6  nach  oben  gekehrten  Enden  (Ver- 
mehrung des  Wappens  bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  des  Königreichs  Württem- 
berg). 2  in  Blau  eine  gestielte,  querliegende  und  nach  links  gekehrte  goldene 
Rose  (Stammwappen).  3  in  Roth  ein  querliegendes,  mit  der  Spitze  nach  links 
gekehrtes  Schwert  mit  silberner  Klinge  und  goldenem  Griffe  (Vermehrung  des  Wap- 
pens bei  Verleihung  der  französischen  Reichsgrafenwürde),  lieber  der  Grafenkrone 
erheben  sich  zwei  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rechten  Helme  steht  nach  einwärts 
gewendet  das  Hirschhorn  des  1.  Feldes,  und  auf  dem  linken  aufrecht  das  Schwert 
des  3.  Feldes.  Die  Helmdecken  sind  rechts  schwarz  und  golden,  links  roth  und 
golden,  und  den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende  goldene  Löwen. 

Die  Grafen  v.  Scheler  stammen  aus  einer  alten  Adelsfamilie,  welche 
ursprünglich  in  Tirol  und  Oberschwaben  ansässig  war.  Arnold  v.  Scheler 
kommt  1383  als  Landcommenthur  des  deutschen  Ordens  zu  Altschhausen 
vor.  Matthias,  kais.  Feldhauptmann,  erhielt  vom  Kaiser  Carl  VI.  26. 
Juni  1727  die  Erneuerung  seines  Adels  und  den  Reichsadel.  Derselbe 
hinterliess  zwei  Söhne,  Matthias  und  Jacob.  Letzterer,  geb.  1726,  starb 
1784  als  herz,  württembergischer  General-Major,  und  ein  Sohn  dessel- 
ben, Ernst  Friedrich  Carl,  geb.  17.  März  1760,  ist  neuerlich  in  hohem 
Alter,  als  königl.  württembergischer  Hauptmann  a.  D.  gestorben.  — 
Matthias,  älterer  Sohn  des  Feldhauptmanns  Matthias,  geb.  24.  Juni  1724, 
gest.  27.  April  1789,  Oberst-Lieutenant  und  Cominandant  der  Festung 
Hohenneuflen ,  vermählte  sich  mit  Margaretha  v.  Halder,  geb.  4.  Aug. 
1740,  gest.  3.  Febr.  1797.  Aus  dieser  Ehe  stammten  zwei  Söhne, 
Johann  Georg  und  Friedrich  Wilhelm  Carl.  Letzterer,  geb.  15.  Nov. 
1774,  ist  neuerlich  als  königl.  württembergischer  General-Lieutenant 
a.  D.  ohne  Nachkommen  gestorben.  Johann  Georg,  geb.  13.  Dec.  1770, 
gest.  3.  Dec.  1826,  königl.  württembergischer  General-Lieutenant,  Divi- 
sionair der  Infanterie,  Gouverneur  der  königl.  Residenzstadt  Stuttgart, 
wurde  vom  Könige  Friedrich  I.  von  Württemberg,  wegen  ausgezeichne- 
ter Waffenthaten,  23.  Oct.  1812  in  den  Grafenstand  des  Königreichs 
Württemberg  Erhoben,  und  erhielt  in  demselben  Jahre  vom  Kaiser  Na- 
poleon 1.  die  französische  Reichsgrafenwürde.     Aus    der  Ehe   desselben 


GRAFEN  SCHIRMHNGKR  V.   SGIIIR.MHNG. 


373 


mit  Henriette  Wilhelmine  Christiane  Caroline  Wächter,    geb.    18.    Febr. 
1779,  venu.   6.  Nov.    1801,  stammt  das  jetzige   Haupt  der  Familie: 

Carl  FRIEDRICH  Wilhelm  Graf  v.  Sender,  geb.  15.  Mai  1808, 
königl.  württembergischer  Major,  verm.  25.  Juni  1836  mit  Ludmilla 
Gräfin  v.  Schärftenberg  (s.  Seite  359),  geb.  1817.  Aus  dieser  Ehe  sind, 
neben  zwei  Töchtern,  zwei  Söhne  entsprossen,  die  Grafen:  Johann  Georg 
Friedrich  Wilhelm  Carl  Leopold,  geb.  10.  März  1840,  und  Carl  Fried- 
rich Traugott,  geb.  27.  April  1848.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Carl 
Friedrich  Wilhelm  ist,  neben  drei  Schwestern,  Graf  Friedrich  Wilhelm 
Georg,  geb.  12.  Dec.  1810,  königl.  württembergischer  Hauptmann,  verm. 
18.  Mai  1841  mit  Johanna  Anna  v.  Nellestein,  geb.  6.  Juli  1821  und 
bereits  gestorben.  Aus  dieser  Ehe  stammt,  neben  einer  Tochter,  ein 
Sohn:  Graf  Carl  Stephan,  geb.   25.  Aug.   1843. 


Grafen  Sckirndinger  v.  Schirm!  mg. 


In  Böhmen  begütert. 


Wappen :  quudrirter  Schild.  1  und  4  in  Schwarz  ein  einwärtsgekehrter, 
gekrönter,  doppellgeschweiltcr  goldener  Löwe.  2  und  3  in  Guld  drei  quer  über- 
einander liegende  schwarze  Baumstöcke,  jeder  mit  drei  nach  oben  gekehrten  Ast- 
enden ,  aus  welchen ,  sowie  aus  den  rechten  Enden  der  Stöcke,  Flammen  hervor- 
brechen. Ueber  der  Grafenkrone  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Aus  dem  rechten 
und  linken  wächst  einwärtsgekehrt  der  Löwe  des  1.  und  4.  Feldes  empor,  und  auf 
dem  mittleren  Helme  stehen  die  drei  brennenden  Aeste  des  2.  und  3.  Feldes  neben- 
einander aufrecht  und  mit  den  Flammen  einwärts  gekehrt.  Die  Helmdecken  sind 
schwarz  und  golden,  und  den  Schild  halten  zwei  geharnischte  Männer,  welche  mit 
der  freien  Hand  eine  Turnierlanze  auf  den  Boden  stemmen.  —  Die  Angabe,  dass 
im  1.  und  4.  Felde  der  Löwe  aus  dem  unteren  Bande  des  Schildes  hervorwachse, 
ist  unrichtig.  —  Der  linke  Helm  kam  bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  hinzu. 

Sehr  altes,   ursprünglich  fränkisches  und  voigtländisches  Geschlecht, 

welches    als    solches    bei    den    Domcapiteln    zu   Bamberg  und  Würzburg 

vielfach  aufgeschworen  ist.     Dasselbe  hat  sich  seit   1160    im  egerschen 

Kreise  und  später   auch    weiter    in    Böhmen   in   vielen  Linien  verbreitet 


374  (HUFEN  SCHIRMDINGER  V.  SCHIRNDING. 

und  grossen  Grundbesitz  erlangt.  Die  gleichnamige  Stammburg,  welche 
längst  zerstört  ist,  lag  hart  an  der  böhmischen  Grenze  im  Markgrafen- 
Ihum  Bayreuth.  Dieselbe  war,  nach  Urkunden,  schon  1211,  zur  Zeit 
des  Kaisers  Otto  IV.,  im  Besitz  der  Familie  und  bestand  noch  1496. 
—  Schönwald,  eine  Herrschaft  im  Pilsener  Kreise,  kam  1507  durch 
Vermählung  an  die  Familie,  indem  Jost  Schirndinger  v.  Schirnding,  der 
Sohn  des  als  Held  bekannten  Jost  oder  Jobst  Schirndinger,  welcher 
1467  die  Hussilen  von  Wunsiedel  aus  dem  Felde  schlug,  sich  mit  Anna 
v.  Bünau  vermählte.  —  Die  fortlaufende  Stammreihe  der  Familie  in  dem 
freiherrlichen,  wie  im  gräflichen  Stamme,  beginnt  mit  Albert  Schirn- 
dinger v.  Schirnding,  welcher,  nach  mehreren  seiner  Vorfahren,  Schön- 
wald besass,  mit  Anna  Eva  v.  Aufsess  vermählt  war  und  1529  starb. 
Der  Sohn  desselben  war  Siegmund,  verm.  mit  Anna  Catharina  Laminger 
von  Albenreuth,  und  der  Urenkel  Siegmunds,  Johann  Joachim  (II.),  Herr 
auf  Schönwald  und  Neuzedlischt,  erbte  die  letztere  Herrschaft  von  sei- 
ner Mutter  Anna  Salome  Kfelwine  von  Sachsengrün,  welche  nach  dem 
Tode  des  Vaters,  Johann  Joachim  (I.)  v.  Schirnding,  sich  mit  Johann 
Wilhelm  Tucher  von  Schoberau  in  zweiter  Ehe  vermählte.  Aus  der 
Ehe  mit  Anna  Maria  Thoss  von  Erlbach  stammten,  unter  mehreren  Kin- 
dern, zwei  Söhne:  Johann  Friedrich  und  Johann  Leopold.  Letzterer, 
gest.  1724,  Herr  der  Güter  Chotiemirz,  Bliziwa,  Stanetiz,  Vogelsang  und 
Nahosiz,  hinterliess  aus  der  Ehe  mit  Anna  Ludmilla  Wiedersperger  v. 
Wiedersperg  eine  Nachkommenschaft,  durch  welche  später,  von  Leopold 
Wenzel  stammend,  der  Grafenstand  in  die  Familie  gelangte,  durch  Jo- 
hann Friedrich  aber,  Herrn  auf  Schönwald  und  Pawlowiz ,  verm.  mit 
Maria  Catharina  Hora  v.  Oczelowiz,  entspross  durch  den  Sohn,  Joachim, 
die  noch  blühende  freiherrliche  Linie  zu  Schönwald,  deren  jetziges  Haupt 
Johann  Nepomuk   —   Sohn  Franz  Joachims  und  Enkel  Joachims   —   ist. 

Was  die  in  die  Familie  gelangten  Standeserliöhungen  anlangt,  so 
wurde  zuerst  Siegmund  Schirndinger  v.  Schirnding  vom  Kaiser  Carl  VI., 
13.  Dec.  1717,  und  von  demselben  Kaiser,  11.  April  1737,  der  k.  k. 
Hauptmann  Johann  Franz  Joseph  Schirndinger  v.  Schirnding  in  den  erb- 
ländisch  böhmischen  Freiherrenstand  erhoben,  und  Johann  Anton  Frei- 
herr Schirndinger  v.  Schirnding  erhielt  vom  Kaiser  Franz  II.  1793, 
wegen  uralten  Adels  und  34jäbriger,  bei  dem  Kammer-  und  Hoflehen- 
rechte unentgeltlich  geleisteten  Dienste,   die  Grafenwürde. 

Von  dem  Freiherrn  Leopold  Wenzel  —  Sohn  Johann  Leopolds 
(s.  oben)  —  stammte  aus  der  Ehe  mit  Eleonora  Catharina  Schirndinge- 
rin  v.  Schirnding:  Graf  Johann  Anton,  verm.  mit  Maria  Anna  Freiin 
v.  Haugwitz,  und  der  Sohn  desselben  war:  Graf  Anton  Joseph  Ferdinand, 
geb.  10.  März  1768,  gest.  16.  April  1848,  k.  k.  Kämmerer  und  Ritt- 
meister in  d.  A.,  verm.  19.  April  1S02  mit  Maria  Antonia  Jo- 
sepha  Elisabeth  Anna  Gräfin  v.  Tige ,  geb.  4.  Febr.  1782,  gest.  21. 
Jan.   1835. 

Aus  dieser  Ehe  ist  das  jetzige  Haupt  der  Familie  entsprossen: 

Johann  Joseph  ANTON  Graf  Schirndinger  v.  Schirnding,  geb.  6.  Sept. 
1813.  —  Von  dem  Bruder  desselben,  dem  Grafen  Ferdinand  Leopold,  geb. 


GHAFK.N   V.   SCIIL.YIJF.R.NDOHF. 


375 


7.  Juni  I  SOS,  gest.  28.  Juli  1845,  leben  die  Wittwe,  Grälin  Therese 
Wotipka,  geb.  2.  März  1814,  verra.  7.  Aug.  1833,  und  zwei  Söhne, 
die  Grafen:  Amtom  Jobann  Ferdinand,  geb.  4.  Juli  1837,  und  Victor 
Franz   Ferdinand,  geb.   30.   Dec.    1838. 


Grafen  v.  Schlaberndorf  (Schlabrendorf ). 

Satholtfd).  |Jreufkn. 

Besitz:  die  Mindeisiandesherrschaften  Münsterberg  und  Frankeiisiein  j  die  Rittergüter  Steh, 

Schlause,  Giersdorf  etc.  und  Grocliau  in  Schlesien. 


Wappen  der  Stolzer  Linie  (Diplom  v.  17.  Nov.  1772):  quadrirter  Schild 
mit  Mittelschild,  beide  mit  goldener  Einfassung.  In  dem  mit  einer  Grafenkrone 
gekrönten  silbernen  Mittelschilde  drei  blaue  Blumen  an  einem  grünen  Stengel. 
1  in  Blau  eine  silberne,  vierblätterige  Böse;  2  und  3  in  Gold  drei  blaue,  schräg- 
linke Balken  (Stammwappen);  4  in  Gold  eine  rothe,  vierblätterige  Böse.  Auf  dem 
Schilde  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rechten  steht  etwas  schrägrechts 
ein  goldener,  mit  dem  Bart  nach  oben  und  einwärts  gewendeter  goldener  Schlüssel 
zwischen  zwei  Fahnen  an  goldenen  Stangen.  Die  rechte  Fahne  ist  golden  und  mit 
einem  einwärtssehenden,  gekrönten,  schwarzen  Adler,  die  linke,  ebenfalls  goldene, 
mit  drei  blauen,  schräglinken  Balken  belegt;  aus  dem  mittleren  Helme  wächst  eine 
bis  an  die  Ellbogen  roth  gekleidete,  vorwärtssehende  Jungfrau  empor,  welche  in  der 
aufgehobenen  Beeilten  einen  goldenen  Bing  mit  rothem  Steine  emporhält,  die  Linke 
aber  an  die  Hüfte  stemmt,  und  auf  dem  linken  Helme  steht  ein  offener,  schwarzer 
AdlersQug.  Die  Helmdecken  sind  blau  und  golden.  —  Wie  beschrieben,  giebt  das 
Wappenbuch  der  preussischen  Monarchie  dieses  Wappen,  doch  ist  in  Bezug  auf 
das  erwähnte  Stammwappen  zu  bemerken,  dass  sich  bei  Dienemann  und  v.  Meding 
folgende  Angaben,  welche  durch  die  weiter  unten  aufgeführten  Wappen  bestätigt 
werden,  finden:  in  Gold  drei  schrägrechte,  schwarze  Balken.  Auf  dem  Helme  über 
einem  Wulste  oder  Krone  ein  sitzender,  schwarzer  Affe,  welcher  mit  der  rechten 
Vorderpfote  einen  rothen  Apfel  zum  Munde  führt,  mit  der  linken  aber  die,  an 
einem  silbernen,  ihm  um  den  Leib  gehenden  Bande  befestigte  goldene  Kette, 
welche  von  der  linken  Seite  hinter  dem  Helm  weggeht,  auf  der  rechten  Seite  aber 
wieder  erscheint,  auffasst.  Die  Helmdecken  sind  golden  und  schwarz. —  Die  Bösen 
sind  wahrscheinlich  aus  dem  gräflich  Churschwandtschen,  die  Jungfrau  zum  Theil 
aus  dem  Blumenthalschen  Wappen  entnommen.  Die  Adlersflügel  wurden  zum  An- 
denken des  Ministers  v.  Schlabrendorf  (s.  unten)  angebracht  und  durch  den  Schlüssel 
auf  das  Erbamt  hingedeutet,  welches  der  Aelteste  dieser  Linie  als  Titel  führt. 


376  GRAFEN  V.  SCHLARERNDORF. 

Wappen  nach  dem  Diplom  v.  15.  Oct.  1786:  Schild  mit  Mittelschild.  In 
dem  mit  einer  Grafenkrone  gekrönten  silbernen  Mittelschilde  ein  linkssehender, 
golden  bewehrter,  schwarzer  Adler,  dessen  Brust  und  Flügel  mit  einem  silbernen 
Kleemonde  und  auf  der  Mitte  darüber  stehenden,  silbernen  Kreuze  belegt  sind.  Im 
goldenen  Hauptschilde  drei  schrägrechte,  schwarze  Balken.  Ueber  der  Grafenkrone 
erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  an  goldener  Stange  eine 
rechtswehende,  blaue,  mit  drei  silbernen  Lilien  besetzte  Fahne;  auf  dem  initiieren 
steht  ein  silbernes  Patriarchenkreuz  zwischen  zwei  Fahnen  an  goldenen  Stöcken. 
Die  reehtswehende  Fahne  ist  golden,  mit  goldenen  Fransen  besetzt  und  mit  einem 
schwarzen,  schräglinken  Balken  belegt,  und  auf  dem  linken  Helme  erheben  sich 
drei  silberne  Straussenfedcrn.  Die  Helmdeckcn  sind  schwarz  und  golden,  und  den 
Schild  hält  rechts  ein  vorwärtsgekehrter,  geharnischter  Mann,  und  zwar  mittelst  des 
Schildes,  links  ein  auswärtssehender,  doppelt  geschweifter  Löwe  von  natürlicher 
Farbe.  Das  Visir  des  rechtsstehenden,  geharnischten  Mannes  ist  geschlossen,  der 
Helm  mit  drei  silbernen  Straussenfedcrn  besetzt,  und  mit  der  Hechten  hält  der- 
selbe eine  aufrechtstehende  Lanze.  Der  niederwärts  gesenkte  Schild  hat  eine  gol- 
dene Einfassung  und  zeigt  in  Gold  drei  schwarze,  schrägrechte  Balken.  Am 
Schildesfusse  sind  Fahnen  und  Armaturen  angehäuft. 

Wappen  nach  dem  Diplome  v.  31.  Oct.  1786.  Quadrirter  Schild  mit 
Mittelschild  (Stammwappen).  In  dem  mit  einer  Grafenkrone  gekrönten,  goldenen 
Mittelschilde  drei  schräglinke,  schwarze  Balken  (Stammwappen).  I  in  Blau  ein 
schräglinks  gelegter  grosser  Dienstdegen ,  vor  welchem  ein  schwarzer  Kürass  mit 
rother  Einfassung,  worauf  der  preussische  Adler  mit  gewöhnlicher  Verzierung  steht 
(zum  Andenken  des  k.  preuss.  Generalmajors  und  Kegimentschefs  Gustav  Albrecht 
v.  Schlabrendorf) ;  2  in  Silber  eine  von  Gold  und  Roth  der  Länge  nach  gctheilte 
Bischofsmütze  (zum  Andenken  des  Johann  v.  Schlabrendorf,  1500  Bischofs  zu 
Havelberg);  3  in  Roth  ein  silbernes  Johanniter-Herrenmeisterkreuz  (zum  Andenken 
des  Georg  v.  Schlabrendorf,  1491 — 1527  Herrenmeisters  des  Johanniter-Ordens  in 
der  Mark  Brandenburg),  und  4  in  Schwarz  zwei  gekreuzte  alte  Lanzen,  an  deren 
Spitze  eine  hellblaue  Flagge  mit  drei  weissen  Lilien  weht  (zum  Andenken  des 
Feldobersten  Fabian  v,  S.,  welcher  1512  in  der  Schlacht  bei  Ravenna  blieb).  Auf 
dem  Schilde  ruht  die  Grafenkrone,  auf  welcher  sich  drei  gekrönte  Helme  erheben. 
Der  rechte  Helm  hat  in  der  Mitte  die  zwei  Adlerflügel  des  schlesischen  Adlers  (zum 
Andenken  des  Ernst  Wilhelm  v.  S.,  k.  preuss.  Etats-  und  in  Schlesien  dirigirenden 
Ministers,  und  an  jeder  äusseren  Seite  des  Flugs  steht  eine  Estandarte,  die  rechte 
mit  einem  doppelten,  schwarzen  Adler  belegt,  welcher  in  der  rechten  Klaue  einen 
halben  Mond  hält,  die  linke  das  Schlabrendorfsche  Slasninwappen  zeigend  (zum 
Andenken  an  den  Reichsfrciherrn  Otto  v.  Schlabrendorf,  gest.  1721  als  k.  preuss. 
General  und  Gouverneur  der  Veste  Cüstrin).  Der  mittlere  Helm  trägt  die  nach 
rechts  gekehrte,  mit  einem  Apfel  spielende  Meerkatze  des  Stammwappens,  und  der 
linke  Helm  drei  silberne  Straussenfedcrn  (zum  Andenken  des  Herrenmeisters  Georg 
v.  S.),  welche  rechts  von  einem  Bischofsstäbe  (zum  Andenken  des  Johann  v.  S., 
Bischofs  von  Havelberg)  und  links  von  einer  Hellebarde  (zum  Andenken  an  den 
Feldobersten  Fabian  v.  S.)  beseitet  sind.  Statt  der  Helmdecken  umgiebt  Helme 
und  Schild  ein  rother,  mit  goldenen  Fransen  besetzter  und  mit  Hermelin  gefütterter 
Wappeninantel,  und  den  Schild  umgiebt  ein  blaues  Band  mit  der  Devise:  Propter 
Merita  Parentum,  —  Diese  Beschreibung,  welche  dem  Grafendiplome  selbst  ent- 
nommen ist,  wird,  bei  Vergleichung  mit  der  Abbildung,  wie  dieselbe  im  Wappen- 
buche der  preussischen  Monarchie  (Bd.  1.  88)  gegeben  ist,  abermals  zeigen,  dass 
wahre  Genauigkeit  oft  selbst  nicht  aus  Quellen  zu  erlangen  ist,  welche  sonst  zu 
den  besten  gehören,  wie  dies  namentlich  von  den  ersten  Bänden  des  genannten 
preussischen  Wappenbucbs  gilt,  in  Bezug  auf  welche  wohl  einer  der  allerkundigsten 
Heraldiker  dem  Verleger  zur  Seite  gewesen  ist. 

Sehr  alle,  berühmte,  an  verdienten  Gliedern  und  Besitz  reiche  kur- 
mä'rkische  Familie,  in  welche  spater  der  Freiherrenstand  und  durch  drei 
Erhebungen  die  Grafenwürde  gekommen  ist.  Das  Geschlecht  ist,  nach 
älteren    Historikern,    unzweifelhaft    deutschen    Ursprungs,    und    den    von 


GRAFEN  V.  SCHLABKRNDORF.  377 

einigen  Neueren  angedeuteten  wendischen  oder  slavischen  Ursprung  weist 
die  Familie  entschieden  ah.  Angelus,  ein  immer  sehr  zu  beachtender 
Historiker,  wenn  auch  vielfach  gegen  denselben  gesprochen  worden  ist, 
giebt  an,  dass  das  Geschlecht  924  vom  Kaiser  Heinrich  I.  bei  Eroberung 
Brandenburgs  und  der  Vertreibung  der  Wenden  aus  demselben  mit  den 
Familien  Blumenlhal,  Arnim,  Holzendorff,  Lochau  etc.  in  die  Marken  ver- 
pllanzt  worden  sei  und  von  da  sich  weiter  ausgebreitet  habe.  Der 
Kaiser  besetzte,  nach  den  Worten  des  genannten  Chronisten,  Brandenburg 
mit  „Eitel  Sachsen"  und  Vielen  von  Adel,  von  welchen  noch  viele  Ge- 
schlechter diesseits  der  Elbe  übrig  sind.  —  So  gehört  denn  die  hier  in 
Rede  stehende  Familie  zu  den  ältesten  christlichen  Einwanderern  in 
der  Mark  Brandenburg.  —  Der  Name  wurde  früher  so  verschieden 
geschrieben,  dass  siebzehn  verschiedene  Schreibweisen  desselhen  bekannt 
sind,  doch  sind  die  gesammten  Verschiedenheiten  unerheblich  und  durch 
die  Verhältnisse  der  Zeit,  in  welcher  dieselben  vorkommen,  leicht  erklär- 
lich. Wichtiger  ist  die  Etymologie  des  Namens.  Auch  Schlahrendorf  ist 
ein  Ortsname:  der  Adel  wurde  bis  zum  12.  und  13.  Jahrhundert  ur- 
kundlich meist  nur  mit  dem  Taufnamen  bezeichnet,  dann  aber  nach 
seinem  Grundbesitz  benannt.  Schlahrendorf  in  der  Niederlausilz,  eine 
Meile  von  Luckau,  welches  urkundlich  1210  unter  dem  Markgrafen 
Conrad  von  Meissen  vorkommt,  wurde  wahrscheinlich  erst  später  von 
der  Familie  gegründet  und  benannt  —  das  eigentliche  Slammgut  ist 
unstreitig  ein  anderer  gleichnamiger  Ort,  welcher  bereits  1393  als  wüst 
im  Havellande  erscheint.  Den  Ursprung  des  Namens  hat  mau  in  dem 
Worte  „schlan",  schlagen,  und  „brennen"  finden  wollen,  und  diese  Er- 
klärung hat  dem  Freiherm  Otto  v.  Schlahrendorf  (s.  unten)  als  tüchtigem 
Soldaten  so  gefallen,  dass  er  dieselbe  für  richtig  nahm  und  die  früher 
übliche  Schreibart  Schlaberndorff  in  Schlabrendorü"  umwandelte ,  welche 
auch  in  das  reichsfreiherrliche  Diplom  überging  und  durch  dasselbe 
bestätigt  wurde.  Eine  andere  Ableitung  ist  die  von :  Schlabern ,  d.  h. 
Dornen,  welche  an  den  Hagedörnern  wachsen  und  ein  sehr  festes  Holz 
sind.  Beide  Annahmen  lassen  aber  unbefriedigt,  und  eher  liessen  sich 
noch  die  Wurzeln  des  Namens  in  den  Worten  „Schlau"  und  „Brav" 
auffinden.  Viel  mehr  hat  unstreitig  die  Annahme  für  sich ,  dass  irgend 
ein  alldeutscher  Eigenname  in  verfälschter  Form ,  deren  ursprüngliche 
Beschaffenheit,  des  Alterthums  wegen,  verloren  gegangen  ist,  vorliegt: 
eine  Annahme,  welche  sich  in  einer  trefflichen,  von  der  Redaction  eben 
so  gern,  wie  dankbar  benutzten  Monographie  (geneal.-histor.  Uebersicht 
der  kurmärk.  Familie  der  Herren  v.  Schlahrendorf.  Herausgegeben  vom 
Grafen  (Konstantin  v.  Schlahrendorf  auf  Grochau,  1842)  vorfindet.  Sehr 
leicht  könnte  nämlich  der  Name  der  Familie  in  Slabert,  Slabrecht  oder 
einem  ähnlichen  deutschen  Namen  seinen  Ursprung  haben.  Der  Sage 
nach  hat  die  Familie  sich  vom  Wohnsitze  ihres  Stammvaters,  des  mäch- 
tigen Ritters  Slabre,  genannt.  Nach  Allem  hat  derselbe  wirklich  gelebt, 
sei  es  nun  unter  diesem,  oder  einem  ähnlichen  Namen.  Derselbe  war 
ein  Deutscher  von  edler  Abkunft,  welcher,  wie  oben  angegeben,  nach 
Brandenburg  kam,  den  Ort  Slabrendorf  als  christliche  Niederlassung  und 


378  GRAFKIS  V.  SCHLAU KRNDORF. 

den  zukünftigen  Stammsitz  seines  Geschlechtes  begründete  und  sich  nach 
demselben  nannte.  Vom  grössten  Interesse  sind  übrigens  die  Ergebnisse 
der  älteren  Heraldik.  Der  jetzige  v.  Schlabrendorfsche  Wappenschild 
findet  sich  zuerst,  so  viel  bisher  bekannt  ist,  1463  an  den  Siegeln  der 
Gebrüder  Hans  und  Curt  vor.  An  einer  Urkunde  des  Brandenburger 
Domarchivs  von  1393,  mit  den  lesbaren  Namen  der  Familie,  findet  sich, 
statt  der  Schrägbalken,  ein  Dreieck  mit  nach  oben  gerichteter  Grundlinie 
und  zwei  etwas  nach  aussen  gebogenen  Seilenlinien,  in  welchem  drei 
(2  und  1)  in  Form  eines  Hufeisens  gerundete  Figuren  sich  finden.  Die- 
selben sind  ganz  ähnlich  dem  Wappen  des  Herzoglhums  Engern  und 
der  Grafschaft  Brene,  also  Schröterhörner,  und  es  ist  bekannt,  dass  die 
längst  erloschenen  Grafen  v.  Brene  aus  dem  Wittekindschen  Stamme 
sprossten,  dessen  grosser  Ahnherr  im  Herzoglhum  Engern  in  Westphalen 
begütert  war. 

Das  erste  Glied  der  Familie,  welches  historisch  gewiss  dasteht,  ist 
Diprand  de  Schlabrendorf.  Derselbe  kommt  urkundlich  als  Zeuge  1234 
vor.  1288  erscheint  urkundlich  Nicolaus  de  Schlabrendorf,  1298  Gün- 
therus  de  S.,  Miles,  und  1303  Johannes  de  S.,  welcher  sich  als  welt- 
licher Voigt  zu  Brandenburg  bezeichnet.  Im  13.  Jahrhundert  findet  sich 
die  Familie  unter  dem  Namen  Slawestorp,  Schlawenestorpe  unter  den 
deutschen  Geschlechtern,  welche  Fürst  Jaromir  I.  von  Rügen  zur  Er- 
gänzung und  Bildung  seiner  Völker  nach  Rügen  rief,  und  in  dem  1375, 
während  der  kurzen  Herrschaft  Kaisers  Carl  IV.  über  die  Mark  Branden- 
burg aufgenommenen  sogenannten  Carolinischen  Landbuche  werden 
mehrere    Schlabrendorfs    mit    ihren    Besitzungen  in  der  Mark  aufgeführt. 

Die  ordentliche  Slammreihe  der  Familie  beginnt  der  als  Genealoge 
und  Heraldiker  allen  Männern  vom  Fache  hinreichend  bekannte  Professor 
und  Ordensrath  König  in  Berlin,  dessen  hinterlassene  Papiere  unter  dem 
Namen :  Gollectio  Koenigiana  für  Kenner  einer  der  grössten  Schätze  der 
kön.  Universitätsbibliothek  zu  Berlin  sind,  mit  Joachim  v.  S.,  welcher 
um  das  Jahr  1380  lebte.  Der  Sohn  desselben  war  Heinrich  oder 
Henning,  welcher  Schloss  und  Herrschaft  Beuthen  pfandweise  inne  hatte 
und  zu  den  ersten  Rittern  gehörte,  welche  Friedrich  II.,  Kurfürst  von 
Brandenburg  —  Sohn  Friedrichs  I.,  des  erlauchten  Stammvaters  der 
Brandenburgschen  Regenten  aus  Hohenzollernschem  Geschlechte  —  in 
die  1443  zu  heiligem  Zwecke  gestiftete,  der  göttlichen  Maria  geweihte 
Rillerbrüderschaft  vom  grössten  Ansehen:  in  die  Gesellschaft  Unsrer 
Lieben  Frauen  Kettenträger,  oder  des  Schwanenordens  aufnahm,  wozu 
adelige  Abstammung  mit  vier  zu  Helm  und  Schild  geborenen  Ahnen  ge- 
fordert wurde,  so  dass  als  gewiss  dasteht,  dass  die  Reihenfolge  des 
Geschlechts  von  1  300  an  bewiesen  werden  konnte.  Kurfürst  Friedrich  II. 
bestimmte  übrigens,  nach  v.  Rochow,  als  Endzweck  der  Stiftung  des 
Schwanenordens  ,,die  Vereinigung  und  Verpflichtung  zu  Verehrung  der 
Mutter  des  Erlösers  und  zu  Befolgung  eines  streng  christlichen  Lebens- 
wandels, weil  dies  die  kräftigsten  und  vornehmsten  Mittel  wären,  dem 
Verderbnisse  der  Zeit  entgegen  zu  arbeiten  und  Zwietracht  und  Krieg 
aus  der  Christenheit   zu    verbannen" :    ein  Ausspruch ,    ganz    würdig  des 


CRAFK.N   V.   SC.III.AIIKIl.MMtRF.  Ü70 

erlauchten  Sprecher»,  Das,  wie  es  scheint,  dem  Zahn  der  Zahn  einzig 
entgangene  Originalordensieichen  der  Keltenträger  Unserer  Lieben  Frauen, 
oder  der  Ritlergesellschaft  vom  Schwanen,  ist,  wie  bekannt,  nach  einer 
Versteigerung  vieler  Kirchensehätze,  welche  nach  Auflösung  der  Canloii- 
verfassimg  der  Sladl  Basel  stattfand,  durch  v.  Naglers  Scharfblick  gerettet 
und  Sr.  Majestät  dem  König  Friedrich  Wilhelm  IV.  von  Preussen ,  als 
damaligem  Kronprinzen,  untergebreitet  worden.  Der  Schwanenorden  war 
der  erste  aller  preussisch-brandenburgschen  Orden,  dauerte  100  Jahre, 
und  die  letzten  Ritter  desselben  starben  um  1550.  Im  Ganzen  halten 
131  Personen,  und  unter  diesen  24  Fürsten,  den  Orden  getragen.  — 
Heinrichs  oder  Hennings  v.  S.  Söhne  belehnte  Friedrich  II.,  Kurfürst  zu 
Brandenburg,  1403  mit  der  Herrschaft  Heuthen,  und  die  Gebrüder  Hans 
und  Gort  stellten  darüber  einen  Lehnsrevers  aus.  —  1467  wird  auch 
in  der  schlesischen  Geschichte  der  Name  Schlabrendorf  erwähnt.  Als 
nämlich  Georg  Podiebrad ,  König  in  Böhmen,  in  den  Bann  gethan  worden 
war,  rüstelen  die  Breslauer  einen  Heereshaufen  aus  und  setzten  zu 
Hauptleuten  desselben  zwei  Männer,  Namens  Skoppe  und  (Hans)  Schlabren- 
dorf. —  Georg  v.  S.  wurde  1491  zum  Herrenmeisler  des  St.  Johanniter- 
ordens  in  der  Mark  Pommern  und  Wendenland  erwählt,  und  starb  1527 
zu  Sonnenburg  im  hoben  Alter  eines  christlich  frommen  Todes.  — 
Johann  v.  S.,  Juris  utriusque  Doclor  —  Bruder  Georgs  und  mit  diesem 
Urenkel  Joachims  —  war  von  1501  —  1520  Fürstbischof  zu  Havelberg 
und  steht  historisch  als  höchst  geehrt  da.  Curt  v.  S.  war  1474  des 
Kurfürsten  Joachim  Kalb  und  Hausvoigt  zu  Brandenburg,  so  wie  auch 
Commandanl  zu  Vierraden,  und  der  Sohn  desselben,  Fabian,  trug  1512 
in  der  Schlacht  bei  Bavenna ,  als  Oberster  der  deutschen,  unter  Jacob 
v.  Hohenems  den  Franzosen  gegen  die  Spanier  und  Venetianer  zur  Hülfe 
gesendeten  Truppen,  durch  seine  mit  dem  Heldentode  besiegelte  Tapferkeit 
wesentlich  dazu  bei,  dass  die  französischen  Waffen  siegten.  —  Hans  v.  S. 
war  1544  Hofmarschall  des  Kurfürsten  Joachim  II.  und  Amtshauptmann 
zu  Salzwedel,  und  der  Sohn  des  Bruders  desselben,  Ernst  des  Aelteren 
(s.  den  Königschen  Stammbaum),  Ernst  der  Jüngere  auf  Beuthen,  Gro- 
ben elc.  stand  am  fürstlich  hessischen  Hofe  des  Landgrafen  Morilz  in 
grossem  Ansehen.  Durch  Ernst  den  Jüngeren  und  den  Bruder  desselben, 
Joachim,  bildeten  sich  drei  Linien  der  Familie.  Es  stiftete  nämlich  der 
ältere  Sohn  des  Letzteren,  Manasse,  gest.  1668,  die  Linie  der  Bran- 
denburgschen  Domherren  auf  Glienicke,  Wassmannsdorf  und  die 
Diepenseeische  Feldmark,  und  der  jüngere  Sohn,  Wichmann  Heinrich, 
gest.  1663,  die  Linie  zu  Sithen  und  Sehe  nkendorf,  welche  mit 
Ollo  Christoph  1744  erloschen  ist,  Ernst  des  Jüngeren  Sohn  aber, 
Melchior  Ernst,  gest.  1642,  die  Linie  zu  Beuthen  und  Groben,  in 
welche  später  die   Grafenwürde  kam. 

Aus  der  Linie  der  Brandenburgischen  Domherren  stammte  Hans 
Heinrich,  gest.  1692,  kurbrandenb.  General-Major,  Gouverneur  von  Col- 
berg  elc,  und  der  Sohn  desselben,  Otto,  gest.  1721,  k.  preuss.  General, 
Regimentsinhaber,  Gouverneur  der  Festung  Cüstrin  etc.,  erwarb  sich  als 
Soldat  den  höchsten   Buhm,   und  wurde  vom  Kaiser  Leopold  I.    15.  Dec. 


380  GRAFEN  V.  SCHLABERNDORF. 

1697  in  Anerkennung   seiner   Tapferkeit  in  der  Schlacht  bei  Zenta  etc. 
in  den  Reichsfreiherrenstand  erhoben. 

Aus  der  Linie  zu  Groben  stammte  Ernst  Wilhelm,  geb.  4.  Febr. 
1719,  gest.  14.  Dec.  1769,  von  1755  bis  zu  seinem  Tode  k.  preuss. 
dirigirender  Minister  in  Schlesien,  welcher  sich  um  Krone  und  Land  die 
höchsten  Verdienste  erwarb.  Mit  Rücksicht  auf  dieselben  und  unter 
ausdrücklicher  Erwähnung  derselben  wurde  der  älteste  Sohn  erster  Ehe, 
Friedrich  Wilhelm  Ludwig,  vom  König  Friedrich  II.  von  Preussen  17.  Nov. 
1772  in  den  Grafenstand  erhoben,  und  der  Sohn  des  Letzleren  ist  der 
jetzige  Standesherr  zu  Münsterberg  und  Frankenstein,  Herr  auf  Stolz  etc., 
Graf  Constanlin  Carl  Anton.  —  Der  zweite  Sohn  des  Ministers  Ernst 
Wilhelm,  und  zwar  aus  zweiter  Ehe,  Leopold  August  Wilhelm,  k.  preuss. 
Oberstlieulenant,  machte  die  von  seiner  Mutter  Anna  Catharina  v.  Otterstedt 
ihm  zugefallene  Herrschaft  Seppau  bei  Gross-Glogau  mit  k.  Bewilligung 
zu  einem  Familienmajorat,  und  wurde  vom  König  Friedrich  Wilhelm  IL 
von  Preussen  15.  Oct.  1786  mit  zweien  seiner  Brüder,  Christian  Georg 
Gustav  und  Friedrich  Wilhelm  Heinrich  Carl,  in  den  Grafensland  erhoben. 
Graf  Christian  Georg  Gustav,  geb.  22.  März  1750,  gest.  22.  Aug.  1824 
zu  Paris,  hat  durch  Geist,  Gelehrsamkeit  und  wahrhaft  philosophische 
Lebensweise  sich  einen  nicht  unbedeutenden  Nachruhm  erworben,  und 
in  unabhängiger  Stellung  der  Welt  nützlich  zu  werden  treu  gesucht.  Der- 
selbe ist  unvermählt  gestorben.  Vom  Grafen  Leopold  August  Wilhelm 
Friedrich  stammt  aus  zweiter  Ehe  Friedrich  Wilhelm  Fabian  Otto  Graf 
v.  Schlabrendorf-Seppau,  geb.  5.  Oct.  1805,  und  vom  Grafen  Friedrich 
Wilhelm  Heinrich  Carl  Ernst  stammt  Graf  Ernst  Leopold  ,  Herr  des 
allen  Slammgutes  Groben.  Näheres  über  die  Grafen  Friedrich  Wilhelm  I 
Fabian  Otto  und  Ernst  Leopold  steht  der  Redaclion  nicht  zu  Gebote.  — 
In  die  Gröbensche  Linie  kam  übrigens  auch  noch  durch  eine  dritte  Er- 
hebung der  Grafenstand.  Ein  älterer  Bruder  des  Ministers,  Gustav  Albrecht, 
k.  preuss.  General- Major  und  Regimentschef,  starb  1765.  Die  beiden 
Söhne  desselben,  August  Wilhelm  Leopold  Eugenius,  gest.  1796,  und 
Hans  Alexander  Albrecht,  gest.  1795,  wurden  vom  König  Friedrich 
Wilhelm  IL  von  Preussen  31.  Oct.  1786  in  den  Grafenstand  erhoben, 
starben  aber  ohne  männliche  Nachkommen,  und  so  fiel  denn  das  Stamm- 
gut  Groben,  welches  denselben  zustand,  an  die  zweite  schlesische  Linie 
der  Grafen  v.  Schlabrendorf. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Grafen  v.  Schlabrendorf-Stolz  ergiebt 
nachstehende  Ahnentafel:  Johann  Christian  —  Sohn  Gustav  Albrechts 
aus  der  Ehe  mit  Chrisliana  Elisabeth  v.  Schlieben,  und  Enkel  Melchior 
Ernsts,  Stifters  der  Linie  zu  Beuthen  und  Groben  (s.  oben)  aus  der  Ehe 
mit  Christiana  Elisabeth  v.  Stutterheim  —  geb.  1668,  gest.  1720,  Herr 
auf  Groben,  Gross-  und  Klein-Beuthen  etc.;  Gemahlin:  Anna  Auguste 
Elisabeth  v.  Pfuel  aus  dem  Hause  Zehsen,  gest.  1744  —  Ernst  Wilhelm, 
geb.  4.  Febr.  1719,  gest.  14.  Dec.  1769,  k.  preuss.  w.  Geh.  Etats-, 
Kriegs-  und  dirigirender  Minister  in  Schlesien  etc. ;  Gemahlin :  Antoinette 
Charlotte  Philippine  v.  Blumenthal  aus  dem  Hause  Horst.  —  Friedrich 
Wilhelm  Ludwig,  Graf,  geb.  1748,  gest.  7.  Jan.  1803,  Erb-Oberlandbau- 


r.TUFFN  V.  SCHLABERNDORF.  381 

Direclor  von  Schlesien,  Standesherr  zu  Münslerberg-Frankenstein,  Herr 
auf  Stolz  etc.;  Gemahlin:  Maria  Therese  Gräfin  v.  Nimplsrh,  verw. 
Gräfin  v.  Churschwandt,  geb.  27.  Sept.  1749,  renn.  31.  Jan.  1773, 
gest.  25.  Oct.  1830.  —  Constantin  Carl  Anton,  jetziger  Standesherr. 
Die  jetzigen  Glieder  des  gräflichen  Hauses  v.  Schlahrendorf-Stolz  sind: 
Graf  CONSTANTIN  Carl  Anton,  geb.  12.  Oct.  17S3,  Erb-Ober- 
landesbau-Director  im  Herzogthum  Schlesien,  Minderstandesherr  zu  Miin- 
sterberg  und  Frankenstein,  Herr  auf  Stolz,  Schlause,  Giersdorf  etc., 
venu.  16.  Mai  1S11  mit  Julie  Gräfin  Matuschka  v.  Toppolczan ,  Freiin 
v.  Spaelgen  aus  dem  Hause  Arnsdorf,  geb.  16.  Dec.  1792  (Schwester 
des  Grafen  Theodor  v.  Matuschka,  s.  S.  93).  Aus  dieser  Ehe  stammen 
zwei  Söhne:  Graf  Constantin,  geb.  13.  Juni  1812,  Herr  auf  Grochau, 
verm.  19.  Aug.  1844  mit  Bianca  Gräfin  v.  Pückler,  geb.  4.  Juli  1826 
(Tochter  des  Grafen  Friedrich  Ludwig  Erdmann  August  v.  Pückler,  s. 
S.  226),  aus  welcher  Ehe  zwei  Töchter,  Therese,  geb.  25.  Jan.  1847, 
und  Anna,  geb.  29.  März  1852,  entsprossen  sind  —  und  Graf  Stamslaus 
Edmund,  geb.  23.  Oct.  1815,  Herr  auf  Schlause  und  Landesällester,  k. 
k.  Rittmeister  in  d.  A.,  verm.  20.  Juli  1846  mit  Johanne  Pauline  Gräfin 
v.  Saurma,  geb.  29.  Juni  1825  (Tochter  des  Grafen  Johann  Moritz 
Saurma  v.  d.  Jeltsch,  s.  Seite  350).  —  Die  zwei  Schwestern  des  Grafen 
Constantin  Carl  Anton  sind :  Gräfin  Therese,  Wittwe  des  Grafen  Johann 
Ernst  v.  Hoyos-Sprinzenstein  (s.  Bd.  I.  S.  389),  und  Gräfin  Charlotte, 
verw.  Landgräfin  v.  Fürstenberg.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem 
Grafen  Carl,  Herrn  auf  Herrndorf,  gest.  1821,  stammt  aus  der  Ehe  mit 
einer  Gräfin  Henckel  v.  Donnersmark:  Gräfin  Eveline,  verm.  Gräfin 
v.  Sickingen-Hohenburg  (s.  unten  den  Artikel:  Grafen  v.  Sickingen). 


:*S2 


GRAFEN  V.  SCHLIEßEN. 

Grafen  v.  Schlichen. 


Cutljertfri). 


#reußen. 


Besitz:   die   Herrschaft   Sandiltcn  und  das  Erbliaupl-Amt  zu    Genlauen    und  Nordenburg  in 
Osipreussen. 


"Wappen  der  Linie  zu  Gerdauen  (Diplom  vom  9.  Aug.  1718):  Schild  mit 
goldener  Einfassung;  in  Gold  ein  von  Silher  und  Blau  in  drei  Reihen,  jede  zu  sieben 
Feldern  geschachter  Querbalken,  welcher  in  der  Mitte  mit  dem  gekrönten  Kopfe 
und  Halse  eines  rechtssehenden  Adlers  belegt  ist.  Auf  dem  Schilde  erhebt  sieb 
über  der  Grafenkrone  ein  gekrönter  Helm,  welcher  zwischen  zwei  goldenen,  mit 
dem  Schache  des  Schildes  belegten  Büffelshörnern  den  Kopf  und  Hals  des  Adlers 
im  Schilde  trägt.  Die  Helmdecken  sind  blau  und  golden.  (Der  geschachte  Quer- 
balken im  Schilde  und  die  mit  demselben  belegten  Büffelshörner  auf  dem  Helme 
gehören  zum  Stammwappen). 

Wappen  der  1816  im  Mannsstamme  erloschenen  Reichsgrafen,  deren  1660 
erfolgte  Erhebung  von  brandenburgischer  Seite  1663  anerkannt  wurde:  Schild  durch 
ein  schwarzes  Kreuz  quadrirt.  Auf  dem  Kreuze  steht  in  der  Mitte  das  Stamm- 
wappen mit  Helm,  Helmschmuck  und  Decken.  Der  geschachte  Querbalken  hat  in 
jeder  Reihe,  den  Abbildungen  nach,  sechs  Felder.  1  in  Blau  ein  einwärtssehender,* 
gekrönter,  schwarzer  Adler;  2  und  3  in  Roth  ein  einwärtssehender,  gekrönter, 
silberner  Adler ;  4  in  Silber  ein  einwärtssehender,  gekrönter,  schwarzer  Adler.  Auf 
dem  Schilde  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  einen  ein- 
wärtssehenden, gekrönten,  silbernen  Adler,  mit  Schwert  und  Reichsapfel  in  den 
Klauen  ;  der  mittlere  zwischen  zwei  blauen  Büffelshörnern,  welche  mit  zwei  von  Silber 
und  Blau  geschachten  Querbalken  belegt  sind,  eine  wachsende,  roth  gekleidete,  mit 
silbernem  Leibbande  geschmückte  und  gekrönte  Jungfrau  mit  fliegendem  Haar,  aus 
welcher,  an  der  Stelle  der  Arme,  zwei  Fahnen  an  goldenen  Stäben  emporstehen. 
Die  rechte  rothe  Fahne  ist  mit  einem  silbernen,  die  linke  silberne  mit  einem  rothen 
Andreaskreuze  belegt.  Auf  dem  linken  Helme  steht  ein  gekrönter,  schwarzer 
Doppeladler  mit  rothen  Klauen,  welcher  Reichsapfel  und  Schwert  hält.  Die  Helm- 
decken sind  blau,  silbern,  roth  und  golden  gemengt. 

Wappen  der  in  der  Mark  1708  ausgestorbenen  preussischen  Grafen 
v.  Schlieben  nach  dem  Diplome  vom  12.  Juli  1704:  Schild  mit  goldener  Einfas- 
sung und  durch  ein  schwarzes,  golden  eingefasstes  Kreuz  quadrirt.  Auf  dem  Kreuze 
liegt  in  der  Mitte  der  Schild  des  Stammwappens.  Der  von  Blau  und  Silber  ge- 
schachte Querbalken  zeigt  in  Abbildungen  nur  zwei  Reihen  von  je  fünf  Feldern. 
Auf  dem  Schilde  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  einen 
schwarzen,  goldenbewehrten  Doppeladler  mit  Reichsapfel  undScepter;  der  mittlere 
zwischen  zwei  goldenen,  mit  dem  geschachten  Balken  belegten  Rüffelshörnern  eine 
rothgekleidete,  gekrönte  Jungfrau,  welche  in  jedem  Arme  eine  silberne  Fahne  empor- 


GRAFEN  V.  SCHLIEßEN.  383 

hält,  und  der  linke  einen  einwärtsgehenden,  gekrönten  und  goldenbewehrten, 
schwarzen  Adler  mit  Scepter  und  Reichsäpfel.  Der  Scepter  ist  mit  einem  schwarzen 
Adler  besteckt.  Die  Heljiidcrkcn  sind  rechtfl  schwarz  und  silhern ,  links  blau  und 
golden. 

"Wappen  nach  dem  Diplome  vom  19.  Sept.  1786:  Schild  mit  goldener 
Einfassung,  quadrirt  mit  Ityltclschild.  Im  schwarzen,  golden  eingefassten  Mittel- 
schilde ein  silbernes  Johanniterkreuz.  1  und  4  in  Gold  ein  in  drei  Reihen ,  jede 
zu  fünf  Feldern,  von  Rlau  und  Silber  geschachter  Querbalken  ;  2  und  3  der  preus- 
lische  gekrönte,  schwarze  Adler  mit  Schwert  und  Scepter  und  auf  der  Brust  mit 
dem  Namenszuge  FVVR.  belegt.  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  zwei  gekrönte 
Helme.  Aus  der  Grafenkrone  des  rechten  Helmes  wachst  der  Adler  des  2.  und 
3.  Feldes  (die  Klauen  sind  nicht  zu  sehen)  auf.  Auf  der  gewöhnlichen  Krone  des 
linken  Helmes  stehen  zwei  mit  geschachten  Querbalken  belegte  silberne  Büffels- 
börner.     Die  Helmdecken  sind  hlau  und  golden. 

Sehr  altes,  berühmtes  märkisches  Geschlecht,  welches  mit  dem 
Geschleehle  derer  v.  Sehlieflen,  von  welchem  in  dem  folgenden  Artikel 
die  Rede  ist,  zweifelsohne  in  ursprünglichem  Zusammenhange  gestanden 
hat,  wenn  auch  derselbe,  in  Folge  der  Zeit  seines  Bestehens,  jetzt  nicht 
mehr  klar  nachgewiesen  werden  kann.  Die  gesammte  Familie  wurde, 
nach  Martin  Ernst  v.  SchlielTen,  dem  kundigsten  Kenner  derselben  und 
einem  der  gründlichsten  Forscher  auf  historischem  Gebiete  (Nachricht 
von  einigen  Häusern  des  Geschlechts  der  v.  Schlieffen  oder  Schlichen, 
Cassel  1784),  ehemals  zuverlässig  Sliwin,  wahrscheinlich  aber  in  noch 
früheren  Zeiten  Sliwingen  genannt.  Eine  pommersche  Verbriefung  aus 
der  Mille  des  12.  Jahrhunderts  ist  die  erste  unbezweifelte  Spur  ihres 
Daseins.  Gleich  darauf  zeugen  für  dasselbe  thüringische,  sächsische, 
märkische  Urkunden,  dann  böhmische  und  schlesische,  und  später  kommt 
auch  in  Preussen  der  Name  vor,  doch  scheint  Bayern  das  ältere  Vater- 
land zu  sein.  —  Die  dunkle  Zeit  der  Familie  ist  nicht  zu  erleuchten: 
der  Abgang  von  Geschlechlsnamen  und  Wappen  hemmt,  wie  Kundige 
sehr  wohl  wissen,  auch  den  tüchtigsten  Forscher,  und  wenn  Rüxner 
und  andere  Schriftsteller  des  1  6.  Jahrhunderts  die  Genossen  der  Turniere 
im  10.  Jahrhundert  aufzählen,  so  kann  —  eine  Wahrheit,  welche  bei  dieser 
Gelegenheit  im  Allgemeinen  gesagt  sein  mag  —  dies  kaum  mehr  beweisen, 
als  dass  zu  ihrer  Zeil  das  Geschlecht  unter  die  lurniermässigen  gerechnet 
wurde,  was  allerdings  schon  von  Wichtigkeit  ist  und  die  Kedaction 
bestimmt  hat,  diese  Angaben,  welche  nicht  missgedeutet  werden  mögen, 
zu  beachten.  Sind  auch  dieselben  mit  grosser  Vorsicht  zu  benutzen 
und  wörtlich  sehr  oft  als  ausgemachte  Wahrheit  nicht  zu  nehmen,  so 
liegt  doch  vielen  irgend  ein  historischer  Grund  unter,  welchen  auch 
künftige  Forscher  nicht  ganz  von  der  «Han^  weisen  sollten.  Brechen 
wir  ganz  den  Slab  über  solche  Angaben,  welche  immerhin  vielfach  aus- 
geschmückt worden  sein  mögen ,  so  brechen  wir  denselben  auch  über 
manche  andere,  und  setzen  den  Grad  der  historischen  Gewissheit  so  herab, 
dass  die  alte  Geschichte  in  grosse  Gefahr  kommt.  —  In  der  Dämmerung, 
welche  die  Nacht  der  Vergessenheit  aufzuklären  anfängt,  wird  man  zwei 
Gegenden  Sliwin  gewahr,  die  eine  in  Pommern,  die  andere  am  Ende 
der  Mark.  Von  erslerer  spricht  eine  Urkunde  des  12.  Jahrhunderts: 
es  nennt    nämlich    1159  Adelbert,    der   erste    pommersche    Bischof,    die 


384  GRAFEN  V.  SCHLIEßEN. 

Gegend  Sliwin  —  von  letzlerer  reden  Urkunden  von  1205,  1208  und 
1215,  in  welchen  Arnold  und  Günther  Gebrüder  von  Slovvin  als  Zeugen 
auftreten.  Beide  Gegenden  gehörten  Edelleuten  gleiches  Namens  und  die 
Besitzer  der  märkischen  Gegend  Sliwin  sieht  man  auch  fast  eben  so 
früh  im  Besitz  der  benachbarten  Herrschaft  Barulh.  Der  Hauplort  der 
pommerschen  Gegend  Sliwin  war  das  jetzige  Dorf  Schlevin,  oder  SchlefPin, 
der  von  der  märkischen  der  Flecken  Schlichen.  Wie  übrigens  die  Namen 
dieser  kleinen  Gegenden,  so  finden  sich  auch  die  Namen  ihrer  Besitzer 
nicht  auf  gleiche  Weise  geschrieben,  wie  dies  von  den  mehrsten  Namen 
längst  vorhandener  Orte  oder  Geschlechter  gilt:  der  Unterschied  rührt, 
Schreibfehler  abgerechnet,  von  der  Provinzialmundart  her.  —  Pommern, 
die  Mark  und  Meklenburg  bewohnten  vor  Alters  die  Slaven  oder  Wenden, 
welche  ihre  besondere  Verfassung  und  das  Heidenthum,  gegen  alles 
Bestreben  der  Nachbarn,  bis  ins  12.  Jahrhundert  behaupteten,  doch 
waren  die  pommerschen  Wenden  schon  lange  vor  dieser  Zeit  —  man 
lese  nur  die  Vita  Sancti  Ottonis  in  v.  Ludwigs  Script,  rer.  Bamb.  - 
keine  Wilden  mehr.  Sie  hatten  einen  erblichen  Adel,  wie  die  Deut- 
schen, und  zeichneten  sich  durch  Gastfreundschaft  und  Neigung  zu  kauf- 
männischem Gewerbe  aus,  wie  die  Handelsplätze  Wineta,  Julin  und 
Stettin  beweisen.  Wenn  gleich  noch  Unchristen,  hatten  sie  unschul- 
digere Sitten  als  manche  Christen,  und  sträuben  sich  berühmte  Familien 
gegen  den  etwa  angegebenen  wendischen  Ursprung,  so  verleitet  dieselben 
ein  falscher  Begriff  von  diesen  —  Heiden.  Endlich  wurden  die  Pommern 
zuerst,  und  zwar  in  den  Jahren  1124  und  1128,  durch  den  heiligen 
Otto,  einen  deutschen  Prälaten,  mit  Hülfe  polnischer  Heere  zu  Christen 
umgeschaffen.  Von  dieser  Zeit  an  liessen  sich  viele  Deutsche  vom  Adel 
daselbst  nieder  und  30  Jahre  darauf  wird  schon  der  Gegend  Sliwin 
gedacht.  1125  erhielt  Markgraf  Albrecht  der  Bär  die  den  Wenden 
abgenommene  Ostmark  und  gelangte  dann  zum  Besitze  der  ganzen  ver- 
wüsteten Mark  Brandenburg.  Deutsche  aus  allen  Gegenden  wurden 
berufen,  dieselbe  wieder  aufzubauen,  und  bald  darauf  zeigen  sich  Sliwin 
unter  dem  dortigen  Adel.  Zuletzt  bezwang  Heinrich  der  Löwe,  Herzog 
von  Bayern  und  Sachsen,  die  meklenburgischen  Wenden  und  theilte  die 
Eroberung  mit  seinen  Rittern.  Das  Gut  Schlieven,  von  unbekanntem 
Ursprünge,  scheint  das  Andenken  gleichbenannter  älterer  Eigenthümer 
zu  erhalten,  doch  werden  diese  nirgends  namhaft  gemacht,  und  Tileckej 
v.  Schlieven,  welcher  nach  Gerken  1358  den  Verkauf  der  Grafschaft 
Schwerin  verbürgt  haben  soll,  heisst  in  der  Urschrift  nicht  v.  Schlieven, 
sondern:  von  der  Sloen.  .  Die  fast  gleichzeitige  Bevölkerung  dieser  drei 
Länder  mit  Deutschen  erklärt,  warum  man  in  den  damaligen  Urkunden 
derselben  so  manchen  Geschlechtsnamen  erblickt,  welcher  entweder 
etwas  früher,  oder  zugleich,  auch  in  anderen  deutschen  Ländern  vor- 
kommt, und  die  Verpflanzung  aus  diesen  in  jene  Gegenden  ist  augen- 
scheinlich. —  In  der  Mark  und  in  Pommern  erscheint,  wie  angegeben, 
das  Geschlecht  Sliwin  erst  nach  der  Mitte  des  12.  Jahrhunderts,  doch 
gab  es  zu  Anfang  desselben  schon  in  Bayern  ein  Geschlecht  v.  Sliwingen, 
dessen  die  Monumenta    boica    oft    erwähnen,    und  Sliwin    und  Sliwingen 


r.RAFRN  V.   SCHUEBKN.  385 

für  einen  Namen  zu  halten,  veranlasst  die  oft  weit  grössere  und  doeh 
nur  scheinbare  Verschiedenheil  anderer,  auch  gicbt  die  Geschichte  Ver- 
anlassung an  die  Hand,  durch  welche  Ritter  aus  Bayern,  oder  dem  süd- 
lichen Deutschland  überhaupt,  geneigt  werden  konnten,  schon  vor  den 
Heerziigen  Heinrichs  des  Löwen  nach  einer  neuen  Heimath  weiter  nord- 
wärts zu  trachten.  Der  heilige  Otto  war  Bischof  von  Bamberg,  lebte 
also  in  Bayerns  Nachbarschaft,  ja  war  selbst,  wenn  auch  Viele  ihn  zu 
einem  Schwaben  machen  wollen,  ein  Bayer,  denn  das  Stammhaus  seines 
Geschlechts  war  Andechs,  und  der  Zug  seiner  zweimaligen  Tauferfahrl 
zeigte  fürstliche  Pracht.  Neben  den  Mönchen  prunkten  die  Ritter.  Dass 
schon  Adalberl,  einer  seiner  Mitapostel,  der  Gegend  Sliwin  gedenkt,  ist 
oben  angegeben  worden.  Gleich  nach  der  ersten  Fahrt  Ottos  rief  sein 
grosser  Gönner,  Markgraf  Albrecht  der  Bär,  Deutsche  in  die  unterworfenen 
wendischen  Gegenden.  Wahrscheinlich  erhielt  entweder  Jemand  von 
den  Erwerbern  der  pommerschen  Gegend  Sliwin  bald  nachher  die  mär- 
kische, oder  das  Beispiel  reizte  Andere  des  Geschlechts,  sich  von  Bayern 
aus  in  der  Mark  zu  begütern.  Dass  übrigens  ein  Dietrich  v.  Sliwingen 
von  dem  Herzog  Heinrich  dem  Löwen  zu  hohen  Aemtern  befördert 
worden  war,  steht  urkundlich  fest.  Vor  und  nach  der  Mitte  des  12.  Jahr- 
hunderts wird  seiner  oft  gedacht,  doch  kommt  in  späteren  bayerschen 
Urkunden  dieser  Geschlechtsname  nicht  mehr  vor.  Ob  nach  Heinrichs 
Reiehsacht  das  ganze  Geschlecht  sich  anders  wohin  wendete?  Viele  Edle, 
welche  es  mit  demselben  gehalten ,  verliessen  ja  Bayern ,  und  Pommern 
halte  ja  den  grössten  Theil  der  deutschen  Bevölkerer  jenen  Wirren  zu 
danken.  —  Manche  Geschlechter  breiteten  sich  damals  in  Pommern,  den 
Marken  und  Meklenburg  aus:  dass  in  Letzterem  nur  der  blosse  Name 
eines  Gutes  sich  findet,  wurde  oben  erwähnt.  Noch  grösser  ist  die 
Menge  derer,  welche  sich  in  derselben  Zeil  zugleich  in  der  Mark  und 
in  Pommern  niederliessen.  Die  Gleichheit  der  Namen  spricht  für  gleichen 
Ursprung,  derselbe  wird  aber  nicht  durch  Gleichheit  der  WTappen,  wie 
Heraldiker  wissen,  unterstützt.  Seit  wann  die  märkischen  Sliwin  das 
heutige  Wappen  führen,  ist  unbekannt,  die  pommerschen  nahmen  1444 
ein  eigenes  an.  Vorher  geschieht  der  Wappen  Meldung,  doch  dürfte 
keins  auf  die  jetzige  Zeit  gekommen  sein,  und  so  lässl  sich  denn  nicht 
bestimmen,  ob  die  älteren  Wappen  beider  Häuser  eine  Aehnlichkeit  mit 
einander  hatten.  Dass  die  pommerschen  Sliwin  mit  den  märkischen  in 
keiner  Verbindung  verharrten,  kann  gegen  den  gemeinschaftlichen 
Ursprung  nicht  sprechen,  da  ähnliche  Fälle  unzählbar  sind.  Welches 
von  beiden  Häusern  das  ältere,  oder  jüngere  sei,  lässt  sich  nicht  aus- 
machen, witrde  auch  von  keinem  besonderen  Nutzen  sein.  Von  der 
Geschichte  beider  finden  sich  vom  12.  Jahrhundert  an  Bruchstücke :  erst 
mit  dem  15.  Jahrhundert  kommt  in  die  Nachrichten  mehr  Zusammen- 
hang. Neben  beiden  Stämmen  zeigt  sich  übrigens,  etwas  später  als  der 
pommersche  und  etwas  früher  als  der  märkische,  ein  uraller,  längst 
abgestorbener  Stamm,  anscheinend  gleicher  Gattung,  welcher  von  einem 
oder  dem  anderen,  oder  dem  gemeinschaftlichen  Keime,  oder  auch  nicht 
einmal  von  diesem  entsprossen  sein  könnte:  der  in  Thüringen  ausgegan- 
II  25 


386  GRAFEN  V.  SCHLIEREN. 

gene  Stamm  Slowin,  Slöben,  Schlehen.  Das  Dorf  Schieben  bei  Jena 
besassen  einst  eben  so  Genannte  von  Adel.  Woher  dieselben  kamen, 
welchem  Geschlechle  sie  angehörten,  wo  sie  geblieben  sind  —  Alles  ist 
unbekannt.  Engelram  v.  Schloben  kommt  um  1180,  und  Heinrich 
v.  Slöben  1266—1239  urkundlich  vor.  Zuletzt  wird  1383  der  Name 
Sieben  genannt. 

Der  märkische  Stamm  Sliwin  (Sliwyn),  dessen  erstes  unbezweifeltes 
Auftreten  im  Anfange  des  13.  Jahrhunderts  oben  angegeben  worden  ist 
und  aus  welchem  schon  von  1289  an  einzelne  Glieder  unter  dem  Namen 
v.  Schlieben  vorkommen,  hat  sechs  Haupläste  mit  ihren  Zweigen  ge- 
trieben: den  ältesten  brandenburgischen,  den  alte  slen  säch- 
sischen, den  schlesischen,  den  preussischen,  den  jüngeren 
sächsischen  und  den  jüngeren  brandenburgischen;  doch  weiss 
man  selbst  von  den  jüngeren  Hanpläslen  den  wahren  Verbindungspunkt 
mit  einander  nicht  anzugeben.  Von  den  ersten  drei  Haupläslen  finden 
sich  einzelne  Personen,  die  zusammenhängende  Slammfolge  fehlt.  Den 
preussischen  Ast  stiftete  bald  nach  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts  ein 
Ritter  Georg  v.  Schlyflen  (Sliven,  Sliewen  oder  Sliben).  Wo  die  Vor- 
ältern  desselben  lebten  und  wer '  sie  waren ,  liegt  im  Dunkeln.  Der 
Namenschreibung  nach  könnte  man  ihn  dem  pommerschen  Stamme  zu- 
rechnen, doch  führen  Georgs  Nachkommen  das  Wappen  des  märkischen 
Stammes ;  auch  sind  Zeugnisse  vorhanden ,  dass  er  aus  dem  jetzigen 
Sachsen  kam.  Den  jüngeren  sächsischen  Asl  leitet  Valentin  König  von 
einem  Liborius  ab,  dessen  Kinder  angeblich  noch  tief  ins  16.  Jahr- 
hundert hinein  lebten.  Die  späteren  Sprossen  der  Zweige  dieses  Astes 
scheinen  nicht  besser  davon  unterrichtet.  Nach  den  Stammtafeln  der 
preussischen  Zweige  soll  dagegen  Georg,  ein  Sohn  ihres  gleichnamigen 
Stifters,  der  Ahnherr  der  sächsischen  sein,  und  Briefschaften  bestätigen 
dies,  wenn  nicht  von  allen,  doch  von  einigen  Zweigen  derselben.  Die 
Stifter  der  jüngeren  brandenburgischen  Zweige  kannte  Elzow  nur  bis  zu 
einem  Dietrich,  doch  hiess  nach  einer  Leichenpredigt  der  Vater  Christoph 
und  der  Grossvater  Eustachius.  —  Die  preussischen  Zweige,  deren 
gemeinschaftlicher  Ahnherr  Dietrich  —  der  Sohn  Georgs  v.  Schlyflen 
aus  der  Ehe  mit  Anna,  oder  Catharina,  der  Tochter  Johanns  Herrn  von  | 
Kremitten  —  ist,  sind  die  Zweige  zu  Birkenfeld,  zu  Sandilten  oder 
Gerdauen,  zu  Tharau,  zu  Dombrofken,  zu  Adamsheyde  und  zu  Wand- 
lacken. Zu  den  neueren  sächsischen  Zweigen,  welche  von  Dietrichs 
Bruder,  Georg,  stammen,  gehören  der  früher  pulsnitzische,  später  klein- 
milkauische  Zweig,  und  der  früher  heinsdorfsche  Zweig,  aus  welchem 
die  Zweige  zu  Vetsche,  Odrin  und  Sänitz  entsprangen.  Der  sänilzische 
hiess  vormals  der  reicherskreutzische  Zweig.  Der  jüngere  brandenbur- 
gische Ast,  welcher  bis  auf  Eustachius  zurückzuführen  ist,  ergab  einen 
älteren  und  einen  jüngeren  Zweig,  doch  sind  von  dem  älteren  nur  ein- 
zelne Personen  ohne  Zusammenhang  bekannt. 

Näheres  über  diese  verschiedenen  Aeste  und  Zweige  gehört  nicht 
hierher:  es  ist  nur  auf  diejenigen  Rücksicht  zu  nehmen,  in  welche  der 
Grafensland  kam.  und  diese  sind  von  dem  preussischen  Aste  der  Zweig 


GRÄFES  V.  SCHMRBIM  387 

zu  Rirkcnfehl  und  zu  Sandilten  oder  Gerdauen,  und  von  dem  jüngeren 
hraudcnhurgischcn  der  jüngere  Zweig.  Ans  dem  birkenfeldschen  Zweige 
wurde  Johann  Dietrich  oder  Theodor,  Wojcwode  von  Liefland,  Slarost 
von  Boggenhausen,  vom  Kaiser  Leopold  I.  1 600  in  den  Reiehsgrafen- 
sland  erhoben,  und  letzterer  von  brandenburgischer  Seite  1663  anerkannt. 
Johann  Dietrichs  Nachkommenschaft  erlosch  im  Mannsstamme  1816  mit 
einem  Urenkel  des  ersten  Grafen.  —  Aus  dem  Zweige  zu  Sandilten  oder 
Gerdauen  erhielt  Georg  Adam,  k.  preuss.  Jägermeister,  vom  König 
Friedrich  Wilhelm  I.  von  Preussen  9.  Aug.  1718  den  preussischen 
Grafensland.  Die  Nachkommenschaft  desselben  blüht  jetzt  und  von  der- 
selben wird  unten  weiter  die  Rede  sein.  —  Aus  dem  brandenburgischen 
jüngeren  Zweige  erlangte  Adam  George,  brandenb.  Geh.  Rath  oder 
Staatsminister,  vom  König  Friedrich  I.  von  Preussen  12.  Juli  1704  noch 
im  hohen  Alter  den  preussischen  Grafenstand.  Graf  Adam  Georg  starb 
1708  ohne  männliche  Nachkommen.  Uebcr  die  vierte  Erhebung:  preus- 
sischer  Grafensland  vom  König  Friedrich  Wilhelm  II.  19.  Sept.  1786, 
fehlen  genauere  Nachrichten. 

Die  jetzigen  Grafen  v.  Sehlieben  stammen  aus  den  von  Georg 
v.  Schlyflen  oder  Sliven,  Schi i wen,  Sliben,  geslifteten  preussischen  Aste 
des  märkischen  Stammes,  und  zwar  aus  *  dem  Zweige  zu  Sandilten  oder 
Gerdauen.  Ein  Sohn  Georgs,  Dietrich  (s.  oben),  gest.  vor  1534,  verm. 
mit  Anna  Freiin  v.  Eulenburg,  war  der  Ahnherr  aller  preussischen 
Zweige,  und  der  Sohn  desselben,  Alrrecht,  der  Stammvater  ihrer  jetzigen 
männlichen  Sprossen.  Letzterer,  gest.  1590,  war  mit  Rosina,  Tochter 
Friedrichs,  Erbtruchsess  von  Waldburg,  vermählt.  Von  den  Söhnen  aus 
dieser  Ehe  stiftete  Dietrich  den  erloschenen  birkenfeldschen  Ast,  Ernst 
die  Zweige  zu  Sandilten  oder  Gerdauen  und  zu  Tharau,  welcher  letztere 
erloschen  ist,  und  Christoph  den  Zweig  zu  Dombrofken,  welcher  gleich- 
falls ausgestorben  ist.  Ernst,  der  Stifter  des  Zweiges  zu  Sandilten  oder 
Gerdauen  und  zu  Tharau,  war  mit  Anna  v.  Diebes  vermählt,  der  Mutter 
von  24  Kindern,  von  welchen  18,  11  Söhne  und  7  Töchter,  lebend 
geboren  wurden.  Nur  zwei  von  den  Söhnen,  Georg  Adam  auf  Sandilten 
und  Melchior  auf  Tharau,  hatten  Nachkommen.  Die  Ahnentafel  von 
Georg  Adam  bis  auf  die  Brüder  Leopold  und  Georg  Adam  ist  folgende: 
Georg  Adam  —  Sohn  Ernsls  und  Enkel  Albrechts  —  geb.  1603,  gest. 
6.  Mai  1649,  Herr  auf  Sandilten;  Gemahlin:  Esther  v.  Flans,  geb. 
25.  Febr.  1641,  gest.  18.  Ocl.  1682.  —  Georg  Adam  (II.)  Graf,  geb. 
1649,  gest.  27.  Juni  1720,  Erbamtshauplmann  zu  Gerdanen  und  Nor- 
denburg,  Herr  auf  Sandilten  und  Klingbeck,  k.  preuss.  Jägermeister; 
Gemahlin:  Eleonore  Christine  v.  Oelsen,  geb.  1627,  gest.  1699.  — 
Georg  Adam  (III.),  geb.  1688,  gest.  1737,  k.  preuss.  Oberst,  Haupt- 
mann zu  Osterode  und  Hohenstein,  Erbherr  auf  Allhaus  Gerdauen; 
Gemahlin:  Catharina  Dorothea  Gräün  v.  Finkenstein,  gest.  1728.  — 
Leopold,  geb.  3.  Febr.  1723,  gest.  16.  April  1788,  k.  prenss.  Staats- 
minister etc.,  Eibherr  auf  Sanditten,  Erbhauptmann  auf  Gerdauen; 
Gemahlin:  Eleonora  Gräfin  v.  Lehndorf,  geb.  1723,  verm.  18.  Jan.  1747, 
gest.    1800  —  und    Georg    Adam  (IV.),    geb.    1747,    Erbhauplmann  auf 

25* 


3SS 


GRAFEN  V.  SCHL1EFFF.N. 


Neuhaus  Gerdauen;  Gemahlin:  Catharina  Elisabeth  v.  d.  Marwitz.  Vom 
Grafen  Leopold  stammle  Ludwig  Friedrieh  Leopold,  geh.  1748,  verm. 
18.  Jan.  1776  mit  Luise  Ernestine  Ferdinandine  Sophie  Gräfin  v.  Isenburg 
Wächlershach ,  aus  welcher  Ehe  Nachkommen  nicht  bekannt  sind ,  und 
vom  Grafen  Georg  Adam  (IV.)  entspross  Graf  Christian  Ludwig  Friedrich. 
Das  jetzige  Haupt  der  Linie  zu  Gerdauen  ist:  Graf  GUSTAV  Dietrich 
—  Sohn  des  Grafen  Christian  Ludwig  Friedrich  —  geb.  10.  Mai  1800, 
Herr  auf  Sandilten,  Erbhauptmann  von  Gerdauen  und  Nordenburg,  verm. 
3.  Mai  1821  mit  Luise  Gräfin  v.  Klinckowström ,  geb.  6.  April  1800. 
Aus  dieser  Ehe  stammen,  neben  drei  vermählten  Frauen  Töchtern: 
Bertha  v.  Below,  Clotilde  v.  Gottberg  und  Elisa  Freifrau  v.  Tittau,  zwei 
Söhne:  Graf  Georg  Louis  Gustav,  geb.  28.  Jan.  1831,  k.  preuss. 
Lieutenant,  und  Graf  Gustav  Carl  Georg,  geb.  28.  April  1834.  —  Die 
Schwester  des  Grafen  Gustav  Dietrich  ist  Gräfin  Luise,  geb.  1803,  und 
als  Schwester  des  Vaters  wird  aufgeführt:  Gräfin  Elisabeth,  Wittwe  des 
Oberburggrafen  des  Königreichs  Preussen   v.  Winterfeld. 


Grafen  v.  SchliefFen. 

Cittljcrifdj.  ßreußen,  läitrheffen,  ittchlenburg. 


Besitz:    das  Rilteiimt  Schwand!  etc. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Miltelschild.  Im  silbernen  Mittelschilde 
der  Rumpf  eines  mtbgekleideten,  bärtigen,  rechtssehenden  Mannes,  welcher  einen 
weissen  Halskragen  und  eine  rolhe,  mit  Hermelin  verbrämte  Zipfelmütze  trägt. 
(Stammwappen  vom  Jahre  1444 — 1555).  1  und  4  in  Blau  ein  grüner  Hügel,  aus 
welchem  ein  rechtssehender,  güldener  Lowe  emporwächst  (Vermehrung  desSlannn- 
wappens  seit  1555,  in  Folge  welcher  der  Schild  quergetheilt  wurde.  Die  obere 
Hälfte  nahm  der  Löwe,  die  untere  der  Rumpf  des  alten  Stammwappens  ein).  2  und 
3  in  Gold  ein  von  Koth  und  Silber  in  drei  Reihen,  jede  zu  acht  Feldern,  geschachte: 
Querbalken  (Schlichen,  später  Schließen).  Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich 
drei  mit  gräflichen  Kronen  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  den  Rumpf 
des  rechtssehenden  Mannes  im  Mittelschilde  (Helm  des  alten  Stammwappens) ;  auf 
dem  mittleren    Helme    sitzt   ein  mit   einer    Grafenkrone   gekrönter,   rechtssehender, 


GRAFEN  V.  SCHLIKFFKN.  389 

■chwarzer  Adler  mit  goldenem  Schnabel  (bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  hinzu- 
gekommen), und  der  linke  Helm  trägt  den  Hügel  des  1.  und  4.  Feldes  mit  dem 
aus  demselben  hervorwachsenden  Löwen  (in  Berücksichtigung  der  Wappenvermehrung 
von  1555).  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  ruth  und  silbern,  die  des  mitt- 
leren schwarz  und  silbern,  und  die  des  linken  blau  und  golden,  und  den  Schild 
hallen  zwei  auswärtssehende,  goldene  Löwen.  —  Das  Schach  kommt  auch  mit 
lieben  Feldern  in  jeder  Reihe  vor,  und  die  Helmdecken  werden  auch  rechts  blau 
und  golden  und  links   rofh  und  silbern  angegeben. 

Sehr   altes    und  berühmtes    pommersches  Geschlecht,    über    dessen 
Ursprung  nach  den  Angaben  des  kundigsten ,  aus  demselben  selbst  ent- 
sprossenen Forschers  in  dem  vorstehenden  Artikel:    Grafen  v.  Schlichen 
das  Wichtigste    milgetheilt    worden    ist.    —    Die  Sliwin,    oder  nach   der 
Schreibart  der  Folgezeit,   die  Sleven,   Sleflen,   Schlieflen  kommen  (s.  oben) 
in  Pommern  seit  der  Mitte  des    12.  Jahrhunderts  vor.    Es  gab,  wie  fest 
steht,  um  diese  Zeit  eine  Gegend  Sliwin,    dieselbe  gehörte,   wenigstens 
zum  Theil,    noch    lange    hernach    einem    eben  so  genannten  Adelshause, 
und  aus  demselben  waren  im    13.  Jahrhundert,  nach  damaliger  Gewohn- 
heit des  Adels,  Glieder  Rathshcrren  einer  deutschen  Pflanzsladt  Pommerns, 
nämlich  Colbergs.     Da  aber  nur  Ausländer,    nicht  eingeborene  Wenden, 
derartige  öffentliche  Aemter  erlangen   konnten,    so  war   jenes  Adelshaus 
augenscheinlich  ein  fremdes  in   Pommern,    welches    dorthin  auf   eine  im 
vorigen  Artikel    angedeutete  Weise    gekommen  war.    —    Petrus    Schleve 
lebte    1200,    vermulhlich  als    Burgmann    des    Schlosses  zu  Colberg  oder 
Camin,    und    Limbrecht  und   Wichhold   Schleve  waren  Zeitgenossen  des- 
selben.   Gerhard  kommt   1248  als  Zeuge  vor.    Ein  zweiler  Peter  Schlewe 
soll   1202  Bürgermeister  zu  Colberg  gewesen  sein,   was  gar  wohl  möglich 
ist:    der  zuerst  angeführte  Petrus,  welchen  Einige  als  Bürgermeister  zu 
Colberg  anführen,  konnte  dies  Amt  nicht  bekleiden,  denn  dasselbe  war 
vor    1255    noch    nicht    vorhanden.      Ein    dritter    Peter    Schleve    kommt 
1303    und    1321    urkundlich    als    Rathsherr    zu    Colberg    vor    und    war 
vielleicht  des  zweiten  Sohn.  —  Hans  Schleve  der  Aeltere,   welcher  im 
14.  und    15.  Jahrhundert  lebte,  mit  Judecke,  vermulhlich  v.  Holck,   ver- 
mählt war  und    1431   sein  Testament  machte,    ist  der  gemeinschaftliche 
Stammvater  aller  noch  vorhandenen  Schnellen.    Der  ältere  Sohn  desselben 
war  Hans,  der  jüngere  Nicolas,  und  so  ist  denn  die   Nachkommenschaft 
des  Ersteren   als  älterer,  die  des  Letzteren  als  jüngerer  Ast  aufzuführen, 
wenn    auch    Schölgen    (Alt-  und  Neu-Pommerland,   S.   461)  umgekehrt 
bestimmt.     Hans  der  Jüngere  ist  der  Stammvater  von  der  älteren, 
oder    dresowschen    Hauptlinie,    so    wie    von    dem    dresow sehen 
Nebenzweige  und  dem  soldekow sehen  Zweige,  Nicolaus  dagegen 
der  Ahnherr  des  jüngeren  Astes  und  des  von  demselben  stammenden 
danziger    Zweiges.      Der   dresowsche    Nebenzweig    erlosch    1686    mit 
Anton    W7ilhelm,    und    der    danziger    Zweig    in    der    ersten    Hälfte    des 
18.  Jahrhunderts.      Die    Forlpflanzung    des    älteren    dresowschen  Haupt— 
zweiges    beruhte    1784   nur  auf  Johann  Friedrich   Wilhelm,    geb.    1753, 
k.  preuss.  Lieutenant,    und    die    des    soltlekowschen  auf  Johann  Adolph 
Heinrich,  geb.    1769:   nach  Allem  scheint  nur  noch   der  jüngere  Ast  zu 
blühen.    —    Von   den    zahlreichen  Gliedern  der  Familie  mögen  hier  nur 


390  GRAFEN  V.  SCHÜRFTEN. 

einige  Platz  finden,  welche  für  die  Familie  von  besonderem  Interesse 
sind.  Hans  v.  Schließen  der  Jüngere,  Rath  des  Königs  Christoph  III. 
von  Dänemark,  Norwegen  und  Schweden,  erhielt,  wegen  treuer  Dienste, 
1444,  nachdem  er  die  königl.  Rathsstelle  niedergelegt,  als  Bürgermeister 
zu  Colberg,  ein  neues  Wappen,  welches  die  Familie  beibehielt,  und 
Limbrecht  oder  Lampertus  aus  dem  soldekowschen  Zweige,  Abt  des 
Klosters  Olive,  bekam  für  die  pommerschen  Schließen  von  Sigis- 
mund  II.  August  König  in  Polen,  1555  auf  dem  Reichstage  zu  Petri- 
kau,    neben  einer  Vermehrung  des    Wappens,    das    Indigenat   in    Polen. 

—  Von  der  grössten  Bedeutung  für  die  Familie  wurde  nächstdem 
namentlich  Martin  Ernst  v.  Schließen  aus  der  älteren  oder  dresowschen 
Hauptlinie,  geb.  30.  Oct.  1732,  gest.  15.  Sept.  1825  als  k.  preuss. 
General-Lieutenant.  In  der  mittleren  Zeit  seiner  bedeutenden  Wirksam- 
keit war  derselbe  kurhess.  Staatsminister,  und  jeder  Leser  seines  Werkes 
wird,  die  Gelehrsamkeit  zu  geschweigen,  in  ihm  den  wahrhaft  edlen 
Menschen  ehren.  Er  stiftete  von  seinem  Allodialvermögen  und  den 
Gütern  Windhausen  in  Kurhessen  und  Schlieflenberg ,  Niglewe, 
Tolzin  und  Sierhagen  in  Meklenburg- Schwerin  ein  Majorat,  zu  dessen 
erstem  Nutzniesser  der  k.  preuss.   General  Heinrich  Wilhelm  Graf  v.  S. 

—  Sohn  des  k.  preuss.  Kammergerichtsraths  Johann  Leo  v.  Schließen 
aus  dem  jüngeren  Hauptaste  —  eingesetzt  wurde,  welcher  Letzterer 
aber,  da  er  unvermählt  geblieben  war,  dem  ältesten  Sohne  des  nach 
ihm  folgenden  Bruders  (Johann  Ernst  Ludwigs),  dem  Grafen  Heinrich 
Wilhelm,  den  Genuss  des  Majorats  abtrat.  —  Der  preussische  Grafenstand 
kam  durch  König  Friedrich  Wilhelm  III.  von  Preussen  1.  März  1812 
in  die  Familie.  Es  erhielten  nämlich  die  drei  hinterlassenen  Söhne  des 
k.  preuss.  Kammergerichtsraths  Johann  Leo  (s.  oben):  Heinrich  Wilhelm, 
Johann  Ernst  Ludwig  und  Carl  Friedrich  ,  die  Grafenwürde.  Die  voll- 
ständige Ahnentafel  der  eben  genannten  drei  Grafen  v.  Schließen  ist 
folgende:  Nicolaus,  Stifter  des  jüngeren  Hauptasles  (s.  oben).  —  Leo 
oder  Leopold,  starb  1500;  Gemahlin:  Judith  v.  Schullen. —  Nicolaus, 
starb  1564;  Gemahlin:  Elisabeth  v.  Calsow.  —  Leo  (IL),  geb.  1540, 
gest.  1608;  Gemahlin:  Catharina  v.  Bröcker.  —  Heinrich,  geb.  1582, 
gest.  1627;  Gemahlin:  Judith  v.  Brunswik.  —  Leo  (III.),  geb.  1611, 
gest.  1699;  zweite  Gemahlin:  Ludgard  v.  Hahn.  —  Leo  (IV.),  geb.  j 
1654,  gest,  1688;  Gemahlin:  Sophia  v.  Gogern.  —  Georg  Heinrich, 
geb.  1684,  gest.  1751;  Gemahlin:  Anna  v.  Brunswik.  —  Johann  Leo, 
geb.  1719,  gest.  1777,  Herr  auf  Rekow,  k.  preuss.  Hofgerichtsrath ; 
Gemahlin:  Dorothea  Elisabeth  v,  Tuchs.  —  Heinrich  Wilhelm,  Johann 
Ernst  und  Carl  Friedrich,   Gebrüder. 

Graf  Heinrich  Wilhelm,  geb.  14.  Nov.  1756,  gest.  29.  Dec.  1842, 
k.  preuss.  General-Lieutenant  a.  D.,  hat  keine  Nachkommen  hinterlassen; 
dagegen  haben  Graf  Johann  Ernst  Ludwig,  geb.  14.  Sept.  1759,  gest. 
5.  Dec.  1819,  k,  preuss,  Hauptmann,  und  Graf  Carl  Friedrich,  geb. 
27.  März  1763,  gest.  11.  Juni  1840,  k.  preuss.  Oberst,  das  Ge- 
schlecht fortgepflanzt.  —  Von  den  Nachkommen  Beider  und  von  den 
jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  nachstehende  hier  aufzuführen: 


GRAKK.N  V.   SCHMKFPKN.  391 

Nachkommen  des  Grafen  Johann  Ernst  Ludwig.  Die  vier  Söhne 
desselben  waren  und  sind:  Graf  Heinrich  Wilhelm,  geb.  19.  Aug.  1790, 
gest.  7.  Aug.  1836,  k.  preuss.  Major  a.  D.,  venu,  mit  Sophia  Elisabeth 
Johanna  Juliane  v.  Jagow,  geb.  24.  April  1803,  aus  welcher  Ehe  Graf 
WILHELM  Martin  Ernst  Ludwig,  geb.  18.  Sept.  1829,  stammt.  — 
Graf  Johann  Leo  Carl,  geb.  10.  Jan.  1792,  k.  preuss.  General-Major, 
Commandern*  der  1.  Garde-lnfanterie-ßrigade  und  d.  Z.  Commandant  von 
Potsdam ,  verm.  mit  Luise  Clementine  v.  Wedel  aus  dem  Hause  Silligs- 
dorf,  geb.  2.  Sept.  1801,  gest.  12.  Aug.  1836,  aus  welcher  Ehe  vier 
Söhne  stammen,  die  Grafen:  Carl  Ludwig  Otto,  geb.  11.  April  1821, 
k.  preuss.  Premier-Lieutenant;  Eduard  Carl  Wilhelm,  geb.  17.  Juni 
1829;  Wilhelm  Carl  Victor,  geb.  3.  Oct.  1832,  und  Eugen  Leo  Oscar, 
geb.  8.  Febr.  1834.  —  Graf  Alexander  Ludwig,  geb.  24.  Febr.  1800, 
gest.  1.  Oct.  1845,  verm.  mit  Juliane  Maria  Philippine  Freiin  v.  Voss, 
Erbtochter  v.  Schwaudt,  Marienhof  und  Vossfeld,  gest.  12.  Sept.  1832, 
aus  welcher  Ehe  entsprossen  ist:  Graf  Julius  Alexander  Adam  Carl 
Christian  Ernst,  geb.  17.  Aug.  1828,  Herr  auf  Schwandt  —  und  Graf 
Leo,  geb.  2.  Juli  1802,  k.  preuss.  Hauptmann  a.  D.,  verm.  4.  Aug.  1837 
mit  Virginie  Charlotte  v.  Schließen  aus  dem  Hause  Sollikow,  geb.  28.  April 
1817,  aus  welcher  Ehe  Graf  Adolph  Ludwig,  geb.  15.  Juni  1841,  stammt. 

Nachkommen  des  Grafen  Carl  Friedrich.  Graf  FRIEDRICH 
MAGNUS  —  Sohn  des  Grafen  Carl  Friedrich  —  geb.  8.  April  1796, 
k.  preuss.  Major  a.  D.,  verm.  8.  Oct.  1828  mit  Auguste  v.  Schönberg, 
geb.  23.  Oct.  1808,  aus  welcher  Ehe  vier  Söhne  entsprossen  sind,  die 
Grafen  Theodor,  geb.  26.  April  1831,  Alfred,  geb.  28.  Febr.  1833, 
Arthur,  geb.  7.  Juli  1844,  und  Heinrich,  geb.  11.  Jan.  1848.  —  Die 
drei  lebenden  Brüder  des  Grafen  Friedrich  Magnus  sind:  Graf  Johann 
Leo,  geb.  13.  Juli  1799,  k.  preuss.  Major  a.  D.;  Graf  Albert  Hermann 
Alexander,  geb.  9.  Oct.  1802,  k.  preuss.  w.  Geh.  Legationsrath  und 
Rath  im  Ministerium  der  auswärtigen  Angelegenheiten,  verm.  2.  Mai 
1839  mit  Maria  Gräfin  zu  Stolberg-Wernigerode,  geb.  26.  März  1813, 
aus  welcher  Ehe  Graf  Ernst,  geb.  29.  März  1843,  lebt  —  und  Graf 
Mailin  Erisst,  geb.  9.  Juli  1811,  k.  preuss.  Obergerichts-Assessor.  — 
Von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem  Grafen  Carl  Philipp  August,  geb. 
23.  März  1798,  gest.  20.  Dec.  1845,  k.  preuss.  Oberst -Lieutenant 
und  Flilgeladjutant  des  Königs,  stammt  aus  der  Ehe  mit  Catharina 
Pelrowna  Grälin  v.  SchouvaloflT,  geb.  9.  Jan.  1801,  verm.  27.  Juli 
1823:   Graf  Georg  Carl,  geb.   8.  Jan.    1832. 


392 


KRAKEN  V.   SCHLIK. 


Grafen  v.  Sohlik. 

üatljolifjd).  ©cflerreid). 

Besitz:    in  Böhmen  die   Fideicommiss- Herrschaften  Kopidlno  und  Altenburg  und  die  Allo- 
dial-Herrschaft  Welisch-Wokschitz. 


"Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  silbernen  Miltelscliild 
eine  rothe  Säule,  welche  von  zwei  gekrönten  rothen  Löwen  mit  den  Vorderpran- 
ken umfasst  wird  (Stammwappen).  1  und  4  in  Roth  eine  eingebogene  silberne 
Spitze,  auf  welcher  sowohl  wie  auf  jeder  Seite  ein  Ring  mit  gewechselten  Tinctu- 
ren  liegt  (Grafschaft  Passaun,  Bassano) ;  2  und  3  in  Blau  ein  rechtsgekehrler  gol- 
dener Löwe,  welcher  mit  den  Vorderpranken  eine  kleine  silberne  Kirche  trägt 
(Grafschaft  Weissenkirchen).  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme. 
Der  rechte  Helm  trägt  einen  die  Sachsen  einwärtskehrenden,  geschlossenen,  rothen 
Adlersflug,  dessen  vorderer  Flügel  mit  den  drei  Ringen  und  der  silbernen  Spitze 
des  1.  und  4.  Feldes  belegt  ist  (Bassanoscher  Helm);  auf  dem  mittleren  sitzt  auf- 
recht ein  vorwärtssehender,  gekrönter  rother  Lowe  mit  ausgestreckten  Vorderpran- 
ken (Helm  des  Stammwappens),  und  der  linke  trägt  einen  aufrechtsitzenden  und 
einwärtssehenden  goldenen  Löwen  mit  ausgestreckten  Vorderpranken  zwischen  einem, 
die  Sachsen  einwärtskehrenden,  geschlossenen  blauen  Adlerslluge,  dessen  vorderer 
Flügel  mit  sieben  (1,  2,  1,  2,  1)  goldenen  Flammen  bestreut  ist  (Weissenkirchenscher 
Helm).     Die  Helmdecken  sind  rechts  roth  und  silbern,  links  blau  und  golden. 

Sehr  altes  und  berühmtes  böhmisches  Grafenhaus,  dessen  nächster 
Stammvater  ein  aus  altem  höhmischen  Adel  entsprossener  Ritler,  Heinrich 
Schlik  von  Lason  ist.  Derselbe  diente  von  1393  -  1401  gegen  die 
Türken,  war  durch  seine  Tapferkeit  berühmt,  und  kommt  1416  als 
Stadihauptmann  und  k.  Ralh  zu  Breslau  vor.  Aus  der  Ehe  mit  Con- 
stantia  Markgräfin  v.  Treviso  und  Collalto,  mit  welcher  er  sich  um  das 
Jahr  1396  vermählte,  stammten  fünf  Söhne,  Caspar,  Matthaeus,  Nicolaus, 
Heinrich  und  Franz,  von  welchen  der  älteste,  Caspar,  gest.  1449,  Stif- 
ter der  reichsgräflichen  Familie  ist.  Derselbe ,  unter  den  Kaisern  Sig- 
mund, Albrecht  II.  und  Friedrich  III.  Reichscanzier,  gelangte  zu  sehr 
hohem  Ansehen  und  wurde  vom  Kaiser  Sigmund  16.  Juli  1422  in  den 
Reichsfreiherrn-,  und  l.  Juni  1433  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben, 
während  seine  obengenannten  vier  Brüder  den  Reichsfreiherrenstand  vom 
Kaiser  Sigmund  1437,  und  die  Reichsgrafenwürde  vom  Kaiser  Albrecht  II. 


GRAFEN  V.  SCHLIK.  393 

1437  erhielten.  Angaben,  welehe  wohl  aus  der  Familie  gekommen,  führen 
einen  vom  Kaiser  Sigmund,  13.  Aug.  1416,  an  Caspar  ertheilten  Wappen- 
brief, und  eine  bei  Erhebung  zum  Reichscanzier  und  Reichsgrafen  er- 
folgte Wappenvermehrung  an  und  bestimmen,  dass  der  noch  bestehende 
adelige  Schild,  mit  rolhen  und  weissen  Ringen  und  einer  goldenen  Krone 
geziert,  1416  verliehen  worden,  und  dass  1433  noch  ein  gekrönter 
halber  Lowe  hinzugekommen  sei.  Durch  diese  Angaben  könnten  leicht 
die  oben  in  der  Wappenbeschreibung  gegebenen  Bestimmungen  für  un- 
richtig gehalten  werden ,  und  es  dürfte  daher  am  Platze  sein ,  anzu- 
geben, dass  alle  älteren  bewährten  Heraldiker  den  Mittelschild  und  den 
mittleren  Helm  des  gräflichen  Wappens  mit  dem  aufrechtsitzenden  und 
vorwärtssehenden  gekrönten  Löwen  für  das  Stammwappen,  Feld  1  und  4 
aber  mit  dem  rechten  Helme  für  das  Wappen  der  Grafschaft  Passaun, 
ßassano,  gehalten  haben.  Zu  Caspars  hohen  Verdiensten  gehört  nament- 
lich, dass  er  die  Vermählung  des  Erzherzogs,  nachmaligen  Kaisers  Al- 
brecht II.,  mit  Elisabeth,  Tochter  und  Erbin  des  Kaisers  Sigmund,  Königs 
von  Ungarn  und  Böhmen,  29.  April  1422  zu* Stande  brachte,  wodurch 
Mihren  als  Mitgift  und  Ansprüche  auf  die  Kronen  Böhmen  und  Ungarn 
an  das  Haus  Oesterreich  kamen.  Kaiser  Sigmund  verlieh  ihm  daher 
Schloss,  Stadt  und  Herrschaft  Ellbogen,  die  Stadt  Schlakenwerlh,  das 
Schloss  Engelsburg  und  das  Gut  Achlenstadt ,  schenkte  auch  ihm  und 
seinen  Nachkommen  die  Herrschaft  Falkenau,  und  Kaiser  Albrecht  II. 
beschenkte  ihn  später  mit  der  Herrschaft  Weisskirchen  und  Skalicz  in 
Ungarn,  welche  erstere  zum  fortdauernden  Adelsprädicale  der  Grafen  v. 
Schlik  geworden  ist.  Die  Herrschaft  Bassano  in  Friaul,  welche  Caspar 
nach  dem  Tode  seiner  Mutter  in  Besitz  genommen  hatte,  wurde,  da 
dieselbe  ein  deutsches  Lehn  war,  vom  Kaiser  Sigmund  der  Familie,  21. 
Aug.  1431,  erblich  verschrieben  (es  ist  daher  die  Angabe:  Grafen  v. 
Imeno  31.  Oct.  1437,  wo  schon  Kaiser  Albrecht  II.  regierte,  in  Zwei- 
fel zu  ziehen),  auch  erhielt  Graf  Caspar  mit  seinen  Brüdern  und  den 
Erben  noch  vom  Kaiser  Sigmund  1436  das  Münzrecht,  welches  die 
Nachfolger  auf  dem  böhmischen  Throne  bestätigten.  Durch  desselben 
Kaisers  Vermillelung  vermählte  sich  Graf  Caspar  1437  mit  dessen  Muhme, 
der  schlesischen  Prinzessin  Agnes,  Tochter  des  Herzogs  Conrad  III.  zu 
Oels  und  Cosel ,  welche  1448  starb.  —  Der  auf  Caspar  folgende  Bru- 
der, Matthaels,  wurde  1449  Erbe  des  Ersteren ,  und  die  drei  Söhne 
des  Mallhaeus  stifteten  drei  Linien  des  Hauses.  Es  gründete  nämlich 
Nicolais,  gest.  1522,  die  fa  lkenauische ,  mit  dem  Urenkel,  Joachim 
Andreas,  23.  Dec.  1666  erloschene  Linie,  Hieronymus,  gest.  1491,  die 
eilenbogen  sc  he,  mit  dem  Urenkel  Albert  II.  erloschene  Linie,  und 
Caspar  II.  die  schlakenwerlh  sehe,  jetzt  blühende  Linie.  Letztere 
Linie  wurde  durch  Caspars  II.  vier  Söhne,  Stephan,  Hieronymus  IL, 
Lorenz  II.  und  Heinrich  IL,  gest.  1528,  in  vier  Aesle  geschieden.  Ste- 
phan, geblieben  1526  mit  seinem  Könige  Ludwig  in  der  Schlacht  bei 
Mohacz ,  ist  in  Böhmens  Geschichte  vielfach  berühmt.  Derselbe  eröU"- 
nete  die  reichen  Joachimsthaler  Silberminen  und  liess  zuerst  1517  die 
bekannten  Joachims-    oder  Schlikenlhaler   prägen.     Seine  Nachkommen- 


GRAFEN  V.  SCHLIK. 

schuft  erlosch  schon  mit  seinem  Sohne  Moritz,  und  auch  die  von  Hie— 
ronymus  II.  und  Lorenz  II.  stammenden  Acste  erloschen  bald.  So  blieb 
denn  von  der  ganzen  Familie  nur  der  von  Heinrich  II.  gegründete  jün- 
gere Ast  übrig,  welcher,  wenn  auch  nicht  mehr  im  Besitz  von  Bassano  und 
Weisskirchen,  unter  Beibehaltung  des  betreffenden  Titels,  seit  1636  als  die 
W  e  1  i  s  c  h-K  o  p  i  d  1  nt)  e  r  Linie  aufgeführt  wurde.  Der  nächste  Ahnherr  der- 
selben ist  der  berühmte  Graf  Heinrich  IV.,  gest.  1650  (nach  Anderen  1653), 
k.  k.  Feldmarschall,  Hof-Kriegsralhs-Präsident,  welcher  1643  in  das  schwä- 
bische Grafen -Collegium  aufgenommen  wurde,  und  die  genealogischen 
Verhältnisse  dieser  Linie,  für  welche  Kopidlno  als  Familien-Fideicommis 
27.  Oct.  1672  gestiftet  wurde,  und  welche  das  Indigenat  in  Ungarn, 
25.  Jan.  1688,  erhielt,  wird  nachstehende,  das  jetzige  Haupt  des  Hau- 
ses berücksichtigende  Ahnentafel  ergeben,  welche  letztere  eine  ganze 
Reihe  um  Staat  und  Kirche  hochverdienter  Männer  zeigt.  Dieselbe  ist: 
Leopold  Anton  Joseph  —  Sohn  des  Grafen  Franz  Ernst,  gest.  1675, 
k.  k.  Reichs-Hofraths,  aus  der  Ehe  mit  Helene  Gräfin  v.  Traudisch  und 
Enkel  des  Grafen  Heinrich  IV.  —  geb.  10.  Juni  1663,  gest.  10.  April 
1723,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  Kämmerer,  General-Feldmarschall  und  Ober- 
ster -Canzler  in  Böhmen;  zweite  Gemahlin:  Maria  Josepha  Gräfin  v. 
Wratislaw  und  Mitrowitz,    verm.   6.  Febr.  1695,    gest.    10.  Jan.    1737. 

—  Franz  Heinrich,  geb.  28.  Febr.  1696,  gest.  1766;  k.  k.  w.  Geh. 
Rath  und  Majoratsherr;  Gemahlin:  Maria  Eleonora  Gräfin  v.  Trautmanns- 
dorf, geb.   23.   Febr.   1701,  verm.   18.  Juli  1723,  gest.  12.  März  1769. 

—  Leopold  Franz,  geb.  29.  Juli  1729,  gest.  26.  Juni  1770,  k.  k. 
w.  Geh.  Rath,  Kämmerer,  Hofkammer-  und  Ministerial-Banco -Deputa- 
tions-Vicepräsident;  Gemahlin:  Maria  Antonie  Gräfin  v.  Frankenberg, 
geb.  1.  Jan.  1729,  verm.  29.  Jan.  1754,  gest.  14.  Aug.  1794.  — 
Joseph  Heinrich,  geb.  11.  Oct.  1754,  gest.  13.  Dec.  1806,  k.  k.  w. 
Geh.  Rath,  Kämmerer,  ausserordentl.  Gesandter  und  bevollm.  Minister 
an  mehreren  Höfen,  kaufte  zu  seinen  ererbten  Gütern  die  von  seinen 
Vorfahren  schon  früher  besessenen  Herrschaften  Welisch  und  Wokschitz; 
Gemahlin:  Maria  Philippine  Ludomilla  Hermenegilde  Gräfin  v.  Nostiz- 
Rieueck,  geb.  13.  April  1765,  verm.  11.  Febr.  1781,  gest.  16.  Mai 
1843.   —   Franz  Heinrich,  jetziges  Haupt  des  Hauses. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  gehören  hierher: 

FRANZ  Heinrich  Graf  v.  Schlik  zu  Bassano  und  Weisskirchen, 
geb.  23.  Mai  1789,  Herr  der  Fideicommiss- Herrschaften  Kopidlno  und 
Altenburg  und  der  Allodial-Herrschaft  Welisch-Wokschitz,  k.  k.  Kämmerer, 
Geh.  Rath,  General  der  Cavallerie,  Commandant  des  2.  Armee-Corps, 
Landes-Mililair-Commandant  in  Mähren  und  Regimentsinhaber,  verm.  in 
erster  Ehe,  24.  April  1817,  mit  Sophia  Gräfin  v.  Eltz,  gest.  4.  Sept. 
1821,  und  in  zweiter  mit  Wilhelmine  v.  Breuern.  Aus  erster  Ehe  stammt, 
neben  zwei  Töchtern,  Gräfin  Albina,  verm.  v.  Brinetti,  und  Gräfin  Fran- 
ziska, verm.  Freifrau  v.  Riesenfels,  ein  Sohn:  Graf  Heinrich  Franz,  geb. 
22.  Juli  1820,  k.  k.  Lieutenant  in  d.  A.,  verm.  1849  mit  Sophia  Freiin 
v.  Riesenfels,  aus  welcher  Ehe  Gräfin  Henriette  und  Graf  Erwein  ,  geb. 
1852,  entsprossen  sind.  —  Aus  der  zweiten  Ehe  stammen  Gräfin  Pau- 


GRAFEN  V.  SCHLIPPENBACH. 


395 


line,  venu.  Freifrau  v.  Ennis,  und  Gräfin  Rosa.  —  Die  Schwester  des 
Grafen  Franz  Heinrich  ist  Gräfin  Maria  Elisabeth,  Ehren-  und  Sliftsdame 
zu  Maria-Schul  in  Brunn. 


Grafen  v.  Sehlippenbach. 

Xuthtrifd).  Preufjen. 

Besitz:   iu  der  Provinz  Brandenburg  die  Herrschaften  Scliöuerniuik  und  Lenzerwiscb. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im,  von  Silber  und  Scüwurz 
der  Länge  nach  gelbeilten  Mittelschilde  eine  Kette  von  drei  übereinanderstehenden 
Gliedern  mit  gewechselten  Tincluren  (Stammwappen).  1  in  Blau  ein  aus  der  rech- 
ten Schildesseite  aus  Wolken  hervorgehender  gebogener  Arm.  welcher  in  der  ein- 
wärlsgekehrten  Hand  eine  goldene  Krone  hält;  2  in  Gold  ein  rother,  mit  zwei 
blauen  Schlangen  kreuzweise  umwundener,  aufrechtgestellter  Streitkolben;  3  in 
Gold  ein  ebenso  gestellter,  mit  zwei  grünen  Zweigen  umwundener  rother  Streit- 
kolben, und  4  in  Blau  ein  nach  der  linken  Seite  trabendes,  silbernes  Ross  — 
Leber  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt 
eine  aufwachsende,  vorwärtssehende,  in  Silber  gekleidete  und  grünbekränzte  Jung- 
frau, welche  in  der  Rechten  eine  goldene  Krone,  in  der  Linken  eine  goldene 
Wage  hält.  Auf  dem  mittleren  Helme  steht  zwischen  vier  Lanzen  mit  goldenen 
und  blauen  Fähnchen  ein  Januskopf  mit  blau  und  schwarzem  Helme,  welcher  mit 
zwei  silbernen  Adlerstlügeln  besteckt  ist.  Aus  dem  linken  Helme  wächst  vorwärts- 
gekebrt  ein  geharnischter  Ritter  empor,  welcher  in  der  Rechten  ein  Schwert,  in 
der  Linken  einen  Schild  hält.  Die  Helmdecken  sind  rechts  blau  und  silbern,  in  der 
Mitte  silbern  und  schwarz,  und  links  roth  und  golden.  Den  Schild  halten  zwei 
einwärtssehende,  gekrönte  goldene  Löwen. 

Alle,  sehr  angesehene  Familie,  welche  ursprünglich  aus  dem  Cle- 
veschen  stammt,  und  sich  später  in  Liefland,  Schweden,  Preussen ,  den 
Marken,  Pommern  etc.  ausgebreitet  hat.  Die  Familie  erwarb  bedeuten- 
den Grundbesitz:  Gustow,  Schönermark,  Ropersdorf  und  Schapow  in 
der  Uckermark,  ferner  Wittstock,  Dochow,  Arendsee,  das  St.  Sabinen- 
kloster zu  Prenzlau  etc.,  und  in  Preussen  die  Güter  Salau,  Domnau, 
Neukrillen  etc.  —   Friedrich  Christoph  Carl  Freiherr  v.  Schlippenbach, 


396  GRAFEN  V.  SCHMPPENBACH. 

aus  dem  Hause  Salingen,  Oberst  der  schwedischen  Garden  und  Reichs- 
rath,  wurde  vom  König  Carl  X.  von  Schweden,  1.  Juni  1654,  in  den 
schwedischen  Grafenstand  erhoben,  und  der  Sohn  desselben,  Carl  Fried- 
rich Graf  v.  Schlippenbach ,  und  nach  den  Titeln  des  Vaters  Graf  zu 
Schöfde,  Freiherr  v.  Liuxula,  brachte  das  Haus  zu  noch  höherem  An- 
sehen. Derselbe,  gest.  9.  Jan.  1723,  stieg  bis  zur  Würde  eines  k. 
preuss.  Generals  der  Cavallerie  und  war  Gouverneur  von  Colherg  und 
der  hinterpommerschen  Festungen,  sowie  Amtshauptmann  zu  Egeln. 
Von  ihm  stammen  die  jetzigen  Grafen  v.  Schlippenbach  ab,  und  die  im 
Johanniter-Orden  sich  vorfindende  Ahnentafel  seines  Enkels,  des  Grafen 
Carl  Ernst,  ist  nachstehende:  Christoph  v.  Schlippenbach  aus  dem  Hause 
Salingen;  Gemahlin:  Maria  v.  Manteuflel,  genannt  Szögen  (Zögen)  aus 
dem  Hause  Keydangen.  —  Christoph  Carl  Graf  v.  Schlippenbach,  Graf 
zu  Sköfde ,  Freiherr  zu  Liuxula ,  aus  dem  Hause  Salingen ,  k.  schwed. 
Reichsrath  etc.;  Gemahlin:  Helene  Elisabeth  Freiin  v.  Braunfalck.  — 
Carl  Friedrich,  k.  preuss.  General,  Gouverneur  zu  Colberg;  Gemahlin: 
Barbara  Sabina  v.  Arnim  aus  dem  Hause  Nechlin.  —  Carl  Christoph, 
k.  preuss.  iMajor;  Gemahlin:  Christiana  Charlotte  Gräfin  v.  Sparr  aus 
dem  Hause  Trampe.  —  Carl  Ernst.  —  Die  jetzigen  in  Preussen  leben- 
den gräflichen  Glieder  der  Familie  sind ,  einen  Grafen  ausgenommen, 
Nachkommen  des  Grafen  Carl  Friedrich  Wilhelm,  gest.  20.  Sept.  1830, 
Herrn  auf  Schönermark,  dessen  verwandtschaftliches  Verhältnis«  zu  dem 
eben  angeführten  Grafen  Carl  Ernst  nicht  genau  bekannt  ist. 

Vom  Grafen  Carl  —  dem  älteren  Sohne  des  Grafen  Carl  Friedrich 
Wilhelm  —  geb.  7.  Juli  1795,  gest.  9.  Jan.  1836,  k.  preuss.  Haupt- 
manne, Adjutanten  des  Prinzen  Carl  von  Preussen,  stammt  aus  der  Ehe 
mit  Luise  Freiin  v.  d.  Reck,  verm.  5.  April  1832  (wieder  verm.  mit 
dem  k.  preuss.  Rittmeister  Freiherrn  v.  Canitz  und  Daliwitz),  Graf 
FRIEDRICH,  geb.  13.  Mai  1834,  jetzt,  als  Sohn  des  ältesten  Bruders, 
Aeltester  der  Familie.  —  Die  fünf  lebenden  Brüder  des  Grafen  Carl, 
neben  7  Schwestern,  sind:  Graf  Ferdinand,  geb.  26.  Dec.  1799,  k. 
preuss.  Oberst  und  Regiments -Commandeur,  verm.  1829  mit  Otlilie 
Albertine  Eleonore  Juliane  Gräfin  v.  d.  Schulenburg  aus  dem  Hause 
Lenzerwisch,  aus  welcher  Ehe  zwei  Töchter,  Agnes  und  Adelheid,  ent- 
sprossen sind.  —  Graf  Albert,  geb.  26.  Dec.  1800,  k.  preuss.  Kam- 
merherr, Herr  auf  Schönermark,  verm.  16.  Sept.  1838  mit  Emma  Gräfin 
v.  Plessen,  aus  welcher  Ehe  eine  Tochter,  Ina,  lebt.  —  Graf  Ernst, 
geb.  22.  Juni  1804,  k.  preuss.  Major,  verm.  19.  Dec.  1832  mit  Hen- 
rica  Regina  Gräfin  Sermage  v.  Szomszedvar  und  Metwedgrad,  geb.  18. 
März  1811,  aus  welcher  Ehe,  neben  einer  Tochter,  Helene,  vier  Söhne 
entsprossen  sind,  die  Grafen:  Hermann,  geb.  26.  Sept.  1833,  Arthur, 
geb.  10.  Oct.  1837,  Stephan,  geb.  18.  Dec.  1842,  und  Hans,  geb.  | 
9.  Aug.  1846.  —  Graf  Otto,  geb.  21.  April  1807,  k.  preuss.  Kam- 
merherr, verm.  in  erster  Ehe  1836  mit  Clotilde  v.  Arnim,  geschieden, 
und  in  zweiter,  1.  Nov.  1849,  mit  Adelaide  Arabella  Gräfin  v.  Fon- 
blanque.  Aus  der  ersten  Ehe  stammen  Gräfin  Leonida  und  Graf  Mortimer, 
geb.  7.  Aug.  1843,  aus  der  zweiten:  Violet  Pauline,  —  und  Graf  Hermann, 


GRAFEN  V.  SCHMKTTAr. 


397 


geh.  20.  Oct.  1809,  k.  preuss.  Rittmeister  und  Escadrons-Chcf,  verm. 
12.  Juli  1846  mit  Clementine  Gräfin  zu  Solms-Sonnenwaldc-Alt-Pouch, 
geb.  2.  Oct.  1817.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem  Grafen  Wil- 
helm, geb.  9.  Dec.  1797,  gest.  31.  Oct.  1842,  k.  preuss.  Major  und 
Adjutanten  des  Prinzen  Carl  von  Preussen,  stammt  aus  der  Ehe  mit  Ma- 
tbilde  v.  Goldbeck,  verm.  1.  Dec.  1829,  neben  einer  Tochter,  Anna, 
ein  Sohn:   Graf  Carl,  geb.    19.  Sept.    1830. 

Von  dem  verstorbenen  Sohne  des  Bruders  des  Grossvaters,  vom 
Grafen  Heinrich  Leopold  Theodor,  geb.  7.  Mai  1788,  stammt  aus  der 
Ehe  mit  Auguste  v.  Gaya,  verm.  im  Aug.  1819,  neben  zwei  Töchtern, 
Melanie  und  Elisabeth,  ein  Sohn:   Graf  August,  geb.  im  Juni   1821. 


Grafen  v.  Sehmettan  (Schmettow). 

€t)angdtfd).  |Jrcufjcn. 

Besitz:   (Ins  Majorat  Pommcrzig  und  Rrie.se  in  der  Neumark,  das  Rittergut  Braueliilsehdorf 
in  Schlesien;  das  Rittergut  Hoigsbütlel  im  Ilolsteinschen  etc. 


Wappen :  quadrirter  Schild  mit  zwischen  dem  3.  und  4.  Felde  cingc~ 
pfropftcr  Spitze  und  mit  Mittelschild.  In  dem  mit  einer  Grafenkrone  gekrönten 
goldenen  Mittelschilde  der  zweiköpfige,  goldcnbewchrte,  mit  den  güldenen  Scheinen 
umgebene  schwarze  Reichsadler  mit  über  den  Köpfen  schwebender  Krone.  Der- 
selbe trägt  auf  der  Brust  einen  von  Silber  und  Blau  geweckten  Herzschild.  1  und 
4  in  Silber  ein  schrägrechts  gestellter  schwarzer  Hundskopf,  aus  dessen  Rachen 
ein  rother  Pfeil  mit  dem  Gefieder  hervorragt;  2  und  3  in  Schwarz  ein  silberner 
Querbalken,  von  drei  (2  und  1)  goldenen  Sternen  begleitet  (Stammwappem.  In 
der  rubinfarbenen  Spitze  ist  eine  Pyramide  aus  15  eisernen  Granaten  (5,4,  3,2,  1), 
von  welchen  die  oberste  brennt,  aufgerichtet.  —   Den  Schild  deckt  eine  fünf-  (bis- 


308  GRAFEN  V.  SCHMRTTAU. 

weilen  auch  sieben-)  perlige  Krone,  auf  welcher  drei  gekrönte  Helme  stehen.  Auf  dem 
rechten  Helme  wehen  nach  aussen  und  unterwärts  drei  silberne  Straussenfedern; 
der  mittlere,  mit  einer  Grafenkrone  gekrönte  Helm  trägt  den  Adler  des  Mittel- 
schildes, und  der  linke  einen  offenen  schwarzen,  mit  einem  silbernen  Querbalken 
belegten  Adlersflug,  zwischen  welchem  ein  goldener  Stern  schwebt  (Helm  des 
Stammwappens).  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  schwarz  und  silbern ,  die 
des  mittleren  schwarz,  silbern  und  blau,  und  die  des  linken  schwarz,  silbern  und 
golden.  Den  Schild  hält  rechts  ein  aus- und  unterwärtssehender  preussischer  Kanonier, 
welcher  mit  der  Rechten  die  Ziindruthe  auf  den  Boden  stemmt.  Am  Schildesfusse 
liegen  zu  beiden  Seiten  aufgehäufte  Kugeln,  und  links  Armaturen  (Kanonen  und  zu 
denselben  gehöriges  Geräthe,  rothe  und  blaue  Fahnen,  Hellebarden  etc.).  —  Die 
Angabe  im  Wappenbuche  der  durchlauchtigen  Welt  (III.  362),  dass  im  I.  und  4. 
Felde  ein  abgeschnittener,  rechtsgekehrter  Fuchskopf  von  natürlicher  Farbe  stehe, 
welcher  einen  rothen  schrägrechtsliegenden  Pfeil  im  Maule  halte,  ist  unrichtig. 

Sehr  alles,  ursprünglich  ungarisches  Geschlecht,  welches  unter  dem 
Namen  Szmettay  in  Ungarn  und  Serhien  im  14.  und  15.  Jahrhunderte 
sehr  begütert  war.  Matthias  v.  Schmellau  kam  um  das  Jahr  1470 
mit  dem  Könige  Matthias  Corvinus  nach  Schlesien,  und  die  Nachkommen 
desselben,  zur  protestantischen  Kirche  übergetreten,  Hessen  sich  im  Für- 
stenthume  Neisse  und  in  der  Grafschaft  Glatz  nieder,  während  nach  und 
nach  die  Linien  der  Familie  in  Ungarn  erloschen.  —  Der  Sohn  des 
Matthias:  Hans,  geb.  1482,  gest.  1560,  Herr  auf  Oleer  und  Nieder- 
Hansdorf,  war  mit  Anna  Maria  v.  Gühlay  vermählt.  Aus  dieser  Ehe 
entspross  Simon,  geb.  1512,  gest.  24.  Jan.  1570,  Hofrichter  und  Ober- 
Forstmeister  des  Fürstentums  Jägerndorf,  verm.  mit  Bianca  v.  Blu- 
dowska,  und  der  Sohn  desselben  war  Georg,  geb.  22.  Jan.  1535,  gest. 
9.  Jan.  1603.  Letzterer  hatte  aus  der  Ehe  mit  Christiana  v.  Bielitz 
vier  Söhne:  Georg,  geb.  15.  März  1583,  verm.  mit  Eunika  v.  Wer- 
ther; Gottfried,  geb.  1599,  gest.  5.  Febr.  1688,  Herrn  auf  Tschanitz, 
verm.  mit  Maria  v.  Rindfleisch;  Ernst,  geb.  9.  Sept.  1600,  gest.  1672, 
Herrn  auf  Ober-  und  Nieder-Drömmling,  verm.  mit  Elisabeth  v.  Nüsser, 
und  Heinrich,  geb.  29.  Oct.  1601,  gest.  1694,  verm.  mit  Fräulein  du 
Luc.  Von  diesen  vier  Brüdern  stammen  alle  jetzigen  Grafen  und  Her- 
ren v.  Schmettau  und  v.  Schmettow  ab. 

Die  Nachkommen  von  Gottfried  und  von  Ernst  haben,  nachdem 
28.  Sept.  1668  der  Adel  der  gesammten  Familie  erneuert  worden  war, 
den  Reichs -Freiherrenstand  und  dann  die  Reichsgrafenwürde  erhalten. 
Es  wurde  nämlich  Samuel  v.  Schmettow,  geb.  1658,  gest.  1709,  mit 
seinen  Brüdern  und  Vetlern  vom  Kaiser  Leopold  I.  1701,  und  Gottfried 
Wilhelm  mit  seinem  Bruder  Carl  Friedrich  vom  Kaiser  Carl  VI.  1717 
in  den  Reichsfreiherrenstand ,  und  Leopold  Freiherr  v.  Schmeltau,  geb. 
25.  Mai  1714,  gest.  1.  Mai  1777,  k.  dän.  Kammerherr  und  Regierungs- 
rath,  mit  seinen  gesammten  Vettern,  vom  Kaiser  Carl  VII.,  24.  Febr. 
1742,  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben,  und  die  letztere  Erhebung, 
31.  Juli   1742,  in  Preussen  anerkannt. 

Durch  Georgs  Söhne,  Gottfried  und  Ernst,  theilte  sich  die  Familie  in 
zwei  Linien,  in  die  Gottfriedsche  oder  tschanitzsche  Linie  und 
in  die  Ernestinische  oder  drömmlingsche  Linie.  Die  erstere 
bildete  durch  Gottfrieds  Söhne,  Gottfried  Wilhelm  und  Carl  Friedrich, 


grafkn  v.  BcnmTAO.  399 

zwei  Aesle,  den  alteren  zu  Pommerzig  und  den  jüngeren  zu 
Hollorp,  welcher  1821  erloschen  ist,  in  der  letzteren  Linie  aber  ent- 
standen durch  Ernsls  drei  Söhne  drei  Aeste,  der  von  Samuel  gegrün- 
dete sanuielsche  Ast,  der  von  Friedrich  Wilhelm  entsprossene  s  tück- 
sche Ast  und  der  19.  Dec.  1738  im  Mannsstamme  erloschene 
hecken  do  rfsche  Ast.  So  stammen  denn  die  jetzigen  Grafen  v. 
Schmellau  theils  aus  dem  älteren  Aste  der  Goltfriedschen ,  tlieils  aus 
den)  samuelschen  und  stückschen  Aste  der  Ernestinischen  Linie,  und 
die  betreffenden  Ahnentafeln  sind  nachstehende: 

Gollfriedsche  oder  tschanitzsche  Linie  (Ast  zu  Pommerzig) :  Gott- 
fried Wilhelm,  Freiherr  —  Sohn  Gottfrieds  —  geb.  4.  Mai  1682,  gest. 
6.  Juli  1728,  k.  dän.  Oberst-Lieutenant  und  Stifter  des  Majorats  Pom- 
merzig ;  Gemahlin :  Anna  Chrisliana  v.  Rosenberg  aus  dem  Hause  Gusch- 
witz, geb.  25.  Febr.  1689,  gest.  9.  Sept.  1747.  —  Gottfried  Heinrich, 
Graf,  geb.  3.  April  1710,  gest.  27.  Aug.  1762,  k.  preuss.  Staatsmini- 
ster und  Ober-Jägermeister,  Majoralsherr  etc.  Gemahlin :  Franzline  Leo- 
poldine Rcnjamine  Freiin  v.  Schönaich,  geb.  11.  Juli  1708,  verm.  27. 
Nov.  1731,  gest.  14.  April  1794.  —  Bernhard  Alexander  Gottfried, 
geb.  5.  Mai  174  7,  gest.  26.  Mai  1816,  k.  preuss.  General -Major  der 
Cavallerie ;  Gemahlin :  Johanna  Auguste  Antoinette  v.  Wulffen  aus  dem 
Hause  Grabow,  geb.  24.  Mai  1751,  gest.  20.  Jan.  1826.  —  Bernhard 
Philipp  Gottfried,  jetziger  Majoratsherr. 

Ernestinische  oder  drömmlingsche  Linie.  Samuelscher 
Ast:  Samuel,  Freiherr  —  ältester  Sohn  Ernsts  —  geb.  1658,  gest. 
1709,  Herr  auf  Ober-  und  Nieder-Drömmling,  k.  preus.  Geh.  Kammer- 
rath ;  Gemahlin:  Maria  de  la  Fontaine,  genannt  Wicart,  gest.  5.  Aug. 
1732.  —  Samuel,  Graf,  geb.  26.  März  1684,  gest.  18.  Aug.  1751,  k. 
preuss.  General -Feldmarschall  und  Grossmeister  der  Artillerie,  erster 
Curator  der  neugestifleten  Academie  der  Wissenschaften  zu  Berlin  etc. ; 
zweite  Gemahlin:  Maria  Anna  v.  Riffer,  geb.  24.  April  1720,  verm. 
24.  Dec.  1740,  gest.  23.  April  1771.  —  Friedrich  Heinrich  Ferdinand, 
geb.  4.  Oct.  1741,  gest.  21.  Febr.  1793,  k.  preuss.  Hauptmanna.  D.; 
Gemahlin :  Luise  Ainalie  Friederike  v.  Kahlenberg  auf  Kochsdorf,  geb. 
11.  Nov.  17  56,  verm.  4.  Oct.  1776.  -  Carl  Ludwig  Ferdinand  Leo- 
pold, geb.  26.  Juli  1780,  k.  preuss.  Lieutenant;  Gemahlin:  N.  N. 
Schlund.  —  Leopold,  jetziges  Haupt  des  Astes.  Stückscher  Ast: 
Er>st  v.  Schmellau,  geb.  9.  Sept.  1622,  Herr  auf  Ober-  und  Nieder- 
Drömmling,  k.  k.  Ralh;  Gemahlin:  Elisabeth  v.  Nüsser,  gest.  1672. — 
Friedrich  Wilhelm,  geb.  1663,  gest.  im  April  1735,  Herr  auf  Stück, 
k.  dän.  Geh.  Ralh,  General -Major  etc.;  Gemahlin:  Anna  Margaretha 
v.  Brand,  gest.  im  Januar  1768,  Oberst- Hofmeisterin  der  königl.  Kinder 
in  Dänemark  bis  1757,  und  dann  Dechantin  des  Stifts  WTalloe.  — 
Leopold,  Graf,  geb.  25.  Mai  1714,  gest.  1.  Mai  1777,  Herr  auf  Stück 
etc.,  k.  dän.  Kammerherr  und  Regierungs-Ralh  zu  Oldenburg;  Gemah- 
lin: Eleonore  Friederike  v.  Bassewitz,  geb.  22.  April  1726,  verm.  28. 
Oct.  1746,  gest.  28.  Jan.  1800.  —  Ditlow  Hans,  geb.  20.  Dec.  1749, 
gest.  29.   Juli    1794,    fürsll.    bischofl.    Reise -Marschall    zu    Eutin    und 


400  GRAFEN  V.  BCflMWTTAU. 

Landvoigt  zu  Oldenburg;  Gemahlin:  Hedwig  v.  Harling,  geb.  17.  Jan. 
1759,  vcnn.  21.  Dec.  1783,  gest.  1808.  —  Peter  Friedrich  Adolph, 
jetziges   Haupt  des  Astes. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  aufzuführen: 

Gottfried  sc  he  oder  tschanitzsche  Linie,  welche  sich 
Schmettow  schreibt:  Rcichsgraf  BERNHARD  Philipp  Gottfried,  geb.  12. 
April  1787,  Majorats-Herr  auf  Pommerzig  und  Bliese  in  der  Neumark, 
seit  22.  Juli  1816  Herr  auf  Brauchilschdorf  in  Schlesien,  Stiftsverweser 
des  adeligen  Frauleinstifts  zu  Rietschütz,  k.  preuss.  Oberst -Lieutenant 
a.  D.,  verm.  9.  Dec.  1814  mit  Valesca  Agnes  Elisabeth  v.  VVullfen  aus 
dem  Hause  Grabow,  geb.  25.  Mai  1798.  Die  fünf  Söhne  desselben 
sind :  Graf  Beknhard  Gottfried  Emil  Carl  Oscar  Ferdinand  Wilhelm,  geb. 
2.  März  1818,  verm.  13.  Juni  1843  mit  Maria  v.  Raumer,  aus  welcher 
Ehe  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen  Bernhard,  geb.  12.  April  1846, 
und  Willirald,  geb.  5.  Juni  1848.  —  Graf  Wilhelm  Hermann  Bern- 
hard Gottfried,  geb.  10.  März  1822,  k.  preuss.  Lieutenant.  —  Graf 
Max  Carl  Bernhard  Gottfried,  geb.  15.  Oct.  1824,  k.  preuss.  Lieutenant. 
-  Graf  Bernhard  Gottfried  Alexander  Richard,  geb.  20.  Oct.  1828, 
k.  k.  Oberlieulenant,  und  Graf  Bernhard  Gottfried  Erdmann  Rudolph, 
geb.  27.  Nov.    1831. 

Von  dem  Sohne  des  Grafen  Gottfried  Heinrich  Leopold  —  Bruders 
des  Grafen  Bernhard  Alexander  Gottfried  —  vom  Grafen  August  Bogis- 
law  Leopold  Gottfried,    lebt  die  Wittwe  mit  zwei  vermählten  Töchtern. 

Ernestinische  oder  d  r  Ö  m  m  1  i  n  g  s  c  he  Linie.  Samu  eise  her 
Ast:  Graf  LEOPOLD  —  Sohn  des  Grafen  Carl  Ludwig  Ferdinand  — 
geb.  28.  Oct.  1814,  k.  preuss.  Hauptmann.  Die  Schwester  desselben 
ist  Grälin  Leopoldine.  —  S  tücksch  er  Ast:  Graf  Peter  Friedrich) 
ADOLPH  —  Sohn  des  Grafen  Dillow  Hans  —  geb.  3.  Jan.  1788,  Herr 
auf  Hoigsbültel  im  Holsteinschen.  —  Vom  Bruder  des  Vaters,  dem  Gra- 
fen Gottfried  Wilhelm  Christian,  geb.  12.  Juni  1752,  k.  dän.  General- 
Lieutenant  etc. ,  leben  aus  zweiler  Ehe  mit  Margarelha  Wilhelmine  v. 
Stemann,  geb.  5.  Jan.  1780,  verm.  14.  Dec.  1801,  neben  drei  Töch- 
tern, zwei  Söhne,   die  Grafen:   Christian  Ludwig  Leopold,  geb.  10.  Febr. 

1806,  k.  dän.   Kammerjunker,  und  Alexander  Wilhelm,  geh.   29.  Dec. 

1807,  k.  dän.  Officier. 


GRAFEN  V.  SCHMISING-KERSSENBROCK.  401 

Grafen    v.  Sehmising -Kerssenbroek    (Grafen 

v.   Kor  fr- Seh  ini  •»ins:,   genannt   Kerssenbrock. 

auch  Kerssenbroock). 

Äatholtfd).  $)rfutfm  un&  üjannoürr. 

Besitz:  das  Ritierem  Brinke  etc.  in  der  Provinz  Westphalen. 


Wappen:  quadrirler  Schild:  1  und  4  in  Roth  eine  goldene  Lilie  (Korff- 
Sobmising):  2  und  3  in  Gold  ein  sclirägrecbter  blauer,  mit  drei  rothen .  gold- 
unteo  Hosen  (nach  Aoderen  hirscbblütben)  belegter  Balken  (Kerssenbrock). 
Auf  der  Grafenkrone  erbeben  sieb  zwei  gekrönte  Helme.  Auf  dem  reebten  Helme 
steht  eine  goldene  Lilie ,  über  welcher  drei  goldene  Sterne  schweben,  und  welche 
ton  zwei  einwärtsgekebrten ,  doch  das  ganze  Gesiebt  zeigenden,  natürlichen  See- 
jungfern, mit  blauen  Schwänzen  und  rothen  Flossen,  gemeinschaftlich  mit  beiden 
Händen  so  gehalten  wird,  dass  jede  die  Lilie  oben  und  unten  berührt  (Korff- 
Scbmisingscber  Helrai.  Der  linke  Helm  trägt  einen  offenen  goldenen  Adlersflug, 
dessen  rechter  Flügel  mit  einem  scbräglinken ,  der  linke  mit  einem  sebrägrechten, 
mit  drei  rothen  Kosen  besetzten  blauen  Balken  belegt  ist  (Kerssenbrockscber  Helm). 
Die  Decken  des  reebten  Helmes  sind  rotb  und  golden,  die  des  linken  roth.  blau 
and  golden,  und  den  Scbild  halten  zwei  einwärtssebende,  schwarz  geharnischte 
Lanzenträger. 

Der  Name  der  Grafen  v.  Sehmising- Kerssenbrock  ergiebt  die  Ver- 
einigung der  Namen  zweier  sehr  alten  und  angesehenen  Familien.  Der 
Slammname  ist  Sehmising,  der  Beiname  Kerssenbrock,  und  der  Letztere 
beruht  auf  testamentarischer  lebertragung  des  Kerssenbroekschen  Fidei- 
commisses  auf  die  Schmisingsche  Familie  unter  der  Bedingung  einer 
Vereinigung  der  Namen  und  Wappen  (s.  unten).  —  In  Bezug  auf  die 
gräflich  Schmisingsche  Familie  findet  sich  das  Nähere  in  dem  Artikel : 
Grafen  v.  KorfT,  genannt  Sehmising  (Bd.  I.  S.  470  u.  71).  Die  Familie 
Kerssenbrock,  welche  auch  Kersenbroeik,  Kersenbruck,  Kerstenhruck. 
Kaersenbruch,  Kerssenbruch  und  Kassebrock  geschrieben  gefunden  wird. 
bt  eine  sehr  alte,  vornehme,  ursprünglich  osnahrücksche  Adelsfamilie. 
Das  Stammhaus  und  der  vornehmste  Besitz  derselben  ist  seit  sehr  lan- 
ger Zeit  das  Schloss  Brinke  gewesen,  welches  in  der  ehemaligen  Graf- 
schaft Ravensberg  und  deren  Vogtei  Borkholzhausen ,  jetzt  zum  Haller- 
Kreise  des  Regierungs-Bezirkes  Minden  gehörig,  hegt,   und  zu  den  alten 

II.  20 


402  GRAFEN  V.  SCHMISING-KERSSENBROCK. 

landtagsfahigen  Riltersilzen  gehört.  Das  Haus  zerfiel  in  die  katholische 
und  in  die  evangelische  Linie.  Von  letzterer  haben  sieh  Zweige  in  der 
Provinz  Sachsen,  im  Fürstenthume  Lippe,  in  Pommern  etc.  ansässig  ge- 
macht. —  Nach  Aussterben  des  Mannesstammes  der  katholischon  Frei- 
herren v.  Kerssenbrock  zu  Brinke  wurde  durch  testamentarische  Be- 
stimmung der  jedesmalige  zweite  Sohn  der  Familie  Korft'-  Schmising 
Besitzer  des  Kerssenbrockschen  Fideicommisses  unter  gleichzeitiger  An- 
nahme des  Kerssenbrockschen  Namens  und  Wappen.  Diese  Bestimmung 
trat  zum  zweiten  Male  ein  bei  dem  Grafen  Maximilian  Franz  Xaver, 
geb.  14.  Nov.  1781,  gest.  18.  Oct.  1850,  verm.  in  erster  Ehe  1.  Dec. 
1804  mit  Theresia  Freiin  v.  Twickel  zu  Hawixbeck,  gest.  11.  Jan.  1811, 
und  in  zweiter,  10.  März  1812,  mit  Julia  Gräfin  zu  Stollberg-Stollberg, 
gest.  12.  März  1836.  Aus  der  ersten  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt 
der  Familie : 

Graf  CLEMENS  August,  geb.  12.  Juni  1806,  verm.  24.  Juni  1833 
mit  Carolina  Freiin  v.  Fürstenberg- Herdingen,  aus  welcher  Ehe  vier 
Söhne  entsprossen  sind,  die  Grafen:  Friedrich,  geb.  4.  Jan.  1836, 
Harier,  geb.  22.  Oct.  1838,  Clemens,  geb.  21.  Oct.  1839,  und  Adolph, 
geb.  28.  März  1841.  —  Aus  der  zweiten  Ehe  des  Grafen  Maximilian 
Franz  Xaver  stammen  drei  Söhne :  Graf  Christian,  k.  preuss.  Lieutenant, 
Graf  Ferdinand,  geb.  3.  Aug.  1817,  und  Graf  Friedrich  Leopold,  geb. 
2.  Aug.  1820,  verm.  26.  Aug.  1851  mit  Gabriele  Gräfin  v.  Mirbach 
Kosmanos  (Tochter  des  Grafen  Gotthard  aus  erster  Ehe,  s.  S.  122), 
geb.   17.  Febr.   1831. 


GRAFKN  V.  SCHÖNRORN. 


403 


Grafen  v.  Schftnborn. 

ßoiholtfd).      öagcrn,  ©rflcrrrtd),  <£rofjher$ogthum  Reffen  unb  Xiaffau. 

Besitz:  Schönborn-Wiesentheid :  unter  bayerischer  Hoheit  die  Fidcicoinmiss-Ilerrscliafieii 
Wiesentheid,  Zeililzheim  und  Krombach ,  die  Aemier  l'ommersfelden  und 
Weiher  elc. ;  unter  Hessen-Darmsladt  die  Fideicummiss-Herrschart  llensscnstamm ; 
mehrere  Güler  in  Nassau  etc.  —  Schonborn  -  Buobheim :  die  Fideicommiss-Herr- 
schaften  Schönborn,  Weycrburg  und  MTlutiern  und  die  Allodial-Hen  schall  Uossalz 
in  Oesterreich;  die  Fidcicoii)ini>s-!lerrschafien  Arnfels,  Dornegg  und  Schmirnberg 
in  Steiermark,  die  vereinigten  Fideicommiss-Nerrsrhaltcii  Munkacs  und  Szenl-Miklos 
in  Ungarn.  —  Jüngster  oder  böhmischer  Ast:  die  Fidoicommiss-Herrscharteii  und 
Güter  Lukawiiz,  Dlaschkowilz,  Malesitz  und  Przichowitz ,  Prestitz  und  Rosolii|>  in 
Itohmen. 
Ren  Häuptern  aller  drei  Aeste  des  Hauses  steht  das  Prädicat  „Erlaucht"  zu. 


"Wappen  des  Asles  Schonborn-Wiesentheid:  Schild  zweimal  der  Länge 
nach  und  eben  so  quergetheilt ,  also  neun  Felder  in  drei  Heiben.  Feld  5  ist  mit 
einer  7  perligen  Krone  gekrönt  und  als  Mittelschild  ?a\  nehmen.  Dasselbe  ist  rotb 
und  bat  einen  silbernen  Schildcsfuss,  aus  welchem  drei  kleine  Spitzen  ins  Rothe 
steigen,  und  auf  diesen  Spitzen  schreitet  nach  rechts  ein  gekrönter,  doppelt  ge- 
schweifter, leopardirler,  goldener  Löwe  (Stammwappen).  1  in  Roth  drei  (2  und  l) 
silberne,  kleine  Schilde  (Herrschaft  Reicheisberg);  2  in  Gold  ein  schwarzer,  dop- 
pelter kaiserlicher  Itcichsadler  mit  Scheinen,  Reichsapfel,  Schwert  und  Scepter  in 
den  Klauen  und  der  über  den  Köpfen  schwebenden  kaiserlichen  Krone  (wegen  der 
Verdienste  der  Schönborne  um  Kaiser  und  Reich  ex  speciali  grlitia  linperatoris) ; 
3  in  Rlau  ein  silberner  Querbalken,  welcher  von  drei  silbernen  Wecken,  oben  zwei, 
unten  eine,  begleitet  wird  tv.  Heppenheim,  durch  Verschwagerung  und  Erbschaft 
erlangt);  4  in  Hermelin  ein  rothes  Kissen  mit  goldenen  Rotten  und  Quasten,  auf 
welchem  der  Reichsapfel  liegt  (Erhtruchsessenamt  in  Ober-  und  Niederöstcrrcichl ; 
6  in  Schwarz  drei  (2  und  1)  aufrecbtpestellte,  goldene  Garben  (Grafen  v.  Puchheiin, 
Buchheim);  7  in  Gold  ein  gegen  die  linke  Seite  springender  Wolf  von  natürlicher 
Farbe  (Graf  v.  Wolfsthal);  8  in  Silber  der  rothe  österreichische  Wappenschild  mit 
dem  silbernen  Querhaiken,  umgeben  mit  einem  rothen,  mit  Hermelin  gefütterten 
Wappenmantel,  welchen  der  erzherzoglich-österreichische  Hut  deckt  (wegen  grosser 
Verdienste  um  das  Erzhaus  Oesterreich),  und  9  in  Silber  ein  rechtsgekehrler,   ge- 

26* 


404  GRAFEN  V.  SCHÖNBORN. 

krönter,  blauer  Löwe,  über  welchem  zwei  rothe,  abgekürzte  Querbalken  liegen 
(Herrschaft  Pommersfelden).  Den  Schild  bedeckt  eine  Krone,  auf  welcher  sieben 
gekrönte  Helme  stehen.  Der  rechte  Helm  trägt  den  Wolf  des  7.  Feldes  wachsend 
und  einwärtsgekehrt  (Wolfthalscher  Helm) ;  der  zweite  das  rothe  Kissen  des  4.  Feldes 
mit  dem  Reichsapfel  (wegen  des  Erbtruchsessen-Amtes  in  Oesterreich);  der  dritte 
zwei  auf  den  Köpfen  stehende  silberne  Fische,  zwischen  welchen  eine  Jungfrau 
emporwächst,  welche  rechts  roth,  links  silbern  gekleidet  ist,  mit  einem  Kragen  von 
gleichen,  doch  gewechselten  Tincturen,*'  und  welche  mit  den  Armen  die  Fische  um- 
schlingt;  der  Kopf  ist  mit  einer,  mit  fünf  Pfauenfedern  besteckten  Krone  gekrönt 
(Reichelsbergscher  Helm);  der  vierte  oder  mittlere  Helm  zwei  von  Roth  und  Silber 
durch  kleine  Spitzen  quergetheilte  Rüffelshörner,  deren  jedes  aussen  mit  drei  Gra- 
naten besetzt  ist  und  zwischen  welchen  der  goldene,  gekrönte  Löwe  des  Mittel- 
schildes vorwärtsgekehrt  sitzt  (Helm  des  Stammwappens);  der  fünfte  zwei  blaue, 
mit  dem  silbernen  Querbalken  und  den  silbernen  Wecken  des  3.  Feldes  bezeichnete 
Rüffelshörner  (v.  Heppenheimscher  Helm);  der  sechste  eine  aufrechtstehende  gol- 
dene Garbe  (Puchheimscher  Helm),  und  der  linke  den  blauen,  gekrönten  Löwen 
mit  den  rothen  abgekürzten  Querbalken  des  9.  Feldes  (Pommersfeldenscher  Helm). 
Die  gesammten  Helmdecken  sind  roth,  blau  und  silbern,  und  den  Schild  halten 
zwei  auswärtssehende,  gekrönte,  doppeltgeschweifte  goldene  Löwen,  von  denen  jeder 
in  der  freien  Vorderpranke  eine  Standarte  hält.  Die  des  rechten  Schildhalters  ist 
golden  und  zeigt  den  Reichsadler,  die  linke  silbern  mit  dem  österr.  Wappenschild. 
—  Neben  dem  eigentlichen  Mittelschilde  betrachtet  v.  Wölckern  auch  Feld  2  und 
8  als  Mittelschilde. 

Wappen  des  Astes  Schönborn-Ruchheim  :  im  Ganzen  das  eben  beschriebene 
Wappen ,  nur  ist  die  Eintheilung  des  Schildes  und  die  Anordnung  der  Helme, 
nach  den  Angaben  Mehrerer,  eine  andere,  nämlich  folgende:  Schild  schrägrechts, 
so  wie  schräglinks  und  dann  quergetheilt,  also  6  feldrig  mit  Mittelschild.  Mittelschild 
und  Feld  1,  2  und  3  wie  im  Wappen  des  Astes  Wiesentheid;  Feld  4  wie  Feld  6 
(die  Puchheimschen  Garben);  5  das  österreichische  Hauswappen  (wie  oben  im 
8.  Felde)  und  daneben  rechts  in  Hermelin  das  rothe  Kissen  mit  dem  Reichsapfel, 
links  in  Silber  der  Pommersfeldensche  Löwe  mit  den  Querbalken,  und  6  in  Gold 
der  Wolfthalsche  Wolf.  Auf  neueren  Abbildungen  kommt  Feld  5  der  Länge  nach 
getheilt  vor,  und  der  österreichische  Hausschild  steht  dann  auf  der  Theilungslinie. 
Auf  älteren  Abbildungen  ist  dieselbe  nicht  zu  sehen.  —  Gewöhnlich  wird  jetzt  der 
Schild  ohne  Helme  geführt.  Ein  rother  Hermelinmantel,  mit  dem  Fürstenhute 
bedeckt,  umgiebt  den  Schild,  welchen  die  oben  erwähnten  Schildbalter  mit  den 
beschriebenen  Standarten  halten.  Aeltcre  Abbildungen  setzen  dagegen  auf  die  den 
Schild  deckende  Krone  sieben  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  das  Kissen  mit  dem 
Reichsapfel,  der  zweite  die  Garbe,  der  dritte,  mittlere  und  fünfte  Helm  gleichen 
ganz  den  Helmen  des  Astes  Wiesentheid,  auf  dem  sechsten  Helme  steht  einwärts- 
sehend der  Wolf  ganz,  wie  im  6.  Felde,  und  auf  dem  linken  Helme  der  Pommers- 
feldensche Löwe,  wie  im  vorstehenden  Wappen,  doch  sind  die  Ralken  über  dem- 
selben meist  vergessen  worden.  Die  Helmdecken  sind  wie  oben  angegeben.  —  Der 
Schild  wurde  übrigens  früher  meist,  wie  folgt,  so  bestimmt:  schräg  quadrirt  und 
quergetheilt,  mit  Herz-,  Rrust-  und  Nabelschild.  Feld  2,  nach  der  neueren  Re- 
stimmung,  wurde  als  1.,  Feld  l  als  2.,  Feld  6  als  5.  und  Feld  5  als  6.,  Feld  3 
und  4  wie  jetzt,  gegeben.  Im  Herzschilde  fand  sich  das  Stammwappen;  der  Riust- 
schild,  welcher  das  1.  goldene  Feld  nach  dieser  Annahme  bedeckte,  war  ein  über 
den  Hauptrand  des  Schildes  hinausstehender  eirunder  goldener  Schild,  welcher  den 
beschriebenen  kaiserlichen  Adler  zeigte,  und  der  Nabelschild,  welcher  im  sogenannten 
6.  silbernen  Felde  stand,  war  das  erwähnte  österreichische  Hauswappen,  rechts  von 
dem  Kissen  mit  «lein  Reichsaplel,  Jinks  von  dem  mit  den  Querbalken  belegten 
Löwen  begleitet.  Der  Wolfthalsche  Wolf  wurde  oft  zu  einem  schwarzen  Rosse 
gemacht,  und  die  Helmdecken  gab  man  auch,  wie  folgt  an:  die  des  rechten  Helmes 
golden  und  roth,  die  des  zweiten  und  sechsten  golden  und  schwarz,  die  des  dritten 
und  mittleren  silbern  und  roth,    und  die  des  fünften  und  linken  silbern  und  blau. 

Uralte,  ursprünglich  dem  Westerlande  angehörige,  auf  dem  Wester- 
wald  und  am  Rhein,    namentlich    in  dem    reichsritterschaftlichen  Canton 


OftAFBH  V.  schönhoun.  105 

öberrliein,  angesessene  Familie,  welche  zu  sehr  hohem  Ansehen  und  zu 
grossem  Grundbesitz  in  Franken,  Oesterreieh ,  Böhmen,  Steiermark, 
Ungarn  etc.  gelangt  ist.  Die  Rittermassigkeil  des  Geschlechts  ist  schon 
aus  der  zweiten  Hälfte  des  1 2.  Jahrhunderts  urkundlich  hinreichend 
bestätigt,  und  geistliche  Wahlstaaten  boten  später  reiche  Gelegenheit 
zur  Förderung  der  Ehre,  des  Ruhms  und  des  Reichthums  der  Familie. 
—  Georgs  älterer  Sohn,  Johann  Philipp,  geb.  1605,  gest.  1673,  war 
seit  1642  Fürstbischof  von  Würzburg,  seit  164  7  Kurfürst  von  Mainz 
und  seit  1665  Fürstbischof  von  Worms.  Der  Bruder  des  Letzteren, 
Philipp  Erweis i,  geb.  1607,  gest.  1668,  wurde  vom  Kaiser  Leopold  I. 
29.  Nov.  1663  für  sich  und  seine  Nachkommen  in  den  Reichsfreiherren- 
stand, welcher  2.  Juli  1697  auf  alle  Glieder  der  Familie  ausgedehnt 
wurde,  unter  Begnadigung  mit  dem  erblichen  kaiserlichen  Ober-Comitiv  etc., 
erhoben  und  erhielt  von  Kurmainz  das  Erbschenkenamt.  Der  Sohn  des- 
selben,  Melchior  Friedrich,  erlangte  vom  Kaiser  Leopold  I.  15.  Aug. 
1701  mit  seinen  Brüdern,  von  welchen  Lothar  Franz,  geb.  1655,  gest. 
1729,  1693  Fürstbischof  zu  Bamberg  und  1695  Kurfürst  von  Mainz 
wurde,  die  Reichsgrafenwürde  und  bekam  durch  einen  Erbverlrag  vom 
Jahre  1711  mit  dein  letzten  Grafen  v.  Puchheim  oder  Buchheini,  Bischof 
von  Neustadt,  Namen  und  Wappen  und  das  Erbtruchsessenamt  in  Oester- 
reieh ob  und  unter  der  Enns.  Derselbe,  geb.  1644,  gest.  1717,  ver- 
mählt mit  einer  Freiin  v.  ßoineburg,  wurde  Vater  von  eill  Söhnen  und 
fünf  Töchtern.  Zwei  der  Söhne,  Rudolph  Fraisz  Erwein  und  Anselm 
Franz,  pflanzten  den  Stamm  fori,  von  den  übrigen  war  Friedrich  Carl, 
geb.  1674,  gest.  1746,  von  1705 — 1734  Reichsvicecanzler,  von  1729  an 
aber  Fürstbischof  von  Bamberg  und  Würzburg  und  seit  1718  Herr  der 
gräflich  Puchheimschen  Besitzungen,  welche  derselbe  mit  dem  Erbtruch- 
sessenamt in  Oesterreieh  auf  seinen  obengenannten  Bruder  Rudolph 
Franz  Erwein  vererbte;  Johann  Philipp,  geb.  1673,  gest.  1724,  wurde 
1719  Fürstbischof  von  Würzburg;  Franz  Georg,  geb.  1682,  gest.  1743, 
1729  Kurfürst  von  Trier,  1732  Fürstbischof  zu  Elwangen  und  1732 
Fürstbischof  zu  Worms;  Damian  Hugo,  geb.  1676,  gest.  1743,  1715 
Cardinal,  1719  Fürstbischof  von  Speier  und  1722  Fürstbischof  zu 
Constanz  etc.  —  Die  den  Slamm  fortsetzenden  zwei  Söhne  Melchior 
Friedrichs,  Rudolph  Franz  Erweis  und  Anselm  Franz,  stifteten  zwei 
Linien  des  Geschlechts:  Ersterer  die  jetzt  in  drei  Aesten  blühende 
Rudolp bische,  Letzterer  die  am  25.  Juli  1801  mit  Eugen  Franz 
Erwein  im  Mannsslamme  erloschene  Ansei  mische  Linie,  welche  letztere 
früher  auch  als  österreichisch-ungarischer  Ast  des  Hauses  auf- 
geführt wurde,  die,  später  an  den  Wiesentheidschen  Ast  der  Rudolphi- 
schen Linie  gefallene  Herrschaft  Heussenstamm  besass  und  nach  dieser 
Besitzung:  Schönborn-Heussenstamm  genannt  wurde.  —  Von  der  zweiten 
Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  an  gelangte  die  Familie  auch  in  Franken, 
namentlich  durch  die  aus  derselben  stammenden  Fürstbischöfe  zu  Würz- 
burg und  Bamberg,  zu  vielen,  sehr  bedeutenden  Besitzungen.  Die  Reichs- 
standschaft erlangte  dieselbe  zuerst  durch  Erwerb  des  Stammhauses  der 
reichsständisch  gewesenen   Herren  v.  Reicheisberg.     Kurfürst  und  Fürst- 


406  gbäfrh  v.  schö.nhorn. 

bischof  Johann  Philipp  (s.  oben)  gab  1671  den  fünf  Söhnen  seines 
Bruders,  des  Freiherrn  Philipp  Erwein,  das  Reichelsbergsche  Stammhaus 
nebst  Zubehör  als  Mannslehn  dergestalt,  dass  sie  nicht  nur  den  Titel: 
Herren  zu  Reicheisberg,  sondern  auch  die  Reichelsbergsche  Stimme  auf 
Reichs-  und  Kreisconventen  auf  der  fränkischen  Grafen-  und  Herrenbank 
führen  sollten,  während  die  Reichelsbergschen  Reichs-  und  Kreislaslen, 
nach  wie  vor,  von  Würzburg  getragen  wurden,  und  Kaiser  Leopold  I. 
empfahl  noch  in  demselben  Jahre  der  Reichsversammlung  die  Zulassung 
dieser  Freiherren  v.  Schönborn  zu  Sitz  und  Stimme  auf  der  frankischen 
Grafenbank,  welche  bald  nachher  denselben  zugestanden  wurde.  Die 
reichssländische  Herrschaft  Wiesentheid  kam  1701  durch  Vermählung  an 
das  Haus,  und  Kurfürst  und  Fürstbischof  Lothar  Franz  Freiherr  v.  Schön- 
born erhielt  von  dem  Kaiser  Carl  VI.  1728  als  Geschenk  für  sich  und 
seine  Familie  die  Herrschaft  Munkacs  in  Ungarn,  mit  Ausschluss  der 
Festung.  Ausser  dem  schon  angeführten  Erbtruchsessenamt  in  Oester- 
reich  bekam  das  Haus  Schönborn  unter  Philipp  Erwein  auch  das  Erb- 
schenkenamt  des  Erzslifts  Mainz  und  das  Erbtruchsessenamt  des  Hochstifts 
Würzburg.  Die  Herrschaft  Wiesentheid  wurde  durch  die  rheinische 
Rundesacte   1806  der  Krone  Bayern  standesherrlich  untergeordnet. 

Was  nun  die  jetzt  blühende  Rudolphische  Linie  anlangt,  so 
wurde  dieselbe  sonst  gewöhnlich  die  fränkische  zu  Wiesentheid  ge- 
nannt. Der  Stifter  derselben,  Graf  Rudolph  Franz  Erwein,  geb.  23.  Oct. 
1677,  gest.  22.  Sept.  1754,  kam  1701  durch  Vermählung  mit  Maria 
Eleonore  Gräfin  v.  Hatzfeldt- Gleichen,  Wittwe  und  Erbin  des  Grafen 
Johann  Otto  v.  Dernbach,  in  den  Besitz  der  reichsständischen  Herrschaft 
Wiesentheid,  wodurch  derselbe  seiner  Linie  insbesondere  das  auf  Wie- 
sentheid haftende  Sitz-  und  Stimmrecht  im  fränkischen  Grafencollegium 
und  bei  dem  fränkischen  Reichskreis  —  das  Reichelsberger  stand"  beiden 
Linien  zu  —  erwarb.  Durch  Testament  des  Fürsten  Friedrich  Cajetan 
v.  Hatzfeldt- Gleichen,  dessen  Muller  eine  Schwester  des  Grafen  Hugo 
Damian  Erwein  v.  Schönborn  war,  erhielt  diese  Linie  1794  die  Allodial- 
besilzungen  des  Ersteren,  die  Herrschaften  Lukawitz  und  Dlaschkovvilz, 
und  folgte  nach  Erlöschen  der  Anseimischen  Linie  1801  in  den  sämmt- 
lichen  von  derselben  besessenen  österreichisch-ungarischen  Fideicommiss- 
Herrschaflen.  Der  damalige  Chef  des  Hauses,  Graf  Hugo  Damian  Erwein, 
überliess  schon  1802  dem  älteren  Sohne,  Franz,  die  Herrschaften  der 
erloschenen  Anseimischen  Linie  und  1807  die  fränkischen  etc.  Herr- 
schaften dem  zweiten  Sohne,  Erwein.  Nachdem  aber  der  dritte  Sohn, 
Friedrich,  1809  als  Domicellar  von  Mainz,  Trier  und  Speier  resignirtj 
hatte,  theillcn,  nach  dem  Tode  des  Vaters,  die  drei  Brüder  so,  dass j 
der  älteste,  Franz,  die  Herrschaften  in  Oesterreich,  Steiermark  und  Ungarn,) 
der  mittlere,  Erwein,  jene  in  Franken  nebst  Heussenstamm ,  und  der 
jüngste  die  Herrschaften  in  Böhmen  erhielt.  Dem  Alter  dieser  drei 
Brüder  gemäss  führte  auch  Klüber  im  genealogischen  Staatshandbuche 
Schönborn -Buchhehn  als  älteren,  Schönborn -Wiesentheid  als  mittleren 
und  Schönborn- Lukawitz  als  jüngsten  Zweig  des  Hauses  auf,  und  es 
muss    ein    nicht    allgemein    bekannter    Grund    dafür  vorliegen,    dass    das 


GRAFKN  V.  SCHÖNBORN.  407 

Gothaische  Geneal.  Taschenbuch,  für  die  Gegenwart  immer  die  Haupt- 
ijuclle,  Schönborn -Wiesentheid  als  älteren,  Schönborn -Buchheim  aber 
als  minieren  Ast  giebt.  —  Alle  drei  Zweige  oder  Aeste  des  Hauses 
hoitzen  übrigens  das  Indigenat  in  allen  k.  k.  österr.  Erblanden  und 
die  Haupier  derselben  führen  auch  mit  im  Titel,  als  familien-fideicom- 
missarische  Successionsberechligte,  die  Besitzungen  der  beiden  anderen 
Zweige. 

Die  genealogischen  Verhältnisse  der  Rudolphischen  Linie  ergeben  in 
Bezug  auf  alle  drei  Aeste  nachstehende  Ahnentafel: 

Schönborn- Wiesentheid.  Rudolph  Franz  Erwein,  geb.  23.  Ocl. 
1677,  gest.  22.  Sept.  1754,  k.  k.  w.  Geh.  Rath;  Gemahlin:  Maria 
Eleonore  Gräfin  v.  Hatzfeldt,  verw.  Gräfin  v.  Dernbach,  geb.  im  Sept. 
1679,  verm.  im  Nov.  1701,  gest.  26.  April  1718.  —  Joseph  Franz 
Bonaventura,  geb.  8.  Juli  1708,  gest.  27.  Jan.  1772,  k.  k.  österr. 
Kämmerer,  kurmainz.  w.  Geh.  Rath  und  Vicedom  zu  Aschaffenburg, 
würzburg.  Geh.  Rath  etc.;  Gemahlin:  Bernhardine  Maria  Theresie  Sophie 
Franziska  Gräfin  v.  Pleltenberg,  geb.  6.  Sept.  1719,  verm.  30.  Aug. 
1736,  gest.  13.  April  1769.  —  Hugo  Damian  Erwein  Franz,  geb. 
28.  Nov.  1738,  gest.  29.  März  1817,  k.  k.  österr.  w.  Geh.  Rath  und 
Kämmerer  etc.,  gemeinschaftlicher  Stammvater  der  drei  jetzigen  Zweige 
des  Hauses;   Gemahlin:   Maria  Anna  Gräfin  v.  Stadion-Thannhausen,  geb. 

11.  Juli  1746,  verm.  27.  Jan.  1763,  gest.  15.  Nov.  1817.  —  Franz 
Erwein  Damian  Joseph,  geb.  7.  April  1776,  gest.  5.  Dec.  1840,  k.  k. 
Kämmerer,  Standesherr  in  Bayern,  erbliches  Mitglied  der  Herrenbank  der 
Nassauschen  Stände  etc.;  Gemahlin:  Ferdinande  Isabelle  Gräfin  v.  West- 
phalen,  geb.  19.  Oct.  1781,  verm.  26.  Juli  1802,  gest.  11.  Aug.  1813. 
—   Hugo   Damian  Erwein  :  jetziges  Haupt. 

Schönborn-Buchheim.  Rudolph  Franz  Erwein  —  Joseph  Franz 
Bonaventura  —  Hugo  Damian  Erwein  Franz  s.  die  vorstehende  Ahnen- 
tafel. —  Franz  Philipp,  geb.  15.  Sept.  1768,  gest.  18.  Aug.  1841, 
k.  k.  w.  Geh.  Rath  und  Kämmerer,  Oberst- Lieutenant  in  d.  A.,  des 
Erzherzogthums  Oesterreich  ob  und  unter  der  Enns  Oberst -Erbland- 
Truchsess,  des  Beregner  Comitats  in  Ungarn  Erb -Obergespan  etc.; 
Gemahlin:  Maria  Sophie  Antonie  Charlotte  Clara  Elisabeth  Gräfin 
v.  d.  Leyen  und  Hohengeroldsegg,  geb.  23.  Juli  1769,  verm.  20.  Ocl. 
1789,  gest.    18.  Jan.    1834.  —  Carl  Eduard,  jetziges  Haupt. 

Jüngster  oder  böhmischer  Ast.  Rudolph  Franz  Erwein  — 
Joseph  Franz  Ronaventura  —  Hugo  Damian  Erwein  Franz  s.  die  Ahnen- 
tafel von  Schonborn-Wiesenlheid.  —  Friedrich  Carl  Joseph,  geb.  2.  Aug. 
1781,  gest.  24.  März  1849,  k.  k.  w.  Geh.  Rath  und  Kämmerer  etc.; 
Gemahlin:    Maria    Anna    Freiin    v.   Kerpen,    geb.    13.  Nov.    1784,  verm. 

12.  Mai    1811.  —  Erwein,  jetziges  Haupt. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind   hier  aufzuführen : 

Schonborn-Wiesenlheid.  Graf  Hugo  Damian  ERWEIN,  geb. 
25.  Mai  1805,  Herr  der  Herrschaften  Wiesentheid,  Zeilitzheim,  Krom- 
bach  etc.  etc.,  Mitglied  der  Kammer  der  Reichsrälhe  des  Königreichs 
Bayern  etc.,  verm.    1.  Mai   1833  mit  Sophie  Eleonore  Walpurge  Thecla 


408  GRAFKN  V.  SCHÖNBORiN. 

Gräfin  zu  Eltz,  geb.  20.  Fehr.  1814.  Der  Bruder  desselben  ist:  Graf 
Clemens,  geb.  8.  Oct.  1810,  Rittmeister  ä  la  suite  in  der  kön.  bayer. 
Armee,  verm.  20.  Oct.  1838  mit  Irene  Gräfin  Batthyany,  geb.  31.  Dec. 
1812,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Clemens 
Hugo  Damian  Erwein,  geb.  14.  Nov.  1842;  Arthur  Franz  Maximilian, 
geb.    30.    Jan.    1846,     und    Friedrich    Carl    Emmerich    Joseph,     geb. 

10.  März    1847. 

Schönborn-Buchheim.  Graf  CARL  Eduard,  geb.  2.  Mai  1803, 
k.  k.  Kämmerer,  Besitzer  der  Herrschaft  Schönborn,  Weyerburg,  Maut- 
tern,  Arnfels,  Dornegg,  Schmirnberg,  Munkads  und  Szent-Miklos  etc., 
Oberst-Erblandtruchsess  im  Erzherzogthum  Oesterreich  und  erbl.  Ober- 
gespann des  Beregher  Comitats,  verm.  21.  Oct.  1833  mit  Anna  Gräfin 
v.  Bolza  (Tochter  des  Grafen  Joseph,  s.  Bd.  1.  S.  101),  geb.  4.  Aug. 
1806,  aus  welcher  Ehe  Graf  Erwin  Friedrich  Carl,  geb.  7.  Nov.  1842, 
stammt.  —  Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Carl  Eduard  sind:  Graf  Erwin 
Damian  Hugo,  geb.  14.  Nov.  1791,  k.  k.  Kämmerer,  welcher  seinem 
Bruder  Carl  Eduard  9.  Febr.  1844  die  Herrschaft  abtrat,  und  Graf 
Friedrich  Damian  Theodor  Philipp,  geb.  26.  Mai  1800,  k.  k.  österr. 
Major  in  d.  A. 

Jüngster  oder  böhmischer  Ast:  Graf  ERWEIN,  geb.  17.  Mai 
1812,  k.  k.  w.  Kämmerer,  Besitzer  der  Fideicommiss-Herrschaften  und 
Güter  Lukawitz,  Przichowitz,  Prestitz,  Malesitz,  Rosolup  und  Dlaschkowitz, 
verm.  II.  Juli  1839  mit  Christine  Gräfin  v.  Brühl  (Tochter  des  Grafen 
Friedrich  August  Adalbert  v.  Brühl  aus  erster  Ehe,  s.  Bd.  I.  s.  130), 
geb.  28.  März  1817,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  entsprossen  sind,  die. 
Grafen:    Carl  Friedrich,    geb.    10.  April   1840,   Friedrich  Erwein,  geb. 

11.  Sept.    1841,  und  Franz  Maria   Paul,  geb.   24.  Jan.    1844. 


GRAFEN  U.  HF.RRKN  ZU  SCIIÖSBURU. 


409 


Grafen  u.  Herren  zn  Schönbnrg. 

(Unlere,  gräfliche    Linie  des  Hauses  Schönburg:    Schönburg-Hinter- 

Glauchau  mit  Schön  bürg  -Rochsburg  und  Schönburg- Vorder- 

Glauchau,  Penig  und  Wechselburg.) 

CoangeUfd)  3k  €.  jßontgreich.  öadjfcn. 

Besitz:  die  Recessherrschaft  Hinterglauchau  nebst  der  Lehnsherrschafl  Rochshurg  etc., 
die  Recessherrschaft  Vorderglauchau  nebst  den  LehnsherrschaDen  Penig  und 
Wechselburg  etc. 

Den  Hauptern  der  Spcciallinien  stellt  das  Prädicat  „Erlaucht"  zu. 


"Wappen:  Schild  von  Kolli  und  Silber  vierfach  schrägrechts  getheilt.  Auf 
dem  gekrönten  Helme  steht  ein  offener  Adlersflug,  welcher  nach  Art  des  Schildes 
am  rechten  Flügel  schräglinks,  am  linken  schrägrechts  gestreift  ist.  Die  Helmdecken 
sind  roth  und  silbern.  Wie  angegeben  beschreibt  Trier  das  Wappen ;  Spener  sagt : 
„scuto  utuntur  baltheis  binis  rubeis  et  argenteis  exarato.  Eos  dextros  pingit  Sieb- 
macher, quocum  facere  familiam",  und  bei  Imhof  finden  sich  die  Worte:  „scuto 
Scboenburgii  uti  solent  simplici,  baltheis  binis  rubeis  et  argenteis  exarato."  Trier 
und  Imhof  fangen,  nach  den  gegebenen  Abbildungen,  mit  Roth  am  oberen  Schildes- 
rande links  die  Theilung  des  Schildes  an,  Spener  dagegen  beginnt  diese  Theilung 
mit  Roth  am  rechten  Schildesrande  unten,  so  dass  das  Silber  am  oberen  Rande 
links  steht,  und  so  gestalten  sich  die  Tincturen  der  Spenerschen  Abbildung  gegen 
die  Triersche  und  lmhofscbe  gerade  umgekehrt.  Die  Familie  folgt,  wie  die  Pet- 
schafte ergeben,  den  letzteren  Abbildungen.  Den  Flug  theilen  Trier  und  Imhof 
schräg  von  Roth  und  Silber,  Spener  aber  von  Silber  und  Roth.  —  Eine  neuere, 
wenn  auch  aus  Sachsen  stammende  Angabe,  in  Folge  welcher  in  Silber  zwei  rothe 
SchrägbaJken  stehen  sollen,  gründet  sich  unstreitig  auf  den  nur  augenblicklieben 
Irrthum  eines  sonst  sehr  umsichtigen  Heraldikers.  —  Das  gesammte  Haus  Schön- 
burg hat,  wie  dasselbe  auch  im  Laufe  der  Zeit  erhöht  worden  ist,  unverändert 
stets  das  alte  Stammwappen  beibehalten.  Rei  den  Fürsten  umgiebt  den  Schild  ein 
mit  dem  Fürstenhute  bedeckter  Hermelinmantel,  die  Grafen  führen  gewöhnlich  ganz 
einfach  Schild  mit  Helm  und  Helmschmuck.  Eine  Grafenkrone  zeigen  nur  Abdrücke 
von  einzelnen  neueren  Petschaften:  Dynastenhut  und  Mantel  stehen  diesen  Grafen 
schon  nach  dem  Titel :   Grafen  und  Herren,  und  den  ihnen  zukommenden  Rechten  zu. 

Altes  deutsches  Dynastenhaus,  welches  mehrere  ältere  Schriftsteller, 
wie    Spener    ergiebt,    von    den    böhmischen  Herzogen    ableiteten.     Nach 


4 1 0  GRAFEN  U.  HERREN  ZU  SCHÖNBURG. 

der  gewöhnlichen  Angabe  hatte  Wladislaus,  der  28.  böhmische  Herzog 
—  Sohn  des  Wralislaus,  des  22.  Herzogs  von  Böhmen,  welcher  vom 
Kaiser  Heinrich  IV.  1087  zum  ersten  König  von  Böhmen  erklärt  worden 
war  —  ausser  dem  Sohne  Wladislaus,  welcher  vom  Kaiser  Friedrich  I. 
Barbarossa  1159  zum  zweiten  König  von  Böhmen  ernannt  wurde,  noch 
einen  zweiten  Sohn,  Theobald,  von  welchem  Theobald  II.  stammle. 
Letzterer  erbaute  das  Schloss  Schönburg,  und  der  Sohn  desselben  war 
Theobald  III.,  der  Enkel  Theobald  IV.  und  der  Urenkel  Hebmann,  welcher 
das  Geschlecht  weiter  fortpflanzte  und  1300  starb.  —  Nach  Ehrenfried 
Geyer,  welcher  im  Manuscriple  eine  Geschichte  des  Hauses  Schönburg 
hinterlassen  hat,  war  Hebmann,  Herr  zu  Schönburg,  welcher  zu  Glauchau 
residirte  und  1182  das  Kloster  zu  Geringswalde  stiftete,  der  Stamm- 
vater des  Geschlechts.  Imhof  konnte  die  Arbeit  Geyers  benutzen  und 
theilt  nach  derselben  die  weitere  Stammreihe,  von  Hermann  an,  mit. 
Nach  neueren  Schriftstellern  —  wie  Einer  derselben  darauf  gekommen, 
dass  die  Familie  aus  den  Rheinlanden  stamme,  ist  nicht  leicht  zu 
erklären  —  ist  Fbiedbich,  Dynast  von  Schönburg  —  ein  Nachkomme 
des  von  Geyer  angegebenen  Hermann  —  gest.  1383,  ein  entfernter, 
Ernst,  Herr  von  Schönburg,  Hartenstein,  Glauchau,  Waidenburg,  Lichlen- 
stein  und  Hohenstein,  gest.  1534,  der  nächste  gemeinschaftliche  Stamm- 
vater der  späteren  und  jetzigen  Glieder  des  gesammten  Hauses.  Durch 
Ernsts  beide  Söhne,  Hugo,  gest.  1565,  und  Wolfgang,  gest.  1531, 
bildeten  sich  zwei  Hauptlinien.  Der  ältere,  Hugo,  stiftete  die  ältere, 
oder  obere,  oder  Waldenburgsche  Linie,  der  jüngere,  Wolfgang, 
die  jüngere,  oder  untere,  oder  Penigsche  Hauptlinie.  Die  ältere, 
oder  obere  Hauptlinie  wurde  durch  die  vier  Söhne  Otto  Ludwigs  — 
eines  Nachkommen  des  Hugo,  gest.  1701  —  in  vier  Speciallinien 
gelheill.  Georg  Albbecht,  der  älteste  Sohn,  gründete  die  Linie  zu 
Hartenstein,  welche  mit  dem  Grafen  Friedrich  Albrecht  16.  Dec. 
1786  erloschen  ist;  Otto  Wilhelm,  der  zweite  Sohn,  die  Linie  zu 
Lichtenstein,  welche  mit  Wilhelm  Heinrich  14.  Aug.  1790  ausstarb; 
Ludwig  Fbiedbich,  der  dritte  Sohn,  gest.  1661,  die  Linie  zu  Stein  und 
und  Russdorf,  welche  jetzt  blüht,  und  Ghbistian  Heinbich,  der  jüngste 
Sohn,  die  Linie  zu  Waidenburg,  welche  1754  mit  Christian  August 
wieder  abstarb.  —  Die  jüngere,  oder  untere  Haupllinie  wurde 
durch  Wolfgangs  zwei  Söhne,  Wolfgang  Ernst  und  Wolfgaxg  Heinbich, 
in  zwei  Speciallinien  getheilt,  in  die  Rochsburg-Hintergla  uchau- 
Remsasche  und  in  die  Penig- Vorderglauchau- Wechselbur- 
gische. Die  Rochsburg-Hinterglauchau-Remsasche  Speciallinie  umfasst 
die  Nachkommenschaft  Wolfgang  Ernsts,  welche  indessen  die  Herrschaft 
Remsa  (Remissau)  verkaufte  und  zuletzt  noch  zweiAeste:  Rochsburg 
und  Hinterglauchau  bildete,  von  welchen  der  erstere  ältere  mit 
Heinrich  Ernst  19.  April  1825  im  Mannsstamme  erloschen  ist,  worauf 
Rochsburg  an  den  zweiten,  jüngeren  Ast  gekommen  ist.  —  Die  Penig- 
Vorderglauchau-Wechselburgsche  Speciallinie  ergiebt  die  Nachkommen- 
schaft Wolfgang  Heinrichs  und  hatte  sich  ebenfalls  in  zwei  Aesten 
verbreitet,  den  Aesten  zu  Wechselburg  und  zu  Penig.    Der  letztere 


GRAFKN  V.  IIKRKKN  ZU  SCIlMMRURG.  4  1  1 

Ast  erlosch    13.   April   1763  mit  August  Friedrich,  und  die  Besitzungen 
desselben  gelangten  an  den  ersleren   Ast. 

Die  StammbcMlzungen  des  Hauses,  die  Schönburgschen  Recessherr- 
schaflen,  liegen  im  Königreiche  Sachsen,  unter  dessen  Staatshoheit 
dieselben  stehen  und  dem  sie  nun  sämmtlich  lehnbar  sind,  vorzüglich 
zwischen  Meissen  und  dem  Voigtlande  an  der  schneebergschen  Mulde. 
Die  Herrschaften  Glauchau,  YVahlenburg  und  Lichtenstein  erhielt  früher 
das  Haus  Schönburg  von  Böhmen  als  Reichsafterlehen.  Dagegen  waren 
andere  Besitzungen,  namentlich  die  Niedere  Herrschaft  oder  spätere  Graf- 
schaft Hartenstein,  welche  vor  1 4S 1  reichslehnbar  war,  nebst  der  Herr- 
schaft Stein,  kursächsische  Landeslehen.  Das  Haus  Schönburg  behauptete 
früher,  dass  alle  diese  Besitzungen,  mit  Einschluss  der  Herrschaft  Stein, 
reichsunmittelbar  wären  und  dass  ihm  selbst  die  Landeshoheit  zustehe, 
Kursachsen  aber  widersprach.  Comiliallisten  der  Eximirten  vom  Jahre 
1512  und  1548  gaben  diese  Besitzungen  als  von  Kursachsen  eximirt 
an.  Doch  fanden  sich  Glauchau  und  YVahlenburg  in  der  Reichsmalrikel 
vor,  Schönburg  entrichtete  von  denselben  reichsinatrikularmässig  Römer- 
monate und  Kammerziele  und  stellte  Truppen  zum  Reichsheere.  Schön- 
burg halte,  ohne  eine  reichsunmiltelbare  Graf-  oder  Herrschaft  zu  besitzen, 
Reichsstandschaft  durch  einfache  Theilnahme  an.  der  reichsgräflich  wet- 
terauschen Curiatstiinme,  wrar  also  reichsständisch  gräflicher  Personalist. 
Auch  erkannte  Kursachsen  die  Kreisstandschaft  an  und  berief  das  Haus 
zu  den  obersächsischen  Kreislagen.  Ein  Haupt-  und  Nebenrecess  mit 
Kursachsen,  beide  vom  4.  Mai  1740,  hoben  die  Streitigkeiten  über  Reichs- 
unmittelbarkeit  und  Landeshoheit,  indem  im  Hauptrecesse  der  Rechts- 
zustand der  schönburgschen  Herrschaften  vergleichsweise  festgesetzt 
wurde:  die  schönburgsche  Reichs-  und  Kreisstandschaft  und  deren  Aus- 
übung wurde  von  Kursachsen  anerkannt  und  alle  Gerechtsame  festgeordnet. 
Im  Nebenrecess  wurden  dem  Hause  Schönburg  in  Ansehung  der  Kur- 
sachsen lehnpflichtigen  Herrschaften  Hartenstein  und  Stein,  bis  auf  eine 
Abänderung  hinsichtlich  des  Ertrags  (\er  Bergwerke,  gleiche  Rechte 
bewilligt,  wie  im  Hauptrecesse  den  böhmischen  Lehnherrschaften.  In 
und  bei  dem  Teschner  Frieden  gelangten  1779  die  böhmischen  Reichs- 
lehngerechtsame über  Glauchau,  Waldcnburg  und  Lichtenstein  an  Pfalz- 
bayern und  von  diesem  an  Kursachsen.  1806  hörte  die  Reichs-  und 
Kreisstandschaft  Schönburgs  auf,  doch  blieben  die  Rechtsverhältnisse 
zum  Königreich  Sachsen  zur  Zeit  des  Rheinbundes  unverändert.  Auf 
dem  Wiener  Congresse  kam  der  Rechtszustand  dieses  Hauses  wiederholt 
zur  Sprache.  In  einer,  der  Congressacte  beigefügten  Angabe  der  Rechte 
des  Hauses  Schönburg  vom  18.  Mai  1S15  verpflichtete  sich  die  Krone 
Sachsen:  die  Vortheile  und  Rechte  anzuerkennen,  welche  Schönburg  im 
deutschen  Bunde  würden  versichert  werden,  doch  unbeschadet  der  Ge- 
rechtsame, welche  Sachsen  über  dessen  Besitzungen  ausübe,  so  wie  den 
Inhalt  des  Recesses  vom  4.  Mai  1740  jederzeit  und  nach  dessen  ganzem 
Umfange  zu  halten  und  hallen  zu  lassen.  Später  bestimmte  der  Bund, 
7.  Aug.  1828,  dass  dem  Hause  Schönburg  dieselben  persönlichen  und 
Famihcnrechle  eingeräumt  würden,   welche  den   1806  media tisirten  vor- 


412  GRAFEN  U.   HERREN  ZU  SCHÖNRURG. 

mals  rcichsständischen  Familien  zugesichert  wären,  und  durch  einen  mit 
der  kön.  sächs.  Regierung  9.  Oct.  1835  geschlossenen  Recess  wurde 
demgemäss  Alles  festgesetzt,  der  Genuss  der  standesherrlichen  Ehren- 
rechte, für  die  Häupter  der  fürstlichen  Linie  das  Prädicat :  „Durchlaucht", 
für  die  der  gräflichen  „Erlaucht"  anerkannt  etc. 

Ausser  den  Herrschaften  Glauchau,  Waidenburg,  Lichtenstein, 
Hartenstein  und  Stein  besitzt  das  Haus  Schönburg  auch  die  Herrschaften 
Penig,  Rochsburg,  Wechselburg,  Remissau  und  die  Ziegelheimschen  Ge- 
richte im  Königreich  Sachsen.  Ausserdem  besitzen  einzelne  Mitglieder 
oder  Abiheilungen  des  Hauses  Güter  in  Sachsen,  Oesterreich,  Preussen 
und  Bayern,  auch  gehen  dem  Gesammlhause  eine  Reihe  von  Rittergütern 
und  Dörfern  im  Königreich  Sachsen,  im  Preussischen  und  Allenburgschen 
zu  Lehn. 

Da  die  ältere  oder  obere  Hauptlinie  des  Hauses  fürstlich  ist, 
so  sei  hier  nur  erwähnt,  dass  dieselbe,  nach  dem  oben  Angeführten, 
nur  noch  in  der  Nachkommenschaft  Ludwig  Friedrichs,  dem  ehemaligen 
Hause  zu  Stein  und  Russdorf,  fortdauert.  Dasselbe  hat  die  Besitzungen 
der  übrigen  Aeste  nach  und  nach  geerbt  und  mit  den  seinigen  vereinigt, 
auch  die  Herrschaft  Remissau  angekauft.  Aus  dieser  älteren  Hauptlinie, 
welche  die  Erbtruchsessenwürde  der  Burggrafschaft  Nürnberg  oberhalb 
Gebirgs  bekleidete,  wurde  Otto  Ludwig  mit  seinen  Vetlern  von  der 
unteren  Linie,  Christian  Ernst,  gest.  14.  April  1718,  und  Wolfgang 
Heinrich,  gest.  18.  Juni  1704,  vom  Kaiser  Leopold  I.,  7.  Aug.  1700, 
in  dem  Reichsgrafenstande  bestätigt,  und  Otto  Ludwigs  Urenkel,  Otto 
Carl  Friedrich,  erhielt  vom  Kaiser  Leopold  IL,  9.  Oct.  1790,  die  Reichs- 
fürstenwürde. Die  obere  Hauptlinie  blüht  jetzt  in  zwei  Speciallinien: 
Schönburg-Waidenburg  und  Schönburg-Hartenstein,  deren 
Häupter  die  Söhne  des  Fürsten  Otto  Carl  Friedrich  sind.  Fürst  OTTO 
VICTOR  ist  das  Haupt  der  Speciallinie  Schönburg-Waidenburg,  und  Fürst 
Heinrich  EDUARD  das  der  Speciallinie  Schönburg-Hartenstein. 

Was  die  in  dieses  Werk  gehörende  jüngere,  oder  untere  Haupt- 
linie des  Hauses  Schönburg  belriflTl,  so  ist  das  Wichtigste  in  Bezug  auf 
Entstehung  und  Eintheilung  derselben  schon  oben  mitgetheilt  worden, 
und  es  sind  also  nur  noch  die  genealogischen  Verhältnisse  dieser  Haupt- 
linie, insofern  dieselben  die  jetzigen  Glieder  zunächst  berühren,  und  die 
jetzigen  hierher  gehörenden  Glieder  selbst  anzuführen. 

Die  Abstammung  der  lebenden  Glieder  der  zwei  Speciallinien : 
Schönburg-Glauchau  mit  Schönburg-Rochsburg  und  Schönburg-Glauchau, 
Penig  und  Wechselburg  ergeben  nachstehende  Ahnentafeln: 

Schönburg-Glauchau  mit  Schönburg-Rochsburg.  Otto 
Ernst,  Graf  zu  Hinterglauchau,  geb.  12.  Dec.  1681,  gest.  28.  Nov. 
1746;  Gemahlin:  Wilhelmine  Christiane  Gräfin  zu  Sohns -Sonnewakle, 
geb.  2.  Oct.  1692,  verm.  24.  Oct.  1710,  gest.  9.  Mai  1772.  — 
Albert  Christian  Ernst  (Stifter  des  früheren  Astes  Hinterglauchau),  geb. 
22.  Jan.  1722,  gesl.  9.  März  1799,  Graf  zu  Hinterglauchau,  k.  k. 
Österr.  w.  Geh.  Rath,  Senior  des  ganzen  Slamraes  etc.;  zweite  Gemahlin: 
Magdalene    Franziska   Elisabeth  Gräfin  v.   Schönburg -Wechselburg,    geb. 


GRAFKN  U.   HERREN  ZU  SCHÖNRITRG.  413 

28.  Jan.  1727,  venu.  19.  Juli  1757,  gest.  1.  Jan.  1772.  —  Gottlob 
Carl  Ludwig  Christian  Ernst,  geb.  27.  Aug.  1762,  gest.  1.  Mai  1842, 
Herr  der  Herrschaft  Hinterglauchau  und  Mitbesitzer  der  Herrschaft  Roclis- 
burg,  k.  bayer.  General-Major  ete. ;  Gcmablin:  Ferdinandine  Henriette 
Gräfin  zu  Hocbberg-Rohnstock ,  geb.  24.  Febr.  1767,  verm.  31.  Juli 
1789,  gest.  26.  Dec.  1836.  —  Heinrich  Gottlob  Otto  Ernst,  jetziges 
Haupt  der  Speciallinie  Schönburg-Glauchau. 

Schönburg-Glauchau,  Penig  und  Wechselburg:  Samuel 
Heinrich,  geb.  26.  Sept.  1642,  gest.  16.  Juni  1706;  Gemahlin:  Elisa- 
beth Magdalene  Sophie  Freiin  v.  Schönburg- Penig,  geb.  1642,  verm. 
14.  Febr.  1675,  gest.  12.  März  1716.  —  Franz  Heinrich,  geb.  15.  Mai 
16S2,  gest.  3.  Sept.  1746;  zweite  Gemahlin:  Johanna  Sophie  Elisabeth 
Gräfin  v.  Schönburg- Hartenstein,  geb.  29.  Mai  1699,  verm.  20.  Juli 
1723,  gest.  25.  Sept.  1739.  —  Carl  Heinrich,  geb.  23.  Oct.  1729, 
gest.  4.  Juni  1800,  Herr  zu  Wechselburg,  Penig  und  der  Vorderen 
Herrschaft  Glauchau,  kursächs.  Geh.  Ralh  etc.;  Gemahlin:  Christine 
Wilhelmine  Gräfin  v.  Einsiedel,  geb.  24.  Sept.  1726,  verm.  21.  Juni 
1756,  gest.  13.  Dec.  1798.  —  Wilhelm  Albrecht  Heinrich,  geb. 
26.  Jan.  1762,  gest.  2.  Sept.  1815,  Herr  der  Herrschaft  Penig,  Vorder- 
glauchau  und  Wechselburg,  k.  sächs.  Geh.  Rath  und  Kammerherr, 
ausscrord.  Gesandter  und  bevollm.  Minister  etc. ;  zweite  Gemahlin:  Anna 
Wilhelmine  Gräfin  v.  Wartensleben,  geb.  11.  Sept.  1775,  verm.  16.  Mai 
1799,  gest.  21.  Dec.  1826.  —  Carl  Heinrich  Alban,  jetziges  Haupt 
der  Speciallinie  Schönburg-Glauchau,   Penig  und  Wechselburg. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  jüngeren  oder  unteren  Haupt- 
linie des  Hauses  Schönburg  sind  hier  anzuführen : 

Schönburg-Glauchau  mit  Rochsburg:  Graf  HEINRICH 
Gottlob  Otto  Ernst,  geb.  14.  Sept.  1794,  Herr  der  Herrschaft  Hinter- 
glauchau und,  in  Gemeinschaft  mit  seinem  Bruder  Ernst  Ferdinand 
Ludwig  Heinrich,  der  Herrschaft  Rochsburg,  verm.  17.  Mai  1820  mit 
Maria  Clemenline  Prinzessin  v.  Schönburg -Waidenburg,  geb.  9.  März 
1789,  aus  welcher  Ehe,  neben  einer  Tochter,  drei  Söhne  stammen,  die 
Grafen:  Friedrich  Wilhelm  Edmund,  geb.  22.  Mai  1823,  k.  preuss. 
Lieutenant;  Friedrich  Alfred,  geb.  1  7.  April  1827,  k.  k.  Oberlieutenant, 
und  Clemens  Richard,  geb.  19.  Nov.  1829,  k.  sächs.  Lieutenant.  — 
Der  Bruder  des  Grafen  Heinrich  Gottlob  Otto  Ernst  ist:  Graf  Ernst 
Ferdinand  Ludwig  Heinrich,  geb.  22.  Ma;  1800,  Mitbesitzer  der  Lehns- 
herr schaft  Rochsburg. 

Schönburg-Glauchau,  Penig  und  Wechselburg:  Graf 
Carl  Heinrich  ALBAN,  geb.  18.  Nov.  1804,  Herr  der  Herrschaften 
Penig,  Vorderglauchau  und  Wechselburg,  verm.  15.  Jan.  1824  mit 
Christiana  Mary  Emilie  Gräfin  v.  Jenison-Walworth  (Tochter  des  Grafen 
Franz  aus  zweiter  Ehe,  s.  Bd.  I.  S.  407),  geb.  12.  Jan.  1806,  aus 
welcher  Ehe,  neben  drei  Töchtern,  ein  Sohn  entsprossen  ist:  Graf  Carl 
Heinrich  WolflT  Wilhelm    Franz,    geb.    13.  Mai   1832,    k.  k.  Lieutenant. 


414  GRAFEN  V.  BCHÖNFFXD. 

Grafen  v.  Schönfeld. 

Tutljfrtfd).  ©ffUrrrirh. 

Besitz:    die  Herrschaft  Thürnisch  in  Steiermark. 


Wappen:  im  goldenen  Schilde  ein  schrägrechts  gestellter,  ohen  altgehauener, 
an  der  rechten,  wie  an  der  linken  Seite  dreimal  geasteter,  schwarzer  Baumstamm] 
Ueher  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  auf  welchem  9  schwarze 
Hahnenfedern  stehen,  von  denen  fünf  sich  rechts  und  vier  links  wenden.  Die  Helm- 
decken sind  schwarz  und  golden,  und  den  Schild  halten  zwei  bärtige  wilde  .Männer, 
welche  über  den  Kopf,  die  Schulter  und  den  Unterleib  der  einwärtsgekehrten  Seile 
ein  Thierfell  geworfen  haben,  mit  der  freien  Hand  aber  eine  Keule  auf  den  Boden 
stemmen.  —  So  giebt  das  Wappenbuch  der  österr.  Monarchie  (VI,  66)  nach  den 
Supplementen  zu  Siebmachers  Wappenbuche  (XI,  2)  und  nach  Tyroffs  Neuem  All- 
gemeinen Wappenwerke  II,  93,  das  Wappen.  —  Das  Wappenbuch  der  durchlauch- 
tigen Welt  (III,  364)  setzt  8  Hahnenfedern  auf  den  Helm.  Auf  alteren  Abbildungen 
des  Staminwappens  erscheint  der  Stamm  auch  links  gelegt,  braun  und  nur  zweimal 
an  jeder  Seite  geastet,  und  die  mittelste  der  9  Hahnenfedern  steht  gerade  in  die 
Höhe,  während  die  anderen  sich  zur  Seite  neigen.  —  Nach  dem  Gencal.  Taschenb. 
der  gräfl.  Häuser  (1848,  587)  ist  der  Schild  quadrirt  mit  Mittelschild.  Im  goldenen 
Mittclschild  ein  schwarzer  Baumast,  schräglinks  gestellt.  1  und  4  in  Gold  ein 
schwarzer,  gekrönter  Adler;  2  und  3  in  Both  ein  schwarzer,  gekrönter,  doppelt 
geschweifter,  goldener  Löwe,  welcher  in  der  rechten  Vorderpranke  ein  blankes 
Schwert  halt,  ein  Wappen,  über  welches  Näheres  nicht  aufzufinden  ist.  Sollte 
dasselbe  vielleicht  das  YVappen  sein,  welches  der  böhmischen  Linie  16.  Dec.  1678 
bei  Erhebung  in  den  Beichsgrafenstand  verliehen  worden  ist?  Wie  mehreren  Heral- 
dikern, so  ist  auch  der  Bedaction  letzteres  Wappen  unbekannt.  —  Das  Wappen 
der  am  11.  Oct.  1770  im  Mannsstamme  erloschenen  gräflichen  Linie  zu  Wacliau 
bei  Dresden  hatte,  nach  dem  Diplom  vom  Jahre  1704,  einen  zweimal  der  Länge 
nach  getheillen  Schild.  1  in  Silber  drei  unter  einander  gestellte  rothe  Bösen; 
2  in  Gold  den  linksgclegten  Baumstamm ;  3  in  Blau  zwei  silberne,  rechte  Spitzen. 
Ueber  der  Grafenkrone  erhoben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trug  einen, 
mit  einem  schrägrechten  Baumstamme  belegten  Pfauenschweif,  der  mittlere  die 
9  Hahnenfedern  des  Stammwappens,  und  der  linke  einen  die  Sachsen  einwärts- 
kehrenden, geschlossenen  und  mit  einem  schräglinken  Baumstamme  belegten  gol- 
denen Adlersflug. 

Eins  der  ältesten  und  angesehensten  thüringischen  und  meissenschen 
Ritlergeschlechter,  aus  welchem,  nach  Feyerabend  und  Münster,  Glieder 
den  Turnieren  zu  Merseburg,  Braunschweig  und  Trier  beiwohnten.  Poppo 
v.  Schönfeld  kommt,  unter  den  fränkischen  und  thüringischen  Herren 
vom  Adel,  schon    1119  in  einer  Urkunde  des  Klosters  Michaelisfeld  vor, 


GRAFEN  V.  SCHÖNFELD.  415 

und  es  nehmen  daher  Mehrere  den  Rittersilz  und  das  Dorf  Sehönfeld 
im  Reussischen  als  einen  der  ältesten  (ieschlechtsstammsitze  an.  Nach 
einer  anderen  Urkunde  trat  die  Familie  1326  den  Friedewald  an  den 
Markgrafen  von  Meissen  ab  und  erhielt  für  diese  Abtretung  Radeburg 
mit  dem  Dorfe  Sack  als  Lehen.  Später  breitete  sich  das  Geschlecht  nicht 
nur  in  Thüringen  und  Meissen,  sondern  auch  in  Franken,  den  Lausitzen, 
Schlesien,  Böhmen  und  Dänemark  aus.  Knaulh  (Misniae  illustrandae 
Prodromus)  führt  1692  die  Familie  als  mit  Döben,  Löbnilz,  Wachau, 
Bircka  etc.  begütert  auf,  und  fügt  hinzu,  dass  früher  auch  Belgershain, 
Griinberg,  Welcka,  Steinborn  der  Familie  zugestanden  hätten.  —  Wachau 
soll  schon  1260  Melchior  Friedrich  besessen  haben,  und  gewöhnlich 
wird  derselbe  als  Stammvater  aller  Linien  genommen ,  welche  in  den 
angegebenen  Ländern  später  vorgekommen  sind.  Von  diesen  Linien 
sind  in  Bezug  auf  die  erloschenen  zwei  gräflichen  Linien  und  die  jetzt 
blühende,  ausser  der  Wachauschen  Linie,  die  von  Johann  —  einem 
Sohne  Ernsts  auf  Steinborn  und  Enkel  Siegfrieds  auf  Wachau  —  gestiftete 
Mnie  zu  Löbnitz  (bei  Delitzsch),  welche  schon  im  15.  Jahrhundert 
bestand,  und  die  böhmische  Linie  hervorzuheben.  In  jede  dieser 
Linien  kam  nämlich  der  Grafensland.  Aus  der  böhmischen  Linie  erhielt 
Rudolph  Wenzel  —  Sohn  des  k.  k.  Kriegsrathes  etc.  Nicolaus  —  Herr 
auf  -Salin,  Lampringen,  Schönwalde,  Petershain  und  Selzsch,  k.  k.  Käm- 
merer und  Vicelandjägermeister  des  Königreichs  Böhmen,  vom  Kaiser 
Leopold  I.  16.  Dec.  1678  die  Reichsgrafenwürde,  doch  erlosch  diese 
Linie  bald,  und  Name,  Titel  und  Wappen  gingen  auf  die  Grafen  v.  Wra- 
tislaw  über.  Aus  der  Wachauer  Linie  wurde  Johann  Siegfried  —  ein 
Nachkomme  Johanns,  geb.  1513,  gest.  1562,  Herrn  auf  Wachau,  welcher 
unter  dem  Schulze  der  sächs.  Fürsten  ein  allgemeines  Familienlehen 
errichtet  hatte  —  Herr  auf  Wachau,  Liegau,  Lieska,  Radeberg,  Peters- 
hagen und  Döllingen,  vom  Kaiser  Leopold  I.  1704  in  den  Reichsgrafen- 
stand erhoben  und  im  kurpfalz.  Rcichsvicariate  1711  mit  der  Erbtruch- 
sessenwürde  des  Hochslifls  Bamberg  beliehen.  Die  Nachkommenschaft 
desselben  erlosch  im  Mannsstamme  11.  Oct.  1770  mit  seinem  Sohne, 
dem  Grafen  Johann  Georg,  kursächs.  Landkammerralh.  Die  dritte  Er- 
hebung kam  in  den  älteren  Zweig  der  Linie  zu  Löbnitz  und  bezieht 
sich  auf  die  jetzigen  Grafen  v.  Schönfeld.  Es  wurde  nämlich  vom 
Kaiser  Joseph  11.,  6.  Dec.  1788,  Johann  Hilmar  Adolph  v.  Schönfeld, 
Herr  auf  Schloss-Theil  Löbnitz,  Störmthal  und  Liebertwolkwitz,  kursächs. 
Kammerherr,  Ober-Steuer-Eiunehmcr  und  bevollm.  Minister  am  k.  k.  Hofe 
in  den  Reichsgrafensland  versetzt. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Grafen  v.  Schönfeld  ergiebl  folgende 
Ahnentafel:  Adolph  v.  Schönfeld;  Gemahlin:  Susanna  Christiane  v.  Hessler. 
—  Heinrich  Rudolph,  geb.  26.  Juli  1695,  gest.  25.  Jan.  1751,  Herr 
auf  Schloss-Theil  Löbnitz,  k.  poln.  und  kursächs.  Oberschenk;  Gemahlin: 
Erdmuthe  Dorothea  Magdalena  v.  Füllen,  Erbtochter  von  Störmthal  und 
Liebertwolkwitz,  geb.  25.  März  1720,  verm.  27.  Nov.  1737,  gest. 
4.  Jan.  1787  als  wiedervermählte  Gräfin  Vitzthum  v.  Eckstädt.  — 
Johann  Hilmar  Adolph,  Graf,  geb.    18.  Juni    1743,  kursächs.  Geh.  Rath 


4  I  6  GRAFEN  V.  SCHÖNFELD. 

und  Kämmerer,  Gesandter  am  k.  k.  Hofe;  Gemahlin:  Ursula  Margaretha 
Agnes  Victoria  Ludovica  Gräfin  v.  Fries,  geb.  3.  Febr.  1767,  venu. 
18.  Juli    1788,    gest.   6.  März   1805.    —    Ludwig  Moritz  Adolph,    geb. 

