PRÜVO, UTAH
< -<■ T i-lVjJl X 1
(Üenealogtcal is>octetP
of Utaf)
Xtbrarp
No 12944
Date A.u.g,...193.Q.
DEUTSCHE
GRAFEN-HAEÜSER
DER GEGENWART.
DEUTSCHE
GRAFEN-HAEUSER
DER GEGENWART.
-<&t%<t5w-
IN
HERALDISCHER, HISTORISCHER UND GENEALOGISCHER
BEZIEHUNG.
eöfEAUJeiCAL SOCIETY
OFUTAti
7>zz£
Vol. Z
Ä
\>
ZWEITER BAND.
L-Z.
AUG ^950
,^-^5'
LEIPZIG,
T. 0. W E I G E I,
1853.
WITHDRAWN
Pföm the Family
Hiötory Library
HAROLD B. LEE LIBRARY '
BRIGHAM YOUNG UNIVERSITY
PROVO, UTAH
• V *•
„Es ist eine tief begründete Pietät , und alle Zeiten und alle Volker
bieten den Beweis, dass man Gedächtniss und Bild der Vorfahren nicht
schwinden lässt ; es hat noch immer wohlgethan , wenn man die Reihen
seines Geschlechtes nachweisen konnte, und das Gefühl, eines alten (ie-
schlechtes Sprosse zu sein, ist stets ein erweckendes und kräftigendes
gewesen , denn es ist nicht ein leeres Wort seiner Ahnen werth zu sein !"
M. C. WASCH (Geschichte und Urkunden der Familie v. Kardorll.
Schwerin 1850. V. u. VF.)
Unter dem Wunsche, dass die vorstehenden inhaltsschweren
Worte meines sehr geehrten, gütigen Freundes von den Lesern
getheiit werden mögen, übergebe ich den zweiten Band der von
mir übernommenen Arbeit: Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart,
der Oeffentlichkeit und sehe, nicht ohne sehr grosse Freude, ein
dem Herrn Verleger gegebenes Wort, so weit derselbe wünschte,
ehrlich eingelöst.
Sehr gefasst auf grosse Schwierigkeiten bei Lösung dieses
Wortes, fand ich doch bei der Arbeit selbst weit grössere, als ich
vorausgesehen hatte, wenn mir auch, wie ich dankbar gestehe, eine
Unterstützung zu Theil geworden ist, welche jede billige Erwartung
weit übertraf. Aus der Mitte sehr vieler Familien sind mir für
diesen zweiten Band aus ganz freiem, sehr zu ehrendem Willen die
wichtigsten Papiere eingesendet worden, welche es möglich machten,
dass meine Arbeit, wie nicht verkannt werden kann, viel Neues
enthält ; die Beamten öffentlicher Bibliotheken, von welchen ich nament-
lich die k. Bibliothek zu Dresden, die k. Bibliothek der Universität
Bonn, die Stadtbibliothek zu Leipzig in beiden Stämmen, dem ur-
sprünglichen, so wie dem Pölitzschen Stamme, und die Bibliothek der
Universität Leipzig zu nennen habe, sind mir mit echt bibliothekari-
scher Gesinnung und mit der grössten Gefälligkeit entgegengekommen ;
von den Familien, an welche ich selbst mich wendete, haben nur
M VORWORT.
zwei meiner Bitte nicht entsprochen , während die übrigen der
erbetenen Mühe sich höchst gefallig unterzogen, und meine geehrten
und gelehrten Freunde haben, wenn ich dieselben anging, durch
die Schätze ihres Wissens, so wie durch ihre Bibliotheken und
Sammlungen mich vielfach unterstützt.
Doch blieben mehrere Lücken, welche mir, im Drange nach
Genauigkeit und Vollständigkeit, sehr unangenehm sind. Von
diesen Lücken, welche ich möglichst treu hervorgehoben habe,
werden einige von denen, welchen noch ergiebigere Quellen, als
mir hei aller Mühe flössen, zu Gebote stehen, sehr leicht auszu-
füllen sein: im Augenblick des Bedarfs war, wenn ich auch in
Leipzig lebe, eine oder die andere, mir sehr bekannte Quelle doch
nicht zu eröffnen, und frühere Auszüge oder das dem Gedächtniss
Uebergebene reichten für Druckschrift nicht aus. Andere Lücken
sind nur durch die Archive der Familien, welche, wie ich jetzt
weiss, des der Wissenschaft Unbekannten viel enthalten, auszufüllen.
Unmittelbar an mich eingesendete Mittheilungen zu Ausfüllung die-
ser Lücken, so wie Mittheilungen über bisher nicht abgehandelte
Familien werde ich, im Interesse der Wissenschaft und der be-
treffenden Familien, irgend wie zum Nutzen der Zukunft zu ver-
wenden suchen.
Durch die erwähnte, mir zu Theil gewordene Unterstützung
wuchs das Material sehr, und so wurde denn der zweite Band viel
stärker, als anfänglich bestimmt war. Da mehrere der betreffenden
Familien, von welchen ich besonders die schlesischen sehr rühmend
hervorheben muss, so wie die Freunde der Wissenschaft nicht Kürze,
sondern möglichste Vollständigkeit wünschten, letztere auch ver-
langten, dass ich der Heraldik mehr Rechnung tragen möge, so
hoffe ich, dass die vermehrte Bogenzahl nur erwünscht sein wird.
Ich habe übrigens Alles gethan, um diese Bogenzahl zu beschränken,
und ist mir durch diese Arbeit eine sehr grosse Last erwachsen,
so war es die, stets ängstlich den Raum berechnen zu müssen, und
doch Hess sich derselbe, so bekannt ich auch sonst mit dieser Be-
rechnung sein dürfte, fast nie durch den geforderten Schöndruck
des Werkes im Voraus bestimmen. Wie vieles mir Bekannte zog
ich zusammen, oder liess es weg, um 3 — 4 Zeilen zu ersparen,
und endlich ergab der Revisionsbogen am Schlüsse mehrerer Familien
freien Raum!
Da ich mein Werk: Deutsche Grafenhäuser der Gegenwart und
VORWORT. VII
nicht: die deutschen Grafenhäuser der Gegenwart überschrieben
und im Vorworte zum ersten Bande ausdrücklich angegeben habe,
dass gegen 500 Familien — ich habe die Zahl voll gemacht und
bitte überdies, den Artikel: Grafen v. Keffenbrinck-Griebenow in den
Zusätzen nicht zu übersehen — für diese Arbeit ausgewählt worden
wären, so kann keine Familie, welche nicht abgehandelt worden ist,
sich für zurückgesetzt halten. Habe ich doch in dem erwähnten
Vorworte davon gesprochen, dass später vielleicht eine Vervollstän-
digung meiner Arbeit möglich werden könnte. Eben so wenig
konnte ich, in Bezug auf die einzelnen Familien, weder Ehre geben,
noch Ehre nehmen: ich habe, wie ich angeführt, mich nur an das
der Wissenschaft Bekannte gehalten: waren doch durch das treff-
liche Geneal. Taschenbuch der gräflichen Häuser, dessen Tragweite
für Kenner der Wissenschaft die weiteste ist, so wie durch Casts
sehr mühsames Geneal. Jahrbuch des deutschen Adels (Stuttgart
1844 — 1848), welches viele wichtige Angaben enthält, hinreichende
Organe eröffnet, welche die Rechte der Familien sichern konnten.
Da die Ausarbeitung, so wie der Satz und Druck eines Werkes,
wie das vorhegende ist, sich nicht übereilen Hessen, so konnte hin-
sichtlich des ersten Bandes meist nur auf das bis 1851, und hin-
sichtlich des zweiten Bandes bis 1852 allgemein bekannt Gewordene
Rücksicht genommen werden. Gern hätte ich in den Zusätzen
mehrere Angaben, als ich mitgetheilt, nachgetragen, doch konnte
ich, des Raumes wegen, meinen WTunsch nicht erfüllen. So mögen
denn einzelne Familienglieder, deren Verhältnisse sich neuerlich
verändert haben, die Erinnerung an Verhältnisse, welche in den
früheren Jahren stattfanden, sich gern gefallen lassen.
Im ganzen Plane der genealogischen Arbeit ist im zweiten
Bande nichts geändert worden: einige, den weiblichen Stamm be-
treffende Angaben in demselben, welche nur wenige Zeilen ein-
nehmen, bitte ich als Ausnahme, welche ich mir erlaubte, zu be-
trachten. Theils hatten diese Angaben für mich genealogischen Werth,
theils glaubte ich, dass ein späterer Genealoge die eine oder die
andere benutzen könnte. In Bezug auf den weiblichen Stamm hatte
ich bei jeder Familie nur die Gemahlin des eben angeführten
Grafen anzugeben: wiederholt verweise ich hinsichtlich dieses Stam-
mes auf das Geneal. Taschenbuch der gräfl. Häuser, welches die
grösste Beachtung verdient, da dasselbe auch in dieser Beziehung
die genaueste Auskunft giebt. — In Bezug auf die jetzigen männlichen
VHI VORWORT.
Familienglieder schien mir die Hauptsache zu sein, die Ahstammung
derselben möglichst nachzuweisen. Die sonst so wichtige Vergangen-
heit konnte in einem derartigen Werke nur in so weit berücksichtigt
werden, als der geschichtliche Theil und die Angabe dieser Abstam-
mung nothwendig forderten. Die Aufzählung anderer früherer Glieder
der Familien musste den Werken über einzelne Grafenhäuser über-
lassen bleiben. Die gegebenen Ahnentafeln werden, wie ich hoffe,
in späterer Zeit manchen Nutzen gewähren, und ich wünsche sehr,
dass namentlich in diesen Tafeln ein Werth gefunden werden möge.
Die mir bekannt gewordenen öffentlichen Beurtheilungen des
ersten Bandes meiner Arbeit, für welche ich den gebührenden Dank
sage, haben mich sämmtlich eben so erfreut, wie beschämt: die
Wissenschaft ist sehr weit und die Kraft des Einzelnen sehr gering !
Von besonderem Werthe mussten für mich die drei Beurtheilungen
sein , welche aus dem engeren Vaterlande kamen. Die erste
findet sich in Gersdorfs Repertorium, 1853, Bd. I. S. 286 — 288,
die zweite in der Leipziger Zeitung 1852, No. 278, 19. Nov.
S. 5532, und die dritte in der illustrirten Zeitung (Bd. XIX, No.
493. S. 380). Ich schmeichle mir, dass die beiden ersten Anzeigen
von zwei Männern ausgegangen sind, deren Rath für mich mass-
gebend, deren Wunsch für mich, so weit die Kraft reicht, Gebot
ist. Die dritte Anzeige muss aus der Feder eines Freundes sein,
denn es wird in derselben von einer Einsicht in meine Samm-
lungen gesprochen, welche nur meinen Freunden bekannt sind; so
drücke ich denn demselben als Freund die Hand. — Dem Verlangen
des ersten Beurtheilers : eine, wenn auch nur gedrängte, aber
wissenschaftliche Darstellung der Entwickelung des sogenannten
hohen Adels in Deutschland im Anhange zum zweiten Bande zu
geben, kann ich leider nicht genügen. Ich hoffe, dass mein hoher
Gönner, — ein solcher muss derselbe nach Allem sein — eines-
teils das Geständniss nicht ungern hören wird, dass ich ein
Misstrauen in meine sehr geringe Kraft setze, anderentheils musste
der Herr Verleger die baldige Beendigung meiner Arbeit in mög-
lichst abgekürzter Bogenzahl wünschen. Sehr dankbar gestehe ich
jedoch, dass, wenn irgend etwas mir die grossen Schwierigkeiten,
welche ich bei meiner Arbeit fand, wesentlich erleichtert hat, dies
der Gedanke war, dass, nach dem ersten Bande meines Werkes,
der höchst gütige Beurtheiler desselben zu mir irgend das Vertrauen
fassen konnte, dass ich einer solchen Aufgabe cinigermnssen ge-
VORWORT. IX
wachten sei. Ein mich so hoch ehrendes Vertrauen werde ich gewiss
im dankbarsten Andenken behalten und, wenn es möglich ist, dem-
selben später, wie ich kann, zu entsprechen suchen. — Dem
Wunsche des zweiten Beurtheilers, welchem der dritte sich anreihte:
die Bedeutung der Wappenbilder anzugeben, konnte ich, soweit
dieselbe bekannt ist, sehr leicht entsprechen, und so bin ich denn
diesem Wunsche im zweiten Bande nachgekommen. Im Manuscripte
des ersten Bandes sind, weil die Arbeit nur auf sechzig Bogen
berechnet war, die mühsam zusammengesuchten Nachweise über
die Bedeutung der Wappenbilder gestrichen worden : nach dem mir
kundgewordenen Wunsche des zweiten und dritten Beurtheilers habe
ich in diesem Bande dieselben gegeben, und ich bin überzeugt, dass
mein Werk dadurch an Werth gewonnen hat. Meine Absicht, das im
ersten Bande Weggelassene in den Zusätzen zum zweiten zu ergänzen,
scheiterte an der so schon vermehrten Bogenzahl desselben, und so
wird denn wohl manches vielleicht nicht Unwichtige verloren sein.
Alle Beurtheiler des ersten Bandes haben übrigens, wie ich
sicher erwartete, sehr richtig und gütig beachtet, dass ich im eng-
sten Baume nicht einzelne, sondern viele gräfliche Häuser ab-
handeln wollte. Auf 1244 Seiten habe ich — und welchen Platz
nehmen die W'appen in Anspruch! — fünfhundert Grafenhäuser
besprochen, und ich hoffe, dass die einzelnen Familien billig mit
den Angaben zufrieden sein werden, welche ich, nach diesem Um-
fange des Werkes, geben konnte. Die Bogenzahl zu verdoppeln,
würde mir leichter gewesen sein, als es mir war, diese Zahl zu
verringern. — Die durchaus nicht gefürchteten, sondern im Interesse
der Wissenschaft sehr gehofften Einreden von Seiten der Familien
gegen den ersten Band sind leider fast ganz ausgeblieben. Ich bin
weit davon entfernt, im Ausbleiben derselben einen Beweis jdafür
zu linden, dass ich genau gearbeitet habe, sondern ich fühle nur
von Neuem, wie schwer es sein mag, für das bisher Bekannte
Besseres zu geben. Nur einen einzigen Aufsatz habe ich in histo-
rischer Beziehung mehrfach zu berichtigen, den über die Grafen
v. Hoverden. Als der erste Band im Drucke beendigt, aber noch
nicht versendet war, lief von sehr gütiger Hand die richtigste An-
gabe ein, welche ich mit dem grossten Danke in den Zusätzen gebe.
Mit demselben Danke theile ich die sehr geneigt mir eingesendete
Fassung meiner Angaben über die Grafen zu Knyphausen mit:
durch solche Mittheilungen gewinnt die Wissenschaft. Könnte ich
X VORWORT.
doch eben so die, wie ich weiss, beanstandete Fassung meiner
Angaben über die Grafen v. Horchern - Haimhausen und Schlitz-
Görtz - Wrisberg berichtigen ! —
Was mich betrifft, so wünsche ich historischen Sinn und
im Schwierigen Fleiss bewiesen, so wie für zwei wichtige Hilfs-
wissenschaften der Geschichte, für Heraldik und Genealogie,
gearbeitet zu haben. In beiden, welche, sehr zufällig, das Spiel
meiner Jugend gewesen, von mir aber, treu dem gewählten Berufe,
länger als dreissig Jahre fast ganz vergessen worden waren, fand
ich in späterer Zeit, wenn ich Erholung von ganz anderer Arbeit
und von den Sorgen des Lebens für nöthig erachtete, einen Genuss,
wie Stunden der Erholung wohl selten bringen mögen. Da wurde
in mir der Wunsch rege, den Freudenspendern meinen Dank, wenn
auch, nach meinen Verhältnissen, in sehr enge gezogenen Grenzen,
irgend wie zu bethätigen, und zunächst nur von diesem Wunsche
getrieben, reichte ich dem Herrn Verleger meine Hand. Die über-
nommene Mühe war, meiner Liebe zur Sache ungeachtet, eine nicht
geringfügige: möchte durch mein Werk, neben der Genealogie, der
Heraldik aus dem Lande, welches auch für diese Studien so viel
geleistet hat, aus SACHSEN — dessen Universität Leipzig von 171.1
bis 1724 in dem tüchtigen Johann Wolfgang Trier, dem treuen
Anhänger der heraldischen Schule des grossen Philipp Jacor Spener,
den ersten deutschen öffentlichen Lehrer der Wappenwissenschaft und
das von demselben 1714 mit acht Mitgliedern gestiftete Collegium heral-
dicum aufzuweisen hatte — von Neuem eine, wenn auch sehr kleine
Frucht zu Theil werden und möchte mir für diese Frucht, welche ich,
wäre es mir möglich gewesen, gern besser dargeboten hätte, ein
späterer Heraldiker und Genealoge in einer Zeit, in welcher ich in
anderer Beziehung längst vergessen bin, so herzlich im Stillen nur
einmal danken, wie ich meinen Vorgängern, ohne welche ich diese
Arbeit nicht unternehmen konnte, in frohen Stunden sehr oft ge-
dankt habe.
Leipzig, am 11. August 1853.
Prof. D. Ernst Heinrich Rneschke,
Grafen v. Lamberg.
Ibtholtfd). 6agem unfc (Dcftmrdd).
Besitz: Bulaeh und Amerang in Ober-Bayern; die Herrschaften Ottenslein und Gilgenberg
in Niedcr-Oeslerreich ; die Herrschaften Moor in Ungarn, Quasitz in Mahren. Feistritz,
Lidlhof und Pollau in Nieder-Oesterreioh etc.
Wappen der Orten eggschen Linie: qiiadrirter Schild mit Mittelschild. Im
rothen Mittelschild zwei aufrechtstehende silberne Windhunde mit goldenen Hals-
bandern, welche eine goldene Leiter mit vier Sprossen halten (de la Scala,
Scaliger). 1 und 4 der Länge nach getheilt ; rechts von Silber und Blau viermal
quer getheilt, links roth ohne Bild. (Stammwappen.) 2 und 3 in Gold ein rechts-
springender schwarzer Bracke mit aufwärts gegen den Bücken gekrümmtem Schwanz,
ausgestreckter rother Zunge und goldenem Halsband mit Bing (Podwein, Pottwein).
— Auf dem Schilde stehen drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt zwei
Büffelshörner, von denen das rechte von Silber und Blau viermal quergctheilt, das
linke aber roth ist. Jedes der Hörner ist in der Mündung mit einer und an den
Aussenseiten mit drei Pfauenfedern besteckt. (Helm des Stammwappens.) Auf
dem mittleren Helme sitzt zwischen einem goldenen offenen Fluge, vor sich sehend,
ein silberner Hund mit herabhängenden langen Ohren, goldenem Halsbande und
einer Krone auf dem Kopfe (zum Mittelschild gehörig), und aus dem linken Helme
wächst der schwarze Bracke des 2. und 3. Feldes empor (Pottweinschcr Helm).
Die Helmdecken sind rechts blau, silbern und roth, links schwär* und golden.
IL 1
2 GRAFEN V. LAMBERG.
Die Sauenstcinsche etc. Linie führt im Mittelschilde das Kranichbergsche Wappen : in
Roth auf grünem Hügel einen Kranich und auf dem mittleren Helme, statt des
Hundes, den Kranich. — Das älteste ursprüngliche Lambergsche Wappen war ein
der Länge nach getheilter Schild, rechts blau, mit einem silbernen breiten Quer-
balken belegt, links roth, ohne Bild. Bei Vermehrung des Wappens durch Kaiser
Friedrich III. wurde, nach einigen Angaben, die rechte Hälfte des 1. und 4. Feldes
zweimal blau und zweimal von Silber abwechselnd der Quere nach getheilt.
Uralter deutscher, nicht, wie Einige angeben, krainischer Adel. Die
Familie hiess, wie Jacob Freiherr v. Lamberg, welcher 1559 zuerst
Geschichte und Stammreihe seines Geschlechtes zusammengestellt, und
wie Graf v. Wurmbrand in den Collectaneis genealogico-historicis,
Cap. 15, p. 32, angegeben, vor Alters v. Rittersberg, nachdem aber
ein Sprosse des Geschlechtes an einem Fusse lahm geworden und vom
Volke den Beinamen: der Lahme, bekommen, sollen die Seinigen und
die Nachkommen derselben die Lamberge genannt worden und dieser
Name der Familie geblieben «ein. Vollrath I. (Vollrad) Herr zu Lamberg,
geb. 1109, gest. 1177, war Toparcha in Oesterreich, wo seine Vor-
eltern schon sesshaft gewesen waren und Wilhelm I. schon 1330 in
Nieder-Oesterreich mit Felss (Velss), Abbtstorf (Abstorf) und Enkhabrunn
begütert. Der erwähnte Vollrath I. kommt mit Walther v. Lamberg,
vielleicht Vollralhs Sohn oder Bruder, urkundlich 1161 als Zeuge vor.
— Walther lebte nach Graf v. Wurmbrand noch 1187. Otto v. Lam-
berg trat 1189 als Zeuge auf. Im Hauptstammbaume der Familie führt
Mayer (vollkommener Adel des hochfürstlichen und gräflichen Hauses
v. Lamberg; Wien 1709) nach Vollrath I. Vollrath II. und III. auf und
nennt weiterhin Hermann Herrn v. Lamberg, welcher 1273 Kaiser
Rudolphs I. v. Habsburg Oberhofmarschall war und 1308 noch lebte,
doch könnte dieser wohl, nach dem Abte Marquard Herrgot und nach
Horneck, statt ein Lamberg, ein: Landenberg gewesen sein. Martin
und Johann v. Lamberg lebten um das Jahr 1300. Von Wilhelm I.,
welcher 1322 in der Schlacht bei Mühldorf in Bayern für Kaiser
Friedrich, den Schönen, von Oesterreich gefochten, vermählt mit Jertha,
oder Jutha, insgemein Gauhze, beginnt die ordentliche Stammreihe des
Geschlechts : der Sohn desselben, Wilhelm II. v. Lamberg — nach den
meisten Angaben v. Vollrath I. im 7. Gliede stammend — war der
Erste, welcher sich in Krain niederliess. Derselbe erhielt durch Diemuth
(Demuth) v. Podwein (Potlwein, Pöttwin), der Erbtochter des Nicolaus
v. Podwein, ansehnliche Güter; doch ist es, wie sich weiter unten
ergiebt, ein Irrthum, wenn das Genealogische Staals-Handbuch annimmt,
dass schon Wilhelm II. mit dem Lambergschen Wappen das Podweinsche
geführt habe. Aus der erwähnten Ehe stammten drei Söhne: Balthasar,
Georg und Jacob, welche 1414 das väterliche Erbe theilten. Bucellini
setzt als vierten Sohn noch Dietmund v. Lamberg hinzu und giebt als
Söhne desselben Hans und Friedrich v. Lamberg an, doch ist über
etwaige Nachkommen derselben nichts bekannt. Balthasar, Georg und
Jacob theilten, nach den gewöhnlichen Angaben, zuerst ihren Stamm
und pflanzten jeder eine Linie des Geschlechts, und zwar Balthasar die
ältere, Georg die mittlere und Jacob die jüngere Hauptlinie. Balthasar,
GRAFEN V. LAMBERG. 3
Pfleget in Lackh, vermählt mit Manisch (Margarelha) v. Apfallerer,
hinterliesa die Söhne: Georg und Andreas. Von Georg stammen, wie
angegeben werden wird, die Ifaupllinien zu Ortenegg und Otlenstein
und sänuntliche fürstliche und gräfliche Linien in Oesterreich, Steiermark
und Bayern ab — Andreas pflanzte mit Margarelha (nach Einigen Agnes)
v. Zobelsperog durch seine Söhne: Johann und Gbegor die Linie zu
Schneeberg, Sauenslein und Willengrain. Beide wurden vom Kaiser
Ferdinand I. 1524 mit den übrigen Anverwandten in den Frciherrensland
erhoben. Johann starb kinderlos, Gregor setzte die Linie fort, doch
erlosch dieselbe mit Herward Freiherrn v. Lamberg im 17. Jahrhundert.
— Georg, geb. 1400, gest. 1499, setzte durcli seine Söhne, Joseph
und Caspar III. , die ältere Hauptlinie fort. Josephs Nachkommenschaft
wurde die Orteneckische Nebenlinie genannt, welche mit Joseph Felix.
Adam Grafen v. Lamberg 17. Mai 1795 erlosch. Die Nachkommenschaft
Caspars III. heisst die Orleneckische Hauptlinie. Caspar III. erhielt mit
seinen Brüdern 1492 und 1543 den Freiherrenstand und für sich und
seine Nachkommen das Obersl-Erbland-Stallmeister-Amt in Krain und
der windischen Mark. Aus zweiter Ehe mit Margarelha Langin v. Wellen-
burg sprosslen drei Söhne — hier irrt Klübers Genealogisches Staats-
handbuch abermals, welches von zwölf Söhnen spricht — von denen
nur der zweite, Sigismund, gest. 1619, den Stamm fortsetzte. Derselbe
hatte aus erster Ehe mil Siguna Eleonore Freiin v. Fugger fünf, aus
zweiter Ehe mit Anna Maria Herrin von Meggau sieben Söhne, doch
pflanzten aus erster Ehe nur Raymund und Georg Sigismund, und aus
zweiter Johann Albert das Geschlecht fort. Raymund, vermahlt mit
Margarelha Freiin v. Annenberg, stiftete die ältere Linie zu Greiifenfels;
Georg Sigismund, in driller Ehe vermählt mit Johanna de Scala , der
letzten ihres Geschlechts, gründete die mittlere Linie durch zwei Söhne
aus dieser Ehe: es wurde nämlich Johann Maximilian der Stifter des
fürstlichen, und Johann Wilhelm des ameranger oder bayerischen Astes;
Johann Albert aber, in zweiter Ehe mit Anna Catharina Freiin v. Küen-
burg und in dritter mit Elisabeth v. Schifer vermählt, stiltete die jüngere
Linie, da der Sohn zweiter Ehe Johann Franz den sprinzensteinischen
mit Anton Franz Adam im Anfange dieses Jahrhunderts erloschenen Ast,
der Sohn dritter Ehe, Johann Albebt, den Ast zu Stockern gründete.
Geobg — der zweite Sohn Wilhelms II. und Balthasars Bruder —
verliess von Catharina, deren Geschlechtsname nicht aufzufinden ist,
sechs Söhne: Hans, Friedrich, Sigismund, Heinrich, Georg und Caspar.
Letzterer entdeckte um das Jahr 1490, nach den Colleclaneen des
Grafen v. Verdenberg, die reichen Quecksilbergruben zu Idria in Krain.
Hans 4ind Friedrich hatten keine Succession, Sigismund starb 1461 als
Bischof zu Laibach, Heinrich und Georg II. aber hinterliessen Nach-
kommen. Von Heinrich stammten Christoph und Hieronymus. Christoph
erhielt 1494 vom Kaiser Maximilian I. die Erlaubniss, das Podweinsche
Wappen neben dem alten Lambergsehen zu führen. Von Christophs
drei Söhnen, Ladislaus, Urban und Wilhelm, hinterliess Ladislacs zwei
Söhne, welche ohne Nachkommen starben, und Urban nur eine Tochter,
1*
4 GRAFEN V. LAMBERG.
Wilhelm aber pflanzte die Wilhelmische und die von dieser weiter
abstammende Herwardsche Linie zu Sauenstein und Reuttenburg. Von
Wilhelms Sohne, Balthasar, stammte im dritten Gliede durch Johann
Wilhelm und Johann Herbard (Hörward) Johann Herbard IL, welcher
1667 vom Kaiser Leopold I. mit seinen Verwandten, den Freiherren
v. Lamberg, in den Grafenstand erhoben wurde. Derselbe hinterliess
zwei Söhne, Wolfgang Herbard und Maximilian Engelbert. Wolfgang
Herbards Sohn, Carl Leopold, starb ohne Nachkommen, und Maximilian
Engelberts Enkel, Maximilian Anton Leopold, der Sohn Philipp Maximilians,
ebenfalls kinderlos. — Georg HL, der fünfte Sohn Georgs IL, stiftete
durch seine Nachkommen die Linie zu Stein und Guttenberg in Krain,
welche im Mannesstamme mit Johann Nepomuk Anton 1828 erloschen
ist, im weiblichen Stamme aber noch blüht.
Jacob — der dritte Sohn Wilhelms IL und der jüngere Bruder
Georgs — stiftete durch den in der Ehe mit Magdalena v. Greisseneck
erzeugten Sohn Sigismund die Linie zu Rotenbühel und Haebach, welche
1689 mit Johann Weickard erloschen ist.
Was die neuesten genealogischen Verhältnisse^ der Familie anlangt,
so führt, neben der fürstlichen Linie, das Genealogische Taschenbuch
der gräflichen Häuser für 1853 die Grafen v. Lamberg unter vier
Rubriken auf und zwar unter A als bayerische ältere Linie zu Amerang,
unter B als Linie zu Ortenegg und Ottenstein, unter C als Linie
zu Stein und Guttenberg und giebt unter D die Nachkommen des Grafen
Leopold Raimunds. Die unter B aufgeführte Linie zu Ortenegg und
Ottenstein wurde von früheren Schriftstellern als Ast zu Stockern
angegeben und die unter D aufgeführten Nachkommen Leopold Raimunds
gehören, nach früheren und den obigen Bestimmungen, der älteren Linie
zu Greifl'enfels an.
In Bezug auf die fürstliche Linie ist Nachstehendes das Wichtigste.
Caspars HL (s. oben) Urenkel, Johann Maximilian, geb. 1608, gest. 1682,
Kaiser Leopolds I. Oberst-Hofmeister und 1648 bevollmächtigter Gesandter
zur Schliessung des Friedens zu Osnabrück, erhielt als kais. Reichs-
Hofrath mit seinem Bruder Johann Wilhelm und der ganzen Descendenz
bei der Krönung zu Regensburg 1636 vom Kaiser Ferdinand III. den
Reichsgrafensland, doch wurde das Diplom erst den 5. Sept. 1641
ausgefertigt. Von den Söhnen desselben bildeten Franz Joseph, gest.
2. Nov. 1712, und Caspar Friedrich, gest. 1686, zwei Unterlinien.
Die Nachkommenschaft Franz Josephs ergab die ältere Unterlinie, oder
die am 15. Dec. 1797 erloschene fürstliche Linie. Aus dieser erhielt
des Stifters älterer Sohn, Leopold Matthias, geb. 23. Febr. 1667,
gest. 10. März 1711, k. k. Geh. Rath und Oberst-Hofstallmeister, das
Oberst-Erbland-Jägermeister-Amt in Oesterreich ob der Ens und am
1. Mai 1707 die Reichsfürsten würde für den jedesmaligen Erstgeborenen
und im Falle der Mannsstamm des ersten Erwerbers aussterben sollte,
für alle männlichen Nachkommen Johann Maximilians, wie solche der
Ordnung nach in der Fürstenwürde zu succediren hätten. Im hohen
Alter folgte ihm in der Fürstenwürde der Vater, Franz Joseph, starb
ÜRAIKN V. LAMBERT. 5
aber schon im nächsten Jahre, und der Fürstenstand ging 1712 auf den
dritten Sohn des Letzteren, Franz Aiston, gest. 23. Aug. 1759, über.
Diesem succedirte der letztgeborene , allein am Leben gebliebene Sohn,
Johann Friedrich Joseph Nepomuk, welcher 15. Dec. 1797 den Manns-
stamm der älteren fürstlichen Linie schloss. Die Fürstenwürde gelangte
nun an den nächsten Agnaten dieser Linie, Carl Eugen, geb. 1. April
1764, gest. 11. Mai 1831, und der jetzige Fürst v. Lamberg, GUSTAV
Joachim — der Sohn Carl Eugens — geb. 21. Dec. 1812, ist unver-
mählt.
Die nächsten Vorfahren der jetzigen Glieder der Familie ergeben
sich aus nachstehenden Ahnentafeln:
Bayerische ältere Linie zu Amerang: Johann Friedrich
Cajetan — Sohn Johann Friedrich Ludwigs aus der Ehe mit Maria
Agnes Gräfin v. Törring-Jettenbach — geb. 30. Nov. 1701, geblieben
15. Nov. 1744, kais. und kurbayer. Oberstlieutenant; Gemahlin: Maria
Anna Gräfin v. Auersperg, verm. 1727, gest. 1779. — Franz Joseph,
geb. 10. Juli 1728, gest. 4. Oct. 1801, Herr auf Belang und Amarang,
kurpfalzbayer. Kämmerer; Gemahlin: Johanne Wilhelmine Maria v. Schön-
berg, geb. 2. Jan. 1736, verm. 13. April 1761. — Maximilian, geb.
25. Nov. 1775, gest. 21. Nov. 1837, k. bayer. Kämmerer und Ober-
Appellations-Gerichts-Präsident der Oberpfalz; erste Gemahlin: Maria
Agnes Gräfin Basselet v. Larosee, geb. 8. Jan. 1779, verm. 2. Febr.
1802, gest. 8. Oct. 1821; zweite Gemahlin: Franziska Mulzer, geb.
20. Sept. 1809, verm. 15. Febr. 1830.
Linie zu Ortenegg und Ottenstein: Adam Franz Anton —
Sohn des Grafen Johann Albrecht, gest. 1682, aus der Ehe mit Johanna
Barbara Freiin v. Oppel — geb. 1678, gest. 9. Febr. 1731, k. k. w.
Kämmerer; Gemahlin: Maria Anna Freiin v. Hochburg, gest. 17. Febr.
1793. — Franz Joseph, geb. 28. Mai 1708, gest. 10. Jan. 1791,
Herr der Herrschaft Stockern, k. k. Kämmerer; Gemahlin: Maria
Therese Gräfin v. Hoyos, geb. 6. Feh. 1722, verm. 1745, gest.
24. April 1750. — Philipp Joseph, geb. 17. Jan. 1749, gest. 27. Mai
1807, k. k. Kämmerer; Gemahlin: Barbara Freiin v. Lusinski, geb.
11. Nov. 1771, verm. 17. Jan. 1790, gest. 16. Juli 1843. — Franz
Philipp, geb. 30. Nov. 1791, gest. 28. Sept. 1848, k. k. Kämmerer,
Feldmarschall-Lieutenant, Herr der Herrschaften Ottenstein und Gilgen-
berg und Mitbesitzer der Herrschaft Moor; Gemahlin: Caroline Gräfin
v. Hoyos, geb. 3. Mai 1811, verm. 19. April 1828.
Linie zu Stein und Gutlenberg: Franz Adam; erste Ge-
mahlin: Elisabeth Freiin v. Juritsch; zweite Gemahlin: Cäcilie Dorothea
Gräfin v. Schrattenbach. — Franz Bernard, geb. 1697, gest. 2. Nov. 1761,
k. k. Kämmerer und Landschafls- Verordneter in Krain ; Gemahlin: Johanne
Anna Gräfin v. Cobenzl, gest. 1746. — Franz Adam, geb. 3. Aug. 1730,
k. k. w. Geh. Rath und Kämmerer, Landeshauptmann in Krain, Herr
auf Weissenstein, Dörmitsch etc. ; Gemahlin : Maria Anna Gräfin v. Rotthal,
verm. 1757, gest. 11. Oct. 1795, Frau der Herrschaft Kwasitz. —
Johann Nepomck Anton, geb. 20. Febr. 1794, gest. 1828, k. k. Kam-
6 GRAFEN V. L.4MBERG.
nierer; Gemahlin: Maria Ernestine Gräfin v. Salm-Neuburg, verm. 3. Febr.
1790, und der Bruder desselben: Eduard, gest. 30. Nov. 1825, verm.
8. April 1823 mit Caroline Gräfin v. Sternberg, geb. 9. Juli 18Ö4,
und in zweiter Ehe, 13. Oct. 1851, verm. mit Carl Grafen ßigot v. St.
Quentin, k. k. Oberst.
Ahnen des Grafen Anton Raymund : Carl Joseph — Sohn Johann
Antons aus zweiter Ehe mit Anna Lucie Gräfin v. Waldpott-Bassenheim —
geb. 6. Oct. 1713, gest. 4. Juli 1784, k. k. Kämmerer, niederösterr.
Regierungs-Rath etc.; Gemahlin: Maria Cajetane Gräfin v. Leslie, geb.
1722, verm. 1750. — Leopold Raymund, geb. 6. Mai 1759, gest. 1799,
k. k. Kämmerer, fürstl. salzb. Oberst-Kämmerer und w. Geh. Rath ;
Gemahlin: Maria Theresia Gräfin v. ßreuner, verm. 9. Dec. 1793. —
Amton Raymund.
Jetzige Glieder der Familie sind:
Bayerische ältere Linie zu Amerang: Vom Grafen Maxi-
milian (s. oben) lebt als Wiltwe die angeführte zweite Gemahlin, und
aus erster Ehe lebt eine Tochter, die verw. Freifrau v. Crailsheim, und
aus zweiter Ehe zwei Töchter. — Graf Max Procop — ein Sohn des
Bruders des Grafen Maximilian, des Grafen Joseph Cajetan, geb. 20. Sept.
1734, gest. 13. Mai 1795, kurpfalzbayer. Kämmerer, Stadtcommandant
zu Freysingen etc. aus zweiter Ehe mit Walburgis Helene Freiin v. Loos,
geb. 18. Aug. 1748, verm. 16. Febr. 1777, gest. 20. Juli 1785 —
ist geb. 20. Juli#1783.
Linie zu Ortenegg und Ottenstein. Vom Grafen Franz
Philipp, Herrn der Herrschaften Ottenstein und Gilgenberg und Mitbesitzer
der Herrschaft Moor, leben drei Söhne, die Grafen: Franz Emmerich,
geb. 30. April 1832, k. k. Rittmeister; Philipp Carl, geb. 13. April
1838, und Heinrich, geb. 16. Juli 1841. — ■ Der Bruder des Grafen
Franz Philipp ist: Graf Rudolph, geb. 11. Febr. 1802, Mitbesitzer der
Herrschaft Moor in Ungarn, k. k. Kämmerer, Major und Flügeladjutant
bei Sr. Excellenz dem Herrn Feld-Marschall Grafen v. Radetzky, verm.
1. Oct. 1831 mit Theresia Gräfin v. Hoyos, geb. 30. Jan. 1814, aus
welcher Ehe eine Tochter, Gräfin Anna, geb. 13. Febr. 1837, lebt.
Linie zu Stein und Guttenberg. Vom Grafen Johann
Nepomuk lebt eine Tochter, Gräfin Maria Ernestine (s. die Grafen
v. Schafl'gotsche), und von dem Sohne desselben, dem Grafen Eduard,
die oben aufgeführte Wittwe und die Tochter, Gräfin Leopoldine, geb.
9. April 1S25, verm. 15. Sept. 1845 mit Friedrich Grafen Thun und
Hohenslein, k. k. Kämmerer und bis 1852 Präsidial-Gesandten zu Frank-
furt a. M., seitdem k. k. ausserordentl. Gesandter und bevollm. Minister
am k. preuss. Hofe.
Von der sonst zur Orteneckschen Hauptlinie gerechneten älteren
Linie zu Greiflenfels , von den Nachkommen des Grafen Johann Anton
(s. oben), leben:
Graf ANTON Raymund — Sohn des Grafen Leopold Raymund und
Enkel des Grafen Carl Joseph — geb. 21. Dec. 1795, Herr auf Feistritz,
Pollau, Ehrnau und Kaisersberg, k. k. Kämmerer und Hofralh, verm.
GRAFExN V. LANDSBERG-VELEN. /
20. Juni 1822 mit Maria Franziska Gräfin v. Aichelburg, geb. 27. Aug.
1802. Aus dieser Ehe stammen fünf Söhne, die Grafen: Anton Raymund,
geb. 13. Juni 1824, k. k. Oberlieutenant; Julius Raymund, geb.
11. Febr. 1830, k. k. Lieutenant; Hugo Raymund, geb. 27. Aug. 1833;
Carl Raymund, geb. 9. Juni 1840, und Ottomar Raymund, geb. im
December 1841.
Grafen v. Landsberg -Velen.
^atjjolifrf). flmtfjen.
Besitz: die Standeshenschaft Gehraen in der Provinz Westphalon.
Wappen: quadrirter Schild; 1 und 4 in Gold ein rother mit einem
silbernen engen Gitter überzogener Querbalken (Landsberg) ; 2 und 3 in Gold drei
rothe neben einander gestellte Vögel mit gestümmelten Füssen. Trier glaubt, dass
die Vögel Amseln sein könnten. (Velen, Vehlen.) Den Schild deckt die Grafen-
krone, auf welcher sich zwei gekrönte Helme erheben. Auf dem rechten Helme
steht zwischen zwei schrägauswärts gestellten Palmzweigen, von denen der rechte
golden, der linke roth ist, und welche Hahnenschweifen von fünf übereinander-
gestellten, auswärts gekrümmten Federn nicht ungleich sehen, ein einwärtssprin-
gender rother Fuchs mit aufgerecktem Schwänze (Landsbergscher Helm), auf dem
linken aber ein offener rother Adlersflug, vor welchem ein kleiner goldener Schild,
welcher beide Flügel berührt, die drei Vögel des 2. und 3. Feldes wiederholt
(Velenscher Helm). Die Helmdecken sind rechts und links golden und roth. —
Nach dem Wappenbuche des Königreichs Hannover sind die Palmenzweige (Flügel)
auf dem rechten Helme silbern und 6blätterig, der Schild mit den Vögeln schwebt
oben und über den Flügeln des linken Helmes und die Helmdecken sind roth,
rechts mit Silber, links mit Gold. Statt des rothen Fuchses sitzt nach Einigen
auf dem rechten Helme zwischen zwei goldenen Palmzweigen ein natürliches Eich-
hörnchen mit aufgeschlagenem Schweife.
Uraltes bergisches Geschlecht, welches aus der Rurg gleiches
Namens an der Ruhr bei Kettwig stammte und von anderen gleich-
namigen Geschlechtern in der Schweiz, Braunschweig etc. zu unter-
8 ■ GRAFEN V. LANDSBERG-VELEN.
scheiden ist, wenn sich auch eine Wappenähnlichkeit nicht leugnen
lässt. Die früher wenig bekannten genealogischen Verhältnisse der hier
in Rede stehenden Familie hat Fahne (Geschichte der köln., jülichschen
und bergischen Geschlechter I. 238 u. 466), dessen grosser Fleiss
von den betreffenden Familien und von Freunden der Heraldik und
Genealogie nicht hoch genug angeschlagen werden kann, aufgehellt. —
Als die ältesten aus diesem Geschlechte treten 1291, als Vermittler von
Streitigkeiten zwischen dem Grafen Theodor v. Limburg und der Abtei
Saarn, Ritter Philipp v. Landsberg und sein Sohn desselben Namens auf.
Von der zunächst hierher gehörenden Linie zu Erwitte finden sich 1302
Wescel v. Landsberg, Ritter, mit seiner Frau Gertrud und seinen drei
Kindern: Heinrich, Gertrud und Catharina. Gertrud war wohl eine
Erbtochter zu Erwitte, und Heinrich, der Sohn, derjenige, mit welchem
der von Fahne gegebene Stammbaum beginnt. In absteigender Linie
ist aus demselben Nachstehendes das Wichtigste : Heinrich, vermählt mit
Lysa, 1349 Wittwe. — Rütger, vermählt mit Gosta, 1383. — Wessel,
vermählt mit Catharina v. Hoygen, 1450 Wittwe. — Heinrich, in zweiter
Ehe vermählt mit Margarethe v. Schorlemmer. — Jost, vermählt mit
Engele v. Wrede. — Ludolph, vermählt 1565 mit Ursula v. Horde. —
Jobst, zu Erwitte, 1601, vermählt mit Dorothea v. Erwitte. — Damel
Dietrich Freiherr v. Landsberg, k. k., k. span. und kurköln. Kämmerer,
Geh. und Kriegsrath, Oberst und General- Wachtmeister , Gubernator,
Landdroste zu Westphalen, Erbdroste zu Erwitte etc., gest. 1684, ver-
mählt in zweiter Ehe mit Guda Antoinette von und zu Leyen und Bongard;
stifteten beide 20. Febr. 1681 mit den Kindern das Familien-Fidei-
commiss. — Franz Johann Ferdinand, vermählt 1732 mit Maria Theresia
v. d. Recke. — Clemens August, kurköln. Kämmerer, Droste zu Balve
und Erwitte, gest. 1 2. Juni 1785, vermählt mit Anna Therese v. Velen,
gest. 1775. (Die Familie v. Velen, Vehlen, war ein uraltes adeliges
Geschlecht am Niederrhein und im Stifte Münster. Alexander v. Velen
erhielt 1641 vom Kaiser Ferdinand II. die reichsgräfliche Würde und
Sitz und Stimme auf der schwäbischen Grafenbank. Gegen die Mitte
des 18. Jahrhunderts erlosch die gräfliche Linie, während die freiherr-
liche im Stifte Münster noch fortblühte.) — Paul Joseph Reichsfreiherr
v. Landsberg- Velen, gest. 13. März 1800, vermählt mit Therese Grälin
Wolf-Melternich zur Gracht, gest. 25. Nov. 1800. — Johann Ignaz
FRANZ Graf v. Landsberg-Velen, geb. 1. Dec. 1788, vermählt mit Luise
Gräfin v. Westerholt-Gysenberg. — Friedrich Ludolph, geb. 27. Jan. 1815,
vermählt mit Sophie Freiin v. Imbsen. — Engelbert, geb. 10. Jan. 1845,
und Maximilian Franz, geb. 17. Jan. 1847.
Johann Ignaz FRANZ, geb. 1. Dec. 1788, erhielt am 15. Oct. 1840
den preuss. Grafenstand nach dem Rechte der Erstgeburt und zugleich
wurde die dem Hause zustehende, seit 1825 erkaufte ehemalige Reichs-
herrschaft Gehmen zur Slandesherrschaft erhoben und dem Besitzer
derselben Virilstimme unter den Fürsten und Herren der westphälischen
Provinzialstände eingeräumt. Das Geneal. Taschenbuch der gräflichen
Häuser für 1853 führt nur den jetzigen Besitzer der Standesherrschaft
GRAFKN V. LARISCH.
Gehmen und der Herrlichkeit Velen als FRANZ Grafen v. Landsberg-
Velen auf. Ueber die Gemahlin desselben und über die Nachkommen
ergiebt die oben angeführte Stammtafel das Nähere.
Grafen v. Larisch.
jßatljoltfd). ©efUrretdj unö ftreufjen.
Besitz: die Majoratsheirschafien Karwin und Bluschzau im österreichischen Schlesien;
Uirschel im preussischen Schlesien etc.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Mittelschild von Gold und Silher
quadrirt. (Männich.) 1 und 4 in Ruth zwischen zwei gegen einander gekehrten Sicheln
mit goldenen Griffen ein goldener, durch eine goldene Krone gesteckter Scepter
(Stammwappen); 2 und 3 in Blau zwei übereinander gelegte grüne Weinreben,
jede mit einer zur Seite herabhängenden goldenen Traube. Auf dem Schilde
erheben sich über der Grafenkronc zwei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt
drei Straussenfedern, blau, golden, roth , nach Anderen blau, golden, blau (Helm
des Stammwappens), und auf dem linken Helme steht ein einwärtssehender Strauss,
welcher im Schnabel ein Hufeisen hält. Die vier Federn im Schwänze des Strausses
sind blau, golden, silbern, roth. (Männichscher Helm.) Die Helmdecken sind
rechts roth und golden, links blau und silbern.
Die Familie v. Larisch ist ein sehr altes Geschlecht, welches man
jetzt gewöhnlich, meist gestützt auf die Angaben des böhmischen Ge-
schichtsschreibers Paproxty vom Jahre 1593 aus Irland ableitet: ein
Ursprung, welchen auch Sinapius, der hier wohl gehört werden muss,
annimmt. Ein Zweig der Familie liess sich später in Polen nieder und
kam aus Polen nach Schlesien. Dies mag der Grund sein, dass Paprocius
(Specul. Moraviae, p. 440) das Geschlecht von dem alten Hause Larissa
in Polen ableitet, für welche Ableitung aber das Wappen keineswegs
spricht, und dass Gauhe die Familie sehr bestimmt für eine eingeborene
schlesische nimmt. In Schlesien kommt zuerst Niclas Larisch auf Ellguth
im Fürstenthum Oppeln um das Jahr 1500 und Johann Larisch v. Ellguth
10
GRAFEN V. AICHELBURG.
Grafen v. Aichelburg.
j&atholifd). Sn Steiermark unfr Kärnten in jwei Cimcn, einer grötlidjen
nnfc freirjerrlidjen, blüfyenb.
Besitz: die Herrschaft Aichelburg etc., die Herrschaft Hielohrad im Kreis Bidschow in Üöh-
men, Marschendorf im Kreis Königsgrätz etc.
Wappen: Schild quadrirt mit Mittelschild. Der Mittelschild ist der Länge
nach getheilt, rechts in Gold ein in der rechten Hand einen grünen Zweig mit
drei Eicheln haltender Mohr; links von Schwarz und Gold viermal der Länge nach
getheilt. Feld l der Länge nach getheilt; rechts in Gold ein schwarzer, gekrön-
ter, einwärtssehender Greif; links in Roth zwischen zwei silbernen linken Schräge-
balken zwei silberne Rauten hinter einander; 2 und 3 in Silber eine rothe Zin-
nenmauer mit vier doppelten Zinnen und einem Thore in der Milte, über dem sich
ein Thurm erhebt; 4 wie 1, doch mit umgekehrter Ordnung der Felder, rechts
nämlich stehen in Roth zwischen zwei silbernen linken Schrägebalken zwei silberne
Rauten hinter einander, links in Gold ein schwarzer, gekrönter, einwärtssehender
Greif. Den Schild deckt die Grafenkrone und über derselben stehen sieben ge-
krönte Helme. Der rechte Helm trägt einen wachsenden, an den Armen gestüm-
meltcn Mann mit braunem Schnurr- und Knebelbart in schwarzem, mit einem gol-
denen Löwen belegten, an den Seiten mit goldenen Fransen verzierten Wappenrock
und rothem Unterkleid. Derselbe ist rechts mit einem am Gefieder abgebrochenen
Pfeile schräglinks durchstochen und das einwärtssehende Haupt ist mit einer eiser-
nen Sturmhaube bedeckt, auf der drei schwarze Hahnenfedern nach rechts wehen.
Auf dem zweiten Helme steht der Thurm des 2. Feldes zwischen einem offenen
silbernen, mit der rothen Mauer unten zur Hälfte belegten Flug. Der 3. zeigt einen
gekrönten, ausgebreiteten schwarzen Adler, zwischen 2 Rüsseln, von denen der
rechte von Roth und Silber quer getheilt und in der Mündung mit 3 Federn, roth,
weiss, roth, der linke hingegen von Gold und Schwarz quer getheilt und mit drei,
Federn, schwarz, gelb, schwarz, besteckt ist. Der mittlere Helm trägt den Mohren
des Mittelschildes wachsend. Auf dem 5. schwebt zwischen zwei Elephanten-Rüs-
scln, deren jeder in der Oeffnung mit einem rothen fünfseitigen Schlägel geziert ist,
ein dritter solcher Schlägel schrägrechts. Der 6. trägt eine silberne, mit einem Lor-
beerzweig umwundene Säule, und der linke Helm endlich einen wachsenden, an den
Armen gestammelten graubärtigen Mann mit goldener Krone, rothem Unterkleid und
goldenem, mit Hermelin besetztem Mantel. Die Decken des rechten und linken Hel-
mes sind blau und silbern, die des 2. und 3., sowie des 5. und 6. Helmes roth
und silbern und die des mittleren schwarz und golden. Den Schild halten 2 ge-
GRAFEN V. AICHELBURG. 11
liarnischte Männer mit offenem Visir, rothem Helmbusch und anhängender Wehre.
Jeder derselben hält mit der Freien Hand ein rothes Panier mit goldenen Fransen
und Quasten. Auf dem rechten steht: „Probitatc", auf dem linken: „et Solertia".
Am Schildesfusse finden sich auf einem fliegenden Bande die Worte: „de Deo
auxilium".
Altes kärntensches Geschlecht, welches in alten Urkunden auch oft:
Eichelberg geschrieben wird. Das älteste Stammschloss Aichelburg mit
Badenhof, St. Stephan und Rothenthurm liegt im sogenannten Gailthal bei
Villach in Kärnten und befindet sich noch jetzt im Besitze der Familie.
Die Vorfahren kamen nach Kärnten aus Franken, wo sie nach vorhan-
denen Grabsteinen in der Marienkirche zu Würzburg schon 982 bekannt
waren, um das Jahr 1570 aber im Hauptstamme verblühten. Die durch
forllaufende Lehnsbriefe der Erzherzoge von Oesterreich über die Stamm-
feste Aichelburg erwiesene Stammreihe der kärntner Linie beginnt mit
Christoph v. u. z. A., welcher, der Kaiser Friedrich III. und Maximilian I.
Verordneter und Land- und Hoflehnrechtsbeisitzer in Kärnten, von Maxi-
milian I. d. d. Innsbruck, 4. Juni 1507, die Lehen über Aichelburg, so-
wie die Bestätigung seines ursprünglich altadeligen Herkommens und
eine Vermehrung des Wappens erhielt. Seine drei Söhne aus zweiter
Ehe mit Dorothea Gräfin v. Thurn, Franz, Friedrich und Georg waren
die Gründer dreier Linien. Der Erstere, Franz, vermählt mit Anna Mühl-
stetterin v. Flaschberg, gründete die ältere noch jetzt theils im Grafen-,
theils im Freiherrenstande in mehreren Aesten blühende Linie, aus der
Georg Christoph v. u. z. A., der kärntner Stände Verordneter, Landes-
hauptmannschaftsverweser zu Klagenfurth etc., mit dem ganzen lebenden
Geschlechle vom Kaiser Ferdinand II. laut Dipl. d. d. Wien 12. Febr. 1627
in den erbländischen Freiherrenstand mit dem Titel zu GreifTenslein und
Badenhof, und Ferdinand Anton, Freiherr v. u. z. A., k. k. Rath und Kreis-
hauptmann in Kärnten vom Kaiser Joseph II. laut Dipl. d. d. Wien 3. Febr.
1787 in den Grafenstand erhoben wurde. Der Sohn desselben Maria
Franz Anton wurde 15. Sept. 1791 in Görz und 1792 am 9. Nov. in
Steiermark in den Herrenstand eingeführt, und von ihm stammen die
jetzt noch lebenden Glieder der gräflichen Familie ab.
Friedrichs Nachkommenschaft erlosch schon mit dem Urenkel Georg
Christoph, Freiherrn v. u. z. A., welcher anfangs der Krone Polen, spä-
ter aber dem Kaiser Ferdinand II. im 30jährigen Kriege diente und 1634
bei Nördlingen gegen die Schweden als Rittmeister des Pappenheim'schen
Cuirassier- Regiments fiel.
Georgs Nachkommenschaft aus der Ehe mit Eva Mondaxt v. Pot-
tendorf leistete besonders an der croatischen und Carlstädter Grenze dem
Erzhause Oesterreich in den welschen und türkischen Kriegen viele
Jahre wichtige Militärdienste und soll, nachdem sie wegen der Herr-
schaften Pottendorf und Greiflenstein in Niederösterreich den Herrenstand
erhalten hatte, mit Joseph Freiherrn v. A. erloschen sein, wird aber von
Wissgrill nicht aufgeführt.
Das jetzige Haupt der Familie ist: FERDINAND Anton, Graf und
Herr v. u. z. A. — Sohn des Grafen Maria Franz Anton, geb. 13. Nov.
1754, gest. 20. Jan. 1838, k. k. Kämmerer und Hofrath bei der ver-
1 2 GRAFEN BASSELET V. LA-ROSEE.
ordentlichem Dienste und Präsident des Ober-Appellations-Gerichts, gest.
5. Dec. 1826, welcher durch seinen Sohn, den Grafen Franz Xaver,
gest. 8. Jan. 1829, k. bayer. Kämmerer und Obersten, verm. mit Clara
Freiin v. Murach auf Firsing, geb. 21. Aug. 1774, welcher Ehe Graf
Heinrich Raphael enlspross, das Geschlecht fortpflanzte, aus zweiter Ehe
aber entsprossen zwei Söhne, Graf Maximilian, geb. 28. März 1768,
k. bayer. Kämmerer und Präsident der Forstkammer, vermählt mit Antonie
Gräfin v. Oberndorf, welcher 13. Jan. 1797 ohne Nachkommen starb,
und Graf Joseph Adolph, gest. 17. Jan. 1834, verm. 4. Aug. 1797 mit
Elisabeth Gräfin v. Rechberg und Rothenlövven , geb. 24. Sept. 1772,
gest. 16. Juni 1848, aus welcher Ehe Graf Maximilian Emanuel Placidus
stammt.
Von den jetzigen Gliedern der Familie gehören hierher: Graf
HEINRICH Raphael — Enkel des Grafen Johann Caspar Aloys und Sohn
des Grafen Franz Xaver — geb. 16. April 1803, Herr auf Hof- und
Grüngiebing, k. Vasall des Ritterlehens Armslorf, k. bayer. Kämmerer,
vermählt 12. März 1833 mit Franziska Johanna v. Schneidheim, aus
welcher Ehe zwei Söhne leben: Graf Desiderius Heinrich, geb. 4. April
1834, k. bayer. Cadet, und Graf August, geb. 5. Juni 1838. Der
Rruder des Grafen Heinrich Raphael ist: Graf Maximilian, geb. 27. Aug.
1804, k. bayer. Kämmerer und Forstmeister zu Neuburg a. d. Donau,
vermählt mit Gertraud v. Rösler, aus welcher Ehe ebenfalls zwei Söhne
stammen: Graf Desiderius, geb. 12. Mai 1834, k. bayer. Edelknabe,
und Graf Joseph, geb. 19. April 1843.
Graf Maximilian EMANUEL Placidus — Sohn des Grafen Joseph
Adolph , des Stiefbruders des Grafen Johann Caspar Aloys — geb.
3. Oct. 1799. k. bayer. Kämmerer und Gutsherr auf Inkhofen in
Oberbayern, verm. sich 26. Nov. 1832 mit Hyacintha Elisabeth Freiin
v. Gumppenberg-Pöttmes-Brennberg, geb. 29. Aug. 1808. Der Bruder
desselben ist: Graf Theodor Raphael Aloys, geb. 9. Nov. 1801, Gutsherr
zu Isareck, k. bayer. Kämmerer, Hauptmann ä la suite und Hofcavalicr
bei dem Prinzen Adalbert, verm. 26. Nov. 1835 mit Luise Marianne
Henriette Johanna Freiin v. Leoprechting-Irlbach, geb. 25. Oct. 1806,
aus welcher Ehe vier Söhne, die Grafen: Max Emanuel Aegid Johann
Nepomuk, geb. 1. Sept. 1836, Maximilian Theodor Corbinian, geb.
20. Nov. 1837, Wilhelm Max Emanuel Theodor Barnabas, geb. 11. Juli
1842, und Adalbert, geb. 5. Juni 1847, stammen.
GRAFKIN V. LASUKRG. 1 )j
Grafen v. Lasberg.
Conngcltfd). ©eflerreid).
Wappen : Schild dreimal der Länge nach und einmal quergetheilt, also
Bfeldrig. 1 und 6 (jucr und in der unteren Hälfte der Länge nach getheilt, oben
schwarz, unten rechts rolh, links silbern ohne Bild; 2 und 5 in Blau ein gold-
farbiger, ganz entblätterter, abgedorrter Baum auf lettigem Boden (Venkh v. Leutz-
niannstorf , Loizmannsdorf) ; 3 und 8 quer getheilt, oben roth ohne Bild, unten
silbern mit einer rothen aufsteigenden Spitze (Stammwappen); 4 und 7 in Schwarz
ein schwebendes goldenes Dazeukreuz. Auf dem Schilde erheben sich vier gekrönte
Helme. Der rechte Helm trägt einen mit den Sachsen einwärtsgekehrten, geschlos-
senen, blauen, mit dem goldfarhigen abgedorrten Baume belegten Adlersflug; der
zweite einen rothen altfränkischen Hut mit schwarzer Stülpe, auf dessen Spitze
ein Busch Pfauenfedern mit einem goldenen Bande, dessen Enden an beiden Seiten
herabfliegen, angebunden ist; der dritte Helm einen rothen Spitzhut mit einer
Stülpe von weissem Pelzwerk und an der Spitze mit sechs silbernen Beiherfedern
besteckt, von denen drei sich rechts, drei links wenden, und der linke Helm einen
die Sachsen einwärtskehrenden geschlossenen schwarzen Flug, welcher mit dem
goldenen Dazenkreuze belegt ist. Die Decken des rechten Helmes sind golden,
silbern und blau, die des zweiten und dritten roth, silbern und schwarz, und die
des linken golden und schwarz. — Mit dem Dazenkreuze im 4. Felde scheint nach
Siebmacher (III, 45.) schon das adelige v. Lasbergsche Wappen vermehrt worden
zu sein. Es gehören daher der rechte und zweite Helm zu dem Venkh v. Leutz-
niaimstorfschen, der dritte und linke zum Lasbergschen Wappen.
Die Grafen v. Lassberg stammen aus einem der ältesten, ursprüng-
lich österreichischen Adelsgeschlechter und haben ihren Namen : Lass-
berger, später v. Lassberg, von ihrem ehemaligen Sitze, dem jetzigen,
zur Herrschaft Freistadt im Mühlkreise gehörigen Marktflecken Lassberg.
Schon seit über 500 Jahren haben Glieder der Familie ansehnliche
Ehrenstellen am Österreichischen Hofe bekleidet. Hainrich der Lassherger
kommt 1323 als Zeuge vor; Johann oder Hans v. Lassberg war
Rudolphs IV. Erzherzogs zu Oesterreich Kammermeister und wird als
,,Nosler Camerae Magister, Unser Cammermeister nebst anderen Grafen,
Herren und Ständen" 1362 und 1364 als Zeuge aufgeführt, und Ulrich,
welcher schon 1356 zeugte, Carl, Benusch und Hans die Lassberger
14 GRAFEN V. LASBF.RG.
Brüder gaben 1363 Zeugen ab. Ulrich der Lassberger Ritter empfing
1385 vorn Herzog Albrecht 111. von Oesterreich die Hofmark, Hof und
Vesle Lassberg im Lande ob der Ens zu Lehen und mit demselben
beginnt nacb dem Lassbergischen Stammbuch und nach Duellii Excerpt.
genealog. die ordentliche Stammreihe. Von Ulrichs Söhnen bekam
Leonhard 1454 mit seiner Hausfrau Calharina Venkhin vom Vater der-
selben, Hans Venkhen, das Gut Loitzmannstorf als Erbgut und erzeugte
zwei Söhne, Bernhard und Michael, welche den Stamm in vielen Gliedern
fortsetzten. Von Bernhard, welcher um das Jahr 1502 mit Anna
Bschächl, verw. v. Frey, vermählt war, stammte Leonhard II., aus dessen
Ehe mit Regina v. Sinzendorf-Fridau als dritter Sohn Hans Leopold,
der Stifter der hier in Betracht kommenden gräflichen Linie, ent-
spross. Derselbe war mit Rosina Reickerin zum Thurn vermählt, und
von dem ältesten Sohne Christoph stammte aus der Ehe mit Maria
Magdalena Bayr zu Dürrnbach als ältester Sohn Hans Seyfried auf
Leulzmannstorf und Ochsenburg, Herr der Herrschaften Carlstetten, Toppel
und Anzenhof, gest. 1676. Derselbe wurde 16. Nov. 1664 mit seinen
Vettern vom Kaiser Leopold I. in den Freiherrenstand erhoben, und der
Sohn aus zweiter Ehe mit Elisabetha Judith v. Bernhardin, Georg
Ehrenreich, geb. 1647, gest. 28. Febr. 1723, erhielt mit seinen Nach-
kommen vom Kaiser Joseph I. 18. Sept. 1705 die Reichsgrafenwürde.
Georg Ehrenreich verm. sich 1685 mit Eva Elisabeth Gräfin v. Kornfail,
geb. 1649, und der zweite Sohn, Georg Friedrich, geb. 11. Juli 1688,
gest. 1762, setzte in der Ehe mit Anna Charlotte Gräfin v. Auersperg,
geb. 1. Juli 1690, verm. 26. Aug. 1715 und gest. 3. Mai 1743, den
gräflichen Stamm fort. Der vierte Sohn aus dieser Ehe, Georg August
Anton, geb. 3. Aug. 1729, gest. 10. Nov. 1775, k. k. Hauptmann,
vermählt mit Anna Eleonora Freiin v. Korwinsky, hinterliess den Grafen
Georg August, geb. 11. Dec. 1771, gest. 8. Febr. 1828, und aus der
Ehe desselben mit Caroline Friederike v. Hirsch, geb. 1774, stammt
das jetzige Haupt der Familie :
Graf Georg RUDOLPH v. Lasberg, Freiherr von Loizmannsdorf
und Ochsenburg, geb. 1806, k. k. Platzmajor in Verona, verm. im
October 1838 mit Clara Gräfin Beleznay, geb. 27. Jan. 1814. — Der
Bruder desselben ist Graf Georg Carl, geb. 1814.
;
GBAFEN BAILLBf V. LATOUR. 15
Grafen Baillet v. Latour.
^atlioltfd). Ocflerretd) unb Belgien.
Besitz: die Güter Hoszuszö, Kelmak und Bellotiniz im Banat eic.
Wappen: im blauen Schilde ein goldenes schwellendes Segel, welches an
einem querliegenden goldenen Stabe herabhängt. Auf der Grafenkrone erhebt sich
ein Helm, aus welchem der rechtssehende Kopf eines Thieres mit dem Halse
emporwachst. Die Helmdecken sind blau und golden, und den Schild halten zwei
auswärtssehende schwarze Adler. So ergeben ältere Lackdrücke, welche mit Fahnen
und zahlreichen Armaturen umgeben sind, das Wappen, und so findet sich auch
dasselbe, doch ohne Helmschmuck, im Wappenbuche der österreichischen Monarchie,
Bd. IV, 48. Band XVIII des genannten Werkes giebt Tab. 3 den Schild der Länge
nach getheilt; rechts stehen in Silber drei (2 und l) schwarze Mohnköpfe an
langen, mit zwei grünen Blättern versehenen Stielen, links in Blau hängt von drei
goldenen Bingen an goldenem Stabe ein goldenes schwellendes Segel herab. Den
Schild deckt eine Tpcrlige Marquisenkrone. — Das Genealogische Taschenbuch der
gräflichen Häuser nimmt in Blau ein goldenes, schwellendes Segel an, welches an
fünf goldenen Bingen von einem dergleichen querliegenden Stabe herabhängt.
Die Grafen Baillet v. Latour stammen aus einer altadeligen Familie
in Burgund, von welcher die ältere Linie unter Philipp dem Guten,
Herzog von Burgund, sieh in den Niederlanden ansässig machte. Der
alte Adel des Geschlechts wurde vom König Carl II. von Spanien
1. Sept. 1674 bestätigt und die Grafenvviirde gelangte 10. März 1719
in die Familie, wobei das Familienmajorat La Tour im Luxemburgischen
zur Grafschaft erhoben wurde. Das Schloss dieser Grafschaft, welche
zuletzt Graf Maximilian, gest. 1806, k. k. Feld-Zeugmeisler und Hof-
Kriegs-Präsident, besass, wurde 1794 in den Revolutionsstürmen zerstört.
Die aus der älteren Linie nach Oesterreich sich gewendeten Familien-
glieder sind zu sehr hohen Ehrenstellen gelangt.
Die Familie der Grafen Baillet v. Latour scheidet sich jetzt in eine
ältere Linie in Oesterreich und in eine jüngere in Belgien.
Das jetzige Haupt der älteren Linie in Oesterreich ist: Graf
JOSEPH (II.) — Sohn des Grafen Joseph (I.), geb. 24. Nov. 1775,
gest. 18. Sept. 1831, k. k. Kämmerers und Obersten, aus der Ehe mit
Franziska Freiin v. Türler, geb. 15. Juli 1790, und Enkel des k. k.
1(>
GRAFEN V. LEDEBUR-WICHELIV.
Feld-Zeugmeisters uud Hof-Kriegs- Präsidenten Grafen Maximilian —
geb. 19. März 1816, k. k. Major i. d. A., verm. 20. Oct. 1846 mit
Henriette Gräfin v. Kolowrat-Krakowsky, geb. 28. Juli 1829, aus welcher
Ehe Graf Heinrich entsprossen ist.
Vom Grafen Theodor — einem Sohne des Grafen Maximilian, dem
Bruder des Grafen Joseph (I.) und somit dem Enkel des Feld-Zeug-
meisters Grafen Maximilian — geb. 15. Juni 1780, gest. 6. Oct. 1848,
k. k. Feld-Zeugmeister und Kriegs-Minister, stammt aus der Ehe mit
Sophia Grälin v. Bourcier, geb. 15. Juli 1796, verm. 11. Juli 1816:
Graf Carl Theodor, geb. 9. Oct. 1822, Herr der Güter Hoszuszö,
Kelmak und Bellotintz im Banat, k. k. Kämmerer und Hauptmann i. d. A.,
verm. 20. Juni 1846 mit Christine Gräfin Szäpäry, geb. 23. Febr. 1824.
Die zwei Söhne desselben sind die Grafen: Theodor Carl Vincenz, geb.
20. April 1847, und Vincenz Carl Maximilian, geb. 5. Oct. 1848.
Das Haupt der jüngeren Linie in Belgien ist Graf GEORG — Sohn
des Grafen Ludwig, geb. 12. Febr. 1753, k. franz. General-Lieutenants,
eines Bruders des k. k. Feld-Zeugmeisters Graf Maximilian — geb.
1800, welcher mit Clemenza, einer Tochter des Herzogs v. Bassano,
vermählt war, aus welcher Ehe zwei Töchter leben.
Grafen v. Ledebnr-Wichelii.
^otrjoltfd). ®eftermd).
Besitz: die Majoratsherrschafien Kostenblat mit Krzemusch, Priesnilz und Schöberitz in
Böhmen.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild ; im goldenen Miüelschild ein
schwarzer, rechtssehender, ausgebreiteter Adler. 1 und 4 in Roth ein silberner,
nicht ganz bis an den Rand des Feldes reichender Sparren (Stammwappen). 2 und 3
in Roth drei silberne Querbalken. Auf der Grafenkrone erheben sich drei Helme.
Auf dem rechten Helme stehen über einem roth-silbernen Wulste zwei schräg
auswärts gekehrte, in der Mitte breite, oben aber spitz zugehende, mit dem Sparren
des 1. und 4. Feldes belegte, schwarze (nach Einigen purpurfarbene, oder grüne)
Federn (Ledebur'scher Helm). Der miniere gekrönte Helm trägt den Adler des
Miüclschildes und der linke ebenfalls gekrönte Helm einen wachsenden, einwärts-
GRAFEN V. LEDEBUR-WICHELIS. 1 7
sehenden, doppelt geschweiften Löwen von natürlicher Farbe. Die Helm decken
sind rechts und links rotli und silbern, in der Mitte gülden und schwarz, lieber
den rechten und linken Helm ist in Folge des Wappens der Freiherren Ledebur
v. \\ ichein kein Zweifel, den mittleren, bei Erhebung in den Grafcnsland hinzuge-
kommenen stellt die Redaction in Frage, da derselben weder eine Abbildung, noch
ein Lackabdruck bisher bekannt geworden ist.
Uraltes weslphälisches, in mehreren Linien blühenden Adels-
geschlccht, dessen Stammhaus und der Sitz der Hauptlinie Wichein in
Westphalen ist. Die Warburger Linie in der Grafschaft Ravensberg
besass früher das Erb-Jägermeisteramt im Hochstifte Osnabrück und
vorher besass das Geschlecht schon das Erb-Truchsessenamt im Stifte
Hervorden. Im 17. Jahrhundert breitete sich die Familie auch in
Böhmen aus und erlangte sehr bedeutenden Grundbesitz. Johann Dietrich
wurde 19. Juni 1669 und Alexander Johann, Gutsbesitzer in Böhmen,
wie Einige angeben, 7. Dec. 1719 böhmischer Freiherr. Ein Nach-
komme Johann Dietrichs, nicht der Enkel, wie die weiter unten anzu-
gebende Ahnentafel der Grafen v. Ledebur-Wicheln zeigt, August Clemens
Engelbert Freiherr v. Ledebur erhielt vom Kaiser Franz I. 16. Aug.
1807 die Grafenwürde. Wie in Böhmen, so breitete sich auch später
in Preussen die Familie weit aus und mehrere Glieder derselben sind,
namentlich in Militärdiensten, zu hohen Ehrenstellen und zu grossem
Ruhme gelangt: ein Ruhm, welchen mit denselben besonders Leopold
v. Ledebur, k. preuss. Hauptmann v. d. A. , der bekannte Director der
k. Kunstkammer in Berlin und Herausgeber mehrerer gediegenen histo-
rischen Werke, theilt, welcher als Kunstkenner, Geschichtsforscher,
Genealoge und Heraldiker nach Verdienst geschätzt wird.
Die Abstammung der hier zu besprechenden Grafen v. Ledebur-
Wricheln ergiebt sich aus nachstehender Ahnentafel: Johann Wilhelm
v. Ledebur zu Wichein ; Gemahlin : Helene v. Wrede zu Amecke. —
Friedrich Bernhard Freiherr v. L. z. W. ; Gemahlin: Anna Catharina
v. Wrede zu Raigern. — Carl Friedrich Freiherr v. L. zu Wichein
und Ostinghausen; Gemahlin: Ollilie Freiin zu Schorlemmer. — Friedrich
Wilhelm Freiherr v. L. zu W. und 0.; Gemahlin: Friederike Louise
Freiin v. WTendt zu Wiedenbruck. — August Joseph Graf v. Ledebur-
Wicheln und Ostinghausen, geb. 16. Dec. 1772, gest. 26. Aug. 1846,
Herr der Herrschaften Kostenblat und Krzemusch etc. in Böhmen; Ge-
mahlin* Therese Gräfin v. Hartig, geb. 10. Aug. 1787, verm. 27. Juli
1804, gest. im Jan. 1830.
Vom Grafen August Joseph stammt das jetzige Haupt der Familie:
Graf ADOLPH Benno, geb. 14. Juni 1812, Majoratsherr der Herr-
schaften Kostenblat mit Krzemusch, Priesnitz und Schöberitz in Böhmen,
k. k. Kämmerer, verm. 22. Jan. 1838 mit Johanna Gräfin v. Nostitz,
geb. 22. Jan. 1819. Aus dieser Ehe stammen drei Söhne, die Grafen:
Johann, geb. 31. Mai 1842, Franz, geb. 16. April 1844, und Adolph,
geb. 22. Jan. 1848.
18
GRAFEN V. LKHNDORF.
Grafen v. Lehndorf.
6oangeltfd).
pxttxftcn.
Besitz: *lie Herrschaficn Stein ort und Warglitien mit Landkeim in Ostpreassen.
Schwarz ein silbernes
einwärtsgekehrter gol-
Wappen: quadrirter Schild mit goldener Einfassung und mit Mittelschild.
Im silbernen Miltelschild zwischen zwei schwarzen Adlersfiügcln ein rother, senk-
recht stehender, oben und an den Seiten mehrfach geasteter Corallenzweig.
(Stammwappen.) Nach der von Dienemann gegebenen Abbildung scheint der
Corallenzweig mehr eine oben und unten abgeschnittene, willkürlich geastete rothe
Staude zu sein, welche zwischen zwei blauen Adlcrsllügeln steht, v. Meding
beschreibt nach Siebmacher und einer Stammbuchzeichnung das Stammwappen, wie
folgt: in Silber eine dünne, mit drei Wurzeln ausgerissene rothe Staude, welche
oben in zwei Zweige ausgeht, welche sich schräg von einander beugen. Jeder
derselben ist nahe an der Spitze inwendig und auswendig einmal gleichseitig geastet
und in der Mitte wird die Staude auf jeder Seite von einem ihr angehefteten,
niederwärts bangenden, schwarzen Adlcrsllügel besetzt. — 1 in Roth ein mit der
Sichel nach oben gekehrter silberner Halbmond, welcher etwas unter der Mitte
nach links duich einen rothen Ring gezogen ist; 2 in
preussisches Johanniterkreuz ; 3 in Schwarz ein gekrönter,
dener Löwe mit doppeltem Schweife, und 4 in Rlau drei (2 und 1) goldene Sterne.
Auf dem Scbilde stehen drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt die schwarzen
Flügel des Mittelschildes, zwischen denen der rothe Corallenzweig schwebt (Helm
des Stammwappens); der mittlere einen schwarzen, doppelten, golden bewehrten
Adler, welcher in der rechten Klaue den goldenen Reichsapfel, in der linken das
Schwert mit goldenem Gefäss hält, und aus dem linken Helme wächst einwärts-
gekehrt ein gekrönter schwarzer Greif auf, dessen rechter Flügel, soweit derselbe,
etwa zwei Federn breit, hervortritt, so wie der Schnabel und die rechte Kralle
golden, nach Dienemann silbern sind. Die Helmdecken sind rechts silbern und
roth, links schwarz und golden, und den Schild hallen bisweilen zwei auswärts-
sehendc, doppelt geschweifte und gekrönte Löwen. — Das eben beschriebene Wappen
giebt das Wappenbuch der preussischen Monarchie, als dasjenige, welches der Familie
bei der zweiten Erhebung in den preussischen Grafenstand, 3. Jan. 1791, ver-
liehen worden ist. Dagegen weicht nach diesem Wappenbuche das reichsgräfliche
Wappen vom 10. Aug. 1686, welches in Kurbrandenburg 30. Sept. 1687 anerkannt
wurde, von dem beschriebenen Wappen dadurch ab, dass Feld 1 der Mond ohne
Gesicht ist und dass auch Feld 2 in Schwarz einen einwärtsgekehrten, gekrönten
und doppelt geschweiften goldenen Löwen zeigt. — Im Wappenbuche der preussi-
schen Monarchie ragt übrigens in beiden Wappen der rechte Kopf und Hals des
GRAFKN V. LEHNDORF. 19
Doppeladlers auf dem mittleren Helme mehr als der linke empor. — Abdrücke von
älteren, offenbar vor dem Jahre 1791 gestochenen Petscbaften der jetzt noeb
blübendcn reicbsgräflicben Familie, so wie neuere Petscbaftc zeigen aber ganz
deutlich im zweiten Felde ein schwebendes Kreuz, und es könnte hier, namentlich
Dieuemann gegenüber, aus welchem wohl die Zeichnung im preussischen Wappen-
bm he genominen ist, ein Irrthum obwalten. Davon, dass das Kreuz ein Jobanniter-
kreuz sei, würde freilieb abzusehen sein, wenn nicht, da mehrere Glieder der
Familie diesen Orden getragen, dasselbe im 18. Jahrhundert statt des Löwen in
das zweite Feld gesetzt worden ist. Den Reichsadler auf dem mittleren Helme
zeigen mehrere Petschafte mit über demselben schwebender Krone und mit Ringen
und Zöpfen ; auch halten den Schild oft zwei auswärtssehende, gekrönte und doppelt
geschweifte Löwen.
Die Grafen v. Lehndorf sind einem ursprünglich deutschen Ge-
schlechte entsprossen, welches auch Lehendorf und vorher LegendorfT
geschrieben wurde, in den ältesten Zeiten in Ungarn bekannt war und
durch die deutschen Ordensritter nach Liefland und Preussen kam. Ueber
das Land, aus welchem die Familie stammt, sind die Angaben sehr ver-
schieden. Einige suchen den Ursprung in Sachsen, Andere in Oester-
reich und noch Andere in Braunschweig, wo sich ein Amt gleichen
Namens findet. — Otto v. LegendorfT zeugte 1205 in einem Grenzver-
trage des Klosters Dobrilugk. In Preussen war die Familie schon im
15. Jahrhundert bekannt. Paul v. Legendorfl* starb als Bischof von
Ermland, und Fabian v. LehndorfF war von 1576 — 1583 Oberburggraf
in Preussen. Christoph v. Lehndorff kommt 1602 als fürsll. Anhaltscher
Rath vor, Johann war 1645 kurbrandenb. Geh. Bath, und Friedrich
Wilhelm 1676 kurbrandenb. General-Major.
Der Grafenstand ist durch zwei Ernennungen in die Familie ge-
kommen. Ahasverus v. Lehndorf, aus dem Hause Steinorth, Oberburg-
graf in Preussen und General-Lieutenant, wurde vom Kaiser Leopold I.
10. Aug. 16S6 in den Reichsgrafensland erhoben und diese Erhebung
erhielt 30. Sept. 1687 vom Kurfürsten Friedrich Wilhelm zu Brandenburg
die Anerkennung. Später erlangte Melchior Gerhard Leopold v. Lehndorf
MS dem Hause Stalzen, Erbherr auf Stalzen, Markein etc., vom König
Friedrich Wilhelm von Preussen 3. Jan. 1791 die preussische Grafenwürde.
Die Abstammung der jetzigen Grafen v. Lehndorf, welche zu der
nirhsgräflichen Linie gehören, ergiebt sich aus nachstehender Ahnentafel:
Sebastian v. Lehndorf aus dem Hause Steinorth; Gemahlin: Judith
v. Kannacher. — Melnhard; Gemahlin: Elisabeth Freiin v. Eulenburg.
— Ahasverus, erster Beichsgraf v. Lehndorf, geb. 1634, gest. 1694;
dritte Gemahlin: Maria Elconora Gräfin v. Dönhof, verm. 1686, gest.
1724. — Ernst Ahasverus, geb. 4. Jan. 16S8, gest. 9. Mai 1727,
k. preuss. Oberst und Aratshauptmann zu Memel; Gemahlin: Maria Luise
v. Wallenrodt, geb. 2. Oct. 1695, verm. 17. Nov. 1719, gest. 12. Febr.
1775. — Ernst Ahasverus Heinrich, geb. 9. Mai 1727, Herr auf
Steinorth etc., Land-Hofmeister des Königreichs Preussen mit dem Titel:
Excellenz seil IS03, gest. 18..; zweite Gemahlin: Amalia Caroline
Gräfin v. Schmeltau, geb. 9. April 1751, verm. 28. Jan. 1767, aus
welcher Ehe das jetzige Haupt der Familie, Graf Carl Friedrich Ludwig
Christian, stammt.
2*
20 GRAFEN V. LEININGEN.
lieber die Abstammung des 1791 in den prcussischen Grafenstand*
erhobenen Melchior Gerhard Leopold findet sich Folgendes vor: Ludwig
v. Lehndorf, gest. 1717; Gemahlin: Gatharina v. d. Alben. — Carl
Ludwig, Herr auf Statzen, Ludwigswalde etc., geb. 11. Juli 1693, gest.
28. Febr. 1745; Gemahlin: Maria Elisabeth v. Braucbitscb , geb.
21. April 1700, gest. 18. Mai 1786. — Melchior Gerhard Leopold,
geb. 8. Nov. 1735, Herr auf Markein (Maxheim), Bandeis und Statzen,
k. preuss. Hauptmann a. D. ; Gemahlin : Albertine Charlotte Auguste
v. Tetlau, geb. 1749, verm. 1768, gest. 1780. Nachkommen aus dieser
Ehe sind nicht aufgezeichnet, und so ist denn diese Linie erloschen.
Das jetzige Haupt der reichsgräflichen Linie ist: Graf CARL
Friedrich Ludwig Christian, geb. 17. Sept. 1770, Herr auf Steinort,
Landkeim etc., k. preuss. General-Lieutenant a. D. und Land-Hofmeister
im Königreich Preussen, verm. 26. Aug. 1823 mit Pauline Gräfin
v. Schlippenbach, geb. 30. Nov. 1805, geschieden 1840. Aus dieser
Ehe stammen drei Söhne, die Grafen: Carl Meinhard, geb. 20. Oct.
1826, Attache' bei der k. preuss. Gesandtschaft in Dresden, verlobt mit
Anna Gräfin v. Hahn, geb. 17. Dec. 1830; Heinrich Ahasver Emil August,
geb. 1. April 1829, k. preuss. Lieutenant, und Georg Hermann Albrecht,
geb. 4. Oec. 1833.
Grafen v. Lehmigen.
llathcrUfd) un& JTuthcrtfd).
&abtn} ßaQcvn, ©roßher^ogtljum Reffen, tfaffem.
Besitz: die Kellereien Billigheim und Nendenau etc.; die Grafschaft Westerburg, die grund
herrschaftliche Herrschaft Schadeck, die Herrschaft Ilhcnstadl etc.
(Den Häuptern der Hauser und Linien kommt das Prädical: ,, Erlaucht" zu.)
"Wappen dos Hauses Leiningen -Dachshurg: qnndrirtcr Schild mit Mittel-
aclijld. Im rollten Mittelscbilde ein dasselbe ganz überziehendes silbernes Kreuz
GRAFEN V. LEIiNLNGKN. 21
(Aepermont). 1 und 4 in Blau drei (2 und 1) rechtssehende silberne Adler, nach
Einigen: Geyer, über welchen ein rotfaftr Turnierkragen mit drei Lätzen Bebwebt
(Leiningen). 2 und 3 in Silber ein schwarzer, rechtsgewendeter Löwe, über
welchem acht silberne Lilien -Scepter, welche aus einer silbernen Kugel in Form
eines gemeinen und eines Andreaskreuzes gehen, gelegt sind, mit einem rotben
Kcbildesrand (Dachsburg). Auf dem Schilde erheben sich drei Helme, von denen
der linke geklönt ist. Der rechte Helm trägt einen grünen Baum mit silbernen
Blutben (Leiningen); der mittlere einen offenen schwarzen Adlersllng, von dessen
Flugein jeder mit sieben silbernen Herzen in Form eines Patriarchenkreuzes (1, 2,
1. 2, I) belegt ist (Dachsburg), und der linke Helm eine Geckige, an jeder Ecke
mit Pfauenfedern geschmückte Tafel, auf welcher sich das Mittelschild wiederholt
(Aspermont). Die Decken des rechten Helmes sind blau und silbern, die des
mittleren schwarz und silbern und die des linken roth und silbern.
Wappen des Hauses Leiningcn-Westerburg: quadrirter Schild mit Mittel-
schild. Im goldenen Mittelschild ein blaues, dasselbe ganz überziehendes Kreuz
(konnte schon von Trier nicht gedeutet werden). I und 4 das oben beschriebene
Wappen der Grafschaft Leiningen. 2 und 3 in Roth ein schmales, das ganze Feld
überziehendes goldenes Kreuz, welches in jedem Winkel von fünf als Andreaskreuz
gestellten goldenen Kreuzen begleitet ist (Westerburg). Ueber dem Schilde stehen
drei ungekrönte Helme. Der rechte Helm trägt einen grünen Baum mit silbernen
Bluthen i Leiningen); der mittlere einen offenen, rotben Adlersflug (Westerburg),
und der linke einen Pfaucnsehweif. Die Decken des rechten Helmes sind blau
und silbern, die des mittleren golden und roth und die des linken blau und
golden.
Der Ursprung des Hauses Leiningen , eines der ältesten deutschen
Dynastengeschlechler, welches den Namen von dem Schlosse Alt-Leiningen
im Westerreiche führt, verliert sich in sehr frühe Zeit des Mittelalters.
Schaflard war 1019 auf dem Turnier zu Trier, Emich 1119 zu Göt-
tingen, Emich IL 1165 zu Zürich, und Hess 1179 zu Cöln. Bischöfe
waren Emerich von 1065—1077 zu Augsburg, Siegfried von 1127 — 1142
zu Speier, Hozelin von 1130 — 1131 zu Würzburg, und Embrich von
1131 — 1147 ebendaselbst. Mit dem Grafen Friedrich 1. erlosch 1220
der Mannsstamm der alten Grafen v. Leiningen.
Die neueren Grafen v. Leiningen stammen aus dorn weiblichen
Stamme der älteren. Friedrichs I. Schwester, Luccarde, war die Ge-
mahlin Simons II. Grafen v. Saarbrücken. Dieselbe hinlerliess drei
Söhne, von denen der ältere, Simon III., den Stamm der Grafen
v. Saarbrücken, welcher 13S0 erloschen ist, fortsetzte, der jüngste
aber, Friedrich, welcher sich, nach dem von ihm erbauten Schlosse
Ihudenburg, Hardenburg nannte, folgte dem Bruder seiner Mutter, dem
letzten Grafen v. Leiningen, Friedrich L, in den leiningschen Besitzungen,
nahm den Namen Leiningen an und wurde der Stifter des neueren gräf-
lichen Hauses Leiningen, oder Leiningen-Hardenburg, welches durch den
älteren Sohn Friedrichs, Simon, in den Besitz der Grafschaft Dabo oder
Dachsburg in den Vogesen kam. Simon vermählte sich nämlich 1223 mit
Gertrud, einer Tochter des letzten Grafen von Dachsburg, Albrecht, nach
dessen Absterben Dachsburg dem Bischof von Sirassburg als Lehnsherrn
zufiel. Letzterer belehnte 1223 mit dem später, 1678, zerstörten Schlosse
Dachsburg den Grafen Simon v. Leiningen, auf welchen, nach dem 1 234
erfolgten Absterben* der jüngere Bruder, Friedrich III. , folgte. Fried-
richs IV. zwei Söhne, Friedrich V. und Joffried (Gottfried; theilten
22 GBAFEN V. LKININGKN.
1317 den Besitz und stifteten zwei Hauptlinien: die ältere, oder Fried-
richsche, und die jüngere, oder Joftriedschc.
Der Stifter der älteren, Friedrichsclien Linie, Graf Friedrich V.,
vermählte sich mit der Tochter Guidos v. Chatillon und Margarethens
v. Valois, der Schwester König Philipps von Frankreich, Maria v. Blois,
Willwe des Herzogs Rudolph von Lothringen. Der Enkel desselben,
Friedrich VII., erlangte 1423 vom Kaiser Sigismund als erbliches Reichs-
lehen das Recht der Bergwerke, und dem Urenkel Hesso erneuerte 1444
Kaiser Friedrich III. die alte Landgrafschaft zu Leiningen, erhob dieselbe
zur geforsteten Reichslandgrafschaft und verlieh ihm das Prädicat: Land-
graf zu Leiningen. Landgraf Hesso starb 1467 als Letzter seiner Linie,
worauf seine Schwester Margarethe, Wittwe des Grafen Reinhards IV.
von Westerburg, unterstützt vom Pfalzgrafen und Kurfürsten Friedrich
dem Siegreichen, trotz des Widerspruches der jüngeren , Joffriedschen
Hauptlinie, sich des grössten Theils der hinterlassenen Besitzungen be-
mächtigte, den gräflichen Titel v. Leiningen ahnahm und ein neues gräf-
liches Haus Leiningen, jetzt Leiningen-Weslerburg genannt und in zwei
Linien: Alt- und Neu-Leiningen getheilt, stiftete. Der landgräfliche Titel
war mit Hesso erloschen. — So führen denn seit 1467 zwei ver-
schiedene Familien den Namen Leiningen, nämlich Leiningen, die Familie
der neueren Grafen v. Leiningen, welche vou dem weiblichen Stamme
der mit Friedrich I. 1220 im Mannsstamme ausgestorbenen älteren
Grafen v. Leiningen, von Luccarde Gräfin v. Saarbrücken stammen, und
Leiningen-Weslerburg, die Familie der neuesten Grafen v. Leiningen,
welche von dem weiblichen Stamme der älteren, Friedrichsclien Haupt-
linie der neueren, 1467 mit Hesso im Mannsstammc erloschenen Grafen
v. Leiningen, von Margaretha Gräfin v. Westerburg entsprossen sind.
Das Haus Leiningen umfasst seit 1220 die Nachkommen der neueren
Grafen v. Leiningen und besteht jetzt im Mannsslamme, da der Manns-
stamm der älteren, Friedrichsclien Hauptlinie 1167 ausgegangen ist,
nur noch in der jüngeren, .Joffriedschen Hauptlinie. Diese letztere Linie
führte, wegen der Ansprüche auf sämmtliche, vom Landgrafen Hesso
verlassene Besitzungen, über 300 Jahre einen Process bei dem kaiser-
lichen Kammergericht und später bei dem Reichshofrathe. Da dieselbe
nach Hessos Tode in Besitz der Grafschaft Dachsburg gekommen war,
nahm sie den Namen Leiningen-Dachsburg an. Emichs IX., gest. 1541,
zwei Söhne, Johann Philipp, gest. 1562, und Emich X., theilten den
väterlichen Besitz und stifteten zwei Linien : Ersterer die Linie Leiningen-
Dachsburg-Hardenburg, die jetzige fürstliche Linie, Letzterer die Linie
Leiningen- Dachsburg -Heidesheim- Falkenburg. In der Linie Leiningen-
Dachsburg-Heidesheim-Falkenburg entstanden durch Emichs XII. drei Söhne,
Georg Wilhelm, Emich Christian und Johann Ludwig, drei Unterlinien.
Georg Wilhelm stiftete die Linie Leiningen -Falkenburg in Heidesheim,
welche 1766 mit Christian Carl Reinhard ausgestorben ist; Emich
Christian gründete die 1709 ganz erloschene Linie in Dachsburg, und
Johann Ludwig die Linie in Güntersblum, welche" in der Hauptlinie
1774 im Mahnsslamme ausgegangen ist, von welcher aber noch eine
GRAFEN V. LEIN1NGE1N.
23
Nebenlinie blüht , die das jetzige gräfliche Haus Leiningen bildet und
aus zwei Speciallinien: früher Leiningen -Güntersblum und Leiningen-
Heidesheim, besieht. In Folge der für Güntersblum und Heidesheim
durch Reichsdepulalionshauptschluss von 1803 erhaltenen Besitzungen
nennt erstere sich jetzt Leiningen-Billighcim, letztere Leiningen-Neudenau,
und die Besitzungen der fürstlichen und dieser beiden gräflichen Linien
sind gemeinschaftliche Familien-Fideicommisse. Durch Uebereinkunft
vom 24. Juni 1829 setzten der Fürst und die Grafen v. Leiningen ihre
agnatischen Verhältnisse fest und dieselben wurden landesherrlich vom
Grossherzog von Baden bestätigt.
Die vormalige Dachsburg - Hardenburgische Speciallinie, jetzt das
fürstliche Haus Leiningen, erhielt 3. Juli 1779 die reichsfürstliche
Würde.
Von der vormaligen zur Joflriedschen Hauptlinie des Hauses Lei-
ningen gehörigen Heidesheim-Falkenburgschen Speciallinie war nach dem
oben Angeführten nur die jüngste Unterlinie, vormals Leiningen-Falkenburg
in Güntersblum, übrig geblieben, welche Emichs XII. dritter Sohn,
Johann Ludwig I., geb. 1643, gest. 1687, gegründet hatte. Von der
ersten, in Gewissensehe mit demselben lebenden, später auch verlassenen
Gemahlin, Amalia Sybilla Gräfin v. Daun zu Falkenslein, stammte Johann
Ludwig II., geb. 1673, verm. mit Anna Ernestine Gräfin v. Vehlen und
Meggen, venu. 1694, gest. 1729. Aus dieser Ehe entspross Johann
Franz, geb. 1698, verm. 1736 mit Charlotte Gräfin v. Walderode-
Eckhausen, verw. Gräfin v. Formentini, gest. 1745, aus welcher Ehe
zwei Söhne stammten , Wilhelm Carl und Wenzel Joseph. Beide stif-
teten zwei Unterlinien : Ersterer die Linie Leiningen-Billigheim, vormals
Leiningen-Güntersblum, Letzterer die Linie Leiningen-Neudenau, vormals
Leiningen -Heidesheim. Diese Nachkommen aus erster Ehe Johann
Ludwigs I. waren durch die männlichen Nachkommen aus zweiler Ehe
bis zum Vergleiche von 1787 von der Nachfolge in leiningschen Be-
sitzungen verdrängt. — Von Johann Ludwigs I. zweiter Gemahlin,
Sophia Sybilla Gräfin zu Leiningen-Westerburg-Oberbrunn, verm. 1678,
stammte Emich Leopold, dessen Nachkommenschaft mit dem jüngsten
seiner beiden Söhne, Friedrich Theodor Ludwig, geb. 1715, im Manns-
stamme 1774 erlosch, worauf das fürstliche Haus Leiningen die von
dieser Linie besessenen Antheile an der Grafschaft Leiningen und Dachs-
burg in Besitz nahm. Doch wurde die Descendenz des aus Johann
Ludwigs I. Gewissensehe abstammenden Johann Ludwigs II. durch
reichshofräthliche Erkenntnisse von 1782, 1783 und 1784 für recht-
mässige Nachkommenschaft Johann Ludwigs I. anerkannt und derselben
das Recht der Nachfolge separatim auszuführen eingeräumt. Durch
Vergleich mit dem Fürsten v. Leiningen erhielt dieselbe 1787 die Aemter
Güntersblum und Heidesheim und succedirte sonach in der Hälfte der
Leiningen- Dachsburg -Falkenburgischen Lande dem erloschenen Emich-
Leopoldschen Zweige. Die Brüder Wilhelm Carl und Wenzel Joseph
theilten sich in diese Aemter und bildeten zwei Unterlinien, Ersterer die
Linie Leiningen-Güntersblum, Letzterer die Linie Leiningen- Heidesheim.
24 GRAFEN V. LEIMNGEN.
Für den Verlust dieser durch den Lüneviller Frieden an Frankreich
gelaugten leiningschen Landestheile auf der linken Rheinseite wurden
dieselben durch die Kellereien Billigheim und Neudenau, jetzt unter
badischer Staatshoheit, entschädigt, und Leiningen -Güntersblum nennt
sich jetzt Leiningen- Billigheim, Leiningen- Heidesheim aber Leiningen~
Neudenau.
Das Haus Leiningen-Westerburg besteht, wie angegeben, seit 1467
als Forlsetzung der alteren, Friedrichseben Hauptlinie und stammt dem
männlichen Stamme nach von den alten Herren zu Runkel. Siegfried III.
war um 1236 Herr zu Runkel, Westerburg und Schadeck, und der
Enkel desselben, Heinrich L, erhielt durch seine Gemahlin, Agnes
v. Limburg, Schwester des Kaisers Adolph aus dem Hause Nassau, die
Herrschaft Schaumburg. Derselbe theilte 1228 mit Siegfried, dem Sohne
seines Vatersbruders Theodorich I., so, dass Heinrich I. Westerburg und
Schadeck, Siegfried aber Runkel erhielt. Von der Nachkommenschaft
Heinrichs I. gelangte Reinhard IV. durch seine Gemahlin Margaretha
(s. oben) zum Besitze eines Theils der Grafschaft Leiningen und stiftete
das Haus Leiningen-Westerburg, welches sich 1557 in die drei Linien
Alt- und Neu-Leiningen, Westerburg und Schadeck, und Schaumburg
und Cleeburg theilte. Erslere beide sind erloschen, die letztere aber
hat sich durch zwei Söhne Georg Wilhelms, gest. 1695, Christoph
Christian, gest. 1728, und Georg IL, gest. 1726, in zwei jetzt blühende
Speciallinien gelheilt. Es gründete nämlich Ersterer dieChristophsche Linie,
oder Alt - Leiningen - WTeslerburg, Letzterer die Georgsche, oder Neu-
Leiningen -Westerburg, und die Besitzungen dieser beiden Linien sind
gemeinschaftliche Familien -Fideicommisse nach dem Rechte der Erst-
geburt. Die Christophsche Linie, Haus Alt-Leiningen-Westerburg, erhielt
durch Reichs-Deputations-Hauptschluss von 1803 für den Güterverlust
auf der linken Rheinseite die ehemalige Prämonstrntenser-Ablei llbenstadt
in der Wetterau mit der Landeshoheit in ihrem geschlossenen Umfange.
Durch die rheinische Rundesacte von 1806 wurden die Grafschaft
Westerburg und die grundherrliche Herrschaft Schadeck der grossherz.
bergischen — seit 1815 herz, nassauischen — Souverainetät, erstere
standesherrlich, letzlere grundherrlich, und die Herrschaft llbenstadt,
grossherz. hessischer Souverainetät, standesherrlich untergeordnet. An
Westerburg und Schadeck besitzt diese Linie die Hälfte, die andere
steht der Georgschen Linie zu. Die durch den Wiener Congress zurück-
erhaltenen, unter onerösem Titel noch nicht veräusserten früheren
überrheinischen Besitzungen brachte die Christophsche Linie, durch
Uebereinkunft mit der Georgschen, an sich. Die Georgsche Linie, Neu-
Leiningen-Westerburg, besitzt, wie erwähnt, die Hälfte von Westerburg
und Schadeck unter herz, nassauischer Staatshoheit. Die 1803 für den
Antheil an der Grafschaft Leiningen auf der linken Rheinseite erhaltene
Cislercienser-Frauen-Abtei Engellhai etc. wurde an den Grafen v. Solms-
Wildenfels verkauft. — Durch kön. dänischen Ausspruch vom 22. Febr.
1785 wurde dieser Linie das Erbrecht auf die Grafschaft Laurwigen in
Norwegen, seit 1805 in einem grossen Fideicommiss-Capitale bestehend,
GRAFEN V. LEITUNGEN. 25
bestätigt, und hat denn dieselbe, nach Erloschen des Mannsstammes der
Grafen v. Ahlefeldt, auf den Genuss dieses Fideicommisses die nächste
Anwartschaft.
Die jetzigen Grafen v. Leiningen gehören, nach dem Angeführleu,
eben so dem Hause Leiningen -Hardenburg, wie dem Hause Leiningen-
Westerburg zu. Die aus der Linie Leiningen-Heidesheim-Falkenburg des
enteren Hauses entsprossenen Grafen — die Linie Leiningen-Hardenbiirg
ist fürstlich — werden jetzt nach den zwei Speciallinien Leiningen-
Billigheim, früher Güntersblum, und Leiningen-Neudenau, früher Hcides-
heiin, aufgeführt. Die zum Hause Leiningen -Weslerburg gehörenden
Grafen kommen jetzt als Glieder der Speciallinien All-Leiningen-Wester-
burg und Neu-Leiningen-Westerburg vor.
Aus dem reichen Schatze der Leiningschen Ahnentafeln ist für
Gegenwart und Zukunft namentlich Nachstehendes von grossem Interesse:
Leiningen-Billighcim, früher Güntersblum : Johann Franz —
Sohn des Grafen Johann Ludwig II. und Anna Ernestiucns Gräfin v. Vehlen
und Meggen — geb. 22. Mai 1698; Charlotte Gräfin v. Walderode-
Eckhausen, verw. Gräfin v. Formenlini, venu. 6. Juli 1736, gest. 1745.
— Wilhelm Carl, Stifter dieser Speciallinie, geb. 5. Juli 1737, gest.
26. Jan. 1809, k. bayer. w. Geh. Rath, Kämmerer und pens. kurpfalzb.
Staatsminister und zweimaliger Vicarials- Gerichts-Präsident; Eleonora
Gräfin v. Brelzenheim, geb. im Nov. 1770, verm. 21. Nov. 1787, gest.
23. Dcc. 1832. — Carl Theodor August, jetziges Haupt der Linie.
Leiningen-Neudenau, früher Heidesheim: Johann Franz; Char-
lotte Gräfin v. WTalderode-Eckhausen (s. Leiningen-Billigheim). — Wenzel
Joseph, Stifter dieser Speciallinie, geb. 27. Sept. 1738, gest. 15. Jan.
1825, kurtrierscher Geh. Rath, Vice-Obermarschall etc.; zweite Ge-
mahlin: Maria Victoria Crescentia Josepha Freiin v. Grünberg, verm.
24. Oct. 1803, gest. 4. Febr. 1838. — August Clemens, jetziges
Haupt dieser Linie.
Alt-Leiningen-Wes terburg: Georg Hermann — Enkel Chri-
stophs, des Stifters dieser Linie — geb. 31. März 1669, -gest. 4. Febr.
1751; zweite Gemahlin: Charlotte Wilhelmine Gräfin zu Pappenheim,
verm. 24. Dec. 1721, gest. 10. Jan. 1792. — Christian Johann, geb.
21. Aug. 1730, gest. 18. Febr. 1770, k. k. w. Kämmerer; Christiane
Franciska Eleonore Wild- und Rheingräfin v. Salm-Griimbach , geb.
10. Aug. 1735, gest. 29. Nov. 1800. — Friedrich Ludwig Christian,
geb. 2. Nov. 1761, gest. 9. Aug. 1839; zweite Gemahlin: Eleonora
Maria v. Bretlwitz, verm. 5. April 1804. — Friedrich Eduard, jetziges
Haupt der Linie.
Neu-Leiningen-Westerburg: Georg Carl August Ludwig —
Sohn Georgs IL, des Stifters dieser Linie — geb. 19. Febr. 1717,
gest. 19. März 1787, holländ. General-Lieutenant; Johanna Elisabelh
Amalia Gräfin v. Isenburg- Philippseich, geb. 19. März 1720, venu.
7. Mai 1741, gest. 29. Dec. 1780. — Carl Gustav Reinhold Wol-
demar, geb. 11. Juni 1747, gest. 7. Juni 1798, hessen-darmst. Oberst
ä la suile; Philippine Auguste Wild- und Rheingräfm zu Salm-Grumbach,
26 GRAFEN V. LEWINGEN.
geb. 6. Dec. 1737, verm. 18. Juli 1766, gest. 2. April 1792. —
Christian Ludwig Alexander, geb. 5. April 1771, gest. 20. Febr. 1819,
k. k. Kämmerer und Oberst; Seraphine Franeiska Maria Anna Prinzessin
v. Porcia, geb. 23. Oct. 1788, verm. 8. April 1809, gest. 5. Dec.
1817. — Christian Franz Seraphin Vincenz, jetziges Haupt der Linie.
Von den jetzigen Gliedern beider Häuser gehören hierher:
Leiningen-Billigheim: Graf Carl THEODOR August — Sohn
des Grafen Wilhelm Carl — geb. 26. Jan. 1794, grossh. bad. General-
Major a. D., verm. 24. Mai 1822 mit Maria Anna Gräfin Westerhold
v. Gysenberg, geb. 23. April 1802, gest. 25. März 1852. Die vier
Söhne desselben sind die Grafen: Carl Wenzeslaus, .Erbgraf, geb.
6. März 1823, grossherz. bad. Kammerherr, verm. 27. Jan. 1823 mit
Elisabeth Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg, ludwigsburgischer
Speciallinie, geb. 29. Oct. 1827, gest. 26. April 1849; Friedrich
Ludolph Adolph Theodor, geb. 18. Juli 1826, in grossherz. bad. Militair-
diensten; Maximilian Friedrich Ernst, geb. 29. März 1835, ebenfalls in
grossherz. bad. Mililairdiensten, und Emich Carl, geb. 24. April 1839.
Leiningen-Neudenau: Graf AUGUST CLEMENS — Sohn des
Grafen Wenzel Johann — geb. 20. Jan. 1805, verm. 26. Nov. 1842
mit Maria Henriette Wilhelmine Freiin v. Geusau, geb. 2. April 1820,
aus welcher Ehe Graf Carl Theodor Ernst, geb. 10. Sept. 1844,
stammt.
Alt-Leiningen-Westerburg: Graf FRIEDRICH Eduard, Herr
zu Ilbenstadt und Erbstadt — Sohn des Grafen Ludwig Friedrich
Christian — geb. 20. Mai 1806, verm. 28. Dec. 1830 mit Henriette
Freiin v. und zu EglolTslein. Die zwei lebenden Brüder desselben sind :
Graf Johann Ludwig, geb. 9. Juni 1807, k. k. Rittmeister i. d. A.,
und Graf Victor August, geb. 1. Jan. 1821, k. k. Hauptmann.
Neu-Leiningen-Westerburg: Graf CHRISTIAN Franz Sera-
phin Vlncenz — Sohn des Grafen Christian Ludwig Alexander — geb.
10. Febr. 1812, k. k. Kämmerer, Feldmarschall-Lieutenant, Divisionair
und Mililair-Commandeur zu Krakau, Regiraents-Inhaber etc.
#
GRAFEN V. LERCHENFELD.
27
Grafen v. Lerchenfeld.
•ßatholtfd). öa^ern.
Besitz: Srliloss Biandsegg in Ober -Bayern; die Herrschaften KöTering, Gabelkofen und
Luckenpoint in der bayerischen Oberpfalz.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im gekrönten silbernen
Mittelschild acht in zwei Reihen, 4 und 4, aufrecht neben einander stehende und
sich berührende rothe Wecken. I und 4 in Roth ein breiler, oben anstossender
silberner Sparren, in dessen Mitte auf grünem Hügel eine einwärtssehende Lerche
von natürlicher Farbe auffliegt (Stammwappen). 2 und 3 in Silber drei grüne,
unten geöffnete und von einander siehende feuerspeiende Berge (Brennberg). Den
Schild deckt die Grafenkrone, auf welcher sich drei gekrönte Helme erheben. Der
rechte Helm trägt einen offenen, rotten Flug, dessen Flügel mit dem Sparren und
der Lerche des 1. und 4. Feldes belegt sind (Helm des Stammwappens); und der
mittlere einen langen goldenen Hut mit silberner Stülpe, welche mit drei neben
einander stehenden Flammen besetzt ist. Der Hut ist mit einer Krone bedeckt und
mit sechs schwarzen Reiherfedern besteckt, von denen drei sich rechts, drei links
wenden. (Brennbergscher Helm.) Auf dem linken Helme stehen sechs Straussen-
federn , wechselsweise silbern und roth. Die Helmdeckcn sind rechts und links
roth und silbern.
Eins der ältesten adeligen , schon lange freiherrlichen und später
gräflichen Häuser in Bayern, als dessen Stifter Ledung Lerchenfeld,
welcher um das Jahr 1070 lehte und den ehemaligen Burgstall in
Lerchenfeld hesass, angenommen wird. Die genannte Besitzung wurde
später hei dem Einfalle der Ungarn zerstört und die Familie wendete
sich nach Regensburg, wo sie zu den ersten Patricier-Geschlechtern
gerechnet wurde. ßucelini heginnt die ordentliche Staramreihe mit
Ludwig Lerchenfelder und gieht dieselbe bis nach der Mitte des 17. Jahr-
hunderts. — Zu den Besitzungen der Familie gehörte schon 1410
Gabelkoven, und Caspar, gest. 1589, herz, bayer. Regierungs-Rath,
erwarb Köfering und Brennberg (Prenuberg), in Folge welcher letzteren
Erwerbung vom Kaiser Rudolph IL 26. April 1587 das Familienwappen
durch das der ausgestorbenen Auer v. Brennberg vermehrt wurde.
28 GRAFEN V. LERCHENFELD.
Caspar theilte die gesammten Stammgüter unter seine fünf Söhne , und
durch diese entstanden die Linie Lerchenfeld auf Oberprennberg, auf
Unterbrennberg, erloschen 1652, auf Gabelkoven, ausgegangen 1649,
auf Weichenberg, ausgestorben 1597, und auf Köfering.
Den Freiherrensland erhielt vom Kaiser Ferdinand III. 22. Febr.
1653 Georg Conrad v. Lerchenfeld. Diese Standeserhebung dehnte sich
auf sämmtliche Glieder des Geschlechtes aus, und von denselben erlangte
Franz Adam, bischöflich augsb. Geh. Rath und Oberhofmarschall, vom
Kaiser Leopold I. 20. März 1698 die Reichsgrafenwürde: eine Würde,
mit welcher später Max Emanuel Franz, früher General-Adjutant des
Prinzen von Sachsen -Hildburghausen, zuletzt kurbayer. w. Geh. Rath,
General-Lieutenant und Capitain en Chef der Trabanten-Leibgarde, vorn
Kaiser Joseph II. 31. März 1770 ausgezeichnet wurde.
Nach dem oben Angegebenen blühen jetzt nur noch die Linien :
Lerchenfeld auf Oberprennberg und Lerchenfeld auf Köfering. Die Ab-
stammung beider ergiebt sich aus Nachstehendem :
Linie auf Oberprennberg: Wilhelm Carl Freiherr v. Lerchenfeld,
geb. 8. Febr. 1686, gest. 10. Sept. 1739, kurbayer. Kämmerer, General-
Feld-Wachtmeister und Regimentschef; erste Gemahlin: Maria Margarethe
Freiin v. und zu Perfahl, verm. 8. März 1723, gest. 27. April 1730.
— Max Emanuel Franz Graf v. Lerchenfeld, geb. 6. April 1724, gest.
1792, kurbayer. Kämmerer, w. Geh. Rath, General- Lieutenant etc.;
zweite Gemahlin: Franciska Freiin v. Leoprechting, geb. 5. März 1758,
verm. 1779. — Philipp Nerius, jetziges Haupt der Linie.
Linie auf Köfering: Philipp Ernst — Sohn des Grafen Franz Adam
— geb. 8. Jan. 1698, gest. 30. März 1746, kurbayer. Kämmerer und
Regierungs-Ralh; zweite Gemahlin: Maria Walpurga Gräfin v. Traut-
mannsdorf, geb. 1711, verm. 27. Juli 1735, gest. 28. Jan. 1770. —
Philipp Nerius, geb. 12. Mai 1736, gest. 6. Jan. 1800, kurpfalzbayer.
Kämmerer, w. Geh. Rath und Gesandter in Regensburg; Gemahlin:
Maria Theresia Gräfin v. Nesselrode-Ereshoven, verm. 12. Sept. 1764.
— Maximilian, geb. 17. Jan. 1772, kurbayer. Kämmerer, w. Geh. Rath,
früher Gesandter am kursächs. Hofe etc.; Gemahlin: Maria Anna Freiin
v. Groschlag, geb. 21. Aug. 1775, aus welcher Ehe das jetzige Haupt
dieser Linie, Graf Maximilian Joseph, stammt. —
Das jetzige Haupt der Linie auf Oberprennberg ist: Graf PHILIPP
Nerius, geb. 30. Mai 1785, k. bayer. Kämmerer und quiescirter Präsi-
dent des Appellations-Gerichts von Oberbayern, verm. 15. Oct. 1815
mit Maria Therese Gräfin v. Lodron-Laterano, geb. 5. Dcc. 1785, gest.
25. Sept. 1845. Der Sohn desselben war Graf Maximilian Philipp
Theresius, geb. 8. Febr. 1817, gest. 28. Sept. 1852, k. bayer. Käm-
merer und Oberlieutenant ä la suite, verm. 4. Aug. 1847 mit Emilie
Lutwidge, Tochter des 8. Oct. 1851 verst. Isaak Cookson, Esq., auf
Meldon-Park in Northumberland. — Von den Rrüdern des Grafen Philipp
lebt Graf Maximilian, geb. 15. April 1788, k. bayer. Kämmerer, General-
Major und Cornet in der Hartschier-Leibgarde etc.
Linie auf Köfering: jetziges Haupt: Graf MAXIMILIAN Joseph, geb.
GRAFEN V. LKl'RLFHVG.
29
13. Aug. 1799, erblicher Reichs-Rath der Krone Rayern, k. bnver.
Kümmerer, ausserord. Gesandter und hcvollm. Minister am k. k. Hofe,
venu. 14. Mai 1S35 mit Isabella Gräfin v. Waldbolt Rassenheim, geb.
30. Ort. 1817. Aus dieser Ehe stummen drei Sohne, die Grafen:
Ludwig Heinrieh Emil, geb. 22. Aug. 1837; Hugo Philipp Peter, geb.
13. Ocl. 1843, und Maximilian Joseph Emanuel, geb. 4. Febr. 1846.
Grafen v. Leublfing (Leibelfing.)
^atholifd) öarjern.
Wappen: im silbernen Schild zwei rothe Querbalken. Auf dem Schilde
erbebt sieb ein Helm, und auf demselben liegt ein rothes, mit goldenen Quasten
geziertes Kissen, auf welchem ein silberner linksseilender Bracke mit ausgeschla-
gencr Zunge und mit Halsband sitzt. Die Helmdecken sind silbern und rotb. So
geben das Wappenbuch des Königreichs Bayern (IX, 84) und neuere Lackabdrücke
dieses Wappen. — Nach älteren Siegeln und nach dem Geneal. Taschenbuch der
gräflichen Häuser ist der Schild quadrirt mit Mittclschild. Im silbernen Mittelschild
stehen zwei Hirschhörner, jedes von fünf Enden und von natürlicher Farbe, senk-
recht neben einander. 1 und 4 in Silber zwei rothe Querbalken ; 2 in Silber
zwei blaue linke Schrägbalken mit einer rothen linken Schildesseite, und 3 in
Silber zwei blaue rechte Schrägbalken mit einer rothen rechten Schildesseite. Die
Bedaction hält diesen Schild für den des vollständigen freiherrlichen und wohl
auch gräflichen Wappens. Auf dem Schilde erheben sich drei Helme, von welchen
der mittlere und linke gekrönt sind. Der rechte Helm trägt den auf dem Kissen
sitzenden Hund des Stammwappens, der mittlere die Hirschhörner des Mittelschildes,
und der linke einen, die Sachsen einwärtskehrenden, geschlossenen silbernen Adlers-
flug, welcher mit zwei schrägrechten blauen Balken belegt ist. Die Helmdecken
sind silbern und rotb. Nach den Supplementen zum Siebmacher (III, 17) ist Feld
1 und 4, dem Slammwappen ganz entgegen, von Silber und Roth viermal quer
getheilt, und die Hörner des Mittelschildes sind unten durch ein abgerissenes Stück
der Hirnschale vereinig! , was ältere Siegel nicht ergeben. Als Wappen der Frei-
herren v. Leiblfing (Leubelfmg) giebt Siebmacher (II, 37) einen quadiirtcn Schild
mit zwei Helmen. Feld 1 — 4, wie angegeben. Rechter Helm der des Stamm-
wappens; auf dem linken ein offener Adlcrsflug, dessen rechter Flügel roth , der
linke aber silbern und mit zwei blauen schrägrechten Balken belegt ist.
Uraltes bayerisches adeliges, später freiherrliches und dann gräf-
liches Geschlecht, dessen Stammreihe Bucelini mit Woldemar, welcher
3() GRAFEN V. ARNIM.
Bei der 1841 erfolgten Erhebung des zur Boitzenburger Linie gehörigen hein-
richsdorf-werblowschen Hauses in den preussischen Grafenstand wurde das alte
Familienwappen : Feld 2 und linker Helm, belassen und demselben auf dem Helme
nur eine Grafenkrone und als Schildhalter zwei rothe pommersche Greife beigefügt.
Uraltes, früher Arnimb und Arnheim genanntes Geschlecht, welches
nach Einigen, Gauhe's Annahme entgegen, aus Holland von der Familie
Arnheim stammen soll, die mit Johann, Herrn der Baronie Rosendahl in
Geldern, 12. Dec. 1716 erloschen ist. — Der Stammvater der jetzt blü-
henden Familie ist 926 in die Altmark Brandenburg, nachdem die Wen-
den aus derselben vertrieben worden waren, gekommen , wo sich noch
ein Dorf dieses Namens findet, und im Laufe der Zeit hat die Familie
sich bedeutende Besitzungen in der Uckermark, dem Magdeburgischen,
in Pommern, Ostpreussen, Sachsen und Franken erworben. Die unun-
terbrochene Stammtafel beginnt von 1280 mit Vorchard Henricus, und
das Geschlecht hat sich nach und nach in die biesenthalsche Haupt-
linie mit den Abtheilungen der sächsischen, boitzenburgischen und gers-
waldischen, und in die zehdeniksche Hauptlinie mit den Abtheilungen
der magdeburgischen, fränkischen und fredenwaldischen geschieden. Die
Zahl ausgezeichneter Männer dieser angesehenen Familie, die im Kriege
und Frieden sich berühmt gemacht und hohe Slaatsämter bekleidet ha-
ben, ist sehr gross.
Die Grafen v. Arnim stammen aus der Boitzenburges Linie. Georg
Dietlof, geb. 8. Sept. 1679, gest. 20. Oct. 1753, k. preussischer w.
Geh. Staats- und Kriegsminister, verm. im Mai 1705 mit Dorothea Sa-
bina Gräfin v. Schlieben, geb. 19. März 1683, gest. 19. März 1754,
hinterliess Abraham Wilhelm, geb. 24. Mai 1712, gest. 1 6. Oct. 1761,
k. preuss. Geh. Justiz-Oberappellations- und Kammer-Gerichts-Rath, verm.
8. Jan. 1738 mit Anna Elisabeth Gräfin v. d. Schulenburg, gest. 12.
Dec. 1741. Sein Sohn Friedrich Wilhelm, geb. 31. Dec. 1739, gest.
21. Jan. 1801, k. preuss. w. Geh. Staats- und Kriegsminister, wurde
am 2. Oct. 1786 in den preussischen Grafenstand erhoben. Er war
seil 9. Mai 1764 vermählt mit Frede Antoinette v. Cramm, geb. 27.
Nov. 1747, und aus dieser Ehe entsprang Friedrich Abraham Wilhelm,
geb. 23. Juni 1767, gest. 31. Jan. 1812, k. preuss. Kammerherr und
ehemaliger Gesandter am kursächs. Hofe, verm. im Aug. 1795 mit Geor-
gine Charlotte Auguste Gräfin v. Wallmoden-Giniborn, geb. 1. Jan. 1770.
Seine Söhne sind:
Graf FRIEDRICH Ludwig, geb. 24. Juli 1796, Erbherr der zichow-
schen Güter etc., k. preuss. Geh. Rath und Oberschlosshauptmann, verm.
22. Sept. 1829 mit Sophie Amalie v. Heister, geb. 28. Oct. 1800, und-
Graf ADOLPH Heinrich, geb. 10. April 1803, Majoratsherr der
Boitzenburger Güter, k. preuss. Geh. Staatsminister a. D., verm. 4. Aug.
1830 mit Anna Caroline Gräfin v. d. Schulenburg- Wolfsburg, geb.
17. Nov. 1804.
Von Friedrich Ludwig stammen: Georg Friedrich, geb. 15. Juli
1832, und Friedrich Adolph, geb. 5. Nov. 1S36; von Adolph Heinrich:
Dietlof Friedrich Adolph, geb. 12. Dec. 1832; Traugott Hermann, geb.
GRAFEN ARZ V. WASEGG.
31
20. Juni 1839; Georg Carl Albrecht, geb. 17. Jan. 1841, und Georg
Werner, geb. 3. Mai 1845.
Das zur Boitzenburger Linie gehörige heinrichsdorf-werblowsehe
Haus erhielt 1841 die preussische Grafenwürdc in der Person des von
Heinrich August v. Arnim, geb. 20. Jan. 1760, gest. 19. Jan. 1834,
k. preuss. Geh. Justiz-Rathc, und Ulrike Bernhardine Gräfin v. Borcke-
Stargordt, geb. 25. Nov. 1773, gest. 20. Juli 1818, abstammenden k.
preuss. Staatsministers a. D. und Erbherrn auf Werblow, Milow und
'Schwaneberg HEINRICH Friedrich, geb. 23. Sept. 1791.
Grafen Arz v. Wasegg.
Üatholtfd). ©cfUmid) unb fJreufjen.
Besitz: Herrschaft Mclisch, Kadlub etc.; Wigstein.
Wappen: quadrirter Schild; 1 und 4 in Roth zwei aus einem Wasscr-
stroifl emporwachsende , mit den Rücken gegen, mit den Köpfen von einander ge-
wendete silhcrne Löwen. 2 und 3 von Blau und Gold quer getheilt mit vier über
einander nach der rechten Seite schreitenden Löwen, von denen die beiden oberen
in der blauen Hallte golden, die beiden unteren in der goldenen Hälfte blau sind.
Auf dem Schilde über der Grafenkrone zwei gekrönte Helme. Aus dem rechten
Hclinc wachst ein cinwärtssehender gekrönter silberner Löwe empor, auf dessen
Krone drei Straussenfedern, roth, silbern, roth, stehen. Der linke Helm trägt einen
die Sachsen einwärtskehrenden geschlossenen Adlersflug, welcher wie Feld 2 und 3
getheilt und mit den vier Löwen belegt ist. Die Helmdecken sind rechts roth und
silbern, links blau und golden. — Die Abbildung im Wappenbuche der preussischen
Monarchie ist unvollständig.
Eine der ältesten Familien in Tirol, deren Slammschloss in Süd-
tirol im Gerichte Castelfondo liegt und die nach Brandis schon vor ur-
alten Zeiten den Grafcntilel geführt hat, da Himellnid Gräfin v. Arz
1007 als Gemahlin des Percifals v. Kaldoess vorkommt. Bischof Viri-
bus zu Trienl beschenkte 898 einen Arz mit einem Theile des Zehent
von Kaltem; Lirich und Arnold v. Arz wurden 1185 vom Kaiser Fried-
rich I. mit dem Schlosse Arz belehnt, und Nicolaus erhielt 1328 von
32 GRAFEN LEUTRUM V. ERTINGEN.
Merklingen belehnt. — Schloss Ertingen hatte schon, nach Einigen, zu
Anfang des 14., nach Anderen des 1 5. Jahrhunderts Hans Lutram inne,
und von diesem Schlosse führt die Familie ihren Beinamen. Paul
Lutrams Söhne vertauschten im 15. Jahrhundert den Namen Lutram
mit dem Namen Leutrum, und der letztere ist unverändert bis auf die
neueste Zeit von der Familie beibehalten worden. Im Jahre 1488
s.chloss sich das Geschlecht dem damals errichteten schwäbischen Adels-
bunde, und 1496 der erneuerten St. Georgenschilds -Vereinigung in
Schwaben an und war der freien unmittelbaren Reichsritterschaft vom
Entstehen bis zur Auflösung derselben als alte freiherrliche Familie ein-
verleibt. — Der oben erwähnte Paul Lutram, Herr zu Düren, Bauschiott,
Enzberg, Ertingen, Kieselbronn, Niefern, Liebeneck, Heydach und Wurm
war 1452 bad. Vogt zu Pforzheim, und beginnt den sicheren Stamm-
baum des Geschlechts. Die nächsten Nachkommen desselben standen
meist im Dienste der badischen Markgrafen. Mit Philipp Christophs —
im fünften Gliede von Paul stammend — markgräfl. bad. Geh. Raths
und Obervogts zu Baden, geb. 1584, gest. 1649, zwei Söhnen: Ernst
Friedrich, bad. -durlach. Geleilshauptmann, Herrn auf Liebeneck und
Heydach, geb. 1616, gest. 1703, und Carl, bad. Forstmeister, Herrn
auf Wurm, Dürren und Domeneck, geb. 1618, gest. 1689, theilte sich
das Geschlecht in zwei Linien, in die ältere, oder Ernestinische,
freiherrliche, welcher bedeutender Grundbesitz in Baden und Würtem-
berg zusteht, und in die theilweise auf diesem Besitz mitbelehnte jün-
gere, oder Carolinische, von welcher die jetzigen Grafen v. Leutrum
abstammen.
Aus der jüngeren Linie war Carl Magnus, geb. 1680, gest. 1739,
zuerst k. schwed. General und dann k. k. österr. General-Feldmarschall-
Lieutenant; Carl Siegmund Friedrich Wilhelm, geb. 1692, gest. 1755,
als k. sardin. General und Gouverneur der Stadt und Provinz Cuneo,
zeichnete sich im österreichischen Successionskriege rühmlichst aus, und
Carl August Emanuel, geb. 8. März 1732, gest. 19. Nov. 1795, k. k.
Kämmerer und k. sardin. General -Lieutenant und Regiments -Inhaber,
erhielt 19. März 1781 die k. sardin. Grafenwürde. Derselbe hinterliess
aus der Ehe mit Maria Josepha Honorie Gräfin Waldburg -Wolfegg-
Waldsee, geb. 11. Juli 1762, verm. 7. Febr. 1782, gest. 13. Oct.
1835, drei Söhne: die Grafen Victor Carl Emanuel Philipp, Joseph
Emanuel Ludwig Wilhelm Ernst und Clemens Friedrich Maximilian
WüMIBALD.
Vom Grafen Victor Carl Emanuel Philipp, geb. 26. Dec. 1782,
gest. 17. Sept. 1842, erstem Kammerherrn des Königs von Württem-
berg, Intendanten der kön. Capelle und Schauspiele, k. k. w. Kämmerer,
verm. 17. Sept. 1811 mit Johanne v. Schad von Mittel-Biberach, geb.
16. Jan. 1792, gest. 16. Oct. 1851, stammt das jetzige Haupt der
älteren gräflichen Linie in Württemberg: Graf HUGO Carl Emanuel
Friedrich Joseph August Johann Eberhard, geb. 6. Aug. 1814, k.
württemb. Ober-Justizrath und Staats -Anwalt bei dem Gerichtshofe
zu Ulm. n
ÜRAFKN V. LEYDEN.
33
Vom Grafen Joseph Emanuel Ludwig Wilhelm Ernst , geb. 1 3. Sepl.
1785, gest. 8. März 1851, k. preuss. Major, venu. 28. Jan. 1819 mit
Agnes Gräfin v. Magnis, geb. 25. Mai 1798, gest. 18. April 1841, isl
entsprossen das jetzige Haupt der jüngeren gräflichen Linie im preus-
sischen Schlesien: Graf VICTOR Emanuel Ludwig Anton, geb. 3. April
1820, Erbherr auf Stöckel, Tschirnhaus und Elbcl-Kauflung, k. preuss.
Lieutenant im 7. Landwehr-Infanterie-Regiment. Die zwei Rrüder des-
selben sind: Graf Rudolph Emanuel Ludwig, geb. 13. Jan. 1823, und
Graf Emanuel, geb. 2. Aug. 1836, k. k. Oberheulenanl. — Graf Clemens
Friedrich Maximilian Wunjrald , geb. 26. Mai 1788, ist k. sardini-
scher Major.
Grafen v. Leyden.
ßatljolifd). ßagern.
Besitz: Scbonburg; Grossköllnbacb eic. in Niederbaycrn.
"Wappen: Schild quer getbeilt ; oben in Silber ein rotbes, bis an die Rän-
der reichendes Kreuz, unten in Blau drei (2 und l) aebteckige goldene Sterne,
lieber der Grafenkrone sieben drei gekrönte Helme. Hinter dein rechten Helme
wächst ein einwärtssebender goldener Löwe auf, welcber in den Vorderpranken
einen blauen Federpfeil mit silberner Spitze vor sieb hält; der mittlere Helm trägt
zwei Büffelsbörner, von denen das rechte silbern, das linke roth ist. Das rechte
silberne Hörn ist mit sechs rotben, das linke rotbe aber mit sechs silbernen
Straussenfedern so besteckt, dass drei in der Mündung und drei an der äus-
seren Seite unter einander stellen. Auf dem linken Helme sitzt ein einwärts-
gekehrter silberner Schwan mit in die Höbe gehobenen Flügeln, welcher einen
schwarzen , mit dem Bart unter sich gekebrten Schlüssel im Schnabel trägt. Die
Helmdecken sind reebts blau und golden und links roth und silbern, und den
Schild hält rechts mit der linken Kralle ein einwärtssehender silberner Strauss
mit emporgehobenen Flügeln, links ein einwärtssebender doppelt geschweifter gol-
dener Löwe.
Die Grafen von Leyden sind einer der ältesten niederländischen
Adelsfamilien entsprossen, welche sich auf die Zeit zurückerstreckt, in
II. 3
34 GRAFEN V. LEYDEN.
der Bayern Holland beherrschte, und die reichbegüterte Hauptlinie des
Geschlechts ist erst in diesem Jahrhundert in der Stadt Leyden ausge-
storben. Zweige der Familie kamen früh unter dem Namen de Leyde
nach Lothringen und wendeten sich aus Lothringen unter dem Namen :
Leydl in die Schweiz. Aus letzterer übersiedelte sich Bernhard Wil-
helm v. Leydl, verm. mit Maria Anna v. Mülinen, im Anfange des 17. Jahr-
hunderts nach Bayern, und der Sohn desselben, Johann Baptist, kurpfalz-
bayer. Geh. Bath , Slaatsminister und Vicecanzler, wurde vom Kaiser
Leopold I. 15. Nov. 1678 in den Reichsfreiherrenstand erhoben, und
erhielt 10. Febr. 1688 wieder den älteren Namen : Leyden zurück, er-
warb sehr bedeutenden Grundbesitz und stiftete das Fidei-Commiss Affing.
Der Sohn desselben aus der Ehe mit Maria Barbara Freiin v. Stauding,
Joseph Ignaz, welcher sich als Gesandter an mehreren Höfen, sowie bei
Kreis - und Reichstagen ganz bewährte, pflanzte, vermählt mit Maria Anna
Helene Freiin Hörwarth v. Hohenburg, durch seinen Sohn, Max Anton
Joseph, das Geschlecht fort. Derselbe, verm. mit Maria Theresia Freiin
Krauss v. Sala und Kraussegg, hinterliess nämlich drei Söhne: Max Casimir,
Joseph Ignaz und Franz Xaver.
Max Casimir, kurbayer. Kämmerer, Geh. Rath und des Hof- und
Geistlichen Ralhs Vicepräsident, starb 1772 unvermählt.
Joseph Ignaz, geb. 1734, kurpfälz. Minister und Gesandter, wTurde,
nachdem er das Ritlergut Schlipsheim im Canton Donau erworben, von
der freien Reichsritterschaft in Schwaben 21. Jan. 1764 als wirkliches
Mitglied aufgenommen und erhielt vom Kurfürsten Carl Theodor im Reichs-
Vicariate 24. Sept. 1790 nebst seinem Bruder, Franz Xaver, mit allen
Nachkommen den Reichsgrafenstand. Derselbe hinterliess aus der Ehe
mit Ursula Maria Philippine Freiin v. Weiden drei Söhne, die Grafen:
Max Anton, Max Joseph und Clemens Wenzeslaus.
Der ältere Sohn: Graf Max Anton, geb. 17. März 1764, gest. IS.
Jan. 1821, kurpfälz. Kämmerer, Geh. Rath und Regierungs-Rath, vermählte
sich in erster Ehe 23. Oct. 1785 mit Maximiliane Gräfin v. Dachsperg,
Erbin von Schönburg, und in dritter Ehe mit Catharina Gräfin v. Reisach-
Steinberg, geb. 12. Febr. 1767. Aus erster Ehe stammte Graf Franz
Xaver, geb. 25. Nov. 1786, gest. l.Aug. 1836, k. bayer. Kämmerer,
verm. 25. Nov. 1826 mit Melanie Gräfin v. Frohberg-Montjoye, welcher
Ehe das jetzige Haupt dieser Linie: Graf ALFRED Franz Xaver Max,
geb. 23. Nov. 1827, Herr auf Schönburg, k. bayer. Lieutenant, ent-
sprossen ist.
Der zweite Sohn : Graf Max Joseph , trat zuerst als Chevalier de
justice in den Malteser-Orden, vermählte sich aber später mit Maria Anna
Gräfin v. Arco, Frau auf Achdorf, und wurde k. bayer. Kämmerer, Präsident
und Generalcommissair in Schwaben. Der Sohn desselben ist : Graf
Joseph Max CANDiD; geb. 3. Octb. 1799, Weltpriester.
Der dritte Sohn: Graf Clemens Wenzeslaus, k. bayer. Kämmerer,
Präsident, Staats - und Rcichs-Rath, starb 1830 ohne Nachkommen.
Vom Grafen Franz Xaver — dem dritten Sohne des Freiherrn
Max Anton Joseph — stammte Graf Johann Baptista Joseph Max, geb.
GRAFEN V. UECHTFNRF.RG.
35
1774, gest. 1847, Herr auf Kilhbach, Rapenzeld und Metzenhofen, k. bayer.
Rittmeister. Der Solin desselben ist das jetzige Haupt dieser Linie: Graf
CARL Joseph August, geb. 28. April 1806, Herr auf Grossköllnbacb, k.
bayer. Kämmerer, verm. 14. Juli 1835 mit Franziska v. Weling.
Grafen v. Liechtenberg«
fiatljoltfd). Ocfterrnd).
Besitz: Schombcrg etc. in Krain.
"Wappen: quadrirter Schild; 1 und 4 in Silber ein einwärtsgekehrter,
gekrönter, blauer Löwe mit doppeltem Schweife (Schwab, Schwaben); 2 und 3
in Silber ein einwärtsgekehrter, gekrönter, rother Vogel mit ausgebreiteten Flü-
geln (Liechtenberg). Ueber der Grafenkrone erheben sich drei gekrönte Helme.
Der rechte trägt einwärtsschcnd und wachsend den Vogel des 2 und 3 Feldes, der
mittlere einen offenen silbernen Adlersflug, und der linke rechtssehend und wach-
send den Löwen des 1 und 4 Feldes. Die Helmdecken sind rechts und links sil-
bern, blau, roth. — Siebmacher führt Bd. II. Tab. .13 unter den Freiherren: die
Schwaben auf. Unstreitig gehört das von ihm gegebene Wappen in die hier in Rede
stehende Familie. Der Schild ist quadrirt: 1 in Silber ein rechtsgekehrter, ge-
krönter und doppelt geschweifter blauer Löwe; 2 und 3 auf grünem Dreihügel in
Silber ein einwärtssehender, gekrönter, rother Vogel mit ausgebreiteten Flügeln;
4 der Löwe, wie im ersten Felde, nur linkssehend. Aus dem gekrönten Helme
wächst rechtssehend der blaue Löwe zwischen einem offenen rothen Adlersfluge
auf. Die Helmdecken sind rechts silbern und blau, links silbern und roth.
Sehr altes, ursprünglich fränkisches und von der Familie der Schwa-
ben (Swaben) stammendes Adelsgeschlecht, welches vor 300 Jahren
nach Oesterreich kam und besonders in Krain Güter erlangte. Johann
v. Schwab, aus dessen Familie Heinrich schon 1296 und Berlhold 1338
bekannt war, vermählte sich 1540 mit Margaretha v. Liechtenberg, der
letzten ihres Geschlechts, aus welchem Glieder 1168 dem Turniere zu
Zürich beiwohnten und welches sich in Oesterreich, Kärnten, Tirol und
Krain sehr ausgebreitet hatte, und brachte die Erbgüter seiner Gemah-
lin und den Namen Liechtenberg an sein Geschlecht. Johann Joseph
Schwab v. Lichtenberg , wie die Familie früher sich schrieb , kaiserl.
3(5 GRAFEN V. LICHTENBERG.
Oberst, kam 1575 in türkische Gefangenschaft und starb in Constan-
tinopel. Wolf Andreas, welcher 1660 den Freiherrenstand erhalten hatte,
fiel 1673, und der Sohn desselben, Franz Bernhard, erhielt 1680 die Gra-
fenwürde. Von den Söhnen desselben stifteten Georg Sigismund und
Georg Gottfried zwei noch blühende Zweige. Der von Georg Sigismund
stammende zerfiel später in die Aeste von Einödt, erloschen 1. März
1851 mit dem Grafen Johann Baptista , und von Smuck ; der von Georg
Gottfried gegründete in die Aeste von Schneeberg und Ortenegg v. Hal-
lerstein. Ein dritter Zweig erlosch im Mannsstamme 1810. Ausserden
grätlichen Zweigen blüht noch ein freiherrlicher, und von diesem kom-
men Freiherren v. Liechtenberg und Janeschütz vor, deren Wappen sich
im Wappenbuche der österreichischen Monarchie (XIV., 75) findet.
Die genealogischen Verhältnisse der Familie im 18. und im An-
fange des 19. Jahrhunderts sind genau nicht bekannt.
Von dem jetzigen Bestände der gräflichen Zweige gehören hierher:
Ast Smuck: Graf FRANZ, genannt Siegfried, geb. 1802, k. k.
Hauptmann in der Armee, verm. 30. Jan. 1837 mit Anna Maria Gräfin
v. Auersperg zu Thurn-am-Hart, aus welcher Ehe Graf Victor Franz,
geb. 20. Octb. 1837, stammt. Der Bruder des Vaters des Grafen Franz
ist: Graf Franz, geb. 1765, Inhaber des Familien-Seniorats, k. k. Käm-
merer und Oberstlieutenant i. d. A., verm. 1799 mit Henriette v. Veröss,
verw. v. Vegh.
Ast Schneeberg: Graf Wolfgang, geb. 1784, Herr auf Schom-
berg, k. k. Kämmerer, stand. Verordneter des Herrenslandes zu Lai-
bach etc. Von den Brüdern des Grafen Wolfgang leben drei, die Grafen :
Siegmund, geb. 1788, k. ungar. Cameral-Waldmeister zu Fiume; Nicolaus,
geb. 1789, k. k. Kämmerer, Feldmarschall-Lieutenant etc., und Carl,
geb. 1796, k. k. Oberlieutenant a. D. Von einem vierten Bruder, dem
Grafen Maximilian, geb. 1795, gest. im Dec. 1841, genannt Mordaxt als
Adoptivsohn des als Letzter seines Stammes und Namens verstorbenen
Freiherrn Joseph v. Mordaxt, lebt aus der Ehe mit Caroline Freiin v.
Lazarini, geb. 23. Mai 1811, verm. 1. Jan. 1832: Graf Arthur, geb.
22. Octb. 1832, k. k. Oberlieutenant. Vom Grafen Wenzel — wahr-
scheinlich dem Onkel des Grafen Wolfgang - gest. 1813, stammten aus
der Ehe mit Xavere Freiin v. Rastern, geb. 1768, gest. 11. Febr. 1850,
zwei Söhne, die Grafen: Xavier, geb. 1805, und Albert, k. k. Lieute-
nant i. d. A.
Ast Ortenegg v. Hallerstein. Graf JOHANN Nepomuk —
Sohn des Grafen Benjamin, gest. 1839 — geb. 8. Sept. 1808, k. k.
Major i. d. A., verm. 12. Juli 1841 mit Wilhelmine Strobel v. Anker-
wald, geb. 7. Feb. 1822. Aus dieser Ehe sind entsprossen die Gra-
fen: Carl Emanuel Franz, geb. 26. Nov. 1843, und Carl Albert Anton
Clemens, geb. 7. Febr. 1845.
GRAFEN V. LIEVEN. 37
Grafen v. Lieven.
futljerifd). Ruijlanb.
Besitz: Bersen in Kurland.
Wappen: im rotben Schilde zwischen sieben (2, 2 und 3; auch: 2, 2,
2, t) güldenen Steinen drei (2 und 1> goldene Lilien. Uel»er der Grafenkrone
erhebt sich ein gekrönter Helm, welcher einen gekrönten, schwarzen Doppel-Adler
trägt. Die Helmdecken sind roth, schwarz und golden, und den Schild halten
zwei geharnischte, vorwärtssehende Ritter, welche in der freien Hand eine Helle-
barde halten.
Die älteste und, wie «nilgemein angenommen wird, die einzig noch
übrig gebliebene eingeborene livische Adelsfamilie Lief- und Kurlands, aus
welcher Glieder in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nach Schweden
und im 18. Jahrhundert nach Russland gekommen sind. In Schweden kam
die Familie zu hohen Ehrenslellen und erhielt den Freiherren- und den
Grafenstand. Ein Freiherr v. Lieven, k. sehwed. General- Major, zeichnete
sich durch Tapferkeit in dem Kriege gegen Polen, namentlich 1707 bei
der Belagerung von Thorn, rühmlichst aus. Johann Helmerich oder Heinrich
Graf v. Lieven wurde 1721 Reichs-Ralh in Schweden und starb als solcher
1733. Mit derselben Würde war 1730 Bernhard Graf v. Lieven be-
kleidet. Ein Graf v. Lieven wurde 1740 k. sehwed. General en Chef,
und 1743 erhielt der k. russ. General -Major Freiherr v. Lieven das
Mitcommando über die Landtruppen.
Der Reichsgrafenstand kam im Jahre 1789 in die Familie, und
zwar in der Person Georg Wilhelm Friedrich Thaddaeus Philipps, welcher
aus dem Zweige stammte, der sich seit 1507 in Kurland auf dem
Majorate Bersen im Kirchspiel Dohlen fortgepflanzt hat.
Aus dem sogenannten russischen Zweige des Hauses Lieven wurde
vom Kaiser Nicolaus von Russland 3. Sept. 1826 der k. russ. General-
Lieutenant Christoph Andrejewicz Graf v. Lieven in den Fürstenstand
erhoben.
Das Haupt der reichsgräflichen Linie ist: GEORG Thaddaeus Philipp
Reichsgraf und Ritter v. Lieven — Sohn des Grafen Georg Wilhelm
Friedrich Thaddäus Philipp — geb. 11. Jan. 1771. k. k. Kämmerer,
38
GRAFEN V. LISDE>T.
k. bayer. General-Major, Majoratsherr auf Bersen in Kurland, vermählt
mit Julie v. Löwenstern aus dem Hause WolmarshofT in Liefland. Von
den Töchtern aus dieser Ehe lebt Adele Reichsgräfin v. Lieven, geb.
1806, Erbmajoratsfrau auf Bersen, vermählt mit Anton Eduard Grafen
v. Königsfels, k. russ. Kammerjunker und Erbherrn auf ßlankenfeld in
Kurland.
Grafen v. Linden.
Hatholtfd). tDürttemberg.
Besitz; die Rittergüter Nordstetteu und Neunthauseu ; das Rittergut burgberg in Württemberg.
Wappen: im rothen Schilde ein goldenes, den Schild ganz überziehendes
Kreuz. Ueber der Grafenkrone, welche nach Lackabdrücken nicht immer geführt
wird, erhebt sich ein gekrönter Helm, auf welchem ein rechtssehendes schwarzes
Windspiel mit güldenem Halsband und Ring sitzt. Die Helmdecken sind roth und
golden.
Uraltes, aus den Niederlanden stammendes Adelsgeschlecht, welches
später die Freiherren- und dann in mehreren Gliedern die Grafenwürde
erhielt. Die Familie war schon im Mittelalter in der Gegend von Hex
begütert. In Folge der um die Mitte des 17. Jahrhunderts in den
Niederlanden entstandenen Unruhen, wendete sich Peter v. Linden nach
Deutschland und kaufte sich in der Gegend des mittleren Mains an,
wodurch die Familie in der vormaligen unmittelbaren freien Reichsritter-
schaft in Schwaben im Canton Neckar- Schwarzwald Aufnahme fand.
Peters Urenkel, Johann Heinrich, kurmainz. Geh. Rath und Chef der
Finanz -Verwaltung, gest. 1796, erlangte den Reichs -Freiherren-
stand, welcher 1. Jan. 1808 im Königreich Württemberg bestätigt
wurde. Nach Erwerb mehrerer Rittergüter entstanden durch Johann
Heinrichs zwei Söhne zwei Hauptlinien : der ältere, Franz Damian, geb.
1745, gest. 3. Sept. 1817, grossherz. frankfurtscher Staatsrath, stiftete
BRATEN V. LINBKlf. 39
die altere oder Nords tetter Linie, der jüngere dagegen, Khan/.
Joseph Ignaz, geb. 5. Dee. 1700, gest. 3. Jan. 1830, k. württemb.
Slaatsratli und Regierungs-Präsident, die jüngere oder Neunthauser
Linie. Im Jahre 1844, 1850 und 1852 wurden die hierher gehörigen
Glieder der Familie in den erblichen Grafenstand des Königreichs Würt-
temberg erhoben.
Die genealogischen Verhältnisse der Glieder beider Linien ergeben
sich aus dem Angeführten und aus nachstehender Ahnentafel der Neunt-
hauser Linie: Hans Leonhard v. Linden — Sohn Hans Peters v. Linden
aus der Ehe mit Margaretha v. Landsee und Enkel Peters v. Linden —
geb. 4. Febr. 1082; Gemahlin: Margaretha v. Kirstein aus dem Hause
Mossbach, geb. 20. April 1082. — Johann Heinrich Freiherr v. Linden,
kurmainz. Geh. Rath, geb. 20. Juni 1719; Gemahlin: Ursula Elisabetha
v. Escherich, geb. 10. April 1723. — Johann Heinrich Ignaz, geb.
5. Dec. 1700, gest. 3. Jan. 1830, k. würtlemb. Geh. Rath, Kammer-
herr, Standesherr etc.; Gemahlin: Anna Maria Freiin Gedult v. Jungen-
feld. — Edmund Heinrich Friedrich Maria Graf v. Linden, jetziges Haupt
der Neunlhauser Linie.
Die hier aufzuführenden jetzigen Glieder der Familie sind :
Nordstetter oder älterer Zweig: Graf Philipp HEINRICH
v. Linden — Sohn des Freiherrn Franz Damian — grossherz. hess.
Kammerherr, des k. bayer. Hausordens vom heiligen Michael Ritter und
des Malteser -Ordens Ehrenrilter etc., verm. 28. Juli 1845 mit Anna
Freiin v. Nordeck zur Rabenau, geb. 5. April 1822.
Neunthauser oder jüngerer Zweig: Graf EDMUND Heinrich
Friedrich Maria, geb. 11. Jan. 1798, Herr auf Burgberg, k. württemb.
Oberst und Regimentscommandeur etc., verm. 10. Oct. 1820 mit Wil-
helmine Nalalie Freiin Fuchs v. Rimbach und Dörnheim , geb. 8. Aug.
1808, aus welcher Ehe drei Söhne stammen, die Grafen: Heinrich
Alexander, geb. 3. Aug. 1829, k. württemb. Lieutenant im Generalstabe;
Edmund Heinrich Eugen Carl, geb. 22. Aug. 1833, k. k. Lieutenant,
und Carl Heinrich, geb. 28. Mai 1838.
Der Bruder des Grafen Edmund Heinrich Friedrich Maria ist Graf
Franz v. Paula Friedrich, geb. 4. Mai 1800, k. württemb. Kammerherr,
Slaatsratli , ausserord. Gesandter und bevolhn. Minister am k. preuss.,
und seit November 1852 auch am k. sächs. und k. hannov. Hofe etc.,
verm. 1832 mit Margaretha Ernesline Luise Charlotte Maria Freiin
v. Hügel, geb. 4. Mai 1807. Der aus dieser Ehe stammende Sohn
ist: Graf Franz Joseph Heinrich Ererhard, geb. 13. Febr. 1830.
40 GRAFEN V. LINKER.
Grafen v. Linker.
$atholifd). Hefter retri).
Besitz: ilie Herrschaft Sclilüsselburs in liohnu'ii.
Wappen : Schild durch einen abgekürzten rothen Sparren quer getheilt ;
oben in Blau ein rechtssehendes, auf dem Sparren stehendes Lamm; unten in
Silber ein schwebender, offener, goldener Granatapfel mit zwei grünen Blättern.
Ueber der Grafenkrone erheben sich drei gekrönte Helme. Aus dem rechten Helme
wächst einwärtssehend das Lamm der oberen Schildhälfte zwischen zwei von Blau
und Silber mit gewechselten Tincturen' quergctheilten Büffelshörnern empor, auf
dem mittleren steht ein golden bewehrter schwarzer Doppel-Adler, und auf dem
linken Helme ein offener, von Blau und Silber quergetheilter Adlersflug, dessen
Flügel mit dem rothen Sparren und dem unter demselben befindlichen Granatapfel
der unteren Schildhälfte belegt sind. Die Helmdecken sind rechts blau und sil-
bern, links roth und silbern , und zwei schwarze, goldenbewehrte, auswärtssehende
Adler halten den Schild. Nach Angaben Einiger sind die Büffelshörner auf dem
rechten Helme blau, die Hclmdecken rechts und links blau und silbern, und die
den Schild haltenden Adler silbern oder von natürlicher Farhe. — Wie beschrieben,
wird neuerlich ineist dieses Wappen, nach den Supplementen zum Siebmacher
(II, 14), aufgeführt. Tyroffs Neues adcl. Wappen werk giebt Rd. IL Tab. 244 zwei
Wappen der Freiherren v. Lynckcr protestantischer Linie, und zwar das eine als
Stamm-, das andere als vermehrtes Wappen. Der Schild des Stammwappens ist
durch einen schrägrechten schwarzen Balken getheilt; oben schreitet in Blau auf
dem Balken ein silbernps Lamm nach rechts, unten zeigt sich in Gold eine
schwarze, gestürzte Muschel. Aus dem gekrönten Helm wächst linkssehend das
silberne Lamm zwischen zwei Büffelshörnern auf, welche von Blau und Silber mit
gewechselten Tincturen quer getheilt sind. In jeder Mündung steckt an goldenem
Stabe ein herabfliegendes Fähnchen, rechts von Blau und Silber, links von Schwarz
und Gold der Länge nach getheilt. Die Helmdecken sind rechts silbern und blau,
links golden und schwarz. — Der Schild des vermehrten Wappens ist zweimal der
Länge nach und einmal quer getheilt, also 6feldrig, mit gekröntem Mittelschild,
welches das eben beschriebene Stammwappen zeigt. I und 6 in Schwarz zwei
silberne Sparren, von denen der obere von zwei goldenen Sternen beseitet ist,
während unter dem unteren ein solcher Stern steht. 2 in Ruth drei (2 und 1)
goldene Löwenköpfe. 3 und 4 in Roth drei (2 und l) goldene Garben, zwischen
welchen zwei goldene Andreaskreuze neben einander stehen. 5 in Rlau ein sil-
bernes Kreuz, welches oben rechts und links von einer schräggestellten silbernen
Wecke beseitet ist. Auf dem Schilde erheben sich zwei gekrönte Helme. Der
rechte Helm gleicht ganz dem Helme des Stammwappens; auf dem linken steht
auf zwei gekrönten goldenen Säulen ein Portal, dessen Gesimse von Rlau, Gold.
Roth, Rlau und Roth fünfmal quer getheilt ist und auf dem oben fünf goldene
GRAFEN V. LINKER. 41
Zacken stehen, von denen jede von einer Straussenfeder, von Gold und Schwarz
abwechselnd, besteckt wird. Die Helmdecken sind rechts und links silbern, blau
und golden, und den Schild halten zwei auswärtssehende Wölfe von natürlicher
Farbe.
Der Stammvater der Grafen v. Linker ist der berühmte Nicolaus
Christoph Freiherr v. Linker (Lyncker), k. k. Reiehs-Hofralh und Staats-
Minister. Derselbe, geb. zu Marburg 2. April 1643, bekam 1670 eine
Professur der Rechte zu Giessen, ging 1674 als Regierungs- und Con-
sistorial-Präsident nach Eisenach und wurde 1680 Professor Juris Pri-
marius in Jena. 1683 wurde derselbe zum herz. Sachsen-Eisenachischen
Vormundschafts-Rath und zum herz. Sachsen-Wcimarschen Geh. Rath
ernannt, und 1686 nach Wien gesendet, um von dem kais. Hofe die
Eisenachsche und Weimarsche Lehn über die herz, sächsischen Lande
zu erhalten, worauf Kaiser Leopold I. 7. Oct. 1688 denselben mit dem
Prädicate: Edler Herr v. Lyncker in den Reichs -Ritterstand erhob.
Nachdem er 1694 Ordinarius der Juristenfacultät zu Jena geworden,
legte er die Professur nieder und wurde 1695 herz, sachsen-weimar-
scher Consistorial-Präsident. Am 7. Aug. 1700 erfolgte die Erhebung
in den Rcichsfreiherrenstand, 1702 gelangle er zur Würde des Geh.
Ralhs-Präsidenten in Weimar, ging aber bald darauf als kais. Reichs-
Hofrath nach Wien, wurde als solcher zu den wichtigsten Sendungen
gebraucht, und starb 28. Mai 1726. Ueber seine Nachkommen konnte
schon der fleissige Gauhe Genaues nicht ermitteln, und so ist derselbe
ungewiss, ob der ebenfalls sehr berühmte Philipp Wilhelm Lyncker
v. Lützenwick, welcher gegen die Mitte des 18. Jahrhunderts kais.
Reichs-Hofrath und kurmainz. Minister am k. k. Hofe, Principal-Gesandler
und Reichs-Director zu Regensburg etc. war, der Sohn oder ein Verwandter
Nicolaus Christophs gewesen sei. Den 1736 zu Erfurt bestallten
kurmainz. Regierungs-Rath Johann Daniel Christoph Lyncker v. Lützen-
wick hält Gauhe für Philipp Wilhelms Rruder. — Im Anfange dieses
Jahrhunderts war bei der Reichsversammlung zu Regenburg als kurtrier.
Gesandter aecreditirt: Johann Franz Freiherr Linker v. Lützenwick, Herr
zu Romsberg, k. k. und kurtrier. w. Geh. Rath etc.
Der Grafenstand kam, nach Megerle v. Mühlfeld, in der Person des
Freiherrn Clemens Wenzel v. Linker, Malteser -Ritlers und Adjutanten der
böhm. adeligen Leibwache im Feldzuge 1812 und 1813, im Jahre 1816
in die Familie.
Das Haupt derselben ist: CLEMENS Wenzel Graf v. Linker und
Lützenwick, geb. 18. Juli 1785, Herr v. Schlüsselburg in Röhmen, k.
k. Kämmerer, verm. 26. Sept. 1836 mit Anna v. Arvay. — Der Bruder
des Grafen Clemens Wenzel ist Siegmund Freiherr v. Linker, geb.
27. Juni 1787, k. k. Kämmerer.
42 GRAFEN ZUR LIPPE.
Grafen zur Lippe.
föjangelifd) unfc üathoüfdj. ptt\x$tn. 8ad)fcn.
Besitz: Baruth etc., Buchwalde, Lubachau, Rackel, Teichnitz etc., Niedergurig etc.
"Wappen: quadrirter Schild ; 1 und 4 in Silber eine fünfblätterige, golden
besaamte, rothe Rose (Stammwappen). 2 und 3 in Roth auf einem 5spitzigen,
goldenen Sterne eine rechtsgekehrte, silbern und schwarz abwechselnd tingirte
Schwalbe (Schwalenberg). Auf dem gekrönten Helme stehen zwei Adlersflügel, von
denen der rechte silbern, der linke roth ist, und zwischen denselben schwebt die
Rose des t. und 4. Feldes. Die Helmdecken sind silbern und roth. — So einfach
dieses Wappen auch ist, so kommen doch mehrfache Verschiedenheiten vor. Piderit
(Chron. Lipp. Rinteln, 1627) setzt in das 1. und 4. Feld einen 6eckigen Stern
und stellt auf diesen einwärtsgekehrt die Schwalbe, in das 2. und 3. Feld aber
eine gefüllte 5 blätterige Rose. Spener nimmt an, dass der Rose, als uraltem
Lippeschen Stammwappen, der Vorrang vor dem Schwalenbergschen gehöre, und
setzt also erstere in das 1. und 4. Feld. Rucelini setzt die Rose allein in den
Schild, doch ist in derselben ein 5eckiger Stern zu sehen. Der Helm kommt auch
ungekrönt vor, und nach mehreren Abbildungen steht auf demselben ein offener,
silberner Adlersflug. — Das oben angegebene Wappen ist das alte, ursprünglich
gräfliche Wappen, auf welches hier, ganz abgesehen von den Wappen der regie-
renden Häuser Lippe und Schaumburg-Lippe, nur Rücksicht zu nehmen ist. Auf
neueren Zeichnungen und Lackabdrücken wird der beschriebene Schild von einem
rothen, mit goldenen Fransen besetzten Fürstenmantel, welchen der Fürstenhut
deckt, umgeben, und den Schild halten zwei Engel. Die Rrust des rechtsstehenden
ist mit einem silbernen, mit goldenen Fransen besetzten Rrusttuche bedeckt,
welches mit der Rose des 1. und 4. Feldes belegt ist. Der linksstehende trägt
ein rothes, golden befranstes, mit der Schwalbe und dem Stern des 2. und 3. Feldes
belegtes Rrusltuch. Auch finden sich bisweilen auf dem Schilde mit den genannten
Umgebungen drei gekrönte Helme. Der rechte trägt einen offenen, goldenen Adlcrs-
tlug, zwischen welchem ein rother 6eckiger Stern schwebt, der mittlere Helm den
Helmschmuck des Stammwappens, und der linke zwischen einem offenen, rothen
Adlersfluge die Schwalbe und den Stern des 2. und 3. Feldes. — Das regierende
Haus Lippe hat bekanntlich ausser diesen drei Helmen noch zwei andere.
Das alte, jetzt in beiden Hauptlinien fürstliche Dynastengeschlecht
der edlen Herren v. d. Lippe, zur Lippe, trägt wahrscheinlich den
Namen von dem Flusse Lippe, an dessen Ufern noch jetzt Besitzungen
der Familie sich finden. Das Geschlecht kann die Abstammung von
GRAFEN ZUR LIPPE. 43
Hermann [., welcher mit seinem Bruder Bernhard 1129 urkundlich vor-
kommt, nachweisen. Nach dem Falle Heinrichs des Löwen, Beherr-
schers von Sachsen, Westphalen und Bayern, wohnte schon Bernhard II.
Edler Herr zur Lippe dem vom Kaiser Friedrich I. 1184 zu Mainz
gehaltenen Reichstage, unter den Grossen des Reichs, hei. Derselbe
baute, in Folge kais. Privilegien, auf seinem weiten Allodiallande Städte
und Schlösser, und die Nachkommen regierten dieses Land als unmittel-
bares Reichsgebiet. Den Grafentitel nahm das Geschlecht, als alter
Dynastenadel mit lehnfreiem, reichsunmittelbarem Grundbesitz, ungeachtet
zweier schon seit Jahrhunderten besessenen Grafschaften erst im 16. Jahr-
hundert an. Der nächste Stammvater der jetzigen Linien war Graf
Simon VI., gest. IG 13, welcher vier Söhne: Simon VII., Otto, Hermann
und Philipp, hinterliess. Das Testament von 1597 behielt dem Grafen
Simon VII. die Regierung und Landeshoheit mit Substitution des nächst-
folgenden Bruders etc. vor, die übrigen nachgeborenen Brüder bekamen
gewisse Aemter und Güter, von denen, nach Abgang ihres Manns-
stammes, die Hälfte an den regierenden Herrn, die andere an die anderen
Erben fallen sollte. Hermann starb 1620, worauf Simon VII. und
Otto das Erbe desselben theilten,* Rudolph aber für seinen Anlheil jahr-
liche Renten bekam. Von diesen drei Brüdern nun wurden drei Linien
gestiftet. Simon VII. wurde regierender Herr und stiftete die ältere,
oder Detmoldische Haupllinie, welche das Hauptland und aus Hermanns
Erbe die Aemter Swalenberg und Oldenburg bekam, Otto die Brakesche
Linie, zu dessen Besitzthum die Aemter Brake, Blomberg und Barntrupp,
und durch Hermanns Erbe das Amt Schlieder gehörten, Philipp aber,
welcher zu seinem Antheile die Aemter Lipperode und Alverdissen
erhielt, die Schaumburg-Lippesche oder jüngere Hauptlinie. Von diesen
drei Linien erlosch 1709 mit Ludwig Ferdinand die Brakesche, und die
vier derselben zustehenden Aemter wurden durch reichshofräthliches
Erkenntniss und durch Vergleich zur Hälfte unter die beiden Haupllinien
getheilt. Es blühten also noch zwei Hauptlinien: die ältere oder Detmol-
dische und die jüngere oder Schaumburg-Lippesche. Erstercr entspross
ein erbherrlicher Nebenast in zwei Zweigen: Lippe-Biesterfeld und Lippe-
Weissenfeld, welche namentlich hierher gehören und weiter unten zur
Besprechung kommen werden. — Von der Schaumburg -Lippeschen
Hauptlinie erlosch 1777 im Mannsstamme mit Wilhelm Friedrich Ernst
der ältere, von Philipps älterem Sohne, Friedrich Christian, gegründete
Ast: Schaumburg-Lippe-Bückeburg, und der jüngere: Schaumburg-Lippe-
Alverdissen, folgte in den Besitzungen des älteren Asts, worauf die
Hauptlinie zu Detmold Anspruch auf die Aemter Blomberg und Schieder
machte. Durch reichshofräthliche Erkenntnisse kam 1789 das Amt
Schieder an die Haupllinie zu Detmold, das Amt Blomberg aber, die
Stadt Blomberg ausgenommen, blieb bei der Linie zu Bückeburg, welche
1812 auch das Amt Alverdissen an die Haupllinie zu Detmold überliess. —
Der Name der zweiten Haupllinie : Schaumburg-Lippe, erhellt aus Nach-
stehendem: Philipps — des jüngsten Sohnes Simons VI. — Schwester,
Elisabeth, war mit dem Grafen v. Holstein -Schaumburg vermählt, und
44 GRAFEN ZUR LIPPE.
der Sohn aus dieser Ehe, Otto, schloss den Stamm der Grafen v. Holstein-
Schaumburg im Mannsstamme im Jahre 1640. Ottos Mutter, Elisabeth,
nahm als einzige Intestaterbin für sich und ihren Bruder Philipp die
Grafschaft Schaumburg in Besitz» doch entstand darüber mit dem Hause
Hessen-Cassel ein Rechtsstreit, welcher durch Vergleich 1647 damit
endigte, dass Hessen-Cassel die Hälfte der Grafschaft Schaumburg erhielt,
mit der anderen aber Philipp Graf v. d. Lippe für sich und seine Erben
belehnt wurde. — Beide Hauptlinien , welche auf der Reichsversamm-
lung im Fürstenrathe Theil an der reichsgräflieh-weslphälischen Curiativ-
Stimme hatten und weslphälische Reichsstände waren, führen die fürst-
liche Würde: die ältere, obgleich diese Würde derselben schon 1720
vom Kaiser Carl VI. ertheilt worden war, erst seit 1789, die jüngere
seit 18. April 1807, zu welcher Zeit beide regierende Häuser dem
Rheinbunde beitraten. Das Prädicat in Folge des früheren Dynasten-
standes: Edle Herren, hat das Geschlecht neben dem fürstlichen oder
gräflichen Titel stets beibehalten. Seit Stiftung des deutschen Bundes
sind beide regierende Häuser Mitglieder desselben.
Die hier zu besprechende, den gräflichen Titel führende, erbherr-
liche Linie: Lippe-Sternberg-Swalenberg, gehört der älteren oder Det-
moldischen Hauptlinie an und zerfällt in den älteren Zweig: Lippe-
Biesterfeld, und in den jüngeren Zweig: Lippe Weissenfeid. — Die
erbherrliche Linie Lippe-Sternberg-Swalenberg gründete Jobst Hermann,
jüngster Sohn Simons VII. aus zweiter Ehe, welcher durch Vergleich
vom Jahre 1667 gewisse Besitzungen in den Aemtern Swalenberg,
Oldenburg und Stoppelberg erhielt, dessen Nachkommen aber weitere
Ansprüche machten, welche nach langem Rechtsstreite 1762 so beige-
legt wurden, dass das gräfliche Haus für jährliche Geldrenten von dem
regierenden fürstlichen Hause den erhobenen Ansprüchen entsagte. Durch
zwei Söhne Rudolph Ferdinands , Friedrich Carl August und Ferdinand
Ludwig, entstanden zwei Zweige: Ersterer gründete den älteren Zweig:
Lippe-Biesterfeld, Letzterer den jüngeren, Lippe- Wei ssen-
feld, doch sind die Besitzungen, welche zu diesen Namen Anlass gaben,
verkauft.
Die genealogischen Verhältnisse dieser beiden gräflichen Zweige
erhellen aus folgenden Ahnentafeln :
Lippe-Biesterfeld: Friedrich Carl August — älterer Sohn
Rudolph Ferdinands, geb. 1661, gest. 1726 — geb. 20. Jan. 1706,
gest. 31. Juli 1781; Barbara Eleonora Gräfin v. Solms-Baruth und
Tecklenburg, geb. 30. Oct. 1707, verm. 7. Mai 1732, gest. 16. Juni
1744. — Carl Ernst Casimir, geb. 2. Nov. 1735, gest. 19. Nov. 1810,
früher herz, württemb. Oberst und General-Adjutant, später k. württemb.
Kammerherr; Ferdinande Henriette Dorothea Gräfin zu Bentheim-Teck-
lenburg, geb. 24. Aug. 1737, verm. 16. Oct. 1766, gest. 23. April
1779. — Wilhelm Ernst, geb. 15. April 1777, gest. 8. Jan. 1840;
Modesta Chrislina Dorothea Freiin v. Unruh, geb. 30. April 1782,
verm. 26. Juli 1803. — Julius Peter Hermann August, jetziges Haupt
des Zweiges.
GRAFKN ZUR LIPPE. 45
Lippe -Weissen fehl: Ferdinand Ludwig — jüngerer Sohn
Rudolph Ferdinands und Bruder Friedrich Carl Augusls — Stifter des
Zweiges, geb. 22. Aug. 1709, gest. 18. Juni 1791; Ernestine Henriette
Gralin zu Solms-Baruth, geb. 23. Mai 1712, verm. 2. Nov. 1736, gest.
17. Nov. 17G9. — Friedrich Ludwig, geb. 2. Sept. 1737, gest.
14. Mai 1791; erste Gemahlin: Maria Eleonora Gräfin v. Gersdorf zu
Barulh, geb. 1. Sept. 1752, verm. 21. Febr. 1772, gest. 3. Dec.
1772. — Ferdinand, geb. 20. Nov. 1772, gest. 21. Juni 1846, Herr
auf Sassleben und Baruth, k. preuss. Lieutenant a. D.; Eleonora Gustave
Freiin v. Thermo, geb. 19. Oct. 1789, verm. 23. Nov. 1804. —
Gustav, jetziges Haupt dieses Zweiges.
Von den jetzigen Gliedern beider gräflichen Zweige gehören hierher:
Lippe Biester feld: Graf JULIUS Peter Hermann August — Sohn
des Grafen Wilhelm Ernst — geb. 2. April 1812, verm. 30. April
1839 mit Adelheid Clotilde Auguste Gräfin zu Castell älterer Linie, geb.
18. Juni 1818. Aus dieser Ehe stammen 5 Söhne, die Grafen: Ernst
Casimir Friedrich Carl Eberhard, geb. 9. Juni 1842; Adalrert Rein-
hard Leopold Carl Heinrich Clodewig, geb. 15. Oct. 1843; Leopold
Carl Heinrich Georg Friedrich Gustav, geb. 12. Mai 1846; Simon Casimir
Otto Ferdinand Philipp Adolph Constanlin, geb. 5. Oct. 1847, und Fried-
rich Carl Oscar Heinrich, geb. 10. Mai 1852. — Die zwei Brüder des
Grafen Julius Peter Hermann August sind die Grafen Hermann Friedrich
Wilhelm Eberhard, geb. 8. Juni 1818, und Leopold Carl Heinrich, geb.
19. Jan. 1820. Vom Bruder des Grafen Wilhelm Ernst, dem Grafen
Johann Carl, geb. 1. Sept. 1778, gest. 29. Dec. 1844, verm. 9. Juni
1806 mit Bernhardine Freiin v. Sobbe , leben zwei Söhne, die Grafen
Constantin Christian Wilhelm, geb. 14. März 1811, k. preuss. Lieute-
nant, verm. 2. Dec. 1837 mit Wilhelmine Freiin v. Vincke, und Carl
Friedrich, geb. 28. Sept. 1818, grossh. hess. Rittmeister ä la suile.
Lippe Weissen feld: Graf GUSTAV — Sohn des Grafen Fer-
dinand — geb. 21. Aug. 1805, verm. 21. Aug. 1843 mit Ida Gräfin
zur Lippe, geb. 16. Jan. 1819, aus welcher Ehe zwei Söhne stammen,
die Grafen: Ferdinand, geb. 6. Oct. 1844, und Georg, geb. 27. Mai
1850. Der Bruder des Grafen Gustav ist Graf Hugo, geb. 13. Dec.
1809 , verm. mit Bertha Freiin Schenk v. Geyern. Von den Brüdern
des Grafen Ferdinand, des Vaters des Grafen Gustav, leben Graf Christian
und Graf Ludwig. Graf Christian, geb. 21. Febr. 1777, vermählte sich
25. Juli 1809 in erster Ehe mit Friederike Gräfin v. Hohenthal , geb.
25. Juli 1790, gest. 27. Nov. 1827, und aus dieser Ehe leben vier
Söhne, die Grafen : Oscar, geb. 26. Aug. 1813, k. preuss. Rittmeister;
Friedrich, geb. 12. Jan. 1817, k. sächs. Rath bei der Kreisdirection
in Leipzig; Franz, geb. 17. Sept. 1820, k. sächs. Rittmeister, und
Theodor, geb. 3. Febr. 1822. Graf Ludwig, geb. 14. Juli 1781, Herr
auf See in der preuss. Oberlausitz, vermählte sich 24. Juni 1811 mit
Auguste Gräfin v. Hohenthal, geb. 16. Aug. 1795, und aus dieser Ehe
sind 5 Söhne entsprossen, die Grafen: Adolph, geb. 11. Mai 1812;
Leopold, geb. 19. März 1815, k. preuss. Staatsanwalt in Potsdam;
46 GRAFEN ZUR LIPPE.
Otto, geb. 3. Mai 1818; Ernst, geb. 21. Feb. 1825, k. preuss. Second-
Lieutenant, und Robert, geb. 30. März 1826.
Vom Grafen Carl Christian — dem Sohne Ferdinand Ludwigs und
dem Bruder Friedrich Ludwigs (siehe oben die Ahnentafeln) — geb.
15. Aug. 1740, gest. im April 1808, k. k. w. Geh. Ralh und Käm-
merer, Präsidenten der lateinischen Gesellschaft in Jena etc., lebt aus
erster Ehe mit Henriette Luise Gräfin v. Callenberg zu Muskau, geb. 11*
Febr. 1745, verm. 24. Juni 1774, gest. 17. Febr. 1799, Graf Bernhard
Heinrich Ferdinand, geb. 22. Febr. 1779, verm. 21. Mai 1820 mit
Emilie Auguste Mariane v. Klengel, geb. 12. Nov. 1785, aus welcher
Ehe Graf Carl Ernst Arminius Emil Ferdinand, geb. 15. Oct. 1825,
stammt. Derselbe vermählte sich 4. Nov. 1851 mit Carolina Amalie
Elisa Freiin v. Emminghaus, geb. 29. Sept. 1826. Von dem verstor-
benen Bruder des Grafen Bernhard Heinrich Ferdinand, dem Grafen Carl
Friedrich Hermann, geb. 20. März 1783, gest. 21. Febr. 1841, verm.
5. Jan. 1808 mit Lina v. Lang auf Mutenau, geb. 10. Jan. 1782, gest.
7. Jan. 1815, stammen zwei Söhne, röm. kathol. Confession, die Grafen
Carl Octavio und Curt Reinicke. Graf Carl Octavio, geb. 6. Nov. 1808,
vermählte sich 24. Oct. 1833 mit Maria Thusnelde Gräfin v. Mengersen,
geb. 4. Aug. 1809, und dieser Ehe sind 5 Söhne entsprossen, die
Grafen: Georg Wilhelm Hermann Friedrich, geb. 3. Sept. 1836; Egmont
Carl Axel Bernhard Philipp Hermann Victor, geb. 10. Mai 1841; Arnold
Arnim Carl Maria Wilhelm, geb. 21. Aug. 1842; Alfred Constantin
Theodor Octavio, geb. 16. Aug. 1848, und Maria Hermann Anton Franz
Friedrich Ludwig, geb. 28. März 1851. Graf Curt Reinicke, geb. 29.
Jan. 1812, k. k. Kämmerer und Gesandtschafts-Secretair, vermählte sich
25. Aug. 1847 mit Georgine, Tochter des Baronets Carl Acton und der
Gräfin Zoe d'Albon, und aus dieser Ehe stammt Graf Constantin Johann
Bernhard Curt, geb. 25. Sept. 1848.
GRAFEN V. I.OHROIV-LATERANO. " 47
Grafen v. liodron-Iiaterano.
Üatljoltfd). ©efUmtd) im* Magern.
Besitz: Die Herrschaften Castellano und Castelnuovo in Welsch-Tirol , die Herrschaften
Gmünd, Sommeregg, Rauchenkatsch , Karlsberg und Seehurg in Kärnten; die Hof-
mark .Maxirein in Oberbayern ; die Herrschaft Freudenstcin in Südtirol; die Graf.
Schäften Lodron, Castellromano und Zimmberg; die Herrschaften Valle di Vestino,
Himmelberg und Bieberstein; die Hofmarkte Lamholing und Voikersdorf und die
Schlösser St. Giovanni, l.aterano und St. Barbara.
Wappen : im rothen Schilde ein rechtsgewendeter, vorwärtssehender gelöw-
ter Leopard mit dreimal in einander geschlungenem Schweife. Auf dem Schilde
steht ein gekrönter Helm, aus welchem der beschriebene Leopard bis an die Hin-
terbeine bervorwächst. Die Hclmdeckcn sind rotb und silbern. Anstatt der Helm-
decken wird auch bisweilen ein Mantel geführt. Den Schild halten zwei wilde, ein-
wärtssehende Männer, der rechte mit zum Schlagen aufgehobener, der linke mit
aufgestützter Keule. Darunter steht die Devise: „Fortitudo."
Die alten Reichsgrafen v. Lodron (Ladron, Ladrone, Lodro, Lodro-
neschi, Loteron, Lateran, Laterano) leiten ihren Ursprung von der be-
rühmten romischen Familie der Lateranenser ab und zwar zunächst vom
Consul Plautius Lateranls, dessen Söhne, Aemilius und Paris, Rom
verliessen und sich nach Tirol bei dem See d'Idro im Trientischen in
die Gegend wendeten, in welcher die Grafschaften Castcll-Roman und
Lodron liegen : eine Abstammung, welche jeder Zeit von dem romischen
Senate, wie von den Päpsten anerkannt wurde. Die Familie besass schon
in sehr früher Zeit das aus \2 Dürfern bestehende Thal, Valle di Vestino,
als unmittelbares Land ohne Belehnnng und ohne jede Abhängigkeit, und
Sylvester, mit dem Beinamen: der Held! soll schon von König Fried-
rich I. in den Reichsgrafenstand erhoben worden sein. Paris Otto
schloss mit der Republik Venedig ein Bündniss, befehligte 1438 und
1439 die Kriegsmacht derselben, schlug den Herzog von Mailand und
gab den Venetianern die eroberten Länder zurück, wofür diese mit der
Lodronschen Familie in Defensiv- und Offensiv-Allianz traten, alle Gra-
fen v. Lodron für geborene venetianische Edle erklärten und Paris Otto
48 GRAFEN V. LODRON-LATERANO.
mit der Grafschaft Zimmberg, welche der Familie verblieben ist, belehn-
ten. Die Grafen v. Lodron wurden auch später von den Venetianern
als wahre Bundesgenossen behandelt, und erhielten mit der Zeit Auf-
nahme unter die Landslände Tirols, Kärntens und anderer österreichi-
scher Provinzen. Am 6. April 1452 wurden die zwei Brüder: Peter
und Georg, vom Kaiser Friedrich III. in den Reichsgrafenstand, die Be-
sitzungen von Lodron und Castell- Roman aber zu Reichsgrafschaften
erhoben, und die Besitzer dieser Grafschaften erhielten ein Feudum obla-
tum. Seit dieser Zeit wurden die Grafen v. Lodron, deren Reichsgra-
fenstand später nochmals vom Kaiser Carl VI. 27. März 1714 die
kaiserliche Bestätigung erhielt, von allen Kaisern auf ähnliche Weise
belehnt, und dieselben waren in den genannten Grafschaften, sowie in
den dazu erworbenen zwei Herrschaften Castellano und Castellnuovo
Gondomini. Peter und Georg stifteten zwei Stämme. Von dem erste-
ren Stamme, der Petersen en Linie, stammte Paris Graf v. Lodron, Erz-
bischof v. Salzburg, gest. 1653, der aus seinem grossen Vermögen für seine
Linie zwei Majorate stiftete, denen vom Kaiser Ferdinand II. das Landmar-
schallamt von Salzburg zugetheilt wurde. Als später der Petersche Stamm
ausstarb, verglich die Familie sich dahin, dass die in Böhmen von dem
Georgschen Stamme gebildete Linie die Primogenitur-Majorats-Güter mit
dem salzburgischen Landmarschall-Amt erhielt und die fortlaufende Regierung
ausüben sollte, die Besitzer des Secundogenitur-Majorats dagegen auf die
Regierung der Grafschaften Lodron-Lalerano und Castell-Romano verzich-
teten, und die Privilegien des Landmarschall-Amtes beiden Majoraten gemein-
sam sein sollten. Der Senior der Familie solle jedesmal auch Chef der ganzen
Familie sein, und wenn derselbe von der Linie sei, welche die Grafschaften
Lodron und Castell-Romano besitze, auch die Regierung führen. Der
jedesmalige Inhaber des Primogenitur-Majorats hat übrigens nach der
Verordnung des Stifters, wie ältere Angaben anführen, für die Regie-
rung der Herrschaften Castellano und Castelnuovo, jährlich 6000 Fl.
welche auf die Herrschaft Gmünd l radicirt sind, an die Agnaten zu
zahlen.
Hübner theilte die Familie in die Tirolische, Böhmische, Bayerische
und Steiermärker Linie. Spätere Schriftsteller führten die Glieder des
Geschlechts unter folgenden Rubriken auf: 1) Primogeni tur-Majo-
rats-Linie zu Salzburg; 2) Secun dogeni tur- Maj orats-Linie,
genannt del Csuaro: erster Ast, erloschen im Mannsstamme mit Hiero-
nymus Paris, geb. 12. Nov. 1794, gest. 1824; zweiter Ast; 3) Linie
in Bayern: Erster Ast oder Lodron-Haag , zweiter Ast oder Lodron-
Fürth. Von den beiden Zweigen des letzteren ist der ältere im Anfange
dieses Jahrhunderts erloschen, die jüngere Pettauer-Linie aber dem Er-
löschen nahe; und 4) Linie zu Freudenslein in Trient. Die
neuere Einlheilung der Familie ist nachstehende: I. Primogenit ur-
Majorat. A. Primogenitur- Majoralslinie: 1. Ast. Die Primo-
genitur. 2. Ast. Die bayerische Linie: a) die bayerische Linie oder
Lodron-Haag, b) die Pettauer-Linie oder Lodron-Fürlh. B. Freuden-
steiner Special-Linie. II. Secun dogeni tur. Das Primogenitur-
GRAFEN V. LOnRON-LATERANO. 49
Majorat besitzt seit 1G37 das Erblandmarschall- Amt in Salzburg und
die Herrschaften Castellano und Caslelnuovo in Welschtirol , sowie die
Grafschaften Gmünd, Sommeregg und Raucheukalsch in Kärnten, die
bayerische Linie die Hofmark Maxirein in Oberbayern , die Freudenstei-
ner Linie die Herrschaft Freudenstein in Siidtirol, und das Secundo-
Majorat die Grafschaften Lodron, Castellromano und Zimmberg, die Herr-
schaften Valle di Vestino, Himmelberg und Bieherstein, die Hofmärkte
Lamboting und Wolkersdorf und die Schlösser St. Giovanni, Laterano
und St. Barbara.
Die neuere Abstammung der jetzigen Glieder der Familie ergeben
folgende Ahnentafeln:
I. Primogenitur- Majorat; A. Primogenitur- Majorats-
linie, erster Ast: die Primogenitur. Carl Wenzel — ältester
Sohn Philipp Ferdinands aus der Ehe mit Anna Theresia Freiin v. Son-
nau und Reichersberg — geb. 26. Aug. 1682, gest. 7. Aug. 1735,
k. k. Kämmerer; Gemahlin: Maria Antonie Maximiliane Augustine Gräfin
v. Monlfort, geb. 31. Mai 1694, verm. 16. Mai 1712, gest. 1746. —
Ernst Maria Joseph Johann Nepomuk, geb. 30. Mai 1716, gest. 18.
April 1779, k. k. Kämmerer; zweite Gemahlin: Antonie Maximiliane
Josephe Gräfin v. Arco, geb. 13. Oct. 1738, verm. 4. April 1758,
gest. 15. Dec. 1786. — Hieronymus Maria, geb. 21. Mai 1766, gest.
7. Sept. 1823, k. k. Geh. Ralh etc.; Gemahlin: Maria Caecilie Gräfin
v. Rosenberg, geb. 30. Sept. 1766, verm. 21. Juli 1786, gest. 30.
Sept. 1841. — Constantin, jetziges Haupt des ersten Astes der Primoge-
nitur-Majoratslinie.
Zweiter Ast. Die bayerische Linie (Lodron-Haag). Joseph
Anton — Sohn Philipps, aus der Ehe mit \Yalburgis v. Judden — geb.
17. Mai 1705, gest. 1 5. Juli 1775, Herr auf Haag und Fürth etc., k. k.
und kurbayer. w. Geh. Rath, General-Feldmarschall-Lieutenant; Gemah-
lin: Anna Helena Josepha Gräfin v. Lodron, Erbtochter des letzten
Grafen v. Lodron zu Haag, geb. 26. Juli 1698, verm. 19. Oct. 1727,
gest. 27. Oct. 1753. — Hieronymus Maria, geb. 30. Sept. 1728, gest.
20. März 1789, pfalzbayer. w. Geh. Rath, Revisions-Ralhs-Präsident etc.;
erste Gemahlin : Johanna Franziska Xaverie Freiin zu Frauenhofen, geb.
31. Aug. 1734, verm. 1750, gest. 13. Sept. 1757. — Maximilian, geb.
21. Jan. 1757, gest. 4. Jan. 1823, k. bayer. w. Kämmerer, Präsident
des obersten Rechnungs-Hofes etc.; Gemahlin: Theresia Freiin v. Helm-
slädt, geb. 28. Mai 1756, verm. 4. Mai 1779, gest. 1. Jan. 1837. —
Carl Theodor, geb. 15. Juni 1781, gest. 26. Dec. 1836, k. bayer.
Major a la suite; Gemahlin: Emilie Freiin v. Kreiser, geb. 16. März
1800, verm. 15. Oct. 1827. — Peter Anton Carl Theodor, Philipp
Nerius und Carl Joseph.
B. Freu den steiner Speciallinie: Anton Felix, geb. 1715,
gest. 29. März 1773. Gemahlin: Carolina Bellini, Dietin v. Ebben und
Freudenstein, geb. 31. Oct. 1723, gest. 18. März 1791. — Joseph Maria,
geb. 1746, gest. 1802; Gemahlin: Theresia Gräfin Alberli v. Enno, geb.
1747, verm. 1771. — Paris, geb. 1772, gest. 12. Jan. 1842, verm.
". 4
50 GRAFEIS V. LODRON-LATERANO.
19. Nov. 1835 mit Ferdinandine Gräfin v. Bissingen-Nippenburg geb.
5. Mai 1811, gest. 3. Mai 1842. — Carl Cajetan und Ernst August.
II. S ecundogenit ur-Majora t: Joseph Nicolaus — Sohn Lud-
wig Franz Xavers aus der Ehe mit Anna Theresia Freiin v. Bartholdi —
geb. 9. Jan. 1711, gest. 5. Febr. 1791, k. k. w. Geh. Rath; Gemah-
lin: Josephe Gräfin v. Fugger-Glöt, geb. 30. Oct. 1722, verm. 19. Juni
1741, gest. 5. Mai 1795. — Franz Joseph, geb. 25. Sept. 1743, gest.
15. März 1791, k. k. Geh. Rath, Landeshauptmann in Tirol etc.;
Gemahlin: Maria Theresia Gräfin v. Rost, geb. 20. Oct. 1752, verm. 2.
Oct. 1770, gest. 20. Juni 1802. — Aloys Joseph, geb. 31. März 1780,
gest. 1827; Gemahlin: Maria Anna Gräfin v. Platz, geb. 11. Dec.
1789. — Carl Maria, jetziges Haupt der Linie.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier aufzuführen :
1. Primogenitur Majorat. A. Primogenitur Majoratslinie:
1. Ast, die Primogenitur:
Graf CONSTANTIN — Sohn des Grafen Hieronymus Maria ~- geb.
18. April 1806, k. k. Kämmerer, Oberst-Erblandmarschall im Herzogth.
Salzburg, Herr zu Castellano etc., Besitzer der Herrschaften Gmünd,
Sommeregg etc., verm. 18. Nov. 1832 mit Luise Gräfin v. Ugarte, geb.
24. April 1803, aus welcher Ehe drei Töchter leben.
2. Ast. Bayerische Linie: a) Lodron-Haag: Peter Anton
Carl THEODOR — Sohn des Grafen Carl Theodor — geb. 23. Sept.
1828, Herr auf Maxirein etc. Die beiden Brüder desselben sind die
Grafen: Philipp Nerius, geb. 19. Oct. 1830, k. bayerischer Lieute-
nant, und Carl Joseph, geb. 20. Dec. 1832. Vom Grafen Carl
Theodor lebt der Bruder: Graf Clemens, geb. 23. Sept. 1789, verm.
17. Mai 1817 mit Maximiliane Antonie Prinzessin v. Hohenzollern-Hechin-
gen, verw. Gräfin v. Waldburg-Zeil-Wurzach, geb. 30. Nov. 1787, aus
welcher Ehe zwei Söhne stammen, die Grafen: Clemens, geb. 20. Nov.
1820, und Constantin, geb. 26. Mai 1824. b) Von der Pettauer
Linie oder Lodron-Fürth wird aufgeführt : Graf Joseph — Bruder
des Grafen Maximilian und Sohn des Grafen Hieronymus Maria — geb.
13. Febr. 1766, k. bayer. Kämmerer, Senior etc.
Zur Freudensteiner Linie gehören die beiden Söhne des Gra-
fen Paris, die Grafen: CARL Cajetan, geb. 25. Juli 1840, und Ernst
August, geb. 27. April 1842.
II. Secundogenitur- Majorat. CARL Maria Graf zu Lodron,
zu Gastellromano und zu Zimmberg, Herr des Valle di Vestino, zu Him-
melberg etc. — Sohn des Grafen Aloys Joseph — geb. 22. Aug. 1807,
verm. 12. Aug. 1835 mit Theresia Freiin v. Gumppenberg, geb. 5. Dec.
1813, gest. 21. März 1849, aus welcher Ehe zwei Söhne stammen,
die Grafen: Hurert, geb. 10. Aug. 1845, und Alrert, geb. 12. Juni
1847. — Die beiden Brüder des Grafen Carl Maria sind die Grafen:
Caspar Maria, geb. 9. April 1815, k. k. Kämmerer und Landgerichts-
rath, verm. 6. Jan. 1841 mit Caroline Freiin v. Enzenberg, geb. 12.
April 1819, aus welcher Ehe zwei Töchter stamme^ und Aloys, geb.
6. Juli 1819. i 1AÜ öUUtlT
ÖTÜTÄH
GRAFEN V. LOKBEN. 51
Grafen v. Loeben.
Cutljertfd). pttvifteti.
Besitz: Nieder-Rudelsdorf und Ober-Gerlachsheim in der preuss. Oberlausilz.
Wappen: Schild quergetbeilt ; oben in Blau eine wachsende vorwärts-
sehende Mohrin (nach einer von Sinapius angeführten Ueberlicferung eine Mohren-
Königin) mit etwas aufgezogenen , doch sonst am Leibe herabfallenden und so
gekehrten Armen, dass man das Inwendige der Hände sieht. Dieselbe trägt eine
roth und silberne Kopfbinde, deren beide Enden, oben das rothe, unten das sil-
berne, links fliegen, und ist am Halse mit einem goldenen Kleinod, und an jedem
Oberarme mit einem goldenen Armband geschmückt ; unten von Roth und Silber
in vier Reihen, jede zu sechs Feldern, geschacht. Das Schach kommt in Bezug
auf die Felder sehr verschieden vor. Man findet auch fünf Reihen , je zu sechs
Feldern, oder die ersten derselben von acht Feldern, etc. Auf der Grafenkrone
erheben sich drei gekrönte Helme. Der rechte trägt einen die Sachsen einwärts-
kehrenden, von Roth und Silber in 6 Reihen, jede zu 4 Feldern, geschachten, ge-
schlossenen Adlcrsflug; der mittlere, zum Stammwappen gehörige, die Mohrin der
oberen Schildhälfte, die nach einigen Angaben mit den Händen die Krone des Helms
berührt, nach anderen bis an die Kniee zu sehen ist, und der linke Helm einen
von Silber und Roth, wie angegeben, geschachten, geschlossenen Adlersflug. Die
Helmdecken sind roth und silbern, und den Schild halten zwei vorwärtssehende
Mohren mit weissem Schurze, welche die freie Hand in die Seite stemmen.
Eins der ältesten und angesehensten Adelsgeschlechter in Sachsen,
Schlesien, den Lausilzen, der Mark Brandenburg und im Magdeburgischen,
aus welchem Glieder später sowohl den Freiherren - als den Grafenstand
erhalten haben. Nach einer angeblich 1610 von dem kaiserlichen Lehns-
secretair zu Prag aus den Ritterbüchern gezogenen s. g. ,, zuversichtlichen*'
Nachricht über die Familie, welche 1661 zu Guben gedruckt worden
ist, soll Daniel Lost 723 sich mit einer africanischen Königin in ein
ernstliches Schachspiel eingelassen und dasselbe, nachdem er den eige-
nen Kopf gegen eine grosse Geldsumme eingesetzt, glücklich gewonnen
haben. Derselbe soll dann in den Kriegen gegen die Ungläubigen die
Stelle eines Feldherrn erhalten und den Sultan in Aegypten gefangen
genommen haben, weshalb jene Königin ihm, weil er sein Leben immer
ritterlich gewagt, den Namen Loben oder Leben — wie sich auch später
4*
52 GRAFEN V. LOEBEN.
mehrere Glieder der Familie gesehrieben — beigelegt und die Erlaubniss
ertheilt hätte, dass er mit seinen Nachkommen ihr Bildniss mit Krone
und Schachspiel im, Wappen führen dürfe. Dieser Annahme , welche
wohl aus dem Wappen hervorgesucht ist und die auch, wie bei Gros-
ser und Gauhe zu lesen ist, anders erzählt wird, steht in Bezug auf
die erwähnte Quelle namentlich der Umstand entgegen, dass nach kei-
nem glaubwürdigen böhmischen Geschichtsschreiber sich die Familie
Loeben in Böhmen je unter dem Bitterstande befunden hat, also auch
nicht in den Ritterbüchern eingetragen gewesen sein kann. Es ist näm-
lich ungewiss, ob und wie eine im Prachiner Kreise mit Rozmital und
Blatna angesessene Familie, welche sich v. Loben Bozmital und Blatna
geschrieben haben soll, zu diesem Geschlecht gehört. Mit grösserer
Wahrscheinlichkeit leitet dagegen Aeneas Sylvius (Annal. Bojem.) die
Familie aus Mähren ab, und giebt als Stammsitz das Schloss Löben-
oder Löwenstein bei Znaim. Johann v. Loeben wurde um das Jahr 1203
am Hofe des Herzogs Heinrich d. Bärligen in Schlesien und Mähren
Hofmeister der Herzogin Hedwig. Melchior v. Loeben war um das Jahr
1474 der schlesischen Fürsten und Stände Feldoberst gegen die Polen
und später Landesältester im Fürstenthume Glogau, und ein anderer Mel-
chior v. Loehen kommt 1488 als erster Landvoigt der Niederlausitz vor.
Die Familie breitete sich namentlich in Schlesien, den Lausitzen und
der Mark Brandenburg aus, der Güterbesitz mehrte sich bedeutend, und
so entstanden eine grosse Menge Häuser und Linien des Geschlechts.
Als Stammvater der schlesischen Linie, welche man gewöhnlich als Haupt-
linie aufführt — doch gab es früher in Schlesien noch eine andere,
ein ganz abweichendes Wappen (in Schwarz drei Löwenköpfe, von denen
der untere durch einen silbernen Querbalken von den oberen getrennt
war) führende Familie, welche meist Lobe geschrieben wurde — wird
der ersterwähnte Melchior angenommen. Als Stammgüter dieser Linie,
welche das Schloss und Städtchen Loeben bei Neisse im Briegischen
erbaut haben soll, werden Drehno und Nucken, sowie Kurtzschau, Schön-
feld und Merzdorf im Crossenschen , Kleinrosen im Striegauschen und
Kontopp im Glogauschen aufgeführt. Die Linie in der Oberlausitz, wo
sie xdas Städtchen Schönberg und die Güter Ober - und Niederhalben-
dorf, Küpper, Megelsdorf, Kolmen, Holsche, Briesnigg und Kayen besass,
stammt von der schlesischen Hauptlinie und beginnt mit Georg, Herrn
auf Schönberg, kursächs. Rath und Landvogt in der Oberlausilz , gest.
1651. Die Niederlausitzer Linie wird von dem oben angeführten Mel-
chior, Landvogt der Niederlausitz, abgeleitet und besass Amtiz, Krischow,
Wiesendorf etc. Im Brandenburgischen standen Blumberg, Dalewitz und
Falkenberg und im Magdeburgischen schon im 14. Jahrhundert Bollers-
dorf der Familie zu. Caspars, Herrn auf Schlieben und Boilersdorf,
Enkel, Hans, gest. 1636, trat 1587 in brandenburgische Dienste und
wurde Geh. Rath und Canzler des Kurfürsten Joachim Friedrich, dessen
höchstes Vertrauen derselbe besass.
Aus der schlesischen Hauptlinie erhielt Johann Friedrich , geb.
27. Febr. 1595, gest. 16. Mai 1667, welcher unter dem Kurfürsten
GRAFEN V. LOEBEN. 53
Georg Wilhelm v. Brandenburg die wichtigsten Gesandtschaftsposten be-
kleidet hatte, vom Kaiser Ferdinand III. den Freiherrenstand. In der
zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden zwei, und in der ersten
des 18. Jahrhunderts vier Freiherren v. Loeben zu Sonnenburg zu Rit-
tern des Johauniter-Ordens geschlagen. Gegen Ende des 18. Jahrhun-
derts kommen Freiherren nicht mehr vor, und das Wappen derselben
(Schild halb quer und in die Länge getheilt, dreifeldrig: 1 in Silber
ein schwarzgekrönter Doppeladler, auf der Brust mit F. III. belegt; 2 in
Schwarz zwei silberne Balken; 3 das v. Löbensche Stammwappen; zwei
gekrönte Helme, rechts der Adler des ersten Feldes, links der Helm-
schmuck des Stammwappens) findet sich in Sammlungen nur in Ab-
drücken von älteren Petschaften vor.
Der Reichs-Grafenstand kam 1790 in die Familie. Es wurde näm-
lich aus der oberlausitzer Linie 10. (nach Anderen 17.) Juli des
genannten Jahres im kursächs. Reichsvicariate Otto Ferdinand v. Loe-
ben — nicht Freiherr, wie irrthümlich angegeben wird — in den Gra-
fenstand erhoben. Derselbe, geb. 18. Juni 1741, gest. 16. Sept. 1804,
Herr auf Gerlachsheim und Nieder-Rudelsdorf, kursächs. Cabinetsminister
und w. Geh. Rath, war in zweiler Ehe, 27. April 1778, vermählt mit
Caroline v. Greiflenheim, geb. 22. Juli 1760, und der jüngste Sohn aus
dieser Ehe, Graf Albrecht Edmund, ist das jetzige Haupt der gräf-
lichen Linie.
Die Grossältern des Grafen Otto Ferdinand waren : Georg Fried-
rich, geb. 16. Juli 1663, gest. 7. Jan. 1697, Herr auf Mengelsdorf,
Kupper und Collmen; Gemahlin: Eva Sophie v. Schönberg, verm. 1689,
gest. 1740; die Aeltern aber: Wolf Christian Albrecht, geb. 12. Nov.
1692, gest. 17. März 1750, Herr auf Mengelsdorf und Biesig, kursächs.
Kammerherr und Landeshauptmann der Oberlausitz; Gemahlin: Hedwig
Elisabeth Sophie Vitzthum v. Eckstädt, geb. 14. Dec. 1713, verm. 18.
Febr. 1735, gest. 10. Febr. 1778. —
Das jetzige Haupt der Familie ist Graf ALBRECHT Edmund, geb. 29.
April 1800, Herr auf Nieder-Rudelsdorf und Ober-Gerlachsheim bei Gör-
litz, Landesältester des Markgrafenthums Ober-Lausitz, verm. 26. Aug.
1828 mit Maria Gräfin zur Lippe- Weissenfeid, geb. 10. Juni 1810.
54 GRAFEN V. LORSCH.
Grafen v. Loesch.
jÖtatholifd). Magern.
Besitz: Das Stammgut Hilkerthausen etc.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im rothen Mittelschild zwei
silberne, rückwärts gegen einander gekehrte, aufrechtstehende Streitäxte; nach Ein-
ziger v. Einzing: Metzgersbeile (Stammwappen). 1 und 4 in Gold zwei blaue,
heraldisch richtiger rothe, quer übereinander liegende Geweihe eines Hirsches von
10 Enden (wahrscheinlich wegen des Besitzes der Hofmarkt Hirschenhausen); 2 und
3 von Silber und Blau der Länge nach getheilt mit drei (l und 2) goldenen Lilien
(Köckeritz ; bei Erhebung in den Freiherrenstand hinzugekommen). Auf dem Schilde
stehen über der Grafenkrone drei Helme, von denen der mittlere und linke gekrönt
sind. Auf dem rechten ungekrönten Helme erhebt sich ein blauer hoher Hut, des-
sen goldene Stülpe mit 9 blauen Knöpfen, fünf und vier, belegt ist. Oben auf dem
Hute liegt eine goldene Krone, welche mit 5 Strausseniedern, wechselsweise blau
und silbern, besteckt ist. Aus dem mittleren Helme wächst zwischen den silber-
nen Streitäxten des Mittelschildes ein roth bekleideter männlicher Bumpf mit ent-
blösstem Hals und Haupte empor; nach Einzinger v. Einzing ein roth gekleideter
Metzgersbursche (Helm des Stammwappens); und der linke Helm trägt zwei Büffels-
hörner, von denen das rechte silbern, das linke blau ist, zwischen welchen eine
goldene Lilie schwebt (Köckeritzscher Helm). Die Decken des rechten Helmes sind
blau und golden, die des mittleren roth und silbern, und die des linken blau und
silbern, und den Schild halten zwei auswärtssehende goldene Greife.
Altes, ursprünglich fränkisches, urkundlich schon 1257 vorkommen-
des Rittergeschlecht. Wilhelm Loesch kam, nach Einigen aus Franken,
nach Anderen aus Oesterreich, 1470 nach Bayern, worauf sich in die-
sem Lande die Nachkommen desselben bald weit verbreiteten , grossen
Grundbesitz erlangten , und zu den höchsten geistlichen und weltlichen
Würden kamen. Wilhelms Sohn, Augustin (auch August), bayer. Canz-
ler, und wegen treuer Anhänglichkeit an den Glauben der Väter
berühmt, erwarb 1518 das Stammgut Hilkertshausen (Hilgartshausen) :
eine Annahme, welche mit Bucelini nicht stimmt, welcher mit Wilhelm
Loesch von Hilgartshausen, und zwar um das Jahr 1440, die Stamm-
reihe der Familie beginnt. Augustins Sohn Leo , Domherr zu Freysing
GlAKfl V. LOKSCII. 55
und Passau, und Propst zu Moosburg und Isen, wurde 1552 Fürst-
bischof zu Freysing und bekleidete diese hohe Stelle , so unruhig die
Zeit auch damals war, 7 Jahre mit grossem Ruhme. Leo's Neffe, Wil-
helm, war um das Jahr 1565 fürstl. bayer. Rath und Hofmeister, und
der Sohn desselben, Wolfgang Wilhelm, herzl. bayer. Kammerherr,
pflanzte den Stamm weiter fort. Der Freiherrenstand kam vom Kaiser
Ferdinand III. 1653 in die Familie, und bei dieser Erhebung wurde das
Wappen, wie angegeben, auch mit dem der Familie v. Köckeritz ver-
mehrt. Die Reichs-Grafenwürde erhielt vom Kurfürsten Carl Theodor v.
Pfalzbayern im Reichsvicariate 16. Sept. 1790 Maximilian Joseph Freiherr
v. Loesch-Hilkertshausen zu Stein, kurpfalz. bayer. Kämmerer etc.
Graf Maximilian Joseph hinterliess zwei Söhne: den Grafen Maximi-
lian Emanuel, geb. 18. April 1773, gest. 10. Sept. 1840, k. bayer.
Kämmerer, venu, mit Maria Josepha Johanna Freiin v. Leoprechting-
Irlbach, geb. 12. Mai 1793, und den Grafen Carl, geb. 2. Nov. 1790,
gest. 26. April 1843, k. bayer. pens. Hauptmann, verm. mit Julie
Greineder.
Vom Grafen Maximilian Emanuel stammt das jetzige Haupt der
Familie: MAXIMILIAN Otto Carl Ludwig Graf v. Loesch-Hilkertshausen
zu Stein, geb. 23. Febr. 1819, k. bayer. Oberlieulenant. Die zwei
Rrüder desselben sind: Graf Ludwig, geb. 24. Juni 1820, k. bayer.
Lieutenant, und Graf Heinrich, geb. 26. Jan. 1824, k. bayer. Lieutenant.
Vom Grafen Carl stammt: Graf Max, geb. 24. Juni 1834.
Grafen v. Logau.
Äatholifd). flJrntjktt.
Besitz: Rcutliau im Kreise Sprottau.
Wappen : Schild von Blau und Silber gerautet und von einem schräg-
rechten, rothen Balken durchzogen. In der rechten Schräghälfte des Schildes zahlt
56 GRAFEN V. LOGAU.
man gewöhnlich 20, in der linken 17 hlaue Rauten. Den Schild deckt die Gra-
fenkrone, und auf derselben erhebt sich ein Helm, welcher ein viereckiges, unten
etwas zugespitztes Schirmbret trügt. Dasselbe ist, wie der Schild , von Blau und
Silber gerautet, und von einem schrägrechten rothen Balken durchzogen. Die oberen
Ecken sind beide mit einem Eie besetzt, die rechte mit einem rothen, die linke
mit einem grünen. Auf der Mitte des Schirmhretes stehen 6 schwarze Hahnen-
federn, von denen drei rechts, drei links wehen. Die Hehndecken sind roth und
silbern. — Wie angeführt, gab das Wappenbuch der durchlauchtigen Welt (III., 241)
das Wappen der Grafen v. Logau und so wurde, wenn auch bekannt ist, dass in
diesem Werke oft nur die Stammwappen als gräfliche aufgeführt sind, das in Rede
stehende Wappen bis auf die neueste Zeit, z. B. im Wappenbuche der österr. Mo-
narchie (IV., (>5) und noch im Geneal. Taschenbuch der gräflichen Häuser für 1852
beschrieben. Im Jahrgange 1853 ist ein vermehrtes Wappen angegeben, dessen
Beschreibung hier genügen mag, da, so genau auch im Ganzen diese Beschreibung
ist, doch einige Zweifel, namentlich über den Mittelschild und den linken Helm,
weder durch Abbildungen, noch durch Lackabdrücke, die nicht vorzufinden waren,
sich lösen Hessen, und da die genaue Angabe des ursprünglichen Stammwappens
jedenfalls bei der durcii die Vermehrung des Wappens erfolgten Veränderung von
Werthe ist. Am angeführten Orte ist das vollständige Wappen, wie folgt, erwähnt :
quadrirter Schild mit silbernem Herzschild, in welchem 3 schwarze einfache Adlers-
flügel erscheinen. 1 und 4 von Grün und Weiss geschacht und von einem rubin-
farbigen Schrägbalken durchschnitten, in jedem Balken ein zum Grimmen geschick-
ter silberner Löwe mit aufgerissenem Rachen, roth ausgeschlagener Zunge und
mit über dem Rücken gewundenem doppelten Schweife; 2 und 3 in Gold ein
blauer Fluss, woraus sich ein silberner rechts gewendeter Schwan mit rothem
Schnabel, rothen Füssen und ausgebreiteten Flügeln erhebt. Den Schild decken
drei gekrönte Helme. Der rechte trägt den Balken und Löwen mit einer schach-
weise abgetheiltcn Panier - oder Turnierdecke, worin auf jedem oberen Eckfelde ein
weisses Straussenci, und zwischen diesen beiden in der Mitte fünf aufgesteckte
lange Straussenfedcrn, golden, rubinfarbig, silbern, rubinfarbig und blau, zu sehen
sind ; der mittlere Helm trägt den Schwan im Flusse, und der dritte ein silbernes
Rad mit den fünf Straussenfedern. Die Helmdecken sind rechts roth, links blau. —
Heraldiker von Fache, welchen namentlich die ganz ungewöhnliche Veränderung des
Stammwappens auffallen dürfte, werden durcii den Mittelschild und den linken Helm
sogleich an die Wappen der Herren und Freiherren v. Lüttwitz erinnert werden.
Das Wappen derer v. Lüttwitz zeigt nämlich in Silber drei schwarze Adlerflügel,
den obersten mit den Federn quer gegen den Helm, und unter diesem zwei von
einander gekehrte Flügel. Auf dem Helme stehen zwei neben einander gestellte
silberne Mühlräder mit Zähnen und hinter denselben drei Straussenfedern, schwarz,
silbern, schwarz.
Sehr alte schlesische Ritterfamilie, welche später theilweise den
Freiherren - und dann den Grafenstand erlangte. Der adelige Zweig
war nach Sinapius früher namentlich im Briegischen, der freiherrlichc
im Liegnilzischen begütert, und die Familie, welche jetzt nicht mehr
viele Glieder zu zählen scheint, war vor Zeiten ziemlich gliederreich. Als
Stammhäuser finden sich Altendorf, Schlaupitz und Jenschwitz aufge-
zeichnet, und Krayn bei Strehlen , Ullersdorf bei Glalz, Rosenthal und
Künsberg bei Schweidnitz, Diersdorf bei Nimptsch, Sämitz und Oberbie-
lau bei Liegnitz, Olbersdorf bei Frankenstein und das Städtchen Miesko
im Teschenschen waren sonst im Besitze der Familie. Heinrich Logau,
Ritter, dessen Burg im Schweidnitzischen lag, lebte nach Thebesius um
das Jahr 1341. Hans v. Logau, 1342 Burggraf zu Hayn und Hofrich-
ler zu Jauer, kommt 1367 in einem vom Herzoge Bolco in Schlesien
der Stadt Guben verliehenen Privilegium urkundlich vor; Nicol war nach
Sinapius 1424 Landeshauptmann der Standesherrscbaft Wartenberg, und
GRAFEN V. LOGAU. 57
Wenzel 1503 Herzogl. Münsterbergischer Marschall. Matthaeus, der
Aeltere, wurde 1542 Landeshauptmann der Fürstentümer Schweidnitz
und Jauer, und Georg, königl. Rath, Canonikus zu St. Johann und Propst
zum heiligen Kreuze in Breslau, zu seiner Zeit als Gelehrter und Dich-
ter, durch den die Kirchenhistorien des Nicephorus aus dem Griechi-
schen ins Lateinische übertragen wurden, sehr bekannt, starb 1553.
Caspar, gest. 1574, wurde 1562 Bischof zu Breslau. Von den vier
Brüdern desselben kommt Matthaeus zuerst als Landeshauptmann der
Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer, später als k. Rath und Kammer-
präsident, Heinrich aber als Landeshauptmann in Breslau vor. Matthaeus
kaufte mit seinen Brüdern vom Herzoge Christoph v. Münsterberg das
Fürstenthum Münsterberg, doch traten die Landstände, welche nicht gern
einen vom Adel zum Oberherrn haben wollten, in den Kauf und über-
liessen das Fürstenthum dem Kaiser Maximilian II. Friedrich v. Logau,
gest. 1656, Regierungs-Rath des Herzogs Ludwig zu Liegnitz und Brieg,
war zu seiner Zeil als Dichter sehr geschätzt, und hat unter dem Namen
Salomon v. Golau 3000 deutsche Sinngedichte herausgegeben. Der Sohn
desselben, Balthasar Friedrich, des Fürstenthums Brieg Abgeordneter
bei den allgemeinen Landesconventen und als Gelehrter ebenfalls bekannt,
erhielt vom Kaiser Leopold I. 31. Dec. 1687 den böhmischen Frei-
herrenstand erneuert, welchen schon Bartholomaeus und Matthaeus von
den Kaisern Carl V. und Ferdinand I. erhalten hatten.
Den Grafenstand erlangte vom Kaiser Carl VI. 30. Dec. 1733
Heinrich Friedrich Freiherr v. Logau, und bis in das zweite Decennium
dieses Jahrhunderts kommen mehrere Grafen v. Logau in k. preuss.
Militairdiensten vor, welche sich namentlich in den Befreiungskriegen aus-
gezeichnet haben. Jetzt ist nur, doch ohne über die nähere Abstam-
mung desselben genaue Nachricht geben zu können, bekannt: AUGUST
Leopold Graf Logau v. Altendorf, Herr auf Reuthau, geb. 24. Aug.
1797, k. preuss. Kammerherr, Major a. D. und Landesältester. Die
einzige Tochter desselben ist: Gräfin Helene Ottilie Melanie, geb.
23. März 1837.
58 GRAFEN V. WYLICH UND LOTTÜM.
Grafen v. Wylich und Lottiim.
Coangclifd). #reufjen.
Besitz: das Burglehen Lissa in Nieder-Schlesien, bestehend aus den Dörfern Lissa, Rathen,
Klein-Heydau, Muckerau, Marschwitz und Wohnwitz.
■Wappen: quadrirter Schild; 1 und 4 in Silber ein rother, bis an den
Rand reichender Sparren, und unter demselben ein schwebender rother Hing
(Wylich)-, 2 und 3 in Gold ein gemeines rothes Kreuz, welches mit neun goldenen
Pfennigen in Gestalt eines gemeinen Kreuzes so belegt ist, dass, wenn man vom
Pfahl herunter, oder auch quer über den Balken zählt, jedesmal fünf in einer
Reihe liegen, weil der mittelste Pfennig dann zweimal gerechnet wird (Lottum).
Auf dem Schilde stehen zwei Helme. Aus dem gekrönten rechten Helme wächst
ein einwärtsgekehrter silberner Drachenkopf mit ausgestreckter Stachelzunge und
sehr starkem und langem, nach einwärts gebogenem Halse empor, an welchem letz-
teren gleich hinter dem Kopfe, mittelst eines Ringes, ein kleiner silberner, mit den
Wappenbildern des 1. und 4. Feldes belegter Schild befestigt ist (Wylichscher
Helm). Der linke Helm ist mit einer rothen Mauer besetzt, welche die Gestalt
einer Krone hat, oben dreimal gezinnt ist, und deren äussere Zinnen etwas schräg
auswärts gebogen sind. Hinter dieser Mauer stehen an silbernen Turnierstangen
zwei schräg von einander gekehrte goldene, mit dem Wappenbilde des 2. und
3. Feldes belegte und mit goldenen Fransen besetzte Fahnen mit einer an jeder
Stange inwendig herunterhängenden, in einer Quaste sich endigenden goldenen
Schnur (Lottumscher Helm). Die Helmdecken sind rechts silbern und roth, links
golden und roth, und den Schild halten zwei goldene, mit dem Kopfe vorwärts
gekehrte und mit doppelten Schweifen versehene Löwen.
Die Grafen v. Wylich und Lottum stammen aus einem sehr alten
niedersächsischen Geschlechte, welches später den Freiherrenstand und
in einem Zweige die Grafenwürde erhalten hat. In männlicher Linie ist
das Haus aus der Familie v. Steenhuys entsprossen, welche urkundlich
bis auf das Jahr 1158 zurückzuführen ist. Adolph v. Steenhuys ver-
mählte sich 1317 mit Bata (Beatrix) v. Wylacken und nahm den Namen
derselben an, welcher später Wylich geschrieben wurde, soll aber das
Steenhuysische Wappen beibehalten haben. — Als nächster Stammvater wird
gewöhnlich Peter v. u. zu Wylich aufgeführt, welcher 1446 Erbland-Hof-
meister des Herzogthums Cleve war. Derselbe war vermählt mit Hille
v. Hessen, einer Tochter des Land-Hofmeisters Arnold v. Hessen, und hatte
dadurch jene Würde in seine Familie gebracht. Das älteste Besitzlhum der
Familie war Dirsfort, später aber erwarb dieselbe bedeutende Güter und
GRAFEN V. WYLICH UND LOTTUM. 59
Herrschaften und zerfiel nach und nach in die Linien Wylich-Rosaw,
Wylich -Huet -Lottum, Wylieh-Pröbsting- Winnenthal, Wylich -Winnen-
thal etc. Peters Enkel, Otto, venu, mit Liefferta Schenkin v. Niedegg,
stiftete die Linie zu Huet, und der Sohn desselben, Otto II., vermählte
sich mit Elisabeth v. Baderich, Erbtochter v. Gronstein. Der Sohn des
Letzteren, Otto Christoph, Herr zu Huet, Gronstein und Gribbenfort,
erwarb die Herrlichkeit Lottum in dem ehemaligen, zum Herzogthum
Geldern gehörigen Amte Kessel, und Johann Christoph wurde 1608
vom Erzherzoge Albert von Oeslerreich in den Freiherrenstand unter
dem Namen : Wylich und Lottum erhoben. Der eigentliche Geschlechts-
name ist jetzt, doch im Ganzen nur scheinbar, verdrängt, da noch in
allen Fällen von Wichtigkeit die verbundene Benennung, also der Doppel-
name: Wylich und Lottum gebraucht wird. Durch die Nachkommen des
Freiherrn Johann Christoph bildeten sich zwei Linien, eine ältere und
eine jüngere; erstere ist im Freiherrenslande verblieben, doch in diesem
Jahrhundert erloschen, in letztere dagegen ist die Grafenwürde gekommen.
Es wurde nämlich Johann Christophs Enkel, Carl Philipp, k. prenss.
General-Feldmarschall etc., geb. 27. Aug. 1650, gest. 14. Febr. 1719,
in erster Ehe vermählt mit Maria Dorothea Freiin v. Schwerin, in zweiter
mit Albertine Charlotte Freiin v. Quadl-Wickerad, vom Kaiser Leopold I.
20. Jan. 1701 in den Reichsgrafenstand erhoben und diese Würde vom
König Friedrich I. von Preussen 14. Juni 1701 anerkannt.
Die genaue Abstammung der jetzigen Glieder der Familie ergiebt
sich aus folgender Ahnentafel: Johann Christoph — Sohn des ersten
Grafen Carl Philipp aus erster Ehe — geb. 9. Mai 1681, gest.
29. Sept. 1727, k. preuss. General-Major und Regimentschef; Gemahlin:
Hermine Alexandrine Freiin v. Wittenhorst-Sonsfeld, geb. 4. Sept. 1685,
verm. 26. Juli 1714, gest. 23. April 1745. — Friedrich Wilhelm,
geb. 18. März 1716, gest. 17. Dec. 1774, k. preuss. General -Major,
Regimentschef etc.; Gemahlin: Anna Dorothea Scherf (Scheris), geb.
7. Jan. 1744, verm. 18. April 1763, gestorben (in zweiter Ehe
verm. mit dem k. preuss. Geh. Ober- Justiz -Tribunal- und Ober-Con-
sistorial-Ralh v. Lamprecht) 14. Febr. 1796.* — Carl Friedrich
Heinrich, geb. 5. Nov. 1767, gest. 14. Febr. 1841, k. preuss. General,
w. Geh. Staats- und Schatz -Minister etc.; Gemahlin: Sophie Luise
Friederike v. Lamprecht, geb. 2. Nov. 1772, gest. 6. Febr. 1841. —
Hermann Friedrich, geb. 3. Mai 1796, gest. 13. Oct. 1847, k. preuss.
Geh. Rath und Gesandter; Gemahlin: Clotilde Gräfin und Herrin zu
Putbus, geb. 25. April 1809, verm. 7. Oct. 1828, und Hermann Heinrich,
geb. 24. Sept. 1797, k. preuss. Rittmeister a. D.
Von den jetzigen Gliedern der Familie gehören hierher: MORITZ
Wilhelm Friedrich Reichsgraf v. Wylich und Lottum — Sohn des
Grafen Hermann Friedrich — geb. 19. Juli 1829, Majoratsherr des
freien Burglehens Lissa. Der Bruder desselben ist Graf Wilhelm Carl
Gustav Malte, geb. 16. April 1833. — Der Onkel des Grafen Moritz
Wilhelm Friedrich, Graf Hermann Heinrich, ist oben aufgeführt.
Vom Grafen Friedrich Albrechl Carl Hermann, geb. 20. April 1721,
60
GRAFEN V. LUBIENSKI.
gest. 3. März 1797, k. preuss. w. General, verm. 28. Jan. 1762 mit
Sophie Beate v. Schlichting, geb. 8. Aug. 1736, gest. 28. Oct. 1801,
lebt vom Sohne desselben, dem Grafen Carl Friedrich Johann Gustav,
geb. 29. Oct. 1762, gest. 1. März 1828, k. preuss. Kammerherrn,
Ordenscanzier etc. aus der Ehe mit Magdalene Sophie Ernestine v. Gler-
mont, geb. 30. Jan. 1772, verm. 28. Sept. 1790, gest. 12. Febr.
1843: Graf Carl Hermann, geb. 19. März 1792, k. preuss. Oberst-
lieutenant a. D.
Grafen v. Lubienski.
Besitz: PudJiszky im Grossherzogthum Posen.
"Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild , beide mit goldener Einfas-
sung. Im silbernen Mittelschild ein vorwärts gekehrter, von einem Schwerte von
oben nach unten und links durchstochener, schwarzer Büffels- oder Auerochsen-
kopf (Pomian). I in Roth ein rechtsgekehrter Widder von natürlicher Farbe mit
goldenen Hörnern (Junosza); 2 in Blau der schwarze Büffelskopf des Mittelschildes
mit dem Schwerte (Pomian). 3 in Gold auf einem weissen, nach rechts galoppi-
rcnden Rosse ein mit dem weissen doppelten Ordenskreuze auf rothem Schilde
geschmückter Ritter mit geschwungenem Schwerte (Sanguszko), und 4 in Grün ein
schrägrechter, mit drei silbernen Rosen belegter, rother Balken, welchen oben und
unten ein nach einwärts und oben aufspringender silberner Edelhirsch begleitet
(Szembeck). Den Schild deckt die Grafenkrone, aus welcher ein geharnischter,
nach rechts gebogener Arm aufwächst, welcher in der Hand ein mit der Spitze
nach unten und links gerichtetes Schwert führt. Den Schild halten zwei gehar-
nischte Ritter, welche mit der freien Hand eine Hellebarde umfassen. Die Visire
GRAFEN V. LUBIENSKI. 61
sind geöffnet und auf dem Helme des rechtsstehenden Ritters wehen vier Straussen-
federn, eine schwarze nach aussen und unten, und nach oben eine rothe, silberne
und blaue. Bei dem linken Schildlialter weht die schwarze Feder ebenfalls nach
aussen und unten, und die obcnstchendcn sind blau, silbern, rotb. Wie beschrieben,
giebl das Wappenbucl der preussischen Monarchie dieses Wappen. Neuere An-
gaben tingiren Feld 2 golden, das Ross im 3. Felde schwarz, Feld 4 blau, den
Schrägbalken golden, mit drei rolhen Rosen belegt, und bezeichnen die den Schräg-
balken begleitenden Edelhirsche als Geisböcke.
Die Grafen v. Lubienski stammen aus einem sehr alten polnischen
Adelsgeschlechte, welches zu dem bekannten Hause Pomian gehört. Aus
diesem Geschlechte stand um die Mitte des 18. Jahrhunderts Florian
v. Lubienski, Wojwode von Posen, gest. 28. Sept. 1760, in hohem
Ansehen. Der Enkel desselben, Felix Wladislaus v. Lubienski, geb.
1758, gest. 1842 als k. poln. Staatsminister a. D., wurde als Starost
von Nakel im Jahre 1796 k. preuss. Kammerherr und erhielt 5. Juni
1798 bei der Huldigung des Königs Friedrich Wilhelm JH. von Preussen
zu Königsberg den preussischen Grafenstand, wobei das Stammwappen
des Erhobenen mit den Wappen der verwandten Familien Bielinski,
Sanguszko und Szembek vermehrt wurde. Graf Felix Wrladislaus hinter-
liess aus der Ehe mit Thecla v. Bielinska, einer Tochter des polnischen
Kron-Grossschreibers Peter v. Bielinski und der Fürstin Chrisline San-
guszko, zehn Kinder, drei Töchter und sieben Söhne, die Grafen : Franz,
Thomas, Peter, Johann, Heinrich, Thaddäus und Joseph.
Graf Franz v. Lubnia-Lubienski, in erster Ehe vermählt mit N. N.
v. Milkowska , in zweiter mit Pauline Gräfin v. Potocka, ist verstorben.
Aus der ersten Ehe stammt Graf Casimir, verm. mit Maria Gräfin v. Kra-
sinska, aus der zweiten Graf Severin, verm. mit N. N. Gräfin v. Jezierska.
Die sechs lebenden Brüder des Grafen Franz sind: 1) Graf THOMAS,
k. poln. General a. D. und Senator- Caslellan des Königreichs Polen,
verm. mit Constanlia Gräfin v. Ossolinska, aus welcher Ehe Graf Leon
entsprossen ist. — 2) Graf Peter, Präsident des k. poln. Credit-Vereins,
verm. mit Barbara v. Szymanowska. Die drei Söhne desselben sind die
Grafen: Felix, verm. mit N. N. v. Dzierzbicka; Eustachius, und Paul. —
3) Graf Johann, verm. mit Anna v. Klicka, aus welcher Ehe zwei Söhne
stammen , die Grafen Stanislaus und Wladislaus. — 4) Graf Heinrich,
k. poln. Slaatsrath und Vicepräsident der poln. Bank, verm. mit Irene
Gräfin Potocka. Die vier Söhne desselben sind die Grafen Eduard,
Thomas, Constantin und Julius. — 5) Graf Thaddäus, Prälat des röm.
Stuhls, und 6) Graf Joseph, Herr auf Pudliszki, General-Landschaftsrath
a. D., verm. mit Josepha v. Pruska.
62
GRAFEN V. LÜCKNER.
Grafen v. Lackner.
<£ö<mgeltfth. JDänemark.
In Holstein begütert.
"Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Mittelschild von Schwarz und
Blau der Länge nach getheilt, mit einem goldenen Sparren und unter demselben
mit sechs (I, 2, 3) auf dem unteren Rand liegenden Kugeln (Stammwappen). 1 und
4 in Silber ein senkrecht gestellter, blauer Mörser; 2 und 3 in Roth ein rechts-
gekehrtcr goldener Löwe, welcher in den Vorderpranken eine Danebrogs-Fahne
(roth mit silbernem Kreuze) hält. Den Schild deckt eine Marquisenkrune, und
denselben halten zwei mit Laub umgürtete v/ilde Männer, welche mit der freien
Hand eine Keule über die Schulter legen. Helme und Helmschmuck kommen nicht
vor. — Nach Angaben Einiger ist der Miltelschild quer von Schwarz und Blau
getheilt, der Sparren silbern und die Löwen im 2. und 3. Felde gekrönt.
Der Stammvater der jetzigen Grafen v. Luckner ist der bekannte
Graf Nicolaus v. Luckner, General und Marschall von Frankreich, geb.
1722 zu Campen in Bayern, gefallen unter der Guillotine als Opfer der
französischen Revolutionsstürme, im Januar 1794. — Derselbe trat früh
in kön. preussische Dienste, wurde schon 1759 Husarenoberst, und
zeichnete sich besonders bei Rossbach aus. Am 24. Mai 1760 überfiel
er, als Commandeur eines leichten Corps von Infanterie und Cavallerie,
ganz unerwartet die Franzosen bei Butzbach und schlug dieselben ent-
scheidend. Nach dem Frieden wurden ihm von vielen Seiten die vor-
theilhaftesten Anerbietungen gemacht, er entschied sich für die fran-
zösischen Dienste, und trat als General-Lieutenant in die französische
Armee ein. Nach Erwerb bedeutenden Grundbesitzes in Holstein wurde
derselbe , wie das Lexicon over Adelige Familier i Danmark , Norge og
Hertugdomene (I., 341) angiebt, als Baron Nicolaus v. Luckner, aus
„deutscher" Familie stammend, 22. April 1778 in den dänischen Adel-
stand aufgenommen und erhielt 31. März 1784 den dänischen Grafen-
stand mit dem angegebenen Wappen.
So viel irgend zu ermitteln war, hinterliess der erste Graf Nicolaus
v. Luckner zwei Söhne, die Grafen Nicolaus, k. dän. Geh. Conferenz-
Ralh, verm. mit Adamine Gräfin v. Wedell-Wedelsburg, und den Grafen
Ferdinand, Herrn auf Deppenau.
GRAFEN V. LÜTTICHAU. 63
Aus der Ehe des Ersteren stammte Graf Ferdinand, gest. 1837,
welcher in erster Ehe mit Malhilde Gräfin v. Stollberg, gest. 3. März
1830, in zweiter Ehe mit Sophie de Chaufpie vermählt war.
Aus erster Ehe stammt das jetzige Haupt der Familie: Graf
NICOLAUS, geb. 4. Mai 1820, Erbherr auf Schulenburg, k. dän. Premier-
Lieutenant, venu. 4. Oct. 1847 mit Bianca Gräfin v. Baudissin , geb.
4. Jan. 1827. Der Bruder desselben ist Graf Alexander, geh. 3. März
1830, und der Stiefbruder: Graf Heinrich, geb. 19. März 1S33.
Vom Grafen Ferdinand, Herrn auf Deppenau, stammen zwei Söhne,
die Grafen: Adam Ferdinand, geb. 21. Jan. 1803, Herr des Deppenauer
Fideicommisses, verm. 15. Juli 1827 mit Molly Pauline Meyer, und
Johann Heinrich Wilhelm, k. dän. Kammerherr und Holjägermeister,
verm. mit Minna Gräfin v. Reichenbach-Lessonilz, geb. 31. Dec. 1817,
aus welcher Ehe zwei Söhne entsprossen sind , die Grafen : Nicolaus
Alfred Arthur, geb. 1. Jan. 1838, und Nicolaus Rudolph Gustav Alfred
Felix, geb. 2. Juni 1849.
Grafen v. Lüttiehau.
eoangeltfd). pvtufitn.
Wappen: im rothen Schilde zwei mit den Spitzen und zackigen Schneiden
in natürlicher Stahlfarbo gegen einander stehende Kornsicheln mit goldenen Heften,
aus deren Rücken an drei verschiedenen Orten, oben, in der Mitte und unten, je
drei kleine, schwarze Hahnenfedern hervorragen. Ueber der Grafenkrone erhebt
sich ein gekrönter Helm, auf welchem die beschriebenen Sicheln des Schildes
stehen. Die Helmdecken sind roth und golden, und den Schild halten mit beiden
Vorderpranken zwei einwärtssehende, mit einer Freiherrenkrone gekrönte Leoparden
von natürlicher Farbe mit rothausgeschlagener Zunge und hochaufgeschlagenem
Schweife.
Alte sächsische Familie, welche nach Knauth (Misniae illustrandae
Prodromus. Dresd. 1692. p. 530) im Meissnischen mit den Gittern Gross-
64 GRAFEN V. LÜTTICHAU.
und Klein-Kmehlen, Crausnitz, Mertinskirch, Ober- und Nieder-Ulbersdorf,
Bernstein, Falkenhayn, Vogtshayn, Nosskowitz, Slauchitz etc. angesessen
war. Später erwarb die Familie nach Sinapius in Schlesien Grundbesitz
und kaufte sich in der Oberlausitz mit Ober-Erdmannsdorf etc. an.
Urkundlich kommen zuerst 1401 vier Gebrüder v. Lüttichau vor, doch
beginnt Valentin König (Sachs. Adelshistorie I.) die ordentliche Stamm-
reihe erst zu Ende des 15. Jahrhunderts mit Seyfart oder Siegfried,
Herrn auf Kmehlen. Desselben Enkel, Wolf, Herr auf Kmehlen und
Gotha, Dr. der Rechte, kurf. Ralh und Consistorial-Assessor zu Meissen,
war 1554 als Kurfürst Moritz von Sachsen nach Ungarn gegen die
Türken zu Felde gezogen, nebst Anderen vom Adel Interim-Regent von
Kursachsen. Durch Wolfs und seiner Verwandten Nachkommen breitete
sich das Geschlecht in Sachsen weit aus und gelangte namentlich zu
hohen Civil-Ehrenstellen.
Der Reichsgrafenstand gelangte durch zwei kaiserliche Erhebungen
in die Familie und zwar ursprünglich in das Haus Kmehlen. Zuerst
wurde nämlich Ludwig Gottlob — Enkel Georgs v. Lüttichau, geb.
14. Jan. 1651, gest. 11. Aug. 1699, Herrn auf Kmehlen und Plochwilz,
kursächs. Obersts, aus zweiter Ehe mit Johanna Eleonore v. Bork, verm.
28. Sept. 1684, und Sohn Carl Gottlobs, geb. 30. April 1698, gest.
2. Juli 1749, Herrn auf Grosskmehlen, verm. 2. April 1728 mit Frie-
derike Auguste Gräfin v. Werthern, geb. 28. Juli 1712, gest. 24. Jan.
1748 — geb. 8. Juli 1736, Herr auf Weissig, Doberschütz und Brin-
sing, kursächs. Kammerherr und Landeshauptmann des Markgrafenthums
Oberlausitz, vom Kaiser Joseph II. 5. Aug. 1769 in den Reichsgrafen-
stand erhoben. Derselbe vermählte sich zuerst 6. Sept. 1769 mit
Helene Renate Gräfin v. Hoym-Droyssig, geb. 6. Sept. 1733, gest.
5. Dec. 1787, und später, 7. April 1793, mit Friederike Auguste
v. Schlichen, geb. 6. März 1754; doch ist derselbe im Anfange dieses
Jahrhunderts ohne Nachkommen gestorben und somit diese gräfliche
Linie, welche sonst als die Lausitzische aufgeführt wurde, erloschen.
Die zweite Erhebung in den Reichsgrafenstand brachte Christian
Friedrich Tonne v. Lüttichau in die Familie. Üerselbe, geb. 20. März
1748, früher k. dän. Kammerherr und herz, braunschw. Geh. Etatsrath,
später k. preuss. bevollm. Gesandter im niedersächsischen Kreise, in
erster Ehe, 26. Mai 1770, verm. mit Anna v. Losson, geb. 11. Febr.
1756, gest. 10. Jan. 1786, in zweiter, 17. Aug. 1786, mit Galharine
v. Benzon, geb. 11. Juni 1765, wurde vom Kaiser Leopoldll. 23. Nov.
1791 in den Reichsgrafensland erhoben. Die von ihm gestiftete gräf-
liche Linie wurde früher, im Gegensatze zu der lausitzischen, als
dänische, später preussische Linie aufgeführt und von derselben ist jetzt
nur der fünfte Sohn zweiter Ehe, der weiter unten aufzuführende Graf
Philipp Theodor, bekannt, dessen Brüder in den ersten Decennien dieses
Jahrhunderts sich in kein, preussischen Militairdiensten auszeichneten, von
denen aber Nachkommen genau nicht bekannt sind.
Der Grossvater des Grafen Christian Friedrich Tonne war: Hans
Hellmuth — ein Sohn Wolf Caspars, Herrn auf Kmehlen und Dieben,
GRAFEN V. LLTZOW.
65
aus zweiter Ehe mit Eva Maria v. Oertzen — geb. t670, gest. 19. Sept.
1732. Derselbe kam 1682 als Page an den k. dän. Hof, ging später
in k. dän. Kriegsdienste und stieg bis zum General -Lieutenant. Aus
der Ehe mit Catharina de Lezenne aus dem Hause Feralle in Spanien,
geb. 1671, verm. 28. Febr. 1693, stammte der Vater des Grafen
Christian Friedrich Tonne: Christian Detlev, geb. 13. Febr. 1694,
gest. 10. Ort. 1766, Herr auf Thiele, Wmge und Randerup, k. dän.
General -Major, verm. 2. Dec. 1728 mit Helle Trolle v. Urne, geb.
2. Dec. 1709, gest. 2. April 1764.
Als lebend ist jetzt bekannt: Graf PHILIPP Theodor — jüngster
Sohn des Grafen Christian Friedrich Tonne — geb. 12. Juni 1795,
k. preuss. Oberst und Regiments-Commandeur.
Grafen v. Lützow.
Hatljoltfd). SDeflerretd).
Besitz: die Ailodiallierrsclmlt Lochowilz in Hölimen.
TVappen: quadrirter Schild mit Mittelsebild. Im gekrönten Mittelschilde
in Gold eine schwarze, schrägrechts gelegte Feuerleiter Stammvvappen). 1 in Gold
der zweiköpfige gekrönte, schwarze Reichsadler mit goldener Bewehrung, doch ohne
Scheine, Scepter und Reichsapfel. 2 und 3 in Blau eine vier Quader hohe rothe,
schwarz ausgefugte Mauer mit drei Zinnen, deren mittelste mit einem dreifachen
Pfauenwedel besteckt ist. 4 in Gold ein silbergeharnischter Mann, welcher in
der Rechten ein entblösstes Schwert mit goldenem Grille emporhält, am linken
Arm aber einen runden, rothen Schild mit goldener Einfassung angeschnallt hat,
und dessen Helm mit drei Straussenfedern , golden, roth, golden, besteckt ist.
Ueber der Grafenkrone stehen drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt den
Adler des 1. Feldes; der zweite die rothe Mauer des 2. und 3. Feldes, die aber
hier rund scheint und fünf Zinnen hat; aus derselben geht schrägrechts und
II. 5
G6 GRAFEN V. LÜTZOW.
schräglinks ein schwarzer Feuerbaken, oder der halbe Theil der, der Länge nach
getbeilten Feuerleiter des Mittelschildes hervor, zwischen welchen der dreifache
Pfauenwedel auf der Mauer des 2. und 3. Feldes steckt (Helm des Stammwappens).
Auf dem linken Helme steht zwischen zwei Biiffelshürnern, welche von Schwarz
und Gold mit gewechselten Tincturen quergetheilt sind, der geharnischte Ritter des
4. Feldes. Die Helmdeckcn sind schwarz und golden.
Uraltes, ursprünglich wohl deutsches Adelsgeschlecht, welches
theilweise den Freiherren- und den Grafenstand erlangt, in Meklenburg,
Oesterreich, Dänemark, Preussen etc. sich weit verbreitet hat und zu
grossem Grundbesitz, hohen Ehrenstellen und grossem Ansehen gelangt ist.
Bucelini giebt an, dass die Familie von den berühmten Scaligern in
Verona stamme und von da in das nordöstliche Deutschland, namentlich
nach Meklenburg, gekommen sei, während Andere annehmen, dass die
Familie de la Scala von einem deutschen Geschlechte stamme, welches
desselben Ursprungs, wie die Familie Lützow, gewesen sein soll. —
In Meklenburg, wo das Geschlecht in der Mitte des 14. Jahrhunderts
die Erbland-Marschallwürde erhielt, kommt dasselbe schon sehr früh
vor, und in Pritzier*, unfern von Boizenburg und der Elbe, findet sich
noch der Leichenslein des 1110 verstorbenen Marquard Lützow. Heinrich
Lützow, Ritler, zog 1189 mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa in das
gelobte Land. Luders und Otto lebten 1254, Johann 1287, und Vicco
und Detlev 1300. Wipert Lützow, Ritter und Land-Marschall auf Drei-
Lützow und Horst, welcher zu Ende des 13. und zu Anfange des
14. Jahrhundert lebte, hinterliess vier Söhne: Burchard, auf Drei-Lützow
und Horst; Johann oder Henning, auf Pritzier; Wipert, Land-Marschall,
auf Grabow, und Volrad, Burg- und Schlossgesessenen zu Gadebusch.
Die drei älteren Söhne sind die Stammväter der drei Hauptlinien der
Familie. Es stiftete nämlich Burchard die Drei-Lützower, Johann die
Pritzierer und Wipert die von ihm abstammende Linie, welche sämmtlich
sich in Unterlinien spalteten, namentlich die Wipertsche Linie, aus
welcher nach und nach die Eickhöfer, Hülseburger, Goldenbower, Per-
hner, Salitzer, Dützower und Turower Linie hervorgingen. Aus der
Drei-Lützower Linie wendeten sich Glieder nach Böhmen, und von diesen
stammt die jetzige gräfliche Familie ab ; aus der Wipertschen Linie, und
zwar aus den Linien Turow. Hülseburg, Perlin und Dützow, nach Däne-
mark; aus der Linie Eickhof nach Schweden, und aus der Linie Pritzier-
Penzlin und Pritzicr-Schwechow nach Preussen.
Aus der Drei-Lützower Linie war Joachim , auf Drei-Lützow und
Horst, verm. mit Gatharina v. Penz, 1523 — 1525 kais. Oberst. Der
Sohn desselben, Barthold, verm. mit Anna v. Rantzow, war Oberst im
Leibregimente des Kaisers Carl V., und der Sohn desselben, verm. mit
Dorothea v. Hahn, Truchsess und Mundschenk des Kaisers Rudolph II.
Kurt, verm. mit Anna Sophia v. Wobersnow, erst Reichshofrath, später
w. Geh. Ralh, Gesandter etc., wurde vom Kaiser Ferdinand III. in den
Freiherrenstand erhoben, Gottfried aber, Herr auf Drei-Lützow und
Seedorf, verm. mit Maria Gräfin v. Wesselwitz, erwarb in Böhmen die
Herrschaften Tuppau und Sachsengrün, und wurde vom Kaiser Leopold I.
13. Febr. 1692 in den Reichsgrafenstand, und 23. Dec. 1695 in den
9
GRAFEN V. LÜTZOW. 67
böhmischen Grafenstand erhohen, starb aber kinderlos, worauf der Sohn
seines Bruders, Barthold Heinrich, welcher die Herrschaften Tuppau
und Sacbsengrün geerbt hatte, im Anfange des 18. Jahrhunderts eben-
falls in den Grafenstand erhoben wurde. Aus der Ehe desselben mit
Johanna Elisabeth Gräfin v. Metlernich -Winneburg- Beilstein stammte
Gottfried Julius, k. k. Kämmerer, verm. mit Maria Theresia v. Globen,
verw. Gräfin v. Hartig. Der Sohn des Letzleren war Johann Nepomuk
Gottfried, k. k. Kämmerer und General-Major, verm. 1773 mit Antonie
Gräfin v. Czernin, geb. 1750, aus welcher Ehe die Grafen Hieronymus
und Rudolph (s. unten) stammen.
Die Reihe der Familienglieder, welche sich in Meklenburg, Däne-
mark und Preussen ausgezeichnet haben und dadurch zu grossen Ehren
gekommen sind, ist zu gross, als dass dieselben, was auch ausser dem
Plane dieses Werkes liegt, hier nur theilweise angeführt werden könnten.
In Bezug auf Preussen sei nur erwähnt, dass Marquard Georg, aus dem
Hause Prilzier-Schwechow — Sohn Adam Friedrichs — herz, sachsen-
weimarischer Obermundschenk, verm.* mit Anna Dorothea v. Taubenheim,
als vierten und jüngsten Sohn den preuss. General-Major Johann Adolph,
verm. mit Wilhelmine v. Zastrow, hinterliess. Aus dieser Ehe stammte
der bekannte Führer des Freicorps im Jahre 1813, Adolph Freiherr
v. Lützow, geb. um das Jahr 1770, gest. als k. preuss. General-Major
6. Dec. 1834.
Von den jetzigen Gliedern der gräflichen Familie sind hier aufzu-
führen :
HIERONYMUS Graf v. Lützow zu Drei-Lützow und Seefeld — Sohn
des Grafen Johann Nepomuk Goltfried — geb. 6. Jan. 1776, k. k.
Kämmerer, Geh. Rath, Herr der Allodialherrschaft Lochowitz, verm. mit
Caroline Gräfin v. Kolowrat-Liebsteinsky, geb. 9. Juni 1779, gest.
27. April 182G. Aus dieser Ehe stammen zwei Söhne, die Grafen:
Rudolph, geb. 23. Sept. 1813, k. k. Kämmerer und Rittmeister in d. A.,
verm. 1. Juni 1845 mit Bernhardine Auguste Walburga Thecla Gräfin
v. Eltz, geb. 27. Aug. 1815, und Franz, geb. 2. Nov. 1814, k. k.
Kämmerer und ausserord. Gesandler und bevollm. Minister bei den herz,
meklenb. Höfen und bei den freien Städten Hamburg und Lübeck, verm.
27. Mai 1848 mit Henriette Miss Seymour,^ aus welcher Ehe Franz
Heinrich Hieronymus Valentin, geb. 21. März 1849, entsprossen ist.
Der Bruder des Grafen Hieronymus ist: Graf Rudolph, geb. 4. Juli
1780, k. k. Kämmerer, Geh. Rath, und bis 1848 Ambassadeur am
päpstlichen Stuhle, früher Gesandter in Dänemark und Württemberg,
Internuntius in Constantinopel und Gesandler in Turin, verm. 1824 mit
Maria Ignatia Freiin v. St. Jusle, verw. Marquise v. St. Laurent. Die
zwei Söhne desselben sind die Grafen: Carl, geb. 1831, k. k. Lieute-
nant, und Victor, geb. 1834.
Als Stiefbrüder der Grafen Hieronymus und Rudolph werden die
Grafen Ludwig, k. bayer. Hauptmann, und Johann Baptist, k. k. Lieute-
nant, aufgeführt. Dieselben sind also Söhne aus zweiter Ehe des Grafen
Johann Nepomuk Gottfried, doch ist über die zweite Gemahlin Unzweifel-
5*
68
GRAFEN V. LUSI.
haftes nicht aufzufinden. Da in einem Artikel über die Familie Lützow
(Neues preuss. Adels-Lexicon, III. 499 — 503), weloher sonst aus sehr
guter Quelle geflossen zu sein scheint und der Beachtung daher werth ist,
als erste Gemahlin des Grafen Johann Nepomuk Gottfried : Caroline Gräfin
v. Sternberg, als zweite aber Antonie Gräfin v. Czernin aufgeführt ist,
welche letztere Angabe sich nach Obigem nicht bestätigt, so ist viel-
leicht Caroline Gräfin v. Sternberg die zweite Gemahlin gewesen, von
welcher die Grafen Ludwig und Johann stammen.
Grafen v. Lusi.
(£oangeltfd).
Pxtnfitn.
Wappen: Schild der Länge nach getheilt; rechts in Blau ein silberner,
öeckiger Stern, links in Silber ein einwärtssehender, gekrönter, blauer Löwe. Ueber
der Grafenkrone erhebt sich ein gekrönter Helm, aus welchem der Löwe der linken
Hälfte des Schildes aufwächst. Die Heinidecken sind blau und silbern.
Die Grafen v. Lusi stammen aus einer Familie, welche schon im
13. Jahrhundert in Griechenland und Albanien blühte. Später hatte
sich ein Zweig derselben auf Cephalonia, einer der jetzt unter dem
Schutze Grossbrilanniens stehenden jonischen Inseln, niedergelassen und
daselbst das feste, gegenwärtig noch stehende Schloss Lusi erbaut. Aus
diesem cephalonischen Zweige wandte sich Spiridion Graf v. Lusi 1772
nach Preussen, erhielt im genannten Jahre die Anerkennung des ihm
zustehenden Grafentitels und wurde als Offizier in einem Freicorps an-
gestellt. Nach Auflösung des letzteren wurde er als Gesandter nach
London gesendet. Als solcher verschaffte er dem preussischen Handel
wesentliche Vortheile, und setzte durch energische Thätigkeit durch,
was die Vorgänger nicht erreicht hatten. Auch auf einer späteren
Sendung nach Petersburg rechtfertigte derselbe ganz das vom König
Friedrich IL in ihn gesetzte Vertrauen. Er verblieb im activen Militair-
dienst und starb 1. Sept. 1815 als k. preuss. General-Lieutenant. Der
GRAFEN V. LUXBURG.
69
einzige hinterlassene Sohn war Graf Friedrich Wilhelm Ludwig August,
geb. 7. Jan. 1792, gest. 16. Dec. 1847, k. preuss. Major, und von
1834 — 1837 Minister-Resident am k. griech. Hofe, verm. 27. Mai 1818
mit Maria, Tochter des Lords Gifford und der Marquise v. Landsdowne,
geb. 29. Nov. 1798. Aus dieser Ehe stammt, neben fünf Schwestern,
das jetzige Haupt der Familie :
Graf FRIEDRICH Ernst Carl Spiridion, geb. 26. Mai 1820, k.
preuss. Lieutenant.
Grafen v. Luxburg.
Coangelifdj.
Oagent.
"Wappen: Schild durch ein hreites, silhernes Andreaskreuz schrägquadrirt
mit Mittelschild. Im grünen Mittelschild auf grünem Rasen ein auf den Hintcrfüssen
sitzender, rechts- und vorwärtssehender Luchs von natürlicher Farbe. Von dem
durch das Andreaskreuz schrägquadrirten Schilde sind der Oher- und Unterwinkel
roth, die Winkel aber auf beiden Seiten blau. Der rechte Schrägbalken des
Andreaskreuzes ist mit sechs braunen, mit goldenen Hingen beschlagenen, mit den
Mundstücken unter sich gekehrten Hüfthörnern so belegt, dass drei sich oberhalb,
drei unterhalb des Mittelscliildcs finden. Auf dieselbe Weise ist der linke Schräg-
balken des Kreuzes mit sechs befiederten, silbernen Pfeilen belegt, welche die
Spitzen aufwärts kehren und blaue Federn haben. Auf dem Schilde stehen über
der Grafenkrone zwei gekrönte Helme. Auf dem rechten Helme sitzt der Luchs
des Mittelschildes ein- und vorwärtssehend, und der linke Helm trägt einen, die
Sachsen einwärtskehrenden Adlersflügel , welcher durch einen silbernen, schräg-
rechten Balken gctheilt ist, auf dem ein aufwärts sich kehrender, blau befiederter
silberner Pfeil liegt. Der Flügel selbst ist oberhalb des schrägrechten Balkons
roth, unterhalb aber blau. Die Helmdecken sind rechts blau und silbern, links
roth und silbern, und den Schild halten zwei aus- und vorwärtssehende Luchse von
natürlicher Farbe.
Sehr angesehenes, jetzt gräfliches Geflecht in Bayern, über dessen
Ursprung und weitere Abstammung genaue Nachrichten wohl fehlen.
70 GRAFEN V. LUXBURG.
Die in den betreffenden Schriften vorkommenden Nachrichten gründen
sich auf eine Quelle, welche neuerlich, theilweise mit Unrecht, vielfach
angefochten worden ist, auf v. Längs Adelsbuch des Königreichs Bayern
(I. 48). Nach v. Lang nahm der Vater des ersten Grafen v. Luxburg,
welcher nur als Zweibrückischer Geh. Rath aufgeführt ist, von einer
Herrschaft Luxburg am Bodensee den Namen Luxburg an , und wurde
vom Kaiser Joseph II. als Mitregent 1769 in den Reichsfreiherrenstand
erhoben. Der Sohn dieses Freiherrn v. Luxburg, Johaisn Friedrich,
Zweibrückscher und Hessen-Darmstädtscher Geh. Rath und Oberschenk,
wurde vom Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz im kurpfälz. Reichs-
vicariate 24. Sept. 1790 in den Reichsgrafenstand erhoben, und starb
mit Hinterlassung zweier Söhne, der Grafen Carl August und Friedrich
Christian Johann.
Der ältere, Graf Carl August — von v. Lang mit den Vornamen
Carl August Emil Ludwig aufgeführt — geb. 25. März 1782, k. bayer.
Major ä la suite, verm. mit Eleonore v. la Plaigne, starb 1849 ohne
männliche Nachkommen.
Der jüngere, Graf FRIEDRICH Christian Johann, — nach v. Lang:
Friedrich Christian Carl und mit unrichtigem Geburtsjahre (20. Juni 1784)
aufgeführt — ist das jetzige Haupt der Familie. Derselbe, geb. 20. Juni
1783, k. bayer. Kämmerer und zuletzt, nach mehreren anderen früheren
Gesandtschaftsposten, k. bayer. ausserord. Gesandter am k. k. Hofe zu
Wien, vermählte sich 7. Jan. 1819 mit Maria Anna Freiin v. Gumppen-
berg-Pöttmes , geb. 27. Nov, 1795. Aus dieser Ehe stammen zwei
Söhne, die Grafen: Maximilian Joseph, geb. 29. Sept. 1823, k. bayer.
Kammerjunker und Oberlieutenant, und Friedrich Carl Reinhard, geb.
23. Aug. 1829. — Die Schwester des Grafen Friedrich Christian
Johann, Auguste, geb. 1788, ist seit dem 16. Febr. 1837 Wittwe von
Wilhelm Freiherrn v. Rerstett, grossherz. bad, Cabinets- Minister und
Präsidenten des Staatsministeriums,
f
(illAKKN V. I.Y.NAK.
71
Grafen v. Ij> nar.
(ßoangcltfd). flreu^eti.
Besitz: die Slandesherrscbaft Lübbenau in der Niederlausiiz.
"Wappen: Schild quadrirt; 1 und 4 in Blau ein silberner, schwarz aus-
gelugter Zinnenthurm mit schwarzem Thor und in der Mitte mit zwei Fenstern.
Aus jeder der drei Zinnen ragt eine rothe Rose an einem zweiblätterigen Stiele
hervor. 2 und 3 in Gold eine einwartsgekebrtc, dreimal senkrecht sich windende
blaue Schlange, welche im Rachen drei weisse Lilien halt. Auf dem Schilde stehen
zwei gekrönte Helme. Der rechte Helm tragt den Zinnenthurm mit den Rosen des
1. und 4. Feldes, der linke die Schlange mit den Lilien des 2. und 3. Feldes.
Die Decken des rechten Helmes sind blau und silbern, die des linken blau und
golden , und den Schild halten zwei auswärtssehende Löwen von natürlicher Farbe
mit durch die Beine geschlagenem Schweife. — Anstatt der Rosen und Lilien
werden auch Flachsblüthen von natürlicher Farbe angegeben.
Uraltes, ursprünglich aus Italien stammendes und daselbst unter
dem Namen Linari schon 1168 Mühendes Geschlecht. Im genannten
Jahre wurde nämlich, nach Savioli, Giovanni Linari zu einer Convention
zwischen den Republiken Bologna und Faenza gezogen. Bertoldo Graf
Linari besass die an der bolognesischen Grenze bei Faenza gelegene
unmittelbare Grafschaft Linari mit dem befestigten Schlosse und wurde
1207 nach langem Kriege mit dem Grafen Ranglo de Monte Feltro zum
Frieden gezwungen. Miglior di Linari brachte das Castell 1330 wieder
an sich und befestigte dasselbe aufs Neue. Derselbe hinlerliess von
seiner Gemahlin, welche aus dem herzoglichen Geschlechte Forlimpopoli
stammte, den Grafen Johann Linari, welcher, weil er Faenza beige-
standen habe, von den Florentinern in seinem Schlosse belagert wurde.
Durch Verrälherei fiel das Castell und wurde geschleift. Johann hinler-
liess den Grafen Benedict, und von diesem stammte Baptista Guerrino,
verm. mit einer Gräfin Bentivogli und gest. 1416. Die Nachkommen
des Letzteren nannten sich nach seinem Taufnamen Guerrino und ent-
sagten während der republikanischen Stürme der Grafenwürde und dem
Geschlechtsnamen, behielten aber das alte Wappen bei. Später dahin
Rochus — der Sohn Johann Baptista ftuerrinos, Enkel Gabriels und
72 GRAFEN V. LYN AR.
Urenkel Baptista Guerrinos — 1535 kais. General, den eigentlichen
Familiennamen wieder an, und schrieb sich Rochus Graf zu Linar.
Derselbe , General-Inspector aller französischen Festungen , verliess , der
angenommenen protestantischen Religion wegen, Frankreich, ging mit
seinem Freunde und Waffengenossen, dem Pfalzgrafen Johann Casimir,
nach Deutschland, und trat in kursächsische und später brandenbur-
gische Dienste. Der Herzog Cosmo de Medicis bekräftigte laut Urkunde,
d. d. Pisa 19. Mai 1564, die oben berücksichtigte Abstammung der Familie.
Er starb 1596 und hinterliess aus der Ehe mit Anna v. Monlor den
Sohn Johann Casimir, dessen Wittwe Elisabeth v. Diestelmaier 1621 das
jetzige Stammhaus, die Herrschaft Lübbenau in der Niederlausitz, und
für ihren Sohn Johann Siegmund, gest. 1665, die Herrschaft Glinick
kaufte. Letzterer wurde von Kursachsen als Gesandter an den Kaiser
Ferdinand III. gesendet und kämpfte dann in der kaiserlichen Armee
mit grosser Tapferkeit. Von seinen Söhnen, Friedrich Casimir und
August, wurde Letzterer 1711 bei der Krönung des Kaisers Carl VI.
zum Ritter des Reichs geschlagen. Durch zwei Söhne des Grafen Rochus
Friedrich — Sohn Friedrich Casimirs — theilte sich das Haus in zwei
Linien: Christian Ernst stiftete die gräfliche Linie zu Lübbenau, Moritz
Ludwig Ernst die jüngere zu Drehna. Letzterer wurde, nachdem er
1793 die freie Standesherrschaft Drehna und die Stadt Vetschau in der
Niederlausitz, so wie 1805 die Herrschaft Brandeis am Adlerflusse in
Böhmen erkauft und letztere als Fideicommiss und Majorat für seine
männlichen Nachkommen nach dem Rechte der Erstgeburt bestimmt
halte, im December 1806 vom Kaiser Franz I., mit der Nachfolge für
den jedesmaligen Erstgeborenen seiner männlichen Nachkommen, in den
Fürstenstand erhoben.
Die Abstammung der jetzigen Grafen zu Lynar ergiebt sich aus
nachstehenden Ahnentafeln:
Jüngere Linie oder Haus Drehna, jetzt fürstliche Linie:
Friedrich Casimir — Sohn Johann Siegmunds — geb. 27. Juli
1673, gest. 27. April 1716; Gemahlin: Eva Elisabeth Gräfin v. Win-
dischgrätz, geb. 17. Juli 1672, gest. 5. Oct. 1745. — Rochus Friedrich,
geb. 16. Dec. 1708, gest. 13. Nov. 1781, Herr zu Lübbenau, k. dän.
Conferenz- Minister etc.; Gemahlin: Maria Sophia Helena Gräfin Reuss
zu Köstritz, geb. 30. Nov. 1712, verm. 27. Mai 1735, gest. IS. Febr.
1781. — Moritz Ludwig Ernst Fürst v. Lynar, geb. 15. Dec. 1754,
gest. 15. Aug. 1807, k. sächs. Geh. Ralh, Landes-Hauptmann des
Markgrafenthums Niederlausitz etc.; Gemahlin: Friederike Juliane Gräfin
v. Rantzau-Brahesburg, geb. 23. Oct. 1755, verm. 8. Oct. 1784, gest.
7. Mai 1838. — Fürst Rochus Otto Manderup Heinrich.
Aeltere gräfliche Linie oder Haus Lübbenau:
Friedrich Casimir. — Rochus Friedrich — (s. die vorstehende
Ahnentafel). Christian Ernst, geb. 6. Febr. 1742, gest. 28. April 1784,
kursächs. Kammerherr etc.; Gemahlin: Auguste Caroline Luise Gräfin
v. Pückler, geb. 31. Dec. 1750, verm. 30. Dec. 1771, gesch. 1783.
— Rochus August, geb. 17. April 1773, gest. 1. Aug. 1800, Herr
GRAFEN V. LYNAR. 73
der freien Slandesherrschaft Lübbenau etc.; Gemahlin: Auguste Charlotte
v. Schönberg, geb. 18. Mai 1777, verm. 13. Mai 1796, und in zweiter
Ehe 10. April 1802 mit Ferdinand Ludolph Graf v. Kielmansegge,
geschieden. — Hermann Rochus, jetziges Haupt der älteren Linie.
Von dem jetzigen Bestände der Familie sind hier folgende Glieder
derselben anzuführen :
Jüngere, jetzt fürstliche Linie:
Vom Fürsten Rochus Otto Manderup Heinrich — dem Sohne des
Fürsten Moritz Ludwig Ernst — geb. 21. Febr. 1793, k. k. Kämmerer,
verm. 15. Aug. 1816 mit Eleonore Luise Hedwig Gräfin v. Böse, geb.
15. Sept. 1797, gest. 26. Sept. 1831, stammen zwei, den Grafcntitel
führende Sühne, die Grafen Alfred Hermann Otto Ludwig, geb. 9. Sept.
1820, und Ernst Ottocar, geb. 1. Jan. 1824. — Die zwei Brüder des
Fürsten Rochus Otto Manderup Heinrich sind: Graf Rochus Heinrich, geb.
5. Febr. 1796, und Graf Rochus Ernst, geb. 13. April 1797, k. preuss.
Oberstlieutenant, verm. 19. Nov. 1833 mit Luise Freiin v. Löbenslein,
geb. 2. Dec. 1812, aus welcher Ehe Graf Ernst Manderup Alexander,
geb. 17. Sept. 1834, stammt.
Aeltere gräfliche Linie: Haus Lübbenau:
HERMANN Rochus — Sohn des Grafen Rochus August — geb.
4. Febr. 1797, k. preuss. Kammerherr und Rittmeister a. D., Herr der
freien Standesherrschaft Lübbenau, verm. zuerst 12. Oct. 1821 mit
Sophia Friederike Wilhelmine Mathilde Gräfin v. Voss, geb. 1. Dec. 1803,
gest. 19. Jan. 1838, und später, 11. Nov. 1839 mit Maria Charlotte
Freiin v. d. Marwitz, geb. 23. Juli 1822. Aus der ersten Ehe stammen
drei Söhne, die Grafen: Hermann Maximilian, geb. 24. April' 1825, k.
preuss. Lieutenant; Hermann Albert, geb. 7. Jan. 1827, k. preuss.
Lieutenant, und Hermann Gustav, geb. 17. Juli 1831, aus zweiter Ehe
aber Hermann Guido, geb. 3. Sept. 1819.
Vom Vater des Grafen Hermann Rochus, dem Grafen Rochus August,
lebt des Bruders, des Grafen Heinrich Ludwig, geb. 14. März 1779,
gest. 1843, k. sächs. Kammerherrn, Wittwe: Caroline Ernestine Friederike
v. Knoch, geb. 18. Aug. 1784, einzige Tochter des k. sächs. Kammer-
herrn Ernst Ferdinand v. Knoch, Majoratsherrn auf Elstra, verm. 25. Aug.
1802. Die sechs Töchter derselben sind sämmtlich vermählt.
74
GRAFEN V. MAGNIS.
Grafen v. Ulagnis.
45att)oltfd). ©eßmretd) uxib flreußen.
Besitz: I die Majoratsherrschaften Strassnitz und Prerau in Mähren, die Herrschaften Neu-
rode, Ober -Hansdorf, Schnallenstein und Kieslingswalde in Schlesien.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild , beide mit goldener Einfas-
sung. Im rothen Mittelschild ein rechtsgekehrter goldengeharnischter Arm mit
einem blanken Schwerte in der Hund. 1 und 4 in Gold ein schwarzer gekrön-
ter Doppeladler; 2 und 3 in Silber ein schräglinker blauer Balken (Stammwappen).
Auf dem Schilde erheben sich über der Grafenkrone drei gekrönte Helme. Auf
dem rechten Helme steht zwischen zwei von Roth und Gold übereck getheilten
Büffelshörnern der geharnischte Arm mit Schwert des Mittelschildes, der mittlere
trägt den Doppeladler des 1 und 4 Feldes, und der linke Helm einen offenen, von
Blau und Silber übereck getheilten Adlersflug. Die Helmdecken sind rechts roth
und golden*, in der Mitte schwarz und golden, und links blau und silbern.
Uraltes, ursprünglich schwedisches, aus Gothland stammendes Ge-
schlecht. Der Name der Familie: Magni, Magnis, auch Magnus, bedeu-
tet in scandinavischer Sprache : Macht , Vermögen. In Schweden stand
das Geschlecht durch hohe Ehrenstellen und durch reichen Besitz im
grössten Ansehen. Spater kamen Glieder desselben nach Mähren, kauf-
ten sich mit grossem Grundbesitz an, und fügten zu demselben gleichen
Besitz in Schlesien in der Grafschaft Glatz. Johannes Magni, geb. 1488,
widersetzte sich als Erzbischof in Upsala mit Kraft den Religionsverän- ;
derungen Gustav Wasas, ging, aus Schweden vertrieben, nach Rom, <
erhielt vom Papste das Bisthum zu Mantua und starb 1541. Zwei
Neffen desselben, welche den Vertriebenen nach Rom begleitet hatten,
gründeten zwei besondere Linien der Familie, der Eine die Linie in
Italien, welche um das Jahr 1710 erloschen ist, der Andere, Lazarus, f
die Linie in Mähren. Der Sohn des Letzteren, Gonstantin Freiherr v. ,
Magni, verm. mit Octavia Carcasolla, hinterliess, neben Valerian, dem
bekannten Capuziner und Schriftsteller, geb. 1587, gest. 1661, die
Söhne Franz und Philipp. Beide waren kaiserl. Feldmarschälle und er-
hielten 1623 vom Kaiser Ferdinand II. in Anerkennung ihrer 1620 in
der Schlacht am weissen Berge bewiesenen grossen Tapferkeit die Reichs-
grafenwürde, und schrieben sich Magni Grafen v. Strassnitz. Franz,
verm. mit einer Pergerin v. Perg, gest. 1654, stiftete, neben dem brün-
GRAFEN V. MAGISIS. 75
ner adeligen Fräuleinstifle und mehreren Schulen und Klöstern, das
Majorat Strassnitz, welches, da derselbe kinderlos verstarb, seinem Bru-
der Philipp zufiel. Von Letzterem entspross Ferdinand, Herr auf Przez-
tawlk in Mähren, verm. mit Maria Angelica Gräfin v. Braida, aus welcher
Ehe Maximilian stammte, der das, einige Zeit der Liechtensteinschen
Familie zugestandene Majorat Strassnitz wieder zurück erkaufte. Maxi-
milians Sohn, Johann Franz, geb. 1727, gest. 1756, vermählte sich
mit Maria Angelica Gräfin v. Götzen, geb. 1721, gest. 1780, und
erwarb durch diese Vermählung seinen Nachkommen die Erbfolge in
den gräflich götzenschen Gütern. Als nämlich 1771 die Familie der
Grafen v. Götzen böhmisch -glatzischer Linie im Mannesstamme erlosch,
kamen durch Testament die gesammten Allodialgüter an Maria Angelica
Gräfin v. Magni und an die beiden Schwestern derselben, und zwar mit
Substitution des zweiten Sohnes der Ersteren, des Grafen Anton
Alexanders, welchem die Erbinnen 1780 alle Eigenthumsrechte an diese
Besitzungen abtraten. Der ältere Sohn des Grafen Johann Franz, Franz
Joseph Anton, geb. 1748, gest. 1776, verm. mit Gräfin Serenyi, hinler-
liess das Majorat Strassnitz seinem Sohne, Franz Anton, von welchem,
kinderlos, dasselbe an den jetzigen Besitzer gelangte.
Graf Anton Alexander, geb. 26. Juli 1751, gest. 5. Juni 1817,
welcher, ausgezeichnet als Landwirth, die grossen Besitzungen in Mäh-
ren und Schlesien noch bedeutend erweiterte, vermählte sich 20. Juni
1785 mit Luise Gräfin v. Goetzen brandenburgischer Linie, geb. 1764,
und aus dieser Ehe stammen die Grafen Friedrich Wilhelm Anton Carl
Farriciüs und Graf Wilhelm Alexander Maximilian Ferdinand Philipp.
Das Haupt der Familie ist : Friedrich Wilhelm ANTON Carl Farri-
ciüs Reichsgraf v. Magnis, geb. 27. Mai 1786, Herr der Majoratsherr-
schaft Strassnitz, Erbherr der Herrschaften Eckersdorf, Gabersdorf, Al-
bendorf, Neurode und der Güter Niedersteine , Volpersdorf und Seifers-
dorf in der Grafschaft Glatz, k. preuss. Major a. D. und Landesälte-
ster in der Grafschaft Glatz, verm. 2. Dec. 1820 mit Sophie Ludovike
Gräfin v. Stadion, geb. 13. Dec. 1802. Aus dieser Ehe stammen drei
Sühne, die Grafen: Philipp, geb. 29. Juni 1822, verm. 14. Mai 1849
mit Octavia Gräfin v. Leutrum-Ertingen , geb. 22. Jan. 1829; Anton,
geb. 21. Oct. 1823, k. k. Oberheutenanl und Wilhelm, geb. 2.
April 1832.
Graf Wilhelm Alexander Maximilian Ferdinand Philipp, geb. 17. Mai
1787, Landesältester, ist Erbherr der Herrschaften Prerau in Mähren und
Oberhansdorf und Schnallenstein, sowie der Güter Ullersdorf, Kieslings-
walda und Weisbrod in der Grafschaft Glatz.
nJT
76
GRAFEN V. MALDEGHEM.
JÖatholifd).
Grafen v. Maldeghem.
Württemberg, öagem, Belgien, iTrankrridj.
Besitz: die Rittergüter Ober- und Nieder-Stolzingen, Bergeuweiler, Kaltenburg und Stetten
in Württemberg; das Rittergut Riedhausen und die Hofmarkt Haslingkreit in Bayern;
Wacken in Belgien und Havbes in Frankreich.
"Wappen: Schild silbern, von einem bis an die Ränder reichenden rothen
Kreuze durchzogen, welches in jeder Ecke am Schildesrande von drei, unter ein-
ander stehenden, schwarzen, gestümmelten Vögeln begleitet ist. Den Schild deckt
die Grafenkrone und denselben halten mit beiden Vorderpranken zwei vorwärts-
gehende Löwen von natürlicher Farbe mit hochaufgeschlagenem Schweife. Unter
dem Schilde steht auf blauem Bande die Devise „Loyal".
Eine der ältesten und reichbegütertsten flandernschen Adelsfamilien,
aus welcher, nach Angabe mehrerer niederländischen Geschichtsschrei-
ber, Glieder schon 971 bei der Belagerung von Gent mitgekämpft haben
sollen. Salomon v. Maldeghem wohnte dem ersten Kreuzzuge 1096
bei und wirkte 1099 bei der Eroberung Jerusalems mit. Im Kriege,
welchen König Philipp der Schöne von Frankreich 1297 mit den Grafen
v. Flandern führte, zeichneten sich mehrere Sprossen dieses Geschlechts
aus, und Ritter Philipp III. v. Maldeghem wird zu den ersten Helden in
diesem Kriege gezählt. Derselbe erhielt von Robert de Betheme , Graf
v. Flandern, den Beinamen: le Loyal, welcher auf die Nachkommen
forterbte, jetzt aber als Devise des Wappens geführt wird. Eugen Ambro-
sius, Freiherr v. iMakleghem, k. span. Feldmarschall, Herr der Herr-
schaften Leyschott, SlenulTel etc. wurde vom Kaiser Leopold I. 25. April
16S5 in den Reichs-Grafenstand erhoben, welche Würde Kaiser Franz II.
21. Sept. 1799 der Familie erneuerte, und derselben zugleich, wegen
der vielfachen Verdienste der Vorfahren, namentlich des k. k. General-
Feldmarschalllieutenant, Slaatsraths und Gouverneurs von Vilvorden, Johann
Dominic Grafen v. Maldeghem, das Indigenat im Königreiche Böhmen
verlieh. Das jetzige Haupt der Familie, Graf Carl Leopold Ludwig —
Urenkel des Grafen Johann Dominics, Enkel des Grafen Joseph, verm. mit
Maria Philippine Erbtochter des Grafen Carl Leopold v. Stein und Sohn
des Grafen Joseph Alexanders, gest. 17. Oct. 1809, k. k. Kämmerer,
aus der Ehe mit Maria Anna Ghislaine Gräfin v. Argenleau — wurde
in Folge seiner Besitzungen der württemb. Ritterschaft einverleibt, und
22. Nov. 1820 in die Grafenklasse des Königreichs Bayern eingereiht.
GRAFEIS V. MALDEGHKM.
77
Graf CARL Leopold Ludwig, geb. 15. April 1797, von 1811 bis
1814 Page des Kaisers Napoleon, k. niederl. Kammerberr, vermählte
sich 24. Juni 1823 mit Maria Anna, Tochter des Fürsten v. Waldburg-
Zeil-Wurzach, geb. 2G. Aug. 1800. Aus dieser Ehe stammen 6 Söhne,
die Grafen: Ottomar, geb. 30. Oct. 1827; Carl, geb. 17. Jan. 1829;
Edmund, geb. 28. Mai 1831, k. k. Lieutenant; Camill , geb. 17. Sept.
1832, k. k. Lieutenant; Arthur, geb. 21. Juni 1836, und Heinrich, geb.
19. Febr. 1840.
Grafen v. Haltznn.
JCutl)crtfdj. $)mtßen.
Besitz: die freie Slandesherrschafl Militsch in Schlesien.
"Wappen der älteren Linie: Schild der Länge nach getheilt; rechts in
Blau zwei an der Tlicihingslinie ühcr einander gestellte Hasenköpfe mit gebogenen
Hälsen; links in Gold eine an die Theilungslinie angelegte grüne Weinrebe, welche
zwei Blätter und zwischen diesen eine Weintraube zeigt. Den Schild deckt die
Grafenkrone und auf demselben steht ein Helm, auf dessen blau-goldenem Wulste
sieben goldene Pfähle und über denselben sieben Pfauenfedern hervorragen. Die
Helmdecken sind blau und golden. — Das alte Geschlechtswappen ist dagegen
nachstehendes: Schild der Länge nach getheilt; rechts in Blau zwei freistehende,
rechtsschauende, goldene Hasenköpfe unter einander; links in Gold ein halber rother
Weinstock mit Wurzel, Bebe, zwei Blättern und einer Traube dazwischen, alles
roth. So hat neuerlich Lisch, der genaueste Forscher über dieses Geschlecht , nach
alten, sicheren Vorbildern und der geschichtlichen Entwicklung das Maltzansche
Wappen beschrieben, und die braune Farbe der Hasenköpfe, das Anschliessen an die
Perpendicularlinie, die grüne Farbe des Weinstocks und die blaue der Traube, welche
die gesaminten neueren Abbildungen dieses Wappens zeigen, stammen nach Lisch
aus Zeiten, in welchen die critische Erkenntniss geschwunden war und man nicht be-
dachte, dass alte Wappenzeichen gar nicht, oder nur höchst selten Naturfarben
haben. (S. : Ueber Namen und Wappen der Familie v. Maltzan. Eine heraldische
Abhandlung aus dem Fürstenthume Batzeburg, zum Gedächtnisse der 25jährigen
Amtsjubelfeier seines treuen Freundes, G. M. C. Masch, Pastors zu Deinem im
Fürstenthum Batzeburg, des bewährten Heraldikers und ratzeburgischen Geschicht-
forschers, am 12. Oct. 1851). Auf dem Schilde steht ein Helm, auf dessen blau-
roth-goldenem Wulste sieben goldene Pfähle und über denselben sieben Pfauen-
78 GRAFEN V. MALTZAN.
federn hervorragen. Die Helmdecken sind rechts blau und golden, links roth und
golden. — Mit der Bezeichnung: v. Maltzan, Reichsfreiherren zu Penzlin und War-
tenberg, findet sich in einigen Wappenbüchern ein Wappen vor, welches den Malt-
zanschen Schild zeigt. Denselben, gekrönt mit der Freiherrenkrone und gehalten
von zwei auswärtssehenden Greifen, zu deren Hinterpranken die Devise: Wach
und Treu sich findet, umgiebt ein rother, mit Hermelin gefütterter, mit gol-
denen Fransen besetzter, und mit goldenen Schnuren aufgebundener Wappen-
mantel, über welchem auf dem Wulste der Maltzansche Helmschmuck sich erhebt,
und zwar so, dass über fünf dreieckig zugespitzten Pfählen, grün, golden, roth,
silbern und schwarz, sich sieben Pfauenfedern erheben. — In Lackabdrücken des
freiherrlichen Wappens findet sich bisweilen auch das Maltzansche Stammwappen
auf der Brust eines doppelten kaiserlichen Adlers und das gräfliche Wappen zeigt
meist keinen Helm, sondern aus der Grafenkrone erheben sich zehn Pfauenfedern
in zwei Reihen, je zu fünf.
"Wappen der neueren Linie: Maltzan -Wedel!. Quadrirter Schild: l und
4 das oben beschriebene Stammwappen der Familie Maltzan. 2 und 3 in Gold
ein schwarzes Kammrad mit 16 Zacken und mit schwarzem Querbalken in der
Mitte, vor welchem innerhalb des Rades bis an die Knie ein Mann erscheint,
dessen Arme gestümmelt und Hut und Kleid von Roth und Schwarz der Länge nach
getheilt sind, mit goldenem Hutband und Leibgürtel (Wedell). Ueber der Grafen-
krone stehen zwei Helme. Der rechte zeigt den Maltzanschen Helrnschmuck, der
linke, mit einer Grafenkrone gekrönte, trägt den Mann, wie derselbe im 2 und 3
Felde beschrieben worden ist (Wedellscher Helm). Die Helmdecken sind rechts
blau und golden, links schwarz und silbern, und den Schild halten zwei auswärts-
sehende, gekrönte, schwarze Adler, deren Flügel mit goldenen Kleestengeln be-
legt sind.
Die Familie, aus welcher die Grafen v. Maltzan stammen, war immer
die bedeutendste der meklenburgischen Lande und gehört zu den älte-
sten Geschlechtern des nördlichen Deutschland, da dieselbe seit 1194
eine grosse und reiche urkundliche Geschichte besitzt, welche Lischs
eiserner Fleiss neuerlich in einem grossen Werke über die Maltzansche
Familiengeschichte, welches Werk für die meklenburgische Geschichte so
wichtig geworden ist, aufgeschlossen hat. Nach diesem Werke und nach
der erwähnten Gelegenheilsschrift dieses so gründlichen Geschichtsforschers
erscheint der Stammvater der Familie, Bernhard, mit dem christlichen
Familiennamen Maltzan zuerst im Bisthume Ratzeburg 1194, also wäh-
rend der Germanisirung der Wendenländer. Die Familie hatte zuerst im
Bisthume Ratzeburg Güter, zog aber von hier immer weiter gegen Osten,
zuerst in die Grafschaft und das Bisthum Schwerin, von hier schon in
der ersten Hälfte des 1 3. Jahrhunderts, während der Kriege der mek-
lenburgischen Fürsten mit den Pommernherzogen, nach Pommern und
von dort bald darauf in das Land Werle, wo sie seitdem reich begütert
war. Die ersten Glieder der Familie erscheinen jedoch nur im Bis-
thume Ratzeburg, wo dieselben in der Pfarre Schlagsdorf Güter besassen.
Hier liegt ein Gut Moltzahn, welches wahrscheinlich von der Familie
den Namen führt: die Form des Namens dieses Gutes war in den älte-
sten Zeiten Multsan. Auch in Pommern, in der Vogtei Cummerow, der
ältesten Besitzung der Familie in Pommern, liegt ein Dorf Moltzahn.
Nach der ältesten Form des Ortsnamens werden auch die ältesten Glie-
der der Familie bis 1250: Bernhardus und Johannes de Mulsan, Mul-
zian oder Multsan genannt. Es ist daher wahrscheinlich , dass die
GRAFEN V. MALTZAN. 79
Familie von dem Lehngute Multzan den Namen annahm, da die Bezeich-
nung: von, de, in alter Zeit immer andeutet, dass die Familie vom ersten
Lehn den Namen trügt; dabei wird es aber immer wahrscheinlich blei-
ben, dass ursprünglich das Gut vom Stammvater der Familie den Namen
hatte. Seit Mille des 13. Jahrhunderts, seit Aultritt des urkundlich
und sicher verbürgten Stammhalters Ludolph, nennt sich die Familie
bis auf die neueren Zeiten beständig Moltzan, und zwar auffallender
Weise slels ohne: von (de): eine so ungewöhnliche Erscheinung, dass
sie tieferen Grund haben muss, der nur in der weiter unten anzufüh-
renden Bedeutung des Namens zu suchen ist. Letzterer ist zweifels-
ohne wendischen Ursprungs. Der Ton lag früher auf der letzten Sylbe
und deshalb schrieb man auch im 17. und 18. Jahrhundert gewöhnlich
Moltzahn, wie auch jetzt noch die beiden obenerwähnten Dörfer gespro-
chen und ausgeschrieben werden. Die Form Maltzan, bei deren Aus-
sprache der Ton sich auf die erste Sylbe neigt, ist hochdeutsche Form
des Namens, und hat die alle wendische Form jetzt, ganz verdrängt.
Sie erscheint zuerst in den Schriften und Urkunden des ersten Frei-
herrn Joachim (s. unten), von welchem die jetzigen gräflichen und frei-
herrlichen Linien stammen. Einzelne Glieder der letzteren schrieben
sich bis vor Kurzem noch Maltzahn ; seitdem aber historische Forschun-
gen sicher ergeben haben, dass das h nur eine orthographische Eigen-
thümlichkeit der letzten Jahrhunderte war, schreiben sich alle Familien-
glieder Maltzan, wie von der gräflichen Linie stets geschehen ist. Was
noch die Etymologie des Namens anlangt, so ist derselbe, nach den
gründlichen linguistischen Forschungen Liscbs, ein Personenname, wel-
cher einen Gottesverehrer oder Bewohner eines Tempelortes, und der
Orlname Moltzan einen Ort bezeichnet, wo dieser Gottesverehrer wohnt.
Zweifelsohne stammt der Name aus der wendischen Heidenzeit, in wel-
cher Jeder nur einen Namen trug, der kein Familienname war, und der
Stammvater des Geschlechts Maltzan behielt bei der Christianisirung sei-
nen Namen im frommen Sinne als Familiennamen bei. In diesem from-
men Sinne wählte er wohl auch als Zeichen seiner Bekehrung und sei-
nes Christenglaubens das ursprüngliche Slammwappen des Geschlechts:
den Weinstock, mit welchem sich Christus vergleicht und welcher
schon das ganze Mittelalter hindurch ein ungewöhnlich lebendiges Bild
des Herrn war. Die Hasenköpfe sind gegen Ende des 1 3. Jahrhun-
derts hinzugekommen, und deuten nach Allem auf ein bisher noch
nicht ergründetes Allianzverhällniss mit der 1494 erloschenen Familie
Hasenkop.
Was nun die hier zu berücksichtigenden Grafen von Maltzan anlangt,
so ergiebt sich aus anderen Quellen Nachstehendes: In Pommern erscheint
zuerst — und zwar, wie Einige annehmen, welches Jahr aber nach Obigem
nicht gewiss ist, schon 1060 oder gar 1010 — Ludert (Lüden) v. Molt-
zan, einer der ersten Edelleule, welche sich in Pommern zum christ-
lichen Glauben bekannten, und welcher Schloss und Kirche zu Engel-
münster gebaut haben soll. Aus seiner Ehe mit Gisela stammle Bolco,
welcher das Geschlecht weiter fortpflanzte. Von seinen Nachkommen
80 GRÄFES V. MALTZAN.
erwarb Georg — Sohn Heinrichs und einer v. Ahnen — durch Ver-
mählung mit einer v. Königsmark bedeutende Güter in der Mark Bran-
denburg. Der Urenkel desselben, Heinrich, venu, sich 1360 mit einer
meklenburg. Prinzessin , der Enkelin Johann III. , Fürsten der Wenden
zu Güstrow, und erhielt mit dieser die meklenburg. Herrschaft Penzlin,
brachte auch die Erbmarschallwürde in den Herzogtümern Pommern
und Cassuben an das von ihm gestiftete Penzliner Haus. Der Sohn
desselben, Joachim, stand in besonderer Gunst des Markgrafen Joachim
von Brandenburg, und sein Sohn, Bernhard, verm. mit Gundelina von
Alvensleben, kaufte 1401 die Herrschaften Graupen und Teplilz in Böh-
men. Der Sohn des Letzteren, Joachim II. , verkaufte diese Herrschaften
wieder und machte sich 1543 (1552) mit den Herrschaften Warten-
berg und Bralin in Schlesien ansässig. Derselbe focht als Feldmarschall
des König Franz I. von Frankreich 1527 bei Pavia, wurde d;mn ober-
ster Feldmarschall des Königs Ferdinand I. von Böhmen gegen die Tür-
ken, und erhielt. vom Kaiser Carl V. 2. Aug. 1530 mit seinem Bruder,
Georg, herzogl. pommer. Geh. Balh, den Beichsfreiherrcnstand mit dem
Prädicate v. Wartenberg' und Penzlin, und wurde 18. März 1559 mit
den Bechten der schlesischen Fürsten und Standesherren begnadigt.
Von dem älteren Sohne desselben , Johann Bernhard , kaiserl. Balh und
Landeshauptmann der Fürstenlhümer Oppeln und Batibor, stammte
Joachim III., k. w. Rath, welcher durch Vermählung mit Eva Freiin
v. Lobkowitz , deren Mutter, Anna Freiin v. Kurlzbach, Erbin von
Militsch geworden war, die Herrschaft Militsch erhalten halle, und
5. Dec. 1590 als freier Slandesherr von Militsch anerkannt wurde. Der-
selbe kaufte' auch in Böhmen die Herrschaften Ronnow, Helffenberg und
Sloliki, erhielt vom Kaiser Rudolph II. 18. März 1599 — das Jahr
1559 kann nicht richtig sein, da Kaiser Rudolph II. bekanntlich 1576
zur Regierung kam — alle Rechte der schlesischen Fürsten, und brachte
1606 die wichtige Transaclion mit den Ungarn zu Stande. Durch seine
Grossmutler, Anna Bernhardine Freiin v. Waldslein , seine Mutter Elisa-
beth Freiin v. Lomnitz und Meseritz und seine Gemahlin Eva Freiin v.
Lobkowitz wurde das Geschlecht mit dem piaslischen, podiebradschen
und kürfürsll. brandenbürg. Hause, so wie mit den angesehensten Ge-
schlechtern des böhm. Herrenstandes verwandt. Nach seinem Tode erbte
1625 der Sohn Joachim IV., als Gelehrter bekannt und Rector Magni-
ficus der Universität Frankfurt, verm. mit Anna Freiin v. Kochtitzki und
gest. 1654, die Herrschaft Miliisch. Der zweite Sohn desselben, Joachim
Andreas, gest. 1693, zuerst vermählt mit Anna Judith Freiin v. Boreck
und später mit Maria Elisabeth Freiin v. Sauerma, pflanzte das Ge-
schlecht fort, und seine beiden Söhne Joachim Wilhelm und Nicolaus
Andreas wurden vom Kaiser Leopold I. 10. Febr. 1694 in den Gra-
fenstand der kaiserl. Erblande, und vom Kaiser Carl VI. 1728 in den
Reichsgrafenstand erhoben. Joachim Wilhelm starb 6. Sept. 1728 ohne
Nachkommen : anderweitige Angaben sind falsch. Von Nicolaus Andreas
aber stammen, wie nachstehende Ahnentafel ergiebt, die jetzigen Glieder
der gräflichen Familie :
GRAFEN V. MALTZAN. 81
Nicolaus Andreas — jüngerer Sohn des Joachim Andreas — geh.
10. März 1670, gest. 19. Sept. 1718; Gemahlin: Maria Theresia Grafin
v. Althann, verm. 11. Nov. 1696, gest. 1766 (nach Anderen schon
1743). — Joachim Andreas II., geh. 13. Jan. 1706, gest. 4. Dec. 1786,
succedirte 1728 seinem Onkel, Joachim Wilhelm, als freier Standesherr
zu Militsch, k. preuss. w. Geh. Staats - und Gabinetsminister des Her-
zogthums Schlesien, Ober-Erbkämmerer seit 1774 etc.; Gemahlin: Frie-
derike Luise Gräfin v. Platen, geb. 10. Oct. 1713, verm. 10. Oct.
1731, gest. 26. Sept. 1799. — Joachim Carl, geb. 28. Dec. 1733,
gestorben in sehr hohem Alter, Standesherr auf Militsch, Oberkämmerer
in Schlesien, k. preuss. w. Geh. Etats- und Kriegsminister, Gesandter etc. ;
Gemahlin: Charlotte Christine Ernestine Maximiliane Freiin v. Mudrach,
Erbin der Herrschaft Lissa, geb. 5. Oct. 1746, verm; 25. Aug. 1761,
geschieden 1772, gest. 2. Aug. 1795. — Joachim Alexander Casimir,
geb. 24. Juni 1764, gest. im Juli 1850, Standesherr zu Militsch, Ober-
erblandkämmerer in Schlesien, k. preuss. Kämmerer; erste Gemahlin:
Antonie Gräfin v. Hoym , geb. 17. Juli 1768, verm. 16. Mai 1786,
gest. 27. Nov. 1799. — Joachim Carl Ludwig Mortimer, geb. 15. April
1793, gest. 9. Aug. 1843, k. preuss. Kammerherr, vv. Geh. Rath, Staats-
minister etc.; Gemahlin: Auguste Gräfin v. d. Goltz, gest. 16. April
1837. — August Mortimer Joachim, jetziger Standesherr auf Militsch.
Vom Grafen Joachim Caesar Eugen — dem Sohne Joachim Carls
und dem Bruder Joachim Alexander Casimirs — geb. 12. Sept. 1765,
gest. 1845, k. preuss. Kammerherrn, Legations- und Forstrath etc., stammt
aus erster Ehe mit Luise Henriette Gräfin v. Wedell, geb. 9. April 1776,
verm. 26. Juli 1790, geschieden, gest. 12. Dec. 1829: Graf Alfred
Carl Joachim (s. unten Maltzan-Wedell) aus zweiter aber mit Friederike
Heloise Henriette Seelmann: Graf Joachim Heinrich Wilhelm Eugen.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier aufzuführen :
Alte Linie: AUGUST Mortimer Joachim, Reichs-Graf v. Maltzan,
Freiherr v. Wartenberg und Penzlin. — Sohn des Grafen Joachim Lud-
wig Carl Mortimer — geb. 16. Aug. 1823, Ober-Erblandkämmerer in
Schlesien und freier Standesherr auf Militsch. — Der Bruder desselben
ist Graf Mortimer Ferdinand Ludwig Joachim, geb. 1832.
Nachkommen des Grafen Joachim Caesar Eugen (s. oben):
Sohn erster Ehe: Graf Alfred Carl Joachim ('s. Maltzan-Wedell).
Sohn zweiter Ehe: Graf Joachim Heinrich Wilhelm Eugen, geh, 8, März
1825, k. preuss. Lieutenant.
Neue Linie: Maltzan Wedell. ALFRED Carl Joachim Reichs-Graf
v. Maltzan-Wedell, Freiherr v. Wartenberg und Penzlin, Anwärter der
freien Standesherrschaft Militsch , geb. 7. Sept. 1793. Demselben wurde
vom Könige von Preussen Friedrich Wilhelm III. 23. Febr. 1833 ge-
stattet , als Sohn der oben erwähnten Luise Henriette Gräfin v. Wedell
— Tochter des k. preuss. Landjägermeisters von Schlesien Leopold Mag-
nus Gottlob Graf v. Wedell — Namen und Wappen der gräfl. Wedell-
sehen Familie dem seinigen hinzuzufügen.
H. 0
82
GRAFEN V. MAMMING.
Grafen v. Mamming.
I^atholtfdj. ©efUrretd).
In Tirol begütert.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild; Mittelschild von Gold und
Schwarz quer getheilt mit einem schwebenden Andreaskreuz von gewechselten Tinc-
turen. 1 und 4 in Gold ein einwärtsgekehrter schwarzer Steinbockkopf mit Hals.
2 und 3 ebenfalls quadrirt : 1 und 4 von Silber und Roth quadrirt, 2 und 3
in Roth ein silberner schrägrechter, mit drei unter- und aneinander stehenden
blauen Wecken belegter Balken. Auf dem Schilde erheben sich vier gekrönte Helme.
Der rechte Helm trägt den schwarzen Steinbockkopf des 1 Feldes, welcher oben
mit drei Pfauenfedern besteckt ist. Auf dem zweiten Helme ruht ein geschlossener,
die Sachsen einwärtskehrender Adlersflug, dessen hinterer etwas vorstehender Flü-
gel von Schwarz und Gold, der vordere aber von Gold und Schwarz quer getheilt
und mit dem Andreaskreuz des Mittelschildes von gewechselten Tincturen belegt
ist. Auf dem dritten Helme erheben sich zwei Büffelshörner, von welchen das
rechte von Blau und Silber, das linke von Silber und Blau quadrirt ist, und auf
dem linken Helme steht ein einwärtssehender rother Schwan mit ausgebreiteten
Flügeln, welche mit einem silbernen, von drei blauen unter- und aneinander lie-
genden Wecken besetzten Pfahle belegt sind. Die Helmdecken sind rechts schwarz
und golden, links roth, blau und silbern.
Die Grafen v. Mamming (früher Maemmingen, Mammingen) stammen
aus einem sehr alten, ursprünglich böhmischen Geschlechte, welches früh-
zeitig nach Tirol und später nach Bayern kam. Wenn dasselbe nach
Tirol gekommen, ist genau nicht zu ermitteln; bereits 1300 kommt Berch-
told Mamminger vor, welcher sich zu Meran vermählte. Nach Bayern
wendete sich die Familie gegen Ende des 16. Jahrhunderts. — Ulrich,
Canonicus zu Paussau, kommt, nach Graf v. Wurmbrand, 1232 urkund-
lich vor. Die fortlaufende Stammreihe beginnt mit einem anderen Ulrich
Mamminger, dessen Sohn Hans vom Kaiser Friedrich III. 1458 sein an-
geborenes Wappen mit dem Steinbocke erneuert hielt. Seifert fängt die
Ahnentafeln des Geschlechts mit Leonhards Sohne, Andreas auf Circk-
nitz, an. Der Sohn des Letzteren, Georg, k. Rath, des Erzherzogs
Carl Geh. Rath, Kämmerer und Oberst -Hofmeister, Landmarschall in
GRAFK.N V. MAMMING. ^ 83
Unter- und Landeshauptmann in Oberösterreich, starb 1570. Der Sohn
desselben, Leonhard, Herr auf Räzenhofen und Sadelberg, begab sich
zuerst nach Bayern und wurde am fürstlichen Hofe Ober-Hof-Marschall.
Von seinen Söhnen blieb der eine, Wilhelm Euslachius, in Oesterreich
und der Sohn desselben war 1677 Niederösterr. Regierungsrath , der
andere, Johann Albert, pflanzte das Geschlecht in Bayern durch Johann
Adam fort, welcher 1686 als kurcöln. und bayer. Kämmerer starb und
einen Sohn , Franz Ignaz, kurcöln. Kammerherrn, hinterliess. Von den
vier Söhnen desselben erhielt der ältere, Johann Anton Emanuel, 1697
ein Kanonicat in Regensburg. Nach den gewöhnlichen Angaben kam
der Reichsritterstand 1564, der Freiherrenstand 1672 und die Reichs-
grafenwürde 1695 in die Familie, doch finden 'sich keine genauen Nach-
richten über die Person der Erhobenen, wie denn auch die genealo-
gischen Verhältnisse der Familie im 18. Jahrhundert zusammenhängend
nicht bekannt sind.
Das jetzige Haupt der Familie ist : Graf RUDOLPH — Sohn des
Grafen Ferdinand, geb. 16. Dec. 1779, gest. 21. Oct. 1845, k. bayer.
Major ä la suite, verm. 10. Sept. 1816 mit Johanna Freiin de Moni,
geb. 12. Aug. 1799, gest. 1. Jan. 1842 — geb. 17. April 1818,
k. k. Kreiscommissär zu Cavalese in Tirol, verm. 29. Jan. 1851 mit
Emma Gräfin v. Spaur, geb. 1. Febr. 1828. Die drei Rrüder des
Grafen Rudolph sind die Grafen: Carl, geb. 26. Juni 1819, k. k. Steuer-
beamter vu Meran; Johann, geb. 16. Mai 1823, k. k. Oberlieutnant,
und Ferdinand, geb. 23. Aug. 1830. Der Rruder des Grafen Ferdinand
ist Graf Caspar, geb. 8. Oct. 1781.
m
84 GRAFEN V. MANDELSLOH.
Grafen v. Mandelsloh.
Ctttherifd). Ijannotjer.
Besitz: das Riltergut Ribbesbüuel.
Wappen: im blauen Schilde ein quer und mit der Mündung rechtsgelegtes
Jagdhorn ohne Band und Bügel. Nach dem Texte zum Wappenhuchc des König-
reichs Hannover ist das Jagdhorn silbern und dreimal, nach der Abbildung viermal
roth umwunden. Das Genealogische Taschenbuch giebt ein rothes, mit Silber be-
schlagenes Jagdhorn an. v. Meding fand das Hörn bisweilen nur acht-, mehrmals
aber eilf-, zwölf- oder dreizehnmal von Silber und Roth gewunden. Den Schild
deckt die Grafenkrone, und auf derselben erhebt sich ein Helm. Auf dem rotb
und silbernen Wulste desselben steht ein silberner, oben mit einem Pfauenwedel
(oben zwei, unten eine Feder) besteckter Schaft. Vor dem Schafte liegt auf dem
Wulste das Jagdhorn des Schildes und über demselben ein natürlicher, von zwei
silbernen , goldbegrifften , gestürzten und schrägkreuzweise gelegten Schwertern
durchbohrter Todtenkopf. Die Helindecken sind blau, roth und silbern, und den
Schild halten zwei einwärtssehende goldene Hirsche mit Geweihen von dreizehn
Enden. Die Devise ist : Mortalium Nobilitas.
Uralte braunschweigischc und meklenburgische Familie, welche
später den Freiherrenstand und in einer Linie auch die Grafenwürde
erlangt hat, und welche früher im Bremenschen und in der Niederlausitz
vorkam und jetzt in Hannover, Württemberg, Sachsen und Preussen
blüht. Als Hanptslammsitze werden das hannoversche Dorf Mandelsloh,
auch Mandelslohe im Calenbergischen und Toitenwinkel bei Rostock
angegeben. Die früheren bedeutenden Besitzungen des Geschlechts gingen
im 30jährigen Kriege verloren, und die jetzigen Güter liegen meist in
Hannover, Braunschweig und Württemberg. — Ehrenfried v. Mandelsloh,
welcher um das Jahr 840 lebte, wird von Spangenberg als Kriegsheld
genannt, v. Knesenbeck giebt an, dass die Familie urkundlich schon
1196, 1238 und 1245 vorkomme, und Praun führt an, dass Hoyer
v. Mandelsloh 1272 dem Landtage in Braunschweig beigewohnt habe.
In den folgenden Jahrhunderten ist die Zahl der Familienglieder,
welche zu hohen Ehrenstellen gelangten und sich vielfach auszeichneten,
sehr gross. Aus der meklenburgischen Linie ist in der gelehrten Welt
GRAFEN V. MANDEI.SLOH. 85
4P
besonders Johann Albrecht, herz, holst, gottorp. Kammerjunker, durch
die 1636 angetretene grosse Reise bekannt geworden, über welche das
von Olearius herausgegebene Tagebuch bis auf die neuere Zeit eine
Hauptquelle für Ostindien dargeboten hat. Jetzt kommt die Familie als
gräfliche in Württemberg und Hannover, und als freiherrliche in meh-
reren Zweigen ebenfalls in Hannover, so wie in Sachsen vor. Einige
Glieder sind der katholischen Confession zugethan, andere schreiben sich
Mandelslohe, ohne jedoch, Geschlechtsnamen und Wappen ausgenommen,
mit der gräflichen Linie in näherer Verwandtschaft zu stehen.
Der Grafenstand kam in die Familie in der Person Ulrich Lebe-
rechts. Derselbe, geb. 16. Febr. 1760, gest. 30. April 1827, k.
württemb. Staats- und Finanz-Minister, erhielt vom König Friedrich I.
von Württemberg 17. März (nach Gast 8. Juni) 1808 die Grafenwürde,
welche von der k. hannoverschen Regierung in Folge der Resitzungen
in Hannover anerkannt und ausgedehnt wurde. Aus der Ehe mit Phi-
lippine Freiin v. Cramm, gest. 1825, stammen die beiden Grafen: Carl
August Franz und Friedrich.
Das jetzige Haupt der Familie ist Graf Carl AUGUST Franz, geb.
4. Dec. 1788, k. württemb. Kammerherr und Staatsrath a. D., Resitzer
des Ritterguts Ribbesbültel mit seinem Rruder, verm. mit Sarah Ellen
Miss Jackson v. Lincolnshire, aus welcher Ehe Gräfin Lucy stammt,
geb. 1822, verm. mit Richard Gardner Esq. v. und auf Chasely Hall.
— Der Rruder des Grafen Carl August Franz ist Graf Friedrich, geb.
29. Dec. 1795, k. württemb. Forstrath, verm. 1. April 1823 mit
Josephine Luise Gräfin v. Degenfeld -Schomburg, geb. 19. Aug. 1800.
Dieser Ehe sind zwei Söhne entsprossen, die Grafen: Gustav August,
geb. 18. Jan. 1825, und Albrecht Friedrich, geb. 30. Aug. 1830,
k. k. Lieutenant.
/
*
86
GRAFEN V. MAISTEUFFEL.
Grafen v. Manteuffel.
ITuttjcrtfd). ttujHcmfc.
Besitz: das Majorat TalkhofT; die Güter Tellersdorf, Hallick , Kudding, Sehloss Ringen,
Kerrefer, Mex, Palfer etc. in Lief- und Esthland.
*
Wappen nach dem Reichsgrafen - Diplom vom 7. Aug. 1719 und vom
27. April 1759: im silbernen Schild ein rother Querbalken. Ueber der, den Schild
deckenden Grafenkrone erhebt sich ein gekrönter Helm, auf welchem ein offener
schwarzer Adlersflug steht. Die Helmdecken sind roth und silbern, und den Schild
halten zwei auswärtssehende, weisse, goldgekrönte Adler.
Wappen nach dem Diplome vom 25. Aug. 1790: Grafen v. Manteuffel auf
Hroitz. Quadrirter Schild mit Mittelschild. Im silbernen Mittelschild, ein schräg-
rechter, blauer, mit drei goldenen Sternen belegter Balken. 1 und 4 in Silber ein
rother Querbalken (Stammwappen); 2 und 3 in Gold ein schwarzer einwärtsge-
kehrter Adler. Ueber der Grufenkrone erheben sich vier gekrönte Helme. Der
rechte und der linke Helm trägt einen doppelt geschweiften, einwärtsgekehrten,
rolhen Greif ohne Flügel, auf den mittleren beiden Helmen steht aber auf jedem
ein guldener 6 eckiger Stern. Die Helmdecken sind rechts schwarz und golden,
links roth und silbern. — In heraldischer Beziehung ist eigcnthümlich, dass keiner
der vier Helme den Helmschmuck des Stammwappens trägt.
Uralte, weit verzweigte, reichbegüterte, ursprünglich poramersche
Familie, welche zu den mächtigen und freien Herren gehört, welche im
alten Gassuben- Lande als Burg- und Schlossgesessene vorkamen und,
wofür auch das Wappen spricht, eines Ursprungs mit den bekannten
Herfordschen Dynasten von Quernheim in der Grafschaft Ravensberg ist.
Von Pommern aus, wo das Geschlecht sehr begütert wTar und noch
jetzt, namentlich im Belgarder Kreise, ist, kam dasselbe nach Polen,
der Mark, Meklenburg, Preussen, Sachsen, Schweden und Lief- und
Esthland. In den lielländischen Ordensländern kommt die Familie, meist
mit dem Zunamen: Zöge, schon sehr früh vor, und dieselbe ist wohl
1226 mit dem Herzoge Barnim von Pommern, oder später mit dem
dänischen König Woldemar II. , welcher einige Zeit über Pommern
regierte, in die dortigen Gegenden gekommen. Georg v. Manteuffel,
Ritter, aus dem Hause Pollzin und Arnhausen in Pommern, ist nämlich
der Ahnherr der Freiherren v. ManteulFel , welche auf dem Majorate
GRAFEN V. MANTEU1 TEL. 87
Katzdangen in Kurland blühen und von denen Eberhard, verm. mit Anna
Gräfin v. Hohenzollcrn, als kaiserl. Oberst unter Tilly vor Magdeburg
kämpfte. Eben so erwarb auch die Familie in Lief- und Eslhland sehr
bedeutenden Grundbesitz, und der weiter unten genauer aufzuführende
Landrath Gotthardt Johann stiftete aus seinen Besitzungen 1756 ein
grosses Fideicommiss. Im Königreich Preussen haben viele Glieder der
Familie sich theils im Kriegs-, theils im Staatsdienste sehr ausgezeichnet,
und die neuere grosse und glückliche Thätigkeit der Glieder aus der
Niederlausitzer Linie ist zu bekannt, als dass dieselbe hier erwähnt
werden sollte.
Der Grafenstand ist in die Familie durch drei Ernennungen ge-
kommen. Zuerst wurde der kursächs. Cabincls- Minister und w. Geh.
Rath Ernst Christoph Freiherr v. Manteuflel vom Kaiser Carl VI. auf
Anlrag des Königs in Polen und Kurfürsten von Sachsen Friedrich
August I. in den Reichsgrafenstand erhoben und diese Erhebung in
Sachsen 9. Aug. 1719 notificirt, doch starb der Erhobene 1749 ohne
männliche Nachkommen.
Die zweite Ernennung in den Grafenstand erfolgte vom Kaiser
Franz I. 27. April 1759 in der Person des oben genannten Landraths
Gotthardt Johann, von welchem die jetzigen Grafen v. Manteuflel, wie
sich ergeben wird, abstammen.
In Folge der dritten Ernennung erhielt vom Kurfürsten Carl Theodor
von der Pfalz im Reichsvicariale 25. Aug. 1790 Gottlier Joseph, kur-
pfalzbayer. Kämmerer und Oberstlieutenant a. D., geb. 2. Nov. 1736
die Reichsgrafenwürde. Diese Linie findet sich als Grafen v. Manteuflel
auf Proitz in den betreuenden Werken, doch ist Weiteres über dieselbe
nicht aufzufinden.
Graf Gotthardt Johann hinlerliess aus der Ehe mit Margaretha
Elisabeth v. Güntersberg vier Söhne, welche das gräfliche Geschlecht in
verschiedenen Zweigen fortpflanzten, die Grafen Andreas, Gotthardt
Johann, Carl Reinhold und Ludwig Wilhelm. — Graf Andreas, geb.
1714, gest. 1768, zeichnete sich in kais. russischen Diensten sehr aus
und nahm als General -Lieutenant den Abschied. Aus der Ehe mit
Sophie Friederike v. Stackeiberg aus dem Hause Kollitz enlspross Graf
Gotthardt Andreas, geb. 1762, gest. 1832, k. russ. Geh. Rath und
Senator, Majoratsherr auf Talkhoff und Herr auf Schloss Ringen, verm.
mit Charlotte Sophie v. Bock aus dem Hause Sarenhoff, geb. 1773,
gest. 1830, aus welcher Ehe die Grafen Gotthardt Johann (III.) und
Ernst Gotthardt leben. — Graf Gotthardt Johann (1.), geb. 1716,
gest. 1753, verm. mit Catharina Helena v. Tarsas, hinlerliess den Grafen
Gotthardt Johann (IL), geb. 1750, gest. 1820, Herrn auf Alt- und
Neu-Parmel, verm. mit Juliana Wilhelmine v. Essen, geb. 1771, und
ist als Gründer des Zweiges von Alt- und Neu-Parmel anzusehen. Von
demselben stammen die Grafen Eduard Gotthardt, Ferdinand Johann
und Theodor Carl. — Graf Carl Reinhold, geb. 1728, gest. 1782,
vermählte sich mit Helene Freiin v. Üxküll aus dem Hause Menger und
Sara in Liefland und hinterliess die erkauften Güter Mex und Palfer
88 GRAFEN V. MANTEUFFEL.
seinem einzigen Sohne, Peter August, geb. 1768, gest. 1842, Herrn
auf Mex und Palfer, verm. mil Helene Luise Freiin v. Üxkilll-Güklenband,
geb. 6. Jan. 1788, aus welcher Ehe Graf Carl Ludwig stammt. —
Graf Ludwig Wilhelm, geb. 1721, gest. 1793, lieftänd. Landrath und
k. russ. w. Staatsralh, Herr auf Metzkiill und Berschu, verm. mit Juliane
Eleonore Gräfin v. Münnich, hinterliess drei Söhne, von denen sich nur
Gotthardt Johann, geb. 1791, geblieben 1813 als k. russ. General in
der Schlacht bei Leipzig, mit Gatharina Salesky vermählte, aus welcher
Ehe zwei Töchter stammen.
Von den lebenden Gliedern der gräflichen Familie sind hier auf-
zuführen :
Majorat von Talk ho ff: Graf GOTTHARDT Johann — Sohn
des Grafen Gotthardt Andreas — geb. 26. Dec. 1795, k. russ. w.
Slaatsrath, Majoratsherr auf TalkhoiV. Der Bruder desselben ist Graf
Ernst Gotthardt, geb. 21. Febr. 1801, k. russ. Garde-Gapitain a. D.,
Herr auf Tellershof, Hallick und Kudding, verm. mit Mathilde v. Brevem.
Haus Alt- und Neu-Parmel: EDUARD Gotthardt — Sohn
des Grafen Gotthardt Johann — k. russ. Garde-Capitain a. D., lebt in
der Schweiz, verm. mit Natalie Freiin v. Stackeiberg aus dem Hause
Riesenberg. Die beiden Brüder desselben sind: Graf Ferdinand Johann,
k. russ. Garde-Oberst a. D., und Graf Theodor Carl, k. russ. Garde-
Lieutenant a. D., verm. 5. Oct. 1819 mit Caroline Luise Gräfin
v. Rehbinder aus dem Hause Uddrich (gesch.), aus welcher Ehe Graf
Carl Johann stammt, verm. mit Maria Anna Freiin v. Clodt-Jürgensburg.
Haus Mex und Palfer: Graf CARL Ludwig — Sohn des Grafen
Peter August — geb. 21. Dec. 1821, Herr auf Mex und Palfer.
»
*
-»
GHAFEN V. MARSCHALL AUF BURGHOLZIIAUSKN.
89
Grafen v. Marschall auf Burgholzhausen.
Üatholifd). Oeflcrrctri), $Jreufjen, 6ad)fen.
"Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im silbernen Mittelschilde zwei
aufrechte und mit den Spitzen in die Höhe gestellte rothe Tuchscheeren (Stamm-
wappen). 1 und 4 in Roth ein silberner, oben dreimal gezinnter Thurm, welcher in der
rechten Ober- und linken Unterecke eine Fensteröffnung, unten aber eine gewölbte
Thüröffnung hat. 2 und 3 in Gold ein schwarzer, rechtssehender Adler. Den mit
einer Grafenkrone bedeckten Schild ziert ein hinter demselben aufwachsender
Harnisch, dessen rechter Arm ein Schwert mit goldenem Gefäss in die Höhe und
einwärts, der linke aber unterwärts den Schild hält. Der auf demselben befindliche
Helm ist gekrönt und trägt zwei quer von Silber und Roth getheilte RülTelshörner
von gewechselten Tincturen, welche von kleinen, rechts von Roth und Silber, links
von Silber und Roth quergetheilten Fahnen so besetzt sind, dass an der auswendigen
Seite jedes Horns vier derselben an querbefestigten rothen Stangen niederwärts
hängen (Helm des Stammwappens). Zwischen den Hörnern steht der Thurm des l.
und 4. Feldes, welcher mit einem, dem Adler des 2. und 3. Feldes ähnlichen
besetzt ist. Die Helmdecken sind rechts silbern und roth, links golden und schwarz.
Uraltes thüringisches Geschlecht, dessen Name von dem Officium
palatinum abzuleiten ist, welches dasselbe vom Ende des 12. Jahrhunderts
unter den Landgrafen von Thüringen bekleidete. Der ursprüngliche
Name war, wie die meisten Geschichtsschreiber Thüringens annehmen:
v. Ebersberg, und dürfte einem Schlosse am Harz entnommen sein,
welches nach Albin der Sitz einer gleichnamigen Grafschaft war. So
waren die Urahnen der Familie wohl Dynasten , und dies wird dadurch
noch wahrscheinlicher, dass die Würde eines Erbamtes in der Regel
nur den vornehmsten Geschlechtern anvertraut wurde. 1227 begleitete
Heinrich, Marschalk v. Ebersberg, Ludwig den Heiligen nach Palästina,
und 1251 brachte derselbe eine Tochter ins Kloster Heusdorfl". Bald
nachher verschwindet der Name Ebersberg, und die Würde allein scheint
90 GRAFEN V. MARSCHALL AUF BURGHOLZHAUSFN.
Geschlechtsname geworden zu sein. So findet man Heinrich, Rudolph,
Albert, die Marschälle, und bei weiterem Ausbreiten des Geschlechts
nahmen die verschiedenen Linien die Namen der Güter an, und es ent-
standen die Marschälle v. Gosserstedt, Gutmanshausen, Holzhausen etc.
Die Familie der Erbmarschälle in Thüringen zerfiel später in zwei Linien,
in die ältere Linie von Herrengosserstedt und in die jüngere von Burg-
holzhausen, welche gemeinschaftlich an dem Erb -Marschallamte die
gesammte Hand- und Mitbelehnschaft haben. Von dem obenerwähnten
Heinrich, Marschall v. Ebersberg, stammte im 9. Gliede — und in den
letzteren durch Rudolph L, Wolf, Rudolph IL, Ludwig Ernst und Johann
Georg: Georg, welcher zuerst als Herr auf Burgholzhausen vorkommt.
Georgs Sohn, Wolf Dietrich, Marschall auf Burgholzhausen, gest. 1675,
war Mitglied des Palmordens, oder der fruchtbringenden Gesellschaft,
und vom Sohne desselben, Georg Caspar, stammte Ernst Dietrich, k.
k. Feldmarschall, welcher 15. Juli 1760 vom Kaiser Franz L, zur Be-
lohnung für die glänzende Verteidigung der Festung Olmütz im Jahre
1750 gegen das vom König Friedrich II. von Preussen in Person com-
mandirte Belagerungscorps, in den Reichsgrafenstand erhoben wurde.
Die Abstammung der jetzigen Grafen v. Marschall auf Burgholz-
hausen ergiebt folgende Ahnentafel:
Georg Caspar — Sohn Wolf Dietrichs — geb. 22. Febr. 1653,
gest. 2. Mai 1694, Erb-Marschall in Thüringen; Gemahlin: Elisabeth
Friederike v. Werthern-Beichlingen, geb. 1 5. Jan. 1662, verm. 19. Aug.
1684, gest. 29. Oct. 1739. — Ernst Dietrich Graf v. Marschall, geb.
31. Oct. 1692, gest. 31. Aug. 1771, Herr auf Pausche etc., k. k.
w. Geh. Rath, General-Feldmarschall etc.; Gemahlin: Henriette Sophie
v. Schönberg-Pursehenstein, geb. 17. Nov. 1719, verm. 22. April 1747,
gest. 16. Febr. 1779. — Friedrich Ernst, geb. 10. Aug. 1748, gest.
10. Juni 1832, Herr auf Burgholzhausen, Tromsdorf und Rattwitz, Erbmar-
schall in Thüringen, k. k. w. Kämmerer; Gemahlin: Elisabeth Freiin v. Rei-
schach, geb. 27. Nov. 1766, verm. 24. Sept. 1798. — August Friedrich.
Von dem jetzigen Bestände der Familie gehören hierher:
AUGUST Friedrich Graf v. Marschall — Sohn des Grafen Friedrich
Ernst — geb. 10. Dec. 1804, k. k. Kämmerer und Archivar bei der
k. k. geologischen Reichsanstalt, verm. 5. Sept. 1838 mit Bertha Freiin
v. Wolfs wa rffen , geb. 22. Juni 1819, aus welcher Ehe Graf Friedrich
Joseph, geb. 5. Nov. 1842, stammt.
Vom Bruder des Grafen Friedrich Ernst, dem Grafen August Diet-
rich, geb. 19. Juni 1750, gest. 29. Jan. 1824, stammt aus erster
Ehe mit Hortensia Freiin Waldner v. Freundstein, geb. 9. Juli 1767,
verm. 26. April 1788, gest. 20. März 1800: Graf August Ferdinand
Theodor, geb. 25. Mai 1791, k. preuss. Erb-Marschall in der Landes-
grafschaft Thüringen, k. sächs. Kammerherr und Ober-Forstmeister zu
Moritzburg, verm. 25. Oct. 1825 mit Amalia, Tochter des k. preuss.
Kammerherrn und vormaligen kon. grossbrit. Charge d'aff. und General-
Consuls bei dem niedersächs. Kreise Joseph Charles Melish Esq., aus
welcher Ehe Graf Maximilian, geb. 1830, k. k. Lieutenant, entsprossen ist.
GRAFEN V. MATUSCHKA.
91
Grafen v. Matuschka.
Äatholtfd). $xeu$tn.
Besitz: das Majoratsgut Pitschen; die Rittergüter Pramsen und Kosel; die Herrschaft Anis-
dorf etc. in Schlesien.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild, beide mit goldener Einfassung.
Im gekrönten, rothen Mittelschilde ein vorwärtssehender Ritter in silberner Rüstung,
mit geöffnetem Visir, welcher mit der Rechten ein Schwert schwingt, die Linke
aber auf die Hüfte stützt (Stammwappen). 1 und 4 von Gold und Roth der Länge
nach getheilt, mit zwei ins Andreaskreuz gelegten Spaten, von gewechselten Tinc
turen (Freiherr v. Spättgen). 2 und 3 in Schwarz ein unterwärlsgekelirter spitziger,
trichterförmiger, rother und golden aufgeschlagener Hut, aus welchem si<h in
einem aufrechtstehenden hichenblätterkranze drei Straussenfedern , roth , silbern,
roth, erheben. (Der erwähnte Kranz mit den drei Straussenfedern ist der Schmuck
des Helms des Stamm wappens). Ueber der, den Schild deckenden Grafenkrone
erheben sich vier gekrönte Helme. Auf dem rechten Helme schwebt der preussische
schwarze Adler mit Scepter und Reichsapfel ; aus dem zweiten wächst einwärts-
gekehrt der Ritter des Mittelschildes auf; der dritte Helm trägt den Hut mit den
Federn und dem Kranze des 2. und 3. Feldes, und der linke Helm die Spaten des
l. und 4. Feldes. Die Decken des rechten Helmes sind schwarz und golden, die
des zweiten roth und silbern, die des dritten schwarz und roth, und die des linken
golden und roth. Den Schild halten zwei vorwärtssehende Ritter, deren Visire
geöffnet und die Helme mit vier rothen und silbernen Straussenfedern geschmückt
sind. Jeder derselben hält in der freien Hand eine Lanze mit goldenem Kolben
und einer blauen, mit goldenen Fransen eingefassten und mit dem gekrönten könig-
lichen Namenszuge: F. R. belegten Fahne. — Das Wappen der Freiherren v. Spättgen
zeigte auf dem gekrönten Helme einen schwarzen, rechtssehenden, gekrönten Adler.
— Nach den Supplementen zum Siebmacher (Rd. X. Tab. 2) stehen im 2. und
3. Felde in einem goldenen Trichter drei silberne, in der Mitte von einem grünen
Kranze umgebene Straussenfedern, und dieses Wappenbild schmückt den mittleren Helm
in dieser, die Vereinigung mit dem Spättgenschen Wappen nichtangebenden Abbildung.
Die Grafen v. Matuschka stammen aus einer sehr alten böhmischen
Familie, deren Namen von Maitisch, dem böhmischen Worte für Matthias,
92 GRAFEN V. MATÜSCHKA.
abzuleiten ist. Das Stammschloss hiess Topolczan, und Kaiser Siegmund
gestattete als besondere Auszeichnung der Familie, sich Matuschka-
Topolczan schreiben zu dürfen, wie ausdrücklich im Diplome über die
vom Kaiser Carl VI. 3. Mai 1715 erfolgte Erhebung in den böhmischen
Herrenstand angegeben ist. — Die ordentliche Stammreihe des Ge-
schlechts beginnt mit Matthias de Topolczan I., welcher, verm. mit
Anna Czapnar v. Podmielin, um das Jahr 1540 lebte. Vom Sohne
desselben, Nicolaus, verm. mit Elisabeth Wielspolsky v. Haslach, stammte
Matthias IL, welcher aus der Ehe mit Eva Kobilko v. Kobili zwei Söhne
hinterliess. Der ältere, Heinrich, k. k. Oberst-Wachtmeister und Landes-
Hauptmann im Fürstenthum Jägerndorf, pflanzte mit Hedwig Catharina
v. Skerbensky durch seinen Sohn, Carl, den Stamm fort; von dem
jüngeren Sohne, Friedrich, ebenfalls k. k. Oberst- Wachtmeister, ist die
noch jetzt in Schlesien blühende Linie entsprossen, und zwar in nach-
stehender Reihenfolge: Friedrich — Franz Friedrich, auf Möstichen im
Schwiebussischen, lebte um 1670; Gemahlin: Barbara v. Sack. — Ernst
Rudolph, geb. 3. Juli 1669, gest. 13. Febr. 1725, seit 1715 (s. oben)
Freiherr, k. k. Rath, Landeskanzler der Fürstentümer Schweidnitz und
Jauer, Deputatus ad conventus publicos, Herr auf Börnchen und Thomas-
waldau; Gemahlin: Anna Clara Theresia v. Nerlich, gest. 1742. —
Friedrich Rudolph, geb. 1. April 1706, gest. 10. Febr. 1770, k. preuss.
Ober-Amtsrath, Herr auf Thomaswaldau und Börnchen, wurde 10. Sept.
1747 vom König Friedrich IL von Preussen in den preussischen Grafen-
stand erhoben, nahm mit kön. Rewilligung Wappen, Namen und Titel
eines Reichsfreiherrn v. Spättgen an, und baute das Schloss zu Pitschen ;
Gemahlin: Josepha Barbara Reichsfreiin v. Spättgen (aus einem sehlesi-
schen, ursprünglich bergischen Geschlechte, von welchem Heinrich
Gottfried, Ober-Amtsrath in Schlesien, 22. Febr. 1715 in den böhmi-
schen Freiherrenstand erhoben wurde), geb. 30. Juni 1715, gest.
12. Febr. 1781, Erbfrau auf Zülz und Pitschen am Berge. — Heinrich
Gottfried, geb. 23. Febr. 1734, gest. 19. Nov. 1779, k. preuss. Ober-
Amtsrath und erster General-Landschafts-Repräsentant von Mittelschlesien,
Herr auf Zülz, Pitschen etc., als Verfasser der Flora Silesiaca hin-
reichend bekannt ; Gemahlin : Bernhardine Reichsgräfin Chiron d'Hausson-
ville. — Joseph, Herr auf Zülz, Kupferberg, Pitschen etc., gest. 2. Juni
1829, in erster Ehe verm. mit Ernestine Freiin v. Strachwitz und Gross-
Jauche aus dem Hause Bruschewitz, in zweiler mit Clementine Gräfin
v. Hoverden-Plencken, geb. 3. Febr. 1783.
Aus der ersten Ehe des Grafen Joseph stammt das jetzige Haupt
der Familie : ANTON Graf Matuschka v. Toppolczan, Freiherr v. Spättgen,
geb. I. Sept. 1786, k. Landes -Aeltester und Kreisdepulirler, Erbherr
des Majorats Pitschen, verm. 2. Juni 1829 mit Eloise v. Montbach,
geb. 27. Oct. 1794, Erbfrau der pramser Güter in Oberschlesien, aus
welcher Ehe Graf Alfred stammt, geb. 13. März 1822, Herr auf Johns-
dorf in Niederschlesien, k. preuss. Lieutenant i. d. Landwehr, verm. mit
Gabriele Gräfin v. Matuschka, geb. 23. April 1823.