2.  Oct.  1797,  gest.  19.  Aug.  1828,  Herr  zu  Eichberg  und  Reitenau  in 
Steiermark,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister;  Gemahlin:  Rosalie  Gräfin 
v.  Grunne- Pinchart,  geb.  3.  März  1805,  verm.  10.  Jan.  1827,  gest. 
als  wiedervermählte  Prinzessin  v.  Liechtenstein   20.  April   1841. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  gräflichen  Linie  sind  hier  aufzuführen: 
Graf  CARL  —  Sohn  des  Grafen  Ludwig  Moritz  Adolph  —  geb. 
18.  April  1828,  k.  k.  Rittmeister.  —  Der  Rruder  des  Grafen  Ludwig 
Moritz  Adolph  ist:  Graf  Adolph,  geb.  2.  Oct.  1797,  Herr  der  Herrschaft 
Thurnisch  in  Steiermark,  verm.  12.  April  1825  mit  Anna  Maria  Gräfin 
Palffy,  geb.  19.  April  1804.  Aus  dieser  Ehe  stammen  drei  Söhne: 
Graf  Anton,  geb.   26.  April   1827,  k.  k.   Rittmeister;  Graf  Adolph,  geb. 

3.  April  1830,  k.  k.  Rittmeister,  und  Graf  Max,  geb.  5.  Dec.  1833, 
k.  k.  Lieutenant. 


GRAFEN  V.  I».  SCHULENBURG. 


417 


Äuthertfd). 


Grafen  v.  iL  Scliuleiiburg. 

$Jrcu&cn,  6od)ffn,  6raunfd)toctg,  iflchlenburg^ödjtDerm. 


Besitz  der  weissen  Linie:  jüngeres  Haus  Hehlen:  die  Fideieommiss-  und  Primogenitur- 
Güter  der  alleren  weissen  Linie:  Gross-Krankow.  Petersdorf,  Köcheistorf,  Tressow, 
Bobitz  eic.  in  Meklenburg- Schwerin.  —  Speciallinie  Wolfsburg:  die  Fidcicom- 
miss-  Güter  Wolfsburg  und  die  Vogtcien  Stcimke,  Rohrberg,  M essdorf  in  der  Pro- 
vinz Sachsen;  Rolhehof,  Brane  und  Bisdorf  in  Hannover;  Nordsleimke  in  Braun- 
schweig. —  Speciallinie  Betzendorf:  die  Rittergüter  Beizendorf,  Oberwohla  und 
Wismar  in  Preussen.  —  Speciallinie  Closter-Roda :  die  Rittergüter  Closler-Roda  und 
ßlankenheim  in  Preussen.  —  Haus  Trampe:  die  trampeschen  Güter  in  Preussen.  — 
Haus  Allendorf:  die  Fideicomniiss  -  Güter  Altendorf  und  Bosbeck  in  Hannover.  — 
Haus  Emden:  das  Rittergut  Emden  in  Preussen.  —  Haus  Altenhausen:  das  Ritter- 
gut Altenhausen,  Ivenrode  und  Germerslage  in  Preussen.  —  Haus  Bodendorf:  die 
Rittergüter  Bodendorf  und  Hohenwarsleben  in  Preussen.  —  Haus  ßurgscheidungen: 
die  Majoratsgüler  Burg-  und  Kirchscheidungen  und  Branderode  in  Preussen,  und 
Netzschkau  in  Sachsen.  —  Haus  Jahmcn:  Jahmen  und  Dürrbach.  —  Haus  Vitzen- 
BOrg  :  die  hesslerschen  Fideicommiss-Güter  Vitzenburg  und  Weissenschirmbach 
und  das  Majorat  Krüssau.  —  Haus  Angern:  das  Majorat  Angern,  bestehend  aus 
Angern,  Weuddorf,  ßuklum,  Vergunst  und  Castell- Mühle  in  Preussen.  —  Haus 
Kehnerl :  die  Herrschaft  Kehnert  in  Preussen.  —  Jüngere  oder  schwarze  Linie: 
Aeltcres  Haus  Lieberosa:  die  freie  Herrschaft  Lieberosa  in  Preussen.  —  Jüngeres 
freihcrrl.  Haus  Lieberosa  oder  Haus  Primern:  Propstei  Salzwedel,  der  lieberoser 
und  apenburger  Hof  zu  Betzendorf,  die  Rittergüter  Apenburg  und  Ritlieben,  Prie- 
mern, Preisen,  Dewitz  und  Drüsedau  ;  Eichstädt  in  Preussen,  Maasleben  und  See- 
garten in  Danemark  etc. 


Wappen  der  weissen  Linie  nach  dem  Reichsgrafendiplom  vom  7.  Dec. 
1728,  in  Preussen  anerkannt  28.  Mai  1729:  Schild  quadrirt  mit  Mittelschild.  In 
dem  mit  einer  7perligen  Krone  gekrönten  silbernen  Mittelschilde  drei  (2  und  1) 
rechtsgekehrte  mibe  Greifsklauen  (Stamm«  appen)  1  und  4  in  Silber  ein  gekrön- 
ter und  goldenbewebrtcr  schwarzer  Doppeladler;  2  und  3  in  Gold  ein  nach  der 
rechten  Seite  gehender,  von  Roth  und  Silber  mit  gewechselten  Tincturen  quadrir- 
ter  Stier,  weh  her  /.wischen  den  Hörnern  mit  zwei  von  Silber  und  Roth  quer- 
gethcilten  Fahnen  an  rothen  Stöcken  besteckt  ist.  (Erb- Küchenmeister- Amt  der 
IL  *  27 


418  GRAFEN  V.  1».   Sr.HlTLKNBURG. 

Markgrafschaft  Brandenburg.)  Ueher  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte 
Helme.  Der  rechte  trägt  einen  die  Sachsen  einwärtskehrenden  geschlossenen 
schwarzen  Adlersflug;  der  mittlere  einen  wachsenden  wilden  Mann,  welcher,  mit 
Laub  gekrönt  und  auf  dem  Haupte  mit  drei  rothen  Straussenfedern  geschmückt, 
die  Arme  erhebt  und  in  jeder  Hand  eine  rothe  Greifsklaue,  die  Krallen  nach  aussen 
und  oben  gewendet,  hält  (Helm  des  Stammwappens),  und  der  linke  Helm  zwei 
rothe  spitzige  Hörner,  zwischen  welchen  zwei  von  Silber  und  Roth  quergetheilte 
und  nach  aussen  wehende  Fahnen  stehen.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  silbern, 
und  den  Schild  halten  zwei  mit  Laub  umgürtete  Männer,  welche  die  freie  Hand  in 
die  Seite  stemmen. 

"Wappen  des  Hauses  Angern  (Dipl.  vom  20.  Juli  1753):  Schild  quadrirt 
mit  Mittelschild,  beide  mit  goldener  Einfassung.  Im  silbernen  Mittelschild  der  ge- 
krönte, golden  bewehrte  und  auf  den  Flügeln  mit  den  goldenen  Kleestengeln  be- 
legte preussische  Adler.  1  und  4  in  Silber  drei,  schrägrechts  iibcreinandergelegte, 
rothe  Greifsklauen;  2  und  3  der  beschriebene  Stier,  den  Kopf  aber  mit  drei  von 
Roth  und  Silber  quergetheilten  Fahnen  besteckt;  das  Rothe  ist  in  der  ersten  und 
dritten  Fahne  oben,  in  der  mittleren  unten.  Auf  der  Grafenkrone  drei  gekrönte 
Helme.  Der  rechte  trägt  einen  offenen,  mit  goldenen  Kleestengeln  belegten  Adlers- 
flug, dessen  rechter  Flügel  schwarz,  der  linke  rotli  ist;  der  mittlere  den  wilden 
Mann  des  Stammwappens,  dessen  Kopf  mit  drei  Pfauenfedern  besteckt  ist,  und 
welcher  die  Greifsklauen  aufrecht  hält,  und  der  linke  zwei  von  Silber  und  Roth  mit 
gewechselten  Tinctiiren  quergetheilte  spitzige  Hörner,  zwischen  welchen  drei,  wie 
in  Feld  2  und  3  tingirte,  Fahnen  stehen.  Helmdecken  rechts  schwarz  und  golden, 
links  silbern  und  roth,  und  Schildhalter  zwei  wilde,  mit  Laub  umgürtete  Männer, 
deren  Kopf  mit  drei  Pfauenfedern  besteckt  ist  und  welche  in  der  Hand  die  Greifs- 
klaue aufrecht  halten.  —  Nach  dem  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  (1848, 
588)  ist  bei  dem  Hause  Angern  der  Mittelschild  der  Länge  nach  getheill;  rechts 
in  Silber  die  drei  rothen  Greifsklauen,  links  in  Blau  ein  goldener  Hirsch,  welcher 
hinter  einem,  in  der  linken  unteren  Ecke  des  Feldes  befindlichen  Felsen  halb 
hervorspringt. 

Wappen  der  Häuser  Kehncrt,  Trampe,  Rodendorf,  Emden  und  Altenhau- 
sen  (Dipl.  vom  2.  Oct.  1786  und  6.  Juli  1798)  :  Schild  mit  goldener  Einfassung. 
Mittelschild  ebenfalls  golden  eingefasst,  in  Silber  drei  rechtsgekehrte  übereinander- 
liegende rothe  Greifsklauen.  1  und  4  der  schwarze  preussische  Adler.  2  und  3 
der  Stier,  wie  beschrieben,  auf  dem  Kopfe  mit  drei  von  Silber  und  Roth  quer- 
getheilten Fahnen  besteckt.  Das  Silber  steht  in  der  ersten  und  dritten  Fahne 
oben,  in  der  mittleren  unten.  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  drei  mit  Grafenkro- 
nen gekrönte  Helme.  Der  Schmuck  derselben  ist  ganz  wie  im  Wappen  des  Hau- 
ses Angern,  nur  ist  auf  dem  linken  Helme  das  rechte  Hörn  roth  und  das  linke 
silbern,  und  die  drei  Fahnen  sind  wie  im  2.  und  3.  Felde  des  Schildes  tingirt. 
Decken  und  Schildhalter  wie  bei  dem  Hause  Angern. 

Wappen  des  Hauses  Vitzcnburg  (Dipl.  vom  Jahre  1803):  nach  Abdrücken 
von  Petschaften  das  reichsgräfliche  Wappen,  nur  zeigt  das  vierte  Feld  stall  des 
Doppeladlers  in  Roth  drei  linke  Spitzen  (Hessler),  und  auf  dem  rechten  Helme  steht  ein 
offener  Adlersflug.  Den  Schild  hält  rechts  ein  wilder  Mann,  welcher  die  Rechte 
in  die  Seite  stemmt,  und  links  ein  auswärtssehender  goldener  Löwe. 

Wappen  der  aus  der  früheren  s.  g  Nebenlinie  zu  Angern  und  Altenhau- 
sen durch  Adoption  1747  entstandenen  Grafen  v.  Schulenburg-Ocynhausen  :  Schild 
quadrirt  wie  bei  dem  Hause  Angern.  Im  gekrönten  blauen  Mitlelschilde  eine  auf- 
rechtstehende silberne  Leiter  von  vier  Sprossen  (Oeynhausen),  lieber  der  Grafen- 
kröne  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  den  wilden  Mann  des  Stammwap- 
pens; der  mittlere  einen  offenen,  mit  der  halben,  die  Sprossen  auswärtskehrenden, 
Leiter  belegten  Adlersflug,  und  der  linke  die  Hörner  mit  den  Fahnen,  wie  ange- 
geben. Die  den  Schild  haltenden  Männer  stemmen,  nach  Abdrücken,  die  freie 
Hand  in  die  Seite.  Nach  dem  Wappenbuche  des  Königreichs  Hannover  (A.  3.) 
steht  auf  dem  mittleren  Helme  nur  die  Leiter  des  Mittelschildes,  gespalten  in  zwei 
Theile,  welche,  die  Sprossen  auswärtskehrend,  schräg  gestellt  sind. 


GRAFEN   V.   I».   St  Hl  I.KMtl  R(i.  419 

Wappen  der  schwarzen  Linie:  Aelteste  Linie  zu  LMberofCj  in  Preußen 
anerkannt  22.  März  1735  und  erloschen  6.  Üec.  177S.  Quadrirter  Schild  mit 
Millelschild  und  zwischen  dem  drillen  und  4.  Felde  eingepfropfter  Spitze.  Millel- 
schild  in  Silber  ein  gekrönter  und  goldenbewehrlcr  schwarzer  Doppeladler.  1  und  4, 
fte  wie  2  und  3  wie  hei  dem  Hause  Angern,  nur  sind  die  drei  Fahnen  von  Roth 
und  Silher  quergetheilt.  In  der  rothen  Spitze  ein  schrägrechts  gelegter  grüner 
Rautenkranz,  üben  von  drei  Blattern,  lieber  der  Grafenkrone  drei  gekrönte  Helme. 
Der  rechte  trägt  einen  wachsenden,  einwärtssehenden  rothen  Adler;  der  mittlere 
den  Helmschmuck  des  Stammwappens,  und  der  linke  zwischen  zwei  silhernen, 
spitzigen  Hörnern  die  Fahnen  wie  im  2.  und  3.  Felde.  Helmdecken  und  Schild- 
halter wie  bei  dem  Hause  Angern. 

Wappen  der  jüngeren  Linie  zu  Lieherose  (jetzt  das  ältere  Haus  Lieherose) 
[Dipl.  vom  17.  Jan.  1816].  Quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  mit  der  Gra- 
fenkronc  gekrönten  silhernen  Miltelschilde  drei  (2  und  1)  rechtsgekehrte  rothe 
Greifsklauen  ;  1  und  4  in  Silher  ein  gekrönter  und  goldenbewehrter  rechtssehender 
schwarzer  Adler.  2  und  3  der  beschriebene  Stier,  aber  von  Silber  und  roth  qua- 
drirl,  und  mit  den  Fahnen  wie  bei  der  ältesten  Linie  besteckt.  Leber  der  Grafen- 
krone erheben  sich  drei  mit  Grafenkronen  gekrönte  Helme.    Der  rechte  trägt  einen 

«die  Sachsen  einwärtskehrenden  schwarzen  Adlersflügel ;  der  mittlere  den  wilden 
Mann  des  Helmes  des  Stammwappens,  in  den  Händen  mit  den  aufrechtgehaltenen 
Greifsklauen,  doch  ist  der  Kopf  mit  drei  Straussenfedern,  silbern,  roth,  silbern, 
besteckt,  und  der  linke  zwischen  zwei  rothen  Hörnern  die  drei  von  Roth  und 
Silber  quergetheilten  Fahnen.  Die  Decken  sind  roth  und  silbern,  und  den  Schild 
halten  zwei  nur  mit  Laub  umgürtete  wilde  Männer,  welche  in  der  freien  Hand  die 
Greifsklaue  aufrecht  tragen. 

.Noch  giebt  das  Wappenbuch  der  preussischen  Monarchie  (1.95.)  das  Wappen 
der  Linie  zu  Rippen  —  über  welche  durchaus  nichts  Näheres  aufzufinden  ist  — 
wie  folgt:  ovaler,  golden  eingefasster,  quadrirter  Schild  mit  golden  eingefasstem 
Miltelschilde.    Mittelschild  in  Silber  der  gekrönte,  goldenbewehrte,  preussische  Adler 

Mnit  Scepter  und  Reichsapfel.  1  und  4  und  2  und  3  wie  bei  dem  Hause  Angern, 
nur  sind  im  2.  und  3.  Felde  die  erste  und  dritte  Fahne  von  Silber  und  Roth,  und 
die  mittlere  von  Roth  und  Silber  quergelheilt.  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  drei 
mit  Grafenkronen  gekrönte  Helme.  Der  rechte  und  der  linke  trägt  einen  einwärts- 
sehenden Löwenkopf  mit  Hals,  welcher  in  den  Vorderpranken  eine  nach  auswärts 
webende  rothe  Fahne  hält,  die  mit  einem  runden  silbernen  Schilde  mit  dem 
Adler  des  Mittelschildes  belegt  ist.  Der  mittlere  Helm  trägt  den  wilden  Mann  des 
Slammwappens,  in  der  Hand  mit  der  Greifsklaue,  und  den  Kopf  mit  drei  Straussen- 
federn, silbern,  roth,  silbern,  geschmückt.  Helmdecken  roth  und  silbern  ;  die  den 
Schild  haltenden,  mit  Laub  umgürteten  wilden  Männer  halten  in  der  freien  Hand 
aufrecht  die  Greifsklaue. 

Wappen  der  dänischen  Grafen  (Diplom  vom  8.  Mai  1741):  Quadrirter 
Schild  mit  Millelschild;  im  goldenen  gekrönten  Miltelschilde  ein  rechtsgekehrter, 
forwärtssehender,  gekrönter,  blauer  Löwe.  I  und  4  das  Schulenburgsche  Stamm- 
wappen; 2  und  3  der  beschriebene  Stier  wegen  des  Erb -Küchenmeister- Amtes. 
Auf  dem  Schilde  sieben  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  wachsend  und 
ein-  und  vorwärlssehend  den  Löwen  des  Mittelschildes,  der  mittlere  Helm  den 
Schmink  des  Slammwappens,  und  der  linke  die  obenerwähnten  Hörner  und  Fah- 
nen. Dieses  Wappen  wurde  vom  Könige  Friedrich  V.  von  Dänemark  9.  Aug.  1754 
dahin  verändert  und  verbessert,  dass  in  dem  Mittelschild  in  Silber  das  Stammwap- 
pen, in  Feld  1  und  4  aber  in  Silber  der  gekrönte  blaue  Löwe  kam.  Im  Diplome 
Tom  30.  Mai  1788  wurde  dieses  Wappen  beibehalten.  Dasselbe  war  für  den  Gra- 
fen Johann  Heinrich  ausgefertigt,  welcher  im  kursächsischen  Reichsvicariate  7.  Aug. 
l"l.m  in  den  Reichsgrafenstand  mit  folgendem  Wappen  versetzt  wurde:  quadrirter 
Schild  mit  das  Stammwappen  enthaltendem  Mittelschilde.  1  der  Reichsadler,  2 
uii'l  3  der  Stier,  4  der  blaue  Löwe.  Auf  dem  Schilde  standen  vier  Helme  Der 
rechte  trug  den  Reichsadler,  der  zweite  den  wilden  Mann,  der  dritte  die  Hörner 
und  Fahnen,  und  der  linke  den  wachsenden  Löwen.  Im  reichsgräflichen  Diplom 
vom  11.  Sept.  1790  wurde  das  reichsgrälliche  Wappen  vom  7.  Dec.  1728  beibehalten 

27* 


420  GRAFEN  V.  I».  SCHULENBlRf.. 

Sehr  altes  und  berühmtes  märkisches,  an  den  verdienstvollsten  Glie- 
dern, und  durch  grossen  Grundbesitz  reiches  Geschlecht,  dessen  Ur- 
sprung sich  in  dunkle  Zeit  verliert.  Angelus,  Micraelius  und  Peccen- 
stein  wollten  dasselbe  aus  Geldern  herleiten,  wo  die  Ruinen  des  gleich- 
namigen Stammschlosses  noch  zu  sehen  sein  sollten,  und  gleicher  Meinung 
waren  Jerasius  und  Smaler,  welche  früher  eine  Geschichte  der  Familie 
geschrieben  haben.  Doch  stimmen  diese  Schriftsteller  nicht  über  die 
Zeit  überein ,  in  welcher  das  Geschlecht  nach  Deutsehland  gekommen 
sein  soll.  Einige  geben  die  Zeit  Kaisers  Carl  des  Grossen,  Andere  die" 
des  Markgrafen  Albrecht  des  Bären  zu  Brandenburg  an,  auch  sind  die 
Quellen  ihrer  Angaben  nicht  lauter,  und  so  nahm  schon  Gauhe  die  Fa- 
milie als  eine  eingeborene  Märkische  und  bezeichnete  das  in  Ruinen 
liegende  Schloss  Schulenburg,  unweit  Salzwedel  an  der  Jeetze  in  der 
Allmark,  als  Stammschloss.  Spangenberg  und  Angelus  führen  einen 
Adolph  v.  d.  Schulenburg  schon  im  Jahre  873  auf  etc.  Das  Geneal. 
Taschenb.  der  gräfl.  Häuser,  1837,  S.  416,  stellt  als  diplomatisch  er- 
wiesen hin,  dass  Werner  v.  d.  Schulenburg,  gest.  1119  im  ersten 
Kreuzzuge  in  Palästina  zu  Akron  oder  Ekron  (St.  Jean  d'Acre),  der  ge- 
meinschaftliche Stammvater  des  Geschlechts  sei.  Ein  Nachkomme  wurde 
mit  Betzendorf  (s.  unten)  belehnt.  Seitdem  breitete  sich  die  Familie, 
reich  begütert,  in  der  alten  Mark,  den  Herzogthümern  Magdeburg  und 
Lübeck,  in  Braunschweig,  Pommern,  der  Niederlausitz  und  Sachsen  aus. 
Ein  Zweig  liess  sich  im  Anfange  des  15.  Jahrhu  derls  im  Merzogthume 
Luxemburg  nieder,  erhielt  daselbst  die  Erbmarschalhvürde,  erwarb  in 
der  Champagne  das  Schloss  Montdejeu  und  erlosch  1671  mit  dem  un- 
ter dem  Namen  le  Mar6chal  de  Schulenburg  de  Montdejeu  berühmt  ge- 
wordenen k.  französischen  Marschall.  —  Eins  der  älteren,  jetzt  leben- 
den Glieder  der  Familie,  bekannt  durch  hohe  Stellung  und  tiefe  Gelehr- 
samkeit, bezeichnet  als  ein  mit  diplomatischer  Kritik  die  genealogischen! 
und  geschichtlichen  Verhältnisse  seines  Geschlechts  gebendes  Werk  diel 
treffliche  Arbeit  des  Professors  I.  F.  Danneil:  das  Geschlecht  v.  d.| 
Schulenburg,  Salzwedel  1847,  nennt  frühere  Schriftsteller,  welche  den 
Ursprung  der  Familie  bis  in  das  9.  und  10.  Jahrhundert  zurückzufüh- 
ren versucht  hätten :  ,, unbewährte",  und  hält  sich  nur  daran,  dass  diplo- 
matische Urkunden  vom  Anfange  des  13.  Jahrhunderts  an  die  Familie 
erwähnen.  Werner  v.  d.  Schulenburg  wurde  nämlich  von  dem  Mark- 
grafen und  Kurfürsten  Albrecht  II.  von  Brandenburg  ascanischen  Stam- 
mes 1214  mit  dem  Schlosse,  späteren  Flecken  Betzendorf  an  der  Jeetze 
in  der  Altmark,  zwei  Meilen  von  Salzwedel  gelegen,  belehnt,  welches 
noch  jetzt  sich  im  getheilten  Besitze  der  weissen  und  schwarzen 
Linie  befindet.  Die  Theilung  des  Geschlechts  in  die  genannten  zwei 
Linien,  oder  den  älteren  und  jüngeren  Part,  fand  durch  die  beiden 
Brüder  Bernhard  und  Dietrich  im  14.  Jahrhundert  statt:  Bernhard  ist 
der  Stammvater  der  weissen,  Dietrich  der  der  schwarzen  Linie. 
Erstere  hat  man  bis  auf  die  neuere  Zeit  für  die  ältere,  letztere  für  die 
jüngere  gehalten,  doch  war  nach  Danneils  neueren  Forschungen  Dietrich 
(Diedrich  IL,  geb.  1302,  gest.  1340)  ein  älterer  Bruder  Bernhards,  und 


GRAME*  v.  h.  sein  Li  Mü  in..  421 

so  wurde  ilenu  <lie  ichwirze  Linie  die  ältere,  die  weisse  die  jüngere 
sein.  —  Die  weisse  Linie  bildete  im  15.  Jahrhunderte  durch  die  Brü- 
der III  smi  und  Matthias  die  Ueterabtheilungen  der  liieren  und  die 
Jtingere  weisse  Linie.  Die  iiltcie  weisse  Linie  umfassl  jetzt  die 
Häuser  Hehlen  und  ßetzendorf.  Das  flaui  flelilen  theilte  sich  in 
das  ältere  und  in  das  jüngere  Haus  Hehlen,  und  das  Haus  Betzen- 
dorf  in  die  vier  Speciallinien:  Wolfsburg  oder  ßrome;  Beize n- 
dorf;  Detzel,  Rains  lädt,  Ilorn  h  a  usen  und  Delilz,  und  C loste r- 
Roda.  Die  jüngere  weisse  Linie  besteht  jetzt  aus  zehn  Häusern: 
Trampe,  vormals  Blumberg,  Altendorf  ( freiherrlich ) ,  Emden, 
Allenhausen,  B o d  e n  d o r f ,  ß  u  r  g  s  c  h  e  i  d  u  n  g  e  n  ,  J a li m e n , 
Vilzenburg,  Angern  und  Kehnert,  und  die  seh warzc  Linie  zer- 
fällt in  das  ältere  grälliche  Haus  Lieherosa  und  das  jüngere  frei- 
lieri  liehe  Haus  Lieherosa,  oder  das  Haus  Priemern.  —  Die  allere 
\  -v(.  Linie  stiftete,  wie  angegeben,  Busso,  geb.  1415,  gest.  1474. 
Der  Reichsgrafensland  kam  in  dieselbe  1728,  und  die  preussisehe  An- 
trkennung  erfolgte  28.  Mai  1720.  Der  gemeinschaftliche  Stammvater 
fer  die  Häuser  Hehlen  und  Beizendorf  war  Friedrich  Achatz,  Freiherr, 
|eb.  3.  Mai  Ki47,  gest.  25.  Mai  1701,  Herr  auf  Hehlen,  Beizendorf, 
Oslerwohle ,  Angern,  letze,  Horst,  Detzel  und  Ramstädl.  —  Als  der 
gemeinschaftliche  Stammvater  für  das  ältere  und  jüngere  Haus  Hehlen 
kommt  des  Freiherrn  Friedrich  Achatz  ältester  Sohn,  Reichsgraf  Cnmsnw 
Günther,  geh.  5.  Sept.  1684,  gest.  12.  Mai  1765,  vor.  Das  ältere 
paus  Hehlen  stiftete  Christian  Hiehoutmoi  Adolph,  geh.  20.  Oct.  1717, 
lest.  20.  April  1773,  und  das  jüngere  Georg  Ludwig,  geb.  23.  Juli 
1710,  gest.  30.  Oct.  1774.  —  Der  gemeinschaftliche  Stammvater  des 
Hauses  ßetzendorf  war  des  Freiherrn  Friedrich  Achatz  zweiler  Sohn, 
Adolph  Friedrich,  geb.  8.  Dcc.  1685,  gest.  10.  April  1741:  die  Spe- 
ciallinie  Wolfsburg  gründete  Adolph  Friedrichs  ältester  Sohn,  Reichsgraf 
Gerhard  Werner,  geh.  20.  Dec.  1722,  gest.  23.  Aug.  1788;  die  Spe- 
ciallinie  ßetzendorf  Adolph  Friedrichs  zweiter  Sohn,  Friedrich  Alglst, 
geb.  25.  Sept.  1727,  gest.  9.  April  1797;  die  Speciallinie  Detzel, 
Ramstädl,  Hornhausen  und  Delilz,  welche  fJüler  verkauft  sind,  Adolph 
Friedrichs  dritter  Sohn,  Achaz  Wilhelm,  geb.  28.  Mai  1738,  gest.  30. 
März  1808,  und  die  Speciallinie  Closter-Roda  Adolph  Friedrichs  vierter 
Sohn,  Albrecht  Ludwig,  geb.  4.  April  1741,  gest.  5.  Juli  1784.  —  Die 
jüngere  weisse  Linie  stammt  von  Matthias  I.  —  jüngerem  Bruder 
lussos,  des  Stifters  der  älteren  weissen  Linie  —  geb.  1427,  gest.  1470, 
Hauptmann  der  alten  Mark.  Der  gemeinschaftliche  Stammvater  der  gesamm- 
tcu  oben  genannten  zehn  Häuser  der  j  ünge  ren  weissen  Linie  ist:  Daniel, 
geb.  1538,  gest.  1594.  Der  gemeinschaftliche  Stammvater  der  Häuser 
Trampe,  Altendorf,  Emden,  Altenhausen  und  Bodendorf  ist:  Alexander, 
geb.  1016,  gest.  1G83;  der  der  Häuser  Emden,  Allenhausen  und  Bo- 
dendorf: Alexander  Jacor,  geb.  1710,  gest.  1775;  der  der  Häuser 
Burgscheidungen,  .lahmen,  Vilzenburg  und  Angern:  Heinrich  Hartwig, 
geb.  1677,  gest.  1743,  und  der  gemeinschaftliche  Stammvater  der  Häu- 
ser Burgscheidungen,  Jahmen  und  Vilzenburg:   Levin  Friedrich,  geb.  1708, 


422  «rakkn  v.  i>.  schulrnbürg. 

gest.  1739.  —  Was  die  jüngere  oder  schwarze  Linie  anlangt,  so 
ist  der  gemeinschaftliche  Stammvater  der  beiden  Lieberoser  Ilauser: 
Levix  Diedrich,  geb.  1678,  gest.  1743.  Es  stiftete  nämlich  desselben 
ältester  Sohn,  Achaz  Albrecht  Ludwig,  geb.  1713,  gest.  1778,  das 
ältere  Haus  Lieberosa,  und  der  jüngste  Sohn,  August  Ferdinand,  geh. 
1729,  gest.  1778,  das  jüngere,  freiherrliche  Haus  Lieberosa  oder 
Haus  Primern.  —  Ausserdem  blühen  noch  zwei  adelige  v.  d.  Schulen* 
burgsche  Zweige,  welche  mit  dem  übrigen  Geschlechle  in  keiner  Lehn- 
verbindung mehr  stehen.  Der  erstere  Zweig  gehört  zur  schwarzen 
Linie,  stammt  von  Werner  III.,  geb.  1411,  gest.  1444,  Herrn  auf 
Betzendorf  und  Apenburg,  und  wird  jetzt  vertreten  durch  Friedrich  Wil- 
helm v.  d.  Schulenburg,  geb.  1788,  k.  preuss.  Major  a.  D.  in  Dessau, 
verm.  mit  N.  N.  v.  Bomsdorf,  aus  welcher  Ehe  vier  Söhne  stammen. 
Der  zweite  Zweig  gehört  zu  der  weissen  Linie,  stammt  von  Daniel  I., 
geb.  1538,  gest.  1594,  Herrn  auf  Altenhausen,  Angern  und  Betzendorf, 
und  besteht  aus  drei  Brüdern,  von  welchen  der  dritte  k.  preuss.  Lieu- 
tenant ist. 

Die  Zahl  der  dem  Geschlechte  zu  Theil  gewordenen  Auszeichnun- 
gen, Belohnungen,  Erhebungen  und  Würden  ist  sehr  gross.  Bernhard, 
Stifter  der  weissen  Linie  (s.  oben),  wurde  1341  von  dem  Kurfürsten 
Ludwig  von  Brandenburg  mit  dem  Erb -Küchenmeister- Amte  beliehen. 
Dieses  Erbarat  ist  noch  im  Schulenburgschen  Geschlechte  und  wird  ge- 
genwärtig durch  den  Grafen  Friedrich  Gebhard  Werner  v.  d.  Schulen- 
burg, Herrn  auf  Wolfsburg,  Brome  etc.,  verwaltet,  welcher  dasselbe  1840 
bei  der  Huldigung  des  Königs  Friedrich  Wilhelm  IV.  von  Preussen  ver- 
sehen hat.  Es  ist  übrigens,  wie  Danneil  wohl  hinreichend  bewiesen, 
ein  Irrthum,  dass  das  Erbamt  des  Küchenmeisters  durch  die  Erbtochter 
des  ausgestorbenen  Geschlechts  von  Boretz  (Noretz),  in  Folge  ihrer 
Vermählung  mit  Bernhard,  an  das  Schulenburgsche  Geschlecht  gekom- 
men sei.  Bei  Erlheilung  dieses  Erbamles  wurde,  wie  sich  mit  Grund 
annehmen  lässt,  zu  dem  ursprünglichen  alten  Schulenburgschen  Stamm- 
wappen der  drei  rothen  Greifsklauen  in  Silber  der  oben  beschriebene 
Stier  in  Gold  mit  den  wilden  Männern  als  Schildhaltern  und  Helmschmuck 
hinzugefügt  und  es  wird  dies  um  so  wahrscheinlicher,  als  das  kurbran- 
denburgische  Wappen  selbst  von  jeher  zwei  wilde  Männer  als  Schild- 
haller  zeigte.  Ausser  dem  Erb-Küchenmeister-Amte  der  Mark  Branden- 
burg ist  die  wichtige  Stelle  eines  Landes- Hauptmanns  der  alten  Mark 
550  Jahre  fast  ausschliesslich  von  dem  v.  d.  Schulenburgschen  und 
zehn  anderen  edlen  altmärkischen  Geschlechtern  verwaltel  worden.  Un- 
ter diesen  Landes -Hauptleuten  waren  in  diesem  Zeiträume  18  Glieder 
der  v.  d.  Schulenburgschen  Familie.  —  Die  in  der  alten  Mark  geschicht- 
lich bestehende  Sage,  dass  die  Geschlechter  v.  d.  Schulenburg,  v.  d. 
Knesebeck  und  v.  Alvensleben  das  Recht  ausgeübt  hätten,  Münzen  zu 
schlagen,  welche  unter  dem  Namen  der  Klauen -Groschen  im  Umlauf 
gewesen  wären,  stützt  sich  auf  guten  Grund.  Eine  Urkunde  vom  Jahre 
1435,  in  welcher  der  Stadtralh  zu  Salzwedel  sich  über  Münzrecht  mit 
den  drei    genannten   Geschlechtern    vergleicht    (Lenlz's  brandenburgische 


(.HAFKN    V.    I».    SCIUIKMUR«;.  423 

Urkunden.  S.  196)  liissi  über  das  der  Familie  früher  verliehen  gewesene 
Miinzreeht  keinen  Zweifel.  —  Von  den  Markgrafen  von  Brandenburg 
wurde  das  Geschlecht  mit  folgenden  Gütern  beheben:  mit  Apenburg  und 
RiUlehen  1351,  Ilamslädt  1448,  Letze  144S,  Hetze  und  Forst  1471, 
LöckmU  14  71),  Penknhn  14  79,  Lieberosa  1519,  Slraupilz  1527,  Lüb- 
benau 1536,  Falkenberg  1542,  Propslei  Salzwedel  1545,  Hehlen  1570, 
Schock witz  I57S  und  Tuchheim  1594.  Von  diesen  Besitzungen  beilu- 
den sieb  noch  ßelzendorf,  Hehlen  (ein  herzoglich  braunschweig-wolfen- 
büttelsebes  Lehn),  Apenburg  und  Bitlleben,  Lieberosa  und  Propslei  Salz- 
wedel im  Besitze  des  Geschlechts.  —  Im  Laufe  der  Jahrhunderte  gewann 
die  Familie  an  zahlreicher  Ausdehnung  und  an  Ansehen.  Bernhard  und 
Reichbart  kommen  im  14.  und  15.  Jahrhundert  als  Heermeisler  der 
Bailei  Brandenburg  des  Johanniter- Ordens  vor.  Dietrich  war  zu  Ende 
des  15.  Jahrhunderts  Fürstbisehof  des  Bisthums  Brandenburg.  Vier  Glie- 
der standen  als  Feld-Marschälle  in  kaiserlichen,  k.  französischen,  k.  dä- 
nischen Diensten  und  im  Dienste  der  Republik  Venedig,  und  18  wurden 
zu  Generälen  befördert,  und  zwar  l  in  kaiserlichen,  8  in  k.  preussi- 
schen,  3  in  k.  dänischen,  3  in  k.  sardinischen,  1  in  kursächsischen 
und  2  in  kurbraunschweigischen  Diensten.  Im  Jahre  1788  waren  4 
k.  preussische  Staalsminister  aus  dem  v.  d.  Schulenburgschen  Geschlechte 
zugleich   am   Leben. 

Von  den  Erhebungen  in  den  Freiherrenstand  sind  vier  genauer  be- 
kannt: 1503  wurden  die  Gebrüder  Jacob,  Alexander  und  Daniel  v.  d. 
Schulenburg  vom  Kaiser  Ferdinand  I.  in  den  Freiherrenstand  erhoben, 
und  die  Descendenz  des  Daniel  blüht  noch  jetzt;  1644  erlangte  vom 
Kaiser  Ferdinand  III.  Heinrich  Joachim  den  Freiherrenstand ;  die  Nach- 
kommenschaft desselben  ist  erloschen;  vom  Kaiser  Leopold  I.  wurde 
21.  März  1667  Achatz,  dessen  Nachkommenschaft  gleichfalls  ausgestor- 
ben ist,  in  den  Freiherrenstand  gesetzt,  und  vom  Kaiser  Carl  VI.  be- 
kam 4.  Dec.  1713  der  kurbraunschweigische  General-Lieutenant  Alexander 
den  Freiherrenstand.  —  Die  Zahl  der  Erhebungen  in  den  Grafenstand 
ist,  bei  dem  an  Gliedern  sehr  reichen  Umfange  des  Geschlechts,  gross. 
In  den  Reichsgrafenstand  wurden  erhoben  aus  der  weissen  Linie:  vom 
Kaiser  Carl  VI.,  14.  Oct.  1714  (nach  Anderen  1715),  der  venetianische 
Feldmarschall,  Matthias  Johann  Freiherr  v.  d.  Schulenburg,  nebst  sei- 
nen Brüdern,  dem  kursächsischen  General -Lieutenant  Daniel  Bodo  und 
dem  k.  grossbritannischen  Kammerherrn  Friedrich  Wilhelm,  so  wie  sei- 
nen Schwestern  Ehrengard  Melusine  (wurde  vom  Kaiser  22.  April  1722 
zur  Fürstin  von  Eberstein  erhoben,  nachdem  sie  in  England  vom  Könige 
bereits  zur  Herzogin  von  Kendale  ernannt  worden  war),  und  Margarethe 
Gertrud  v.  d.  Schulenburg,  geborene  v.  d.  Schulenburg;  —  vom  Kaiser 
Carl  VI.,  7.  Dec.  1728,  der  k.  preuss.  General-Lieutenant  Adolph 
Friedrich  und  der  k.  hannov.  Ober-Jägermeister  Christian  Günther, 
Gebrüder  Freiherren  v.  d.  Schulenburg  und  Söhne  der  Gräfin  Marga- 
rethe Gertrud  v.  d.  Schulenburg,  und  vom  Kaiser  Joseph  IL,  7.  Aug. 
1786,  die  Gebrüder  Levin  Friedrich,  Herr  auf  Burg-  und  Kirchschei- 
dungen, und  Heinrich  Moritz,  Herr  auf  Baunersrode,  und  aus  der  schwarzen 


424  GRAKKN  V.  D.  SCHULEISBURG. 

Linie:  vom  Kaiser  Carl  VI.,  20.  März  1734,  der  k.  preuss.  Ober- 
Jägermeister  und  Staats -Minister  Georg  Anton,  Herr  auf  Lieberose,  — 
so  wie  im  kursächsischen  Reichsvicariate  zuerst,  7.  Aug.  1790,  Johann 
Heinrich,  k.  dänischer  General-Lieutenant,  Herr  auf  Lieberosa,  und  sehr 
bald  nachher,  11.  Sept.  1790,  Dietrich  Ernst  Otto  Albrecht,  Nefl'e 
und  Majoratserbe  des  eben  erwähnten  k.  dänischen  General- Lieutenants 
Johann  Heinrich,  Herrn  auf  Lieberosa.  Von  allen  diesen  in  den  Reichs- 
grafenstand erhobenen  Linien  blühen  nur  noch  die  Nachkommen  Adolph 
Friedrichs  in  den  wolfsburgschen  Speciallinien  Retzendorf  und  Closter-Roda 
und  die  Nachkommen  Christian  Günthers  in  dem  älteren  und  jüngeren 
Hause  Hehlen,  so  wie  die  Nachkommen  Levin  Friedrichs  und  Heinrich 
Morilz's  in  den  Häusern  Rurgscheidungen  und  Vilzenburg.  —  Der  dä- 
nische Grafenstand  gelangte  durch  zwei  Erhebungen  in  die  Familie: 
vom  König  Christian  VI.  wurde  8.  Mai  1741  der  k.  dänische  Feld- 
marschall Werner  und  vom  König  Christian  VII.  30.  Mai  1788  der  k. 
dänische  General- Lieutenant  Johann  Heinrich,  Herr  auf  Lieberosa,  in 
den  Lehns- Grafenstand  erhoben.  Die  Nachkommenschaft  Reider  ist  er- 
loschen, die  Lehnsgrafen  1810,  die  dänischen  Grafen  1791.  Von  kö- 
niglich preussischer  Seite  sind  dem  Geschlechte  vier  Erhebungen  in  den 
Grafenstand  zu  Theil  geworden :  vom  Könige  Friedrich  II.  wurde  20. 
Juli  1753  Alexander  Friedrich  Christoph,  vom  Könige  Friedrich  Wil- 
helm II.  2.  Oct.  1786  Friedrich  Wilhelm,  Herr  auf  Kehnert,  und 
Alexander  Friedrich  Georg,  Herr  auf  Rlumenberg,  und  vom  Könige 
Friedrich  Wilhelm  III.  6.  Juli  1798  Philipp  Ernst  Alexander,  Herr  auf 
Emden,  mit  seinen  Rrüdern,  August  Carl  Jacob,  Herrn  auf  Altenhausen, 
und  Leopold  Christian  Wilhelm  Johann,  Herrn  auf  Rodendorf,  so  wie 
später,  17.  Jan.  1816,  Friedrich  Ferdinand  Rernhard  Achatz,  Herr  auf 
Lieberosa,  in  den  preussischen  Grafenstand  erhoben.  Die  Nachkommen- 
schaft sämmtlicher  in  den  preussischen  Grafenstand  versetzten  Glieder 
der  Familie,  nur  die  des  Grafen  Friedrich  Wilhelm  im  Mannsstamme 
ausgenommen,  blüht  noch.  Rei  allen  diesen  Erhebungen  fand  übrigens 
eine  Wappenvermehrung  statt.  Die  Reichsgrafen  erhielten  den  Doppel- 
adler, die  preussischen  den  schwarzen  preuss.  Adler,  und  die  dänischen 
den  gekrönten  blauen  Löwen  (s.  oben).  Nach  obigen  Angaben  schrei- 
ben sich  die  Erhebungen  der  Linien  und  jetzigen  Häuser  von  nach- 
stehenden Jahren  her:  gesammte  ältere  weisse  Linie,  Reichs- 
grafenstand vom  Jahre  1728,  k.  preuss.  Anerkennung  vom  28.  Mai 
1729;  —  jüngere  weisse  Linie:  Haus  Trampe  vom  Jahre  1786, 
Haus  Altendorf,  Freiherrenstand  von  1713,  die  Häuser  Emden ,  Allen- 
hausen  und  Rodendorf  von  1798,  die  Häuser  Jahmen  und  Vilzenburg 
von  1786,  das  Haus  Angern  von  1753  und  das  Haus  Kehnert  von 
1786;  —  schwarze  Linie:  älteres  Haus  Lieberosa  vom  Jahre  1816, 
jüngeres  Haus,   Freiherrenstand  von   1563. 

Die  genealogischen  Verhältnisse  der  jetzigen  hier  aufzuführenden 
Glieder  der  Familie  sind  theils  oben,  wo  von  der  Rildung  der  Linien 
und  Häuser  derselben  die  Rede  war,  angegeben  worden,  theils  sollen 
dieselben,  soweit  in  Folge  des  Raumes,  welchen  dieses  Geschlecht,  als 


CEAFEN  V.  I».  SCHULENBURG.  425 

-liederreichste  deutsche  Grafenliaus  einnininit ,  irgend  möglich  ist, 
hei  nachstehender  Aufzählung  der  lebenden  Glieder  so  berücksichtigt 
werden,  dass  die  folgenden  Angaben  sich  an  die  schon  mitgetheilten 
genau  anschliessen. 

Weisse  L  i  n  i«e.     A  e  1 1  e  r  e  weisse  Linie. 

Aelteres  Haus   Hehlen.     Vom  Reichsgrafen  Carl  Otto  Friedrich 

—  Ururenkel  Friedrich  Achalz's  und  Enkel  Christian  Hieronymus  Adolphs 

—  geb.  21.  Oct.  1  SO  1,  gest.  12.  Juli  1847,  k.  dän.  Rittmeister  a.  D., 
Majoratsherrn  auf  Gross-Krankow  etc.,  lebt  die  Wiltwe:  Gräfin  Karen 
Hjort,  des  k.  dän.  Oberst-Lieutenants  Peter  Nicolai  de  Seue  Tochter, 
geb.   25.   Febr.    1809,   verm.    14.  Oct.    1841. 

Jüngeres  Haus  Hehlen.  Reichsgraf  WERNER  Ludww  Ernst 
Carl  Heinrich  Achatz  —  im  fünften  Gliede  von  Friedrich  Achatz,  im 
dritten  von  Georg  Ludwig  stammend,  Enkel  Werner  Christian  Adolphs 
aus  der  Ehe  mit  Sara  Dorothea  Luise  v.  Gerstein,  und  Sohn  Werner 
Maximilian  Ferdinands  aus  der  Ehe  mit  Henriette  v.  Waidenfels  —  geb. 
23.  Mai  1832,  Herr  der  Fideicommiss-  und  Primogenitur- Güter  der 
älteren  weissen  Linie:  Gross-Krankow,  Petersdorf,  Köcheistorf,  Tressow, 
Bobitz  etc.  im  Grossherzoglhum  Meklenburg-  Schwerin.  Der  Bruder 
desselben  ist  Graf  Bernhard  Friedrich  Wilhelm,  geb.  10.  Mai  1839, 
und  von  dem  Vater  leben  zwei  Brüder:  Graf  Friedrich  Philipp  Wilhelm,  geb. 
8.  Oct.  1804,  Amts-Assessor  in  k.  hannov.  Diensten,  und  Graf  Ach  atz 
Ludwig  Leopold,  geb.  18.  Juni  1807,  verm.  in  erster  Ehe  14.  Oct. 
1845  mit  Berlha  v.  Hodenberg,  gest.  7.  April  1847,  und  in  zweiter, 
15.  Oct.  1848,  mit  Charlotte  v.  Hodenberg.  Aus  der  ersten  Ehe  stammt 
Graf  Werner  Carl  Friedrich  Achalz,  geb.  1.  April  1847,  und  aus  der 
zweiten  Graf  Friedrich  Adolph  Ernst  Botho,   geb.   30.  Nov.    1849. 

Haus  Betzendorf:  Speciallinie  Wolfsburg  (oder  Brome).  Reichs- 
graf Friedrich  Gebhard  WERNER  —  im  vierten  Gliede  von  Friedrich 
Achatz  und  im  dritten  von  Adolph  Friedrich  stammend,  Enkel  Gebhard 
Werners  aus  der  Ehe  mit  Sophia  Charlotte  v.  Veitheim,  und  Sohn  Carl 
Friedrich  Gebhard  Werners,  herz,  braunschw.  Slaats-Minislers,  aus  der 
Ehe  mit  Wilhelmine  Anna  Chrisline  v.  Münchhausen  —  geb.  9.  März 
1792,  k.  hannov.  Geh.  Rath,  Erb-Küchenmeister  in  der  Kurmark  Bran- 
denburg, Director  des  freiadeligen  Frauleinstifls  Wallenslein  zu  Fulda, 
Erb-Gerichls-  und  Majorats-Herr  der  Fideicommiss-Güter  Wolfsburg  und 
der  Vogteien  Steimke,  Rohrberg,  Messdorf,  Rothehof,  Brome,  ßisdorf 
und  Nordsteimke,  verm.  12.  Sept.  1818  mit  Charlotte  Luise  Ernestine 
Freiin  v.  Vincke,  geb.  7.  Juli  1797,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  stam- 
men, die  Grafen:  Günther  Ernst  Joachim  Gebhard,  geb.  18.  Dec.  IS  19, 
k.  preuss.  Ober-Landesgerichts-Referendar  zu  Halberstadt,  Gebhard  Hans 
Alexander,  geb.  12.  Juni  1823,  k.  preuss.  Lieutenant,  und  Ernst  Wil- 
helm August,  geb.  3.  Juli  1832.  Die  drei  Brüder  des  Grafen  Fried- 
rich Gebhard  W'erner  sind:  Graf  Hans  Ludwig  August,  geb.  14.  Mai 
1798,  grossherz.  hess.  Kammerherr,  verm.  2.  März  1829  mit  Adelheid 
Eleonora  Anna  Wilhelmine  Gräfin  v.  Bülow,  gest.  5.  Sept.  1841  ,  aus 
welcher  Ehe  drei  Söhne  entsprossen  sind,  die  Grafen:  Gebhard  Friedrich 


426  GRAFKN  V.  D.  SCHULKNBURG. 

August,  geb.  23.  Dec.  1829,  k.  k.  Lieutenant  in  der  Armee,  Hans 
Daniel  Matthias,  geb.  27.  Juni  1834,  und  Werner  Gebhard  Haus,  geb. 
16.  Febr.  1839.  —  Graf  Carl  Hans  Otto,  geb.  13.  Nov.  1800,  k. 
preuss.  Forstmeister  in  Wendelslein,  verm.  21.  März  1831  mit  Adel- 
heid Emilie  Friederike  v.  Miinchhausen,  geb.  27.  Aug.  1807,  aus  wel- 
cher Ehe  drei  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Werner,  geb.  29.  Sept. 
1835,   Hermann,  geb.   3.  Juli   1837,   und  Albrecht,  geb.  17.  Üec.  1838, 

—  und  Graf  Hermann  August  Günther,  geb.  8.  Dec.  1810.  Vom  Gra- 
fen Ludwig  Wilhelm  Werner  —  Bruder  des  Grafen  Carl  Friedrich  Geb- 
hard und  Oheim  des  Grafen  Friedrich  Gebhard  Werner  —  geb.  20.  Jan. 
1768,  gest.  21.  Juni  1811,  leben  aus  der  Ehe  mit  Caroline  Henriette 
Ernestine  v.  Trautenberg,  genannt  v.  Beyern  auf  Ottleben  (wodurch  das 
Haus  Schulenburg- Ottleben  entstanden  ist),  geb.  6.  Febr.  1772,  gest. 
31.  März  1832,  drei  Söhne,  die  Grafen:  Werner  Ludwig  Eduard,  geb. 
20.  Febr.  1796,  k.  preuss.  Geh.  Ober-Tribunal-Ralh  zu  Breslau,  Gustav 
Adolph  Ludwig,  geb.  2.  Sept.  1799,  k.  preuss.  Major  a.  D.,  verm. 
10.  Nov.  1825  mit  Bertha,  des  k.  preuss.  Geh.  Ober-Tribunal -Rathes 
Kaehn  Tochter,  geb.  9.  Aug.  1809,  und  Ludwig  Wilhelm  Carl,  geb. 
28.  Juli  1805,  k.  preuss.  Regierungs-Rath  a.  D.  —  und  vom  Grafen 
Hans  Günther  Werner  —  jüngstem  Bruder  des  Grafen  Ludwig  Wilhelm 
Werner  —  geb.  17.  Febr.  1772,  geblieben  als  k.  preuss.  Rittmeister 
14.  Aug.  1806  in  der  Schlacht  bei  Auerstädt,  stammt  aus  der  Ehe  mit 
Caroline  Jacobine  Sophie  Freiin  v.  Friesen,  geb.  7.  Oct.  1781,  Oberst- 
Hofmeisterin  der  verstorbenen  Grossherzogin  Luise  v.  Sachsen- Weimar: 
Graf  Werner  Friedrich,  geb.  30.  Juli  1803,  k.  preuss.  Forstmeister  zu 
Heiligensladt,  verm.  18.  Aug.  1838  mit  Auguste  Ernestine  Freiin  v. 
Schleinitz,  geb.  6.  Mai  1815,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  stammen, 
die  Grafen:  Werner  Friedrich  Georg,  geb.  1.  Nov.  1839,  Günther  Hein- 
rich, geb.   30.  April  1841,  und  Georg  Adolph,  geb.   14.  Juli    1843. 

Speciallinie  Betzendorf.  ERNST  Friedrich  Werner  —  Ur- 
enkel des  Grafen  Friedrich  August,  Enkel  Adolph  Friedrich  Werners, 
aus  zweiter  Ehe  mit  Caroline  Friederike  Luise  v.  Oppen,  und  Sohn  des 
Grafen  Werner,  geb.  7.  Aug.  1797,  gest.  9.  März  1829,  aus  der  Ehe 
mit  Charlotte  Freiin  v.  Friesen,  geb.  12.  Nov.  1798,  verm.  5.  Juli  1821 1. 

—  geb.  1.  April  1829  (Posthumus),  Herr  auf  Betzendorf,  Osterwohla| 
etc.,  k.  preuss.  Lieutenant.  Der  Vater  desselben  fügte  als  Universalerbe 
seines  Oheims,  des  k.  sächs.  Geh.  Raths  v.  Nimptsch,  dessen  Namen  zu 
dem  seinigen,  und  schrieb  sich  Graf  v.  d.  Schulenburg-Nimptsch.  Von 
den  Stiefschwestern  des  Grafen  Werner,  aus  des  Grafen  Adolph  Fried- 
rich Werner  dritter  Ehe  mit  Josephe  Auguste  Amalie  Gräfin  Vitzlhum 
v.  Eckstädt,  ist  Gräfin  Maria  Adolphine  mit  dem  k.  sächs.  General- 
Lieutenant  und  Staats -Minister  a.  D.  v.  Minkwitz,  und  Grälin  Amalia 
Matthilde  Ernestine  mit  dem  k.  sächs.  Kammerherrn  v.  Watzdorf  auf 
Störmthal  etc.  vermählt. 

Speciallinie  Detzel,  Ramstädt,  Hornhausen  und  D  e  - 
litz.  Aus  dieser  Speciallinie  lebt,  neben  mehreren  weiblichen  Gliedern, 
jetzt  nur  ein  einziger  männlicher  Sprosse :  Graf  W7ERNER  Adolph  Wilhelm 


cm  v.  i).  gcHPLiiHWi,  427 

.  Kubkkt,  geb.  20.  üct.  1816.  Derselbe  ist  <ler  Enkel  des  Grafen  Achatz 
Wilhelm  und  der  Sohn  des  Grafen  Carl  Wilhelm,  geb.  24.  Oct.  1780, 
gest.  14.  Mai  1841,  Herrn  auf  Detzel,  aus  der  Ehe  mil  Anloineüe 
Auguste  v.   Funk,   venu.    19.  März    1811,  gest.   11.  Aug.    1833. 

Speciallinie  C loste r-Ro da.  Graf  FRIEDRICH  Albregiit  — 
Enkel  des  Grafen  Adolph  Friedrich  und  Sohn  des  Grafen  Albreclil  Ludwig 
i>.  oben),  geb.  4.  April  1741,  gest.  5.  Juli  1784,  aus  der  Ehe  mit 
Auguste  Friederike  Magdalene  v.  Stamm  er  —  geb.  18.  Juni  1772,  Herr 
auf  Closter-Roda  und  Rlankenheim,  k.  sächs.  Conferenz-Minister,  von 
1799  bis  1801  Gesandter  am  k.  dä'n.  Hofe,  bis  1804  am  k.  russ.  und 
bis  1830  am  k.  k.  österr.  Hofe,  verm.  4.  Juni  1822  mit  Armganl 
Qräfin  v.  d.  Schulenburg  aus  dem  Hause  Emden  (Schwester  des  Grafen 
Eduard  Ernst  Friedrich  Carl,  s.  unten),  geb.  12.  Jan.  1799. 
Jüngere  weisse  Linie. 

Haus  Trampe  (vormals  Rlumberg).  Vom  Grafen  Christian 
Alexander  Albrecht  Carl  —  im  vierten  Gliede  vom  Freiherrn  Alexan- 
der (I.)  stammend  und  Sohn  des  1786  in  den  preuss.  Grafenstand 
erhobenen  Grafen  Alexander  Friedrich  Georg  —  geb.  25.  Oct.  1773, 
gest.  31.  Jan.  1850,  Herr  der  Fideicommiss-Güter  Trampe,  Kruge  und 
Gersdorf,  General-Director  der  kurm.  Land-Feuersocieläl,  der  allgemeinen 
Wittwen-Verpflegungsanstalt  und  der  kur-  und  neumärk.  Hauptrilterschaft, 
verm.  25.  Nov.  1800  mit  Henriette  Auguste  v.  Ziegler  und  Klipphausen, 
geb.  4.  Mai  1780,  leben  drei  Söhne:  Graf  Alexander  EDUARD,  geb. 
22.  Aug.  1803,  Herr  der  Fideicommiss-Güter  Trampe,  Kruge  und  Gers- 
dorf, grossherz.  meklenb.-strel.  Hofmarschall,  verm.  10.  Oct.  1833  mit 
Clara  v.  Carlowilz,  geb.  7.  Dec.  1803,  aus  welcher  Ehe  Graf  Carl 
Heinrich  Theodor  Friedrich  Werner,  geb.  12.  Aug.  1840  entsprossen 
ist.  —  Graf  Bernhard  Gustav  Alexander,  geb.  21.  Nov.  1815,  k.  preuss. 
Hauptmann,  verm.  9.  Mai  1851  mit  Metta  Freiin  v.  Eckardstein,  geb. 
9.  Jan.  1827,  aus  welcher  Ehe  Graf  Bernhard,  geb.  11.  Mai  1852, 
stammt  —  und  Graf  Otto  Gustav  Alexander,  geb.  28.  Jim.  1817,  k, 
preuss.  Lieutenant  und  Adjutant. 

Haus  Altendorf.  Freiherrlich.  Dasselbe,  dessen  Stifter,  Georg 
Ernst,  von  seinem  Oheim,  dem  General  v.  Melville,  Allendorf  und  Bosbeck 
im  Herzoglhum  Bremen,  als  Fideicommiss,  erbte,  wird  jetzt  vertreten 
durch  den  Freiherrn  ALEXANDER  Carl  Ernst,  geb.  26.  Mai  1811,  Herr 
des  Fideicommisses  Altendorf  und  Bosbeck,  verm.  1839  mit  Alberline 
v.   Voss,  aus  welcher  Ehe  zwei  Töchter  leben. 

Haus  Emden.  Graf  EDUARD  Ernst  Friedrich  Carl  —  Enkel 
des  Freiherrn  Jacob  und  Sohn  des  Grafen  Philipp  Ernst  Alexander,  geb. 
27.  Jan.  1762,  gest.  17.  Oct.  1820,  Herrn  auf  Emden,  aus  der  Ehe 
mit  Caroline  Ernestine  Friederike  v.  Alvensleben ,  geb.  18.  Juni  1766, 
verm.  31.  Juli  1789  —  geb.  9.  Jan.  1792,  Herr  auf  Emden,  verm. 
9.  Jan.  1830  mit  Adelheid  Freiin  v.  d.  Reck,  geb.  3.  Oct.  1807,  aus 
welcher  Ehe  zwei  Söhne  leben,  die  Grafen:  Eduard,  geb.  28.  Nov.  1830, 
und  Ernst  Eduard,  geb.  29.  Nov.  1832.  —  Der  Bruder  des  Grälen 
Eduard  Ernst  Friedrich  Carl  ist    Graf  Hermann  Otto    Ludwig  Carl,    geb. 


428  GRAFEN  V.  D.  SCHULRNBURU. 

4.  Dec.  1794,  k.  preuss.  General-Major  und  Brigade-Commandeur,  verra. 
25.  Jan.  1818  mit  Auguste  Wilhelmine  Henriette  Ferdinandine  v.  Eick- 
sledt,  geb.  4.  Sept.  1796,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  leben,  die 
Grafen  Hermann  Friedrich  Carl  Alexander,  geb.  8.  Aug.  1829,  und  Otto 
Hermann    Eduard  Werner,    geb.   23.  Jan.    1833,    k.    preuss.   Lieutenant. 

Haus  Alten  hausen.  Vom  Grafen  August  Carl  Jacob  —  Bruder 
des  Grafen  Philipp  Ernst  Alexander,  Herrn  auf  Emden  —  geb.  12.  Jan. 
1764,  gest.  20.  Mai  1838,  leben  aus  zweiter  Ehe  mit  Maria  Luise 
v.  Kleist  aus  dem  Hause  Carschnitz,  geb.  6.  Juli  1772,  verm.  23.  Nov. 
1792,  gest.  12.  Mai  1827,  fünf  Söhne,  gemeinschaftliche  Besitzer  von 
Altenhausen  und  Ivenrode:  Graf  GUSTAV  Adolph  Matthias  Alexander, 
geb.  30.  Dec.  1793,  k.  preuss.  Oberst  und  Regiments -Commandeur, 
Militair-Directionsmitglied  der  Central-Turnanstalt  in  Berlin ;  —  Graf  Carl 
Ludwig,  geb.  26.  Jan.  1799,  General -Director  der  magdeb.  Land- 
Feuersocietät;  —  Graf  Wilhelm  Leopold,  geb.  17.  Sept.  1801,  k.  preuss. 
Landralh  a.  D.,  verm.  6.  Sept.  1832  mit  Anna  v.  Trolha  aus  dem  Hause 
Hecklingen,  geb.  5.  Sept.  1809,  aus  welcher  Ehe  Graf  Bernhard  Leberecht 
Carl,  geb.  26.  Febr.  1835,  stammt;  —  Graf  Bernhard  August,  geb. 
17.  Mai  1809,  k.  preuss.  Landrath  des  Kreises  Neuhaldensleben  — 
und  Graf  Friedrich  Gottlob  Jacob,  geb.  5.  März  1818,  Herr  auf  Ger- 
merslage, verm.  20.  Juni  1844  mit  Pauline  Caroline  Wilhelmine  Leo- 
poldine v.  Meyern-Hohenberg,  Herrin  auf  Hohenberg  und  Krusemark.  — 
Von  dem  verstorbenen  Bruder  dieser  fünf  Grafen,  von  dem  Grafen  Heinrich 
Ferdinand,  geb.  20.  Jan.  1804,  gest.  10.  Febr.  1838,  Herrn  auf  Funken- 
hagen ,  stammt  aus  der  Ehe  mit  Johanna  Alexandra  Friederike  Luise 
Gräfin  v.  d.  Schulenburg  aus  dem  Hause  Bodendorf,  geb.  17.  Dec.  1805, 
verm.  15.  Aug.  1830.:  Graf  Carl  Leopold  August,  geb.  28.  Mai  1831, 
k.  preuss.  Lieutenant. 

Haus  Bodendorf.  Vom  Grafen  Leopold  Christian  Wilhelm  Johann 
—  Sohn  des  Freiherrn  Jacob  —  geb.  10.  April  1769,  gest.  31.  Oct. 
1826,  k.  preuss.  Landralhe  etc.,  stammt  aus  der  Ehe  mit  Ernestine 
Maria  Chrisliane  Philippine  Freiin  d'Orville  v.  Löwenklau,  geb.  1 9.  Febr. 
1774,  verm.  20.  Juni  1791:  Graf  ADOLPH  Leopold,  geb.  6.  Oct.  1794, 
k.  preuss.  Hauptmann  a.  D.  Die  zwei  Brüder  desselben  sind :  Graf 
Friedrich  Wilhelm,  geb.  12.  Juni  1827,  k.  preuss.  Hauptmann  a.  D.,  und 
Graf  Leopold  Matthias  Alexander  Jacob,  geb.  18.  Mai  1815,  Herr  auf 
Bodendorf  und  Hohenwarsleben,  k.  preuss.  Lieutenant  a.  D.,  verm. 
20.  Dec.  1840  mit  Maria  v.  Hymmen,  aus  welcher  Ehe  vier  Söhne 
leben,  die  Grafen:  Leopold  Alexander  Matthias,  geb.  17.  Sept.  1841, 
Carl,  geb.  im  December  1844,  Hans,  geb.  2.  Sept.  1845,  und  Levin, 
geb.   im   August   1850. 

Haus  ßurgscheidungen.  Graf  Levin  FRIEDRICH  —  von  Heinrich 
Hartwig  im  fünften,  von  Levin  Friedrich  (I.)  im  vierten,  vom  Grafen  Levin 
Friedrich  (II.)  im  dritten  Gliede  stammend,  Enkel  des  Grafen  Moritz  Levin 
Friedrich  und  Sohn  des  Grafen  Levin  Friedrich  (III.),  geb.  4.  Sept.  1801,  gest. 
16.  Juni  1842,  aus  der  Ehe  mit  Luise  Charlotte  Emilie  Gräfin  v.  Wallwitz, 
geb.  11.  Dec.  1805,  verm.  22.  Aug.  1826  —  geb.  24.  April  1833,  Herr 


GRAFEN  V.  I).  Sr.Iin.EMit'RG.  429 

der  Majoratsgtller  Burg-  und  Kirchscheidungen  und  Branderode  und  des 
Allmlial-Gules  Nelzsciikau.  Der  Bruder  desselben  ist  Graf  Ludwig  Wemner, 
geb.   9.  Juni    1836. 

Haus  J  ahmen.  Aus  demselben  lebt  nur  Gräfin  Therese  —  von 
Levin  Friedrich  (I.)  im  dritten  Gliede  stammend  und  Tochter  des  Grafen 
Ludwig  August,  geb.  8.  Dec.  1777,  gest.  29.  Mai  1826,  Herrn  auf 
Jalimen  und  Dürrbach,  k.  sächs.  Kammerherrn  —  geb.  10.  Juli  1806, 
verm.  6.  Sept.  1830  mit  Julius  Bernhard  Richard  v.  Erdmannsdorf,  k. 
sächs.   Kammerherrn  und  Kreisdepulirlen. 

Haus  Vitzenburg.  MORITZ  Heinrich  Graf  v.  d.  Schulenburg- 
Hessler  —  von  Heinrich  Hartwig  im  vierten ,  von  Levin  Friedrich  im 
dritten  Gliede  stammend,  Enkel  des  Grafen  Heinrich  Moritz,  geb.  22.  Nov. 
1739,  gest.  29.  Nov.  1808  (welcher  nach  seines  Onkels  Testament  und 
als  dessen  Universalerbe  1803  den  Namen  Hessler  zu  dem  seinigen 
fügte)  und  Sohn  des  Grafen  Friedrich  Heinrich  Moritz ,  geb.  5.  Dec. 
1783,  gest.  14.  Juni  1840,  aus  der  Ehe  mit  Friederike  v.  Warnsdorf, 
geb.  15.  Aug.  1790,  verm.  4.  Juli  1811,  gest.  14.  Mai  1821  —geb. 
6.  Nov.  1816,  Nachfolger  im  hesslerschen  Fideicommiss  auf  Vitzenburg 
und  Weissenschirmbach,  so  wie  Majoratsherr  auf  Krilssau,  verm.  3.  Oct. 
1851  mit  Clara  v.  Jagow.  —  Die  beiden  Oheime  desselben,  Brüder  des 
Grafen  Friedrich  Heinrich  Moritz,  sind:  Graf  Albrecht  Ludwig  Levin,  geb. 
11.  Dec.  1786,  k.  russ.  Oberst,  verm.  10.  Juni  1816  mit  Elisabeth 
Catharina  Sophie  v.  Bebber,  geb.  11.  Mai  1797,  aus  welcher  Ehe  fünf 
Söhne  leben,  die  Grafen:  Heinrich  Carl,  geb.  25.  Febr.  1818,  k.  russ. 
Garde-Lieutenant;  Carl  Gustav,  geb.  30.  März  1822,  k.  russ.  Garde- 
Lieutenant;  Adolph  August  und  Eduard  Waldemar,  Zwillinge,  geb.  1  I.Juli 
1823,  und  Wilhelm  Moritz,  geb.  25.  Oct.  1825  —  und  Graf  Carl 
Rudolph,  geb.  2.  Jan.  1788,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst-Lieutenant, 
verm.  17.  Juli  1819  mit  Catharina  Friederike  Wilhelmine  Benigne  Prin- 
zessin Biron  v.  Kurland,  Herzogin  v.  Sagan,  früher  zuerst  vermählte  und 
geschiedene  Prinzessin  v.  Rohan-Guemenöe,  später  vermählte  und  ge- 
schiedene Fürstin  Trubezkoi,  geb.  8.  Febr.  1781,  gest.  29.  Nov.  1839. 
Von  den  beiden  Schwestern  der  letzteren  zwei  Grafen  ist  die  jüngere 
Gräfin  Henriette  Sophie  Luise,  geb.  5.  Aug.  1791,  seit  12.  Sept.  1813 
vermählt  mit  Friedrich  Gustav  Adolph  Sentit  v.  Pilsach,  k.  sächs.  General- 
Lieulenant  a.  D. 

Haus  Angern.  Graf  EDO  Friedrich  Christoph  Daniel  —  von 
Heinrich  Hartwig  (Bruderssohn  Joachim  Ludwigs,  Herrn  auf  Kehnert, 
und  älterer  Bruder  Christoph  Daniels,  Stifters  des  Majorats  Angern)  im 
drillen,  vom  Grafen  Alexander  Friedrich  Christoph  im  zweiten  Gliede 
stammend,  Sohn  Friedrich  Christian  Daniels,  geb.  9.  Febr.  1769,  gest. 
16.  Mai  1821,  aus  der  Ehe  mit  Auguste  Luise  Adolphine  v.  Gramm, 
geb.  13.  Juli  1793,  verm.  10.  Juli  1812  —  geb.  27.  April  1816, 
Majoratsherr  auf  Angern,  verm.  27.  Juni  1841  mit  Helene  Alexandrine 
Charlotte  Florentine  v.  Schöning  aus  dem  Hause  Jahnsfelde,  geb.  25.  April 
1823,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  leben,  die  Grafen:  Friedrich  Wilhelm 
Christoph    Daniel,    geb.    2.    Jan.    1843,    und    Kurt  Carl  Adalbert,    geb. 


430  GRAFEN  V.  I).  SCHIJLKNBURfi. 

22.  Febr.  1846.  —  Von  des  Grafen  Edo  Friedrich  Christoph  Daniel 
Oheime,  dem  Grafen  Joseph  Ferdinand  Achaz  Adolph,  geh.  1.  Juni  1776, 
gest.  5.  Nov.  1831,  k.  preuss.  Oberst-Lieutenant  a.  D.,  lebt  aus  der  Ehe 
mit  Henriette  v.  Schöning  aus  dem  Hause  Uckerhof  ein  Sohn:  Graf  Adalbert 
Friedrich  Carl  Wilhelm  August,  geb.  5.  Juni  1817,   k.  preuss.  Lieutenant. 

Haus  Kehnert.  Aus  diesem  Hause  lebt  nur  noch  Gräfin  Luise 
Friederike  Wilhelmine  Johanna  —  Urenkelin  Joachim  Ludolphs,  Enkelin 
des  Freiherrn  Friedrich  Wilhelm  und  Tochter  des  Grafen  Friedrich 
Wilhelm,  geh.  21.  Nov.  1742,  gest.  7.  April  1815,  k.  preuss.  Generals, 
Cabinelsminislers  etc.  aus  erster  Ehe  mit  Dorothea  Luise  v.  Borstel, 
verm.  22.  Aug.  1766,  gest.  14.  Mai  1767  —  geb.  10.  Mai  1767, 
verm.  3.  Ocl.  1785  mit  Carl  Grafen  v.  Schwerin,  k.  preuss.  General- 
Major  a.  D.,  Wiltvve  seit  16.  Sept.  1834. 
Jüngere  oder  schwarze  Linie. 

Aelteres  Haus  Lieberosa.  Graf  FRIEDRICH  Albrecht  — 
Urenkel  Levin  Dietrichs,  Enkel  Achatz  Albrecht  Ludwigs  und  Sohn  des 
Grafen  Friedrich  Ferdinand  Bernhard  Achatz,  geb.  20.  Jan.  1772,  gest. 
4.  Nov.  1847  aus  der  Ehe  mit  Auguste  Sophie  Rosamunde  aus  dem 
W7inkel,  verw.  v.  Lattorf,  verm.  26.  Sept.  1800,  gest.  13.  Mai  1838  — 
geb.  13.  Juli  1801,  Majoratsherr  auf  Lieberosa,  Lambsfeld  etc.,  k.  preuss. 
Oberförster  zu  Liebenwerda,  verm.  1841  mit  Elisabeth  v.  Münchow. 
Der  Bruder  desselben  ist  Graf  Otto  Werner,  geb.  23.  Sept.  1804,   verm. 

23.  Sept.  1841  mit  Hildegard  v.  Schöning  aus  dem  Hause  Jahnsfelde, 
aus    welcher    Ehe    Graf   Hasso  Werner,    geb.    15.  Febr.    1846,  stammt. 

Jüngeres  Haus  Lieberosa  oder  Haus  Primern.  Freiherrlich. 
OTTO  Ludwig  Wilhelm  Ferdinand  Freiherr  v.  d.  Schulenburg-Primern  — 
Urenkel  Levin  Dietrichs,  Enkel  August  Ferdinands  und  Sohn  Leopold 
Wilhelms,  geb.  1772,  gest.  1838,  aus  der  Ehe  mit  Juliana  Charlotte 
v^  Kirchbach  —  geb.  15.  Juni  1806,  Herr  auf  Propstei-Salzwedel,  dem 
lieberoser  und  apenburger  Hofe  zu  Betzendorf,  auf  Apenburg  und  Ritt— 
leben,  k.  preuss.  Landrath  des  salzwedelschen  Kreises,  verm.  in  erster 
Ehe  1833  mit  Bertha  Elisabeth  v.  Jagow,  gest.  1835,  und  in  zweiter, 
1839,  mit  Clara  Auguste  Amalia  v.  Lattorf,  geb.  13.  Aug.  1819,  aus 
welcher  zwei  Söhne  leben:  Leopold  Wilhelm  Werner,  geb.  2.  Aug. 
1841,  und  Carl  August  Ferdinand  Bernhard,  geb.  15.  Febr.  1844.  — 
Die  vier  Brüder  des  Freiherrn  Otto  Ludwig  Wilhelm  Ferdinand  sind  die 
Freiherren:  Julius  Carl  Ferdinand  Alexander,  geh.  2.  April  1809,  k. 
preuss.  Rittmeister,  verm.  22.  Mai  1839  mit  Caroline  Albertine  Maria 
Gräfin  v.  Einsiedel,  geb.  18.  Oct.  1819,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne 
stammen:  WTilhelm  Clemens  Julius,  geb.  6.  Febr.  1843,  und  Adolph 
Dietrich,  geb.  5.  Mai  1844  —  Carl  Ernst  Gustav,  geb.  23.  Oct.  1814, 
Herr  auf  Primern,  Bretsch-Dewitz  und  Drüsedau,  k.  preuss.  Kammerherr, 
Legationsrath  und  Geschäftsträger  zu  Cassel,  —  Paul  Otto  Werner,  geb. 
19.  Aug.  1823,  Herr  auf  Eichstädt,  k.  preuss.  Legations  -  Secretair  — 
und  Florenz  Bernhard,  geb.  22.  Jan.  1826,  Herr  auf  Maasleben  und 
Seegarlen,  k.  preuss.  Lieutenant. 

I 


GRAFKN  V.   SUIWKIMTZ. 


431 


Grafen  v.  Sehweinitz. 

<£oangclifrh.  $)rcufjen. 

Besitz:  in  Schlesien  *  1  i « -  Rfajorat«-Herntctiaft  tfvbao;   die  Hajorats-Gflter  «ander.   Hau«darf 
und  Krnyn  eic. j  die  Rillergüter  Berghof,  Wirrwitt  etc. 


Wappen  der  Grafen  v.  Schweinilz  und  Krain,  Freiherren  v.  Kauder  (Diplom 
vom  13.  Sept.  1748):  Schild  quadrirt  mit  Mittelscliild.  Der  mit  einer  7  perligen 
Krone  bedeckte  Mittelschild  ist  von  Roth,  Schwarz  und  Silber  quergetheilt  und  ohne 
Bild  (Stammwappen).  Die  rechte  Hälfte  des  Hauplschildes  ist  nicht  durch  eine 
wagerechle,  sondern  durch  eine  schrägrechte  Linie  gclheilt.  I  von  Schwarz  und 
Gold  in  fünf  Reihen,  jede  zu  fünf  Feldern,  geschacht.  (Zu  sehen  sind,  der  schräg- 
rechten  Theilung  und  des  Mittelschildes  wegen,  nur  20  Felder.)  2  in  Schwarz 
drei  (2  und  1)  silberne,  6  eckige  Sterne  (Schliewitz).  3  in  Schwarz  ein  rechts- 
springcnder,  silberner  Dachs  (gehört  mit  Feld  1  zum  Wappen  derer  v.  Dachs,  oder 
Dax,  Polsnitz  genannt).  4  in  Blau  ein  nach  einwärts  sich  bäumendes,  von  Silber 
und  Roth  zwölfmal  schrägrechts  gestreiftes  Einhorn  (Schier,  Schir).  Auf  dem 
Schilde  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rechten  Helme  läuft  vor  einem, 
von  Schwarz  und  Gold  der  Länge  nach  getheilten  verhauenen  Baumstämme,  von 
dessen  abgehauenen  Zweigen  rechts  und  links  drei  untcreinanderstehende  Aus- 
wüchse zu  sehen  sind,  nach  der  rechten  Seite  der  Dachs  des  2.  Feldes  (Dax- 
Polsnilzschcr  Helm);  der  initiiere  trägt  zwei  von  Roth,  Schwarz  und  Silber  quer- 
getheille  Rüffelshörner  (Helm  des  Stammwappens),  und  der  linke  einen  silbernen, 
6 eckigen  Stein  (Schliewilzschcr  Helm,  welcher  nach  Sinapius  einen  schwarzen 
Stern  tragt).  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  schwarz  und  golden,  die  des 
mittleren  roth.  schwarz  und  silbern,  und  die  des  linken  schwarz  und  silbern.  Den 
Schild  hallen  zwei  auswärtssehende,  um  den  Hals  Kronen  tragende  Einhörner, 
welche,  wie  das  Einhorn  im  4.  Felde,  das  rechte  schräglinks,  das  linke  schräg- 
rechts get heilt  sind,  und  die  zu  den  Seiten  sich  findende  Devise  ist:  „Er  ist 
unsere  Hülfe  und  Schild."  Das  bei  Erhebung  in  den  Freiherrenstand,  6.  Nov.  1741, 
verliehene  Wappen  bestand  nur  aus  dem  Schweinitzschen  und  Dax  -  Polsnitzschen 
Wappen.  Der  Schild  war  der  Länge  nach  getheilt,  rechts  Schweidnitz,  links  Dax- 
Polsnitz.  Auf  dem  Schilde  standen  zwei  Helme,  rechts  der  Schweidnitzsche,  links 
der  Dax-Polsnitzsche.     Den  Schild  hielten  die  Schierschen  Einhörner. 

Wappen  der  Grafen  v.  Sehweinitz,  Freiherren  v.  Tscheplau  (Diplom  vom 
6.  Nov.  1741):  quadnrter  und  damascirter  Schild  mit  Mittelschild.  Mitlelschild 
von  Roth,  Schwarz  und  Silber  quergetheilt,  ohne  Bild  (Stammwappen).    1   und  4  in 


432  GRAFEN  V.  SCHWEINITZ. 

Gold  die  oben  beschriebenen  Büffelshörner,  welche  auf  dem  Helme  des  Stamm- 
wappens stehen,  und  zwar  so,  dass  im  1.  Felde  das  rechte,  im  4.  das  linke  dieser 
Hörner  erscheint.  2  und  3  in  Silber  ein  rechtssehender,  gekrönter,  schwarzer  Adler. 
Auf  dem  Schilde  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rechten  Helme  steht 
das  Hörn  des  1.  Feldes,  auf  dem  mittleren  der  Adler  des  2.  und  3.  Feldes,  und 
auf  dem  linken  Helme  das  Hörn  des  4.  Feldes.  Die  Helmdecken  sind  roth,  schwarz 
und  silbern  und  den  Schild  halten  zwei  vor-  und  auswärtssehende,  goldene  Löwen. 

Wappen  der  Grafen  v.  Schweinitz,  Freiherren  v.  Schlichting  (Diplom  vom 
2.  Juni  1797).  Dasselbe  weicht  von  dem  Wappen  der  Grafen  v.  Schweinitz  und 
Krain,  Freiherren  v.  Kauder,  nur  dadurch  ab,  dass  in  dem  unteren  silbernen  Theile 
das  Schlichtingsche  Wappen  zu  sehen,  und  dass  ein  4".  Helm,  als  linker,  mit  dein 
Schlichtingschen  Helmschmuck  hinzugekommen  ist.  Das  Wappen  derer  v.  Schlichting 
zeigt  ein  schwarzes  Hirschgeweih  von  zehn  und  eine  linke  Stange  eines  Hirsch- 
geweihes von  vier  Enden,  welche  letztere,  ohne  erstcres  zu  berühren,  oben  im 
Schilde  quer  und  die  oberen  Spitzen  oder  die  Krone  rechtskehrend  gelegt  ist.  Den 
Helm  schmücken  drei  Straussenfedern,  silbern,  schwarz,  silbern  (wohl  auch  schwarz, 
silbern,  schwarz)  und  die  Helmdecken  sind  silbern  und  schwarz. 

Sehr  alte,  angesehene,  weit  verzweigte  und  reich  begüterte  schle- 
sische  Familie,  welche  sich  im  15.  Jahrhundert  in  Böhmen  und  Mähren 
ausbreitete  und  auch  in  der  Ober- Lausitz  ansässig  wurde.  Nach  der 
Annahme  Mehrerer  kam  das  Geschlecht  mit  der  Herzogin  Hedwig  von 
Meran,  Gemahlin  des  Herzogs  Heinrich  des  Bärtigen  zu  Breslau  und 
Liegnitz,  um  das  Jahr  1200  mit  mehreren  anderen  Adelsfamilien  nach 
Schlesien,  während  andere  Schriftsteller  die  Familie  aus  Polen  herleiten. 
Der  Name  des  Geschlechts  wurde  bis  in  die  erste  Hälfte  des  16.  Jahr- 
hunderts Schwenze,  Schwenz,  Schwentz,  Schwyniz  geschrieben,  und  erst 
Christoph  IL,  gest.  1538,  früher  des  Herzogs  Friedrich  II.  zu  Liegnitz 
und  Brieg  Vormundschafts-  und  Regierungsralh,  später  des  Kaisers  Fer- 
dinand 1.  Rath  und  Statthalter  zu  Glogau  kommt  unter  dem  Namen 
Schweinitz  vor.  —  Für  Feststellung  der  älteren  genealogischen  Ver- 
hältnisse der  Familie  ist  ein  Glied  derselben,  David  v.  Schweinitz, 
Landeshauptmann  des  Fürstentums  Liegnitz,  sehr  thätig  gewesen,  und 
derselbe  hat  eine  „Genealogie  der  v.  Schweinitz,  vor  der  Zeit  v.  Schwenze 
genannt",  Leipzig  1661,  herausgegeben.  Sehr  zu  bedauern  ist,  dass 
auf  diesem  Grunde,  nach  Sinapius,  Gauhe  und  Anderen,  im  18.  Jahr- 
hundert nicht  forlgebaut  wurde:  die  neueren  genealogischen  Verhältnisse 
der  Familie,  namentlich  der  Grafen  v.  Schweinitz,  scheinen  nur  Eigen- 
thum  des  Geschlechts  und  nicht  der  Wissenschaft  und  der  Freunde  der 
Genealogie  zu  sein.  Möchte  die  Wissenschaft  mit  ihren  Freunden  be- 
lehrt werden.  —  Als  ältere  Glieder  der  Familie  kommen  namentlich 
vor:  Jacob  v.  Schwenz,  1320  der  Herzogin  Anna  zu  Liegnitz  und  Brieg 
Rath;  Patzka  v.  Schwenz,  1368  Rath  am  herzogl.  Hofe  zu  Liegnitz 
und  Brieg,  und  Heintzke  v.  Schwenz,  1381  Herr  auf  Hölle  und  Wirzsch, 
welcher  als  Ahnherr  aller  jetzigen  Glieder  der  Familie  angenommen  wird. 
Von  den  Nachkommen  desselben  war  Hans,  Herr  auf  Seifersdorff,  1436 
des  Prinzen  Friedrich  zu  Liegnitz  Vormundschaftsrath,  und  Franz,  Herr 
auf  Hölle,  1483  fürstl.  liegnitzscher  Rath  und  Landrichter.  Christoph  IL 
ist  schon  oben  erwähnt  worden,  und  Hans,  1562  herz.  Regierungs-Ratli 
zu  Liegnitz  und  desselben  Fürstenthums  Landes-Aeltester,  stand  in  hohem 
Ansehen.    —    Im    Laufe   der   Zeit    theilte    sich  die  gliederreiche  Familie 


l.RVFKN  V.   SCIIWKINITZ.  433 

nach  Sinapius  in  die  Häuser  Seifersdorf  und  Petersdorf  mit  den  Linien 
Tscheplau,  Gross -Kriechen,  Polschilden),  Dirschwitz  und  Andersdorf, 
Mühlredlitz,  Kulscheborwilz,  Klische,  WflUch,  Jennowitz,  Pilgramsdorf  etc. 
Ausser  diesen  Stammgütern  besass  die  Familie  die  Güter  Hölle,  Wirtsch, 
Donin,  Tintz,  Johusdorf,  Langenwalde,  Liehenau,  Stelzenberg,  Kroitsch, 
Krain  (Krayn),  Kauder,  Roin,  Schmochmitz  und  Reischmannsdorf  etc.  im 
Liegnilzschen,  erwarb  auch  später  die  Herrschaft  Niebusch,  Dyban, 
Stephansdorf,  Berghof,  Altrauden,  Nieder-Adelsdorf  und  Braunau.  Gegen 
die  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  nannte  Gauhe  als  Hauptgüter  der 
Familie:  Seifersdorf,  Gross-  und  Klein- Kirschen,  Dirschwitz,  Lübenau 
und  Krain  im  Liegnitzschen,  Kutscheborwitz  im  Wohlauschen,  Kauder 
im  Schweidnitzschen  und  Nieder-Leuba  und  Friedrichsdorf  in  der  Ober- 
lausitz. —  Es  hat  übrigens,  wie  Sinapius  angiebt,  ausser  der  hier  in 
Rede  stehenden  Familie,  noch  ein  anderes  gleichnamiges  schlesisches 
Geschlecht  gegeben,  welches  meist  Schwidnitz  geschrieben  wurde  und 
1 50 1   ausgestorben  ist. 

In  Schlesien  kam  besonders  aus  der  Seifersdorfer  Linie  der  Peters- 
dorfsche  Ast  in  grosses  Ansehen,  und  aus  diesem  gingen  die  Häuser 
Krain,   Kauder,   Hausdorf  hervor. 

Der  Freiherrenstand  soll  schon  vom  Kaiser  Ferdinand  III.  nach  dem 
Jahre  1643  dem  kais.  und  kursächs.  Obersten,  Kriegsrath  etc.  Georg 
Hermann  v.  Schweinitz ,  welcher  unter  anderen  rühmlichen  Thatcn  im 
30jährigen  Kriege  die  Stadt  Freiberg  gegen  die  Schweden  sehr  tapfer 
verlheidigt  hat,  angetragen  worden  sein,  und  im  Anfange  des  18.  Jahr- 
hunderts kommen  mehrere  Glieder  der  Familie,  z.  B.  Hans  Christoph  III., 
Herr  auf  Tscheplau,  des  kaiserl.  Mannrechts  Beisitzer,  Landes-Aellester  und 
Landes-Bestaüter  desFürstenthumsGlogau,  und  Rudolph,  Herr  auf  Seifersdorf 
und  Sorge,  k.  preuss.  Geh.  auch  Justiz-  und  Ober-Hofgerichts-Rath  etc.,  als 
Freiherren  vor,  doch  ist  Genaues  über  diese  Erhebung  nicht  aufzufinden. 
Vom  Kaiser  Carl  VI.  erhielten  1724  Johann  Siecmund,  Herr  auf  Haus- 
dorf, und  1726  Johann  Friedrich  den  böhmischen  Freiherrenstand.  König 
Friedrich  II.  von  Preussen  erhob  6.  Nov.  1741  den  k.  preuss.  Kammer- 
lern) v.  Schweinitz,  Freiherrn  von  Tscheplau,  einen  Nachkommen 
Hans  Christophs  III.,  in  den  Grafen-  und  den  k.  preuss.  Kammerherrn 
v.  Schweinitz  und  Kauder  in  den  Freiherrenstand.  Letzterer  erlangte, 
aufgeführt  als  k.  preuss.  Kammerherr  v.  Schweinitz  und  Krain,  Freiherr 
v.  Kauder,  13.  Sept.  1748  die  preuss.  Grafenwürde,  und  vom  König 
Friedrich  Wilhelm  II.  von  Preussen  wurde  2.  Juni  1797  Hans  Friedrich 
Bernhard  Balthasar  v.  Schweinitz ,  Freiherr  v.  Schlichling  (s.  unten),  in 
den  preuss.  Grafenstand  erhoben.  —  Die  Grafen  v.  Schweinitz  aus  dem 
Hause  Tscheplau  sind  ausgestorben,  und  die  jetzigen  Glieder  der  Familie, 
welche  sich  in  zwei  Linien  theilen,  gehören  zu  dem  Hause  Krain-Kauder. 
Gral  Friedrich  v.  Schweinitz-Schlichting  gehörte  zur  ersten  Linie. 
Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  gehören  hierher: 

Erste  Linie.      Graf  JILIUS,  geb.    1794,   Majoratsherr  der  Herr- 
schaft Dyban.    Die  Mutter  desselben,  eine  geborene  v.  Berge,  seit  1833 
Witlwe,  ist   1841   gestorben.  —  Die,  neben  vier  Schwestern,  lebenden 
il.  28 


434  GRAFEN  V.  SCHWEINITZ. 

fünf  Brüder  des  Grafen  Julius  sind:  Graf  Friedrich,  geb.  1795,  Majorats- 
herr auf  Kauder,  Hausdorf  und  Krayn,  k.  preuss.  Hauptmann,  verra. 
1837  mit  Melanie  Freiin  v.  Troschke,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne 
stammen,  die  Grafen:  Timotheus,  geb.  8.  Sept.  1838,  und  Friedrich, 
geb.  2.  Febr.  1845,  —  Graf  Ernst,  geb.  1798,  k.  preuss.  Hauptmann 
und  Gommandeur  der  8.  Jägerabtheilung,  -  Graf  Hermann,  geb.  1799, 
k.  preuss.  Ober- Landes- Gerichtsrath,  verm.  mit  Adolphine  v.  Dullack, 
aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  leben,  die  Grafen:  Julius,  Hermann,  k.  k. 
Cadet,  und  Hans,  —  Graf  Heinrich,  geb.  1800,  k.  hannov.  zweiter 
Ober-Bergrath  zu  Clausthal,  vermählt,  und  Graf  Sigismund  ,  geb.  1803. 
Von  dem  verstorbenen  Bruder,  Graf  Rudolph,  geb.  1798,  lebt  die  Wittwe, 
Julie  Freiin  v.  Troschke,  geb.    1 826. 

Von  dem  Oheime  des  Grafen  Julius,  Hans  Friedrich  Bernhard 
Balthasar  Graf  v.  Schlichting  und  Krayn,  Freiherr  v.  Kauder  und 
Schlichting,  geb.  25.  Sept.  1771,  gest.  30.  Jan.  1848,  k.  preuss. 
Oberst-Lieutenant  a.  D.,  verm.  in  erster  Ehe,  1797,  mit  der  einzigen 
Tochter  des  k.  preuss.  Generals  Freiherrn  v.  Schlichting,  geschieden 
1807,  und  in  zweiter,  1820,  mit  Antonie  Freiin  v.  Lichnowska  aus  dem 
Hause  Woisrcz,  geb.  3.  Sept.  1794,  leben  drei  Söhne:  Graf  Hans 
Julius  Anton  Ludwig,  geb.  11.  Aug.  1823,  k.  k.  Ober-Lieutenant,  verm. 
15.  Oct.  1851  mit  Helene  Gräfin  Nemes  v.  Hidveg,  geb.  1832,  — 
Graf  Hans  Friedrich  Wilhelm  Bernhard  Ludwig,  geb.  22.  Aug.  1825, 
k.  preuss.  Lieutenant,  verm.  mit  Pauline  Virginie  v.  Schultz -Lütke  — 
und  Graf  Hans  Friedrich  Wilhelm  Georg  Hermann  Emanuel,  geb.  31.  Aug. 
1833,  k.  k.  Cadet. 

Zweite  Linie.  Graf  GUIDO,  geb.  17.  März  1806,  Herr  auf 
Berghof  und  Wirrwitz  etc.,  verm.  18.  Oct.  1835  mit  Flora  v.  Hilwety, 
geb.  26.  Mai  1819,  aus  welcher  Ehe,  neben  drei  Schwestern,  drei 
Söhne  stammen,  die  Grafen:  Hans  Tassilo,  geb.  6.  Febr.  1839,  Hans 
Hugo,  geb.  9.  Mai  1840,  und  Hans  Bernhard,  geb.  26.  Nov.  1843.  — 
Die  Mutter  des  Grafen  Guido  ist  Gräfin  Adelaide,  Erbtochler  des  letzten 
Grafen  Heinrich  Sigmund  v.  Czettritz,  Herrn  auf  Berghof  etc.,  aus  der 
Ehe  mit  Juliane  Luise  v.  Schack,  Ober-Hofmeisterin  bei  der  Prinzessin 
von  Preussen. 


r.RAFKN  V.  SCHWERIN. 


43H 


Grafen  v.  Schwerin. 

Cuongcltfd).  flrcufkn. 

Besitz  der  Linie  zu  Walsleben  und  Wildenhoff:  die  Herrschaft  Wildenhoir  mit  der  Stadt 
Landsberg  in  Ostpreusaei  j  die  Herrschaft  Walslehen  in  der  Provinz  llrandenburg. 
Besitz  der  Linie  zu  Wolfshngcn:  die  Herrschaft  Wolfshagcn  in  der  Mark;  die  Herr- 
schaft Tainsel  in  der  Neumark;  die  Güter  Mildnitz,  Carlslust,  Gross-Daberkow  und 
Kreckow  in  Meklenburg.  —  Besitz  der  Linie  zu  Schwerinsburg  in  Pommern:  die 
Rittergüter  Putzar,  Glien,  Boldekow,  liornmulil,  Zinzow,  Rubenow ,  Borntin  und 
Cavelpass;  Schwerinsburg,  Wusseken,  Sarnow,  Wendleid,  Löwitz  und  Soplüeiibof; 
Ducherow,  ßussow,  Mollwitz,  Gross-Uünsow  und  Schmuggerow  etc.  —  Besitz  der 
Linie  zu  Willmeisdorf:  das  Rillergut  Wendisch- Wilmersdorf  in  der  Provinz  Bran- 
denburg; das  Fideicommiss-Gut  ßohrau  in  Schlesien. 


Wappen  der  Linien  zu  Walsleben  und  WildenhofT,  so  wie  zu  Wolfshagen 
(Reichsgrafondiplom  v.  11.  Sept.  1700,  anerkannt  in  Preussen  26.  Nov.  1700 :  Schild 
quer  und  in  der  oberen  Hälfte  der  Lange  nach  getheilt,  3  feldrig,  mit  Mittelschild. 
Im  golden  eingefasstcn  rollten  Mittelschilde  ein  goldener,  mit  dem  Barte  nach  oben 
und  rechts  gestellter  Schlüssel  (wegen  des  Erb  -  Kämmereramtes  in  der  Kur-  und 
Mark  Brandenburg).  1  in  Silber  eine  rothe  Haute  (Stammwappen) ;  2  in  Blau  an 
inem  rechtsgebogenen,  grünen  Orangenzweige  drei  goldfarbige  Orangen-Aepfel ; 
in  Silber  ein  nach  der  rechten  Seite  galoppirendes  schwarzes  Ross  (Wappen  der 
vormaligen  Grafen  v.  Schwerin).  Auf  dem  Schilde  erbeben  sich  drei  gekrönte  Helme. 
Der  rechte  trägt  einen  goldenbewehrten,  schwarzen  Doppeladler,  über  welchem  die 
Kaiserkrone  mit  den  Zöpfen  schwebt  (hei  Erhebung  in  den  Grafenstand  hinzuge- 
kommen); der  mittlere  drei  Sfraussenfedern,  silbern,  roth,  silbern,  von  denen  die 
silbernen  mit  einer  rollten ,  die  rothe  mit  einer  silbernen  Wecke  belegt  ist  (Helm 
des  Stammwappens);  und  der  linke  einen  einwärtssehenden ,  goldbewehrten,  auf 
den  Flügeln  mit  goldenen  Klecstengcln  belegten,  rollten  Adler,  welcher  den  Orangen- 
zweig des  2.  Feldes  aufrecht  im  Schnabel  hält.  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth 
und  silbern,  links  blau  und  golden,  und  den  Schild  halten  zwei  vorwärtssehende, 
goldene  Löwen.  —  Das  Wappen  der  Freiherren  v.  Schwerin  nacb  dem  in  Branden- 
burg 3.  Oct.  1654  anerkannten  kaiserlichen  Diplome  vom  24.  Mär?  1648  war  fol- 
gendes: Schild  quadrirt  mit  Mittelschild.  Im  Mittelschilde  der  beschriebene  Schlüssel; 
1  und  4  die  rothe  Raute,  2  und  3  der  Orangenzweig.  Den  Schild  deckten  zwei 
Helme.  Rechts  der  Helmschmuck  des  Stammwappens,  links  der  rothe  Adler,  ganz 
wie  derselbe  oben  beschrieben  wurde. 

Wappen  der  Linie  zu  Schwerinsburg  nach  dem  Diplome  v.  31.  Juli  1740. 
Im  silbernen    Schilde    eine    rothe  Wecke.     Auf  dem    Schilde  stehen  drei  gekrönte 

28* 


436  GRAFEN  V.  SCHWERIN. 

Helme.  Der  rechte  trägt  den  vollständigen  preuss.  Adler  mit  Scepter  und  Reichs- 
apfel,  der  mittlere  den  heschriehenen  Helmschmuck  des  Stammwappens,  und  der 
linke  einen  aufwachsenden,  gewappneten  Feldherrn,  welcher  in  der  Rechten  den 
Commandostab  hält  und  die  Linke  in  die  Seite  stemmt.  Die  Decken  des  rechten 
Helmes  sind  schwarz  und  silbern,  die  des  mittleren  roth  und  silhern,  und  die  des 
linken  blau  und  silhern.  Den  Schild  hält  rechts  ein  auswärtssehendes,  silhernes 
Einhorn,  links  ein  auswärtssehender,  goldener  Löwe. 

"Wappen  der  Linie  zu  Willmersdurf  nach  dem  Diplome  v.  2.  Jan.  1787. 
Im  silbernen  Schilde  eine  rothe  Wecke.  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  drei  mit 
Grafenkronen  gekrönte  Helme.  Der  rechte  und  linke  Helm  trägt  den  mit  einer 
Königskrone  geklönten  Kopf  und  Hals  eines  auswärtssehenden,  schwarzen  Adlers 
mit  goldenem  Schnabel  und  rother  ausgeschlagener  Zunge ;  der  mittlere  die  mit  den 
Wecken  belegten  Straussenfedern  des  Helmschmuckes  des  Stammwappens.  Die 
Helmdecken  sind  roth  und  silbern  und  den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende, 
mit  Lauh  umgürtete  wilde  Männer,  welche  mit  der  freien  Hand  eine  Keule  auf  den 
Roden  stemmen. 

Das  Wappen  nach  dem  Diplome  v.  27.  Febr.  1762  gleicht  ganz  dem  eben 
beschriebenen  Wappen,  nur  ist  der  Schild  damascirt  und  die  Helme  sind  mit 
gewöhnlichen  Kronen  gekrönt. 

-  Eins  der  ältesten  und  vornehmsten,  an  Gliedern  und  Besitz  reichsten 
Adelsgeschlechter  Pommerns,  in  welches  später  der  Freiherren-  und 
mehrfach  der  Grafenstand  gekommen  ist  und  welches  jetzt  in  vier  gräf- 
lichen Linien,  den  Linien  zu  Walsleben  und  WildenhoIT,  zu  Wolfshagen 
in  der  Mark  und  Meklenburg,  zu  Schwerinsburg  in  Pommern  und  zu 
Willmersdorf  in  der  Mark  Brandenburg  blüht.  Der  Name  der  Familie 
taucht  zuerst  nach  Ausbreitung  des  Christenlhums  in  Pommern  auf,  und 
derselbe,  nach  altwendischer  Aussprache  Ctzvverin,  bedeutet  auf  deutsch 
das  Wort:  Raute:  es  steht  sonach  mit  demselben  das  Wappenbild  der 
Familie  in  Beziehung.  Der  Name  wurde  übrigens  in  älteren  Zeiten  sehr 
verschieden  geschrieben:  Gtzweryn,  Czweryn,  Sverine,  Swerin,  Tzweryn, 
Zwerin  etc.  Aus  Pommern  verbreitete  sich  die  Familie  nach  Meklenburg 
(Krebel,  Jacobi  und  Andere  nehmen  dagegen  an,  dass  dieselbe  aus 
Meklenburg  nach  Pommern  gekommen  sei),  der  Mark,  Preussen,  Polen, 
Schweden,  Kurland  etc.,  gelangte  in  allen  diesen  Gegenden  zu  grossem 
Ansehen  und  wurde  so  zahlreich,  dass  im  17.  Jahrhundert  24  ver- 
schiedene Linien  blühten.  —  Der  Ursprung  des  Geschlechts  ist  in  Dunkel 
gehüllt.  Einige  leiten  den  ersten  bekannten  Ahnherrn  Henning  (s.  unten) 
aus  dem  uralten  niedersächsischen  Geschlechte  Grote  her,  dessen  eine 
Linie  unter  dem  Namen  Schwerin  vorkommt,  Andere  haben  an  die  alten 
Grafen  v.  Schwerin  gedacht,  doch  ist,  was  von  jener  Linie  und  diesen 
Grafen  bekannt  ist,  nicht  in  Einklang  mit  der  bekannten  Stammreihe 
der  hier  in  Rede  stehenden  Familie  zu  bringen.  Otto  Grote,  in  der 
ersten  Hälfte  des  13.  Jahrhunderts  lebend,  soll  zwei  Söhne  gehabt 
haben,  welche  zwei  Linien  stifteten,  Otto  den  Jüngeren  und  Werner 
v.  Schwerin,  um  das  Jahr  1256.  Die  Linie  des  Letzteren  soll  1372 
erloschen  sein,  während  die  des  Ersteren,  die  Linie  Grote,  dauernd 
fortbestand.  Die  alten  Grafen  v.  Schwerin  stammten,  den  gewöhnlichen 
Angaben  nach,  aus  dem  Geschlechle  Barlensleben.  Güntzel  v.  Bartens- 
ieben, gest.  1206,  soll  Heinrich  dem  Löwen  gegen  die  Wenden  die 
grössten  Dienste,  namentlich  durch  Entscheidung  der  Schlacht  bei  Demmin, 


GRAFEN  V.  SCHWERIN.  437 

geleistet  haben  und  seines  Beistandes  wegen  zum  Grafen  v.  Schwerin 
gemacht  worden  sein.  Von  den  vier  Söhnen  desselben  setzte  Heinrieh 
Graf  v.  Schwerin,  bekannt  durch  seine  Handel  mit  dem  König  Wal- 
iemar  II.  von  Dänemark,  das  Geschlecht  fort,  welches  durch  den  Enkel, 
Graf  Helmold,  noch  bis  ins  3.  Glied  blühte,  dann  aber  mit  Otto,  ge- 
nannt Rose,  dem  letzten  Grafen  v.  Schwerin,  1352  erlosch.  —  Schon 
Gauhe  wollte  von  einer  Abstammung  von  diesen  alten  Grafen  v.  Schwerin 
nichts  wissen,  und  dieselbe  würde  hier  vielleicht  nicht  erwähnt  worden 
sein,  wenn  nicht  das  Reichsgrafendiplom  vom  11.  Sept.  1700  das 
schwarze  Pferd  in  der  unteren  Schildeshälfte  des  Wappens  und  den 
Schmuck  des  mittleren  Helmes,  als  von  den  alten  Grafen  v.  Schwerin, 
deren  Descendenten  und  denen  v.  Schwerin  im  Adelstande  gleichmässig 
geführt,  angegeben  hätte,  lieber  das  Wappen  der  alten  Grafen  v.  Schwerin 
kann  die  Redaction  nichts  angeben:  Bartensieben,  1741  im  Manns- 
stamme erloschen,  führte  später  bekanntlich  einen  quergetheilten  Schild, 
oben  in  Roth  einen  laufenden,  weissen  Wolf,  unten  in  Schwarz  zwei 
neben  einander  in  die  Höhe  stehende,  goldene  Korngarben ;  Grote  aber 
führt  allerdings  in  Silber  ein  schwarzes  Pferd,  doch  gehend  und  in  den 
adeligen  Linien  mit  rothem   Zaume,   in  der  freiherrlichen  ohne  Zaum. 

Die  genealogischen  Verhältnisse  der  oben  erwähnten,  jetzt  blühenden 
vier  gräflichen  Linien ,  so  wie  die  denselben  zu  Theil  gewordenen  Aus- 
zeichnungen und  Standeserhöhungen  sind  bekannt.  Namentlich  hat  sich 
das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräflichen  Häuser  in  den  Jahrgängen  1837, 
1838  und  1840  bemüht,  die  ältere  Stammreihe  der  Familie  zu  geben 
und  die  Abstammung  der  einzelnen  gräflichen  Linien  z.u  erörtern.  Sehr 
wahrscheinlich  stützen  sich  diese  Mitlheilungen  auf  die  vom  M.  Adelung, 
Pfarrer  zu  Spanteckow,  ausgearbeitete  Geschlechtsfolge  der  Familie  vom 
Jahre  1150  an,  welche  v.  Hellbach  (Adelslexicon,  11.461)  erwähnt  hat; 
auch  giebt  das  Neue  preuss.  Adelslexicon  an,  dass  der  Redaction  über 
die  brandenburgische  und  meklenburgische  Linie  von  geehrter  Hand 
nähere  Nachrichten  zugekommen  wären,  welche  sich  schon  in  dem 
erwähnten  Taschenbuche  fänden.  —  Am  leichtesten  wird  sich  eine 
Uebersicht  über  die  genealogischen  Verhältnisse  der  gräflichen  Linie 
ermöglichen  lassen ,  wenn  man  vom  Jahre  1 1 50  bis  zur  Mitte  des 
16.  Jahrhunderts  eine  Stammreihe  als  allgemeine,  auf  alle  vier  Linien 
Bezug  habende  hinstellt  und  an  diese  die  Abstammung  der  einzelnen 
Linien  von  der  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  knüpft.  Was  die  sogenannte 
allgemeine  Slammreihe  anlangt,  so  fragt  sich  allerdings,  ob  dieselbe 
wirklich  eine  ununterbrochene  ist:  um  volle  Gewissheit  zu  verbürgen, 
sind  die  etwaigen  Jahreszahlen  zu  unbestimmt  hingestellt  und  mehrere 
Jahreszahlen  fehlen  ganz.  Doch  ist  diese  Stammreihe  immer  von  mehr- 
fachem Interesse.  Zwischen  dem  9.  und  10.  Gliede  liesse  sich  eine 
Lücke  wohl  verrauthen.  Diese  allgemeine  Stammreihe  ist  folgende: 
Henning  v.  Ctzwerin  auf  Spanteckow  und  Altwigshagen,  der  wahrscheinlich 
aus  der  Familie  v.  Grote  Luneborg  stammte,  nannte  sich  zuerst  mit  dem 
wendischen  Namen  Ctzwerin  (Raute,  s.  oben),  lebte  zur  Zeit  des  Fürsten 
Ratibor  1.  in  Pommern  und  starb  1150.     Oldagus  auf  Spanteckow  und 


438  GRAFEN  V.  SCHWERIN. 

Altwigshagen.  —  Gerd  auf  Spanteckow,  Altwigshagen  und  Wittstock,  lebte 
1224.  —  Hans  auf  Spanteckow,  1276.  —  Henning  auf  Spanteckow,  1326. 

—  Henning  v.  Tzwerin  auf  Spanteckow  und  Lanzkron.  —  Hans  v.  Sweryn, 
mit  dem  Beinamen  Bohne,  auf  Altwigshagen  und  Wittstock.  —  Burchard 
auf  Altwigshagen  und  Wittstock,  Erbsasse  und  Hof- Küchenmeister  des 
Herzogs  Wratislav,  lebte  1467.  —  Hans,  der  jüngere  Bohne,  auf  Altwigs- 
hagen und  Wittstock,  starb   1560,  nach  anderen  Angaben  vor   1569. 

Linie  zu  Walsleben  und  Wildenhof  (wobei  nicht  zu  über- 
sehen ist,  dass  dieselbe  erst  von  Friedrich  Wilhelm  [s.  unten]  gestiftet 
wurde).     Henning  v.  Ctzwerin  bis  Hans,    der  jüngere  Bohne  (s.  oben). 

—  Hans  Hugold,  geb.  um  1560  (in  Folge  dieser  Jahreszahl  ergiebt  sich 
merklicher,  dass  sich  in  der  allgemeinen  Stammreihe  zwischen  Burchard 
und  Hans,  dem  jüngeren  Bohne,  eine  Lücke  finden  muss),  Herr  auf  Alt- 
wigshagen und  Wittstock;  Gemahlin:  Dorothea  v.  d.  Luhe.  —  Otto  (I.) 
v.  Schwerin,  genannt  der  Aeltere,  geb.  1585,  gest.  1650  oder  1651, 
fürstl.  pommerscher  Landrath  und  Amtshauptmann  zu  Neckarmünde,  Erb- 
sasse auf  Altwigshagen  und  Wittstock,  dessen  alteji  Lehnsbrief  Herzog 
Bogislav  XIV.  25.  April  1626  bestätigte,  verm.  12.  Juli  1612  mit 
Dorothea  v.  Weisbach  aus  dem  Hause  Kaikerl.  —  Otto  (IL),  geb. 
8.  März  1616,  gest.  1679,  wurde  vom  Kaiser  Ferdinand  III.  24.  März 
1648  in  den  Reichsfreiherrenstand  erhoben,  brachte  bei  Anerkennung 
dieser  Erhebung  von  kurbrandenburgischer  Seite  3.  Oct.  1654  das  Erb- 
Kämmerer-Amt  der  Kurmark  Brandenburg  an  sein  Haus,  erhielt  1658 
das  polnische  Indigenat,  kaufte  die  Herrschaft  Alten-Landenburg,  Wolfs- 
hagen mit  Zubehör  etc.,  erbte  von  seiner  zweiten  Gemahlin,  Helene 
Dorothea  v.  Kreuzen,  die  Wildenhoffschen  Güter  und  war  kurbrandenb. 
erster  Minister  und  Ober-Präsident  etc.;  erste  Gemahlin:  Elisabeth  Sophie 
v.  Schlaberndorff,  geb.  20.  Febr.  1620,  gest.  26.  .Jan.  1656.  — 
Otto  (HL),  geb.  21.  April  1645,  gest.  8.  Mai  1705,  w.  Geh.  Etatsrath 
der  Kur-  und  Mark  Brandenburg,  Erb-Kämmerer  etc.,  wurde  vom  Kaiser 
Leopold  I.  11.  Sept.  1700  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben;  Gemahlin: 
Ermgard  Maria  Freiin  v.  Quadt  zu  Wykradt  auf  Nothhausen,  geb.  22.  April 
1651,  verm.  23.  März  1669,  gest.  12.  Nov.  1730.  —  Friedrich 
Wilhelm  —  ältester  Sohn  des  Grafen  Otto  (III.)  —  Stifter  der  Linie 
zu  Walsleben  und  Wildenhoff,  geb.  28.  Juli  1678,  gest.  6.  Aug.  1727, 
k.  preuss.  Geh.  Etatsrath,  Ober- Hofmeister  der  Königin  von  Preussen, 
Erb-Kämmerer  der  Kurmark  Brandenburg  etc. ;  erste  Gemahlin :  Charlotte 
Luise  v.  Heiden,  geb.  1678,  verm.  1704,  gesch.  1726,  gest.  1751. — 
Ludwig  Otto  Sigismünd,  geb.  21.  Nov.  1710,  gest.  18.  Dec.  1778,  k. 
preuss.  Kammerherr,  w.  Commendator  zu  Werben,  Erb-Kämmerer  etc.; 
zweite  Gemahlin:  Friederike  Charlotte  ßernhardine  Gräfin  v.  Schmettau- 
Pommerzig,  geb.  1.  Nov.  1739,  verm.  21.  Nov.  1754,  gest.  17.  Dec. 
1772.  —  Ludwig  Gottfried  Leopold,  geb.  18.  Sept.  1756,  gest.  14.  Aug. 
1810,  Erb-Kämmerer  etc.;  Gemahlin:  Caroline  Bernhardine  Franziska 
Henriette  Gräfin  v.  Krockow,  geb.  2.  Sept.  1776,  verm.  23.  Sept.  1795, 
gest.  3.  Sept.  1810.  —  Otto  Friedrich  Wilhelm,  jetziges  Haupt  der 
Linie. 


GRAFRN  V.  SCHWERIN.  439 

Linie  zu  Wolfs  ha  gen.  Henning  v.  Ctzwerin  bis  Otto  (III.), 
erster  Graf  (s.  oben).  —  Otto  (IV.)  —  jüngerer  Sohn  Ottos,  des  ersten 
Grafen  —  Stifter  der  Linie  Wolfsbagen,  geb.  5.  Juni  1G84,  gest.  2.  Jan. 
1755,  Statthalter  zu  Berlin,  k.  preuss.  Kammerherr,  Comthur  aufLietzen, 
Herr  auf  Wolfsbagen.  etc.,  Erbauer  des  Schlosses  zu  Wolfshagen;  zweite 
Gemahlin:  Charlotte  Amalia  Eleonore  Gräfin  v.  Dönholf,  geb.  24.  Sept. 
1703,  gest.  16.  März  1762.  —  Otto  Alexander,  geb.  20.  März  1737, 
gest.  17.  März  1819,  k.  preuss.  Lieutenant  a.  D.,  Erbherr  der  Gitter 
Wolfshagen ,  Fürstenwerder,  Hildebrandshagen,  Schlepckow,  Hetzdorft", 
Damerow,  Ottenhagen,  AmalienhofT*  etc.  in  der  Ukermark,  so  wie  Kreckow, 
Mildenitz,  Gross-Daberckow,  Carlslust  und  Hornshurrah  in  Meklenburg- 
Strelitz;  Gemahlin:  Dorothea  Sophie  v.  ßissing-Kreckow,  geb.  18.  Nov. 
1733,  verm.  10.  Dec.  1762,  gest.  31.  Jan.  1801.  -—  Johann  Christoph 
Hermann,  jetziges   Haupt  der  Linie  Wolfshagen. 

Linie  zu  Seh  wer  ins  bürg.  Henning  v.  Ctzwerin  bis  Hans,  der 
jüngere  Bohne  (s.  oben).  —  Christoph,  Stifter  der  Linie.  —  Claus, 
gest.  1612.  —  Anton  Detlev,  gest.  1658,  Herr  auf  Löwitz  etc.;  Ge- 
mahlin: Erdmulhe  Sophie  v.  Wedell.  —  Ulrich,  gest.  1697,  Herr  auf 
Putzar,  Wusseken,  Löwitz,  Wittstock  und  Cummerow,  k.  schwed. 
Regierungs-Rath  in  Vorpommern,  Erb-Küchenmeister  (der  Familie  seit 
1357  zustehende  Würde)  des  Herzogthums  Pommern,  Schlosshauptmann 
zu  Alten-Stettin;  Gemahlin:  Anna  Lucretia  v.  Ramin,  geb.  1653,  gest. 
24.  Mai  1745.  —  Hans  Boguslav,  geb.  10.  Juni  1683,  gest.  23.  Aug. 
1747,  k.  preuss.  Geh.  Ober-Finanzrath ,  Land-Jägermeister  und  Ober- 
Forstmeister  der  Kurmark,  wurde  vom  König  Friedrich  II.  von  Preussen 
31.  Juli  1740  mit  seinem  jüngeren  Bruder,  dem  am  6.  Mai  1757  bei 
Prag  gebliebenen,  berühmten  k.  preuss.  General- Feldmarschall  Curt 
Christoph  auf  Schwerinsburg  (sonst  Cummerow;  zur  Herrschaft  creiirt 
14.  Aug.  1733)  in  den  Grafenstand  erhoben;  Gemahlin:  Caroline  Erne- 
sline  v.  Arnim,  geb.,  1.  Jan.  1710,  verm.  27.  Dec.  1727,  gest.  22.  Nov. 
1779.  —  Heinrich  Detlev,  geb.  10.  Juni  1743,  gest.  17.  Sept.  1791, 
Herr  auf  Schwerinsburg,  k.  preuss.  Landschaftsralh  in  Pommern;  Ge- 
mahlin: Anna  Beate  Luise  v.  Ramin,  geb.  10.  Sept.  1752,  verm.  25.  Nov. 
1774,  gest.  18..  —  Heinrich  Ludwig  Wilhelm  Carl,  geb.  19.  Dec. 
1776,  gest.  8.  Aug.  1839,  pommerscher  Landschaftsdirector  etc.;  Ge- 
mahlin: Charlotte  Luise  Friederike  v.  Berg,  geb.  9.  Aug.  1783,  verm. 
8.  Mai  1803,  gest.  7.  Juni  1826.  —  Maximilian  Heinrich  Carl  Anton 
Ernst,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Linie  zu  Willmersdorf.  Henning  v.  Ctzwerin  bis  Hans,  der 
jüngere  Bohne  (s.  oben).  —  Henning,  Stifter  der  Linie  Willmersdorf  — 
Bruder  Christophs,  des  Stifters  der  Linie  Schwerinsburg.  —  Hans  Felix, 
gest.  1617.  —  Hans  Hugold,  gest.  1651.  —  Hennig  Berndt,  gest. 
1705;  Gemahlin:  Calharina  Elisabeth  v.  Schmeling.  —  Friedrich  Bo- 
guslav, geb.  30.  Aug.  1674,  gest.  1.  Oct.  1747,  k.  preuss.  Geh.  Etats- 
Minister  etc.;  Gemahlin:  Helene  Dorothea  v.  Canitz,  geb.  13.  Juli  1688, 
verm.  14.  Mai  1714,  gest.  3.  Febr.  1760.  —  Gneomar  Constantin 
Boguslav,    geb.  3.  Nov.   1721,    gest.    19.  Juni   1769,    k.  preuss.  erster 


440  GRAFEN  V.  SCHWERIN. 

Stallmeister  und  Geh.  Rath  etc.;  Gemahlin:  Ilsabe  Sophie  v.  Bredow, 
geb.  10..  Oct.  1722,  verm.  25.  Dec.  1748,  gest.  20.  Mai  1788.  — 
Friedrich  August  Carl  Leopold,  geb.  11.  Dec.  1750,  gest.  16.  Sept. 
1834,  k.  preuss.  General-Major,  wurde  vom  König  Friedrich  II.  2.  Jan. 
1782  in  den  Grafenstand  erhoben;  Gemahlin:  Luise  .Friederike  Wilhelmine 
Johanna  Gräfin  v.  d.  Schulenburg -Kehnert,  geb.  10.  Mai  1767,  verm. 
3.  Oct.  1785.  —  Friedrich  Wilhelm  Christoph,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Nach  diesen  Angaben  steht  der  Linie  zu  Walsleben  und  Wildenhoff 
seit  3.  Oct.  1654  das  Erb-Kämmerer-Amt  der  Kur-  und  Mark  Branden- 
burg und,  so  wie  der  Linie  zu  Wolfshagen,  der  Reichsgrafenstand  vom 
11.  Sept.  1700,  der  Linie  zu  Schwerinsburg  seit  1357  das  Erb- 
Küchenmeister-Amt  in  Alt-Vorpommern  und  der  preuss.  Grafenstand  vom 
31.  Juli  1740  und  der  Linie  zu  Willmersdorf  der  preuss.  Grafenstand 
vom  2.  Jan.  1787  zu.  —  Von  den  schwedischen  Grafen  v.  Schwerin 
fehlen  neuere  genaue  Mittheilungen.  Jacob  Philipp,  Majoratsherr  auf 
Fylingerum,  wurde  vom  König  Adolph  Friedrich  von  Schweden  4.  Nov. 
1766,  und  Werner  Detlev,  Herr  auf  Stegeberg,  vom  König  Gustav  III. 
von  Schweden   1778  in  den  Grafenstand  erhoben. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  vier  hierher  gehörenden  graflichen 
Linien  sind  anzuführen : 

Linie  zu  Walsleben  und  Wildenhoff.  Reichsgraf  OTTO 
Friedrich  Wilhelm  —  Sohn  des  Grafen  Ludwig  Gottfried  Leopold  — 
geb.  4.  Juli  1796,  Majoratsherr  der  Herrschaften  Walsleben  und  Wilden- 
hoff, Erb-Kämmerer  in  der  Kurmark  Brandenburg,  verm.  6.  Aug.  1821 
mit  Jeannete  Luise,  des  grossbrit.  Consuls  Emanuel  Hey  zu  Pillau  Tochter, 
geb.  22.  Juni  1803,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen: 
Otto  Gottfried  Ludwig  Emanuel,  geb.  31.  Juli  1823,  k.  preuss.  Lieute- 
nant, und  Carl  Ernst  Heinrich  Rudolph  Traugott,  geb.  im  October  1831. 
—  Vom  Grafen  Carl  Ludwig  Ernst  —  jüngstem  Sohne  des  Grafen 
Ludwig  Otto  Sigismund  und  Bruder  des  Grafen  Ludwig  Gottfried  Leo- 
pold —  geb.  17.  Mai  1760,  gest.  28.  Aug.  1832,  k.  preuss.  Major, 
leben  aus  der  Ehe  mit  Ulrike  Friederike  Gräfin  v.  Reichenbach- Zessel, 
geb.  26.  Mai  (Juni)  1774,  verm.  16.  Aug.  1802,  zwei  Söhne:  Graf 
Fabian  Ottomar  Carl,  geb.  16.  Aug.  1804,  und  Graf  Alphons  Julius 
Otto,  geb.  4.  Mai  1810,  k.  preuss.  Lieutenant,  verm.  16.  März  1836 
mit  Agnes  Ernestine  Leopoldine  Gräfin  v.  d.  Goltz  aus  dem  Hause  Sort- 
lack, geb.  26.  Juli  1816,  gest.  im  September  1851,  aus  welcher  Ehe 
zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Carl  Heinrich  Otto  Alphons  Ludwig, 
geb.   29.  Dec.    1840,  und  Max  Guido  Otto,  geb.   5.  April   1843. 

Linie  zu  Wolfshagen  in  der  Mark  und  Meklenburg. 
Reichsgraf  Johann  Christoph  HERMANN  —  Sohn  des  Grafen  Otto 
Alexander  —  geb.  18.  Juni  1776,  derzeitiger  Besitzer  des  Stammhauses 
Wolfshagen  und  nach  dem  26.  Aug.  1827  erfolgten  Tode  seines  letzten 
Bruders,  Ludwig  Otto  Alexander,  Erbherr  der  väterlichen  Gesammt- 
begüterung  in  der  Mark  und  Meklenburg,  k.  preuss.  Oberst-Lieutenant, 
verm.  4.  Juni  1816  mit  Rosalie  Ulrike  Gräfin  v.  Dönhoff-  Dönhoffstädt, 
geb.  3.  Oct.   1789,    Frau  der  lamselschen  Güter  in  der  Neumark,    aus 


GRAFEN  V.  SCHWERIN.  441 

welcher  Ehe  vier  Söhne  stammen:  Graf  Otto  Wilhelm  Ludwig,  geb. 
26.  Aug.  1822,  k.  preuss.  Lieutenant,  —  Graf  Carl  Alexander,  geb. 
7.  Aug.  1824,  k.  preuss.  Lieutenant,  verm.  9.  Nov.  1850  mit  Hertha 
v.  Nostitz-Jänkendorf,  geb.  9.  Nov.  1827,  aus  welcher  Ehe  Graf 
Hermann  Otto  Louis  Carl,  geb.  1.  Nov.  1851,  lebt,  —  Graf  Wilhelm 
Stanislaus  Hermann,  geb.  6.  März  1827,  k.  preuss.  Lieutenant,  venu. 
19.  Nov.  1850  mit  Luise  v.  Schwanenfeld,  geb.  26.  Sept.  1830,  — 
und  Graf  Boguslav  Conrad  Adolph,  geb.   20.  Nov.    1833. 

Linie  zu  Schwerinsburg  in  Pommern.  Graf  MAXIMILIAN 
Heinrich  Carl  Anton  Ernst  —  Sohn  des  Grafen  Heinrich  Ludwig  Wil- 
helm Carl  —  geb.  30.  Dec.  1804,  Besitzer  von  Putzar,  Glien,  Boldekow, 
Bornmühl,  Zinzow,  Rubenow,  Borntin  und  Cavelpass,  Erb-Küchenmeister 
in  Alt-Vorpommern,  k.  preuss.  Kammerherr,  vom  März  bis  Juni  1848 
Minister  der  geistlichen  Angelegenheiten ,  Director  des  vorpommerschen 
Landschafts-Departements,  verm.  mit  Hildegard  Maria,  Tochter  des  ver- 
storbenen D.  Schleiermacher,  Professors  und  Predigers  zu  Berlin,  geb. 
12.  Juli  1817,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen: 
Heinrich,    geb.    18.  März   1836,  und  Friedrich  Wilhelm  Gotthold,    geb. 

6.  Sept.  1840.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Maximilian  ist  Graf  Victor 
Friedrich  Wilhelm  Hermann  Luther,  geb.  22.  Dec.  1814,  Besitzer  von 
Schwerinsburg,  Wusseken,  Sarnovv,  Wendfeld,  Löwitz  und  Sophienhof, 
k.  preuss.  Kammerherr,  verm.  mit  Ida  v.  Schimmelmann,  geb.  15.  Dec. 
18..,  aus  welcher  Ehe  Graf  Carl,  geb.   9.  Jan.    1844,  lebt. 

Die  vier  lebenden  Oheime  des  Grafen  Maximilian,  Brüder  des  Grafen 
Heinrich,  sind:  1)  Graf  Friedrich  Philipp  Boguslav,  geb.  4.  Aug.  1779, 
k.  preuss.  Oberst-Lieutenant  a.  D.,  —  2)  Graf  Carl  Christoph  Adolph 
Georg,  geb.  3.  Nov.  .1780,  Erbherr  der  Güter  Ducherow,  Busow  und 
Mollwilz,  verm.  in  erster  Ehe,  3.  Nov.  1804,  mit  Auguste  Dorothea 
Charlotte  v.  Schütz,  geb.  21.  Jan.  1786,  gest.  8.  Juli  1819,  und  in 
zweiler,  3.  März  1826,  mit  Elisabeth  Rosamunda  Barbara  Friederike 
v.  Maltzan,  geb.  .16.  April  1797;  aus  erster  Ehe  stammen  vier  Söhne, 
aus  zweiter  ein  Sohn,  und  zwar  die  Grafen :  a)  Gustav  Philipp  Wilhelm 
Carl,  geb.  27.  Aug.  1808,  Besitzer  von  Gross-Bünsow  und  Schmuggerow, 
verm.  zuerst   mit   Philippine  v.  Hackewitz,    geb.   10.  April   1819,    gest. 

7.  Dec.  1846,  und  später  mit  lda  v.  Oertzen ;  aus  erster  Ehe  lebt 
Graf  Carl,  geb.  25.  Juli  1840,  aus  zweiter  zwei  Söhne,  von  welchen 
der   eine   im    März    1850,    der    andere    12.   Nov.    1851    geboren    ist; 

b)  Alrrecht   Julius    Carl,    geb.  27.  Aug.   1813,  k.  preuss.  Lieutenant; 

c)  Rudolph  Theodor  Adolph  Carl  Colmar,  geb.  7.  Sept.  1815,  k.  preuss. 
Lieutenant;  d)  Hellmuth  Friedrich  Otto  Detlev,  geb.  10.  Jan.  1817, 
verm.  in  erster  Ehe  mit  Leontine  v.  Hackewitz,  und  in  zweiter  mit 
N.  N.  v.  Bornstedt;  und  e)  Bernhard  Ludwig  Carl  Wilhelm,  geb. 
21.  Juli   1831.  —  3)  Graf  Curt  Ernst  Heinrich  Ludwig  Boguslav,  geb. 

8.  Febr.  1784,  k.  preuss.  Lieutenant  a.  D.,  und  4)  Graf  Wilhelm 
Casimir  Ludwig  Carl  Boguslav,  geb.  21.  Febr.  1791,  früher  auf  Beberow, 
verm.  in  erster  Ehe,  2.  Aug.  1815,  mit  Adolphine  Friederike  Sophie 
Wilhelmine   v.    Schwerin,    geb.    11.    Jan.    1799,    gest.    15.    Mai   1816, 


442  GRAFKN  V.  SCHWERIN. 

und  in  zweiter,  23.  Mai  1823,  mit  Adelheid  Emma  Erdmuthe  v.  Selchow, 
geb.  19.  Oct.  1802.  Aus  erster  Ehe  stammt  Graf  Franz  Henisig,  geb. 
24.  April  1816,  k.  preuss.  Lieutenant,  und  aus  zweiter  leben  die 
Grafen:  Richard  Erdmann  Boguslav,  geb.  11.  Nov.  1827,  und  Leo, 
geb.  11.  Mai  1840.  —  Vom  Grafen  Wilhelm  Friedrich  Carl  —  älteren 
Bruder  des  Grafen  Detlev  Heinrich  Boguslav  (s.  oben)  —  lebt  aus  der 
Ehe  mit  Wilhelmine  Johanna  v.  Rehbinder:  Graf  Friedrich  Wilhelm 
Adolph  Joachim  Dettlof  Albrecht,  geb.  20.  Juni  1791,  k.  preuss.  Land- 
rath  a.  D.,  verm.  14.  Febr.  1812  mit  Ida  Eleonore  Elisabeth  v.  Baczko, 
geb.  9.  März  1796,  aus  welcher  Ehe  Graf  Gurt  Friedrich  Theodor,  geb. 
18.  Jan.    1817,  k.  preuss.  Lieutenant,  stammt. 

Linie  zu  Willmersdorf  in  der  Mark  Brandenburg.  Graf 
FRIEDRICH  Wilhelm  Christoph  —  Sohn  des  Grafen  Friedrich  August 
Carl  Leopold  —  geb.  19.  März  1789,  k.  preuss.  Geh.  Justiz-  und 
Kammer-Gerichts-Ralh ,  Erbherr  auf  Willmersdorf.  —  Der  Bruder  des- 
selben ist  Graf  Ludwig  August  Leopold,  geb.  16.  Sept.  1794,  Erbherr 
auf  Bohrau,  verm.  1820  mit  Sophie  Eugenie  Corona  Gräfin  v.  Reichen- 
bach-Zessel,  geb.  13.  Mai  1797,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  stammen, 
die  Grafen:  Friedrich  Curt  Fabian  Emil,  geb.  30.  Mai  1826,  Boguslav 
Heinrich  Leopold,  geb.  15.  Sept.  1827,  und  Hennig  Hans,  geb.  im 
Januar   1833. 


GRAFEN  V.  SCHWIGHMHL  4  13 

Grafen  v.  Schwicheldt. 

£utl)frifd).  j^annoorr  uni>  Öraunfdjwctg. 

Besitz:  Peine  und  Kleinen-Ilsede ;  die  Güter  Scliwicheldi,  Sieverab  aasen,  Kirch-  und  Süd- 
Weyhe,  Falkenburg,  Estorf.  Brockwinkel  und  Heppenstedt ;  Flachstöckhcim  und 
Ostlutter,  Poggenbagen  und  Küblingen. 


"Wappen:  im  silbernen  Schilde  drei  (2  und  1)  rechlssehende  rotbe  Löwen- 
köpfe mit  ausgeschlagenen  Zungen  und  mit  den  Hälsen.  Ueber  der  Grafenkrone 
erbebt  sieb  ein  Helm,  welcher  einen  Löwenkopf,  wie  die  im  Schilde  stehenden, 
führt.  Derselbe  ist  mit  neun  schwarzen  Hahnenfedern,  welche  sich  übereinander  links 
krümmen,  und  von  denen  die  zur  Linken  die  kleinsten,  die  zur  Rechten  die  gröss- 
ten  sind,  besteckt.  Jede  Feder  ist  an  der  Spitze  mit  einem  goldenen  Sterne  be- 
setzt. Die  Helmdecken  sind  silbern  und  roth.  Den  Schild  halten  zwei  vorwärts- 
sehende  rotbe  Löwen,  welche  auf  einem  Bande  mit  der  Devise:  Et  Amur  Et  Gloria 
Honorquc  stehen.  —  Das  Wappenbuch  des  Königreichs  Hannover  zeigt  in  der  Ab- 
bildung auf  dem  Löwenkopfe  des  Helmes  acht  Hahnenfedern  und  giebt  sieben  in 
der  Beschreibung  an  :    beides  stimmt  nicht  mit  älteren  genauen  Angaben. 

Sehr  altes  niedersächsisches,  im  Königreich  Hannover  und  im  Her- 
zogtum Braunschweig  ansehnlich  begütertes  Adelsgeschlecht,  welches 
später  die  Reichsgrafenwürde  erlangt  hat.  Die  Familie  kommt  schon  im 
12.  Jahrhundert  vor.  Dietrich  lebte  um  das  Jahr  1139,  wie  Behrens 
in  der  Stammtafel,  welche  den  Zusätzen  zu  der  Geschichte  des  Hauses 
von  Steinberg  beigegeben  ist,  anführt,  und  Freiherr  v.  d.  Knesebeck 
beruft  sich  auf  Urkunden  von  1169  und  1181.  Im  Jahre  1390  kam 
in  die  Familie  das  Erb-Marschall-Amt  im  Hochstifte,  jetzt  Fürstenthum 
Hildesheim,  und  in  der  ersten  Hälfte  des  15.  Jahrhunderts  waren  zur 
Zeit  des  Kaisers  Sigmund,  nach  Spangenberg,  Brand  und  Heinrich  als 
Kriegshelden  berühmt.  Dieselben  halten  mit  dem  Erzbischof  Günther  zu 
Magdeburg  eine  lange  Fehde  gehabt  und  wurden  zweimal  im  Schlosse 
Harzburg  belagert.  —  Ausser  Behrens  hat  sich  neuerlich  namentlich 
Vogell  durch  eine  sehr  sorgfällige  Monographie  (Celle,  1823  und  Han- 
nover 1824)  um  die  Geschichte  der  Familie  grosse  Verdienste  erwor- 
ben,  und  letztere  Schrift  giebt  über  Näheres  genaue  Auskunft. 

Jobst  Ernst,  kurpfälzischer  General-Major,  und  der  Bruder  desselben, 
Heinrich  Ernst,  k.  grossbrit.  und  kurbraunschw.  Kammerherr,  erhielten  für 
sich  und  ihre  Nachkommen  mit  der  unvermählten  Schwester,  Berlha  Auguste, 


444  GRAFEN  V.  SCHWICHELDT. 

vom  Kurfürsten  Carl  Theodor  von  der  Pfalz  im  Reichsvicariate  25.  Sept. 
1790  die  Reichsgrafenwürde,  welche  in  Hannover  20.  Dec.  1790  puhlicirt 
wurde,  und  dem  Landdrosten  Jobst  Carl  wurde  18.  April  1823,  auf 
Grund  eines  Fideicommiss- Besitzes  und  des  damit  gestifteten  Majorats, 
eine  erbliche  Virilstimme  in  der  ersten  Kammer  der  Sländeversammlung 
des  Königreichs  Hannover  verliehen.  —  Von  dem  der  Familie  zustehen- 
den bedeutenden  Grundbesitz  bildet  ein  Theil  der  Güter  das  erwähnte 
Majorat  mit  der  angegebenen  erblichen  Berechtigung  zu  Sitz  und  Stimme 
in  der  ersten  Sländekammer,  die  zum  Majorate  nicht  gehörenden  Güter 
sind  meist  allodial  und  unter  den  jetzigen  Majoratsherrn  und  den  Bru- 
der desselben  getheilt,  und  ergeben  den  Besitz  zweier  Linien. 
Von  den  jetzigen   Gliedern  der  Familie  sind  hier  anzuführen : 

Jobst  ERNST  Otto  Boguslav  Graf  v.  Schwicheldt,  geb.  5.  Dec. 
1806,  Erb-Marschall  im  Fürstenthum  Hildesheim  und  Majoratsherr,  Erb- 
herr auf  Peine  und  Kleinen-Ilsede  und  Besitzer  der  Güter  Schwicheldt,« 
Sievershausen,  Kirch-  und  Süd-Weyhe,  Falkenburg,  Estorf,  Brockwinkel 
und  Reppenstedt,  k.  hannov.  Kammerherr,  verm.  11.  Oct.  1832  mit 
Luise  Freiin  v.  Münchhausen  a.  d.  Hause  Apelern,  aus  welcher  Ehe, 
neben  einer  Tochter,  Doraline,  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen :  Jobst 
Carl  Georg,  geb.  18.  Juni  1836,  und  Ernst  Alexander,  geb.  7.  März 
1839. 

Der  Bruder  des  Grafen  Jobst  Ernst  Otto  Boguslav  ist:  Georg  Wil- 
helm Ludwig  Carl  Graf  v.  Schwicheldt,  geb.  9.  Jan.  1808,  Erbherr 
auf  Flachstöckheim  und  Ostlutter,  und  Besitzer  der  Güter  Poggenhagen 
und  Küblingen,  verm.  22.  Juni  1837  mit  Charlotte  Josephine  Ludovica 
Hermine  Constantine  v.  Müller  auf  WrestorfF,  geb.  15.  Jan.  1817,  aus 
welcher  Ehe,  neben  einer  Schwester,  Elsbeth,  Graf  Curt  Jobst  Boguslav 
Clamor  Gustav,  geb.  13.  Mai  1839,  entsprossen  ist.  -  Von  den  Schwe- 
stern der  beiden  Grafen  ist  Gräfin  ßertha  mit  Herrn  v.  Klenck  auf  Wel- 
lingsbüttel,  Gräfin  Amalie  mit  dem  Herrn  v.  Müller  auf  Herzaford,  und 
Gräfin  Julie  mit  Herrn  Sergel,   k.  hannov.   Officier  a.  D.,   vermählt. 


GRAFEN  V.  SFXKENDORFF. 


445 


(Soancjcltfd). 


Grafen  v.  Seckendorff. 

ÖQßcm,  tWürttcmbfrg,  0ad)fnt  ^3ltntburg. 


Besitz  der  Linie  Aberdar-Obermenn:  in  linyern  Antlieilc  derlliuerpüier  Obernzenn  und  Uer- 
pertsliof'cii ;  in  Württemberg  Antheile  der  Rittergüter  Erkenbreobtshauseu.  heu'f- 
steiten  und  Borleswftg«ii.  Besitz  der  Linie  Guiend:  in  Bayern  Antbeiie  der  Ritter- 
güter Obernsena  uml  Uerpertshofen ;  in  Sachsen  -Altenburg  das  Fideicommis-Gut 
Meusehpjti  und  die  Güter  Starkenberg,  Schnaudcrhainclicn,  Wuüz  und  Mumsdorf. 


Wappen:  im  silbernen  Felde  zwei  in  Gestalt  eines  doppelten  lateinischen 
S  oder  der  Zahl  8  zusainmengeschlungenc  rothe  Linden -Zweige  mit  acht  rothen 
Blättern.  Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  auf  welchem 
ein  rother,  mit  Hermelin  aufgeschlagener  Fürstenhut  ruht,  welcher  mit  sechs  sich 
kreuzenden  schwarzen  Hahnenfedern  besteckt  ist,  von  denen  drei  sich  rechts,  drei 
links  wenden.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  silbern.  —  Der  Fürstenhut  kommt 
auch  mit  sieben  schwarzen  Hahnenfedern  besteckt  vor,  von  denen  vier  meist  sich 
links,  bisweilen  aber  auch  rechts  kehren.  —  Als  Schildhalter  des  Wappens  der 
abfiilarschen  Grafen  wird  von  Einigen  ein  Baum  mit  einem  emporsteigenden  und 
herabsinkenden  Aste  angegeben.  —  Das  Wappen  nach  dem  reichsgräflichen  Diplom 
vom  2.  April  1719  zeigte  einen  rothen,  mit  goldener  Schnur  eingefassten  Schild, 
in  dessen  oberer  Hälfte  sich  ein  silbernes,  mit  der  Spitze  in  die  Höhe  gestelltes 
Dreieck  mit  dem  Wappenbilde  des  Stammwappens  befand.  Aus  jeder  Oberecke 
des  Schildes  brach  eine  Hand  hervor ,  welche  einen  silbernen  Dolch  mit  einem 
goldenen  Gefässe  hielt;  im  unteren  Theile  des  Schildes  lag  ein  silberner  Kürass. 
Auf  der  Grafenkrone  erhob  sich  der  Helm  des  Stammwappens. 

Eins  der  ältesten,  berühmtesten  und  in  Deutschland  weil  verzweig- 
ten fränkischen  Geschlechter,  welches  den  Namen  von  dem  Weiler 
Seckendorf,  zwischen  Kadolzburg  und  Langenzenn  in  Franken  führt. 
Dem  grossen  Besilzthum  nach  gehörte  dasselbe  früher  den  fränkischen 
Riüereantonen  Steigerwald,  Rhön,  Werra,  Allmühl,  Gebirg  und  Oden- 
wald, jetzt  aber  Bayern,  Württemberg  und  Sachsen  an.  Als  gemein- 
schaftlicher Stammvater  der  jetzt  blühenden  drei  Linien  wird  Ludwig, 
welcher  in  einer  bambergschen  Sliflsurknnde  von  1262  als  Zeuge  vor- 
kommt, angenommen,  doch  findet  sich  der  Name  der  Familie  schon 
früher,  und  ausser  den  jetzigen  Linien  hat  es  sonst,  namentlich  im  14. 
Jahrhundert,  mehrere  gegeben.  Ludwigs  jüngster  Sohn  Aberdar  (I.) 
hatte  mehrere  Söhne ,  von  welchen  drei  durch  ihre  Nachkommen  die 
drei  noch  blühenden  Hauptlinien  der  Familie  gestiftet  haben:    es    grün- 


440  GRAFEN  V.  SECKENDORFF. 

dete  nämlich  Aberdar  (II.)  die  älteste  oder  Aberdarsche,  Gaudentius 
die  mittlere  oder  gute nds ehe,  und  Friedrich  die  jüngere  oder 
rhienhofersche  Hauptlinie.  Die  Aberdarsche  Hauptlinie,  deren  zwei- 
ter gemeinschaftlicher  Stammvater  der  Freiherr  Christoph  Sigmund  war, 
zerfällt  jetzt  in  die  Häuser  zu  Erkenbrechtshausen  mit  den  Neben- 
linien Groningen,  Klippeishagen  und  Burleswagen,  zu  Ober n- 
zenn  und  zu  Sugenheim,  letzteres  mit  den  Nebenlinien  Wohn  fürt  h 
und  Sugenheim;  die  gutendsche  Hauptlinie  theilte  sich  durch  drei 
Söhne  des  späteren  gemeinschaftlichen  Stammvaters,  Ernst  Ludwigs  — 
Neffe  des  durch  seine  Geschichte  des  Lutherthums  berühmten  kurbran- 
denburgischen  Geh.  Raths  Veit  Ludwig  und  Bruder  des  k.  k.  Feld- 
Marschalls  Friedrich  Heinrich  —  in  die  Häuser  Meuselwilz,  Obern- 
zenn  und  Kölzen.  Der  Besitz  dieser  beiden  Hauptlinien  ist  sehr  be- 
deutend. Von  der  Hauptlinie  Rhienhofen  kommen  einzelne  Häuser  nicht 
vor.  Aus  letzterer  stammte  Caspar,  von  1590 — 1595  Fürst- Bischof 
von  Eichstädt. 

Der  Raum  erlaubt  leider  nur  das  Wichtigste  in  Bezug  auf  die  gräf- 
lichen Linien  hier  anzugeben.  Der  Freiherrenstand  kam  zuerst  in  die 
Aberdarsche  Hauptlinie  durch  Kaiser  Joseph  I.,  5.  Sept.  1706,  in  der 
Person  Christoph  Sigmunds  (s.  oben),  Rilterhauptmanns  des  Canton  Stei- 
gerwald ;  der  gutendschen  Hauptlinie  wurde  derselbe  später  in  der  Per- 
son des  k.  österr.  Hauptmanns  und  Ritter -Raths  Friedrich  Christoph 
bestätigt,  und  zwar  mit  dem  Bemerken,  dass  das  Reichsgrafen -Diplom 
den  Freiherrenstand  der  ganzen  Familie  anerkannt  habe,  und  eine  gleiche 
Bestätigung  und  Erneuerung  erhielt  vom  Könige  Maximilian  I.  Joseph 
von  Bayern  16.  Nov.  1808  der  k.  württemb.  Geh.  Ralh  etc.  Carl 
August  Gottfried  für  das  ganze  Haus  Aberdar-Obernzenn.  —  Der  Grafen- 
stand ist  durch  drei  Erhebungen  in  die  Familie  gelangt.  Zuerst  wurde 
vom  Kaiser  Carl  VI.  2.  April  1719  (dieses  Reichsgrafen -Diplom  wird 
von  Einigen  vom  2.  April  1710,  von  Anderen  vom  2.  April  1711  da- 
tirt;  man  vergisst  dabei,  dass  Kaiser  Joseph  I.  7.  Aug.  1711  starb, 
und  Carl  VI.  22.  Dec.  1711  gekrönt  wurde)  der  in  der  Geschichte  sehr 
bekannte  kaiserliche  General-Feld-Marschall  Friedrich  Heinrich,  aus  der 
gutendschen  Haupllinie,  geb.  5.  Juli  1673,  gestorben  ohne  Nachkommen 
23.  Nov.  1763,  in  den  Reichsgrafensland  erhoben;  König  Friedrich  I. 
von  Württemberg  verlieh  6.  Nov.  1810  dem  Staats-Minister  Freiherrn 
Johann  Carl  Christoph  aus  der  Aberdarschen  Haupllinie  die  Grafenwürde, 
und  dieselbe  Würde  erlheilte  König  Friedrich  Wilhelm  III.  von  Preussen 
18.  Jan.  1817  dem  Freiherrn  Adolph  Franz  Carl,  aus  dem  Hause  Köl- 
zen der  gutendschen  Haupllinie ,  k.  sächs.  Geh.  Rath  und  Director  der 
Stände  des  Stifts  Merseburg. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  beiden  gräflichen  Linien  gehören 
hierher : 

Linie  Aberdar-Obernzenn  Carl  FRIEDRICH  August  Graf  v. 
Seckendorff  —  Sohn  des  Grafen  Johann  Carl  Christoph,  geb.  5.  April 
1747,  gest.  20.  Jan.  1814,  k.  württemb.  Staats -Ministers,  aus  erster 
Ehe  mit  Auguste  Luise  Freiin  v.  Biedenfeld,  geb.  21.  Dec.  1760,  verm. 


GRAFEN  V.  SECKENDORFF.  447 

7.  Sept.  1777,  gest.  25.  Jan.  1806  —  geb.  9.  Dec.  1786,  k.  wiirltenib. 
Kammerherr,  Ceremonien- Meister  und  Regierungs  -Ratli ,  Mitglied  der 
Centralleilung  des  VYohlthätigkeits-Vereins  zu  Stuttgart.  —  Der  lebende 
Bruder  desselben  ist  Graf  August  Gottlieb,  geb.  5.  Sept.  1790,  k. 
wiirltenib.  Major  a.  D.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem  Grafen 
Carl  Ferdinand  Ludwig,  geb.  2.  Oct.  1783,  gest.  2.  März  1823,  k. 
wiirttemb.  Oberst,  leben  aus  der  Ehe  mit  Caroline  Freiin  v.  Troyff, 
geb.  19.  Sept.  1790,  gest.  19.  Mai  1842,  zwei  Söhne:  Graf  Friedrich 
Carl  Ludwig  Ernst  Franz,  geb.  18.  März  1813,  k.  k.  Ober-Lieuleiiant 
in  d.  A.,  verm.  mit  Johanna  Fallier,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  stam- 
men, die  Grafen  Maximilian  Friedrich,  geb.  18.  Febr.  1846,  und  Carl 
Ludwig,  geb.  18.  März  1847  —  und  Graf  Theodor  Ferdinand  Gustav 
Alexander  Robert,   geb.   4.  Nov.    1815. 

Linie  Gutend.  CARL  August  Georg  Graf  v.  Seckendorff  — 
Sohn  des  Grafen  Adolph  Franz  Carl,  geb.  30.  Ocl.  1742,  gest.  9.  Nov. 
1818,  k.  säcbs.  Geh.  Raths  und  Directors  der  Stände  des  Stifts  Merse- 
burg aus  der  Ehe  mit  Amalia  Sophie  Elisabeth  Gräfin  v.  Hardenberg, 
geb.  2.  April  1767,  gest.  24.  Sept.  1848  —  geb.  5.  Jan.  1800,  k. 
preuss.  Ober-Bergrath ,  verm.  18.  April  1834  mit  Friederike  Eleonore 
v.  Beurraann,  geb.  29.  Nov.  1802,  aus  welcher  Ehe  Graf  Carl  Friedrich 
Adolph,  geb.  30.  Aug.  1837,  stammt.  —  Die  zwei  lebenden  Brüder 
des  Grafen  Carl  August  Georg  sind:  Graf  Theodor  Franz  Christian,  geb. 
31.  Oct.  1801,  k.  preuss.  Kammerherr,  ausserord.  Gesandter  und  be- 
vollmächtigter Minister  früher  am  k.  belgischen,  jetzt  am  k.  wiirttemb. 
Hofe,  verm.  21.  April  1839  mit  Helene  Auguste  Sophie  Gräfin  v.  Fer- 
nemonl,  geb.  3.  März  1812,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  leben,  die 
Grafen:  Kurt  Bernhard,  geb.  26.  Juni  1840,  Götz  Burkhard,  geb. 
22.  Febr.  1842,  und  Wolf  Reinhard,  geb.  29.  Juli  1848  —  und  Graf 
Franz  August,  geb.  6.  Dec.  1805,  k.  preuss.  Geh.  Revisions-Rath,  verm. 
3.  Jan.  1838  mit  Clementine  Luise  v.  Zerssen,  geb.  29.  Mai  1813.  — 
Von  dem  1827  verstorbenen  Bruder,  dem  Grafen  Carl  Adolph  Fried- 
rich, lebt  die  Wittwe ,  Julie  v.  Adelebsen,  und  eine  Tochter,  Gräfin 
Adelheid. 


448 


GRAFEN  V.  SEDLN1TZKY. 


■Öatljolifd). 


Grafen  v.  Sedlnitzky. 


flreußen. 


Besitz:  die  Herrschaften  Geppersdo'rf  und  Nassidcl  und  das  Rittergut  Sägewitz  in  Schlesien 
Wiese  in  Mähren  etc. 


Wappen  :  im  rothen  Schilde  ein  silberner  abgerissener  Obermund  mit  unlen 
von  beiden  Seiten  herabhängendem  grossen  Knebclbarte.  In  der  Mitte  des  Mundes 
steckt  eine  über  sich  gekehrte  Pfeilspitze  (Familie  Odrowons) ;  nach  neueren  An- 
gaben in  Roth  ein  silbernes  Wurfeisen  mit  unten  anhängendem  Knebelbarte.  Auf 
der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  welcher  einen  Pfauenwedel  von 
acht  Federn  in  drei  Reihen  (3,2,3)  trägt.  Durch  die  mittlere  Reihe  ist  das  Wap- 
penbild des  Schildes  quer  so  gesteckt,  dass  die  Pfeilspitze  nach  rechts  gewendet 
ist.     Die  Helmdeckcn  sind  silbern  und  roth. 

Die  Grafen  und  die  jetzt  in  einer  älteren  und  jüngeren  Linie  blü- 
henden Freiherren  Sedlnitzky-Odrowons  v.  Chollitz  stammen  nach  Palacky, 
mit  mehreren  alten  berühmten  Häusern,  von  dem  bei  Prerau  in  Mähren 
schon  zur  Zeit  des  grossmährischen  Reiches  unter  Ratislaw  um  das  Jahr 
847  bestandenen  Geschleehle  der  Odrowons.  Saul  Odrowons  führte 
966,  nach  Okolski,  dem  Herzoge  Miczislaw  in  Polen  die  böhmische 
Prinzessin  Dambrowka  als  Braut  zu.  In  Böhmen  sind,  nach  Palacky, 
die  ältesten  aus  diesem  Geschlechte  Beness  der  Aeltere,  welcher  1158 
— 1162  bei  der  Zerstörung  von  Mailand  vorkommt,  und  Beness  v.  Be- 
nessow  um  1222.  Die  einzigen  noch  lebenden  Nachkommen  des  Hau- 
ses Benessow  sind  die  Odrowons  v.  Choltic,  deren  Stammsitz  vor  Alters 
einige  Zeit  Choltic  im  chrudimer  Kreise  war.  Um  1437  erscheinen 
Glieder  dieses  Hauses  zahlreich  und  gleichzeitig  in  Mähren,  besonders 
die  Brüder  Georg  und  Nicolaus,  letzlerer  verm.  mit  Barbara  de  Kokorz. 
Dieselben  besassen  mehrere  mährische  Güter  und  wurden  1472  von  dem 
Bischöfe  zu  Olmütz,  Prolhasius  aus  dem  Hause  Roskowitz,  mit  dem  mäh- 
rischen Lehn  Sedlnic  belehnt,  welches  bis  1612  bei  der  Familie  blieb. 
Von  dieser  Besitzung  nahmen  beide  Brüder  v.  Choltic  den  Namen  Sedlnice, 
jetzt  Sedlnitzky,  an,  während  die  übrigen  Linien  v.  Choltic  1525  er- 
loschen. Wenzel  Georg  Freiherr  v.  Sedlnitzky,  verm.  mit  Catharine 
Kladorubska  zu  Ssmarzow,  erwarb  um  1480  Polnisch  Ostrau,  und  mit 
ihm  erscheint,  wie  Einige  annehmen,  die  Familie  in  Schlesien.  Nach 
Anderen  waren  die  Brüder  Albrecht,  Thimo  und  Hans  Sedlnitzky,  Panner- 


<;hai  »  >  \.  M  l>l  MTZKY.  4  l1» 

Herren  v.  Chollitz  (Chollic)  nach  einander  schon  in  der  ersten  Hälfte 
des  15.  Jahrhunderts  Landes-Hauptleule  der  Fürstenlhümer  Sehweidnitz 
und  Janer,  und  die  jetzigen  Grafen  v.  Sedlnitzky  können  ilire  Abstam- 
mung von  Hans  in  ununterbrochener  Reihenfolge  nachweisen.  Ein  Ur- 
enkel des  Letzteren,  Carl  Jiliis  Sedlnitzky,  Freiherr  v.  Choltilz,  Herr 
auf  Geppersdnrf,  Tropplowilx,  Burg-Wiese,  Raden,  Klemhstcin  und  Nn§- 
sidel  im  Troppauschen,  k.  k.  Geh.  Ralh ,  Kämmerer  und  Administrator 
der  Fürstenlhümer  Liegnitz,  Brieg  und  Wohlau,  wurde  vom  Kaiser  Leo- 
pold I.    25.   Juli    1695  in  den   Reichsgrafenstand  erhoben. 

Die  jetzigen  Grafen  Sedlnitzky  v.  Chollitz  stammen  von  dem  Grafen 
Joseph  —  Enkel  des  Grafen  Carl  Julius,  gest.  1731,  und  Sohn  des 
Grafen  Anton,  gest.  1775  —  geb.  21.  März  1751,  gest.  26.  April 
1839,  k.  preuss.  Kammerherrn,  venu.  24.  Oct.  1775  mit  Josephe 
Gräfin  v.  Haagwitz,  gest.  24.  Sept.  1S09,  und  es  sind  dieselben  nach- 
stehende: 

JOSEPH  Graf  Sedlnitzky  v.  Choltitz,  geb.  S.  Jan.  177  3,  k.  k.  Käm- 
merer und  w.  Geh.  Rath,  renn.  20.  Juli  IS07  mit  Maria  Anna  Gräfin 
v.  Haugwitz,  geb.  21.  März  17S7.  -  Die  drei  lebenden  Brüder  des 
Grafen  Joseph  sind:  Graf  Joha»  Carl,  geb.  14.  Mai  1781,  k.  preuss. 
Geh.  Regierungs-Rath ,  Herr  auf  Wiese  bei  Neustadt  in  Schlesien,  — 
Graf  Leopold,  geb.  29.  Juli  17S7,  Doctor  Theologiae,  k.  preuss.  w. 
Geh.  Ralh,  resignirte  1S40  als  Fürstbischof  ron  Breslau,  Herr  auf  Säge- 
witz —  und  Graf  Carl  Julius,  geb.  1.  Juli  1792,  k.  k.  Kämmerer  und 
Major  in  der  Armee.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem  Grafen 
Anton,  geb.  4.  Dec.  17  76,  gest.  9.  März  1S50,  k.  k.  Kämmerer,  Geh. 
Ralh  und  Appellalions-Gerichts-Präsidenten,  Herrn  der  Herrschaften  Gep- 
persdorf  und  Nassidel,  lebt  aus  der  Ehe  mit  Maria  Anna  Grälin  v. 
Wilczeck,  gest.  12.  März  1S5U,  nur  eine  Tochter,  Gräfin  Maria  Leo- 
poldine, geb.  13.  Nov.  IS  12,  venu.  15.  Mai  IS 34  mit  Anton  Freiherrn 
v.  Widmann,  Herrn  auf  Wiese  in   Mähren,   k.  k.   Kämmerer. 


29 


450  GRAFEN  V.  SEEAU. 

Grafen  v.  Seeau. 

jßathcrltfd).  ©efterrcirlj. 

In  Ocsterreich  ob  der  Ens  reich  begütert. 


Wappen:  Schild  zweimal  der  Länge  nach  und  zweimal  quer  getheilt, 
9feldrig.  1  und  9  in  Schwarz  ein  auf  grünem  Rasen  rechtsschreitendes  Kameel 
von  natürlicher  Farbe  und  roth  aufgezäumt,  und  3  und  7  in  Silber  in  der  Mitte 
einer  grünen  Aue  ein  länglichter  Wassersee.  (Diese  vier  Felder  enthalten  das  alte 
Seeausche  Stammwappen.)  2  in  Silber  eine  grün  eingefasste  silberne  Lilie  (nach 
dem  Grafen-Diplome  die  Würtingerische  Baronalslilie) ;  4  in  Roth  drei  silberne 
Querbalken;  5  in  Gold  der  schwarze  kaiserliche  Doppeladler  mit  über  demselben 
schwebender  kaiserlichen  Krone,  dem  Buchstaben  L  auf  der  Brust  und  mit  Scepter 
und  Beichsapfel  in  den  Klauen  ;  6  in  Both  zwei  nebeneinander  stehende  Salzkufen. 
Die  rechte  ist  mit  dem  erzherz.  österreichischen  Hut  bedeckt  und  mit  einer  rothen 
Binde,  auf  welcher  der  silberne  Buchstabe  A,  umwunden.  Die  linke  wird  von 
einer  königlichen  Krone  bedeckt  und  ist  mit  einer  schwarzen,  mit  dem  silbernen 
Buchstaben  E  belegten  Binde  umwunden.  (Die  Seeau  waren  österreichische  Ober- 
Salzamtleute  und  die  Buchstaben  A  und  E  bezeichnen  zweifelsohne  die  Bergwerks- 
orte.) 8  in  Silber  ein  rechtssprengender,  ganz  geharnischter,  zum  Turnier  geschick- 
ter Ritter  auf  braunem  Pferde,  mit  umhängendem  rothen  Feldzeichen.  Auf  dem 
Helme  stecken  drei  rothe  Federbüsche,  und  die  rechte  Hand  hält  eine  rothe  Lanze 
mit  goldener  Standarte.  —  Ueber  dem  Schilde  erheben  sich  fünf  gekrönte  Helme, 
von  welchen  den  rechten  und  den  linken  die  Schildhalter  tragen  und  die  Köpfe 
in  dieselben  stecken.  Auf  dem  Schilde  stehen  der  zweite ,  mittlere  und  vierte 
Helm.  Der  zweite  Helm  trägt  zwei  von  Gold  und  Schwarz  mit  gewechselten  Tinctu- 
turen  quergetheilte  Büffelshörner,  in  deren  Oeffnungen  drei  Pfauenfedern  stecken. 
Zwischen  diesen  Hörnern  wiederholt  sich  der  geharnischte  Bitter  des  achten  Feldes. 
Aul  dem  mittleren  Helme  steht  die  Lilie  des  zweiten  Feldes,  und  auf  dem  vierten 
ein  die  Sachsen  einwärtskehrender,  geschlossener,  mit  einem  breiten  silbernen 
Querbalken  belegter  rother  Adlersllug.  Die  Decken  des  zweiten  und  vierten  Helmes 
sind  rechts  schwarz  und  golden,  links  roth  und  silbern,  die  des  mittleren  rechts  roth 
und  silbern,  links  schwarz  und  golden.    —    Die  oben ,    der  äusseren  Helme  wegen 


GHAFEN  V.  SKIAT.  451 

schon  erwähnten  Schildhalter  sind  zwei  auf  grünen  Salzbergen  stehende,  vorwärts- 
gekebrte,  g;m/.  wci-s  gekleidete  Bergleute  mii  schwarzen  Schuhen.  Der  rechts 
Siebende  bat  im  schwarzen  Gürtel  ein  schwarzes,  der  links  Stehende  im  rothen 
Gürtel  ein  rothes  Bergeisen  stecken.  Ersterer  trägt  auf  der  rechten  Schulter  auf 
einein  schwarzen  hissen  die  linke  Salzkufe  des  sechsten  Feldes  mit  der  königlichen 
Krone,  dem  fliegenden  schwarzen  Bande  und  dem  Buchstahen  E,  Letzeier  alterauf 
einem  ruthen  hissen  die  rechte  Salzkufe  mit  dem  erzherz.  Hute,  dem  fliegenden 
rothen  Bande  und  dem  Buchstaben  A  auf  der  linken  Schulter.  Auf  dem  gekrönten 
Helme,  welchen  jeder  Schildhalter  mit  geschlossenem  Visir  auf  dem  hopfe  hat, 
steckt  ein  doppelter  grüner  Federbusch,  vor  welchem  die  zwei  Salzkufen  des 
sechsten  Feldes  stehen. 

Die  Grafen  v.  Seeau  stammen  aus  einer  alten,  aus  dem  Salzkammer- 
gute  in  Ober-Oesterreieh  entsprossenen  Familie,  deren  Nachkommenschaft 
sich  in  fast  ununterbrochener  Reihenfolge  grosse  Verdienste  um  Hütten- 
wesen und  Wasserbaukunst  erworben  hat.  Berchtholden  dem  Seeauer 
verlieh  1311  die  römische  Königin  Elisabeth  ein  Pfannhaus  bei  dem 
neuen  Sudwerke  am  Hallstädter  See.  Achatius  Seeauer  v.  Seeau,  mit 
welchem  Bucelini  die  Stammreihe  beginnt,  lebte  noch  um  1500.  Der 
Enkel  desselben,  Thomas  Seeauer  v.  Seeau,  war  70  Jahre,  unter  den 
Kaisern  Ferdinand  I.,  Maximilian  II.  und  Rudolph  II.,  Oberster  Wald- 
meister im  Salzkammergute,  und  machte  den  Traunfall  durch  Werke 
schiffbar,  welche  noch  jetzt  die  Kundigen  des  Wasserbaus  zur  Bewun- 
derung hinreissen.  Nach  den  Angaben  des  Freiherrn  v.  Hoheneck,  des- 
sen Werk  für  den  oberösterreichischen  Adel  die  beste  Quelle  ist,  starb 
Thomas,  Herr  in  Ebenzweyer,  Hilprechling  und  Thalhan,  1610  im  Alter 
von  110  Jahren.  Von  demselben  stammten  vier  Söhne:  Johann  Acha- 
tius zu  Ebenzweyer,  oberösterr.  Salzamtmann,  gest.  1673;  Johann  Ehren- 
reich, k.  k.  Oberst -Lieutenant  und  Gouverneur  von  Neutra;  Johann 
Maximilian,  welcher  den  freiherrlichen  Titel,  und  mit  seiner  Gemahlin, 
einer  Freiin  v.  Schwarlzenhorn,  die  Herrschaft  Schwartzenhorn  erhielt, 
und  k.  Hof-Kammerralh  wurde,  und  Johann  Philipert,  k.  niederösterr. 
Regimenlsrath.  Als  die  drei  Söhne  des  Letzteren  werden  aufgeführt : 
Nicolaus  Anton,  fürstl.  augsburgischer  Ober- Stallmeister,  welcher  die 
Linie  zu  Eberzweyer  fortpflanzte,  Johann  Joseph  Honorius,  k.  k.  Kam- 
merherr, bestimmte  sich  später  für  den  geistlichen  Stand  und  wurde 
Stadtplane!-  zu  Gcmund,  1719  aber  Abt  zu  Verlus  Kerestzur  in  Ungarn, 
und  Vilus  Constanlin,  k.  Ralh,  Landrath  und  passauscher  Lehnspropst, 
welcher   1697   den  Grafenstand  erhalten  haben  soll. 

Die  jetzigen  Grafen  v.  Seeau  stammen  von  Johann  Ehrenreich,  gest. 
1708,  Herrn  zu  Helfenberg  und  Biberstein,  k.  k.  llof-Kammerrathe.  Der- 
selbe, welcher  in  älteren  Schriften  als  Sohn  des  Elias  v.  Seeau  aus  der 
Linie  Würling,  in  neueren  aber  als  Enkel  des  obenerwähnten  Thomas 
aufgeführt  wird  (doch  hat  Hoheneck  einen  Elias  als  Sohn  des  Thomas 
nicht  angegeben,  auch  spricht  das  Geburtsjahr  des  Thomas  und  das 
Sterbejahr  des  Johann  Ehrenreich  nicht  dafür,  dass  Letzterer  der  Enkel 
des  Erstcren  gewesen)  —  wurde  mit  seinem  Bruder  Johann  Friedrich,  gest. 
1729,  vom  Kaiser  Leopold  I.  5.  Jan.  1682  in  den  Reichsfreiherren-, 
und  12.  Mai  1699  in  den  Reichsgrafensland  erhoben.  Beide  wurden 
die    Stifter     zweier    Häuser:    Johann    Ehrenreich    gründete     das    Haus 

29* 


452  GRAFEN  V.   SEEAU. 

Helfen  borg,  welches  jetzt  in  einer  älteren  und  jüngeren  Linie  blüht, 
und  Johann  Friedrich  das  Haus  Wflrting,  welches  im  Mannsstamme 
1835  mit  dem   Grafen  Anton  erloschen  ist. 

Die  jetzigen  Glieder  des  Hauses  Helfenberg  sind : 

A eitere  Linie.  FRANZ  de  Paula  Reichsgraf  v.  Seeau,  Fredierr 
zu  Helfenberg  —  Sohn  des  Grafen  Franz,  Herrn  auf  Helfenberg  und 
Biberstein,  k.  k.  Kämmerers,  aus  der  Ehe  mit  Aloisia  Freiin  v.  Rumers- 
kirch  österreichischer  Linie,  geb.  22.  Mai  1780  —  geb.  30.  März  1801, 
Herr  und  Landstand  in  Oesterreich  ob  der  Ens,  verm.  1839  mit  Hen- 
riette Freiin  v.  Puteani,  gest.  2.  Dec.  1841.  —  Die  Schwester  dessel- 
ben, Gräfin  Maria,  geb.  14.  Mai  1802,  vermählte  sich  22.  Jan.  1839 
mit  Wolfgang  Alois  Ludwig  Julius  Grafen  v.  Auersperg,  jetzigem  Haupte 
der  Linie  zu  Weinern  und  jüngerem  Bruder  des  Bd.  I.  S.  45  aufgeführ- 
ten Grafen  Ernst  Johann  Nepomuk. 

Jüngere  Linie.  CARL  Reichsgraf  v.  Seeau,  Freiherr  zu  Helfen- 
berg und  Biberstein,  Enkel  des  Grafen  Johann,  k.  k.  Landvoigts  in 
ßregenz,  Bruders  des  Grossvaters  des  Grafen  Franz  de  Paula  —  geb. 
24.  März  1801,  Herr  und  Landstand  in  Oesterreich  ob  der  Ens,  k.  k. 
Major  in  der  Armee,  verm.  1828  mit  Anna  Edlen  v.  Schönthal,  geb. 
18.  Mai  1802,  aus  welcher  Ehe,  neben  zwei  Töchtern,  den  Gräfinnen 
Emma  und  Camilla,  ein  Sohn  stammt:  Graf  Otto,  geb.  20.  Mai  J833. 
—  Der  Bruder  des  Grafen  Carl  ist:  Graf  Joseph,  geb.  5.  April  1806, 
Landstand  in  Oesterreich  ob  der  Ens. 


GRAFKN  V.  SKIIKRR-THOSS. 


453 


Grafen  v.  Selierr  -  Thoss. 

Äatholtfd).  ©efUrrctd)  unö  flrcuftcn. 

Besitz  des   alteren  Asies:    die   Herrschaft   Also -Jablonka  in  Ungarn;   Besitz  des  jüngeren 
Aslcs:    die  Herrschaften  Dobrau,  MclVeisdoiT  und  Wcigelsdorf  in  Schlesien. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  goldener  Einfassung.  1  und  4  in  Roth 
der  preussische  schwarze  Adler,  auf  der  Brust  mit  dem  königl.  Namenszuge  F.  R. 
und  auf  den  Klügeln  mit  den  goldenen  Kleestengeln  belegt,  in  der  rechten  Klaue 
mit  dem  Scepter,  in  der  linken  mit  dem  Reichsapfel;  2  und  3  ebenfalls  in  Roth 
ein  oben  und  unten  abgehauener,  schräglinke  gestellter  Baumstamm  von  natürlicher 
brauner  Farbe  mit  drei  gestammelten  Aesten,  rechts  zwei,  links  einer  (Stammwap- 
pen). Heber  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt 
einen  die  Sachsen  einwärtskehrenden,  mit  dem  Baumstämme  des  2.  und  3.  Feldes 
belegten  schwarzen  Adlersflügel  (Helm  des  Staminwappens) ;  der  mittlere  Helm  den 
Adler  des  1.  und  4.  Feldes,  und  der  linke  ebenfalls  einen  die  Sachsen  einwärts- 
kehrenden, mit  dem  beschriebenen  Baumstamme  belegten  schwarzen  Adlersflügel. 
Die  Helmdecken  sind  roth  und  golden,  und  den  Schild  halten  zwei  ein-  und  vor- 
wärtsselienae  wilde,  mit  Laub  umgürtete  Männer,  welche  mit  der  freien  Hand  eine 
Keule  auf  den  Buden  aufstemmen.  Wie  beschrieben,  giebt  das  Wappenbuch  der 
preuss.  Monarchie  dies  Wappen.  —  In  Bezug  auf  das  Staniniwappen  ist  nicht  zu 
übersehen,  dass  Sinapius,  dessen  Angaben  über  die  Wappen  schlesischer  Familien 
der  Beachtung  sehr  werlh  sind,  im  goldenen  Schilde  einen  rothen  Baumstamm  und 
auf  dem  Helme  einen  goldenen,  mit  dein  Stamme  belegten  Adlersflügel  angiebt. 
Die  Aeste  hat  Sinapius  auch  so  gemalt  gesehen,  dass  links  ein  Ast,  rechts  zwei 
standen. 

Sehr  altes,  angesehenes  schlesisehes  Adelsgeschlecht,  in  welches 
später  durch  mehrere  Erhebungen  der  Freiherrensland  und  dann  in  eine 
Linie  auch  die  Grafenwiirde  gelangt  ist.  Der  Name  wurde  früher  sehr 
verschieden  geschrieben:  man  findet  Seher,  Seir,  Seher,  Thos  genannt, 
Seherr-Thoss  etc.  Thoss  ist  Beiname  und  soll  durch  Zusammenziehung 
des  Vornamens  Thomas  entstanden  sein.  Sinapius  verfolgte  die  Familie 
bis  in  das  14.  Jahrhundert:  ob  Henricus  de  Sar,  welcher  urkundlich 
um  1321  vorkommt,  hierher  gehört,  fragt  sich.  Im  Laufe  der  Zeit 
breitete  sich  in  Schlesien  die  Familie  sehr  aus,  kam  auch  nach  Polen, 
und  wurde  zum  Hause  Ostrzew  gerechnet.  Der  Grundbesitz  nahm  zu, 
und  Geischen,    Weissig,    Nieder- Rädlilz    im    Wohlauschen,    Rielschülz, 


454  G8AFEH  V.  SKHKP.R-TIIOSS. 

Kalirau,  Bielitz,  Mahnau  im  Glogauschen,  Domanze-Hohen-Poserilz, 
Schwenkfeld,  Esdorf,  Erlicht.  Lässig« und  Rothenbach  im  Schweidnilzschen 
standen  der  Familie  zu ;  doch  ist  Waltersdorf  im  Schweidnitzschen  das 
älteste  Stammhaus.  Sinapius  und  später  Fülleborn  (1755)  haben  sich 
viele  Mühe  gegeben,  die  genealogischen  Verhältnisse  der  einzelnen  Linien 
aufzuhellen,   und  sind  als  gute  Quellen  zu  nennen. 

Hans  Christoph,  geb.  1677  zu  Liessen,  trat  jung  in  k.  osterr. 
Dienste  und  stieg  bis  zum  Feldmarschall  empor.  Derselbe  wurde  als 
k.  Oberst  mit  seinem  Vetter,  Carl  Ferdinand,  vom  Kaiser  Carl  VI.  10.  Dec. 
1721  in  den  böhmischen  alten  Freiherrenstand  erhoben,  welcher,  nach 
Sinapius,  schon  in  der  zweiten  Hälfte  des  1 7.  Jahrhunderts  in  der  Fa- 
milie vorgekommen  ist.  Später,  24.  Oct.  1737,  erhielten  auch  die 
Brüder  Heinrich  Leopold,  Christoph  Ernst,  Carl  Conrad  und  Joseph 
Ferdinand  den  böhmischen  alten  Freiherrenstand.  —  Freiherr  Helnrich 
Leopold,  welcher  als  Sohn  des  Freiherrn  (?)  v.  Seherr-Thoss,  Herrn  auf 
Olbersdorf,  aufgeführt  wird  —  gest.  1804,  erhielt  von  seiner  Mutter, 
einer  geborenen  v.  Netz,  die  Herrschaft  Weigelsdorf»  und  kaufte  später 
die  Herrschaften  Dobrau,  Kieferstädtel ,  Bitschin  und  Hertwigswalde  mit 
Schönheide,  Quickendorf,  Moschen  etc.,  so  wie  Güter  in  Südpreussen 
und  Polen.  Derselbe  erhielt  vom  Könige  Friedrich  II.  von  Preussen 
2.  Sept.  1775  die  Grafenwürde  und  den  Titel  eines  Ober-Land-Mund- 
schenken von  Schlesien.  Nach  seinem  Tode  erhielt  der  ältere  Sohn 
aus  zweiter  Ehe  mit  einer  v.  Zollikofler,  Graf  Henrich,  die  Herrschaften 
Bitschin  und  Kieferstädtel,  der  jüngere  Sohn  aber,  Graf  Ernst,  Quicken- 
dorf, Dobrau  und  Weigelsdorf.  Die  übrigen  Güter  fielen  den  vier  Töch- 
tern aus  erster  Ehe,  deren  Mutter  eine  Schwester  der  zweiten  Gemahlin 
war,  zu.  Graf  Heinrich  verkaufte  Kieferstädtel  an  den  Grafen  Ernst, 
und  dieser  vertauschte  dasselbe  gegen  die  Herrschaft  Meffersdorf. 

Die  gräfliche  Linie  zerfällt  jetzt  in  zwei  Aeste.  Der  ältere  stammt 
von  dem  Grafen  Heinrich  auf  Bitschin,  den  jüngeren  bildet  Graf  Ernst 
mit  seinen   Söhnen  und  Töchtern. 

Von  den  lebenden  Gliedern  sind  hier  anzuführen : 

Aelterer  Ast.  Graf  Heinrich  ARTHUR  —  Sohn  des  Grafen 
Heinrich  auf  Bitschin,  geb.  1,  Jan.  1785,  gest.  18.  Aug.  1837,  aus 
der  Ehe  mit  Henriette  Freiin  v.  Firks,  verm.  10.  Dec.  1818  —  geb. 
23.  März  1820,  k.  preuss,  Lieutenant,  Herr  der  Herrschaft  Alsö-Jablonka 
in  Ungarn,  Der  Bruder  desselben  ist:    Graf  Ernst    Richard  Heinrich, 

geb.   20.   März    1823. 

Jüngerer  Ast.  Graf  ERNST  —  Sohn  des  Grafen  Heinrich  Leo- 
pold (s.  oben)  —  geb.  4.  Aug.  1786,  Herr  auf  Dobrau,  Weigelsdorf 
und  Meflersdorf  etc.,  Landesältester,  Wittwer  seit  17.  Oct.  1832  von 
Agnes  Leopoldine  Casimire  Freiin  v.  Loen,  geb.  17.  Dec.  1785.  —  Die 
drei  Söhne  desselben  sind:  Graf  Heinrich  Leopold  Friedrich  Hermann, 
geb.  3.  Juli  1810,  Herr  auf  Grüben,  k.  preuss.  Landrath,  verm.  16.  Jan. 
1847  mit  Olga  Gräfin  v.  Strachwitz-Gross-Zauche,  geb.  22.  Aug.  1827, 
aus  welcher  Ehe  drei  Kinder  stammen:  Margerith,  geb.  23.  Dec.  1848, 
und  Ernst  Arthur  Theobaldus  und  Ernst  Hans  Christoph  Roger,  Zwillinge, 


GRAFEN  V.  SEILERN  ü.  ASPANG.  455 

geb.  31.  Oct.  1851,  —  Graf  Friedrich  Wilhelm  Carl  Ernst,  geb. 
24.  Jan.  1820,  k.  preuss.  Lieutenant,  und  Graf  Oclavius  Mamhed,  geb. 
5.  Jan.  1827.  Von  den  Töchtern  ist  Grätin  Agnes  mit  Bernhard  Grafen 
zu  Stolberg -Stolberg  auf  Schönewitz,  Gräfin  Thusnelda  mit  Gustav 
v.  Saldern  IMaltenburg,  Grälin  Ida  mit  Carl  Emil  Grafen  v.  Ilohenlhal  auf 
Dölkau,  und  Gräfin  Adelheid  mit  Julius  Freiherrn  v.  Loen  vermählt; 
Gräfin  Blanka  ist  un vermählt. 


Grafen  v.  Seilern  und  Aspang. 

^atljolifd).  ©eßerrcüi). 

Besitz:  die  Fidcicommiss-Herrschaften  Litschau  in  Niederösterreich,  Kralitz,  Luckow,  und 
die  drei  Lehen  Kurowilz,  Martienilz  und  Strzehietilz  in  Mähren;  die  Herrschaften 
All-Titschein,  Zieranowitz,  Przilepp,  und  der  Freihof  Martiuitz,  ebenfalls  in  Mähren- 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild:  im  gekrönten  blauen  Mittel- 
schilde  ein  rechtsschreitender,  doppelt  geschweifter,  goldener  Löwe.  1  und  4  in 
Gold  ein  einwärtssehender,  gekrönter,  schwarzer  Adler;  2  und  3  in  Roth  zwei 
schräge  sich  kreuzende  silberne  Schwerter  mit  goldenen  Griffen.  Ueber  der  Grafen- 
krone erheben  sich  zwei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  den  Adler  des 
1.  und  4.  Feldes;  der  linke  zwischen  zwei  von  Blau  und  Gold  mit  gewechselten 
Tincturen  quer  getheilten  Büffelshörnern  die  Schwerter  des  2.  und  3.  Feldes.  Die 
Helmdecken  sind  rechts  golden  und  schwarz,  links  roth  und  silbern,  und  den  Schild 
hält  rechts  ein  auswärtssehender  schwarzer  Adler,  links  ein  auswärtssehender, 
doppelt  geschweifter  goldener  Löwe. 

Die  Familie,  aus  welcher  die  Grafen  v.  Seilern  und  Aspang  ent- 
sprossen sind,  stammt  aus  St.  Gallen  in  der  Schweiz,  von  wo  dieselbe 
nach  Nürnberg  kam  und  den  Palricierstand  erlangte.  1430  kam  das 
Geschlecht  aus  Nürnberg  nach  der  Pfalz,  wendete  sich  später  nach 
Oesterreich  und  erhielt   1684  den  Reichsritterstand. 

Johaxn  Friedrich  (I.),  k.  k.  Geh.  Conferenzrath  und  k.  österr.  Hof- 
canzler,  gest.  8.  Jan.  1715,  wurde  mit  seinem  gleichnamigen  Nell'en, 
welchen  derselbe  adoptirt  hatte,  vom  Kaiser  Leopold  1.  1693  in  den 
Freiherren-,  und  vom  Kaiser  Carl  VI.  4.  Nov.  1713,  ebenfalls  mit  sei- 
nem Adoptivsöhne,  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben. 


456  GRAFEN  V.  SEILERN  U.  ASPAIHti. 

Graf  Johann  Friedrich  (II.)  —  Sohn  Christians  —  geb.  1675, 
gest.  18.  Juni  1751,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  Vice-  und  Hofcanzler,  er- 
hielt 10.  Juni  1715  das  ungarische  Indigenat  und  1735  das  Obersl- 
Erb-Postmeister-Amt  in  Mantua,  so  wie  das  Oberst-Erb-Land-Küchen- 
meister-Amt  in  Kärnten.  Aus  der  Ehe  mit  Anna  Maria  Gräfin  v.  Leng- 
heim, geb.  1692,  verm.  22.  Aug.  1715,  gest.  27.  Dec.  1773,  stammle 
Graf  Christian  August,  geb.  22.  April  1717,  gest.  15.  üct.  1801,  Herr 
der  Herrschaften  Luckow,  Kralilz,  Litschau,  Alttitschein,  Przilcpp  und 
Hezendorf,  so  wie  der  Lehen  Martienitz,  Kurowilz  und  Strzebietilz, 
Träger  der  erwähnten  Erbämter,  k.  k,  w.  Geh.  Rath,  Kämmerer,  verm. 
6.  Febr.  1741  mit  Charlotte  Maria  Franziska  Gräfin  v.  Solms- Sonne- 
walde, gest.  28.  März  1783.  Dieser  Ehe  entspross  als  dritter  Sohn 
Graf  Carl  August  (wurde  sonst  unter  dem  unrichtigen  Namen  Carl  Jacob 
aufgeführt),  geb.  6.  März  1754,  gest.  5.  Mai  L806,  Herr  der  Herrschaft 
Alttitschein,  k.  k.  w.  Kämmerer  und  Gubernial-Rath  in  Brunn,  verm. 
26.  Juli  1787  mit  Maria  Maximiliane  Gräfin  v.  Wurmbrand,  geb.  30.  Jan. 
1770,  gest.  13.  Jan.  1838,  und  der  Sohn  aus  dieser  Ehe  ist  Graf 
Joseph  August,  jetziges  Haupt  der  Familie  und  Adoptivsohn  seines  Oheims, 
des  Grafen  Joseph  Johann,  älteren  Bruders  des  Grafen  Carl  August. 
Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  gehören  hierher: 

Graf  JOSEPH  August,  geb.  22.  Jim.  1793,  k.  k.  Kämmerer,  Herr 
der  Fideicommiss-Herrschaften  Litschau,  Kralitz  und  Luckow,  und  Be- 
sitzer der  drei  Lehen  Kurowitz,  Martienitz  und  Strzebietilz,  Oberst-Erb- 
landküchenmeister in  Kärnten,  Ehrencurator  bei  der  k.  k.  ersten  österr. 
Sparcasse ,  verm.  in  erster  Ehe,  22.  Juni  1817,  mit  Maria  Leopoldine 
Gräfin  Zichy-Väsonykeö,  geb.  10.  Aug.  1800,  gest.  16.  März  1828, 
und  in  zweiter,  20.  Juni  1830,  mit  Antonie  Freiin  v.  Krosigk,  geb. 
20.  Oct.'  1811.  —  Aus  der  ersten  Ehe  stammen  zwei,  aus  der  zweiten 
vier  Söhne.  Die  zwei  Söhne  aus  der  ersten  Ehe  sind :  Graf  Joseph 
Maria  Franz,  geb.  14.  Sept.  1823,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  in 
d.  A.  —  und  Graf  Carl  Maximilian  Joseph  Johann  Nepomuk  Alexander, 
geb.  26.  Febr.  1825,  Herr  der  Herrschaften  Alttitschein,  Zieronowilz, 
Przilepp  und  des  Freiholes  Marlinitz,  k.  k.  Oberlieutenanl  in  d.  A., 
verm.  21.  Oct.  1849  mit  Maria  Aloisia  Gräfin  v.  Hardegg  (Tochter  des 
Grafen  Johann  Franz,  s.  Bd.  I.  S.  315),  geb.  21.  Oct.  1S31,  aus  wel- 
cher Ehe  ein  Sohn:  Franz  de  Paula  Carl  Max  Julius  Johann  Nepomuk, 
geb.  5.  März  1852,  stammt.  —  Die  vier  Söhne  aus  der  zweiten  Ehe 
des  Grafen  Joseph  August  sind  die  Grafen:  Leopold  Clemens  Max  Jo- 
hann Nepomuk,  geb.  17.  Nov.  1834,  k.  k.  Cadet,  Hugo  Anton  Johann 
Nepomuk  Philipp,  geb.  22.  Aug.  1840,  Dedo  Paul  Anton  Johann  Ne- 
pomuk, geb.  28.  Juni  1842,  und  Maximilian  Philipp  Vollrad  Johann 
Nepomuk,  geb.   6.  März    1845. 


ORAFEIS  V.  SEINSHEIM. 

Grafen  v.  Seinsheim. 


457 


ßatljoltfd).  öagern. 

Besitz:  die  Herrschaften  Stinching,  Schönach,  Grafentraubacli,  Seahaus  und Boben-Kotlen 

heim  elc;   Urünbach  elc. 


"Wappen:  quadrirter  Schild;  1  und  4  von  Silber  und  Blau  sechsmal  der 
Länge  nach  getheilt  (Stammwappen) ;  2  und  3  in  Gold  ein  rechtsspringendes,  ge- 
kröntes, schwarzes,  wildes  und  hauendes  Schwein  (erloschene  Familie  v.  Sinching). 
Auf  dem  Schilde  erheben  sich  zwei  Helme,  von  welchen  der  linke  gekrönt  ist.  Der 
rechte  Helm  trägt  einen  einwärtssehenden,  rothbekleidetcn  Mannsrumpf  mit  langem 
zugespitzten  Bart,  silbernem  Halskragen  und  einer  ungarischen  rothen  Mütze  mit 
silberner  Stülpe  und  drei  untereinander  nach  rechts  herabhängenden  silbernen 
Quasten  (Helm  des  Stammwappens).  Auf  dem  linken  Helme  steht  das  Schwein 
des  2.  und  3.  Feldes.  Die  Helmdecken  sind  rechts  blau  und  silbern,  links  schwarz 
und  golden. 

Eins  der  ältesten  fränkischen  Adelsgeschlechter,  dessen  Stammhaus 
nebst  dem  gleichnamigen  Städtchen  unweit  Ochsenfurt  am  Main  lag. 
Die  Familie  war  dem  Rittercanlon  Odenwald  einverleibt,  und  ältere  Ur- 
kunden ergeben  den  Namen  Saunsheim,  Sauensheim.  Bucelini,  Spener, 
Pastorius,  Jmhof  u.  A.  leiten  das  Geschlecht  von  Conrad,  einem  Sohne 
Erkingers,  Herzogs  in  Alemannien,  ab.  Conrad  soll  nach  diesen  Schrift- 
stellern, nachdem  der  Vater  unglücklich  geendet,  von  seinem  Palhen, 
dem  Herzoge  Conrad  in  Franken  und  Lothringen,  erzogen  worden  sein, 
und  an  den  Grenzen  des  Ardenner-Waldes  ein  Schloss,  Sein-Neuesheim, 
erbaut  haben.  Aus  diesem  Namen  wäre  später  Seinsheim  entstanden, 
und  die  Nachkommen  hätten  sich  so  benannt,  doch  gäbe  es  auch  bei 
Ochsenfurt  ein  Seinsheim,  welches  (nach  Nachstehendem  sehr  erklärlich) 
dem  Fürsten  von  Schwarzenberg  zustehe.  Als  Turniergenossen  auf  dein 
935  zu  iMagdeburg  gehaltenen  Turniere  werden  die  Brüder  Wilhelm  und 
Friedrich  genannt.  Apollonius,  zu  Stephansberg  sesslfaft,  stand  bei  Kai- 
ser Rudolph  v.  Habsburg  in  Ansehen,  und  zog  mit  demselben  1276 
und  1278  gegen  Ottokar,  König  in  Böhmen.  —  Ausser  Stephansberg 
gehörten  zu  den  ältesten  Besitzungen  des  Geschlechts:  Wiesenbrunn, 
Ippesheim,  Ottershausen,  Wielandsheirn  ,  Hohen  -  Kotlenheim  ,  Liebenau, 
Wildberg,  Herbolzheim,  Koppenwind  etc.,  von  welchen  sich  mehrere 
Linien  benannten,  welche  längst  wieder  ausgestorben  sind.  Im  15-  Jahr- 
hunderte   schied    sich  vom  Seinsheimschen  Stamme  der  Ast  der  Herren 


458  GRAFEN  V.  SEINSHEIM. 

und  nachmaligen  Grafen,  jetzigen  Fürsten  v.  Schwarzenberg.  Es  kaufte 
nämlich  Erkinger  v.  Seinsheim,  geb.  1362,  von  den  Herren  v.  Vesten- 
berg  1420  die  fränkische  Herrschaft  Schwarzenberg  und  nahm  von  der- 
selben Titel  und  Namen  an.  Seit  dieser  Zeit  theilt  sich  die  Familie 
Seinsheim  in  die  Häuser  Seinsheim  und  Schwarzenberg.  —  Georg 
v.  Seinsheim,  gest.  1504,  Herr  zu  Hohen -Kottcnheim,  kais.  Ralh,  er- 
hielt, nach  Absterben  der  Herren  v.  Weinsberg,  das  Reichs-Erbkämmerer- 
Amt,  und  dem  Neffen  desselben,  Georg  Ludwig,  geb.  1514,  Herrn  zu 
Hohen-Kottenheim,  Seehaus  und  Sünching,  General-Feldmarschall  der  ka- 
tholischen Liga,  Obersten  des  fränkischen  Kreises,  Stalthalters  des  Mark- 
grafenthums  Anspach  etc.,  wurde,  mit  seinem  Vetter,  Christoph  v.  Seins- 
heim, gest.  1582,  Herrn  zu  Erlach,  vom  Kaiser  Rudolph  II.  1580  die 
Freiherrenwürde  verliehen  oder  erneuert.  Freiherr  Georg  Ludwig  kaufte 
1570  die  bayerische  Herrschaft  Sünching,  erhielt  1580  Sitz  und  Stimme 
auf  der  fränkischen  Grafenbank  und  errichtete  ein  Fideicommiss  und 
Testament,  in  welchem  derselbe  seinen  Vetter,  Georg  Ludwig,  gest. 
1599,  Sohn  des  eben  genannten  Christoph,  zum  Erben  und,  nach  Er- 
löschen der  Seinsheimer,  die  Schwarzenberger  einsetzte.  Georg  Ludwig 
starb  1591,  und  nach  dem  Tode  desselben  entstand  ein  langwieriger 
Process  zwischen  der  schwarzenbergschen  und  seinsheimschen  Familie, 
dessen  Ausgang  (Georg  Ludwigs  Testament  muss  sich  doch  anders,  als 
angegeben  wird,  gestaltet  haben)  der  war,  dass  Georg  Ludwigs  Urenkel, 
Friedrich  Ludwig,  gest.  1673,  Herr  zu  Hohen-Kottenheim,  Seehaus,  Er- 
lach, Sünching  und  Weng,  die  fränkischen  Güter  an  Johann  Adolph 
Fürsten  v.  Schwarzenberg,  solange  männlicher  Fürstenstamm  vorhanden, 
abtrat,  und  von  den  Fideicommiss- Gütern  nur  Sinching  behielt.  Die 
Nachkommenschaft  Friedrich  Ludwigs  theilte  sich  in  Rayern  in  die  Linien 
zu  Sünching  (Sinching)  und  zu  Weng.  Aus  der  Linie  zu  Sünching 
erhielt  Friedrich  Ludwigs  Enkel,  Maximilian  Franz  Maria,  k.  k.  Käm- 
merer, kurbayerscher  w.  Geh.  Rath,  Hofraths- Präsident,  auch  Oberst- 
Hofmeister  des  Kurprinzen,  vom  Kaiser  Joseph  I.  17.  Sept.  1705  die 
Reichsgrafenwürde ,  und  der  jetzige  Standesherr,  Maximilian  Joseph 
Erkinger,  ist  (s.  unten  die  Ahnentafel)  desselben  Urenkel.  In  die  Linie 
Weng  kam  der  Grafenstand  durch  Kaiser  Carl  VI.,  18.  Dec.  1711,  in 
der  Person  Maximilian  Eberhards,  zweiten  Sohnes  Friedrich  Ludwigs  — 
kurbayerischen  Kammerherrns  und  Pflegers  zu  Heilsberg,,  gest.  1719. 
Mit  Maximilian  Eberhards  Urenkel,  Adam  Friedrich  Joseph,  ist  12.  April 
1834  die  Wengsche  Linie  im  Mannsslamme  erloschen.  —  Die  Ab- 
stammung der  jetzigen  Grafen  v.  Seinsheim  erhellt  aus  folgender  Ahnentafel: 
Linie  zu  Sünching.  Maximilian  Franz  Maria,  erster  Graf,  — 
Sohn  des  Freiherrn  Ferdinand  Maria  aus  der  Ehe  mit  Catharina  Marga- 
retha  Freiin  Schenk  v.  Slauffenberg  —  geb.  13.  Nov.  1681,  gest.  14.  Mai 
1737,  kurbayer.  w.  Geh.  Rath,  Hofraths-Präsident  etc. ;  erste  Gemahlin: 
Anna  Philippine  Marie  Gräfin  v.  Schönborn,  geb.  7.  März  1685,  verm. 
9.  Febr.  1706,  gest.  13.  Sept.  1721.  —  Joseph  Franz  Maria  Ignaz, 
geb.  27.  Jan.  1707,  gest.  11.  Jan.  1787,  kurpfalzbayer.  w.  Geh.  Ralh, 
Geh.  Staats-  und  Conferenz-Minister,  Oberst-Hofmeister  etc.;    erste  Ge- 


GRAFEN  V.  SKINSHKIM.  459 

malilin:  Johanna  Maria  Constantia  Gräfin  v.  IJatzfeldt-Wildenburg,  geb. 
13.  Sept.  1710,  venu.  24.  Juni  1739,  gest.  31.  März  1757.  — 
Maximilian  Clemens  Joseph  Maria,  geb.  10.  Oct.  1751,  gest.  12.  Sept. 
1S03,  Obersl-Erbkämmerer  des  Herzogthums  Franken,  k.  k.  Kämmerer, 
kiirpfalzbaycr.  w.  Geh.  Rath  etc.;  Gemahlin:  Maria  Anna  Freiin  v.  Fran- 
kenstein-Ulstadt,  geb.  6.  Juni  1754,  venn.  25.  Mai  1772,  gest.  18... — 
Joseph  Maria  Arrogast  Erkinger,  geb.  29.  Nov.  1775,  gest.  14.  Oct. 
1830,  k.  bayer.  Kämmerer,  Regierungsralh  etc.  Gemahlin:  Clemenline 
Freiin  v.  Frankenstein,  geb.  3.  Dec.  1781,  venn.  12.  Juni  1801.  — 
Maximilian  Joseph  Erkinger,  jetziger  Standesherr. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  aufzuführen : 

MAXIMILIAN  Joseph  Erkinger  Graf  von  Seinsheim ,  Sohn  des  Gra- 
fen Joseph  Maria  Arbogast  Erkinger  —  geb.  12.  Dec.  1810,  Herr  der 
Herrschaften  Sünching,  Schönach,  Grafentraubach,  Seahaus  und  Hohen- 
Koltenhcim  etc.,  k.  bayer.  Kämmerer,  verm.  mit  Maria  Freiin  v.  Reding, 
aus  welcher  Ehe,  neben  fünf  Schwestern,  Graf  Ferdinand  Maria,  geb. 
1848,  stammt.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Maximilian  Joseph  Erkinger, 
neben  sechs  Schwestern,  von  welchen  fünf  vermählt  sind,  ist  Graf  Carl 
Alexander,  geb.  15.  Oct.  1823,  verm.  2.  Jan.  1849  mit  Anna  Freiin 
Schenk  v.  Stauflenberg,    aus  welcher  Ehe  eine  Tochter  entsprossen  ist. 

Die  zwei  Oheime  des  Grafen  Maximilian  Joseph  Erkinger  —  Brüder 
des  Grafen  Joseph  Maria  Arbogast  Erkinger  —  sind  1)  Graf  Carl  August, 
Herr  auf  Grünbach  etc.,  geb.  17.  Febr.  1784,  k.  bayer.  Kämmerer  und 
Staatsrath,  lebenslänglicher  Reichsrath ,  verm.  27.  Dec.  1808  mit  Isa- 
bella Gräfin  v.  Lodron,  gest.  9.  Dec.  1815.  Der  Sohn  desselben  ist 
Graf  Maximilian  Joseph,  geb.  6.  April  1811,  k.  bayer.  Kämmerer,  verm. 
9.  Nov.  1835  mit  Ida  Gräfin  v.  Deym  bayerischer  Linie  (Tochter  des 
Grafen  Joseph,  s.  Bd.  I.  S.  186),  geb.  19.  Nov.  1814,  aus  welcher  Ehe 
zwei  Söhne  leben,  die  Grafen :  Carl  Maria  Max  Erkinger,  geb.  5.  Aug. 
1836,  und  Alrert,  geb.  26.  Sept.  1841  —  und  2)  Graf  August  Carl, 
geb.  11.  Febr.  1789,  k.  bayer.  Kämmerer,  lebenslänglicher  Reichsrath 
und  Ehrenmitglied  der  Academie  der  bildenden  Künste,  verm.  21.  Juni 
1818  mit  Emilie  Gräfin  Basselet  v.  La  Rosee  (Schwester  des  Grafen 
Heinrich  Raphael,  s.  S.  12),  geb.  21.  Oct.  1800,  aus  welcher  Ehe  vier 
Söhne  entsprossen  sind,  die  Grafen:  Julius  Raphael  Aloysius  Florian, 
geb.  10.  Jan.  1822,  Joseph  Erkinger  Benedict,  geb.  19.  März  1835, 
k.  k.  Cadet,  Otto  Friedrich  Antiochus  Florentin,  geh»  15.  Oct.  1836, 
und  Maximilian  Carl   Florian  Emil,  geb.   4.  Mai   1844. 


460  GRAFEN  V.  SELDERN. 

Grafen  v.  Seidern. 

Besitz :   Stranersdorf  und  Kalberhard  in  Niederösterreich  etc. 


Wappen:  in  goldenem  Schilde  auf  rothem  Dreihügel  ein  aufgerichteter, 
rechtsschreitender,  schwarzer  Gemsbock  mit  rother  ausgeschlagener  Zunge.  Ueber 
der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm ,  aus  welchem  der  Gemsbock  des 
Schildes,  rechtssehend,  aufwächst.  Die  Helmdecken  sind  schwarz  und  golden,  und 
das  Ganze  umgiebt  ein  rother,  mit  goldenen  Borten  eingefasster  und  mit  Pelzwerk 
gefütterter  Wappenmantel. 