Der lebende Bruder des Grafen Anton ist : Graf Gustav, geb. 1 . Juli
GRAFEN V. MATUSCHKA. 93
1793, k. preuss. Landrath a. D. und Major, verm. mit Julie Gräfin
v. Hoverden-Plencken, geb. 9. März 1788, gest. 1849, aus welcher
Ehe zwei Söhne entsprossen sind, die Grafen Hugo, geb. 12. Febr. 1822,
verm. mit Sophie Freiin v. Greiffenklau, und Heinrich, geb. 3. Mai 1832,
k. k. Lieutenant. — Von dem verstorbenen Bruder des Grafen Anton,
vom Grafen Victor, geb. 26. Mai 1789, gest. im Januar 1852, k. k.
Oberlieutenant a. D., lebt aus erster Ehe mit Babett v. Woikowsky-
Bedau ein Sohn: Graf Victor, geb. 1825. — Die zwei Stiefbrüder des
Grafen Anton — Sühne des Grafen Joseph aus zweiter Ehe (s. oben) —
sind Graf Otto, geb. 15. Mai 1815, Herr auf Oberschönfeldt und Kosel,
k. preuss. Kammerherr, verm. 24. Juli 1839 mit Clara Antonie
v. L'Estocq, aus welcher Ehe drei Söhne stammen, die Grafen: Mat-
thias, geb. 4. Mai 1840, Emanuel, geb. 7. Aug. 1842, und Guido
Johannes, geb. 7. März 1849 — und Graf Valeriüs, geb. 29. Jan. 1823,
Herr auf Wiesa, k. preuss. Lieutenant a. D., verm. 30. Mai 1844 mit
Maria v. L'Estocq, geb. 15. Juli 1824, gest. 13. Juli 1850.
Die hierher gehörenden Nachkommen der beiden Brüder des Grafen
Joseph — Vaters des Grafen Anton — der Grafen Heinrich und
Bernhard sind nachstehende: Vom Grafen Heinrich, geb. 18. Aug. 1766,
gest. 1845, k. preuss. Geh. Obcr-Justizrath, stammt aus dritter Ehe
mit Rosalie Wiesner, gest. 1846, Graf Reinhold, geb. 9. Aug. 1817,
k. preuss. Stadtgerichts -Referendar, verm. mit Doris v. Massow; vom
Grafen Bernhard aber, geb. 17. Sept. 1768, gest. 27. Sept. 1820, k.
preuss. Justizrath , verm. mit Therese Gräfin v. Lodron, geb. 12. Jan.
1772, gest. 6. Oct. 1836, Erbfrau der Herrschaft Arnsdorf, stammt
Graf Theodor, geb. 10. Aug. 1795, Herr der Herrschaft Arnsdorf, k.
preuss. Lieutenant, verm. 21. Juni 1824 mit Anna Gräfin v. Hoverden,
geb. 29. Juni 1803. Der Sohn des Letzteren ist Graf Benno, verlobt
mit Fräulein Wally v. Wallhofen.
94 GRAFEN V. MEDEM.
Grafen v. Medem.
Besitz: die Mnjoratsgiiler Kempten, Wehsahten und Cappeln; die Herrschaften Alt-Autz,
Dselsen, ßehnen etc., die Herrschaften Elley, ßlieden, Dnrben, Sehrnen, Abgunst,
Grünl'eldt, Abgulden, Duhren und Jordanitz in Kurland.
Wappen: Schild quer getheilt; oben in Blau ein rothes, mit der Stürze
rechtsgekehrtes Jagdhorn , welches in der Mitte und an beiden Enden golden
beschlagen ist. Aus der Mitte des Horns geht ein goldenes Band gerade in die
Höhe, an welchem da, wo es sich endigt, ein goldener Ring befestigt ist (Slamm-
wappen); unten in Roth ein schräg rechts gestelltes blankes Schwert mit güldenem
Griffe. Ueber der, den Schild deckenden Grafenkrone erheben sich drei gekrönte
Helme. Aus dem rechten wächst ein einwärtssehender gekrönter schwarzer Adler
mit ausgebreiteten goldenen Flügeln empor; auf dem mittleren Helme schwebt ein
mit Stürze und Mündung nach rechts und mit letzterer unterwärts gekehrtes, in
die Höhe stehendes Jagdhorn , wie das in der oberen Hälfte des Schildes tingirt
und beschlagen, auch mit Band und Ringe versehen, zwischen zwei schräg auswärts
gestellten Straussenfedern , einer rothen und einer silbernen (Helm des Stamm-
wappens), und auf dem linken Helme steht ein die Sachsen einwärtskehrender,
schwarzer Adlersflügel. Die Helmdecken sind auf beiden Seiten und in der Mitte
golden, roth und blau, und den Schild halten zwei auswärtssehende schwarze Wind-
hunde mit goldenen Halsbändern.
Uralte Adelsfamilie, welche, der gewöhnlichen Annahme nach , aus
Schottland stammt, im 10. Jahrhundert nach Deutschland gekommen
ist und sich im Braunschweigischen ansässig gemacht hat. Nicht
unwahrscheinlich ist es, dass das Geschlecht zu dem braunschweigischen
Adel gehörte, welcher 914 den Herzog Heinrich zu Sachsen gegen
die Anmassungen Kaiser Conrad I. von Franken kräftig unterstützte.
Mit dem deutschen Orden kam die Familie nach Liefland und der
11. Meister des deutschen Ordens, Conrad v. Medem, genannt Mandern,
baute und gründete mehrere Schlösser und Städte, unter welchen letz-
teren besonders Mitau zu nennen ist. Von seinen Nachkommen, von
welchen mehrere in dem Freiherrenstand geblieben sind und bis auf die
neueste Zeit namentlich in k. preuss. Diensten gestanden haben, wurde
Johann Friedrich, geb. 16. Sept. 1722, gest. 4. Aug. 1785, k. poln.
Kammerherr, Starost auf Okmian, Herr der Herrschaft Alt-Autz und
Elley in Kurland, vom Kaiser Joseph II. 16. Nov. 1779 in den Reichs-
GRAFEN V. MEDEM. 95
grafenstand erhoben. Derselbe war zweimal vermählt, zuerst mit Luise
v. Korff und später mit Luise Charlotte v. Manteuflel-Zöge. Aus erster
Ehe stammle die geistvolle und an Gemülh so reiche Dichterin Elise,
vermählte v. d. Recke, und Graf Friedrich, welcher unvermählt gestorben
ist; aus zweiter Ehe aber entsprossen, neben Anna Charlotte Dorothea,
geb. 1761, gest. 1822, Gemahlin des letzten Herzogs Peter von Kurland
und Semgalien, gleich gross durch Geist, wie durch Herz, Carl Johann
Friedrich, geb. 1762, gest. 1827, kurländ. Landes -Bevollmächtigter,
Majoratsherr auf Rempten, Cappeln und Wehsahten, Herr auf Alt-Autz,
Dselsen, Behren, Gross-Autz, Keweln und Weitenfeld, verm. mit Elisabeth
Gräfin v. Browne, geb. 1788, gest. 1831, und Christoph Johann
Friedrich, geb. 12. Aug. 1763, gest. 7. März 1838. kais. russ. w.
Kammerherr, Herr der Herrschaften Elley, Blieden, Durben, Sehmen,
Abgunst, Grünfeldt, Abgulden, Duhren und Jordanitz, verm. mit Maria
Luise Gräfin v. d. Pahlen, Freiin v. Astrau, geb. 18. Sept. 1778, gest.
23. Mai 1831.
Die gräfliche Linie theilt sich jetzt in die Linie von Rempten
und Alt-Autz und in die Linie von Elley.
Haupt der Linie von Rempten und Alt-Autz ist Graf Johann
Friedrich Otto CARL — Sohn des Grafen Carl Johann Friedrich —
geb. 3. Febr. 1801, Majoratsherr auf Rempten, Wehsahten und Cappeln,
Herr der Herrschaften Alt-Autz, Dselsen und Behnen, verm. 29. Juli
1822 mit Elisabeth Freiin v. Fircks aus dem Hause Waldegahlen, geb.
1. Aug. 1804, aus welcher Ehe drei Söhne stammen, die Grafen:
Carl, geb. 23. Dec. 1824; Friedrich, geb. 19. Oct. 1828, und Paul,
geb. 9. April 1834.
Das Haupt der Linie v. Elley ist Graf PAUL — Sohn des Grafen
Johann Friedrich — geb. 20. Jan. 1800, Herr der Herrschaft Elley,
k. russ. Kammerherr und Geh. Rath. Die fünf Brüder desselben sind
die Grafen: Peter, geb. 30. Jan. 1801, kurländ. Kreis-Adels-Marschall,
verm. 2. Nov. 1825 mit Julie Freiin v. Behr aus dem Hause Sutten,
geb. 23. Aug. 1807, aus welcher Ehe zwei Söhne leben, die Grafen:
Johann, geb. 27. Juli 1826. und Theodor, geb. 8. Juni 1827, k. russ.
Lieutenant. — Alexander, geb. 17. März 1803, k. russ. Kammerherr,
w. Staatsrath , ausserord. Gesandter und bevollm. Minister am k. brasi-
lianischen Hofe. — Theodor, geb. 25. Febr. 1805, k. russ. Garde-
Rittmeister a. D.; — Ludwig, geb. 15. Mai 1814, k. russ. Garde-Ritt-
meister a. D., verm. 28. Juni 1843 mit Sophie v. Löwenstern aus dem
Hause Wollmarshof, geb. 7. Febr. 1823, aus welcher Ehe zwei Söhne
entsprossen sind, die Grafen: Arthur, geb. 19. Mai 1844, und Otto
Paul Theodor, geb. 3. Juli 1846 — und Julius, geb. 15. Mai 1814,
k. russ. Garde-Rittmeister a. D.
96
GRAFEN V. MF.LLIIS'.
Grafen v. Meli in.
Cuangeltfd).
ftußlcmb.
Besitz: in Liefland die Güter Lappier und Carlsberg; Erküll; Toal ; Korps und Kurcks und
die scherskyschen Güter (Gouvernement Mohilew) ; Kersel und Paclijack etc.
Wappen: Schild zweimal der Länge nach und einmal qtiergetheilt, 6feldrig,
mit Mittelschild. Mittelschild der Länge nach getheilt ; rechts in Gold ein von
Blau, Gold, Blau, Silber in drei Schrägreihen geschachter Sparren (Geschlechts-
wappen), links in Blau ein schrägrechter silberner, mit drei rothen Rosen belegter
Balken (ausgestorbene Familie der Freiherren v. Rothermund). Feld 1 und 6 durch
einen schräglinksströmenden silbernen Fluss, über welchen nach rechts ein doppelt
geschweifter goldener Löwe schreitet, in eine obere rothe und untere blaue Hälfte
getheilt (zur Erinnerung an den von Jürgen Freiherrn v. Mellin veranstalteten Ueber-
gang der Armee Königs Carl X. von Schweden über den gefrorenen Bell nach Fühnen).
2 der Länge nach getheilt; rechts von Schwarz und Silber in sieben Reihen, jede
zu fünf Plätzen, geschacht; links in Gold drei rechtsgekehrte, übereinanderstehende
schwarze Raben. 3 und 4 in Silber ein rechtsgekehrter schwarzer Lindwurm mit
ausgebreiteten Flügeln , aufgewundenem Stachelschwanze , ausgeschlagener Zunge
und mit goldenem Kranze um den Hals. 5 der Länge nach getheilt; rechts in
Blau der rechtsgekehrte goldene doppelt geschweifte schwedische Löwe, welcher
in der linken Vorderpranke ein Schwert hält, links, an die Theilungslinie ange-
schlossen, der schwarze halbe Reichsadler mit goldenem Ringe und in der linken
Klaue den Scepter haltend. Auf dem Schilde stehen vier gekrönte Helme. Der
rechte Helm trägt vier aufrechtgestellte Fahnen, von denen zwei nach rechts, zwei
nach links wehen; die beiden nach innen stehenden sind blau und mit goldenen
Fransen besetzt, die nach aussen stehenden golden mit zwei blauen Querstreifen
(zu Feld 1 und 6 gehörig). Auf dem zweiten Helme steht der geschachte Sparren
der rechten Hälfte des Mittelschildes, welcher mit fünf Straussenfedern, von denen
die mittlere und die unteren roth, die oberen silbern sind, besteckt ist. Auf dem
dritten Helme steht ein Rosenzweig mit sieben rothen Rosen und grünen Blättern
(Rothermundscher Helm : nach Anderen sieben Rosen, wechselnd blau und roth, an
einzelnen grünbeblätterten Stielen) und auf dem vierten Helme rechts der halbe
Adler der linken Hälfte des 5. Feldes, links der goldene Löwe der rechten Hälfte
dieses Feldes, welcher, ohne das Schwert, mit den Vorderpranken den Hals und
Rumpf des halben Adlers, welcher in der rechten Klaue das Schwert hält, umfasst.
Die Decken des ersten und zweiten Helmes sind blau und golden, die des dritten
und vierten roth und silbern. Den Schild halten zwei einwärtssehende schwarze
GRAFEN V. MRLLIN. 97
Greife mit goldenen Schnäbeln, und dys Ganze nmgiebt bisweilen ein rother,
mit goldenen Fransen besetzter, obon mit dem rothen Fürstenlint bedeckter
Hermelinmantel.
Die Grafen v. Meilin stammen, neueren Angaben nach, von einer
italienischen Familie Meilin, Mellini, Maliin, Mallini her, deren Ursprung
sich in frühe Zeit verliert. Johannes Mellini leistete 1013 dem Papste
Benedict VIII. sehr wichtige Dienste. Der jüngere Sohn desselben,
Julius, venu, mit Clara v. Collalto, liess sich 1098 in Deutschland nieder,
der ältere aber, Marcus, blieb in Italien und wurde der Ahnherr einer
Nachkommenschaft, welche zu den höchsten Ehrenstellen gelangte und
zu welcher auch der Cardinal Mellini, gest. 1762, gehörte. Von dem
deutschen Zweige der Mellini kommt Helmond Mellin 1372 urkundlich
in Pommern vor und einige fünfzig Jahre nachher fand sich die Familie
auch schon in Liefland. Als der gemeinschaftliche Stammvater aller
Familienglieder in Pommern, Schweden, Finn- Lief- und Esthland wird
Doubislaus Mellin, Herzogs Erich von Stettin Geh. Rath, welcher um
das Jahr 1475 lebte und Triglaf, Vanerow, Snalow, Gardes und Plastkow
als alte Lehen der Vorfahren inne hatte, angenommen. Derselbe hinterliess
aus der Ehe mit Anna v. Loppernow die drei Söhne Rkimar, Hans und
Paul. Reimar ging nach Polen , und von der etwaigen Nachkommenschaft
desselben ist nichts bekannt. Von Hans stammt die schwedische Linie,
von Paul die Linie in Pommern, welche in Besitz der alte Lehen blieb.
Was die schwedische Linie anlangt, so dienten schon der Sohn und
der Enkel des Hans v. Mellin, Christoph der Aeltere und Christoph der
Jüngere, in der schwedischen Armee und wurden mit Urpula und Kaesela
in Finnland belehnt. Christophs des Jüngeren Sohn, Berend, gest. 1690,
zeichnete sich als k. schwedischer Oberst bei der Belagerung von Riga
und später als Landes -Hoefding über Kerholms- Lehen aus, löste die
pommerschen Güter wieder ein und wurde in Schweden 1 2. Aug. 1688
naturalisirt. Aus der Ehe mit Margaretha v. Payküll stammten vier
Söhne; Jürgen, Hermann, Gustav und Berend, von denen Hermann und
Gustav keine Nachkommen hinlerliessen. Berends Söhne, auf welche
die Güter der schwedischen Melline fielen, sind die Ahnherren der jetzt
noch in Schweden blühenden Freiherren v. Mellin, Jürgen aber, geb.
1633, gest. 1713, brachte hohen Glanz auf seine Familie. Auf Ver-
anlassung und unter Führung desselben ging die ganze schwedische
Armee über den gefrorenen Belt und setzte Copenhagen in grosse
Gefahr, wrorauf er von Ehrenslufe zu Ehrenstufe stieg. Er wurde
General- Adjutant, General- Feldmarschall, Reichsrath und General -Statt-
halter von Pommern, Bremen, Verden und Wismar, Canzler und Rector
der Universität Greifswalde etc. und erhielt nebst seinen Brüdern und
den Söhnen derselben 18. April 1691 vom König Carl XI. von Schweden
den schwedischen Freiherrenstand und 6. Aug. 1696 vom Kaiser Leopold I.
für sich und seine Nachkommenschaft die Reichsgrafen würde. Aus erster
Ehe mit Anna v. Loewen — die zweite mit Anna v. Knyphausen ergab
Stammerben nicht — entsprossen drei Söhne : Rerend Johann, Jürgen Diet-
rich und Carl Gustav. Die Nachkommenschaft Jürgen Dietrichs und Carl
" 7
98 GRAFEN V. MELLIN.
Gustavs, welrhe Beide im schwedischen Heere zu hohen Ehren gelangten
und durch Vermählung mit Erbtöchtern schwedischer Familien ihren
Reichthum vergrösserten , erlosch schon in erster Generation, Berend
Johann aber, Landrath in Liefland, welcher, neben dem Erbe seiner
Brüder, Toal, Lappier und Carlsberg erwarb, setzte sein Geschlecht durch
drei Söhne fort. Aus erster Ehe mit Anna v. Wrangel stammten Georg
Bernhard und Carl Johann, aus zweiter, mit Cunigunde v. Stryck,
Peter Alexander. Georg Bernhard, geb. 1704, gest. 1785, Herr der
Damizowschen Güter, k. preuss. General, verm. mit Anna Ulrike Eleonore
Gräfin v. Meilin, hinterliess den Grafen August Wilhelm, geb. 1746,
gest. 1836, k. preuss. Kammerherrn, welcher, nach dem Tode seines
einzigen Sohnes, aus der später durch Scheidung gelösten Ehe mit
Wilhelmine v. Kahlden, Friedrich Wilhelm Emil, die Damizowschen Güter
1795 verkaufte und dagegen 1800 die Freiherrschaft Naumburg am
Bober im Herzogthum Sagan erwarb und dieselbe zwei vermählten
Töchtern, den Letzten ihres Stammes in Pommern, hinterliess. — Carl
Johann vermählte sich mit Anna v. Staal, und die Nachkommen dessen
behaupteten den Erbsitz Toal und bewährten sich in k. russ. Kriegs-
und Civildiensten. Peter Alexander, verm. mit Juliane v. Stryck, erwarb
mehrere Güter in Liefland, von welchen die Nachkommen, welche sich
in k. russ. Militärdiensten sehr ausgezeichnet haben , die für frühere
Güter erkauften Güter Korps und Kurcks in Besitz behielten.
Die gräfliche Familie theilt sich hiernach jetzt in das Haus Toal
und in das Haus Korps und Kurcks, und die genealogischen Ver-
hältnisse beider ergeben nachstehende Ahnentafeln:
Haus Toal: Berend Johann, Stifter des Hauses — Sohn des
Grafen Jürgen — geb. 6. Febr. 1659, gest. 14. Dec. 1733, k. schwed.
General- Major, Regimentschef etc.; erste Gemahlin: Anna Regina
v. Wrangel. — Carl Johann, geh. 19. Jan. 1707, gest. 2. Nov. 1775;
Anna Gertrude v. Staal, geb. 1725, gest. 11. Jan. 1763. — Georg
Johann, geb. 11. März 1746, gest. 1816, Herr zu Toal, Lappier, Carls-
berg etc.; Caroline Philippine Freiin v. Mengden, Erbin v. Lappier,
geb. 1757, verm. 23. Juni 1777. — Carl Georg, jetziges Haupt des
Hauses.
Haus Korps und Kurcks: Berend Johann (s. Ahnentafel des
Hauses Toal); zweite Gemahlin: Cunigunde Gertrude v. Stryck, verw.
Oberstin v. Buddenbrock. — Peter Alexander, geb. 13. Jan. 1715;
erste Gemahlin: Juliane v. Stryck, verm. 1739, gest. 1755. — Georg
Johann, geb. 1740, gest. 1810, k. russ. Oberst etc.; Natalie v. Leparska,
verm. 1780. — Joseph, jetziges Haupt des Hauses. —
Von den jetzigen Gliedern der gräflichen Familie sind hier auf-
zuführen :
Haus Toal: CARL Georg Reichsgraf v. Mellin Sohn des Grafen
Georg Johann — geb. 23. März 1778, Erbherr auf Lappier und Carls-
berg. Die zwei Brüder desselben sind die Grafen: Georg Bernhard,
geb. 10. März 1791, Herr auf Erküll, liefländischer Assessor, venu,
mit Amalia Elisabeth v. Oettingen, Erbin von Böcklershof , und Ernst
GRAFK.X V. }IKLS-r.OLLORKI>0.
99
Ferdinand, gel). 8. April 1795, Herr auf Toal, venu, mit Anna Beata
Gräfin v. Mellin aus dem Hause Kersel, geb. 1807.
Haus Korps und Kurcks: JOSEPH Reichsgraf v. Mellin —
Sohn des Grafen Georg Johann — geb. 19. Juni 1785, k. russ. Capitata
a. D. , Herr auf Korps und Kurcks in Liefland und der scherkyschen
Güter im Gouvernement Mohilew, in erster Ehe verm. mit Maria v. Fro-
mendier und in zweiter mit Elisahelh v. Hanikow. — Der Bruder des
Grafen Georg Johann ist Graf Carl Gustav, geb. 3. Febr. 1779, k. russ.
Garde-Rittmeister a. D., Herr auf Kersel und Pachjack, verm. mit Anna
Freiin v. Fersen aus dem Hause Laupa, aus welcher Ehe Graf Carl
Hans, geb. 1806, stammt.
Grafen v. Mels-Colloredo.
öotholifo). Oefkrreid).
In (Österreich und Friaul reich lieffutert.
"Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Mitlelschild der Länge nach
gethcilt ; rechts in Schwarz ein silberner mit einem schwarzen Doppeladler belegter
Querbalken (Collnredo). links von Gold und Blau sechsmal der Länge nach gestreift.
1 in Roth ein silbernes, mit fünf goldenen Sonnen belegtes Andreaskreuz; 2 und
3 in Gold das vorwärtssehende gekrönte Haupt eines bärtigen Mannes; 4 in Silber
eine goldene, aufrechtstehende Korngarbe. — Das Wappenbuch der österreichischen
Monarchie (XVII. 9.> giebt nur einen der Länge nach gelheilten Schild an; rechts
in Schwarz ein silberner, mit einem schwarzen Doppeladler belegter Querbalken;
links von Gold und Blau sechsmal quergestreift. Den Schild deckt eine 7perlige
Krone. — Das Geneal. Taschenb. der gräfl. Häuser (1848, p. 427) führt in der
rechten Hälfte des Mittelschildes nur in Schwarz den silbernen Balken , ohne den
denselben belegenden schwarzen Doppeladler, an : eine Angabe, welche nicht richtig
sein kann, da die Grafen v. Mels-Colloredo zur Weickardischen Hauptlinie des
Hauses Colloredo gehören, und diese Linie den Querbalken, mit dem doppelten
Adler belegt, führt. Das Wappen scheint übrigens in Abbildungen, wie in Abdrücken
7*
1()0 GRAFEN V. MELS-COLLOREDO.
von Petschaften so selten vorzukommen, dass es der Familie, im Interesse der
Wappenwissenschaft, genehm sein möchte, über den Schild und über die Helme
nähere Auskunft zu ertheilen.
Die Grafen v. Mels-Colloredo, Marchesen di Santa -Sophia und
Recanati, sind aus der Weickardischen Hauptlinie des Hauses Colloredo
(vgl. Bd. I. dieses Werkes, p. 164 u. 165) entsprossen und bilden die
jüngere, sogenannte rudolphische Linie der genannten Hauptlinie. Rudolph
— Sohn Ferdinands und Bruder des Hieronymus, des Stifters der soge-
nannten böhmisch -österreichischen oder fürstlichen Linie — erlangte
1701 durch Vertrag von seinem älteren Bruder Hieronymus das Marchesat
von St. Sophia und die übrigen Güter in Friaul und stiftete die jetzt
in Undine blühende Linie, welche durch die Gemahlin des Grafen
Fabius Leander, Therese, Erbtochter des Grafen Franz v. Flamini -
Recanati, das Marchesat von Recanati im Römischen erlangt hat.
Die aufzufindende Abstammung des weiter unten anzuführenden
Grafen Fabio Leandro ist nachstehende: Rudolph — jüngster Sohn
Ferdinands, des Stifters der jüngeren Rudolphinischen Linie und Enkel
des Fabius IL — Reichsgraf v. Colloredo und Walsee, Vicegraf zu
Melss, Marchese di Santa Sophia, geb. 16. April 1676, gest. 1714,
seit 1701, wie angegeben, durch Vertrag Herr des Marchesat St. Sophia
und der Herrschaften Susans, Sterpo, Muzana, Feletti, Monastero etc.
in Friaul; Gemahlin: Delia Maria Gräfin v. Silvestri, Erbtochter, verm.
1702, gest. 1750. — Fabius Leander, geb. 1705, gest. 1772, k. k.
Kämmerer und Gouverneur des Forts Urban im Kirchenstaate; Gemahlin:
Theresia Gräfin de Flamini in Recanati, Erbtochter, verm. 1728, gest.
1777. — Hieronymus Graf v. Colloredo, Marchese di Santa Sophia und
Recanati, Herr zu Susans, Sterpo, Muzana, Feletti, geb. 1737, k. k.
Kämmerer; Gemahlin: Maria Antonie Gräfin von Colloredo-Melss, verm.
1774. — Fabius Leander (s. unten).
Der jetzige Bestand der Familie wird in zwei Rubriken (Geneal.
Taschenbuch der gräfl. Häuser, 1S53, p. 456 u. 457) unter dem Grafen
Jacob und dem Grafen Fabio Leandro aufgeführt.
Die genaue Abstammung des Ersteren ist durch die Quellen, welche
sonst die besten sind, durchaus nicht zu ermitteln. Es findet sich nur,
dass vom Grafen Ferdinand v. Mels-Colloredo, Baron v. Valsee, geb.
24. Mai 1772, gest. 26. Oct. 1838, aus der Ehe mit Laura Gräfin
v. Colloredo -Mels, geb. 1780, verm. 17. Febr. 1806, entsprossen ist:
JACOB Graf Mels-Colloredo, Freiherr v. Waldsee, Marchese di Santa
Sophia und Recanati, geb. 7. Febr. 1807, k. k. Hauptmann in d. A.,
verm. 5. Oct. 1847 mit Elisabeth Edlen v. Mayer, geb. 30. Mai 1827.
— Die zwei Brüder desselben sind: Graf Glizoio, geb. 18. Dec. 1819,
k. k. Oberlieutenant in d. A., verm. 1848 mit Fräulein v. Philippsborn,
und Graf Nicolaus, geb. 1. Juli 1827.
Die Abstammung des Grafen Fabio Leandro ist oben genau ange-
führt worden und so gehört hierher nur Nachstehendes :
FABIO Leandro Graf Colloredo -Mels, Marchese di Santa Sophia
und Recanati, geb. 24. März 1777, k. k. Kämmerer, verm. mit Julia
GRAFEN V. MKNGDKN.
101
Gräfin v. Antonini, gest. 30. Mai 1816, aus welcher Ehe drei Söhne
stammen, die Grafen Hieronymus Anton, geb. 8. Juni 1809; Anton Carl,
geb. 28. Dec. 1810 und Weickard, geb. 7. März 1815. Von den
Brüdern des Grafen Fabio Leandro leben vier: Graf Rudolph, geb.
20. Oct. 1778; Graf Philipp, geb. 29. Nov. 1779, k. k. Kämmerer,
Grossmeisters- Stellvertreter des Malteser- Ordens; Graf Nicolaus, geb.
18. Aug. 1790, Geistlicher in Rom, und Graf Ferdinand, geb. 8. März
1792, verm. 20. Jan. 1828 mit Cäcilia Grälin v. Otlelio. Aus dieser
Ehe leben vier Söhne, die Grafen: Leander, geb. 1. Febr. 1829;
Ludwig, geb. 1. Febr. 1832; Philipp, geb. 26. März 1834, und Alrert,
geb. 18. März 1836.
Grafen v. Mengden.
Cuttjerifd).
ftutflanb.
Besitz: die Rittergüter Kaugerslioff, Mojahn, Teilitz, Uuriikiill elc. in Liefland; Burg Klopp
bei Ringen am Rhein.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild und Schildesfuss. Im silbernen
Mittelschild zwei schwarze Querbalken (Stammwappen). 1 in Gold ein aus der
Theilungslinie kommender, gebogener und nach rechts gewendeter, geharnischter
Arm, welcher mit der Hand nach oben eine Krone trägt; 2 in Roth ein links-
gewendeter goldener Löwe, welcher in der rechten Vorderpranke fünf sich kreuzende
Pfeile hält; 3 in Blau ein rechtsgewendeter schwarzer Greif, welcher mit der
rechten Vorderklaue ein Schwert schwingt ; 4 in Gold ein aus der Theilungslinie
kommender, gebogener und linksgewendeter Arm, welcher in der Hand einen mit
der Spitze nach einwärts und oben gekehrten Streitkolben hält. Im silbernen
Schildesfusse schwebt über einem grünen Dreihügel ein Stern, lieber der Grafen-
krone erheben sich drei gekrönte Helme. Aus dem rechten Helme wächst aus-
wärtsgekehrt der Greif des 3. Feldes mit dem Schwerte empor ; auf dem mittleren
Helme steht ein offener, rechts silberner, links schwarzer Adlcrstlug und hinter
102 GRAFEIS V. MENGDEN.
jedem Flügel desselben erheben sich vier Fahnen, abwechselnd golden und blau
(Helm des Stamntwappens), und ;ms dem linken Helme wächst auswärtsgekehrt der
Löwe des 2. Feldes mit den Pfeilen empor. Die Decken des rechten und linken
Helmes sind blau und golden und die des mittleren silbern und schwarz. Den
Schild hält rechts ein auswärtsseilender, in der oberen Hälfte schwarzer, in der
unteren goldener Greif, welcher in der rechten Vorderklaue ein Schwert trägt, links
ein auswärtssehender, oben goldener, unten schwarzer Löwe, welcher in der linken
Vorderpranke fünf sich kreuzende Pfeile hält.
Sehr alte, ursprünglich westphälische Familie, welche schon im
13. Jahrhundert vorkommt und das adelige Freigericht Mengden in der
Grafschaft Mark hesass. Gisehert und Hermann unterzeichneten 1419
und 1426 den Vertrag der märkischen Ritterschaft. Ernst war 1449
Comthur zu Reval, und Johann v. Mengden, genannt Osthof, 1450 Heer-
meisler des deutschen Ordens in Liefland. Derselbe brachte den Frieden
mit dem Erzbischof Sylvester zu Riga zu Stande und der Hochmeister Ludwig
von Erlinghausen ertheilte dem Orden und ihm für die bewiesene Um-
sicht und Treue die oberherrliche Gewalt über ganz Esthland. Johanns
Vetter, Engelbrecht, wendete sich 1475 nach Liefland, gründete hier,
neben der weslphälischen Linie, die liefländische, erkaufte 1490 das Gut
Altenwoga und wurde der Ahnherr Ottos, welcher als schwedischer
Oberst und Herr auf Idsel, Lappier, Sinohlen und Küssen, von der
Königin Chrisline von Schweden 12. Juli 1653 in den schwedischen
•B"
Freiherrenstand mil dem Prädicate: Freiherr v. Altenwoga erhoben wurde.
Von den Urenkeln desselben — Engelbrechts Sohn war Gustav der
Aeltere, gest. 168S, k. schwed. Generalmajor — brachten zwei den
Grafenstand in die Familie. Zuerst wurde Ernst Reinhold, geb. 1725,
gesl. 1798, k. russ. Kammerherr und vv. Staatsrath, Herr auf Zarnickow,
von der Kaiserin Maria Theresia und dem Mitregenten Joseph II. 22. Juni
1774 in den Reichsgrafenstand erhoben. Ans der Ehe mit Auguste
Julie Grälin v. Manleuflel-FalkhofT stammte Graf Gollhard Johann, k. poln.
General- Major und General -Adjutant, welcher aber ohne Nachkommen
28. Ocl. 1786 starb. Die zweite Erhebung in den Reichsgrafenstand
erfolgte 27. Juli 1779 in der Person Ernst Burchardts — des Sohnes
Joseph Heinrichs, Eidams des in der russischen Geschichte so bekannten
Grafen v. Münnich, Präsidenten des liefländischen Hofgerichts — geb. 1738,
gest. 1798, k. russ. Geh. Raths und liefländischen Civil -Gouverneurs,
Herrn auf Kaugershoff und Mojahn. Derselbe hinterliess aus der Ehe
mil Elisabeth Conslantia Sophia Gräfin zu Sohns -Tecklenburg zwei Söhne,
die Grafen Georg Heinrich Ludwig und Carl Ernst Wilhelm Otto. —
Vom Grafen Georg Heinrich Ludwig, geb. 1768, gesl. 1812, k. russ.
Garde -Riltmeisler a. D. und Herrn auf Kangershon0, verm. mit Elisabeth
Dorolhea v. Gersdorff aus dem Hause Assuma, geb. 1775, gest. 1829,
stammen die weiter unten aufzuführenden Grafen Alexander und Fried-
rich Moritz; vom Grafen Carl Wilhelm Otto aber, gest. 1813 als k. russ.
Gardeheutenant, stammte ans der Ehe mit Henriette v. Meek aus dem
Hanse Pernigell, geb. 1777, gest. 1802; Graf Friedrich Georg Burchardt,
gest. 1847, k. russ. Artillerie - Capitain a. D. , Herr auf Teilitz und
riinikiill, venu, mit Anna Maria Constanüy y, Gersdorff, geb. 27. Nov.
GRAFKN V. MF.NGKRSKIN.
103
1798, aus welcher Ehe drei Söhne entsprossen sind, deren Namen unten
folgen. — Ausser den gräflichen Linien blühen noch mehrere freiherr-
liche Linien , namentlich in Liefland , und zum lieflä'ndischen Stamme
gehörte auch Carl Freiherr v. Mengden, gest. 1796 als k. preuss.
General-Major. Aus dem in Westphalen gebliebenen Stamme wurde
Carl, k. k. Oberst, Herr auf Horde, vom Kaiser Carl VI. 1723 in den
Reichsfreiherrenstand erhoben. — Die westphälisehe Linie soll, nach
Hupe!, in der letzten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit Siegmund
v. Mengden, Kummerpräsidenten in Corvey, erloschen sein, doch führt
das Neue Preuss. Adelslexicon aus dieser Linie noch einen Freiherrn
v. Mengden auf, welcher 1816 als k. preuss. Hauptmann aus dem
activen Dienste schied.
Von den jetzigen Gliedern der Familie gehören hierher:
Graf ALEXANDER — Sohn des Grafen Georg Heinrich Ludwig —
geb. il. Juni 1802, Erbherr aus KaugershofF in Liefland und Herr der
Burg Klopp bei Bingen am Rhein, k. russ. Gardelieutenant a. D., verm.
mit Nadeschda v. Platannow. Der Bruder desselben ist: Graf Friedrich
Moritz, geb. 12. Sept. 1804, Schlossherr zu Mojahn in Liefland, k. russ.
Garde -Rittmeister a. D., verm. mit Zenelde v. Butrinow, aus welcher
Ehe Graf Georg, geb. 26. Dec. 1836, stammt. — Die Söhne des Grafen
Friedrich Georg ßurchardts sind: Graf MORITZ Friedrich Ernst, geb.
20. Aug. 1820, k. russ. Garde -Officier, Graf Oscar und Graf Alexander.
Grafen v. Mengersen.
Satholtfd). preisen.
Besitz; die. Rittergüter Rheden, Borgholz, Hinninghausen und Ergentrup in der Provinz
Westphalen ; Zscheppelin und Tief'ensee in der Provinz Sachsen.
Wappen: in güldenem Schilde zwei rothe Adlersflügel, welche unten durch
einen goldenen Ring mit unterwärts gekehrtem Steine vereinigt weiden. Den Schild
detkt die Grafenkrone, und auf dieser erhebt sich ein mit einer Grafenkrone
104 GRAFEN V. MENGERSEN.
gekrönter Helm, welcher die durch den Ring vereinigten Flügel des Schildes trägt.
Die Helmdecken sind golden und roth, und den Schild halten zwei auswärtssehende
goldene Löwen.
Sehr alte westphälische Familie, welche später in Hannover, dem
Lippeschen und in Preussen ansässig geworden ist. Als Stammhaus
wird das Dorf Rheder bei Paderborn angegeben , und sehr früh kommen
Glieder des Geschlechts als Burggesessene zu ßorgholz vor. Eberhard
v. Mengersen zeugte im 12. Jahrhundert bei einem Vergleiche, welchen
Heinrich der Löwe mit dem Stifte Paderborn schloss , und schon im
13. Jahrhundert besass Hermin v. Mengersen das Stammhaus Rheder
und den Burgsitz Borgholz , und diese Güter sind in stetem Besitz der
Familie verblieben. Mit dem deutschen Orden zogen mehrere Glieder
dieses Hauses in die östlichen Länder, und seitdem blühte eine Linie
auch in Liefland. Hermann focht im 16. Jahrhundert in kaiserlichen
Kriegsdiensten gegen die Türken und 1535 unter den Verbündeten gegen
den Wiedertäufer Johann v. Leiden zu Münster. Joseph Moritz war im
1 7. Jahrhundert kaiserl. General und zeichnete sich gegen die Insur-
genten in Ungarn und gegen die Türken aus, und im 18. Jahrhundert
war Ferdinand Moritz des deutschen Ordens Landcomthur der Bailei
Westphalen und Conferenzminister des Deutschmeisters, des Prinzen Carl
v. Lothringen. Ein Bruder des Ferdinand Moritz, Clemens August,
Domcapitular und Kammerpräsident zu Paderborn, stiftete nicht nur für
seine Familie ein bedeutendes Fideicommiss . sondern machte sich auch
durch reiche Dotation des Seminariums zu Paderborn um Stadt und
Land sehr verdient.
Der Grafenstand ist von dem Könige Friedrich Wilhelm HI. von
Preussen im Jahre 1814 in die Familie gekommen, und wurde zuerst
dem Amtsdrost v. Mengersen, Herrn auf Rheder, k. preuss. Kammerherrn,
dem Vater der jetzigen Grafen, Friedrich Wilhelm Bruno, zu Theil.
Letzterer, geb. 25. Febr. 1777, gest. 27. Oct. 1836, k. k. Kämmerer,
vermählte sich 2. Aug. 1802 mit Therese Freiin v. Bender und Loitha,
geb. 20. Jan. 1783, gest. 17. Aug. 1844.
Aus dieser Ehe stammt das jetzige Haupt der Familie:
Graf JOSEPH Bruno, geb. 22. April 1804, Herr zu Rheder etc.,
Erbthorwart im Fürstenthum Paderborn, verm. 30. Sept. 1835 mit
Charlotte Gräfin v. Münster, geb. 17. Febr. 1816, aus welcher Ehe
vier Töchter stammen. — Die zwei Brüder des Grafen Joseph Bruno,
sind die Grafen Clemens August Bruno, geb. 4. Mai 1806, Herr auf
Zscheppelin, verm. 28. Jan. 1834 mit Rosalie Freiin v. Wietersheim,
aus welcher Ehe Graf Friedrich Bruno, geb. 5. Nov. 1834, entsprossen
ist, und Carl Hubert Bruno, geb, 15, Aug. 1820, k. k. Lieutenant.
<;HAFF.\ V. MKNSIMWU-T-PoriLLY.
i <>r>
Grafen v. MensdorfT- Pouilly.
ßatholtfd). ©eflerrcid).
Besitz: die AllodialheiTschaft l'reiicnsiein mit ilen Gfilern Wilkescban und Zabradka.
Wappen: im silbernen Schilde ein blauer, roth bewehrter rechtsge*vendeter
Löwe mit ausgeschlagener rother Zunge. Auf der Grafenkrone steht ein mit einer
Marquisenkrone gekrönter Helm, welcher einen, die Jungen mit seinem Blute nährenden
Pelican im Neste trägt. Die Helmdecken sind silbern und blau, und den Schild
halten zwei auswärtssebende Greife. Auf einem von beiden Seiten des Helmes
aus fliegenden Bande steht die Devise: „Sans varier" so, dass auf der einen Seite
des Helmes das erste, auf der anderen das zweite Wort zu stehen kommt, und unter
den Greifen flattert ein Band mit der Legende : Fortitudine et caritate.
Der Stammvater der Grafen v. Mensdorff- Pouilly ist Autbert d'Ar-
denne, der siebenle Sohn Gottfrieds I. und der Bruder Gottfrieds II.
und III. Herzöge von Niederlolhringen. Derselbe vermählte sich 1007
mit der Tochter des Grafen Laudry v. Nevers und der Mathilde v. Bur-
gund, Mathilde, Herrin von Pouilly an der Saone. Letztere brachte die
genannte Besitzung ihrem Gemahle als Mitgift zu, und seitdem führt das
Haus den Namen Pouilly und das Wappen der alten Grafen v. Ardenne-
Lothringen- Bouillon. — Albertin IV. von Pouilly, Ritter, wurde Capilain
des Schlosses Stenay und fiel 1415 in der Schlacht bei Azincourt. Aus
der Ehe mit Johanna v. Berouart stammte als zweiter Sohn Aubertin
de Pouilly V., verm. 1490 mit Ermense v. St. Maure, welcher die
Linie der Herren v. Inor und Martincourt gründete. — Johamn v. Pouilly,
Ritter, Herr auf Inor, Martincourl und Barlou, herzogl. lothring. Kämmerer
und unter König Heinrich IV. franz. Hauptmann, vermählte sich mit
Margarelha v. Strinchamps und hinlerliess als dritten Sohn Fery, oder
Friedrich, den Stammvater der Barone v. Gimery. Derselbe war herzogl.
lothring. Oberst und vermählte sich 1624 mit Lucie v. Maillard, Baronin
v. Landres. Aus dieser Ehe stammte als zweiter Sohn Ludwig, herzogl.
lothring. Officier, welcher, mit Muria de Pouilly 1653 vermählt, der
nächste Stammvater der Barone v. Pouilly, Grafen v. Mensdorff ist. —
|()5 GIUFEW V. MENSDOftFF-POl IIJ.V.
Albert Ludwig, Ritter, Baron v. Pouilly und ChafFour, Graf v. Rousoj
in Luxemburg, Herr v. Poura, Quinry, Petit- Failly, Mantheville etc.,
geb. 13. Dec. 1731, Marei'hal de Camp des Königs etc., begleitete
die k. franz. Prinzen bei der Auswanderung und wurde als (Jcneral-
lieutenant und Botschafter 1792 an den k. preUM. Bof gesendet Derselbe
— verm. in erster Ehe mit Maria Antoinelte Gräßn v. Wassinghac-Imecourt,
in zweiter mit Maria Antoinelte Gräfin v. Gusline — liess seine beiden
ihn begleitenden Söhne von dem Dorfe Mensdorff in der Grafschaft
Rousoy den Namen Mensdorff annehmen, damit dieselben, falls sie in
die Hände der Republikaner fielen, nicht erkannt wurden. Der altere
Sohn, Albert, blieb 179(J in Italien in der Schlacht an der Trehia, der
zweite Sohn aber Emanuel wurde vom Kaiser Franz I. von Oeslenen li,
für geleistete gute und treue Dienste, 1818 in den Grafenstand der
k. Erbstaalen mit der Erlaubnis* erhoben, den Namen Mensdorff, welchen
derselbe angenommen und in den Kriegen der Revolution und gegen den
Kaiser Napoleon I. geführt hatte, beizubehalten und auf seine Nach-
kommen zu vererben.
Graf Bmakuel, geb. 21. Jan. 1777, gest. 28. Juni 1852, Besitzer
der Herrschaft Preitenstein , k. k. Kämmerer, Geh. Halb, General der
Cavallerie, Regiments -Inhaber etc., vermählte sich 22. Febr. ls<»i mit
Sophie Herzogin r. Sachsen r Coburg- Gotha, geb. l!<. Aug. 1778, gest.
9. Juli 1835, und binterliess drei Sohne, die Grafen Alpäors Friedrich,
Alexander Co.vstantin Aixert und Aktiiir Auoust.
Das jetzige Haupt der Familie i>i Graf ALPBONS Pasnaicn, geh.
25. Jan. 1810, Herr der Berrschai) Preitenstein, k. k. Kämmerer,
Oberst in der Armee und Bürgermeister zu Boskowitl in .Mahren, venu.
22. Juli lsi.'i mit Therese Rosa Franziska Gräfin n. Dietrichstein-Proskau,
geb. 31. Aug. 1S2IJ, ans welcher Ehe, neben drei Töchtern, Graf
Arthur Emanuel Hugo Alexander, geb. 1, Mai 1S52, stammt.
Die zwei Brüder des Grafen Siphons sind: Graf Ajjdlübrb t;<»n-
stantin Albert, geb. 4. Aug. I b 1 li , k. k. Kammerer, General - Major
und ausserord. Gesandter am k. rnss. Hofe, u\u\ Graf Arthur August,
geb. 19. Aug. 1817, k. k. Kamineier und .Major.
liKAKEN V. MERODE.
107
Grafen v. JWerode.
Üatholifd). — Öelgten, fJrcuficn, iFranhretd) unb Ccflcrrctrf).
In Belgien , Preussen etc. reich begütert.
Wappen: im goldenen, von einem ausgezackten blauen Rande umgebenen
Schilde vier rothe Pfähle (das nragonische Wappen. Die Einfassung des Wappens
mit einem blauen, gezackten Hände rührt nach Fahne von Hicahlt v. Rode her).
Ueber der Grafenkrone erhebt sich ein gekrönter llehn, auf welchem cm offener
Adlerslhig steht. Der rechte Flügel ist roth, der linke gülden, und zwischen beiden
schwebt der goldene Wappenschild mit den vier rothen Pfählen. Die Helmdecken
sind golden und roth, und oft hallen den Schild zwei auswärtssehende Löwen.
Nach den häufigen Besitzungen der Familie kommen vermehrte Wappen der ein-
zelnen Linien vor. — Statt des offenen Adlersfluges tfigl der Helm einen gol-
denen, feuerspeienden Drachen, welcher bald eine goldene Standarte mit dem
Wappensehilde, oder ohne denselben, rückwärts hall, bald auf einem rothen
Turnierhute den sehr verschieden tingirten Adlersflug etc. zeigt. Den zuersl
erwähnten Helmschmuck, jedoch mit einem sechsmal pfahlweise getbeilten spani-
schen Schilde, legt Siebmacher der uiederrheinländisi heu Familie v. Menule zu
Slosberg bei. Unter dem rheinländiscben Adel führt Siebmacher das Wappen derer
v. Menule, wie folgt, an: im blauen Schilde ein güldenes, ringsum eingeschupptes,
mit drei rothen Pfählen belegtes Viereck. Auf dem Helme lie^t ein platter, guldener,
nach der Linken spitzzugehender Hut mit rotbem Ueberscfalage , und über dem
Hute steht ein offener Adlersflug, dessen rechter Flügel schraglinks, der linke
•cbrägrecbtS von Gold und Both ausgebogen gelbeilt ist.
Die Grafen und Pannerherreo v. Marode leiten ihre Abkunft
urkundlich von den allen Grafen von Barcelona und der Provence her.
Die Urkunden der Familie weisen llieils bis auf Bernard Grafen v. Bar-
celona, welcher um das Jahr 800 lebte, llieils auf Gotfrid II. Grafen
v. Barcelona, den Urenkel Bernards, zurück, welcher von Carl dem
Kahlen das neuere, mit vier rothen Pfählen in Gold bezeichnete
Wappenschild erhielt, welches auch das von Aragonicn wurde und
welches die Familie v. Mernde, als von derselben stammend, noch immer
führt. Gotfried (Geofried) II. starb 912. Die Nachkommen desselben:
Suner, Borello, gest. 992, Raimund Borello, gest. 1017, und Bkrengah,
gest. 1035, waren Grafen v. Barcelona und der Provence. Des Letz-
teren Sohn: Raimund Berengar 1., besiegle die Mauren, unterwarf sich
108 GRAFEN V. MERODE.
dieselben und wurde in Barcelona in der von ihm 1058 gestifteten
Calhedrale begraben. Der Sohn desselben, Raimund Berengar II., und
der Enkel, Raimund Berengar III., regierten, Ersterer bis um das Jahr
1082, Letzterer bis 1131. Raimund Berengar IV., Graf von Barcelona
und der Provence, vermählte sich 1137 mit der Infantin Petronella, der
einzigen Tochter und Erbin des Königs Ramir von Aragon, wurde König
von Aragon und hinterliess, nach 25 jähriger Regierung, bei seinem
1162 erfolgten Tode vier Kinder, von welchen der jüngere Sohn, Peter
Berengar, kön. Prinz und Fürst von Aragon, sich nach Frankreich begab
und den König Ludwig VII. auf dem Kreuzzuge nach Palästina begleitete.
Da sich aber Letzterer nach seiner Rückkehr von seiner Gemahlin
Alienor von Aquitanien, einer nahen Verwandten des Prinzen Peter,
trennte, verliess dieser den französischen Hof, ging in die Niederlande
und vermählte sich mit Adelaide v. Rode, der einzigen Tochter und
Erbin des Hugo, Herrn und Barons von Rode oder Roide (welcher
Name, nach Fahne, bald durch Rott, Rode, Rottung, bald durch Roth
zu übersetzen ist), und der Constantia v. d. Marck. Der Sohn aus
dieser Ehe, Werner I., Herr und Baron v. Rode, behielt das väterliche
Wappen der Grafen v. Barcelona bei. Derselbe wurde als Nachkomme
des Herrn und Fürsten Raimund Berengar, Königs v. Aragon und Grafen
v. Barcelona, in einem vom Kaiser Friedrich I. 1162 verliehenen Diplome,
als Prinz von Aragon und von Corduba anerkannt und bestätigt, und somit
für sich und die legitimen Nachkommen in den Fürstenstand für immer
erhoben. Der aus der Ehe mit Rilcuine v. Limburg stammende Sohn,
Werner IL, Herr und Baron von Rode, vermählte sich mit Gerlrude
v. Arensbergh, und wurde 1269, mit den Grafen von Geldern, Jülich
und Berg und von Kalzenellenbogen, zum erblichen Schutzherrn von
Cöln erwählt, wodurch wohl Fahne zu der Annahme gekommen ist,
dass die Familie ursprünglich eine cölnische sei. Während seiner
Lebenszeit wurde der Name Rode durch Zusammenziehung der Worte:
Mein Herr von Rode (M'her Rode) in Merode umgewandelt. Vom Sohne
desselben, Werner III. , welcher vor dem Vater starb, stammte aus der
Ehe mit Mechtilde v. Oldenburg: Werner IV., welcher dem Grossvater
im Resitz der Erbgüter und der freien Baronie Rode, welche nun den
Namen Merode trug, folgte. Derselbe war 1310 auf dem Turniere zu
Mons. Aus der Ehe mit Elisabeth v. Monligni entspross Werner V.,
welcher sich mit Elisabeth v. Leefdael vermählte und 1340 das Kloster
zu Schwartzenbruch in der freien Herrschaft Merode stiftete. Der Sohn
desselben: Richard L, erhielt 1361 Frentz vom Herzog Wilhelm von
Jülich und vermählte sich mit Margarelha v. Wesemael. Der Sohn aus
dieser Ehe, Richard IL, Herr von Frentz, Westerloo, Herfei, Houlsaut,
Ölen, genannt Duirie, vermählte sich 1410 mit Beatrix, Tochter und
Erbin Wilhelms Freiherrn v. Petersheim, Herrn von Hilvarenbecke,
Impden etc. Dieser Ehe entsprossen vier Söhne: Johann, Richard,
Arnold und Wilhelm. Diese vier Brüder, welche Kaiser Friedrich III.
am Freilage nach St. Michael 1473 als alte Frei- und Pannerherren
v. Merode anerkannte, aufs Neue erhob und bestätigte, waren die Stamm-
GRAFEN V. MERODE. 109
väter mehrerer Linien des Hauses Me>ode. Von dem ältesten Bruder,
Johann Baron v. Merode und Petersheim, verm. mit Adelaide v. Hornes,
stammen die Grafen v. Merode, Freiherren von Petersheim, welche
20. Mai 1626 vom König Philipp IV. von Spanien, Regenten der Nieder-
lande, in der Person Philipps zu Marquisen von Westerloo erhohen
wurden. Aus dieser Linie, in welche später noch folgende Standes-
erhöhungen gelangten: Grand von Spanien 1709, Fürst v. Rübempre
1823 und, durch Bestätigung des mütterlichen Titels, Fürst von Grim-
berghe 1842, entsprangen auch, und zwar von Maximilian, dem Bruder
des eben genannten Philipp, die Markgrafen v. Deynse, welche Letztere
in der Person Balthasar Philipps Grafen v. Merode 1817 erloschen
sind. — Der zweite Bruder, Richard Baron v. Marode und HoufTalize
(betitelt: Hülflig), stiftete die Linie v. Me>ode -HoiüTalize, aus welcher
durch ein für Hermann Philipp, Herrn von Trelon 28. Mai 1626 zu
Madrid ausgefertigtes Diplom die Marquisen v. Trelon hervorgegangen
sind. Durch den zweiten Sohn dieses Richard, Reinhold, entstanden
die v. HoufTalize, genannt HoufTalize, aus welchen wieder die Herren
v. Merode zu Frentz und Frankenberg, die Barone v. Merode Grafen
v. Ognies, die v. Merode Grafen v. Ypern und Middelburg, die Barone
v. Merode Herren zu Kalkofen etc. entsprangen, welche letztere Linien
schon lange erloschen sein dürften. — Der dritte Bruder, Arnold,
Domherr und Dompropst, liegt in dem Dome zu Aachen, in welchem
das Grabmonument noch zu sehen ist. — Von dem vierten Bruder,
Wilhelm, stammten die v. Merode zu Rummen, aus welchen die Grafen
v. Merode und Thiant, von Waroux, die Barone v. Harchies und Ossogne
und die Grafen v. Jechay entsprossten, welche wohl ebenfalls im Laufe
der Zeit erloschen sind, und sonach bemerkt wohl Fahne, da mehrere
andere Linien hier gar nicht angegeben worden sind, sehr richtig, dass
die Familie v. Merode eine der allerverzweigtesten sei und dass die
Genealogie derselben allein schon ein ganzes Buch füllen würde. —
Johann Baron v. Merode wurde mit seinem Sohne Johann, Herrn zu
Harchies, und v. Waroux, mit der ganzen Familie des Namens und
Stammes v. MCrode sammt den legitimen Nachkommen derselben vom
Kaiser Ferdinand II. 19. Juni 1622, wegen vieler vorzüglicher geleisteter
neuer Dienste und ausgezeichneter Waffenlhaten in den Kriegen, in den
Reichsgrafenstand erhoben. — Auf Uebereinkunft und Anordnung der
vier Gebrüder Johann, Richard, Arnold und Wilhelm, wurde übrigens
von den herzoglich Jülichschen Reichständen 1457 und 10. März 1462
ein Familien-Erbscheid- und Theilungsvertrag ausgefertigt, kraft dessen
auf immerwährende Zeiten die Einkünfte der alten Merodeschen Stamm-
und Erbgüter unter ihren Nachkommen geschieden und gelheilt werden
sollten, welcher Erbscheid- und Theilungsvertrag auch massgebend bei
erhobenen Ansprüchen auf Theilung der Einkünfte oder erwirkte Beleh-
nungen und andere Besitzangelegenheiten unter den verschiedenen Linien
der Familie war und ist.
Was zuerst die Nachkommen Johanns — Sohn Richards II. —
anlangt, so kommen dieselben in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts
\ ] 0 GRAFEN V. MERODE.
in zwei Linien, in die Fl o ran tische und in die Ferdinand ische
getheilt, vor. Die erstere, die Floranüsche, fing Florantius Reichsgraf
v. Merode, Marquis v. Westerloo, gest. 1630, an. Von seinen Söhnen
pflanzte diese Linie fort: Maximilian, gest. 1675, Freiherr v. Petersheim,
k. span. Oberst und Gouverneur von Namur. Aus der Ehe mit Isabella
Franziska Margaretha Gräfin v. Marode — der Tochter seines Bruders
Ferdinand Philipp — stammte Johann Philipp Eugen, k. k. General-
Feldmarschall etc., welcher nach einem sehr bewegten Leben 1732
starb. Derselbe hinterliess zwei Söhne: Johann Philipp, geb. 1722,
und Philipp Maximilian, geb. 1729, über deren etwaige Nachkommen-
schaft genaue Nachrichten fehlen. — Die Ferdinandische Linie hat
Ferdinand, Graf v. Merode und Montfort, Marquis von Deynse in Flan-
dern und Freiherr von Düffel, gest. 1678, gestiftet. Die drei Söhne
desselben: Maximilian Alrrecht, Philipp Franz und Carl Florant,
pflanzten den Stamm fort. Maximilian Albrecht, gest. 1716 als General-
Lieutenant und Gouverneur von Brüssel, hinterliess den Grafen Joachim
Maximilian, geb. 1690, von dem aus erster Ehe mit Johanna Philippina
Gräfin v. Merode: Maximilian Joseph, geb. 1716, und aus zweiter mit
einer Gräfin v. Vehlen : Carl Joseph, geb. 1719, stammte. — Philipp
Franz, Staatsrath im niederländischen Gouvernement etc., verm. mit
Luise Brigitta , Erbtochter des Fürsten Philipp v. Rübempre und Evers-
berghe, erhielt durch diese Vermählung den Titel als Fürst v. Rübempre,
und von seinem Sohne, Maximilian Joseph, geb. 1710, stammen die
heutigen Grafen v. Märode, Fürsten von Rübempre", ab. — Carl Florant,
General-Lieutenant, zuerst in kön. spanischen, dann in kön. französischen
Diensten, vermählte sich mit einer de Salcodo und hinterliess den Grafen
Adrian Alexius, geb. 1706. Weitere genaue Angaben über die späteren
genealogischen Verhältnisse dieser Linie der Familie sind nicht bekannt.
Von dem jetzigen Bestände dieses gräflichen Hauses sind hier auf-
zuführen :
Graf CARL Anton Ghislain v. Merode, Marquis von Westerloo,
Fürst von Rübempre und von Grimberghe — Sohn des Grafen Heinrich
Maria Ghislain, geb. 15. Aug. 1782, gest. 23. Sept. 1847, Senators
des Königreichs Belgien, aus der Ehe mit Xuise Johanne, Tochter des
Vicomte de Thesan, geb. 14. Jan. 1787, verm. 26. Aug. 1805 —
geb. 1. Aug. 1824, verm. 8. Oct. 1849 mit Maria Nicolette Augustine,
Tochter des Prinzen Peter v. Arenberg, geb. 15. Nov. 1830.
Von den Brüdern des Grafen Heinrich Maria Ghislain lebt Graf
Philipp Felix Balthasar Otto Ghislain, geb. 13. April 1791, k. belgischer
Staatsminisler, verm. in erster Ehe 4. Juli 1809 mit Rosalie Marchese
v. Grammont, gest. 29. Sept. 1823, und in zweiter, 27. Sept. 1831
mit Philippine, Schwester der ersten Gemahlin, geb. 15. Aug. 1800,
gest. 3. Mai 1847. Aus erster Ehe sind zwei Söhne entsprossen:
Graf Werner, geb. 13. Jan. 1816, verm. 30. Mai 1843 mit seiner
Cousine Therese Gräfin v. Merode, geb. 11. Oct. 1823, aus welcher
Ehe Graf Richard Hermann Philipp Maria Ghislain, geb. 29. April 1844,
stammt, und Graf Friedrich Xaver, geb. 26. März 1820, Haus-Prälat
GRAFEN V. MERODE. 1 1 1
Sr. päpstl. Heiligkeit. — Von dem verstorbenen Bruder des Grafen
Heinrich Maria Ghislain , dem Grafen Werner — dem Vater der Gräfin
Therese - geb. 24. Juni 1797, gest. 2. Aug. 1S40, lebt aus der
Ehe mit Victoria Gräfin v. Spangen, geb. 23. Dec. 1797, gest. 23. Juli
1845, Graf Ludwig, geb. 7. Aug. 1821.
Ueber die Nachkommen Richards — Sohn Richards II. — aus
welchen durch Diplom, Madrid, 28. Mai 1626, in der Person Hermann
Philipps die Marquisen von Trelon hervorgegangen sind und von welchen
jetzt Glieder in hohem Ansehen in Oesterreich leben, besitzt die Redac-
tion sehr genaue Nachrichten, aus welchen nachstehende Ahnentafel als
hierher gehörig zusammengestellt worden ist: Richard Raron v. Marode
und Hulfflig (Houflalize), Herr v. Frentz, gest. 28. Aug. 1484; Ge-
mahlin: Margarelha, Tochter des Rayer d'Argenleau Raron v. Houflalize.
— Richard, Herr zu Morialme und von Briseul; Gemahlin: Helene
v. Melun, verm. 1486. — Franz etc., gest. 1549; Gemahlin: Jolente
de Henin-Lietard , verm. 1536. — Ludwig, Herr von Rury, Bocarme
Pouenghe; Gemahlin: Luise v. Rlois, Erbin von Trelon, Ruines und
Wallers. — Philipp, Herr v. Bury und v. Trelon; Gemahlin: Ursula
Scbyflart v. Merode, Frau von Argenteau, Hermale und Borcharp, verm.
1590. — Hermann Philipp, Marquis v. Trelon, gest. 3. April 1627;
Gemahlin: Alexandrine Albertine, Tochter des Fürsten Carl v. Arenberg,
verm. 1617. — Philipp Maximilian Johann Ernst, Marquis v. Trelon,
welcher sich auch der älteren Titel: Graf v. Barcelona und Fürst von
Aragon, bediente, wendete sich um das Jahr 1642 nach Oesterreich,
wurde 1645 k. k. Oberst, blieb in Oesterreich und starb 1666; Ge-
mahlin: Anna Baronesse v. Roye. — Martin , Marquis v. Trelon, geb.
1655; Gemahlin: Elsa v. Rhenn. — Johann Georg, Marquis v. Trelon,
geb. 16S5; Gemahlin: Anna v. Mayr. — Johann Martin, Marquis v. Trelon,
geb. 1720; Gemahlin: Veronica v. Zobel. — Renedict Anton, Marquis
v. Trelon, geb. 1749; Gemahlin: Maria Monica v. Zobel. — Philipp
Johann Evangelist, Marquis v. Trelon, geb. 1775; Gemahlin: Catharina
v. Sienna, Edle Herrin v. Pressburgern.
Aus dieser Ehe stammt: FERDINAND Vincenz Raron v. Merode
Houflalize, Marquis v. Trelon etc., Indigena von Ungarn, geb. 1803,
verm. 1845 mit Constantia Eleonora Cäcilia Vincentia Caroline Gräfin
v. Berchtold , Freiin v. Ungarschütz, welcher Ehe Ferdinand Constantin
Ghislain, geb. 1849, entsprossen ist. Der lebende Bruder des Ersteren
ist: Leopold Baron v. Merode Houflalize, Marquis v. Trelon, Magnat
von Ungarn, geb. 1811.
112
GRAFKN V. MKRVRLDT.
Grafen v. Merveldt (Illeerveldt).
ißatholifd).
1f)ttu$tn.
Besitz: die Herrlichkeit Lcmbeck und die Güter Hukesdieck, Westerwinkel und Wolberk.
"Wappen : im blauen Schilde ein goldenes dreifaches Gitter. Dasselbe
wird sehr verschieden beschrieben : nach v. Mcding berühren die das Gitter bil-
denden Schrägbalken den oberen Schildesrand nicht, wie namentlich die hildes-
heimische Sedisvacanz-Medaille vom Jahre 1761 ergieht, auf welcher diese Schräg-
balken fast in der Mitte des Feldes liegen, wodurch es entsteht, dass vier dieser
Schrägbalken oben gegen einander gelehnt sind und das Ansehen zweier Sparren
bekommen. Das Wappenbuch der Rheinprovinz giebt an : in Blau zwei aus dem
Oberwinkel über die Fussmitte gehende Schrägbalken und zwei zwischen denselben
ihnen gleichlaufende Link- und Rechtbalken, alle von Gold, und das Genealogische
Taschenbuch der gräflichen Häuser bestimmt, wie folgt: in Blau drei rechte und
drei linke goldene Schrägbalken , welche sich nach Art eines Gitters kreuzen und
von denen die zwei obersten Balken von beiden Seiten oben sparrenmässig zusammen-
treffen. — Den Schild deckt die Grafenkrone, und über derselben erhebt sich ein
gekrönter Helm, welcher mit zwei schrägauswärtsgekehrten blauen Straussenfedern
besteckt ist. Zwischen diesen Federn, von denen die rechte mit drei schräglinken,
die linke mit drei schrägrechten, goldenen Balken belegt ist, schwebt ein fran-
zösischer Schild, in welchem das Wappenbild sich wiederholt. Die Helmdecken
sind golden und blau. Nach v. Meding bedeckt den Schild eine Krone, und über
dieser ist, ohne Helm, eine kleinere Krone angebracht, auf welcher sich der
erwähnte Helmschmuck befindet. — Geben auch die besten Quellen dieses Wappen
als das gräfliche an, so kommt doch nach Lackabdriicken auch ein quadrirter
Schild mit gekröntem Mittelschild, letzterer mit dem goldenen Gitter, vor. 1 und 4
ist von Silber und Schwarz quadrirt, mit einem Querbalken von gewechselten
Tincturen. 2 und 3 zeigt in Roth einen vorwärtsgekehrten Mauerbrecher. Den
Schild deckt die Grafenkrone. Genaue Abbildungen dieses Wappens und der
Helme desselben sind nicht bekannt. Jedenfalls zeigt dieser Schild im 1. und
4. Felde das Westerholtsche, im 2. und 3. das Lembecksche Wappen (siehe
Seite 1131.
Uraltes westphä'lisches und später dem Rheinlande und dem Hoch-
stifte Münster angehöriges Geschlecht, welches den Namen führt von
der alten Graf- und Herrschaft zu Mervelde, unweit Dülmen in West-
phalen, deren Besilzer Dynasten waren, die aber zu Ende des 17. Jahr-
hunderts dem Herzog Wilhelm von Berg zu Lehen aufgetragen wurde.
Bernd und Hermann, ßurgmänner auf dem Schlosse Dülmen, zeugten
unter dem Bischöfe Ludolph zu Münster 1251, und Hermann und
GRAFEN V. MERVELDT. 1 1 3
Heinrich waren 1292 Burgmänner zu Stromberg. Hermann v. Merveldt,
welcher in holländischen und friesischen Chroniken Capitaneus genannt
wird, lebte um das Jahr 1355, und mit ihm beginnt die ordentliche
Stammreihe. Gerard, welcher um das Jahr 1415 lebte, hinterliess fünf
Söhne : Hermann, Domherrn zu Münster, Johann, deutschen Ordensritter,
Heinrich, Domherrn zu Worms, Bernd und Adolph. Von letzteren stiftete
Bernd die bernhardinische Linie, welche mit Johann v. Merveldt schon
im 1 6. Jahrhundert erlosch, Adolph aber die adolphinische Linie, welche
noch jetzt blüht. Aus dieser Linie machte sich Dietrich Hermann, gest.
1658 — der Grossvater Goswin Hermann Ottos, geb. 1661, welcher 1721
zum Grossmeister des Johanniterordens in Deutschland und zum Fürsten
von Heidersheim erwählt wrurde und 1727 starb — kurköln. Geh. mün-
sterscher Obermarschall etc., als Gesandter auf den Reichstagen bekannt,
und Goswin Hermann Ottos älterer Bruder, Dietrich Burkhard, kurköln. Geh.
Rath und münsterscher Obermarschall, geb. 2. April 1652, gest. 1728,
wurde vom Kaiser Carl VI. 20. Dec. 1726 in den Reichsgrafenstand
erhoben. Aus der Ehe des Letzteren mit einer Freiin v. Westerholdt-
Lembeck stammte Ferdinand Dietrich, geb. 1681, gest. 1765, kurköln.
Geh. Rath, münsterscher Obermarschall, und der Enkel desselben war
Ferdinand August — Sohn des Grafen Clemens , kurköln. Geh. Ralhs
und Oberstjägermeisters, welcher das Oberslküchenmeisteramt zu Münster
führte — (s. unten), von welchem das jetzige Haupt der Familie,
Ferdinand Anton Wilderich, entsprossen ist. — Das Geschlecht selbst
ist reich an ausgezeichneten Gliedern, und aus neuerer Zeit sei hier
nur erwähnt Maximilian Graf v. Merveldt, geb. 1764, gest. 1815, k. k.
Feldmarschall-Lieutenant und Regiments-Inhaber, später kais. Botschafter
am kön. engl. Hofe. In den Capiteln zu Osnabrück, Worms und in
anderen adeligen Stiftern findet sich übrigens die Familie sehr oft auf-
geschwwen.
Das jetzige Haupt der Familie ist:
Graf FERDINAND Anton Wilderich — Sohn des Grafen Ferdinand
August, geb. 8. April 1759, gest. 6. Mai 1834, aus erster Ehe mit
Theresia Gräfin v. Pergen — geb. 18. April 1788, Erbmarschall im
Fürstenthum Münster, k. preuss. Kammerherr, verm. im October 1820
mit Sophia Freiin v. Kettler zu Harkotten, geb. 1. Jan. 1802. — Der
lebende Bruder des Grafen Ferdinand Anton Wilderich ist: Graf Carl
Hubert, geb. 26. Oct. 1790, k. preuss. Major a. D. und Landrath,
verm. in erster Ehe mit Therese Freiin v. Nagel -Dornick, gest. 1828,
in zweiter mit Maria Freiin v. Nagel, gest. 1833, und in dritter, 17. Mai
1836, mit Maria Freiin v. Vitlinghof, genannt Schell, geb. 30. Juli 1819,
aus welcher zwei Söhne leben, die Grafen: Ferdinand, geb. 1840, und
Friedrich, geb. 1843. — Von dem verstorbenen Bruder, dem Grafen
Maximilian Friedrich, geJ). 8. März 1797, gest. im Mai 1849, k. k.
Kämmerer, Geh. Rathe, General-Major etc., leben aus der Ehe mit Oclavia
Gräfin Czernin v. Chudenilz, geb. 13. Dec. 1802, verm. 1. Juni 1837,
zwei Söhne, die Grafen: Paul, geb. 24. April 1838, und Franz Carl
Ferdinand, geb. 14. Juli 1844. — Aus zweiter Ehe des Grafen Fer-
H. 8
114
GRAFEN V. WOLFF-MRTTERNICH ZUR GRACHT.
dinand August mit Antonie Freiin v. Twickel zu Havirbeck, geb. 2. Sept.
1784, gest. 1. Juni 1842, leben zwei Söhne, die Grafen: Clemens
August, geb. 19. Dec. 1815, k. preuss. Lieutenant, und Dietrich Fer-
dinand, k. k. Lieutenant.
Grafen v. Wolff-Metternich zur Gracht.
ISatljoltfd). #mt?kn, Öafcen.
Besitz: die Rittergüter Gracht und Satzfey, ßrüggen, Derkensburg, Gross- und Klein-
Forsierhof, Strauwciler, Odendalil und Burghof Fischenich ; Roth; Gymnich und
Üürboslar; Vischel in der Rheinprovinz; das Rillergut \\ ie.sebeek in der Provinz
Westphalen; die Grundherrschaft Flehingen in Baden.
Wappen: quadrirter Schild; 1 und 4 quergetheilt: oben in Blau ein
silberner Turnierkragen mit drei Lätzen, unten in Silber ein einwärtsschreitender
Wolf von natürlicher Farbe (Stammwappen). 2 und 3 in Gold eine rothe Lilie,
welche oben zu beiden Seiten mit einem linkssehenden grünen Vogel mit goldenem
Halsringe besetzt ist (Elmpt). Ueber der Grafenkrone erheben sich zwei gekrönte
Helme. Aus dem rechten wächst einwärtssehend ein Wolf von natürlicher Farbe
empor (Helm des Stammwappens), und der linke trägt zwei goldene Büffelshörner,
zwischen welchen die Lilie mit den Vögeln des 2. und 3. Feldes steht (Elmptscher
Helm). Die Decken des rechten Helmes sind blau und silbern, die des linken
golden und rotb.
Sehr alte rheinische Familie, welche ursprünglich aus Hessen
stammt und Wolfl* v. Guttenberg hiess. Die Stammreihe des Geschlechts,
welche neuerlich Fahne am deutlichsten aufgestellt hat, beginnt mit
Arnold Wolff v. Guttenberg, Ritler, Herrn zu Itter in Hessen, dessen
Sohn Wilhelm sich in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts bei
Andernach am Rheine niederliess. Wilhelms Sf)hn, Gothard, vermählte
sich mit Sibylla v. Metternich, einer reichen Erbtochter, und nahm den
Namen: Wolfl' v. Metternich an. Ein Enkel des Letzleren, Hieronymus,
vermählte sich mit Catharina v. Buschfeld, Erbin von Gracht und Forst,
und der Enkel desselben, Johann Adolph, kurköln. Geh. Rath, Land-
GRAFEN V. WOLFF-METTERNICH ZUR GRACHT. 1 1 5
Hofmeister, Marschall etc., wurde vom Kaiser Ferdinand II. 13. Aug.
1621 mit dem Prädicate: Freiherr zu Gracht in den Reichsfreiherren-
stand erhohen. Zwei Enkel dieses ersten Freiherrn, die Brüder Johann
Adolph, kurkoln. Geh. Rath, und Hieronymus Leopold, stifteten zwei
Linien, Ersterer die später gräfliche, Letzterer die freiherrliche zu Werden.
Aus ersterer erhielt Johann Adolphs Sohn, Franz Joseph, kurkoln.
Gesandter hei der Kaiserwahl, 27. Aug. 1742 die Reichsgrafenwürde,
und von ihm stammt im dritten Gliede das jetzige Haupt der gräflichen
Linie: Levin Wilhelm. — Die Hinzufügung des Wappens derer v. Elmpt
erklärt sich durch Nachstehendes: Daniel v. Elmpt, kurpfälz. Geh. Rath,
vermählte sich 1674 mit Maria Catharina (nach Anderen Anna Maria)
Freiin v. Wolff-Metternich zur Gracht — Schwester des Freiherrn Johann
Adolph — und gab derselben seine sämmtlichen Güter: Rurgau etc.,
dergestalt zur Ausstattung, dass im Falle kinderlosen Absterbens die-
selben ohne Unterschied an die v. Wolff-Metternich fallen sollten, doch
müssten diese Wappen und Namen der Elmpt fortführen, und es sollte,
falls diese Redingung nicht erfüllt würde, die Erbschaft denen v. Bongard
zu Paffendorf zufallen. Nun starb der Sohn aus dieser Ehe, Hieronymus,
ohne Nachkommen, und so übertrug denn Maria Catharina v. Elmpt
1704 Rurgau ihrem Bruder, dem Freiherrn Johann Adolph v. Wolff-
Metternich; Maria Catharina hatte sich aber 1708 in zweiter Ehe mit
Johann Friedrich v. Schaesberg vermählt, welcher nach ihrem Tode
Burgau, der Verbesserungen wegen, in Besitz behielt. Darüber entstand
ein Rechtsstreit, in welchem die v. Elmpt zu Dammerscheidt intervenirten,
und das 1790 gefällte Urtheil ging dahin, dass die v. Wolff-Metternich
dem General Johann Martin v. Elmpt Rurgau mit allen genossenen
Früchten herausgeben mussten.
Für die jetzigen Grafen v. Wolff-Metternich ist die vollständige
Ahnentafel folgende: Arnold Wolff v. Gultenberg, Ritter, Herr zu Itter
in Hessen. — Wilhelm, bei Andernach sesshaft; N. v. Kottenheim. —
Gothard Wolff v. Metternich, so genannt des Sitzes wegen; Sibylla
v. Metternich, Erbin zu Metternich. — Peter, geb. 1440, gest. 1523,
köln. Amtmann; Iburgis v. Melier, Erbin zu Frissem, Meiler und Pirum.
— Heinrich zu Frissem, gest. 1540, kais. und kurmainz. Ober-Amtmann;
Sophie v. Schlickum. — Hieronymus, Amtmann zu Rliessem, geb. 1513,
gest. 1592; Catharina v. Ruschfeld, Erbin zu Gracht. — Hermann zu
Gracht, geb. 1542, kurkoln. Hauptmann und Geh. Rath; Maria v. Hoch-
steden, verm. 1587. — Johann Adolph, Freiherr, köln. Geh. Rath,
bayer. Ober-Kämmerer etc.; Maria Catharina v. Hall, verm. 1615. —
Degenhard, geb. 1616, gest. 1668; erste Gemahlin: Philippine Agnes
Freiin v. Reuschenberg, gest. 1663. — Johann Adolph, kurkoln. Geh.
Rath, Ober-Kämmerer und Marschall, geb. 1651, gest. 1722; zweite
Gemahlin: Anna Maria Therese Truchsess zu Welzhausen. — Franz
Joseph, Graf, genannt Elmpt v. Rurgau; Maria Isabella Theresia Freiin
v. und zu Gymnich. — Johann Ignaz; Antoinelle Franziska Sophia
WTalburg Victoria Felicitas Freiin v. Asseburg. — Max Werner Joseph
Anton, gest. 2. März 1839; zweite Gemahbn: Mettilde Clementine Maria
8*
116
GRAFEN V. METTICH.
Antoinelte v. Wenge. — Levin Wilhelm (Anton) , jetziges Familien-
Haupt.
Die hierher gehörenden jetzigen Familienglieder sind : LEVIN Wil-
helm Reichsgraf Wolff- Metternich , Freiherr zur Gracht, geb. 14. Nov.
1811, Herr auf Bisperode, Strauweiler, Heppingen etc., verm. in erster
Ehe 29. Sept. 1835 mit Maria Luise Freiin v. Weichs-Wenne, geb.
13. Aug. 1816, gest. 4. Jan. 1838, und in zweiter, 29. Juli 1841, mit
Josephine Grälin v. Hompesch-Bollheim, geb. 23. Sept. 1823. Aus
erster Ehe stammt Graf Maximilian, geb. 31. Dec. 1837, aus zweiter
sind entsprossen die Grafen : Fritz, Ferdinand und Levin, Letzterer geb.
30. Mai 1850.
Die zwei Brüder des Grafen Levin Wilhelm sind die Grafen Maxi-
milian Felix und Fritz. Graf Maximilian Felix, geb. 24. Sept. 1814,
Herr zu Gymnich, Nörvenich, Vischel, Satzfey, vermählte sich 5. Mai
1840 mit Hermenegilde Gräfin v. Bocholtz-Asseburg, geb. 11. April 1819.
Aus dieser Ehe stammen die Grafen: Hermann, geb. 19. Nov. 1847, und
Levin Wilhelm Gunibert Hubertus Maria, geb. 12. Nov. 1851. — Graf
Fritz, geb. 16. Oct. 1817, Herr zu Vinsebeck, vermählte sich 29. Juni
1839 mit Isabella Freiin v. Romberg, und aus dieser Ehe stammen die
Grafen Gisrert, Fritz, Levin und Conrad.
Grafen v. Mettich.
$atl)oltfd). fßrcußen.
Besitz: das Rittergut Silbitz in Schlesien.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild- Im geRrönten goldenen Mittel-
schilde unter einem silhernen, schmalen, mit einem rothen Herzen belegten Quer-
balken ein schwarzer Doppeladler, zwischen dessen Köpfen eine kaiserliche Krone
schwebt. 1 und 4 in Silber ein grüner (nach Anderen von Blau und Roth quer-
getheilter) doppelt geschweifter, rechtsgewendeter Löwe (Stammwappen). 2 und 3
in Roth ein halb ins Profil gestellter silberner Mühlstein. Ueber dem Schilde
GRAFEN V. METTICH. 117
erheben sich drei gekrönte Helme. Auf dem rechten Helme steht ein einwärts-
gehender einköpfiger, gekrönter, schwarzer Adler; auf -dem mittleren ein dreifacher
Pfauenschweif und auf dem linken ein einwärtssehender, gekrönter, goldener Greif,
welcher mit den Vorderklauen ein Schwert emporhält. Die Helmdecken sind roth
und silbern. - Das VVappenbuch der durchlauchtigen Welt giebt das Wappenbild
des 2. und 3. Feldes als einen eirunden, silbernen, mit einem gestürzten hohen
Kreuze belegten Schild. Nach neueren Angaben sind beide Köpfe des Adlers im
Mittelschildc gekrönt. — Der zum Stammwappen gehörende Helm trägt nach älteren
Abbildungen einen, in der Mitte viereckig ausgeschnittenen, in die Höhe gerichteten
silbernen Mühlstein, welcher oben mit sechs Pfauenfedern (3 und 3) besetzt ist.
Die Helmdecken sind bisweilen grün und silbern angegeben.
Sehr alte schlesische Adelsfamilie, welche früher unter den Namen
Meltichen, Metticht, Möltichen und Mötticht vorkommt und in welche
nach Lucae in dem zweiten Decennium des 17. Jahrhunderts durch
Kaiser Matthias der Freiherrenstand und bald darauf durch Kaiser Fer-
dinand II. die Grafenwürde gekommen ist. Sinapius giebt an, wahr-
scheinlich gestützt auf Siebmachers Wappenbuch (I. 166), dass es auch
in Sachsen eine Familie v. Mettich gäbe, deren Wappen von dem der
schlesischen Familie (Siebmacher II. 50) wenig verschieden sei, und
neuere Schriftsteller haben gemeint, dass es nicht zu entscheiden sei,
welche von beiden das Stammgeschlecht wäre. Täuscht nicht Alles, so
gab es nur Eine Familie, die schlesische, und fanden sich Mettiche,
welche, was noch nicht ausgemacht ist, zum sächsischen Adel gehörten,
so waren dieselben Glieder der schlesischen Familie. — Hans v. Mötticht
und Tscheitschau (Tschetschau) im Oppelschen, Ritter des Johanniter-
ordens, Commendator zu Klein-Oels und Silberkämmerer am Hofe Kaiser
Rudolphs II., kommt um das Jahr 1586 vor. 1605 wurde Hans
v. Mettich, gest. 1621, zum Landes - Hauptmann des Fürstentums
Münsterberg und des Weichbildes Frankenstein gewählt. Ralthasar,
Herr auf Klizyne, war 1607 Landrechts -Reisitzer der Fürstenthümer
Oppeln und Ratibor, und Johann Nicolaus, Herr auf Schrebsdorf, Rocks-
dorf und Rügersdorf, starb 21. Jan. 1621. — Ralthasar, welcher als
erster Freiherr v. Mettich und Tschetschau vorkommt, war mit Helena
v. Schaffgotsch vermählt, und aus dieser Ehe stammte Johann Joachim,
welcher vom Kaiser Ferdinand II. 12. Nov. 1633 in den Reichsgrafen-
stand erhoben wurde. Derselbe war dreier Kaiser und des Erzherzogs
Carl Fürstbischof zu Rreslau , Rath und Kämmerer, so wie Landes-
Hauplmann zu Oppeln, und mit Eva Renigna Rurggräfin zu Dohna ver-
mählt, auf welche Vermählung in den „poetischen Wäldern von Opitius"
sich ein Gedicht findet. Aus dieser Ehe stammte Graf Carl Joachim,
Herr der Herrschaft Wiese, Dammerau, Langenbrück und Rückeisdorf,
verm. mit Anna Maria Freiin v. Prockau, wie überhaupt in dem Stamm-
baume dieses Hauses die vornehmsten österreichischen Häuser: Schralten-
bach, Herberstein, Verlugo, Czernin etc. aufgeführt werden. 1730 lebten
nach Gauhe drei Grafen v. Mettich, Freiherren v. Tschetschau, welche
die Majoratsherrschaft Wiese .im Oppelschen, die nach Sinapius auf den
Senior der Familie fällt — also ein Seniorat ist — wenn auch der
Resitzer männliche Erben verlässt, und die Oppersdorfsche Majoratsherr-
schaft besassen, welche letztere jederzeit dem ältesten Sohne des Resitzers
I IS
(iRAPEN V. MILLESIMO.
zusteht, also ein eigentliches Fideicommiss ist. Um diese Zeit war Graf
Ferdinand, verni. mit einer Gräfin v. Schrattenbach, Senior des Hauses.
Bei der Berühmtheit der Familie und dem obenerwähnten vielfachen
Eingreifen derselben in andere gräfliche Häuser ist es zu bedauern, dass
die älteren, wie die neueren genealogischen Verhältnisse, wie anzu-
nehmen, nicht genau bekannt sind. Das Genealogische Taschenbuch der
gräflichen Häuser (1853, p. 466) führt den Reichsgrafen HEINRICH
v. Meilich, Freiherrn v. Tschetschau, Herrn auf Silbitz, verm. mit Maria
Gräfin v. Sauerma, an, und erwähnt als Brüder desselben den Grafen
Hans, verm. mit Anna Freiin v. Dallwigk, verw. Gräfin v. Dyherrn, und
den Grafen Carl, Herrn auf Wiese, verm. mit Anna Gräfin Henckel
v. Donnersmarck, aus dem Hause Siemianowitz, aus welcher Ehe Gräfin
Maria, geb. 13. Oct. 1806, zweite Gemahlin und Wittwe des 1841
verstorbenen Joseph Grafen v. Larisch, k. k. Kämmerers und k. preuss.
Generals, stammt. — Nach dem Neuen preussischen Adelslexicon (III. 402
und 403) war 1837 Graf Carl bereits verstorben, Graf Heinrich Wittwer
und Graf Hans k. preuss. Rittmeister a. D. und damaliger Bürgermeister
zu Bernstadt in Schlesien.
Grafen v. Millesimo.
$ati)0lifd).
(JDefUrretd).
Besitz: die Kideicoiinniss-Ilerrschaft Wilimow und die Stifls-Herrschaft Ronow in Böhmen.
Wappen: ein, auf einem goldenen, mit zwei leopardirten, gekrönten Löwen
bespannten Triumphwagen stehender, golden hewehrter, schwarzer Doppeladler, auf
dessen Köpfen eine roth gefütterte königliche, mit einem Reichsapfel besetzte Krone
ruht. Auf der Brust des Adlers liegt ein von Roth und Gold acht- (nach Anderen
sechs-)inul schragrechtsgelheilter Schild, welcher mit einer Marquisenkrone bedeckt
GRAHLR V. HLLHIMO. 119
i>t. auf der ein offener Helm stellt. — In den Supplementen zum Siebmacher (VI. H)
i-t der Schild von Both und Gold elfmal schrägrecbls getheilt, oder richtiger: in
Itoth fünf schrägrechtc goldene Balken, und der Helm über der Krone fehlt.
Sehr alle, aus Italien stammende, seit Ende des 16. Jahrhunderts
in Oesterreich bekannte und seit dem 17. Jahrhundert daselbst ange-
sessene gräfliche Familie. Dieselbe stammt aus dem Hause Caretlo
der ehemaligen freien Markgrafen zu Savona, Finale, Spigno, Grana,
Novelle* , Zuccarello, Glavexana Grafen v. Millesimo: ein Haus, welches
die genannten grossen Graf- und Herrschaften früher einige Jahrhunderte,
zum Theil als kaiserliche Reichslehen, besass und durch viele Glieder,
welche im Staats- wie im Kriegsdienste zu hohen Ehrenstellen gelangten,
in der Geschichte des oberen Italiens sehr bekannt ist und einerlei
Ursprung mit den erloschenen ältesten Markgrafen, den nachherigen
Herzogen von Monlferrato hat. Die Marchesen v. Savona sind seit 1345,
und die Grafen v. Millesimo, welcher Name von dem Städtchen und der
Herrschaft Millesimo im Herzogthum Montferrat abzuleiten ist, seit 1440
nachzuweisen. Von der Linie der Marschesen de Grana wurde, nachdem
ein kais. Oberstlieutenant Caretlo v. Millesimo den Kaiser Matthias 1612
bei dem Einzüge in Prag begleitet und sich später als kais. Oberst sehr
ausgezeichnet hatte, Franz Anton Caretto di Savona e Finale etc., k.
k, Kämmerer, Hof-Kriegsrath und Feldmarschall-Lieutenant, nach 1634
erkauftem Besitz der Herrschaft Schönkirchen, 30. April 1636 als nieder-
österreichischer Landmann unter die Herrenstandsgeschlechter aufge-
nommen. Derselbe war später Kaiser Ferdinands III. w. Geh. Rath
und General- Feldmarschall, seit 1641 Botschafter am k. span. Hofe,
und 1648 Botschafter und bevollm. Minister in Polen bei der auf Johann
Casimir gefallenen Königswahl. — Anna Sylvia Catharina Caretto Mar-
chesa di Savona, Gräfin v. Millesimo, gest. 1664, in erster Ehe mit
Hermann Wenzel Graf v. Czernin, in zweiter mit dem Prinzen Leopold
Wilhelm, Markgrafen zu Baden-Baden, vermählt, vermachte ihrem Bruder,
Carl Leopold, welcher 1657 das Incolat im Königreich Böhmen erhielt
und der Stifter der böhmischen Linie der Grafen v. Millesimo ist, testa-
mentarisch 100,000 rhein. Gulden als Fideicommiss. Dasselbe besteht
jetzt in der Herrschaft Wilimow im czaslauer Kreise, und dem Besitzer
steht auch der Genuss von einem gräflich v. Schönfeldsehen Geld-Fidei-
commiss zu 112,000 Gulden zu.
Die genealogischen Verhältnisse der Familie sind weder in Bezug
auf das vorige Jahrhundert, in welchem Gauhe nur den Grafen Johann
Wenzel, 1736 k. k. Kämmerer, aufführt, noch auf das jetzige genau
bekannt: eine Lücke, welche die Familie, bei der Berühmtheit derselben,
ausfüllen möchte.
Der jetzige Herr der Fideicommiss -Herrschaft Wilimow etc. ist
Graf JOSEPH del Caretto, Graf v. Millesimo, Marquis v. Savona —
Sohn des Grafen Joseph aus der Ehe mit Maria Anna Freiin Wiplar
v. Uschütz — geb. 28. Jan. 1788, verm. in erster Ehe 24. Sept. 1809
mit Carolina Gräfin v. Sandrelzky v. Sandraschütz, gest. 26. Nov. 1810,
und in zweiter 24. April 1813 mit Theresia v. Royss, gest. 18. Juli
1 20
GRAFEN V. MIRBACH.
1852. Die Schwester desselhen: Gräfin Carolina, geb. 26. Febr. 1787,
vermählte sich 3. Juli 1808 mit Franz de Paula Freiherr v. Karg-
Bebenburg zu Kirchschielten, k. k. Landrath zu Prag.
4m
Grafen v. Mirbach.
•ßatholifrh.
©efierrrid).
Besitz der Linie Mirbach - Kosmanos: die Allodial -Herrschaft Kosmanos in Böhmen. —
Besitz der Linie Mirbach -Harff: i:i der Rheinprovinz die Ritlergüter Fürth, Boch-
holz, Grafen, Vorst und Ingenfeld ; Harff, Gudenau, Enzenburg; Honsdorl und
Neuerburir.
Wappen der Linie Mirbach - Kosmanos : im schwarzen Schilde ein zehn-
endiges, mit der Wurzel ausgerissenes, silbernes Hirschgeweih. Ueber der Grafen-
krone erhebt sich ein gekrönter Helm , auf welchem sich das Hirschgeweih des
Schildes wiederholt. Die Helmdecken sind schwarz und silbern, und den Schild
halten zwei auswärtsschende Löwen von natürlicher Farbe. Das adelige Wappen,
so wie das freiherrliche, zeigen bisweilen ein achtendiges Hirschgeweih.
Wappen der Linie Mirbach-Harff : quadrirter Schild; 1 und 4 in Schwarz
ein silbernes Hirschgeweih von zehn Enden (Mirbach); 2 und 3 in Silber fünf
(1, 3, l) schwarze Ringe; auf jedem äusseren Ringe der zweiten Reihe steht ein-
wärtsgekchrt ein schwarzer Rabe (Vorst). Ueber der Grafenkrone erheben sich
zwei gekrönte Helme ; der rechte, welcher nach einigen Angaben mit einem schwarz-
silbernen Wulste bedeckt sein sollte, trägt das Hirschgeweih des 1. und 4. Feldes
(Mirbachscher Helm), und der linke einen rechtssehenden schwarzen Raben zwischen
einem offenen schwarzen Adlersfluge. Die Helmdecken sind schwarz und silbern.
Die Grafen v. Mirbach stammen aus einem sehr alten rheinischen
Rittergeschlecht, dessen gleichnamiger Stammsitz ein Dorf an der Eiflel
ist. Theodorich v. Meirbach, Ritler, kommt 1290 mit seiner Frau,
Judith, und seinem Bruder, Johann, vor. Henrich war 1360 Bundes-
genosse der Herren v. Sleiden gegen die Blankenheimer, Wilhelm besass
1398 die Burg Dreiborn als Pfand etc. — Mit dem deutschen Ritter-
orden wendeten sich mehrere Glieder der Familie nach den östlichen
GRAFEN V. MIRBACH. 121
Ländern, kamen so nach Kurland, Liefland und Preussen und machten
sich durch Grundbesitz ansässig. In Kurland und Preussen blüht die
Familie noch: in den Matrikeln des liefländischen Adels von 1742, 45
und 47 findet sich dieselbe nicht. Die Niederlassung in Böhmen, und
zwar aus Sachsen, erfolgte erst in der zweiten Hälfte des vorigen Jahr-
hunderts. Gegen die Mitte desselben soll der Reichsfreiherrenstand in
der Person des aus der rheinischen Hauptlinie stammenden Wilhelm
Ludwig Joseph in die Familie gekommen sein.
Die Grafenwürde erhielt das Geschlecht durch zwei Erhebungen.
Zuerst wurde der aus der kurländischen Linie stammende böhmische
Gutsbesitzer und ehemalige kursächsische Capitain Friedrich Gotthard
v. Mirbach, gest. 1827, welcher 1786 Reichsritter geworden war, vom
Kaiser Leopold II. 19. Aug. 1791 in den Grafenstand erhoben. Aus
der Ehe desselben mit Barbara v. Holly, geb. 23. Nov. 1774, verm.
1805, stammt das jetzige Haupt der gräflichen Linie, welche als Mirbach-
Kosmanos aufgeführt wird: Graf Gotthard.
In Folge der zweiten Erhebung erlangte aus der rheinischen Haupt-
linie Johann Wilhelm Joseph, Rilterhauptmann der Genossenschaft des
rheinischen ritterbürtigen Adels, k. preuss. Major a. D., vom König
Friedrich Wilhelm IV. 15. Oct. 1840 den preussischen Grafensland nach
dem Rechte der Erstgeburt. Graf Johann Wilhelm Joseph, verm. 1819
mit Anloinette Gräfin v. Wolfl'-Melternich . starb 23. Dec. 1849 ohne
Nachkommen, nachdem er den Sohn seiner Schwester Oltilia, verm. mit
Maximilian Friedrich Freiherrn v. Vorst-Lombeck-Gudenau : Richard Joseph
Hubert Freiherrn v. Vorst-Lombeck-Gudenau zu seinem Universal- und
Fideicommiss-Erben erwählt hatte. Letzterer nahm in Folge fideicom-
missarischer Bestimmung mit königlicher Genehmigung 31. Mai 1850
statt seines bisherigen Namens Wappen und Titel eines Grafen v. Mirbach-
Harff an, und so entstand die gräfliche Linie : Mirbach-Harff. Die Frei-
herren v. Vorst-Lombeck-Gudenau stammen nach Fahne aus einem
ursprünglich brabantischen Geschlechte. Das Gut desselben Lombeck
liegt bei Löwen, in welcher Stadt Glieder der Familie oft das Schöffen-
amt bekleideten. Später verbreitete sich das Geschlecht nach Oesterreich,
und seit 1600 hat Robens die Abstammung gegeben. Der alte Adel
wurde für Engelbert v. d. Vorst vom König Ferdinand I., Speyer 9. April
1529, bestätigt, und das Diplom als Freiherr v. Lombeck erhielt
Philipp v. d. Vorst zu Lombeck vom König Philipp II. von Spanien
19. Dec. 1663. — Die Abstammung der Mutter und des Erblassers des
jetzigen Hauptes der Linie Mirbach - Harff ergiebt nachstehende Ahnen-
tafel : Joha» v. Mirbach, verm. mit Wilhelmine v. Schilling zu Güstorf.
— Joha» Wilhelm, verm. mit Anna Barbara v. Harff, Erbin zu Harff.
— Joha»- Adolph Werner, lebte um 1695, verm. mit Elisabeth v. Hoch-
kirchen. — Carl Adolph Joseph, aufgeschworen 1714, verm. mit Gabriela
Godefrida Felicitas v. Schaesberg. — Wilhelm Ludwig Joseph, aufge-
schworen 1742, verm. mit Maria Margaretha v. Buchholz. — Gerhard
Joseph Wilhelm zu Harff, verm. mit Auguste Gräfin v. Velbrück-Lanquit.
— Ottilia und Johann Wilhelm Joseph.
122
GRAFEN MITTROWSKY V. NEMYSL.
Von den jetzigen Gliedern der Familie gehören hierher :
Linie Mirbach-Kosmanos: Graf GOTTHARD, — Sohn des
Grafen Friedrich Gotthard — geh. 26. Juli 1806, verm., zuerst 5. Mai
1828, mit Mathilde Friederike Grafin v. Pachta-Rayhofen, geb. 13. Jan.
1812, gest. 23. Mai 1831, später, 24. Mai 1834, mit der Schwester
derselben, Aloyse Gräfin v. Pachta-Rayhofen, geb. 6. Juni 1808, gest.
19. Nov. 1845, und in dritter Ehe, 20. Nov. 1849, mit Josephine
Freiin v. St. Vincent-Montalin, geb. 21. Juni 1805. — Aus erster Ehe
stammt Graf Friedrich, geb. 6. Febr. 1832, k. k. Lieutenant, aus zweiter
Ehe aber sind drei Söhne entsprossen, die Grafen: Arthur, geb. 15. März
1838, Hugo, geb. 21. Sept. 1840, und Gotthard, geb. 28. Juli 1845.
Linie Mirbach-Harff: RICHARD Joseph Hubert Graf v. Mirbach-
HarlT, — Sohn des Freiherrn Maximilian v. Vorst Gudenau, Herrn zu
Ziadlowitz in Mähren, k. k. Kämmerers, aus der Ehe mit Ottilie Freiin
v. Mirbach zu HarfF — geb. 24. Aug. 1810, k. preuss. Regicrungs-
Rath, verm. 21. Nov. 1840 mit Julie Gräfin v. Hoyos-Sprinzenstcin,
geb. 7. Juli 1816. Aus dieser Ehe stammen zwei Söhne, die Grafen:
Johann Wilhelm, geb. 11. Febr. 1842, und Ernst, geb. 17. März 1845.
Grafen Mittrowsky v. Xemysl.
$atholtfdj. ©ejUrrnd).
Besitz: die Herrschaften Pernstein, Bystritz und Rozinka in Mähren; die Herrschaft Szarväs
in Ungarn; die Herrschaft Gross - Herrlitz im österr. Schlesien.
"Wappen: im rothen Schilde ein silberner Pfahl. Ueber der Grafenkrone
erbeben sich drei gekrönte Helme. Ans dem rechten Helme wächst einwärtssehend
ein Löwe von natürlicher Farbe auf, welcher in der linken Vorderpranke ein Schwert
emporhält. Auf dein mittleren Helme ( zum Stammwappen gehörig ) stehen zwei
von Silber und Roth quer getheilte ßiiffelshörner von gewechselten Tincturen,
\\<lcbc an der Mündung mit einer und an der Aussenseite mit fünf Pfeilspitzen
von gewechselten Tincturen besetzt sind. Aus dem linken Helme wächst einwärts-
GRAFEN M1TTR0WSKY V. M.MVSL. 123
sehmd ein Tiger von natürlicher Farbe auf, weh Ihm in der rechten Tatze aufrecht
ein Schwert hält. Die HelmdeekeQ sind roll) und silbern und den Schild halten
zwei auswärtssehende grimmige Löwen. — In den Supplementen zum Siebmacber
(VIII. 21.) zeigt das Wappen der Herren v. Mitliowsky v. Nemischl im silbernen
Felde einen rothen Pfahl, und die auf dem Helme stehenden Hi'iffclshörner sind von
Ruth und Silber quer getheilt mit gewechselten Tincturen, und mit sechs Straussen-
federn ebenfalls von gewechselten Tincturen beateckt. — Die auf neueren Abbil-
dungen vorkommende Thcilung übereck von Silber und Blau ist unrichtig.
Uraltes, ursprünglich böhmisches Geschlecht, welches, nach Angabe
bewahrter böhmischer Geschichtsschreiber, urkundlich bis zum Anfange
des 13. Jahrhunderts zurückzuführen ist. Als Stammhäuser werden
Mitrowitz im sonstigen wlalischen Kreise und Nemischl hei Bechin im
Taborer Kreise angegeben und Baibin theilt eine Stammtafel der Familie
mit. Eine Verwandtschaft mit den Grafen Wratislaw v. Mitrowitz findet
nicht Statt, der Beiname letzterer kommt von einem Schlosse Mitrowitz,
welches dieses Geschlecht in Croatien erbaute, her. — Aus Böhmen
wandte sich die Familie nach Mähren und später auch nach Schlesien.
Paprocius führt an, dass in Mähren schon 1470 die Mittrowsker bei
den Einfällen der Ungarn sich sehr ritterlich benommen hätten, und Wenzel
Mitliowsky v. Nemischl war 1593 Assessor des mährischen Landgerichts
im Olmützer Kreise. In Schlesien war nach Sinapius bereits 1593 die
Familie im Troppauischen begütert, und in diese Linie kam 26. Mai
1705 in der Person des Ernst Matthias der Freiherrenstand und später
auch die Grafenwürde. Es wurden nämlich, nach Megerle v. Mühlfeld,
nachdem Freiherr Joseph, k. k. Oberstwachtmeister, 1767 Graf geworden
war, 1769 Freiherr Maximilian Joseph, Feldmarschall und Commandirender
im Banat, mit seinem Bruder Johann Baptist — nach der weiter unten
folgenden zuverlässigen Ahnentafel der Sohn des Freiherrn Ernst Matthias
— k. k. Kämmerer, Landrechtsbcisilzer und Gubernialralh in Mähren,
in den erbländisch-Österr. Grafenstand erhoben.
Die Familie theilt sich jetzt in eine ältere und in eine jüngere
Linie. Die ältere stammt nach obigen Angaben wohl vom Grafen Maxi-
milian Joseph, die jüngere jedenfalls vom Grafen Johann Baptista, und
die Abstammung der jetzigen Glieder dieser Linie ergiebt nachstehende
Ahnentafel: Peter Mitrovsky v. Nemischl; Gemahlin: Eva Freiin v. La-
iisch und Ellguth. — Carl; Gemahlin: Helena Freiin v. Lobek und
Kornitz. — Ernst Matthias, Freiherr; Gemahlin: Maria Theresia Freiin
v. Lehotsky. — Johann Baptist, Graf; Gemahlin: Josepha Gräfin v. Pergen.
— Anton Friedrich (I. ), geb. 20. Mai 1770, gest. 1. Sept. 1842,
k. k. oberster Hofcanzler; Gemahlin: Leopoldine Gräfin v. Klebelsberg,
geb. 13. Oct. 1773, verm. 27. Juli 1797, gest. 16. Sept. 1831. —
Anton Friedrich (IL), jetziges Haupt der jüngeren Linie.
In der Ahnentafel der älteren Linie folgen auf den Freiherrn Ernst
Matthias nachstehende Glieder: Graf Maximilian Joseph, k. k. Feldmar-
schall. — Johann Nepomuk; Gemahlin: Antonia Gräfin v. Zierolin. —
Wilhelm, jetziges Haupt der älteren Linie.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier zu erwähnen :
Aeltere Linie: Graf WILHELM , — Sohn des Grafen Johann
124
GRAFEN V. MOLTKE.
Ncpomuk — geb. 16. Mai 1789, Herr der Herrschaft Pernstein, Bystritz
und Rozinka in Mähren, verui. 4. Juli 1813 mit Josephine Freiin
v. SchröH'l- Mannsberg, gest. 5. Oct. 1834. Der Sohn aus dieser Ehe
ist Graf Wladimir, geb. 17. Juni 1814, Herr der Herrschaft Szarväs
in Ungarn, k. k. Kämmerer und Rittmeister in d. A. , verm. in erster Ehe
9. Oct. 1844 mit Anlonia Josepha Luise Gräfin v. Dietrichstein-Proskau,
geb. 11. Febr. 1821, gest. 3. Dec. 1847, und in zweiter Ehe, 11. Mai
1850, mit Julie Gräfin v. Salis-Zizers. Aus erster Ehe stammen zwei
Söhne, die Grafen: Franz Alphons Wilhelm Wladimir, geb. 30. Sept.
1845, und Ernst, geb. 12. April 1847.
Jüngere Linie: Graf ANTON Friedrich — Sohn des Grafen
Anton Friedrich (I.) — geb. 16. April 1801, Herr der Herrschaft
Gross -Herrlitz im österr. Schlesien, k. k. Kämmerer, Geh. Rath und
Präsident des Oberlandesgerichts im Königreich Böhmen, verm. in erster
Ehe 19. Sept. 1833 mit Adelheid Gräfin v. Clam-Gallas, gest. 8. Febr.
1836, in zweiter mit Therese Gräfin v. Wrbna , geb. 1. April 1812.
Aus zweiter Ehe stammt Graf Anton Friedrich, geb. 14. Juni 1840.
— Der Bruder des jetzigen Hauptes dieser Linie ist: Graf Joseph, geb.
14. Juni 1802, k. k. Kämmerer, Geh. Rath, Generalmajor etc.
<&oangeüfd).
Grafen v. Moltke.
Dänemark, ÜÄehlenburg, $)reitßen.
Besitz der alleren Linie: die Herrschaft Kehle und Lemnitz im Grossherzogthum Posen. —
Besitz der jüngeren Linie: die Rittergüter Nülschau; Grünholz; die Grafschaft lire-
gentved; Mollkenhurg; Aagaard etc.
"Wappen der älteren Linie: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im gekrönten
goldenen Mittelscbilde drei (2 und l) rechtssehende schwarze Hasel- oder Birk-
hühner (Stammwappen). 1 und 4 in Roth ein gehogencr, rechtsgekehrter, silbern
GRAFEN V. MOLTKE. 125
geharnischter Arm mit einer schwarzen brennenden Fackel in der Hand. 2 und 3
in Schwan ein rechtsgekehrter silberner Schwan mit aufgeschwungenen Flügeln.
Ueber der Grafenkrone erheben sich drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt
einwärtsgekehrt den Schwan des 2. und 3. Feldes ; auf dem mittleren Helme stehen
nebeneinander sieben güldene Schäfte, aus welchen eben so viele Pfauenfedern
hervorkommen (Helm des Stammwappens), und auf dem linken Helme ruht der
Arm mit der Fackel des 1. und 4. Feldes. Die Decken des rechten Helmes sind
silbern und schwarz, die des mittleren golden und schwarz, und die des linken
silbern und roth, und den Schild halten zwei auswärtssehende Greife.
Wappen der jüngeren Linie: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im ge-
krönten goldenen Mittelschild drei (2 und 1) rechtssehende schwarze Hasel- oder
Birkhühner. 1 und 4 in Blau drei (2 und 1) silberne 6 eckige Sterne; 2 und 3
in Roth ein rechtsgekehrter, gekrönter, goldener Löwe, welcher in beiden Vorder-
pranken eine rothe, von einem silbernen Kreuze durchzogene Fahne (Danebrogfahne)
an einem goldenen Stocke hält. Auf dem Schilde erheben sich drei gekrönte
Helme. Der rechte Helm trägt den Löwen mit der Fahne des 2. und 3. Feldes
und zwar ebenfalls rechtssehend ; auf dem mittleren Helme stehen nebeneinander
sieben goldene Scepter, von denen jeder mit einer Pfauenfeder besteckt ist, und
aus dem linken Helme wächst ein mit Laub umgürteter, wilder, vorwärtssehender
Mann empor, welcher mit der Rechten eine Keule über die Schulter legt,
die Linke aber in die Seite stemmt. Den Schild halten zwei einwärtssehende,
silbern bewehrte, schwarze Adler. — Den Schild des Stammwappens tingirt das
Dänische Wappenbuch, wie angegeben, golden. Nach v. Behr, v. Meding und dem
MeklenburgischenWappenbuche ist der Schild silbern. Nach mehreren Lackabdrücken
wichst im Wappen der jüngeren Linie der Löwe mit der Fahne aus dem rechten
Helme empor.
Eins der ältesten und vornehmsten meklenburgischen Geschlechter,
welches von Angelus, Enzelt und anderen märkischen Geschichtsschreibern
zu denjenigen Familien gerechnet wird, mit welchen Kaiser Heinrich I.
926 Stendal besetzte, worauf das Geschlecht sich in Meklenburg und
Pommern ansässig machte. Im 14. Jahrhundert kamen Glieder der
Familie aus Meklenburg nach Schweden und Dänemark und gelangten
in beiden Ländern zu hohen Ehren. Aus der schwedischen Linie,
welche der mit Herzog Albrecht von Meklenburg 1363 nach Schweden
gekommene Hennig Mollke, später schwedischer Reichsrath, stiftete, und
welche mit dem Reichsrathe Niclas später erlosch, stammte Marga-
retha, Tochter Johanns v. Mollke, welche sich um das Jahr 1412
mit Christiern Nils Wasa vermählte und dadurch eine Ahnfrau Gustav
Wasas , seit 1523 Königs von Schweden, wurde. Ausser dieser Linie
sind aber auch spätere andere Familienglieder nach Schweden gekommen.
Im Laufe der Zeit breitete der Meklenburgische Stamm sich immer
weiter aus, erlangte sehr bedeutenden Grundbesitz, erwarb das Land-
marschallamt im Herzogthum Güstrow und verzweigte sich später in
mehrere andere Länder, namentlich in Oesterreich, Bayern, Württemberg
und Preussen.
Der Grafenstand ist durch zwei Erhebungen in die Familie gekommen.
Zuerst wurde nämlich Adam Gottlob, k. dän. Staats- und Premierminister,
vom König Friedrich V. 31. März 1750 in den dän. Lehnsgrafenstand
erhoben und mit der Grafschaft Bregentved belehnt. Derselbe, mit dem
Könige Friedrich V. aufgewachsen und dessen vertrauter Freund, erwarb
sich durch Festigkeit im gottorpischen Erbfolgestreit und durch Belebung
126 GRAFEN V. MOLTKR.
der Künste und Wissenschaften grosse Verdienste, und der Sohn desselben,
Gotsche Joachim, hat als Staats- und Finanzminister dem Königreich
Dänemark die grössten Dienste geleistet und testamentarisch üher eine
halbe Million für verschiedene öffentliche Interessen bestimmt. — Die
zweite Erhebung , und zwar in den Reichsgrafenstand durch Kaiserin
Maria Theresia und den Mitregenten Joseph IL, gelangte 19. Ocl. 1776
in der Person Friedrich Detlevs in die Familie, welcher sich 1777 mit
der verw. Herzogin zu Holstein -Beck, geb. Gräfin zu Dohna-Leistenau,
vermählte.
Die Grafen v. Moltke scheiden sich jetzt in zwei Linien, in die
ältere und in die jüngere. Die ältere reichsgräfliche Linie stammt
von dem Grafen Friedrich Detlev, und zwar aus der württembergischen
Linie, da schon der Grossvater desselben, Johann Christoph, Herr auf
Schmorsow und Bülow, geb. 1688, gest. 1740, verm. mit einer Freiin
Schertel v. Burtenbach, als Oberstlieutenant in herzogl. württemb. Dien-
sten stand. Graf Friedrich Detlev, geb. 28. Aug. 1750, gest. 2. Sept.
1825, Herr auf Walde, Casdorf, Zwindorf, Schorsow, Walkendorf,
Friedrichshof und Dorolheenwalden, k. preuss. Oberjägermeister, verm.
sich in erster Ehe, 21. Mai 1777, mit Friederike Charlotte Antonie
Gräfin zu Dohna-Leistenau, verw. Herzogin zu Holstein -Beck, geb.
3. Juli 1758, gest. 21. April 1786, und in zweiter 1787 mit Charlotte
Eleonore v. Pritlwitz, geb. 1764, der Tochter des berühmten k. preuss.
General-Lieutenants Johann Bernhard v. Prittwitz. Aus dieser zweiten
Ehe stammt das jetzige Haupt der Linie, Graf Friedrich Carl Ludwig.
— Die jüngere Linie stammt von dem obengenannten Grafen Adam
Gottlob ab, welcher 1750 in den dänischen Grafenstand erhoben wurde.
Diese Linie hat sich sehr ausgebreitet, und es dürfte schwer sein, die
genealogischen Verhältnisse der jetzigen Glieder dieser Linie zu über-
sehen, wenn man sich nicht an Nachstehendes hallen wollte. Vom
Grafen Adam Gottlob sind sieben Söhne bekannt, die Grafen Christian
Friedrich, Ludwig Friedrich, Joachim Gotsche, Adam Ferdinand, Gebhard,
Otto Joachim und Carl Emil. — Christian Friedrich, (von den Brü-
dern desselben wird weiter unten die Rede sein) geb. 1736, gest.
1771, k. dän. Geh. Conferenz-Rath, Oberhofmarschall etc., hinterliess
vier Söhne, die Grafen Adam Gottlob Detlev, Joachim Detlev, Ferdinand
und Magnus. — Graf Adam Gottlob Detlev, geb. 15. Jan. 1765, gest.
17. Juni 1843, Herr auf Noer und Nütschau, verm. sich in erster
Ehe mit Auguste v. Wiebel , in zweiter mit der Schwester derselben,
Maria Christiana v. Wiebel, gest. 1808, und in dritter Ehe mit Carolina
Klüver. Aus erster Ehe stammt Graf Carl (s. unten).
Von dem jetzigen Bestände der Glieder der beiden gräflichen Linien
gehören hierher:
Aeltere Linie: Graf Friedrich CARL Ludwig — Sohn des
Grafen Friedrich Detlev aus zweiler Ehe — geb. 5. Mai 1798, Herr
der Herrschaft Behle und Lemnitz im Grossherzogthum Posen, grossh.
meklenb. strelitzer Oberstallmeister, verm. in erster Ehe, 1. März 1826,
mit Adelaide Bertha v. Wulffen, geb. 15. Aug. 1806, gest. 24. Mai
GRAFEN V. MOLTKR. 127
1833, und in zweiter, 2. April 1834, mit Maria Eugenie v. Roeder, geb.
3. Juli 1810. Aus erster Ehe stammt Graf Frikdrich Georg Carl Felix
Wilhelm, geb. 22. Sept« 183.1«« WS zweiler: Graf Waldemar Friedrich
Carl Detlev, geb. 16. Sept. IS 4 2.
Vom Grafen Werner Jaspar Andreas — nach den über diese Familien
so genauen Angaben des Geneal. Taschenbuches der gräfl. Häuser, dem
Bruder des Vaters des Grafen Friedrich Carl Ludwig , also dem Bruder
des Grafen Friedrich Detlev — gest. 15. Aug. 1838, k. dän. Geh.
Consistorial-Rathe und Präsidenten der Stadt Copenhagen, stammt Graf
Ehrenreich Christoph Ludwig, geb. 1790, dän. Lehnsgraf, k. dän. Kam-
merherr, Geh. Conferenz-Rath, Gesandter am k. franz. Hofe, verm. 1819
mit Friederike Wilhelmine Reinholdine v. Bardenfleth , geb. 18. April
1800. Gehört Letzterer wirklich in die ältere Linie, wie am angegebenen
Orte seit 1844 zu finden ist, so würde auch in diese Linie der dän.
Lehnsgrafenstand gehören.
Jüngere Linie: Graf CARL — Sohn des Grafen Adam Gottlob
Detlev aus erster Ehe — geb. 15. Nov. 1800, Herr auf Nütschau, k.
dän. Kammerherr, Gel). Conferenz-Rath und gew. Geh. Staatsminister,
verm. mit Malwina Anna Simons, aus welcher Ehe Graf Adam Heinrich,
k. k. Oberlieulenant, stammt. Der Stiefbruder des Grafen Carl, aus
des Vaters zweiter Ehe, ist Graf Magnus Theodor, geb 9. März 1806,
Erbherr auf Grünholz, Verbitter des adeligen Klosters zu Itzehoe, verm.
mit Friederike Antonie Sophie Gräfin v. Wedel -Jarlsberg, aus welcher
Ehe zwei Söhne entsprossen sind , die Grafen : Adam Magnus Hermann,
geb. 30. Juli 1838, und Carl Ferdinand Ludwig, geb. 19. Oct. 1843.
— Der Stiefbruder des Grafen Carl, aus des Vaters dritter Ehe, ist
Graf Friedrich Adamson, geb. 1815, Amtmann zu Lauenburg, verm.
16. März 1S49 mit Fanny Gräfin v. Rantzau, geb. 12. Juni 1824, aus
welcher Ehe zwei Söhne leben, die Grafen : Adam Carl Christian, geb.
22. April 1850, und Otto Ludwig Magnus Gerhard, geb. 13. Aug. 1851.
Brüder des Grafen Adam Gottlob Detlev und deren Nachkommen.
Vom Grafen Joachim Detlev, gest. 1820, k. dän. Kammerherrn und Obersten,
stammen, aus der Ehe mit Elline Catharine v. Neergaard, drei Söhne:
Graf Magnus Jens Gotsche, geb. 1801, k. dän. Rittmeister a. D., verm.
mit Elise Freiin v. Bretton, aus welcher Ehe Graf Joachim Adam Magnus
Ferdinand, geb. 22. Dec. 1830, stammt; Graf Adam, geb. 1805, k.
dän. Riltmeisler a. D., Willwer von Mathilde v. Nolly, aus welcher Ehe
Graf Oscar, geb. 1828, entsprossen ist, und Graf Adolph Peter, geb.
1806, k. dän. Forst- und Jagdjunker. — Vom Grafen Ferdinand, gest.
als k. dän. Major, lebt aus der Ehe mit Sophie Hedwig v. Lewetzau :
Graf Magnus, geb. 1809, — und am Leben ist Graf Magnus, geb. 1783,
k. dän. Obergerichtsrath , Wittwer von Juliane Charlotte Ulrike Gräfin
v. Brockdorff, geb. 26. März 1794.
Brüder des Grafen Christian Friedrich und Söhne des Grafen
Adam Gottlob und deren Nachkommen. Graf Ludwig Friedrich, Dechant
zu Lübeck, gest. 1826, verm. mit Sophie Agnes Gräfin v. Luckner,
gest. 19. März 1847. — Vom Grafen Joachim Gotsche, k. dän. Staats-
1 28 GRAFEN V. MOLTKE.
minister, gest. 1818, lebt Graf Adam Wilhelm, geb. 25. Aug. 1783,
Herr der Grafschaft Bregentved , k. dän. Ordens -Vicecanzler, Präsident
des Slaatsraths und Staatsminister a. D., verm. in erster Ehe mit
Friederike Luise Gräfin v. Knuth, gest. 15. März 1819, und in zweiter,
22. Aug. 1823, mit Maria Elisabeth Gräfin v. Knuth, gest. im Januar
1851; aus letzterer Ehe stammen zwei Söhne, die Grafen: Friedrich
Georg Julius, geb. 27. Febr. 1825, k. dän. Kammerherr, verm. 1851
mit Caroline v. d. Maase, und Christian Heinrich Carl, geb. 13. Mai
1833. — Von dem verstorbenen k. dän. Admiral Grafen Adam Ferdinand
lebt Graf Adam Gottlob, geb. 1792, k. dän. Kammerherr und Lotto-
Administrator, verm. mit Friederike Lund, welcher Ehe die Grafen Adam
Wilhelm und Ferdinand entsprossen sind. — Vom Grafen Gerhard
v. Mollke-Hvitfeld, geb. 20. Febr. 1764, gest. im Dec. 1851, Herrn
auf Moltkenburg auf Fühnen, k. dän. Geh. Conferenz-Rathe, verm. in
erster Ehe mit Bertha v. Hvitfeld, und in zweiter mit Bertha v. Bille-
Brahe, lebt aus zweiter Ehe Graf Adam Gottlob, geb. 10. Juni 1798,
k. dän. Kammerherr, verm. mit Elise Gräfin Rasumofski, aus welcher
Ehe drei Söhne leben, die Grafen: Gebhard Leo, Attache" bei der k. dän.
Gesandtschaft in Brüssel; Waldemar, k. schwed. Marine -Lieutenant, und
Harald. — Vom Grafen Otto Joachim, Herrn zu Espegaard, k. dän. Staats-
minister etc., gest. Anfang Febr. 1853 im 83. Jahre, verm. zuerst mit
Sophie Caroline Freiin v. Juel, und später mit Sophie v. Düring, leben
aus erster Ehe zwei Söhne: Graf Adam Gottlob, geb. 31. Mai 1798,
k. dän. Kammerherr und General- Kriegs -Commissair des Königreichs
Dänemark, verm. mit Rosalie Hennings, geb. 23. Mai 1801, aus welcher
Ehe zwei Söhne stammen, die Grafen Otto Joachim Wilhelm, geb.
9. Sept. 1828, k. k. Lieutenant, und Wilhelm Emanuel Johannes, geb.
16. Juli 1830 — und Graf Wilhelm Matthias, geb. 1. März 1801,
vormals k. dän. Amtmann zu Holbeck, verm. 1837 mit Thusnelda
v. Rheden. — Am Leben ist noch Graf Carl Emil, geb. 7. Jan. 1773,
Herr zu Aargaard, k. dän. Geh. Conferenzrath, seit 1842 Wittwer von
Asta Thusnelda Gräfin v. Münster- Meinhövel, und der Sohn desselben
ist Graf Ernst, geb. 2. Jan. 1822, Legationssecretair bei der k. dän.
Gesandtschaft zu Petersburg.
MtAKKN V. MO.NT(.l J AS. 1*29
Grafen v. Montgelas.
Äatholtfd). öogfrn.
Besitz: <lie Majoraisherrsolinfipn Bfrglkofen, AhPirn, Orzon . Geratapoinl und Laogquari in
NiedciLavtiii.
Wappen: quadrirter Schild mir Mittelschild. Im silbernen Mittelschild drei
blaue, nebeneinander aufrechtstehcnde bayerische Wecken, über welchen eine gol-
dene Königskrone schwebt (bei Erhebung in den Grafenstand erlheilt zum Andenken,
dass Bayern die Künigswürde unter dem Ministerium des Grafen v. Montgelas
erhalten hat). 1 und 4 in Roth ein silberner, rechtsgekehrter Drache mit aufge-
schlagenem Slachelschwanze; 2 und 3 in Blau drei (2 und l) silberne Granatäpfel,
jeder am Stiele mit zwei silbernen Blättern, lieber der Grafenkrone erheben sich
fünf gekrönte Helme. Der rechte Helm ist mit fünf Straussenfedern, wechselnd
blau und silbern, besetzt; der zweite Helm trägt den Drachen des 1. und 4. Feldes
einwärtsgekehrt ; der mittlere zwei silberne Büffelshörncr, zwischen welchen die
Königskrone des Mittelschildes auf einem rothen Kissen liegt ; der vierte einen
doppelt geschweiften, einwärtsgekehrten, goldenen Löwen, welcher in der rechten
Vorderpranke einen silbernen Granatapfel mit Stiel und Blättern hält, und der linke
Helm einen die Sachsen einwärtskehrenden, rothen Adlersflügel. Den Schild halten
zwei vorwärtssehende, goldene, gelöwte Leoparden, und das Ganze umgiebt ein rnther,
mit Hermelin gefütterter Wappenmantel.
Die Grafen von Montgelas stammen aus einem alten Geschlcchte in
Savoyen , welches unter dem Namen Garnerin, Seigneur de la Thuille,
Baron de Montgelas bekannt ist. Franz Garnerin, Seigneur de la Thuille,
war Staalsrath und Parlaments -Präsident zu Chanibery, und der Urenkel
desselben, Johann Sigmund Garnerin, Freiherr v. Montgelas, geb. 1710,
liess sieh in Bayern nieder, vermählte sich 1753 mit Ursula Gräfin
v. Trauner, und starb 1707 als kurbayerischer Generalmajor und Vice-
Obersl- Silberkämmerer. Der Sohn desselben, Maximilian Carl Joseph
Franz de Paula Hieronymus, wurde vom Könige Maximilian I. von Bayern
7. Nov. 1809, als k. bayer. Staats- und Conferenzminister der äusseren
und inneren Angelegenheiten und der Finanzen, in den Grafenstand
des Königreichs Bayern erhoben. Derselbe, geb. 12. Sept. 1759, gest.
13. Juni 1838, erblicher Reichsrath des Königreichs Bayern seit 26. Mai
n. 9
130
GRAFEN V. MORAWITZKY.
1818, k. bayer. Kämmerer, Slaals- und Conferenzminister etc., verm.
sich 20. Juni 1803 mit Ernestine Gräfin v. Arco , geb. 5. Juli 1779,
gest. 17. Juni 1820, und aus dieser Ehe stammt das jetzige Haupt
der Familie :
Graf MAXIMILIAN Joseph Philipp Wilhelm, geb. 16. April 1807,
erblicher Reichsrath des Königreichs Bayern, k. bayer. Kämmerer etc.,
verm., 16. April 1836, mit Elisabeth Jemima Watts- Rüssel. Die drei
Söhne desselben sind die Grafen Maximilian Joseph Ambrosius Maria,
geb. 7. Dec. 1837; Rudolph Ernst Emil Simeon Maria Franz v. Sales,
geb. 18. Febr. 1843, und Hugo Maximilian Werner Maria, geb.
1. Oct. 1844.
Der Bruder des genannten Familienhauptes ist Graf Ludwig Max
Joseph, geb. 19. März 1814, k. bayer. Kämmerer und Minister-Resident
am k. hannoverischen Hofe.
Grafen v. Morawitzky.
Öatholifd). öagcrn.
Besitz: die Rittergüter Mosen und Armstorfl".
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelscbild. Im silbernen Mittelschild
drei (2 und 1) rothe Herzen ( Stanimwappen). 1 und 4 in Roth eine aufrecht-
geftelfce, rechtsgekehrte, silberne Streitaxt ißeili mit goldenem Stiel (Haus Topor);
2 und 3 in Blau im Schildesfusse eine goldene Krone, aus welcher sich zwei Gera-
senhörner von natürlicher Farbe auswärtsgekehrt nebeneinander erheben. Auf dem
Schilde sieben fünf, bis auf den mittleren, gekrönte Helme. Der rechte zum
Stanimwappen gehörige Helm trägt das Geweih eines Hirsches von zehn Enden
und natürlicher Farbe; aus dem zweiten wächst ein silbernes, einwärtsgekehltes
Ross bis zum Unterleibe empor; auf dem mittleren Helme ruht ein rother Fürstenhiit ;
über dem vierten Helme liegt schrägrechts die Streitaxt des 1. und 4. Feldes,
welche mit dem Griffe die Aussenseite der Krone des Helmes berührt, und der
linke Helm trägt die Gemsenhörner des 2. und 3. Feldes. Die Helmdecken sind
rechts roth und silbern, links schwarz und golden.
Die Grafen v. Morawitzky gehören zu dem bekannten polnischen*
Geschlechte Topor oder Starza , einem der zwölf ältesten polnischen
Adelshäuser, welches vor und nach König Sigismund II. August, welcher
GRAFEN V. MORAWITZKY. 131
bekanntlich von 1548 — 1572 regierte, llieils unter dem Namen Topor
Starza , theils unter anderen Stamm- und Gesclilechtsnamen die vor-
nehmsten geistlichen und weltlichen Ehrenämter bekleidete, grosse Güter
besass, Klöster stiftete und, ausser den Herrschaften in Polen, auch
bedeutenden Grundbesitz in Böhmen und Schlesien erwarb, und sich
besonders in Abstammung von Navogius, Grafen v. Preginia, Palatins in
Sandomir, dem Erbauer vonTenezin, unter den Namen der Grafen Tenczinsky,
Ossolinsky und Morawitzky, mit Beibehaltung des alten Geschlechtswappens,
ausbreitete. Von der dritten der eben erwähnten Linien, der Linie von Mora-
witzky, legten Zegolha und Otto, beide Toporen, da sie 1271 einen Bischof
gefangen nach Syradien führten, auf Andringen der übrigen Toporen, das
Wappen des Hauses Topor ab, nahmen in Silber drei rothe Herzen au und
liessen sich in Schlesien nieder. Bei späteren Standeserhebungen der Familie
ist aber das Wappen des Hauses Topor wieder in das Wappen aufge-
nommen worden. - Der Freiherrenstand ist durch zwei Erhebungen in
die Familie gekommen. Zuerst erhob Kaiser Leopold I. den in passauischen
Diensten stehenden Oberstlieutenant und Landrichter Johann Joachim
Morawilzky aus dem alten Ritter- in den alten Herren- und Freiherren-
sland, und später, 1708, wurde W'olfgang Heinrich Morawitzky v. Rudnitz
vom Kaiser Joseph I. in den Freiherrenstand versetzt. Das Grafendiplom
erhielt vom Kaiser Carl VII., 14. Febr. 1742, Theodor Heinrich Topor
Freiherr v. Morawilzky, geb. 1680, k. bayer. Kammerherr und General-
Feldmarschall- Lieutenant, eine Erhöhung, welche vom Kurfürsten Max
Joseph von Bayern 19. März 1757 anerkannt und auf die morawitz-
kyschen jüngeren Linien, auf die zu Amberg und Gulmain, ausgedehnt
wurde. In Folge dieser Anerkennung und Ausdehnung sind die ältere
und diese beiden jüngeren Linien, welche letztere von zwei Brüdern,
den Grafen Johann Anselm Heinrich, kurf. Kämmerer und Regierungs-
Ralh zu Amberg, und Theodor Benedict Heinrich, abstammen, in die
Grafenclasse der Adelsmatrikel des Königreichs Bayern, 30. Mai 1809
und 29. Mai 1812, einverleibt worden. Der Mannesslamm der älteren
Linie erlosch 1820 mit Graf Carl, k. bayer. pens. Hauptmann, und so
blühen jetzt nur die beiden jüngeren Linien zu Amberg und Culmain.
Das Haupt der Linie zu Amberg ist: MAXIMILIAN August
Eduard Graf Topor v. Morawilzky und Rudnitz — Sohn des Grafen
Emanuel Heinrich Alois, k. bayer. Grenadier- Hauptmanns, geblieben
3. Dec. 1800 bei Hohenlinden, aus der Ehe mit Johanna Freiin v. Weik-
mann auf Kretschcnreulh, gest. 19. März 1833 — geb. 28. Oct. 1798,
k. bayer. Hauptmann, verm. 2. Febr. 1837 mit Luise Dorothea v. Schiber,
geb. 24. Jan. 1804, aus welcher Ehe zwei Töchter, die Gräfinnen
Justine und Amalia, leben. Die Schwestern sind : Anna verw. v. Zentner
und Rosamunde verm. v. Ernesti.
Die Linie zu Culmain repräsentirt Graf Johann ANTON Amrrosius,
— Sohn des Grafen Johann Adam Ferdinand, geb. 2. Aug. 1763,
gestorben als kurbayer. Forstmeister zu Culmain — geb. 3. Sept. 1794,
k. bayer. pensionirter Hauptmann.
9*
|32 RBAFEW V. MORZIN.
Grafen v, Morzin.
Ml)oi\fd). ©efUrretdj.
Besitz: die Herrschaft Hohenelbe in Böhmen.
Wappen: quadrirler Schild mit Mittelschild. Im goldenen Mittelschild ein
gekrönter und golden bewehrter, schwarzer, zweiköpfiger Adler (bei Erhebung in
den Grafenstaud hinzugekommen). 1 und 4 in Silber der vorwartsgekehrte Rumpf
eines gekrönten Mohren mit goldenen Ohrringen und goldenem Halskleinod (Stamm-
wappen). 2 und 3 in Roth eine silberne, schwarz ausgefugte Mauer mit drei
Zinnen (Wappenvermehrung durch Anselm Ritter v. Mohr). Den Schild decken
drei gekrönte Helme. Auf dem rechten Helme steht der Mohrenrumpf des 1. und
4. Feldes, zwischen einem offenen , von Rlau und Silber quergetheilten Adlersfluge
von gewechselten Tincturen < Helm des Stammwappens) ; der mittlere Helm trägt
den Doppeladler des Mittelschildes (zum Mittelschilde gehörig), und der linke zwei
von Gold und Rlau quergetheilte Rüffelshörner von gewechselten Tincturen, zwischen
denen eine goldene Lilie schwebt ( in Folge der erwähnten Wappenvermehrung).
Die Helmdecken sind rechts blau und golden, links roth und silbern.
Die gräflich Morzin'selie Familie stammt in directer Linie von dem,
einem Hetrurisclien Königsstamme entsprossenen, uraltadeligen Geschlechte
der Equilum de Mauro oder Ritter v. Mohr ab : eine Annahme, welche unter
den älteren Schriftstellern namentlich Bucelini, unter den späteren Hübner
u. A. bestätigt und durch Stammreihen möglichst bewiesen haben. Die
nachstehenden Angaben sind ausschliesslich nur aus Original -Urkunden
und Diplomen, welche sich im gräflichen Familienarchive befinden, ge-
schöpft und somit authentisch. Der erste näher Bekannte des Geschlechts,
welcher später den Namen Morzin führte, war Anselm Ritter v. Mohr,
welcher, als kaiserl. Commandant der Stadt Gratz in Steyermark, diese
Stadt mit so ausgezeichneter Tapferkeit gegen den Angriff' der Türken
unter Solimari IL verlheidigte, dass er zur Belohnung seiner Verdienste
zum Oberst-Feldwachtmeisler ernannt, und ihm, zur bleibenden Erinnerung
an diese erfolgreiche Vertheidigung, sein bis dahin aus einem gekrönten
Mohren bestehendes Wappen durch eine silberne Mauer mit Zinnen
vermehrt, und, mit Bezug hierauf, auch sein Name in den Namen Morzin,
welchen er vom Jahre 1532 führte, umgewandelt wurde.
Der Sohn desselben, Matthäus Ritter v. Morzin, wurde mit kaiserl. Di-
plome vom 18. Aug. 1562 in den erblichen Reichsritterstand erhoben, und von
GRAFKN V. MORZIff. 133
dem Sohne des Letzteren: Caspar R. v. M., welcher sich mit Eleonora Gräfin
Malacrida vermählte, stammte Blasiis R. v. Morzin, welcher im Friaulschen
ansässig und begütert war und sich mit Hieronyma Allhana Gräfin zu Salwarol
vermählte. Aus dieser Ehe hatte derselbe vier Söhne, Laelius, Martius,
Rudolph und Paul. Die ersten zwei wurden im spanischen Kriege durch
ihre Tapferkeit bekannt und blieben auf dem Schlachtfelde. Die beiden
letzleren zeichneten sich gleichfalls im 30jährigen Kriege aus, wurden
mit Diplom vom 10. Mai 1632 in den erblichen alten Reichsfreiherren-
stand erhoben, erhielten mit Diplom vom 15. Oct. 1632 das Incolat in
Böhmen und den hierzu incorporirten Ländern, und wurden laut Diplom
vom 18. Aug. 1636 auf dem Reichstage zu Regensburg in den alten
Reichsgrafenstand erhoben. — Rudolph, des heiligen röm. Reichs Graf
v. Morzin, kais. w. Kämmerer, Hofkriegsrath, Feldmarschall und Obrister
zu Ross und zu Fuss, war zugleich auch kursächsischer Feldmarschall,
als welcher er im Jahre 1638 die kursächsische Armee in der Lausitz
zusammenzog und mit den kaiserl. Truppen vereinigte. Er diente zuerst
vier Jahre unter König Sigismund III. von Polen in dem moskowitischen,
und hierauf seit 1618 unter Kaiser Ferdinand II. in dem 30jährigen
Kriege mit ausgezeichneter Tapferkeil und Verdienst. In der Schlacht
bei Wittstock wurde er durch einen Schuss am Kopfe schwer verwundet
und verlor ein Auge. Derselbe war vermählt mit Sabina Sylvia Wrzowzin
Freiin v. Wrzowetz, verw. Freiin v. Hrzan-Harras, und beschloss sein
rühm- und lhatenreiches Leben im Jahre 1646 zu Prag kinderlos.
Es folgte ihm sonach sein Bruder Paul, kaiserl. Kämmerer, Oberst-
lieutenant und Hauptmann des bunzlauer Kreises in Böhmen, Stifter des noch
jetzt bestehenden gräfl. Majorats- Familien -Fideicomniisses, verm. 23. Juli
1640 mit Maria Elisabeth, Tochter des Johann Hrzan Freiherrn v. Harras
und der Sabina Sylvia Wrzowzin Freiin v. Wrzowetz, wrelche in zweiler
Ehe mit seinem Rruder Rudolph vermählt war. Er starb in Prag 3. Nov.
16S9 und hinlerliess sechs Söhne und vier Töchter. Die Nachkommen-
schaft der beiden erstgeborenen Söhne, Johann Rudolph und Franz Niclas,
ist längst ausgestorben , und die gegenwärtig noch bestehende Linie
stammt von dem dritten Sohne Ferdinand Matthias, kaiserl. Kämmerer
und königl. Hauptmanne des Pilsner Kreises in Böhmen, ab. Dieser ver-
mählte sich 16. Oct. 1692 mit der Wiltwe des Grafen Hannibal Schaum-
burg, Catharina, Tochter des Johann Reinhard Freiherrn v. Pfürdt und
der Maria Gräfin v. Sickingen, und starb später auf seiner Herrschaft
Lukawetz in Böhmen, 23. Mai 1725. Aus dieser Ehe wurde ihm der
einzige Sohn, Ferdinand Maximilian Franz, kaiserl. Kämmerer, Geh. Rath
und des grösseren Landrechtes Beisitzer in Znaim in Mähren, 16. Dec.
1693 geboren. Derselbe vermählte sich 22. Nov. 1714 mit Anna
Catharina, Tochter des Franz Zdenko Nowohradsky Grafen v. Kollowrat
und der Eleonore Cäcilie Gräfin v. Jaroschin , und starb in Lukawetz
22. Oct. 1763. Von seinen, aus dieser Ehe hinterlassenen vier Söhnen:
Carl Joseph Franciscus, Ferdinand Johann, Peter Veit und Johann
Nepomuk, folgte ihm sein Erstgeborener: Graf Carl Joseph Franciscus,
kaiserl. Kämmerer und Geh. Rath, geb. 23. Jan. 1717, verm. 4. Febr.
134 GHAKH V. n. MÜHLEN.
1749 mit Wilbelmine, Tochter Franz Wenzels Freiherrn v. Reisky und
Duhnitz, und der Aloisia Gräfin Lazansky Freiin von Bukowe, gest. im
Jahre 1783. Ans dieser Ehe wurden 22 Kinder und unter denselben elf
Söhne geboren: Rudolph, Ferdinand Johann, Franz Wenzel, Carl Boromäus,
Paul, Johann, Joseph, Anton, Franz Xaver, Vincenz und Peter Procop.
Im Majorate folgte der erstgeborene Sohn: Graf Rudolph, geb.
23. Mai 1752, gest. 7. Sept. 1817, k. k. Kämmerer und Rath des
k. Landrechts zu Prag, Herr der Herrschaft Hohenelbe, verm. 20. Oct.
1797 mit Josephe Therese Gräfin v. Hohenwart, geb. 12. Oct. 1772,
gest. 6. April 1846, und von demselben stammt der jetzige Besitzer der
Herrschaft Hohenelbe:
Graf RUDOLPH, geb. 13. März 1801, k. k. Kämmerer, verm.
6. Juli 183t mit Philippine Gräfin v. Sweerls-Spork, geb. 19. Oct. 1808,
gest. 21. Oct. 1834, aus welcher Ehe eine Tochter, Aloisia, stammt.
Der Bruder desselben ist: Graf Peter, geb. 1807, k. k. Kämmerer und
General-Major, diensthabender Kämmerer des Erzherzogs Johann.
Der lebende Bruder des Grafen Rudolph des Vaters ist Graf Peter Procop,
geb. 1770, k. k. Kämmerer, verm. mit Maria Anna Gräfin v. Bercbtoldt,
gest. 18. März 1826. — Von einem verstorbenen Bruder, dem Grafen
Vincenz, geb. 1769, gest. 30. Oct. 1803, leben aus der Ehe mit
Therese Gräfin v. Kiinigl, geb. 17. April 1779, verm. 24. Febr. 1801,
zwei Söhne: Graf Carl, geb. 21. März 1802, k. k. Kämmerer, General-
Major etc., und Graf Vincenz, k. k. Kämmerer und Oberst.
Grafen v. d. Mühlen.
Äcttljolifd). Öagern.
Besitz: das Majorat VVinklnrn, Frauen- und Reichenslcin und die Herrschaft Bertolzheim
das Majorat Letnberg, Siephaning, l'ürkensee, Fischbacli clc.
Wappen: Schild von Buth und Gold senkrechtgetheilt mit einem abge-
kürzten Sparren von gewechselten Tincturcn, und oben rechts ein blaues Freiviertel
mit einem aulVechlgestellten Schwerte mit silberner Klinge und goldenem Griff.
Den Schild deckt eine (iratenkrone. Wie beschrieben, giebt das Geneal. Taschenb.
GRAFEN V. I». MÜHLEN. 135
der gräfl. Häuser dieses Wappen an und diese Angabe entspricht den heraldischen
Bestimmungen Für den kaiserl. franzosischen Adel. — Nach dein Wappenbuche des
Königreich! Bayern ist der Schild der Länge nach getheilt; rechts in Koth ein
Mfrecbtgestelttes Sehweit mit goldenem Griffe; links ?on Gold und IS • > 1 1 1 der Lange
nach getheilt mit einem abgekürzten breiten Sparren von gewechselten Tiucturen.
Die Grafen v. d. Mühlen stammen atis einer allen und angesehenen
französischen Familie, deren ursprünglicher Name Dumoalin ist. Aus
dieser Familie wurde vom Kaiser Napoleon 1812 der kais. französische
General -Lieutenant Carl Dumoulin, gest. 15. Oct. 1847, in den fran-
zösischen Grafenstand erhoben. Derselbe vermählte sich 1806 mit
Catharina Eugenia Gräfin v. Eckardt, der Erbtochler des erblichen Reichs-
ratlis des Königreichs Bayern, Geh. Raths, Kämmerers und General-
Lieutenants Wilhelm Carl Joseph Adam Grafen v. Eckardt, geb. 21. Juli
1758, welcher vom Kurfürsten Carl Theodor im kurpfälzischen Reichs-
vicariate 24. Sept. 1790 den Reichsgrafensland cum privilegio non usus
erhielt. Diese Erhebung wurde später, 1810, bekannt gemacht und
benutzt, und das Wappenbuch des Königreichs Bayern (I. 31) giebt das
Wappen unter dem Namen: Grafen v. Eckart, genannt Ecker auf Mörlach.
Der Schild ist quadrirt mit Mittelschild. Letzterer ist der Länge nach
von Silber und Roth getheilt, und auf der Theilungslinie liegt ein Eichen-
zweig mit drei Eicheln und zwei grünen Blättern, nach v. Wölckern
das Stamm wappen. Feld 1 und 4 zeigt in Roth drei nebeneinander-
stehende grosse silberne Wecken: ein Wappenbild, welches, nur in
anders tingirlem Felde, eben so die Grafen v. Egger, wie die Ecker
v. Pöring und die Ecker v. Kapfing führen. Feld 2 und 3 ist der
Länge nach von Gold und Roth getheilt und mit einem aufrechtslehenden
Sparren von gewechselten Tincturen belegt, welchen Sparren, nur im
von Roth und Gold der Länge nach getbeillen Felde, das Wappen der
Grafen v. d. iMühlen zeigt. — Wilhelm Carl Joseph Adam Graf v. Eckardt
bestimmte testamentarisch , dass seine Tochter Catharina Eugenia Gräfin
v Dumoulin Nutzniesserin der ihm zustehenden zwei grossen Majorate
in Bayern sein und bleiben solle, und bestimmte die beiden ältesten
Söhne derselben als spätere Nachfolger in diesen Majoraten. Beide
Brüder nahmen darauf den deutschen Titel: Grafen v. d. Mühlen an.
Dieselben sind :
Graf CARL Eduard, geb. 1. Mai 1808, k. bayer. Oberlieutenant,
zukünftiger Herr des Majorats Winklarn, Frauen- und Reichenslein und
der Herrschaft Bertolzheim hei Neuburg a. d. Donau, und
Graf Gustav Adolph, geh. 24. März 1809, k. bayer. Kammerjunker,
Attache im Staatsrninisterium des Innern, zukünftiger Majoratsherr auf
Leonberg, Slephaning, Pürkensee, Fischbach etc.
136
GRAFE> V. MILI.NKN.
Grafen v. Mülinen.
Hrformtrt. $d)mih tOürttemberg unb flreufjen.
Besitz: die Herrschaft Pfaffendorf in Schlesien.
Wappen: im goldenen Schilde ein schwarzes Mühlrad von acht Schaufeln
(Stammwappen). Ueber der Grafenkrone erheben sich fünf Helme, von welchen
der rechte und der mittlere gekrönt sind. Auf dein rechten Helme stehen sechs
(1, 2 und 3) pyramidenförmig über einander aufgerichtete, grüne, mit Gold einge-
fasste Hügel, von denen der oberste mit drei silbernen Stranssenfedern besteckt
ist (Grünenberg). Der zweite Helm trägt den Kopf und Hals eines einwärtssehenden,
rothen Löwen mit goldenem, ausgezacktem Kamme, welcher an jeder der vier
Spitzen mit einer Pfauenfeder besteckt ist (Mandelsburg). Auf dem mittleren Helme
steht das Rad des Schildes (Helm des Stamm Wappens), welches von Einigen hier
golden angegeben wird. Auf dem vierten Helme erheben sich über einander zwei
silberne, einwärtssehende Schwanenhälse, von denen jeder in dem schwarzen Schnabel
einen goldenen Ring mit einem rothen Steine hält, und aus dem linken Helme
wächst der Rumpf eines vorwärtssehenden bärtigen Manne* empor, dessen Kleidung
von Rlau und Silber quergetheilt ist. Der blaue obere Theil ist mit einem silbernen
6eckigen Sterne belegt, und den Kopf bedeckt eine blaue Mütze mit silberner
Stulpe. Die Decken des rechten Helmes sind grün und silbern, die des
zweiten rotb und golden, die des mittleren schwarz und golden, die des vierten
roth und silbern, und die des linken blau und silbern. Den Schild halten zwei
auswärtsseilende silberne Schwäne, von denen jeder im Schnabel einen goldenen
Ring mit rothem Steine und in dem freien Fusse eine goldene Fahne mit einem
einwärtsgekehrten, blaugekrönten, rothen Löwen ( habsburgischer Löwe) hält.
— Nach der Abbildung im Wappenbuche des Königreichs Württemberg kreuzen
sich die Fahnen hinter dem Schilde und werden nicht von den Schwänen gehalten.
Unter dem Schildesfusse weht ein Rand mit der Devise: Suaviter In Modo, Fortiter
In Re.
Eins der ältesten der jetzt noch blühenden Geschlechter der Schweiz,
welches seinen Ursprung von einem rhätischen Edeln ableitet, der sich
mit der einzigen Tochter des Grafen Ethiko des Weifen vermählte und
durch diese Vermählung grosse Güter am Züricher- und Wallenstädtersee
erlangte. Die Nachkommenschaft desselben schied sich in mehrere Zweige,
von denen besonders das Haus der Grafen v. Rapperschwyl berühmt
geworden ist. Ein anderer Zweig mit dem Namen v. Hezelszelle wird
GRAFEN V. MÜLINEN. 137
für den Urstamm des Hauses Miilinen gehalten, und wirklich lag eine
Burg Miilinen in der Hezelsau am Ausfluss des Wallenstädter Sees, und
die Freiherren dieses Namens besassen die dort liegende Stadt Wesen
und einen grossen, mit den Rapperschwylschen Gütern vermengten
Landstrich; auch führt Conrad Gessler, welcher um das Jahr 1280 ein
Verzeichniss des Oberschwülichen Adels zusammenstellte, die Herren
von Hezelszelle als Freiherren von Mülinen und Herren v. d. March
auf. Im Anfange des 12. Jahrhunderts zog ein Glied der Familie
mit dem Grafen v. Lanzburg nach Argau und erbaute unweit Habs-
burg die Burg Mülinen. Der Sohn desselben folgte dem habsburgi-
schen Panier und war wohl der Erste dieses Geschlechts, der mit
dem habsburgischen Hause in Verhältnisse trat, welche so lange sich
treu bewährt haben. — Von drei Enkeln des Adalgotz v. Mülinen ver-
kauften 1221, laut Urkunde, welche sich noch im Familienarchive findet,
zwei an den dritten Bruder. Einer dieser Brüder, Conrad, verlor den
Freiherrenstand durch Vermahlung mit einer Tochter aus dem Ritter-
hause Hedingen. Der Enkel desselben, Egbert, hinterliess zwei Söhne,
welche, in die Acht erklärt, 1309 als Anhänger des Herzogs Johann
von Schwaben zur Farwangen enthauptet wurden, auf welchen Anlass
auch die Burg Mülinen in Flammen aufging. Aus einem anderen Zweige
stammte Peter v. Mülinen,. Kaiser Rudolphs I. Schultheiss zu Brugg,
welcher auch im Kample für das habsburgische Haus fiel. Der Sohn
desselben, Berchtold, bekleidete dieselbe Stelle, blieb nach Kaiser
Albrechts I. Tode dessen Söhnen treu und erhielt vom König Friedrich,
als Lohn für seine Treue, die Erlaubniss, den Helm seines Wappens
mit der Krone zu schmücken, und die bisherigen Schildesfarben Roth
und Silber in die Reichsfarben Schwarz und Gold umzuändern. Berchtolds
Enkel, Albert, war der vertraute Rath des Herzogs Leopold und fiel an
der Seite desselben 1386 bei Sempach mit fünf anderen seines Ge-
schlechts. Ein Neffe Alberts, Hans Wilhelm, war Kämmerer des Herzogs
Friedrich, begleitete denselben auf der Flucht vom Constanzer Concilium
und verbarg ihn auf seiner Rurg Bernegg in Tirol. Derselbe wurde mit
seinem Bruder, Hans Egbrechl, und seinem Vetter, Albrecht, vom Kaiser
Sigismund 1434 wieder in den Freiherrenstand erhoben. Nach Verzicht-
leislung auf den Argau wendeten sich Albrechts drei Söhne : Hemmann,
Hans Albrecht und Hans Friedrich, nach Bern, vermählten sich mit
Töchtern aus den ersten Häusern dieses Freistaates, erhielten das Berner
patricische Bürgerrecht, und für ihre Nachkommen, neben einigen anderen
ältesten Familien, den Vorsitz im Rathe des Freistaates. Hemmann
führte 1476 in der Schlacht bei Grandson die Vorhut der Eidgenossen
und erhielt nach dem Siege den Ritterschlag. Der Rruder desselben,
Hans Friedrich, welcher der Stammvater der jetzigen Glieder der Familie
ist, erhielt ebenfalls in demselben Jahre, nachdem er im bernischen
Heere bei Murten gefochten, den Ritterschlag. Der Sohn des Letzteren,
Caspar, bewährte sich als eidgenössischer Gesandter am französischen
und savoyischen Hofe, und sein Sohn, Beatus Ludwig, erhielt die Schult-
heissenslelle in Bern. Seitdem hat die Familie in der Schweiz eine
138 GRAFEN V. MÜLINEN.
grosse Holle gespielt und die obersten Civilstellen inne gehabt. Zu
besonderem Glänze verhalf dem Gcschlechte in neuerer Zeit der Schult-
hciss Nicolais Friedrich v. Mülinen , welcher zweimal Bundes-Präsident
der Eidgenossenschaft war, die wichtigsten diplomatischen Sendungen
glücklich ausführte und auch als Geschichtsforscher sich auszeichnete.
Derselbe wurde vom Kaiser Franz I. von Oesterreich 14. Juni 1816 mit
den sämmtlichen Gliedern der Familie, in Anerkennung der uralten Ab-
stammung des Geschlechts und der von demselben früher dem Hause
Habsburg treu geleisteten Dienste, in Aen Grafenstand erhoben.
Die Familie kommt jetzt als ältere und als jüngere Linie vor.
Aus der älteren Linie stammt vom Grafen Rudolph Albrecht Bern-
hard, geb. 14. Dec. 1788, gest. 23. Juni 1851, k. würtlerab. Kammer-
herrn, Staatsralhe etc., aus der Ehe mit Henriette Luise Uranie v. Rouge-
mont, geb. 10. Mai 1800, verm. 22. Dec. 1818:
Graf WILHELM Paul Dionys, geb. 23. Dec. 1823, verm. 10. April
1851 mit Maria Freiin v. Krüdener, und aus dieser Ehe ist Graf Paul,
geb. 23. März 1852, entsprossen. Der Bruder des Grafen Wilhelm
Paul Dionys ist: Graf Rudolph Johann Friedrich, geb. 29. Sept. 1827,
Attache bei der k. k. Gesandtschaft zu Florenz.
Die jüngere Linie stammt von dem Grafen Niclaus Friedrich —
Sohn des Freiherrn Albrecht v. Mülinen, Schullheissen von Bern, aus
der Ehe mit Carolina Freiin v. Gumoens — geb. 1760, gest. 1833, gleich-
falls Schullheiss zu Bern, verm. mit Maria Elisabeth Freiin v. Wattenwyl,
geb. I. Jan. 1766, gest. 29. April 1838. Aus dieser Ehe entspross
Graf Gottfried, geb. 27. Mai 1790, gest. 30. Juni 1840, Major im
eidgenössischen Stabe, Oberamtmann zu Nidau etc., verm. in erster Ehe
11. Mai IS 13 mit Julia Margarelha v. Grafenried von Herzensee, gest.
27. Jan. 1S25, und in zweiter, 26. Nov. 1826, mit Franziska Sophia
Gräfin v. Wesdehlen, geb. 6. Febr. 1798. Aus der ersten Ehe stammt
das jetzige Haupt der jüngeren Linie:
Graf Egrert FRIEDRICH, geb. 14. Jan. 1817, verm. 1 5. Juli 1847
mit Charlotte Luise Sophie v. Mutach , und dieser Ehe sind zwei
Töchter entsprossen. — Von den Brüdern des Vaters, des Grafen
Gottfried, leben zwei: Graf Hans Alrrecht, geb. 13. Sept. 1786, und
Graf Berchtold Rudolph Emanuel, geb. 10. Aug. 1805, k. preuss.
Kammerherr, venu. 1. Aug. 1836 mit Maria Mathilde Gräfin v. Gurowska,
geb. 14. März 1818, aus welcher Ehe drei Töchter leben.
G1UFKN V. BfiNCB-aELLINGHAÜBEN. 139
Grafen v. Miinch-Belliiighaiiseii.
iatholifd). Oefkrreidj.
Besitz: die Herrsch« fleo Merkensjein nml Kotiinglmnni in Oesterreiob.
"Wappen: quadrirter Schild; 1 und 4 von Silber und Roth der Länge
nnch getheilt mit einem aufrechten Sparren Ton gewechselten Tincturen, welcher
oben an der Spitze, so wie nach unten an beiden Schenkeln mit einer Eichel von
natürlicher Farbe belegt ist (Stammwappen). 2 und 3 in Blau zwei schrägrechts
gelegte goldene, durtli drei Ringe zusammengehaltene Spangen mit hakenförmigen,
auswärtsgekrümmten Enden (ßellinghauscn). Ueber der Grafenkrune erheben sich
drei Helme. Der rechte Helm ist mit einem Wulst von Silber, Ruth, Silber.
Schwarz und Silber belegt, und aus demselben wächst der schwarzgekleidete Rumpf
eines alten, bärtigen Mannes, dessen Brust mit einem silbernen Anker-Kreuze ge-
schmückt ist, die Augen aber mit einer von Silber und Roth quergelheilten Binde
bedeckt sind, zwischen einem offenen Adlersfluge empor. Der rechte Flügel ist
roth und mit einem schräglinken, silbernen Balken, auf welchem drei Eicheln unter-
einander stehen, belegt, der linke Flügel silbern, mit einem dergleichen schräg-
rechten, rothen Balken belegt (Helm des Stammwappens). Der mittlere gekrönte
Helm trägt den schwarzen, gekrönten kaiserlichen Doppeladler, und auf dem linken,
gekrönten Helme wiederholt sich zwischen einem offenen Adlersfluge, dessen rechter
Flügel golden, der linke blau ist, das Wappenbild des 2. und 3. Feldes (Belling-
hausenscher Helm). Die Decken des rechten Helmes sind roth und silbern, die
des mittleren golden und schwarz, und die des linken blau und golden, und den
Schild halten zwei geharnischte Ritter mit geschlossenem Visir. Den Helm des
rechtsstehenden ziert eine silberne und rothe, den des linksstehenden eine rothe
und goldene Feder. In der freien Hand hält jeder einen Schild. Der Schild zur
Rechten ist von Roth und Silber der Länge pacta getheilt und mit dem Rumpfe
des rechten Helmes belegt, der Schild zur Linken ist blau, mit dem Wappenbilde
des 2. und 3. Feldes. Am Schildesfusse weht ein schwarzes Band mit goldener
Einfassung und der Devise : Totus honori et patriae.
Der Stammvater der Grafen und Freiherren v. Münch-Bellinghauscii
ist Georg Münch, kurtrierscher Amtsschreiber und nachheriger Geh.
Secretair des Erzbisehofs Jacob III. von Retz, welcher vom Kaiser
Rudolph II. 6. Aug. 1580 den Reichsadel erhielt und mit Anna v. Ittersum
vermählt war. Aus dieser Ehe stammle Johann, geb. 1596, verm. mit
|40 GRAFEM V. MUNCH-BKLLLNGHAUSEN.
Anna Maria v. Catterbach, dessen Sohn, Christian Georg, geh. 1617,
kurfürstl. Amtmann zu Numegen, sich mit Elisabeth v. Bellinghausen,
der Letzten eines alten westphälischen Geschlechts, dessen letzter männ-
licher Sprosse Fürst und Abt zu Corvey war, vermählte. Der aus
dieser Ehe entsprossene Sohn, Heinrich, verm. mit Anna Benigna
v. Heister, fürstl. Rath und Bürgermeister zu Jülich, hinlerliess unter
mehreren Kindern einen Sohn, Johann Heinrich, Rath und Referendar zu
Pfalz und Schölle des fürstl. Criminalgerichts zu Jülich, und dem Sohne
desselben, Johann Joachim Georg, gest. 22. April 1774, kurtrierschem
Geh. Rath und Hofcanzler, wurde zuerst 1744 der Reichsadel von
Neuem bestätigt, später aber, als Reichshofrath, vom Kurfürsten Maximilian
Joseph von Bayern im Reichsvicariate 6. Juli 1745 mit dem Prädicate :
v. Bellinghausen, der Reichsfrciherrensland verliehen. Aus der Ehe mit
Wilhelmine v. VVirth stammten drei Söhne, Franz Joseph, Joachim und
Constantin, welchen 3. Juni 1794 vom Kaiser Franz II. der Reichs-
freiherrenstand bestätigt wurde und welche durch ihre Nachkommen
drei Linien des Geschlechts, die ältere, mittlere und jüngere, stifteten,
welche im freiherrlichen Stande in mehreren Gliedern blühen und zu
hohen Ehrenstellen gelangt sind.
Aus der älteren Linie erhielt unter mehreren Söhnen Franz
Josephs, gest. 3. Oct. 1802, aus der Ehe mit Elisabeth Freiin v. Penkler,
gest. 13. März 1840, vom Kaiser Franz I. von Oesterreich 1831 die
Grafenvvürde:
Graf JOACHIM Eduard, geb. 29. Sept. 1786, k. k. w. Geh. Rath
und Staatsminister a. D. , Herr der Herrschaften Merkenstein und Kot-
tingbrunn in Oesterreich.
■m
GRAFK.N V. MÜNCHOW. 141
Grafen v. Münchow.
Coangelifd). $Jreufjrn.
Besitz; die Güter Mikrow und Klein Wnnneschin in Pommern.
"Wappen: im silbernen Schilde drei (2 und 1) recbtssehende, schwarze
Mohrenköpfe mit goldenen, roth eingefallen Slirnhinden, welche nach hinten eine
goldene Quaste zeigen. Der Schild kommt bisweilen silbern damascirt mit silberner
Einfassung vor. Ueber der Grafenkrone erheben sich zwei gekrönte Helme. Der
rechte Helm trägt einen offenen, schwarzen Adlersflug, dessen Flügel mit einem
goldenen Kleestengel belegt sind. Auf dem linken, zum Stammwappen gehörigen
Helme stehen fünf grüne Schilfsblätter, nach Anderen Palmenzweige, von denen
drei sich einwärts wenden. Die Helmdecken sind silbern und schwarz, und den
Schild halten zwei auswärtssehende, golden gekrönte und bewehrte schwarze Adler,
deren Brust mit dem goldenen königlichen Namenszuge F. R. mit darüber schweben-
der Königskrone, und deren Flügel mit goldenen Kleeblättern belegt sind. — Einer
Familiensage gemäss verehrt das Geschlecht seinen Ahnherrn in Bernhard, einem
sehr tapferen Ritter, welcher drei der vornehmsten Heerführer der Saracenen erlegte
und die Häupter derselben, mit goldenen Binden umgeben, dem Kaiser überreichte,
wodurch das Wappen entstanden sein soll.