Die  jetzigen  Grafen  v.  Seidern  stammen  aus  einer  angesehenen, 
ursprünglich  bayerischen  Familie,  welche  lange  zu  Neuburg  an  der  Donau 
ansässig  gewesen  ist,  und  aus  welcher  sich  mehrere  Glieder  in  kur- 
und  pfalzbayerischen  Diensten  bekannt  und  verdient  gemacht  haben.  Zu 
Ende  des  17.  Jahrhunderts  wendete  sich  ein  Zweig  des  Geschlechts 
nach  Wien,  ein  anderer  Hess  sich  theils  in  Breslau,  theils  im  falken- 
berger  Kreise  in  Schlesien  nieder,  doch  begab  sich  letzterer  Zweig  1742 
ebenfalls  nach  Oesterreich.  —  Johann  Christoph  v.  Seidern,  neuburg- 
scher  Patricier  und  Gomes  Palatinus,  wurde  1614  von  Wolfgang  Wil- 
helm, Pfalzgrafen  zu  Neuburg,  in  wichtigen  Religionsangelegenheilen  an 
den  päpstlichen  Stuhl  als  Abgesandter  geschickt.  Zwei  Enkel  desselben, 
Adam  und  Domimk,  wurden,  nachdem  sie  1683  zu  diplomatischen  Sen- 
dungen nach  England  und  in  das  Reich  verwendet  und,  im  Dienste  Kai- 
sers Leopold  I.,  am  k.  spanischen  Hofe  zehn  Jahre  ansehnliche  Aemter 
bekleidet  halten,  vom  Kaiser  Joseph  I.  1711  in  den  Reichsfreiherren- 
stand erhoben,  und  der  erwähnte  Freiherr  Dominik  erhielt  als  schlesi- 
scher  Kammerrath  vom  Kaiser  Carl  VI.  7.  April  1728  auch  den  böh- 
mischen alten  Freiherrenstand,  so  wie  das  Incolat  von  Böhmen,  Mähren 
und  Schlesien.  Dominiks  Sohn,  Carl  Anton,  Erbherr  auf  Grüben,  Ellgot 
und  Eule  in  Schlesien,  Herr  der  reichsfreien  Baronie  Roggendorf  im 
Pöggslall,  Martinsberg,  Sireitwiesen  und  Ranna,  wurde  1756  i\en  nieder- 
österreichischen Herrenständen  einverleibt.  Von  demselben  stammten 
zwei    Söhne,    Franz    de  Paula    und    Carl  Florian,    welche    die    Stifter 


GRAFEN  V.  SRLDERN.  461 

zweier  gräflichen  Linien  wurden.  Es  erhielt  nämlich  zuerst  der  jüngere 
Binder,  Carl  Florian,  geb.  4.  Mai  1755,  gest.  7.  Mai  1839,  Herrauf 
Stranersdorf  und  Kälberhard,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  30.  April  1783 
mit  Caroline  Freiin  v.  Toussaint,  geb.  7.  Juli  1754,  gest.  27.  Juli  1820, 
vom  Kaiser  Franz  I.  von  Oesterreich  1807  den  Grafensland,  und  der 
Sohn  desselben,  Graf  Joseph,  ist  das  jetzige  Haupt  der  ersten  Linie. 
Der  ältere  Bruder,  Franz  de  Paula,  Freiherr,  geb.  19.  März  1752, 
gesl.  26.  März  1790,  k.  k.  Landralh,  war  zweimal  vermählt,  in  erster 
Ehe  mit  Therese  Gräfin  v.  Sinzendorf,  und  in  zweiter,  19.  Nov.  1781, 
mit  Maria  Therese  Gräfin  v.  Saurau,  geb.  4.  Sept.  1759,  gest.  27.  Aug. 
IS  13.  Der  aus  zweiler  Ehe  stammende  Sohn,  Johann  Nepomuk,  jetzi- 
ges Haupt  der  zweiten  Linie,  erhielt  vom  Kaiser  Ferdinand  I.  von  Oester- 
reich   1845  die  Grafenwürde. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  aufzuführen : 

Erste  Linie.  JOSEPH  Graf  v.  Seidern  —  Sohn  des  Grafen  Carl 
Florian  —  geb.  23.  Aug.  1784,  Herr  von  Stranersdorf  und  Kälberhard 
in  Nieder -Oesterreich,  k.  k.  Kämmerer,  Major  in  d.  A. ,  und  nieder- 
öslerr.  ständischer  Landesausschuss-Rath,  verm.  10.  Mai  1812  mit  Maria 
Gräfin  Hadik  v.  Fulak,  geb.  1.  April  1790.  Der  Bruder  desselben  ist: 
Graf  Philipp,  geb.  1.  April  1795,  verm.  18.  Aug.  1839  mit  Elise  v. 
Schonnas,  geb.  18.  Oct.  1812.  Von  den  Schwestern  ist  Gräfin  Fran- 
ziska mit  Adolph  Grafen  v.  Barlh-Barthenheim  (s.  Bd.  I.  S.  49)  vermählt, 
und  Gräfin  Theresia  seit  1838  Wittwe  von  Alexander  Grafen  v.  Kurtz- 
rock-Wellingsbüttel  (Bruder  des  Grafen  Clemens,   s.  Bd.  I.   S.  496). 

Zweite  Linie.  JOHANN  Nepomuk  Graf  v.  Seidern  —  Sohn  des 
Freiherrn  Franz  de  Paula  —  geb.  6.  Dec.  1782,  k.  k.  Kämmerer,  verm. 
mit  Caroline  Gräfin  Festelicz,  geb.  8.  Febr.  1786.  Die  aus  dieser  Ehe 
stammenden  zwei  Söhne  sind:  Graf  Alphons,  geb.  20.  Nov.  1810,  k.  k. 
Kämmerer,  Oberst  und  Regiments -Commandant,  —  und  Graf  Gustav, 
geb.  6.  Jan.  1812,  k.  k.  Kämmerer,  Major  in  d.  A.  etc.,  verm.  8.  Febr. 
1842  mit  Theresia  Gräfin  v.  Abensperg- Traun,  geb.  25.  Sept.  1815, 
gest.  16.  März  1845,  aus  welcher  Ehe  Graf  Goswin  Johann  Joseph, 
geb.  15.  März  1845,  lebt.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Johann  Nepomuk 
ist:  Freiherr  Franz,  geb.  21.  Nov.  1789,  k.  k.  Kämmerer  und  Major 
in  d.  A. ,  verm.   26.  Febr.   1838  mit  Luise  Gassner. 


4(>2 


«1RAFFN  SRISFFT  V.  PILSACH. 


Grafen  SenfTt  v.  Pilsach. 

;att)olifd>.  Oeflerreid). 


Wappen:  im  goldenen  Schilde  ein  rechtsgekehrter,  gekrönter,  schwarzer 
Löwe,  dessen  untere  Hallte  ahgehauen  und  welchem  von  vorne  zu  ein  Schwert 
schrägrechts  durch  den  Kopf  gestossen  ist.  —  Auf  der  Grafenkrone  erheben  sich 
drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  tragt  eine  neunfach  von  Schwarz  und  Gold 
quergestreifte  Säule,  welche  mit  einem  grünen  Rautenkranze  schrägrechts  überleg 
und  oben  gekrönt  und  mit  drei  Pfauenfedern  besteckt  ist;  auf  dem  mittleren  Helme 
wiederholt  sich  der  mit  einem  Schwerte  durchstochene  Löwe  des  Schildes  (Helm 
des  Stammwapnens),  und  der  linke  trägt  einen  offenen  Adlersllug.  Die  Helmdecken 
sind  golden  und  schwarz,  und  den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende,  gekrönte, 
schwärze  Löwen,  durch  deren  Köpfe,  beim  rechten  schräglinks,  beim  linken  schräg- 
rechts, schrägrechts  ein  Schwert  gestossen  ist.     Die  Devise  ist :  Fide  et  Animo. 

Nachdem  die  Zeichnung  und  der  Holzstock  zu  vorstehendem  Wappen 
gefertigt  waren ,  ist  die  gräfliche  Linie  der  Familie  Senffl  v.  Pilsach 
erloschen,  und  es  sollte  daher,  dem  Plane  und  Titel  dieses  Werkes 
gemäss,  das  Wappen  zurückgelegt  werden.  Doch  glaubte  die  Redaction, 
demselben,  im  Interesse  der  sächsischen  Heraldik,  unter  den  erwähnten 
Umständen,  einen  Platz  hier  einräumen  zu  dürfen,  und  so  mag  denn 
dieses  Wappen  denselben  mit  folgenden  Angaben  finden. 

Friedrich  Christian  Ludwig  SenfTt  v.  Pilsach ,  genannt  Lauhn  — 
geb.  1776  und  Sprosse  der  seit  1490  bekannten,  ursprünglich  pfälzi- 
schen und  dann  hessischen  und  sächsischen  Familie  SenfTt,  v.  Pilsach  — 
wurde,  als  k.  sächs.  Cabinetsminisler  und  Slaalssecrelair  der  auswärtigen 
Angelegenheiten,  vom  König  Friedrich  August  von  Sachsen  11.  März 
1812  in  den  Grafenstand  des  Königreichs  Sachsen  erhoben.  Derselbe 
hatte  sich,  14.  Dec.  1801,  mit  Henriette  Caroline  Luise  Gräfin  v.  Wer- 
thern-Beichlingen,  geb.  9.  April  1774,  vermählt,  welche  18.  Jan.  1836 
starb.  Graf  SenfTt  v.  Pilsach  trat  aus  k.  sächs.  Diensten  in  kais.  öster- 
reichische Dienste  und  wurde  bisher  als  k.  k.  Kämmerer  und  Staals- 
minister,  bis  1847  ausserord.  Gesandter  am  k.  bayer.  Hofe,  aufgeführt. 
Nach  Zeilungsangaben  ist  derselbe  17.  Febr.  1853  zu  Insbruck  gestor- 
ben, und  Nachkommen  sind  nicht  bekannt. 


GRAFEN  V.  SEYDKWITZ. 


4(>:{ 


Grafen  v.  Seydewitz. 

Coongelifd).  ÖQgmt,  flrcufkn,  Sad)fcn. 

Besitzt  eins  Rittergut  Pülswerda  in  der  Provinz  Sachsen. 


Wappen:  Schild  der  Länge  nach  gelhcilt;  rechts  in  Gold  drei  (2  und  1) 
männliche  Brustbilder  von  Mobren;  links  schwarz,  ohne  Hild.  Ueher  der  (irul'en- 
kronc  erbeben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Aus  der  Krone  des  rechten  Helmes 
wächst  eine  blau  gekleidete  Mannsperson  mit  goldenem  Leihgürtel  und  silbernem 
Baiskragen  bis  an  die  Knie  empor,  welche  einen  runden,  mit  vier  silbernen  und 
rolhen  Federn  abwechselnd  besteckten  schwarzen  Hut  trägt  und  in  jeder  Hand  eine 
mit  dem  goldenen  Fahnenstock  aufrcchlstehende  und  mit  einem  schwarzen  Quer- 
balken bezeichnete  goldene  Standarte  hält.  Auf  dem  mittleren  Helme  steht  ein 
■obrenbrustbild  der  rechten  Schildeshälftc  in  vergrößertem  Massstabc  (Helm  des 
ptammwappens),  und  auf  dem  linken  ein  6 eckiges,  an  den  fünf  sichtbaren  Ecken 
mit  einer  goldenen  Quaste  geziertes,  blaues  Schirmbrei,  welches  mit  den  aul  dem 
rechten  Helme  stehenden,  in  Form  eines  Andreaskreuzes  gestellten  Standarten  belegt 
bt,  über  welchen  ein  goldener  Hing  schwebt.  Die  Helmdecken  sind  schwarz  und 
golden,  und  den  Schild  hallen  zwei  auswärlssehende,  güldene  Löwen.  —  In  Tvroffs 
Heuern  adel.  Wappenwerke  (II.  120),  einer  meist  guten  Quelle,  sind  die  Brustbilder 
nicht  Mohren,  sondern  Weisse. 

Altes  sächsisches  Adelsgeschlecht,  in  welches  in  der  ersten  Hälfte 
des  18.  Jahrhunderts  der  Freihcrrensland  und  dann  die  Reichsgrafen- 
.würrie  gekommen  ist.  Das  gleichnamige  Stammhaus  liegt  hei  Milhlherg 
in  der  Provinz  Sachsen.  Lieber  die  früheren  Glieder  der  Familie  fehlen 
genaue  und  zusammenhängende  Nachrichten,  doch  steht  der  alle  Adel 
des  Geschlechts  fest,  wenn  auch  erst  von  der  Mitte  des  15.  Jahrhunderts 
mehr  Licht  in  das  Dunkel  kommt.  Nicol  kommt  14  77  urkundlich  vor, 
und  Johann  war  nach  damaliger  Gewohnheit  des  Adels,  wie  Iccander 
angieht,  von  1498  bis  1527  Pastor  zu  Zehren  bei  Meissen.  Später 
breitete  sich  das  Geschlecht  in  mehreren  Linien  in  Meissen,  der  Ober- 
lausitz  und  dem  Voigllande  aus  und  erwarb  ansehnlichen  Grundbesitz. 
Knaulh  (1692)  giebt  an:  Seidewitz,  auf  Rammenau,  Pülswerda,  Pomlilz, 
Hechel  grün,  Wöltewitz,  Neu-Saltza  etc.  Meissnischen  und  Voigtländischen 
Rezirks. 

Die  Erhöhungen  in  den  Freiherren-  und  Reichsgrafensland  gelangten 
in  die  Linie  zu  Pülswerda.  August  Friedrich  —  jüngerer  Sohn  Carl 
Friedrichs    (I.),    geb.    1661,    gest.    1715,    Herrn    auf   Pülswerda,     aus 


464  GRAFEN  V.  SEYDEWITZ. 

der  Ehe  mit  Barbara  Salome  v.  Harlilzsch,  geb.  1670,  gest.  1712,  und 
Enkel  August  Friedrichs  aus  der  Ehe  mit  Agnes  v.  Rungen  —  gel». 
1695  und  gest.  19.  Mai  1775,  früher  kursächs.  Hof-  und  Justizrath 
und  Geh.  Referendar,  dann  von  1734  Reichshofrath  und  Reiehshofraths- 
Vicepräsident  und  zuletzt  k.  k.  w.  Geh.  Rath  und  Commissar  auf  dem 
Reichstage  zu  Regensburg,  wurde  vom  Kaiser  Carl  VI.  10.  Juli  1731 
in  den  Freiherrenstand  erhoben  und  erhielt  vom  Kaiser  Carl  VII.  23.  Febr. 
1743  die  Reichsgrafenwürde.  Da  derselbe  unvermählt  starb,  übertrug 
Kaiser  Joseph  II.  10.  Juli  1775  den  Reichsgrafenstand  auf  dessen  Neffen, 
Kurt  Gottlob  —  Sohn  Curt  Friedrichs  (II.),  geb.  23.  März  1692,  gest. 
15.  Oct.  1745,  Herrn  auf  Pülswerda,  kursächs.  Lieutenants,  aus  der  Ehe 
mit  Charlotte  Juliane  v.  Bünau,  geb.  19.  Dec.  1692,  verm.  1719  und 
gest.  1758,  und  Enkel  Curt  Friedrichs  (I.),  s.  oben  —  geb.  13.  Mai 
1735,  gest.  nach  1806,  k.  sächs.  Kammerherrn,  Oberst-Lieutenant  etc., 
Herrn  auf  Pülswerda  und  Kreynitz,  verm.  29.  Nov.  1765  mit  Dorothea 
Charlotte  Henriette  v.  Nitzschwilz,  geb.  22.  März  1744.  Aus  dieser 
Ehe  entsprossen,  neben  mehreren  Töchtern,  zwei  Söhne,  von  denen  der 
jüngere,  Alexander  Heinrich,  geb.  22.  Oct.  1783  und  unvermählt,  als 
k.  sächs.  Rittmeister  im  russischen  Feldzuge  1812  blieb,  der  ältere 
aber,  Kurt  Friedrich  August,  geh.  18.  Mai  1769,  gest.  19.  Nov.  1816, 
zum  k.  bayer.  General-Major  stieg.  Aus  der  Ehe  mit  Clementine  Kunil 
gunde  Charlotte  Gräfin  v.  Callenberg,  geb.  5.  Juni  1770,  verm.  13.  Aug. 
1799,  gest.  8.  März  1850,  stammt  Graf  Maximilian  Carl  Curt  Clemens, 
jetziges  Haupt  der  gräflichen  Linie. 

Von  den  lebenden  Gliedern  dieser  gräflichen  Linie  sind  hier  auf- 
zuführen : 

Graf  MAXIMILIAN  Carl  Curt  Clemens,  geb.  28.  Jan.  1800,  Herr 
auf  Pülswerda  bei  Torgau,  k.  preuss.  Landrath,  k.  bayer.  Kämmerer 
und  Major  a.  D.,  verm.  18.  Oct.  1821  mit  Josephine  Gräfin  v.  Zedtwitz 
aus  dem  Hause  Liebenstein,  geb.  13.  Jan.  1798.  Aus  dieser  Ehe  ist, 
neben  sieben  Töchtern,  von  welchen  die  vier  älteren  vermählt  sind,  ein 
Sohn  entsprossen:  Graf  Kurt  Maximilian,  geb.  15.  Oct.  1823.  —  Die 
lebenden  drei  Schwestern  des  Grafen  Kurt  Friedrich  August  sind:  Gräfin 
Henriette,  verm.  mit  Carl  Max  Freiherrn  v.  Welck  auf  Ober-Rabenstein, 
Gräfin  Friederike,  verm.  mit  Heinrich  v.  Wilken,  und  Gräfin  Amalie, 
verm.  Freifrau  v.  Friesen. 


GRAFEN   V.  SEYSSEL  l>  Al\. 


165 


Grafen  v.  Seyssel  «TAix. 

iiall)olifrii.  öagern  uno  JJrfUfkn. 

Besitz:  das  Rittergut  Goor  in  der  Rheinprovini. 


Wappen:  Schild  von  Gold  und  Blau  achtmal  geständert.  (So  würde  nach 
fiatterer  der  Schild  zu  beschreiben  sein;  nach  der  Angabe  der  älteren  französische! 
Hcraldiker  würde  derselbe  als  von  Gold  und  Blau  quadrirt  und  schräg  quadrirt 
aufzuführen  sein.)  Den  Schild  bedeckt  ein  mit  einer  Grafenkrone  gekrönter  Helm. 
In  der  Krone  stecken  zwei  goldene  Schlüssel,  deren  auswärtsgekehrte  Barte  mit 
einem  silbernen  Kreuze  bezeichnet  sind,  und  zwischen  diesen  Schlüsseln  wächst 
ein  rechtssehender,  goldener  Greif  auf.  Die  Helmdecken  sind  blau  und  golden, 
und  den  Schild  halten  zwei  einwärlssehende,  goldene  Greife  mit  einwärtsgesenkten 
Schweifen. 

Alles  savoyisches  Grafengeschlecht,  aus  welchem  der  Zweig  einer 
Linie  seit  etwa  150  Jahren  in  Bayern  blüht.  Als  Adelsgeschlechl  kommt, 
nach  den  gewöhnlichen  Angahen,  dasselbe  um  das  Jahr  1000  vor.  Hum- 
bert v.  Seyssel  wurde  von  Aimon  Grafen  v.  Savoyen  17.  Oct.  1329 
mit  der  Herrschaft  Aix  in  Savoyen  belehnt,  welche  Herzog  Emanuel 
Philipp  von  Savoyen  1.  März  1375  für  Franz  v.  Seyssel  la  Chambre 
zum  Marquisat  erhob.  Dieses  Marquisat  befindet  sich  noch  jetzt,  immer 
auf  den  Aellesten  übergehend,  in  der  Familie.  —  Das  Geschlecht  blühte 
früher  in  mehreren  Linien  eines  Stammes:  es  kommen  Seyssel  la  Chambre, 
la  Serras,  d'Aix,  la  Balme,  Choiseuil  etc.  vor.  Alle  diese  Linien  sind, 
bis  auf  die  Linie  Seyssel  d'Aix,  ausgestorben  und  letztere  Linie  blüht  in 
zwei  Zweigen.  Der  eine  dieser  Zweige  besitzt  nocli  jetzt  die  Familien- 
güter in  Savoyen ,  der  andere  hat  sich  nach  Deutschland  gewendet. 
Jean  Claude  Graf  Seyssel  d'Aix  zu  Bessinge  wendete  sich  im  Anfange 
des  18.  Jahrhunderts  nach  Bayern,  wurde  kurbayer.  Kämmerer  und 
stieg  in  Kriegsdiensten  bis  zum  Feldmarschall -Lieutenant  und  Capitain 
der  Trabanten-Leihgarde.  Die  Enkel  desselben  sind  die  im  Nachstehenden 
angeführten  Grafen  Maximilian  und   Carl  Theodor. 

Von  den  jetzigen   Gliedern  der  Familie  gehören  hierher: 

Graf  MAXIMILIAN,  geb.   20.  Nov.    177G,  k.  bayer.   Kämmerer  und 

General-Lieutenant  in  Pension,  verm.   24.  April   1823  mit  Sophie  Amalie 

Gräfin    v.    Yrsch,    geb.    14.   Dec.    1805,   aus  welcher    Ehe,    neben    zwei 

Töchtern,   drei  Söhne  stammen,  die  Grafen:   Edwin,   geb.   7.  Jan.    1824, 

II.  30 


466  GRAFEN  V.  SICKINGEN. 

k.  bayer.  Ober- Lieutenant,    Ludwig,    geb.    18.    Febr.    1825,    k.  bayer. 
Lieutenant,  und  Gamill,  geb.   21.  Nov.    1836. 

Der  Bruder  des  Grafen  Maximilian  ist:  Graf  Carl  Theodor,  geb. 
20.  Juni  1780,  k.  preuss.  Geh.  Regierungs-Rath,  Landrath  und  Oberst- 
Lieutenant  a.  D.  Derselbe  hat  sich  dreimal  vermählt,  und  zwar  in  erster 
Ehe,  23.  Febr.  1806,  mit  Ernestine  Freiin  v.  Crailsheim,  geb.  6.  März 
1781,  gest.  1.  Juni  1815,  in  zweiter,  17.  April  1820,  mit  Adelheid 
Peltzer,  geb.  16.  Oct.  1798,  f:  der  Name  der  dritten  Gemahlin  ist 
nicht  aufzufinden.  Aus  der  ersten  Ehe  stammt  Graf  August,  geb.  28.  Dec. 
1812,  k.  k.  Ober-Lieutenant,  verm.  mit  Helene  Freiin  Abele  v.  Lilien- 
berg, geb.  9.  Juli  1816;  aus  der  zweiten  Graf  Rudolph,  geb.  23.  Dec. 
1829,  k.  preuss.  Lieutenant,  und  aus  der  dritten  Ehe  sind  zwei  Söhne 
entsprossen,  die  Grafen:  Maximilian,  geb.  14.  Juni  1838,  und  Julius, 
geb.  8.  Mai   1841. 


Grafen  v.  Sickingen. 

Mafyolxfd).  ®tfltvvt\d)  imfr  fJreufjen. 

Besitz:    die    Rittergüter    Ober- Ochel   Hermsdorf  und   Schweiniiz;    Nieder -Herrendorf    in 
Schlesien. 


Wappen:  im  schwarzen,  mit  einem  schmalen,  rothen  Rande  umgebenen 
Schilde  fünf  in  Form  eines  Andreaskreuzes,  oder  2,  1,  2,  gestellte  silberne  Kugeln. 
Ueher  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  Helm,  welcher  einen  rechtssehenden,  gol- 
denen Schwan,  doch  ohne  Flügel,  so  trägt,  dass  ein  Theil  der  Brust  sichtbar  ist. 
Der  gebogene  Hals  des  Schwanes  ist  auswendig  mit  drei  gestürzten,  die  Buzen  in 
die  Höhe  kehrenden  Granatäpfeln  der  Länge  nach  besetzt.  Die  Helmdecken  sind 
schwarz  und  silbern  (nach  v.  Hattstein  und  Siebmacher  golden  und  schwarz,  und 
nach  v.  Humbracht  silbern,  schwarz  und  blau),  und  den  Schild  halten  zwei  einwärts- 
sehende, goldfarbige  Schwäne.  —  Auf  Abdrücken  von  Petschaften  umgiebt  den 
Schild  oft  ein  mit  Hermelin  gefütterter  und  oben  mit  einer  Grafenkrone  bedeckter 
Wappenmantel. 

Eins  der  ältesten,  angesehensten  und  berühmtesten  schwäbischen 
Geschlechter,  welches  zeitig  den  Freiherren-  und  später  den  Grafenstand 
erhielt,  in  Schwaben  und  dem  Rheinlande  blühte  und  jetzt  noch  Oesterreich 


GRAFEN  V.  SICKINGEN.  467 

und  Prcussen  angehört.  Das  gleichnamige  Stammhaus  im  Oaichgau  liegt  bei 
Bretten  an  der  Salzbach  im  jetzigen  Mittelrheinkreise  des  Grossherzogthums 
Baden.  Albrecht  v.  Sickingen  kommt,  nach  Humbracht,  urkundlich  936 
vor.  Die  ordentliche  Slammreihc  beginnt  der  genannte  Schriftsteller  mit 
Eberhard,  um  das  Jahr  1158.  Ein  Nachkomme  desselben,  Reinhard, 
der  schwarze  Ritter,  war  zuerst  kaiserlicher  Landvogt  zu  Hagenau  und 
wurde  1401  Stalthalter  in  Italien.  Der  Sohn  desselben,  Schweicker, 
starb  1417,  nachdem  er  Kaiser  Ruprechts  Obersthofmeister  gewesen 
war.  Schweickers  Enkel,  Schweickhard,  kurpfälz.  Gross-Hofmeisler  und 
Oberst,  fiel  1504  vor  Landshut.  Der  Sohn  desselben  war  Franz,  geb. 
1.  März  1481,  gest.  1523,  von  Freunden  und  Feinden  gleich  geachtet, 
in  der  Festung  Landstuhl  (Neustull)  bei  Kreuznach,  Herr  auf  Sicken- 
heim-Sickenburg,  zuerst  k.  Rath,  Kämmerer  und  Oberster-Hauptmann, 
hinreichend  in  der  Geschichte  als  wahrhafter  Ritter  bekannt.  Franz 
v.  Sickingen  war  einer  der  grössten  Männer  seiner  Zeit  und  die  Wissen- 
schaften verloren  in  ihm  einen  grossen  Freund  und  Beförderer.  Derselbe 
war  ein  Freund  Luthers,  doch  hat  Letzterer  sein  Verfahren  als  Krieger 
nicht  gebilligt,  Reuchlin  wurde  von  Franz  vertheidigt,  und  Ulrich 
v.  Hütten,  nirgends  sicher,  wurde  von  ihm  in  seinem  Sitze  Ebernburg 
zwei  Jahre  geschirmt.  Franz  Conrad  ,  der  Sohn  des  edlen  Franz, 
kurpfälz.  Marschall,  Vilzdum  von  Amberg  und  des  Kaisers  Maximilian  II. 
Reichs -Hof-  und  Kriegs -Rath,  erhielt  von  dem  genannten  Kaiser  den 
Reichsfreiherrenstand  und  hinterliess  fünf  Söhne ,  welche  die  Stifter 
von  Speciallinien  wurden.  Jürge  Wilhelm  stiftete  die  Speciallinie  zu 
Odenbach,  Reinhard  die  zu  Land  stuhl,  Franz  die  zu  Sickingen, 
Schweickard  die  zu  Ebernburg,  und  Friedrich  die  Speciallinie  zu 
Hohenburg.  Letztere  blüht  noch  jetzt:  die  übrigen  sind  ausgestorben, 
und  zwar  zuletzt  die  Speciallinie  zu  Sickingen,  welche  sich  in  einen 
älteren  und  einen  jüngeren  Ast,  das  frühere  regierende  reichsgräfliche 
Haus,  geschieden  halte.  Der  jüngere  Ast  dieser  Linie  erlosch  im  Manns- 
stamme 25.  Nov.   1834  mit  dem  Grafen  Franz. 

Der  Freiherrenstand  war,  wie  angegeben,  schon  durch  Diplom  vom 
Kaiser  Maximilian  II.  in  die  Familie  gekommen :  Ferdinand  Hermann  aus 
der  Speciallinie  Hohenburg  erhielt  denselben  vom  Kaiser  Joseph  I.  1706 
erneuert,  wurde  13.  Jan.  1707  dem  österreichischen  Herrenstand  ein- 
verleibt und  erlangte  10.  März  1711  das  Indigenat  in  Ungarn.  Die 
Grafenwürde,  welche  vom  Kaiser  Carl  V.,  wie  das  reichsgräfliche 
Diplom  ergiebt,  schon  früher  dem  Franz  v.  Sickingen  zugedacht,  von 
diesem  aber  abgelehnt  worden  war,  erhielt  Freiherr  Carl  Anton  vom 
älteren  Aste  der  Linie  zu  Sickingen  mit  seinen  drei  Söhnen  3.  März 
1773  vom  Kaiser  Joseph  IL,  und  später  wurden  auch  vom  Kaiser 
Leopold  II.  1790  die  Gebrüder  Freiherren  Casimir  Johann  Nepomuk 
Ferdinand  und  Ferdinand  von  der  Linie  zu  Hohenburg  in  den  Grafen- 
stand erhoben.  Graf  Franz  v.  Sickingen  zu  Sickingen  fand  mit  sämmt- 
lichcn  Aesten  seines  Hauses,  laut  den  Receptionsurkunden  vom  7.  und 
17.  Juni  1791,  so  wie  vom  21.  Juni  und  3.  Aug.  1793  Aufnahme 
im  schwäbischen  Grafencollegium,  wurde  auch,  vermöge  der  schwäbischen 

30* 


468  GRAFEN  V.  SICKINGEN. 

Kreisschliisse  vom  10.  Juni  1791  und  12.  Mai  1792,  unter  die  schwä- 
bischen Kreisstände  aufgenommen,  worauf  Beides  durch  kaiserliches  Hof- 
decret  an  das  Reichsdirectorium  vom  19.  Febr.  1797  zur  Kennlniss  der 
Reichsversammlung  kam.  Für  den  Verlust  der  tiberrheinischen  Besitzun- 
gen: Landstuhl,  Köngernheim ,  Eilerstadt,  Hemkirchen,  Schallodenbach, 
Schneckenhausen  und  Antheil  an  Wartenberg  wurde  die  Familie  1802 
durch  das  früher  zur  Karthause  Buxheim  gehörige  Dorf  Pless  und  eine 
jährliche  auf  die  später  würltembergischen  Herrschaften  Schussenried 
und  Weissenau  radicirte  Rente  entschädigt. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  der  Linie  Sickingen-Hohenburg 
ergiebt  sich  aus  folgender  Ahnentafel:  Ferdinand  Hartmann,  Freiherr, 
k.  k.  Geh.  Rath  und  Statthalter  zu  Freiburg;  Gemahlin:  Elisabeth  Mar- 
garethe  Sidonie  Gräfin  v.  Pappenheim ,  geb.  1680,  verm.  1697,  gest. 
1734.  —  Johann  Ferdinand  Sebastian,  Freiherr,  auf  Hohenburg,  geb. 
1722,  gest.  1772,  k.  k.  Geh.  Rath  und  der  Vorderösterreichischen 
Ritterschaft  Präsident;  Gemahlin:  Maria  Anna  Sophie  Freiin  v.  Greiflenclau 
zu  Vollralh,  geb.  1722,  verm.  1739.  f.  —  Johann  Nepomuk  Casimir 
Ferdinand,  Graf,  geb.  1740,  gest.  1795,  k.  k.  Kämmerer,  Burgmann  zu 
Friedeberg  etc.;  Gemahlin:  Amalia  Freiin  Spaeth  v.  Zwyfalten  (v.  Speth 
auf  Zwiefalten),  geb.  21.  Oct.  1757,  verm.  1.  Mai  1774,  gest.  im  März 
1800.   —   Wilhelm,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Von  den  lebenden  Gliedern  der  Familie  sind  hier  anzuführen: 

WILHELM  Graf  v.  Sickingen-Hohenburg,  geb.  4.  Dec.  1777,  k. 
k.  Kämmerer,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Maria  Euphonia  Gräfin  Huniady 
v.  Keszthely,  gest.  28.  Jan.  1820,  und  in  zweiter,  24.  Aug.  1831, 
mit  Eveline  Gräfin  v.  Schlaberndorf,  geb.  21.  Nov.  1809,  aus  welcher 
letzteren  Ehe,  neben  fünf  Töchtern,  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen: 
Joseph,  geb.  9.  Jan.  1833,  und  Franz,  geb.  1.  Sept.  1836.  —  Die 
Schwester  des  Grafen  Wilhelm  ist  Grescentia  vermählte  Freifrau  v.  Speth 
auf  Zwiefalten. 


GRAFEN   V.  SIKItSTOHI'FP. 


469 


Äot!)oltfd). 


Grafen  v.  SierstorpfT. 


Preußen. 


Besitz:  in  Schlesien  die  Güter  Koppilz,  Wnldnu,  Wlnzenberg,  Tannenfeld,  Ober- und  Nitder- 

Mi'il/il.nll,  BreiteuitOck,  Ober-  und  Nicder-Tiefensee;  die  Güter  Zedlilz,  Gross-  und 
Kleip-Gubiau.  —  Driburg  im  Fürsienilium  Paderborn. 


Wappen:  quadrirtcr  Schild  mit  zwei  Mittelschilden,  einer  über  dem  anderen. 
Im  oberen,  mit  einer  Grafenkrone  gekrönten,  goldenen  Mittclschilde  ein  gekrönter 
und  golden  bewehrter,  auf  der  Brust  und  den  Flügeln  mit  einem  silbernen  Klee- 
monde  und  darüber  schwebendem,  silbernem  Kreuze  belegter,  schwarzer  Adler;  im 
unteren  quergetheilten  Miltelschilde  oben  in  Silber  ein  nach  rechts  sich  beugender, 
grüner  Lorbeerzweig;  unten  schwarz,  ohne  Bild  (Ort  Sierstorf,  Stammwappen). 
1  und  4  in  Blau  ein  goldener  Querbalken,  oben  von  einer  goldenen  Krone,  unten 
von  drei  linkshin  aufsteigenden  goldenen  Bergen  begleitet;  2  und  3  in  Roth  ein 
ßchrägrechter,  silberner  Balken,  welcher  mit  drei  Paar  grünen  Lorbeerzweigen,  je 
kranzförmig  mit  gekreuzten  Stielen  hinter  einander  zusammengestellt,  belegt  ist.  — 
Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich  vier  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt 
den  Adler  des  oberen  Mittelschildes;  aus  dem  zweiten  wächst  zwischen  zwei 
Büflelshörnern,  von  denen  das  rechte  silbern  und  das  linke  blau  ist,  und  welche  in 
den  Mündungen  mit  drei  goldenen  Blättern  besteckt  sind,  ein  gekrönter,  cinwärts- 
gekehrter,  blauer  Löwe  auf,  welcher  in  beiden  Vorderpranken  eine  goldene  Krone 
hält.  Der  dritte  Helm  trägt  zwei  übereinander  gelegte  grüne  Lorbeerzweige  (Helm 
des  Stammwappens),  und  der  linke  einen  die  Sachsen  einwärtskehrenden,  rothen 
Flügel ,  welcher  mit  den  schrägrechten  Balken  und  den  drei  gekränzten  Lorbeer- 
zweigen des  2.  und  3.  Feldes  belegt  ist.  Den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende, 
gekrönte,  goldene  Löwen,  und  das  Ganze  umfliegt  bis  zu  den  Helmen  hinauf  ein 
rother,  mit  goldenen  Fransen  besetzter  und  mit  Hermelin  gefütterter  Wappcnmantel. 

Die  Grafen  v.  SierstorpfT,  welche  jetzt  in  zwei  Linien,  der  älteren: 
Franken -Sierstorpff,  und  der  jüngeren:  SierstorpfT- Driburg,  blühen, 
stammen  aus  einer  sehr  angesehenen  und  verdienstvollen  colnischen 
Familie,  welche  mit  der  ursprünglich  steiermarkischen  Familie  Sicgers- 
dorfl',  Siersdorf,  nicht  zu  verwechseln  ist.  Fahnes  Fleiss  (Geschichte 
Jicv  colnischen  etc.  Geschlechter,  I.  103)  hat  die  genealogischen  Ver- 
naltnissc  der  hier  in  Rede  siehenden  Familie  so  aufgehellt,  dass  ältere 
Angaben    in    den    Hintergrund    treten.      Der  Stammvater  des  Geschlechts 


470  GRAFEN  V.  SIERSTORPFF. 

ist  nach  Fahne:  Franz  Franken  aus  Sierstorf.  Der  ältere  Sohn  desselben, 
Heinrich,  seit  161  l  Regens  des  Laurenzer  Gymnasium  zu  Cöln,  ein  Mann 
von  grossem  Ansehen  und  Einfluss,  wurde  1 626  Domherr  zu  Cöln,  der 
jüngere  Sohn,  Theodor,  der  Rechte  Doclor,  vermählte  sich  12.  Juni 
1624  mit  Clara,  Tochter  des  reichen  cölnischen  Syndicus  und  Bürger- 
meisters Cronenberg,  wurde  1632  Syndicus  der  Stadt  Cöln,  nahm,  nach 
Fahne,  den  Namen  Franken-Sierstorp  an  und  legte  sich  das  Wappen  des 
Ortes  Sierstorf  zu.  Nach  dem  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.-  Häuser 
(1853.  S.681)  ist  schon  für  denselben  das  Reichsadelsdiplom  d.  d.  Neustadt 
19.  Aug.  1637  ausgestellt  worden.  Von  drei  Söhnen  desselben  pilanzle 
Andreas  v.  Franken-Sierstorf  (die  verschiedene  Schreibart  ist  urkundlich) 
das  Geschlecht  fort.  Letzterer  vermählte  sich  1662  mit  Magdalene 
v.  Buschmann,  wurde  4.  Aug.  1681  Vice-Comes  (Sladtgraf)  zu  Cöln, 
erhielt,  wie  Fahne  angiebt,  1700  den  Reichsadel,  war  Herr  zu  Gasten- 
dunc  und  starb  14.  März  1707.  Von  zwölf  Kindern  desselben  sind 
vier  Söhne  näher  bekannt,  von  welchen  zwei  das  Geschlecht  fortpflanzten : 
Johann  Diederich  und  Caspar.  Ersterer,  verm.  mit  Margaretha  Theresia 
v.  Beywegh,  gest.  9.  Oct.  1748  als  Stadtgraf  zu  Cöln,  wurde  nach 
Fahne  1730  in  den  Reichsfreiherrenstand  erhoben:  eine  Angabe,  welche, 
schon  nach  dem  beigesetzten  Namen  des  Verleihers,  einer  Berichtigung 
bedarf.  Das  Diplom  ist  wohl  vom  Kaiser  Carl  VI.  d.  d.  22.  Nov.  1738 
(s.  unten),  Johann  Diederichs  Nachkommenschaft,  welche  unter  dem 
Namen  der  Cölner  freiherrlichen  Linie  vorkommt,  erlosch  mit  dem  Ur- 
enkel, Arnold,  gest.  11.  Mai  1836.  —  Caspar  Franken  v.  Sierstorpff, 
fürstbischöflich-hildesheimscher  Canzler,  ist  der  Stifter  der  hildesheimer, 
jetzt  gräflichen  Linie.  Derselbe  wurde,  nach  den  Angaben  des  Freiherrn 
v.  d.  Knesebeck,  S.  262,  22.  Nov.  1738,  somit  vom  Kaiser  Carl  VI., 
in  den  Reichsfreiherrenstand  erhoben.  Nach  dem  Geneal.  Taschenbuch 
der  gräfl.  Häuser  wurde  das  Diplom  über  diese  Erhebung  für  die  Brüder 
Johann  Theodor  und  Gaspar  Franz  ausgestellt:  die  Jahreszahl  1778  ist 
ein  Druckfehler.  —  Von  Caspars  vier  Söhnen  stiftete  der  Freiherr  Franz 
Andreas,  kureöln.  Erb-Thürhüter,  Herr  auf  Koppitz  etc.,  k.  preuss.  Ober- 
Consislorialrath,  die  schlesische,  und  Freiherr  Peter  Joseph  Albert, 
fürstbischöflich-hildesheimscher  Canzler,   die  braunschweigische  Linie. 

Von  Franz  Andreas,  dem  Stifter  der  älteren,  schlesischen  Linie, 
stammte  als  Sohn  Heinrich  Caspar,  kureöln.  Erb-Thürhüter,  Herr  auf 
Koppitz  etc.,  welcher  vom  König  Friedrich  Wilhelm  IL  von  Preussen 
15.  Oct.  1786  jn  den  Grafenstand  erhoben  wurde.  "  Aus  der  Ehe  mit 
Carolina  Gräfin  v.  Praschma  entspross:  Graf  Friedrich  Wilhelm,  $eb. 
10.  Mai  1779,  gest.  7.  Juni  1840,  Erbherr  auf  Koppitz,  in  erster  Ehe 
verm.  1811  mit  Leopoldine  Freiin  v.  Gilgenheimb,  geb.  24.  Oct.  1794, 
gest.  9.  Dec.  1812,  und  in  zweiter,  16.  Mai  1815,  mit  deren  Schwester, 
Mathilde  Adelheid  Anna  Freiin  v.  Gilgenheimb,  geb.  23.  Febr.  1797. 
Aus  der  zweiten  Ehe  stammt  Graf  Fedor,  jetziges  Haupt  der  älteren  Linie. 

Aus    der  vom  Freiherrn    Peter   Joseph  Albert   gestifteten  jüngeren^ 
braunschweigischen    Linie   gründete    der   herz,    braunschw.    Kammerherr 
und  Ober-Jägermeister   Freiherr  v.  Sierstorpff  im  Jahre   1782  den  eben 


GRAFEN  V.  SIERSTORPFF.  471 

so  freundlichen,  als  wohlthäligen  Kurort  Driburg.  Derselbe  erhielt  vom 
König  Friedrich  Wilhelm  IV.  von  Preussen  15.  Oct.  1840  die  Grafen- 
ITttrde,  und  hat  aus  der  Ehe  mit  der  Schwester  des  Ober-Präsidenten 
Freiherrn  v.  Vincke  einen  Sohn,  den  Grafen  Ernst  Eberhard,  jetziges 
Haupt  der  jüngeren  Linie,  hinterlassen. 

In  Bezug  auf  die  jetzigen  Glieder  beider  gräflichen  Linien  ist  Fol- 
gendes anzugeben: 

Aeltere  Linie:  FEDOR  Friedrich  Wilhelm  Heinrich  Caspar  Graf 
v.  Franken  -SierstorpfT  —  Sohn  des  Grafen  Friedrich  Wilhelm  —  geb. 
2(J.  Juli  1816,  Herr  der  Güter  Koppitz,  Waldau,  Winzenberg,  Tannen- 
feld, Ober-  und  Nieder- Mertzdorff,  Breitenstuck  und  Ober-  und 
Nieder  -  Tiefensee,  Director  der  Neisse  -  Grottkauer  Fürstenlhums- 
Landschaft,  verm.  4.  Juni  1842  mit  Clara  Gräfin  Henckel  v.  Don- 
nersmarck  (Tochter  des  Grafen  Carl  Lazarus,  s.  Bd.  I.  S.  344), 
geb.  18.  Juni  1823,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Friedrich,  geb. 
11.  Nov.  1843,  entsprossen  ist.  —  Der  jüngere  Bruder  des  Grafen 
Fedor  ist:  Graf  Alexander  Leopold  Friedrich,  geb.  4.  März  1818,  Herr 
auf  Zedlitz,  Gross-  und  Klein-Guhlau,  verm.  25.  Mai  1852  mit  Angela 
Grälin  v.  Maluschka,  geh.  13.  Oct.  1831.  Die  Schwester,  aus  des  Vaters 
erster  Ehe,  Grälin  Melanie,  geb.  30.  Juli  1812,  vermählte  sich  10.  Mai 
1836  mit  Ernst  Freiherrn  v.  Koller,  auf  Altwasser  und  Koben,  k. 
preuss.  Geh.  Ralh.  —  Die  Mutter  der  Grafen  Fedor  und  Alexander  ist 
oben   erwähnt  worden. 

Jüngere  Linie.  ERNST  Eberhard  Graf  v.  SierstorpfT- Driburg, 
geb.  24.  Juli  1813,  k.  preuss.  Kammerherr,  verm.  19.  Mai  1844  mit 
Caroline  Freiin  v.  Vincke,  geb.  4.  Sept.  1822,  aus  welcher  Ehe,  neben 
zwei  Töchtern,  zwei  Söhne  stammen:  Graf  Bruno,  geb.  25.  Juli  1845, 
und  Ernst,  geb.  22.  Nov.  1848.  Die  Schwester  des  Grafen  Ernst 
Eberhard,  Gräfin  Clementine,  ist  mit  Clamor  Freiherrn  v.  d.  Bussche- 
Münch  vermählt. 


472  GRAFEN  V.  SIEVERS. 

Grafen  v.  Sievers. 

Cut  h  ertfrh .  flu  Ij  lemb 

Besitz:  das  Rittergut  Ostrominsky  in  Liefland. 


Wappen :  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild  von  Blau  und  Roth  der  Länge 
nach  getheilt;  rechts  in  Blau  ein  goldener  Stern,  links  in  Roth  eine  silberne,  aus 
der  Theilungslinie  halb  hervortretende  Lilie  (Stammwappen).  1  und  4  in  Gold  ein 
einwärtsgekehrter,  schwarzer  Löwe;  2  in  Blau  ein  schrägrechter,  mit  drei  rothcn 
Kugeln  belegter,  silberner  Balken,  vor  dem  und  vor  der  mittleren  Kugel  zwei  ins 
Andreaskreuz  gelegte,  oben  mit  einem  schwarzen  Doppeladler  gezierte,  goldene 
Scepter  schweben;  3  in  Silber  ein  schrägrechter,  mit  drei  goldenen  Sternen  belegter, 
blauer  Balken  ,  welcher  oben  von  drei  rothen  Kugeln  und  unten  von  einer  solchen 
Kugel  begleitet  wird.  Auf  der  Grafenkrone  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte 
Helm  trägt  einen  wachsenden,  einwärtssebenden,  schwarzen  Löwen,  welcher  in  jeder 
Vorderpranke  einen  der  Scepter  des  2.  und  3.  Feldes  hält ;  der  mittlere  einen 
rechtssehenden,  gekrönten,  schwarzen  Adler,  und  der  linla*  eine  mit  einem  goldenen 
Sterne  besetzte  Lilie  zwischen  einem  offenen  Adlersfluge,  dessen  rechter  Flügel  von 
Blau  und  Roth,  der  linke  von  Roth  und  Silber  quergetheilt  ist.  Die  Decken  sind 
rechts  schwarz  und  golden,  links  silbern  und  roth,  und  den  Schild  halten  zwei 
einwärtssehende  schwarze  Löwen. 

Reichsgräfliche  Familie,  deren  nächster  Stammvater  ein  Finne,  Carl 
Sievers,  geb.  10.  Dec.  1710,  ist.  Derselbe  kam  jung  nach  St.  Peters- 
burg und  wurde  Kammerdiener  der  Prinzessin  Elisabeth.  Als  Letztere 
den  Thron  bestieg,  wurde  derselbe  von  der  Kaiserin,  Elisabeth  I.  Pe- 
trowna,  zum  Kammerjunker  ernannt,  mit  reichem  Grundbesitz  in  Lief- 
und  Esthland  beschenkt,  und  erhielt  die  Erlaubniss,  den  vom  Kurfürsten 
Friedrich  August  II.  von  Sachsen,  König  in  Polen,  im  Reichsvicariate 
17.  Mai  1745  ertheilten  Freiherrentitel  annehmen  zu  dürfen.  Carl 
Freiherr  v.  Sievers  stieg  später  zum  Kammerherpn  und  Ober-Hofmarschall 
des  k.  russischen  Hofes,  wurde  General  en  Chef,  Botschafter  in  Wien, 
und  erhielt  15.  Febr.  1760  vom  Kaiser  Franz  I.  die  Reichsgrafenwürde. 
Aus  der  Ehe  mit  Elisabeth  Kruse  hinterliess  derselbe  bei  seinem  1774 
erfolgten  Tode  mehrere  Söhne,  von  welchen  jedoch  nur  Joseph  Carl 
Reichsgraf  v.    Sievers    das    Geschlecht    —    welches    nicht   mit    dem  des 


GRAFEIN  V.  SODEN. 


473 


»leichnamigen  Grafen  Johann  Carl  v.  Sievers,  der  durch  Diplom  des 
Kaisers  Paul  I.  von  Russland  vom  Jahre  1798  'den  Grafenlitel  führte,  und 
dessen  Nachkommen  zahlreich  sind  —  zu  verwechseln  ist,  fortpflanzte.  — 
Des  Grafen  Johann  Carl  Sohn  war:  Reichsgraf  Paul,  k.  russ.  Major,  Herr 
auf  Ostrominsky,  geh.  1773,  gest.  1824,  verm.  mit  Catharina  v.  Günzcl 
a.  d.  Hause  BauenhofT  in  Liefland,  geb.  1792,  aus  welcher  Ehe,  nehen 
einer  Tochter,  Gräfin  Pauline,  zwei  Söhne  stammen:  JACOB  Carl  Georg 
Graf  v.  Sievers,  geb.  31.  Aug.  1814,  und  Graf  Gustav  Gottlob  Leon- 
hard,  geb.   1.   März   1823. 


jftttyerifd). 


Grafen  v,  Soden. 

ßagmt,  tOUritcmbcrg. 


Besitz:  das  Rittergut  Sassenfurlh  in  Bayern;  die  Rillergüter  Neidenfels,  Eichenliausen  und 
Neustädtles  in  Württemberg  etc. 


"Wappen:  Schild  quer  getlieilt ;  oben  in  Roth  eine  silberne,  unten  in 
Silber  eine  rothe  Rose.  Auf  der  Grafenkrone  erheben  sich  zwei  gekrönte  Helme. 
Auf  dem  rechten  Helme  stecken  auswärts  an  goldenen  Fahnenslöcken  zwei  von 
Ruth  und  Silber  quergetheilte  Fahnen  (Helm  des  Stammwappens),  und  aus  dem 
linken  Helme  bricht  ein  doppelter  -gekrönter  schwarzer  Adler  hervor.  Die  Helm- 
decken sind  roth  und  silbern  und  den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende  goldene 
Löwen.  —  Nach  einigen  Angaben  erscheint  auf  dem  linken  ,  bei  Erhebung  in  den 
.Grafenstand  hinzugekommenen  Helme  der  ganze  Doppeladler,  ist  aber  nicht  ge- 
krönt. —  Die  Fahnen  auf  dem  rechten  Helme  kommen  bisweilen  gekreuzt  vor. 

Alladcliges  hannoversches,  jetzt  theils  gräfliches,  theils  freiherrliches 
Geschlecht,  welches  das  sehr  alte  und  bekannte  Salzwerk:  Soden  an 
der  Werra  bei  Allendorf,  gegründet  hat,  schon  im  12.  Jahrhundert  be- 
deutende Güter  besass,  später  mit  der  fränkischen  Reichsriltcrschaft  in 
Verbindung  stand,  und  jetzt  in  Hannover,  Württemberg  und  Bayern  an- 
sässig ist.  Hildebrand  v.  Soden  kommt  zu  Anfange  des  14.  Jahrhun- 
derts als  Bürgermeister  zu  Hannover  vor,  Mauritius  war  1590  Dompropst 
zu  Hildesheim   und  verewigte  sich  durch  viele  milde  Stiftungen,  nament- 


474  GRAFEN  V.  SODEN. 

lieh  das  Bürgerhospital  zu  Hannover,  das  s.  g.  Sodenkloster,  und  Johann 
Hermann  wurde  1658  Professor  der  Rechte  zu  Erfurt,  und  war  als 
Gelehrter  und  Schriftsteller  sehr  berühmt.  —  Johann  Hermann  v.  Sode, 
gest.  1702,  war  kurmainz.  Regierungsrath  und  Hofgerichts-Assessor,  und 
der  Sohn  desselben,  Theodor,  gest.  1716,  Herr  auf  Gleidingen  und 
Hauptmann.  Von  Letzterem  entspross  Heinrich  Garriel,  gest.  1761, 
markgräfl.  Anspachscher  Kammerherr  und  Major,  und  von  diesem  stamm- 
ten zwei  Söhne,  Friedrich  Julius  Heinrich  und  Johann  Carl  August. 
Friedrich  Julius  Heinrich,  geb.  1754,  gest.  13.  Juli  1831,  k.  preuss. 
Geh.  Rath  und  bevollmächtigter  Minister,  als  dramatischer  Dichter  und 
Schriftsteller  im  Gebiete  der  Staatswissenschaft,  namentlich  durch  sein 
classisches  Werk:  die  National -Oeconomie,  bekannt,  wurde  vom  Kur- 
fürsten Carl  Theodor  v.  d.  Pfalz  im  Reichsvicariate,  24.  Sept.  1790,  in 
den  Reichsgrafenstand  erhoben ,  und  durch  diese  Erhebung  der  Stifter 
einer  gräflichen  Linie.  Derselbe  war  zweimal  vermählt:  in  erster  Ehe 
mit  Beata  Luise  Freiin  v.  Pfeil  und  in  zweiter  mit  Julie  Freiin  v.  Schil- 
ling-Cannstadt,  aus  welcher  letzteren  Ehe  Graf  Carl  Julius,  jetziges 
Haupt  der  gräflichen  Linie,  stammt.  Freiherr  Johann  Carl  August,  jün- 
gerer Sohn  Heinrich  Gabriels,  verblieb  in  dem  erlangten  Freiherrn-Stande 
und  ist  der  nächste  Stammvater  der  freiherrlichen  Linie.  —  Das  im 
Geneal.  Taschenbuche  der  gräflichen  Häuser,  1853,  S.  684  erwähnte 
Diplom  der  Adelsbestätigung  vom  Kaiser  Carl  VI.,  d.  d.  5.  Oct.  1724, 
wurde  den  Gebrüdern  Johann  Ludewig  und  August  v.  Sode,  Officieren 
in  kurhannov.  Diensten,  mit  der  Benennung:  von  der  Sode,  ausgestellt. 
Dieselben  gehören,  nach  dem  Angeführten,  nicht  in  die  Stammreihe 
der  gräflichen  Linie. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  anzuführen : 

CARL  Julius  Graf  v.  Soden,  —  Sohn  des  Grafen  Friedrich  Julius 
Heinrich  —  geb.  21.  Mai  1783,  k.  bayer.  Ober-Forstmeister  zu  Gunzen- 
bausen,  verm.  in  erster  Ehe  1818  mit  Antonie  Freiin  v.  Künsberg  thur- 
nauer  Linie,  gest.  1824,  und  in  zweiter,  4.  Nov.  1826,  mit  Maria 
Gräfin  Drechsel  v.  Deufstetten,  geb.  3.  Mai  1801,  gest.  28.  Juni  1844. 
Aus  der  ersten  Ehe  stammt  Graf  Carl  Friedrich  Julius,  geb.  22.  Aug. 
1821,  aus  der  zweiten  Graf  Hermann,  geb.  27.  Nov.  1827,  und  Graf 
Emanuel  Julius,  geb.  21.  Febr.  1829.  Von  dem  Bruder  des  Grafen 
Friedrich  Julius  Heinrich,  von  dem  Freiherrn  Johann  Carl  August,  leben 
zwei  Söhne:  Freiherr  Franz,  fürstl.  schwarzburg-sondershausischer  Major 
und  Kammerjunker,  verm.  21.  Febr.  1828  mit  Helene  Caroline  Jacobe 
v.   Seheurl,  geb.    1805,  und  Freiherr  Julius,  k.  württemb.  Oberst-Lieut. 


f.RAKEN  zu  sin. MS. 


475 


Grafen  zn  Solms  (Grafen  zu  Solms-Rödellieiui 
und  Assenlieim.  zu  Solms- Limbach  und  zu 
Solms-Wildenfels,  so  wie  Grafen  zu  Solms- 
Sonnenwalde  und  Rhaesa,  zu  Solins-Sonnen- 
walde- Alt -Pouch,  zu  Solms-Saehsenfeld.  zu 
Solnis-Baruth  und  zu  Solins-Klitschdorf  ). 

Coangeltfd).  ©rofjhcqogth.  ijcffen,  Sadjfrn,  prrufjen. 

Besitz:  die  Aemter  Rödelheim  und  Assenheim  unter  grosshcrz.  hessischer  Staatshoheit;  die 
Aemler  Lauhach  und  Utphe,  ebenfalls  unter  grossherz.  hessischer  Staatshoheit;  die 
Herrschaft  Wildenfels  unter  sächsischer  Staatshoheit;  —  das  Rittergut  Rhaesa  in 
der  Provinz  Sachsen  und  das  Rittergut  Guhlau  in  Schlesien;  —  die  Standesherr- 
schaft Sonnenwalde  in  der  Provinz  Brandenburg  und  die  Herrschaft  Alt -Pouch  in 
der  Provinz  Sachsen;  —  die  Majoratsherrschafl  Rarulh  in  der  Provinz  Brandenburg 
und  die  Herrschaften  Klitschdorf  und  Wehrau,  so  wie  das  Rillergut  Hernisdorf  in 
der  Provinz  Schlesien. 
Den  Häuptern  der  drei  Aeste  der  ßaruthschen  Unterlinie:  Solms-Rödelheim-  und  Asseo- 
heini,  Solms-Laubacb  und  Solms-Wildenfels  steht  das  Prädicat  „Erlaucht"  zu. 


Wappen  nach  älteren  Angaben.  Schild  der  Länge  nach  gethcilt  und  in 
der  rechten,  so  wie  in  der  linken  Hälfte  qttadrirt,  zusammen  8  Felder.  Rechte 
Schildeshälfle :  1  und  4  in  Gold  ein  blauer  rechtsschreitender  Löwe  (Grafschaft 
Sulms),  2  und  3  von  Ruth  und  Gold  quergetheilt  (Herrschaft  Münzenherg).  Linke 
Schildeshälfte  :  1  und  4  in  Gold  eine  schwarze  Kose  (Herrschaft  Wildenfels),  2  und 
3  in  Schwarz  ein  rechtsschrettender  silberner  Löwe  ( Herrschaft  Sonnenwalde ). 
Ueber  dem  Schilde  erheben  sich  vier  Helme.  Auf  dem  rechten  Helme,  welcher 
mit  einem  Fürstenhute  bedeckt  ist,  steckt  unten  in  einer  goldenen  Kugel  ein  Pfatun- 
schweif  und  wird  auf  beiden  Seiten  von  einem  von  Roth  und  Gold  quergelhcillen 
Fähnchen  begleitet  (miinzenbergscher  Helm);  auf  dem  zweiten  Helme  sitzt  zwischen 
einem  von  Roth  und  Gold  qucrgetheilten  offenen  Adlersfluge  aufgerichtet  und  ?or- 
wärtssehend  ein  blauer  Löwe  (solmsscher  Helm);  aus  dem  dritten  gekrönten  Helme 
wächst  ein  einwärtssehender  silberner  Löwe  auf,  und  auf  dem  linken ,  ebenfalls 
gekrönten  Helme  steht  eine  schwarze  Rose  (wildenfelsscher  Helm».  Die  Rose  jiegl 
Dach  einigen  älteren  Abbildungen  auf  einem  hohen,  von  Schwarz  und  Gold  ge- 
schachten Hute.  —  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  roth  und  golden,  die  des 
zweiten  blau  und  golden,  die  des  dritten  schwarz  und  silbern  und  die  des  linken 


476  GRAFEN  ZU  SOLMS. 

golden  und  schwarz.  —  Nach  neueren  Angahen,  welchen  das  Geoeal.  Taschenbuch 
der  gräfl.  Häuser  (1848,  S.  632)  gefolgt  ist,  und  gegen  welche  wenig  zu  sagen 
ist,  da  v.  Meding  dieselben  theille  und  da  allerdings  Abdrücke  von  vielen  Pet- 
schaften dafür  sprechen,  enthalt  in  der  rechten  Schildeshälfte  Feld  1  und  4  das 
münzenbergsche ,  Feld  2  und  3  das  solmssehe  Wappen,  und  in  der  linken  Hälfte 
Feld  1  und  4  das  sonnenwaldesche  und  Feld  2  und  3  das  wildenfclssche  Wappen. 
Durch  diese  Annahme  verliert  der  solmssehe  Löwe  den  als  Stammwappen  demsel- 
ben gewiss  gebührenden  Platz  im  ersten  Felde.  Was  die  linke  Schildeshälfle  an- 
langt, so  Hesse  sich,  abgesehen  von  einer  gleich  unten  folgenden  Bemerkung,  eine 
solche  Besetzung  der  Felder  erklären:  die  Herrschaft  Sonnenwalde  wurde  1537 
solmssehe  Besitzung,  und  erst  1600,  nach  Erlöschen  der  Herren  zu  Wildenfcls, 
erhielt  Solms  von  Kursachsen  das  Lehen.  Es  drängt  sich  übrigens  hier  noch  eine 
ganz  andere  Frage  auf,  nämlich  die,  ob  denn  wirklich,  wie  Spener  (der  linke  Helm 
ist  auf  der  Spenerschen  Abbildung,  Tab.  XXIII. ,  nur  vergessen,  im  Texte,  S.  534, 
ist  derselbe  erwähnt),  Trier,  Imhof  und  Andere  angeben,  in  der  linken  Schildes- 
hälfte der  Löwe  das  sonnenwaldesche  Wappen  sei?  Knoch  nahm  es  später  für 
erwiesene  Wahrheit,  dass  beide  Wappenbilder,  Löwe  und  Böse,  zum  wilden fcls- 
schen  Wappen  gehörten.  Albin  (Historie  der  Grafen  und  Herren  zu  Werthern, 
S.  71)  war  derselben  Meinung  gewesen,  und  Siebmacher,  I,  31,  gab  zuerst  das 
Wappen,  wie  Albin,  II,  25.  aber  zeigt  nur  einen  einfachen  silbernen  Schild  mit 
einer  gefüllten  schwarzen  Böse.  Auf  den  ersten  Abbildungen  steht  die  Böse  als 
Helmschmuck  auf  dem  oben  erwähnten ,  schwarz  und  golden  geschachten  Hute, 
auf  der  zweiten  auf  einer  silbernen  Pyramide.  Sehr  erwünscht  für  Heraldiker  dürfte 
eine  umsichtige  Kritik  der  etwaigen  Verschiedenheiten  des  Wappens  der  Grafen  zu 
Solms  sein  :  v.  Meding  (II.  S.  568 — 575),  welcher  die  von  dem  Grafen  Friedrich 
Ludwig  zu  Solms  wildenfelsscher  Linie  ausgearbeiteten  Fragmente  zur  solmsschen 
Geschichte,  und  des  Baths  Knoch  Beschreibung  des  solmsschen  Wappens  benutzte, 
giebt  eine  gute  Vorarbeit  ab.  In  Bezug  auf  Solms-Wildenfels  —  nur  diese  einzige 
Bemerkung  mag  hier  Platz  finden  —  giebt  v.  Meding  an,  dass  er  völlige  Gleichheit 
mit  Solms-ßaruth  finde,  nur  komme  bisweilen  die  Abänderung  vor,  dass  die  rothen 
Seeblätter  im  silbernen  und  der  goldene  Anker  im  blauen  Felde  wegen  Tecklcn- 
burg  und  Lingen,  nebeneinander  in  einen  Mittelschild  gesetzt,  dem  solms -wilden- 
felsschen  Schilde  hinzugefügt  würden. 

Der  Ursprung  des  Hauses  Sohns  verliert  sich  in  die  Dunkelheit  des 
frühen  Mittelalters:  die  Grafen  Sohns  sind  deutsche  Urgrafen,  d.  h.  die- 
selben dankten  den  Grafensland  einem  Grafenamte,  mit  dessen  Erblich- 
keit das  Haus  nach  und  nach  zu  grossem  Grundbesitz,  zu  Reichsunmittel- 
barkeit  und  Landeshoheit  kam.  Der  Name  rührte  vom  ältesten  Grund- 
besilzthum  am  Bache  Solms  her:  dieser  Besitz  ging  tief  in  den  Hessen-Gau 
hinein.  Gottfried,  Graf  v.  Wegebach  —  in  letzter  Generation  ein  Nach- 
komme Werners,  906 — 913  Grafen  im  Wormsgau,  Speyergau,  Nohgau, 
dessen  ältester  Sohn,  Conrad  Herzog  in  Franken,  Stammvater  der  fränkischen 
Kaiser  Salischen  Stammes  wurde  —  vermählte  sich  um  1140  mit  der 
Erblochter  Marquards,  Grafen  zu  Solms,  erhielt  die  solmsschen  Besitzun- 
gen und  stiftete  im  solmsschen  Grafenhause  einen  neuen  Mannsstamm. 
Gottfrieds  Enkel,  die  Grafen  Heinrich  IL  und  Marquard,  Söhne  Hein- 
richs I.,  vertauschten  1232  den  Namen  Wegebach  mit  Solms.  Der 
zweite  Sohn  Heinrichs  I.,  Marquard,  gest.  um  1257,  hatte  die,  1333 
erloschene  Linie  Solms -Königsberg  gestiftet,  und  Heinrichs  II.  Söhne, 
Heinrich  III.  und  Marquard,  stifteten  die  Linie  zu  Braunfels,  und  die 
1415  erloschene  Linie  Burg-Solms.  —  1432  theilten  die  beiden  Söhne 
Olto's,  eines  Urenkels  Heinrichs  HL,  Bernhard,  gest.  1459,  und  Johann, 
gest.   1457,    die  gesammten  Lande,    und  stifteten  die    beiden,    noch 


i 


GRAFEN  ZU  SOLMS.  477 

blühenden  Haupllinien:  die  Bernhardische,  oder  Solms-Braun- 
fels-Greifenstein,  und  die  Johannische,  oder  Solms- Lich- 
Hohensolnis,  Solms-Laubach  und  Solms  -Rudel heim.  Die 
Bern  bardische  Hauptlinie  verbreitete  sich  nach  den  drei  ältesten 
Söhnen  des  Grafen  Conrad,  gest.  1592,  in  drei  Spcciallinien:  zu 
Bra inif eis,  erloschen  1693,  zu  Greifenstein  und  zu  Hungen, 
erloschen  1678:  Graf  Wilhelm  Moritz,  geb.  1651,  gest.  1724,  aus 
der  Speciallinie  Greifenstein,  vereinigte  sämmlliche  Stammbesitzungen 
dieser  Hauptlinie.  Derselbe  verlegte  seine  Residenz  nach  Braunfeld, 
und  so  wurde  denn  seine  Linie:  Solms-Bra  unfeld  genannt.  Der 
Stifter  derselben  war  Graf  Wilhelm  zu  Greifenstein,  gest.  1635,  dessen 
Enkel,  der  erwähnte  Wilhelm  Moritz,  1678  in  Hungen  und  1693  in 
Braunfels  folgte.  Der  Letztere  erhielt  auch  1699  durch  Ausspruch  des 
Reichskammergerichts,  einen  Theil  der  Grafschaft  Tecklenburg,  verkaufte 
aber  denselben  1707  an  die  Krone  Preussen.  Der  Sohn,  Friedrich 
Wilhelm,  brachte  vom  Kaiser  Carl  VII.  22.  März  1742  den  Reichs- 
fürstenstand  an  sein  Haus.  —  Die  Johannische  Hauptlinie  um- 
fasst  die  sehr  weit  verbreitete  Nachkommenschaft  des  Stifters,  Johann, 
gest.  1457,  dessen  Sohne  Cuno  (Conrad)  mit  den  Erben  Kaiser  Fried- 
rich III.  1475  vielfache  Privilegien  für  Laubach  und  die  übrigen  Be- 
sitzungen gab,  welche  1506  Kaiser  Maximilian  I.  und  1550  Kaiser  Carl  V. 
bestätigte.  Johanns  Enkel,  Philipp,  ist  der  gemeinschaftliche  Stamm- 
vater der  aus  dieser  Hauptlinie  entsprossenen  Special-  und  Unterlinien. 
Die  zwei  Speciallinien  sind  die  lich-hohensolmssche  und  die 
laubachsche.  —  Die  lich-hohensolmssche  Sp  eciallinie  stif- 
tete Philipps  älterer  Sohn,  Reinhard,  gest.  1562.  Dieselbe  hatte  sich 
in  den  Ast  zu  Lieh  und  den  zu  Hohen  solms  ausgebreitet.  Als  Lieh 
1718  erlosch,  kam  dessen  Besitz  an  Hohensolms,  welches  seitdem  den 
Namen  Solms-Lich  und  Hohensolms  führt,  und  vom  Kaiser  Franz  II. 
14.  Juli  1792  den  Reichsfürstenstand  erhielt.  —  Die  laubachsche 
Speciallinie  gründete  Otto,  gest.  1522,  Philipps  jüngerer  Sohn  und 
Reinhards  Brutler.  Von  1561  an  bestanden  zwei  Unlerlinien:  zu  Lau- 
bach und  zu  Sonnenwalde,  welche  letztere  1651  erlosch,  worauf, 
nach  Anfall  von  Sonnenwalde,  in  der  Linie  Laubach  durch  vier  Söhne 
ihres  Stifters,  Johann  Georgs  des  Aelteren,  vier  Unterlinien  entstanden, 
nämlich:  Rodel  he  im,  schon  mit  dem  Stifter  Friedrich  1640  erloschen; 
Laubach,  1676  ausgestorben;  Sonnen w aide  mit  Pouch  und  Ba- 
rulh.  Die  beiden  letzteren  blühen  jetzt,  nachdem  sich,  nach  Anfall 
von  Rödelheim  und  Laubach,  zwei  neue  Unterlinien,  die  sonnen  walde- 
sche  und  die  baruthsche,  bildeten,  aus  welchen  mehrere  Aestc  und 
Zweige  hervorgegangen  sind.  Die  sonnen  wald  esc  he  Unterlinic 
stiftete  Heinrich  Wilhelm,  gest.  1633,  dritter  Sohn  Johann  Georgs  des 
Aelteren.  Dieselbe  theille  sich  anfangs  in  drei  Aeste:  der  ältere  Ast 
zu  Sonnenwalde  erlosch  1803,  worauf  Sonnenwalde  an  den  jüngeren 
Ast  kam,  doch  auch  dieser  starb  1819  aus,  und  so  gelangte  Sonnen- 
walde an  den  jetzt  blühenden  mittleren  Ast.  Derselbe  theilte  sich 
durch  zwei  Söhne  Otto  Wilhelms,  gest.  1747,  in  zwei  Zweige:  Sonnen- 


478  GRAFEN  ZU  SOLMS. 

walde-Grossleipe,  jetzt  Sonnenwalde-Rhaesa,  und  Sonnenwalde- 
Kotiz,  jetzt  Sonnenwalde- Alt-Pouch.  —  Die  baruthsche  Unter- 
linie gründete  Johann  Georg  der  Jüngere,  vierter  Sohn  Johann  Georgs 
des  Aelteren.  Durch  drei  seiner  Söhne  entstanden  drei  Aeste:  zu  Rö- 
delheim  und  Assenheim,  zu  Wildenfels  und  zu  Baruth.  Den 
Ast  zu  Rodel  heim  und  Assenheim  gründete  Johann  August,  gest. 
1680,  älterer  Sohn  Johann  Georgs  des  Jüngeren.  Des  Stifters  zwei 
Söhne,  Ludwig,  gest.  1716,  und  Ludwig  Heinrich,  gest.  1728,  halten 
diesen  Ast  in  die  Zweige  zu  Rödelheim  und  zu  Assenheim  ge- 
schieden; doch  Ludwigs  Sohn,  Lothar  Wilhelm,  starb  1722  ohne  Nach- 
kommen, und  so  fiel  denn  Rödelheim  an  Assenheim.  —  Den  Ast  zu 
Wildenfels  stiftete  Johann  Friedrich,  gest.  1669,  zweiter  Sohn  Jo- 
hann Georgs  des  Jüngeren.  Durch  die  drei  Enkel  des  Stifters,  Friedrich 
Ernst,  gest.  1723,  Carl  Otto,  gest.  1743,  und  Heinrich  Wilhelm,  gest. 
1741,  entstanden  anfangs  drei  Zweige:  zu  Laubach,  zu  Utphe  und  zu 
Wilden fels;  doch  Carl  Otto  zu  Utphe  hatte  keine  Nachkommen,  und 
so  blieben  nur  Laubach  und  Wildenfels  übrig.  Laubach  umfassl  die 
Nachkommenschaft  Friedrich  Ernsts,  gest.  1723,  Wilden  fels  die 
Heinrich  Wilhelms.  Von  den  Söhnen  des  Letzteren  setzte  der  ältere, 
Heinrich  Carl,  den  Hauptzweig  zu  Wilden  fels  fort,  der  jüngere 
aber,  Friedrich  Ludwig,  stiftete  den  Neben  zweig  zu  Sachs  enfeld  etc. 
—  Den  Ast  zu  Baruth  gründete  Friedrich  Slgismund,  gest.  1697,  drit- 
ter Sohn  Johann  Georgs  des  Jüngeren.  Die  zwei  Söhne  des  Stifters, 
Friedrich  Sigismund  II.  und  Johann  Christian  I.,  theilten  sich  in  die  Herr- 
schaft Baruth,  und  jeder  gründete  einen  besonderen  Zweig.  Der  ältere 
Zweig,  zu  Baruth,  umfasst  die  Nachkommenschaft  Friedrich  Sigis- 
munds  IL,  der  jüngere  Zweig,  zu  Klitsch  dorf,  die  Nachkommen- 
schaft Johann  Christians  I. 

Im  deutschen  Reiche  hatte  das  Haus  Solms,  in  Betracht  der  im 
oberrheinischen  Rheinkreis  gelegenen  Stammbesitzungen,  Reichsunmitlel- 
barkeit,  Landeshoheit,  Reichs-  und  Kreisstandschaft.  Reichsstandschaft 
halte  es  durch  fünffache  Theilnahme  an  der  reichsgräflich-wetterauischen 
Curiatstimme  im  Reichsfürstenrathe.  Dem  Fürsten  zu  Solms -Braunfels 
verhiess  der  Reichsdeputations -Hauplschluss  von  1803  eine  Virilstimme 
im  Reichsfürstenrathe.  Kreisstandschaft  hatte  Solms  im  Oberrheinkreis, 
Braunfels  auf  der  Fürstenbank,  und  Rödelheim,  Hohensolms  und  Laubach 
auf  der  welterauischen  Grafen-  und  Herrenhank.  Für  Verluste  gewährte 
der  Reichsdeputations- Hauplschluss  von  1803  den  Fürsten  und  Grafen 
v.  Solms  die  Abteien  Arnsburg  und  Altenburg  im  Solmsschen.  In  der 
rheinischen  Bundesacle  wurden  1806  die  solmsschen  reichsuninittel- 
baren  Besitzungen  der  grossherzoglich -hessischen  Staatshoheit  unter- 
geordnet, während  die  Aemter  Braunfels  und  Greifenstein  und  das  Amt 
Hohensolms  als  Standesherrschaften  unter  nassauische  Staatshoheit  ge- 
langten, 1815  aber,  durch  die  Wiener  Congressacte,  der  Krone  Preussen 
standesherrlich  untergeordnet  wurden.  Die  solms -rödelheimsche  Hälfte 
des  Marktfleckens  Praunheim  kam  1816,  durch  Vertrag  zwischen  Kur- 
und  Grossherzogthum  Hessen,  standesherrlich  unter  Kurhessen.  —    Was 


GRAFEN  ZU  SOLMS.  479 

das  standesherrliche  Besitzthum  des  fürstlichen  Hauses  Solms-Braunfels 
anlangt,  so  stehen  die  Aerater  Braunfels  und  Greifenstein  unter  Staats- 
hoheit der  Krone  Preussen,  die  Aemler  Hungen,  Gamhach  und  Wülfers- 
heim  aher  unter  grossherzoglich  hessischer  Staatshoheit.  Der  Antheil 
an  der  standesherrlichen  Grafschaft  Limpurg-Gaildorf  steht  unter  Staats- 
hoheit der  Krone  Württemberg.  —  Sohns-Lich  und  Hohensolms  besitzt 
als  Standesherrschaften  das  Amt  Hohensolms  unter  preussischcr,  und  die 
Aemter  Lieh  und  Niederweisel   unter  grossherz.   hessischer  Staatshoheit. 

—  Sonnenwalde  ist  Standesherrschaft  der  Niederlausitz,  Alt -Pouch  und 
Rhaesa ,  letzteres  im  preuss.  Regierungsbezirk  Merseburg,  sind  Ritter- 
güter. —  Rodelheim  und  Assenheim,  früher  reichsständisch  mit  Sitz  und 
Stimme  im  wetlerauischen  Grafencollegium,  stehen  jetzt  standesherrlich,  nur 
die  Hälfte  Praunheim  (s.  oben)  ausgenommen,  unter  grossherz.  hessischer 
Staatshoheit.  —  Die  Aemter  Laubach  und  Ulphe,  vormals  reichsunmittelbar 
und  reichsständisch,  sind  standesherrlich  der  grossherz.  hess.  Staatshoheit 
untergeordnet.  —  Die  Standesherrschaft  Wildenfels  steht  unter  Staats- 
hoheit der  Krone  Sachsen.  —  Barulh  ist  Slandesherrschaft  der  Provinz 
Brandenburg  und  seit  1822  Majorat.  Klilschdorf  und  Wehrau  sind  Herr- 
schaften in  der  preuss.  Provinz  Schlesien. 

Die  Abstammung  «1er  weiter  unten  in  nachstehender  Ordnung  an- 
zuführenden Grafen  zu   Solms  ergeben  folgende  Ahnentafeln: 

Ast  zu  Rodel  heim  und  Assen  heim.  Johann  Ernst  Carl 
(Sohn  Ludwig  Heinrichs);  Amöne  Charlotte  Eleonore  Friederike  Gräfin 
v.  Lüwenstein-Werlheim.  —  Vollrath  Friedrich  Carl  Ludwig;  Philip- 
pine Charlotte  Sophie  Gräfin  zu  Solms -Wildenfels -Laubach.  —  Carl 
Friedrich  Ludwig  Christian  Ferdinand  ;  Luise  Amalie  Gräfin  zu  Erbach- 
Schönberg.   —   Maximilian  ,  jetziger  Standesherr. 

Ast  zu  Laubach.  Georg  August  Wilhelm  (Sohn  Christian  Augusts 
aus  der  Ehe  mit  Elise  Amalie  Friederike  Prinzessin  von  lsenburg) ;  Eli- 
sabeth Charlotte  Ferdinandine  Gräfin  zu  Isenburg-Birstein.  —  Friedrich 
Ludwig  Christian;  Sophie  Henriette  Gräfin  v.  Degenfeld-Schomburg.  — 
Otto  ,  jetziger  Slandesherr. 

Ast  zu  Wildenfels  (A. ),  Hauptzweig  zu  Wildenfels. 
Heinrich  Carl  (älterer  Sohn  Heinrich  Wilhelms  und  Stifter  dieses  Zwei- 
ges); Albertine  Charlotte  Gräfin  v.  Bylandt-Polstercamp.  —  Friedrich 
Magnus;    Wilhclmine  Caroline  Sophie  Prinzessin  zu  Leiningen-Hardenburg. 

—  Friedrich   Magnus,  jetziger  Standesherr. 

Sonnen  wa  ld  es  che  Unterlinie.  Sonnen  w  aide -Rhaesa. 
Carl  Georg  Heinrich  ( Stifter  dieses  Zweiges  und  Sohn  Otto  Wilhelms 
in  Kropstadt) ;  Johanna  Ulrike  Freiin  v.  Münsterberg.  —  Carl  Christian 
Benjamin  Detlev;  Johanna  Charlotte  v.  Priltwitz.  —  Carl  Ernst  Friedrich 
Moritz  Theodor,  jetziges  Haupt  des  Zweiges.  —  S  onnen  wald  e-Al  t- 
Pouch.  Victor  Friedrich  (Stifter  dieses  Zweiges  und  Bruder  Carl  Georgs, 
welcher  Sonnenwalde -Rhaesa  stiftete);  Wilhelmine  Charlotte  Gräfin  v. 
Dönhoff.  —  Wilhelm  Christian  Ludwig  Emil  Carl;  Friederike  Gräfin 
v.  Schlippenbach:>  —  Wilhelm  Carl  Peter  Theodor,  jetziger  Slandesherr. 

Ast  zu   Wildenfels    (B.j,    Neben  zweig    zu   Sachsen  fehl. 


480  GRAFEN  ZU  SOLMS. 

Friedrich  Ludwig  (Stifter  dieses  Zweiges  und  jüngerer  Sohn  Heinrich  Wil- 
helms); Luise  Dorothea  Gräfin  v.  Münnich,  jüngste  Tochter  des  k.  russ.  Ge- 
neral-F.-M.  Grafen  v.  Münnich.  —  Christoph  Heinrich  Friedrich;  Wilhel- 
tnine  Charlotte  Freiin  v.  Vietinghof.  —  Carl  Alexander,  jetziges  Haupt 
des  Zweiges. 

Ast  zu  ßaruth.  Zweig  zu  Baruth.  Friedrich  Gottlieb 
Heinrich  (einziger  Sohn  Friedrich  Sigismunds  II.,  des  Stifters  dieses 
Zweiges);  Sophie  Luise  Prinzessin  zu  Anhalt -Bernburg.  —  Friedrich 
Carl  Leopold;  Georgine  Friederike  Wilhehnine  Gräfin  v.  Wallwitz.  — 
Friedrich  Heinrich  Ludwig,  jetziger  Standesherr.  —  Zweig  zu  Klitsch- 
dorf. Johann  Christian  II.  (Sohn  Johann  Carls  und  Enkel  Johann 
Christians  I.,  des  Stifters  dieses  Astes) ;  Friederike  Luise  Sophie  Gräfin 
zu  Reuss-Köstritz.  —  Johann  Heinrich  Friedrich;  Henriette  Emilie  Gräfin 
v.  Reichenhach-Goschütz.  —  Hermann  Johann  Christian,  jetziges  Haupt 
des  Zweiges. 

Die  jetzigen  Grafen  zu  Sohns  sind: 

Ast  zu  Rödelheim  und  Assenheim.  Graf  MAXIMILIAN  — 
Sohn  des  Grafen  Carl  Friedrich  Ludwig  Christian  Ferdinand,  geb.  1 5.  Mai 
1790,  gest.  IS.  März  1844  —  geb.  14.  April  1826.  Die  drei  Brü- 
der des  Grafen  Maximilian  sind:  Graf  Friedrich,  geb.  27.  Dec.  1827, 
k.  preuss.  Lieutenant;  Graf  Otto,  geb.  5.  Juni  1829,  und  Graf  Cuno, 
geb.  13.  Mai  1836.  Die  Mutter  dieser  Grafen  ist  Luise  Amalia  Gräfin 
zu  Erbach- Schönberg,  geb.  9.  Aug.  1795,  verm.  1.  Jan.  1824,  Wittwe 
18.  März  1844.  —  Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Carl  Friedrich  Ludwig 
Christian  Ferdinand  sind:  Graf  Friedrich  Ludwig  Heinrich  Adolph,  geb. 
18.  Aug.  1791,  Oberst  und  Flügel- Adjutant  Sr.  Maj.  des  Königs  von 
Preussen,  Commandant  der  13.  Cavallerie  -  Brigade ,  und  Graf  Eduard 
Friedrich  Heinrich,  geb.   3.  Oct.    1804. 

Ast  zu  Laubach.  Graf  OTTO  —  Sohn  des  Grafen  Friedrich 
Ludwig  Christian  —  geb.  1.  Oct.  1799,  verm.  11.  Sept.  1832  mit 
Luitgarde  Wilhelmine  Auguste  Prinzessin  zu  Wied,  aus  welcher  Ehe  drei 
Söhne  stammen,  die  Grafen:  Friedrich  Wilhelm  August  Christian,  geb. 
23.  Juni  1833,  Ernst,  geb.  24.  April  1837,  und  Hermann  Maximilian 
Carl  Ludwig  Friedrich,  geb.  23.  Dec.  1842.  —  Die  drei  Brüder  des 
Grafen  Otto  sind:  Graf  Reinhard,  geb.  11.  Aug.  1801,  k.  preuss.  Ge- 
neral-Major in  Disponihilität,  verm.  20.  Oct.  1836  mit  Ida  Prinzessin 
zu  Isenburg-Büdingen ;  Graf  Rudolph,  geb.  11.  März  1803,  k.  preuss. 
Major  und  etalsmässiger  Stabsofficier,  und  Graf  Georg,  geb.  24.  Oct. 
1805,   k.  preuss.  Rittmeister  und  Escadrons-Chef. 

Ast  zu  W i  1  d e n f e  1  s  ( A. ) ,  H a u p t z w e i g  zu  W i  1  d e n f e  1  s. 
Graf  FRIEDRICH  Magnus  —  Sohn  des  Grafen  Friedrich  Magnus  — 
geb.  17.  Sept.  1777,  verm.  in  erster  Ehe,  26.  Aug.  1801,  mit  Auguste 
Caroline  Gräfin  zu  Erbach-Erbach,  gest.  11.  Juni  1833,  und  in  zweiter, 
18.  Nov.  1837,  mit  Elisabeth  Charlotte  Luise  Auguste  Gräfin  v.  Degen- 
feld-Schomburg,  geb.  11.  Febr.  1802.  Aus  der  ersten  Ehe  stammt: 
Graf  Friedrich  Magnus,  geb.  26.  Jan.  1811,  verm.  5.  Oct.  1843  mit 
Ida  Amalie  Luise  Gräfin  zu  Castell,  geb.   31.  März    1817,  aus  welcher 


r.RAFEN  ZU  SOLMS.  481 

Ehe  drei  Sühne  stammen,  die  Grafen:  Friedrich  Magnus,  geb.  26.  Juli 
1847,  Carl  Heinrich,  geb.  29.  Juli  1849,  und  Friedrich  Otlo  Rein- 
hard, geb.  IG.  März  1851.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder  des  Gra- 
fen Friedrich  Magnus,  jetzigen  Standesherrn,  vom  Grafen  Emich  Otlo 
Friedrich,  geb.  7.  Dec.  1794,  gest.  4.  Juli  1834,  leben  aus  der  Ehe 
mit  Pauline  Adele  Sophie  Freiin  Sirloma  v.  Grovestins,  geb.  5.  März 
1802,  verm.  14.  Dec.  1819,  f,  vier  Söhne,  Graf  Emich  Christian  Fried- 
rich, geb.  21.  Dec.  1820,  Graf  Carl  August  Adalbert,  geb.  7.  Sept. 
1823,  k.  preuss.  Lieutenant,  Graf  Friedrich  Magnus  Reinhard,  geb. 
22.  Jan.  1825,  k.  k.  Oberlieutenant,  und  Graf  Otto  Douco,  geb.  30.  Dec. 
1827,   k.  k.  Lieutenant. 

Soiinenwaldesclie  Unterlinie.  Sonnenwal  de-Rhaesa. 
Graf  Carl  Ernst  FRIEDRICH  Moritz  Theodor  — -  Sohn  des  Grafen  Carl 
Christian  Benjamin  Detlev  —  geb.  1.  Dec.  1800,  herz,  anhält- des- 
sanischer  Hof- Jägermeister  a.  D.,  Besitzer  von  Rhaesa,  verm.  6.  Mai 
1827  mit  Johanna  Wilhelmine  Luise  v.  Knebel,  geb.  21.  Dec.  1798. 
Die    zwei    Söhne    desselben    sind:    Graf  Johann    Moritz  Wilhelm,    geb. 

21.  Mai  1828,  und  Graf  Friedrich  Ludwig  Detlev  Moritz,  geb.  30.  Dec. 
1829,  k.  preuss.  Lieutenant.  Die  zwei  lebenden  Brüder  des  Grafen 
Carl  Ernst  Friedrich  Moritz  Theodor  sind :  Graf  Gustav  Adolph  Friedrich 
Moritz,  geb.  24.  März  1804,  und  Graf  Otto  Theodor  Moritz  Wilhelm, 
geb.  22.  Oct.  1810,  k.  preuss.  Lieutenant,  verm.  30.  März  1843  mit 
Angelica  Maria  Wolfine  Alexandrine  v.  Schmettau,  geb.  2.  Febr.  1813.  — 
Von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem  Grafen  Carl  Detlev  Friedrich  Moritz, 
geb.  5.  Nov.  1789,  gest.  10.  Mai  1829,  k.  preuss.  Rittmeister,  Herrn 
auf  Schiroslawitz  und  Woislawitz  in  Schlesien,  lebt  aus  der  Ehe  mit 
Maria    Anna    v.    Paczinska    und  Tenczin,    geb.    16.  Sept.    1799,    verm. 

22.  Oct.  1816:  Graf  Feodor  Heinrich  Joseph,  geb.  11.  Aug.  1820, 
verm.  20.  Oct.  1842  mit  Alexandrine  Thecla  Babetle  v.  Zawadska,  geb. 
11.  Nov.  1822,  aus  welcher  Ehe  Graf  Victor  Detlev  Franz  Nicolaus 
Emich,  geb.  1.  Sept.  1844,  stammt. —  Sonnen  walde-Al  t-Pouch. 
Graf  Wilhelm  Carl  Peter  THEODOR  —  Sohn  des  Grafen  Wilhelm  Chri- 
stian —  geb.  29.  Oct.  1787,  k.  preuss.  Kammerherr  und  Major  a.  D., 
Slandesherr  auf  Sonnenwalde,  verm.  31.  Juli  1809  mit  Clementine  Con- 
stanzie  Gottliebe  Gräfin  v.  Bressler,  geb.  4.  Aug.  1790.  Die  sechs 
Sühne  aus  dieser  Ehe  sind:  Graf  Alfred  Wilhelm  Ludwig,  geb.  5.  Mai 
1810,  k.  preuss.  Lieutenant  a.  D.,  verm.  4.  Oct.  1820  mit  Amalie 
Sophie  Friederike  Gräfin  v.  Schwerin-Wolfshagen,  geb.  6.  Aug.  1820,  — 
Graf  Friedrich  Franz  Alexander  Theodor,  geb.  6.  Febr.  1814,  verm. 
2.  April  1837  mit  Clara  Maria  v.  Rex-Thielau  auf  Wurschen,  Beigern, 
Nechern  etc.  in  der  Ober-Lausitz,  geb.  7.  Dec.  1815,  aus  welcher  Ehe 
zwei  Söhne  leben,  die  Grafen  Clemens  Peter  Theodor,  geb.  27.  April 
1840,  und  Otto  Carl  Constantin,  geb.  14.  Juli  1845,  —  Graf  Victor 
Christian  Constantin,  geb.  8.  Juli  1815,  k.  preuss.  Landrath  des  Kreises 
Luckau,  verm.  14.  Juni  1842  mit  Alwine  Maria  Henriette  Agnes  Freiin 
v.  Langenn  a.  d.  Hause  Kittlitz,  geb.  1.  Febr.  1816,  aus  welcher  Ehe 
Graf  Georg  Clemens  Heinrich,  geb.   14.  Oct.   1847,  entsprossen  ist,  — 

il.  31 


482 


GRAFEN  ZU  SOLMS. 


Graf  Paul  Hermann  Roderich,  geb.  27.  Jan.  1820,  k.  k.  Rittmeister  — 
und  Graf  Clemens  Eberhard  Theodor,  geb.  2.  Juli  1825,  k.  preuss. 
Lieutenant  a.  D. 

Ast  zu  Wilden  fels  (B.).  Nebenzweig  zu  Sachsen  fehl.  Graf 
Carl  ALEXANDER  —  Sohn  des  Grafen  Christoph  Heinrich  Friedrich  — 
geb.  21.  April  1778,  vormals  Herr  auf  Saathayn,  herz,  sachs.-coburg- 
gothaischer  Kammerherr,  verm.  in  erster  Ehe,  14.  April  1800,  mit 
Charlotte  Maria  Anna  Auguste  Freiin  v.  Friesen  a.  d.  Hause  Cotta,  geb. 
8.  Jan.  1783,  gest.  24.  Juli  1807,  und  in  zweiter,  15.  Sept.  1816, 
mit  Friederike  Amalie  v.  Geusau,  verw.  v.  Wasmer,  geb.  17.  Jan.  1786, 
gesch.  im  Nov.  1816.  —  Die  zwei  Brüder  desselben  sind :  Graf  Friedrich 
August,  geb.  6.  Dec.  1782,  k.  Sachs.  Oberst  a.  D.,  verm.  11.  Jan. 
1824  mit  Caroline  Reichmann,  verw.  Kriegsräthin  von  Hühnerbein,  und 
Graf  Heinrich  Ludwig,  geb.  31.  Mai  1784,  quittirle  die  kursächs.  Militär- 
dienste 1803,  vormals  Herr  auf  Sachsenfeld,  verm.  23.  Aug.  1805  mit 
Charlotte  Ernestine  Ottilie  Freiin  v.  Müller,  gesch.  1818.  Der  Sohn 
aus  dieser  Ehe  ist:  Graf  Arthur,  geb.  20.  Juni  1808,  Actuar  im  k. 
Justizamte  Dresden,  verm.  28.  Oct.  1839  mit  Laura  Mathilde  Thier- 
felder,  geb.   19.  Mai  1815. 

Ast  zu  Baruth.  Zweig  zu  Baruth.  Graf  Friedrich  Heinrich 
Ludwig  —  Sohn  des  Grafen  Friedrich  Carl  —  geb.  3.  Aug.  1795, 
Herr  der  Herrschaft  Baruth  und  der  Güter  Kasel,  Golzig,  Kreblitz,  Golssen, 
Prierow  etc.,  verm.  in  erster  Ehe,  3.  Mai  1820,  mit  Amalia  Therese 
Helene  Bertha  Gräfin  zu  Solms-Baruth,  geb.  23.  April  1801,  gest. 
20.  Aug.  1832,  und  in  zweiter,  30.  Mai  1835,  mit  Ida  Gräfin  v.  Wal- 
witz, geb.  12.  März  1810.  Aus  der  ersten  Ehe  stammt  Graf  Friedrich 
Hermann  Carl  Adolph,  geb.  29.  Mai  1821,  k.  preuss.  Lieutenant,  verm. 
1.  Nov.  1851  mit  Rosa  Gräfin  v.  Teleky,  verw.  Gräfin  v.  Wurmbrand, 
geb.  18.  Oct.  1818.  —  Zweig  zu  Klitschdorf.  Graf  HERMANN 
Johann  Christian  —  Sohn  des  Grafen  Heinrich  Johann  Friedrich  — 
geb.  2.  Dec.  1799,  Herr  der  Herrschaften  Klitschdorf,  Wehrau  und 
Hermsdorf,  verm.  21.  Jan.  1827  mit  Maria  v.  Baven,  geb.  19.  Oct. 
1808.  Aus  dieser  Ehe  lebt  eine  Tochter,  Gräfin  Jenny,  geb.  12.  Nov. 
1830.  Die  Mutter  des  Grafen  Hermann  ist:  Gräfin  Henriette  Emilie 
geb.  Gräfin  v.  Reichenbach-Goschütz,  geb.  11.  Nov.  1776,  Wittwe  seit 
1.  Febr.   1810. 


GRAFKN  V.   SPAUR. 


48li 


ßntljolifd). 


Grafen  v.  Spaur. 

öagcrn,  ©efkrrrid). 


Besitz:  die  Herrschaften  Igling  und  Erpsting  in  Oberbayern  und  Iloggenburg  in  Schwaben; 
die  Herrschaft  Flavon  etc. 


Wappen:  quadrirter  Schild;  1  und  4  in  Silber  ein  einwärtsgekehrter, 
doppeltgescliweifter  rother  Löwe,  welcher  in  den  Vorderpranken  einen  goldenen 
Becher  hält.  Die  eine  Pranke  liegt  am  Fusse  des  Bechers,  die  andere  auf  dem 
Deckel  (Stnmmwappen).  2  und  3  ein  rother  Querbalken  über  und  unter  einem 
Schach  von  Silber  und  Blau,  jedes  von  zwei  Beihen,  je  von  fünf  Feldern  (Lichten- 
berg, Liechtenberg).  Auf  dem  Schilde  stehen  zwei  gekrönte  Helme.  Aus  dem 
rechten  Helme  wächst  der  einwärtsgekehrte  Löwe  des  1.  und  4.  Feldes  mit  dem 
Becher  empor  (Helm  des  Stammwappens),  und  auf  dem  linken  ruht  ein  rother, 
oben  mit  dem  Reichsapfel  besetzter  und  mit  Hermelin  aufgeschlagener  Fürstenhut, 
hinter  welchem  zwei  über's  Kreuz  gelegte  Streitäxte  hervorragen  (lichtenbergscher 
Helm).  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth  und  silbern ,  links  blau  und  silbern.  — 
Das  Schach  im  2.  und  3.  Felde  kommt  bisweilen  oben  und  unten  in  drei  Reihen, 
jede  zu  drei  Feldern,  vor.  —  Nach  dem  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser 
führen  das  eben  beschriebene  Wappen  nur  die  Nachkommen  des  Johann  v.  Spaur 
(s.  unten),  dagegen  die  Nachkommen  des  Georg  v.  Spaur  dasjenige  Wappen,  wel- 
ches Siebmacher  I.  42  giebt,  und  welches  allerdings  nach  Gatterer  der  Bischof  zu 
Bri.xen  Joseph  Philipp  Graf  v.  Spaur  zu  Pflaurnb  und  Valör  geführt  hat.  Dasselbe 
ist  nachstehendes  :  quadrirter  Schild ;  1  und  4  das  oben  beschriebene  Stamm- 
wappen ;  2  und  3  von  Both  und  Silber  schrägrechts  getheilt,  in  jeder  Abtheilung 
mit  einem  6  eckigen  Sterne  von  gewechselten  Tincturen  (Pflaum).  Auf  dem  Schilde 
stehen  zwei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  den  erwähnten  Helmschmuck 
des  Stammwappens,  der  linke  einen  die  Sachsen  einwärtskehrenden,  geschlossenen, 
von  Both  und  Silber  schrägrechts  getheilten,  und  in  jeder  Abtheilung  mit  einem 
Stern  von  gewechselten  Tincturen  belegten  Adlersflug  (pflaumscher  Helm).  Die 
Helmdecken  sind  roth  und  silbern. 

Die  Grafen  v.  Spaur,  Grafen  zu  Flavon  und  Valer,  Fay,  Zambana, 
Allmetz,  Altspaur,  Neuspaur,  Burgslall,  Winkel  und  Birschbeini,  stam- 
men aus  einer  sebr  alten  tirolischen  und  zwar  Irientinischen  Familie. 
Als  Stammvater  wird  von  Hübner  u.  A.  Volkmar  v.  Burgstall  angenom- 
men,  welcher  um  die  Mitte  des  14.  Jahrhunderts  den  Namen  Spaur 
von  seinem  auf  dem  Nonsberge  gelegenen  Schlosse  annahm.  Nach  dem 
Geneal.  Taschenbuche  der  gräfl.  Häuser  (1848,  S.638)  soll  Anton  v.  Spaur 
1060  das  erwähnte  Schloss  erbaut  haben,  und  Volkmar  v.  Spaur  wird 
1304  als  „erster  Burggraf  auf  Tirol"  aufgeführt.  Graf  v.  Brandis  führt 
an,    dass  Volkmar  v.  Burgstall,    Landeshauptmann  an  der  Etsch,    1369 

31* 


484  GRAFEN  V.  SPAUR. 

seine  Linie  in  Tirol  beschlossen  habe.  Auf  diese  Angabe  gestützt,  ha- 
ben Einige,  da  im  nahen  Krain  eine  Familie  Burgslall  (Purgstall)  blühte, 
angenommen,  dass  Volkmar  sich  zuletzt  Burgstall  genannt  und  den  Na- 
men Spaur  angenommen  habe,  um  sich  von  der  krainschen  Familie  zu 
unterscheiden,  oder  aber  um  derselben,  von  der  tirolischen  abstammend, 
die  Fortpflanzung  des  Geschlechtsnamens  allein  zu  überlassen :  Angaben, 
welche  immer  Vermulhungen  bleiben  werden.  —  Als  Volkmars  Enkel 
wird  Peter  v.  Spaur  genannt,  dessen  zwei  Söhne  Georg  und  Johann 
im  15.  Jahrhunderte  zwei  Hauptlinien  gründeten.  Nach  dem  Geneal. 
Reichs-  und  Staatshandbuche  (1805,  S.  753)  bildeten  Peters  drei  Söhne, 
Georg,  Johann  und  Peter,  durch  ihre  Nachkommenschaft  drei  Haupt- 
linien. Georg  und  Johann  erhielten  1435  das  erbliche  Obersterbschcn- 
ken-  und  Erbpanier-Amt  in  Tirol,  und  jetzt  llieilt  man  die  Familien- 
glieder in  die  Nachkommen  von  Georg  und  in  die  Nachkommen 
von  Johann.  Die  Nachkommen  von  Georg  ergeben  vier  Linien,  die 
Linie  von  Burgstall,  von  Winkel,  von  Unter-Valer  und  von 
Fla  von;  die  Nachkommen  von  Johann  zerfallen  in  fünf  Linien,  die 
Linie  von  Altmetz,  Fay  und  Zambana,  die  erste  Linie  von  Ob er- 
Valer,  die  zweite  Linie  zu  Ober-Valer,  die  erste  Linie  von 
Neu-Spaur  und  die  zweite  Linie  von  Neu-Spaur:  in  dieser  Ord- 
nung sind  unten  die  jetzigen  Familienglieder  angegeben.  —  Die  frühere 
Eintheilung  war  folgende:  erste  Hauptlinie,  in  drei  Aesten  blühend; 
die  Grafen  schreiben  sich  Reichsgrafen  Spaur  v.  Flavon  (Pflaum),  Valör,  Fay 
und  Zambana.  Erster  Ast;  zweiter  Ast  (Ober- Valör  und  Ober-Spaur); 
dritter  Ast.  Zweite  Hauptlinie,  auch  Unter-Valör  und  Unter-Spaur  zu 
Tramin  genannt.   Dritte  Haupllinie,  auch  Unter-Spaur  zu  Burgstall  genannt. 

Der  Freiherrensland  kam  1463  in  der  Person  Leo's  in  die  Familie. 
Leo  wurde  1464  vom  Papste  und  dem  Kaiser  Friedrich  III.  zum  Bischof 
von  Brixen  erwählt,  doch  widersetzten  sich  Erzherzog  Sigismund  in  Tirol 
und  das  Domcapitel  dieser  Wahl  sieben  Jahre,  bis  Leo  zum  Bischof  von 
Wien  ernannt  wurde.  Johann  Thomas  starb  1 59 1  als  Bischof  zu  Brixen, 
und  der  Bruder  desselben,  Christoph  Andreas,  1613  als  Bischof  zu  Gurck 
und  Brixen.  Franz  Vigil ,  Graf,  starb  1670  als  Bischof  zu  Chiemsee, 
Johann  Leopold  war  1660  k.  k.  Geh.  Rath  und  Ober-österr.  Regierungs- 
Präsident,  Johann  Michael  wurde  1696  Bischof  zu  Trient  etc.  So  haben 
auch  bis  auf  die  neueste  Zeit  Glieder  der  Familie  hohe  geistliche  und 
wellliche  Würden  bekleidet.  —  Den  Reichsgrafenstand  erhielten  die  Nach- 
kommen von  Georg  von  dem  Kaiser  Ferdinand  III.  27.  Juni  1637,  und 
die  Nachkommen  von  Johann  von  dem  Kaiser  Leopold  I.  im  Jahre  1660. 

Nimmt  man  die  genealogischen  Werke  des  18.  und  des  ersten 
Decennium  des  19.  Jahrhunderts  zur  Hand  —  von  1811  wurde  lange 
für  die  Genealogie  der  deutschen  Grafenhäuser  wenig  oder  nichts  ge- 
leistet —  so  scheint  es,  als  liesse  sich  ein  Anschluss  der  jetzigen  Gra- 
fen v.  Spaur  an  die  Vorfahren  nicht  ermöglichen;  Liebe  zur  Sache  und 
Fleiss  machen  aber  Vieles  möglich,  doch  muss  der  Einzelne  für  sich 
arbeiten,  denn  die  Ergebnisse  des  Fleisses  fordern  grösseren  Raum,  als 
Collectiv-Werke  erlauben  können.     So  mögen  denn  nachstehende  Ahnen- 


(UIAFK.M    V.   SPAUR.  485 

tafeln  hier  einen  Plalz  finden;  sind  dieselben  nur  aufgestellt,  —  die 
Ausfüllung  findet  sich  schon. 

N  a  c  h  k  o  m  in  e  n  v  o  n  G  e  o  r  g.  Linie  von  Burgstall.  Im  Mannes- 
slamme  mit  Johann  Baptist  1.  Nov.  1852  erloschen,  hierher  also  nicht 
mehr  gehörig.  —  Linie  von  Winkel;  sonst:  dritte  Haupllinie,  Unter- 
Spaur  zu  Burgstall.  Johann  Anton  (gest.  1712);  Maria  Magdalena  Gräfin 
v.  Spaur.   —  Johann  Franz  Wilhelm;  Anna  Maximiliane  Gräfin  v.  Trapp. 

—  Praxi  Joseph;  Theresie  Sophie  Gräfin  v.  Stadion.  Joseph  Philipp; 
Henriette  v.  Frankenstein.  —  Friedrich;  Flora  Gräfin  v.  Meldemann 
(belgische  Familie).  —  Franz  (s.  unten).  —  Linie  von  Unler-Valer; 
sonst:  zweite  Hauptlinie,  Unter-  Valör  und  Unter -Spaur  zu  Tramin. 
Franz  Anton  (gest.  1737);  Maria  Elisabeth  Gräfin  v.  Alterns.  —  Romedius; 
Maria  Anna  Gräfin  v.  Arz  zu  Wasegg.  —  Alois  Maximilian;  Josephe 
Freiin  v.  Cless.  —  Wilhelm  Johann  Romedius  (s.  unten).  —  Linie  von 
Fla  von,  sonst:  zweite  Unterlinie  etc.  Franz  Anton  und  Romedius 
(s.  Linie  von  Unter- Valer).  —  Felix  Joseph;  Maria  Anna  Gräfin  v.  Khuen 
zu  Belasy.  —  Joseph  (s.  unten). 

Nachkommen  von  Johann.  Linie  von  Altmetz,  Fay  und 
Zambana,  sonst:  erste  Haupllinie,  dritter  Ast.  Christoph  Franz  (gest. 
1705);  Catharina  Freiin  von  Aichelburg.  —  Franz  Anton;  Maria  Mag- 
dalena Gräfin  v.  Khuen  v.  Englar  und  Lichtenberg.  —  Leopold  Maria; 
Maria  Elisabeth  Gräfin  v.  Spaur.  —  Joseph  Ignaz  (s.  unten).  —  Ersle 
Linie  von  Ober-Valer,  sonst:  erste  Haupllinie,  zweiter  Ast. 
Hieronymus  Joseph  Anton;  Josephe  Constantie  Gräfin  v.  Spaur.  — 
Cajetan  Johann  (gest.  1757);  Leopoldine  Gräfin  Arz  v.  Wasegg.  ^— 
Julius;  Josephe  Freiin  v.  Spelh  zu  Zwyfalten  und  Untermarkl.  — 
Johann  Nepomuk;  Anna  Gräfin  Arz  v.  Wasegg.  —  Paris  (s.  unlen).  — 
Zweite  Linie  von  Ober-Valer  und  erste  Linie  von  Neu-Spaur. 
Die  Ahnentafeln  hängen  nicht  zusammen.  —  Zweite  Linie  zu  Neu- 
Spaur,  sonst:  erste  Hauptlinie,  erster  Ast.  Felix  Johann  Baptista 
(gest.  1780);  Catharina  Gräfin  v.  Spaur  zu  Ober- Valör.  —  Carl  Philipp 
Joseph  Michael;  Maria  Anna  Caroline  Freiin  v.  Quadt  zu  Kinkelbach  und 
Buschfeld.  —  Carl  Wilhelm  Julius  ;  Philippine  Gräfin  v.  Thurn  und 
Taxis.  —  Carl  Thaddaeus  (s.   unten). 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  grällichen  Linien  gehören  hierher: 
Nachkommen  von  Georg.  Linie  zu  Burgslall.  Im  Mannes- 
slamme  (s.  oben)  erloschen.  Die  Wittwe  des  Grafen  Johann  Baptist  ist 
Gräfin  Amalia,  geb.  Gräfin  v.  Bissingen.  Von  den  beiden  Töchtern  ist 
die  ältere,  Gräfin  Clementine,  an  Alois  Grafen  Mocenigo,  und  die  jün- 
gere, Gräfin  Therese,  an  Arthur  Marquis  Pallavicini  vermählt.  —  Linie 
v.  Winkel.  Graf  FRANZ  -  Sohn  des  Grafen  Friedrich,  geb.  12.  Juli 
1792,  gest.  23.  April  1850,  Obersterbland-Mundschenk  und  Panier  in 
Tirol,  Herrn  der  Herrschaften  Igling,  Erpsting  und  Roggenburg,  aus  der 
Ehe  mit  Flora  Gräfin  Meldemann  —  geb.  25.  Juni  1825,  k.  k.  Lieutenant. 

—  Der  Bruder  des  Grafen  Friedrich  ist:  Graf  Carl,  geb.  4.  Jan.  1794,  k. 
bayer.  Kämmerer,  ausserord.  Gesandter  und  bevollmächt.  Minister  beim 
heiligen    Stuhle    in   Rom,    so  wie   auch  am  k.  Hofe  zu  Neapel,    verm. 


486  GRAFEN  V.  SPAUR. 

1.  Dec.  1833  mit  Therese  Gräfin  Giraud,  aus  welcher  Ehe  Graf  Maximilian, 
geb.  8.  Juli  1834,  stammt.  —  Linie  von  Unter-Valer.  Graf 
WILHELM  Johann  Romedius  —  Sohn  des  Grafen  Alois  Maximilian  — 
geb.  1.  Dec.  1800.  Die  drei  Schwestern  desselben  sind  mit  Gliedern 
der  Familien  Rosmini,  Fogazzaro  und  Alberti-Enno  vermählt.  —  Linie 
von  Fla  von.  Graf  JOSEPH  —  Sohn  des  Grafen  Felix  —  geb.  18.  Sept. 
1797,  Besitzer  der  Herrschaft  Flavon,  verm.  in  erster  Ehe  1840  mit 
Therese  Freiin  v.  Taxis,  gest.  1842,  und  in  zweiter,  24.  April  1843, 
mit  Leopoldine  Caroline  Josephe  Edlen  v.  Blasekovich.  Aus  der  zweiten 
Ehe  stammt  Graf  Johann  Maria  Joseph  Leopold,  geb.  2.  Febr.  1844. 

Nachkommen  von  Johann.  Linie  von  Altmetz,  Fay 
und  Zambana.  Graf  JOSEPH  Ignaz  —  Sohn  des  Grafen  Leopold 
Maria  —  geb.  7.  Nov.  1779,  Demdeehant  zu  Brixen.  Vom  Bruder  des- 
selben, dem  Grafen  Leopold,  geb.  16.  Jan.  1791,  gest.  18.  Oct.  1839, 
leben    aus    der   Ehe  mit  Josepha  Freiin  v.  Schneeburg,    geb.    14.  Oct. 

1794,  verm.  1814,  zwei  Söhne,  die  Grafen:  Johann,  geb.  14.  Juli  1815, 
und  Carl,  geb.  4.  April  1826.  —  Erste  Linie  von  Ober-Valer. 
Graf  PARIS    —    Sohn    des    Grafen  Johann  Nepomuk   —    geb.   2.  Sept. 

1795,  Erbland -Mundschenk  in  Tirol,  erster  Kreis-Commissair  zu  Trient, 
verm.  10.  Jan.  1826  mit  Elisabeth  Freiin  v.  Ceschi  v.  Santa -Croce, 
geb.  6.  Aug.  1803.  Aus  dieser  Ehe  stammt,  neben  drei  Schwestern, 
Graf  Julius,  geb.  12.  März  1829.  —  Zweite  Linie  zu  Ober-Valer. 
Graf  Alois,  geb.  16.  März  1808,  k.  k.  Oberlieutenant  in  d.  A.  — 
Erste  Linie  von  Neu-Spaur.  Graf  EDUARD  Alois,  geb.  25.  Jan. 
1795,  k.  k.  Kämmerer.  —  Zweite  Linie  von  Neu-Spaur.  Graf 
CARL  Thaddaeus  —  Sohn  des  Grafen  Carl  Wilhelm  Julius  —  geb. 
8.  Juni  1803,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  2.  Sept.  1833  mit  Caroline  v. 
Schrcntewein,  aus  welcher  Ehe,  neben  zwei  Töchtern,  ein  Sohn,  Graf 
Carl,  geb.  1843,  stammt.  Die  drei  Brüder  des  Grafen  Carl  Thaddaeus 
sind:  Graf  Heinrich,  geb.  2.  Febr.  1809,  Graf  Ludwig,  geb.  12.  Oct. 
1812,  Priester  in  Rom,  und  Graf  Philipp,  geb.  8.  Mai  1816,  Berg- 
akademiker in  Schemnilz. 


GRAFEN  V.  SPEE. 


487 


Grafen  v.  Spee. 

fiatholtfrfj.  $JmH?cn. 

Besitz:  in  der  Rbeioprovini  die  Rittergüter  HeluoiT,   Kesselbcrg,   zum  Haus  und   Nieder- 
bach j  Weierburg  und  Arendahl;  Gervershagen  und  Daclihol. 


„„, __,_ 

rechtssclireitendcr,  gekrönter,  rother  Hahn  (Stammwappen);  2  und  3  in  Gold  drei 
(2  und  l)  rothe  länglichte  Rauten  (Troisdorf).  Ueber  der  Grafenkrone  erheben 
sich  zwei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  tragt  wachsend  und  einwärlssehend 
den  Hahn  des  l.  und  4.  Feldes,  und  jeder  der  ausgebreiteten  Flügel  desselben  ist 
mit  einem  kleinen  silbernen  Schilde  belegt,  in  welchem  ein  Hahn,  wie  im  Schilde, 
schreitet  iHelm  des  Stammwappens).  Auf  dem  linken  Helme  steht  ein  offener 
rother  Adlersflug,  zwischen  welchem  ein  goldener  Schild  mit  den  drei  Hauten  des 
2.  und  3.  Feldes  schwebt  iTroisdorfscher  Helm).  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth 
und  silbern,  links  roth  und  golden.     Die  Devise  ist:  Spes  durat  avorum. 

Altes  niederrheinisches,  ursprünglich  vvestphälisches  Geschlecht,  wel- 
ches später  den  Grafenstand  erlangte.  Die  Familie  kam  früher  unter 
dem  Namen :  von  Spede  zu  Langenfeld,  Altenhof,  Kakirchen  und  Heitorf 
vor.  Bruno  v.  Spede,  Ritter,  wird  in  Urkunden  des  Erzbischofs  von  Cöln 
1166 — 1177  genannt;  Gotlhard,  um  1378  Herr  zu  Langenfeld,  machte 
diese  Burg  mit  Vorburg  zum  Offenhaus  des  Herzogs  Wilhelm  von  Jülich 
und  Geldern ;  N.  v.  Spede  besass  einen  Zehnten  zu  Wanckum,  und  die 
Sohne  desselben,  Sybert,  Henrich  und  Goswin,  verzichteten  1382  auf 
den  Zehnten  zu  Gunsten  der  Herzogin  Maria  v.  Jülich.  —  Die  ordent- 
liche Stammreihe  beginnt  Fahne  mit  Arnold  (I.)  v.  Spee,  Herrn  zu 
Altenhof,  Kakirchen  etc.,  verm.  in  erster  Ehe  mit  N.  v.  Weyenhorsl. 
Aus  dieser  Ehe  entspross  Arnold  (II.),  Herr  zu  Altenhof,  verm.  ebenfalls  mit 
einer  v.  Weyenhorst.  Der  Sohn  desselben,  Heinrich,  Herr  zu  Altenhof, 
vermählte  sich  1586  mit  Anna  v.  Brochausen  (Brockhausen)  zu  Geyse- 
ren,  der  Wiltwe  Segers  v.  Horst.  Aus  dieser  Ehe  stammte  Seger 
v.  Spee,  Herr  zu  Altenhof,  venu,  mit  Agnes  Johanna  Henning,  Tochter 
von  Maximilian,  Herrn  zu  Wasne.  Der  Sohn  desselben  war  Friedrich 
Christian,    Freiherr  v.  Spee  zu  Altenhof,    Jülich -bergischer  Geh.  Ralh, 


488  GRAFEN  V.  SPEE. 

General-Commissar,  Kammer-Präsident,  Marschall,  Amtmann  zu  Brüggen, 
in  zweiter  Ehe  verm.  mit  Maria  Luise  v.  Loe  zu  Wissen,  gest.  1707. 
Aus  dieser  zweiten  Ehe  stammte  Degenhard,  Herr  zu  Heltorp,  General- 
Major,  verm.  mit  Elise  Freiin  v.  Wangen,  Erbin  zu  Schönforst,  Schir- 
penbroich,  Geilenkirchen,  Rehfeld,  Ohoff  und  Hamm.  Aus  dieser  Ehe 
entspross  Ambrosius  Franz,  vom  Kaiser  Carl  VI.  19.  Mai  1739  in  den 
Grafenstand  erhoben,  Herr  zu  Altenhof  und  Heitorf,  Amtmann  zu  Kaster 
und  Jüchen,  Vice -Kammer -Präsident  und  Kämmerer,  verm.  mit  Anna 
Elisabeth  Auguste  Maria  Gräfin  v.  Hillesheim  zu  Arendahl,  Erbin  der 
bedeutenden  Güter  dieser  Familie.  Der  Sohn  desselben  war  Graf  Carl 
Wilhelm,  Herr  zu  Altenhof  und  Heitorf,  kurcöln.  Geh.  Rath,  Ober- 
Küchenmeister  und  Ober-Stallmeister,  verm.  mit  Elise  Auguste  Freiin 
v.  Hompesch-Bollheim.  Dieser  Ehe  entsprosste  Graf  Franz  Joseph  Anton, 
Herr  zu  Altenhof,  Heltorp,  Zunihaus,  Kesselberg,  Schirpenbroich,  Nider- 
bach,  Arendahl,  Rommersberg  und  Glörath,  verm.  1808  mit  Maria  Sophie 
Franziska  Ludowica  Gräfin  v.  Merveldt.  Die  fünf  Söhne  aus  dieser  Ehe 
sind  die  jetzigen  Grafen  v.  Spee. 

Von  den  lebenden  Gliedern  der  Familie  sind  hier  aufzuführen: 

AUGUST  Wilhelm  Constantin  Hubert  Reichsgraf  v.  Spee  —  Sohn 
des  Grafen  Franz  Joseph  Anton  —  geb.  18.  April  1813,  k.  preuss. 
Kammerherr,  verm.  in  erster  Ehe,  26.  Febr.  1840,  mit  Franziska  Maria 
Theresia  Amalie  Leopoldine  Michaela  Gräfin  v.  Brühl,  geb.  13.  Juli  1818, 
gest.  25.  Nov.  1844,  und  in  zweiter  mit  Maria  Anna  Ferdinandine 
Gräfin  v.  Galen,  geb.  15.  Juli  1826.  Aus  der  ersten  Ehe  stammt  Graf 
Franz  Friedrich  August  Hubert  Pascalis,  geb.  11.  April  1841,  aus  der 
zweiten  Graf  Matthias,  geb.  30.  März  1852.  —  Die  vier  lebenden 
Brüder  des  Grafen  August  Wilhelm  Constantin  Hubert  sind :  Graf  Ferdinand 
Anton  Carl  Wilhelm  Hubert,  geb.  23.  Jan.  1815,  k.  preuss.  Lieutenant 
a.  D.,  Graf  Leopold  Clemens  August  Hubert,  geb.  28.  Jan.  1818;  Graf 
Rudolph  August  Joseph  Hubert,  geb.  29.  Juni  1822,  und  Graf  Wilderich 
August  Friedrich  Hubert,  geb.   19.  Oct.   1830. 


GRAFEN  V.  SPIEGEL  ZUM  DIKSKNBERG-HAIN'XLKIlEN.  489 

Grafen  v.  Spiegel  zum  Diesenberg-Hanxleden. 

jßatholtfd).  preisen  unfc  OrfUrretd). 

Besitz:  die  Herrschaft  Wiscbenau  in  Mähren  und  die  Herrschaft  Ober-  und  Wieder-Klingeo- 

burg  in  Wcsiphalen. 


"Wappen:    quadrirter   Schild    mit   Mittelschild.      Im    silbernen    Mittclschild 

auf  grünem  Hügel  eine  schwarze  Burg  mit  zwei  Zinnenthürmen  (Diesenberg).  I  und 
4  in  Roth  drei  (2  und  1)  runde  Spiegel  mit  silberner  Einfassung  (Stammwappen) ; 
2  und  3  in  Blau  ein  schrägrechts  gestellter,  goldener,  doppelter  Hausanker,  dessen 
vier  Spitzen  in  Form  von  Schlangenköpfen  gebildet  sind  (Hanxleden).  Ueber  der 
Grafenkrone  erheben  sich  drei  mit  gräflichen  Kronen  gekrönte  Helme.  Der  rechte 
trägt  einen  offenen,  rothen  Adlersflug,  dessen  Flügel  mit  den  Spiegeln  des  1.  und 
4.  Feldes  belegt  sind  (Helm  des  Stammwappens);  der  mittlere  einen  gekrönten, 
goldenbewehrten,  schwarzen  Adler,  und  der  linke  einen  offenen  Adlersflug,  dessen 
rechter  Flügel  blau,  der  linke  silbern  ist.  Jeder  Flügel  ist  mit  dem  goldenen  Haus- 
anker des  2.  und  3.  Feldes,  zu  welchen  dieser  Helm  gehört,  belegt.  —  Die  Decken 
des  rechten  Helmes  sind  roth  und  silbern,  die  des  mittleren  schwarz  und  silbern, 
und  die  des  linken  blau  und  golden.  Den  Schild  hält  rechts  ein  auswärtsschender, 
gekrönter,  rother  Löwe,  links  ein  mit  einer  Grafenkrone  gekrönter,  goldenbewehrter, 
gehwarzer  Adler.  Beide  stehen  auf  einem  rothen  Bande  mit  der  Devise :  Mit  Gott 
und  mit  Ehren. 

Die  Grafen  v.  Spiegel  zum  Diesenberg -Hanxleden  gehören  zu  der 
sehr  alten  und  berühmten  niedersächsischen,  zunächst  im  Paderbornschen 
vorkommenden  Adelsfamilie  derer  v.  Spiegel,  welche  mit  den  gleich- 
namigen sächsischen  und  schlesischen,  hessischen  etc.  Geschlechtern  nicht 
zu  verwechseln  ist.  Die  Paderbornsche  Familie  theilte  sich  nach  zwei 
Besitzungen  in  die  Linie  zu  Peckelsheim  (Pickelsheim)  oder  Beckelsen, 
und  in  die  Linie  zu  Diesenberg  (Desenberg,  S.  v.  D.  und  Canstein): 
erstere  erwarb  im  Hochstifte  Paderborn  das  Erb-Marschall-Amt,  letztere 
das  Erb-Schenken-Amt.  Witlekind  Spiegel  zu  Beckelsen  starb  1195  als 
gefilrsteter  Abt  zu  Corvey,  Heinrich  Spiegel  zum  Desenberg  aber  1368 
als  Bischof  zu  Paderborn.  Von  sehr  früher  Zeit  an  hat  die  Familie  in 
beiden  Linien  bis  in  das  19.  Jahrhundert,  namentlich  in  den  geistlichen 
Stiften  zu  Paderborn,  Osnabrück,  Münster,  Hildesheim,  Minden,  Halbcr- 
sladt  etc.,  gewirkt,  ist  aber  auch  in  hessen-casselschcn  und  dannslädli- 
schen  Mililairdienslen  und  in  Civilämtern  zu  hohen  Ehren  gelangt. 


490  GRAFEN  V.  SPIEGEL  ZUM  DIESENBERG-HANXLEDEN. 

In  der  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  tritt  der  Freiherrenstand  der 
Familie  merklicher  hervor.  —  Der  Grafenstand  ist  in  die  Linie  Spiegel 
zum  Diesenberg  vom  König  Friedrich  Wilhelm  II.  von  Preussen  17.  Jan. 
1787  gekommen,  Genaues  aber  über  diese  Erhebung  ist  nicht  aufzu- 
finden, denn  selbst  der  sonst  so  genaue  Freiherr  v.  d.  Knesebeck  (S.  267) 
giebt  nur  an,  dass  die  Erhöhung,  wie  angeführt,  erfolgt  sei,  und  führt 
den  Erhobenen  als  Domdechanten  und  k.  österr.  Geh.  Rath  v.  Spiegel 
zum  Diesenberge  auf.  Das  Hanxledensche  Wappen  scheint  gleich  bei 
Erhebung  in  den  Grafenstand  hinzugekommen  sein,  ob  durch  Adoption 
oder  sonst  wie,  ist  der  Redaction  unbekannt.  Unter  dem  Resitz 
des  weiter  unten  anzuführenden  Grafen  Caspar  Philipp  wurde  die  Herr- 
schaft Hanxleden  genannt.  Das  adelige  und  freiherrliche  Geschlecht 
v.  Hanxleden ,  dessen  Stammsitz  gleichen  Namens  im  cölnischen  Amte 
Fredeburg  bei  Rodefelt  lag,  ist  vielfach  bekannt.  Die  Familie  könnte  sich, 
wenn  sie  auf  die  Chroniken  von  Paradis  und  Scheida  sich  stützen  wollte, 
rühmen,  die  älteste  in  deutschen  Landen  zu  sein,  denn>^iese  Chroniken 
sagen :  als  Carl  der  Grosse  nach  Deutschland  kam,  brachte  et^die  Fürsten- 
berge in  das  Land,  die  Hanxleden  aber  fand  er  darin  vor.  xDer  uner- 
müdliche Fahne  hat  bis  zum  17.  Jahrhundert  viel  über  diese  Familie 
aufgehellt.  Wie  aber  stand  es  später  und  wie  steht  es  jetzt?  der  Artikel 
im  Preuss.  Adelslexicon  ist  dürftig.  —  Mit  den  Namen  werden  als  Grafen, 
zuerst  zwei  Rrüder  aufgeführt  —  doch  wohl,  nach  obigen  Angaben,  so 
wie  den  Jahreszahlen  nach,  Söhne  des  ersten  Grafen:  Graf  Ferdinand 
August  und  Graf  Caspar  Philipp.  Ferdinand  August,  geb.  25.  Dec.  1764, 
starb  als  Erzbischof  zu  Cöln,  des  apostolischen  Stuhles  Legat  und  k. 
preuss.  w.  Geh.  Rath  2.  Aug.  1835.  Das  Preuss.  Adelslexicon  führt 
denselben  nur  als  Ferdinand  August  Grafen  v.  Spiegel  zum  Diesenberg- 
Canstein  auf.  Graf  Caspar  Philipp,  geb.  8.  Aug.  1776,  gest.  29.  März 
1837,  Herr  der  Herrschaften  Canstein,  Ober-  und  Nieder- Klingenburg, 
Hanxleden  und  Reringhausen,  k.  k.  Kämmerer,  w.  Geh.  Rath,  ausserord. 
Gesandter  und  bevollm.  Minister  am  k.  bayer.  Hofe,  vermählte  sich  9.  Oct. 
1810  mit  Maria  Christine  Ghislene  Freiin  v.  Rartenstein,  geb.  27.  März 
1785,  gest.  15.  Dec.  1848.  Aus  dieser  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt 
der  Familie: 

FERDINAND  Otto  Hermann  Graf  v.  Spiegel  zum  Diesenberg-Hanx- 
leden,  geb.  12.  Aug.  1815,  Erbschenk  im  Fürstenthurn  Paderborn,  Herr 
der  Herrschaften  Wischenau  in  Mähren  und  Ober-  und  Nieder-Klingen- 
burg  in  Westphalen,  Herr  und  Landstand  in  Röhmen  und  Mähren,  verm. 
9.  Juli  1844  mit  Rosa  Gräfin  v.  Lützow  (Tochter  des  Grafen  Hieronymus, 
s.  S.  67),  geb.  6.  März  1816.  Die  zwei  Söhne  desselben  sind  die 
Grafen:  Maria  Franz  Hieronymus  Caspar  Philipp  Ferdinand  Johann  Nepo- 
muk,  geb.  9.  Dec.  1847,  und  Maria  Ferdinand  August  Hieronymus  Ignaz 
Johann,  geb.  20.  Mai  1850.  Der  Rruder  des  Grafen  Ferdinand  Otto 
Hermann  ist:  Graf  Christoph  Theodor  Conrad  Philipp,  geb.  8.  Aug.  1823, 
k.  k.  Rittmeister  in  d.  A. 


GRAFEN  V.  SPONECK.  491 

Grafen  v.  Sponeck  (Sponncck). 

futjjenfdj.  Dänemark.  (ßafccn.) 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Miltclschild.  Im  goldenen  Mittelschild  ein 
schwarzer,  gekrönter  und  goldenbewehrter  Adler.  1  und  4  in  Roth  ein  rechts- 
sehender, gekrönter,  goldener  Löwe;  2  und  3  in  Blau  ein  schräglinksströmender 
Bach,  in  welchem  ein  natürlicher  Fisch  nach  oben  schwimmt.  Der  Bach  ist  oben 
von  einem  6 eckigen,  goldenen  Sterne  und  unten  von  einem  goldenen  Halbmonde 
begleitet.  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  zwei  gekrönte  Helme.  Aus  dem  rechten 
Helme  wächst  ein  rechtssehender,  gekrönter,  goldener  Löwe  empor,  und  der  linke 
trägt  einen  die  Sachsen  einwärtskehrenden,  blauen  Adlersflügel,  welcher  mit  dem 
Bach,  dem  Fisch,  Stern  und  Halbmond  des  2.  und  4.  Feldes  belegt  ist.  Die 
Helmdecken  sind  rechts  roth  und  golden,  links  blau  und  silbern.  —  Die  Abbildung 
im  Wappenbuche  der  durchlauchtigen  Welt  (III,  383)  ist  in  mehrfacher  Beziehung 
unrichtig.  —  Im  dänischen  Wappenbuche  liegen  die  Halbmonde,  ohne  Gesicht,  mit 
den  Hörnern  nach  links,  der  Löwe  auf  dem  rechten  Helme  sieht  einwärts,  und  den 
Schild  halten  zwei  auswärtsschende  Leoparden. 

Die  Reichsgrafen  v.  Sponeck,  welche  in  Dänemark  sich:  Sponneck 
schreiben,  stammen  aus  der  schlesischen  Adelsfamilie  v.  Hedyyiger  (nacli 
dem  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser,  1852,  S.  652:  v.  Hede- 
wiger). Hübner  nennt  als  Stammvater  der  Familie  Balthasar  v.  Hedwiger, 
welcher  unter  Kaiser  Carl  V.  gegen  die  Türken  gefochten,  und  giebt  an, 
dass  der  Sohn  desselben,  Carl,  und  der  Enkel,  Christoph,  Geh.  Räthe 
zu  Liegnitz  gewesen  wären.  Nach  Sinapius  (II,  228)  war  Christoph 
v.  Hedwiger,  Herr  auf  Kaiserswaldau,  Bärsdorff  und  Golsdorff  im  Lieg- 
nilzschcn,  fiirstl.  briegscher  Ralh ,  gest.  1623,  der  Ahnherr.  Derselbe 
hinlerliess  zwei  Söhne,  Christian  und  Johann  Georg  auf  GolsdorfF,  k.  k. 
Hauptmann,  verm.  mit  Anna  Rosina  v.  Pogarell  (Pogrell).  Aus  dieser 
Ehe  stammten,  neben  einer  Schwester,  Anna  Sabina,  drei  Brüder:  Georg 
Wilhelm,  Johann  Christoph  und  Johann  Rudolph.  Anna  Sabina,  geb. 
1676,  vermählte  sich  1695,  nach  Casts  Adelsbuch  des  Grossherzogthums 
Baden,  S.  309,  mit  dem  Herzog  Leopold  Eberhard  von  Württemberg, 
geb.  1670,  gest.  1721,  einem  Urenkel  des  regierenden  Herzogs  Friedrich 
von  Württemberg,  gest.  1608,  durch  dessen  zweiten  Sohn,  Ludwig 
Friedrich,  den  Stifter  der  mömpelgardschen  Linie,  und  wurde  mit  ihrem 
Sohne,  Georg  Leopold,  und  ihren  zwei  Töchtern  (die  Angabe  einer 
Tochter  im  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  ist  unrichtig),  so  wie 
mit  ihren  oben  genannten  drei  Brüdern  vom  Kaiser  Leopold  I.  2.  Aug. 


492  GRAFEN  V.  SPONECK. 

1701  mit  dem  Namen:  v.  Sponeck  (von  der  ehemaligen  württemberg- 
schen  Herrschaft  Sponeck  unterhalb  Breisach,  welche  aber  der  Familie 
nie  zugestanden)  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.  Anna  Sabina  lebte 
gegen  14  Jahre  von  ihrem  Gemahl  getrennt,  wurde  1714  geschieden, 
und  starb  zu  Hericourt  bei  Mömpelgärd.  Der  Sohn,  Georg  Leopold, 
geb.  1697,  lebte  in  Frankreich,  hiess  Prinz  von  Mömpelgärd  und  ver- 
mählte sich  mit  Eleonore  Charlotte  v.  Sandersleben,  Gräfin  v.  Goligny 
—  über  welche  Familie  Gauhe  I.  2015,  2383  und  84  nachzusehen 
ist  —  aus  welcher  Ehe  drei  Kinder  entsprossen:  Eleonore  Charlotte, 
geb.  1719,  Georg,  geb.  5.  Jan.  1723,  und  Franziska  Salome,  geb.  1724. 
Reichshofrathsbeschlüsse  vom  8.  April  1723  und  18.  Sept.  1739 
sprachen  dem  Grafen  Georg  Leopold  und  seinen  Nachkommen  das  Suc- 
cessionsrecht  auf  Württemberg -Mömpelgärd  ab,  und  so  wie  in  Bezug 
auf  diese  Streitsache  die  Schrift  sehr  interessant  ist,  welche  Herzog 
Carl  Eugen  von  Württemberg  und  der  damalige  Administrator  Württem- 
bergs, Herzog  Carl  Rudolph  von  Württemberg-Neustadt,  dem  Reichstage 
zu  Regensburg  übergaben  (Neue  Europ.  Fama,  58,  836),  so  ist  auch 
die  Dissertation  des  bekannten  und  berühmten  Estor  (Jena,  9.  April  1740) 
sehr  lesenswerth.  Mit  Georg  Grafen  v.  Sponeck  erlosch  die  Nachkommen- 
schaft der  Gräfin  Anna  Sabina,  während  die  zweier  ihrer  Brüder  sich 
mehrte,  nämlich  die  Georg  Wilhelms  und  Johann  Rudolphs.  Georg 
Wtilhelm,  geb.  1672,  gest.  1740,  k.  dän.  General,  vermählte  sich  1698 
mit  Anna  Sophia  v.  Bojanowska  (nach  dem  Geneal.  Taschenbuch  der 
gräfl.  Häuser:  Fürstin  Bojanowa  Bojanowsky).  Von  demselben  stammen 
im  dritten  und  vierten  Gliede  durch  Vermählung  mit  Töchtern  aus  den 
dänischen  Familien  v.  Donop  und  v.  Eppingen  die  jetzigen  in  Dänemark 
lebenden  Grafen  v.  Sponneck.  Die  Nachkommenschaft  Johann  Rudolphs, 
geb.  10.  Juni  1681,  welcher  zuletzt  Präsident  der  Regierung  zu  Mömpel- 
gärd war,  breitete  sich  in  Württemberg  weit  aus,  war  sehr  begütert  und 
besass  durch  Vertrag  ein  bedeutendes  Fideicommiss,  dessen  Geldertrag 
bis  1804  und  1806  jährlich  dem  Aeltesten  der  Familie  ausgezahlt 
wurde.  Von  dieser  Nachkommenschaft  hat  sich  besonders  Graf  Carl 
Friedrich  bekannt  gemacht,  welcher  als  badischer  Oberforslralh  und 
Professor  der  Forstwissenschaften  4.  Oct.  1827  zu  Heidelberg  starb. 
In  Casts  Adelsbuche  des  Königreichs  Württemberg,  welches  eine  sehr 
fleissige  Arbeit  ist,  wird  die  Familie  nicht  mehr  aufgeführt,  und  im 
Adelsbuche  des  Grossherzogthums  Baden  giebt  Cast  an,  das«?  die  Familie 
nur  noch  einzig  auf  die  „dem  diesseitigen  Staate"  angehörigen  Grafen 
v.  Sponeck  beschränkt  sei,  und  fügt  hinzu,  dass  das  vormals  zum  Riller- 
canton  Neckar  steuerbare  Gut  Leinstetten,  welches  die  Familie  besessen, 
veräussert  worden  wäre.  Sonach  dürften  von  der  ganzen  reichsgräf- 
lichen Familie  nur  noch  die  Grafen  v.  Sponneck  in  Dänemark  blühen. 

Von  denselben,  Nachkommen  des  Grafen  Georg  Wilhelm  (s.  oben), 
sind  hier  anzuführen: 

l.  Graf  Marius  Sabinus  Wilhelm,  geb.  1787,  k.  dän.  Kammerherr, 
Sliftsanitmann  zu  Ripen,  vcrm.  1814  mit  Susanna  Christiana  v.  Trojel. 
Die    zwei    Söhne    desselben    sind:    Graf  Wilhelm   Carl    Eppingen,    geb. 


GRAFEN  V.  SPORK.  493 

16.  Febr.  1815,  k.  dän.  Kamnierherr  und  Finanzminister,  venu. 
16.  Febr.  1841  mit  Antoinelte  Siegfriede  v.  Lowzow,  aus  welcher  Ehe 
zwei  Söhne  leben,  die  Grafen:  Friedrich  Wilhelm,  geb.  1842,  und  Georg 
Leopold,  geb.  1853  —  und  Graf  Carl  Waldemar,  geb.  1821,  k.  dän. 
Oflicier. 

2.  Graf  Georg  Wilhelm,  geb.    1789.    Der  Sohn  desselben  ist  Graf 
Georg  Laurenzius  Julius,  geb.    1827. 

3.  Graf  Vlncenz  Steno,  geb.    1800,   kinderlos. 


Grafen  v.  Spork  (Sporek). 

fiatholifdj.  ©cftemid). 

Besitz:  die  Güter  Krnsko  und  Gross-Wschelis  im  Giiscliincr  Kreise  in  Böhmen. 


"Wappen:  quadrirter  Scbild  mit  Mittelschild.  Im  rothcn,  gekrönten  Mittel- 
schilde ein  silberner,  abgeschnittener  und  schrägrechtsliegendcr  Türkenkopf,  mit 
einem  Turbane,  welcher  auf  der  linken  Seite  mit  einer  silbernen  Feder  besteckt  ist. 
t  und  4  in  Gold  ein  doppelter,  schwarzer,  gekrönter  Adler;  2  und  3  in  Blau  ein 
einwärtssehender,  gekrönter,  doppeltgeschweifter,  silberner  Löwe,  welcher  im  2.  Felde 
eine  linkswehende  von  Silber  und  Roth,  im  3.  aber  eine  rechtswehende  von  Roth 
und  Silber  quadrirtc  Fahne  in  den  Vorderpranken  hält  (Stammwappen).  Auf  dem 
Schilde  erheben  sich  fünf  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rechten  Helme  steht  aufrecht 
eine   goldene    Korngarbe;    aus    dem    zweiten    Helme    wächst    cinwärtssehend    ein 

1  gekrönter,  doppelt  geschweifter,  silberner  Löwe  auf,  welcher  mit  beiden  Vorder- 
pranken  eine  nach  rechts  wehende,  von  Roth  und  Silber  quadrirte  Fahne  vor  sich 
hält  (Helm  des  Stammwappens);  der  mittlere  Helm  trägt  den  Adler  des  1.  und 
4.  Feldes;  aus  dem  vierten  Helme  wächst  ein  cinvvärtssehender,  in  Silber  geklei- 
deter Türke  empor,  dessen  silberner  Turban  auf  der  linken  Seite  mit  einer  silbernen 

1  Feder  besteckt  ist,  und  aus  dem  linken  Helme  ein  einwärtsgekehrter,  geharnischter 
Arm,  welcher  vom  Ellbogen  an  aufgerichtet  ist  und  in  der  Faust  ein  nach  links 
und  unterwärts  gerichtetes  Schwert  hält.  Die  Helmdecken  sind  rechts  golden  und 
schwarz,  links  silbern  und  blau.  —  Feld  l  und  4  kommen  oft  silbern  tingirt  vor, 
und    die   Helmdecken   werden    schwarz    und   silbern   angegeben.   —   Bei    Schannat 

I  (Client.  Fuld.  p.  152)  findet  sich  vom  Jahre  1630  das  1.  und  4.  Feld  golden,  das 


494  GRAFEN  V.  SPORK. 

2.  und  3.  rotli  tingirt  vor.  Hiernach  war  schon  vor  Erhebung  in  den  Freiherren- 
stand der  Schild  quadrirt.  Bei  dieser  Erhebung  kam  ein  gekrönter  Mittelschild 
hinzu,  welcher  in  Silber,  nach  Anderen  in  Blau,  einen  aus  der  rechten  Seite  her- 
vorkommenden, gegen  die  Linke  in  die  Höhe  gehobenen  Arm  mit  einem  drohenden 
Schwerte  zeigte.  An  die  Stelle  dieses  Mittelschildes  trat  bei  Erhebung  in  den 
Grafenstand  der  angegebene  Mittelschild,  auch  kamen  zwei  neue  Helme,  als  rechter 
und  vierter  hinzu.  Der  freiherrliche  Schild  trug  (Siebmacher  IV,  12)  drei  Helme, 
den  rechten  mit  dem,  in  der  Hand  das  Schwert  führenden  Arme,  den  mittleren 
mit  dem  Adler  und  den  linken  mit  dem  die  Fahne  haltenden  Löwen. 

Der  Ahnherr  der  Grafen  v.  Spork  (Sporck)  ist  der  bekannte  kaiser- 
liehe, durch  den  30  jährigen  und  durch  den  Krieg  gegen  die  Ungarn  und 
Türken  so  berühmt  gewordene  General  der  Gavallerie  Johann  Graf 
v.  Sporck.  Derselbe  stammle  aus  Dellbrück,  einem  westphähschcn 
Städtchen  (die  Abstammung  von  dem  lüneburgischen  Geschlechte  v.  Spörcke 
ist  gesucht),  stieg  in  kurbayerischen  Diensten  bis  zum  General -Major, 
trat    1639    in    kaiserliche    Dienste,    erhielt    vom    Kaiser   Ferdinand   III. 

10.  Oct.  1647  den  Reichsfreiherren-  und  30.  Juni  1666  den  Reichs- 
grafenstand, begab  sich  1675,  sehr  reich  in  Böhmen  begütert,  auf  seine 
Güter  und  starb  1679  in  hohem  Alter.  Aus  der  ersten  Ehe  desselben 
mit  Anna  Margaretha  v.  Linsingen  entspross  nur  eine  Tochter,  welche 
sich  mit  dem  k.  poln.  Oberst-Stallmeister  Grafen  v.  Colonna  vermählte, 
aus  der  zweiten  Ehe  aber  mit  Eleonore  Maria  Catharina  v.  Fineck 
stammten,  neben  zwei  Töchtern,  zwei  Söhne:  Franz  Anton  und  Ferdi- 
nand Leopold.  Franz  Anton,  Herr  der  Herrschaften  Lissau,  Graedlitz, 
Pless,  Malschau,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  Statthalter  in  Böhmen,  ist  als 
Förderer  der  Frömmigkeit  und  Gelehrsamkeit  hinreichend  bekannt. 
Welcher  Gelehrter  sollte  nicht  die  Buchdruckerei  im  Schlosse  Lissau 
kennen,  auf  welche  derselbe  ein  Capital  von  52000  rheinischen  Gulden 
verwendete!  Franz  Antons  , »kurze  Erläuterung,  worinne  die  wahre  Re- 
ligion bestehe"  (Unschuld.  Nachr.  von  theol.  Sachen,  24,  952  —  955) 
enthält  sein  Glaubensbekenntniss.  Er  starb  1738  ohne  männliche  Nach- 
kommen. Die  eine  Tochter  desselben,  Anna  Catharina,  vermählte  sich 
mit  Franz  Carl  Sweerts  Reichsfreiherrn  v.  Reist,  wodurch,  in  Folge  von 
Adoption,  die  Grafen  v.  Swöerts- Spork  entstanden,  welche  mit  dem 
Grafen  Joseph  12.  Nov.  1848  im  Mannsstamme  erloschen  sind  und 
somit  in  dieses  Werk  nicht  gehören  —  Ferdinand  Leopold  pflanzte  den 
Stamm  der  Grafen  v.  Spork  fort,  wie  die  nachstehende  Ahnentafel  der 
jetzigen  Grafen  ergiebt:  Ferdinand  Leopold,  geb.  13.  Nov.  1664,  gest. 
1711,  Herr  der  Herrschaften  Herzmann-Miestez ,  Horznuiowes,  Pürg- 
litz  etc.,  k.  k.  Kämmerer  und  Ober-Jägermeister  in  Schlesien  etc.;  Ge- 
mahlin: Apollonia  Rosalie  Gräfin  v.  Wratislaw  und  Mitrowilz,  geb.  1666, 
verm.  1684,  gest.  30.  Sept.  1747.  —  Johann  Joseph,  geb.  23.  Nov. 
1695,  gest.  1749,  k.  k.  w.  Geh.  Rath;  Gemahlin:  Maria  Anna  Gräfin 
v.  Wieschnick  (Wiessnick,  Wieznik),  geb.  1702,  verm.  1720,  gest. 
1738.  —  Johann  Wenzel,  geb.  26.  Jan.  1724,  gest.  25.  Febr.  1805, 
k.  k.  Kämmerer,  w.  Geh.  Rath,  Oberst-Landhofmeister  etc. ;  Gemahlin : 
Eleonore    Gräfin  v.  Clary   und   Aldringen,    geb.    28.  Sept.   1733,  verm. 

11.  April    1751,    f.    —    Johann   Wenzel,    geb.    31.  Dec.   1754,   gest. 


GRAFEN  V.  SPRETI. 


495 


1829,  k.  k.  Kämmerer  etc.;  zweite  Gemahlin:  Rosalie  Freiin  v.  Langen- 
der!!", geb.  30.  Aug.  1770,  verm.  1790,  gest.  16.  Sept.  1836.  — 
Johann  Joseph,  geb.  6.  Dec.  1795,  gest.  29.  Jan.  1850,  k.  k.  Käm- 
merer etc.;  Gemahlin:  Walpurga  Gräfin  v.  Wieznik,  verm.  1.  Mai  1827. 
—  Eduard,  jetziges  Haupt  der  Familie. 
Die  jetzigen   Familienglieder  sind: 

Graf  EDUARD,  geb.  19.  Dec.  1828,  Herr  der  Güter  Krnsko  und 
Gross-Wschelis,  k.  k.  Ober-Lieutenant.  Die  zwei  Brüder  sind  die  Grafen : 
Rudolph,  geb.  27.  Mai  1839,  und  Ferdinand,  geb.  21.  Febr.  1848;  die 
fünf  Schwestern,  die  Gräfinnen:  Leopoldine,  geb.  11.  Juli  1830,  Gabriele, 
geb.  26.  März  1832,  Rosalie,  geb.  3.  Sept.  1834,  Anna,  geb.  2.  Dec. 
1837,  und  Maria,  geb.  4.  Dec.  1844.  Die  Mutler,  Gräfin  Walpurga, 
ist  oben  angegeben. 


•eiatbolifd). 


Grafen  v.  Spreti. 


Magern. 


Besitz:   das   Familien -Fideicommiss,  bestehend   aus   den  Hofmarken  Weilbach,   Weichs, 
Pelheim,  Herbertshausen  und  Pasenbach  in  Oberbayern;  Kapting  etc. 


Wappen :  im  goldenen  Schild  ein  silberner  Dreiberg,  auf  dessen  oberster 
Spitze  ein  bis  fast  an  die  Wurzel  belaubter  Fichten-  oder  Tannenbaum  steht.  Den 
Schild  deckt  eine  Marquisenkrone,  und  in  derselben  steht  ein  Helm  mit  sechs 
Straussenfedern ,  abwechselnd  roth  und  blau  und  zur  Hälfte  rechts,  zur  Hälfte 
links  wehend,  dergestalt,  dass  der  den  Hals  bedeckende  Theil  des  Helmes  unter  der 
Krone  sichtbar  ist.  An  jede  Seite  des  Schildes  schliesst  sich,  anstatt  der  Helm- 
decken ,  ein  grüner  Palmenzweig  an.  —  Nach  anderen  Angaben  hat  der  Helm  die 
Krone  um  den  Hals  und  ist  nur  mit  fünf  Straussenfedern ,  wechselnd  roth  und 
blau,  besteckt.  Wie  abgebildet  und  beschrieben,  giebt  das  Wappenbuch  des  König- 
reichs Bayern  (II,  22)  das  in  Rede  stehende  Wappen.  Das  Taschenbuch  der  gräf- 
lichen Häuser  giebt  seit  1852  den  Schild  eines  vermehrten,  der  Redaction  noch 
nicht  vorgekommenen  Wappens:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild;  im  goldenen 
Mittelschilde  ein  grünender  Tannenbaum  auf  einem  silbernen  Felsen;  1  und  4  in 
Gold  ein  wachsender,  schwarzer  Steinbock ;  2  und  3  in  Gold  drei  schwarze  Sparren. 

Die  Grafen  "v.  Spreti  gehören  zu  einer  alten ,  ursprünglich  italieni- 
schen Familie,  von  welcher  noch  jetzt  ein  Zweig  in  Italien  blüht.     Die 


496  GRAFEN  V.  SPRETI. 

Familienglieder  sind  zu  Ravenna  im  Kirchenstaate  als  Patrizier  seit  dem 
10.  Jahrhundert  bekannt.  —  Franz  Johann  Hieronymus,  geb.  1695, 
kam  1703  als  Edelknabe  an  den  Hof  des  Kurfürsten  Max  Emanuel  von 
Bayern,  begleitete  die  bayerischen  Prinzen  in  die  Gefangenschaft  nach 
Klagenfurt,  machte  dann  den  türkischen  Feldzug  als  Hauptmann  mit, 
wurde  1715  Kammerherr,  1722  Oberst -Küchenmeister  des  Kurprinzen 
Carl  Albert,  kaufte  sieh  in  Bayern  an  und  starb  1772  als  Geh.  Rath 
und  Feldmarschall- Lieutenant.  Derselbe  vermählte  sich  zuerst  1.  Oct. 
1723  mit  Carolina  v.  Ingenheim,  deren  Mutter  eine  Tochter  des  Land- 
grafen Carl  v.  Hessen-Wanfried  war,  dann  mit  einer  v.  Beccaria,  gest. 
1749,  und  zuletzt,  1759,  mit  Maria  Antonia  Freiin  v.  Goder.  Aus  der 
ersten  Ehe  stammten  zwei  Söhne:   Sigismund  und  Joseph. 

Graf  Sigismund  (I.),  geb.  13.  April  1732,  gest.  19.  Oct.  1809, 
k.  bayer.  Kämmerer,  Vicepräsident  der  Academie  der  Wissenschaften, 
Geh.  Rath  und  quiescirter  Regierung -Präsident  zu  Neubtrg,  war  mit 
Clementine  Freiin  v.  Schurff,  genannt  Than,  vermählt,  und  die  beiden 
Söhne  desselben  waren:  Graf  Cajetan,  geb.  13.  Sept.  1770,  gefallen 
6.  Febr.  1807  vor  Cosel  in  Schlesien,  k.  bayer.  Kämmerer  und  Oberst- 
Lieutenant  der  Artillerie,  verm.  seit  5.  Febr.  1794  mit  Antonie  Freiin 
v.  Gugomos  auf  Vilsheim  —  und  Graf  Sigmund  (IL),  geb.  14.  März 
1773,  gest.  17.  April  1843,  k.  bayer.  Kämmerer,  quiescirter  Hof- 
Kammerrath,  ehemaliger  Artillerie- Offici er,  Stifter  des  oben  genannten 
Familien -Fideicommisses,  verm.  27.  Oct.  1803  mit  Josephine  Freiin 
v.  Boslarn,  gest.  31.  Jan.  1836.  Die  Nachkommen  der  Grafen  Cajetan 
und  Sigmund  s.  unten. 

Graf  Joseph,  geb.  25.  Juli  1734,  gest.  19.  April  1811,  k.  bayer. 
Kämmerer  und  General-Lieutenant,  war  mit  Gräfin  Elisabeth  de  la  Saga 
Paradis  vermählt.  Aus  dieser  Ehe  stammte  Graf  Maximilian,  geb.  16.  Juli 
1766,  gest.  29.  Sept.  1819,  k.  bayer.  Kämmerer  und  General-Major, 
verm.  mit  Crescentia  v.  Sezger.  Die  Nachkommenschaft  s.  unten. 
Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  anzuführen: 

Nachkommen  des  Grafen  Cajetan.  Graf  Carl  FRIEDRICH, 
geb.  19.  Mai  1797,  Gerichtsherr  auf  Kapfing,  k.  bayer.  Oberst-Lieutenant 
und  Referent  im  Kriegsministerium.  Die  beiden  Brüder  desselben  sind: 
Graf  Adolph,  geb.  1.  Jan.  1803,  k.  bayer.  Kämmerer  und  Appellations- 
Rath  in  Aschaffenburg,  verm.  30.  Jan.  1837  mit  Anna  v.  Geisler,  gest. 
20.  Febr.  1838,  aus  welcher  Ehe  Graf  Theodor,  geb.  18.  Febr.  1838, 
stammt,  und  Graf  Carl,  geb.  9.  März  1806,  k.  bayer.  Hauptmann,  verm. 
4.  Nov.    1846  mit  Maria  Newbott.     .  ~ 

Nachkommen  des  Grafen  Sigmund  (IL).  Graf  EDUARD, 
Majoratsherr  auf  Weilbach,  geb.  7.  Jan.  1805,  k.  bayer.  Kämmerer, 
verm.  in  erster  Ehe,  7.  Sept.  1834,  mit  Caroline  Gräfin  v.  Yrsch,  geb. 
6.  Aug.  1807,  gest.  29.  Febr.  1844,  und  in  zweiter,  7.  Jan.  1845, 
mit  Mathilde  Freiin  v.  Ruffin.  Aus  erster  Ehe  stammen  zwei  Söhne, 
die  Grafen:  Carl,  geb.  15.  Oct.  1838,  und  Adolph,  geb.  21.  April 
1841.    Ueber  die  vier  Kinder  aus  zweiter  Ehe  ist  Näheres  nicht  bekannt. 

Nachkommen  des  Grafen  Maximilian.  Graf  FERDINAND,  geb. 


f.RAFEN  V.  SPRINZENSTEIN. 


497 


6.  Febr.  1799,  k.  bayer.  Hauptmann.  Der  Name  der  Gemahlin  ist  nicht 
zu  finden;  der  Sohn,  Graf  August,  ist  k.  bayer.  Lieutenant.  —  Der 
Bruder  des  Grafen  Ferdinand:  Graf  Maximilian,  k.  bayer.  Lieutenant,  ist 
20.  Juli   1812  geboren. 


Grafen  v.  Sprinzenstein. 

Hatljolifd).  ©efUmtdj  unb  fl)reu£cn. 

Besitz:  Schloss  Sprinzcnsiein  in  Ober-Oesterreich  ;  die  Majorat»herrschaften  Gross-Hosehijiz. 
Ruptau,  Hochkretscham  und  Turkau;  das  Rittergut  Cissowka  im  plesser  Kreise. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  rothen  Mittelschilde  die 
vordere  Hälfte  eines  vorwärtsgekehrten,  silbernen  Ochsen  mit  goldenen  Hörnern 
(Jöcliel,  Jöchlin  v.  Sterzing).  Feld  1  silbern,  oben  mit  natürlichen,  blauen  Wolken, 
unten  aber  mit  silbernen,  aus  dem  Boden  aufsteigenden  Felsen,  oder  einem  nah- 
stehenden  Stock  eines  abgehauenen  Baumes,  auf  welchem  ein  einwärtsgekehrter 
Habicht  sitzt.  (Herrschaft  Sprinzenstein ;  Sprinz  und  Habicht  sind  gleichbedeutend.) 
2  in  Gold  ein  einwärtsgekehrter,  gekrönter,  schwarzer,  halber  Greif,  welcher  in  der 
rechten  Vorderklaue  drei  silberne  Blumen  an  einem  grünen  Stengel  emporhält  (das 
alte  Stammwappen).  3  in  Roth  drei  (2  und  1)  nach  rechts  gekehrte  Igel  von  natür- 
licher Farbe  (altes  redendes  Wappen  der  Familie  Ricci),  und  4  von  Gold  und  Blau 
6  mal  schrägrechts  gestreift.  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme. 
Der  rechte  Helm  trägt  einwärtssehend  den  auf  Felsen  stehenden  Habicht  des 
1.  Feldes;  der  mittlere  das  Wappenbild  des  Mittelschildes,  und  der  linke  den  Greif 
des  2.  Feldes.  Die  Helmdecken  sind  rechts  silbern  und  blau,  in  der  Mitte  silbern 
und  roth,  und  links  golden  und  schwarz.  —  Wie  beschrieben,  gab  Spener  dieses 
Wappen.  Hinsichtlich  der  Farbe  der  Blumen,  welche  der  Greif  hält,  war  Spener 
nicht  gewiss :  es  könnten  auch  rothe  Blumen  sein.  Der  Greif  selbst  komme  bis- 
weilen auch  aus  einem  rothen  Striche  hervor.  Mit  diesen  Angaben  stimmen  bis 
auf  kleine  Abweichungen  alle  älteren  Abbildungen.  Dagegen  weicht  das  Wappenbuch 
der  durchlauchtigen  Welt  (IV,  548)  sehr  ab.  Der  Mittelschild  ist  schwarz  tingirt; 
das  1.  Feld  silbern,  mit  einem  blauen  Schildesfusse,  aus  welchem  ein  einwärts- 
sehender, schwarzer,  gekrönter  Greif  aufwächst;  2  und  3  zeigen  in  Blau  zwei 
goldene,  rechte  Schrägbalken,  und  im  4.  silbernen  Felde  steht  auf  einem  dreifachen 

II.  32 


498  GRAFEN  V.  SPRINZENSTEIN. 

Hügel  eine  einwärtssehende  Taube,  welches  Wappenbild  auch  der  rechte  Helm  trügt. 
—  Neuere  Angaben  bestimmen  das  Wappen,  wie  folgt :  Mittelschild  wie  oben  ange- 
geben;  1  in  Gold  ein  wachsender,  schwarzer,  gekrönter  Greif,  welcher  einwürts- 
gekehrt  in  der  erhobenen  hinteren  Pranke  einen  grünen  Zweig  mit  drei  silbernen 
Lilien  hält ;  2  und  3  in  Gold  zwei  schrägrechte,  blaue  Balken,  und  4  in  Silber  ein 
braunrother  Habicht,  welcher  auf  der  Spitze  eines  natürlichen  Felsens  steht. 

Die  Grafen  v.  Sprinzenstein  stammen  aus  der  alten  italienischen 
Familie  Ricci,  welche  sich  nach  Tirol  wendete,  hier  sich  auch  Ritz, 
Ritzen  nannte  und  unter  Kaiser  Ferdinand  I.  um  1560  nach  Ober- 
Oesterreich  kam,  mit  der  Herrschaft  und  dem  Schlosse  Sprinzenstein 
an  der  Passauschen  Grenze  belehnt  wurde  und  von  dieser  Besitzung  den 
jetzigen  Namen  sich  beilegte.  Von  Bucelini  werden  zuerst  zwei  Brüder, 
Peter  Anton  und  Paul,  genannt.  Ersterer  soll  schon  vom  Kaiser  Maxi- 
milian I.  um  das  Ende  des  *15.  Jahrhunderts  den  Freiherrenstand 
erhalten,  sich  desselben  aber  mit  seinem  Sohne  Ludwig  und  dessen 
Nachkommen  nicht  bedient  haben ,  bis  Emmeranus ,  Urenkel  Ludwigs, 
Edler  Herr  v.  Ritz  zu  Gruob  und  Garlenau,  diese  Würde  erneuern  liess. 
Auf  diese  Linie,  welche  hier  nicht  weiter  zu  verfolgen  ist,  bezieht  Spener 
das  von  Bucelini  gegebene  Wappen.  —  Paul  Ricci ,  Herr  v.  Sprinzen- 
stein, ist  der  Stammvater  der  gräflichen  Familie.  Der  Sohn  desselben, 
Hieronymus,  erhielt  vom  Kaiser  Carl  V.  15.  Nov.  1530  den  Freiherren- 
stand, und  der  Sohn  seines  Enkels  Simon  Hieronymus,  Ferdinand  Maxi- 
milian, mit  der  ganzen  Familie  vom  Kaiser  Ferdinand  III.  21.  Juli  1646 
die  Reichsgrafenwürde.  Graf  Ferdinand  Maximilian  wurde  5.  Febr.  1669 
steierscher  Landstand  und  7.  Sept.  1671  Hofpfalzgraf  und  Erb-Land- 
Münzmeister  im  Erzherzogthum  Oesterreich.  Büsching  gab  als  Jahr  der 
Erlangung  letzterer  Würde  1672  an  und  das  Geneal.  Taschenbuch  der 
gräflichen  Häuser:  7.  Sept.  1682,  doch  ist  wohl  Ferdinand  Maximilian 
1671   gestorben. 

Der  eiserne  Fleiss,  mit  welchem  noch  in  sehr  hohem  Alter  der 
Freiherr  v.  Hoheneck  gearbeitet  hat,  ermöglicht  bei  Mühe  eine  Ueber- 
sicht  über  die  genealogischen  Verhältnisse  der  Familie  bis  in  die  ersten 
Jahrzehnte  des  19.  Jahrhunderts:  hat  doch  selbst  Hübner  im  Lexicon 
genealogicum  vom  Jahre  1751  die  Familie  nicht  abgehandelt.  Aus 
v.  Hohenecks  Werke  ergiebt  sich  als  Wichtigstes  Folgendes :  Paul  hatte 
zwei  Söhne.  Der  ältere,  Franz,  früher  Gesandter,  starb,  als  Gelehrter 
geschätzt,  1  558  als  Dompropst  zu  Trient;  Hieronymus,  der  jüngere  Sohn 
(s.  oben),  pflanzte  das  Geschlecht  mit  vier  Söhnen  fort.  Von  diesen 
starb  Johann  1598  ohne  Nachkommen;  die  Nachkommenschaft  Johann 
Alberls,  des  zweiten  Sohnes,  erlosch  schon  1639  mit  seinem  Sohne, 
Johann  Ernst;  der  dritte  Sohn,  Sigmund,  hinterliess  keine  männlichen 
Erben ;  der  vierte  aber,  Alexander,  hatte  vier  Söhne.  Der  ältere  Sohn, 
Johann  Florian,  starb  ohne  männliche  Nachkommen;  von  dem  zweiten, 
Simon  Hieronymus,  stammle  Graf  Ferdinand  Maximilian  (s.  oben)  — 
welcher  nur  zwei  Töchter,  eine  vermählte  Grälin  v.  Lamberg  und  eine 
vermählte  Gräfin  v.  Hoyos  hinterliess,  für  deren  Nachkommen  derselbe 
ein  sehr  grosses  Majorat  stiftete,  durch  welche  Stiftung  früher  Lamberg- 
Sprinzenstein   und   späler   Hoyos -Sprinzenstein  entstanden  ist  (s.  Bd.  I. 


GRAFKN  V.  SPRIiNZENSTEIN.  499 

S.  387)  — ;  die  Nachkommenschaft  des  drillen  Sohnes,  Rudolph,  erlosch 
1729  mit  dem  Enkel,  Johann  Ehrenreich;  der  vierte  aher,  Wenzel 
Reinhard,  pflanzte  durch  seinen  Sohn,  Franz  Ignaz,  das  Geschlecht 
dauernd  fort,  da  von  vier  Söhnen  der  eine,  Franz  Ferdinand  Otto 
Heinrich,  zwei  Söhne,  den  Grafen  Franz  Joseph  Heinrich  Ernst,  geb. 
1711,  und  den  Grafen  Franz  Joseph  Ernst,  geb.  1723,  hinterliess.  — 
Soweit  reichen   die  genauen  Nachrichten. 

Die  jetzigen  Glieder  der  Familie  werden  als  Glieder  der  älteren 
Linie  auf  Schloss  Sprinzenslcin  in  Ober-Oesterreich  und  der  jüngeren 
Linie  in  Preuss.   Schlesien  aufgeführt 

Das  Haupt  der  alteren  Linie  ist  CHRISTOPH  Graf  v.  Sprinzen- 
slein,  Freiherr  von  Neuhaus,  geb.  10.  März  1790,  und  die  Schwester: 
Gräfin  Anna,  verw.  Majorin  v.   Forstner. 

Das  Haupt  der  jüngeren  Linie  ist  Graf  ARTHUR  —  Sohn  des 
Grafen  Johann  Ludwig,  gest.  14.  April  1845,  aus  der  Ehe  mit  Maria 
Angela  Gräfin  v.  Salburg  (s.  S.  322),  geb.  1.  Oct.  1792,  verm.  26.  Juli 
1814,  Resitzerin  der  Herrschaften  Roschowilz  und  Miliisch  in  Preuss. 
Schlesien  und  Salaberg  in  Nieder- Oesterreich  —  geb.  23.  Juli  1815, 
k.  preuss.  Artillerie -Lieutenant  a.  D.,  verm.  30.  Aug.  1841  mit  Maria 
Gräfin  v.  Sternberg,  geb.  4.  April  1824,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne 
stammen,  die  Grafen:  Arthur,  geb.  9.  Aug.  1842,  und  Max,  geb.  8.  Jan. 
1847.  —  Der  Rruder  des  Grafen  Arthur  ist:  Graf  Hermann,  geb.  12.  Mai 
1817,  k.  preuss.  Lieutenant  a.  D.,  Resitzer  des  Rittergutes  Cissowka, 
Landesältester  des  koseler  Kreises  zu  Militsch,  verm.  18.  SeDt.  1847 
mit  Clolilde  Amalia  Freiin  v.  Hruby,  geb.  23.  Mai  1820,  aus  welcher 
Ehe  ein  Sohn:  Hermann  Maria  Joseph,  geb.  4.  Dec.   1820,  lebt. 

Vom  Rruder  des  Grafen  Johann  Ludwig,  vom  Grafen  Joseph,  geb. 
30.  Juni  1789,  gest.  14.  Sept.  1850,  lebt  die  VVittwe,  Gräfin  Antonia, 
geb.  v.  Gerubel,  geb.  30.  April  1802.  Der  Sohn  derselben  ist:  Graf 
Ernst,  geb.  25.  Jan.   1834. 


32* 


500 


r.R.YFKK  V.  STACKKLBKRG. 


Grafen  v.  Stackeiberg. 

futhertfd).  flu^lanb. 

Besitz  der  esthländischen  Linie:  die  Güter  Alt-  und  Neu-lsenhoff,  Hirmus,  Woroper,  Kochtel, 
Errides,  Paggar,  Aggimal,  Pungern  und  Soldina  in  Esthland.  —  Besitz  der  lieflnn- 
dischen  Linie:  die  Güter  Ellistfer,  Allatzkiwi,  Kagafer,  Maihof  und  Rukulin  in  Liefland. 


IVappen  (esthländische  Linie,  nach  Lackabdriicken) :  Schild  quergetheilt ; 
oben  in  Blau  ein  nach  der  rechten  Seite  gehender,  goldener  Löwe,  unten  in  Gold 
auf  einem  grünen  Hügel  zwei  ahgestümmelte  Baumstöcke  von  natürlicher  Farbe, 
jeder  mit  zwei  an  den  Seiten  daraus  hervortreibenden  Eicheln  (oder  grünen  Blättern), 
s.  unten.  (Stammwappen.)  Den  von  der  Grafenkrone  gekrönten  Schild  halten  zwei 
auswärtssehende,  goldene  Löwen.  Die  Zahl  der  Helme  und  der  Schmuck  derselben 
ist  genau  nicht  bekannt.  —  Das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräflichen  Häuser  (1853, 
S.  700)  giebt  das  Wappen,  wie  folgt,  an :  quergetheilt,  oben  in  Blau  ein  gehender, 
goldener  Löwe;  unten  in  Gold  auf  einem  dreifachen,  grünen  Hügel  zwei  abge- 
stümmelte  Baumstöcke  von  natürlicher  Farbe,  jeder  mit  zwei  an  den  Seiten  daraus 
hervortreibenden  grünen  Blättern.  —  In  den  Supplementen  zu  Siebmachers  Wappen- 
buche (XI,  19)  ist  der  Schild  oval,  mit  Schnitzwerk  umgeben.  In  der  oberen  Hälfte 
des  Schildes  geht  der  Löwe  in  Silber,  in  der  unteren  stehen  in  Gold  auf  grünem 
Boden  neben  einander  drei  Eichenzweige,  jeder  mit  vier  Blättern  und  vier  Eicheln. 
Die  Blätter  stehen  zu  zwei  oben,  dann  hängen  zwei  Eicheln  herab,  und  nun  folgen 
wieder  zwei  Blätter  und  unter  denselben  zwei  Eicheln.  Den  Schild  hält  links  ein 
auswärtssehender,  goldener  Löwe. 

Wappen  (liefländische  Linie,  ebenfalls  nach  Lackabdriicken) :  im  goldenen 
Schilde  auf  einem  dreifachen  Hügel  zwei  ahgestümmelte  Baumstöcke,  jeder  mit  drei 
Eicheln.  Am  rechten  Baumstocke  hängen  rechts  unter  einander  zwei  Eicheln  und 
links  oben  eine  Eichel,  am  linken  Baumstocke  hängt  rechts  in  der  Mitte  eine,  links 
zwei  Eicheln.  Den  Schild  deckt  die  Grafenkrone  und  denselben  halten  zwei  goldene, 
einwärtssehende  Löwen.     Auch  dieses  Wappen  ist  nur  ohne  Helme  bekannt. 

Die  Frage  zu  beantworten,  wie  sich  denn  eigentlich  im  Schilde  und  auf  dem 
Helme  des  Stammwappens  die  Baumstöcke  gestalten  sollten ,  dürfte  sehr  schwer 
sein.  Matthias  auf  Oesel  (s.  unten)  führte  zwei  abgestümmelte  Baumstöcke,  auf 
jeder  Seite  mit  einem  verhauenen  Ast  und  einem  grünen,  abwärtsgebogenen  Blatte. 
Die  Aeste  standen  oben  nach  innen  und  unten  nach  aussen,  und  die  Blätter  oben 
nach  aussen  und  unten  nach  innen.  Auf  dem  Helme  lag  ein  grüngoldener  Bausch, 
aus  welchem  sich  ein  gekrönter  Löwe,  zwischen  den  beschriebenen  Stöcken,  erhob, 
dessen  Krone  mit  drei  doppelt  gespiegelten  Pfauenfedern  besteckt  war.  Die  Helm- 
decken waren  grün  und  golden.  Von  diesem  Wappen  wich  das  von  Jürgen  (s. 
unten)  geführte  ab.  Die  beiden  Stämme  im  Schilde  hatten  nach  innen  und  oben 
einen  verhauenen  Ast  und,  anstatt  eines  grünen  Blattes,  hingen  an  jedem  zwei 
Tannenzapfen,  einer  rechts,  der  andere  links,  welche  man,  wie  Hupel  sagt,  für 
Weintrauben  halten  würde,  wenn  die  Stämme  im  Verhältnisse  des  Schildes  zu 
Weinstöcken  nicht  viel  zu  dick  wären.  —  Die  wiederholten  Stöcke  auf  dem  gekrönten 
Helme  erschienen  jeder  mit  zwei  abgestümmelten  Aesten  und  einem  rechts  und 
links  herabhängenden  Tannenzapfen.  —  Im  Wappen  des  Freiherrn  Carl  Adam  hatte 
im  Schilde  der  rechte  grüne  Stock  zwei  grüne,  abwärtsgebogene  Blätter  auf  der 
rechten,  und  der  linke  dieselben  auf  der   linken  Seite.     Auf  dem  gekrönten  Helme 


GRAFEN  V.  STACKKLBKRG.  501 

hatte  jeder  nur  ein  nach  aussen  abwärtsgebogenes  Blatt.  —  Freiherr  Berendt  Otto 
führte  nach  dem  schwedischen  Wappenbuche  an  jedem  Baumstucke  auf  jeder  Seite 
ein  grünes  Blatt :  Abdrücke  von  schön  gestochenen  Petschaften  ergeben ,  anstatt 
der  Blätter,  deutlich  Eicheln.  —  In  das  Wappen  des  Grafen  Wolter  Reinhold  setzt 
Hupel  zwei  Baumstämme,  mit  einem  auf  jeder  Seite  derselben  abwartsgebogenen 
Blatte,  und  Lackabdrücke  ergeben  auch  die  Blätter.  —  Die  in  den,  der  Redaction 
bekannten  Sammlungen  vorkommenden  reichsgrällichen  Siegel  lassen  über  Eicheln 
keinen  Zweifel ,  doch  stimmt  es  mit  allen  vorliegenden  älteren  Siegeln  durchaus 
nicht,  Eicheln  allein  an  die  Stocke  zu  hängen.  —  Den  Schmuck  der  Helme  der 
schwedischen  Freiherren  und  Grafen  anzugeben,  verbietet  der  Raum:  so  mag 
denn,  so  viele  Unterlagen  zu  Gebote  stehen,  nur  auf  Hupel  (Nordische  Miscellaneen, 
Stück  15 — 17  S.  275  —  279)  verwiesen  sein.  —  Die  esthländische  gräfliche  Linie 
führte  nach  Allem  früher  den  schwedischen  Freiherrenstand  vom  11.  Juli  1727  und 
in  Folge  desselben  zwei  Helme,  rechts  mit  dem  zwischen  den  Baumstücken  auf- 
wachsenden Lüwen,  links  mit  vier  Fahnen,  wechselnd  blau  und  gülden,  zwischen 
welchen  ein  Cummandostab  stand;    zwei  Fahnen  wehten  rechts,  zwei  links. 

Altes  liefländisches  Adelsgesehlecht,  das  Einige  für  ein  rhein- 
ländisches  nehmen  wollen,  welches  seit  den  Zeiten  der  Heer- Meister 
Liefland  angehöre :  ein  Ursprung ,  welchen  Hupel ,  wohl  die  beste 
Quelle  für  diese  Familie,  nicht  anzunehmen  scheint.  Hans  Stackell,  nach 
Hupel  der  abgekürzte  Name  Stackeiberg,  hat  1457  eine  Verbindung  der 
liefländischen  Stände  als  Bevollmächtigter  der  Ritler  und  Knechte  des 
Stifts  Dorpat  unterschrieben;  Margaretha  Stackeiberg  war  1486  Aeblissin 
des  Michaelis-Klosters  zu  Reval ;  Peter  Stackeiberg  aus  dem  Stifte  Dorpat 
unterzeichnete  1545  den  zu  Wolmar  abgefassten  Landtagsschluss;  Georg 
Slackelberg  wurde  1602  vom  Herzog  Carl  v.  Südermannland  auf  dem 
Reichstage  zu  Stockholm  zum  schwed.  Reichsralh  ernannt  etc.  —  Mit 
der  Zeit  breitete  sich  in  Lief-  und  später  in  Esthland  die  Familie  sehr 
aus.  1742  meldeten  sich  bei  der  liefländischen  Adels-Malrikel-Commis- 
sion  die  Erbhäuser  Camby,  Wagenküll,  Kudding,  Ellistfer,  Eckenangern 
und  der  Arcndebesitzer  zu  Kokenkau  an,  und  zwar  als  aus  dem  Hause 
Carnby  und  Eckenangern  stammend.  —  Aus  Liefland  war  das  Ge- 
schlecht auch  nach  Schweden  gekommen.  Zuerst  war  Jürgen,  schwed. 
Kriegs- Gommissar,  1625  der  Adelsmalrikel  unter  No.  113  einverleibt 
worden,  doch  erlosch  seine  Nachkommenschaft;  später  wurde  Matthias 
Sl.  von  Oesel,  k.  schwed.  Major,  1664,  unter  No.  686  in  diese  Matrikel 
eingetragen.  Der  Sohn  des  Letzteren,  Carl  Adam,  k.  schwed.  General- 
Major  elc,  wurde  vom  König  Carl  XII.  6.  Juni  1714  in  den  Freiherren- 
stand erhoben.  Diese  Erhöhung  erhielt  auch  vom  König  Friedrich  von 
Schweden  11.  Juli  1727  Berendt  Otto  Stackelrerg  aus  dem  Hause 
Halinap  in  Liefland,  und  der  Sohn  desselben,  Wolter  Reinhold,  wurde 
vom  König  Adolph  Friedrich  von  Schweden  12.  April  1763  in  den 
schwedischen  Grafensland  erhoben.  —  Die  Reichsgrafenwürde  kam  durch 
zwei  Ernennungen  in  die  Familie.  Otto  Magnus,  Freiherr,  aus  dem  Hause 
Jegel  in  Esthland,  k.  russ.  Gesandter  zu  Madrid,  Warschau  etc.,  erhielt 
vom  Kaiser  Joseph  II.  16.  Mai  1775  den  Reichsgrafenstand,  und  eine 
gleiche  Ernennung  erhielt  von  demselben  Kaiser  30.  Mai  1786  Reinhold 
Johann,  k.  russ.  Kammerherr  und  Erbherr  auf  Ellistfer,  Allalzkiwi  und 
Kagafer  in  Liefland.  Von  Beiden  leben  Nachkommen,  und  es  blüht  sonach 
eine  esthländische  und  eine  liefländische  reichsgrälliche  Linie. 


502  GRAFEN  V.  STACKELBERG. 

Die  esthländische  Linie  stiftete  Reichsgraf  Otto  Magnus,  geb.  1736, 
gest.  1800,  k.  russ.  Botschafter,  verm.  mit  Sophia  v.  Völckersam.  Der 
Sohn  desselben  war  Graf  Gustav  Ernst,  geb.  1766,  gest.  im  April  1850, 
k.  russ.  Kammerherr  und  w.  Geh.  Rath ,  früher  Botschafter  am  k.  k. 
Hofe,  später  am  Hofe  zu  Neapel  etc.,  verm.  1805  mit  Carolina  Gräfin 
v.  Ludolph.  Aus  dieser  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt  der  esthländi- 
schen  Linie: 

Reichsgraf  OTTO,  geb.  19.  Febr.  1808,  Herr  der  obengenannten 
Güter,  k.  russ.  Kammerjunker,  verm.  8.  Aug.  1832  mit  Charlotte 
v.  Liphardt,  geb.  17.  Juni  1811,  welcher  Ehe,  neben  vier  Töchtern, 
zwei  Söhne  entsprossen  sind,  die  Grafen:  Otto  Carl,  geb.  31.  März 
1838,  und  Gustav  Ernst,  geb.  17.  Sept.  1840.  —  Die  zwei  Brüder 
des  Grafen  Otto,  neben  drei  Schwestern,  sind:  Graf  Ernst,  geb.  21.  März 
1813,  k.  russ.  Oberst  der  Garde -Artillerie  und  Flügel- Adjutant,  und 
Graf  Alexander,  geb.  23.  April  1814,  k.  russ.  Kammerjunker,  Titular- 
rath  und  Secretair  bei  der  Gesandtschaft  in  Neapel. 

Die  liefländische  Linie  gründete  Reichsgraf  Reinhold  Johann, 
geb.  1754,  k.  poln.  Kamnierherr,  Erbherr  etc.,  verm.  mit  Euphemie 
Elisabeth  Gräfin  v.  Manteuffei- Ringen,  geb.  1766,  gest.  1834.  Aus 
dieser  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt  dieser  Linie : 

Graf  REINHOLD  Andreas,  geb.  6.  Aug.  1797,  liefländ*  Landrath 
und  Erbherr  auf  Ellistfer,  Allatzkiwi,  Kagafer,  Maihof  und  Kukulin  in 
Liefland,  verm.  in  erster  Ehe,  6.  Aug.  1824,  mit  Heloise  Freiin  v.  Tiesen- 
hausen  aus  dem  Hause  Orenhon",  geb.  1807,  gest.  1828,  und  in  zweiter, 
30.  Dec.  1832,  mit  Adele  Gräfin  v.  Tiesenhausen ,  geb.  6.  Mai  1807, 
gest.  19.  Nov.  1833.  Aus  erster  Ehe  lebt  Gräfin  Sophie,  verm.  mit 
Ernst  Freiherrn  v.  Holker  auf  Luna,  aus  zweiter  Gräfin  Adele. 


GRAFEN   V.   STADION. 


503 


&at\)o\ifd). 


<-r«il<  i»  v.  Stadion. 

öagern,  (Oeflcrretd),  töürttemberg. 


Besitz:  die  Standes -Herrschaft  Thannliausen  in  Bayern;  die  Herrschaft  Stadion  in  Württem- 
berg; die  Fideioommiss- Herrschaften  Kauth,   Chodeuschloss ,   Neutnark,  Zahorzan 
und  Kieseuhurg  in  Böhmen;  die  Fideiconimiss-Hcrrschafien  Colioiodozan  mit  (Jrabo- 
wick  und  Erzerodl  und  die  Herrschaft  Lisiek  in  Galizicn  etc. 
Don  Häuptern  beider  Linien,  der  Friedericianischen  und  der  Philippinischen,  steht  das 

Prndicat  „Eriaucbl"  zu. 


Wappen;   quadrirter    Schild  mit  Mitt^lschild.     Im  schwarzen  Mitlelscbilde 

drei  über  einander  liegende,  unter  sich  gekehrte,  goldene  Wolfseisen  ( Stamm wuppen). 

1  und  4  in  Schwarz  drei  (2  und   1)  goldene  Tannzapfen  (Herrschaft  Thannliausen). 

2  und  3  in  Silber  ein  schwebendes,  ausgebogenes,  rothes  Kreuz  (wahrscheinlich 
zum  Andenken  an  den  Hoch-  und  Deutschmeister  Johann  Caspar  v.  Stadion).  Ueber 
der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  Helme,  von  welchen  der  rechte  und  linke  gekrönt 
sind.  Auf  dem  rechten  Helme  steht  ein  grosser  goldener  Tannzapfen  (zu  Feld  1 
und  4  des  Schildes  gehörig);  auf  dem  mittleren  liegt  ein  schwarzes,  mit  goldenen 
Kanten  in  zwei  Reihen  (7  und  6i  gesticktes  Kissen  mit  goldenen  Quasten,  auf 
welchem  ein  goldenes,  über  sich  gekehrtes  und  in  der  Mitte  mit  einem  dreifachen 
Pfauenwedel  bestecktes  VVolfseisen  steht  (Helm  des  Stammwappens i,  und  der  linke 
Helm  trägt  einen  die  Sachsen  einwärtskehrenden,    geschlossenen,    schwarzen  Flug. 

—  Die  Helmdecken  sind  rechts  schwarz  und  golden ;  links  roth  und  silbern.  — 
xNach  den  Angaben  Einiger  überzieht  das  Kreuz  im  2.  und  3.  Felde  das  letztere 
ganz,  auch  kommt,  anstatt  des  schwarzen  Adlcrsfluges,  auf  dem  linken  Helme  ein 
silberner  vor. 

Uraltes,  aus  Graubiindten  stammendes  Rittergeschlecht,  dessen 
gleichnamiges  Stammschloss  längst  in  Trümmern  liegt.  Glieder  aus  dem- 
selben turnirten,  nach  Rüxner,  1080  zu  Augsburg,  1165  zu  Zürich  und 
1209  zu  Worms.  Drei  Sühne  Eitels  v.  Stadion,  gest.  1382,  stifteten 
drei  Linien:  Conrad  die  ältere,  noch  blühende,  sonst  elsassische  Linie, 
Ludwig  die  jüngere,  oder  schwäbische,  1693  erloschene,  und  Johann 
der  Reiche  die  mittlere,  welche  aber  gleich  mit  dem  Stifter  erlosch, 
worauf  das  von  demselben  gestiftete  Majorat  der  jüngeren  Linie  zerfiel. 

—  Aus  der  älteren  Linie  wendete  Conrads  Urenkel,  Christoph,  gest. 
1543,  Fürstbischof  zu  Augsburg,  seinem  Bruder,  Johann,  das  Erblruch- 
sessen-Lehn    des    Ilochsüfts    Augsburg    zu.      Von  Johanns  Söhnen    war 


504  GRAFEIS'  V.  STADION. 

Johann  Caspar,  gest.  1641,  Hoch-  und  Deutschmeister  zu  Mergentheim, 
Christoph  aber,  gest.  1622,  hatte  sechs  Söhne,  von  welchen  der  jüngste, 
Johann  Philipp,  k.  k.  Geh.  Rath,  kurmainz.  Canzler  etc.,  vom  Kaiser 
Leopold  I.  21.  April  1686  in  den  Freiherren-  und  1.  Aug.  1705  in 
den  Reichsgrafenstand  erhoben  wurde.  Derselbe  kaufte  1708  von  den 
Grafen  v.  Sinzendorf  die  Graf-  oder  Herrschaft  Thannhausen  in  Schwaben, 
wurde  8.  Mai  1708  in  das  schwäbische  Grafencollegium  aufgenommen 
und  erhielt  hierdurch  Reichsslandschaft.  Seine  zwei  Söhne,  Friedrich 
und  Philipp  Hugo  Joseph,  theilten  die  Familie  in  zwei  Linien:  die 
Friedericianische,  oder  Stadion  (ohne  Beisatz),  früher  Stadion- 
Warthausen,  und  in  die  Philippinische  Linie,  oder  Stadion-Thann- 
hausen. 

Durch  die  rheinische  Bundesacte  wurde  1806  die  reichsständische 
Grafschaft  Thannhausen  unter  kön.  bayerische,  und  die  nicht  reichs- 
ständische Herrschaft  Warthausen  unter  kön.  württembergsche  Staats- 
hoheit gesetzt,  und  zwar  beide  standesherrlich.  1829  wurde  die  Familie 
von  Bayern  wegen  Thannhausen  und  von  Württemberg  wegen  Warthausen, 
wenn  auch  diese  Herrschaft  reichsritterschaftlich  gewesen  und  1826 
verkauft  worden  war,  als  standesherrlich  bei  der  Bundesversammlung 
angemeldet.  Ausserdem  besitzt  die  Familie  noch  die  oben  angegebenen 
Herrschaften  in  Württemberg,  Böhmen  und  Galizien.  Die  inneren  Verhält- 
nisse derselben  sind  durch  ein  neues  Familienstatut  vom  17.  Mai  1830 
geordnet. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Familienglieder  ergeben  folgende 
Ahnentafeln : 

Friedericianische  Linie.  Johann  Philipp,  zuerst  Freiherr, 
dann  Reichsgraf,  geboren  im  October  1652,  gest.  1741,  k.  k. 
und  kurmainz.  Geh.  Rath  etc.;  zweite  Gemahlin:  Maria  Anna  Gräfin 
v.  Schönborn,  geb.  1669,  verm.  27.  Aug.  1685,  gest.  16.  Nov.  1704. 
—  Friedrich,  geb.  5.  April  1691,  gest.  im  November  1768,  k.  k.  Geh. 
Rath,  kurmainz.  erster  Conferenzminister  etc.;  Gemahlin:  Maria  Anna 
Auguste  Freiin  v.  Sickingen,  verm.  27.  Juni  1724,  f.  —  Franz  Conrad, 
geb.  12.  März  1736,  gest.  25.  Nov.  1787,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin: 
Maria  Johanna  Ludovike  Freiin  v.  Zobel  zu  Giebelstadt- Darstadt,  geb. 
6.  Juni  1740,  verm.  1.  Mai  1759,  gest.  im  Mai  1803.  —  Johann 
Philipp  Carl,  geb.  18.  Juni  1763,  gest.  15.  Mai  1824,  k.  k.  w.  Geh. 
Rath,  Staats-,  Conferenz-  und  Finanzminisler  etc.;  Gemahlin:  Maria 
Anna  Gräfin  v.  Stadion  Philippinischer  Linie,  geb.  7.  Juli  1775,  verm. 
22.  Jan.  1794,  gest.  nach  1840.  —  Philipp  Joseph  Rudolph,  jetziges 
Haupt  der  Linie. 

Philippinische  Linie.  Johann  Philipp  (s.  oben);  dritte  Ge- 
mahlin: Maria  Anna  Freiin  Wambold  v.  Umbstalt  (Umsladt),  geb.  1683, 
verm.  1705,  gest.  12.  Aug.  1764.  —  Hugo  Johann  Philipp,  geb. 
29.  Nov.  1720,  gest.  30.  Dec.  1785,  kurmainz.  Geh.  Ralh  etc.;  Ge- 
mahlin: Maria  Anna  Theresie  Freiin  Schenk  v.  Stauffenberg,  geb.  28.  Dec. 
1728,  verm,  25.  April  1745,  gest.  25.  Jan.  1799.  —  Johann  Georg 
Joseph  Nepomuk,    geb.    7.  Mai   1749,    gest.    17.  Sept.    1814,    kurmainz. 


GRAFEN  V.  STADION.  5()5 

Geh.  Rath;  Gemahlin:  Sophie  Isabelle  Freiin  Wambold  v.  Umbstaü,  geb. 

21.  Nov.  1757,  verm.  4.  Nov.  1773,  gest.  nach  1840.  —  Johann 
Philipp  Franz  Joseph,  geb.  6.  Nov.  1780,  gest.  14.  Sept.  1839;  Ge- 
mahlin: Marie  Kunigimde  Gräfin  v.  Kesselstatt,  geb.  28.  Aug.  1794, 
verm.   6.  Aug.    1815.  —  Carl  Friedrich,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  zu  nennen : 

Friedericianische  Linie.  Philipp  Joseph  RUDOLPH  Reichs- 
graf v.  Stadion-Warthausen  und  Thannhausen  —  Sohn  des  Grafen  Johann 
Philipp  Carl  —  geb.  23.  Febr.  1808,  Graf  und  Herr  der  Slandes- 
Herrschaft  Thannhausen  und  der  Herrschaft  Stadion,  Herr  der  Fidei- 
commiss- Herrschaften  Kaulh,  Chodenschloss,  Neumark,  Zahorzan  und 
Riesenburg  und  der  Fideicommiss- Herrschaft  Rohorodozan  mit  Grabo- 
wick  und  Erzerodl  und  der  Herrschaft  Lisiek,  k.  k.  Kämmerer  und 
w.  Geh.  Rath,  verm.  3.  Juli  1850  mit  Gisella  Gräfin  v.  Hadik-Futak, 
geb.  22.  Jan.  1828.  —  Die  zwei  lebenden  Bruder  desselben  sind: 
Graf  Friedrich  Walther  Wilderich,  geb.  22.  Nov.  1799,  k.  k.  Haupt- 
mann in  d.  A.  etc.,  und  Graf  Franz  Seraph,  geb.  27.  Juli  1806, 
k.  k.  Kämmerer  und  w.  Geh.  Rath,  seit  21.  Nov.  1848  k.  k. 
Minister  des  Innern,  Minister  ohne  Portefeuille  seit  28.  Juli  1849.  — 
Von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem  Grafen  Joseph  Philipp  Eduard,  geb. 

22.  Sept.  1797,  gest.  13.  April  1844,  Herrn  der  Herrschaft  Chlumetz, 
lebt  die  Wittwe,  Gräfin  Constanze,  geb.  Rachovin  v.  Rosenstern,  verm. 
28.  Jan.  1836,  und,  neben  vier  Töchtern,  der  aus  dieser  Ehe  stammende 
Sohn,   Felix  Joseph  Eduard,  k.  k.  Lieutenant  in  d.  A. 

Philippinische  Linie.  Graf  Carl  FRIEDRICH  —  Sohn  des 
Grafen  Johann  Philipp  Franz  Joseph  —  geb.  t3.  Dec.  1817,  Reichsgraf 
von  Stadion -Thannhausen  etc.  —  Der  Bruder  desselben,  neben  drei 
Schwestern,  ist:  Graf  Eduard  Joseph  Philipp,  geb.  14.  Juni  1833,  k. 
k.  Ober-Lieutenant.  —  Von  dem  Bruder  des  Grossvalers,  dem  Grafen 
Emmerich  Johann  Philipp,  geb.  14.  Dec.  1776,  gest.  11.  Jan.  1811, 
stammen,  aus  der  Ehe  mit  Charlotte  Maria  Anna  Sophie  Gräfin  v.  d.  Leyen 
und  Hohengeroldsegg,  zwei  Söhne:  Graf  Philipp  Franz  Emmerich  Carl, 
geb.  9.  Mai  1799,  k.  k.  General-Major  in  Disponibilität,  und  Graf  Damian 
Friedrich  Joseph,  geb.  25.  Sept.  1802,  verm.  8.  Aug.  1830  mit  Gräfin 
Calharina,  Constantins  Gyika  v.  Desanfalva  Tochter,  geb.  18.  Juli  1805, 
aus  welcher  Ehe,  neben  fünf  Töchtern,  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen : 
Emmerich  Simon  Damian  Joseph,  geb.  17.  Febr.  1838,  und  Philipp  Franz 
Joseph,  geb.  4.  Oct.   1847. 


506 


GRAFEN  V.   STARHKMBKRG. 


Grafen  v.  Starhemberg. 

(Der  Rüdigerschen  Hauptlinie  jüngerer  oder  Gundaccarischer 

Ast  und   Henricische  Hauptlinie), 
jßatholifd).  Ctfttrttid). 

Besitz:  das  grosse  zweite  gräfl.  Majorat  des  Hauses;  —  Köspösd,  Somos-Üjfala  und  Nagy 
Oroszy  in  Ungarn ;   die  Primogeniturgüter    Wildberg,   Lobenslein ,   Auerberg,   Rie- 
degg, Auhof,  Haagen,  Reichenau  in  Oesterreich  ob  der  Ens ;  die  Güter  Mühlgraben 
und  Langenzersdorf  in  Oesterreich  etc. 


Wappen:  quadrirt  mit  Mittelscbild.  Mittelschild  von  Silber  und  roth  quer 
getheilt.  Oben  in  Silber  ein  rechtsgewendeter  wachsender  Panther,  aus  dessen 
Ohren  und  Rachen  Feuer  hervorbricht ;  unten  früher  ruth,  ohne  Bild  i.Staniniwap- 
pen  wegen  Abstammung  von  den  steiermarkischen  Herzogen  etc.),  später  mit 
einem,  mit  der  Kaiserkrone  gekrönten  L.  1  von  Silber  und  Roth  der  Länge 
nach  getheilt  (Schaumberg),  2  von  Roth  und  Silber  sechsmal  quergetheilt  mit  einem 
darüber  gezogenen,  bis  an  den  oberen  Schildesrand  reichenden  blauen  Sparren  (nach 
früheren  Angaben  die  erloschene  Familie  v.  Julbach,  nach  Neueren  wegen  Pettau); 
3  in  Roth  ein  goldener  gestürzter  Anker,  durch  dessen  am  Querbalken  befindlichen 
Ring  ein  Seil  gezogen  ist  (Herrschaft  Anckenstein),  und  4  in  Gold  ein  schwar- 
zer, aufrechtsstehender  und  rechtsgekehrter,  gekrönter  und  einige  Male  sich  krüm- 
mender Wurm  (Herrschaft  Wurmberg).  —  Auf  dem  Schilde  stehen  drei  gekrönte 
Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  zwei  von  Silber  und  Roth  mit  gewechselten  Tinctu- 
ren  quergetheilte  Büffelshörner,  welche  mit  einer  um  jedes  Hörn  zweimal  kreuz- 
weise befestigten  goldenen,  oder  rothen,  in  der  Mitte  die  Gestalt  der  Zahl  8  an- 
nehmenden Schnur  umwunden  sind  (schaumbergscher  Helm);  aus  dem  mittleren 
Helme  wächst  der  Panther  der  oberen  Hälfte  des  Mittelschildes  auf,  und  zwar  hier 
gekrönt  und  vom  Halse  an  und  über  den  Rücken  mit  6  Spitzen  geziert,  deren  jede 
mit  einer  Straussenfeder  besetzt  ist  (starhembergscher ,  oder  vielmehr  steicr^cher 
Helm);  der  linke  Helm  aber  trägt  einen  die  Sachsen  einwärtskehrenden  Adlers- 
flug, welcher,  wie  Feld  2,  zu  dem  derselbe  gehört,  tingirt  und  mit  dem  Sparren 
dieses  Feldes  belegt  ist.  Die  Helmdecken  sind  rechts  und  links  roth  und  silbern, 
und  in  der  Mitte  silbern  und  blau.  —  Rei  dieser  Beschreibung  ist  besonders  auf 
Spener,  v.  Meding  u.  A.  Rücksicht  genommen  worden.  —  In  den  Supplementen 
zum  Siebmacher  (VI,  8)  ist  auch  der  Panther  im  Mittelschilde  am  Rücken,  wie 
angegeben,  geziert ;  Feld  2  ist  roth  mit  zwei  silbernen  Querbalken  und  dem  darüber 
gezogenen  Sparren,  und  der  Schmuck  des  linken  Helmes  demgemäss  tingirt.  Im 
Wappenbuche    der   österr.    Monarchie   (VJ,  97)    hält  im  Miltelschilde  der  gekrönte 


GRAKK>  V.  STAlllIKMJtKI'.t;.  507 

Panther  in  der  rechten  Yorderpranke  einen  Mercorslah  in  die  Höhe,  und  in  der 
linken  einen  TQrkenkopf.  In  der  rechten  silbernen  Halfle  des  Feldes  sieht  eine 
an  die  Theilungslinie  geschlossene  grosse  Kirche  mit  hohem  Thunne  (Stephaus- 
thurm,  wegen  Ernst  Rüdigers,  Retters  von  Wien);  der  Anker  im  3.  Felde  liegt 
schräg  rechts,  ist  nicht  gestürzt  und  eisenfarbig,  und  der  Wurm  im  4.  Felde  Mau 
mit  einem  gewundenen,  nach  rechts  gekehrten  Stachelscli\v;ni/.e.  Den  Schild  iim- 
gieht  ein  mit  dem  Fürstenhut  geschmückter  Fürstenmantel.  Wie  eben  angegeben, 
wird  neuerlich  das  fiirstl.  Wappen  beschrieben,  nur  dass  im  ersten  Felde,  welches 
der  Länge  nach  von  Silber  und  Roth  getheilt  ist,  ein  Doppelkreuz  auf  grünem 
Hügel  steht. 

Uraltes  Geschlecht,  welches  von  den  alten  Herzogen,  Fürsten  und 
Markgrafen  von  Steiermark  abstammt  und  auch  das  Wappen  derselben 
führt.  1056  theillen  drei  Brüder,  Ottocar,  Bernhard  und  Adalbero. 
Oltoear  pflanzte  das  Geschlecht  der  Markgrafen  in  Steiermark  bis  auf 
Ottocar  V.  fort.  Letzterer  vermachte  die  zum  Herzoglhum  erhobene 
Markgrafschaft  an  Leopold  VI.  aus  dem  Hause  Babenberg,  da  seine  Ehe 
mit  der  Tochter  desselben  kinderlos  geblieben  war.  Adalbero  wurde 
der  Stammvater  der  Fürsten  und  Grafen  v.  Slarhemberg.  Der  Enkel 
desselben,  Gundaccar  L,  erbaute  1176  im  Lande  ob  der  Ens  auf  dem 
Storchenberg,  nachher  Slarhemberg,  eine  Veste,  von  welcher  sein  Sohn, 
Gundaccar  II.,  den  Namen  Slarhemberg  annahm.  Letzlerer  hinlerhess 
zwei  Söhne,  Gundaccar  III.  und  Ditlmar;  erslerer  pflanzte  den  slarhem- 
bergschen  Stamm  fort,  welcher  für  das  ihm  entzogene  Steiermark  grosse 
Besitzungen  bekam,  letzterer  wurde  Stammvater  der  Grafen  v.  Losen- 
stein, welche  1602  erloschen.  Durch  Gundaccars  III.  Nachkommen  ent- 
standen drei  Hauptlinien  der  Familie,  doch  blühte  von  diesen  allein  die 
Henricische  dauerhaft  fort.  Aus  derselben  wurde  Erasmis,  geb.  1493, 
gest.  1560,  ein  Sohn  des  Bartholomaeus  und  ein  Enkel  Johanns,  durch 
seine  drei  Söhne  der  gemeinsame  Stammvater  drei  neuer  Haupllinien: 
es  gründete  nämlich  Bldiger  die  ältere,  Gundaccar  die  mittlere, 
mit  den  Urenkeln  desselben  wieder  erloschene,  und  Heinrich  die  jün- 
gere' Henricische  Hauptlinie.  Die  Rüdigersche  Haupllinie  Iheille  sich 
durch  des  Stifters  zwei  Söhne  in  zw  ei  Speciallinien :  Paul  Jacoh  grün- 
dete die  ältere,  Paulinische,  in  zwei  Aesten  blühende,  und  Lu>wi<; 
die  jüngere,  Ludwig  sehe  Speciallinie.  Die  Paulinische  Special- 
linie Iheille  sich  durch  zwei  Enkel  des  Slifters  in  zwei  Aesle :  Franz 
Ottocar  pflanzte  den  jetzt  fürstlichen,  und  Thomas  Gundaccar 
den  gräflichen  Ast.  Die  Ludwigsche  Speciallinie  blieb  ungelheill. 
Die  Henricische  (neuere)  Hauptlinie  halte  sich  durch  zwei  Söhne 
des  Bartholomaeus,  Urenkels  des  Heinrich,  in  zwei  Aesle  verbreitet : 
der  ältere  Sohn,  Gundaccar,  sliftete  den  alleren,  jetzt  erloschenen 
Ast,  und  der  jüngere,  Maximilian  Adam,  den  jüngeren  Ast,  welcher 
jetzt  die  Henricische  Linie  bildet  und  auf  zwei  Augen  beruht. 

Aus  der  älteren,  Rüdiger-Paulinischen  Speciallinie,  erwarb  Conrad 
Balthasar  sehr  grosse  Besitzungen,  aus  welchen  er  1630  ein  grastet* 
das  fürstliche,  Majorat  sliflele.  Derselbe  wurde  niil  seines  Vaters  Bruders- 
sohn, Wilhelm  Heinrich,  für  sich  und  alle  Glieder  des  Geschlechts  von 
Kaiser  Ferdinand  II.,  21.  Febr.  1643,  in  den  erbländischen,  und  3.  März 
desselben  Jahres  in  den   Reichsgrafensland   erhoben;     seit    Annahme  des 


508  GRAFEN  V.  STARHEMBERG. 

Namens  Starhemberg  hatte  die  Familie  den  Grafentitel  nicht  mehr  ge- 
führt. Der  Freiherrenstand  wird  vom  Jahre  1467  angegeben.  Conrad 
Balthasars  Sohn  war  Ernst  Rüdiger,  geb.  1638,  gest.  4.  Juni  1702, 
k.  k.  Feldmarschall,  welcher,  als  1683  die  Türken  Wien  belagerten, 
die  Stadt  rettete.  Ausser  ihm  sind  noch  mehrere  berühmte  Feldherren, 
so  wie  auch  Staatsmänner  aus  dieser  Familie  hervorgegangen.  Dieselbe 
erhielt  das  Indigenat  in  Böhmen  und  Ungarn,  und  6.  März  1717  das. 
Erbland-  und  Hofmarschall -Amt  im  ganzen  Erzherzogthum  Oesterreich. 
Conrad,  gest.  1727,  Sohn  Franz  Ottocars,  wurde  1719  als  Personalist 
in  das  fränkische  Grafencollegium  aufgenommen,  und  Conrads  Sohn, 
Georg  Adam,  erhielt  vom  Kaiser  Joseph  II.  12.  Dec.  1765  die  Reichs- 
grafenwürde, welche  jetzt  des  Letzteren  gleichnamigem  Enkel  zusteht, 
ohne  dass  Nachkommen  vorhanden  sind.  —  Das  Haus  hat  die  Lehn- 
herrlichkeit über  90  eigenthümliche  Rilterlehen,  von  welchen  mehrere 
von  angesehenen  Familien  zu  Lehn  empfangen  werden,  besitzt  vier  Ma- 
jorate, mehrere  Senioratsgüter  etc.  Der  Gundaccarschen  Linie  stehen 
die  drei  Erblandmarschall- Amts -Herrschaften:  Senftenberg,  Zöling  und 
Ober-Waldsee  zu. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Familienglieder  ergeben  folgende 
Ahnentafeln : 

Gundaccarscher  Ast.  I.  Gundaccar  Thomas,  geb.  14.  Dec. 
1663,  gest.  8.  Juli  1745,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  Conferenz-  und  oberster 
Finanz-Minister;  erste  Gemahlin:  Maria  Beatrix  Franziska  Gräfin  v.  Daun, 
gest.  16.  Jan.  1701.  —  Franz  Wolfgang  Anton,  geb.  30.  Juli  1691, 
gest.  7.  Mai  1743,  k.  ungar.  und  böhm.  Geh.  Rath,  Oberst-Kämmerer 
und  Oberst-Hofmeister;  Gemahlin:  Maria  Antonie  Gräfin  v.  Starhemberg, 
verm.  25.  Nov.  1714,  gest.  27.  Dec.  1742.  —  Otto  Gundaccar  Franz 
Xaver,  geb.  14.  Oct.  1720,  gest.  1760,  k.  k.  w.  Geh.  Rath;  Ge- 
mahlin: Maria  Aloysie  Gräfin  v.  Breuner,  geb.  12.  Mai  1723,  verm. 
17.  Jan.  1746,  gest.  12.  Mai  1794.  —  Franz  Xaver  Gundaccar,'  geb. 
4.  April  1747,  f ;  Gemahlin:  Maria  Wilhelmine  Josephe  Theresie  Gräfin 
v.  Neipperg,  geb.  24.  Mai  1755,  verm.  1.  Febr.  1774,  gest.  25.  Nov. 
1785.  —  Carl  Gundaccar,  Oberst- Erblandmarschall  in  Oesterreich 
(s.  unten).  —  II.  Gundaccar  Thomas  und  Franz  Wolfgang  Anton  (s.  oben). 

—  Joseph  Franz  Xaver,  geb.  15.  Sept.  1724,  gest.  30.  Dec.  1774, 
k.  k.  Kämmerer  und  General- Feldwachtmeisler;  Gemahlin:  Eva  Maria 
Grätin  v.  Karoly,  verm.  1754,  f.  —  Anton  d.  Aeltere,  geb.  1764, 
gest.  1803,  k.  k.  Oberlieutenant;  Gemahlin;  Aloysie  Gräfin  Tolvaj-Kös- 
pösd,  verm.   16.  Febr.   1787,    wird  nach    1839  nicht  mehr  aufgeführt. 

—  Anton  d.  Jüngere,  Besitzer  der  ungarischen  Herrschaften  (s.  unten). 

Henricische  (neuere)  Hauptlinie.  Maximilian  Adam  Franz,  geb. 
11.  Oct.  1669,  gest.  22.  Nov.  1741,  k.  k.  General-Feldmarschall ;  erste  Ge- 
mahlin: Maria  Franziska  Gräfin  v.  Lannoy,  geb.  1685,  gest.  19.  Jan. 
1724.—  Emanuel  Michael,  geb.  2.  März  1708,  gest.  22.  Febr.  1771, 
k.  k.  w.  Geh.  Rath,  General-Feldzeugmeister;  Gemahlin:  Maria  Wilhel- 
mine  Antonie  Grälin  v.  Starhemberg,  geb.  6.  Mai  1715,  verm.  21.  Febr. 
1737,    gest.  8.  Juni   1800.  —    Rüdiger  Johann,    geb.  4.  Sept.   1742, 


GRAFEN  V.  STAP.HRMRRRG.  509 

gest.  8.  Juli  1789,  k.  k.  Kammerer  und  Rath  der  Intendenza  zu  Triest; 
Gemahlin:  Maria  Magdalena  Freiin  v.#  Gudenus,  geb.  19.  April  1747, 
venu.  29.  Juni  1773,  f.  —  Johann  Heinrich  Nepomuk,  jetziger  Ma- 
joratsherr. 

Von  den  jetzigen   Gliedern  der  Familie  sind  hier  zu  erwähnen: 

Gundac  carscher  Ast.  I.  CARL  Gundaccar  Graf  und  Herr  von 
Starhemherg  auf  Waxenberg  und  Sehaumburg,  —  Sohn  des  Grafen 
Franz  Xaver  Gundaccar  —  geb.  27.  März  1777,  k.  k.  Kämmerer, 
Oberst-Erblandmarschall  in  Oesterreich  ob  und  unter  der  Ens,  verm.  in 
erster  Ehe  1801  mit  Maria  Gräfin  v.  Colloredo-Waldsec,  gest.  20.  Sept. 
1807,  und  in  zweiter,  17.  Mai  1835,  mit  Clara  Freiin  v.  Luczensky. 
Der  Sohn  desselben  aus  erster  Ehe  ist:  Graf  Camillo  Rüdiger,  geb. 
8.  Sept.  1804,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  zuerst  mit  Guidobaldine  v.  Stein- 
metz, gest.  19.  Aug.  1835,  und  später,  28.  Aug.  1838,  mit  Maria 
Leopoldine  Gräfin  v.  Thürheim ,  geb.  4.  April  1817.  Aus  der  ersten 
Ehe  stammt  Graf  Camillo,  geb.  1.  Aug.  1835.  —  II.  Graf  ANTON  der 
Jüngere  —  Sohn  des  Grafen  Anton  des  Aelteren  —  k.  k.  Kämmerer 
und  Rittmeister  in  d.  A. ,  Herr  zu  Köspösd  und  Somos-Ujfala  in  Ungarn, 
verm.  1816  mit  Rarbara  Franziska  Gräfin  v.  Desfours,  geb.  21.  Dec. 
1789,  aus  welcher  Ehe  Graf  Stephan,  geb.  im  Juli   1817,  stammt. 

Henricische  (neuere)  Hauptlinie.  Graf  Johann  HEINRICH 
Nepomuk,  Majoratsherr,  geb.  16.  Mai  1774,  k.  k.  Kämmerer,  Resitzer  der 
Primogeniturgüter  Wiedberg,  Lobenstein,  Auerberg,  Riedegg,  Auhof,  Haa- 
gen  und  Reichenau,  der  Güter  Mühlgraben  und  Langenzersdorf,  Senior 
und  Lehnherr  des  fürstl.  und  gräfl.  Hauses  Starhemberg. 


510 


GRAFEN  V.  STERNRERG. 


Grafen  v.  Sternberg. 

(Jüngere  Linie  zu  Serowilz  und  schlesische  Linie.) 
$atholifrh.  ©eflerreuh  un&  flreußen. 

Besitz  der  Linie  zu  Serowitz:  die  Fideicommiss-  Herrschaften  Zasmuk,  Czastalowitz  und 
Serowitz  in  Böhmen,  Mallanowitz  und  Pohorzelitz  in  Mähren;  die  Allodial- Herr- 
schaften Sternberg  und  Radnitz  in  Böhmen;  Besitz  der  schlesischen  Linie:  die 
Rittergüter  Raudnitz  und  Schreibendorf  in  Pr.  Schlesien,  Rothwasser  in  Oest.  Schle- 
sien etc. 


Wappen:  im  blauen  Schilde  ein  goldener  achteckiger  Stern.  Auf  dem 
Schilde  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  welcher  einen  geschlossenen,  die  Sachsen 
rechtskehrenden  blauen  Adlersllug  trägt,  zwischen  dessen  Flügeln  nach  rechts  der 
goldene  Stern  des  Schildes  hervortritt.  Die  Helmdecken  sind  blau  und  silbern.  — 
Das  Wappenbuch  der  durchlauchtigen  Welt  giebt  in  blauem  Schilde  auf  einem  drei- 
fachen silbernen  Hügel  einen  6 eckigen  goldenen  Stern  an,  und  setzt  aul  den  ge- 
krönten Helm  zwei  silberne  Büffelshörner,  zwischen  welchen  auf  der  Krone  des 
Helmes  der  Stern  des  Schildes  steht. 

Sehr  altes  fränkisches  Geschlecht,  dessen  Ursprung  im  Dunkel  liegt. 
Glieder  desselben  werden  unter  den  Turniergenossen  zu  Rothenburg 
942,  Constanz  948,  Merseburg  969,  Trier  1019,  Augsburg  1080  und 
Göttingen  1119  genannt.  Als  Stammschloss  wird  das  Bergschloss  Stern- 
berg im  Grabfeld  in  Franken  angenommen,  welches  in  der  zweiten  Hälfte 
des  1 3.  Jahrhunderts  nach  Ableben  der  Brüder  Albrecht  und  Berchtold  II. 
an  das  Bisthum  Eichstädt  zurückfiel  und  jetzt  als  bayerisches  Lehn  der 
freiherrl.  Familie  v.  Guttenberg  zusteht.  In  dem  genannten  Jahrhun- 
derte blühten  mehrere  Linien  des  Geschlechts,  namentlich  eine  in  Mäh- 
ren, und  zu  letzterer  gehörte  Jaroslaw,  welcher,  zur  Zeit  des  Königs 
Wenzel  Ottocar  von  Böhmen,  1241  die  Tartaren  bei  Olmütz  schlug, 
für  seine  Tapferkeit  mehrere  Güter  in  Böhmen  erhielt  und  das  Berg- 
schloss Sternberg  im  kaurzimer  Kreise  erbaut  haben  soll.  Derselbe  ist 
der  Stammvater  der  jetzigen  Grafen  v.  Sternberg.  —  Der  Reichsgrafen- 
stand kam  vom  Kaiser  Leopold  I.  14.  Febr.  1662  in  der  Person  des 
Zdenko  und  des  Alexis  v.  Sternberg  in  die  Familie  und  mit  zwei  Söh- 
nen des  Grafen  Adam  Wratislaw,  Franz  Damian,  gest.  1719,  und  Franz 
Leopold,  gest.   1745,  theilte  sich  die  böhmische  Linie  in  zwei  Special- 


GRAFEN  V.  STERNBERG.  511 

linien,  die  ältere  (später  Stern berg-Mand ersehe ld)  und  die  jün- 
gere, Sternberg-Sero wilz.  Aus  der  älteren  wurde  des  Stifters 
Sohn,  Franz  Philipp,  geb.  1708,  gest.  1786,  als  Personalist  1752  in 
das  schwäbische  Grafencollegium  aufgenommen,  und  des  Letzteren  Sohn, 
Philipp  Christian,  erhielt  durch  Vermählung  mit  Auguste,  Erhlochter  des 
letzten  Grafen  v.  Manderscheid-Blankenheim,  als  Realist  Sitz  und  Stimme 
im  weslphälischen  Grafencollegium.  Mit  Franz  Joseph,  einem  Sohne 
Philipp  Christians,  ist  8.  April  1830  die  ältere  Linie  im  Mannsslamme 
erloschen.  Die  jüngere  von  Franz  Leopold  gegründete  Linie  ist  der 
älteren  im  Besitz  der  böhmischen  Herrschaften  gefolgt.  Die  schlesischen 
Grafen  v.  Slernberg  werden  allgemein  als  Zweig  der  böhmischen  Linie 
genommen.  Nach  dem  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  (1839, 
S.  479)  waren  im  14.  Jahrhundert  die  beiden  Brüder  Jaroslaw  und 
Albert  v.  Sternberg  in  Schlesien  ansässig.  Jaroslaws  Tochter  vermählte 
sich  1347  mit  Bolcko,  Sohn  des  Herzogs  von  Kosel  und  Beuthen, 
Albert  aber  wurde  Stifter  der  schlesischen  Linie,  aus  welcher  Conrad 
v.  Sternberg  vom  Kaiser  Leopold  I.  28.  Aug.  1690  den  erbländischen 
Freiherren-  und  vom  Kaiser  Carl  VI.  8.  Nov.  1719  den  Grafensland  er- 
hielt. Ein  der  Oesterr.  National -Encyklop.  (s.  S.  161  u.  folg.)  ent- 
nommener Artikel  des  Neuen  Preuss.  Adels -Lexic,  welcher,  auf  zahl- 
reiche frühere  Arbeiten  sich  stützend,  für  ein  tieferes  Eingehen  in  den 
mährisch-böhmischen  Stamm  von  grossem  Interesse  ist,  verbreitet  über 
die  Abstammung  der  schlesischen  Linie  kein  Licht,  und  Jacobi  (Geneal. 
Handb.  1800.  II.  61)  giebt  nur  Bruchstücke,  welche  eine  Ahnentafel 
nicht  ermöglichen.  —  So  wäre  hier  denn  abermals  eine  Lücke  aus- 
zufüllen. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  der  jüngeren  Linie  zu  Sero- 
witz —  die  ältere  gehört,  als  erloschen,  nicht  hierher  —  weist  fol- 
gende Ahnentafel  nach :  Franz  Leopold  —  Sohn  des  Adam  Wratislaw  — 
Stifter  der  Linie,  geb.  1688,  gest.  14.  Mai  1745,  k.  k.  w.  Geh.  Rath, 
Statthalter  und  Kammer -Präsident  in  Böhmen  etc.;  Maria  Anna  Prin- 
zessin v.  Schwarzenberg,  geb.  25.  Sept.  1692,  verm.  4.  Juni  1708, 
gest.  27.  Oct.  1757.  —  Franz  Adam,  geb.  20.  Juli  1711,  gest. 
19.  Sept.  1789,  k.  k.  Österr.  w.  Geh.  Rath  und  Kämmerer,  des  grossen 
Landrechts  Beisitzer,  Oberst-Landmarschall  in  Böhmen;  dritte  Gemahlin: 
Maria  Anna  Gräfin  v.  Wilczeck,  geb.  20.  Juli  1736,  verm.  29.  Sept. 
1768,  gest.  1807.  —  Leopold,  jetziges  Haupt  der  Linie. 
Von  den  lebenden  Gliedern  der  Familie  sind  hier  zu  nennen: 

Jüngere  Linie  zu  Serowitz.  Graf  Leopold —  Sohn  des  Gra- 
fen Franz  Adam  —  geb.  24.  Sept.  1770,  k.  k.  Kämmerer,  Herr  der 
Herrschaften  Zasmuk,  Czastalowilz  und  Serowitz  in  Böhmen,  Mallanowitz 
und  Pohorzelilz  in  Mähren,  Lehensherr  der  Landschaft  und  Stadt  Lie- 
berosa, Beichenkreuz,  Lesko  und  Sarsko  in  der  Lausitz,  verm.  14.  Mai 
1799  mit  Carolina  Gräfin  v.  Walsegg,  geb.  19.  Jan.  1781.  Aus  dieser 
Ehe  stammen  drei  Söhne:  Graf  Jaroslaw,  geb.  12.  Febr.  1809,  k.  k. 
Kämmerer  und  Major  in  d.  A. ,  verm.  28.  April  1835  mit  Eleonore 
Freiin  v.  Orczy,    geb.    16.    Mai   1811,    aus   welcher   Ehe  Gräfin  Rosa, 


5 1  2  GRAFEN  V.  STERNBERG. 

geb.  16.  März  1836,  lebt.  —  Graf  Leopold,  geb.  22.  Dec.  1811,  k.  k. 
Kämmerer,  General-Major  und  Brigadier  —  und  Graf  Zdenko,  geb.  18.  Juni 
1813,  k.  k.  Kämmerer,  Herr  der  Allodialherrschaften  Sternberg  und 
Badnitz,  verm.  17.  Juli  1845  mit  Maria  Sophie  Therese  Gräfin  v.  Stadion- 
Thannhausen,  geb.  3.  Febr.  1819,  aus  welcher  Ehe,  neben  zwei  Schwe- 
stern, Graf  Ludwig,  geb.   13.  Nov.    1850,   entsprossen  ist. 

Schlesische  Linie.  Nachkommen  des  Grafen  Conrad  aus  dem 
Hause  Sarawenza  und  Hohenfriedberg,  geb.  21.  Mai  1766,  gest.  18.  Dec. 
1837,  Landes- Hauptmanns  des  Fürstentums  Neisse  kaiserlichen  Antheils  ; 
verm.  1797  mit  Antonie  Freiin  v.  Skrbensky-Hrzisstie  a.  d.  H.  Gotsch- 
dorf,  geb.  22.  Juli  1774,  gest.  27.  Febr.  1837.  Graf  CONRAD  (IL), 
geb.  17.  April  1798,  Herr  der  Güter  Raudnitz  und  Schreibendorf,  verm. 
7.  Juli  1823  mit  Eugenia  Gräfin  v.  Wengersky,  verw.  Gräfin  Henckel 
v.  Donnersmarck ,  geb.  11.  April  1790.  Aus  dieser  Ehe  stammt  Graf 
Conrad,  geb.  6.  Juni  1825,  k.  k.  Oberlieutenant.  —  Die  beiden  Brü- 
der des  Grafen  Conrad  (IL)  sind:  Graf  Hermann  Traugott,  geb.  2.  Aug. 
1803,  k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A.,  verm.  14.  Mai  1832  mit 
Antonia  Philippine  Maria  Anna  Ludovica  Gräfin  v.  Dönhoff,  geb.  1.  Juni 
1806,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  leben,  die  Grafen:  Ludwig  Anton 
Jaroslaw  Maria,  geb.  3.  Febr.  1833,  k.  k.  Edelknabe,  und  Günther 
Philipp,  geb.  12.  Sept.  1835,  k.  k.  Marine-Cadet  —  und  Graf  Carl 
Traugott,  geb.  28.  Mai  1807,  Herr  auf  Rothwasser,  verm.  27.  Jan. 
1835  mit  Franziska  Gräfin  v.  Falkenhain,  geb.  28.  Aug.  1805,  aus 
welcher  Ehe  zwei  Söhne  entsprossen  sind,  die  Grafen:  Jaroslaw,  geb. 
5.  März   1836,  und  Albert,  geb.  20.  Juli   1838. 


GRAFEN   V.   STIU.F1UKH-HATTO.MTZ. 


5  I  3 


Grafen  v.  Stillfried -Rattonitz. 

ßolholifd).  preisen. 

In  Schlesien  und  Böhmen  reich  begütert. 


Wappen:  Schild  quergelhcilt  mil  Mitlelschild;  die  obere  Schildcshällte 
der  Länge  nach  getheill,  die  untere  mit  Schildesfuss :  Schild  sonach  dreifeldrig. 
Älittelschild  von  Gold  und  Schwarz  schragrechts  gethcilt  iRaticnicz,  Hadienicz,  Rat- 
tonitz).  1  in  Roth  ein  silhernes  Schrägkreuz,  in  jedem  Winkel  von  einer  goldenen 
Lilie  begleitet  (v.  Werder  und  Schlenz) ;  2  in  Blau  ein  von  Silber  und  Roth  in 
zwei  Reihen,  jede  zu  fünf  Feldern,  geschachter,  oben  und  unten  mit  einem  schma- 
len silbernen  Rande  eingefasster  Querbalken  (Tscbischwitz).  3  in  Silber  ein  na- 
türlicher Panther,  welcher  auf  einem  schwarzen,  mit  silbernen  Faden  schräge  kreuz- 
weis übergitterten  Schildesfuss  nach  rechts  läuft  (Walditz).  Den  Schild  urngiebt 
ein  rother  Wappenmantel  mit  goldenen  Fransen  und  weissem  Futter,  und  auf  der 
den  Mantel  deckenden  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Aus  dem 
rechten  wächst  einwärts  der  Panther  der  unteren  Schildeshälfte  (walditzscher  Helm); 
auf  dem  mittleren  Helme  stehen  zwischen  zwei  von  Gold  und  Schwarz  mit  gewech- 
selten Tincturen  quergetbeilten  Büffelshörnern  fünf  von  Gold  und  Schwarz,  das 
Gold  aus-,  das  Schwarz  einwärts,  schräg  —  nicht  quer  —  getheilte  Cornetfähn- 
chen  ,  von  welchen  zwei  rechts,  drei  links  wehen  (raüonitzseher  Helm),  und  aus 
dem  linken  Helme  wächst  zwischen  einem  natürlichen  Hirschgeweih  von  10  Enden 
eine  vorwärtssehende  rothgekleidete  Jungfrau  empor,  mit  goldener  Leibbinde,  offe- 
nem Halse,  weissem  Umschlag  an  den  Händen,  einem  grünen  Kranze  auf  dem  Kopfe 
und  fliegendem  blonden  Haare,  welche  die  Hände  über  dem  Kopfe  zusammenhält 
(werder- schlcnzscher  Helm).  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  silbern  und 
schwarz,  die  des  mittleren  golden  und  schwarz,  und  die  des  linken  silbern  und  roth. 
Den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende  Leoparden.  —  Feld  2  ist  das  Wappen  der 
erloschenen  schles.  Familie  v.  Tsehischwitz,  Tschechwitz,  nicht,  wie  das  Gencal. 
Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  (1848,  S.  654)  ungiebt :  Borschwitz.  Der  geschnellte 
Querbalken  findet  sich  auf  Zeichnungen  des  gräflichen  Wappens  ganz  so,  wie  Sicb- 
macher  (I.  (il),  unter  dem  falschen  Namen:  Chistwitz,  angiebt.  Zeichnungen  des 
freiherrlichen  Wappens  lassen  die  silberne  Einfassung  des  Querbalkens  nicht  wahr- 
nehmen. Das  Feld  ist  überall  blau,  und  doch  geben  Siebmachcr,  Sinapius  und 
il.  33 


514  GRAFEN  V.  STILLFRIED-RATTONITZ. 

v.  Meding  das  Feld  von  Blau  und  Roth  quadrirl.  —  Auf  Abbildungen  und  Lack- 
abdrücken  des  freiherrlichen  Wappens  wachsen  Hirschgeweih  und  Jungfrau  aus  dem 
rechten,  der  Panther  aus  dem  linken  Helme  auf. 

Die  Grafen  und  Freiherren  v.  Slillfried-Ratlonitz  stammen  aus  einem 
sehr  alten,  ursprünglich  böhmischen  Geschlechte,  welches,  in  viele  Linien 
verbreitet,  von  dem  przemislischen  Herzoge  Stoymir  von  Böhmen  her- 
geleitet wird.  Mirza  Stillfried  war.  1207  und  Leulpold  von  Slillfried 
1292  Johanniler-Ordens-Comthur  zu  Neuverperge.  Der  erste  durch  Ur- 
kunden bekannte  Stammvater  ist  der  im  vierten  Jahrzehent  des  1 5.  Jahr- 
hunderts auf  dem  Riltersilze  Radienicz  im  kaurzimer  Kreise  lebende 
Ritter:  der  Ratenitzer,  welcher  mit  dem  zu  Anfange  des  H.Jahr- 
hunderts vorgekommenen  Ritter  Smrz  v.  Radniz  ein  Wappen  führte 
(s.  oben  Mittelschild  und  mittleren  Helm).  Der  ältere  Sohn  des  Ersteren, 
Georg  v.  Stillfried,  Herr  auf  Walditz,  Hausdorf  und  Kunzendorf,  erhielt 
mit  Anna,  Erbtochler  des  letzten  Herrn  v.  Dohna  zu  Neurode  in  der 
Grafschaft  Glatz  das  letztere  Gut,  und  wurde  mit  demselben  vom  Könige 
Podiebrad  von  Böhmen  3.  Mai  1472  belehnt.  Von  Georgs  Sohne  stammte 
Georg  IL,  verm.  1482  mit  Maria  v.  Pogarell,  von  diesem  Jacob,  venn. 
mit  Catharina  v.  Reichenbach,  und  von  Letzterem  Heinrich,  geb.  1519, 
gest.  1615,  verm.  mit  Elisabeth  v.  Pannewitz.  Von  Heinrichs  Söhnen 
gründete  der  Eine,  Bernhard  der  Aeltere,  verm.  mit  Margarethe  v.  Borsch- 
witz,  eine  Seitenlinie,  aus  welcher  sein  Sohn,  Bernhard  der  Jüngere, 
Landes -Hauplmannschafls- Verwalter  der  Grafschaft  Glatz,  vom  Kaiser 
Leopold  I.  25.  Mai  1662  in  den  erbländ.  böhm.  Freiherrenstand  erhoben 
wurde;  doch  starb  derselbe  1666  ohne  Nachkommen.  Von  Heinrichs 
anderem  Sohne,  Hans,  verm.  mit  Barbara  Christina  v.Tschischwitz,  stammte 
Tobjas,  gest.  1629,  verm.  mit  Ursula  v.  Falkenbayn,  und  von  dem  Sohne 
des  Letzleren,  Hans  Bernhard,  verm.  mit  Barbara  v.  Tschischwitz,  ent- 
spross  Bernhard  III.,  welcher,  des  königl.  Mannrechts  Beisitzer  und  Herr 
auf  Raltonitz  und  Neurode,  verm.  mit  Barbara  v.  Werder  und  Schlenz, 
der  Letzten  ihres  alten  Geschlecbts,  vom  Kaiser  Leopold  I.  29.  Dec. 
1680,  unter  Vereinigung  der  Wappen  v.  Tschischwitz,  Werder  und 
Walditz,  in  den  erbländiscb  böhmischen  Freiherrenstand  erhoben  wurde. 
Des  Freiherrn  Bernhard  Sohn,  Raimund,  gest.  1720,  vermählte  sich 
mit  Catharina  Gräfin  v.  Wieznick,  aus  welcher  Ehe  Johann  Joseph,  gest. 
1749,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  mit  Maria  Anna  v.  Salburg,  entspross, 
und  drei  Söhne  des  Letzteren,  Emanuel,  Michael  und  Ignaz,  stifteten 
drei  besondere  Linien:  Emanuel  die  ältere  fr  ei  herrliche,  Michakl 
die  gräfliche,  und  Ignaz  die  jüngere  fr  ei  herrliche  Linie. 

Von  Michael,  k.  preuss.  Obersten,  Herrn  der  Herrschaften  Rückers, 
Tscherbeney,  Ebersdorf  und  Schnallenstein,  erstem  Allodialbesitzer  von 
Neurode,  stammte  Joseph  (IL),  gest.  23.  Mai  1805,  k.  preuss.  Haupt- 
mann und  Kammerherr,  Erbherr  der  Herrschaften  Neurode,  Ludwigsdorf 
und  Tscherbeney  in  der  Grafschaft  Glatz,  Nachod  und  Allenbuch  in  Böh- 
men, und  der  Güter  Bankau,  Falkenau  und  Striegendorf.  Derselbe  wurde 
vom  Kaiser  Franz  IL  18.  Sept.  1792  in  den  Reichsgrafenstand  er- 
hoben,   welcher   in   Preussen    24.    Mai    1794    anerkannt   wurde.     Graf 


GRA1KN   V.   STIU.FIUKIMIATTONITZ.  ,J  1  ,") 

Joseph  war  mit  Elisabeth  Gräfin  v.  Götzen  vermählt,  und  aus  dieser  Ehe 
»Um rot  das  jetzige  Haupt  der  grälliclieii  Linie: 

Reichsgraf  LUDWIG,  geb.  6.  Juni  1790,  k.  preuss.  General-Major 
zur  Disposition,  venu.  30.  Dec.  1829  mit  Luise  Freiin  v.  Thermo  aus 
dem  Hause  Lipten,  geb.  19.  Dec.  1806,  aus  welcher  Ehe  drei  Sühne 
stammen,  die  Grafen:  Louis,  geb.  10.  April  1833,  Heinrich,  geb. 
16.  April  1834,  und  Georg,  geb.  29.  Aug.  1839.  —  Die  zwei  Brü- 
der des  Grafen  Ludwig  sind:  Graf  Wilhelm,  geb.  1794,  k.  preuss. 
Hauptmann  a.  D.,  verm.  20.  Nov.  1832  mit  Fanny  Padiera,  geb.  10.  März 
IS  14,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen  Wilhelm  und 
Georg  —  und  Graf  Hermann  ,  geb.  1795,  verm.  13.  Mai  1828  mit 
Henriette  v.  Natzmer,  gest.  22.  Juni  1849,  aus  welcher  Ehe  Graf 
Heinrich  entsprossen  ist. 

Die  jetzigen  Häupter  der  zwei  freiherrlichen  Linien  sind  die  Enkel 
der  Stifter  dieser  Linien  (s.  oben).  Haupt  der  älteren  Linie  ist  Frei- 
herr AUGUST,  k.  k.  Kämmerer,  Feldmarschall-Lieutenant  und  Brigadier, 
verm.  mit  Maria  Anna  Gräfin  v.  Glam-Martiniz;  Haupt  der  jüngeren 
Linie  ist  Freiherr  RUDOLPH,  Erbherr  auf  Kunzendorf,  Peterwiz,  Nimmer- 
satt, Ossegg  und  Leipe- Altenburg,  k.  preuss.  Kammerherr  und  Ober- 
Ceremonienmeister  am  k.  preuss.  Hofe,  in  erster  Ehe  verm.  mit  Maria 
Rosa  Cunigunde  Freiin  v.  Köckritz  und  Friedland,  in  zweiter  mit  Maria 
Gabriele  Gräfin  v.  Wallis.  Freiherr  Rudolph  ist  als  einer  der  kundig- 
sten Heraldiker  und  Genealogen  und  der  gründlichsten  und  umsichtig- 
sten Geschichtsforscher  bekannt,  und  derselbe  hat  namentlich  durch  das 
neueste  Prachtwerk:  Alterthümer  und  Kunstdenkmale  des  Erlauchten 
Hauses    Hohenzollern,  bis  jetzt  fünf  Hefte,    sehr  tiefes  Wissen  bewährt. 


33* 


516 


GRAFEIN  V.   STOCKAU. 


Grafen  v.  Stockan. 

^atJjoltfd).  Ceftcrretci). 

Besitz:   die  Herrschaft  iNapajedl  in  Mahren. 


Wappen:  Schild  von  Roth  und  Gold  quergetheilt,  ohne  Bild.  Den  Schild 
deckt  die  Grafenkrone,  und  denselben  halten  zwei  goldene,  auswärtssehende  Greife, 
mit  durch  die  Hinterpranken  geschlungenem  Schweife.  —  Ueber  die  Zahl  der  Helme 
und  den  Schmuck  derselben  konnte  die  Redaction,  aller  Mühe  ungeachtet,  die 
gewünschte  Auskunft  nicht  erhalten. 

Die  Grafen  v.  Stockau  stammen  aus  einem  alten  mährischen  Adels- 
geschlechte,  welches  später  den  Freiherrensland  und  in  diesem  Jahr- 
hunderte die  Grafenwürde  erhalten  hat.  Näheres  über  den  Ursprung 
ist  unbekannt:  für  das  Alter  der  Familie  spricht  schon  vom  heraldischen 
Standpunkte  die  Einfachheit  des  Wappens.  Der  Freiherrenstand  mag  im 
17.  Jahrhunderte  in  die  Familie  gekommen  sein,  da  Megerle  v.  Mühl- 
feld, welcher  von  1701  die  Österreichischen  Standes -Erhebungen  mit 
grossem  Fleisse  und  möglichst  vollständig  aufgezeichnet  hat,  die  Er- 
hebung in  .den  Freiherrenstand  nicht  erwähnt.  Der  österreichische  Grafen- 
stand kam  vom  Kaiser  Franz  I.  von  Oesterreich  im  Jahre  1812  in  die 
Familie:  es  erhielt  nämlich,  nach  Megerle  v.  Mühlfeld  (Ergänzungsband, 
S.  32),  Freiherr  Georg  Adolph,  die  Grafenwürde,  und  von  demselben 
stammt  das  jetzige  Haupt  der  gräflichen  Familie: 

Graf  GEORG,  geb.  6.  Mai  1806,  böhmisch -mährischer  Landstand, 
k.  k.  Major  in  d.  A. ,  verm.  25.  Nov.  1830  mit  Franziska  Gräfin  v. 
Fünfkirchen,  verw.  Gräfin  v.  Kesselstatt,  geb.  23.  Juli  1801.  Aus  die- 
ser Ehe  stammen  drei  Söhne  und  zwei  Töchter.  Die  drei  Söhne  sind 
die  Grafen:  Friedrich,  geb.  28.  Jan.  1832,  k.  k.  Oberlieutenant,  Otto, 
geb.  5.  Oct.  1835,  und  Georg,  geb.  im  April  1837.  Von  den  Töchtern  hat 
sich  20.  Juli  1850  die  ältere,  Gräfin  Maria  Therese,  geb.  22.  März 
1833,  mit  Alfred  Grafen  v.  Strachwitz,  k.  k.  Oberlieutenant,  die  jüngere, 
Gräfin  Sophie,  geb.  31.  Jan.  1834,  mit  Joseph  Freiherrn  v.  Jellachich- 
Buzim,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath,  Feldzeugmeister  und  Banus  von 
Croalien,  23.  Juli  1850  vermählt.  Joseph  Freiherr  Jellachich  v.  Buzim 
hat  in  sehr  bewegter  Zeil  treu  zum  Kaiserreiche  Oesterreich  gestanden 
und  demselben  grosse  Dienste  geleistet,  welche  die  verdiente  Anerken- 
nung gefunden  haben. 


GRAFK.N  ZU  STOLRKRG. 


517 


Grafen  zu  Stolberg. 

6öQitflelifd),    ttrbcnafl  oon  6t.-6tolbcrg:   fiatljoüfd). 
prfufjm,  ©rofjherjogtrjum  fyffcn. 

Besitz  der  alleren  Haupilinie:  die  Grafschaft  Wernigerode,  Gedcrn  und  Schwarza,  der  An- 
theil  an  der  Grafschaft  Hohnstein,  die  schlesischen  Herrschaften  Pe(er>waldau  mit 
Janowiiz  und  Kreppelhof  etc.  etc.  Besitz  der  jüngeren  Hauptlinie;  Speciallinie 
Slolberg-Slolberg:  die  Aemter  Stolberg  und  Rotlieberode,  das  Allodialgul  Uayn,  das 
Amt  Neustadt,  ein  Antlieil  an  den  Aemtern  Kelbra  und  Heringen.  Speciallinie  Stol- 
berg-Rosla :  die  Aemter  Rosla,  Questenberg,  Wolfsberg,  Ebersburg  und  Berenrode, 
Anlheile  an  der  Grafschaft  Königstein,  so  wie  an  Orienherg,  Münzenberg  und  Heu- 
cbelheim,  Antheile  an  den  Aemtern  Heringen  und  Kelbra  etc. 
Dem  Haupte  der  älteren  Hauptlinie,  so  wie  den  Hauptern  der  beiden  Speciallinien 
der  jüngeren  Hauptlinie  steht  das  Prädicat  „Erlaucht"  zu. 


Wappen:  Schild  4mal  der  Länge  nach  gctlicilt ;  fünf  Pfähle;  erster  Pfahl 
mit  Haupt  (2  Felder);  zweiter  und  dritter  Pfahl  quer-  und  in  der  oberen  Hälfte 
auch  der  Länge  nach  getheilt  (jeder  Pfahl  3  Felder);  vierter  und  fünfter  Pfahl, 
Eusammeo  ein  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild  :  sonach  hat  das  ganze  Wappen 
12  Felder  mit  Mittelschild.  Die  drei  ersten  Pfähle  ergeben  das  stolbergsche .  der 
vierte  und  fünfte  Pfahl  das  hohnsteinsche  Wappen.  Erster  Pfahl  mit  Haupt.  Im 
goldenen  Haupt  ein  schwarzer,  nach  rechts  gehender  Hirsch  mit  12  Enden  und 
rother  ausgeschlagener  Zunge  (Grafschaft  Stolberg; ;  unten  in  Silber  zwei  aufgerich- 
tete rothe  Forellen,  welche  sowohl  die  Köpfe,  als  die  Schwänze  etwas  zu  einander 
beugen  (Grafschaft  Wernigerode).  Zweiter  Pfahl  in  der  Mitte,  so  wie  in  der  oberen 
Hälfte  quer  getheilt ,  dreifeldrig :  1  in  Gold  ein  schwarzer,  rechtsschreitender  Löwe 
(Herrschaft  Königstein),  2  von  Silber  und  Roth  sechsfach  sparrenweise  getheilt 
(Herrschaft  Eppstein),  3  von  Kolli  und  Gold  quer  getheilt  (Herrschaft  Münzenberg). 
Dritter  Pfahl  getheilt  wie  der  zweite:  1  in  Gold  ein  rechtssehender  rother  Adler 
(Grafschaft  Rochefort),  2  in  Roth  ein  in  drei  Reihen,  jede  von  8  Feldern,  von  Sil- 
ber und  Roth  geschachter  Querbalken  Grafschaft  Marck),  3  von  Gold  und  Roth 
zehnfach  quer  getheilt  (Herrschaft  Agimont).  Vierter  und  fünfter  Pfahl :  zusammen 
ein  quadrirter  Schild  mit  Mitlelscbild.  Im  silbernen  Mittelschild  ein  rechtsgehen- 
der schwarzer  Hirsch  von  zwölf  Enden ;  oben  an  jeder  Stange  stehen  drei  und  an 
jeder  äusseren  Seite  eben  so  viele  Enden.  1  und  4  von  Silber  und  Roth  in  vier 
Reihen,  jede  zu  3  Feldern,  geschaebt ;  2  und  3  quer  getheilt,  oben  in  Roth  ein 
rechtsstreitender,  goldener  Löwe,  unten  von  Gold  und  Roth  achtmal  quer  getheilt 


518  GRAFEN  ZU  STOLBERG. 

(Pfahl  4  und  5,  wie  angegeben,  Wappen  der  Grafen  v.  Hohnslein,  Herrschaften 
Hohnstein,  Lauterburg  und  Clettenberg).  —  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  drei 
Helme.  Der  rechte  gekrönte  Helm  trägt  einen  Pfauenschweif,  zwischen  zwei  sil- 
bernen Straussenfcdern  (stolbergschcr,  Helm).  Auf  dem  mittleren,  mit  einem  rothen 
Erzherzogshute  bedeckten  Helme  steht  ein  Hirschgeweih  von  zwölf  Enden ,  und 
zwischen  demselben  wächst  aus  dem  goldenen  Knopfe  des  Hutes  ein  Pfauenschweif 
auf.  Die  rechte  Stange  des  Geweihes  ist  silbern  und  die  linke  roth,  und  an  jeder 
Stange  finden  sich  oben  drei  und  an  der  äusseren  Seite  eben  so  viele  Enden 
(wegen  Hohensteins  das  Geweih,  wegen  Königsteins  und  Eppsteins  Pfaucnschweif 
und  rother,  breiter  Hut  mit  Hermelinaufschlage;  der  Erzherzogshut  ist  Wappen- 
verbesserung vom  Jahre  1597).  Auf  dem  linken  gekrönten  Helme  steht  ein  ruther 
Adler  und  hinter  demselben  ein  Pfauenschweif  (der  Adler  wegen  Rochefurt,  der 
Pfauenschweif  wegen  Lauterburg).  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  schwarz 
und  golden,  die  des  mittleren  rotb  und  silbern  und  die  des  linken  golden  und  roth. 

—  Das  älteste  Wappen  des  Hauses  war  der  schwarze  Hirsch  mit  zwölf  Enden  in 
Gold.  Im  15.  Jahrhunderte  kamen,  nach  Erlöschen  der  Grafen  v.  Wernigerode, 
die  Forellen  hinzu,  der  Schild  wurde  quadrirt,  1  und  4  zeigte  den  Hirsch,  2  und 
3  die  Forellen.  Nach  Anfall  der  Grafschaften  Königstein  und  Rochefort  mit  Zu- 
behör wurde  vom  Kaiser  Carl  V.  17.  Mai  1548  das  Wappen  vermehrt,  und  ergab 
die  drei  ersten  Pfähle  des  oben  abgebildeten  und  beschriebenen  Wappens  als  sechs 
Felder  in  zwei  Reihen.  Feld  1  Stolberg,  2  Königstein,  3  Ruchefurt,  4  Wernige- 
rude,  5  oben  Eppstein,  unten  Münzenberg,  6  oben  Marck,  unten  Agimont.  —  In 
Folge  des  Abgangs  der  Grafen  Hühnstein  kamen  endlich  durch  Wappenbrief  vum 
Kaiser  Rudolph  II.  1597  der  vierte  und  fünfte  Pfahl  hinzu.  Drei  Helme  hatte  schon 
der  Wappenbrief  von  1548  angegeben;  der  von  1597  brachte  nur  einige  Ver- 
änderungen und  Vermehrungen. 

Eins  der  ältesten  deutschen  Grafenhäuser,  dessen  Ursprung  im  Dun- 
keln liegt.  Urkunden  des  Mittelalters  führen  dasselbe  unter  dem  Namen 
Stolberg  auf,  und  die  Grafschaft  Slolberg  in  Thüringen  erscheint  als 
ältestes  Stammland  der  Familie.  Der  Besitz  vermehrte  sich  durch  Ver- 
mählungen, Erbverbindungen  und  Kauf.  Stolberg  kaufte  1412  und  1413 
von  Hohnstein  den  grossten  Theil  der  Grafschaft  Hohnstein,  erhielt  1429 
in  Folge  früherer  Erbverträge  die  Grafschaft  Wernigerode,  erbte  1535 
vom  letzten  Grafen  von  Königstein  aus  dem  Hause  Eppstein  die  Graf- 
schaft Königstein  (deren  sich  aber,  bis  auf  Gederu  und  Ortenberg,  Kur- 
mainz bemächtigte)  und  die  Rochefortschen  Graf-  und  Herrschaften  im 
Luxemburgischen  und  Lültichschen,  und  erwarb  1577  durch  testamen- 
tarische Verfügung  des  letzten  Grafen  v.  Henneberg,  des  1549  gestor- 
benen Fürsten  Albrecht,  Schloss  und  Flecken  Schwarza.  —  In  früherer 
Zeit  hatte  sich  das  Haus  Stolberg  in  die  Harzlinie  und  in  die  Rheinlinie 
getheilt.  Die  Harzlinie  erlosch  1631  mit  dem  Grafen  Wolf  Georg.  — 
Durch  einen  brüderlichen  Theilungsvertrag,  welchen  31.  Mai  1645  die 
aus  der  Rheinlinie  stammenden  Grafen  Heinrich  Ernst  und  Johann  Martix 

—  Söhne  Christophs,  gest.  1638  -  schlössen,  wurden  die  Grafschaften 
Wernigerode  und  Stolberg  gelrennt.  Heinrich  Ernst,  geb.  1593,  gest. 
1672,  stiftete  die  ältere  Hauptlinie,  welche  jetzt  in  der  Special- 
linie Wernigerode  blüht;  Johann  Martin,  geb.  1594,  gest.  1689, 
die  jüngere  Hauptlinie,  welche  in  den  beiden  Speciallinien  zu  Stol- 
berg und  zu  Rosla  fortdauert. 

Was  die  ältere  Hauptlinie  anlangt,  so  starb  Heinrich  Emsls 
älterer  Sohn,  Ernst,  zu  Isenburg,  1710  ohne  männliche  Nachkommen, 
der  jüngere  Sohn  aber,   Ludwig  Christian,  in  Gedern,  gest.  1710,  pflanzte 


«.ItAKK.N  /\    ITMIMTMi  519 

die  Linie  fort.  Durch  die  drei  Söhne  desselben  entstanden  drei  Aesle : 
Christian  Ernst,  gest.  1771,  stiftete  die  noch  blühende  Linie  Stolberg- 
Wernigerode;  Friedrich  Carl,  gesl.  1707,  die  im  Mannsstainme  1S04 
erloschene  fürstliehe  Linie  S  tolberg-Gedern,  welche  in  ihrem  Stif- 
ter vom  Kaiser  Carl  VII.  18.  Febr.  1742  die  Ueiehsfürstenwürdc  er- 
hielt —  und  Heinrich  August  das  Haus  Stolberg-  Schwar/.a ,  welches 
mit  ihm  11.  Sept.  1748  ausstarb,  worauf  Schwarza  an  Wernigerode 
kam.  Sonach  blüht  die  ältere  Hauptlinie  jetzt  nur  noch  in  der  ältereu 
Speciallinie  Stolberg- Wernigerode.  —  Die  jüngere  Hauptlinie 
stiftete,  wie  angegeben,  Christophs  jüngerer  Sohn,  Johann  Martin,  geb. 
1594,  gest.  1689.  Die  Söhne  desselben,  Christoph  Ludwig,  geb.  1634, 
gest.  1704,  und  Friedrich  Wilhelm,  theilten  sich  1689  in  Ortenberg 
und  Stolberg.  Nur  die  Nachkommenschaft  Christoph  Ludwigs  in  Orten- 
berg war  dauernd,  und  der  ältere  Sohn  desselben,  Christoph  Friedrich, 
geb.  1672,  gest.  1738,  stiftete  die  Speciallinie  zu  Slolberg,  wahrend 
der  jüngere,  Justus  Christian,  geb.  1676,  gest.  1739,  die  Speciallinie 
zu  Rosla  gründete.  —  Die  Speciallinie  Stolberg -Stolberg  blüht  jetzt 
in  zwei  von  den  Söhnen  Christoph  Friedrichs  ausgegangenen  Aeslen ,  in 
dem  Haupt  aste,  welcher  die  Nachkommenschaft  Christoph  Ludwigs  II. 
umfassl,  und  in  dem  Nebenaste,  welcher  die  Nachkommenschaft 
Christian   Günthers  in  sich  begreift. 

Der  Stifter  der  älteren  Hauptlinie  legte  1710  testamentarisch  allen 
seinen  Besitzungen  die  Eigenschaft  eines  Familien-Fideicommisses  bei,  ver- 
teilte (s.  oben)  Wernigerode ,  Gedern  und  Schwarza  unter  seine  drei 
Söhne,  und  verordnete  für  ihre  Nachkommen  die  Nachfolge  nach  dem 
Recht  der  Erstgeburt.  Der  ältere  Sohn,  Christian  Ernst,  errichtete 
1739  eine  eigene  Primogenitur-Constitution.  In  der  jüngeren  Hauptlinie 
verordnete  Christoph  Ludwig  die  Nachfolge  nach  dem  Rechte  der  Erst- 
geburt. Ein  am  13.  Mai  1737  errichteter  Primogenilur-Vertrag  wurde 
am  9.  Febr.  1742  von  kursächs.  Seite  landes-  und  lehnsherrlich  be- 
stätigt. Von  1548  und  1588  bestehen  im  Hause  Stolberg  Erbverträge, 
und  für  Wahrung  der  Passiv -Lehnverhältnisse  besitzt  das  Gesammthaus 
ein  Familien-Seniorat.  —  Im  deutschen  Reiche  halte  das  Haus  Stolberg 
Reichsstandschaft  durch  dreifache  (St.-Gedern  und  St.-Rosla-Ortenberg, 
St.- Wernigerode ,  St.-Stolberg)  Theilnahme  an  der  reichsgräflich  wet- 
terauischen  Curialstimme  im  Reichsfürstenrath.  Doch  waren  vor  1804 
nur  St.-Gedern  und  St.-Rosla  wegen  ihrer  Antheile  an  der  Grafschaft 
Königslein  durch  reichsständische  Besitzungen  dazu  qualilicirt.  Wernige- 
rode war  reichsständisch -gräflicher  Personalist,  und  erst  seit  5.  Jan. 
1804,  als  Wernigerode  in  Gedern  folgte,  wurde  dasselbe  reichssländi- 
scher  Realist.  St.-Stolberg  war  reichsständisch- gräflicher  Personalist. 
Kreisstandschaft  halle  das  Haus  Stolberg  wegen  der  Grafschaft  Stolberg 
im  obersächsischen  Kreise,  so  wie  wegen  des  Antheils  an  Königstein  im 
oberrheinischen.  —  Im  deutschen  Reiche  standen  die  Grafschaft  Stol- 
berg unter  kursächsischer,  die  Grafschaft  Wernigerode  unter  kurbran- 
denburgischer  und  die  Grafschaft  Hohnstein  unter  kurbraunschweigischer 
Landeshoheit  und   Lehnherrlichkeit.     Doch    waren    und  sind  durch  Ver- 


520  GRÄFE«  ZU  STOLBERG. 

träge  dem  Hause  Stolberg  so  grosse  obrigkeitliche  Gerechtsame  einge- 
räumt, dass  dasselbe  in  den  Besitzungen  eine  verlragsmässig,  ehemals 
reichsunmittelbare,  untergeordnete  Landeshoheit  ausübt.  —  Durch  den 
lüneviller  Frieden  kamen  1801  die  stolbergischen  Landestheile  von 
Rochefort  an  Frankreich.  Der  Reichsdeputations-Hauptsehluss  von  1803 
gewährte  dafür,  so  wie  für  die  stolbergischen  Ansprüche  an  Königslein 
den  Fürsten  und  Grafen  v.  Slolberg  eine  Jahresrente  vom  Ertrage  des 
Rheinschifffahrt- Octroi.  Von  den  rochefortschen  Landestheilen  besass 
die  ältere  Hauptlinie  die  eine,  die  jüngere  die  andere  Hälfte.  Frankreich 
eignete  sich  nur  die  erste  Hälfte  zu,  die  andere  erhielt,  nach  Aufhebung 
der  Feudalgerechtsame,  die  jüngere  Linie  zurück,  weil  dieselbe  am 
Reichskriege  keinen  Theil  genommen  habe.  —  Durch  die  Rheinbund- 
Acte  wurden  Gedern  und  Ortenberg  der  Staatshoheit  des  Grossherzog- 
thums  Hessen  standesherrlich  untergeordnet,  Wernigerode  und  Hohnslein 
kamen  in  Folge  des  tilsiter  Friedens  1807  zum  Königreiche  Weslphalen. 
Die  wiener  Gongressacte  brachte  1815  Hohnstein  wieder  unler  Hannover 
und  Wernigerode  unter  Preussen.  Die  Staatshoheit  über  Slolberg  und 
Schwarza  gelangte  von  der  Krone  Sachsen  an  Preussen.  Preussen  er- 
kennt die  Grafen  von  St.-Wernigerode ,  St.-Stolberg  und  St.-Rosla  für 
Standesherren  im  Sinne  der  deutschen  Bundesacte  und  hat  die  Häupter 
dieser  drei  Linien  als  solche  zu  dem  Prädicate:  Erlaucht  berechligt 
1829  bei  der  Bundesversammlung  angemeldet.  —  Der  Titel  des  Ge- 
sammthauses  ist:  Grafen  zu  Stolberg,  Königstein,  Rochefort,  Wernige- 
rode und  Hohnstein,  Herren  zu  Eppslein,  Münzenberg,  Breuberg,  Agimonl, 
Lora  und  Klettenberg.  —  Die  Hauptlinie  St.-Wernigerode  besitzt  die 
Grafschaft  Wernigerode,  folgte  in  Schwarza  1748  und  in  Gedern  1804. 
Von  Hohnstein  steht  derselben  der  Forst  des  Amtes  Hohnstein,  das  Haus 
und  Vorwerk  Sophienhof  und  das  Dorf  Rothesitle  zu.  In  Schlesien  hat 
Wernigerode  die  Herrschaft  Peterswaldau  etc.  in  Besitz.  Der  Special- 
linie St.-Stolberg  gehören  von  der  Grafschaft  Stolberg  die  Aemter  Slol- 
berg und  Rottlehen  und  das  Allodialamt  Hayn,  so  wie  von  der  Grafschaft 
Hohnstein  das  Amt  Neustadt.  Aus  letzterem  zog  der  Besitzer  nur  eine 
Gompetenz,  da  dasselbe  seit  1776  von  dem  Lehnherrn  durch  Sequestra- 
tions-Commission  verwaltet  wurde ;  der  neueste  Stand  der  Sache  ist  der 
Redaction  unbekannt.  Das  k.  hannov.  Patent  vom  7.  Dec.  1819  gab 
dem  Grafen  v.  Stolberg  Sitz  und  Stimme  in  der  ersten  Kammer  des 
Königreichs,  wenn  die  Grafschaft  Hohnstein  eingelöst  wäre,  das  Grund- 
gesetz des  Königreichs  Hannover  von  1833  erlheilt  diesen  Sitz  den 
Grafen  von  St.-Wernigerode  und  St.-Stolberg  unbedingt.  Die  Grafschaft 
Slolberg  ist  Mannlehn,  das  Amt  Hayn  aber  Allode,  beide  sind  Familien- 
Fideicommiss  des  Gesammthauses  Slolberg,  und  die  Nachfolge  tritt  nach 
Erstgeburtsrecht  ein.  Auch  besitzt  diese  Linie  einen  Anlheil  der  Aemter 
Kelbra  und  Heringen.  Den  Speciallinien  St.-Stolberg  und  St.-Rosla 
stehen  gemeinschaftlich  zu:  die  Lehnherrlichkeit  über  Ostramondra  und 
Rodisleben,  und  die  Afler-Lehnherrlichkeit  über  die  Herrschaft  Frohndorf 
mit  Zubehör.  Die  Speciallinie  St.-Rosla  besitzt  von  der  Grafschaft  Slol- 
berg die  Aemter  Rosla,   Queslenberg,  Wolfsberg,  Ebersburg  und  Beren- 


CRAFK.N  ZU  STOLRER«.  521 

rode,  so  wie  von  dem  stolbergischen  Antheil  an  Königstein  Anthcile  an 
Ortenberg,  Miinzenberg  und  Heuclielbeim,  und,  gemeinschaftlich  mit  St.- 
Stolberg  und  mit  Schwarzburg-Rudolstadt,  die  Aemter  Heringen  und  Kelbra. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Familienglieder  ergeben  folgende 
Almenlafeln : 

Stolberg-Wern  igerode.  Christian  Ernst,  Stifter  der  Linie  — 
ältester  Sohn  Ludwig  Christians.  —  geb.  2.  April  1691,  gest.  25.  Uct. 
1771;  Gemahlin:  Sophie  Charlotte  Gräfin  v.  Leiningen-Westerburg,  geb. 
22.  Febr.  1695,  verm.  31.  März  1712,  gest.  10.  Dec.  1762.  — 
Henrich  Ernst,  geb.  7.  Dec.  1716,  gest.  24.  Oct.  1778;  zweite  Ge- 
mahlin: Christiana  Anna  Regina  Prinzessin  zu  Anhalt-Cölhen,  geb.  5.  Dec. 
1726,  verm.  12.  Juli  1742,  gest.  2.  Oct.  1790.  —  Christian  Friedrich, 
geb.  8.  Jan.  1746,  gest.  26.  Mai  1824;  Gemahlin:  Auguste  Eleonore 
Gräfin  zu  Stolberg-Stolberg,  geb.  10.  Jan.  1748,  verm.  11.  Nov.  1768, 
gest.    12.  Dec.    1821.  —   Henrich,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Stolberg- Stolberg.  Hauptast.  Christoph  Friedrich,  ge- 
meinschaftlicher Stammvater  der  beiden  Aeste  dieser  Speciallinie  — 
Sohn  Christoph  Ludwigs  I.  —  geb.  18.  Sept.  1672,  gest.  22.  Aug. 
1738;  Gemahlin:  Henriette  Catharine  Freiin  v.  Bibra  und  Modlau,  geb. 
7.  Sept.  1680,  verm.  25.  Sept.  1701,  gest.  24.  Oct.  1748.  — 
Christoph  Ludwig  IL,  geb.  14.  März  1703,  gest.  20.  Aug.  1761;  Ge- 
mahlin: Luise  Charlotte  Gräfin  zu  Stolberg -Rosla,  geb.  5.  Juni  1716, 
verm.  4.  März  1737,  gest.  15.  Juni  1796.  —  Carl  Ludwig,  geb. 
18.  Febr.  1742,  gest.  2.  Aug.  1815;  Gemahlin:  Jeanette  Alexandrine 
Charlotte  Henriette  Gräfin  v.  Flemming,  geb.  17.  Sept.  1748,  verm. 
22.  Sept.  1768,  gest.  12.  Mai  1818.  —  Joseph  Christian  Ernst  Ludwig, 
geb.  21.  Juni  1771,  gest.  27.  Dec.  1839;  Gemahlin:  Luise  Auguste 
Henriette  Gräfin  zu  Stolberg-Stolberg,  geb.  19.  Jan.  1799,  verm.  1.  Juli 
1819.  —  Alfred,  jetziges  Haupt  des  Hauplastes.  —  Nebenast. 
Christian  Gl.nthek,  Stifter  dieses  Nebenastes  —  jüngerer  Sohn  Christoph 
Friedrichs  und  Rruder  Christoph  Ludwigs  IL  —  geb.  29.  Juni  1714, 
gest.  22.  Juni  1765,  k.  dän.  Geh.  Rath,  Ober- Hofmeister  der  Königin 
Sophie  Magdalene  von  Dänemark  etc.;  Gemahlin:  Christiane  Charlotte 
Friederike  Gräfin  zu  Castell-Remlingen,  geb.  5.  Dec.  1722,  verm.  26.  Mai 
1745,  gest.  22.  Dec.  1773.  —  Friedrich  Leopold,  geb.  7.  Nov.  1750, 
gest.  5.  Dec.  1819,  als  Gelehrter,  Schriftsteller  und  Dichter,  mit  seinem 
Bruder,  Christian,  bekannt,  resignirle  1800  als  Präsident  der  fürstl. 
bischöllichen  Collegien  zu  Eutin;  erste  Gemahlin:  Henriette  Eleonore 
Agnes  v.  Wilzleben,  geb.  9.  Oct.  1761,  verm.  11.  Juni  1782,  gest. 
15.  Nov.  1788;  zweite  Gemahlin:  Sophie  Charlotte  Eleonore  Gräfin 
v.  Redern,  geb.  4.  Nov.  1765,  verm.  15.  Febr.  1790,  gest.  8.  Jan. 
1842.  —  Christian  Ernst  und  Andreas  Otto  Henning,  Söhne  erster  Ehe, 
und  Johann  Peter  Cajus,  Franz  Friedrich  Leopold,  Bernhard  Joseph  und 
Joseph  Theodor,   Söhne  zweiter  Ehe. 

Stolberg-Rosla.  Justus  Christian,  Stifter  dieser  Speciallinie  — 
Bruder  Christoph  Friedrichs,  welcher  die  Speciallinie  Stolberg -Stolberg 
gründete    —    geb.    24.    Oct.    1676,    gest.    13.  Juni   1739;    Gemahlin: 


522  GRAFEN  ZU  STOLBERG. 

Emilie  Auguste  Gräfin  zu  Stolberg- Gedcrn,  geb.  11.  Mai  1637,  verm. 
1.  Oct.  1709,  gest.  21.  Juni  1730.  —  Johann  Martin,  gel).  6.  Juni 
1728,  gest.  8.  Oct.  1795;  Gemahlin:  Sophie -Charlotte  Burggräfin  von 
Kirchberg,  geb.  11.  Oct.  1731,  verm.  7.  Jan.  1765,  gest.  5.  März 
1772.  —  August  Friedrich  Botho  Christian,  geb.  25.  Sept.  1768,  gest. 
8.  Dec.  1S46;  Gemahlin:  Caroline  Auguste  Luise  Henriette  Amalie  Gräfin 
zu  Erbach-Schönberg,  geb.  9.  Sept.  1785,  verm.  22.  Oct.  1811,  f.  — 
Carl  Martin,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Von    den  jetzigen    Gliedern    des  Gelammthauses  Stolberg  sind  hier 
aufzuführen : 

Hauptlinie  zu  Wernigerode.  Haus  Stolberg- Wernige- 
rode: Graf  HENRICH  —  Sohn  des  Grafen  Christian  Friedrich  —  geb. 
25.  Dec.  1772,  verm.  in  erster  Ehe,  4.  Juli  1799,  mit  Caroline  Ale- 
xandrine  Henriette  Jenny  Prinzessin  v.  Schönburg-Waidenburg,  geb.  4.  Oct. 
1780,  gest.  29.  Aug.  1809,  und  in  zweiter  Ehe,  30.  Dec.  1810,  mit 
Eberhardine  Lisette  Friederike  Luise  Caroline  Freiin  v.  d.  Reck,  geb. 
25.  Jan.  1785,  gest.  24.  Oct.  1851.  Von  den  drei  Söhnen  desselben 
aus  erster  Ehe  ist  Erbgraf  Hermann,  geb.  30.  Sept.  1802,  verm.  22.  Aug. 
1833  mit  Emma  Luise  Sophie  Victorie  Henriette  Adelaide  Charlotte 
Gräfin  zu  Erbach-Fürstenau,  geb.  11.  Juli  1811,  24.  Oct.  1841  ge- 
storben, und  zwar  mit  Hinterlassung  eines  Sohnes,  des  Grafen  Otto, 
geb.  30.  Oct.  1837.  Die  beiden  lebenden  Söhne  des  Grafen  Henrich 
sind:  Graf  Botho,  geb.  4.  Mai  1805,  verm.  15.  Aug.  1843  mit  Adel- 
heid Charlotte  Victorie  Gräfin  zu  Erbach-Fürstenau,  geb.  10.  Jan.  1822 
—  und  Graf  Rudolph,  geb.  29.  Aug.  1809,  verm.  1851  mit  Auguste 
Gräfin  zu  Stolberg-Wernigerode.  —  Die  zwei  lebenden  Brüder  des  Gra- 
fen Henrich  sind:  Graf  Ferdinand,  geb.  18.  Oct.  1775,  k.  preuss.  Geh. 
Rath,  verm.  25.  Mai  1802  mit  Maria  Agnes  Caroline  Gräfin  zu  Stolberg- 
Stolberg,  geb.  4.  Mai  1785,  gest.  16.  Oct.  1848,  aus  welcher  Ehe 
sechs  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Friedrich,  geb.  17.  Jan.  1804,  k. 
preuss.  Lieutenant  der  Garde-Landwehr,  verm.  16.  Juni  1835  mit  Char- 
lotte Gräfin  v.  Hochberg- Fürstenstein ,  geb.  2.  Dec.  1806:  Johannes, 
geb.  6.  Febr.  1811;  Franz,  geb.  3.  Juni  1815;  Günther,  geb.  19.  Juni 
1816,  verm.  im  November  1850  mit  Maria  v.  Lebbin;  Friedrich  Wilhelm, 
geb.  21.  Dec.  1817,  und  Christian  Friedrich,  geb.  16.  Juni  1826  — 
und  Graf  Anton,  geb.  23.  Oct.  1785,  k.  preuss.  Ober-Kammerherr, 
Minister  des  königl.  Hauses  und  General-Lieutenant,  verm.  12.  Juni  1809 
mit  Luise  Therese  Charlotte  Friederike  Caroline  Freiin  v.  d.  Reck,  geb. 
16.  Oct.  1787,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  leben,  die  Grafen:  Ererhard, 
geb.  11.  März  1810,  k.  preuss.  Rittmeister,  Escadrons-Commandant  im 
7.  Landwehr- Regiment,  Landralh  etc.,  verm.  26.  Mai  1842  mit  Maria 
Wilhelmine  Johanna  Prinzessin  zu  Reuss-Schleiz-Köstritz,  geb.  24.  Juni 
1822,  Bolco,  geb.  1.  Jan.  1823,  k.  preuss.  Premierlieulenant,  und 
Theodor,  geb.  5.  Juni  1827,  k.  preuss.  Lieutenant,  der  k.  preuss.  Ge- 
sandtschaft beim  Bundestage  attachirt.  Von  dem  verstorbenen  Sohne 
des  Grafen  Anton,  dem  Grafen  Conrad,  geb.  9.  Juni  1811,  gest.  31.  Aug. 
1851,    leben    aus   der   Ehe   mit   Mariane  Sophie  Eleonore  v.  Romberg, 


r.RAFFN   ZI    STOIRF.RG.  523 

geb.  22.  Jan.  1821,  verm.  4.  Oct.  1S38,  vier  Sohne,  die  Grafen:  l'i.o, 
geb.  4.  Man  IS40,  Maximilian,  geb.  26.  Juni  1S43,  Reinhard,  geh. 
9.  Febr.  1S4G,  und  Stephan,  geb.  27.  Dec.  1847.  —  Von  dem  ver- 
storbenen Bruder  des  Grafen  Henrich,  vom  Grafen  Constantin,  geb. 
25.  Sept.  1779,  gest.  19.  Aug.  1817,  stammt  aus  der  Ehe  mit  Erne- 
stine  Philippine  Friederike  Caroline  v.  d.  Reck,  geb.  23.  Juni  17V», 
verm.  30.  Sept.  1S04:  Graf  Wilhelm,  geb.  13.  Mai  1807,  k.  preuss. 
Rittmeister  ä  la  suite,  zur  Dienstleistung  beim  Commando  der  Garde- 
Cavallerie,  verm.  11.  Nov.  1S35  mit  Elisabeth  Gräfin  zu  Slolberg-Rosla, 
geb.  2S.  Nov.  1817,  aus  welcher  Ehe  vier  Söhne  entsprossen  sind,  die 
Grafen:  Constantin,  geb.  8.  Oct.  1843,  Carl,  geb.  18.  Aug.  1845, 
August,  geb.   22.  Mai    1847,  und  Ernst,  geb.   26.  Jan.    1S49. 

Hauptlinie  zu  Stolberg.  Haus  Stolberg -Stolberg:  Haupt- 
ast. Graf  ALFRED  —  Sohn  des  Grafen  Joseph  Christian  Ernst  Ludwig 
—  geb.  23.  Nov.  1820,  verm.  15.  Juni  1S48  mit  Auguste  Amalia  lda 
Prinzessin  zu  Waldeck  und  Pynnont,  geb.  21.  Juli  1824.  Der  Sohn 
desselben  ist:  Erbgraf  Wolflgang  Georg,  geb.  15.  April  1S49.  —  Von 
dem  Sohne  des  Bruders  des  Grafen  Carl  Ludwig  (s.  oben),  dem  Grafen 
Georg,  geb.  14.  Juli  1750,  gest.  20.  Febr.  1S30,  lebt  aus  der  Ehe 
mit  Philippine  Gräfin  v.  Rolza ,  geb.  2.  Nov.  1765,  verm.  16.  Febr. 
1784,  geseh.  1807,  f:  Graf  Hermann,  geb.  10.  Juli  1795,  k.  k.  Ober- 
lieutenant in  d.  A.,  Herr  auf  Räckelwilz  in  der  Oberlausilz.  —  Neben- 
ast, aus  welchem  sich  seit  1800  die  Familienglieder  zur  katholischen 
Religion  gewendet  haben.  Nachkommen  des  Grafen  Friedrich  Leopold 
(s.  oben).  Von  dem  verstorbenen  Sohne  aus  erster  Ehe,  dem  Grafen 
Christian  Ernst,  geb.  30.  Juli  1783,  gest.  22.  Mai  1S46,  k.  k.  Feld- 
marschall-Lieulenant,  stammt  aus  der  Ehe  mit  Josephine  Gräfin  v.  Gal- 
lenberg, geb.  10.  Mai  1784,  venu.  24.  Nov.  1S18,  gest.  19.  März 
1839:  Graf  Gustav  Günther  Christian  Weichardt  Stephan,  geb.  22.  Nov. 
1820,  k.  k.  Rittmeister.  Der  lebende  Sohn  ist:  Graf  Andreas  Otto 
Henning,  geb.  6.  Nov.  1786,  k.  hannov.  w.  Geh.  Rath,  Besitzer  der 
Rittergüter  Lüderode,  Nienhagen  und  Soeder  im  Königreich  Hannover, 
verm.  in  erster  Ehe,  18.  Sept.  1817,  mit  Philippine  Grätin  v.  Rrabeck, 
geb.  12.  Aug.  1796,  gest.  21.  Dec.  1821;  in  zweiter,  26.  Juli  1S23, 
mit  Anna  Gräfin  v.  Hompesch,  geb.  25.  Oct.  IS02,  gest.  4.  Juni  1833, 
und  in  dritter,  17.  Mai  1836,  mit  Maria  Julie  Gräfin  v.  Gallenberg, 
geb.  14.  Juni  1808.  Aus  der  zweiten  Ehe  stammen  sieben  und  aus 
der  dritten  Ehe  vier  Töchter.  —  Aus  der  zweiten  Ehe  des  Grafen  Fried- 
rich Leopold  leben  drei  Söhne:  Graf  Johann  Peter  Cajls,  geh.  27.  Juli 
1797,  Besitzer  des  Rittergutes  Brauna  in  der  Oberlausitz,  verm.  9.  Mai 
1S29  mit  Maria  Sophie  Clementine  Huberte  Freiin  v.  Loe  a.  d.  Hause 
Wissen,  geb.  26.  Mai  1804,  aus  welcher  Ehe,  neben  sechs  Töchtern, 
Graf  Alfred  Friedrich  Leopold  Nicolaus  Julius,  geb.  IS.  Nov.  1S35, 
stammt.  —  Graf  Bernhard  Joseph,  geb.  30.  April  1S03.  Besitzer  des 
Rillergutes  Schönwitz  in  Schlesien,  verm.  8.  Jan.  1833  mit  Agaea 
Gräfin  v.  Seherr-Thoss,  geb.  8.  Juli  1809,  gest.  1.  Febr.  1850,  aus 
•reicher  Ehe  vier  Söhne  leben,    die  Grafen:    Friedrich   Leopold  Johann 


524  GRAFEN  ZU  STOLBERG. 

Heinrich  Stephan  Maria,  geb.  24.  Dec.  1836;  Bernhard  Ludwig  Ernst 
Georg  Michael,  geb.  26.  Sept.  1S38;  Adalbert  Anselm  Martin  Clemens 
Hubertus  Maria,  geb.  5.  Jan.  1840,  und  Günther  Ernst  Leopold  Franz 
Ignatius  Maria,  geb.  7.  Febr.  1845,  —  und  Graf  Joseph  Theodor,  geb. 
12.  Aug.  1804,  Besitzer  des  Bittergutes  Westheim  im  preuss.  West- 
phalen,  verm.  in  erster  Ehe,  17.  Oct.  1838,  mit  Maria  Theresie  Gräfin 
v.  Spee,  geb.  19.  Juni  1811,  gest.  1.  Febr.  1850,  und  in  zweiter, 
25.  Febr.  1851,  mit  Carolina  Maria  Albertine  Gräfin  v.  Bobiano,  geb. 
24.  Dec.  1826.  Aus  der  ersten  Ehe  stammen  zwei  Söhne,  die  Grafen: 
Franz  Friedrich  Leopold  Hubertus  Maria,  geb.  4.  April  1846,  und 
Franz  Ignatius  Hubertus  Maria,  geb.  13.  Sept.  1848.  —  Von  dem  ver- 
storbenen Sohne  aus  der  zweiten  Ehe  des  Grafen  Friedrich  Leopold, 
dem  Grafen  Franz  Friedrich  Leopold,  geb.  24.  Febr.  1799,  gest.  9.  Aug. 
1840,  stammt  aus  der  Ehe  mit  Christiane  Gräfin  v.  Sternberg-Mander- 
scheid,  geb.  28.  März  1798,  verm.  15.  Sept.  1838,  gest.  21.  Dec. 
1840:  Graf  Franz  Joseph  Friedrich  Leopold  Carl,  geb.  19.  Dec.  1840. 
Haus  Stolberg -Bosla.  Graf  CABL  Martin  —  Sohn  des 
Grafen  August  Friedrich  Botho  Christian,  —  geb.  1.  Aug.  1822,  verm. 
I.  März  1849  mit  Bertha  Gräfin  zu  Solms-Bödelheim  und  Assenheim, 
geb.  27.  Dec.  1824.  Aus  dieser  Ehe  lebt  Erbgraf  Botho  August  Carl, 
geb.  12.  Juli  1850.  Die  Schwester  des  Grafen  Carl  Martin,  Gräfin 
Elisabeth,  ist  mit  Wilhelm  Grafen  zu  Stolberg -Wernigerode  vermählt 
(s.  oben). 


GRAFEN  V.  STOMM. 


525 


Grafen  v.  Stamm. 

sUtholtfdj.  ©efUrotd). 

Besitz:  die  Güter  Doloplas  und  Lipllial  in  Mähren. 


Wappen:  quadrirt  mit  Mittelschild.  Im  gekrönten,  goldenen  Mittelschilde 
ein  gekrönter,  goldenbewehrter,  schwarzer,  rechtssehender  Adler  mit  dem  österr. 
Wappenschilde  auf  der  Brust.  1  und  4  in  Roth  ein  einwärtssehender,  gekrönter, 
nach  Einigen  doppelt  geschweifter,  goldener  Löwe.  2  und  3  in  Blau  drei  silberne 
Felsen,  und  auf  der  Spitze  des  mittleren,  etwas  höheren,  ein  silberner  Stern. 
Auf  der  Grafenkrone  steht  der  Adler  des  Mittelschildes  und  den  Schild  halten  zwei 
auswärtssehende,  silberne  Einhörner.  —  Das  Wappenbuch  der  österr.  Monarchie 
(VII.  65)  hat  die  Löwjen  im  1.  und  4.  Felde  nicht  doppelt  geschweift. 

Altes,  ursprünglich  irländisches  Adelsgeschlecht,  welches  sich  im 
Anfange  des  16.  Jahrhunderts  nach  Deutschland  wendete  und  jetzt  im 
Grafenstande  in  Oesterreich  und  Mahren  blüht.  Der  Freiherrenstand  kam 
durch  zwei  Erhebungen  vom  Kaiser  Leopold  I.  in  die  Familie.  Zuerst 
erhielt  nämlich  Peter  Ignaz,  früher  k.  k.  Rittmeister  und  später  herz, 
modenaischer  Geh.  Rath  und  Gesandter  am  k.  k.  Hofe,  mit  seinen  Nach- 
kommen, 12.  Jan.  1661,  den  erbländischen  Freiherrenstand,  und  später, 
26.  März  1700,  wurden  in  denselben  auch  Johann  Ernst  und  Johann 
Franz  gesetzt.  Die  Reichs-  und  erbländisch  österreichische  Grafenwürde 
kam  vom  Kaiser  Joseph  II.  20.  Jan.  1781  in  die  Familie  und  zwar  in 
der  Person  des  Freiherrn  Johann  Evangelista  ,  Directors  der  mährisch- 
ständigen  Academie  zu  Brunn,  und  des  Bruders  desselben,  des  Freiherrn 
Carl,  k.  k.  Oberst-Lieutenants. 

Vom  Grafen  Johann  Evangelista,  geb.  28.  Dec.  1726,  gest.  27.  April 
1790,  stammte  aus  der  Ehe  mit  Gatharina  Gräfin  v.  Berchtoldl-  Ungar- 
schütz, gest.  18.  Mai  1815:  Graf  Johann  Carl  Cajetan  Franz  Hilarius, 
geb.  21.  Oct.  178t,  gest.  9.  Mai  1852,  k.  k.  Kämmerer,  emeritirter 
Director  der  mährisch -ständigen  Ritteracademie  zu  Olmütz,  Herr  der 
Güter  Doloplas  und  Lipthal,  verm.  in  erster  Ehe,  19.  Nov.  1808,  mit 
Maria  Franziska  Gräfin  v.  Gatterburg,  geb.  13.  Juni  1780,  gest.  6.  Jan. 
1810,  und  in  zweiter,  16.  Oct.  1810,  mit  Maria  Johanna  Freiin  v.  For- 
gäch-Ghymesch,  geb.  25.  März  1789,  gest.  27.  Aug.  1842.  Aus  zweiter 
Ehe  stammen  vier  Töchter,  von  welchen  zwei  vermählt  sind,  die  älteste, 


526  GRAFEN  ZU  STOSCH. 

Gräfin  Adelheid,  mit  Johann  Baptist  Freiherrn  v.  Ulm-Erhach,  k.  k.  Ritt- 
meister, und  die  jüngste,  Gräfin  Elvire,  mit  Ernst  Freiherrn  Mallowez 
v.  Mallowiz.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Johann  Carl  Cajetan  Franz  Hila- 
rion  ist  Graf  FRANZ,  geb.  18.  Febr.  1787,  k,  k.  Rittmeister  in  d.  A., 
verm.  mit  Maria  Gräfin  Berchtöldt  v.  Ungarschiitz,  aus  welcher  Ehe  zwei 
Söhne  entsprossen  sind,   die  Grafen:  Ivan  und  Albert,  k.  k.  Rittmeister. 


Grafen  v.  Stosch. 

Besitz:  in  Schlesien  die  Herrschaft  Manze;  die  Rittergüter  Hartau  und  Lawaldau,  Polnisch- 
Kessel,  Jany  und  Stoschenhof;  Sadenitz. 


Wappen:  im  rothen  Schilde  mit  goldener  Einfassung  zwei  silberne  Sccblumcn, 
welche  sich  oben  mit  den  Spitzen  gegen  einander  einwärtsbeugen,  an  der  äusseren 
und  inneren  Seite  der  Ranke  drei  kleine,  sich  etwas  krümmende  Ausschüsse  haben, 
unten  aber  über  einander  ins  Andreaskreuz  gelegt,  und  jede  mit  drei  Wurzeln, 
ausgerissen  sind.  Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  Helm,  welcher  einen  die 
Sachsen  rechtskehrenden,  mit  den  Sceblumen  des  Schildes  belegten  rothen  Adlers- 
flügel trägt.  Die  Hehndeckcn  sind  silbern  und  roth,  und  den  Schild  halten  zwei 
auswärtssehende,  gekrönte  und  goldenbewehrte,  schwarze  Adler,  deren  Flügel  mit 
den  goldenen  Kleestengeln  belegt  sind.  —  Im  Johanniterorden  ist  das  Wappen  so 
aufgeschworen,  dass  die  äussere  Seite  der  Secblumen-Ranken  drei,  die  innere  zwei 
Ausschüsse  hat  und  dass  die  Seeblumen  mit  sechs  Wurzeln  ausgerissen  sind.  Was 
diese  sechs  Wurzeln  anlangt,  so  führen  alle  Familien  gleichen  Ursprungs  entweder 
drei  oder  fünf  Wurzeln,  wonach  diese  Angabe  zu  berichtigen  ist.  —  Wie  oben 
abgebildet  und  beschrieben,  nur  ohne  Helm,  giebt  das  Wappenbuch  der  preuss. 
Monarchie  (II.  3)  das  gräfliche  Wappen  und  damit  stimmt  der  vom  Gen.  Taschenb. 
der  gräflichen  Häuser  angegebene  quadrirte  Schild :  t  und  4  ein  Johanniterkreuz, 
2  und  3  die  Seeblumen.  Das  Johanniterkreuz  gehört  zum  Wappen  nur  in  Bezug 
auf  die  Träger  des  Ordens.  Die  freiherrlichen  Wappen  ergeben  einen  quadrirten 
Schild  (1  und  4  ein  Adler,  2  und  3  die  Seeblumen)  und  zwei  Helme,  auf  dem 
rechten  den  Adler,  auf  dem  linken  den  Helmschmuck  des  Stammwappens. 


GRAFEN  V.  STOSf.H.  527 

Sehr  altes  sclilesisches  Geschlecht,  welches  mit  den  Grafen  v.  Kaunitz 
(s.  Bd.  I.  S.  418)  einen  Ursprung  h.it  und  schon  im  12.  Jahrhundert, 
als  dasselhe  aus  Croalien  nach  Böhmen  und  aus  Böhmen  nach  .Mahren 
und  Schlesien  kam,  den  gräflichen  Titel  geführt  haben  soll.  Die  ersten 
Glieder  dieser  Familie  in  Schlesien  schrieben  sich  Stosch  v.  Kaunitz. 
Otto  Graf  v.  Stosch  war  1181  Kronfeldherr  des  vereinigten  Polen  und 
Schlesien  und  man  nimmt  denselben  als  Ahnherrn  der  jetzigen  Grafen 
und  Freiherren  v.  Stosch.  Im  13.  Jahrhundert  scheint  die  Familie,  wie 
andere  vornehme  Geschlechter,  den  böhmischen  Herren-  und  Freiherren- 
stand für  genügend  gehalten  und  vom  Grafenstande  abgesehen  zu  haben. 
Im  14.  Jahrhundert  blühten  drei  Linien,  eine  in  Ober-,  zwei  in  Nieder- 
schlesien. Die  oberschlesische  Linie,  welche  sich  v.  Stosch  zu  Kaunitz 
schrieb,  erlosch,  den  gewöhnlichen  Angaben  nach,  zu  Ende  des  ^.Jahr- 
hunderts, doch  kommt  noch  1632  Otto  Heinrich  Stosch,  Freiherr 
v.  Kaunitz  als  Landes -Hauptmann  des  Fürstentums  Sagan  vor,  die 
niederschlesischen  Linien  aber,  welche  unter  dem  Namen  v.  Stosch  vor- 
kamen, theilten  sich  nach  ihren  Besitzungen  in  verschiedene  Häuser  und 
Nebenlinien.  Die  ältesten  Stammhäuser  waren  Siegroth  im  Briegschen 
mit  dem  Nebenhause  Lorzendorf,  welche  beide  im  18.  Jahrhundert 
erloschen  sind,  und  Montschütz  (Mondschütz)  im  Wohlauschen.  Das 
Haus  Montschütz  trennte  sich  wieder  in  die  Nebenhäuser  Gross-Tschirna, 
Simbsen,  Schwarzau,  Wangern,  Rinnersdorf,  Wandritzach,  Kunzendorf 
und  Conradswaldau.  Kreidelwilz,  welches  1688  erlosch,  war  ein  Neben- 
haus des  Hauses  Schwarzenau.  Ueber  alle  diese  Häuser,  so  wie  über 
die  früheren  genealogischen  Verhältnisse  der  Familie  erlheilt  sehr  genaue 
Auskunft  die  Monographie,  welche  Melchior  Friedrich  v.  Stosch,  gest. 
1724,  Herr  auf  Montschütz,  k.  Hofrichtcr  und  Landesdcputirter  des 
Fürstentums  Wohlau,  ausgearbeitet  hat  und  welche  von  dem  Ge- 
schlechte  1736  herausgegeben  worden  ist.  —  Der  alte  Freiherren- 
stand der  Familie  muss  vor  Anfange  des  18.  Jahrhunderts  erneuert 
worden  sein,  da  um  diese  Zeit  der  Freiherrentitel  wieder  merk- 
licher hervortritt.  Das  von  dem  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser 
angeführte  Diplom  vom  17.  Jan.  1701  war  ein  Adelsdiplom,  welches 
König  Friedrich  I.  von  Preussen  den  Brüdern  Friedrich  Wilhelm,  k. 
preuss.  Geh.  Staatssecretair,  und  Wilhelm  Heinrich,  k.  preuss.  Geh. 
Kämmerer,  auf  Grund  ihrer  Abstammung  aus  der  v.  Sloschschen  Familie 
ertheille.  Es  hatte  sich  nämlich  aus  Lassnitz  im  Oppelnschen  ein  Zweig 
nach  der  Mark  und  Ost-Friesland  gewendet,  aus  welchem  diese  Brüder 
stammten.  —  Der  Grafenstand  kam  durch  Ernennung  vom  König  Friedrich 
Wilhelm  III.  von  Preussen  1.  Juli  1798  von  Neuem  wieder  in  die  Fa- 
milie und  zwar  in  der  Person  des  Freiherrn  Hans  Gottlier,  Herrn  auf 
Löwen,  Polnisch-Kesscl,  Hartau  etc.,  welcher  mit  Amalia  Henrielte  Gräfin 
v.  Hoym ,  Tochter  des  bekannten  k.  preuss.  Geh.  Staalsministers  Georg 
Carl  Heinrich  Grafen  v.  Hoym,  vermählt  war.  Aus  dieser  Ehe  stammt 
das  jetzige  Haupt  der  gräflichen  Familie: 

GEORG  Graf  v.  Stosch,  geb.  29.  Oct.  1793,  Herr  der  Güter  Manze, 
Reysau,  Rosswitz,  Glofenau,  Dürrhartau,  Kaltenhaus  und  Sadewitz,  Land- 


528 


GRAFEN  V.  STRACHWITZ. 


schaftsdirector  der  Fürstentümer  Breslau  und  Brieg,  verm.  in  erster 
Ehe  mit  Minna  Freiin  v.  Saurma,  gest.  15.  Juni  1824,  und  in  zweiter, 
25.  Oct.  1825,  mit  Luise  v.  Kleist,  geb.  18.  Nov.  1802.  Aus  der 
zweiten  Ehe  stammen  fünf  Söhne,  die  Grafen:  Albrecht,  geb.  20.  Nov. 
1827,  Georg,  geb.  24.  Nov.  1828,  Boguslav,  geb.  28.  März  1830, 
Ferdinand,  geb.    1.  Sept.   1831,  und  Erich,  geb.   8.  Jan.    1838. 

Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Georg  sind :  Graf  Felix,  geb.  1 8.  Juni 
1795,  Herr  der  Güter  Hartau  und  Lawaldau,  verm.  1830  mit  Luise 
v.  Grolmannn,  geb.  27.  Aug.  1806,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  ent- 
sprossen sind,  die  Grafen:  Georg,  geb.  14.  März  1836,  und  Carl,  geb. 
29.  Jan.  1839  —  und  Graf  Hans,  geb.  14.  Mai  1797,  Herr  der  Güter 
Polnisch-Kessel,  Jany  und  Stoschenhof,  Landschaftsdirector  des  Fürsten- 
tums Glogau-Sagan  etc. 


Grafen  v.  Strachwitz. 

liatljoltfdj.  Qttüfitn  unfc  Otficrtcid). 

Besitz:  in  Schlesien  die  Herrschaften  Gross-Stein  und  Stubendorf;  die  Herrschaft  Schimi- 
schoflf;  die  Herrschaft  Kamminietz;  das  Majorat  Weigelsdorf  uud  Bruschewilz;  Ober- 
und  Nieder -Pcterwilz,  Gräschine;  die  Herrschaft  Buchelsdorf  und  Butschkau ;  die 
Herrschaft  Proschlitz;  die  Rittergüter  Stiebendorf,  Ober-  und  Nieder-  Lassoth  und 
Herrasdorf  und  die  Rittergüter  Bauschwitz  und  Nieder- Uadoschau ;  in  Mühren  die 
Herrschaft  Schebclau,  und  in  Nieder-Oesterreich  die  Herrschaft  Strachwitz-Relz. 


Wappen :  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  silbernen  Mittelschild  der 
rcchtsscbende ,  gekrönte,  goldenbewebrte  und  auf  den  Flügeln  mit  den  goldenen 
hlceblättern  belegte  preussische,  schwarze  Adler.  1  und  4  in  Gold  ein  rechts- 
gewendeter, schwarzer,  unten  blutender  Schweinskopf  mit  silbernen  Hauzähnen 
(Stammwappen  derer  v.  Strachwitz -Gebersdorf).  2  und  3  von  Gold  und  Schwarz 
sechsmal  quergestreift.  Jeder  goldene  Streif  ist  mit  zwei  schwarzen,  und  jeder 
schwarze   mit    zwei    goldenen,    neben  einander  gestellten  Muscheln  belegt  (Stamm- 


«RAFEN  V.  STRACHWITZ.  529 

wappen  derer  v.  Sirachwitz -Sussky  oder  Gross -Zauche,  wohl  auch  Peterswalde). 
Leber  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trifjl 
einen  offenen,  goldenen  Adlersflug,  dessen  Flügel  mit  den  Balken  und  Muscheln 
de^  1.  und  4.  Feldes  belegt  sind  (Strachwitz-Gross-Zauchescher  Helm) ;  der  mittlere 
den  preussischen  schwarzen  Adler,  welcher  in  der  rechten  Klaue  den  Sceptcr,  in 
der  linken  das  Schwert  hält,  und  der  linke  Helm  zwei  Slraussenfcdern,  von  welchen 
die  rechte  silbern,  die  linke  schwarz  ist  (Strachwitz-Gebersdorfscher  Helm).  Die 
Heiken  sind  rechts  und  links  roth,  schwarz  und  golden,  in  der  Mitte  schwarz  und 
silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  goldene  Löwen. 

Sehr  altes  schlesisches  Geschlecht  aus  dem  gleichnamigen  Stamm- 
hause im  Liegnilzschen,  welches  nach  Einigen  aus  Polen  stammen  soll. 
Nicolaus  kommt  1331  als  Domherr  zu  Breslau,  und  Ulrich  1420  als 
Bischof  zu  Breslau  und  Neisse  vor,  und  Christoph  war  1494  Oberster- 
Hauptmann  in  Ober-Schlesien.  Mit  Hans,  welcher  sich  1505  mit  einer 
v.  Falckenhayn  auf  Massel  vermählte,  beginnt  die  fortlaufende  Stamm- 
reihe. Im  Laufe  der  Zeit  bildeten  sich  mehrere  Häuser,  von  welchen 
das  Haus  Szygrod  (Siegrod)  ihn  Beinamen  Wilrich,  das  Haus  Zaucha 
den  Beinamen  Sussky  führte.  Sinapius  giebt  an,  dass  die  Sirachwitze 
mit  viererlei  Wappen  vorkämen:  die  Strachwitze  mit  dem  Schweinskopfe 
(Strachwitz-Gebersdorf),  die  Strachwitze  von  der  Ellgut,  einem  Sitze  im 
Oelsnischen,  die  Strachwitze  von  Geroldschiitz,  ebenfalls  im  Oelsnischen, 
von  Bucelini,  Spener  und  Anderen  fälschlich  Strackwitz  genannt,  und 
die  Strachwitze  von  Peterswalde,  nach  Anderen  von  Gross -Zauche.  — 
Im  dritten  Decennium  des  17.  Jahrhunderts  blühten  nur  hoch  die  Häuser 
Gebersdorf  bei  Slriegau  und  Gross-Zauche  im  Oelsnischen,  welche  1627 
ihre  Wappen  vereinigten:  eine  Vereinigung,  welche  von  dem  Kaiser 
Ferdinand  IL  20.  Juli  1627  mil  dem  Beisatze  bestätigt  wurde,  dass 
fortan  die  beiden  Helme  auf  dem  Schilde  mit  goldenen  Kronen  geziert 
geführt  werden  sollten. 

Der  Reichsfreiherrenstand  kam  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  22.  Sept. 
1630  in  die  Familie.  Es  wurde  nämlich  in  denselben  als  Belohnung 
treuer  Dienste  Christoph  v.  Stracliwilz  und  Gross-Zauche,  k.  Rath, 
Prälat  und  Domherr  zu  Breslau  und  Gross-Glogau ,  des  Bislhums  Admi- 
nistrator und  Mitstalthaller  zu  Neisse,  so  wie  Maximilian  v.  Strachwitz, 
k.  Rath,  Hauptmann  des  Bislhums  Breslau,  mit  seinen  Nachkommen 
erhoben.  Von  diesen  Nachkommen  stiftete  Mauritz  Freiherr  v.  Strach- 
witz, Bischof  zu  'Liberias  und  Weihbischof  und  Administrator  des  Bis- 
lhums Breslau,  das  Familien-Majorat  Weigelsdorf,  dessen  erster  Besitzer 
der  Bruder  desselben,  Johann  Friedrich,  Herr  auf  Kostau  und  breslau- 
briegscher  Landschaflsdirector,  wurde.  Der  andere  Bruder,  Carl  Joseph, 
Herr  auf  Kamminietz,  erhielt  vom  König  Friedrich  Wilhelm  III.  von 
Preussen  6.  Juli  1798  mit  seinen  Nachkommen  die  Grafenwürde,  welche 
vom  Kaiser  Franz  IL  24.  März  1799  bestätigt  wurde.  Letzlerer,  verm. 
mil  Maria  v.  Bujakowska,  hinterliess  drei  Söhne :  Johann,  Ernst  Joachim 
und  Carl  Maria.  Johann  starb  ohne  Nachkommen,  es  wurde  sonach 
Ernst  Joachim,  welcher  1796  die  Standesherrschaft  Coslau  erworben, 
Haupt  des  gräflichen  Hauses  und  gleichzeitig  erster  Agnat  des  Majorats, 
dessen  Besitzer  in  seiner  Linie  fortblühen.  Die  Nachkommen  des  Grafen 
II.  34 


530  GRAFEN   V.   STRACHW1TZ. 

Carl  Maria  folgen  unlen.  —  Graf  Ernst  Joachim  war  zweimal  vermählt, 
in  erster  Ehe  mit  Franziska  Gräfin  v.  Neuhaus  v.  Caramon,  und  in 
zweiler  mit  Elisabeth  v.  Schimonska,  verw.  v.  Gilgenheim,  geb.  5.  Aug. 
1770,  gest.  im  April  1852.  —  Der  Sohn  aus  erster  Ehe  war  Graf  Hyacinth, 
geb.  17.  Sept.  1781,  gest.  3.  Mai  1845.  Derselbe  war  dreimal  ver- 
mählt, zuerst  mit  Sophie  Freiin  v.  Welczek,  dann  mit  Leopoldine 
v.  Schimonska,  gest.  2.  März  1833,  und  zuletzt  mit  Lauretta  Gräfin 
v.  üppersdorff.  —  Aus  der  ersten  Ehe  stammt  das  jetzige  Haupt  der 
Familie: 

Hyacinth  ERNST  Graf  v.  Slrachwitz-Sussky-Gross-Zauche  und  Kam- 
minietz,  geb.  15.  Febr.  1805,  Herr  der  Herrschaften  Alt- Stubendorf, 
Gross-Stein  und  Schimischou"  in  Ober-Schlesien,  erster  Agnat  des  Familien- 
Majorais  Weigelsdorf  und  Bruschewitz,  verm.  26.  Oct.  1830  mit  Maria 
v.  Schimonska,  geb.  6.  Juni  1806.  Der  Sohn  desselben  ist  Graf  Hya- 
cinth Carl,  geb.  14.  Mai  1835,  zweiter  Agnat  des  Familien -Majorats 
Weigelsdorf  und  Bruschewitz,  k.  k.  Lieutenant.  —  Aus  den  drei  Ehen 
des  Grafen  Hyacinth  leben  aus  erster  Ehe  eine,  aus  zweiler  zwei  und 
aus  dritter  drei  Töchter. 

Von  den  Brüdern  des  Grafen  Hyacinth  lebt  aus  der  ersten  Ehe  des 
Grafen  Ernst  Joachim  (s.  oben):  Graf  Hans,  geb.  14.  April  1792,  Herr 
auf  Peterwitz,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A.,  Landralh  des 
Kreises  Frankenstein,  Wittwer  seit  1835  von  Luise  v.  Schimonska. 
Der  Sohn  desselben  ist:  Graf  Ludwig,  geb.  27.  Sept.  1823,  verm.  1849 
mit  Walpurga  Gräfin  v.  Praschma,  geb.  22.  Juni  1830,  aus  welcher 
Ehe  ein  Sohn:  Graf  Joseph,  geb.  1850,  lebt.  —  Von  dem  verstorbenen 
Bruder,  dem  Grafen  Franz,  geb.  20.  Sept.  1782,  gest.  23.  Febr.  1845, 
leben  aus  der  Ehe  mit  Caroline  v.  Gilgenheimb  sechs  Söhne :  Graf  Carl, 
geb.  20.  Aug.  1809,  k.  preuss.  Hauptmann,  verm.  28.  Sept.  1841  mit 
Rosa  v.  Pfuel,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  entsprossen  sind,  die  Grafen: 
Hans  Carl,  geb.  24.  Febr.  1843,  Alfred,  geb.  1846,  und  Joachim.  — 
Graf  Ernst,  geb.  6.  Jan.  1812,  Herr  auf  Gräschine,  verm.  1847  mit 
Maria  v.  Frankenberg  Ludwigsdorf,  verw.  v.  Nickisch-Rosenegk,  aus 
welcher  Ehe  ein,  17.  Febr.  1852,  geborener  Sohn  lebt,  —  Graf 
Friedrich,  geb.  17.  Nov.  1815,  k.  preuss.  Premier- Lieutenant,  verm. 
1849  mit  Luise  Freiin  v.  Gruttschreiber,  —  Graf  Alexander,  geb. 
20.  Juli  1817,  k.  preuss.  Lieutenant  in  der  Landwehr-Cavallerie,  verm. 
in  erster  Ehe,  23.  Oct.  1841,  mit  Mary  Miss  Haildon,  gest.  1849,  und 
in  zweiter,  29.  Oct.  1851,  mit  Maria  Freiin  Hiller  v.  Gärtringen.  Aus 
erster  Ehe  stammen  die  Grafen:  Alexander,  geb.  11.  Dec.  1844,  und 
Hans,  —  Graf  Franz,  geb.  6.  März  1822,  k.  preuss.  Lieutenant, 
und  Graf  Guido,  geb.  11.  Sept.  1824,  k.  k.  Ober-Lieutenant.  —  Die 
drei  lebenden  Brüder  des  Grafen  Hyacinth  aus  der  zweiten  Ehe  des 
Grafen  Ernst  Joachim  (s.  oben)  sind:  Graf  Carl,  geb.  9.  Sept.  1796, 
verm.  in  erster  Ehe,  31.  März  1818,  mit  Friederike  v.  Stockmans,  gest. 
27.  März  1837,  und  in  zweiter,  26.  April  1841,  mit  Maria  Harrasowska 
v.  Harras.  Aus  der  ersten  Ehe  stammen  vier  Söhne,  die  Grafen:  Ernst, 
geb.    4.    Oct.    1819,    k.    preuss.  Ober- Gerichts -Assessor;    Oscar,    geb. 


CRAFKN  V.   STRACHWITZ.  5.'i1 

II.  Aug.  1822,  k.  preuss.  Lieutenant,  verm.  1851  mit  Hedwig  G riffln 
v.  Maluschka;  Hugo,  geb.  17.  Jan.  1826,  und  Maximilian,  geb.  20.  Juni 
1833;  aus  der  zweiten  Ehe  lebt  ein  Sohn:  Carl,  geb.  1844,  —  Graf 
Ernst,  geb.  5.  April  1801,  k.  preuss.  Major,  verm.  12.  April  1836  mit 
Ida  v.  Kock,  geb.  31.  Oct.  1818.  Die  zwei  Söhne  desselben  sind  die 
Grafen:  Ernst  Carl  Louis  Hyacinth,  geb.  27.  Oct.  1838,  und  Paul 
Wilhelm,  geb.  16.  Nov.  1840  —  und  Graf  Heinrich,  geb.  14.  Juli 
1809,  Herr  auf  Proschlitz,  NeudorfT  und  Butschkau,  Landesältester  des 
kreuzburger  Kreises,  verm.  24.  Oct.  1831  mit  Cäcilie  Gräfin  v.  Wen- 
gersky  und  Ungarschütz,   aus  welcher  Ehe  vier  Töchter  leben. 

Vom  Grafen  Carl  Maria  —  drittem  Sohne  des  ersten  Grafen  Carl 
Joseph  und  Bruder  Ernst  Joachims  (s.  oben)  —  gest.  3.  April  1837, 
leben  aus  der  Ehe  mit  Antonie  Freiin  v.  Rothschütz,  gest.  14.  Oct. 
1831,  zwei  Söhne:  Graf  Carl  Ernst,  geb.  16.  Jan.  1798,  k.  k.  Käm- 
merer, preuss.-schles.  Landesältester  und  Landralh  des  tost-gleiwitzer 
Kreises,  Herr  auf  Gross-  und  Klein-Weigelsdorf  und  Boruschowitz,  Herr 
zu  Kamminietz,  Siemiensitz  und  Xionclas  und  der  Herrschaft  Retz-Pulkau, 
verm.  31.  Mai  1823  mit  Malhilde  Freiin  v.  Erstenberg  zum  Freienlhurm, 
geb.  7.  Dec.  1803.  Die  zwei  Söhne  desselben  sind  die  Grafen:  Rudolph 
Carl,  geb.  21.  Oct.  1828,  k.  k.  Ober-Lieutenant,  und  Arthur  Carl,  geb. 
7.  Jan.  1833  —  und  Graf  Mauritz  Carl  Wilhelm  Anton,  geb.  9.  April 
1804,  k.  k.  Kämmerer,  Herr  auf  Schebetau,  verm.  16.  Mai  1826  mit 
Attala  Freiin  v.  Erstenberg  zum  Freienlhurm,  geb.  15.  Oct.  1806.  Aus 
dieser  Ehe  stammen  fünf  Söhne,  die  Grafen:  Alfred  Carl,  geb.  17.  Juli 
1829,  k.  k.  Ober-Lieutenant,  verm.  23.  Juli  1850  mit  Therese  Gräfin 
v.  Stockau;  Mauritz  Carl,  geb.  5.  März  1832,  k.  k.  Ober-Lieutenant; 
Carl  Mauritz  Joseph,  geb.  12.  Juni  1835,  k.  k.  Lieutenant;  Maximilian 
Carl,  geb.   4.   Oct.    1836,  und  Zdenko  Carl,  geb.   4.   Oct.    1839. 


34  ♦ 


532 


GRAFEN  V.  STRALFNHFIM. 


Grafen  v.  Stralenheim. 

Cutherifd).  Ijannotjer,  Öagern  unfc  iTranhrctd). 


Wappen:  quudrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Mittelschild  von  Schwarz  und 
Gold  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  ein  zweimal  zusammengehundenes  Bündel 
silherner,  die  Spitzen  nach  ohen  kehrender  Pfeile;  links  die  Hälfte  eines  an  die 
Theilungslinie  angeschlossenen  Perlenkranzes,  unter  welchem  drei  rechte  rothe 
Stufen  von  Quadersteinen  stehen.  1  in  Blau  ein  einwärtsgekehrter,  gekrönter, 
silberner  Greif;  2  in  Gold  der  schwebende  Stock  eines  abgehauenen  Baumes  mit 
entblössten  Wurzeln  von  natürlicher  Farbe;  3  in  Gold  zwei  mit  den  Rücken  gegen 
einander  sich  krümmende,  die  Köpfe  aufwärtskehrende  Fische  mit  natürlichen 
Schuppen,  über  welchen  eine  goldene  Krone  schwebt,  und  4  in  Roth  zwei  über 
einander  gestellte,  silbeine  Sparren,  von  welchen  der  obere  bis  an  das  obere  Drittel 
des  Feldes  reicht.  Der  von  einer  Marquisenkrone  bedeckte  Schild  steht  auf  einem 
Gesimms  und  wird  von  zwei  silbernen,  einwärtssehenden  Greifen  gehalten.  —  Die 
rechte  Hälfte  des  Schildes  enthält  das  angegebene  Bündel  Pfeile,  die  linke  das 
halbe  Wappen  der  Freiherren  v.  Stralenheim.  Die  linke  Hälfte  des  Mittelschildes 
gehört  zum  Stammwappen.  Die  Bedeutung  der  rechten  Hälfte  des  Mittelschildes 
ist  nicht  bekannt.  Im  wasaburgschen  Wappen  standen  die  Fische  im  l.  und  4.  sil- 
bernen Felde  und  die  Greife  im  2.  und  3.  rothen  Felde.  Der  schwarze  Mittelschild 
war  von  einem  rothen,  schräglinken  Balken  durchzogen,  vor  dem  ein  eigenthüm- 
liches  Wappenbild,  fast  wie  eine  gestürzte  Lilie  oder  Leier,  stand.  Das  Wappen 
der  Freiherren  v.  Stralenheim  beschreibt  das  Wappenb.  des  Königreichs  Hannover  (B.  5) 
wie  folgt:  geviertet  mit  Mittelschild.  1  und  4:  ausgerissener  Baumstamm,  Gold  in 
Blau.  2  und  3 :  zwei  Sparren,  Silber  in  Roth.  Mittelschild  :  in  der  unteren  Hälfte 
ein  aus  drei  Stufen  gemauerter,  rother  Giebel,  darüber  ein  natürlicher  Kranz  von 
sechs  durch  Laub  verbundenen  rothen  Rosen,  in  Gold.  Zwei  Helme,  rechts  Wulst 
von  Roth  und  Gold;  zwei  geharnischte  Arme,  den  Kranz  haltend.  Decken:  Blau 
und  Gold.  Links :  Wulst  von  Roth  und  Gold,  sechs  Fahnen,  drei  nach  rechts,  drei 
links,  abwechselnd  Silber,  Blau,  Roth.  Decken:  Silber  und  Roth.  Schildhalter: 
silberne  Greife.  In  der  v.  Cedercrona  besorgten  Ausgabe  des  schwedischen  Wappen- 
buchs findet  sich  das  Wappen  der  Freiherren  v.  Stralenheim  nicht.  Andere  Aus- 
gaben waren  nicht  zur  Hand. 

Die  Grafen  v.  Stralenheim  stammen  aus  einem  alten,  nach  Einigen 
ursprünglich  westphälischen  Geschlechte.  Nach  den  Angaben  des  Gen. 
Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  (1840,  S.  485  und  86),  welchen  Nach- 
richten aus  der  Familie  untefzuliegen  scheinen  —  einige  andere  An- 
gaben über  Michael  Veit  und  Henning  s.  unten  —  kommt  urkundlich 
zu    Ende    des    15.  Jahrhunderts    zu    Stralsund    Veit  v.  Stralenheim  vor, 


URAFK.N   V.   STIIAI.KM1KIM.  533 

und    mit    demselben    langt   die    ununterbrochene    Stammreihe    an.      Der 
älteste  Sohn  desselben,    Michael   Veit,  bekleidete  eine  der  vornehmsten 
Stellen  am   k.   schwed.   Kammergerichte  zu  Wismar,   und   erhielt,   seiner 
Verdienste   wegen,   den  schwedischen  Freiherrenstand,   und  „sein"   Knkel 
(geht    dieses    „sein"    auf   Michael    Veit  oder  auf  Veit?),  Henning,    gest. 
15.  Sept.    1731,    wurde    vom  König  Carl  XII.  von  Schweden   1699   als 
ausserord.  Gesandter  an  den  kaiserlichen  Hof  geschickt  und  machte  sich 
so  verdient    und    bekannt,    dass    Kaiser   Joseph  I.  denselben    1706  zum 
Reichsgrafen    erhob,     mit    der    Grafschaft    Limburg    belehnte    und    zum 
Reichs-Ober-Jägermeister  ernannte.    Doch  gestattete  König  Carl  XII.  die 
Annahme  dieser  Auszeichnungen  nicht,  wohl  aber  ernannte  derselbe  den 
treiherrn    Henning    1710    zum    General- Gouverneur    des    Herzogtums 
Zweibrürken.    Aus  der  ersten   Ehe  mit  Nicolea  Calharina  Veronica  Freiin 
v.  Slackelberg,   einer  reichen  Erbtochler,   entspross  die  freiherrliche  Linie, 
welche,    fortgepflanzt  durch  den  zweiten  Sohn,   August,    kurbraunschw. 
General-Major,   und  den  Sohn  desselben,  Adolph,    kurbraunschw. .  Ober- 
Forstmeister,    in    Hannover   blüht.     Nachdem    sich    Freiherr    Henning  in 
zweiler    Ehe    mit  Sophie  Elisabeth  Gräfin  v.  Wasaburg  (Wasaborg)  ver- 
mählt   hatte,    kaufte    derselbe    die    Herrschaft    Fohrbach    in    Lothringen, 
welche    vom    Herzog   Leopold  I.  von  Lothringen  zur  Grafschaft  erhoben 
wurde,    während  er  selbst,    in   Retracht  der  ihm   vom   Kaiser  Joseph   I. 
zugedachten    Ehren,    zum    Grafen    v.   Fohrbach    erhoben    und    20.   Febr. 
1720  mit  einem  Grafenbriefe    für  sich  und  seine  Nachkommen  versehen 
wurde.      Die    Kinder    aus    zweiter    Ehe    führten  den  Grafentitel  und   den 
Reinamen :   Wasaburg,  letzteren  mit  Genehmigung  des  schwedischen  Senats, 
um  sich,    wegen    der   im  westphälischen  Frieden  der  Familie  Wasaburg 
zuerkannten  Entschädigung  wegen  Osnabrück  etc.,  von  den  Kindern  der 
ersten   Ehe  zu  unterscheiden.     (Was    die  Familie  Wasaburg  anlangt,    so 
erkannte  dieselbe    des    Königs  Gustav  Adolph  von  Schweden  natürlichen 
Sohn,  Gustav  Gustavson,    gest.    1653,  als  Ahnherrn.     Derselbe  war  von 
1634   bis  zum  westphälischen   Frieden    1648   Rischof  zu  Osnabrück,   und 
hiulerliess    aus    der    Ehe  mit  Anna   Sophia   Gräfin  v.   Wied,  gest.    1694, 
einen  Sohn,   Gustav  Adolph,   den   ersten  Grafen  v.  Wasaburg,   so  genannt 
von  der  Stadt  Wasenburg  in   Liefland,    welcher,    vermählt    mit  Angelica 
Calharina  Gräfin  v.  Leiningen-Westerburg,    Vater    von   sechzehn   Kindern 
wurde,    zu   welchen    Gräfin    Sophie    Elisabeth    gehörte.     Etwaige  Nach- 
kommen   von    den  drei  den  Namen  nach  bekannten  Söhnen  liessen  sich 
nicht  auflinden).     Der  das   Geschlecht  fortpflanzende  Sohn   Hennings  war 
Graf  Gustav  Henning,  gest.   9.  Jan.    17S7,  k.   franz.  General-Lieutenant, 
verm.  mit  Carolina  Freiin  v.  Esebeck,   und  von  demselben  stammten  zwei 
Söhne:   Graf  Gustav  Heinrich,  geb.   3.  Nov.   1766,  gest.  29.  Aug.   ISIS, 
k.   bayer.   Kämmerer   und    Major    ä    la   suite,    verm.    mit   Barbara   Sophia 
v.  Miliern,   und  Graf  Ca*l  August,    geb.    12.   Oct.    1780,   gest.   26.   Mai 
1842,   k.   franz.  Oberst  a.  I).     Die   Wiltwe  desselben   ist  Auguste  Caroline 
Grätin  v.   Lewenhaupt.    —    In    Rezug   auf   die    oben    erwähnten    Michael 
Veit  und  Henning  muss  noch  erwähnt  werden,   dass  Freiherr  v.  d.  Knese- 
beck  (S.   27  5),  ein  sehr  zu  beachtender  Schriftsteller,   den  Michael  Veit, 


534 


GRAFEIS  V.   STRASSOLDO. 


gest.  1703,  k.  schwed.  Tribunals -Assessor  zu  Wismar,  als  Vater  des 
Freiherrn  Henning  aufführt,  und  dass  Gauhe  (I.  S.  3126)  von  Henning 
sagt,  dass  derselbe  vom  König  Carl  XII.  von  Schweden,  seiner  Verdienste 
wegen,  den  Freiherrenstand  erhalten  habe. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  anzuführen:  Graf 
FRIEDRICH  Gustav  Heinrich  —  Sohn  des  Grafen  Gustav  Heinrich  — 
geb.  22.  Nov.  1807,  k.  bayer.  Hauptmann  1.  Classe,  verm.  29.  Mai 
1838  mit  Sophie  v.  Rogister,  geb.  29.  Mai  1813.  Der  Bruder  desselben 
ist  Graf  Carl  Andreas  Moritz,  geb.  17.  Juni  1810,  k.  bayer.  Hauptmann, 
verm.  26.  März  1840  mit  Josephine  Freiin  v.  Pechmann,  geb.  15.  Oct. 
1815,  aus  welcher  Ehe  drei  Töchter  leben. 

Graf  August  —  Sohn  des  Grafen  Carl  August  —  geb.  18.  Oct. 
1814,  k.  franz.  Lieutenant. 


Grafen  v.  Strassoldo. 

Üatljaltfd).  KDtflttttxd). 

Besitz:  die  Lehns- Herrschaft  Ranziano  ;  das  Fideicommiss  der  Gründe  in  Gargaro  und 
Chiapovano  in  Italien;  die  Herrschaft  Grafenberg  in  Steiermark;  die  Lehnsgüter  in 
Strassoldo,  in  SofTumberg,  Castions  de  Schmurghin,  Privano  und  Mortegliano  in 
Italien. 


"Wappen:  Schild  quadrirt  mit  Mittelschild.  Mittelschild  von  Gold  und 
Schwarz  sechsmal  quergestreift  (Stammwappen).  I  in  Gold  ein  goldengekrönter 
und  bewehrter  Doppeladler;  2  und  3  in  Gold  das  vorwärtssehende  Brustbild  eines 
Mohren  mit  silberner  Kopfbinde  und  mit  rothen  Korallen-Ohrgehängen  und  Hals- 
band; 4  in  Gold  sechs  von  Schwarz  und  Silber  wechselnde,  facherartig  zusammen- 
gestellte Straussenfedern.  —  Auf  der  Grafenkrone  stehen  vier  gekrönte  Helme.  Der 
rechte  und  linke  trägt  den  Mohren  des  2.  und  3.  Feldes  aufwachsend  und  beide 
halten  mit  aufgehobenen  Händen  ein  silbernes  Band  mit  der  Devise:  Intima  Candent; 
auf  dem  zweiten  Helme  steht  der  Adler  des  1.  Feldes,  und  auf  dem  dritten  ein 
Busch  von  sechs,  wechselsweise  schwarz  und  silbernen  Straussenfedern  (Helm  des 
Stammwappens).     Die  Helmdecken  sind  schwarz  und  golden. 


GHAFKN   V.   STRASSOLHO.  535 

Sehr  altes  aus  dem  Königreich  Illynen  stammendes  Geschlecht, 
dessen  gleichnamiges  Stammschloss  in  der  Gegend  von  Palma  nuova  in 
Friaul  hegt.  Dasselbe  wendete  sich  nach  dem  16.  Jahrhundert  nach 
dem  Herzoglhum  Steiermark  und  nach  Oesterreich.  Die  Aufnahme  in 
die  steierische  Ritterschaft  erfolgte  in  den  Jahren  1627,  1664,  1H91, 
1693  und  1716.  Der  Grafensland  kam,  den  gewöhnlichen  Angaben 
Dach,  vom  Kaiser  Leopold  I.  4.  Sept.  1664  in  die  Familie,  doch  wird 
von  Anderen  Julius  Cäsar,  welcher  als  kaiserl.  General  1596  in  einem 
Treuen  mit  den  Türken  in  Ungarn  blieb,  schon  als  Graf  aufgeführt. 
Eben  so  ist  die  Zeit,  in  welcher  das  der  Familie  zustehende  Oberst- 
Erbland- Jägermeister- Amt  in  der  Grafschaft  Görz  in  dieselbe  gelangte, 
nicht  genau  bekannt.  Aeltere  Schriftsteller  nehmen  an,  dass  dieses  Amt 
vom  Kaiser  Leopold  I.  verliehen  worden  sei,  neuere  berufen  sich  auf 
ein  Diplom  vom  Jahre  1724,  sonach  vom  Kaiser  Carl  VI.  Bestätigt 
wurde  von  Neuem  diese  Würde  vom  Kaiser  Franz  I.  von  Oesterreich 
29.  Aug.  1818.  —  Von  den  im  Laufe  der  Zeit  entstandenen  Häusern 
blühen  jetzt  noch  drei:  das  Haus  Villa  nuova,  Grafenberg  und 
Soffumberg.  Vollständige  Ahnentafeln  dieser  Häuser  dürften  kaum 
zu  ermöglichen  sein,  wenn  nicht  die  Archive  der  Familie  eintreten. 
Horalius,  Johann  Anton,  Martius,  Niclas,  Leopold  und  Orpheus  waren 
1704  k.  k.  Kämmerer,  Leopold  Adam,  kais.  Landesverwaller  der  Graf- 
schaft Görz,  wurde  1724  k.  k.  w.  Geh.  Ralh.  Ferdinand  kam  1734 
als  k.  Obersler  und  Commandant  zu  Creutz  vor  etc.  Bald  nachher 
hören  genaue  Angaben  auf. 

Das  jetzige  Haupt  des  Hauses  Villa  nuova  ist: 

ANTON  Graf  Strassoldo,  Freiherr  auf  Villa  nuova  —  Sohn  des 
Grafen  Leopold,  Oberst-Erbland- Jägermeisters  in  der  Grafschaft  Görz, 
*aus  der  Ehe  mit  Carolina  Gräfin  v.  Thurn- Valsassina  und  Hofer  — 
geb.  8.  Oct.  1794,  Lehnsherr  auf  Ranziano,  Fideicommiss- Besitzer  der 
Gründe  in  Gargaro  und  Chiapovano,  verm.  in  erster  Ehe,  25.  Juni  1815, 
mit  Elisabeth  Edlen  v.  Grabitz,  geb.  9.  Nov.  1797,  gest.  11.  März 
1833,  und  in  zweiter,  7.  Nov.  1833,  mit  Caroline  Cölestine  Edlen 
v.  Pannowitz,  geb.  16.  Aug.  1798.  Aus  der  ersten  Ehe  stammt,  neben 
fünf  Schwestern,  ein  Sohn,  aus  der  zweiten  leben  zwei  Söhne.  Der 
Sohn  aus  erster  Ehe  ist  Graf  Franz  Wilhelm,  geb.  9.  Febr.  1816,  k. 
k.  Ober-Lieutenant,  verm.  3.  Jan.  1844  mit  Antonia  Franzoni  Edlen 
v.  Donnersfeld,  geb.  3.  Oct.  1824,  und  der  Sohn  desselben:  Graf  Anton, 
geb.  3.  Jan.  1845.  Aus  der  zweiten  Ehe  leben  die  Grafen:  Leopold 
Wilhelm,  geb.  5.  Sept.  1831,  und  Heinrich,  geb.  15.  März  1837.  — 
Der  Bruder  des  Grafen  Anton  ist:  Graf  Leopold,  geb.  29.  Juni  1802, 
verm.  29.  Oct.  1844  mit  Maria  Franziska  de  Benigni  Edlen  v.  Milden- 
burg, geb.  6.  Dec.  1817.  —  Vom  Grafen  Leopold,  dem  Vater  des 
Grafen  Anton,  leben  zwei  Brüder:  Graf  Carl  Ferdinand  Friedrich,  geb. 
13.  Mai  1775,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  4.  Oct.  1804  mit  Clementine 
Freiin  v.  Herberth,  gest.  16.  April  1834  —  und  Graf  Michael  Benedict 
Camillo  Anton,  geb.  20.  Juli  1784,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberster  in  d.  A., 
steierischer  und  kärntner  Landstand. 


536  GRÄFE«  V.  STKASSULIK). 

Das  Haupt  des  Hauses  Grafenberg  ist:  JOSEPH  Graf  Strassoldo, 
Freiherr  auf  Grafenberg,  und  der  Vetter:  Graf  Johann,  k.  k.  Kämmerer 
und  Oberst  in  d.  A.  Als  Geschwister  werden,  nach  Erwähnung  des 
Letzteren  (Taschenb.  der  gräfl.  Häuser,  1853.  S.  717  und  718)  neben 
einer  Schwester,  Gräfin  Franziska,  vermählte  Gräfin  Radetzki  v.  Radetz 
(s.  S.  236),  zwei  Brüder  aufgeführt:  Graf  Michael,  k.  k.  Kämmerer, 
Geh.  Rath  und  Statthalter  zu  Mailand,  verm.  1850  mit  Emma  Freiiu 
Malowez  v.  Malowiz,  geb.  14.  Juni  1824  —  und  Graf  Julius,  k.  k. 
w.  Geh.  Rath,  Feldmarschall -Lieutenant,  Regimentsinhaber  und  Com- 
mandant  der  1.  Division  des  5.  Armeecorps  in  Mailand.  —  Ausserdem 
gehören  zum  Hause  Grafenberg  noch  vier  Söhne  des  Grafen  Franz  Enea, 
gest.  1802,  aus  der  Ehe  mit  Maria  Valentine  Freiin  v.  Boretzko,  gest. 
1834.  Dieselben  sind:  Graf  Nicolaus  Franz  Hieronymus,  geb.  31.  März 
1792,  verm.  mit  Isabella  Gräfin  v.  Thurn-Hofer  und  Valsassina,  geb. 
5.  Febr.  1796,  —  Graf  Carl  Peter  Benedictus,  geb.  5.  Juli  1795,  — 
Graf  Johann  Nepomuk  Dominicus,  geb.  4.  Aug.  1798,  verm.  mit  Auguste 
Gräfin  v.  Thurn-Hofer  und  Valsassina,  geb.  4.  Mai  1804,  aus  welcher 
Ehe  drei  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Carl,  geb.  7.  Juni  1831,  k.  k. 
Lieutenant,  Julius,  geb.  10.  Juli  1836,  und  Nicolaus,  geb.  13.  Juli 
1838  —  und  Graf  Anton  Joseph  Peter  Paul,  geb.  5.  Juli  1801,  verm. 
mit  Theresine  Maria  Elisabeth  Gräfin  v.  Thurn-Hofer  und  Valsassina,  geb. 
19.  Nov.    1810,  aus  welcher  Ehe  vier  Töchter  leben. 

Das  Haupt  des  Hauses  Soffumberg  ist  Graf  JULIUS  Anton  Joseph 
Alois  Vincenz  —  Sohn  des  Grafen  Johann  Anton  Alois ,  gest.  2.  Sept. 
1809,  aus  der  Ehe  mit  Maria  Benvenuta  Edlen  v.  Bojani,  geb.  25.  Dec. 
1784,  Wiltwe  —  geb.  16.  März  1808,  erblicher  Herr  zu  Soffumberg  etc., 
verm.  30.  Sept.  1832  mit  Maria  Anna  Helene  Edlen  v.  Agricola,  geb. 
31.  Aug.  1813,  aus  welcher  Ehe  vier  Söhne  entsprossen  sind,  die 
Grafen:  Johann  Franz  Martius  Pius  Alois  Anton,  geb.  30.  Juli  1839, 
Tristan  Joseph  Maria  Alois  Franz  Anton,  geb.  21.  Dec.  1840,  Otto 
Julius  Vincenz  Maria  Anton  Alois,  geb.  29.  Dec.  1843,  und  Wulmar 
Moritz  Franz  Maria  Alois  Tranquillus,  geb.  17.  Juli  1851.  —  Der  Bruder 
des  Grafen  Julius  Anton  Joseph  Alois  Vincenz  ist:  Graf  Martius  Anton 
Alois  Vincenz,  geb.    16.   März    1809. 


URAKKN  V.  HKRREN  V.  STUBENBERG.  537 

Grafen  u.  Herren  v.  Stubenberg. 

SatholtfrJ).  ©efkrrnd). 

Besitzt  die  Herrschaften  Oberkapfeobttg  und  WiedeHi ;  die  Herrschaften  Guiienbei^r.  Stubegg 
und  Bfureg  in  Steiermark  und  Szekelvliid  in  Ungarn. 


Wappen:  im  schwarzen  Schilde  ein  gestürzter,  silberner  Anker  mit  einem 
durch  dessen  unten  befindlichen  Ring  gezogenen  goldenen  Seil,  oder  vielmehr 
einem  Haarzopi".  Ueber  der  Grafenkrone,  welche  meist  nicht  geführt  wird,  erhebt 
sich  ein  gekrönter  Helm,  auf  welchem  sechs  Straussenfedern  stehen.  Die  drei 
rechtswehenden  sind  schwarz,  die  drei  linkswehenden  silbern.  Die  Helmdeck eti 
sind  schwarz  und  silbern.  —  Im  Wappenbuche  der  durchlauchtigen  Welt  (III.  )5S(.)) 
ist  der  Schild  durch  ein  über  denselben  gelegtes  silbernes  Kreuz  quadrirt.  1  und 
4  in  Schwarz  ein  schwebender,  silberner  Anker;  2  und  3  in  Gold  ein  silberner, 
linksgekehrter  Fisch  mit  in  die  Höhe  gerichtetem  und  nach  links  gekrümmtem 
Schwänze.  Auf  dem  Schilde  stehen  zwei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  tragt  sechs 
Straussenfedern,  von  welchen  die  drei  zur  Rechten  schwarz,  die  zur  Linken  golden 
sind,  und  der  linke  fünf  Straussenfedern  von  Silber  und  Schwarz  wechselnd.  Die 
Decken  des  rechten  Helmes  sind  schwarz  und  golden,  die  des  linken  schwarz  und 
silbern.  Auch  in  Bartschens  Wappenbuche  findet  sich  ein  quadrirter  Schild,  doch 
ist  der  Anker  mit  dem  Haarzopf  versehen,  das  über  den  Schild  gelegte  Kreuz  findet 
sich  nicht,  auch  trägt  der  linke  Helm  sechs  Federn,  die  drei  rechten  golden,  die 
drei  linken  schwarz.  Das  Wappenbild  im  2.  und  3.  Felde  der  Abbildung  in  Bart- 
schens  Wappenbuche  nennt  v.  Meding  einen  sehr  langen,  goldenen  Wurm,  welcher 
in  die  völlige  Gestalt  der  Zahl  9  gelegt  ist.  —  Wahrscheinlich  ist  dies  das  Wappen 
der  erloschenen  Linie  zu  Wurmberg. 

Eins  der  ältesten  Geschlechter  der  österreichischen  Monarchie  und 
wohl  das  älteste  eingeborene  des  Herzogthums  Steiermark.  Der  ur- 
sprüngliche Stammsitz  desselben  war  die  Burg  Stubenberg,  unweit  Seistrilz 
im  grätzer  Kreise,  und  der  spätere  Stammsitz  wurde  Oher-Kapfenberg 
im  Mürzlhal  im  brucker  Kreise,  welche  letztere  Burg  1197  Wülfimg 
v.  Kapfenberg  an  die  Stubenberg  vererbte.  Die  ältesten  Ahnherren  des 
Geschlechts  reichen  in  die  Zeit  hinein,  in  welcher  Adel  und  Abstammung 
durch  Urkunden  nicht  zu  erweisen  sind.  Urkundlich  erscheint  zuerst 
Wllfling  um  das  Jahr  1000,  und  derselbe,  vermählt  mit  Agnes  Gräfin 
v.  Achsperg,  ist  der  älteste  sichere  und  allgemeine  Stammvater  aller 
Stuhenberge.  Noch  jetzt  wird  im  Archive  zu  Ober-Kapfenberg  Wulflings 
Hüstung  und  das  silberne  Behällniss  gezeigt,  in  welchem  derselbe  den 
blonden  Haarzopf  seiner  Gemahlin  beständig  am  Helme  trug,  und  diesen 


538  GRAFEN  U.   HERREN  V.   STUBENBERG. 

Haarzopf  der  Stammmutter  haben  dankbar  die  Stubenberge  dem  alther- 
gebrachten Anker  im  Wappenschilde  beigefügt!  —  Das  Erb-Mund- 
schenken-Amt  in  Steiermark  besass  die  Familie  schon  1186,  in  welchem 
Jahre  zuerst  einiger  steiermärkischen  Aemler  Erwähnung  geschieht. 
Ulrich  zog  1217  mit  Herzog  Leopold  von  Oesterreich  nach  Palästina, 
und  Wülfing  (II.),  verm.  mit  Elisabeth  Gräfin  v.  Ortenburg,  erhielt  von 
dem  Kaiser  Friedrich  II.  um  1237  den  Befehl,  die  Reichsacht  wider 
Friedrich  den  Streitbaren,  den  letzten  Babenberger,  zu  vollstrecken. 
Durch  die  Söhne  des  letzteren  Wülfing  theilte  sich  das  Geschlecht  in 
zwei  Hauptlinien:  Ulrich  stiftete  die  Haupllinie  zu  Wurmberg,  welche 
1699  erlosch,  und  Friedrich  die  jetzt  blühende  zu  Kapfenberg.  Doch 
begannen  mit  Wülfing  schwere  Zeiten  für  die  Familie.  König  Ottokar 
Przemisl  in  Böhmen  unterwarf  sich  Steiermark  und  nahm  1269  den 
Wülfing  mit  anderen  Landherren  in  mehrjährige  Haft,  während  welcher 
die  Burgen  Stubenberg,  Kapfenberg  und  Wülfingstein  abgebrochen  wurden; 
Wülfings  Sohn,  Friedrich,  welcher  bei  Erhebung  Albrechts  v.  Habsburg 
eine  grosse  Rolle  gespielt,  liess  sich  später  in  eine  unglückliche  Fehde 
mit  demselben  ein  und  verlor  seine  sämmtlichen  Besitzungen,  und  Hans 
und  Andreas,  Verwandte  und  Freunde  des  bekannten  Andreas  Baum- 
kircher,  kamen  durch  die  Fehde  gegen  Kaiser  Friedrich  HL  um  ihre 
gesammten  Schlösser  und  Güter.  —  Von  Wülfing  (II.)  stammte  aus  der 
Ehe  mit  der  oben  erwähnten  Gemahlin  im  8.  Gliede  Johann,  um  das 
Jahr  1558,  verm.  mit  Benigna  Freiin  v.  Schärffenberg,  welcher  zwei 
Söhne,  die  Stifter  zweier  Speciallinien  der  Hauptlinie  zu  Kapfenberg, 
hinterliess:  Rudolph  gründete  die  ältere  Linie,  welche  1770  mit  dem 
weiter  unten  anzuführenden  Reichsgrafen  Wilhelm  August  erlosch,  und 
Georg  Hartmann  die  jüngere,  jetzt  blühende  Linie.  Letztere  theilte  sich 
durch  die  drei  Enkel  des  Stifters  in  drei  Aeste:  Wolfgang  der  Jüngere 
stiftete  den  älteren  Ast  oder  die  Linie  zu  Stubegg  (Stubeck)  und 
Guttenberg,  Otto  den  mittleren,  im  Anfange  dieses  Jahrhunderts 
erloschenen  Ast,  oder  die  Linie  zu  Unter-Kap  fenberg,  und  Franz 
Georg  den  jüngeren  Ast,  oder  die  Linie  zu  Ober-Kapfenberg. 
Der  letztere  Ast  hatte  sich  durch  zwei  Söhne  des  Stifters  in  zwei 
Zweige  geschieden,  nämlich  durch  Leopold  in  den  älteren,  und  durch 
Franz  de  Paula  in  den  jüngeren,  mit  dem  Sohne  und  Enkel  im  An- 
fange dieses  Jahrhunderts  ausgestorbenen  Zweig.  Sonach  blüht  jetzt 
nur  noch  von  der  jüngeren  Speciallinie  der  ältere  Ast  und  von  dem 
jüngeren  Aste  der  ältere  Zweig. 

Ein  Grafendiplom  haben,  mit  einer  einzigen  Ausnahme,  die  Glieder 
des  Geschlechts,  welche  sich  Herren  und  Herrinnen  v.  Stubenberg 
schrieben  und  schreiben,  nannten  und  nennen  (Geneal.  Taschenb.  der 
freiherrl.  Häuser,  1849,  S.  416),  nie  gesucht,  empfangen  oder  ange- 
nommen. Der  Herrentitel,  welcher  bei  dieser  Familie  allgemein  und 
unterscheidend  ist,  erhält  das  Andenken  des  alten  Glanzes  ihres  Namens 
und  stellt  dieselben  den  Fürsten-  und  Grafenhäusern  der  Erblande  gleich. 
—  Was  die  oben  erwähnte  Ausnahme  in  Bezug  auf  ein  Grafendiplom 
anlangt,  so  verliess  aus  der  älteren  Speciallinie  Rudolphs  (s.  oben)  und 


GRAFEN  U.  HERREN  V.  STUBENBERG.  539 

seiner  dritten  Gemahlin,  Justina  v.  Zelcking,  zweiter  Urenkel,  Georg 
Wilhelm,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Burggraf  zu  Steier,  der  Re- 
ligion wegen  das  Vaterland,  und  der  Sohn  desselben  aus  der  Ehe  mit 
Magdalena  Henriette  Freiin  v.  Miltitz,  Wilhelm  August,  Herr  auf  Strass- 
burg  und  Neundorf,  kursächs.  Geh.  Rath  und  Staats-  und  Cabinels- 
Minister,  erhielt  vom  Kaiser  Carl  VII.,  d.  d.  Frankfurt  6.  Mai  1742,  das 
leichsgrafendiplom.  Reichsgraf  Willielm  August  starb  30.  Sept.  1771 
ohne  Nachkommen.  —  Die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  des  Ge- 
schlechts ergiebt  sich  aus  folgenden  Ahnentafeln: 

Linie  zu  Guttenberg  (älterer  Ast  der  jüngeren  Speciallinie). 
Heinrich  —  Sohn  Rudolphs  und  Enkel  Wolfgangs  des  Jüngeren  --  geb. 
26.  Nov.  1687.  gest.  1734,  k.  k.  Kämmerer,  Hof-Kammerrath  etc.; 
Gemahlin:  Maria  Henriette  Herrin  v.  Stubenberg,  gest.  1748.  — 
Leopold,  geb.  27.  März  1713,  gest.  19.  Febr.  1792,  k.  k.  Kämme- 
rer etc.;  erste  Gemahlin:  Anna  Barbara  Gräfin  v.  Slrassoldo,  geb.  1717, 
verm.  1736,  gest.  1762.  —  Christian,  geb.  28.  Juni  1739,  gest. 
11.  Juli  1807,  k.  k.  Kämmerer,  Oberst-Lieutenant  a.  D. ;  Gemahlin: 
Maria  Anna  Gräfin  v.  Saurau,  geh.  15.  Jan.  1765,  verm.  22.  Nov. 
1784.  f.  —  Gustav  Adolph,  geb.  11.  März  1792,  gest.  15.  Dec.  1833, 
k.  k.  Kämmerer,  Ober-Lieutenant  in  d.  A.;  Gemahlin:  Franziska  Freiin 
v.  Staudach,  geb.  15.  Mai  1792,  Witlwe.  —  Joseph,  jetziges  Haupt 
der  Linie. 

Linie  zuOber-Kapfenberg  (des  jüngeren  Astes  älterer  Zweig). 
Leopold  —  Sohn  Franz  Georgs  aus  der  Ehe  mit  Maria  Catharina  Gräfin 
v.  Rindsmaul  —  geb.  11.  April  1673,  gest.  9.  Juli  1708,  k.  k.  Käm- 
merer;   Gemahlin:    Maria   Regina  Freiin  v.   Zollner  zu  Mässenberg,    geb. 

6.  Sept.  1679,  verm.  1701,  gest.  9.  Nov.  1729.  —  Georg,  geb. 
1.  Jan.  1705,  gest.  26.  Juli  1776,  k.  k.  w.  Geh.  Rath  etc.;  erste 
Gemahlin:  Maria  Caecilie  Gräfin  v.  Breuner,  geb.  27.  März  1711,  verm. 
1729,   gest.   25.  März    1756.    —    Wolfgang,  geb.   9.   Oct.    1730,  gest. 

7.  Juni  1800,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath;  dritte  Gemahlin:  Johanna 
Nepomucene  Gräfin  Lanthieri,  geb.  J  2.  Oct.  1745,  verm.  6.  Febr.  1771, 
gest.    16.  April   1841.  —   Wolf,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Der  jetzige  Bestand  der  Familie  ist  folgender: 

Linie  zu  Guttenberg.  JOSEPH  Herr  und  Graf  zu  Stubenberg 
—  Sohn  des  Grafen  Gustav  Adolph  —  geb.  31.  März  1824,  Herr  der 
Herrschaft  Guttenberg,  Stubegg  und  Mureg  in  Steiermark  und  Sz6kelyhid 
in  Ungarn.  (Indigenat  in  Ungarn  seit  1655).  Die  Schwester  desselben, 
Herrin  und  Gräfin  Anna,  geb.  9.  Aug.  1821,  war  in  erster  Ehe  mit 
Johann  Remekhäzy  v.  Gurahontz,  und  in  zweiter  mit  Friedrich  Grafen 
Zichy  v.  Väsonykeö  vermählt. 

Linie  zu  Ober-Kapfenberg.  WOLF  Herr  und  Graf  zu  Slu- 
benberg  —  Sohn  des  Grafen  Wolfgang  —  geb.  8.  Jan.  1788,  Oberst- 
Erb-Land-Mundschenk  in  Steiermark,  Herr  der  Herrschaften  Ober-Kapfen- 
berg und  Wieden,  k.  k.  Kämmerer  und  Hauptmann  in  d.  A.,  verm. 
16.  Mai  1833  mit  Angelica  Gräfin  v.  Trauttmannsdorff-Weinsberg,  geb. 
3.  Juni  1808.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder  desselben,  dem  Herrn  und 


540 


GRAFEN  V.  STURGKH. 


Grafen  Pius,  geb.  2.  Oct.  1783,  gest.  13.  Sept.  1824,  leben  die'Wittwe: 
Herrin  und  Gräfin  Johanna,  geb.  Gräfin  v.  Auersperg,  geb.  3.  Febr. 
1780,  und  zwei  Töchter:  Gräfin  Johanna,  verm.  mit  Julius  Grafen 
v.   Hoditz  und  Wolframitz,  und  Gräfin   Mathilde. 


Grafen  v.  Stürgkh. 

$at|)0ltfd).  ©ejlerreid). 

Besitz:  die  Herrschaften  Halbenrain ,   Klach,   Freudenau  und  Blankenwerth  in  Steiermark 


Wappen:  quadrirter  Schild.  1  und  4  von  Gold  und  Schwarz  quergetheilt 
mit  einem  einwärtsgekehrten,  auf  grünem  Rasen  stehenden  Storch  von  gewechsel- 
ten Tincturen,  welcher  im  Schnabel  eine  mit  dem  Kopfe  nach  unten  gekehrte 
Schlange  hält  ;  2  und  3  auf  Hermelin  ein  rother  Pfahl.  Ueher  der  Grafenkrone 
stehen  drei  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rechten  Helme  steht  der  rothe  Pfahl  des 
2.  und  3.  Feldes  zwischen  zwei  silbernen,  mit  Hermelin  besetzten  ßüffelshörnern 
mit  rothen  Mündungen.  Der  mittlere  trägt  den  Storch  des  1.  und  4.  Feldes,  der 
linke  drei  Straussenfedern ,  silbern,  rolh,  silbern.  Die  Helmdecken  sind  rechts 
schwarz  und  golden,  links  silbern  und  roth.  —  Nach  Einigen  ist  Feld  1  und  4 
von  Schwarz  und  Gold  quergetheilt  und  der  Storch  hält  im  silbernen  Schnabel 
einen  goldenen  Ring.  —  Der  rechte  Helm  ist  bei  Erhebung  in  den  Grafenstand 
hinzugekommen,  das  übrige  Wappen  führten  schon  die  Freiherren  v.  Stürgkh. 

Altes,  ursprünglich  bayerisches  Adelsgeschlecht,  welches  sich  aus 
Bayern  nach  Steiermark  wendete,  1532  die  Herrschaft  Blankenwerth 
(Plankenwerth)  kaufte,  und  durch  Vermählung  die  Herrschaft  Vogelsberg 
an  sich  brachte.  Die  Familie  erhielt  vom  Kaiser  Ferdinand  1.  die  Be-* 
willigung,  das  blankenwerthsche  Wappen  zu  führen,  und  vom  Kai- 
ser Ferdinand  III.  19.  Mai  1638  das  Freiherren-  und  ein  erneuertes 
Wappendiplom.  Der  Reichsgrafenstand  kam  vom  Kaiser  Carl  VI.  23.  Nov. 
1711  (nach  Megerle  v.  Mühlfeld  1715)  in  die  Familie,  und  zwar  in  der 
Person  Georg  Christophs,  k.  k.  Geh.  Raths  und  Hofcanzlers,  und  des 
Bruders  desselben,   Franz  Bernhard.    Graf  Georg  Christoph  erhielt  15.  Juli 


GRAFEN  V.  STÜRGKH.  541 

1720  das  Ober-Erbland-Vorschneider-Amt  in  Kärnten  und  das  Indigenat 
in  Ober-Oeslerreich,  und  wurde  1721  Ilofpfalzgraf  und  20.  Nov.  1729 
Magnat  von  Ungarn.  Auch  steht  der  Familie  das,  29.  Aug.  1818  neu 
bestätigte  Ober-Erbland-Stabelineister-Amt  in  der  gefilrstetcn  Grafschaft 
Görz  zu. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Familienglieder  ergiebt  sich  aus  fol- 
gender Ahnentafel.  Georg  Christoph  Reichsgraf  —  Sohn  des  Freiherrn 
Joseph  Christoph  aus  der  Ehe  mit  Maria  Freiin  v.  Herberstein  —  geb. 
14.  Sept.  1666,  gest.  27.  Mai  1739,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  Oberst-Hof- 
canzler  etc. ;  erste  Gemahlin :  Maria  Charlotte  Freiin  v.  Stadl ,  venu. 
1695,  gest.  1713.  —  Joseph  Christoph,  geb.  25.  Mai  1706,  gest. 
1764,  k.  k.  Kämmerer  und  Regierungsrath ;  erste  Gemahlin:  Josephine 
Petronille  Freiin  v.  Stadl,  geb.  1710,  verm.  1729,  gest.  1737.  — 
Franz  Anton,  geb.  2.  April  1734,  gest.  19.  Nov.  1791,  k.  k.  w.  Geh. 
Rath  und  Gouverneur  in  Inner- Oesterreich;  Gemahlin:  Charlotte  Gräfin 
v.  Wurmbrand,  geb.  5.  Nov.  1738,  verm.  26.  Juli  1761,  gest.  27.  Sept. 
1800.  —  Carl  Anton,  geb.  15.  Oct.  1764,  gest.  1.  April  1825,  k.  k. 
Kämmerer;  Gemahlin:  Maria  Christiane  Gräfin  v.  Gaisruck,  geb.  18.  Juni 
1767,  verm.  im  November  1792,  f.  —  Carl  Theodor,  jetziges  Haupt 
der  Familie. 

Von  den  lebenden  Gliedern  des  Geschlechts  sind  hier  anzuführen: 
CARL  Theodor  Graf  Stilrgkh  von  Blankenwerth  —  Sohn  des  Gra- 
en  Carl  Anton  —  geb.  2.  Nov.  1795,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister 
n  d.  A.,  Oberst-Erbland-Vorschneider  in  Kärnten  etc.,  verm.  21.  Dec. 
1829  mit  Adelheid  Gräfin  O'Donell,  geb.  3.  Febr.  1807.  Die  drei  Söhne 
desselben  sind  die  Grafen:  Carl  Cajelan,  geb.  14.  Mai  1832,  k.  k. 
Lieutenant,  Dominik  Joseph,  geb.  10.  März  1835,  und  Moritz  Maria, 
eb.  2.  Oct.  1836.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Carl  Theodor  ist:  Graf 
eopold,  geb.  10.  April  1808,  k.  k.  Kämmerer,  Oberst  und  Regi- 
lents  -  Commandant. 


r>42 


GRAFEN   V.   STURM  KR. 


Grafen  v.  Sturmer. 

fiatholifd).  OdUrreidi. 


IVappen:  im  rotheD  Schilde  ein  goldener  Querbalken,  von  drei  (2  und  1 
silbernen,  golden  verzierten,  recbtsgewendeten  Helmen  begleitet.  Den  Schild  deck! 
eine  siebenperlige  Krone,  welche  fünf  gekrönte  silberne  Helme  trägt.  Auf  dein 
rechten  Helme  liegt  ein  in  Brillanten  gefasster,  die  Hörner  aufwärtskehrender  ha!-| 
her  Mond,  aus  dem  zwei  brillantirte  s.  g.  Tschalenks-  oder  Sorgatsch  Reiher  (wi« 
der  Grossherr  allein  bei  feierlichen  Gelegenheiten  auf  dem  Turban  trägt)  empor-l 
stehen.  Der  zweite  Helm  trägt  einen  einwärtssehenden,  schwarzen,  gekrönten  Adlerl 
der  mittlere  eine  schwarze  Lilie,  deren  obere  Hälfte  mit  dem  Bunde  der  gewöhn-l 
liehen  französischen  Lilie  völlig  gleich  ist,  die  untere  aber,  statt  der  Blätter,  einen! 
dem  Piedestal  der  Säulen  ähnlichen  Fuss  von  zwei  Stufen  hat ;  der  vierte  einerl 
wachsenden,  einwärtsgekehrten,  goldenen  Löwen,  und  der  linke  eine  rothe  türkisch« 
Mutze  mit  blauem  Sacke  und  Quaste,  oben  mit  brillantem  Reiher  besteckt.  Deil 
zweite  Helm  ist  der  des  Stammwappens,  der  erste  und  vierte  sind  bei  Erhebundi 
in  den  Freiherrenstand,  und  der  mittlere  und  linke  bei  Erlangung  der  Grafenwürd« 
hinzugekommen.  —  Der  Schmuck  des  mittleren  Helmes  ist  das  Wappenbild  des  9.  Noy.I 
1658  erloschenen  fränkischen  Geschlechts  von  .Neustetter,  Stürmer  genannt.  — I 
Den  Schild  halten  zwei  vorwärtssehende  bärtige  geharnischte  Männer  mit  offenem!! 
Visir,  anhängender  Wehr  und  rothem  Helmbusche,  welche  die  freie  Hand  in  diel 
Hüfte  stemmen  ;  Helme  und  Schild  umgiebt  ein  rother,  mit  goldenen  Franzen  be-l 
setzter  und  mit  Pelzwerk  gefütterter  Mantel.  Das  freiherrliche  Wappen  hat  milj 

rothen  und  goldenen  Decken  drei  gekrönte  Helme:  auf  dem  rechten  steht  der! 
wachsende  Löwe,  auf  dem  mittleren  der  Adler  und  auf  dem  linken  der  Halbmond! 
mit  dem  Reiherbusche. 

Altes  nürnberger  Patriziergesehlecht,  welches,  nach  dem  Wappen 
(in  Silber  eine  schwarze  Lilie)  mit  dem  bekannten  alten  fränkischen, 
fi.  Nov.  1638,  erloschenen  Geschlechte  derer  v.  Neustetter,  Stürmer 
genannt,  im  Zusammenhange  gestanden  haben  muss.  Ein  Sprosse  des 
nürnberger  Geschlechts,  Igxaz  Lorenz  —  Sohn  Johann  Adams  aus  der; 
Ehe  mit  Anna  Maria  Saitz  —  geb.  21.  Aug.  1752,  gest.  2.  Dec.  1829.! 
wurde  vom  Kaiser  Franz  II.    12.  Juni   1801    in   den   erblä'ndisch-ftster- 


GRAFK.N   TAUE.NTZIEN  V.  W1TTKNBKRG. 


►  43 


reichischen  Ritterstand  versetzt,  und  erhielt  vom  Kaiser  Franz  I.  von 
Oeslerreieh ,  27.  Mai  1SI3,  als  k.  k.  Hofralh  und  Internuntius  an  der 
ottomanisehen  Pforte,  den  erblä'ndisch- österreichischen  Freiherrensland, 
so  wie  12.  Nov.  1S20  das  Indigenat  des  Königreichs  Fngarn  de  ordine 
baronum  et  magnatuni.  Derselbe,  zuletzt  k.  k.  Geh.  Bath  und  Slaals- 
und  Conferenz-Ralli  bei  der  Geh.  Haus-,  Hof-  und  Staalscanzlei,  hinter- 
liess  aus  der  Ehe  mit  Elisabeth  Barbara  Freiin  v.  Tesla,  geb.  12.  Sept. 
17  70,  venu.  2G.  Nov.  17S7,  gest.  17.  Juni  1S46,  neben  drei  Töch- 
tern, zwei  Söhne:  die  Freiherren  Bartholomäus  Stephan  und  Carl,  von 
welchen  Ersterer  vom  Kaiser  Ferdinand  I.  von  Oeslerreieh  1842  die 
Grafenwiirde  erhielt,   während  Letzterer  im   Freiherrenstande  verblieb. 

Graf  BARTHOLOMÄUS  Stephan,  geb.  26.  Dec.  17S7,  k.  k.  w. 
Geh.  Bath  und  bis  23.  Mai  1S50  Internuntius  und  bevollmächtigter 
Minister  an  der  ottomanischen  Pforte,  vermählte  sich  19.  Aug.  1815 
mit   Ermence  Catharina  Freiin  v.   Boulet,  geb.   25.  Febr.    1797. 


Gr.ifen  Tanentzien  v.  Wittenberg. 

Coangclifjti).  fJreußrn. 

Besitz:   das  Rittergut  Balkow  in  der  Neumark. 


Wappen :  quadrirter  Schild  mit  quadrirtem  Mittelschild  und  Herzschild. 
Im  silbernen  Herzschild  springt  nach  der  rechten  Seite  ein  brauner  Edelhirsch  von 
6  Enden  aus  einem  schraglinken  Schache  von  Schwarz  und  Silber  in  drei  Reiben, 
iu  6.  5  und  4  Feldern  (Stammwappen).  Mittelschild:  1  in  Silber  ein  aus  dem 
unteren  Rande  des  Feldes  aufsteigender,  gerüsteter,  im  Ellbogen  gebeugter  Arm, 
welcher  in  der  Faust  ein  nach  ein  -  und  unterwärts  gerichtetes  Schwert  hält ;  2  in 


544  GRAFEN  TAUENTZIEN  V.  WITTENBERG. 

Roth  eine  goldene  5zackige  Krone;  3  in  Blau  eine  silberne  Säule,  und  4  in  Gold 
ein  einwärtsgekehlter  schwarzer  Löwe  (die  vier  Felder  des  Mittelschildes  und  der 
zweite  und  vierte  Helm  sind  bei  Erhebung  in  den  preussischen  Grafenstand  hin- 
zugekommen). Hauptschild:  1  und  4  in  Silber  der  preussische  gekrönte,  golden 
bewehrte  und  auf  den  Flügeln  mit  den  goldenen  Kleestengeln  belegte,  schwarze 
Adler,  ohne  Scepter  und  Reichsapfel;  2  und  3  in  Gold  vor  einem  grünen,  roth- 
befruchteten, oben  offenen  Lorbeerkranze,  ein  aufrechtgestelltes  Schwert  mit  golde- 
nem Griffe  (die  vier  Felder  des  Hauptschildes  und  der  rechte  und  linke  Helm 
wurden  später  mit  dem  Ehrenprädicate  „v.  Wittenberg"  verliehen).  Ueber  der 
Grafenkrone  erheben  sich  fünf  mit  gräflichen  Kronen  gekrönte  Helme.  Der  rechte 
trägt  den  Adler  des  1.  und  4.  Feldes  einwärtsgekehrt;  der  zweite  einen  gerüste- 
ten, im  Ellbogen  einwärtsgebeugten  Arm ,  welcher  in  der  Faust  ein  nach  rechts 
gerichtetes  Schwert  hält ;  der  mittlere  drei  silberne  Lilien  an  grünem  Stengel 
(Helm  des  Stammwappens);  der  vierte  eine  silberne,  nach  vorwärts  und  links  ge- 
wendete Straussenfeder,  und  der  linke  Kranz  und  Schwert  des  2.  und  3.  Feldes. 
Die  Decken  des  rechten,  mittleren  und  vierten  Helmes  sind  silbern  und  schwarz, 
die  des  zweiten  roth  und  silbern  und  die  des  linken  grün  und  golden.  Den  Schild 
hält  rechts  ein  vor-  und  einwärtssehender  geharnischter  Ritter,  dessen  Helm  mit 
vier  silbernen  Straussenfedern  besteckt  ist,  und  welcher  in  der  Rechten  ein  Schwert 
hält,  welches,  über  die  Brust  gelegt,  mit  der  Spitze  durch  den  rechten  Helm  in 
den  zweiten  dringt;  links  ein  einwärtssehender,  gekrönter  und  goldenbewehrter 
schwarzer  Adler,  dessen  Rrust  mit  dem  goldenen  Namenszuge  F.  W.  R.  belegt  ist. 

Die  Grafen  Tauentzien  v.  Wittenberg  stammen  aus  dem  alten  böh- 
mischen Adetsgeschlechte  v.  Schwichow,  in  welches  später  der  Frei- 
herren- und  Grafenstand  gekommen  war.  Anton  Ferdinand  Wenzel 
v.  Schwichow  erwarb  das  Rittergut  Tauentzien  im  Lauenburgschen  und 
nahm  von  demselben  den  Namen  Tauentzien  an.  Herzog  Barnim  von 
Pommern  belehnte  30.  Juli  1601  Lucas  den  Aelteren  v.  Schwichow 
nebst  seinen  Vettern,  Claus  Simon  und  Lucas  den  Jüngeren,  mit  dem 
Gute  Tauentzien,  und  der  Erstere,  Lucas  der  Aeltere,  beginnt  die  fort- 
laufende Stammreihe  des  Geschlechts.  Ausser  Tauentzien  standen  früher 
der  Familie  im  Lauenburgschen  die  Güter  Perlin,  Mertzin  etc.  zu.  — 
Im  vorigen  Jahrhunderte  wurde  das  Tauentziensche  Geschlecht  durch 
Bogislaus  Friedrich,  in  dem  jetzigen  durch  Friedrich  Bogislaus  Emanuel 
sehr  berühmt.  —  Bogislaus  Friedrich  v.  Tauentzien,  geb.  18.  April  1710 
zu  Tauentzien,  gest.  20.  März  1791,  k.  preuss.  General  der  Infanterie, 
General -Inspector  der  in  Schlesien  stehenden  Infanterie,  Regiment-Chef 
und  Gouverneur  von  Breslau,  erhielt  durch  die  schlesischen  Kriege,  so 
wie  durch  den  siebenjährigen  Krieg  reiche  Gelegenheit,  Tapferkeit  und 
Feldherrentalent  zu  bewähren.  Die  1740  bei  Molwilz  gelieferte  Schlacht, 
die  Belagerung  und  Einnahme  von  Prag,  die  Schlachten  bei  Hohenfried- 
berg  1745  und  bei  Kollin  1757,  ganz  besonders  aber  die  Verteidigung 
von  Breslau  gegen  Laudon  im  Jahre  1760,  und  die  1762  erfolgte  Ein- 
nahme von  Schweidnitz  sprechen  für  den  Helden,  und  sein  Denkmal  auf 
einem  nach  ihm  benannten  Platze  vor  dem  Schweidnitzer  Thore  in  Bres- 
lau ist  wohl  verdient.  Aus  der  Ehe  mit  Charlotte  v.  d.  Kneseheck 
hinterliess  derselbe  zwei  Söhne  und  vier  Töchter.  Der  ältere  Sohn, 
Bogislaus,  Herr  auf  Balkow,  k.  preuss.  Major,  hinterliess  Nachkommen; 
der  jüngere  war  Friedrich  Bogislaus  Emanuel  Graf  Tauentzien  v.  Witten- 
berg, k.  preuss.  General  der  Infanterie  und  commandirender  General  des 
dritten  Armeecorps.     Derselbe,  geb.  1761,  gest.  20.  Febr.  1S24,  wurde 


GRAFEN  V.  TADFFEIRCHEN.  545 


vom  Könige  Friedrich  Wilhelm  III.  5.  Aug.  1791  zuerst  zum  Grafen 
v.  Tauenlzien  erhohen,  1793  zum  königlichen  Flügeladjutanlen  er- 
nannt und  zu  diplomatischen  Sendungen  vielfach  verwendet.  Nach  dem 
tilsiter  Frieden  zum  General-Lieutenant  befördert,  nahm  derselbe  an  den 
Befreiungskriegen  von  1813 — 1815  so  entscheidenden  und  ruhmvollen 
Anlheil ,  und  zwar  namentlich  an  den  Schlachten  bei  Gross-Beeren  und 
Dennewitz,  so  wie  an  den  Einnahmen  von  Torgau,  Wittenberg  und 
Magdeburg,  dass  er  3.  Juni  1814  den  Beinamen:  v.  Wittenberg  und 
eine  Vermehrung  des  gräflichen  Wappens  erhielt  fs.  oben).  Aus  der 
ersten  Ehe  mit  der  Tochter  des  Kammerherrn  v.  Marschall  stammt  eine 
Tochter;  aus  der  zweiten  mit  Fräulein  v.  Arnstedt,  gest.  1840,  lebt 
ein  Sohn,  Heinrich  Friedrich  Bogislaus. 

Die  lebenden  Glieder  der  gräflichen  Familie  sind  sonach: 

Heinrich  Friedrich  BOGISLAUS  Graf  Tauentzien  v.  Wittenberg,  geb. 
10.  Juli  1789,  k.  preuss.  General-Major  der  Cavallerie  a.  D.  —  Die 
Schwester  desselben  ist  Gräfin  Lisinka,  geb.  1785,  Willwe  seit  29.  Jan. 
1838  von  Gustav  Georg  Leopold  Grafen  v.  Hacke,  k.  preuss.  General- 
Lieutenant  und  erstem  Commandanten  von  Magdeburg. 


Grafen  v.  TaiifTkirchen. 

Satboltfd).  öagmt  unfc  CffUrrrid). 

Besitz  der  Gutienburg-  Englburger  Linie:  in  Bayern  die  Herrschaften  Englburg  und  Titt- 
lingen,  und  in  Ober-  Oestcrreicü  Katzenberg  etc.  Besitz  der  Linie  zu  Ybm:  die 
Herrschanen  Lichtenau,  Kleeberg  und  Ybm  etc. 


Wappen  der  Guttenburg- Englburger  Linie:  quadrirter  Schild  mit  Mittel- 
schild. Im  quergelheilten  Mittelschilde  oben  in  Roth  ein  silberner  Pfahl,  unten 
Blau,  ohne  Bild  (Stammwappen).  1  und  4  in  Silber  6  (vom  Fuss  auf  3,  2  und  1) 
infeioandergesetzte  schwarze  Quadersteine  (Hohen- und  Schwarzenstein) ;  2  und  3 
in  Roth  drei  schrägrechtsgelegte  silberne  Rnsen  (Mauthner  und  von  dieser  Familie 
in  das  schwarzensteinsche  Wappen  übergegangen).  Leber  dem  Schilde  stehen  drei 
gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  die  sechs  Quadersteine  des  1.  und  4. 
Feldes  zwischen  einem  offenen  silbernen  AdlersfJuge  (schwarzensteinscher  Helm); 
auf  dem  mittleren  Helme  liegt  ein  rothes  Kissen  mit  silbernen  Quasten,  auf  wel- 
lt. 35 


546  GRAFEN  V.  TAUFFKIRCHEN. 

ehern  rechtsgekehrt  ein  gekrönter  silberner  Fuchs  mit  rother  ausgeschlagener  Zunge 
sitzt  (Wappenbild  einer  erloschenen  Familie  der  Tauflkirchen),  und  auf  dem  linken 
steht  ein  die  Sachsen  einwärtskehrender,  mit  den  drei  silbernen  Hosen  des  2.  und 
3.  Feldes  belegter  rother  Adlersflügel  (mauthnerscher  Helm).  Die  Helmdecken  sind 
rechts  schwarz  und  silbern,  links  rolh  und  silbern. 

Wappen  der  Linie  zu  Klebing  oder  Ybm :  quadrirter  Schild  mit  Mittel- 
schild. Im  gekrönten  Mittelschilde  das  oben  beschriebene  Stainimvappen.  1  und  4 
in  Schwarz  auf  goldenem  Schildesfusse  eine  drei  Quader  hohe,  schwarz  ausgefugte 
silberne  Mauer  mit  zwei  gleichfarbigen  Thünnen,  jeder  mit  zwei  Fenstern ;  2  und  3 
in  Roth  5  silberne  Rosen,  und  zwar  im  zweiten  Felde  1,  2  und  2,  im  dritten  2, 
2  und  1.  Auf  dem  Schilde  stehen  drei  Helme,  von  welchen  der  rechte  und  der 
mittlere  gekrönt  sind.  Auf  dem  rechten  Helme  sitzt  einwärtsgekehrt  ein  silberner 
Fuchs  (Helm  des  Stammwappens!;  auf  dem  mittleren  zwischen  zwei  Biiffelshörncrn, 
von  welchen  das  rechte  8mal  von  Roth  und  Silber  schragrechts,  das  linke  von  Sil- 
ber und  Schwarz  8mal  schiäglinks  getheilt  ist,  eine  vorwärtssehende  Sirene  mit 
fliegenden  Haaren  und  einer  Krone  auf  dem  Haupte.  Mit  den  Armen  umschlingt 
dieselbe  die  Hörner  und  kehrt  den  Fischschwanz  rechts.  Auf  dem  linken  Helme 
liegt  ein  rothes  Kissen  mit  rothen  Quasten  und  auf  demselben  sitzt  einwärtsgekehrt 
ein  doppeltgeschweifter  goldener  Löwe.  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth  und 
silbern,  links  schwarz  und  golden. 

Sehr  altes  bayerisches  und  österreichisches  Adelsgeschlecht,  in  wel- 
ches später  der  Freiherrenstand  und  die  Reichsgrafenwürde  gekommen 
ist.  Dasselbe  soll  ursprünglich  aus  Verona  stammen  und  früher  den 
Namen  Bonaventura  geführt  haben.  Nach  Bucelini,  Hübner  u.  A.  soll 
nämlich  Wilibald  Bonaventura  im  10.  Jahrhundert  aus  Verona  nach 
Bayern  gekommen  sein,  unter  Kaiser  Heinrich  I.  gegen  die  Ungarn  ge- 
fochten und,  seiner  Tapferkeit  wegen,  den  Ritterschlag  und  den  Namen 
Tauflkirchen  erhalten,  auch  noch  dem  vierten  zu  Merseburg  968  ge- 
haltenen Turniere  beigewohnt  haben.  Der  Sobn  desselben,  Andreas, 
Herr  auf  Schloss  Tauflkirchen,  drei  Meilen  von  Landshut  gelegen,  war, 
nach  Hübner,  mit  einer  Gräfin  v.  Abensperg  vermählt,  und  von  seinen 
Nachkommen  war  Christoph,  verm.  mit  Ursula  v.  Trauner,  um  das  Jahr 
1 500  Herr  in  Klebing.  Von  den  Enkeln  des  Letzteren ,  ihn  Brüdern 
Christoph  Wolfgang,  geb.  1537,  verm.  mit  Elisabeth  v.  Königsfeld,  und 
Burkhard,  in  erster  Ehe  verm.  mit  Maria  v.  Tannenberg,  und  in  zwei- 
ter, mit  Maria  Elisabeth  v.  Schwarzenstein ,  Erbin  von  Kalzenberg  und 
Englburg,  stammten  drei  Linien:  die  Linie  zu  Englburg,  die  Linie 
zu  Katzenberg  (früher  auch  mit  Bruckberg),  im  Manusstamme 
18.  Febr.  1843  mit  dem  Grafen  Johann  Matthias  Albert  erloschen,  und 
die  Linie  zu  Ybm,  welche  auch  als  Linie  zu  Klebing  aufgeführt  wird. 
In  wie  weit  eine  vierte  Linie,  welche  sich  Tauflkirchen  v.  Hochenrain 
schrieb  und  welche  in  der  Mitte  des  17.  Jahrhunderts  ausgegangen  ist, 
mit  den  erwähnten  drei  Linien  in  verwandtschaftlicher  Beziehung  ge- 
standen hat,  ist  nicht  genau  zu  ermitteln,  da  es  der  Tauflkirchen  früher 
in  Bayern  mehrere  gab,  wie  denn  auch  die  hier  in  Rede  stehende  Fa- 
milie von  den  s.  g.  Alt- Taufkirchnern  (Siebmacher  II,  54)  wohl  zu 
unterscheiden  ist.  —  In  die  Linien  zu  Englburg  und  Katzenstein  kam 
vom  Kaiser  Ferdinand  III.  1639,  und  in  die  Linie  zu  Ybm  vom  Kaiser 
Leopold  I.  1667  der  Freiherrenstand.  Die  Grafenwürde  verlieh  Kaiser 
Leopold  I.    der   Familie.     Derselbe    erhob    nämlich    19.  April   1684  die 


GRAFEN   V.  TAFFFKIRCHKN.  547 

Vettern,  Wolf  Joseph,  kurbayer.  Geli.  Rath  und  Hofraths- Präsidenten 
(ohne  Nachkommen  gestorben),  und  Hans  Wolf,  Hofrath  und  Pileger 
zu  Schärding  —  Urgrossvaler  des  jetzigen  Hauptes  der  Gutlenburg- 
Bnglburger  Linie  —  in  den  Reichsgrafenstand  mit  dem  Titel:  Grafen 
Taulfkirchen  zu  Guttenburg,  Klebing,  Katzenberg  und  Englburg.  In 
diesen  Reiehsgrafendiplom  wurde  Johann  Casimir  ,  der  Bruder  des  Gra- 
fen Hans  Wolf,  als  damals  in  Italien  lebend,  übergangen,  doch  wurde 
der  Enkel  des  Letzteren,  Franz  Joseph  Ignaz,  gest.  1 726 ,  kurbayer. 
Kämmerer  und  Vicedom  des  Rentamtes  Burghausen,  von  welchem  die 
Linie  zu  Ybm  abstammt,  vom  Kurfürsten  Max  Emanuel  von  Bayern  20.  März 
1716  als  gleichberechtigter  Graf  anerkannt  und  ausgeschrieben. 

Genaue  Ahnentafeln  dürften ,  wie  die  etwa  bekannten  Unterlagen 
beschallen  sind,  ohne  Hülfe  der  Familie  wohl  kaum  aufzustellen  sein. 
Was  die  jetzigen  Glieder  der  Familie  anlangt,  so  gehören  hierher  aus 
den  Linien  zu  Englburg  und  Ybm  (Katzenberg  ist,  wie  angegeben,  im 
Mannsstamme  erloschen)   folgende: 

Guttenburg-Englburg  er  Linie.  Graf  MAXIMILIAN  Emanuel 
Joseph    Maria    Carl    —    Sohn    des    Grafen    Maximilian    Emanuel,    gest. 

24.  Febr.  1799,  kurpfalzbayer.  Kämmerers  und  Geh.  Raths,  aus  erster 
Ehe  —  geb.  5.  Aug.  1778,  Senior  der  Linie,  verm.  4.  Mai  1803  mit 
Maria  Anna  Gräfin  v.  Lodron-Laterano ,  geb.  25.  Oct.  1782,  gest.  im 
December  1850.  Der  Sohn  desselben  ist:  Graf  Maximilian  Joseph  Fried- 
rich, geb.  15.  Oct.  1810,  durch  Uebergabe  von  seinem  Vater  seit 
1.  März  1844  Besitzer  der  Herrschaften  Englburg  und  Tiltlingen  in  Bayern 
und  Katzenberg  in  Oberösterreich,  k.  bayer.  Kämmerer  und  Landwehr- 
Oberst  a.  D.,  verm.  in  erster  Ehe,  2.  Febr.  1838,  mit  Franziska  Freiin 
v.    Seefried    auf  Butlenheim,    gest.    27.    April    1851,    und    in    zweiter, 

25.  Sept.  1851,  mit  Catharina  Fürst  aus  Frauendorf.  Der  Sohn  aus 
erster  Ehe  ist:  Graf  Max  Ludwig,  geb.  19.  Dec.  1839.  —  Aus  der 
zweiten  Ehe  des  Grafen .  Maximilian  Emanuel  (s.  oben)  mit  Theresia 
Gräfin  v.  Lerchenfeld -Köfering,  geb.  17.  Sept.  1765,  verm.  1786, 
gest.  4.  Febr.  1844,  stammt  Graf  Joseph  Maximilian  Gregor  Leopold, 
geb.  12.  März  1793,  k.  bayer.  Kämmerer  und  Oberst-Lieutenant  ä  la 
suite ,  verm.  15.  April  1822  mit  Auguste  Charlotte  Hermine  Olympia 
Bianca  Gräfin  v.  Pückler- Muskau,  verw.  Prinzessin  v.  Carolalh,  Beuthen, 
geb.  27.  Dec.  1792,  gest.  29.  Mai  1834,  aus  welcher  Ehe  Graf  Carl 
Theodor  Ludwig  Max,  geb.   7.  Juli    1826,   stammt. 

Die  Linie  zu  Guttenburg-K  a  tzen  berg  besteht  jetzt  nur  noch 
aus  der  zweiten  Gemahlin  und  Wittwe  des  letzten  Grafen  Joseph  Mat- 
thias Albert:  Gräfin  Josepha,  geb.  Gräfin  v.  d.  Waal ,  und  aus  der  Toch- 
ter erster  Ehe  mit  Maximiliane  Maria  Freiin  v.  Rechberg:  Walpurga, 
verm.  Gräfin  v.  Aham  und  Neuhaus  (s.  Bd.  I.   S.  6). 

Linie  zu  Ybm.  Na cli  kommen  des  Grafen  Maximilian  (I.),  gest. 
3.  Jan.  1800,  aus  zweiter,  dritter  und  vierter  Ehe.  Aus  der  zweiten 
Ehe  entspross:  Graf  Maximilian  (II.),  Herr  auf  Wildenstein  und  Lichtenau, 
geb.  20.  Sept.  177  5,  gest.  26.  Oct.  1839,  k.  bayer.  Kämmerer,  verm. 
mit  Aloisia  Freiin  v.  Waidmannsdorf,  Wittwe.     Der  Sohn  aus  dieser  Ehe 

35* 


548 


GRAFEN  V.  TERLAGO. 


ist  Graf  Anton  Max  Ferdinand  Theodor  EDUARD,  geb.  23.  Nov.  1805, 
Herr  auf  Lichtenau,  venu.  12.  Juni  1832  mit  Amalia  Maria  Freiin 
v.  Gumppenberg-Pöllmes,  geb.  24.  Nov,  1805,  gest.  18.  März  1850, 
aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  leben,  die  Grafen:  Johann  Nepomuk 
Maximilian  Adolph,  geb.  26.  April  1833,  und  Wilhelm  Erhard  Franz, 
geb.  8.  Oct.  1834.  —  Aus  der  dritten  Ehe  des  Grafen  Maximilian  (I.) 
stammen  zwei  Sühne:  Graf  LEOPOLD  Ernst,  Herr  auf  Kleeberg  und 
Ybm,  geb.  21.  Aug.  1781,  k.  bayer.  Kämmerer  und  General  -  Major, 
verm.  21.  Juni  1802  mit  Sophie  Marie  Wilhelmine  Gräfin  zu  Orten- 
burg,  geb.  16.  Nov.  1784  —  und  Graf  Franz  Anton,  geb.  16.  Aug. 
1782,  k.  bayer.  Kämmerer  und  Ober -Postmeister  zu  Augsburg,  verm. 
1814  mit  Luise  Caroline  Gräfin  zu  Ortenburg,  geb.  15.  Jan.  1782, 
gest.  15.  Dec.  1847,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn  entsprossen  ist:  Graf 
Maximilian  Joseph,  geb.  30.  Mai  1815,  k.  bayer.  Kammerjunker  und 
Hauptmann.  —  Aus  der  vierten  Ehe  des  Grafen  Maximilian  (1.)  lebt: 
Graf  Philipp,  geb.  16.  Juli  1786,  k.  bayer.  Kämmerer  und  Oberst- 
Lieutenant  in  d.  A.,  vermählt  mit  Sabina  v.  Hartmann.  Die  zwei  Sohne 
desselben  sind  die  Grafen:  David  Balthasar  Ewald  Philipp  Max,  geb. 
1.  Jan.  1818,  und  Ferdinand  Carl  Constanlin,  geb.  18.  Febr.  1820, 
k.  bayer.  Oberlieutenant. 


Grafen  v.  Terlago. 

fiatljoltfd).  Oefterreid). 

In  Tirol  begütert. 


Wappen:  Schild  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  in  Silber  ein  nach  der 
rechten  Seite  hoch  aufspringendes  schwarzes  Windspiel  mit  ausgeschlagener  Zunge 
und  goldenem  Halsbande  (Stammwappen);  links  in  Roth  ein  an  die  äussere  Seite 
des  Schildes  angeschlossener  halber,  silberner,  golden  gekrönter  und  bewehrter 
Adler  (Wappenvermehrung,  s.  unten).  Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  ge- 
krönter Helm ,  aus  welchem  das  Windspiel  der  rechten  Schildseite  emporwächst. 
Die  Helmdecken  sind  rechts  schwarz  und  silbern,  links  silbern  und  golden.  — 
Wie  angegeben,    wird  das  Wappen  jetzt  geführt,  und  das  Wappenbuch  der  österr. 


grafkn  v.  tkrlaco.  549 

Monarchie  (VII,  83)  gieht  dasselbe  als  neueres  Wappen.  Tai».  82  zeigt  das  ältere 
Wappen.  Der  halbe  Adler  ist  liier  iiichl  an  die  Theilungsliuie  gescblossen  ,  son- 
dern steht  frei .  und  über  der  Grafeiiknuie  erbeben  sieb  zwei  gekrönte  Helme. 
Der  rechte  trägt  den  Windbund  der  rechten  Schi!deshä)fte  wachsend  und  einwärts- 
gehend, und  auf  dem  linken  steht  ebenfalls  einwärtssehend  der  halbe  Adler  der 
linken  Schildeshälfte. 

Sehr  altes  aus  Tirol  stammendes  Geschlecht,  dessen  gleichnamiger, 
schon  unter  fränkischer  Herrschaft  bekannter  Stammsitz  in  Sildtirol 
am  Fusse  hoher  Alpen  liegt.  Adelprand  v.  Terlago  kommt  schon  1124 
in  einer  Urkunde  Altmanns ,  Fitrsthischofs  von  Trient ,  mit  den  Edlen 
v.  Eppan,  Arco  und  Cles  als  Zeuge  vor,  und  1190  wurden  die  Herren 
v.  Terlago  mit  anderen  Edlen  zum  Geleite  Kaisers  Heinrich  VI.  auf  der 
Römerfahrt  bestimmt.  Die  Familie  gehörte  früher  zu  den  adeligen  Va- 
sallen des  Hochslifts  Trient,  wurde  aber  1523  von  der  bischöflichen 
Jurisdiction  befreit.  Später  wurde  Antois,  ein  Sohn  Pauls,  mehrmals 
Trienls  erster  Consul  und  dann  Geschäftsträger  des  Bischofs  und  Erz- 
herzogs Sigmund  von  Tirol,  wegen  seiner  Verdienste  vom  Kaiser  Sig- 
mund durch  Diplom  d.  d.  Parma  5.  April  1432  in  den  Reichsadelstand 
erhoben  und  erhielt  als  Wappen  einen  im  silbernen  Felde  stehenden 
schwarzen  Jagdhund  mit  goldenem  Halsbande,  welchem  der  Fürstbischof 
von  Trient,  Alexander,  aus  dem  Stamme  der  Herzöge  von  Masovien, 
17.  Sept.  1433,  von  seinem  angestammten  Wappen  den  halben  silber- 
nen, goldgekrönten  Adler  in  Roth  zusetzte.  Von  Anlon,  welcher, 
vermählt  mit  Catharina  v.  Caslelallo,  1477  starb,  stammte,  unter 
mehreren  Geschwistern,  Johann,  gest.  1532,  kaiserl.  Rath,  Eques  aura- 
tus,  Comes  palatinus  und  Landstand  in  Tirol,  vermählt  mit  Leonella 
v.  Lodron.  Der  vierte  Sohn  desselben,  Georg,  gest.  1570,  vermählte 
sich  mit  Laura  Gräfin  Casteletti  von  Nomi,  und  aus  dieser  Ehe  entspross 
Peter  (1.),  gest.  1585,  verm.  mit  Barbara  v.  Prato-Segonzono.  Von 
den  vier  Söhnen  des  Letzteren  pflanzte  Franz,  gest.  1622,  das  Ge- 
schlecht fort.  Aus  der  Ehe  mit  Elisabeth  v.  Pezzen  stammte  Peter  (11.), 
geb.  1672,  verm.  mit  Laelia  Gräfin  v.  Lodron,  welcher  vom  Kaiser 
Ferdinand  II.  durch  Diplom  d.d.  Linz,  7.  Juli  1636,  in  den  Reichs- 
grafenstand erhoben  wurde,  nachdem  schon  Paul,  der  dritte  Sohn  Jo- 
hanns, vom  Kaiser  Carl  V.  1546  den  erbländischen  Grafensland  in  die 
Familie  gebracht  hatte.  Der  Sohn  Peters,  Johann  Anton,  vermählte  sich 
mit  Maria  v.  Stocker,  und  aus  dieser  Ehe  entsprang  Franz,  gest.  1748, 
welcher,  verm.  mit  Cäcilie  v.  GozzalTi,  zwei  Söhne  hinlerliess.  Der 
ältere  von  diesen,  Johann  Anton,  geb.  1724,  gest.  1790,  veimählte 
sich  mit  Pauline  v.  Terlago,  aus  welcher  Ehe  Franz  Sigmund  stammte, 
geb.  1764,  gest.  1823,  verm.  mit  Therese  Alberti  v.  Enno,  geb.  1766, 
gest.  1820,  und  die  Söhne  desselben  sind  die  Grafen  Alois  und  Fkanz 
(s.  unten),  —  der  jüngere  Sohn  Johann  Antons,  Vincenz  (!.),  geb. 
1728,  gest.  1806,  verm.  1754  mit  Pacifica  Freiin  v.  Cresseri,  gest. 
1804,  hatte  drei  Söhne,  von  welchen  zwei  das  Geschlecht  fortsetzten: 
von  Vincenz  (IL),  gest.  1821,  stammt  Vincenz  (III.),  und  von  Franz 
Joseph,  geb.  1756,  gest.  1833,  verm.  mit  Catharina  Freiin  v.  Salvadori, 
leben  zwei  Söhne:   Lothar  und  Isidor  (s.  unten). 


550 


GRAFEN  V.  THURHKIM. 


Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  gehören  hierher: 

Nachkommen  des  Grafen  Franz  Sigmund.     ALOIS  Graf  Terlago 

—  Sohn  des  Grafen  Franz  Sigmund —  geb.  28.  Sept.  1794,  k.  k.  Käm- 
merer, verm.  in  erster  Ehe,  20.  Mai  1824,  mit  Regina  Gräfin  v.  Un- 
werth,  gest.  8.  Mai  1834,  und  in  zweiter,  18.  Mai  1836,  mit  Josephine 
v.  Holzinger,  geb.  15.  Febr.  1808.  Aus  der  zweiten  Ehe  stammen, 
neben  zwei  Töchtern,  zwei  Söhne,  die  Grafen  Sigmund  Victor,  geb. 
9.  März  1841,  und  Alfred,  geb.  8.  März  1845.  —  Der  Bruder  des 
Grafen  Alois  ist:  Graf  Franz  Maria,  geb.  24.  März  1799,  k.  k.  Ober- 
Landesgerichtsrath  zu  Trient,  verm.  8.  Mai  1824  mit  Adelheid  Gräfin 
v.  Spaur,  geb.  19.  Febr.  1805.  Von  den  beiden  Töchtern  desselben 
ist  Gräfin  Gabriele  mit  Maria  Julius  Grafen  v.  Sarnthein  (s.  S.  347) 
vermählt. 

Nachkommen  der  Grafen  Franz  Joseph  und  Vincenz  (II.).    LOTHAR 

—  Sohn  des  Grafen  Franz  Joseph  —  geb.  7.  Oct.  1796,  k.  k.  Käm- 
merer, Hof-  und  Statthaltern -Rath  zu  Innsbruck,  verm.  5.  Mai  1830 
mit  Franziska  Freiin  v.  Kübeck,  aus  welcher  Ehe,  neben  zwei  Schwestern, 
Graf  Rorert,  geb.  1.  Oct.  1842,  stammt.  —  Der  Bruder  des  Grafen 
Lothar  ist:  Graf  Isidor,  geb.  5.  April  1802,  Dompropst  zu  Trient.  — 
Vom  Grafen  Vincenz  (II.)  lebt  ein  Sohn:  Graf  Vincenz  (HI.),  geb.  24.  Jan. 
1818,  Weltpriester  und  Gooperator  zu  Ebensee  bei  Ischl. 


Grafen  v.  Thürheim. 

Äotl)0lifd).  ©eßerretd)  (unb  Magern). 

Besitz:    die  Herrschaften  Weinberg  und  Schwerdtberg. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  In  dem  mit  einer  Dornen- 
krone bedeckten  schwarzen  Mittelschilde  ein  silbernes  Portal  mit  drei  Abstufungen, 
welches  10  Fenster  (2,  4,  4)  und  ein  rundes,  mit  schwarz  ausgefugten  Quader- 
stücken  umgebenes  Thor  hat  (Stammwappen).  1  in  Silber  in  den  beiden  Unter- 
ecken ein  schwarzes  Quaderstück,    über    welchen    beiden  ein  drittes  liegt   (Hohen- 


«JKAKK.N   V.  TJU  Hill  fM.  551 

im«!  Schwar/enstein) ;  2  und  3  in  lloth  drei  sehragm  hts  gelegt«  silberne  Hosen 
|Mautbner),  und  4  in  Schwarz  ein  reebisatifspringendes  silbernes  Einhorn  (Nuss- 
dorf).  Ueher  dein  Schilde  erbeben  sich  vier  gekrönte  Helme,  der  zweite  mit  einer 
Dornenkrone.  Auf  dein  rechten  Helme  liegen  die  drei  Quaderslficke  des  1.  Feldes 
vor  einem  (dienen  silbernen  Adlersfluge  (hohen-  und  nebworzensteinseber  Helm); 
sufdem  zweiten  Helme  steckt  b inier  der* Dornenkrone  eine  aufwartsgestdlte  schwarze 
Standarte,  deren  nach  einwärts  (liegende  Fahne  mit  dem  Portale  des  Mittelschildes 
belegt  ist  (Helm  des  Stammwappens);  aus  dem  dritten  Helme  wächst  einwärts- 
gehend das  Einhorn  des  4.  Feldes  auf  (nussdorfseber  Helm),  und  der  linke  Helm 
tragt  einen  (dienen  rothen  Adlersllug,  dessen  Flügel  mit  drei  silbernen  Rosen  be- 
legt sind.  Die  Heirad  ecken  sind  rechts  schwarz  und  silbern,  und  links  roth 
und  silbern. 

Sehr  altes,  ursprünglich  schwäbisches  Adelsgeschlecht,  welches 
später  den  Freiherrensland  erhielt,  sich  in  Ober-Oesterreich  ankaufte 
und  die  Rcichsgrafenwürde  erlangte.  Aribo  von  Thürheim ,  Hitler,  soll 
um  883  auf  dem  gleichnamigen  Schlosse  in  Baden  gelebt,  und  der  Enkel 
desselben,  Heinrich,  931  dem  Turniere  zu  Conslanz  beigewohnt  haben. 
Des  Letzteren  Enkel,  Goswin,  erstieg  im  dritten  Kreuzzuge,  1191,  die 
Burg  von  Plolemais  und  pflanzte  auf  derselben  Oesterreichs  Banner  auf. 
Er  erhielt  für  seine  Tapferkeit  Burg  und  Banner  zum  Wappen,  auch 
soll  Kaiser  Heinrich  VI.  ihm  die  Grafenkrone  angeboten,  der  fromme 
und  demüthige  Ritter  aber,  anstatt  derselben,  die  Dornenkrone  sich 
erbeten  haben,  welche  der  Erlöser  getragen.  So  wäre  denn  das  Stamm- 
wappen erklärt.  Ein  Enkel  dieses  Goswin  war  der  bekannte  Minne- 
sänger Ulrich,  Wolfram  v.  Eschenbachs  Zeitgenosse  (um  1240).  —  Ein 
späterer  Sprosse  des  Geschlechts,  Johann  Christoph,  Herr  auf  Bibrachszell, 
welcher  1625  Freiherr  geworden  war,  wandle  sich  nach  Ober-Oester- 
reich, kaufte  von  der  Familie  v.  Zelking,  welche  der  Religion  wegen 
auswanderte,  die  Herrschaften  Weinberg,  Dornach  und  Wartberg  und 
wurde  unter  die  ober-österreichischen  Stände  aufgenommen.  Vier  seiner 
Söhne:  Leopold,  Franz,  Christoph  Leopold  und  Philipp  Jacor,  welche 
vom  Kaiser  Leopold  I.  30.  Oct.  1666  in  den  Reichsgrafensland  erhoben 
worden  waren,  theilten  durch  ihre  Nachkommen  die  Familie  in  vier 
Linien.  Die  von  Leopold  stammende  Linie  erlosch  aber  schon  mit  den 
Kindern  desselben;  die  von  Franz  gegründete  starb  10.  Juni  1782  mit 
dem  Grafen  Franz  Ludwig  aus;  die  von  Christoph  Leopold  gestiftete 
blüht  zum  Theil  noch  jetzt,  und  die  von  Philipp  Jacor  gebildete  Linie 
ist,  wie  die  beiden  ersteren,  ausgegangen.  Was  die  von  Christoph 
Leopold  entsprossene,  jetzt  blühende  Linie  anlangt,  so  theilte  sich  die- 
selbe durch  zwei  Söhne  des  Stifters  in  zwei  Aeste :  Christoph  Wilhelm 
gründete  den  älteren  Ast  in  Oesterreich  ob  der  Ens,  welcher  in  zwei 
Zweige  zerfiel,  von  welchen  der  erstere  im  August  1809  mit  dem 
Grafen  Christoph  Wilhelm  erloschen  ist,  während  der  zweite  blüht, 
Georg  Sigmund  aber  den  jüngeren  Ast  in  der  Oberpfalz  und  Bayern, 
welcher  mit  dem  Grafen  Julius  Alexander  um  1845  im  Mannesstamme 
erloschen  ist.  So  blüht  denn  jetzt  nur  noch  der  zweite  Zweig  des 
älteren  Astes  der  von  Christoph  Wilhelm  ausgegangenen  Linie,  welcher 
jetzt  als  älterer  Ast  in  Oesterreich  ob  der  Ens  aufgeführt  wird. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  dieses  Astes  ergiebl  sich  aus 


552  GRAFKN  V.  THÜRHEIM. 

nachstehender  Ahnentafel:  Johann  Gundaccar  —  Sohn  des  Grafen  Chri- 
stoph Wilhelm  ans  der  Ehe  mit  Maria  Franziska  Michaele  Grafin  v.  Kueff- 
stein  —  geb.  24.  Jan.  1707,  gest.  25.  Jan.  1798,  k.  k.  Kämmerer, 
Herr  der  Herrschaften  Schwerdlberg,  Windegg,  Hartheim  etc. ;  Gemahlin : 
Maria  Dominice  Freiin  v.  Hager,  geh.  11.  Juni  1721,  verm.  24.  Jan. 
1745,  gest.  3.  März  1793.  —  Joseph  Wenzeslaus  Wilhelm,  geb. 
13.  Sept.  1749,  f,  k.  k.  Kämmerer,  Herr  der  Herrschaften  Schwerdt- 
berg,  Windegg,  Pragslein  und  Ernsthofen,  so  wie  Ghotlowin  in  Böhmen; 
Gemahlin :  Luise  Gräfin  v.  Berghe,  genannt  Trips,  verw.  Gräfin  v.  Berlo- 
Hauzemont,  geb.  24.  April  1759,  verm.  1783,  gest.  1812.  —  Joseph 
Ferdinand  Ignaz,  geb.  15.  Mai  1794,  gest.  8.  Sept.  1832,  k.  k.  Käm- 
merer, Herr  der  Herrschaften  Weinberg  und  Schwerdlberg  etc.;  Ge- 
mahlin: Leopoldine  Gräfin  v.  Starhemberg,  geb.  29.  Dec.  1794,  verm. 
5.  Juni  1816,  Wittvve,  —  Joseph  Ludwig  Egbert,  jetziges  Haupt  des 
älteren  Astes. 

Von  den  lebenden  Gliedern  des  Hauses  sind  hier  aufzuführen: 

Julius  LUDWIG  Egbert  Graf  v.  Thürheim,  Freiherr  zu  Bibrachszell 
—  Sohn  des  Grafen  Joseph  Ferdinand  Ignaz  —  geb.  26.  Mai  1818, 
Herr  der  Herrschaften  Weinberg  und  Schwerdlberg,  k.  k.  Kämmerer 
und  Rittmeister.  Der  Bruder  desselben,  neben  zwei  Schwestern,  ist: 
Graf  Joseph  Andreas  Goswin  Aribo  Georg  Maria,  geb.  17.  Mai  1827, 
k.  k.  Kämmerer,  Chevalier  de  Justice  des  hohen  Malteser -Ordens  und 
k.  k.  Rittmeister.  Die  Mutter  Beider  s.  oben.  Vom  Grafen  Joseph 
Ferdinand  Ignaz  leben  drei  Schwestern,  und  vom  letzten  männlichen 
Sprossen  des  jüngeren  Astes,  vom  Grafen  Julius  Alexander,  die  Wittwe: 
Gräfin  Carolina  Josepha,  geb.  Gräfin  v.   Minucci. 


GRAFEN  V.  Tlll'IS  U.  IIOIIKNSTKIIV. 


553 


Greifen  v.  Tliun  u.  Höllenstein« 

Hatholifd).  Ceflerrcid). 

Besitz:  in  Tirol  die  Grafschaft  Gasteil  -  Fondo ;  das  Schloss  Krughicr  etc.;  in  Böhmen  die 
Fideicommiss-  Herrschaften  Klöstcrle  mit  Felixburg,  Fiinfhunden ,  SebuschitZ  mit 
Zbislaw ,  und  Densen  mit  Markereiorf;  die  Fideicommiss  -  Herrschaft  1>t»ehen  und 
die  Allodial  -  Herrschaft  Pcrulz  mit  Slawielin  und  Wrhiczan;  die  Fidcirommixs- 
Herrschaft  Gholtilz,  die  Allodial-Herrschaflen  Benateck  und  ilonsberg  mit  dem  Gute 
Wasserau  etc.  etc. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittalschild.  Im  rothen  Mittelschilde  ein 
silberner  Querbalken  (der  österreichische  Wappenschild;  wahrscheinlich  bei  Erhe- 
bung in  den  Grafenstand  als  Gnadenzeichen  verliehen).  1  und  4  in  Blau  ein 
sebrägrechter,  goldener  Balken.  2  und  3  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  in  Silber 
ein  an  die  Theilungslinie  angeschlossener,  halber,  rother  Doppeladler;  links  in 
Schwarz  ein  silberner  Querbalken  (die  vier  Felder  des  Hauptschildes  sind  das 
Stammwappen).  Auf  dem  Schilde  erheben  sieb  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte 
Helm  trägt  zwei  blaue  Büffelshörner,  von  welchen  das  rechte  mit  einem  schräg- 
rechten,  das  linke  mit  einem  schräglinken,  goldenen  Balken  belegt  ist  (rechter  und 
linker  Helm  gehören  zum  Stammwappen) ;  aus  dem  mittleren  Helme  wächst  ein 
reebtsgekehrtes,  rotbes,  mit  einem  silbernen  Querbalken  belegtes  Einhorn  empor 
(bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  hinzugekommener  Helm),  und  auf  dem  linken 
Helme  steht  zwischen  einem  geschlossenen  Adlersfluge,  dessen  rechter  Flügel  sil- 
bern, der  linke  aber  schwarz  und  mit  einem  silbernen  Querbalken  belegt  ist,  der 
halbe  rothe  Adler  des  2.  und  3.  Feldes.  Die  Decken  sind  rechts  blau  und  golden, 
links  roth  und  silbern. 

Eins  der  ältesten  und  angesehensten  österreichischen  Geschlechter, 
welches  an  berühmten  Gliedern  und  grossen  Besitzungen  in  Böhmen 
und  Tirol  reich  ist.  Der  Ursprung  desselben  ist  wohl  in  der  Schweiz 
zu  suchen,  wenn  auch  Einige  Italien  nennen.  Die  Grafen  v.  Thun  hatten 
vor  Zeiten  die  Grafschaft  Thun,  jetzige  Berner  Landvogtei,  mit  dem 
Schlosse  und  der  Stadt  Thun  am  thuner  See  in  Besitz.  Werner,  edler 
Herr  von  Thun,  kommt  mit  zwei  Brüdern  urkundlich  1127  und  Ulrich 
und  Werner  v.  Thun,  Ritter,  1133  vor.  Am  12.  April  1191  wurden 
die  Uechtländischen  Dynasten,  und  unter  denselben  die  Grafen  v.  Thun, 
welche  die  Waffen  gegen  das  Haus  Zähringen  ergriffen  hatten,  vom 
Herzog  Berthold  geschlagen  und  der  Untergang  ihrer  Macht  durch  die 
Gründung  Berns  und  Freiburgs  besiegelt.  Nach  dieser  Zeit  werden 
unter  den  schweizerischen  Dynasten  nur  noch  drei  Brüder  v.  Thun  auf- 
geführt,  doch  ohne  grosse  Macht,  und  später  kommt  das  Geschlecht  in 


554  GRAFEIS  V.  THTN  U.  HOHENSTEIN. 

der  Schweiz  nur  im  Adelstande  bis  in  das  15.  Jahrhundert  vor.  —  In 
Oesterreich  tritt  dasselbe  gegen  Ende  des  13.  Jahrhunderts  mit  Erasmus, 
k.  Obersten,  merklicher  hervor:  wann  dasselbe  nach  Oesterreich  ge- 
kommen, ist  in  das  Dunkel  der  Zeit  gehüllt.  Das  (leneal.  Reichs-  und 
Staatshandbuch  giebt,  wie  Einige  früher  allerdings  behauptet,  an,  dass 
das  Haus  über  1400  Jahre  in  den  Österreichischen  Erblanden  blühe: 
eine  Angabe,  welche  die  umsichtige  Redaclion  des  Geneal.  Taschenbuchs 
der  grä'll.  Häuser  (1837,  S.  476)  dahin  abgeändert  hat,  dass  dieselbe, 
anstatt  des  Jahres  383,  das  Jahr  1383  setzte.  Der  Freiherrenstand  ist, 
nach  neueren  Angaben,  16.  Nov.  1530  in  die  Familie  gekommen,  doch 
wird  schon  Anton  v.  Thun,  gest.  1522,  mehrfach  als  Freiherr  aufge- 
führt. Die  Aufnahme  unter  die  steierischen  Landstände  erfolgte  28.  Febr. 
1628,  der  Beiname  v.  Hohenstein  entstand  28.  Febr.  1628,  und  die 
Reichsgrafenwürde  kam  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  24.  Aug.  1629  in  der 
Person  Christoph  Simons,  kais.  Oberst-Hofmeisters,  in  die  Familie,  auch 
war  in  dieselbe  schon  früher  das  Erb -Schenkenamt  in  den  Stiftern 
Brixen  und  Trient  gelangt.  Was  den  Beinamen  Hohenstein  anlangt,  so 
soll  nach  dem  Familien -Archive  zu  Tetschen  dem  erwähnten  Christoph 
Simon,  welcher  von  1623 — 1628  die  grossen  Besitzungen  in  Böhmen 
ankaufte,  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  für  ein  bedeutendes  Darlehn  die 
niedersächsische  Grafschaft  Hohenstein  verpfändet  worden  sein.  Ritler- 
schaft und  Unterthanen  der  Grafschaft  huldigten,  doch  im  30jährigen 
Kriege  besetzte  Schweden  dieselbe.  Später  nahm  Brandenburg  Hohen- 
stein in  Besitz,  und  da  die  beiden  streitigen  Erben  der  ins  Freie  ver- 
fallenen Grafschaft,  die  Grafen  Johann  Sigismund  und  Georg  Sigismund 
v.  Thun,  den  Besitz  nicht  ergriffen,  auch  bei  dem  Friedensschlüsse  zu 
Münster,  1648,  um  die  Grafschaft  sich  nicht  bewarben,  so  verblieb  die- 
selbe, bis  auf  den  von  der  Familie  behaltenen  Titel,  der  Kur  Brandenburg. 
Die  zwei  Söhne  des  oben  erwähnten  Anton  gründeten  zwei  Haupt- 
linien: Cyprian  stiftete  die  ältere  (Stamm  von  Castell-ßrughier),  Lucas 
die  jüngere  (Stamm  von  Castell-Thun)  Hauptlinie.  Die  ältere  Haupt- 
linie schied  sich  durch  zwei  Enkel  des  Stifters  in  zwei  Speciallinien: 
Johann  Cyprian  gründete  die  tirolische,  Georg  Sigismund  die  böh- 
mische (frühere  Schriftsteller  nannten  die  böhmische  zuerst  und  Hessen 
auf  diese  die  tirolische  folgen,  wie  schon  in  Bezug  auf  die  Häuptlingen 
Einige  die  Lucassche  die  ältere,  die  Cypriansche  die  jüngere  genannt 
hatten,  worüber  freilich  nur  die  Familienarchive  Aufhellung  geben  können). 
Die  tirolische  Speciallime  verbreitete  sich  durch  zwei  Söhne  des  Stifter« 
in  zwei  Aesle:  Alphons  Franz  stiftete  den  jetzt  blühenden  Ast  zu 
ßrughier  und  Trient  in  Tirol,  Christoph  Anton  Simon  den  zweiten 
Ast  zu  Caldes  in  Südtirol,  welcher  im  Mannsstamme  mit  dem  Grafen 
Alexander  1850  erloschen  ist.  Die  böhmische  Linie  hat  sich  durch 
Fideicommiss -Institut  vom  5.  Jan.  1671  in  drei  Majorate:  zu  Klö- 
sterle,  Tetschen  an  der  Elbe  und  Achleuten  mit  Hechenberg 
und  Choltitz  (jetzt  Majorat  Choltitz)  getheilt.  Die  jüngere  von 
Lucas  (s.  oben)  gestiftete  Hauptlinie  wird  jetzt  als  Stamm  von  Castell- 
Thun  in  Trient  aufgeführt. 


GRAFEN   V.  THUIN   U.   IfOHKINSTKIN.  555 

Die  vollständigen  Ahnentafeln  der  jetzigen  Familienglieder  sind  leicht, 
wie  folgt,  aufzustellen. 