Eine der ältesten und vornehmsten pommerschen Familien, welche
früher auch unter den Namen Münchow, Münnichow und Mönnechow
vorkam und sich aus Pommern auch in der Neumark verbreitete. Nach
■icraeüus kommt Heinrich v. Münchow 1238 als Zeuge vor, Vincenz
war Hofmeister des Herzogs Georg III., Claus des Herzogs Casimir, und
Thomas des Herzogs Franz Sliflsvogt zu Camin. Im Anfange des
17. Jahrhunderts kommt Georg Bernhard als fürsll. braunschweigischer
und Thomas als fürstl. meklenburgischer Minister vor. Christian Ernst
war 1714 Kammerpräsident zu Königsberg, Richard Daniel starb 1757
als k. preuss. Oberst an den in der Schlacht bei Collin erhaltenen
Wunden, Lorenz Friedrich , k. preuss. Generalmajor und Regimentschef,
1758 in Folge der in der Schlacht bei Leulhen empfangenen Wunden,
und Gustav Bogislaus, k. preuss. General -Lieutenant, 1766 nach sehr
treugeleisteten Diensten. Der Grundbesitz der früher weit ausgebreiteten
Familie war sehr gross und ist auch jetzt noch bedeutend.
Die preussische Grafenwürde brachte Ludwig Wtilhelm aus dem
Hause Cosemühle in Pommern 6. Nov. 1741 durch Diplom vom König
142
GRAFEN V. MUNNICH.
Friedrich If. von Preussen an sein Haus. Derselbe, geb. 1712, gest.
23. Sept. 1753, wurde 1740 Geh. Finanzrath, 1741 Chef-Präsident der
nciiei richteten Kriegs- und Domainenkammer, 1742 w. Geh. Staats- und
Kriegsrath, und erhielt 1747 die durch den Tod des Grafen v. Thurn
dem König von Preussen anhcim gefallenen Lehen Klein -Kauen und
Goldschwitz, wie derselbe auch mit dem Erbtruchsessenainte der Kur-
niark Brandenburg bekleidet war. — Die Abstammung des Grafen Ludwig
Wilhelm ergiebt nachstehende Ahnentafel: Christoph v. Münchow, lebte
um das Jahr 1600, fürsll. pommerscher Landrath; Gemahlin: Anna
v. d. Osten. - — Bernot, oder Bernhard, lebte noch 1633; Gemahlin:
Dorothea v. Münchow aus dem Hause Mersin. — Christian Heinrich,
um das Jahr 1676; Gemahlin: Catharina Ursula v. Kleist. — Bernhard
Christian, 1699; Gemahlin: Clara Erdmuthe v. Wobeser. — Christian
Ernst, Herr auf Cosemühle, Präsident der Kriegs- und Domainenkammer
in der Neumark -Brandenburg, Finanzrath und Landdrost in Stolpe;
Gemahlin: Eleonora Philippine Freiin Chalckowsla v. Chalckowow, Letzte des
einst in Polen, Kurland und Böhmen sehr berühmt gewesenen Geschlechts
der Freiherren v. Chalckowow. — Ludwig Wilhelm v. Münchow, Graf.
Die Descendenz des Letzteren ist genau nicht bekannt. Das Geneal.
Taschenbuch der gräflichen Häuser 1853 führt von derselben nur den
jetzigen Grafen Ernst LUDWIG, Herrn auf Mikrow im Kreise Stolp, so
wie auf Klein -Wunneschin und Krampkewitz im Kreise Lauenburg auf.
Grafen v. JHüiinich.
Cutt)mfd}. Clfccnburg.
In Oldenburg begütert.
Wappen: Schild der Länge nach und zweimal quergethcilt, also 6 feldrig,
mit einer zwischen dem 5. und 6. Felde eingepfropften Spitze und mit Mittelscliild.
CRAFEN V. MÜNMCH. 143
Im, mit einer Grafenkrone gekrönten silbernen Mittelschilde ein rechtsseliender
Mönch in schwarzer Kulte, welcher mit den gefalteten Händen einen Rosenkranz
halt (Stamm wappen). 1 in Blau ein einwirtesehender, silberner Schwan (erloschene
Familie v. Nut/.li<»rn) ; 2 in Silber iwei gestürzte rolhe Sparren. 3 und 4 in Gold
ein an das MitteNrhild anstossender halber, gekrönter, schwarzer Doppeladler,
weither im 3. Felde mit der rechten, im 4. mit der linken Klaue einen goldenen,
oben mit einem schwarzen Doppeladler besetzten Hcroldsstab halt (in Folge der
Wappenvermehrung bei Erhebung in den Reichsritterstand). 5 in Silber drei (2 und 1)
rothe Schröterhörner ; 6 in Blau eine rothe, schwarz ausgelugte Mauer mit drei
Zinnen, über welcher quer ein halber Mond schwebt. In der zwischen Feld 5 und
6 eingepfropften Spitze steht vor purpurn tingirtem Mauerwerk eine goldene, von zwei
Schlangen umwundene gekrönte Janussäule. Auf dem Schilde erheben sich drei
Helme. Der rechte Helm trägt auf einem rothen Wulste einen rothen, mit Her-
melin aufgeschlagenen Fürstenhut, auf welchem an goldenen Stäben drei silberne
Rossschweife nach rechts wehen. Auf dem mittleren, mit einer Grafenkrone
gekrönten Helme wächst der Mönch des Mittelschildes zwischen einem offenen
silbernen Adlersfluge empor. Vor dem rechten Flügel steht aufrecht an einem
silbernen Stabe eine nach rechts wehende silberne Fahne, welche mit einem gol-
denen Halbmonde belegt ist; vordem linken Flügel eine rothe, mit einem silbernen
Halbmonde belegte Fahne. Auf dem linken, gekrönten Helme wiederholen sich die
Stangen und Rossschweife des rechten Helmes. Die Decken des rechten und linken
Helmes sind schwarz, silbern und roth, die des mittleren schwarz und silbern, und
den Schild halten zwei geharnischte Männer mit geschlossenem Yisir. Der Helm
des rechtsstehenden ist mit einer dreifachen Mauerkrone besetzt, und die rechte
Hand hält abwärts einen Riss mit Festungswerken ; der Helm des linksstehenden
trägt drei Straussenfedern. roth. silbern, schwarz, und die linke Hand legt über die
Schulter eine alte Janitscharenflinte. — Der Mönch im Mittelschilde kommt auch
voruärtsgekchrt, der Schwan im 1. Felde rechtssehend und die Mauer im 6. Felde
mit vier Zinnen vor. Die eingepfropfte Spitze fehlt auf älteren Lackabdrücken und
auch auf neueren ganz. — Im Wappenbuche der durchlauchtigen Welt tili. 276)
findet sich das Wappen, wie folgt: eirunder Schild mit silberner Einfassung,
quadrirt und mit Mittelschild. Im goldenen Mittelschild ein schwarzer Doppeladler.
1 und 4 in Gold ein vorwärtsgekehrter Mönch in schwarzer Kleidung, bis zu den
Füssen sichtbar. 2 und 3 in Blau ein rechtssehender, silberner Schwan. Hinter
dem Schilde bricht oben ein schwarzer, einköpfiger Adler hervor, und das Ganze
umgiebt ein rother, mit Hermelin besetzter und gefütterter Wappeninantel, welcher
mit einer Krone bedeckt ist. — Das Wappen der erloschenen alten oldenburgisc-hen
Familie v. Nutzhorn war in Blau auf grünem Rasen ein rechtsseliender, silberner
Schwan, und aus dem gekrönten Helme wuchs ein silberner Schwan mit ausgebrei-
teten Flügeln auf. Es ist dasselbe später, 14. Dec. 1751). auch dem k. dän. Oberst
Bagge Höberg v. Nutzhorn bei Erhebung in den dänischen Adelstand beigelegt
worden. — Das dein Anton Günther v. Münnich 24. Mai 1GSS bei Erbebung in
den dänischen Adelstand beigelegte Wappen zeigte einen quadrirten Schild ; 1 und
4 in Gold das vorwärtssehende Brustbild eines Mönchs; 2 und 3 in Blau eine
rechtssehende, silberne Taube, welche im Schnabel einen grünen Zweig hält. Auf
dem gekrönten Helme steht zwischen einem offenen, silbernen Adlerslluge das
Brustbild des Mönchs.
Die Grafen v. Münnich stammen ans dem alladeligen bayerischen
Geschlechte der Mönche zu Ramspauer, aus welcher Familie Glieder
nach Oldenburg kamen und die Güter Nutzhorn, Brockdeich, Neuenhün-
lorf und Grüneck besassen. Gauhes früheren Angaben entgegen theilt
der Verfasser (Hempel in Halle) des Lebens und der Thaten des kais.
russ. General-Feldmarschalls Grafen v. Münnich über die Familie Fol-
gendes mit: Johann v. Münnich, Herr zu Ramspauer (auch Ramhspauer,
ein alles Schloss im sonstigen pfalz-neuhurgischen Amle ßurg-Lengefeld,
am Flusse Regen, eine Meile von Regensburg), vermählte sieh mit
144 GRAFEN V. MfiNMCH.
Annecke v. Einsiedel und hinterHess drei Söhne, von welchen der mitt-
lem, Hermann, das Geschlecht fortpflanzte. Derselbe, verm. mit Catharina
v. Harras, wurde 1526 im Bauernkriege von Ramspauer vertrieben. Von
den drei Söhnen desselben setzte der mittlere, Hermann, verm. mit einer
v. Schmied, den Stamm durch den zweiten Sohn, Johann, fort, welcher
sich wahrscheinlich zuerst in Oldenburg niederliess und als gräfl. olden-
burgischer Amtsvogt im sogenannten wüsten Lande und als Herr auf
Brockdeich vorkommt. Derselbe hinterliess aus der Ehe mit Lucretia
v. Damm zwei Söhne, von welchen der jüngere, Rudolph, Herr auf
Brockdeich und NeiienhiinlorfT, ebenfalls Amtsvogt im wüsten Lande und
Oberdykgraf in Oldenburg war. Derselbe erhielt durch seine Gemahlin
Elisabeth v. Nutzhorn, der Letzten ihres Geschlechts, das Stammhaus
Nulzhorn im Oldenburgischen, so wie 1686 die Erlaubnis», das Nutz-
hornsche Wappen dem seinigen beizufügen, und das Indigenat in Dane-
mark'. Von den fünf Söhnen desselben war Anton Günther, Herr der
Güter Neuenhüntorff und Grüneck, k. dän. Rittmeister und Deichgräfe
in den Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst, und erhielt 24. Mai
1688 — nach dem Geneal. Taschenbuch der gräfl. Häuser, doch wohl
nicht richtig, 24. Mai 1680 — vom König Christian V. von Dänemark,
dem damaligen Besitzer der genannten Grafschaften, ein verbessertes
Wappen und die Erlaubniss, sich v. Münnich schreiben zu dürfen. Durch
Diplom des Kaisers Leopold I. vom 4. Mai 1702 wurde der Adel als
Reichsadel anerkannt und das Wappen abermals durch einen Mittelschild
mit dem Reichsadler vermehrt. Anton Günther halte sich mit Sophia
Catharina v. Oetken vermählt und starb 14. Febr. 1721 als fürstlich
ostfriesl. Drost zu Ejens mit Hinterlassung dreier Söhne. Der mittlere
derselben war der in der russischen Geschichte so bekannt gewordene
Burchard Christoph v. Münnich, geb. 15. Mai 1683, gest. 16. Oct.
1764, k. russ. General-Feldmarschall etc., welchen zuerst Kaiser Peter IL
von Russland 1728 in den russischen Grafenstand, später aber, 4. Febr.
1741, König August Hl. in Polen als Kurfürst von Sachsen und Reichs-
vicar in den Reichsgrafensland erhob. Derselbe hinterliess aus erster
Ehe mit Christiana Lucretia v. Witzleben, gest. 1727 — aus zweiter
Ehe mit der verw. Gräfin Soltikow, vorher verw. und auch geborenen
Gräfin v. Maltzan, stammte nur eine Tochter — von 13 Kindern nur,
neben drei Töchtern, einen einzigen Sohn, Ernst, geb. 1708, k. russ.
Ober -Hofmeister, Senator und w. Geh. Rath, welcher sich 1739 mit
einer Freiin v. Mengden vermählte. Der älteste Sohn aus dieser Ehe,
Johann Gottlieb, starb ohne männliche Nachkommen, und so fielen denn
die Güter in Oldenburg an den jüngeren Sohn, Ernst Gustav, gest. 1812
als k. russ. General-Major, welcher Stifter der oldenburgischen Haupt-
linie geworden ist.
Der Sohn desselben ist das jetzige Haupt der Familie: ^
Graf FRIEDRICH FRANZ, geb. 1. Oct. 1788, grossherz. oldenbur-
gischer Ober- Hofmarschall und Kammerherr, verm. 14. Oct. 1811 mit
Christine Luise v. Plessen, geb. 21. April 1791, aus welcher Ehe sechs
Töchter stammen. Derselbe hat drei lebende Schwestern, und von dem
URAFK.N V. MFNSTF.R.
145
Bruder, dem Grafen Peter Christoph, welcher als k. russ. Oberst-
Lieutenant verstorben ist, lebt aus der Ehe mit Henriette Caroline Freiin
Clodt v. Jürgensburg: Graf Christoph, geb. 1825, der Rechte Doclor.
Grafen v. Münster.
JCutrjcrifd). £jannot>er unb jprcu^en.
Besitz des Hausen Lcdenburg: die Herrlichkeit Dornum in Üstfriesland ; die Herrschaft
Derneburg im Fürstenthum Hildesheim; die Güter Ledenburg, Binder, Holle eic.
Wappen des Hauses Langelage: quadrirter Schild mit MiltelschiJd. Mittel-
schild von Roth und Gold quergetbeilt, ohne Bild (Stammwappen). 1 und 4 von
Gold und Schwarz quergetbeilt, oben Gold ohne Bild, unten in Schwarz drei
(2 und 1) goldbesaamte, rothe Rosen (Ronen). 2 und 3 in Gold ein schrägrechter,
mit fünf aufrechtstebenden silbernen Spitzen belegter, blauer Balken (Oer). Ueber
der Grafenkrone stehen drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt sechs goldene
Standarten mit schwarzen Fähnchen, von denen jedes mit einer rollten, goldbe-
saamten Rose belegt ist. Drei derselben neigen sich rechts, drei links (Runen).
Auf dem mittleren Helme stehen zwei von Roth und Gold quergetheilte Büffels-
hörner (Helm des Stammwappens), und auf dem linken Helme steht ein offener,
goldener Adlersflug, dessen rechter Flügel mit einem schräglinken, der linke mit
einem schrägrechlen, blauen, mit fünf auft echtgestellten silbernen Spitzen besetzten
Balken belegt ist (Oer). DieDecken des rechienHelmes sind schwarz und gülden, die
des mittleren roth und golden, und die des linken blau und golden. Den Schild
hallen zwei geharni<< hte Männer, deren Helme mit drei Straussenfedern. silbern,
roth, gülden, besteckt sind, und welche mit der freien Hand eine goldene Standarte
umfassen, die eine silberne, mit goldenen Fransen besetzte Fahne zeigt, in
welcher der Mittelschild des Wappens sich wiederholt. Nach älteren Abbildungen
halten diese Männer nicht den Schild, sondern stehen zur Seite desselben und
stossen die betreffende Hand in den zunächst stehenden Helm.
Wappen des Hauses MeinhÖvcl : Schild der Länge nach und zweimal
quergetbeilt, also 6 feldrig , mit Mittelschild Miltelschild, wie oben angegeben.
1 und 6 entsprechen den Feldern 1 und 4, 2 und 5 den Feldern 2 und 3 des
Wappens des Hauses Langelage. — 3 in Blau ein silberner Helm mit gold-roth-
silbernem Wulsie, auf welchem drei Fahnen, rechts eine silberne, in der Mitte eine
rothe und links eine goldene, stehen (Schade). 4 der Länge nach getbeilt; rechts
H. 10
146 GRAFEN V. MUNSTER.
in Silber ein rother Querbalken, links in Schwarz zwei gestürzte, schräg kreuzweise
gelegte silberne Schwerter mit goldenen Griffen. Auf der Grafenkrone stehen fünf
Helme, von denen der linke ungekrönt ist. Der rechte Helm trägt sechs goldene
Standarten mit schwarzen Fähnchen, von denen jedes mit einer rothen, goldbe-
saamten Hose belegt ist (Runen); der zweite einen geschlossenen, die Sachsen
einwärtskehrenden, goldenen Adlersflug, dessen vorderer Flügel mit einem schräg-
linken, mit fünf silbernen aufrechtstehenden Spitzen besetzten blauen Balken belegt
ist (Oer); der mittlere zwei von Roth und Gold qucrgetheilte ßüffelshörner (Helm
des Stammwappens) ; der vierte die beiden Schwerter der linken Hälfte des 4. Feldes,
und der linke Helm über einem gold-silber-rothen Wulste sechs Fahnen, silbern,
golden, roth, silbern, golden, roth, an güldenen Stangen. Drei derselben wenden sich
rechts, drei links (Schade). Die Decken des rechten, zweiten und mittleren Helmes,
wie oben angegeben^die des vierten roth und golden, und die des linken blau und
silbern. Die Schildhalter wie erwähnt.
Wappen des Hauses Ledenburg: quadrirter Schild mit Mittelschild und
Herzschild. Im silbernen Herzschilde liegen kreuzweise zwei an beiden Enden
gekrönte blaue Stäbe, von denen der schrägrechtsliegende oben einen goldenen
Löwen, unten ein silbernes, laufendes Pferd, der schräglinksliegende oben das Pferd,
unten den Löwen trägt (Erbmarschallamt des Königreichs Hannover). Mittelschild
und Feld l und 4 entsprechen dem Wappen des Hauses Langelage; 2 und 3 in
Silber ein unten viermal gezinnter schrägrechter Balken (Grotthaus). Ueber der
Grafenkrone erheben sich vier gekrönte Helme, von welchen der linke ungekrönt
ist. Der rechte Helm trägt die sechs Fahnen von Runen ; der linke Helm die
(juergetheilten RüHelshörner des Stammwappens; der dritte die Erbmarschallstäbe
des Herzschildes, und der linke einen offenen, silbernen Adlersflug, dessen rechter
Flügel schräglinks, der linke schrägrechts mit dem gezinnten schwarzen Balken des
2. und 3. Feldes belegt ist (Grotthaus'scher Helm\ Die Decken des rechten Helms
sind schwarz und golden, die des zweiten und dritten roth und golden, und die
des linken schwarz und silbern. Die Schildhalter wie oben angegeben.
Eins der ältesten deutschen Geschlechter, dessen Ahnen schon im
10. Jahrhundert als angesehene Ritter genannt wurden. Urkundlich
kommt die Familie 1163, 1168, 1173 und 1240 vor, und dieselbe
kann von 1127 an die Stammreihe bis jetzt angeben. Die Stammgüter
liegen in Westphalen, namentlich im Stifte Münster, und die bischöfliche
Kirche zu Münster wurde in den Besitzungen der Familie gegründet,
weshalb diese bis 1268 das Patronat ausübte, in diesem Jahre aber
dasselbe, nach langen Händeln, an den Dom für 800 Mark abtrat. Später
breitete sich das Geschlecht in der Oberlausitz, Pommern, der Kurmark
und Südpreussen aus. Die von einigen Geschichtsforschern angenommene
Stammeseinheit mit dem fränkischen, im vormaligen Ritter-Canton Rhön-
Werra und beim Steigerwald ansässigen, gleichnamigen freiherrlichen
Geschlecht, dessen Ursprung bis in das 10. Jahrhundert zurückgeführt
wird und welches noch jetzt in mehreren Linien blüht, ist nicht
erwiesen. — Als allgemeiner Stammvater der hier in Rede stehenden
Familie wird von Mehreren Hermann I., der Erbauer von Meinhövel,
Heerführer der Sachsen, ein Sohn Ethelhards und Bruder Alboins, welcher
789 gegm Carl den Grossen bei Harstatt fiel, genannt. Als Gemahlin
desselben wird Asla, die Schwester eines norwegischen Königs Herald,
angenommen. Edgard, Edler Herr zu Meinhövel und Runen, gest. 1522,
stiftete durch seinen Sohn Georg die noch bestehende Linie des west-
phälischen Geschlechts, welches durch Georg Hermann Heinrichs, Herrn"
zu Surenburg, Geisbeck etc., gest. 12. Dec. 1773, drei Söhne in die
GRAFEN f. JlfNSTKR. 147
jetzt blühenden drei Häuser: Langelage in Westphalen, Meinhövel
und Ledenburg zerfiel. Der ältere Sohn, Ludwig Friedrich Dietrich
Wilhelm, stiftete das Haus Langelage und wurde 27. Juni 1792 vom
Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz im Reichsvicariate mit der ge-
sammten Familie in den Reichsgrafenstand erhohen , seit welcher Zeit
das Geschlecht, welches sich im freiherrlichen Stande meist Monster
schrieb, Münster nennt. Der mittlere Sohn, Georg Werner August
Dietrich, gründete das Haus Meinhövel, und der jüngere Sohn, Ernst
Friedrich Herbert — der Halbbruder Ludwig Friedrich Dietrich Wilhelms
und Georg Werner August Dietrichs — stiftete das Haus Ledenburg.
Die Abstammung der Familie vom Vater auf den Sohn findet sich
vom Jahre 1127 bis jetzt sehr genau in Wilkens Geschichte der Stadt
Münster.
Aus den Ahnentafeln der Grafen v. Münster gehört hierher nament-
lich Nachstehendes:
Haus Langelage: Georg Hermann Heinrich — Sohn Johann
Heinrich Ludwigs, gest. 1728, aus der Ehe mit Mathilde Dorothea Freiin
v. Ledebur, gest. 1728 — geb. 22. Aug. 1721, gest. 12. Dec. 1773,
Herr zu Surenburg und Geisbeck, Erbburgmann zu Quackenbrück, Land-
drosl zu Iburg, verm. in erster Ehe 16. Mai 1745 mit Wilhelmine
Dorothea Freiin v. Hammerstein-Gesmold, Erbin der Oerischen Güter, geb.
31. Jan. 1730, gest. 12. Febr. 1758, und in zweiter, 4. Febr. 1759, mit
Eleonore Elise Helene Sophie Freiin v. Grotthaus Ledenburg, Erbtochter,
geb. 9. April 1734, gest. 27. März 1794. — Ludwig Friedrich Dietrich
Wilhelm — Sohn des Vorstehenden aus erster Ehe — geb. 1. April
1750, gest. 8. Dec 1790, Herr zu Langelage, fürstl. osnabrückscher
Über-Hofmarschall; Gemahlin: Charlotte Freiin v. Münchhausen, geb.
13. Jan. 1755, verm. 22. Febr. 1773. — Graf Ludwig Ernst Friedrich
Wilhelm, geb. 6. Nov. 1774, gest. 9. Mai 1824; Gemahlin: Caroline
Friederike Emilie Freiin v. d. Reck, geb. 16. Febr. 1790, verm.
16. Jan. 1813, gest. 21. Jan. 1849. — Georg Hermann Ludwig Carl,
jetziges Haupt der Linie.
Haus Meinhövel. Besitzt seil 1793 das Indigenat in den däni-
schen Reichen und Landen und seit 1799 in Böhmen. Die 1795
erkaufte Standesherrschaft Konigsbrück wurde 1803 an die Grafen
v. Hohenlhal verkauft. — GeoRg Hermann Heinrich; erste Gemahlin:
Wilhelmine Dorothea Freiin v. Hammerstein Gesmold (s. Haus Lange-
lage). — Graf Georg Werner August Dietrich, geb. 12. Juni 1751,
gest. 19. Febr. 1801, k. dän. und fürstl. osnabr. w. Geh. Rath etc.;
zweite Gemahlin: Luise Friederike Wilhelmine Freiin v. d. Schulenburg-
Allenhausen, Erbtochter, geb. 2. Dec. 1764, verm. 28. Sept. 1780,
gest. 25. April 1786. — Gustav Maria Ludwig Unico, geb. 16. Aug.
1782, gest. 6. Nov. 1839, k. preuss. General-Major; Gemahlin: Julie
v. d. Marwitz, geb. 25. Jan. 1789. — Hugo Eberhard Leopold Unico,
jetziges Haupt des Hauses.
Haus Ledenburg. Besitzt seit 12. Aug. 1814 die Erbland-
Marschall würde des Königreichs Hannover mit erblicher Virilstimme in
10*
148 GRAFEN V.. MÜNSTER.
der ersten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Hannover.
Mit der vom König 1S27 verliehenen Dotation Derneburg wurde das
erforderliche Majorat gestiftet. — Georg Hermann Heinrich; zweite
Gemahlin: Eleonore Elise Helene Sophie Freiin v. Grotthaus -Ledenburg
(s. Haus Langelage). — Graf Ernst Friedrich Herbert, geb. 1. März
1766, gest. 11. Mai 1839, k. hannov. Staats- und Cabinets- Minister
und Erb-Land-Marschall ; Gemahlin : Wilhelmine Charlotte Prinzessin zur
Schaumburg Lippe, geb. 18. Mai 1793, verm. 7. Nov. 1814. — Georg
Hkkbert, jetziges Haupt des Hauses.
Von den jetzigen Gliedern der gräflichen Familie sind hier aufzu-
rühren :
Haus Lange läge. Georg HERMANN Ludwig Carl Reichsgraf
zu Münster- Langelage, Freiherr von Oer — Sohn des Grafen Ludwig
Ernst Friedrich Wilhelm — geb. 11. Juli 1814. — Der Bruder des-
selben ist: Graf Adolph Georg Unico , geb. 19. Aug. 1816, k. preuss.
Premier-Lieutenant a. D., venu. 23. Oct. 1851 mit Fräulein v. d. Marwitz.
Von den Brüdern des Grafen Ludwig Ernst Friedrich Wilhelm
lebt: Graf Ludwig Friedrich Ernst Carl Wilhelm, geb. 10. Jan. 1787
k. hannov. General- Major und Commandeur der 3. Cavalleriebrigade,
verm. 12. April 1819 mit Ernestine Caroline Adolphine Henriette Freiin
v. d. Reck, geb. 6. März 1792. — Von dem verstorbenen Bruder, dem
Grafen Hermann Adolph Ernst, geb. 4. Juni 1779, gest. 31. Aug. 1838,
k. sächs. Kammerherrn und Kreis-Oberforstmeister zu Dresden, leben aus
der Ehe mit Mariane Freiin v. Melsch, verm. 17. Mai 1820, vier Söhne,
die Grafen: Ernst Carl, geb. 22. Oct. 1823, Otto Georg, geb. 18. Nov.
1825, Georg Ludwig, geb. 16. Juni 1827, k. sächs. Lieutenant, und
August Friedrich, geb. 12. Juni 1829, k. sächs. Lieutenant.
Haus Meinhövel: HUGO Eberhard Leopold Unico Reichsgraf zu
Münster-Meinhövel und Freiherr zu Schade — Sohn des Grafen Gustav
Maria Ludwig Unico — geb. 30. Juni 1812, k. preuss. Major und
Flügeladjutant des Königs, Geschäftsträger in Militairsachen zu St. Peters-
burg, verm. 23. Oct. 1851 mit Bertha Eleonore Beatrix v. d. Marwitz
aus dem Hause Friedersdorf.
Haus Ledenburg: GEORG Herbert Reichsgraf zu Münster-
Ledenburg, Freiherr zu Grotlhaus — Sohn des Grafen Ernst Friedrich
Herbert — geb. 23. Dec. 1820, Erbland- Marschall des Königreichs
Hannover, verm. 11. Aug. 1847 mit Alexandrine Fürstin Galitzin, geb.
29. Jan. 1823, aus welcher Ehe drei Töchter stammen.
GRAFEN V. NAYHAl'SS-CORMONS.
149
Grafen v. Nayhanss-Cormoiis.
ßatholtfd). $lreufjen.
Besitz: tlie Güler Binden etc. in Oberschlesien.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im goldenen Mitlelschilde
ein, im Schildesfusse liegender, blaugeharnischter Arm, welcher die Hand nach
rechts erhebt und in derselben ein nach oben und links gewendetes Schwert hält.
1 und 4 von Silber und Roth der Länge nach getheilt mit einem vor der Thei-
lungslinie aufsteigenden, einwärtssehenden Wolf in blauer Mönchskutte, welcher aus
letzterer die beiden Vorderpfoten hervorstreckt. 2 und 3 in Silber ein breiter,
schrägrechter Balken, welcher von Schwarz und Roth in drei Reihen, jede zu vier
Feldern, geschacht ist (Stammwappen). Auf dem Schilde stehen drei Helme, von
denen der mittlere und linke gekrönt sind. Der rechte Heiin trägt eine weisse,
den runden Zipfel nach rechts wendende Mütze, welche mit einem schräglinken,
wie im 2. und 3. Felde geschachten Balken belegt ist, und aus deren breitem,
ebenfalls weissem Aufschlage drei nach einwärts sich wendende Pfauenfedern her-
vorkommen. Aus dem mittleren Helme wächst der geharnischte Arm des Mittel-
schildes mit dem Schwerte in der Hand, und aus dem linken Helme der Wolf des
1. und 4. Feldes einwärtsgekehrt empor. Die Helmdecken sind rechts silbern und
roth, links schwarz und golden. — Das Wappenbuch der durchlauchtigen Welt (III.
281) stellt im Mittelschilde den geharnischten Arm unter die Herzstelle, lässt die
Wölfe im 1. und 4. silbernen Felde rechts sehen, und zieht durch das 2. und
3. silberne Feld einen schrägrechten rothen Balken, welcher mit zwei Reihen rechts-
herabgeschobener Rauten, fünf in jeder Reihe, belegt ist. Der rechte Helm trägt
fünf silberne Strausscnfedern, welche mit dem schrägrechten gerauteten Ralken des
2. und 3. Feldes belegt sind. Die Decken des rechten Helmes sind roth und
silbern, die des mittleren blau und silbern und die des linken schwarz und roth.
Das Wappenbuch der österreichischen Monarchie (IX. 20) lässt die Wölfe vorwärts-
sehen und die Vorderpfoten emporheben. Der Kopf ist mit einer blauen Zipfelmütze
bedeckt, und der blauen Kutte ist eine weisse Schürze vorgebunden. Die Mütze
auf dem rechten Helme steht vorwärtsgekehrt.
Sehr altes, aus der Grafschaft Gtfrz stammendes Geschlecht, welches
mit der ausgestorhenen gräflichen Familie v. Tschernemhl einerlei Ur-
sprung hat, sonst Castelnuovo hiess, und von dem Gericht Cormons,
welches jetzt den Grafen Del Mestri zusteht, den Beinamen Cormons
oder Garamon annahm. Durch diesen Beinamen, so wie durch das
Wappen, unterscheidet sich diese Familie von allen anderen gleichnamigen
Adelsgeschlechtern. In Schlesien ist die Familie seit fast dreihundert
Jahren sehr bekannt und mit vielen Gütern angesessen, und der Stamm-
sitz war immer ßladen. Kaiser Ferdinand II. erhob 23. Aug. 1624 die
150 GRAFKN V. NEIPPERG.
Familie in den Freiherrensland, und Kaiser Leopold I. ertheilte 24. Aug.
1G98 einer Linie der Freiherren v. N. die Reichsgrafenwürde. Von den
Freiherren waren in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nach Sina-
pius noch Julius Heinrich, des Fürstentums Troppau ältester Landrechts-
beisitzer, welcher auch Bladen besass, Johann Franz und Cäsar in
Schlesien begütert. Leopold Cäsar Reichsgraf v. Nayhauss erhielt 1773
die preussische Kammerherrenwürde und war 1805 präsidirender Landes-
hauptmann der fürstl. Liechtensteinschen Regierung zu Leobschütz. Von
demselben stammt das jetzige Haupt der Familie :
LEOPOLD Julius Cäsar Reichsgraf Neyhauss-Cormons, geb. 14. April
1792, k. preuss. Kammerherr, Major und Führer des zweiten Aufgebots
im 22. Landwehr-Regiment, Landesältestcr bei der oberschles. Landschaft
und Deputirter des leobschützer Kreises , Herr der Güter Bladen, verm.
14. April 1819 mit Antonie Maria v. Stockmans, geb. 24. Dec. 1800,
aus welcher Ehe, neben zwei Töchtern, Graf Julius Cäsar Leopold, geb.
3. Aug. 1821, k. preuss. Lieutenant, stammt. — Von dem Bruder, dem
Grafen Ferdinand Julius Cäsar, gest. 25. Nov. 1829, verm. mit Caroline
Philippine Freiin v. Welling, gest. 13. Nov. 1831, lebt eine Tochter.
Grafen v. Neipperg.
Äatljoltfd). ttJürttemberg, 0a&m.
Besitz: das Städtchen Schweigern; die Rittergüter Neipperg, Klingenberg und Massenbach
hausen; die Ortschaften Adelshofen und Gemmingen etc.
Dem Haupte der Familie kommt das Prädicat: „Erlaucht" zu.
Wappen: im rothcn Schilde drei (2 und 1) silberne Ringe. Ueber der
Gnifcnkrone erbebt sich ein gekrönter Helm, auf welchem ein geschlossener, die
Sachsen rechtskehrender, rother, mit den drei silbernen Ringen des Schildes be-
legter Adlersfhig steht. Die Helmdecken sind roth und silbern.
GRAFEN V. NKIPPKIU;. 151
Uraltes schwäbisches Riltergeschlccht, welches auch Neuperg, Neup-
perg, Nidberg und Nylberg geschrieben winde und dessen Stammsitz die
Bergfeste Neipperg bei Schweigern im ehemaligen Craichgauwar. Glieder
des Geschlechts erschienen schon 1080 bei dem Turniere zu Augsburg
und 1119 zu Göltingen. Aus Schwaben verbreitete sich schon früh
das Geschlecht nach Kärnten und Steiermark, wo Gottschalck v. Neid-
perg 1276 genannt wird, und von 1548 bis 1586 war die Familie in
der Schweiz angesessen und erbaute die Burg Nydberg im Ganton
St. Gallen. Die Angabe Einiger, dass das Geschlecht früher auch in
Sachsen geblüht habe, beruht wohl auf einem Irrthume Valentin Königs,
welcher bei Beschreibung der voigtländischen Familie v. Neidberg, die
ein ganz anderes Wappen führte und im Anfange des 18. Jahrhunderts
erloschen ist, in die Genealogie der schwäbischen Familie v. Neipperg
gekommen sein mag. — Jetzt blüht nur die schwäbische Familie. Aus
derselben war Georg, gest. 1395, 1387 Bischof von Chiemsee, und
Reinhard 1486 Grossmeister des deutschen Ordens zu Mergentheim, gest.
1495, und in den Schlachten bei Döffingen, Sempach und Näfels, am
Stoss, bei Grandson und Horten sind, den gewöhnlichen Angaben nach,
Glieder der Familie gefallen. Vom 17. Jahrhundert an widmeten sich
die Häupter der Familie dem Dienste des österreichischen Kaiserhauses,
und das Geschlecht erhielt, mit Stiftung eines Familienvermögens, die
Niederösterreichische Landslandschaft, und das ungarische, so wie helve-
tische Indigenat. Der Freiherrenstand kam in der Person Eberhard
Wilhelms, gest. 21. Febr. 1672, in die Familie. Der Sohn desselben,
Eberhard Friedrich Freiherr v. N., geb. 17. Febr. 1656, gest. 10. Aug.
1725, war k. k. General-Feldmarschall, Gouverneur zu Philippsburg und
Director der schwäbischen unmittelbaren Reichsrilterschaft im Canton
Craichgau. Der Sohn des Letzteren, Wilhelm Reinhard, k. k. General-
Feldmarschall, wurde vom Kaiser Carl VI. 1734 in den Reichsgrafen-
stand erhoben, und im Juni 1766 als Personalist vorläufig mit Sitz und
Stimme in das schwäbische Grafencollegium aufgenommen. Da auch
über diese Familie Gasts Heissige Arbeiten sehr zu beachten sind, so
darf nicht übergangen werden , dass nach diesem Schriftsteller die Er-
hebung in den Reichsgrafenstand 5. Febr. 1726 und die Aufnahme in
das schwäbische Grafencollegium 1736 erfolgt sein soll. — Die Be-
sitzungen der Familie bestehen in Grundslücken zu Bebenhausen und
den vormals unmittelbaren reichsritterschafllichen Gütern, dem Städtchen
Schweigern, den Dörfern Neipperg, Klingenberg und Massenbachhausen,
welche 1806, in Folge der rheinischen Bundesacte, der kön. württem-
bergischen, und den Ortschaften Adelshofen und Gemmingen, letzteres
mit den Freiherren v. Gemmingen gemeinschaftlich, welche der grossherz.
badischen Souverainelät, in beiden Staaten grundhcrrlich, untergeordnet
wurden. Die staatsrechtlichen Verhältnisse des Hauses im Königreich
Württemberg: Standesherrhchkeit im Königreich mit Sitz und Stimmein
der ersten Kammer der k. württemb. Landslande, wurden im Mai 1827
festgesetzt, und die Berechtigung zu dem Prädieale „Erlauehl" 1829
bei der Bundesversammlung angemeldet.
152 GltAFKIN V. MEIPPEBG.
Die Abstammung der jetzigen Familienglieder ergiebt nachstehende
Ahnentafel: Eberhard Friedrich, Freiherr, geb. 17. Febr. 1655, gest.
10. Aug. 1725, k. k. General-Feldmarschall: erste Gemahlin: Margaretha
Lucretia v. Hornberg, gest. 12. Juni 1686. — Wilhelm Reinhard, erster
Graf, geb. 27. Mai 1684, gest. 26. Mai 1774, k. k. w. Geh. Rath,
General-Feldmarschall etc.; Gemahlin: Maria Franziska Theresia Gräfin
v. Khevenhüller, geb. 8. Nov. 1702, verm. 24. April 1726, gest.
2. Sept. 1760. — Leopold Johann Nepomuk, geb. 27. März 1728,
gest. 5. Jan. 1792, Herr zu Schweigern etc., k. k. w. Geh. Rath,
Reichshofrath, Gesandter etc.; dritte Gemahlin: Maria Ludovike Gräfin
zu Hatzfeldt-Wildenberg- Werther, geb. 28. Aug. 1750, verm. 4. Mai
1774, gest. 24. Jan. 1784. — Adam Albrecht, geb. 8. April 1775,
gest. 22. Febr. 1829, k. k. w. Geh. Rath, Kämmerer, General-Feld-
Marschall-Lieutenant, Ehrencavalier Ihrer Majestät der Erzherzogin Maria
Luise Herzogin von Parma; Gemahlin: Therese Josephine Walpurge
Gräfin v. Thurn-Valsassina, verm. 4. Febr. 1806, gest. 23. April 1815.
— Alfred August Carl Franz Camillus, jetziges Haupt der Familie.
Die jetzigen Glieder der Familie sind :
Graf ALFRED August Carl Franz Camillus — Sohn des Grafen
Adam Albrecht — geb. 26. Jan. 1807, k. k. Kämmerer, k. württemb.
General-Major, erblicher Standesherr des Königreichs Württemberg, verm.
in erster Ehe 19. Oct. 1835 mit Josephine Gräfin v. Grisoni, gest.
17. Nov. 1837, und in zweiter, 19. März 1840, mit Prinzessin Maria
Friederike Charlotte, kön. Prinzessin von Württemberg, geb. 30. Oct. 1816.
Der Bruder desselben ist: Graf Erwin Franz Ludwig Bernhard Ernst,
geb. 6. April 1813, k. k. Kämmerer, Oberst und Regiments-Commandant,
verm. 19. April 1845 mit Henriette Gräfin v. Waldstein- Wartenberg zu
Dux-Leutomischl, geb. 23. Dec. 1823, gest. 18. Juli 1845. — Vom
Grafen Maximilian Joseph dem älteren Bruder des Grafen Adam
Albrecht — geb. 14. Mai 1756, gest. 10. Nov. 1809 — leben zwei
Töchter.
f V
<;RAFKN V. NKSSKLRODE.
153
Grafen v. Nesselrode.
Äathöltfd). fJrrufcn unb llußlanb.
Besitz: die Güter Thumb, Gertenbügel, Ereshoven, Wetierode, üaswerier, Wegberg, Alt-
Bcrnsau, Vilzheck, Slockhausen, Sassenberg, Dieck etc. in der Rlieinprovinz.
Wappen der Grafen v. Nesselrode - Ereshoven : Schild zweimal der Länge
nach und einmal quergetheilt, also 6 feldrig , mit Mittelschild. Im rothen Mittel-
schilde ein silberner, oben vier- unten dreimal gezinnter Querbalken (Stammwappen).
1 und 6 in Schwarz ein rechtsgekehrter, doppelt geschweifter, goldener Löwe;
2 und 5 in Gold drei rofhe Pfähle; 3 und 4 in Silber ein schräglinker, in der
Mitte mit einem silbernen Stern belegter schwarzer Balken. Ueber der Grafenkrone
erheben sich vier gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt einen wachsenden, ein-
wärtssehenden, gekrönten, doppelt geschweiften, goldenen Löwen ; der zweite einen
wachsenden, einwärtssehenden, rothen Bracken, welcher den gezinnten Balken des
Mittelschildes als Halsband zeigt (Helm des Stammwappens); der dritte einen gol-
denen, offenen Flug, dessen beide Flügel mit drei rothen Pfählen belegt sind, und
der vierte den schräglinken, schwarzen Balken des 3. und 4. Feldes mit dem sil-
bernen Sterne. Die Decken des rechten Helmes sind schwarz und golden, die des
zweiten roth und silbern, die des dritten golden und roth, und die des linken
schwarz und silbern, und den Schild hält rechts ein einwärtsschender, gekrönter
und doppelt geschweifter Löwe, links ein rother, einwärtssehender, den gezinnten
Balken des Mittelschildes als Halsband tragender Bracke. Anstatt der Helmdecken
wird meist ein rother, mi^Hermelin gefütterter Wappenmantel geführt. — Der Löwe
im l. Felde kommt bisweilen auch einwärtsgekehrt vor.
Uraltes niederrheinisches Rittergesehleeht, dessen Stammhaus Nessel-
rode (Nesselrolh) im Herzoglhum Berg an der Wupper unweit Solingen
liegt. Emerich v. Nesselrode war, den gewöhnlichen Angaben nach,
969 auf dem Turniere zu Merseburg, Conrad 1042 zu Halle, Friedrich
1296 zu Schweinfurt, und Gottschalk 1311 zu Worms. Johann — ein
Sohn Johanns des alteren — turnierte 1337 zu Regensburg, und der-
selbe wird als ältester allgemeiner Stammvater des Geschlechts ange-
nommen. Aus der Ehe mit Sophia, der Schwester und Erbin Johanns,
des letzten Herrn vom Stein, stammte Wilhelm v. Nesselrode zum Stein,
gest. 1389, welcher sich mit Jutt v. Ehreshofen (Ereshoven) vermählte,
durch dieselbe die gleichnamige Herrschaft erhielt, und durch seine
Söhne: Johann den Aelteren zum Stein und Johann den Jüngeren zu
Ereshoven, der nächste Ahnherr zweier Hauptlinien geworden ist. Es
154 GRAFEIV V. NESSKLRODE.
stiftete nämlich Johann der Aeltere die erloschene Stein-Reichen-
steiner und Johann der Jüngere die jetzt blühende Eresho vens che
Hairfülinie.
Was die erloschene Stein-Reichensteiner Hauptlinie anlangt, so mag,
im Interesse des Geschlechts, aus dem reichen Material, welches über
dieselbe vorliegt, hier nur Nachstehendes in der Kürze Platz finden. Diese
Hauptlinie, welche schon 1481 das Erh-Marschall- und Erb-Kämmerer-
Amt des Herzogthums Berg besass, fasst die Nachkommen Johanns
des Aelteren v. Nesselrode zum Stein und seiner Gemahlin , Catharina
v. Gehmen, in sich. Der Sohn desselben, Wilhelm, gest. 1499, erhielt
durch Vermählung mit Elisabeth Nyt v. Bürgel 1478 die Reichsgrafschaft
Rhade, und seine Urenkel, Rertram und Matthias — die Söhne Wilhelms
zum Stein, Rhade und Herten, Amtmanns zu Blankenberg, aus der Ehe
mit Anna v. Loe zu Wissen — wurden 14. Oct. 1652 in den Reichs-
freiherrenstand erhoben, und stifteten zwei Speciallinien: die von Bertram
gegründete Reichensteiner und die von Johann Matthias gegründete
Landskroner Speciallinie. — Der Stifter der Reichensleiner Linie,
Bertram, verm. mit Lucie Gräfin v. Hatzfeld, starb 1078, und der Sohn
desselben, Franz, erkaufte 1698 von den Grafen v. Wied die reichs-
unmittelbare Herrschaft Reichenstein, wurde vom Kaiser Leopold l.
19. Dec. 1698, unter Vermehrung und Verbesserung seines Wappens
mit dem der ausgestorbenen Herren vom Stein und v. Reichenslein, in
den Reichsgrafenstand erhoben und erhielt 1706 Sitz und Stimme im
westphälischen Grafencollegium. Von seinen Söhnen aus der Ehe mit
Anna Maria Freiin v. Wylich war Graf Philipp Wilhelm, gest. 1754, des
heil. röm. Reichs Fürst und Johanniter-Ordens-Meister zu Heitersheim,
Graf Bertram Carl aber, verm. mit Maria Antonie Freiin v. Wylich,
hinterliess den Grafen Franz Wilhelm, geb. 1701, verm. zuerst mit
Catharina Elisabeth und später mit Maria Theresia Gräfinnen v. Hoens-
broech, welcher, kinderlos, 22. Sept. 1746 gestorben, diese Linie schloss.
— Der Stifter der Landskroner Linie, Johann Matthias, war mit Elisabeth
v. Wylich vermählt. Der Sohn desselben, Johann Florentin (Salentin)
Wilhelm, erbte durch Vermählung mit Franziska* Margaretha v. Brempt,
Erbtochter Johanns v. Brempt, die Herrschaft Landskron, und erhielt
vom Kaiser Joseph I. 4. Sept. 1710 die Reichsgrafenwürde, nachdem
er schon vorher mit seinem Sohne, Johann Hermann Franz, nachmaligem
k. k. General-Feldmarschall etc., 20. Febr. 1705 die Vermehrung des
Wappens mit dem erloschenen Brempt -Landskronschen erhalten hatte.
Johann Hermann Franz, gest. 3. Febr 1751, hinterliess aus zweiter
Ehe mit Luise Gräfin v. Virmond den Grafen Johann Wilhelm, gest. 1800,
welcher, nach Erlösdien der Reichensteiner Linie, 1776 die reichsun-
mitlelbaren Besitzungen derselben mit Sitz und Stimme auf der west-
phälischen Grafenbank erbte. Aus der Ehe desselben mit Maria Theresia
Gräfin v. Auersperg stammte Graf Johann Franz Joseph, geb. 2. Sept.
1755, welcher, 1826 gestorben, im Mannesstamrae diese Linie schloss,
da von seinen vielen Kindern aus der Ehe mit Felicitas Johanna Gräfin
v. Manderscheid-Blanckenheim nur ein Sohn, Graf Johann Wilhelm Carl,
(iRAFRN V. NESSELRODE. 155
verm. mit Caroline Auguste Gräfin v. Nesselrode -Ereshoven, kinderlos
1822, und eine Tochter, Maria Carolina, geb. 13. Sept. 1779, verm.
13. Sept. 1799 mit Johann Felix Bernhard Freiherrn Droste v. Vischering,
gest. 1826, übrig geblieben waren. Letztere vererbte Namen, Wappen
und Güter ihres Geschlechts auf ihre Nachkommen (s. Bd. I. p. 202 — 204).
Die hier zu besprechende Ereshover Haupllinie stiftete, wie ange-
geben, Johann der Jüngere, verm. mit Helene v. Bock, gest. 1520.
Aus derselben erhielt Franz Carl — Sohn Philipp Wilhelms, welcher
mit Maria Freiin y. Leerodt vermählt war und vom Kaiser Ferdinand III.
3. Aug. 1655 den Reichsfreiherrenstand bekommen halte (alle anderen
Angaben beruhen wohl auf Verwechselungen) — vom Kaiser Joseph I.
4. Sept. 1705, mit Zulegung und Vereinigung des Ereshovenschen
Wappens, die Reichsgrafenwürde und 20. Nov. 1729 das Indigenat in
Ungarn. Derselbe, gest. 10. Juni 1750, hinterliess aus der Ehe mit
Maria Theresia Freiin v. Schorlemmer, ausser mehreren Kindern, zwei
Söhne, Carl Franz und Maximilian Julius Wilhelm, welche das Geschlecht
fortpflanzten.
Die Abstammung der jetzigen Glieder der Familie zeigt nachstehende
Ahnentafel: Franz Carl, Graf — Sohn Philipp Wilhelms — geb.
14. Nov. 1673, gest. 10. Juni 1750, k. k. w. Geh. Rath, Jülich- und
bergischer Kammerpräsident etc. ; Gemahlin : Maria Theresia Freiin
v. Schorlemmer, verm. 17. Oct. 1709, gest. im Febr. 1764 — Carl
Franz, geb. 14. Nov. 1713, gest. 11. April 1798, kurpfälz. Geh. Staats-
und Conferenz- Minister und Jülich- und bergischer Canzler; Gemahlin:
Anna Freiin v. Loe zu Wissen, geb. 14. Aug. 1721, verm. 24. Febr. 1743,
gest. 5. Juni 1794. — Carl Franz Alexander, geb. 24. April 1752,
kurpfalzbayer. Kämmerer, Oberamtmann etc.; Gemahlin: Josephe Gräfin
v. Hatzfeld- Wildenberg, geb. 26. Dec. 1762, verm. 1781. — Franz
Bertram, geb. 1. Dec. 1783, Herr auf Thumb, Gertenbügel, Ereshoven,
Wetterode, Baswerter, Wegberg, Alt-Bernsau, Vilzheck, Stockhausen etc. ;
Gemahlin: Maria Luise Freiin v. Hanxleden, geb. 2. April 1799, verm.
16. Nov. 1816. — Maximilian Bertram.
Von den lebenden Gliedern der Familie gehören hierher:
MAXIMILIAN Bertram Graf v. Nesselrode — Sohn des Grafen Franz
Bertram — geb. 20. Sept. 1817, k. preuss. Lieutenant im 1. Garde-
(Landwehr-)Uhlanen-Regiment, verm. 12. Juli 1852 mit Melanie Grälin
v. Hatzfeld, geb. 29. Oct. 1828. — Die zwei Brüder desselben sind
die Grafen: Alfred Victor Franz, geb. 24. Aug. 1824, und Rudolph
Werner Basil, geb. 11. April 1835, und vom Vater des Grafen Maximi-
lian Bertram, dem Grafen Bertram, lebt der Bruder: Graf Friedrich Carl,
geb. 10. Jan. 1786, k. russ. General-Lieutenant a. D.
Vom Grafen Maria Julius Wilhelm Franz — dem Sohne des Grafen
Franz Carl und dem Bruder des Grafen Carl Franz (s. oben die Ahnen-
tafel) — geb. 24. Oct. 1724, gest. 8. März 1810, k. russ. Geh. Rath
und Kammerherrn, gewesenem Gesandten in Lissabon und Berlin, verm.
2. Jan. 1780 mit Luise Gontard, gest. 25. Aug. 1785, stammt:
Graf CARL Robert, geb. 14. Dec. 1780, k. russ. Reichscanzier,
156
GRAFEN V. INIMPTSCH.
w. Geh. Rath und Chef des Ministerii der auswärtigen Angelegenheiten,
verm. mit Maria Gräfin Gouriew, gest. 19. Aug. 1849. — Der Sohn
aus dieser Ehe ist Graf Dimitry, geh. 23. Dec. 1816, k. russ. Kammer-
junker und Staatsrath. Von den heiden Töchtern vermählte sich Gräfin
Helene, geh. 12. April 1815, mit Michael Grafen Chreptowitsch , k.
russ. Gesandten und bevollm. Minister am k. sicilian. Hofe, und Gräfin
Maria, geb. 24. Juli 1820, 1840 mit Albin Leo Freiherrn v. Seebach,
k. sächs. Geh. Rath und ausserord. Gesandten und bevollm. Minister am
kais. franz. Hofe.
Grafen v. Aimptsch.
Äatholtfd). (Otfittvtid).
Besitz: Neu-Serowitz in Mähren; Cajetilz und Geiersberg in Böhmen.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Mittelschild von Silber und
Roth quergetheilt; oben ein aufsteigendes, rechtsgewendetes, schwarzes Einhorn mit
goldenen Klauen und goldenem Hörn, unten der in einem nach rechts gekrümmten,
silbernen Fischschwanze bestehende Hintertheil desselben (Stammwappen). 1 und 4
in Silber zwei, über einander gestellte goldene Kronen, von denen die obere ge-
stürzt ist. 2 von Blau und Roth quergetheilt; in der oberen Hälfte mit einem
goldenen, einwärtsgekehrten Greif mit ausgebreiteten Flügeln und auswärtsgewun-
denem Stachelschwanze. 3 in Blau auf grünem Boden ein Palmbaum. Auf dem
Schilde stehen drei gekrönte Helme. Der rechte trägt den einwärtsgekehrten,
stehenden Greif des 2. Feldes ; der mittlere zwei Straussenfedern, die rechte silbern,
die linke schwarz, und der linke das wachsende Einhorn des Mittelschildes. Die
Decken des rechten Helmes sind blau und golden, die des mittleren und linken
roth und silbern. — Diese Beschreibung stimmt mit Abdrücken von älteren Pet-
schaften. Das Wappenbuch der durchlauchtigen Welt giebt als gräfliches Wappen
(III. 285) nur das adelige Wappen, und liefert von demselben folgende Beschrei-
bung: in dem von Silber und Roth quergetheilten Schilde ein linksgekehrtes See-
pfeid mit einem schwarz- und silbergestücktem Home auf der Stirne ; der obere,
in die silberne Hälfte aufsteigende Theil ist schwarz, der in die untere, rothe
Hälfte herabhängende, einem Fischschwanze ähnliche Theil aber von Silber. Aus
dem Helme wächst ein schwarzes, linksgekehrtes Einhorn empor. Die Decken sind
silbern und roth. In den Supplementen zum Siebmacher (VI. 6) ist das 3. Feld
GRAFEN V. NIMPTSCH. 157
von Blau und Roth quergetheill, und in der oberen blauen Hälfte stellen aufrecht
aneinander zwei Strausscnfedern. von denen die recbte golden, die linke schwarz
ist. — Nach neueren Angaben zeigt Feld 1 und 4 in Silber zwei rotbe Pfähle,
und vor denselben in der Mitte zwei goldene Kronen über einander, von denen die
obere gestürzt ist. Feld 2 ist von Gold und Blau quergetheill mit einem aufge-
richteten Wolf von natürlicher Farbe, welcher mit seinen Vorderlüufen einen roth-
gefiederten Pfeil zerbricht, und 3 von Blau über Schwarz quergetheill mit einem
silbernen, linksgekehrten Drachen mit ausgebreiteten Flügeln und einwärtsgewunde-
nem Stachelschwanze. (Die zwei rothen Pfähle im 1. und 4. Felde und das Wappen-
bild des 2. Feldes erinnern an das Wappen der Freiherren v. Fürst und Kupfer-
berg). — Das Wappenbuch der österreichischen Monarchie (V. 19) giebt im 2. Felde
in Blau den goldenen Greif mit gewundenem gewöhnlichen Schweife üffer einem
rothen Feldesfusse, setzt im 3. Felde über einem rothen Feldcsfusse in Blau einen
Bosch von zehn Hahnenfedern, deren rechte Hälfte von fünf Federn silbern, die
linke schwarz ist, und stellt auf den mittleren Helm einen eben so tingirten Busch
von vierzehn Hahnenfedern, von denen die rechtsgekehrten sieben silbern, die links-
gekehrten schwarz sind.
Sehr altes sehlesisches Geschlecht, welches nach alteren Schrift-
stellern aus Polen, und zwar aus dem alten Hause Boneza, stammen
soll, welches letztere nach Okolski mit Clemens, Bischof zu Kruschwic,
994 aus Italien nach Polen gekommen ist, und in dem Bruder dieses
Bischofs, Bonificius, welcher in Polen abgekürzt ßoncza genannt wurde,
den Stammvater erhielt. Ein Nachkomme desselben wendete sich nach
Schlesien und erwarb das Dorf Alt-Nimplsch im Briegischen, welches
älter als die 1152 erhaute Stadt Nimptsch sein soll, und von dieser
Besitzung wurde der Name: Nimptsch angenommen. Nach Sinapius
war Johann v. Nimptsch 1314 Prälat zu St. Johannes in Breslau, und
Conrad führte 1353 dem Kaiser Carl IV. die Tochter Heinrichs, Herzogs
zu Jauer, als Gemahlin zu. In demselben Jahrhunderte überliessen
Lorenz und Hans, Gebrüder, ihre Besitzungen im Riesengebirge : Warm-
brunn, Schmiedeberg etc., an die Gotsche Schaff, die Vorfahren der jetzigen
Grafen v. Schaffgotsche. Urban kommt 1590 als Landes -Canzler zu
Schweidnitz und Jauer vor, und der Bruder desselben, Friedrich, Herr
auf Röversdorf, starb 1619 als Ober- Steuer-Einnehmer der Fürsten-
thümer Schweidnitz und Jauer. Dieselbe Stelle bekleidete der Sohn
desselben, Johann, auch des Landrechts Beisitzer und gest. 1651. Der
Sohn des Letzteren, Johann Friedrich (I.), k. k. Rath , General -Major
und Landeshauptmann zu Jauer, wurde vom Kaiser Ferdinand IL mit
seinem Bruder Sigismund in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Von
Ersterem stammte Johann Friedrich (IL), Freiherr zu Oelse, Herr zu
Ullersdorf, und der Fürstenlhümer zu Jauer und Schweidnitz Landes-
hauptmann, von dessen Söhnen Johann Heinrich, Landeshauptmann des
Fürstentums Glogau und k. k. Rath, gest. 1726, mit seinem Bruder,
Friedrich Leopold, vom Kaiser Leopold I. zu Ende des 17. Jahrhunderts
— nicht 1732 — den Reichsgrafenstand erhielt. Von Johann Heinrichs
Söhnen pflanzte Christoph Ferdinand, Herr zu Oelse, Ober-Rechts-Bei-
sitzer der Fürstenlhümer Schweidnitz und Jauer und seit 1736 k. k.
Geh. Rath, das Geschlecht dauernd fort.
Auf Grund einer von v. Schönfeld gegebenen Ahnentafel der Gräfin
Maria Philippine v. Nimptsch, vermählten Gräfin v. Allhann, geb. 1. Mai
158 GRAFKN V. NIMPTSCH.
1759, würde die Abstammung der jetzigen Grafen v. Nimptsch, voraus-
gesetzt, dass Graf Joseph, geb. 1763, wie sehr wahrscheinlich ist, der
Bruder der Gräfin Maria Philippine war, nachstehende sein: Johann
Friedrich Freiherr v. Nimptsch (II.) auf Oelse; Maria Gräfin v. Hoch-
berg. — Johann Heinrich, Graf; Dorothea Gräfin v. Zinzendorf und
Potlendorf. — Christoph Ferdinand; Maria Magdalena Freiin v. Gilleis.
— Johann Heinrich; Carolina Freiin v. Stillfried-Rattonicz. — Joseph,
geb. 1763, gest. 3. Jan. 1838, k. k. Rath , Feld-Marschall-Lieutenanl
und Ober- Hofmeister des Erzherzogs Johann; erste Gemahlin: Maria
Elisabeth Gräfin v. Khevenhüller, geb. 17. Oct. 1776, verm. 8. Febr.
1802, gest. 8. März 1803. Zweite Gemahlin: Auguste Gräfin v. Mar-
colini. — Carl — Sohn aus erster Ehe — jetziges Haupt der
Familie.
Von den jetzigen Gliedern des Hauses sind hier anzuführen :
CARL Graf Nimptsch, Freiherr v. Oels, — Sohn des Grafen
Joseph — geb. 26. Febr. 1803, k. k. Kämmerer, Herr zu Neuserovitz
in Mähren und Cajetitz und Geiersberg in Böhmen, verm. 19. Oct. 1829
mit Therese Gräfin v. Marcolini, geb. 1809, aus welcher Ehe drei Söhne
stammen, die Grafen: Joseph, geb. 26. Juli 1832, k. k. Oberlieutenant;
Paul, geb. 9. Juni 1836, und Camillo, geb. 5. Dec. 1841.
Von den Brüdern des Grafen Carl aus zweiler Ehe des Vaters
(s. oben) leben drei, die Grafen Camillo, geb. 4. Juni 1807, k. k.
Kämmerer und Major in d. A. ; Ferdinand, geb. 25. Febr. 1809, k. k.
Kämmerer und Rittmeister in d. A., und Friedrich, geb. 10. März 1813,
k. k. Kämmerer und Rittmeister in d. A., Gerichtstafel- Beisitzer des
veröczer Comitats in Slavonien.
GRAFEN V. NORMANN-EHRKNFELS. 159
Grafen v. Norniann-Ehreiifels.
6oangrltfd). U)ürttcmbfrg.
Besitz: das Rittergut Ehrenfels nebst Mashalderbuch und Weinsheim.
'Wappen: Schild der Länge nach getheilt. Die rechte Hälfte ist quer
getheilt ; ohen in Silber ein wachsender, schwarzer Adler mit ausgebreiteten
Schwingen, unten in Blau drei nebeneinander stehende rothe Wecken (Stanim-
wappem; in der linken Hälfte in Blau drei schräglinkc Balken, von denen der
mittlere golden, die äusseren roth sind (Wappen der Bitter v. Ehrenfels). Den
Schild deckt ein gekrönter Helm ohne Schmuck, und denselben halten zwei ge-
wappnete Bitter mit Turnierlanzen in der freien Hand, deren Helme mit drei
Pfauenfedern besteckt sind. Das Ganze umfliegt ein innen grüner, aussen rother,
mit goldenen Fransen besetzter Mantel, welcher von der Grafenkrone bedeckt wird.
— Auf dem Helme des Stammwappens sind nach Micraelius zwei Spaten kreuzweise
Ober drei Pfauenfedern gelegt. Bei dem Johanniterorden ist das Wappen so auf-
geschworen, dass auf dem Helme über einem roth- silbernen Wulste ein ganzer
Pfauenschweif aufgerichtet ist, welcher an jeder Seite von einem goldenen, unten
viereckigen und mit dem langen goldenen Stiele auf dem Helme ruhenden Grab-
scheite schrägauswärts beseitet wird. Die Helmdecken sind silbern und roth. —
Das Wappen der Bitter v. Ehrenfels gieht Wissgrill , wie folgt, an: blauer, mit
einem goldenen Balken links herab schräg belegter Schild ; unten am Schildesfussc
ragt eine weisse Felsenspitze hervor. Auf dem gekrönten geschlossenen Helme
steht ein blauer Adlersflügel mit dem goldenen Schrägbalken.
Die Grafen v. Normann- Ehrenfels stammen aus einem sehr allen
Adelsgeschlechte auf Rügen ab, welches schon im 13. Jahrhundert unter
dem dortigen angesessenen Adel genannt wird und später sehr reich
begütert wurde. Heinrich v. Normann war 1556 Stalthalter des Stifts
Camin; ein anderer Heinrich von 1573 — 1584 Landvogt auf Rügen, und
Melchior ersler Rath und Minister des Herzogs Ernst Ludwig von Pom-
mern. — Im Laufe der Zeit liessen sich Glieder der Familie in Schweden,
Dänemark, Preussen etc. nieder. Carl Ludwig v. Normann aus dem
Hause Tribbewitz, geb. 1707, gest. 176S, k. preuss. General-Major und
Regiraentschef, war in der Neumark mit Neuwedel angesessen. Der
Sohn desselben , Philipp Christian , wurde nach dem Tode des Vaters
Page am Hofe des Herzogs Carl von Württemberg, zeichnete sich auf
der Carls -Academie sehr aus, wurde schon 1778 Regierungsrath und
gab ausserdem seit 1780, nach des Herzogs Wunsche, Unterricht in der
genannten Academie. 1791 erhielt derselbe das Präsidium des Hof-
IßO GRAFEN V. NORMANN-EHRENFELS.
gerichts und zeichnete sich so aus, dass er vielfach immer mehr ver-
wendet wurde, 1800 als Geh. Rath die Vicepräsidenlenstelle in der
Regierung erhielt, 1801 und 1802 ausserord. Gesandter in Paris, und
im Decemher 1802 würltemb. Staatsminister wurde. 1803 wirkte der-
selbe als würltemb. Subdelegirler bei der Reichsdeputation zur Erthei-
lung der Kurwürde an Württemberg, und der Kurfürst belehnte ihn, in
Anerkennung seiner Verdienste, mit den Gütern Ehrenfels und Mashai-
derbuch im Oberamte Münsingen , welche unter dem Collectivnamen
Ehrenfels zu einem Rittergute erhoben wurden. 1803 wurde derselbe
auch Mitglied des neuerrichteten Staatsministeriums, und 1. Jan. 1806
vom König Friedrich I. von Württemberg mit dem Reinamen Ehrenfels
in den Grafenstand erhoben. Seitdem leitete der Graf alle Unterhand-
lungen, erkrankte aber 1808, wurde 1812 in Ruhestand versetzt und
starb 26. Mai 1817 mit Hinterlassung von sechs Söhnen und drei
Töchtern. Von den Söhnen leben der fünfte und sechste Sohn : Graf
Carl Friedrich Ferdinand und Graf Carl Friedrich Wilhelm; der vierte
Sohn, Graf Carl Philipp Franz, ist ohne Nachkommen gestorben, die
drei älteren aber, die Grafen Carl August Friedrich, Carl Friedrich
Lererecht und Carl Friedrich Franz, haben Nachkommen hinterlassen.
Von den jetzigen Gliedern der Familie gehören hierher:
Graf CARL Ludwig August Friedrich, Lehns-Inhaber des Ritterguts
Ehrenfels — Sohn des Grafen Carl August Friedrich, geb. 25. Jan.
1783, gest. 11. Febr. 1824, k. württemb. Kammerherrn und Oberforst-
meisters, aus der Ehe mit Caroline Freiin v. Weiler, geb. 15. Nov. 1789
— geb. 9. Nov. 1808, verm. 4. Mai 1835 mit Emma Gräfin v. Fugger-
Kirchberg -Weissenhorn, geb. 13. Mai 1816, aus welcher Ehe vier
Töchter leben. — Der Rruder desselben ist Graf Constantin Heinrich,
geb. 16. Febr. 1818, k. k. Rittmeister, verm. 15. April 1852 mit
Maria Anna Freiin Hildprandt v. Prandau, geb. 19. April 1827.
Vom Grafen Carl Friedrich Leberecht — zweitem Sohne des Grafen
Philipp Christian — geb. 14. Sept. 1784, gest. 3. Nov. 1822 zu
Missolunghi, k. württemb. General, lebt aus der Ehe mit Frida v. Orelli,
geb. 17. Nov. 1796, Graf August, geb. 15. Aug. 1820.
Vom Grafen Carl Friedrich Franz — dem dritten Sohne des Grafen
Philipp Christian — geb. 23. Mai 1787, gest. 1834, k. württemb.
Kammerherrn, Hof- und Finanzrathe, verm. in. erster Ehe mit Sophie
Friederike v. Plessen, und in zweiter mit Wilhelmine Gräfin v. Mollke,
gest. im August 1846, lebt aus erster Ehe Graf Julius, geb. 18. Oct.
1813, grossherz. meklenb. schwer. Hauptmann, verm. 27. Oct. 1837 mit
Adelheid v. Langen, und aus zweiter Ehe Graf Carl, geb. 20. Sept. 1824.
Graf Ferdinand — fünfter Sohn des Grafen Philipp Christian —
geb. 2. Aug. 1801, k. württemb. Rittmeister, vermählte sich 5. Mai
1832 mit Malhilde Freiin v. Schütz-Pflummern, geb. 16. April 1809, und
aus dieser Ehe stammt Graf Carl, geb. 31. Dec. 1833, k. k. Lieutenant.
Graf Wilhelm — jüngster Sohn des Grafen Philipp Christian —
geb. 9. Oct. 1809, ist k. württemb. Oberlieutenant.
GRAFEN V. NOSTITZ.
161
jßatholtfch.
Grafen v. Nostitz.
©cflemtxh, #rcu#en.
Besitz der Linie zu Rokitnitz: die Fideicommisshcrrschaft Plan und Gottscliau und die
Allodialherrscbaft Rokitnitz in Böhmen; die Lobriser Güter und die Güter Stein-
seifersdorf in Nieder-Schlesien. — Besitz der Linie zu Rieneck: die. Fidcicommiss-
herrschaft Falken. in mit den Allodialgütcrn Perglaa, Schaben und Steinbach; die
Fidcicommissherrschaft Hcinrichsgrüii und die Allodialherrschaft Graslitz; die
Fideicommissherrschaft Tschechau ; die Allodialherrscbaft Stirzim mit den Gütern
Lojowitz und Gross-Popowiiz ; die Allodialherrschaft l'akomierzitz. — Die Allodial
berrschaft Thürmitz mit dem Lehnsgute I'rödlilz und die Allodialherrschaft Czcrnosek
mit Libochowan in Böhmen. — Besitz der scblesiscben Linie: die Herrschaft Zobten.
"Wappen : quadrirter Schild. 1 in Blau zwei aufgerichtete, mit den Spitzen
von einander oder auswärtsgekehrte fünf- oder sechs-, auch achtmal von Roth und
Silber quer und einmal der Länge naeh mit abwechselnden Tincturen gctheilte
Elephantenzähnc (Stammwappen), welche auf einem goldenen, mit den Spitzen auf-
wärtsgekchrten Halbmonde ruhen. 2 in Silber ein die Sachsen einwärlskehrender
schwarzer, mit einem silbernen Querbalken belegter Adlersflügel. Das 3. silberne
und 4. blaue Feld sind in der Mitte mit einem Anker belegt, dessen rechter Haken
im 3. Felde blau, der linke im 4. Felde golden ist, und dessen, der Länge nach
mit gewechselten Tincturen, halb blauer, halb goldener Schaft bis in die beiden
oberen Felder senkrecht hinaufsteigt. Heber der Grafenkrone stehen zwei gekrönte
Helme; der rechte Helm trägt einwärlsgckehrt den mit einem silbernen Querbalken
belegten schwarzen Adlersflügel des 2. Feldes, und der linke Helm zwischen zwei,
wie die Elcphantenzähne im l. Felde, getheilten Büffelshörnern drei Straussen-
federn, blau, silbern, blau. Die Hclmdecken sind rechts schwarz und silbern, links
blau und silbern.
Die Linie zu Rieneck führt überdies noch einen geklönten, rothen Mittel-
schild mit drei goldenen Querbalken und einen dritten, die mittlere Stelle ein-
nehmenden gekrönten Helm, aus welchem ein rechtssehender, silberner Schwan
hervorbricht. Die Decken sind rechts schwarz und silbern, links blau und silbern.
In Tyroffs N. A. Wappen-Werke (IL 88) ist der schwarze Flügel im 2. Felde und
auf dem rechten Helme mit einem goldenen Querbalken belegt, und im Wappen-
buche der preussischen Monarchie eben so abgebildet; doch geben die älteren Ab-
bildungen des freiherrlichen und gräflichen Wappens einen silbernen Querbalken an.
Anstatt der quergeth eilten Elephantenzähne und Rüll'elsliöiner giebt das Wappen-
buch der durchlauchtigen Welt diese Wappenbilder von Roth und Silber gefleckt.
— Das oben abgebildete und zuerst beschriebene Wappen führten schon, doch
ohne die 9 perlige Krone, die Freiherren v. Nostitz nach dem Diplome vom 18. Mai
IL II
1(52 GRAFEN V. NOSTITZ.
1G31, und es ist der Redaction nur ein, wohl sehr seltenes Siegel mit der Um-
schrift: Christianus Freiherr v. Nostitz, hekannt, welches von dem als freiherrliches
Wappen angenommenen sehr abweicht. Der quadrirte Schild dessclhen trägt ein
Miltelschild mit dem Stammwappen, der Helmschmuck des letzteren findet sich aher
auf keinem der heiden Helme. Obgleich der Vorname Christian in der früher sehr
weit verzweigten Familie wenig vorkommt, ist es doch noch nicht möglich gewesen,
über dieses Siegel Aufschluss zu erhalten. — Dass nach Dienemann (p. 349 No. 78)
das freiherrliche Wappen mit der Grafenkrone aufgeschworen sein soll, beruht auf
einem Irrthumc. Bei den der Familie zu Theil gewordenen Erhebungen in den Grafen-
Stand ist stets das freiherrliche Wappen beibehalten und nur die Grafenkrone hin-
zugesetzt, doch früher oft auch nicht geführt worden. So geben denn auch ältere
Abbildungen und Siegel der Linie zu Rieneck nur dieses Wappen, doch wurde in
dasselbe später das Wappen der Reichsherrschaft Rieneck aufgenommen und so,
wie oben angegeben, geführt. — Das Taschenb. der gräflichen Häuser (1848, p. 468)
giebt das gewöhnliche gräflich Nostitzsche Wappen, führt aber sehr richtig an, dass
die Linie zu Rokitnitz für die Erbfolge in die ehemalige Reichsgrafschaft Rieneck
der Linie zu Rieneck substituirt sei und daher gleichzeitig mit letzterer das reichs-
gräfliche Nostitz-Rienecksche Wappen führe: letzteres möchte daher, wie es jetzt
vorkommt, anzugeben sein. Die im Jahrg. 1839, p. 364 und 365, über die Familie
gegebene historische Notiz schliesst mit der Bemerkung: die Grafen v. Nostitz und
Rieneck theilen sich in die drei Linien zu Rokitnitz, zu Rieneck und in Schlesien.
Die übrigen Grafen v. Nostitz sind auf die Grafschaft Rieneck nicht coinvestirt und
führen also auch deren Namen und Wappen nicht. Es sollte wohl heissen : die
Grafen v. Nostitz blühen jetzt in den Linien zu Rokitnitz, zu Rieneck und in
Schlesien. Die Linie zu Rokitnitz ist auf die Grafschaft Rieneck coinvestirt und
führt daher auch das Wappen der Linie zu Rieneck.
Eins der ältesten und vornehmsten Adelsgeschlcchter der Lausitz,
welches sich aus derselben schon sehr früh nach Schlesien, Böhmen,
Polen und weiter verbreitet hat. Die Endung des Namens spricht für
wendische Abkunft. Nach Hosemann, Golerus, Sinapius und Anderen
kamen Ritter dieses Namens schon im 12. Jahrhundert in den Kreuz-
zügen vor. Hartwig v. Nostitz, Hauptmann zu Steinau, gest. 1285,
besass Damnitzsch, einen der ältesten Sitze der Familie. Heinrich stellte
1399 zu Zittau eine Pfandverschreibung aus, welche Carpzov noch sah.
Die ordentliche Stammreihe der Familie beginnt in der Lausitz mit Caspar
v. Nostitz, gest. 1484, Herrn auf Zschochau und Landeshauptmann des
Fürstenthums Görlitz, welcher 1454 dem deutschen Orden in Preussen
1000 Reiter zuführte. Aus der Ehe desselben mit einer v. Gersdorf
stammten drei Söhne, Otto, Georg und Hartwig, welche drei Linien
stifteten: Otto gründete die Linie zu Rothenburg, Georg die zu Gotta,
und Hartwig die zu Zschochau. In neueren Angaben sind Otto und
Hartwig verwechselt worden. Diese drei Linien zerfielen wieder in
mehrere Aeste. Nach einem 10. Dec. 1577 zu Görlitz errichteten
Familienvcrtrage bestanden damals in der Lausitz die drei Hauptstämme
zu Rothenburg, Unwürde und Ullersdorf, sämmtlich mit grossem Grund-
besitz, und Grosser nannte 1715 noch 32 der Familie zustehende lau-
sitzer Ritlergüter.
Die Grafen v. Nostitz stammen aus der Zschochauer Linie, welche,
wie angegeben, Caspars dritter Sohn, Hartwig, stiftete. Von dem Enkel
des Letzteren, Abraham, gest. 1592, Herrn auf Zschochau, stammle als
dritter Sohn Johann, Landeshauptmann des Fürstenthums Wohlau, welcher
1619 starb, und zwei Söhne, Otto und Johann Hartwig, hinterliess.
graken v. noshtz. 103
Ersterer ist der nächste Stammvater der jetzigen Linie zu Rokilnitz,
Letzterer der der Linie zu Riencck.
Otto, geb. 1608, gest. 4. Nov. 1666, Herr auf Rokitnitz, Seifers-
dorf, Ilerzogswalde, Profen etc., schles. Obcramts-Ganzler, Landeshaupt-
mann der Fürslenthümer Scliweidnitz und Jauer, k. k. Geh. Ralli und
Kämmerer, erhielt vom Kaiser Ferdinand II. 18. Mai 1631 den Frei-
herrenstand. Der Sohn desselben, Christoph Wenzel, geb. 1643, gest.
1712, k. k. w. Geh. Rath und Kämmerer, empfing 1673 die Mitbelehnung
an der Reichsgrafschaft Rieneck und wurde vom Kaiser Leopold I. 27. Juli
1675 in den böhmischen, und 27. Nov. 1692 in den Reichsgrafenstand
erhoben. Die Nachkommen desselben giebt die weiter unten folgende
Ahnentafel.
Hartwig Johann — Bruder Ottos — geb. 1610, gest. 1683, k.
k. w. Geh. Rath und oberster Canzler von Böhmen, wurde 10. Juli
1641 böhmischer Graf, erhielt, nach Erlöschen der Grafen v. Rieneck,
den einen Theil der in Franken gelegenen Grafschaft derselben als ein
dem Erzstifle Mainz heimgefallenes Lehn vom Kurfürsten Lothar Friedrich
(aus der Familie v. Metternich- Burscheid), wurde mit diesem Theile
24. Nov. 1673 belehnt, 29. Dec. 1673 vom Kaiser Leopold I. in den
Reichsgrafenstand erhoben, und 1674 in das fränkische Grafencollegium
eingeführt. Ueber seine Nachkommen ertheilt die Ahnentafel Auskunft.
Die dritte der jetzt blühenden gräflichen Linien, die Linie in Schle-
sien, wird nach dem Geneal. Reichs- und Staats- Handbuch als ein
Nebenasl der Linie zu Rieneck angenommen, doch dürfte der Zusammen-
hang beider nicht leicht nachzuweisen sein. Nach älteren Angaben,
welche richtig scheinen , bildete sich aus dem Hause Damnitzsch in
Schlesien der Ast zu Ransen. Friedrich auf Ransen und Damnitzsch
starb 1641 als Landesältest^r des Fürstenthums Wolilau. Der zweite
Sohn desselben war Georg, Herr auf Damnitzsch, Polgsen etc., des Woh-
lauschen Fürstenthums Landesällester und des Sleinausehcn Weichbildes
Hofrichler, gest. 1663. Von den vier Söhnen desselben war Adam
Friedrich, des Fürstenthums Wohlan Landesältester, der Vater Georg
Sigismunds , k. poln. und kursächs. Geh. Raths und Gesandten am k.
grossbrilan. Hofe, welcher im kursächs. Reichsvicariale 18. Juli 1711
in den Reichsgrafenstand erhoben wurde. Das Weitere ergiebt die
Ahnentafel.
lieber die Abstammung der jetzigen Familienglieder aus den Linien
zu Rokilnitz, Rieneck und in Schlesien geben folgende Ahnentafeln
Auskunft.
Linie zu Rokitnitz: Johann Carl Martin Christoph — Sohn
des 1692 zum Reichsgrafen erhobenen Christoph Wenzel aus der Ehe
mit Maria Juliane Gräfin v. Mettich — geb. 1673, gest. 17. April 1740,
k. w. Geh. Rath etc.; erste Gemahlin: Maria Maximiliane Gräfin v. Sinzen-
dorf, geb. 2. Nov. 1675, verm. 2. Sept. 1705, gest. 16. Oet. 1718.
— Joseph Wilhelm, geb. 27. Juli 1706, gest. 10. Jan. 1787, Herr
der Herrschaft Rokitnitz, k. w. Geh. Rath und Oberst -Land -Kämmerer
in Böhmen; Gemahlin: Maria Luise Gräfin v. Metsch, geb. 27. Juli 1720,
11*
\ (34 GRAFEN V. NOSTITZ.
verm. 21. Oct. 1740, gesch., und gest. 19. Nov. 1762. — Johann
Joseph, geb. 19. Sept. 1741, k. preuss. Kanimerherr, franz. Oberst etc. ;
Gemahlin: Maria Josephe Gräfin v. Kaunitz, geb. 8. Dec. 1739, verm.
24. Nov. 1763, gest. 2. Dec. 1796. — Joseph, geb. 3. Sept. 1764,
gest. 1849, k. k. Kämmerer, Geh. Rath etc.; Gemahlin: Johanna Gräfin
v. Beesz, geb. 30. Nov. 1770, verm. 9. Juli 1787, gest. 3. Juni 1821.
— Johann Wenzel, jetziges Haupt der Linie.
Linie zu Rieneck: Franz Wenzel — Sohn des Wenzel Desi-
derius aus der Ehe mit Maria Elisabeth Gräfin v. Kinsky und Enkel
Johann Hartwigs — geb. 1697, gest. 20. Sept. 1765, k. k. w. Geh.
Rath; Gemahlin: Catharina Elisabeth Gräfin v. Schönborn, geb. 17. März
1692, verm. 26. Juni 1719, gest. 26. Febr. 1777. — Franz Anton,
geb. 17. Mai 1725, gest. 29. Sept. 1794, k. k. w. Geh. Rath, Käm-
merer und Oberstburggraf zu Prag; Gemahlin: Elisabeth Gräfin v. Kolowrat-
Krakowsky, verw. Gräfin v. Kolowrat-Liebsteinsky, geb. 15. April 1728,
verm. 1757. — Friedrich Chrysogen, geb. 24. Nov. 1762, k. k. Käm-
merer; Gemahlin: Anna Periez Burdett, geb. 30. Jan. 1777, verm.
30. Aug. 1795. - Erwein, jetziges Haupt der Linie.
Linie in Schlesien: Georg Sigismund, geb. 1672, gest. 10. Dec.
1761, k. poln. und kursächs. Geh. Rath und Gesandter am k. grossbrit.
Hofe, seit 1711 Reichsgraf; Gemahlin: Eva Johanna v. Niebelschütz,
geb. 20. April 1685, verm. 1704, gest. 31. März 1760. — Georg
Ludwig, geb. 15. Dec. 1709, gest. 17. Jan. 1758 an den bei Leulhen
erhaltenen Wunden, k. poln. und kursächs. General-Lieutenant; Gemahlin:
Eleonore Elisabeth Freiin v. Zedlilz, geb. 3. April 1732, verm. 16. März
1750 (in zweiler Ehe verm. 2. Oct. 1761 mit Julius Ferdinand
v. Trützschler, k. poln. und kursächs. Ober-Stallmeister, gest. 5. Oct.
177 5), gest. 10. Juni 1775. — Georg August Ludwig, geb. 24. Juli
1753, gest. 26. Mai 1795, k. preuss. Gemeinheits-Regulir-Commissar;
Gemahlin: Jeannette Chrisliane Eleonore Freiin v. Reisewitz, verm.
27. Jan. 1777. — August Ludwig Ferdinand, jetziges Haupt der Linie.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier aufzuführen:
Linie zu Roki tnitz:
Graf JOHANN Wenzel — Sohn des Grafen Joseph — geb. 25. Jan.
1791, k. k. Kämmerer, Herr der Herrschaften Plan und Gottschau,
Rokitnitz, der Lobriser Güler und der Güter Sleinseifersdorf etc., verm.
28. Jan. 1818 mit Caroline Gräfin v. Clam-Gallas, geb. 18. Dec. 1798,
aus welcher Ehe, neben drei Schwestern, Graf Joseph stammt, geb.
5. Dec. 1821, k. k. Rittmeister in d. A., verm. 15. April 1850 mit
Ernestine Gräfin v. Waldstein -Wartenberg, geb. 24. Sept. 1829. —
Der Bruder des Grafen Johann Wenzel ist: Graf Joseph Dittmar, geb.
2. Mai 1794, k. k. Kämmerer, verm. mit Matlhilde Pauline des Granges,
verw. Helfer.
Linie zu Rieneck:
Graf ERWEIN — Sohn des Grafen Friedrich Chrysogen — geb.
8. Sept. 1806, Majoratsherr zu Falkenau, Heinrichsgrün, Tschochau etc.,
Präsident der Gesellschaft patriol. Kunstfreunde zu Prag, verm. 17. Sept.
GRAFEN V. NOSTITZ. 165
1829 mit seiner Cousine Philippine Grälin v. Nostitz, geb. 27. Nov.
1S04, aus welcher Ehe, neben drei Töchtern, Graf Friedrich, geb.
11. Sept. 1835, entsprossen ist. — Der Bruder des Grafen Erwein ist:
Graf Hugo, geb. 14. Juni 1814, Herr der Herrschaft Hrzebecznik mit
dem Lehnhofe Schlowitz, verm. 30. Juni 1849 mit Maria Christina
Eleonora Aloysia Gräfin v. Clam-Martinicz, geb. 24. Juli 1S27.
Vom Grafen Johann Nepomlk — dem Bruder des Grafen Friedrich
Chrysogen (s. oben die Ahnentafel) — geb. 24. März 1768, gest.
22. Oct. 1840, Herrn der Herrschaften Thürmitz, Czernosek etc., k. k.
Kämmerer, Geh. Ralh und Feld -Marschall -Lieutenant, in zweiter Ehe
verm. 28. Juni 1803 mit Antonia Josephine Gräfin v. Schlick, geb.
18. März 1783, gest. 1831, stammen drei Söhne: Graf Albert, geb.
23. Aug. 1807, Herr der Allodialherrschaft Pruhonitz; — Graf Hermann,
geb. 29. Juli 1812, k. k. Kämmerer, General-Major und Brigadier, verm.
9. April 1839 mit Wilhelmine Franziska Caroline Fürstin v. Auerspcrg,
geb. 2. April 1813, aus welcher Ehe Graf Carl Albert Werner Fer-
dinand, geb. 19. April 1843, entsprossen ist — und Graf Siegmund,
geb. 1. Aug. 1815, k. k. Major in d. A., verm. 10. Mai 1845 mit
Luise Julie Caroline Robertine Henriette Freiin v. Uechlrilz, aus welcher
Ehe Graf Johann Wilhelm Hermann, geb. 6. April 1847, stammt.
Linie in Schlesien: Graf AUGUST Ludwig Ferdinand — Sohn
des Grafen Georg August Ludwig — geb. 27. Dec. 1777, k. preuss.
General der Cavallerie a. D., Regimentschef, Gesandter in ausserord.
Mission am k. hannov. Hofe, Herr der Herrschaft Zobten etc., verm.
8. Mai 1829 mit Clara Luise Auguste Gräfin v. Halzfcld, geb. 6. März
1807, aus welcher Ehe, neben zwei Schwestern, Graf Friedrich Wilhelm
Nicolas, geb. 8. Aug. 1835, lebt. — Vom Bruder des Grafen August
Ludwig Ferdinand, dem Grafen Carl Wilhelm Ernst, geb. 2. Juni 1783,
gest. 11. Se*pt. 1850, Herrn auf Lang-Hellwigsdorf, k. preuss. Major
in d. A., verm. mit Friederike v. Sydow, stammt Graf Carl Friedrich
August Alwin, geb. 8. April 1815, Herr auf Parchau, verm. 11. Sept.
1844 mit Dorothea Adelaide Thcrese v. Sydow- Stolzenfelde, geb.
11. Mai 1826, gest. 24. Dec. 1851. — Nach dem Taschenbuch der
gräfl. Häuser, 1853 p. 507, lebt auch von einem anderen Bruder des
Grafen August Ludwig Ferdinand, dem Herrn auf Miihlraedlilz, in erster
Ehe mit einer Freiin v. Welczeck, in zweiter mit einer v. d. Lanken
vermählt, ein Sohn, dessen Vorname ebenso, wie der des Vaters, nicht
bekannt ist. Der Vater kann kein anderer, als Graf Ludwig Gottlob
sein, welcher 5. März 1784 geboren wurde und früher in k. preuss.
Mihlairdiensten stand.
1G6
«RAFKN V. OBKRM>ORFF.
Grafen v. OberndorfT.
Satholifdj. öagern unb Öaben.
Besitz der Linie zu Ff eckaf hausen : das rheinische Fideicommiss; in Baden die Schlösser
und Gftter zu Neekarhausen, Cdingcn und Schriesheim; in Rheinhessen: die Insel
Schmiishausen, und in der bayerischen IM.il/: Schlosa und Gm Lumerslieiui. —
Besitz der Linie zu Regendorn": in der Oherplalz die Rittergüter RegendorH, Loch,
Wollsegg und Hailzenhofen olc.
"Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im gekrönten schwarzen
Miltelschilde silzt vorwärts, gegen die rechte Seite gekehrt, auf einem schwarzen
Stuhle eine schwarz gekleidete Nonne, welche an einer mit ablaufenden, rothen
Faden umwundenen güldenen Haspcl spinnt (Stammwappen). 1 und 4 von Gold
und Blau der Länge nach gelheilt, mit einem von Schwarz und Gold der Länge nach
so getlieilten Doppeladler, dass die schwarze Hälfte im güldenen Theile des Feldes,
die goldene im blauen desselben steht. Beide Hälften de.- Adlers sind gülden
bewehrt, auch haben beide Köpfe goldene Btnge. 2 und 3 in Silber ein rother
Querbalken, über und unter welchem ein leopardirter blauer Löwe nach der rechten
Seite schreitet. (Jeher der Grafenkrone erheben sich drei gekrönte Helme. Auf
dem rechten Helme steht der Doppeladler des I. und 4. Feldes zwischen zwei
Büffelshörnern, von welchen das rechte von Gold und Schwarz, das linke von Blau
und Silber quergethcilt ist. Der mittlere Helm trägt drei Straussenfedern, schwarz,
golden, schwarz (Helm des Staminwappens), und aus dem linken Helme wächst
einwärtssehend ein blauer Löwe zwischen zwei silbernen, mit einem rothen Quer-
balken belegten Büffelshörnern empor. Die Hclmdecken sind rechts schwarz und
golden, links blau und silbern, und den Schild halten zwei einwärtssehende, goldene
Greife mit rothen Flugein. — Abdrücke von neueren Petschaften aus einer der
Familie sehr befreundeten Hand ergeben mit dem Zusätze: Graf v. Oberndorff
Ißaden) das Wappen, wie beschrieben, während die mit dem Zusätze : Graf v. Obern-
dorff (Bayern) auf dem rechten Helme den Adler und auf dem linken den wach-
senden Löwen, ohne die BülTelsbörner, zeigen. In Bezug auf das Stammwappen
kommen vielfache Verschiedenheiten vor. Siebmacher (III. 12) tingirt den Schild
golden und stellt den Stuhl der spinnenden Nonne auf grünen Basen. In den
Supplementen zum Siebmacher (VII. 13) und in Tyroffs N.A.Wappen-Werke (I. 12)
ist der Schild blau mit schmaler silberner Einfassung und mit grünem Schildcsfuss,
auf welchem ein rother Stuhl mit goldenem Gestell steht. Die Straussenfedern
GRAFEN V. URRRNDORFF. 167
auf dein Holme sind golden, schwarz, golden. Das Geneal. Taschen!), der grill.
Häuser nimmt in Blau eine schwarz gekleidete Burgfrau mit weissem Schleier an,
welche auf einem goldenen Stuhle sitzt und au einer goldenen Haspel einen rothen
Faden wickelt.
Uraltes bayerisches Geschlecht, dessen schon 1385 zerstörter Stamm-
sitz in der oberen Pfalz war, die anderen Güter aber in und um Neustadt
am rauben Culm, in Mockersdorf, Oberndorff und anderen Orten dieser
Gegend lagen, und welchem, ausser dem Marschallamte, erblich auch
das Oberslallmeisleramt in der Pfalz und im Herzogthum Neuburg zu-
stand. Nach den Monumentis boieis kommen Conrad de Oberndorft' 1 150,
Rapoto 1180, Berthold 1224 und Otto de Oberndorff 1243 urkundlich
vor, und bei Turnieren wird der Name des Geschlechts seit der ersten
Hälfte des 13. Jahrhunderts oft genannt. Conrad, der Oberndorffer,
wurde, wie Aventinus angiebl, 1322 am Vorabend der berühmten
Schlacht bei Ampling mit 90 anderen Edlen zum Ritter geschlagen,
und 1420 besiegelte Asmus v. Oberndorff, unter Ludwig, Pfalzgrafen
bei Rhein, mit anderen bayerischen Ständen den 27. bayerischen Frei-
heitsbrief zu Aichach. — Von 1520 bis um das Jahr 1580 lebte
Wilhelm v. Oberndorff und Mockersdorf, verm. mit Eva v. Frohnhofen.
Aus dieser Ehe stammte Johann Georg, verm. mit Christiana Zorn
v. ßulach, und der Sohn desselben, Wolfgang Peter, vermählte sich
mit Theresia v. Bernklau von Schönreulh, aus welcher Ehe Philipp Anton
entspross. Letzlerer vermählte sich mit Susanna Freiin v. Stingelheim
auf Kirn und Bernhardswalde, und der eine Sohn desselben, Franz
Albert Fortlnatüs, Grossbailei des Malteserordens im Herzogthum Neu-
burg und kurpfälz. Staats- und Conferenz-Minister, wurde vom Kurfürsten
Carl Theodor v. d. Pfalz im Reichsvicariate 17. April 1790 mit der
ganzen Familie in den Reichsgrafensland erhoben. Der andere Sohn
Philipp Antons: Graf Johann Wilhelm Ignaz, vermählte sich mit Maria
Anna Freiin v. Gaugreben, und aus dieser Ehe sprosslen, neben fünf
Töchtern, drei Sohne, von welchen der mittlere und der jüngere ohne
Nachkommen starben, der ältere aber, Graf Christian Maria Fortlnatüs,
verm. mit Maria Antonia Gräfin v. Kolowrat-Krakowsky, das Geschlecht,
neben zwei Töchtern, durch zwei Söhne, die Grafen: Alfred Maria
Fortunat und Gustav Adolph Maria Fortunat, fortpflanzte. Durch diese
beiden Söhne theilt sich jetzt die Familie in zwei Linien, in die Linie
zu Neckarhausen und in die Linie zu Regendorff.
Von den jetzigen Gliedern der Familie gehören hierher:
Linie zu Neckarhausen:
Graf ALFRED Maria Foktunat, geb. 24. Oct. 1802, Inhaber des
rheinischen Fideicommisses mit dem oben angeführten Gülercomplex,
k. bayer. Kämmerer und adeliger Stallmeister, verm. 30. Dec. 1823
mit Maria Theresia Liboria Gräfin v. Ingelheim, genannt Echterin v. und
zu Mespelbrunn, geb. 21. Aug. 1805, aus welcher Ehe zwei Söhne
stammen, die Grafen: Friedrich Carl Joseph Leopold Maria Fortunat,
geb. 15. Nov. 1829, k. k. Lieutenant, und Carl Gustav Adolph Maria
Fortunat Philipp Gabriel, geb. 4. Dec. 1834.
168
GRAFEN V. OERTZEN.
Linie zu Regend or ff:
Graf GUSTAV Adolph Maria Fortunat, geb. 3. April 1804 —
Bruder des Grafen Alfred — k. bayer. Kämmerer, Herr der Rittergüter
Regendorff, Loch, Wolfsegg und Haitzenhofen, verm. 19. Oct. 1829
mit Clotilde Freiin v. Mauchenheim, genannt Bcchtolsheim, geb. 20. Mai
1809, gest. im April 1852. Aus dieser Ehe leben drei Söhne, die
Grafen Alfred Carl Leopold Emil Eduard Maria Fortunat, geb. 22. Juli
1830; Carl Alexander Ignaz Maria Fortunat, geb. 31. Juli 1833, k.
bayer. Cadet, und Hugo Wilderich Johann Maria Fortunat, geb.
10. Febr. 1846.
Grafen v. Oertzen.
(Eoangelifd).
6od)fcn.
Wappen: im rothen Schilde zwei silbern geharnischte Arme, welche ge-
meinschaftlich nach oben einen goldenen Ring mit rothem Steine halten, und in
jeder Oberecke des Schildes ein 6 eckiger, silberner Stern. (Die Arme, mit dem
Ringe sind das Stainmvvappen und kommen als solches blau geharnischt vor, die
beiden Sterne sind bei der Erhebung in den Grafenstand hinzugekommen.) Ueber
der Grafenkrone erheben sich drei gekrönte Helme. Der rechte trägt einen wach-
senden, einwürtssehenden, goldenen Löwen; der mittlere die geharnischten, den
Ring emporhaltenden Arme des Mittelschildes (Helm des Stammwappens), und der
linke einen einwärtsgekehrten, schwarzen Adler im Profil, welcher mit der linken
Klaue auf der Krone des Helmes steht und die rechte aufgehobene Klaue an den
Ellbogen des linken geharnischten Armes des mittleren Helmes eben so anlegt,
wie der Löwe des rechten Helmes die rechte Vorderpranke an den Ellbogen des
rechten, geharnischten Armes. Die Helmdecken sind roth und silbern, und den
Schild halten zwei einwärtsseheode, mit Laub umgürtete wilde Männer, welche mit
der freien Hand eine Keule auswärts auf den Roden stemmen.
Sehr altes meklenburgiscb.es Geschlecht, welches in Meklenburg
noch blüht, sich aber auch in Sachsen, Preussen und Dänemark ver-
breitet hat und dessen Stammvater, einer Sage nach, im 13. Jahrhundert
GRAFEN V. OERTZEN. 1 G9
dem Kaiser in einer Schlacht das Leben, mit Gefahr des eigenen gerettet
halten soll, worauf ihm Letzterer einen Ring angesteckt habe, in Folge wel-
cher Ehre das Stanimwappen der Familie entstanden sei. Dietrich v. Oertzen
wurde, nach Mylius, mit Heinrich v. StralendorH' vom Herzog Heinrich von
Meklenburg, als Letzterer 1271 in das gelohte Land reiste, zum Statthalter
seiner Länder eingesetzt, und Nicol kommt 1293 urkundlich vor. Als die
ersten Stammhäuser der Familie werden Juro im Meklenburg-Schwerinschen
und Helpl im Meklenburg-Slrelitzschen angegeben, und die Familie hat sich
in zwei Haupllinien verbreitet, deren gemeinschaftlicher Stammvater Jacob,
Herr auf Helpt und Grammentin, war. Der eine Sohn desselben, Jaspar,
Herr auf Roggow und Clausdorf, stiftete die ältere, der andere,
Leopold, die hier in Retracht kommende jüngere Hauptlinie, welche
letztere mit zwei Söhnen des Enkels von Leopold, Hans, sich in zwei
Linien schied. Die eine derselben, welche jetzt in Meklenburg blüht,
stiftete Victor Sigismund, geb. 1636, gest. 1715, die andere aber Georg
Henning (nach Einigen Georg Moritz), geb. 1653, gest. 1715. Letztere
machte sich in der Lausitz ansässig und verbreitete sich daselbst in
einem älteren und in einem jüngeren Aste. Der ältere Ast erlosch im
Mannesstamme mit Henning Ernst (nach Anderen Moritz Ernst), k. preuss.
General-Major, welcher in der Schlacht bei Lowositz tödtlich verwundet
wurde und in Folge dieser Verwundung 2. Oct. 1756 starb, durch den
jüngeren aber ist, in der Person des kursächs. Kammerherrn und General-
Majors Carl Ludwig, im kursächs. Reichsvicariate 29. Juni 1792 der
Reichsgrafenstand in die Familie gekommen.
Die Vorfahren und die Nachkommen des Grafen Carl Ludwig
ergeben sich aus nachstehenden Angaben: Georg Henning — Sohn von
Hans, Herrn auf Helmpl, gest. 14. Juli 1679, aus der Ehe mit Sophie
Dorothea v. Gentzkow — geb. 13. Sept. 1653, gest. 17. Aug. 1715,
Herr auf Hörne, Ragenz und Laubsdorf, kursächs. General-Major und
Regimentschef; vierte Gemahlin: Christine Goltliebe v. Romsdorf, verm.
18. März 1695, gest. 1749. — Adam Sigismund, geb. 12. Aug. 1706,
gest. 14. Jan. 1791, Herr auf Ragenz und Klein-Düben, feierte 1777
sein Eheslands-Jubiläum ; Gemahlin: Wilhelmine Elisabeth v. Schönfeld,
geb. 14. Nov. 1714, verm. 1727, gest. 30. Mai 1796. — Carl Ludwig,
Reichsgraf, geb. 27. Febr. 1746, gest. 1802, Herr auf Klein-Düben
und Dubrauke, kursächs. Kammerherr und Oberst; Gemahlin: Caroline
Christiane Juliane v. Schirnding, geb. 26. Oct. 1756, verm. 26. Oct.
1774. — Johann Heinrich — von acht hinterlassenen Söhnen der
Einzige, welcher das Geschlecht fortgepflanzt hat — geb. 31. Mai 1786,
gest. 1851, k. sächs. Kammerjunker; Gemahlin: Luise v. Rissing. —
Gustav.
Letzterer, GUSTAV Reichsgraf v. Oertzen, geb. 31. Jan. 1812,
k. sächs. Lieutenant a. D., lebt als der Einzige des reichsgräflichen
Geschlechts.
Ehe übrigens der Reichsgrafenstand in die Familie kam, ist in
dieselbe der dänische Grafenstand gekommen. Es wurde nämlich
vom König Christian VI. von Dänemark 27. April 1733 der k. dän.
170
GRAFEN V. OPPKRSnORFK.
Kammerjunker Friederich v. Oertzen (Ocrtz) in den Grafenstand erhoben,
doch starb derselbe 1779 zu Kiel als k. dän. Geh. Rath ohne männliche
Nachkommen. Das demselben verliehene Wappen war ein quadrirter
Schild mit gekröntem Miltclschild, welches in Roth die silbernen gehar-
nischten Arme des Slammwappens mit dem Ringe, doch ohne Stein,
zeigte. Im 1. und 4. goldenen Felde sass auf einem blauen Querbalken
ein rolhes cinwäitsgekchrles Eichhörnchen, welches an einer mit den
Vorderpfoten gehaltenen Nuss frass (Friis); im zweiten blauen Felde
schritt nach der rechten Seile auf silbernem Boden ein silberner Schwan,
am Halse mit einer goldenen Krone (Svanow), und im 3. rothen Felde
stand auf einem silbernen Felsen eine rechtssehende silberne türkische
Ente (Wibe). Auf dem Schilde erhoben sich drei gekrönte Helme. Der
rechte trug 2 goldene, mit einem blauen Querbalken belegte Büflels-
hörner, der mittlere die Arme des Millelschildes mit dem Ringe, und
der linke einen Schwanen-Kopf und Hals, letzteren mit der Krone. Den
Schild hielten zwei wilde Männer.
Grafen v. OppersdorfF.
Itathoüfd). $) reuten.
Besitz: die MajoratsherrschafiOber-Glogau; die MinderstandesherrschaflLoslau in Schlesien.
Wappen: Schild der Länge nach und zweimal quer getheilt, also 6feldrig,
mit Mittelschild. Im goldenen Mitlelschilde ein schwarzer, gekrönter Adler. 1 und
4 in Holh der golden gekrönte Kopf und Hals eines einwärtsseh enden , silhernen
Adlers (Staramwappen). 2 und 3 in Gold ein geharnischter, einwärtsgekehrter Arm
mit einem blanken Schwerte in der Hand (mit dem Mittelschilde bei Erhebung in
den Freiherreoßtand zugesetztes Wappenbild )4 5 in Roth eine etwas schrägrechts
gestellte Sichel mit goldenem Griffe. 6 in Gold eine schräglinks gelegte blaue
Weintraube an einem grünen, zweibkittrigen Stiele. Auf dem Schilde erheben sich
drei Helme, von welchen der rechte und mittlere gekrönt sind. Der rechte, zum
Stammwappen gehörige Helm trägt Kopf und Hals des Adlers im 1. Felde; der
mittlere den schwarzen Adler des Mittelschildes, und der linke, zu Feld 2 und 3
GRAFEN V. OPPKRSDORFF. 1 7 1
gehörige, einen rothen Turban mit silbernem Bunde, aus welchem einwärlsgekehrt
ein geharnischter Arm hervorkommt, der mit der Hand eine rolhe, mit einem
goldenen Halbmonde belegte, nach links wehende Fahne auf die Spitze des Turbans
steckt. Die Decken des rechten Helmes sind roth und silbern, die des mittleren
schwarz und golden, und die des linken roth und golden. — Im Wappenbach«
der durchlauchtigen Welt (III., 288) haben Schild und Nittelschild eine silberne
Einfassung, und auch der Mittelschild ist silbern. Aus dr-m ebenfalls gekrönten
linken Helme wächst ein geharnischter Arm empor, welcher in der Hand ein nach
unten und rechts gekehrtes Schwert hält. Die gesammten Helmdecken sind roth
und silbern. — Nach neueren Angaben zeigt der Mittelschild in Roth einen silbernen
Querbalken und vor demselben einen gekrönten, schwarzen Adler.
Uraltes, früher in Niederösterreich, Schlesien, Böhmen und Mähren
weit verzweigtes Geschlecht, welches von den Herren v. Thierstein in
der Schweiz, welche zu Ende des 10. Jahrhunderts vom Kaiser Otto III.
in den Grafensland erhohen wurden und längst erloschen sind, abstammen
soll. Als Ahnherr der ganzen Familie wird von Bucelini, doch auch mit
anderen offenbar unrichtigen Zusätzen, Berthold v. Thierbach angegeben,
welcher zu Ende des 12. Jahrhunderts Truchsess der Herzöge von
Oesterreich war: nach der Annahme der Familie wendeten sich 1150
zwei Abkömmlinge der Grafen v. Thierstein, Ulrich — welchen Hübner
als Ober-Rheinischen Edelmann v. Thierberg nur beiläufig nennt — und
Marquardt in die Österreichischen Staaten. Ein Nachkomme derselben,
Rupertus, mit welchem die ordentliche Stammreihe des Geschlechts beginnt,
und welchen ßalbin als Ritter aus dem Elsass aufführt, gab in der
Schlacht, welche Kaiser Rudolph I. im Jahre 1278 dem Könige Ottocar
von Böhmen lieferte, grosse Beweise seiner Tapferkeit, und wurde zur Beloh-
nung für dieselben vom Kaiser mit dem Schlosse Eherstein in Oesterreich
belehnt. Der einzige Sohn desselben. Johannes, hinlerliess drei Söhne, welche
sämmtlich den Taufnamen des Vaters führten und sich Ebersdorf schrieben.
Der mittlere dieser Söhne, welcher, seiner Geschwindigkeit wegen, Hans
Rolle hiess und 1445 starb, erwarb durch Vermählung mit einer Tochter
aus der Familie v. Posadowsky und Postelwitz das Gut Steinau in
Schlesien, und war so der Erste des Geschlechtes, welcher nach
Schlesien kam. Der Sohn desselben, Heinrich, schrieb sich zuerst
v. Oppersdorff, und die Enkel des Letzteren, Johann, Georg und Wilhelm,
wurden 21. Juni 1554 in den böhmischen Freiherrenstand erhoben.
Johann zeichnete sich im Kriege gegen die Türken durch grosse Tapfer-
keit aus, erhielt die Herrschaften Aich und Friedstein in Böhmen, und
erwarb auch die Herrschaften Ober-Glogau und Cosel im Oppelnschen,
starb aber 1584 ohne Nachkommen, worauf seine Besitzungen an seinen
Bruder Georg I. fielen, welcher Pohl. Neukirch in Schlesien erwarb,
das Schloss Czaslolowicz in Böhmen erbaute, und mit Hinterlassung
zweier Söhne, Friedrich II. und Georg II., starb. Von den vier Söhnen
des Letzteren, welcher als kaiserl. Rath und Landes -Hauptmann der
Fürstentümer Oppeln und Ratibor 1606 starb, hinterliess der jüngste,
Rudolph, keine Nachkommen, Georg III. aber, Wenzel und Friedrich
wurden vom Kaiser Ferdinand III. 1640 in den Reichsgrafenstand erhöhen.
Graf Georg (III.), k. k. Geh. Rath, Kämmerer, Landeshauptmann des
Fürstentums Glogau, und Landvoigt in der Lausitz, Herr auf Ober-
] 72 GRAFEN V. OPPERSRORFF.
Glogau, Friedeck und Schloss Ratibor, stiftete 1642 das Majorat Ober-
Glogau, welches jetzt noch seinen Nachkommen zusteht; Wenzel, Landes-
hauptmann in Troppau und Jägerndorf, hinterliess einen Sohn gleichen
Namens, und von Friedrich, Landeshauptmann in Troppau, welcher sich
auch in Mähren ansässig machte, stammte Friedrich IL, welcher 1699
als k. Geh. Rath und Ober-Land-Kämmerer in Mähren starb, und zwei
Söhne, Georg Friedrich und Franz Joseph, hinterliess. Ersterer war
1703 Landeshauptmann des Fürstenlhums Jauer und Schweidnitz und
später k. Geh. Rath, Letzterer starb 1714 als Landeshauptmann in Mähren.
Ausserdem führt Gauhc aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts noch
mehrere Grafen v. Oppersdorf auf, ohne über die Abstammung derselben
Näheres angeben zu können, und da auch die genealogischen, das
18. Jahrhundert betreuenden Verhältnisse der jetzigen Grafen v. Oppers-
dorlT nicht bekannt sind, in dem Majoratsschlosse zu Ober-Glogau aber
ein vollständiges Familienarchiv sich vorfinden soll, so wäre es sehr zu
wünschen, dass die Familie mittelst desselben, bei der Berühmtheit des
Geschlechts, diese Lücke ausfüllte.
Die jetzigen Glieder der Familie, welche hier aufzuführen sind,
stammen von dem Grafen Franz, gest. 21. Jan. 1818, aus der Ehe
mit Eleonore" Freiin Skrbensky v. Hrzistie, geb. 8. Oct. 1779, verm.
15. Nov. 1798.
Das Haupt der Familie ist: EDUARD Maria Graf Oppersdorff, Frei-
herr zu Aich und Friedstein, geb. 20. Oct. 1800, Herr der iMajorats-
herrschaft Ober-Glogau in Schlesien, verm. in erster Ehe 12. Juli 1829
mit Carolina Gräfin v. Sedlnilzky, geb. 9. Dec. 1811, gest. 12. Jan.
1839, und in zweiter 14. Mai 1843 mit Julie Gräfin Henckel v. Don-
nersmarck, geb. 2. Dec. 1819. Aus erster Ehe leben die zwei Grafen:
Hans Rolle, geb. 25. März 1832, und Carl, geb. 4. Juni 1834, aus
zweiter aber die Grafen Eduard, geb. 16. Juli 1844, und Anton Maria,
geb. 14. April 1847.
Die zwei Brüder des Grafen Eduard Maria sind: Graf Hugo, geb.
22. März 1808, und Graf Alexander, geb. 23. Dec. 1812, seit 1840
Besitzer der Minderslandesherrschaft Loslau in Oberschlesien , verm. im
Aug. 1841 mit Franziska Gräfin v. Strachwitz, geb. 27. Sept. 1824.
Von dem Bruder des Grafen Franz, dem Grafen Georg, geb.
14. Jan. 1783, Herrn auf Petrowitz und Kraschowitz in Böhmen, lebt
aus der Ehe mit Anna Gräfin v. Millesimo eine Tochter, Gräfin Maria,
verm. Gräfin v. Barth -Barthenheim (s. Bd. I. p. 49).
* M
fiRAFK> V. ORIOLA.
173
Grafen v. Oriola.
Äatljoltfd). fJrrufjcn unb Portugal.
Besitz: die Rittergüter Reiulcn und PlieskemloiT in der Nieder -Leusils.
(2, 1,2) nach der linken Seite schreitende, schwarze Wölfe mit rothausgeschlagenen
Zungen. Die innere und äussere Einfassung des Schildes sind schmal und golden,
die zwischen beiden befindliche aher ist hreit, blau und mit acht rothen Andreas-
kreuzen so besetzt, dass auf jeder der vier Seiten drei solche Kreuze stehen. Den
Schild deckt die Grafenkrone.
Die Grafen v. Oriola stammen aus einem selir alten portugiesischen
Gesclilechte , welches nach Sousa ( Historia genealogica da casa Real
Portugueza) zu den mit dem königlichen Hause von Portugal verwandten
Familien gehört, und dessen gemeinschaftlicher Familienname Lobo da
Silveira ist. Der bekannte Stammvater der Familie ist Juan Pestana,
Rico hombre von Castilien, welcher in der ersten Hälfte des 12. Jahr-
hunderts unter dem Könige Alphons I. nach Portugal kam. Der Titel
Rarone v. Alvito steht der Familie seit der Belehnung de jure para
sempre durch den König Alphons V. vom 27. April 1475 zu, der der
Grafen v. Oriola durch Belehnung Königs Johann IV. vom 16. Sept.
1653, und der der Marquisen v. Alvito durcli den König Joseph Emanuel
vom 4. Juni 1776. Das Haupt des Hauses in Portugal führt den Titel:
Marquez d'Alvito und Conde-ßarao: Graf- Baron; zweiter Titel: Graf
v. Oriola; sämmlliche Glieder führen das „Don" vor dem Vornamen und
die Slammhesilzungen in Portugal sind die Städte Alvito und Oriola,
Villa -Nova, Aguiar, Niza de Setuval etc. Die älteste, im königlichen
Archive zu Lissabon sich vorfindende Belehnungs- Urkunde über Alvito
etc. als Kronlehn mit den damit verbundenen Rechten ist vom Könige
Dionysius aus dem Jahre 1287.
Der Stifter der jetzt in Preussen ansässigen jüngeren Linie ist
Joachim Graf v. Oriola, gest. 29. April 1846, Grand und Pair von Por-
tugal, k. preuss. w. Geh. Rath und früher k. portugiesischer ausser-
ordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister am k. preuss. Hofe,
verm. mit Sophia Murray Atholl.
Aus dieser Ehe stammt das jetzige Haupt der Familie:
174
GRAFEN V. ORTTENBURG.
Graf EDUARD, geb. 21. April 1808, k. preuss. Kammerherr,
Oberst- Lieutenant und interimistischer Regimenlscommandeur. Die zwei
Brüder desselben sind: Graf Alpiions Heinrich, geb. 17. Juni 1812,
k. preuss. Kammerherr, Lcgationsrath und Minister-Resident am k. bra-
silischen Hofe zu Rio de Janeiro, und Graf Deodat, geb. 15. Juni 1821,
k. preuss. Regierungs- Assessor, Herr auf Reuden und Plieskendorf bei
Kalau in der Niederlausitz.
Grafen v. Orttenburg.
Cuttjerifd). 6agern.
Besitz: die «landesherrliche Grafschaft Orlienburg-Tambach; mehrere Güter im Herzogih.
Sachsen -Coburg; einige Lehnherrlichkeiten im öslerr. Inn - und Hausruckviertel,
und das von der Krone Bayern 1827 wiedererkaufle Slammschloss Alt- Orttenburg.
Dem Haupte der Familie steht das Brädical „Erlaucht" zu.
S, JKJijkijU J
Wappen : Schild zweimal quer- und in den beiden oberen Reihen zweimal,
in der unteren einmal der Länge nach getheilt, also 8 feldrig. Das fünfte Feld ist
als Mittelschild anzusehen und zeigt in Roth einen silbernen, auf beiden Seiten
dreimal abwechselnd gezinnten rechten Schrägbalken (Stannnwappen .der Grafen
v. Orttenburg in Bayern). 1 und 8 in Silber ein rother Querbalken; 2 in Blau
ein goldener, linkssehender Löwe; 3 und 7 in Roth ein goldenes Malteserkreuz;
4 und H in Silber eine rothe aufrechtstehende Spitze, welche mit einem silbernen,
die Sachsen einwärtskehrenden Adlcrsdügel besetzt ist. In jeder der beiden silbernen
Seiten der Spitze steht ein rother, die Sachsen einwärtskehrender Flügel (Stamm-
wappen der Grafen v. Orttenburg in Kärnten). Auf dem Schilde stehen fünf Helme,
von welchen nur der rechte nicht gekrönt ist. Dieser rechte Helm trägt einen blauen,
die Sachsen einwärtskehrenden geschlossenen Flug, dessen rechter Flügel mit zwei
goldenen Querstreifen belegt ist, zwischen welchen fünf rothe Rosen nebeneinander
GRAFEN V. ORTTENBURG. 175
liegen, zwischen den Flügeln alter sil/.t ein goldener cinwärtssehender Löwe. Der
zweite Helm tnifit einen die Sachsen cinwärtskehrendni s< -hwar/en , geschlossenen
Flug, dessen vorderer, rechter Flügel mit siehen (1,2,2,2) goldenen Herzen besäel
i-i. Aul dem mittleren Helme steht ein rechtssehender Pfau von natürlicher Farbe,
mit ausgebreitetem runden Sehweite. Der vierte Helm tragt einen offenen Adlers-
flug, dessen rechter Flügel silhern, der linke rolh ist, und Elfischen welchen ein
goldener 6eckiger Stern schwebt (Grafschaft Sternberg), und der linke Helm einen
Offenen Adlersflug, dessen rechter goldener Flügel mit einem rolhen, der linke
rothe mit einem goldenen Querbalken belegt ist. Die Helmdecken sind rechts
schwarz und golden, links rotb und silhern, und das Ganze umgiebt ein
rother, mit Hermelin gefütterter, und mit einem Fürstenbute bedeckter Wappen-
mantel.
Das ältere Wappen der Grafen v. Orttenhurg war quadrirt. I und 4 zeigte
den gezinnten schrägrechten Balken des 5. Feldes oder des Miltelschildes, 2 und 3
die rothe Spitze mit den Adlersflügeln des 4. und 6. Feldes. Den Schild deckten
drei gekrönte Helme. Der rechte trug den schwarzen geschlossenen Flug des
zweiten Helmes, welcher mit zehn (1, 2, 1, 2, l, 2, 1) goldenen Herzen besäet
war; auf dem mittleren Helme stand der Pfau und auf dem linken Helme ein
offener Adlersflug, dessen rechter Flügel silbern, der linke roth war. Die Decken
des rechten Helmes waren schwarz und golden, die des mittleren und linken roth
und silbern.
Die Grafen v. Orttenburg stammen aus dem sehr allen, 1437
erloschenen pfälzischen Grafengeschlechte Sponheim, auch Spanheim, ab,
über welches Lucae genaue Nachricht giebt, und erkennen in Friedrich,
Grafen v. Sponheim, den Stammvater ihrer Familie. Friedrich gelangte
um die Mitte des 11. Jahrhunderts, besonders durch die Vermählung
mit Richiza (Richarde), der Tochter Herzogs Heinrich II. von Kärnten,
aus dem Geschlechte der Grafen v. Murzahl, zu ansehnlichem Grundbesitz
in Kärnten, und der jüngere Sohn desselben, Siegfried, erhielt durch
Vermählung die Grafschaft Lavant in Kärnten, der ältere aber, Engel-
bert II., verm. um das Jahr 1080 mit Hedwig, der einzigen Tochter
Herzogs Heinrich III. von Kärnten, wurde durch diese Vermählung Pfalz-
graf von Krainburg und Markgraf von Istrien. Derselbe erbaute die
Stadt Spital und das Schloss Orttenburg in Kärnten und war der Erste,
welcher sich Graf v. Orttenburg nannte. Sein Sohn, Engelbert III.,
vom mütterlichen Grossvater adoptirl, wurde Herzog von Kärnten. Von
den fünf Söhnen desselben : Heinrich IV., Ulrich I., Hartwich, Engelbert IV.
und Rapoth pflanzten nur Ulrich I. und Rapoth das Geschlecht fort. —
Ulrich I. folgte seinem Bruder Heinrich IV. als Herzog von Kärnten,
und vererbte Kärnten auf seinen Sohn Ulrich II., die Grafschaft Orttenburg
in Kärnten aber auf seinen Sohn Hermann, dessen Urenkel, Meinhard IL,
durch Vermählung auch die Grafschaft Slernbcrg erlangte und dessen
Nachkommen 1420 mit Friedrich III. im Mannesslamme erloschen, worauf
die Grafschaft Orttenburg als eröffnetes Lehn an Oesl erreich fiel. —
Rapoth , verm. mit einer Tochler des Grafen Gebhard IL von Sulzbach,
liess sich in Rayern nieder, baute bei Passau das Schloss Orttenburg
und starb 1190. — Sonach bildeten beide, Ulrich I. und Rapoth, zwei
Haupllinien der Familie: Ulrich I. die kärntensche, von welcher die
erste Unlerlinie (die eigentliche kärntensche) schon 1269, die zweite
(die orttenburgsche in Kärnten), wie angegeben, 1420 erlosch, und
Rapoth die orttenburgische (ncuorllenburgische) in Bayern oder
""IT
1 76 GRAFEN V. ORTTENBURG.
die bayerische. — Die letztere ist die jetzt blühende Hauptlinie,
welche sich Orttenburg „des älteren Geschlechts" nennt, und zwar zum
Unterschiede von den späteren Lehnsbesitzern der Grafschaft Orttenburg
in Kärnten, welche Namen und Wappen von Orttenburg annahmen. —
Rapoths Sohn, Rapoth II., war an der Stelle seines Schwiegervaters,
Otto v. Witteisbach, Pfalzgraf in Bayern, doch ging diese Würde unter
seinen Nachkommen bald verloren. Von Letzteren zeichnete sich beson-
ders Joachim, geb. 1530, gest. 1600, durch Verdienste um sein Haus
und seine Lande aus.
Der Besitz dieser Linie war früher sehr bedeutend. Ausser der
Grafschaft Orttenburg in Bayern und grossen mittelbaren Besitzungen in
Niederbayern, standen ihr auch beträchtliche Güter in der Ober-
pfalz zu, welche aber sämmtlich, mit den meisten bayerischen, an die
Herzöge von Bayern gelangten. Nur die Grafschaft Orttenburg, mit den
unter bayerischer Hoheit gelegenen Herrschaften Seldenau, Neudegg,
Eggelheim und einigen Hofmarken etc., blieb der Familie übrig. Im
16. und 17. Jahrhundert wurde die Reichsunmittelbarkeit der Grafschaft
Orttenburg von Bayern vielfach angefochten und, obgleich das Reichs-
kammergericht 1573 dieselbe in Schutz genommen, erlangte das Haus
Orttenburg erst 1602 durch einen Vergleich mit Bayern diese Reichs-
unmittelbarkeit und die Reichsstandschaft, welche die Familie durch
Theilnahme an der reichsgräflich-wetterauischen Curiatstimme im Reichs-
fürstenrathe ausübte. — Graf Joseph Carl vertauschte im August 1805
die Grafschaft Orttenburg und die dem Hause zustehenden, obengenannten
Herrschaften, Hofmarken etc. an Bayern gegen das an der sachsen-
coburg. Grenze gelegene, vormals Kloster- Langheimische Amt Tambach
und mehrere von dem früheren würzburg. Amte Sesslach dazu geschla-
gene Güter, und diese neuen, durchaus allodialen Besitzungen wurden
unter der Benennung: Grafschaft Orttenburg- Tambach vereinigt und es
sollten auf diese Grafschaft alle reichsständigen Rechte des Hauses über-
gehen. Die rheinische Bunclesacte von 1806 erwähnte die Grafschaft
Orttenburg nicht, doch wurde dieselbe in dem mit Napoleon I. 25. Sept.
1806 geschlossenen Vertrage, durch welchen der Grossherzog von
Würzburg sich dem Rhein-Bunde anschloss, der Souverainetät des
Grossherzogs, unbestimmt ob Standes- oder grundherrlich, unterworfen.
Nach der Wiener Congressacte von 1815 kam diese Souverainetät mit
Würzburg an Bayern, und Orttenburg besitzt nach dieser Acte jetzt
Standesherrlichkeit.
Die Abstammung der jetzigen Glieder der Familie ergiebl sich aus
nachstehender Ahnentafel : Johann Georg — Sohn Georg Philipps, gest.
6. Mai 1702, aus der Ehe mit Amalia Regina, Gräfin v. Zinzendorf und
Poltendorf, gest. 15. April 1709 — geb. 14. Dec. 1686, gest. 4. Dec.
1725; zweite Gemahlin: Maria Albertina Prinzessin zu Nassau- Usingen,
geb. 8. Mai 1686, verm. 30. April 1710, gest. 1768. — Carl, geb.
2. Febr. 1715, gest. 1. März 1776; Gemahlin: Luise Sophie Wild-
und Rheingräfin v. Salm zu Rheingrafenstein, geb. 2. April 1719, verm.
16. Ocl. 1741, gest. 2. Dec. 1756. — Carl Albrecht, geb. 30. Juni
GRAFEN V. D. OSTEN-SACK I.N.
177
1743, gest. 5. Febr. 1787, k. preuss. Major a. D. ; Gemahlin: Chri-
stine Luise Wild- und Rheingräfin v. Sahn zu Rheingrafenstein, geb.
20. Dec. 1753, verm. 8. Oct. 1779, gest. 27. Oct. 182G. — Joseph
Carl Leopold Friedrich Ludwig, geb. 30. Aug. 1780, gest. 28. März
1831, Standesherr und erbl. Reiehsrath des Königreichs Rayern, k.
bayer. General-Major etc.; Gemahlin: Caroline Luise Wilhelmine Gräfin
r. Erbach-Erbach, geb. 21. Nov. 1779, verm. 6. Oct. 1799, gest.
6. Dec. 1825. — Franz Carl Rudolph.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier anzuführen:
Graf FRANZ CARL Rudolph, geb. 4. Aug. 1801r Graf zu Ortten-
burg und Herr zu Tambach, Standesherr und erblicher Reiehsrath des
Königreichs Rayern, k. bayer. Major ä la suite, verm. 22. Febr. 1841
mit Julie Caroline Wilhelmine Luise Sophie Freiin v. Wöllwarth-Lauter-
burg, geb. 20. Dec. 1819, aus welcher Ehe der Erbgraf Friedrich Carl
Hermann Albrecht, geb. 13. Dec. 1841, stammt.
Die beiden Rrüder des Grafen Franz Carl Rudolph sind : Graf
Friedrich Carl Ludwig, geb. 14. Jan. 1805, verm. 10. Sept. 1830 mit
Ernestine Johanne v. Rentz, aus welcher Ehe Graf Friedrich Albrecht
Ludwig Franz, geb. 3. Oct. 1831, entsprossen ist, und Graf Hermann,
geb. 4. Jan. 1807, k. k. österr. Kämmerer und Major in d. A.
Grafen v. d. Osten-Sacken.
Cuthfrifd). illchlenburg-Sdjtuertn.
Besitz: Marienhof etc.
Wappen: (Diplom vom Jahre 1800) runder quadrirter Schild ; t der Länge
nach getheilt, rechts in Blau drei goldene, schräglinksströmcnde Flüsse, links in
II. ,2
178 GRAFEN V. D. OSTEN-SACKEN.
Roth ein aufrechtgestellter, silberner Schlüssel, dessen Bart nach oben und rechts
gekehrt ist (v. d. Osten). 2 und 3 in Blau drei (2 und 1) goldene Sterne (Sacken).
4 der Länge nach getheilt; rechts in Roth ein aufrechtgestellter, silberner Schlüssel,
dessen Bart nach oben und rechts gekehrt ist, links in Blau drei goldene, schrägrechts-
strömcnde Flüsse. Auf dem Schilde steht ein mit der Grafenkrone gekrönter Helm,
welcher zwischen einem offenen Adlerslluge, dessen rechter Flügel silbern, der
linke roth ist, eine goldene, mit drei Pfauenfedern besteckte Säule trägt, vor welcher
zwei ins Andreaskreuz gelegte silberne Schlüssel liegen (v. d. Ostenscher Helm).
Die Decken sind rechts roth und silbern, links blau und golden, und den Schild
halten zwei auswärtssehende, goldene Löwen. Das Ganze umgiebt ein rother, mit
goldenen Fransen und Quasten geschmückter Wappenmantel, über welchem oben
eine gräfliche Krone steht. — Der Schild des reichsgräflichen Wappens ist ganz,
wie oben beschrieben , nur wenden die Barte der Schlüssel sich nach oben und
links, lieber der Grafenkrone stehen drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt
einen einwärtssehenden, gekrönten, der Länge nach von Schwarz und Silber
getheilten Adler. Auf dem mittleren Helme erhebt sich zwischen einem offenen
Adlersfluge, dessen rechter Flügel silbern, der linke roth ist, eine rothe, oben mit
einem 6 eckigen, goldenen Sterne belegte und hinter demselben mit drei Pfauen-
federn besteckte Säule, vor welcher zwei ins Andreaskreuz gestellte silberne
Schlüssel liegen (Ostenscher Helm). Auf dem linken Helme steht ein einwärts-
schender, silberner Vogel, welcher in der erhobenen rechten Kralle ein silbernes
Hufeisen mit einem Kreuz in der Mitte hält. Die Decken des rechten und linken
Helmes sind ebenfalls blau und golden, die des mittleren roth und silbern, und
den Schild halten zwei auswärtssehende, goldene Löwen. — In Bezug auf die
Farben des v. d. Ostenschen Wappens hat man neuerlich die älteren Angaben ganz
übersehen. Nach diesen ist der Schlüssel, welcher in der rechten Hälfte steht,
eisenfarben, die Flüsse aber in der linken silbern. Der Helm hat einen roth-
silbernen Wulst, der offene Adlersflug ist schwarz, die Säule fehlt und die
gekreuzten Schlüssel stehen vor dem Pfauenschweife, welcher zwischen dem Adlers-
fluge aufgerichtet ist.
Die Grafen v. d. Osten -Sacken stammen aus einem der ältesten
und angesehensten Geschlechter Pommerns, aus der Familie v. d. Osten.
Man leitet den eigentlichen Ursprung letzterer aus dem früheren Erz-
stifte Bremen her, nimmt an, dass der erste Ritlersitz des Geschlechts
an der Oste gelegen hahe, und erklärt dadurch die drei Flüsse oder
Bäche im Wappen, den Schlüssel aber durch das Erb -Kämmerer- Amt
von Bremen, welches der Familie muthmasslich zustand. In Pommern
standen nach Micraelius schon zur Zeit des Herzogs Bogislaus IV. .Ter
und Hermann v. d. Osten in grossem Ansehen, und aus Pommern ver-
breitete sich das Geschlecht bald weiter, namentlich nach Meklenburg,
Polen, Kurland, Dänemark und Preussen. In Meklenburg kommt Gosmus
Bernd v. d Osten 1307 urkundlich als Zeuge vor; Ulrich, ein Sohn
des Bodczke v. Osten, Herr auf Drotzen in Polen, zog 1375 dem Herzog
Ulasdislaus Albus von Gnievkow zu Hülfe; Heinrich wendete sich (s. unten)
1479 nach Kurland, und Carl Heinrich diente unter dem König Chri-
stian V. von Dänemark als k. dän. General-Major, und verlheidigte 1678
die Festung Christianstadt gegen die Schweden sehr tapfer. Wie übri-
gens in anderen Ländern, besonders in Preussen, in neuerer Zeit die
Familie zu hohen Würden und Ehrenstellen gelangte, so ist dies auch
der Fall in Dänemark gewesen, und der k. dän. Kammerherr und Ge-
sandte Adolph Siegfried v. d. Osten erhielt 29. Oct. 1768 vom König
Stanislaus in Polen das Grafendiplom.
Was nun die Familie v. d. Osten-Sacken anlangt, so wendete sich
GRAFEN V. I>. OSTEN-SACKEN. 1 79
Heinrich v. d. Osten ans Pommern 1479 nach Kurland, vermählte sich
mit der Erhlochter eines Ritters v. Sacken, erhielt durch diese Ver-
mählung die Sackenschen Güter und nahm den Namen und das Wappen
der Familie v. Sacken, neben dem seinigen, an. Heinrichs Nachkommen-
schaft verbreitete sich auch nach Lief- und Esthland und schied sich
in die Linien Bathen, Dondangen und Rothof, in welche Linien sämmtlich
die Grafenwilrde kam.
Aus der Linie Bathen, oder dem esth- und liefländischen Zweige
des Geschlechts wurde Carl Magnus v. d. Osten-Sacken, geb. 6. April
1733, gest. 1808, k. russ. w. Geh. Ralh, vom Kaiser Paul 1. von
Russland 16. April 1797 in den Grafensland erhoben. Da derselbe
Nachkommen nicht hatte, verlieh Kaiser Alexander I. 12. Juni 1801
auch den Bruderssöhnen, Johann Gustav und Carl Gustav, die Grafen-
Würde.
Aus dem Hause Dondangen in Kurland wurde Carl, geb. 13. Oct.
1725, und ohne Nachkommen gest. 23. Dec. 1794, vom Kaiser Franz I.
8. März 1763 in den Reichsgrafensland und als k. preuss. Ober-
Kammerherr und w. Geh. Staatsminister vom König Friedrich Wilhelm II.
von Preussen 15. Oct. 1786 in den Fürstenstand erhoben.
Aus dem Hause Rothof hinterliess Gregor, Herr auf Rolhof, Ost-
bach, Stempern und Secmuppcn zwei Söhne, Wilhelm Ferdinand und
Anton Ernst. Ersterer halte nur einen Sohn, Fabian Wilhelm, welcher
in Russland 1821 in den Grafen- und 1833 in den Fürstenstand erhoben
wurde. Anton Ernst, kursächs. Major, fiel in der Schlacht bei Kessels-
dorf 15. Dec. 1745, und von demselben stammle nur ein Sohn,
Christian Friedrich W'ilhelm, welcher als k. preuss. Major a. D. und
Landrath 3. Oct. 1793 starb. Ein Sohn desselben, Graf Friedrich
Bernhard August, erhielt 1800 die preuss. Grafenwürde.
Letzterer, FRIEDRICH Bernhard August Graf v. d. Osten-Sacken,
geb. 20. März 1780, Oberst und Commandeur eines Jäger-Regiments in
den Feldzügen 1813 und 1814, Ilauptdirector des meklenb. Vereins
für Ackerbau und Industrie etc., Deputirler der meklenb. Ritterschaft
und Herr auf Marienhof etc., vermählte sich 1801 mit Amalia Marianne
Gräfin v. Hoym-Droyssig, früher vermählten Fürstin zu Hohenlohe-Ingel-
fingen , geb. 6. Oct. 1763, gest. im April 1840. Aus dieser Ehe
stammen zwei Töchter: Gräfin Angelica, geb. 4. Mai 1802, verm.
22. Sept. 1820 mit Wilhelm Grafen v. Hessenstein (s. Bd. I. p. 354),
und Gräfin Auguste, geb. 4. Sept. 1804, verm. mit Wilhelm Grafen
v. Alvensleben (s. Bd. I. p. 20).
12*
180
GRAFEN V. OTTING ü. FÜNFSTETTEN.
Grafen v. Otting u. Fünfstetten.
iatholifth. öagem.
Besitz: die Ritterpiiter Olting und Fünfstetten.
Wappen: Schild von Silber und Schwarz quadrirt und mit einem goldenen
Querbalken belegt. (Stammwappen der Familie Otting aus Elsass.) I und 4 in
Silber ein schrägrechts gelegtes, mit der Spitze nach oben gewendetes, entblösstes
Schwert mit goldenem Griffe, auf dessen Klinge die Worte: Hie sol meus mit
schwarzen Buchstaben eingegraben sind. 2 und 3 schwarz uhne Bild. Ueber der
Grafenkrone erhebt sich ein Helm, welcher ein goldenes Kissen mit goldenen
Quasten trägt, auf dem ein silbernes Sieb steht. Helm und Schild umgiebt anstatt
der Decken ein blauer, silbern gefütterter Wappenmantel mit goldenen Fransen.
Der Stammvater der Grafen v. Olting und Fünfstetten ist Graf
Friedrich Carl Stephan — natürlicher Sohn des Pfalzgrafen und Prinzen
von Zweibrücken Friedrich Michael, Vater des Königs Maximilian Joseph I.
von Bayern — geb. 27. Sept. 1767. Derselbe wurde als k. bayer.
Kämmerer, Oberst und kön. Flügeladjutant 29. Juli 1813 als bayer.
Freiherr v. Schönfeld, nach v. Lang mit Beilegung des alten Wappens
derer v. Wemdingen (:im rothen Schilde und auf dem Helme ein Büden-
kopf und Hals mit Stachelhalsbande; Siebmacher 1. 78), anerkannt, erhielt
für sich und alle seine Nachkommen 16. Juli 1817 vom König zum
Beweise allerhöchster Zufriedenheit mit seinen geleisteten Diensten die
Grafenwürde des Königreichs Bayern mit der Erlaubniss den Namen
Otting und Fünfstetten von den ihm zustehenden Gütern dieses Namens
führen zu dürlen, wurde 17. Juli 1817 in die Grafenclasse der Adels-
matrikel des Königreichs immatriculirt, und starb 18. Sept. 1834 als
k. bayer. General- Lieutenant, General -Adjutant und Kämmerer. Graf
Friedrich Carl Stephan war zweimal vermählt, in erster Ehe mit Luise
Wilhelmine Magdalene v. Purubsky, und in zweiter mit Wilhelmine Luise
Camilla Marquise Montperny, geb. 22. Febr. 1788, verm. 19. Juni 1809,
Oberhofmeisterin Ihrer Kön. Höh. der Frau Prinzessin v. Wasa. Aus
der zweiten Ehe stammt der jetzige Stammälteste der Familie:
GRAFEN V. PAAR.
181
Graf MAX Joseph, geb. 1. Febr. 1816, k. bayer. Kümmerer, verm.
in erster Ehe, 17. Nov. 1840, mit Sophie Maria Leodegilde Olympia
v. Klenze, geb. 28. Febr. 1821, gest. 25. Dec. 1849, und in zweiter,
8. April 1851, mit Athenaide v. Klenze. Aus erster Ehe leben zwei
Söhne, die Grafen: Ludwig Friedrich Leo, geb. 3. Febr. 1842, und
Maximilian Joseph Friedrich Wilhelm Ludwig, geb. 23. Nov. 1844.
Die drei Brüder des Grafen Max Joseph sind, neben sechs Schwe-
stern: Graf Ludwig Carl August, geb. 1. M.'frz 1818, k. bayer. Ober-
lieutenant; Graf Friedrich Camill, geb. 2t. Oct. 1821, grossherz. hess.
Oberlieutenant, verm. 1849 mit Rosa Freiin v. Krane, und Graf Carl
Theodor, geb. 26. Juni 1826, k. k. Lieutenant.
Grafen v. Paar.
Üatholifd).
((DefUrmd).
Die Besitzungen des Hauses Paar sind die Herrschaften Hartberg und Stein in Steiermark;
Bechin, Kardasch -Rzetschitz, Pluhowy- Zdiar, Zdicchowitz , Gross -Jerschilz und
Hohen-Wesselv in Böhmen etc.
Wappen quadrht mit Pfahl und Mittelschild. Der gekrönte Mittelschild ist
der Länge nach getheilt. In der rechten quergetheilten Hälfte oben in Silber eine
rothe Rose, unten in Roth drei silberne, schrägrechte Balken, in der linken Hälfte
in Roth auf grünem Hügel ein einwärtssehender Schwan. Der quergetheilte Pfahl
zeigt oben in Roth eine goldene Krone, unten in Blau drei über einanderstehende
goldene Kronen. Feld 1 und 4 von Gold und Blau sechsmal wellenförmig schräg-
rechts getheilt; 2 und 3 in Gold ein rechtssehender, golden gekrönter und be-
wehrter schwarzer Adler. Den Schild deckt die Grafenkrone, und denselben trägt
auf der Bru^t der doppelte, schwarze Reichsadler mit goldenen Schnäbeln und
Klauen, goldenen Scheinen um die gekrönten Köpfe und der zwischen letzteren
1 82 GRAFEN V. PAAR.
schwebenden kaiserlichen Hau?krone. — Wie angeführt, geben die Supplemente zu
Siebmachers Wappenbuche (IX. 1), den Schild mit dem Fiirstenhute bedeckt, das
Wappen der Fürsten v. Paar, und so führen jetzt nach mehreren neueren Lack-
abdrücken die Grafen v. Paar den mit einer Grafenkrone bedeckten Schild. — Der
Geneal.-histor.-statistische Almanach (Jahrg. 1832, p. 452) giebt den Pfahl als rothen
Ständer in der Mitte des Schildes und setzt in das 1. und 4. blaue Feld des Schildes
drei goldene Wellen. — Das Wappenbuch der durchlauchtigen Welt (IV, 521) giebt
das Wappen der Grafen v. Paar, wie folgt, an: quadrirter Schild mit Mittelschild.
Mittelschild der Länge nach getheilt; rechts quergetheilt mit einem goldenen Quer-
balken, oben in Silber eine rothe Rose, unten in Silber drei schrägrechte, rothe
Balken; links in Roth ein einwärtsgekehrter, silberner Schwan. I und 4 in Gold
ein linkssehender, schwarzer Adler; 2 und 3 in Roth drei schräglinke, blaue
Balken. Den mit der Grafenkrone gekrönten Schild trägt auf der Brust der dop-
pelte, schwarze, oben näher beschriebene Reichsadler, doch finden sich noch viel-
fache andere Abweichungen desselben vor. Das Wappenbuch der österr. Monarchie
(V, 41) z. B. theilt die rechte Hälfte des Mittelschildes quer und setzt in den oberen,
wieder quergetheilten Thcil in Silber eine rothe Rose, in den unteren in Gold ein
ganz eigenes streifartiges Wappenbild, dem Anscheine nach eine querliegende und
rechts gewendete Schlange, unten aber in Roth drei schrägrechte, silberne Balken.
In der linken Hälfte des Mittelschildes erscheint der silberne Schwan in Silber (!)
Feld 1 und 4 zeigen in Gold drei blaue Querbalken, und 2 und 3 den schwarzen
Adler etc.
Sehr altes, ursprünglich italienisches Geschlecht, aus welchem
Marcus Belidorus Casnio (Cosnio) aus Bergamo, zur Zeit Kaiser
Friedrichs I., um das Jahr 1170, nach Einigen unter dem Namen
v. Paar in rittermä'ssigem Stande gelebt haben, nach Anderen von dem
genannten Kaiser unter dem Namen v. Paar in den Freiherrenstand
erhoben worden sein, soll. Von den Nachkommen desselben erwarb sich
Peter Joseph Freiherr v. Paar bei Einführung des Postwesens in Oesler-
reich grosse Verdienste, und Kaiser Ferdinand I. bestätigte 1559 ihm
und seinem Bruder, Johann Baptist, die vom Kaiser Maximilian I. erhal-
tenen Privilegien. Johann Baptist erwarb die Herrschaft Hartberg in
Steiermark und erhielt 1570 vom Kaiser Rudolph II. für den jedes-
maligen Geschlcrhlsältesten das Erbland-Postmeister-Amt in Steiermark.
Dem Sohne desselben, Johann Christoph, Freiherrn v. Paar zum Krotten-
steiri und Harlherg, k. k. Ralh, Kämmerer und Erbland-Postmeister in
Steiermark, verlieh Kaiser Ferdinand II. 4. Sept. 1624 das Oberst-Hof-
Poslmeister-Aml in den Eibkönigreichen Ungarn und Böhmen, so wie
im Erzherzoglluun Oesterreich ob und unter der Ens, von Neuem als
Mannslehn, und sein Solin, Carl, Reichsgraf v. Paar, verm. mit Fran-
ziska v. Schwanberg, Erbtochter, pflanzte den Stamm dauernd fort.
Des Letzteren Sohn, Carl Joseph, geb. 1654, gest. 1725, überliess
1720 gegen ein Gcld-Aequivalent der kais. Hofkammer die Einkünfte
des Oberst-Erbland-Postmeister-Amtes, behielt jedoch den Titel und die
oberste Leitung des Postwesens bei. Von Carl Josephs Sohne, Johann
Leopold, geb. 1693, gest. 1741, stammte Johann Wenzel, geb. 1719,
gest. 1792, welcher 5. Aug. 1769 für sich und seine Nachfolger den
Rcichsfürstensland nach dem Rechte der Erstgeburt erhielt. — Die Be-
sitzungen des Hauses sind oben genannt worden.
Jetzt führen von dem Hause Paar nur noch die drei Brüder des
Fürsten Carl: Alfred, Wenzel und Ludwig Johann Baptist Emanuel den
*
CRAFFN V. PAAR.
183
Grafenlitel und sind daher hier zu erwähnen. Die Abstammung dieser
Grafen v. Paar ergiebt sich aus nachstellender Ahnentafel: Johann
Leopold, Reichsgraf — jüngerer Sohn des 12. Mai 1725 verstorbenen
Grafen Carl Joseph — geb. 1G93, gest. 25. Juni 1741, k. k. w.
Geh. Ralh etc.; Gemahlin: Maria Theresia Gräfin v. Sternberg, später
vermählte Gräfin v. Gastheim, verm. 2. Juni 1715, gest. 29. März 1761.
- Johann Wenceslacs, Reichsfürst, geb. 7. Aug. 1719, gest. 5. Juli 1792,
k. k. \v. Geh. Rath, Kämmerer etc. ; Gemahlin : Gräfin Antonie v. Esterhäzy,
geb. 31. März 1719, verm. 17. April 1743, gest. 12. März 1771.—
Wfnzel, geb. 27. Jan. 1744, gest. 22. Nov. 1812, k. k. Kämmerer etc.;
Gemahlin: Maria Antonie Prinzessin v. Liechtenstein, geb. 13. Juni 1749,
verm. 17. Jan. 1768, gest. 28. Mai 1813. — Carl, geb. 15. Juni
1773, gest. 30. Dec. 1819, k. k. w. Geh. Rath, Kämmerer, General-
Feld -Wachtmeister, Regiments -Inhaber etc.; Gemahlin: Maria Aloysie
Guidobaldine Gräfin v. Cavriani, geb. 16. Oct. 1783, verm. 4. Febr.
1805. — Alfred, Wenzel und Ludwig Johann Baptist Emanuel Grafen
v. Paar.
Letztere — die Brüder des Fürsten Carl — gehören von den
jetzigen Gliedern des Hauses hierher.
Graf Alfred, geb, 30. Dec. 1806, ist k. k. Kämmerer, General-Major
und Brigadier; Graf Wenzel, geb. 1. Nov. IS 10, k. k. Kämmerer und
Major in d. A., und Graf Ludwig Johann Baptist Emanuel, geb. 26. März
1817, k. k. österr. Legationsrath im Haag. — Die Schwester derselben:
Grälin Guidobaldine, vermählte sich 1. Juli 1830 mit Franz Grafen v. Kuef-
slein, k. k. Kämmerer, Geh. Rathe, ausserord. Gesandten und bevollm.
Minister an den kön., grossherz. und herz, sächs. Höfen (s. Bd. I. p. 487).
T
isl
(iRAKKN V. PACIITA.
Grafen v. Pachta.
ßatholtfd).
©efterreid).
Besitz: die Allodialherrechaft Lieblitz: die Allodialherrscbaft Gabel mit den Gütern Laden
und Wallen: die Allodialherrschart Gross -Bezno mit den Gütern Nameslowiz und
llorka in Böhmen.
*
Wappen: Schild von Gold und Roth der Länge nach getheilt und mit
einem ebenfalls der Länge nach von Schwarz und Silber gctheilten Querbalken
belegt. Ueber dem ganzen Schilde liegt ein rechtssehender, gekrönter, schwarzer
Adler, welcher auf der Brust den österreichischen Hausschild — in Roth ein
silberner Querbalken — mit darauf liegender Krone trägt. Vor diesem Schilde
steht ein linkssehender, gekrönter, doppelt geschweifter, silberner Löwe, welcher
mit beiden Vorderpranken eine gekrönte, silberne Säule hält. Ueber der Grafen-
krone erheben sich drei gekrönte Helme. Aus dem rechten Helme wächst der
Löwe des Mittelschildes mit der Säule empor; auf dem mittleren steht der Adler
des Schildes mit dem österreichischen Hauswappen und darüber stehender Krone
belegt, und auf dem linken Helme ein Pfauenschweif. Die Hclmdecken sind rechts
silbern und rollt, links golden und schwarz, und den Schild halten zwei einvvärts-
sehende, goldene Greife. — In den Supplementen zuro/Siebmacher (VI, 6) sind die
Säulen über der Krone noch mit einem Busche Federn besteckt, und im Wappen-
buche der durchlauchtigen Welt (III, 293) ist der Schild, welchen der Adler auf
der Brust trägt, roth, und der Löwe steht auf einem schmalen, silbernen Quer-
balken, auf welchem auch die mit beiden Vorderpranken umfasste Säule ruht.
Sehr alte und vornehme böhmische Familie, deren Ursprung und
frühere Ausbreitung genau nicht bekannt ist. Bis nach dem Anfange
des 1 8. Jahrhunderts verblieb das Geschlecht im Ritterstande, dann aber
gelangte in dasselbe der böhmische Freiherren-, der Reiehsfreiherren-
und auch der Grafenstand, und in dem Reichsfreiherrendiplome ist aus-
drücklich angegeben, dass die Erhöhung auch des uralten Adels der
Familie wegen erfolgt sei. Ueber die erwähnten Standeserhöhungen
finden sich nachstehende Angaben vor: die Gebrüder Franz Wenzel
Pachta v. Rajowa , Herr auf Bischitz und Tschetschelitz, Carl Daniel,
Herr auf Zebus und Brotznow, Ernst Joseph, Herr auf Lieblitz und
Bossin, und Johann Joachim, Herr auf Walten, Schnecken und NcudorfT,
GRAFEN V. PACHTA. 185
wurden im Jahre 1701 in den böhmischen alten Freiherrenstand er-
hoben; — Johann Anton Pachta v. Rayhofen und Burkau, Herr auf
Freyholtzinühl, Steckna, Scliritcntz etc., k. k. Rath, Landrechts-Beisitzer
und obersler Landschreiber in Böhmen, erhielt, wie oben erwähnt, seines
uralten Adels wegen den Reichsfreiherrenstand; Franz Anton Pachta
v. Rayhofen, k. k. Üof-Kammer-Ralh und L'nter-Silber-Kämmcrer, erlangte
mit seinem Bruder Anton Carl 1718 den böhmischen allen Freiherren-
sland, und die Gebrüder Pachta Freiherren v. Rayhofen und Burkau:
Carl, Ernst Joseph und Johann Joachim, wurden mit ihren Vettern, den
Freiherren Franz und Anton, 1721 in den böhmischen Grafenstand gesetzt.
Was die jetzigen Glieder der Familie anlangt, so stammt zuerst
vom Grafen Johann Joseph Pachta, Freiherrn v. Rayhofen, geb. 4. Nov.
1755, gest. 17. April 1834, k. k. Kämmerer, Geh. Rathe und Obersten
in d. A., aus der Ehe mit Josepha Gräfin Canal, geb. 23. Sept. 1771,
gest. 6. Dec. 1833:
CARL Graf Pachta, Freiherr v. Rayhofen, geb. 9. Mai 1787,
Besitzer der Allodialherrschaft Lieblitz in Böhmen, k. k. Kämmerer, Hof-
rath und bis 17. Oct. 1849 General-Intendant der Armee in Italien. —
Von dem Bruder des Grafen Johann Joseph, dem Grafen Carl, geb.
1758, gest. 18. Dec. 1846, k. k. Kämmerer, verm. mit Maria Gräfin
v. Stammbach, gest. 4. Jan. 1848, leben sechs Töchter.
Nächstdem wurden im Geneal. Taschenb. d. gräfl. Häuser früher
als des Grafen Johann Joseph Vaters -Geschwister -Kinder die Grafen
Franz Joseph und Graf Johann Philipp aufgeführt und werden demgemäss
nunmehr als des jetzigen Grafen Carl Grossvalers- Geschwister- Kinder
angegeben.
Graf Franz Joseph, geb. 13. Febr. 1776, Herr der Allodialherr-
schaft Gabel mit den Gütern Laden und Walten und der Allodialherrschaft
Gross- Bezno mit den Gütern Naineslowiz und Horka in Böhmen, ver-
mählte sich mit Helena Freiin Haugwitz v. Biskupitz, geb. 27. Sept.
1786, aus welcher Ehe vier Söhne stammen, die Grafen: Franz Joseph,
geb. 4. Nov. 1814; Rorert, geb. 28. April 1817, k. k. Rittmeister,
verm. 1843 mit Selma v. Ramberg; Eigen, geb. 28. Mai 1822, k. k»
Oberlieutenant, und Georg, geb. 3. Aug. 1827, k. k. Oberlieutenant,
verm. 1. Dec. 1849 mit Eleonore Gräfin v. Podstatzky- Liechtenstein,
geb. 1830.
Graf Johann Philipp ist geboren 2. Nov. 1776.
186
GP.AFEiN ZU PAPPKNIIKIM.
Grafen zu Pappenheim«
Coangeltfd). Magern.
Besitz: Schloss, Stallt und Herrschaft Pappenheim etc.
Dem jedesmaligen Stammhaupte der Familie kommt das Prädicat „Erlaucht" zu.
Wappen : quadrirtcr Schild mit Schildeshaupt. Im goldenen Schildeshaupt
ein doppelter, schwarzer, goldenbewehrter Adler, welcher auf der Brust die goldenen
Buchstaben F. II. trägt (bei Erlangung der Grafenwürdc vom Kaiser Ferdinand II.
verliehen». 1 und 4 von Schwarz und Silber quergetheilt mit zwei ins Andreas-
kreuz gelegten rothen Schwertern, welche die Spitzen nach oben kehren (Keichs-
crbinarschullamt) ; 2 und 3 in Blau sechs (3. 2 und 1) silberne Eisenhütchen
(Stammwappen). Auf dem Schilde erheben sich zwei gekrönte Helme. Der rechte
trägt zwei goldene, zu beiden Seiten sich auswärtsneigende (nach mehreren älteren
Abbildungen auch in Form eines Andreaskreuzes gestellte) Fahnenstangen, deren
Fahnen das 1. und 4. Feld mit den Schwertern wiederholen; der linke Helm eine
gekrönte, goldbekleidete wachsende Mohrin ohne Arme, mit zwei nach links fliegenden,
goldenen Haarzöpfen. Das Kleid ist mit neun goldenen Knöpfen zugeknöpft (Helm
des Stammwappens). Die Helmdeckcn sind rechts schwarz und silbern, links blau
und silbern.
Die Grafen v. Pappenheim (früher auch Pappenheimb und Bappen-
heim) stammen aus einem uralten gräflichen Hause im vormaligen
schwäbischen Kreise, welches mit der Benennung Marschälle v. Pappen-
heim schon in kaiserlichen und anderen Urkunden des 12. und 13. Jahr-
hunderts vorkommt. Einige leiten das Geschlecht von den Dynasten
v. Calatin ab, Andere, und wohl richtiger, geben an, dass sich die
Familie von dem Schlosse Kalden im Illarkreise auch Calatin, Kalin-
thin etc. genannt habe, und dass die in Urkunden vom Jahre 1193 und
1207 vorkommenden Marschälle v. Calatin, Kallendin und Calandin, so
wie Marschälle mit anderen Beinamen mit den Marschällen v. Pappenheim
gleichen Stammes gewesen wären. — Die ältesten Spuren von Erblich-
keit des Pappenheimsehen Reichs-Marschall-Amtes finden sich in kaiser-
lichen Urkunden von 1197 und 129S. Kaiser Ludwig IV. von Bayern
bestätigte 1334 dem Rudolph V. von Pappenbeim das Reichs-Marschall-
Amt, und die goldene Bulle Kaiser Carls IV. von 1355 setzt diese
Erblichkeit als schon bekannt voraus, indem dieselbe den v. Pappenheim
als bei Kaiserkrönungen etc. statt des Reichserzmarschalls, des Kur-
GRAFEN ZU PAPPKMIEIM. 1 87
husten von Sachsen, fungirendcn Viccmarschall bezeichnet. Ersl nach
dieser Bulle scheint das Haus Pappenhcim das Reichs-Erbmarschall-Aint
von Kursachsen zum Erbmannlehn erhalten und dagegen das Schloss zu
Pappenheini mit allem Zubehör dem Kurfürsten von Sachsen zu Lehn
aufgetragen zu haben. — Für das Reichs-Erbmarschall-Amt bestand in
der Familie ein Seniorat und ein Subseniorat. Der Senior hiess ältester
amtführender Reichs-Erbmarschall, und demselben stand Besitz und Haupl-
genuss der Slammbcsilzungen zu; der Subsenior, im Verhinderungsfalle
des Seniors Stellvertreter desselben, hiess nachällester Reichs-Erbmarschall,
und jeder Graf des Geschlechts Reichs-Erbmarschall. Unter allen Reichs-
Erbämlern war dieses Amt das bedeutendste und am meisten angesehene,
doch reichten die Amiseinkünfte nicht zu dem Amtsaufwande. Zu
■brachen Anitsverrichlungen bestellte der amtführendc Reichs-Erbmarschall
einen L'ntennarschall oder Reichs-Ouarliermeisler , und unterhielt auf
dein Reichslage eine Erbmarschall -Amtscanzlei. Nä'ehstdem stand der
Familie auch das Reichs-Forst- und Jägermeister-Amt in dem weissen-
biirger Forste im Nordgau zu.
Der Erbmarschall Gottfried Heinrich zu Pappenheim wurde mit
seinen drei Schwestern, Treutlingischer, und seinem Veiter Philipp,
Pappenliciinscher Linie, vom Kaiser Ferdinand II. 1628 in den Reichs-
grafensland erhoben, und Kaiser Carl VII. Hess der Familie ein erneuertes
Grafendiplom ausstellen. — Reichsstandschaft besass der Graf v. Pappen-
heim nicht, doch im Reichsfürstenrathe einen eigenen Sitz, zwischen der
geistlichen und weltlichen Bank, nahe dem Direclorialtische, von welchem
aus derselbe die Umfrage oder den Aufruf der reichsständischen Stimm-
führer zur Slimmgebung, nach vom Directorium bestimmter Ordnung,
vornahm. — Schloss, Stadt und Herrschaft Pappenheim waren reichs-
unmittelbar und gehörten zu dem schwäbischen reichsritterschaftlichen
Ganton Kocher. — Die rheinische Bundesacte erwähnte des Grafen
v. Pappenheim als Slandesherren nicht, doch bewilligte der König von
Bayern, als die Stammbesitzungen dieses Hauses in Folge der genannten
Bundesacte unter seine Souverainelät gekommen waren, in Betracht der
früheren Ehrenvorzüge und der Wichtigkeit des Reichs -Erbmarschall-
Amles, so wie des hohen Alters des Geschlechts etc. dem Grafen
v. Pappenheim 22. März 1807 Slandesherrlichkeit im Königreich Bayern.
Später wurde durch königliches Decret vom 5. Dec. 1818 das jedes-
malige Familienhaupt zum erblichen Reichsralhe ernannt und durch
königliches Rescript vom 25. Febr. 1825 erklärt, dass die Grafen
v. Pappenheim zu dem hohen Adel gehörten und dass denselben das
Recht der Ebenbürtigkeit, dem bisherigen Regrifle nach, zustände.
1S31 verlieh der König von Bayern dem jedesmaligen Stammhauple das
Prädieal: Erlaucht, und liess diese Verleihung 9. Sept. 1831 der Bundes-
versammlung anzeigen. — Durch Familienvertrag vom 21. Nov. 1825,
welchen die oberste Staatsbehörde bestätigte, wurde, anstatt des bis-
herigen Seniorais, die Primogenitur in der mit Familien -Fideicommiss
belegten Grafschaft Pappenheim eingeführt.
Für den Verlust des Erbmarschall-Amles und die Geldzuschüsse zu
188 GRAFEN V. PAPPENHEIM.
dem Amtsaufwande bestimmte die Wiener Congressacte von 1815 der
Familie einen Landesbezirk aus dem vormaligen französischen Saar-
Departement mit 9000 Einwohnern unter preussischer Staatshoheit.
Nachdem Preussen die Abfindung des Hauses übernommen, bestimmte
Ersteres 1817 die erbliche Abtretung von Staatsdomänen auf der linken
Rheinseite mit dem jährlichen reinen Erlrage von 30,000 Thalern, doch
vereinigte man sich später über Auszahlung eines Geldcapitals, zu
welchem 1821 noch ein Nachschuss kam.
Im Jahre 1439 theilte sich die Familie in vier Linien, in die
Gräfenlhalische, Algöwische, Treutlingische und Allzheimische Linie. Die
drei ersteren sind erloschen: zu der letzteren gehören die jetzigen Glieder
der Familie. Zur Treutlingischen Linie gehörte der oben als erster
Reichsgraf aufgeführte Gottfried Heinrich, der bekannte kaiserl. General.
Derselbe — Sohn des 1608 gestorbenen Vitus aus der Ehe mit Salome
v. Preysing — geb. 29. Mai 1594, gest. 7. Nov. 1632, trat aus pol-
nischen Diensten in kaiserliche, wurde 1620 aus der Schlacht bei dem
weissen Rerge wunderbar gerettet und leistete hierauf dem Kaiser Fer-
dinand II. grosse Dienste, trug 1631 zur Eroberung Magdeburgs viel
bei, kämpfte am 7. Sept. 1631 in der Schlacht bei Breitenfeld, brachte
nach derselben die kaiserliche Armee wieder zusammen, schlug den
General Banner etc. Auf dem Schlachtfelde bei Lützen am 6. Nov. 1632
langte er erst gegen Abend an, als die kaiserl. Armee schon getrennt
war, suchte dieselbe vergebens zu ordnen, wurde dabei verwundet und
starb Tags darauf an dieser Verwundung. Sein Sohn aus erster Ehe
mit Anna Ludmilla Gräfin v. Kolowrat, Wolfgang Adam, schloss 1647
diese Linie. — Die Allzheimische Linie zerfiel früher in die katholische*
von Wolfgang Philipp stammende und mit dessen viertem Sohne 1690
erloschene Linie und in die protestantische, aus welcher durch Johann
Friedrich Ferdinand, gest. 13. April 1792, abermals eine katholische
Linie entstand, die aber schon mit dem zweiten Sohne, Hieronymus
Friedrich Anton August, 20. Aug. 1808 erlosch, so dass von der Altz-
heimischen Linie jetzt nur der protestantische Zweig blüht.
Die Abstammung der jetzigen Familienglieder ergiebt nachstehende
Ahnentafel :
Christian Ernst — Sohn des Grafen Wolfgang Christoph Wilhelm —
geb. 4. Juni 1674, gest. 27. Aug. 1721, ältester Reichs-Erbmarschall,
k. poln. und kursächs. Kammerherr; zweite Gemahlin : Johanna Dorothea
Gräfin v. Egg und Hungersbach, geb. 12. Juni 1687, verm. 18. Aug,
1701, gest. 25. Juni 1746. - Friedrich Ernst, geb. 5. Sept. 1704
(nach Anderen Friedrich Ferdinand, geb. 5. Sept. 1702), gest. 27. Febr.
1793, ältester Reichs-Erbmarschall, k. k. w. Geh. Rath; erste Gemahlin:
Anna Marie Luise Gräfin zu Leiningen-Hardenburg, geb. 12. Jan. 1706,
verm. 30. Sept. 1725, gest. 25. Jan. 1764. — Friedrich Wilhelm,
geb. 11. Sept. 1737, gest. 1. Aug. (30. Juli) 1822, älterer Reichs-
Erbmarschall, k. k. Kämmerer; Gemahlin: Friederike Johanna Freiin
v. Seckendorf, geb. 2. April 1750, verm. 23. Dec. 1766. - Carl
Theodor Friedrich, jetziges Haupt des Hauses, und Friedrich Albert.
GRAFEN V. PAUMGARTEN.
189
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier aufzuführen:
Standesherr: CARL Theodor Friedrich, geb. 17. März 1771, Graf
und Herr zu Pappenheim, erbl. Reichsrath des Königreichs Rayern,
General -Feldzeugmeisler und General -Adjutant des Königs, Regiments-
inhaber etc., verm. 26. Juni 1796 mit Gräfin Lucia Anna Wilhelmine
Christina v. Hardenberg-Reventlovv, geb. 9. April 1776, gesch. 1817. —
Der Rruder desselben ist Friedrich Alrert Graf zu Pappenheim, geb.
18. Juli 1777, k. bayer. General in Pension, Regimentsinhaber etc.,
verm. 14. Dec. 1814 mit Maria Antonia Franziska Crescentia Eva Freiin
v. Tänzl auf Tralzberg, geb. 6. April 1793, aus welcher Ehe sechs
Söhne stammen, die Grafen: Ludwig Ferdinand Heinrich Haupt, geb.
5. Dec. 1815, k. bayer. Rittmeister; Carl Anton Friedrich Haupt, geb.
17. Dec. 1816, k. bayer. Rittmeister; Gottfried Heinrich Friedrich
Wilhelm, geb. 23. Dec. 1817, k. k. Kämmerer und Major; Alexander
Joseph Friedrich Haupt, geb. 20. März 1819, Flügel-Adjutant; Clemens
Philipp Friedrich Albert Haupt, geb. 14. Dec. 1822, Funclionair bei
dem Bezirksgerichte in Frankenthal im Rheinkreise , und Maximilian Joseph
Carl Friedrich, geb. 5. Sept. 1824, k. bayer. Lieutenant.
Grafen v. Paumgarten«
Jßaijjolifd). Magern.
Besitz: die Herrschaft Ehring etc., Frauenstein etc.
Wappen: quadrirter Schild; 1 in Blau ein hinter einem im Schildesfusse
stehenden goldenen Gartenzaune aufwachsender, linksehender goldener Löwe, dessen
Schweif mit vier hintereinander stehenden Haarbüscheln besetzt ist (Stammwappen);
2 von Both, Silber und Gold quergetheilt ; 3 von Silber und Blau qnergetheilt
(Taufer v. Sinching); 4 in Roth ein ungezäumtes, gegen die rechte Seite aufbäu-
mendes Boss (wahrscheinlich Frauenberg). Ueber der Grafenkrone erheben sich
vier gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt den wachsenden Löwen des 1. Feldes
(Helm des Stammwappens) ; der zweite einen hohen heidnischen silbernen Hut,
welcher blau aufgestülpt und mit einer Krone bedeckt ist, auf welcher drei silberne
190 GRAFEN V. PAUMGARTEN.
Straussenfedern stehen (Taufer v. Sinchingscher Helm). Auf dem dritten Helme
erheben sich zwei Büffelsbörner , von welchen das rechte von Roth, Silber und
Gold, das linke aber von Gold , Silber und Roth quergctheilt ist (zu Feld 2 gehö-
riger Helm), und auf dem linken Helme, zu Feld 4 gehörig, steht das aufbäumende
Ross des 4. Feldes. Die Helmdecken sind rechts blau und golden, links roth und
silbern, und den Schild halten zwei einwärtssehende goldene Greife, von denen
jeder in den Vorderklauen eine goldene Standarte hält, auf deren blauen, mit
goldenen Fransen besetzten Fahnen ein einwärtsgekehrter, gekrönter, doppelt ge-
schweifter, goldener Löwe sich zeigt. — Nach Abdrücken von neueren Petschaften
wächst im 1. Felde der Löwe nicht hinter dem Zaune empor, sondern schreitet
auf demselben nach einwärts.
Sehr altes bayerisches Rittergeschlecht, welches vom Anfange des
12. Jahrhunderts an in Turnierhüchern oft genannt wird, in den Monu-
mentis boieis vielfach vorkommt und nach Wigulius Hund von dem alten,
im Ilzthale hei Passau ansässigen, 1375 ausgestorbenen Dynastengeschlechte
der Grafen v. Hals stammen soll. — Nach neueren Angaben erhielt eine
Linie des Geschlechts 1330 das Patriziat zu Nürnberg, gehörte dort zu
den alten Geschlechtern, besass die Güter Lonerstedt, Höllenstein und
Grünsberg bei Nürnberg und erlosch 1726. Die andere Linie war
früher in Tirol ansässig, erwarb 1508 die Herrschaften Erneck, Ehring,
Frauenstein und Stubenberg, später Grafensee, Malching, Pocking und
Pilham in Niederbayern, 1540 die unmittelbare Reichsherrschaft Hohen-
schwangau, und besass auch das Erbmarschallami im Hochstift Augsburg.
— Der Reichsfreiherrenstand kam, nach den gewöhnlichen Angaben,
5. Febr. 1629, das ungarische lndigenat 10. Juni 1715, der Grafenstand
10. Sept. 1745 durch Diplom vom Kurfürsten Max Joseph in Bayern als
Reichsvicar in der Person Carl Sebastians, k. k. Kämmerers, Hofralhs
etc., und das Erb- Landmarschall -Amt in Niederbayern 1768 in die
Familie. — Dass die erwähnte nürnberger Patrizierfamilie Paumgartner
(Paumgärtner) und die, dem Wappen nach von derselben abstammende,
oder wenigstens mit derselben in Verbindung stehende augsburger Familie
Paumgartner (Paumbgärlner, Baumgaertner) mit dem hier in Rede stehenden
Geschlechte nicht im Zusammenhange stehe, lässt sich, namentlich vom
heraldischen Standpunkte aus, annehmen. Die Wappen dieser Patrizier-
familien haben bekanntlich nicht die geringste Aehnlichkeit mit dem
Stammwappen der Paumgartenschen Familie , welches letztere übrigens
nach Siebmacher (1. 84. Bayr. die Paungartneri nachstehendes ist: im
blauen Felde auf einem , den Schildesfuss nicht berührenden Zaune ein
nach der linken Seite schreitender Löwe. Aus dem Helme wächst ein
links gekehrter blaugekleideter Mann mit blauem Spitzhule, dessen Stülpe
und Ueberschlag golden ist, auf. Derselbe hält mit der Linken eine
auf der Schuller liegende Hellebarde und stützt die Rechte in die Seite.
Die Helmdecken sind blau und golden. Daher sagt wohl auch v. Wölckern,
einer der kundigsten Heraldiker, ganz kurz : „von den Grafen Baumgarten
(v. Wölckern schrieb nach v. Lang u. A. nicht Paumgarten) ist die
abgestorbene Familie der Paumgärtner zu Nürnberg, sowie die Familie
der augsburger Baumgaertner, von welchen die Freiherren Baumgärtner
v. Hohenschwangau herkommen, zu unterscheiden," wonach das, in
Folge der gewöhnlichen Angaben, oben Mitgelheille wohl einer Sichtung
GRAFEN V. PAUMGARTEN. 191
zu unterwerfen ist. Eben so darf die hier in Rede stehende Familie
nicht mit dem reichsadeligen Geschlechte derer v. Paumgarlten verwechselt
werden, welches Leopold (I. 111. p. 546 und 47) sehr genau abgehan-
delt hat.
Was die neueren genealogischen Verhaltnisse der Familie anlangt,
so stammte vom Grafen Carl Sebastian: Graf Max Joseph Edmund Carl
Johann Nepomuk zu Frauenstein-Ehring, Pilham, Stubenberg und Amer-
land , k. k. und k. bayer. Major etc., geb. 25. Jan. 1746, und des
Letzteren Bruder, dessen Vornamen nicht aufzufinden sind, hinterliess,
nach v. Lang, zwei Söhne, die Grafen : Carl Theodor Joseph und Franz
(Joseph Hermann Jacob Johann Nepomuk), durch welche die Familie in
zwei Linien getheilt worden ist, in die Linie Paumgarten-Ehring und
Paumgarten - Frauenstein.
Der jetzige Bestand der Familie ergiebt sich aus Nachstehendem :
I Linie Paumgarten-Ehring. Der Stifter derselben, Graf Carl
Theodor Joseph, geb. 8. Oct. 1779, gest. 7. Mai 1834, k. bayer.
Kämmerer, verm. sich mit Elisabeth Freiin v. Reinholdt, verw. Gräfin
v. Zedtwilz, gest. 11. Nov. 1846. Der Sohn desselben war Graf
Hermann, geb. 19. Juli 1806, gest. 11. Jan. 1846, k. bayer. Kämmerer,
verm. 1832 mit Gräfin Maria, des David Monlague Erskine Lord Erskine,
Pairs von England, grossbril. Gesandten am k. bayer. Hofe, Tochter.
Dieser Ehe ist, neben sechs Schwestern, Graf DAVID, geb. 31. Jan.
1837, entsprossen.
Linie Paumgarten-Frauenstein. Vom Grafen Franz —
Bruder des Grafen Carl Theodor Joseph — geb. 28. Nov. 1786, gest.
im Sept. 1852, k. bayer. Kämmerer, General -Lieutenant und General-
Adjutant des Königs, verm. in erster Ehe 13. Juni 1820 mit Antonia
Gräfin v. Torring -Seefeld, geb. 2. Febr. 1788, gest. 2. Nov. 1826,
und in zweiter 30. Aug. 1828 mit Maria Anna Elisabeth Goursolas de
Lauhiere, geb. 5. Febr. 1792, gest. 3. Febr. 1840, stammt aus erster
Ehe, neben zwei Schwestern, Graf LUDWIG Carl August, geb. 29. Sept.
1821, k. bayer. Kammerjunker und Legations-Secretair bei der k. bayer.
Gesandtschaft in Berlin.
192 GRAFEN V. PERALTA-RENAUD.
Grafen v. Peralta-Renaud.
^attjoltfd). $reußen.
Besitz: die Rittergüter Wengelsdorf, Craslau und Leina in der Provinz Sachsen.
"Wappen: Schild rund, in Blau ein schräglinker silberner Fluss, welcher
oben und unten von einem 6eckigen Sterne beseitet wird. Auf dem Schilde steht
ein Helm, aus welchem sich drei Stiaussenfedern erheben, über welchen die Grafen-
krone schwebt. Die Helmdecken sind blau und silbern. — Die Angabe im Geneal.
Taschenb. d. gräfl. Häuser: „von Roth mit einem silbernen Schildeshaupte" stimmt
nicht mit Abdrücken von Petschaften der Familie. Einer dieser Abdrücke ist mit
der Umschrift: N. F. C. G. v. P. R. versehen und wird einem etwaigen Zweifel
an der Richtigkeit des gegebenen Wappens, von welchem Abbildungen nicht bekannt
sind, vorbeugen.
Rücksichtlich der Grafen v. Peralta-Renaud , welche jetzt im
Königreich Preussen in der Provinz Sachsen begütert sind , fehlen bisher,
so ergiebig auch sonst die der Redaction zu Gebote stehenden Quellen
sind, alle Nachrichten über den Ursprung, so wie über die Abstammung
der jetzigen Glieder der Familie. Es ist daher sehr zu wünschen, dass
es der Familie genehm sein möge, diese Lücke möglichst auszufüllen:
einige Mittheilungen von anderer Seite werden hoffentlich die „Zusätze"
zu diesem Bande bieten.
Das jetzige Haupt des Geschlechts ist :
Graf FRANZ Friedrich Maximin, geb. 29. Mai 1787, k. preuss.
Rittmeister, verm. 31. Mai 1824 mit Maria Gräfin v. Riesch, geb.
29. April 1796. Aus dieser Ehe stammen, neben zwei Töchtern,
zwei Söhne, die Grafen: Maximilian Franz Maria Joseph, geb. 28. März
1827, k. k. Lieutenant in d. A., und Franz Maria Anton Leopold, geb.
29. Juli 1830, k. k. Lieutenant. — Die Schwester des Grafen Franz
Friedrich Maximin, Gräfin Susanna Pauline, geb. 25. Jan. 1792, Hof-
dame bei der Prinzessin Maria Luise Charlotte von Sachsen, ist 1847
gestorben.
GRAFEN V. PERGEN. | 9'i
Grafen v. Porten.
fiattjoltfd). (DefUrretd).
Besitz: die Herrschaft Aspaog in llfederösterreicb , die Eisenwerke 711 Pillen eic: die
Herrschaft roltenbruim in Niederösteneich elc.
"Wappen : quadrirter Schild ; 1 und 4 in Gold ein rechtssehender, gekrönter
und golden bewehrter schwarzer Adler, 2 und 3 in Schwarz ein goldener 6eckiger
Stern über einem silbernen dreispitzigen Berge. Ueber der Grafenkrone steht ein
gekrönter Helm, welcher auf einem dreispitzigen silbernen Berge den Adler des
1 und 4. Feldes trägt. Die Helmdecken sind rechts golden und schwarz, links
silbern und schwarz.— Zur Bezeichnung des der Linie von Thomasberg zustehenden
obersten Münzineisteramtes von Oesterreich unter der Enns halten den Schild zwei
vorwärtssehende graubärtige wilde Männer mit Laub um Kopf und Lenden, welche
in der freien Hand ein mit goldenen Fransen und Quasten reichverziertes Panier
halten, welches in Blau eine goldene Münze zeigt.
Sehr altes, aus den Niederlanden, oder aus Kärnten stammendes
Geschlecht, welches früher theils Perger, theils Bergen, später aber
Pergen geschrieben wurde und welches nach v. Schönfeld mit Thomas
v. Pergen, glaublichen Ursprungs aus den Niederlanden, um das Jahr
1560 seine Stamrafolge beginnt. Der Urenkel des Thomas, Carl I. —
Sohn Benedicts und Julianens v. Azaila — geb. 1592, gest. 1640,
war niederösterr. Regierungsrath und Geh. Deputirter des Kaisers Fer-
dinand II. Durch zwei Söhne desselben aus der Ehe mit Eva Regina
Berchtoldina v. Sachsengang, Carl II. und Johann Heinrich Cornel,
theilte sich die Descendenz in zwei Linien: in die ältere von Carl II.
und in dre jüngere von Johann Heinrich Cornel gestiftete Linie.
Carl II. Edler Herr und zuletzt Freiherr v. Pergen, geb. 1623,
gest. 1659, erwarb die Herrschaften Thomasberg, Aspang und Sebenstein
in Niederösterreich, und von seinen Söhnen hatte sowohl Carl III., geb.
1654, gest. 1701, Herr auf Thomasberg und Feistritz, als Johann
Baptist, geb. 1656, gest. 1742, Herr auf Sebenstein, Nachkommenschaft.
Die von Carl III. gestiftete Linie zu Thomasberg und Feislritz starb
aber im Mannesstamme schon mit dem Sohne Carls III., dem Grafen
Anton Joseph, geb. 22. Jan. 1697, um das Jahr 1766 aus, und die
aus zweiler Ehe mit Maria Charlotte Gräfin v. Stürgkh stammende Erb-
H. 13
194 GRAFEN V. PERtJEN.
tochter, Maximiliane Josephe, vermählte sich mit Johann Baptista Grafen
v. Millrowsky, k. k. w. Geh. Ratlie und Appellationsgerichtspräsidenten
in Mähren. Dagegen wurde die von Johann Baptist gegründete Linie
zu Sehenstein und Aspang dauernd fortgepflanzt und dieselbe theilt sich
jetzt in den Ast zu Aspang und in den Ast zu Pottenbrunn.
Johann Heinrich Cornel, geb. 1629, halte die Herrschaften Pludenz
und Sonnenberg in Tirol pfandweise an sich gebracht und starb als
k. k. Kämmerer und w. Geh. Ralh 1702. Der Enkel desselben, Leopold
Gottlieb, geb. 1700, gest. 1749, verkaufte die genannten Herrschaften
in Tirol und erwarb dafür Pohlig, Oblath, Neprowitz und Serbitz in
Böhmen. Doch starben alle seine Kinder aus der Ehe mit Johanna
Justina Gräfin v. Hendl vor ihm, und so erlosch denn mit demselben
die jüngere Linie und die Herrschaften derselben fielen an die ältere Linie.
Ueber die der Familie zu Theil gewordenen Standeserhebungen
stimmen die sich vorfindenden Angaben nicht ganz. Am zuverlässigsten
dürfte Nachstehendes sein. Johann Heinrich Cornel v. Pergen auf Plu-
denz und Sonnenberg, Kaiser Leopold I. KämnTerer und Geh. Rath bei
der Regierung zu Innspruk, erlangte zuerst 8. Aug. 1663 die Bestätigung
des althergebrachten Rilterstandes und den Titel : Edler Herr v. Pergen,
sodann 2. Jan. 1672 den erbländischen- und 28. Oct. 1673 den Reichs-
freiherrensland , endlich aber 27. Juni 1683 den erbländischen Grafen-
stand. — Die drei Brüder v. Pergen, Carl auf Thomasberg und Feistritz,
k. k. Kämmerer und niederösterr. Regierungsrath , Johann Baptista auf
Sebenslein, niederösterr. ständischer Ober-Commissar, und Franz Anton
auf Aspang, niederösterr. Hofkammerrath , wurden mit ihrer Schwester,
Maria Lucretia, venu. Steger v. Ladendorf, 16. Dec. 1693 vom Kaiser
Leopold I. in den Freiherrenstand und später, 19. Dec. 1699, in den
Grafenstand erhoben. — Johann Baptist Freiherr v. Pergen, niederösterr.
Ober-Commissar, erhielt 1710 die Reichsgrafenwürde, und Johann Anton
Graf v. Pergen auf Oblath, Pohlig und Katschiz, k. k. Kämmerer, Geh.
Ralh und Policei- Hinister, erlangte 23. Juni 1788 das erledigte Oberste
Erbland-Münzmeisteramt in Oesterreich unter der Enns.
Die jetzigen Glieder der Familie werden neuerlich unter den Rubriken:
erste Linie von Sebenstein und zweite Linie von Thomasberg aufgeführt:
eine Bestimmung, welche nach den obigen Angaben nicht richtig sein
dürfte und leicht zu Missverständnissen führen könnte. Es blüht doch
eigentlich nur noch die frühere Sebensteinsche Linie, welche in zwei
Aeste zerfallen ist, die wohl am besten nach den Hauplbesitzungen,
den Herrschaften Aspang und Pottenbrunn, zu nennen sein möchten.
Die Abstammung der Glieder dieser beiden Aeste ergeben nach-
stehende Ahnentafeln:
Ast zu Aspang: Johann Ferdinand Wilhelm — Sohn des Grafen
Johann Baptist, gest. 6. Febr. 1742, aus der Ehe mit Maria Renata
Gräfin v. Traun — geb. 9. Febr. 1684, gest. 9. Oct. 1766, k. k.
Kämmerer und w. Geh. Rath, Vicepräsident der niederösterr. Regierung
in Justizsachen; Gemahlin: Maria Elisabeth Freiin v. Orlick und Laziska,
geb. 2. Jan. 1685, verrn. 25. Nov. 1715, gest. 6. April 1751. —
GRAFEN V. PERRKN. 195
Carl Johann Baptist, geb. 29. Sept. 1717, gest. 23. April 1777, k. k.
Kümmerer, niederöslerr. Regierungsrath und landschaftlicher Obercom-
missar; Gemahlin: Rosina Gräfin v. Walsegg, geb. 11. März 1731, verm.
5. Febr. 1755, gest. 10. April 1804. — Johann Joseph, geb. 3. Juni
1763, gest. 18. Mai 1820, k. k. Kämmerer; Gemahlin: Therese Gabriele
Gräfin v. Galler, geb. 5. Febr. 1763, verm. 6. Febr. 1791, gest. 26. Jan.
1 S 5 2 . — Johann Carl, jetziges Haupt.
Ast zu Pottenbrunn. Johann Ferdinand Wilhelm und Maria
Elisabeth Freiin v. Orlick und Laziska (siehe oben Ast zu Aspang). —
Johann Anton, geb. 15. Febr. 1725, k. k. Kämmerer, w. Geh. Rath,
Staatsminister, Oberstlandmarschall in Niederösterreich, Oberst-Erb-Land-
Münzmeister in Ueslerreich unter der Enns etc. , quittirte als Polieei-
minister 1803; Gemahlin: Philippine Gabriele Johanna Sophie Freiin
v. Groschlag zu Diepurg, geb. 12. Nov. 1739, verm. 19. Juli 1762.
— Joseph, geb. 5. Juli 1766, gest. 3. Mai 1830, k. k. Kämmerer,
Geh. Rath, Vicepräsident etc. ; Gemahlin : Therese Gräfin Cavriani, geb.
10. März 1779, verm. 1802. — Anton, jetziges Haupt.
Von den jetzt lebenden Gliedern der Familie gehören hierher:
Ast zu Aspang:
Graf Johann CARL , — Sohn des Grafen Johann Joseph — geb.
8. Febr. 1797, Besitzer der Herrschaft Aspang in Niederöslerreich und.
Eigenlhümer der Eisenwerke zu Pitten, Official bei der k. k. Hofkammer
im Münz- und -Bergwesen, verm. 7. Oct. 1824 mit Maria Josephine
Elisabetha Freiin v. Eyb , geb. 20. Oct. 1801, gest. 27. Juni 1847,
aus welcher Ehe Grälin Maria stammt, geb. 2. April 1826 und verm.
22. Sept. 1846 mit Leopold Freiherrn v. Fürstenwaerther, Burgsassen
zu Odenbach, k. k. Hauptmann. — Die zwei Brüder des Grafen Johann
Carl sind: Graf Johann Anton, geb. 17. Dec. 1799, k. k. Kämmerer
und Feldmarschall -Lieutenant in Pension, Administrator der Herrschaft
Aspang und Mitbesitzer der Eisenwerke in Pitten, verm. im Mai 1849
mit Antonia v. Haekel, verw. v. Koldalisch, und Graf Ferdinand, geb.
10. Febr. 1802, k. k. Kämmerer, Hauptmann in d. A. und Chevalier
de Justice des Malteser- Ordens.
Ast zu Pottenbrunn:
Graf ANTON, — Sohn des Grafen Joseph — geb. 7. Febr. 1804,
Herr der Herrschaft Pottenbrunn in Niederösterreich und Oberst -Erb -
Land-Münzmeisler, ständischer Verordneter in Niederösterreich und k. k.
Kämmerer, verm. 18. Febr. 1833 mit Philippine Gräfin v. Batthyäny-
Straümann, geb. 2. Oct. 1805, aus welcher Ehe, neben vier Töchtern,
Graf Anton, geb. 1. Sept. 1839, stammt. — Der Bruder des Grafen
Anton ist: Graf Ladislaus, geb. 26. Febr. 1813, k. k. Kämmerer,
Chevalier de Justice des Malteser- Ordens, Major in d. A. und Fliigel-
adjntant Sr. Maj. des Kaisers Ferdinand.
13*
196
GRAFEN V. FFAFFENHOFFKN.
Grafen v. Pl'allViilioflVii.
Äatholtfd). ©efhrretdj, flreu^en imb JFrankrctd).
Besitz: Schloss und Gut C.obenzlberg in Niederösterreicb; die Insel Oberwerlh in der
I{beinprovinz.
Wappen: im goldenen Schilde ein rechtsgekehrter, schwarz bekleideter
Priester, welcher in den Händen ein offenes silbernes Buch hält. Auf der Graferi-
krone erhebt sich ein Helm, aus welchem der Priester des Schildes mit dem Buche
aufwächst. Die Helmdecken sind schwarz und golden. — Nach einigen Angaben
trägt der Priester über der schwarzen Kleidung einen silbernen Ucberwurf. Das
•Wappenbuch der österr. Monarchie (VIII. 9) stellt auf grünem Boden einen vor-
wärtssehenden Priester dar, welcher in der rechten Hand ein Buch hält, die linke aber
auf die Brust legt. Den Schild deckt nur die Grafenkrone.
Ursprung und Abstammung dieser gräflichen Familie, welche das
neue preuss. Adelslexicon (V., 362) unter dem Namen: „PfalT v. Pfaffen-
hofen, die Grafen und die Freiherren'* aufführt, lassen sich in den
bekannten Quellen nicht auffinden, und so möchte denn die Familie,
im Interesse der Genealogie, Näheres mitlheilen.
Die jetzigen Glieder des Geschlechts stammen von Simon Georg
Freiherrn Pfaff v. Pfaffenhoflen, gest. 1784, verm. mit Magdalena Maria
Victoria Bourdel v. Bayard, gest. 13. Sept. 1773. Aus dieser Ehe
entsprossen zwei Söhne: Graf Franz Simon, geb. 13. Dec. 1753, gest.
8. April 1840, Stiftsherr zu Lüttich und Herr der Herrschaften Reissen-
berg und Rothenhaus in Oesterreich, und Graf Joseph Dominik, geb.
31. Juli 1762, gest. 5. Febr. 1845, verm. 31. Juli 1792 mit Honorie
Catharina de l'Anglois, gest. 1798. Aus dieser Ehe stammt das jetzige
Haupt der Familie:
Graf FRANZ Simon, geb. 27. Oct. 1797, grossherzogl. badischer
Kammerherr, Malteser -Ehrenrilter und Herr der oben angeführten Be-
sitzungen. Die Schwester desselben, Gräfin Victoria, geb. 4. Sept. 1794,
Ganonissin des St. Annenstiftes zu München, vermählte sich 21. Nov.
1827 mit Felix v. Bournel.
GBAFEN V. PFEIL IM» ELRIff - ELLGUTH. 197
Grafen v. Pfeil und Klein - Ellgnth.
£uttjcrifd). preufjen.
Besitz: (li<; Rittergüter Johnsdorff, Hauadorff, Pleischwilz, Vogelgesang, Klein - Ellgalb,
Diersdorf und Neadeek, Wildschütz mit Louisemhal und Thomniti in Schlesien.
Wappen: im silbernen Schilde zwei ins Andreaskreuz gelegte, abgeschnittene
Bärentatzen, mit den Klauen aufwärtsliegend und das Fleisch unten, wo es abgeschnitten
ist, blutig. Lieber der Grafenkrone erheben sich drei gekrönte Helme. Der rechte
Helm trägt einen rechtssehenden, gekrönten, mit einem Kleemonde belegten
schwarzen Adler; der mittlere einen, die Sachsen rechtskebrenden, geschlossenen
Adlersflug, dessen unterer Flügel, von welchem nur vorne ein Streif zu sehen,
schwarz, der obere aber silbern ist (Helm des Stammwappens) , und der linke
sechs nebeneinanderstehende, mit einem Pfauenschweife so belegte Pfeile, dass nur
das gefiederte Ende derselben Ober den Pfauenschweif hervorragt. Die Helmdecken
sind schwarz und silbern , und den Schild halten zwei einwärtssehende sebwarze
Bären. — Das Wappenbuch der preussiseben Monarchie tingirt beide Flügel des auf
dem mittleren Helme stehenden Fluges schwarz.
Sehr alle schlesisehe Familie, welche nach Einigen aus Franken
oder Bayern , nach Anderen aus Kurland nach Schlesien gekommen ist.
Nach einigen Angaben soll ein Ritter v. Pfeil schon 933 dem vom
Kaiser Heinrich I. nach dem Siege über die Hunnen zu Merseburg gehal-
tenen Turniere beigewohnt haben, nach anderen Angaben aber soll der
Stammvater des Geschlechts 1220 wegen glücklicher Rettung des Herzogs
Heinrich des Bärtigen , Gemahls der heiligen Hedwig, aus der Gewalt
eines wüthenden Bären, Adel, Namen und Wappen erhalten haben. —
Schon 1293 machte sich Jeschke v. Pfeil dadurch bekannt, dass er
den Herzog Heinrich den Dicken zu Breslau den Händen des Herzogs
Conrad überlieferte, und vom 14. Jahrhundert an kommt der Name des
Geschlechts oft vor, so z. B. auf den Turnieren zu Ingelheim 1337,
zu Bamberg 1362, zu Esslingen 1374 etc. Das Stammhaus in Schlesien
war wohl Klein-Ellguth im Niraptsch'schen und von demselben verbreitete
sich die Familie in mehreren Linien und Aesten , namentlich in den
Linien Jordansmühle und Dierschdorf im Nimptsch'schen, Korsangwitz
im Ohlau-Briegschen, Kleutsch im Münsterbergsehen etc., erwarb noch
sonstigen bedeutenden Grundbesitz und gelangte durch mehrere Glieder
|9S GRAFEN V. PFEIL USD KLEIN -ELLGDTH.
zu hohem Ruhme. Neuere Angaben sprechen nur noch von den Häusern
Klein-Ellguth und Jordansmühle. Ausser in Schlesien hatte sich die
Familie auch im Magdeburgischen, in Bayern etc. ausgebreitet.
Der Freiherrenstand kam durch König Friedrich IL von Preussen
1. Oct. 1767 in der Person des k. preuss. Majors v. Pfeil, Herrn auf
Rohrbach bei Hirschberg, in die Familie; doch starb der Sohn desselben,
aus der Ehe mit einer Gräfin v. Sandretzky, als k. Kammerherr und
Major a. D. 1835 unvermählt, und so ist denn die freiherrliche Linie
wieder erloschen. — Der Grafenstand gelangte in die Familie durch
den König Friedrich Wilhelm IL von Preussen bei Gelegenheit der Hul-
digung, 15. Oct. 1786, und zwar in der Person Carl Friedrichs und
Friedrich Ludwigs aus dem Hause Klein-Ellguth. Beide — gewöhnlich
als Brüder aufgeführt, aber, nach den bekannt gewordenen neueren
genealogischen Verhältnissen der Familie, wohl Vettern — sind ' die
Stifter der jetzt blühenden zwei gräflichen Linien. Einem Familien-
Abkommen gemäss muss übrigens jedes männliche Mitglied des Geschlechts
auch den Namen Friedrich führen.
Der Stifter der ersten Linie, Graf Carl Friedrich, gest. 26. Jan.
1813, k. preuss. Landschaftsdirector und Justizrath, hinterliess aus der
Ehe mit Henriette Freiin v. Goldenberg, geb. 19. Oct. 1769, gest.
19. Jan. 1844, drei Söhne, die Grafen: Friedrich Moritz, Adam Fried-
rich Gustav und Adam Friedrich Oswald. Ersterer ist gestorben. —
Graf Friedrich Ludwig, dessen Nachkommen bei dieser Linie überall
aufgeführt werden, war, allen Angaben nach, der Bruder des Grafen
Carl Friedrich , des Stifters dieser Linie, und so scheint zwischen diesem
und dem Stifter der anderen Linie, Friedrich Ludwig, in Bezug auf die
oben erwähnte Brüder- oder Vetterschaft eine Verwechselung durch
die gleichen Vornamen .vorgekommen zu sein.
Von den jetzigen Gliedern dieser Linie gehören hierher:
Adam Friedrich GUSTAV Graf v. Pfeil und Klein-Ellguth, — Sohn
des Grafen Carl Friedrich — geb. 3. Sept. 1795, Herr auf Johnsdorff,
Landesältester des briegschen Kreises, verm. 16. Nov. 1818 mit Frie-
derike Sophie Luise Freiin v. Kleist, geb. 25. Nov. 1798, gest. 1 842.
Aus dieser Ehe stammen vier Söhne, die Grafen: Friedrich Gustav Con-
stantin, geb. 10. Sept. 1819, k. preuss. Lieutenant; Friedrich Rudolph,
geb. 17. Dec. 1820, Ober-Landes-Gerichts-Referendar; Friedrich Gott-
hard Ewald, geb. 20. Dec. 1827, k. preuss. Premierlieutenant, und
Friedrich Bernhard, geb. 30. Oct. 1829, k. preuss. Lieutenant.
Von den Brüdern des Grafen Adam Friedrich Gustav lebt Graf
Adam Friedrich Oswald, Herr auf Vogelgesang, geb. 26. März 1800.
Graf Friedrich Moritz, Herr auf Gross -Wilkau, geb. 5. Dec. 1788, ist
6. Mai 1842 als k. preuss. Major gestorben und hat aus der Ehe mit
Caroline Freiin v. Lindenfels, geb. 5. Jan. 1796, gest. im Febr. 1847,
eine Tochter, Agnes Friederike, geb. 11. Nov. 1826, hinterlassen, welche
sich 1845 mit dem k. preuss. Lieutenant v. Koschembahr vermählt hat.
Der Bruder des Grafen Carl Friedrich, Graf Friedrich Ludwig, geb.
3. Nov. 1769, gest. 14. Mai 1844, Herr auf Wildschütz, hat aus der
GRAFEIN V. PFEIL l'.Mi kl.l.l.N- KLLGUTH. 199
Ehe mit Emihe Beala Gräfin v. Reiehenbach-Zessel, geb. 23. April
1773. renn. l(i. Aug. 1797, nehen zwei Töchtern, drei Söhne hinler-
lassen, die Grafen: Friedlieh Ludwig, Friedrich Fabian und Friedrich
Woldemar. — Graf Friedrich Ludwig, Herr auf Hausdorf, geh. 19. März
1803, venu, sich 25. Mai 1832 mit Emma Maria Luise Dorothea
Gräfin v. Danckehnan, geb. 21. Nov. 1807, und die sechs Söhne aus
dieser Ehe sind die Grafen: Friedrich Eduard Adolph, geh. 25. März
1S33, Friedrich Ludwig Eberhard, geb. 6. Oct. 1835, Friedrich Wol-
demar, geh. 26. Febr. 1837, Friedrich Eberhard, geb. 31. Mai 1839,
Friedrich Gustav Adolph, geb. 17. Aug. 1843, und Friedrich Richard,
geb. 13. Febr. 1846. — Graf Friedrich Fabian, geb. 29. Sept. 1804,
Herr auf Wildschütz, vermählte sich mit Clementine Gräfin v. Schwerin
a. d. Hause Bohrau, geb. 6. Jan. 1825, und die zwei Söhne desselben
sind die Grafen Friedrich Fabian Leopold Ludwig Albrecht, geb. 14. Jan.
1848, und Friedrich Wilhelm Adelbert Bogislav, geb. 5. Juni 1849. —
Graf Friedrich Woldemar, geb. 19. Jan. 1815, Herr auf Pleischwitz,
k. preuss. Kammerherr und Regierungs-Assessor, vermählte sich 3. Jan.
1850 mit Amalia Gräfin v. Waldersee, geb. 31. Jan. 1828, und aus
dieser Ehe stammt ein 2. Juni 1852 geborener Sohn.
Der Stifter der zweiten Linie, Graf Friedrich Ludwig, gest. 11. Aug.
1821, vermählte sich in erster Ehe mit Susanne Charlotte Elisabeth
v. Zeschwitz aus dem Hause Bischkonitz und in zweiter mit Bernhardine
Henriette Amalia Gräfin v. Schwerin, aus dem Hause Wallsleben, geb.
7. April 1767. Aus der ersten Ehe stammt das jetzige Haupt dieser Linie:
FRIEDRICH Ludwig Graf v. Pfeil und Klein - Ellguth , Erbherr auf
Klein-Ellguth, Oher-Diersdorf und Neudeck, Landesältester des nimptsch-
scher Kreises, geb. 24. Mai 1780, verm. in erster Ehe mit Philippine
Auguste v. Beerfelde, gest. 9. Juni 1809, in zweiter mit Auguste Freiin
v. Schöning und in dritter 1812 mit Ernestine Luise Gräfin v. Magnis
aus dem Hause Eckersdorff, gest. 1825. Aus erster und dritter Ehe
lebt eine Tochter. — Vom Bruder des Grafen Friedrich Ludwig, vom
Grafen Friedrich August Rudolph, Herrn auf Nieder- Diersdorf, geb.
0. Aug. 1785, gest. 8. Nov. 1830, verm. mit Antoinette Hyacinthe
iräfin v. Magnis, gest. 19. Dec. 1846, leben drei Söhne, die Grafen:
Friedrich Ludwig Anton August, geb. 9. Aug. 1812, k. preuss. Lieutenant
a. D. ; Traugott Leberecht Friedrich, geb. 9. Mai 1817, Herr auf
Nieder- Diersdorf, k. preuss. Lieutenant a. D., und Valerian Friedrich,
geb. 11. Juni 1819, k. preuss. Lieutenant a. D., verlobt im März 1852
mit Antonia Gräfin v. Dressier, geb. 1828. — Von den beiden Halb-
brüdern des Grafen Friedrich Ludwig lebt Graf Friedrich Wilhelm August,
.Herr auf Thomnitz, geb. 11. Aug. 1S06, Landesältester des Franken-
steiner Kreises und k. preuss. Lieutenant a. D., verm. 1836 mit Agnes
Bernhardine Maria Luise Gräfin v. Pfeil aus dem Hause Diersdorf, geb.
28. Aug. 1815, gest. 1849, aus welcher Ehe zwei Töchter entsprossen
sind. Vou dem anderen verstorbenen Halbbruder, dem Grafen Friedrich
Heinrich Oswald, geb. 6. Sept. 1800, k. preuss. Tribunalassessor etc.,
verm. in erster Ehe mit Caroline Luise Mathilde v. Steinmetz, geb. 17. Aug.
200
GRAFEIS V. PIATTI.
1804, gest. im Oft. 1839, und in zweiter mit Mathilde v. Steinmetz,
leben aus erster Ehe die beiden Grafen : Friedrich Bernhard Ottomar,
geb. 7. April 1825, und Friedrich Ludwig Hugo, geb. 31. Dec. 1830,
und aus zweiler die beiden Grafen: Friedrich Arthur, geb. 1842, und
Friedrich Edwin, geb. 1844.
Grafen v. Piatti.
ßatholifch. ©efterretd) unfc $ad)ftn.
Besitz: die Herrschaften Loosdorf, Hagendorf und Laa in Niederösterreich.
Wappen: Schild quer und in der oberen Hälfte der Länge nach gelhcilt.
Oben rechts in Silber ein vorwärtssehender, mit einem Schwerte umgürteter Mann,
welcher in der Rechten eine Fackel hält, die Linke in die Seite stemmt, und den
rechten Fuss etwas in die Höhe hebt; links in Blau drei silberne schrägrechte
Balken. Unten in Koth ein steinfarbenes Castell mit zwei gefensterten Zinnen-
thürmen, zwei zwischen denselben eingekerbten Zinnen und einem grossen zwischen
zwei Fenstern sichenden Thor. Den Schild, über welchem sich bisweilen zwei
grüne, an den Seiten herabhängende Zweige kreuzen, deckt die Marquisenkrone. —
Wie angegeben, führten die in Sachsen lebenden Glieder der Familie, nacb zahl-
reichen Lackabdrücken , das Wappen und diese Beschreibung dürfte wohl die
richtige sein. — Nach dem Wappenbuche des Königreichs Bayern (I. 89) steht im
ersten silbernen Felde der oberen Schildhälfte ein vorwärtssehender, geharnischter
Ritler, welcher in der rechten Hand einen sogenannten Morgenstern aufrecht hält,
und die linke in die Seite stemmt. Die untere Hälfte des Schildes ist silbern
und das Castell blau. — Das Wappenbucb der österr. Monarchie (XIV. 9) zeigt
im ersten silbernen Felde der oberen Schildeshällte einen vorwärtssehenden wilden,
mit Laub umgürteten Mann, welcher in der Rechten eine Keule über den Kopf
schwingt, die Linke aber in die Seite stemmt; im zweiten Felde liegen in Silber
drei blaue schrägrechte Balken , und in der unteren Hälfte steht in Roth ein stei-
nernes, ausgelugtes Castell mit zwei gefensterten dreizinnigen Thürmen und einem
grossen, zwischen zwei Fenstern stehenden Thor. Den Schild deckt die Grafeo-
krunc und auf derselben erhebt sich ein gekrönter Helm, welcher vier Straussen-"
federn, silbern, blau, silbern, roth, trägt. Die Helmdecken sind rechts silbern und
blau, links silbern und roth, und den Schild halten zwei mit Laub umgürtete
Männer, welche mit der freien Hand eine Keule auf den Boden stemmen. — l):is
Geneal. Taschenb. der gräfl. Häuser (1848, 494) stellt in das erste silberne Feld
einen wilden, eine Keule in der Hand haltenden Mann, in das zweite blaue Feld
drei silberne rechte Schrägbalken, und in das dritte silberne Feld ein steinfarbenes
Castell mit zwei Zinnenlhtirmen und einem silbernen, schwarz ausgefugten runden Thor.
GRAFKN V. PIATTI. 201
Sehr alte, ursprünglich mniländische, seit über 300 Jahren aber
venetianische Marquisen- Familie, welche seit der Mitte des 18. Jahr-
hunderts in Sachsen geblüht hat, und aus welcher Frikdrich August
Marquis v. Piatli 1841 unter die Grafen des österr. Kaiserstaales
aufgenommen wurde.
Als näher gekannt kamen in Sachsen zuerst vier Brüder, die Mar-
quis: Carl Alexander, Johann Friedrich, Paul Emil und Caesar, vor.
Carl Alexander, geb. 2. Sept. 1766, gest. 21. Febr. 1831, k. sächs.
Conferenz- Minister, Geh. Rath und Kammerherr, verm. sich 26. Aug.
1815 mit Maria Anna Gräfin v. Apponyi, geb. 26. Aug. 1781. —
Johann Friedrich, geb. 26. Aug. 1768, gest. 6. Jan. 1837, k. sächs.
Kammerherr und Oberst von der Infanterie, war unvermählt. — Paul
Emil setzte (s. unten) das Geschlecht fort, und Caesar, geb. 25. Jan.
1773, starb unvermählt 24. Juni 1843 als k. sächs. Kammerherr. —
In Bezug auf die Aeltern dieser vier Brüder liess sich bisher, ausserhalb
der Familie, nur ermitteln, dass der Vater, gebürtig aus Italien, 1768
zu Rennersdorf bei Stolpen, wo Marquis Johann Friedrich geboren
wurde, gelebt habe, und dass Friederike Luise Marquise v. Piatti, geb.
v. Erdmannsdorf, später Obersthofmeisterin der Gemahlin des Prinzen
Maximilian von Sachsen, schon 1788 als Wittwe vorkommt. Sehr wahr-
scheinlich ist Letztere die Mutter der genannten vier Brüder. In welchem
verwandtschaftlichen Verhältnisse zu denselben der noch im Anfange
dieses Jahrhunderts lebende kursächs. Kammerherr Alexander Maria
Marquis Piatti gestanden habe, war nicht aufzufinden. — In Bayern ist
Caesar Emil Johann Anton Marquis Piatti, gest. 1827, k. bayer. Käm-
merer, 1810 zum Riller des Ordens vom heiligen Michael ernannt worden.
Die jetzigen Glieder der Familie stammen von dem dritten der
oben erwähnten Brüder. Derselbe:
Paul Emil Marquis v. Piatti, geb. 29, Dec. 1771, gest. 10. Sept.
1834, k. sächs. Geh. Rath, Kammerherr und Oberst- Hofmeister des
Prinzen Maximilian v. Sachsen, verm. sich 26, Sept. 1802 mit Carolina
v. Dzicmbowo Poinian Dziembowska, geb. 11. Sept, 1782, Aus dieser
Ehe stammt das jetzige Haupt der Familie :
FRIEDRICH August Graf und Marquis Piatli, geh, 1, Juli 1803,
k. k. Kämmerer, Herr der Herrschaften Loosdorf, Ilagendorf und Burg
Laa in Niederösterreich, verm. 1. Juli 1830 mit Caecilie Gräfin v. Collalto
und St. Salvalore, geb. 30. April 1812. Die drei Söhne aus dieser
Ehe sind die Grafen: Eduard Anton Emil, geb. 17. April 1831, k. k,
Oberlieutenaut; Ferdinand Alphons Clemens, geb. 17. Aug. 1833, k. k.
Lieutenant, und Paul Emil Caesar, geb. 26. Mai 1843. — Der Bruder
des Grafen Friedrich August ist: Graf Clemens, geb. 13. Aug. 1817,
k. k. Kämmerer, und von dem Bruder des Marquis Paul Emil, dem
Marquis Carl Alexander, lebt die oben erwähnte Wittwe.
202
GRAFEN V. PILATI.
Grafen v. Pilati.
■ßatholtfd).
Besitz: die Herrschaft Licliteneck in Obcr-Oesterrcich; das Rittergut Schlegel in der Graf-
schaft Glatz.
"Wappen: quadrirter Schild; l und 4 in Blau auf einem grünen Hügel
ein einwärtsgekehrter, doppelt geschweifter, mit der rechten Vorderpranke einen
weissen Vogel (Taube) haltender goldener Löwe. 2 und 3 in Silber ein mit den
Sachsen einwärtsgekehrter, mit einer silbernen Säule belegter, rother Adlersflügel.
Ueber der Grafenkrone erheben sich zwei gekrönte Helme. Aus dem rechten Helme
wächst der Löwe des I.Feldes mit dem Vogel empor; der linke Helm trägt einen
offenen, rothen Adlersflug, und jeder Flügel ist mit einer silbernen Säule belegt.
Die Decken des rechten Helmes, sind blau und golden, die des linken silbern und
roth. Die Devise ist : Sub umbra alarum tuarum. — Die Abbildung im Wappen-
buch der österreichischen Monarchie (X, 1) ist wohl durch die XVII, 54 gegebene
widerrufen.
Die Grafen v. Pilati stammen aus einer alten tiroler Familie, deren
Stammschloss Tassul, nach Anderen Thassul, am Nonnsberg in Tirol liegt.
Joseph Aiston Pilati v. Tassul erhielt vom Kaiser Joseph 1. 1705 den
alten Reichsritterstand der Familie bestätigt und wurde 1710 als k. k.
Hofkammerrath und Geh. Kammer- Zahlmeister in den Reichsfreiherren-
stand erhoben. Später, im Jahre 1738, wurde Vincenz Aiston Pilati
v. Tassul, Gutsbesitzer in Schlesien, vom Kaiser Carl VI. in den böhmi-
schen Freiherrensland gesetzt, und der Enkel desselben, Johann Haptista
Freiherr v. Pilati, k. k. Kämmerer, Regierungsralh und Deputirter der
Stände Ober-Oesterreichs, geb. 1747, gest. 1821, erhielt vom Kaiser
Franz II. die Grafenwürde der österreichischen Erblande.
Graf Johann Baptista hinterliess zwei Söhne, die Grafen Carl und
Anton. Carl Graf Pilati v. Tassul und Daxberg, geb. 9. Juni 1781,
k. k. Kämmerer, Regierungsralh und Kreis -Hauptmann im Innkreise,
Herr und Landstand in Ober-Oesterreich und Herr der Herrschaft Lich-
teneck, starb 31. Jan. 1848; Graf Anton aber, welcher mit Charlotte
v. Studnitz, geb. 20. Febr. 1790, gest. 25. Sept. 1846, vermählt ge-
wesen war, starb schon im Jahre 1834.
Von Letzterem, vom Grafen Anton, stammt das jetzige Haupt de
Familie :
GRAFEN V. PINTO.
2IW
OSCAR Wilhelm Ludwig Graf Pilali v. Tassul und Daxberg, geh.
13. Mai 1817, Herr der Herrschaft Lichleneck, k. preuss. Lieutenant.
— Die zwei Brüder desselben sind, neben zwei Schwestern, die Grafen :
Max, geb. 1SI9, und Carl, geb. 1825.
Die Angabe im Geneal. Taschenb. der gräfl. Häuser, Jahrg. 1853,
p. 534, dass Graf Oscar Wilhelm Ludwig der Sohn des Grafen Cnrl
gewesen sei, stellt sich durch die im Nekrolog p. S62 gegebenen Nach-
weise als unrichtig heraus. Nach denselben und nach früheren Jahr-
gängen des Werkes muss es heissen: Sohn des 1S34 gestorbenen
Grafen Anton und etc.
Grafen v. Pinto.
fiatrjoltfd). $Jrcul;en.
Besitz: das Rittergut Metikau in Schlesien.
Wappen: Schild quergetheilt ; oben in Blau drei nebeneinanderstehende,
?rkige, goldene Sterne; unten in Silber ein schwellender, geharnischter Ann,
sicher in der nach rechts gekehrten Hand einen grünen Stengel mit drei rothen,
lach oben und einwärts neigenden Rosen hält. Den Schild uuigieht ein Wappeo-
lantel. welchen eine (irafenkrone bedeckt, aus der ein schwarzer Adler hervorbricht.
Die Grafen v. Pinto stammen aus einer alten, ursprünglich portu-
giesischen Familie, aus welcher Emmanuel Pinto 1741 zu Malta als
»7. Grossmeister des Johanniter -Ordens eingesetzt wurde. — In der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wendete sich ein Zweig des Ge-
schlechts nach Preussen. Es trat nämlich um das Jahr 1770 der aus
'iemont gebürtige, in der Kriegsbaukunst sehr erfahrene Graf v. Pinto
injdie Dienste des Königs Friedrich II. von Preussen, erhielt im genannten
lahre die königl. preussische Anerkennung des ihm zustehenden Grafen-
standes , und starb 1788 als k. preuss. General-Major a. D. Derselbe
linterliess aus der Ehe mit der Schwester des k. preuss. ausserord.
Gesandten und bevollm. Minister am k. schwed. Hofe Friedrich Franz
v. Tarrach und der Tochter des bekannten k. preuss. Geh. Finanzrathes
20-1
GRAFKN V. PLATKN ZU IIALLKRMUiW).
Friedrich Wilhelm Tarrach, dessen Gemahlin eine geborene v. Beym
(Beyme) war, mehrere Söhne. Einer dieser Söhne starh 1820 als k.
preuss. Major a. D., und ein anderer stand 1836 als k. preuss. Major
im activen Dienste. Einen dritten dieser Söhne fuhrt, und zwar allein,
das Geneal. Taschenh. der gräfl. Häuser (1853, p. 534) wie folgt, auf:
HEINRICH Graf v. Pinto di Barry, Herr auf Mettkau im Kreise
Neumarkt, R.-ß. Breslau, k. preuss. Kammerherr und Landrath a. D.
Grafen v. Platen zu HallermuncL
Cuttjerifdt).
^jcmnouer.
Besitz: <lie Güter Fültercttflip, Weissenlinus und Pütlos in Holstein etc
Dein Haupte der Familie steht das Prädicat „Erlaucht" zu.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im silbernen Mittelschild drei
(2 und 1) goldbesamte rothe Rosen (Graf v. Hallermiinde, Hallermund). I und 4
in Blau drei silberne, 5 eckige Sterne, welche so gestellt sind, dass im l. Felde
zwei oben und einer unten, im 4. aber einer oben und zwei unten stehen. 2 in
Gold ein einwärtssehender, gekrönter, doppelt geschweifter rother Löwe. 3 in Silber
zwei einander gegenüherstehende schwarze Meerkatzenköpfe, an welchen unten ein
schwarzer Flügel herabhängt (Stammwappen). Auf dem Schilde steht die Grafen-
krone, und auf derselben erheben sich drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt
drei Straussenfedern, roth, blau, schwarz, welche von einem Kranze von sechs,
abwechselnd silbernen und schwarzen Rosen umgeben sind (Helm des Stamm-
wappens). Auf dem mittleren Helme stehen zwei schräggekreuzte goldene Stan-
darten, deren silberne Fahnen mit einer rothen , goldbesamten Rose belegt sind
(Hallermundscher Helm), und auf dem linken Helme drei goldene, mit einer blauen
Schleife zusammengebundene, die Spitzen nach oben kehrende Pfeile, von denen
der mittlere aufrecht, die beiden äusseren aber schräggekreuzt stehen. Die Helm-
decken sind roth und golden, und den Schild halten zwei einwärtssehende, gekrönte,
doppelt geschweifte rothe Löwen, welche auf der Brust den Mittelschild mit den
drei Rosen tragen. — Die vorkommenden mannigfachen Verschiedenheiten, nament-
lich hinsichtlich des Stammwappens und des zu diesem gehörigen Helmschmuckes,
sind unrichtig.
GRAFKN V. PLATEN WO HALLI.KMIM». 205
Uraltes Geschlecht, welches, den gewöhnlichen Angaben nach, schon
in der ersten Hälfte des 1 0. Jahrhunderts, zur Zeit der Vertreibung der
Wenden, in der Mark Brandenburg vorkam, namentlich in der Priegnilz
und Neiunark grossen Grundhesitz erwarb und sich nach Pommern und
später nach Neklenburg, Braunschweig, Hannover und Preussen ver-
hreilete. Urkundlich kommen Glieder der Familie schon 1190 als
equites und nohiles vor. Am reichsten hegülert wurde das Geschlecht
auf der Insel Rügen, und die jetzt blühende gräfliche Linie stammt aus
dem Hause Granskowilz auf genannter Insel. Doch ist bei diesen und
bei ähnlichen Angaben nicht zu übersehen, dass es mehrere gleichnamige
Geschlechter Plate und Platen gab, welche verschiedene Wappen führten
und daher wohl nicht eines Ursprungs waren. Die pommersche Familie
Plate führt, wie auch Mushard und Micraelius angeben, in Blau eine
silberne Seemuschel , und die früheren meklenhurgischen Platen sind
wohl dem W7appen nach anderen Ursprungs als die hier in Rede stehende
Familie,* von welcher, was jedenfalls hinreicht, fest steht, dass dieselbe
aus einer der ältesten und angesehensten rügischen Familien stammt. —
Wilken v. Platen, geb. 1565, gest. 1604, Erbgesessener zu Granskowilz,
war fürstl. pommerscher Geh. Ralh und Justizpräsident. Von degi Sohne
desselben, einem k. schwed. Obersten, venu, mit einer v. Alvensleben
aus dem Hause Erxleben, stammle Franz Ernst, geb. 1631, gest. 1709,
kurbraunschw. Geh. Ralh und Premierminister, Herr der Herrschaft
Linden, venu, mit Clara Elisabeth v. Meisebug aus dem Hause Zusehen,
welcher vom Kaiser Leopold I. 20. Juli 1689 mit seinen Nachkommen
in den Reichsgrafenstand, unter der Ertheilung des Indigenals in den
kaiserlichen Erblanden, erhoben und in demselben Jahre von Kurbraun-
schweig mit dem General- Erb -Postmeister- Amte in den braunschweig-
lüneburg- und osnabrückschen Landen für sich und den jedesmaligen
Geschlechtsältesten, nach dem Rechte der Erstgeburt, belehnt wurde.
Derselbe erhielt auch 1704 von Kurbraunschweig die seil 1436, nach
Kritischen des Mannsslammes der Grafen v. Hallermund mit dem Bischöfe
Wilhrand von Minden, dem Hause Braunschweig zusiehende Grafschaft
llallermund oder Hallermünde in Lehn, ohne jedoch von deren Ein-
künften, Rechten und Pertinenlien etwas Weiteres, als die reichsgräfliche
Unmittelbarkeit, nebst Sitz und Stimme in Reichs-, Kreis- und anderen
Versammlungen, zu geniessen. Der Sohn desselben, Ernst August, k.
grosshril. und kurbraunschw. Geh. Ralh etc., erlangte durch Bescheini-
gung der erwähnten Belehnung 1709 die Aufnahme in das westphälische
Grafeneollegium und Theilnahme an der Curiat-Stimme desselben im
Reichsl'iirstenralh der Reichsversammlung, und zwar in beiden als Per-
sonalist. — Uuler dem Sohne des Letzteren, Georg Ludwig, wurden
17 36 die Einkünfte und Administration der Postämter an das Kur-Haus
verkauft, doch verblieb dem gräflichen Hause der Titel des General-Erb-
Poslmeister- Amtes, und aus den für die erhaltene Summe erkauften
Gütern wurde für das Postlehn ein Ersatzmittel geschaffen, dessen Ertrag
dem diesen Titel Führenden zusteht. — Das kön. hannoversche , die
allgemeine Ständeversammlung betreffende Patent vom 7. Dec. 1819 gab
206 GRAFEN V. PLATEN ZU HALLERMUND.
dem Erb-General- Postmeister Grafen v. Platen-Hallermund, als vormaligem
Mitgliede der westphälisehen Grafenbank, Sitz und Stimme in der ersten
Kammer der Stände, insofern derselbe ein bedeutendes Rittergut im
Königreiche erlangen würde, das Grundgesetz des Königreichs Hannover
von 1833 zählte dagegen den General-Erb-Postmeister Grafen v. Platen-
Hallermund unbedingt unter die Mitglieder der ersten Kammer. Auch
wurde der Graf, wenngleich standesherrlich nicht begütert, als vor-
maliger reichsständisch-gräflicher Personalist vom Königreich Hannover
1829 zu dem Prädicate: Erlaucht berechtigt bei der Bundesversammlung
angemeldet.
Die Abstammung der jetzigen Familienglieder zeigt folgende Ahnen-
tafel: Ernst August — Sohn Franz Ernsts — geb. 3. Aug. 1674, gest.
20. Sept. 1726, kurbraunschw. Geh. Rath und Ober-Kammerherr; Ge-
mahlin: Sophia Carolina Eva Antoinetle Freiin v. Uffeln, geb. 2. Nov.
1669, verm. 1697, gesch., und gest. 23. Juni 1726. — Georg Ludwig,
geb. 14. Febr. 1705, gest. 18. Juli 1772, k. grossbrit. und kurbraun-
schvveigischer General-Postmeister, erster Kammerherr, vorm. General-
Lieutenant etc.; zweite Gemahlin: Sabina Hedwig v. Steuben, geb.
15. Apr^l 1711, verm. 2. Juni 1732, gest. 12. Nov. 1796. - Ernst
Franz, geb. 7. Nov. 1739, gest. 17. Febr. 1818, k. k. Geh. Rath, k. bayer.
w. Geh. Rath und Kammerherr; Gemahlin: Friederike Luise Philippine
Dorothea Freiin v. Münster, geb. 9. Febr. 1757, verm. 4. Oct. 1775,
gest. 184 . , — Georg Wilhelm Friedrich, jetziges Haupt der Familie.
Die hier aufzuzählenden lebenden Glieder des Geschlechts sind :
Graf GEORG Wilhelm Friedrich — Sohn des Grafen Ernst Franz —
geb. 7. Nov. 1785, k. hannov. Geh. Rath, General-Erb-Postmeister und
Oberkammerherr, Herr der Familiengüter, verm. 1809 mit Juliane Char-
lotte Gräfin v. Hardenberg, geb. 1789, gest. 18. Aug. 1833. Die fünf
Söhne desselben sind: Graf Carl Ernst Felix, geb. 3. Sept. 1810,
k. hannov. Kammerherr, verm. 7. Nov. 1836 mit Mathilde Maximiliane
Therese Laura Gräfin Pace, geb. 11. Oct. 1815, gest. 3. Sept. 1850,
aus welcher Ehe vier Söhne stammen, die Grafen: Georg Carl Rudolph
Friedrich Erasmus, geb. 2. Oct. 1837; Rudolph Carl Otto Friedrich
Joseph, geb. 13. Juli 1839; Gustav Adolph Carl Friedrich Georg, geb.
30. Oct. 1847, und Magnus Carl Christian Bernhard, geb. 26. März
1849. — Graf Gustav Theodor Ferdinand Friedrich, geb. 23. März 1813,
k. hannov. Stallmeister. — Graf Adolph Ludwig Carl, geb. 10. Dec.
1814, k. hannov. Legationsrath und Geschäftsträger zu Wien. — Graf
Julius Wilhelm Ludwig, geb. 26. Dec. 1816, k. hannov. Capilain und
Flügeladjutant Sr. Maj. des Königs von Hannover, und Graf Georg August,
geb. 17. Sept. 1827.
Vom Grafen August Philipp — Bruder des Grafen Ernst Franz —
geb. 22. Juni 1748, k. bayer. Oberstforstmeister, lebt aus erster Ehe
mit Friederike Luise Freiin v. Reitzenstein, geb. 1751, verm. 6. Aug. 1776,
Graf Alexander Carl Franz, geb. 4. Sept. 1784, k. bayer. Oberstlieutenant
bei der Landwehr in der Oberpfalz, Halbbruder des bekannten Dichters,
August, aus des Vaters zweiter Ehe mit Christiane Freiin Eichler v. Auritz,
(IRAFKN V. PLESSEN.
207
pel>. 24. Oct. 1796, gest. 5. Dec. 1835 zu Syrakus, — und vom Grafen
Hkinhh.ii Ludwig Joachim — ebenfalls einem Bruder des Grafen Ernsi
Franz — geb. 12. Juli 1749, gest. 15. April 1822, k. dän. General-
Major, slamint aus der Ebe mit Anna Dorothea v. Aistrupp, geb. 1 7. Min
1761, veno. 4. Jan. 17S2, gest. 1831, Graf Friedrich Ludwig, geb.
14. Nov. 1785, k. dän. Capitain a. D.
Grafen v. Plessen.
futljerifd). Ütehlenburg.
Besitz: die Majoralsherrscliafl Ivenack im Grossherzogllmoi Meklenburg-Schweiin.
Wappen : quadrirter Schild mit Mittelschild. Mittelschild der Länge nach
getheilt; rechts in Blau zwei, mit den langen gebogenen Hälsen an die Theilungs-
linie geschlossene, über einander stehende, vor- und auswärtsseilende Hasenköpfe
von natürlicher Farbe; links in Gold eine hängende, aus der Theilungslinie kom-
mende Weintraube, welche unter und über sich ein hängendes Weinbeerblatt hat.
(Malizan). 1 und 4 in Silber ein rcchlssehender, schwarzer Adler. 2 und 3 in
Gold auf grünem Boden ein nach der rechten Seite gehender, doppelt geschweifter
schwarzer Auerochs (Plessen). Auf der Grafenkrone erheben sich drei gekrönte
Helme. Der rechte Helm trägt sieben neben einander stehende goldene, oben
spitzige Pfähle, oder Schäfte, aus welchen eben so viele Pfauenfedern hervorkommen
(Maltzanscher Helm); aus dem milderen bricht einwärtssehend der schwarze Adler
des I. und 4. Feldes hervor, und auf dem linken Helme steht ein fünffacher Pfauen-
schweif, aus welchem zu jeder Seite ein schwarzes Bad halb hervorkommt (Plessen-
scher Helm). Die Decken des rechten Helmes sind blau und golden, die des
mittleren schwarz und silbern, und die des linken schwarz und golden. Den Schild
halten zwei einwärtssehende, doppelt geschweifte, schwarze Auerochsen. — Im
Wappenbuche der preuss. Monarchie bricht der schwarze Adler einwärtssehend aus
dem rechten Helme hervor, und auf dem mittleren stehen sieben goldene Schäfte,
aus denen sich fünf Straussenfedern erheben.
Die Grafen v. Plessen sind durch Adoption aus der v. Maltzanschen
Familie (s. oben p. 77 u. d. folg.) entsprossen. Helmuth Freiherr
208 GRAFEN V. PLESSEN.
v. Maltzan, Freiherr v. Wartenberg und Penzlin, k. preuss. Legations-
Rath, erhielt laut testamentarischer Verfügung seines Oheims, Helmuth
v. Plessen, 6. März 1761 das Majorat Ivenack im Grossherzogthum Meklen-
burg-Schwerin unter der Bedingung, dass er und der jedesmalige Besitzer
des Majorats Namen und Wappen des Geschlechts v. Plessen annehmen
und führen solle, und wurde, unter dem Namen Plessen, vom König
Friedrich II. von Preussen 2. Juni 1766 in den preussischen Grafen-
und vom Kaiser Joseph IL, als Mitregent, 25. Sept. 1766 in den Reichs-
grafenstand erhoben. — Was die Familie v. Plessen anlangt, so ist
dieselbe eines der ältesten und vornehmsten meklenburgischen Geschlechter,
welches sich später in Pommern , Dänemark etc. weit ausgebreitet hat
und zu hohen Ehren gekommen ist. Die ordentliche Stammreihe beginnt
mit Helmold v. Plesse, Ritter, welcher 1266 urkundlich vorkommt. Von
den Nachkommen desselben blieb Henning auf Müsselmow, k. schwed.
Oberstlieutenant, 1643 bei der Belagerung von Uow in Mähren. Von
dem Sohne desselben, Helmuth, k. k. Obersten, gest. 1694, stammte
Dietrich Joachim, früher k. dän. Rittmeister, später herz, meklenb. Geh.
Rath und Kammer- Präsident, von dessen beiden Söhnen der ältere,
Helmuth, als k. poln. Kammerherr aufgeführt wird. Wahrscheinlich,
doch nicht gewiss, ist dieser der obenerwähnte Stifter des Majorats
Ivenack.
Dem Grafen Helmuth v. Plessen, Freiherrn v. Maltzan, folgte im
Majorate der Sohn, Graf Albrecht Joachim, gest. 12. Juli 1828, und
von Letzterem stammt der jetzige Majoratsbesilzer:
Graf GUSTAV Helmuth Theodor Dietrich, Freiherr v. Maltzan, Graf
v. Plessen, geb. 3. Dec. 1788, k. preuss. Oberstlieutenant a. D., verm.
3. Dec. 1811 mit Cäcilie Pauline Rosalie Maria v. Rauch, geb. 10. Dec.
1795. Der aus dieser Ehe stammende Sohn, Adolph Carl Rudolph
Felix, ist 28. Sept. 1835 geboren.
r.RAFKN V. PI. KTTIMM 1W;-I.KMI VISEN.
209
Grafen v. Pletteiiberg-Ijeiiliaiiscii.
6aH)oUfdj. JJrcufkn.
Besitz: das Gerichi Lenhaunea und das Gericht ffovestadl in i\or Provinz Wcsiphaleu.
ftr
Wappen: Schild von Gold und Blau in die Länge getheilt, ohne Bild.
Auf der Grafenkruuc erhebl sich ein gekrönter Helm, auf welchem zwei Straussey-
federa stehen, von denen die rechte Mau. die linke golden ist. Die Helmdecken
sind golden und blau. — Wie beschrieben , giebt v. Steinen das Plettenbergsche
Wappen an, und w. Meding legt dieser Beschreibung den meiste! Glauben hei.
v. Imbof theilt den Schild von Blau und Gold und tingirt die Federn, wie oben
angegeben. Im Münsterschen Stiftskalender ist der Schild von Gold und Blau
getbeilt, und auf dein Helme die rechte Stmussenfeder golden, die linke blau. Das
Wäppenhucb der durchlauchtigen Welt (II, 33) theilt den Schild der Länge nach
von Blau und Gold und tingirt auf dem Helme die rechte Feder golden, die
linke blau.
Uralte, westpliälisclie Familie, deren Stammhaus das Städtchen
Wellenberg in der Grafschaft Mark in Westphalen ist, welches schon
im 13. Jahrhundert in einer Fehde mit den Grafen v. d. Mark verloren
ging. Ritter des Geschlechts kommen 1042 und 1209 auf den Tur-
nieren zu Halle und Worms vor. Schon früh verzweigte sich das Ge-
bchlecht in mehrere Linien, von welchen die eine, die kurländische,
welche hisweilen als die ältere Linie aufgeführt wird, längst erloschen
ist. Dieselbe wurde durch Waller, den herühmlen Heermeister des
deutschen Ordens in Lief- und Kurland von 1495 — 1535 gegründet,
w<4»'hen Kaiser Carl V. 1527 zum Reichsfürsten mit Sitz und Stimme
in der Reichsversammlung erhob. Die deutsche Linie, welche Einige
als jüngere , Andere als die Stammlinie geben und Lenhausen nennen,
ei hielt nach der Mitte des 17. Jahrhunderts, durch vier Ernennungen
von 1661, 166S, 1689 und 1693, den Freiherrensland und Iheilte
sieh 1712 mit zwei Söhnen des Freiherrn Johann Adolph v. Plettenberg-
Lenhausen , mit Ferdinand und Bernhard Wilhelm , in zwei Unterlinien,
in die N o rd ki rc h s c he und Lenhausensche.
Die Nordkirchsche Linie stiftete Ferdinand, geh. 1690, gest. 1737.
Derselbe erbte von des Vaters Bruder, Friedrich Christian, Fürstbischof
zu Münster, das Nordkirchsche Fideicommiss, erkaufte 1722 die Herr-
schaft Eys und bald darauf auch die Grafschaft Wittern, wurde 1724
11. 14
210 GRAFEN V. PLETTENBERG-LKNHAUSEN.
Reichsgraf und erhielt wegen Wittern und Eys 1732 Reichsstandschaft
und Aufnahme in das westphälische Cirafencollegium. Durch den Liine-
viller Frieden kamen diese Herrschaften an Frankreich, und der Reichs-
Deputations-Haupt-Abschluss von 1803 gewährte als Entschädigung die
früher zur Abtei Hegbach gehörenden Ortschaften Mietingen und Sulmin-
gen, welche später unter dem Namen Mietingen zur Grafschaft erhoben
wurden, so wfc den Zehnten in Raltringen, Waldungen und eine auf
Buxheim radicirte immerwährende Jahresrente. Die Grafschaft Mielingen
wurde der Souverainetät des Königs von Württemberg standesherrlich
untergeordnet. Diese ältere Linie, welche nach diesen Veränderungen
sich später Plettenberg- Wittern zu Mietingen nannte, ist im Mannes-
stamme mit dem Grafen Maximilian Friedrich, dem Urenkel des Stifters
der Linie, Ferdinand, 2. Sept 1813 erloschen, und die jetzige Besitzerin
der pleltenbergischen Besitzungen dieser Linie ist die Tochter desselben :
Maria Reichsgräfin v. Plettenberg-Mietingen, geb. 22. März 1809, verm.
16. Febr. 1833 mit Nicolaus Franz Maria Alexander Graf Esterhäzy-
Galäntha-Forchlcnstein.
Die hier zunächst in Betracht kommende Linie der Grafen v. Pletlen-
berg-Lenhausen stiftete, wie oben angegeben, Bernhard Wilhelm —
Ferdinands Bruder — geb. 27. Juli 1695, gest. 12. April 1730, welcher
1724 vom Kaiser Carl VI. in den Reichsgrafenstand erhoben wurde
und Hovestadt kaufte. Aus der Ehe desselben mit Agnes Sophie Freiin
v. Westerholt-Lombeck, geb. 1696, verm. 1721, stammte Joseph Clemens,
geb. 23. März 1722, k. k. w. Geh. Rath, kureöln. Geh. Land- und
Kriegs-Ralh, Erbkämmerer des Herzoglhums Westphalen, in erster Ehe,
28. Nov. 1745, verm. mit Clara Regina Adriane v. Droste zu Füchten,
gest. 1766, und in zweiter mit Maria Theresia Freiin v. Weichs-Cört-
linghausen, geb. 1748, gest. 12. April 1796. Der Sohn desselben
war Clemens August Joseph, geb. 24. Nov. 1767, gest. 15. Dec. 1805,
in zweiter Ehe, 1803, verm. mit Bernhardine Antoinette Freiin v. Droste-
Vischering, geb. 4. März 1776, gest. 28. Nov. 1846. Aus dieser Ehe
stammt das jetzige Haupt der Familie:
Reichsgraf JOSEPH Franz, geb. 21. Mai 1804, Erbkämmerer des
Herzogthums Westphalen, Besitzer der plettenberg-lenhausenschen Güter,
verm. 15. Mai 1834 mit Maria Huberta Gräfin v. Merveldt, geb. 24. Dec.
1809, gest. 28. Febr. 1839. Die zwei Söhne aus dieser Ehe sind -die
Grafen: Clemens August Walther, geb. 7. März 1835, und Clemens
Wallher Hubert, geb. 27. Aug. 1837.
* I
GRAFEN V. POCCI. 21
Grafen v. Pocci.
äatljoltfd). ßagcrn.
Besitz: <l.i< Kiuerlehftn Ammerland am Starenberger sp<\
Wappen: Im blauen Schilde auf grünem Scnildesfusse eine, auf einem
silhernen Postamente ruhende sill>erne Säule, auf der ein goldenes Mondsviertel
mit Gesicht und auf« artsgekehrten Hörnern liegt, aus welchem drei goldene Korn-
ähren hervorwachsen. Den Schild deckt die Grafenkrone.
Die Grafen v. Pocci stammen aus einem sehr alten Patrizier-
geschlecht, welches seine Abstammung vom römischen Adel bis zum
Jahre 1443 nachweisen kann. Ein Theil der Familie hat noch die
I alten Besitzungen in Viterbo und um Toscanella inne. Von diesem kam
Fabricils Evabistds Graf v. Pocci, geb. 26. Oct. 1766, im Jahre 1781
als Edelknabe an den Hof des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz,
erhielt später, 10. Febr. 1817, vom König Maximilian Joseph I. von
Bayern die Bestätigung der ihm zustehenden Grafenwürde, wurde der
Adelsmalrikel des Königreichs Bayern bei der Grafenclasse einverleibt
Iund starb 1. Febr. 1844 als k. bayer.- Kämmerer, General -Lieutenant
und Oberst-Hofmeister der Königin Therese v. Bayern. Aus der Ehe
desselben mit Franziska Xaveria Freiin v. Posch, geb. 1776, gest.
11. März 1849, stammt das jetzige Haupt der Familie:
FRANZ Graf Pocci, geb. 7. März 1807, k. bayer. Kämmerer und
Hof-Musik- und Theater -Intendant, Besitzer des Ritterlehens Amerland
am Starenberger See, verm. 4. Juni 1834 mit Albertine Christiana Gräfin
v. Marschall, geb. 10. Sept. 1808, aus welcher Ehe zwei Söhne stam-
men, die Grafen Friedrich, geb. 10. März 1838, und August, geb.
16. Jan. 1845.
N
212 GRAFEN V. POKTTIING II. PERSIING.
Grafen v. Poetting u. Persing.
*iatl)olifd). Cfftcrreid).
Besitz: di<! Leb De in Tirol und Kärnten.
Wappen: quudrirter Schild; 1 und 4 in Roth ein entzweigeschnittenes, gol-
denes, unter sich gekehrtes Hufeisen, zwischen welchem zwei goldene, ins Andreas-
kreuz gelegte Nägel schweben. 2 und 3 ebenfalls in Roth ein nach der rechten
Seite springendes silbernes Windspiel mit goldenem Halsband. Auf der Grafen-
krone stehen zwei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt einen offenen, rothen
Adlersflug, zwischen welchem das Wappenbild des I. und 4. Feldes schwebt, und
aus dem linken Helme wächst das Windspiel des 2. und 3. Feldes empor, welches
gekrönt und mit drei Straussenfedern, roth, silbern, roth, besteckt ist. Die Decken
des rechten Helmes sind roth und golden und die des linken roth und silbern. —
So ergeben mehrfache Abdrücke das Wappen. Das Wappenbuch der österreichischen
Monarchie (V, Gl) setzt auf die Grafenkrone nur einen Helm, den oben als rechten
Helm beschriebenen, und giebt dasselbe Wappen noch einmal ganz ebenso Bd. XIX. 86.
Sehr altes österreichisches Rillergeschlecht, dessen gleichnamiges
Slammschloss bei Murstätten, welches jetzt den Grafen v. Allhann zu-
steht, lag, später in den Besitz von Waasen und Wagram in Oesterreich
kam und durch das Indigenats- Diplom vom 5. Aug. 1652 für Böhmen
zu dem Besitze der Herrschaften und Güter: Rumburg, Mireschowilz,
Miltschin, Rabenstein, Wiudigenikau , Mralin, Tupadl, Wintritz, Ilaabern,
Hockovv, Staletz, Elleschau, Horazdowilz, Zink, Prosetsch, Freihammer etc.
berechtigt wurde. — Wolflgang wohnte, nach Bucelini, 1019 dem Tur-
niere zu Trier bei. — Nach dem freiherrlichen Diplome ist Alram,
welcher von 1322 — 1383 lebte und unter der Regierung Kaiser Carls IV.
zum Reichsritier geschlagen wurde, der Ahnherr der Familie. Conrad
war, nach dem Grafen v. Wurmbrand, 1401 Oberkammerherr des Herzogs
Wilhelm in Oesterreich. Urban, des deutschen Ordens Comthur, k. Hof- 4
Kriegs! ath und Kämmerer, wurde vom Kaiser Rudolph II. 1605 in den
Freiherrenstand erhoben, erhielt 18. Sept. 1636 vom Kaiser Ferdinand II.
die dem Grafen Heinrieh Matthias v. Thurn confiscirte Burggrafschaft zu"%
Linz nebst den dazu gehörigen Lehen und vom Kaiser Ferdinand III.
1637 die Reichsgrafenwürde. — Franz Eusebius war 1649 böhmischer
Vicecanzler, k. k. Kämmerer, Botschafter in Spanien, und erhielt 1663
(IRAKKN V. POETTIPIG l\ MUL8IN6. 213
den goldenes Vliess-Orden; Sebastian wurde 26. Oct. 1073 Bischof in
Passau, Wolfgang 1680 OberstrLand-Hofmeister und Lehnrechls-Präsident,
und Sebastian Wolh", k. k. Geh. Ralh, war k. Statthalter in Böhmen.
Derselbe starb 1701), und die aus driller Ehe mit Barbara Grälin v. Stern-
berg stammenden zwei Söhne, Johann Norbert, geb. 1078, gest. 1733,
und Franz Carl, geb. 1680, gest. 1755, theilten den Stamm in zwei
Linien, in die ältere und jüngere. Als Söhne des Grafen Johann Norbert
giebt Gauhe die Grafen Anton Maria und Wenzel Maria an.
Nachdem die jüngere, von Franz Carl, Herrn der Herrschaft Tupadl
und k. k. Stalthalter in Böhmen, gestiftete gräfliche Linie im Manns-
stamme mit Franz Carl, geb. 17. März 1773, k. k. Kämmerer und
Major in d. A., im April 1850 ausgestorben und auch im weiblichen
Stamme mit der Tochter des Letzteren, Helena, vermählter Freifrau
v. Solopisk, in demselben Monate desselben Jahres erloschen ist, blüht
nur noch die vom Grafen Johann Norbert, Freiherrn v. Falkenstein,
Herrn auf Elischau etc., gestiftete ältere Linie. Von derselben sind hier
aufzuführen:
ALOYS Graf v. Poetting und Persing, Freiherr auf Falkenstein, geb.
11. Sept. 1779, Erbburggraf und Lehnsherr der Lehne in Tirol und
Kärnten, verm. 17. Oct. 1803 mit Hedwig v. Hannecart, gest. 29. Jan.
1829. Aus dieser Ehe leben sieben Söhne: Graf Norbert, geb. 29. Juni
1804, k. k. Bezirks-Hauptmann zu Landskron in Böhmen, verm. 3. Mai
1852 mit Cajetane Gräfin v. Chorinsky, geb. 7. Aug. 1822. — Graf
Julius, geb. 31. Juli 1805, k. k. Major. — Graf Joachim, geb. 3. April
1811, k. k. Hauptmann. — Graf Aloys, geb. 20. Nov. 1814, k. k.
Major. — Graf Carl, geb. 4. Sept. 1816, k. k. Hauptmann 1. Classe,
verm. 13. April 1850 mit Flora v. Jeszenicze, geb. 1828, gest. 3. Juni
1852, aus welcher Ehe Norbert Maria Joseph, geb. 14. Jan. 1851,
stammt. — Graf Friedrich, geb. 3. März 1818, k. k. Hauptmann, und
Graf Emanuel, geb. 25. Oct. 1819, Domherr zu OJmütz und Pfarrer zu
Slawitschin in der Olmützer Erzdiöcese. — Vom Vater des Grafen Aloys
leben zwei Brüder: Graf Norbert, geb. 18. Oct. 1780, k. k. Kämmerer
und Major in d. A., und Graf Wenclslaus, geb. 17. Juli 1782, k. k.
Oberlicutenant, und dann in der k. span. Valoner Garde, verm. 1825
mit Amalia v. Stettenhofen, verw. v. ßaratla.
214
GRAFEIS V. POURTALES.
Grafen v. Pourtales.
(gocmgdifd).
ffreußen, ©cflerretd), 8d)mi\.
Besitz: die Herrschaft Hlobusch und die Güler Radowesnitz und Weltrub in Böhmen; die
Herrschaft Krieschow und die Rittergüter Ogrosen , Cransdorr etc. in der Lausitz;
die Herrschaft Glumbowitz in Niederschlesien; die Herrschaft Benlschen im Gross-
herzogihum Posen, Georgier im Neuenburgschen; die Herrschaften Uoswau und
Lischna in Böhmen etc.
Wappen: quadrirtcr Schild mit Mittelschild. Im rothen Mittelschildc das
silberne, geöffnete Portal einer Burg (obere Hälfte des Stammwappens). 1 und 4
in Blau auf grünem Rasen ein silberner, seine Jungen mit dem Blute seiner Brust
säugender Pelican (untere Hälfte des Stammwappens); 2 und 3 in Both zwei über-
einanderstehende silberne Sparren. Den Schild deckt die Grafenkrone, auf welcher
sich drei mit Grafenkronen gekrönte Helme erheben. Auf dem rechten Helme
steht ein die Sachsen einwärtskehrender, silberner Adlersflügel (Helm des Stamni-
wappens); auf dem mittleren ein rechtssehender schwarzer Adler mit einem goldenen
Kleinod um den Hals, und auf dem linken Helme eine rothe spitzige Mütze, welche
mit zwei silbernen Sparren belegt und oben mit drei silbernen Straussenfedern
besteckt ist. Die Decken des rechten und linken Helmes sind roth und silbern,
und die des mittleren schwarz und golden. Den Schild halten zwei auswärtssehende
goldene Löwen, und die Devise ist : Quid non delectis.
Die Grafen v. Pourtales stammen aus einem sehr angesehenen, vor-
nehmen Geschlechte im Fürslenthum Neuenburg, welches sich um das-
selbe und die Schweiz grosse Verdienste erworben hat. Der preussische
Adelstand kam in der Person des Jeremias Pourtales durch König
Friedrich II. von Preussen 14. Febr. 1750, und die preussische Grafen-
würde durch König Friedrich Wilhelm III. von Preussen 21. März 1815
in che Familie. Dieselbe hat sich durch die Brüder Ludwig, James
Alexander und Julius Heinrich Carl Friedrich — Enkel des Jeremias —
sehr ausgebreitet und hat grossen Grundbesitz inne.
Graf Ludwig, geb. 14. Mai 1773, gest. 8. Mai 1848, Präsident
des Staatsraths im Fürstenthum und Canton Neuenburg, Oberst-Inspector
der Artillerie in der schweizer Eidgenossenschaft etc., vermählte sich
20. April 1795 mit Sophie Guy d'Audangcr, geb. 1. Dec. 1777. Aus
GRÄFIN V. POURTAli». 215
dieser Elie leben drei Söhne, die Grafen Ludwig Augusl, Carl Friedrich
und Auwmjer Joseph.
LUDWIG August Graf v. Pourlales — Sohn des Grafen Ludwig —
geh. 17. März 1796, k. preuss. ansserord. Staatsrat!) und Oberst-
Lieutenant der Artillerie im Fürstenlhum Neuenbürg, Mitbesitzer der
Rittergüter Ogrosen, Cransdorff etc., vermählte sich 6. Mai 1822 mit
Elisabeth Friederike v. Sandoz-Rollin , geb. 28. Juni 1804, und aus
dieser Ehe leben fünf Söhne, die Grafen Ludwig Franz, geb. 4. März
1823; Alfred,* geb. 18. März 1824, verm. 26. Aug. 1850 mit Anna
v. Paschwitz, gest. 1. Dec. 1851 ; Eugen, geb. 5. Jan. 1828, k. preuss.
Lieutenant; Ernst, geb. 30. Sept. 1829, k. preuss. Fähnrich, und
Moritz, geb. 26. März 1837. — Von den Brüdern des Grafen Ludwig
August ist Graf Carl Friedrich, geb. 10. Juni 1799, Oberst- Inspector
der Milizen im Fürstenlhum Neuenburg, Mitbesitzer der Rittergüter
Ogrosen, Cransdorff etc., seit 9. Aug. 1824 verm. mit Emilie Freiin
v. Steiger-Wichtrach, geb. 10. Febr. 1808, Graf Alexa.nder Joseph aber,
geb. 9. Oct. 1810, k. preuss. Major der Artillerie im Fiirstenthum
Neuenburg, Besitzer der Herrschaft HIobusch und der Güter Radowcsnitz
und Wellrub in Böhmen, vermählte sich 26. Nov. 1835 mit Augusta
Maria Elisabeth Saladin v. Crans, geb. 14. Mai 1815, aus welcher Ehe
vier Söhne stammen, die Grafen: August Friedrich, geb. 20. Febr. 1840,
Ludwig Arthur Leopold, geb. 5. Dec. 1842, Ma.\imi> i, geb. 23. März
1845, und Hermann Alexander, geb. 31. März 1847.
James Alexander Graf v. Pourtales-Gorgicr — Bruder des Grafen
Ludwig — geb. 28. Nov. 1776, vormals Herr z^u Gorgier im Fürsten-
lhum Neuenburg, k. preuss. Kammerherr, vermählte sich 12. Juni
1809 mit Anna v. Palaisieux-Falconnet, gest. 16. Dec. 1836. Aus
dieser Ehe leben vier Söhne, die Grafen: Heinrich, geb. 5. Febr. 1815,
Besitzer der früheren Herrschaft Gorgier und der Herrschaft Kriechow,
verm. 22. Juni 1840 mit Anna Maria Gräfin v. Escherny, geb. 11. Sept.
1820, aus welcher Ehe Arthur, geb. 31. Aug. 1844, stammt. — Carl,
geb. 3. Mai 1816, k. preuss. Legalions - Ra th , Besitzer der Herrschaft
Gluinhowitz, verm. 17. April 1849 mit Agnes Luise Friederike Gräfin
v. Wylich und Loltum, und der Sohn desselben ist: Max, geb. 14. Febr.
1850. — Jacob Robert, geb. 15. April 1821, verm. 27. Juni 1846
mit Anna Hagermann, geb. 26. Jan. 1825, aus welcher Ehe Jacob
Albert, geb. 27. März 1847, entsprossen ist — und Edmund, geb.
6. April 1828, Besitzer der Herrschaft Bentschen.
Julius Heinrich Carl Friedrich Graf v. Pourlales — Bruder der
Grafen Ludwig und James Alexander — geb. 23. Febr. 1779, k. preuss.
Kamraerherr, Ober-Ceremonienmeister, w. Geh. Ralh, Besitzer der Herr-
schaft Uoskau und Lischna in Böhmen, vermählte sich 18. Nov. 1811
mit Maria Luise Elisabeth v. Castellane-Norante , geb. 12. Jan. 1793.
Aus dieser Ehe stammen zwei Söhne, die Grafen: Albert Alexander,
geb. 10. Sept. 1812, k. preuss. Kammerherr und w. Legations -Rath,
verm. 6. Aug. 1846, mit Anna Friederike Cäcilie Ida Theodora
v. Belhmann- Hollweg, geb. 24. Febr. 1827, und Wilhelm, geb.
210
CRAFKN V. PRASCHMA.
7. Juni 1815, verm. 4. März 1845 mit Charlotte Luise Gräfin
v. Maltzan, gel). 20. Dec. 1827. Aus der Ehe jedes dieser Brüder
stammen zwei Töchter.
Grafen v. Praschma.
Hatfjoltfd). flreufjen.
Besitz: die Herrschan Falkenbcrg; das Rittergut Tillowitz etc. in Schlesien.
Wappen: im blauen Schilde eine goldenes Hirschgeweih, welches an jeder
Stange sieben Enden zeigt, mit einem abgerissenen Stücke der Hirnschale. Den
Schild deckt die Grafenkrone, auf welcher sich ein gekrönter, das Hirschgeweih
des Schildes tragender Helm erhebt. Die Helmdecken sind blau und golden. —
Nach einigen Angaben ist das Hirschgeweih schwarz.
Sehr altes, jetzt schlesisches Geschlecht, dessen Ahnherr, nach
einer Familiensage, ein deutscher Ritter sein soll, welcher, als er seinem
Fürsten den Weg durch einen Morast zeigte, einen vor ihm laufenden
Hirsch ereilte, denselben beim Geweih ergriff und den Kopf abhieb,
und zum Andenken an diese That ein Hirschgeweih als Wappenbild
erhielt. Nach Paprocius hat früher die Familie in Polen unter dem
Namen Borkowicz geblüht und ist zu hohen Ehren gelangt, namentlich
war Matthäus Borkowicz 1335 Wojewode von Posen. Später verbreitete
sich, nach Sinapius, das Geschlecht nach Mähren und aus Mähren nach
Schlesien und Böhmen. Das Stammhaus in Mähren war Ghudobina, in
Schlesien aber Bilkau im Batiborschen. Milisch v. Bilkau und Chudobina
kommt mit seiner Gemahlin, Euphemia, 1392 vor. Benisch v. Bilkau
und Chudobina, welcher um das Jahr 1476 lebte, nahm zuerst den
Namen Praschma (Prazma) an, und der Sohn desselben, Peter Prazma,
pflanzte den Stamm fort. Später erwarb das Geschlecht grossen Grund-
besitz, namentlich die Stadt und Herrschaft Ryhnik, Krzyzanowicz und
Ujezd im Breslauschen, Stadt und Herrschaft Friedeck im Teschen-
GRAFEN PRKRENDOW V. PRZEBENDOWSKt.
•217
sehen etc. Von Peters Nachkommen war Bernhard Prazma v. Bilkau
und auf Belowcy 153!) Landrichter des Fi'lrstenthums Troppnu , und
Iohauh Bernhard, oherster Landrichter der Fürstenthiimer Oppeln und
Hnlibor, wurde vom Kaiser Leopold I. 1670 in den Reichsgrafenstand
erhoben. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren besonders
zwei Brüder , wie
Einige
angeben, bekannt: Franz Wilhelm Graf
v. Praschma, Freiherr zu Bilkau und Herr zu Friedeck, k. k. Kämmerer,
Landes -Hauptmann des Fürstentums Wohlau, und zuletzt k. k. Geh.
Rath, gest. 1731, und Graf Johann Ferdinand, k. k. Kämmerer und
Landrechls-Beisitzer, welchen Gauhe als Sohn des Grafen Franz Wilhelm
aufführt.
Die jetzigen hier aufzuzählenden Glieder der Familie stammen von
dem Grafen Johann Carl Nepomuk, geb. 23. Sept. 1756, gest. 15. März
1822, k. k. Kämmerer, Herrn auf Falkenberg und Tillowilz etc., verm.
mit Marianne Gräfin v. Zierotin , geb. 22. April 1761, gest. 6. Nov.
1793. Der Sohn aus dieser Ehe ist:
FRIEDRICH Graf v. Praschma, Freiherr von Bilkau und Herr von
Falkenberg, geb. 30. Dec. 1786, k. preuss. Major a. D., vermählt
16. Mai 1820 mit Johanna Hedwig Gräfin v. Schaflgotsch, geb. 16. Sept.
1797. Aus dieser Ehe stammt, neben sechs Schwestern, Graf Friedrich
Wilhelm Franz Nicolaus Ernst Leopold Carl Johann Nepomuk Lazarus,
geb. 20. März 1833.
Grafen Prebendow v. Przebendowski.
^vatholtfrh. $)mtfjen.
Jesitz: die Rittergüter Lisehnitz und Zeclilin ; das Rittergut SchAbben etc. in Westareussen.
Wappen: in Gold ein aufrechtstehender und reclitssehender Marder
(Stamm wappen), über welchem eine Krone schwebt, und welcher mit beiden Vorder-
pfoten einen Reichsapfel hält und gleichsam darreicht (Vermehrung des Wappens
bei Erhebung der Familie in den Grafenstand). Den Schild deckt eine Grafeukrone,
aus welcher der Marder des Schildes mit dem Reichsapfel in den Pfoten aufwachst.
Den Schild halten zwei vorwärtssehende geharnischte Männer, deren Helme mit
drei goldenen Slraussenfcdern besetzt sind, und welche mit der freien Hand eine
Turnierlanzc halten.
218 GRAFEN PREBENDOW V. PRZEBEINBOWSKI.
Eine der ältesten Familien des jetzigen, den neustädter, karthauser,
stargarder und danziger Landkreis umfassenden Thciles von Westpreussen,
welche ursprünglich aus Pommern von dem bis zum 16. Jahrhundert
besessenen Stammgule Prebendow im Kreise Lauenburg stammt. In
der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, zur Zeit Johann Sohieskis,
begab sich das Geschlecht nach dem benachbarten Pommerellen und
war bis zu der 1772 erfolgten Occupation der jetzigen Provinz West-
preussen das ausgezeichnetste in derselben. Die Familie bekleidete die
Woywodschaftsstellen von Pommerellen und Marienburg mit fast erblicher
Stalthalterschaft, vereinigte damit die höchsten Militair- und Ehrenämter
der Provinz, besass viele und grosse Allodial-Besilzungen und halte eine
Menge von Gratialgülern, welche letztere, nach Ablauf der darüber aus-
gestelllen Urkunden, 1772 von der Krone Preussen anderweitig vergeben
wurden. Auf so glanzvollem Standpunkte erwarb sich die Familie durch
freie Stiftungen bleibende Verdienste um die jetzige Provinz Westpreussen.
— Unter den Gliedern der Familie tritt besonders Peter Georg, —
Grossoheim des weiter unten aufzuführenden Grafen August — Palatinus
von Pommerellen, verm. mit Ursula v. Potocka, gest. 1755, hervor.
Der Bruder desselben, Johannes, Erbkämmerer von Kulm, befreite 1683,
bei der Belagerung Wiens, unter Sobieski den nachmaligen Kurfürsten
Johann Georg IV. von Sachsen mit seinem Beitertrupp aus einem gefähr-
lichen Kampfe mit den Spahis, wodurch derselbe später Zutritt am
kursächs. Hofe erhielt, in Folge dessen er sich mit der Schwester des
nachherigen Feldmarschalls Grafen v. Flemming vermählte. Als nach
Sohieskis Tode die Krone Polen erledigt war, wusste Johannes durch
Einfluss und diplomatische Gewandtheit es dahin zu bringen, dass die
zahlreichen Kronbewerber beseitigt und dem Kurfürsten Friedrich August I.
von Sachsen 1697 die Krone von der Nation verliehen wurde, worauf
König August II. in Polen der Familie die Grafenwürde, unter Vermehrung
des Wappens, erlhcilte. Es wurde nämlich über den Marder des Stamm-
wappens eine schwebende lose Krone, das Zeichen der Kron-Vacanz,
gestellt, und dem Marder in die Vorderpfoten zum Halten und Darreichen
ein Reichsapfel, gleichsam als Andeutung, dass Johannes denselben vergeben
hätte, gelegt. Johannes selbst wurde vom Könige zum Minister und
zum Incisor regni, und ein Bruder desselben, Johann Georg, zum The-
saurarius regni ernannt. — 1772 begaben sich die damaligen Häupter
der Familie, Graf Ignaz, Woywode von Pommerellen, und der Bruder
desselben, Graf Joseph, — Vater des Grafen August — k. poln. General-
lieulenant, verm. mit einem Fräulein v. Kleist katholischer Linie aus
dem Kurfürstenthum Cöln, an den Hof des Königs Stanislaus Poniatowski,
und verblieben an demselben, worauf die von ihnen inne gehabten
Slarosteien etc. als in ihren Nutzniessungen erledigte Doinaincn von den
preussischen Behörden in Beschlag genommen wurden. Graf Joseph
starb 1775. Der ältere Sohn desselben, Johann, bekam die komlauschen
Güter mit Kolibken, welche, da er ohne Leibeserben starb, seine Wittwe
erbte, der jüngere Sohn aber, Graf August, erhielt die Gralialgüter,
welche aber, da das kön. poln. Privilegium nur auf drei Generationen
GRAFEN V. PRF.YSING.
219
lautete, und Greif August bereits der drille Nutzniesser war, nach dein
1808 erfolgten Tode desselben, dem westpreussischen Sehulfond über-
wiesen wurden. — Die Familie des Grafen Ignaz begab sieb später auf
die Gilter bei Krakau und nach Galizien, wo dieselbe noch blüht. Knie
Tocbler des Grafen Ignaz, Felicilas , vermählte sich mit dem Grafen
Maluszewicz und ist die Mutler des bekannten russischen Diplomaten
geworden.
Die jetzigen Glieder der Familie stammen vom Grafen August, und
die hierher gehörenden Grafen Alexander und Fkanz .Michael sind aus
dritter Ehe desselben mit Julia v. Sokolowska aus Tulczin in der Ukraine
entsprossen.
Graf ALEXANDER, geb. 6. März 1802, Gutsbesitzer auf Lischnilz
und Zechlin, k. preuss. Hauptmann a. D., vermählte sich 5. Dec. 1831
mit Agnes Ernestine Abigail Gräfin v. Krockow-VVickerode, geb. 24. Oct.
1811 (evang. Conf.). Die drei Söhne aus dieser Ehe, evang. Gonf.,
sind die Grafen: Oscar, geb. 1833; Alexander, geb. 1836, k. preuss.
Cadet, und Hans, geb. 1843.
Graf Franz Michael, geb. 6. Oct. 1805, Gutsbesitzer auf Schiibben,
k. preuss. Hauptmann a. D., vermählte sich 1838 mit Maria v. Kleist
(evang. Conf.), aus welcher Ehe drei Söhne stammen, die Grafen: Paul,
geb. 20. Aug. 1839; Alfred, geb. 20. Juli 1841, und Anton, geb.
9. Oct. 1843.
Üatljoltfd).
Grafen v. Preysing.
öagern.
Besitz: die Herrschaften Hohenasrhau mit Wihlenwart, Neubeyrn, Sachsenkamm uud Soll
hüben; die Herrschaften Braooenburg und Falkenslein und die Herrschaft Reiehers-
beyrn. Die Majoratsgüter der Linie Prejsing im Moos.
Wappen der Linie v. Hnhcnascb.au : Schild durch eine eingebogene Spitze
in drei Theile getlieilt. Die schwarze Spitze zieht sich bis an den Band des
Schildeshauptes hinauf, und im Fusse der Spitze steht ein goldener Dreiberg
220 GRAFKN V. PRKYSING.
(Wappen der Aschauer). Rechts unter Roth eine vom unteren Rande aufsteigende
silberne, schwarz ausgefugte Mauer mit zwei Zinnen (Preysingsches Stammwappen) ;
links quergelheilt , oben silbern ohne Rild, unten in Rlau drei (2 und 1) sechs-
eckige goldene Sterne (Wappen der Herren v. Freiberg zu Aschau). Auf dem
Schilde erheben sich drei gekrönte Helme. Auf dem rechten Helme steht ein
rechtssehender gekrönter Sittig mit rothem Halsbande zwischen zwei Büffelshörnern,
von welchen das rechte silbern, das linke schwarz ist. Das silberne Hörn ist aus-
wärts mit sechs schwarzen , das schwarze aber mit sechs silbernen Kleeblättern
besteckt (Helm des Slanimwappens), doch sind Sittig und Kleeblätter, zum Helm-
schmuck der erloschenen Linie Preysing-Wolnzach gehörig, erst später hinzugekommen.
Der mittlere Heiin trägt einen rechtssehenden gekrönten schwarzen Adler mit gol-
denen Wehren und ausgebreiteten goldenen Flügeln (Helm der Aschauer), und der
linke sieben silberne einwärtsgebogene Straussenfedern (Helm der Freiberge zu
Aschau). Die Helmdecken sind rechts roth und silbern und links blau und silbern.
"Wappen der erloschenen Linie im Moos : quadrirter Schild mit Mittelschild.
Im goldenen Mittelschilde ein gekrönter, golden bewehrter schwarzer Adler. 1 und
4 unter Roth eine silberne, schwarz ausgefugte Mauer, oben mit zwei Zinnen
(Stammwappen), 2 in Gold ein schwarzer Querbalken und im Fusse ein schwarzer
Dreiberg, und 3 in Schwarz drei quer übereinanderliegende, mit den Stielen rechts
gewendete Eichenblätter (älteres und neueres Wappen der Aichberger). Den Schild
decken drei gekrönte Helme. Der Schmuck des rechten Helmes wie bei der Linie
zu Hohenaschau, nur sieht der Sittig einwärts, und anstatt der die Aussenseite
der Hörner besteckenden Kleeblätter nehmen Einige Eichenblätter an. Der mittlere
Helm trägt den zweiköpfigen Reichsadler mit der darüber schwebenden kaiserlichen
Krone, und der linke Helm einen hohen heidnischen goldenen Hut mit schwarzem
Aufschlage. Den Hut besetzt eine Krone, welche mit 6 Pfauenfedern, 3 und 3,
besteckt ist (Aichbergerscher Helm). Die Helmdecken sind rechts roth und silbern,
links schwarz und golden.
Wappen der Linie von Lichtenegg: quadrirter Schild; 1 und 4 unter
Roth die oben beschriebene silberne Preysingsche Mauer; 2 und 3 in Roth eine
zwischen zwei silbernen Hügeln in die Höhe steigende silberne Spitze (Wappen
der erloschenen Familie v. Tannberg). Den Schild decken drei gekrönte Helme.
Der Schmuck des rechten Helmes stimmt mit dem der Linie im Moos. Der mittlere
trägt den roth bekleideten Rumpf eines bärtigen alten Mannes, welcher eine rot he,
silbern aufgestülpte Mütze auf dem Kopfe hat, auf der eine Krone stellt, welche
sechs Hahnenfedern, von denen drei rechts, drei links wehen, trägt (Tannbergscher
Helm). Auf dem linken Helme stehen zwei mit den Köpfen unter sich gekehrte
und auswärts gewendete silberne Fische. Die Helmdecken sind rechts schwarz
und silbern, links silbern und roth.
Sehr altes, ursprünglich hessisches Geschlecht, aus welchem, nach
Rucelini, Glieder 942 dem Turniere zu Rotenburg und 996 zu Braun-
schweig beiwohnten. Schon vor 1100 kam die Familie nach Bayern
und gründete das Stammschloss Alten -Preysing zwischen Landshut und
Mosbach an der Isar. In späterer Zeit breitete sich dieselbe auch in
Oesterreich, wo sie die Herrschaft Orth erwarb, sowie in Schlesien aus.
— Die Theilung in die drei Linien Kronwinkel, Kopfs berg und
Wo lnzach, welche beide letzleren lange erloschen sind, erfolgte in
früher Zeit. Die Linie Kronwinkel zerfiel in drei Aeste: im Moos,
Hohenaschau und Lichten egg. — Der Freiherrenstand kam in
die Familie, welche auch das Erbschenkenamt im Herzogthume Bayern
und im Hochstifte Freisingen erlangt hatte, durch Diplom des Kaisers
Friedrich III. 1465 in der Person Johann Alberts, welcher als herzogl.
bayer. Rath und Stadtoberrichler zu Landshut 1518 starb. — Der
Grafenstand gelangte durch drei Erhebungen in alle drei Aeste der
GRAFEN V. PREYSIN«;. 221
Linie Kronwinkel. Aus dem Aste im Moos wurde vom Kaiser Ferdi-
nand III. 15. März 1 (545 Johann Warmcnd Freiherr v. Preysing, genannt
Kronwinkel, Pfleger zu Vilshoscn, in den Reichsgrafenstand erhohen.
Mit dein l r-Ur-Enkel desselhen, Johann Maximilian Nicolaus, geb. 9. März
1700, gest. 25. Nov. 1836, k. bayer. General, erlosch dieser Ast, und
das Majorat desselben ging auf einen Nebenzweig des Astes Lichtenegg
über." — Aus dem Aste II ohenascliau erhielt Johann Christoph,
Hofralh und Erbsehenk von Ober- und Niederbayern, verm. mit der
Erbtochler von llohenasehau , vom Kaiser Leopold I. 10. Febr. 16G4 den
Grafenstand. Von demselben stammt der jetzige Majoratsherr im dritten
Gliede. — Dein gesammlen Lichtenegger Aste ertheilte Kaiser Joseph II.
als Mitregent (v. Lang irrt, wenn er den Kurfürsten Maximilian Joseph
von Bayern nennt) 30. Juni 17GG den Reichsgrafenstand. Preysing-
Lichlenegg hatte sich übrigens durch zwei Sühne des Freiherrn Johann
Conrad Adam, geb. 1628, gest. 1697, wieder in zwei Aeste gelheill.
Der ältere Sohn, Johann Philipp Jacob, gründete den älteren, der jüngere,
Johann Sigismund Paul, den jüngeren Ast. Aus dem älteren trat Fer-
dinand, geb. 1704, gest. 1782, in k. preuss. Militärdienste und ver-
breitete sein Geschlecht nach Schlesien. Dieser Ast, welcher im
Mannesstamme mit Ferdinands Enkel, Friedrich Wilhelm Heinrich Martin
Franz Xaver, 20. Oct. 1850 erloschen ist, wird daher der ältere Ast
in Schlesien genannt. Der jüngere Ast, oder der Ast in Rayern theille
sich mit zwei Söhnen des Grafen Ignaz Ludwig Georg, geb. 18. Aug.
1766, gest. 1. April 1836, wieder in zwei Zweige. Es stiftete nämlich
der älteste Sohn, Maximilian, welcher 1836 die Majoratsgüter der aus-
gestorbenen Grafen v. Preysing im Moos erbte, einen neueren älteren
Zweig: Prey sing-Li c h te n egg -M oos, und der jüngere Sohn Anton
den anderen jüngeren Zweig: Preysing- Lichtenegg. — Die
Häupter von Preysing im Moos und Preysing- Hohenaschau wurden
26. Mai 1818 zu erblichen Reichsrälhen der Krone Bayern erhoben,
und die erbliche Reichsralhswürde von Preysing im Moos ist auf Preysing-
Lichtenegg-Moos übergegangen.
Die jetzigen, hier aufzuführenden Familienglieder sind:
Preysing- Hohenaschau: Graf Johann CHRISTIAN Carl, —
Sohn des Grafen Johann Maximilian Xaver Joseph Patern, geb. 21. Febr.
1736, k. bayer. Kämmerers, w. Geh. Raths etc. — geb. 8. Aug. 1775,
k. bayer. Major ä la suite, Majoratsbesitzer. — «■ Von dem Sohne des
Bruders desselben, dem Grafen Johann Adam Friedrich, geb. 1. Febr.
1801, gest. 5. Jan. 1852, k. bayer. Kämmerer, lebt die Witlwe, Caroline
Freiin v. Geisspilzheim.
Preysing-L ich lenegg: jüngerer Ast in Bayern:
Aelterer Zweig, Preysing-Licblenegg-Moos. Graf MAXIMILIAN
Joseph Franz Ignaz, — Sohn des Grafen Ignaz Ludwig Georg v. Preysing-
Lichtenegg, geb. 18. Aug. 1766, gest. 1. April 1836, aus der Ehe
mit Crescentia Franziska Waldburga Freiin v. Enzberg, geb. 1. Jan.
1782, verm. 1806, gest. 18. Dec. 1851 — geb. 13. Sept. 1810,
Freiherr v. und zu Alten-Preysing, genannt Kronwinkel, k. bayer. Kam-
•222
GRAFRN V. PUCKLER.
merer, erblicher Reichsrath, venu, in erster Ehe 4. Mai 1840 mit Anna
Prinzessin v. Waldburg- Zeil -Trauchburg, geb. 30. Juli 1821, gest.
15. Jan. 1849, und in zweiter 18. März 1850, mit Amalia Freiin v. 0\v.
Aus der ersten Ehe leben vier Söhne, die Grafen: Johann Warmund
Franz Ignaz Caspar Carl, geb. 3. März 1842; — Johann Conrad
Friedrich Franz Leopold Constantin Heribert, geb. 16. März 1843; —
Johann Caspar Anton Maria Georg Gebhard, geb. 8. April 1844, und
Johann Franz Constantin Maximilian Maria Gebhard Carl, geb. 10. Juli
184G. — Aus der zweiten Ehe stammt Graf Johann Carl Joseph Maria,
geb. 24. Mai 1851.
Jüngerer Zweig: Preysing-Lichtenegg, Graf ANTON Georg
Ludwig — Bruder des Grafen Maximilian Joseph Franz Ignaz — geb. 18. Nov.
1811, k. bayer. Hauptmann, verm. 12. Febr. 1846 mit Mathilde Maria
Octavia Freiin v. Oberkirch-Mohlsheim, geb. 4. Dec. 1825, aus welcher
Ehe Graf Maximilian August Anton Johann, geb. 30. Mai 1849, stammt.
Grafen v. Pückler.
ITutJjenfd). $reufjen.
Besitz: die Herrschaften Schedlau, Siebitschau, Ober-Weislrilz, Nieder -ThomaswaJdau,
Kempen und das Ritlergut Sacherwitz in Schlesien; die Herrschaft Kempen im
Grossherzosihum Posen; die Herrschaft Tannhausen, das Rittergut Burkcrsdorf etc.
in Schlesien.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im goldenen Mittelschiklc
ein rechtssehender gekrönter schwarzer Adler. 1 und 4 in Gold ein die Sachsen
cinwärtskehrender schwarzer Adlersfliigel ; 2 und 3 ebenfalls in Gold der Kopf und
Hals eines einwärtsgekehrten gekrönten schwarzen Adlers. Ueber der Grafenkrone
stehen drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt drei Straussenfedern, schwarz,
golden, schwarz; der mittlere den gekrönten Adler des Mittelschildes, und der
linke die drei Straussenfedern des rechten Helmes. Die Helmdecken sind schwarz
and golden, und den Schild halten zwei einwärtssehende, gekrönte schwarze Adler.
GRAFKN V. I'Cf.KLF.r,. 223
Die Grafen v. Piickler stammen aus einem sehr alten und sehr
angesehenen schlesischen Ritlergeschlechle, dessen forllaufende ganz
genaue Stammfolge erst seit der Mitte des 15. Jahrhunderts erweislich
ist, während Nachrichten vor 1334 fehlen und diejenigen von 1334 —
1450 einen Zusammenhang nicht ergehen. — Der nächste, genauer
bekannte Stammvater ist Nicolaus Poeckeler zu Blumenlhal bei Neisse,
welcher 14G8 die Kinder des Nickel Pöckeler von Grünau bevormundete,
und 14S8 noch die Guter Groditz und Floste im Falkenbergschen erwarb
und daher in böhmischen Urkunden Mikulasch, Groditzky oder Flostowsy
genannt wird. Aus der Ehe mit Dorothea Haugwilzin v. Niewodnik
stammte als zweiter Sohn Nicolaus Piickler von und auf Groditz, gest.
1543, venu, mit Dorothea Larischin von Gross -Nimsdorf. Der zweite
Sohn desselben war Wenzel auf Schedlau , Kleuschnilz, Mullwitz und
Guhrau, Hauptmann zu Falkenberg und Steinau, gest. 1562. Aus der
Ehe desselben mit Magdalena Haugwilz v. Haugwitz entspross Hans der
Aeltere auf Schedlau etc., geb. 1550, gest. 24. Sept. 1590, verm. mit
Susanna Danwilz von Johnsdorf, geb. im April 1556, gest. 5. März
1619. Der Sohn desselben, Hans der Jüngere, auf Schedlau, geb.
12. Nov. 1576, gest. 28. Oct. 1638, Landrechtsbeisitzer zu Oppeln,
war dreimal vermählt. Aus erster Ehe mit Helena Sedlnitzky von Choltitz,
geb. 24. Febr. 1582, verm. 28. April 1603, gest. 26. Jan. 1630,
stammte als sechster Sohn Georg auf Schedlau etc., geb. 22. Dec. 1623,
gest. 23. Aug. 1679. Derselbe erhielt durch Vermählung mit Salomena
v. Frankenberg, verm. 3. Juli 1646, gest. 2. Dec. 1678, die Herrschaft
Lubschau, erwarb noch Heidersdorf, Oberwitz, Rosenthal und Mörschelwitz
und wurde vom Kaiser Ferdinand III. 5. März 1655 in den Reichs-
freiherrenstand erhoben. Die drei Söhne desselben waren Carl Franz,
Maximilian Ernst und August Sylvius. Carl Franz wurde Stifter einer
älteren Linie und Stammvater der Grafen Piickler fränkischer Linie
(s. die Grafen V. Piickler-Limpurg) ; Maximilian Ernst starb 7. Juni 1650
auf Reisen und August Sylvius gründete die jüngere Linie und wurde
somit der Stammvater der Grafen v. Pückler schlesischer Linie, von
welchen hier die Rede ist.
August Sylvius, seit 10. Mai 1690 Reichsgraf Pückler v. Groditz,
— dritter Sohn des Freiherrn Georg — geb. 14. Aug. 1657, gest.
18. März 1748, Herr auf Schedlau, Lubschau etc., Landesältester der
Fürslenlhümer Oppeln und Ratibor, verm. sich 15. Juli 1682 mit Luise
Maximiliane Freiin v. Nowack aus dem Hause Friedland, Erbtochter auf
Rosnochau, geb. 6. Juni 1658, jubil. 15. Juli 1732, gest. 29. Dec.
1735. Von acht Sölinen aus dieser Ehe, von welchen vier sehr jung
verstarben, stifteten zwei : Erdmann, der zweitgeborene, und Franz Sylvius,
der vierte Sohn, zwei Unterlinien der Familie: es gründete nämlich
Erdmann die lausitzische Linie zu Branitz, und Franz Sylvius die
seh lesische zu Schedlau.
Der Stifter der lausitzischen Linie zu Rranitz: Erdmann, geb. 10. Sept.
1687, gest. 5. Sept. 1742, Herr auf Branitz, k. poln. Kammerherr, verm. sich
17. März 1718 mit Constantia Henriette Freiin v. Ilgen, gest. 18. Sept. 1747.
224 GRAFRN V. PÜCKLER.
Aus dieser Ehe stammte als einziger Sohn August Heinrich, geb. 7. Nov.
1720, gest. 9. Febr. 1810, Herr auf ßranitz, verm. in erster Ehe
3. Ocl. 1746 mit Lucie Charlotte Freiin v. Grote, geb. 26. Febr. 1722.
gest. 24. April 1757, und in zweiter, 6. Aug. 1792, mit Charlotte Sophie
Rahe! v. Kracht, geb. 28. Oct. 1770, gest. 17. Aug. 1844. Der ersten
Ehe entspross ein Sohn Ludwig Carl Johann Erdmann , geb. 1 2. Juli
1754, gest. 16. Jan. 1811, Herr auf Branitz, Standesherr zu Muskau«
k. sächs. Geh. Rath, verm. 27. Dec. 1784 mit Clemenline Cunigunde
Charlotte Luise Olympia Gräfin v. Callenberg, Erblochter auf Muskau,
geb. 5. Juni 1770, gesch. 1799, gest. als verw. Grälin v. Seydewilz
8. März 1850. Der aus dieser Ehe stammende Sohn ist HERMANN
Ludwig Heinrich, seit 10. Juni 1822 Fürst v. Pückler-Muskau. — Aus
der zweiten Ehe des Grafen August Heinrich (s. oben) lebt Graf SYLVIUS
Wilhelm Carl Heinrich, geb. 21. Aug. 1800, Herr auf Schönfeld,
Kammerherr Ihrer Maj. der Königin von Preussen, verm. 29. Mai 1833
mit Luise Isabelle Freiin de Constant-Rebecque, geb. 11. April 1809.
aus welcher Ehe Graf Ludwig Albert Heinrich Hermann Viclor Sylvius,
geb. 14. April 1835, stammt.
Der Stifter der schlesischen Linie zu Schedlau Franz Sylvius, geb.
18. April 1691, gest. 14. Aug. 1754, Herr auf Mangschütz, Bankwitz etc.,
k. k. w. Geh. Rath und Kämmerer, verm. sich in erster Ehe 28. Nov.
1714 mit Ewa Franziska Wilhelmine Gräfin v. Burghauss aus dem Hause
Sulau, geb. 14. April 1687, gest. 25. Nov. 1740, und in zweiler,
21. Oct. 1743, mit Maria Caroline Brigitte Gräfin v. Nosliz-Rhineck,
geb. 15. Sept. 1716, gest. 5. Nov. 1780. Aus erster Ehe stammte,
neben zwei sehr jung verstorbenen Söhnen, Graf Erdmann, aus zweiter
Franz Ludwig, geb. 22. März 1748, gest. 23. Juli 1810, k. k. Käm-
merer, Generalmajor und Commandant von Carlsburg, über dessen Nach-
kommen, die aus zwei Ehen entsprossenen vier Söhne abgerechnet, die
treffliche Schrift: Geschlechtsfolge der Familie Pückler von 1450 — 1850,
welche zweifelsohne aus der Feder des weiter unten aufzuführenden
k. preuss. Regierungspräsidenten Erdmann Grafen v. Pückler -Schedlau
geflossen ist, und welche den deutlichsten Beweis von dem Lichte giebt,
das der Einzelne bei Fleiss und Liebe zu seiner Familie über die
genaue Uebersicht des Geschlechts verbreiten kann, weitere Auskunft
zu ertheilen nicht vermag. Dankbar erkennt die Redaction dieses Werkes
im Interesse der Wissenschaft und der Familie, dass die genannte Schrift
die richtige Darstellung einer weit verzweigten Familie sehr leicht ge-
macht hat. Möchten andere Familien diesem Vorbilde folgen! Es ist in
der Genealogie noch so manche Lücke auszufüllen. — Graf Erdmann,
geb. 28. Juli 1720, gest. 24. März 1794, Herr auf Schedlau, Kirch-
berg, Kleuschnitz, Lubschau, Rosnochau, Bankwilz, Mangschütz etc., k. k.
Rittmeister a. D., war zweimal vermählt: in erster Ehe, 21. Mai 1749,
mit Luise Ulrike Sophie Gräfin v. Pückler- Kirchberg, geb. 20. Sept.
1731, gest. 28. März 1751, und in zweiter, 12. Oct. 1751, mit Charlotte
Maximiliane 'Freiin v. Seherr-Thoss, geb. 4. März 1727, gest. 11. März
1796. Aus der zweiten Ehe pflanzten von sieben Söhnen der älteste,
liRAFK.N V. PÜCKLRR. 22.")
Graf Erdmann, der zweite, Friedrich Johann Ludwig Erdmann, der vierte,
Carl Franz Christoph Erdmann, und der fünfte, Maximilian Wilhelm
Erdmann, das Geschlecht fori und das Nähere über dieselben ist Nach-
stehendes: Graf Erdmann, geb. 20. Jan. 1755, gest. ü. Sept. 1819,
Herr auf Scbedlau, Rogau, Jacobsdorf etc., k. preuss. Premierlieutenant
a. D. , venn. sich 31. Mai 1791 mit Johanna Friederike Iflargarelhe
v. Czetlritz und Neuhauss, geb. 5. Oct. 1769, gest. 7. Juni 1834; —
Graf Friedrich Johann Ludwig Erdmann, geb. 26. Jan. 1756, gest. 1 1. Nov.
1806, Herr auf Lubschau, Stubendorf, Ottmulh, Ollo-Langendorf, Holstein
und zuletzt auf Gimmel, k. preuss. Premierlieutenant a. D. , verm. sich
17. Oct. 1784 mit Christiane Auguste Charlotte Freiin v. Erlach, geb.
6. Nov. 1769, gest. 22. Febr. 1817; — Carl Franz Christoph Erdmann,
geb. 8. Juli 1759, gest. 13. März 1796, Herr auf Rosnochau, Bielau,
Tannhausen etc., k. preuss. Premierlieutenant a. D., Landschafls-Director
der Fürstentümer Schweidnitz und Jauer, verm. sich 15. Mai 1787
mit Luise Auguste v. Czetlritz und Neuhauss, geb. 11. Der. 1766, gest.
13. Dec. 1793, — und Maximilian Wilhelm Erdmann, geb. 16. Jan.
1762, gest. 29. Aug. 1845, Herr auf Bielau und Borisl.iwilz, k. preuss.
Hauptmann a. D., verm. in erster Ehe 11. Nov. 1790 mit Helene Sophie
Eleonore v. Rothkirch, geb. 28. Dec. 1772, gest. 31. März 1804, und
in zweiter 1. Jan. 1806 mit Johanna Nepomucena Gräfin v. Larisch,
geb. 1782, gest. 9. April 1810. Von diesen vier Brüdern stammen die
gesammten jetzigen hier aufzuführenden Glieder der gräfl. Pücklerschen
Familie schlesischer Linie ab, und dieselben sind nachstehende:
Nachkommen des Grafen Erdmann:
Graf ERDMANN, geb. 4. April 1792, k. preuss. Regierungspräsident
zu Oppeln , Major der Garde-Landwehr, Herr auf Schedlau etc. , verm.
16. April 1826 mit Johanna Wilhelmine Auguste Albertine Friederike
Franziska Freiin v. Eckardtstein -Leuenberg, geb. 28. Oct. 1808, aus
welcher Ehe, neben fünf Schwestern, Graf Erdmann, geb. 5. Nov. 1832,
stammt. — Die zwei lebenden Brüder des Grafen Erdmann sind : Graf
Carl Gollhard Sigismund Erdmann, geb. 31. Dec. 1794, General-Land-
schafts-Repräsentant von Oberschlesien, Herr auf Siebischau, in erster
Ehe verm. mit Luise Friederike Maximiliane Sophie v. Czetlritz und
Neuhauss, gest. 16. Dec. 1826, und in zweiter, 28. Juni 1829, mit
Johanna Gräfin v. Pückler, geb. 2. Febr. 1796, aus welcher letzteren
Ehe Graf Carl Stanislaus Erdmann, geb. 12. Juli 1832, stammt, und
Graf Hans Heinrich Friedrich Erdmann, geb. 24. Dec. 1801, k. preuss.
Major a. D. — Von dem verstorbenen Bruder, dem Grafen Georg August
Sylvius Erdmann, geb. 16. Juni 1799, gest. 25. März 1843, Herrn
auf Jacobsdorf, Mahlendorf und Sacherwitz, k. preuss. Lieutenant der
Landwehr- Cavallerie, leben aus der Ehe mit Pauline Johanna Emilie
Neumann, geb. 25. Mai 1802, verm. 1. Aug. 1823, fünf Söhne, die
Grafen: Georg Heinrich Erdmann Emil, geb. 12. Juli 1825, Herr auf
Kunzendorf, k. preuss. Lieutenant a. D. , verm. 26. Nov. 1848 mit
Helene v. Bennigsen , geb. 12. Sept. 1830; Erdmann August Sylvius
Constantin, geb. 28. Aug. 1827, k. preuss. Lieutenant; Hans Heinrich
n. 15
226 GRAFEN V. PÜCKLER.
Stanislaus Erdmann, geb. 6. Aug. 1830, k. preuss. Lieutenant; Hermann
Carl Constantin Erdmann, geb. 17. April 1837, und Friedrich Wilhelm
Carl Albrecht Erdmann, geb. 28. Sept. 1838.
Nachkommen des Grafen Friedrich Johann Ludwig
Erdmann: Graf Friedrich Ludwig Erdmann August, geb. 29. Mai
1786, k. preuss. Generallieutenant zur Disposition, verm. 24. Dec. 1812
mit Agnes Ursula Luitgardis Clara Gräfin v. Pitckler-Muskau, geb. 5. Oct.
1794, gest. 26. März 1837. — Die zwei Brüder des Grafen Friedrich
Ludwig Erdmann August sind: Graf Wilhelm Erdmann Carl August,
geb. 17. Febr. 1790, k. preuss. Generallieulenant a. D., verm. 5. Mai
1817 mit Ulrike Caroline v. Broscovius, geb. 23. Sept. 1797, gest.
4. März 1849 — und Graf Hermann Constantin Erdmann, geb. 22. Dec.
1798, k. preuss. Kammerherr, Hofmarschall des Prinzen von Preussen
und Oberstlieutenant in der Landwehr.
Nachkommen desGrafenCarlFranzChristophErdmann:
Von dem Sohne desselben, Erdmann August Sylvius, geb. 16. Juni 1788,
gest. 12. Oct. 1826, Herrn auf Tannberg, Ober-Weistrilz und Burkers-
dorf, k. preuss. Kammerherrn und Major a. D., verm. 24. Juni 1816
mit Anna Antonie Charlotte Sophie v. Maltzan, geb. 1. Juni 1794, leben
zwei Söhne: Graf Carl Alexander Ludwig Erdmann, geb. 9. Juli 1817,
Herr auf Ober-Weistritz und Burkersdorf, Landesältester etc., verm.
6. Mai 1844 mit Caroline Henrielle Prinzessin zu Reuss-Schleiz-Köstritz,
geb. 4. Dec. 1820, aus welcher Ehe drei Söhne stammen, die Grafen :
Eberhard Heinrich Carl Erdmann, geb. 8. Oct. 1847; Friedrich
Wilhelm Anton Erdmann, geb. 3. Febr. 1849, und Heinrich Friedrich
Sylvius Erdmann, geb. 25. April 1851 — und Graf Erdmann Alexander
Georg, geb. 22. April 1820, k. preuss. Premierlieutenant, verm. 24. Mai
1847 mit Malhilde Gräfin v. Brandenburg, geb. 4. April 1825, aus
welcher Ehe Graf Friedrich Wilhelm Erdmann Carl, geb. 8. März 1849,
entsprossen ist.
Nachkommen des Grafen Maximilian Wilhelm Erdmann:
Graf Eduard Maximilian Ferdinand Erdmann, geb. 30. Juli 1795, k. preuss.
Kammerherr, Herr auf Thomaswaldau etc., verm. 18. Mai 1825 mit
Helene Gräfin v. Larisch - Männich , geb. 9. Juni 1799. Der Bruder
desselben ist Graf Erdmann Julius Hugo, geb. 30. März 1810, k. preuss.
Lieutenant a. D. , verm. 19. Jan. J851 mit ßertha Caroline Johanna
Philippine Gräfin v. Pückler-Siebischau, geb. 4. Mai 1825, aus welcher
Ehe Graf Maximilian Erdmann Carl Eduard, geb. 23. Oct. 1851, stammt.
GRAFEN V. PIT.KI.i • lt - UM1TRG. 227
Grafen v. Pückler -Limpurg.
Cutljcrtfd). ttVürtkmberig, Magern.
Besitz: die Stnndesherrschafi Pückler- Limpurg, Sontheim- Gaildorf in Württemberg; ilie
Güter Burg-Farrnbacb und Brenn unter bayerischer Staatshoheit etc.
Dem Haupte der Familie steht das I'rädicat „Erlaucht" zu.
Wappen: quadrirtcr Schild mit Mittelschild und mit quadrirtem Schildes-
fusse. Im goldenen Mittelschilde ein rechtssehender gekrönter schwarzer Adler.
1 und 4 des Schildes in Gold ein schwarzer, die Sachsen einwärtskehrender Adlers-
flügel, und 2 und 3 ebenfalls in Gold ein einwärtsgekehlter schwarzer Adlerskopf
(Stammwappen der Grafen v. Pückler). 1 und 4 des Schildesfusses von Roth und
Silber durch vier aufsteigende silberne Spitzen quergctheilt, und 2 und 3 in Blau
fünf (3 und 2) silberne Heerkolben (Stammwappen der Grafen v. Liinpurg : 1 und
4 das Haus Franken, 2 und 3 die Gauerben v. Rothenberg). Auf dem Schilde
erheben sich vier gekrönte Helme. Der rechte und linke Helm tragen drei Straussen-
federn, schwarz, golden, schwarz, und auf dem zweiten Helme steht der Adler des
Mittelschildes ( Helme des gräll. Pücklcrschen Wappens). Der dritte Helm trägt
zwei von Roth und Silber durch Spitzen quergetheilte Büffelshörner und in der
fündung jedes Hornes steckt an einer silbernen Stange eine kleine Fahne von
Roth und Silber der Länge nach mit gewechselten Tincturen getheilt iLimpurgscher
lehn). Die Helmdecken sind schwarz und golden, und am Schilde stehen zwei
einwärtssehende gekrönte Adler.
Die Grafen v. Pückler -Limpurg bilden die ältere oder fränkische
Linie des gräfl. Pücklerschen Hauses, und die genealogischen Verhältnisse
dieser Linie werden weiter unten ganz genau angegeben werden, nach-
lern Nachstehendes vorausgeschickt worden ist. Der Stifter dieser Linie
war Graf Carl Franz, älterer Sohn des Freiherrn Georg. Der Sohn
des Ersteren, Christian Wilhelm Carl, erwarb die fränkischen Besitzungen,
die reichsunmittelbaren, bei dem reichsritlerschaftlichen Canlon Altuiülil
inimalrirulii'ten Rittergüter Burg-Farrnbach und Brunn nebst Tanzenhaide
und wurde 7. April 1740 als Personalist in das fränkische Grafencollegium
eingeführt. Die Gemahlin desselben, geb. Gräfin v. Lowenstein-Werlhheim,
war niilregierende Gräfin v. Limpurg- Sontheim und Schmiedelfeld. —
15*
228 GRAFEN V. PÜCKLER - LIMPÜRG.
Die erste Gemahlin des ältesten Sohnes aus dieser Ehe, Friedrich Philipp
Carls, geborne Gräfin v. Welz und Limpurg, Erbtochter, succedirte in
einem Antheile an der reichsständischen Grafschaft Limpurg: an Limpurg-
Sontheim- Gaildorf und Sonlheim-Ober-Sontheim. Derselben folgte in
diesem Besitze 1765 die Tochter Caroline und dieser, als letztere 1787
unvermählt gestorben, nach langem Rechtsstreite, der Vater Graf Friedrich.
Derselbe erkaufte 1802 auch gräfl. Waldecksche und gräfl. Solms-Assen-
heimsche Antheile an der Grafschaft Limpurg, und hatte demnach Theil
an der Stimme der Limpurgschen Allodialerben im fränkischen reichs-
gräflichen Collegium. Durch die rheinische Bundesacte kamen die lim-
purgischen Besitzungen standeshenlich unter württembergsche Staatshoheit.
Die reichsritlerschaftlichen Güter Burg-Farrnbach und Brunn waren von
Preussen 1796 der Landeshoheit des Fürstentums Ansbach unterworfen,
mit welchem dieselben 1806 unter bayerische Souverainelät gelangten.
Die Besitzungen in Württemberg sind als standesherrlich anerkannt. Nach
k. württembergscher Declaration vom 1 7. Aug. 1832 bildet das gräfliche
Haus Pückler- Limpurg, in Bezug auf seine Besitzungen im Königreiche
Württemberg, ein Condominat in drei, jetzt zwei Stämmen, deren Häupter
das Prädicat: Graf und Herr führen, während alle Nachgeborene sich
nur des Titels als Graf zu bedienen haben. Auch Burg-Farrnbach nebst
Brunn ist Condominat.
Was die genealogischen Verhältnisse der Familie anlangt, so gehört
hierher Alles, was vorher (s. die Grafen v. Pückler) über Nicolaus (I. u. II.)
Wenzel, Hans den Aelteren und Hans den Jüngeren, sowie über den
Freiherrn Georg gesagt worden ist. Des Letzteren ältester Sohn war
der Stifter dieser Linie: Carl Franz, seit 10. Mai 1690 durch Diplom
vom Kaiser Leopold I. Reichsgraf Pückler v. Groditz, geb. 23. März
1648, gest. 5. Jan. 1708, Herr auf Burg-Farrnbach, Brunn, Tanzenhaide
etc., k. poln. und kursä'chs. w. Geh. Rath, fürstl. Brandenburg-Bayreuth-
scher Geheimerraths-Präsident etc., verm. in zweiter Ehe, 8. Febr. 1705,
mit Anna Maria Freiin v. Lichtenberg, geb. 16. Mai 1682, gest. 21. Aug.
1708. Aus dieser zweiten Ehe stammte Christian Wilhelm Carl, geb.
8. Dec. 1705, gest. 10. Febr. 1786, k. k. Kämmerer, Herr auf Burg-
Farrnbach etc., verm. 10. Juni 1737 mit Caroline Christiane Gräfin
v. Löwenstein-Werthheim zu Virneburg, mitregierende Gräfin zu Limpurg-
Sontheim, geb. 7. Aug. 1719, gest. 6. April 1793. Der älteste Sohn
aus dieser Ehe, Friedrich Philipp Carl, geb. 18. Juni 1740, gest.
27. Sept. 1811, k. k. w. Geh. Rath, k. württemb. Feldzeugmeister,
Herr auf Limpurg, Burg-Farrnbach etc., verm. sich in erster Ehe,
7. Febr. 1764, mit Maria Friederike Amöne Gräfin v. Welz und Limpurg,
geb. 24. März 1739, gest. 20. März 1765, und in zweiter, 18. Oct.
1780, mit Luise Ernestine Freiin v. Gaisberg-Helfenberg, geb. 4. Nov.
1759, gest. 14. März 1835. Von den fünf Söhnen aus zweiter Ehe,
den Grafen Carl Alexander, Friedrich Carl Ludwig Franz, Ludwig Friedrich
Carl Maximilian, Christian Carl Ludwig Adolph und Albert Johann Friedrich
Carl, sind die zwei letzteren unvermähll gestorben, und die Nachkommen-
schaft des ältesten Sohnes, Carl Alexander, ist schon 20. April 1833
GRAFEN V. PÜCKLER-LIMPURG. 229
mit dem Sohne desselben, dem Grafen Gustav Friedrich Ludwig Carl
Christian, erloschen. Die Grafen Friedrich Carl Ludwig Franz und
Ludwig Friedrich Carl Maximilian leben, und über dieselben ist Nach-
stehendes anzuführen :
FRIEDRICH Carl Ludwig Franz Graf v. Pückler-Limpurg, Freiherr
von Grodilz, — Sohn des Grafen Friedrich Philipp Carl — geb. 12. Febr.
1788, Standesherr und Mitglied der ersten Kammer des Königreichs
Württemberg, k. würltemb. Kammerherr, k. bayer. Landwehr- Oberst
und Kreis- Inspector von Mittelfranken, vermählte sich 12. Febr. 1817
mit Sophie Freiin v. Dörnberg, geb. 13. Juli 1795. Aus dieser Ehe
stammen zwei Söhne : Graf Curt Carl Ludwig Ernst Friedrich , geb.
2. Oct. 1822, k. würltemb. Rittmeister, und Graf Friedrich Carl Ludwig
Emil Georg Maximilian Adam Sylvester, geb. 7. Dec. 1826, k. würltemb.
Oberlieutenant und Feldjä'gerofficier.
Graf LUDWIG Friedrich Carl Maximilian, — Rruder des Grafen
Friedrich Carl Ludwig Franz — geb. 11. April 1790, Standesherr des
Königreichs Württemberg, verm. 9. Mai 1824 mit Luise Clamorine
Gräfin v. Bothmer, geb. 19. März 1803. Aus dieser Ehe stammen
sieben Söhne, die Grafen: Ludwig August Carl Friedrich Ernst Georg,
geb. 29. April 1825; Adolph Carl Friedrich Ludwig Ernst, geb. 7. Juni
1826, k. württemb. Oberlieutenant; Eduard Carl Friedrich Ludwig Max,
geb. 18. Sept. 1832; Felix Ludwig Carl Friedrich Hermann Gotlhardt,
geb. 15. Dec. 1833; Max Felix Carl Adolph Louis Curt, geb. 11. Sept.
1836 ; Hermann Ernst Apollonius Carl Friedrich Ludwig, geb. 6. Mai 184 l,
und Wilhelm Friedrich Franz Ludwig Carl, geb. 3. April 1844.
230
GRAFKN ZU PVTBÜS.
Grafen zu Putbus.
JCuthcrtfd). ^Jrcufjcn.
Besitz: «I ic Hittergiiier Bohoritz, Silmenitz, Dumsewiiz, Löbnitz und Langunhanshagen elc.
Wappen: Schild quergetheilt; oben in Gold ein rechtssehender, gekrönter,
wachsender, schwarzer Adler mit güldenem Schnabel und ausgeschlagener rother
Zunge; unten in vier Reihen, jede zu 6 Feldern, von Schwarz und Gold geschacht.
Ueher der Grafenkrone steht ein gekrönter Helm, welcher ein Schach von Gold
und Schwarz in drei Reihen, jede zu 5 Feldern, trägt, aus welchem der Adler der
oberen Schildhälfte emporwächst. Die Helmdecken sind golden und schwarz, und
den Schild halten zwei, um den Schoos mit Laub umgürtete wilde Männer, welche
mit der freien Hand eine Keule einwärts auf den Boden stemmen. Beide tragen
Helme mit geschlossenem Visir. Der Helm des rechten Schildhalters ist gekrönt
und trügt eine; goldene, oben mit drei Pfauenfedern besteckte Säule; der Helm des
Linken ist mit einem hohen Pfauenwedel von je fünf Federn besteckt.
Das Haus zu Putbus ist eine apanagirte Linie der alten Fürsten
der Insel Rügen und eines Theiles der Festküste von Pommern, und
erkennt als Ahnherrn den apanagirlen Prinzen Stoislaff I. an. Der Enkel
desselben, Bobartb, schloss 1249 mit Joromar IL, dem Enkel des
Bruders seines Grossvaters, einen Erbvergleich, in Folge dessen ihm,
als besonderes oder apanagirtes Besitzlhum, das Schloss Putbus mit
15 Dörfern, die Grafschaft Streye, die Halbinsel Jasmund und andere
Güter überlassen wurden, und zwar so, dass Borante und dessen Nach-
kommenschaft die abgetretenen Besitzungen mit gleichen Gerechtsamen,
wie der Fürst von Rügen seine Landereien, besitzen, und dass nie etwas
wieder an die Fürsten von Rügen kommen sollte. Borante und seine
Nachkommen nannten sich einfach von ihrem Wohnsitze, dem Schlosse
Putbus, Herren zu Putbus, und es bildeten sich 14S3 in diesem Hause
zwei Linien: die Dänische oder Pridborische und die Rügische
oder Waidemarsche. Letztere erlosch 1704, und so succedirte denn
derselben in Rügen die erstere, welche in ihrem Haupte, Mallhe oder
Malte Baron v. Einsiedeisburg und Kiorup, geb. 12. April 1671,
gest. 25. Febr. 1750, unter die dänischen Barone aufgenommen
«RATEN ZI PUTBUS. 231
worden war. Malte, welcher schon 10. Sept. 1723 seinem Sohne
Moritz Ulrich die Herrschaft Pnlhus abgetreten hatte, wurde mit seinen
Nachkommen vom Kaiser Carl VI. 13. Dec. 1727 in den Reichs- und
1731 von dem Könige Friedrich I. von Schweden in den schwedischen
Grafensland erhohen. Der Sohn Morilz Ulrichs, Malte Friedrich, erhielt
das Landmarschallamt im Herzoglhum Vorpommern und im Fürstenthum
Rügen erblich, und der Sohn desselhen, Graf Wilhelm Malte, wurde
vom Könige Gustav IV. Adolph von Schweden 25. Mai 1807 für sich
und seine Nachfolger im Majorale in den schwedischen Fürslenstand
erhoben, welche Erhebung, nachdem Schwedisch -Pommern 1815 an
Preussen gekommen, König Friedrich Wilhelm III. von Preussen, mit
Verleihung des Prädicats Durchlaucht für den Fürsten, bestätigte. Zu
dem jetzigen Majorale des Hauses gehören die Herrschaften Putbus und
Spyker auf Rügen und die pommerschen Güter Streu , Silvitz , Darz,
Siggermow, Güslelitz, Ketlelshagen, Crimnitz etc.
Da aus der Ehe des Fürsten und Herrn zu Putbus, Wilhelm
Malte, nur Gräfin Clolilde, verw. Gräfin v. Wylich und Lottum , lebt,
fs. die Grafen v. Wylich und Loltum, S. 59), so gehört einzig hierher
der Bruder des Fürsten, Graf Moritz Carl, dessen Abstammung sich
aus Nachstehendem ergiebt: Moritz Ulrich, — Sohn des ersten Grafen
Malte, aus der Ehe mit Magdalena Juliane Gräfin v. Promnitz — geb.
13. Oet. 1699, gest. 25. Juli 1769, quittirte 1763 als k. schwed.
Präsident des Tribunals zu Wismar etc.; Gemahlin: Christiane Wilhelmine
Gräfin zu Lynar, geb. 13. Aug. 1704, venu. 26. Sept. 1724, gest.
7. Dec. 1752. — Malte Friedrich, geb. 20. Dec. 1725, gest. 8. Febr.
1787, Erblandmarschall in Pommern, Herr der Herrschaft Putbus etc.,
k. schwed. Regierungs- und Hofgerichts-Präsident in Pommern; Gemahlin:
Sophie Charlotte Wilhelmine Grälin v. d. Schulenburg- Betzendorf, geb.
21. Mai 1761, verm. 1. Sept. 1782, gest. im Jan. 1839. — Moritz Carl.
MORITZ Carl Graf und Herr zu Pulbus, — Bruder des Fürsten
und Herrn zu Putbus Wilhelm Malte — geb. 21. Aug. 1785, ist Herr
auf Schorilz, Silmenitz, Dumsewitz , Löbnitz, Langenhanshagen etc. und
k. preuss. Kammerherr.
232
GRAFEN V. QUADT-WYKRADT.
Grafen v. Ouadt-Wykradt.
Cücmgdtfdj^JUformtrt. Öagmt, tDürttemberg.
Besitz: die Stadt und Staodesherrschafl Isny in Württemberg; die Herrschaft Loenen und
Wolfein in den Niederlanden etc.
Dem Haupte der Familie kommt das Prädicat „Erlaucht" zu.
"Wappen : quadrirter Schild mit Scbildesfuss und mit Mittelschild. Im
gekrönten rothen Mittelschilde zwei übereinanderstehende, oben vier- unten dreimal
gezinnte silberne Querhaiken (Stammwappen). I in Roth ein rechtssehender silberner
Adler, dessen Brust mit dem Buchstaben W. belegt ist; 2 in Silber drei blaue
Querbalken ; 3 in Silber ein rother golden gegitterter Querbalken und 4 in Blau
auf grünem Grunde ein silberner einwärtsgekehrter Schwan. Im rothen Schildes-
fusse liegen quer mit den Bingen gegen einander gekehrt zwei silberne, den Bart
nach oben und aussen kehrende Schlüssel. Ueber der ßrafeokrone erheben sich
drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt den Adler des 1. Feldes; der mittlere
zwischen einem offenen rothen Adlersfluge einen wachsenden, rechtssehenden sil-
bernen Bären (Helm des Stammwappens), und auf dem linken Helme ruht zwischen
zwei blauen Büffelshörnern der Schwan des 4. Feldes. Die Decken sind rechts
roth und silbern, links blau und silbern, und den Schild halten zwei auswärtsschende
silberne Bären, welche in der freien Tatze Fahnen mit goldenen Fransen an silbernen
Stangen halten. Die rechte Fahne ist roth und zeigt die gezinnten Querbalken
des Mittelschildes, die linke aber ist silbern und mit den blauen Querbalken des
2. Feldes belegt. — Wie beschrieben kommt jetzt in Abbildungen und nach Angaben
das Wappen meist vor, doch ist es der Redactioa bekannt, dass dasselbe, wenn man
v. Steinens Angaben übersieht, hinsichtlich des Stammwappens Ausstellungen zulässt.
Nach Fahne (Gesch. d. cöln., jül. u. berg. Geschlechter I. 341) zeigt nämlich das
ursprüngliche Familienwappen in Roth zwei oben und unten dreimal gezinnte silberne
Querbalken (welche kaum anders darzustellen sind, als oben geschehen ist und
welche demgemäss bezeichnet wurden). Der Helm trägt einen silbernen wachsenden
Bären mit rothen Dracbenflügeln, auf welchen sich die silbernen Querbalken wieder-
holen. Die Heinidecken sind roth und silbern. Bei einigen Linien ist, wie Fahne
angiebt , das Wappen vermehrt: dieselben führen im zweiten und dritten rothen
Felde drei goldene Querbalken, und die Helmdecken sind roth und golden. —
Gast (Adelsb. d. Königr. Württemberg) beschreibt das Wappen wie folgt: Schild
quadrirt : 1 zeigt einen silbernen Adler mit dem Buchstaben W. auf der Brust in
Roth; 2 drei rothe, oben einmal, unten dreimal abwechselnd gezinnte Balken in
Silber; 3 einen rothen mit goldenen Kreuzen besäeten Balken in Silber, und 4
GRAFKN V. QUADT -WYKRADT. 233
einen silbernen Schwan auf einem grünenden Hügel in Blau. Im rothen Schildes-
I nsse gewahrt man zwei silberne Schlüssel und im Mittelschilde zwei silberne Sparren.
Auf dein Helme steht zwischen zwei rolhen, mit den Balken belegten Adlersflügeln
ein wachsender silberner Bär. Die Helmdecken sind ruth, silbern und golden, und
als Schildhalter stehen zwei Bären mit Fahnen: eine Beschreibung, die freilich
sehr von der Angabe des Wappenbuehs des Königreichs Württemberg abweicht.
Sehr altes, nach den meisten Angaben ursprünglich westphälisches
Geschlecht, welches in Jülich, Geldern und Cleve grossen Grundbesitz
erlangte und seil 1803 auch im Königreiche Württemberg begütert ist,
Einzelne Zweige der Familie verbreiteten sich schon in früher Zeit in
den Erzsliftern Trier und Cöln, und Fahne, welcher Quad schreibt, hält
demgemäss das Geschlecht für ein ursprünglich cölnisches, welches einen
Charaktername« trage, und giebt an, dass man selbst noch 1337 Gerard
der Quade, d. i. der Widerspenstige, lese. — Die ordentliche Stamm-
reihe fängt Peter v. Qiiadt, geblieben 1346 in der Schlacht bei Stavaren,
an. Von den Söhnen desselben stiftete Wilhelm die Linie zu Buschfeld,
und Luther die Linie zu Thomberg und Vorst, ausser welchen sich jedoch
im Anfange des 15. Jahrhunderts noch die Linien zu Isengard , Lands-
kron , Hardenberg, ftoide, Hundscheid und Quadt-YVykradt zu Stadeck
und Aisbach, zu Zoppenbroch und später zu Hüchlenbrock bildeten, von
welchen aber neuerlich nur die Linie zu Hüchlenbrock in Preussen und
die hierher gehörige Linie zu Wykradt, jetzt Isny, die Hauptstämme bildeten.
Letztere führt den Namen von der 1502 von Adolph v. Quadt erkauften
Herrschaft Wykradt, und den aus dieser Linie stammenden Brüdern
Wilhelm Thomas und Johann Adolph Quadt von Wykradt und Landskron
wurde 14. Febr. 1664 vom Kaiser Leopold I. die Freiherrenwürde
erneuert und bestätigt, nachdem schon früher Dietrich v. Quadt zu Wykradt,
gest. 1590, das Erbdrost- und Erbhofmeisteramt des Fürstentums
Geldern und der Grafschaft Zütphen erhalten hatte. Wilhelm Otto
Friedrich Freiherr v. Quadt zu Wykradt erhielt vom Kaiser Franz I.
17. April 1752 den Reichsgiafenstand, und wurde in Folge des Besitzes
der reichsunmillelbaren Herrschaft Wykradt und der um die Mitte des
18. Jahrhunderts erworbenen rcichunmittelbaren Herrschaft Schwanenburg
in das weslphälische Grafencollegium aufgenommen. Wykradt und Schwa-
nenburg kamen durch den Lüneviller Frieden an Frankreich, worauf die
Familie im Deputalionsrecess von 1803 mit der Reichsstadt Isny im
Donaukreise des Königreichs Württemberg, nebst der dortigen Reiehsablei
St. Georg und einer auf Ochsenhausen begründeten Jahresrente entschä-
digt und an das schwäbische Grafencollegium gewiesen wurde. Die
Rheinbundacle ordnete 1806 Stadt und Herrschaft standesherrlich der
württemb. Staatshoheit unter. Ausser der Herrschaft Isny besitzt die
Familie noch mittelbare Güter und Herrlichkeiten in der niederländischen
Provinz Geldern und Lehngüter und Grundstücke im Königreich Bayern.
Die staatsrechtlichen Verhältnisse in Württemberg sind durch königliche
Dcclaralion vom 8. Mai 1827 bestimmt.
Die Abstammung der jetzigen Glieder der Familie ergiebt nach-
stehende Ahnentafel: Friedrich Wilhelm, Freiherr, — Sohn Wilhelm
Bertrams aus der Ehe mit Maria v. Gent — geb. 15. Nov. 1682,
234 GRAFEN V. QUART -WYKRADT.
gest. 23. Aug. 1724, Erbdrost und Erbhofmeister von Geldern und
Zütphen; Gemahlin: Oltonie Wilhelmine Freiin v. Heyden zur Crudenburg,
geb. 31. März 1696, verm. 25. Juni 1715, gest. 4. Oct. 1738. —
Wilhelm Otto Friedrich, Graf, geb. 7. Juli 1717, gest. I. Juli 1785,
Herr der Reichsherrschaft Wrykradt und Schvvanenburg etc. ; erste Ge-
mahlin: Anna Gräfin v. Bylandt-Polsterkamp, geb. 7. April 1726, verm.
4. Aug. 1744, gest. 23. Febr. 1763. — Otto Wilhelm, geb. 14. Juli
1758, gest. 19. Jan. 1829, Herr der Herrschaft Wykradt und der
übrigen Familienbesitzungen; erste Gemahlin: Dorothea Charlotte Freiin
v. Neukirchen -Nievenheim, verm. 21. Juli 1778, gest. 21. Mai 1785.
— Wilhelm Otto Friedrich Albert, geb. 21. Febr. 1783, gest. 2. Juli
1849, Herr der Standesherrschaft Isny etc.; Gemahlin: Maria Anna
Gräfin v. Thurn und Valsassina, geb. 29. Aug. 1788, verm. 14. Juli
1812. — Otto Wilhelm Friedrich Bertram, jetziger Standesherr.
Von den jetzigen Gliedern der Familie gehören hierher:
Graf OTTO Wilhelm Friedrich Bertram, geb. 27. Sept. 1817, reg.
Graf v. Quadt-Wykradt zu Isny, Graf und Herr der Stadt und Grafschaft
Isny, erbl. Reichsralh der Krone Bayern, verm/ 20. April 1846 mit
Maria Emilie Gräfin v. Schönburg- Vorderglauchau, geb. 5. Dec. 1825.
Aus dieser Ehe stammen zwei Söhne: Erbgraf Bertram Otto Wilhelm
Friedrich Waldemar, geb. 11. Jan. 1849, und Graf Otto Friedrich
Wilhelm Robert Alban, geb. 24. Febr. 1850. — Der Bruder des Grafen
Otto Wilhelm Friedrich Bertram ist Graf Friedrich Wilhelm, geb. 23. Dec.
1818, bis Dec. 1849 k. bayer. Geschäftsträger in Paris, und der Bruder
des Grafen Wilhelm Otto Friedrich Albrecht: Graf Friedrich Wilhelm,
geb. 8. März 1788, k. niederländ. Oberst a. D.
Was die preussischen Grafen v. Quadt-Wykeradt, genannt Hüchten-
bruch, anlangt, so war Ludwig Alexander Roleman Freiherr v. Quadt
aus dem Hause Zoppenbroch, k. preuss. Geh. Staatsminister, mit der
Erbtochter des Letzten v. Hüchtenbrock (Hücbtenbrock , Huchtenbroich)
Albrecht Georg, gest. 26. Jan. 1716, vermählt. Der ältere seiner Söhne,
Wilhelm Albrecht Johann Carl Friedrich, geb. 4. Aug. 1732, Cleve-
scher Erbmarschall und Ritterschaftsdireclor, wurde von dem Grossvater
mütterlicher Seite zum Erben der Güter, des Namens und des Wappens
eingesetzt, erhielt 20. Nov. 1786 vom König Friedrich Wilhelm II. die
Grafenwürde und hatte einen einzigen Sohn, Wilhelm Sigismünd Carl
Ludwig, von welchem Nachkommen nicht bekannt sind. — Das Hüchten-
brocksche Stammwappen giebt wohl am richtigsten v. Steinen (Weslphäl.
Geschichte, IV. 862). — Das im neuen preuss. Adelslexicon als das
gräfliche gegebene ist das vor Erhebung in den Grafenstand geführte frei-
herrliche Wappen. Das gräfl. findet sich im Wappenbuche der preuss.
Monarchie (I. 80). Der Schmuck des linken Helmes entspricht aber,
wenn dasselbe richtig ist, dem Helmschmuckc des Hiichtenbrockschen
Wappens nicht ganz.
(iRAKKN V. RUMTZKY. 235
Grafen v. Radetzky.
tiatholifd). Ocflmrid).
Besitz: Heumarltl in Krain elc. eic.
Wappen: im von Roth und Blau der Länge nach gctheilten Schilde ein
■chrägrechts und mit dem Griffe nach unten gestellter Spaten. Ueher der Grafen-
krone erbebt sich ein gekrönter Helm, auf welchem drei Straussenfedern, roth,
silhern, blau, stehen. Die Helmdecken sind rechts roth und silbern, links blau
und silbern, und den Schild halten zwei vorwartssehcnde geharnischte Männer,
welche in der freien Hand eine Hellebarde halten. Am und unter dem Schilde
linden sich bisweilen Fahnen und Armaturen.
Sehr alles böhmisches Rittergeschlecht, welches im 17. Jahrhundert
den Freiherrenstand und 1764 die Grafenwürde erhielt. Die Familie
schrieb sich in früherer Zeit Hradecky v. Hradec, später Radeczky
v. Radecz, und im vorigen Jahrhunderte, nach Megerle v. Mühlfeld,
Radeczky v. Radicz. Wahrscheinlich stammt dieselbe ursprünglich aus
Polen , wo in der Woywodschaft Kaiisch ein Geschlecht dieses Namens
vorkam, ans welchem, nach Okolski, Rüdiger, Bischof zu Chiemsee, 1233
Bischof zu Passau wurde. Die von Einigen angenommene Abstammung
aus Schlesien hat weniger für sich und gründet sich wohl meist auf
eine Verwechselung mit der schlesischen Familie v. Radeck, welche
namentlich in der zweiten Hälfte des 16. und in der ersten des 17. Jahr-
hunderts im Teschenschen blühte, in Roth einen querliegenden silbernen
Fisch, dessen Kopf mit der Stange eines Hirschgeweihes besetzt war,
und auf dem Helme drei Straussenfedern, silbern, roth, silbern, führte,
sich v. Radeck schrieb, und von Sinapius wohl irrthümlich unter dem
Namen Radetzki v. Radeck aufgeführt wurde. Eher wäre ein Zusammen-
hang mit der in Schlesien vorgekommenen Familie Radotzki v. Radock
zu denken, aus welcher Sinapius nach einem Briefe vom Jahre 1337
den Peter Radoski und später die Gebrüder Nicolaus und Adam Radotzki
v. Radocze anfuhrt. Ersterer war um das Jahr 1650 Herr auf Loslau
im Teschenschen und Landes-Hauptmann im Fürstenthum Teschen, Letz-
terer Herr auf Zamarsck und als sehr gelehrt bekannt. Ganz verschieden
von allen diesen Familien sind die schwäbischen und schweizerischen
Geschlechter v. Radeck (Radeckh), welche in Silber die schräg gelegte
236 GRAFEN V. RADETZKY.
Hälfte eines rothen Rades , welche sich auf dem Helme wiederholte,
führten.
Durch glaubwürdige Ahnentafeln beurkundet, kommt von der Fa-
milie der Grafen Radetzky v. Radetz zuerst Johann Georg Freiherr
Radeczky v. Radecz vor, welcher mit Alhertine Eusebie v. Briamont
vermählt war. Dieser Ehe entspross Freiherr Peter Eusebius, verm. mit
Johanna Polyxene Gräfin v. Heissenstein. Der Sohn aus dieser Ehe,
Freiherr Wenzel Leopold, erhielt vom Kaiser Joseph I. 1764 die Grafen-
wiirde, und aus der Ehe desselben mit Anna Veronica Bsensky v. Prorubie
stammte Graf Peter Eusebius, verm. mit Maria Veronica Freiin Bechinie
v. Lazan.
Der hochberühmte Sohn aus dieser Ehe, welcher zu der höchsten
Staffel des Ruhms und der Ehre gelangt ist und der Familie unver-
gänglichen Glanz verliehen hat, ist das jetzige Haupt des Geschlechts:
JOSEPH Wenzel Anton Graf Radetzky v. Radetz, geb. 2. Nov. 1766,
Herr auf Neumarkt in Krain, k. k. Kämmerer, Feldmarschall, General-
Gouverneur und Landes -Militair-Commandant der Lombardei und von
Venedig, Commandant der zweiten Armee zu Verona, Regiments-Inhaber,
k. russ. Feldmarschall, k. russ. Regiments-Inhaber etc., verm. 5. April
1798 mit Franziska Romana Gräfin v. Strassoldo-Grafenberg, geb. 10. Mai
1779. Aus dieser Ehe leben Graf Theodor, k. k. Oberst, und Gräfin
Friederike, verm. 14. Jan. 1838 mit Carl Grafen v. Wenkheim, k. k.
Kämmerer und Rittmeister in d. A.
GRAFEN V. RADOLIN RADOLINSKI. 237
Grafen v. Radolin Radolinski aus dem Hause
Leszczyc.
jßatholifd). $)reufjen.
Besitz: Im Grouberzogtbam Posen die Herrschaft Horzenciczki und die Herrschaft Siernik
Jarocin und Radiin.
Wappen: im rotlien Schilde eine auf vier silbernen Pfählen oder Pfeilern
ruhende güldene Bedachung, in polnischer Sprache Brog genannt. Auf dem ge-
krönten Helme steht ein fünffacher Pfauenschweif, welcher mit dem Wappenhilde
des Schildes schrägrechts belegt ist. Die Helmdecken sind roth und golden. Das
Ganze umgiebt ein mit der Grafenkrone bedeckter VVappenmantel. Die Devise des
Wappens ist sonst: Coelestum in ira tueor, und die Legende: A Lechis-Leszczy'c.
Das Geschlecht der Leszczyc zu Radolin gehört zu den zwölf ältesten
adeligen Stämmen Polens, aus welchen muthmasslich die zwölf Palatine
erwählt wurden, welche, nach Ahleben Visimirs, Regenten aus dem
Geschlechte der Lech, von 700 — 710 das Land regierten. * Es sind
diese zwölf ältesten Adelsgeschlcchter Polens nach den besten Quellen
folgende: Topor oder Starza ; Leszczyc oder Brog; Gryf; Nalencz primo;
Jastrzembiec; Trzaska oder Biala ; Prus primo; Strzemic; Osmorog;
Habdank oder Scarbek; Polkoszyc und Sreniawa. — Der Ursprung des
Hauses Leszczyc knüpft sich an die Gründung des polnischen Reichs
selbst: darauf weist schon der ursprüngliche Familienname Leszczyc hin,
welcher im slavischen Dialect Sohn oder Abkömmling des Lech bedeutet,
wie namentlich Parisius behauptet hat. Lech war bekanntlich der
Eroberer des Polenlandes und seit 550 der erste Beherrscher Polens.
Die Nachkommenschaft desselben regierte erblich durch 150 Jahre,
wurde dann durch die Verwaltung der zwölf Palatine ersetzt, kam wieder,
bis zum Tode der Königin Vanda , auf den Thron, wurde zum zweiten
Male durch zwölf Palatine in der Reichsverwaltung abgelöst, worauf
wieder einige Glieder der Lechfamilie regierten, bis 842 die Erhebung
Piastens auf den Thron die zweite erbliche Regenten -Dynastie in Polen
gründete. — Leszek III., welcher im Jahre 814 herrschte, der Gross-
238 GRAFEN V. RADOLIN RADOLINSKI.
valer Popiels II., des letzten Regenten aus dem Hause Lech, zeugte mit
zwei Frauen 21 Söhne, unter welche er das Reich verlheilte. Der
dritte dieser Söhne, Ladislaus Leszek, Herzog in Kasohien, war der
Stifter des Zweiges des Lechischen Stammes, welcher ausschliesslich den
Namen Leszczyc und das Leszcz^csche Wappen führt. Was letzteres
anlangt, so geht die Sage, dass Lech, als er sich von seinen Brüdern,
dem Mech, Stifter des slavischen Reichs in Ungarn, und dem Czech,
Gründer des Böhmenreichs, getrennt und mit seiner Scythenschaar einen
Theil des Polenlandes erobert hatte, an der Stelle, an welcher er den
Horst eines Adlers erblickt hatte, eine Stadt aufzubauen begann, um
seiner Schaar ein Obdach zu sichern. Doch wollte derselbe bequem
nicht eher untergebracht sein, als seine Krieger, und so liess er denn
für sich und seine Habe ein einfaches Strohdach , welches auf vier
Pfeilern ruhte, aufschlagen und schützte sich unter demselben so lange
vor dem Unwetter, bis die Seinen gemächlich untergebracht waren.