Stamm  von  Castell-Brughier.  Linie  von  Caslell- 
Brug liier.  Erster  Ast  zu  ßrughier  und  Trienl  in  Tirol. 
Joseph  Johann  Anton  —  Sohn  des  Stifters  dieses  Astes,  Alphons  Franz, 
und  Enkel  des  Georg  Sigismund  —  gest.  1728;  Gemahlin:  Margaretha 
Veronica  Grafin  v.Thun,  gest.  1762.  —  Alphons  Franz  Xaver,  gest.  1734; 
Gemahlin:  Catharina  Isabelle  Gräfin  v.  Wolkenstein,  verm.  1726,  gest. 
im  Januar  1766.  —  Johann  (Joseph)  Vigil  Carl,  geb.  4.  Nov.  172S, 
gest.  4.  Febr.  1788,  k.  k.  Kämmerer  und  kurmainz.  Hof-Gerichtsralh ; 
Gemahlin:  Josephe  Grälin  Colonna  v.  Fels,  geb.  20.  März  1741,  verm. 
im  Februar  1755.  f.  —  Joseph  Innocenz  (nicht  Vigilius  Joseph i,  geb. 
28.  Dec.  1761,  gest.  20.  Aug.  1842;  Gemahlin:  Maria  Anna  Luise 
Gräfin  v.  Fugger-Nordendorf,  geb.  31.  Mai  1774,  verm.  18.  Juni  1793, 
Wittwe.  —  Guidorald  Maria,  jetziges  Haupt  des  Astes.  —  Zweiter  Ast 
zu  Caldes  in  Südtirol,  im  Maiinsstamme  (s.  oben)  erloschen. 

Bö li mische  Linie.  Majorat  Klösterle.  Johann  Franz  — 
Sohn  Maximilians  aus  der  Ehe  mit  Maria  Maximiliane  Prinzessin  v.  Liech- 
tenstein —  geb.  16.  Juni  1686,  gest.  20.  Juni  1720,  k.  k.  Kämmerer 
und  Statthalter  in  Böhmen;  Gemahlin:  Maria  Philippine  Gräfin  v.  Harrach, 
geb.  9.  Jan.  1693,  verm.  4.  Nov.  1708,  gest.  2.  April  1763.  — 
Johann  Joseph  Anton,  geb.  2.  Juni  1711,  gest.  24.  Mai  1788,  k.  k. 
Kämmerer  und  Besitzer  aller  drei  Majorale  der  böhmischen  Linie;  erste 
Gemahlin:  Maria  Christine  Gräfin  v.  Hohenzollern,  geb.  25.  März  1715, 
verm.  1733,  gest.  6.  Aug.  1749.  —  Franz  Joseph,  geb.  14.  Sept. 
1734,  Herr  des  Majorats  Klösterle,  k.  k.  Kämmerer  und  w.  Geh.  Rath; 
Gemahlin:  Maria  Wilhelmine  Gräfin  v.  Ulfeid,  geb.  12.  Juni  1744,  verm. 
30.  Juli   1761,  gest.    18.  Mai   1800.    —   Joseph  Johann  Baptista,  geb. 

«6.  Dec.  1767,  f,  k.  k.  Kämmerer  etc.;  erste  Gemahlin :  Josephe  Gräfin 
_*,  Schratlenbach,  verm.  11.  Mai  1793,  gest.  16.  März  1794.  —  Joseph 
Matthias,  jetziger  Besitzer  des  Majorats  Klösterle.  —  Majorat  Tet- 
>chen.  Johann  Franz  und  Johann  Joseph  Anton  (s.  oben  Majorat 
ülöslerle).  —  Wenzel  Joseph  —  Bruder  Franz  Josephs  —  geb.  6.  Febr. 
1737,  gest.  15.  Dec.  1796,  Majoratsherr  zu  Telschen,  k.  k.  Kämmerer 
ind  General-Feldmarschall-Lieutenant;  Gemahlin:  Maria  Anna  Gräfin 
i.  Kollowrat-Liebsteinsky,  Besitzerin  von  Culm,  geb.  22.  Jan.  1752, 
'erm.  22.  Nov.  1768,  gest.  24.  Aug.  1828.  —  Franz  Anton,  jetziger 
ksitzer  des  Majorats  Tetschen.  —  Majorat  Choltitz.  Johann  Franz 
ind  Johann  Joseph  Anton  (s.  oben  Majorat  Klösterle).  —  Johann  Nepomuk 
Joseph  —  Bruder  Franz  Josephs  und  Wenzels  —  geb.  26.  Juli  1712, 
Vi  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst  a.  D.,  Majoratsherr  von  Choltitz;  Ge- 
nahlin:  Maria  Theresia  Gräfin  v.  Alterns,  verm.  17.  Oct.  1781,  f.  — 
ohann,  jetziger  Majoratsbesitzer. 

Stamm  von  Castell-Thun.  Johann  Vigilius,  geb.  1650,  gest. 
1730;  Gemahlin:  Johanna  Gräfin  v.  Wolkenstein,  gest.  1720.  —  Franz 
^lglstin  Gaudenz,  geb.  1695,  gest.  1748,  k.  k.  Geh.  Rath  und  hischöfl. 
rientinischer    Hof-Marschall;    Gemahlin:    Maria  Antonie  Grälin  v.  Spaur, 


556  GRAFEN  V.  THUN  U.  HOHENSTEIN. 

verm.  1724,  gest.  im  April  1762.  —  Matthäus,  geb.  im  Juli  1743,  f, 
k.  k.  Kämmerer;  zweite  Gemahlin:  Maria  Antonie  Gräfin  v.  Thun,  verm. 
15.  Jan.  1780,  gest.  26.  Üec.  1786.  —  Leopold  Ernst,  geh.  26.  Jan. 
1783,  gest.  22.  Aug.  1848;  Gemahlin:  Violante  Gräfin  Martinengo- 
Cesaresco,  geb.  26.  Jan.  1783,  Witlwe.  —  Matthäus  Franz,  jetziges 
Haupt  dieses  Stammes. 

Von  den  lebenden  Gliedern  der  Familie  sind  hier  anzugeben  : 

Stamm  von  Castell-Brughier.  Linie  von  Castell- 
Brughier.     Erster  Ast  zu  Brughier  und  Trient. 

GÜIDOBALD  Maria  Graf  v.  Thun-Hohenstein  —  Sohn  des  Grafen 
Joseph  Innocenz  —  geb.  25.  Mai  1808,  k.  k.  Kämmerer,  Herr  und 
Besitzer  der  Grafschaft  Castell-Fondo,  Landstand  und  Erb -Land -Jäger- 
meisler  in  Tirol,  verm.  1834  mit  Theresia  Marchese  v.  Bagno,  aus 
welcher  Ehe  drei  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Emanuel  Maria,  geb. 
1836,  Ferdinand  Bomedi  Maria,  geb.  29.  Nov.  1846,  und  Sigismund 
Georg  Maria,  geb.  23.  April  1849.  Die  Mutter  des  Grafen  Guidobald 
Maria,   Gräfin  Maria  Anna,    ist  oben  in  der  Ahnentafel  genannt  worden. 

—  Vom  Grafen  Joseph  lebt  ein  Bruder:  Graf  Arbogast,  geb.  5.  Jan. 
1773,  Besitzer  des  Schlosses  Brughier,  Ausschuss -Verordneter  des 
Herrenstandes  bei  dem  landständischen  Congresse  in  Innsbruck,  verm.  in 
erster  Ehe  mit  Theresia  Freiin  v.  Lichtenthurm,  gest.  13.  Dec.  1838, 
und  in  zweiter,  25.  Sept.  1837,  mit  Theresia  Meyer.  Aus  der  ersten 
Ehe  stammt  Graf  Franz  Maria,  geb.  20.  Juni  1835,  aus  der  zweiten 
Graf  Joseph  Romedi,  geb.  24.  April  1843.  —  Zweiter  Ast  zu  Caldes. 
Die  VVittwe  des  letzten  Grafen  Alexander,  geb.  18.  Mai  1796,  gest. 
1850,  Landstands  in  Tirol,  ist  Gräfin  Maria  Anna,  geb.  Gräfin  Spaur  zu 
Flavon  und   Valer. 

Böhmische  Linie.  Majorat  Klösterle.  Graf  JOSEPH  Mat- 
thias —  Sohn  des  Grafen  Joseph  Johann  Baptista  —  geb.  24.  Febr. 
1794,  Herr  der  genannten  Herrschaften,  Oberst -Landes -Kämmerer  im 
Königreiche  Böhmen,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  etc.,  verm.  10.  Sept. 
1816  mit  Franziska  Gräfin  Thun  v.  Hohenstein,  geb.  26.  Jan.  1786. 
Aus  dieser  Ehe  stammen  sechs  Söhne,  die  Grafen :  Joseph  Oswald,  geb. 
21.  Dec.  1817,  verm.  10.  Sept.  1846  mit  Johanna  Josepha  Gräfin  v.  Salm- 
Reiiferscheidt,  geb.  16.  Mai  1827,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn  stammt,  Graf 
Johann  Oswald  Matthias  Johann,  geb.  14.  Dec.  1849;  —  Maximilian, 
geb.  24.  Febr.  1819,  k.  k.  Rittmeister;  —  Guido,  geb.  19.  Sept.  1823, 
Attache  bei  der  k.  k.  Gesandtschaft  zu  Turin;  —  Sigismund,  geb.  11.  Juni 
1827,  k.  k.  Rittmeister;  —  Heinrich,  geb.  12.  April  1828,  k.  k.  Ober- 
Lieutenant,  und  Carl,  geb.  3.  April  1842.  —  Der  Stiefbruder  des 
Grafen  Joseph  Matthias  ist:  Graf  Carl,  geb.  24.  Jan.  1803,  k.  k.  General- 
Major  und  Brigadier  in  Troppau,  verm.  1833  mit  Johanna  Freiin  v.  Koller. 

—  Majorat  Tet sehen.  Graf  FRANZ  Anton  —  Sohn  des  Grafen 
Wenzel  Joseph  —  geb.  3.  Oct.  1784,  Herr  der  Herrschaften  Tetschen, 
Perulz  und  Gross-Zdiekau,  k.  k.  Geh.  Rath,  Kämmerer  und  Ober-Lieu- 
tenant in  d.  A.,  verm.  5.  Sept.  1808  mit  Theresia  Maria  Anna  Gräfin 
v.  Brühl,    geb.   8.    Nov.    1784,    gest.   8.  März    1844.      Die    drei    Söhne 


GRAFEN  V.  THUN  U.  HOHENSTEIN.  557 

desselben  sind:  Graf  Franz  Anton,  geb.  13.  Juni  1809,  Referent  bei 
dem  k.  k.  Ministerium  des  Cultus  und  Unterrichts,  verm.  mit  Maria 
Magdaleiie  v.  König,  geb.  14.  Mai  1818,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne 
stammen,  die  Grafen  Zdenko  Franz,  geb.  9.  Sept.  1842,  Franz  Anton, 
geb.  14.  Nov.  1845,  und  Leo  Ferdinand,  geb.  23.  Juli  1848,  —  Graf 
Friedrich,  geb.  8.  Mai  1810,  k.  k.  Kämmerer  und  Präsidial- Gesandter 
bei  dem  deutschen  Bundestage,  seit  Dec.  1852  k.  k.  Gesandter  und 
bevollm.  Minister  am  k.  preuss.  Hofe,  verm.  15.  Sept.  1845  mit  Leo- 
poldine Gräfin  v.  Lamberg  (s.  S.  6),  geb.  9.  April  1825,  aus  welcher 
Ehe  Graf  Franz  Anton,  geb.  2.  Sept.  1847,  entsprossen  ist,  —  und 
Graf  Leopold  Leo,  geb.  7.  April  1811,  k.  k.  Geh.  Ralh  und  Minister 
des  Cultus  und  Unterrichts,  verm.  14.  Oct.  1847  mit  Carolina  Gräfin 
v.  Clam-Martinitz  (Schwester  des  Grafen  Heinrich,  s.  Bd.  I.  S.  160), 
geb.   11.  Juli   1822. 

Majorat   Choltitz.     Graf  JOHANN  —  Sohn  des  Grafen  Johann 

Nepomuk  Joseph  —  geb.  3.  Oct.  1786,  k.  k.  Kämmerer  und  Hauptmann, 

verm.  15.  Oct.  1811  mit  Nicolasine  Gräfin  v.  Baillet-Latour,  geb.  24.  März 

1788,  gest.  2.  Oct.  1840.    Die  drei  Söhne  desselben  sind:   Graf  Theodor, 

geb.  30.  Juli  1815,  k.  k.  Major  in  d.  A.,   Besitzer  des  Majorats  Choltitz, 

verm.   8.  Oct.    1850  mit  Maria  Caroline  Gräfin  v.  Kinsky,  geb.  30.  Nov. 

1830;    Graf   Constantin,    geb.    11.  Juni    1822,    k.  k.  Rittmeister,    und 

Graf   Franz,    geb.    27.    Juli    1826,    k.    k.  Hauptmann.    —    Vom  Grafen 

Anton  —  Bruder  des  Grafen  Johann  Nepomuk  Joseph  —  geb.  1 5.  Dec. 

1752,    gest.    2.    April    1840,    stammt    aus    der   Ehe  mit  Therese  Gräfin 

Wratislaw  v.  Mitrowitz,  geb.  9.  xMärz   1766,  verm.  8.  Febr.  1789,  gest. 

21.  Jan.    1851:    Graf  Leopold   Felix,  geb.    15.  Nov.    1797,  k.  k.  Käm- 

erer,  Geh.  Rath,   Oberst-Hof-Lehenrichler  im  Königreich  Böhmen  und 

Herr  der  Herrschaften  Benatek,  Ronsberg,  Wasserau  und  Bernstein,   verm. 

in  erster  Ehe,    17.  April  1825,  mit  Josephine  Mladota  Freiin  v.  Solopisk, 

Igest.    28.    Juni    1827,    und    in    zweiter,    6.  Sept.    1829,    mit  Elisabeth 

|Mladola    Freiin    v.  Solopisk,    geb.   9.  April   1805.     Aus  der  ersten  Ehe 

■lebt  Graf  Hugo  Felix,    geb.   13.  Oct.   1826,  k.  k.  Rittmeister,   und  aus 

Ider  zweiten   Ehe    stammen    vier   Söhne,    die    Grafen:    Felix    Pius,    geb. 

11.  Juli    1833,  k.  k.  Lieutenant,   Anton  Vincenz  Felix,    geb.    19.  Sept. 

■1834,    Ladislaus    Rudolph    Felix,    geb.    16.    Nov.    1835,    und    Leopold 

JBohumil  Joseph  Felix,  geb.   3.   März    1842.  —    Von  dem  Grafen  Ernst 

1 —  einem  jüngeren  Sohne  des  Grafen  Anton  und  dem  Bruder  des  Grafen 

■Leopold  Felix  —  geb.   13.  Mai   1799,  gest.  5.  Jan.  1827,  stammt  aus 

Ider  Ehe    mit    Maria    Mladota    Freiin    v.  Solopisk,    geb.    23.  März   1807, 

Iwittwe:  Graf  Ernst,  geb.   28.  Juli   1826,  k.  k.  Ober-Lieutenant. 

Stamm   von  Castell-Thun  in  Trient.     MATTHAUS  FRANZ  — 

Sohn  des  Grafen  Leopold  Ernst  —  geb.  28.  Nov.  1812,  verm.  in  erster 

Ehe,   22.  Jan.  1839,  mit  Raimunda  Gräfin  v.  Thurn  und  Valsassina,  geb. 

11819,    gest.    1.  Jan.    1841,    und  in  zweiter  mit  Caroline  Gräfin  v.  Arz, 

.  *eb.   6.  Dec.  1821.    Der  Sohn  aus  zweiter  Ehe,  neben  drei  Schwestern, 

st:    Graf  Leopold  Franz,  geb.   1846.     Die  Mutter  des  Grafen  Matthäus 

■Franz,  Violante  Gräfin  Martinengo-Casarcsco,  s.  oben. 


558 


f.RAFEN  V.  TH1JRN  ü.  VALSASSINA. 


Grafen  v.  Timm  u.  Valsassina. 

^atljoltfd).  ©efUrreid) 

Besitz  der  ersinn  Häuptlinge:  die  Seniorais- Herrschaft  Tybein  (Duino)  und  St.  Johanns  in 
Krain  und  die  Güler  Cormono,  Spessa,  Mercano,  Segrado,  Praslau  und  Kendschacli 
(Ranzano)  in  der  Grafschaft  Görz.  —  Besitz  der  zweiten  (sonst  dritten)  Hauptlinie: 
die  Herrschaften  Bleiburg,  Plankenslein,  Radmannsdorf  und  WalJenburg.  —  Besitz 
der  dritten  Hauptlinie  in  Tirol:  die  Herrschaften  Slerzing  in  Tirol  und  Neuhaus  in 
Ober-  Oeslerreicb. 


Wappen  und  zwar  älteres:  quadrirter  Schild.    1  und  4  in  Silber  ein  rother 
Thurm  mit  drei  Zinnen,  drei  (2  und  1)  Fenslern  und  bald  offenem,  bald  geschlos- 
senem rothcn,    bald  blauem  Thor,    hinter  welchem  zwei  ins  Andreaskreuz  gelegte, 
goldene  Lilienscepter  an  blauen  Schäften  schweben  (Thurn) ;  2  und  3  in  Gold  ein 
einwärtsgekehrter,  goldengekrönter  und  doppelt  geschweifter,  rother  Löwe  i Valsas- 
sina). —    Auf  der  Grafenkrone  stehen  drei  gekrönte  Helme.     Der  rechte  trägt  den 
Thurm  mit  den    dahinter    gekreuzten    Liliensceptern    des    1.  und  4.  Feldes    (thurn- 
scher  Helm);  der  mittlere  einen  goldengekrönten,  rechtssehendcn,  schwarzen  Adler 
(bei    Erhebung    in    den    Grafenstand    hinzugekommener   Helm),    und    der  linke  den 
Löwen    des    2.  und  3.  Feldes    wachsend   (valsassinascher    Helm).     Die  Helmdecken 
sind  rechts  roth  und  silbern,  links  roth  und  golden.  —    Das  Geneal.  Taschenbuch 
der  gräll.  Häuser  1 1848,  690)  giebt  den  Schild,  wie  folgt,  an:  quadrirt;   1  in  Silber 
ein  rother  Zinnenlhurm ;  2  in  Blau  zwei  goldene,  schräg  ins  Kreuz   gelegte  Lilien- 
scepter, unten  von  einer  goldenen  Lilie  begleitet;    3  in  Gold  ein  rother,  gekrönter 
Löwe  mit  doppeltem  Schweife,  linksgekehrt,  und  4  der  Länge  nach  getheilt ;  rechts 
in  Roth  ein  halber  silberner  Adler,  an  die  Thoilungslinie  gelehnt,  links  in  Silber  ein 
rot  lies  Kreuz;  Devise:  Tranquillite :   ein  Wappen,  welches  weiter  nicht  aufzufinden 
ist.  —  Die  Hauptlinie  in  Tirol  führt  den  eben  beschriebenen  quadrirten  Schild  mit 
einem  blauen  Mittelschilde,  in  welchem  ein  rechtslaufender,  silberner  Dachs  erscheint 
(Tassis).     Den    von    einer   Grafenkrone    bedeckten    Schild    trägt   auf  der  Brust  der 
vollständige  kaiserliche  Adler.  —  Aus  sehr  sicherer  Hand  ist  neuerlich  der  Redac- 
tion  mit  dem  Namen :  Graf  v.  Thurn  und  Valsassina  ein  Lackabdruck  zugekommen, 
dessen    Wappen    derselben    bisher    nicht   bekannt   war.      Der   Schild    ist   quadrirl; 
Feld   I   zeigt  in  Blau  die    gekreuzten   Lilienscepter,    2   in  Silber  den  Zinnenlhurm, 
3  in  Gold  den  Löwen,    und  4  in  Silber  einen  anscheinend  schwarzen  Querbalken. 
Auf  der  Grafenkrone  steht  eine  rechtsgekehrte,  im  Schnabel  einen  Oelzweig  haltende 
Taube.  Die  Devise  ist :  Tranquillitc.  —   Die  letzteren  Angaben  zeigen  deutlich,  dass 
die  verschiedenen    Linien    der  Familie  verschiedene  Wappen  führen,    doch    dürften 
die  eingetretenen  Verschiedenheiten  nur  W7enigen  genau  bekannt  sein. 


GRAFKN  V.  TIHT.N   D.   VU. SASSINA.  559 

Sehr  altes,  angesehenes,  weit  verzweigtos  und  reichbegütertes  gräf- 
liches Geschlecht,  iiher  welches  sich  sehr  abweichende  Angaben  linden. 
Jacohi,  ein  sonst  sehr  tüchtiger  und  unsichtiger  sächsischer  Genealoge 
(Europ.  Geneal.  Handb.  1800.  II,  S.  307  —  373)  macht  einen  Unter- 
schied zwischen  den  Grafen  v.  Thurn,  Valsassina  und  Taxis  in  Tirol 
und  zwischen  den  Grafen  v.  Thurn  und  Valsassina  und  hat  allerdings 
anscheinend  die  Heraldik  für  sich:  die  tiroler  Hanpthnie  <ler  Grafen  Thurn 
und  Valsassina  der  neueren  Genealogen  fuhrt  im  hinnen  Millclsrhilde  den 
Dachs.  Jacohi  nimmt  die  tiroler  Grafen  als  Nebenlinie  des  forstlichen 
Hauses  Thurn  und  Taxis,  und  gieht  an,  dass  dieselhen  in  Roger  I.  de 
la  Tour  et  Tassis  et  Valsassina,  gest.  1450,  einen  gemeinschaftlichen 
Stammvater  hätten  und  von  dem  jüngeren  Sohn  desselhen,  Gahriel  I. 
v.  Taxis  (Bruder  Simons),  ahslammten.  Gabriel  I.  habe  das  Poslwesen  in 
Tirol  eingerichtet,  und  die  Nachkommen  bekleideten  daher  die  Obersl- 
Hofposlmeislerstelle  in  Inshruck ;  Freiherr  Franz  Werner  sei  aus  dieser 
Linie  zuerst  in  den  Reichsgrafenstand  erhohen  worden.  Die  Grafen  v.  Thurn 
und  Valsassina  stammen  nach  Jacohi  von  Paganus  de  la  Tour,  Gouver- 
neur von  Mailand,  gest.  1241  —  hier  scheint  leider  der  genannte 
Schriftsteller  die  Genealogie  des  fürstlichen  Hauses  Thurn  und  Taxis  nicht 
genau  gekannt  und  nicht  gewusst  zu  hahen,  dass  Lamoral  I.  ein  Nach- 
komme des  Pagan  II.  war,  und  dass  von  erslerem  Roger  I.  im  dritten  und 
Simon  und  Gahriel  I.   im    vierten    Gliede    stammten  hahen    1530   die 

Reichsgrafenwürde    erlangt    und    theilen    sich    in   mehrere   Linien:    in   die 
ältere  Linie    in    Krain ,   Görz    und   Friaul,    die    Radmannsdorfer  in   Krain, 
die  kärntner,   die  steierische,   die  neuere  höhmische  Linie,   die  Linie  zu 
Berg,     Blidegg    und    Wartegg    etc.    —    Das    sogenannte   Varrentrappsche 
|Geneal.    Reichs-    und    Staats -Handbuch    l'assl    die    Grafen   v.  Thurn   und 
(Valsassina    zusammen    und    gieht    Folgendes    an:     der    Reichsgrafensland 
ikam  vom   Kaiser  Carl   V.    1530   in   die  Familie,   welche  in   Italien,  Tirol, 
,Krain,    Kärnten,    Görz,    Ocsterreich   und   Rühmen   begütert  ist.     Aellere 
(Geschichtsforscher    bringen    die  verschiedenen  Linien  unter  vier  Haupt- 
linien,    welche    vier  Söhne  des  Paganus  IL,  gest.  1241   als  Gouvernenr 
jvon    Mailand,    stifteten:     Hermann    gründete    die    erste    Ilaupllinie,    die 
■Linie  in   Krain,   Görz  und   Friaul,  welche  in  zwei  Aeste  zerfiel, 
[Napoleon  die    zweite    Hauptlinie,    welche  sich  in  die  Aeste  zu  Rerg, 
Wartegg   und    Rlidegg    schied,    Salvinus  die  dritte  Haupllinie,   die 
Johann    Ludwigs-    oder    kärntner    Linie,    welche    sich    in    vier 
{Speciallinien ,   die  Linie  zu   Radmannsdorf   in   Krain,   die   kärntner, 
Isteierische  und  böhmische  Linie   theille,  und  Franz  I.   die  vierte 
Haupllinie,    das  gräfliche  Haus  von    Thurn,    Valsassina    und    Taxis 
zu  Inshruck.     Die  erste   Hauptlinie  besitzt  die  Seniorals-Herrschalt  und 
Stadt  Duin  in   Krain  und   Connono,   Spessa ,   Mercano,   Segrado,   Praslau 
und  Rendschach ,    so    wie  das  Oberst-Erb-Land-Hofmeislcr-Amt  in  Krain 
Hind  der  windischen   Mark  und  das  Oberst-  Erb- Land- Marschall-  Amt  in 
der  gefürstelen    Grafschaft    Görz  und   Gradiska.     Die  zweite  Hanpthnie 
hatte  sich  zu  Ende  des    16.  Jahrhunderts  in   der  Schweiz  niedergelassen 
und  erhielt   1676  das  Erb-Marschall-Amt  der  fürstlichen  Abtei  St.  Gallen, 


560  GRAFEN  V.  THURN  U.  VALSASSINA. 

so  wie  von  der  fürstlich  gallenschen  und  constanzschen  Lehnkammer 
mehrere  adelige  Güter  zum  Lehen.  1702  wurde  diese  Linie  unter  die 
freie  Reichsrillerschaft  in  Schwaben,  Orts  an  der  Donau,  aufgenommen. 
Kaiser  Carl  VI.  erhob  dieselbe  16.  März  1718  in  den  Reichsgrafenstand 
cum  privilegio  de  usu  vel  non  usu,  weshalb  manche  Glieder  sich  nur 
Freiherren  nannten.  Die  dritte  Hauptlinie,  die  von  Salvinus  stammende, 
Johann  Ludwigs-  oder  kärntner  Linie  führt  den  ersteren  Namen 
von  ihrem  Stifter,  Johann  Ludwig  dem  Aelteren  —  einem  Nachkommen 
Salvins  im  11.  Gliede,  welcher  1621  Bleiburg,  Radmannsdorf  (Ralt- 
mannsdorf),  Plankenstein  und  Thurnisch  von  seinem  Oheim,  Johann 
Ambrosius  I.,  geerbt  hatte,  und  in  erster  Ehe  mit  Sophie  Herrin 
v.  Stubenberg  vermählt  war.  Vier  seiner  Söhne  stifteten  vier  Special- 
linien: Johann  Ambrosius  II.  —  von  welchem,  aus  der  Ehe  mit  Maximi- 
liane Beatrix  Gräfin  v.  Thurn  und  Valsassina,  Johann  Carl  stammte, 
dessen  Enkel,  Paul  Sigismund,  die  Herrschaft  Radmannsdorf  in  Krain, 
welche  sonst  der  Senior  der  Johann  Ludwigs-Linie  besessen,  nach 
Familienverträgen  erlangte  —  die  spätere  Radmannsdorfsche  Linie, 
Franz  Ludwig,  geb.  1646,  verm.  mit  Susanna  Gräfin  v.  Cronegg,  die 
kärntner,  Ferdinand  Felix,  geb.  1634,  gest.  1714,  Herr  zu  Schön- 
bühl, die  steierische,  und  Johann  Ludwig  der  Jüngere,  geb.  1637, 
gest.  1675,  die  böhmische  Linie.  —  Die  vierte  Hauptlinie  stammt 
von  Franz  I.  de  la  Tour,  jüngerem  Sohne  Pagans  IL,  ab.  Dieselbe 
nahm  schon  im  13.  Jahrhundert  den  Zunamen:  Tassis  an,  und  einige 
Zweige  derselben  führten  unter  den  Kaisern  Friedrich  IV.  und  Maximi- 
lian I.  das  Postwesen  in  mehreren  Ländern  ein.  Von  Franz  I.  im  fünften 
Gliede  stammte  Roger  I.,  von  dessen  älterem  Sohne ,  Simon,  —  so 
bestimmt  das  Geneal.  Reichs-  und  Staats- Handbuch  —  das  fürstliche 
Haus  Thurn  und  Taxis  abstammt.  Dagegen  ist  von  Rogers  I.  jüngstem 
Sohne,  Gabriel,  das  in  Tirol  blühende  Haus  der  Grafen  v.  Thurn,  Val- 
sassina und  Taxis  entsprossen.  —  Das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräÜ. 
Häuser  (1853.  S.  748)  sagt  kurz,  aber  richtig:  die  alte  und  angesehene 
Familie  der  Grafen  v.  Thurn  und  Valsassina  hat  gleiche  Abstammung 
mit  dem  Hause  Thurn  und  Taxis  und  führt  die  Familie  in  vier  Haupt- 
linien auf.  Die  erste  Hauptlinie,  die  sogenannte  duiner  Linie,  führt 
allein  den  Zunamen:  Thurn- Hofer  und  Valsassina.  Die  Glieder  der- 
selben wurden  Freiherren  v.  Santa-Croce  1525,  Reichsgrafen  24.  Febr. 
1530  und  erhielten  das  ungarische  Indigenat  30.  Dec.  1681.  Im  Besitz 
dieser  Linie  standen  die  Seniorats- Herrschaften  Tybein  (Duino)  und 
St.  Johanns  in  Krain  und  die  Güter  Cormono,  Spessa,  Mercano,  Segrndo, 
Praslau  und  Rendschach  (Ranzano)  in  der  Grafschaft  Görz.  Diese  Linie 
ist  im  Mannsstamme  mit  drei  Brüdern  (s.  unten)  in  diesem  Jahrhundert 
erloschen.  Die  zweite  Hauptlinie  erhielt  1676  das  Erb-Marschall-Amt 
der  geforsteten  Abtei  St.  Gallen  und  die  Reichsgrafenwürde  16.  März 
1718.  Letztere  wurde  26.  April  1786  erneuert.  Auch  diese  Linie  ist 
(s.  unten)  im  Mannsstamme  erloschen.  —  Die  dritte  Hauptlinie  führt  in 
allen  ihren  vier  Speciallinien  den  Titel:  Grafen  v.  Thurn- Valsassina-Como- 
Vereilli,  Freiherren  zum  Kreuz,  seit  1525,  Erb-Land-Hofmeister  in  Krain 


GRAFEN  V.  TIHRN  V.   VA1.SASSINA.  561 

und  der  windischen  Mark,  seit  1GG0,  Erb-Land-Marschall  in  der  gefür- 
steten  Grafschaft  Gorz,  Herrn  auf  Bleiburg,  Badmannsdorf,  WaHenburg 
unil  Plankenstein.  Die  vier  Speciallinien  sind :  die  bleib  arger  Linie 
in  Kärnten,  welche  die  Nachkommenschaft  Franz  Ludwigs,  geb.  1646, 
gest.  um  1700,  umfasst;  die  pla  nke  n  s  tei  n-grä  t  ze  r  Linie  in  Steier- 
mark ,  welche  die  Nachkommenschaft  des  Ferdinand  Felix,  geb.  1643 
(oben  1634 j,  gest.  um  1700,  ergiebt  (Freiherr  1605,  Reichsgraf 
27.  Oct.  1621,  General -Erb -Postmeister  in  Tirol);  die  radmanns- 
dDrfer  Linie  in  Krain,  welche  die  Nachkommenschaft  Johann  Carls, 
geh.  1645,  gest.  um  1710,  enthält,  und  die  plankenstein-cillier 
Linie  in  Steiermark  und  Krain,  welche  die  Nachkommenschaft  Andreas 
Ludwigs,  geb.  1650,  gest.  um  1710,  darstellt.  Die  vierte  Haupllinie 
in  Tirol  führt  die  Grafenwürde  seit  27.   Oct.    1621. 

Da,  wie  angegeben,  die  erste  und  zweite  Hauptlinie  im  Manns- 
stamme  erloschen  sind ,  so  haben  von  den  Ahnentafeln  der  Familie  für 
die  jetzigen  Glieder  des  Geschlechts  nur  diejenigen  besondere  Wichtig- 
keit, welche  sich  auf  die  dritte  und  vierte  Haupllinie  beziehen.  —  Die 
Tafeln  der  dritten  Hauptlinie  sind  folgende:  bleiburger  Special- 
linie in  Kärnten:  Franz  Ludwig,  Graf  —  Sohn  Johann  Ludwigs  des 
Jüngeren,  welcher  1621  Bleiburg  etc.  von  seinem  Oheim,  Ambrosius  I., 
erbte,  und  jüngster  Bruder  des  Johann  Ambrosius  IL,  Stifters  der  rad- 
mannsdorfer  Linie  —  geb.  1640,  k.  k.  Kämmerer  und  Vicedom  in 
Kärnten;  Gemahlin:  Esther  Susanne  Gräfin  v.  Croneck,  gest.  1713  — 
Franz  Seyfried,  gest.  1738,  k.  k.  Geh.  Ralh  und  Vicedom  in  Krain; 
Gemahlin:  Maria  Catharina  Gräfin  v.  Schrattenbach,  gest.  1745.  —  Franz, 
geb.  13.  Nov.  1715,  gest.  9.  Febr.  1766,  k.  k.  Geh.  Rath,  General- 
Feldmarschall-Lieutenant,  Conferenz-Minister  des  Herzogs  von  Toscana ; 
erste  Gemahlin:  Maria  Anna  Gräfin  Ursin  v.  Rosenberg,  geb.  8.  Sept. 
1719,  verm.  25.  Juli  1747,  gest.  17.  Oct.  1756.  —  Franz  Joseph, 
geb.  174S,  geblieben  bei  Giurgewo  8.  Juni  1790,  k.  k.  Kämmerer, 
General-Major  und  Regiments-Inhaber;  Gemahlin:  Maria  Anna  Gräfin  v.  Sin- 
xendorf,  geb.  9.  Juli  1758,  verm.  3.  Febr.  1783,  gest.  9.  Juni  1842. 
—  Georg,  jetziges  Haupt  der  Linie. —  Plankenstein-gräzer  Linie 
in  Steiermark.  Ferdinand  Felix,  Stifter  der  steierischen  Linie  — 
Bruder  Franz  Ludwigs  —  geb.  14.  Jan.  1634,  gest.  30.  Sept.  1714, 
Herr  zu  Schönhübe] ;  zweite  Gemahlin :  Anna  Maria  Herrin  v.  und  zu 
Stubenberg,  geb.  2.  Mai  1635,  verm.  23.  April  1671,  gest.  20.  März 
1697.  —  Maximilian  Augustin,  geb.  8.  Oct.  1672,  gest.  9.  März  1743, 
k.  k.  Geh.  Rath;  Gemahlin:  Maria  Eleonore  Gräfin  v.  Wagensperg,  geb. 
4.  Oct.  1677,  verm.  5.  Oct.  1698,  gest.  28.  März  1746.  —  Maximi- 
lian Sigismund,  geb.  15.  Febr.  1701,  gest.  6.  Mai  1783,  k.  k.  Käm- 
'merer;  Gemahlin:  Maria  Philippine  Gräfin  v.  Herberstein,  geb.  20.  Juni 
1714,- verm.  12.  Jan.  1738,  gest.  6.  Juni  1794.  —  Maximilian  Ernst, 
geb.  14.  Nov.  1743,  f,  k.  k.  Kämmerer  und  Hauptmann  a.  D. ;  Ge- 
mahlin: Barbara  Gräfin  v.  Wildenstein,  geb.  19.  Nov.  1755,  verm. 
H 1774,  f.  —  Maximilian  Joseph  Sigismund,  geb.  11.  Dec.  1778,  gest. 
23.  Jan.  1843,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A.,  Besitzer  der 
H.  36 


502  GRAFEN  V.  TIHJRN  U.  VALSASSINA. 

Herrschafion  Lehen  und  Gradisch  in  Steiermark,  Mitbesitzer  der  Herr- 
schaft Plankenslcin ;  Gemahlin:  Josepha  v.  Smitmer,  verm.  22.  Ocl.  1811, 
Wittwe,  und  dessen  Bruder,  Julius  Cäsar,  jetziges  Haupt  der  Linie.  — 
Radmannsdorfer  Speciallinie:  Johann  Carl;  Gemahlin:  Anna 
Maximiliane  Gräfin  v.  Auersperg  älterer  krainischer  Linie,  geb.  6.  Oct. 
1656,  verm.  1672,  f.  —  Johann  Seyfried  Adam,  geb.  1665,  gest. 
1749,  k.  k.  Kämmerer;  erste  Gemahlin:  Caroline  Gräfin  v.  Schratten- 
bach, gest.  1735.  —  Paul  Sigismund,  geb.  30.  Juni  1703,  gest.  1758, 
k.  k.  Kämmerer  und  Landrath  in  Krain;  zweite  Gemahlin:  Maria  Anna 
Freiin  v.  Aschau,  verw.  Gräfin  v.  Gaissrugg,  verm.  1750,  gestorben  als 
wiedervermählte  Freifrau  v.  Conti  1780.  —  Vincenz  Sigismund,  geb. 
1751,  gest.  1794,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin:  Antonie  Freiin  v.  Wol- 
kensberg,  geb.  11.  Juni  1759,  verm.  28.  März  1775,  f.  —  Vincenz, 
jetziges  Haupt  der  Linie.  —  Die  Ahnentafel  der  plankenslein- 
cillier  Linie  in  Steiermark  und  Krain  hängt  nicht  zusammen. 

Die  Ahnentafel  der  vierten  Hauptlinie  in  Tirol  ist  nach- 
stehende: Franz  Nicolaus,  erster  Graf;  Gemahlin:  Anna  Franziska  Con- 
stantie  Gräfin  v.  Taettenbach.  —  Leopold  Franz  Maria,  geb.  17.  Nov. 
1688,  gest.  27.  Febr.  1760,  Freiherr  zu  Neuhaus,  Herr  zu  Wäschen- 
beuren,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  Hof-  und  General-Erb-Poslmeister  in  Ober- 
und  Vorder -Oesterreich;  Gemahlin:  Maria  Antonie  Bernhardine  Gräfin 
v.  Sprinzenstein,  geb.  20.  Aug.  1703,  verm.  5.  Oct.  1723,  gest. 
20.  Aug.  1758.  —  Johann  Sebastian,  geb.  19.  Jan.  1729,  gest.  2.  Jan. 
1790,  k.  k.  Kämmerer  und  w.  Geh.  Rath;  Gemahlin:  Maria  Josephe 
Gräfin  v.  Wilczeck,  verrn.  2.  Jan.  1755,  f.  —  Alexander  Maria,  geb. 
19.  März  1765,  gest.  25.  März  1834,  k.  k.  Kämmerer  etc.;  Gemahlin: 
Maria  Theresie  Gräfin  v.  Särentheim,  geb.  16.  Nov.  1771,  verm.  6.  Febr. 
1792,  f.  —  Joseph  Thaddäus,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Von  den  lebenden  Gliedern  der  gesammten  Familie  sind  hier  anzu- 
führen : 

Erste  Hauptlinie.  Wittwe  des  Grafen  Johann  Baptist  v.  Thurn- 
Hofer  und  Valsassina:  Gräfin  Polyxene,  geb.  Gräfin  v.  Brigido,  geb.  1779, 
verm.  im  Juni  1814.  Die  Tochter  derselben,  Gräfin  Therese,  geb.  12.  Juni 
1817,  hat  sich  29.  Sept.  1849  mit  Egon  Prinzen  v.  Hohenlohe-VValden- 
burg-Schillingsfürst  vermählt.  Von  den  beiden  Brüdern  des  Grafen  Johann 
Baptist,  den  Grafen  Raimund  und  Franz,  leben  die  Witlvven.  Die  des 
Ersteren  ist  Gräfin  Josephe,  geb.  Gräfin  v.  Lodonnz-Banfly,  verm.  im 
Aug.  1800,  die  des  Letzteren  Gräfin  Clementine,  geb.  Gräfin  v.  Lichten- 
berg, geb.   1798. 

Zweite  Hauptlinie.  Vom  Grafen  Johann  Theodor  leben  die 
Wittwe,  eine  geborene  Gräfin  Frangipani,  und  fünf  Schwestern,  von 
welchen  die  jüngste,  Gräfin  Maria  Anna,  mit  Wilhelm  Otto  Grafen 
v.  Quadt-Wykradt  zu  Isny  (s.  S.   234)  vermählt  war. 

Dritte  Hauptlinie.  Bleiburger  Linie  in  Kärnten.  Graf 
GEORG  —  Sohn  des  Grafen  Franz  Joseph  —  geb.  3.  Jan.  1788,  k. 
k.  Kämmerer,  Geh.  Rath,  Feld-Zeugmeisler  in  Disponibilität  etc.,  Besitzer 
der  Herrschaft  Bleiburg,  verm.  28.  Mai   1833  mit  Emilie  Gräfin  v.  Cho- 


GRAFEN  V.  THURN  U.  VALSASSINA.  563 

rinsky,  geb.  14.  Jan.  1811.  Die  vier  Sohne  desselben  sind  die  Grafen 
Georg  Friedrich,  geb.  29.  März  1834,  Johann  Douglas,  geb.  22.  Sept. 
1835,  Friedrich,  geb.  17.  Aug.  1836,  und  Joseph,  geb.  1839.  — 
Blanke nstein-grätzer  Linie  in  Steiermark.  JULIUS  Cäsar  — 
Sohn  des  Grafen  Maximilian  Ernst  —  geb.  20.  März  178G,  Besitzer  der 
Herrschaft  Plankenstein ,  grätzer  Anlheils.  Die  zwei  Schwestern  sind : 
Gräfin  Josephine,  verw.  Gräfin  v.  Schärffcnberg ,  und  Gräfin  Johanne 
Pauline.  Von  dem  verstorbenen  Bruder,  dem  Grafen  Maximilian  Joseph 
Sigismund  leben  die  Wittwe  (s.  oben)  und  drei  vermählte  Tochter: 
Gräfin  Anna  verm.  v.  Klotz,  Gräfin  Ludovica,  ebenfalls  verm.  v.  Klotz,  und 
Gräfin  Gabriele,  verm.  Freifrau  v.  Meding.  —  Radmannsdorfer  Linie 
in  Krain.  Graf  VINGENZ  —  Sohn  des  Grafen  Vincenz  Sigismund  — 
geb.  14.  März  1790,  k.  k.  Kämmerer,  Besitzer  der  Herrschaften  Rad- 
mannsdorf und  Wallenburg,  verm.  30.  April  1817  mit  Augustine  Freiin 
v.  Wolkensberg,  geb.  27.  Aug.  1794,  gest.  2.  Jan.  1824.  Die  zwei 
Sühne  desselben  sind:  Graf  Hyacinth  Victor,  geb.  22.  April  1818,  k. 
k.  Landes-Commissair  in  Illyrien,  und  Graf  Hugo  Raimund,  geb.  19.  Juni 
1820,  k.  k.  Landes-Commissair  im  Küstenland.  —  Plankenstein- 
cillier  Linie  in  Steiermark  und  Krain.  Graf  ANTON  Camillo, 
geb.  24.  Sept.  1782,  k.  k.  Kämmerer,  Besitzer  der  Herrschaft  Planken- 
steiu,  cillier  Antheils,  verm.  11.  Aug.  1808  mit  Antonie  Freiin  v.  Gurelzky- 
Kornitz  und  Gureck,  geb.  20.  Mai  1792.  Der  Sohn  desselben,  neben 
fünf  Töchtern,  ist  Graf  Alexander  Camillo,  geb.  15.  Nov.  1814,  k.  k. 
Rittmeister.  —  Die  übrigen  Glieder  dieser  Speciallinie  sind  weiblichen 
Stammes. 

Vierte  Hauptlinie  in  Tirol.  JOSEPH  THADDÄUS  Grafv.  Thurn- 
Valsassina  und  Taxis,  Freiherr  zu  Neuhaus  und  Wäschenbrunn  —  Sohn 
des  Grafen  Alexander  Maria  —  geb.  23.  April  1794,  k.  k.  Kämmerer, 
Oberst-Hof-  und  General-Erb-Land-Postmeister  in  Tirol,  Herr  der  Herr- 
schaften Sterzing  in  Tirol  und  Neuhaus  in  Ober-Oesterreich,  verm.  12.  Aug. 
1837  mit  Victoria  Freiin  v.  Gumppenberg-Prennberg-Pötlmüs,  geb. 
18.  Oct.  1817.  —  Die  beiden  Schwestern  desselben  sind:  Gräfin  Cres- 
centie  und  Gräfin  Marie  Therese,  verw.  Gräfin  v.  Khevenhüller-Franken- 
berg.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder  des  Grafen  Alexander  Maria, 
dem  Grafen  Joseph,  geb.  10.  Mai  1772,  gest.  17.  März  1845,  k.  k. 
Kämmerer,  leben  die  Wittwe :  Gräfin  Therese,  geb.  Freiin  v.  Prielmayer, 
und,  neben  einer  Tochter,  zwei  Söhne,  Graf  Ferdinand,  geb.  25.  April 
1819,  k.  k.  Kreisamts -Concipist  in  Brixen,  und  Graf  Alexander,  geb. 
7.  März   1828. 


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564 


GRAFEN  V.  TIESENHAUSEN. 


Grafen  v.  Tiesenhaiiseii. 

JCutherifd).  Kufjlanb. 

Besitz:  die  grossen  Gross-saussen- und  sellisclien  Güter;  der  Hof  Odenwall;  die  fbnalschen 
und  lieinriclishollschen  Güter;  der  Hof  Malla  etc.  in  Esth-,  Lief-  und  Kurland. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  In  dem  mit  einer  5perligcn 
Krone  gekrönten,  goldenen  Mittelschilde  auf  grünem  Boden  ein  rechtsgehender, 
schwarzer  Auerochse  (Stammwappen).  1  in  Roth  auf  silhernem,  nach  der  rechten 
Seite  galoppirendem  Rosse  ein  gewappneter  Reiter,  welcher  mit  der  erhobenen 
Rechten  eine  Pistole  abfeuert;  2  in  Blau  ein  aus  dem  rechten  Feldesrande  hervor- 
gehender, geharnischter  Arm,  welcher  mit  der  Hand  eine  offene,  goldene  Krone 
in  die  Höhe  hält;  3  in  Blau  ein  goldener  Stern,  und  4  in  Both  ein  einwärts- 
gekehrter, doppelt  geschweifter,  goldener  Löwe,  welcher  einen  geschlossenen  Helm 
auf  dem  Kopfe  trägt  und  in  der  linken  Vorderpranke  vier  sich  kreuzende  Pfeile 
hält.  Ueber  der  Grafenkrone  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Aus  dem  rechten  Helme 
wächst  ein  in  Gold  gekleideter  Arm  empor,  welcher  in  der  Hand  sechs  sich  kreu- 
zende, quer  und  mit  den  Spitzen  einwärtsgelegte  Pfeile  hält;  der  mittlere  trägt 
einen  Pfauenschweif  zwischen  zwei  schwarzen  Büffelshörnern  (Helm  des  Stamm- 
wappens), und  der  linke  einen  geharnischten  Arm,  welcher  mit  der  Hand  eine 
goldene,  offene  Krone  emporhält.  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth  und  silbern, 
links  blau  und  silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  goldene 
Greife,  von  denen  jeder  in  der  freien  Vorderpranke  eine  rothe,  mit  goldenen 
Fransen  besetzte  Fahne  hält.  Die  rechte  Fahne  zeigt  den  Löwen  des  4.  Feldes, 
und   die   linke   den    Reiter  des  1.  Feldes  links  galoppirend. 

Sehr  altes  liefländisches  Geschlecht,  welches  seit  Ende  des  12.  Jahr- 
hunderts in  Liefland  vorkommt.  Woher  dasselbe  eigentlich  gekommen, 
wird  unermiltelt  bleiben :  sind  doch  durch  einen  Zweig  die  mehrsten 
Familiennachrichlen  nach  Polen  gelangt  und  jetzt  kaum  noch  zugängig. 
Einige  frühere  Schriftsteller  suchen  den  Ursprung  der  Familie  im  Fürsten- 
thum  Calenberg  oder  der  Grafschaft  Schaumburg,  Andere  zu  Engern  in 
Weslphalen,  und  nach  einer  alten  Familiensage  hiessen  die  Tiesenhausen 
früher  Plesse,  was  sich,  dem  Wappen  nach,  hören  lä'sst.  Drei  Brüder 
v.  Plesse  theillen;  die  Nachkommen  des  älteren  Bruders  behielten  den 
Namen  Plesse  bei,  die  der  beiden  jüngeren  nannten  sich  Plesse  von 
diesem   Hause    und   Plesse    von  jenem    Hause,    später   blieb    der  Name 


GRAFEN  V.  TIKSKMlAt'SKN.  565 

Pl»>sse  weg  und  es  entstanden  die  Namen  Tiesenliausen  und  Ehnliausen. 
Neuerlich  wird  (Geneal.  Taschenbuch  der  grill.  Häuser,  1844,  S.  592) 
Segeberg  in  Holstein  als  Stammhaus  genannt  —  der  Nachsalz,  in  Folge 
dessen  die  einst  in  Lübeck  sehr  bekannte  Familie  v.  Tisenhusen 
(Deecke,  die  freie  und  Hanse-Stadt  Lübeck,  S.  99)  als  zu  der  hier  in 
Rede  stehenden  gehörig  genommen  werden  könnte,  ist  sehr  zu  prüfen. 
Unter  den  Wappen  der  adeligen  Geschlechter  der  Zirkelgesellschaft  zu 
Lübeck  giebt  nämlich  Siebmacher  III.  196  mit  dem  Namen  v.  Tyssen- 
hausen  ein  ganz  anderes  Wappen.  —  Engelbert  v.  Tiesenliausen  trug  viel 
dazu  bei,  dass  der  Bruder  seiner  Gemahlin,  Bischof  Albert,  1198  das 
Christenthum  an  die  Ufer  der  Düna  verpflanzen  konnte.  Derselbe,  der 
Stammvater  Aller  seines  Namens  in  Lief-,  Esih-  und  Kurland  etc.,  zeich- 
nete sich  1210  bei  der  Belagerung  von  Wellin  und  1223,  als  Vogt  von 
Treyden,  bei  der  Eroberung  von  Dorpat  so  im  Kampfe  aus,  dass  ihm 
Bischof  Hermann  von  Dorpat  ein  ganzes  Kirchspiel  schenkte.  Von  seinen 
Enkeln  trug  Heinrich  9.  Älärz  1279  in  der  Schlacht  bei  Ascheraden  die 
Maricnfahne,  und  Bartholomäus,  Vogt  zu  Thoreida  und  Verwalter  des 
Erzstifts  Riga,  wurde  31.  Oct.  1375  vom  Kaiser  Carl  IV.  ,,zu  seinem 
vertrautesten  Haus-  und  Tafelgenossen"  ernannt.  Der  Glanz  der  Familie 
und  der  Besitz  an  Land  und  Leuten  war  ausserordentlich  gestiegen, 
doch  mit  dem  Ansehen  des  deutschen  Ordens  in  Liefland  fiel  auch  das 
Ansehen  dieser  Familie.  Von  Neuem  hob  sich  dasselbe,  doch  nur  kurze 
Zeit,  unter  der  Regierung  des  Königs  Sigmund  III.  in  Polen,  denn  als  Lief- 
land an  Schweden  kam,  zersplitterte  die  Familie,  namentlich  der  vor- 
nehmste Theil  des  Bersohnschen  Hauses,  nach  Polen  und  in  andere 
Länder,  und  nur  den  Nachkommen  derjenigen  Glieder,  welche  sich  schon 
dem  König  Carl  IX.  von  Schweden  in  Esthland  unterworfen  hatten  und 
in  der  Treue  für  den  schwedischen  Thron  verharrten ,  gelang  es ,  zu 
hohen  Würden  und  Auszeichnungen  zu  kommen.  —  Eine  Ahnentafel  des 
Geschlechts  beginnt  um  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  mit  Detlev, 
Herrn  auf  Cala ,  und  steigt  abwärts  durch  Johann,  Detlev  IL,  Hans 
Heinrich,  gest.  1662,  k.  schwed.  General  etc.,  welcher  den  Freiherren- 
stand erhielt,  und  Hans  Heinrich  IL,  k.  k.  Oberst -Lieutenant  und  des 
Fürstentums  Esthen  Landralh.  —  Berend  Gustav,  wohl  der  Enkel  Hans 
Heinrichs  IL,  geb.  1701,  gest.  1789,  welcher  in  der  Zeit,  als  Esthland 
an  Russland  kam,  seinem  Vaterlande  wichtige  Dienste  erwies,  wurde  als 
Landralh  und  Erbherr  auf  Gross-Sauss,  Kotz,  Hermet,  Nurms,  Allo,  Rappel 
und  Sali  für  sich  und  seine  Nachkommen  vom  Kaiser  Franz  I.  27.  April 
1759  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.  Der  Sohn  desselben  aus  der 
Ehe  mit  Elisabeth  v.  ßaronofl'  war  Graf  Hans  Heinrich,  geb.  1745,  gest. 
1815,  welcher  am  Hofe  des  Kaiser  Paul  I.  von  Russland  die  Stelle  eines 
w.  Kammerherrn,  Geh.  Raths,  Ober-Hofmeisters  und  Director  des  kais. 
Cabinets  bekleidete  und,  verm.  mit  Catharina  v.  Stackeiberg,  durch  zwei 
Söhne,  Paul  und  Ferdinand,  den  gräflichen  Stamm  fortpflanzte. 
Von  den  jetzigen  Gliedern  dieses  Stammes  sind  hier  anzugeben: 
PAUL  Reichsgraf  v.  Tiesenhausen  —  Sohn  des  Grafen  Hans  Hein- 
rich —    geb.    27.    Aug.    1774,    k.    russ.    w.    Geh.    Ralh    und    Senator, 


566  GRAFEN  V.  TIESENHAUSEN. 

Präsident  des  evangelisch -lutherischen  General -Consistoriums,  Erbherr 
der  gross-saussen-  und  sellischen  Güter,  verm.  mit  Julie  Gräfin  v.  d. 
Pahlen,  Freiin  v.  Astrau,  geh.  22.  März  1782.  Die  drei  Söhne  des- 
selben sind:  Graf  Eduard,  geb.  27.  Febr.  1809,  k.  russ.  Oberst  und 
Flügeladjutant  Sr.  Majestät  des  Kaisers  von  Russland ,  Erb-ßesitzer  des 
Hofes  Odenwall,  verm.  8.  Juni  1838  mit  Lucie  Anna  Gräfin  v.  Man- 
teuffel,  aus  welcher  Ehe  vier  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Alfred,  geh. 
15.  Juni  1839,  Eugen,  geb.  17.  Sept.  1840,  Victor,  geb.  28.  März 
1842,  und  Eduard,  geb.  15.  Oct.  1843,  —  Graf  Ferdinand,  geb. 
15.  Nov.  1811,  Erbbesitzer  der  fonalschen  und  heinrichshoffschen  Güter, 
verm.  16.  April  1837  mit  Maria  v.  Liphardt  aus  dem  Hause  Ralhshoff, 
geb.  30.  Oct.  1819,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  entsprossen  sind, 
die  Grafen  Woldemar,  geb.  13.  März  1843,  und  Paul,  geb.  29.  Juli 
1845  —  und  Graf  Peter,  geb.  15.  Mai  1815,  Erbbesitzer  des  Hofes 
Malla,  k.  russ.  Garde -Rittmeister  a.  D.,  verm.  mit  Luise  v.  Knorring, 
aus  welcher  Ehe  Graf  Paul,  geb.   5.  Sept.    1845,  lebt. 

Von  dem  ßruder  des  Grafen  Paul,  vom  Grafen  Ferdinand,  Flügel- 
adjutanten des  Kaisers  von  Russland,  geblieben  2.  Dec.  1805  in  der 
Schlacht  bei  Austerlitz,  leben,  aus  der  Ehe  mit  Elisabeth  Fürstin  Kulusow 
v.  Smolensk,  zwei  Töchter,  Gräfin  Catharina,  geb.  7.  März  1803,  Hof— 
fräulein  Ihrer  Majestät  der  Kaiserin  von  Russland,  und  Gräfin  Dorothea, 
geb.  14.  Oct.  1804,  verm.  mit  Carl  Ludwig  Grafen  v.  Ficquelmont, 
k.  k.  österr.  Staats-  und  Conferenz-Minister  a.   D. 


GRAFEN  V.  TOMHM;. 


507 


Grafen  v.  Torring  (Tön  in:;). 

&<xU)oiifd).  Sägern,  IttürUembcrg. 

Besitz  «Ifi    Linie   Törring- Gutenzell :    tlic    Herrschaft   Gutenzeil    unter   utrtteabergiaobei 
Staatshobeil  eir. ;  die  FMeiconmiss- Herrschaften  Pornbech  um!  Portensteia  nater 

bayerischer    Staatshoheit;    die    Hälfte    der    Stamm  guter  Torrini,'    und    Tengling   in 
Bayern  etc.  —  Besitz  der  Linie  zu  Seefeld:  die  Herrsehafl  Seefeld  in  Oberbayern ; 
die  andere  Hälfte  der  Stammutter  Torring  und  Tcngling  etc. ;  die  Güter  Dinzclbach, 
Delling,  Wörth,  Walchsiatt,  Rersebing,  Wippenheim  und  Arzla. 
Dem  Haupte  der  Linie  Torring-Gulenzell  steht  das  l'radical  „Erlaucht"  zu. 


Wappen  der  früheren  Grafen  v.  Torring- Grunsfeld :  quadrirtcr  Schild  mit 
Schildeshaupt  und  Mittelschild.  Im  rothen  Mittelschilde  eine  schrägrechtsgelegte,  oben 
geöffnete,  silberne  Slockscheere,  nach  Anderen  eine  Reiss-  oder  heim  Schmieden  des 
Eisens  erforderliche  Schmiedezange  (Mödling),  und  im  goldenen  Schildeshaupt  drei  (2 
und  1)  rothe  Kugeln  (Gronsfcld).  I  und  4  in  Silber  drei  (2  und  1)  rothe,  goldbesamte 
Rosen  (Stammwappen);  2  und  3  in  Gold  drei  neben  einander  gestellte,  schräg- 
linke,  schwarze  Rauten  oder  Spindeln  (Seefeld).  —  Den  Schild  bedecken  vier 
gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  einen  hohen  heidnischen  Hermelin-Hut, 
auf  der  Spitze  mit  drei  schwarzen  Slraussenfedern  besteckt.  Der  silberne  Stülp 
desselben  ist  abwechselnd  mit  rothen  Rosen  und  schwarzen  Wecken  ringsum  belegt 
[zu  sehen  sind  drei  Rosen  und  drei  Wecken]  (torringscher  Helm.)  Auf  dein 
zweiten  Helme  steht  ein  6 eckiger,  goldener  Stern  (mödlingscher  Helm).  Der  dritte 
trägt  einen  offenen,  von  Gold  und  Roth  quergetheilten  Adlersflug,  die  untere,  rothe 
Hälfte  mit  drei  (1  und  2)  silbernen  Münzen  belegt  Igronsfeldschcr  Helm),  und  auf 
dem  linken  Helme  steht  ein  eiuwärtssehender  Pfau  iseefeldscher  Helm).  Die  Helm- 
decken sind  rechts  schwarz  und  golden,  links  silbern  und  roth.  —  Im  Wappen- 
buche der  durchlauchtigen  Welt  ist  der  Hut  auf  dem  rechten  Helme  mit  drei 
rothen  Slraussenfedern  besteckt. 

Das  "Wappen  der  seit  1803  vorkommenden  Grafen  v.  Torring- Gutcnzell 
zeigt  über  dem  torringschen  Wappen  ein  von  Roth  und  Silber  der  Länge  Dach 
getbeiltes  Schildeshaupt.  Rechts  liegt  in  demselben  in  Roth  ein  mit  dem  Rarte 
gegen  die  rechte  Oberecke  unterwärtsgekehrler,  silberner  Schlüssel  schragrechls, 
und  durch  das  linke  Feld  zieht  sich  ein  scbräglinker  Ralken,  welcher  von  Roth  und 
Silber  in  die  Länge  und  dreimal  quer  mit  gewechselten  Tincturen  getheill  ist 
(Abtei  Gutenzell).  Zu  diesem  Schildeshaupte  gehört  ein,  an  dritter  Stelle  ein- 
geschobener, ungekrönter  Helm,  auf  welchem  ein  in  Silber  gekleideter,  weiblicher 
Rumpf  sitzt,  zu  dessen  beiden  Seiten  an  der  Stelle  der  Arme  ein  silberner  Schlügt  I 
in  die  Höhe  steht.  Die  jetzigen  Grafen  v.  Torring-Gutenzell,  welchen  die  ehemalige 
Abtei  Gutenzell  jetzt  zusteht  und  welche  (s.  unten)  zum  Hauptaste  der  Linie  Jetten- 


508  GRAFEN  V.  TORIUNG. 

bach    gehören,    haben    nach    1803    das  Wappen  der  genannten  Abtei  in  das  ihrige 
aufgenommen. 

Das  Wappen  der  Grafen  v.  Torring-Secfeld  weicht  von  dem  beschriebenen 
nur  dadurch  ab,  dass  das  Schildeshaupt  fehlt  und  der  Schild  anstatt  mit  vier  nur 
mit  drei  Helmen  bedeckt  ist.  Der  beschriebene  Hut  steht  auf  dem  rechten,  der 
Stern  auf  dem  mittleren  und  der  Pfau  auf  dem  linken  Helme. 

Eins  der  ältesten,  berühmtesten  Geschlechter  Bayerns,  welches 
Einige  bis  auf  Albicus  Torringer,  welcher  um  760  im  Dienste  des  Her- 
zogs Tassilo  II.  von  Bayern  gestanden ,  zurückführen  wollen.  Sichere 
Nachrichten  finden  sich  erst  vom  12.  Jahrhundert  an,  in  welchem  das 
Geschlecht  in  den  alten  chiemgauischen  Grafensitzen  Torring  und  Teng- 
ling  am  Tachen-  oder  Waginger  See ,  welche  sonst  zum  Erzstifle  Salz- 
burg gehörten,  vorkommt.  Die  Familie,  dynastischer  Abkunft,  erwarb 
in  Bayern  im  12.  und  13.  Jahrhundert  die  Burg  Stein,  den  Grafensitz 
Hedling,  die  Schlösser  Jettenbach,  «Tirrling  und  Pertenstein,  und  später, 
1472,  die  Herrschaft  Seefeld.  Von  drei  schon  in  sehr  alter  Zeit  be- 
standenen Linien  erlosch  die  ältere,  von  Cuno  gestiftete  Linie  zu  Törring, 
Tirrling  und  Pertenstein  1459,  und  die  jüngere  Linie  zu  Jettenbach, 
Medling  und  Seefeld,  welche  Alram  stiftete,  im  Jahre  1555,  worauf 
sämmtliche  Güter  auf  das  Haupt  der  mittleren,  von  Ulrich  absteigenden 
Linie  zu  Stein,  auf  Caspar  den  Torringer,  fielen.  1557  wurden  diese 
Güter  auf  die  drei  Söhne  desselben  vererbt,  welche  abermals  drei  Linien 
bildeten.  Georg,  der  ältere  Sohn,  gest.  um  1560,  stiftete  die  Linie  zu 
Seeberg,  Adam,  der  zweite  Sohn,  die  zu  Stain  und  Pertenstein, 
und  Hans  Veit,  der  dritte  Sohn,  gest.  1582,  die  Linie  zu  Jettenba  ch, 
Tirrling  und  Medling.  Torring  und  Tengling  wurden  nicht  vertheilt; 
beide  Besitzungen  sind  bis  heute  gemeinschaftliche  Güter  der  Familie. 
Die  zweite  Linie,  welche  die  Nachkommenschaft  Adams  umfasste,  erlosch 
1744  im  Mannsstamme,  und  die  Fideicommiss-Güter  derselben,  Pörnbach 
und  Pertenstein,  kamen,  den  Hausverlrägen  gemäss,  an  die  dritte  Linie, 
und  so  blühen  jetzt  zwei  Linien,  die  zu  Seefehl  und  zu  Jettenbach; 
letztere  im  Hauptaste  Gutenzeil.  —  Seit  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts 
stand  der  Familie  das  Ober-Jägermeister-  und  Panner-Amt  im  Herzog- 
thum  Bayern  zu,  für  deren  Erhaltung  das  Geschlecht  nicht  nur  eine 
blutige  Fehde  gegen  Herzog  Heinrich  von  Bayern-Landshut,  bei  welcher 
das  Stammschloss  Torring  zur  Ruine  wurde,  sondern  auch  einen  langen 
Process  vor  dem  Vehmgerichte,  doch  ohne  Erfolg,  führte.  1614  belehnte 
Herzog  Maximilian  von  Bayern  die  Familie  von  Neuem  mit  dem  Erb- 
Oberst-Jägermeister-Amte  des  Herzogthums,  auch  erhielt  dieselbe  1618 
das  Erb -Kämmerer- Amt  des  Erzsliftes  Salzburg  und  1665  das  Erb- 
Marschall-Amt  des  Hochstifts  Regensburg,  welchem  das  Geschlecht 
mehrere  Bischöfe  gegeben  hat.  In  der  Seefelder  Linie  war,  in  der 
Mitte  des  16.  Jahrhunderts,  Georg  der  erste  Freiherr  und  der  Sohn 
seines  Bruders,  Ferdinand,  wurde  vom  Kaiser  Carl  V.  1530  in  den 
Reichsgrafenstand  erhoben.  In  der  jettenbach sehen  Linie  kommt 
Johann  Vitus,  gest.  1582,  zuerst  als  Freiherr  vor,  und  der  Enkel 
desselben,  Georg  Sigismund ,  erlangte  vom  Kaiser  Ferdinand  III.  1637 
die  reichsgrälliche  Würde.    Seit   1818  besitzen  die  beiden  Senioren  der 


C.RAFKiN  V.  TOMUNCt  569 

jelzl  blühenden  Linie  die  erbliche  Reiehsralhswürde  des  Königreichs 
Bayern.  —  Die  Linie  zu  Seefeld  besass  sonst  einen  Nebenasl:  Tor  ring 
zu  Au,  welcher  1762  mit  Anton  Johann  im  Mannsstamme  ausgestorben 
ist.  Die  Linie  zu  Jettenbach  theilte  sich  durch  zwei  Söhne  Maximi- 
lians in  zwei  Aeste:  Franz  Joseph  gründete  den  Hauptast  Torring- 
Gutenzeil,  und  Leonhard  Simpert,  geb.  1660,  gest.  1730,  den 
Nebenast  Torring-Jettenbach,  welcher  mit  Clemens,  geb.  24.  Aug. 
1779,  in  diesem  Jahrhundert  erloschen  ist.  —  Der  die  Nachkommen 
Franz  Josephs  umfassende  Hauplast:  Torring- Gutenzell  hiess  früher 
Torring-Gronsfeld.  Die  Grafschaft  Gronsfeld  bei  Maslricht  brachte  1719 
Grälin  Maria  Anna,  Schwester  des  Grafen  Ignaz  Felix  Joseph  (s.  unten), 
als  Erbin  ihres  ersten  Gemahls,  Johann  Franz,  letzten  Reichsgrafen 
v.  Gronsfeld,  Bronchorst,  Battenburg  etc.,  an  ihren  zweiten  Gemahl,  den 
Grafen  Claudius  Nicolaus  v.  Arberg -Valengie,  durch  dessen  Tochter, 
Josephe,  dieselbe  1745  an  ihren  Gemahl,  Max  Emanuel  Grafen  v.  Torring 
kam.  Durch  diese  Grafschaft  erhielt  diese  Speciallinie  des  Hauses  Torring 
Antheil  an  der  Curialstimme  des  westphälischen  Grafencollegiums.  Durch 
den  lüneviller  Frieden  gelangte  Gronsfeld  an  Frankreich,  worauf  der 
Reichsdeputations-Hauplschluss  von  1803  als  Entschädigung  die  vormalige 
reichsständische  weibliche  cistercienser  Reichs-Abtei  Gutenzell  gewährte, 
welche  durch  die  rheinische  Bundesacte  von  1806  als  standesherrliche 
Grafschaft  unter  Staatshoheit  der  Krone  Württemberg  kam.  Nach  Erlö- 
schen der  Linie  zu  Stain  fielen  1744,  in  Folge  der  Hausverträge  (s.  oben), 
die  Güter  Pertenstein  und  Pörnbach  an  Torring-Gronsfeld.  —  Graf 
Joseph  August  errichtete  1821  ein  neues  Familien- Fideicommiss  für 
seine  männlichen  Nachkommen  nach  dem  Rechte  der  Erstgeburt  und 
der  Lineal -Erbfolge.  Durch  kön.  bayer.  Signat  vom  12.  Juni  1830 
wurde  dem  Haupte  dieser  Linie ,  da  die  vormalige  Reichsstandschaft  der 
im  Königreich  Württemberg  gelegenen  Herrschaft  Gutenzell  feststehe, 
das   Prädicat:    Erlaucht  zugestanden. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Familienglieder  erhellt  aus  folgenden 
Ahnentafeln : 

Torring- Gutenzell.  Ignaz  Felix  Joseph  —  Sohn  des  Grafen 
Franz  Joseph,  gest.  1707,  aus  der  Ehe  mit  Maria  Ursula  v.  Grammont 
—  geb.  28.  Nov.  1682,  gest.  18.  Aug.  1763,  k.  k.  und  kurbayer. 
Conferenz-Minister  und  General-Feldmarschall;  Gemahlin:  Maria  Therese 
Calharine  Gräfin  v.  Arco,  geb.  1691,  verm.  1712,  gest.  9.  Dec.  1756. 
i —  August  Joseph  —  Bruder  des  Grafen  Maximilian  Emanuel,  Herrn 
der  Grafschaft  Gronsfeld,  s.  oben  —  geb.  10.  Aug.  1728,  gest.  21.  Aug. 
.1802,  kurpfalzbayer.  Kämmerer  und  w.  Geh.  Ralh,  erbte  13.  März  1773 
von  seinem  Bruder  die  Grafschaft  Gronsfeld;  Gemahlin:  Elisabeth  Freiin 
|v.  Lerchenfeld-Menghofen,  geb.  4.  Febr.  1731,  verm.  9.  Jan.  1753,  f, 
als  Willwe.  —  Joseph  August,  geb.  1.  Dec.  1753,  gest.  9.  April  1826, 
Erb-Land-Jägermeister,  k.  bayer.  Kämm.,  w.  Geh.  Rath,  Staatsminister 
und  Präsident  des  Staatsraths,  als  dramatischer  Dichter  bekannt;  Ge- 
mahlin: Hyacinlhe  Freiin  v.  Sandizell,  geb.  10.  Juli  1751,  verm.  1.  Mai 
1779,  f.  —  Maximilian  August,  jetziges  Haupt  der  Linie  Torring-Gutenzell. 


570  GRAFEN  V.  TORRING. 

Linie  zu  Seefeld.  Maximilian  Cajetan,  geb.  2.  Juni  1670,  gest. 
25.  Juni  1752,  k.  k.  und  kurbayer.  Oberst -Hofmeister  und  General- 
Feldmarschall;  Gemahlin:  Adelheid  Felicilas  Marchese  v.  Canossa,  geb. 
21.  März  1674,  verm.  1692,  gest.  14.  Febr.  1737.  —  Clemens 
Gaudenz,  geb.  13.  Aug.  1699,  gest.  10.  März  1766,  k.  k.  und  kurbayer. 
w.  Geh.  Rath  und  Ober-Hofmarschall;  Gemahlin:  Lucretie  Marie  Therese 
Marchesin  v.  Augelelli-Malvezzi,  geb.  4.  Mai  1704,  verm.  20.  Juli  1821, 
gest.  30.  Sept.  1755.  —  Anton  Clemens,  geb.  22.  Juli  1725,  gest. 
6.  Febr.  1812,  k.  bayer.  Kämmerer,  w.  Geh.  Rath  und  Oberst-Hof- 
meister; Gemahlin:  Maria  Emanuele  Gräfin  Sedlnizky  v.  Choltilz,  geb. 
18.  Dec.  1740,  verm.  14.  Sept.  1755,  gest.  14.  Juli  1790.  — 
Clemens  Maria  Anton,  geb.  29.  Sept.  1758,  gest.  3.  Jan.  1837,  Erb- 
Land-Jägermeister  in  Bayern,  erbl.  Reichsrath  des  Königreichs  Bayern, 
k.  bayer.  Kämmerer,  w.  Geh.  Rath,  Oberst 7 Hofmeister  des  Königs; 
Gemahlin:  Josephe  Gräfin  v.  Minucci,  geb.  6.  Febr.  1764,  verm.  4.  April 
1780,  gest.  9.  April  1836.  —  Joseph  Conrad  Anton,  geb.  5.  Ang.  1790, 
gest.  22.  Juni  1847,  erbl.  Reichsrath  des  Königreichs  Bayern,  k.  bayer. 
General-Major;  Gemahlin:  Maximiliane  Freiin  v.  Lochner  zu  Hütlcnbach, 
geb.  7.  Juni  1797,  verm.  5.  Dec.  1819,  gest.  lt.  März  1834.  — 
Maximilian,  jetziges  Haupt  der  Linie  zu  Seefeld. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  beider  Linien  sind  hier  anzuführen: 

Törring-Gutenzell.  MAXIMILIAN  August  —  Sohn  des  Grafen 
Joseph  August  —  geb.  21.  April  1780,  k.  bayer.  Kämmerer,  erbl. 
Reichsrath  der  Krone  Bayern,  Mitglied  der  Kammer  der  Reichsräthe  und 
Standesherr  im  Königreich  Württemberg,  verm.  18.  Dec.  1844  mit 
Caroline  Gräfin  v.  Törring  zu  Seefeld,  geb.  16.  März  1824,  gest.  13.  Dec. 
1847.  —  Die  beiden  Schwestern  desselben  sind:  Gräfin  Elisabeth 
Auguste,  vermählte  Gräfin  v.  und  zu  Sandizell  (s.  S.  342)  und  Gräfin 
Hyacinthe  Auguste,  Ehrenstiftsdame  zu  St.  Anna  in  München. 

Torring-Seefeld.  MAXIMILIAN  —  Sohn  des  Grafen  Joseph 
Conrad  Anton  —  geb.  23.  Febr.  1828,  erbl.  Reichsrath  der  Krone 
Bayern,  verm.  18.  Nov.  1851  mit  Mathilde  Freiin  v.  Gumpenberg- 
Oberprennberg,  geb.    13.  Juni   1828. 

Von  dem  Bruder  des  Grafen  Joseph  Conrad  Anton,  von  dem  Grafen 
Anton  Joseph  Clemens,  geb.  24.  Aug.  1798,  gest.  13.  Dec.  1846,  k. 
bayer.  Kämmerer,  verm.  9.  Mai  1824  mit  Franziska  Gräfin  v.  Minucci, 
geb.  14.  Dec.  1804,  gest.  1850,  stammen  vier  Söhne,  die  Grafen: 
Clemens  Maria  Anton,  geb.  23.  Oct.  1826,  k.  bayer.  Ober-Lieutenant, 
Maximilian,  geb.  22.  Febr.  1829,  k.  bayer.  Lieutenant,  Constantin  Joseph 
Anton,  geb.    18.  Mai   1830,  und  Joseph,  geb.   21.  Juli    1836. 


GRAFKN  V.  TRAITTEUR.  571 

Grafen  v.  Traittcur. 

fiotljoUfd).  Öciben. 


Wappen  nach  zwei  Urkunden  des  18.  Jahrhunderts:  quadrirter  Schild; 
1  in  Meergrün  drei  üher  einander,  der  obere  und  untere  rechts,  der  mittlere  links, 
schwimmende  Karpfen;  2  in  Silber  ein  schrägrechter,  blauer  Dalken ;  3  in  Gold 
ein  grünender  Zweig  mit  drei  daran  hängenden  rolhen  Rosen ;  4  in  Roth  ein 
silberner,  einwärtsgekehrter  Löwe  mit  rother  ausgeschlagener  Zunge  und  über  sich 
geworfenem  Schweife.  Auf  dem  Schilde  erheben  sich  zwei  gekrönte  Helme.  Auf 
dem  rechten,  blauen  Helme  erhebt  sich  ein  grünender  Palmbaum,  aus  dem  linken, 
goldenen  der  wachsende,  silberne  Löwe  des  4.  Feldes.  Die  Helmdecken  sind  rechts 
silbern  und  grün,  links  golden  und  roth.  Von  diesem  Wappen  unterscheidet  sich 
das  der  gräflichen  Linie  nur  durch  die  auf  dem  Schilde  ruhende,  9 perlige  Krone 
und  durch  die  den  Schild  haltenden  zwei  auswärtssehenden,  silbernen  Löwen.  Die 
übrigen  Linien  der  Chevaliers  de  Traitteur  führen  ganz  das  oben  angegebene 
Wappen.  —  Das  ursprüngliche  Wappen  des  gräflichen  und  ritterlichen  Geschlechts 
Traitteur  bestand  aus  drei  über  einander,  der  obere  und  untere  rechts,  der  mittlere 
links,  schwimmenden  Karpfen  im  silbernen  Felde.  Den  Schild  bedeckte  ein  offener, 
adeliger  Turnier -Helm,  aus  dessen  goldener  Krone  ein  rechtssehender  Löwe  mit 
ausgeschlagener  Zunge  und  über  sich  geworfenem  doppelten  Schweife  bis  an  den 
Unterleib  hervorragte.  So  führten  das  Wappen  die  Vorfahren  dieser  Familie  in  der 
Mitte  des  17.  und  zum  Theil  noch  in  der  ersten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts. 
Später  wurde,  bei  Vermehrung  des  Wappens,  das  silberne  Feld  in  ein  grünes  um- 
geändert.— Auch  findet  sich  das  angegebene  Stammwappen  aus  früheren  Perioden 
dergestalt  vor,  dass  die  drei  über  einander  schwimmenden  Karpfen  alle  rechts  sehen, 
welche  Veränderung  sich  muthmasslich  von  jenem  Zeitpunkte  herschreibt,  wo  ein 
Glied  dieses  Geschlechts  im  17.  Jahrhunderle  von  der  katholischen  Kirche  abge- 
fallen und  Protestant  geworden  war.  Die  frühere  Devise :  Constat  in  adversis  con- 
stantia,  womit  der  Schild  oftmals  umgeben  war,  ist  in  späterer  Zeit  bei  Vermehrung 
des  Wappens  ausser  Gebrauch  gekommen. 

Das  Geschlecht  derer  v.  Traitteur  stammt  ursprünglich  aus  i\en 
Niederlanden  ab,  m  welchen  dasselbe,  authentischen  Nachrichten  zufolge, 
schon  vor  der  Reformation  blühte.  Urkundlich  kommt  die  adelige 
Familie  v.  Traitteur,  in  älteren  Zeiten  auf  mancherlei  Weise:  Trellor, 
Traittorr  etc.  geschrieben,  ehedem  in  dem  Lüttichcr  Lande  vor;  dieselbe 
theilte  sich  in  mehrere  Aeste  katholischen  Bekenntnisses,  von  welchen 
ein  Ast  in  Lothringen,    der   andere    im    Jülicher   Laude  ansässig  wurde. 


572  GRAFEN  V.  TRAITTEUR. 

und  ein  Abkömmling  des  Geschlechts,  Michael  v.  Traitteur,  1660,  Ahn- 
herr der  in  Deutschland  noch  bestehenden  Linien  und  Urvater  des  in 
Bruchsal  1825  verstorbenen  Chevalier  und  späteren  Grafen  Johann 
Andreas,  besass  in  den  Niederlanden  beträchtliche  Güter  und  den  Braune- 
berg an  der  Mosel,  welche  die  Nachkommen  in  Folge  der  Zeitverhält- 
nisse verloren.  Aus  dem  Lothringer  Aste  zeichnete  sich  ein  Abkömmling 
durch  seine  Wissenschaft  und  Fähigkeiten  an  dem  herz,  lolhring.  Hofe 
aus,  und  ein  Sohn  Michaels  starb  ledig  im  Gerüche  der  Heiligkeit.  In 
Deutschland  lebten  von  der  Lothringer  Linie  zu  Anfang  dieses  Jahr- 
hunderts noch  vier  männliche  Abkömmlinge  von  Michael,  von  welchen 
der  Aelteste,  Conrad  Joseph,  geb.  1750,  Stiftsherr,  ehelos  starb.  Die 
drei  anderen  aber,  Johann  Andreas,  geb.  1752,  Carl  Theodor,  geb. 
1756,  und  Jacob  Georg,  geb.  1758,  bildeten  drei  deutsche  Linien  und 
hinterliessen  mehrere  Kinder.  Johann  Andreas  —  Geschlechtsältester 
von  den  drei  letzteren  und  Vater  des  noch  lebenden  Grafen  Ferdinand 
—  welcher  in  k.  k.  österreichischen  Diensten  in  den  1790  er  Jahren 
Obrist-Lieutenant  im  General-Quartiermeister-Stabe,  dann  Eigenthümer 
der  Salinen  zu  Bruchsal  und  Erb-Lehensträger  der  fürstlich  leiningschen 
Saline  zu  Mossbach  und  Grundherr  zu  Heilsperg  im  Grossherzogthum 
Baden  war  —  ein  Mann,  welcher  sich  durch  seine  gründlichen  Wissen- 
schaften als  Ingenieur  und  Strateg  sehr  auszeichnete  und  sich  grosse 
Verdienste  erwarb,  auch  durch  seine  literarischen  Arbeiten  bekannt  ist  — 
pflanzte  die  ältere,  später  gräfliche  Linie  fort  und  hinterliess  einen  Sohn 
(s.  unten)  und  drei  Töchter:  Antonia  Maria  Anna  Philippina  Freifrau 
v.  Göler  von  und  zu  Ravenspurg  und  Sulzfeld,  geschieden,  Amalia  Chri- 
stine Caroline,  verm.  mit  Freiherrn  v.  Glaubitz,  grossherz.  bad.  Obrist- 
Lieutenant  und  Commandeur  des  3.  Dragoner- Regiments,  und  Marie 
Philippine  Caroline  Auguste  Valerie,  verm.  mit  dem  grossherz.  badischen 
Artillerie-Obrist-Lieulenant  Philipp  v.  Faber.  —  Johann  Andreas  nahm 
im  Jahre  1824,  als  er  zur  gräflichen  Würde  für  sich  und  seine  Nach- 
kommen gelangte,  den  früher  geführten  Beinamen  ,, Brauneberg"  wieder 
an.  Das  Rittergut  Heilsperg  mit  den  Ortschaften  Gottmadingen  und 
Ebringen  verkauften  1829  seine  Erben  an  Se.  königl.  Hoheit  den  ver- 
ewigten Grosshcrzog  Ludwig  von  Baden.  —  Carl  Theodor,  Gründer  der 
zweiten,  ritterlichen,  Linie,  hinterliess  drei  Söhne  und  zwei  Töchter,  von 
welchen  der  älteste  Sohn  k.  russ.  General-Major,  der  mittlere  gestorben 
und  der  jüngste  k.  bayer.  Forstmeister  ist,  und  Jacob  Georg  erzeugte 
nur  drei  Töchter  aus  zwei  Ehen. 

In  der  Gegenwart  besteht  mithin  das  gräfliche  und  adelige  Geschlecht 
v.  Traitteur  aus  der  älteren  oder  Andreasschen,  oder  Johannschen  Linie, 
welche  die  Grafenwürde  trägt,  und  aus  zwei  jüngeren  Linien,  der  Theo- 
dorschen und  Jacobschen,  welche  die  Ritterwürde  führen;  alle  drei 
bekennen  sich  zur  römisch-katholischen  Kirche.  Die  frühere  nieder- 
ländisch veldenzsche  Linie  ist  vor  mehr  als  hundert  Jahren  erloschen. 

Von  den  jetzt  in  Deutschland  noch  blühenden  Linien  kömmt  hier 
zunächst  in  Betracht  die  gräfliche  ältere  Linie,  und  der  einzige  männ- 
liche Sprosse  derselben  ist: 


GRAFEN  V.  TRAPP. 


573 


Graf  FERDINAND  Jacob  Carl  v.  Traitlcur,  Sr.  päpstl.  Heiligkeit 
Geli.  Karamerherr  Mi  Spada  e  Cappa,  k.  bayer.  Kämmerer,  Philosophiae 
Doclor    et  AA.  LL.  M.,  geb.  23.  April   1799.     Derselbe  ist  unvermählt. 


Grafen  v.  Trapp. 

jßotljoltfd).  Ccftcrrrid). 

Besitz:  «lie  i ii .t f-ih.i fi  Mölsch  und  die  I.elins-Herrschaften  Caldonozzo,  Cnmpo,  Glurns  und 
MtU-Sdilanders  in  Tirol. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  silbernen  Mittelsehilde 
lrei  (2  und  1)  gesenkte  blaue  Adlersflügel  (Mölsch).  1  und  4  in  Gold  ein  links- 
sehender, brauner  Trappe  mit  ausgebreiteten  Flügeln,  ganz  wie  ein  heraldischer 
Ldler  dargestellt;  2  und  3  in  Silber  ein  rother,  dreimal  eckig  gezogener  Quer- 
»alken  (Stammwappen).  Ueber  der  Grufenkrone  erheben  sich  drei  Helme,  von 
reichen  der  rechte  gekrönt  ist.  Auf  demselben  steht  der  Trappe  des  1.  und 
[.  Feldes;  der  mittlere  tragt  zwei  silberne,  mit  rothen  Bändern  zusammengebundene 
h'iffelshörner  (Helm  des  Stammwappens),  und  der  linke  auf  einer  rothen  Mütze  mit 
weitem  Hermelinaufschlage  einen  die  Sachsen  einwartskehrenden ,  geschlossenen, 
latürlichen  Trappen-Flug.  Die  Helmdecken  sind  rechts  schwarz  und  golden,  links 
roth  und  silbern.  —  Das  Wappenbuch  der  durchlauchtigen  Welt  (IV.  408)  giebl 
mr  das  Stammwappen,  bestimmt  aber  als  solches  in  Roth  einen  dreimal  eckig 
gezogenen,  silbernen  Querbalken. 

Sehr  altes,  ursprünglich  steiermä'rkisches,  später  tiroler  Geschlecht, 
welches  schon  in  früher  Zeit  das  Stammhaus,  die  Trappenburg  bei 
ieutschach,  besass.  Der  erste,  genauer  bekannte  Stammvater  ist 
Friedrich  Trapp,  Ritter,  welcher  um  1300  Herr  von  Trappenburg  war, 
ind  dessen  Enkel,  Jacob,  von  1401  —  1406  als  Erzherzogs  Ernst  des 
Eisernen  von  Oesterreich  Stadthauptmann  zu  Triest  vorkommt.  Des 
letzteren  Sohn,  Jacob  IL,  ging  mit  Erzherzog  Sigmund  von  Oesterreich, 
lessen  Hofmeister,  so  wie  Stadt-  und  Schlosshauptmann  von  Bregenz 
irselbe  war,  nach  Tirol,  wo  er  1440  mit  seiner  Gemahlin,  Barbara, 
»chwester    und    Erbin    des    letzten    Grafen    Gaudenz    zu   Mölsch,    einen 


574  GRAFEN  V.  TRAPP. 

Theil  dieser  Grafschaft  mit  der  Herrschaft  Churberg  an  sein  Geschlecht 
hrachte  und  1496  das  durch  Erlöschen  des  Geschlechts  derer  v.  VVeiss- 
priach  erledigte  Oherst-Erh-Land-Hofmeister-Amt  der  gefürsteten  Graf- 
schaft Tirol  für  sich  und  seine  Nachkommen  erhielt.  Durch  die  Söhne 
desselben,  Carl  und  Jacob,  entstanden  zwei  Linien.  Carl  Trapp  zu 
Pisein,  kais.  Rath,  Gesandter  in  Spanien,  Hauptmann  zu  Irano,  verm. 
mit  Anna  Freiin  v.  Wolkenstein,  stiftete  die  ältere  Linie  zu  Pisein  und 
Caldonozzo.  Aus  derselben  erhielt  Georg  Sigmund,  von  Carl  im  vierten 
Gliede  stammend,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  vorder-österr.  Re- 
gierungs- Präsident,  nachdem  die  Vorfahren  1605  den  Freiherrenstand 
erlangt,  vom  Kaiser  Leopold  I.  22.  Juli  1691  den  erbländ.  Grafenstand, 
doch  erlosch  mit  dem  Urenkel  Caspar  Ignaz,  k.  k.  Kämmerer  und  Re- 
gierungs-Rath  zu  Trient,  26.  Juli  1794  diese  ältere  Linie.  —  Die 
jüngere,  jetzt  blühende  Linie  zu  Chur-  und  Schwamburg  umfasst 
die  Nachkommenschaft  Jacobs,  Herrn  zu  Churburg,  fürstl.  Pflegers  zu 
Glurns  und  Mals  in  Tirol,  verm.  mit  Veronica  v.  Welsperg.  Von  den 
Nachkommen  desselben  erhielt  Jacob  vom  Erzherzog  Ferdinand  in  Tirol 
3.  März  1655  den  Grafenstand.  Von  den  Söhnen  desselben,  aus  der 
Ehe  mit  Margaretha  Helene  Gräfin  v.  Wolkenstein,  war  Maximilian,  k.  k. 
Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Regierungs-Präsident  zu  Insbruck,  verm.  zuerst 
mit  Anna  Eleonore  Freiin  v.  Firmian  und  später  mit  Maria  Magdalena 
Freiin  v.  Freyberg.  Von  dem  Grafen  Maximilian  lief  der  Stamm,  wie 
folgt,  fort:  Johann  Christoph;  Gemahlin:  Franziska  v.  Relasy.  —  Franz 
Carl,  gest.  1735,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Landeshauptmann 
an  der  Etsch;  Gemahlin:  Anna  Maria  Gräfin  v.  Trapp.  —  Sebastian, 
geb.  11.  Jan.  1709,  gest.  14.  Juli  1762,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath 
und  vorder-österr.  Hofkammer-  und  Repräsentations-Präsident  zu  Insbruck; 
Gemahlin:  Maria  Anna  Gräfin  Hendl  v.  Goldrain,  gest.  1798.  —  Johann 
Nepomuk,  geb.  11.  Juni  1745,  gest.  5.  April  1790,  k.  k.  Kämmerer, 
fürstl.  passauscher  Oberst-Jägermeister ;  Gemahlin :  Maria  Therese  Gräfin 
v.  Firmian,  geb.  12.  Nov.  1744,  verm.  16.  Juni  1762,  gest.  1.  April 
1802.  —  Leopold,  geb.  23.  März  1764,  gest.  20.  Nov.  1797,  k.  k. 
Kämmerer  und  Gouvernements-Secretair  zu  Insbruck;  Gemahlin:  Maria 
Crescentia  Gräfin  v.  Spaur  zu  Rurgslall,  geb.  7.  Aug.  1769,  verm. 
6.  Aug.  1787,  gest.  20.  Jan.  1819.  —  Johann  Nepomuk  Graf  v.  Trapp 
zu  Chur-  und  Schwamburg,  geb.  22.  Juni  1790,  gest.  11.  Sept.  1847, 
Herr  der  Grafschaft  Mölsch  und  der  Lehens -Herrschaften  Caldonozzo, 
Campo,  Glurns  und  Mels-Schlanders,  Oberst-Erb-Land-Hofmeister  in  Tirol; 
erste  Gemahlin:  Elisabeth  Gräfin  v.  Wolkenstein-Rodenegg,  geb.  30.  Jan. 
1796,  verm.  2.  Mai  1814,  gest.  17.  Nov.  1839;  zweite  Gemahlin: 
Friederike  Gräfin  v.  Künigl,  geb.  15.  Oct.  1800,  verm.  30.  Aug.  1842, 
Wittwe. 

Der   Sohn   des    Grafen    Johann    Nepomuk    aus   erster   Ehe   ist    das 
jetzige  Haupt  der  gräflichen  Familie : 

Graf  LUDWIG  Gotthard  Pius,    geb.   6.  Mai   1819,  und  der  Rruder 
desselben  ist,  neben  fünf  Schwestern,  Graf  Oswald,  geb.  17.  April  1829. 


GRAFEN  V.  TRU  TTMANSU0R1T. 


575 


Grafen  v.  TranttiiiansdorfT. 

(Grafen  aus  dem  älteren,  oder  fürstlichen  Ast  der  böhmischen 

Linie,  so  wie  aus  der  Friedrichs-  und  Hartmanns-Linie). 

ßatljoltfd).  Oeftmretd). 

Besitz:  die  Herrschaften  Gleirhenberg  und  Trautlmansdorfl";  die  Herrschaft  Heralelz  in 
Böhmen;  Uöhmisch-Wolleschau  in  Mahren;  die  Güter  Medleschilz ,  Zabfehlitl  und 
Hosiell;  Rochiowa;  die  Herrschaft  Neschet  in  Böhmen ;  die  Herrschaft  Zbrad- 
lowitz  eic.  eic. 


"Wappen:  quadriitcr  Schild  mit  Miltelschild.  Im  von  Hoth  und  Silber  der 
Länge  nach  gelheillen  Mittelschilde  schwebt  eine  Rose  von  gewechselten  Tincturen 
(Stammwappen).  1  von  Silber  und  Roth  sechsmal  schrägrechts  getheilt  (Castelalt); 
2  und  3  in  Silber  drei  über  einander  schwebende,  rothe  Hüte  mit  herabhängenden, 
zugeknüpften  Bändern  (Höllzier).  4  von  Roth,  Silber  und  Gold  halb  in  die  Länge 
und  ganz  quergetheilt  (Kirchberg).  Ueber  dem  Schilde  stehen  drei  gekrönte  Helme. 
Der  rechte  Helm  trägt  den  wachsenden  Rumpf  eines  einwärtssehemlen  Mannes  mit 
einem  nach  Art  des  I.  Feldes  schräglinks  gestreiften  Kleide  und  einer  hohen, 
rothen  Mütze  mit  silbernem  Aufschlage  zwischen  zwei  von  Silber  und  Roth  gewür- 
felten Rüffclshörnern  (die  Hörner  wegen  Höltzler,  den  Mann  wegen  Castelalt);  auf 
dem  mittleren  Helme  stehen  zwei  zusammengefügte  Hahnenfedern,  von  denen  die 
rechte  roth,  die  linke  silbern  ist,  und  welche  in  der  Mitte  mit  einer  goldbesamteo, 
der  Länge  nach  mit  gewechselten  Tincturen  gelheilten  Rose  belegt  sind  (Helm  des 
Stammwappens).  Der  linke  Helm  trägt  den  Rumpf  eines  in  Silber  gekleideten, 
einwärlssehenden ,  bärtigen  Mannes  mit  Eselsohren  zwischen  zwei  Rüffelshörnern, 
von  welchen  das  rechte  von  Roth  und  Silber,  das  linke  von  Roth  und  Gold  gewür- 
felt ist  (kirchbergscher  Helm).     Die  Helmdecken  sind  roth  und  silbern. 

Sehr  alles ,  nach  der  Angabe  einiger  Schriftsteller  aus  Steiermark, 
nach  Anderen  von  den  ehemaligen  Grafen  von  Tirol  abstammendes, 
böhmisches  und  österreichisches  Geschlecht,  welches,  wie  Mehrere  an- 
nehmen, schon  984  bekannt  gewesen  sein  soll.  Zu  Ende  des  13.  Jahr- 
hunderts kommt  das  Geschlecht  in  Oesterreich  urkundlich  vor  und  hesass 
in  Steiermark  das  gleichnamige  Schloss,  so  wie  in  Nieder- Oesterreich 
ein  anderes  desselben  Namens.  Die  Ausbreitung  der  Familie  stieg  sehr 
bald:  in  der  1278  zwischen  Rudolph  v.  Habsburg  und  dem  König 
Oltocar  II.  von  Böhmen  bei  Laa  auf  dem  Marchfelde  bei  Wien  gelieferten 
Schlacht  fielen  14  Sprossen  des  Geschlechts,  und  nach  der  zwischen 
den  Gegenkaisern   Ludwig   von   Bayern  und  Friedrich  dem  Schönen  von 


576  GRAFEN  V.  TRAUTTMANNSDORFF. 

Oeslerreich  1322  bei  Mühldorf  geschlagenen  Schlacht  lebten  von  18  in 
derselben  kämpfenden  Gliedern  des  Geschlechts  nur  noch  zwei,  oder, 
wie  Andere  angeben,  von  23  noch  3.  Zu  Anfange  des  16.  Jahrhunderts 
blühten  vier  Hauptlinien:  die  David  sehe,  noch  jetzt  bestehende  Slamm- 
linie  in  Oesterreich,  die  Ehrenreichsche,  ebenfalls  in  Oeslerreich,  die 
Ulrichsche  in  Steiermark  und  die  Leopoldinsche  in  Tirol.  Die 
drei  letzteren  sind  langst  erloschen;  die  Davids  che  Stammlinie  theilte 
sich  gegen  Ende  des  16.  Jahrhunderts  durch  zwei  Brüder,  Johann 
Friedrich  und  Johann  Hartmann,  in  zwei  Hauptlinien,  von  welchen  die 
jüngere,  die  Johann-Hartmanns-Linie,  welche  später  die  Ehren- 
reich-Trautmannsdorfl'sche  Nebenlinie  in  sich  fassle,  nach  Anfange  dieses 
Jahrhunderts  erloschen  ist,  die  ältere  aber,  die  Johann-Friedrichs- 
Linie  durch  des  Stifters  jüngsten  Sohn,  Maximilian,  dauernd  fortge- 
pflanzt wurde.  Letzterer,  1619  Abgeordneter  auf  dem  Kaiserwahlconvent, 
wurde  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  1623  mit  seinen  Brüdern,  Sigismund 
Friedrich  und  Johann  David,  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben,  wobei 
zugleich  das  Oberst-Erb-Land-Hofmeister-Amt  in  Steiermark  in  die  Familie 
kam,  erlangte  1631,  doch  nicht  bleibend,  die  Aufnahme  in  das  schwä- 
bische Grafencollegium ,  schloss  1635  den  Frieden  zu  Prag  und  war 
1648  kais.  Gesandter  auf  dem  westphälischen  Friedenscongress.  Die 
Nachkommenschaft  desselben  schied  sich  durch  zwei  seiner  Söhne  in 
zwei  Speciallinien:  der  ältere  Sohn,  Adam  Matthias,  gest.  1684,  grün- 
dete die  böhmische,  welche  sich  durch  zwei  Söhne  in  zwei  Aeste, 
den  älteren,  jetzt  fürstlichen  Ast,  oder  die  Nachkommenschaft  Rudolph 
Wilhelms,  gest.  1689,  und  den  jüngeren  reichsgräflichen,  oder  die 
Nachkommenschaft  Sigismund  Ludwigs,  gest.  1707,  spaltete,  —  der 
jüngste  Sohn,  Georg  Sigismund,  gest.  1708,  die  Steiermark  sc  he 
welche  sich  mit  des  Stifters  Enkel  in  zwei  Aeste  trennte :  den  von 
Sigismund  Ernst,  gest.  1752,  stammenden  ersten  und  den  von  Weigard 
Joseph  absteigenden  zweiten  Ast. 

Aus  dem  älteren ,  später  fürstlichen  Aste  der  böhmischen  Linie 
wurde  Graf  Franz  Norbert,  geb.  1705,  gest.  1786,  mit  seinen  Nach- 
kommen und  den  vom  Grafen  Maximilian,  gest.  1650,  stammenden 
Agnaten  1778  in  das  schwäbische  Reichsgrafencollegium  mit  Sitz  und 
Stimmrecht,  zu  welchem  dieses  Haus  schon  1631  eingeführt  gewesen 
war,  aufgenommen.  Graf  Ferdinand,  der  Sohn  Franz  Norberts,  kaufte 
die  reichsunmittelbare  Besitzung  Umpfenbach  bei  Miltenberg  am  Main, 
worauf  derselbe  vom  Kaiser  Franz  II.  12.  Jan.  1805  für  sich  und  seine 
Nachkommen  die  reichsfürstliche  Würde  nach  dem  Rechte  der  Erstgeburt 
mit  Sitz  und  Stimme  im  Reichsfürstenralh  erhielt.  Umpfenbach  wurde 
zur  gefürsteten  Grafschaft  erhoben,  später  aber,  1812,  verkauft  und 
steht  jetzt,  unter  Staatshoheit  der  Krone  Bayern,  dem  fürstlichen  Hause 
Lowenstein-Wertheim-Freudenberg,  vollrathscher  Linie,  zu. 

Die  hier  in  Betracht  kommenden  Grafen  v.  Traullmannsdorff,  sämmt- 
lich  zur  Johann -Friedrichs -Linie  gehörig,  stammen  theils  aus  der 
böhmischen  Hauptlinie  und  zwar  eben  so  aus  der  älteren,  jetzt 
fürstlichen    Speciallinie,    als    aus    der   jüngeren    reichsgräflichen    von 


GRAFEN  V.  TTUtJTTMANSDORFF.  ,r)77 

Sigmund  Ludwig  abstammenden  S|>e<  iallinie,  welche  neuerlich  unter  dem 
Namen:  Friedrichs- Linie  aufgeführt  wird,  theils  aus  der  slcicrmiir- 
kischen  Haupllinie,  und  zwar  aus  der  zweiten,  die  Nachkommenschaft 
Weichard  Josephs  umfassenden  Speciallinie,  welche  jetzt  unter  dem 
Kamen:  Hartman  ns-Li nie  vorkommt.  Die  erste  Speciallinie  der 
steiermärkischen  Haupllinie,  welche  aus  der  Nachkommenschaft  Sigmund 
Ernsts  bestand,  ist  mit  dem  Grafen  Vincenz,  geb.  1776,  im  Jahre  1847 
erloschen.  Auch  Graf  Vincenz  wurde  unter  der  Hartmanns -Linie  der 
Neueren  aufgeführt. 

Bei  Vergleich ung  der  Ergebnisse  älterer  Quellen  mit  den  vorstehen- 
den Angaben  muss  die  Redaclion  bitten,  sehr  vorsichtig  zu  verfahren, 
da  einige  frühere  und   neuere  Bestimmungen  sehr  eigentümlich  sind. 

Von  den  Ahnentafeln  des  Gesammthauses  Trauttmansdorff  beziehen 
sich  nachstehende  drei  auf  die  jetzigen  Familienglieder: 

Aelterer,  jetzt  fürstlicher  Ast  der  böhmischen  Spe- 
ciallinie. Johann  Joseph  —  Sohn  Rudolph  Wilhelms,  geb.  7.  Aug. 
1676,  gest.  30.  April  1713,  k.  k.  Kämmerer  und  w.  Reichshofrath ; 
Gemahlin:  Maria  Theresie  Gräfin  v.  Paar,  verm.  8.  Juni  1700,  später 
vermählte  Grälin  v.  Rothai,  gest.  30.  Juli  1766.  —  Franz  Norbert, 
geb.  10.  Aug.  1705,  gest.  18.  Juni  1786,  k.  k.  w.  Rath  etc.;  zweite 
Gemahlin:  Maria  Anna  Gräfin  v.  Herberstein,  geb.  5.  März  1722,  verm. 
17.  Febr.  1744,  gest.  nach  1805.  —  Ferdinand,  Fürst,  geb.  12.  Jan. 
1749,  k.  k.  w.  Geh.  Rath  und  Kämmerer,  Staats-  und  Conferenz- 
Minister  etc.;  Gemahlin:  Caroline  Gräfin  v.  Colloredo,  geb.  14.  Febr. 
1752,  verm.  18.  Mai  1772,  gest.  20.  Sept.  1832.  —  Joseph,  Oheim 
des  jetzigen  Fürsten  Ferdinand  (s.   unten). 

Friedrichs-Linie  (sonst  nach  Einigen  der  Johann -Friedrichs- 
Linie  zweite  Nebenlinie  in  Böhmen,  nach  Anderen:  der  böhmischen 
Hauptlinie  jüngere,  reichsgräfliche  Speciallinie).  Adolph  Leopold  —  Sohn 
Sigismund  Ludwigs  aus  der  Ehe  mit  Cornelia  Eleonore  Gräfin  v.  Harrant 
und  Enkel  des  Adam  Matthias  — ;  Gemahlin:  Maria  Sophie  Freiin 
v.  Widersperg.  —  Johann  Norrert  Joseph,  geb.  1727,  gest.  9.  Nov. 
1796,  Herr  auf  Aulibicz  und  Zbradlowitz,  k.  k.  Kämmerer,  Oberst  etc.; 
erste  Gemahlin:  Johanna  Charlotte  Gräfin  v.  Harbuval-Chamare,  verm. 
1766,  gest.  27.  Sept.  1777.  —  Serastian  Franz,  geb.  1767,  gest. 
20.  Sept.  1834,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst-Lieutenant,  Herr  der  Herr- 
schaft Zbradlowitz;  Gemahlin:  Aloise  Freiin  v.  Puteany,  geb.  1.  Nov. 
1776,  verm.  7.  Jan.  1808,  gest.  4.  Juli  1835.  —  Alexander  Franz 
Joseph  (s.  unten). 

Hartman  ns-Li  nie  (sonst  nach  Einigen  der  Johann-Friedrichs- 
Linie  dritte  Nebenlinie  zu  Gleichenberg  in  Steiermark,  nach  Anderen: 
der  steiermärkischen  Hauptlinie  zweite  Speciallinie).  Weichard  Josbh 
—  Sohn  Maximilian  Sigismunds  aus  der  Ehe  mit  Barbara  Gräfin  v.  Slahrem- 
berg  und  Bruder  Sigismund  Ernsts,  des  Stifters  der  ersten  Speciallinie 
der  steiermärkischen  Hauptlinie  (s.  oben)  —  geb.  19.  Mai  1711,  gest. 
11.  Mai  1788,  k.  k.  w.  Geh.  Rath;  zweite  Gemahlin:  Maria  Anna 
Gräfin  v.  Wurmbrand,  geb.  8.  Juli  1733,  verm.  21.  Febr.  1751,  gest.  nach 

II.  37 


578  GRAFEN  V.  TRAITTMANSDORFF. 

1805.  —  Aloysius,  geb.  19.  Dec.  1753,  f,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin: 
Julia  Theresia  Gräfin  v.  Alterns,  geb.  4.  Febr.  1753.  verm.  17SI,  bis 
1840  aufgeführt,  doch  wohl  schon  früher  gestorben.  —  Vlv.lnz,  geb. 
17S4,  gest.  18.  März  1839,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin:  Maria  Anna 
Gräfin  v.  Wagensperg,  verm.  1811,  gest.  1S36.  —  Thadoäüs,  geb.  IS  12, 
gest.  14.  Nov.  1849,  k.  k.  Kämmerer,  Herr  auf  Gleichenberg  und  Trautt- 
mansdoriF;  Gemahlin :  Maria  Gräfin  v.  Woracziczky-Bissingen,  geb.  30.  Oct. 
1821,  verm.  8.  Juli  1S39,  Wittwe.  —  Weichardt  Maximilian  (s.  unten). 
Von   den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  zu  erwähnen: 

Aelterer,  jetzt  fürstlicher  Ast  der  böhmischen  Hauptlinie.  —  Graf 
JOSEPH  —  Sohn  des  Fürsten  Ferdinand  (1.)  und  Oheim  des  Fürsten 
Ferdinand  (II.)  —  geb.  19.  Febr.  17SS,  k.  k.  Kämmerer,  w.  Geh. 
Rath  und  ausserord.  Gesandter  und  bevollm.  Minister  am  k.  preuss.  und 
am  grossherz.  meklenb.-schwerin.  Hofe  bis  17.  März  1S49,  verm.  16.  OeL 
1821  mit  Josephine  Gräfin  Kärolyi  v.  Nagy-Käroly,  geb.  7.  Nov.  1  SOS, 
Besitzerin  der  Herrschaft  Gross -Lipnitz  mit  den  Gütern  Budikaw  und 
Lankau  in  Böhmen.  Der  Sohn  desselben,  neben  drei  Töchtern,  ist: 
Graf  Ferdinand,  geb.  27.  Juni  1S25,  k.  k.  Kämmerer  und  Gesandtschafls- 
Atlache  zu   Stuttgart. 

Friedrichs-Linie.  Graf  ALEXANDER  Franz  Joseph  —  Sohn 
des  Grafen  Sebastian  Franz  —  geb.  23.  Mai  i8l6.  Die  Schwester 
desselben,  Gräfin  Luise,  ist  mit  Demeter  Constantinovics  de  German  verH 
mahlt.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder  des  Grafen  Sebastian  Franz, 
vom  Grafen  Joseph  Anton,  geb.  5.  April  1764,  leben  aus  der  Ehe  mit 
Theresia  Gräfin  Kokorzowelz  v.  Kokorzowa,  geb.  23.  Juni  1766,  gest. 
1835,  zwei  Töchter,  Gräfin  Antonie,  Herrin  auf  Rochiowa,  zuerst  verw. 
Grätin  v.  Lazanzky  und  jetzt  verw.  Frau  v.  Weissenbach,  und  Gräfin 
Josephine,   Herrin   der  Herrschaft  Neschet,  verm.   Grätin  v.   Lazanzky. 

Hart  m  a  n  n  s  -  L  i  n  i  e.  Graf  WEICHARDT  Maximilian  —  Sohn  des 
Grafen  Thaddäus  —  geh.  30.  April  1S42.  Ausser  der  Mutter  desselben 
(s.   oben)  leben   zwei   Schwestern,   die  Gräfinnen  Anlonia   und  Anna. 

Von  dem  Bruder  des  Grafen  Aloysius  (s.  oben,  Sohn  Weichard 
Josephs),  dem  Grafen  Johann  Nepomuk,  geb.  23.  Aug.  1757,  gest.  7.  Man 
1S09,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  nieder-österr.  Land-Marschall, 
verm.  26.  Juni  1796  mit  Maria  Therese  Gräfin  v.  Nädasd,  gesL 
14.  Mai  1847,  stammt  Graf  Joseph,  k.  k.  Rittmeister  in  d.  A.,  Herr 
von  Böhmisch-Wolleschau  in  Mähren  und  Traullmansdorfl'  bei  Meran.  — 
Von  dem  verstorbenen  Bruder  des  Grafen  Joseph,  vom  Grafen  Johann 
Nepomuk,  geb.  I.  Mai  1804,  gest.  6.  Juli  1846,  lebt  die  Wittwe 
Isabella  Gräfin  v.  Buquoy.  Die  Tochter  derselben:  Gräfin  Gabriele,  geb. 
30.  Sept.  1841,  ist  Herrin  der  Herrschaft  Heraletz.  Die  Schwester  der 
Grafen  Joseph  und  Johann  Nepomuk  ist  Gräfin  Angelica,  venu.  Gräfin 
und  Herrin  v.  Stubenberg  (s.   S.   539). 


UlAKKN   V.   I».  TRKNCK. 


579 


(«rafVn  v.  «I.  Tr<»iic*k. 

Coongelifd).  $rfitf5cn. 

Besitz;  die  hariaeker  Najorats-GOier  in  öaiprensaen 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild,  heirif»  mit  goldener  Einfassung 
in  schwarzen  Mittelschild  eine  Dach  linksgestellte,  silberne  Taube.  1  und  4  in 
Roth  der  vorwirtsgekebrte  Kopf  eines  goldengebornten  Stiers;  2  und  '.i  in  Blau 
Iwei  riehen  einanderstehende .  Beekige,  golden«  Sterne.  (Das  Staininwappen  zeigt 
m  Schilde  und  auf  dem  Helme  in  Üoth  den  Kopf  eines  goldenen  Stieres  und  übet 
lem  Kopie  schweben  neben  einander  zwei  goldene  Sterne.)  lieber  der  Grafenkrone 
krheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Ueher  dem  rechten  Helme  schweben  die  zwei 
ilerne  des  2.  und  3.  Feldes ;  der  mittlere  tragt  einen,  die  Sachsen  rechtskehrenden, 
chwarzen  Adlersllügel ,  welcher  mit  der  Taube  des  Mittelschüdes  belegt  ist,  und 
her  dem  linken  Helme  schnellt  der  Stierkopf  des  1.  und  4.  Feldes.  Die  Helm- 
ecken sind  rechts  Man  und  golden,  links  roth   und  silhern. 

Altes,  ursprünglich  fränkisches,  schon  im  13.  und  14.  Jahrhundert 
orkommendes  Geschlecht,  welches  mit  dem  deutschen  Orden  naefa 
ussen  kam  und  vom  Herzog  Albreeht  von  Prcussen  25.  Od.  1533 
iiit  den  scharlacker  Gütern  im  Amte  Labiau,  so  wie  vom  Kurfürsten 
riedrich  Wilhelm  1.  von  Braodeoborg  5.  April  1G52  mit  dem  Gute 
ioldbaeh  belehnt  wurde  und  auch  mehrere  andere  Güter  erwarb.  Johann 
Jbrccht  war  1655  Hofgerichts -Präsident  zu  Königsberg,  und  Christiaj 
.lbrecht  kurbrandenb.  Rittmeister.  Von  Letzterem  stammten  zwei  Söhne, 
on  denen  der  allere,  Friedrich  Ehrenbejch  ,  gest.  14.  Mai  1740,  k. 
reuss.  General-Major  und  Vater  mehrerer  Söhne,  der  nächste  Stamm- 
ater  der  preussischen  v.  d.  Trenck  wurde.  Durch  den  zweiten  Sohn 
esselben,  Johann  Heinrich,  welcher  zur  katholischen  Kirche  übertrat, 
ie  Herrschaft  Preslorat  in  Slavonien  erwarb,  und  1742  als  k.  k.  Oberst 
ad  Commandant  der  Festung  Leulscha  starb,  bildete  sich  in  Oesterreich 
ine  Nebenlinie,  welche  aber  schon  wieder  mit  des  Stifters  Sohne,  dem 
inreichend  bekannten  Franz  Freiherrn  v.  d.  Trenck,  k.  k.  Panduren- 
bersten,  geb.  1.  Jan.  1711,  gest.  auf  dem  Spielberge  in  Brunn,  4.  Ocl. 
749   erlosch.    Der  ältere  Sohn  Christian  Ehrenreichs,   Friedrich  Wilhelm, 


580  GRAFEN  V.  TROYRR. 

geb.  1726,  k.  k.  Major  a.  D.,  fiel  nach  einem  sehr  bewegten  Leben, 
welches  derselbe  1786,  eben  so  wie  Freiherr  Franz  1745,  selbst  be- 
schrieben hat,  im  Juli  1794  zu  Paris  unter  der  Guillotine.  Durch  den- 
selben wurde  die  Familie  abermals  nach  Oesterreich  verpflanzt,  und  von 
seinen  Söhnen  ist  Joseph  9.  März  1835  als  k.  k.  Feldmarschall-Lieule- 
nant  gestorben. 

Von  Christian  Ehrenreichs  Nachkommen,  von  welchen  jetzt  auch 
Glieder  im  Königreich  Sachsen  leben,  wurde  Carl  Albrecht,  Besitzer 
der  Gross -Scharlacker  Güter,  vom  König  Friedrich  Wilhelm  III.  von 
Preussen  5.  Juni  1798  in  den  preuss.  Grafenstand  nach  dem  Rechte 
der  Erstgeburt  erhoben.  Demselben  folgte  in  der  Grafenwiirde  der 
Sohn,  Wilhelm,  nach  dessen  Tode  dieselbe  der  ältere  gleichnamige  Sohn 
führte,  und  als  letzterer  jung,  ohne  Nachkommen,  starb,  gelangte  der 
Grafenstand  an  den  jüngeren  Bruder: 

FRIEDRICH  Graf  v.  d.  Trenck,  k.  preuss.  Lieutenant  und  Majorats- 
herr der  scharlacker  Güter. 


Grafen  v.  Troyer. 

lUtljoltfd).  ©efterretd). 

In  Mähren  begütert. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  rothen  Mittelschilde  ein 
silberner,  rechtssehender  Adler.  1  und  4  in  Roth  das  Vordertheil  eines  rechts- 
gekehrten, silbernen  Gemsbockes  (Stammwappen);  2  und  3  in  Schwarz  ein  goldenes, 
mit  den  schwarzen  Buchstaben  F  L  S  bezeichnetes  Herz.  Den  Schild  deckt  eine 
7  perlige  Krone.  —  So  giebt  als  „berichtigt"  das  Wappenbuch  der  österr.  Monarchie 
(XVII.  12)  das  Wappen  an,  nachdem  dasselbe  (VII.  98)  im  silbernen  Schilde  das 
rechtsgewendete  Vordertheil  eines  rothen  Gemsbockes  mit  goldenen  Hörnern ,  über 
der  Grafenkrone  aber  einen  geklönten,  mit  dem  Schildesbilde  geschmückten  Helm 
und  roth  und  silberne  Decken  desselben  angegeben  hatte.  —  Das  Gen.  Taschenb. 
der  gräfl.  Häuser  (1848,  702)  nimmt  im  1.  und  4.  Felde  in  Silber  das  einwärts- 
gekehrte Vordertheil  eines  rothen  Gemsbockes  an. 

Sehr    alte,    aus  Luxemburg  stammende,    tiroler  und  österreichische 

Familie,    deren    Name    zuerst    1258    vorkommt.     Leonhard    war    1370 


GRAFEN  V.  TKOYKR.  581 

Hauptmann  des  Kaisers  Cari  IV.  und  lebte  noch  upier  Kaiser  Boprechl 
\.  (I.  Pfalz  nach  1400.  Der  Enkel  desselben,  Christian,  kaufte  sich 
1111  in  Tirol  an.  Von  den  Nachkommen  desselben  erwarb  Christoph, 
k.  k.  Rat!)  und  1547  Botschafter  an  der  ottomamsehen  Pfprte,  Ansheim, 
Aufkirchen  und  Gisspach,  und  Ctriacus  Troyer  \.  Gisspach»,  geb.  16113, 
gest.  lr.s".  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Raih  und  tirolscher  Hol-  und  ober- 
Bslerr.  Vicc-Canzler,  erhielt  vom  Kaiser  Leopold  I.  1660  den  Freiherren- 
slanil.  Der  einzige  Sohn  des  Letzteren,  Franz  Anton,  geh.  1652,  g 
1712,  k.  k.  Kämmerer  und  \v.  Geh.  Rath  etc.,  wurde  \om  Kaiser 
Leopold  I.  1690  in  den  Grafenstand  erhoben.  Von  seinen  Söhnen  wurde 
Ferdinand  Julius,  geh.  1.689,  gest.  175S,  1745  Bischof  zu  Ohnülz, 
1747  Cardinal  und  1751  Proleclor  von  Deutschland,  und  Graf  Christoph 
Everist,  Freiherr  v.  Troyenslein  zu  Gisspach  und  Strasfried,  Herr  zu 
Dbermostis,  geb.  1701  und  venu,  mit  einer  Grälin  v.  Oppersdörf,  setzte 
das  Geschlecht  fort  und  wurde  der  Grossvater  der  Grafen  Johann  Baptist, 
Ferdinand   und   Franz. 

Graf  Johann  Baptist,  geh.  11.  Sept.  1776,  gest.  14.  Febr.  1837, 
k.  k.  Kämmerer,  fürsterzbischöfl.  ol  mutz  er  Lehenshofrichler,  vermählte  sich 
1S<> 7  mit  Josephine  Gräfin  v.  Althann ,  geh.  9.  Nov.  17 89,  welche  als 
IVittwe  lebt.  Aus  dieser  Ehe  entsprossen:  Gräfin  Stephanie,  geh.  21.  Febr. 
IS  16,  Stiftsdame  zu  Brunn,  und  Graf  Ferdinand,  geb.  25.  Jan.  1821, 
gest.    14.  Aug.    1848,  k.  k.   Ober-Lieutenant. 

Von  den  Brüdern  des  Grafen  Johann  Baptist  ist  Graf  Ferdinand, 
geb.  1.  Febr.  17S0,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Bath,  23.  Juli  1851 
gestorben.      Der  lebende   Bruder  ist: 

Graf  FRANZ,  geb.  1783,  k.  k.  Kämmerer  und  Major,  verm.  11.  Sept. 
1811  mit  Josephine  Gräfin  v.  Fünfkirchen,  geb.  20.  Sept.  1789.  Der 
aus  dieser  Ehe  stammende  Sohn,  Graf  Rudolph,  geb.  9.  Oct.  1818,  k. 
k.  Kämmerer  und  Major,  starb  13.  Aug.  1850,  die  lebenden  Töchter 
sind:  Gräfin  Rudolphine,  Stiftsdame  im  brünner  Damenslifte ,  und  Grälin 
Konstantine,  Capitularin  des  Damenstifts  zu  Prag.  —  Die  Schwester  der 
trafen  Johann  Baptist,  Ferdinand  und  Franz  ist  Gräfin  Josephine,  Willwe 
von  Simon  Chevalier  v.   Filzgerald,    k.   k.  Feldmarschall -Lieutenant  etc. 


582 


GRAFEN  V.   UETTERODT  ZU  SCHARFFENBERG. 


Grafen  v,  Uetterodt  zu  Scharffenberg. 

Cutljerifd).  (ßro^ljerjogtljum  6ad)fen^tDeimar^€tfenad). 

Besitz:  die  Rittergüter  Wenigen-Luppniiz  mit  Scliloss  Neu-Scharirenberg,  Meibom,  Gospcn 
roda,  Königsihal  und  andere  Allodialgiiter. 


Wappen:  Schild  quadrirt  mit  Mittelschild.  Im  silbernen  Mitlelschilde  drei 
blaue  halbe  Munde  (2  und  I),  und  zwischen  der  Sichel  jedes  derselben  eine  kleine, 
ruthe  Sonne;  die  beiden  oberen  Halbmunde  sind  seitwärts  von  einander  abgekehrt, 
und  der  untere  gestürzt  (Stammwappen).  1  und  4  in  Silber  ein  rechtsgekehrter, 
schwarzer  Löwe  mit  offenem  Rachen,  lechzender  Zunge  und  gehobenen  Pranken; 
2  und  3"  in  Silber  drei  senkrecht  laufende  Eisenstäbe  (Pfähle).  Auf  dem  Schilde 
erheben  sich  drei  Helme.  Der  rechte  goldene  Helm  mit  schwarzsilbernem  Wulste  trägt 
eine  silberne  Säule,  welche  oben  mit  einem  Rade  von  acht  silbernen  und  schwarzen 
Straussenfedern  besteckt  ist;  der  mittlere,  eiserne,  gekrönte  Helm  aber  eine  rothe, 
oben  mit  einem,  die  Hörner  aufwärtshebenden,  blauen  Halbmonde  besetzte  Säule, 
und  auf  dem  Halbmonde  steht  eine  rothe  Sonne  (Helm  des  Stammwappens  ,  und 
der  linke  goldene  Helm  mit  schwarzsilbcrnein  Wulste  eine  Säule  mit  den  Pfählen 
des  2.  und  3.  Feldes,  welche  mit  einem  Rusch  von  Pfauenfedern  besetzt  ist.  Die 
Helmdecken  sind  rechts  und  links  schwarz  und  silbern  und  in  der  Mitte  roth  und 
silbern. 

Eins  der  ältesten  und  angesehensten  thüringischen  Geschlechter, 
welches  sich  später  auch  in  Franken,  am  Rheine,  in  Sachsen  etc.  aus- 
breitete. Alte  thüringische  Chroniken  erzählen,  dass  in  sehr  früher  Zeil 
Ute  oder  Uto,  ein  Edler,  nordwestlich  von  Eisenach  den  Wald  gerodet 
und  Ueteroda,  den  ersten  bekannten  Wohnsitz  seines  Stammes,  gegründet 
habe.  Siegbert  soll  996  dem  Turniere  zu  Braunschweig  als  Sieger  bei* 
gewohnt  haben.  Heinrich  steht  durch  eine  Urkunde  Kaiser  Heinrichs  V.* 
vom  Jahre  1114,  als  zu  den  vornehmsten  Herren  in  Thüringen  gehörig, 
historisch  fest,  und  Hans  und  Berthold  erwarben  um  1442  das  Schloss 
Seharflenberg  am  nördlichen  Saume  des  Thüringer  Waldes  und  ver- 
einigten eine  Anzahl  Güter  zu  einer  Herrschaft,  mussten  aber,  nach 
Zerstörung  des  Schlosses,  sich  ,,im  Thal"  (bis  1837  dem  Hauplsitze  der 
Familie)  anderweitig  anbauen  und  ihren  Besitz  1458  vom  Herzog  Wilhelm 
von  Sachsen  zu  Lehen  empfangen.  Conrad ,  und  nach  ihm  der  Vetter 
desselben,  Nicolaus,  waren  von  1499 — 1547  Landes-Comlhure  des  deut- 


GJUFBfl  V.  I  l  T II  lioin   ED  SCHAKttENBERG.  583 

iclien  Ordens  in  Thüringen.  Später  schied  sich  die  Familie  in  zwei 
Linien,  die  allere  zu  Thal  und  die  jüngere  zu  Luppniti  (Lupnitz), 
•uch  kam  noeh  eine  Linie,  die  zu  SchwarzhauseR ,  hinzu,  aus  welcher 
Heinrich  Wilhelm,  fürstl.  Hofmeister  und  Ober-Forstmeister  zu  I'ömhild, 
1730  Geschlechtsältester  war.  —  Die  Linie  zu  Luppniti  stiftete  Andrias 
Friedrich,  verni.  mit  Anna  v.  Farnrode,  einer  Krhtochler,  welche  den 
grösseren  Theil  des  vormaligen  Thüringer  Gaues  Lupenzo,  den  Landstrich 
längs  der  nördlichen  Abdachung  des  Hörseiberges,  ihrem  Gemahl  zu- 
Inachle;  derselbe  steht  noch  jetzt  den  Nachkommen  zu.  —  Zur  älteren 
Linie  geholte  Adolph  II.,  k.  poln.  und  kursächs.  Geh.  Halb,  ausserord. 
Gesandter  am  k.  grossbrit.  und  am  k.  k.  Hofe.  Der  Sohn  desselben, 
Adolph  III.,  war  kursächs.  General  der  Cavallerie,  und  des  Letzteren 
Sohn,  Adolph  IV.,  herz,  sachsen-golhaischer  Ober-Marschall.  Auf  den 
thätigen  Betrieb  Adolphs  IV'.  erlangte  Herzog  Ernst  August  Conslanlin 
von  Sachsen-Weimar  vom  Kaiser  Franz  I.  die  Venia  aelatis,  trat  1.  Jan. 
1756  die  Regierung  an,  vermählte  sich  16.  März  1756  mit  Anna  Amalia 
Prinzessin  von  Rraunsdiweig-Wolfenbiittel,  und  am  3.  Sept.  1757  wurde 
■er  edle  Carl  August  geboren.  Der  Vater  desselben  starb  schon  23.  Mai 
1758!  —  Adolph  IV.  starb  hochbetagt,  und  ihm  folgte  die  jünger*" 
Linie  unter  Wolf  Sigismod  VI.,  hess.  Oberst-  Kämmerer  etc.,  welcher 
unter  seiner  Hand  die  sämmtlichen  Familiengüter  vereinigte,  dem  Sohne 
aber,  WrOLFF  Horst,  hinsichtlich  der  Herrschaft  SeharH'enberg  einen 
Successionsstreit  hinterliess,  dessen  Ausgang  der  Redaction  nicht  genau 
bekannt  ist.  Wolff  Horst,  geb.  25.  Oct.  178S,  gest.  26.  März  1836, 
grossherz.  hess.  Kammerherr,  Major  und  Flügeladjulant,  wurde  vom 
Grossherzog  Ludwig  II.  von  Hessen  1829  in  Anerkennung  seiner  Ver- 
dienste in  den  Grafenstand  erhoben,  welche  Standeserhöhung  vom 
Grossherzog  von  Sachsen-Weimar  und  von  dem  Herzoge  von  Sachsen- 
Coburg-Gotha  anerkannt  und  bestätigt  wurde,  und  derselbe  stiftete  ein 
Familienmajorat.  Aus  der  Ehe  mit  Elisabeth  Felicilas  Freiin  v.  Fürtl, 
Tochter  des  Freiherrn  (larl  Damian  v.  Fitrll,  einstigen  Pagen  der  Königin 
Maria  Antoinetle  von  Frankreich  und  nachherigen  Majors  im  Regimenle 
Royal   Allemaml   etc.,   geb.   9.   Oct.    179S,   Wittwe,   stammt: 

LUDWIG  Wolf*  Sioismunb  Graf  v.  Uelterrodt  zum  Scharffenberg, 
geb.  4.  Febr.  1824,  alleiniger  Besitzer  der  oben  genannten  Familien- 
güter.     Derselbe   ist  unvermählt. 


584 


GKAFE.N  V.   UEXKULL-GYLLKNBANII. 


Grafen  v.  Uexküll  -  Gyllenband. 

Cutl)crifd).  llVürttcmbcrcj. 


Wappen:  Schild  zweimal  der  Länge  nach  und  einmal  qucrgetbeilt,  6feldrig, 
mit  Mittelschild.  Im  blauen  Miüelschilde  eine  vierfache,  goldene  ßandschleife  (Gyllen- 
band). 1  und  H  in  Gold  ein  rechtsgekchrter,  gekrönter,  rotber  Löwe,  welcher  mit 
den  Vorderpranken  eine  nach  sich  gebogene  Hellebarde  mit  rotbem  Stiele  hält,  auf 
welche  derselbe  mit  den  Hinterpranken  tritt  (abgesehen  von  den  Tincturen  doch 
wohl  der  norwegische  Löwe).  2  und  5  in  Schwarz  zwei  eiserne  Hammer  an 
braunen  Stielen,  welche  durch  eine  goldene  Krone  kreuzweise  gesteckt  sind  (Stamm- 
wappen); 3  und  4  qucrgetbeilt,  oben  in  Roth  drei  (2  und  1)  goldene  Garben  mit 
goldenen  Bändern,  unten  in  Silber  ein  schwarzer  Adler.  —  Ueber  der  Grafen- 
krone erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  drei  grüne 
Pfauenfedern  zwischen  zwei  nach  innen  gekehrten  Sicheln  mit  goldenem  Griffe 
(üxküllscher  Helm);  der  mittlere  einen  schwarzen,  rechtssehenden  Adlerskopf  und 
Hals,  hinter  welchem  fächerartig  vier  rolhe  Fähnchen,  jedes  mit  einer  goldenen 
Korngarbe  belegt,  hervorragen  (gyllenbandscher  Helm),  und  der  linke  den  Löwen 
ganz  wie  im  1.  und  6.  Felde.  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth  und  golden,  in 
der  Mitte  blau  und  golden  und  links  schwarz  und  golden.  —  Dorst  giebt  im 
Wappenbuche  des  Königreichs  Württemberg  den  Schild  als  quadrirt  und  querge- 
trennt durch  eine  Binde,  welche  oben  roth,  unten  silbern  ist,  und  mit  Mittelschild: 
eine  Angabe,  welche  heraldisch  leicht  zu  vertreten  ist.  Derselbe  setzt  aber  hinzu, 
dass  die  Binde  oben  sechs  Korngarben  und  unten  zwei  Adler  zeige.  Es  würde 
also  Cast  (Adelsb.  des  Königr.  Württemberg,  p.  488)  und  mit  demselben  das  Geneal. 
Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  (1848,  p.  71)6)  irren,  wenn  in  das  3.  und  4.  querge- 
theille  Feld  oben  in  Roth  drei  goldene  Garben,  unten  in  Silber  „zwei"  schwarze 
Adler  gesetzt  werden. 

Sehr  alles ,  ursprünglich  lief-  und  esthländisches  Adelsgeschlecht, 
welches,  wie  angenommen  wird,  eines  Ursprunges  mit  denen  v.  Meyen- 
dorff  ist.  Letzteres  Geschlecht  soll  schon  im  11.  Jahrhundert  im  Magde- 
burgschen,  ßrandenburgschen,  Braunschweigschen  und  Holsteinschen  sich 
ausgebreitet  haben,  und  der  Ortsname  Meyendorp  kam  sowohl  im  Magde- 
burgschen,  wie  im  Holsteinschen  vor.  Stjermann  giebt  an,  dass  1198 
der  liefländische  Bischof  Albert  unter  Anderen  vom  Adel  auch  zwei  aus 
Holstein  gebürtige   Brüder,   Daniel  und  Conrad  v.   Meyendorff,  nach  Lief- 


■ULFEN   V.   IKXKl  U.-(;YLI.KNFtAM>.  585 

land  gebracht  habe.  Als  später  der  bischöfliche  Sitz  von  Ikeskolc  (nach 
Hupel:  Uexküll,  oder  dem  lieflschen  Sprachgebrauch  gemäss:  Ueksküll) 
retlegt  worden  sei,  wäre  Conrad  vom  Bischof  mit  den  Häusern  Lenne- 
waden  und  Uexküll  belehnt,  und  ein  Sohn  desselben,  Conrad  Conradssnn, 
Dach  seinem  Erbgute  Uexküll  benannt  worden.  Mit  dieser  Angabe  erklärt 
sich  auch  Hupel  einverstanden.  —  Glieder  des  Geschlechts  zeichneten 
sich  unter  den  Schwert-  und  Kreuzrittern  aus  und  zwar  namentlich 
Conrad ,  welcher  durch  grosse  Tapferkeit  die  von  den  Kuren  belagerte 
Stadt  Riga  rettete  und  als  Häuptling  im  deutschen  Heere  den  Lilhaucrn 
bei  Rodengries  eine  völlige  Niederlage  beibrachte.  In  der  zweiten  Hälfte 
ies  II).  und  der  ersten  des  17.  Jahrhunderts  wurde  die  Familie  in 
Schweden  durch  YVoldemar,  des  Königs  Johann  III.  und  des  Königs 
Carl  IX.  Hofmarschall,  bekannt  und  15.  Jan.  1625  in  das  schwedische 
Ritterhaus  eingeführt,  worauf  Königin  Christine  von  Schweden  Otto,  k. 
schwed.  Kriegsrath  und  General-Commissair  in  Esth-  und  Ingermannland, 
und  die  Söhne  des  Bruders  desselben,  Reinhold  Johann,  k.  schwed. 
Oberst,  und  Conrad,  23.  Aug.  1648  in  den  schwedischen  Freiherren- 
stand mit  dem  Beinamen:  Gyllenband  erhob.  Die  Einführung  derselben 
in  den  schwedischen  Freiherrenstand  erfolgte  1652  unter  No.  30.  Nach 
diesen  sehr  genauen  Angaben  Hupeis  stellt  sich  deutlich  heraus,  dass 
das  schwedische  Freiherrendiplom  nicht,  wie  gewöhnlich  angegeben 
wird,  vier  Gliedern  der  Familie,  was,  schon  den  Jahreszahlen  nach, 
nicht  möglich  ist,  sondern  nur  dreien  erlheilt  wurde.  Ein  Sprosse  des 
Geschlechts,  Friedrich  Johann  Emich,  der  Enkel  Conrads,  welcher  mit 
dem  König  Gustav  Adolph  nach  Deutschland  •  kam  und  mit  demselben 
fiel,  und  ein  Sohn  Reinhold  Johanns  oder  Conrads,  Freiherren,  stieg  in 
Barkgräflich  badischen  Diensten  zur  Würde  eines  Geh.  Ralhs  und  Ober- 
Hofralhs-  Präsidenten,  wurde  später  herz,  württemb.  Elalsminislcr  und 
erster  Kreisdirectorial- Gesandter ,  und  als  solcher  in  die  deutsche  un- 
mittelbare Reichsrilterschaft  des  Cantons  Craichgau  22.  Febr.  1790  auf- 
genommen. Von  den  fünf  Söhnen  desselben  aus  der  Ehe  mit  Maria 
Ernestine  Freiin  Göler  v.  Ravensburg  erhielt  der  älteste,  Carl  Gustav 
Friedrich,  gest.  1S01,  Gouverneur  der  herz,  württemb.  geforsteten  Graf- 
schaft Mömpelgard  und  herz,  württemb.  Ober-Hofiuarschall ,  vom  Kaiser 
Leopold  II.  9.  Oct.  1790  für  sich  und  seine  Nachkommen  die  Reichs- 
grafenwürde. Von  den  vier  Söhnen  desselben  aus  der  Ehe  mit  Wdhelmine 
Freiin  v.  Walbrunn,  gest.  1805,  starben  die  beiden  älteren  ohne  Nach- 
kommen, die  jüngeren  aber,  Carl  Ludwig  Otto  und  Carl  Alm  st 
Bertram,  pflanzten  den  gräflichen  Stamm  fort.  Vom  Grafen  Carl  Ludwig 
Otto,  geb.  1759,  gest.  1811,  k.  württemb.  Kammerherrn  und  Obersten, 
zuletzt  Commandanten  der  Stadt  Rottweil,  stammt  aus  der  Ehe  mit 
Anialia  Freiin  Göler  v.  Ravensburg,  Wittwe,  Graf  Udo  Woldemab  Sik«;- 
friud  Gustav,  und  vom  Grafen  Carl  August  Bertram,  geb.  17(51,  gest. 
1812,  k.  württemb.  Kammerherrn,  w.  Geh.  Rath  und  Land-Jäger-  und 
Ober-Forstmeister,  leben  aus  der  Ehe  mit  Albertine  Freiin  v.  Kauffberg, 
gest.  22.  Mai  1818,  die  Grafen  Carl  Wilhelm  Friedrich  und  Rudolph 
Carl  August  Wilhelm. 


;' 


586  GRAFEN  V.  UEXKÜLL-GYLLENBANI). 

Von  den  jetzigen  Familiengliedern  sind  hier  anzuführen : 

Graf  UDO  Woldemar  Siegfried  Gustav  —  Sohn  des  Grafen  Carl 
Ludwig  Anlon   —  geb.   7.  Juni    1799,   k.  würlternb.   Hauptmann,   venu 

9.  Juni    1833    mit    Mathilde    Freiin    v.    Stain    zum    Rechtenstein,    geb. 

27.  Juli  1804.  Der  Sohn  desselben,  neben  einer  Tochter,  ist:  Graf 
Emich  Leopold  Cuno  Gustav,  geb.  1834.  Der  Bruder  des  Grafen  Udo 
ist:  Graf  Cuno  Otto,  k.  württemb.  Oberförster  zu  Sulz  am  Neckar,  verm. 
1837  mit  Eleonora  Zepf,  geb.  1810,  gest.  26.  April  1847,  aus  welcher 
Ehe,  neben  drei  Töchtern,  ein  Sohn,  Graf  Eduard,  entsprossen  ist.  Die 
Mutter  des  Grafen  Udo  s.  oben. 

Die  beiden  Söhne  des  Grafen  Carl  August  Bertram,  jüngsten  Sohnes 
des  Grafen  Carl  Gustav  Friedrich,  sind:  Graf  Carl  Wilhelm  Friedrich, 
geb.    23.    Jan.    1801,    k.    württemb.   Oberförster,    verm.  in  erster  Ehe, 

10.  Febr.  1828,  mit  Charlotte  Freiin  v.  Varnbüler,  geb.  1810,  gest. 
1831,  in  zweiter,  17.  März  1834,  mit  Elise  Wilhelmine  Amalie  Freiin 
v.  Fahnenberg,  geb.  1.  Oct.  1815,  gest.  10.  Sept.  1840,   und  in  dritter, 

28.  Nov.  1841,  mit  Maria  Freiin  v.  Fahnenberg,  geb.  13.  Oct.  1818. 
Aus  der  ersten  Ehe  stammen  Graf  August  Carl  Conrad  Joseph,  geb.  1828, 
aus  der  zweiten  Graf  Albert  Emil  Bertram,  geb.  1834,  und  aus  der 
dritten:  Carl,  geb.  6.  Dec.  1842  —  und  Graf  Rudolph  Carl  August 
Wilhelm,  geb.  16.  Mai  1809,  k.  württemb.  und  herz.  nass.  Kammerherr 
und  herz.  nass.  Hofmarschall,  verm.  3.  Sept.  1835  mit  Albertina  Eliza 
Uhde,  geb.  3.  Dec.  1818.  Die  drei  Söhne  des  Grafen  Rudolph  Carl 
Wilhelm  August  sind  die  Grafen:  Alexander  August  Rudolph  Leopold 
Friedrich,  geb.  2.  Oct.  1836,  Alfred  Richard  Rudolph  August,  geb. 
3.  März  1838,  und  Conrad  Bruno  Ludwig  Rudolph  Friedrich,  geb. 
18.  Mai   1847. 


GRAFEN   V.   rc.VRTK. 


587 


Grafen  v.  Ugarte. 

jftatholtfd).  Ccflcrrcid). 

Besitz:  die  Herrschaft  Brendig  und  Krawsca  in  Mähren. 


/V 


Wappen:  Schild  dreimal  der  Länge  nach  und  zweimal  quergetheilt,  12- 
feldrig.  1  in  Roth  zwei  goldene,  schräg  sich  kreuzende,  mit  den  Barten  oben 
•nswärtsgekehrte  Schlüssel,  in  jedem  Winkel  begleitet  von  cinein  goldenen  Herzen; 
2  in  Gold  fünf  (2,  1,  2i  grüne  Blätter;  3  in  Silber  ein  kleiner,  rother  Schild,  mit 
einem  K  belegt,  und  an  jeder  äusseren  Seite,  so  wie  unten,  von  einem  Kleeblatt« 
an  dreifachem  Stiele  hegleitet.  4  in  Grün  unter  einem  silbernen  Schildeshaupte, 
in  welchem  quer  neben  einander  drei  schwarze,  rechtssehende  Adler  stehen,  eine 
silberne,  vierblätterige  Böse;  5  in  Silber  auf  grünem  Boden  eine  grünbelaubte 
Kulie,  an  deren  Stamm  zu  jeder  Seite  ein  schwarzer  Hund  aufspringt  und  aus 
deren  Gipfel  ein  rechtsstehender  Widder  aufwächst ;  6  von  Gold  und  Schwarz  spitzen- 
■reise  quergetheilt;  7  quadrirt:  a  und  d  in  Roth  drei  (2  und  l|  silberne  Kugeln, 
b  und  c  in  Silber  ein  rothes  Kreuz;  8  von  Gold  und  Schwarz  spitzenweise  querge- 
theilt und  unten  mit  drei  quer  nebeneinander  stehenden  silbernen  Knigen;  9  und  10 
lusammen  der  Länge  nach  und  quer  von  Silber  und  Gold  mit  gewechselten  Tinc- 
luren  gelheilt  mit  zwei  gegen  einander  gekehrten,  von  Gold  und  Silber  mit  gewech- 
selten Tincturen  quergetheilten  Greifen,  von  denen  der  in  Feld  9  in  der  linken 
Klaue  ein  Schwert,  der  in  Feld  10  in  der  rechten  Klaue  eine  rothe  Rose  an  grün- 
blältrigem  Stiele  hält;  11  in  Silber  ein  rothes,  das  ganze  Feld  überziehendes  Kreuz, 
weli  lies  oben  und  unten  mit  einer,  in  der  Mitte  neben  einander  mit  drei  goldenen 
Münzen  belegt  ist,  und  12  in  Blau  ein  goldenes  Andreaskreuz,  weblies  oben  und 
unlen  und  rechts  und  links  von  einer  goldenen  Münze  begleitet  ist.  Den  Schild 
•eckt  eine  alte  Königskrone,  und  denselben  halten  zwei  einwärtsgehende,  goldene 
Greife.  So  giebl  das  Wappenbuch  der  österr.  Monarchie  (VIII.  14)  das  Wappen, 
welches  in  Abbildungen  selten  vorkommen  mag,  und  Lackabdrücke  von  alleren 
Petschaften  stimmen  damit  überein.  —  Die  Angaben  des  Geneal.  Taschenbuchs  der 
gräll.  Häuser  (1S-19,  f>97),  deren  Quelle  nicht  aufzufinden  war,  weichen  nicht  nur 
sehr  hinsichtlich  der  Tincturen  ab,  sondern  ergeben  auch  andere  Verschiedenheiten. 
Feld  3  zeigt  in  Silber  nur  einen  kleinen,  goldenen  Schild ;  4  ist  quergetheilt:  oben 
in  Gold  die  drei  Adler,  unten  in  Silber  eine  blaue  Rose;  5  in  Gold  ein  grüner, 
belaubter  Eichbaum,  an  dessen  Stamm  zu  jeder  Seile  ein  Fuchs  aufspringt;  B  in 
Silber  drei  rothe,  aufsteigende  Spitzen;  7  quadrirt:  a  und  d  in  Blau  drei  silberne 
Münzen,  b  und  c  in  Gold  ein  rothes  Kreuz;  S  in  Gold  drei  silberne  Kruge 
quer  neben  einander,    9  in  Gold    ein    rother  Greif;     10  in  Roth  ein  silbernes  mii 


588 


GRAFEN  V.  ÜGARTE. 


fünf  blauen  Münzen  belegtes  Kreuz;  11  —  vergessen  — ;  12  in  Gold  ein  rotlies, 
in  jedem  Winkel  von  einer  blauen  Münze  begleitetes  Andreaskreuz. 

Altes,  ursprünglich  aus  Spanien  stammendes  Geschlecht,  welches 
sich  später  nach  Oesterreich  wendete,  in  Mähren  und  Böhmen  ansässig 
wurde,  im  17.  Jahrhundert  den  erhländischen  Freiherrenstand  erlangte 
und  im  zweiten  Jahrzehent  des  18.  Jahrhunderts  in  den  Grafenstand 
erhoben  wurde. 

Freiherr  Franz  Ernst,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath,  in  erster 
Ehe  verm.  mit  Maria  Rebecca  Gräfin  v.  Bubna  und  Lilliz,  in  zweiter  mit 
Maria  Magtlalene  Freiin  v.  Kustosch,  wurde  vom  Kaiser  Carl  VI.  29.  Mai 
171-3  für  sich  und  seine  Nachkommen  in  den  erhländischen  Grafenstand 
gesetzt.  Von  dem  Sohne  desselben,  Johann  Nepomuk,  k.  k.  Kämmerer, 
verm.  mit  Wilhelmine  Gräfin  v.   Souches,  stammte  Johann  Wenzel,  gest. 

27.  Oct.  1796,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath,  niederösterr.  Oberst- 
Landrichter    und    Ober- Hofmeister    der    Erzherzogin    Clementine,    verm. 

28.  Jan.  1778  (1780)  mit  Maria  Anna  Gräfin  v.  Windischgrätz ,  geb. 
11.  Sept.  1754  (17.  Sept.  1765  nach  v.  Schönfeld),  gest.  1831.  Aus 
dieser  Ehe  enlspross  Maximilian  Graf  v.  Ugarte,  Freiherr  auf  Gross- 
meseritsch,  geb.  1781,  gest.  im  Juli  1831,  k.  k.  Kämmerer  und  Hof- 
rath,  Herr  zu  Meldemann  (weshalb  derselbe  als  Graf  v.  Ugarte-Meldemann 
aufgeführt  worden  ist)  und  Blankard,  Besitzer  der  Herrschaften  Jaispiz 
und  Rossiz  in  Mähren,  verm.  21.  Juni  1802  mit  Gabriele  Gräfin  v.  Lützow, 
geb.  25.  Mai  1786,  gest.  2.  Mai  1830. 

Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist: 

Graf  JOSEPH  —  Sohn  des  Grafen  Maximilian  —  geb.  26.  Oct. 
1804  (v.  Schönfeld  giebt  den  10.  Oct.  1805  an:  den  fehlervollen  Satz 
abgerechnet,  muss  man  in  Bezug  auf  mehrere  Angaben  dieses  Schrift- 
stellers sehr  behutsam  sein),  k.  k.  Kämmerer  und  bis  1849  ausserord. 
Gesandter  am  k.  württemb.  Hofe,  verm.  in  erster  Ehe,  15.  Jan.  1842, 
mit  Helene  Gräfin  v.  Stackeiberg,  geb.  20.  Aug.  1820,  gest.  12.  Febr. 
1843,  und  in  zweiter,  24.  Juni  1845,  mit  Elisabeth  Caroline  Luise 
Freiin  v.  Rochow,  geb.  14.  Mai  1822.  Aus  der  zweiten  Ehe  stammt, 
neben  zwei  Töchtern,  ein  Sohn:  Graf  Maximilian,  geb.  11.  Mai  1851, 
Die  Schwester  des  Grafen  Joseph,  Gräfin  Luise,  ist  mit  Constantin  Grafei 
v.  Lodron-Laterano  (s.  S.  50)  vermählt.  —  Vom  Grafen  Alois  —  Bruder 
des  Grafen  Maximilian  —  geb.  9.  März  1784,  gest.  24.  April  1845, 
k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  und  Gouverneur  von  Mähren,  Herrn  dei 
Herrschaften  Brendig  und  Krawsca,  leben  aus  der  Ehe  mit  Ernestin« 
Gräfin  v.  Troyer,  geb.  6.  Juli  1786,  verm.  3.  Juni  1810,  gest.  15.  Jan. 
1839,   drei  Töchter. 


GRAFEN  V.  UIRERACKER.  589 

Grafen  v.  Uiberacker. 

üiatholifd).  dDcfkrrrid)  unfc  töctgmt. 

Besitz:  die  Kittergfiier  Klebing,  Güntering,  Eggersdorf,  Siegbaristein  und  Pfregau. 


Wappen :  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  rothcn,  unten  abgerun- 
deten Mittelschilde  ein  blauer,  unten  abgekürzter  und  zugerundeter  Pfahl  (Stamm- 
wappen).  1  und  4  in  Schwarz  zwei  goldene,  halbe  Kader,  mit  den  Felgen  so 
gegen  einander  gekehrt,  dass  ein  Rad  unten  gegen  die  rechte,  das  andere  oben 
gegen  die  linke  Seite  zu  steht  (wahrscheinlich  die  Herrschaft  Sieghartstein);  2  und 
3  ebenfalls  in  Schwarz  ein  aus  dem  linken  Seitenrande  nach  rechts  hervorragender, 
im  Ellbogen  eingebogener,  nackter  Arm,  welcher  in  der  geballten  Faust  einen  aus 
der  Hand  wenig  hervorragenden  Schlägel,  oder  eine  abgekürzte  Keule,  nach  einer 
reichsheroldamtlichen  Zeichnung  einen  Stein,  hält.  Ueber  der  Grafenkrolie  erheben 
sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  einen,  die  Sachsen  einwärtskehrenden, 
mit  den  zwei  halben  Rädern  des  1.  und  4.  Feldes  belegten  schwarzen  Adlersflügel ; 
der  mittlere  eine  hohe,  rothe,  spitzige  Säule,  welche  oben  über  einander  mit  zwei 
goldenen  Knöpfen  besetzt  und  mit  einem  Busche  von  schwarzen  Hahnenfedern,  drei 
kleine  in  der  Mitte,  fünf  grössere  zu  jeder  Seite,  besteckt  ist  (Helm  des  Stamm- 
wappens), und  auf  dem  linken  Helm  steht  der  Arm  des  2.  und  3.  Feldes  aufrecht 
gestellt  und  mit  dem  Schlägel  in  der  auswärtsgekehrten  Hand.  Die  Helmdeckcn 
sind  golden  und  schwarz. 

Alles,  ursprünglich  bayerisches,  aus  dem  Innviertel  stammendes  Ge- 
schlecht, welches  sich  aus  Bayern  nach  dem  Erzstifte  Salzburg  wendete. 
Erhardt  focht  1257  in  der  Fehde,  welche  zwischen  dem  Erzbischof 
Philipp  von  Salzburg  und  dem  Domcapitel  entstand,  1394  und  1418 
wurde  Hartreid  zum  lebenslänglichen  Pfleger  von  Alt-  und  Lichtenlhann 
erwählt,  und  letztere  Würde  erhielt  1462  Virgil  Herr  zu  Siegharlslein, 
mit  welchem  bei  Bucelini,  der  denselben  um  das  Jahr  1490  angiebt, 
die  ordentliche  Stammreihe  beginnt,  für  sich  und  seine  Nachkommen 
erblich.  Schon  der  Sohn  Virgils,  Hans  Wolffhardt,  welcher  1530  den 
Erzbischof  von  Salzburg  auf  den  Reichstag  nach  Augsburg  begleitete, 
wird  als  Freiherr  v.  Sieghartstein  aufgeführt,  während  v.  Lang  den 
Freiherrenstand  erst  vom  Jahre  1669  angiebt.  Von  Hans  Woliriiardt 
stammte  Johann  Sebastian,  erzbischöfl.  salzburgscher  Kammerrath,  dessen 
Sohn,  Abraham,  die  väterlichen  Würden  erhielt  und  einen  Sohn,  Wolf 


590  GRAFKN  V.  U1BERACKER. 

Caspar,  hinlerliess,  welcher  um  1690  als  Freiherr  zu  Sieghartstein  und 
Pfregau,  so  wie  als  erzbischöfl.  salzburgscher  Kammerherr,  t  and  oberster, 
der  Bitterschaft  Verordneter  und  Erb-Pfleger  zu  Alt-  und  Lichtenthann 
vorkommt. 

Wolfgang  Abraham,  Freiherr,  nach  Allem  aus  einer  anderen  Linie, 
als  die  erwähnte,  wurde  vom  Kaiser  Leopold  I.  1688  in  den  Reichs- 
grafenstand erhoben,  und  Kurfürst  Johann  Wilhelm  von  der  Pfalz  be- 
stätigte ,  nach  welcher  Bestimmung  die  vorkommenden  verschiedenen 
Angaben  wohl  zu  berichtigen  sind,  14.  Sept.  1711  die  Reichsgrafen- 
würde. Das  Bestätigungsdiplom  wurde  für  Wolfgang  Dominigus,  erzbisch, 
salzburgschen  Kämmerer  und  Pfleger,  und  für  den  Bruder  desselben, 
Wolfgang  Sigismund ,  Obersten  und  Commandanten  zu  Düsseldorf,  aus- 
gefertigt. 

Vom  Grafen  Wolfgang  Dominicus  stammte  im  dritten  Gliede:  Graf 
Wolf  Joseph  Alois,  geb.  22.  Dec.  1785,  gest.  9.  Mai  1823,  k.  bayer. 
Kämmerer  und  Hauptmann  ä  la  suite,  verm.  20.  Aug.  1821  mit  Theresia 
Freiin  v.  Ruffin,  geb.  23.  Sept.  1799,  welche  sich  in  zweiter  Ehe, 
26.  Juli  1826,  mit  dem  k.  bayer.  Kämmerer,  Freiherrn  v.  Malsen,  Herrn 
auf  Marzoll,   vermählt  hat. 

Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist  der  Sohn  des  Grafen  Wolf 
Joseph  Alois : 

Wolf  OTTO  Graf  v.  Uiberacker,  geb.  4.  Aug.  1822,  k.  k.  Erb- 
Pfleger  von  Alt-  und  Lichtenthann,  k.  k.  Lieutenant  a.  D.,  Herr  auf 
Klebing,  Güntering,  Eggersdorf,  Sieghartstein  und  Pfregau,  verm.  16.  Juli 
1844  mit  Therese  Freiin  v.  Rudnianzsky-Derser,  geb.  28.  Juni  1826, 
aus  welcher  Ehe  bis  jetzt  vier  Töchter,  die  Gräfinnen:  Irene,  Helene, 
Gisella  und  Gabriele,  leben.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Wolf  Otto  ist> 
Graf  Wolf  Hieronymus,  geb.  20.  Sept.    1823,  k.  k.  Ober-Lieutenant. 


CltAFK.N  V.   IRSENBKCK. 


591 


(»raten  v.  Ursenboek. 

Jßatbolifd).  Ocftcrrcid). 

In  Körnten  begütert. 


Wappen:  quadrirter  Schild:  1  und  4  von  Schwarz  und  Gold  quergetheilt, 
ohne  Bild  i Stammwappen) ;  2  und  3  zwei  in*  Andreaskreuz  gelegte,  silberne  Lilien- 
sce|)ter  (erloschenes  steierisches  Geschlecht  v.  Pfaffen dorf).    Leiter  der  Grafenkrone 

erheben  sich  zwei  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rechten  Helme  stellen,  zwischen  zwei 
■DO  Schwarz  und  Gold  mit  gewechselten  Tincturen  quergetheillen  Adlersflügeln, 
zwei  voil  Guld  und  Schwarz  mit  gewechselten  Tincturen  quergetheilte  Biiffelshörner, 
und  zwischen  letzteren  schwebt  ein  silbernes,  nach  Siebmacher  goldenes,  6 speichi- 
ges Bad  (Helm  des  Stammwappens).  Auf  dem  linken  Helme  stehen  drei  breite, 
rothe,  den  Fürstenhiiten  nicht  unähnliche  .Mutzen  mit  silbernem  Aufschlage,  eine 
auf  die  andere  gesetzt  Die  oberste  ist  mit  fünf,  wechselsweise  silbernen  und 
rothen  Straussenfedern  besteckt  (pfaffendorfscher  Helm).  Die  Helmdecken  sind 
rechts  golden  und  schwarz,  links  silbern  und  roth.  —  Das  Geneal.  Taschenbuch 
der  gratl.  Häuser  (1S48,  710)  setzt  in  den  Schild  noch  einen  silbernen  Mittelschild 
mit  einem  rechtsgekehrten ,  ungekrönten,  rothen  Löwen  (Massimo):  eine  Angabe, 
welcher,  wenn  dieselbe  auch  sehr  leicht  richtig  sein  kann,  zu  folgen,  die  Bedaction 
doch  Anstand  genommen  hat.  Lackabdrücke  von  Petschaften  aus  der  ersten  Hälfte 
des  18.  Jahrhunderts  ergeben  nämlich  nur  das  Wappen  der  früheren  Grafen 
Ursenbeck,  und  auch  v.  Meding  (III.  S.  693 — 96)  wusste  von  dem  massimoschen 
Löwen  nichts.  Abdrücke  von  neueren  Petschaften  scheinen  sehr  selten:  dieselben 
Bussen  die  beste  Auskunft  geben. 

Sehr  alles,  ursprünglich  bayerisches  Geschlecht,  als  dessen  Stamm- 
schloss  Ursenpeck  oder  Ursenpach  im  Mittelfelser  Landgericht  ange- 
nommen wurde.  Friedrich  wird  als  Theilnehmer  an  dem  1165  zu 
Zürich,  und  Leonhard  an  dem  1179  zu  Cöln  gehaltenen  Turniere  ge- 
nannt, und  Bucelini  beginnt  die  ordentliche  Stammreihe  mit  Peter,  um 
»68  Herrn  zu  Prumsveldberg.  Um  die  Mitte  des  15.  Jahrhunderts 
kam  die  Familie  nach  Steiermark  und  erhielt  1596  das  Erh-Slabelmeister- 
\mt  in  Steiermark,  so  wie  später  auch  nach  Oesterreich.  Durch  vier 
Söhne  des  Freiherrn  Georg  Bernhard,  Enkel  Bernhards  aus  der  Ehe 
Bit  Veronica  v.  Pfaffendorf  —  der  Freiherrenstand  war  1606  in  die 
Familie  gekommen  —  Christoph  Johann,  Christoph,  Georg  Christoph 
jnd  Marquard  Christoph,  bildeten  sich  vier  Linien,  welche  nach  und 
lach    erloschen    sind.      Die    erbländische    Grafenwürde    wurde    dem    Ge- 


592  GRAFEN  V.  URSENBECK. 

schlecht  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  11.  Febr.  1632  verliehen.  Bei  dem 
Erlöschen  der  letzten  Linie  gelangten  Namen  und  Wappen  an  das  Marquis- 
geschlecht Massimo  (Massimi).  Als  letzten  Grafen  v.  Ursenbeck  nennt 
Imhof  (Mantissa  de  procer.  aul.  caesar.  Leopoldinae  CVIII.)  den  Sohn  des 
Grafen  Georg  Bernhard  aus  der  Ehe  mit  Anna  Barbara  Gräfin  v.  Liech- 
tenstein, Christoph  David,  welcher  von  seiner  Gemahlin,  einer  Freiin 
v.  Jöstelsberg,  keine  Nachkommen  hatte.  Name  und  Wappen  gingen  daher 
mittelst  Bestätigung  und  Erhebung  in  den  Reichsgrafenstand  vom  Kaiser 
Leopold  I.  17.  Sept.  1698,  wie  Krebel  (1790,  II.  S.  278)  angiebt, 
auf  den  Sohn  der  Schwester  Christoph  Davids,  Maria  Anna  Gräfin 
v.  Ursenbeck,  venu,  mit  Alexander  Marquis  v.  Massimo,  auf  Christoph 
Marquis  v.  Massimo  über,  welcher  den  Ursenbeckschen  Stamm  fort- 
pflanzte. Wie  übrigens  über  diese  Adoption  sehr  verschiedene  Angaben 
sich  vorfinden,  —  es  soll  z.  B.  dieselbe  schon  von  dem  mütterlichen  Gross- 
vater, welcher,  Imhofs  Bestimmung  entgegen,  Franz  Bernhard  genannt 
wird,  erfolgt  sein,  —  so  wird  auch  der  Name  des  Adoptirten  von  Einigen 
Franz  Christoph  Ferdinand  aufgeführt.  Der  ältere  Sohn  des  Letzteren, 
Joseph,  wurde,  nach  Krebel,  1735  mit  dem  Erb-Stabelmeister-Amt 
belehnt,  und  desselben  Bruderssohn,  Franz  Anton,  lebte  1790,  noch 
unvermählt,  als  einziger  der  neuen  Linie  des  Geschlechts.  Später  fiel 
in  genealogischen  Werken  die  Familie  ganz  aus.  Franz  Anton  hat  sich 
nach  1790  vermählt,  und  die  jetzigen  Grafen  v.  Ursenbeck  sind  die 
Söhne  desselben. 

Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist: 

FERDINAND  Graf  v.  Ursenbeck-Massimo,  geb.  1794,  k.  k.  Haupt- 
mann in  d.  A.,  und  der  Bruder  desselben  ist:  Graf  Hugo,  geb.  1802, 
k.  k.  Hauptmann  in  d.  A.  Die  beiden  Schwestern  sind:  Gräfin  Henriette, 
Sliftsdame  zu  Klagenfurt,  und  Gräfin  Maria. 


GRAFEN  V.   VELTHEIM. 


593 


Grafen  v.  Veltheim. 

Xuthertfri).  öraunfchnma,  unö  #reu£nt. 

Besitz:  in  der  Provinz  Sachsen  die  Majoraisgüter  Harbke,    Groppendorf  und  Adersiedi;  in 
liraunschweig  das  Rittergut  Küchenliof  etc. 


Wappen:  Schild  mit  goldener  Einfassung,  quadrirt,  unter  dem  3.  und 
4.  Felde  mit  eingepfropfter  Spitze  und  mit  Mittelschild.  In  dem  mit  einer  Grafen- 
krone  gekrönten,  blauen  Mittelscbilde  ein  goldenes,  geöffnetes  Stadtthor  aller  Art 
mit  einem  Fallgitter  und  vier  Thürmen,  an  deren  beiden  mittleren  ein  ruther  Adler 
schweht  (Wappen  der  Stadt  Brandenburg  zur  Erinnerung  des  Antheils,  welchen 
Werner  Graf  v.  Veltheim  1157  an  der  Eroberung  der  Stadt  Brandenburg  gehabt). 
1  und  4  in  Gold  drei  schwarze  und  zwei  silberne,  abwechselnd  an  einandergestellte 
Querbalken  (Stammwappen).  2  und  3  in  Silber  ein  oben  abgestümmelter,  rother 
Baumast  mit  einem  rothen  Blatte  an  jeder  Seite  (Sampleben,  doch  nicht  ganz  den 
bekannten  Nachrichten  entsprechend).  In  der  blauen,  zwischen  dem  3.  und  4.  Felde 
eingepfropften  Spitze  zwei  goldene,  schräg  ins  Kreuz  gelegte  Bischofsstäbe.  —  Ueber 
dem  Schilde  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Aus  dem  rechten  Helme  wächst 
ein  geharnischter,  gebogener  und  einwärtsgekehrter  Arm  empor,  welcher  in  der 
Hand  einen  goldenen  Bing  hält;  auf  dem  mittleren  Helme  stehen  zwei  goldene, 
mit  den  drei  schwarzen  und  den  zwei  silbernen  Querbalken  des  1.  und  4.  Feldes 
belegte  Büffelshörner,  zwischen  welchen  ein  rothes,  rautenförmiges  Kissen  steht. 
Dasselbe  ist  mit  goldenen  Quasten  an  den  Seiten  geziert  und  mit  einem  gekrönten 
und  goldenbewehrten,  auf  den  Flügeln  mit  goldenen  Kleestengeln  besetzten,  schwar- 
zen Adler  belegt  (Helm  des  Stammwappens,  den  das  Kissen  belegenden  Adler  aus- 
genommen). Der  linke  Helm  trägt  einen,  die  Sachsen  einwärtskehrenden,  schwarzen 
Adlersflügel.  Die  Helmdecken  sind  rechts  golden  und  schwarz,  links  silbern  und 
roth,  und  den  Schild  hält  rechts  ein  geharnischter  Bitter,  links  ein  vorwärtssehender, 
gekrönter,  schwarzer  Bär.  Das  Visir  des  rechtsstehenden  Bitters  ist  geschlossen, 
auf  dem  Helme  weht  ein  Busch  von  sieben  rothen  Straussenfedern ,  die  Brust- 
schärpe ist  golden,  der  Mantel  roth,  und  die  linke  Hand  stemmt  ein  Schwert  auf 
den  Boden.  —  Das  Wappenbuch  des  Königreichs  Hannover  tingirt  den  Mittelschild 
grün,  das  Stadtthor  silbern,  und  stellt  vor  die  beiden  mittleren  Thürme  desselben 
einen  schwarzen  Adler.  Der  rechte  Schildhaller  wird  als  schwarzer  Geharnischter 
angegeben ,  welcher  in  der  Beeilten  ein  mit  dem  Griffe  zu  Boden  gesetztes 
Schwert  hält. 

Eins  der  angesehensten  deutschen  Geschlechter,    welches  schon  in 

sehr   alter   Zeit   im  Sächsischen,    Magdehurgschen,    Braunschweigischen, 

II.  38 


594  GRAFEN  V.   VELTIIEIM. 

Halberstädtschen  und  Hildesheimschen ,  so  wie  auch  in  der  Altmark 
Mühle,  1313  das  Erh-Kä'mmerer-Aml  und  1514  das  Erb-Küchenmeisler- 
Amt  des  Herzoglhums  Braünschweig,  so  wie  auch  das  Erb-Schenken- 
Amt  des  Stifts  Hildesheim  erhielt.  Aeltere  Schriftsteller,  von  welchen 
nur  R.  A.  Noltenius  genannt  sein  mag,  bringen  dieses  Geschlecht  in  die 
nächste  Verbindung  mit  den  einstigen  Besitzern  der  märkischen  Graf- 
schaften Osterburg  und  Altenhausen,  den  alten  von  931  bis  1236  (von 
Siegfried  v.  Veitheim  zu  Osterburg  bis  zu  Siegfried  II.)  vorgekommenen 
Grafen  v.  Osterburg,  Altenhausen  und  Arnsburg,  welche  sich  zugleich, 
wie  bekannt,  v.  Vellheim  nannten,  führen  die  eben  genannten  Grafen 
als  ältere  Linie  auf  und  nehmen  das  Adelsgeschlecht,  aus  welchem  die 
jetzigen  Freiherren  und  Grafen  v.  Veitheim  entsprossen  sind,  als  jüngere 
Linie  an,  welche  durch  Rotgerus,  jüngsten  Sohn  Werners  III.,  Grafen 
zu  Osterburg,  entstand.  Diese  Annahme  hat  neuerlich,  als  man  anfing 
fast  alle  ältere  Angaben  in  Zweifel  zu  ziehen,  wie  die  Redaction  sehr 
wohl  weiss,  mehrere  Widersacher  gefunden,  und  für  letztere  hat  Kriegs- 
rath  Wohlbrück  (v.  Ledeburs  Archiv  f.  Geschichtsk.  d.  preuss.  Staats, 
III.  1)  gar  nicht  übel  gearbeitet.  Doch  lässt  sich,  —  volle  Gewissheit  wird 
schwer  zu  erlangen  sein,  —  auch  manches  für  die  älteren  Angaben  sagen: 
die  jetzigen  Grafen  v.  Veitheim  können  damit  ganz  zufrieden  gestellt 
sein,  dass  das  Grafendiplom  denselben  zur  Erinnerung  an  Werner  IV. 
Grafen  zu  Osterburg,  welcher  1157  seinem  Oheim,  Albrecht  dem  ßären,~ 
bei  der  Wiedereroberung  von  Brandenburg  beistand  und  fiel,  den  Miltel- 
schild.mit  dem   Wappen  der  Stadt  Brandenburg  verliehen  hat. 

Von  den  Gliedern  des  Veltheimschen  Adelsgeschlechtes  ist  Bertram, 
gest.  1383,  erzbischöfl.  magdeb.  und  herzogl.  braunschw.  Ralh,  der 
nächste  bekannte  Ahnherr  der  gesammten  jetzigen  Sprossen  der  Familie. 
Durch  Bertrams  Enkel,  Heinrich  und  Hans,  bildeten  sich  zwei  Linien: 
Heinrich  stiftete  die  ältere,  oder  schwarze,  Hans  die  jüngere, 
oder  weisse  Linie,  welche  beide  in  zahlreichen  Gliedern  mit  grossem 
Grundbesitz  blühen,  und  zwar  die  schwarze  im  Grafen-  und  Freiherren-, 
die  weisse  im  Freiherrenstande. 

Aus  der  schwarzen  Linie,  welche  zunächst  hierher  gehört,  war 
Friedrich  August,  geb.  1709,  gesL  19.  April  1775,  von  1747  — 1755 
Präsident  des  Hofgerichls  zu  Wolfenbütlel.  Sein  Benehmen  als  Mitglied 
der  Landstände  zu  Magdeburg  und  Halberstadt  in  den  Bedrängnissen  des 
7  jährigen  Krieges  wurde  dem  König  Friedrich  II.  von  Preussen  von  so 
vortheilhafler  Seite  bekannt,  dass  Letzterer  demselben  eine  Slaatsminisler- 
stelle  antrug,  welche  anzunehmen  die  bereits  wankende  Gesundheit 
denselben  hinderte.  Friedrich  August,  welcher  von  1754  an  den  be- 
kannten Park  zu  Harbke  anlegte,  hat  in  Verbindung  mit  dem  Freiherrn 
v.  Münchhausen  auf  Schwöbber,  die  Cultur  ausländischer  Hölzer  und 
Pllanzen  zuerst  in  Deutschland  eingeführt  und  den  Sinn  für  Parkanlagen 
mehr  und  mehr  geweckt.  Der  älteste  Sohn  desselben,  August  Ferdinand, 
geb.  18.  Sept.  1741;  gest.  2.  Oct.  1801,  war  früher  ßerghauplmann 
zu  Clausthal,  zog  sich  später  auf  das  Gut  Harbke  zurück  und  lebte  den 
Wissenschaften   und    der   Natur.     Nachdem    derselbe    als    Depulirter  des 


GRAFEN  V.  VKI.THKIM.  595 

engeren  Ausschusses  der  magdeburgischen  Stände,  besonders  bei  den 
Verhandlungen  über  den  Entwurf  eines  neuen  Gesetzbuches*,  seine  Talente 
bewährt,  wurde  er  1798  von  Seiten  der  magdeburgischen  Ritterschaft 
zum  Deputirten  gewählt,  um  dieselbe  bei  der  Huldigung  des  Königs 
Friedrich  Wilhelm  III.  von  Preussen  zu  vertreten,  wobei  6.  Juli  1798 
für  ihn  und  seine  Nachkommen  der  Grafenstand  und  Titel  erneuert 
wurde.  Der  ältere  Sohn  des  Grafen  Friedrich  August  war  Graf  Röttger, 
der  jüngere  ist  Graf  Werner. 

Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist: 

Graf  WERNER,  geb.  18.  Febr.  1785,  Erb -Küchenmeister  des 
Herzogthums  ßraunsehweig,  Erb -Marschall  des  preuss.  Herzoglhums 
Magdeburg,  Majoratsherr  auf  Harbke,  Aderstedt  und  Groppendorf,  herz, 
braunschw.  Staatsminisler  a.  D.  und  Ober-Jägermeister,  verm.  in  erster 
Ehe,  24.  Sept.  1810,  mit  Wilhelmine  v.  Adelepsen,  in  zweiter,  10.  Dec. 
1812,  mit  Adelheid  Melusine  v.  Adelepsen,  und  in  dritter,  3.  Aug.  1824, 
mit  Emilie  Caroline  Henriette  v.  Rriesen,  geb.  29.  März  1801.  Aus  der 
zweiten  Ehe  stammt:  Graf  Hans,  geb.  19.  Juli  1818,  herz,  braunschw. 
Kammerherr,  aus  der  dritten  Gräfin  Mechlilde,  geb.  24.  Juli  1825, 
verm.  30.  Sept.  1845  mit  Adalbert  Hildemar  Freiherrn  v.  Cramm  auf 
Oelper.  Die  Schwester  des  Grafen  Werner,  Gräfin  Armgard,  ist  mil 
Max   Freiherrn  v.   Saldern  zu  Wilsnach  vermählt. 

Vom  Bruder  des  Grafen  Werner,  vom  Grafen  Röttger,  geb. 
25.  Jan.  1781,  gest.  27.  März  1848,  lebt  aus  erster  Ehe  mit  Luise 
Freiin  v.  Lauterbach,  jetzt  vermählter  Fürstin  zu  Putbus,  Gräfin  Ottonie, 
verw.  Freifrau  v.  Veitheim. 


1 


38* 


596 


GRAFEN  V.  VETERAM-MALLENTHE1M. 


Grafen  v.  Veterani-HIalleiitheim. 

^atl)olif(f).  ©efterretdj. 

In  Nieder-Oesterreicli  reich  bcgüterl. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  blauen  Mittelschilde  eine 
schrägrechtsgelegte,  goldene  Leiter  mit  fünf  Sprossen  (mallentheimsches  Stamm- 
wappen). I  in  Blau  ein  vorwärtssehender,  silberner  Ochsenkopf,  aus  dessen  Kopfe 
zwischen  den  Hörnern  eine  Lanzenspitze  ragt.  2  quergetheilt ;  oben  in  Gold  ein 
zum  Fluge  sich  anschickender,  linksgewendeter,  doch  rechtssehender,  schwarzer 
Adler;  unten  in  Blau  drei  goldene  Berge.  3  von  Schwarz  und  Silber  quergetheilt 
mit  einer  die  Schneide  linkswendenden  Sichel  mit  goldenem  Griffe  (Wappen  der 
erloschenen  Familie  v.  Schulthes  in  Folge  der  Wappeuvermehrung  vom  Kaiser  Maxi- 
milian IL).  4  in  Roth  ein  einwärtsseilender,  silberner  Greifenkopf  mit  Hals  (Ver- 
mehrung des  mallentheimschen  Wappens  bei  Erhebung  in  den  Grafenstand).  Ueber 
der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  tragt  einen,  die 
Sachsen  einwärtskehrenden,  geschlossenen  Adlersflug,  dessen  obere  Hälfte  mit  dem 
Adler  der  oberen  Hälfte  des  2.  Feldes,  hier  einwärtssehend,  belegt  ist;  die  untere 
Hälfte  des  Fluges  ist  blau;  der  mittlere  einen,  die  Sachsen  rechtskehrenden,  ge- 
schlossenen, blauen,  mit  der  Leiter  des  Mittelschildes  belegten  Adlersflug  (Helm 
des  mallentheimschen  Stammwappens),  und  der  linke  den  Greifenkopf  und  Hals  des 
4.  Feldes  (zum  gräfl.  mallentheimschen  Wappen  gehörig).  Die  Helmdecken  sind 
rechts  blau  und  golden,  links  roth  und  silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  ein- 
wärtssehende, goldene  Greife.  —  Feld  1  und  2  und  rechter  Helm  rühren  von  der 
Vereinigung  der  Wappen  der  Grafen  v.  Veterani  und  der  Grafen  v.  Marsiki  her. 
Wahrscheinlich  ergiebt  Feld  1  das  Wappen  der  Grafen  v.  Marsiki,  und  Feld  2  und 
rechter  Helm  das  der  Grafen  v.  Veterani.  Nach  dem  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl. 
Häuser  (1848,  714)  hat  der  Ochsenkopf  im  1.  Felde  goldene  Hörner  und  trägt 
zwischen  denselben  eine  rothe  Kugel  und  einen  Nasenring.  Statt  des  Greifenkopfes 
und  Halses  ist  ein  Adlerskopf  und  Hals  angegeben. 

Die  Grafen  v.  Veterani-Mallenlheim  sind  zunächst  dem  mallentheim- 
schen Stamme  entsprossen,  und  der  Name  Veterani  ist  später  hinzuge- 
kommen. Das  Geschlecht  Mallenlheim  ist  eine  alte  kärntner  Familie, 
welche  man ,  dem  Stammwappen  nach ,  mit  den  Abkömmlingen  der 
veronesischen  Fürsten  de  Scala  in  Verbindung  zu  bringen  gesucht  hat. 
Der  Name  kommt  sehr  verschieden  geschrieben  vor;  man  findet  Maltein, 
Malentein,  Mallendein,  Mallenthein  etc.  Am  gewöhnlichsten  wurde  später 
Mallenthein,  doch  schreibt  man  neuerlich  Mallentheim.     Im  Geschlechts- 


URAFKN   V.   VHTKUANI-MAIXKNTIIKIM.  597 

irchive  wird  zuerst  Georg  im  13.  Jahrhundert  genannt.  Die  ununter- 
brochene   Stammreihe,    welche    Lcupolcl   (II.    S.    470  —  4SI)   gegeben, 

beginnt  mit  Johann  v.  Mallenlheim  um  das  Jahr  1424.  Von  Johann 
stammte  durch  Caspar,  Leonhard  und  Stephan  im  vierten  Glied«  LoftKHX, 
welcher  sich  1538  in  Nieder- Oesterreich  mit  der  Herrschaft  Blinken? 
stein  ansässig  machte.  Kaiser  Maximilian  II.  vermehrte  das  Wappen 
desselben  durch  Hinzufilgung  des  schnlthesischen  Wappens,  doch  kann 
dies  nicht,  wie  angegeben,  1560  geschehen  sein,  da  Kaiser  Maximilian  II. 
erst  1564  an  die  Regierung  kam.  Der  Enkel  des  Lorenz,  Sigmund  II., 
Sohn  Sigmunds  I.,  verlor  in  den  Religionsunruhen  der  ersten  Hälfte  des 
17.  Jahrhunderts  alle  ererbten  Güter  bis  auf  die  sogenannten  mallent- 
heimer  Höfe  unweit  Ried  in  Nieder-Oestcrreich.  Auf  diesen  Höfen  sah 
Kaiser  Leopold  I.  im  Vorbeifahren  auf  der  Jagd  den  Sohn  Sigmunds  II., 
Johann  Peter,  nahm  an  demselben  Interesse  und  liess  ihn  die  grosse 
Jägerei  erlernen.  Später,  6.  März  1686,  verfügte  Kaiser  Leopold  I.  die 
Wiederaufnahme  der  Familie  in  den  alten  Herrenstand.  Der  Sohn  Johann 
Peters  aus  der  Ehe  mit  Sophie  v.  Lagelberg,  verw.  Moser  v.  Pezelslorf, 
Herrin  auf  Kirchberg  und  Azlstorf,  Johann  Christoph  Ferdinam),  erhielt 
vom  Kaiser  Carl  VI.  1719  den  Grafenstand  und  vermählte  sieh  1723 
mit  Maria  Constantia,  einzigen  Tochter  des  Julius  Grafen  Marsiki  v.  Vete- 
rani  und  der  Maria   Camilla  Gräfin  v.   Veterani. 

Letztere,  Maria  Camilla  Gräfin  v.  Veterani,  war  die  einzige  Tochter 
des  bekannten  k.  k.  Feldmarschalls  Friedrich  Grafen  v.  Veterani  aus 
erster  Ehe  mit  Maria  Constantia  Gräfin  v.  Breuner.  Als  noch  einzige 
Sprosse  ihres  alten  venetianischen  Stammes  bat  Maria  Camilla,  da  der 
Vater  oft  gewünscht,  dass  durch  die  Tochter  sein  Name  erhalten  bleiben 
möge,  den  Kaiser  Leopold  I.,  ihrem  künftigen  Gemahl,  dem  Grafen 
Julius  Marsiki,  welcher,  aus  einem  alten  florentinischen  Adelshause  ent- 
sprossen, ihres  Vaters  Schwestersohn  sei,  die  Erlaubniss  zu  ertheilen, 
dass  derselbe  zu  seinem  Namen  und  Wappen  Namen  und  Wappen  der 
Familie  Veterani  hinzufügen  dürfe.  Die  kaiserliche  Genehmigung  erfolgte 
und  Julius  Franz  Graf  Marsiki,  später  k.  k.  General  der  Cavallerie, 
schrieb  sich  Graf  Marsiki  v.  Veterani.  Aus  der  Ehe  desselben  mit  der 
erwähnten  Maria  Camilla  Gräfin  v.  Veterani  entspross,  neben  der  oben 
genannten  Maria  Constantia  Gräfin  v.  Mallenlheim,  nur  ein  Sohn,  der 
k.  k.  Rittmeister  Julius  Franz  (II.)  Marsiki,  welcher  1732  unvermählt 
starb,  worauf  der  General  Julius  Franz  Marsiki  v.  Veterani,  eingedenk 
des  Wunsches  seines  Schwiegervaters  und  Oheims,  des  Feldmarschalls 
Friedrich  Grafen  v.  Veterani,  seinem  Enkel,  dem  Grafen  Johann  Julius 
v.  Mallenlheim,  ein  grosses  Legat  mit  dem  Beifügen  aussetzte,  dass 
Letzterer  mit  seinem  Namen  den  Namen  Veterani  führen  solle,  und  so 
kam  denn  der  Name  Veterani  an  das  mallentheimsche  Geschlecht. 

Johann  Julius  Graf  v.  Mallentheim  mit  dem  Beinamen  Veterani 
(Velerani-Mallenlheim)  —  einziger  Sohn  des  Grafen  Johann  Christoph 
Ferdinand,  s.  oben  —  geb.  10.  Mai  1725,  gest.  16.  Jan.  1789,  Herr 
auf  Kirchberg  am  Wald,  Hirschbach  und  Mayres,  k.  k.  Kämmerer,  ver- 
mählte sich  22.  Mai   1747   mit  Maria  Therese  Gräfin  v.  Unverzagt,  gest. 


598 


GRAFEN  VETTER  V.  1).  LILIE. 


28.  Mai    1769.      Von    den  vier,    neben  zwei  Töchtern,    aus  dieser  Ehe 
stammenden  Söhnen  wird  neuerlich  nur  noch  aufgeführt: 

ADAM  Graf  Veterani-Mallentheim,  geb.  20.  April  1769,  k.  k.  Käm- 
merer und  Major  in  d.  A.,  verm.  mit  Helene  Gräfin  Caratti  (Udine, 
Gouvern.   Venedig). 


Grafen  Vetter  v.  d.  Lilie. 

Äattjoltfd).  ©eßemid). 

Besitz:  die  Lehns- Güter  Neuhübel,  Neusikowetz  und   Kottendorf,  und  die  Fideicoinmiss- 
Herrschaft  Tiefem  in  Steiermark;  das  Allodialgut  Przestwalk  etc. 


Wappen  der  Grafen  Vetter  v.  d.  Lilie:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild. 
Im  blauen  Miltelschilde  drei  (2  und  1)  silberne  Lilien  (Stammwappen,  von  Sieb- 
macher I.  92  unter  den  Bayerischen  mit  dem  Namen:  die  Vetern  v.  d.  Gilgen  (!) 
aufgeführt'.  1  und  4  in  Schwarz  ein  einwärtsgekehrter,  gekrönter,  goldener  Löwe ; 
2  und  3  in  Roth  ein  silbernes  Castell,  oben  mit  sechs  Zinnen  und  zwei  mit  sil- 
berner Fahne  besteckten  Thürmen.  Zu  jeder  Seite  des  Thores  steht  ein  Fenster, 
über  dem  Thore  deren  drei  und  an  jedem  Thurme  zwei.  Den  Schild  bedecken 
drei  Helme,  von  welchen  der  rechte  und  linke  gekrönt  sind.  Der  rechte  Helm 
trägt  den  Löwen  des  1.  und  4.  Feldes;  auf  dem  mittleren  Helme  steht  ein  hoher, 
blauer,  spitziger  Hut,  dessen  Stülpe  mit  drei  neben  einander  stehenden,  silbernen 
Lilien  besetzt  ist.  Auf  der  Spitze  steht  eine  silberne  Kugel  und  auf  derselben  eine 
goldene  Krone,  aus  welcher  drei  Straussenfedern ,  blau,  silbern,  blau,  emporragen 
(Helm  des  Stammwappens).  Der  linke  Helm  trägt  das  Castell  des  2.  und  3.  Feldes. 
Die  Helmdecken  sind  rechts  schwarz  und  golden,  links  roth  und  silbern,  und  den 
Schild  halten  zwei  einwärtssehende,  gekrönte,  goldene  Löwen.  Die  Kronen  sind 
mit  drei  Straussenfedern  geschmückt,  die  des  rechten  Löwen  sind  schwarz,  golden, 
schwarz,  die  des  linken  roth,  silbern,  roth.  —  Neuere  Abbildungen  setzen  in  das 
2.  und  3.  Feld  eine  silberne  Burg  von  drei  Stockwerken  mit  Zinnenmauern,  und 
stellen  die  Löwen  doppelt  geschweift  dar.  Aus  dem  rechten  Helme  wächst  der 
Löwe  empor. 

Wappen  der  im  Mannsstamme  1847  erloschenen  Grafen  Vetter  v.  Lilien- 
berg :  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  rothen  Mittelschilde  auf  drei  Felsen- 
spitzen ein    goldener,    gekrönter   Greif,   welcher    in    der    rechten  Vorderklaue  eine 


GRAFEN  VETTER  V.  I>.  UUE.  5U9 

sse  Gartenlilie  ball  und  oben  rechts  von  einem  silbernen  Stern  begleite!  i-i. 
[Abänderung  des  Staromwappena  bei  der  1813  erforgten  Erbebung  in  den  Grafen- 
, stand.)  1  und  4  in  Silber  eine  gekrönte,  goldene,  kreisförmige  Seblange,  welche 
sich  in  den  Schwan/,  beisst  und  hinter  welcher  schrSgrechta  ein  grüner  Lorbeer- 
iweig  liegt.  2  und  ;j  in  Schwan  ein  schraglinki  Diesseoder,  silberner  Strom, 
welcher  oben  von  einem  wachsenden,  gekrönten,  silbernen  Adler  und  nnien  von 
einem  silbernen  Doppelkreuze  begleitet  ist.  Auf  der' Grafenkrone  erheben  sich  drei 
gekrönte  Helme,  der  rechte  tragt  einwärtsgekehrt  den  Greif  des  Mittelscbildes,  der 
mittlere  einen  schwarzen  Adler,  und  der  linke  einen  mit  den  Hörnern  einwärts- 
gekehrten Halbmond  zwischen  einem  offenen,  silbernen  Fluge.  Die  Decken  des 
rechten  Helmes  sind  roth  und  golden,  die  des  mittleren  schwarz  und  golden,  und 
die  des  linken  silbern  und  golden. 

•  Die  Grafen  Vetter  v.  d.  Lilie,  welche  in  Steiermark  und  .Mähren 
begütert  sind,  stammen  aus  einer  alten  steiermärkischen  Familie,  welche 
1587  unter  die  steiermärkischen  Landslände  aufgenommen  worden  ist. 
Der  Grafenstand  kam  in  der  Person  Johann  Balthasars  in  die  Familie. 
Derselbe,  dessen  Urgrossvater  schon  deutscher  Ordensritter  gewesen, 
wurde  vom  Kaiser  Ferdinand  III.  1G53  mit  seinen  Nachkommen  und 
der  Erlaubniss,  sich  Grafen  und  Herren  v.  d.  Lilie,  Freiherren  zu  Burg- 
feistritz schreiben  zu  dürfen,  in  den  Grafensland  erhohen.  Bald  nach 
der  Erhebung  in  den  Grafenstand  wurde  die  Familie  auch  in  Schlesien 
ansässig,  und  Sjnapius  giebt.  Folgendes  an:  die  Grafen  v.  Vetler  werden 
in  Schlesien  unter  die  ansehnlichsten  Geschlechter  gezahlt  und  stammen 
aus  Nieder-Steiermark,  wo  die  Familie  Schloss  und  Herrschaft  Feislritz, 
unweit  der  Stadt  Cilley,  zwei  Meilen  von  Grätz,  besessen.  Dieselben 
haben  im  Oppclnschen  Fürstenthum,  im  Coselschen  Weichhilde,  Schloss 
und  Rillergut  Miestitz  erhalten,  doch  wird  nur  Ferdinand  Fortunalus 
Graf  Vetter,  Herr  v.  d.  Lilien,  angeführt,  welcher  1672  mit  seiner  Ge- 
mahlin, einer  verw.  Freifrau  v.  Slillfried,  lebte.  —  Wie  es  dem  sein 
sorgsamen  Sinapius  gegangen,  so  geht  es  noch  jetzt:  die  genealogischen 
Verhältnisse  der  Familie  sind  unbekannt. 

Vom  Jahre  1845— 1852  fasste  das  Gen.  Taschen!),  der  grä'fl.  Häuser 
die  Grafen  Vetter  v.  d.  Lilie  und  die  Grafen  Vetter  v.  Lilienberg  unter  der 
Rubrik:  Grafen  v.  Vetter  zusammen,  und  gab  unter  I.  die  ersteren,  unter  II. 
die  letzteren.  Im  Jahrg.  1853  kommen  beide,  wie  früher,  von  einander 
geschieden  unter  eigenen  Rubriken  vor.  Jahrg.  1836,  S.  517  giebt 
über  letztere  an:  unter  Kaiser  Maximilian  II.  wurde  das  reichsritterliche 
Geschlecht,  welches  aus  Holland  stammte,  früher  Vetter  van  der  Liheu 
hiess  und  sich  in  Böhmen  sesshaft  gemacht  hatte,  in  den  erbländischen 
Adel  aufgenommen  und  vom  Kaiser  Ferdinand  II.  wegen  Treue  und 
Tapferkeit  des  Ritters  Eusebius  Vetter  v.  Lilien,  welcher  als  k.  Oberst- 
Lieutenant  gegen  die  böhmischen  Aufständigen  focht,  sowohl  dessen 
Wappen,  als  auch  das  Prädicat,  und  letzleres  in  Lilienberg  verändert. 
Später  erhielt  die  Familie  in  der  Person  Wenzels,  wegen  vieler  Aus- 
zeichnung vor  dem  Feinde,  vom  Kaiser  Franz  I.  mit  abermaliger  Ab- 
änderung des  Wappens  den  österreichischen  Grafenstand.  S.  667  des 
Jahrg.  1S46  führt  an:  als  General  Wenzel  v.  Vetter  mit  dem  Prädicate 
v.  Lilienberg  1813  in  den  Grafenstand  erhoben  wurde,  ist  das  ursprüng- 
liche   Familienwappen    (s.    die    Beschreibung    des   Wappens    der    Grafen 


600  GRAFEN  VETTER  V.  D.  LILIE. 

Vetter  v.  Lilienberg)  abgeändert  worden.  —  Wie  sehr  ist  zu  bedauern, 
dass  das  ursprüngliche  Familienwappen  nicht  angedeutet  worden  ist  — 
man  hätte  doch  wenigstens  dann  vom  heraldischen  Standpunkte  aus  über 
das  Verhältniss  beider  Familien  zu  einander  urtheilen  können.  Mit  dem 
Sohne  Wenzels,  geb.  1770,  gest.  6.  Febr.  1840  als  k.k.  Feld- Zeug- 
meister und  Civil-  und  Militair- Gouverneur  in  Dalmatien,  dem  Grafen 
Walafried,  geb.  29.  Juni  1811,  k.  k.  Oberst-Lieutenant  a.  D.,  erlosch 
übrigens  25.  Aug.  1847  der  Mannsstamm  der  Grafen  Vetter  v.  Lilienberg, 
und  es  leben  nur  noch  die  Wittwe  des  letzten  Grafen :  Angelica  Henriette 
v.  Liebenberg,  verm.  27.  Juni  1842,  und  die  Schwester,  Gräfin  Sylvine, 
verw.  Gräfin  zu  Castell  (s.  Bd.  I.  S.    152). 

Das  jetzige  Haupt  der  gräflichen  Familie  Vetter  v.   d.  Lilie  ist: 

FELIX  Graf  v.  Vetter  und  Herr  v.  d.  Lilie,  Freiherr  zu  Burg- 
Feistritz,  geb.  26.  Dec.  1774,  k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  Pension, 
Mitbesitzer  der  Lehengüter  Neuhübel,  Neusikowetz  und  Kottendorf  und 
der  Fideicommiss-Herrschaft  Tiefern  in  Steiermark,  verm.  2.  Jan.  1826 
mit  Friederike  Josephine  Prinzessin  von  Hohenzollern- Hechingen,  geb. 
7.  Juli  1795.  Von  dem  Bruder  des  Grafen  Felix,  dem  Grafen  Franz, 
geb.  1789,  gest.  1831,  lebt  aus  der  Ehe  mit  Antonia  Freiin  v.  Braida, 
gest.  1832,  ein  Sohn:  Graf  Felix  (IL),  geb.  18.  März  1830,  k.  k. 
Ober-Lieutenant.  —  Die  Schwester  des  Grafen  Felix  (I.)  ist  Cajetana  verw. 
Vicomtesse  Dedam. 

Als  Vetter  des  Grafen  Felix  wird  aufgeführt:  Graf  Vincenz,  geb. 
7.  April  1785,  k.  k.  w.  und  Dienst -Kämmerer  weil,  des  Erzherzogs 
Budolph,  Gardinal-Fürst-Erzbischofs  von  Olmütz,  Lehens-Präsident  des 
fürstl.  erzbischöfl.  Lehensrechts,  Mitbesitzer  der  oben  genannten  drei 
Lehensgüter  und  des  Allodialgutes  Przestwalk,  verm.  7.  Juni  1810  mit 
Franziska  v.  Kainrath,  geb.  30.  März  1792,  gest.  13.  März  1843.  Der 
Sohn  desselben,  neben  zwei  Töchtern,  ist:  Graf  Rudolph  Vincenz,  geb. 
12.  Mai   1826,  k.   Bezirksadjunct  in  Olmütz. 

Von  dem  verstorbenen  Vetter  des  Grafen  Felix,  dem  Grafen  Carl, 
geb.  9.  Aug.  1782,  gest.  9.  Oct.  1833,  k.  k.  Kämmerer  und  Major 
in  d.  A.,  leben,  ausser  der  WTittwe,  Sophie  Gräfin  Van-Dernath,  geb. 
28.  Dec.  1798,  drei  Söhne:  Graf  Ferdinand,  k.  k.  Kämmerer,  Oberst 
und  Regiments -Commandant,  verm.  27.  Jan.  1851  mit  Josephinc 
v.  Wachtier;  Graf  Gustav,  geb.  24.  Aug.  1819,  k.  k.  Hauptmann, 
verm.  1.  Juli  1852  mit  Julie  v.  Malter,  geb.  10.  Aug.  1832,  und  Graf 
Carl  Heinrich  Ferdinand,  geb.  19.  Juni  1825,  Mitbesitzer  der  oben 
angegebenen  drei  Lehensgüter,  Grundbesitzer  zu  Homonna  und  zu  Turia, 
Biszlra  und  Pollena  in  Ungarn,  verm.  16.  Oct.  1851  mit  Wally  v.  Malter, 
geb.  25.  Aug.   1834. 


Hatl)0ltfjd). 


GRAFEN  V.  VIEREGG. 


Grafen  v.  Vieregg. 


601 


J3agent. 


Besitz:  die  Fideicommiss-Güter  Tutzing,  Pähl,  Furiharn  und  Sattelhaobach  in  Oberbayern, 
und  die  Güter  Thürnthenning,  Seyboldsdorf  mittleren  Aiiiht'ils,  und  die  Hofmark 
Bertensdorf  in  Niederbavern. 


Wappen:  Schild  rund,  mit  verzierter,  goldener  Einfassung,  und  in  dem- 
selben in  Silber  drei  (2  und  1)  schwarze,  gestürzte  Hörner,  welche  mit  einem 
schwarzen  Haken  schräglinks  belegt  sind.  Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein 
gekrönter  Helm,  aus  welchem  ein  rechtsgekehrter,  schwarzer  Windhund  mit  gol- 
denem Halsband  und  Ring  und  ausgeschlagener  rother  Zunge  emporwachst.  Den 
Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  gekrönte  und  doppelt  geschweifte,  goldene 
Löwen ,  und  das  Ganze  umgiebt  ein  blauer  Wappenmantel  mit  goldenen  Fransen 
und  silbernem  Futter. 

Sehr  altes,  meklenburgisches  Geschlecht,  welches  das  Erbmarschall- 
amt des  Bisthums  Schwerin  erhielt.  Dasselbe  kam  nach  v.  Pritzbuer 
(Index  conc.  famil.  nobil.  Duc.  Megapolit.  Havn.  1722,  P.  63)  im 
1 5.  Jahrhundert  aus  Bayern  nach  Meklenburg  und  war  zuerst  im  Amte 
Bützow  angesessen,  nach  v.  Lang  dagegen  (S.  88)  durch  Paul  v.  Vieregg 
gegen  die  Mitte  des  16.  Jahrhunderts  aus  Meklenburg  nach  Bayern. 
Paul  kam  nach  letzterem  Schriftsteller  an  den  Hof  des  Herzogs  Albert 
von  Bayern,  nahm  1552  Kriegsdienste,  verheiralhete  sich  1556  in  die 
Schellenbergsche  Familie  und  starb  als  Landvogt  zu  Höchstedt.  Später 
breitete  sich  die  Familie  auch  in  Pommern  und  Dänemark  aus,  kam 
auch  in  die  Marken  und  ist,  wie  in  Meklenburg,  Bayern  und  Dänemark, 
so  auch  in  Preussen  zu  hohen  Ehren  gelangt. 

Ein  Nachkomme  Pauls,  Wolf  Heinrich,  kurbayer.  Kämmerer,  war 
Tranchirmeister  am  kurbayer.  und  kureöln.  Hofe ,  und  drei  Söhne  des- 
selben, Ferdinand  Joseph,  Maximilian  Joseph  und  Georg  Florian  Erasmus, 
erhielten  vom  Kaiser  Leopold  I.  1692  den  Freiherrenstand,  Freiherr 
Matthäus  aber,  kurpfälz.  w.  Geh.  Staats-  und  Gonferenz-Minister,  Oberst- 


602  GRAFEN  V.  VIEREGG. 

Stallmeister  etc.,  wurde  im  kurpfalzbayer.  Reichsvicariale  1.  März  1700 
in  den  Reichsgrafenstan.d  erhoben.  —  Früher  schon  war  eine  Tochlei 
Otto  Adams ,  k.  preuss.  Gesandten  am  k.  dän.  Hofe  etc.j  Helene  Elisa- 
beth, Hofdame  der  Königin  Luise  von  Dänemark,  vom  König  Friedrich  IV. 
von  Dänemark  6.  Sept.  1703  in  den  dänischen  Grafenstand  gesetzt 
worden,  starb  aber  schon  1704.  Das  dänische  Wappenbuch  hat  (II,  S. 
351  und  Tab.  XLV.  I)  das  derselben  verliehene  Wappen  erhalten.  Der 
Schild  hatte  einen  goldenen,  mit  neun  rothen  Herzen  bestreuten  Rand 
und  war  durch  ein  silbernes  Kreuz  quadrirt.  1  und  4  zeigte  das  Stamin- 
vvappen,  2  und  3  in  Gold  einen  schwarzen  Windhund  mit  goldenem 
Halsbande.  Der  Mitlelschild  war  quer  und  in  der  oberen  Hälfte  der 
Länge  nach  von  Blau  und  Gold  getheilt;  rechts  mit  zwei  über  einander- 
laufenden ,  goldenen  Löwen ,  links  mit  zwei  rothen  Querl/alken.  Die 
untere  silberne  Hälfte  zeigte  einen  linkssehenden ,  schwarzen  Adler.  — 
In  den  preussischen  Grafenstand  wurde,  nach  dem  Neuen  preuss.  Adels- 
Lexicon  (IV,  S.  296)  vom  König  Friedrich  Wilhelm  HI.  von  Preussen 
eine  Tochter  des  12.  Aug.  1796  verstorbenen  Ober-Mundschenks  Georg 
Ulrich  v.  Vieregg  (Viereck),  die  Hof-  und  Staatsdame  der  Königin, 
Fräulein  v.  V.  (I.  öder  II.),  Herrin  auf  Lossow  bei  Frankfurt,  erhoben, 
und  ein  neueres  Verzeichniss  der  Grafenhäuser  des  Königreichs  Preussen 
führt   unter    denen    der    Provinz  Brandenburg    die  Gräfin  v.   Viereck  auf. 