Zum Andenken an diese Sorgfalt Lechs behielten die Nachkommen
desselben das auf vier Pfeilern ruhende Dach als Sinnbild ihrer Ge-
schlechter bei, und dasselbe ging später auf das ritterliche Wappen
über. — Bekannt ist , dass die den polnischen Wappen beigegebenen
Namen die ursprünglichen Geschlechtsnamen der Familie enthalten, wäh-
rend die seit Anfang des 15. Jahrhunderts gebräuchlichen und sich auf:
ski endenden Namen nur als Besitzzunamen, welche auch in den ersten
Zeiten dem Wechsel sehr unterworfen waren, zu betrachten sind, woraus
sich die grosse Zahl verschieden sich nennender Familien erklärt, welche
das nämliche Wappen führen und nur Zweige des nämlichen Stammes
sind. So ist denn hier Leszczyc der ursprüngliche Name des Hauses;
der Wappenname ist ebenfalls Leszczyc oder Brog (ein celtisches Wort,
welches Grundbesitz und im Polnischen eine Bedachung, um die Frucht
zu schützen, bedeutet), und der Name Radolin-Radolinski weist auf einen
Besitz hin. Die Endung: sky und ski entspricht dem deutschen: zu,
auf, von.- Auf Grund des angenommenen Gebrauchs würde im Polnischen
Graf Radolin Radolinski zu sagen sein: im Deutschen reichte Graf zu
Radolin hin. — Das allgemeine und sehr streng in Polen beobachtete Gesetz,
dass alle, gleiche Wappen führende adelige Familien zu einem und dem-
selben Geschlechte gehörten, dessen ursprünglicher Name dem Wappen
selbst beigegeben wurde, gab durch zwei Ursachen Anlass zu vielen Aus-
nahmen, von welchen aber für jede im Staatsarchive sich die Berech-
tigung finden musste. Die erste Ursache war der Gebrauch, Personen,
welche sich durch grosse Verdienste besonders auszeichneten, in das
Wappen eines Geschlechts aufzunehmen, was aber nur mit Bewilligung
aller Glieder der dasselbe Wappen führenden Familien und mit Zustim-
mung der vereinigten Reichsstände und der Krone geschehen konnte.
Die zweite Ursache war die Aufnahme der lithauischen Familien in den
polnischen Adel bei dem Uebergange der Lithauer zum christlichen Glauben
und in das polnische Reich. Diese Aufnahme geschah in der Weise,
dass man die lithauischen Familien zur Annahme der polnischen Wappen
zuliess, doch wurden diese Adels- und Wappenertheilungen durch Be-
GRAFEN V. RADOLIN RADOLINSKI. 239
schluss des vereinigten Landtages festgesetzt, und die Namen derer,
welche diese Auszeichnung erhalten, in die Constilutiones Regni ver-
zeichnet, damit dem alten ritterlichen Ursprünge der polnischen Häuser
kein Abhruch gethan werde. Die Familie Leszczyc hat nie einen frem-
den Stamm auf den ihrigen pfropfen lassen, und so sind denn, was
einzig in den Annalen des allen polnischen Adels dastehen dürfte, alle
diejenigen, welche das Wappen dieses Geschlechtes führen, unter welchem
Besitznamen dieselben auch vorkommen mögen, Abkömmlinge der männ-
lichen Ahnen des Hauses und Zweige des nämlichen Geschlechts, welche
nur ein Haus bilden. — Seit der Mitte des 11. Jahrhunderts führte
der älteste Zweig des Hauses Leszczyc den Titel: Grafen zu Skarssow
und Herren zu Radolin. Aus diesem Zweige sind alle Nebenzweige und
Linien dieses uralten Geschlechts entsprossen, welche durch die später
erblich gewordenen Namen ihrer Besitzungen sich unterscheiden. Die
Hauptzweige sind die der edlen Herren zu Plomiencow, auch Plomykow
genannt; zu Skolimow-Skolimowski; zu Krotoschyn-Krotowski; zu
Ponenlow-Ponientowski ; Mroczeck zu Lopuchow; zu Lubslowo; zu
Gultow-Gultowski, Grafen zu Racacz ; zu Klonow-Klonowski ; zu Rysing-
Rysinski ; zu Falant-Falendski ; zu Jaskolsk-Jaskolski; zu Sieminiec-
Siemienski : sämmtlich erloschen ; und die der edlen Herren zu Skar-
zeszow-Skarzozewski und der Grafen zu Suminsce-Suminski, welche noch
blühen. — Hatte auch die Dynastie der Lech in Polen aufgehört, so
behielten doch die Nachkommen Lechs unter der Piasten-Regierung eine
sehr einllussreiche und hohe Stellung, welche durch Tapferkeit im Kriege
und Gewandtheit in der Staatskunde, so wie durch Pietät und Wohl-
thäligkeit gegen die Kirche eine verdiente war. Die Zahl der aus dieser
Familie hervorgegangenen berühmten Krieger, Staatsmänner und Kirchen-
fürsten ist so gross, dass nur auf einige hier Rücksicht genommen
werden kann. Schon um das Jahr 1000 lebte, als Feldherr unter der
Regierung des Mieczyslas I. und des Boleslas I. berühmt, Derslaus
Leszczyc. — Petrus Leszczyc, von 1060 bis 1092 Erzbischof zu Gnesen,
sprach , gestützt auf die Zustimmung des Papstes Gregor VII., gegen
Boleslas IL, wegen des Mordes des Bischofs St. Stanislaus zu Cracau,
1079 im eigenen Reiche den Kirchenbann aus und regierte das Reich
drei Jahre hindurch. — Imislaus I. Leszczyc, Graf zu Skarssow,
welcher um das Jahr 1080 lebte und das Collegium sacerdolum oder
das grosse Seminar in Glogau stiftete, wird als erster Ahnherr der
Grafen in Skarssow angenommen. Der Sohn desselben, Imislaus II.
Leszczyc, auch Haymo genannt, war 1120 Fürstbischof zu Breslau.
Bernhard Leszczyc starb 1153 als Bischof zu Posen, und Gerward
erhielt 1176 den genannten bischöflichen Stuhl. Andreas I., Senator
und Castellan zu Kaiisch, gehörte zu der ersten Versammlung der
Bischöfe, Palatine und Caslellane, welche unter Casimir II. 1190 einen
permanenten Senat bildeten; Wenzel kommt von 1194 — 1217 als
Reichssenator und Castellan zu Krakau vor; Jarosius I., Senator und
Castellan in Posen, fiel als Befehlshaber der Truppen von Grosspolen
1241 in der Schlacht bei Liegnitz, und Derslaw II. wurde hei der Ver-
240 GRAFEN V. RADOLIN RADOLINSKI.
theidigung seines Königs Przemislas II. auf Anstiften der Markgrafen
von Brandenburg 1296 auf der Jagd getödtet. — Gerward II., 1300
Bischof von Kujawien, zeichnete sich als Krieger aus, indem er aus
Kujavvien die Tempel- und die deutschen Ordensritter vertrieb, ging 1315
als Botschafter an den päpstlichen Hof, erlangte von Johann XXII. eine
Nichtigkeits- Bulle gegen die vom König Wenzel von Böhmen auf die
Krone Polens gemachten Ansprüche und erwarb die Erlaubniss für die
Monarchen Polens , sich wieder als Könige krönen zu lassen , welche
Berechtigung, des Königs Boleslas II. wegen, eingezogen worden war etc.
Was nun zunächst die späteren genealogischen Verhältnisse der
gräflich Badolin-Badolinskischen Familie anlangt, so hinterliess Graf
Adam I., Senator, Castellan etc., mehrere Söhne, von welchen verschie-
dene, oben schon erwähnte Linien des Hauses Leszczyc gestiftet wurden.
Der älteste Sohn, Macuda Leszczyc Graf zu Skarssow und Radolin,
wurde der directe Ahnherr der jetzigen Grafen zu Radolin -Radolinski.
Aus seiner Ehe mit Anna Margaretha Herzogin in Oströg und Jaslaw
stammten zwei Söhne, von welchen der älteste, Matthias, den Stamm
fortpflanzte. Derselbe nahm mit seinem Bruder, dem in der polnischen
Geschichte so hochberühmten Petrus zu Radolin, Fürstbischof zu Krakau,
Canzler der Königin Hedwig etc., wie es Sitte wurde, den Namen einer
der ihnen zustehenden Herrschaften, Radolin, als Geschlechtsnamen an,
um seinen Zweig von den übrigen des Hauses zu unterscheiden , und
dieser vererbte sich in gerader Linie bis auf die jetzige Zeit. Matthias
wurde 1400 Reichssenator und erster Palatin zu Inowroclow und zeugte
in der Ehe mit Barbara Gräfin v. Tarnow, neben einer Tochter, Barbara,
der Gemahlin des grossen Zawisza zu Raznow und Garbow, mehrere
Söhne, von welchen der ältere die Linie der Grafen v. Radolin Radolinski
fortpflanzte, während der zweite, Johann, Herr auf Krotoszyn, den Zweig
der Leszczyc zu Krotoschin und Barcin Krotowski, welcher so rühmlich
bekannte und hochverdiente Senatoren geliefert hat, und der jüngste,
Herr in Magna -Skolimow, den jetzt erloschenen Zweig der Leszczyc-
Skolimowski gründete. — Um diese Zeit wurde es, wegen der Streitig-
keit um den Vorrang zwischen dem getitelten hohen Adel und den mit
Slaatsämtern bekleideten Würdenträgern , durch die Gesetze streng ver-
boten, die in den polnischen Familien üblichen erblichen Titel weiter
zu führen. Es verlor sich also der Gebrauch der Geburtstitel, und auch
das hier in Rede stehende Haus führte den Grafentitel erst wieder, als
dasselbe unter andere Gesetze und unter kön. preuss. Hoheit kam. —
Aus der männlichen Nachkommenschaft des ältesten Zweiges des Hauses
Leszczyc zu Radolin lebte zu Ende des 16. Jahrhunderts der Urenkel
des Senators und Palatins Matthias, Stanislaus II. Leszczyc, Herr auf
Radolin und Brudzewo, Starost zu Srem , verm. mit Anna Gräfin zu
Czarnikau Czarnkowska aus dem Hause der früheren Herzöge zu Schloppe.
Aus dieser Ehe stammte Johann IL, Reichssenator und Castellan zu
Inowroclow, verm. 1646 mit Maria Gräfin v. Rola. Der Sohn des
Letzteren, Andreas IL, Reichssenator und Castellan zu Krzywien, gest.
1676, war in zweiter Ehe verm. mit Catharina Mycielska aus dem Hause
GRAFEN V. RADOUN RADOLIIS'SKI. 241
Dolenon. Aus dieser Ehe entspross als ältester Sohn Adalkert I., gest.
1711, erster Land-Kämmerer des Landes Frausladt, welcher sieh mit
dem ganzen ihm untergeordneten Fraustädter Adel für die Thronbestei-
gung des Kurfürsten Friedlieh August von Sachsen erklärte und den
Wahlact auch unterzeichnete. Derselbe war mit Anna Gatharina v. Slrze-
mielec-Lascyc vermählt, und von seinen drei Söhnen pflanzte nur Joseph
Stephan I. den Stamm fort. Dieser, zweiler Laud-Käininerer des Frau-
städter Landes und treuer Anhänger des Königs August II. in Polen,
vermählte sich mit Therese v. Kurozwenk und Wyhranow-Swinarska aus
dein Hause Poray, und dieser Ehe entspross als zweiter Sohn Andreas VI.,
dritter Landes -Kämmerer zu Frausladt und Stifter der älteren, jetzt
preussischen Linie, da 1772 die meisten seiner Besitzungen unter kön.
preuss. Hoheit kamen und seitdem die Nachkommen im preussischen
Staat »verbände geblieben sind. Graf Andreas VI., gest. 1772, war mit
Anna zu Blociszewo Gajewska aus dem Hause Osloja vermählt, welche
letztere an das Haus der Grafen zu Radohn-Radolinski ihre Ansprüche
auf die bedeutende Erbschaft der erloschenen Familie der Grafen Opa-
lenski brachte. Aus dieser Ehe stammten zwei Söhne, die Grafen:
Johann Ignaz I. und Joseph. Johann Ignaz I. Leszczyc Gral v. Radolin-
Radolinski, geh. 12. Aug. 1,769, gest. 14. Dec. 1845, Herr auf Beide
und Radolin, Napachau, früher in k. preuss. Kriegsdiensten, später Adels-
Marschall des Walczer Districls, Ober-Präfect des Brombcrger Regierungs-
bezirks etc., vermählte sich mit päpstlicher Erlassung mit der Wiltwe
seines Bruders, Marie zu Nieborzyn-Nieborska aus dem nun ganz erlo-
schenen allen Hause Lubicz, und aus dieser Ehe stammt Graf Franz
Joseph Julius Stanislaus. — Graf Joseph Bruder des Grafen Jobann
Ignaz — Herr auf Kretkow und Borzenciczki, starb noch jung, 1804,
und hinterliess aus der Ehe mit der genannten Grälin Maria den Grafen
Stanislaus Julius. — Die jetzige jüngere preussische Linie stiftete
Johann IV. — fünfler Sohn Johann Stephans und Bruder des Andreas VI.
(s. oben) — Herr auf Jarotschin, Dohra, Gola etc., verm. mit Leocadie
Galecka aus dem edlen Hause Junosza. Aus dieser Ehe entsprossen
zwei Söhne, die Grafen Franz, unvermählt gestorben, und Ignaz IL,
venu, mit Anna Grälin Sreniawa Kwilecka. Der Sohn desselben ist Graf
Emmerich Ladislads.
Von den lebenden Gliedern der Familie sind hier aufzuführen:
Aeltere preussische Linie: Graf Franz Joseph Julius STA-
NISLAUS — Sohn des Grafen Johann Ignaz — geb. 7. Mai 1811. —
Graf Stanislaus JULIUS — Sohn des Grafen Joseph — geb. 3. Mai
1806, Herr der Herrschaft Borzenciczki, k. preuss. Kammerherr.
Jüngere preussische Linie: Graf Emmerich LADISLAUS —
Sohn des Grafen Ignaz II., des Vetters der Grafen Johann Ignaz und
Joseph — geb. G. Nov. 1808, Herr der Herrschaften Jarocin und Radiin, k.
preuss. Kammerherr, verm. 1. Mai 1840 mit Josephine Gräfin liadolinska,
der Schwester des Grafen Franz Joseph Julius Slanislaus, aus welcher
Ehe Graf Julius Raoul Eduard Hugo, geb. 1. April 1841, stammt.
II. 16
242
CRAFRN V. RAISTZU'.
Grafen v. Rantzau.
ITutfjenfd). Dänemark.
Besitz: die Herrschaft Rastorff; die Herrschaft Breitenburg mit den Uorfschaften Arfrade,
Münsierdorf, Breitenberg, Stellan, Neuendorf, Grossen -Prode, Paschburg und
Welling; Meynerswvk etc.
Wappen der Reichsgrafen v. Rantzau : quadrirter Schild mit Mittelschild.
Im gekrönten blauen Mittelschilde ein rechtsgekehrter, gekrönter, goldener Löwe
(nach Spener: Herrschaft Penik. Das ganze Wappen ist das der ehemaligen Burg-
grafen v. Leissnig). 1 und 4 von Silber und Roth der Länge nach getheilt, ohne
Bild (Stammwappen). 2 und 3 in Gold ein schräglinker schwarzer Balken, welcher
zu jeder Seite von sechs schwarzen Rauten, zunächst am Balken drei, in den Ecken
eine und dazwischen zwei, begleitet ist (Burggrafen zu Leissnig). Auf dem Schilde
stehen drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt einen offenen, schwarzen
Adlersflug (zum Mittelschilde gehörender Helmi; der mittlere zwei durch eine gol-
dene Krone gesteckte Büffelshörner, von welchen das rechte silbern, das linke roth
ist (Helm des Stammwappens), und der linke Helm ein rundes Sehinnbret mit gol-
denem Griffe, welches wie Feld 2 und 3 bezeichnet und ringsumher mit zwölf
Pfauenfedern besteckt ist. Die Helmdecken sind rechts roth und silbern, links
golden und blau. — Auf älteren Abbildungen ist der Mittelschild nicht gekrönt
und auf dem rechten Helme steht ein geschlossener, die Sachsen einwärtskehrender
schwarzer Adlersflug.
Wappen der Grafen v. Rantzau nach den dänischen Grafendiplomen :
quadrirter Schild mit Mittelschild. Der gekrönte Mittelschild ist von Roth und
Silber der Länge nach getheilt (Stammwappen). 1 und 4 in Roth zwei goldene
ins Andreaskreuz gelegte, mit den Klauen nach oben gerichtete Bärentatzen. 2 und
3 in Gold drei rothe (1 und 2) Kugeln. Den Schild deckt eine Grafenkrone und
denselben umschliessen unten zwei mit einem rothen Bande zusammengebundene
grüne Palmzweige.
Sehr alte und sehr angesehene holsteinische Familie, welche sich
namentlich in Dänemark , Braunschweig etc. weit ausgebreitet hat und
in Cuno, einem reichen Grundherrn in Holstein, ihren Stammvater verehrt.
Cunos Urenkel, Wolf, erlangte in der alten Mark das sogenannte hai-
samer Land, und Wolfs Enkel, Wipert IL, als Krieger unter dem Namen
Graf Wiprecht v. Groitsch sattsam bekannt, vertauschte das balsamer
Land mit der Grafschaft Groitsch im Meissnischen, wurde vom Kaiser
Heinrich IV. 1083 zum Burggrafen zu Leisnik (Leissnig) erhoben und
mit dem Markgrafenthum Lausitz belehnt. Von den Söhnen desselben
GRAFEN V. RANTZAU. 243
folgte der allere, Heinrich III., gest. 1203, als Burggraf zu Leisnik,
und die Nachkommenschaft desselben erlosch 1538 mit Hugo, letztem
Burggrafen zu Leisnik — der jüngere Solin aber, Otto I., wendete sich
wieder in sein Vaterland Holstein, erhaute um das Jahr 1140 das
Stammhaus Banlzau und wurde der nähere Stammvater aller später
blühenden Linien des weitausgebreiteten Hauses Bantzau. Der Urenkel
desselben, Otto IL, hinlerliess unter anderen Söhnen Otto III. und
Cajis I., welche um das Jahr 1340 lebten und durch ihre Nachkommen
das Geschlecht in zwei Hauptlinien verzweigten. Von Otto III. entspross
die ältere Hauptlinie, aus welcher sich, die adeligen Linien ungerechnet,
drei gräfliche Speciallinien bildeten, die zu Bastorff, Aschberg und
Obbendorf, von welchen das Haus Aschberg 1789, das Haus Obbendorf
1780 erlosch, die zu Breitenburg, vormals Ahrensburg, und die Linie
von Schmoel und Hohen fehle, oder die sogenannte braunschwei-
gische Linie. Von Cajus I. stammte dagegen die jüngere Hauptlinie.
Im fünften Gliede von Letzterem kommt Heinrich Bantzau zu Breitenburg
vor, von dessen Söhnen der ältere, Franz, gest. IG 12, die hier nicht
in Betracht kommende Linie der dänischen Lehnsgrafen zu Asdal. der
jüngere, Gerdt, gest. 1627, die reichsgräfliche Linie zu Neu-Bantzau
und Löwenholm stiftete, welche 1734 mit dem in vielfache Bechtshändel
verwickelten Wilhelm Moritz (nach Anderen Wilhelm Adolph) erlosch,
worauf die Grafschaft Bantzau mit Löwenholm, in Folge eines von der
Krone Dänemark mit dem Vater desselben abgeschlossenen Vertrags, von
Dänemark in Besitz genommen wurde.
Die Familie ist hier in drei Linien, der älteren auf Bastorff,
der Linie Breitenburg und der Linie von Schmoel und Hohen-
felde zu betrachten. Die Linie auf Bastorff, in welche der Beiehs-
grafenstand 18. März 1727 in der Person Christians, bischöfl. lübeckschen
Geh. Baths, gelangte, hat sich durch die Brüder Christian Wilhelm
Heinrich und Carl Emil in einen älteren und in einen jüngeren
Zweig geschieden. Die Linie Breilenburg erhielt in der Person
Detlevs 1728 die Beichsgrafenwürde erneuert. Die Linie von Schmoel
und II oben fei de hat mit der Linie zu Bastorff an Henrich, gest. 1464,
einen gemeinschaftlichen Stammvater, da die letztere von dem ältesten
Sohne Henrichs, Daniel, gest. 1598, erstere aber von dem jüngeren
Sohne, Johann, stammt. Von Letzterem stammte im fünften Gliede
Christoph, geb. 1625, gest. 1696, Herr auf Schmoel und Hohenfelde,
vyelcher sich 1650 zur römisch-katholischen Kirche wendete und als
k. k. Kämmerer und Beichs-Hofrath 16. Nov. 1650 in den Beichs-
grafensland, erhoben wurde. Derselbe wohnte im Braunschwcigischen,
und die Nachkommenschaft desselben ist daher gewöhnlich die braun-
schweigische Linie genannt worden. Durch die Brüder Anton Carl
Wilhelm und Christoph Ferdinand Anton hat sich dieselbe in einen
älteren und in einen jüngeren Ast getheilt.
Die Abstammung der weiter unten aufzuführenden jetzigen Familien-
glieder wird sich aus nachstehenden Ahnentafeln ergeben:
Aeltere Linie auf Bastorff. Christian v. Bantzau — Sohn
16*
244 GRAFEN V. RANTZAU.
des Kranz v. Ranlzau — geh. 20. Aug. 1649, gest. 17. Aug. 1704,
Herr auf Sallzau, Rastorff, Aschberg und Rürau, k. dän. Geh. Ralh;
zweite Gemahlin: Margarethe v. Ranlzau- Asciiberg, geh. 1642, venu.
1676, gest. 1708. — Christian, Graf, geb. 6. Sept. 1683, gest.
8. März 1729, Herr auf Rastorff, Weissenhaus und Lutgenhorn, bischöfl.
lübeckscher Geh. Ralh; Gemahlin: Charlotte Amalia v. Ranlzau, geb.
12. Jan. 1692, verm. 1708, gest. 29. Sept. 1769. — Christian Emil,
geb. 18. Febr. 1716, gest. 21. Mai 1777, k. dän. Geh. Ralh und
Gencral-Lieutenanl; Gemahlin: Anna v. Ruchwald, geb. 26. Nov. 1750
(26. Oct. 1753), verm. 16. Oct. 1771. — Christian Detlev Carl, geb.
8. Oct. 1772, gest. 23. Febr. 1812, k. dän. Kammerherr; Gemahlin:
Charlotte Freiin v. Diede zu Fürstenstein, geb. 3. März 1773, verm.
7. Sept. 1795, gest. 1847. — Christjan Wilhelm Heinrich und Carl
Emil, Gebrüder.
Linie R reiten bürg. Detlev, Graf — Sohn Ottos v. Ranlzau —
geb. 28. April 1689, gest. 6. März 1746, k. Reichs -Hofrath und
schlesw.-holslein. Landrath; erste Gemahlin: Friederike Amalia v. Rantzau,
Erbin von Embkendorf und Ahrensburg, geb. 16. Febr. 1700, verm.
25. Juni 1715, gest. 18. Juli 1736. — Friedrich, geb. 6. Sept. 1729,
Herr zu Rreitenburg, k. dän. Geh. Rath und Kammerherr; Gemahlin:
Friederike Gräfin v. Castell-Remlingen, geb. 24. Juli 1732, verm.
23. Dec. 1761, gest. 21. Aug. 1802. — August Wilhelm Franz, geb.
27. Mai 1768, gest. 17. Sept. 1849, grossherz. holslein-oldenb. Kammer-
herr; Gemahlin: Sophie Juliane Johanne Gräfin v. Rolhmer, geb. 20. März
1771, verm. 6. Sept. 1794, gest. im Juli 1846. - Friedrich August
Leopold Hans Carl, jetziges Haupt der Linie.
Linie von Schmoel und Hohen fei de. Aelterer Ast:
Alexander Leopold Anton — Sohn Christophs, Herrn zu Schmoel —
geb. 1679, gest. 1747, herz, braunschw. wolffenbült. General; Gemahlin:
Calharina Sophie Freiin v. Hoym aus dem Hause Rohden, geb. 1684,
verm. 1702, gest. 1748. — Anton Carl W.lhelm, geb. 17. Febr. 1704,
gest. 1771, herz, braunschw. Oberst-Lieutenant; zweite Gemahlin:
Friederike Luise Juliane Freiin v. König, geb. 16. Mai 1712, verm.
12. April 1735. — Christian Friedrich Ernst, geb. 6. Febr. 1747,
k. dän. Kammerherr und Hof-Jägermeister; zweite Gemahlin: Charlotte
Wilhelmine v. Huth , geb. 1773, verm. 14. Oct. 1793. Friedrich
Wilhelm, jetziges Haupt des älteren Astes. — Jüngerer Ast: Christoph
Ferdinand Anton — Sohn Alexander Leopold Antons und Bruder Anton
Carl Wilhelms — geb. 26. März 1711, gest. 21. Oct. 1802, holländ.
Oberst-Lieutenant; erste Gemahlin : Josine v. Schockmann, geb. 10. Sept.
1722, verm. 22. Nov. 1736, gest. 2. Dec. 1758; zweite Gemahlin:
Luise Henriette Freiin v. Brockenburg, geb. 7. Febr. 1732, verm. 30. Juli
1759, gest. 1788. - Aus erster Ehe entsprossen: Daniel Detlev,
Julius Ferdinand, Ferdinand Wilhelm und Friedrich Carl Ferdinand. —
Daniel Detlev, geb. 14. Dec. 1741, gest. 12. Aug. 1822, Gouverneur
auf Ceylon; zweite Gemahlin: Johanna Elisabeth Cramer, verm. 1779,
gest. 13. Sept. 1791. — Julius Ferdinand, geb. 17. Oct. 1745, gest.
GBAFEH V. KVMZAl '. 24")
16. Jan. 1795, herz, braunschw. Lieutenant a. I).; /weile Gemahlin:
Johanna Christine Charlotte Wallher, geb. IG. Aug. 1766, verm. 13. Juni
1790, gest. 30. Juni 1834. — Ferdinand Wilhelm, geh. 14. Üec. 1754,
gest. 12. Nov. 1823, herz, oldcnb. Canzleirath; Gemahlin: Henriette
Avenarius , geb. 30. Oct. 1772, verm. 14. Oct. 1789. — Friedrich
Carl Ferdinand, geb. 22. April 175G.
Von den jetzigen Gliedern der Familie gehören hierher:
Aeltere Linie zu Hastorf f. Aelterer Zweig: Graf CHRI-
STIAN Carl Heinrich — Sohn des Grafen Christian Wilhelm Heinrich,
geh. 23. Sept. 1796, gest. IS. Mai 1848, verm. 19. Febr. 1825 mit
Üllihe Agathe Gralin v. Reventlow, geb. 28. Oct. 1800 — geb. 23. Sept.
1830, Herr des obbendorfer Fideieommisses. Die zwei Brüder desselben
sind die Grafen Heinrich Adalhert, geb. 27. Oct. 1834, und Cuno, geb.
10. März 1843. — Die zwei lebenden Brüder des Grafen Christian
Wilhelm Heinrich sind: Graf Ernst, geb. 28. März 1802, Landralh und
Amtmann zu Ploen und Ahrensböck, verm. 17. Febr. 1827 mit Agnes
Gräfin v. Ranlzau aus dem Hause Rastorh", geb. 28. Aug. 1803, aus
welcher Ehe sechs Söhne stammen, die Grafen Otto, geb. 24. Nov.
1827; Andreas Heinrich August, geb. 4. Juni 1832; Christian, geb.
8. Oct. 1830; Hermann, geb. 19. Febr. 1840; Carl, geb. 12. Juni
1842, und Cuno, geb. 21. Sept. 1843 — und Graf Otto Carl Josias,
geb. 1. Juni 1809, Propst des adeligen Klosters zu Uetersen, verm.
31. Aug. 1844 mit Julie Luise Friederike Gräfin v. Ranlzau aus dem
Hanse Rastorti, verw. Gräfin v. Reventlow, geb. 25. Juli 1808, aus
welcher Ehe zwei Söhne entsprossen sind, die Grafen: Curt Carl Cuno,
geb. 12. Dec. 1845, und Johann Heinrich Ernst, geb. IG. Sepl. IS 17.
— Jüngerer Zweig. Vom Grafen CARL Emil — Sohn des Grafen
Christian Detlev Carl — geb. 17. Febr. 1775, Herrn auf Rastorff, k. dan.
Geh. Conferenz-Raih, verm. in erster Ehe, 22. Sept. 1794, mit Emilie
Gräfin v. BernslorlT, geb. 7. Nov. 1777, gest. 14. Mai 1811, und in
zweiler, 10. Juli 1813, mit Luise v. Wilzleben, geb. 30. Juni 1784,
stammt aus erster Ehe : Graf CHRISTIAN Andreas Friedrich, geb. 5. Febr.
1796, k. dän. Geh. Conferenz-Ralh, und bis 1 84S .Gouverneur und
Landdrost des Herzoglbums Lauenburg, venu, in erster Ehe, 12. Oct.
1820, mit Nancy Gräfin v. Ranlzau, geb. 4. Aug. 1798, gest. 7. Oct.
1843, und in zweiler, 15. Aug. 1846, mit Maria v. Wilzleben, gel).
16. April 1801. Aus erster Ehe ist entsprossen: Graf Christian Emil
Heinrich Julius, geb. 12. Juli 1827.
Linie Breiten!) urg: Graf FRIEDRICH AUGUST Leopold 1I\ns
Carl — Sohn des Grafen August Wilhelm Franz — geb. II. April
1799, Herr der Fideicomniissherrschaft Breitenburg, grossherz. oldeub.
Kammerherr, Hof-Jägermeister und Chef der Hofhaltung zu Eutin, venu.
3i. Oct. 1844 mit Rosa Maria Gräfin v. Wedeil- Wedellsburg, geb.
23. Juni 1822, aus welcher Ehe ein Sohn N. N., geb. 1851, stammt.
— Der Bruder des Grafen Friedrich August Leopold Hans Carl ist: Graf
Cuno Heinrich Christian Carl, geb. 22. April 1805, Herr auf Rohlsdorf
in Holstein, venu. 14. März 1831 mit Christine Caroline Ainalasuuta
24(5 GRÄFE« V. RANTZAÜ.
Erbgrälin v. Bothmer-Bülow, geb. 23. Aug. 1810. Der Sohn aus dieser
Ehe, neben zehn Töchtern, ist Graf Otto August Christian Carl Johann
Wilhelm, geb. 5. Juli 1835.
Linie von Schmoel und Hohen fei de. Aelterer Ast:
Graf FRIEDRICH Wilhelm — Sohn des Grafen Christian Friedrich Ernst
— geb. 12. Febr. 1798, Consumtions- Verwalter zu Hobroe in Jütland.
— Jüngerer Ast: Vom Grafen Daniel Detlev (s. oben) stammen zwei
Sühne: Graf LUDWIG Carl, geb. 1786, Resident-Gouverneur in Indien,
verm. mit Fräulein de Kock, und Graf Heinrich Matthaeus, geb. 1788.
— Der Sohn des Grafen Julius Ferdinand aus zweiter Ehe (s. oben)
ist: Gral' Georg Ludwig Carl Heinrich, geb. 7. Nov. 1794, Herr zu
Meynerswyk, Mitglied der k. niederl. geldernschen Ritterschaft und Pro-
vinzialstände , k. Jägermeister, General -Einnehmer der Provinz Geldern,
verm. 20. März 1822 mit Anna Maria Johanna v. d. Burgh, verw.
Baronin v. Haersolte, geb. 18. Juli 1796, aus welcher Ehe drei Töchter
leben. — Von den Söhnen des Grafen Ferdinand Wilhelm (s. oben) lebt
der jüngere: Graf Heinrich Friedrich Wilhelm Ernst, geb. 23. Juni 1795,
grossherz. oldenb. General-Major und Brigade- Commandant, verm. mit
N. N. Kirchhof, der ältere, Graf Anton Friedrich Carl, geb. 27. Oct.
1793, ist 22. Sept. 1849 gestorben. Derselbe, grossherz. meklenb.-
strel. Kammerherr und Hauptmann a. D., war verm. in erster Ehe mit
Sophie Hase, und in zweiter, 19. Juli 1817, mit Ottilie Israel, verm.
22. März 1844. Aus letzterer Ehe stammt: Graf Daniel Detlof Fer-
dinand Wilhelm, geb. 4, Dec. 1847.
Graf Friedrich Carl Ferdinand — Sohn des Grafen Christoph Fer-
dinand Anton — geb. 22. April 1756, ist schon oben erwähnt worden.
GRAFEN V. RECHBERG U. ROTHENLÜWEN. 247
Grafen v. Rechbcrg u. Rothenlöwen.
Äatholifd). Württemberg wnb Öagern.
Besitz: die Herrschanen Donzdorf, Wcissensiein, Böhmenkirch, Ramsberg, Winzingeii und
Klein-Süs.sen in Württemberg; tue Standesherrscbaft Mickhadsen in Bayern.
üom Haupte der Familie steht das Pradioat „Krlaucln" zu.
Wappen: iin goldenen Schilde zwei rückwärts gegen einander gekehrte
rothe Löwen, deren Schweife dreimal in einander geflochten sind. Ueber der
Grafenkrone steht ein Helm, aus welchem der vordere Theil eines vorwärtsgekehrten
goldenen Hehbocks mit ausgebreiteten Läufen und mit einem rothen Geweih von
acht Enden hervorwächst. Die Helmdecken sind roth und golden, und den Schild
halten zwei auswärtssehende, doppelt geschweifte goldene Löwen. — Auf älteren
Abbildungen des Wappens der erloschenen Linien finden sich drei Helme. Auf
dem rechten Helme sitzt ein cinwärtssehender rother Löwe, welcher mit einer
geschlossenen Krone geschmückt ist. Hinter demselben weht an einer schrägrechts
gestellten und auf dem mittleren Helme ruhenden silbernen Lanze eine rothe Fahne
mit einem silbernen, ovalen Schilde, in* welchem über einander drei nach links
schreitende rothe Löwen stehen. Der mittlere Helm trägt das Vordertheil des
beschriebenen goldenen Hehbocks, welchen ältere Angaben als zwölfendigen Hirsch
bezeichnen, und der linke Helm einen einwärtssehenden, gekrönten, rothen Adlers-
kopf mit Hals. Hinter demselben weht an einer ebenfalls auf den mittleren Helm
gestellten silbernen Lanze eine rothe, mit einem ovalen Schilde belegte Fahne.
Der Schild ist von Silber und Roth der Länge nach gethcilt und zeigt rechts einen
halben, an die Theilungslinie angeschlossenen rothen Adler, links zwei silberne
Querbalken. Beide Helme, den rechten, wie den linken, und die erwähnten Fahnen
konnten Trier und andere frühere Heraldiker nicht deuten.
Uraltes schwäbisches riltermässiges Geschlecht, welches, wie Einige
behaupten, mit dem hohenstaufenschen Hause verwandt, oder nach Imhuf
und Anderen mit dem Pappenheimsehen Geschlechte eines Stammes sein
soll: Hehauptungen, deren Wahr- oder Unwahrheit schwer zu beweisen
sein dürfte. — Das Stammschloss liegt unweit Gmünd, dem Mohcnstaufen
gegenüber im Jaxlkreise des Königreichs Württemberg. Volkmar kommt
um das Jahr 1075 vor, Rudolph war 1080 Turnierkönig zu Augsburg,
Bertold und Veit waren 1113 im Gefolge Kaiser Heinrichs V. auf dem
Reichslage zu Regensburg, Dietmar zeugte 1120, Ulrich v. Rechberg,
248 GRAFEN V. RECHBERG U. ROTHENLÖWBN.
11G3 Marschall des Herzogthums Schwaben, tritt, so weit Urkunden
reichen, als Stammvater der Familie auf, und Otto v. Rechberg, welcher
um das Jahr 1189 lehle, der Sohn desselben, Hartwig, und der des Letz-
teren, Otto, werden in Urkunden Üomvoigte von Regensburg genannt. —
Von Ulrichs Söhnen waren Rathod und Ulrich Bischöfe zu Speyer, Seyfried
Bischof zu Augsburg, und Hildebrand folgte im Marschaltamte. Die Söhne
des Letzteren besassen schon 1227 die Burg Hohenslaul'en , und das
Geschlecht führte vormals im Panner das hohenslaufensche Wappen. —
Im 13. Jahrhundert hatte sich die Familie durch Hildebrands Söhne in
zwei Haupllinien getheilt, in die Linie : Rechberg auf (\en Bergen und in
die Linie: Rechberg unter den Bergen. Letzlere erlosch schon 1413,
erstere zerfiel in vier Unterlinien. Von diesen ist Hohenrechberg 1685,
Staufeneck 1599, Üonzdorf 1732 erloschen, und nur Weissenstein besteht
und besitzt den Rest eines im 1 5. Jahrhundert gestifteten Fideicommisses.
Diese Angabe, dass die genannten vier Unterlinien zur Linie der Rech-
berge auf den Bergen gehören, findet sich bei Cast und Anderen, während
Klüber dieselben von den Recbbergen unter den Bergen ableitet.
Der Freiherrenstand kam durch Conrad v. Rechberg, gest. 1592,
in die Familie. Im Anfange des 17. Jahrhunderts nahm dieselbe die
Reichsgrafenwiirde der Vorällern wieder auf, die durch Diplome
im 17. Jahrhundert den ausgestorbenen Linian erneuert, oder ver-
liehen wurde, trat aber später in den Reichsfreiherrenstand wieder
zurück. Das erste Diplom erhielt vom Kaiser Rudolph II. 29. Sept.
1609 Wolf Conrad. Derselbe erhielt 1613 als Personalist die Auf-
nahme in das schwäbische Grafencollegium : die Güter waren also reichs-
ritlerscbafllicb. — Das zweite Diplom gelangte vom Kaiser Ferdinand II.
20. Juli 1626 an Caspar Bernhard, welcher seine bei der Reichsritter-
schaft immatriculirten Herrschaften Illeraichheim 1626 und Hohenrechberg
1638 zu unmittelbaren Reichsherrschaflen erheb u liess und dadurch
Kieisstandschaft bei dem schwäbischen Reichskivise erwirkte. Als er
jedoch die Herrschaften dem reichsritlerschafllicben Sieuernexus zu ent-
ziehen und dieselben mit Kreislaslen zu belegen suchte, entschied der
Reichshofralh für Forldauer des Nexus mit der Reichsrillcrsehal'l , und
Rechberg erschien seitdem auf Kreistagen nicht mehr. Caspar Bernhard
war auch als Personalist in das schwäbische Grafencollegium aufgenommen
worden, doch erlosch diese persönliche Reichsslandscliafl mit seinem
Sohne, Johann, welcher 1676 ohne männliche Erben starb. Durch die
Vermählung der Tochter desselben kam Illeraichheim an den Grafen
v. Limburg-Styrum, Hohenrechberg aber an des Vaters Bruder, den
Freiherrn Johann Wilhelm. — Das dritte Diplom liess Kaiser Leopold I.
28. Jan. 1699 an Franz Albert ausfertigen, welcher durch dasselbe
ermächtigt wurde, sich Rechberg und Rolhenlöwen zu schreiben. — Die
jetzigen, aus der Linie Weissenstein stammenden Grafen v. Rechberg
erhielten als Freiherren, nachdem die Herrschaft Rechberg 1810 unter
würlteinhergische Staatshoheit gekommen, vom König Friedrich I. von
Württemberg 1. Nov, IS 10 die Grafen würde in der Person Maximilian
Emanlels und wurden 1815 jenen fürstlichen und grälliehen Besitzern
GRAFEN V. RECHRERG ö. ROTIIK.NI.ÖWt V 21(.)
beigezählt, auf deren Besitzungen Reichs- und KreisstimmeD ruhen. 1829
wurde das Haupt der Familie als zu dem standesberrlich-gra'flichen Prä-
dicai: Krlauc hl geeignet, bei der Bundesversammlung angemeldet, und
eine königliche Declaralion bestimmte 3. Mai 1S32 den slandesherrlichen
Rechtszustand des gräflichen Hauses. Die Besitzungen desselben sind
oben angegeben.
Die jetzigen, hier aufzuführenden Familienglieder sind Nachkommen
des Grafen .Maximilian Emantel, geb. 1736, gest. 19. März 1819, zuletzt
k. liayer. \v. Geh. Raths und Oberst-Hofmeisters.
Vom ältesten Sohne desselben, dem Grafen Aloys Franz Xaver,
geb. 18. Sept. 1706, gest. 10. März 1849, k. bayer. Kämmerer und
Staatsminister, Reiehsralhe der Krone Bayern, Standesherrn im König-
reich Württemberg etc., verm. 9. Febr. 1797 mit Maria Anna Amaha
Friederike Grälin v. Schlitz, genannt Gortz, geb. 9. Sept. 1778, gest.
11. Mai 1825, stammt das jetzige Haupt der Familie:
ALBERT Graf v. Reehberg und Rotbenlöwen zu Hohenrechberg,
geb. 7. Dec. 1S03, Herr der Herrschaften Donzdorf, Weissenstein,
Böhmenkirch, Ramsberg, Winzingen und Klein-Süssen in Württemberg,
Herr der Slandesherrschaft Nickhausen in Bayern, erbliches Mitglied der
ersten Kammer in Württemberg, lebenslänglicher Reichsralh in Bayern etc.,
\erm. 9. Juli 1S30 mit Walpurga Gräfin v. Rechberg (Tochter des
k Grafen Johann Nepomuk), geh. 16. Febr. 1809, aus welcher Ehe, neben
vier Töchtern, Erbgraf Otto, geb. 23. Aug. 1833, stammt. — Der
Bruder des Grafen Albert ist: Graf Johann Bernhard, geb. 17. Juli 1806,
k. k. Kümmerer, Geh. Rath und Internuntius bei der hohen Pforte, verm.
26. Juli 1834 mit Barbara Miss Jones, geb. 8. Juni 1813, ältester
Tochter des verstorbenen Thomas Jones, Viscounl Ranelagh Barons of
Waron, aus welcher Ehe Graf Louis, geb. 4. Juli 1835, entsprossen ist.
Vom Grafen Johann X'epomuk — Sohn des Grafen Maximilian Emanuel
und Binder des Grafen Aloys Franz Xaver — geb. 24. Nov. 1773, gest.
8. Mai IS 17, k. bayer. Präsidenten der General-Forst-Administration, lebt
aus der Ehe mit Julie Gräfin Barbier v. Schroflenberg, verm. 1808,
Graf Ludwig, geh. 15. Jan. 1814, k. bayer. Kämmerer, Major und
Flügeladjutant, verm. 18. Juli 1839 mit Gabriele Maria Sophie Auguste
Gräfin v. Brav, geh. 9. März 1818. Der Sohn aus dieser Ehe ist Graf
Ernst Bero, geb. 3. Juni 1840.
250 GRAFEN V. RECHTERKN-MMPURG U. GRAFEN V. REC.HTEREN-APPELTERN.
Grafen v. Rechteren -Lirnpurg und Grafen
v. Rechteren-Appeltern.
Hef0rtmrt. ßa^ttn unfc tttefcerlcmfce.
Besitz: die Standesherrschaft Lirnpurg- Speckfeld ; die Herrschaften Almelo, Vriesenveen,
Rechteren und Verborg in der niederländischen Provinz OberiYssel ; die Herrschaft
Schulenbtirg und Eeze etc.; die Herrschaft Appeltern, Anem etc.
Dem Haupte der jüngeren, wie der älteren Linie Rechlcren-Limpurg steht das I'rädical
„Erlaucht" zu.
Wappen der Grafen v. Rechteren - Lirnpurg : quadrirter Schild; 1 und 4
in Gold ein gemeines, das ganze Feld überziehendes rotbes Kreuz (Stammvvappen
der Heekeren v. d. Eese zu Rechteren); 2 und 3 quadrirt, und zwar 1 und 4 von
Roth und Silber durch vier aufsteigende silberne Spitzen quer gelheilt, in 2 und 3
aber in Blau fünf (3 und 2) silberne Heerkolben (Fraenkisch-Limpurgsches Wappen).
Den Schild bedecken zwei Helme. Auf dem rechten liegt ein goldener Sturmhut
mit gegen die rechte Seite niedergebogener Spitze und rotbcin, mit goldenein
Bande eingefasstem Stulpaufschlage, welcher letztere mit einer rotben, nach rechts
wehenden Slraussenfeder besteckt ist (Helm des Stammwappens). Der linke gekrönte
Helm trägt zwei von Roth und Silber mit Spitzen quergetbeiltc Büffelshörner, in
deren Mündungen eine von Roth und Silber durch Spitzen quergetbeiltc Fahne mit
silberner Stange steckt (Limpurgscher Helm). Die Helmdecken sind rechts roth
und golden, links blau und silbern.
Wappen der Grafen v. Rechteren-Appeltern : in Gold ein das ganze Feld
überziehendes rothes Kreuz. Lieber der Grafenkrone erhebt sich ein Helm , auf
welchem ein goldener Sturmhut mit gegen die linke Seite niedergebogener Spitze
und rothem, mit goldenem Bande eingefasstem Stulpaulschlage liegt, welcher letz-
tere mit einer rotben , nach links wehenden Straussenfeder besteckt ist. Die
Helmdecken sind gülden und roth.
Sehr alles niederländisches, in Geldern und Oberyssel ansässiges
Geschlecht, dessen ältester bekannter Stammvater Eberhard v. Heekeren
ist, welcher um das Jahr 1230 lebte. Ein Nachkomme desselben,
Friedrich van Heekeren, erhielt um 1350 vom Bischof v. Utrecht, für
geleistete Hülfe, den Schutz über Salland , Twenthe und die Herrschaft
Dieponheim, durch seine Gemahlin aber, Lütgarde v. Rechteren, das
Schloss Rechteren in Oberyssel, nach welchem seine Nachkommen sich
nannten, während die seiner Brüder: Heekeren van der Eese hiessen.
(MIAMIS V. RKCHTKRKN-UMITRG lT. GRAFI'.N V. RFCHTKREN-APPFJTKRN. 251
— Von elf Söhnen Joachim Adolphs, Freiherrn v. Rechleren zu Rechteren,
gest. 1686, pflanzten drei den Stamm dauernd fort und gründeten drei Linien.
Es stiftete nämlich Johann Zeiger die ältere, Adolph Heinrich die mittlere
und Friedrich Bubolph die jüngere Linie. Die ällereLinie: Rechleren-Limpurg
erhielt in der Person Joachim Heinrichs, des Sohnes des Stifters, den gräf-
lichen Titel, und durch die Vermählung des Grafen Joachim Heinrich Adolph
mit einer der drei Erblöehter des Hauses Limpurg-Speckfeld in Franken
die Herrschaft Speckfeld und dadurch Sitz und Stimme im fränkischen
(ji-afencollegium , mithin Reichsstandschaft. Der Stifter der mittleren
Linie: Rechleren-AImelo , Adolph Heinrich, erhielt riehst seiner ganzen
Familie vom Kaiser Joseph I. 1706 den Reichsgrafenstand und 170S
durch ein kaiserliches Diplom die Anwartschaft auf die gräflich Wolf-
steinschen Reichslehen, zu deren Besitz die Nachkommen aber nicht
gelangt sind. Die jüngere Linie ist mit des Stifters Enkel, dem Grafen
Friedrich Heinrich, in diesem Jahrhunderte erloschen. — Obigem gemäss
wurde daher in früheren genealogischen Werken das Haus in den an-
gegebenen drei Linien, der älteren, mittleren und jüngeren, abgehandelt,
jetzt aber wird dasselbe als Rechteren-Limpurg und Rechteren-
App eitern aufgeführt. Rechteren-Limpurg zerfallt in zwei Linien: die
jüngere oder Rech teren-Limpurg-Speckfeld, und die ältere oder
Rechteren-(Limpurg)-Almelo. Die jetzige jüngere, so wie die
ältere Linie von Rechteren-Limpurg würde nach der älteren Eintheilung
zur älteren Linie, die Grafen Rechteren -Appeltern aber zur mittleren
Linie gehören. — Die Herrschaft Speckfeld wurde durch die rheinische
Bundesacte der k. bayerischen Souverainclät slandesherrlich untergeordnet
und steht jetzt, nach Uebereinkunft mit der älteren Linie vom 6. Nov.
1819, der jüngeren zu. In Bezug auf die Rechterenschen Hausverträge
erging eine k. bayer. Bekanntmachung vom 11. Febr. 1823. — Die
ältere Linie hat durch den Vertrag von 1819 den Besitz der nieder-
ländischen Güter erlangt, ist aber doch als Subsidiallinic von der jüngeren
zu betrachten, also im Fall vom Erlöschen der letzteren successions-
berechtigt. Die niederländischen Güter sind die Herrschaften Almelo,
Vricsenveen, Rechteren und Verborg. — Die Grafen v. Rechleren-Appellern
besitzen die niederländischen Herrschaften Appellern, Ancm und andere
Güter im Gelderland.
Die genealogischen Verhältnisse der Familie ergeben sich aus fol-
genden Ahnentafeln:
Rechteren-Limpurg. Jüngere Linie: Joachim Heinrich
Adolph — Sohn Johann Zeigers — Graf, geb. 28. Dec. 1687, gest.
15. März 1715; Gemahlin: Amalia Gräfin v. Limpurg-Speckfeld, verw.
Gräfin v. Wolframsdorf, geb. 5. Juni 1689, wieder verm. 1. Dec. 1711,
gest. 2. April 1750. — Johann Ererhard Adolph, geb. 2. Nov. 1714,
gest. 25. März 1754, erbte von seiner Mutler einen Antheil von der
Grafschaft Limpurg; zweite Gemahlin: Sophie Caroline Florentine Gräfin
v. Rechteren, geb. 16. April 1725, verm. 14. Juli 1746, gest. 28. Juni
1805. — Friedrich Reinhard Burkhard Rudolph, geb. 22. Sept. 1751,
gest. 20. Juni 1842, alleiniger Besitzer der Herrschaft Speckfeld, erb-
252 GRAFEN V. RECHTEREN-UMPURG U. GRAFEN V. RECHTEREN-APPELTERN.
lieher Reichsratb im Königreich Bayern, k. bayer. General etc.; zweite
Gemahlin: Auguste Eleonore Prinzessin v. Hohenlohe-Kirchberg, geb.
24. Mai 17S2, verm. 11. Aug. 1807. — Friedrich Ludwig jetziges
Haupt der Linie.
Aeltere Linie: Joachim Heinrich Adolph — Johann Ererhard
Adolph (über Beide s. vorst. Ahnentafel). — Friedrich Ludwig Christian,
geb. 29. Febr. 1748, gest. 8. Sept. 1814, k. k. Kämmerer und k.
grossbrit. Oberst; zweite Gemahlin: Elisabeth Johanna Beinera Freiin
v. Heekerin, geb. 29. April 1774, verm. im November 1792. — Adolph
Friedrich Ludwig, geb. 13. Oct. 1793, gest. 31. März 1851, k. niedeii.
Kammerherr, Gouverneur von Ober-Yssel etc., verm. 2. April 1824 mit
Elisabeth Wilhelmine Freiin v. Massow, geb. 4. Oct. 1793. Adolph
Friedrich, jetziges Haupt der Linie.
Rechter en-Appeltern: Jacob Heinrich — Sohn Adolph Hein-
richs, des Stifters der sonstigen mittleren Linie (s. oben) — geb. 2. Nov.
1709, gest. im November 1783, ältester Rath und Deputirler der Staaten
von Utrecht; Gemahlin: Margaretha Maria Baronne v. Pynssen v. d. Aa,
verm. 11. Nov. 1733, gest. 4. Jan. 1758. — Rudolph Christian, geb.
23. Nov. 1749, gest. 31. Dec. 1812; Gemahlin: Caroline v. d. Capellen.
— Jacob Heinrich, geb. 1787, Mitglied der zweiten Kammer der niederl.
Generalstaaten und der Ritterschaft von Gelderland; dritte Gemahlin:
Gerlriule Agnes Freiin de Vos van Steenwyk, verm. 27. April 1835. —
Gobert Wilhelm, jetziger Besitzer von Appellern etc.
Von den jetzigen Gliedern der Familie gehören hierher:
R ech te ren-Limp urg. Jüngere Linie: Graf Friedrich LUDWIG
— Sohn des Grafen Friedrich Reinhard Burkhard Rudolph — geb. 9. Jan.
1811, w. erbl. k. bayer. Reichsratb, Herr der Standesherrschaft Limpurg-
Speckfeld, Kreis-Commandant und General der Landwehr von Unterfranken
und Aschallcnburg, verm. 23. Aug. 1840 mit Luitgarde Luise Charlotte
Sophie Grälin zu Erbach-Fürstenau, geb. 13. Mai 1817, aus welcher
Ehe Erbgraf Friedrich Reinhard Albrecht Emil August, geb. 3. Juli 1841,
stammt. — Der Bruder des Grafen Friedrich Ludwig: Graf Carl Ludwig
August, geb. 13. Nov. 1818, expectivirt auf die deutsche Ordens-ßallei
Utrecht.
Aeltere Linie: Graf ADOLPH FRIEDRICH — Sohn des Grafen
Adolph Friedrich Ludwig — geb. 17. Juli 1827, Herr der Herrschaften
Ähneln und Vriesenveen. Der Bruder desselben ist Graf Jacob Heinrich,
gel). 6. Dec. 1831, Herr der Herrschaften Rechteren und Verborg.
Vom Grafen Adolph Friedrich Ludwig leben zwei Brüder: Graf Wilhelm
Reinhard Adolph Carl, geb. 11. Oct. 1798, grossherz. hess. Kämmerer
und Rittmeister ä la suite, Herr der Herrschaften Schulenburg und Eeze,
verm. 27. Dec. 1823 mit Sophie Mariane Adelheid Freiin v. Günderode,
geb. 19. Juni 1803, aus welcher Ehe vier Söhne entsprossen sind, die
Grafen: Friedrich Ludwig Christian, geb. 16. Feb. 1825, Joachim Adolph
Zeijger, geb. 10. Aug. 1830, Ferdinand Christian Georg, geb. 28. Aug.
1832, und Wilhelm Carl, geb. 11. Juni 1840 — und Graf Johann
Reinhard Friedrich Christian Wilhelm, geb. 12. Febr. 1806.
GRUT.N V. D. RKCKK-VOI.MKRSTKIN.
253
Rechteren-Appeltern: GOBERT WILHELM Graf v. Rechteren
— Sohn des Grafen Jacob Heinrich - Herr von Appeltern, geb. 19. Ort.
]sil. — Der Bruder <l<'s Grafen Jacob Heinrich isl Graf Johann Dirk,
geb. 22. Juni 1799, Herr von Anem, k. nirderl. Kaminerlierr und Slaals-
rath, verm. in erster Ehe 1827 mit Civil« Susanne Johanne Adolphine
Freiin v. Hardenbrock, geb. 17. Febr. 1S40, und in aweiter, 9. Juni
lslT, mit Elise Martha Gräfin v. Liinpurg-Slyrum, Ober- Hofmeisterin
Ihrer k. Höh« der Prinzessin Friedlieh der Niederlande. Aus erster Ehe
stammt Graf Adolph Johann Dirk, geb. 15. Jan. 1835.
Grafen v. d. Recke -Volmerstein.
^Dongclifd). ^reufjen.
Besitz: die HerrscbaR Frauendorf in der Provinz Brandenburg; die Herrschaften und (iiiier
Volmersicin, Orerdyck, Werdringen, Obernhöf, Mallinkrodt, Berge und Münsterhausen
in der Provinz Wesiphnlen ; die krasehnitser Güter und das Rittergut Louisdorfill
Schlesien.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im golden eingefassten, blauen
Mittelschilde ein goldenes Kreuz (bei Erhebung in den Grafenstand hinzugekommen).
t und 4 in Blau ein silberner, mit drei rothen Pfählen belegter Balken ( Stamm-
wappen); 2 und 3 in Silber »drei kleine, oben spitzige rothe Blätter, welche in der
Mitte des Schildes an einer goldenen Kugel befestigt sind (Volmerstein). Heber der
Grafenkrone erbeben sich drei mit gräflichen Kronen gekrönte Helme. Der rechte
Helm trägt einen offenen blauen Adlersflug, dessen Flügel mit dem Querbalken
des 1. und 4. Feldes belegt sind (Helm des Stammwappens) ; der mittlere einen
rechtbsehenden, gekrönten schwarzen Adler (zum Mittelschilde gehörig), und der
linke zwischen zwei silhernen ßüffelshörnern die Blätter des 2. und 3. Feldes mit
der Killet (Volmersteinscber Helm). Die Helmdecken sind blau, roth und silbern,
und den Schild halten zwei vorwärtsseilende, um die Lenden mit Laub umgürtete
Männer, welche mit der freien Hand eine Keule auf den Boden stemmen. Das
Geneal. Tascbenb. d. gräfl. Häuser setzt in das 2. und 3. Feld und zwischen den
linken Helm drei an einer rothen Kugel befestigte rothe Büffelsohren, wogegen
254 GRAFEN V. D. RECKE-VOLMERSTEIN.
Spenors, aus der Familie seihst erhaltene Angaben sprechen. Derselbe nennt das
Wappenbild : Kleeblatt s. Trifolium.
Eins der ältesten deutschen Geschlechter, welches sich aus West-
phalen nach Pommern, Lief- und Kurland, Preussen etc. verbreitet hat.
Das Stammschloss desselben, Reck, in der Grafschaft Mark, welches noch
in der Mitte des 18. Jahrhunderts der Familie zustand, kommt urkundlich
zuerst 1340 vor. Diejenigen Ritter v. d. Recke, welche sich mit dem
1201 gestifteten Schwertbrüder-Orden nach Liefland begaben, stammten
aus dem Hause Untrop in Westphalen , und von Liefland machten sich
Nachkommen in Kurland und Preussen angesessen. Hans war 1549
Ordens-Heermeisler in Liefland und Johann um dieselbe Zeit Rischof zu
Dorpat. — Agnes Gräfin v. Volmerstein, Erbtochter des sehr angesehenen,
mit den alten Grafen v. d. Mark blutverwandten, aus dem Schlosse
Volmerstein im Amte Wetter der Grafschaft Mark stammenden Hauses
gleiches Namens, verm. sich 1392 mit dem Ordens-Ritter Görd (Gottfried)
Herrn auf Reck, und brachte demselben, als 1415 das Haus Volmerstein mit
ihrem Rruder Johann im Mannesstamme erloschen war, die Herrschaften
Heessen bei Hamm an der Lippe und Steinfurt im Risthume Münster, neben
anderen Resitzungen zu. Von den Söhnen aus dieser Ehe folgte Hans dem
Vater im Resitz von Reck und Heeren ; Gerhard, der Stifter mehrerer Linien,
erhielt die übrigen benachbarten Güter des Vaters, Dietrich aber bekam
die mütterlichen Resitzungen, namentlich Heessen und Steinfurt, und
wurde, wegen treuer Kriegsdienste, vom Kaiser Sigismund 1433, unter
Vermehrung des Wappens mit dem Volmersteinschen, mit allen* Reichs-
mannlehen der Grafen v. Volmerslein beliehen. Aus der von demselben
gestifteten Linie Recke -Volmerstein entstanden die Häuser Heessen
und Steinfurt. Das Haus Steinfurt, aus welchem Johann v. d. Recke,
Freiherr v. Scharffenegg, k. k. Kämmerer und unter dem Kaiser Ferdi-
nand II. Reichshofraths- Präsident, stammte, schied sich später in die
Aeste zu Witten und Stock hausen. — Von den berühmt gewor-
denen Gliedern der Familie mögen hier nur nachstehende genannt werden :
Dietrich Adolph, aus dem Hause Curll, war 1650 Rischof von Paderborn,
und ein Freiherr v. d. Recke 1704 k. preuss. Geh. Regierungspräsident
des Herzogthums Cleve (wahrscheinlich derselbe, welchem vom Könige
Friedrich I. von Preussen 14. Dec. 1709 die altfreiherrliche Würde
bestätigt wurde). Johann, gest. 1737, grossbritann. und kurbraunschw.
Rath, führte das Lauenburgsche und Ratzeburgsche Votum auf dem
Reichstage zu Regensburg und machte sich durch die Unterhandlungen,
welche derselbe von 1720 an als Revollmächtigter des Corpus evange-
licum am kurpfälz. Hofe pflegte, bekannt. Eberhard Friedrich Christoph
Ludwig wurde 1785 k. preuss. w. Geh. Staalsminister im Departement
der Justiz und erwarb sich grosse Verdienste um den Staat. Die an
Geist so reiche Elise Freifrau v. d. Recke, geb. Gräfin v. Medem , ist
schon oben (p. 95) erwähnt worden.
Den preussischen Grafenstand brachte in die Familie Philipp Heinrich
Christian Freiherr v. d. Recke-Volmerstein, Herr zu Volmerslein, Overdyck,
Werdringen, Mallinkrodt, Obernhof und Resilzer der volmersteinschen
GRAFEN V. 1). RECKE-VOLMERSTEIN. 255
Lelinkammer, geb. 20. Aug. 1751, gest. 15. März 1840, verm. 9. Juli
1784 mit Luise Freiin v. d. Reeke aus dem Hause Recke, gest. 10. April
1830. Aus dieser Ehe stammt das jetzige Haupt der Familie:
GOTTHARD Carl Ludwig Graf v. d. Recke-Volmerslein, geb. 20. Aug.
1780, k. preuss. Major der Cavallerie von d. A. und Landralh des
bochumer Kreises, verm. 21. Nov. 1817 mit Carolina Amalia Prinzessin
zu Renlhclm-Teeklenburg, geb. 4. Juni 1792, Mitbesitzerin der Grafschaft
Linipurg-Obersontheim. Dieser Ebe ist entsprossen Graf Friedemir, geb.
20. Aug. 1818.
Die drei Rrüder des Grafen Gotthard Carl Ludwig sind: Graf
Adalrert, geb. 28. Mai 1791, Herr zu Craschnitz, Dammer, Hammer
und Politz in Schlesien, verm. 10. Oct. 1820 mit Malhilde Gräfin
v. Pfeil und Klein -Ellguth, geb. 28. Juli 1801, aus welcher Ehe vier
Söhne stammen, die Grafen Constantin, geb. 10. Nov. 1829, k. preuss.
Lieutenant; Waldemar Ariel, geb. 27. März 1831, Leopold, geb. 29. Sept.
1835, und Siegfried, geb. 20. Nov. 1841. — Graf Ottomar, geb.
0. Juni 1793, k. preuss. Rittmeister von d. A., Herr zu Mallinkrodl,
Werdringen, Herge und Münsterhausen, verm. 12. Nov. 1810 mit The-
resia Prinzessin zu Renlheim- Teekienburg , geb. 19. Sept. 1793, Mit-
besitzerin der Grafschaft Linipurg-Obersontheim, welcher Ehe zwei Söhne
entsprossen sind, die Grafen: Friedrich Wilhelm, geb. 4. Sept. 1817,
und Adolph, geb. 30. Jan. 1838 — und Graf Werner Gicsbert Wilhelm,
geb. 12. Mai 1795, Herr auf Louisdorf in Schlesien, verm. 27. Nov.
1841 mit Eugenie Luise Gräfin Lefeubre de Marmenil-Marpalu, geb.
7. Juli 1813, aus welcher Ehe Graf Hilmar Adelbert Ottomar Christian
Fabian Ernst, geb. 21. Febr. 1840, stammt.
2f)(>
CR AKEN V. REDERN.
Grafen v. Redcrn.
6oangcltfd).
fkntßen.
Besitz: die FJerrschafl Greiffenberg im Kreise' Apgermünde; die Herrschaft Lanke im Kreise.
Niedei-Harnim ; die Ileiisehali Schwante im Kreise Oslhavelland ; die Güter Slendel
und [loheiilelde in der Ukermark; Hohenselchow, Jieinriclishof, Friedriclisilial.
Pinnow und Frosienwalde in Vorpommern.
"Wappen : quadrirter Schild mit Mittelschild. Im rothen Mittelschilde ein
schräglinker, mit drei goldenen Sternen helegter silberner Balken (Wappen der
österr. Familie v. Redern). 1 und 4 in Blau ein silbernes Bad von 8 Speichen
(Wappen der schlcsiscben Familie v. Redcrn, Bödern). 2 und 3 der Länge nach
getheilt; recbts in Gold ein an die Theilungslinie angeschlossener, gekrönter und
golden bewehrter balber schwarzer Adler; links in Koth ein silberner, mit zwei
dünnen, doppelt geasteten, ins Andreaskreuz gestellten rothen Stäben belegter
Querbalken. Den Schild decken drei gekrönte Helme. Auf dem rechten Helme
steht ein dreifacber, mit dem Rade des 1. und 4. Feldes belegter Pfauenschweif
(Helm der schlcsiscben Familie v. Bödern); aus dem mittleren Helme wächst ein
vorwärtssehender geharnischter Mann empor, welcher in jeder Hand an einer rothen
Stange eine auswärts wehende, von Silber und Botb viermal quergestreifte, mit
einem goldenen Sterne belegte und aufrecht gestellte Fahne hält. Eine dergleichen
links wehende Fahne steht auf dem gekrönten Helme des Mannes (Helm der österr.
Familie v. Bedern), Auf dem linken Helme stehen sechs durch einander gesteckte,
viermal von Silber und Both quergetbeilte Fahnen an Turnierstangen, von denen
drei sich rechts, drei links kehren. Die Helmdecken sind rechts silbern und roth,
links silbern und blau, und den Schild halten zwei auswärtssehende, gekrönte,
auf der Brust mit dem königl. Namenszuge FB. mit darüber schwebender Krone
und auf den Flügeln mit goldenen Kleestengeln belegte schwarze Adler. Wie be-
schrieben, giebt das Wappenbuch der preussischen Monarchie (1. 82) das Wappen
der Grafen v. Bedern, und es ist nur, wohl aber fälschlich, der silberne Querbalken
der linken Hälfte des 2. und 3. Feldes mit einem rothen burgundischen Kreuze,
statt der geästeten Stäbe, belegt. — Bei Erhebung in den Grafenstand wurde das
reichsgräflich- Bödernscbe Wappen verliehen und es kamen nur als Schildhalter die
preuss. schwarzen Adler hinzu, welche auch halb, statt der schlesischcn Adler, rechts
im 2. und 3. Felde stehen. — Von den vorkommenden Verschiedenheiten finden sich
einige unter den Angaben über das Wappen der Reichsgrafen v. Rödern vor.
Die Grafen v. Redern stammen aus der sehr allen märkischen
Familie v. Redern, welche gleichen Ursprung mit der alten im Preussi-
GRAFEN V. RKRERN. 257
schon und Anhallschen, im Voigllande, Sachsen, Schlesien und Oesterreieh
vorkommenden Herren und Grafen v. Roeder, Rüdern, Raedeni und
Reder hat. Das Geschlecht soll, nach den Ansahen Einiger, ursprünglich
ein französisches sein und sich, wohl aus dem Anhallschen, in der Mark
Brandenburg niedergelassen, spater aber in zwei Zweigen in Oesterreieh
und Schlesien verbreitet haben (s. unten die Grafen v. Rödern). — Die
einzelnen Stämme sind zweifelsohne früher vielfach unter einander ver-
wechselt worden und so kann leicht auf einen Stamm das ihm nicht
Zustellende bezogen werden. Hierher dürfte Nachstehendes gehören.
Als gemeinschaftlicher Almherr aller gleichnamigen Geschlechter, mögen
dieselben sich schreiben, wie sie wollen, wird von Mehreren Hannibal
Heinrich Röder angenommen, welcher vom Kaiser Heinrich I. in der
ersten Hälfte des 1 0. Jahrhunderts den Ritterschlag erhielt und der
Erste dieses Namens ist, welchen die Geschichte nennt. Sebastian
Heinrich, k. Oberst, fiel 1080 bei Merseburg und Apel starb 1161 zu
Erfurt. Ein Zwist mit seinem Bruder Adam soll den ersten Anlass zu
den Theilungen der Familie gegeben haben. — Arnold v. Reder ver-
kaufte 1218 das Gut Viceroth im Anhaltschen, welches, laut Verkauf-
briefes, schon seit langen Zeilen den Vorfahren des Verkäufers zuge-
standen hatte, und Falk und Conrad, Markgraf Dietrichs zu Landsberg
und Meissen Anführer im Kriege gegen den Erzbischof zu Magdeburg,
eroberten 127S den Giebichenstein bei Halle. Von diesen Beiden sollen
die v. Redern in der Alt-Mark stammen, welche die Güter Wolterslage,
Königsmark, Langen, Linden, Löwenberg, Kerkow etc. besassen. Heinrich
wurde 1459 Heermeister des Johanniterordens zu Sonnenburg; Heinz
war 1506 Kurfürst Joachims von Brandenburg Ralh, und Erasmus, Sohn
des Niclas, Herr auf Schwandt in der Mark, ging 1521 nach Oesterreieh
und erlangte durch Heirath die Herrschaft Perg. Von den Söhnen
desselben zog Georg wieder auf das ererbte Gut Schwandt und setzte
in der Mark durch vier Söhne das Geschlecht fort, von deren Nach-
kommen Claus 1614 Hofmeister des Markgrafen Siegmund in Bran-
denburg und Georg um dieselbe Zeit Hofmeister bei den markgräflichen
Prinzen von Brandenburg war. Der ältere Sohn des Erasmus, Hans zu
Perg, pflanzte in Oesterreieh den Stamm fort, und von den Nachkommen
desselben wurde Wolf Dietrich, k. Ralh, Landralh und Rilterslands-
verordneler , passauscher Lehnpropst etc. , nach vorhergegangener
Erneuerung des Freiherrenstandes, 29. Juni 1612, mit den stammver-
wandten Freiherren v. Rödern in Schlesien vom Kaiser Leopold 1.
4. Aug. 1669 in den Reichsgrafenstand erhoben. Rei dieser Erhebung
wurden die Wappen beider Familien so vereinigt, dass der österreichische
Stamm zu dem schräglinken, mit drei goldenen Sternen belegten silbernen
Querbalken in Roth das Rad des schlesischen Stammes, letzterer aber zu
dem Rade den Querbalken mit den Sternen fügte. Der österreichische Slamm
erlosch 1743, und so blüht (s. unten die Grafen v. Rödern) nur noch
der schlesische Stamm. Sonach enthält der Mittelschild und der mittlere
Helm des Wappens der hier in Rede stehenden Grafen v. Redern das
eigentliche Slammwappen derselben. — Der Grafenstand kam von Neuem
II. 17
258 GRAFEN V. REDERN.
durch Diplom vom Könige Friedrich II. von Preussen 14. Jan. 1757 in die
märkische Familie und zwar in der Person Sigismund Ehrenreichs, welcher
zu dem sogenannten lausitzischen Aste derselben gehörte. Sigismund
Ehrenrefch, Graf, — Solin Erasmus Wilhelms aus der Ehe mit Gatharina
Elisabeth v. Bredow — geb. 1720, gest. 1. Juli 1789, Herr der freien
Standesherrschaft Königsbrüek in der Oherlausilz und Herr auf Cosel,
Lipse, Grüngräbchen und Steinborn, sowie auf Golsen, Landwehr, Prirow,
Lüdekahl, Staflelde, Gorlsdorf, Kerkow, Steinhöfel und Friedrichsfelde,
k. preuss. Ober-Hofmarschall und Karnmerherr, Präsident der k. preuss.
Oslindischen Compaguie, Curator der Academie der Wissenschaften etc.,
verm. sich mit Maria Johanna de Horguelin, geb. 18. Sept. 1727, gest.
1. Jan. 1788. Aus dieser Ehe entspross Wilhelm Jacob, geb. 2. Jan.
1750, k. preuss. Hofmarschall und Kammerherr, Herr auf Cosel, Grün-
gräbchen und Lipse, verm. in zweiter Ehe mit Wilhelminc v. Otterstaedt,
geb. 8. Oct. 1772, gest. 12. Mai 1842. Von demselben stammt das
jetzige Haupt der Familie:
Graf WILHELM Friedrich, geb. 9. Dec. 1802, k. preuss. Karnmer-
herr, w. Geh. Rath und General-Intendant der königl. Hofmusik, Herr
der Herrschaften Greiffenberg , Lanke und Schwante, und Herr auf
Stendel, Hohenfelde, Hohenselchow, Pinnow etc., verm. 19. Dec. 1834
mit Bertba Jenisch, Tochter des verewigten Senators Jenisch zu Hamburg,
geb. 12. Febr. 1811, aus welcher Ehe Gräfin Wilhelmine Adelaide Maria
Luise, geb. 27. März 1846, lebt. — Der Bruder des Grafen Wilhelm
Friedrich ist: Graf Heinrich Alexander, geb. 26. Sept. 1804, k. preuss.
Kammerherr, Geh. Rath, ausserordentlicher Gesandter und bevollmächtigter
Minister am k. sardinischen Hofe zu Turin, verm. 26. Sept. 1836 mit
Victoria Fürstin v. Odescalchi, geb. 11. Nov. 1811. Aus dieser Ehe
stammt, neben drei Schwestern, Graf Wilhelm Heinrich Sigismund Joachim
Victor Innocenz, geb. 19. Febr. 1842.
*
*
GRAFKN V. REIIIU.MIKR.
259
Grafen v. Rehbinder.
JCutrjertfd). Huljlanb.
Besitz: die Rittergüter Uddrich, Mönnikorb, Kurritzar, BuxbÖwden, [wentack, Woddofcr,
l'allal und Werriler; Fiiediiclisholl*, Sack, Rabhola, Jelgimeggi und Ridncka in
Estbland.
Wappen : Schild zweimal der Länge nach und zweimal qucrgetheilt,
9 feldrig , das 5. Feld als Mittelschild. Mittelschild mit der Grafenkrone bedeckt
und qucrgetheilt; oben in Blau zehn (5 und 5) fünfstrahlige, silberne Sterne; unten
in Gold drei golden gekrönte und dreimal gekrümmte, neben einander gestellte
Schlangen (die Schlangen sind das Stammwappen, die Sterne sind bei Erhebung
in den Freiherrenstand hinzugekommen). 1 und 9 in Schwarz zwei silberne Degen
durch eine goldene Krone ins Andreaskreuz gesteckt, 2 in Silber ein aufwachsender
Doppeladler, 3 und 7 in Roth ein golden gekrönter, rechtsgekehrter Löwe, welcher
in den Vorderpranken eine silberne, linksgekrümmte Hellebarde halt; 4 in Silber
drei (1 und 2) grüne, gestürzte Blätter; 6 in Gold ein nach der Linken galoppi-
render Reiter mit geschwungenem Schwerte, und 8 in Silber ein Ankerkreuz (wahr-
scheinlich roth oder schwarz). Ueber der Grafenkrone erheben sich fünf gekrönte
Helme. Der rechte trägt zwei schräggestellte Fahnen, der zweite einen rechtsge-
wendeten und gebogenen geharnischten Ann, welcher in der Hand eine goldene
Krone hält; der mittlere zwischen einem offenen Adlersfluge, dessen rechter Flügel
golden, der linke silbern ist, an einem goldenen, von zwei gegen einander gekehrten
Schlangen beseiteten Stiele einen blauen Spiegel mit silberner Einfassung (Helm
des Stammwappens) ; der vierte einen aufwachsenden rechtssehenden Adler, und der
linke den galoppirenden Reiter des 6. Feldes. Den Schild hält rechts ein auswärts^
sehender Adler und links ein auswärtssehender Löwe. — Das angegebene Wappen ist
das vollständige gräfliche Wappen. Das Stammwappen in demselben ist nach der besten
Quelle, nach Hupel, beschrieben, das Uebrige nach Abdrücken von Petschaften, welche
freilich einigeZweifel über dieTincturen lassen. — Das im Geneal.Taschenb. der gräfl.
Häuser(1853, 568) angegebene Wappen ist nicht das gräfliche, sondern das freiherrliche
Wappen. Die, statt der Schlangen, angegebenen arabischen Dreien beruhen darauf,
dass anfangs keine Schlangen, sondern wahre 3 Dreien im Wappen gewesen sein
sollen. — Statt des unteren goldenen Feldes des Mittelschildes zeigen allerdings
Abdrücke von neueren Petschaften ein blaues Feld, doch ist wohl Hupel sehr
zuverlässig. — Die Decken im freiherrlichen Wappen sind schwarz, silbern und golden.
Die Grafen v. Rehbinder stammen aus einer sehr allen westphäli-
schen, oder niederländischen Familie, welche sich später in Kur-, Lief-
17*
260 GRAFEN V. REHBINDER.
und Esthland , so wie in Schweden verbreitet hat. Als Gottschalck
Rehbinder 1620 vor der kurländisehen Ritlerbank erschien, hat derselbe
,, seines Geschlechts Ankunft in diese Lande angegeben aus dem Nieder-
lande" (wobei Hupel daran erinnern zu müssen glaubt, dass vormals
Westphalen und Niedersachsen, im Gegensatze von Franken, Schwaben,
Rayern etc., das Niederland genannt worden sei). Sein Urältervater
Gehrdt sei vor 206 und mehr Jahren, wegen Wolilverhaltens, mit Lassen
im Diinaburgschen und mit zwei Höfen im Ueberdünschen belehnt worden,
und es sei Jedermann bekannt, dass die Rehbinder ein gutes altadeliges
Geschlecht wären und sich immer mit Töchtern adeliger Häuser ver-
bunden hätten. Derselbe wurde hierauf, und nach seinen Ahnen, in die
erste Classe der notorischen Geschlechter eingezeichnet. Als Hupel
schrieb (1788) kam die Familie in Kurland nicht mehr vor. Sljernmann
(1754) und Gezelius leiten das Geschlecht aus Westphalen her und
melden, dass dasselbe nahe an 700 Jahre in Kurland und Polen vor-
komme, bedenken aber nicht, dass um diese Zeit in das heidnische
Kurland keine christliche Familie aus Westphalen eindringen und sich
ohne Hülfe eines Ritlerordens dort hätte halten können. Was Liefland
betrifft, so steht nach Hupel nur fest, dass der Rittmeister Heinrich —
Sohn Heinrichs und Enkel Wilhelms, Beide Herren auf Lassen, Lassen-
beck und Brunnen, — gegen Ende des 16. Jahrhunderts sich in Liefland
ansässig gemacht habe, wogegen Gauhe angiebt, dass schon Gollhard
— Sohn des Rilters Johann — vom König Sigismund August in
Polen dem Herzog in Kurland zur Wiedereinsetzung in die ihm ent-
zogenen, vom König gekauften Güter in Liefland empfohlen worden sei.
— Der Enkel des erwähnten Rittmeisters Heinrich war der sogleich
näher aufzuführende Freiherr Heinrich, dessen Nachkommen sich nament-
lich in Esthland ausgebreitet haben.
Heinrich v. Rehbinder, geb. 1604, gest. 1680, k. schwed. General-
Major und Gouverneur von Finnland, wurde vom König Carl XI. von
Schweden 12. Febr. 1680 in den schwedischen Freiherrensland erhoben,
wobei, zur Erinnerung an seine zehn, im schwedischen Kriegsdienste
befindlichen Söhne, zehn Sterne dem Mitlelschilde des Wappens zugesetzt
wurden. Von Heinrichs Enkeln machte sich Bernhard Ollo, Freiherr,
geb. 1662, gest. 1742, als k. sardin. Fcldmarschall bekannt, und Otto
Magnus, Freiherr, geb. 1728, gest. 1792, herz. Sachsen -weimarischer
Kammerherr und Geh. Rath, Herr auf Uddrich, Loewenwolde, Körrendack,
Sack, Kurritzar und Mönnikorb in Esthland, wurde vom Kaiser Joseph II.
22. Juni 1787 in den Reichsgrafenstand erhoben. Derselbe war zuerst
mit Agneta v. Ristram und später mit Sophie Freiin v. d. Pallien ver-
mählt, und hinterliess drei Söhne: Gustav Dietrich, Otto Magnus und
Carl Friedrich, von welchen Otto Magnus, Ritter des St. Johanniter-
Ordens mit der Commende auf Lietzen, Herr auf Wannemois, unvermählt
starb, Gustav Dietrich aber und Carl Friedrich das Geschlecht fort-
pflanzten.
Graf Gustav Dietrich, geb. 1756, gest. 1826, Kreis-Adels-Marschall
des wierschen Kreises, Herr auf Uddrich, Mönnikorb etc , vermählte sich
4
GRAFEN V. RWIItlMU.Il. 26 I
mit Anna v. Schwengeln! , und dieser Ehe entsproM Graf Carl Gustav,
geb. 14. Juni 1793, gest. 1S51, esthländ. Landrath und Oberkirchen-
voisielier, Herr auf Uddrich, Mönnikorb, Rurritzar, Buihöwden, Iwenlack,
Woddofer, Pallal und Wemfer, venu, mit Ernesiinc Sophie Freiin
v. Ungern-Sternberg aus dein Hause Lecbtigall. Aus dieser Ehe slainml:
Graf GUSTAV Ludwig Eberhard, geb. 3. Juli 1819, und die zwei
Brüder desselben sind: Graf Carl Gotlhardt, geb. 19. Sept. 1829, und
Graf Heinhold Fabian, geb. 12. Jan. 1831.
Graf Carl Friedrich — Bruder des Grafen Gustav Dietrich — geb.
1764, gest. 1841, Herr auf FriedrichshofF, Sack, Rahhola und Jelgimeggi,
vermählte sich 1786 mit Gerlrude Franziska Elisabeth Gräfin Nassau la
Leck, geb. 1771, gest. 1838. Aus dieser Ehe lebt Graf PAUL Eduard,
geb. 15. Jan. 1796, Manngerichts-Assessor. Herr auf FriedrichshofF und
Ridicka, venu, zuerst 18. Aug. 1818 mit Julie Freiin v. Ungern-Sternberg
aus dem Hause Lecbtigall, geb. 1803, gest. 27. Aug. 1835, und später,
1837, mit Sophie v. Heulern, gesch. Aus erster Ehe leben zwei Söhne:
Graf Xicolaus Ludwig, geb. 6. Dec. 1823, k. russ. Marine-Lieutenant a. D.,
verm. 1. Juni 1845 mit Gabriele Eleonore v. Brinckmann, geb. 23. Oct.
1826, und Graf Paul Julius, geb. 8. Dec. 1831, k. russ. Cornet. —
Vom älteren Bruder des Grafen Paul Eduard, vom Grafen Friedrich Otto
Albert, geb. 1787, gest. 1813, Herrn auf Rahhola, verm. mit Julie
v. Stackeiberg aus dem Hause Rulide, geb. 1788, gest. 27. Febr. 1849,
stammt Graf Ferdinand, geb. 10. Oct. 1809, k. russ. Garde- Oberst,
venn. 1843 mit Maria v. Polosoff. — Vom jüngeren Bruder des Grafen
Paul Eduard, vom Grafen Conslantin, geb. 1797, gest. 1821, Herrn auf
Jelgimeggi, verm. mit Alexandrine v. Dahl, geb. 1803, ist entsprossen
Graf Carl Friedrich, geb. 1819, k. russ. Lieutenant a. D.
262 GRAFEN V. REICHENBACH-GOSCHÜTZ.
Grafen v. Reichenbach-Goschütz.
futherifd). $)reuf>en.
Besitz: in Schlesien die freie Standesherrschan Goschütz; die Herrschaft Schöhwnld : die
Bnistaver Güter; die Rittcrgiiier Pilzen, Eichberg, Scheegeln, Aslau etc., polnisch
Wtirpitz etc,
"Wappen: Schild zweimal der Länge nach und zweimal quergelbeilt , also
9 Fcldrig. Das 5. Feld ist als Mittelschild mit einer siebenperligen Krone gekrönt
und der Länge nach getheilt ; rechts in Gold ein goldbewehrter schwarzer Doppeladler,
links in Silber ein cinwärtsgewendeter blauer Löwe. I und 9 in Silber ein gehar-
nischter Kitter, in der Rechten ein blankes Schwert haltend, welcher aus einem,
im Schildesfusse an grünem Ufer strömenden Bache bis zu den Knieen aufsteigt
und dessen Brustharnisch rechts am Ufer liegt ( zur Erinnerung an Friedrich
v. Funckenstein ; s. unten). 2 in Roth ein quergelegtes, mit der Stürze nach rechts
gewendetes goldenes Posthorn (wegen des General - Land - Postmeisteramtes des
Herzogthums Schlesien). 3 und 7 in Blau ein silberner Mühlstein , aus welchem
unten ein und oben nach beiden Seiten zwei gekreuzte Mühleisen hervorgehen
(Stammwappen); 4 von Roth und Silber quergetheilt, mit zwei gestürzten Fischen
(Forellen) von gewechselten Tincturen ; 6 in Roth ein schwebendes goldenes Mal-
teserkreuz und 8 in Roth ein einwärtssehender gekrönter und golden bewehrter
schwarzer Adler (wohl der schlesische), dessen Brust und Flügel mit einem silbernen
Kleemonde belegt sind. Auf dem Schilde erheben sich fünf gekrönte Helme. Aus
dem rechten Helme wächst ein vorwärtssehender geharnischter Mann auf, welcher
in der Rechten ein Schwert emporhebt, mit der Linken aber eine rothe Fahne
über die Schulter und den Unterarm legt (zur Erinnerung an Conrad v. Reichenbach ;
s. unten); auf dem zweiten Helme ruht mit dem Ellenbogen ein rechtsgewendeter
Ann von natürlicher Farbe, welcher mit der Hand, des zweiten Feldes wegen, ein
goldenes, die Stürze rechtskehrendes Posthorn emporhebt (in neueren Lackabdrücken
iindet sich das Posthorn ohne den Arm); der dritte Helm trägt ein goldenes Kreuz
zwischen zwei gestürzten Fischen (Forellen), von welchen der rechte silbern, der
linke roth ist ( Rohrscher Helm ) ; der vierte Helm trägt den Adler des 8, Feldes,
und aus dem linken Helme wächst einwärtsgekehrt ein goldenes Maulthier auf
(Helm des Stammwappens). Die Decken des rechten und linken Helmes sind blau
und silbern, die des zweiten und dritten Helmes roth und silbern, die des vierten
roth und schwarz, und den Schild halten zwei cinwärtssehende blaue Löwen. —
Das Maulthier auf dem linken Helme giebt Siebmacher als grau. — Eine Reihe
GRAFEN V. REICHENBACH-GOSCHÜTZ. 263
sehr seltener Biter Lackabdrücke cl<'> Wappens machte es möglich, über dasselbe
sehr genaue Auskunft zu geben. Da* Stammwappen war in Blau der silberne
Hfiblstein mit den Mühleisen, oder Hämmern, aus welchen das Grafendiplom
n Streitkolben *! gemacht bat. Bei der Erhebung in den Freiherrenstand wurde
der Schild qnädrirt und mit einem Mittelschilde und einem /.weiten Helme, dem
rechten, vermehrt. Der gekrönte Mittelschild zeigte den schwarzen Reichsadler,
Feld 1 und 4 die F.rinnerung an Friedrich v. Funckenstein , Feld 2 und 3 das
Stammwappen, und der rechte Helm den Hitler Conrad v. Reichenbach. — Das
reichsgräO. Wappen ergab ursprünglich eine Vermehrung des Mittelschildes, zwei neue
Felder im Schilde und einen neuen Helm, den Rohrncheu Helm. Demgemäss war
der Mittelschild der Länge nach getheilt; rechts der schwarze Reichsadler in Gold,
links der blaue Löwe in Silber. Der Schild war (ifeldrig, einmal der Länge nach
und zweimal quergetheilt. 1 und 6 zeigte den Ritter Friedrich v. Funckenstein,
2 und 5 das Stammwappen, 3 die beiden Fische und 4 den schwarzen Adler in
Gold. Den Schild bedeckten drei Helme, der rechte trug den Ritter Nicolaus
v. Rcichenbach, der mittlere den Rohrseben Helmschmuck, und der linke den des
Stammwappens. Später wurde, in Folge des General-Land-Oberpostmeisteramtes und
des Johanniterordens wegen, der Schild zweimal der Länge und ebenso der Quere
nach getheilt und ein vierter Helm, als zweiter, hinzugesetzt. Der 9feldrige Schild
zeigte nun im 2. Felde ein Posthorn und im 6. ein Malteserkreuz. Der eingeschobene
Helm trug das Posthorn. Neuerlich ist nochmals ein Helm, und zwar als vierter,
eingeschoben worden, welcher den schwarzen Adler des 8. Feldes trägt. — Feld 4
des Schildes soll zweifelsohne den Rohrseben Wappenschild enthalten. Der Reichs-
heraldiker, welcher die Mühleisen am Reichenbacbschen Stammwappen zu Streitkolben
machte, mag wohl, wie leider oft vorgekommen ist, ein bewährter Heraldiker nicht
gewesen sein. Er hätte sonst wissen müssen, dass Siebmacher und Lucae das
Wappen also bestimmen : in Silber sechs rothe Ziegel, 3, 2, t und auf dem Helme
zwischen einem silbernen und einem rothen gestürzten Fische ein goldenes Kreuz,
während Sinapius — für die Wappen des schlesischen Adels immer die grösste
Autorität — in Roth sechs goldene Ziegel, und auf den Helm ein von zwei Del-
phinen gehaltenes Kreuz stellt.
Eins der ältesten und angesehensten, an Verdiensten, Gliedern
und Besitz reichsten schlesischen Geschlechter, über dessen Ursprung
sich verschiedene Angaben vorfinden. Da in Bezug auf die Geschichte
dieser Familie Hosemann und Jachmann wohl die tiefsten Studien gemacht
haben , so dürften Beide in besonderen Betracht zu ziehen sein. Nach
diesen Schriftstellern fand sich ein fränkischer Ritter, Friedrich v. Flncken-
stbih, bei den Zügen Kaiser Heinrichs I., des Voglers, (um 933) gegen
die Ungarn. Stark verwundet, wollte derselbe sich in einem Bache,
nahe der, wahrscheinlich zwischen Münsterberg und Glatz gelegenen
Wahlstatt, vom Blute reinigen und entdeckte im Bache Kleinodien vom
grössten Werthe, welche der fliehende Feind im Wasser geborgen hatte.
Der überreiche Fund wurde dem Kaiser geschickt, welcher den Finder,
einen der tapfersten seiner Kriegsobersten, zu sich befahl, denselben
zum Riller schlug, aus kaiserlichen Gewalt den Namen Funckenstein mit
RfiCHBfBAcn vertauschte und dem Ritter ein sechs Meilen langes und sechs
Meilen breites Land nach eigener Wahl, mit den Kosten der Anbauung,
zusagte. Friedrich wählte sich Land im schlesischen Gebirge und baule
auf einem wüsten Berge ein prächtiges, nach seiner Familie ,, Funcken-
stein" genanntes Schloss, welches seit der zweiten Hälfte des 14. Jahr-
hunderts Fürstenstein hiess, und es ist nichl unwahrscheinlich, dass
dasselbe an der Stelle gestanden hat, welche jetzt das herrliche Schloss
Fürstenslein einnimmt. Friedrich pflanzte mit M echt i! de Gräfin v. Bingelhcun,
9(54 GRAFEN V. REICHENBACH-GOSCHUTZ.
wohl der Tochter des bekannten kaiserlichen Heerführers Siegfried Grafen
v. Ringelheim, das Geschlecht fort, doch beginnt die sicher fortlaufende
Stammreihe erst mit Conrad zu Ende des 13. Jahrhunderts. — Zwei
Gebrüder von Reichenbach , beide Kriegsoberste , kamen im Gefolge des
Markgrafen Albrecht von Oeslerreich nach 1056 an den Hof Kaiser
Heinrichs IV. zu Merseburg; Bogdan zog 1147 unter Kaiser Conrad III.
in das gelobte Land und verwendete später, um 1 169, das Erbgut bei
Beuthen zum Baue der Kirche des heiligen Grabes zu Miechow; sieben
Ritter v. Reichenbach kämpften 1189 unter den Hülfsvölkern , welche
Wilhelm Graf v. Stollberg dem Heere des Kaisers Friedrich I. Barbarossa
zugeführt hatte; Hans war um 1 190 Kaiser Heinrichs VI. Hofmarschall;
um dieselbe Zeit bedachte Woislaus, Bogdans Sohn, die Kirche zu
Miechow aufs Neue und derselbe kommt in der Bestätigungsurkunde
der Schenkung als: Miles Nobilis Terrae Sendomiriensis vor, und Stephan,
Bogdans Enkel, sorgte ebenfalls für die Kirche zu Miechow und wird
in der Bestätigungs-Urkunde: Miles egregius genannt. Conrad, in der
Nähe von Troppau geboren, bewährte sich nach Hosemann als Held
1228 bei dem Kreuzzuge Kaiser Friedrichs II., namentlich bei Eroberung
der Stadt Ascalon, wo derselbe, der Erste auf den Mauern, die christ-
liche Fahne wehen liess. Mit dem Kaiser aus Jerusalem nach Wien
zurückgekehrt, wurde er kaiserlich belohnt und mit einer Hofdame der
Kaiserin, Eleonore Freiin v. Waldstein, vermählt. Allein von den Ge-
schenken bei der Vermählung, bei welcher 7 Reichsfürsten, 25 Grafen,
33 Freiherren und sehr viele Edelleute zugegen waren, kaufte Conrad
neun Dörfer. Aus seiner Ehe entsprossen fünf Söhne : Conrad, Heinrich,
Bernhard, Friedrich und Wilhelm, welche sämmtlich in der Folge den
Ritterorden von Malta erhielten und auf fünf Turnieren den ersten Preis
davontrugen. Conrad der Vater starb im 76. Jahre und ruht in dem
bekannten Kloster Neuburg unweit Wien, wo die gegossene Grabschrift
am vorderen Altare der Klosterkirche auch einen deutschen Vers enthält,
welcher ein nicht uninteressanter Beitrag zur Dichtkunst der früheren
Zeit ist. Derselbe lautet: ^Schlesien ist mein Vaterland, Bin doch auch
anderswo bekannt. In Syrien that ich meinem Herrn Alles, was ihm
lieb, und er sähe gern. >Venn auch vorfiel eine schwere Sach : Weiset
er die zum Reichenbach; Doch hab ich nu meinen Lauf vollend, Und
Alles befohlen in Gottes Hand." — Conrads ältester Sohn, Conrad (IL),
bekam 1266 auf dem Turniere zu Regensburg den ersten Preis, und
der Sohn desselben, Conrad (III.), war 1295 Herzog ßolkos I. zu
Schweidnitz Hofrichter. Mit diesem letzteren Conrad wird die Geschichte
der Familie ganz sicher und es beginnt die ununterbrochene genaue
Stammreihe, welche die Redaction einer ihr sehr geneigten Beihülfe
verdankt. Diese Stammreihe ist nachstehende:
Conrad v. Reichenbach, Ritler, Herzog Bolkos I. zu Schweidnitz
fürstl. Hofrichler um das Jahr 1295. — Hermann, Erbrachter zu Reichen-
bach 1323, und 1329 nicht mehr am Leben. Nach einer Schenkung an das
Kloster Grüssau hiess seine verstorbene Gemahlin Elisabeth, seine Mutter
aber Hedwig. — Heinrich, jüngster Sohn Hermanns. — Hermann (IL),
BRAVEM V. RKIGHEMMCH-GOSCHÜTZ. 265
lebte noch 1364; Gemahlin': Jutta v. Panwitz. — Stephan, erbte Peter-
witz, lebte noch 1412; Gemahlin N. N. v. Zedlitz aus dem Hause Leipe.
— Heintze, fUrstl. Landeshauptmann zu Mülisterberg 1450; die Gemahlin
stammte ebenfalls aus der Familie v. Zedlitz-Leipe. — Huhtze (II.)
v. R., Bieler genannt (der Heiname „Bieler" gehörte der anderen Linie
des Hauses, wurde aber von Heintzc, zweifelsohne zum Zeichen, dass
die gesammte Hand bereits errichtet sei, angenommen); Gemahlin:
v. Nimptsch aus dem Hause Rührsdorfl*. — Heintze (III.)» Bieler genannt,
geb. 1508, gest. 1557, Landeshauptmann der Fürstentümer Schweidnitz
und Jauer; Gemahlin: Margaretha v. Hohberg aus dem Hause Fürstenstein.
— Christoph, von und auf Rudelsdorf, geb. 1558, gest. 1616; Gemahlin:
Susanria v. Niemitz aus dem Hause Jungferndorf, gest. 1622. —
Heintze (IV.) oder Heinrich, geb. 1590, gest. 1660, Oberrechtsbeisitzer
und Landesältester der Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer, Herr auf
Siebeneichen etc.; erste Gemahlin: Lucretia Schlick, Grälin zu Passau
und Weisskirchen, Ellbogen und Neudeck, verw. v. Hohberg, verm. 1610,
gest. 1613; zweite Gemahlin: Hedwig v. Zedlitz, verm. 1618, gest. 1621;
dritte Gemahlin: Margaretha Ursula v. Tschammer und Osten, verw.
v. Mühlheim, verm. 1627, gest. 1644. — Oswald Heinrich, Freiherr,
geb. 20. Aug. 1633, gest. 14. April 1715, d. h. R. R. Ritter, Herr
der Herrschaft Siebeneichen; zweite Gemahlin: Johanna Helena v. Rohr
und Stein, verm. 18. Febr. 1699, gest. 28. Aug. 1758. — Heinrich
Leopold, Graf, mit welchem weiter unten, nach den hier nöthigen
Angaben über die der Familie zu Theil gewordenen Erhebungen etc.,
die nähere Abstammung der jetzigen Familienglieder beginnen wird.
Die grossen Verdienste der Familie fanden vielfach gerechte Aner-
kennung. Heintzes (IV.) oder Heinrichs beide Söhne aus dritter Ehe:
Christoph Heinrich, geb. 31. Jan. 1631, gest. 4. April 1715 — welcher,
was für die National -Sittengeschichte der ersten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts nicht uninteressant ist, 45 männliche und 39 weibliche Pallien
Halt« — und Oswald Heinrich erhielten vom Kaiser Leopold I. den
ReichsfVeiherrcnstand, Nach Einigen soll der ältere Bruder, nach Anderen
der jüngere Bruder zuerst dieser Erhebung theilhaft geworden sein. Am
richtigsten ist wohl die Annahme, dass Beide zugleich den Freiherren-
sland erlangten und zwar 1678, und nicht, wie bisweilen bestimmt wird,
1665. Das Diplom ist in keinem Archive aufzufinden, soll aber sowohl
über den Freiherrenstand, als über des h. R. R. alten Rilterstand aus-
gefertigt gewesen sein. Was letzteren anlangt, so muss es auffallen,
dass man den Titel : des heiligen Rom. Reichs Ritler, nur dem Freiherrn
Oswald Heinrich, und nicht dem Freiherrn Christoph Heinrich beigelegt
findet. — Die zwei Söhne des Freiherrn Oswald Heinrich, Heinrich
Leopold und Christian Heinrich (IL), wurden vom Kaiser Carl VI.
10. März 1730 in den Reichsgraf'ensland erhoben. Graf Heinrich Leopold
erkaufte die später als Fideicommiss und Majorat bestimmte Herrschaft
Goschütz, wurde 26. Febr. 1737 Riller des Johanniter-Ordens , erhielt
6. Nov. 1741 vom Könige Friedrich IL von Preussen das General-
Land-Postmeisleramt durch das souveraine Herzogthum Schlesien, welche
266 GRAFEN V. REICHENBACH-GOSCHÜTZ.
Würde 7. Jan. 1752 erblich gemacht wurde, und empfing 13. Sept.
1751 die höchste Ehrenbezeugung, welche von der Krone Preussen
verliehen wird: den schwarzen Adlerorden, welcher hohen Ehre auch
der Bruder desselben, Graf Christoph Heinrich, 1. Mai 1775 theilhaftig
wurde. Auch steht jetzt der Familie das Ober -Erbjägermeisteramt in
Schlesien zu, und vielfach kommt in den Annalen des Johanniter-Ordens
der alte Name Reichenbach vor.
Durch die genannten zwei Brüder, Heinrich Leopold und Christoph
Heinrich (II.), wurde die Familie in zwei Linien getheilt: Erstcrer stiftete
die jetzt blühende Linie zu Go schütz, über welche das Nähere
sogleich folgt; Letzterer, welchem König Friedrich II. von Preussen
6. Nov. 1741 die Oberlandjägermeister -Würde durch Schlesien, eine
Würde, welche 5. Juli 1752 erblich gemacht wurde, verlieh, die Linie
zu Neusc bloss. Dieselbe starb 9. Jan. J819 mit dem Grafen Heinrich
Wilhelm im Mannesstamme aus.
Die Abstammung der jetzigen Glieder der Linie zu Goschütz erhellt
aus nachstehender Ahnentafel: Heinrich (I.) Leopold, Graf, — älterer
Sohn zweiter Ehe des Freiherrn Oswald Heinrich (s. oben) — geb.
9. März 1705, gest. 9. April 1775, freier Slandesherr zu Goschütz,
General -Erbland -Postmeister in Schlesien etc.; erste Gemahlin: Helene
Agnes Gräfin v. Solms-Wildenfels, geb. 28. Mai 1707, venu. 11. Aug.
1729, gest. 13. Oct. 1735; zweite Gemahlin: Friederike Charlotte,
Tochter des Fürsten Hans Carl v. Carolath, geb. 30. Sept. 1720, verm.
19. Juli 1737, gest. II. Juli 1741; dritte Gemahlin: Anna Maria Anna,
der zweiten Gemahlin ältere Schwester, geb. 12. Juni 1718, verm.
9. Aug. 1742, gest. 22. März 1790. — Heinrich (II.) Gustav Gottlob
— Sohn aus erster Ehe — geb. 26. Nov. 1731, gest. 11. März 1790,
freier Standesherr auf Goschütz, Erbland-Postmeister etc.; erste Gemahlin:
Charlotte Auguste Prinzessin v. Schwarzburg-Sondershausen, geb. 9. Febr.
1732, verm. 30. Juni 1754, gest. 11. Juni 1774; zweite Gemahlin:
Caroline Antoinette Luise Gräfin v. Schönburg-Rochsburg, geb. 8. Dec.
1752, verm. 28. Mai 1776. — Heinrich (III.) Leopold Gottlob, —
Sohn erster Ehe — geb. 24. Dec. 1768, gest. 20. Mai 1816, freier
Standesherr zu Goschütz, Herr auf Althammer, Rudelsdorf, Radinen,
Dyhrnfeld etc., General -Erbland -Postmeister, k. preuss. Geh. Legations-
rath etc.; Gemahlin: Johanna Franziska Gräfin zu Solms-Baruth , geb.
11. Juni 1776, verm. 28. Juni 1793, gest. 1840. — Heinrich (IV.)
Gustav Gottlob, jetziger Standesherr.
Von den jetzigen Gliedern der Familie gehören hierher:
Graf HEINRICH (IV.) Gustav Gottlob, — Sohn des Grafen
Heinrich (III.) Leopold Gottlob — geb. 24. Sept. 1801, freier Slandes-
herr zu Goschülz, General-Erbland-Poslmeisler im Herzogthum Schlesien,
verm. im Juli 1824 mit Adelheid Constanze Gräfin v. Schlippenbach,
geb. 19. Juli 1803, gesch. 1832, aus welcher Ehe Graf Bogdan Wilhelm
Heinrich Ernst, geb. 10. März 1827, Attache bei der k. preuss. Gesandt-
schaft in Washington, stammt.
Von dem Sohne erster Ehe des Grafen Heinrich (II. )Guslav Gottlob (Gross-
GRAFEN V. REICHKNIUCH-GOSCHÜTZ. 267
valer dos jetzigen Standesherrn), vom Grafen Heinrieh Joachim Christoph,
geb. 29. Dec. 1772, gest. 27. Dec. 1845, Ober- Erbjägermeister in
Schlesien, k. preuss. Oherstlieiitenant, Herrn auf Schönwald, stammt
aus der Ehe mit Charlotte Henriette Luise Elisa Gräfin v. Reichenbach,
geb. 31. Aug. 1795: Graf Heinrich Hugo Bogdan, Herr auf Schönwald und
Massel. Lieutenant in der k. preuss. Landwehr-Cavallerie, geb. 15. Oct.
1826, venu. 28. Juli 1850 mit Helene Charlotte Anna Gräfin v. Belhusy,
geb. 28. Juli 1832. — Aus der zweiten Ehe des Grafen Heinrich II.
Gustav Gottlob lebt Graf Heinrich Ernst, geb. 17. Juli 1777, k. preuss.
Hofjägermeister, Domherr zu Magdeburg etc., verm. 12. April 1807 mit
Emihe Charlotte Wilhelmine Gräfin v. Reuss-Köstritz, geb. 5. Jan. 1787.
Nachkommen des Grafen Heinrich Leopold, — Bruders des Grafen
Heinrich (II.) Gustav Gottlob — geb. 28. März 1733, gest. 1805,
Erbherrn der Güter Pommerswitz, Alt- und Neu-Wiendorf etc., k. preuss.
Geh. Legationsralh, aus zweiter Ehe mit Sophie Amalie Henriette Gräfin
v. Reichenbach. geb. 9. April 1755, verm. 16. Mai 1770, gest. 31. Jan.
1797: vom Grafen Heinrich Wilhelm Leopold, geb. 22. Mai 1773,
gest. 15. Juni 1834, k. preuss. Oberstlieutenant und Landrathe, verm.
in erster Ehe, 22. Mai 1803, mit Ernestine v. Czetteritz und Neuhauss
aus dem Hause Pilzen, gest. 29. Mai 1816, und in zweiter, 3. Jan.
1818, mit Julie v. Thadden, leben aus jeder Ehe zwei Söhne. Die zwei
Söhne erster Ehe sind: Graf Heinrich Leopold, geb. 7. Oct. 1808,
k. preuss. Hauptmann a. D., Abgeordneter zur II. Kammer für den Stadt-
und Landbezirk Görlitz und Vorsitzender des Gemeinderaths zu Görlitz,
verm. 23. Sept. 1837 mit Bertha Freiin v. Schlichten, geb. 23. April
1818, aus welcher Ehe drei Söhne entsprossen sind, die Grafen: Heinrich
Leopold, geb. 7. Febr. 1842, Heinrich Hermann, geb. 21. Febr. 1845,
und Heinrich Alexander, geb. 3. Dec. 1851 — und Graf Heinrich Fritz,
geb. 23. Juli 1809, Erbherr auf Pilzen, Herr auf Brustave, Linsen,
Eisenhammer und Liebenlhal, k. preuss. Kammerherr, verm. 4. Jan. 1846
mit Adele Gräfin Henckel v. Donnersmarck, geb. 18. Juni 1823, aus
welcher Ehe Graf Heinrich Fritz Wilhelm Carl, geb. 5. Nov. 1846, stammt.
— Die zwei Söhne zweiter Ehe des Grafen Heinrich Wilhelm Leopold
sind: Graf Arthur, geb. 1. Febr. 1823, k. preuss. Lieutenant, und Graf
Heinrich Wilhelm, geb. 19. Febr. 1826, k. preuss. Lieutenant. — Der
lebende Bruder des Grafen Heinrich Wilhelm Leopold ist Graf Heinrich
Wilhelm Friedrich, geb. 18. Oct. 1779, Herr auf Eichberg, k. preuss.
Major a. D. , verm. in erster Ehe mit Luise Emilie Caroline Gräfin
v. Reichenbach, geb. 10. Jan. 1784, gest. 18. März 1809; in zweiter mit
Georgette Friederike Gräfin zu Solms-Barulh, gest. 16. Mai 1817, und
in dritter mit Johanna Wilhelmine Göttliche Gräfin v. Bressler, geb. 3. Febr.
1782, gest. 29. Oct. 1840. Aus der ersten Ehe stammt Graf Heinrich
Emil, geb. 7. Mai 1805, Herr auf Scheegeln, verm. 10. Jan. 1830 mit
Julie v. Rheinbaben, geb. 1. Sept. 1811, und der Sohn desselben ist
Graf Heinrich Friedrich, geb. 15. Sept. 1832, — aus der zweiten aber
Graf Heinrich Georg, geb. 17. Febr. 1818, Herr auf Aslau, Landesältester,
verm. 1845 mit Adelheid Gräfin v. Reichenbach, geb. 11. Febr. 1820.
268
GRAFEN V. RF.IGKRSRKRG.
Nachkommen des Grafen Carl Heinrieh Fabian, — Halbbruders des
Grafen Heinrich (II.) Gustav Gottlob, aus des Vaters dritter Ehe —
geb. 26. Dec. 1746, gest. 24. April 1828, Herrn auf Zessel, verm.
in erster Ehe, 16. Juni 1772, mit Ulrike Luise Gräfin v. Burghauss,
gest. 8. Mai 1783, und in zweiter, 18. Mai 1784, mit Charlotte Auguste
Christine Gräfin v. Reichenbach, gest. 1817: von dem Sohne aus erster
Ehe, dem Grafen Heinrich Erdmann, geb. 18. Febr. 1780, gest. 1816,
k. preuss. Rittmeister, leben aus der Ehe mit Caroline Freiin v. Seherr-
Thoss, geb. 1796, zwei Söhne: Graf Eduard Heinrich, geb. 22. Nov.
1812, Herr auf Waltdorf, verm. 16. Dec. 1835 mit Bertha Gräfin
v. Pfeil, geb. 5. Juni 1810, welcher Ehe zwei Söhne entsprossen sind,
die Grafen: Eduard, geb. 24. Mai 1837, und Oscar Heinrich, geb. im
Mai 1840 — und Graf Oscar, geb. 17. Jan. 1815.
Aus der zweiten
Ehe des Grafen Carl Heinrich Fabian lebt Graf Heinrich Albrecht, geb.
4. Sept. 1789, Herr auf polnisch Würbilz, k. preuss. Justizrath, welcher
mit einer Tochter des Staatsrates Hey vermählt war, und von dem Bruder
desselben, dem Grafen Heinrich Carl, geb. 13. Juli 1786, gest. 1821,
Herrn auf Buguslawitz, lebt aus der Ehe mit Henriette Luise Adelheid Gräfin
v. Reichenbach, geb. 24. Febr. 1797: Graf Rudolph, geb. 13. Mai 1820.
Grafen v. Reigersberg.
liatljoltfd). Öanmt.
In Bavern begütert.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschilil. Im goldenen Mittelschilde
der doppelte, goldbewehrte, schwarze Adler, über welchem die kaiserliche Krone
schwebt. 1 und 4 in Blau auf einem grünen Dreihügel ein einwärtsgekehrter, zum
Fluge sich anschickender silberner Reiher mit goldenem Schnabel und dergleichen
Füssen (Slammwappen). 2 und 3 in Silber ein rother, von drei rothen Lilien,
oben von 2 unten von l, begleiteter Querbalken. Ueber der Grafenkrone erheben
sich drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt den auf einem Dreihügel stehenden
Reiher des 1. und 4. Feldes (Helm des Stammwappens); der mittlere den Adler
GRAFEN V. RKIGFRSßERG. 269
des Mittelschildes mit der darülier schwebenden Krone, und der linke Helm einen
silbernen, die Sachsen einwärtskeurenden AdlereOugel, welcher mit dem Querhaiken
und den Lilien des 2. und 3. Feldes belegl ist. Die Helmdecken sind rechts hlau
und silbern, in der Mitte schwarz und golden und links rolh und silbern. Den
Schild hallen zwei auswartssehende schwarze Adler. — Nach Angaben Einiger zeigt
der tteilier die natürliche Farbe, oder trägt, silbern tingirt, einen goldenen Hing
im Schnabel. Der rolhe Querbalken im 2. und 3. Felde kommt auch als schräg-
reebter Balken vor und ist dann mit drei silbernen Lilien besetzt. — Siebmacher
(V. 91. Fraenk. v. Raigcrsherg) giebt als StamnrWappen einen quadrirten Schild
mit Millelschild. MiUelschild und Feld 1 und 4, wie angegeben, nur trägt der
Reiher im Schnabel einen Ring. 2 und 3 in Silber ein rother, mit drei Lilien
belegler schrägrechter Balken. Der gekrönte Helm trägt den linkssehenden Reiher
des 1. und 4. Feldes. Helmdecken rechts blau und silbern, links roth und silbern.
Die Grafen v. Reigersberg sind aus einer sehr angesehenen Familie
des ehemaligen mainzischen Fürslenthums Aschaffenburg entsprossen, aus
welcher Nicolaus Georg, kurmainzischer Rath und Stadlschullheiss in
Aschaflenburu, vom Kaiser Ferdinand 11. 1 635 den Reichsadel erhielt.
Der Enkel desselben, Veit Franz, kaiserl. Reichshofralh, erlangte vom
Kaiser Leopohl I. li. Mai 1705 den Keichsfreiherrensland , und auf
Grund dieses letzleren Diplomes wurde spater der Sohn Johanns, —
eines Bruders Nicolaus Georgs — Johann Heinrich, k. k. Oberlieutenant,
10. Juli 1761 vom Kaiser Franz I. ebenfalls in den Freiherrensland
versetzt. Von Letzterem stammten nach v. Lang vier Söhne: Anton
Gregor, fürstl. Passauseber Hofkammerrath und Hofcavalier in Passau,
geb. 12. Jan. 1749, Franz de Paula, k. bayer. Landbau-Direclor, geb.
13. April 1751, Victor, k. bayer. Ingenieur-Major, geb. 16. Dcc. 1753,
und Felix, k. bayer. Mauthbeamter in Passau, geb. 7. Sept. 1761. In
welchem genealogischen Verhältnisse dieselben zu den jetzigen Grafen
stehen, ist nicht aufzufinden.
Der Grafenstand ist in die Familie durch zwei Ernennungen ge-
kommen. Zuerst wurde nämlich Heinrich Aloys, k. bayer. Geh. Staats-
und Conferenz-, dann dirigirender Minister des Geh. Justizdepartements,
als damaliger Reichskammerpräsident vom Kaiser Franz II. 3. Sept. 1803
in den Reichsgrafenstand erhoben. Später erhielt vom König Maximilian I.
von Bayern Friedrich Carl Joseph Franz, Besitzer des herrsch. Gerichts
Fechenbach, vormal. grossherzogl. wiirzburgscher Kämmerer, Geh. Rath,
Gesandter, 12. Mai 1816 den Grafensland des Königreichs Bayern und
wurde in die Grafenclasse 17. Mai 1816 immatriculirl.
Die gräfliche Familie scheidet sich jetzt in die ältere reichsgräfliche
und die jüngere gräfliche Linie.
Der älteren Linie Haupt ist:
Graf HEINRICH Aloys, geb. 30. Jan. 1770 (nach v. Lang, während
das Geneal. Taschenb. der gräfl. Häuser als Geburtsjahr 1764 angiebt),
k. bayer. Kämmerer, Geh. Rath und Staalsminister, früher Minister der
Justiz, lebenslänglicher Reichsralh, Willwer von Therese Gräfin v. Lodron,
geb. 14. Aug. 1772. — Die zwei Söhne aus dieser Ehe sind: Graf
Joseph, geb. 1796, k. bayer. Kämmerer und Rath bei dem Appellations-
Gericht von Oberbayern in Freysing, und Graf Franz, geb. 18. Nov.
1800, Priester.
270
GRAFEN V. REISACH-STFJNRERG.
Der jüngeren Linie Haupt ist Graf FRANZ, — Sohn des Grafen
Friedrich Carl Joseph Franz, geh. 26. Aug. 1774, gest. 8. Aug. 1840,
k. hayer. Kämmerers und Geh. Rallis, aus der Ehe mit Maximiliane
Freiin v. Gehsattel, geh. 1786 — geb. 12. Mai 1816, k. k. Rittmeister
in d. A. — Die drei Rrüder des Grafen Franz sind : Graf Friedrich,
geh. 23. Aug. 1814, k. bayer. Kammerjunker und Hauptmann, verm.
1846 mit Amanda Freiin v. Weinbach; — Graf August Lothar, geb.
21. Oct. 1815, k. bayer. Kämmerer, bisher Regienmgs-Präsident von
Oberbayern, jetzt k. bayer. Minister des Innern, verm. 1. Juli 1841
mit Mathilde Gräfin v. Tauffkirchen-Gutenburg-Engelburg, geb. 12. April
1813, — und Graf Max, geb. 18. Aug. 1818, Verweser des k. Ober-
postamtes der Oberpfalz und von Regensburg, verm. 1848 mit N. N.
v. Kees.
Grafen v. Reisach-Steinberg.
ISatljolifd). Magern imfc ©efUrretd).
Besitz: das Rittergut Kirchdorf etc. in Bayern.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im blauen Mittelschilde ein
goldener Querbalken, vor welchem auf einem grünen Dreihügel ein schwarzer, einen
dreiblättrigen goldenen Siegeszweig im Schnabel haltender Adler steht ( der Adler
kam bei Vermehrung des Wappens durch Kaiser Maximilian I. — s. unten — und
der Siegeszweig bei Erhebung in den Grafenstand hinzu). 1 und 4 in Silber ein
einwärtssehender, mit dem Halse abgehauener Kopf eines wilden schwarzen Ebers,
mit hervorstehender Bewehrung und goldenen auswärtsgekehrten Borsten ( Stamm-
wappen der schwäbischen Linie); 2 und 3 ebenfalls in Silber ein einwärtssehender,
mit dem Halse abgeschnittener rother Adlers- oder, dem Diplome nach, Geierskopf
mit ausgeschlagener Zunge (Stammwappen der bayerischen Linie). Ueber der
Grafenkrone stehen drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt den Eberskopf
des 1. und 4. Feldes; der mittlere zwischen einem offenen blauen, mit einem
goldenen Querbalken belegten Adlersfluge aul grünem Dreihügel den Adler des
GRAFEN V. RFISACH-STEINRERG. 271
Mittelscbildes mit .dem Siegeszweige, und der linke den Geierskopf des 2. und
3. Feldes. Die Decken des rechten Helmes sind sebwarx und silbern, die des
mittleren blau und golden, und die des linken rutb und silbern. Den Schild ballen
zwei vorwirttsefcende gekrönte und doppelt geschweifte gnldene Löwen. DerWappen-
calender des Ritterordens veü heiligen Georg giebt nur den Mittelscbild und den
dazugehörigen Helm und tingirt den offenen Adlersflug, und zwar obne Querbalken,
rechts gülden, links blau.
Die Grafen v. Reisaeh stammen .aus einem sehr allen bayerschen
Adelsgesehlechte, welches, wie das Wappen hinreichend ergiebt, mit
der nachstehend beschriebenen Familie der Grafen v. Reischach in engster
Verbindung stand. Dietrich Reisacher, Professor zu Ingolstadt, erhielt
vom Kaiser Maximilian I. 1511 eine Verbesserung des angestammten
Wappens, und nicht, wie v. Lang irrlhümlich angiebt, einen Wappenbrief.
Es wurde nämlich der Schild quadrirl und in das 1. und 4. Feld ein
schwarzer Adler gestellt, während 2 und 3 das Stammwappen zeigte.
Auf dem Helme wiederholte sich der hinzugekommene Adler. Kaiser
Carl VI. erhob 3. Aug. 1737 die gesammle Familie in den Reichs-
freiherrensland, und vom Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz wurde
13. Aug. 1790 im Reichsvicariate Franz Christoph, Geh. Regierungsrath
und Oberjagdamts- Commissar zu Xeuburg, in den Reichsgrafenstand
erhoben. Von den Söhnen desselben sind hier Johann Adam, Marqlard
Joseph Carl Maria und Aloys Joseph Eustach aufzuführen.
ALOYS Joseph Eustach Graf v. Reisach - Steinberg, Freiherr
v. Kirclidorf, Herr und Landstand in Tirol, geb. 20. Sept. 1779, k. k.
Österr. und k. bayer. Kämmerer, k. k. Gubernialrath und Oberhof- und
Landbau- Director a. D. zu Innsbruck, verra. sich 30. Juni 1806 mit
Margarelha Aglae Antonie Freiin v. Salis- Soglio, geb. 13. März 1784.
Der lebende Rruder desselben ist Graf Marqlard Joseph Carl Maria,
geb. 17. April 1770, Domcapitular der ehemaligen Melropolitan-
Kirche zu Regensburg, und von dem verstorbenen Rruder, dem Grafen
Johann Adam, gest. 7. Nov. 1820, lebt aus der Ehe mit Therese Freiin
v. Gumppenberg, gest. 30. Sept. 1834: Graf Carl August, geb. 6. Juli
1800, Erzbischof von München-Freising, päpst. Hausprälat, Sollo Pontificio
Assistenz, Consultor der h. Congregalion des Index und der ausser-
ordentlichen geistlichen Angelegenheiten, sowie Quahficalor der heiligen
Inquisition in Rom, Reichsstand des Königreichs Rayern etc.
i
272
GRAFEN V. REISCIIACII.
Grafen v. Reischach.
Cutljcrtfd).
ttJüriUmberg.
Besitz: die Lelmgüter Rielh , Nussdorf und Eberdingen, letztere beide mit der älteren l'rei-
licrrlichen Linie.
Wappen: im silbernen Schild der rechtssehende Kopf und Hals eines
schwarzen Ebers mit Halsborsten, silbernen Fangzähnen und rolliuusgesclilagener
Zunge, lieber der Grafenkrone erhebt sich ein gekrönter Helm, welcher den Eben.
köpf des Schildes mit dem Halse trägt. Die Helmdecken sind silbern und schwarz,
und den Schild hält rechts ein einwärtssehender, goldener Löwe, links ein einwärts-
sehender, silberner Windhund mit goldenem Halsbande.
Sehr altes Geschlecht, dessen Vorfahren schon im 11. und 12. Jahr-
hundert als angesehene, reichbegüterte Ritter genannt werden. Das
Stammgut der Familie war Ryschach, unweit von Haigerloch, in den
hohenbergschen Besitzungen, wo jetzt noch ein gleichnamiger Weiler im
Fürstenthume Siegmaringen steht. — Diephold kommt 1019 und 1042
vor, und Burkard hatte 1350 Stelten am kalten Markt im jetzigen
Seekreis des Grossherzogthums Baden, nebst anderen Gütern von Württem-
berg zu Lehn. — Schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts begannen
die Ansiedelungen der Familie im Hegau, wo dieselbe später grossen
Grundbesitz erwarb, der aber theilweise wieder verkauft wurde. Dagegen
erwarb das Geschlecht in der zweiten Hälfte des 1 5. Jahrhunderts im
ehemaligen Rillcrcanlon Neckarschwarzwald mehrere Besitzungen, welche
noch jetzt der Familie zustehen. — Kamen auch , wie angegeben,
Reischache schon sehr früh vor, so begann doch der weiter unten anzu-
führende Slaatsminister Graf v. Reischach den von ihm entworfenen,
auf Urkunden begründeten Stammbaum der Familie erst mit Conrad,
Herrn auf Reichenslein, welcher als würtlemb. Ralh und Vogt zu Stutt-
gart in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts lebte und mit Barbara
ßurggräfin v. Burtenbach vermählt war. Aus dieser Ehe stammte Hans,
gest. 1491, Vogt zu Neuenburg und Mitglied des Neckarcantons Rilte-
ralh. Derselbe erwarb 1453 das Rittergut Rielh und später Anlheilc
an Eberdingen , Nussdorf etc. Mit seinen Nachkommen im sechslen
Gliede, den von Johann Jacob stammenden Söhnen Friedrich Jacob und
GRAFEN V. HI.ISCIIACH. 273
Georg Heinrich, tlieille sich die Familie in die jetzt blühenden, nach
ihren Besitzungen genannten zwei Linien zu Nussdorf und Rieth.
Johann Jacob, geb. 1595, gest. 1641, herz, würltemb. Ohcrralh, wurde
vom Herzog Eberhard III. von Württemberg 1G39 mit dem bisher der Familie
noch nicht zugestandenen weiteren Drittel von Nussdorf belehnt und zwar
in Anerkennung 17 jähriger sehr treuer Dienste. Aus der Ehe mit Maria
Catharina v. Mündungen entsprossen die oben schon genannten zwei
Söhne Friedrich Jacob und Georg Heinrich. Ersterer, geb. 1626, gest.
1(177, herz, würltemb. Forstmeister, venu, mit Maria Margaretha v. Neip-
perg, stiftete die ältere, oder freiherrliche Linie zu Nussdorf,
welche durch des Stifters Sohn, Friedrich Ludwig, geblieben 1704, und
di'> Letzteren Sohn, Friedrich August Wilhelm, gest. 6. Sept. 1762,
dauernd fortgepflanzt wurde. — Der Stifter der jüngeren, oder
gräflichen Linie zu Rieth, Georg Heinrich, geb. 1630, gest. 2. Febr.
1698, herz, wiirttemb. Geh. Rath, Ober-Jägermeister, Kammerherr etc.,
vermählte sich mit Maria v. Höfingen, und aus dieser Ehe stammle
Georg Wilhelm, geb. 11. Nov. 1673, gest. 10. Jan. 1724, k. Reichs-
Hofrath , erster Gesandter bei dem schwäbischen Kreise, und später
Regierungs-Präsident, welcher vom Herzog Eberhard Ludwig, in Aner-
kennung seiner und seiner Vorfahren Verdienste, 5. Aug. 1709 den
weiteren lehnbaren Theil am Gute Rieth etc. erhielt. Durch die Söhne
desselben ans der Ehe mit Cuiiigunde v. Gaisberg, Georg Heinrich, gest.
1730, Obersten des schwäbischen Kreises, herz, würltemb. General-
Adjntanlen und Kammerherrn, und Johann Wilhelm Eberhard, gest. 1749,
herz, würltemb. Kammerer und Regierungsralh, schied sich diese Linie
in zwei Aeste. Der erste derselben, welchen Carl Rudolph, geb. 1736,
gest. 1808, k. würltemb. Rittmeister, fortführte, umfasst die Nach-
kommenschaft von dessen verstorbenen zwei Söhnen, Carl Friedrich
Philipp Heinrich, k. wiirttemb. Slaatsminister, und Carl Ludwig Wilhelm
Ernst, k. würltemb. Oberforstmeister, welche Reide vom König Friedrich I.
von Württemberg 19. Nov. 1810 für sich und ihre Nachkommen in den
Grafensland erhoben wurden. Der zweite Ast begreift in sich die Nach-
kommenschaft von des Stifters Johann Wilhelm Eberhard zwei Enkeln,
Williehn Ludwig Engen Eberhard und Carl Gottlieb Eberhard Benjamin,
auf welche sich aber die Grafenwürde nicht erstreckt. So gehört denn
hierher von der Familie zunächst der jüngeren Linie älterer Ast.
Was die jetzigen Glieder dieses gräflichen Astes anlangt, so stammt
vom Grafen Carl Lrnwiu Wilhelm Ernst — "Sohn des Grafen Carl Friedrich
Philipp Heinrich — geb. 31. Ocl. 1788, gest. 29. Mai 1844, k. württemb.
Kammerherr und Hauptmann a. D., verm. 25. Juli 1812 mit Caroline
Aloise Maria Anna Freiin Schenk v. Geyern, geb. 26. Juni 1789, das
jetzige Haupt der Familie:
Friedrich CARL August Georg Ludwig Ernst Graf Reischach zu
Rieth, geb. 3. April 1813, verm. mit Anna Nicolajewna v. Nisofzotf, aus
welcher Ehe zwei Söhne leben, die Grafen Leonidas, geb. 18. Febr.
1843, und Emanuel, geb. 20. Mai 1849. Die sechs Brüder des Familien-
haiiples sind: Graf Georg Wilhelm Philipp Ludwig Alexander Ferdinand,
II. 18
274
GRAFEN V. RENART).
geb. 25. April 1815, k. wtirttemb. Ilaupimann; Graf Georg Heinrich
Moritz Ludwig, geb. 26. Febr. 1819, k. württemb. Oberlieutenant; —
Graf Wilhelm Georg Hans Jacob Ludwig Rudolph, geb. 3. Dec. 1820,
Forstamts-Assistent zu Heckenheim ; — Graf Georg Emil Heinrich Robert
Benjamin, geb. 24. März 1824; — Graf Georg Carl August Ludwig,
geb. 17. Aug. 1826, k. württemb. Oberlieutenant, und Graf Georg Carl
Ludwig Paul, geb. 12. Dec. 1832, Stud. jur. zu Tübingen.
Vom Grafen Carl Ludwig Wilhelm Ernst — Sohn Carl Rudolphs
(s. oben) — geb. 14. Aug. 1761, gest. 5. März 1818, stammte aus
zweiler Ehe mit Wilhelmine Caroline Luise v. Tessin- Hochdorf, gest.
17. Juli 1806: Graf Friedrich Wilhelm Ernst, geb. 21. Juni 1804,
gest. 31. Dec. 1840, k. württemb. Lieutenant a. D., verm. 1835 mit
Henriette v. Neubronner, geb. 29. Aug. 1810, gest. 1. April 1838.
Aus dieser Ehe leben zwei Söhne, die Grafen Carl Julius Ernst, geb.
22. April 1836, und Carl Benjamin, geb. 1838.
Grafen v. Renard.
Äatljolifd). fyttufitn un& (üDefkmidj.
Besitz: die Herrschaft Gross-Strehlitz; die Herrschaften LubJinitz, Ruschinowitz, Bischdorf,
Borek, Bodzanowitz und das Rittergut Sternalitz , die Herrschaft Deutsch- Krawan
und die Rittergüter Rogau und Kobelwitz in Schlesien; die Herrschaft Nadworna
in Galizien.
Wappen: quadrirter Scbild mit Mittelschild. Im grünen Mittelschild ein
vorwärtssehender Türkenkopf mit weissem Turban. 1 und 4 in Blau ein rechts-
laufender goldener Fuchs; 2 in Roth ein die Sachsen einwärtskehrender silberner
Flügel ; 3 in Gold ein die Sachsen einwärtskehrender schwarzer Flügel. Ueber der
Grafenkrone erhebt sich ein gekrönter Helm, auf welchem der Türkenkopf des
Mittelschildes zwischen einem offenen Adlersfluge steht, dessen rechter Flügel
schwarz, der linke silbern ist. Die Helmdecken sind rechts schwarz und golden,
links roth und silbern, und den Schild halten zwei auswärtssehende, goldene, auf
dem Rücken mit blauen Hclmdccken bedeckte Löwen. Die Devise ist: Ni jamais,
ni toujours.
GRAFEN V. RENAR1). 275
Die Grafen v. Renard stammen von Johann Baptist Renard ab, dem
Sohne eines vornehmen hamburgischen Kaufmanns aus einer französischen
Familie, welcher sich in Warschau niedergelassen halte. Johann Baptist
trat in k. poln. Mililairdienste , kämpfte als Officier 1715 und 1716 in
den Feldzügen gegen die Conföderirlen in Polen mit, war bei der
Eroberung von Zamosc, wurde 1726 auf dem Reichstage zu Grodno
unter den Adel des Königreichs Polen aufgenommen und wurde Unter-
Truchsess von Nur mit der Starostei Tyszowiec. Aus k. poln. Diensten
in kursächsische getreten, stieg er 1734 zum General-Major und 1739
zum General-Lieutenant, und wurde, namentlich in Anerkennung seiner
Verdienste im Feldzuge gegen die Türken 1737 — 1739, vom Kurfürsten
Friedrich August II. als Reichsvicar 28. Febr. 1741 in den Reichs-
grafenstand erhoben: eine Angabe, welche sehr genauen Notizen über
die kursächs. Vicariats- Standeserhebungen entnommen ist und welche,
da auch das Wappen der Familie für dieselbe spricht, richtiger sein
dürfte, als die Angabe im Geneal. Taschenb. der gräfl. Häuser, 1848,
p. 532, nach welcher letzteren die Erhebung, besonders in Anerkennung
der Verdienste bei der Eroberung von Prag am 26. Nov. 1741, im
Jahre 1742 erfolgt sein soll. Die erwähnten Notizen haben übrigens
bei dem Namen des Erhobenen den Zusatz: vorher Freiherr. Graf
Johann Baptist starb 1746 mit Hinterlassung eines einzigen Sohnes, des
Grafen Andreas, welcher in k. poln. Militärdiensten stand. Von diesem
stammt, wohl im zweiten Gliede, das jetzige Haupt der Familie:
Graf ANDREAS Maria, k. k. Kämmerer und k. preuss. w. Geh.
Ralh, Herr der Herrschaft Gross -Strelitz etc., verm. mit Euphemia
Rudzinska v. Rudno. Aus dieser Ehe stammen zwei Söhne, die Grafen :
Johannes Maria, geb. 24. März 1829, und Hiitolyt Maria, geb. l.Nov.
1831. Die Tochter, Gräfin Ludmilla Maria, geb. 28. Aug. 1830, ver-
mählte sich 1849 mit Carl Grafen v. Brühl auf Seifersdorf (s. Bd. I.,
p. 131).
18
276 GRAFEN V. IlKM'lSSK-IiRKIIMlACH.
Grafen v. Renesse-Breidbach.
j&atholifd). $)reufjen unö öclgten.
Besitz: Iild«ren in Belgien und Bürresheim in der Rheinprovinz.
Wappen: quadrirtcr Schild mit Miltelschild. Im silbernen Mittelschild
drei über einander siebende schwarze Sparren. 1 in mit güldenen Schindeln be-
streutem Roth ein einwärtsgekehrter, goldener Löwe (Renessei; 2 in Silber ein
einwärtsgekehrter, zweibeiniger, rother Drache mit einem Pfeilschwänze (Breidbach
zu Bürresheim) ; 3 in Silber drei blaue Querbalken; 4 in Roth fünf aneinander^
hängende , anstossendc , silberne Spindeln. Auf dem gekrönten Helme wächst ein
hervorschauender, golden gekrönter, silberner Ochse mit rother ausgeschlagener Zunge
empor. Die Hehndecken sind golden und rolh. Den Schild halten zwei auswärts?
sehende, goldene Löwen, und das Ganze stellt unter einer goldbebordeten Zeltdecke
von Hermelin und Roth, beiderseits mit goldener, bequasteter Schnur aufgebunden
und oben unter goldener Grafenkrone zusammengehalten. — Wie beschrieben, giebt
das vom Prof. D. Bernd in Bonn so sorgfältig redigirte Wappenbuch der preussi-
seben Rheinprovinzen dieses Wappen. — Das Geneal. Taschenb. der gräfl. Häuser
(1853, p. 578) giebt das Wappen, wie folgt, an: quadrirt ; 1 und 4 in rotbem,
mit Schindeln bestreutem Felde ein goldener Löwe (Renesse); 2 und 3 in Silber
ein rother Drache mit ausgebreiteten Flügeln und einwärts gewundenein Stachel-
sebwanze (Breidbach). — Abdrücke von Petschaften der belgischen Grafen v. Renesse
zeigen im 1. und 4. Felde den Löwen rechts gestellt, und im 2. und 3. Felde die
fünf aneinanderbängenden silbernen Spindeln. — Das Stammwappen derer v. Breid-
bach zu Bürresheim wird sehr verschieden angegeben. Nach dem fuldaischen
Stiftskalendcr steht in Silber ein rother Drache mit ausgebreiteten spitzigen Flügeln
uinl niederwärts zwischen den Beinen durchgestecktem Schwänze. Derselbe steckt
die Zunge aus und trägt auf dem Kopfe, zwischen den aufgereckten Ohren, eine
blaue Kugel oben mit drei Spitzen, in Gestalt einer Krone geziert. Auf dem Helme
wiederholt sich der Drache des Schildes. Eben so giebt v. Haustein das Wappen.
nur fehlt die Tinctur der Krone, und die im Schilde silberne Kugel ist auf dem
Helme roth. Bei H umbracht fehlt im Schilde die Kugel und Krone, der Drache
aber auf dem Helme trägt die blaue Kugel, doch stehen statt der Krone zwei
in die Kugel geschlagene schwarze Nägel in die Höhe.
Das Haus Rencssc ist eines der ältesten, angesehensten und begütert-
sten niederländischen Häuser, dessen gleichnamiges Stammschloss auf der
Insel Schouwen liegt. Bucelini beginnt die Slammrcihe des Geschlechts
mit Dietrich IV. Grafen von Holland. Desselben vierter Sohn, Pelegrin
GRAFEN V. RKNKSSI-'.-lIRKIDIIACH. 277
\. Holland, gest. 1173, war mit einer Tochter aus dem Hause v. Hain—
steile und Renesse venu., und die einzige Tochter aus dieser Ehe, Erbin
von Renesse und Hamstede, wurde die Gemahlin des Grafen Dietrich
v. Sayn. Von den dieser Ehe entsprossenen Söhnen pflanzte der altere,
Dietrich der Jüngere, die Grafen v. Sayn fort und wurde der Ahnherr
des jetzigen Hauses Sayn, der jüngere aber, Florens, setzte das Hans
Renesse fort. Letzterer, Vicomte von Zceland, Herr in Renesse und
Hamstede, blieb* mit zwei Söhnen, 1242 bei Herzogenbusch, doch
pflanzte der Enkel, Johann, Herr in Renesse, Moermonl und Hamstede
das Geschlecht fort, und die Nachkommen desselben theilten sich in die
Linien v. Eideren und v. Warfuse. Die Linie v. Eideren begann Friedrich
v. Renessc, venu, mit Amalia Freiin und Erhin v. Eideren. Aus dieser
Linie stammte Johann Ludwig, Bischof zu Lüllich, gest. 1694; Marga-
relha Charlotte Grtffin v. Rencsse und Eideren wurde 1713 gefürslele
Aebtissin zu llurlscheid; ein Baron v. Renesse und Eideren, Commandern?
des deutschen Ordens zu ßernesem und ehemaliger Gouverneur zu Huy
und Deputirter von Lültich, wurde 1714 ermordet; um das Jahr 1722
kommt ein Glied dieser Linie als Domherr von Ardenno zu Lüttich, Aht
zu Dinant und Ritter- Rath vor; Anna Carola Margaretha bestieg 1730
den Aeblissmstuhl zu Burlscheid etc. — Die Linie v. Warfuse begann
Renatis v. Renesse, Graf v. Warfuse, Vicomte von Montenac, Freiherr
von Gaesheck, welcher 1635 hei einem Auflaufe in Lüttich ermordet
wurde. Derselbe hinlerliess zwei Söhne, Albert und Alexander, von
welchen Letzterer k. k. Kämmerer wurde und zugleich den markgräf-
lichen Titel v. Gaesheck führte. Aus dieser Linie stammte Renata Gräfin
v. Renesse, Pröpslin zu Münsler-Bilscn , welche 1715 zur dortigen
Aebtissin gewählt wurde. — Näheres über die früheren Verhältnisse der
Familie scheint den deutschen Genealogen wenig bekannt zu sein und
auch die Nachrichten über die späteren reichen nicht aus. Als das
Jahr, in welchem der Grafenstand in den hier zu besprechenden Zweig
der Familie gekommen ist, wird 1723 genannt, und die Verbindung
des Namens Renesse mit dem Namen Breidbach v. Bürresheira und dem
Wappen des letzteren Geschlechts wird als in Folge von Erbschaft
geschehen angesehen. Die Familie Breidbach v. Bürresheim ist übrigens
ein sehr alles stiflsfähiges Geschlecht, welches früher den reichsfreien
rillerscliaftlichen Cantonen am Rhein einverleibt war und von dessen
uralter Stammburg gleichen Namens die Ruinen im Dorfe Breidbach im
Erzslifte Cöln, vier Stunden von Bonn, noch zu sehen sind. Die sichere
Stammreihe beginnt um 1209 mit Johann v. Breidbach, Ritter. Im
12. Gliede von demselben stammte Wolf Heinrich Freiherr Breidbach
v. Bürresheim, kurmainz. Geh. Rath und Viccdom, dessen Söhne aus
zweiter Ehe mit Anna Magdalena v. Metzenhausen, Georg Reinhard und
Anselm Franz, zwei Linien, die ältere und die jüngere, stifteten.
Aus der älteren Linie wurde Georg Reinhards Enkel, Emmerich Joseph,
geb. 12. Nov. 1707, gest. 17. Juni 1774, 5. Juli 1763 zum Erzbischof
und Kurfürsten zu Mainz und 1. März 1768 zum Fürstbischof zu Worms
erwählt, mit den von des Kurfürsten Bruder, Franz Ludwig, kurtrierschem
278
TRAFEN V. REUTTNER.
Geh. Bathe und Oberst-Kämmerer, verm. mil Maria Anna Freiin v. Walder-
dorff, hinterlassenen Kindern und Enkeln erlosch aber diese Linie, und
das Stammhaus Breidbach, Rhein-Breidbach, so wie Name und Wappen
gingen an die Grafen v. Renesse über. Die jüngere Linie blüht im
freiherrlichen Stande und hat 17. Nov. 1763, nach Erlöschen des alten
reichsritterschaftlichen Geschlechts v. Ried im Mannsstamme, die kaiser-
liche Bewilligung zur Annahme des Namens und Wappens v. Ried erlangt.
Was die jetzigen Grafen v. Renesse -Breidbach anlangt, so stammt
von dem Grafen Clemens Wenzeslaus, geb. im Febr. 1776, gest. 26. April
1823, aus der Ehe mit Cunigunde v. Schütz zu Molzhausen, geb. 1773,
gest. 29. März 1836, das jetzige Haupt der Familie:
JOHANN LUDWIG Graf v. Renesse -Breidbach, geb. 1. Mai 1797,
Herr auf Ekleren im Königreich Belgien und Bürresheim in Rheinpreussen,
verm. 25. Nov. 1822 mit Antoinette Freiin v. Stockem. Aus dieser
Ehe stammen, neben einer mit Richard Grafen Beissel v. Gymnich ver-
mählten Tochter (Bd. I., p. 61), drei Söhne, die Grafen: Max, geb.
11. Mai 1801, verm. 24. Juni 1835 mit Bertha Freiin v. Gruben;
Edmund, geb. 6. Juli 1804, verm. 10. Oct. 1835, und Armand, geb.
10. Juli 1806.
Grafen v, Reuttner.
Üatyoltfjd). ttVürttemberg.
Besitz; die Rittergüter Achstetten und UürbeJ etc.
Wappen: Schild der Länge nach getheilt; rechts in Blau ein cinwärts-
gekchrter, goldener, wachsender Halbmond (Stammwappen) ; links in Gold ein ein-
wartssehender, rother Löwe, der mit beiden Vorderpranken eine Fahne halt,
welche von Schwarz und Gold der Länge nach getheilt ist. Die vordere schwarze
Hallte ist mit dem goldenen Buchstaben W. belegt (Weyl). lieber der Gral'enkrone
erheben sich zwei gekrönte Helme. Auf dem rechten Helme wächst aus einem
querliegenden, mit den Hörnern nach oben gerichteten goldenen Halbmonde ein
reebtssefrender, geharnischter Ritter mit der Lanze in der Hechten empor (Helm
des Stammwappcns) ; der linke Helm trägt drei silberne Strausscnfedern. Die Helm-
GftAFEN V. REUTTNER. 279
decken sind rechts golden und blau, links golden und rolh. — Wie beschrieben
findet sich dieses Wappen im Wappenbuche des Königreichs Württemberg. Ueber
die Helme macht Cast (Adelsbach des Königreichs Württemberg, p. 311) andere
Angaben. Der rechte Helm soll nämlich den goldenen Halbmond der rechten
Schildeshälfte, der linke einen geharnischten und mit einer Lanze bewaffneten, ver-
kürzten Hitler tragen.
Die Grafen v. Reuttner stammen, wie gewöhnlich angenommen wird,
aus einer Familie im Elsass, deren Stammhaus Dürmenach im Sunlgau
lag. Während der französischen Revolution flüchtete dieselbe von ihren
Giltern nach Schwaben, wo schon seit geraumer Zeit Beat Conrad Freiherr
v. Reuttner die Würde eines Commandeurs der deutschen Ordens-Balleien
Elsass und Burgund bekleidete und das vormals reichsunmittelbare Rittergut
Achsletlen von den Freiherren v. Weiden käuflich erlangt hatte, während
aus einem anderen Zweige der Familie Joseph v. Reuttner, Geh. Rath
und Landes-Oberster Su Basel, 1795 als Mitglied der reichsfreien Ritter-
schaft im Breisgau immalriculirt wurde. Beat Conrad, Freiherr, gest.
1826, setzte seinen Neffen, Julius Cäsar Fidelis Ludwig Freiherrn
v. Reuttner, geb. 2. Juli 1765, zum Erben des Ritterguts Achstetten
ein , nachdem mit landesherrlicher Genehmigung dieses Gut zu einem
Familien -Fideicommiss bestimmt worden war. Julius Cäsar Fidelis
Ludwig, Freiherr, k. k. Kämmerer, Ritter -Rath des Rittercantons
Donau etc., erwarb zu diesem Gute noch 1816 theils erb- theils
kaufweise das Rittergut Hürbel, wurde vom König Wilhelm I. von
Württemberg 2. Jan. 1819 in den Grafensland erhoben und starb
20. Nov. 1820.
Aus der Ehe desselben mit Mauritia Freiin v. Freiberg -Eisenberg-
Hürbel, geb. 31. Aug. 1773, stammt das jetzige Haupt der Familie:
Caspar CARL Victor Cäsar Graf Reuttner v. Weyl, geb. 1 5. Dec.
1801, Herr auf Achstetten etc., k. württemb. Kammerherr, verm. 16. Sept.
1833 mit Julie Henriette Freiin v. Hermann, geb. 15. Sept. 1808, aus
welcher Ehe zwei Söhne stammen, die Grafen : Carl Moritz Philipp, geb.
4. Juli 1834, und Camill Carl Clemens, geb. 18. März 1840. — Vom
Bruder des Familienhauptes, vom Grafen Alexander Cäsar Argus, geb.
10. Aug. 1807, gest. 28. Sept. 1847, lebt die Wittwe Luise v. Dri-
semont.
280
GRAFKN V. REVKISTLOW.
Grafen v. Reventlow.
Cuthcrifch. Dänemark.
Besitz der älteren Linie: in Holsiein die Güier Altenhof, Glasao, Aschau und Hoft'nnnsrsthal;
Jersbeck und Siegen; Wittenberg und Kaltenhof; Farve etc.— Besitz der jüngeren
Linie: in Schleswig die Grafschaft Reventlow mit den adeligen Gütern Ballegaarde
und Beuscbau; die GrafscRaR Cbrislianssaede auf Laaland; die ßaronie Brnhctrollc-
burg auf Kulmen etc. etc.
Wappen der älteren Linie: quadrirtcr Schild mit Mittelschild. Im gekrönten
silbernen Mittelschilde eine die untere Hälfte des Schildes einnehmende, fünf Steine
hohe, schwatz atisgefugte rolhe Mauer, oben mit zwei halben und einer ganzen
Zinne (Stammwappen), 1 und 4 von Silber und Roth quer gctheilt mit dem Kopfe
und abgehauenem , daher unten rothen Halse eines rechtssehenden gekrönten
schwarzen Ebers (Buchwald). 2 und 3 von Blau und Silber der Länge nach
gelheilt, rechts im 2. Felde ein an die Theilungslinie angeschlossener gestürzter,
im 3. aufrechtstehender silberner Adlersflügel ; links in Silber zwei rothe Querbalken
(EUimobr; welchem Wappen allerdings Feld 2 entspricht, während Feld 3 mit
Ahlefeldl, Esselmarker Linie, stimmt). Auf dem Schilde erheben sich drei gekrönte
Helme. Der rechte Helm liä^t den rechtssehenden gekrönten schwarzen Eberskopf,
und Hals des 1. und 4. Feldes ( Buchwaldscher Helm); der mittlere eine oben
spitzige und mit einer rothen Böse besetzte, mit vier schräglinkcn rothen Streifen
umwundene silberne Säule (Helm des Stammwappens) , und der linke Helm einen
auf einem rothen, mit güldenen Quasten gezierten Kissen sitzenden einwärtsseheuden
silbernen Windhund mit rolhem Halsbande und goldenem Binge (Rumohrscher Helm).
Die Decken sind rechts roth lind silbern, links blau und silbern, und den Schild
halten zwei vorwärtssehende, mit Laub umgürtete wilde Männer, welche den das
Schild haltenden Arm auf die unlere Wangengegend legen, mit der freien
Hand aber eine Keule von innen nach aussen auf den Boden stemmen. — Die
Angabe im Geneal. Taschenb. der gräfl. Häuser (1848, 534), dass im 1. und 4. Felde
in Roth, „wegen Bucbwald," ein silberner, gellügelter Fisch schrägrechts gestellt
sei, beruht auf Irrtbum. Buchwald führt den angegebenen Eberskopf und Hals,
dagegen Brockdorflf, hierher aber nicht gehörig, den geOügelten Fisch, doch in Blau.
Wappen der jüngeren Linie : quadrirtcr Schild mit Mittelschild. Im gekrönten
silbernen Mittelst bilde eine ,|je untere Hälfte des Schildes einnehmende, sechs Steine
hohe, schwarz ausgelugte rotbe Mauer mit vier Zinnen (Stanjmwappsn). 1 in Blau
drei (2 und I j nach rechts gestellte Sperlinge von natürlicher Farbe (Sperling);
2 von Silber und Roth der Länge nach gelheilt, ohne Bild (Bantzau); 3 in Silber
ein geklönter und golden beweinter schwarzer Doppeladler (ßelow), und 4 in Blau
ein schrägrechter, mit drei rothen Bösen belegler silberner Balken (Halle). Auf
dem Schilde stehen drei gekrönte Helme. Aus dem rechten Helme wachsen zwei
GRAFEN V. REVRNTLOW. "2M
gegen einander gebogene blau geharnischte Arme auf, «reiche mit den Händen den
Doppeladler (!••< 3. Felde;; emporhalten ( Belowscher Helm); auf dem mittleren
Helme sieht aufrecht ein runder blauer Spiegel mit goldener Einfassung zwischen
zwei durch eine goldene Krone gesteckten Buffelsbörnern , »od welchen das rechte
n»t h . d;is linke silbern ist (der Spiegel ist der Heluisebiuuck des Stammwappens,
die Hörner mit der Krone der Kantiauscbe Helmscbmnck), und auf dem linken
Helme stehen \<>r einem Pfauenschweife von sieben Keilern zwei rot he BiiflTelsliörner,
zwischen welchen der Bebragrechte mit den Rosen belegte Balken des 1. Feldes
Regt i Hallescher Helm). Die Decken des rechten Helmes sind silbern und schwarz,
die des mittleren reib und silbern und die iefl linken blau und silbern. Heu
S« hihi halten mit beiden Händen zwei vuiw.irtssebende. mit Laub umgürtete wilde
Männer, welche zugleich mit der einwärtsstellenden Hand eine heule emporhalten.
Am Schildesfusse erscheint rechts und links ein ein- und unterwärts gewendeter
geharnischter Ann, welcher ein Schwert nach dem Schilde zu hält. Heide Schwerter
kreuzen sieb. — Die Beschreibung der Wappen heider Linien stimmt ganz mit
den Abbildungen im dänischen Wappcnhuche.
Uralte Familie im nördlichen Deutschland, deren Vorfahren seil dem
1 I. Jahrhundert als Dynasten im Dilhmarschen, wo das Geschlecht schon
böge geblüht hatte, vorkommen. Die früheren Glieder des Geschlechts
luden sich in alten Urkunden theils unter dem auf sehr verschiedene
Art geschriebenen Namen Revkntlow, theils unter dem Namen Walstorf
vor. Godescalus de Revetlo erscheint urkundlich 1223 — ein Dominus
de Walestorne, welcher Zweig 1588 erlosch, schon um das Jahr 1112
— Yvanns de Revetlo, miles, 1248, und Hartwicus und Hynricus de
Revetlo schenkten 1272 ihre Diihmarschenschen Güter dem Kloster zu
Itzehoe. - Schon zeitig kam die Familie nach Holstein und Meklenhurg.
Nach Holstein wendete sich gegen Ende des 1 3. Jahrhunderts IIartwicu
v. Uevenllow, Rilter, ein aus Dithmarschen vertriebener reicher und
mächtiger Herr. Beleidigt von Adolph IV. Grafen zu Holstein, lödlelc
er den grausamen Gegner auf dem Schlosse zu Segeberg 1315 und
übergab das Land dem jungen Grafen Gerhard, welcher später der
Blosse genannt wurde, und blieb des Letzteren Freund und Ralhgeber.
Der Papst Johann XXII. erlheille Absolution und Hartwich vermachte dem
Kloster zu Itzehoe sein Vermögen. Von dem Sohne desselben, Conrad, um
das Jahr 1350, dem Stifter der früher sogenannten meklenburgischen Linie,
pssl sieh die Abstammung aller jetzigen Familienglieder ohne Unter-
brechung nachweisen. Von Conrad stammte im vierten Gliede IIi.mucii,
welcher um 1440 sieh in Meklenhurg niederliess und das Gut Zinsendorf
erwarb, welches die Familie lange besass. Hlmuciis Nachkomme im
fünften Gliede, Detlev, geb. 1600, gest. 1664, Herr auf Zinsendorf,
Reulz, Gischau, sowie Neuendorf und Fulterkamp in Holstein, ging in
dänische Staatsdienste und wurde k. dän. Canzler. Die beiden Söhne
desselben, Henning und Conrad, gründeten zwei besondere Linien.
Benning, der allere Sohn, geb. 1040, gest. 1705, Herr zu Hennnelmai k
und Seekamp, k. dän. Geh. Rath, Amimann zu Flensburg, stiftete die
ältere gräfliche Linie, in welche in der Person von Hennings Enkel,
Detlev, Herrn zu Allenhof, Glasau, Emkendorf und Wittenberg, k. dän.
Oherkammerherrii etc., 14. Dec. 1767 der dän. Gratenstand kam. —
Conrad, der jüngere Sohn, geb. 21. April 1644, gest. 1 TOS, k. dän.
Premierminister und Grosscanzier, gründete die jüngere grälliche Linie,
282 GRAFEN V. REVENTLOW.
und wurde 1673 in den Reichs-, sowie 3. Juli desselben Jahres (nach
Anderen 25. Mai 1762) in den dänischen Lehnsgrafenstand erhoben.
Derselbe errichtete die schleswigsche Grafschaft Reventlow und war
Freiherr zu Friesenwold, besass auch viele andere Herrschaften und
Güter. Der Sohn desselben aus erster Ehe mit Anna Margarelha v. Gabel,
Christian Detlev, geb. 1671, gest. 1738, führte 1702 die dänischen
Hülfstruppen in Italien an, befehligte dann als k. k. Feldmarschall-
Lieulenant am Inn ein eigenes Corps und eroberte Straubingen. Im
Winter 1705 commandirte er die kaiserl. Armee in Italien, wurde aber
bei Cassano stark verwundet und zog sich, Vendomes Uebermacht weichend,
nach dem ßrescianischen zurück. Nach Beendigung des Krieges ging
er nach Dänemark zurück, wurde General en chef, Oberkammerherr,
Oberpräsident zu Altona etc. Als Majorat für seine Nachkommen errichtete
er die Grafschaft Christianssaede und die Baronie Brahetrolleburg. Die
Halbschwester desselben, also die Tochter des Grafen Conrad aus zweiter
Ehe mit Sophie Amalie v. Hahn, Anna Sophia, wurde die Gemahlin König
Friedrichs IV. von Dänemark und 1721 als Königin gekrönt. — Die bei
Erhebung beider Linien in den Grafenstand erfolgte Vermehrung des
Stammwappens mit den Wappen der obengenannten Familien stützt sich
auf Verwandtschaft mit denselben. — Die durch Vermählung entstandene
Vereinigung der Namen: Reventlow und Hardenberg ist Bd. I. p. 318
und 19 genau angegeben worden. Die Vereinigung der Namen Reventlow-
Criminil ist durch Adoption des Grafen Criminil von Seiten des Grafen
Friedrich v. Reventlow, — Sohnes des Grafen Detlev und Bruders des Grafen
Cajus Friedrich (s. ältere Linie) — Herrn auf Emkendorf, hervorgerufen.
Was die Theilung der Familie in eine ältere und jüngere gräf-
liche Linie anlangt, so bestimmt man neuerlich, wie oben festgesetzt
worden ist, und zwar wohl mit Recht, da von Detlevs beiden Söhnen
Henning der ältere und Conrad der jüngere war. Frühere, bis 1837'
erschienene genealogische Werke führen die eigentlich ältere Linie als
jüngere und die jüngere als ältere auf, was wahrscheinlich daran gelegen
haben mag, dass in die jüngere Linie der Grafenstand zuerst und in die
ältere erst später gekommen ist. — Die jüngere Linie theilte sich übrigens
früher in einen älteren von Conrad Detlev und in einen jüngeren
von Christian Detlev — Beide Enkel Conrads — stamirfenden Zweig.
Der ältere erlosch im Mannesstamme 10. Dec. 1759, der jüngere ist
die jetzige jüngere Linie der Familie.
Die Abstammung der jetzigen Glieder beider Linien erhellt aus
folgenden Ahnentafeln :
Aeltere, von Henning gestiftete Linie: Cay Friedrich —
Sohn des Stifters, Herrn auf Glasau, Himmelmark, Altenhof etc., aus
der Ehe mit Margaretha v. Rumohr aus dem Hause Rundhof — Herr
auf Altenhof etc.; Gemahlin: Hedwig Ida v. Buchwald aus dem Hause
Gierhagen. — Detlev, Graf, geb. 1712, gest. 6. Dec. 1783, Herr auf
Allenhof, k. dän. Geh. Ralh, Oberkammerherr, Curator der Universität
Kiel etc.; Gemahlin: N. N. — Cay (Cajus) Friedrich, geb. 17. Nov. 1753,
gest. 6. Aug. 1834, k. dän. Geh. Conferenzrath und Staatsminister a. D.,
GRAFEN V. RKVKNTLOW. 283
Herr auf Allenhof und Glasau etc.; Gemahlin: Luise Henriette Grälin
v. Bemslorff, geh. 7. Oct. 1776, verm. 24. April 1797. — Eugen,
jetziges Haupt der Linie.
Jüngere, von Conrad gestiftete Linie: Christian Detlev,
— Sohn des Stifters Conrad — geh. 21. Juni 1671, gest. 1. Oct.
173S, k. dän. Oherkammerherr, Geh. Balh, General und Oher- Jäger-
meister; Gemahlin: Benedicte Margarelhe v. Brockdorfi", verm. 1700,
gest. 7. Juli 1739. — Christian Detlev, geh. 10. März 1710, gest.
30. März 1775, Herr zu Chrislianssaede in Laaland, k. dän. Geh.
Conferenzralh ; erste Gemahlin: Friederike Johanna Sophie Freiin v. Both-
mar, geh. 25. Aug. 1718, verm. 12. Fehr. 1737, gest. 17. April
1754. — Christian Detlev Friedrich, geb. 11. März 1748, gest. 1807,
k. dän. Geh. Staatsminister etc.; Gemahlin: Friederike Luise Sophie
Charlotte v. Beulwilz, geb. 1. Juni 1747, verm. 24. Juni 1774, gest.
1822. — Christian Detlev, geb. 28. April 1775, gest. im Jan. 1851,
k. dän. Hofjägermeister etc.; Gemahlin: Benedicla v. Qualen, gest. 1813.
— Ferdinand, jetziges Haupt der Linie.
Von den lebenden Familiengliedern sind hier aufzuführen:
Aeltere Linie: Graf EUGEN — Sohn des Grafen Cajus Friedrich
— geb. 27. Nov. 1798, Erbherr auf Altenhof, Glasau, Aschau und
Hoflnungthal, verm. in erster Ehe mit Clara Charlotte Gräfin v. BernstortT,
gest. 13. Oct. 1832, und in zweiter, 19. Sept. 1834, mit Elisabeth
Gräfin v. Voss, geb. 3. Aug. 1812. — Die zwei Brüder desselben sind:
Graf Gottfried, geb. 30. März 1800, k. dän. Hof-Gerichts-Präsident des
Herzoglhums Lauenburg, und Graf Theodor, geb. 19. Juli 1801, Herr
auf Jersbeck und Stegen, verm. 3. Dec. 1834 mit Sophie Gräfin
v. Bernstorff, geb. 29. Jan. 1807, Erbfrau auf Neuendorf in Holstein,
aus welcher Ehe Graf Joachim, geb. 26. Aug. 1837, stammt. — Vom
Bruder des Grafen Cajus Friedrich, vom Grafen Heinrich, geb. 30. Sept.
1763, gest. 31. Jan. 1848, k. dän. General-Major a. D., Erbherrn auf
Wittenberg und Kaltenhof, verm. mit Anna Sophia Gräfin v. Baudissin,
geb. 20. Dec. 1778, verm. 19. Mai 1794, leben drei Söhne und von
zwei verstorbenen Söhnen Nachkommen. Die drei lebenden Söhne sind :
Graf Friedrich, geb. 16. Juli 1797, Herr auf Wittenberg, vom 20. März
1849 bis 16. Jan. 1851 Präsident der Statthalterschaft der Herzog-
thümer Schleswig und Holstein, verm. 16. Juni 1831 mit Luise Freiin
v. Low, geb. 14. Febr. 1807, aus welcher Ehe drei Söhne stammen,
die Grafen Clrt, geb. 5. Nov. 1834, Werner, geb. 26. Juli 1836, und
Carl, geb. 27. Juni 1842. — Graf Ernst Christian, geb. 26. Juli 1799,
Herr auf Farve, verm. 28. Oct. 1825 mit Sophie Adelaide v. Buchwald
aus dem Hause NeudorfT, welcher Ehe zwei Söhne entsprossen sind, die
Grafen: Wulf Magnus Lucius, geb. 18. Mai 1831, und Bertram, geb.
9. Oct. 1840 — und Graf Ludwig Carl, geb. 21. Juni 1802, verm.
11. April 1845 mit Emma Desiree v. Wasmer. Von den verstorbenen
Sühnen des Grafen Heinrich lebt vom Grafen Heinrich, geb. 2. März
1796, gest. 2. Juli 1841, k. dän. Kammerherrn und Amtmann zu
Bordesholm, aus der Ehe mit Julie Gräfin zu Rantzau, geb. 25. Juli
284 GRAFEN V. REFEFTTLOW.
1808 (wieder verm. 31. Aug. 1844 mit Otto Grafen v. Ranlzau), Graf
Adolph Ludwig Christian, gel). 27. Aug. 1835 — und vom Grafen
Christian Andreas Julius, geb. 7. Nov. 1807, gest. 27. März 1845, k.
dän. Kamnierherrn und Amtmann, stammen aus der Ehe mit Georgine
Adelaide Maria Freiin v. Löwenstcrn, geb. 21. Jan. 1819, verm. 22. Aug.
1837, zwei Söhne, die Grafen: Heinrich Christian Georg, geb. 21. Juni
1838, und Georg, geb. IG. Aug. 1839.
Jüngere Linie: FERDINAND Graf zu Rcventlow, Lehnsgraf und
Fideieommiss-Inhaber der Grafschaften Reventlow und Chrislianssaede,
Herr auf Ballegaarde und Reuschau — Sohn des Grafen Christian Dellev
— geb. 20. April 1803. — Der Bruder des Grafen Ferdinand ist:
Graf Eduard Wilhelm, geb. 8. April 1810, k. dän. Husaren-Lieutenant
ä la suile, verm. 1844 mit Magdalena v. Heimbruch, aus welcher Ehe
Graf Christian Benedict, geb. 1845, entsprossen ist. — Von den Brüdern
des Grafen Christian Dellev — Vaters des Grafen Ferdinand — leben
drei und von einem verstorbenen Bruder ein männlicher Nachkomme.
Die lebenden drei Brüder sind: Graf Ludwig Detlev, geb. 7. Juni 1780,
k. dän. Oberstlieutenant a. D. , Wittwer von Agnes Freiin v. Hammer-
stein, und die zwei Söhne desselben sind die Grafen : Arthur Christian
Detlev Ludwig Eugen, geb. 4. Jan. 1817, k. dän. Kammerherr und
Amtmann zu Tondern, verm. mit Georgine Alberline Ernestine v. Ahlefeldt
aus dem Hause SaxtoriT, und Ludwig Christian Detlev Friedrich, geb.
6. Jan. 1824. — Graf Ernst Christopher Dellev, geb. 6. Aug. 1786,
k. dän. Major a. D. , und Graf Einar Carl Detlev, geb. 6. Jan. 1788,
Erbherr auf Pugerup im Herzogthum Schonen, verm. 24. Juni 1829
mit llildeborg Gräfin zu Reventlow, geb. 12. Dec. 1804, aus welcher
Ehe drei Söhne leben, die Grafen: Einar Christian Ernst Friedrich
Conrad Ludwig, geh. im Mai 1839, Conrad, geb. im Aug. 1840, und
Christian Detlev, geb. 1842. - Von dem verstorbenen Bruder des
Grafen Christian Detlev, vom Grafen Friedrich Dellev, geb. 25. Nov.
1792, gest. 6. Oct. 1851, k. dän. Kammerherrn und Gesandten am
grossbrilaniiischen Hofe, stamml aus der Ehe mit Jutta Birgilhe Christensen,
geb. 7. Febr. 1807: Graf Christian Friedrich Detlev Wilhelm Ferdinand,
geb. 27. Mai 1837.
Vom Grafen Johann Ludwig, Freiherrn zu Brahelrolleburg — dem
Sohne des Grafen Christian Dellev und dem Bruder des Grafen Christian
Dellev Friedrich (Grossvater des Grafen Ferdinand) — geb. 28. April
1751, gest. I. März 1801, lebt aus der Ehe mit Sibylle v. Schubarlh,
geb. 10. Sept. 17 52, verm. IG. Mai 1778: Graf Detlev Christian Ernst,
geb. 1 7 S 2 , Freiherr und Fidei-Commiss-Inhaber der Freiherrschaft
Brahetrolleburg, k. dän. Kammerherr, verm. 1808 mit Josephine Gräfii
v. Schimmelmann, gest. im März 1852. (Nach Obigem muss es ii
Geneal. Taschenb. der gräfl. Häuser, 1S53, p. 584, Z. 1 1 v. u. stall:
Vaters Bruder, Grossvaters Bruder heissen.
Heinrieh Graf Reventlow-Criininil (s. oben), k. dän. Staatsminisler
für das Herzogthum Holstein, verm. sich 8. Mai 1823 mit Luise Sophie
Jeaunelte Grälin v. Ranlzau auf Rastorh", geb. 28. Oct. 1800.
GRÄFIN V. RIX.
285
Grafen v. Rex.
dttl)crifd). iSb'ntgrctd) 6ad)fcu.
Besitz : <l;is Rilfergtil Zehisla.
Wappen: im goldenen Schilde auf grünem Dreihiigel drei nebeneinander
angerichtete, oben abgehauene grüne Baumstöcke, jeder mit fünf Acstcn, und oben
zwischen diesen Stöcken, von welchen die beiden äusseren etwas schräge gestellt
sind, nebeneinander zwei golden besamte, rothe Hosen. Auf dem Schilde erbeben
sich drei gekrönte Helme, der mittlere mit einer Grafenkrone. Der rechte Helm
trägt einen wachsenden, einwärtssehenden, gekrönten, silbernen Adler mit goldenem
Schnabel und goldener ausgeschlagcner Zunge; der mittlere die drei Baumstöcke des
Schildes mit den darüber und dazwischen schwebenden Rosen, und der linke einen
einw aussehenden, wachsenden, gekrönten rothen Löwen. Die Helmdecken sind roth
und golden, und den Schild hallen zwei vorwärtssehende rothe Tiger.
Sehr altes sächsisches Geschlecht, dessen eigentliches Stammhaus,
wie Einige nicht unwahrscheinlich annehmen, das Städtchen Regis ist.
Später wurde der Hauptstammsitz der reichbegüterten, mit Görschen,
llanckenhain, Kreyscha, Schalkendorf etc. angesessenen Familie der
fcttersitz Pohles, früher Boblas, bei Weissenfeis, welchen schon 1493
Barlholomaeus v. Rex inne hatte. Urkundlich kommt Ulrich Reix 1376
als Schirmvoigt des Klosters Bosau und Günther v. Reckes 1380 als
Hauptmann zu Eisenberg vor. In Sachsen breitete sich die Familie
sehr weit aus und später sind Glieder derselben namentlich auch nach
Preusscn gekommen.
Die Grafen v. Rex stammen aus dem Ilaupistammsitze Pohles, und
der nächste Stammvater derselben ist Carl v. Rex — Sohn Wolfs,
Herrn auf Pohles, aus der Ehe mit Maria v. Etzdorf aus dem Hause
Reuden — geh. 1. April 1660, gest. 9. Juni 1716, Herr auf Pohles,
Kreyscha, Blanckenhain etc., Ober- Hofmeister der Königin in Polen
und Kurfürstin von Sachsen Christiane Eberhardine, wie auch kurfürstl.
Ober-Steuereinnehmer und Vice-Oher-Hofrichter zu Leipzig, verm. in erster
Ehe, 22. April 1668, mit Calharina Elisabeth v. Muschwilz, Erbin von
Waldersdorf, gest. 9. April 1695, und in zweiter, 2. Juli 1697, mit
Christiane Elisabeth v. Neitschütz, geh.. 18. Nov. 1680, gest. 9. Jan.
1739. Aus erster Ehe stammte Hans Caspar (s. unten), aus zweiter
Carl August, geb. 23. März 1701, gest. 15. Sept. 1768, Herr auf
286 GRAFEN V. RF.X.
Kayna, kursächs. Cabinets- und Conferenz- Minister, w. Geh. Rath etc.
verra. 20. Jan. 1729 mit Johanna Sophie Freiin v. Meusebach, geb.
19. Dec. 1711, gest. 22. Juli 1776. Derselbe wurde im kursächs.
Reichsvicariate 29. Jan. 1741 in den Reichsgrafenstand erhoben, hinter-
liess aber nur eine Tochter, Johanna Friederike Caroline, geb. 16. Dec.
1750, welche sich 2. Nov. 1774 mit Peter Friedrich Grafen v. Hohen-
thal, kursächs. Geh. Rathe und Gesandten zu Regensburg, vermählte und
13. Febr. 1803 die gräfliche Linie schloss.
Hans Caspar v. Rex, — Sohn Carls aus erster Ehe — geb. 1689,
gest. 23. Mai 1737, Herr auf Uckro, Paserin, Pickel, Waldersdorf und
Sörga, kursächs. und herz.-sachs.-merseburg. Geh. Rath und Ober-Amts-
Regierungs- Präsident in der Nieder -Lausitz, verm. sich in erster Ehe,
19. Oct. 1717, mit Johanna Sophie v. d. Dahm (Dahme), der Letzten
ihres alten niederlausitzischen Geschlechts, geb. 27. Sept. 1698, gest.
24. Aug. 1734, und in zweiter, 23. Mai 1737 mit Auguste Wilhelmine
v. Bissing, gest. 1743. Aus der ersten Ehe stammte Johann Caspar
Gottlob, geb. 31. Juli 1730, gest. 28. April 1785, Herr auf Belgers-
hain, Köhra, Baalsdorf und Hirschfeld, kursächs. Hofmarschall und
Kammerherr, verm. 22. Nov. 1766 mit Johanna Elisabeth Wilhelmine
v. Schönberg, verw. Freifrau v. Spörken, geb. 2. Juni 1743, gest., als
in dritter Ehe vermählte Gräfin v. Hopfgarten, um das Jahr 1810.
Derselbe verrichtete 1764 bei Kaiser Josephs II. Wahl und Krönung
zum Römischen Könige das Reichs - Erb -Thürhiiter- Amt , wurde zu des
h. röm. Reichs Ritter geschlagen und von dem Kaiser Franz I. 28. März
1765 in den Reichsgrafenstand erhoben. Das Geschlecht pflanzte der Sohn
erster Ehe fort: Carl Alexander, geb. 30. April 1780, gest. 1849,
Herr auf Zehista, k. sächs. Kammerherr, verm. mit Therese v. Nostitz
und Jaenkendorf aus dem Oppach, geb. 7. Nov. 1790. Aus dieser
Ehe stammt:
Graf CARL Caspar, geb. 23. April 1825, k. sächs. Lieutenant, und
der Bruder desselben ist Graf Alexander Caspar, geb. 2. Aug. 1827,
Herr auf Zehista, k. sächs. Lieutenant.
*r
f.RAFKN V. RICIITIIOFEN.
Grafen v. Riclithofen.
eoangeltfd). $)reufjen.
Besitz: das Rittergut Kolilhölie in Schlesien.
287
Wappen : Schild der Länge nach und in der rechten Hälfte quergetheilf.
Rechts oben in Silber ein die Sachsen einvvärtskehrender, rother A dl eis 11 ü gel ;
unten in Roth auf einem grünen absteigenden Dreihügel ein einwärtssehender,
silberner Kranich, welcher in der linken erhobenen Klaue einen Stein hält; links
in Gold ein schwarzgekleideter, balliger Praetor (Siebter) mit weisser Halskrause
und schwarzem Barett, welcher, nach rechts und vorne sehend, auf einem rothen
Lehnsessel sitzt und in der Rechten einen schwarzen Scepler hält (Praetorius).
Ueber der Grafenkrone stehen zwei gekrönte Helme. Der rechte trägt einen offenen
Adlcrsflug, dessen rechter Flügel roth, der linke schwarz ist, und auf dem linken
Helme steht auf grünem Dreihügcl ein einwärtssehender, silberner Kranich, welcher
in der rechten aufgehobenen Klaue einen Stein hält. Die Decken des rechten
Helmes sind roth und silbern, die des linken golden und schwarz, und den Schild
halten zwei einwärtssehende Löwen von natürlicher Farbe. — Nach älteren Abbil-
dungen sitzt der Praetor, rechts und links steht oben der Kranich, unten der
Adlersllügel. Von den Flügeln auf dem rechten Helme ist der rechte schwarz, der
linke golden. — Der Praetor kommt auch oft ohne Barett vor. — Dass das Wappen
bei Erhebung in den Grafenstand vermehrt worden sei, ist nicht bekannt.
Die Grafen v. Riclithofen stammen aus einem alten schlcsischen
Adelsgeschlechte, welches ursprünglich Praetor und Praetorius hiess,
"später aber unter dem Namen v. RichlhofF, oder Riclithofen vorkommt.
Sinapius, welcher so oft in Bezug auf schlesische Familien aushilft, giebt
Näheres über den Ursprung dieser Familie nicht an. Man weiss nur,
dass das älteste Besitzthum derselben der Riltersitz Rauske im Schweid-
nitzschen war und dass dann von der Familie die Güter Hartmannsdorf,
Bartzdorf, Ober-Gutschdorf oder Kolilhölie und Metzschkau im Schweid-
nitzschen , Herlwigswalde im Jauerschen , Hennersdorf im Liegnilzschen
und Ruppersdorf im Briegschen erlangt wurden. Später kamen noch
Brechelshof im Jauerschen, Erdmannsdorf bei Hirschberg, Dobergast bei
Strehlen, Mahlitzsch zwischen Jauer und Liegnitz, Wirksdorf bei Landshut,
Cammerau bei Schweidnitz etc. hinzu , und der grösste Theil dieser
Güter, namentlich Kolilhölie, Bartzdorf, Brechelshof, Wirksdorf etc.,
stehen der Familie noch jetzt zu. Nach Sinapius lebten im Anfange des
18. Jahrhunderts drei Brüder auf ihren Gütern, welche sich mit Töchtern
2SS
GRAFEN V. RIRSCH.
aus den ältesten und vornehmsten schlesischen Familien vermählten und
das Geschlecht fortpflanzten.
Der Freiherrensland kam durch Diplom vom König Friedrich II.
von Preussen 6. Nov. 1741 in die Familie, und zwar nach Gauhe in
die Linie Barlzdorf, nach dem neuen preuss. Adelslexicon aber in mehrere
Linien der Familie. Den preussischen Grafenstand nach dem Rechte
der Erstgehurt erhielt vom König Friedrich Wilhelm IV. von Preussen
3. Fehr. 1847 Friedrich Gottlob Freiherr v. Richlhofen.
Das jetzige Haupt der Familie: FRIEDRICH Gottlob Graf v. Richt-
hofen, geb. 24. Mai 1805, Herr auf Kohlhöhe im striegaucr Kreise,
verm. im Aug. 1829 mit Emma v. Beeren, geb. 19. Fehr. 1810,
stammt von dem Freiherrn Gottlob Samuel, gest. 25. Febr. 1808, aus
der Ehe mit Elisabeth Friederike Sophie Amalie Charlotte Prinzessin von
Schleswig-IIolstein-Sonderburg-Glücksburg, geb. 13. Dec. 1780, verm.
23. Febr. 1800.
Aus der Ehe des Grafen Heinrich Gottlob sind, neben sechs
Schwestern, drei Söhne entsprossen: Emil, geb. 8. Aug. 1830, Theodor,
geb. 17. Nov. 1831, und Oldwig, geb. 24. Nov. 1832. (Der Vorname
Oldwig ist der Redaction neu — so möge denn ein Irrthum hinsichtlich
des Geschlechts nachgesehen werden).
Cöantjeltfd).
Grafen v. Riesch.
Ücmtgretd) %ad)fe\\.
Besitz: die Majoratsgüter Ncschwitz, Holscha, Milkwitz, Uebigan, Neudorf und Zescha, und
das Allodialgut Schmochtitz in der k. sächsischen Ober-Lausitz, so wie Hmiisdoif
an der Spree in der k. preussischen Ober-Lausitz.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im silbernen Mittelschild«
ein aus dem unteren Schildesrande halb hervorgehender, rechtssehender, gekrönter
rotber Löwe, welcher in der rechten Pranke einen goldenen, ßeckigen Stern empor
halt [Stammwappen). 1 und 4 in Grün drei schrägrechte, goldene Balken, 2 ii
(iold zwei nebeneinanderstehende 6 eckige, schwarze Sterne, und 3 in Gold zwe
f.RAFEN V. RIESCH. 289
nebeneinanderstehende schwarze Lilien. Ueber der Grafenkrone erheben sich vier
gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt einen schwanen, 6 eckigen Stern; der
(weite einen auswärtssehenden, gekrönten, schwarzen Adler; der dritte einwärts-
gekehrt den Löwen ganz wie im Mittelschilde (Helm des Stammwappens) ; und der
linke eine schwarze Lilie. Die Decken des rechten und linken Helmes sind schwarz
und golden, die des zweiten grün und golden und die des dritten roth und silbern.
.Den Schild halten zwei auswärtssehende, silberne Einhörner. — Wie angegeben,
wird das Wappen jetzt nach dem kaiserlichen Diplome vom 22. Mai 1793 geführt.
— Das im kursächsischen Reichsvicariate 18. Juni 1792 (s. unten) ausgefertigte
Grafendiplom setzte über die Grafenkrone drei gekrönte Helme. Der rechte trug
einwärtsgekehrt den Löwen des Miltelschildes mit dem Sterne; der mittlere einen
3ii-\\;irt>?ehenden, gekrönten, schwarzen Adler, und der linke rechts eine schwarze
Lilie, links einen schwarzen Stern. — Die Supplemente zu Siebmacbers Wappen-
buch (IX, 25) geben zwei in die Familie gehörende Wappen : das eine mit dem
Namen v. Riesch, das andere als v. Riesch Ritter. Ersteres, welches mit der
Bezeichnung: Freiherren v. Riesch in sächsischen älteren heraldischen Sammlungen
▼orkommt, zeigt einen quadrirten Schild mit einem das erwähnte Stammwappen
enthaltenden Mittelschilde. 1 und 4 zeigt in Grün drei goldene, schrägrechte
Balken ; 2 und 3 ist quergetheilt : oben in Gold ein aufwachsender, rechtssehender,
schwarzer Steinbock, unten in Gold zehn schwarze, aneinanderstossende Wecken
in zwei Reihen, jede zu fünf. Ueber der fünfperligen Krone erheben sich drei
gekrönte Helme. Der rechte trägt einwärtsgewendet den aufwachsenden Löwen
des Mittelschildes, der mittlere einen schwarzen, golden bewehrten Adler, und der
linke den einwärtsseilenden, schwarzen Steinbock der oberen Hälfte des 2. und
3. Feldes. — Letzteres giebt Mittelschild und Helme ganz, wie erwähnt worden ist,
Feld 1 und 4 aber ist von Rlau und Silber achtmal schräglinks getheilt , und vor
diesen Feldern wächst auswärtssehend der schwarze Steinbock auf, während Feld
2 und 3 quergetheilt, und zwar oben golden ohne Bild ist, unten aber in Gold die
beschriebenen zehn schwarzen Wecken in zwei Reihen, jede zu fünf, zeigt.
Altes, ursprünglich aus der Schweiz aus dem Canton Zürich, wo,
so wie in Landau am Bodensee, die Vorfahren sehr angesehene Palricier
waren, stammendes Adelsgeschlecht, aus welchem im vorigen Jahrhundert
Glieder nach Sachsen und Oesterreich kamen und zu hohen Ehrenstellen,
grossem Grundbesitz und Standeserhöhungen gelangten. Wolfgang Edler
Herr v. Riesch, k. k. w. Rath, wurde 1747 in den Reichsrittersland
erhoben und erlangte vom Kaiser Joseph II. 1766 den Reichsfreiherren-
stand, und Isaac Wolfgang und Johann Sigismlnd, Gebrüder, Freiherren
▼. Riesch, erhielten, der Erstere vom Kurfürsten Friedrich August III. von
Sachsen im Reichsvicariate 18. Juni 1792, der Letztere, damals k. k.
Oberst von Nassau Kürassiren, 22. Mai 1793 durch Kaiser Franz II.
die Reichsgrafenwürde.
Der erwähnte Wolfgang Edler Herr v. Riesch, geb. 17. Jan. 1712
zu Lindau am Bodensee, gest. 8. Juli 1776 zu Wien, Herr auf Neschwitz,
Holscha, Uebigau, Zescha, Jessnilz, Puschwitz, Doberschütz und Ratzen,
k. k. Rath , kursächs. Geh. Rath etc., wurde im angegebenen Jahre,
1766, Reichsfreiherr. Derselbe hatte sich 13. Mai 1748 verm. mit
Helene d'Orville v. Loewenklau, geb. 5. Sept. 1724, gest. 25. Juli IS03,
aus welcher Ehe zwei Söhne stammten, Isaac Wolfga.ng und Johann
Sigismlnd, deren Erhebung in den Reichsgrafenstand oben gedacht worden
ist. Graf Isaac Wolfgaxg. geb. 2. März 1749, gest. 25. März 1810,
Herr auf Neschwitz, Holscha, Milkwilz, Uebigau, Zescha etc., kursächs.
Geh. Rath und k. poln. Kammerherr, vermählte sich zuerst, 17. Jan.
H. 19
290
GRAFEN V. RIESCII.
1791, mit Henriette Charlotte Friederike v. Kltix aus dem Hause Peter-
hain, geb. 5. April 17G6, gest. 19. März 1803, und später mit Helene
Freiin v. Löwenklau. Derselbe stiftete unter dem 5. März 1800 aus
oben genannten Hauptgiitern ein Familien-Fideicommiss und Majorat, hat
aber Nachkommen nicht hinterlassen. — Graf Johann Sigismund , der
jüngere Bruder desselben, geb. 2. Aug. 1750, gest. 2. Nov. 1821, k.
k. General der Cavallerie, Inhaber des Dragoner-Regiments No. 6 etc.,
und zuletzt Gonimandirender in Böhmen, vermählte sich 1. März 1792
mit Theresia Josephine Gräfin v. Kohary, geb. 26. Juni 1707, gest.
9. Oct. 1800. Er succedirte 1810 im Besitz des Familien-Fideicom-
misses, vermählte sich 1812 in zweiter Ehe mit Amalia Adelheid Kuni-
gunde v. Schönberg aus dem Hause Luga , geb. 2. März 1791, und
erwarb 1820 das Allodial-Riltergut Schmochtitz.
Aus seiner ersten Ehe stammte Graf Franz Joseph Sigismund, geb.
1. Jan. 1793, gest. 11. März 1833, k. bayer. Kammerherr, Majorats-
herr zu Neschwitz , Milkwitz , Uebigau , Holscha , Zescha , Neudorf etc.,
verm. 16. Mai 1818 mit Maria Gräfin v. Klenau, Freiin v. Jannowitz,
geb. 17. Dec. 1800. Der Sohn des Grafen Franz Joseph Sigismund ist
Graf THEODOR, geb. 8. April 1819. — Aus der zweiten Ehe des
Grafen Johann Sigismund, k. k. General der Cavallerie, stamml:
Graf JOHANN Wolfgang Sigismund, geb. 21. Febr. 1815, Erbherr
auf Schmochtitz in der k. sächs. Ober-Lausitz und, nach erklärtem
Verzicht des seitherigen Majoratsbesitzers Grafen Theodor v. Riesch,
beliehen 22. Febr. 1843 als Majoratsherr zu Neschwitz, Milkwitz,
Uebigau, Holscha, Zescha etc., so wie Herr auf Hermsdorf a. d. Spree
in der k. preuss. Ober- Lausitz, Mitglied der ersten Ständekammer des
Königreichs Sachsen etc.
GP.AFKIN V. RIMISM.W'L.
291
Grafen v. Rindsmaul.
ßatholtfd). ©ffkrrrid) unb öclgien.
In Steiermark, Ungarn, l'öhmen und Belgien begütert.
"Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im goldenen Mittelschild ein
aufgerichteter, rechtssehender, schwarzer Bär mit goldenem Halsband und daran
hängender Kette | Bärneck). 1 in Silber der einwärtsgekehrte Kopf und Hals eines
schwarzen Ochsen mit einem goldenen Bing durch die Nase (Stammwappen). 2 und
3 in Blau drei (2 und 1) goldene Kronen (Frauheim); 4 in Silber der Kopf und
Hals eines einwärtsgekehrlen , rothen Ochsen mit einem goldenen Bing durch die
Nase. Auf dem Schilde erheben sich drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt
den Kopf und Hals des Ochsen im I.Felde (Helm des Stammwappens) ; der mittlere
einen sitzenden, vorwärtssehenden, schwarzen Bären mit ausgebreiteten Vorderfüssen
zwischen einem offenen, blauen Adlersfluge, dessen Flügel mit den Kronen des
2. und 3. Feldes belegt sind (Frauheimscher Helm), und der linke Helm Kopf und
Hals des Ochsen im 4. Felde. Die Decken des rechten Helmes sind schwarz und
silbern, die des mittleren schwarz und golden, und die des linken roth und silbern.
— So kommt nach mehreren Angaben das Wappen vor. Das Wappenbuch dor
durchlauchtigen Welt (III, 331) zeigt im Mittelschilde eine aufrechtgestellte, etwas
nach rechts gerichtete schwarze Bärentatze, und so giebt auch das Wappenbuch
der österreichischen Monarchie (Bd. V, 83) dieses Wappen. Ein Lackabdruck vom
Petschafte der Tochter des Grafen Franz Siegmund, Caroline, vermählten Gräfin
v. Fugger-Dietenheim, zeigt im Mittelschilde ein Windspiel mit Halsband und die
Ochsenköpfe ohne Binge.
lialles steiermärkisches Geschlecht, welches nach Einigen mit dem
gräflichen Hause Sandizell — einem der ältesten, noch übrigen Ministe-
rialen-Geschlechter in Bayern aus der Zeit der scheyernschen Pfalzgrafen
— einen Ursprung haben soll und zu dessen Besitzungen die Herr-
schaften Bärneck in der Elsenau, Poppendorf, Buchenstein und Köttenbach
gehorten. — Heinrich kämpfte 1165 auf dem Turniere zu Zürich, und
der Sohn desselben, Albert, nahm unter Kaiser Ludwig von Bayern in
der Schlacht bei Ampfingen oder Mühldorf 29. Sept. 1322 den Gegen-
kaiser Friedrich den Schönen von Oesterreich gefangen. Der Enkel
desselben gleichen Namens erschien 1396 auf dem Turniere zu Regens-
burg, und 1403 auf dem zu Darmstadt. — Johann, Sohn Siegmunds,
aus der Ehe mit Anastasia v. Goedenberg, erwarb durch Vermählung
19*
292 GRAFEN V. RINDSMAÜL.
mit Dorothea, Tochter und Erbin des Niclas Perner v. Perneck, die
Herrschaft ßärneck in der Elsenau, welche seitdem länger als drei-
hundert Jahre Eigenthum der Familie blieb. Der Enkel Johanns, Rupert,
geb. 1570, gest. 1651, Landes-Oberster in Steiermark, verm. in erster
Ehe mit Helene Gräfin v. Wels, wurde vom Kaiser Ferdinand II. 7. März
1622 in den Freiherrenstand erhoben, und die zwei Söhne desselben
aus zweiter Ehe mit Maria Salome Freiin v. Herberstein, Wolf Rupert,
k. k. Kämmerer, Geh. Ralh und Landes-Hauptmann in Görz, und Johann
Otto, k. k. Kämmerer, Geh. Rath und Statthalter zu Grätz, erhielten ,
mit des verstorbenen Bruders Siegmund Friedrichs Sohne, Wolfgaxg
Alrert, vom Kaiser Leopold I. 28. Dec. 1665 mit dem Prädicate:
Grafen v. Rindsmaul , Freiherren zu Frauheim , Herren zu Bärneck in
der Elsenau, die Grafenwürde. Letzterer, Wolfgang Alrert (nach
v. Schönfeld: Wenzel Albert), geb. 1647, gest. 1703, wurde, in der
Ehe mit Maria Catharina Freiin v. Neydegg, der nächste Stammvater
aller jetzigen Grafen dieses Namens, und der Enkel desselben, Siegmund
Friedrich, erhielt für sich und alle seine Nachkommen 10. April 1764
das Indigenat in Böhmen, nachdem er schon das Indigenat in Ungarn
und das Incolat in Steiermark und Oesterreich erlangt halte. — Die
Familie ist jetzt in eine ältere Linie in Steiermark und in eine jün-
gere Linie in Oesterreich und Belgien getheilt.
Die fortlaufende Stammreihe der älteren Linie ist nachstehende:
Siegmund Friedrich, Freiherr. — Wolfgang (Wolf, Wenzel) Albert, Graf;
Gemahlin: Maria Calharina Freiin v. Neydegg (Neudeck). — Siegmuxd
Albert, geb. 16. Febr. 1687, gest. 18. Juni 1756, k. k. Geh. Rath,
wurde von dem Bruder seiner Mutter, Ferdinand Ehrenreich, letztem
Freiherrn v. Neydegg, adoptirt; Gemahlin: Maria Eleonore Gräfin
v. Mörsperg und Befort, die Lelzte ihres Namens, geb. 10. Sept. 1690,
verm. 12. Juni 1710, gest. 17. Mai 1756. — Siegmund Friedrich, geb.
13. Mai 1711, gest. 16. Oct. 1796, Herr zu Pernegg, Frauheim,
Sooss etc., k. k. w. Geh. Rath und Kämmerer; Gemahlin: Maria Fran-
ziska Gräfin v. Wallmerod, Letzte ihres Geschlechts, geb. 16. März 1715,
verm. 9. Oct. 1735, gest. 1. Sept. 1785. — Franz Siegmund, geb.
22. Juli 1736, gest. im März 1796, k. k. Kämmerer und vormaliger
Landrichter in Steiermark, später Innerösterr. Gubernial-Rath; zweite
Gemahlin: Maria Anna Gräfin v. Taafle v. Galingfort, geb. 10. Oct. 1759,
verm. 28. Jan. 1781. — Rudolph Siegmund, geb., nach v. Schönfeld,
13. Oct. 1782, nach Anderen 13. Nov. 1782, gest. 20. April 1844,
k. k. Kämmerer und Hauptmann ; Gemahlin : Maria Freiin v. Lützow,
geb. 12. Sept. 1783, verm. 1805, gest. 20. Mai 1826. — Gustav,
jetziges Haupt der älteren Linie. — Die jüngere Linie stammt von dem
Grafen Christian Heinrich — jüngstem Sohne des Grafen Siegmund
Albert und Bruder des Grafen Siegmund Friedrich — geb. 23. April
1725, k. k. Kämmerer und General-Feld-Wachtmeister, verm. 17. April
1768 mit Maria Theresie Josephe Gräfin v. Lichterveide, geb. 1738.
Aus dieser Ehe entspross (das Geneal. Jahrbuch des deutschen Adels,
1848, S. 475, irrt hier ganz): Maximilian Franz Hyacinth Ghislain,
r.RAFKN V. RIINDSMAUL. 293
geb. 12. Oct. 1775, gest. 30. Nov. 1851, k. k. Kämmerer und Ritt-
meister in d. A., verm. 8. April 1807 mit Josepliine Julie . Gliislaine
Gräfin v. Lichterveide, geb. 20. März 1782, gest. 1. Jan. 1851, und der
Sohn desselben ist Albert Joseph Ghislain, jetziges Haupt der jüngeren
Linie. — Nach Megerle v. Mühlfeld (Ergänzungsband, p. 28) hat Fer-
dinand Ehrenreich Graf v. Rindsmaul 1728 die kaiserliche Erlaubniss
zur Führung des freiherrlichen Neydeggschcn Wappens (in Silber drei
rothe Jacobsmuscheln schrägrechts übereinander und mit der runden
Seite oben liegend) und der Benennung: Graf v. Rindsmaul, Freiherr
v. Neydegg erhalten. Doch hat es nach Obigem einen Grafen Ferdinand
Ehrenreich v. Rindsmaul nicht gegeben, sondern Graf Siegmund Albert
ist von seinem Oheim , dem letzten Freiherrn Ferdinand Ehrenreich
v. Neydegg, adoptirt worden, und eine Vereinigung des Rindmauischen
Wappens mit dem Neydeggschen ist bisher der Redaction unbekannt
geblieben.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier aufzuführen:
Aeltere Linie in Steiermark: GUSTAV Graf v. Rindsmaul,
Freiherr von Frauheim — Sohn des Grafen Rudolph — geb. 9. Jan.
1808, k. k. Major in d. A. und Deutsch -Ordens -Ritter. Die beiden
Brüder desselben sind: Graf Adalbert, geb. 12. Dec. 1809, verm.
*6. Dec. 1836 mit Emilie v. Petrichevich-Horväth und Szaplik, geb.
31. Oct. 1813, aus welcher Ehe eine Tochter, Adele, geb. 1838,
stammt, — und Graf Alfred, geb. 9. Oct. 1811, Pfarrer zu Miltschin
in Böhmen.
Jüngere Linie in Oesterreich und in Belgien. Graf
ALBERT Joseph Ghislain — Sohn des Grafen Maximilian Franz Hyacinth
Ghislain — geb. 19. Sept. 1809. — Der Bruder des Vaters desselben
ist: Graf Emanuel, geb. 11. März 1778, k. k. Major in d. A.
294 GRAFEN V. RITTBERG.
Grafen v. Rittberg.
fuihertfdj. ittehlenburö im* $reufjen.
Besitz: das Allodial - Kiltergtit Heselin und das Lehns -Rittergut Frehsendorf im Grossher-
zogthum Meklenburg- Schwerin ; die Rittergüter Stangenberg und Rudolplishol' in
Preussen etc.
"Wappen: Schild mit goldener Einfassung und mit Mittelschild. Im rothen
Mittelschilde ein rechtssehender, guldener Adler (Stammwappen). I und 4 in Silber
ein gekrönter, golden bewehrter, an die Theilungslinie angeschlossener, halber,
schwarzer Adler; 2 und 3 in Blau drei (2 und 1) goldene, fünfeckige Sterne. Auf
der Grafenkrone erheben sich zwei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt den
goldenen Adler des Mittelschildes; der linke zwei Straussenfedern, von welchen die
rechte blau, die linke roth ist. Die Helmdecken sind rechts schwarz und silbern,
links roth und golden, und den Schild halten zwei ein- und vorwartssehende
geharnischte Ritter, welche in der freien Hand eine goldene Lanze tragen. Die
Visire sind geöffnet, und die Helme mit vier rothen Straussenfedern besetzt. —
Im Wappenbuche der durchlauchtigen Welt ist der Adler des blauen Miltelschildes
und des rechten Helmes gekrönt, die Felder 2 und 3 erscheinen roth, die Sterne
sind sechseckig und auf dem linken Helme die rechte Feder roth, die linke
blau. — Das Stammwappen der westphälischen Grafen v. Rietberg war bekanntlich
in Roth ein goldener Adler, auf dessen Haupt, wie auch auf jedem Flügel eine
goldene Krone stand.
Die preussischen Grafen v. Rittberg stammen von den alten west-
phälischen, 1562 erloschenen Reichsgrafen v. Rietberg, oder Ritlberg,
und zwar von dem zuletzt regierenden Grafen Johann v. Rietberg aus
demjenigen Zweige, welcher nach den mit seiner zweiten Gemahlin,
Maria v. Sinzemann, getroffenen Ehepacten den -gräflichen Titel nicht
führte und sich nach Preussen wendete. — Was zuerst die westphäli-
schen Grafen v. Rietberg anlangt, so kommen zwei derselben als Bischöfe
von Osnabrück vor: Conrad der Aeltere, welcher von 1265 — 1295, und
Conrad der Jüngere, welcher um das Jahr 1 500 den erwähnten Bischof-
sluhl einnahm. Der letzte Graf v. Rietberg hinterliess aus erster Ehe
zwei Erbtöchter, von denen die ältere sich zuerst mit Ehrich Grafen
v. Hoya und später mit Simon Grafen zu der Lippe, die jüngere aber
mit Enno Grafen von Oslfriesland vermählte. Der Enkel des Letzteren,
GRAFEN V. RITTBKRO. 295
Ferdinand Maximilian letzter Graf v. Ostfriesland und Riclberg, hinterliess
eine Erbtnchler, Maria Ernestine Franziska, welche sich 4. Aug. 1699
mit Maximilian Ulrich Grafen v. Kaunilz aus der mährischen Linie ver-
mählte und demselben die Herrschaft Rietberg mit der Stimme in der
westphälischen Grafen-Curie zubrachte. Hierdurch entstand ein merk-
würdiger Nachfolgestreit zwischen dem Hause Liechtenstein Gundaccar-
scher Linie und dem Grafen v. Kaunilz, welcher 1726 durch Vergleich
dahin entschieden wurde, dass die Grafschaft Rietberg der Familie Kaunilz
verblieb, Liechtenstein aber als Milbelehnter aufgenommen wurde. Der
Lehnsherr, Landgraf von Hessen -Cassel, genehmigte diesen Vergleich,
ertheilte aber an Liechtenstein keine Mitbelehnung, sondern nur Eventual-
belehnung. 1823 verkaufte Aloys Fürst v. Kaunitz, ohne männliche
Nachkommen, einen Theil der Grafschaft Rielberg, worauf Liechtenstein
von Neuem einen Process anhängig machte, dessen Entscheidung nicht
allgemein bekannt ist.
Von dem Zweige, welcher sich nach Preussen gewendet hatte,
kommt zuerst Gobel v. Ritlberg, geb. 1615, gest. 1693, Herr auf
Sassendorf, vermählt mit Anna Maria v. Cubach, vor. Der Sohn desselben
war Johann Rempert, geb. 26. Ocl. 1654, gest. 1. Aug. 1734, Herr
auf Sassendorf und k. dän. Hauptmann, verm. 1697 mit Helene Elisabeth
v. Münnich — ältester Schwester (nicht Tochter) des k. russ. General-
Feldmarschalls Grafen v. Münnich — geb. 27. Juli 1679, gest. 18. Febr.
1733. Aus dieser Ehe stammten drei Söhne: Anton Günther Albrecht,
Johann Dietrich Arnold und Johann Wilhelm Florens, welche vom
König Friedrich II. von Preussen 30. Dec. 1751 mit den gesammten
Nachkommen in den prenssischen Grafenstand erhoben wurden. Das
Nähere über diese drei Söhne ist Nachstehendes: Graf Anton Günther
Albrecht, geb. 14. Oct. 1693, gest. 16. Oct. 1763, Herr auf
Lietschen etc., k. poln. General- Major und Oberst von der Krongarde,
'vermählte sich 4. Jan. 1728 mit Dorothea Sophie v. Rardeleben, geb.
27. Sept. 1701, gest. 8. April 1765. — Graf Johann Dietrich Arnold,
geb. 28. April 1707, gest. 10. Sept. 1785, Herr auf Vitzow und
Wutzow in Pommern, k. preuss. Oberst a. D., war verm. in erster
Ehe, 16. Aug. 1751, mit Wilhelmine Dorothea v. Kunow, geb. 5. Sept.
1729, gest. 24. April 1752, und in zweiter, 28. Febr. 1753, mit
Augusta Freiin v. Eickstedt aus dem Hause Rothen-Klempenow, geb.
13. Dec. 1728, gest. 18. Juli 1784, und Graf Johann Wilhelm Florens,
geb. 5. Febr. 1719, -quittirte als k. preuss. Hauptmann 1756, und
starb 28. Jan. 1791. — Anton Günther Albrechts Stamm erlosch im
Mannsstamme mit dem Sohne Johann Burchard Theodor, k. poln. Kammer-
herrn und Obersten, Herrn auf Lietschen, geb. 6. Aug. 1735, gest. 26. Jan.
1771: die jetzigen Grafen v. Rittberg sind daher Nachkommen Johann
Dietrich Arnolds. Von den Söhnen desselben hatten drei Nachkommen,
die Grafen Johann Wilhelm Ludwig, George Albrecht und Johann Wilhelm.
— Johann Wilhelm Ludwig, geb. 16. April 1752, k. preuss. Haupt-
mann a. D., früher Herr auf Sydow und Schönfeld in der Mittelmark,
später auf Adamsdorf in der Neumark, verm. in zweiter Ehe, 8. Jan.
296 GRAFKN V. RITTHKRG.
1790, mit Charlotte Caroline Friederike v. Beeren, geb. 14. Juli 1760,
hatte aus dieser Ehe mehrere Söhne. — Georg Albrecht, geb. 10. April
1758, Herr auf Stangenberg, Pirklitz, Bahlau, Linken, Höfehen, Gross-
und Klein -Rohdau und Klein -Sonnenberg, sämmtlich in Preussen, k.
preuss. Hauptmann a. D. und Landsehafts-Rath der Manenwerder Land-
schaft, vermählte sich in erster Ehe, 9. Jan. 1788, mit Anna Elisabeth
Schack v. Wittenau, geb. 24. Juli 1760, gest. 4. Jan. 1793, und in
zweiter, 16. Juni 1794, mit Henriette v. Steinwehr, geb. 9. Oct. 1772,
und aus erster Ehe stammt Graf Heinrich (Georg Eduard Carl), aus
zweiter die Grafen Eduard (Sigismund Albrecht Günther) und Benno. —
Johann Wilhelm, geb. 18. Dec. 1765, Herr auf Warbelow, k. schwed.
Hauptmann a. D., vermählte sich 30. Mai 1794 mit Sophia Juliana
Dorothea v. Güldener, geb. 26. Dec. 1774, und es sind aus dieser
Ehe die Grafen Ludwig Georg August, Ernst und Dietrich ent-
sprossen.
Die Familie theilt sich jetzt in drei Linien: in die meklenburg-
pommersche, die preussische und die märkische Linie, und
von den jetzigen Gliedern derselben gehören hierher:
Meklenburg-Pomm ersch e Linie. Graf LUDWIG Georg August,
geb. 20. Nov. 1797, k. preuss. erster Präsident des Appellations-Gerichts
zu Glogau, verm. 31. März 1823 mit Auguste Gräfin v. Eickstedt-
Peterswaldt, geb. 5. Sept. 1803. Aus dieser Ehe leben zwei Söhne,
die Grafen: Max, geb. 17. Sept. 1825, k. preuss. Referendar bei dem
Appellations- Gericht zu Glogau, und Aurel, geb. 3. Jan. 1827, k.
preuss. Lieutenant. — Die beiden Brüder des Grafen Ludwig Georg
August sind: Graf Ernst, geb. 22. Juli 1807, k. preuss. Major und
Bataillons- Commandant im 23. Landwehr -Regiment, verm. 1838 mit
Adelheid v. Dewitz, geb. 16. April 1816, aus welcher Ehe vier Söhne
stammen, die Grafen: Benno, geb. 18. Mai 1839; Ernst, geb. 5. Dec.
1840; Carl August Albert Diltrich, geb. 24. Juli 1844, und Leopold
Ludwig Carl, geb. 15. Juli 1846 — und Graf Dietrich, geb. 3. März
1813, Herr auf Besehn.
Preussische Linie. HEINRICH — Sohn des Grafen Georg
Albrecht aus erster Ehe — geb. 16. Mai 1789, Herr auf Stangen-
berg etc., Landrath des stuhmer Kreises, verm. mit Minette v. Fritze,
aus welcher Ehe drei Söhne stammen, die Grafen: Heinrich, k. preuss.
Ober- Landsgerichts -Rath etc.; Woldemar, k. preuss. Lieutenant, und
Oswald. — Die zwei Brüder des Grafen Heinrich aus des Vaters zweiter
Ehe sind: Graf Eduard, geb. 21. Juli 1795, k. preuss. Major a. D„
von welchem nach dem Geneal. Taschenbuch der gräfl. Häuser vier
Kinder leben, und Graf Benno, geb. 8. April 1798, Herr auf Rudolphshof,
Landrath des Marienwerder Kreises, und Wittwer von Lina v. Steinwehr,
aus welcher Ehe ein Sohn entsprossen ist.
Märkische Linie. Graf HEINRICH — Sohn des Grafen Johann
Wilhelm Ludwig? — k. preuss. Major a. D., verm. mit Henriette v. Netz,
geb. 1796. Die vier Söhne desselben sind die Grafen: Wilhelm Ernst
Ferdinand, geb. 17. Dec. 1826, k. preuss. Lieutenant; Oscar, geb.
GRAFEN V. RÖDERN.
297
16. Nov. 1831, k. k. Lieutenant; Benno, geb. 20. Aug. 1834, und
Aij'hons, geb. 4. Aug. 1836.
Nach den bisher über die im Jahre 1852 Verstorbenen bekannt
gewordenen Nachrichten ist 10. Oct. zu Wesel ein k. preuss. Major
Graf v. Rittberg gestorben. Da der k. preuss. Major Graf Heinrich
v. Ritlberg in Liegnitz wohnt, ist wohl anzunehmen, dass diese Nach-
richt sich auf den k. preuss. Major Eduard Grafen v. Ritlberg bezieht.
Grafen v. Rödern.
(ßocmgelifd).
3ßxt\x$en.
Besitz: die Herrschaft Holnsiein und Kroischwitz; Rostersdorf; die Herrschaft Kolhnitz und
Ketschdorf; Giersdorf etc. in Schlesien; Schmelenz und Gora in Pommern.
Wappen : quadrirtcr Schild mit Mittelschild. Im rothen Mittelschildc ein
schräglinker, mit drei goldenen Sternen belegter silberner Balken (Wappen der
öslerr. Familie v. Redern). 1 und 4 in Blau ein silbernes Rad von 8 Speichen
(Wappen der schlesischen Familie v. Redern, Rödern). 2 und 3 der Länge nach
gelheilt; rechts in Gold ein an die Theilungslinie angeschlossener, gekrönter, mit
einem Halbmonde belegter, halber schwarzer Adler ; links in Roth ein silberner, mit
zwei dünnen, doppelt geasteten, ins Andreaskreuz gestellten rothen Stäben belegter
Querbalken. Den Schild decken drei gekrönte Helme. Auf dem rechten Helme
steht ein dreifacher, mit dem Rade des 1. und 4. Feldes belegter Pfauenschweif
(Helm der schlesischen Familie v. Rödern); aus dem mittleren Helme wächst ein
vorwärtssehender geharnischter Mann empor, welcher in jeder Hand an einer rothen
Stange eine auswärts wehende, von Silber und Roth viermal quergestreifte, mit
einem goldenen Sterne belegte und aufrecht gestellte Fahne hält. Eine dergleichen
links wehende Fahne steht auf dem gekrönten Helme des Mannes (Helm der österr.
Familie v. Redern). Auf dem linken Helme stehen sechs durch einander gesteckte,
viermal von Silber und Roth quergetheilte Fahnen an Turnierstangen, von denen
drei sich rechts, drei links kehren. Die Helmdecken sind rechts silbern und roth,
links silbern und blau. — Sonach unterscheidet sich das Wappen der Reichsgrafen
298 GRAFEN V. RUDERN.
v. Rudern nur dadurch, dass dasselbe im 2. und 3. Felde den halben schlesischcn
Adler zeigt und mit Schildhaltern nicht versehen ist, von dem Wappen der preuss.
Grafen v. Ködern, deren Schild, in welchem der halbe Adler ein preussischer ist,
von zwei schwarzen Adlern (s. S. 256) gehalten wird. — Im Wappenbuche der
durchlauchtigen Welt (III. 325) ist der halbe Adler im 2. und 3. Felde ein halber
Doppeladler und nicht gekrönt, die Brust aber ist mit einem silbernen Halbmonde
belegt. Der Pfauenschweif auf dem rechten Helme ist fünffach. Aus dem mittleren
wächst ein geharnischter Ritter empor: der Helm desselben ist geschlossen und
nicht gekrönt, und die Fahnen sind roth und mit einem schräglinken silbernen
Querstreif besetzt, welcher mit einem goldenen Sterne belegt ist. Die Fahnen auf
dem linken Helme sind von Silber und Roth quergestreift mit gewechselten Tincturen
und die Stangen derselben von Roth und Silber schräg gestreift. Die Decken des
rechten Helmes sind blau und silbern, die des mittleren und linken roth und silbern.
Im Joiianniterorden sind die Fahnen auf dem mittleren Helme roth und mit einem
silbernen Querstreifen, die auf dem linken Helme roth, ohne einen solchen Streifen,
aufgezeichnet. — Das frciherrl. Wappen giebt Sinapius, wie folgt, an: quadrirter
Schild; 1 und 4 in Blau ein silbernes Rad; 2 und 3 der Länge nach getheilt :
rechts in Gold ein schwarzer Doppeladler, auf der Brust mit einem silbernen Halb-
monde, links in Silber ein schräglinker Balken mit einem rolhen burgundischen
Kreuze. Auf dem Schilde stehen zwei Helme; der gekrönte rechte Helm trägt den
Pfauenschwanz mit dem Rade, der linke sechs Fahnen, roth, mit einem silbernen
Querstreifen.
Sehr alte und sehr angesehene, an Gliedern und Besitz reiche
schlesische Familie, welche, nach den Angaben des derselben zu Theil
gewordenen Freiherren- und Grafen- Diploms, aus einem ursprünglich
französischen Geschlechte stammen soll, aus welchem sich Glieder
anfanglich in der Mark Brandenburg niedergelassen haben. Später ver-
breitete sich die Familie in zwei Zweigen in Oesterreich und Schlesien.
Nach Anderen soll, unter Berufung auf das Wappen, das Geschlecht
mit dem Kolowratschen, dessen ursprüngliches Wappen bekanntlich ein
Rad war, eines Ursprungs sein und, nachdem Glieder desselben 1119
auf dem Turniere zu Götlingen und 1165 zu Zürich erschienen, sich
aus dem Voigtlande und Sachsen im 12. Jahrhundert nach Schlesien
gewendet und daselbst ansässig gemacht haben. — Mehrere nehmen
die Herrschaft Krappitz im Fürstenthume Oppeln als Stammhaus und
geben an, dass sich aus demselben die zwei Haupllinien, die schlesische
und die 1743 erloschene österreichische (s. unten) gebildet hätten.
Die schlesische verbreitete sich später durch zwei Söhne des Freiherrn
Hans Wolf, Herrn auf Krappitz, Zierotitz und Zörnitz , gest. 1622, in
zwei Aeslc. Es entspross nämlich von Georg Heinrich, geb. 1669,
gest. 1695, der ältere Ast zu Krappitz, und von Carl Moritz, gest.
1682, der jüngere Ast zu Malwitz, welcher letztere mit Carl Albrecht
— Enkel des Stifters — 8. Febr. 1766 wieder erlosch. Der ältere
Ast zu Krappitz hatte sich durch zwei Söhne Erdmanns, Heinrich Adolph
und Carl Gustav (nach Einigen nicht der Bruder, sondern der Neffe
des Esteren), in zwei Zweige, zu Krappitz und zuDobrau (Dobra)
und Holnslein gelheilt, von welchen der erstere schon mit Heinrich Adolph
(s. unten) 1759 erloschen, der andere der jetzt blühende ist. — In Schlesien
war Kunze v. Rödern 1412 Herr auf Ruppersdorf, und mit demselben
beginnt die ununterbrochene Slammreihe derer v. Rödern schlesischer
Linie. Von den Nachkommen desselben erkaufte Friedrich, Herr auf
GRAFEN V. RUDERN. 299
Ruppersdorf, Tost und Peiskretscham , verm. mit Salome v. Schönaich,
Bach 1 556 vom Kaiser Ferdinand 1. die Herrschaften Friedland und
Reichenberg in Böhmen und Seidenberg in der Lausitz, wurde vom
Kaiser 17. April 1505 in den Panner- oder Reichsfreiherrensland
erhohen und zum k. Ralh und ersten Kammerpräsidenten ernannt. Der
jüngere Sohn desselben, Mklchior, war kaiserl. Hof-Kriegsraths-Präsident,
General- Feldmarschall und Oberst zu Raab, zeichnete sich 1577 bei
der Belagerung von Danzig und Weichselmünde sehr aus und wurde
nachher durch die tapfere Verteidigung der Festung Gross -Wardein
gegen die Türken berühmt. Aus der Ehe mit Catharina v. Schlick,
Gräfin v. Passaun und Weiskirchen, stammte Christoph, welcher wegen
des lutherischen Glaubens und der Anhänglichkeit an Friedrich V. von
der Pfalz, nach der Schlacht am weissen Berge bei Prag, bei dem Kaiser
Ferdinand IL, dessen Mundschenk derselbe war, in Ungnade fiel und seine
sämratlichen Herrschaften verlor. Friedland und Reichenberg erhielt der
Herzog von Friedland, Waldstein, Seidenberg aber kam an Sachsen,
welches nachher mit demselben die Familie v. Einsiedel belehnte. —
Hans Moritz, seit 1636 katholisch und k. poln. Kammerherr, Herr der
Herrschaften Kuhnewald, Zauchtel und Bothewald in Mähren, starb ohne
Leibeserben, und da die Söhne seines Bruders den lutherischen Glauben
nicht ablegen wollten, wurden die genannten Besitzungen eingezogen.
— Georg Heinrich, Herr der Herrschaft Krappitz in Schlesien, verm.
mit Anna Elisabeth Gräfin v. Colonna-Fels, wurde vom Kaiser Leopold I.
4. Aug. 1669 mit seinen Brüdern und Vettern in Oesterreich mit dem
Prädicate: Grafen v. Rüdem , Freiherren zu Krappitz und Herren zu
Perg, nach vorhergegangener Erhebung in den erbländisch- Österreich.
Grafenstand, in den Reichsgrafenstand erhoben. — Carl Albert, gest.
8. Febr. 1766, Herr der Herrschaft Malmitz und Kotzenau iu Schlesien,
war k. preuss. Geh. Staatsminisler und Oberamis -Regierungs- Präsident
zu Glogau. Die Güter desselben gelangten an den Sohn der Schwester,
Wilhelm Christoph Gottlob Burggrafen zu Dohna-Schlodien. — Heinrich
Adolph, gest. 28. Oct. 1759, Herr auf Krappitz, k. preuss. Ober-Amts-
Consistorial-Präsident zu Oppeln, verm. mit Helene Renata Gräfin v. Hoym-
Droyssig, starb ohne Kinder, worauf Krappitz durch Kauf an die Grafen
v. Haugwilz kam. Bei Lebzeilen desselben starb die österreichische
Rödernsche Linie auf Perg mit Bernhard Franz Anton 1743 aus. Pur
den Fall, dass Einer der schlesischen Linie katholisch würde, sollte die
Herrschaft Perg an letztere Linie kommen und da Keiner sich meldete,
belieh Oesterreich mit Perg den Freiherrn v. Stumm (Stomm). Carl
Gustav, — Sohn des Grafen Erdmann I. aus der Ehe mil Charlotte
Gräfin v. Schulz — geb. 12. Sept. 1691, gest. 28. Aug. 1778, Herr
der Dobrauer Herrschaft, k. preuss. Etats- und Kriegsminister, auch
Chef- Präsident des Ober-Amts-Consistoriums zu Oppeln, verm. sich
4. April 1714 mit Johanna Eleonore Gräfin v. Preysing, Freiin v. Stein
und Sonnek, geb. 4. April 1695, gest. 20. Mai 1757. Aus dieser Ehe
entspross Erdmann Carl, geb. 13. Jan. 1715, gest. 1. Oct. 1782,
k. preuss. Justizrath, Herr der Herrschaft Holnstein etc., welcher sich
300 GRAFEN V. RÖDERN.
28. Jan. 1739 mit Friederike Victoria Sophie Freiin v. Schmettau, geb.
1. Sept. 1715, gest. 19. Nov. 1776, vermahlte, und von welchem alle
jetzigen Glieder der gräflich Rödernschen Familie, wie sich nachstehend
ergehen wird, abstammen. Von den sechs Söhnen desselben hinter-
liessen nämlich der älteste, Carl Wilhelm Erdmann, und der jüngste,
Carl Friedrich Christian Waldemar Erdmann, keine Nachkommen, die
anderen vier aber: Erdmann Gustav, Gustav Bernhard Friedrich Erdmann,
Alexander Samuel Erdmann und Ludwig Alrrecht Julius Erdmann, setzten
das Geschlecht fort. — Erdmann Gustav, geb. 30. Mai 1742, gest.
3. März 1820, Herr der Herrschaft Holnstein und Kroischwitz, vermählte
sich in erster Ehe, 2. Mai 1770, mit Christiana Sophie Friederike
Gräfin v. Hochberg, geb. 21. Dec. 1746, gest. 1772, und in zweiter
Ehe, 13. Juni 1781, mit Sophie Caroline Henriette Gräfin v. Reichenbach-
Goschütz, geb. 12. Dec. 1757, gest. 12. April 1799. — Gustav
Bernhard Friedrich Erdmann, geb. 29. Dec. 1746, gest. 17. Juli 1811,
Herr der Herrschaft Kolbnitz und Ketschdorf, verm. sich 1. Mai 1781
mit Amalia Henriette Erdmuthe Gräfin v. Pückler-Schedlau, geb. 3. Jan.
1761, gest. 1. Juni 1807. — Alexander Samuel Erdmann, geb. 7. Jan.
1753, gest. 31. März 1825, Herr auf Giersdorf, verm. sich 31. Aug.
1786 mit Erdmuthe Caroline v. Boyen, gest. 12. April 1821, und
Ludwig Albrecht Julius Erdmann, geb. 19. Juni 1755, gest. 31. Jan.
1814, k. preuss. Landschafts -Director im Schweidnitz-Jauerschen, war
in erster Ehe verm., 3. Juni 1784, mit Helena Charlotte v. Kleist,
geb. 9. Nov. 1765, gest. 7. Febr. 1803, und in zweiter, doch kinderlos,
mit einer Gräfin v. Gessler.
Von den jetzigen Gliedern der Familie gehören hierher:
Nachkommen des Grafen Erdmann Gustav. Von dem Sohne
desselben aus erster Ehe, von dem Grafen Carl Heinrich Erdmann, geb.
18. Juni 1772, gest. 4. Jan. 1828, Herrn auf Schmelenz und Gora
in Pommern, verm. 17. Oct. 1796 mit Carolina Eleonore Hedwig
v. Katzeier, geb. 3. März 1778, gest. 24. März 1849, stammen, neben
fünf Schwestern, zwei Söhne: Graf EMIL Carl Heinrich Erdmann, geb.
21. Sept. 1800, k. preuss. Lieutenant a. D., Landesältester des reichen-
bacher Kreises, verm. 23. April 1838 mit der verw. Frau v. Peistel,
geb. v. Heuthausen auf Mittel -Peilau, und Graf Carl Heinrich Benno
Alfred, geb. 19. Febr. 1805, k. preuss. Rittmeister. — Aus der zweiten
Ehe des Grafen Erdmann Gustav stammt Graf Wilhelm Carl Erdmann
Heinrich Günther, geb. 7. Sept. 1782, Herr auf Rostersdorf, k. preuss.
Lieutenant a. D., verm. 13. Febr. 1811 mit Christine Gräfin v. Rödern
aus dem Hause Glumbowitz, geb. 29. Oct. 1785, welcher Ehe eine
Tochter entsprossen ist. Der Bruder desselben ist Graf Carl Louis,
geb. 5. Juni 1789, k. preuss. Major a. D., und von dem verstorbenen
Bruder, dem Grafen Erdmann, geb. 17. April 1784, gest. 1851, k. preuss.
Major a. D., verm. 26. Juli 1830 mit Bernhardine Nalalie Friederike
Gräfin v. Rödern aus dem Hause Giersdorf, geb. 19. Juni 1797, leben
zwei Söhne, die Grafen: Richard, geb. 21. Aug. 1831, k. preuss.
Lieutenant, und Bernhard, geb. 14. Jan. 1836.
GRAFEN V. RÖDERN. 301
Nachkommen des Grafen Gustav Bernhard Friedrich Erdmann.
Der Sohn ist, neben einer Tochter, Christine (s. oben), Graf ERDMANN
Gustav, geb. 20. März 1782, k. preuss. Hauptmann a. D., verm. 11. Juni
1812 mit Natalie Bernhardine Henriette Gräfin Henckel v. Donnersmarck
aus dem Hause Oberbeuthen und Tarnovvitz- Neudeck, geb. 22. April
1789. Aus dieser Ehe stammen drei Söhne, die Grafen: Max Gustav
Erdmann Joseph, geb. 17. Juli 1816, k. preuss. Rittmeister, verm. 1848
mit Luise v. Mulius; Melchior Victor Erdmann, geb. 3. Juli 1821,
k. preuss. Lieutenant, verm. 1848 mit N. N. Gräfin v. Nostitz aus dem
Hause Mühlrädlitz, und Erdmann Friedrich Paul Leonhard, geb. 24. Jan.
1826, k. preuss. Oberlandesgerichts -Referendar und Lieutenant in der
Garde-Landwehr.
Nachkommen des Grafen Alexander Samuel Erdmann. Die
Tochter ist : Bernhardine Natalie Friederike vervv. Gräfin v. Rudern
(s. oben), und von dem Sohne, dem Grafen Eduard, geb. 13. Oct. 1801,
gest. 1840, k. preuss. Premierlieutenant, lebt nur die Wittwe N. N.
v. Frankenberg, verm. 1837.
Nachkommen des Grafen Ludwig Albrechl Julius. Graf Carl,
— Sohn aus zweiter Ehe — geb. 4. Aug. 1785, k. preuss. Oberst
a. D., verm. 1825 mit Amalia Gräfin Henckel v. Donnersmarck aus dem
Hause Oberbeuthen und Tarnowitz- Neudeck, geb. 22. April 1789. —
Die drei Brüder des Grafen Carl sind: Graf Albert, geb. 23. Juli 1794,
k. preuss. Oberst a. D. , verm. mit Luise Freiin v. Seckendorf, geb.
13. Juli 1809, aus welcher Ehe Graf Alfred, geb. 26. Aug. 1832,
stammt. — Graf Louis, geb. 4. Dec. 1795, k. preuss. Oberst- und
Regimenlscommandeur, und Graf Woldemar, geb. 1. März 1801, k. preuss.
Oberförster in der Mark, verm. 26. Oct. 1828 mit Mathilde v. Rochow.
302
GRAFKN V. ROGKNDORF.
Grafen v. Rogendorf (RoggendorfT).
Satholifd). ©cfkrrcid).
Besitz: Hogendorf, Kanak und Welika Greda im toronthaler Comitate im Banale.
"Wappen: quadrirter Schild: l und 4 in Silber ein gülden gekrönter,
doppelt geschweifter, linkssehender ruther Löwe auf einem dreifachen, von der
Rechten zur Linken herabsteigenden grünen Hügel (Stanimwappen). 2 und 3 in
Blau eine goldene, drei Steine hohe, schwarz ausgefugte Mauer mit drei Zinnen,
von denen die äusseren den Schildesrand berühren und über deren mittlerer ein
öeckiger goldener Stern strahlt (Wildhausen). Auf dem Schilde stehen zwei gekrönte
Helme. Der rechte Helm trägt zwei von Blau und Gold quergetheilte Büffelshömer,
von denen jedes in der Mündung mit einer und am äusseren Rande mit vier
Pfauenfedern besteckt ist (Wildhausenscher Helm}. Aus dem linken Helme wächst
einwärtssehend der Löwe des l. und 4. Feldes empor (Helm des Stammwappens).
Die Helmdecken sind rechts blau und golden, links roth und silbern. — Im Wappen-
buche der durchlauchtigen Welt steht auf der mittleren Zinne der Mauer des 2. und
3. Feldes ein sechseckiger goldener Stern. — Spener setzte den rothen Löwen
auf dem Dreihügel ins 2. und 3. und die Mauer mit dem Sterne ins 1. und 2. Feld.
Sehr altes steiermärkisches und zwar aus Marburg an der Drau
stammendes Geschlecht, dessen ordentliche Stammreihe Hiibner mit
Nicolaus beginnt, welcher um das Jahr 13S3 lebte. Der Enkel desselben,
Caspar, liess sich unter Kaiser Friedrich III. in der zweiten Hälfte des
1 5. Jahrhunderts in Oesterreich nieder, erwarb im Viertel ob und unter
dem Manhartsberge etc. bedeutende Herrschaften, war von 1491 — 1494
und später von 1502 an Burggraf des Schlosses und der Herrschaft
Steyer und starb 18. Oct. 1506. Aus der Ehe mit Margaretha v. Wild-
haus, Erbtochter und der Letzten ihres Geschlechts, gest. 1492, deren
Mitgift gross gewesen war, stammten vier Söhne: Siegmund, Wilhelm,
Wolfgang und Georg. Siegmund und Georg, nacheinander Burggrafen
zu Sleyer, starben ohne Nachkommen. Wilhelm, geb. 1481, gest. 1541,
wurde, als des Erzherzogs Ferdinand I. Oberslhofmeister und Geh. Rath,
auf dem Reichstage zu Worms 31. Mai 1521 mit seinen Brüdern Wolf-
gang und Georg zu Reichsständen angenommen, wobei der Name der
Herrschaft Pöckstall in Rogendorf verändert und die drei Brüder zu
Freiherren zu Rogendorf und Mollenburg erhoben wurden. 1522 erwarb
sich Wilhelm als Befehlshaber des deutschen Fussvolkes in Spanien
GRAFEN V. ROGENDORF. 303
grossen Ruhm, wurde dann vom Kaiser Carl V. zum Trabanten- Haupt-
mann, Ritler vom Calatrava und Statthalter von Catalonien und Roussillon
ernannt, bewährte sich 1529 in Wien als Held, erhielt 6. Febr. 1539
für sich , seine Rrüder und alle Nachkommen vom röm. Könige und
Erzherzog Ferdinand I. das Erblandhofmeister-Amt in Oesterreich unter
der Ens, bekam 1541 den Oberbefehl gegen Ofen und starb verwundet
zu Somerein auf der Insel Schult. Aus der Ehe mit Elisabeth, Tochter
des Grafen Hans v. Otlingen und Elisabeths, der letzten Gräfin und
Erbin von Conte in Hennigau, stammten zwei Tochter und ein Sohn,
Christian, geh. 1510, welcher von der Grossmuller den Beinamen Conte
erhielt. Derselbe focht als Oberst der k. deutschen Leibgarde in Spanien
und Afrika, wurde vom Könige Ferdinand 15. Dec. 1537 zum Reichs-
grafen v. Guntersdorf erhoben, verm. sich mit Elisabeth Gräfin v. .Mansfeld,
Witlwe des Herzogs Friedrich zu Sachsen, Hob Spielschulden halber nach
Constantinopel, ging später nach Frankreich, wo ihn im Dec. 1549
König Heinrich II. mit dem Marquisat der lies d'Or et d'Hieres in der
Provence belehnte und starb wahrscheinlich in Frankreich. — Von
Wilhelms Bruder, Wolfgang, Burggrafen zu Speyer, k. k. Geh. Rath
und niederösterr. Landmarschall, stammte aus der Ehe mit Elisabeth
Herrin von Lichtenstein: Wilhelm II. Ein Sohn desselben aus der Ehe
mit Anna v. Hohenberg, Georg Ehrenreich I., setzte das Geschlecht in
seinem Sohne, Caspar IL, fort, welcher 1596 starb und einen Sohn,
Georg Ehrenreich II. , in zartem Aller als Einzigen seines Namens
hinterliess. Letzterer wanderte der Religion wegen und in Folge seiner
Verbindung mit den Protestanten nach der Lausitz aus, und das Erbland-
hofmeister-Amt wurde 1620 dem nachher gefürsteten, 1775 erloschenen
Hause Trautson verliehen. Später war derselbe kursächs. Kämmerer,
Geh. Rath und Gesandter am kaiserl. Hofe in Wien, wo er 1653 starb.
Durch seine Gemahlin Johanna Drnowska v. Drnowitz, Mutter von zehn
Kindern, kam an die Familie v. Rogendorf die Herrschaft Raitz in Mähren,
welche mit der Urenkelin Raphaela 1743 durch Vermählung an Anton
Albert Altgrafen v. Salm-Reifferscheidt gelangte. Die beiden jüngsten
löhne Ehrenreichs II., Johann Carl und Johann Christian, vermählten sich.
Des Ersteren Nachkommenschaft erlosch schon mit dem Sohne, Johann
Maximilian ; Johann Christian aber pflanzte den Stamm fort. Letzlerer, gest.
im Jan. 1704, war, zurückgekehrt zur katholischen Religion, Kaiser Leo-
polds I. Kämmerer, Appellalions-Ralh und zuletzt w. Geh. Rath und Oberst-
landrichter in Mähren, und wurde 16. April 1686 mit seinem Rruder,
Johann Carl, in den Grafenstand erhoben. Von seinen beiden Söhnen
aus der Ehe mit Regina Apollonia Gräfin v. Kolowrat-Liebsleinski starb
der jüngere, Anton Dominic, auf einer Reise, der ältere aber, Carl
Ludwig Joseph, geb. 25. Mai 1685, gest. 1714, k. k. Kämmerer, verm.
sich mit Anna Carolina Gräfin v. Palfly, welcher Ehe fünf Töchter und
fünf Söhne entsprossen. Von letzteren hinterliess der älteste, Franz
Anton, k. k. Feldmarschall-Lieutenant und Kämmerer, gest. 3. Mai 1782,
drei unvermählt gestorbene Söhne, der jüngste aber, Ernst Johann,
k. k. Kämmerer, mährischer Landstand und Oberslfeld Wachtmeister, wurde
304
GRAFEN V. ROHDE.
in zweiter Ehe mit Wilhelmine Friederike v. Friedwalde (aus einem
alten steiermärkischen Geschlechte) Vater von acht Kindern. Der vor-
letzte Sprosse aus dieser Ehe, Joseph Albert Ernst, geb. 4. April 1784,
gest. 7. April 1842, k. k. Kämmerer, Landstand in Oesterreich , k. k.
Rittmeister in d. A. , verm. sich 17. Mai 1812 mit Juliane Ernestine
Edle v. Pelrovich, geb. 15. Jan. 1793. Aus dieser Ehe stammt, neben
zwei Schwestern, das jetzige Haupt der Familie:
ROBERT Desiderius Deodat Graf v. Rogendorf, Freiherr auf Mollen-
burg, geb. 11. Mai 1833, verm. 3. Febr. 1851 mit Irene Edlen von
Divan de Pade, geb. 15. Oct. 1834.
Grafen v. Rohde (Rhoden. Roden).
€oangclifd). J^anno©er, ptt\x$en, Ü\xt~ uxib ©rofjljcq. Reffen.
Besitz: die Rittergüter Fuldenreich, Gehrden, Langenhagen und Blockwinkel in Hannover;
Scliloss Kolidenburg bei Hanau.
Wappen: quadrirter mit einem Pfahl belegter Schild mit Mittelschild. In
dem mit einer Grafenkrone bedeckten, von Gold und Roth der Länge nach gelheiltenj
Mittelscliilde ein aufrechtgestellter geharnischter Handschuh der linken Hand (Stamm-
wappen). 1 und 4 in Guld ein schwebendes rothes Ankerkreuz. 2 und 3 in Blau
drei ( 1 und 2) quergelegte rothe Ziegelsteine. Der zwischen diesen Feldern liegende
Pfahl ist silbern und mit einer senkrecht gestellten schwarzen Leiter so belegt,
dass der obere Tbeil derselben über dem Mittelschilde, der untere unter demselben
zu sehen ist. Auf dem Schilde erheben sich fünf gekrönte Helme, von denen dei
mittlere mit einer Grafenkrone gekrönt ist. Der rechte Helm trägt einen rechts-
sehenden, golden bewehrten, schwarzen Adler; der zweite drei Straussenfedern.
silbern, schwarz, silbern ; der mittlere die silbern gerüstete Hand des Mittelschildes
(Helm des Stammwappens); der vierte Helm die drei Straussenfedern des zweiter
Helmes, und der linke Helm eine aufrechtstehende, etwas nach links geneigte, it
der Mitte zugebundene goldene Garbe. Die Decken des rechten und linken Helmes
sind schwarz und golden, die des zweiten und vierten schwarz und silbern, um
die des mittleren roth und golden. Den Schild hallen zwei einwärtssehende schwarz«
Greife mit rother ausgeschlagener Zunge.
GBAFfiM V. KUIlhK. 305
Die Grafen v. Rolule leiten ihren Ursprung, wie angenommen wird,
von den schon im 12. Jahrhundert vorkommenden Grafen v. Rohde und
Winistorff ab. Ein von denselhen abstammendes Adelsgeschlecht breitete
sich in Hannover, Braunschweig, Preusscn und Hessen aus und von
demselben stammle Heinrich v. Rode, gest. 1582, Renlmeisler Herzogs
Erich des Jüngeren zu Braunschweig und Lüneburg, welcher von dem-
selben das Gut Langenhagen nebst mehreren anderen Höfen und Zehnten
zu Lehn erhielt und als nächster Stammvater des Geschlechts zu nehmen
ist. v. Meding hatte eine Handschrift Christoph Heinrichs v. Rhoden
(a Rhoden), Jena, 20. März 1616, vor sich. Das beigefügte Wappen
zeigte in einem von Roth und Gold der Länge nach getheilten Schilde
einen eisenfarbigen Panzerhandschuh der linken Hand so aufgerichtet,
dass man das sali, was die inwendige Hand bedeckt. — Kaiser Joseph II.
bestätigte 3. Febr. 1767, auf Grund glaubwürdiger Zeugnisse und
Urkunden, in Folge welcher das Geschlecht derer von Roden bereits
vor etlichen hundert Jahren in dem Fürstenthum Braunschweig-Lüneburg
und in der Grafschaft Hoya bekannt und berühmt gewesen, den alther-
gebrachten Adelstand der v. Rodenschen Familie von Neuem. Diese
Bestätigung betraf zunächst den Oberamtmann zu Ehrenburg im Hoyaschen,
Johann Christoph v. Roden, Besitzer der Ritter- und Erbgüter zu Langen-
hagen und Faulenriede im Hannoverschen, für sich, seine Brüder und
Vettern, als Jacob Heinrich, Bernhard Rudolph und Christian Ludwig,
dann Heinrich Ludwig, Gottfried Emanuel und Just Ernst, ferner Georg
Eberhard und Adolph Eberhard, und zuletzt Ludwig Friedrich Adolph,
alle v. Roden, und wurde den 5. Juni 1767 amtlich in Hannover bekannt
gemacht. — Der nach dem Geneal. Taschenb. der gräfl. Häuser 3. Febr.
1780 in die Familie gekommene Grafenstand ist, mit genauerer Restim-
mung, nicht aufzufinden. Jacob Friedrich Adam v. Rohde — Sohn Johann
Christophs, geb. 18. Nov. 1711, gest. 10. Nov. 1772, Herrn auf
Faulenriede, Gehrden, Langenhagen, Rlockwinkel etc., aus der Ehe mit
Maria Charlotte Freiin v. d. Horst, geb. 30. Aug. 1722, verm. 2. Mai
1744, gest. 6. Mai 1782 — geb. 6. Jan. 1755, k. preuss. Kammerherr,
Geh. Rath und damaliger ausserordentlicher Gesandter am k. dän. Hofe,
wurde vom Könige Friedrich II. von Preussen 10. Aug. 1783 in den
Grafenstand erhoben , und stiftete das bestehende Familienfideicommiss,
welches, da der Stifter kinderlos starb, an den Sohn des Bruders, Erich
Ludwig, geb. 14. Febr. 1748, gest. 5. Mai 1792, aus der Ehe mit
Sophie Maria Gräfin v. Rohde, geb. 20. Nov. 1757, verm. 2. Febr. 1777,
gest. 3. Nov. 1788, an den Grafen August Friedrich Georg Emanuel
fiel. Derselbe, geb. 3. Febr. 1780, gest. 25. Nov. 1846, k. k. Käm-
merer, grossherz. hessischer Kammerherr etc., verm. in erster Ehe mit
Christine Henriette Freiin v. Müller - Lengsfeld , verw. Gräfin v. Schlitz-
Görtz, gest. 26. Mai 1817, in zweiter mit Friederike Sophie Eleonore
Freiin v. Itzenplitz-Grieben, gest. 17. Jan. 1824, und in dritter, 26. Oct.
1824, mit Sophie Amalie Caroline Franziska Prinzessin zu Hohenlohe-
Langenburg-Kirchberg, geb. 27. Jan. 1790, erhielt von k. grossbritann.
und hannov. Seite, nach v. d. Knesebeck (Historisches Taschenbuch des
". 20
306
H9AFEN V. ROISOW UND BIEBERSTEIN.
Adels im Königr. Hannover, p. 241), 25. März 1824 für sich und seine
Nachkommen die Erlaubniss, sich auf Grund eines seinem weiland Vater
für sich und seine Nachkommen unter dem 15. Sept. 1790 ertheilten
kurpfälz. Reichs-Vicariats-Diploms, nebst den übrigen in diesem Diplome
genannten Familiengliedern, der Grafenwürde zu bedienen, wobei aber
angeführt werden muss, dass im Geneal. Reichs- und Staatshandbuche
(Jahrg. 1804, 5 etc.) August Friedrich Georg Emanuel immer als Graf
aufgeführt ist. Aus der ersten Ehe des Grafen August Friedrich Georg
Emanuel stammt das jetzige Haupt der Familie:
Graf FRIEDRICH Otto Franz Adalbert, geb. 10. Jan. 1810, Besitzer
des erwähnten Familienfidcicommisses, k. k. Major, verm. in erster Ehe
mit Hulda Freiin v. Mandelsloh, gesch. 1840, und in zweiter, 13. Juni
1849, mit Hermine Anna Borekenstein, Tochter des k. k. privil. Gross-
händlers Borekenstein in Wien, geb. im März 1828. Aus erster Ehe
ist, neben einer Tochter, Graf August, geb. 16. Febr. 1838, entsprossen.
Grafen v. Ronow und Bieberstein,
Cutljerifd). 6ad)fen.
Besitz: das Rittergut Augustusberg.
Wappen : quadrirter Schild mit Mittelscliild. Im gekrönten goldenen
Mittelschildc zwei oJ»cn und unten abgehauene, schräg ins Kreuz gelegte schwarze
ßaumstämme, von welchen jeder vier-, auch fünfmal geastet ist (Howora v. Duba
und Leippa). 1 in Silber auf grünem Rasen ein rechtssehender silberner Hirsch
von acht Enden; 2 in Gold ein rothes Hirschhorn, dessen Spitze sich nach links
beugt und mit drei (1 und 2) zusammengeschobenen goldenen Kugeln besetzt isi
(ßiebersteinsches Stammwappen); 3 in Roth drei quer übereinanderliegende, mii
den Spitzen nach rechts und mit den Schneiden nach oben gekehrte Senseneisen.
r.RAIF.N V. RONOW ORB IUFHKRSTKIN. 307
und 4 in Silber auf drei Felsenspitzen eine rechtssehende bräunliche Gemse.
(Die vier Felder i\vs Schildes machten das Wappen der Freiherren v. Biehcrstciu
.■ins.) Aul' dem Schilde erheben sich drei Helme, von welchen der mittlere mit
einer königlichen, der rechte und linke aber mit sechsperligcn Kronen gekrönt sind.
Aus dem rechten Helme erhebt sich ein gepanzerter Arm, welcher in der Hand
ein mit der Spitze nach rechts und unten gekehrtes Schwert hält. Auf dem mitt-
leren Helme liegt ein quergelegtes rothes, mit goldenen Quasten geziertes und mit
einem rechts, bisweilen auch links gewendeten silbernen Karpfen belegtes Kissen,
hinter welchem ein doppelter Pfaucnschweif steht (Howorascher Helm), und auf
dem linken Helme ruht das rothe Hirschhorn des 2. Feldes. (Der Helmschmuck
des rechten und linken Helmes schmückte vereinigt den Biebersteinschen Helm.)
Die Helmdecken sind rechts schwarz und golden, in der Mitte golden und roth
und links silbern und roth. — Von den etwa vorkommenden Verschiedenheiten ist
die eigcnthümlichste die, dass das Wappenbuch der durchlauchtigen Welt (III. 334)
in das 2. Feld und auf den linken Helm rothes, gegen die linke Seite gekrümmtes
Laubwerk setzt, an dessen Spitze sich drei runde rothe Früchte in Form eines
Kleeblattes finden.
Die Grafen v. Ronow und Bieberslein stammen aus einem der
ältesten böhmischen Häuser, dessen Glieder, seil 1003 dem böhmischen
Herrenstande zugehörig, unter dem Namen Howora (Hovora) vorkommen
und die ersten Aemter des Landes bekleideten. Die Familie soll, nach
Baibin und Beckler, im 5. Jahrhundert aus Slavonien nach Böhmen
gekommen sein, und der erste bekannte Stammvater soll, im Anfange des
1 1 . Jahrhunderts Jägermeister des Herzogs Jaromir in Böhmen, denselben
aus Mörderhänden errettet und deshalb vom Kaiser Heinrich II. das
Wappen in Gold mit den schwarzen Aeslen erhalten haben. Im 12. Jahr-
hunderte entstanden durch drei Söhne des Gicha v. Ilowora, welche sich
nach ihren Schlössern nannten, drei Linien. Die erste Linie stiftete um
das Jahr 1140 Zdislav v. d. LEir-E, welche mit Zdenko Howora v. d.
Leipe 1683 erlosch; die zweite: Jaroslav v. Ronow, so genannt von
einem Schlosse im Bunzlauer Kreise, und die drille: Smilo v. d. Leuch-
tenburg, von welcher letzteren, zu Ende des 16. Jahrhunderts erloschenen
Linie Einige die einst so berühmte Familie derer v. Berka , Freiherren
v. Duba und Leipa, ableiten. — Jaroslavs v. Ronow Enkel, Smilo, wurde
1216 Rath des Königs Otlocar, und Smilos Enkel, Hinko , war königl.
Truchsess. Von den Söhnen des Letzteren stiftete, wie Einige annehmen,
Otto v. Ronow, Herr zu Ilenburg, eine eigene Linie (s. Bd. I. S. 226),
Johann v. Ronow aber setzte den Stamm seines Namens fort. Seit
Letzlerem, welcher sich Johann Krzinczky v. Ronow nannte, führten
alle Nachkommen bis zu dem ersten Grafen von einer böhm. Landschaft
den Beinamen Krzinczky und zum Andenken an den König Johann von
Böhmen, welcher der gesammten Familie 1336 das Erbmarschallamt
des Königreichs Böhmen verlieh, trugen alle männlichen Glieder des
Geschlechts den Vornamen Johann. — Johann Albrecht Krzinczky, Frei-
herr v. Ronow, Director der böhmischen Stände, starb 1621. Der
gleichnamige Sohn desselben war 1615 Rector Magnificus der Universität
Prag und verm. sich 1620 mit einer Freiin v. Hodkow, welche, nach
dem Tode ihres Gemahls, mit ihren beiden Söhnen, Johann Adam und
Johann Albrecht, der Religion wegen, mit Hinterlassung aller Herr-
schaften, sich aus Böhmen wegbegab und zuerst nach Schlesien, dann nach
20*
308 GRAFEN V. RONOW UM» MRBERSTFJN.
Sachsen wendete. Johann Adam starb unvermählt zu Pforten in der
Niederlausitz. Johann Albrecht, gest. 1707, später Herr auf Oppurg,
Knau und Grünau im sächs. Voigtlande — welche Güter, nadi einem
unglücklichen Verkaufe, der Familie in einem fürstlichen Goncurse meist
unbezahlt geblieben sein sollen — war anfangs kursächs. Kammerherr
und Gesandter am kaiserl. Hofe, wurde 1675 herzogl. meklenb. Geh.
Ralh und Ober-Hofmarschall, 1G80 bayreuth. Ober-Präsident und Geh.
Ralh, sowie Landes -Hauptmann zu Hof, und 1700 herz, sächs. Rath
zu Zeitz und Ober-Hauptmann des neustädtschen Kreises. Derselbe hatte
sich zweimal vermählt: in erster Ehe, 1656, mit Elisabeth Freiin
v. Bieberstein, Pröpstin zu Quedlinburg, der Letzten ihres Geschlechts,
gest. 1683, und in zweiler Ehe, 1686, mit einer Gräfin zu Reuss aus
dem Hause Lobenstein. Er nahm den allen Geschlechtsnamen Howora
wieder an und wurde vom Kaiser Leopold I. 6. Sept. 1670 mit dem
Prädicate: von Ronow und Bieberstein, unter Zufügung des Bieberstein-
schen Wappens zu dem Ronowschen, in den Reichsgrafenstand erhoben,
bemühte sich aber, nach Erlöschen des Hauses Leipe, vergebens die der
Familie Howora verliehene Obersl-Erbmarschallwürde wieder zu erhalten.
Was übrigens die Familie der Freiherren v. Bieberstein anlangt, so war
diese eine ursprünglich schweizerische, deren gleichnamiges Stammhaus bei
Aarau lag, die den Grafenlitel führte und aus welcher Heinrich 938 auf dem
Turniere zu Magdeburg erschien. Die Familie breitete sich später in Polen,
Schlesien, Böhmen und der Lausitz aus, führte nur den Freiherrentitel und
erlosch im Mannesstamme 1667 mit Ferdinand II., Herrn zu Forsta. Aus
der ersten Ehe des Grafen Johann Albrecht stammle Johann Wilhelm I.,
geb. 5. März 1663, geblieben vor Riga 19. Juli 1701, kursächs. Oberst,
venu. 2. Aug. 1698 mit Maximiliane Eleonore Sophie Gräfin v. Schön-
burg-Wechselburg, geb. 15. März 1676, gest. als später, 14. Aug.
1704, verm. Gräfin v. Schönburg-Penig 19. Oct. 1746. Der Sohn
desselben war Johann Wilhelm IL, geb. 1. April 1702, gest. 12. Juni
1780, kursächs. General-Lieutenant und .Regimentschef, verm. 1. Juni
1733 mit Amalia Erdmuthe Christiane v. Straub (altes österr. Adels-
geschlechl), geb. 10. Febr. 1712, gest. 14. Dec. 1761. Aus dieser
Ehe stammte Johann Wtilhelm III. , geb. 10. Jan. 1744, gest. 24. Aug.
1827, Herr auf Augustusberg, k. sächs. Major von der Cavallerie, verm.
3. Oct. 1780 mit Johanna Chrisliana v. Klengel, geb. 10. Febr. 1765,
gest. 24. Nov. 1842.
Dieser Ehe ist das jetzige Haupt der Familie entsprossen :
Graf JOHANN Carl Wilhelm, geb. 12. Aug. 1786, Herr des Gutes
Augustusberg, k. sächs. Kammerjunker und Ober -Forstmeister, verm.
7. März 1821 mit Johanna Friedrich. Der Sohn desselben ist, neben
vier Töchtern, Graf Johann Wilhelm Rudolph, geb. 9. Juli 1822, k. k.
Rittmeister in d. A.
Die Schwester des Grafen Johann Carl Wilhelm ist: Gräfin Amalia
Chrisline Vlorenline, geb. 17. April 1792, verm. 10. Sept. 1811 mit
Carl Friedrich v. Goelz, k. sächs. Kammerjunker und Kreisoberforst-
meisler zu Colditz, geb. 13. Febr. 1785, gest. 23. April 1849. Aus
6WU K.N V. itosK.MiKRG. 309
dieser Ehe stammt Luise Florentine v. Goetz , geb. 4. Febr. 1819,
venu. 21. Nov. 1847 mit Alexander Baron Simolin, edlem Herrn zu
Balhory, Kammerherrn Sr. Maj. des Königs von Sachsen, Herrn auf
Gross-Dselden in Kurland, geb. 17.29. Mai 1800.
Grafen v. Rosenberg;.
^atljoltfri). Qefiemid).
Besitz des Hauses Orsini v. Rosenberg: die Majorats - FreilieiTschaften Grafenslein und
Lerrhenau und die Herrschaften Greifenburg, Ober-Stein, Rottsnstcin, Keulscliacli
und Weizenegg in Kärnten; die Fideicoraiuissbcrrsehaft Sonuegg, Uater-Stein, Höcben-
bergen, Feuersberg und Recbberg in Kärnten, und die kaiserlicbe Lebnberrscliaft
Gleiss in Niederöslerreich.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im silbernen Mittelschüde
eine rubinfarbene, fünfblättrige Rose mit grünen Spitzen zwischen jedem Blatte
(Stammwappen). I in Silber ein schwarzer, mit drei silbernen Münzen belegter
schläglinker Balken; 2 der Länge nach von Silber und Roth getheilt, mit einer
Ruse von gewechselten Tincturen ; 3 in Gold ein rother, sechseckiger Stern, und
4 von Roth und Silber schrägrechts getheilt mit einein schräglinks liegenden , an
beiden Enden wie ein Kleeblatt gestalteten Thoreisen von gewechselten Tincturen.
Auf dem Schilde stehen fünf Helme, von welchen der rechte, zweite und linke
gekrönt sind. Uer rechte Helm trägt einen die Sachsen cinwärtskehrenden, mit
dem Sterne des 3. Feldes belegten, goldenen Adlersflügel ; der zweite einen offenen,
mit dem schrägen Balken und den Münzen des I.Feldes belegten silbernen Adlers-
flug. Auf dem rechten Flügel desselben steht der Balken schrägrechts, auf dem
linken schräglinks. Leber dem mittleren Helme schwebt die Rose des Mittelschildes
(Helm des Stamimvappens) ; auf dem vierten Helme steht ein der Länge nach von
Silber und Roth getheilter hoher, spitziger Hut, welcher mit der Böse des 2. Feldes
besteckt ist, und aus dem linken Helme wächst einwärtssehend ein schwarzer Bär
empor, welcher in den Vordertatzen einen silbernen einwärtsgeneigten Wurfspiess
hält. Die Hchndccken sind rechts golden und roth, links silbern und roth. —
Gewöhnlich wird nur der Mittelschild geführt, welcher bei dem Fürsten mit dem
Fürstenhute, bei den Grafen mit der Grafenkrone besetzt ist und welchen zwei
einwärtssehende bald silberne, bald schwarze Bären halten.
Die Fürsten und Grafen v. Rosenberg, eigentlich Orsini v. Rosen-
berg, stammen aus dem uralten Hause Orsini oder Ursini in Italien ab,
und Vitüllus Ursini, welcher um 1150 lebte, wird als ältester Stamm-
310 GRAFEN V. ROSRMtERG.
valer der Orsini v. Roseuberg. dessen Verwandter aber, Nicolo Irsiui,
als Ahnherr der Grafen Ursini v. Riagay angenommen. Die Nachkommen
des Yitellus theillen schon in sehr früher Zeit das Geschlecht in zwei
Linien, in die böhmische und in die kärnlensche. Aus der böhmi-
schen Linie erlangte Wilhelm, vzest. 1592, Burggraf des Königreichs
Böhmen. 1592 die forstliche Würde, welche nach dem Tode desselben
auf seinen Bruder. Peter, überging, aber schon mit demselben 1611
ausstarb Aus der jetzt blühenden kärntenschen Linie kaufte Hercules
v. Rosenberg 136$ Güter von Friedrich v. Colditz. Johax.v Axdf
gest. 1667. k. k. Rath und Burggraf in Kärnten, erhielt 164S vom
Kaiser Ferdinand III. die Reichsgrafenwürde und das oberste Erbland-
Hofmeisteramt in Kärnten, und die Söhne desselben. Georg Nicolaus
und Wolfgang Andreas, kamen 31. Juli 16S3 als Personalisten zu Sitz
und Stimme im fränkischen Grafencollegium. Letzterer war dreimal
vermählt, und Joseph Paris aus erster Ehe mit einer Freiin v. Welz und
Philipp Joseph aus dritter Ehe mit einer Gräfin v. Montecuccoli, pflanzten
das Geschlecht fort und Iheüten den Stamm der kärntenschen Linie in
zwei Aeste. Aus dem älteren, von Joseph gegründeten Aste erlangte
des Stifters Enkel. Wolfgang Franz Xaver, 9. Oct. 1790 die Reichs-
fiirstenwürde. welche, als derselbe kinderlos 1795 starb, auf den jüngeren
Ast überging. Diese Wurde steht nur dem jedesmaligen Inhaber des
Majorats zu: die übrigen Familienglieder fuhren den gräflichen Titel.
Die zum Majorate, sowie die zum Familien- Fideicommiss gehörigen
Besitzungen sind oben angegeben worden.
Die Abstammung der jetzigen Familienglieder ergiebt folgende Ahnen-
tafel: Philipp Joseph, — Sohn des Grafen Wolfgaug Andreas — geb.
24. Juui 1691, gest. 7. Febr. 1765, k. k. w. Geh. Rath, Kämmerer,
bevollm. Minister und Botschafter; erste Gemahlin: Maria Dominique
Grätin v. Kaunitz, geb. 1. Juni 16S9, venu. 3. März 1712, gest. 7. Febr.
1756. — Vlncenz Ferrerits Andreas, geb. 17. De«\ 1722, gesL 3. Juli
1794. Majoratsherr zu Roseck, Sonneck, Greiffenburg, Gleiss etc., k. k.
Kämmerer, w. Geh. Rath und Landeshauptmann in Kärnten; Gemahlin:
Maria Juliane Gräfin und Herrin v. Stubenherg, geb. 26. Juni 1738, erm.
1757. gest. 10. Dec. 1S04. — Franz Seraphiccs, Fürst seit 14. Nov.
1796, geb. 18. Oct. 1761. gest. 4. Aug. 1832, k. k. w. Geh. Rath und
Kämmerer. General. Regimentsinhaber und Hofkriegsrath ; Gemahlin:
Maria Caroline Gräfin v. Kheveubüller-Melsch, geb. 14. März 1767,
venu. 27. Dec. 17S6, gest. 24. Aug. 1811. — Ferdevaxb, jetziger
Fürst v. Orsini und Rosenberg.
Vom Fürsten FERDINaM». _:eb. 7. SepL 1790, k. k. Kämmerer
und Oberst-Erblandhofmeister von Kärnten, stammt aus zweiler Ehe mit
Ottüie Gräfin v. Wurmbrand Sluppach, geb. 2. Oct. IS 19, venu. 19. SepL
1S44: Graf Heinrich, geb. 25. Juni 1S4S. — Die zwei Brüder des
Fürsten Ferdinand sind: Graf Friedrich, geh. 3. Juni 1801, Erbland-
hofmeister von Kärnten, k. k. Kämmerer und Major, venu. 3. Nov.
1839 mit Johanna Freun Jöchlinger v. Jochenstein, geb. 1. Nov. IS 15,
aas welcher Ehe Graf Felix, geb. 22. Juni 1846, entsprossen ist —
«UFF> V.
311
und Graf Joseph, geb. 11. Sept. 180S, Erblandbofmeisler ron Kärnten,
k. k. Kämmerer und Major in d. A., venn. 20. Jan. 1S40 mit Ida
Maria v. Grimaud Gräfin zu Orsay, geb. 6. Aug. 1S16, aas welcher
Ehe zwei Sohne stammen, die Grafen: Carl Domioic, geb. 6. >ov. 1840,
und Maxjmilia5, geh. 1 7. März 1 6 I
Grafen v. Ro**.
€oanqelifdj. |Jrni§r«.
Besitz : die Gäier Lo* und Poiideckel in der Bheiaprovüu.
Wappen : ha rochen Schilde drei (2 and 1) leopardtrte, nach 4er rechte«
Seite aufbringende Löwen. Heber der Grafenkrone erhebt sich ein mit einer
gräaithen Krone gekrönter Helm, auf welchem eine silberne Line steht, za deren
beiden Seiten aas den Heimdecken ein grüner Palmenzweig emporwächst. Die
Helmdecken sind roth and golden, and den Schild hält rechts ein vor- and einwärts-
sehender Mohr mit buoem Schurze, welcher die rechte Hand nach hinten legi,
and links mit den Vorderpranken nnd der rechten Hmterpranke ein
sehender, goldener Löwe. Die Devise auf blauem Bande ist: In Magni
Sat Est. — Das ursprüngliche Wappen der Grafen f. Boss zeigt in Roth die
gebenen drei leopardirten Löwen, nnd auf dem gekrönten Helme eine
Lilie. — Das abgebildete Wappen ist dem Anerkennongsdiplome vom Jahre 1*16
entnommen, nnd die Angaben des Neuen preass. Adels-Lexieons (IT, 132) über
dasselbe rührten gewiss aas sehr sicherer Hand her. >ac h diesen inrahm erinnert
echte Schildhalter, der Mohr, an die Thatsache, dass Graf Johanne t Matthias
bei seinem Abgange ans Indien, laut Urkunde vom 28. Dec. 17S2. seinen sämmt-
Kcben Sclaven die Freiheit nnd eine bedeutende Summe haaren Geldes schenkte
Die dem Helmschmuck zugefügten Palmenzweige erscheinen als 'liunbad des in
milder Güte aad in Bescheidenheit für ihr Vaterland nnd das Wohl Pltasscas
geleisteten Wirkens der verewigten Mutter des Grälen Johannes »s. unten), welche
als ein Opfer ihres frommen Bestrebens 1814 starb, und das gewählte Motto bezieht
sich auf das Hochgefühl der Freade des Grafen Johannes, welchem es am 20. Dec
I za Wien gilmg, dea von einem fiimdin Abenteurer versacht«
aa des Königs von Preassea Majestät za verhindern.
Die Grafen t. Boss gehören zu einem sehr allen sebollzsebeii
dessen Edle schon, neben den ersten Herrschern des l^anVs, in Schott-
312 GKAFKN V. ROSS.
lands Geschichte genannt werden, und man leitet das Haus der Thane
v. Ross, nachmaligen Grafen und früher Herren der Landschaft gleiches
Namens, von den Caledoniern ab. — Die zweite Gemahlin Roberts IL,
Königs von Schottland, war Euphemia Gräfin v. Ross (um das Jahr 1372),
und der jedesmalige zweite königl. Prinz von Schottland führte den
Titel eines Grafen v. Ross. — In Folge der schottischen Religions-
unruhen begab sich 1692 ein Glied des Hauses, Alexander Ross, Herr
von Inverschastly, verm. mit Susanne Munro, nach den Niederlanden.
Von den Nachkommen desselben war Johann Matthias holländischer
Gouverneur-Director in Indien, und aus seiner Ehe mit einer v. Schubert
wurde 28. Nov. 1787 Johannes Graf v. Ross geboren. Derselbe wendete
sich nach dem Tode des Vaters im Anfange dieses Jahrhunderts nach
Warschau, wo er in den Jahren 1812 — 1814, nicht ohne grosse Opfer,
vielfach seine Theilnahme an Deutschlands, und namentlich an Preussens,
Interesse an den Tag legte. Später wählte derselbe Rerlin zu seinem
Aufenthaltsorte, erhielt vom König Friedrich Wilhelm III. von Preussen
1816 ein Anerkennungsdiplom des ihm zustehenden Grafentitels, lebte,
zurückgezogen von der Welt, nur den Künsten und den Wissenschaften
und starb, als Kunstkenner bekannt, 24. Nov. 1848 ohne Nachkommen.
Ein Vetter des Grafen Johannes ist JOHANN Wilhelm Gottfried,
welcher vom König von Preussen 1830 in seiner ursprünglichen Grafen-
würde anerkannt und bestätigt wurde, dermalen aber, nach Angabe des
Geneal. Taschenbuchs der gräfl. Häuser, des ihm zustehenden Grafentilels
sich nicht bedienen soll. Derselbe, geb. 7. Juli 1772, der Theologie
Doctor, evangelischer Rischof und General-Superintendent in der preussi-
schen Rheinprovinz und in Westphalen, vermählte sich 21. Sept. 1795
mit Maria Luise de Weerth, geb. 13. Aug. 1778, gest. 5. Jan. 1841.
Aus dieser Ehe stammen, neben zwei vermählten Töchtern, zwei Söhne:
Graf Wilhelm, geb. 3. Sept. 1806, k. preuss. Ober-Steuer-Inspector,
verm. 9. Juni 1838 mit Adelheid Eugenie Meinhold, geb. 8. Aug. 1818,
und Graf Friedrich Wilhelm, geb. 28. Juli 1810, Herr von und zu Loo
und Poltdeckel am Rhein, verm. 15. Mai 1840 mit Ida de Weerth,
geb. 15. Mai 1818.
GRAFEN V. ROTHKIRCH U. PANTHEN.
Grafen v. Rothkirch u. Panthen.
Üatfjoltfd). ^fflerrcid).
Besitz: die Güter Bestwio, Chuclicl , Podhorzilz und Hojcsehin in Uölimen.
8 1 3
Wappen: im goldenen Schilde drei (2 und 1) linksgewendele, gekrönte,
schwarze Adlersköpfe mit Hälsen. Die Schnäbel sind golden und die Zungen aus-
geschlagen. Ueber der Grafenkrone erhebt sich ein gekrönter Helm, welcher den
Kopf und Hals eines linkssehenden, gekrönten, schwarzen Adlers trägt. Die Helm-
decken sind schwarz und golden. — Die auf Lackabdnicken oft vorkommende
Stellung der Adlersköpfe nach rechts entspricht älteren Annahmen nicht.
Uraltes schlesisches Rittergeschlecht, dessen Ursprung Mehrere von
den Grafen v. Tauer, Herzogen von Meran, welche von den longobar-
dischen Königen abstammen sollen, herleiten. Die Familie erscheint in
t den ältesten schlesischen Urkunden unter dem Namen: Ecclesia ruffa
und, der Sage nach, sollen 1242 in der Tartarenschlacht bei Liegnitz
34 Rothkirche auf der Wahlstatt geblieben sein, so dass von dem ganzen
Geschlechte nur ein männlicher, damals noch in der Wiege liegender
Sprosse erhalten wurde, welcher später das Geschlecht fortpflanzte und
der Ahnherr einer nachher immer sehr zahlreich gewesenen Familie
wurde. Als ältestes Stammhaus kommt Rothkirch im Liegnitzschen vor,
und eben so ist Panthenau (Panthen) ein altes Besitzthum der Familie.
Beide stehen noch jetzt der Familie zu und von beiden verbreiteten
sich mehrere Häuser und Linien, namentlich Wolfsdorf, Schwenkfeld,
Säbnitz, Sproettichen, Brauna, Cranz, Prauschnitz, Jeschkendorf, Heiners-
dorf, Talbendorf und Christelwitz. Ausser diesen Stammgütern erwarb
das Geschlecht noch eine grosse Menge anderer Güter, zu welchen in
neuerer Zeit noch viele gekommen sind. Zahlreiche Glieder des Geschlechts
gelangten früher und in neuerer Zeit zu hohem Ruhme und zu hohen
Ehrenstellen und Herren von Rothkirch, so wie Freiherren dieses Namens
• gehören noch jetzt zu dem vornehmsten preussischen Adel.
Aus dem Hause Panthen — aus welchem der herz, württemb.
Geli. Rath v. Rothkirch mit Bewilligung des Königs Friedrich II. von
Preussen 14. März 1757 Namen und Wappen des freiherrlichen Hauses
v. Trach zu dem seinigen fügte — blieb ein Theil der Linie, nach Ab-
tretung Schlesiens, in Oesterreich, und von den Nachkommen desselben
314
GRVFKN V. ROTTENHAN.
crliiellen zwei Brüder v. Bothkirch, Leopold, k. k. Feldmarschall-Lieute-
nanl, und Leonhard Joseph, ebenfalls k. k. Feldmarscliall-Lieutenant, mit
einem jüngeren Bruder, Franz Serapiucus, 1829 den österreichischen
Grafensland.
Graf Leopold, geb. t. Febr. 1769, gesl. 29. März 1839, k. k.
Feldmarscliall-Lieutenant, Unter- Lieutenant der Arcieren- Leibgarde in
Wien, Geh. Ralh und Kämmerer, Regiments-Inhaber etc., vermählte sich
17. Juni 1802 mit Maria Anna Gräfin v. Poelting und Persing, geh.
1. Juni 1778, gest. 14. Dec. 1820, — Graf Leonhard Joseph aber,
geb. 6. Nov. 1773, gest. 10. Juni 18-12, k^ k. Kämmerer, Feldmarschall-
Lieutenant, commandirender General in Illyrien, Steiermark und Tirol,
Regiments -Inhaber etc., 21. Mai 1811 mit Julie Charlotte Freiin
v. Rothkirch-Trach, geb. 26. Juni 1790.
Vom Grafen Leopold stammt Graf CARL Leopold, geb. 2. Dec.
1807, Herr der Güter ßeslwin, Chuchel, Podhorzitz und Hojeschin in
Böhmen, k. k. Kämmerer und Kreis -Präsident in Eger, verm. 24. Mai
1833 mit Barbara Gräfin v. Sw6erts-Spork, geb. 9. Febr. 1810.
Vom Grafen Leonhard Joseph ist entsprossen: Graf FERDINAND
Carl Ernst Leopold Victor, geb. 11. April 1814, k. k. Kämmerer und
ebenfalls Kreis -Präsident zu Eger. Der Bruder desselben, neben drei
Schwestern, ist Graf Lothar Aurelio Carl Leopold, geb. 12. März 1822,
k. k. Hauptmann.
Graf Franz Seraphicus — jüngerer Bruder der Grafen Leopold und
Leonhard Joseph — geb. 1780, ist k. k. Kämmerer und Major a. D.
Grafen v. Rottenhaii (Roteiihan).
Besitz: «las Uillcrgul Merzbach in Unter-Franken.
Wappen: im silbernen Schild ein wellenförmig gezogener, schrägrcchlcr,
rother Balken, über welchem in der linken Oberecke des Schildes ein rother,
5eckiger Stern schwebt. Ueber der Gralcnkrone erhebt sich ein Helm, auf welchem
(IRAKKN V. ROTTKNHAN. 3 I 5
ein recbtsgekehrter , Krallender, den rechten Fuss in die Höhe ziehender, rother
Halm slelil. Die Helmdecken sind roth und silbern. — Der wellenförmige Balken
kommt auch scbrägiinks geführt vor, und der Stern steht dann in der rechten
Oberecke des Schildes. Auch ist zuweilen der Hahn linksgekehrt.
Eins der ältesten und angesehensten fränkischen Geschlechter,
welches vormals dem Reichsrittercanton Bautiach einverleiht war, seit
1313 das Erh-Untcrkämmerer-Amt des Hochstifts Bamberg, anstatt Kur-
brandenburgs, welches das Oberkämmcrer-Amt besass, führte und schon
lehr zeilig und oft bei Turnieren vorkam. Wolf erschien 996 auf dem
Tut niere zu Braunschweig, Hippold 1042 zu Hall, Wilhelm 1165 zu
Zürich, und Egenolph 1209 zu Worms. — Der gemeinschaftliche Stamm-
vater der jetzigen Familienglieder ist Ludwig I., Herr zu Rotenhan
(Rothenhan, Rolhenhahn), Rentweinsdorf und Merzbach, verm. mit Sophia
v. Bibra, welcher urkundlich gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts vor-
kommt. Die zwei Söhne desselben, Wolfram I. und Ludwig IL, theilten
das Geschlecht bleibend in zwei Haupllinien. Erslerer stiftete die Haupt-
linie zu Rentweinsdorf und Eyrichsh of en, Letzlerer die Hauptlinie
zu Merzbach und Schenkenau. Wras die Rentweinsdorfer Hauptlinie
anlangt, so wurde schon unter dem Stifter, Wolfram L, das Stammhaus
und Schloss Rotenhan, welches bei dem gleichnamigen Dorfe und unweit
dem Schlosse Eyriehshofen noch öde liegt, 1314 in einer Fehde mit
dem Bischof von Würzburg zerstört. Aus dieser Linie stammten Anton,
jvon 1431 — 1459 Bischof von Ramberg, und Sebastian, gest. 1588,
welcher sich als Reisender und Schriftsteller seiner Zeit in der gelehrten
Welt einen Namen gemacht und die Doctorwürde erhallen hat. Der
Besitz dieser Linie hat sich sehr vermehrt, und mehrere Glieder der-
selben haben die k. preuss'. Kammerherrenwürde und andere Auszeich-
nungen erhalten. — Die von Ludwig II. um das Jahr 1303 gestiftete
Häuptlinge zu Merzbach, welches Gut schon seit 1230 im Besitz der
Familie ist, und zu Schenkenau erlangte 25. Jan. 1688 das ungarische
Indigenat und 8. Dec. 1771 den Freiherrenstand. Aus derselben wurde
Carl Johann Alexander Freiherr v. Rottenhan, geb. 1710, Herr zu
■erzbach, so wie Besitzer der böhmischen Standesherrschaft Rotenhausen,
fiirslbischöfl. bambergscher Oberst -Hofmeister, Geh. Rath und Ober-
Amtmann zu Marklhochstadt, vom Kaiser Joseph II. 8. Dec. 1774 in
den Reichsgrafenstand erhoben. Vom Sohne desselben, dem Grafen
Friedrich Philipp, gest. 14. Nov. 1798, fürstl. bambergschem Ober-
^allmeisler, verm. 15. Sept. 1785 mit Dorette Henriette Freiin
v. Lichtenstein, geb. 13. April 1765, gest. 28. Nov. 1837, stammte
Graf Carl Julius Heinrich, geb. 19. Juli 1791, gest. 5. Juli 1847,
k. k. Kämmerer, verm. 27. Juni 1816 mit Luise Henriette Gräfin
v. Wallmoden- Gimborn, geb. 24. Juni 1796, gest. 15. April 1851.
Aus dieser Ehe stammt das jetzige Haupt der Familie:
Graf MAXIMILIAN, geb. 6. Oct. 1820, k. bayer. Kämmerer. Von
den zwei Schwestern desselben ist die ältere , . Gräfin Luise Dorette
Wilhehnine, geb. 1. Mai 1818, seit dem 3. Sept. 1840 verm. mit.
Wolfgang Freiherrn v. Thüngen, der Rechte Doctor, herz. Sachsen-
316
FK> V. RUHIGER.
eoburg -gothaischem Kammerjunker und Regierung*- und Jnslizrath zu
Coburg. — Von dem Vater leben vier Schwestern, und vom Grafen
Heinrich Franz — Bruder des Grafen Friedrich Philipp — gest. IG. Febr.
8 », k. k. öslerr. Justizminister, stammt Gabriele Marie verw. Gräfin
v. Buquoy (S. Bd. I, p. 439).
Grafen v. Rüdiger.
€uangflifrh. Cfürrrctdi, Sadifcn.
Wappen (Diplom im kurpfälz. Reicbsvicariate vom 4. Juli 1792): quadrirter
Schild mit Mittelschild. Im goldenen Mittelschilde ein vorwärtsgekebrter. schwarzer.
in der Mitte mit einem Dolch quer durchstochener Ocbsenkopf (Stammwappen).
1 und 4 in Silber ein, aus Bäumen, welche auf grünem Boden im 1. Felde rechts,
im 4. links stehen, einwärts vorspringendes, rothes Einhorn iTornowi; 2 und 3
in Blau vierzehn (4. 4. 3. 2. 1) goldene Kugeln (Bülow). Den Schild bedeckt die
Grafenkrone, und auf derselben stehen zwei Helme. Der rechte Helm trägt zwischen
zwei Ton Roth und Silber mit gewechselten Tiocturen quergetheilten Elephanlen-
rüsseln lElephantenschnäbeln) einen zweistöckigen, grünbedachlen Thurm ; der linke
zwischen zwei, mit sieben goldenen kugeln besetzten blauen Elephantenrüsseln,
hinter welchen sich zwei silberne, mit den Sachsen nach einwärts gekehrte Adlers-
flügel aufschwingen, einen grünen, im rothen Schnabel einen goldeoen Ring hal-
tenden rothfüssigen Sittich mit goldenem Halsbande (Bülowscber Helm). Die Decken
des rechten Helmes sind roth und silbern, die des linken klau und golden, und
den Schild halten zwei auswärtssehende Löwen. — Die Redaction verdankt diese
Angabe der Güte eines sehr geehrten Freundes, des Herrn Calculator Gerischer
in Dresden, welcher, um ganz sicher zu gehen, sich an die Familie selbst gewendet
und von derselben die erbetene Auskunft auf sehr gefällige Weise erhalten hat. —
Bei Erhebung in den Reichsgrafenstand wurden, da im Stammbaume der Familie
die Geschlechter t. Tornow und v. Bülow mehrfach vorkommen, die Wappen dieser
Familie dem gräflichen Wappen einverleibt. Der Helm des eigentlich dem polni-
schen Hanse Pomian zugehörenden Stammwappens, welcher einen geharnischten,
in der Hand ein linksgekehrtes Schwqjl haltenden Arm (Siebmacher V. 334) trägt,
GHAFO V. BÜDIGEB.
dem Freiberrendiplome nach aber das WappenbiM des Schildes wiederholt, kam
auf den gräflichen Schild nicht zu stehen, sondern als rechter Helm, neben dem
Bülowscben linken, il»-r oben beschriebene, vielleicht ah Tornou scher Helm.
- ns die Familie v. Tornow, welche ausdrücklich als meklenburgiscbe Familie
genannt ist, anlangt, so werden Heraldiker eines Zweifels sich nicht entbrechen
können : die f. Toraaw fuhren in Roth drei (2 und 1) silberne Streithammer (nach
| 1ms drei runde, schneidende Nesser in Nondengestalt, nach f. Behr drei
Kneife) und auf dem Helme drei Rautensträuche von natürlicher Farbe, und so giebt
auch das sehr zw- - meklenburgiscbe Wappenbuch (Tab. L S das
Tornow sebe Wappen. El scheint irgend eine Verwechselung vorzuliegen. — Das
Tom Geneal. Taschenbuch der gräO. Häuser EM p. 600) gegebene Wappen gehört
durchaus nicht in die dort besprochene und hier zu besprechende Familie. Die
Angabe lantet : ..senkrecht getheilt, rechts in Silber drei blaue rechte Scbrägbalken,
links in K.»tb ein aus dem Vordertüeil hervorgehender, silbern gerüsteter Arm mit
einer goldenen Spange in der Hand." Nach mehreren vorliegenden Lackabdrücken
der Schild dieses Wappens der Länge nach getheilt; rechts in Silber drei
schräglinke, blaue Balken. links in Roth ein unten ans der rechten Hälfte ans einer
güldenen Krone hervorgehender (bisweilen auch frei gegen den Schildesfuss gestellter),
silbern gelnrni-chter Ann. welcher in der Hand eine nach links gewendete, goldene
Spange halt. Auf dem gekrönten Helme steht der Arm mit der Spange zwischen
einem offenen, rothen Adlersfluge. Das Wappenbuch der isterr. Monarchie L\IX. 23:
Grafen v. Rüdiger) giebt rechts drei schrägrechte, blaue Balken an und lehnt den
Arm in der linken Schildeshälfte, ohne Krone, an den linken Schildesrand an, deckt
aber den Schild nur mit der Grafenkrone. Inische Wappenbuch giebt dieses
W.ppen unter dem Namen Ridger, tbeill aber die Flügel auf dem Helme qner von
Roth und Silber mit gewechselten Tinctnren. Wahrscheinlich steht dieses Wappen
dem in neuerer Zeit in den k. russischen Graignstand erhobenen k. russ. Genera^«
v. Rüdiger zu, welcher aus einer anderen, als der hier in Bede stehenden Familie*
entsprossen
Sehr altes, so weit die Nachrichten reichen, ans Weslphalen stam-
mendes An lecht. Ein Rüdiger rettete seinem Landesherm das
Lehen hei einer Auerochsenjagd und erhielt daher das Stammwappen
der Familie. Ballbasar war nm die Jahre 1300 — 1320 Deutsehordens-
Ritler zu Marienburg, und der Bruder desselben, der Stifter des jetzigen
gräflichen Hauses, in der Umgegend begütert. Von diesen Gütern breitete
sich das Geschlecht weiter aus, erwarb grösseren Besitz, namentlich in
der Gegend von Danzig und Tborn, and Lucas, in Thorn sehr angesehen,
erhielt später, dem Freiherrendiplome nach, 1552 vom König Sigis-
muml II. August in Polen das Indigenat im Königreich Polen und die
Aufnahme in den polnischen Adel. .Mit Ruhm und stattlichen Verdiensten
diente das Geschlecht, wie das Grafendiplom anführt, dem kaiserlichen
Hofe in Civil- und Militair- Stellen. Fein v. Rüdiger leistete in dem
böhmischen Kriege während dreissig Jahren unter den Kaisern Matthias
nnd Ferdinand 11. die wichtigsten Dienste und war, wie schon des
Kaisers Rudolph 11., so auch der eben genannten Kaiser Geh. Rath.
Als die Ernennung desselben zum k. Geh. Rath vom Kaiser Ferdinand II.
erfolgte, bestätigte Letzterer den 1625 vom König Sigismund III. in
Polen bezeugten Adel der Familie. — Joha» Heinrich von Rüdiger
erhielt vom König Stanislaus August in Polen 21. >"ov. 17S0 den Fret-
herrensland: eine Erhebung, welche sich wohl auch auf den Bruder
selben, Carl Joachim, bezog. Beide Brüder, Joha» Hei.vrich Freiherr
v. Rüdiger und Carl Joachim, wurden von dem Kurfürsten Carl Theodor
31.8 GRAFEN V. RUMERSKIRGH.
von der Pfalz als Reichsverweser 4. Juli 1792 in den Reichsgrafen-
iiihI bayerischen Grafenstand erhohen. Graf Johann Heinrich, k. ]>oln.
Kämmerer und kursächs. Geh. Ralh, hesass in Sachsen und in Polen
ansehnliche Güter, in deren Besitz, da derselbe kinderlos starb, die drei
Söhne seines Bruders Carl Joachim folgten : Graf Carl Heinrich , gest.
1816, Herr auf Hof mit Raitzen etc., k. Sachs. Rittmeister von d. A.,
verm. mit Friederike Carolina v. Peyer (aus dem schweizerischen allen
Adelsgeschlechte der Peyer am Hof aus dem Canton SchalThausen),
gest. 1819, aus welcher Ehe die jetzigen Familienglieder stammen; —
Graf Friedrich Wilhelm, ohne männliche Nachkommen, gest. 9. Ocl.
1823 auf dem Schlosse Strabovv in Böhmen, und Graf David, schon
1804 als Officier der kursächs. Garde du corps gestorben.
Das jetzige Haupt der gräflichen Familie ist: Graf HERMANN Johann
Nepomuk — Sohn des Grafen Carl Heinrich — geb. 25. Sept. 1803,
k. russ. Rittmeister a. D. — Die beiden Brüder desselben, neben einer
Schwester, Gräfin Mathilde, geb. 1804, vorm. 15. Oct. 1823 mit
Friedrich Maximilian v. Mandelsloh, jetzt k. sächs. General-Major a. D.
und bis 1849 General-Commandanten der Communalgarden im Königreich
Sachsen, sind Graf Gustav Adolph, geb. 14. Oct. 1806, Hauptmann im
fürstl. Reussischen Contingenl, verm. mit Maria Freiin v. Schrotlenbach;
— und Graf Eduard, geb. 5. Nov. 1808, verm. mit Caroline Gräfin
v. Esterhäzy, geb. 1815.
Grafen v. Rumerskircli.
Hatl)oltfd). <Deflcrrcid) unb ßa&txn.
Besitz: Gzirkwitz; die Herrschaft Windig-Jenikau mit Branschau und die Herrschaft Alleu-
huch in Böhmen.
Wappen: quadrirler Schild mit Mittelschild. Im rothen Mittelschildc eine
mit dem Eingange linksgewendete viereckige, silherne, rolhhedachte Kirche mit
rothem, spitzigem Thurme (Stammwappen). 1 und 4 in Blau auf einem grünen
GRAFEN V. RUMERSKIRCH. 319
Hügel ein goldenes, 8 speichiges Wagenrad, welches oben in jeder E(ke von einem
güldenen, 6 eckigen Stern beseite! wird; 2 und :j in Gold ein reebtssebeader , ge-
krönter, schwarzer Adler. Auf der Grafenkrone erbeben sich drei gekrönte Helme.
Auf dein rechten Helme steht ein einwärtsgekehrter, gekrönter und doppelt
geschweifter, rotber Löwe; auf dem mittleren der Adler des 2. und 3. Feldes, und
auf dem linken ein die Sachsen einwärtskehrender, geschlossener, goldener Adlers-
flug. Hie Heeken des rechten Helmes sind rolh und silbern, die des mittleren
icbwarz und golden, und die des linken blau und golden, und den Schild halten
zwei auswärtssehende, doppelt geschweifte, rothe Löwen. — In Siehmachers VYappen-
buche zeigt (V. 341) das Wappen derer v. Humerskirch iin rollten Schilde die Kirche,
und auf dem Schilde zwei gekrönte Helme, von denen der rechte einen gekrönten
schwarzen Adler, der linke einen stehenden rolhen Löwen trägt. Hasselbe Wappen
kommt in den Supplementen (VI. 26) als frei herrliches Wappen vor, und wird noch
jetzt so von den Freiherren v. Humerskii ch geführt. Wahrscheinlich ist Erstcres
auch das freiherrliche, nicht das adelige, und so Messe sich annehmen, dass der
rechte Helm bei Erhebung in den erbland, österreichischen Freiherrenstand hinzu-
gekommen, der linke aber der Helm des Stammwappens sei. Has reichsfreiherrliche
Wappen ist genau nicht bekannt , und es kann sonach über die Vermehrung des-
selben bei Erhebung in den Grafenstand keine Auskunft ertheilt werden.
Die Familie, aus welcher die Grafen und Freiherren v. Humerskirch
stammen, wurde schon von Redel (Sehenswürdiges Prag, p. 103) zu
den angesehensten höhmischen Familien gerechnet und dürfte wohl aus
Böhmen nach Schlesien und nicht, wie Einige annehmen, aus Schlesien
nach Böhmen gekommen sein. Dieselbe erhielt 11. Aug. 1533 einen
Wappenbrief, 9. Mai 1590 den Reichsadel und 23. Jan. 1681 den
böhmischen Ritterstand: von den Erhebungen in den Freiherren- und
Grafensland wird weiter unten die Rede sein. Der erwähnte Wappen-
brief wurde vom Kaiser Carl V. an Johann Rumerskirch , einen Sohn
Gebhards und der Anna Peccalel, im Dienste des Bischofs Christoph zu
Bremen ertheilt. Johanns Sohn aus der Ehe mit Agnes Milterhuber
v. Elliugen , Dietrich , des Erzherzogs Max von Oesterreich , erwählten
Königs in Polen, Leibdiener, erlangte vom Kaiser Rudolph II. den
Reichsadel, und vom Sohne desselben, Johann Gerhard, verm. mit Anna
Kock v. Grünblalt, stammte Johann, welcher als k. k. Oberst-Lieutenant
1652 bei der Belagerung von Mainz fiel Des Letzteren Ehe mit Eva
Lelge v. Albedyl entspross Johann Dietrich, welcher Pruhonilz in Böhmen
und Zhorz und Berenau in Mähren erwarb, am obengenannten Tage den
erbländischen Rillerstand erhielt und als ältester k. k. Hof-Kammerrath
±101 slarb. Derselbe war mit Maria Franziska Victoria v. Buchenberg
und Ullersdorf vermählt und hinlerliess, nach Gauhe, drei Söhne: Johann
Christoph, Domherrn, Prälaten, Dechanten, bischöfl. Rath , Präsidenten
der schles. Deputation ad publica etc., Ignaz Leopold, k. bölim. Hofrath,
und Ferdinand Joachim, Herrn auf Chanowitz, Augelzd und Neudorf, k.
böhm. Rath, Kammer- und Hof-Lehn-Rechls-Beisilzer, wie auch Haupt-
mann des Berauner Kreises. Letzterer soll nach Gauhe (welcher auch
angieht, dass um 1740 zwei Brüder, Johann Joseph und Johann Wenzel
von Rumerskirch, lebten) vier Söhne gehabt haben, von welchen der
älteste Sohn gleiches Namens Vater eines eben so benannten Sohnes
geworden wäre. Hier irrt Gauhe, wie sich aus nachstehenden neueren,
sehr genauen und gewiss von der Familie selbst gegebenen Nachrichten
320 GRAFEN V. RUMERSKIKCH.
herausstellt. Ferdinand Joachim, geb. 3. Juli 1692, gest. 9. Mai 1769,
k. k. Ralh, Hauptmann des Pilsener Kreises, Hof- Kämmerer, Vice-
Burggraf zu Prag etc., wurde mit seinem Bruder, Ignaz Leopold, k. k.
Hofralh und Referenten der böhmisch -österreichischen Hofcanzlei, vom
Kaiser Franz I. 18. Jan. 1747 in den erbländ.-böhmischen Freiherrenstand
erhoben und vermählte sich mit Maria Josepha Gräfin Zucker v. Tamfeld.
Aus dieser Ehe stammten mehrere Kinder und unter diesen zwei Söhne,
Ferdinand Maria und Franz Maria, welche zwei besondere freiherrliche,
jetzt blühende Linien, die ältere böhmische und die jüngere österreichische,
gründeten, rücksichtlich derer das Geneal. Taschenb. der freiherrlichen
Häuser (1848, p. 315—319 und 1853, p. 387 u. 88) die genauesten
Nachrichten ergiebt.
Der Grafenstand kam in der Person Johann Bernhards in die Familie.
Derselbe, Reichsritter v. Rumerskirch, wurde vom Kaiser Joseph II. 1. Juli
1783 in den Reichsfreiherrenstand erhoben und erhielt vom Kaiser
Franz II. 31. Mai 1803 die Grafenwürde. Graf Johann Bernhard, gest.
24. Jan. 1829, k. bayer. Geh. Rath etc., war zweimal vermählt, in
erster Ehe, 8. Jan. 1774, mit Maria Anloinette Boüet de Martange,
gest. 17. Aug. 1793, und in zweiter, 19. Nov. 1801, mit Anna Freiin
v. Hildprandt-Otlenhausen, gest. 16. Juni 1841. Aus der ersten Ehe
stammten zwei Söhne: Graf Franz Xaver, geb. 2. Jan. 1777, gest.
15. Nov. 1848, venu. 2. Febr. 1800 mit Josephine v. Hora, geb.
10. April 1778, gest. im Dec. 1843, und Graf Anton Bernhard Albert,
geb. 8. Dec. 1778, gest. 9. Nov. 1814, verm. mit Anna Hoflmann,
gest. 23. Sept. 1838 — aus der zweiten Ehe aber leben zwei Söhne:
Graf Carl Borromäus und Friedrich.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier anzuführen:
Graf BERNHARD — Sohn des Grafen Franz Xaver — geb. 24. Nov.
1800. Der Rruder desselben ist: Graf Gottfried, geb. 24. Aug. 1815,
Besitzer von Czirkwitz im Kreise Kaurzim in Böhmen, k. k. Hauptmann.
Graf Carl Borromäus — Sohn des Grafen Johann Bernhard aus
zweiter Ehe — geb. 5. Nov. 1802, Besitzer der Herrschaft Windig-
Jenikau mit Branschau im Kreise Czaslau in Böhmen, vermählte sich
4. Oct. 1827 mit Josephine Grälin v. Klebeisberg, geb. 16. Febr. 1808,
aus welcher Ehe zwei Söhne stammen, die Grafen: Moritz, geb. 10. Sept.
1828, k. k. Rittmeister, und Carl, geb. 4. Dec. 1834. — Der Bruder
des Grafen Carl Borromäus ist: Graf Friedrich, geb. 15. Febr. 1804,
k. k. Kämmerer, Besitzer der Herrschaft Allenbuch in Böhmen, verm.
20. Juli 1831 mit Theodora Gräfin v. Deym, geb. 16. Aug. 1807. Aus
dieser Ehe sind zwei Söhne entsprossen, die Grafen: Theodor, geb.
25. Mai 1835, und Franz de Paula, geb. 15. März 1842.
GRAFEN V. SAI.ßURG. 321
Grafen v, S«ilburg.
Äot|)olifdj. «PefUrretd).
Besitz: die Herrschaften Altenhof, Falkenstein, Hochhaus, Aichherg, Leonstein und Salaberg.
"Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im blauen Mittelschilde ein
rechtsgekehrter, zum Kluge sich anschickender Falke von natürlicher Farbe, welcher
auf drei (t und 2) im Schildesfusse auf einander gestellten silbernen Quadersteinen
steht (Freiherren v. Falkenstein). 1 und 4 der Länge nach von Schwarz und Gold
gclheilt und in der Mitte mit einer eben so gctheilten Lilie von gewechselten Tinc-
turen belegt (Salburgsches Slammwappen) ; 2 und 3 von Silber und Schwarz mit drei
einwärtsgehenden Schuppen der Länge nach getheilt (Haunspoeck1. Auf dem Schilde
erheben sich vier gekrönte Helme. Auf dem rechten, so wie auf dem linken Helme
steht ein die Sachsen einwärtskehrender, von Schwarz und Gold quadrirter Adlers-
flügel (Haunspöckscher Helm). Der zweite Helm trägt zwei Büffels hörn er, von
welchen das rechte schwarz, das linke silbern ist. In den Mündungen derselben
stehen drei Straussenfedern , silbern, schwarz, silbern, und zwischen den Hörnern
steht eine von Gold und Schwarz der Länge nach getheilte Lilie (Salburgscher
Helm). Auf dem dritten Helme steht der Falke des Mittelschildes auf den drei
Quadersteinen (Falkensteinscher Hdm). Die Helmdecken sind rechts schwarz und
golden, links schwarz und silbern. — Siebmacher giebt als Wappen derer v. Salburg
in Oesterreich (III, 64) den quadrirten Schild mit Mittelschild, wie angegeben, nur
steht im silbernen Mittelschilde auf grünem Hügel ein brauner Falke, und der
gekrönte Helm trägt die Lilie des 1. und 4. Feldes zwischen einem offenen Adlers-
fluge, dessen rechter Flügel schwarz, der linke silbern ist. — Das freiherrliche
Wappen (V, 18) zeigt den Schild mit Mittelschild ganz, wie die hier gegebene Ab-
bildung. Auf dem Schilde aber stehen drei Helme. Der rechte gekrönte Helm
trägt einen, die Sachsen einwärtskehrenden, geschlossenen Adlersflug, dessen Tinctur
nicht deutlich angegeben ist, der mittlere den Falken auf den Quadersteinen, und
der linke die zwei ßüffelshörner des zweiten Helmes des gräflichen Wappens.
Die Grafen v. Salburg stammen aus einem alten voigtländischen
Geschlechte. Nach der Angabe Einiger, welche sich auf Inihof stützen
soll, hat dasselbe seinen Ursprung von der seil 1441 reussischen Stadt
Saalhurg an der Saale, doch finden sich hei Imhof (Mantissa de procer.
aul. caes. Leopold. XL.) nur die Worte: stirps in Voitlandia enata. —
Der Aeltestbekannte der Familie, Siegmund, besass um das Jahr 1400
unweit Voiglsberg im Voigtlande einen Rittersitz mit einem Bleibergwerke,
und die Gemahlin desselben stammte aus der Familie Resch v. Gerolzau
in Franken. Der Urenkel, Bartholomäus, begab sich 1518 nach Falken-
ii 21
322 GRAFEN V. SALRURG.
stein in Oberöslcrreich, welche Herrschaft damals der Mutter- Bruder,
.Tobst von Obcrweimar, als landesfürslliches Lehn inne halte, kaufte später
die Herrschaft Aichberg in Oberösterreich, wurde durch diesen Kauf
1548 oberöslerreichisches Landesmitglied und starb 1569. Aus der
Ehe desselben mit Anna Zollner v. Malting entsprossen drei Söhne:
Gottfried , Oswald und Heinrich. Gottfried starb 1 58 1 ohne männliche
Nachkommen; Oswald, gest. 1572, Herr der Herrschaft Artsletten in
Nieder-Oesterreich, halle Nachkommenschaft, doch erlosch dieselbe, da
keiner der von seinem 1712 gestorbenen Urenkel, Hermann Seyfried,
zurückgelassenen fünf Söhne sich vermählte, mit Ernst nach dem Jahre
1730. Heinrich, geb. 1544, gest. 1629, nahm die katholische Religion
an, kaufte vom Kaiser Rudolph II. 1605 die Herrschaft Falkenstein mit
den Gütern Hochhaus und Allen hof, wurde 1608 in den erbländ.-öslerr.
Freiherrenstand erhoben, erwarb nachher die Herrschaften Rannaridl und
Riedau mit dem Amte St. Sixt in Ober- und 1618 die früher hochslift- I
bainbergsche , nun k. k. österreichische Lehnsherrschaft Salaberg in |
Nieder-Oesterreich, und hinteiiiess aus erster Ehe zwei Söhne, Johann
Heinrich und Gottfried, und aus zweiter Ehe ebenfalls zwei Söhne, Georg |
Siegmund und Gottlieb. — Johann Heinrich, k. k. Kämmerer, starb
1633 kinderlos. Gottfried, gest. ebenfalls 1633, erbte die Güter vom
älteren Bruder und stiftete durch seinen Sohn, Siegmund Friedrich, eine
Linie, welche aber, obgleich Letzterer sechs Söhne hinterliess, doch mit
dem einen derselben, Hans Reichhard , 1713 erlosch, worauf die Güter
an die beiden Söhne aus Heinrichs zweiter Ehe, Georg Siegmund und
Gottlieb, fielen. Georg Siegmund, gest. 1669, wurde vom Kaiser
Leopold I. 3. Nov. 1665 in den Grafenstand, und zwar mit seinem
Neffen, Hermann (s. unten) und seinen Vettern, den Söhnen Siegmund
Friedrichs, erhoben, und besass, ausser der ererbten Herrschaft Salaberg,
auch die Herrschaften Puchheim , Miltenberg, Leonslein, Klaus, Ort am
Traunsee, Greinburg, Prandegg, Zellhof, Kreuzen und Runenstein in
Ober-Oeslerreich. Die von demselben gepflanzte Linie erlosch im Jahre
1806 mit dem Urenkel, Rudolph, geb. 1732, k. k. Feld-Wachtmeister.
Gottlieb, k. k. Kämmerer und Oberst-Wachlmeisler, starb 1649. Der
Sohn desselben, Hermanx, geb. 1640, gest. 1679, wurde mit seinem
Oheim, Georg Siegmund, 1665 in den Grafenstand erhoben, und wird
von Gauhe als Grossvaler der Grafen Richard, geb. 1708, und Johann
Ferdinand Ludwig, geb. 1715, aufgeführt.
Hermanns Urenkel, Joseph Graf v. Salburg, Freiherr auf Falkenstein
und Rannaridl — wohl der Sohn Johann Ferdinand Ludwigs — geb.
19. März 1770, gest. 22. Jan. 1843, k. k. Kämmerer, Herr der Herr-
schaften Altenhof, Falkenstein, Hochhaus, Aichberg, Leonslein und Salaberg,
vermählte sich in erster Ehe mit Theresia Gräfin v. Auersperg Purgstaller
Linie, gest. 20. Sept. 1829, und in zweiler, 27. April 1830, mit
Franziska Freiin v. Sobeck und Kornitz, geb. 12. Mai 1794. Die aus
erster Ehe stammende Tochter, Gräfin Maria Angela, geb. 1. Ocl. 1792,
vermählte sich 26. Juli 1814 mit Johann Ludwig Grafen v. Sprinzenstein,
welcher 10. April 1845 gestorben ist. — Von dem Bruder des Grafen
GBAFBft V. SALUKIliN-AHI.IMIi. 323
Joseph, dem Grafen Reichah», geb. 11. Sept. 1771, gest. 27. April
1833, k. k. Major und Flügel-Adjutanten des Erzherzogs Franz d'Este,
venu. 11. Ort. ISOü mit Juliana Maria Gräfin v. Draskovich, geh. 1 3. Ort.
1786, gest. 19. Mai 1810, leben zwei Sühne, die Grafen Franz, geb.
30. Aug. 1S0S, und Johann Nbpomüm, geb. 7. Dec. 1809.
Die oben aufgeführten Glieder der Familie giebt das Geneal. Taschenb.
der gräll. Häuser 1853, S. G04 unter der Rubrik A. Unter B führt
dasselbe den Grafen Framz auf und nennt als Bruder desselben den Grafen
Johann, venu, mit Luise Sömeray v. Somery, aus welcher Ehe zwei
Sühne stammen, die Grafen: Otto, geb. 1835, k. k. Cadet, und Oscar,
geb. 1841.
Grafen v. Saldern- Ahlimb.
Coangdifd). flJrrußen.
Besitz: die Rillergüter Dargersdorf, Petersdorf und Libbeskc; das Majorat Ringenwalde,
bestehend aus den Rittergütern Ringenwalde, Poratz, Alilimbswalde , JulianenhofT
und Ahlimbsmühle.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im goldenen Mittelschilde
eine rolhe Rose (Saldern). 1 und 4 in Schwarz drei güldene, über einander mit
dem Mundstück nach rechts gelegte Hifthörner (wegen des Erh-Hegemeister-Arntes
in der Kurmark, mit welchem, radicirt auf die grosse K. Heide, die Grimnitzer
Forst , Jahrhunderte lang die Familie v. Ahlimb belehnt war). 2 in Blau ein ein-
wärislaufendes, braunes Einhorn; 3 in Silber zwei aus den Seitenrändem des
Feldes gegen einander halb hervorspringende, braune Einhörner (Feld 2 und 3:
Ahlimb. Im Stammwappen letzterer Familie war der Schild quergetheilt ; oben
iprang in Blau ein braunes Einhorn nach rechts, unten aber in Silber zwei halbe
Einhörner gegen einander), lieber der Grafenkronc erheben sich drei gekrönte
Helme. Der rechte tragt einen, die Sachsen einwärtskehrenden, geschlossenen,
schwarzen Adlersflug (Saldernscher Helm); der mittlere einen fünffachen Pläuen-
schweif, vor welchem nach rechts ein braunes Einhorn rennt (Ahlimbscher Helm),
und der linke fünf schwarze Straussenfedern (bei Erhebung in den Grafenstand
mit Feld 1 und 4 hinzugekommener Helm). Die Decken des rechten Helmes sind
roth und golden, die des mittleren blau und silbern, und die des linken schwarz
21 *
324 GRAFEN V. SALDERN-AHLIMH.
und golden. Den Schild halten zwei einwärtssehcnd^ Löwen. — Bei der zuerst
erfolgten Vereinigung des freiherrlich v. Saldernschen Wappens mit dem v. Alilimh-
schen kam in das ohen angegebene Stammschild derer v. Ahlimb ein goldener
Mittelschild mit einer rothen Rose (Saldern). Auf den Schild wurden zwei mit
7 perligen Kronen gekrönte Helme gesetzt, von welchen der rechte den beschriehenen
freiherri. v. Saldernschen, der linke den v. Ahlimhschen Helmschmuck trägt. Die
Helmdecken sind rechts roth und golden, links blau und silbern.
Die Grafen v. Saldern -Ahlimb stammen aus dem bekannten Frei-
herrengeschlechte derer v. Saldern, und der Beiname Ahlimb ist durch
Vermählung entstanden. Die Familie v. Saldern ist ein uralles braun-
schweigisches und märkisches Geschlecht, welches, nach Annahme
Einiger — wie die Grafen und Herren zu der Lippe — von dem
römischen Geschlechte der Rossiner stammen, lange Zeit sich de Rosis
geschrieben und später von einer Besitzung im Braunschweigischen den
Namen Saldern angenommen haben soll. Man giebt dann Sieghardt de
Rosis, welcher mit dem heiligen Bonifacius in der ersten Hälfte des
8. Jahrhunderts nach Deutschland gekommen, als Stammvater an, und
führt als die ältesten Glieder des Geschlechts nachstehende auf: Gunzelo
de Rosis, gest. 798, kämpfte unter Kaiser Carl dem Grossen; Cuno de
Rosis erwarb 870 den Rittersitz Saldern im Rraunschweigischen; Heimard
v. Roszis und Saldern focht unter Kaiser Heinrich I. 933 gegen die
Ungarn bei Merseburg und Amelbrecht v. Saldern wohnte 1042 dem
Turniere zu Halle bei und bewies vor dem Kaiser und dem Turnier-
voigte , dass er aus dem römischen Geschlechte der Rossiner stamme.
— Später verliess unter Burchhardt v. Saldern , einem Freunde der
Reformation, um 1519, nach der Schlacht auf der Soltauer Heide, die
Familie die Länder jenseits der Elbe, und nahm diesseits kurbranden-
burgsche Lehne an. Matthias, gest. 1675, kurbrandenb. Hauptmann zu
Lehnin, Rath und Oberst -Kämmerer, brachte die Plattenburg an das
Geschlecht, und nach der Mitte des 18. Jahrhunderts stifteten die Enkel
Siegfried Christophs, k. preuss. Geh. Raths und Vice -Präsidenten des
Fürstenthums Halberstadt, gest. 1715, Henning Siegfried — Sohn Otto
Ludolphs, k. preuss. Oberst -Lieutenants — und Hans George Sieg-
fried — Sohn Melchior Augusts (Bruder des Otto Ludolph), k. grossbrit.
Oberst-Lieutenants — die jetzt blühenden Linien Wilsnack und Platlen-
burg. — Die Familie ist in ihren Gliedern immer sehr geehrt gewesen
und, Andere zu geschweigen, erhielt Friedrich Christoph, gest. 1785,
k. preuss. General-Lieutenant, 1766 den schwarzen Adlerorden. — Was
die Familie derer v. Ahlimb (Ahlini, Ollem, Alem, Alym und Alimb)
anlangt, so ist dieselbe ein altes uckermärkisches Adelsgeschlecht, welches
seine Urkunden bis zum Jahre 1379 zurückführt, und die angestammten
Besitzungen in der Uckermark durch Familienstiftungen ungetrennt er-
halten hat. Die besten Nachrichten über dasselbe ertheilt Grundmann
(Uckermark. Adelshistorie, S. 303 u. 305). Riprecht der Aeltere, Otto
der Jüngere und Claus v. Ahlim wurden 1447, Sontags vor St. Gallentag,
mit dem Erb-Hegemeister-Amt in der sogenannten Werbelinschen Heide
beliehen. Im vorigen Jahrhundert waren besonders bekannt: Bernhard
Friedrich, gest. 6. Jan. 1757, k. preuss. Oberst und Regimentschef,
GRAFEN V. SALDKRN-AIILIMR. 325
und Joachim Wilhelm, Bruder desselhen, gest. 5. Juni 1763 als letzter
Commandant des nach dem Hubertshurger Frieden geschleiften Berg-
schlosses Regenstein im Vorharz. Das Geschlecht erlosch im Manns-
stamme 1830 mit Gustav v. Ahlimb, k. preuss. Hauptmann a. D.,
Majoratsherrn der Güter Ringenwalde, Poratz, Ahlhnhswalde, Julianen!!©!!',
Ahlimbsmühle etc. im Templiner Kreise der Provinz Brandenburg, verm.
mit Caroline v. Loos.
HERMANN Emil Edmund Freiherr v. Saldern aus dem Hause
Plallenburg in der Priegnitz — Sohn Albrecht Georg Heinrichs, herz,
anhalt-dcssauschen Oberforstmeisters aus der Ehe mit N. N. v. Glafley —
geb. 28. Jan. 1801, k. preuss. Kammerherr und Kreisdeputirter, Herr
auf Dargersdorf, Petersdorf und Libbeske, jetziger Besitzer des Majorats
Ringenwalde, vermählte sich 28. Juni 1827 mit Luise Caroline Wilhelmine
v. Ahlimb, Erbtochter Gustavs v. Ahlimb, geb. 11. Febr. 1 808. erhielt
nach dem Tode des Schwiegervaters die königliche Erlaubniss, mit seinem
Namen und Wappen Namen und Wappen der Familie v. Ahlimb zu
vereinigen, und wurde später von dem König Friedrich Wilhelm IV. von
Preussen 15. Oct. 1840 mit dem Prädicate: Graf v. Saldern-Ahlimb in
den preussischen Grafenstand, nach dem Rechte der Erstgeburt, der
männliche Stamm zuerst, der weibliche nachher, erhoben. Aus dieser
Ehe stammen, neben sechs Töchtern, sechs Söhne: die Freiherren:
Hermann Gustav Albrecht, geb. 11. April 1828; Hugo Wilhelm August,
geb. 19. März 1829; Maximilian Alexander Andreas, geb. 6. Juli 1838;
Carl Heinrich Adolph Otto Eduard, geb. 7. Oct. 1841; Otto Julius
Aschwin, geb. 3. Sept. 1843, und Heinrich Burchhard Ferdinand, geb.
12. März 1845.
326
GRAFK.N V. SALIS.
Grafen v. Sali*.
Uath.. unfc Uff. angltccm. (£onf. (Salts^Öoglio).
©esterretd), Ödjrorij unb (ßnglanfc.
Besitz der Linie Salis-Zizers: il.ns vom Freiherrn Johann Rudolph uesliftete Fidei-Lommiss
zu Zizers; Besitz der Linie Salis-Soglio: Dawley Lodge, Carlton Gardens etc. in
England, und das Schloss Rokeby-Hall in Irland; die Güter Monstein und die Schlös-
ser Sulzberg und Uondo in der Schweiz; Besitz der Linie Salis-Seevvis : die Schlös-
ser im Bolhmar, zu Seewis etc. in der Schweiz.
"Wappen der Linie Salis-Zizers : quadrirter Schild ; 1 und 4 in Gold ein
grüner, entwurzelter Weiden- oder Sahlenbaum ; 2 und 3 von Roth und Silber f
sechsmal der Länge nach gestreift (die gesammten Felder sind dem Stammwappen :
quergctheilter Schild; oben in Gold ein grüner, entwurzelter Weiden- oder Sah-
lenbaum, unten von Roth und Silber sechsmal der Länge nach gestreift, entnom-
men). Ueber der Grafenkrone erhebt sich ein gekrönter Helm, welcher eine wach-
sende, vorwärtssehende, nackte und geflügelte Jungfrau trägt. Dieselbe hat eine
goldene Krone auf dem Haupte und der rechte, den Arm vertretende Flügel ist sil-
bern, der linke roth (Helm des Stammwappens). Die llelmdecken sind roth und
silbern, und die Devise ist: Pro fructibus arma.
Wappen der Linie Salis-Soglio : quadrirter Schild mit Mittelschild. Der
Mittelschild enthält das beschriebene Stammwappen, t und 4 in Gold ein schwar-
zer Adler; 2 und 3 in Blau drei silberne, wellenförmig gezogene, linke Schräg-
balken, und vor denselben ein goldener Löwe mit gezücktem Schwert in der rech-
ten Vorderpranke. Die Helme, mit Ausschluss des zum Stammwappen gehörigen,
sind nicht genau aufzufinden.
Das Wappenbuch der österreichischen Monarchie giebt als Wappen der Frei-j
herren v. Salis (XIV, 92) nachstehendes an: Schild quergetheilt ; oben in Gold
auf nichttingirtem Boden ein Weidenbaum; unten in Silber drei rothe Pfähle;
wohl falsch. Ueber der Sperligen Krone stehen drei gekrönte Helme. Der rechte
trügt einen rothgekleideten bärtigen Mannesrumpf mit weissem Kragen und silber
ner, roth aufgeschlagener Mütze; der mittlere einen rechtssehenden schwarzen
Adler, und der linke einen einwärts gekehrten silbernen Spitzhut mit rothein Auf
schlage. Der Hut ist mit drei rothen schrägrechten Streifen bezeichnet und trägt
an der Spitze fünf Straussenfedcrn, wechselnd silbern und roth. Die Helmdecken
sind rechts grün und golden, links roth und silbern, und den Schild halten zwei
vorwärtssehende, mit Laub umgürtete wilde Männer, welche mit der freien Hano
eine Keule zwischen den Beinen auf den Boden stemmen. In demselben Werkt
(XIX, 41) findet sich das Wappen der Freiherren v. Salis-Soglio. Schild und Hein
(JHAI'K.N V. SAUS. 32 /
sind ganz, wie üben beim Stauimwappea beschrieben, mir sind beide Flügel der
Jungfrau silbern. Den Schild halten zwei Löwen von natürlicher Farbe mit durch
die Hintrrpranken geworfenen und dann aufwärts gerichtetem Schweife.
l'ralles rhälisches, weit verzweigtes, an verdienstvollen Gliedern
immer reiches, durch grossen Grundbesitz, namentlich vor der Umge-
staltung der Schweiz im Jahre 1798, mächtiges Haus in Graubündten,
aus welchem jetzt drei gräfliche Linien: Salis-Zizers, Salis-Soglio und
Salis-Seewis blühen. Als das Stammhaus wird das jetzt in Trümmern
liegende Caslell von Soglio im bündlischen Golteshaushunde genommen.
Rudolph und Andreas waren 913 Herren zu Soglio; eine andere Linie
war um diese Zeit schon in Brescia angesehen und später, 1092, kaufte
Andreas die Jütischen Alpen und Thäler. Ein anderer Andreas war um
1190 Kaiser Friedrichs I. Hauptmann in Syrien, und mit den Urenkeln
desselben, Johann und Gubert — den Söhnen Rudolphs, um 1259 Po-
desta vom Bergellhale — entstanden zwei nach denselben genannte
Hauptstämme des Geschlechts. Aus dem Guberlschen Hauptstamme be-
währte sich Ritter Hubert (Gubert) der Grosse 1487 auf der Maiser
Heide als Held für das Vaterland, und durch die drei Söhne desselben
aus der Ehe mit Ursula v. Norla, Rudolph den Langen, Andreas und
Diethger (Dietegen) den Grossen, bildeten sich drei gleichnamige Haupt-
linien des Guhertschen Stammes, aus welchen später mehrere Aeste und
Zweige hervorgegangen sind. — Rudolph der Lange, Stifter der älteren,
nun erloschenen Grüscher- und der noch blühenden freiherrlichen Linie
zu Marschlins, herz, mailänd. Rath, Oberster und Gouverneur von Pavia,
commandirle die Graubündtner 1513 bei Novara und fiel 1515 vor Ma-
rignano. Der Enkel desselben, Rudolph der Starke, welchen König
Heinrich II. von Frankreich zum Ritter geschlagen hatte, erhielt später
vom Kaiser Maximilian II. als Reichs -Feld -Zeugmeister die Bestätigung
des Reichs-Ritlerslandes und wurde vom Kaiser Rudolph II. 1585 für sich
und seine Nachkommen in den Freiherrenstand mit dem Rechte erhoben,
letzteren bei Ermangelung der Nachkommen auf die übrigen Geschlechls-
verwandten ausdehnen zu dürfen. Derselbe starb 1600 und hinterliess
die Fidei-Commissgüter und den Reichs-Freiherrenstand dem Enkel sei-
nes Bruders Aband, Rudolph, von dessen Sohne, Hercules, Güter und
Freiherrenwürde 1674 an den Neffen desselben kamen. Mit der Nach-
kommenschaft des Letzteren erlosch 1732 die ältere Grüscher Linie:
die Marschlinssche blüht, wie angegeben, noch jetzt. — Andreas —
zweiter Bruder Rudolphs des Langen — ist der Stammvater der Salis-
schen Linien zu Jenins, Maienfeld, Zizers und Soglio. Derselbe, geb.
1477, gest. 1531, halte aus der Ehe mit Dorothea Rink v. Baldenstein
vier Söhne, Anton, Hubert, Rudolph und Baptist, welche vier neue Sei-
tenlinien oder Aeste bildeten. Aus der dritten, der rudolphischen, Sei-
lenlinie erhielt vom Kaiser Leopold I. 26. Aug. 1694 Johann v. Salis-
Zizcrs, Landes- Hauptmann von Valentina, mit seinen Nachkommen die
Reichsgrafenwürde, und aus der vierten oder baptistischen Seitenlinie
wurden Peter und IIieronymus, Vater und Sohn, vom Kaiser Franz I.
12. Mai 1748 in den Reichsgrafenstand erhoben. — Diethger (Dietegen)
328 GRAFEN V. SALIS.
der Grosse — jüngerer Brutler Rudolphs des Langen — nach Einigen
gefallen 1531 bei Morbegno, ist der Stammvater der Seevviser Linie
und der jüngeren Grüscher Linie. Der Sohn desselben, Dietegen (II.)
geb. 1526, gest. 1590, wurde vom Kaiser Rudolph II. 20. Jan. 1588
in den Reichs-Freiherrenstand erhoben. Aus der ersten Ehe mit Regina
Roth v. Sehreckenstein stammte Hieronymus Dietegen, geb. 1560, gest.
1628, verm. mit Anna Enderlin von Monzwik, welcher von Soglio in
Bergell nach Seewis ins Vorderprättigau zog. Der Sohn desselben war
Dietegen mit dem Beinamen: der fromme Junker, geb. 1594, gest. 1670,
verm. mit Anna Sprecher v. Bernegg von Luzein, aus welcher Ehe
Hieronymus Dietegen, geb. 1632, gest. 1705, Erbauer des Schlosses
Seewis, verm. mit Eva Gansner v. Seewis, stammte. Von den Söhnen
desselben pflanzte Anton Dietegen, geb. 1652, gest. 1718, verm. mit
Dorothea von Salis, das Seewiser Haus fort, Albert Dietegen aber, geb.
1669, gest. 1740, verm. mit Anna Catharina Enderlin v. Monzwik, stif-
tete die jüngere Grüscher Linie. — Anton Dietegens Sohn, Hercules
Dietegen, geb. 1684, gest. 1751, vermählte sich mit Maria v. Capol
und Flins, und der Sohn desselben, Johann Gaudenz, geb. 1708, gest.
2. Aug. 1777, wurde vom Könige Ludwig XVI. 1. Febr. 1776 in den
Grafenstand nach dem Rechte der Erstgeburt erhoben. Aus der Ehe
desselben mit Catharina v. Cleric stammte Graf Johann Ulrich, geb. 1740,
gest. 15. Nov. 1815, welcher sich mit Jacobea v. Salis-Bothmar in Ma-
lans, einer reichen Erbin, vermählte. Aus dieser Ehe entspross als älte-
ster Sohn Graf Johann Gaudenz Gubert, geb. 26. Dec. 1762, gest.
30. Jan. 1834, früher k. franz. Garde -Hauptmann, später Oberst der
Eidgenossenschaft, und als an Gemüth reicher Dichter gefeiert. Der
Sohn desselben aus der Ehe mit Ursula v. Pestalozzi, gest. 27. Juni
1835, war Graf Johann Ulrich Dietegen, geb. 19. Sept. 1794, gest.
14. März 1844, früher Bundes -Landammann als Mitglied des kleinen
Raths des Standes Graubündten und Richter zu Malans, später seit 1835
herz, modenesischer Oberst, verm. mit Barbara v. Cleric, geb. 10 Febr.
1801, verm. 6. Jan. 1822. Derselbe ging mit seiner Familie zur ka-
tholischen Religion über, und der älteste Sohn ist Graf Johann Gaudenz
Gubert, jetziges Haupt der Linie Salis -Seewis.
Von den jetzigen Gliedern der drei gräflichen Linien des Hauses
Salis sind hier aufzuführen:
Linie Salis-Zizers. Johann HEINRICH Anton Fidel Graf v.
Salis-Zizers — Sohn des Grafen Franz Simon, geb. 20. Febr. 1777,
gest. 23. Oct. 1845, Päpstlichen Generals etc., aus der Ehe mit Josepha
v. Peterelli, verm. 2. Sept. 1800, gest. 4. Febr. 1850, und Enkel des
Grafen Simon, gest. 1826, kön. sicilian. Feldrnarschall-Lieutenants, verm.
mit Josepha Freiin v. Salis-Zizers, gest. 1800, — geb. 20. Nov. 1805,
Senior der Familie, Besitzer des Familien-Fideicommisses zu Zizers, k. k.
Kämmerer, General -Major und Brigadier, verm. 23. Oct. 1838 mit
seiner Cousine Maria Theresia Gräfin v. Salis-Zizers, aus welcher Ehe,
neben vier Töchtern, zwei Söhne stammen, die Grafen: Wilhelm, geb.
3. Dec. 1849, und Franz Joseph, geb. im Febr. 1852. — Vom Grafen
crafun v. salis. 329
Rudolph — Bruder des Grafen Franz Simon und Sohn des Grafen Simon
— geh. 29. Juni 1779, gest. 1. Apr. 1840, k. k. Feldmarschall-Lieu-
tenant etc., verm. in zweiter Ehe 27. Dec. 1814 mit Theresia Freiin
v. Bühler, geb. 13. Sept. 1791, leben, neben 6 Töchtern, zwei Sühne,
die Grafen : Carl Ernst, geb. 6. Dec. 1825, k. k. Rittmeister, und Heinrich
Rudolph, geb. 8. Apr. 1829, k. k. Rittmeister. — Vom Grafen Rudolph —
Sohn des Grafen Rudolph, gest. 1799, Obersten in kön. neapolitanischen
Diensten (eines Bruders des kön. sicilian. Feldmarschalls Grafen Simon)
— geb. 19. März 1791, gest. 20/21. Apr. 1848, Abgeordneter zur
Congregazione Centrale zu Mailand, verm. mit Donna Maria Caimi, gest.
15. Juli 1836, stammen, neben drei Töchtern, fünf Söhne, die Grafen:
Rudolph, geb. 5. Dec. 1813; Ulysses, geb. 22. Oct. 1819; Johann
Stephan, geb. 24. Jan. 1823; Joseph, geb. 21. Oct. 1827 und Philipp
Stanislaus, geb. 15. Febr. 1831. —
Linie Salis-Soglio. Diese Linie Hess sich in England nieder,
seitdem dieselbe durch Heirath die bedeutenden Besitzungen der er-
loschenen gräflichen Familie Fane ererbte. Die derselben in Veltlin zu-
stehenden Güter wurden von Frankreich im Oct. 1797 confiscirt, doch
lässt nun Oesterreich für diese Güter eine Geldentschädigung verabfol-
gen. — Vom Grafen Hieronymus — älterem Sohne des Grafen Peter,
gest. im Dec. 1807, aus der Ehe mit Anna v. Salis, gest. im Dec. 1830
— gest. 20. Oct. 1836, verm. in erster Ehe mit Miss Sophia Drake,
gest. 4. Juni 1803, in zweiter mit Miss Penelope Freemann, verm. 1806,
gest. 20. Dec. 1807, und in dritter, 10. Mai 1810, mit Henriette,
Tochter des Lordbischofs von Clogher, aus dem Hause Foster und dem
Geschlechte der Vicomte de Ferrand entsprossen, geb. 1786, stammt
aus erster Ehe:
PETER Johannes Graf v. Salis-Soglio, geb. 26. Febr. 1799, vor-
mals Lieutenant in der kais. franz. Garde und Hauptmann im Schweizer-
Regimenle im kön. sicilian. Dienst, seit dem Tode des Vaters Erbe und
Alleinbesitzer der Güter in Grossbritannien und Irland , verm. in erster
Ehe, im März 1821, mit Charlotte St. Denys de Sennarclens, gest. im
Oct. 1822, und in zweiter, 1824, mit Caecilie Marguerite Henriette
Bourgeois von Neuchatel. Die vier Söhne aus zweiter Ehe sind die
Grafen: Johann Franz Wilhelm, geb. 28. Aug. 1825, Attache" bei der
königl. grossbrit. Gesandtschaft zu Turin; Peter, geb. 22. Nov. 1827;
Georg Alois, geb. I. Dec. 1829, k. k. Oberlieutenant, und Robert Jean
Drake, geb. 13. Febr. 1837. — Die fünf Halbbrüder des Grafen Peter
Johannes aus des Vaters dritter Ehe (s. oben) sind : Graf Rudolph Jo-
hann Leslie Ibernicus, geb. 9. Mai 1811, königl. grossbrit. Hauptmann;
Wilhelm Andreas Salicus, geb. 27. Oct. 1812, Schiffslieutenant in der
königl. grossbrit. Marine; Leopold Fabius Dietegert, geb. 26. April 1816;
Johann Anton Heinrich Gubert, geb. 10. Dec. 1819, und Heinrich Hie-
ronymus Augustin, geb. 16. Febr. 1828.
Von dem Vater des Grafen Peter Johannes, dem Grafen Hieronymus,
lebt der Bruder : Johannes Graf v. Salis-Soglio-Bondo — zweiter Sohn
des Grafen Peter, gest. im Dec. 1807, aus der Ehe mit Anna v. Salis,
330 GRAFEN V. SALISCH U. GROSSGRABEN.
gest. im Den. 1830 — geb. 4. Febr. 1776 (katholisch), bis 1817
Bundes-Präsident, Herr der Güter Monstein und des Schlosses Sulzberg
im Ganton St. Gallen, des Schlosses Bondo in Bergell etc., k. k. Käm-
merer und \v. Geh. Rath , Oberst-Hofmeister und Staatsrath des Herzogs
von Modena , verm. im Mai 1832 mit Elisabeth Gräfin v. Salis -Zizers,
geb. 11. Mai 1804.
Linie Salis-Seewis: Johann- GAUDENZ Gilbert Graf v. Salis—
Seewis n. d. R. der Erstgeburt — Sohn des Grafen Johann Ulrich
Gaudenz Dietegen aus der Ehe mit Barbara von Gleric (s. oben), —
geb. 26. Jan. 1824, k. k. Oberlieutenant und Brigade- Adjutant. —
Die drei Brüder desselben sind die Freiherren : Peter Dietegen , geb.
5. Oct. 1831, k. k. Lieutenant; Franz Ulrich Dietegen, geb. im Mai
1835, und Joseph Dietegen, geb. im Juni 1843.
Grafen v. Salisch u. Grossgraben.
Cutljerifci). IJreufjen.
In Schlesien begütert,
Wappen: quadrirtcr und damascirter Schild mit Mittelschild. Im gekrön-
ten silbernen Mittelschilde ein rechtssehender schwarzer Adler (bei Erhellung in
den Grafenstand mit dem minieren Helme hinzugekommen.) I und 4 in Silber ein
die Sachsen einwärts kehrender schwarzer Adlersflügel ; 2 und 3 in Roth ein sil-
bernes Hirschhorn von 6 Enden. (Das Stainmwappen ist der Länge nach getheilt,
rechts steht der Flügel, links das Hörn; bei der Erhebung in den Freiherrenstand
wurde der Schild, wie angegeben, quadrirt und der Hchnschmuck auf zwei Helme
vertheilt. Im Johanniteror^len ist das Wappen so aufgeschworen, dass die Flügel
im 2. und 3., die Hörner im l. und 4. Felde stehen. Sechs Enden der letzteren
sind am richtigsten.) - Ueber der Grafenkrone erheben sich drei gekrönte Helme.