Graf  Matthäus  (s.  oben)  hatte  nach  v.  Lang,  welchem  man  in  Bezug 
auf  Namen  und  Zahlen  nicht  ganz  trauen  kann,  drei  Söhne,  den  Grafen 
Carl  Theodor  Ferdinand  Maria,  k.  bayer.  Geh.  Rath  und  Kämmerer,  geb. 
6.  Nov.  1748,  den  Grafen  Friedrich  Franz  Joseph  Maria,  Herrn  auf 
Tutzing,  Pähl,  Rösselsberg  und  Nieder-Starnberg,  k.  bayer.  Kämmerer, 
Geh.  Rath  und  General- Major,  geb.  19.  März  1752,  und  den  Grafen 
Philipp,  welchen  v.  Lang  als  verstorben  mit  Nennung  des  Sohnes,  dessuu 
Vornamen  und  Geburtstag  falsch  angegeben  sind,  anführt. 
Letzterer  ist  das  jetzige  Haupt  der  reichsgräflichen  Familie: 

CARL  MATTHÄUS  Graf  Vieregg,  geb.  13.  Juli  1798,  Herr  auf 
Tutzing,  Pähl,  Rösselsberg,  Nieder-Starnberg,  Thürnthenning,  Seybukls- 
dorf  mittleren  Antheils,  Furtharn,  Weinsfeld,  Lay  und  Bertensdorf,  k. 
bayer.  Kämmerer,  General- Major  ä  la  suite  und  erster  Kreis-lnspector 
der  Landwehr  von  Oberbayern,  verm.  23-  Sept.  1832  mit  Julie  Freiin 
v.  Eötvös,  geb.  21.  Sept.  1812.  Aus  dieser  Ehe  stammen:'  Graf 
Friedrich,  geb.   29.  Juni  1833,  und  Gräfin  Helene,  geb.  30.  März  1838. 

Graf  Carl  Matthäus  hat  mittelst  Stiftungs- Urkunde  vom  14.  April 
1846  ein  Familien -Fideicommiss  errichtet,  bestehend  aus  den  Gütern 
Tutzing,  Pähl ,  Fuitharn  und  Snllcllhamhach  in  Oberbayern  und  den 
Gütern  Thürnthenning,  Seyboldsdorf  mittleren  Antheils  und  der  Hofmark 
Bertensdorf  in  Niederbayern. 


viTZTIK  ■  v.  IrTWfflWi 

GraflM  VHzthum  v.  Eckstädt. 

Cuthcrtfd).  jßönigrrtd)  Sadjfnt. 

Besitz:  die  Rittereüier  Lirhtenwalde,  Auer*wald«*,  Wölkau  und  Iteibiiz  eic. 


Wappen :  qaadrirter  Schild  mit  MUtelscbild.  Im  silbernen  Miltclscbilde 
zwei  rotbe,  mit  einem  silbernen  Querbalken  belegte  Pfahle  (Stamm  wappen).  1  und 
4  in  Purpur  ein  gekrönter,  doppelt  geschweifter,  einwärtsgekehrter,  goldener  Löwe, 
welcher  im  i.  Felde  in  der  linken,  im  4.  in  der  rechten  Vorderpranke  einen 
grünen  I'ahuzweig  hält;  2  und  3  in  Grün  ein  einwärtsgehender ,  gekrönter  und 
goldenbewebrter,  schwarzer  Adler  (die  rier  Felder  des  Hauptscbildes  und  der  rechte 
and  linke  Helm  kamen  bei  Erbebung  in  den  Grafenstand  hinzu).  —  Auf  dem 
Schilde  erbeben  sieb  drei  Helme,  von  welchen  der  rechte  gewulstett  der  mittlere 
:;t  ist  Aus  dem  rechten  Helme  wächst  auf  einem  rotli-silbernen  Wahrte  der 
einwärtsgekebrte  Löwe  des  1.  und  4.  Feldes  mit  dem  Palinzueige  empor.  Der 
mittlere  Helm  trägt  einen  hohen,  spitzigen,  rotben  Hut,  welcher  sich  oben  mit 
einer  goldenen  Kugel  endigt,  auf  welcher  ein  goldener,  6  eckiger  Stern  steht.  Jede 
Seite  des  Hutes  ist  mit  drei  Hahnenfedern,  golden,  rotb,  silbern,  besteckt  tHelm 
des  Stammwappens).  Aus  dem  linken  Helme  bricht  einwärtssehend  ein  gekrönter, 
.fchnarzer  Adler  mit  goldenem  Schnabel  empor.  Die  Decken  sind  recht.-»  rotb  und 
golden  und  links  rotb  und  silbern ,  und  den  Schild  ballen  zwei  ausuärtssebende, 
die  Schweife  niederschlagende,  natürliche  Leoparden.  —  Die  den  Hut  des  Starnm- 
wappens  besteckenden  Federn  kommen  sehr  verschieden  tingirt  ror,  z.  IL  rechts 
rolh.  golden,  silbern,  links  golden,  rotb.  silbern,  oder  rechts  golden,  silbern,  rotb, 
leftf  rotb.  golden,  silbern.  Albin  giebt  die  mittelste  Feder  jeder  Seite  silbern,  die 
übrigen  rotb  und  die  Helmdecken  golden,  rotb  und  silbern  an. 

Lins  der  ältesten  und  angesehensten  thüringisch- sächsischen  '»■ 
schlechter,  welches  sich  später  auch  in  der  Lausitz,  Böhmen,  Schlesien, 
Bayern  etc.  ausbreitete.  Gewöhnlich  leitet  man  dasselbe  w>n  den  ehe- 
mahgen  Vicedominis  her,  welche,  nach  Abgang  der  thüringisch en  Könige, 
an  Kaisers  Statt  regierten  und  grosse  Gerechtsame  an  sich  gebracht 
Julien.      Durch    Einsetzung    der   Mark-    und    Landgrafen    sank  zwar    <la^ 

hen  der  Ersteren,  doch  nahm  sich  Kur-Mainz,  veJdMl  durch  die 
Donatio  Ottoniana  in  Thüringen  grosse  Gewall  halte,  derselben  an,  und 
errichtete  in  Erfurt  ein  besonderes  Vice-Dominat,  durch  w^khm,  wie 
v.  Falkenstein  (Thiinng.  Lhron.  L.  2.  P.  I.  p.  414  u.  4SI;  angiebi, 
die  Maoni  der  Vitzdune  wieder  stieg.  Rulhard  und  Heinrich  kern 
1140   und   1144    urkundlich    ala   Vicedouiini    vor.      Im    13.    Jahrhundert 


604  GRAFEN  VITZTHUM  V.  ECKSTÄDT. 

schied  sich  das  Geschlecht  in  zwei  Linien.  Die  eine  nannte  sich,  von 
Schloss  und  Stadt  Apolda  bei  Jena,  die  apoldische,  welche  1631  (nach 
Knauth  erst  1639)  erloschen  ist,  die  andere  von  dem  Dort'e  Eckstädt 
bei  Weimar  die  eckstädtsche.  Aus  der  letzteren  kommt  Bertold  Vitzdum 
(wie  damals  geschrieben  wurde)  v.  Eckstädt  urkundlich  1325  vor.  1336 
kaufte  endlich  der  Rath  zu  Erfurt  die  Freiheiten,  Gerichtsbarkeiten  und 
Güter  in  der  Stadt  der  Familie  ab,  nachdem  sich  die  Glieder  derselben 
schon  auf  ihre  Rittergüter  begeben  hatten. 

Die  fortlaufende  Stammreihe  der  Linie  zu  Eckstädt  beginnt  mit 
Georg,  Herrn  auf  Canewurff,  kurfürstl.  und  der  gesammten  Herzoge 
weimarischer  Linie  Rath,  Statthalter  zu  Weissenfeis  und  Ober-Hauptmann 
in  Thüringen,  welcher  1593  Ober-Aufseher  der  Grafschaft  Mansfeld 
wurde.  Von  demselben  stammte  Christoph  (I.),  Herr  auf  Tieflfensee, 
Petersrode  etc.,  kursächs.  Oberst  und  Stifts-Hauptmann  zu  Quedlinburg. 
Der  dritte  Sohn  des  Letzteren,  Georg,  Herr  auf  Jahmen,  Dürrbach  und 
Kaupa,  kurbrandenb.  Hauptmann  der  Aemter  Colbus  und  Peitz,  starb 
1641,  und  der  zweite  Sohn  desselben  war  Christoph  (IL),  Herr  auf 
Jahmen,  Dürrbach,  Eselsberg  etc.,  kurs.  Rath  und  Kammerherr  und  seit 
1665  Landes -Hauptmann  in  der  Lausitz,  verm.  mit  Johanna  Helena 
v.  Neitschütz  (Neitschitz,  Neidschütz)  und  gest.  1688.  Von  Letzterem 
entspross  Friedrich,  der  bekannte  stete  Liebling  des  Kurfürsten  Friedrich 
August  I.  von  Sachsen,  von  welchem,  als  Reichsvicar,  derselbe  18.  Juli 
1711   in  den  Reichsgrafenstand  erhoben  wurde. 

Die  Ahnentafel  der  jetzigen  Grafen  Vitzthum  v.  Eckstädt  gestaltet 
sich,  wie  folgt:  Friedrich,  Graf  —  Sohn  Christophs  (II.)  —  geb. 
10.  Jan.  1675,  geblieben  im  Duell  bei  Warschau  mit  Victor  Marquis 
de  St.  Gile  13.  April  1726,  k.  poln.  und  kursächs.  Cabinets- Minister, 
w.  Geh.  Rath  und  Ober-Kämmerer;  Gemahlin:  Rahel  Charlotte  Gräfin 
v.  Hoym-Droyssig,  geb.  1.  Nov.  1676,  verm.  8.  Aug.  1699,  gest. 
17.  März  1753.  —  Ludwig  Siegfried,  geb.  14.  Juli  1716,  gest.  5.  Dec. 
1777,  Herr  auf  Lichtenwalde,  Auerswalde,  Otterwisch,  Scaske  etc.,  kurs. 
Ober-Kammerherr,  Gesandter  etc.;  zweite  Gemahlin:  Auguste  Erdmuthe 
v.  Ponikau  und  Pilgram,  geb.  8.  Juli  1738,  verm.  22.  Aug.  1761, 
gest.  8.  April  1775.  —  Friedrich  August,  geb.  12.  Juni  1765,  gest. 
5.  März  1803,  Majoratsherr  auf  Lichtenwalde  und  Auerswalde,  Erbherr 
auf  Wölkau  und  Reibitz,  kursächs.  Kammerherr  und  Ober-Steuereinnehmer; 
Gemahlin:  Caroline  Amalie  Auguste  Grätin  v.  Hopfgarten,  geb.  1.  Sept. 
1770,  verm.  11.  Febr.  1790,  später  wieder  vermählte  und  vervv.  Gräfin 
v.  Bünau,  Wittwe.  —  Otto  Rudolph,  jetziges  Haupt  der  gräflichen  Familie. 
Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  aufzuführen: 

Graf  OTTO  Rudolph  —  Sohn  des  Grafen  Friedrich  August  —  geb. 
28.  Sept.  1795,  Herr  auf  Lichtenwalde,  Auerswalde,  Wölkau  und  Reibitz, 
k.  sächs.  Kammerherr,  verm.  1851  mit  Gräfin  Auguste,  geb.  Richter  — 
die  zwei  Brüder  desselben  sind:  Graf  Albert  Friedrich,  geb.  27.  April 
1797,  k.  sächs.  Kammerherr,  verm.  in  erster  Ehe,  2.  Juni  1832,  mit 
Agnes  Gräfin  v.  d.  Schulenburg-Jahmen,  geb.  14.  Dec.  1812,  gest.  1837, 
und    in   zweiter,    10.   Juli    1844,    mit  Johanna  Amalia  Therese  Antonie 


GRAFEN  VITZTHUM  V.  ECKSTÄDT.  605 

v.  Millitz,  geb.  1.  März  1824,  aus  welcher  letzleren  Ehe,  neben  drei 
Töchtern,  ein  Sohn:  Graf  Albert  Siegfried,  geb.  5.  Jan.  1848,  stammt 
—  und  Graf  Conrad  Woldemar,  geb.  26.  Aug.  1802.  Die  Schwester 
der  Grafen  Otto,  Albert  und  Woldemar  ist  Gräfin  Mathilde,  Witlwe  des 
k.  sächs.  Obersten  und  General-Adjutanten  v.  Heincken. 

Die  übrigen  Glieder  der  Familie  sind  Nachkommen  der  zwei  Brüder 
des  Grafen  Friedrich  August.  Von  dem  einen  Bruder,  dem  Grafen  Carl 
Alexander  Nicolaus,  geb.  3.  Juli  1767,  gest.  11.  Oct.  1834,  k.  sächs. 
w.  Geh.  Balhe,  Kammerherrn  und  Oberst-Stallmeister,  Herrn  auf  Ober- 
Lichtenau,  verm.  in  erster  Ehe,  4.  Juli  1797,  mit  Anna  Alberline  Emilie 
Gräfin  v.  Warlensleben,  lebt  die  zweite  Gemahlin,  Elisabeth  Freiin 
v.  Friesen,  geb.  16.  Juli  1793,  verm.  30.  März  1818,  als  Witlwe, 
und  die  vier  Söhne  derselben  sind:  Graf  Carl  Friedrich,  geb.  13.  Jan. 
1819,  k.  sächs.  Kammerherr  und  vorher  Geschäftsträger  der  k.  säclis. 
Gesandtschaft  in  Petersburg,  jetzt  k.  sächs.  Minister-Resident  am  kön. 
grossbritannischen  Hofe;  Graf  Hermann  Ludwig,  geb.  22.  Dec.  1821, 
verm.  8.  Juli  1849  mit  Maria  Luise  Pauline  v.  Götz,  geb.  6.  Mai  1825, 
aus  welcher  Ehe  ein  Sohn,  Graf  Paul  Hermann,  geb.  5.  Juli  1850,  lebt; 
Graf  Otto  Heinrich,  geb.  6.  Oct.  1829,  k.  sächs.  Lieutenant,  und  Graf 
Ernst  Bernhard,  k.  sächs.  Lieutenant  in  der  reitenden  Artillerie.  —  Von 
dem  anderen  Bruder,  dem  Grafen  Heinrich  Carl  Wilhelm ,  geb.  26.  Mai 
1770,  gest.  11.  Oct.  1837,  k.  sächs.  Geh.  Rathe  und  General-Director 
der  Academie  der  bildenden  Künste,  lebt  aus  der  Ehe  mit  Friederike 
Wilhelmine  Gräfin  v.  Hopfgarten:  Graf  Oswald  Lionel,  geb.  15.  Febr. 
1809,  herz,  sachs.-coburgscher  Kammerherr  und  Hauptmann,  verm. 
9.  Sept.  1845  mit  Christiana  Freiin  v.  Waldenfels,  geb.  9.  Jan.  1828. 
Die  zwei  Söhne  desselben  sind  die  Grafen:  Alexander  Constantin,  geb. 
7.  Juli  1846,  und  Lionel  Julius  Alexander  Malwin  Ernst,  geb.  20.  Mai 
1852.  —  Von  dem  verstorbenen  Bruder  des  Grafen  Oswald  Lionel,  dem 
Grafen  Ludwig  Ernst,  geb.  14.  Mai  1794,  gest.  4.  Juli  1833,  sind 
zwei  Söhne  entsprossen,  die  Grafen:  Benno  Heinrich  Ludwig,  geb. 
19.  März  1830,  und  Otto  Rudolph,  geb.  1831,  und  von  den  drei 
Schwestern  des  Grafen  Oswald  Lionel  ist  Gräfin  Thecla,  Witlwe  des 
herz,  sachs.-coburg-goth.  Geh.  Raths  und  Ober-Stallmeisters  Freiherrn 
v.  Coburg,  Oberst- Hofmeisterin  der  verw.  Frau  Herzogin  Maria  von 
Sachsen-Coburg-Gotha. 


606 


GRAFEN  V.  VOSS. 


£utytt'\fd). 


Grafen  v.  Voss. 

ptmfttti,  JHeklntburg. 


Besitz  der  durch  Diplom  vom  11.  März  1800  gräfl.  Linie:  die  Gross-Giewitzer  und  Schönauer 
Güter;  das  Rittergut  Schmorsow  in  Meklenburg.  —  Besitz  des  Grafen  v.  Voss-Buch: 
das  Majorat  Buch,  die  Allodial -Güter  Flotow  und  Kavelsdorff  in  Meklenburg,  die 
Stasenower  Güter  in  der  Priegnitz,  die  Trossiner  in  der  Neumark  etc. 


Wappen  nach  dem  Diplome  vom  11.  März  1800:  quadrirter  Schild  mit 
Mittelschild,  beide  mit  goldener  Einfassung.  Im  silbernen  Mittelschilde  ein  links- 
gekehrter, in  vollem  Lauf  begriffener,  rother  Fuchs  (Stammwappen).  1  und  4  quer 
und  oben  der  Länge  nach  getheilt;  oben  rechts  silbern,  links  rotb,  unten  schwarz, 
ohne  Bild  (Pannewitz);  2  und  3  ein  an  die  Theilungslinie  angeschlossener,  halber, 
gekrönter,  goldenbewehrter  und  auf  den  Flügeln  mit  goldenen  Kleestcngeln  belegter, 
"schwarzer  Adler  (mit  dem  mittleren  Helme  bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  hin- 
zugekommen). Ueher  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Auf 
dem  rechten  Helme  steht  einwärtsgekehrt  der  Fuchs  des  Mittelschildes  (Helm  des 
Stammwappens);  der  mittlere  trägt  den  preuss.  schwarzen  Adler,  und  der  linke 
zwei  Büffelshörner,  von  welchen  das  rechte  von  Silber  und  Schwarz,  das  linke  von 
Roth  und-  Schwarz  getheilt  .ist  (pannewitzscher  Helm).  —  Die  Helmdecken  sind 
rechts  und  links  silbern  und  roth  und  in  der  Mitte  silbern  und  schwarz.  Den 
Schild  hält  rechts  ein  auswärtssehender,  goldener  Löwe,  links  ein  auswärtssehender, 
goldener  Greif.  Die  Angabe  einer  Devise  im  Gencal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser 
ist  unrichtig:  das  Wappen  hat  keine  Devise. 

Wappen  nach  dem  Diplome  vom  15.  Oct.  1840  (Grafen  v.  Voss-Buch).. 
Golden  eingefasster  silberner  Schild  mit  einem  rot  heu,  rechtsgekehrten,  im  vollen 
Laufe  begriffenen  Fuchs.  Auf  dem  Schilde  ruht  ein  Helm,  gekrönt  mit  einer 
Grafenkrone,  aus  welcher  der  Fuchs  des  Schildes  emporwächst  und  von  welcher 
rechts  und  links  ein  rother  Wappenmantel  mit  goldenen  Fransen  und  Hermelin- 
futter ausläuft,  welcher  den  Schild  umgiebt. 

Uraltes,  nach  Angaben  aus  der  Familie ,  eingeborenes  meklenburgi- 
sclies  Geschlecht,  welches  schon  früher  nicht  nur  in  Meklenburg,  son- 
dern auch  in  Pommern  sehr  ausgebreitete  Besitzungen  hatte.  Jetzt 
stehen  der  durch  Diplom  vom  11.  März  1800  gräflichen  Linie  im  Gross- 
herzogthum  Meklenburg -Schwerin  folgende  Güter  zu:  die  Lehengüter 
Gross-Giewitz  mil  Klein-Gievvitz  und  Minenhoff,  Schmorsow  mit  CarlshofT, 


GRAFEN  V.  VOSS.  007 

die  Allodialgüter  Alt-Schönau,  Neu-Schönau  mit  Carlsruh  und  Johannis- 
hofT.  Gross-Giewitz,  der  Wohnsitz  der  Familie,  ist  nacli  allen  Urkunde« 
bereits  1140  in  Besitz  des  Geschlechts  gewesen;  die  ältesten  Lehenbriefe 
sind  von  1332.  Der  Besitz  der  Grafen  v.  Voss-Buch  ist  oben  genau 
angegeben:  der  der  übrigen  in  Meklenburg,  den  preussischen  Staaten 
und  in  Hannover  blühenden  Zweige  des  Geschlechts  gehört  nicht  hierher* 
Eine  Abstammung  von  der  meklenburgschen  Familie  v.  Voss  —  in  nieder-1 
deutscher  Mundart:  Fuchs,  so  dass  das  Stamm  Wappen  ein  redendes  ist  — 
wird  für  die  fränkischen  Familien  öfters  angenommen,  kann  aber  Flicht 
■achgewiesen  werden,  was  auch  von  der  gräflich  Fuehssclien  Familie 
in  den  k.  österreichischen  Staaten,  von  welcher  eine  ältere  Linie  schon 
lange  ausgestorben  ist,  gilt. 

Der-  preussische  Grafenstand  ist  durch  zwei  Erhebungen  in  die  Fa- 
milie gekommen.  Zuerst  wurde  die  Wiltwe  des,  aus  der  mcklcnburgsrhen 
Linie  stammenden  k.  preuss.  w.  Geh.  Ralhs  und  Ober- Hofmeisters  der 
Königin  Elisabeth,  Ernst  Johann,  Herrn  auf  Giewilz,  Schonau,  Rums- 
hagen etc.,  geb.  1726,  gest.  1793  (Bruder  des  k.  preuss.  Geh.  Justiz- 
rallis,  Gesandten  am  k.  dän.  Hofe  und  Dompropstes  Friedrich  Christian 
Hieronymus  und  Oheim  des  k.  preuss.  Geh.  Staats- Ministers  Otto  Carl 
Friedrich  und  der  Elisabeth  Gräfin  v.  Ingenheim,  s.  Bd.  1,  S.  399),  Frau 
Sophie  Wilhelmine  v.  Voss,  geborene  v.  Pannwitz  (Pannewitz),  Obcr- 
Hofmeislerin  der  Königin  Luise  von  Preussen,  Grande  Gouvernante  der 
königlichen  Prinzessinnen  etc.,  geb.  1729,  gest.  1814,  vom  König 
Friedrich  Wilhelm   III.    von    Preussen    11.    März    1800    mit  ihrer  mann- 

tbhen  und  weiblichen  Nachkommenschaft  in  den  Grafensland  erhoben, 
as  jetzige  Familienhaupt,  Graf  Felix  Georg,  verehrt  in  derselben  die 
Urgrossmutter.  —  Die  zweite  Erhöhung  kam  durch  einen  Enkel  des 
Aeltervaterbruders  des  genannten  Grafen  Felix  Georg,  den  Domherrn 
Wilhelm  v.  Voss,  Besitzer  des  Majorats  Buch  bei  Berlin,  in  die  Familie. 
Letzterer  erhielt  nämlich  bei  der  Thronbesteigung  des  Königs  Friedrich 
Wilhelm  IV.  von  Preussen,  15.  Oct.  1840,  mit  dem  Namen:  Graf 
v.  Voss-Buch  für  seine  Person  und  den  jeweiligen  Majoratsbesitzer 
v.  Buch  den  preussischen  Grafenstand. 

Von  den  lebenden  Gliedern  der  gräflichen  Familie  v.  Voss  sind  hier 
anzuführen : 

Graf  FELIX  Georg  Julius  Werner  Heinrich  Carl  —  Sohn  des 
Grafen  August  Ernst,  .gest.  9.  Jan.  1832,  aus  der  Ehe  mit  Luise  Freiin 
v.Bcrg  (Halbschwester  Carl  Ludwigs  Grafen  v.  Berg,  s.  Bd.  I,  S.  72), 
geh.  28.  Nov.  1780,  verm.  14.  Oct.  1800,  Wiltwe  —  geb.  15.  Aug. 
1801,  Erbherr  der  gross-giewitzer  und  schönauer  Güter,  verm.  in  erster 
Ehe,  12.  Juli  1826,  mit  Luise  Wilhelmine  Gräfin  v.  Hahn  (Schwerter 
Friedrich  Wilhelm  Adolphs  Grafen  v.  Hahn,  s.  Bd.  I,  S.  307),  geh. 
3.  Juni  1805,  gest.  1.  Jan.  1833,  und  in  zweiter,  20.  Mai  1841,  mit 
Luise  Therese  Caroline  Gräfin  Henckel  v.'  Dpnnersmarck  (Tochter  des 
Grafen  Lazarus  und  Enkelin  des  Grafen  Gabriel  Ludwig,  jüngeren  Bruders 
des  Grafen  Erdmann  Gustav,  s.  Bd.  I,  S.  343),  geb.  17.  Sept.  1820. 
Aus  der  ersten  Ehe  stammen:    Graf  Eugen  Felix  Georg  Ludwig  August, 


608 


GRAFEN  V.  WACHTMEISTER. 


geb.  27.  Juni  1827,  Erbherr  auf  Schmorsow  und  CarlshofF,  k.  k.  Käm- 
merer und  Rittmeister,  verm.  3.  Febr.  1852  mit  Elise  Gräfin  Szäpäry 
geb.  21.  März  1827  —  und  Gräfin  Anna,  geb.  17.  Juli  1829,  verm 
4.  Mai  1852  mit  Ludwig  Freiherrn  v.  und  zu  der  Tann,  k.  bayer 
Kämmerer,  Obersten  und  Flügeladjutanten  des  Königs;  aus  der  zweiter 
Ehe  aber  leben,  neben  einer  Tochter,  zwei  Söhne,  die  Grafen:  Alois 
Felix  Carl  Ludwig  Gustav  Joseph,  geb.  31.  Aug.  1842,  und  Ludwk 
Felix  Julius  Lazarus  August,  geb.  1.  Aug.  1845.  —  Von  den  Schwe- 
stern des  Grafen  Felix  Georg  ist  Gräfin  Maria  mit  Joseph  Maria  v.  Rado 
witz,  k.  preuss.  General-Lieutenant  etc.,  und  Gräfin  Elisabeth  mit  Euger 
Grafen  v.  Reventlow- Altenhof  (s.  S.  283)  vermählt. 
Der  jetzige  Majoratsherr  auf  Buch  ist: 

CARL    Graf   v.    Voss-Buch  —   Bruder  des  unvermählt  verstorbenen 
Wilhelm  Grafen  v.   Voss-Buch,   s.  oben  —  k.  preuss.  w.  Geh.  Rath  und 
Consistorial- Präsident,  Erbherr  auf  Flotow  und  KavelsdorfT,  der  Stave 
nower  Güter,  der  Trossiner  Güter  etc.     Derselbe  ist  unvermählt. 


Grafen  v.  Wachtmeister. 

6D<mgeltfjd).  tyttufttn. 

Besitz :  die  Rittergüter  Degelsdorf,  Bossendorf,  Vasekow  und  Eixen  in  Vorpommern. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Mittelschild  quer  getheilf; 
oben  in  Roth  zwischen  drei  (2  und  1)  silhernen,  6  eckigen  Sternen  der  aus  dein 
oheren  Schildrande  kommende  Fuss  eines  Kranichs ;  unten  in  Gold  ein  quer  nach 
rechts  gelegter,  kurzer  Saracenensäbel  (Stammwappen).  1  in  Blau  ein  aus  dem 
rechten  Schildesrande  aus  Wolken  hervorgehender,  mit  dem  Ellbogen  den  unteren 
Rand  des  Feldes  berührender,  geharnischter  Arm,  welcher  18  goldene  Lanzen  mit 


r.RAFKN  V.  WACHTMEISTER.  609 

abwechselnd  rolli  und  goldene  Fähnchen  in  der  Hand  halt;  2  in  Gold  zwischen 
zwei  schwarzen,  unten  nicht  zusammenstossenden,  die  Sachsen  gegen  cinander- 
kehrenden  Adlcrsflügeln  ein  schwarzes  Kleeblatt;  3  in  Gold  auf  grünem  Hügel  ein 
einwärtsgekehrter  Kranich,  welcher  in  der  linken  Kralle  einen  Stein  emporhalf, 
4  in  Roth  auf  einem  silbernen,  nach  rechts  springenden  Pferde  ein  gewappneter 
Bitter,  welcher  in  der  Hechten  eine  Lanze  mit  einem  silbernen  und  mit  einem 
Kreuze  belegten  Fähnchen  hält.  Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sieb  drei  mit 
gräflichen  Kronen  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  drei  mit  den  Spitzen  nach 
Hifwärtsstehende  silberne  Pfeile;  der  mittlere  die  18  Lanzen  mit  Fähnchen  an- 
dern 1.  Felde  (Helm  des  Stammwappens),  und  auf  dein  linken  Helme  ruht  ein  aus 
Wolken  kommender,  einwärtsgewendeter,  gebogener,  geharnischter  Arm,  welcher  in 
der  Faust  einen  Saraeenensäbel  nach  auswärts  hält.  Die  Decken  des  rechten  und 
linken  Helmes  sind  schwarz  und  golden,  die  des  mittleren  roth  und  golden,  und 
den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  silberne  Kraniche. 

Alte  schwedische  Familie,  welche  in  Schweden  den  Freiherren- 
uml  zuerst  auch  den  Grafenstand  erhalten  hat.  Dieselbe  soll  liefländi- 
schen  Ursprungs  sein,  und  Georg  Wachtmeister  wird  von  Spangenberg 
unter  den  tapferen  Kriegern,  welche  Liefland  im  1 5.  Jahrhundert  hatte, 
aufgezählt.  Die  durch  Hupel  bekannter  gewordenen  Matrikeln  der  lief— 
ländischen  Ritterschaft  um  die  Mitte  des  18.  Jahrhunderts  enthalten  den 
Namen  des  Geschlechts  nicht.  Später  breitete  sich  die  Familie  auch  in 
Pommern  aus.  Hans  trat  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts 
in  schwedische  Dienste  und  stieg  zum  General.  Der  gleichnamige  Sohn, 
Hans  (IL),  desselben  kam  als  schwedischer  Feldherr  durch  den  deutschen 
Krieg  zu  hohem  Ruhme,  fiel  später,  1644,  in  Schonen  ein,  eroberte 
Landskrona ,  und  starb  1652  zu  Lübeck  als  k,  schwed.  Gesandter  auf 
dem  Friedenscongress  mit  Polen.  Die  Söhne  des  Letzteren,  Johann, 
Adam  und  Axel,  gelangten  am  Hofe  König  Carls  XL  von  Schweden  zu 
hohem  Einflüsse  und  gehörten  zu  den  ersten  Würdenträgern  der  Krone, 
und  die  Nachkommen  derselben  wurden  das  ganze  18.  Jahrhundert 
hindurch  zu  den  Grossen  des  schwedischen  Reiches  gerechnet.  Noch  im 
Anfange  dieses  Jahrhunderts  war  Carl  Axel  Reichsdrosl  in  Schweden,  und 
der  Name  kam  vielfach  im  Hofstaatsdiensie,  der  Generalität  und  Admi- 
ralität vor  —  jetzt  scheint  derselbe  nicht  mehr  gefunden  zu  werden. 

Hans  (IL)  wurde  von  der  Königin  Chrisline  von  Schweden  8.  April 
1651  in  den  schwedischen  Freiherrensland  erhoben,  und  zwei  seiner 
Söhne,  Johann  und  Axel,  vom  König  Carl  XL  in  den  schwedischen  Gra- 
fenstand: Johann,  Herr  auf  Johannhuus,  10.  Dec.  1687,  und  Axel,  Herr 
zu  Malsacker,  17.  Juni  1693.  Adam,  Freiherr,  fiel  1675  als  Regiments- 
Commandeur  bei  Fehrbellin  und  ist  wohl  der  nächste  Stammvater  der 
pommerschen  Linie  und  der  jetzigen  preussischen  Grafen  v.  Wachtmeister. 

Hans,  Freiherr,  k.  schwed.  Oberst -Lieutenant  a.  D.  etc.,  wurde 
vom  König  Friedrich  Wilhelm  von  Preussen  17.  Jan.  IS  16  in  den 
Grafenstand  des  Königreichs  Preussen  unter  Verleihung  des  Wappens  der 
schwedischen  Grafen  erhoben,   und  derselbe  wird,   wie  folgt,   aufgeführt: 

HANS  Graf  v.  Wachtmeister,  k.  schwed.  Oberst-Lieutenant  a.  IL, 
Besitzer  der  Güter  Degelsdorf,  Bossendorf,  Vasekow  und  Eixen  im  Re- 
gierungsbezirk Stralsund.  —  Der  Sohn  desselben  ist  Graf  Hans  Axel,  k. 
preuss.  Lieutenant. 

II.  3<J 


(>10 


URAFEN  V.  WAGENSPERG. 


Grafen  v.  Wagensperg. 

Üatholtfd).  ©efUrmd). 

Besitz:    in    Kärnten    und   Steie.mark  die    Herrschaften   Greissenegg,    Obervoilslierg,    Alt- 
kainacli  elc. 


Wappen:  Schild  der  Länge  nach  getheilt;  rechts  in  Roth  drei  neben 
einander  stehende,  mit  den  gezackten  Schärfen  rechtsgewendete,  mit  goldenen 
Grillen  versehene  Sicheln ;  links  in  Silber  ein  rother,  goldengekrönter  Adler.  Ueber 
der  Grafenkrone  stehen  zwei  gekrönte  Helme,  von  denen  der  rechte  die  drei  Sicheln 
der  rechten  Schildeshälfte,  der  linke  den  Adler  der  linken  Schildeshälfte  trägt.  Die 
Helmdccken  sind  roth  und  silbern.  —  So  giebt  das  Wappenbuch  der  österr.  Mo- 
narchie (VIII,  37)  das  Wappen,  und  eben  so,  nur  ohne  die  Grafenkrone,  das 
Wappenbuch  der  durchlauchtigen  Welt  (IV,  433).  Nach  dem  Geneal.  Taschenbuch 
der  gräfl.  Häuser  (1S48,  721)  ist  der  Schild  quadrirt  mit  Mittelschild.  Mittelschild 
der  Länge  nach  getheilt,  rechts  in  Roth  drei  neben  einander  aufgerichtete  Sicheln  mit 
goldenen  Griffen,  links  in  Silber  auf  grünem  Hüeel  ein  rother,  gekrönter  Adler. 
1  und  4  in  Silber  ein  aus  dem  unteren  Feldesrande  einwärts  halb  hervorwachsendes, 
rothes  Ross;  2  und  3  in  Silber  eine  rothe  Kirchenfahne  von  zwei  Lätzen,  zwischen 
welchen  eine  goldene  Kette  herabhängt.  Eine  Abbildung  dieses  vermehrten  Wappens 
mit  Helmen  etc.  oder  sonst  Näheres  war  nicht  aufzufinden.  —  Was  die  oben 
gegebene  Abbildung  und  Reschreibung  anlangt,  so  bescheidet  sich  die  Redaclion 
gern,  dass  sowohl  das  Wappenbuch  der  durchlauchtigen  Welt,  als  das  der  österr. 
Monarchie  hinsichtlich  des  Adlers  in  der  linken  Schildeshälfte  und  auf  dem  linken 
Helme  geirrt  haben  kann.  v.  Meding  (II,  S.  632)  giebt  nach  Rartschens  Wappenbuch 
an:  im  2.  silbernen  Felde  einen  grünen,  dreihügeligen  Rerg  mit  einem  gekrönten 
Adler  besetzt,  welcher  in  der  heraldischen  Stellung  des  Adlers  erscheint  und  so 
den  Rerg  berührt,  und  fügt  hinzu  :  auf  dem  linken  Helme  Rerg  und  Adler,  wie  im 
Schilde.  Siebmacher  (III,  28)  hat  den  Rerg  nur  im  Schilde,  auf  dem  linken  Helme 
fehlt  der  Rerg.  So  könnte  leicht  die  Angabe  der  linken  Hälfte  des  Mittelschildes 
im  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  richtig  sein.  Der  Adler  auf  dem  Drei- 
hügel ist  wahrscheinlich  das  Wappen  der  Pausacher  und  Pötschacher,  welches  die 
Familie  erhalten  haben  soll.     Nur  Letztere  kann  gewisse  Auskunft  ertheilen. 

Sehr  alles  krainer  und  kärnlner  Geschlecht,  welches  im  16.  Jahr- 
hundert nach  Steiermark  und  Oesterreich  kam  und  zuerst  den  Freiherren- 
und  dann  den  Reichsgrafenstand  erhielt.  In  Krain  und  Kärnten  blühte 
dasselbe  in  früher  Zeit  als  Rittergeschlecht  unter  dem  Namen  Wagen, 
bis  das  spätere  Stainmschloss  Wagensperg,  4  Meilen  von  Laibach,  erbaut 
wurde.  Berthold  Wagen  kommt  um  das  Jahr  1190  in  einer  Urkunde 
des   Bischofs  Otto  zu   Freisingen  vor,    und  Andreas  Wagen  von   Wagen- 


GRAFEN   V.   \\  tGKIS'SPERC. 


(>11 


sperg  lebte  1460.  —  Johann  Sigismund  war  1005  Landesverweser  in 
Steiermark  und  1611  Statthalter  in  Grälz.  Derselbe  winde,  wie  Einige 
angeben,  vom  Kaiser  Ferdinand  III.  1639  in  den  Freiherrensland  erhoben, 
Während  Andere  annehmen,  dass  letzterer  schon  1559,  also  vom  Kaiser 
Ferdinand  I.,  in  die  Familie  gekommen  sei.  Ehen  so  sind  auch  die 
Angaben  über  die  Erhebung  in  den  Reichsgrafensland  verschieden:  Einige 
geben  schon  das  Jahr  1625,  Andere  das  Jahr  1659  an,  und  noch 
Andere  führen  den  Sohn  Johann  Balthasars,  Hannihal  Balthasar  (s.  unten), 
zuerst  als  Grafen  an.  Das  Oberst-Erb-Land-Marschall-Amt  in  Kirnten 
steht  der  Familie  seit   1639   zu. 

Die  genealogischen  Verhältnisse  der  Familie  ergeben  sich  aus  fol- 
genden Angaben:  Rudolph,  k.  k.  Geh.  Rath,  Oberst-Erb-Land-Marschall 
in  Kärnten  etc.,  starb  1679.  Der  ältere  Sohn  desselben  war  Johann 
Balthasar,  gest.  1693,  Statthalter  der  inner-österr.  Regierung  und  As- 
sessor des  Geh.  Raths,  verm.  mit  einer  Fürstin  v.  Liechtenstein,  aus 
welcher  Ehe  als  dritter  Sohn  Hannibal  Balthasar  stammle.  Die  von 
Letzterem  auf  die  jetzigen  Glieder  der  Familie  herablaufende  Ahnentafel 
ist  nachstehende:  Hannibal  Balthasar,  Graf,  geb.  1676,  gest.  im  Febr. 
1725,  k.  k.  Kämmerer,  Oberst  und  Commandant  zu  St.  Georgen  in  Croa- 
tien ;  Gemahlin:  Maria  Rebecca  Herrin  v.  und  zu  Slubenberg,  verm. 
3.  Mai  1721,  gest.  7.  Febr.  1761.  —  Adolph,  geb.  8.  Dec.  1724, 
gest.  15.  Nov.  1773,  k.  k.  Kämmerer,  w.  Geh.  Rath,  Landeshauptmann 
von  Görz  und  Gradisca,  auch  Präsident  zu  Triest;  Gemahlin:  Maria 
Aloysie  Gräfin  v.  Saurau,  geb.  2.  Aug.  1729,  verm.  1747,  gest.  1789. 
—  Johann  Nepomuk  Joseph,  geb.  19.  Mai  1752,  f,  k.  k.  Kämmerer, 
Landrath  in  Steiermark  etc.;  erste  Gemahlin:  Maria  Gräfin  v.  Galler, 
geb.  22.  Jan.  1756,  verm.  im  November  1775,  gest.  4.  Juli  1787.  — 
Sigismund,  geb.  1777,  gest.  11.  Juni  1829,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin: 
Caroline  Gräfin  v.  Steinach,  geb.  18.  Juni  1790,  verm.  7.  Sept.  1807, 
Witlwe.   —    Adolph,  jetziges  Haupt  der  Familie. 

Von  den  jetzigen   Gliedern  der  Familie  gehören  hierher: 

Graf  ADOLPH  —  Sohn  des  Grafen  Sigismund  —  geb.  9.  Juli 
1809,  Freiherr  auf  Sonneck  und  Rabenstein,  Obersl-Erb-Land-Marschall 
in  Kärnten  und  Landsland  in  Kärnten,  Steiermark  und  Krain ,  k.  k. 
Kämmerer,  Majoralsherr  etc.,  verm.  23.  April  1838  mit  Ernesline  Freiin 
Jöchlinger  v.  Jochenslein,  geb.  6.  Juli  1818.  Die  zwei  Sohne  desselben, 
neben  zwei  Töchtern,  sind  die  Grafen:  Raimund,  geb.  11.  Ocl.  1840, 
und  Felix  Ferdinand,  geb.   21.  Febr.    1844.  Der  Bruder  des  Grafen 

Adolph   ist:   Graf  Siegmund,  geb.    13. 
in  d.  A.     Von    den    Schwestern    hat 
Grafen  v.   Coreth  zu  Coredo ,    Gräfin 
auf  Finkenegg    und    Gräfin  Anna    mit 
Die  verw.   Mutter,   Gräfin  Caroline,   s. 


Nov.  1817,  k.  k.  Ober-Lieutenanl 
sich    Gräfin    Caroline  mit  Rudolph 

Aloisia  mit  Moritz  Ritter  v.  Frank 
Eugen    Grafen  v.  Rraida  vermählt 

oben. 


39 


612 


GRAFEN  V.  WALDBOTT-BASSEMIF.IM. 


Grafen  v.  Waldbott-Bassenheim. 

Üattjolifd).  0agmt,  lüürttemberg,  fJrntßat,  Uaffatx. 

Besitz:   die   Herrschaft  ßuxheim   unter  bayerischer  Staatshoheit;   die   Herrschaft  Heggbach 

unter  württembergischer  Staatshoheit;    die  Herrschaften  Reilfenberg  und  Cransberg 

unter  herz,  nassauscher  Staatshoheit;    die  Burggrafschaft  Winterrieden,  der  Krone 

Bayern  standesherrlich  untergeordnet;  Schloss  Bassenheim  beiCoblcnz;  Weingüter 

zu  Hochheim,   Geisenheim,   Kiderich,  Rüdesheim  und  Asmannshausen  im  Rhein- 
gau etc. 

Dem  Haupte  der  Familie  steht  das  Prädicat  „Erlaucht"  zu. 


Wappen:  Schild  von  Silber  und  Roth  zwölfmal  geständert  (Stammwappen). 
Das  jedesmalige  Haupt  der  Familie  führt  als  des  deutschen  Ordens  Erbritter  einen 
runden,  wie  angegeben,  geständerten  Schild,  welcher  zum  Rückschild  das  deutsche 
Ordenskreuz,  schwarz  mit  silbernem  Saume,  hat.  —  Aus  dem  Helme  wächst  ein 
silberner,  rechtsschender  Schwan  mit  ausgebreiteten  Flügeln  empor.  Jeder  Flügel 
ist  mit  einem  spanischen,  oder  unten  abgerundeten  Schilde  belegt,  welcher,  wie 
der  Hauptschild,  geständert  ist.  Die  Helmdecken  sind  roth  und  silbern,  und  den 
Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  silberne.  Schwäne.  Der  sichtbare  Flügel  jedes 
dieser  Schwäne  ist  mit  einem  geständerten  Schilde  eben  so  belegt,  wie  jeder  Flügel 
des  aus  dem  Helme  wachsenden  Schwanes.  —  Aeltere  Abbildungen  zeigen  auf  dem 
Helme  einen  rechtssehenden,  stehenden,  silbernen  Schwan  mit  emporgehobenem, 
geschlossenem  Fluge,  so  dass  der  geständerte  Schild  nur  auf  dem  vorderen  Flügel 
sichtbar  ist. 

Sehr  altes,  ursprünglich  aus  Flandern  stammendes  Geschlecht, 
welches  später  in  den  Rheingegenden  vorkommt  und  den  Freiherren- 
stand, so  wie  in  einer  Linie  die  Reichsgrafenwürde  erhielt.  Dasselbe 
soll  schon  im  10.  Jahrhundert  die  Herrschaft  Harlebeck  besessen  haben 
und  zur  Aufsicht  und  Verwaltung  der  Waldungen  bestellt  worden  sein, 
wie  der  auf  ßefugniss  zu  Gebot  und  Verbot  in  und  über  Waldungen 
hindeutende  Name  (Waldbot,  Waltpode,  Waldpode,  Waltpott,  Waldpott, 
Waltpott)  ergiebt.  Nach  Angabe  Einiger  Hess  sich  Heinrich  v.  Harlebeck, 
genannt  Walpot,  um  die  Mitte  des  12.  Jahrhunderts  in  den  Rhein- 
gegenden nieder  und  baute  unweit  Coblenz  das  Schloss  Bassenheim,  das 
Stammhaus  der  jetzt  gräflichen  Linie.  Es  soll  dieser  Heinrich  derselbe 
sein,  welcher  1164  in  der  Stiftungsurkunde  des  Klosters  zu  Ansbach 
vorkommt.  Heinrich  (II.)  Waldbolt,  ein  tapferer  Ritter,  focht  in  den 
Kreuzzügen  und  wurde  1 1 90  zum  ersten  Grossmeister  des  deutschen 
Ordens  gewählt.     Derselbe  bekleidete  diese  Würde   1 2  Jahre,  bis  er  im 


GRAFKN   V.   WAI.IUIOTT-HASSKMIKIM.  (j\',\ 

Kampfe  mit  den  Saracenen  fiel.  Die  Verdienste  desselben  ehrle  der 
Orden  dadurch ,  dass  er  dem  jedesmaligen  Familienliauple  die  Würde 
eines  Erbritters,  ohne  Ablegung  der  Ordensgelübde  und  ohne  Einkommen 
verlieh,  eine  Auszeichnung,  welche  siel»  stets  fortgeerbt  hat.  Von  dem 
Bruder  dieses  Heinrich,  Balduin,  stammte  im  10.  Gliede  Otto  Waldbott 
v.  Basscnheim ,  welcher  um  1480  durch  Vermählung  mit  Apollonia 
v.  Drachenfels  die  Herrschaften  Drachenfels,  Olbrück  etc.  erhielt.  Drei 
seiner  Enkel,  die  Söhne  Antons  (I.),  kurtrierschen  Raths  und  Land- 
Hofmeisters  und  Amtmanns  zu  Coblenz,  stifteten  drei  Linien :  Anton  (II.) 
gründete  die  bassenheimsche,  Johann  die  olbrücksche  und  Otto 
die  gutenausche  Linie.  Nach  Casts  Adelbuch  des  Königr.  Württem- 
berg, S.  88,  blühen  noch  alle  drei  Linien,  doch  nahm  schon  das  Gen. 
Reichs-  und  Staatshandbuch  die  olbrücksche  Linie  für  erloschen,  was 
wohl  richtig  ist,  da  schon  in  der  Mitte  des  vorigen  Jahrhunderts  Graf 
Johann  Maria  Rudolph  als  Herr  zu  Olbrück  vorkommt.  Die  bassen- 
heimsche Linie  blüht  im  Grafen-,  die  gutenausche  (auch  bornheimsche) 
im  Freiherrenslande.  Hierher  gehört  nur  die  erslere.  Antons  (II.) 
Urenkel,  Damian,  wurde  mit  dem  ganzen  Geschlechte  vom  Kaiser  Leo- 
pold I.  10.  Jan.  1664  in  den  Freiherrenstand  erhoben.  Damians  Sohn, 
Johann  Lothar,  starb  1677  als  kurmainz.  und  kureöln.  Geh.  Rath.  Die 
Söhne  des  Letzteren,  Casimir  Ferdinand  Adolph,  geb.  1642,  gest.  1729, 
früher  k.  k.  Oberst,  später,  in  den  geistlichen  Stand  getreten,  Dom- 
scholaster,  Geh.  Rath  und  Statthalter  zu  Mainz,  Domherr  zu  Trier  etc., 
und  Franz  Emmerich  Wilhelm,  geb.  1648,  gest.  1730,  Herr  zu  Sevenich, 
kurmainz.  w.  Geh.  Rath  und  Ober-Amtmann  zu  Lahnstein,  wurden  vom 
Kaiser  Carl  VI.  16.  Dec.  1722  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.  So 
verschieden  auch  das  Jahr  der  Erhebung  in  den  Grafenstand  und  des 
Todes  der  Letzleren  angegeben  wird,  so  dürften  wohl  die  vorstehenden 
Angaben  die  richtigen  sein.  Graf  Franz  Emmerich  Wilhelm  brachte 
übrigens  auch  das  schon  früher  von  dem  Geschlecht  verwaltete  Erb- 
schenkenamt des  Erzslifts  Mainz  an  die  Familie,  und  der  Sohn  desselben, 
Johann  Rudolph,  erhielt  durch  Vermählung  mit  Maria  Antonie  Gräüu 
v.  Osleiu  einen  Theil  der  gräflich  osteinschen  Nachlassenschaft.  —  Die 
wegen  Pyrmont  und  Olbrück  früher  schon  in  Anspruch  genommene 
Aufnahme  in  das  westphälische  Grafencollegium  erfolgte  endlich  1787. 
Durch  den  lüneviller  Frieden  gingen  1801  beide  Herrschaften  verloren. 
Der  Reichsdeputations-Hauptschluss  von  1803  gewährte  durch  die  Abtei 
Heggbach  in  Schwaben  und  durch  eine  Jahresrenle  auf  Buxheim  Ent- 
schädigung. Heggbach  kam  1806  durch  die  rheinische  Bundesacle 
standesherrlich  unter  die  Staatshoheit  der  Krone  Württemberg.  —  Bux- 
heim gelangte  1809  durch  Testament  des  letzten  Grafen  v.  Ostein  ganz 
an  Waldbott-Bassenheim. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Famihenglieder  ergiehl  sich  aus  fol- 
gender Ahnentafel:  Franz  Emmerich  Wilhelm  —  Sohn  Johann  Lothars  — 
geb.  1648,  gest.  19.  Ocl.  1730,  kurmainz.  und  trierscher  Geh.  Rath, 
Erbschenk  des  Erzstifts  Mainz  etc.;  Gemahlin:  Maria  Adolphine  Therese 
Freiin  v.   Leerodt,  gest.   2.  Juli    1723.   —   Rudolph  Johann,  geb.    16S6 


614  GRAFEN   V.   WALUBUTT-BASSKNHKIM. 

(1680),  gest.  29.  Jan.  1731,  k.  k.  Hofrath,  kurtrierscher  vv.  Geh.  Ratli 
und  Ober-Kammerherr;  Gemahlin:  Maria  Antonie  Gräfin  v.  Oslein,  geb. 
8.  Juni  1710,  verm.  30.  Juni  1726,  gest.  8.  Oct.  1788.  —  Johann 
Maria  Rudolph  (Poslhumus),  geb.  29.  Juni  1731,  gest.  15.  Febr.  1805, 
k.  k.  Kämmerer,  w.  Geh.  Ralh  etc.;  zweite  Gemahlin:  Isabella  Felicilas 
Barbara  Gräfin  v.  Nesselrode-Ereshofen,  geb.  um  1750,  verm.  29.  Jan. 
1769,  gest.  19.  Oct.  1824.  —  Johann  Friedrich  Carl  Franz  Rudolph, 
geb.  10.  April  1779,  gest.  6.  Mai  1830,  erbl.  Reichsrath  im  Königreich 
Bayern,  Standesherr  im  Königreich  Württemberg,  k.  k.  vv.  Kämmerer 
und  Oberst-Wachtmeister  etc.;  Gemahlin:  Charlotte  Freiin  v.  Wamboldt 
zu  Umstadt,  geb.  17.  Aug.  1793,  verm.  9.  Febr.  1809,  in  zweiter  Ehe, 
22.  Febr.  1833,  verm.  mit  dem  k.  bayer.  Kämmerer  und  Major  ä  la 
suite  Freiherrn  v.  Rrandenstein.  —  Hugo  Philipp,  jetziges  Haupt  der  Familie. 
Die  jetzigen  Familienglieder  sind: 

Graf  HUGO  PHILIPP  —  Sohn  des  Grafen  Johann  Friedrich  Carl 
Franz  Rudolph  —  geb.  30.  Juni  1820,  regierender  Graf  v.  Waldbott- 
Bassenheim  und  zu  Ruxheim  und  Heggbach,  Burggraf  zu  Winterrieden, 
Herr  der  Herrschaften  Reiffenberg  und  Cransberg  etc.,  erbl.  Reichsrath 
im  Königreich  Bayern,  Mitglied  der  Kammer  der  Standesherren  im  König- 
reich Württemberg,  Standesherr  im  Herzogthum  Nassau,  Erbritter  des 
deutschen  Ordens,  verm.  27.  Febr.  1843  mit  Caroline  Antonie  Wilhel- 
mine Friederike  Prinzessin  v.  Oettingen-Wallerstein,  geb.  19.  Aug.  1824. 
Der  Sohn  desselben  ist:  Graf  Friedrich  Ludwig  Heinrich  Hugo,  geb. 
19.  Juli  1844,  und  die  Schwester  des  Grafen  Hugo  Philipp,  Gräfin 
Isabelle  Felicilas  Philippine,  ist  mit  Maximilian  Joseph  Grafen  v.  Ler- 
chenfeld-Köfering  (s.   S.  29)  vermählt.      Die  Mutter  ist  oben  angegeben. 


GRAFEIN    \.    WALUHUKt;. 


615 


Grafen  v.  \\  aldhui *i>. 

(Grafen   der  Linie  Wolfegg- Wolfegg   und   Wolfegg- Waldsee; 
Grafen  der  fürstlichen  Linie  und  gräflicher  Zweig:  Waldburg- 
Zeil-Luslnau-Hohenems;   Grafen   der  Linie   v.   Zeil- 
Wurzach  und  Linie  v.  Capustigall). 

^atljoltfd)  imö  tleformirt  »Cime  Capufligall).  Württemberg, 

Öaßern,  (Jreufjen. 

Besitz:  der  vormalige  Reichshof  Lu*tnau  mit   anderen  Allodi.il -  hYsitzuiigeu  in  IftJtonenw; 
die  Oiiicr  Capusiigall,  Sepoleo,  Wasdehlen  eic.  in  PreuMea, 


Wappen,  älteres :  quadrirter  Schild  mit  Schildeshaupt.  Im  rothen  Schildes- 
liaupte  der  güldene  Reichsapfel  (wegen  des  Reichs-Erb-Truchsessen-Amtes).  I  und 
4  in  Gold  drei  über  einander  gehende,  einwärtsgekehrte,  schwarze  Löwen  (Herzog- 
tliuin  Schwaben) ;  2  in  Blau  drei  (2  und  1)  goldene  Tannzapfen  (Waldburg,  Thann), 
und  3  in  Blau  eine,  über  einem  dreifachen,  goldenen  Hügel  schwebende,  goldene 
Sonne  (Grafschaft  Sonneberg).  Auf  dem  Schilde  stehen  vier  Helme,  von  welchen 
der  rechte  und  der  linke  gekrönt  sind.  Der  rechte  Helm  trägt  eine  grüne  Tanne 
mit  goldenen  Zapfen  (Waldburgscher  Helm);  der  zweite  ein  rothes,  mit  goldenen 
Quasten  besetztes  Kissen ,  auf  welchem  der  goldene  Reichsapfel  liegt  (wegen  des 
Reichs-Erb-Truchsessen-Amtes);  der  dritte  ein  dergleichen  Kissen  mit  daraufge- 
stecktem Pfauenschweife  (wegen  des  Herzogthums  Schwaben),  und  der  linke  Helm 
einen  offenen,  blauen  Flug,  dessen  Flügel  mit  einer  goldenen  Sonne  belegt  sind 
(sonnebergscher  Helm).  Hinter  dem  Schilde  zur  Rechten  steht  eine  etwas  schräg- 
gestellte Fahne,  welche  ganz  wie  der  Schild  bezeichnet  ist.  —  Die  Decken  des 
rechten  und  linken  Helmes  sind  blau  und  golden,  die  des  zweiten  roth  und  golden, 
und  die  des  dritten  schwarz  und  golden.  —  Wie  angegeben,  findet  sich  hei  Trier 
(S.  535—538),  Imhof  (Tab.  XV,  4)  und  Anderen  dieses  Wappen.  Die  Angab« 
Speners  (Tab.  XXV,  1)  weichen  mehrfach  ab.  Der  Reichsapfel  steht  nicht  in  einem 
Bchildeshaupte ,  sondern  in  einem  Mittelschilde.  Feld  2  zeigt  die  soonebergsche 
Sonne  auf  dem  Hügel,  und  Feld  3  die  waldburgschen  Tannzapfen.  Auf  dem  dritten 
Helme  steht  zur  Rechten  des  Pfauenschweifes  eine  Fahne  mit  dem  Behwftb.  Wappen 
und  dem  des  Erb- Amtes,  letzteres  im  Haupte  der  Fahne.    Den  Schild  hält  eine  zur 


6  I  6  «RAFKIS  V.  WALl)BUR(i. 

Linken  stehende  Jungfrau  mit  goldenem  Haarzopfe  in  silberner,  mit  Gold  bordirjag 
Kleidung,  welche  in  der  Linken  die  Fahne  des  Rerzogthums  Schwaben  führt.  Da- 
gegen findet  sich  die  oben  erwähnte,  den  ganzen  Schild  zeigende  Fahne  zur  Rechten 
des  rechten  Helmes  nicht  vor.  Auf  älteren  Siegeln  halten  bisweilen  Bären  oder 
gewappnete  Ritter  mit  Lanzen  den  Schild. 

Die  Linie  zu  Zeil  führt  das  Wappen,  wie  abgebildet,  nur  sind  an  das  3.  und 
4.  Feld  noch  zwei  Felder,  als  Feld  5  und  6,  angefügt.  Feld  5  ist  von  Roth  und 
Silber  der  Länge  nach  getheilt,  mit  einem  zweiköpfigen  Adler  von  gewechselten 
Tincturen,  und  Feld  6  zeigt  in  Roth  zwei  silberne  Querbalken.  Beide  Felder, 
kaiserliche  Ehrengeschenke,  erscheinen  auch  auf  der  rechts  hinter  dem  Schilde 
stehenden  Fahne. 

Altes,  berühmtes  Dynastengeschlecht,  dessen  Sprossen  von  dem 
schon  am  Hofe  der  schwäbischen  Herzoge  und  der  Hohenslaufen  beklei- 
deten Truchsessenamte  die  Truchsesse  von  Waldburg  genannt  wurden. 
Nach  Köberln  (Chronik  der  Truchsesse  v.  Waldburg,  Meiningen,  1777) 
soll  zu  Ende  des  7.  Jahrhunderts  ein  Herzog  Rumelius  Schloss  und 
Herrschaft  Waldburg  (im  Allgau ,  dem  nunmehrigen  Ober-Amtsbezirk 
Ravensburg  im  Donaukreise  des  Königreichs  Württemberg)  seinem  treuen 
Diener  Gebhard  v.  Thann  geschenkt  und  denselben  mit  der  Truchsessen- 
würde  beliehen  haben.  Gebhards  Nachkommen  theilten  sich  in  zwei 
Linien:  in  die  zu  Waldburg  und  zu  Thann,  welche  letztere  wieder 
in  mehrere  Zweige  zerfiel,  von  denen  der  eine  den  Stamm  der  Grafen 
v.  Althann  (s.  Bd.  I,  S.  17)  bildete,  während  die  Hauptlinie  derer 
v.  Thann  in  Schwaben  im  13.  Jahrhundert  erlosch.  Die  ununterbrochene 
Stammreihe  der  Linie  zu  Waldburg  beginnt  mit  Werner,  welcher  sich 
zuerst  Truchsess  v.  Waldburg  nannte  und  ein  Sohn  Heinrichs  gewesen 
sein  soll,  welchen  Letzteren  man  unter  die  Genossen  des  1042  zu 
Halle  gehaltenen  Turniers  setzt.  Von  den  drei  Söhnen  Werners  wurde 
der  ältere,  Gebhard,  Stammvater  der  jetzigen  Fürsten  und  Grafen 
v.  Truchsess-Waldburg,  der  mittlere,  Friedrich,  der  Stammvater  der  im 
16.,  oder  nach  Anderen  im  17.  Jahrhundert  erloschenen  Schenken 
v.  Winterstetten,  und  der  jüngere,  Cuno,  1140  Al»t  des  Klosters  Wein- 
garten. —  Von  Gebhards  Nachkommen  tritt  als  nächster  gemeinschaft- 
licher Stammvater  der  jetzt  noch  blühenden  Linien  und  Aeste  Johann  mit 
den  vier  Frauen,  gest.  1423,  auf:  zwei  seiner  Söhne,  Jacob,  gest.  1460, 
und  Georg,  stifteten  zwei  Stammlinien:  die  Jacob  sc  he  und  die  Georg- 
sche.  Die  Jacob  sehe  schied  sich  durch  zwei  Enkel  Jacobs,  Wilhelm 
und  Friedrich,  gest.  1554,  in  zwei  Linien,  von  welchen  nur  die 
Friedrichs -Linie  (Linie  zu  Capustigall  in  Preussen)  noch  blüht,  die 
Wilhelms-Linie  aber  in  beiden  Aesten :  Friedberg-Scheer  und  Trauchburg, 
1764  und  1772  ausstarb.  Die  Georgsche  Slammlinie  blieb,  nach 
Erlöschen  der  Wilhelmschen  Linie  des  Jacobschen  Stammes,  die  eigent- 
liche Reichslinie,  deren  Senior  im  deutschen  Reiche,  bis  zum  Aufhören 
desselben,  das  Reichs-Erb-Truchsessen-Amt  verwaltete.  Georgs  Urenkel, 
Jacob,  gest.  15S9,  ist  der  gemeinsame  Stammvater  der  beiden  Haupt- 
linien, in  welche  sich  der  Georgsche  Stamm  theilte:  der  ältere  Sohn 
desselben,  Heinrich,  gründete  nämlich  die  wolfeggsche  Hauptlinie, 
und  der  jüngere,  Frobenius,  gest.  1614,  die  zeilsche  Hauptlinie.  Die 
wolfeggsche    Haupllinie    zerfiel    durch    Heinrichs    Enkel,     Maximilian 


(JltAKKN  V.  WALDBUB6.  617 

Franz,  gest.  1681,  und  Johann  Maria,  geb.  1601,  gest.  1724,  in  die 
zwei  Speciallinien  oder  Aestc:  Wolfegg-Wolfegg  und  Wolfegg- 
Waldsee.  Wolfegg- Wolfegg  erlosch  im  Mannsstainnie  1798,  worauf 
IVolfegg-Waldsee  die  Besitzungen  wieder  vereinigte  und  jetzt  das  fürst- 
liclie  Haus  Waldburg  zu  Wolfegg  und  Waldsee  bildet.  Die  z  ei  Ische 
Hauptlinie  schied  sich  durch  die  Enkel  des  Stifters  und  die  Söhne  Johann 
Jacobs  I.,  Paris  Jacob  und  Sebastian  Wunibald,  in  zwei  Speciallinien: 
Paris  Jacob,  gest.  1684,  stiftete  die  Speciallinie  Zeil-Zeil,  oder  Zeil 
und  Trauchburg,  welche  1772  die  Grafschaft  Trauchburg  von  der  Wil- 
helmschen  Linie  des  Jacobschen  Stammes  erbte  und  jetzt  einen  gräf- 
lichen Nebenast:  Zeil-Lustnau-Hohenems  in  sich  fasst;  Sebastian  Wuni- 
bald aber  gründete  die  Linie:   Zeil- Wurza  eh. 

Nachdem  Eberhard  v.  Waldburg  1463  die  Grafschaft  Sonneberg  im 
Voralbergischen  von  den  Grafen  v.  Werdenberg  erkauft  hatte,  nahm  das 
Haus  den  gräflichen  Titel  an,  legte  denselben  aber  wieder  ab,  als  Oester- 
reich  diese  Grafschaft  an  sich  zog.  1525  ertheilte  Kaiser  Carl  V.  der 
Familie,  wegen  der  von  Georg  im  Bauernkriege  geleisteten  Dienste,  das 
Vorrecht,  sich  Reichs-Erb-Truchsesse  zu  nennen,  und  1528  gab  Kurfürst 
Ludwig  von  der  Pfalz,  als  Reiehs-Erz-Truchsess,  die  Anwartschaft  auf 
das  noch  den  Herren  v.  Seideneck  zustehende  Reichs-Erb-Truchsessen- 
Amt,  welches  zuerst  1594  und  dann  immer,  bis  zur  Auflösung  des 
Reiches,  der  Senior  der  Familie  verwaltete.  Die  reichsgräfliche  Würde, 
welcher  das  Geschlecht  sich  lange  enthalten,  wurde  vom  Kaiser  Ferdi- 
nand II.  27.  Sept.  1628  wieder  hergestellt,  wobei  die  reichsständigen 
Besitzungen  der  Familie  zur  Reichsgrafschaft  erhoben  wurden.  Im  deut- 
schen Reiche  besass  das  Haus  Reichs-  und  Kreisstandschaft,  erstere 
durch  Stimme  im  schwäbischen  Grafencollegium ,  letztere  durch  drei 
Stimmen  auf  der  Grafen-  und  Herrenbank  des  schwäbischen  Reichskreises. 
Die  Stammbesitzungen  wurden  Familien-Fideicommiss,  Erbvergleiche  waren 
1582  und  1598  eingerichtet  worden,  und  das  Erstgeburtsrecht  durch 
Vertrag  vom  Jahre  1724  wurde  von  kaiserlicher  Seile  bestätigt.  Kaiser 
Franz  II.  verlieh  21.  März  1803  den  jedesmaligen  Häuptern  der  Linien 
zu  Wolfegg,  Zeil -Zeil  und  Zeil -Wurzach  die  Reichsfürstenwürde  und 
erhob  die  Besitzungen  zu  dem  Reichsfiirstenlhum  Waldburg.  Durch  die 
rheinische  Bundesacte  kamen  diese  Lande  standesherrlich  unter  Staats- 
hoheit der  Krone  Württemberg,  doch  gelangte  18.  Mai  1810  ein  Theil 
der  Grafschaft  Trauchburg  unter  bayerische  Staatshoheit.  1808  verlieh 
König  Wilhelm  I.  von  Württemberg  dem  fürstlichen  Hause  für  den 
jeweiligen  Senior  das  Erb-Ober-Hofmeister-Amt  des  Königreichs  Würt- 
temberg. 

Die  Ahnentafeln  der  zu  den  fürstlichen  Linien  des  Hauses  gehörenden 
Glieder  des  Geschlechts  stehen  fest  und  finden  sich,  wenn  dieselben 
gebraucht  werden,  in  den  Werken  Krebels,  Jacobis  und  Anderer,  so  wie 
in  den  älteren  und  neueren  Ausgaben  des  Geneal.  Staalshandbuches. 
Zunächst  für  dieses  Werk  gehören  nur  die  Ahnentafeln  der  gräflichen 
Linie  von  Capusligall.  Dieselben  sind  folgende:  I.  Carl  Ludwig  —  Sohn 
Wolfgang    Christophs  —  geb.    1685,    gest.   24.  April    1738,    k.  preuss. 


618  GRAKKN  V.   WALDBURG. 

General-Major  etc.;  Gemahlin:  Sophie  Charlotte  Gräfin  v.  Wylieh  und 
Lottum,  geb.  1694,  gest.  21.  Nov.  1771.  —  Friedrich  Ludwig,  geb. 
18.  Oct.  1711,  gest.  29.  April  1777,  k.  preuss.  General-Major  etc.; 
erste  Gemahlin:  Charlotte  v.  Chaise,  gest.  4.  Dec.  1761.  —  Friedrich 
Ludwig,  geb.  14.  April  1741,  gest.  3.  Mai  1807,  Erbherr  auf  Capusti- 
gall,  Glautinen,  Sepoten  und  Wesdehlen,  k.  preuss.  Kammerherr;  erste 
Gemahlin:  Amalie  Wilhelmine  Christine  v.  Ingersleben,  geb.  24.  Jan. 
1755,  verm.  26.  Aug.  1772,  gesch.  1783,  gest.  6.  Juni  1796.  — 
Friedrich  Ludwig,  geb.  25.  Oct.  1776,  gest.  18.  Aug.  1844,  k.  preuss. 
General-Lieutenant  etc.;  Gemahlin:  Maria  Antonie  Prinzessin  von  Hohen- 
zollern- Hechingen,  geb.  8.  Febr.  1781,  verm.  12.  Juli  1803,  gest. 
25.  Dec.  1831.  —  Die  Gräfinnen:  Maria,  Hermine  und  Mathilde.  — 
II.  Carl  Ludwig  und  Sophie  Charlotte  Gräfin  v.  Wylieh  und  Lottum 
(s.  I.)  —  Friedrich  Wilhelm  Carl  —  jüngerer  Bruder  Friedrich  Lud- 
wigs —  geb.  18.  Dec.  1718,  gest.  1761,  Herr  auf  ßärwalde,  Land- 
Jägermeister  in  Preussen  etc. ;  Gemahlin :  Sophie  v.  Chaise ,  gest.  im 
Febr.  1759.  —  Carl  Friedrich,  geb.  16.  Febr.  1745,  gest.  24.  De©. 
1797,  k.  preuss.  Ober-Lieutenant  a.  D.,  Herr  der  Klauendorfschen 
Güter  etc. ;  zweite  Gemahlin:  Friederike  Luise  v.  Blankensee,  geb.  1769, 
verm.  6.  Mai  1791,  in  zweiter  Ehe  verm.  mit  dem  k.  russ.  Major  a.  D. 
und  k.  preuss.  Landrath  v.  Tettau.   —   Gerhard   Carl  Wilhelm  s.  unten. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  des  Gesammlhauses  gehören  vom  Manns- 
stamme hierher  in  Folge  des  Grafenlitels,  welchen  dieselben  noch  führen, 
nachstehende : 

Wolfe gg-Waldsee.  Die  drei  Sühne  des  regierenden  Fürsten 
Friedrich  Carl  Joseph  v.  Waldburg  zu  Wolfegg  und  Waldsee  —  Sohn 
des  Fürsten  Joseph  Anton  —  verm.  mit  Fürstin  Elisabeth,  geb.  Gräfin 
zu  Königsegg- Aulendorf:  Graf  FRANZ  Xaver  Joseph  Friedrich,  geb. 
11.  Sept.  1833,  Graf  August  Joseph  Friedrich  Wilhelm  Wilibald,  geb. 
7.  Juli  1838,  und  Graf  Gebhard  Joseph  Friedrich  Johann  Baptist,  geb. 
21.  Sept.    1841. 

Gräflicher  Zweig:  Waldburg-Zeil- Lustnau -Hohe ne ms. 
Graf  MAXIMILIAN  —  Sohn  des  Fürsten  Maximilian  Wunibald  v.  Wald- 
burg-Zeil und  Trauchburg,  geb.  20.  Aug.  1750,  gest.  16.  Mai  1818, 
und  der  Reichsgräfin  Maria  v.  Waldburg  zu  Wolfegg,  gest.  6.  Juli  1835 
—  geb.  8.  Oct.  1799,  k.  k.  Rittmeister  in  d.  A.,  verm.  25.  Nov.  1841 
mit  Maria  Josephe  Ludovika  Freiin  v.  Enzberg  zu  Mühlheim,  geb.  13.  Juni 
1814.  Der  Sohn  desselben,  neben  vier  Töchtern,  ist:  Graf  Clemens 
Maximilian  Sigmund   Ferdinand,  geb.   21.  Oct.    1842. 

Linie  von  Zeil-Wurzach.  Die  zwei  Söhne  des  regierenden 
Fürsten  Leopold  Maria,  verm.  mit  Maria  Josephe  Prinzessin  v.  Fugger- 
Babenhausen :  Graf  CARL  Maria  Eberhard,  geb.  8.  Dec.  1825,  k.  k. 
Lieutenant,  und  Graf  Eberhard  Franz  Maria,  geb.  17.  Mai  1828,  k.  k. 
Ober-Lieutenant. 

Linie  von  Capustigall.  Vom  Grafen  Friedrich  Ludwig  (s.  die 
Ahnentafel  I.)  leben  drei  Töchter:  Gräfin  Maria,  vermählte  Gräfin  v.  Ro- 
bilant,  Gräfin  Hermine,   vermählte  Gräfin  v.  Wesdehlen,  und  Gräfin  Ma- 


«iltAKKIS   V.  WALDECK. 


(ih) 


thilrie,  vermählte   Burggrafin  zu  Dohna-Schlohitten.  —    Von  den  Nach- 
kommen Friedrich  Wilhelm  Carls  (s.  die  Ahnentafel  II.)  lebt  Graf  Cibbhabd 

Carl  Wilhelm  —  Sohn   des  Grafen  Carl  Friedrich  —  geh.  l(i.  Min  1794, 
k.  preuss.  Oberst-Lieutenant  a.  D. 


Grafen  v.  Waldeck. 

(Gräfliche  Linie  des  Hauses  Waldeck  und  Grafen  v.  Waldeck 

mittelst  Diploms  d.  d.  31.  Juli    1843). 
6oangelifd)  Z.  C.  iTürflenthum  ttJalfcem,  Württemberg. 

Besitz  dergräfl.  Linie  des  Hauses  Waldeck:  die  Orte  Bergheim,  Melha  und  Königshagen  etc., 
Antheil  an  der  Grafschaft  Limpurg-Üaildorf  etc. 


Wappen  der  gräflichen  Linie  des  Hauses  Waldeck:  Schild  zweimal  der 
Lange  nach  und  zweimal  quergetheilt,  9 feldrig.  Feld  5  als  Mittelschild:  in 
Cold  ein  schwarzer  Stern  mit  acut  Strahlen  (Waldeck).  1  und  9  in  Silber 
ein  ruthes  Ankerkreuz  (Pyrmont);  2  und  8  in  Silber  drei  (2  und  l)  rotfce 
Schindeln  (Rappoltstein) ;  3  und  6  in  Silber  drei  (2  und  1)  rechtssehende, 
schwarze,  gekrönte  Rabenküpfe  (Hoheneck),  und  4  und  6  in  mit  blauen,  querlie- 
genden Schindeln  bestreutem  Silber  ein  rechtsgekehrter,  gekrönter,  rother  Löwe 
(Geroldseck).  Auf  dein  Schilde  stehen  fünf  Helme,  von  welchen  der  /weite  und 
der  mittlere  gekrönt  sind.  Der  rechte  Helm  trägt  einen  geschlossenen,  die  Sachsen 
einwärtskehrenden,  schwarzen  Adlersflug,  auf  welchem  drei  silberne  Pilgrimsstabe 
neben  einander  stehen  (hoheneckseber  Helm);  der  zweite  gekrönte  eine  güldene, 
oben  mit  einer  Krone  und  einem  Pfauenschweife  geschmückte  Säule,  durch  welche 
in  der  Mitte  ein  oben  ankerförmiger,  unten  aber  zugespitzter,  rother  Balken  schrag- 
rechts  durchgesteckt  ist  (pyrmontscher  Helm) ;  der  mittlere,  ebenfalls  gekrönte  Helm 
einen  offenen,  goldenen  Adlersflug,  dessen  jeder  Flügel  mit  dem  Sterne  des  Mittel- 
schildes belegt  ist  (waldeckscher  Helm);  der  vierte  Helm  einen  einwärtssehenden, 
wachsenden  Mann  ohne  Arme  in  silbernen,  mit  den  drei  rothen  Schindeln  des  I 
und  8.  Feldes  belegten  Kleide,  welcher  mit  einer  silbernen,  roth  aufgesihlagi  neu 
und    vorn   mit    einer    schwarzen    Feder   geschmückten    Mütze    bedeckt  ist    (rappolt- 


620  GRAFEN  V.   WALDECK. 

steinscher  Helm),  und  der  linke  Helm  einen  rothen,  mit  Silber  aufgeschlagenen 
und  mit  einem  Pfauenschweif  besteckten  Hut  (geroldseckscher  Helm).  Die  Decken 
des  rechten  Helmes  sind  schwarz  und  silbern,  die  des  zweiten,  Vierten  und  linken 
roth  und  silbern,  und  die  des  mittleren  golden  und  schwarz.  —  Gewöhnlich  wird 
nur  der  Miltelschild  und  auf  der  Krone  der  waldecksche  Helm  geführt. 

Das  Wappen  der  Grafen  v.  Waldeck  mittelst  Diplom,  d.  d.  31.  Juli  1843 
giebt  das  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Hauser,  wie  folgt  an  :  in  Gold  ein  schwarzer 
Stern  von  acht  Strahlen. 

Der  erste,  urkundlich  beglaubigte  Ahnherr  des  Hauses  Waldeck  ist 
Wittekind,  1031  Graf  im  Hvvetigau.  Wittekinds  Sohn  war  Graf  Heinrich 
und  des  Letzteren  Sohn,  Widekind,  kommt  1129  als  Graf  v.  Swalenberg 
vor.  Um  1210  theilte  sich  das  gräfliche  Haus  Swalenberg  durch  zwei 
Söhne  Heinrichs  in  zwei  Linien:  Volkwin  pflanzte  die  1356  erloschene 
swalenbergsche  Linie  fort,  und  Adolph  gründete  das  noch  blühende 
Haus  Waldeck.  1387  schied  sich  Waldeck  durch  zwei  Söhne  Heinrichs 
des  Eisernen  in  zwei  Linien:  Adolph  stiftete  die  Linie  zu  Landau, 
Heinrich  die  zu  Waldeck.  Die  Linie  zu  Landau  erlosch  1495,  und 
die  zu  Waldeck  vereinigte  die  sämmtlichen  Besitzungen.  Josias,  gest. 
1580,  wurde  durch  zwei  Söhne  der  gemeinschaftliche  Stammvater  zweier 
Linien:  Christian  stiftete  die  Linie  zu  Eisenberg,  Wolrad  IV.  die  zu 
Wildungen.  Letztere  Linie  erlosch  1692  mit  Georg  Friedrich,  Feld- 
marschall der  vereinigten  Niederlande,  welcher  1682  die  Reiehsfürslen- 
würde  erhalten  hatte.  Die  waldeckschen  Stammlande  kamen  an  Eisen- 
berg, die  Allodialbesitzungen  an  andere  Häuser.  Christian  und  Volrad  IV. 
erhielten  1625,  noch  bei  dem  Leben  des  1631  verstorbenen  letzten 
Grafen  v.  Gleichen,  die  durch  Erbverlräge  dem  Hause  Waldeck  bestimmte 
Grafschaft  Pyrmont.  Auf  Christian  folgte  der  Sohn  Philipp,  welcher 
1645,  nach  der  Schlacht  bei  Tabor,  als  öslerr.  Oberst  in  der  Kriegs- 
gefangenschaft von  den  Schweden  erschossen  wurde.  Von  Philipp 
stammte  als  ältester  Sohn  Christian  Ludwig,  gest.  1706,  welcher  1692 
die  waldeckschen  Lande  der  erloschenen  wildungenschen  Linie  erbte. 
Derselbe,  Vater  von  13  Söhnen  und  12  Töchtern,  führte  1687  das 
Recht  der  Erstgeburt  ein,  welches  Kaiser  Leopold  I.  1697  bestätigte. 
In  der  Regierung  folgte  als  ältester  den  Vater  überlebender  Sohn 
Friedrich  Anton  Ulrich,  welcher  vom  Kaiser  Carl  VI.  6.  Jan.  1712  den 
Reichsfürstenstand  erhielt.  Die  Nachkommenschaft  desselben  bildet  die 
jetzige  fürstliche  Linie ,  welche  in  dieses'  Werk  nicht  gehört  —  wohl 
aber  gehört  in  dasselbe  die  von  Josias,  dem  jüngeren  Bruder  des  Fürsten 
Friedrich  Anton  Ulrich,  gestiftete  gräfliche  Linie  zu  Bergheim. 
Dieselbe  besitzt,  ausser  einer  bestimmten  Fruchtrente  als  Apanage,  im 
Waldeckschen  die  Orte  Bergheim,  Melba  und  Königshagen  als  Paragium 
und  durch  die  Gemahlin  des  Stifters  (s.  unten)  einen  Antheil  an  der 
Grafschaft  Limpurg-Gaildorf,  welche  1806  unter  Staatshoheit  der  Krone 
Württemberg  kam,  weshalb  der  Besitzer  dieses  Antheils  Standesherr  im 
Königreich  Württemberg  ist.     Diese  Linie  nennt  sich  Waldeck-Pyrmont. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  dieses  gräflichen  Hauses  ergiebt 
nachstehende  Ahnentafel:  Josias,  Stifter  der  Linie  —  Sohn  Christian 
Ludwigs  und  Stiefbruder  Friedrich  Anton  Ulrichs  —  geb.  20.  Aug.  1696, 


GRAFEN  V.  WALDCCK.  (i2  I 

gest.  2.  Febr.  1763;  Gemahlin:  Dorothea  Sophie  Wilhelmine  Gräfin  zu 
Solms-Assenheim,  mitregier.  Gräfin  zu  Limpurg-Gaildorf,  geh.  27.  Jan. 
1698,  verm.  17.  Jan.  1725,  gest.  26.  Febr.  1774.  —  Josui  Warna 
Leopold,  geb.  16.  Oct.  1733,  gest.  4.  Juni  1788;  Gemahlin:  Christofe 
Wilhelmine  Gräfin  zu  Isenburg- Büdingen,  geb.  24.  Juni  1756,  verm. 
5.  März  1772,  gest.  13.  Nov.  1826.  —  Carl,  geb.  17.  Nov.  1778, 
gest.  21.  Jan.  1849;  Gemahlin:  Caroline  Gräfin  Schilling  v.  Canslatt, 
geb.  2.  Febr.  1798,  verm.  25.  April  1819,  Witlwe.  —  Adaluert 
Wilhelm  Carl,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Die  jetzigen  Glieder  dieser  gräflichen  Linie  sind : 

Graf  ADALBERT  Wilhelm  Carl  —  Sohn  des  Grafen  Carl  —  geb. 
19.  Febr.  1833,  Graf  zn  Waldeck,  Pyrmont  und  Limpurg-Gaildorf  (unter 
Vormundschaft  der  Mutter).  Der  Bruder  desselben  ist  Graf  Richard 
Casimir  Alexander  Carl  Ludwig  Heinrich,  geb.  26.  Dec.  1835,  und  von 
den  Schwestern  ist  Gräfin  Mechtilde  mit  Carl  Anton  Ferdinand  Grafen 
v.  Bentinck,  Obersten  in  der  k.  grossbrit.  Garde,  vermählt,  und  Gräfin 
Agnes  Aeblissin  des  freiweltl.  Stifts  Schaaken. 

Die  Grafen  v.  Waldeck  mittelst  Diploms  vom  31.  Juli  1843  stammen 
aus  der  fürstlichen  Linie  des  Hauses  Waldeck,  und  zwar  von  dem  Prinzen 
Friedrich  Ludwig  Hubert  -  Bruder  des  Fürsten  Georg  Friedrich  Heinrich 
und  Oheim  des  jetzt  reg.  Fürsten  Georg  Victor  —  geb.  3.  Nov.  1790, 
gest.  1.  Febr.  1828,  k.  sächs.  Major  der  Cavallerie,  verm.  in  morga- 
natischer Ehe  1815  mit  Ursula  Poll,  geb.  1790,  welche  zuerst  den 
Namen  Freifrau  v.  Waldeck  erhielt.  Durch  Diplom  des  reg.  Fürsten  zu 
Waldeck  wurde  dieselbe  als  Wiltwe  mit  ihren  Kindern  in  den  Grafen- 
sland  erhoben.  Die  zwei  Söhne  derselben,  neben  einer  Tochter,  Gräfin 
Maria,  sind:  FRIEDRICH  Graf  v.  Waldeck,  geb.  2.  Mai  1822,  verm. 
18.  Jan.  1844  mit  Cornelia  Gräfin  Bethlen  v.  Bethlen,  geb.  1823,  und 
Gustav  Graf  v.  Waldeck,  geb.   2.  Nov.    1825,  k.   k.  Rittmeister. 


622 


r.RAFRN  V.  WALDERDORFF. 


Grafen  v.  Walderdorff. 

liatljoliffh.  Kaff  au  un&  Magern. 

Besitz:  Scbloss  Molsburg  in  Nassau  eic;  Hauzensiein  bei  Regensburg,  Kinn  etc. 


Wappen :  quadrirter  Schild.  1  und  4  in  Schwarz  ein  einwärtsgekehrter, 
goldengekrönter,  doppelt  geschweifter  Löwe,  dessen  ohere  Hälfte,  d.  h.  Kopf,  Mähne 
und  Vorderpranken,  roth  und  die  untere  silbern  ist  (Stammwappen) ;  2  und  3  in 
Silber  zwei  rothe  Querhaiken  (Nieder- Isenburg).  Ueber  der  Grafenkronc  stehen 
zwei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  einen  offenen,  schwarzen  Adlersflug, 
dessen  Flügel  mit  dem  Löwen  des  1.  und  4.  Feldes  belegt  sind  (Helm  des  Stamm- 
wappens).  Auf  dem  linken  Helme  steht  ein  offener,  mit  den  rothen  Querbalken 
des  '2.  und  3.  Feldes  belegter  und  zu  diesen  Feldern  gehörender,  silberner  Adiers- 
flug.  Die  Helmdecken  sind  rechts  silbern  und  schwarz,  links  silbern  und  roth,  und 
den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende  Löwen,  welche  ganz  denen  im  1.  und 
4.  Felde  gleichen.  —  Nach  dem  Wappenbuche  der  durchlauchtigen  Welt  (IV,  436) 
steht  im  1.  und  4.  Felde  ein  silberner,  gekrönter,  doppelt  geschweifter  Löwe  mit 
rothem  Kopfe  und  Mähne  und  herausgeschlagener,  silberner  Zunge,  und  im  Wappen- 
buche des  Königreichs  Bayern  (XI,  15)  zeigt  Feld  2  und  3  in  Roth  zwei  silberne 
Querbalken :  eine  gewiss  unrichtige  Angabe. 

Sehr  altes,  nachweislich  zuerst  im  alt-nassauschen  Gebiete  vorkom- 
mendes reichsfreies  Rillergeschlecht,  dessen  älteste  Urkunden  sich  von 
den  Jahren  1232  — 1247  herschreiben.  1315  kommt  als  Wilthum  das 
Gut  Walderdorff  (auch  Wallendorff,  wie  die  Familie  vielseitig  genannt 
wurde)  auf  dem  Westerwald  bei  ßeilstein  in  Nassau  vor,  und  nach  häu- 
figen Fehden  mit  Nassau  mussle  das  Geschlecht  1353  alle  Güter  von 
Nassau  zu  Lehen  nehmen.  Spater  zog  sich  der  Reformation  wegen 
die  Familie  mehr  gegen  den  Rhein  und  zuerst  in  die  Gegend  von  Limburg 
an  der  Lahn  und  nach  Limburg  selbst,  welcher  Ort  nur  durch  ein  Glied 
der  Familie  katholisch  blieb,  verbreitete  sich  von  hier  weiter,  dehnte 
sich  nach  Franken  und  der  Bergstrasse  aus  und  kam  zu  immer  grösse- 
rem Besitz  in  Gegenden,  welche  jetzt  zu  beiden  Hessen,  Nassau  und  der 
Rheinprovinz  gehören.  In  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrhunderts  kam 
auch  die  reichsunmittelbare  untere  Herrschaft  Isenburg,  gemeinschaftlich 
mit  dem  Hause  Wied,  in  den  Besitz  der  Walderdorffschen  Familie  (s.  das 
Wappen).  —  Die  ordentliche  Stammreihe  beginnt  um  das  Jahr  1300 
mit  Wilderich,  welcher  Name  seit  dieser  Zeit  in  der  Familie  vorkommt. 


GRAPRfl  V.  WAUHBOMP«  623 

Von  diesem  Stammvaler  stammte  im  dritten  Gliede  Wilderieh,  welcher 
meist  als  Wildericli  I.  aufgeführt  wird,  im  vierten  Wilderich  II.  und  im 
fünften  Wilderich  III.  Zwei  Sohne  des  Letzteren,  Johann,  geh.  1495, 
gest.  1570.  und  Philipp,  geb.  1507,  gest.  1556,  gründeten  zwei  Linien, 
Ersterer  die  ältere,  Letzterer  die  jüngere.  Die  ältere  Linie  spaltete 
sich  in  drei  Aesle,  ist  aber  1704  ganz  erloschen.  Die  von  Philipp 
gestiftete  jüngere  Linie  blüht  jetzt.  Philipps  Enkel  war  Johann  Peter,  geb. 
1575,  gest.  1636,  Herr  zu  Molsberg  und  Isenbnrg,  venu,  mit  Magdalena 
Freiin  v.  Greiftenklau  zu  Vollrallis,  und  von  demselben  ist  die  absteigende 
Stammreihe  folgende:  Georg  Friedrich,  Freiherr;  erste  Gemahlin :  Johanna 
Elisabeth  Freiin  v.  Dem.  —  Carl  Lothar,  gest.  1722;  Gemahlin:  Anna 
Calharina  Elisabeth  Freiin  v.  Kesselslall.  —  Lothar  Wilhelm,  geb.  26.  Nov. 
1705,  gest.  14.  Juli  1752,  kurm.  Geh.  Balh  und  Oberst  der  Leibgarde; 
Gemahlin:  Anna  Philippine  Gräfin  v.  Stadion  zu  Thannhausen,  verm.  18. Nov. 
1736,  gest.  14.  Juni  1784.  -  Franz  Philipp,  Graf,  geb.  22.  März  1740, 
gest.  28.  Juli  1828,  k.  k.  und  kurtrier.  Geh.  Rath  etc.;  Gemahlin:  Mauritia 
Freiin  v.  Freiberg-Hopferau,  geb.  11.  Nov.  1770,  verm.  15.  Ocl.  1793, 
gest.   21.   März    1841.  —  Carl  Wilderich,  jetziges  Haupt  der  Familie. 

Die  grossen  Verdienste  der  Glieder  des  Geschlechts  haben  die  viel- 
fachste Anerkennung  gefunden.  Mehrere  stiegen  in  k.  k.  Kriegsdiensten 
hoch,  und  unter  den  geistlichen  Würdenträgern  der  Hochslifte  Worms, 
Mainz,  Trier,  Eichstädt,  Bamberg,  Würzburg,  Fulda  etc.,  so  wie  unter 
den  Aebten  und  Aebtissinnen  des  Rheinlandes  kommt  vielfach  der  Name 
Walderdorf  vor.  Vom  Hochslifte  Fulda  stand  der  Familie  das  Erb- 
Kämmerer-Amt  zu.  Johann  Peters  Sohn,  Wilderich,  gest.  1680,  wurde, 
als  General-Vicar  von  Mainz  und  kurmainz.  Geh.  Rath,  Reichs-Vicecanzler 
und  1 669  Erzbischof  und  Fürst  des  heil.  röm.  Reichs  zu  Wien.  Von 
den  Sühnen  Carl  Lothars,  des  Vaters  von  16  Kindern,  wurde  Philipp 
Wilhelm  1757  zum  Fürstbischof  zu  Fulda  unter  dem  Namen  Adalbert 
gewählt,  und  Johann  Philipp,  geb.  1701,  gest.  1768,  wurde  1754 
Coadjutor  zu  Trier,  1756  Kurfürst  zu  Trier  und  1763  Bischof  zu 
Worms,  und  Wilderich  Philipp  Franz,  Carl  Lothars  Enkel  und  der 
Bruder  Franz  Philipps,  wurde  1797  zum  Bischof  zu  Speier  und  gefür- 
sleten  Propst  zu  Weissenburg  erhoben  und  starb  21.  Mai  1810.  — 
Den  Freiherrenstand  brachte  Wilderich,  Erzbischof  zu  Wien  (s.  oben), 
durch  Diplom  vom  Kaiser  Leopold  I.  in  die  Familie,  wobei  das  nieder- 
isenburgsche  WTappen  mit  dem  walderdorflschen  vereinigt  wurde,  und  die 
Erhebung  in  den  Grafenstand  erfolgte  vom  Kaiser  Franz  I.  1767  in  der 
Person  Franz  Philipps  etc.  —  Später  wurde  die  Familie  im  Herzogthum 
Nassau  unter  die  Standesherren  aufgenommen  und  erhielt  Silz  und 
Stimme  im  Herrenhaus,  welches  Vorrecht  von  dem  jedesmaligen  Besitzer 
des  Familienmajorats  ausgeübt  wird. 
Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist: 

Graf  CARL  Wilderich  —  Sohn  des  Grafen  Franz  Philipp  —  geb. 
1.  Sept.  1799,  Mnjoratsbesitzer,  herz,  nassauscher  Staats -Minister  von 
1834—1842,  verm.  15.  Sept.  1822  mit  Mauritia  Gräfin  Beissel  v.  Gym- 
nich  (Schwester  des  Grafen  Franz  Hugo   Edmund,   s.  Bd.  I,   S.  61,  geb. 


624  GRAFEN  V.  WALDERSEE. 

3.  Febr.  1801,  gest.  9.  März  1851.  Die  vier  Söhne  desselben  sind 
die    Grafen:    Wilderich,    geb.   8.  April   1831,    Eduard  Wilderich,    geb. 

29.  Jan.  1833,  Franz  Wilderich,  geb.  30.  üec.  1835,  und  Richard 
Wilderich,  geb.  14.  Nov.  1837,  k.  k.  Cadet.  Die  Tochler,  Grälin 
Melanie,  isl  mit  dem  Freiherrn  Bongard  v.  Paffendorf  und  Winandsthal 
vermählt. 

Der  Bruder  des  Grafen  Carl  Wilderich  ist  Graf  Eduard  Wilderich, 
geb.  2.  Juli  1801,  k.  k.  Kämmerer,  Herr  auf  Hauzenstein  etc.,  verm. 
1.  Mai  1827  mit  Leopoldine  Fortunate  Gräfin  v.  Oberndorff  (Schwester 
des  Grafen  Alfred  Maria  Fortunat,  s.  S.   167),  geb.   4.  Juli    1801,  gest. 

30.  Dec.  1851.  Die  drei  Söhne  desselben  sind  die  Grafen:  Hugo  Franz 
Wilderich,  geb.  14.  Febr.  1828,  k.  k.  Lieutenant,  commandirt  zum 
General-Quartiermeisterstab,  Rudolph  Carl  Wilderich,  geb.  3.  April  1830, 
k.  k.  Lieutenant,  und  Adolph  Wilderich,  geb.  21.  Juli  1835.  —  Die 
Schwester  der  Grafen  Carl  und  Eduard,  Gräfin  Melanie,  ist  mit  Heinrich 
Freiherrn  v.  Roggenbach,  k.  k.  Kämmerer  und  grossherzogl.  badischem 
General  a.   D..   vermählt. 


Grafen  v.  Waldersee. 

€ocmgeltfd).  fJrcufjm. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Miltelscbild.  Im  silbernen  Mittelschildc 
der  preussische  schwarze  Adler,  in  der  rechten  Klaue  den  Scepter,  in  der  linken 
das  Schwert  haltend.  1  und  4  golden,  2  und  3  roth,  ohne  Bild  (Stammwappeni. 
Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  Helme,  von  welchen  der  rechte  und  linke 
gekrönt  sind.  Aus  dem  rechten  Helme  wachsen  zwei  mit  den  Händen  über  ein- 
ander gelegte,  von  Gold  und  Schwarz  quergestreifte  Arme  empor,  welche  in  jeder 
Hand  einen  Pfauenwedel  von  fünf  Federn  halten ;  der  mittlere  Helm  trägt  einen 
rothen,  schwarzgekrümpten  Hut  (Helm  des  Stammwappens),  und  der  linke  einen 
gekrönten  und  goldenbewehrten,  auf  der  Brust  mit  einem  silbernen  Kleemonde  und 
darüber  schwebendem  Kreuze  belegten,  schwarzen  Adler  (Mittelschild,  rechter  und 
linker  Helm  sind  bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  hinzugekommen.  Der  Schmuck 
des  rechten  Helmes  ist  der  anhaltsche  Helmschmuk.  Das  Wappen  der  Herrschaft 
Waldersee:  Von  Gold  und  Roth  quadrirt,  gehört,  wie  bekannt,  zum  vollständigen 
Wappen  des  Hauses  Anhalt).  Die  Helmdecken  sind  roth  und  golden,  und  den 
Schild  halten  zwei  auswärtssehende  Löwen  von  natürlicher  Farbe. 


(.HVKF.N   V.   WAI.IU.nSIK.  625 

Die  jetzigen  Grafen  v.  Waldersee  stammen  aus  einem  anhalt-des- 
lauschen  Adelsgesehlecht,  welches  nach  Jacobi  und  nach  den  Angaben 
des  Geneal.  Reichs-  und  Staats -Handbuches  den  Namen  von  dem  im 
Dessauschen  gelegenen  wüsten  Schlosse  Waldersee  führt,  dessen  alle 
Besitzer,  die  früheren  Grafen  v.  Waldersee,  schon  vor  Jahrhunderten 
ausgestorben  sind.  —  Franz  Johann  Georg  v.  Waldersee,  geb.  5.  Sept. 
17G3  zu  Dessau,  früher  k.  preuss.  Kriegs-  und  Domainenrath  zu  Breslau, 
später  k.  preuss.  Geh.  Ober-Finanzrath ,  Herr  auf  Gross-  und  Klein- 
ßresa  in  Schlesien,  wurde  vom  König  Friedrich  Wilhelm  II.  von  Preussen 
15.  Oct.  17SG  in  den  Grafenstand  erhoben,  begab  sich  später  nach 
Dessau  zurück  und  starb  30.  Mai  1823  als  herz,  anhält -dessauscher 
Ober-Hofmeister.  Derselbe  vermählte  sich  20.  Mai  1787  mit  Luise 
Caroline  Casimire  Sophie  Gräfin  zu  Anhalt,  geb.  3.  Sept.  1767,  Tochter 
des  k.  preuss.  General-Majors  Albrecht  Grafen  zu  Anhalt,  welcher  Letztere 
ein  Sohn  des  Erbprinzen  Wilhelm  Gustav,  des  Sohns  des  bekannten 
Fürsten  Leopold  zu  Anhalt -Dessau,  war.  Aus  dieser  Ehe  stammen, 
neben  zwei  Töchtern,  drei  Söhne,  die  Grafen:  Franz,  Eduard  und 
Friedrich. 

Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist: 

Graf  FRANZ  (Franz  Heinrich  Georg),  geb.  25.  April  1791,  k. 
preuss.  General-Lieutenant  und  Commandant  der  Garde-Cavallerie,  verm. 
27.  Dec.  1823  mit  Bertha  Freiin  v.  Hünerbein,  geb.  20.  März  1799. 
Die  vier  Söhne  desselben,  neben  einer  Tochter,  Amalie  vermählten  Gräfin 
v.  Pfeil  (s.  S.  199),  sind  die  Grafen:  Georg,  geb.  22.  Oct.  1824,  k. 
preuss.  Lieutenant  und  Adjutant,  Friedrich,  geb.  17.  Dec.  1829,  k. 
preuss.  Lieutenant,  Alfred,  geb.  8.  April  1832,  k.  preuss.  Lieutenant, 
und  Franz,   geb.    17.   Sept.    1835. 

Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Franz  sind :  Graf  Eduard  (Johann 
Christian  Eduard),  geb.  28.  Jan.  1793,  k.  preuss.  Oberst  a.  D.,  verm. 
22.  Juni  1821  mit  Laurette  Emma  v.  Alvensleben,  geb.  7.  Sept.  1803, 
aus  welcher  Ehe,  neben  drei  Töchtern,  ein  Sohn:  Graf  Paul,  geb. 
3.  Sept.  1831,  k.  preuss.  Lieutenant,  stammt  —  und  Graf  Friedrich 
(Friedrich  Gustav),  geb.  21.  Juli  1796,  k.  preuss.  Oberst  und  Bevoll- 
mächtigter bei  der  Bundes-Militair-Commission  in  Frankfurt  a.  M.,  verm. 
2.  Juli  1823  mit  Oltilie  v.  Wedel,  geb.  27.  Juli  1803,  aus  welcher 
Ehe,  neben  zwei  Töchtern,  zwei  Söhne  entsprossen  sind,  die  Grafen: 
Gustav,  geb.  6.  Febr.  1826,  k.  preuss.  Lieutenant,  vermählt  mit  Anna 
v.  Redern,  und  Rudolph,  geb.  15.  Nov.  1827,  k.  preuss.  Lieutenant. 
—  Die  Schwester  des  Grafen  Franz,  Gräfin  Maria,  ist  mit  dem  k.  preuss. 
General-Lieutenant  und  Divisions-Commandanten   v.   Gayl  vermählt. 


40 


626 


GRAFEN  V.  YVALDKIRC.H. 


Grafen  v.  Waldkirch. 

&atl)öltfd).  Magern,  ßaben. 

Besitz:  in  Bayern  <las  Riiterlehen  Schonstein  und  Welscheisberg;  in  Baden  die  Orle  Hinan, 
Gross-  und  Klein -Eicholzlieim  nebst  Antheil  an  Sindolsheim. 


Wappen:  im  silbernen  Schild  eine  schworze,  gestürzte,  mit  einem  goldenen 
Hinge  belegte  Spitze.  Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  Helm,  aus  welchem 
ein  rechtsgekehrler ,  weiblicher,  weissgekleideter  Mohrenrumpf  wächst,  welcher  ein 
goldenes,  linksuuffliegendes  Stirnband  um  das  Haupt  gebunden  hat.  Die  Helm- 
decken sind  schwarz  und  silbern. 

Eins  der  ältesten  und  angesehensten  GeschleclUer  des  Gantons 
Schaffhausen,  welches  früher  Waldkilch  hiess,  auch  unter  dem  Namen 
Waldkirch  auf  Schöllenberg  vorkommt,  namentlich  um  Zürich  begütert 
ist  und  nicht  mit  der  schon  zu  Ende  des  14.  Jahrhunderts  erloschenen 
Familie  v.  Waldkirch,  deren  gleichnamiges  Stammhaus  im  jetzigen  grossh. 
badischen  Amte  Waldshut  liegt,  verwechselt  werden  darf.  Ein  Wald- 
kilch tiel  1386  bei  Sempach  und  ein  anderer  1389  bei  Näffels.  Moritz 
wohnte  1415  dem  Concil  zu  Costnitz  bei;  Conrad,  Bürgermeister  zu 
Schaffhausen,  erhielt  vom  Kaiser  Friedrich  III.  1487  einen  Wappen- 
bestätigungsbrief; Balthasar,  unter  Kaiser  Carl  V.  Rath  und  Reichs- 
Vicecanzler,  wurde  um  1550  Bischof  zu  Malta,  und  Georg  Sigmund 
stand    1670   in  französischen  Kriegsdiensten. 

Der  Grafenstand  kam  in  der  Person- Johann  Theodors  in  die  Familie. 
Derselbe,  gest.  21.  Mai  1802,  kurpfälz.  Geh.  Rath  und  Oher-Jägermeisler, 
Wild-  und  Forstmeister  zu  Neuöltingen  und  Julbach,  Pfleger  zu  Dachau, 
wurde  vom  Kurfürsten  Carl  Theodor  von  der  Pfalz  als  Reichsverweser 
24.  Juli  1790  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.  Von  seinen  fünf  Söhnen 
war  Clemens  August  Hermann  Joseph,  geb.  18.  Sept.  1757,  gest.  1.  April 
1840,  verm.  mit  einer  Gräfin  v.  Riaucour,  gest.  18.  Jan.  1811,  k. 
bayer.  Geh.  Rath  und  grossherz.  bad.  Ober- Jägermeister,  Maximilian 
Joseph  Gabriel,  Domherr  der  Hochstifter  Augsburg  und  Freysing,  Hubert 
Clemens,  Domherr  zu  Regensburg  und  Freysing,  Christoph  Bruno  Maria, 
k.  bayer.  Kämmerer  und  quiescirter  Ober-  Forstmeister,  und  Johann 
Baptist,  k.  bayer.  Kämmerer  und  General-Lieutenant  in  d.  A. 
Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist: 

Graf    MAXIMILIAN    Joseph   —    Sohn    des    Grafen    Clemens    August 


GRAFEN   WALDNKR   V.   Fl«  Kl  M»^ll  IN. 


62* 


Hermann  Joseph  —  geb.  26.  Juni  1804,  grossberz.  Imri.  Kammerbcrr. 
verm.  in  erster  Ehe,  24.  Öec.  1828,  mil  Friederike  Charlotte  v.  Abel. 
geh.  4.  Juli  1805,  gest.  20.  Nov.  1829,  und  in  zweiter,  20.  Febr. 
1834,  mit  Stephanie  Freiin  v.  Venuiiigeii ,  geb.  21.  Febr.  1809,  gest 
2").  Nov.  1848.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Maximilian  Joseph  ist  Graf 
Clemens,  geb.  7.  Febr.  1806,  k.  bayer.  Kämmerer,  Staatsrat!»  und 
h'lirnslä'ngl.  Mitglied  der  Kammer  der  Reichsrilhe,  bis  1848  k.  bayer. 
Gesandter  am  grossherz.  bad.  Hofe,  verm.  17.  April  1837  mit  Mathilde 
Freiin  v.  Magerl  auf  Wiesenfelden ,  aus  welcher  Ehe,  neben  drei  Türli- 
tern,  ein  Sohn:  Graf  Franz  Xaver  Johannes  Baptist!  Theodor,  geb. 
14.  Oct.  1845,  entsprossen  ist.  Die  Schwester  der  Grafen  Maximilian 
Joseph  und  Clemens,  Gräfin  Gabriele,  ist  mil  Franz  Xaver  Freilicnn 
v.  Magerl,   k.   bayer.   Kämmerer,   General-Major  etc.,  vermählt. 

Der  noch  lebende  Bruder  des  Grafen  Clemens  August  Hermann  Joseph 
ist  Graf  AuGüsnn  Theodor,  geb.   27.  Jan.    1776,   k.  bayer.  Kämmerer. 


Grafen  Waldner  v.  Freundstem. 

üattjoltfd).  Qabcn  unö  öagmt. 

Besitz:    in   Baden  die   Grundherrscbafl    Schmieheim :    in   Bayern   Schlot!  Guckeberg  und 


l.iinliiirL'Ci  IkiI. 


"Wappen  :  im  silbernen  Schilde  drei  neben  einander  aufsteigende  schwarte 
I   Spitzen,  und  nnf  jeder  derselben  oben  «in  rechtsgekehrter,  sitzender  rother  \ 
I   Ueher  der  (iralenkrone  erhebt  sich  ein  Helm,    welcher   mit   15  Straussenfedern  in 
fünf  Reihen  so   besetzt   ist,    dass  in   der  oberes   Reihe  eine  schwarze,   unter  dieser 
zwei  silberne,   dann  drei  schwarze,  hiernächst  vier  silberne  und  endlich  fiini  schwarze, 
welche  den   Helm   berühren,    gesehen    werden.     Die  Helmdecken    sind    silbern  und 
schwarz.  —    Den  erwähnten  Helmschmuck  sah  v.  Meding  auf  einem  Stammbaume, 
~en  Zuverlässigkeil   die  freie  Reicbsritterscbafl  in  Schwaben.  Viertel*  am  Neckar 
und  Schwarzwald,   Ortenauischen  Bezirks,   bezeugt   hatte,  und  diesen   Helmschinuck 
nimmt    auch    das   Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  an.     Casl  (Adelsbuch  des 
G     ssherzogthums  Baden,  p.  203)  tingirt  die  Spitzen   im  Schilde  blau  und  setztauf 
den  Helm    „einen    Mann  ohne  Arme  mit  ausgeschlagenem  Kragen  und  einer  aufge- 
stülpten Mütze  auf  dem  Kopfe."     Für  diesen    Helmschmuck    spricht    die  Abbildung 

40* 


62S  GRAFEN  WALDNER  V.  FRF.UNDSTEIN. 

im  Siebmacher  (I.  128),  welche  einen  silbernen,  bärtigen  Rumpf  mit  einer  rothen, 
mit  Silber  aufgeschlagenen  Mütze  trägt.  Der  Rumpf  ist  aber  mit  den  Spitzen, 
welche  auch  Siehmacher  schwarz  angieht,  und  mit  den  rothen  Vögeln  des  Schildes 
belegt.  —  Dienemann  setzt  auf  den  gekrönten  Helm  ein  Tannenzapfen-  ähnliches 
Kleinod,  welches  sich  auch  in  Tyroffs  Neuem  Allgem.  Wappenwerke  (II.  4)  findet. 

Sehr  altes,  aus  dem  Elsass  vom  Schlosse  Freundstein  unweit  Sulz 
in  den  Vogesen  stammendes  Geschlecht,  welches  sich  auch  Waldner 
v.  Sulz,  Waldner  v.  Gebwillen  und  Waldner  v.  Thann,  oder  kurz: 
Wraldenarii  nannte.  Alte  Urkunden  nennen  die  Glieder  der  Familie: 
Herren,  und  dieselben  besassen  sonst  feste  Schlösser,  machten  Bündnisse, 
führten,  selbst  mit  Hülfe  adeliger  Vasallen,  Krieg  und  schlössen  Frieden. 
Schon  814  soll  ein  Waldner  k.  Feldhauplmann  gewesen  sein,  und  unter 
den  Genossen  der  ersten  Turniere  werden  Glieder  des  Geschlechts  ge- 
nannt. Als  älterer  Stammvater  wird  Kraffto  Waldner  v.  Gebwillen  auf- 
geführt, und  100  Jahre  später  kaufte  Conrad,  ein  angesehener  Ritter, 
mit  seinen  Brüdern  die  Burg  Ottweiler.  Später  blühte  das  Geschlecht 
durch  Ueberlragung  geistlicher  und  weltlicher  Würden,  und  der  Güter- 
besitz stieg  sehr,  namentlich  durch  Beerbung  des  ausgegangenen  Ge- 
schlechts derer  v.  Schweighauser.  Christoph,  Johanniterritler,  fiel  1522 
bei  der  heldenmüthigen  ?>oberung  der  Insel  Rhodus.  Im  Anfange  des 
18.  Jahrhunderts  schied  sich  die  Familie  in  eine  ältere  und  jüngere 
Linie,  von  welchen  in  dieses  Werk  nur  die  ältere  gehört.  Dieselbe  stiftete 
Friedrich  Ludwig,  früher  pfalz-birkenfeldscher  Geh.  und  Regierungsrath 
und  dann  Geh.  Ralh,  Regierungs-  und  Kammerdirector,  welcher  später 
in  ansbachsche  Dienste  trat,  zu  Sendungen  an  den  franz.  Hof  gebraucht 
wurde,  dabei  die  Gunst  König  Ludwigs  XV.  in  hohem  Grade  erwarb, 
und  zuletzt,  als  Lehenträger  aller  Waldnerischen  Lehen,  zu  Schweig- 
hausen wohnte.  Aus  der  Ehe  desselben  mit  Franziska  Salome  Vunfrieda 
Wurmser  v.  Vendenheim  stammten  fünf  Söhne,  welche  sämmtlich  in  k. 
franz.  Kriegsdienste  gingen  und  von  welchen  Franz  Ludwig,  k.  franz. 
Oberst  und  Präsident  der  Ritterschaft  in  der  Ortenau,  Ludwig  Hermann, 
k.  franz.  Brigadier,  Leopold  Johann,  k.  franz.  Brigadier  und  Oberst  des 
seinen  Namen  führenden  Regiments,  welcher  den  Titel  eines  Baron  de 
Colmar  erhielt,  und  Christian  Friedrich  Dagorert,  k.  franz.  Marechal  de 
Camp  etc.,  namentlich  hervorzuheben  sind.  Letzlerer,  Herr  zu  Olweyler, 
Bernweyler,  Berulzweiler,  Rinpachzell,  Biessheim ,  Vogelgrün  und  Geiss- 
wasser, vermählt  mit  Luise  Francoise  de  Voleger,  wurde  vom  König 
Ludwig  XV.  von  Frankreich  1748  in  den  Grafensland  erhoben.  Der 
Sohn  desselben  war  Graf  Gottfried,  geb.  26.  Febr.  1757,  und  von 
diesem  stammt  das  jetzige  Haupt  der  Familie : 

THEODOR  Graf  Waldner  v.  Freundslein,  geb.  27.  Nov.  1786,  Herr 
der  oben  genannten  Güter,  ehemaliger  k.  franz.  Oberst,  verm.  in  erster 
Ehe  mit  Friederike  Freiin  v.  Stumm,  und  in  zweiter  Ehe  mit  der 
Schwester  derselben,  Auguste  Freiin  v.  Stumm,  verw.  Freifrau  v.  Berk- 
heim.  Aus  der  ersten  Ehe  stammt  Gräfin  Auguste,  vermählte  Freifrau 
v.  GersdorfF,  aus  der  zweiten  Graf  Ferdinand,  verm.  mit  Sophie  Gräfin 
Tascher  de  la  Pagerie,  welcher  Ehe  drei  Kinder  entsprossen  sind,  und 
Gräfin  Ida,   vermählte  Freifrau  v.  Berkheim. 


GRAFEN  V.  WALDSTKIM. 


H29 


Grafen  v.  Wcildstein. 

ßatholtfd).  Ocftcrretd). 

Besitz  der  Linie  Waldstein  -  Wartenberg  ra  Maacheogrlis!  in  Böhmen  die  Herrsehafien 
Nöncbengritz,  Weiss-  und  Bteerwasser,  Hirschberg-  und  tfeuperstela,  Stiahlau  und 
Nchilüu.  das  Gut  Presetsob-Woworsissi  Bio.  —  Besitz  der  Linie  zu  Üux:  in  Böhmen 
die  Herrsehafien  Üux,  Obei  leuiensdorf",  Maltheuein  und  Brandeis  am  Adler;  in 
Mähren  die  Seniorats-Herrsebaft  Trebüscb  etc. 


Wappen  der  Linie  Waldstein  -Wartenherg :  quadrirter  Schild  mit  Mittel- 
schild,  welches  oben  und  unten  von  einem  kleinen  Schilde  begleitet  ist.  Im  ovalen. 
von  einem  grünen  Lorbeerkränze  umwundenen,  goldenen  Mittelschilde  ein  zwei- 
köpfiger, schwarzer  Adler  mit  goldenen  Scheinen  und  über  den  Köpfen  schwebender 
kaisei  liehen  Krone,  welcher  in  der  rechten  Klaue  einen  silbernen  Anker,  in  der 
linken  einen  grünen  Palmzweig  halt  und  auf  der  Brust  einen  kleinen,  mit  einem 
Fürstenhut  bedeckten  rothen  Schild  tragt,  in  welchem  in  Gold  der  Namenszug  F.  II. 
steht.  Ueber  und  unter  diesem  Miltelschilde  stellt  ein  kleiner,  ovaler,  von  Gold 
und  Schwarz  der  Länge  nach  getheiller  Schild,  welcher  von  einer  silbernen,  in 
ihren  Schwanz  beissenden  Eidechse  umgeben  ist  (Wartenberg).  —  1  und  4  in  Gold 
ein  einwärtsgekehrter,  gekrönter,  doppelt  geschweifter,  blauer  Löwe  (Stammwappen) ; 
2  und  3  in  Blau  ein  einwärtsgekehrter,  gekrönter,  goldener,  doppeltgeschweifter 
Löwe  (Wappen  einer  ausgestorbenen  Linie  des  Hauses  Waldstein).  Den  Schild 
halten  zwei  einwärtssehende,  gekrönte  Löwen,  von  welchen  der  rechte  blau,  der 
linke  golden  ist,  und  den  Schild  umgiebt  ein  blauer,  mit  goldenen  Fransen  besetzter 
und  mit  Hermelin  gefütterter  Wappenmanlcl .  auf  dessen  Mitte  eine  alte  königliche 
Krone  steht,  auf  welcher  sich  drei  Helme,  von  denen  der  rechte  gekrönt  ist,  erheben. 
Aus  dem  rechten  Helme  wächst  einwärtsgekehrt  der  Löwe  des  1.  und  4.  Feldes 
auf  (Helm  des  Stammwappens);  der  mittlere  trägt  einen  offenen,  doppelten  Adlers- 
flug;  der  rechte  Flügel  des  vorderen  Fluges  ist  blau,  der  linke  schwarz  mit  sechl 
(1,  2,  3)  kleinen  goldenen  Blättern  bestreut,  und  die  hinteren  Flügel  sind  golden 
(der  rechte  Flug  zu  Waldstein,  der  linke  zu  Wartenherg  gehörig).  Auf  dem  linken 
Helme  liegt  ein  goldenes,  nach  Anderen  purpurfarbiges  Boot,  aus  welchem  ein 
Mann  mit  silberner  Mütze  und  von  Gold  und  Schwarz  der  Länge  nach  getheilter 
Kleidung  aufwächst,  welcher  ein  silbernes,  schrägrechtsgestelltes  Ruder  in  den 
Händen  hält. 


630  GRAFEN  V.  WALDSTKIIN. 

Wappen  der  Linie  Waldstein-Arnau:  ({uadrirter  Schild  mit  Mittelschild. 
Im  goldenen  Mittelschild  ein  schwarzer,  zweiköpfiger  Adler.  Feld  L  und  4,  so  wie 
2  und  3  ganz  wie  hei  der  Linie  Waldstein  -  Wartenberg.  Auf  dem  den  Schild  he- 
deckenden,  gekrönten  Helme  steht  ein  offener  Adlersflug,  dessen  rechter  Flügel 
blau,  der  linke  golden  ist.     Die  Helmdecken  sind  hlau  und  golden. 

Sehr  altes,  berühmtes,  ursprünglich  böhmisches  Grafenhaus,  welches 
sich  in  Böhmen  und  Mähren  weit  ausgebreitet  hat  und  zu  grossem 
Grundbesitz  gelangt  ist.  Der  bekannte  Gründer  der  Waldsteinschen 
Familie  ist  Zdenko,  Herr  von  Ralsko  oder  Wartenberg,  welcher  in  einem 
Walde  bei  Stadt  Turnau  in  Böhmen  das  Stammschloss  Waldstein  erbaute, 
nach  demselben  sich  nannte  und  26.  Jan.  1236  starb.  Von  dem  Sohne 
desselben,  Zdenko  IL,  Welissensis,  stammte  Johann,  welcher  dem  König 
Ottocar  von  Böhmen  24  von  ihm  erzeugte  Söhne  gegen  die  Preussen 
stellte ,  welche  durch  einen  Kreuzzug  bekehrt  werden  sollten.  Von 
Johanns  Sohn,  Zdenko  III. ,  stammte  Hinko  I.  und  von  diesem  Zdenko  IV. 
Der  Sohn  des  Letzteren,  Henricus,  wendete  sich  nach  Turnau,  verkaufte 
das  Stammschloss  Waldstein  an  Nicolaus  Krapko,  und  die  Nachkommen- 
schaft nannte  sich  nach  dem  Schlosse  Smirticz;  —  von  Hinko  I.  aber 
stammte  Hinko  IL,  welcher  um  1384  lebte.  Die  Söhne  desselben  waren 
Hinko  III.,  zugenannt:  mit  der  eisernen  Tasche,  Stammvater  der  Wald- 
steiner zu  Wranow  in  Mähren,  und  Hassekus,  General-Feldmarschall  des 
Kaisers  Sigismund  um  das  Jahr  1427,  genannt:  Skalsky  de  Waldstein. 
Von  Letzterem  stammte  Hennicky  Skalsky,  Herr  in  Sliepanicz,  Ober- 
Hofmeister  bei  der  Gemahlin  des  Königs  Georg  Podiebrad  von  Böhmen, 
vermählt  mit  König  Georgs  Tochter,  Agnes  de  Liticz  et  Cunstadt,  auch 
Gräfin  zu  Glalz  genannt,  und  aus  dieser  Ehe  entspross  Johannes,  gest. 
1506,  verm.  mit  Anna  v.  Swihowsky.  Letzterer  wurde  durch  seine 
Söhne,  Zdenko  und  Wilhelm,  der  gemeinschaftliche  Stammvater  der 
Hauptlinien  zu  Waldstein-Arnau  und  zu  Walds  t ein- Warten- 
berg, welche  letztere  sich  jetzt  in  die  Linie  zu  Münchengrätz  und 
zu  Dux  scheidet.  Was  zuerst  die  Hauptlinie  Waldstein-Arnau  anlangt, 
so  stammte  von  Zdenko,  Herrn  zu  Arnow,  gest.  1525,  verm.  mit  Ursula 
v.  Wartenberg :  Georg,  Dynast  zu  Arnow,  welcher  zwei  Söhne,  Wilhelm 
und  Bartholomäus,  halte.  Von  diesen  vermählte  sich  Wilhelm,  Herr 
auf  Herzmannicz ,  mit  Margaretha  v.  Smirticz,  und  der  Sohn  aus  dieser 
Ehe  war  Albert  Wenzel  Eusebius  Herzog  zu  Friedland ,  welcher  nur 
aus  zweiter  Ehe  mit  Maria  Theresia  Gräfin  v.  Harrach  (s.  Bd.  I.  S.  321) 
eine  Tochter,  Maria  Elisabeth,  hinterliess,  welche  mit  Rudolph  Grafen 
v.  Kaunitz  vermählt  war.  Nach  diesen  Angaben ,  welche  sich  auf  die 
sichersten  Unterlagen  stützen,  sind  alle  Fehler  zu  berichtigen,  welche 
sich  in  älteren  genealogischen  Schriften  hinsichtlich  des  Vaters  und 
Gross  vaters  des  Herzogs  Albert  zu  Friedland  finden.  Bartholomäus  aber, 
Georgs  zweiter  Sohn,  vermählte  sich  mit  Magdalena  v.  Hodkowa  auf 
Milletin,  und  von  dem  Sohne  desselben,  Johann  Christoph  Grafen  v.  Wald- 
stein, Herrn  auf  Rozdialowilz,  stammte  Leopold  Wilhelm  L,  mit  welchem 
weiter  unten  die  Ahnentafel  der  Linie  zu  Arnow  (jetzt  Arnau)  beginnt. 
Was  die  Hauptlinie  Waldstein-Wartenberg  betrifft,  so  war  Wilhelm,  der 
Sohn    des    Johannes    und    der    Bruder    des    Zdenko    (s.  oben),    Herr    zu 


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Lonmiez,  und  starb  1557.  Von  demselben  stammle  Johannes,  gest. 
1576,  Herr  zu  Hradeck,  oberster  Richter  in  Böhmes,  und  von  dem 
Sohne  des  Letzteren,  Adam,  Grafen,  oberstem  Burggrafen  in  Böhmen  etc., 
gest.  163$,  enlspross  Maximilian,  Reichsgraf,  gest.  1654,  von  welchem 
die  Linien  zu  Müncbengrätz  und  Dux  slannnen,  deren  Ahnentafeln  unten 
folgen. 

Albert  Wenzel  Elsei.ils,  nach  Anderen  Adam,  oberster  Burggraf  in 
Böhmen,  wurde  vom  Kaiser  Ferdinand  IL,  gleich  in  der  ersten  Keil 
seiner  Regierung  (nach  1619',  in  den  erbländiseh  -  österreichischen 
Grafensland  gesetzt,  und  diese  Erhebung  motu  sich  auf  das  ganze  Ge- 
schlecht  bezogen  haben,  da  die  um  diese  Zeit  lebenden  Glieder  der 
Familie  in  zuverlässigen  Stammbäumen  als  Grafen  vorkommen.  Albert 
Graf  v.  Waldstein  wurde  bierauf  vorn  Kaiser  Ferdinand  IL  3.  Sept.  1023 
zum  Herzog  von  Friedland  und  zum  böhmischen  Fürsten,  19.  Jan.  1628 
zum  Herzog  von  Sagan,  so  wie  zum  Reicbsfürsten,  und  16.  Juni  1629 
zum  Herzog  zu  Meklenburg  erhoben.  Die  Reiehsgrafenwiirde  erhielt  vom 
Kaiser  Ferdinand  IL  25.  Juni  1628  Maximilian  (s.  oben),  k.  Ober- 
Slallnieisler,  mit  vier  Brüdern.  Ausserdem  erlangte  die  Hauptlinie  zu 
Waldslein-Wartenberg  1636  allein  das  ungarische  Indigenat,  wurde  im 
schwäbischen  Grafencollegium  1654  eingeführt,  und  später,  nach  erfüllten 
Bedingungen,  1774  aufs  Neue  aufgenommen  und  bekam  1703  die  Oberst- 
Erb-Land-Yorschneidei  würde  im  Königreich  Böhmen,  welche  der  jedes- 
malige Senior  dieser  Hauptlinie  beklerdet.  Die  Zulegung  des  Beinamens: 
Wartenberg,  erfolgte  175S,  indem  Graf  Joseph  Georg  und  Graf  Vnfcsni 
Namen  und  Wappen  der  ausgestorbenen  Herren  v.  Wartenberg,  Abkömm- 
linge der  v.  Ralsko,  als  ihrer  ersten  Stammältern,  annahmen  und  sich 
Grafen  v.   Waldstein,   Herren   v.   Wartenberg  nannten   und  schrieben. 

Von  den  Ahnentafeln  der  Familie  sind  für  die  jetzigen  Glieder  des 
Geschlechts  namentlich  nachstellende  wichtig. 

Haupllinie  zu  Waldslei  n-War  tenberg  (eigentlich,  s.  oben 
Zdenko  und  Wilhelm,  die  jüngere  Hauptlinie).  Linie  zu  M  uneben - 
grälz.  Franz  Joseph  —  Sohn  des  Grafen  Ernst  Joseph,  Enkel  des 
Grafen  Ferdinand  Ernst  aus  der  Ehe  mit  einer  Grälin  v.  Rothai,  Erb- 
tocbler,  und  Urenkel  des  ersten  Reichsgrafen  Maximilian  (s.  oben)  —  geb. 
25.  Oct.  1680,  gest.  24.  Febr.  1722,  k.  k.  Geb.  Rath  etc.;  Gemahlin: 
Maria  Margaretha  Gräfin  v.  Czernin,  geb.  1689,  venu.  1704,  gest.  4.  Juli 
1728.  Franz  Ernst  Hermann,  geb.  25.  Juli  1706,  gest.  14.  Sept.  1748, 
Herr  auf  Müncbengrätz ,  k.  k.  w.  Geh.  Ralb  etc.;  Gemahlin:  Maria 
Elisabeth  Landgräfin  v.  Fürstenberg,  geb.  28.  Febr.  1703,  venu.  10.  Febr. 
1727,  gest.  22.  Jan.  1767.  —  Vincenz,  geb.  17.  Juni  1731,  gest. 
10.  April  1797,  k.  k.  w.  Geh.  Rath  etc.,  erbte  1775  das  Senioral 
Trebitscb  etc.;  Gemahlin:  Sophie  Gräfin  v.  Slernberg,  geb.  11.  Juli 
1738,  verm.  14.  April  1759,  gest.  16.  Jan.  1803.  —  Ernst  Philipp, 
geb.  26.  Oct.  1764,  gest.  13.  Aug.  1832,  k.  k.  Geh.  Ralb,  Kämmerer, 
Major  in  d.  A.  etc.;  erste  Gemahlin:  Antonia  Gräfin  v.  Desfours,  geb. 
10.  Mai  1772,  verm.  20.  Sept.  1789,  j.  —  Christian  Vincenz  Ernst, 
jetziges   Haupt  der  Linie  zu   Müncbengrätz.   —    Linie  zu   Dux.     Franz 


632  GRAFEIS  V.  WALDSTKIN. 

Joseph  Georg  —  Sohn  des  Grafen  Franz  Joseph  und  jüngerer  Bruder 
des  Grafen  Franz  Ernst  Hermann  (s.  Linie  zu  Münchengrätz)  —  geb. 
24.  April  1709,  gest.  2.  Febr.  1771,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  trat 
15.  April  1760  in  den  Capuziner-Orden;  Gemahlin:  Maria  Josephe  Gräfin 
v. Trauttmansdorff,  geb.  27.  April  1704,  verm.  24.  April  1729,  gest.  I2.0ct. 
1757.  —  Georg  Christian,  geb.  17.  April  1743,  gest.  6.  Oct.  1791,  k.  k. 
w.  Geh.  Rath  und  Kämmerer,  Herr  der  Herrschaft  Leutomischl;  Ge- 
mahlin: Maria  Elisabeth  Gräfin  v.  Ulfeid ,  geb.  19.  Sept.  1747,  verm. 
29.  Aug.  1765,  gest.  27.  Jan.  1791.  —  Johann  Georg,  geb.  11.  April 
1768,  gest.  26.  April  1825,  k.  k.  Kämmerer  etc.;  Gemahlin:  Maria 
Franziska    Gräfin    v.    Hohenfeld,    geb.    16.   Oct.    1771,    verm.    19.  April 

1792,  gest.  27.  Juli  1831.  —  Anton  Georg  Christian,  geb.  10.  Juli  1793 
gest.  13.  März  1848,  k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A.;  Gemahlin: 
Cajetane  Gräfin  v.  Fünfkirchen,  geb.  27.  Jan.  1798,  verm.  19.  April 
1817,  gest.  1.  Febr.  1852.  —  Georg,  jetziges  Haupt  der  Linie  Dux. 
Hauptlinie  zu  Arn  au.  Leopold  Wilhelm  (I.)  —  Sohn  Johann 
Christophs  und  Enkel  des  Bartholomäus  —  gest.  5.  Febr.  1691,  k.  k. 
w.  Kämmerer;  Gemahlin:  Maria  Elisabeth  Gräfin  Khuen  v.  Belasy  und 
Gandeg,  gest.  22.  Febr.  1720.  —  Johann  Wenzel,  geb.  8.  Febr.  1685, 
gest.  9.  Nov.  1731,  Herr  auf  Rozdialowitz,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin: 
Maria  Barbara  Gräfin  Palfy  v.  Erdoed,  geb.  5.  Dec.  1694,  verm.  1712, 
gest.  13.  Jan.  1769.  —  Otto  Wenceslaus,  geb.  27.  Sept.  1729,  gest. 
20.  Juni  1790,  k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A. ;  Gemahlin:  Josephe 
Gräfin  v.  Csaky,  geb.  1741,  verm.  1762,  f.  —  Joseph  Friedrich,  ein- 
ziges bekanntes  Glied  dieser  Hauptlinie. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  gehören  hierher: 

Hauptlinie  zu  Waldstein  und  W arten b erg.  Linie  zu 
Münchengrätz.  Graf  CHRISTIAN  Vincenz  Ernst  —  Sohn  des  Grafen 
Ernst  Philipp  —  geb.  2.  Jan.  1794,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath, 
Obersl-Erb-Land-Vorschneider  in  Böhmen,  Herr  der  Herrschaften  München- 
grätz, Weiss-  und  Hünerwasser,  Hirschberg  und  Neu-Perstein,  Stiahlau 
und  Nebilau  in  Böhmen  und  der  Seniorats-Herrschaft  Trebitsch  in  Mähren, 
verm.  14.  Mai  1817  mit  Maria  Gräfin  v.  Thun-Hohenstein  (Schwester 
des  Grafen  Leopold  Felix,  Majorat  Choltitz,   s.   S.   557),  geb.   27.  Aug. 

1793.  Die  zwei  Söhne  aus  dieser  Ehe,  neben  fünf  Töchtern,  sind: 
Graf  Ernst  Anton,  geb.  10.  Oct.  1821,  k.  k.  Rittmeister  in  d.  A., 
verm.  zuerst,  14.  Mai  1848,  mit  Anna  Prinzessin  v.  Schwarzenberg, 
geb.  20.  Febr.  1830,  gest.  1849,  aus  welcher  Ehe  ein  1849  geborener 
Sohn  lebt,  und  später,  23.  Juni  1851,  mit  Maria  Leopoldine  Prinzessin 
v.  Schwarzenberg,  geb.  2.  Nov.  1833  —  und  Graf  Joseph  Ernst,  geb. 
22.  Sept.    1824,  k.  k.  Rittmeister. 

Die  übrigen  Glieder  dieser  Linie  stammen  von  zwei  Brüdern  des 
Grafen  Ernst  Philipp.  Vom  Grafen  Emanuel  Franz,  geb.  10.  April  1770, 
gest.  12.  Juli  1803,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst-Lieutenant,  leben  die 
Wittwe:  Gräfin  Monica,  geb.  v.  Flandercen,  verw.  Freifrau  v.  Schorel, 
und,  neben  einer  Tochter,  ein  Sohn:  Graf  Vincenz,  geb.  24.  Juli  1800, 
Besitzer    des    Gutes    Prosetsch- Woborzisst,    verm.    24.    Juli    1824    mit 


UUFEN  V.  WALMTKHf.  633 

Vincenzie  Gräfin  v.  Fuchss  (Schwester  des  Grafen  Anlon,  s.  Bd.  I.  S. 
148),  geb.  4.  April  1798,  aus  welcher  Ehe,  neben  einer  Tochter, 
Gräfin  Anna  vermählten  Freifrau  v.  Pnteany,  zwei  Söhne  stammen,  die 
Grafen:  Emanuel  Ernst,  geb.  7.  Febr.  1827,  k.  k.  Ober-Lieutenant, 
und  Albrecht,  geb.  12.  Nov.  1832,  k.  k.  Ober-Lieutenant  —  und  vom 
Grafen  Adam  Emanuel,  geb.  24.  Jan.  1803,  gest.  28.  Nov.  1840,  k.  k. 
Kämmerer  und  Obersten  in  d.  A.,  leben  die  Wittwe:  Gräfin  Caroline, 
geb.  Gräfin  v.  Khevenhüller-Metsch,  geb.  3.  Juli  1810,  verm.  3.  Min 
1832,  und  drei  Söhne,  die  Grafen:  Franz  Salesius,  geb.  1.  Dec.  1834, 
k.  k.  Lieutenant,  Joseph,  geb.  6.  Dec.  1836,  k.  k.  Cadet  im  Pionier- 
Corps,   und  Emanuel,  geb.   21.   März    1840. 

Linie  zu  Dux.  Graf  GEORG  —  Sohn  des  Grafen  Anton  Georg 
Christian  —  geb.  25.  März  1818,  Herr  der  Herrschaften  Dux  mit  Ober- 
Leutensdorf  und  Mallheuern,  der  Herrschaft  Brandeis  etc.  Der  Bruder 
desselben  ist:   Graf  Anton,  geb.    15.  Juli    1826,   k.  k.  Rillmeister. 

Von  dem  Bruder  des  Grafen  Johann  Georg  (s.  oben  Ahnentafel  der 
Linie  Dux),  dem  Grafen  Emanuel,  geb.  2.  Oct.  1773,  gest.  im  Februar 
1829,  leben,  neben  einer  Schwester,  Maria  verw.  Gräfin  Sztiray,  zwei 
Söhne:  Graf  Albert,  geb.  17.  Oct.  1802,  k.  k.  Kämmerer,  General- 
Major  und  Brigadier,  und  Graf  Johann,  #eb.  21.  Aug.  1809,  Philos.  et 
Jur.  D.,  k.  k.  Kämmerer,  Hofralh  etc.,  verm.  17.  Febr.  1844  mit 
Therese  Gräfin  Zichy,  geb.   31.   Mai    1813. 

Hauptlinie  Wald  stein-Arna  u.  Graf  JOSEPH  Friedrich,  geb. 
1775,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister,  verm.  1799  mit  Barbara  Fräu- 
lein Tomasoni. 


634 


GRAFK.N   V.   WALLMODEN-GlMliORN. 


Grafen  v.  Wallinoden-Gimborn. 

6oangeltfd).  ©efterretd),  J^annaoer,  ittehlenburg. 

Besitz;  die  Rittergüter  Dieckhof,  Roggow,  Drölilz,  Scliweetz  etc.  in  Meklenburg;  die Riitcr- 
güler  Heinde  und  Listringen  im  Königreich  Hannover. 

Dem  Haupte  der  Familie  kommt  das  l'radical  „Erlaucht"  zu. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Mittelschild  quer  getheill ; 
ohen  in  Blau  eine  goldene  Krone ;  unten  in  Silber  zwei  neben  einander  stehende 
von  Silber  und  Blau  der  Länge  nach  getheilte,  unten  mit  einer  rothon  Binde  um- 
gebene Eisenhütlein.  1  und  4  in  Gold  drei  (2  und  1)  rechtsspringende,  schwarze 
Böcke  mit  goldumwundenen,  schwarzen  Hörnern  und  goldenen  Klauen  (Stainni- 
wappen);  2  quergelheilt ;  oben  in  Blau  drei  neben  einander  stehende,  rautenför- 
mige, goldene  Schnallen,  unten  Gold  ohne  Bild  (Herrschaft  Gimborn);  3  in  Silber 
zwei  Querbalken,  von  denen  der  obere  in  zwei  Reihen,  jede  zu  fünf  Feldern  von 
Silber  und  Roth  geschacht,  der  untere  schwarze  aber  zu  beiden  Seiten  wechsels- 
weise gezinnt  (oben  vier-,  unten  dreimal)  ist  (Neustadt  zur  Herrschaft  Gimborn 
gehörig),  lieber  der  Grafenkrone  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme.  Auf  dem 
rechten  Helme  stehen  drei  Federn,  von  welchen  die  rechte  silbern,  die  mittlere 
von  Silber  und  Blau  der  Länge  nach  getheilt  und  die  linke  blau  ist  (zum  Mittel- 
schilde gehöriger  Helm).  Der  mittlere  Heiin  trägt  zwei,  mit  den  Spitzen  links 
gewendete,  mit  Gold  umwundene,  schwarze  Bockshörner  (Helm  des  Stammwappens), 
und  der  linke  Helm  den  Kopf  und  Rumpf  eines  einwärtssehenden  Mannes.  Das 
Gewand  desselben  ist  von  Blau  und  Gold  quergetheilt  und  mit  einem  goldenen 
Halskragen  versehen.  Der  obere  blaue  Theil  des  Gewandes  ist  mit  den  drei 
Schnallen  des  2.  Feldes  belegt,  der  Kopf  aber  mit  einer  blauen,  goldaufgeschla- 
genen Mütze,  deren  Zipfel  nach  aus-  und  unterwärts  fällt,  bedeckt.  Die  Helm- 
decken sind  rechts  golden  und  schwarz,  links  golden  und  blau,  und  den  Schild 
hält  rechts  ein  auswärtssehender,  schwarzer  Bock  mit  goldumwundenen,  schwarzen 
Hörnern  und  goldenen  Klauen,  links  aber  ein  blauer  Löwe  mit  einem  golden  ein- 
gefassten,  blauen  Halsbande.  Da  diese  Beschreibung  dem  Grafendiplome  entnommen 
ist,  sind  etwaige  Abweichungen  in  neueren  Abbildungen  nicht  anzuführen. 

Eins  der  ältesten  niederdeutschen  Riltergesclilechter,  welches  in  der 
zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderte  (s.  unten)  die^  reichsständische 
Herrschaft  Gimhorn  und  Neustadt  in  Westphalen  erlaugte,   von  derselben 


GRAFEN   V.   \VALLMODK>-GIMBORV 

den  Beinamen  Gnnborn  annahm ,  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben 
wurde  und  Silz  und  Summe  im  weslphälisehen  kreise  und  im  ü 
phänischen  Grafeneollegium  auf  dem  Reichstage  erhielt.  Der  Ursprung 
der  Familie  liegt  im  INnkd:  Behrens  i  Zusätze  zu  d»»r  Besehreibung  des 
Hauses  Sleioberg)  giebl  an,  dass  dieselbe  von  Theodul,  einem  giieuhii 
sehen  Edlen,  stamme,  welcher  um  993  mit  dem  Bischof  S.  Beinward 
zu  Ilildesheim  in  das  Hildesheimsehe  gekommen  sei  und  in  der  Ehe  mit 
einer  v.  Riehburg  einen  Sohn.  Aswin,  gezeugt  habe,  welcher,  zuerst  zu 
Lulter  am  Barenberg  wohnend ,  später  das  Schloss  Walhuoden  erbaut 
habe.  Geschichtlich  stellt  fest,  dass  schon  im  13.  Jahrhundert  das 
Geschlecht  namentlich  im  Hildesheimsehen  ansässig  war  und  das>  das- 
selbe mehrmals  in  der  zweiten  Hälfte  des  1 3.  Jahrhunderts,  wie  Leuck- 
feld  angiebt,  in  Urkunden  des  Stifts  Poelde  vorkommt.  Dettlef  v.  Wall- 
uioden  starb  1399  als  Heermeister  des  Johanniterordens  zu  Sonneburg, 
welche  Würde  derselbe  1397  erhalten  hatte.  Ludolph  und  Heinrich, 
Gebrüder,  finden  sich  1535  als  Zeugen  in  braunschweigischen  L'rkunden, 
und  ein  Enkel  Ludolphs,  gest.  155S,  Tidel  Burchard,  war  zuerst  bischofl. 
osnabrückscher  Stallmeister  und  Ralh  und  später  Ober-Hauptmann  und 
Schatzralh  im  Füistenthum  Wolfenbüttel.  Der  Enkel  des  Letzteren, 
Tidel  Aswin,  wurde  1690  Schalzrath  im  Stifte  Hildesheim,  und  von 
demselben  läuft  auf  die  jetzigen  Grafen  die  Stammreihe,  wie  folgt,  ab- 
steigend herab:  Ludwig  Achaz;  Gemahlin:  Anna  Eli>abeth  v.  Heimburg. 
—  Adam  Gottlob,  geb.  21.  Mai  1704,  gest.  17.  Mai  17  52,  Herr  auf 
Heinde  und  Lislringen,  kurbraunschw.  Ober-Hauptmann;  Gemahlin: 
Amalie  Sophie  Mariane  v.  Steinberg  (nach  Krebel,  Jacobi  uud  dem  Gen. 
Reichs-  und  Staatshandbuche:  v,  Wendt),  geb.  1.  April  17  10,  venu. 
1727,  in  England,  S.April  1739,  zur  Grätiu  v.  Yarmulh  erhoben,  gest. 
19.  Ort.  1765.  —  Joha»  Ludwig,  Graf,  geb.  22.  April  1736,  _  i 
10.  Ort.  1811,  Herr  auf  Heinde,  Listringen  etc.,  Besitzer  der  Herrschaft 
Gimborn-Neusiadt,  k.  grossbrit.  und  kurbraunschw.  Feldmarschall  etc.; 
erste  Gemahlin:  Charlotte  v.  Wangenheim,  geb.  1.  März  1740,  venu, 
h.  April  1766,  gest.  23.  Juli  1753.  —  Ludwig  Georg  Thedel,  jetziges 
Haupt  der  Linie. 

Der  Reichsgrafenstand    kam    vom  Kaiser  Joseph  II.    17.  Jan.    178 
in  der  Person  Joha»   Ludwigs  in   die    Familie,    welcher    Letztere    17v2 
von  dem   Fürsten  v.   Sehwarzenberg    die    reichsfreie    Herrschaft    Gimboin 
und    Neustadt    in    Westphalen    gekauft    hatte.      Die    Herrschaft    Gunboni 
und  Neustadt    wurde    1806    in    der    rheinischen  Bundesacte  dem   Gl 
herzog    von    Rerg,    IS  15    aber    in    der    wiener    Congressacte  der  Krone 
Preussen     standesherrlich    untergeordnet.       Graf    Ludwig    Georg    Thedel 
verkaufte    später    die    genannte    Herrschaft    und    ist  seitdem  standesherr- 
licher Personalist.    Zu  dem  standesherrlieh  gräflichen  Prädicat:   Erlaucht, 
wurde    derselbe    1830    von    Meklenburg,    unter    welchem  er  nur  ritler- 
schaftlich  begütert  ist,   bei  der  Bundesversammlung  angemeldet. 
Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist: 

Graf  LUDWIG   Georg  Thedel,    geb.   6.   Febr.    1769,    k.   k.    G 
der    Cavallerie    a.    D.,    Geh.    Rath ,    Regimentsinhaber,    Herr    der    Guter 


636 


GRAFEN  V.  WALLIS. 


Dieckhof,  Roggow,  Drölitz,  Schweetz  etc.  in  Meklenburg,  unvermä'hlt. 
Der  Bruder  desselben  ist:  Graf  Carl  August  Ludwig,  geb.  4.  Jan.  1792, 
k.  k.  Geh.  Rath,  Feldmarschall-Lieutenant,  Commandant  des  7.  Armee- 
corps, Regimentsinhaber  etc.,  Herr  auf  Heinde  und  Listringen  im  König- 
reich Hannover,  verm.  15.  Juli  1833  mit  Caroline  Zoe  Gräfin  v.  Grunne- 
Pinchart  (Tochter  des  Grafen  Philipp  Ferdinand  Wenzel,  s.  Bd.  I.  S. 
299),  geb.  3.  Sept.  1810.  Die  Schwester  der  Grafen  Ludwig  und  Carl, 
Gräfin  Georgine,  hat  sich  in  dritter  Ehe,  1824,  mit  dem  Marquis  le 
Marchaut  de  Charmont  in  Nancy  vermählt. 


Grafen  v.  Wallis. 


Äatholtfd). 


(Qeütrrtid). 


Besitz  der  ersten  Linie:  die  Fideicommiss-Herrschaft  Koleschowitz  und  das  Allodialgut 
Petrowitz  und  die  Herrschaft  Hocli-Libin  in  Böhmen.  —  Besitz  der  zweiten  Linie: 
die  Herrschaften  ßudwitz,  Bndischkowitz  und  Butsch  in  Mähren,  Planitz  und  Niemt- 
schitz  in  Böhmen  etc. 


Wappen  der  ersten  Linie  (Diplom  vom  18.  März  1706):  Schild  der  Länge 
nach  einmal  und  quer  zweimal  getheilt,  Gfeldrig,  mit  Miüelscbild.  Im  blauen,  mit 
einer  Graferikrone  gekrönten  Mittelschilde  ein  rechtsgekehrter,  gekrönter,  silberner 
Löwe,  über  welchen  ein  von  Silber  und  Roth  der  Länge  nach  getheilter  Querbalken 
gezogen  ist  (Stammwappen).  1  und  6  in  Gold  ein  einwärtsgekehrter,  gekrönter, 
doppelt  geschweifter,  blauer  Löwe ;  2  und  3  in  Roth  ein  einwärlsgekehrter,  silberner, 
geharnischter  Arm  mit  einem  auswärtsgekehrten  Schwerte  in  der  Hand ;  4  und  5 
in  Schwarz  ein  silbernes  Castell  mit  drei  Zinnen,  zwei  neben  einander  stehenden 
Fenstern  und  offenem  Thor.  Auf  dein  Schilde  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Der 
rechte  Helm  trägt  einen  einwärtssehenden ,  gekrönten  und  doppelt  geschweiften, 
goldenen  Löwen ;  auf  dem  mittleren  Helme  steht  das  Castell  des  4.  und  5.  Feldes, 
und  auf  der  mittleren  Zinne  desselben  sitzt  ein  rechtssehender  Schwan,  durch 
dessen  Rücken  ein  gefiederter  Pfeil  schräglinks  geschossen  ist,  und  auf  dem  linken 
Helm  steht,  ganz  wie  auf  dem  rechten  Helme,  ein  Löwe.    Beide  Löwen  halten  mit 


(HUFEN  V.  WALLIS.  (>,T7 

den  Vorderpranken  »las  Castell.  Neben  dein  Hauptscbilde  schwebt  noch  auf  beiden 
Seiten  ein  ausgeschweifter,  kleiner  Schild  mit  Helm  und  Helmsebmuck.  Der  rechts- 
stehende Schild  zeigt  in  Roth  den  geharnischten  Ann  des  !{.  Feldes,  und  derselbe 
wiederholt  sich  auch  auf  dem  gekrönten  Helme.  Im  linksstehenden  Schilde  erscheint 
da^  Wappenbild  des  Miltelschildes,  und  auf  dem  gekrönten  Renne  wächst  der  ge- 
krönte, doppelt  geschweifte  Löwe  empor.  Die  Helmdecken  des  Hauptschildes  lind 
rechts  roth  und  silbern,  links  blau  und  silbern,  und  die  der  Nebenscbilde  roth 
und  silbern.  Ueber  dem  Wappen  (lie^t  ein  silbernes  Hand  mit  der  Devise:  Quod 
ero  spero. 

Wappen  der  zweiten  Linie  (reichsgräflichefl  Diplom  vom  14.  Juli  1724): 
Schild  mit  Mittelschild  ganz  wie  ölten  bei  dem  Wappen  der  ersten  Linie  beschrieben. 
Auf  dem  Schilde  erheben  sich  vier  gekrönte  Helme.  Der  rechte  tragt  den  gekrönten 
und  doppelt  geschweiften,  silbernen  Löwen  des  Mittelschildes,  mit  dem  von  Silber 
und  Roth  der  Länge  nach  getheilten  Querbalken  belegt,  einwärtssehend  und  wach- 
send, der  zweite  das  Castell,  auf  dessen  Zinnen  der  beschriebene  Schwan  sitzt; 
der  dritte  einen  geharnischten  Arm,  welcher  in  der  Hand  ein  nach  oben  und  aussen 
gerichtetes  Schwert  hält,  und  der  linke  Helm  einen  einwärtssehenden,  gekrönten, 
doppelt  geschweiften,  blauen,  wachsenden  Löwen.  Die  Decken  sind  rechts  roth 
und  silbern,  links  schwarz  und  golden,  und  den  Schild  halten  zwei  ausu  aussehende, 
doppelt  geschweifte  Löwen,  welche  auf  einem  Rande  mit  der  angefühlten  Devise 
stehen. 

Sehr  alte ,  ursprünglich  französische  Familie,  welche  schon  in  der 
zweiten  Hälfte  des  12.  Jahrhunderts,  zur  Zeit  König  Heinrichs  II.  von 
England,  das  Schloss  und  Gebiet  von  Karighmain  in  Irland,  von  welchem 
dieselbe  noch  jetzt  den  freiherrlichen  Titel  führt,  so  wie  schottische 
Güter  am  Abhänge  des  Walliser  Gebirges  besass.  Unter  den  schotti- 
schen Baronen ,  welche  im  Erbfolgestreile  der  Häuser  ßaliol  und  Bruce 
zum  Hause  Baliol  standen  und  als  Johann  v.  Baliol  1291  als  König  von 
Schottland  anerkannt  worden  war,  mit  demselben  gegen  England  auf- 
standen ,  wird  William  Walsh  genannt ,  welcher  in  Folge  der  Schlacht 
bei  Irwine  und  bei  Sterling  (1297)  vom  Volke  den  Namen:  Held  von 
Schollland  erhielt.  Wegen  der  kühnen  Verteidigung  der  Brücke  von 
Sterling  forderte  der  König  von  Schottland  denselben  auf,  sich  eine 
Gnade  zu  erbitten.  William  hob  sein  weisses,  mit  Blut  beflecktes  Feld- 
zeichen empor  und  sagle :  quod  ero  —  spero,  worauf  der  König  befahl, 
dass  das  Wappenbild:  der  aufgerichtete,  silberne  Löwe  in  Blau  mit  einer 
queren,  halb  silbernen,  halb  rothen  Ehrenbinde  belegt,  und  die  Worte: 
quod  ero  spero  von  den  Herren  zu  Karighmain  als  Wahlspruch  ange- 
nommen werden  sollten.  —  Später  blühten  die  Herren  zu  Karighmain 
in  Schott-  und  Irland  mehrere  Jahrhunderte  hindurch  und  waren  durch 
Vermählungen  mit  den  vornehmsten  Häusern  verbunden.  —  1G22  ver- 
liess  Richard  Wallis  auf  Karighmain  mit  seinen  Söhnen ,  Theobald  und 
Olivier,  um  der  Verfolgung,  welche  die  Katholiken  betraf,  zu  entgehen, 
die  angestammten  Güter  und  wendete  sich  nach  Deutschland,  wo  alle 
drei  Kriegsdienste  im  Heere  Kaiser  Ferdinands  II.  nahmen.  Richard, 
k.  k.  Oberst,  starb  an  den  in  der  Schlacht  bei  Lützen  erhaltenen 
Wunden  zu  Magdeburg.  Nach  Richards  Tode  begab  sich  Theobald  nach 
Grossbritannien  zurück,  wo  mit  der  Regierung  Carls  I.  günstigere  Ver- 
hältnisse für  die  katholischen  Vasallen  eintraten  und  wo  der  Name  Wallis 
(Walsh)  noch  in  der  englischen  und  irischen  Baronage  fortlebt;  Olivieh 
aber,    der  jüngere  Sohn  Richards,    blieb    in    Deutschland    und  stieg  im 


638  GRAFEN  V.  WALLIS. 

30jährigen  Kriege  von  Ehrenstelle  zu  Ehrenstelle.  Derselhe  erhielt  ein 
Regiment,  die  Kämmerer-  und  Freiherrenwiirde ,  und  als  Beweis  der 
Anerkennung  seiner  1745  vor  Olmülz  hawährlen  Tapferkeit  eine  goldene 
Gnadenketle,  wurde  später  Commandant  von  Szathmar  in  Ober-Ungarn, 
starb  1667  als  commandirender  General  jenseits  der  Theiss  und  ist  der 
gemeinschaftliche  Stammvater  der  jetzt  in  zwei  Linien  blühenden  gräf- 
lichen Familie.  Die  erste  dieser  Linien  stiftete  der  ältere  Sohn  des 
Freiherrn  ölivier,  Ernst  Georg,  die  zweite  der  jüngere  Sohn,  Franz 
Ernst,  und  der  erbländisch- österreichische  Grafenstand  ist  in  erstere 
vom  Kaiser  Joseph  I.  18.  März  1706  in  der  Person  Georg  Oliviers 
mit  der  Benennung:  Grafen  v.  Wallis,  Freiherren  v.  Karighmain,  und  in 
die  zweite  Linie  vom  Kaiser  Carl  VI.  14.  Juli  1724  der  Reichsgrafen- 
stand  in  der  Person   Franz  Wenzels  gekommen. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  beider  Linien  ergeben  fol- 
gende Ahnentafeln:  Erste  Linie.  Ernst  Georg,  Freiherr,  —  Sohn 
des  Freiherrn  Olivier  —  k.  k.  w.  Kämmerer  und  General -Feldzeug- 
meister, blieb  in  der  Belagerung  vor  Mainz  6.  Sept.  1689;  Gemahlin: 
Maria  Magdalene  Gräfin  v.  Attems-Pezenstein.  —  Georg  Olivier,  geb. 
1673,  gest.  19.  Dec.  1744,  k.  k.  w.  Geh.  Rath ,  General- Feldmar- 
schall etc.;  zweite  Gemahlin:  Maria  Thercsie  Gräfin  v.  Kinsky,  geb. 
18.  Oct.  1721,  verm.  18.  Aug.  1743,  gest.  13.  Aug.  1752.  — 
Stephan  Olivier  ,  geb.  1.  Oct.  1744,  gest.  5.  Febr.  1832,  Herr  der 
Herrschaften  Koleschowitz,  Petrowitz  etc.,  k.  k.  w.  Kämmerer  und 
nieder-österr.  Regierungsrath;  Gemahlin:  Maria  Franziska  Gräfin  v.  Collo- 
redo,  geb.  2.  April  1746,  verm  3.  Mai  1766,  gest.  25.  Jan.  1795. 
—  Rudolph  Olivier,  geb.  30.  Juli  1767,  gest.  18.  Juni  1833,  Herr 
zu  Koleschowitz,  Petrowitz  und  Hoch-Libin,  k.  k.  Kämmerer,  Major  in  d.  A. 
und  erster  Stallmeister;  Gemahlin:  Eleonore  Gräfin  v.  Kollonilz,  geb. 
2.  Juli  1776,  verm.  25.  Oct.  1797,  gest.  8.  April  1827.  —  Friedrich 
Olivier,  jetziges  Haupt  der  ersten  Linie.  Zweite  Linie.  Franz  Ernst, 
Freiherr  —  jüngerer  Sohn  des  Freiherrn  Olivier  und  Bruder  Ernst 
Georgs  —  gest.  12.  Dec.  1702,  k.  k.  w.  Kämmerer;  Gemahlin:  Anna 
Theresia  Herrin  v.  Rziczan,  gest.  1722.  —  Franz  Wenzel,  Graf,  geb. 
4.  Oct.  1696,  gest.  14.  Jan.  1774,  k.  k.  w.  Geh.  Rath,  General-Feldmar- 
schall; Gemahlin:  Maria  Rosa  Regina  Gräfin  v.  Thürheim,  geb.  7.  Sept. 
1705,  verm.  23.  Juli  1726,  gest.  20.  März  1777.  —  Franz  Ernst  (IL), 
geb.  23.  Febr.  1729,  gest.  18.  April  1784,  k.  k.  Kämmerer,  w.  Geh. 
Rath,  Vice-Appellations-Präsident  und  Oberst-Hof-Lehenrichter  in  Böhmen; 
Gemahlin:  Maria  Maximiliane  Gräfin  v.  Schafigotsch,  geb.  6.  Febr.  1741, 
verm.    17.    Oct.     1759,    gest.    nach    1805.    —    Joseph,    geb.   31.  Aug. 

1767,  gest.  18.  Nov.  1818,  k.  k.  Geh.  Rath,  Staats-  und  Conferenz- 
Minisler;  Gemahlin:   Maria  Luise  Gräfin  v.  Waldstein-Dux,  geb.    11.  Juni 

1768,  verm.  11.  Sept.  1788,  gest.  um  1828.  —  Maximilian,  jetziges 
Haupt  der  zweiten  Linie. 

Von   den  jetzigen   Gliedern  beider  Linien  sind  hier  aufzuführen : 
Erste    Linie:    FRIEDRICH    Olivier  Graf  Wallis,   Freiherr  zu  Ka- 
righmain —  Sohn  des  Grafen  Rudolph  Olivier  —  geb.    15.  Jan.    1800, 


GRAFEN  V.  WALLIS.  (;:w 

Herr  der  Fideicommiss- Herrschaft  Kolesehowilz  und  dd  Allodialgutes 
Pelrowilz  und  der  Herrschaft  Hoeh-Libin,  k.  k.  Kämmerer  und  Ritt- 
meister in  d.  A.,  verm.  4.  Oct.  1823  mit  Erwine  Gräfin  v.  Sternherg- 
ianderscheid ,  geb.  27.  Aug.  1803,  gest.  29.  Juoi  1840.  Die  Söhne 
desselben  sind,  nel)en  einer  Tochter,  die  Grafen:  Carl  Olivier,  geb. 
26.  Juli  1837,  und  Franz  Olivier,  geb.  26.  Sept.  1838.  —  Der  Bruder 
des  Grafen  Friedrich  Olivier  ist:  Graf  Carl,  geb.  16.  Aug.  1801,  k.  k. 
Kümmerer  und  Oberst-Lieutenant  in  d.  A.,  und  von  den  drei  Schwestern 
ist  Gräfin  Gabriele  mit  Rudolph  Freiherrn  v.  Stillfried-Rallonilz,  k.  preuss. 
Ober-Ceremonienmeister  (s.   S.    515),   vermählt. 

Zweite  Linie.  MAXIMILIAN  Graf  v.  Wallis  —  Sohn  des  Grafen 
Joseph  —  geb.  27.  Juni  1 7 SU,  k.  k.  Kämmerer,  Herr  der  Herrschaften 
Budwilz,  Budischkowilz  und  Bulsch  in  Mähren  und  Planitz  und  Niemt- 
schilz  in  Böhmen,  verm.  4.  Juli  1819  mit  Maria  Grälin  v.  Hoyos 
(Tochter  des  Grafen  Johann  Ernst  älteren  Astes,  s.  Bd.  I.  S.  389),  geb. 
22.  Juli  1800,  aus  welcher  Ehe,  neben  zwei  Töchtern,  zwei  Söhne 
stammen,  die  Grafen:  Joseph  Anton,  geb.  7.  Sept.  1822,  k.  k.  Ritt- 
meister, und  Maximilian  Heinrich,  geb.  15.  Nov.  1833.  —  Vom  Bruder 
des  Grafen  Maximilian,  vom  Grafen  Ludwig,  geb.  15.  Febr.  1794,  gest. 
im  Juni  1848,  k.  k.  Kämmerer,  leben  die  Wittwe,  Anna  Edle  v.  Bohr, 
und,  neben  einer  Tochter,  zwei  Söhne,  die  Grafen:  Joseph,  geb.  12.  Oct. 
1820,  k.  k.  Rillmeister,  und  Ludwig,  geb.  29.  Nov.  1822,  k.  k.  Ober- 
Lieutenant. 

Vom  Grafen  Olivier  —  Bruder  des  Grafen  Franz  Ernst  (II.)  s.  oben : 
Ahnentafel  der  zweiten  Linie  —  geb.  1.  Oct.  1742,  gest.  19.  Juli  1799, 
k.  k.  Feldzeugmeister,  verm.  mit  Walpurga  Freiin  v.  Hennet,  geb.  1765, 
gest.  21.  Febr.  1844,  stammt  Graf  Michael  Olivier,  geb.  27.  Dec.  1797, 
k.  k.  Kämmerer,  verm.  1820  mit  Maria  Grälin  v.  Batlhyany,  geb.  1797. 
Die  zwei  Söhne  desselben,  neben  vier  Töchtern,  sind :  Graf  Julius,  geb. 
182t,  k.  k.  Kämmerer  und  Riltmeister-Escadrons-Commandant,  verm. 
24.  Febr.  1852  mit  Helene  Gräfin  Somogyi  v.  Medgyes,  geb.  20.  Juli 
1830,   und  Graf  Olivier,    geb.    1827,    k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister'. 


f340 


GRAFEN  V.  U.  ZU  WALSEE,  HERREN  V.  GUYARD  U.  ST.  JULIEN. 


Grafen   v.   u.   zu   Walsee,   Herren  v.  Guyard 

ii.  St.  Julien. 

Äatholifd).  ©efUrretd). 

Besitz:   Skalizka  und   Neuhof  in   Mähren.  Wolfsegg  in  Ober-   und   Heinstetten  in  Nieder- 


Oeslerreich. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  goldenen  Mittelschild  ein 
gekrönter  und  goldenhevvehrter,  schwarzer  Doppeladler.  1  und  4  der  Länge  nach 
getheilt;  rechts  quergetheilt,  oben  in  Gold  eine  schwarze,  unten  in  Schwarz  eine 
goldene  Rose  (Stammwappen  des  Hauses  Guyard);  links  in  Silber  ein  rechtsaufstei- 
gender,  gekrönter,  rother  Löwe  mit  doppeltem  Schweife  (Linie  St.  Julien);  2  und  3 
in  Schwarz  ein  silberner  Querbalken  (Walsee).  Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich 
drei  gekrönte  Helme.  Aus  dem  rechten  wächst  vorwärtssehend,  mit  zur  Seite  empor- 
gehaltenen Vorderpranken,  der  rothe  Löwe  der  linken  Hälfte  des  1.  und  4.  Feldes 
auf,  welcher  auf  der  Brust  einen  kleinen  Schild  mit  der  rechten  Hälfte  des  1.  und 
4.  Feldes  trägt  (Helm  des  Stammwappens.  Der  Helm  des  Hauses  Guyard  trug 
ursprünglich  ein  goldenes,  rothflammendes  Herz);  auf  dem  mittleren  Helme  steht 
der  Adler  des  Mittelschildes,  und  auf  dem  linken  ein  die  Sachsen  einwärtskehrender, 
schwarzer  Adlersflug,  welcher  mit  einem  silbernen  Querbalken  belegt  ist  (walsee- 
scher  Helm).  Feld  2  und  3  und  linker  Helm  sind  bei  Erhebung  in  den  Freiherren- 
stand, Mittelschild  und  mittlerer  Helm  aber  bei  Erlangung  der  Grafenwürde  hinzu- 
gekommen. Die  Decken  des  rechten  und  mittleren  Helmes  sind  schwarz  und 
golden,  die  des  linken  silbern  und  roth.  Den  Schild  halten  zwei  Druiden  mit 
langen  Barten  und  Gewändern ;  der  rechte  mit  goldenem  Kleide  und  schwarzer 
Leibbinde  hält  in  der  rechten  Hand  einen  grünen  Mistelzweig,  und  der  linke  mit 
schwarzem  Kleide  und  goldener  Leibbinde  in  der  linken  Hand  eine  goldene  Sichel. 
Beide,  in  Riemenschuhen,  stehen  auf  einem  Bande  mit  dem  altceltischen  Schlacht- 
ruf: Tahusticuw. 

Die  Reichsgrafen  v.  u.  zu  Walsee,  Herren  v.  Guyard  und  St.  Julien, 
stammen  aus  einer  der  ältesten  Adelsfamilien  Frankreichs,  aus  dem 
Hause  Guyard,  welches  im  südlichen  Frankreich,  in  der  Provence 
pays  Chartrain,  schon  im  12.  Jahrhundert,  zur  Zeit  der  Könige 
Ludwig  VI.  und  VII.,  blühte,  Besitzungen  hatte  und  Aemter  und  Staats- 


GRAFEIN  V.  D.  ZU  WALSEE,  HERMEN  V.  GUTABU  I  .  ST.  .HEIEN.  641 

würden  bekleidete.  Der  Ursprung  des  Hauses  C.uyard  liegt  im  Dunkel. 
Nach  einer  Familiensage  liess  ein  Guyard  um  460  zwei  Städte:  Fontaine 
la  Guyard  und  Ville  neuve  de  Guyard  im  Gebiete  von  Chartrain  und 
Senonois  bauen  und  in  ersterer  Stadt  der  Göttin  des  Glücks  einen 
Tempel,  welcher  von  Druiden  bedient  wurde,  errichten.  In  Folge  dieser 
Sage  nahmen  später  die  Glieder  dieses  Hauses  zu  Seliildliallern  Druiden 
und  als  Devise  den  alt-cellischen  Schlachtruf:  Tahusticuw  an.  Nach  den 
Arehives  du  Prieure*  de  St.  Martin  des  Champs  a  Paris  kommen  Glieder 
dieses  Hauses  zuerst  1135  und  dann  auch  unter  der  Regierung  des 
Königs  Ludwig  VII.,  nach  1137,  vor.  Nach  Serrary  und  de  St.  Marthe 
gründete  Guyard,  Bischof  zu  Chambray,  gest.  1238  —  Belleforet  giebt 
schon  im  9.  Jahrhundert  einen  Gayard  als  Bischof  zu  Chartres  an  — 
in  Frankreich  die  Frohnleichnamfeier,  welche  1236  von  demselben  zuerst 
gehalten  und  dann  von  dem  Papste  Urban  IV.  allgemein  eingeführt 
wurde.  Die  Angabe  Anderer,  dass  diese  Feier  zuerst  zu  Lüttich  1247 
staltgefunden  habe,  ist  der  Redaction  bekannt. 

Wilhelm  Guyard,  Ritter,  geb.  zu  Orleans  1241,  begleitete  1270 
den  König  Ludwig  IX.  auf  dem  erneuten  Kreuzzuge  nach  Tunis  und 
widmete  1307  dem  König  Philipp  IV7.  ein  historisches  Werk  in  Versen : 
La  brauche  aux  Royaux  lignages.  Mit  diesem  Wilhelm  beginnt  die  ununter- 
brochene Stammreihe  der  Herren  v.  Guyard,  welche  die  Domainen 
Vachieres,  St.  Didier,  Foulques,  St.  Julien  und  Vanasque  an  sich  brachten 
und  nach  diesen  Besitzungen  sich  in  drei  Hauptlinien  schieden:  Guyard 
seigneur  de  Foulques  et  Vachieres,  Guyard  seigneur  de  St.  Julien  und 
Guyard  seigneur  de  St.  Didier  und  Vanasque.  Die  erste,  so  wie  die 
dritte  dieser  Linien  sind  erloschen,  und  die  zweite,  Guyard  v.  St.  Julien, 
blüht  nur  noch  in  Oesterreich,  in  welche  Monarchie  das  Geschlecht 
durch  Heinrich  v.  Guyard  und  St.  Julien  kam,  welcher,  seines  Glaubens 
wegen,  1598  Frankreich  verliess  und  unter  Kaiser  Rudolph  II.  in  k.  k. 
Kriegsdienste  trat.  —  Derselbe,  dessen  Mutter  aus  dem  Hause  Bourdunc 
entsprossen  war,  zeichnete  sich  im  Felde,  so  wie  später  bei  diplomati- 
schen Sendungen  aus,  wurde  k.  k.  Kämmerer,  General-Commissar  der 
k.  k.  Armee,  Hof-Kriegsrath,  Oberst-Inhaber  eines  Regiments  zu  Fuss, 
erhielt  1625  die  Herrschaften  Rohanilz  und  Trolina  in  Böhmen  vom 
Herzog  Albert  zu  Friedland  zur  Lehn  und  wurde  zuerst  vom  Kaiser 
Ferdinand  II.  20.  März  1628  in  den  Reichsfreiherrenstand  mit  dem 
Prädicate:  von  und  zu  Walsee  (niederöslerreichiscbe  Herrschaft,  welche 
sonst  eigene  gleichnamige  Herren  hatte,  deren  Stamm  mit  Reinprecht 
Herrn  v.  Walsee  1483  erloschen  ist)  und  später,  29.  Sept.  1638,  vom 
Kaiser  Ferdinand  III.  zum  deutschen  Reichsgrafen  v.  u.  zu  Walsee  erhoben. 
Aus  der  Ehe  mit  Sidonia  Gräfin  v.  Hardegg  stammte  Graf  Adam  Maximi- 
lian, k.  k.  Kämmerer  und  Obersl-Falkenmeister  des  Kaisers  Leopold  L, 
venu,  in  erster  Ehe  mit  Franziska  Renata  Herrin  v.  u.  zu  Sluhenberg, 
und  in  zweiler  mit  Maria  Susanna  Gräfin  v.  Brandis,  aus  welcher  letzleren 
Ehe  drei  Söhne  entsprossen:  Johann  Nicolaus,  Johann  Albhecht  und 
Johann  Leopold.  Der  ältere,  Johann  Nicolaus,  k.  k.  Kämmerer  etc., 
vermählte  sich  mit   Anna  Ludovike  Gräfin  v.  Hohenfels;  doch  starb  schon 

II.  41 


642  GRAFEN  V.  U.  ZU  WALSEE,   HERREN  V.  GUYART»  U.  ST.  JULIEN. 

mit  dem  Sohne  desselben,  Johann  Julius,  k.  k.  Kammerer,  verm.  mit 
einer  Freiin  v.  Clam,  die  Nachkommenschaft  aus;  der  jüngere,  Johann 
Leopold,  k.  k.  Kämmerer,  starb  unvermählt;  der  mittlere  aber,  Johann 
Albrecht,  pflanzte  den  Stamm  fort.  Derselbe,  k.  k.  Kämmerer,  Geh. 
Rath  etc.,  erhielt  1712  vom  Kaiser  Carl  VI.  für  sich  und  seine  Nach- 
kommen das  Oberst-Erb-Land-Falkenmeister-Amt  in  Oesterreich  unter  der 
Ens  erblich  und  wurde,  verm.  mit  Antonia  Herrin  v.  u.  zu  Stubenberg, 
Vater  von  vier  Söhnen:  Johann  Joseph,  Johann  Gundaccar,  Johann  Carl 
und  Johann  Anton.  Johann  Gundaccar  und  Johann  Anton  starben  jung, 
Johann  Carl,  k.  k.  Kämmerer,  starb  als  General,  Johann  Joseph  aber 
pflanzte  den  Stamm  fort.  Letzterer,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Ralli,  Oberst- 
Küchenmeister,  Oberst-Jägermeister  und  Oberst-Erb-Land-Falkenmeister, 
war  dreimal  vermählt:  zuerst  mit  Carolina  Grälin  v.  Serenyi,  dann  mit 
Ludovike  Gräfin  v.  Zierotin,  und  zuletzt  mit  Ludovike  Gräfin  v.  Thüiheim. 
Nur  aus  letzterer  Ehe  entsprossen  Söhne,  und  zwar  fünf:  Johann  Franz, 
Johann  Joseph,  Johann,  Carl  und  Anton.  Carl  und  Anton  starben  jung, 
Johann  Joseph  wurde  Malteser,  wohnte  als  solcher  1783  der  Belagerung 
von  Tunis  glücklicher  bei,  als  sein  Ahne  Wilhelm  vor  513  Jahren,  stieg  später 
bis  zum  Feldmarschall-Lieutenant  und  starb  als  Commandant  der  Festung 
Königsgrätz.  Johann  Franz,  Johann  Josephs  älterer  Sohn,  gest.  1 6.  Jan. 
1836,  k.  k.  Kämmerer,  General-Feldzeugmeister,  Regimentsinhaber,  Oberst- 
Erb-Land-Falkenmeister,  Herr  auf  Swietlau,  Wasilskow,  Skalitzka  und 
Neuhof  in  Mähren,  welcher  als  General  die  Franzosen  bei  Pass-Strupp 
und  St.  Johann  in  Tirol  geschlagen,  vermählte  sich  in  erster  Ehe  mit 
Ludovike  Gräfin  v.  Chorinski,  und  in  zweiter  mit  Josephe  Gräfin  v.  Lodron, 
gest.  28.  Aug.  1836.  Aus  zweiter  Ehe  stammen  die  jetzigen  Grafen 
Johann  Clemens  und  Johann  Joseph  —  Johann,  Johann  Josephs  dritter 
Sohn,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst-Lieutenant  a.  D.,  gest.  9.  März  1817, 
vermählte  sich  24.  Oct.  1804  mit  Franziska  de  Paula  Gräfin  v.  Fünf- 
kirchen, geb.  4.  April  1786,  Wiltwe. 
Die  jetzigen   Glieder  der  Familie  sind  : 

Aeltere  Linie.  Graf  Johann  CLEMENS,  Herr  von  Saint-Julien, 
Graf  v.  u.  zu  Walsee  —  Sohn  des  Grafen  Johann  Franz  —  geb. 
15.  Sept.  1801,  k.  k.  Kämmerer,  Major-Adjutant  Sr.  Maj.  des  Kaisers 
Ferdinand,  Oberst-Erb-Land-Falkenmeister  in  Oesterreich  unter  der  Ens, 
Besitzer  von  Skalizka  und  Neuhof  in  Mähren,  verm.  27.  Juli  1836  mit 
Maria  Emanuele  Gräfin  v.  Khevenhüller-Melsch  (Tochter  des  Grafen 
Vincenz,  Sohnes  des  Grafen  Johann  Joseph,  s.  Bd.  I.  S.  433),  geb. 
18.  Sept.  1815.  —  Der  Bruder  desselben  ist:  Graf  Johann  Joseph, 
geb.  11.  April  1806,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst-Lieutenant  in  d.  A., 
Erb-Land-Falkenmeister  in  Oesterreich  unter  der  Ens,  und  die  Schwester, 
Gräfin  Leopoldine,  ist  Wiltwe  von  dem  k.  k.  Hauptmann  in  d.  A.  Carl 
v.   Petzold. 

Jüngere  Linie.  Graf  Joseph  FRANZ  —  Sohn  des  Grafen 
Johann  —  geb.  1805,  Herr  von  Heinstetten  und  Wolfsegg,  verm. 
12.  Febr.  1839  mit  Leocadie  Gräfin  v.  Sprinzenstein  (Schwester  der 
Grafen  Arthur  und  Hermann  jüngerer  Linie,   s.  S.   499),  gest.   28.  Juni 


GRAFEN  V.   WALLWITZ. 


643 


1820,  aus  welcher  Ehe,  neheu  zwei  Töchtern,  drei  Söhne  stammen, 
die  Grafen;  Albert,  geb.  21.  Febr.  1841,  Clemens,  geb.  25.  Sept. 
1845,  und  Johann,  geb.   20.  Dec.   1848. 


Grafen  v.  Wallwitz. 

eoctngcltfd).  Üöntgreid)  Sathfrn. 

Besitz:  die  Hittcrgiiier  Dorthen,  Limbach,  Schmorknu  <■!<:. 


Wappen:  im  goldenen  Schilde  ein  rechtsspringender,  rother  Hirsch  von 
zehn  Enden.    Ueber  der  Grafenkrone  erbeb!  sich  ein  gekrönter  Helm,  ans  welchem 

der  Hirsch  des  Schildes  emporwächst.    Die  Helmdecken  sind  golden   und  roth,  und 
den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  gekrönte,  goldene  Löwen. 

Sehr  altes  Adelsgeschlecht,  welches,  so  weit  die  Nachrichten 
reichen,  aus  dem  Anhaltschen  stammt,  später  sich  in  Sachsen  weit  ver- 
breitete und  den  Reichsgrafenstand  erlangte.  Von  1357  —  1624  hat 
ein  Glied  der  Familie,  Nicolaus  v.  Wallwitz,  eine  vollständige  Stammtafel 
bearbeitet,  an  welche  sich  die  Angaben  späterer  genealogischen  Werke 
anreihen.  Durch  die  Söhne  Peters,  Georg  und  Moritz,  entstanden  im 
15.  Jahrhundert  verschiedene  Linien.  Georgs  Söhne,  Valentin  und 
Georg  II.,  stifteten  zwei  Linien:  Ersterer  die  dessausche,  Letzterer  die 
dohritzsche  Linie,  und  Moritz  gründete  die  grimmische  Linie.  Hierher 
gehört  nur  die  dohritzsche  Linie,  welche  Georgs  II.  mittlerer  Sohn, 
Iebastian,  fortsetzte.  Derselbe  wurde  kursächs.  Oberst,  Oberhauptmann 
im  Kurkreise  und  1546  Commandant  zu  Leipzig,  als  welcher  er  sich 
bei  der  1547  erfolgten  Belagerung  der  Stadt  sehr  auszeichnete.  Von 
den  Söhnen  desselben  setzte  Serastian  II.  die  dobritzer  Linie  fort,  und 
von  einem  Enkel  des  Letzleren,  Wolf  Bastian,  verm.  mit  Elisabeth 
v.  Slrobschiitz,  stammte  Hanns  Joachim,  geb.  23.  Oct.  1675,  gest. 
11.  Oct.  1751,  Herr  auf  Schweikershayn,  Gepülzig,  Schmorkau  etc., 
kursächs.  Ober-Lieutenant  von  der  Cavallerie  und  Kreis-Commissar  des 
Leipziger  Kreises,  verm.  mit  Johanna  Sophie  v.  Bünau,  gest.  4.  April  1768. 

41* 


644  GRAFEN  V.   WALLWITZ. 

Aus  dieser  Ehe  stammle  Georg  Reinhard,  in  dessen  Person  vom 
Kaiser  Franz  I.  29.  April  1762  der  Reichsgrafenstand  in  die  Familie  j 
kam.  Derselbe,  geb.  13.  Jan.  1726,  gest.  nach  1805,  Herr  auf  Schwei-  l 
kershayn,  Schmorkau,  Gepülzig  etc.,  zuletzt  kursächs.  Conferenz-Minisler,  I 
war  in  zweiter  Ehe  vermählt,  4.  Nov.  1759,  mit  Christiane  Wilhelmine  I 
Gräfin  vom  Loss,  geb.  12.  Sept.  1734,  gest.  24.  Aug.  i 7 8 4 .  Aus 
dieser  Ehe  stammte  als  zweiler  Sohn  Friedrich  Leberecht  Sebastian,  I 
geb.  17.  Aug.  1773,  gest.  20.  April  1836,  Herr  auf  Borthen,  Limbach 
und  Schmorkau,  k.  sächs.  Kammerherr,  venn.  22.  März  1798  mit  Luise  I 
Gräfin  v.  d.  Schulenburg- Burgscheiduiigcn ,  geb.  15.  Dec.  1772,  gest.  I 
27.  März   1847. 

Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist  der  älteste  Sohn  des  Grafen  I 
Friedrich  Leberecht  Sebastian : 

Graf  GEORG  Friedrich,  geb.  8.  April  1807,  Herr  auf  Borthen  elc,  I 
k.  sächs.  Kammerherr,  verm.  23.  Mai  1839  mit  Maria  Anna  Gräfin  I 
Serßnyi  v.  Kiss-Sereny,  geb.  16.  Aug.  1820,  aus  welcher  Ehe,  neben  I 
zwei  Töchtern,  vier  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Hermann  Sebastian,  I 
geb.  29.  Nov.  1840,  Moritz  Deodal,  geb.  13.  Sept.  1846,  Adolph  Esche,  I 
geb.  15.  Jan.  1848,  und  Hans  Joachim,  geb.  18.  April  1849.  —  Der  I 
Bruder  des  Grafen  Georg  Friedrich  ist:  Graf  Carl  Victor  Sebastian,  geb.  I 
30.  Oct.  1813.  Von  den  vier  Schwestern  hat  sich  Gräfin  Marianne  mit  I 
Julius  Traugott  v.  Könneritz,  k.  sächs.  Staats-  und  Justiz-Minister  a.  D.,  I 
Gräfin  Luise  mit  dem  1842  verstorbenen  Friedrich  Grafen  v.  d.  Schulen-  I 
bürg- Burgscheidungen,  Gräfin  Isidore  mit  Herrn  v.  Beusl,  und  Gräfin  I 
Ida  mit  Friedrich  Grafen  zu  Solms-Baruth  vermählt. 

Von  den    drei    Töchtern    des  Grafen  Christian  Reinhard  —  älteren  I 
Sohnes  des  Grafen  Georg  Reinhard  —  geb.   3.  Juli   1761,  gest.   7.  Mai  I 
1835,    k.    sächs.    Kammerherrn ,    venu,    in    erster  Ehe  mit  Luise  Gräfin  I 
v.  Einsiedel-Mückenberg,  und  in  zweiter  mit  Erdmuthe  v.  Erdmannsdorf,  I 
hat  sich  die  Tochter  erster  Ehe,   Gräfin  Wilhelmine,  mit  dem  k.  sächs. 
Staats-  und  Kriegs-Minisler  und  General-Lieutenant  a.  D.  Gustav  v.  Noslitz 
vermählt,    welcher  mit  k.  Erlaubniss  im  Juli   1834  Namen  und  Wappen 
der  Familie  v.   Wallvvilz    mit    seinem    Namen    und  Wappen  vereinigt  hat 
und  sich   daher  v.  Nosliz-Walhvilz  schreibt.    —    Von    den  Töchtern  aus  | 
zweiter  Ehe  ist  Gräfin   Luise  Wiltwe  von  Hans  Friedrich  v.  Ampach,  k.  | 
sächs.  Hauptmann  a.  D.,  Gräfin  Bertha  aber  mit  Curt  v.  Germar,  k.  sächs. 
Major  a.  D.,   vermählt. 


GRAFEN   V.   WARTKNSLF.RRN. 


645 


Grafen  v.  Wartcnsleben. 

eoangrltfd).  Preußen  unb  CcfUmtd). 

Besitz  in  Preussen:  r.arow  n.-bsi  Eisenau  und  Sophien  bot,  Seedorf  Bebel  Hemnaoosfioff, 
Rogaeseo,  Gollwits,  Nfelebock  ood  frohersdorf  in  der  Profini  Sachsen;  Schwirae«, 
Grambow  aod  die  Herneban   Rotlenow  in  der  Provinz  Pomnern;    Irippiti  nebei 

I  bebe  und  Minkowski  aobsi  Reeseaoteül  und  Neuvorwerk   in  der  Provinz  Schiern 
—  und  in  Oesterreich  die  Rehoffschen  Güter  in  Möhren. 


Wappen:  Schild  mit  Schildeshaupt  (nach  Brüggemanna  Angaben  aus  dein 
Diplome).  Im  goldenen  Schilde  ein  gegen  die  Hechle  aus  einem  grünen  Busche 
»ringender  Wolf  mit  aufgesperrtem  Rachen  und  rother  ausgeschlagcnerZunge  (Stamm- 
jrappen).  Im  von  Gold  und  Silber  der  Länge  nach  getheilten  Schildeshaupte  ein 
■oldenhewehrter,  schwarzer  Doppeladler,  dessen  linker  Flügel  mit  einer  goldenen 
Sehne  belegt  ist  (Vermehrung  des  Schildes  bei  Erhebung  in  den  Grafenstand).  Auf 
dem  Schilde  erheben  sich  drei  mit  gräflichen  (nach  dem  Diplome  königlichen) 
Kronen  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt  einen  offenen,  schwarzen  Adlersflug, 
n  linker  Flügel  mit  einer  goldenen  Sehne  bezeichnet  ist.  Auf  dem  mittleren 
Helme  springt  zwischen  zwei  gespiegelten,  dreifachen  Pfauenschweifen  ein  rother 
Wolf  nach  der  linken  Seite  empor,  sieht  aber  mit  dein  Kopfe  zunickgewendet  nach 
rechts  (Helm  des  Stammwappens),  und  auf  dem  linken  Helme  ruht  mit  dem  Ellbogen 
ein  weissgekleideter  Arm,  welcher  oben  und  unten  mit  einem  blauen  Bande  ge- 
bunden ist  und  die  Hand  nach  einwärts  wendet  (Rechter  und  linker  Helm  sind  bei 
Erhebung  in  den  Grafenstand  hinzugekommen.)  Die  Heluidecken  sind  rechts  golden 
und  schwarz,  links  golden  und  roth,  und  den  Schild  halten  zwei  geharnischte,  ein- 
und  vorwärtssehende  Ritter.  Der  rechtssehende  ist  auf  alte  Weise  geharnischt  und 
trägt  auf  dem  Helme  einen  blutigen  Wolfskopf  mit  auf  den  Rücken  herabhängender, 
mit  Rlut  bespritzter  Haut.  Mit  der  rechten  Hand  stützt  sich  derselbe  auf  einen 
blauen,  goldeingefassten,  mit  dem  gewöhnlichen  Charakter  Carls  des  Grossen 
bezeichneten  Schild,  mit  der  linken  aber,  in  welcher  ein  Ritter-Speer  ruht,  hält  er 
den  Schild;  der  linksstehende  ist  auf  neue  Art  geharnischt  und  trägt  auf  dem 
Helme  einen  roth  und  goldenen  Federbusch  von  fünf  Federn.  Derselbe  hält  mit 
der  Rechten,  welche  einen  Commandostab  führt,  den  Schild  und  setzt  die  Linke 
an  das  zur  Seite  hängende  Schwert.  —  Das,  in  einem  Anhange  des  Reichsgrafen- 
diploms  dem  Grafen  Carl  Philipp  v.  Flodroff- Wartensleben  vom  Reiser  Joseph  I. 
29.  März  1706  erlheilte  Wappen  hat  v.  Meding  (IL  S.  645— 647)  der  Vergessenheit 
entrissen.  Graf  Carl  Philipp  starb  7.  Oct.  1751  ohne  männliche  .Nachkommen. 
Sonach  wurde  dieses  letztere  Wappen  nicht  lange  geführt. 

Uraltes  und  berühmtes,  aus  Westphalen,   namentlich  ans  der  Graf- 
schaft Schaumburg  stammendes  Geschlecht,    dessen  Slammschloss  Exten 


646  GRAFEN   V.  WAIITENSLKUEIS. 

bei  Rinteln  liegt.  Von  diesem  Sitze  aus  verbreitete  sieb  die  Familie, 
welche  ursprünglich  Bartensieben  geheissen  hatte ,  nach  Sachsen,  Bran- 
denburg und  Oeslerreich  und  wurde  an  Gliedern  und  Besitz  reich.  Das 
1706  ausgefertigte  Reichsgrafendiplom  giebt  an,  dass  das  Geschlecht 
derer  v.  Wartcnsleben  bereits  seit  1000  Jahren  bestanden  habe  und 
dass  zu  Kaiser  Carls  des  Grossen  Zeiten  der  Uhrahnherr  desselben  Comes 
et  armiger  genannt,  auch  als  edler  Herr  mit  Schild  und  Helm  begnadigt, 
später  auch  von  diesem  Geschlechte  die  Grafschaft  Schwerin  besessen 
worden  sei.  Diese  Angaben  des  Diploms  gründen  sich  auf  die  alter 
Chronisten.  Um  524  (s.  die  Chronik  des  Enzelius)  waren  bei  dem 
Kriege  zwischen  dem  König  der  Franken  Theodorich  und  dem  König 
Ermenfried  von  Thüringen,  welcher  Krieg  mit  der  Vertreibung  des  Letz- 
teren endigte ,  die  Sachen  unter  dem  Heerführer  Bartonbald  Ersterem 
zu  Hülfe  gekommen.  Bei  der  Theilung  von  Thüringen  wurde  den 
Saehen  das  Land  bis  zur  Unstrut  und  zwei  Uiiterheerfiihrern  derselben, 
Alf  und  Bardo  —  Stammvätern  der  Familien  Alvensleben  und  Bartens- 
ieben —  grosse  Landflächen  überwiesen.  Aus  dem  Hause  Bardo  machte 
später  Kaiser  Carl  der  Grosse,  am  Oslerabend,  so  lesen  wir,  edle  Herren 
v.  Bardeleve  und  bestätigte  im  Wappen  derselben  den  springenden  Wolf. 
—  Was  den  Besitz  der  Herrschaft  Schwerin  anlangt,  so  wurde,  wie 
man  annimmt,  Gunzel  v.  Bartensieben  25.  Mai  1159  von  Heinrich  dem 
Löwen,  Herzog  von  Sachsen,  in  Folge  des  Sieges  über  Nicolot,  König 
der  Wenden  und  Obetriden,  wegen  seiner  Tapferkeit,  zum  Statthalter 
über  die  überwundenen  Meklenburger  in  der  Stadt  Schwerin  eingesetzt. 
Als  Nicolots  Sohne,  dem  König  Primislaus,  1161  die  meklenburgschen 
Lande,  mit  alleiniger  Ausnahme  der  Grafschaft  Schwerin,  wiedergegeben 
wurden,  verzichtete  derselbe  auf  diese  Grafschaft  zu  Gunsten  des  Gunzel 
v.  Bartensieben.  Letzterer  sah  sich  hierdurch  im  Besitze  der  Grafschaft 
gesichert  und  trat  daher  1174  das  Stammgut  an  den  jüngeren  Bruder, 
Hermann,  ab.  Gunzels  Nachkommen  blieben  bis  zur  7.  Generalion  im 
Besitz  von  Schwerin.  Da  erlosch  1 360  mit  Otto,  Rosa  genannt,  der 
Mannssianun,  und  die  Grafschaft  Schwerin  kam  durch  Vermählung  der 
Erblochter,  Richardis,  mit  Albrecht  (11.),  Herzog  zu  Meklenburg  und 
König  von  Schweden,  an  Letzteren  und  ist  seitdem  stets  bei  dem 
Hause  Meklenburg  verblieben.  Auf  diese  Vorgänge  gestützt,  wurde 
unstreitig  bei  Erlheilung  des  gräflich  v.  warlenslehenschen  Wappens  der 
weissgekleidele  Arm  auf  den  linken  Helm  (s.  oben)  gestellt.  Der  Schmuck 
dieses  Helmes  ist  diplomgemäss  angeführt  worden.  Dass,  wie  Einige 
annehmen,  am  Zeigefinger  ein  Ring  zu  sehen  sei,  ist  im  Diplom  nicht 
angegeben,  auch  ergiebt  denselben  nicht  die  bekannte  vom  Präsidenten 
v.  d.  Hagen,  dessen  Gemahlin  eine  Grälin  v.  Wartensleben  war,  her- 
rührende Abbildung  in  v.  Medings  Werke.  Im  Wappen  des  grossherz. 
Hauses  Meklenburg  findet  sich  übrigens  in  der  dritten  Reihe  rechts 
wegen  der  Grafschaft  Schwerin  in  Roth  ein  aus  einer  silbernen  Wolke 
hervorgehender,  in  Silber  gekleideter  Arm,  welcher  mit  dem  Daumen 
und  Zeigefinger  der  Hand  einen  goldenen,  mit  einem  Edelsteine  besetzten 
Ring  emporhäll. 


OlAfUI  v.  WAITE1I8LBMN.  1)17 

Wie  oben  angegeben  wurde,  führte  die  Familie  eigenllieh  den 
Namen  Bartensieben  und  war  im  Magdeburgischen,  wo  auch  die  Stamin- 
güler  Gross-  und  klein-Barlcnsleben  liegen,  so  wie  im  Halbersladlscheii 
angesessen.  Die  Familie  schied  sich  in  drei  Linien,  und  zwar  in  fol- 
gende: in  die  Schwerin  sc  he  Linie,  gestiftet  von  Gunzel  v.  Bartens- 
ieben, und  erloschen  1360  mit  Otto  Rosa  (s.  oben);  in  die  bartens- 
le  hen  sc  he,  gegründet  von  Bardo,  Com«  und  Armiger,  und  ausgestorben 
1083  mit  Vollralh  Christoph  v.  Bartenslcben,  auch  genannt  v.  Weithens- 
leben,  worauf  die  Magdeburger  Lehen  Slassl'urth  und  Biinilicy  dem  Kur- 
fürsten Friedlich  Wilhelm  111.  von  Brandenburg  anheiin  lielen ,  da  die 
jüngere  Linie  nicht  zur  gesammten  Hand  in  diese  Lehen  aufgenommen 
wurden  war;  und  in  die  extensche  Linie,  gestiftet  um  1244  von 
Hermann  IL  v.  Bartenslebcn.  Derselbe  erhielt  durch  Vermahlung  mit 
Agnate  v.  Eckerslein  das  Gut  Exten  bei  Rinteln,  veränderte  mit  seinem 
Vater,  Hermann  L,  den  Anfangsbuchstaben  seines  Namens,  das  B,  nach 
niedersächsischer  Aussprache  in  W,  nannte  sich  daher  Wartensleben, 
und  stellte  in  seinem  Schilde,  anstatt  des  vom  Kaiser  Carl  dem  Grossen 
bestätigten  blutigen  Wolfs  über  den  Garben,  den  Wolf  mit  offenem 
Rachen  aus  einem  Busche  springend  dar.  Die  vollständige  Stammreihe 
dieser  dritten  Linie  beginnt  mit  Bodo  v.  Wartensleben,  welcher  in  Lehen- 
briefen  von  1471  und  1473  vorkommt.  Von  den  Nachkommen  desselben 
halte  Hans  Tonnes  zwei  Sühne,  Simon  Hermann  und  Johann  Joachim, 
welche  zwei  llaupllinien  bildeten,  die  ältere  und  die  jüngere.  Die 
ältere  Hauptlinie  breitete  sich  durch  des  Stifters,  Simon  Hermann, 
Enkel,  Alexander  Hermann  und  Simon  Elmershausen,  in  zwei  Aeslc,  den 
crslen  und  den  zweiten  Asl  aus.  Der  erste  Ast  schied  sich  durch 
drei  Söhne  Alexander  Hermanns,  Hermann,  Friedrich  Ludwig  und  Leopold 
Alexander,  in  drei  Zweige,  den  älteren,  den  mittleren  und  den 
jüngeren  Zweig.  Der  zweite  Ast  blieb  ungelheill,  auch  trat  in  der 
von  Johann  Joachim  gegründeten  jüngeren  llauptlinie   keine  Theiliing  ein. 

Der  Freiherrenstand  kam  vom  Kaiser  Leopold  1.  1668  in  der  Person 
Christians,  holländ.  Obersten,  in  die  jüngere  llauptlinie,  und  Alexa.mh.i; 
Hermann,  k.  preuss.  General -Fehlinarseliall ,  aus  der  älteren  llauptlinie 
stammend,  wurde  vom  Kaiser  Joseph  I.  29.  März  1706  in  den  Reichs- 
graitnstand  erhoben,  wobei  dem  älteren  Sohne  desselben,  Carl  Philipp, 
gestattet  wurde,  Namen  und  Wappen  der  Familie  v.  Flodroff  seinein 
Namen  und  Wappen  zusetzen  zu  dürfen.  —  Diesen  Reichsgrafenstand 
erhielt  1745  vom  Kaiser  Franz  I.  die  gesammte  Familie,  somit  auch 
die  jüngere   Hauptlinie,   bestätigt. 

Für  die  genealogischen  Verhältnisse  der  jetzigen  Grafen  v.  Warlens- 
leben  sind  nachstellende  Angaben  sehr  wichtig:  von  Botho  (s.  oben) 
stammten  im  7.  Gliede  die  beiden  Brüder,  Alexander  Hermaw,  geb. 
1650,  gest.  1734,  k.  preuss.  Feldmarschall,  und  Simon  Ki.mersiiai -i.v 
geb.  1653,  gest.  1720,  k.  preuss.  Regiernngsralh,  Drosl  zu  llausberge: 
Erslerer  ist,  nach  der  jetzigen  Einlheilung  der  Familie,  der  Stammvater 
der  preussischen,  oder  älteren,  Letzterer  der  österreichischen 
Linie.      Von    den    zehn    Söhnen    Alexander    Hermanns,    des    Stifters    der 


648  GRAFEN   V.  WAKTEISSLKBKN. 

preussischen  Linie,  blieben  vier  auf  dem  Schlachlfelde,  und  nur  vom 
jüngsten  Sohne,  Leopold  Alexander,  geb.  1710,  gest.  1775,  k.  preuss. 
General-Lieutenant,  sind  noch  männliche  Nachkommen  am- Leben,  und 
zwar  von  drei  Söhnen ,  Wilhelm  Friedrich  Heinrich  Ferdinand  ,  geb. 
26.  April  1740,  gest.  28.  Dec.  1776,  k.  preuss.  Kammerherrn  und 
Hofmarschall  der  vervv.  Prinzessin  von  Preussen,  Leopold  Alexander, 
29.  Oct.  1745,  gest.  24.  Oct.  1822,  k.  preuss.  General-Lieutenant] 
und  Ferdinand  Moritz,  geb.  30.  Juni  1753,  gest.  28.  Juni  1795,  k. 
preuss.  Kammerherrn  und  Hofmarschall  des  Prinzen  Heinrich  von  Preussen. 
—  Was  die  österreichische  Linie  anlangt,  so  ist  der  Enkel  des 
Simon  Eimershausen,  Wilhelm  Ludwig  Gustav,  geb.  1734,  gest. 
1798,  k.  k.  Feldzeugmeister,  der  gemeinschaftliche  Stammvater  dieser 
Linie,  welche  gewöhnlich  unter  dem  Namen :  Wartensleben-Weissenwolf 
aufgeführt  wird.  Nach  der  früheren ,  oben  berücksichtigten  Eintheilung 
gehören  die  jetzigen  Glieder  der  älteren  oder  preussischen  Linie  zum 
jüngeren  Zweige  des  ersten  Asts  der  älteren  Hauptlinie,  und  die  Glieder 
der  Linie  Wartensleben-Weissenwolf  oder  der  österreichischen  Linie  zu 
dem  zweiten  Aste  der  älteren  Hauptlinie.  Der  ältere  und  mittlere  Zweig 
des  ersten  Astes  der  älteren  Hauptlinie  und  die  jüngere  Hauptlinie  sind 
erloschen. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  folgende  anzuführen  : 
Aeltere  Linie. 

Nachkommen  des  kön.  preuss.  Hofmarschalls  Wilhelm 
Friedrich  Heinrich  Ferdinand  (s.  oben)  aus  der  Ehe  mit  Elisabeth  Luise 
Sophie  v.  Prinzen.  Graf  GUSTAV  Ludwig  —  Sohn  des  Grafen  Ludwig 
Christian  Heinrich  Ferdinand,  geb.  2.  März  1767,  gest.  15.  Juni  1833, 
k.  preuss.  Schlosshauptmanns,  aus  erster  Ehe  mit  Sophie  Luise  Henriette, 
Tochter  des  k.  preuss.  Geh.  Cabinetsraths  Mors,  und  Enkel  des  Grafen 
Wilhelm  Friedrich  Heinrich  Ferdinand  —  geb.  20.  April  1796,  Majorats- 
herr auf  Karow  bei  Genihin,  Seedorf  etc.,  k.  preuss.  Kammerherr  und 
Major  a.  D.,  verm.  24.  Nov.  1825  mit  Elisabeth  v.  Goldbeck.  Die  fünf 
Söhne  desselben  sind  die  Grafen :  Hermann  Ludwig  Wilhelm  Carl  Alexander 
Friedrich,  geb.  17.  Oct.  1826,  k.  preuss.  Lieutenant;  Alexander  Hermann, 
geb.  12.  April  1828,  k.  preuss.  Lieutenant;  Gustav  Hermann  Alexander, 
geb.  6.  März  1830,  k.  preuss.  Lieutenant;  Ludwig  Hermann  Alexander, 
geb.  6.  Juli  1831,  k.  preuss.  Lieutenant,  und  Friedrich  Hermann  Alexander, 
geb.  14.  Jan.  1833,  k.  preuss.  Lieutenant.  —  Der  ßruder  des  Grafen 
Gustav  Ludwig  ist:  Graf  Ludwig  Carl  Alexander,  geb.  27.  Sept.  1800, 
k.  preuss.  Lieutenant  a.   D. 

Nachkommen  des  kön.  preuss.  General-Lieutenants 
Grafen  Leopold  Alexander  (s.  oben)  aus  der  Ehe  mit  Caroline  Luise 
Dorothea  Freiin  v.  d.  Reck. 

Aus  dem  Hause  Krippitz.  Graf  VICTOR  Gustav  Otto  — 
Sobn  des  Grafen  Gustav  Carl  Hans  Alexander,  geb.  12.  Mai  1800,  gest. 
1836,  k.  preuss.  Kammerherrn,  aus  der  Ehe  mit  Ottilie  Caroline  Hermine 
Auguste  v.  Schwemmler  aus  dein  Hause  Sleinkirch,  Enkel  des  Grafen 
Gustav    Hermann    August,    geb.    25.  Oct.    1773,    gest.    10.  April    1834, 


GRAPRfl   V.   WARTKNSI.KHKN.  (»1*1 

k.  pretiss.  General-Majors,  ;ms  erster  Ehe  mit  Charlotte  Gräfin  \.  Kalo, 
und  Urenkel  des  Grafen  Leopold  Alexander  —  geb.    12.  Nov.    1836. 

Aus  dem  Banse  Sc b  wi rsen.  Graf  HERMANN  —  Sohn  da 
Grafen  Constantin  Moritz  Gneomar,  gel».    14.  März   17S0,  gest.  23.  Mai 

1851,  k.  k.  Kämmerers  und  Majors  a.  [)..  aus  der  Ehe  mit  Emihe  Luise 
Gräfin  v.  Reichenbach-Goschütz,  und  Enkel  des  Grafen  Leopold  Alexander 

—  geb.  26.  Nov.  1S04.  Der  Bruder  desselben  ist:  Graf  Alexander, 
geb.  25.  Febr.  1807,  Herr  auf  Sehwirsen  und  Grambow  in  himmern, 
venu.  IS33  mit  Emilie  v.  Borwitz,  aus  welcher  Ehe  drei  Sohne  stammen, 
die  Grafen:  Hans  Hermann  Christian  Ludwig  Ferdinand,  geb.  30.  Jan. 
1836,  Alexander  Hans  Georg,  geb.  24.  Oct.  183S,  und  Alfred  Gneomar 
Cäsar,  geb.   6.   Aug.    1844. 

Aus  dem  Hause  Osnisuwo.  Graf  JULIUS  —  Sohn  des  Grafen 
Cäsar,  geb.  8.  April  1786,  gest.  29.  Dec.  1S51,  k.  preuss.  Oberste 
Lieulenaut  in  d.  A.  und  Herrn  auf  Osnisuwo,  in  erster  Ehe  venu,  mit 
Friederike  Charlotte  v.  Gfug  aus  dem  Hause  Trzibor,  gest.  9.  Febr.  1831, 
und  in  zweiter  mit  Adolphine  Antonie  Freiin  v.  Reppert,  und  Enkel  des 
Grafen  Leopold  Alexander  —  geb.  12.  Juni  180$,  der  Rechte  Doclor, 
k.  preuss.  Sladtgerichlsralh  in  Berlin,  verm.  23.  Febr.  IS  17  mit  Luise 
v.  Sehmeling.  Der  Bruder  i\e^  Grafen  Julius  ist  Graf  Carl,  geb.  24.  Oct. 
1814,  k.  preuss.  Premier-Lieutenant  a.  IL,  Herr  auf  Krippitz  und  Ulisehe 
in  Schlesien,  verm.  1.  Febr.  1S43  mit  Otlilie  v.  Schwemmler,  verw. 
Grälin  v.  Wartensleben ,  aus  welcher  Ehe  Graf  Cäsar  Alexander  Scipio, 
geb.  7.  Mai  1S45,  stammt,  und  von  dein  verstorbenen  Bruder,  dem 
Grafen  Leopold,  geb.  7.  April  IS  18,  gest.  5.  .Mai  IS46,  k.  preuss. 
Lieutenant  a.  D.  und  Kammergerichts-Auscultalor,  lebt  aus  der  Ehe  mit 
Malhilde  Halbach  ein  Sohn:  Graf  Berxhahd  Cäsar  Arnold,  geb.  5.  Juli 
1842.  Die  drei  Halbbrüder  des  Grafen  Julius  sind:  Graf  Hermann,  geb. 
2S.  April  1S34,  Graf  Constantin,  geb.  1.  Febr.  IS36,  und  Graf  Gusiw, 
geb.   6.   Febr.    1843. 

Nachkommen  des  kön.  preuss.  Ho  fmarschalls  Grafen 
Ferdinand   Moritz   (s.   oben)   aus  der  Ehe  mit  Andreelte  Auguste  v.  Kleist. 

Graf  Carl  Wilhelm  ALEXANDEB  —  Sühn  des  Grafen  Ferdinand 
Moritz  —  geb.  15.  Sept.  1778,  k.  preuss.  Landrath  a.  D. ,  venu, 
in.  Sept.  ISOO  mit  Emilie  v.  Kalbow  aus  dem  Hause  Wulkow ,  geb. 
3.  Juni  1778,  gest.  16.  Mai  1830.  Die  zwei  Söhne  desselben  sind: 
Graf  Boglslav  Alexander,  geb.  10.  Dec.  1 S 0  1 ,  k.  preuss.  Kammergerichls- 
A-Mjssor  a.  D.,  und  Graf  Alexander  Emil,  geb.  2.  Sept.  IS  16,  k.  preuss. 
Lieutenant  a.  D.,  verm.   8.  Jan.  1S46   mit  Maria  v.  Heydebrand  v.  d.  Las*. 

Jüngere  Linie:  \Y  a  r  t  e  n  s  1  e  b  e  n  -  \Y  e  i  s  s  e  n  w  o  1  f.  Die  Ahnen- 
tafel der  jetzigen  Grafen   dieser  Linie  ist  folgende:    Simon    Elmershm  sin 

—  Bruder  Alexander  Hermanns  (s.  oben)  —  Freiherr,  gest.  5.  Mai 
1720;  Gemahlin:  Anna  Sophie  v.  Cornberg,  verm.  1687,  gest.  1701. — 
Call  Philipp  Christian,  Graf,  geb.  1689,  gest.  1760;  zweite  Gemahlin: 
Luise  Alberline  Sophie  Chrisliane  Freiin  v.  Ouadt  und  Wyckradt ,  geb. 
lfü)7,  verm.  1720,  gest.  1744.  —  Wilhelm  Ludwig  Gustav,  geb. 
1734,    gest.    1708,    Herr    v.   Gyomroe,    k.   k.   General- Feldzeugmeisler; 


650 


GKVKKIN  V.   WKOKL. 


Gemahlin:  Clara  Gräfin  Teleky  v.  Szek,  geb.  1750,  verm.  1773,  gestj 
1798.  —  Alexander,  geb.  I.  März  1787,  gest.  13.  Mai  1844;  Ge- 
mahlin: Maria  Leopoldine  Antonie  v.  Exner,  geb.  15.  Nov.  1792,  VVittwe. 
—   Alexander  Wilhelm,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Von  den  jetzigen  Gliedern   dieser  Linie  sind  hier  zu  nennen: 

Graf  ALEXANDER  Wilhelm  —  Sohn  des  Grafen  Alexander  —  geb. 
19.  Nov.  1819,  k.  k.  Rittmeister.  Der  Bruder  desselben  ist:  Graf 
Ferdinand   Wilhelm,   geb.   24.   Febr.    1822,   k.   k.   Rittmeister. 

Vom  Bruder  des  Grafen  Alexander,  vom  Grafen  Carl,  geb.  I 3.  März 
1780,  gest.  21.  Jan.  1833,  stammt  aus  der  Ehe  mit  Amalie  Freiin 
Podmanitzky  ein  Sohn:   Graf  August,  geb.  5.  Ocl.  1806,   Herr  auf  Reholf. 


Grafen  v.  Wedel. 

Cuthmfrh.  ijcmncwer,  $)reufjen,  ©l&enburg. 

Besitz:  die  Majoratsherrlichkeirga   Kvenl>ur<r  und  Gödens  und  die  Güter  Nesse,  Loppelfj 
Oberahm  und  Wedelfeld  in  OstlViesland. 


Wappen:  quadrirtcr  Schild  mit  Mittelschild.  Der  von  Gold  und  Silber  de! 
Länge  nach  getheilte  Mittelschild  stellt  ein  rothes  hammrad  mit  zwölf  Zacken  vor.  in 
welchem  das  vorwärtssehende  Brustbild  eines  der  Länge  nach  in  Schwarz  und  Hoth 
gekleideten,  bis  zu  den  Hüften  sichtbaren  Mannes  aufrecht  steht.  Der  Kopf  des  Mannes 
ist  mit  einem  rothen  Cardinalshute  bedeckt  und  die  Arme  sind  ausgestreckt  und  am 
Ellbogen  abgehauen  (Stammwappen.  [Jas  Wappen  der  nordalbingischen,  märkischen 
und  pommerschen  Wedele  war  ein  ausgezacktes  Rad  mit  acht  Speichen.  Erst  im 
15.  Jahrhundert  ersetzte  der  armlose  Mann  die  Speichen  und  wurde  seit  dieser  Zeit 
von  allen  Zweigen  der  Familie  als  Wappenbild  angenommen).  1  und  4  in  Blau  ein 
silbernes  Castcll  mit  zwei  Thürmen ,  offenem  Thor  und  sechs  Fenstern.  2  und  3 
in  Silber  eine  goldene  Krone,  durch  welche  kreuzweise  sieben  Lanzen  mit  rothen, 
mit  einem  silbernen  Kreuze  bezeichneten  Fahnen  gesteckt  sind.  Die  eine  dieser 
Fahnen  steht  in  der  Mitte,  die  anderen  wenden  sich,  je  zu  drei,  rechts  und  links 
(Feld  1 — 4:  Lhrentreiter  und  Jarlsberg).  Ueber  der  Grafenkrone  steht  ein  gekrönter 
Helm,  aus  welchem  der  Mann  des  Mittelschildes  zwischen  den  sieben  Fahnen  des 
2.  und  IL  Feldes,  von  denen  hier  drei  rechts,  vier  links  wehen,  hervorragt.  Die 
Helmdecken  sind  schwarz  und  golden,   und  den  Schild  halten  zwei  auswärlssehende, 


OUTEH   V.   WKDKI..  ().")! 

goldene  Löwen.  —  !);■>  däaiscke  Wappenboeh  flieht  den  Schild  mit  MiltelsehHd, 
ine  hier  beschrieben,  deckl  aber  den  Schild  mir  mil  einer  Krone.  —  Nach  dem 
Wappenbuche  des  Königreichs  Hannover  isl  der  Mittehebild  golden,  Hock  nod  breil- 
irampiger  Mut  des  Mannsrumpfes  sind  der  Länge  nach  tob  Schwan  und  Roth 
geiheili.  der  Hut  mit  rother  Schnur  um!  Quasten  geschmückt,  uml  der  Hslskragea 
lilhern.  I»;i*  Castell  im  1.  uml  4.  Feld  isl  rund,  hat  ein  saTenes  Thor  uml  auf 
jedem  der  zwei  Thürrae  weht  nach  link<  eine  Fahne.  Kehl  2  uml  'J  sind  gülden 
und  die  Fahnenstangen  braun,  mit  silbernen  Spitzen.  Aul  dein  Helme  steht  der 
Üannsrumpf  ohne  die  Fahnen.  —  Das  Geneal.  Taschenbuch  der  j:r;ill.  Hluser  führt 
den  Schild  ;i!<  „qnadrirt;  unten  mit  einer  Spille"  auf,  welche  aber  in  der  Be- 
Ichreibung  des  Wappens  nicht  vorkommt.  Dal  Brustbild  des  Mannes  wird  halb 
roth,  halb  blau  gekleidet  angegeben,  und  dasselbe  soll  aus  der  Graf enkrune  mit  den 
siehen  Fahnen  hervorragen. 

Eine    der   ältesten    und   berühmtesten,  an  Gliedern   und   Grundbesitz 
reichsten   Adelsfamilien  in    den    .Marken    und    in    Pommern*    aus  welcher 

später  mehrere  Glieder  sich  nach  Dänemark  wendeten  und  in  diesem 
Lande  zu  hohen  Ehren  gelangtes.  Jetzt  blüht  das  Geschlecht  namentlich 
in  Preussen,  Hannover  etc.  Der  Ursprung  *\vs  Geschlechts  liegt  im 
Dunkel,  und  die  vielfach  gemachten  Versuche,  dasselbe  zu  erhellen,  sind 
von  der  Art,  dass  dieselben  hillig  übergangen  werden  können.  Der 
Name  Wedel  soll,  wie  Einige  wollen,  urkundlich  schon  seit  dem  S.  Jahr- 
hundert vorkommen,  und  zwar  immer  mit  dem  Beisalze:  nohilis  und 
lateinisch:  Wedilo,  Widelo,  Withulo  etc.  1059  kommt  in  einer  Urkunde 
des  Bischofs  zu  Hamburg,  Adalhert,  ein  Comes  Wedilo  vor,  Widelo  war 
1159  Bischof  zu  Minden,  und  Hinricus ,  Hasso  und  Reimhernus  fralres 
mililes  de  Wedele  bezeugten  1212  eine  Urkunde  Albrechts  v.  Orlamünde, 
Grafen  v.  Xordalbingen.  —  Als  Stammvater  des  Geschlechts  der  Wedele, 
auch  Wedile,  Widele,  Weddele,  welcher  Name  sich  in  Wedel  abgekürzt 
hat,  wird  Rkimbernos  genannt.  Nach  mehreren  Urkunden  des  Dom- 
■apitelarchivs  zu  Hamburg  blühte  die  Familie  durch  fünf  Generationen 
in  Nordalbingen  und  hesass  Wedele,  eine  Stadt  in  Storinarn,  zwei  Meilen 
unterhalb  Hamburg,  und  viele  andere  benachbarte  Orte.  Als  in  der 
zweiten  Hälfte  des  1 3.  Jahrhunderts  die  Markgrafen  von  Brandenburg 
zur  Eroberung  des  Landes  jenseits  der  Oder,  der  jetzigen  Neumark, 
deutsche  Biller  aufforderten,  verkauften  siehen  Brüder  v.  Wedele,  säniiut- 
lich  Bitter,  welche  in  hramlenhurgschen  und  pommerschen  Urkunden 
noii  1205 — 1300  häufig  als  reiche  und  mächtige  Grundbesitzer  vor- 
kommen, ihre  nordalbingischen  Güter  an  das  Domcapilel  zu  Hamburg, 
warben  Söldner  und  eroberten  grosse  Landstrecken  jenseits  der  Oder, 
uiil  welchen  dieselben  von  den  Markgrafen  beliehen  wurden.  Die  Vettere 
an  der  Elbe  folgten  diesem  Beispiele,  und  nach  1350  kommt  in  diesen 
Gegenden  kein  Wedele  mehr  vor.  Ausser  den  neumärkischen  Lehen 
kaufle  das  Geschlecht  grosse  Besitzungen  in  Pommern,  den  späteren 
wedeler  Kreis,  und  erwarb  ansehnliche  Güter  im  Kreise  Posen  unter 
polnischer  Hoheit.  Nach  den  Lehenbriefen  Kaiser  Ludwigs  des  Bayern 
n « » ii  132b  und  Kaiser  Carls  IV.  von  137  1  über  die  neiiinärkisrlu'ii 
Besitzungen  geborte  dem  Geschlechle  v.  Wedele  fast  die  ganze  Neumark, 
namentlich  die  Städte  Cüstrin,  Bernau,  Meilen,  Hogzit,  Nürnberg,  Bert/, 
Jülz,   Calhes,  Neucuwalde,   Schiefelbcin,   Falkenburg  mit  allen  dazwischen 


652  (JRAFEN  V.  WEDEL. 

liegenden  Gebieten  etc.  In  diesen  Lehenbriefen  gaben  die  Kaiser  denen 
v.  Wedele  den,  ihnen  auch  vom  deutschen  Orden  zugestandenen  Titel: 
Nobiles.  In  ihren  Ländereien  hatten  sie  ihre  Söldner,  unter  welchen 
auch  Edle  waren,  als  After-Vasallen  belehnt,  und  geboten  so  über  eine 
grosse  Streitmacht. 

Was  die  jetzigen  Grafen  v.  Wedel  anlangt,  so  ist  Jürgen  Ernst 
v.  Wedel,  Herr  zu  Spiegel,  Reetz,  Nürnberg  und  Bütow,  geb.  um  1590, 
gest.  1661,  der  gemeinschaftliche  Stammvater  der  Grafen  v.  Wedel  zu 
Wedelsborg  in  Fühnen,  zu  Jarlsberg  in  Norwegen  und  zu  Evenburg  und 
Godens  in  Ostfriesland,  und  es  sind  nach  dieser  Annahme,  welche  sich, 
wohl  aus  der  Familie  selbst,  im  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser 
(1852,  S.  745)  findet,  die  Angaben  bei  Gauhe  und  Anderen  über  ver- 
schiedenen Ursprung  der  Grafen  v.  Wedel  zu  Wedelsborg  und  der  Grafen 
v.  Wedel  zu  Jarlsberg  zu  berichtigen,  besonders  da  das  dänische  Wap- 
penbuch (II,  343  und  344)  in  genealogischer  Beziehung  genaue  Aus- 
kunft nicht  erlheilt.  Jürgen  Ernsts  älterer  Sohn,  Wilhelm  Friedrich 
(aus  der  poinmerschen  Linie,  wie  das  dän.  Wappenbuch  angiebt),  ver- 
mählte sich  mit  einer  Tochter  des  bekannten  dänischen  Slaatsministers 
Hannibal  v.  Sehesled  (nicht  Sehestedt)  und  erhielt  durch  diese  Vermäh- 
lung die  sehestedschen  Güter,  welche  König  Christian  V.  von  Dänemark 
10.  Dec.  1672  zur  Grafschaft  Wedelsborg  und  den  Besitzer  derselben 
zum  Grafen  Wedel  v.  Wedelsborg  erhob.  Wahrscheinlich  ist  dieser 
Stamm  schon  mit  des  Erhobenen  Enkel,  einem  Sohne  des  Grafen  Hannibal, 
erloschen.  —  Der  zweite  Sohn  Jürgen  Ernsts,  Gustav  Wilhelm  (das 
dänische  Wappenbuch  giebt  nur  an ,  dass  derselbe  mit  münsterischen 
Hülfstruppen  in  dänische  Dienste  gekommen  und  1676  General-Major 
und  1717  Feldmarschall-Lieutenant  geworden  sei)  vermählte  sich  mit 
der  Erbtochler  v.  Evenburg,  Maria  v.  Ehrentreiter,  kaufte  mit  dem  Erlöse 
seiner  märkischen  Güter  die  Grafschaft  Jarlsberg  in  Norwegen  und  wurde 
vom  König  Christian  V.  8.  Jan.  1684  als  Graf  v.  Wedel -Jarlsberg  in 
den  dänischen  Grafenstand  erhoben.  Derselbe  hinterliess  seinem  älteren 
Sohne,  Georg  Ernst,  die  norwegischen,  dem  jüngeren,  Freiherrn  Erhard, 
die  Herrlichkeit  Godens  und  das  Rittergut  Nesse  in  Ostfriesland.  Die 
Nachkommenschaft  des  Ersteren ,  die  Grafen  v.  Wedel-Jarlsberg,  sind 
der  Redaction  nur  bis  nach  dem  Anfange  dieses  Jahrhunderts  bekannt. 
Der  Sohn  Erhards  —  ist  dieser  Freiherr  Erhard  derselbe,  welcher  eine 
Gräfin  Fnis  v.  Friisenburg  zur  Gemahlin  hatte,  mit  dieser  die  Grafschaft 
dieses  Namens  und  13.  April  1743  den  dänischen  Freiherrenstand,  mit 
Beilegung  des  friischen  Wappens  (Dän.  Wappenb.  IL  XLIV.  5),  erhielt? 
—  Anton  Franz  erbte  von  seinem  mütterlichen  Oheim ,  dem  Grafen 
Hafo  Burchard  v.  Fridag,  die  Herrschaft  Godens  in  Oslfriesland  und 
wurde  vom  König  Friedrich  IL  von  Preussen  21.  Jan.  1776,  als  k. 
preuss.  Kammerherr,  Geh.  Kriegsrath  und  Hofrichter,  Ehrenmitglied  der 
ostfriesischen  Regierung,  in  den  preuss.  Grafenstand  erhoben,  bei  welcher 
Erhebung  das  Wappen  der  Grafen  v.  Wedel-Jarlsberg  bestätigt  wurde. 
Denselben  Grafenstand  erhielt  vom  König  Friedrich  Wilhelm  III.  von 
Preussen  6.  Juli    1798  Leopold    Magnus  Gottlob,    Land-Jägermeister  in 


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Schlesien,  und  ein  Enkel  desselben,  Aut.m»  Carl  Joachim  v.  Mallzan, 
Herr  auf  Bresa,  erhielt  23.  Febr.  1839  vom  König  Friedrich  Wilhelm  III. 
die  Erlaubniss,  Namen  und  Wappen  der  gräflich  wedefecheji  Familie  den 
■einigen  hinzuzufügen  (s.  S.  81).    Graf  Anton  Kranz  balle  zwei  den  Stamm 

fortsetzende  Söhne,  von  welchen  jedoch  nur  einer  in  so  weil  bekannt 
ist,  dass  derselbe  1806  k.  preuss.  Oberst  und  Chef  eines  Filsiliei  balail- 
lons  war  und  1813  als  holliind.  General-Major  starb.  So  lindel  liefa 
denn  hier  in  der  Genealogie  des  Geschlechts  eine  Lücke,  welche  die 
Familie   sehr  leicht  ausfüllen  kann. 

Von   den  jetzigen  Gliedern  der  gräfl.  Familie  sind   hier  anzuführen: 

CARL  Erhard  Leopold  Graf  v.  Wedel,  geb.  16.  Juni  1783,  k. 
preuss.  Oberst-Lieutenant  a.  D.  und  k.  lianuov.  Kaminerherr,  Majorals- 
herr der  Herrlichkeiten  Evenburg  und  Gödens  und  der  Güter  Hesse, 
Loppelt,  Oberahm  und  Wedelfeld  in  Oslfriesland,  seit  IG.  Juni  183G  in 
Folge  des  Majorats  erbliches  Mitglied  der  ersten  Kammer  der  allgemeinen 
Standeversammlung  des  Königreichs  Hannover,  verm.  21.  April  1816 
mit  Rosalie  de  Latte,  geb.  G.  Jan.  1801.  —  Die  drei  Brüder  desselben 
sind:  Graf  Botho  Friedrich  Christian,  geb.  14.  März  17111,  k.  hannov. 
Major,  Herr  zu  Nesse,  verm.  19.  Dec.  1822  mit  Mathilde  Leopoldine 
Theodore  Freiin  v.  Dolus -ßoekum ,  geb.  20.  Sept.  1801,  aus  welcher 
Ehe,  neben  drei  Töchtern,  zwei  Söhne  entsprossen  sind,  die  Grafen: 
Carl  Georg  Ferdinand  Gerhard,  geb.  7.  Aug.  1827,  k.  bann.  Lieutenant, 
und  Gustav  Friedrich  Wilhelm  August,  geb.  20.  Jan.  1S3G,  —  Graf 
Friedrich  Wilhelm  Carl  Ferdinand,  geb.  28.  März  179S,  grossherz. 
older.b.  Kammerherr  und  Major  der  Cavalleric,  verm.  28.  März  1827 
mit  Bertha  Sophie  Amalie  Pauline  Freiin  v.  Glaubilz,  geb.  21.  Juni  1804, 
aus  welcher  Ehe,  neben  zwei  Töchtern,  fünf  Söhne  stammen,  die  Grafen : 
Clemens  Eugen  Wilhelm  Ludwig  Carl,  geb.  7.  Jan.  1828,  grossherz. 
oldenb.  Lieutenant,  Clemens  August  Carl,  geb.  15.  Febr.  1829,  grossherz. 
Oldenburg.  Lieutenant,  Wilhelm  Johann  Ludwig,  geb.  15.  Nov.  1837, 
Hermann  Bertbold  Theodor,  geb.  29.  Juni  1839,  und  Carl  Leo  Julius, 
geb.  5.  Febr.  1842,  —  und  Graf  Clemens  August,  geb.  23.  Juli  1801, 
k.  hannov.  Forstmeister  a.  D.,  verm.  3.  Juli  1832  mit  Clotilde  Elisabeth 
Freiin  v.  Dolfls-Bockum. 

Des  Grafen  Carl  Erhard  Leopold  Vaters-Br uders-Sob  n  ist  : 
Gral  CARL  Anton  Wilhelm,  geb.  6.  Juni  1790,  k.  hannov.  Geh.  Halb, 
Mitglied  des  k.  hannov.  Slaatsraths  in  der  Abiheilung  für  innere  Ver- 
waltung, verm.  in  erster  Ehe,  15.  Juli  1827,  mit  Caroline  Amalie 
Ludovike  Marianne  Charlotte  v.  d.  Busche-Hüncfeld,  geb.  10.  Mai  lbo.'j, 
gest.  30.  Juni  1828,  und  in  zweiler  Ehe,  30.  Juli  1830,  mit  deren 
Zwillingsschwester,  Wilhelmine  Caroline  Theodore  Sophie  Juliane  v.  d. 
Bussche- Hünefeld,  geb.  10.  Mai  1805.  Aus  der  ersten  Ehe  stammt 
Gral  Carl  August  Erhard,  geb.  28.  Mai  1828,  k.  hannov.  Lieutenant, 
und  aus  der  zweiten  leben  drei  Söhne,  die  Grafen  Friedrich  Wilhelm 
An-nsl  Alfred,  geb.  8.  Mai  1833,  Ludwig  Georg  Ernst  Oscar,  geb. 
29.  Oct.  1835,  und  Ernst  August,  geb.  5.  Juni  1838.  Die  Rufnamen 
derselben  finden  sich  nichl  angegeben. 


654 


GRAFEN  V.  WKISSENWOLF. 


Grafen  v.  Weissenwolf. 

■Satholtfd).  ©cjUrrcich. 

Besitz:  die  Herrschaften  Steyeregg,  Spielberg,  Luftenberg,  Lusierfelden  und  l'arz, 


Wappen:  quadrirter  Schild;  1  in  Roth  ein  rechtsspringender,  aufgerich- 
teter, silberner  Wolf  mit  aufgehobenem  Wedel  {Stämmwappen).  2  und  3  in  Blau  eine 
vier  Quadern  höbe  goldene  Mauer  mit  drei  Zinnen  (nach  Spener:  Tumersdorf,  nach 
Anderen  zur  Erinnerung  an  die  von  Conrad  v.  Weissenwolf,  jüngerem  Enkel  Dietrichs, 
s.  unten,  zur  Zeit  Kaiser  Friedrichs  II.  zuerst  erstiegene  Mauer  der  belagerten 
Stadt  Damascus);  4  in  Roth  ein  Paar  mit  goldenen  Halsbändern  zusammengekop- 
peltc  und  mit  den  Rücken  gegen  einander  gekehrte,  springende,  silberne  Bracken! 
Ueber  dein  Schilde  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rechten  Helme  sitzt 
einwärtssehend  ein  silberner  Wolf  (Helm  des  Stemmwappens).  Der  mittlere  Helm 
trägt  zwei  Büffelshörner,  von  denen  das  rechte  silbern,  das  linke  roth  ist,  und 
hinter  denselben  einen  offenen,  von  Gold  und  Rlau  mit  gewechselten  Tincturen 
quergetheilten  Adlersflug  (zum  2.  und  3.  Felde  gehöriger  Helm),  und  auf  dem  linken 
Helme  sitzen  neben  einander  zwei  mit  den  goldenen  Halsbändern  zusammengekop- 
pelte, einwärtssehende,  silberne  Bracken.  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth  und 
silbern,  links  roth  und  golden.  —  Bei  dieser  Beschreibung  ist  auf  Spener,  Trier, 
das  Wappenbuch  der  durchlauchtigen  Welt  etc.  Rücksicht  genommen.  Bartschens 
Wappenbuch,  hier  freilich  eine  sehr  zu  beachtende  Quelle,  ergicht  mehrere  Ver- 
schiedenheiten. Der  Wedel  des  Wolfes  im  1.  Felde  ist  niedergekehrt,  im  2.  und 
3.  goldenen  Felde  steht  eine  blaue  Mauer,  vier  Steine  hoch  und  oben  viermal 
gezinnt,  so  dass  die  äusseren  Zinnen  in  den  Feldesrand  treten,  und  im  4.  rotuen 
Felde  erscheinen  aufgerichtet  zwei  silberne  Hunde  mit  ausgeschlagenen  Zungen  und 
aufgereckten  Ohren.  Dieselben  sind  mit  den  Köpfen  von  einander,  mit  den  Rücken 
gegen  einander  gekehrt,  und  die  Ringe  der  silbernen  Halsbänder  derselben  werden 
durch  einen  grösseren  Ring  zusammen  gehalten,  von  welchem  eine  Kette  von  drei 
wechselsweise  runden  und  viereckigen  Gliedern  herabhängt.  Reide  sind  auch 
mit  den  niederwärtshängenden  Schwänzen  dadurch  verbunden,  dass  dieselben 
einmal  um  einander  geschlungen  sind.  Der  Wedel  des  Wolfes  auf  dem  rechten 
Helme  hängt  ebenfalls  herab,  und  auf  dem  mittleren  Helme  stehen  zwei  Adlers- 
llügel,  jeder  wie  das  2.  und  3.  Feld  tingirt  und  helegt,  überdies  aber  noch  mit 
zwei  Büffelshörnern  von  Hermelin  beladen.  Jedes  Hörn  ist  an  der  äusseren  Seile 
die  Länge  herab  mit  einem  schmalen,  silbernen  Streif  besetzt,  welcher  mit  aus- 
wärtsgekehrten Zirkeln  geschuppt,  und  jede  seiner  sechs  Spitzen  mit  einem  Granat- 
apfel besetzt  ist.  Auf  dem  linken  Helme  erscheinen  die  beiden  aufgerichteten  und 
gekoppelten  Hunde  des  4.  Feldes.  Die  Helmdecken  sind  rechts  und  links  silbern 
und  roth,  in  der  Mitte  golden  und  blau.  —  Bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  ist 
das  freiherrliche  Wappen  nicht  vermehrt  worden. 

Die  Grafen  v.  Weissenwolf    stammen    aus  einem  sehr  alten  fränki- 
schen Geschlechte,  welches  zu  den  Ministerialen  der  Bischöfe  von  Bamberg 


GRA! WH  v.  wi  ISSI WVOI.F.  655 

gehörte.     Dietrich  (Theodoricut)  v.  Weissen wolf,    von  Arnold,    weither 

um   !).">.")  fiel »    im   vierten   Gliede    stammend,    wurde    im    12.  Jahrb.   \ 

Iliscliofe  Eberhard  zu  Bamberg  nach  Kärnten  geschickt,  um  die  dortigen 
Besitzungen  des  Hochslifts  zu  verwalten.  Durch  den  Enkel  desselben, 
Heinrich,  einen  Sohn  Gt.vmi.ns,  kam  der  Name  Ungnad  zu  den  Gcschlechls- 
namen ,  weil  derselbe  (s.  Dressers  Chronik  der  Familie  VYtaencnwolfj 
Leipzig  1G02,  und  Calins  Thealrum  gentis  Weissenwolf.  107  5),  im 
Dienste  (\(^  Herzogs  Ulrich  von  Kärnten,  als  er  den  gegen  den  Herzog 
sich  auflehnenden  Turpin  v.  Schaclienstein  1240  in  dessen,  in  der  Herr- 
IC  ha  Fl  Waidenstein  gelegenen  Schlosse  belagerte,  keine  Gnade  wider- 
fahren lassen  wollte,  von  Turpins  Gemahlin,  oder,  wie  Einige  angeben, 
von  der  des  Herzogs  Ulrich,  Urghad  genannt  wurde:  ein  Name,  welchen 
man  der  Familie  beilegte  und  welchen  dieselbe  auch  annahm  und  be- 
hielt. Bei  Erlangung  der  Reichsgrafenwftrde  wurde  jedoch  der  alle 
Geschlechtsname:  Weissenwolf  wieder  angenommen,  doch  schrieben  sich 
spater  immer  noch  mehrere  Glieder  des  Geschlechts:  Ungnad  v.  Weissen- 
wolf.  —  Otto,  ein  Nachkomme  Dietrichs,  vertbeidigte  1275  Priesach 
als  Held  gegen  Zawisch  v.  Rosenberg,  den  Feldherrn  Oltocars  v.  Böhmen, 
und  verlor  1278,  wie  Baibin  angiebl,  dem  harlbedi analen  Rudolph 
v.  Habsburg  gegen  Herbort  v.  Fullslein  auf  dem  Marchfelde  beistehend, 
ein  Auge.  Johann,  ein  Nachkomme  Conrads  (s.  oben  die  Wappen- 
beschreibung), k.  Kammermeisler,  erhielt  vom  Kaiser  Friedrich  III. 
9.  Ort.  1462  das  Scbloss  Sonneck  zur  Lehn  und  den  Freiherrensland 
mit  dem  Prädicate:  von  Sonneck.  Von  den  Enkeln  des  Freiherrn  Johann, 
Johann  (Hans)  und  Andreas,  ist  besonders  der  Erstere  durch  seine 
Schicksale  bekannt  geworden.  Derselbe  war  des  Kaisers  Ferdinand  I. 
Kämmerer  und  Feldherr  gegen  die  Türken,  verlor  aber  später,  als  Freund 
der  Reformation,  seine  Güter  und  trat  in  die  Dienste  des  Herzogs  Ulrich 
v.  Württemberg.  Bekannt  ist  die  von  ihm  zu  Tübingen  zur  Verbreitung 
seiner  Schriften  eingerichtete  grosse  Buchdruckerei,  doch  giebl  Valvasor 
an,  dass  der  beabsichtigte  Zweck  nicht  erreicht  worden  sei.  Nun  den 
Söhnen  desselben  pflanzte  keiner  den  Stamm  fort.  Die  Erhaltung  des 
Stammes  ging  von  Andreas  aus,  dessen  Sohn  David,  iu'sL  1600,  Bot- 
schafter an  der  Ottomanischen  Pforte  war.  Von  dem  Letzteren  stammte 
Andreas  (II.)  und  der  Sohn  desselben,  David  (II.),  gest.  1672,  liesfl 
sich  zuerst  aus  Kärnten,  in  welchem  Herzoglhum  die  Familie  grosse 
Güter  erworben  hatte,  in  Oeslerreich  nieder.  Derselbe,  k.  k.  w.  Geh.  Rath, 
Hof-Kammerpräsident,  Oberst-Erbland-Hofmeister  in  Oesterreich  o.  d.  E. 
seit  14.  Jan.  1658,  wurde  vom  Kaiser  Ferdinand  III.  1045  in  den 
Reichsgrafenstand  erhoben  und  1652  in  das  schwäbische  Grafencollegium 
aufgenommen.  Graf  David  v.  Weissenwolf  war  verm.  mit  Elisabeth 
Gräfin  Jörger  v.  Tollet  und  Zagging,  einer  Tochter  des  bekannten  Johann 
Quintin  Grafen  von  Jörger,  gest.  1705,  welcher  am  Hofe  i\vs  Kaisers 
Leopold  I.  den  Beinamen:  der  Rechtliche,  erhalten  halte,  und  die  Ab- 
stammung der  jetzigen  Familienglieder  von  demselben  abwärts  ist  fol- 
gende: Helmhard  Christoph  —  Sohn  des  Grafen  David  —  geb.  1635, 
gest.  19.  Febr.  1702,  k.  k.  Geh.  Rath,  Landes-Hauplmann  in  Oesterreich 


656  GRAFEN  V.  WRISSENWOLF. 

o.  d.  E. ;  dritle  Gemahlin:  Maria  Elisabetli  Gräfin  v.  Lengheim,  geb.  1667, 
verm.  1691,  gest.,  als  wieder  venu,  und  verw.  Gräfin  v.  Traun,  11.  Mai 
1719.  —  Ferdinand  Bonaventura,  geb.  29.  Jan.  1693,  gest.  30.  Dec. 
1781,  k.  k.  Geh.  Ralli  etc.;  Gemahlin:  Maria  Theresia  Gräfin  v.  Starhem- 
berg,  geb.  2.  Apr.  1694,  verm.  26.  Nov.  1716,  gest.  1738.  — 
Guidobald,  geb.  27.  März  1725,  gest.  18.  Febr.  1784,  k.  k.  Kämmerer 
und  General- Feld -Wachtmeister;  Gemahlin:  Josephe  Freiin  v.  Salza, 
geb.  26.  März  1741,  verm.  2.  Jan.  1757,  gest.  28.  März  1798.  — 
Johann  Nepomuk,  jetziges  Haupt  der  Familie. 
Der  jetzige  Bestand  der  Familie  ist  folgender: 

JOHANN  Nepomuk  Ungnad  Graf  Weissenwolf  —  Sohn  des  Grafen 
Guidobald  —  geb.  11.  Mai  1779,  Herr  der  Herrschaften  Steyeregg, 
Spielberg,  Luftenberg,  Lusterfelden  und  Parz,  Oberst-Erbland-Hofmeister, 
k.  k.  Kämmerer  und  Oberst-Lieutenant  in  d.  A.,  Präses  des  vaterländi- 
schen Museums  in  Linz,  verm.  25.  Oct.  1815  mit  Sophie  Gräfin 
Vi  Breuner,  geb.  2.  Mai  1794,  gest.  23.  Apr.  1847.  —  Die  Schwester 
desselben,  Gräfin  Franziska  Xaveria,  ist  Wittwe  von  Alois  Fürsten 
v.  Kaunitz.  —  Von  dem  jüngsten  Bruder  des  Grafen  Johann  Nepomuk, 
dem  Grafen  Paul  Hippolyt,  geb.  13.  Aug.  1780,  gest.  24.  Sept.  1848, 
k.  k.  Kämmerer  und  Oberst -Lieutenant  in  d.  A. ,  leben  die  Wittwe, 
Therese  Gräfin  Sladnicka,  geb.  1790,  und  ein  Sohn:  Graf  Guidobald, 
geb.  17.  Dec.  1817.  Ausserdem  lebt  vom  ältesten  Bruder  des  Grafen 
Johann  Nepomuk,  vom  Grafen  Ferdinand,  eine  Tochter,  Gräfin  Anna, 
Wittwe  von  Valentin  Grafen  Esterhäzy.   — 


T.RAFKN  V.   WKLSKr.SHI-'.IMII. 


65' 


Grafen  v.  Welserslieimb. 

jßatholtfd).  Ocflerrcid). 

In  Steiermark,  Kärnten  und  lllyrien  reich  begütert. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  blauen  Mittelschild,  welcher 
mit  einer  königlichen  Krone  gekrönt  ist,  steht  auf  einer  goldenen  Krone  aufrecht 
ein  schwarzer,  mit  einer  silbernen  Lilie  belegter  deutscher  Hut,  welcher  mit  einer 
Krone  bedeckt  ist,  aus  der  eine  blaue  und  eine  silberne  Slraussc  nieder  aufsteigt. 
(Das  Stammwapperi  ist  der  Länge  nach  von  Silber  und  Holli  qucrgethcill  mit  einer 
Lilie  von  gewechselten  Tioctureo.)  1  und  4  in  Schwarz  ein  Torwärtsgekehrter, 
gekrönter  und  doppelt  geschweifter,  silberner  Löwe.  2  und  3  der  Länge  nach 
gelheilt ;  rechts  in  Blau  ein  der  Länge  nach  von  Roth  und  Silber  getheilter  Stein, 
links  in  Roth  zwei  schrägrechte,  goldene  Balken.  Ueber  der  Grafenkrone  erheben 
sich  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  wachsend  den  Löwen  des  1.  und 
4.  Feldes,  der  mittlere  den  Hut  des  Mittelschildes  und  der  linke  einen  die  Sachsen 
einwartskehrenden ,  geschlossenen,  rothen  Adlersflug,  welcher  mit  zwei  goldenen, 
schrägrechten  Balken  belegt  ist.  Die  Helmdecken  sind,  eben  nicht  heraldisch,  rechts 
roth  und  golden,  links  roth  und  silbern.  So  giebt  das  Wappenbuch  der  österr. 
Monarchie  (XIII,  3)  dieses  Wappen,  welches  abgebildet  selten  vorkommt.  —  Das 
Geneal.  Taschenbuch  der  gräll.  Häuser  (1S53,  SOI)  tingirl  den  Löwen  in  l  und  4 
golden,  spaltet  2  und  3  —  die  anders  angegebenen  Zahlen  sind  doch  nur  Druck- 
fehler —  von  Blau  und  Gold  (nicht  von  Gold  und  Blau)  und  setzt  rechts  in  Blau 
einen  weiss  und  rothen  Stein  (muss,  der  linken  Hälfte  des  Feldes  wegen,  einen 
roth  und  weissen  Stein  beissen),  und  giebt  in  der  linken  Feldeshälfte  in  Gold 
einen  rothen  Balken  an.  Der  Mittelschild  zeigt  in  Blau  einen  schwarzen  deutschen 
Hut  mit  einer  Königskrone  und  darunter  eine  goldene  Doppcllilie:  eine  Beschrei- 
bung, welche  nach  Obigem  verändert  werden  möchte.  —  Bei  Erhebung  in  dvu 
Grafenstand  ist  das  freiherrliche  Wappen  unverändert  beibehalten  worden. 

Die  Grafen  v.  Welsersheimb  stammen  aus  dem  bekannten  allen, 
turnier-  und  sliftsmässigen  schwäbischen  und  fränkischen  Adelsgeschlechle 
der  Welser  ab,  welches  schweizerischen  Ursprunges  war.  Philipp  Welser, 
oder  Waliser,  soll,  der  Sage  nach,  vom  Kaiser  Carl  dem  Grossen,  wegen 
treuer,  gegen  die  Longobarden  geleisteten  Kriegsdienste,  zum  Ritter 
geschlagen  worden  sein  und  eine  Lilie  zum  Wappen  erhallen  haben. 
Julius  Welser  wurde  vom  Kaiser  Otto  L,  nach  der  Schlacht  bei  Augs- 
burg, zum  Ritter  geschlagen,  und  starb,  96  Jahre  alt,  1003.  Der  Enkel 
II.  42 


658  GRAFEN  V.  WELSERSHEIMB. 

desselben,  Octavian,  gest.  1074,  war  früher  Kaiser  Conrads  II.  Rath 
und  begab  sich  später  (nach  Einigen  1078,  so  dass  das  Todesjahr 
abgeändert  werden  miisste)  nach  Augsburg  und  erhielt  die  Aufnahme 
unter  die  rathsfähigen  Geschlechter.  Die  Nachkommenschaft  desselben 
kam  zu  Augsburg  zu  grossem  Reichthum  und  hohem  Ansehen,  wurde 
dem  schwäbischen  und  fränkischen  Ritterstand  einverleibt,  theilte  sich  in 
viele  Linien,  welche  in  verschiedenen  Theilen  Deutschlands  blühten,  und 
der  Name  Welser  findet  sich  oft  in  den  Hochstiften  zu  Augsburg  und 
Regensburg,  so  wie  auch  im  Johanniterorden  vor.  Einige  Linien  des 
Geschlechts  erhielten  früh  den  Freiherrenstand,  und  Kaiser  Carl  V.  ver- 
lieh, wichtiger  Dienstleistungen  wegen,  der  Familie  besondere  Vorrechte. 
Bekannt  ist ,  dass  Philippine  Welser  —  die  Tochter  des  Franz  Welser 
aus  der  Ehe  mit  einer  Freiin  v.  Zinnenberg  (nach  Bucelini  Zinnendorf 
—  gest.  24.  April  1580,  im  Jahre  1550,  gleich  ausgezeichnet  durch 
Tugend,  wie  durch  Schönheit,  die  Gemahlin  Erzherzogs  Ferdinand  von 
Oesterreich- Tirol  wurde. 

Der  Stammherr  der  österreichischen  Linie  ist  Sebastian  Welser,  k 
Officier,  welcher  in  der  zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  als  Beför 
derer  des  kaiserlichen  Salzwesens  in  Ober- Oesterreich  und  Steiermar 
genannt  wird.  Der  Sohn  desselben,  Georg,  mit  Gülem  und  Eisenwerken  i 
Ober-Oesterreich  und  Steiermark  angesessen,  erhielt  vom  Kaiser  Matthia 
1.  Sept.  1616  eine  Anerkennung  und  Bestätigung  seines  altadeligcn  Stande 
und  Herkommens  und  vom  Kaiser  Ferdinand  IL,  von  einer  Besitzung  i 
Ober-Steiermark,  das  Prädicat:  v.  Gumptenstein.  Des  Letzteren  vier  Söhne 
Johann  Georg,  Johann  Adam,  Peter  Paul  und  Carl  Friedrich,  wurde 
vom  Kaiser  Ferdinand  III.  27.  Febr.  1651  in  den  reichs-,  so  wie  in  de 
erbländisch-österreichischen  Freiherrenstand  mit  dem  Prädicate  Welsers 
heimb  zu  Gumptenstein  erhoben.  Peter  Paul  blieb  1681  bei  der  Be 
lagerung  von  Ofen,  die  drei  anderen  Brüder  pflanzten  das  Geschlecht  for 
und  durch  die  Söhne  derselben  kam  der  Reichsgrafensland  in  die  Familie. 
Es  wurde  nämlich  vom  Kaiser  Carl  VI.  29.  Nov.  1719  der  Sohn  Johan 
Adams,  Sigmund  Friedrich  Freiherr  v.  Welsersheimb  zu  Gumplensteii 
auf  Frauenburg  und  Thurnau,  k.  Geh.  Rath,  mit  seinen  Vettern  Geor 
Friedrich  ,  Sohn  Johann  Georgs ,  und  Wtolf  Christoph  ,  Sohn  €ar 
Friedrichs,  in  den  Reichsgrafensland  mit  den  Titel:  Grafen  v.  Welsers 
heimb,  Freiherren  auf  Gumptenstein,  Herren  zu  Falkenburg,  Grünbichl 
Welsberg  und  Thunau,   erhoben. 

Die  jetzigen  Grafen  v.  Welsersheimb  stammen  in  gerader  Linie  vo 
Sigmund    Friedrich    ab    und    sind    Söhne    und    Enkel  des  Grafen  Joseph, 
gest.    12.  Mai   1811,    aus    der   Ehe    mit  Antonia  Gräfin  v.   Suardi,    geb. 
22.  Jan.   1770,  verm.   31.  Aug.   1788,  gest.   25.  Febr.    1841. 
Der  jetzige  Bestand  der  Familie  ist  folgender: 

LEOPOLD  Caspar  Vincenz  Welser  Graf  v.  Welsersheimb  un 
Gumptenstein  —  Sohn  des  Grafen  Joseph  —  geb.  5.  Jan.  1793,  Her 
und  Landmann  in  Steier  und  Kärnten,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Rath  un 
Seclionschef  im  Ministerium  des  Innern,  ehemaliger  Gouverneur  vo 
lllyrien,  verm.    17.  Juli   1815  mit  Antonia  Gräfin  z.  Szäpäry,  geb.  2.  Dec. 


i 


GRAFEN  V.  WEL8PER6.  G59 

179ß.  Die  drei  Söhne  desselben  sind  Graf  Vincknz,  geb.  2.  Nov.  1818, 
k.  k.  Kämmerer  und  Landgerichts -Assessor  zu  Klagenfurt,  Graf  Otto, 
geb.  4.  Oct.  1822,  k.  k.  Kämmerer  und  Hauptmann,  und  Graf  Zero, 
gel).  1.  Dec.  1835.  Von  den  sechs  Töchtern  ist  Gräfin  Clementine  mit 
Carl  Joseph  Grafen  v.  Küenburg  (s.  ßd.  I.  S.  494)  und  Gräfin  Antonia 
mit  Stephan  Freiherrn  v.  Hauer  vermählt,  Gräfin  Maria  aber  Wittwe  von 
Peter  Carl  v.   Goess  (s.   Bd.  I.  S.   274),  gest.   26.  Febr.    1852. 

Die  drei  Brüder  des  Grafen  Leopold  Caspar  Vinccnz  sind:  Graf 
Gottfried,  geb.  30.  Aug.  1795,  k.  k.  Kämmerer,  Gubcrnialralh  und 
vorm.  östcrr.  General -Consul  im  Kirchenstaate,  verm.  21.  April  1839 
mit  Seraphina  Freiin  Zois  v.  Edelstein,  aus  welcher  Ehe,  neben  einer 
Tochter,  ein  Sohn:  Rudolph,  geb.  1.  März  1842,  stammt,  —  Graf  Carl, 
geb.  23.  März  1798,  Domcapitularherr  zu  Olmiitz  —  und  Graf  Franz, 
geb.  16.  April  1800,  k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A.,  verm. 
13.  Aug.  1842  mit  Bertha  Freiin  v.  Hingenau,  geb.  13.  Aug.  1821. 
—  Von  den  vier  Schwestern  dieser  Grafen  ist  Gräfin  Antonia,  vermählte 
Gräfin  v.  Aichelberg,  Bd.  I.  S.  12,  und  Gräfin  Maria  Josephe,  vermählte 
Gräfin  v.  Brandis,  Bd.  I.  S.  114  erwähnt  worden.  Gräfin  Anna  ist  mit 
Anton  Freiherrn   v.  Lago  vermählt. 


Grafen  v.  Welsperg  zu  Raitenan  u.  Primör. 

$atl)0lifd).  ©efUrretd). 

In  Oesterreich  ob  der  Ens,  Tirol,  Steiermark  und  Kärnten  reich  begütert. 


Wappen:    quadrirter   Schild   mit    Mittelschild  und  zwischen  Feld  3  und  4 

eingepfropfter  Spitze.    Mittclschild  von  Silber  und  Schwarz  qiodrirt  (Sta iwappen). 

1  und  4  in  Schwarz  auf  grünem  Boden  ein  einwärtsgekehrter,  doppell  geschweifter, 
goldener  Löwe  (Michaelsburg);  2  und  3  in  Roth  ein  silberner,  in  Form  eines  ver- 
längerten W  eckig  gezogener  Querbalken  (Villanders  und  Pardell).  In  der  silbernea 
Spitze  eine  schwebende,  schwarze  Kugel  (Grafen  v.  Raitenau).  Ueber  der  Grafen- 
krone erheben  sich  vier  Helme,   von    welchen    die    drei    ersten  gekrönt  sind.     Auf 

42* 


660  GRAFEN  V.  WELSPERG. 

dem  rechten  Helme  steht  vor  einem  geschlossenen,  die  Sachsen  einwärtskehrenden, 
schwarzen  Adlersfluge  der  Löwe  des  1.  und  4.  Feldes  auf  dem  grünen  Boden 
(michaelsburgscber  Helm);  der  zweite  tragt  zwei  von  Silber  und  Schwarz  mit  ge- 
wechselten Tincturen  quergetheille  Elephantenriisscl  tHelm  des  Stammwappens); 
der  dritte  einen  hohen,  rothen,  mit  dem  silbernen,  eckigen  Querhaiken  des  2.  und 
3.  Feldes  belegten  und  geklönten  Spitzhut,  welcher  an  jeder  Seite  mit  drei  Straussen- 
federn,  silbern,  roth,  silbern,  besteckt  ist  und  dessen  Krone  drei  Straussenfedern, 
roth ,  silbern,  roth,  trägt  (villanderscher  Helm);  auf  dem  linken  Helme  steht  auf 
einem  von  Schwarz  und  Silber  geschachten  Kissen  mit  silbernen  Quasten  eine 
grosse  schwarze  Kugel,  welche  mit  fünf  Straussenfedern,  wechselnd  silbern  und 
schwarz,  besteckt  ist  (raitenauscher  Helm).  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind 
golden  und  schwarz,  die  des  zweiten  schwarz  und  silbern,  die  des  dritten  roth  und 
silbern,  und  die  des  linken  schwarz  und  silbern.  —  Die  Spitze  mit  der  Kugel  und 
der  linke  Helm  (das  Wappen  der  Grafen  v.  Raitenau,  welche  1(571  erloschen) 
wurden  mit  Genehmigung  des  Kaisers  Maximilian  II.  schon  1571  —  eine  Angabe, 
für  welche  die  Redaction  Kaiser  Leopold  I.  1671  setzen  möchte  —  dem  freiherrl. 
Wappen  zugesetzt,  welches  vorher  aus  dem  quadrirten  Schild  mit  drei  Helmen  be- 
stand. Der  Löwe  im  1.  und  4.  Felde  steht  oft  auf  drei  schroffen  Felsen,  und  zwar 
sehr  leicht  richtiger  als  auf  Rasen.  Im  Wappenbuche  der  durchlauchtigen  Welt 
(IV,  445)  sind  weder  Felsen  noch  Rasen  zu  sehen.  Das  Wappen  des  Adelsge- 
schlechtes ergab  einen  quadrirten  Schild  :  1  und  4  waren  von  Silber  und  Schwarz 
geviertet,  2  und  3  zeigte  in  Roth  einen  spitzgezogenen,  silbernen  Balken,  welcher 
in  Form  eines  lateinischen  doppelten  V  oben  eine  ganze  und  zwei  halbe,  unten 
aber  zwei  ganze  Spilzen  halte:  eine  Form,  welche  ebenfalls  richtiger  sein  könnte, 
als  die  neuerlich  gewöhnlich  angenommene.  Nach  dem  Wappenbuche  der  durch- 
lauchtigen Welt  scheint  der  Balken  viermal  der  Länge  nach  von  Grün  und  Silber 
getheilt. 

Die  Grafen  v.  Welsperg  zu  Raitenau  und  Primör  stammen,  wie  die 
Familie  selbst  annimmt,  aus  Elrurien  oder  Toscana.  Die  Vorältern 
wurden  vertrieben,  suchten  in  den  Schluchten  der  rhätischen  Alpen  eine 
Zuflucht  und  bauten  unweit  Chur  am  Rhein  das  Schloss  Faganio,  deutsch: 
Welsperg,  dessen  wenige  Ruinen  noch  jetzt  diesen  Namen  führen.  Das 
Schloss  wurde  bald  ein  Raub  des  unterwühlenden  Rheins,  und  so  be- 
gaben sich  denn  die  Besitzer  1060  nach  Tirol  und  Friaul.  Ruprecht  v. 
Welsperg,  gest.  1188  in  Wilkau  bei  Insbruck,  wurde  1152  von  Albrecht 
Grafen  zu  Görz  mit  dem  Grund  und  Boden  belehnt,  auf  welchem  noch 
jetzt  Schloss  und  Dorf  Welsperg  bei  Brunecken  im  Pusterthale  stehen. 
Heinrich  und  Otto,  Gebrüder,  Nicolaus  und  Hans  v.  Welsperg  kommen 
1269  urkundlich  vor;  Hans  wurde  1318  vom  Grafen  v.  Görz  mit  dem 
Oberhause  zu  Welsperg  belehnt;  Nicolaus  wurde  nebst  seinen  Brüdern 
1321  vom  Grafen  v.  Görz  und  Tirol  mit  neuen  Lehen  belehnt,  und 
Nicolaus  machte   1322  zu   Brixen  eine  grosse  Stiftung. 

Sigmund  Johann,  später  des  Kaisers  Ferdinand  I.  Geh.  Ralh  und 
Kämmerer,  wurde  vom  Kaiser  Carl  V.  3.  Juli  1539  in  den  erbländisch- 
österreichischen  Freiherrenstand  mit  dem  Titel:  zu  Primör  und  Langen- 
stein und  dem  michaelburgschen  Wappen  gesetzt,  und  die  Söhne  desselben, 
Jacob  Hannibal  und  Sigmund  Wolf,  erhielten  vom  Kaiser  Maximilian  11. 
9.  Juni  1567  den  Reichsfreiherrenstand.  1571  kam  das  Erb-Land- 
Küchen-  und  Stabelmeisteramt  in  Tirol,  welches  16.  März  1816  neu 
bestätigt  worden  ist,  in  die  Familie;  die  Erb-Marschallwürde  im  Hoch- 
stifte Brixen  wurde  dem  Geschlechte  1625  verliehen,  den  erbländisch- 
österreichischen    Grafenstand    erhielt   vom    Kaiser   Leopold    I.    15.    April 


GRAFEN  V.  WKL&PERG.  6G1 

1693  für  die  gesammte  Familie  Guidohald,  Herr  in  Rosegg  und  Langen- 
stein, k.  k.  w.  Geh.  Rath  und  Landvoigt  der  Grafschaft  Neuenbürg,  und 
die  Aufnahme  in  die  steiersche  Landmannschaft  erfolgte  28.  Febr.  1791. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  der  Familie  ergiebt  sich  aus 
nachstehenden  Angaben:  Caspar,  Georgs  Sohn,  welcher  1401  Schloss 
und  Herrschaft  Prirniero,  Primör,  in  Welschtirol  an  der  Valltugana  kaufte, 
war  mit  Ursula  v.  Villanders  vermählt,  und  aus  dieser  Ehe  stammten 
zwei  Söhne,  Johann  III.  und  Balthasar,  welche  zuerst  das  Geschlecht 
in  eine  ältere  und  jüngere  Linie  theilten.  Die  ältere  erlosch  im 
6.  Gliede  vom  Stifter  mit  dem  Freiherrn  Paris  Ferdinand,  die  jüngere 
wurde  dauernd  fortgepflanzt.  Balthasar,  gest.  1501,  Marschall  zu 
Brixen,  war  mit  Dorothea  v.  Wolkenslein  vermählt,  und  aus  dieser  Ehe 
entspross  Christoph  zu  Primör,  gest.  1508,  verm.  mit  Veronica  v.  Neydeck 
zu  Anger.  Der  Sohn  des  Letzteren,  Sigmund  Johann  (I.),  vermählte  sich 
in  erster  Ehe  mit  Margaretha  Gräfin  v.  Lupfen,  und  aus  dieser  Ehe  ent- 
spross Christoph  (I.),  verm.  mit  Eva  Luzia  v.  Firmian,  dessen  Sohn, 
Sigmund  Johann  (IL,  s.  oben),  den  Freiherrensland  erlangte.  Aus  der 
Ehe  desselben  mit  Clara  Gräfin  v.  Hohenems  entsprossen  zwei  Söhne, 
Jacor  Hannibal  und  Sigmund  Wolf,  welche  zwei  neue  Speciallinien  der 
jüngeren  Hauptlinie  stifteten.  Die  von  Jacob  Hannibal  gegründete  ältere 
Speciallinie  zu  Primör,  welche  mit  der  jüngeren  Speciallinie  den  Reichs- 
freiherren-, so  wie  den  Grafensland  erhallen  hatte,  erlosch  1740  mit 
des  Stifters  Enkel,  dem  Grafen  Johann  Nepomuk  Maria.  Die  jüngere 
von  Sigmund  Wolf  ausgegangene  Speciallinie  zu  Langen  stein  oder 
Raitenau  wurde  dauernd  fortgepflanzt,  und  die  jetzigen  Glieder  der 
Familie  stammen  von  Sigmund  Wolfs  Enkel,  dem  Grafen  Philipp  Nerius, 
geb.  2.  Aug.  1735,  gest.  1.  Aug.  1806,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Ralb 
und  Gouverneur  von  Inner-Oesterreich,  verm.  1776  mit  Dominica  Gräfin 
v.  Thurn-Valsassina,  geb.  28.  Mai  1753,  gest.  9.  Febr.  1818. 
Von  den  jetzigen  Gliedern   der  Familie  sind  hier  anzuführen: 

Graf  CARL  Joseph  Anton,  geb.  I.  März  1779,  Graf  zu  Welsperg- 
Raitenau  und  Primör,  k.  k.  Kämmerer,  w.  Geh.  Rath,  pens.  Gubernial- 
Vicepräsident,  Oberst-Erb-Land-Stabel-  und  Küchenmeister  der  gefürsteten 
Grafschaft  Tirol,  Chef  der  Familie,  verm.  in  erster  Ehe,  19.  Mai  1807, 
mit  Henriette  Freiin  v.  Türckheim,  gest.  4.  März  1840,  und  in  zweiter, 
1841,  mit  Maria  Anna  Gräfin  v.  Thurn-Valsassina,  verw.  Gräfin  v.  Stainach, 
geb.  27.  Jan.  1804.  —  Aus  der  ersten  Ehe  stammen,  neben  zwei 
Töchtern,  drei  Söhne:  Graf  Eugen,  geb.  1808,  k.  k.  Rittmeister  in  d.  A., 
verm.  10.  Sept.  1849  mit  Elisabeth  Gräfin  v.  Spaur  (Schwester  der 
Grafen  Johann  und  Carl,  Linie  von  Altmetz,  Fay  und  Zambana,  s.  S.  486), 
geb.  24.  Juni  1821;  Graf  Richard,  geb.  1813,  k.  k.  Major  im  Genie- 
corps und  Befestigungs-Baudireclor  zu  Leitnieritz,  und  Graf  Wolf  Dietrich, 
geb.    1820,   k.   k.   Hauptmann  bei  dem   Genie-Stabe. 


662 


GRAFEN  V.   WERTUERN-BEICHLINGEN. 


Grafen  v.  Werthern-Beiclilingen. 

Cöcmßdtfd).  $)reufjen  unfr  törofjheqogthum  Öadjfcn^eimar. 

Besitz:  die  Grafschaft  Beiclilingen  und  die  Herrschaft  Frohndorf. 


Wappen:  Schild  zweimal  der  Länge  nach  und  einmal  quergetheilt,  6feldrig, 
mit  Schildesfuss  und  Mittelschild.  Mittelschild  quadrirt;  l  und  4  in  Gold  ein  rechtsge- 
kehrter, gekrönter,  doppelt  geschweifter,  rother  Löwe  (altes  Wappen  der  Grafschaft 
Werthern  vom  Kaiser  Carl  dem  Grossen  verliehen).  2  und  3  in  Schwarz  ein  schräg- 
rechtsgelegter,  goldener  Stab,  neben  welchem  an  der  linken  Seite  zwei  goldene  Blätter 
an  dergleichen  Stielen  stehen,  während  an  der  rechten  nur  ein  goldenes  Blatt  mit 
seinem  Stiele  erscheint  (nach  dem  Diplome  vom  Kaiser  Heinrich  IV.  v.  Jahre  1086 
das  Erb-Kammer-Thürhüter-Amt  des  Heil.  Rom.  Reichs).  Feld  1  in  Silber  drei 
rothe  Querbalken  (Beiclilingen).  2  in  Gold  ein  schwarzer  Adler  mit  zwei  Köpfen, 
über  welchem  eine  Kaiserkrone  schwebt,  und  auf  der  Brust  des  Adlers  ein  kleiner, 
rother  Schild  mit  einem  silbernen  Querbalken ;  3  in  Gold  ein  rechtsgekehrter,  doch 
vorwärtsschender,  gekrönter  und  doppelt  geschweifter,  blauer  Leopard  (Rabeswald); 
4  in  Blau  ein  rechtsgekehrter,  gekrönter,  silberner  Strauss,  welcher  in  der  erho- 
benen, rechten  Klaue  drei  silberne,  sich  kreuzende  Pfeile  hält  (Frohndorf);  5  in 
Roth  ein  rechtsgekehrter,  silberner  Elephant,  welcher  auf  dem  Halse  einen  Mohren 
und  auf  dem  Rücken *«inen  goldenen  Thürm  trägt  (Brücken),  und  6  ein  rolh  und 
silbernes  Schach  in  fünf  Reihen,  jede  zu  fünf  Feldern,  und  vor  demselben  ein 
einwärtssehender,  gekrönter,  goldener  Adler  (Wiehe).  Der  Schildesfuss  ist  roth, 
ohne  Bild.  Auf  dem  Schilde  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm  trägt 
eine  silberne,  mit  drei  rothen  Querstreifen  bezeichnete  Säule,  welche  gekrönt  ist 
und  auf  welcher  ein  dreifacher  Pfauenwedel  steht  (beichlingenscher  Heiin);  der 
mittlere  einen  wachsenden,  vorwärtssehenden,  silbernen  Bär  mit  goldenem  Hals- 
bande (werthernscher  Helm),  welcher  eine  goldene  Krone,  besteckt  mit  drei  Straussen- 
federn,  roth,  golden,  schwarz,  trägt  (Krone  und  Straussenfedern  wegen  des  Erb- 
Kammer-Thürhüter-Amtes),  und  der  linke  den  wachsenden  Leoparden  des  3.  Feldes, 
dessen  Krone  mit  einem  dreifachen  Pfauenschweife  besteckt  ist  (rabeswaldscher 
Helm).  Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  roth  und  silbern,  die  des  mittleren 
roth,  golden  und  schwarz,  und  die  des  linken  blau  und  golden.  Den  Schild  halten 
zwei  auswärtssehende,  goldene  Löwen,  welche  die  Brust  mit  einem  Schilde  gedeckt 
haben,  und  in  der  rechten  Vorderpranke  ein  Schwert  empor  halten.  —  Die  etwaigen, 
meist  unbedeutenden  Abweichungen,  welche  in  Bezug  auf  dieses  Wappen  vorkommen, 
sind  wohl  unrichtig.  —    Bei  Erhebung  in  den  preussischen  Grafenstand  wurde  das 


<;hwkn  v.  \vKinnntN-nKi<;nLF.\<;i  v  603 

frühere  reichsgräflicbe  Wappen  beibehalten.  —  Das  Wappen  der  Freiherren  f.  Wer 
t li  1*111  beschreibl  \.  Meding  (I.  663)  wie  rolgt:  Schild  von  sechs  Feldern  in  iwei 
Reihen  mit  Mittelschild.  Im  rothen  Mittelschilde  iwei  ins  Andreaskreui  gelegte 
Schlüssel,  deren  Hinge  unterwärts,  die  Kamme  auswärts  gelegt  sind.  1  des  Haupt- 
•eaildea  in  Silber  drei  rothe  Querbalken ;  2  mGoMeia  schwarzer,  doppelter  Adler; 
3  in  Silber  ein  einlacher,  blauer  Adler;  1  in  Gold  ein  Strauee,  welcher  in  der 
rechten  Klane  einen  Pfeil  schräg  aufwärts  hält;  5  der  geriefte  adelig  v.  werthern- 
selie  Schild  (Mittelschild  des  gräflichen  Wappens),  und  (J  in  Gold  ein  Klephant  mit 
Thurm  und  Führer.  Den  Schild  deckt  eine  Tperlige  Krone.  Wie  beschrieben, 
ergeben  Lackabdrücke  ton  älteren  Petschaften  dieses  Wappen.  Die  von  neueren 
Petschaften    zeigen    nur    einfach   Feld   ">  des    beschriebenen  freihen liehen   Wappens. 

Uralles  und  sehr  berühmtes  thüringisches  Herrengeschlecht,  weichet 

sich  weit  ausgebreitet  und  sich  vielfach ,  namentlich  in  sächsischen 
Staatsdiensten,  ausgezeichnet  hat.  Nach  Peter  Alhins  bekannter  ,, Historie 
der  Grafen  und  Herren  v.  Werthern"  wurde  Odoüald  ,  eines  thüringi- 
schen Helden  Illibrand  Sohn,  welchen  Kaiser  Carl  der  Grosse  802, 
wegen  seiner  erwiesenen  trefflichen  Kriegsdienste,  mit  dem  unweit  des 
Harzes ,  wie  Einige  angehen ,  gegen  Nordhausen  zu,  gelegenen  Schlosse 
und  Herrschaft  Werlhern  beschenkte,  zum  Herrn  v.  Werthern  erklärt, 
eine  Angabe,  welche  sich  auch  in  v.  Falkensleins  thüring.  Chronik 
(II.  834)  findet.  Odohalds  Sohn,  aus  der  Ehe  mit  Judilha  Gräfin 
v.  Kaefernburg  (Kefernhurg)  war  Carl,  welcher  864  im  Kampfe  gegen 
die  Wenden  fiel.  Von  dem  Enkel  des  Letzteren,  Jodocus,  welcher  sich 
968  unter  den  Genossen  des  Turniers  zu  Magdeburg  findet,  stammte 
Jodocus  (II.)  i  welcher  1019  zu  Trier  turnierte  und  als  Oberster  des 
Kaisers  Olto  II.  983  in  einer  Schlacht  mit  den  Saraccncn  blieb.  Der 
Enkel  desselben,  Hugo,  fiel  1055,  gegen  die  Wenden  kämpfend.  — 
Mit  diesem  Hugo  soll,  nach  einigen  Slaininregislern,  das  Geschlecht  er- 
loschen sein  und  Kaiser  Heinrich  IV.  soll  die  Herrschaft  VVerthern ,  als 
Reichslehn,  dem  jüngsten  Sohne  des  Grafen  Ludwig  in  Thüringen, 
Hermann,  welcher  mit  dem  Beinamen  der  ,, Wachsame"  vorkommt, 
wegen  treu  geleisteter  Dienste  überlassen  und  denselben  1080  mit  dem, 
später  allen  drei  Hauptlinien  als  geineinschaltliches  Seniorats- Vorrecht 
zukommenden  Erb- Kämmerer -Thürhüler- Amte  des  IL  IL  IL  beliehen 
haben.  Doch  führt  Albin  diesen  Hermann  als  Sohn  des  erwähnten 
Hugo  aus  des  Ehe  mit  Mechthildis  Grälin  v.  Ärmstem  auf.  Gewiss  ist 
nur,  dass  Hkrmann  der  erste  genauer  bekannte  Ahnherr  aller  jetzigen 
Glieder  der  Familie  ist.  Dieselbe  breitete  sich  sehr  früh  in  verschiedene 
Linien  aus,  welche  sich  in  Friedrich  ,  gest.  139G,  wieder  vereinigten. 
Der  Letztere  ist  der  nähere  Ahnherr  aller  späteren  und  jetzigen  Glieder 
des  Geschlechts.  Nach  zwei  seiner  Söhne,  Johann,  Herrn  in  Werlhern, 
gest.  1437,  und  Thilo,  Herrn  in  Hallenhausen,  gest.  1435,  verbreitete 
sich  dasselbe  wieder  in  zwei  Linien:  in  der  Johann  scheu  und  in 
der  Thilo  sc  hen  Linie.  Die  Thilosche  Linie  erlosch  6.  Nov.  17  10 
mit  dem  Freiherr»  Johann  Heinrich,  die  J  oh  an  lisch  e  aber  blüht  noch 
jetzt  und  hat  sich  durch  drei  Söhne  Johanns,  Gkoho,  Georg  Thilo  und 
Johann  Heinrich  in  drei  Hauptlinien  geschieden:  in  die  Georgschc 
oder  beichlingensche,  die  Georg-Thilosch  e  oder  brücken- 
sche    und     in    die    J  o  bann -II  e  in  ric  h  sc  he    oder    wie  besehe.    — 


664  GRAFEN  V.  WERTHEKIS-ßElCHLLNGEN. 

Die  Georgsche  oder  beichlingensche  Hauptlinie  breitete  sich  in 
zwei  Linien  aus,  in  der  Linie  zu  Frohndorf  und  zu  Beichlingen 
mit  Gross-Neuhausen.  Die  erstere  stiftete  der  ältere  Sohn  Georgs, 
Johannes,  gest.  1603,  die  letzlere  umfasste  die  Nachkommenschaft  des 
jüngeren  Sohnes  Georgs,  Friedrich,  gest.  1636.  Dieselbe  ist  mit  des 
Stifters  Urenkel,  dem  Grafen  Jacob  Friedemann  1806  im  Mannsstamme 
erloschen.  Nur  diese  Hauptlinie  gehört  in  dieses  Werk,  denn  in  die 
zweite  Speciallinie  derselben  kam  (s.  unten)  der  Reichsgrafenstand  und 
in  die  erste  neuerlich  der  preuss.  Grafensland.  Die  beiden  anderen  Haupt- 
linien führen  den  Freiherrentitel.  Die  Georg  -  Thilos  che  schied 
sich  durch  zwei  Söhne  des  Stifters,  gest.  1663,  in  zwei  Aeste: 
Christoph  Werner  gründete  den  ersten,  oder  Hauptast,  und  Carl 
Heinrich,  gest.  1726,  den  zweiten,  oder  Nebenast.  Die  Johann- 
Heinrichsche  oder  wiehesche  Hauptlinie  theilte  sich  durch  drei 
Söhne  Johann  Heinrichs,  gest.  1658,  in  drei  Aeste,  den  von  Georg 
Adam  entsprossenen,  1767  mit  dem  Grafen  Georg  Wilhelm  erloschenen 
Ast  zu  Bachera;  den  Ast:  Unterhaus  Wie  he,  gestiftet  von  Adam 
Ludwig,  gest.  16S9,  im  iMannsstamme  ausgestorben  18.  Jan.  1803  mit 
Hans  Adolph  Erdmann,  und  den  Ast:  Oberhaus  Wie  he,  gegründet 
von  Wolfgang  Adolph,  gest.  1701.  Der  letztere  Ast  hatte  sich  durch 
zwei  Enkel  Wolfgang  Adolphs,  Adolph  Georg  und  Ernst  Friedrich,  in 
einen  ersten,  neuerlich  wohl  erloschenen,  und  einen  zweiten,  mit  Johann 
Friedemann   2.  Jan.    1798  ausgegangenen  Zweig  geschieden. 

Der  Reichsfreiherrensland  kam,  nach  den  gewöhnlichen  Angaben, 
vom  Kaiser  Carl  V.  1520  in  die  Familie,  und  eine  Erneuerung  desselben 
erfolgte  3.  Dec.  1711  im  kursächs.  Reichsvicariate.  Nach  anderen  An- 
gaben soll  schon  gegen  Ende  des  15.  Jahrhunderts  Hans  v.  Werthern, 
thüringischer  Landesverweser  (Johann,  der  Gerechte),  vom  Kaiser  Maxi- 
milian I.  den  Reichsfreiherrenstand  erhalten,  den  1509  angebotenen  Gra- 
fenstand aber  nicht  angenommen  haben.  Eben  so  soll  Freiherr  Philipp, 
mit  dem  Beinamen  der  Kluge,  den  von  den  Kaisern  Maximilian  II.  und 
Rudolph  II.  in  Aussicht  gestellten  Grafenstand  sich  verbeten  haben. 
Der  Reichsgrafenstand  ist  durch  drei  Ernennungen  in  die  Familie  ge- 
kommen. Zuerst  erhielt  denselben  Georg  I.  aus  der  beichlingenschen 
Linie  der  Georgschen  Hauptlinie,  k.  poln.  und  kurs.  Geh.  Ralh,  später 
Cabinets-Minister  etc.,  12.  Aug.  1702  vom  Kaiser  Leopold  I.:  eine  Er- 
höhung, welche  in  Preussen  5.  März  1703  anerkannt  wurde;  dann 
wurde  Georg  Wilhelm  aus  der  bacheraschen  Linie  der  Johann-Heinrichs 
Hauptlinie,  k.  poln.  und  kursächs.  Kammerherr,  später  kurtrierscher 
Geh.  Rath  und  Ober -Kämmerer  etc.,  vom  Kaiser  Joseph  I.  20.  Febr. 
1706  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben,  und  später,  17.  Jan.  1708, 
wurde  diese  Standeserhöhung  auch  dem  kurs.  Kammerherrn  Friedemann, 
dem  Halbbruder  des  Grafen  Georg  L,  zu  Theil.  Von  allen  drei  in  den 
Reichsgrafenstand  Erhobenen  linden  sich  (s.  oben)  keine  Nachkommen 
mehr  vor.  —  Der  preussische  Grafenstand,  nach  dem  Rechte  der  Erst- 
geburt mit  der  Benennung  Grafen  v.  Werthern -Beichlingen,  kam  vom 
Könige    Friedrich   Wilhelm  IV.    15.  Oct.    1840    in    die    Georgsche    oder 


GUTEN   V.   WKJtTHKItN-NKICHUNGKN.  665 

beichlingensche  Haupllinic,  und  zwar  in  der  Person  des  Freiherrn  Hans 
Carl  Otlobald,  grosshers. -sachs.  -vveimar.  Ober-Kammerherrn,  k.  preuss. 
Kannnerlierrn   etc. 

Nach  vorstellenden  Angaben  gehört  von  den  Ahnentafeln  der  Grafen, 
Freiherren  und  Herren  v.  Werthern,  so  wie  denen  der  beichlmgeuschen 
Haupllinie  nur  die  folgende  hierher:  Christoph  Ludwig  —  Sohn  Johanns 
aus  der  Ehe  mit  Maria  Christine  v.  Hessler  —  Freiherr,  geb.  30.  Jan. 
1664,  gest.  10.  Juli  1706,  Herr  auf  Frohndorf,  dann  auf  Gulmanns- 
hausen,  k.  k.  Oberst  der  Cavallerie;  erste  Gemahlin:  Anna  Eleonore 
v.  Götz  aus  Schlesien.  —  Johann  Georg,  geb.  1.  Apr.  1699,  gest. 
9.  Oct.  1739,  Freiherr  auf  Frohndorf,  Cölleda  und  Gulmannshauseii, 
k.  Hauptmann;  Gemahlin:  Johanna  Friederike  v.  Kautsch  aus  dem  Hause 
Dobritz,  geb.  1703,  gest.  12.  Juni  1766.  —  Christian  Ferdinand  Georg, 
geb.  9.  Juni  1738,  gest.  7.  Aug.  1800,  Herr  auf  Frohndorf  etc.,  herz.- 
sachs.-weimar.  Ober-Kammerherr,  Senior  der  Georgschen  Haupllinie  und 
des  H.  R.  Reichs  Erb- Kammer- Thiirhüler,  welches  Erbamt  derselbe 
1790  und  1792  bei  den  Kaiserkrönungen  verwaltete;  zweite  Gemahlin: 
Juliane  Luise  Cäcilie  Freiin  v.  Ziegesar,  geh.  19.  Sept.  1773,  verm. 
14.  Jan.  1789,  f.  —  Hans  Carl  Ottorald,  Graf. 
Der  jetzige  Graf  v.  Werthern-ßeichlingen  ist; 

Hans  Carl  OTTOBALD,  Graf  und  Herr  v.  Werlhern-Beichlingen  — 
Sohn  des  Freiherrn  Christian  Ferdinand  Georg  —  geb.  13.  Oct.  1794, 
grossherz. -sachs. -weimar.  Ober-Kammerherr  und  w.  Geh.  Rath,  k.  preuss. 
Kammerherr  und  Domherr  des  Hochslifts  Naumburg,  verm.  23.  Febr. 
1816  mit  Luise  Amalie  Freiin  v.  Rotberg,  geb.  22.  Dec.  1794.  Die 
zwei  Söhne  desselben  sind:  Georg,  Freiherr  und  Herr  v.  Werthern, 
geb.  20.  Nov.  1816,  k.  preuss.  Kammerherr  und  Legalions-Secrelair  in 
Wien,  und  Thilo,  Freiherr  und  Herr  v.  Werlhern,  geb.  19.  März  1818, 
k.  preuss.  Premier  -Lieutenant  im  zweiten  Garde  -Landwehr -Cavallene- 
Regiment.  —  Die  Schwester  des  Grafen  Hans  Carl  Ollobald,  Luise  Clara, 
verm.  sich  mit  Hans  Heinrich  v.  Könneritz,  w.  Geh.  Rath,  Ober- Hof- 
meister und  Ober-Kammerherrn  Sr.  Maj.  des  Königs  von  Sachsen,  a.  o. 
Gesandten  und  bevolhn.  Minister  elc. 


6150 


GRAFEN  V.  WESTARP. 


Grafen  v.  Westarp. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild,  heide  Schilde  mit  goldener 
Einfassung.  Im  goldenen  Mittelschild  auf  grünem  Hügel  ein  grüner  Weinstock  mit 
sechs  Trauhcn,  drei  auf  jeder  Seite.  I  und  4  in  Silber  der  preussische  gekrönte 
und  auf  den  Flügeln  mit  goldenen  Kleestengeln  belegte,  schwarze  Adler,  ohne 
Scepter  und  Reichsapfel;  2  und  3  in  Blau  ein  einwärtsgekehrter,  silberner  Löwe, 
welcher  im  2.  Felde  in  der  rechten,  im  3.  in  der  linken  Vorderpranke  ein  gegen 
sich  gerichtetes  Schwert  hält.  Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter 
Helm,  auf  weichein  zwischen  einem  offenen,  mit  goldenen  Kleestengeln  belegten, 
schwarzen  Adlersfluge  ein  grüner  Weinstock,  rechts  mit  drei  Blättern  und  zwei 
Trauben ,.  links  mit  zwei  Trauben  und  zwei  Blättern  steht.  Die  Helmdecken  sind 
rechts  roth  und  golden,  links  blau  und  silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  vor- 
wärtssehende Bitter,  welche  mit  der  freien  Hand  eine  Turnierlanze  auf  den  Boden 
stemmen.  Der  Helm  ist  mit  vier  Straussenfedern  besteckt,  von  welchen  die  äusseren 
schwarz,  die  übrigen  silbern  sind. 

Die  Grafen  v.  Weslarp  stammen  von  einem  Gliede  der  im  Manns- 
stamme IS  12  erloschenen  fürstlichen  Nebenlinie:  Anhalt- Bernburg- 
Schaumburg- Hoym  des  herzoglichen  Hauses  Anhalt- Bernburg.  Prinz 
Friedrich  Franz  Joseph  zu  Anhalt -ßernburg- Schaumburg -Hoym  — 
Sohn  des  Prinzen  Franz  Adolph,  vollbürligen  Bruders  des  Fürsten 
Carl  Ludwig  (dessen  Sohn,  Fürst  Victor  Carl  Friedrich,  den  Manns- 
stamm  schloss)  —  geb.  1.  Mai  1769,  gest.  19.  Nov.  1807,  k.  preuss. 
Oberst-Lieutenant  und  Brigadier  der  3.  Husaren-Brigade,  vermählte  sich 
22.  Juni  1790  mit  Caroline  Amalie  Weslarp,  des  k.  preuss.  Oberamts- 
Regierungs- Halbes  Westarp  zu  Brieg  Tochter,  geb.  24.  Aug.  1773, 
gest.  28.  Juli  1818  und  aus  dieser  Ehe  entsprossen  zwei  Söhne: 
Ludwig  Friedrich  Victor  und  Carl  Victor  Adolph.  Die  Agnaten  des 
Hauses  Anhall-Bernburg-Schaumburg-Hoym  nolhigten  1796  den  Prinzen 
Friedrich  Franz  Joseph  zu  einem  Vergleich,  in  Folge  dessen  derselbe 
seine  Ehe  für  eine  unebenbürlige  erklärte  und  für  seine  Kinder  auf 
fürstlichen  Rang  und  Nachfolge  verzichtete  und  zwar  auf  Grund  eines 
Testaments  des  in  Schaumburg  und  Holzapfel  regierenden  Fürsten  Victor 


GBAFEN  V.  Ul --.STARI».  C)()7 

Amaileus  Adolph  vom  27.  August  1752,  welches  $.  20  hcslimmle,  den, 
wenn  die  Prinzen  des  Hauses  nicht  wenigstens  Gräfinnen  zu  Gemahlinnen 
erwählten,  dieselben  ihrer  Erbschafts  -  Portion  bis  auf  den  PflichllheiJ 
verlustig  gehen  sollten.  Dieses  Testament  wurde  vom  Kaiser  Franz  I. 
1753  als  Hausgesetz  anerkannt,  doch  mit  ausdrücklicher  Ausnahme  des 
$.  20,  als  „weshalb  Se.  kais.  Maj.,  begehenden  Falls,  sich  die  Cogni- 
tion Allerhöchst  allein  vorbehalten."  Diese  Cognition  erfolgte  so  wenig, 
wie  die  kaiserliche  Bestätigung  des  Vergleichs  von  1796.  König  Friedrich 
Wilhelm  III.  von  Preussen  erhöh  1798  die  vermählte  Prinzessin  zu 
Anhalt-  Bernburg  -  Schaumburg  -Hoym  zur  geborenen  Gräfin  v.  Westarp, 
wodurch,  wie  man  hoffte,  die  Rechte  der  Kinder  dieser  Ehe  festgestellt 
waren.  Doch  wurden  nach  dem  Tode  des  Prinzen  Friedrich  Franz 
Joseph  die  unmündigen  Söhne  desselben  durch  die  Prinzen  des  Hauses 
Anhalt-Bernburg-Schaumburg-Hoym,  auf  Grund  des  früheren  Vergleichs, 
gezwungen,  Stand,  Namen  und  Wappen  des  Vaters  abzulegen,  worauf 
dieselben  durch  Diplom  vom  Könige  Friedrich  Wilhelm  III.  von  Preussen 
vom  18.  Apr.  1811  für  sich  und  ihre  Nachkommen  Grafen  und  Grä- 
finnen v.  Weslarp  genannt  wurden. 

Ludwig  Friedrich  Victor  Graf  v.  Weslarp,  geh.  17.  Mai  1791, 
gest.   7.  Apr.    1850,  k.  preuss.  Brigadier  der  Cavallerie,  vermählte  sich 

13.  Febr.  1822  mit  Franziska  v.  Lavergne-Peguilhen,  geb.  2.  Febr. 
1797,  jetzt  VVitlwe,  und  Carl  Victor  Adolph  Graf  v.  WTestarp,  geb.  6.  Apr. 
1796,  gest.  4.  Mai  1850,  k.  preuss.  Oberst-Lieutenant  und  Begiments- 
Commandeur,  mit  Anloinetle  Pauline  Freiin  v.  Müflling,  sonst  Weiss 
genannt,  geb.    17.  Nov.    1803,  jetzt  Wittwe. 

Nachkommen  des  Grafen  Ludwig  Friedrich   Victor: 

Graf  Ferdinand  Franz  Victor  ADOLPH,  geb.  10.  Dec.  1822,  k.  preuss. 
Lieutenant  der  Garde- Landwehr- Cavallerie ,  venu.  4.  Juni  1850  mit 
Malhilde  Johanna  Pauline  Emilie  Gräfin  v.  Pückler  (Tochter  des  Grafen 
Georg  August  Sylvius  Erdmann,  s.  S.  225),  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne 
stammen,  die  Grafen:  Victor  Amadeus  Adolph  Ludwig,  geb.  21.  Apr. 
1S51,  und  Franz  Joseph  Georg  Victor,  geh.  12.  Apr.  1852.  -  Die 
drei  Brüder  des  Grafen  Ferdinand  Franz  Victor  Adolph  sind,  neben  einer 
Schwester,  Graf  Christian  Victor  Ernst,  geb.  28.  Ort.  1827,  k.  preuss. 
Lieutenant  —  Graf  Carl  Victor  Franz,  geb.  7.  Aug.  1834  —  und  Graf 
Ludwig  Carl  Victor  Arthur,  geb.   25.   Febr.    1839. 

Nachkommen   des  Grälen  Carl  Victor  Adolph: 

Graf  OTTO  Franz  Victor,  geb.  19.  Sept.  1825.  Die  zwei  Brüder 
desselben,  neben  vier  Schwestern,  sind:  Graf  Paul  Adolph  Eduard  Victor, 
geb.    5.    Ocl.    1826,    und    Graf  Ludwig    Georg    Hermann   Victor,    geb. 

14.  Jan.    1837. 


668 


GRAFEN  V.  U.  ZU  WESTERHOLT. 


Grafen  v.  u.  zu  Westerholt. 

Satjjoltfid).  pveufitvi  nxib  Magern. 

Besitz  der  Grafen  zu  Westerholt  und  Gysenberg:  in  der  Provinz  Westphalen  und  in  der 
Kheinprovinz:  die  Güter  Berge,  Oberhausen,  Hardenstein  etc.;  Schloss  Arensfels, 
Burg  Schwensbell;  die  Herrschaft  Westerholt,  der  Rittersilz  Gysenberg;  Schloss 
Stein  im  Grossherzogthum  Baden  etc. 


Wappen  der  Reichs-  und  Burggrafen  zu  Westerholt  und  Gysenberg,  nach 
dem  Diplome  v.  27.  Juli  1779:  Schild  quadrirt  mit  Mittelschild.  Mittelschild  qua- 
drirt;  l  und  4  von  Schwarz  und  Silber  der  Länge  nach  und  zweimal  quergetheilt, 
sechs  Plätze  mit  gewechselten  Tincturen  (Westerholt);  2  und  3  in  Roth  der  Kopf 
eines  silbernen  Mauerbrechers  mit  drei  blauen,  im  Winkel  gesetzten  Nägeln  (Lembeck). 
1  und  4  drei  linksgekehrte,  neben  einander  gestellte,  nach  Einigen  gestümmelte, 
schwarze  Amseln  (Gysenberg);  2  und  3  in  Schwarz  ein  goldenes,  stehendes  Kreuz 
(Raitz  v.  Raitz).  Ueber  der  Grafenkrone  erheben  sich  vier  Helme,  von  welchen 
nur  der  dritte  gekrönt  ist.  Der  rechte  Helm  trägt  auf  einem  gold-schwarzen  Wulste 
zwei  grünende  Sträucher  mit  Maiglöckchen  (gysenbergscher  Helm,  eigentlich  fünf  Mai- 
glöckchen an  Stielen) ;  der  zweite  auf  schwarz-silbernem  Wulste  einen  cinwärtsgekehrten, 
sitzenden,  silbernen  Schwan  mit  ausgebreiteten  Flügeln,  von  denen  der  rechte  von 
Schwarz,  Silber  und  Schwarz,  der  linke  von  Silber,  Schwarz  und  Silber  quergetheilt 
ist  (westerholtscher  Helm);  der  dritte  einen  offenen  Adlersflug,  dessen  rechter 
Flügel  silbern,  der  linke  roth  ist  (lembeckscher  Helm),  und  der  linke  Helm  den 
einwärtssehenden  Kopf  und  Hals  eines  schwarzen  Steinbocks  (nach  Anderen  eines 
Ochsen)  mit  goldenen  Hörnern  (raitzsclier  Helm).  Die  Decken  des  rechten  und 
zweiten  Helmes  sind  silbern  und  schwarz,  die  des  dritten  roth  und  silbern  und 
die  des  linken  schwarz  und  golden,  und  den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende, 
silberne  Schwäne. 

Wappen  der  Grafen  v.  Westerholt  nach  dem  Diplome  v.  22.  Sept.  1790: 
Schild  von  Schwarz  und  Silber  der  Länge  nach  und  zweimal  mit  gewechselten 
Tincturen  quergetheilt,  ohne  Bild,  also  von  sechs  Plätzen.  Ueber  der  Grafenkrone 
steht  ein  Helm  mit  einem  von  Schwarz  und  Silber  gestreiften  Wulste,  über  welchem 
linksgekehrt  und  aufwachsend  ein  natürlicher  Schwan  zwischen  einem,  nach  den 
Farben  des  Schildes  getheilten,  offenen  Adlersfluge  sitzt.  Die  Helmdecken  sind 
schwarz  und  silbern ,  und  den  Schild  halten  zwei  auswärtsschende  Schwäne  von 
natürlicher  Farbe  mit  ausgebreiteten  Flügeln. 

Sehr  alte  wcslphälische  Adels-Familie,  deren  Stammhaus,  die  noch 
jetzt    dem  Gesehlechte    zugehörige  Burg    Westerholt,    in    der    Herrschaft 


GRAFEN  V.  U.  ZU  WF.STF.RHOLT.  G09 

Reeklingshausen  liegt.  Auf  dieser  Burg  kommen  sehon  im  13.  Jalirli.  die 
Westerholt  als  freie  Bannerherren  vor.  1300  gaben  dieselben  diese  Barg 
dem  Kurfürsten  von  Cola  zum  Lehen,  welcher  dafür  in  allen  Fehden  Schutz 
und  l nterstützung  zusagte.  Bernhard  war  1540  Aht  zu  Ihurg  hei  Osna- 
brück, ein  anderer  Bernhard  kommt  als  k.  k.  General  im  30jährigen 
Kriege  vor  und  Burckhard  war  in  der  zweiten  Hälfte  des  17.  Jahrb. 
fürstlich -münsterscher  Geh.  Rath  und  Gesandter  am  Reichslage  zu  Re- 
genshurg.  Letzterer  soll  vom  Kaiser  Leopold  I.  1667  den  Freiherren- 
stand in  die  Familie  gebracht  haben,  während  Andere  annehmen,  dass 
der  erwähnte  k.  k.  General  Bernhard  v.  W.  vom  Kaiser  Ferdinand  III. 
in  den  Freiherrensland  erhohen  worden  sei.  Nach  einer,  in  der  Familie 
sich  vorfindenden  Stammtafel  war  Nicolaus  Vincenlius,  gest.  1GG7,  der 
erste  Freiherr.  Dietrich  Conrad  Adolph,  Freiherr,  Herr  auf  Lembeck  etc., 
winde  vom  Kaiser  Leopold  I.  1700  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben, 
hinterliess  aber  nur  drei  Töchter,  und  so  erlosch  im  Mannsstamme  mit 
demselben  der  Grafentitel.  Doch  kam  in  diese  Familie,  welche  bei  den 
Erz-,  Hoch-  und  Ritterstiflern  zu  Trier,  Bremen,  Osnabrück  und  Speier, 
so  wie  bei  dem  Johanniter- Orden  vielfach  aufgeschworen  war  und  aus 
welcher  viele  Glieder  sich  dem  geistlichen  Stande  widmeten  und  in 
diesem  zu  hohen  Würden  gelangten ,  durch  zwei  andere  Erhebungen 
von  Neuem  der  Grafenstand,  und  von  den  drei  Linien ,  in  welchen  die 
Familie  jetzt  blüht,  führen  zwei :  die  Reichs-  und  Burggrafen  zu  Wesler- 
bolt  und  Gysenberg  in  Preussen  und  die  Grafen  v.  Westerholl  in  Bayern 
den  Grafentitel,  die  dritte  dagegen:  Weslerholl-Hackfort  in  der  Provinz 
Geldern  den  freiherrlichen  Titel. 

Was  die  erslere  der  beiden  neueren  Erhebungen  in  den  Grafen- 
stand anlangt,  so  vermählte  sich  Wilhelmine  Freiin  und  Erbin  v.  Wester- 
holt —  einzige  Tochter  des  Freiherrn  Joseph  Clemens  August  v.  Wester- 
holt und  Gysenberg  aus  der  Ehe  mit  einer  Freiin  v.  d.  Recke  zu  Horst, 
und  Enkeltochter  des  Freiherrn  Ferdinand  Otto  v.  Westerholl  und  der 
Maria  Agnes  Freiin  v.  Kettler,  Tochter  von  Wilhelm  Freiherrn  v.  Ketller 
und  Maria  Elisabeth  v.  Giesenberg  —  im  Jahre  1771  mit  Ludolph 
Friedrich  Adolph  Freiherrn  v.  Bönen  zu  Berge  und  Overhauscn,  kureöln. 
Geli.  Ralh  und  Ober-Stallmeister,  und  Letzterer  wurde,  unler  Ablegung 
seines  Namens  und  Wappens,  vom  Kaiser  Joseph  II.  27.  Juli  17  79 
unter  dem  Namen :  Reichs-  und  Burggraf  zu  Westerholl  und  Gysenberg 
in  den  Grafensland  erhoben.  —  Die  Familie  v.  Bönen  ist  übrigens  ein 
sehr  altes  westphälisches  Geschlecht,  welches  aus  dem  gleichnamigen 
Orte,  in  dem  die  Glieder  der  Familie  Dynasten  waren,  stammt.  Hermann 
v.  Bönen,  Ritter,  kommt  schon  1152  in  einer  Urkunde  des  Erzbischofs 
Arnold  v.  Cöln  vor.  Später  war  die  Familie  bei  der  clevischen ,  ber- 
gischen, münsterschen  und  westphälischen  Ritterschaft  aufgeschworen. 
Das  Wappen  zeigt  in  Silber  eine  pfahlweis  gestellte  rolhe  Kette  von 
fünf  Gliedern  und  auf  dem  Helme  zwei  Straussenfedern,  die  rechte  roth, 
die  linke  silbern.  —  Die  Ahnentafel  des  ersten  Grafen  zu  Westerholl 
und  Gysenberg,  Ludolph  Friedrich  Adolph,  ist  folgende:  Conrad  v.  Bönen 
zu  Berge;  Johanna  v.  d.  Hoven,  Erbin  zu  Overhaus.  —  Ludolph  Georg 


670  GRAFEN  V.  U.  ZU  WESTERHOLT. 

v.  Bönen  zu  Berge  und  Overhaus ;  Anna  Sophie  v.  Lipperheide ,  Erbin 
zu  Rennen.  —  Johann  Gisbert  v.  Bönen  zu  Overhaus;  Anna  Sihylla 
v.  d.  Leithe  zu  Laer  —  Wilhelm  Ludolpli  v.  Bönen ,  zu  Berge ,  Over- 
haus, Bermen,  Balcken;  Anna  Josina  Juliana  Calharina  Johanna  Theodora 
v.  d.  Reck ,  Erbin  zu  Löringhoff,  Closter  etc.  —  Ludolph  Friedrich 
Adolph  v.  Bönen,  erster  Graf  zu  Westerholt  und  Gysenberg.  Die  Söhne 
desselben  sind   die  Grafen  Maximilian  Friedrich   und  Wilhelm  (s.  unten). 

Die  zweite  Erhebung  in  den  Grafensland  kam  vom  Kurfürsten  Carl 
Theodor  von  der  Pfalz  als  Reichsvicar  22.  Sept.  1790  in  die  Familie. 
Es  wurde  nämlich  an  genanntem  Tage  Johann  Jacob  Freiherr  v.  Wester- 
holl,  kurcöln.  Kammerherr  und  fürstl.  thurn-  und  taxischer  Geh.  Ralh 
und  Hofmarschall,  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben.  Die  denselben 
betreffende  Ahnentafel  ist  folgende:  Rermiard  v.  Westerholt,  Herr  zu 
Westerholt,  gest.  1639;  Agathe  v.  Rensing,  Erbin  zu  Wilbrink  — 
Nicolaus  Vincenz;  Anna  Chrislina  v.  Falkenberg,  verm.  1658.  —  Franz 
Ludwig,  gest.  1708;  Anna  v.  Räch,  Erbin  zu  Wilkrath.  —  Johann  Carl, 
gest.  1739;  Maria  v.  Kapfer  —  Johann  Jacor,  Graf,  geb.  1727;  Johanna 
Anna  v.  Oberkirch,  verm.  1762.  —  Alexander  Ferdinaxd  (s.  unten). 
Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  anzuführen: 

Reichs-  und  Rurggrafen  zu  Westerholt  und  Gysenberg. 
Graf  MAXIMILIAN  Friedrich  —  Sohn  des  Grafen  Ludolph  Friedrich 
Adolph  —  geb.  3.  Jan.  1772,  Herr  auf  Rcrge,  Oberhausen,  Harden- 
stein  etc.,  vormals  Kammerherr  des  Kurfürsten  von  Cöln,  Ober- Stall- 
meister des  Grossherzogs  v.  Rerg  und  Grand-Maitre  de  Palais  des  Königs 
von  Neapel  Murat,  verm.  1796  mit  Friederike  Fürstin  v.  Bretzenheim, 
geb.  9.  Dec.  1771,  gest.  2.  März  1S16,  resignirten  Fürstin  und  Aebtissin 
von  Lindau.  Die  zwei  Söhne  desselben  sind :  Graf  Friedrich  Ludolph 
Adolph,  geb.  6.  Febr.  1804,  k.  preuss.  Lieutenant  a.  D.,  verm.  17.  Jan. 
1839  mit  Johanna  Charle,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  stammen,  die 
Grafen:  Maximilian  Paul,  geb.  25.  Nov.  1839,  Carl  Theodor,  geb.  14.  Mai 
1841,  und  Wilhelm  Achill,  geb.  17.  Juni  1843  —  und  Graf  Wilhelm 
Achill,  geb.  8.  Dec.  1806,  Herr  auf  Rurg  Schwensbell,  k.  preuss. 
Lieutenant  a.  D.  und  Domherr  zu  Münster.  —  Der  Rruder  des  Grafen 
Maximilian  Friedrich  ist  Graf  Wilhelm,  Herr  der  Herrschaft  Westerholt, 
des  Rittersitzes  Gysenberg  etc.,  k.  preuss.  Landrath  a.  D.,  verm.  1810 
mit  Charlotte  Freiin  v.  Fürstenberg  zu  Horst- Fresin,  gest.  1825.  Die 
beiden  Söhne  desselben,  neben  einer  Tochter,  Gräfin  Wilhelmine  Thus- 
nelda, verm.  mit  Dietrich  Grafen  v.  Rocholtz-Asseburg  (S.  Bd.  I.  s.  97), 
sind:  Graf  Otto,  geb.  16.  Juli  1814,  verm.  7.  Mai  1842  mit  Sophie 
Freiin  v.  Fürstenberg-Herdringen,  aus  welcher  Ehe  drei  Söhne  stammen, 
die  Grafen  Wilhelm  Otto,  geb.  9.  Aug.  1843,  Egon,  geb.  29.  Aug. 
1844,  und  Oscar,  geb.  29.  Jan.  1846  —  und  Graf  Oscar  Max,  geb. 
im  Dec.  1816,  Herr  auf  Schloss  Stein  im  Grossherzogthum  Baden, 
verm.  19.  Oct.  1848  mit  Adrienne  Freiin  v.  Geusau,  aus  welcher  Ehe 
zwei  Töchter  leben.  —  Von  den  Schwestern  der  Grafen  Maximilian 
Friedrich  und  Wilhelm  ist  Gräfin  Luise  mit  Ignaz,  Grafen  v.  Landsberg- 
Gehmen,  k.  preuss.  Standesherrn  (s.  S.   8),  vermählt. 


GRAFEN  V.  WESTPIIALEX  ZF  FURSTENBERG. 


671 


Grafen  v.  Westerliolt.  Graf  ALEXANDER  Fkrdinand  Anton 
LrnwiG  Eugen  —  Sohn  des  Grafen  Johann  Jacob  —  geb.  17.  März 
1765,  fürsll.  tburn-  und  taxischer  dirigirender  Gel).  Ralfe,  verni.  1788 
mit  Winfriede  Gräfin  v.  Jcnison-  \\alworth.  Aus  dieser  Ebe  stamml 
Graf  Carl  Theodor,  geb.  1795,  verm.  in  erster  Ehe  mit  Henriette 
Gräfin  Spencer  aus  dein  Hause  Marihorough,  und  in  zweiter  mit  Amalie 
Gräfin  Batthyany  v.  Nemet-ljvär,  »erw.  Gräfin  Jenison-Walwoi  th.  Aus 
erster  Ehe  stammt  Graf  Heinrich  Friedrich,  geb.  1S18,  k.  k.  Bittmeister, 
verm.  1.  Mai  1S47  mit  Sophie  Gräfin  v.  Slainlein-Saalenstein,  geb. 
17.   März    1818. 


Grafen  v.  Westphalen  zu  Fürstenberg. 

isatrjoltfd).  #rruf?nt  unö  Ceflerreid). 

Besitz:  in  der  Provinz  Westphalen  die  Fideicommiss-Besitznngen  Fürstenberg,  l.nei.  Grund- 
Nleinheim,  Borcholz,    Dinkelluii  g,    Herrori,  Grossenlieern  .  Lipp«prfng  and  >I  i  i  t  •  I  -^  - 

burn,  in  der  Rheinjtrovinz  Erbach,  in  Holstein  Hixdoijr,  und  in  Böhmen  die  Herr 
schafl  Kulm. 


Wappen:  im  silhernen  Schilde  ein  rother  Querbalken  und  über  demselben 
ein  schwarzer  Turnierkragen  von  fünf  Lätzen.  Leber  dem  Schilde  erhebt  sich  ein 
Helm,  welcher  zwei  Federn  trägt,  rechts  eine  rothe,  links  eine  silberne,  zwischen 
welchen  oben  der  schwarze  Turnierkragen  des  Schildes  schwebt.  Die  Heinidecken 
sind  null  und  silbern,  den  Schild  halten  zwei  auswärtsseheiide,  goldene  Löwen, 
und  das  Ganze  umgiebt  ein  mit  einer  Grafenkrone  besetzter  NVappenmantel.  — 
Auf  Lackabdrücken  von  neueren  Petschaften  trägt  der  Helm  einen  rolhen  Hut  mit 
silbernem,  kronenförmigem  Aufschlage,  aus  welchem  letzteren  rechts  und  links  eine 
Feder  sich  nach  aussen  wendet. 

Uraltes  rheinländisches  Geschlecht,  welches  nach  allen  allen  Schrift- 
stellern von  Hermann  Bielung  (Billing),  Herzog  in  Sachsen  —  das  Bie- 
lungsche  Haus  wurde  bekanntlich  960  vom  Kaiser  Otto  I.  zur  herzog- 
lichen Würde  berufen,  und  mit  dem  Herzoge  Magnus  erlosch  diese 
Dynastie  1106  —  stammen  soll.  Von  Hermanns  Sohne,  Benno,  entspross 
Hermann ,    welcher ,    wie    seine  Nachfolger ,    den  Namen  de  Weslphalon 


672  GRAFEN  V.  WESTPHALEN  ZU  FÜRSTENBERG. 

führte,  und  als  erster  Graf  v.  Arensberg  angenommen  wird.  Die  Fa- 
milie der  Grafen  v.  Arensberg  theilte  sich  spater  in  zwei  Linien,  von 
welchen  die  eine  den  Namen  der  Grafen  v.  Arensberg  beibehielt,  die 
andere  aber  den  Namen  der  Grafen  v.  Rudenberg  annahm.  Der  Stifter 
der  letzteren  Linie,  Hermann,  hatte  zwei  Enkel,  von  welchen  einer, 
abermals  ein  Hermann ,  das  Geschlecht  der  Grafen  v.  Stromberg  fort- 
pflanzte, der  andere  aber,  Heinrich,  als  der  Stammvater  der  jetzt  blühen- 
den gräflichen  Familie  v.  Westphalen  zu  Fürstenberg  zu  betrachten  ist. 
Schon  in  der  Mitte  des  13.  Jahrhunderts  kommt  aus  derselben  Andreas 
als  Land-  oder  Heermeister  des  Schwertordens  in  Liefland  vor,  und  später 
kam  in  die  Familie,  welche  sich  in  Westphalen  etc.  weit  ausbreitete  und 
namentlich  im  Bisthume  Paderborn  die  höchsten  geistlichen  und  Hof- 
würden bekleidete  und  in  Friedrich  Wilhelm  Ludwig,  gest.  1789,  einen 
Fürstbischof  von  Paderborn  und  Hildesheim  gab,  das  Erbschenken-Amt 
im  Fürstenthum  Hildesheim,  das  Erb-Oberjägermeister-Amt  im  Fürsten- 
tum Osnabrück  und  das  Erb-Küchenmeister-Amt  im  Fürstenthum  Pader- 
born. Der  Reichsgrafenstand  kam  vom  Kaiser  Franz  II.  28.  Juni  1792 
in  der  Person  Clemens  Augusts  v.  Westphalen  zu  Fürstenberg,  k.  k. 
Geh.  Raths  und  bevollmächtigten  Ministers  zu  Trier,  Cöln  und  im  west- 
phälischen  Kreise,  in  die  Familie,  und  die  Virilstimme  im  ersten  Stande 
auf  dem  Landtage  im  preussischen  Westphalen  wurde  22.  Juni  1839 
ertheilt. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Grafen  v.  Westphalen  zu  Fürstenberg 
ergiebt  sich  aus  folgender  Ahnentafel:  Clemens  August  Wilhelm,  Freiherr, 
geb.  1726,  gest.  12.  Oct.  1778,  fürstl.  hildesheim.  und  paderborn. 
Geh.  Rath ,  auch  Landdrost  des  Hochstifts  Paderborn;  erste  Gemahlin: 
Theresie  Isabelle  Freiin  v.  Brabeck,  verm.  um  1750;  zweite  Gemahlin: 
Ferdinandine  Adolphine  Freiin  v.  d.  Asseburg  zu  Hünneburg.  —  Clemens 
August  Wilhelm,  geb.  12.  Jan.  1754,  gest.  26.  Dec.  1818,  Reichsgraf 
und  Burggraf  zu  Friedberg,  des  St.  Johanniter-Ordens  Grossprior,  k.  k. 
Kämmerer  und  w.  Geh.  Rath  etc. ;  erste  Gemahlin :  Antoinette  Gräfin 
Waldbott  v.  und  zu  Bassenheim,  verm.  16.  Juli  1778,  gest.  30.  Sepl. 
1787.  —  Friedrich  Wilhelm  Ferdinand,  geb.  12.  Oct.  1780,  gest. 
19.  April  1809,  verm.  im  Juni  1804  mit  Elisabeth  Gräfin  v.  Thun- 
Hoheustein  zu  Tetschen,  geb.  14.  Aug.  1783,  in  zweiter  Ehe,  29.  Apr. 
1817,  verm.  mit  Joseph  Clemens  Grafen  v.  Westphalen  zu  Fürstenberg 
(s.  unten).  Clemens  August  Wilhelm,  jetziges  Haupt  der  Familie. 
Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  anzuführen: 

Reichsgraf  CLEMENS  August  Wilhelm  —  Sohn  des  Grafen  Friedrich 
Wilhelm  Ferdinand  —  geb.  12.  Apr.  1805,  Erb -Küchenmeister  im 
Fürstenthum  Paderborn,  Herr  der  Fidei-Commiss-Besitzungen  Fürstenberg, 
Laer,  Grundsteinheim,  Herbram,  Borcholz,  Dinkelburg,  Hervord,  Grossen- 
heern,  Lippspring  und  Mühlsborn  in  Westphalen,  RixdorfT  in  Holstein 
und  Erbach  im  Rheingau,  verm.  22.  April  1829  mit  Kunigunde  Grälin 
v.  Aicholt,  gest.  10.  Jan.  1843.  Die  vier  Söhne  desselben,  neben  einer 
Tochter,  sind  die  Grafen:  Friedrich  Wilhelm  Joseph,  geb.  21.  Apr.  1830, 
k.  k.  Rittmeister;  Joseph  August,  geb.  20.  Mai   1831,  k.  k.  Rittmeister; 


GRAFEN  V.  WF.STPHALKN  ZI  Fl'RSTFNRKRG.  673 

Maximilian  Maria  Hubertus,  geb.  18.  Juni  1835,  und  Clemens  Franz 
Xaver,  gel».  5.  Sepl.  1836.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Clemens  August 
Wilhelm  ist:  Graf  Otto  Franz  Rhaban,  geb.  26.  Sept.  1807,  k.  preuss. 
Kammerherr,  bis  1848  ausserordenll.  Gesandter  und  bevollm.  Minister 
am  grossherzogl.  oldenb.,  herzogl.  braunsehw.  und  fiirsll.  schaumb.- 
hppeschen  Hofe,  verm.  2.  Febr.  1845  mit  Chrisliane  Charlotte  Amalie 
Auguste  Freiin  v.  Canitz  und  Dallwilz,  aus  welcher  Ehe,  neben  zwei 
Töchtern,  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Rudolph,  geb.  2.  März 
1847,   und  Rhaban  Joseph,  geb.    1.   Sept.    1848. 

Von  den  Geschwistern  des  Grafen  Friedrich  Wilhelm  Ferdinand 
lebt  Gräfin  Antonie,  verw.  Gräfin  v.  Ingelheim  (s.  Bd.  I.  S.  398);  von 
dem  Grafen  Rudolph  Victor,  geb.  7.  März  1787,  gest.  1.  Juli  1828, 
k.  hannov.  Oberst -Lieutenant,  die  Wiltwe,  Caroline  Freiin  v.  Liltzow 
aus  dem  Hause  Gross -Briltz,  verm.  1825,  und  die  aus  dieser  Ehe 
stammende  Tochter,  Caroline  Auguste  Elisabeth,  vermählte  Freifrau 
v.  Campe  —  und  Graf  Joseph  Clemens,  geb.  7.  März  1785,  k.  preuss. 
Oberst  a.  D.,  Herr  der  Allodial- Herrschaft  Kulm  in  Böhmen,  verm. 
29.  Apr.  1817  mit  Elisabeth  Gräfin  v.  Tliun,  der  Wittwe  seines  Bru- 
ders, des  Grafen  Friedrich  WTilhelm  Ferdinand  (s.  oben).  Die  drei 
Söhne  aus  dieser  Ehe,  neben  zwei  Töchtern,  sind:  Graf  Wilhelm 
Clemens  August,  geb.  15.  Febr.  1818,  k.  k.  Rittmeister;  Franz  Anton, 
geb.  24.  Juni  1819,  k.  k.  Rittmeister,  und  Friedrich  Joseph,  geb. 
17.  Jan.    1824,    k.   k.  Rittmeister. 


43 


674 


GRAFEN  V.  WICKENRURG. 


Grafen  v.  Wickenburg. 

Äatljoltfd).  ©eflerfetd)  un&  Ijamtoner. 

Besitz*,  die  Herrschaften  Walsee,  Ülmerfeld  ,  Hagberg  und  Kronstütten  in  Oeslerreich ;  die 
Herrschaften  Eltze  in  Hannover,  Szakäcs,  Madizestv  und  Szlaiina  in  Ungarn  ele. 


"Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  silbernen  Mittelschild  ein 
schwarzer  Hut  mit  silbernem  Bande  (Stammwappen :  venetianisches  Adelshaus 
Capello).  1  und  4  in  Blau  ein  einwärtsgekehrter,  doppelt  geschweifter,  goldener 
Löwe;  2  und  3  in  Gold  ein  einwärtssehender,  rother  Greif.  Ueber  der  Grafen- 
krone erheben  sich  zwei  gekrönte  Helme.  Auf  dem  rechten  Helme  steht  der  Hut 
des  Mittelschildes  zwischen  einem  offenen  Adlersfluge,  dessen  rechter  Flügel  von 
Gold  und  Blau,  der  linke  von  Roth  und  Gold  quergetheilt  ist  (Helm  des  Stamm- 
wappens), aus  dem  linken  Helme  wächst  der  Löwe  des  1.  und  4.  Feldes  empor. 
Die  Decken  des  rechten  Helmes  sind  rechts  blau  und  golden,  links  silbern  und 
schwarz,  und  die  des  linken  Helmes  rechts  silbern  und  schwarz,  links  roth  und 
golden.  Den  Schild  halten  zwei  einwärtssehende  Satyrn,  oben  bärtige,  gehörnte 
Männer,  unten  braune  Böcke.  Die  Devise  ist :  Solem  Tolerabit  Et  Imbres.  —  Das 
Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  giebt  das  Wappen,  wie  folgt,  an:  von  Silber 
über  Blau  quergetheilt  mit  einem  Hut  von  gewechselten  Tincturen. 

Der  Stammvater  der  jetzigen  Grafen  v.  Wickenburg-Gapellini,  genannt 
Stechinelli,  ist  Johann  Francesco  Maria  Gapellini,  genannt  Stechinelli.  Nach 
dem  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Häuser  (1838,  S.  536)  stammte  der- 
selbe aus  dem  adeligen  Hause  Capello  in  Venedig  ab,  und  wurde  als  Page 
von  einem  Herzog  von  Braunschweig  mit  nach  Deutschland  genommen. 
Freiherr  v.  d.  Knesebeck  (S.  269)  giebt  an,  derselbe  habe  -  als  armer 
Knabe  dem  Herzoge  Georg  Wilhelm  von  Braunschvveig,  bei  dessen  An- 
wesenheit in  Venedig,  einen  Anschlag  zweier  „maroder"  venetianischer 
Bürger  auf  das  Leben  des  Herzogs  verrathen,  weshalb  derselbe  ihn  mit 
nach  Zelle ,  wo  er  erzogen  worden  sei ,  genommen ,  und  später  mit 
Gnade  überhäuft  habe.  Derselbe  stieg  zum  Drost  und  General -Post- 
meister im  Hannoverschen,  kaufte  das  Gut  Wickenburg,  wurde  vom 
Kaiser  Leopold  I.  11.  Juni  1688  mit  dem  Prädicate:  v.  Wickenburg 
in  den  Adelstand  erhoben  und  erhielt  später,  nach  dem  Freiherrn  v.  d. 
Knesebeck,  12.  Sept.  1705,  vom  Kaiser  Joseph  I.  den  Freiherrensland. 
Das  Genealogische  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  (1853.  S.  812)  führt 


A.    - 


C.RAFKN  V.  WICKRNRURG.  675 

dagegen  ein  Freiherren-Diplom  vom  Kaiser  Carl  VI.,  <l.  d.  13.  Dec.  1715, 
für  den  Solu»  desselben,  Ludwig  Slechinelh  v.  Wickenburg,  an.  —  Die 
früher  von  der  Familie  erworbenen  Gilter  wurden  wieder  veräussert 
und  für  dieselben  Besitzungen  in  Schlesien  und  Oesterreieh  erkauft.  — 
Freiherr  Anton  v.  Wickenburg,  genannt  Stechinelli,  wurde  vom  Kur- 
fürsten Carl  Theodor-  von  der  Pfalz  im  Reichsvicariale,  22.  Sept.  1790, 
in  den  Reichsgrafensland  erhoben:  eine  Erhebung,  welche  in  Oester- 
reieh vom  Kaiser  Franz  I.  1813  anerkannt  wurde.  Das  Ober-Erbland- 
Silberkämmerer-Aml  in  Steiermark  wurde  6.  Sept.  1838  verliehen.  — 
Von  dem  Sohne  des  Grafen  Anton,  dem  Grafen  Carl  Theodor  ,  geb. 
15.  Nov.  1790,  gest.  5.  Oet.  1847,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister 
in  d.  A.,  Erb-Droslen  von  Neuhaus  und  Herrn  der  Herrschaft  Eltze  in 
Hannover,  und  der  Herrschaften  Szakäcs ,  Madizesty  und  Szlatina  in 
Ungarn,  verm.  1818  mit  Ernestine  Freiin  v.  Bockura-Dolfls,  jetzt  Witlwe, 
stammt  das  jetzige  Haupt  der  Familie: 

EDUARD  Graf  Wickenburg -Capellini,  genannt  v.  Stechinelli,  geb. 
11.  Sept.  1819,  k.  k.  Kämmerer  und  Major.  Die  drei  Söhne  desselben 
sind,  neben  drei  Töchtern,  die  Grafen:  Carl,  geb.  20.  Nov.  1820; 
Otto,  geb.  9.  Dec.  1821,  k.  k.  Rittmeister,  und  Edmund,  geb.  6.  Febr. 
1831,  k.  k.  Ober-Lieutenant. 

Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Carl  Theodor  —  des  Vaters  des  Grafen 
Eduard  —  sind :  Graf  Matthias  Conslantin,  geb.  16.  Juli  1797,  Herr 
der  Herrschaften  Walsee,  Ulmerfeld,  Hagberg  und  Kronstätten  in  Oester- 
reieh, Oberst -Erbland -Silberkämmerer  in  Steiermark,  k.  k.  Kämmerer, 
Geh. .Rain  und  bis  Nov.  1848  Gouverneur  von  Steiermark,  verm.  1.  Sept. 
1829  mit  Emma  Gräfin  zu  Orsey,  geb.  10.  Sept.  1813,  aus  welcher 
Ehe,  neben  zwei  Töchtern,  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Ottokar, 
geb.  15.  Aug.  1831,  k.  k.  Ober-Lieutenant,  und  Alrrecht,  geb.  4.  Dec. 
1838  —  und  Graf  Wilhelm,  geb.  7.  Aug.  1798,  k.  k.  Kämmerer  und 
:Rittmeisler  in  d.  A.,  verm.  1824  mit  Therese  Sclliers  de  Moranville,  geb. 
1806,  gest.  1.  März  1838,  aus  welcher  Ehe,  neben  einer  Tochter,  ein 
Sohn  entsprossen  ist:  Graf  Franz  Xaver,  geb.  7.  Juni  1836,   k.  k.  Cadet. 


43* 


(570 


<;RAFKN   V.   W1MPITKN. 


Grafen  v.  WimpfFen. 

Uatholtfd).  ©efUrretch. 

Besitz:  Kainberg  und  Radegund,    Reitenau  und  Eicliberg  in  Steiermark,  Baltaglia  im  Vene- 
lianisrhen  etc. 


"Wappen  :  im  rolben  Schilde  auf  grünem  Rasen  ein  linksschreitender  sil- 
berner Widder  mit  goldenen  Hörnern  und  Klauen,  welcher  mit  den  Vorderfüssen 
ein  goldenes  Kreuz  hält.  Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm, 
auf  welchem  zwischen  zwei  rothen  Büffelshörnern  der  Widder  des  Schildes,  ohne 
Kreuz,  so  aufwächst,  dass  er  den  rechten  Vorderfuss  vor  dem  linken  Hörne  herab-, 
den  linken  Vorderfuss  hinter  dem  Hörne  hält.  In  der  Mündung  der  Hörner  steckt 
an  grünem  Stiele  ein  grünes  Blatt,  und  an  jeder  äusseren  Seile  der  Hörner  stecken 
drei  grüne  Stiele,  der  oberste  mit  einem  herabhängenden  grünen  Blatte,  der  mittlere 
mit  zwei  und  der  untere  mit  drei  solchen  Blättern.  Die  Hehndecken  sind  roth  und 
silbern.  —  Das  ursprüngliche  Wappenbild  war  der  Widder;  das  Kreuz  in  den  Vor- 
derfüssen desselben  erhielt  1373  Sigmund  Heeremann  v.  Wimpffen  vom  Kaiser 
Carl  IV. 

Sehr  alles  schwäbisches  Geschlecht,  welches  zur  reichsunmillelbaren 
Ritterschaft  in  Schwaben,  Canton  Orlenau,  gehörte,  und  dem  Craichgau 
entsprossen  ist.  Die  Heeremann  v.  Wimpffen  oder  Wümpffen  tauchen 
aus  dem  Dunkel  der  Zeil  in  der  ersten  Hälfte  des  11.  Jahrhunderts 
auf:  Dagobert  verkaufte  die  beiden  Neckarslädle:  Wimpffen  am  Berge 
und  Wimpffen  im  Thale  dem  Hochslifle  Worms  mit  der  Bedingung,  dass 
sein  Bruder  Arnold  zum  Bischof  desselben  erwählt  würde,  wie  1044 
geschah.  Die  ununterbrochene  Stammreihe  beginnt  mit  Sigmund  Heere- 
mann v.  Wimpffen,  Herrn  auf  Brixenstein,  Zabietstein,  Ebershausen  etc. 
in  Schwaben,  Kaiser  Carls  IV.  Feldoberslen ,  welchem  der  Kaiser  1373 
auf  dem  Reichstage  zu  Speier  den  eigenhändigen  Ritterschlag  ertheilte, 
wobei  die  erwähnte  Wappenvermehrung  mit  dem  Kreuze  erfolgte.  Mit 
dem  Sohne  desselben,  Carl  August  (man  beachte  den  Doppelnamen), 
geb.  1353,  k.  Feld-Hauptmann,  soll  die  Familie  nach  der  freien  Reichs- 
stadt Nürnberg  gekommen  sein,  unter  deren  Palriciern  dieselbe  fast 
dreihundert  Jahre  verblieb.  In  der  ersten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts 
kam  das  Geschlecht  ins  Elsass,  und  zwei  Brüder,  Johann  Friedrich  und 
Johann    Dietrich,    gründeten    zwei    noch    jetzt   blühende    Hauptstämme. 


u;  \kk.\  v.  wniiMn  \.  U77 

Den  «lteren  Hauptslamm  stiTtete  Johann  Kriedricli ,  geb.  15S1,  § 
166S,  und  derselbe  wird  Johann- Friedrichs -Stamm  genannt;  den 
jüngeren  Hauptstarom  gründete  Johann  Dietrich,  geb.  1583.  Letzterer, 
der  Jon  an  D-Dietrichs-Stamm,  lerfiel  später  durch  vier  Söhne  Jo- 
hann Georgs  II.,  geh.  16S9,  gest.  1707,  Stamm. us,  Piari,  Geob*  und 
Fkf.ix  .  in   vier   Zweige,   welche   die   Namen   der   Stifter   tragen. 

In  dieses  Werk  gehört  nur  der  zweite,  der  Fmnzens-Zucig. 
in  welchen  durch  einen  Sohn  des  Stifters  der  Grafenstand  gekommen 
ist.  —  Der  Freiherrenstand ,  welcher  zuerst  vom  Kaiser  Leopold  I. 
13.  Nov.  1()5S  verliehen  worden  war,  wurde  vom  Kaiser  Joseph  II. 
19.  Oct.  1781  den  vier  Brüdern  Stanislaus,  Christian,  Franz  Ludwig 
und  Georg  bestätigt. 

Franz  Carl  Eduard  Freiherr  v.  Wimpffen  —  Sohn  des  Freiherrn 
Franz  Ludwig,  herzogl.  würtleinh.  w.  Kämmerers,  General-Majors  und 
Chefs  des  herzogl.  Kriegs-Departements,  aus  der  Ehe  mit  Maria  Magdalene 
Cunigunde  v.  Goy  —  geh.  2.  Jan.  1776,  gest.  S.  Dec.  1S42,  Herr 
Inf  Gross -KnutschUtz,  Wallsee,  Brunnsee  und  Kainberg,  wurde  vom 
Kaiser  Franz  II.  8.  Apr.  1797  in  den  Grafensland  erhohen.  Derselbe 
war  zweimal  vermählt,  zuerst,  16.  Oct.  1796,  mit  Victoria  Amalie 
Emesline  Prinzessin  zu  Anhalt- Bernburg -Schaumburg,  geh.  11.  Febr. 
1772,  gest.  17.  Oct.  1817,  und  später,  1818,  mit  Pauline  Freiin 
v.   Marschall,   geb.   23.  Mai   1787,  jetzt  Wittwe. 

Von  den  jetzigen  Gliederu  der  gräflichen  Familie  sind  hier  anzu- 
führen : 

Graf  FRANZ  Emil  Lorenz  —  Sohn  des  Grafen  Franz  Carl  Eduard 
aus  erster  Ehe  —  geb.  2.  Apr.  1797,  Herr  auf  Kainberg  und  Rade- 
gund  in  Steiermark,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Ralh,  Feld-Marschall-Lieute- 
uant,  Civil-  und  Mililair- Gouverneur,  so  wie  Statthalter  in  der  reichs- 
ur.miltelbaren  Stadt  Triest  und  ihrem  Gebiete,  in  den  gcfürsteten  Graf- 
schaften Görz  und  Gradisca  und  der  Mark  Histerreich,  Finanz- Landes- 
Director  in  diesen  Kronländern  und  Präsident  der  Cenlral-See-Behörde, 
Ober-Commandant  der  k.  k.  Kriegsmarine  und  Regiments-Inhaber,  verm. 
5.  Oct.  1S25  mit  Maria  Anna  Freiin  v.  Eskeles.  Die  drei  Söhne  des- 
selben sind  die  Grafen:  Heinrich  Emil  Bernhard  Eduard  Philipp,  geb. 
1.  Mai  1827,  k.  k.  Hauptmann;  Franz  Alphons  Maximilian  Philipp,  geb. 
23.  Aug.  1828,  k.  k.  Hauptmann,  zugetheilt  der  k.  k.  Gesandlschaft 
am  k.  russ.  Hofe,  und  Victor  Christian  Gustav  Aegidius,  geb.  24.  Juli 
1834,  k.   k.   Lieutenant  und   Fregatten-Fähnrich. 

Der  Bruder  des  Grafen  Franz  Emil  Lorenz  aus  des  Vaters  erster 
Ehe  ist:  Graf  Gustav  Adolph  Felix,  geb.  28.  Dec.  1805,  k.  k.  Kämmerer 
und  Feld -Marschall -Lieutenant  in  d.  A. ,  verm.  17.  Febr.  1850  mit 
Pauline  Wilhelmine  Freiin  v.  Wimpflen,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn  ent- 
sprossen ist:  Graf  Franz  Demetrius  Eduard,  geb.  30.  Nov.  1850.  — 
Der  aus  des  Vaters  zweiter  Ehe  stammende  Sohn  ist:  Graf  Felix  Friedrich 
Wenzel,  geb.  16.  März  1827,  k.  k.  Rittmeister,  zugetheilt  der  k.  k. 
Gesandtschaft  in  Rom. 


678 


GRAFEN  V.  WIJNTZLNGKRODE. 


Grafen  v.  Wintzingerode. 

ITutherifth.  $reu£en. 

Besitz:  in  der  Provinz  Sachsen  die  Rittergüter  ßodenslein,    Kalt-Ohmfeld ,   Kirch-Ohmfeld, 
Tastungen,  Wehnde  und  Wintzingerode  und  ein  Drittheil  von  Rhcinholderode. 


Wappen:  Schild  quer  und  in  der  unteren  Hälfte  der  Länge  nach  get  heilt, 
3feldrig,  mit  Mittelschild.  Im  silbernen  Mittelschild  ein  schrägrechtsgelegter,  rotber 
Feuerbaken  (Stammwappen).  Feld  l  (ubere  Hälfte  des  Schildes)  von  Guld  und 
Schwarz  der  Länge  nach  getheilt  mit  einem  silbernen,  an  den  drei  Spitzen  mit 
goldenen  Sternen  besetzten,  querliegenden  Halbmonde  von  gewechselten  Tincturen ; 
2  in  Schwarz  ein  die  Sachsen  einwärtskehrender,  silberner  Adlersflügel ;  3  in  Silber 
ein  die  Sachsen  ebenfalls  einwärtskehrender,  schwarzer  Adlersflügel.  Ueber  der 
Grafenkrone  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  den  Halbmond  der  oberen 
Schildeshälfte ;  der  mittlere  den  Feuerhaken  des  Mittelschildes  aufwärts  gestellt 
(Helm  des  Stammwappens),  und  der.  linke  einen  offenen  Adlersflug,  dessen  rechter 
Flügel  schwarz,  der  linke  silbern  ist.  Die  Decken  sind  rechts  schwarz  und  golden, 
in  der  Mitte  roth  und  silbern  und  links  schwarz  und  silbern,  und  den  Schild  halten 
zwei  auswärtssehende,  goldene  Löwen.  —  Abbildungen  des  Wappens  sind  nicht 
bekannt,  und  so  ist  denn  die  Beschreibung  den  Abdrücken  sehr  genau  gestochener 
Petschafte  entnommen ,  welche  einen  Irrthum  hinsichtlich  der  Tincturen  wohl  ent- 
schuldigen. —  Das  Geneal.  Taschenbuch  der  gräfl.  Häuser  (1848,  p:  749)  giebt  nur 
das  Stammwappen,  über  welches  ein  Zweifel  nicht  herrscht. 

Sehr  alte  eichsfeldsche  und  braunschweigsche  Familie,  welche 
urkundlich  schon  1209  und  1408  vorkommt  und  seit  1596  auch 
grnbenhagensche  und  plessische  Lehen  besitzt.  Als  Stammhaus  wird 
Wintzingerode  im  jetzigen  Kreise  Worbis  der  Provinz  Sachsen  genannt. 
Heinrich  war  um  1430  Hauptmann  in  Erfurt.  Johann  Ernst,  Herr  auf 
Adelsborn,  Wehnde,  Schlotlheim ,  Tilleria  etc.,  gräflich -slolbergscher 
Rath  und  Ober- Hofmeister,  starb  1690,  und  Ludwig  Philipp,  Herr  auf 
Adelsborn  und  Bodenstein,  kommt  1710  als  kurmainz.  Oberster  vor. 
Ein  Nachkomme  Beider  und  wohl  des  Letzteren  Enkel,  Georg  Ernst 
Levin,  geb.  27.  Nov.  1752,  gest.  24.  Oct.  1834,  königl.  würltemb. 
Slaatsminister  und  Ordens-Grosscanzler,  Herr  auf  ßodenstein,  Arielsborn, 
Wintzingerode,  Tastungen,  Kirch  -Ohmfeld,  Kalt-Ohmfeld,  Wehnde, 
Tilleda,  Anleben,  Häringen  etc.,  verm.  mit  Juliane  v.  Fabrice-Westerfeld 
aus  dem  Hause  Dutzow,  geb.  1762,  gest.  1794,  wurde  vom  Kaiser 
Franz  II.  21.  Aug.  1794  als  damaliger  kureöln.  Kämmerer  und  hessi- 
scher Ober-Hofmeister  in  den  Reichsgrafeusland  erhoben. 


(JRAFF.N  V.   WISF.R. 


679 


Der  Sohn  des  Grafen  Georg  Ernst  Levin  ist  das  jetzige  Haupt  der 
Familie : 

Graf  Hlinkicii  Carl  Friedrich  LEVIN,  geb.  10.  Ort.  1778,  vorm. 
k.  würllemb.  Slaatsminister,  Herr  auf  Bodenslein,  Tastungeo  etc.,  verm. 
in  erster  Ehe  mit  Lady  Jane  Diana  King,  und  in  zweiter  mit  Aeone 
Freiin  v.  Hagen,  geh.  13.  Dec.  1800,  gest.  25.  Dec.  1835.  Aus  der 
ersten  Ehe  stammt  Graf  Julius  Levin,  geb.  19.  Sept.  1806,  k.  preuss. 
Reg.-Rcferendar  in  Potsdam,  und  aus  der  zweiten  Graf  Wilko  Ernst 
Ludwig  Levin,  geb.    12.  Juli   1833. 


ßatfjolifdi. 


Grafen  v.  Wiser. 

Baken,  Öagcrn. 


Besitz:   die  theils  von  Baden,   theils  von  den  Fürsten  von  Leiningen  lehnbar  abhängenden 
Herrschaften  und  Uominalgüler  Siegelsbach ,    Weilerhof,    Sandhof,   LeuteraHauscn 
und  Ursebach,  von  welchen  die  Zehnten  und  Gefälle  der  drei  ersten  der  Schwarz 
Wiserschen,  die  der  beiden  letzteren  der  Weiss-Wiserschen  Linie  zustehen  eic. 


Wappen:  Schild  rund,  mit  goldener,  verzierter  Einfassung,  quadrirt,  mit 
darüber  gezogenem,  schrägrechtem  Balken  und  Mittelschild.  In  dem  mit  einer 
Graferikrone  gekrönten,  der  Länge  nach  von  Gold  und  Uhu  getheilten  Mittelschilde 
schwebt  ein  6eckiger  Stern  von  gewechselten  Tincturen  (Stammwappen).  Der  über 
den  ganzen  Schild  unter  dem  Mittelschilde  sich  ziehende,  schrägrechte,  blaue  Balken 
ist  vor  und  hinter  dem  Mittelschilde  mit  einem  rechtslaulenden,  gekrönten,  silbernen 
Wiesel  belegt.  1  von  Gold  und  Schwarz,  4  von  Schwarz  und  Gold  der  Länge 
nach  getlieilt;  in  den  schwarzen  Hälften  ein  einwärtsgekehrter,  gekrönter,  goldener 
Löwe,  die  goldenen  Hälften  ohne  Bild  (nach  Siebmacher,  V.  58  führte  eine  andere 
gleichnamige  Familie  in  Schwarz  einen  goldenen  Löwen  auf  einem  grünen  Drei- 
berge);  2  von  Gold  und  Silber  und  3  von  Silber  und  Gold  der- Länge  nach  getheilt ; 
in  den  goldenen  Hälften  schwebt  ein  die  Sachsen  einwärtskehrender,  schwarzer 
Adlersflügel,  die  silbernen  sind  ohne  Bild.  Den  Schild  deckt  eine  Grafenkrone, 
auf  welcher  der  Stern  des  Mittelschildes  steht,  und  den  Schild  halten  mit  beiden 
Vorderpranken  zwei  einwärtssehende,    den  Schweif  durch  die  Hinterpranken  schla- 


680  GRAFEN  V.  WISKR. 

gende,  goldene  Löwen.  —  Nach  Cast  (Adelsh.  des  Grossherzogthums  Baden  S.  214) 
ist  die  über  den  Schild  laufende  blaue  Strasse,  anstatt  mit  zwei  Wieseln  mit  zwei 
goldenen,  gekrönten  und  rechtsspringenden  Löwen  belegt,  und  es  soll  die  Führung 
derselben  aus  dem  pfälzischen  Wappen  dem  Geschlechle  Wiser  erlaubt  worden  sein. 
—  Da  im  1.  Felde  in  der  linken,  im  4.  in  der  rechten  Hälfte  in  Schwarz  ein 
gekrönter,  goldener  Löwe  steht,  so  ist  wohl  dieser  der  pfälzische  Löwe. 

Alle  österreichische  Familie ,  welche  in  den  Erblanden  schon  im 
15.  Jahrhundert  sehr  angesehen  und  mit  Lehngülern  unweit  Melk  seit 
1450  hegütert,  so  wie  mit  vornehmen  adeligen  Geschlechtern  durch 
Verheirathungen  verwandt  war.  Christoph  Wiser  zu  Augsburg  wurde, 
wegen  treuer  Dienste  gegen  die  Türken,  vom  Kaiser  Maximilian  I.  1  500 
geadelt.  Ein  Nachkomme  desselben,  Wolf,  erhielt  1577  vom  Kaiser 
Rudolph  II.  die  Bestätigung  des  Adels  mit  einer  Vermehrung  des  Wap- 
pens. —  Als  nächster  gemeinschaftlicher  Stammvater  der  Grafen  v.  Wiser 
kommt  Johann  Georg,  verm.  mit  Barbara  v.  Mandel,  vor,  von  dessen 
Söhnen  Gottfried,  kurpfälz.  Geh.  Ralh  und  Hof-  und  Landschaftscanzier, 
vom  Kaiser  Leopold  I.  1690  in  den  Freiherrenstand  erhoben  wurde. 
Von  #den  fünf  Söhnen  desselben  aus  der  Ehe  mit  Ursula  Herminie 
v.  Nürndorff  (Stirndorf)  pflanzte  Franz  Melchior  das  Geschlecht  dauernd 
fort  und  legte  den  Grund  zu  grösserem  Ansehen  und  Reichthum  der 
Familie.  Mit  seinem  Fürsten,  dem  Pfalzgrafen  Johann  Wilhelm,  nahm 
derselbe  die  katholische  Religion  an,  nachdem  früher  die  Vorfahren,  des 
Glaubens  wegen,  Oesterreich  verlassen  hatten,  wurde  w.  Reichshofrath, 
kurpfälz.  Geh.  Staatsralh,  Hofcanzler  etc.,  und  später,  wegen  seiner 
treuen  Dienste  hei  der  Belagerung  von  Landau,  k.  Geh.  Ralh  und  Hof- 
canzler, erhielt  vom  Kaiser  Leopold  I.  25.  Juli  1702  den  Reichs- 
grafenstand, erwarb  die  Herrschaften  Zwingenberg,  Siegelsbach,  Weiler- 
hof etc.  und  starb  23.  Nov.  1702.  Durch  seine  Gemahlin,  Maria 
Walburga  Müller  v.  Gradeneck,  ist  derselbe  der  Stammvater  der  jetzt 
blühenden  Linien  der  Familie,  der  weissen  und  schwarzen,  ge- 
worden. 

Die  weisse,  auch  Fe  rd  in  an  dinische  Linie,  gründete  der  ältere 
Sohn  des  Grafen  Franz  Melchior,  Graf  Andreas  Ferdinand,  w.  Reichs- 
hofrath, kurpfälz.  Geh.  Ralh,  Kriegsrath  und  Regierungs-Präsident.  Von 
seinen  Söhnen  aus  der  Ehe  mit  einer  Gräfin  v.  Leiningen -Westerburg 
pflanzte  Carl  Joseph,  geb.  10.  Febr.  1716,  gest.  12.  Apr.  1788, 
kurbayer.  Kämmerer  und  kurpfälz.  General -Major,  verm.  mit  Caroline 
v.  Helmstädt,  das  Geschlecht  fori.  Von  dem  Sohne  des  Letzteren, 
Carl  Theodor,  geb.  1760,  k.  bayer.  Kämmerer,  grossherz.  badischem 
Ober-Hofgeriehlsrathe  etc.,  stammte  aus  der  Ehe  mit  Josepha  Franziska 
Freiin  v.  Erthal :  Friedrich  Carl,  gest.  19.  Apr.  1831,  k.  bayer.  Käm- 
merer und  Major,  verm.  mit  Anna  Maria  Freiin  v.  Kolfler,  geb.  1789, 
gest.  13.  Sept.  1840,  und  aus  dieser  Ehe  entspross  Graf  Wilhelm 
Carl  Friedrich  (s.  unten). 

Die  schwarze,  auch  Josephinische  Linie,  stiftete  der  jüngere 
Sohn  des  Grafen  Franz  Melchior,  Graf  Franz  Joseph,  geb.  1679,  Herr 
auf  Friedeisheim,  Sinlzelsbach  und  Leulershausen,  kurpfälz.  Geh.  Ralh, 
Kammerherr,    Oberburggraf    zu    Heidelberg    etc.,     verm.    mit    Elisabeth 


WLVFK.N    V.   WISKR.  I)S| 

Dorothea  Gräfin  v.  Degenfeld -Schonburg.  Von  den  drei  Söhnen  des- 
selhen  pflanzte  Friedrich  Joseph,  knrplälz.  Geh.  Kalh  und  Vicepriisident. 
in  der  Ehe  mit  Agathe  v.  Schweizer  das  Geschlecht  fort.  Von  dem- 
selben stammte  nämlich,  neben  einem  alteren  Sohne,  Gottfried  Joseph, 
kurpfälz.  Lieutenant,  und  einer  Tochter,  Grätin  Sophie  Albertitte,  Ge- 
mahlin des  berühmten  k.  hayer.  General-Felilmarschalls  Fttrtlefl  r.  Wreile: 
als  jüngerer  Sohn  Joseph  Johann,  geh.  30.  März  1702,  gest.  1841, 
kurcöln.  Kammerherr  und  k.  hayer.  Major  ä  la  suite .  renn.  30.  Miirz 
1785  mit  Charlotte  Alberline  Freiin  v.  Scharftenslcin ,  genannt  Pfeil, 
gest.  20.  Sept.  1S35.  Von  Letzterem  stammt  Joseph  Carl  Georg, 
jetziges  Haupt  der  Josephinischen  Linie. 

Neuerlich    ist    die  schwarze  oder  Josephinische  Linie  zuerst  aufge- 
führt worden,    weil    derselben   jetzt    das  Seniorat  zusteht:    nach   obigen 
Angaben  ist  die  weisse  oder  Ferdinand inischc  Linie  die  ältere. 
Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind   hier  zu   nennen: 

Josephinische  (schwarze)  Linie:  Graf  JOSEPH  Carl  Georg 
—  Sohn  des  Grafen  Joseph  Johann  —  geb.  12.  März  1795,  Senior 
beider  Linien,  Grundherr  von  und  zu  Siegclsbaeli,  Weilerhof  und  Sand- 
hof, grossherz.  badischer  Major  ä  la  suite,  in  erster  Ehe  verm.  27.  Dec. 
1827  mit  Luise  Fräulein  Vierodt,  gest.  31.  Jan.  1829,  und  in  zweiler, 
16.  Juni  1832,  mit  Tberese  Freiin  Lasser  v.  Lassern.  Aus  der  ersten 
Ehe  lebt  Gräfin  Luise,  und  aus  der  zweiten,  neben  Gräfin  Maria,  Graf 
Othmar  Franz  Joseph,  geh.  16.  Nov.  1837.  Die  Schwestern  des  Grafen 
Joseph   Carl  Georg  sind  die  Gräfinnen  Sophie,    Charlotte    und  Ludovica. 

Ferdinandinische  (weisse)  Linie:  Graf  WILHELM  Carl  Fried- 
rich —  Sohn  des  Grafen  Friedrich  Carl  —  geb.  21.  Juni  1821,  Grund- 
herr von  Leulershausen  und  Ursenbach,  grossherz.  badischer  Kammerherr, 
verm.  22.  Febr.  1848  mit  Eleonore  Gräfin  v.  Leiningen-ßilligheim  (Tochter 
des  Grafen  Carl  Theodor  August,  s.  S.  26),  geb.  6.  Juli  1827.  Aus 
dieser  Ehe  stammt,  neben  Gräfin  Anna  Maria,  Graf  Theodor  Carl,  geh. 
14.  März  1849.  —  Die  Schwester  des  Grafen  Friedrich  Carl,  Grälin 
Leopoldine,  ist  verm.  mit  Freiherrn  v.  Frais,  k.  hayer.  Kammerherrn 
und  Major. 


682 


GRAFEIN   V,   WOLKE.NSTEIN. 


Grafen  v.  Wolkenstein, 

üatholifdj.  ^Deflerreid). 

Besitz:  Wolkenstein-  Trostburg,  ältere- Linie:  die  Herrs  Charten  Wolkenstein  ,  Ivano  und 
Villanders,  und  die  Schlösser  Fischburg,  Griesbruck,  Toblino  und  Pardell;  die 
HeiTschaften  Hagensdorf  und  Brunersdorf  mit  den  Gütern  Göttersdorf,  Wildschitz 
und  Luschitz  in  Böhmen:  mittlere  Linie:  die  Herrschaften  Lednilz  und  Neuhaus  an 
der  Elsch;  jüngere  Linie:  die  Herrschaften  Trostburg,  Boimont  undGarzig;  Wolken- 
stein-Rodenegg,  ältere  Linie:  die  Herrschaft  Rodenegg;  jüngere  Linie :  die  Herr- 
schaft St.  Petersberg  und  Scbloss  Nouburg  in  Vorarlberg  etc. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  blauen  Mittelschilde  ein 
silberner,  eingebogener  Sparren  (Rodnegg  oder  Rodanck).  I  und  4  von  Roth  und 
Silber  schrägrechts  mit  Wolken  so  getheilt,  dass  drei  silberne,  einfache  Wolken  in 
die  rothe  Abtheilung  hinauf  gehen  (Wolkenstein,  nachSpener:  Maulrapp);  2  und  3 
in  Blau  drei  oben  abgekürzte  und  zugespitzte,  silberne  Pfähle  mit  einem  rothen 
Schildesfusse  (Villanders,  Villander).  Auf  dem  Schilde  stehen  zwei  gekrönte  Helme. 
Der  rechte  Helm  trägt  zwei  rothe,  in  den  Mündungen  mit  einer  und  an  den  äusseren 
Seiten  mit  vier  Pfauenfedern  besteckte  Büffelshörner,  zwischen  denen  ein  goldener 
Zaun  steht,  hinter  welchem  sich  drei  silberne  Straussenfedern  erheben  (wolken- 
steinscher  Helm).  Der  linke  Helm  trägt  zwischen  zwei  Hirschhörnern  von  zehn 
Enden  und  von  natürlicher  Farbe  einen  von  Blau  und  Roth  die  Länge  herab  getheilten, 
unten  von  Silber  aufgeschlagenen  Hut,  welcher  oben  gekrönt  und  mit  drei  Straussen- 
federn,  blau,  silbern,  blau,  besteckt  ist.  Die  Helmdecken  sind  rechts  roth  und 
silbern,  links  blau  und  silbern.  —  Nach  Spener  sind  die  drei  Pfähle  im  2.  und 
3.  Felde  nicht  abgekürzt,  sondern  die  Spitzen  slossen  an  den  Schildesrands  — 
Die  Angabe  Einiger,  dass  der  .Mittelschild  quer  getheilt  sei  und  oben  in  Silber  eine 
rothe  Rose,  unten  in  Gold  auf  grünem  Boden  ein  schwarzes,  rechtslaufendes  Schwein 
(Eberstein)  zeige  und  dass  durch  diesen  Schild  der  rodneggsche  Sparren  aus  dem 
Wappen  verdrängt  worden  sei,  scheint  auf  einem  Irrtlutm  zu  beruhen,  wenn  auch 
allerdings  durch  Vermählung  einige  ebersteinsche  Allodialgüter,  welche  später  an 
Baden  verkauft  wurden,  an  die  woTkensteinsche  Familie  gekommen  sind. 

Sehr  altes,  ursprünglich  tirolisches  Rittergeschlecht,  welches  später 
den  Freiherren-  und  den  Reichsgrafenstand  erhalten  hat,  sich  weit,  auch 
in  Böhmen  und  Ungarn,  ausbreitete,  sehr  gliederreich  wurde  und  grossen 
Grundbesitz  erlangte.  Die  Familie  stammt,  nach  älteren  Angaben,  aus 
dem  uralten,  tiroler  Rittergeschlecht:  Villanders,  welches  nach  Bucelini 
schon  650  das  gleichnamige  Schloss  besessen  haben  soll  und  welches 
später  auch  das  Schloss  Pradell  (Pradel,  Pratel)  an  sich  brachte  und 
bis  1488  besass.    Letzteres  Schloss  besass  um  1150  Conrad  II.  Villanders 


GRAFEN  V.  WOLKK.NSTI  IN.  (583 

im«!  nannte  sich  nach  demselben  Villanders  zu  Pradell.  Ein  Urenkel 
seines  Solines  Tegevo ,  Rudolph,  kaufte  1292  das  alte  Scliloss  der  Fa- 
milie Maulrapp,  welches  auf  einem  hohen  Felsen  in  Greden  stand  und 
welches  man,  da  das  Scliloss  fast  immer  von  Wolken  umgeben  war, 
Wolkenstein  nannte.  Nach  diesem  Schlosse  nannte  sich  Rudolphs  Sohn, 
Conrad  oder  Ram>old  v.  Villanders,  1307  (1328)  zuerst  Wolkenstein, 
und  von  demselben  stammen  die  jetzigen  Grafen  v.  Wolkenstein  ah. 
Conrads  Enkel,  Miciiakl  (Reithold)  und  Oswald,  stifteten  seil  1402  zwei 
Linien,   die  zu  Trostburg  und   zu   Rodenegg. 

Den  Freiherrensland  eil  heilte  Kaiser  Friedrich  III.  1476  der  Linie 
zu  Trostburg  und  eine  Erbstamm -Verbindung  kam  12.  Jan.  1530  zu 
Stande.  Der  freiherrliche  Titel:  zu  Rodenegg  wurde  vorn  Kaiser  Maxi- 
milian II.  2.  Aug.  1564  ertheill  und  das  Erbland-Stallmeister-  und  Vor- 
schneider-Amt in  Tirol  24.  März  1568  verliehen.  Den  ReichsgralVn- 
sland  verlieh  Kaiser  Ferdinand  II.  24.  Ott.  1630  und  derselbe  wurde 
vom  Kaiser  Ferdinand  III.  6.  Aug.  1637  bestätigt.  Dass,  wie  v.  Hell- 
bach (Adelslexicon  II.  781)  angiebl,  die  Linie  zu  Rodenegg  den  Grafen- 
tilel  erst  im  18.  Jahrhundert  erhalten  habe,  ist  wohl  in  Zweifel  zu 
ziehen,  da  Megerlc  v.  Mühlfeld,  dessen  Fleiss  sehr  anzuerkennen  ist, 
eine  Erhöhung  in  dieser  Zeit  nicht  angiebt. 

Franz  Christoph  Freiherr  zu  Wolkenstein  vermählte  sich  gegen 
Ende  des  16.  Jahrhunderts  mit  Maria,  der  Tochter  des  Grafen  Otto  zu 
Eberstein,  und  so  erhielt  die  Familie  nach  Erlöschen  der  Grafen  v.  Eber- 
stein 1663  einen  Theil  der  gleichnamigen  Herrschaft  derselben  in 
Schwaben,  wodurch  Sitz  und  Stimme  auf  der  schwäbischen  Grafenbank 
erlangt  wurde.  Dieser  Theil  wurde  aber  später  an  Raden  verkauft,  und 
so  finden  sich  denn  im  Geneal.  Reichs-  und  Staats- Lexicon,  so  wie  in 
den  Werken  von  Krebel  und  Jacobi  unter  den  Grafen  der  schwäbischen 
Rank  die  Grafen  v.  Wolkenstein  nicht  mehr  vor.  So  ist  denn  Gaiihe 
(I.  2920),  da  selbst  Ilübner  (Lexicon  genealogicum ,  Hamburg  1751) 
den  Forscher  verlässt,  die  einzige,  der  Redaction  als  zu  beachtende 
bekannte  Quelle,  und  die  Angaben  derselben  vermitteln  den  Anschluss  an 
die  Gegenwart  nicht.  Hier  sollten  doch  wirklich  im  Interesse  der  allen, 
berühmten   Familie  die  Archive   derselben   eintreten ! 

Die  Familie  zerfällt  jetzt  nach  i\cn  obigen  Angaben  in  die  Haupl- 
linien  :  Wolken  s  lein-Tros  tburg  und  Wo  I  ke  ns  lein-Rod  enegg. 
Wolkenstein-Trostburg  ergiebt  drei  Linien:  die  ältere  Linie  zu  Trost- 
burg, die  mittlere  zu  Lcdiutz  und  die  jüngere  Linie;  Wolken- 
stein-Rodenegg  aber  scheidet  sich  in  eine  ältere  und  in  eine  jün- 
gere  Linie. 

Die  hier  anzuführenden  Glieder  der  Familie  sind: 

Wölk  en  stein-Trostburg.  Gestiftet  durch  Michael  v.  Wolken- 
stein, Herrn  zu  Troslburg,    1420. 

Aeltere  Linie  zu  Troslburg.  LEOPOLD  Joha>n  Radtist,  Gral* 
Wolkenslein-Trostburg,  Freiherr  zu  Neuhaus  —  Sohn  des  Grafen  Anlon 
Maria,  gest.  16.  Jan.  1808,  k.  k.  Kämmerers  und  grossherz.  würz- 
burgischen    Ministers,    aus    der    Ehe   mit  Maria  Anna  Gräfin    v.   Firmian, 


684  GRÄFE«   V.   WOLKK.NSTKIN. 

geb.  11.  Juli  1777,  verm.  5.  Nov.  1797,  f  -  geb.  3.  Juli  1800, 
k.  k.  Kammerer  untl  Präsident  des  tirolisch  —  ständischen  Landtags -Aus- 
schusses. —  Der  Bruder  desselben  ist:  Graf  Carl  Friedrich  Otto,  geb. 
10.  Sept.  1S02,  Herr  der  Herrschaft  Hagensdorf  und  ßrunersdorf  mit 
den  Gütern  Göttersdorf,  Wildsehitz  und  Luschitz,  k.  k.  Kämmerer,  Geh. 
Rath,  Oberst-Landrichter  und  Landrechts- Präsident  zu  Brunn,  verm. 
27.  Mai  1830  mit  Elisabeth  Gräfin  Wolkenstein-Trostburg,  geb.  6.  Mai 
1805.  Die  fünf  Söhne  desselben  sind  die  Grafen:  Leopold  Carl  Anton, 
geb.  9.  April  1831,  Anton  Carl  Simon,  geb.  2.  Aug.  1832,  k.  k.  Lieu- 
tenant, Carl  Ernst  Hugo,  geb.  1.  Jan.  1834,  k.  k.  Lieutenant,  Wilhelm, 
geb.    1.  Nov.    1836,   und   Heinrich,   geb.   7.  Jan.    1841. 

Mittlere  Linie  zu  Lednitz:  ERNST  Graf  Wolkenstein -Trost- 
burg-Lednilz  —  Sohn  des  Grafen  Franz,  gest.  23.  Aug.  1821,  aus  der 
Ehe  mit  Maria  Anna  Gräfin  v.  Slarhemberg,  geb.  31.  März  1758,  gest. 
12.  Aug.  1827  —  geb.  28.  Febr.  17S2,  Oberst- Erbland- Stallmeister 
in  Tirol,  k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister  in  d.  A.,  verm.  27.  Mai 
1804  mit  Caroline  Gräfin  Eslerhäzy,  geb.  18.  März  1787,  gest.  24.  Aug. 
1829.  Der  Sohn  desselben  ist:  Graf  Anton,  geb.  18.  Febr.  1807, 
k.  k.  Rittmeister  in  d.  A.,  verm.  15.  Sept.  1839  mit  Maria  Gräfin 
Erdödy,  geb.  4.  Juni  1817,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  stammen, 
die  Grafen:  Oswald  Gobert,  geb.  6.  Jan.  1843,  und  Anton  Gobert, 
geb.  7.  Juli  1844.  Die  Töchter  des  Grafen  Ernst  sind:  Gräfin  Pauline, 
vermählte  Gräfin  v.  Bellegarde  (s.  Bd.  I.  S.  62),  und  Gräfin  Elisabeth, 
vermählte  Gräfin  v.  Wolkenstein-Trostburg  (s.  oben). 

Jüngere  Linie:  Graf  ROBERT,  Besitzer  der  Herrschaften  Trost- 
burg,  Boimont  und  Garzig. 

Wrolkenstein-Rodenegg,  gestiftet  durch  Veit  Freiherrn  zu 
Wolkenstein,  welcher  1491  die  Herrschaft  Rodenegg  vom  Kaiser  Maxi- 
milian I.  als  Geschenk  erhielt. 

Aeltere  Linie.  CARL  Graf  Wolkenstein- Rodenegg,  Freiherr  zu 
Saleck  und  Hauenstein,  geb.  6.  Febr.  1768,  Oberst-Erbland-Vorschneider 
in  Tirol,  k.  k.  Kämmerer  und  Gubernial-Secrctair,  verm.  13.  April  1795 
mit  Maria  Magdalena  Gräfin  v.  Spaur,  geb.  18.  Oct.  1778.  Aus  dieser 
Ehe  stammt  Gräfin  Rosa,  verw.  Freifrau  v.  Seyffertitz. 

Jüngere  Linie:  Graf  Leonard  JOSEPH,  geb.  18.  Nov.  1763, 
Oberst -Ei  bland -Vorschneider  in  Tirol,  k.  k.  Kämmerer  und  quiesc. 
Gubernial-Secretair,  verm.  22.  Juni  1794  mit  Maria  Anna  Gräfin 
v.  Thurn-Valsassina  und  Taxis,  geb.  11.  Febr.  1775,  gest.  1843.  Die 
drei  Söhne  desselben,  neben  einer  Tochter,  Gräfin  Maria  Anna,  verw. 
Freifrau  Fenner  v.  Fenneberg,  sind:  Graf  Ernst  Friedrich  Leonard,  geb. 
6.  Febr.  1799,  Herr  der  Herrschaften  St.  Petersberg  und  Freihof-Kissei 
in  Tirol,  k.  k.  Kämmerer,  Abgeordneter  des  k.  k.  adeligen  Damenstifts 
in  Innsbruck,  verm.  2.  Mai  1830  mit  Maria  Anna  Gräfin  v.  Spaur,  geb. 
14.  Aug.  1805,  aus  welcher  Ehe,  neben  drei  Töchtern,  drei.  Söhne 
leben,  die  Grafen:  Carl  Maria  Leonard,  geb.  30.  März  1831,  Oswald 
Ernst  Leonard,  geb.  24.  Aug.  1835,  und  Arthur  Carl  Leonard,  geb. 
4.  Jan.    1837   —   Graf  Alexander   Victor  Leonard,  geb.    16.  Juni    1805, 


GRAFEN   V.   WR.VTISI  \W. 


685 


k.   bayer.   Hauptmann    im   Ingenicureorps  —  und   Graf  Friedrich   I'l\ 
Leonard,   geb.  T.Juni    1  b  0  7 ,   k.   k.   Major  in   d.   A.,   verm.  7.  Sept.   IE 
mit  Caroline  v.  Jenull,   geh.   20.  April    1809,   gest.  7.  April    IS  11.      Der 
Sohn  desselben,  neben  einer  Tochter,  ist  Graf  Oswald,  geb.  26.  Min  1S41. 


Grafen  v 


ßatholtfd). 


Wrattriaw. 

Ocftrrrcirf). 


Besitz:  in  Böhmen  die  Fideicommisa-nerrachaften  K«-i  undRakow;  die  Allodial-Hemcbaf) 
MilRechowea;  die  Hemebafl  VPottiti  mit  den  GOtern  Jaoewiti  und  Olbranowiti  und 

die  Güter  Choiieschau  und  BilkowiU;  die  AJlodiaf-BemchaJl  tyotmm  mit  dem  (,ute 

Wscberadili;   die  Herrschaft  Kalladev  etc 


"Wappen :  Schild  der  Länge  nach  von  Koth  und  Schwarz  gelheill ,  ohne 
Bild.  Auf  dem  Schilde  sieht  ein  mil  einer  fünfspilzigen ,  goldenen  Zinkenkrone 
gekrönter  Helm,  welcher  zwei  Btlffelshörner  trägt,  von  denen  das  reihte  schwarz, 
das  linke  rolh  ist.  Anstatt  der  Heinidecken  umgieht  Helm  und  Schild  ein  schwarzer, 
rolhgefütterter  Wappenmantel.  Wie  beschrieben,  iindet  sich  dieses  Wappen  in  den 
Supplementen  zu  Siehmachers  Wappenbache  (VI,  13)  In  Tyrofffl  Neuem  adeligen 
Wappenwerke  (II,  37)  ist  der  Schild  oval,  und  wie  angeführt,  gelheilt  und  tingirl. 
Derselhe  wird  von  einem  schwanen  Wappenmantel  mit  rotlien  Krausen  und  Futter, 
und  oben  mit  der  gräflichen  Krone  bedeckt,  umgehen.  -  Die  Angaben  des  Wappen- 
buchs  der  durchlauchtigen  Welt  (IV,  45S)  weichen  sehr  ab.  Der  Schild  ist  von 
Silber  und  Kolli  der  Länge  nach  getheilt,  der  Helm  mit  einem  silbernen  Wulste 
mit  rothen,  fliegenden  „Zindelbmden"  bedeckt,  und  derselhe  trigl  einen  geschlos- 
senen, die  Sachsen  linkskehrenden  Adlersflug,  dessen  vorderer  Flügel  roth,  der 
hintere  schwarz  ist.     Die  Helmdecken  sind  roth  und  schwarz. 

Eins  der  ältesten,  angesehensten  und  weilverzweigten  böhmischen 
Grafenhäuser,  welches  nach  der  Dednctio  genealogica  famibac  S.  R.  G. 
Comilum  Wratislau  de  Mitrowitz  ex  Scriplor.  Beben),  vom  Herzog  Wra- 
tislaw  IL,  welcher  1086  König  in  Böhmen  wurde,  stammt.  Das  Nähere 
über  diese  Abslammiing  findet  sich  in  dieser  Schrift  und  ist  ans  der- 
selben von  Hühner,  Gauhe  und  Anderen  milgclheilt  worden,  daher  leicht 
zugänglich.  Zdencko  Wratislau  blieb  mit  dem  König  Prelislaus  Otlocar 
und    dem    Kerne    des    böhmischen    Adels    1278    auf    dem    Marchfeld    in 


6%  GRAFRN  V.  WRATISLAW. 

Oesterreich.  Johannes  Wratislaw,  Kaiser  Sigmunds  General  in  Ungarn, 
erhielt  nach  errungenen  Siegen  als  Geschenk  die  Grafschaft  Milrowitz 
und  erhaule  an  der  Sau  das  gleichnamige  Schloss.  Derselbe  fiel  mit 
12  seiner  Söhne  in  einer  Schlacht  am  schwarzen  Meere,  der  13.  und 
jüngste  Sohn  aber  ist  der  Ahnherr  aller  späteren  Grafen  Wratislaw 
v..  Mitrowitz  geworden,  welche  durch,  den  Beinamen  Mitrowitz  sich  von 
anderen  längst  ausgestorbenen  Linien  der  Familie,  den  Linien  Wratislaw 
v.  Mnisseck ,  Wratislau  v..  Wrani  etc.  unterschieden.  Nach  Allem  war 
dieser  jüngste  Sohn  wohl  Ores  Wratislau  v.  Mitrowitz,  Herr  in  Skrzipel, 
Trzcmschin  etc.,  welcher  mit  anderen  Edelen  1421  auf  dem  Landtage 
zu  Czaslaü  zum  Statthalter  des  Königreichs  erwählt  wurde.  Mit  dem- 
selben beginnt  die  forllaufende  Slammreihe.  Von  seinem  Sohne  Wra- 
tislaus  Wratislau  v.  Mitrowitz,  Herrn  in  Skrzipel,  welcher  um  1467  Burg- 
graf des  Prager  Schlosses  war,  stammte  Johann,  gest.  1500,  Herr  in 
Dobrzan ,  Liticz  und  Stergowilz.  Johanns  Sohn  war  Wenceslaus ,  gest. 
1554,  Herr  in  Skrzipel,  von  dessen  Söhnen  vier  besondere  Linien  stif- 
teten. Johann  gründete  die  locho wi tzsche,  Sebastian  die  mirös- 
sowsche,  Stephan  durch  seinen  Sohn  Wenceslaus  die  türkische, 
und  Georg  die  protowin-  oder  zalsische  Linie.  Von  allen  diesen 
Linien  blüht  nur  noch  die  türkische  Linie,  auf  welche  sonach  hier 
allein  Rücksicht  zu  nehmen  ist  und  welche  sich  in  die  weiter  unten 
angegebenen  Aesle  verbreitet  hat. 

Stephans  Sohn,  Wenzeslaus,  Freiherr  Wratislau  v.  Mitrowitz,  Herr 
in  Kniena,  Korckin  und  Zduchowilz,  des  grösseren  Landrechls  Beisitzer, 
war  1590  von  den  Türken  gefangen  worden,  und  hat  die  Geschichte 
dieser  Gefangenschaft  in  böhmischer  Sprache  herausgegeben.  Die  Nach- 
kommenschaft desselben  nannte  sich  die  türkische.  Von  seinen  Söhnen 
war  Adam  Leopold,  gest..  1653,  k.  k.  Ralh,  Lehens-  und  Kammer- 
Gerichts-Assessor  und  Hauptmann  des  Podbrzensischen  und  Muldauer 
Kreises.  Von  demselben  stammte  Wenceslaus  Ignaz,  Graf  Wratislau 
v.  Mitrowitz,  Herr  auf  Porgitz,  Zuklin  und  Neu-Mitrowitz,  k.  k.  w.  Geh. 
Rath ,  Kämmerer  und  k.  böhm.  Kammerrath,  berühmt  als  böhmischer 
Historiker.  Von  dem  'dritten  seiner  Söhne,  von  Peter  Ernst,  Herrn  zu 
Kniena  und  Mitrowitz,  entspross  unter  vier  Söhnen  Franz  Ignaz,  Graf 
Wratislau  von  Mitrowitz,  Herr  in  Maleschütz,  Schönwald,  Peters wald  etc., 
k.  k.  w.  Geh.  Rath  und  Kämmerer,  welcher  den  Stamm  durch  zwei 
Söhne,  Johann  Joseph  und  Franz  Carl,  k.  Appellalionsrath  in  Böhmen, 
fortpflanzte.  Franz  Ignazs,  des  Stifters  der  jetzt  blühenden  Linie  Kost, 
ältester  Sohn,  Johann  Joseph,  stiftete  die  Speciallinie  Kost,  welche, 
durch  vier  Söhne  desselben,  Franz  Wenzel,  Franz  Joseph,  Johann  Veit 
und  Procop,  sich  in  die  vier  jetzt  blühenden  Aeste  schied ;  der  jüngere 
Sohn  aber,  Franz  Carl,  gründete  die  zweite  Speciallinie  Kalladey. 
Die  zweite  jetzt  blühende  Linie  zu  Dirna  (s.  unten)  stammt  von  dem 
Grafen  Johann  Anton.  Eine  genaue  Angabe  über  den  Stifter  dieser  Linie 
ist  nicht  zu  ermitteln. 

Die  Familie  liess  später  den  früher  geführten  gräflichen  Titel  fallen 
und  hielt  sich  nur  an  den  Herrentitel.     Johann  Wenzel,  Wenzel  Ignaz, 


GRAFEN    V.   WItATfSI.AW.  0^7 

Georg  Rernhard,  Franz  Ignaz,  Wenzel  Adalrert  und  Franz  Carl  wurden 
vom  Kaiser  Leopold  I.  28.  Juli  1701  in  den  Keirhsgrafensland  erhöhen. 
Wenzel  Ignaz,  Kämmerer  und  Kanunerralli  in  Ibilunen,  erhielt  in  dem- 
selben Jahre  auch  den  erblämhseh  -böhmischen  Grnfenslaiul ,  und  tum 
Kaiser  Joseph  I.  wurde  7.  Jan.  1700  für  Georg  Hehmiaio»  und  Kran/ 
Ignaz  der  Reichsgrafenstand  bestätigt.  Dem  Senior  der  Familie  steht 
übrigens  vom  Kaiser  Carl  VI.  seit  dem  17.  Dec.  1711  das  sechste 
der  zehn  böhmischen  Erb-Hofäinter ,  das  Erb -Küchenmeister -Ami  im 
Königreich  Böhmen,  zu,  welches  jetzt  Graf  Franz,  dirnaer  Linie,  vertritt. 
Die  Erlaubniss,  den  Namen:  Grafen  Wratislau  von  Milrowitz  mil  dem 
Namen:  Schöufeld  verbinden  zu  dürfen,  erhielten  vom  Kaiser  Carl  VI. 
1741  die  Gebrüder  Johann  Joseph  und  Franz  Carl  Grafen  Wialislau 
von  Milrowitz.  Dieselben  waren  Söhne  des  Grafen  Franz  Ignaz  aus  der 
Ehe  mit   Maria   Anna   Viclorie  Gräfin  v.   Schönfeld   (s.   S.   415). 

Die  Familie  scheidet  sich  jetzt  in  zwei  Haupllinien,  in  die  Haupl- 
linie  zu  Kost  und  in  die  Linie  zu  Dirna.  Die  Ilauptlinie  zu  Kost 
stammt  von  dem  Grafen  Franz  Ignaz,  geb.  1660,  gest.  1720,  und 
scheidet  sich  in  zwei  Speciallinien,  in  die  Speciallinie  Kost  und  in  die 
Speciallinie  Kalladey.  Die  Speciallinie  Kost  zerfällt  in  vier rAeatey 
deren  Stifter  die  vier  Söhne  des  Grafen  Johann  Joseph,  geb.  1688,  gest 
1742,  —  älteren  Sohnes  des  Grafen  Franz  Ignaz  —  Franz  Wenzel, 
geb.  1727,  gest.  1799,  Franz  Joseph" ,  geb.  1723,  gest.  1787,  Johann 
Veit,  geb.  1730,  gest.  um  1790,  und  Procop,  geb.  1732,  gest.  1815, 
sind.  Der  dritte  von  Johann  Veit  stammende  Ast  ist  17.  Febr.  1830  mit 
dem  Grafen  Joseph  Anton  im  Mannsstamme  erloschen.  —  Die  Special- 
linie Kalladey,  welche  10.  Juni  1715  das  Indigenat  in  Ungarn  erlangt 
hat,  stammt  von  dem  jüngeren  Sohn  des  Grafen  Franz  Ignaz,  von  dem 
Grafen  Franz  Carl.  —  Die  Ilauptlinie  zu  Dirna  stammt  von  dem  Grafen 
Johann.  Anton,  geb.  1682,  gest.  1741,  und  umfasst  die  Nachkommen- 
schaft des   Grafen   Franz   Adam,   geb.    1759,  gest.    1812. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Familienglieder  ergiebt  sich  aus  fol- 
genden Ahnentafeln  und  Bemerkungen: 

Hauptlinie  Kost.  Speciallinie  Kost:  erster  Ast.  Johann 
Joseph  —  ältester  Sohn  des  Grafen  Franz  Ignaz  aus  der  Ehe  mil  Maria 
Anna  Viclorie  Gräfin  v.  Schönfeld  —  geb.  1688,  gesl.  1742,  k.  k. 
Kämmerer  und  Kreishauptmann;  Gemahlin:  Josephe  Ludomille  Freiin 
Marquard  v.  Hradeck,  venu.  1722.  —  Franz  Wenzel,  geb.  1727,  gesfc 
1799,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin:  Anna  Josephe  Freiin  Nelolitzky 
v.  Eisenberg,  verm.  1755.  —  Anton  Wenzel  Casimir,  geb.  6.  April 
175B,  gest.  vor  1800,  nimmt  als  Erbe  seines  müllerlichen  Grossvalers, 
des  Freiherrn  Wenzel  Casimir  Nelolitzky  v.  Eisenberg,  Herrn  der  Herr- 
schaft Kost,  k.  k.  w.  Geh.  Ralhs  etc.,  den  Namen:  Graf  Wialislau 
v.  Milrowitz  und  Nelolitzky  an;  Gemahlin:  Eleonore  Gräfin  v.  Wrbna, 
geb.  9.  Nov.  1757,  verm.  17.  Ocl.  1780,  gest.  nach  1605.  —  Eigen, 
jetziges  Haupt  des  ersten  Astes.  —  Zweiter  Ast.  Johann  Joseph 
(s.  Ahnentafel  des  ersten  Astes)  —  Franz  Joseph,  geb.  12.  Sept.  1723, 
gesl.    1787,    k.    k.    Kämmerer    etc.;    Gemahlin:    Maria    Theresia    Grälin 


688  GRAFEN  V.   WRATISLAW. 

v.  Pötting,  geb.  27.  April  1734,  verm.  1754,  f.  —  Franz  Joseph 
Maria  Oswald  Adam  und  Anton  Franz,  Gebrüder  (s.  unten).  —  Dritter 
Ast.  Im  Mannsstamme,  wie  angegeben,  erloschen.  Vierler  Ast. 
Johann  Joseph  (s.  den  ersten  Ast).  —  Procop  Wenzel,  geb.  1732, 
gest.  1815,  k.  k.  General -Feld  Wachtmeister  etc.  —  Joseph,  gest. 
25.  Mai  1834.  —  Eduard  Joseph  Constantin  Johann  Nepomuk,  jetziges 
Haupt  des  vierten  Astes. 

Speciallinie  Kalladey.  Franz  Carl  —  jüngerer  Sohn  des 
Grafen  Franz  Ignaz  aus  der  Ehe  mit  Maria  Anna  Victorie  Gräfin 
v.  Schönfeld  (s.  oben)  und  Bruder  des  Grafen  Johann  Joseph  —  geb. 
1696,  gest.  25.  Febr.  1759,  k.  k.  Kämmerer,  w.  Geh.  Rath  und  Appel- 
lations-Vicepräsident  in  Böhmen ;  erste  Gemahlin :  Maria  Anna  Franziska 
Theresie  Gräfin  v.  Kinski,  verm.  1727,  gest.  26.  März  1737.  —  Franz 
Carl,  geb.  1731,  gest.  nach  1800,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin:  Maria 
Anna  Gräfin  v.  Desfours,  verm.  1762.  —  Carl,  geb.  24.  Febr.  1772, 
gest.  27.  Juni  1823,  Herr  der  Herrschaften  Kalladey  und  k.  k.  Major; 
Gemahlin:  Theresia  v.  Berger,  geb.  18.  Sept.  1777,  verm.  21.  Juni 
1800,   gest.    1834.  —  Rudolph,  jetziges  Haupt  der  Linie. 

Hauptlinie  Dirna.  Johann  Anton  (nach  früheren  Angaben 
Johann  Wenzel)  —  Sohn  Georg  Adams  aus  der  Ehe  mit  Anna  Felicitas 
Gräfin  v.  Werschowetz  —  geb.  28.  Sept.  1682,  gest.  18.  Mai  1741, 
k.  k.  Kämmerer  und  Oberst-Lieutenant;  Gemahlin:  Eleonore  Margaretha 
Freiin  v.  Talnberg,  geb.  16.  Juli  1695,  verm.  1717,  f.  —  Vincenz 
Ignaz  Franz,  geb.  13.  Jan.  1724,  gest.  8.  Oct.  1794,  Herr  der  Fidei- 
commiss-Güter  Ginetz,  Bazdetitz,  Dirna  und  Zalschy,  k.  k.  w.  Geh. 
Rath  etc.;    Gemahlin:    Philippine  Gräfin  v.  Kolowrat-Nowohradsky,  geb. 

21.  Mai  1725,  verm.  1748,  gest.  nach  1800.  —  Franz  Adam,  geb. 
27.  Febr.    1753,    f;    Gemahlin:    N.    N.    v.    Wagner.    —    Gustav,    gest. 

22.  Dec.  1827,  Herr  der  Herrschaft  Dirna  und  des  Fideicommiss-Gutes 
Zalschy,  k.  k.  Kämmerer;  Gemahlin:  Josephine  Gräfin  v.  Klebelsberg, 
verm.  18.  Nov.  1819,  gest.  27.  Febr.  1825.  —  Franz,  Haupt  dieser  Linie. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  zu  nennen : 
Hauptlinie  Kost.  Speciallinie  Kost. 
Erster  Ast:  EUGEN  Graf  v.  Wratislaw-Netlolitz  —  Sohn  des 
Grafen  Anton  Wenzel  Casimir  —  geb.  8.  Juli  17S6,  k.  k.  Kämmerer, 
Geh.  Rath,  General  der  Cavallerie,  Commandant  der  ersten  Armee  (in 
Wien),  zweiter  Inhaber  des  1.  Kürassier-Regiments  Kaiser,  Herr  der 
Fideicommiss- Herrschaft  Kost  und  der  Allodial- Herrschaft  Militschowes, 
Erb-Land-Küchenmeister  in  Böhmen.  Die  beiden  Schwestern  desselben 
sind :  Gräfin  Elisabeth,  verw.  Gräfin  Woracziczky  v.  Babienitz,  und  Gräfin 
Maria  Apollonia,  verw.  Freifrau  v.  Scheibler. 

Zweiter  Ast.  Vom  Grafen  Franz  Joseph  Maria  Oswald  Adam, 
geb.  5.  Aug.  1775,  gest.  10.  April  1849,  Herrn  der  Herrschaft  Wotlitz 
mit  den  Gütern  Janowitz  und  Olbramowitz  und  der  Güter  Chotieschau 
und  Bilkowitz,  k.  k.  Kämmerer,  stammen  aus  der  Ehe  mit  Antonie  Freiin 
v.  Sterndahl,  geb.  25.  Jan.  1782,  verm.  3.  Oct.  1805,  f,  neben  einer 
Tochter,  Gräfin  Ludmilla,  verm.  mit  Sigmund  Corsinus  Grafen  Berchtöldl 


f.RAFKN  V.  WRATISLAW. 


(»SO 


(s.  Rd.  I.  S.  70),  zwei  Söhne:  Graf  FRANZ  Joskph  Friedrich,  geb. 
18.  April  1813,  Malteser-Ordens-Ritier,  k.  k.  Kämmerer  und  nieder- 
Österreichischer  Regierungssecrelair,  und  Graf  Joskph  Xaver  Adam,  geh. 
3.  Jan.   1818,  Malteser-Ordens-Ritter.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Frani 

Joseph  Maria  Oswald  Adam  ist:  Graf  Anton  Franz,  geh.  18.  Jan.  1777, 
k.  k.  Kämmerer  und  Rittmeister,  Herr  auf  Ahony  in  Ungarn,  venu. 
20.  Mai  1804  mit  Christina  Gräfin  Festetics  de  Tolna,  geh.  20.  Juli 
1780,  gest.  21.  März  1835.  Der  Sohn  desselben,  neben  einer  Tochter, 
Gräfin  Johanna,  vermählten  Freifrau  Ubelli  v.  Siegburg,  ist:  Graf  Ludwig, 
geh.    16.   März    1805. 

Dritter  Ast.  Im  Mannsstamme  erloschen  (s.  oben).  Vom  letzten 
Grafen  Joseph  Anton,  gest.  17.  Febr.  1830,  leben  aus  der  Ehe  mit 
Maria  Gräfin  v.  Desfours,  verw.  Gräfin  v.  Wallis,  gest.  20.  März'  1840, 
zwei  Töchter:  Gräfin  Josephine,  veim.  mit  Carl  Fürsten  v.  Schwarzen- 
berg,  Herrin  der  Allodial-Herrschaft  Wossow  mit  dem  Gute  Wscheraditz, 
und  Gräfin  Gabriele,  verm.  mit  Joseph  Grafen  v.  Dietrichstein-Proskau- 
Leslie  (s.  Rd.  I.  S.  499). 

Vierter   Ast.     Graf   Eduard    Joseph   Constantin  Johann  Nepomuk 

—  Sohn  des  Grafen  Joseph  —  geb.  21.  Mai  1S20.  Die  drei  Schwe- 
stern desselben  sind  die  Gräfinnen:  Maria,  Adele  und  Anna.  Der  Rruder 
des  Grafen  Joseph  ist  Graf  Johann,  geb.  1798,  k.  k.  General-Major  und 
Feslungscommandant  zu  Piacenza. 

Speciallinie  Kalladey.     RUDOLPH  Graf  Wratislau  v.  Mitrowitz 

—  Sohn  des  Grafen  Carl  —  geb.  12.  Aug.  1811,  Herr  der  Herrschaft 
Kalladey  in  Rühmen,  k.  k.  Gubernialrath  und  Rezirkshauplmann  l.  Classe 
zu  Leitmeritz,  verm.  mit  Chrisline  Freiin  v.  Rieschin,  gest.  1850.  — 
Die  Schwester  desselben  ist  Gräfin  Caroline,  verm.  mit  dem  k.  k. 
Gubernial-  und  Präsidialconcipisten  Alois  Klar  zu  Prag.  —  Vom  Rruder 
des  Grafen  Rudolph,  dem  Grafen  Carl,  geb.  3.  Dec.  1808,  gest.  1844, 
lebt  die  Witlwe,  eine  geborene  Freiin  v.  Kotz. 

Hauptlinie  Dirna.  Graf  FRANZ  —  Sohn  des  Grafen  Gustav  — 
geb.  3.  Mai  1823,  Herr  der  Fideicommiss -Herrschaft  Dirna  und  des 
Fideicommiss- Gutes  Zalschy.  Die  Schwestern  desselben  sind:  Gräfin 
Therese  und  Gräfin  Josephine.  —  Die  Schwestern  des  Grafen  Gustav 
sind:  Gräfin  Philippine,  verm.  mit  Anton  Fröhlich,  k.  k.  Feld-Kriegs- 
Regislrator  bei  dem  Wiener  Artillerie-Feldzeugamt,  und  die  Gräfinnen 
Anna  und  Eleonore. 


44 


690 


GRAFEN  V.  WRBNA  U.  FREl'DENTHAL. 


Grafen  v.  Wrbna  u.  FreudenthaL 

iSatholtfd).  (SDcfletretd). 

Besitz:  in  Böhmen  rlie  Allodinl-Herrschaf'ten  Hoizowitz  und  Ginetz  mit  den  Gütern  bezdietitz, 
Komorow  und  Waldock;  in  Mähren  die  Herrschaften  Holleschau  und  Rimnitz  eic. 


Wappen:  im  Manen  Schilde  ein  goldener  Querbalken,  über  welchem 
sowohl,  als  unter  demselben  jedesmal  drei  goldene  Lilien  neben  einander  stehen. 
Auf  dem  Schilde  steht  ein  gekrönter  Helm,  der  eine  goldene  Säule  trägt,  durch 
welche  ein  schräglinks  in  die  Höhe  gekehrter,  goldener  Pfeil  hindurch  geht.  Die 
Helmdecken  sind  golden  und  blau.  —  Auf  neueren  Abbildungen  steht  der  Helm 
auf  einer  Grafenkrone,  der  Pfeil  durchbohrt  die  Säule  schrägrechts,  und  den  Schild 
halten  zwei  einwärtssehende,  goldene  Greife. 

Sehr  altes  Ritter-  und  Grafengeschlecht,  welches  in  sicheren  Ur- 
kunden zuerst  im  13.  Jahrhundert  in  Schlesien  erscheint.  Slephanus 
de  Wirbenaw  und  mehrere  seines  Stammes  stifteten  1226  das  Kloster 
zu  unserer  lieben  Frauen  ,,im  Walde"  zu  Schweidnitz.  Nach  älteren 
Schriftstellern  ist  der  Ahnherr  der  Familie  Werboslaus  Graf  v.  Wrbna, 
welcher  um  895  im  Heere  des  Kaisers  Arnulph  kämpfte,  und  in  allen 
Briefen  sollen  Zemoit  913  und  Boleslaus  957  als  Grafen  v.  Würben 
und  als  Zeugen  vorkommen.  —  Das  älteste  Stammhaus  der  Familie  in 
Schlesien  war  Würben  bei  Schweidnitz,  welches  die  Familie  selbst  dem 
Kloster  Grüssau  schenkte.  Später  besass  das  Geschlecht  die  Herrschaft 
Freudenthal  oder  Bruntali  und  seit  1439  die  Herrschaft  Hultschin 
(Litschine),  beide  im  Troppauschen.  Dass  die  Familie-  Wrhna  zeitig  in 
Polen  begütert  war,  steht  fest,  doch  folgt  daraus  nicht,  dass  dieselbe 
aus  Polen  nach  Schlesien  gekommen  sei.  Zu  Schloss  Reissen  (Rydzin) 
in  Schlesien  blühte  Jahrhunderte  lang  ein  Hauptzweig  des  grossen  pol- 
nischen Hauses  Lelie,  die  Grafen  Werbno-Rydzinski,  welche  mit  der 
Familie' Wrbna  ein  Wappen  führten.  —  Später  kam  aus  Schlesien  das 
Geschlecht  nach  Mähren  und  namentlich  nach  Böhmen.  —  Nachdem 
Jahrhunderle  lang  die  Grafenwürde  in  der  Familie,  nicht  mehr  vererbt 
worden  war,  wurde  Johann  Stephan  Graf  v.  Würben  und  Freudenthal, 
Freiherr  zu  Hultschin,  des  Fürstentums  Troppau  Landeshauptmann,  mit 
seinem  Sohne,  Wenzel,  k.  k.  Geh.  Rathe,  vom  Kaiser  Ferdinand  III. 
16.    April    1642    in    den    Reichsgrafenstand    erhoben    oder,    nach    den 


GRAFEN   V.   WRUW   l\   FRI  l  !>!  YN1  Vi  .  Ii<)l 

Worten  «los  Diploms,  demselben  die  reicbsgräfhcbl  Würde  llUKtt 
Vorher  schon,  1628,  halte  das  Geschlecht  vom  Reise*  Ferdinand  II.  in 
einer  goldenen  Bulle  verschiedene  andere  Begnadigungen  erhallen.  Eine 
Bestätigung  des  Reichsgrafenstandes  erfolgt«  6.  I»««-.  L662  ron  Kaiser 
Leopold  I. 

Durch  zwei  Söhne  Stephans,  gest.  1567,  Johann  und  Albert,  theille 
sich  die  Familie  in  zwei  Ilanptlinien ,  in  die  böhmische  und  in  die 
Ichlesische.  Die  letztere,  von  Albert  gestiftet,  erlosch  im  Manns- 
slamme mit  dem  Grafen  Carl  Wenzel,  welcher  22.  No\.  1757  in  der 
Schlacht  bei  Breslau  Wieb.  Die  von  Johann  gegründete  b  üh  mische 
Hauplhnie  blüht  noch.  Dieselbe  theille  sich  durch  zwei  Enkel  Wenzels 
und  Sühne  des  Johann  Franz,  geb.  1034,  gest.  1705,  Wmstx  Joseph 
Franz  und  Norbert,  in  zwei  Aeste :  den  älteren  zu  Fuhieck  in  Mähren 
und  den  jüngeren  zu  Horzowilz  in  Böhmen.  Der  allere  Ast  zu 
Fulneck  muss  in  den  ersten  Jahrzehnten  dieses  Jahrhunderts  mit  dem 
Grafen  Johann  Nepomuk  erloschen  sein.  Aus  dem  jüngeren  Aste  zu 
Horzowitz  stammen  die  jetzigen  Grafen  v.  Wrbna  und  Freudenlhal,  und 
die  dieselben  betreffende  Ahnentafel  ist  folgende:  Wenzel  Graf  v.  Wilma 
und  Freudenlhal;  Gemahlin:  Elisabeth  Polyxena  Dembmski  v.  Dembie.  — 
Johann  Franz;  Gemahlin:  Theresia  Franziska  Gräfin  v.  Marlinicz.  — 
Norbert  Wenzel,  geb.  1650,  gest.  30.  April  1729,  k.  k.  Geh.  Ratb ; 
Gemahlin:  Aloysia  Stephane  Gräfin  v.  Kinsky,  geb.  26.  Dec.  1707,  verm. 
1726,  gest.  21.  Aug.  1786.  —  Eugen  Wenzel  Joseph,  geb.  3.  Jan. 
1728,  gest.  23.  Mai  1789,  Herr  auf  Horzowitz,  k.  k.  w.  Geh.  Ratb, 
Kämmerer,  Oberst- Hofmarscball  etc.;  Gemahlin:  Maria  Theresia  Gräfin 
Kollonitz  v.  Kollograd,  geb.  15.  Sept.  1733,  verm.  9.  Oct.  1754,  gest. 
um  1805.  —  Rudolph,  geb.  23.  Juli  1761,  t»  "eiT  zu  Horzowitz, 
Waldeck  und  Komorow,  k.  k.  Geh.  Ratb  und  Kämmerer,  Vicepräsident 
bei  der  Hof-Kammer  im  Münz-  und  Bergwesen  etc.;  Gemahlin:  Maria 
Theresia,  Tochter  Dominics  Fürsten  von  Kaunitz-Rietberg-Questenberg, 
geb.  3.  Febr.  1763,  verm.  27.  Juli  1785,  f-  —  Eugen  (II.),  geb.  4.  Sept. 
1786,  gest.  24.  März  1848,  k.  k.  Kämmerer,  Geh.  Ratb  und  Ober- 
Stallmeister;  Gemahlin:  Barbara  Gräfin  Erdödy,  geb.  14.  April  1793, 
verm.   8.  Juli    1810,   Wiltwe.  —   Dominic. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  anzuführen: 

Graf  DOMINIC  —  Sohn  des  Grafen  Eugen  —  geb.  22.  Febr.  181 1, 
k.  k.  Kämmerer  und  Oberst  in  d.  A.,  Herr  der  Allodial-Herrschaften  Hor- 
zowitz und  Ginelz  mit  den  Gütern  Bezdielilz,  Komorow  und  Waldeck. 
Die  beiden  Brüder  des  Grafen  Dominic  sind:  Graf  Rudolph,  geb.  28.  April 
1813,  k.  k.  Kämmerer,  Besitzer  der  Herrschaften  Holleschau  und  Rmmilz 
in  Mähren,  und  Graf  Eugen  (III.).  geb.  25.  März  1S22,  k.  k.  Oberst.  Von 
den  Schwestern  ist  Gräfin  Tberese  mit  Anton  Grafen  Millrowsky  r.  Nemysl 
(s.  S.  124),  Gräfin  Franziska  Xaveria  mit  Maximilian  Grafen  v.  Herdegg 
(Bd.  I.  S.  315),  und  Gräfin  Ernesline  mit  Vinccnz  Ruflb  Due.a  d'Ailalia 
vermählt. 

Die  beiden  Brüder  des  Grafen  Eugen' (II.)  sind  Graf  Dominic,  geb. 
24.  Mai  1788,  k.  k.  Kämmerer  und  Major  in  d.  A.,  und  Graf  Rudolph, 

44* 


692 


GRAFEN  V.   WIJRMKRAM). 


geb.  4.  April  1 802,  k.  k.  Kämmerer,  Geb.  Rath  und  Ober-Jägermeister, 
verm.  24.  Aug.  1826  mit  Constanze  Gräfin  v.  Chorinski,  geb.  27.  Sept. 
1807,  gest.  1831,  aus  welcher  Ehe,  neben  einer  Tochter,  ein  Sohn, 
Graf  Rudolph,  geb.  27.  Febr.  1831,  k.  k.  Rittmeister,  stammt.  Von 
den  Schwestern  ist  Gräfin  Therese  Wittwe  von  Franz  Grafen  v.  Kinsky 
(Bd.  I.  S.  443). 

Vom  Bruder  des  Grafen  Rudolph  (s.  oben  die  Ahnentafel),  dem 
Grafen  Eugen,  geb.  25.  Sept.  1766,  gest.  4.  Febr.  1841,  Herrn  auf 
Grossherrlitz,  lebt  die  Wittwe:  Anna  Flora  Gräfin  v.  Kageneck  (Tochter 
des  Grafen  Johann  Friedrich  und  Nichte  des  Grafen  Heinrich  Hermann 
v.  Kageneck  (s.  Bd.  1.  S.  410),  und  die  Tochter,  Gräfin  Ludmille,  verw. 
Gräfin  v.  Abensperg  und  Traun  (s.  Bd.  I.  S.  3). 


Grafen  v.  Wurmbrand. 


ißatholifd). 


(UNfUmid). 


Besitz   der  älteren  österreichischen  Linie:  die  Majorais-Fideicommiss-Herrschaften  Sehwar- 
zau,  Steyersberg  und  Stütelberg  eic.:   das  Gut  Ankcnsiein  in  Steiermark.  —  Besitz 
der  älteren  steierischen  Linie:   die  Herrschaft  Schieleiten.  —  Besitz   der  jüngeren 
steierischen  Linie:  die  Herrschaft  Obcr-Radkersburg  und  Rothenlhui  n. 
Dem  Haupte  der  alleren  österreichischen  Linie  steht  das  Pradjcal  „Erlaucht"  zu. 


Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Miltelschild.  Im  silbernen  Mittelschild  ein 
rechtsgewcndelcr,  gekrönter,  schwarzer  Lindwurm  oder  Basilisk  mit  aufwärts  ge- 
wundenem, wurmförmigem  Stachelschwanze.  Derselbe  hält  im  Rachen  einen  Feuer- 
brand und  hinter  den  Ohren  brechen  Feuerflammen  hervor  (Stammwappen).  1  und 
4  von  Roth  und  Silber  viermal  pfahlweise  gelheilt.  Jeder  der  beiden  rothen  Pfähle 
ist  mit  drei  viereckig  in  Gold  gefassten  Diamanten,  jeder  der  beiden  silbernen  aber 
mit  Schuppen  über  einander  belegt.  2  und  3  in  Roth  eine  nach  rechts  springende, 
silberne  Katze.  (Die  vier  Felder  des  Hauptschildes  enthalten  das  Wappen  der 
Familie  Zebinger.)  Auf  dem  Schilde  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  Helm 
trägt  einen  geschlossenen,  die  Sachsen  einwärtskehrenden,  von  Roth  und  Silber  viermal 


QRAFBN   V.   WIHMItnAM».  693 

■fahlweite  getbeillen  Adlrrsin^;  der  mittlere  den  Lindwurm  te» MiUclatWMaa (Helm 
des  Stamniwappens),  und  der  linke  eine  eiawirtegewendeta,  tber  rorwirtaaehande, 
gekrönte,  silberne  Katze.  (Der  rechte  und  der  linke  Helm  sind  die  lebiogerschen 
Helme.)  Die  Decken  des  rechten  und  linken  Reime«  lind  roth  und  silbern,  die 
de-  mittleren  schwarz  und  silbern.  I)i«>  Detise  ist:  „Ich  mein'*."  —  (fach  Bart- 
schens  Wappen  ist  Feld  1  und  4  im  leUngamkea  Schilde  einfach  von  Motu  und 
Silber  viermal  in  die  Lange  getheüt, 

Eins  der  ältesten  eingeborenen  Riltergeschleehtrr  des  llerzogtluuns 
Steiermark ,  welches  von  den  uralten  Herren  von  Wurmberg  stainnit, 
deren  Slaminlians,  im  jetzigen  Marburgcr  Kreise,  schon  im  13.  Jahr- 
hundert zerstört  worden  ist.  Ottomar  Herr  zu  Wurmberg,  welcher  um 
1130  lebte  und  das  Schloss  Sluppach  in  Niederüslci  reich  besass,  hatte 
zwei  Söhne,  Conrad  und  Leopold.  Conrads  Nachkommenschaft  erlosch 
um  1300  und  das  Schloss  Wurmberg  kam  spater  an  die  Grafen 
v.  Alterns.  Leopold  erbaute  in  NiederösleiTeich  das  Schloss  Wurmbrand, 
welches  jetzt  ein  alter  Burgstall  bei  Krumbach  ist,  und  nannte  sich 
nach  demselben  Herr  v.  Wurmbrand.  Ein  Nachkomme  desselben,  Lorenz 
v.  Wurmbrand  zu  Stuppach,  vermählte  sich  1400  mit  Calharina,  Tochter 
des  Truchsesscn  Friedrich  v.  Emerberg,  wodurch  später,  1578,  das 
Obersl-Erbland-Küchenmeister-Aml  des  Herzogthums  Steiermark  an  den 
zweiten  Urenkel,  Matthias,  und  an  das  Geschlecht  kam.  Matthias, 
dessen  Vater,  Melchior,  vom  Kaiser  Maximilian  1.  9.  Juli  1518  in  den 
Reichsfreiherrensland  erhoben  worden  war,  erhielt  durch  Vermählung 
mit  Sibylla  v.  Zebinger  die  Herrschaft  Reitenau  in  Steiermark  und  das 
Wappen  der  Familie  Zebinger  (v.  Meding,  III.  S.  775  nach  Bartschens 
Wappeubuche),  und  zwei  Söhne  desselben,  Eiirenreicii  und  Rudolph, 
stifteten  zwei  Hauptlinien.  Ehrenreich  gründete  die  österreichische 
oder  ältere  Hauptlinie.  Der  Sohn  desselben,  Johann  Ehrenreich,  er- 
hielt mit  seinen  Vettern,  Georg  Andreas  und  Wolf  Friedrich,  aus  der 
steiermärkischen  Linie,  vom  Kaiser  Leopold  I.  3.  Oct.  1682  den  erb- 
ländischen  Grafenstand,  und  Johann  Ehrenreichs  Enkel,  der  Sohn  Johann 
Euslachs,  Johann  Wilhelm,  der  als  Genealoge  nicht  nur  für  sein  Haus, 
sondern  auch  für  andere  Familien  so  thälige  Graf  v.  Wurmbrand,  wurde 
mit  zwei  Brüdern  vom  Kaiser  Leopold  I.  31.  Aug.  1701  in  den  Reichs- 
grafenstand erhoben.  Graf  Johann  Wilhelm  wurde  später,  24.  Mai  1726, 
als  Pcrsonalist  zu  Sitz  und  Stimme  in  das  fränkische  Reichsgrafen- 
collegium  aufgenommen.  In  Folge  dieser  Verhältnisse  meldete  Ocster- 
reich  1829  das  Haupt  der  älteren  österreichischen  Haupllinie  als  zum 
Prädicat:  Erlaucht  geeignet  bei  der  deutschen  Bundesversammlung  an. 
Das  Majorat  dieser  Linie  besteht  aus  den  Fideicommiss- Herrschaften 
Schwarzau,  Sleyersbcrg  und  Slülelberg.  —  Rudolph  ('s.  oben),  gest. 
1625,  stiftete  die  s teiermärkische  oder  jüngere  Haupllinie.  Durch 
zwei  Enkel  desselben,  Georg  Andreas  und  Wolf  Friedrich,  welche  vom 
Kaiser  Leopold  I.  3.  Oct.  1682  in  den  Grafenstand  erhoben  wurden, 
schied  sich  diese  Haupllinie  in  zwei  Speciallinien :  Georg  Andreas  grün- 
dete die  ältere  Speciallinie  zu  Neuhaus,  und  WoLf  Friedrich  die 
jüngere  zu  Reitenau.  Letzlere  thcille  sich  durch  die  Söhne  des 
Slifters,   Franz  Carl  und  Leopold  Sigmund,  von  Neuem  in  zwei  Zweige, 


094  URAFKN  V.  WUP.MUP.A.M). 

von  welchen  der  von  Leopold  Sigmund  gegründete  im  Manusstamme  er- 
loschen ist. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  der  Familie  ergiebt  sich  aus 
folgenden  Ahnentafeln  : 

Aeltere,  Österreichische  Hauptlinie.  Johann  Wilhelm, 
Graf  (s.  oben)  —  Sohn  des  Johann  Eustach  und  Enkel  Johann  Ehren- 
reichs —  geb.  18.  Febr.  1660,  gest.  17.  Dec.  1750,  k.  k.  w.  Geh.  Rath 
und  Reichshofraths-Piasident;  dritte  Gemahlin:  Maria  Dominica  Gräfin 
v.  Starhemberg,  geb.  5.  Oct.  1711,  verm.  8.  Jan.  1735,  gest.  29.  Febr. 
1736.  —  Gusdaccar  Thomas,  geb.  30.  Dec.  1735,  gest.  10.  Mai  1791, 
k.  k.  österr.  Geh.  Rath  und  Kämmerer;  Gemahlin:  Maria  Antonie,  des 
Fürsten  Heinrich  v.  Auersperg  Tochter,  geb.  30.  Sept.  1739,  verm. 
12.  Jan.  1755,  gest.  um  1820.  —  Heinrich  Gundaccar,  geb.  30.  Mai 
1762,  gest.  21.  April  1847,  k.  k.  österr.  Kämmerer,  w.  Geh.  Rath, 
Ober -Hofmeister  der  verw.  Kaiserin  v.  Oesterreich;  zweite  Gemahlin: 
Sidonie  Freiin  v.  Ledebur- Wichein,  geb.  12.  Oct.  1774,  verm.  7.  April 
1801,  gest.  28.  April  1833.  —  Ernst,  geb.  12.  März  1804,  gest. 
9.  Dec.  1846,  k.  k.  Kämmerer,  Major  etc.;  Gemahlin:  Rosa  Gräfin 
Teleky,  geb.  18.  Oct.  1818,  verm.  25.  Sept.  1834,  in  zweiter  Ehe 
verm.  1.  Nov.  1851  mit  Friedrich  Grafen  zu  Solms-Baruth  (s.  S.  482) 
—   Ferdinand,  jetziger  Majoratsherr. 

Aeltere  steierische  Linie  zu  Neu  haus.  Georg  Andreas, 
Stifter  dieser  Linie,  geb.  30.  Sept.  1638,  gest.  1702;  Gemahlin:  Maria 
Anna  Gräfin  v.  Galler,  geb.  1636,  verm.  1674,  gest.  1704.  —  Maxi- 
milian Rudolph,  geb.  17.  Oct.  1682,  gest.  17.  Jan.  1731,  k.  k.  inner- 
österr.  w.  Geh.  Rath;  Gemahlin:  Maria  Gajetane  Gräfin  v.  Traultmans- 
dorff,  geb.  21.  Mai  1697,  verm.  12.  Mai  1717,  gest.  6.  Oct.  1764.  — 
Georg  Ehrenreich,  geb.  14.  Mai  1719,  gest.  17.  Mai  1786,  k.  k.  w. 
Kämmerer  und  Landrechtsralh  in  Steiermark;  Gemahlin:  Maria  Franziska 
Gräfin  Ursin  v.  Rosenberg,  geb.  10.  Dec.  1717,  verm.  1743,  gest. 
6.  Dec.  1760.  —  Philipp,  geb.  25.  April  1744,  gest.  nach  1805, 
k  k.  w.  Kämmerer  und  des  Landrechts  Rath  in  Steiermark;  Gemahlin: 
Maria  Anna  Gräfin  und  Herrin  v.  und  zu  Stubenberg,  geb.  8.  Aug.  1746, 
verm.  29.  Sept.  1767,  gest.  1812.  —  Georg  Ehrenreich,  geb.  31.  Oct. 
1768,  gest.  30.  Oct.  1813,  k.  k.  Kämmerer  und  Oberst -Lieutenant; 
Gemahlin:  Therese  Gräfin  Kollulinski  v.  Kottulin,  geb.  21.  Mai  1770, 
verm.  16.  Nov.  1801,  gest.  15.  Mai  1812.  —  Joseph,  jetziges  Haupt 
der  Linie. 

Jüngere  steierische  Linie  zu  Reitenau.  Franz  Carl, 
Stifter  dieser  Linie  —  Sohn  Wolfgang  Friedrichs,  gest.  7.  Aug.  1704, 
aus  der  Ehe  mit  Maria  Anna  Antonie  Gräfin  v.  Kollonitsch,  gest.  15.  März 
1736  —  geb.  13.  Febr.  1695,  gest.  12.  Sept.  1768,  k.  k.  w.  Geh. 
Rath;  Gemahlin:  Maria  Josephe  Gräfin  v.  Herberstein,  geb.  23.  März 
1700,  verm.  1721,  gest.  10.  Aug.  1766.  —  Joseph,  Graf,  geb.  11.  Juni 
1724,  gest.  20.  April  1779,  Herr  zu  Reitenau,  k.  k.  w.  Geh.  Käm- 
merer und  Gubernialrath  in  Steiermark;  erste  Gemahlin :  Maria  Eleonore 
Gräfin   v.    Breuner,   geb.   15.  Oct.   1731,    verm.  27.  Jan.   1752,    gest. 


MAMN  v.  wuRMnn.\.\n.  (11)7) 

18.  Juli  1754.  —  Franz  Joseph,  geb.  9.  Juni  1753,  gest.  I.  Juni 
1801,  Herr  zu  Reitenau,  Ober-Radkersburg  und  Rolhenlhurn,  k.  k.  Käm- 
merer, w.  Geb.  Ralli  und  ernannter  Gouverneur  von  Westgalizien ;  Ge- 
mahlin :    Maria   Anna   Grlfin   v.   Auersperg ,    geb.   21.   März    1765,    verm. 

19.  Aug.    1782,  f.    —    Franz  Carl,  jetziges   Haupt  der  Linie. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  liier  folgende  zu  er- 
wähnen : 

A eitere  öslerrcic  b  isebe  Linie.  Graf  FERDINAND  —  Sohn 
des  Grafen  Ernst  —  geb.  23.  Juni  1835,  Freiherr  auf  Sleyersberg, 
Slickelberg,  Reitenau  und  Neuhaus,  folgte  dem  Grossvater,  dem  Grafen 
Heinrich  Gundaccar,  1847  unter  Vormundschaft.  Die  drei  Brüder  des- 
selben, neben  zwei  Schwestern,  sind  die  Grafen:  Hermann,  geb.  27.  Juni 
1836,  Ernst,  geb.  4.  Febr.  1838,  und  Ehrenreicu,  geb.  27.  Oct.  1842. 
Die  Mutler  ist  oben  angeführt.  —  Die  drei  Brüder  des  Grafen  Ernst 
sind:  Graf  Wilhelm,  geb.  5.  Sept.  1806,  Besitzer  der  Herrschaften 
Liblin  und  Swina  in  Böhmen,  k.  k.  Kämmerer,  verm.  16.  Nov.  1834 
mit  Berlha  Grälin  v.  Nostitz-Rienepk  (Schwester  des  Grafen  Erwein,  s. 
S.  164),  geb.  3.  Jan.  1816,  aus  welcher  Ehe,  neben  drei  Töchtern, 
fünf  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Hugo,  geb.  21.  April  1839,  Llo,  geb. 
12.  Sept.  1840,  Otto,  geb.  29.  Mai  1842,  Erwein,  geb.  26.  Sept.  1849, 
und  Rouert,  geb.  22.  Juli  1851.  —  Graf  Ferdinand,  geb.  15.  Oct.  1807, 
Besitzer  des  Gutes  Ankenstein  in  Steiermark,  k.  k.  w.  Geb.  Ralli  und 
Kämmerer,  Oberst-Hofmeister  bei  dem  Erzherzog  Franz  Carl  und  Oberst 
in  d.  A.,  vermählt  in  erster  Ehe,  18.  Oct.  1833,  mit  Aloysia  Grälin 
Szechenyi,    geb.   21.  Aug.    1807,  gest.   3.   März    1842,   und  in  zweiter, 

16.  Juli  1846,  mit  Alexandrine  Grälin  Amade\  geb.  8.  Juli  1816.  Aus 
der  ersten  Ehe  sind,  neben  einer  Tochter,  drei  Söhne  entsprossen,  die 
Grafen:  Heinrich,  geb.  5.  Dec.  1834,  k.  k.  Lieutenant,  Ludwig,  geb. 
2.  Febr.  1836,  und  Gundacker,  geb.  9.  Mai  1838  —  und  Graf  Heinrich, 
geb.   30.  Sept.    1819,  k.   k.  Rittmeister  und  Escadröris-Conimandant. 

Aeltere  steierische  Linie  zu  Neuhaus.  Graf  JOSEPH  — 
Sohn  des  Grafen  Georg  Ehrenreicb  —  geb.  17.  Sept.  1803,  k.  k.  Ober- 
Lieutenant  in  d.  A.,   Herr  der  Herrschaft  Schieleilen  in  Steiermark,   verm. 

17.  Nov.  1833  mit  Adelheid  Freim  v.  Boxberg,  geb.  16.  Oct.  1815. 
Die  vier  Söhne  desselben,  neben  zwei  Töchtern,  sind  die  Grafen:  Joseph, 
geb.  7.  Sept.  1S34,  k.  k.  Lieutenant,  Friedrich,  geb.  18.  Oct.  1836, 
k.  k.  Cadet,  Ehrenreicu,  geb.  17.  Febr.  1840,  und  Ernst,  geb.  12.  Oct. 
1843.  —  Die  Schwester  des  Grafen  Joseph,  Grälin  Anna  Maria,  lsl  mit 
Friedrich  Freiherrn  v.  Weidmannsdorf,  k.  k.  Kämmerer  und  Hofrath, 
vermählt. 

Jüngere  steieriscbe  Linie  zu  Reitenau.  FRANZ  CARL  Graf 
Wurmbrand-Sluppacb  —  Sohn  des  Grafen  Franz  Josepb  —  geb.  28.  Jan. 
1790,  Freiherr  auf  Steiersberg,  Slickelberg,  Reitenau  und  Neuhaus, 
Herr  der  Herrschaften  Ober-Radkersburg  und  Rothenthurn,  Erbland- 
Küchenmeister  in  Steiermark,  k.  k.  Kämmerer,  steier.  ständischer  Aus- 
scbussralh,  Bürgermeister  zu  Radkersburg,  verm.  22.  Jan.  1812  mit 
Maria  Cajetana  Gräfin  v.  Gleisbacb  (Schwester  des  Grafen   Wenzel  Alois, 


696 


r.RAFK.N    YORK  V.   WARTENWJRG. 


s.  Bd.  I.  S.  269),  geb.  9.  Febr.  1793,  aus  welcher  Ehe,  neben  vier 
Töchtern,  von  welchen  Gräfin  Ottilie  mit  Ferdinand  Fürsten  v.  Orsini- 
Rosenberg,  und  Gräfin  Gabriele  mit  Ferdinand  Grafen  v.  Alterns  (s.  Bd.  I. 
S.  40)  vermählt  ist,  fünf  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Franz,  geb. 
19.  Dec.  1812,  Hermann,  geb.  5.  Juni  1817,  k.  k.  Rittmeister,  Victor, 
geb.  2.  Sept.  1818,  k.  k.  Lieutenant,  Heinrich,  geb.  25.  Aug.  1826, 
k.  k.  Ober-Lieutenant,  und  Emil,  geb.   22.  Aug.    1830. 


Grafen  York  v.  Wartenburg\ 

€uangeltfch.  #mtf>cn. 

Besitz:  in  Schlesien  die  Majorats-IIenschaft  Klein-Oels. 


-^p 


"Wappen:  quadrirter  Schild  mit  Mittelschild.  Im  silbernen  Mittelschildc 
zwei  den  Schild  ganz  überziehende,  von  Blau  und  Silber  gestreifte,  ins  Andreaskreuz 
gelegte  Schrägbalken  (Stammwappen.  Das  Wappenbuch  der  preuss.  Monarchie  [FI,  16] 
und  das  Neue  Adelslexicon  [IV,  361]  nehmen  zwei  gestreifte  Schrägbalken  an.  Im 
preuss.  Wappenbuche  lassen  sich  deutlich  zehn  silberne  und  neun  blaue  Streifen 
zählen.  Das  preuss.  Adelslexicon  spricht  von  zwei  von  Blau  und  Silber  gestreiften 
Balken.  Nach  diesen  Angaben  ist  die  vorstehende  Zeichnung  entworfen,  doch  ist 
die  Zahl  der  Streifen ,  um  das  Wappen  nicht  zu  sehr  vergrössern  zu  müssen,  ver- 
ringert worden.  Droysen  giebt  ein  blaues  Andreaskreuz  in  Silber  an:  eine  Angabe, 
welche  sehr  zu  beachten  und  wahrscheinlich  richtig  ist,  doch  nur  durch  Einsicht 
in  das  Grafendiplom,  welche  nicht  erwähnt  ist,  sicher  festgestellt  werden  kann. 
Findet  sich  in  diesem  Diplome  das  durchgängig  blaue  Andreaskreuz,  so  muss  freilich 
das  Wappenbuch  der  preuss.  Monarchie  zurücktreten.  Heraldiker  mögen  übrigens 
Droysen  [III.  506  und  507]  und  v.  Meding  [III.  311]  nicht  übersehen).  I  und  4 
der  preussische,  gekrönte,  auf  den  Flügeln  mit  den  goldenen  Kleestengeln  belegte 
und  goldenbewehrte,  schwarze  Adler,  ohne  Scepter  und  Reichsapfel;  2  und  3  in 
Gold  ein  vor  einem,  oben  offenen  Lorbeerkranze  aufrecht  aufgestelltes  Schwert  mit 
goldenem  Griffe  (die  vier  Felder  des  Hauptschildes  mit  dem  rechten  und  linken 
Helme  sind  bei  Erhebung  in  den  Grafenstand  hinzugekommen).  Leber  der  Grafen- 
krone erheben  sich  drei  mit  gräflichen  krönen  gekrönte  Helme.     Der  rechte  Helm 


GlAFEN   VOHK  V.   WARTENBURG.  697 

trügt  einwartsselieml  den  Adler  des  1.  und  4.  Felde* ;  dir  mittlen'  dm  POrwStll 
seilenden  Kopf  eines  Löwen  v«»n  natürlicher  Farbe  dlelm  des  Stammwappens),  und 
der  linke  den  Kranz  und  das  Schwert  des  2.  und  3.  Felde*.  Die  Heiken  dea 
rechten  Helmes  sind  schwarz  und  sill.ern.  die  des  mittleren  Mau  und  sill.ern,  imd 
die  des  linken  grün  und  goldm.  Deft Schild  tili  rechts  ein  einwfrUeeiender  Löwe 
von  natürlicher  Farbe,  links  ein  silbernes  Einhorn.  Heide  stehen  auf  einem  rollten 
Bande  mit  der  Devise:   Nee  Cupia«   Nee   Meluas. 

Die  Grafen  York  v.  Wartenburg  sind  aus  einer  Adclsfaimlie  in 
Pommern  entsprossen,  welche,  wie  Droysen  (das  Leben  den  Feldmar- 
scballs  Grafen  York  v.  Wartenburg,  I.  5)  angiebl,  der  Sage  nach,  Eng- 
land als  die  Heimalh  nennt.  „Dort  blühe  das  Geschlecht  in  den  Earia 
v.  Hardwicke,  wenn  auch  nichts,  als  das  Wappen,  das  .blaue  Andreas- 
kreuz  in  Silber,  und  die  Devise  ,,nec  cupias,  nee  meluas"  die  alle  Ver- 
wandtschaft bezeuge.  In  den  Zeiten  Cromvvells  habe  die  Abzweigung 
der  jetzigen  deutschen  Yorks  begonnen.  Katholiken  und  treue  Anhänger 
der  Stuarts  seien  sie  bei  deren  erstem  Sturze  ausgewandert,  mit  den 
Leslies  gen  Schweden,  unter  Carl  XII.  nach  der  preussischen  Qstnee 
küste  gekommen.  Eine  Heirath  sei  der  Anlass  zum  Wechsel  der  Religion 
geworden.  Eben  daher  stammte  wohl  das  Gütchen  Gussow  oder  Gustkow 
in  Hinterpommem."  Dasselbe  scheint  noch  David  Jonathan  v.  Jork,  geh. 
7.  Juli  1721,  k.  preuss.  Stabscapilain  bei  der  Garde,  verm.  mit  Maria 
Pllug  aus  Potsdam,  besessen  zu  haben.  Wie  sich  nach  Droysen  (III.  498) 
ergiebt,  war  David  Jonathan  der  Sohn  eines  1736  gestorbenen  Predigers 
in  Rowe,  einem  hart  an  der  Seeküste  gelegenen  Dorfe  der  Stolper 
Gegend,  welcher  Letzlere  in  das  Kirchenbuch  eingeschrieben  hat:  12.  Nov. 
1713  bin  Ich,  Johannes  Jarcken  Gustkowski,  zu  Rowen  instiluirl  worden. 
In  eben  diesem  Kirchenbuche  findet  sich ,  dass  sich  der  Prediger  zu 
Rowe  26.  April  1714  mit  Anna  Sophia  Rirrovin  (Birr),  Ehrn  Muh. 
Birrovii,  Pastoris  Dammensis,  ältesten  Jungf.  Tochter  (gest.  173S)  ver- 
heiralhet  habe.  Da  die  aus  dieser  Ehe  stammenden  fünf  Sohne,  nicht 
blos  die  zwei  Officiere,  und  die  Tochter,  sich  mil  dem  Adelsprädicate 
bezeichneten,  so  ist  es  wahrscheinlich,  dass  der  Vater  nach  der  Sitte 
jener  Zeit,  seines  geistlichen  Standes  wegen,  das  „von"  weggelassen 
hat.  In  Bezug  auf  das  Nähere,  so  wie  auf  die  verschiedenen  gleich- 
namigen pommerschen  Familien  und  die  sehr  verschiedene  Schreibart 
des  Namens  muss  die   Redaction   auf  Droysen  (III.  498  —  510)  verweisen. 

Von  dem  Stabscapilain  David  Jonathan  v.  Jork,  vermähll  mit  Maria 
Pllug  aus  Potsdam,  stammle  als  Sohn:  Hans  David  Ludwig  v.  York, 
geb.  26.  Sept.  1759,  wahrscheinlich  zu  Gussow.  Letzlerer,  gest.  4.  Ort. 
1830,  als  General-Feldmarschall,  stieg  zuerst  in  k.  preuss.  Kriegsdiensten 
bis  zum  General  der  Infanterie,  wurde  nach  der  Eroberung  von  Paris, 
3.  Juni  1814,  vom  König  Friedrich  Wilhelm  III.  von  Preussen  in  be- 
sonderer Anerkennung  seiner,  als  Feldherr  geleisteten  Dienste,  und  na- 
mentlich in  Erinnerung  des  Kampfes  bei  Wartenburg  bei  Gelegenheil 
des  Ueberschreitens  der  Elbe,  zum  Grafen  York  v.  Wartenburg  erhoben 
und  erhielt  zugleich  eine  grosse  Dotation,  bestehend  aus  dm  Gittern 
der  ehemaligen  Malteser- Commende  Klein -Oels  bei  Ohlau  in  Schlesien, 
welche    die   jetzige    gräfliche  Majoralsherrschaft  Klein -Oels  bilden.     Die 


698  GRAFEN  YORK  V.   VVARTEISBURG. 

Collectivstimme  im  Stande  der  Ritterschaft  auf  dem  schlesischen  Pro- 
vinzial-Landtage  wurde  2.  Juni  1827  ertheilt.  —  Wer  den  Feldherrn, 
den  Helden  und  den  —  Menschen  kennen  lernen  will,  nehme  das  Werk 
von  Droysen  zur  Hand!  —  Aus  der  Ehe  des  Feldmarschalls  mit  Johanna 
Seidel,  eines  Namslauer  Kaufmanns  Tochter,  verm.  6.  Juli  1792,  gest. 
17.  Juli  1827,  entsprossten  11  Kinder.  Zehn  derselben  sind  gestorben. 
Der  Tod  der  beiden  letzteren  derselben  ergriff  Vater  und  Mutter  mit 
der  ganzen  Schwere  eines  solchen  Verlustes  und  die  eiserne  Natur  des 
Vaters  erhielt  den  ersten  Stoss,  an  welchen  sich  die  Krankheiten  der 
späteren  Jahre  anreihten.  Graf  Heinrich  war  1815  im  17.  Jahre  auf 
den  erneuten  Ruf  des  Vaterlandes  unter  die  Waffen  geeilt.  Im  Gefechte 
bei  Versailles,  l.  Juli  1815,  erhielt  derselbe  vier  schwere  Wunden  und 
starb  an  denselben  in  der  Nacht  vom  6  —  7.  Juli  in  einem  Kloster  zu 
Versailles,  von  barmherzigen  Schwestern  sorgsam  gepflegt.  Gräfin  Bertha, 
geb.  1801,  hatte  sich  mit  dem  k.  preuss.  Kammerherrn  Joseph  Grafen 
v.  Hoverden,  Herrn  auf  Herzogswaldau  etc.,  vermählt.  In  Folge  der  ersten 
Entbindung  von  einem  Sohne  verschied  dieselbe  am  4.  Dec.  1819.  —  Der 
lebende  Sohn  des  Feldmarschalls  ist:  Hans  LUDWIG  David  Graf  York 
v.  Wartenburg,  geb.  31.  Mai  1805,  Majoratsherr  der  Herrschaft  Klein- 
Oels  etc.,  verm.  in  erster  Ehe  5.  Mai  1829  mit  Bertha  v.  Brause,  geb. 
3.  Juni  1807,  f,  und  in  zweiter  mit  Nina  v.  Olfers.  Aus  der  ersten 
Ehe  leben  drei  Söhne,  die  Grafen  Hans  Ludwig  David  Heinrich,  geb. 
14.  Aug.  1833,  Hans  Ludwig  David  Heinrich  Paul,  geb.  1.  März  1835, 
und  N.  N.,  geb.  10.  April  1838.  Ein  Sohn  aus  zweiter  Ehe  wurde 
12.  Juni   1850  geboren. 


GRAPKN  V.  VKSCII. 

Grafen  v.  Yrsch. 


WI9 


jßatljoltfd). 


ßagfrn. 


Besitz:  das  Biiici put  (Jimbern;  das   Fideicommisa   Freibam;   di<;   Rjuergflter  Solu,   Warn- 
berg und  Königswies ;  Reichebaibach  etc. 


Wappen:  quadrirtcr  Schild  mit  Mittelschild.  Im  gekrönton,  grünen  Mittel- 
schilde ein  bis  an  die  Herzstelle  reichender,  goldener,  oben  mit  einem  silbernen, 
6  eckigen  Stern  besetzter  Sparren.  I  und  4  in  Blau  ein  6  eckiger,  goldener  Stern ; 
2  und  3  in  Silber  ein  mit  einem  kurzen,  blauen  Jackchen  und  langen,  blauen 
Beinkleidern  bekleideter,  vorwärtssehender,  ungarischer  Landmann  mit  enlblösster 
Brust.  Derselbe  trägt  um  den  Leib  einen  golden  Gürtel,  dessen  beide  Enden  links 
fliegen,  und  auf  dem  Kopfe  eine  schwarze,  ungarische  Mütze,  von  welcher  der  obere, 
goldene  Theil  rechts  herabhängt.  Die  beiden  Arme  werden  eingebogen  und  auswärts 
einporgestreckt ,  und  die  rechte  Hand  hält  einen  eisernen  Spitzhammer,  die  linke, 
einen  rothen  Stern.  Auf  der  Grafenkrone  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte 
Helm  trägt  einen  offenen  Adlersflug,  dessen  rechter  Flügel  von  lllau  und  Silber, 
der  linke  von  Gold  und  Schwarz  quergetheilt  ist;  zwischen  beiden  schwebt  der 
Stern  des  1.  und  4.  Feldes.  Auf  dem  mittleren  Helme  steht  ein  doppelter,  schwarzer 
Adler  mit  goldenen  Scheinen  und  Waffen,  und  aus  dem  linken  Helme  wächst  der 
ungarische  Landmann,  ganz  wie  im  2.  und  3.  Felde,  empor.  Anstatt  der  Helm- 
decken  sind  Schild  und  Helme  bis  zu  den  Kronen  mit  einem  rothen,  mit  goldenen 
Fransen  besetzten  und  silbern  gefütterten  Wappenmanlcl  umgeben,  und  den  Schild 
halten  zwei  einwärtsgehende,  gekrönte  und  doppelt  geschweifte,  goldene  Löwen. 

Die  Gm  fett  v.  Yrsch  stammen  aus  einem  alten  Adelsgeschlechtc 
in  Ungarn,  welches  sich  im  IG.  Jahrhundert  nach  Bayern  ins  Neuburg- 
sche  und  später  in  die  Rheinpfalz  und  nach  Baden  verpllanzte.  Ferdi- 
nand v.  Yrsch,  herz,  pfalz-neuburgscher  Geh.  Rath  und  Gesandter  an 
verschiedenen  deutschen  Höfen,  erhielt  vom  Kaiser  Leopold  I.  1090  den 
Freiherrenstand.  Der  Sohn  desselben,  Johann  Ferdinand,  Freiherr,  war 
kurpfälz.  Geh.  Rath,  Kammerpräsident  und  Lehenpropst  im  Herzoglhum 
Neuburg.  Von  Letzterem  stammle  Johann  Nepomlk,  gest.  19.  Juni  1811, 
k.  bayer.  w.  Geh.  Rath,  welcher,  namentlich  wegen  seiner  Verdienste  um 
die  Landescultur,  vom  Kurfürsten  Carl  Theodor  v.  d.  Pfalz  als  Reichs- 
verweser 15.  Jan.  1792  in  den  Reichsgrafcnsland  erhoben  wurde.  Aus 
der  Ehe  mit  Johanna  Sophie  Freiin  v.  Gemmingen-Guttenberg-Fürfeld,  geb. 


700  GRAFEN  V.  YRSCH. 

21.  April  1821,  entsprossten  vier  Söhne,  die  Grafen  Carl  Theodor, 
Friedrich,  Christian  und  Carl  August.  Von  diesen  lebt  Carl  Theodor 
mit  Nachkommenschaft,  Carl  August  ist  mit  Nachkommen  gestorben, 
Friedrich,  geb.  5.  Febr.  1767,  k.  baycr.  Kämmerer,  Landesdirections- 
rath  etc.,  Wittwer  seit  21.  Juni  1831  von  Josepha  Gräfin  v.  Riaucour, 
slarb  9.  Mai  1844  ohne  Nachkommen,  und  auch  von  Christian,  geb. 
30.  Oct.  1768,  gest.  5.  Aug.  1852,  k.  bayer.  Kämmerer  und  Regierungs- 
rath,  finden  sich  weder  aus  erster  Ehe  mit  Friederike  Antonie  Gräfin 
v.  Oberndorff,  noch  aus  zweiter  mit  Marianne  Gräfin  v.  Zech,  gest.  1842, 
Nachkommen  vor. 

Von  den  lebenden  Gliedern  der  Familie  sind  hier  anzuführen: 

Graf  CARL  THEODOR  —  Sohn  des  Grafen  Johann  Nepomuck  — 
Herr  auf  Gimbern,  geb.  27.  Jan.  1766,  k.  bayer.  Kämmerer  und  Oberst- 
Silber-Kämmerer,  verm.  5.  April  1792  mit  Anna  Maria  Gräfin  v.  Capris, 
geb.  17.  Aug.  1775,  gest.  14.  April  1848.  Der  Sohn  desselben  ist: 
Graf  Johann  Nepomuk  Eduard,  geb.  8.  Juli  1797,  Herr  zu  Freihain  — 
als  Fideicommiss-Nachfolger  seines  Oheims,  Grafen  Friedrich  —  k.  bayer. 
Kämmerer  und  Ober-Ceremonienmeisler,  verm.  15.  Febr.  1832  mit 
Maria  Anna  Luise  Gräfin  v.  Keith,  geb.  12.  Juni  1812,  aus  welcher 
Ehe,  neben  einer  Tochter,  drei  Söhne  stammen,  die  Grafen:  Carl  Theodor 
Friedrich  Christian  August  Joseph,  geb.  4.  Dec.  1832,  Friedrich  Christian 
August,  geb.  30.  Jan.  1837,  und  Christian  August  Siegmund,  geb. 
3.  Sept.    1844. 

Vom  Grafen  Carl  August  (s.  oben),  geb.  21.  Febr.  1769,  gest. 
30.  Juli  1846,  k.  bayer.  Kämmerer  und  Oberst,  lebt  die  Wittwe,  Ca- 
roline Freiin  v.  Pienzenau,  geb.  19.  Jan.  1783,  verm.  12.  Febr.  1801. 
Der  Sohn  aus  dieser  Ehe  ist,  neben  drei  Töchtern,  Graf  Siegmund,  geb. 
14.  Oct.  1808,  k.  bayer.  Kämmerer  und  Rittmeister,  Herr  zu  Reichen- 
aibach,  verm.  5.  Juli  1839  mit  Adelheid  v.  Stetten,  geb.  13.  Febr. 
1820,  und  von  demselben  stammt  Graf  Ludwig,  geb.  6.  Mai   1842. 


r.itAFKN  v.  ziT.ii-nrnKi  r.snoi>\. 


701 


Grafen  v.  Zecli-Rurkersrotla. 

€oangrltfd).  $Jrcuficn  unb  Äb'nigrfid)  6ari)fcn. 

Besitz:  in  dor  Provinz  Sachsen  die  Güter  Kttsschau,   Benndorf,   Bttndorf,  Geusa,  Gössel 
und  Uicbteritz;  im  Königreich  Sachsen  die  GQter  Börln  und  Badegast. 


Wappen:  Schild  zweimal  der  Länge  dach  und  einmal  quergetbeilt,  Gf*«ldrip. 
1  in  Roth  vier  über  einander  siebende  silberne,  linke  Spitzen  (Burkersroda;  allere 
Abbildungen  zeigen  nur  drei  linke  Spitzen).  2  und  (>  quergetheilt,  oben  in  Schwarz 
ein  rechtsgekehrler ,  doppelt  geschweifter,  wachsender,  goldener  Löwe,  unten  van 
Roth  und  Silber  in  drei  Reihen,  jede  zu  vier  Feldern,  gesebacht ;  3  und  5  in  Gold 
ein  an  des  rechten  Rand  des  Feldes  angeschlossener,  halber,  gekrönter,  schwarzer 
Adler,  und  4  in  Blau  ein  schrägrechtsgelegter,  goldener  Stab,  auf  jeder  Seite  mit 
zwei  herabhängenden,  goldenen  Blättern  belegt.  (Die  Felder  2  bis  6  enthalten  die 
Wappenbilder  des  gräflich  zechschen  Wappens.  Der  Schild  der  Edlen  v.  Zech  war 
(jiiadrirt  und  zeigte  im  1.  und  4.  Felde  den  halben  Adler,  im  2.  den  aus  einem 
roth-silbernen  Schache  aufsteigenden  Löwen,  und  im  3.  den  beschriebenen,  gol- 
denen Stab  mit  den  Blättern.  Bei  Erhebung  in  den  Freiherrenstuud  wurde  zwischen 
Feld  3  und  4  eine  blaue  Spitze  eingepfropft,  in  welche  der  goldene  Blattei stab  zu 
liegen  kam;  1  und  4  zeigte  den  halben,  an  die  Theilungslinie  angeschlossenen 
Adler,  und  2  und  3  den  aus  dem  Schache  aufwachsenden  Löwen.  Bei  Erbebung 
in  den  Grafenstand  wurde  nur  die  freiherrliche  Krone  mit  der  grafliehen  vertauscht.) 
Ueher  der  Grafenkrone  erheben  sich  vier  Helme,  von  welchen  der  rechte  gewnistet, 
die  übrigen  gekrönt  sind.  Der  rechte  Helm  trägt  über  einem  roth-silbernen  Wulste 
eine  aufwachsende,  in  die  Länge  roth  und  silbern  bekleidete  Jungfrau,  welche  mit 
beiden  Händen  einen  grünen  Kranz  vor  sieb  hält.  Der  Kopf  ist  mit  einem  breiten, 
rothen  Hute  bedeckt,  welcher  mit  sieben  kurzen,  silbernen  Straussenfedern,  und 
diese  wieder  mit  so  viel  kleinen,  wechselsweise  rothen  und  silbernen  Fahnen  besetzt 
sind,  deren  vier  sich  rechts,  die  übrigen  links  kehren,  die  Stangen  aber  die  ge- 
wechselten Tincturen  der  Fahnen  haben  (burkersrodaschcr  Helm).  Der  zweite 
Helm  ist  mit  einem  offenen,  schwarzen  Adlersfluge,  und  der  dritte  mit  drei  blauen 
Straussenfedern  besetzt,  aus  dem  linken  Helm  aber  wächst  ein  einwärtsgehender, 
doppelt  geschweifter,  goldener  Löwe  empor  (der  zweite,  dritte  und  linke  Helm  sind 
die  zechschen  Helme.  Auf  dem  Wappenschilde  der  Edlen  v.  Zech  standen  zwei 
Helme:  der  rechte  trug  den  schwarzen  Adlersflug,  der  linke  den  wachsenden 
Löwen.  Bei  Erhebung  in  den  Freiherrenstand  wurde  ein  dritter  Helm  mit  drei 
blauen  Straussenfedern  als  mittlerer  Helm  hinzugefügt).  Die  Decken  des  rechten 
Helmes  sind  roth  und  silbern,  und  die  der  übrigen  Helme  golden  und  schwarz. 
Den  Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  gekrönte,  schwarze  Adler.  —  Wenn  im 
2.  und  6.  Felde  unten  ein  Schach  von  vier  Reihen  und  im  4.  Felde  ein  grüner, 
schrägrechtsgestellter  Rautenzweig  oder  eine  Weinrebe  mit  Trauben  angegeben  wird, 
so  stimmen  diese  Angaben  mit  älteren  Siegeln  der  Familie  durchaus  nicht. 


702  GRAFEN  V.  ZECH-BURKERSRODA. 

Die  Grafen  v.  Zech-Burkersre-da  stammen  aus  dem  sehr  alten  Ge- 
schlechte derer  v.  Burkersroda  und  der  Beiname  Zech  ist  durch  Adop- 
tion entstanden.  Die  Familie  v.  Burkersroda  gehört  zu  den  ältesten 
und  angesehensten  thüringischen  Geschlechtern,  und  das  Stammhaus  ist 
Burkersrode  bei  Eckardtsberge  in  der  Provinz  Sachsen.  Im  13.  Jahr- 
hundert nahm  eine  Linie  von  dem  Rittersitze  Hessler  den  letzten  Namen 
an,  doch  wurde  das  Wappen  beibehalten  und  die  Geschlechter  Burkers- 
rode und  Hessler  blieben  in  stetem  Zusammenhange,  in  Folge  welches 
auch  15.  Juli  1539  ein  Erbverbrüderungs-  und  Milbelehnungs- Vertrag 
geschlossen  wurde.  Neuerlich  scheint  sich  der  Name  Hessler  nur  in 
der  Verbindung  mit  den  Grafen  v.  d.  Schulenburg  aus  dem  Hause 
Vitzenburg  (s.  S.  429)  vorzufinden.  —  Die  Familie  v.  Burkersrode  kam, 
wie  Einige  angeben,  früher  auch  unter  dem  Namen:  Marschall  v.  Bur- 
kersrode vor,  und  v.  Hellbach  (I.  209)  schreibt:  Burkersrode  v.  Marschall. 
Vom  Hauptstamme  der  Familie  schieden  sich  einige  Nebenlinien  ab,  von 
welchen  besonders  die  Linie  zu  Kötzschau  bekannt  geworden  ist.  Aus 
dem  Hauptstamme  erhielt  im  17.  Jahrhundert  Hans  Friedrich,  gest.  1686, 
Herr  auf  Sornzig,  kursächs.  Geh.  Rath  und  Kammerherr,  Reichspfennig- 
meister etc.,  verm.  mit  einer  Gräfin  v.  Rantzaü,  welche  für  eine  sehr 
gelehrte  Dame  gehalten  wurde,  den  Reichsfreiherrenstand,  welcher  aber 
von  drei  Söhnen  nicht  weiter  vererbt  worden  ist.  Das  für  die  sächsi- 
sche Heraldik  interessante  freiherrliche  Wappen  findet  sich  in  v.  Medings 
Werke  (I.  87).  —  Die  Grafen  v.  Zech-Burkersrode  sind  aus  dem  bur- 
kersrodschen  Hause  Kötzschau  hervorgegangen. 

Der  Stammvater  der  sächsischen  Grafen  v.  Zech,  welche  nicht  mit 
den  bayerschen  Grafen  Zech  v.  Lobming  zu  verwechseln  sind,  war 
Bernhard  Edler  v.  Zech,  geb.  31.  Aug.  1649  zu  Weimar,  gest.  21.  März 
1720.  Derselbe  hatte  seine  Laufbahn  als  herz,  sächs.  gothaischer  Re- 
gierungs-Secretair  begonnen,  trat  später  in  kursächs.  Dienste,  stieg  bis 
zum  w.  Geh.  Rath  und  wurde  vom  Kaiser  Carl  VI.  1717  in  das  H.  R.  R. 
Edlen-  und  Rittersland  erhoben,  welche  Erhöhung  15.  Mai  1717  in 
Sachsen  nolificirt  wurde.  Aus  der  Ehe  mit- Regina  Elisabeth  v.  Dauder- 
städt,  verm.  26.  Oct.  1680,  gest.  25.  Oct.  1728,  stammte  Bernhard  (II.), 
geb.  6.  Dec.  1681,  gest.  4.  Oct.  1748,  Herr  auf  Schmorke,  Klingen- 
berg, Salsitz  etc.,  k.  poln.  und  kursächs.  Gonferenzminister  und  w.  Geh. 
Rath,  welcher  vom  Kaiser  Carl  VI.  1729  in  den  "Reichsfreiherrensland 
(Notification  d.  d.  Dresden  12.  Juli  1729)  und  vom  Kurfürsten  Friedrich 
August  II.  von  Sachsen  im  kursächs.  Reichsvicariale,  laut  Notification 
d.  d.  Dresden  7.  Sept.  1745,  in  den  Reichsgrafenstand  erhoben  wurde. 
Aus  der  Ehe  desselben  mit  Johanne  Susanne  v.  Jobin,  verm.  21.  Mai 
1708,  gest.  11.  Dec.  1727,  entspross  August  Ferdinand,  geb.  8.  Sept. 
1719,  gest.  1.  April  1793,  Herr  auf  Schmorka  etc.,  kursächs.  Geh. 
Rath,  Stifts- Merseburg.  Kammer- Director  etc.,  in  erster  Ehe  vermählt, 
18.  Aug.  1746,  mit  Caroline  Wilhelmine  v.  Pflug,  geb.  19.  Nov.  1730, 
geseh.  29.  Nov.  1765,  gest.  2.  Oct.  1793,  und  in  zweiter,  9.  April 
1766,  mit  Louise  Chrisliane  Dorothea  Freiin  v.  Zech,  Erbfrau  auf  Bün- 
dorf, Benndorf  und  Geusa,  geb.  20.  April   1740,  gest.   1815.     Der  aus 


GRAFEN   V.    ZI.CII-IURKKRSRODA.  T03 

erster  Ehe  stammende  Sohn  Bernhard  August  Ludwig,  geh.  23.  Aug. 
1750,  verui.  mit  Caroline  v.  PEstoeq,  aus  welcher  Ehe  mehrere  Kinder 
entsprossen,  welche,  nach  Allem,  jung  verstorhen  sind,  war  von 
1774 — 1778  kursächs.  Hof-  und  Juslizralh ,  trat  dann  in  k.  prellst. 
Militairdienste  und  lebte  im  Anfange  dieses  Jahrhunderls,  wie  Jacobi 
angiebt,  in  Frankreich.  Derselbe  muss  im  ersten  Jahrzehnt  dieses  Jahr- 
hunderts ohne  Nachkommen  gestorben  sein,  denn  es  wurde  nach  dieser 
Zeit  als  Letzte  des  gräflich  zechschen  Geschlechts  die  Stiefmütter  des- 
selben, die  oben  angeführte  Luise  Christiana  Dorothea  Gräfin  v.  Zech, 
geborne  Freiin  v.  Zech,  genannt.  Letztere  adoptirle  den  Johann  Christian 
August  v.  Burkersroda  aus  dem  Hause  Külzschau,  welcher  1S15,  nach  dem 
Tode  seiner  Adoptivmutter,  mit  Genehmigung  des  Königs  Friedrich  Wil- 
helm III.  von  Preussen,  Namen  und  Wappen  der  erloschenen  Grafen  v.  Zech 
mit  dem  seinigen  vereinigle.  Graf  Johann  Christian  August,  gest.  31.  Aug. 
1819,  hinterliess  aus  der  Ehe  mit  Henriette  Wilhelmine  v.  d.  Mosel, 
gest.  7.  Juli  1832,  zwei  Sühne,  die  Grafen  Julius  und  Ludwig  Adolph 
Bernhard,  von  welchen  Letzterer,  geb.  2.  Sept.  1806,  k.  preuss.  Kammer- 
herr, 10.  Sept.  1839  verstorben  ist. 
Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist: 

JULIUS  Graf  v.  Zech -Burkersroda  —  Sohn  des  Grafen  Johann 
Christian  August  —  geb.  19.  Juli  1805,  k.  preuss.  Kammerherr  und 
Landtagsmarschall  der  Provinz  Sachsen,  Herr  der .  Güter  Kötzschau, 
Bündorf,  Geusa,  Goseck  und  Uichlerilz  im  preuss.  Herzogin.  Sachsen, 
Bürln  und  Radegast  im  Königreich  Sachsen,  verm.  in  erster  Ehe,  14.  Oct. 
1834,  mit  Augusline  Margarelhe  v.  Haseler,  geb.  2.  Sept.  1809,  gest. 
1845,  und  in  zweiter,  16.  Dec.  1851,  mit  Thecla  v.  Krosigk,  geb. 
13.  April  1825.  Der  Sohn  aus  ersler  Ehe  ist:  Graf  Julius  Ludwig 
August,  geb.   8.  Aug.   1835. 

Die  Wiltwe  des  Grafen  Ludwig  Adolph  Bernhard  (s.  oben),  Gräfin 
Johanna  Elisabeth  Isidore,  Tochter  des  k.  preuss.  General -Lieutenants 
und  Gouverneurs  von  Schweidnitz  v.  Böse,  geb.  4.  Dec.  1810,  verm. 
8.  Juli  1830,  ist  in  zweiter  Ehe,  8.  Juli  1843,  wieder  verm.  mit  Georg 
Rudolph  v.  GersdorfF,  k.  Siebs.  Kammerherrn,  Geh.  Ralh  und  Oher-Ilof- 
Marschall. 


704 


GRAFEN  V.  ZEDLITZ-LEIPE. 


Grafen  v.  Zedlitz-Leipe. 

etmngeUfd).  preußen. 

Besitz:  in  Schlesien  die  Rittergüter  Kratzkau  und  Gohlitsch ;  Baökwilz,  Rosentbal,  Chrisje 

witz  und  Mürschelwilz. 


Wappen:  im  rothcn,  damascirten  Schilde  eine  silberne,  unten  gerundete 
Schnalle  (Schwertgurt-Schnalle)  mit  zerbrochenem  Dorn.  Die  Schnalle  hat  die  Form 
eines  spanischen  Schildes  und  geht  an  beiden  Oberecken  und  auch  unten,  wenn 
sie  gleich  hier,  wie  angegeben,  gerundet  ist,  kleeblattförmig  aus.  Der  nach  rechts 
hin  schlagende  Dorn  ist  in  der  Mitte  abgebrochen,  gleichsam  als  wäre  derselbe  durch 
das  rothe  Feld  durchgesteckt  und  käme  rechts  wieder"  hervor  (Stammvvappcn).  Auf 
dem  Schilde  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Der  rechte  trägt  die  Schnalle  des  Schildes; 
der  mittlere  einen  gekrönten  und  goldenbewehrten,  auf  den  Flügeln  mit  goldenen 
Kleestengeln  belegten,  schwarzen  Adler,  und  der  linke  einen  offenen,  mit  Bluts- 
tropfen besprengten,  silbernen  Adlersflug  (Helm  des  Stammwappens).  Die  Helm- 
decken sind  rechts  und  links  roth  und  silbern  und  in  der  Mitte  schwarz  und  silbern. 


Das  Geschlecht  der  Grafen  und  Freiherren  v.  Zedlitz  gehört  zu 
den  ältesten  und  angesehensten  schlesischen  Familien  und  stammt  ur- 
sprünglich aus  Franken.  Ein  Zedlitz  —  früher  wurde  der  Name  Czedlicz, 
Czedicz,  Sedlicze  und  Cedelic  geschrieben  —  war  im  Jahre  1000  Com- 
mandant  der  Plassenburg  bei  Gulmbach,  und  Hinko  Zedlitz  kommt  1173 
als  Rath  und  Minister  des  Herzogs  Miecislaus  (Micislas)  III.  in  Polen 
vor.  Als  genauer  bekannter  Stammvater  wird  Tietze  v.  Zedlitz  genannt, 
welcher  bei  der  Vermählung  der  Prinzessin  von  Meranien  mit  dem 
Herzog  Heinrich  I.  um  1200  als  angesehener  Ritter  und  Gast  mit 
grossen  Mitteln  aus  dem  Voigtlande  nach  Schlesien  kam.  Derselbe  er- 
warb Burgen  und  Güter  im  Thale  des  Hauptlagers  der  Sudeten  und 
ihrer  Vorberge,  und  das  von  ihm  nach  Schlesien  verpflanzte  Geschlecht 
breitete  sich  in  vielen  Linien  und  Häusern  sehr  weit  aus  und  kam  zu 
hohem  Ansehen  und  zu  sehr  grossem  Grundbesitz.  Unter  den  schlesi- 
schen Burggrafen,  Hauplleuten,  Hofrichtern  und  Landes -Hauptleuten 
kommt  der  Name  Zedlitz  vielfach  vor,  und  zu  den  ältesten  Besitzungen 
der  Familie  gehören  Maiwaldau,  Conradswaldau,  Wiesenthal,  Mauen. 
Schönau,  Lahn,  Leipe,  Nimmersatt,  Neukirch,  Tief-IIartmannsdorf  mit  der 
Feste  Freudenberg  etc.  Von  den  vielen  Linien  blühen  jetzt  noch  Zedlilz- 
Neukirch,  und  Zedlitz-Leipe  und  Zedlilz-Wilkau  besteht  in  der  Zedlilz- 
Trütschlerschen  Linie  fort.     Aus  Schlesien  ist  übrigens  die  Familie  auch 


GRAFEN  V.  ZEDLITZ-LEIPK.  7o;> 

nach  Oesterreicli ,  Saclisen  elc.  gekommpii ,  uml  die  Zedhlze  in  Oesiei- 
reich  sind  ein  Ast  der  früheren  »chlesischen  Linie  Nimmersatt  —  hk 
ein  interessanter  Beilrag  zur  Sittengeschichte  der  früheren  Zeil  darf 
hier  nicht  unerwähnt  bleiben,  dass  mehr  all  30  Zedlitze  von  verschie- 
denen Linien  sich  1465  in  einem  Ehren -Tngendbandnisa  vereinigten, 
um  über  ihren  eigenen  Wandel  gegenseitig  zu  wachen  und  zu  richten. 
Dieses  Bündniss  wurde    154S  erneuert,  zerfiel  aber  später. 

Aus  der  Linie  Zedlitz- Nimmersatt  wurden  vom  Kaiser  Rudolph  IL 
21.  Oct.  1603  Ladislais,  Nicoi  und  Abraham,  so  wie  am  der 
Linie  Zedlilz-Neukireh  l.  März  IG  10  Sicismlm),  k.  k.  Kammerprl- 
sident,  in  den  Reichsfreiherrenstand  erhohen,  und  Carl  VI.  ertheiltc 
8.  Juni  1735  drei  Gliedern  aus  der  Linie  Zedlitz  -  Leine :  Gsons  Gott- 
lieb,  Friedrich  und  Carl  Sigismund  ,  den  erbländisch  -  Osterreichischen 
Freiherrenstand,  welcher  letztere  8.  Nov.  1741  in  Preussen  anerkannt 
wurde.  In  den  preussischen  Grafenstand  wurde  vom  Könige  Friedrich  II. 
zuerst,  6.  Nov.  1741,  David  Sigismund  Freiherr  v.  Zedlitz -Leine,  Herr 
auf  Kratzkau,  Frauenhain  etc.,  und  später,  10.  April  17G4,  Fiuedrich 
Nicolas  Freiherr  v.  Zedlitz -Wilkau  (s.  die  Grafen  v.  Zedlitz-Trütsehlcr) 
in  den  Grafenstand   erhohen. 

Da  in  dieses  Werk  nur  Angaben  über  die  Grafen  v.  Zedlitz -Leipe 
und  Zedlitz -Trülschler  gehören,  so  kann  auf  die  freiherrliehen  Linien 
Zedlitz-Lcipe  und  Zedlilz-Neukireh  nicht  gesehen  werden.  Interessante 
Nachrichten  Ober  diese  Linien,  so  wie  über  das,  den  Namen  v.  Zedlitz 
von  Neuem  verherrlichende,  „Heinrich  freiherrlich  v.  zedlitzsche  Fräulein* 
slifl"  zu  Kapsdorfl'  in  Schlesien  finden  sich  im  Neuen  Preu>».  Adelsleiicoi 
IV.  S.  366  —  368  und  Suppl.-Bd.  II.  S.  121-  125.  Letzteres  Werk 
ist  bekanntlich  unter  dem  Vorstande  des  Freiherrn  L.  v.  Zedlitz-Nenkirch 
bearbeitet  worden,  und  da  die  Redaction  des  Werkes:  deutsche  Grafen- 
häuser  der  Gegenwart,  gebührend  auch  jenes  Werk  benutzt  hat,  so 
kommt  dieselbe  hier  sehr  gern  der  Pflicht  der  Dankbarkeit  nach  und 
dankt  dem  Freiherrn  v.  Zedlilz-Neukireh  und  den  Freunden  desselben 
bestens  für  die  aus  dem    erwähnten  Adelslexicon  erhaltenen  Belehrungen. 

David  Sigismlnd,  erster  Graf  v.  Zedlitz-Lcipe  —  Sohn  Hans  Al- 
brechts aus  der  Ehe  mit  Ursula  Juliane  v.  Senilz  —  geh.  15.  Juli  1718, 
gest.  27.  Nov.  1760,  verm.  20.  Oct.  1745  mit  Helene  Elisabeth  Freiin 
v.  Hock,  geb.  1.  April  1725,  gest.  26.  Dec.  1799,  hinterliess  zwei 
Söhne:  den  Grafen  Hans  Sigismund,  Herrn  auf  Kralzkau,  Henkendorf  etc., 
und  den  Grafen  Gottlob  Sigismund,  Herrn  auf  Schurgasl,  Christewilz 
und  Rosenthal. 

Vom  Grafen  Hans  Sigismund,  geb.  18.  Oct.  1746.  gest.  10.  Mai 
1777,  stammte  aus  der  Ehe  mit  Beala  Grälin  v.  Borghaus,  renn.  29.  Mai 
1774:  Graf  Ernst  Wilhelm  Sigmund,  geb.  7.  April  1775,  gest  IS  17, 
Erbherr  der  Herrschaft  Kralzkau  etc.  Die  Wittwe  desselben  ist  Gräfe 
Charlotte,  geb.  v.  Paczenska,  jüngste  Tochter  des  k.  prenss.  Regier« 
Präsidenten  v.   Paczensky. 

Vom  Grafen  Gottlob  Sigismund,  geb.  15.  Sept.  1760,  gest.  22.  Febr. 
1812,  k.  prenss.   Kammerherrn,    stammte  aus  zweiter  Ehe  mit  Caroline 

IL  45 


706 


GRAFE5  V.  ZEDLITZ-TP.LTSCHLER. 


Anhuste  Gräfin  vom  Loss,  geb.  16.  Nov.  1769,  venu.  6.  Mai  1791,  gest. 
im  Dec.  1S35:  Graf  Carl  Adolph  Sigmund,  geb.  5.  Juni  1792,  gest. 
im  Febr.  1S40,  venu.  5.  Juli  1S20  mit  Johanna  Mathilde  Gräfin  vom  Loss, 
?eb.  5.  Juli  1504,  gest.  im  August  1S52.  —  Die  lebende  Tochter  des 
Grafen  Gottlob  Sigismund  ist:  Gräfin  Luise  Helene  Auguste,  geb.  10.  Oct. 
1797,  verm.  20.  Nov.  1817  mit  dem  k.  preuss.  Rittmeister  und  Landes 
Aeltesten  Carl  v.  Mutius  auf  Bornchen  und  Albrechtsdorf. 


Besitz 


Grafen  v.  Zedlitz-Trütschler. 

Coongelifd^.  Preußen. 

■  Schlesien  die   Fideieommisi-Herrachaft  Schwentnig;   die  Rittergüter  Frauenhain 
and  Rnngendorf;   das   Fideicommias-Gut  Petrikaa;   das  Rittergut  Romberg  und  die 


Herrschaft  Pomsdorf. 


Wappen:  quadrirter  Schild;  1  and  4  in  Roth  eine  unten  spitzige,  oder 
triangelförmige,  silberne  Schnalle  mit  zerbrochenem  Dorn  (Stammwappen  der  Linie 
Zedlitz-Wilkan).  2  and  3  in  Gold  ein  icirigrechter,  schwarzer  Balken  (Trütschler). 
Ceber  dem  Schilde  stehen  drei  gekrönte  Helme.  Aus  dem  rechten  Helme  iricfcii 
eine  forwärtssehende,  schwarzbekleidete  Jungfrau,  welche  anstatt  der  Arme  goldene, 
ausgebreitete  Flügel  trägt,  ernpor.  Her  rechte  Fliigel  ist  mit  einem  schraglinken, 
4er  linke  mit  einem  schrägrechten,  schwarzen  Balken  belegt  (trütschler-.cher  Helm) ; 
4er  mittlere  Helm  trägt  einen  goldenbewehrten,  auf  der  Brust  mit  einem  goldenen 
Kleemonde  belegten,  schwarzen  Adler,  und  der  linke  einen  offenen,  mit  Blutstropfen 
besprengten,  silbernen  Ad  Umflog  (Helm  de«  Stamrnwappens».  Hie  Decken  sind 
rechts  schwarz  und  golden,  links  roth  und  silbern,  und  den  Schild  halten  zwei 
torwärtssehende.  geharnischte  Männer,  welche  mit  der  freien  Hand  eine  Hellebarde 
aaf  den  Boden  stemmen. 

Friedrich  Nicolals  Freiherr  v.  Zedlitz  und  VVilkau  (s.  die  Grafen 
Zedlitz-Leipe),  Karornerherr  des  Königs  Friedrich  II.  von  Preussen, 
wurde  von  Letzterem  10.  April  1704  in  den  Grafensland  erhoben. 
Kl  Schwester  desselben,  VVittwe  des  in  der  Schlacht  bei  Leuthen  1757 
gebliebenen  kur-ächs.  Generals  der  CavaJJenc  Grafen  v.  Nostitz,  hatte 
sich  in  zweiter  Ehe  mit  Julius  Ferdinand  v.  Trütschler,  kursächs.  Ober- 
Stallrneister,    General   der   GavalJerie,    Herrn    auf  Falkenstein ,    Mühlberg 


GRAFEN  V.  IEM .ITZ-TRITS«  HI  KR.  707 

und  Ober-Lauterbaeh —  welcher  aus  dem  allen,  urkundlich  schon  1305 
mit  Conrad.  ßurgmann  zu  Crimmitschau,  vorkommenden  sächsischen 
Adelsgesehleehle  derer  v.  TriUschler  stammte  —  \enuähll.  und  aus 
dieser  Ehe  war  Gottues  Jtuis  Trutschler  \.  Falkenslein.  wie  Jie  Ka- 
mille von  der  über  300  Jahre  derselben  rusteheiiden  Besitzung  Falken- 
slein sich  schreibt,  entsprossen.  Diesem  Göttlich  Julius  Vrutschler 
\.  Falkenslein  vermachte  der  Oheim.  Friedrich  Nicolaus  Graf  \.  /.edhti 
und  Wilkau.  die.  Güter  Fraueuhain  und  Rungendorf  unter  der  Bedingung. 
den  gräflich  iedlitisehen  Namen,  so  wie  das  Wappen  nul  seinem  Namen 
und  Wappen  xu  vereinigen,  und  König  Friedrich  Wilhelm  111.  \on  Preussen 
genehmigte    22.   Febr.     IS  10    diese    Vereinigung,     G  s    Graf 

v.  Zedlitz  zu  Wilkau.  genannt  Trutschler  \.  F.»lkenstein.  wie  derselbe 
sieh  nun  nul  königlicher  Genehmigung  sehneb.  geb.  31.  Mai  l 
gest.  2.  Jan.  IS3S.  hatte  sich  19.  Nov.  1797  mit  Frnesime  Trutschler 
\.  Falkenslein.  geb.  IS.  Nov.  17  70.  jetzt  Wittwo.  xermahll.  und  er- 
erbte spater  von  einem  anderen  Bruder  seiner  Mutter,  dem  Freiherrn 
Carl  Alexander  v.  Zedlili  und  Wilkau.  die  von  demselben  gestiftete 
Fideicommrss- Herrschaft  Schweutnig  und  die  besondere  Fideicouuuiss- 
Herrschaft    lYtnk.iu. 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind   her  anzufahren: 

C.vm  FOL  AHO  Graf  Zedliti  tu  Wilkau.  genannt  Trutschler  >.  Falken- 
slein —  Sohn  des  Grafen  Göttlich  Julius  —  geb.  V  Mm-  IS00.  Herr 
der  Fideicommiss-  Herrschaft  Schwenlmg.  k.  preuss.  Regiemngs  Timm 
dent  zu  Breslau,  venu,  in  erster  Ehe,  7.  Ocl.  1825.  mit  Caroline  linke. 
Freiin  v.  Verneiober  aus  dem  Hause  Hohen-Finovv.  geb.  2t.  Bec.  IS0  1. 
gest.  1843.  und  in  zweiiei  .  1846,  mit  Charlotle  Friederike  Frau  , 
v.  Wentiky  und  Petershagen  aus  dem  Hause  Rogau.  verw.  Majorin 
v.  Sluduilz.  geb.  .V  Sept.  1S00.  Aus  der  ersten  Khe  stammen,  neben 
einer  tochter.  drei  Sohne,  die  Grafen:  Carl  Adolph  Osw.un,  geb. 
2S.  Apnl  1S2S.  Carl  Friedrieh  Wilhelm  Constvmin.  geh  %  Vpnl 
1833.   und   Rokkrt,   geb.   S.   Bec.    1^ 

Bie  drei  Brüder  des  Grafen  Carl  F.duard  sind  Graf  Robert  Au;im-, 
geb.  I.  Nov.  1801.  BesiUer  iI«m  frauenhaiuer  Fanulieugitter.  k.  preuss. 
Premier  Lieutenant  a.  0.  im  ersten  Garde  l  blauen  I.andvvelus-Regunenl. 
venu.  20.  Aug.  1829  mit  Sulonie  Leopoldine  Auguste  Grälin  >.  Beust. 
geb.    10.   Bec.    IS07.    aus    welcher    Ehe    »wei    rochter    leben  Graf 

Carl    Noriti,    geb.    I.  Oct.    IS01.    Heu    von    Koniberg   und  der  Fidei 
comnnss  Herrschall    IVlrikau.    \erin.    It.    April    IS2G   mit    Melanie    Alher- 
luie   Henriette    Freun    \.  Sauruia    aus    dem    Hause  Zülzcudorf.   geh    20.  Mai 
1806.    aus   welcher    Ehe.    neben   drei    Töchtern,    ein    Sohn      Graf  G 
geb.    13,    Aug.    IS10.   entsprossen   >,st  und   Graf  Carl   IUkmivkp.   geh. 

S.   April    IS0G.    Herr   der    Herrsclialt    Nieder •  Pomsdorf.    k.    preuss.  I  leule 
nanl    a.  B..    venu.    10.  Oct.    1832    mit    Josepluue    Hedwig  Gialin    \.  Schall* 
gotsch    aus    »lein    Hanse    Nieder    Pomsdorf.     aus    welcher   Ehe    ein   Sohn. 
Graf  Friedrich  Carl   Amum.   -.eh.   22.   Febr     1837.  stammt. 


i.< 


708 


GRAFEN  V.  ZEDTWITZ. 


Grafen  v.  Zedtwitz. 

Äatijoltfd)  utib  €oangeltfd).  ©eftemtd)  unb  Magern. 

Besitz:  die  Herrschaften  Vorder-  und  Hinler- Liebenstein;  die  Herrschaft  Asch,  die  Güter 
Krugsreutb  ,  Wernersreuth ,  Schönbach,  Ober-  und  Unter- Neuberg,  Grün,  Sorg, 
Hadermannsgrün  etc. 

1 


Wappen:  Schild  von  Silber,  Roth  und  Schwarz  quergetheilt,  ohne  Rild. 
Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  auf  welchem  zwischen  zwei, 
wie  der  Schild  getheilten,  Biiffclshörnern  ein  eben  so  getheilter  und  oben  mit  einem 
silbernen  Knopf  besetzter  orientalischer  Spitzhut  steht.  Die  Helmdecken  sind  sil- 
bern, roth  und  schwarz. 

Sehr  alle  böhmische  und  bayerische  Familie,  welche  ursprünglich 
aus  Franken  stammt.  Schon  im  1 2.  Jahrhundert  kommen  in  Franken 
Ritter  dieses  Namens  vor,  von  welchen  Nachkommen,  zur  Bekriegung 
der  Sorben,  im  jetzigen  Voigtlande,  unfern  von  Hof,  sich  niederliessen, 
das  Stammhaus  Zedtwitz,  welcher  Name  so  viel  als  Gnadendorf  bedeuten 
soll,  erbauten,  und  spater  als  Herren  ausgebreitete  Besitzungen  in  dieser 
Gegend  erwarben.  Heinrich  Zedtwitz,  Ritter,  erkaufte  1390  die  zum 
H.  Rom.  R.  gehörige,  aber  der  Krone  Böhmen  zu  Lehn  gehende  Veste 
Neidberg,  so  wie  später  auch  die  beiden  böhmischen  Vesten  Liebenstein 
und  Königswarth,  und  vertheilte  diese  Besitzungen  unter  seine  drei 
Söhne,  Heinrich,  Ehrhard  und  Veit,  welche  die  Stifter  dreier  Linien 
wurden,  dergestalt,  dass  der  ältere  Sohn,  Heinrich,  Lieben  stein, 
der  mittlere,  Ehrhard,  Königswarth,  und  der  jüngere,  Veit,  Neid- 
berg erhielt.  Die  Neidberger  Linie  erwarb  im  15.  Jahrhundert  zu  der 
Veste  Neidberg  noch  den  Markt  Asch,  so  wie  mehrere  andere  Dorf- 
schaften und  Güter,  und  bildete  aus  diesem  Besitzlhume  die  Herrschaft 
Asch,  welche  bis  1775  zum  Reiche  gehörte,  dann  aber,  unter  Beibe- 
haltung aller  Privilegien,  an  Böhmen  kam. 

In  die  ältere  Linie  zu  Liebenstein  kam  vom  Kaiser  Joseph^  II.  1766 
der  Reichsgrafenstand  in  der  Person  Heinrich  Sigismunds,  Herrn  auf 
Liebenslein.  Die  jüngere  Linie,  welche  sich  nach  der  Herrschaft  Asch : 
Linie  zu  Asch  nannte,  erhielt  den  Reichsgrafenstand  vom  Kurfürsten  Carl 
Theodor  v.  d.  Pfalz  im  Reichsvicariate  25.  Aug.  1790.  Die  Linie  zu 
Königswarth,    welche    1620    nach    der  Schlacht   am    weissen  Berge  bei 


GRATEN  V.  ZI.DTWITZ.  7()9 

Prag  ihre  Besitzungen  verlor,  ist  im  RiltersUnde  verblieben,  gehört  iIm 
nicht  hierher. 

Die  akere  Linie  zu  Liebensteia  ist  DBgetheill  geblieben,  in  Besag 
auf  die  jüngere  Linie  zu  Asch  sind  aber  mehrere  Theilungen  vorgekom- 
men. Durch  die  Söhne  Hans  Georgs,  gest.  1667,  Carl  Joseph  und 
Johann  Christoph,  theilte  sich  diese  Linie  in  die  Aesle  zu  Sorg  (Sorga) 
und  zu  As  cli.  Der  Ast  zu  Sorg  schied  sich  nach  dein  Tode  Carl  Jo- 
sephs durch  die  (unterlassenen  drei  Söhne:  Woli  Christoph,  II \ n s 
Christoph  und  Philipp  Ferdinand,  in  die  Zweige  zu  Ober-Neuberg, 
Unter-Neuberg  und  Sorg,  und  der  Zweig  zu  Sorg  lerfiel  nach 
dein  Tode  Philipp  Ferdinands,  gest.  1750,  in  die  Häuser  Neuschlotl 
und   Sorg. 

Jetzt  werden  die  Glieder  der  Familie  als  zur  älteren  Linie  zu 
Liebenstein  und  zur  jüngeren  Linie  in  der  k.  hölim.  Kron- 
Lehens-Herrschaft  Asch  gehörig  aufgeführt,  und  die  jüngere  Linie  wird 
in  die  Häuser  Asch,  Schönbach,  Unter-Neuberg,  Ober-Neu- 
berg,  Sorg  und  Neuschlo ss  -gelheill. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Glieder  der  gräflichen  Linien  und 
Häuser  weisen   folgende   Ahnentafeln  nach: 

A  eitere  Linie  zu  Liebenstein.  Wolf  Heinrich  v.  Zedtwils; 
Gemahlin:  Erdmuthe  Sophie  Raabin  v.  und  zu  Schönwald.  —  Wilhelm 
Friedrich,  geb.  9.  Mai  1G58,  gest.  25.  Febr.  172G;  erste  Gemahlin: 
Eva  .Maria  v.  Reilzenstein,  venu.  1700;  zweite  Gemahlin:  Christiana 
Dorothea  v.  Rohrscheidt.  —  Heinrich  Sigismund,  Graf,  geb.  30.  Jan. 
1713,  gest.  25.  Dec.  1767,  Herr  auf  Liebenstein;  Gemahlin:  Maria 
Cajetane  Freiin  Pergier  v.  Perglas  aus  dem  Hause  Salzengrün,  gest. 
nach  1805.  —  Peter  Anton,  geb.  13.  April  1754,  gest.  20.  Mai  1818, 
k.  k.  Oberst  und  Kämmerer;  Gemahlin:  N.  N.,  Freiin  v.  Lerchenfeld 
auf  Aham.   —   Thaddäus,   jetziges  Haupt  der  Linie. 

Jüngere  Linie  zu  Asch.  Haus  Asch:  Georg  Adam  —  Sohn 
Jobann  Christophs  aus  der  Ehe  mit  Calharina  Magdalene  v.  Zedtwitz 
aus  dem  Hause  Krugsreulh  —  geb.  24.  Nov.  101)2,  gest.  2  1.  Sept. 
1774;  Gemahlin:  Amalia  Caroline  v.  Schaumberg,  geh.  17.  Nov.  1702, 
verm.  1734,  gest.  9.  Aug.  1764.  —  Erdmann  Ferdinand  Alexander  Johann, 
geb.  31.  Juli  1739,  gest.  17.  Dec.  1787;  Gemahlin:  Charlotte  Caroline 
Christiane  Henriette  Freiin  v.  Guttenberg  aus  dem  Hause  Kircbleiss  in 
Franken.  —  Sigmund  Erdmann  Heinrich,  geb.  9.  Nov.  1 7 7 S ,  gest.  7.  Juni 
1847;  zweite  Gemahlin:  Emilie  v.  Einsiedel  a.  d.  Hause  Wolflilz,  venu. 
1820,   Witlwe.  —  Kurt,  jetziges  Haupt  des  Hauses   Asch. 

Haus  Schönbäch.  Joseph  Adam,  geb.  10.  April  1705,  gest. 
10.  Febr.  1747,  herz,  würllemb.  Hauptmann  und  General -Adjutant; 
Gemahlin:  Maria  Anna  v.  Kraft,  gest.  1790.  —  Christoph  Carl  Ludwig 
Adam,  Graf,  geb.  17.  Sept.  1735,  gest.  23.  April  1795;  Gemahlin: 
Dorothea  Elisabeth  Crescenlia  v.  Trautenberg,  geb.  20.  Mai  1743,  f.  — 
Casimir  Lipcmann,  Johann  Anton  und  Franz  Alexander,  Gebrüder  (s.  unten 
das  Haus  Schönbach). 

Haus  Unter-Neuberg.     Carl  Joseph,  geb.  19.  Juni  1663,  gest. 


710  GRAFEN  V.  ZEDTWITZ. 

17.  Sept.  1742;  Gemahlin:  Anna  Catharine  v.  Künsberg  aus  dem  Hause 
Hain,  gest.  2t.  Aug.  1736.  —  Hans  Christoph,  geb.  25.  Febr.  1690, 
gest.  6.  April  1756;  Gemahlin:  Dorothea  Ernestine  v.  Lengenfeld  aus 
dem  Hause  Schvveinbach,  gest.  1767.  —  Christian  Wilhelm  Anton 
Friedrich,  geb.  11.  Oct.  1750;  Gemahlin:  Christiane  v.  Reitzenstein 
aus  dem  Hause  Fischbach,  verm.  11.  Mai  1785.  —  Carl  Moritz,  jetziges 
Haupt  des  Hauses  Unter-Neuberg. 

Haus  Ober-Neu b erg.  Carl  Joseph  und  Anna  Catharina  v.  Küns- 
berg  (s.  oben).  —  Wolf  Christoph,  geb.  22.  Dec.  1691,  gest.  29.  Nov. 
1739,  k.  k.  Capitain  a.  D.;  Gemahlin:  Maria  Anna  v.  Schaumburg  aus 
dem  Hause  Strössendorf.  —  Adam  Erdmann  Christian  Carl,  geb.  1.  Mai 
1740;  erste  Gemahlin:  Henriette  Eleonore  Christiane  Caroline  v.  Haustein 
aus  dem  Hause  Allmerswind,  verm.  25.  Febr.  1761,  gest.  25.  Jan. 
1763.  —  Adam  Erdmann  Sigismund  Franz  Carl,  geb.  13.  Jan.  1763, 
gest.  1816,  fürstbisch,  bamberg.  Kammerherr  und  Rittmeister;  Christiane 
Gräfin  v.  Zedtwitz  aus  dem  Hause  Asch,  geb.  1765,  gest.  7.  März 
1838.  —  Carl  Joseph  und  Franz  Carl,  Gebrüder  (s.  unten  das  Haus 
Ober-Neuberg). 

Haus  Sorg.  Carl  Joseph  und  Anna  v.  Künsberg  (s.  oben).  — 
Philipp  Ferdinand,  geb.  3.  Juni  1700,  gest.  29.  April  1750;  Gemahlin: 
Maria  Sophie  Florentine  v.  Reitzenstein  aus  dem  Hause  Conradsreuth, 
gest.  13.  Mai  1771.  —  Georg  Adam,  geb.  12.  Oct.  1739;  Gemahlin: 
Caroline  Marianne  Wilhelmine  v.  Reitzenstein  aus  dem  Hause  Hadermanns- 
grün. —   Carl  Ludwig,  jetziges  Haupt  des  Hauses  Sorg. 

Haus  Neuschloss.  Carl  Joseph  und  Anna  Catharina  v.  Küns- 
berg. —  Philipp  Ferdinand  und  Maria  Sophie  Florentine  v.  Reitzenstein 
(s.  sämmtlich  oben).  —  Carl  Joseph  Ferdinand,  geb.  5.  Sept.  1730; 
Gemahlin :  Amalia  Henriette  Caroline  Friederike  v.  Bülow  aus  dem  Hause 
Koschitz,  verm.  2.  Aug.  1767.  —  Heinrich  Georg  Carl,  Gottlier  Erd- 
mann, Franz  Anton  und  Ludwig  Ernst,  Gebrüder  (s.  unten  Haus  Neu- 
schloss). 

Von  den  jetzigen  Gliedern  der  gräflichen  Linien  und  Häuser  sind 
hier  zu  nennen : 

Aeltere  Linie  zu  Liebenstein.  Graf  THADDAEUS  —  Sohn 
des  Grafen  Peter  Anton  —  geb.  1785,  k.  k.  Ober-Lieutenant  in  d.  A., 
Herr  der  Herrschaft  Vorder -Liebenstein,  veem.  mit  Wilhelmine  v.  Ott- 
lilienfeld, geb.  1794.  Der  Sohn  desselben  ist:  Graf  Maximilian,  geb. 
1825.  —  Der  Bruder  des  Grafen  Thaddäus  ist:  Graf  Clemens,  geb. 
1814,  Herr  der  Herrschaft  Hinter-Liebenslein,  verm.  in  erster  Ehe, 
24.  Nov.  1837,  mit  Catharina  Gräfin  v.  Zedtvvitz-Schönbach,  geb.  1812, 
gest.  1841,  und  in  zweiter,  29.  Juni  1842,  mit  Ernestine  Gräfin 
v.  Zedtwitz -Ober- Neuberg,  geb.  1823.  Aus  der  ersten  Ehe  stammt 
Graf  Johann  Carl,  geb.  1840,  aus  der  zweiten  Graf  Hugo,  geb. 
29.  März    1848. 

Jüngere  Linie  zu  Asch.  Haus  Asch  (evang.).  Graf  KURT 
—  Söhn  des  Grafen  Sigmund  Erdmann  Heinrich  —  geb.  3.  Oct.  1822, 
k.  k.  Ober-Lieutenant  in  d.  A.,  verm.  6.  März   1849  mit  Adele  v.  Schön- 


GUTEN   V.  ZKDTWITZ.  7  |  | 

berg  aus  dem  Hause  Tanneberg.  Die  beiden  Sühne  «lcsscll.cn  sind  die 
Grafen:  Kurt  Christoph  Friedrich  Sigmund,  geb.  12.  Dee.  184!),  und 
Friedrich  Albert  Christoph  Kurt,  geb.  31.  Mai  1851.  —  Die  drei  Brüder 
des  Grafen  Kurt  sind:  Graf  Adolph,  geb.  27.  Sept.  1823,  Graf  Theodor, 
geb.  7.  Sept.  1824,  k.  k.  Rittmeister,  und  Graf  Eugen,  geb.  29.  Febr. 
1828,  k.  k.  Ober-Lieutenant. 

Haus  Schönbach  (kathol.).  Vom  Grafen  Casimir  Liccmann  — 
Sohn  des  Grafen  Carl  Ludwig  Adam  —  geb.  1770,  gest.  1822,  k.  k. 
Ober-Lieutenant,  entspross  aus  der  Ehe  mit  Ernestine  Giiilin  Zedtwitz- 
Asch,  geb.  1784,  jetzt  Wittvve:  Graf  Franz,  geb.  1812,  gest.  1844, 
venu.  25.  Nov.  1839  mit  Rosine  Gottl,  Witttee.  Aus  dieser  Ehe  stammt 
Graf  CARL  Maximilian.  —  Der  lebende  Bruder  des  Grafen  Casimir  Lipp- 
mann ist:  Graf  Johann  Anton,  geb.  1776,  verm.  mit  Friederike  Löbel, 
geb.  1785,  gest.  8.  Sept.  1848.  Die  fünf  Söhne  desselben  sind:  Graf 
Georg,  geb.  1806,  k.  k.  Finanzralh;  Graf  Emanuel,  geb.  1808,  venu. 
1849  mit  Julie  Gräfin  v.  Zedtwitz-Schönbach;  Graf  Erdmann,  geb.  1809, 
k.  k.  Feld-Kriegs-Concipist  beim  nieder-österr.  General-Commando;  Graf 
Thaddäus,  geb.  1816,  und  Graf  Carl  Joseph,  geb.  1820.  —  Von  dem 
verstorbenen  Bruder  der  Grafen  Casimir  Lippmann  und  Johann  Anton, 
vom  Grafen  Franz  Alexander,  geb.  1786,  gest.  2.  April  1836,  stammt 
Graf  Johann  Carl,  geb.    1814. 

Haus  Unter-Neuberg  (evang.).  Graf  CARL  Moritz  —  Sohn 
des  Grafen  Christian  Wilhelm  Anton  Friedrich  —  geb.  1792,  Dom- 
Dechant  des  Hochstifts  Merseburg.  Von  dem  verstorbenen  Bruder  des- 
selben, vom  Grafen  Wilhelm  Ernst  Julius,  geb.  6.  Jan.  1795,  gest.  im 
Oct.  1850,  k.  k.  Major,  leben  die  Wiltwe:  Emilie  Gräfin  v.  Sehallen- 
berg,  geb.  14.  Oct.  1804,  und  zwei  Söhne:  die  Grafen  Wilhelm,  geb. 
1834,  k.  k.  Ober-Lieutenant,  und  Friedrich,  k.  k.  Cadet.  —  Der  le- 
bende Bruder  des  Grafen  Carl  Moritz  ist  Graf  Friedrich  Franz  Carl, 
geb.   9.  Dec.    1799,   k.  k.  General-Major  und  Brigadier  in  Pcterwardein. 

Haus  Ob  er- Neuberg  (evang.).  Vom  Grafen  Carl  Joseph  — 
Sohn  des  Grafen  Erdmann  Adolph  SigismumL  Franz  Carl  —  geb.  13.  Mai 
1792,  gest.  1831,  lebt  die  Wittwe :  Therese  v.  Ottlilienfeld,  verm.  1818. 
Die  beiden  Söhne  aus  dieser  Ehe,  neben  einer  Tochter,  Gräfin  Erne- 
stine, vermählten  Gräfin  v.  Zedtvvitz-Liebenstein,  sind:  Graf  HUGO,  geb. 
1820,  und  Graf  Franz  Carl,  geb.  1830,  verm.  mit  Caroline  Freiin 
Stücker  v.  Weihershofen,  aus  welcher  Ehe  eine  Tochter  entsprossen  ist. 
Der  Bruder  des  Grafen  Carl  Joseph  ist  Graf  Franz  Carl,  geb.  17.  Dec. 
1795,  k.  k.  Lieutenant,  verm.  mit  Wilhelmine  Freiin  v.  Beulwitz,  aus 
welcher  Ehe  zwei  Töchter  leben. 

Haus  Sorg  (evang.).  Graf  CARL  Ludwig  —  Sohn  des  Grafen 
Georg  Adam  —  geb.  26.  Mai  1790,  verm.  mit  Henriette  Freiin  v.  Beulwitz 
aus  dem  Hause  Chemnitz.  Der  Sohn  desselben,  neben  einer  Tochter, 
Gräfin  Adelheid,  vermählten  Frau  v.  Manz,  ist:  Graf  Hermann,  geb.  1818, 
k.  k.  Rittmeister. 

Haus  Ne  lisch loss  (evang.).  Nachkommen  des  Grafen 
Carl  Joseph.     Vom  Grafen  Heinrich  Georg  Carl,  geb.  3.  Aug.  1768, 


712 


GRAFEN  V.  ZEPPELIN. 


f,  leben  die  Wiltwe :  Franziska  Freiin  v.  Skal,  geb.  1781,  und  zwei 
Töchter.  —  Vom  Grafen  Gottlieb  Erdmaxn ,  geb.  4.  Jan.  1772,  gest. 
4.  Juli  1835,  k.  k.  Rittmeister,  sind  aus  der  Ebe  mit  Julie  v.  Sabal, 
neben  zwei  Töchtern,  drei  Söhne  entsprossen:  Graf  Carl,  geb.  1815, 
Graf  Georg  Cajetan,  geb.  1817,  k.  k.  Hauptmann,  und  Graf  Edmund, 
geb.  1819,  k.  k.  Hauptmann.  Vom  Grafen  Franz  Anton,  geb.  1777, 
gest.  1826,  k.  k.  Kämmerer  und  Hauptmann,  verm.  mit  Josephe  Freiiu 
v.  Humbracht,  gest.  19.  März  1838,  stammen,  neben  einer  Tochter, 
zwei  Söhne:  Graf  Hieronymus,  geb.  29.  Aug.  1815,  k.  k.  Pionnier- 
Hauptmann,  verm.  29.  Juni  1843  mit  Emilie  v.  Re,  aus  welcher  Ehe, 
neben  zwei  Töchtern,  ein  Sohn:  Graf  Cuno,  lebt  —  und  Graf  Ludwig, 
geb.  1816,  k.  k.  Ober -Lieutenant.  —  Der  lebende  Sohn  des  Grafen 
Carl  Joseph  ist:  Graf  Ludwig  Ernst,  geb.  11.  Sept.  1789,  k.  k.  Haupt- 
mann in  d.  A.,  verm.  mit  N.  N.,  Freiin  v.  Gabriel.  Aus  dieser  Ehe 
stammt:   Graf  Max,  geb.   1826,  k.  k.   Lieutenant. 


Grafen  v.  Zeppelin. 

€oangelifd).  tüürttemberg. 

Besitz:   die   mit  dem  Erb-Paoner-Amte  verbundenen  Lchengüter  Asciihausen  und  Huchhof. 


Wappen :  Schild  der  Länge  nach  getheilt ;  rechts  in  Blau  der  Kopf  eines 
rechtssehenden  Esels  mit  dem  Halse,  unten,  wo  er  abgeschnitten,  blutig  (Stamm- 
wappen); links  in  Schwarz  schrägrechtsgelegt  die  goldene  Sturmfahne  oder  das 
Reichs-Erz-Panner  mit  dem  rechtssehenden,  schwarzen,  einfachen  Adler  (Erb- 
Pannerwürde).  Ueber  der  Grafenkrone  erhebt  sich  ein  gekrönter  Helm,  aus  welchem 
rechts  und  etwas  einwärtsgekehrt  der  graue  Eselskopf  des  Schildes  emporwächst. 
Die  Decken  sind  rechts  blau  und  silbern,  links  schwarz  und  golden,  und  den 
Schild  halten  zwei  auswärtssehende,  goldenbewehrte,  silberne  Adler.  Diese  Angaben 
stimmen  mit  Gasts  (Adelsb.  des  Königr.  Württemberg^  p.  399)  Mittheilung.  Das 
Wappenbuch  des  Königreichs  Württemberg  stellt,  wohl  irrig,  die  Sturmfahne  in  die 
rechte,  den  Eselskopf  in  die  linke  Hälfte  des  Schildes,  und  giebt  hiernach  auch 
die  Helmdecken  an. 


GIAPEH  \.  zipi'ii.i.n.  71  3 

Sehr  alles  meklenburgisehes  und  pommerisches  Adelsgeschlecht,  in 
welches  später  der  Reiehsgrafensland  gekommen  ist.  ßailflbc)  halle 
wahrscheinlich  gleichen  Ursprung  mil  der  im  17.  Jahrhundert  erloschenes 
meklenhurgischen  Familie  v.  BOUOW,  und  man  nimmt  als  Stammgui  das 
gleichnamige  Gut,  auch :  Zepelin,  Zeplin  im  grossh.  meklenl». -schwer.  Amte 
Ribnitz  an,  welches  in  fremde  Htadfl  kam,  worauf  Appelhagen  im  Amte 
Güstrow  als  Stammgut  genannt  wird.  Hinricus  de  Zeppline  erscheint 
urkundlich  1308.  In  der  zweiten  Hälfte  des  17.  und  in  der  ersten 
Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  findet  sich  die  Familie  auch  in  Dänemark 
blühend.  —  VTon  Mllchior  Johann  Christoph,  gest.  14.  Oct.  I7V2  zu 
Güstrow,  kurbraunschw.  Rittmeister,  stammte  aus  der  Ehe  mit  Friederike 
Charlotte  v.  Walsleben:  Johann  Melchior,  welcher  von  Neuem  Glanz 
und  hohe  Redeulung  in  die  Familie  brachte.  Derselbe,  geb.  15.  Ocl. 
1766,  gest.  14.  Juni  1801,  kam  als  Edelknabe  an  den  herz,  meklenb. 
Hof  und  wurde  dem  damaligen  Prinzen  v.  Württemberg,  nachmaligen 
Kurfürsten  und  König  Friedrich  I.,  empfohlen,  welcher  ihm  bald  seine 
ganze  Gewogenheit  schenkte  und  ihn  zum  Adjutanten  und  steten  Begleiter 
erwählte.  Als  der  Prinz  1786  aus  k.  russ.  Diensten  trat,  verblieb 
v.  Zeppelin  treu  bei  demselben,  und  das  Band  zwischen  beiden  wurde 
immer  fester  und  unzertrennlicher:  er  war  des  Fürsten  steler  Gefährte, 
wenn  nicht  ausserordentliche  Bestimmungen,  besonders  Sendungen  «'" 
grosse  Höfe,  denselben  entfernten.  So  erwählte  sein  fürstlicher  Freund, 
damaliger  Kronprinz,  ihn  zum  Werkzeuge  der  gewünschten  Verbindung 
mit  der  Kronprinzessin  von  Grossbrilannien,  und  am  kaiserl.  Hofe  in 
Wien  arbeitete  derselbe  für  die  glänzendste  Erhöhung  des  würllem- 
bergischen  Fürstenhauses.  Johann  Melchior  wurde  vom  Kaiser  Franz  II. 
18.  Sept.  1792  in  den  Reichsgrafensland  erhoben,  und  vom  Herzoge 
bei  dem  Antritte  der  Regierung,  1797,  zum  Staats-  und  (Konferenz- 
minister,  und  1799  zum  Präsidenten  des  Geheimen  Ralhs  ernannt.  Somit 
war  die  höchste  Stufe  der  Ehre  und  Wirksamkeil  erreicht,  welche  je 
ein  würllemb.  Unlerlhan  erreichen  kann,  da  endete  plötzlich  1801  eine 
heftige  Krankheit  das  Leben.  Der  Herzog  liess  demselben  auf  dem 
Friedhofe  zu  Ludwigsburg  den  bekannten  Todten -Tempel  mit  der  Auf- 
schrift: ,,Dem  vorangegangenen  Freunde"  errichten,  und  im  Lande  wurde 
allgemein  der  Tod  eines  Mannes  betrauert,  dessen  edles  Herz  so  wann 
für  das  Land  geschlagen  halte,  wie  das  dankbare  Herz  des  Landes  für 
denselben  stets  schlug.  Aus  der  Ehe  mit  Wilhelmine  Freiin  v.  Dalwigk, 
verm.  2.  Jan.  1787,  hinterliess  derselbe  einen  Sohn,  Graf  Johann 
Friedrich  Carl,  und  eine  Schwester,  Gräfin  Wilhelmine.  Letztere,  geb. 
8.  Jan.  1791,  vermählte  sich  mit  dem  k.  würllemb;  Slaatsminister 
Grafen  v.  Taube,  wurde  Witlwe  und  ist  jetzt  in  zweiler  Ehe  venu,  mil 
Ludwig  Freiherrn  v.  llaynau,  grossherz.  badisch.  Geh.  Rathe  —  Ersterer, 
Graf  Johann  Friedrich  Carl,  geb.  30.  Sept.  1789,  gest.  2.  April  1836 
als  k.  würllemb.  Kammerherr  und  Ceremonienmeisler ,  wurde,  mich 
minderjährig,  vom  Kurfürsten  Friedrich  II.  am  Tage  der  feierlichen  An- 
nahme der  Kurwürde,  28.  April  1803,  um  die  Verdienste  des  verewigten 
Vaters  zu  ehren,    mil  dem  Erb- Reichspanner- Ami  und  den  damit  ver- 


714  GRAFEN  V.  ZEPPELIN. 

bundenen  Lehengütern  Asciihausen  und  Buchhof  beliehen.  Aus  der  Ehe 
desselben  mit  Hippolyte  Justine  Dorothea  Amalia  Juliana  Freiin  du  Plat, 
geb.  28.  Dec.  1798,  venn.  19.  Sept.  1817,  jetzt  Wittwe,  stammt 
Graf  Johann  Friedrich  Traugott. 

Die  gräfliche  Familie  scheidet  sich  jetzt  in  zwei  Linien,  die  ältere 
und  die  jüngere.  Erstere  umfasst  die  Nachkommen  des  Grafen  Johann 
Melchior,  letztere  die  Nachkommen  des  Grafen  Ferdinand  Ludwig  — 
des  Bruders  des  Grafen  Johann  Melchior  —  gest.  21.  Jan.  1829, 
k.  württemb.  Staatsministers  und  Oberst-Kammerherrn,  verm.  mit  Pauline 
Freiin  v.  Maucler,  jetzt  Wittwe. 

Aellere  Linie:  Zeppelin-Aschhausen.  Johann  FRIEDRICH 
Traugott  Graf  v.  Zeppelin -Aschhausen  —  Sohn  des  Grafen  Johann 
Friedrich  Carl  —  geb.  22.  Nov.  1819,  k.  württemb.  Reichs-Erb-Panner. 
Die  zwei  Brüder  desselben,  neben  zwei  Schwestern ,  sind :  Graf  Johann 
Maximilian  Gotlhold,  geb.  26.  Nov.  1824  und  Graf  Johann  Rudolph 
Fürchtegott,  geb.   24.  Mai   1826.     Die  Mutter  derselben  s.  oben. 

Jüngere  Linie.  Graf  FRIEDRICH  —  Sohn  des  Grafen  Ferdinand 
Ludwig  —  geb.  29.  Nov.  1807,  k.  württemb.  Kammerherr  und  Ge- 
schäftsträger am  k.  russ.  Hofe,  verm.  27.  Nov.  1834  mit  Amelie  Macaire 
v.  Hogguer,  aus  welcher  Ehe,  neben  einer  Tochter,  zwei  Söhne  stam- 
men, die  Grafen:  Ferdinand,  geb.  8.  Juli  1838,  und  Eberhard,  geb. 
22.  Mai  1842.  —  Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Friedrich,  neben  vier 
Schwestern,  sind:  Graf  Ferdinand,  geb.  2.  Febr.  1811,  k.  württemb. 
Kämmerer  und  diensthuender  Kammerherr  bei  der  Kronprinzessin  kaiserl. 
Hoheit,  verm.  9.  Mai  1844  mit  Anna  Cleophea  v.  Planta- Reichenau, 
geb.  24.  Aug.  1821,  aus  welcher  Ehe  ein  Sohn:  Graf  Carl  Friedrich 
Alexander,  Zwillingsbrnder  der  Gräfin  Olga,  geb.  27.  Nov.  1846,  ent- 
sprossen ist  —  und  Graf  Wilhelm,  geb.  18.  Aug.  1824,  k.  k.  Haupt- 
mann in  d.  A. 


GRAFEN  V.   ZIKHON.N. 


715 


Grafen  v.  Ziorotin. 

ßatholtfd).  Ccncrrnd)  unb  |Jrruficn. 

Besitz:  die  Pideicommiss-Herraehan  Pram  in  Schlesien,   dai  l.ehjMignl  VFallaehiacB  Me*e 

ritsch  und  die  Allodial-Ilerrschuft  Knwpfoeli  und  Blaadl  in  M  ihren. 


Wappen:  Schild  der  Länge  nach  getheilt  und  die  linke  Hälfte  qnadrirt  mit 
.Mittelschild.  Rechts  in  Roth  auf  einem  dreihügeligen,  silhernen  Berge  ein  rechte- 
gekehrter,  mit  einer  alten  königlichen  Krune  gekrönter,  doppelt  geschweifter, 
schwarzer  Löwe,  welcher  in  den  Vorderpranken  einen  goldenen  Streitkolben  hält 
(Stammwappen).  Links  im  gekrönten,  goldenen  Mittelschilde  ein  aoawirtaaehender, 
schwarzer  Adler.  1  und  4  in  Roth  ein  einwärtsgekehrter,  doppelt  geschweifter, 
goldener  Löwe;  2  und  3  in  Blau  ein  schrägrechter,  silberner  Balken,  welcher  von 
zwei  silbernen  Lilien  begleitet  wird.  (Feld  1 — 4:  Lilgenau).  Ueber  der  Grafen- 
krone  erheben  sich  drei  gekrönte  Helme,  von  denen  der  mildere  mit  einer  alten 
königl.  Krone  gekrönt  ist.  Der  rechte  Helm  tragt  einen  einwärtsgehenden,  gekrönten, 
silbernen  Adler;  aus  der  Krone  des  mittleren  Helmes  wächst  der  Löwe  der  rechten 
Schildeshälfte  auf  (Helm  des  Staminwappens),  und  auf  dem  linken  Helme  »leben 
vor  zwei  Büffelshörnern,  von  denen  das  rechte  golden,  das  linke  schwarz  i-l,  zwei 
blaue,  sich  kreuzende  Fahnen,  zwischen  welchen  oben  eine  silberne  Lilie  ichwebt. 
Die  Helmdecken  sind  rechts  schwarz  und  golden,  links  rpfh  und  golden,  und  das 
Ganze  umgiebt  ein  rother  Wappenmantel.  —  In  Tyrolfs  Neuem  adeligen  Wappen- 
werke (IL  263)  hält  der  Löwe  in  der  rechten  Schildeshälfte  und  auf  dem  mittler«  n 
Helme  den  erwähnten  Streitkolben  nicht,  welcher  sich  durchgängig  auf  Abdrücken 
von  Petschaften  findet,  und  die  Fahnen  auf  dem  linken  Helme  kreuzen  sich  nicht, 
sondern  stehen  aufrecht,  so  dass  die  eine  nach  rechts,  die  andere  nach  links 
weht.  —  Das  Stammwappen  wird  übrigens  sehr  verschieden  aufgeführt.  Nach  dm 
ältesten  Angaben  schreitet  in  Roth  ein  goldengekrönler .  schwar/er  Löwe  mit  drei 
Schweifen  über  einen  drcihügeligen ,  silbernen  Berg.  Die  Decken  sind  roth  und 
schwarz.  Nach  Siebmachcr  und  Sinapius  ist  der  Schild  silbern  und  der  Berg, 
hinter  welchem  der  schwarze  Löwe  aufwächst,  roth.  Auf  dein  gekrönten  Helme 
wächst  hinter  dem  Berge  der  Löwe  des  Schildes  auf.  Die  Decken  sind  roth  und 
silbern.  —  Des  Streitkolbens  erwähnen  ältere  Schriftsteller  nicht. 


716  GRAFEN  V.  ZIEROTIN. 

Sehr  altes  böhmisches,  mährisches  und  schlesisches  Rittergeschlecht, 
welches  später  den  Freiherren-  und  den  Grafenstand  erlangt  hat.  Als 
Ahnherr  der  Familie  wird  Zmslaus,  welcher  um  1160  lebte,  genannt, 
und  nach  der  Sage,  welche  über  die  Abstammung  desselben  besieht, 
geben  die  Grafendiplome  an,  dass  die  Familie  Zierotin  väterlicher  Seits 
vom  Herzog  Wladimir  dem  Grossen  von  Russland,  mütterlicher  Seits 
aber  von  Anna,  der  Tochter  des  byzantinischen  Kaisers  Romanus  des  Jün- 
geren, abstamme.  Durch  die  beiden  Söhne  des  Zdislaus,  Buüislav  und 
Zemislav,  theilte  sich  das  Geschlecht  in  die  böhmische  und  in  die 
mährische  Linie.  Die  böhmische,  im  15.  Jahrhundert  erloschene 
Linie  kam  auch  unter  dem  Namen  Plichta,  Plichten,  vor;  die  mährische 
Linie  aber  blühte  fort  und  gab  eine  Nebenlinie,  die  schlesische,  ab. 
Carl,  Freiherr,  gest.  1560,  commandirender  k.  k.  General,  brachte  1537 
das  Erb-Kämmerer-Amt  von  Mähren  in  die  Familie,  und  Johann  Joachim, 
k.  k.  Rath ,  Kämmerer  und  Landrechlsbeisitzer  in  Mähren,  wurde  vom 
Kaiser  Joseph  I.  18.  Sept.  1706  in  den  Reichsgrafen-  und  vom  Kaiser 
Carl  VI.  4.  April  1712  in  den  erbländisch-Österreichischen  Grafenstand 
erhoben.  In  Folge  der  Vermählung  desselben  mit  Aloysia  Wilhelmine 
Freiin  v.  Lilgenau,  Erbin  der  Herrschaft  Prauss  (Praus),  erhielt  die  Nach- 
kommenschaft vom  Kaiser  Carl  VI.  3.  April  1740  die  Erlaubniss,  Namen 
und  Wappen  des  erloschenen  Geschlechts  der  Freiherren  v.  Lilgenau  mit 
dem  angeborenen  Namen  und  Wappen  vereinigen  und  sich  Grafen 
v.  Zierotin,  Freiherren  v.  Lilgenau  schreiben  zu  dürfen.  Die  Familie 
v.  Lilgenau  war  eine  schlesische  Familie ,  welche  von  Johann  Jonas 
stammte,  welcher  Herr  auf  Haltauff  und  Eulendorf  war  und  1584  als 
herz,  briegscher  Kammerralh,  dann  aber  als  Kammerpräsident  vorkommt. 
Von  seinen  Nachkommen  wurde  Wilhelm  Wenzel,  k.  k.  w.  Kämmerer, 
Ober-Amtsralh  in  Schlesien  etc.  und  in  Schlesien  reich  begütert,  vom 
Kaiser  Leopold  1.  1667  in  den  Freiherrenstand  erhoben.  Der  einzige 
Sohn  desselben,  Ludwig  Reinhold,  beerbte  nach  dem  Tode  des  Vaters 
Letzteren  und  vermählte  sich  mit  einer  Gräfin  v.  Hochberg.  Aus  dieser 
Ehe  stammte  nur  eine  Tochter,  die  oben  erwähnte  Aloysia  Wilhelmine 
Freiin  v.  Lilgenau,   die  Gemahlin  des  Johann  Joachim  Grafen  v.  Zierotin. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Grafen  v.  Zierotin  ergiebl  sich  aus 
folgender  Ahnentafel:  Przemisl  Freiherr  v.  Zierotin,  Herr  auf  Wiesenberg 
und  Ullersdorf;  Gemahlin:  Elisabeth  Juliane  Freiin  v.  Oppersdorf.  — 
Johann  Joachim,  Graf,  k.  k.  Kämmerer  und  Geh.  Rath;  Gemahlin:  Aloysia 
Wilhelmine  Freiin  v.  Lilgenau,  Erbin  der  Herrschaft  Prauss,  verm.  1716. 
—  Johann  Ludwig,  Graf  und  Freiherr  v.  Lilgenau,  k.  k.  Kämmerer  und 
Geh.  Rath;  Gemahlin:  Franziska  Maria  Gräfin  v.  Herberstein,  gest.  6.  April 
1763.  —  Joseph  Carl,  geb.  8.  Oct.  172S,  k.  k.  Geh.  Rath,  Appel- 
lations-Präsident und  Oberst-Land-Kämmerer  in  Mähren,  verm.  6.  Oct. 
1763  mit  Johanna  Gräfin  v.  Schratlenbach,  geb.  2.  Mai  1742.  —  Franz 
Joseph,  geb.  6.  April  1772,  gest.  30.  Mai  1845,  k.  k.  Kämmerer  und 
Gubernialrath  in  Brunn,  v«rm.  5.  Sept.  1804  mit  Ernestine  Freiin 
Skrbenski  v.  Hrzislie,  Wiltwe.  —  Zdenko  Ernst,  jetziges  Haupt  der 
Familie. 


GRAFEN  V.  ZIETEN. 


717 


Von  dem  jetzigen  Bestände  «1er  Familie  sind  liier  anzuführen: 

ZDENKO  Ernst  Graf  und  Herr  v.  Zieretin,  Freiherr  \.  Lügenan 
—  Sohn  des  Grafen  Franz  Joseph  —  geb.  23.  Nov.  1S12,  Herr  der 
Fideicommiss-Herrschafl  Praus  in  preussiscli  Schlesien,  des  Lehensgnles 
WsHachisch-Meseritsch  und  der  Allodial-  Herrsehafteo  Kmmpisch  und 
Klauda  in  Mähren,  k.  k.  Rittmeister  in  d.  A.,  venu.  lli.  Dec.  1838 
mit  Gabriele  Almäsy  v.  Zsadany  und  Toiök  S/.ent-Miklos,  «ich.  2 1 .  April 
1816.  Aus  dieser  Ehe  slannnen,  neben  vier  Toehlern,  zwei  Sühne,  die 
Grafen:  Przkmislay  Franz  Paul,  geb.  10.  Febr.  1848,  und  Carl  Emanuel, 
geh.  13.  Aug.  1850.  —  Von  den  Schwestern  des  Grafen  Zdenko  Ernst 
ist  Gräfin  Mathilde  mit  Emanuel  Grafen  v.  Difbsky-Trzebomisliti  und 
Gräfin   Ernesline   mit  Alois   Grafen   Serenyi   v.   kiss-Seienv   vermählt. 


Grafen  v.  Zieton. 

€atl)oltfd)  (Cime  auf  Öfdjtowi  unb  Cüangdtfdj  (Cime  auf  tDuftraui. 

#rcufun. 

Besitz:  in  Schlesien  dio  Herrschaft  Adelsbach  und  das  Rittergut  SebtiellWhs;   in  der  Mark 
ßrandcnbur<?  die  RSlteTgfiier  Deebtow  und  Tarnow;  das  Rittergut  Wostrai. 


Wappen  der  Linie  Ücchlow- A'delsbach  (Diplom  von  1815):  im  silbernen 
Schilde  ein  aufrecht  gestellter,  schwarzer  Kesselbaken.  Leber  der  tirafenkrone 
erheht  sich  ein  ebenfalls  mit  der  Gralcnkronc  gekrönter  Helm,  .ins  weichem  eioc 
vorwärtssehende  Jungfrau  in  silbernem  Mieder,  rothem  Rocke  und  mit  schwarzer, 
mit  einer  nach  linkswebenden,  silbernen  Straussenfeder  besteckter  Motze  empor- 
wächst, welche  in  der  rechten,  ausgestreckten  Hand  den  Kesselhakcn  des  Schildes 
hält  und  die  Linke  in  die  Seile  stemmt.    Die  Helmdecken  sind  schwarz  und  silbern. 

Wappen  der  anderen  Hauptlinie  zu  Wustrau  (Diplom  vom   15.  Ort.  1840): 

Schild,    wie   angegeben.     Ueber    der   Grufenkrone   auf  dem    gekrönten    Hein nie 

aufwachsende  Jungfrau,  wie  besehrieben,  nur  ohne  Mütze,  mit  fliegenden  Haaren, 
welche  in  der  Rechten  einen  Eichenlaubkranz  hält. 

Die  Grafen  v.  Zielen  stammen  aus  einem  der  ältesten  und  ange- 
sehensten  Geschlechter  der  Mark  Brandenburg,   namentlich   der  Grafschaft 


7 1  8  GRAFEN  V.  ZIETEN. 

Ruppin  und  des  Havellandes.  Der  Ursprung  derselben  ist  wohl  ein 
wendischer,  da  die  Vorfahren  sich  urkundlich  Czilen,  Czyten,  Tziten 
schrieben,  und  die  Familie  kann  getrost  (s.  S.  384)  in  diese  Angabe 
eingehen.  Den  gleichen  Namen  führen  mehrere  Güter:  Zieten  bei  Anklam 
kommt  schon  1 1 59  urkundlich  vor,  und  Zieten  bei  Schlochau  in  West- 
preussen  wurde  von  Sigmund  im  12.  Jahrhundert  angelegt,  nachdem 
derselbe  vom  Hochmeister  des  deutschen  Ordens  Land,  zur  Belohnung 
seiner  Dienste,  erhalten  hatte.  —  Im  Laufe  der  Zeit  bildeten  sich  zwei 
Hauptlinien  der  Familie.  Die  erster e,  welche  von  Dechtow  im  Havel- 
lande, einem  Gute,  welches  seit  dem  14.  Jahrhundert  im  ununterbro- 
chenen Besitze  des  Geschlechts  geblieben  ist,  den  Namen  führt,  erlangte 
den  Grafenstand  (s.  unten)  1815;  die  zweite  verzweigte  sich  in  drei 
Aeste:  den  Ast  zu  Wildberg,  zu  Wustrow  und  zu  Brunne:  Lehn- 
güter, welche  die  Familie  seil  500  Jahren  gemeinschaftlich  besitzt.  Aus 
dem  zweiten  Aste,  dem  zu  Wustrow,  stammte  Hans  Joachim  — 
der  bekannte  Held  des  7jährigen  Krieges,  geb.  18.  Mai  1699,  gest., 
als  k.  preuss.  General  der  Gavallerie,  22.  Jan.  1786,  und  durch  den 
Sohn  desselben,  Friedrich  Emil,  ist  1840  der  Grafenstand  auch  in  diesen 
Ast  der  zweiten  Hauptlinie  gekommen. 

Die  Grafen  v.  Zieten  aus  der  Linie  auf  Dechtow  und  Adelsbach 
sind  von  Hans  Ernst  Carl,  gest.  3.  Mai  1848  als  k.  preuss.  General- 
Feldmarschall  etc.,  entsprossen.  Derselbe,  welcher  den  Sieg  bei  Waterloo, 
18.  Juni  1815,  wesentlich  entscheiden  half,  wurde  nach  demselben  in 
dem  genannten  Jahre  (Andere  geben  das  Jahr  1817  an)  vom  König 
Friedrich  Wilhelm  III.  von  Preussen  in  den  Grafenstand  erhoben,  und 
aus  der  Ehe  mit  Josephine  Clementine  Berlo,  geb.  2.  Jan.  1776,  verm. 
31.  Jan.  1797,  gest.  19.  Juli  1814,  stammt  das  jetzige  Haupt  dieser 
Linie. 

LEOPOLD  Carl  Graf  v.  Zielen,  geb.  23.  März  1802,  Herr  auf 
Adelsbach ,  Schmellvvitz  etc.,  k.  preuss.  Geh.  Rath ,  vermählt  in  erster 
Ehe,  15.  Nov.  1828,  mit  Ernestine  Hedwig  Gräfin  v.  Schaflgotsch,  geb. 
12.  Jan.  1805,  gest.  31.  Juli  1846,  und  in  zweiter,  20.  Aug.  1849, 
mit  Agnes  Gräfin  v.  d.  Lippe,  verw.  Prinzessin  v.  Biron -Wartenberg, 
geb.  30.  April  1810.  Aus  der  ersten  Ehe  stammt,  neben  zwei  Töchtern, 
ein  Sohn:  Graf  Joachim  Ernst,  geb.  29.  Oct.  1839.  —  Die  Schwester 
des  Grafen  Leopold  Carl,  Gräfin  Josephine  Clementine,  ist  mit  Leopold 
Grafen  v.  Schaflgotsch,  schlesischer  Linie  (s.  S.   365),  vermählt. 

Linie  zu  Wustrau:  Graf  FRIEDRICH  Emil  —  Sohn  Hans 
Joachims,  k.  preuss.  Generals  der  Cavallerie  —  geb.  6.  Oct.  1765,  k. 
preuss.  Landrath,  Domherr  zu  Halberstadt  etc.,  wurde  vom  König  Friedrich 
Wilhelm  IV.  von  Preussen  15.  Oct.  1840  in  den  Grafenstand  erhoben. 
Derselbe  ist  unvermählt. 


Zusätze. 


A.     Band    I. 

Grafen  v.  Alilefelrit.    S.  9. 

Z.    14   v.   o.:   Graf  Carl  Friedrich   Christoph,    k.   dän.   Kamincrhcrr 
und  Ober-Ccremonienineisler,  ist  gestorben. 


Grafen  Alberti  v.  Enno.    S.  12. 

Z.   7   v.  u.  lies: 

ßattjolifd).  OcAcrrridj. 

Im  lombardiseh-venetianisclien  Königreich  grundlierrlich  begütert 


Grafen  v.  Althann.    S.  18. 

Z.   1   v.  u.  statt  Oberst  lies  Generalmajor  in  Disponibililat. 


Grafen  v.  Apponyi.    S.  24. 

Z.  27  v.  o.  Graf  Aston  ist  23.  Oct.   1852  gestorben. 


Grafen  v.  Arniansperg.    S.  20. 

Z.    1    v.  o.  Graf  Joseph  Ludwig  Franz  Xavier  etc.  ist  3.  April  1853 
gestorben. 


Grafen  v.  Arnim.    S.  30. 

Z.  10  v.  u.  Graf  Friedrich  Ludwig,  k.  preuss.  Geh.  Ralh  und  Ober- 
Schlosshauptmann,  ist  zum  Grand  maitre  de  la  Garderobe  erhoben  worden; 


720  ZUSÄTZE. 

Grafen  v.  Berg.   S.  72. 

Z.   19  ist  hinzuzusetzen:  Aus  dieser  Ehe  ist,  neben  einer  Tochter, 
ein  Sohn,  Curt  Carl  Ludwig,   geb.   3.  Mai   1851,  entsprossen. 


Grafen  v.  Bergh,  genannt  Trips.    S.  73. 

Z.  10  v.  u.  statt:  welches  seinem  Namen,  lies:  welches  seinem, 
von  dem  brabanter  Schlosse  Berge  erhaltenen  Namen. 

Nach  Z.  22  v.  o.  einzuschalten:  Die  Abstammung  des  ersten  Grafen 
v.  Bergh,  genannt  Trips,  ist  nach  Fahne  folgende:  Theodor  v.  Berg.  — 
Reiner,  134G,  verm.  mit  N.  v.  Grevenbroich.  —  Adam,  Herr  zu  Um- 
bricht und  Sitland,  verm.  mit  Johanna  v.  Linden.  —  Wilhelm,  1446, 
verm.  mit  Margaretha  v.  Pallant,  deren  Heirathsgabe  die  Baronie  Trips 
war.  —  Adam,  verm.  mit  Jacoba  v.  Heinsberg.  —  Johann,  1575,  verm. 
mit  Margaretha  v.  Ley.  —  Hieronymus,  verm.  mit  Agnes  v.  Ilollscheid, 
Erbin  zu  Oest.  —  Johann,  Herr  zu  Korbach  und  Linier,  gest.  1629, 
verm.  mit  Isabella  lloen  v.  Cartils.  —  Johann,  Herr  zu  Linter,  verm. 
mit  Maria  Odilia  v.  Breil,  Freiin  zu  Eys.  —  Johann  Franz,  Herr  zu 
Eys,  Linter  und  Junckersdorf,  verm.  in  dritter  Ehe  mit  Philipps  Isabella 
Clara  v.  Spies  zu  Büllesheim.  —  Johann  Heinrich  Adam  Christian,  Herr 
zu  Junckersdorf,  verm.  mit  Maria  Anna  Gräfin  v.  Ingelheim,  genannt 
Echter  v.  Mespelbrunn.    —   Franz  Adolph,   erster  Graf. 


Grafen  v.  Beroldingen.    S.  78. 

Z.   8  v.   u.  lies:    Graf   Cäsar    Paul  Eugen  etc.,  k.  würltemb.   Ritt- 
meister und  Adjutant  Sr.  Maj.   des  Königs. 


Grafen  v.  Beiist.    S.  82. 

Z.   5  v.   u.  lies:   Geh.  Ralh  und   Slaatsminister  a.   D. 


Grafen  v.  Bismark.    S.  84. 

Z.  13  v.  o.:  Graf  Friedrich  Wilhelm  etc.  ist  pensionirt  und  aus 
dem  Königreich  Württemberg  nach  dem  Grossherzoglhum  Baden  über- 
gesiedelt. 

Z.  23  v.  o.:  Aus  der  Ehe  des  Grafen  Friedrich  August,  Herrn 
auf  Schierstein  etc.,  stammt  ein  Sohn,  Henry  Herebord  Watkin,  geb. 
21.  März   1852. 


Grafen  v.  Berchem.    S.  67  u.  68. 

S.  68  Z.  13  v.  o.:  Der  Reichsfreiherrenstand  ist  in  der  Person 
Antons,  kurbayer.   Geh.  Raths,  in  die  Familie  gekommen. 

Herr  Cajetan  Graf  v.  Berchem-Haimhausen,  k.  bayer.  Kämmerer  und 
Hauptmann  ä  la  suite,  des  Malteserordens  Ehrenrilter,    Herr  und  Land- 


ZUSATZR.  721 

Bland  in  Böhmen  etc.,  hat  auf  einer  offenen  Kanin  des  Buchhandels 
die  Angeben  «her  die  Grafen  v.  Barchen  als   ungenaue,   anrichlige,    ja 

sogar  benachteiligende  bezeichnet,  dem  Werke  ein  etwaiges  Glttck  ab- 
gesprochen und  diese  Faclur  zu  beliebigen  Gebranch  gestellt.  Nach  in 
genannte  Faclur  genommener  Einsicht  hat  die  Redaction  —  fesl  haltend 
an  der  im  Vorworte  zum  ersten  Bande  (VII.  Z.  3-7  v.  u.)  ausgesproche- 
nen Heberzeugung;,  dass  jede  derartige  Schrift  der  Berichtigungen  be- 
darf —  den  Herrn  Grafen  in  einem,  die  Üblichen  Formen  gani  berflek- 
sichtigenden  Schreiben  um  Berichtigung  falscher  Angaben  mit  dem  \U- 
merken  gebeten,  dass  jedenfalls  in  Folge  jener  Faclur  in  den  Zusätzen 
zum  zweiten  Bande  auf  die  Grafen  v.  Bereitem  ziinlekgekommen  werden 
würde.  Die  erbetene  Berichtigung,  welche  zu  geben  eben  nicht  leicht 
sein  dürfte,  ist  nicht  eingegangen,  und  so  kann  denn  leider  der  be- 
treffende Artikel  nicht  verbessert  werden;  das  gegebene  Wort:  auf  die 
Familie  zurückzukommen,  löst  aber  die  Redaction  durch  Nachstehen- 
des ein. 

In  der  heraldisch- genealogischen  Literatur  kommen  drei  Familien 
mit  dem  Namen  v.   Berchem  vor. 

Ueber  die  erste  giebt  J.  D.  v.  Steinen  (Westnhälisehe  Geschichte 
Th.  III.  Lemgo  1757,  S.  1(127  —  1634)  die  beste  Auskunft,  v.  Steinen 
sagt  S.  1627  und  1628:  „Die  v.  Berchem,  welche  in  alten  Nachrichten 
verschiedentlich  geschrieben  werden,  sind  ein  gar  alt  Bitterlich  Geschlecht 
in  der  Grafschaft  Mark  und  stammen  aus  der  Grafschaft  Limburg,  alwo 
noch  im  Kirchdorf  Bercheim  das  Schloss  Bercheim  anzutreffen  ist," 
und  reiht  an  diese  Angabe  unmittelbar  folgende:  ,,D.  Mülhcrr  schreibt: 
Berchem  zu  Berchem,  ein  alt  adlich  Geschlecht  in  der  Veste  Lymburgh, 
genannt  v.  Rockholl  zum  Rockhol.  Sie  führen  im  silbern  Schilde  ein 
roth  Rad  mit  fünf  Speichen,  und  über  dem  gekrönten  Helm  eine  rothe 
und  eine  weisse  Adlersfeder,  zwischen  welchen  das  Rad  wieder  zu 
sehen  ist,  und  so  ist  dieses  Wappen  aufgeschworen."  v.  Steinen  giebt 
hierauf  S.  1629—1631  mehrere  genealogische  Nachweise,  welche  mit 
Theodoricus  de  Berghem,  1244  Zeuge  in  einem  Briefe  von  Graf  Diede- 
rich  v.  Limburg,  beginnen,  und  mit  dem  offenen  Geständnisse  endigen: 
,,Ich  weiss  aber  nicht  gewiss ,  ob  sie  zu  diesen  gehören ,"  und  theilt 
zuletzt,  S.  1632 — 1634,  ein  ordentliches  Geschlcchtsregister  derer 
v.  Berchem  zu  Werdringen  etc.  mit.  Dieses  Register  beginnt  mit  Hein- 
rich v.  Berchem  zum  Rocholl,  1538,  und  schliesst  im  6.  Ghede  mit 
,,Johan  Frid.  Mordio,  Herrn  zu  Stockum,  W'erdringen,  Bidinckhnff,  verm. 
mit  Calrina  Friderica  Lowisa  v.  Ripperda,  aus  welcher  Ehe  eine  Tochter, 
Anna  Sophia  Amalia  Charlotta  Friderica,  stammte."  Nach  Allem  lebten 
die  drei  zuletzt  genannten  Familiengliedcr  noch  im  Jahre  1757.  Mit 
denselben  hören  aber  auch  die  Nachrichten  über  diese  erste  Familie 
v.  Berchem  ganz  auf,  und  es  dürfte  nur  interessant  sein,  hinzuzusetzen, 
dass  ein,  der  zweiten  Hälfte  des  18.  Jahrhunderts  angehOngei  Allianz- 
Wappen  vorkommt,  welches  rechts  das  Wappen  derer  v.  Arnim,  links 
das  derer  v.  Berchem,  und  zwar  letzteres  ganz,  wie  v.  Steinen  (s.  oben) 
angegeben,  zeigt.  Ziemlich  nahe  liegl  die  Vermulhung,  dass  die  er- 
11.  w 


722  ZUSÄTZE. 

wähnte  Tochter  des  Johann  Friedrich  Mordio  sich  mit  einem  Herrn 
v.  Arnim  vermählt  und  später  auch  im  weihlichen  Stamme  diese  Familie 
heschlossen  hahe. 

Was  die  zweite  Familie  v.  ßerchem  anlangt,  so  ist  für  dieselhe 
v.  Steinen  ehenfalls  der  wichtigste  Schriftsteller.  Derselhe  sagt  in  einer 
Note  S.  1627  und  1628:  „Ich  finde  eine  Familie  v.  Berchem,  die  mit 
dieser  (der  zuerst  erwähnten)  gar  keine  Gemeinschaft  hat.  Der  Freiherr 
Ludwig  v.  und  zu  Strünckede  hat  mir  von  derselben  folgendes  Geschlechls- 
register  zugestellt."  Dieses  Geschlechtsregister  beginnt  mit  1.  Waller 
Berthould  gen.  Drackenbart,  Herr  zu  Grimbergen  und  Mecheln ,  lebte 
1184.  96.  stiftet  die  Abtei  zu  Grimbergen  und  war  einer  der  vor- 
nehmsten Ritter  zu  seiner  Zeit,  hatte  zwei  Söhne  und  zwei  Töchter. 
Unter  IV.  —  das  Actenstück  ist  im  Anfange  ein  wenig  verworren  und 
die  Jahreszahlen  lassen  manches  Bedenken  aufkommen  —  steht:  Arnold 
Berthould,  Herr  zu  Grimbergen  und  Mecheln.  Dieser  hat  im  Jahr  1186, 
wegen  der  ihm  von  seinen  väterlichen  Gütern  zugefallenen  Herrlichkeit 
Berchem,  eine  Stunde  von  Antwerpen  gelegen,  den  Namen  v.  Berchem 
angenommen.  Von  V.  an  hängt  das  Register  zusammen  und  die  Jahres- 
zahlen stimmen.  Für  die  spätere  Geschichte  dieser  zweiten  Familie  sind 
folgende  Angaben  des  Geschlechtsregisters  sehr  wichtig:  XIV.  Joachim, 
ging  1544  wegen  der  spanischen  Religionsverfolgung  nach  Basel,  gest. 
1574.  XV.  Aliiard,  ging  von  Basel  nach  Marburg  und  von  dannen 
nach  Bremen.  XVI.  Georg,  gest.  1657.  Gemahlin:  Sara  v.  Fehrden, 
gest.  1659.  XVII.  Georg,  k.  preuss.  w.  Geh.  Etatsrath,  der  Grafschaft 
Ravensberg  Appellations-Gerichts- Director,  geb.  1639  den  13.  Mai  zu 
Bremen,  gest.  1701  den  10.  Juni.  Gemahlin  1669  den  25.  Oct.  Anna 
v.  Martitz,  gest.  1700  den  6.  April.  Kinder:  Jan  Georg,  geb.  1673 
den  1.  März,  gest.  1694  den  20.  Sept.,  und  Martina  Lowisa,  geb.  1671 
den  19.  März,  Fr.  1692  den  4.  Oct.  (Gemahl)  Johann  Thomas  Matthias 
gen.  v.  Berchem,  k.  preuss.  Geh.  Hof-,  Amts-  und  Kammerrath,  Hof-Rent- 
meister und  Director  des  Salzwesens.  —  Nach  dem  Neuen  Preuss. 
Adelslexicon  (Bd.  I.  S.  211)  ist  „Johann  Thomas  Matthias  v.  Berchem" 
der  Oheim  seiner  Gemahlin  Martine  Luise  gewesen.  Damit  hören  die 
Nachrichten  über  diese  zweite  Familie  v.  Berchem  auf,  doch  möge  man 
die  Worte  nicht  übersehen,  welche  im  genannten  Adelslexicon  (S.  212, 
Z.  I  —  3  v.  o.)  stehen:  „v.  Hellbach  scheint  weder  diese,  noch  die 
folgende  Familie  (v.  Berchem  zu  Berchem)  gekannt  zu  haben,  er  erwähnt 
nur  die  österreichischen  und  bayerschen  Berchem."  In  heraldischer 
Beziehung  ist  hinsichtlich  der  eben  besprochenen  zweiten  Familie  nur 
hinzuzufügen,  dass,  als  der  alle  Adel  des  oben  unter  XVII.  aufgeführten 
Georg  vom  Kurfürsten  Friedrich  III.  von  Brandenburg  11.  April  1698 
anerkannt  wurde,  das  angeborene  Wappen  bestätigt  wurde.  Dasselbe  war 
(Wappenb.  der  Preuss.  Monarchie  Bd.  II.  80)  folgendes:  im  silbernen 
Schild  drei  rolhe  Pfähle.  Auf  dem  gekrönten  Helme  erhebt  sich 
der  Rumpf  eines  vorwärtssehenden,  bärtigen  Mannes,  welcher  mit  einem 
weissen,  mit  rothen  Längenstreifen  versehenen  Jäckchen  bekleidet  ist 
und    welcher    eine    weisse,    mit   eben  solchen  Streifen  bezeichnete,    mit 


Pelz  aufgeschlagen«  Milize  trägt,  deren  mit  einer  Quaste  geeenpleklei 
Zipfel  nach  links  und  unten  Hegt  Die  tyeJmdecken  sind  roth  und 
silbern,  und  den  Schild  halten  zwei  mit  Laub  umgürtete,  emwftrts 
sehende  wilde  Männer,  welche  m  der  freien  Band  eine  Keule  hinter 
dem  Haupte  emporhahen.  Gleich  daneben  steht  a.  a.  o.  das  Wappen 
des  Matthias  v.  Bereitem  (s.  ohen)  nach  dem  Diplom  vom  König  Friedrich  I. 
von  Preussen  vom  18.  Jan.  1701.  Der  Schild  ist  schrtgrechtl  und 
in  der  oberen  Hüllte  der  Länge  nach  gelheilt,  dreifeldrig.  PeM  1  er- 
giebt  das  herchemsche  Wappen:  der  Abbildimg  nach  im  rothen  Keine 
zwei  silberne  Pfahle.  Kehl  2  und  3,  Helmfcchmuck,  Schildbalter,  von 
welchen  besonders  der  rechts  stehende,  in  Weise  und  Roth  gekleidete, 
interessant  ist,   etc.   s.   in  der  angefahrten  Abbildung. 

Aus  der  dritten  Familie  v.  Bereitem  stammen  die  Grafen  v.  Qerchem. 
In  heraldischer  Beziehung  ist  für  diese  Familie  Tab.  18  des  drillen 
Supplements  zu  Johann  Siebmachers  grossem  Wappenbuche  die  Haupt- 
quelle. Auf  dieser  Tafel  stehen  in  der  obersten  Reihe  neben  einander 
drei  diese  Familie  betreuende  Wappen  mit  der  Deberschrift:  ,.l)ic  Edle, 
Adelich  und  des  Heil.  Rom.  Reichs  Freyherren  v.  Reichem  zu  Pluedeu- 
burg  und  Menzing,  bayrisch."  Das  unter  den  Worten  der  leberschrifl : 
,,die  Edle"  stehende  Wappen  zeigt  einen  Schild,  welcher  dein  ersten 
Felde  des  Wappens  der  Grafen  v.  Berchem  (s.  Abbildung  und  Beschrei- 
bung Bd.  I.  S.  67)  gleicht,  nur  findet  sich  auch  über  dem  wellen- 
förmigen Schrägbalken  nach  links  ein  grüner  Dreiberg.  Der  ungekrönte 
Helm  tragt  den  Schmuck  des  linken  Helmes  des  gräflichen  Wappens. 
Unter  dem  Worte  der  Ueberschrift:  ,,Ade-lich"  findet  sich  ein  Wappen, 
dessen  Schild  quadrirt  ist.  Feld  1  bis  4  entsprechen  ganz  dem  Schilde 
der  Grafen  v.  Berchem.  Auf  dem  gekrönten  Helme  erhebt  sich,  zwi- 
schen zwei  geschlossenen  AdlersHugen,  welche  ganz  so  bezeichnet  sind, 
wie  der  Flug  auf  dem  rechten  und  linken  Helme  des  gräflichen  Wap- 
pens*, ein  grüner  Dreiberg,  auf  welchem  drei  Slrausseiifedern ,  roth, 
silbern,  roth,  stehen.  Ueber  dem  Ilelmschmucke  weht  ein  Band  mit 
der  Devise:  Induslria  et  Labore,  und  am  Schilde  stehen  zwei  weibliche 
allegorische  Figuren.  Die  rechts  stehende  umfasst  mit  der  Rechten  eine 
Säule  und  hält  in  der  Linken  einen  Pahnenzweig;  die  links  stehende  hall 
in  der  Rechten  ein  Schwert,  in  der  Linken  eine  Wage.  Das  als  frei- 
herrliches Wappen  gegebene  gleicht,  wenn  Grafenkrone,  mittler  Helm 
und  Schildhalter  weggedacht  werden,  ganz  dem  grällichen  Wappen.  — 
In  geschichtlicher  und  genealogischer  Beziehung  landen  sich  nur  drei 
Quellen  vor:  das  Genealogische  Taschenbuch  der  gräflichen  Bftuser, 
v.  Längs  Adelsbuch  des  Königreichs  Bayern  und  das  Genealogische 
Jahrbuch  des  deutschen  Adels.  Die  Angaben  der  ersten  Quelle,  nament- 
lich Jahrgang  1840  S.  89,  so  wie  die  der  neusten  Jahrgänge  hat  die 
Redaclion  treu  benutzt,  nur  hat  dieselbe  die  Angabe  (1853,  S.  60, 
Z.  2):  Edelsniaimsfreiheit  20.  März  1077,  nicht  benutzen  können,  denn 
im  Jahrg.  1852  stand  S.  59:  Geadelt  20.  März  1677,  und  der  erste 
Band  des  vorliegenden  Werkes  ist  1852  erschienen,  v.  Lang  ergab 
wenig,  auch  wurde  diese  Quelle  überhaupt  sehr  vorsichtig  benutz! ,    da 

46* 


724  ZUSÄTZE, 

man  die  Erfahrung,  welche  v.  Hellhach  (s.  Vorrede  zum  zweiten  Bande 
des  Adelslexicon)  machte,  nicht  •  zu  machen  wünschte.  —  Die  dritte 
Quelle:  das  Geneal.  Jahrhueh  des  deutschen  Adels  (Erster  Jahrg.  1844, 
S.  322  und  323)  ergiebt  wörtlich  Folgendes:  „Berchem.  Der  Ur- 
sprung dieser  Familie  verliert  sich  in  die  Zeiten  Carls  des  Grossen. 
Berlhold,  Herr  v.  Grimhergen,  Bruder  des  Erzhischofs  Hildebald  zu  Cöln, 
war  Beamter  Carls  in  Brabant.  Walter  Berlhold,  genannt  Dracken- 
hert,  Herr  zu  Grimmhergen  und  Mecheln  um  1094  und  1096,  einer  der 
vornehmsten  Ritter  des  Landes,  stiftete  die  Abtei  zu  Grimmhergen.  Sein 
Enkel  gleichen  Namens,  Bannerherr  zu  Mecheln,  erhielt  wegen  seiner 
im  gelohten  Lande  bewiesenen  Tapferkeit  einen  mit  drei  blutigen  Balken 
gezierten  Schild  ins  Wappen,  was  später  in  ein  silbernes  Feld  verwan- 
delt wurde.  Dessen  Neffe,  Arnold  Berthold  (Berthond),  der  gleichfalls 
nach  Palästina  gezogen  war,  nannte  sich  zuerst  von  der  ihm  zugefallenen 
Herrschaft  Berchem  bei  Antwerpen ,  welchen  Namen  seine  Nachkommen 
fortführten.  Ein  Ritter  Joachim  v.  Berchem  starb  1574  zu  Basel,  wo- 
hin er  sich  aus  den  Niederlanden  vor  der  spanischen  Inquisition  ge- 
flüchtet. Sein  Sohn  Adalbert  wandte  sich  1585  mit  seiner  Familie  von 
Basel  nach  Marburg  und  zuletzt  nach  Bremen,  wo  dieselben  sehr  an- 
gesehen waren,  aber  ihren  Adel  beruhen  liessen.  Von  ihnen  ward  Georg 
Berchem  (geb.  zu  Bremen  1639,  gest.  zu  Berlin  1701)  vom  König  Fried- 
rich I.  zu  Preussen  im  Jahr  1699  zum  w.  Geh.  Staalsrath  ernannt,  sein 
Adel  erneuert  und  auch  in  preuss.  Landen  anerkannt.  Ein  anderer  Zweig 
des  Geschlechts  kam  mit  dem  Kurfürsten  Max  Emanuel  von  Bayern 
während  seiner  Statthalterschaft  in  den  spanischen  Niederlanden  nach 
Bayern,  wo  sie  unterm  23.  Jan.  1683  vom  Kaiser  Leopold  I.  in  den 
Reichsfreiherrenstand  erhoben  wurden.  Kaiser  Joseph  II.  erlheilte  am 
4.  Jan.  1772  dem  Freiherrn  Maximilian  v.  Berchem,  nachmaligen  Kam- 
mer-Präsidenten und  Conferenz- Minister  unter  dem  Kurfürsten  Max  III. 
von  Bayern,  die  Reichsgrafenwürde.  Von  da  an  theilt  sich  der  bayeri- 
sche Ast  des  Hauses  in  zwei  Linien,  nämlich  die  ältere  der  Freiherren 
v.  Berchem  auf  Nieder- Traubling  etc.,  und  die  jüngere  der  Grafen 
v.  Berchem  auf  Pinsing  etc."  —  Was  den  Anfang  dieser  Angaben  anlangt, 
so  bittet  die  Redaclion  mit  denselben  die  vorstehenden  Mittheilungen 
über  die  zweite  Familie  v.  Berchem  zu  vergleichen.  Die  einfachen 
Worte:  ,,Ein  anderer  Zweig  des  Geschlechts"  luden  nicht  ein,  dieselben 
nachzuschreiben.  Zuerst  fiel  das  Uebergehen  des  Diploms  vom  20.  März 
1677  auf  und  dann  suchte  die  Heraldik  vergebens  in  Silber  die  drei 
rothen  Pfähle.  Der  Verf.  des  Artikels  im  Geneal.  Jahrb.  des  deutschen 
Adels  war  kein   Heraldiker! 

Die  Redaction  überlässt  bescheiden  dem  Leser  die  Beurtheilung  der 
anfangs  erwähnten  Factur  des  Buchhandels. 


Grafen  v.  Blankenstein.    S.  90. 

Z.  12  und  13  v.  o. :  Graf  Joseph  Alois  Jaroslaw,  geb.  12.  März 
1830,  k.  k.  Ober-Lieutenant,  verm.  1852  mit  Franziska  Gräfin  v.  Lamberg 
(Tochter  des  Grafen  Anton  Raimund,  s.  S.   6),  geb.    10.  Aug.    1831. 


ZÖBÜ  i/.k.  72."» 

Grafen  v.  Bolza.   s.  im. 
Zu    Z.    5  v.  u. :    Der    Redaction    ial    neuerlich    cm    /Ulianxwappen : 
rechts  Grafen  v.  Tige,  links  Grafen  v.  Bolxi  angekommen.     Das  bolinche 
Wappen  erscheint,    wie  Z.  5  v.  u.  angegeben  ist.     Da  dieses  Wappen, 

wenn  auch  Tige  rechts,  Bolza  links  sieht,  unstreitig  von  der  Trau  Grlfin 
Maria  (Z.  15  v.  o.)  geführt  wird,  so  stellt  sich  allerdings  die  angefahrte 
Angabe    des    Geneal.  Taschenbuchs    der  gräll.   Mauser  als  richtig   heraus. 


Grafen  v.  Böse.    S.  109. 
Z.  37  v.  o.  statt:  kursächs.  Hofmarschalt,  lies:  k.  siehe.  Üabiiiets 
Minister,  und  Z.  38  statt:   Caroline  Wilhehnine,  lies:   Charlotte  Wilheknine. 
Z.  46  v.  o.  ist  hinzuzusetzen:   Der  Bruder  des  Grafen  Angusl  Carl 

war  Graf  Malte  Gustav  Carl,  geb.  31.  Mai  1783,  gest.  17.  Mai  18  48,  k. 
sächs.  Rammerherr,  Witlwer  seit  28.  Febr.  1832  von  Glementine,  des 
k.  sitchs.  Ober-Hofgerichtsraths  Dr.  Heinrich  ßlümner  auf  Grosszscho- 
cher  etc.  einziger  Tochter,  geb.  20.  Jan.  1798.  Die  Schwester  der 
Grafen  Malte  Gustav  Carl  und  August  Carl  war  Gräfin  Juliane  Charlotte, 
geb.  24.  Juli  1789,  gest.  17.  Nov.  1848,  renn.  11.  Jan.  1S07  mit 
Moritz  Levin  Grafen  v.  d.  Schulenbürg -Burgscheidungen,  Wittwe  seil 
4.  Sept.  1814,   Oberst-Hofmeislerin  der  Prinzessin  Friedrich  von  Preussen. 


Grafen  v.  Bray.    S.  IIb. 
Z.    1    v.   o. :   Graf  Otto  etc.  ist  jetzt  ausserord.   Gesandter  und  be- 
vollmächtigter Minister  am  k.  schwed..  Hofe. 


Grafen  v.  Bredow.    S.  119. 

Z.   4   v.   o. :   Graf  Ludwig,   k.   preuss.  Ober-Bergralh   und   Bergamts 
Dueclor,   Herr  auf  Liepe  bei  Wettin,   ist  im  Juli    1852  gestorben. 

Grafen  v.  Btinan.    s.  L35. 

Z.  24  u.  25  v.  o.  lies:  dessen  Wittwe,  Johanne  Auguste  Gräfin  v.  Em- 
siedel,  gesch.  Freifrau  v.  Friesen-Rötha,  geb.  22.  Nov.  1805,  venu,  im 
Januar  1840,  wieder  verm.  19.  Nov.  1851  mit  Carl  Sahrer  v.  Sahr, 
k.  sächs.   Kammerherrn. 


Grafen  v.  Carnier.    S.  117. 
Z.  5  u.  6  v.  o.:   Der  Mittelschild  des  Wappens   zeigt  allerdings,  wie 
vermulhet  wurde,  ein  doppeltes  L  (über  Legum)   und  zwar  /.m   Erinne- 
rung an  das  von  dem    ersten    Grafen  v.  tiarmer    abgefasste    vortreffliche 


allgemeine   Gesetzbuch. 


726  ZUSÄTZE. 

Grafen  v.  Chotek.    S.  157. 
Z.  20  u.  21  v.  o.:   Graf  Anton,  geb.  27.  März  1822,  k.  k.  Kämmerer, 
venn.    15.  Juli    1851   mit  Olga  Freiin  v.  Mollke,  geb.   24.   Mai   1832. 


Grafen  v.  Condenliove.    S.  170. 
Z.   2   v.   u.:   Graf  Edmund   Franz  ist   14.  Juli    1853  gestorben. 


Grafen  v.  Goltstein.    S.  274  n.  275. 

S.  274.  Zu  Z.  4  v.  u.  hinzuzusetzen :  Audi  Fahne,  als  zuver- 
lässiger Schriftsteller  hinreichend  bekannt,  giebt  als  Slammwappen  vier 
blaue  Querbalken  im  goldenen  Felde  an.  Den  Helm  schmücken  zwei 
goldene  Elephanlen -Rüssel,  auf  welchen  sich  die  vier  blauen  Balken 
wiederholen,  und  zwischen  ihnen  schwebt,  seitdem  die  Familie  in  den 
Grafenstand  erhoben  worden  ist,  ein  rother  Adler  als  Andenken  an  die 
Familie  v.   Holtrop. 

Z.  3  u.  2  v.  u.  statt:  stammen  aus  dein  alten  mährischen  Ge- 
schlechte etc.  lies:  stammen,  wie  Einige,  doch  nicht  erwiesen,  annehmen, 
aus  dem  alten  mährischen  Geschlechle  etc. 

S.  275.  Z.  11  u.  12  v.  o.  statt:  wurden  die  Brüder  Franz  Ger- 
bard und  Heinrich  Theobald  —  Söhne  des  Freiherrn  Heinrich  Theo- 
bald  etc.  lies :  wurde  Friedrich  Theobald  —  Sohn  des  Freiherrn  Johann 
Wilhelm  —  etc. 

Z.  15  u.  16  v.  o.  statt:  Die  fortlaufende  Stammreihe  ist  nicht 
genau  bekannt,  lies:   Die  forllaufende  Stammreihe  s.  unten. 

Vor  Z.  8  v.  u.  einzuschalten :  Nach  Fahnes  Angaben,  welche  sehr 
begründet  scheinen,  stammt  die  Familie  aus  dem  Jiilichschen,  von  der 
Burg  gleichen  Namens.  Heinrich  Goltstein  lebte  1180  als  cölnischer 
Bürger  und  war  als  solcher  bei  dem  Vergleiche  zwischen  dem  Erz- 
bischof Philipp  und  der  Stadt  Cöln  wegen  des  neuangelegten  Festungs- 
grabens thätig.  —  Aus  Fahnes  trefflichen  Stammtafeln  lässt  sich  leicht 
die  Abstammung  des  ersten  und  der  jetzigen  Grafen  v.  Goltstein,  wie 
folgt,  zusammenstellen.  Johann  v.  Goltstein  zu  Drimborn,  verm.  mit 
Agnes  v.  Wyenhorst.  —  Johann,  verm.  mit  Calharina  v.  Fürdt.  — 
Reinhard,  verm.  mit  Aleid  v.  Breyl,  Erbin  zu  Breyl.  —  Gerhard  ,  Herr 
zu  Breyl,  verm.  mit  Margaretha  v.  Grein,  Erbin  zu  Miiggenhausen.  — 
Walbat,  verm.  mit  Anna  v.  Holtzeit,  gen.  Oest.  —  Andreas,  verm.  mit 
Johanna  v.  Torck.  —  Johann  Wilhelm,  Freiherr,  kurpfälzischer  Oberst 
und  Statthalter  zu  Düsseldorf,  1657,  k.  General -Feldzeugmeister,  gest. 
zu  Nürnberg,  verm.  mit  Veronica  v.  Holtrop.  —  Friedrich  Theobald, 
Herr  zu  Gripswalde,  seit  1694  Graf,  pfalzneub.  Regierungsrath,  Kammer- 
herr, Gesandter  am  k.  schwed.  Hofe  etc.,  verm.  mit  Therese  v.  Blankard.  — 
Johann  Ludwig,  Herr  zu  Breyl,  Jülich -berg.  Canzler,  verm.  mit  Anna 
Maria  Luise  v.  Schäsberg.  —  Johann  Ludwig  Franz,  jülich-berg.  Canzler, 
kurpfälz.  Statthalter  etc.,  venu,  mit  Maria  Ainalia  Therese  v.  Blankard.  — 
Johann  Ludwig  Franz,  jül.-berg.  Geh.  Rath,  Hof-Kanimer-Vicepräsidenl  etc., 


/isvrzK.  727 

regierender  Graf  zu  Schlenackeu,  Herr  der  llonscliafi  Urnen,  venu, 
mit  Mar»  Luise  Freiin  v.  Lue  zu  Wissen.  —  li;w/  Loown  JotlPl, 
Ca vallerie- Oberst  in  k.  franios.  Diensten,  venu,  mit  Luise  Ilaria  Grlfin 

v.   Quadl-Wykradt.    —   Arthur   Friedrich. 


Grafen  v.  Uortz  (v.  Schlitz,  genannt  v.  C«ör(/).    S.  287. 
Z.   4  —  7    v.   o.:    Der  Besitz   der  jüngeren  Linie   ist   nach   dein    Gen. 
Taschen»,  der  gräflichen  Häuser  (1853,  254  und  255)  folgender:    1)  im 

Fürslenthum  Kaienberg:  Riitmarshausen  mit  den  Gartendtfrfera  Kerst- 
lingerode,  Bcycnrode,  VVeissenborn  und  Bischhausen,  Limmcr  (seil  lb5u) 
und  Brttnninghausen;  2)  im  Herzogthum  Brauiisehweig:  Brunkensen, 
Lüzenholzen,  Holzminden  und  Koppengraben;  3)  im  Füisienlhuni  HiMrs- 
heim   die  Güter  Wrisbergholzen,   YVesseln,   Irmenscul   und   Bokenem. 

Herr  Werner  Graf  Schlitz  v.  Görlz- Wrisberg,  Riltersehafls-Depu- 
lirter,  Erbbcrr  auf  Wrisbergholzen  etc.  etc.,  Senior  beider  Linien  des 
gräflichen  Hauses  v.  Schlitz,  genannt  v.  Gertz,  hat  über  den  betreuen- 
den Artikel  auf  dem  Wege  des  Buchhandels  hohes  Missfallen  geäussert. 
Die  Redaction  gab  sich,  und  wohl  sehr  mit  Recht,  grosse  Milbe,  die 
Bedenken  des  Herrn  Grafeu  von  dem  gewählten  Wege  auf  den  Weg 
der  Wissenschaft  zu  leiten,  doch  ein  artiger,  sieb  freilich  nichts  ver- 
gebender Brief  blieb  —  unbeantwortet.  So  muss  denn  die  Redaclinn 
öffentlich,  doch  bescheiden,  wie  der  Wissenschaft  ziemt  und  wie  die 
wahre   Wissenschaft  immer  verfährt,    für  sich  selbst  eintreten. 

Die  gesammlen  Vorwürfe  gingen  auf  Folgendes  zurück :  die  Redac- 
lion  habe  für  den  ursprünglichen  Namen  der  Familie  den  Namen  Görlz 
und  nicht  den  NanTen  Schlitz  gehallen;  die  Familie  der  Grafen  v.  Schlilz- 
Görtz  und  der  Grafen  v.  Schlitz -Görlz- Wrisberg  wären  zwei  ganz  ver- 
schiedene Familien  und  hätten  daher  nicht  zusammen  abgehandelt  wer- 
den sollen;  Wilhelm  Balthasar  (S.  282,  Z.  23  v.  o.)  sei  „nicht  der 
Stammvater;"  Ernst  August  (S.  282,  Z.  17  v.  u.)  wäre  vor  seinem 
Vater  gestorben  und  kein  Wappen  sei  richtig  angegeben ,  denn  Kerst- 
lingerode  führe  drei  „Briefe,"  Ila.vthausen  eine  ,,  Fall  lli  üre"  und 
Wrisberg  nur  einen  „Fasan." 

Was  zuerst  den  Vorwurf  anlangt,  dass  der  Name  (iörtz  für  den 
ursprünglichen  Namen  der  Familie  gehallen  worden  sei,  so  beruft  sich 
die  Redaction  auf  die  Leberschrifl  des  Artikels;  S.  281,  Z.  1  steht: 
„Grafen  v.  Görlz  (v.  Schlitz,  genannt  v.  Görtz)."  Sollte  diese  Ueber- 
schrift  nicht  hinreichend  klar  ergeben,  dass  Schlitz  der  ursprüngliche 
Name  sei,  so  ist  im  Texte  dreimal  dafür  gesorgt  worden,  dass  Görlz 
als  Beiname  genommen  werden  muss,  nämlich  S.  282,  Z.  12,  Z.  11 
und  Z.  16  v.  o.  Dass  die  Familie  unter  G.  und  nicht  unter  S.  ab- 
gehandelt wurde,  ist,  abgesehen  von  Anderem,  hinlänglich  dadurch  ge- 
rechtfertigt, dass  der  Herr  Graf  Werner,  nach  vier  eigenhändigen  Unter- 
schriften,  sich:   Graf  v.   Görlz-Wrisberg  schreibt. 

Die  Behauptung,  dass  Schlitz -Görlz  und  Schlitz-  Görlz  -Wrisberg 
zwei   ganz    verschiedene  Familien    wären    und    dass   dieselben  als  solche 


728  zusätzk. 

in  zwei  Artikeln  hätten  abgehandelt  werden  sollen,  erseheint  in  dein 
gehörigen  Liehte  schon  durch  einen  Umstand.  Herr  Graf  Werner  schreibt 
sich  (Geneal.  Taschenb.  der  gräfl.  Hänser,  1853,  S.  255):  ,, Senior  beider 
Linien, "  d.  h.  der  älteren  Linie  der  gräflich  schlitzschen  Familie  zu 
Schlitz  und  der  jüngeren  Linie  (Schlitz  v.  Görtz,  gen.  Wrisberg). 
Die  Familie  Schlitz  gen.  v.  Görtz  theilte  sich  bekanntlich  durch  Friedrich 
Wilhelms  Söhne,  Johann  und  Ernst  August,  in  zwei  Hanptlinien:  in  die 
ältere  zu  Schlitz  und  in  die  jüngere  zu  Rittmarshausen  und  Wrisberg- 
holzen.  Beide  Linien,  die  ältere  wie  die  jüngere,  haben  eine  Geschichte 
und  wurden  daher  zusammen  besprochen. 

Dass  von  Wilhelm  Balthasar,  wie  S.  282,  Z.  24  angegeben,  Fried- 
rich Wilhelm  stammte,  steht  historisch  fest.  Die  weitere  Stammreihe 
wird  verschieden  angegeben:  eine  nochmalige  sehr  strenge  Kritik  aller 
Angaben  spricht  am  meisten  für  folgende  Reihe.  Von  Wilhelm  Baltha- 
sar, gest.  1631,  kurmainz.  Oberamtmanu  zu  Alsfeld,  stammte  als  zweiter 
Sohn  Johann  Volprecht,  gest.  1677,  Director  der  fränkischen  Reichs- 
Rilterschaft  und  Ritterhauptmann,  und  der  jüngere  Sohn  des  Letzteren 
war  Friedrich  Wilhelm,  erster  Graf  v.  Schlitz- Görtz,  gest.  1728  im 
82.  Jahre,  nachdem  derselbe  zwei  Jahre  vorher  in  den  Reichsgralen- 
stand  erhoben  worden  war.  Johann  und  Ernst  August,  Ersterer  der 
Stifter  der  älteren,  Letzlerer  der  der  jüngeren  Linie,  waren  Söhne  des 
Grafen  Friedrich  Wilhelm.  Die  jetzigen  Grafen  v.  Schlitz-Görlz-Wrisberg 
sind  Nachkommen  Ernst  Augusts,  stammen  also,  wie  dieser,  von  Wilhelm 
Balthasar,  und  so  steht  denn  S.  282,  Z.  24  sehr  richtig:  von  Wilhelm 
Balthasar  stammte  Friedrich   Wilhelm  etc. 

Die  Angabe,  dass  Ernst  August,  der  Stifter  der  jüngeien  Linie, 
vor  dein  Vater  gestorben  sei,  mag  sehr  richtig  sein,  konnte  aber  der 
Redaclion  nicht  bekannt  sein,  denn  bis  1852,  in  welchem  Jahre  der 
erste  Band  dieses  Werkes  erschien,  wusste  man  einzig  durch  Gauhe 
(Ausgabe  von  1740,  S.  667),  dass  Ernst  August  seit  1720  hessen- 
casselseher  Ober- Kammerherr  und  Ober- Amtmann  zu  Katzenellenbogen 
gewesen  sei.  Erst  der  Jahrgang  1853  des  Geneal.  Taschenb.  der  gräfl. 
Häuser  S.  254  hat  volles  Licht  durch  die  Worte  gegeben:  „die  jüngere 
Linie  gegründet  von  Ernst  August,  landgräflich  hessen-casselschem  Ober- 
Kammerlierrn,  geb.  1687,  gest.  1720  etc.,"  und  so  bittet  denn  die 
Redaction  S.  282,  Z.  19  v.  u.  statt:  hinterliess,  zu  lesen:  hatte. 
Durch  diese  sehr  einfache  Correctur  lösen  sich  aber  auch  im  Interesse 
der  Wissenschaft  zwei  bis  1852  bestandene  Rälhsel.  Johann  Ludwig 
Klüber  (Geneal.  Staats -Handbuch.  67.  Jahrg.  Frankf.  a.  M.  F.  Varren- 
trapp,  1839,  S.  499)  sagt:  „eine  jüngere  Linie  des  Geschlechts  Görtz 
(v.  Schlitz,  genannt  v.  Görtz),  ansässig  in  Niederdeutschland,  führt  den 
Namen  Görtz -Wrisberg.  Weit  später  als  die  ältere,  ward  sie  in  den 
Grafenstand  erhoben,"  und  nach  dem  Freiherrn  v.  d.  Knesebeck  (Histor. 
Taschenb.  des  Adels  im  Königr.  Hannover,  S.  137)  „wurde  18.  März 
1817  den  Gebrüdern  Plato,  Werner  und  Moritz  Freiherren  v.  Görlz- 
Wrisberg  von  Georg  Prinzen  Regenten  gestattet,  sieh  der,  ihrem  Ur- 
Aeltervaler,  dem   weiland  Königl.  Kurfürstl.  Kammerpräsidenten  Friedrich 


ZI  BÄ  i/K.  -•>[) 

Wilhelm  Freiherrn  \.  Schlitz,  genannt  v.  (iürtz,  zu  Hannover,  im  Jahre 
172G  vom  Kaiser  Carl  VI.  verliehenen  (irafeiiwiinlc  zu  bedienen."  Das 
Reichsgrafen-Diplom  von  1726  mag  sich  ilsc  Inf  «he  ffnrhltnannltiii  d.-s 
schon    1720  gestorbenen  Krnst  August  nicht  bezogen  haben. 

Was  endlich  den,  die  Heraldik  helrcH'cnden  Vorwurf  anlangt,  M 
steht  die  Redaclion  auf  sehr  festem  Boden  und  ist,  wie  verlautet,  «'in 
Heraldiker  eines  Landes,  welches  sonst  die  tiefsten  Kenner  dieser  W IS- 
sensehaft  vielfach  besitzt ,  auf  diesen  Vorwurf  eSBjgtgangen  .  m  durften 
die  Studien  desselben  ehen  keine  liefen  sein.  Die  Redacliofl  hat  das 
Wappen  derer  v.  Kersllingerode  und  v.  Haxthaiiseu  nach  dein  reichsgrlfl. 
Schlitz -Gürlzsehen  Diplome,  so  wie  nach  v.  Meding,  (Irole  etc.  be- 
schrieben. Abgesehen  von  diesen  Quellen  fuhrt  einfach  dieselbe  Fol- 
gendes an:  v.  Meding  sagt  (III,  324):  „Khender  noch  würde  man  die 
Wappenbilder  dieses  Feldes  des  Kerstlingerodaischen  Wappen  für  Billets, 
oder  viereekt  zusammengeschlagene,  und  in  einem  Umschlag  gelegte 
Briefe  halten  können,  denen  das  Siegel  mangelt;  allem  auch  diese  Deu- 
tung halte  ich  zu  weit  hergeholet  zu  sein,"  und  nach  dieser  Stelle  soN 
ein  kundiger  Heraldiker  in  das  Wappen  derer  v.  Kerstlingerode  „drei 
Briefe"  setzen!  Was  Haxlhausen  anlangt,  so  ist  nur  darauf  zu  ver- 
weisen, wie  das  Wappen  dieses  Geschlechts  bei  der  Ritterschaft  des 
Stifts  Paderborn  mehrfach  aufgeschworen  ist.  Die  Annahme  der  „Fall- 
thüre"  ist  eine  Sünde  der  dänischen  Heraldik  (Lexicon  over  adelige 
Familier  i  Danmark,  Norge  og  Herlugdommene.  Forste  Bmds  Tredie 
Hefte,  229).  Der  Reichsheraldiker  wusste  nicht,  als  Baron  Christiaa 
Friedrich  v.  Haxthausen  6.  April  1730  in  den  dänischen  (Jrafensland 
erhoben  wurde,  was  er  aus  dem  Slammwappen  machen  sollte  und  hielt 
sich  an  die  Salzung  der  dänischen  Heraldik:  ,/i*aabcnct  er  i  r#Ot  AclCt 
cn  l)tut>  mot>  tpixt  Sterne  ffraaU^gente  Tor."  Als  das  Wappen  nach 
Deutschland  kam,  wusslen  die  deutschen  kundigen  Herahliker  -»ein  bald 
den  Fehler  zu  verbessern  und  Keiner  hat  von  einer  „FallthUre"  ge- 
sprochen. 

Das  Wrisbergsche  Wappen  kann  sehr  verschieden  beschrieben  wer- 
den, ohne  dass  man  begründeten  Tadel  zu  fürchten  hat.  Am  sichersten 
geht  man,  wenn  in  den  Schild  entweder  eine  Gans,  oder  ein  Psittich. 
oder  ein  Fasan  gesetzt  wird.  Die  ältesten  Siegel  der  Familie  »eigen 
eine  (Jans,  und  sehr  richtig  hat  daher  Harenherg  iBisloria  diplomaÜCJ 
eedesiae  tianderheimensis  P.  1 594)  gesagt:  „in  sigilhs  veluslissinns  an- 
seris  imaginem  deprehendi."  Das  von  Harenherg  Tab.  \\W.  Will 
gegebene  Siegel  Ernsls  v.  Wrisberg  lä'ssl  über  die  Gans  keinen  Zweifel. 
Am  Schlüsse  des  16.  und  im  Anfange  des  17.  Jahrhunderts  hielt  man  das 
Wappenbild  für  einen  Psiltich,  und  demgfemXsa  gab  die,  kundigen  Hei  al- 
dikern sehr  bekannte  und  sehr  werthe  ,,Declaration,"  welche  .lein  erstes 
Bande  des  Siebmacherschen  Wappenbuchs  in  der  ersten  Aasgabe  von 
1605  beigefügt  ist,  S.  184  wörtlich  an:  „v.  Wrisherge.  Km  weisser 
Schürft,  darin  ein  grüner  Sillig  mit  einem  roten  Bing  umh  den  Halss, 
das  Erdrich  schwartz."  Die  neuere  Heraldik  hat  allerdings  einen  Kasan 
angenommen   (v.    .Meding  I.   674),   wie   es  aber  in   der  ersten    Hälfte   des 


730  ZUSATZ K. 

18.  Jahrhunderts  mit  der  Bestimmung  dieses  Wappens  stand,  erhellt 
hinreichend  aus  den  Angaben  J.  F.  Pfeffingers  (Historie  des  Braunsehweig- 
Lilnehurgschen  Hauses.  Erster  Theil.  Hamhurg  1731).  Pfeftinger,  un- 
streitig durch  eine  acht  volle  Seiten  einnehmende  Note  (S.  544  —  551) 
der  wichtigste  Schriftsteller  für  diese  Familie,  sagt  S.  550  wörtlich: 
„Diese  Freiherrl.  Familie  führet  zu  Ihrem  Wappen:  Einen  im  silber- 
nen Schilde  auf  einem  Maulwurff  rechtwerts  stehenden 
Hasen,  in  seiner  natürlichen  Farbe"  und  hat  erst  auf  der  letzten  Seite 
des  zweiten  Theils  den  Fasan  angegeben.  Wie  das  WTappenbild,  so  ist 
auch  der  Helmschmuck,  ungewiss.  Die  ältere  Heraldik  setzte  auf  den 
ungekrönten  Helm  einen  geschlossenen  (Siebmacher,  Tab.  184),  die 
Sachsen  links  kehrenden  grünen  Adlersflug.  Die  erwähnte  „Declaration" 
sagt:  „Auff  dem  Helm  die  beyde  Flügel,  grün,  die  Helmdeck  schwartz 
vnd  weiss."  Die  neuere  Heraldik  hat  auf  den  Helm,  über  einem  von 
Roth  und  Gold,  auch  von  Roth  und  Silber  gewundenen  Wulst,  zwei 
schräg  auswärts  gekehrte  Fasanenfedern  gestellt.  Nach  dem  Allianz- 
wappen der  verewigten  Frau  Schwester  des  Herrn  Grafen  Werner,  der 
Fiau  Auguste  v.  Meyern-Hohenberg,  ist  der  Helm  gekrönt  und  auf  dem- 
selben steht  ein  offener  Adlersflug.  Der  Schild  ist  quadrirt.  1  und  4 
der  Wrisbergsche  Vogel;  2  und  3  die  Schulz -Görtzschen  gezinnten 
schräglinken  Balken.  —  Als  Schildhalter  des  freiherrlichen  Wappens  hat 
Pfeffinger  allerdings  zwei  Rehböcke  angegeben,  doch  ist  derselbe  für  die 
Redaction  kein  sicherer  Gewährsmann.  Pfeffinger  sagt:  ,,Ernestus  hat 
durch  Verheirathung  mit  der  letztem  Erbtochter  v.  Rhebocken  ansehn- 
liche Güter  an  der  Weser  zu  Holzminden  und  Winghausen  an  sich  ge- 
bracht," und  Behr  giebt  an,  dass  Christoph  sich  mit  einer  v.  Rehbock 
vermählt  habe.  Leider  weiss  man  über  die  Familie  v.  Rehbock  sehr 
wenig.  Es  ist  aber  hiernach  leicht  möglich,  dass  nach  dem  Diplome 
die  Schildhaller  Rehböcke  sind. 

Die  Redaction  ist  Siebmachers  Declaration  gefolgt,  ob  mit  Recht 
oder  Unrecht,  mögen  tiefe  Kenner  der  Wissenschaft  entscheiden.  Eben 
so  überlässt  die  Redaction  die  Beurtheilung  des  ganzen  oben  angeführten 
Tadels  der  Wissenschaft. 


Grafen  v.  Ilasslingen.    S.  330. 
Z.  2  v.  o.   statt:  verlobt  16.  März  1851   lies:   venu.  17.  üct.  1851. 


Grafen  v.  Hatzfeldt.    S.  333. 
Z.    14    v.    u. :    Graf  Alfred,    verm.    1.    Sept.    1852    mit    Gabriele 
Grälin  v.  Dietrichstein. 


Grafen  v.  Ilohenthal.    S.  368. 

Z.  1  —  5  v.  o.:   Graf  Carl  Adolph,  etc.,  k.  sächs.  w.  Geh.  Rath,  a.  o. 
Gesandter    und    bevollm.   Minister  am  k.  preuss.,    so  wie  am  k.  hannov. 


zusätze.  TIM 

Hofe,  \erni.  28.  Oet.  1&51  mit  Caroline  Christiane  Alhme  Grflfll  v.  Sicmau, 
Baronin  v.  Bergen,  geb.  Freiin  t.  Berlepech,  geb.  B.  Jan.  1820,  ieH 
20.  Nov.   1817  Witlwe  des  Kurftrsten  Wilhelm  II.  von  Hessen, 


Grafen  v.  HompMch.    S.  378  u.  379. 

S.  378.  Zu  Z.  1  —  6  v.  o.:  Kalme  sagt:  ,,  II  um  p  e  I  C  li .  Iliim- 
pesch,  llumpuseh,  zuerst  Hoingen,  genennt  Humpusch,  d.  b.  aus  llön- 
ningen,  ein  ursprünglich  cölnieches  Bittergenchlecht,    Sibodo  war   1166 

im   Gefolge  des  Erzbischofs   Reinald   von   Citin." 

Z.   20   v.   o.:   Anna   v.   Hess,   nach  Anderen:   Anna   v.   Elses. 

Z.  21  v.  o.  einzuschalten  nach  den  Worten:  „Iheille  sich  die  Familie" 

durch   zwei   Söhne,    Wilhelm   Degenhard,   Herrn   zu   Bolheim,    und   Johann 

Dirrttuca,   Herrn   zu  Rurich. 

S.   379.    Z.   4   v.   o. :   Graf  Fiuedhk.h   Wilhelm   war  venu,   mit  Elise 

Luise  Gräfin  v.   Silrmund  v.   Vlooswyck. 


Grafen  v.  Hoverden.    S.  383  u.  384. 

In  Bezug  auf  die  S.  383  gegebene  Abbildung  und  Beschreibung 
des  Wappens  ist  Folgendes  zu  erwähnen:  Abbildung  und  Beschreibung 
bissen  auf  dein  Wappenb.  der    Preuss.   Monarchie  (I.   51).     Abbildungen 

aus  der  gräflichen  Familie  lingiren  das  erste  Feld  schwarz  und  ergeben 
sowohl  die  Hörner  auf  dem  rechten  Helme  von  Roth  und  Schwärs,  als 
die  Flügel  auf  dem  linken  Helme  von  Blau  und  Schwarz  quer  mit  ge- 
wechselten Tincturen  gelheilt.  Alles  Uebrige  stimmt  gani  mit  den  An- 
gaben auf  S.  383.  —  Das  älteste  hoverdensche  Wappen  war,  nach  den 
Familienzeichnungen ,  ein  blauer  Schild  mit  einer  schwarzen  gestürzten 
Spitze,  in  welcher  ein  goldener  Anker  schwebte.  Unter  der  schwarzen 
Spitze  standen  in  Blau  drei  (2  und  1)  silberne  Sterne,  zwischen  wel- 
chen ein  mit  den  Hörnern  aufwärts  gekehrter  silberner  Halbmond  lag. 
Auf  dem  gekrönten  Helme  erhob  sich  ein  offener,  von  Schwarz  und 
Blau  quer  mit  gewechselten  Tincturen  getheiller  Adlersflug,  dessen  blaue 
Hälften  mit  einem  silbernen  Sterne  belegt  waren.  Zwischen  dem  Fluge 
schwebte  ein  goldener  Anker.  Die  Helmdecken  waren  blau  und  silbern.  — 
Das  hoverd-plenckensche  Wappen  bestand  aus  den  an  einander  gescho- 
benen plenckenschen  und  hoverdenschen  Wappen.  Letzteres  mit  dem  Helme 
stand  links  und  verhielt  sich  ganz,  wie  eben  angegeben  worden  ist,  erster« 
aber  rechts.  Der  plenckcnsche  Schild  war  mit  einer  Spitze  gelheilt,  llse 
dreifeldrig.  Rechts  oben  (Feld  1)  erschien  in  Roth  eine  silberne  Lilie, 
links  oben  (Feld  2)  in  Schwarz  ein  goldener  Anker,  und  unten  (Feld  3) 
in  Gold  der  schwarze  schlesische  Adler.  Auf  dem  gekrönten  Helme 
erhob  sich  ein  offener,  von  Schwarz  und  Roth  quer  mit  gewechselten 
Tincturen  getheiller  Adlersllug ,  zwischen  welchem  ein  nach  rechts 
sehendes  Meerfräulein  schwebte,  welche  mit  beiden  Händen  einen  gol- 
denen Anker  vor  sich  hielt.  Die  Helmdecken  waren  rolh  und  >ilbern. 
Diese    genauen    Angaben    haben    kostbare    Zeichnungen     ermöglicht. 


732  ZISÄTZK. 

welche  von  unbekannter  Hand  eingesendet  vvordeu  sind.  An  den  schul- 
digen Dank  für  die  Mitlheilung  derselben  reiht  die  Redaclion  die  Bitte, 
dass  es  dem  gütigen  Einsender  genehm  sein  möge,  die  Adresse  zu  be- 
stimmen, unter  welcher  Zeichnungen  und  Stammtafel  zurückgesendet 
werden  sollen.   — 

Die  Grafen  v.  Hoverden-Plencken  sind  Abkömmlinge  des  ursprüng- 
lich westfriesischen  Adelsgeschlechts  der  Howerda,  Hovverda  (die  Sylbe: 
erda  bedeutet  so  viel  als  Sohn,  Abkömmling;  Howerda  heissl  daher 
Howos  Sohn),  deren  Geschichte  gleich  der  beinah  aller  friesischen  adeligen 
Familien  in  der  Mitte  des  14.  Jahrhunderts,  also  in  den  Kriegen  der 
Velkoper  und  Schiringer,  beginnt.  Der  Erste,  welcher  genannt  wird 
und  von  welchem  die  Abstammung  der  Grafen  v.  Hoverden  in  ununter- 
brochener Geschlechtsfolge  nachzuweisen  ist,  war  Menno  Howerda,  Ebbos 
Sohn,  Häuptling  von  der  Münte  (an  der  Westküste  des  Dollarts).  Der- 
selbe und  sein  Bruder,  Umko,  Häuptling  von  Damm  (dem  heutigen  Ap- 
pingadam  bei  Groningen),  waren,  gleich  dem  grössten  Theil  des  west- 
friesischen Adels,  Anhänger  der  Grafen  v.  Holland.  Als  solche  theilten 
sie  in  den  langen  Fehden  mit  den  Schiringern ,  den  Vertheidigern  frie- 
sischer Unabhängigkeit,  die  Siege  und  Niederlagen  der  Velkoper,  wobei 
ihre  Burgen  in  Damm  und  Münte  mehrere  Male  abgebrochen,  sie  selbst 
auch  vom  Kaiser  Sigismund  geächtet  wurden,  bis  der  Friede  1422  dem 
Blutvergiessen  ein  Ende  machte.  Mennos  Sohn,  Ailco,  gest.  1438,  hatte 
langjährige  Fehden  mit  den  Gröningern,  welche  noch  kurz  vor  seinem 
Tode  die  Burg  in  Münte,  trotz  der  aus  Emden  herbeigezogenen  ham- 
burgschen  Besatzung,  eroberten  und  in  dem,  mit  der  Wittwe  Hissa 
abgeschlossenen  Vergleiche  gegen  Zahlung  einer  Geldsumme  behielten. 
Von  Ailcos  drei  Söhnen  bekamen  Menno  und  Omco  die  Burg  in  Damm ; 
beide  starben  kinderlos,  und  dadurch  kam  Damm  ebenfalls  aus  dem  Be- 
sitz der  Familie.  Ailcos  dritter  Sohn,  Snelga,  erwarb  durch  Vermäh- 
lung mit  Occa,  der  Tochter  Wiardas  v.  Faldern,  des  mächtigen  Häupt- 
lings von  Oldersum ,  etc.,  die  Herrlichkeiten  Up  und  Wolthuseu  bei 
Emden.  Ungern  und  ziemlich  spät,  1466,  leistete  derselbe  dem  vom 
Kaiser  Friedrich  III.  zum  Grafen  v.  Ostfriesland  ernannten  Ulrich  Cirk- 
sena ,  dem  Häuptlinge  von  Greetsyhl,  den  Huldigungseid.  Seine  Kinder 
waren  Garreit,  Ailco  und  Etta.  Letztere,  an  Gerolt  ßeninga,  den  Häupt- 
ling von  Grimersum ,  vermählt,  wurde  die  Mutter  des  berühmten  friesi- 
schen Geschichtsschreibers  Eggerinck  Beninga.  Ailco,  gest.  1512  ohne 
Nachkommen ,  wurde  in  der  Fehde  der  beiden  Häuptlinge  Hero  Omken 
v.  Esens  und  Edo  Wimken  v.  Zever  gegen  den  Grafen  Edzard  v.  Ost- 
friesland 1495  von  Ersterem  bei  Arlevoert  unweit  Wilmund  geschlagen 
und  gefangen.  Mit  seiner  Gemahlin  Fia  (Sophia)  Kecns,  der  Tochter 
Kenös  v.  Windenham ,  hatte  er  das  später  zum  grössten  Theile  im 
Dollart  versunkene  Nesserland  erhalten.  Garrelt,  Snelgers  ältester 
Sohn,  Häuptling  von  Up  und  Wollhusen,  Jarsum  und  Nesse,  verglich 
sich  1489  völlig  wegen  seiner  Ansprüche  an  Münte  mit  den  Gröningern. 
Mit  Tomma,  einer  Tochter  Hicco  Bojings,  des  Häuptlings  von  Gödens, 
zeugte  Letzterer  einen  einzigen  Sohn,  Hicco,  gest.    1537,   welcher  sich 


ZUSATZ*.  ~x\ 

mit  Em,  einer  Torklet  Folkmer  BemngMi  rormMhlss,     Vm  dessen  Kin- 
dern erbte  Keno,    als  der  jüngste,    nach    friesischem  llrrlrnmini,    die 

väterlichen  Güter ,  welclie  er  wieder  dem  jüngsten  seiner,  mil  Prouws, 
einer  Toeliler  iliceos,  des  Häuptling  reu  Werdens),  Budfortscher  Linie, 
erzeugten  Kinder,  Snelger,  binterKess.  Nur  Keeserland  gab  er  seiner 
Toeliler  Ella,  welclie  an  ■aiohard  v.  gparenberg  rerbeiraüiel  war. 
Snelger  verkaufte  1595  seine  Besitzungen  der  Stall  Enden,  und  di  er 
und  seine  Brüder  kinderlos  itarben,  hörte  in  Friesland  der  Name  HowertU 
auf.  —  Dagegen  pflanzte  ilm  Borna*,  ein  allerer  Bruder  Keims,  in  West 
plialen  fori.  Durch  seine  Gemahlin,  Eweler  Granwerlh,  hesass  er  näm- 
lich  das  Gut  Sehwege  im  Niederslift  Münster.  Von  Johann  v.  DmefclsgC, 
dem  Droslen  von  Kloppenhurg,  gewaltsam  vertrieben,  wodurch  ein  lang- 
jähriger Process  wegen  Landfriedensbruch  entstand,  erwarb  BT  \<m  dem 
Grafen  v.  Calenbcrg  die  Burg  Holtershurg  hei  Warburg.  Er  war  der 
einzige  dieser  Linie,  welcher  sich  einen  Häuptling  v.  üp  und  Wollhusei 
nannte.  Bei  Lebzeiten  seines  Sohnes,  Frikdfucii,  zerstörte  der  30jährige 
Krieg  die  Hollersburg.  Da  auch  1  632  Warburg,  wohin  Letzterer,  gleich 
dem  übrigen  Adel  der  Umgegend,  sich  gefluchtet  halle,  von  den  Hessen 
eingenommen  und  niedergebrannt  wurde,  verlor  er  alle  seine  Habe 
Sein  Sohn  Johann  besass  eben  so  wenig  die  Mittel,  die  Burg  in  Hollers- 
burg wieder  aufzubauen,  die  seildem  gänzlich  verfiel,  so  dass  kaum  ihre 
ehemalige  Lage  kenntlich  ist.  Die  dazu  gehörigen  Ländeieicn  blieben 
zum  grossen  Theil  in  dem  Besitz  der  Familie  bis  Ende  des  vorigen 
Jahrhunderts,  wo  sie  Ignatz,  der  erste  Graf  v.  Hoverden,  verschenkte 
(das  friesische  Howerda  wurde  späler  in  Howerd  geändert,  wogegen 
das  Grafen-Diplom  Hoverden  schreibt).  Johann,  welcher,  wie  erwähnt, 
in  Warburg  wohnen  bleiben  mussle,  woselbst  er  Bürgermeister  wurde, 
legte  durch  seine  Vermählung  mil  Anna,  der  Tochter  Johanns  Weddig, 
des  Burggrafen  von  Warburg,  den  Grund  zum  neuen  Empoi kommen 
seiner  Nachkommen.  Diese  Anna  Weddig  war  nämlich  vorher  an  Bern- 
hard Pleging,  einen  warburgschen  Ralhsherm,  verheiralhel,  aus  welcher 
Ehe  ein  Sohn,  Johann  Adrian,  der  um  Schlesien  hochverdiente  Ober- 
amtscanzler,  entspross,  welcher  vom  Kaiser  Carl  VI.  unter  dem  Hamen 
v.  Plencken  in  den  Freiherrensland  erhoben  worden  war,  und  sein  mehl 
unbeträchtliches  Vermögen  den  Kindern  seines  Stielbruders,  Jeammi 
Friedrich  Howerd,  1711  in  der  Diemel  erlrunken,  hinleriiess.  Von 
Letzterem  übernahm  der  ällesle  Sohn,  der  Oberamlsrath  Johann  Joseph 
Howerd,  die  Gilter,  und  erlangte  für  sich  und  seinen  Neffen ,  Johann 
Philipp,  unter  dem  Namen  Howerd -Plencken,  13.  Juli  1721  den  böh- 
mischen Bilterstand.  Beide  starben  kinderlos  und  einzige  Erbin  WOrde 
daher  die  Schwester  des  Johann  Philipp,  Christine,  welche  sich  mit 
ihrem  Vetter,  Ignatz  Howerd,  einem  Sohn  Bernhards  und  Bruderssohn 
des  oben  genannten  Johann  Joseph,  vermählte,  und  dadurch  der  Familie 
die  Güler  erhielt.  Um  dieselben  aber  für  die  Folge  zu  sichern,  stiftete 
Christine  ein  iMajorat  zunächst  für  die  Grafen  v.  Hoverden  —  der  Ge- 
mahl derselben  war  nämlich  am  15.  0<i.  ITStl  unter  dem  Namen 
Hoverden-Plencken  in  den  Grafensland  erhoben  worden,    -    nach   deren 


734  Zusätze. 

Ausslerben  der  älteste  Sohn  (resp.  dessen  Nachkommenschaft)  der  dem 
letzten  Besitzer  zunächst  stehenden  weihlichen  Hoverden  zur  Successinn 
berechtigt  ist.  Weitere  Bedingung  ist  dann  adelige  Geburt  der  Mutter 
und  Annahme  des  Namens  Hoverden.  Den  männlichen  Stamm  ausge- 
nommen, finden  sich  jetzt  durch  den  weiblichen  Stamm  sechs  Majorats- 
Anwärter.  Dieselben  sind  der  Beihe  nach :  die  Grafen  Matuschka  v.  To- 
polczan  arnsdorfer  Linie,  die  v.  Wrochem,  die  Freiherren  v.  Saurma- 
Lortzendorff,  die  Grafen  v.  Cappy,  die  Grafen  v.  Matuschka -Topolczan 
schönfelder  und  wiser  Linie,  und  die  Grafen  v.  Matuschka -Topolczan 
der  ehemaligen  kupferberger  Linie. 

Die  Abstammung  der  jetzigen  Grafen  v.  Hoverden  ergiebt  folgende 
Ahnentafel:  Ignatz  v.  Ilowerd,  erster  Graf  v.  Hoverden-Plencken,  geb. 
22.  Dec.  1717,  gest.  6.  Oct.  1786  (in  den  Geschlechtsregistern  der 
Familie  steht  deutlich  die  Jahreszahl  1786,  doch  wurde  Ignatz  vom 
König  Friedrich  Wilhelm  II.  von  Preussen  15.  Oct.  1786  in  den  Grafen- 
sland  erhoben,  und  an  der  richtigen  Angabe  dieses  Tages  ist  nicht  zu 
zweifeln,  da  an  demselben  König  Friedrich  Wilhelm  II.  zu  Breslau  ge- 
huldigt wurde.  Es  ist  sonach  das  Todesjahr  unrichtig);  Gemahlin: 
Christine  v.  Howerd-Plencken.  —  Johann  Philipp  Anton,  erster  Majorats- 
herr, geb.  20.  Juni  1750,  gest.  19.  Mai  1831;  Gemahlin:  Theresia 
Gräfin  v.  Wengerski,  gest.  19.  Nov.  1804.  —  Johann  Adrian  Emanuel, 
zweiter  Majoratsherr,  geb.  16.  Aug.  1777,  gest.  30.  März  1841,  verm. 
25.  Oct.  1796  mit  Josepha  Gräfin  v.  Haugwitz,  geb.  25.  Juni  1779,  Wittwe. 
Von  den  jetzigen  Gliedern  der  Familie  sind  hier  anzuführen: 

Johann  Adrian  EDUABD,  (dritter)  Mujoratsherr  auf  Hünern  —  Sohn 
des  Grafen  Johann  Adrian  Emanuel  —  geb.  11.  Juli  1797,  k.  preuss. 
Geh.  Bath  und  Kammerherr,  verm.  24.  Sept.  1818  mit  Henriette  Freiin 
v.  Falkenhausen.  Der  Sohn  desselben  ist,  neben  zwei  Töchtern,  Graf 
Johann  Adrian  Hermann,  geb.  12.  Aug.  1819,  verm.  11.  Mai  1848  mit 
Aglaja  Gräfin  v.  Strachwitz,  geb.  22.  März  1825,  aus  welcher  Ehe, 
neben  einer  Tochter,  Graf  Johann  Adrian  Emanuel  Heinrich  Alois  Joseph, 
geb.   2.  Nov.    1851,  stammt. 

Die  zwei  Brüder  des  Grafen  Johann  Adrian  Eduard  sind  1)  Graf 
Johann  Adrian  Joseph,  geb.  26.  Sept.  1798,  Herr  auf  Herzogswaldau 
und  Thauer,  k.  preuss.  Kaminerherr  und  General-Lamlsehafls-Bepräsentanl 
von  Mittelschlesien,  verm.  in  erster  Ehe  mit  ßertha  Gräfin  York  v.  War- 
tenburg, gest.  4.  Dec.  1819  (der  einzige  Sohn,  Albert  Graf  York- 
Hoverden-Plencken,  geb.  2.  Dec.  1819,  ist  23.  Oct.  1840  gestorben), 
und  in  zweiter  Ehe,  17.  Aug.  1823,  mit  Maria  Clara  Gräfin  Matuschka 
v.  Topolczan,  geb.  4.  Febr.  1801,  -  und  2)  Graf  Johann  Carl  Adrian, 
geb.   30.   Oct.    1806,  k.  preuss.  Assessor. 


Grafen  v.  Ingelheim,  genannt  Echter  v.  n.  zu  Mespelbrunn. 

S.  398. 
Z.    10  v.  u. :    Graf  Philipp  Carl,    den  neuesten  Angaben  nach  geh. 
3.   Dec.    1808,   ist   15.  April   1851   gestorben. 


/I  SATZE. 


735 


Grafen  v.  Iii^fiihcim.    S.  899. 

Z.  2  v.  u.:  stall  stammt,  lies:  stammen,  und  Z.  I  \.  u.  lind  1 1 in— 
/.u/.uselzen  :  Graf  EuCKfl  Kran/.  Moritl  Maria,  geh.  16.  Juli  1S37.  utul 
Graf  Fn\>z  Kavier  Gustav  Maria,  geb.   13.  April    ISlt». 


Grafen  zu  Isenhiirg.    S.  403. 

Z.  7  v.  ii.  Ups:  Auguste  Maria  Gertrud«  Fürstin  von  Hanau.  Grifin 


von  Schauniburg. 


Grafen  v.  Itzenplitz.   S.  406. 

Z.    10  v.  o.:    Graf   Hiihma.vn   Friedrich  Carl  Heinrich  isi  k.  preuM. 


Regierungs- Assessor. 


Grafen  v.  Kaunitz.    S.  420  u.  421. 

Graf  Michael  Carl,  gel».  G.  März  1S03,  k.  k.  Kümmerer,  gest. 
10.   April    1852   zu  Wien. 

Graf  Ludwig  —  Bruder  des  Grafen  Michael  Carl,  geb.  S.  April 
1804,   gesl.   8.  April    1852  zu  Prag. 


S.  421   nach  Z.  8  v.  o.  einzuschalten: 

(«raten  v.  Keflenbriiiek-Griebenow. 

JCuthcrtfd).  prcxjfc*. 

Besitz:  die  FideicommiM-G&ter  Griebeoow,  GrenimaDoehageo ,  Willerahusen  und  Richi  in 
Neu-Vo  pommern. 


Wappen:  im  silbernen,  golden  eingefassten  Schild  auf  grünem  Rasen  ein 
rechtsspriagender,    Eehnendiger   Hirsch   ron  natürlicher  Farbe.     Debet  der  Grafen 

kröne  erhebt  sieb  ein  gekrönter  Helm,  welcher  ein  lebnendiges  Birscngeweib  tritt 

Die  Helmdecken  sind  silbern  und  blau. 

Die  Grafen  v.  Keuenbrinck - Griebenow  stammen  aus  einen  lehr 
allen  deutschen  Adelsgeschlechte ,  welches  früher  »einen  Wohnsitz  im 
Stifle  Münster  an  der  ostfrjesisclten  Gränze  halte  und  in  dieser  Gegend 
namentlich   die  Güter  Kenenbrinck  und  Reha  besass.      Us  m  Folge  dei 


736  zrsÄTZR. 

niederländischen  Unruhen  der  Herzog  von  Alba  mit  seinem  Heere  in  der 
zweiten  Hälfte  des  16.  Jahrhunderts  die  deutschen  Gränzen  überschritt, 
sah  Gerhard  v.  Keffenbrinck,  verm.  mit  einem  Fräulein  v.  Reyerhahn, 
sich  genöthigt,  die  ihm  zustehenden,  eben  genannten  Güter,  welche 
ganz  verwüstet  worden  waren,  zu  verlassen,  und  wendete  sich,  um  dem 
von  den  Spaniern,  den  Protestanten  bereiteten  Schicksale  zu  entgehen, 
nach  Schweden.  Der  Sohn  desselben,  Johann,  erwarb  das  grosse  Gut 
Bratalla  in  Schweden,  und  durch  zwei  Söhne  desselben  schied  sich  die 
Familie  in  zwei  Linien:  der  älteste,  Axel  Johann,  gründete  die  keffen- 
brinck sehe,  und  der  jüngere  Sohn,  Anton  Johann,  die  rehnschild- 
sche  Linie.  Die  rehnschildsche  Linie  wurde  1639  und  die  keffen- 
brinksche  1650  den  schwedischen  Reichsständen  einverleibt  und  mit 
Sitz  und  Stimme  auf  den  schwedischen  Reichslagen  eingeführt  und  in 
dieselben  aufgenommen.  Bei  dieser  Aufnahme  in  den  schwedischen 
Adel  wurde  das  angestammte  Wappen  (s.  das  schwedische  Wappenbuch 
und  das  Neue  Preuss.  Adelslexicon,  III.  S.  90)  wesentlich  verändert. 
Später  wendete  sich  die  Familie  aus  Schweden  nach  Pommern,  erwarb 
Plestlin  bei  Dem  min  und  gelangte  zum  Besitze  der  oben  genannten 
Güter  Griebenow,  Creulzmannshagen,  Willershuscn  etc.  Martin  Hein- 
rich, Herr  auf  Plestlin,  und  Julius  Friedrich,  Chef- Präsident  der  pom- 
merschen  Regierung  zu  Stettin,  Gebrüder  v.  Keffenbrinck,  erhielten  vom 
König  Friedrich  II.  von  Preussen  18.  Juli  1744  die  Anerkennung  ihres 
alten  Adels  mit  der  Genehmigung,  das  ursprüngliche  alte  Wappen  wie- 
der führen  zu  dürfen.  Ein  Sprosse  des  Geschlechts,  dessen  Name  in 
den  Listen  der  k.  preuss.  Armee  früher  mehrfach  vorkam,  der  Freiherr 
Ehrenfried  ,    wurde    vom    König    Friedrich    Wilhelm    IV.    von    Preussen 

20.  März  1847  in  den  Grafensland  unter  dem  Namen  v.  Keffenbrinck- 
Griebenow,  mit  der  Bestimmung  erhoben,  dass  der  jederzeitige  Besitzer 
der  Familien-Fideicommiss-Güter  Griebenow,  Creutzmannshagen,  Willers- 
husen    und  Rieht    diesen  Namen    und    den    gräflichen  Titel    führen  solle. 

Der  jetzige  Bestand  der  Familie  ist  folgender: 

EHRENFRIED  Heinrich  August  Graf  v.  Keffenbrinck-Griebenow,  geb. 
3.  Juni  1786,  Besitzer  der  Familien-Fideicommiss-Güter  Griebenow, 
Creutzmannshagen,  Willershusen  und  Rieht,  verm.  5.  Sept.  1817  mit 
Jeannette  Freiin  Schoultz  v.  Ascheraden  aus  dem   Hause  Nehringen,  geb. 

21.  Mai  1795.  Aus  dieser  Ehe  stammen,  neben  einer  Tochter,  der 
vermählten  Frau  Gräfin  Caroline  v.  Bohlen  (s.  Bd.  I.  S.  99),  drei 
Söhne,  die  Freiherren :  Ludwig  Julius  Reinhold  Friedrich  Wilhelm ,  geb. 
9.  Sept.  1820,  k.  preuss.  Lieutenant,  Ernst  August,  geb.  14.  Juli 
1824,  und  Carl  Axel,  geb.   29.   März    1826. 


Grafen  v.  Keller.    S.  423. 
Z.    16  v.  o.:   Graf  Alexander,  k.   preuss.  Hofmarschall  etc.,  ist  zum 
Ober-Hof-  und  Hausmarschall,  mit  Beibehaltung  der  Stelle  als  Intendant 
der  kön.   Schlösser,  erhoben  worden. 


zrsÄTZK.  7:;  7 

Grafen  v.  Kleist.    S.  44(3  —  448. 

S.   446.      Z.    5    v.    0.  ist    nacli :    Volkmarsdorf   hinzuzusetzen:  die 

Fideicomnüss-Güler  Hirschstein  und  Wnhnitz  im  Kreisnmte  Meissen,  mit 
welchen  Gütern  Bogislav  Adolph  Leopold  Graf  Kleist  vom  Loss  (s.  S. 
448,  Z.   19  v.  0.)   1853  beliehen  worden  ist. 

S.    448.      Z.    13    v.    u.:     Eduard    Graf  v.    Kleist    auf   Zfilzen  ist 

21.  März  1852  gestorben,  und  Graf  Heinrich  Leopold  (Z.  9  v.  u.)  ist 
jetzt  Majoratsherr. 


Grafen  v.  Knyphausen  (liinliaiiseii  und  Kiiyphausen). 

(Von  dem  Herrn  Carl  Wilhelm  Georg  Grafen  zu  Knyphausen  Excel- 
lenz etc.,  hochgeneigt  eingesendete  Fassung  des  die  gräfliche  Familie 
hetreflenden  Artikels  in  Bd.  I.  S.   450  — 453  j. 

tteformirt.  *jannot)cr. 

Besitz:   die   Herrlichkeiten    Lützburg  und   Jeunelt:    die   Rittergüter   Visqu.inl ,    Criineisum 
Osterburg   und  Westerburg,  Arl ,   Herrnbebr  etc.  etc.  in  Ostftieslaod ;   der  Preibol 

Nienbagen  im  Fürstentbum  Lüneburg. 

Wappen  und  Beschreibung  desselben  siehe  Bd.  I.  S.  450. 

Alle  oslfriesländische  Dynasten-Familie,  welche  allein  noch  von  dm 
alten  ostfriesischen  Häuptlings- Familien  übrig  ist.  Die  Slanungiiler  des 
Geschlechts  gehörten  zu  den  Landen  Ostringen  und  Wangerland  im 
jetzigen  Grossherzoglhum  Oldenburg.  Der  Häuptling  Popko  Inen  hesnss 
schon  die  Herrschaft  Innhausen,  und  sein  Urenkel  Folefl"  erhielt  durch 
Vermächtniss  auch  die  Herrschaft  Knyphausen.  Von  diesem  gingen  beide 
Herrschaften  auf  seinen  Sohn  Tido,  gest.  1566  und  vermählt  mit  Eva 
Gräfin  v.  Renneherg,  über,  gegen  welchen  sich  ein  wichtiger  Pracess 
vor  dem  Reichskammer-Gerichte  zu  Speier  erhob.  Fräulein  Maria  v.  Jevcr, 
Erbtochter  des  Häuptlings  Edo  Wymken  v.  Jever,  behauptete  nämlich, 
dass  die  Herrschaft  Knyphausen  dem  Folefl"  nicht  hätte  vermacht  werden 
dürfen,  da  der  Testator  sie  ihrem  Vater  widerrechtlich  entzogen  habe. 
Rald  nach  erhobener  Klage  starb  die  Klägerin  unvermählt,  doch  halle 
sie  ihre  Ansprüche  einem  nahen  Verwandten,  dem  Grafen  v.  Oldenburg. 
Johann  XV.,  vermacht.  Der  endliche  Ausgang  des  Rechtsstreits  war, 
dass  nach  fast  100  Jahren  Knyphausen  und  Innhausen,  welche  letztere 
Herrschaft  nie  streitig  war,  durch  Vergleich  an  die  Grafen  v.  Oldenburg 
kam.  Von  diesem  Geschlechte  gelangten  beide  Herrschaften  an  den 
Grafen  v.  Aldenburg,  natürlichen  Sohn  des  Grafen  Anton  Günther  v.  Ol- 
denburg, und  durch  die  Erbtochler  des  letzten  Grafen  v.  Aldenburg  an 
die  Grafen  v.  Benlink,  in  deren  Familie  sich  wieder  ein  noch  unent- 
schiedener Rechtsstreit  über  ihren  Besilz  entsponnen  hat. 

Tido  zu  Innhausen  und  Knyphausen  hinlerhess  zwei  Sohne:  leo 
und  Wilhelm,  welche  vom  Kaiser  Rudolph  II.  1588  in  den  Reichs- 
frciherrensland  erhoben  wurden.  Ico,  gest.  1604,  venu,  mit  Oriana 
v.  Eltern  oder  d'Autel,  hinlerhess  einen  Sohn,  Philipp  Wilhelm,  welcher 
mit    dem   Grafen  Anton  Günther   v.  Oldenburg    den  erwähnten   Vergleich 

II.  47 


738  Zusätze. 

wegen  der  Herrschaften  Innhausen  und  Knyphauscn  absehloss  und  den- 
selben, ungeachtet  des  Widerspruchs  seiner  Agnaten,  aufrecht  hielt. 
Die  Fortführung  des  Titels :  zu  hin-  und  Knyphauscn,  war  in  dem  Ver- 
gleiche vorbehalten  worden.  Philipp  Wilhelms  Sohn:  Georg  Wilhelm 
Freiherr  zu  Inn-  und  Knyphausen,  wurde  1694  in  den  Reichsgrafen- 
stand erhoben,  doch  erlosch  seine  Nachkommenschaft  mit  seinem  Sohne, 
dem  Grafen  Carl  Wilhelm. 

Tidos  zweiter  Sohn,  Wilhelm,  von  welchem  die  jetzt  noch  bestehende 
knyphausensche  Familie  abstammt,  vermählte  sich  mit  der  Erbtochter 
des  Häuptlings  Unico  Manninga,  mit  welchem  die  männliche  Linie  dieses 
alten  oslfriesischen  Dynasten-Geschlechts  ausstarb,  und  erhielt  mit  der- 
selben die  Herrlichkeit  Lülzburg  und  die  damit  verbundenen,  von  ihrem 
Vater  zum  Fideicommiss  und  Majorat  erhobenen,  Besitzungen.  Von 
Wilhelms  Söhnen,  welchen  vom  Kaiser  Ferdinand  IL  19.  Sept.  1635 
der  Reichsfreiherrensland  mit  der  Bestimmung  bestätigt  wurde,  dass  der 
jedesmalige  Majoratsherr  der  Herrschaft  Lützburg  den  Titel:  Edler  Herr 
zu  Lützburg  und  Bergum,  führen  sollte,  ist  besonders  Dodo,  geb. 
1582,  als  k.  schwed.  General -Feldmarschall  bekannt  geworden,  und 
seine  Thatcn  sind  vielfach  in  die  Geschichte  des  30jährigen  Krieges 
verwebt.  Er  blieb  in  einem  siegreichen  Treffen  gegen  die  Kaiserlichen 
bei  Haselünne  im  Dec.  1635.  Vom  Könige  Gustav  Adolph  hatte  er, 
ausser  der  Herrschaft  Klempenau  in  Pommern,  Stadt  und  Amt  Meppen 
in  Westphalen  als  Dotation  erhalten;  doch  verkaufte  seine  Wiltwe  diese 
Besitzung,  der  unruhigen  Zeit  wegen,  wieder  an  den  Kurfürsten  Carl 
Ludwig  von  der  Pfalz.  Auf  seinen  Sohn,  Enno  Adam,  der  schwedischer 
Oberst  war  und  1654  starb,  folgte  dessen  Sohn  Dodo,  welcher  unter 
dem  grossen  Kurfürsten  kurbrandenburgischer  Geh.  Rath  und  Kammer- 
präsident war.  Von  Dodos  Söhnen  ist  besonders  Friedrich  Ernst  als 
k.  preuss.  w.  Geh.  Staatsminister  bekannt  geworden. 

Von  Wilhelms  Nachkommen  wurde,  nach  der  Einverleibung  Ost- 
frieslands in  das  Königreich  Hannover,  Edzard  Moritz,  Reichsfreiherr  zu 
Inn-  und  Knyphausen -Lützburg  —  ein  Grossneffe  Friedrich  Ernsts  — 
von  Georg  IV.,  Prinzregenten  und  nachmaligem  König  von  Grossbritannien 
und  Hannover,  am  23.  Juli  1816  in  den  Grafenstand  erhoben,  und  der 
älteste  Sohn  desselben:  Graf  Carl  Wilhelm  Georg,  erhielt  25.  April 
1834,  auf  Grund  des  von  seinem  Ahnherrn,  dem  Häuptling  Unico 
Manninga ,  gestifteten  und  seitdem ,  auch  von  ihm  selbst,  vergrösserten 
Majorats,  eine  erbliche  Virilstimme  in  der  ersten  Kammer  der  allgemei- 
nen  Ständeversammluug  des  Königreichs  Hannover. 

Das  jetzige  Haupt  der  Familie  ist:  Graf  Carl  Wilhelm  Georg,  geb. 
11.  Sept.  1784,  Majoratsherr  der  Edlen  Herrschaft  Lützburg  und  Bergum 
etc.,  k.  hannov.  Kammerherr,  w.  Geh.  Rath,  ausserord.  Gesandter  und 
bevollm.  Minister  am  k.  preuss.  und  k.  sächs.  Hofe,  verm.  28.  Mai 
1821  mit  Luise  Sophie  Charlotte  Friederike  Gräfin  v.  Kielmansegge, 
geb.  15.  April  1798,  aus  welcher  Ehe  zwei  Söhne  stammen,  die  Grafen: 
Edzard  Friedrich  Ludwig  Carl  Adolph  Theodor,  geb.  14.  Dec.  1827, 
und   Carl  Tido  Christian   Georg  Ludwig,    geb.    11.  Sept.    1831. 


zisvtze.  7;;«, 

Die  zwei  Brtder  des  Gnlen  Carl  Wilhelm  Georg  riod:  Graf  Ani.m 
Franz,  geb.  2G.  Aug.  1792,  Herr  der  Herrschaft  JeuneU  und  du  Ritter- 
gutes Arl  etc.,  k.  hannov.  Ober-AppelUüonarath,  \erm.  30.  .luli  1828 
mit  Elise  Sophie  Magdalena  Freiin  zu  lim-  und  Kiyphautra,  geb.  7.  Sept 
1S00,  aus  welcher  Ehe  drei  Sohne  stammen,  die  Grafen:  Bdxard  Carl 
lluico,  geb.  8.  April  1S31,  Tido  Moritz  Bodo,  geb.  6.  Oct  1832,  and 
Edzard  Wilhelm  Alko,  geb.  30.  Sept.  1S35  —  und  Graf  Tide  Enal 
Wilhelm,  geb.  14.  Dec.  1793,  Herr  auf  Herrnbehr  etc.,  k.  hannov. 
Regicrungsralh   a.  D. 


CilrafVii  v.  köiiigsriorir.    S.  162. 
Das  abgebildete  und  Z.  4 — 21  beschriebene  Wappen  ial  das  Wappen 

der  Linie  Ossig,  und  es  ist  neuerlich  (Gen.  Taschmh.  der  grtfl,  Banser, 
1853,  377)  abgegeben  worden,  dass  Feld  5 — 7  das  Wappen  *on  Genf 
sei,  welches  diese  Linie  als  ehemalige  Ehrenbürger  von  Genf  fahrt 
Als  Feld  7  muss  der  Mittelschild  genommen  sein,  welcher  in  Gold  einen 
schwarzen,  geklönten  Adler  zeigen  soll.  Das  wappenbuch  der  preuaa. 
Monarchie  (I.  61)  ergiebt  in  Silber  den  schwanen  preuss.  Adler  mit 
Scepter  und   Reichsapfel. 

Die  Linie  Lohe  führt  einen  quadrirteo  Schild.  1  von  Roth  und 
Silber  in  sechs  Reihen,  jede  zu  sechs  Feldern,  geschachl;  2  und  3  in 
Blau  drei  (1  und  2)  goldene,  ollene  Kronen;  4  in  Rollt  drei  (1  und  2l 
goldene,  sechseckige  Sterne.  Die  Zahl  der  Helme,  der  Schmuck  derselben, 
die  Decken,  die  Schildhaller  und  der  Wappenmantel  verhallen  sich,  nach 
Lackabdrüeken,  welche  auf  dem  linken  Helme  den  preuss.  Adler  erkennen 
lassen,   ganz   wie   bei  dem  Wappen   der  Linie  Ossig  angegeben  worden  iat 

A.  0.  a.  0.  ist  übrigens  die  Familie,  in  drei  Linien  gelheilt,  auf- 
geführt worden. 

I.  Linie  Lohe.  Graf.  6.  Juli  170S.  Resilz:  die  Ritlergüter  Lohe 
nebst  Bettlern  bei  Breslau,  Triebusch  bei  Bojanowo  und  Globitschen  bei 
Glogau.     Graf  Carl  Fklix  etc.,  s.  S.  4G3. 

II.  Linie  Ossig.  Graf.  23.  März  1788  (die  Angabe:  6.  Juli  1798 
ist  unrichtig).  Resilz:  Ritlergut  Siebischau  nebst  JlscbkitteJ  im  Kreise 
Breslau.      Graf  Gustav  etc. 

III.  Linie.  Graf.  23.  März  17SS.  Wappen  wie  das  der  2.  Linie. 
Graf  Eucard   etc.      Graf  Heinrich   ist   niehl   mehr  aufgeführt. 


Grafen  v.  Kiinigl.    S.  495. 
Z.   3  v.   o.:   Graf  Hermann  IVler  ist   30.   Mai    lS.r)3  gestorben. 


Grafen  v.  KailUroeh-Wcllingsbüttel.    S.  495. 

Z.    9  v.    o. :    An    dem   genannten    Gute    Schönweide   bei    Ptoen  in 

Holstein   besitzt   die' Familie   nur  ein   Geld-Fuleicommis.s.      Das   Gol   selbsl 

47* 


740  ZUSÄTZE. 

ist  im  Jahre  1797  von  dem  damaligen  Reichsfreiherrn  Clemens  August 
v.  Kurtzrock  an  den  Justizrath  Amrink  verkauft  worden,  aus  dessen 
Goncurse  das  Gut  1813  von  der  Familie  v.  Holten  erkauft  worden  ist. 
Seit  1832  gehört  dasselbe  dem  Herrn  H.  v.  Holten,  einem  Sohne  des 
früheren  Käufers. 


Grafen  v.  Dietrichstein.    S.  500. 
Z.   8  v.  o.:    Graf  Moritz   Johann  ist  im  Oclober   1852  gestorben. 


B.     Band  II. 

Grafen  v.  Redern.    S.  258. 

Z.  17  v.  o.:  Graf  Wilhelm  Friedrich  etc.  ist  zum  k.  preuss.  Oberst- 
Truchsess  erhoben  worden. 

Z.  24:  Graf  Heinrich  Alexander  etc.  ist  jetzt  ausserord.  Gesandter 
und  bevollm.  Minister  am  k.  sächs.  Hofe. 


Grafen  v.  Richthofen.    S.  288. 

Z.   16  v.  o.  lies    statt:   Grafen  Heinrich  Gottlob:    Grafen  Friedrich 
Gottlob. 


Grafen  v.  Saint-Julien  (S.  321),  siehe  Grafen  v.  u.  zu  Walsee, 
Herren  v.  Guyard  u.  St.  Julien.   S.  640—643. 


Grafen  v.  Salm-Ifoogstraeten.    S.  332. 
Besitz   des  Grafen  Eduard  :   das  landtagsfähige  Rittergut  Voerde  bei 
Wesel ;  Besitz  des  Grafen  Rudolph  :   das  landtagsfähige  Rittergut  Ringen- 
berg bei  Wesel  und  das  Gut  Kühning  bei   Bochold. 


Grafen  v.  Saporta.    S.  345. 
Z.   24  v.  o. :  Graf  Friedrich  Carl  Ludwig,  gest.  in  den  ersten  Tagen 
des  Mai  (beerdigt  6.  Mai)   1853. 


Grafen  v.  Schärftenberg.  S.  358  u.  359. 
Die  Leipziger  Zeitung  (1853,  11.  Aug.,  S.  3955)  meldet  aus  Wien: 
,, Durch  das  Aussterben  des  Mannsstammes  der  gräflichen  Familie  v.  Sehärf- 
fenberg  sind  die  von  dieser  Familie  herrührenden  Privatlehen  nach  den 
Privilegien  des  allerdurchlauchtigsten  Erzhauses  Oesterreich  unmittelbar 
fürstliche  Lehen  geworden."  Sonach  muss  ganz  neuerlich  Johann  Nepo- 
muk  Herr  und  Graf  v.  Schärflenberg  (S.  359,  Z.  30  v.  o.)  gestorben  sein. 


II  SATZE.  7  1  I 

Grafen  u.  Herren  zu  S<  honhiirg.    S.  413. 

Z.  13  v.  u. :  Friedrich  Wilhelm  Edmund  Erbgraf  zu  ScbOoborg- 
Glauchau  hal  sich  im  Mai  1853  mit  Gabriele  Mariane  Caroline  Aglaf 
Prinzessin  v.   Windiseh-Grätz,  geb.   23.  Juli    1S24,   vermälill. 

Z.  11  v.  u.  lies:  Graf  Clemens  etc.,  Attache"  bei  der  k.  sä'ch>. 
Gesandlschaft   zu  .Madrid. 


Grafen  v.  Stadion.    S.  505. 
Z.    17   v.  o. :   Graf  Franz  Seraph,  gest.   8.  Juni   1853. 


Druck  von  J.  K.  Hirschfcld  in   Leipzig. 


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BRIGHAM  YOUNG  UNIVERSITY 


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