Auf dem rechten Helme steht ein länglichrunder, roth eingcfasster silberner Schild,
welcher mit vier nach rechts wehenden, mit einer silbernen Rose belegten rnthen
Fahnen an goldenen Stangen besteckt ist. Der mittlere Helm trägt einen die Sach-
sen linkskehrenden schwarzen Adlersflügel mit der Klaue, und der linke Helm
einen länglichrunden, roth eingefassten silbernen Schild, welcher mit fünf nach
GRAFEN V. SALISCH U. GHOSSGRAHKN. 331
links wehenden, mit einer silbernen Rose belegten rolhen Fahnen an goldenen
Stangen besteckt ist. (Auf dein Stannmvappen stehen auf dem Helme beide Schilde,
der rechte mit den vier, der linke mit den fünf Fahnen besteckt.) Die Hclmdccken
sind rechts schwarz und silbern, links roth und silbern, und den Schild halten
zwei vorwärtssehende goldene Löwen. — Die ausgestorbenen Grafen v. Salisch und
Nassengriff führten nach dem Diplome vom 15. Oct. 1786 einen der Lange nach
gelheiltcn Schild mit Mittelschild. Im silbernen Mittelschilde stand der gekrönte
und golden bewehrte preussische schwarze Adler, auf der Brust mit dem königl.
Namenszuge und der darüber schwebenden Krone und auf den Flügeln mit den
goldenen Kleestengeln belegt. Hechts in Silber erschien der schwarze, die Sachsen
einwürbkehrende Adlersflügel, links in Roth das sechsendige silberne Hirschhorn.
Ueber der Grafenkrone erhoben sich drei gekrönte Helme. Der rechte trug den
schwarzen, die Sachsen einwärtskehrenden Adlersflügel mit der Klaue ; der mittlere
die beiden beschriebenen Schilde des Stammwappens mit den neun Fahnen, und der
linke das Hirschgeweih der linken Hälfte des Schildes. Die Helmdecken waren
rechts schwarz und silbern, links roth und silbern, und den Schild hielten zwei
vor- und einwärtssehende, mit Laub umgürtete wilde Männer, welche mit der freien
Hand eine Keule auf den Boden stemmten. Das Ganze umflog ein rother, mit
goldenen Fransen besetzter und mit Hermelin gefütterter Wappenmantel.
Sehr alte schlesische, angesehene und reich begüterte Adelsfamilie,
welche später den Freiherrenstand und die Grafenvvürde erhalten hat
und deren gleichnamiges Stammhaus im Glogauschen liegt. Nach Sina-
pius und anderen schlesischen Geschichtsschreibern stammt das Geschlecht
ursprünglich aus Polen von der alten Familie der Dzaloszier, und man
nimmt als Stammherrn desselben einen tapferen polnischen Krieger,
Dzialosza, an, welcher vom Könige Boleslas IV. um das Jahr 1 1 50 ein
Wappen erhielt. Die ersten Glieder aus diesem polnischen Hause ka-
men in Schlesien unter dem Namen Zdalusch, Dzalusch, Dzialusch, auch
Dzialosch, Zalosch, Salusch, Salosch etc. vor und erst nach und nach
hat sich die harte Aussprache des Namens in Salisch verwandelt. Die-
selbe Abstammung wurde auch für die erloschene Familie v. Nassengriff
(früher: Nassengniev, auch Nassadel) in Anspruch genommen, und Zweige
des Geschlechts v. Salisch schrieben sich v. Salisch und Nassengriff
oder Nassengrief. — Peter Dzalusch war 1407 Rath des Herzogs Con-
rad II!. zu Oels und Nicolaus Dzialosch Rath des Herzogs Johann zu
Münsterberg und Oels, Landes-Hauptmann etc. Philipp Rudolph v. Salisch
*kommt 1696 als fürst!, württemb. Oels- Juliusburgscher Landrath und
Landesältesler vor. — Die sehr verzweigte Familie kam im 16. Jahr-
hundert in den Häusern Mersine, Schreibersdorf, Ellguth , Stiebendorf
und Lippe vor. Später blühten besonders die Linien Grossgraben, Stie-
bendorf, Nassadel und Schreibersdorf. Der Grundbesitz wurde immer
grösser und so findet man denn folgende Güter genannt: Werndorf,
Jeschütz, Zessel, Buselwitz, Poln. Würbitz, Laserwitz, Jamischau, Bruse-
witz und Ruks im Oelsischen; Ober-Polysen, Arnsdorf, Klein -Paulwitz,
Wanglawe, Belkawe im Wohlauschen, Dalbersdorf und Neugut im War-
tenbergsehen. Peterwitz im Troppauschen etc. — Im 18. Jahrhunderte
gelangte die Familie vielfach zu hohen Ehren. Ernst Wilhelm v. Salisch
und Stiebendorf, gest. 1711, war kais. General -Feldzeugmeister, und
Ernst Heinrich v. Salisch und Grossgraben erhielt vom Kaiser Carl VI.
24. März 1728 den erbländisch- böhmischen Freiherrnstand. Der Gra-
332
GRAFKN V. SALM-HOOGSTRAETKN.
fenstand kam zweimal in die Familie und zwar zuerst durch die Linie
Grossgraben in der Person des königl. preussisclien Kammerherrn
v. Sa lisch, welcher vom Könige Friedrich II. von Preussen 6. Nov.
1741 in den preuss. Grafenstand erhoben wurde. Die Nachkommen-
schaft desselben blüht jetzt. Später wurde Carl Ernst v. Salisch und
und Nassengriff, kön. preuss. Geh. Justizrath, herz, kurländ. Regierungs-
Präsident und Landes -Hauptmann zu Wartenberg, Herr auf üalbersdorf
und Neugut, vom König Friedrich Wilhelm II. von Preussen 15. Oct.
1786 in den preuss. Grafenstand versetzt, welcher keine männlichen Nach-
kommen hinterlassen haben mag, da seine Besitzungen vor mehreren
Jahren seiner Tochter, der verwittw. Frau v. Sichart, zustanden.
Die jetzigen Glieder der gräflichen Linie v. Salisch und Grossgra-
ben stammen von dem Grafen Carl Heinrich Julius, geb. 3. Jan. 1769,
gest. 14. Juni 1838, herz. Sachsen -gothaischen Ober-Hof- Marschall,
verm. 24. Juni 1794 mit Charlotte Emilie v. Studnitz, gest. 4. April
1832. Das jetzige Haupt der Linie ist der ältere Sohn aus dieser Ehe:
Graf Carl Heinrich FRIEDEBALD, geb. 30. Sept. 1810, kön.
preuss. Obergerichts -Assessor zu Berlin, und der Bruder desselben,
neben zwei Schwestern, ist: Graf Heinrich Sylvius Assur, geb. 27. Oct.
1815, kön. preuss. Lieutenant.
Grafen v. Salm-Hoogstraeten.
Hatholifdj. $)reußen.
In der Rhein- Provinz begütert.
Wappen: quadrirlcr Schild mit goldener Einfassung. 1 und 4 in Roth
zwei silberne auswärts gekrümmte Salme neben einander, welche von 4 silbernen
Kreuzen beseitet sind (Ober-Salm); 2 und 3 in damascirtem Roth zehn (3,3,3,1)
silberne Rauten (Hoogstraelen). Auf der Grafenkrone erhebt sich ein mit einer
<;il.VI K.N V. SALM-IIOOGSTRAETEN. 333
Grafenkrone gekrönter Helm, auf welchem zwei silberne niederwärts gekehrte Salme
stehen (Ober-Sahnscher Heinischmuck). Die Helmdecken sind roth und silbern, und den
Schild hallen zwei auswärtssebeode mit Laub umgürtete wilde Männer, welche mit
der freien Hand eine Keule auf den Boden stemmen. — Wie angegeben, führen
die Grafen v. Salm - Hoogstraeten vorläufig das Wappen. Laut königl. preussischer
Cabinelsurdre vom 30. Juli 1847 wurde denselben der Name: Grafen v. Salm-
Hoogslraelen, unter Genehmigung der Haupter der Salmschen Häuser, mit der Be-
fugniss zuerkannt, das Wappen des Salmschen Hauses mit der Grafenkrone zu
führen. Die Zusammenstellung dieses Wappens ist bisher noch nicht bestimmt.
Die Grafen v. Salm -Hoogstraeten (auch Hoogstraaten und Hoch-
straten geschrieben, doch ist die richtige Schreibart: Hoogstraeten, ge-
sprochen Hoogstraaten) stammen aus dem fürstlichen Hause Salm- Salm
der Familie Ober- Salm, und zwar aus der Hoogstraetenschen Linie von
dem Fürsten Constantin Alexander Joseph. In Bezug auf die hier in
Rede stehenden Grafen v. Salm-Hochslraeten, so wie auf die im folgenden
Artikel zu besprechenden Grafen v. Salm-Reifferscheidt ist in geschicht-
licher Beziehung aus der sehr umfangreichen Geschichte der Familien
Ober-Salm und Nieder-Salm Nachfolgendes anzugeben. Den Na-
men Salm führten sonst zwei Grafschaften: die gefürstete obere Graf-
schaft Salm im Westerreiche, welche zum oberrheinischen Kreise ge-
hörte, und die niedere Grafschaft Salm im Luxemburgischen, welche
zum burgundischen Kreise gerechnet wurde. Beide standen vormals
einer Familie, der der- alten Grafen zu Salm, zu. Die beiden Söhne
Theodorichs Grafen zu Salm, gest. 1040, Heinrich, gest. 1049, und
Carl, gest. 1050, theilten die Familie in zwei Stämme: Salm in
Ober-Salm (Lothringen) und Salm in Nieder-Salm (Luxemburg).
— 1475 kamen, durch Vermählung der Gräfin Johannette, Erbin zu
Ober-Salm, mit dem Wild- und Rheingrafen Johann V., die Besitzun-
gen dieses Stammes an eine Linie des Wild- und Rheingräflichen Hau-
ses, welche den Namen Salm zu führen anfing und jetzt in drei fürst-
lichen Häusern : Salm-Salm, Salm-Kyrburg und Salm-Horstmar
blüht. Von Carl, dem Stifter des Stammes Nieder-Salm, setzte ein
Abkömmling in gerader Linie, Heinrich IV., gest. 1413, letzter Graf zu
Nieder-Salm, seinen nächsten Verwandten, Johann, Herrn zu Reifler-
scheidt, welcher ursprünglich auch ein Graf von Nieder-Salm war, zum
Erben ein, und von Letzterem stammt die fürstliche und gräfliche Fa-
milie zu Salm-Reifferscheidt. Es giebt daher zwei den Namen Salm
führende Familien, welche ibrem Ursprünge nach ganz verschieden sind :
Ober- Sahn stammt von den Wild- und Rheingrafen, Nieder-Salm von
den Dynasten von Reifferscheidt. Von Nieder-Salm wird die Rede im
nächsten Artikel sein: hier ist nur Ober -Salm zu betrachten.
Was die Wild- und Rheingrafen anlangt, von welchen die Familie
Ober-Salm stammt, so waren die Wildgrafen ursprünglich Staatsbeamte
für Gerichts-, Polizei- und Finanzverwaltung in einem bestimmten Forst-
bezirke. Das Geschlecht der Wildgrafen wird gewöhnlich von dem Pfalz-
grafen Otto v. Witteisbach abgeleitet, welcher, nach Entleibung des zum
römischen Könige erwählten Herzogs Philipp von Schwaben, 1208 in
die Antennen flüchtete, im 13. Jahrhunderte blühte das Geschlecht in
334 GRAFEN V. SALM-HOOGSTRAETKN.
den Linien zu Dhaun und Kyrburg; erstere erlosch 1350, letztere 1409,
und die Güter kamen durch Vermählungen an das Rheingräfliche Haus,
welches deshalb den Namen: Wild- und Rheingrafen annahm. Die
Rheingrafen selbst sind ein sehr altes, schon im 10. Jahrhunderte vor-
kommendes Geschlecht. — Aus der Ehe des Wild - und Rheingrafen
Johann V. mit Johannete, Erbin zu Ober- Salm, stammte Johann VI.,
gest. 1499. Von den Söhnen des Letzteren stiftete Philipp, gest. 1521,
die jetzt noch blühende Dhaunische Linie, und Johann VII., gest. 1531,
die Kyrburgische Hauptlinie, welche letztere durch die Enkel Jo-
hanns VII., Johann IX., gest. 1623, in die Rranche zu Mörchingen,
welche 1688 erloschen ist, und Johann Casimir, gest. 1651, in die
1681 ausgestorbene Rranche zu Kyrburg zerfiel und von welcher Haupt-
linie auch die Linie Sahn -Neuburg, welche 1784 im Mannsslamme er-
losch, ein Seilenzweig war. Die von Philipp gestiftete Dhaunsche Haupt-
linie schied sich zunächst durch des Philipp Franz, gest. 1561, Söhne in
drei Linien: Friedrich, gest. 1610, stiftete die Linie Salm zu Neuf-
ville, Johann Christoph, gest. 1585, die zu Grumbach, und Adolph
Heinrich die Linie zu Dhaun, welche 1750 erloschen ist. Friedrichs
älterer Sohn, Philipp Otto, w7urde 1623 der erste Fürst zu Ober-Salm,
doch erlosch die Nachkommenschaft desselben schon 1738 mit dem
Enkel, Ludwig Otto; Philipps jüngerer Sohn aber, Friedrich Magnus,
gest. 1673, pflanzte die Linie zu Neufville dauernd fort und dieselbe
erbte nach Erlöschen des älteren fürstlichen Astes die Salmschen Län-
der und die Fürstenwürde. Die Enkel des Friedrich Magnus, Wilhelm
Florentin, gest. 1707, und Heinrich Gabriel, gest. 1713 — Söhne Carl
Florenlins, gest. 1676 — gründeten zwei neue Linien: Ersterer die
Linie zu Hoogstraeten, Letzterer die Linie zu Leuz, und aus der
Hoogslraelisehen Linie ging später das fürstliche Haus Salm-Salm, aus
der Leuzschen Linie das fürstliche Haus Salm -Kyrburg hervor. -
Die Enkel Johann Christophs, des Stifters der Linie zu Grumbach,
Leopold Philipp Wilhelm, gest. 1719, und Friedrich Wilhelm, gest. 1706
— Söhne Adolphs, gest. 1660 — gründeten zwei Unterlinien: Ersterer
die zu Grumbach, aus welcher sich das fürstliche Haus Salm-Horst-
mar gebildet hat, Letzterer die zu Grehweilcr, welche 1793 er-
loschen ist.
Was das fürstliche Haus Salm-Salm, nach Vorstehendem der erste
Ast der Dhaunschen Haupllinie, anlangt, so wurde Friedrichs älterer
Sohn, Philipp Otto, vom Kaiser Ferdinand II. 8. Jan. 1623 unter dem
Namen Salm in den Reichsfürstenstand n. d. R. d. Erstgeburt erhoben.
Das Erlöschen der Nachkommenschaft desselben ist oben eben so an-
geführt worden, wie das Nähere über Friedrichs jüngeren Sohn, Fried-
rich Magnus, sowie über die von diesem gestiftete Linie zu Neufville
und die aus letzterer entstandenen Linien zu Hoogstraeten und Leuz,
welche beide der ersten fürstlichen Linie 1738 succedirten. Hoog-
straeten erhielt die reichsfürstliche Würde 14. Jan. 1739, Leuz 21. Febr.
1742. Von Hoogstraeten stammen, wie erwähnt, die jetzigen Fürsten
Sahn- Salm, von Leuz die jetzigen Fürsten Salm-Kyrburg. In Bezug
GRAFEN V. SALM-UOOCSTRAKTKN. 335
auf Letzlere ist anzuführen, dass der Sohn Heinrich Gabriels, Philipp
Joseph, gest. 7. Juni 1779, nach dem Tode seines Schwiegervaters, des
letzten Fürsten von Hornes, 12. Jan. 1 763 dessen sämmtliclie Herr-
schaften erbte und vorher schon von der 23. Nov. 1738 eröffneten
salmischen Erbschaft das Oberami Kyrburg, woher sicli der Name schreibt,
und, wie oben angeführt, 1742 die reichsfiirslliche Würde erhallen
hatte. — Die grumbachsche Linie erhielt für die auf der linken Rhein-
seite verlorenen Besitzungen durch Reichsdepulations-Hauptschluss von
1803 das hoehslifl-münstersche Amt Horstmar. Durch die Wiener
Congressacte kam Horstmar unter preussische Staatshoheit und der
Wild- und Rheingraf Carl August erhielt vom Könige Friedrich Wil-
helm III. von Preussen 11. März 1817 die Fürstenwürde unter der Be-
nennung Salm -Horstmar.
Eine Angabe der Besitzungen, der staatsrechtlichen Verhältnisse etc.
der drei fürsll. Häuser Salm -Salm, Salm -Kyrburg und Sahn -Horstmar
gehört nicht in dieses Werk, wohl aber muss hier Näheres über die
hoogslraclische Linie angeführt werden, da dies für die hier in Rede
stehenden Grafen von Salm -Hoogstraelen von Wichligkeit ist. Die
hoogslraetische Linie stiftete, wie erwähnt, Carl Florenlins älterer Sohn,
Wilhklm Florentin. Derselbe erbte von seiner Mutler Gabriele, Tochter
und Erbin des Grafen Albert Franz v. Hoogstraelen. Der Sohn dessel-
ben, Nicolaus Leopold, geb. 25. Jan. 1701 , gest. 4. Febr. 1770, k. k.
w. Geh. Ralh, General-Feld-Marschall, Gouverneur von Antwerpen etc.,
succedirte ihm 6. Juni 1707 im rheingräflichen und neufvilleschen An-
theil, 23. Nov. 1738 in den salmischen Landen der mit Ludwig Otto
(s. oben) erloschenen Linie, erhielt 14. Jan. 1739 die Reichsfürsten-
wünle und wurde 1741 zum Herzoge v. Hoogstraelen erhoben. Aus
erster Ehe desselben mit Dorothea Franziska Agnes, Tochter Ludwig
Ottos Fürsten von Salm älterer Linie, geb. 21. Jan. 1702, verm. 25. März
1719, gest. 25. Jan. 1751, stammle als zweiler Sohn: Maximilian
Friedrich Ernst, geb. 28. Nov. 1732, gest. 17. Sept. 1773. Derselbe,
k. k. General-Feldmarschall-Lieulenant und des oberrheinischen Kreises
General- Feld -Wachtmeister, auch Commandant von Luxemburg, verm.
16. März 1756 mit Maria Luise Eleonore Prinzessin v. Hessen -Rhein-
fels, geb. 18. April 1729, gest. 6. Jan. 1800, erlangte durch 5. Juni
1771 mit seinem älteren Rruder Ludwig Otto Carl geschlossenen Ver-
gleich das Herzogthum Hoogstraelen. Der ältere Sohn desselhen,
Consta^in Alexander Joseph, geb. 22. Nov. 1762, succedirte seinem
Oheim Ludwig Carl Ollo 29. Juli 1778 als Reichsfürst zu Salm -Salm
und Herzog zu Hochstraelen, nahm 29. Jan. 1803 von den, ihm durch
Reichsdepulalions-Hauplschluss von 1803 zur Entschädigung angewiese-
nen münsterschen Landestheilen Resitz, wurde l. Aug. 1806 souverainer
Fürst und Mitglied des Rheinbundes, verlor im Dec. 1810 die Souverai-
neläl, trat 1826. zur evangelischen Kirche A. C. über und slarh 25. Febr.
1828. Derselbe war dreimal vermählt und zwar in erster Ehe, 31. Dec.
1782, mit Victoria Felicitas Prinzessin von Löwenslein-Werllieim-Rosen-
berg, geb. 2. Jan. 1769, gest. 20. Nov. 1786, in zweiler, 4. Febr.
336 GRAFEN V. SALM-HOOGSTRAETEN.
1788, mit Maria Walpurgis Gräfin v. Sternberg -Manderscheid, geb.
11. Mai 1770, gest. 16. Juni 1806, und in dritter Ehe, welche als
Gewissensehe 1810 geschlossen und 21. Nov. 1818 kirchlich einge-
segnet wurde, mit Catharina Bender, geb. 19. Jan. 1791, gest.
13. März 1831.
Aus dieser dritten Ehe stammen die jetzigen fünf Brüder Grafen
v. Salm-Hoogstraeten, welche nach dem Tode des Vaters Namen, Stand
und Diplom als Grafen v. Hoogstraeten erhielten. Denselben wurde spä-
ter, wie schon oben angegeben worden ist, laut königl. preuss. Cabi-
nets-Ordre vom 30. Juli 1847, der Name Grafen von Salm-Hogstraeten
mit der bei der Wappenbeschreibung erwähnten Befugniss zuerkannt.
Näheres über diese fünf Brüder ist Nachstehendes : Graf OTTO Ludwig
Oswald, geb. 30. Aug. 1810, königl. sächs. Oberlieulenant in d. A.,
verm. in erster Ehe, 20. Nov. 1834, mit Ernestine Freiin v. Varnbüler,
geb. 9. Oct. 1814, gest. 29. Juli 1839, und in zweiter, 12. Aug. 1848,
mit Pauline Freiin v. Speht-Marchthal, geb. 26. Jan. 1830. — Graf
Eduard August Georg, geb. 8. Sept. 1812, verm. 27. Sept. 1845 mit
Sophie Wilhelmine Charlotte v. Bohr aus dem Hause Vörde, geb.
30. Mai 1824, aus welcher Ehe zwei Söhne stammen, die Grafen:
Constantin Carl Gustav, geb. 17. Juli 1846, und Philipp Otto Ludwig,
geb. 10. Aug. 1847. — Graf Budolph Hermann Wilhelm Florentin, geb.
9. Sept. 1817, verm. 4. Oct. 1839 mit Emilie Alexandrine Charlotte
v. Borcke Huether Linie (Schwester des Grafen Heinrich s. Bd. I. S.
107), welcher Ehe, neben drei Töchtern, zwei Söhne entsprossen sind,
die Grafen : Manfred August Albrecht Anton Heinrich , geb. 5. April
1843, und Armand Ludwig Eduard Budolph Constantin Maria, geb.
16. Oct. 1844 — Gra/ Alrrecht Friedrich Ludwig Johann, geb. 3. Sept.
1819, verm. 13. Aug. 1843 mit Luise Gräfin v. Bohlen (Schwester des
Grafen Carl Hermann August, s. Bd. I. S. 99), geb. 21. Febr. 1820,
aus welcher Ehe, neben einer Tochter, zwei Söhne stammen, die Gra-
fen: Hermann Emil Constantin, geb. 23. März 1844, und Otto Ludwig
Wilhelm Johann, geb. 9. Mai 1848 — und Graf Hermann Johann Ignaz
Friedrich, geb. 13. Juni 1821.
GRAFEN V. SAI.M-RKIFFF.RSCHEIDT. 337
Grafen v. Salm-ReifTerscheidt.
JÖatljoltfd). Oefterretd).
Besitz in Böhmen: die Herrschafi Swietla mit den Gütern Neudorf und Willimowitz: die
Fideicommiss- Herrschalt Hainspach.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im silbernen Mittelschilde
drei (2 und 1) rothe Rauten oder Wecken (Herrschaft Dyck). 1 der Länge nach
getheilt; rechts in Silber zwei auswärts gekrümmte rothe Salme neben einander
(Nieder -Salm), links in Silber ein rother Schild mit einem darüber schwebenden
blauen Turnierkragen von 5 Lätzen (Reifferscheidt). 2 in mit silbernen querliegen-
den Schindeln bestreutem Roth ein nach einwärts schreitender silberner Löwe
(Herrschaft Redbur). 3 in Gold vier rothe Querbalken und vor denselben ein
rechtsschreitender silberner Löwe (Herrschaft Alfter). 4 in Gold ein einwärts-
gekehrter silberner Löwe (Hakenbroich). Ueber dem Schilde erheben sich drei
Helme, von welchen der linke gekrönt ist. Auf dem rechten Helme stehen zwei
niederwärtsgekehrte, doppelt gekrümmte rothe Salme (Nieder-Salm), der mittlere
trägt zwei Eselsohren, von welchen das rechte roth, das linke silbern ist (Reiffer-
scheidt), und der linke, gekrönte Helm eine mit dem Fusse aufwärts und nach rechts
gekehrte Reh-Keule von natürlicher Farbe. Die Helmdecken sind roth und silbern.
Die Grafen v. Salm -Reifferscheidt zu Hainspach hilden die zweite
Unterlinie von der ersten Hauptlinie der Familie Nieder-Salm aus dem
Hause der Dynasten von Reifferscheidt, und ausser den gesammten Glie-
dern dieser zweiten Unterlinie, wrelche gräflichen Standes sind, führt jetzt
nur noch ein Glied der dritten Unterlinie (vormals Nieder- oder Alt-
Salm in den Ardennen) der ersten Hauptlinie den Titel als Altgraf: alle
übrigen Glieder heider Hauptlinien sind fürstlich. — Das Verhältniss der
Familie Nieder-Salm zu der Familie Ober-Salm ist im Eingange des vor-
hergehenden Artikels angegeben worden. Der ursprüngliche Name des
Geschlechts ist seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts: Herr oder
Edler Herr (Dynast) von Reifferscheidt, und erst um die Mitte des 15.
Jahrhunderts erlangte dasselbe, als Besitztitel, den Namen: Graf v. Salm.
Die älteste Stammbesitzung des Geschlechts, dessen Abkunft Einige von
Hermann von Luxemburg (1084), dem Gegenkaiser Heinrichs IV. und
einem Abkömmling der Herzoge von Franken, herleiten, war die reichs-
freie Herrschaft (Dynastie) Reifferscheidt (Reifferscheid) , und urkundlich
II. 22
338 GRAFRN V. SALM-REIFFKRSCHKIDT.
kommt 1273 Friedrich Herr v. Reifferscheidt vor. Die Herrschaft Bedbur
an der Erft, im Gebiete und unter der Landeshoheit des Erzstiftes Cöln,
hatte schon 1201 ,,Nobilis vir, Johannes de Reifferscheid" vom Erz-
bischof Siegfried von Cöln als durchgehendes Söhn- und Töchterlehn er-
halten. — Als der Mannesstamm der alten Grafen v. Salm in der Graf-
schaft Nieder-Salm in den Ardennen um das Jahr 1413 erlosch, hatte
der Letzte aus diesem Stamme, Graf Heinrich IV., testamentarisch zu
seinem Universalerben einen cognatischen Verwandten Johann VI. —
nach Anderen Johann IV. — Herrn zu Reifferscheidl eingesetzt, welcher
nach langem Rechtsstreite 1455 in Besitz der Erbschaft kam. Derselbe
ist der Stammvater der jetzigen Fürsten und Grafen v. Reifferscheidt.
Johanns VI. Vater, Johann V., Herr zu Reifferscheidt, nach Anderen
schon der Vater des Letzteren, Heinrich II. , gest. 1377, hatte durch
Vermählung mit Richarda, Erbtochter Conrads Herrn von der Dyck, die
reichsunmittelbare Herrschaft Dyck erhalten, und Johanns VI. Sohn,
Johann VII. (V.), gest. 1471, erlangte durch Vermählung mit Irmengard,
Tochter Wilhelms Herrn von Wewelinghofen , Erbin der Herrschaft Alf-
ter, die genannte bei Bonn liegende Herrschaft. Der Urenkel des Letz-
teren, Werner, gest. 1629, setzte sich 1600 in Besitz der Herrschaft
Bedbur und Hakenbroich (welche früher dem Hause gehört hatten, aber
durch Mechlildis v. Reifferscheidt an den Grafen Wilhelm I. von Limpurg
und durch dessen Tochter Margaretha an den Grafen Gumbrecht v. Nuenar
gekommen waren), als der Mannsstamm der Grafen von Nuenar erloschen
war. Durch Werners Enkel entstanden die jetzt noch blühenden zwei
Hauptlinien der Familie. Der ältere, Erich Adolph, gest. 1678, erhielt
die Grafschaft Salm in den Ardennen und die Herrschaft Reifferscheidt,
und gründete die Hauptlinie Salm - Reifferscheidt ; der jüngere,
Ernst Salentin , gest. 1684, erhielt die Herrschaft Dyck und Haken-
broich und stiftete die Hauptlinie Salm-Reifferscheid t- Dyck. —
Von Erich Adolphs Sohne, Franz Wilhelm, gest. 1734, stammten drei
Söhne, welche die Hauptlinie Salm -Reifferscheidt in drei Unterlinien
schieden. Der ältere Sohn, Carl Anton, gest. 1755, stiftete die erste
Unterlinie: Reifferscheidt-Bedbur; der zweite, Leopold Anton, gest.
1769, die zweite Unterlinie Reifferscheidt-Hainspach, welche
namentlich hierhergehört, und der jüngste, Anton, gest. 1769, die dritte
Unterlinie Reifferscheidt -Nieder- Sa Im. — Aus der zweiten
Hauptlinie Salm-Reifferscheidt-Dyck bildeten sich keine Unterlinien.
Die allere dieser Linien: Salm -Reifferscheidt -Bedbur führte bis
1803 den Beinamen Bedbur, schrieb sich aber von da an Salm-Reiffer-
scheidt-Krautheim und wird neuerlich theils unter diesem Namen, tbeils
unter dem Namen Salm-Reifferscheidt, vormals Bedbur, aufgeführt. Die-
selbe erhielt für die reichsständische Herrschaft Reifferscheidt nebst Bed-
bur, welche 1801 durch den Lüneviller Frieden an Frankreich gekom-
men war, 1803 durch Reichsdepulations-Hauptschluss das Mainzer
Amt Krautheim mit einer auf Amorbach radicirten Rente, welche der
Fürst von Leiningen durch Güterabtretung einlöste. Im Febr. 1804
erhob der Kaiser Franz II. diese Besitzungen, unter der Benennung
GRAPRN V. SALM-RKIFFKHSCMKinT. 339
Krautheim, zu einem Reichsfürstcnthum, und i\vn Besitzer für sich und den
jedesmaligen Erstgeborenen unter der Benennung Salm-Reiflerscheidt-
Krautheim in den Reichsfürstenstand. Die rheinische Bundesacte setzte
•landesherrlich den Theil von Krautheim auf der rechten Seite der Jaxl
unter badische, den kleinereu auf der linken Seite unter württember-
gische Staatshoheit. Der Fürst verkaufte letzteren 1826 an Württem-
berg, den ersleren 1839 an Baden. Die staatsrechtlichen Verhältnisse
des Hauses sind in Baden durch Verordnung vom 27. März 1839 be-
stimmt, und am 5. März 1839 ist ein von der grossherz. badischen
Staatsregierung bestätigtes Hausgesetz errichtet worden. Das Nähere
gehört nicht in dieses Werk.
Die Verhältnisse der mittleren, noch gräflichen Linie Salm-
Reiflerscheidt zu Hainspach werden weiter unten genau angeführt werden.
Die jüngere Linie Salm-Reiflerseheidt-Nieder-Salm kommt neuerlich
theils unter dem Namen Salm-Reiflerscheidt-Kraulheim (Titel und Wap-
pen von den ursprünglichen Stammgütern und Herrschaften sind der
gesammten Hauptlinie belassen) zu Raitz, theils unter dem Namen Salm-
Reiflerscheidt-Kraulheim, vormals Nieder- oder Alt-Salm in den Arden-
nen, vor. Die Hoheils- und Feudalrechte über die Grafschaft Nieder-
Salm in den Antennen gingen durch den Lüneviller Frieden verloren,
doch blieben dem fürstlichen Hause die Domainen. Der Reichs- Depu-
talions-Hauplschluss von 1803 wies dafür eine auf die Abtei Schönthal,
welche an Württemberg gekommen war, radicirte Jahresrenle an. Die
ansehnlichen Herrschaften in Mähren: Raitz, Jedownitz, Blansko, To-
pilschau, Oppatowitz, Gewitsch, Weisswasser und Jamirzicz erlangte der
Altgraf Carl Joseph theils von seinem mütterlichen Grossvater, dem Gra-
fen Carl Ludwig v. Roggendorf, theils durch Fideicommiss- Institut des
3. Febr. 1784 gestorbenen letzten Grafen Carl Vincenz v. Salm-Neu-
burg. Altgraf Carl Joseph wurde 9. Oct. 1790 vom Kaiser Leopold IL
in den Reichsfürstenstand erhoben.
In die zweite Hauptlinie Salm-Reifterscheidt-Dyck kam 1816 durch
zwei Ernennungen von dem Könige Friedrich Wilhelm III. von Preussen
der Fürstenstand. Es erhielt nämlich zuerst im Mai der Allgraf Joseph
Franz Maria Anton Hubert Ignaz und im September auch der Bruder
desselben, Altgraf Franz Joseph, die Fürstenwürde.
Was nun die hier vorzugsweise in Betracht kommende gräfliche
Linie Salm-Rei f ferse heidt zu Hainspach anlangt, so war nach
Obigem der Stifter dieser Linie Leopold Anton, zweiter Sohn Franz
Wilhelms. Letzterer halle die Herrschaft Hainspach mit seiner ersten
Gemahlin Maria Agnes, des letzten Grafen Johann George Joachim v.
Slavota, gest. 1691, Erb-Tochter, geb. 1674, verm. 1692, gest. 1718,
erhalten und vererbte dieselbe auf Leopold Anton. Seit 1797 besitzt
diese Linie auch das Erb -Silberkämmerer -Amt im Königreich Böhmen.
Die genealogischen Verhältnisse ergeben sich aus Nachstehendem :
Leopold Anton, geb. 13. Juli 1699, gest. 16. Jan. 1760, Herr v. Hains-
pach, k. k. österr. w. Geh. Rath und Kämmerer, General -Feld- Mar-
schall; dritte Gemahlin: Caroline Gräfin v. Dietrichstein, geb. 17. März
22*
340 GRAFEIN V. SALM-REIFFERSCHEIDT.
1722, verm. 2. Febr. 1744, gest. 23. Juli 1790. — - Franz Wenzel,
geb. 6. März 1747, k. k. Kämmerer, erlangte 1797 durch ein kaiser-
liches Diplom für sich und seine männlichen Nachkommen das Erb-
Silberkämmerer-Amt im Königreich Böhmen; Gemahlin: Walpurga Gräfin
v. Sternberg -Serswitz, Erbin der Dietrichsteinschen Herrschaft Ulrichs-
kirchen, geb. I. Juni 1754, verm. 1770. — Johann, geb. 7. April
1780, gest. 3. April 1847, Herr von Hainspach, Swietla etc., k. k.
Kämmerer und Oberst -Lieutenant; Gemahlin Rosina Gräfin v. Nostitz-
Rieneck, geb. 30. Juli 1795, verm. 17. Mai 1817. — Franz Joseph,
jetziges Haupt der Linie.
Von den lebenden Gliedern derselben sind hier aufzuführen :
FRANZ Joseph, Altgraf zu Salm-Reiflerscheidt, geb. 31. Mai 1819,
k. k. Kämmerer, Erb -Silberkämmerer des Königreichs Böhmen, Besitzer
der Fideicommiss- Herrschaft Hainspach, der Allodial- Herrschaft Swietla
und der Güter Neudorf und Willimowitz in Böhmen. — Die beiden
Brüder desselben sind: Graf Alois Joseph, geb. 4. Dec. 1820, k. k.
Rittmeister, und Graf Johann Joseph, geb. 27. März 1822, k. k. Ritt-
meister in d. A. — Ausser der oben genannten Mutter des Grafen
Franz Joseph, der Gräfin Rosina, lebt von dem Oheime, dem Altgrafen
Franz Vincens, geb. 18. Sept. 1774, gest. 11. Juli 1842, k. k. Kämme-
rer, Geh. Rathe etc., die Wittwe: Johanna Maria Gräfin v. Pachta-Ray-
hofen (Schwester des Grafen Franz Joseph, s. S. 185), geb. 18. März
1780, verm. 10. März 1801.
Das einzige Glied aus der Linie Salm-Reifferscheidt-Kraulheim zu
Raitz, welches noch den Titel als Altgraf führt, ist:
Rorert Ludwig Anton Altgraf zu Salm-Reifferscheidt — Sohn des
Grafen Hugo Franz, geb. 1. April 1776, gest. 31. März 1836, aus der
Ehe mit Maria Anna Gräfin Maccaffry-Keanmore-Maguire, geb. 21. März
1775, verm. 6. Sept. 1802, gest. 24. April 1836, und Enkel des Gra-
fen Carl Joseph, geb. 3. Aug. 1750, gest. 16. Juni 1838, aus erster
Ehe mit Pauline Gräfin v. Auersperg, geb. 11. Dec. 1752, verm. 8. Juni
1775, gest. 1. Oct. 1791 — geb. 19. Dec. 1804, k. k. Kämmerer,
Geh. Rath und Sections-Chef im Ministerium des Innern, verm. 7. Juni
1845 mit Felicie Sidonie Gräfin v. Clary und Aidlingen (Schwester des
Fürsten Edmund Moritz, s. Bd. I. S. 162 und 499), geb. 9. Oct. 1815.
GRAFEN V. SANMZELL.
341
Grafen v. Sandizell«
jßattjoltfd). öagem.
Besitz: die Rittergüter Malz-, Vinkel- und Edelzhausen , Linden, Langenmoscn , Münster,
Riedheim, Stadl und Stallwang.
Wappen : im goldenen Schild ein schräglinksliegender schwarzer Büffels-
kopf ohne Hals mit ausgeschlagener rolher Zunge und silbernen Hörnern. Ueber
der Grafenkrone erhebt sich ein Helm, auf welchem zwei geschlossene, mit schwar-
zen Puncten bezeichnete silberne Biiffelshörner stehen, an welchen noch die Haut,
nebst den beiden auf dem Helme aufliegenden silbernen Ohren zu sehen ist. Die
Helmdecken sind schwarz und golden, und den Schild halten zwei geharnischte,
vorwärtssehende Männer mit Schwertern an der Seite, welche auf der Brust ein
rothes Malteserkreuz tragen und in der freien Hand eine silberne Turnierstange
mit goldenbefranster Standarte halten. In der silbernen Standarte des rechten
Schildhalters schwebt das rothe Malteserkreuz in einem Kranze von grünen Lor-
beerblättern, in der linken goldenen aber ist der Helm des Wappens mit Schmuck
und Decken wiederholt. Auf den Helmen der Schildhalter stehen 5 Straussen-
fedcrn, von Silber und Roth wechselnd.
Eins der ältesten noch übrigen Ministerialen Geschlechter in Bayern
aus der Zeit der scheyerischen Pfalzgrafen, also entschieden zum Ur-
adel gehörig. Das gleichnamige Stammhaus der Familie liegt 3 Stun-
den von Neuburg an dem Donaumoos. Nach Wigul. Hund blühte das
Geschlecht schon im 11. Jahrhunderte in den Häusern Lintach und
Sattelperg. Wolf erschien 1119 auf dem Turniere zu Göttingen, Wil-
helm und Lorenz aber 1165 zu Zürich. Moritz kommt 1494 als Jäger-
meisler und Landrichter zu Pfaffenhofen vor und ein anderer Moritz
starb 1545 als herz. Rath zu München. — Moritz (III.) war von 1559
— 1565 Bischof zu Freysingen und dieselbe Würde bekleidete Martin
von 1590 — 1630. Um das letztere Jahr war die Familie im Kanton
Neckarschwarzwald und Ortenau begütert und immatriculirt. Mit dem
freiherrlichen Titel kommt zuerst um 1640 Wolf Dietrich vor. Die
Tochter desselben, Maria Theresia, starb 1719, nachdem sie den ge-
forsteten Aebtissinstuhl im Ober -Münster zu Regensburg 36 Jahre inne-
gehabt hatte. Um diese Zeit lebte Johann Franz Freiherr von Sandizell,
wohl der letzteren Bruder, Senior zu Malzhausen, Herr zu Schernegg,
342
GRAFEN V. SAKDKECZKY U. SANDRASCHUTZ.
Rohlingen etc., des deutschen Ordens Ritter etc., und 1731 war Maxi-
milian Emanuel, Freiherr, kurbayer. Hof- und Kammerrath, Hauptpfleger
zu Rain etc.
Die Reichsgrafenwürde erhielt vom Kurfürsten Carl Theodor von
der Pfalz als Reichsverweser 26. April 1790 Anton Joseph Maria Frei-
herr v. Sandizell, Geh. Hofrath und Pfleger zu Rain, später kurpfälz.
Hofraths-Präsident. Derselbe wurde 1795 als Mitglied unter die Reichs-
rilterschaft in Schwaben, Franken und am Rhein aufgenommen, wobei
er die Ahnenprobe auf seinen Urgrossvater, Johann Dominicus, zurück-
erstreckte.
Vom Grafen Anton Joseph Maria stammt das jetzige Haupt der
Familie :
CAJETAN Peter Max Graf von und zu Sandizell auf Malz-, Vinkel-
und Edelzhausen, Linden, Langenmosen , Münster, Riedheim, Stadl und
Stallwang, geb. 23. März 1782, erbl. Reichsrath der Krone Rayern,
Oberst- Hofmeister des regierenden Königs von Bayern, verm. 10. Mai
1804 mit Elisabeth Auguste Gräfin v. Törring-Gutenzell, geb. 29. April
1781. Aus dieser Ehe stammt, neben zwei Töchtern, ein Sohn: Graf
Max Joseph Ortolph, geb. 7. Jan. 1816, k. bayer. Kämmerer und Ritt-
meister ä la suite.
Grafen v. Sandreczky u. Sandfaschütz.
6oangfltfd). $)reu#en.
Besitz: in Schlesien die Majoratsherrschafl Langenbielau ; die Herrschaft Bohrau und die
Laudener Güler.
Wappen: quadrirter Schild mit goldener Einfassung. 1 und 4 in Silber
der gekrönte, goldenhewehrte preussische Adler, dessen Flügel mit goldenen Klee-
stengeln belegt sind, ohne Scepter und Reichsapfel. 2 und 3 in Gold auf grünem
Hügel ein rechtssehender, schwarzer Rabe, welcher einen goldenen Ring im Schnabel
hält (Stammwappen: Korwin). Auf dem Schilde erheben sich drei gekrönte Helme.
Der rechte trägt auf grünem Hügel einwärtssehend den Raben des Stammwappens
GRAFEN V. SANURECZKY ü. SANIHl ASCHITZ. &43
mit dem Hinge; der miniere den Adler des 1. und 4. Feldes, und auf dem linken
Helme niederholt sieb der Helmscbmuck des rechten Helme-;. Die Decken sind
rechts und link> schwarz und golden und in der Mitte schwärt und silbern, und
die Helmdecken Indien zwei vor- und auswärtssehende. hlaugekleidete Ungnrn. Die.
blauen .Mützen haben l'elzaufschlag, und der mit einer Quaste gezierte Zipfel schlägt
sieb nach innen und unten um. Die Halskragen sind weiss, die Sahelkuppel golden,
der Säbel zeigt goldenen Griff, die Scheide ist schwarz und golden beschlagen,
und die Stiefeln sind gelb. Wie angegeben, findet sich das Wappen im Wappenbuche
der preussischen Monarchie. — v. Meding giebt das Wappen, wie dasselbe beim
Johaimilerorden aulgeschworen ist; l und 4 in Blau ein auswärtsgekchrter,
stehender, schwarzer Habe, einen Ring, an welchem ein Stein befindlich, im
Schnabel haltend; 2 in Silber ein schwarzer Adler; 3 in Blau zwei ins Andreas-
kreuz gelegte goldene Schlüssel, deren länglichrunde und mit Zierrathen besetzte
Ringe unterwärts, die Kamine aber oben und auswärts gekehrt liegen, auch der
schragrechte den schräglinken überlegt (wegen der Erblandmarschallwürde des
Herzogt buins Schlesien). Leber dem Schilde steht eine gewöhnliche oder alte
königliche Krone, und über dieser ein gekrönter Helm, welcher mit dem Rahen,
der auch hier den Ring mit Stein im Schnabel hält, besetzt ist. Die Heinidecken
sind golden und schwarz.
•
Sehr alle, ursprünglich polnische, aus dem berühmten Hause Korwin
und Sokolowski stammende Familie, welche aus Polen nach Böhmen
kam, nach ihrem dortigen Stammhause Sandraschülz sich Sarulreczky
v. Sandraschütz nannte, und aus Böhmen, während der Unruhen des
30jährigen Krieges, sich nach Schlesien wendete. Der Erste, welcher
sich in Schlesien ansässig machte, war Boguslav v. Sandreczky (San-
dretzky, später auch Sandratzky und Sandrasky). Der Sohn desselben,
Adam Boguslav v. Sandreczky und Sandraschütz, gest. 1695, erwarb
die Güter Langenbielau und Weigelsdorf im Reichenbach-Schweidnitzischen
und hinterliess aus der Ehe mit Barbara v. Gellhorn und Peterswalde
zwei Söhne , Johann Friedrich und Gottlfer Ferdinand , welche vom
Kaiser Leopold 1. 11. Febr. 1697 in den alten böhmischen Herrenstand
als Freiherren erhoben wurden. Johann Friedrich, Landesältester der
Fürstenlhümer Schweidnilz und Jauer, war Herr auf Langen-Seifersdorf
im Reichenbachschen, so wie auf Schwentnig, Prschiedrowitz, Klein-
Knignitz und Pauthenau im Briegschen, Goltlieb Ferdinand aber besass
die väterlichen Güter Langenbielau mit Zubehör. Beide erwarben auch
die Herrschaft Manze, welche ein zweites Farailien-Fideicommiss bildete.
Der Grafenstand mit der Erblandmarschallswürde des Herzogthums
Schlesien gelangte durch König Friedrich IL von Preussen 6. Nov.
1741 in der Person Johann Ferdinands — Sohn des Freiherrn Johann
Friedrich — in die Familie, und später, 2. Juni 1827, hat dieselbe
eine Gollectivstimme unter der Ritterschaft auf dem schlesischen Provinzial-
Landtage erhalten.
Die Abstammung der jetzigen Glieder der Familie ergiebt nach-
stehende Ahnentafel: Boguslaus v. Sandrasky; Gemahlin: N. N. v. Abschatz-
Koiske. — Adam Boguslaus; Gemahlin : Barbara v. Gellhorn-Peterswaldau.
— Johann Friedrich, Freiherr; Gemahlin: Juliana Elisabeth v. Haugwitz-
Brauchitsdorft0. — Johann Ferdinand, Graf, gest. 23. Oct. 1775; Ge-
mahlin: Eleonore Charlotte v. Heugel-Guttwohne. — Friedrich Wilhelm
Ferdinand Gottlier.
344 GRAFEN V. SAPORTA. '
Von Letzterem stammte Erdmann Carl Gottlob Graf v. Sandreczky
und Sandraschiitz, geb. 22. Juli 1774, gest. 10. April 1841, Erbland-
marschall von Schlesien, Besitzer der beiden sandreczkyschen Familien-
Majorate Langenbielau und Bohrau, verm. 17. Dec. 1807 mit Philippine
Sophie Josephe Charlotte Gräfin v. Pückler-Tannhausen, geh, 9. Juni
1789. Aus dieser Ehe stammt der gleichnamige Sohn, das jetzige Haupt
der Familie:
Graf ERDMANN Carl Gottlob, geb. 30. Dec. 1808, k. preuss.
Kammerherr, Erblandmarschall im Herzogthum Schlesien, Herr der
Majoratsherrschaft Langenbielau und der Rittergüter Jordansmühl, Bohrau,
Petrikau, Schönfeld, Göppersdorf und Lauden, verm. 1834 mit Agnes
Luise Eleonore Philippine Gräfin v. Kalckreuth, geb. 7. Juni 1809. Aus
dieser Ehe ist, neben einer Tochter, als Sohn entsprossen: Graf Hans
Adam Friedrich Bogislaus, geb. 11. Nov. 1843.
Grafen v. Saporta.
Hatljolifd). Magern unfc Stankxtid).
Besitz: die Hofmark Hausen in Bayern, die Herrschaft Balzheim in Württemberg im Mit
besitz; die Güter Fons-Colombe, Mont-vert, Solliers und Buan in Frankreich.
"Wappen: Schild oval rund und quergetheilt; oben in Roth ein nach der
rechten Seite schreitender leopardirter, goldener Löwe; unten in Blau ein goldenes
Portal mit zwei geschlossenen Flügelthüren und mit Säulen. Den Schild deckt eine
Marquisenkrone, und am Schildesfusse steht auf einem silbernen Bande die Devise :
Forti Custodia (zum Andenken an Jean de Saporta).
Die Grafen v. Saporta sind aus einem alten Adelsgeschlechte ent-
sprossen, welches aus Saragoza in Aragonien stammte und früher sich
Zapoxta schrieb. Ein Glied der Familie stiftete in Saragoza ein grosses
Karthäuser-Kloster, in welchem Bild und Wappen des Stifters noch zu
sehen ist, auch wurde nach dem Palaste des Geschlechts Zapoxta eine
Strasse benannt. — Don Louis II. de Zapoxta wendete sich im 15. Jahr-
hundert mit seiner Familie nach Nieder-Navarra in Frankreich, und bald
nachher wurde der Name Zapoxta mit Saporta vertauscht. Antoine de
GRAFKN V. SAPORTA. 345
Saporta stand bei Antoine de Bourbon und Henry le Grand, Königen von
Navarra, in grosser Gunst. Der Sohn desselben, Jean de Saporta, war
Oberst unter den Truppen des Admirals Coligny, warf sich nach der
blutigen Nacht des 24. Aug. 1572 in die Festung Rochelle und zeichnete
sich auf das Glänzendste bei Verlheidigung derselben gegen den Herzog
von Anjou aus. Seit dieser Zeit führt das Haus Saporta das Wappen
mit der erwähnten Devise. — Die Familie ist noch jetzt in Frankreich
sehr zahlreich, und das Geneal. Taschenbuch der gräfl. Häuser, 1839,
S. 422, gab als damaliges Haupt der Familie in Frankreich den Joseph
Antoine Marquis de Saporta, Seigneur de Beaurepos, verm. mit Sophie
Nicole de Moreau von St. Domingo, an. Die grossen Besitzungen in der
Provence und bedeutende Pllanzungen auf St. Domingo wurden während
der französischen Revolution eingezogen, und die schönen Güter Mont-
salier und Beaurepos gingen in Flammen auf.
Jean Stephan de Saporta führte nach v. Lang den Titel: Marquis
de Montsalier. Die beiden Söhne desselben waren Joseph Antoine
Marquis de Montsalier und Antoine Augustin de Saporta. Letzterer erhielt
1768 in Kurpfalz die Anerkennung seiner Grafenwürde und wurde
Kammerherr und Rittmeister in kurpfälzischen Diensten, später aber
pfalzzweibrückenscher Gardeoberst. Er vermählte sich in erster Ehe mit
Carolina Freiin v. Ambotlen und wurde Herr der Güter Gutenbrunnen,
Schwarzenacker und Glashütte bei Zweibrücken, und in zweiter Ehe mit
Henriette Freiin v. Geispilzheim. Aus letzterer Ehe stammt:
FRIEDRICH Carl Ludwig Graf v. Saporta, geb. 17. März 1794,
k. bayer. Kämmerer, pens. Hofmarschall und General -Major, verm. in
erster Ehe, 11. Febr. 1S24, mit Clara Elisabeth v. Stellen, geb. 1804,
gest. 28. Dec. 1835, und in zweiter, 1. Oct. 1838, mit Johanna Freiin
v. Fechenbach- Laudenbach, gest. 2. Oct. 1839. Aus der ersten Ehe
staraml : Gräfin Caroline Stephanie, geb. 26. Dec. 1824, verm. 14. Oct.
1847 mit Franz Freiherrn v. Roishausen.
Adolph Marquis v. Saporta — Enkel des Marquis Joseph Antoine
v. Saporta Montsalier, des Oheims des Grafen Friedrich Carl Ludwig
(s. oben) — geb. 12. Jan. 1797, k. bayer. Kämmerer, Herr der Güter
Fons-Colombe bei Aix und Mont-vert bei Marseille, Solliers bei Toulon
und Buan bei Apt in der Provence, vermählte sich 2. Febr. 1821 mit
Irene Gräfin v. Boyer von Fons-Colombe zu Aix. Die beiden Söhne
sind: Marquis Gastox, geb. 23. Juli 1823, verm. 15. Nov. 1846 mit
Valentine Gräfin v. Forbin, gest. 4. März 1850, aus welcher Ehe
Ludwig, geb. 10. Oct. 1847, entsprossen ist — und Marquis Carl,
geb. 7. Aug. 1824, verm. 20. Febr. 1849 mit Amalia Gräfin v. Gassaud,
aus welcher Ehe Gaston, geb. 27. Nov. 1849, stammt.
346
GRAFEN V. SARNTHKL\.
Grafen v. Sarnthein (Sarentliein).
jßatho Ufd). €>t$tvttid).
Besitz: Rottenbuch, Kellerburg und Kränzeislein in Tirol.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im gekrönten, blauen Mittel-
schilde springt nach der rechten Seite ein silberner Windhund unter sieben, über
ihm einen Halbzirkel bildenden, güldenen Sternen auf. ihn Grafendiplome ist dieser
Hund als ein mit goldenen Sternen umgebener Himmelshund angegeben). 1 und 4
in Roth ein silberner Querbalken, in welchem ein gekrönter und doppelt geschweifter,
rother Löwe nach rechts schreitet; 2 und 3 in Blau ein rechtssehender, mit dem
Hals abgehauener, goldener Hirschkopf von zwölf Enden. Auf dem Schilde erheben
sich zwei gekrönte Helme, Der rechte Helm trägt einen vorwärtssehenden, gekrönten,
rothbekleideten männlichen Rumpf, und der linke den Hirschkopf des 2. und
3. Feldes. Zwischen beiden Helmen schwebt ein rothes Krückenkreuz, welches in
jedem der vier Winkel von einem kleinen rothen Krückenkreuze beseitet wird. Die
Decken des rechten Helmes sind roth und silbern, die des linken, nach dem
Grafendiplome, schwarz und golden. (Blau und golden würde heraldisch richtiger
sein.) Feld l und 4, so wie Feld 2 und 3 gehören, mit beiden Helmen, zum
Stammwappen (Siebmacher III, 102) ; der Mittelschild und das zwischen beidon
Helmen schwebende rothe Krückenkreuz sind bei Erhebung in den Grafenstand hin-
zugekommen. Feld 1 und 4 des Slammwappens und der rechte Helm ergeben das
Nordheimsche (Siebmacher III, 99), Feld 2 und 3 und der linke Helm das Hopfausche
Wappen.
Die Grafen v. Sarnthein führen den Namen von der Herrschaft
Sarnthein in Tirol, welche sich dem Talfer entlang bis gegen Botzen
hinab zieht und früher schon dem alten bekannten Geschlechte der
Sarntheiner v. Nordheim, welches 1646 mit Maximilian Sarnthein
v. Nordheim , k. k. Regierungsrathe zu Innsbruck , erlosch , den Namen
gegeben hatte. — Die genannte Herrschaft mit den Gütern Kellerburg
und Kränzelstein kam 1635 pfandweise, 1 648 aber erbeigenthümlich als
landesfürstliches Lehn durch Kauf an David Wagner, geb. 1603, einen
reichen Grosshandlungsherrn in Botzen, dessen Vorfahren : Georg Wagner,
vom Kaiser Carl V. 20. Sept. 1530 den Reichsade], und David Wagner
20. März 1541 die Bestätigung desselben und die Vereinigung des
GRAFEN V. SARNTHEIN. 347
mütterlich angeerbten Hopfauschen Wappens erhalten hatten. David
Wagner, des Letzteren Enkel, wurde als erzherzoglicher Ralh zu Innsbruck
1633 in die tiroler Landesmatrikel aufgenommen, erhielt vom Erzherzog
Ferdinand Carl in Tirol 11. Nov. 1681 mit dem Prädicate : v. Sarnthein
den Freiherrenstand, und wurde mit seinem Bruder Ludwig und seinen
Vettern Carl, Franz, Dominik und Joseph vom Kaiser Leopold I. 12. Dec.
1681 mit dem Titel: Herren zu Roltenbuch, Kellerburg und Kränzelslein
in den erbländisch-österreichischen Grafenstand erhoben.
David Graf v. Sarnthein vermählte sich 1630 mit Catharina v. Breysach
und Katzenzungen, und der Sohn desselben war Franz Ludwig, ges£
1731, k. k. Kämmerer, verm. mit Adelheid Gräfin v. Tättenbach und
Rheinstein. Aus dieser Ehe entspross Johann Gottfried, geb. 1692,
gest. 1758, k. k. Kämmerer und oberöslerr. Hof-Kammerrath, verm. mit
Veronica Secunda Gräfin v. Thun und Hohenstein, und der Sohn des-
selben, Alois, geb. 1733, gest. 1809, k. k. Geh. Rath, Kämmerer und
Appellalions-Gerichts-Präsident zu Innsbruck, hatte sich zweimal vermählt,
zuerst 1755 mit Carolina Gräfin v. Trapp, gest. 1788, und später, 1790,
mit Maria Anna Gräfin v. Welsperg. — Aus der ersten Ehe stammt das
jetzige Haupt der Familie:
Graf Maria LUDWIG, geb. 5. Oct. 1792, k. k. Kämmerer, Herr
zu Rottenbuch, Kellerburg und Kränzelstein in Tirol, stand. Verordneter
des Herren- und Ritterstandes, verm. 13. April 1819 mit Anna Ritter
v. Menz, aus welcher Ehe drei Söhne stammen, die Grafen: Maria
Ludwig Anton, geb. 21. Nov. 1820; Maria Julius, geb. 7. Jan. 1824,
verm. 1848 mit Gabriele Gräfin v. Terlago, geb. 19. Febr. 1825, und
Anton Georg, geb. 30. Jan. 1837.
Der lebende Rruder des Grafen Maria Ludwig ist: Graf Maria
Marquard, geb. 23. Juni 1804, Gutsbesitzer zu Fonzaso im Venetiani-
schen, verm. 22. Febr. 1841 mit Pauline Gräfin v. Coreth, geb. 13. Oct.
1821, aus welcher Ehe zwei Söhne stammen, die Grafen: Norbert, geb.
20. Dec. 1841, und Heinrich, geb. 19. Oct. 1843. — Von dem ver-
storbenen Bruder Maria Joseph, geb. 15. Nov. 1794, gest. 15. März
1851, Herrn zu Roltenbuch, Kellerburg und Kränzelstein, k. k. Gubernial-
Secretair zu Innsbruck, leben aus der Ehe mit Therese Ritter Aigner zu
Aigenhofen zwei Söhne, die Grafen: Johann Gottfried, geb. 7. Juli 1833,
und Otto Ludwig, geb. 7. Dec. 1837.
348 GRAFEN V. SAURMA.
Grafen v. Saurma (Sauerina).
Besitz der Linie zu Jeltsch in Schlesien: die Herrschaft Jeltsch; die Herrschaft Laskowitz ;
die Rittergüter Cattern, Gnichwitz und Zindel; Ober-, Nieder- und Klein -Mühlat-
schütz; Luisenthal mitZubehör; die Rittergüter Tworkau, Elgott, Buckow und Kamin.
Besitz der Linie zu Lorzendorf: die Rittergüter Lorzendorf und Ober-Strusa.
Besitz der Linie zu Zülzendorf: die Rittergüter Zülzendorf nebst der Colonie Neu-
Zülzendorf; Oyas nebst Hünern und Ruppersdorf, welche das Fideicommiss bilden,
und das Rittergut Schlosnitz.
Wappen der Linie zu Jeltsch: Schild oval und der Länge nach getheilt;
rechts in Schwarz ein rechtsgekehrter, gekrönter und doppelt geschweifter, goldener
Löwe; links in Gold ein einwärtssehender, gekrönter und goldenbewehrter, schwarzer
Adler. Ueber der Grafenkrone erhebt sich ein gekrönter Helm, welcher den Adler
der linken Schildeshälfte trägt. Die Helmdecken sind golden und schwarz, und
den Schild halten zwei einwärtssehende, goldene Löwen.
Wappen der Linie zu Lorzendorf und zu Zülzendorf: Schild der Länge
nach getheilt; rechts in Blau ein an die Theilungslinie angeschlossener, halber
goldener Adler; links in Roth ein schrägrechter, goldener Querbalken, welcher mit
einem Fuchs von natürlicher Farbe belegt ist. Ueber der Grafenkrone erhebt sich
ein gekrönter Helm, welcher einen wachsenden, springenden, rothen Fuchs mit
aufgerecktem, rothem Wedel trägt. Der Fuchs hält ein schrägrechts , also mit der
Spitze nach links sich niederwärtskehrendes blankes Schwert mit goldenem Griffe
im Rachen. Die Helmdecken sind rechts golden und roth, links golden und blau,
und den Schild halten zwei vorwärtssehende, wilde Männer, welche mit der freien
Hand eine Keule auf den Boden stemmen.
Altes schlesisches Adelsgeschlecht, welches im 17. Jahrhundert den
Freiherrenstand erlangte und jetzt zum Theil die Grafenwürde erhalten
hat. Der bekannte Stammvater der Familie ist, so weit nämlich die
genealogischen Nachrichten ausreichen, Nicolaus Sauerma, geb. 1420,
und als die ersten Stammhäuser kommen Jeltsch und Schlanz im Bres-
lauschen und Jackschenau im Briegschen vor. Jeltsch ist noch jetzt in
den Händen der Familie, welche später grossen Grundbesitz durch die
Güter Laskowitz, Zindel, Beckern, Neu -Vorwerk, Lorzendorf, Ober-
Strusa etc. im Breslauschen , Romberg bei Breslau, Sterzendorf bei
Namsläu, Zülzendorf und Schrebsdorf bei Frankenstein etc. erlangte,
GRAFEN V. SAURMA. 349
welcher grossentheils noch jetzt der Familie zusteht, oder auf weib-
liche Nachkommen, wie Schrebsdorf etc., übergegangen ist. — Johann
v. Sauerma , bekannt als Gelehrter durch Uebersetzung des Aeschylus
ins Lateinische und durch andere Schriften, starb 1510 als Domherr zu
Breslau; Georg, Enkel des Nicolaus, Dompropst zu St. Johannis und
Domherr zum Heiligen Kreuz zu Breslau, ebenfalls durch Gelehrsamkeit
sehr bekannt, starb als Abgesandter an den päpstlichen Stuhl 1527 in
Born ; Albert, Georgs Bruder, welcher mit demselben vom Kaiser Maxi-
milian I. vor 1519 in den Beichsritterstand erhoben worden war, früher
Bathsherr zu Breslau, seit 1541 Landes-Hauptmann des Fürstentums
Breslau, slarb 1542 als Herr auf Jackschenau und Seschwitz, und der
gleichnamige Sohn desselben kommt 1571 als Landes-Hauptmann zu
Breslau vor. Im letztgenannten Jahre starb Valentin , Bath des Kaisers
Ferdinand I. und des Kaisers Maximilian IL, welcher 1562 als Abgesandter
an den kön. poln. Hof gesendet worden war. Der Enkel desselben,
Johann Dietrich (nach Anderen Johann Theodor) Freiherr v. Sauerma,
Herr auf Jeltsch und Ginchwilz, Landesältester des Fürstenthums Breslau,
wurde 1641 auf seinem Schlosse Jeltsch ermordet; Johann Christian
Freiherr v. Sauerma und Jeltsch, Herr auf Lorzendorf, kommt um 1665
als Kreis-Hauptmann des canthischen Weichbildes vor, und Jaroslaus
Ferdinand Freiherr v. Sauerma war um dieselbe Zeit kais. Ober-Silber-
Kämmerer. Von den Nachkommen des Letzteren sagt Gauhe, dass die-
selben die gräfliche Würde erhalten hätten, doch konnte Gauhe von
Erhebung in den Grafenstand nichts wissen.
Die preussische Grafenwürde ist durch drei Erhebungen in die
Familie gekommen. Zuerst wurde vom König Friedrich Wilhelm III.
von Preussen ein Zweig der Linie zu Jeltsch 6. Juli 1798 in den
Grafenstand erhoben. Die zweite Erhebung wurde vom König Friedrich
Wilhelm IV. von Preussen 15. Oct. 1840 nach dem Bechte der Erst-
geburt der Linie zu Lorzendorf zu Theil, und zwar in der Person des
Freiherrn Alexander, und die dritte kam an demselben Tage und auf
dieselbe Weise in die Linie zu Zülzendorf in der Person des jetzigen
Hauptes dieser Linie Friedrich Carl Bernhard. Zu Gunsten des Letz-
teren hatte sein Oheim Johann Maximilian Freiherr v. Sauerma, directer
Nachkomme des oben genannten Albert, Sohn des Nicolaus, im 8. Gliede,
1791 zwei Familien-Fideicommisse, bestehend aus den Gütern Zülzendorf
mit Oyas und aus dem Bitlergule Buppersdorf, gestiftet.
Von den lebenden Gliedern der Familie sind hier aufzuführen :
Linie zu Jeltsch. Johann GUSTAV Graf Saurma v. d. Jeltsch,
Herr auf Jeltsch, geb. 30. Juni 1797, verm. 12. Juli 1820 mit Maria
Anna Hedwigis Gräfin v. Schaflgolch, geb. 5. Sept. 1800, aus welcher
Ehe fünf Söhne stammen, die Grafen: Johann Gustav Leopold, geb.
15. Mai 1824, Herr auf Gniehwitz, verm. 21. Mai 1850 mit Anna
Maria Johanna Catharine Elisabeth Gräfin v. Ballestrem (Tochter des
Grafen Carl Wolfgang, s. Bd. I. S. 46), geb. 30. Sept. 1830, welcher
Ehe ein, 1852 geborener Sohn entsprossen ist; Johann Leopold Gott-
hardt Gustav, geb. 18. Nov. 1829; Johann Carl Gustav, geb. 24. Dec.
350 GRAFEN V. SAURMA.
1830; Johann Gotthardt, geb. 22. Sept. 1833, und Johann Valentin,
geb. 26. Jan. 1837. — Der Bruder des Grafen Johann Gustav ist:
Johann Moritz Graf Saurma v. d. Jeltsch, Herr auf Laskowitz, Mühlat-
schütz etc., geb. 25. April 1802, k. preuss. Kammerherr, verm. 15. Juni
1823 mit Maria Therese Pauline Freiin v. Saurma-Jeltsch, geb, 27. Nov.
1802. Aus dieser Ehe stammen vier Söhne, die Grafen : Johann Maximi-
lian, geb. 3. Nov. 182S, verm. 27. Nov. 1850 mit Sidonia Gräfin
v. Strachwitz, geb. 28. März 1826; Friedrich Anton Johann, geb.
23. Jan. 1832; Johann Jaroslaw, geb. 19. Dec. 1833, und Johann
Guido, geb. 18. Oct. 1837.
Linie zu Lorzendorf. Johann Joseph ARTHUR Graf v. Saurma
— Sohn des Grafen Alexander (zweiten Geschwisterkindes mit den Grafen
Gustav und Moritz der Linie zu Jeltsch), gest. 2. Jan. 1841, aus der
Ehe mit Luise Gräfin v. Frankenberg, geb. 30. Jan. 1807 — geb.
31. Juli 1831. Die zwei Brüder desselben sind die Freiherren: Johann
Anton, geb. 27. März 1836, und Johann Hugo, geb. 21. Aug. 1837.
Linie zu Zülzendorf. Graf FRIEDRICH Carl Bernhard (s. oben),
geb. 1. April 1778, Majoratsherr auf Zülzendorf, Oyas und Hünern,
verm. 13. Febr. 1801 mit Eugenie Gräfin v. Königsdorf, gest. 18. Nov.
1839. — Die beiden Söhne desselben sind die Freiherren: Friedrich
Eugen, Besitzer des Majorats Ruppersdorf, verm. 25. Mai 1835 mit
Antonie Friederike Philippine Freiin v. Warkotsch, geb. 7. Sept. 1816,
aus welcher Ehe zwei Söhne: Max, geb. 28. März 1836, und Hippolyt,
geb. 31. Mai 1841, stammen — und Theodor Friedrich Anton Xaver,
geb. 10. Juni 1819, Herr auf Schosnitz, verm. 1843 mit Wanda Gräfin
v. Stosch, geb. 3. April 1822.
GRAFEN V. SAYN-WITTGENSTEIN.
351
Grafen v. Sayn-Wittgenstein-Berleburg (carls-
burgische und ludwigsburgische Speciallinie)
und Sayn- Wittgenstein- Sayn.
€oangeltfd). pvtufitn unt Äurljeffen.
Besitz : die Herrschaft Carlsburg etc.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im rothen Mittelschilde ein
vorwärtssehender, rechtsgekehrter, aufgerichteter goldener Leopard (Sayn). 1 und 4
in Silber zwei schwarze Pfähle (Wittgenstein); 2 in Roth eine silberne Burg, welche
zwei Thürme hat, mit schwarzem Thor und Fenstern (Homburg); 3 in Schwarz
ein silberner, schräglinker Balken, welcher mit drei schwarzen wilden Schweins-
köpfen besetzt ist (Freysburg). Auf dem Schilde erheben sich drei Helme. Der
rechte gekrönte Helm trägt einen hohen orientalischen Spitzhut, welcher oben,
etwas gekrümmt, einwärtsgebogen ist (Saynscher Helm) ; der mittlere einen schwarzen,
mit silbernem Aufschlage gezierten Hut, auf welchem fünf Straussenfedern , wech-
selnd silbern und schwarz, stehen (Wittgensteinscher Helm), und der linke die
Burg des 2. Feldes (Homburgscher Helm). Die Decken des rechten Helmes sind
rotb und golden, die des mittleren schwarz und silbern, und die des linken silbern
und roth.
Sehr berühmtes altgräfliches, jetzt grösstenteils fürstliches Haus.
Von der Hauptlinie Berleburg sind zwei Speciallinien, die berleburgische
" und die ludwigsburgische , letztere bis auf zwei Glieder des männlichen
und fünf Glieder des weiblichen Stammes gräflichen Standes , fürstlich ;
die dritte, die carlsburgische Speciallinie, welche nur aus zwei Gliedern
besteht, ist, wie die saynsche Hauptlinie, aus welcher nur sechs weib-
liche Glieder leben, gräflich, die Hauptlinie Höllenstein aber fürstlich. —
Das gesammte Haus Sayn und Wittgenstein ist eine Fortsetzung des
Mannsstammes der allen Grafen v. Sponheim. Die Grafschaft Sayn stand
anfangs den alten Grafen v. Sayn, einem Zweige des Hauses Nassau,
zu. Diese Grafen erloschen 1246 im Mannsstamme mit Heinrich IL,
dessen Schwester, Adelheid, zuerst mit Gottfried Grafen v. Sponheim,
später mit Eberhard IL Grafen v. Eberstein vermählt war. Aus der
ersten Ehe stammten drei Söhne, Johann (L), Simon und Heinrich, aus
der zweiten Eberhard, und diese vier Brüder setzte der Oheim, Heinrich IL
352 GRAFEN V. SAYN-WITTGENSTEIN.
Graf v. Sayn, zu Erben seiner Besitzungen ein. Dieselben tbeilten sich
in die saynischen, gräflich-sponheimischen und dynastisch-heinsbergischen
Besitzungen. Eberhard erhielt die saynischen, starb aber 1253 ohne
männliche Nachkommen, und seine Besitzungen erhielt, wie Einige an-
nehmen durch Heirath mit der Tochter, der älteste Stiefbruder, Johann I.
Graf v. Sponheim, starkenburger Linie. Von den beiden Söhnen des
Letzteren, Heinrich und Gottfried, folgte Ersterer in dem starkenburger
oder hinteren Theile der Grafschaft Sponheim, Letzterer in den saynischen
Besitzungen. Seitdem nannte sich Gottfried : Graf v. Sayn, und derselbe
wurde der Stammvater der neuen Grafen v. Sayn, von welchen ein
Zweig (s. unten) um die Mitte des 14. Jahrhunderts die Grafschaft
Wittgenstein durch Vermählung an sich brachte. Gottfried selbst Halte
mit seiner Gemahlin Jutta, Erbtochter von Homburg, die allodiale Herr-
schaft Homburg an der Mark erhallen. Die beiden Söhne desselben,
Johann und Engelbert, verglichen sich 1294 dahin, dass Ersterer die
Grafschaft Sayn und die Hälfte von Homburg, Engelbert aber, erblehnbar
von jenem, das Schloss VallendaV, die halbe Herrschaft Homburg und
die Hälfte der Jurisdiction in Gummersbrecbt in Besitz nahm. Beide
Brüder stifteten zwei Linien, die ältere oder Johannes- Linie und
die jüngere, oder Engelberts che Linie. Die Johannes-Linie erlosch
im Mannsstamme 1606 mit dem Grafen Heinrich IV. von Sayn. Die
Engelbertsche Linie wusste sich damals die Nachfolge in der Grafschaft
Sayn zu verschaffen, doch mit Erfolg nur bis 1636. Seitdem war die
Grafschaft Sayn, bald ganz, bald theilweise, 150 Jahre lang ein Gegen-
stand vielfacher gerichtlicher und aussergerichtlicher Verhandlungen. Das
Haus Wittgenstein konnte nie wieder zum Besitz der Grafschaft kommen,
wenn dasselbe auch Namen und Wappen v. Sayn beibehielt und die
Ansprüche fortsetzte. Endlich wurden im Reichsdeputations -Abschluss
von 1803 diese Ansprüche als rechtmässig anerkannt und die Befriedi-
gung derselben bekräftigt, wie letzlere in einem von Baden und Nassau-
Usingen 25. Oct. 1802, mit den Fürsten und Grafen v. Wittgenstein
geschlossenen Vergleiche festgesetzt worden war.
Die Engelbertsche Linie besteht noch jetzt, und zwar unter dem
Namen Sayn- Wittgenstein. Die Güter, welche Engelbert 1294 erhielt,
sind oben angegeben worden. Derselbe schrieb sich: Graf v.» Sayn,
Herr zu Homburg, und der Enkel, Salenlin Graf v. Sayn,. erwarb um
1345 die Grafschaft Wittgenstein durch Vermählung mit Elisabeth, Erb-
tochter Friedrichs oder Siegfrieds, des letzten männlichen Sprossen der
alten Grafen v. Wittgenstein, als deren Stammvater Boppo Graf v. Hohen-
linde (1144 — 1170) angegeben wird, und von welchen ein Ahnherr,
Wittekind, 1277 vorkommt. Salentin vererbte die Herrschaft Vallendar,
die Hälfte von Homburg und die gesammte Grafschaft Wittgenstein auf|
seine Nachkommen, welche sich nun: Grafen zu Sayn und Wittgenstein,
Herrn zu Homburg, schrieben. Als die Johannes -Linie zu erlöschen
drohte, wurde durch vier Verträge von 1588 — 1594 die Nachfolge i
die Besitzungen dieser Linie der Engelbertschen gesichert, doch was
Sayn anlangte, wie angegeben, nur bis 1636. — Engelberts Sohn,
GRÄFE* V. SArv-WITTGFJVKBI. 353
Ludwig der Aeltere, gest. 1607, hinterliess drei Söhne, Georg, Wilbrlm
und Ludwig den Jüngeren, welche drei Hauptlinien nach den testamen-
tarisch erhaltenen Besitzungen stifteten. Georg gründete die Hauptlinie
xn Berleburg, Homburg -Neumagen etc. ; Wilhelm , gesL 1 623, die
zu S a y n , und Ludwig der Jüngere, gest. 1 634, die zu Wittgenstein.
Au> der Hauptlinie zn Berleburg bildeten sich durch die drei Enkel
Georgs, Sohne des Grafen Ludwig Franz, gest. 1694, drei Speeiallinien :
im, gest. 1741, stiftete die fürstliche Speciallniie zn Berleburg;
Carl Wilhelm, gest. 1749, die carlsb urgiscbe gräfliche Linie, und
Ludwig, gest. 1750, die jetzt grüssteulheils fürstliche ludwigsburgische
Linie. — Aus der Hauptlinie Sayn hatte der Stifter, Wilhelm, zwei
Söhne aus zwei Ehen: Er>st, geb. 1632, und Ludwig Albrecrt. Ernst
folgte in Sayn und starb mit Hinterlassung eines Sohnes, Ludwig,
welcher sehr jung, 1636, starb, und zweier Töchter, Ernestine und
Johannette, durch welche Sayn später an Nassau gelangte; Ludwig
Albrecht setzte die Linie zu Sayn-Wittgenstein-Sayn fort, doch kam die
Nachkommenschaft desselben nie in den Besitz von Sayn. — Ans der
flaupthnie Wittgenslein wurde des Stifters, Johann des Jüngeren, Sohn:
Johann, gest. 1657, kurbrandenb. Botschafter auf dem weslphäbsehea
Friedenscongress und Statthalter zu Minden, 1649 von Kurbrandenburg
mit den Besitzungen der 1593 erloschenen Grafen v. Hohenstein, des
Herrschaften Lohra und Klettenberg, welche dem Bistbum Halberstadl
als Lehen anheimgefallen und mit diesem im westphälisehen Frieden an
Kurbraudenburg gekommen waren, belehnt. Kurfürst Friedlich HL
1699 beide Herrschaften gegen Bezahlung von Johanns Enkel,
Grafen August, zurück, doch führt diese Hauptlinie noch jetzt Titel
Wappen von Hohenstein, Lohra und Klettenberg, und wird nach Hohen-
stein (eigentlich Hohnstein) benannt, kommt aber auch unter dem Namen
Sayn- Wittgenstein- Wittgenstein vor.
Inter der Georgsehen Hauptlinie Sayn-Wittgenslein-Beriebnrg war
früher auch die paragirte Nebenlinie zu Homburg an der Mark, gestiftet
Ton dem mit Homburg abgefundenen jüngeren Sohne Georgs, Ernst, geb.
und erloschen 1743 mit des Letzteren Urenkel,
Friedrich Carl, begriffen. Homburg gelangte an die Specialbnie Berleburg,
m welche im Oct. 1792 in der Person des Grafen CuRismx Hrrnucn
die Reich* fürstcn würde kam. Die Besitzungen dieser Linie sind das Amt
Berleburg oder zwei Fünftel der Grafschaft Wittgenstein, «he Herrschaft
Homburg, das Haus Bruch und Zehnten und Geflle im Amte Medebaeh:
Alles unter preussisener Staatshoheit. Die besonderen slandesberrliehen
Rechts- und Finanz Verhältnisse des Amtes Berleburg sind durch Leber-
einkunfl mit Preussen vom 1 6. Juli 1 v2 1 geordnet. Für die durch den
Mneviller Frieden verlorenen Herrschaften Neumagen und
setzte der Reichsdeputations- Hauptschluss 1S03 eine Jahresrente
welche jetzt Preussen entrichtet. Der Fürst führt als preussisener Sundes-
he rr eine Virilstimme auf dem Provinziallandtage der Provinz Westphalen,
und schreibt sich: Fürst zu Wittgenstein, Graf zu Sayn, Herr zn Hom-
burg und Vallendar. — Die carisburgische gräfliche Speciallinie besitzt
ii -
354 GRAFEN V. SAYN-WITTGENSTEIN.
die Herrschaft Carlsburg, welche einen Theil der Grafschaft Wittgenstein
ausmacht, und in die ludwigsburgische Speciallinie, welcher von der
Grafschaft Wittgenslein die Herrschaft Ludwigsburg zusteht, dabei aber
auch ansehnliche Fideicommiss- Güter in Podolien hat, kam vom König
Friedrich Wilhelm III. von Preussen im Juni 1834 in der Person des
Grafen Ludwig Adolph Peter, k. russ. Feldmarschalls etc., der Fürstenstand.
Die Wilhelmsche Hauptlinie Sayn-Wittgenstein-Sayn ist, wie erwähnt,
gräflich und blüht, nach Erlöschen des Mannesstammes 24. Juni 1846
mit dem Grafen Gustav Franz Carl Albrecht, nur noch im weiblichen
Stamme. Für die Ansprüche auf die Grafschaft Sayn erhielt diese Linie
1802 ein Geldcapital und eine Jahresrente.
Die Ludwigsche Hauptlinie Sayn-Witlgenstein und Höllenstein trennte
sich durch zwei Söhne des Grafen Johann, gest. 1657, durch Gustav,
gest. 1701, und Friedrich Wilhelm, gest. 1685, in zwei Speciallinien,
von denen die jüngere, oder die Nebenlinie zu Vallendar, 1775 erlosch.
In Vallendar folgte Graf Johann Ludwig v. Sayn-Wittgenstein und Höllen-
stein (ein Sohn Friedrichs und Enkel Augusts), welcher diese Herrschaft
an Kurtrier verkaufte. Drei Söhne Johann Ludwigs, die Brüder Friedrich
Carl, Wilhelm Ludwig Georg und Franz Carl Ludwig, wurden 1804
in den Reichsfürstenstand, der jüngste Bruder derselben aber, Adolph
Ernst, 11. Mai 1813 in den grossherz. hessischen Fürstenstand erhoben.
— Diese Hauptlinie war mit ihrem, aus drei Fünfteln bestehenden An-
theile an der Grafschaft Wittgenstein seit 1806 dem Grossherzog von
Hessen standesherrlich untergeordnet, seit 1816 ist aber dieses Ver-
hältniss auf die Krone Preussen übertragen worden. Der Fürst erhält
durch Uebereinkunft mir Preussen vom 6. Mai 1828 für aufgegebene
standesherrliche Finanzgerechtsame eine Jahresrente und führt als preuss.
Standesherr eine Virilstimme auf dem Landtage der Provinz Westphalen.
Von den lebenden Gliedern des Hauses sind hier nur diejenigen
aufzuführen, welche, wie oben angegeben, den gräflichen Titel führen.
Von der carlsburgischen Speciallinie lebt Graf Christian
LUDWIG Carl Wilhelm Friedrich — Sohn des Grafen Adolph Wilhelm
Ludwig, geb. 30. Juni 1740, gest. 1812, hessen-darmstädt. General-
Lieutenants, aus der Ehe mit Sophie Caroline Freiin du Tour, verm.
27. Sept. 1778, gest. 19. Jan. 1811, und Enkel des Grafen Carl
Wilhelm, geb. 4. April 1693, gest. 18. Jan. 1749, aus zweiter Ehe
mit Charlotte Luise Gräfin Henckel v. Donnersmark, geb. 3. April 1709,
verm. 21. Nov. 1737, gest. 25. März 1784 — geb. 19. Sept. 1786,
grossherz. hess. Hauptmann a. D. Die Schwester desselben ist Gräfin
Luise Auguste Elisabeth Charlotte Wilhelmine, geb. 22. Aug. 1788.
Aus der ludwigs burgischen Speciallinie stammt Graf LUDWIG
Joseph — Sohn des Grafen Georg Ernst, geb. 22. Sept. 1735, guillo-
tinirt 2. Sept. 1792, k. franz. Marechal des Camps und Commandant
des deutschen Regiments Royal Anhalt, aus der Ehe mit N. Freiin
v. Kaempfer, verm. 1775, und Enkel des Grafen Ludwig Franz, geb.
13. Dec. 1694, gest. 24. Febr. 1750, aus der Ehe mit Helene Emilie
Gräfin v. Solms-Baruth, geb. 17. Sept. 1700, verm. 17. März 1722,
GRAFEN V. SAYN-WITTGENSTEIN. 355
gest. 21. Febr. 1750 — geb. 10. April 1784, k. russ. Oberst-Lieute-
nant a. D., verm. 31. Dec. 1831 mit Pauline Gräfin v. Degenfeld-
Schonburg (Tochter des Grafen Friedrich, s. Bd. I. S. 181), geb. 4. Juli
1803, aus welcher Ehe Graf Friedrich Ernst, geb. 5. Juni 1837, und
Grafin Luise, geb. 7. März .1833, stammen. — Die Schwester des
Grafen Ludwig Joseph ist Gräfin Anna, geb. 18. Jan. 1776, verm. mit
dem Grafen de Chauvigny, und von dem verstorbenen Bruder, dem
Grafen Joseph Franz, geb. 24. Febr. 1774, gest. 31. Dec. 1817,
Obersien der Legion Hohenlohe, verm. 1816 mit Julie Eleonore Gräfin
v. Bouchange, lebt eine Tochter: Gräfin Luise Josephine, geb. 1. Dec.
1817, verm. 10. Jan. 1838 mit Casimir Hector Grafen v. Aubigny. —
Auch gehört in diese Linie Gräfin Amalia Luise (Schwester des k. russ.
Feldmarscfoalls Fürsten Ludwig Adolph Peter) verw. Gräfin v. Keller,
s. Bd. I. S. 422.
Aus der Hauptlinie Sayn -Wittgenstein -Sayn leben vom Grafen
Gustav Franz Carl Albrecht — Sohn des Grafen Carl aus der Ehe mit
Casimire Freiin v. Zweibrücken und Enkel Friedrich Carls "aus der Ehe
mit Sophie Ferdinande Helene Gräfin zu Sayn-Wittgenstein in Carlsburg
— geb. 10. März 1811, gest. 24. Juni 1846, die Wittwe: Gräfin
Salisbury Anna Henriette, Tochter des Baronets Sir George Pigott aus
dem Hause des Lord Pigott v. Chetwynd, geb. 7. Sept. 1811, verm.
11. März 1840, und vier aus dieser Ehe stammende Töchter, die Grä-
finnen: Eleonore, geb. 31. März 1840; Leontine, geb. 3. Juni 1843;
Alice, geb. 12. Juni 1844, und Elisabeth, geb. 4. Dec. 1845. — Vom
Grafen Friedrich Ludwig Carl Adolph (Bruder des Grafen Carl und Sohn
des Grafen Friedrich Carl), geb. 20. Nov. 1772, gest. 10. Oct. 1827,
stammt Gräfin Adelheid, geb. 30. Aug. 1815.
23*
356 GRAFEN SCHAC.K V. WITTENAU.
Grafen Schack v. Wittenau.
Caangelifd). pttufitn.
Besitz: das Rittergut Uscbütz in Schlesien.
Wappen : quadrirter Schild mit Mittelschild. Mittelschild der Länge nach
gethcilt; rechts in Roth (auch in Blau) ein silberner, aus der Theilungslinie halb-
hervurspringender Wulf; links von Silber und Roth in drei Reihen, jede zu zwei
Feldern , gcschacht (Stammwappen). 1 und 4 in Gold ein einwärtssehender,
schwarzer Adler; 2 und 3 in Roth ein goldener Reichsapfel. Ueber der Grafen-
krone erheben sich drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt einwärtssehend
den Adler des 1. und 4. Feldes; aus dem mittleren Helrne wächst ein rechts-
sehender, silberner Wolf empor (Helm des Stammwappens), und auf dem linken
Helme steht ein offener, rother Adlersflug. Die Decken des rechten Helmes sind
schwarz und golden, die des mittleren silbern und roth, und die des linken roth
und golden. Den Schild halten zwei geharnischte Männer mit geschlossenem Visir,
in der freien Hand eine Turnierstange haltend.
Die Grafen Schack v. Wittenau stammen aus einer alten preussi-
schen Familie, welche mit dem deutschen Orden nach dem 13. Jahr-
hundert nach Preussen gekommen ist und später daselbst ansehnliche
Besitzungen : Freudenberg, Rosenberg, Jaute, Rodau, Gloschenen,
Nipckau etc., erworben hat. Ein Zusammenhang mit der bekannten
niedersächsischen Familie v. Schack, welche sich später in Pommern,
Meklenburg, Brandenburg, der Lausitz und namentlich in Dänemark aus-
gebreitet hat, ist nicht nachzuweisen, wie denn auch die Wappen an
einen solchen nicht denken lassen, und es ist ein lrrthum, wenn das
Neue preuss. Adels-Lexicon (IV., 152) von der hier in Rede stehenden
Familie sagt, dass eine Linie derselben in Dänemark die Grafenwürde
erhalten habe und dass von derselben ein Zweig in Oberschlesien
begütert sei. Die erwähnte Angabe beruht auf Verwechselung mit den
dänischen Grafen v. Schack zu Schackenburg und Seekamp. — Frühere
Glieder der Familie sind nicht näher bekannt. Carl Albrecht Schack
v. Wittenau, geb. 1711, Herr auf Stangenberg, Gross- und Klein-
Teschendorf etc., war k. poln. General-Lieutenant und Regimentsinhaber,
und starb mit Hinterlassung einer Tochter, Anna Elisabeth, welche sich
mit Georg Albrecht Grafen v. Rittberg ('s. S. 296) vermählte und ihre
GRAFEN SCHACK V. WITTENAU. 357
Güter den Grafen v. Rittberg preussischer Linie zubrachte. — Magnus
Ludwig Schack v. Wittenau aus dem Hause Rosenberg in Preussen,
erwarb die Herrschaft Schurgast im Briegschen und wurde vom Kaiser
Franz I. 15. März 1759 in den Reichsgrafenstand erhoben. — Eugen
Magnus Reichsgraf Schack v. Wittenau wurde 4. Juli 1800 zu Sonnen-
burg zum Johanniterritter geschlagen, und Albrecht Magnus Graf Schack
v. Wittenau, gest. 14. (24.) Juni 1824, k. preuss. Geh. Kriegsrath a. D.,
war Herr der Uschützer Güter im Kreise Rosenberg und hinterliess die
letzteren seiner Wittwe, Luise Gräfin v. Danckelman, geb. 20. Febr.
1775, gest. 21. Jan. 1850, Schwester des k. preuss. Staats- und
Justizminislers Heinrich Wilhelm August Alexander Grafen v. Danckelman
(s. Bd. 1. S. 174). — Ein Schack v. Wittenau, Herr auf Nipckau, kam
noch 1806 als Verweser des Erbamtes Schönberg vor.
Den jetzigen Besitzer von Uschütz nahm man später nach Angabe
des Neuen preuss. Adels -Lexicon (a. a. O.) für den Sohn des Grafen
Albrecht Magnus, doch ist diese Angabe nach dem Geneal. Taschenbuch
der gräflichen Häuser (1853, S. 619) irrig. Die genannte Quelle giebt
über denselben Nachstehendes :
ALEXANDER Reichsgraf Schack v. Wittenau, genannt Graf Danckel-
man (in Folge einer Adoption von Seiten seiner 21. Jan. 1850 [nicht:
1849] verstorbenen Tante Luise geb. Gräfin v. Danckelman), Herr auf
Uschütz im Kreise Rosenberg, Regierungsbezirk Oppeln, verm. 8. üct.
1838 mit Elisabeth Friederike Auguste Josepha Gräfin v. Königsdorf,
geb. 6. März 1811 (Schwester des Grafen Gustav v. Königsdorf, siehe
Bd. 1. S. 463). — Die Rubrik: Kinder, ist am angef. Orte nicht
ausgefüllt, als Schwestern des Grafen Alexander sind aber aufgeführt:
Gräfin Eugenie, verm. mit Franz Seraphin Grafen v. Garnier -Turawa,
Majoralsherrn auf Turawa, k. preuss. Major a. D., und Gräfin Adelheid.
358 GRAFEN V. SCHÄRFFENBERG.
Grafen v. Schärffenberg.
#at|)0ttfd). (Otfievvc'id).
In Steiermark reich begütert.
Wappen : im blauen Schilde eine offene, goldene, inwendig roth gefütterte
königliche Krone. Dieselbe wird gewöhnlich mit einem grossen Blatte in der Mitte
und zwei kleineren auf den Seiten, zwischen welchen sich zwei Spitzen mit Perlen
befinden, abgebildet, Auf dem Schilde steht ein etwas rechtsgekehrter, gekrönter
Helm mit einem dreifachen Pfauenschweife (9, 6 und 3 Federn). Die Helmdecken
sind golden und blau. — Spener setzte auf den Helm nur drei Pfauenfedern.
Sehr altes steiermärkisches Haus, welches sich sonst auch Scherffen-
berg schrieb und dessen schon lange verfallenes gleichnamiges Stamm-
schloss in der windischen Mark im Herzogthum Krain bei Ratschach an
der Sau lag. Ueber den Ursprung des Geschlechts finden sich verschie-
dene Angaben. Nach Bucelini, Hübner und Anderen ist der Ahnherr der
Familie Arnulph, welchen die genannten Schriftsteller von dem könig-
lichen Geschlechte der Agilolfinger in Bayern oder Steiermark ableiten,
während Schönleben angiebt, dass derselbe von den Herzogen von
Franken abgestammt habe, und Freiherr v. Hoheneck anführt, dass das
Geschlecht einen König in Bosnien und Bulgarien hervorgebracht habe.
Arnulph soll sich um das Jahr 928 zur Beschützung der Grenzen des
römischen Reichs in der windischen Mark und in Unter-Krain nieder-
gelassen und das erwähnte Stammschloss Schärffenberg auf einem hohen
Berge erbaut haben. Der Urenkel desselben, Heinrich, wurde, wie
Einige annehmen, vom Kaiser Heinrich III. 1040 in den Grafenstand
erhoben, und von seinen Söhnen war der älteste gleichnamige Sohn
Bischof zu Speier, der jüngste aber, Rudolph, pflanzte das Geschlecht
fort. Die Nachkommen desselben, von welchen sich Glieder schon um
das Jahr 1269 in Oesterreich befanden, wurden so mächtig, dass sie
den Herzogen in Kärnten die Spitze boten ; doch gingen alle der Familie
in Kärnten und Krain zustehenden Güter verloren, als Wilhelm II.
v. Scherffenherg vom Erzherzog Ernst von Oesterreich gefangen genommen
wurde. Von den Enkeln Rudolphs — Bruders Wilhelms II. — war
Bernhard 1479 Landes-Hauptmann in Ober-Oesterreich und erhielt vom
Kaiser Friedrich III., da er sich als kais. General gegen die Böhmen
sehr tapfer bewiesen, die Herrschaft Starhemberg. Der Sohn desselben,
GRAFEIS V. SCHÄRFFENBERG. 359
Christoph, kais. Feldhauptmaim in Kärnten gegen die Ungarn, wurde
vom Kaiser Maximilian I. mit dem Schlosse Spielberg in Ober-Oeslerreich
belehnt, und der eben genannte Kaiser verlieh dem Gesehlechte auch
das Schloss Hohenwang in Steiermark. Johann, Christophs Sohn, war
nach 1530 Commandant zu Grälz; Ulrich Christoph, Enkel Christophs,
starb 1637 als k. Geh. Rath und Landesverweser, und Friedrich Sieg-
mund, Herr auf Spielberg und Hohenwang, welcher zuerst wieder den
ihm zustehenden Grafentitel geführt haben soll, blieb als kais. General-
Feldmarschall -Lieutenant 1688 in einem Sturme vor Belgrad. — Nach
Megerle v. Mühlfeld (I. S. 29) wurde Franziska Eleonora verw. Freifrau
v. Schärffenberg, geb. Gräfin v. Lamberg, mit ihren vier Söhnen, Johann
Leopold, Maximilian Christoph, Johann Joseph und Johann Carl, vom
Kaiser Carl VI. 18. Febr. 1717 in den erbländisch-böhmischen Grafen-
stand erhoben.
Von den beiden Linien des Geschlechts ist die ältere zu Spiel-
berg um das Jahr 1750 erloschen; die jüngere zu Hohenwang
und Krottenhof blüht noch, und die Ahnentafel derselben ist fol-
gende: Franz Anton, geb. 28. Dec. 1663, gest. 5. Dec. 1705, k. k.
w. Kämmerer; Gemahlin: Franziska Eleonora Gräfin v. Lamberg (s. oben),
geb. 14. Mai 1667, gest. 24. Juni 1741. — Johann Leopold, geb.
1689, gest. 1742, k. k. Kämmerer und Landrechts- Assessor in Steier-
mark; Gemahlin: Maria Leopoldine Gräfin v. Heissenstein, geb. 22. April
1706, verm. 1727, gest. als wieder vermählte Gräfin v. Relazzi 9. März
1757. — Johann Nepomuk, geb. 20. Jan. 1730, Herr auf Hohenwang
und Krottenhof, k. k. Kämmerer ; Gemahlin : Cäcilie Gräfin v. Wildenstein,
verm. 1754. — Emanuel, geb. 5. März 1762, gest. 21. Nov. 1827,
k. k. Kämmerer und Gubernialrath ; Gemahlin: Judith Gräfin v. Coreth
zu Starkenburg, geb. 1775, gest. um 1836. Aus dieser Ehe stammt
das jetzige Haupt der Familie:
JOHANN NEPOMUK Herr und Graf v. Schärflenberg, geb. 13. Febr.
1802, verm 5. Febr. 1827 mit Antonia Gräfin v. Attems, geb. 30. Nov.
1807, welcher Ehe vier Töchter, die Gräfinnen Emma, Luise, Caroline
und Leonie entsprossen sind. Die Schwester des Grafen Johann Nepomuk,
Gräfin Clemenline, geb. 23. Febr. 1808, hat sich 7. Jan. 1834 mit
Joachim Freiherrn v. Fürslenwärther, k. k. Bezirks-Hauptmann in Grälz,
vermählt. — Vom Oheim, dem Grafen Johann, gest. 2. Sept. 1832,
k. k. Kämmerer und Major, lebt die YVittwe, Josepha Gräfin v. Thurn-
Valsassina, geb. 15. Jan. 1788, verm. 1811, und die Tochter, Gräfin
Emilie, geb. 1812, in erster Ehe verm. 7. Jan. 1836 mit Leopold Grafen
v. Alterns, k. k. Rittmeister, wurde 17. Juni 1840 Wittwe, und ist in
zweiter Ehe seit dem März 1849 Gemahlin des k. k. Rittmeisters Carl Grafen
v. Belrupt. — Von einem anderen jüngeren Oheim des Grafen Johann
Nepomuk, dem Grafen Friedrich, geb. im März 1765, k. k. Kämmerer
und Hauptmann in d. A., lebt aus der Ehe mit Antonie Freiin v. Solignac-
Peschiera, geb. 1785, gest. 15. Dec. 1835, eine Tochter, Gräfin Ludmitla,
geb. 1817, verm. 2 5. Juni 1836 mit Carl Friedrich Wilhelm Grafen v.Scheler.
360
GRAFEN V. SCHAESBERG.
Grafen v. Schaesberg.
Hatl)0lifd). ttJürttemberg.
Besitz: das Amt Thannheim, die Herrschaften Schaesberg, Krikenboek, Gangelt und Ger-
dingen etc.
Dem Haupte der Familie steht das Prädicat „Erlaucht" zu.
Wappen: quadrirter Schild; 1 und 4 in Silber ein blauer Turnierkragen mit
drei Lätzen und unter demselben drei (2 und 1) rotbe Kugeln (Stammwappen). 2 und
3 in Gold ein rotbes Hirschgeweih von acht, auswärts sich umbeugenden Enden
(spätere Wappenvermehrung), lieber der Grafenkrone erhebt sich ein Helm mit
rothsilbernem Wulste, auf welchem ein Pfauenschweif mit fünfzehn Federn in drei
Reihen steht. Die Helmdecken sind rechts roth und silbern, links golden und roth,
und den Schild halten zwei einwärtssehende, goldene Löwen. — Im Paderbornschen
Stiftscalender vom Jahre 1741 stehen auf dem Helme sieben in einer Rundung
ausgebreitete Pfauenfedern, und über denselben fünf in die Höhe gerichtete. Die
Helmdecken sind silbern, roth und blau. — Im Wappenbuche der durchlauchtigen
Welt (II, 39) sind die Stangen des Hirschgeweihes getrennt, die rechte hat vier,
die linke fünf Enden. Die Helmdecken sind roth und silbern.
Sehr altes Dynastengeschlecht, dessen Stammhäuser Reitersbach
und Schaesberg in der jetzt belgischen Provinz Limburg liegen, später
wurde auch Krikenboek, ein alter Sitz zwischen Maas und Niers, ein
Hauptsitz. Die ordentliche Slammreihe beginnt (s. unten) mit Wilhelm
v. Reitersbach, welcher um die Mitte des 15. Jahrhunderts in den Ge-
genden des Niederrheins, namentlich im Jilhch-ßergischen, reich begütert
war. Mit den beiden Söhnen seines Enkels, Georg, mit Johann und
Wilhelm, theilte sich die Familie 1554 in zwei Linien: Johann stiftete
die ältere zu Schaesberg, Wilhelm die jüngere zu Streit ha gen,
welche letzlere mit Michael Freiherrn v. Schaesberg in der Mitte des
17. Jahrhunderts erloschen ist. Aus der älteren Linie kommt Johanns
Enkel, Johann Friedrich, geb. 1598, in den Ahnentafeln zuerst als
Freiherr vor, und die Enkel desselben, die Freiherren Johann Friedrich,
Friedrich Sigismund und Johann Sigismund, wurden vom Kaiser Joseph I.
1706 in den Reichsgrafenstand erhoben. Von dem Grafen Johann
Friedrich stammen die jetzigen Glieder der Familie ab. Derselbe war
kurpfälz. Geh. Ralh und Oberkammerprä'sident, bergischer Staalsminister
und Amtmann zu ßlankenberg und besass die Herrschaften Kerpen und
GRAFEN V. SCHAESBERG. 361
Lommersum, Krikenboek, Lichtenberg, Neustadt, Wildenberg, Broich,
Weyer und Bensterralh. Diese Herrschaften wurden vom Kaiser Carl VL
1712 zu einer Reichsgrafschaft erhoben, worauf der Graf in das west-
phälische Grafencollegium aufgenommen wurde und Reichsstandschaft
erhielt. — Durch den Lüneviller Frieden verlor die Familie den grösseren
Theil ihrer Besitzungen auf der linken Rheinseite, wurde aber 1803
durch Reichsdeputations-Hauptschluss mit dem zur vormaligen Reichsabtei
Ochsenhausen gehörigen Amte Thannheim im württemb. Donaukreis, mit
Ausschluss des Dorfes Winterrieden und mit Auflegung zweier Jahres-
renten, entschädigt. Die Rheinbundacte stellte den Grafen als Standes-
herrn unter württemb. Souverainelät.
Die genealogischen Verhältnisse der jetzigen Familienglieder ergeben
sich aus den von Fahne milgelheilten Ahnentafeln, und es gehört hierher
Nachstehendes: Wilhelm v. Reitersbach, genannt Schaesberg, verm. mit
N. v. Heer. — Wilhelm Friedrich, verm. mit Christina v. Hochkirchen.
— Georg, verm. mit N. v. Streilhagen, Erbin zu Streithagen. — Johann,
gest. 1578, Herr zu Schaesberg, verm. mit Agnes v. Eynatten. —
Friedrich, gest. 1619, kaufte Schaesberg von Albert Herzog von Brabant
als Allodial, verm. mit Maria v. Binsfeld, gest. 1632. — Johann Friedrich
Freiherr v. Schaesberg und Krikenboek, geb. 1598, vermählte sich
1626 mit Ferdinanda v. Wachtendonck, Erbtochter zu Krikenboek.
— Wolfgang Wilhelm, verm. mit Maria Florentine v. Eynatten. —
Johann Friedrich Reichsgraf v. Schaesberg zu Krikenboek, Lichtenberg,
Wildenburg etc., kurpfälz. Geh. Rath , Kammerpräsident, Marschall von
Berg, Oberstallmeister, Minister etc., verm. mit Mettild Maria Margaretha
v. Schöller, Erbtochter der Herrschaft Schöller, gest. 3. Nov. 1708. —
Johann Wilhelm, geb. 22. Nov. 1696, gest. 5. Nov. 1768, Reichsgraf
zu Kerpen und Lommersum, Herr zu Krikenboek und Schöller, kurpfälz.
w. Geh. Rath, Canzler des Herzogthums Jülich und Berg, Oberamtmann
zu Brüggen und Dahlen, verm. 1722 mit Rosa Veronica Freiin v. Westerholt-
Lembeck, geb. 1695, gest. 31. Juli 1764. — August Friedrich Axton
Maria, geb. im Oct. 1730, gest. 9. Febr. 1804, Graf zu Thannheim, Herr
zu Schöller, k. k. w. Geh. Rath, kurpfälz. Kammerherr etc., verm. 1770 mit
Isabella Freiin v. Cortenbach. — Richard Martin Maria, jetziger Standesherr.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier anzuführen:
Graf RICHARD Martin Maria, geb. 15. Juli 1778, Standesherr im
Königreich Württemberg etc., verm. 26. Juli 1803 mit Sophie Freiin
v. Wenghe-Beck, gest. 5. März 1841. Von dem Bruder desselben, dem
Grafen Heinrich Edmund, geb. 20. Mai 1779, gest. 15. Oct. 1835, k.
preuss. Major bei der Landwehr, lebt die Wittwe, Gräfin Auguste, geb.
Freiin v. Loe-Wissen, geb. 13. Oct. 1791, verm. im Juni 1841. Aus
dieser Ehe stammen, neben zwei Töchtern, zwei Söhne: Graf Rudolph
Wolfgang Hubertus Maria, geb. 8. Sept. 1816, Herr der Herrschaften
Schaesberg, Krikenboek und Gangelt, verm. 11. Jan. 1847 mit Mechlilde
Walburge Ludovike Maria Prinzessin v. Waldburg-Zeil-Trauchburg , geb.
30. Mai 1824, und Graf Julius Maximilian Hubertus Maria, geb. 2. Nov. 1819.
362
GRAFEN V. SCHAFFGOTSCH.
Grafen v. Schaflfgotsch.
$atl)oltfd). prtufitn utib ©cfUrrrid).
Besitz: in Schlesien die freie Standesherrschaft Kynast nebst Giersdorr; die Herrschaft
Greifenstein ; die Rittergüter Glambach und Neuhauss; die Herrschaft Riskupitz
in Mahren etc. etc.
V^appen : quadrirter Schild mit Mittelschild. Mittelschild mit einem rothen,
mit Hermelin aufgeschlagenen Herzogshut bedeckt und quadrirt. 1 und 4 in Silber
vier von oben bis unten gerade heruntergehende rothe Striche oder Pfähle (Stamm-
wappen); 2 und 3 in Blau auf grünem Dreihügel ein einwärtssehender goldfarbe-
ner, gekrönter Greif, zum Raube fertig, mit ausgeschlagener rubinfarbener Zunge,
aufgeworfenem Fluge und untergeschlagenem Schweife, in den Vorderklauen einen
silberfarbenen eckigen Stein haltend (Vermehrung des Wappens bei Erhebung in
den Freiherrenstand). 1 und 4 des Hauptschildes in Gold ein rechtssehender, gol-
den bewehrter schwarzer Adler, dessen Brust mit einem silbernen mit dem Kreuze
besetzten Halbmonde belegt ist; 2 und 3 von Roth und Silber geschacht. Die Zahl
der Reihen und Felder des Schachs wird sehr verschieden angegeben. Sinapius
spricht von 7 weissen und 7 rothen Schachsteinen. Sonst kommen meist vier
Reihen, jede zu 4 Feldern, oder 5 Reihen, jede zu 5 Feldern, vor. Letztere An-
nahme hat viel für sieb, da der bei Erhebung in den Grafenstand hinzugekommene
Hauptschild das Wappen der alten Herzöge von Liegnitz-Brieg ist, und Siebmacher
u. A. den Schach so bestimmen. Der Adler im 1. und 4. Felde kommt anstatt
des überwärts gehörnten silbernen Mondes bald mit Kreuz, bald ohne Kreuz, auch
mit einem silbernen, mit dem Kreuze belegten Streifen vor. — Den Schild bedecken
drei Helme, von welchen der mittlere und der linke gekrönt sind. Der rechte Helm
trägt vor einem doppelten fünffachen Pfauenschweife in einer goldenen Rundung
den Adler des 1. und 4. Feldes des Hauptschildes (Liegnitz-Briegscher Helm). Auf
dem mittleren Helme steht vor einem grünen , in die Höhe sich ausbreitenden
Baume ein silbernes, nach rechts gehendes Schaf mit einem goldenen Glöckchen
(Helm des Stammwappens), und der linke Helm trägt einwärtssehend auf grünem
Hügel den Greif des 2. und 3. Feldes des Mittelschildes. Die Decken des rechten
Helmes sind schwarz und golden, die des mittleren silbern und roth, und die
des linken blau und golden, und den Schild halten zwei einwärtssehende gol-
dene Greife.
Eine der ältesten und berühmtesten schlesisehen Familien, sehr
reich an verdienstvollen Gliedern und an grossem Grundbesitz, welche
GRAFEN V. SCHAFFGOTSCH. 363
anfangs unter den Namen Scoff, Schoff, Schaff und Schaf, in allen la-
teinischen Urkunden auch unter dem Namen Ovis vorkommt, und erst
später den Vornamen eines für die Familie sehr wichtigen Ahnherrn,
Gotthard oder Gotsche IL, dem ursprünglichen Geschlechtsnamen bei-
fügte. Zuerst erscheinen die v. Schoff in Franken, wo Hugo de Schoff,
Domherr und Sacristan zu Würzburg, urkundlich 1174, genannt wird.
Von dieser Zeit an kommen die v. Schaff in Thüringen, Meissen,* der
Lausitz und in Schlesien vor. Der erste Ritter dieses Geschlechts in
Schlesien war Sibotho (Seibold) v. Schoff, welcher 1243 vom Herzoge
Boleslav IL, als Anerkennung der ihm und seinem Vater, Heinrich IL,
geleisteten treuen Dienste, die Burg Kemnitz, im Vorgebirge der Sude-
ten, zwischen Hirschberg und Greifenberg, erhielt, und sich Caslel-
lan oder Schlossgesessener zu Kemnitz nannte. Der Sohn desselben,
Johannes Schaff, hatte zwei Enkel, von welchen Ulrich der Stifter der
schlesischen, Eberhard der der niederländischen Linie wurde, welche sich
später Schaff von dem Dam zu Windsheim nannte, in ihrer weiteren
Fortsetzung aber hierher nicht gehört. — Ulrichs Sohn war Gotsche
Schaff I. zu Kemnitz, und als Söhne desselben sind Gotsche Schaff IL
und Reinhard, oder der Reibnitzer, bekannt. Letzterer stiftete die Linien
von Neuhauss, Wildschütz und Hertwigswaldau, und die gesammte Nach-
kommenschaft desselben erlosch um die Mitte des 16. Jahrhunderts mit
Heinrich Schaffgotsch, k. poln. General und Anführer der schlesischen
Kriegsvölker gegen die Türken. Gotsche Schaff IL, gest. 1420, stand
am kaiserlichen und am königlich-böhmischen Hofe, sowie bei den pia-
stischen Herzogen in grossem Ansehen und brachte hohe Würden und
grosse Güter an sein Haus. Derselbe erwarb 1360 das Schloss Kynast,
kaufte um 1399 Warmbrunn und Schmiedeberg und gelangte auch zum
Besitz von Greifenherg, Friedeberg an der Queis, des Schlosses Greifen-
stein etc. Zur Erinnerung an seinen Ruhm und als Beweis der Dank-
barkeit fügten die Nachkommen den Taufnamen desselben Gotsch (Gott-
hard) dem Geschlechtsnamen bei und schrieben sich Schaffgotsch, welcher
Name auch später unverändert beibehalten worden ist. Von Gotsche
Schaff IL stammte Johann Schaffgotsch, gest. 1464, Landeshauptmann
der Fürstenthümer Schwcidnitz und Jauer, sowie Hofrichter zu Schweid-
nilz. Derselbe war zweimal vermählt, in erster Ehe mit der Tochter
des Besitzers vom Fürstenstein, v. Chotienicz, in zweiter mit Hedwig
v. Zedlilz-Neukirch. Aus erster Ehe entspross Johann, Herr auf Kem-
nitz, welcher die Kemnitzer, schon mit seinen beiden Söhnen, Hinz und
Peter, 1500 und 1503 wieder erloschene Linie stiftete; von den sieben
Söhnen aus zweiter Ehe aber pflanzten die drei jüngeren, Caspar, Anton
und Ulrich, das Geschlecht fort, und durch die Nachkommenschaft der-
selben wurde der Stamm in drei Hauptlinien verbreitet. Die jüngere
von Ulrich gegründete Haupllinie zu Kynast, Greifenstein und Boberstein,
erlosch 1661, die ältere aber von Caspar stammende blüht jetzt als
schlesische, und die mittlere von Anton gestiftete Linie als böh-
mische. Aus beiden sind mit der Zeit mehrere Aeste hervorgegangen.
■*— Die schlesische Linie theilte sich anlangs mit den Söhnen
364 GRAFEN V. SCHAFFGOTSCH.
Caspars in drei Aeste, von welchen jedoch nur der von Balthasar ent-
sprossene dauernd fortblühte. Der Enkel des Letzteren, Hans Ulrich,
verm. 1620 mit Barbara Agnes, Herzogin in Schlesien zu Liegnitz
und Brieg, Tochter des Herzogs Joachim Friedrich, welche 24. Juli
1631 starb, erbte 1601 von seinem Vetter Adam die Herrschaften
Trachenberg und Kemnitz, und wurde vom Kaiser Ferdinand II. sehr
ausgezeichnet, fiel aber später in Ungnade und verlor seine Güter. Der
Sohn desselben, Christoph Leopold, bekam aber, mit Ausnahme von
Trachenberg etc. , die meisten Güter und Würden nicht nur zurück,
sondern erhielt auch neue Auszeichnungen (s. unten), — Was die böh-
mische Linie anlangt, so machte sich Antons Urenkel, Ernst III., mit
Bauseiwitz ansässig, und der Sohn desselben, Johann Ernst, erhielt durch
die erste, sowie durch die zweite Gemahlin grosse Güter in Böhmen,
welche auf den Sohn seines Bruders Johann Wilhelm, auf Johann Ernst
Anton, übergingen.
Von den vielen Standeserhebungen und Verleihungen von Würden,
welche der Familie zu Theil wurden, gehören namentlich nachstehende
hierher: sieben Enkeln und Urenkeln Caspars wurde vom Kaiser Ru-
dolph II. 5. Juli 1592 der freiherrliche Stand bestätigt und zwar mit
dem gemeinschaftlichen Titel: Schaftgotsch zu Kynast und Greifenstein,
Freiherren zu Trachenberg; Hans Ulrich, gest. 24. Juli 1635, k. k.
General und Commandirender in Schlesien, erhielt als Lohn seiner Waf-
fenthaten vom Kaiser Ferdinand II. 4. Dec. 1627 für sich und seine
Nachkommen das seltene Ehrenprädicat: Semperfrei des heiligen römi-
schen Reiches; Christoph Leopold, gest. 30. Juni 1703, k. k. w. Geh.
Rath, Kammerpräsident in Schlesien etc., erlangte vom Kaiser Ferdi-
nand III. 1651 den Grafensland, wurde 7. Sept. 1662 ungarischer
Magnat, und erlangte vom Kaiser Leopold I. 12. März 1674 das damals
nur fürstlichen Personen zustehende Prädicat Hochgeboren; Hans Anton,
gest. 19. März 1742, k. k. Geh. Rath und Oberamts-Director in Schlesien,
wurde 15. April 1708 vom Kaiser Joseph I., unter Bestätigung der schon
1651 dem Vater ertheilten Grafenwürde, in den Reichsgrafenstand erhoben,
und Johann Ernst Anton aus der böhmischen Linie, gest. im Juli 1747, erhielt
vom Kaiser Carl VI. 1717 dieselbe Würde. In die schlesische Linie kam 1651
das Erb-Hofmeister- und Erb-Hofrichter-Amt des Fürstentums Schweidnitz
und Jauer, und 6. Dec. 1786 das Erb-Land-Hofmeister-Amt des Herzogthums
Schlesien. Die Ernennung als freier Standesherr zu Kynast erfolgte 10. Juni
1826, und 2. Juni 1827 die Verleihung einer Curiatstimme im Stande
der Fürsten und Herren auf dem schlesischen Provinzial-Landtage.
Aus der sehr umfangreichen Genealogie des Gesammthauses kann
hier nur das Wichtigste für Gegenwart und Zukunft hervorgehoben wer-
den. Die Abstammung der jetzigen Glieder beider Hauptlinien ergeben
nachstehende Ahnentafeln :
Schlesische Linie: Hans Anton (Gotthard) — Sohn Christoph
Leopolds aus der Ehe mit Agnes Freiin v. Racknitz — Reichsgraf, geb.
19. April 1675, gest. 19. März 1742, k. k. w. Geh. Rath und Ober-
amts-Director in Schlesien; erste Gemahlin: Maria Franziska Gräfin v.
GRAFEN V. SCHAFFGOTSCH. 365
Sereny, geb. 28. Aug. 1679, verm. 24. Juni 1703, gest. 10. Aug.
1707. — Carl Gotthard, geb. 26. Juni 1706, gest. 18. Dec. 1780,
k. k. w. Geh. Rath und Oberst-Land-Hofmeister in Böhmen; Gemahlin:
Anna Gräfin v. Hatzfcld-Trachenberg, geb. 31. Dec. 1711, venu. 13. Juni
1731, gest. 16. April 1784. — Johann Nepomuk Gotthard, geb. 2. Juni
1732, k. preuss. Kammerherr, Erb -Land -Hofmeister im Herzoglhum
Schlesien, Erb-Hofrichler im schweidnitzschen etc. Kreise, erster Ma-
joratsherr etc.; Gemahlin: Anna Juliane Gräfin v. Slubenberg, geh. 13.
Jan. 1742, verm. 9. Jan. 1764. — Leopold Gotthard, geb. 2. Nov.
1764, gest. 24. Jan. 1834, Erb-Land-Hofmeister, k. preuss. Kammer-
herr etc.; Gemahlin: Johanna Nepomucene Gräfin v. Wurmbrand, geb.
4. Jan. 1774, verm. 20. Juli 1791, gest. 28. Juni 1834. — Leopold
Christian Gotthard, jetziger Slandesherr.
Böhmische Linie: Johann Ernst Anton — Sohn Johann Wil-
helms und Neffe Johann Ernsts — erster Graf dieser Linie, geb. im
December 1685, gest. im Juli 1747, Herr auf Sadowa, Dohalitz, k. k.
w. Geh. Rath und Oberst-Burggraf zu Prag; Gemahlin: Maria Elisabeth
Gräfin v. Waldstein, geb. 1675, gest. 23. Juli 1748. — Ernst Wilhelm,
geb. 7. Jan. 1704, gest. 21. Febr. 1766, k. k. w. Geh. Rath, Käm-
merer, Oberst-Lehnrichter in Böhmen etc. ; Gemahlin : Maria Maximiliane
Gräfin v. Götz, gest. 7. März 1772. — Johann Ernst, geb. 23. Aug.
1742, lebte noch 1805 als k. k. Major und Kämmerer, Majoratsherr
auf Kundschilz, Sadowa und Weiss -Trzemeschnitz; zweite Gemahlin:
Johanna Nepomucene Gräfin v. Blümegen, verm. 1790. — Johann Frajsz
de Paula, jetziges Haupt der Linie.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier aufzuführen:
Seh lesische Linie: LEOPOLD Christian Gotthardt Graf Schaff-
gotsch, Reichsgraf und Herr der freien Slandesherrschaft Kynast, Frei-
herr zu Trachenberg, Erbherr der Herrschaften Greifenstein, Kynast und
Giersdorf und der Güter Boberröhrsdorf und Neugräflich-Warmbrunn und
Voigtsdorf, geb. 5. Mai 1793, Erb-Land-Hofmeister im Herzoglhum
Schlesien, Erb-Hofrichter der Fürstenthümer Schweidnitz und Jauer, k.
preuss. Kammerherr, verm. 5. Mai 1821 mit Josephine Gräfin v. Zieten,
geb. 23. Oct. 1799. — Die vier Brüder desselben sind: Graf Carl
Gotthardt, geb. 29. Mai 1794, k. preuss. Kammerherr und Legations-
Rath, bis Mai 1849 ausserord. Gesandter und bevollmächtigter Minister
in Florenz, verm. in erster Ehe, 16. Mai 1827, mit Maria Anna Gräfin
v. Harbuval-Chamare, geb. 25. Mai 1801, gest. 21. Mai 1828, und in
zweiter, 29. Mai 1831, mit Fredine Auguste Gräfin v. Ledehur-Wicheln,
geb. 25. Aug. 1805, aus welcher zweiten Ehe drei Söhne stammen,
die Grafen: Leopold, geb. 14. Juni 1835; Friedrich Gotthardt, geb.
13. Juni 1839, und Ludwig, geb. 4. Sept. 1842. — Graf Emanuel
Gotthardt, geb. 16. Sept. 1802, Herr auf Maywaldau, k. preuss. Kam-
merherr, dienslthuend bei der Prinzessin Carl, und Schloss- Hauptmann
von Breslau, verm. in erster Ehe, 1. Juni 1830, mit Clara Luise Elisabeth
Gräfin v. Hohenthal aus dem Hause Dölkau, geb. 31. Jan. 1801, gest. 17.
Dec. 1850, und in zweiter, 3. Juni 1852, mit Bertha v. Necker, aus dessen
366 GRAFEN V. SCHAFFGOTSCH.
erster Ehe zwei Söhne stammen, die Grafen : Hans Ulrich, geb. 1 6. Oct.
1831, und Leopold Gotthardt, geb. 16. Oct. 1833. — Graf Joseph
Gotthardt, geb. 17. März 1806, k. preuss. Kammerherr, verm. 18. Aug.
1846 mit Maria Sophie Franziska Gräfin v. Stollberg- Stollberg, geb.
28. April 1824, und Graf Franz Gotthardt, geb. 11. Mai 1816, k. k.
Hauptmann.
Vom Grafen Joseph Gotthardt — Sohn des Grafen Anton Gott-
hardt (Bruder des Grafen Carl Gotthardt und Sohn des Grafen Hans
Anton Gotthardt), verm. mit Maria Anna Gräfin v. Kollonitsch, — geb.
17. Nov. 1767, gest. 7. Mai 1844, Herrn der Herrschaften Wildschütz
und Krautenwalde, k. preuss. Kammerherrn, stammt aus der Ehe mit
Josephe Freiin v. Skrbensky, geb. 9. Sept. 1778, verm. 1795, gest.
19. Febr. 1851, Graf Franz Anton Gotthardt, geb. 18. Mai 1797,
Herr auf Wildschütz, verm. 1825 mit Agatha Freiin v. Stillfried, geb.
29. Jan. 1797, aus welcher Ehe zwei Söhne entsprossen sind, die
Grafen: Rudolph, geb. 1829, und Franz, geb. 1830. — Die drei le-
benden Brüder des Grafen Franz Anton Gotthardt sind: Graf Anton
Gotthardt, geb. 23. Mai 1800, k. k. Kämmerer, vorm. Dienstkämmerer
bei dem Erzherzog Ferdinand Victor v. Este und Rittmeister in d. A.,
verm. 1832 mit Catharina Gräfin v. Pejacsevich, geb. 1813, Oberst-
Hofmeisterin der Erzherzogin Elisabeth, aus welcher Ehe Graf Hermann,
geb. 1833, k. k. Lieutenant, stammt; — Graf Joseph Maria Carl Gott-
hardt, geb. 5. Juni 1805, k. k. Kämmerer, Oberst in d. A. und Dienst-
kämmerer bei dem Erzherzog Ludwig, und Graf Hugo Gotthardt, geb.
23. Febr. 1812, Chevalier de Justice des h. Malteser-Ordens und k. k.
Oberst- Lieutenant. — Von dem verstorbenen Bruder, dem Grafen Ru-
dolph Gotthardt, geb. 1. Oct. 1813, gest. 30. Dec. 1848, k. k. Ritt-
meister, lebt die Witlwe, Luise Freiin v. Revay, verm. 1840. — Vom
Grafen Philipp Gotthardt — Sohn des Grafen Emanuel Gotthardt (eben-
falls Bruder des Grafen Carl Gotthardt und Sohn des Grafen Hans An-
ton Gotthardt) — geh. 11. Dec. 1751, Herrn der Herrschaft Nieder-
Pemsdorf etc., stammt aus der Ehe mit Maria Elisabeth Freiin v. Zed-
litz, geb. 4. Aug. 1754, verm. 24. Oct. 1773, Graf Friedrich Gotthardt,
geb. 9. März 1780, Herr auf Glambach und Neuhauss, k. preuss. Kam-
merherr und Wittwer von Josephe Gräfin v. Schaffgotsch, aus welcher
Ehe zwei Töchter entsprossen sind.
Böhmische Linie: Johann FRANZ de Paula, geb. 30. Juni
1792, k. k. Kämmerer, Feld-Marschall-Lieutenant, Commandant des 9.
Anneecorps, Landes-Militair-Commandant von Oesterreich und Salzburg,
Regiments-Inhaber etc., verm. 30. Jan. 1817 mit Ernestine Gräfin Lam-
berg von Stein und Guttenberg, geb. 8. Mai 1791, Besitzerin des Gutes
Zaroschitz, aus welcher Ehe, neben zwei Töchtern, ein Sohn lebt, Graf
Franz de Paula, geb. 22. Juni 1829, k. k. Rittmeister. Die vier Brüder
des Grafen Johann Franz de Paula sind: Graf Rudolph, geb. 7. Sept.
1793, k. k. Kämmerer und Feld-Marschall-Lieutenant in Pension; —
Graf Johann Joseph, geb. 17. Sept. 1794, k. k. Kämmerer, Herr der
Herrschaft Biskupilz und Landstand in Mähren, verm. 10. April 1817
GRAFEN V. SCHALL-RIAUCOUR. 367
mit Maria Philippina Neria Juditha Lamlirräfin von Fürstenberg, geb. 15.
Jan. 1792, aus welcher Ehe, neben zwei Töchtern, ein Sohn stammt:
Graf Friedrich, geb. 22. Juli 1822, k. k. Rittmeister und Escadrons-
Commandant, verm. 21. März 1849 mit Theresia Gräfin Palffy v. Erdöd,
geb. 24. Jan. 1824. — Graf Johann Ludwig, geb. 1. Febr. 1799, k. k.
Kammerer und pens. Major, und Graf Johann Anton, geb. 16. Febr. 1804,
Bischof von Brunn und Domherr von Olmülz, k. k. Geh. Rath.
Von den Nachkommen des Grafen Joseph Wilibald — Bruder des
Grafen Ernsl Wilhelm und Sohn des Grafen Johann Ernst Anton —
Herrn auf Bielohrad, in erster Ehe vermählt mit Maria Barbara Gräfin
v. Waldstein und in zweiter mit Maria Franziska Gräfin v. Wieschnick,
ist hier nur der Enkel zu erwähnen: Graf Franz Joseph — Sohn des
Grafen Franz Ernst aus der Ehe mit Barbara Gräfin v. Kavanagh —
geb. 6. Juli 1785, verm. 3. Ocl. 1810 mit Rosalie v. Piers. Ausser
demselben leben noch 6 weibliche Nachkommen des Grafen Joseph
Wilibald.
Grafen v. Schall -Riaucour.
HaUjoltfdj. jßömgreid) 0ad)fen.
Besitz : in der Lausitz die Rittergüter Pulzkau, Gausig, Crostau etc.
Wappen: Schild der Länge nach getheilt; rechts in Blau zwei überein-
anderstehende, in zwei Reihen, jede zu 10 Feldern, von Roth und Silber geschachte
Sparren (Schall); links quer getheilt; oben in Gold drei (2 und 1) rothe Rosen;
unten in Blau zwei wellenförmig gezogene silberne Querbalken (Riaucour). Auf
dem Schilde erheben sich vier mit Grafenkronen gekrönte Helme. Der rechte Helm
trägt einen offenen blauen Adlersflug, dessen Flügel mit den geschachten Sparren
der rechten Scbildesseite belegt sind (Schallscher Helm); der zweite einen die
Sachsen einwärtskehrenden, mit den drei Rosen der oberen Hälfte der linken Schil-
desseite belegten goldenen Adlersflügel ; der dritte drei Straussenfedern , golden-
roth , golden, und der linke Helm einen die Sachsen einwärtskebrenden blauen
Adlersflügel, welcher mit den zwei wellenförmigen Querbalken der unteren Hälfte
der linken Schildesseite belegt ist. (Der zweite, dritte und linke Helm sind die
Riaucourschen Helme). Die Decken des rechten Helmes sind blau, roth und sil-
bern, die der übrigen drei Helme rechts golden und roth, links blau und silbern.
368 GRAFEN V. SCHALL-RIA UCOUR.
Den Schild halten zwei vorwärtssehende goldene Löwen mit durch die Hinterpran-
ken geworfenem Schweife. — Das neue Tyroffsche Wappenhuch der sächsischen
Länder giebt das Wappen, wie folgt, an: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im
blauen Mittelschild die Schallschen geschachten Sparren ; 1 und 4 in Silber drei
rothe Rosen (2 und l). 2 *und 3 in Blau zwei wellenförmig gezogene silberne
Querbalken. Den Schild deckt die Grafenkrone. — Dieser Angabe entsprechen
mehrere, der Redaction vorliegende Lackabdrücke von Petschaften aus der Fa-
milie nicht.
Die Grafen v. Schall-Riaucour slammen aus der sehr alten rhein-
ländischen Familie v. Schall, später Schall von Bell, und der Beiname
Riaucour ist durch Vermählung hinzugekommen. Die Familie v. Schall
ist ein ursprünglich cölnisches Geschlecht, welches sich zunächst im
Bergischen und Jillichschen sehr ausbreitete. Glieder desselben kamen
im 16. Jahrhunderte nach Liefland, brachten das dortige Erbland-Mar-
schall-Amt in die Familie und sind vielfach in die Geschichte Lieflands
verflochten. Im 18. Jahrhundert trat das Geschlecht auch in Bayern
auf. Das Alter der Familie ergiebt sich hinreichend aus den von Fahne
gegebenen Ahnentafeln. Ropert Schallo kommt schon 1150 vor, und
Johann Schall von Bell wurde 13S7 mit dem Thurnhof zu Friesdorf
belehnt. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts treten zuerst Frei-
herren, im Anfange der zweiten Hälfte aber Grafen v. Schall auf, deren
Namen sich in von Vetter und Fahne milgetheilten Stammtafeln finden.
Vetter (Authent. Samml. der bei der Bergischen Ritlerschaft vorhande-
nen und aufgeschworenen adeligen Wappen und Stammtafeln, Cöln 1791)
giebt nachstehende zwei Tafeln : I. Johann Wilhelm Schall v. Bell ;
Anna v. und zu Gahlen. — Otto Degenhard ; Christiana Margarelha v.
Hompesch zu Pulheim. — Maximilian Damian zu Mühlheim ; Franziska
Wilhelmine v. und zu Landsberg. — Ferdinand Freiherr Schall v. Bell,
aufgeschworen 20. Aug. 1747, und II. Johann Henrich Schall v. Bell
zu Flerzheim ; Anna Magdalena v. Metzenhausen zu Burgunsler. —
Wilhelm Jacor zu Flerzheim und Morrenhofen; Maria Gatharina Freiin
v. d. Vorst. — Maximilian Henrich zu Morrenhoven, Flerzheim und
Niederdrees; Isabella Catharina Maria Anna Schall v. Bell zu Mühlheim.
— Clemens August zu Morrenhoven, Flerzheim und Niederdrees; Augu-
slina Schliederer Freiin v. Lachen. — August Clemens Maria Ernest
Joseph zu Morrenhoven, aufgeschworen 28. Nov. 1788. Diese beiden
Tafeln giebt, nur erweitert, auch Fahne, und zwar die erslere, wie folgt:
Heinrich Schall v. Bell, 1514 mit Mühlheim belehnt, gest. vor 1522.
— Wilhelm, belehnt 1550. — Gotthard, 1578, 84 und 96 belehnt.
— Johann Wilhelm, 1660 belehnt; Gemahlin: Anna v. Gahlen zu Tricst.
— Otto Degenhard, 1677 belehnt, gest. vor 1685; Gemahlin: Chri-
stiana Margarelha v. Hompesch-Bollenheim. — Max Damian, 1718 be-
lehnt; Gemahlin: Franziska Wilhelmine v. Landsberg. — Ferdinand,
Freiherr, gest. 3. Dec. 1783, berg. Landhofmeister, kurpfälz. wirkl. Geb.
Rath, geisll. Präsident, später Reichsgraf, Graf von Megen, Herr zu
Haaren, Macharen, Wahn und Schönrath; Gemahlin: Maria Anna Caroline
Elisabeth Walpurge Gräfin v. Stadion, verm. 9. Juli 1746. — Tafel H.
gestaltet sich bei Fahne wie folgt: Wilhelm Schall v. Bell zu Flerzheim,
f.RAFEN V. SCHALL-RFAUCOnt. 369
Amtmann zu Brühl; Gemahlin: Elisabeth v. Bredow — Johann Henrich
zu Flerzheim, 1020 cölnischer Trnehsess; Gemahlin; Anna Magdalena
v. Metzenhansen, 1632 Witlwe. — Wilhelm Jacob, cölnischer Kämme-
rer, Ober -Hofmeister, Herr zu Flerzheim, Morrenhoven etc., gest. vor
1705; Gemahlin: Maria Calharina v. d. Vorsl-Lomheck. — Max Henrich,
Herr zu Morrenhoven, Flerzheim, Hompesch, Niederdrees, cölnischer Geh.
Rath, zweite Gemahlin: Maria Isabella Schall v. Bell zu Mühlheim, 1741
Witlwe. — Clemens August Maria, Herr zu Bell, Flerzheim und Mor-
renhoven, kureölnischer Geh. Rath, Hauptmann und Amtmann zu Rhein-
bach etc., des Michaelsordens Grosskreuz; zweite Gemahlin: Auguste
Freiin v. Schliederer, verm. 1757. — August Clemens, 1788 wegen
Morrenhoven und 1790 wegen Schimrath bei Jülich aufgeschworen,
kureölnischer Hofmarschall, Geh. Staatsrath etc.
Graf Carl Theodor v. Schall — aus der bayerischen Linie der
Familie stammend und wohl der Sohn des Grafen Ferdinand (s. oben
die Ahnentafeln unter I) — kurpfälzischer Geh. Rath und Gesandter am
kursächsischen Hofe, vermählte sich 28. Juni 1777 mit Henriette Gräfin
v. Riaucour, Erblochter des Grafen v. Riaucour, kursächsischen Ministers,
Herrn auf Putzkau, Gausig, Crostau etc. Letzterer, Andreas v. Riaucour,
aus einer allen französischen Familie entsprossen, wurde als kursächsi-
scher Geh. Rath und ausserord. Gesandter am kurpfälzischen Hofe vom
Kaiser Franz I. 1. Oct. 1754 in den Reichsgrafenstand erhoben: eine
Erhebung, welche von dem kursächsischen Ober-Hofmarschall-Amle 22.
Mai 1755 bekannt gemacht wurde. Andreas Graf v. Riaucour starb
1794 ohne männliche Nachkommen, worauf in Folge testamentarischer
Verfügung der Schwiegersohn desselben, Graf Carl Theodor v. Schall,
Namen und Wappen des Verstorbenen mit dem seinigen vereinigte und
in Besitz der Riaucourschen Güter kam.
Der Sohn desselben ist das jetzige Haupt der Familie:
CARL August Andreas Graf v. Schall-Riaucour, geb. 27. Oct. 1795,
Herr auf Putzkau, Gausig, Crostau etc., verm. 4. Sept. 1828 mit Amalia
Cäcilia Maria Gräfin v. Seinsheim, geb. 22. Nov. 1808, gest. 17. Febr.
1845. Aus dieser Ehe stammen, neben vier Töchtern, vier Söhne, die
Grafen: Carl Borromaeus August Andreas Michael Hermann Clemens,
geb. 29. Sept. 1834; Maximilian Joseph Ludwig Andreas Hilarius Ma-
ria, geb. 13. Jan. 1837; Otto Hermann Rochus Gabaleon Johannes,
geb. 22. Juni 1838, und Moritz Clemens Maria Wolfgang, geb. 30. Jan.
r845. — Die Seh wester des Grafen Carl August Andreas, Gräfin Ca-
rolina, geb. 1799, ist mit dem Marquis de la Rochefoucauld -Liancour
vermählt.
21
370
GRAFKIN V. SCHAI.LKNHKRG.
Grafen v. Schallenberg.
üaUjolifd). ©ffterrctd).
In Ober- Oesiorreich beciiiert.
Wappen : quadrirter Schild mit Mittelschild. Mittelschild gekrönt und
quer getheilt; oben in Gold ein aufwachsender rechtssehender, gekrönter, doppelt-
geschweifter rother Löwe; unten schwarz, ohne Bild (Stammwappen). 1 und 4 in
Silber ein einwärtssehender schwarzer Adler (nach Spener: Lappitz); 2 und 3
quer getheilt; oben in Roth eine auf einer goldenen Krone sitzende, einwärt»
sehende silberne Gans mit einer Krone um den Hals und auf dem Kopfe; unten
in Silber drei rothe Querbalken oder, nach Anderen, sieben quergezogene, wechsels-
weise silberne und rothe Fäden (nach Spener: Grafen von Corbau). — Ueber dem
Schilde erheben sieh drei gekrönte Helme. Der rechte trägt den Adler des 1. und
4. Feldes (Lappitzscher Helm); aus dem mittleren wächst ein gekrönter, vorwärts-
sehender, rother Löwe auf (Helm des Stammwappens), und auf dem linken sitzt
eine einwärtssehende gekrönte silberne Gans mit einer goldenen Krone um den
Hals. Die Decken des rechten Helmes sind schwarz und silbern, die des mittleren
roth und golden, und die des linken roth und silbern. — Nach Siebmacher (1.37)
ist die untere Schildhälfte des Stammwappens ebenfalls schwarz, ohne Bild. Der
linkssehende Löwe hat drei Schweife und wächst aus dem Helme nach links em-
por, doch ist dabei nicht zu übersehen, wie Siebmacher bekanntlich die Wap-
penbilder gestellt hat. - Die Adler im 1. und 4. Felde und auf dem rechten
Helme zu krönen, ist gegen die gewöhnlichen Angaben über das Lappitzsche Wap-
pen. — Nach älteren Lackabdrücken hallen den Schild zwei Löwen, deren Köpfe
Helme tragen. Auf dem Helme des rechten Löwen steht ein die Sachsen einwärts-
kehrender geschlossener Adlersflug, auf dem des linken aber nebeneinander drei
Straussenfedern.
Sehr alle österreichische Familie, deren gleichnamiges Stammhaus
nach dem Freiherrn v. Hoheneck (historische Beschreibung der Herren
Stände des .Erzherzoglhums Oesterreich oh der Ens) unweit Biherstein
lag. Thomas v. Schallenberg wohnte, nach Bucelini, 1165 dem Tur-
niere zu Zürich, und Wolf 1209 dem zu Worms bei. Von den Nach-
kommen des Letzleren sind Caspar und Balthasar bekannt. Balthasar
wurde 1455 mit anderen österreichischen Herren, wie Graf Wurmbrand
angiebt, nach Linz zu den Unterhandlungen zwischen dem Erzbischof
von Salzburg und den Herzogen in Bayern gesendet, und von dem Sohne;
desselben, Stephan, stammen die jetzigen Glieder der Familie ab. Der
CRAFKK V. SCHAU. KNHKRG. 371
Urenkel desselben war Wolfgang, Herr auf Rosenau, welcher im 95.
Jahre starb. Von Letzterem sind zwei Enkel, Wolfgang Christoph und
Georg Christoph, bekannt. Von Ersterem lebten drei Enkel : Christoph
Ludwig, Carl Ernst und Christoph Ferdinand nocli im Anfange des 18.
Jahrhunderts; Letzterer, Georg Christoph, war Obersl-Proviant-Meister
und Ober- Commissar in Oestcrreich ob der Ens, und der Enkel des-
selben, Christoph Dietrich, Graf v. Schallenberg, gest. 1708, kommt als
k. k. Kämmerer, General-Kriegs-Commissar und Hof-Kriegsrath, und als
Vater Christoph Ferdinands, k. k. Kämmerers, vor. Des Grafen Christoph
Dietrich Bruder war 1694 bischöfi. augshurgischer Hof-Raths-Präsident
und 1700 Domherr zu Costnilz, und Christoph Georg, k. k. Geh. Rath,
starb 1720. Den Freiherrensland ertheille der Familie Kaiser Ferdi-
nand II. 9. Dec. 1636, den Grafenstand aber Kaiser Leopold I. im Jahre
1666, und das Indigenal in Ungarn wurde 25. Jan. 1688 erlangt.
Das jetzige Haupt der Familie ist:
Graf JOSEPH, geb. 8. Mai 1776, k. k. Kämmerer und Major in
d. A. , verm. 9. Jan. 1803 mit Henriette Gräfin v. Liechtenberg, geb.
9. April 1776, gest. 2. Ocl. 1836. Aus dieser Ehe stammt Graf
Heinrich Christian, geb. 23. Febr. 1811, k. k. Oberlieutenant in d. A. —
Die Schwester des Grafen Joseph, Gräfin Maria Anna, geb. 14. Dec. 1780,
vermählte sich 12. Juli 1822 mit Johann Nepomuk Freiherrn v. Imhof,
k. k. Kämmerer und Major in d. A., und ist seit 17. Jan. 1840 ver-
willwet. — Die Ilalbgesehwister des Grafen Joseph, welche aus der
zweiten Ehe des Vaters, mit Franziska Freiin v. Skall, stammen, sind
Graf August, geb. 30. Aug. 1803, k. k. Kämmerer und Major, und Gräfin
Emilie, geb. 14. Oct. 1804, vermählt mit Wilhelm Ernst Julius Grafen
v. Zedlwitz, k. k. Major, verwittwet seit dem Octoher 1850.
24
372 GRAFEN V. SCHELFR.
Grafen v. Scheler.
Culherifch. löürttfmberg.
Wappen: Schild zweimal quergetheilt, dreifeldrig. 1 in Gold ein quer,
nach links liegendes schwarzes Hirschhorn mit 6 nach oben gekehrten Enden (Ver-
mehrung des Wappens bei Erhebung in den Grafenstand des Königreichs Württem-
berg). 2 in Blau eine gestielte, querliegende und nach links gekehrte goldene
Rose (Stammwappen). 3 in Roth ein querliegendes, mit der Spitze nach links
gekehrtes Schwert mit silberner Klinge und goldenem Griffe (Vermehrung des Wap-
pens bei Verleihung der französischen Reichsgrafenwürde), lieber der Grafenkrone
erheben sich zwei gekrönte Helme. Auf dem rechten Helme steht nach einwärts
gewendet das Hirschhorn des 1. Feldes, und auf dem linken aufrecht das Schwert
des 3. Feldes. Die Helmdecken sind rechts schwarz und golden, links roth und
golden, und den Schild halten zwei einwärtssehende goldene Löwen.
Die Grafen v. Scheler stammen aus einer alten Adelsfamilie, welche
ursprünglich in Tirol und Oberschwaben ansässig war. Arnold v. Scheler
kommt 1383 als Landcommenthur des deutschen Ordens zu Altschhausen
vor. Matthias, kais. Feldhauptmann, erhielt vom Kaiser Carl VI. 26.
Juni 1727 die Erneuerung seines Adels und den Reichsadel. Derselbe
hinterliess zwei Söhne, Matthias und Jacob. Letzterer, geb. 1726, starb
1784 als herz, württembergischer General-Major, und ein Sohn dessel-
ben, Ernst Friedrich Carl, geb. 17. März 1760, ist neuerlich in hohem
Alter, als königl. württembergischer Hauptmann a. D. gestorben. —
Matthias, älterer Sohn des Feldhauptmanns Matthias, geb. 24. Juni 1724,
gest. 27. April 1789, Oberst-Lieutenant und Cominandant der Festung
Hohenneuflen , vermählte sich mit Margaretha v. Halder, geb. 4. Aug.
1740, gest. 3. Febr. 1797. Aus dieser Ehe stammten zwei Söhne,
Johann Georg und Friedrich Wilhelm Carl. Letzterer, geb. 15. Nov.
1774, ist neuerlich als königl. württembergischer General-Lieutenant
a. D. ohne Nachkommen gestorben. Johann Georg, geb. 13. Dec. 1770,
gest. 3. Dec. 1826, königl. württembergischer General-Lieutenant, Divi-
sionair der Infanterie, Gouverneur der königl. Residenzstadt Stuttgart,
wurde vom Könige Friedrich I. von Württemberg, wegen ausgezeichne-
ter Waffenthaten, 23. Oct. 1812 in den Grafenstand des Königreichs
Württemberg Erhoben, und erhielt in demselben Jahre vom Kaiser Na-
poleon 1. die französische Reichsgrafenwürde. Aus der Ehe desselben
GRAFEN SCHIRMHNGKR V. SGIIIR.MHNG.
373
mit Henriette Wilhelmine Christiane Caroline Wächter, geb. 18. Febr.
1779, venu. 6. Nov. 1801, stammt das jetzige Haupt der Familie:
Carl FRIEDRICH Wilhelm Graf v. Sender, geb. 15. Mai 1808,
königl. württembergischer Major, verm. 25. Juni 1836 mit Ludmilla
Gräfin v. Schärftenberg (s. Seite 359), geb. 1817. Aus dieser Ehe sind,
neben zwei Töchtern, zwei Söhne entsprossen, die Grafen: Johann Georg
Friedrich Wilhelm Carl Leopold, geb. 10. März 1840, und Carl Fried-
rich Traugott, geb. 27. April 1848. — Der Bruder des Grafen Carl
Friedrich Wilhelm ist, neben drei Schwestern, Graf Friedrich Wilhelm
Georg, geb. 12. Dec. 1810, königl. württembergischer Hauptmann, verm.
18. Mai 1841 mit Johanna Anna v. Nellestein, geb. 6. Juli 1821 und
bereits gestorben. Aus dieser Ehe stammt, neben einer Tochter, ein
Sohn: Graf Carl Stephan, geb. 25. Aug. 1843.
Grafen Sckirndinger v. Schirm! mg.
In Böhmen begütert.
Wappen : quudrirter Schild. 1 und 4 in Schwarz ein einwärtsgekehrter,
gekrönter, doppellgeschweiltcr goldener Löwe. 2 und 3 in Guld drei quer über-
einander liegende schwarze Baumstöcke, jeder mit drei nach oben gekehrten Ast-
enden , aus welchen , sowie aus den rechten Enden der Stöcke, Flammen hervor-
brechen. Ueber der Grafenkrone stehen drei gekrönte Helme. Aus dem rechten
und linken wächst einwärtsgekehrt der Löwe des 1. und 4. Feldes empor, und auf
dem mittleren Helme stehen die drei brennenden Aeste des 2. und 3. Feldes neben-
einander aufrecht und mit den Flammen einwärts gekehrt. Die Helmdecken sind
schwarz und golden, und den Schild halten zwei geharnischte Männer, welche mit
der freien Hand eine Turnierlanze auf den Boden stemmen. — Die Angabe, dass
im 1. und 4. Felde der Löwe aus dem unteren Bande des Schildes hervorwachse,
ist unrichtig. — Der linke Helm kam bei Erhebung in den Grafenstand hinzu.
Sehr altes, ursprünglich fränkisches und voigtländisches Geschlecht,
welches als solches bei den Domcapiteln zu Bamberg und Würzburg
vielfach aufgeschworen ist. Dasselbe hat sich seit 1160 im egerschen
Kreise und später auch weiter in Böhmen in vielen Linien verbreitet
374 (HUFEN SCHIRMDINGER V. SCHIRNDING.
und grossen Grundbesitz erlangt. Die gleichnamige Stammburg, welche
längst zerstört ist, lag hart an der böhmischen Grenze im Markgrafen-
Ihum Bayreuth. Dieselbe war, nach Urkunden, schon 1211, zur Zeit
des Kaisers Otto IV., im Besitz der Familie und bestand noch 1496.
— Schönwald, eine Herrschaft im Pilsener Kreise, kam 1507 durch
Vermählung an die Familie, indem Jost Schirndinger v. Schirnding, der
Sohn des als Held bekannten Jost oder Jobst Schirndinger, welcher
1467 die Hussilen von Wunsiedel aus dem Felde schlug, sich mit Anna
v. Bünau vermählte. — Die fortlaufende Stammreihe der Familie in dem
freiherrlichen, wie im gräflichen Stamme, beginnt mit Albert Schirn-
dinger v. Schirnding, welcher, nach mehreren seiner Vorfahren, Schön-
wald besass, mit Anna Eva v. Aufsess vermählt war und 1529 starb.
Der Sohn desselben war Siegmund, verm. mit Anna Catharina Laminger
von Albenreuth, und der Urenkel Siegmunds, Johann Joachim (II.), Herr
auf Schönwald und Neuzedlischt, erbte die letztere Herrschaft von sei-
ner Mutter Anna Salome Kfelwine von Sachsengrün, welche nach dem
Tode des Vaters, Johann Joachim (I.) v. Schirnding, sich mit Johann
Wilhelm Tucher von Schoberau in zweiter Ehe vermählte. Aus der
Ehe mit Anna Maria Thoss von Erlbach stammten, unter mehreren Kin-
dern, zwei Söhne: Johann Friedrich und Johann Leopold. Letzterer,
gest. 1724, Herr der Güter Chotiemirz, Bliziwa, Stanetiz, Vogelsang und
Nahosiz, hinterliess aus der Ehe mit Anna Ludmilla Wiedersperger v.
Wiedersperg eine Nachkommenschaft, durch welche später, von Leopold
Wenzel stammend, der Grafenstand in die Familie gelangte, durch Jo-
hann Friedrich aber, Herrn auf Schönwald und Pawlowiz , verm. mit
Maria Catharina Hora v. Oczelowiz, entspross durch den Sohn, Joachim,
die noch blühende freiherrliche Linie zu Schönwald, deren jetziges Haupt
Johann Nepomuk — Sohn Franz Joachims und Enkel Joachims — ist.
Was die in die Familie gelangten Standeserliöhungen anlangt, so
wurde zuerst Siegmund Schirndinger v. Schirnding vom Kaiser Carl VI.,
13. Dec. 1717, und von demselben Kaiser, 11. April 1737, der k. k.
Hauptmann Johann Franz Joseph Schirndinger v. Schirnding in den erb-
ländisch böhmischen Freiherrenstand erhoben, und Johann Anton Frei-
herr Schirndinger v. Schirnding erhielt vom Kaiser Franz II. 1793,
wegen uralten Adels und 34jäbriger, bei dem Kammer- und Hoflehen-
rechte unentgeltlich geleisteten Dienste, die Grafenwürde.
Von dem Freiherrn Leopold Wenzel — Sohn Johann Leopolds
(s. oben) — stammte aus der Ehe mit Eleonora Catharina Schirndinge-
rin v. Schirnding: Graf Johann Anton, verm. mit Maria Anna Freiin
v. Haugwitz, und der Sohn desselben war: Graf Anton Joseph Ferdinand,
geb. 10. März 1768, gest. 16. April 1848, k. k. Kämmerer und Ritt-
meister in d. A., verm. 19. April 1S02 mit Maria Antonia Jo-
sepha Elisabeth Anna Gräfin v. Tige , geb. 4. Febr. 1782, gest. 21.
Jan. 1835.
Aus dieser Ehe ist das jetzige Haupt der Familie entsprossen:
Johann Joseph ANTON Graf Schirndinger v. Schirnding, geb. 6. Sept.
1813. — Von dem Bruder desselben, dem Grafen Ferdinand Leopold, geb.
GHAFK.N V. SCIIL.YIJF.R.NDOHF.
375
7. Juni I SOS, gest. 28. Juli 1845, leben die Wittwe, Grälin Therese
Wotipka, geb. 2. März 1814, verra. 7. Aug. 1833, und zwei Söhne,
die Grafen: Amtom Jobann Ferdinand, geb. 4. Juli 1837, und Victor
Franz Ferdinand, geb. 30. Dec. 1838.
Grafen v. Schlaberndorf (Schlabrendorf ).
Satholtfd). |Jreufkn.
Besitz: die Mindeisiandesherrschaften Münsterberg und Frankeiisiein j die Rittergüter Steh,
Schlause, Giersdorf etc. und Grocliau in Schlesien.
Wappen der Stolzer Linie (Diplom v. 17. Nov. 1772): quadrirter Schild
mit Mittelschild, beide mit goldener Einfassung. In dem mit einer Grafenkrone
gekrönten silbernen Mittelschilde drei blaue Blumen an einem grünen Stengel.
1 in Blau eine silberne, vierblätterige Böse; 2 und 3 in Gold drei blaue, schräg-
linke Balken (Stammwappen); 4 in Gold eine rothe, vierblätterige Böse. Auf dem
Schilde stehen drei gekrönte Helme. Auf dem rechten steht etwas schrägrechts
ein goldener, mit dem Bart nach oben und einwärts gewendeter goldener Schlüssel
zwischen zwei Fahnen an goldenen Stangen. Die rechte Fahne ist golden und mit
einem einwärtssehenden, gekrönten, schwarzen Adler, die linke, ebenfalls goldene,
mit drei blauen, schräglinken Balken belegt; aus dem mittleren Helme wächst eine
bis an die Ellbogen roth gekleidete, vorwärtssehende Jungfrau empor, welche in der
aufgehobenen Beeilten einen goldenen Bing mit rothem Steine emporhält, die Linke
aber an die Hüfte stemmt, und auf dem linken Helme steht ein offener, schwarzer
AdlersQug. Die Helmdecken sind blau und golden. — Wie beschrieben, giebt das
Wappenbuch der preussischen Monarchie dieses Wappen, doch ist in Bezug auf
das erwähnte Stammwappen zu bemerken, dass sich bei Dienemann und v. Meding
folgende Angaben, welche durch die weiter unten aufgeführten Wappen bestätigt
werden, finden: in Gold drei schrägrechte, schwarze Balken. Auf dem Helme über
einem Wulste oder Krone ein sitzender, schwarzer Affe, welcher mit der rechten
Vorderpfote einen rothen Apfel zum Munde führt, mit der linken aber die, an
einem silbernen, ihm um den Leib gehenden Bande befestigte goldene Kette,
welche von der linken Seite hinter dem Helm weggeht, auf der rechten Seite aber
wieder erscheint, auffasst. Die Helmdecken sind golden und schwarz. — Die Bösen
sind wahrscheinlich aus dem gräflich Churschwandtschen, die Jungfrau zum Theil
aus dem Blumenthalschen Wappen entnommen. Die Adlersflügel wurden zum An-
denken des Ministers v. Schlabrendorf (s. unten) angebracht und durch den Schlüssel
auf das Erbamt hingedeutet, welches der Aelteste dieser Linie als Titel führt.
376 GRAFEN V. SCHLARERNDORF.
Wappen nach dem Diplom v. 15. Oct. 1786: Schild mit Mittelschild. In
dem mit einer Grafenkrone gekrönten silbernen Mittelschilde ein linkssehender,
golden bewehrter, schwarzer Adler, dessen Brust und Flügel mit einem silbernen
Kleemonde und auf der Mitte darüber stehenden, silbernen Kreuze belegt sind. Im
goldenen Hauptschilde drei schrägrechte, schwarze Balken. Ueber der Grafenkrone
erheben sich drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt an goldener Stange eine
rechtswehende, blaue, mit drei silbernen Lilien besetzte Fahne; auf dem initiieren
steht ein silbernes Patriarchenkreuz zwischen zwei Fahnen an goldenen Stöcken.
Die reehtswehende Fahne ist golden, mit goldenen Fransen besetzt und mit einem
schwarzen, schräglinken Balken belegt, und auf dem linken Helme erheben sich
drei silberne Straussenfedcrn. Die Helmdeckcn sind schwarz und golden, und den
Schild hält rechts ein vorwärtsgekehrter, geharnischter Mann, und zwar mittelst des
Schildes, links ein auswärtssehender, doppelt geschweifter Löwe von natürlicher
Farbe. Das Visir des rechtsstehenden, geharnischten Mannes ist geschlossen, der
Helm mit drei silbernen Straussenfedcrn besetzt, und mit der Hechten hält der-
selbe eine aufrechtstehende Lanze. Der niederwärts gesenkte Schild hat eine gol-
dene Einfassung und zeigt in Gold drei schwarze, schrägrechte Balken. Am
Schildesfusse sind Fahnen und Armaturen angehäuft.
Wappen nach dem Diplome v. 31. Oct. 1786. Quadrirter Schild mit
Mittelschild (Stammwappen). In dem mit einer Grafenkrone gekrönten, goldenen
Mittelschilde drei schräglinke, schwarze Balken (Stammwappen). I in Blau ein
schräglinks gelegter grosser Dienstdegen , vor welchem ein schwarzer Kürass mit
rother Einfassung, worauf der preussische Adler mit gewöhnlicher Verzierung steht
(zum Andenken des k. preuss. Generalmajors und Kegimentschefs Gustav Albrecht
v. Schlabrendorf) ; 2 in Silber eine von Gold und Roth der Länge nach gctheilte
Bischofsmütze (zum Andenken des Johann v. Schlabrendorf, 1500 Bischofs zu
Havelberg); 3 in Roth ein silbernes Johanniter-Herrenmeisterkreuz (zum Andenken
des Georg v. Schlabrendorf, 1491 — 1527 Herrenmeisters des Johanniter-Ordens in
der Mark Brandenburg), und 4 in Schwarz zwei gekreuzte alte Lanzen, an deren
Spitze eine hellblaue Flagge mit drei weissen Lilien weht (zum Andenken des
Feldobersten Fabian v, S., welcher 1512 in der Schlacht bei Ravenna blieb). Auf
dem Schilde ruht die Grafenkrone, auf welcher sich drei gekrönte Helme erheben.
Der rechte Helm hat in der Mitte die zwei Adlerflügel des schlesischen Adlers (zum
Andenken des Ernst Wilhelm v. S., k. preuss. Etats- und in Schlesien dirigirenden
Ministers, und an jeder äusseren Seite des Flugs steht eine Estandarte, die rechte
mit einem doppelten, schwarzen Adler belegt, welcher in der rechten Klaue einen
halben Mond hält, die linke das Schlabrendorfsche Slasninwappen zeigend (zum
Andenken an den Reichsfrciherrn Otto v. Schlabrendorf, gest. 1721 als k. preuss.
General und Gouverneur der Veste Cüstrin). Der mittlere Helm trägt die nach
rechts gekehrte, mit einem Apfel spielende Meerkatze des Stammwappens, und der
linke Helm drei silberne Straussenfedcrn (zum Andenken des Herrenmeisters Georg
v. S.), welche rechts von einem Bischofsstäbe (zum Andenken des Johann v. S.,
Bischofs von Havelberg) und links von einer Hellebarde (zum Andenken an den
Feldobersten Fabian v. S.) beseitet sind. Statt der Helmdecken umgiebt Helme
und Schild ein rother, mit goldenen Fransen besetzter und mit Hermelin gefütterter
Wappeninantel, und den Schild umgiebt ein blaues Band mit der Devise: Propter
Merita Parentum, — Diese Beschreibung, welche dem Grafendiplome selbst ent-
nommen ist, wird, bei Vergleichung mit der Abbildung, wie dieselbe im Wappen-
buche der preussischen Monarchie (Bd. 1. 88) gegeben ist, abermals zeigen, dass
wahre Genauigkeit oft selbst nicht aus Quellen zu erlangen ist, welche sonst zu
den besten gehören, wie dies namentlich von den ersten Bänden des genannten
preussischen Wappenbucbs gilt, in Bezug auf welche wohl einer der allerkundigsten
Heraldiker dem Verleger zur Seite gewesen ist.
Sehr alle, berühmte, an verdienten Gliedern und Besitz reiche kur-
mä'rkische Familie, in welche spater der Freiherrenstand und durch drei
Erhebungen die Grafenwürde gekommen ist. Das Geschlecht ist, nach
älteren Historikern, unzweifelhaft deutschen Ursprungs, und den von
GRAFEN V. SCHLABKRNDORF. 377
einigen Neueren angedeuteten wendischen oder slavischen Ursprung weist
die Familie entschieden ah. Angelus, ein immer sehr zu beachtender
Historiker, wenn auch vielfach gegen denselben gesprochen worden ist,
giebt an, dass das Geschlecht 924 vom Kaiser Heinrich I. bei Eroberung
Brandenburgs und der Vertreibung der Wenden aus demselben mit den
Familien Blumenlhal, Arnim, Holzendorff, Lochau etc. in die Marken ver-
pllanzt worden sei und von da sich weiter ausgebreitet habe. Der
Kaiser besetzte, nach den Worten des genannten Chronisten, Brandenburg
mit „Eitel Sachsen" und Vielen von Adel, von welchen noch viele Ge-
schlechter diesseits der Elbe übrig sind. — So gehört denn die hier in
Rede stehende Familie zu den ältesten christlichen Einwanderern in
der Mark Brandenburg. — Der Name wurde früher so verschieden
geschrieben, dass siebzehn verschiedene Schreibweisen desselhen bekannt
sind, doch sind die gesammten Verschiedenheiten unerheblich und durch
die Verhältnisse der Zeit, in welcher dieselben vorkommen, leicht erklär-
lich. Wichtiger ist die Etymologie des Namens. Auch Schlahrendorf ist
ein Ortsname: der Adel wurde bis zum 12. und 13. Jahrhundert ur-
kundlich meist nur mit dem Taufnamen bezeichnet, dann aber nach
seinem Grundbesitz benannt. Schlahrendorf in der Niederlausilz, eine
Meile von Luckau, welches urkundlich 1210 unter dem Markgrafen
Conrad von Meissen vorkommt, wurde wahrscheinlich erst später von
der Familie gegründet und benannt — das eigentliche Slammgut ist
unstreitig ein anderer gleichnamiger Ort, welcher bereits 1393 als wüst
im Havellande erscheint. Den Ursprung des Namens hat mau in dem
Worte „schlan", schlagen, und „brennen" finden wollen, und diese Er-
klärung hat dem Freiherm Otto v. Schlahrendorf (s. unten) als tüchtigem
Soldaten so gefallen, dass er dieselbe für richtig nahm und die früher
übliche Schreibart Schlaberndorff in Schlabrendorü" umwandelte , welche
auch in das reichsfreiherrliche Diplom überging und durch dasselbe
bestätigt wurde. Eine andere Ableitung ist die von : Schlabern , d. h.
Dornen, welche an den Hagedörnern wachsen und ein sehr festes Holz
sind. Beide Annahmen lassen aber unbefriedigt, und eher liessen sich
noch die Wurzeln des Namens in den Worten „Schlau" und „Brav"
auffinden. Viel mehr hat unstreitig die Annahme für sich , dass irgend
ein alldeutscher Eigenname in verfälschter Form , deren ursprüngliche
Beschaffenheit, des Alterthums wegen, verloren gegangen ist, vorliegt:
eine Annahme, welche sich in einer trefflichen, von der Redaction eben
so gern, wie dankbar benutzten Monographie (geneal.-histor. Uebersicht
der kurmärk. Familie der Herren v. Schlahrendorf. Herausgegeben vom
Grafen (Konstantin v. Schlahrendorf auf Grochau, 1842) vorfindet. Sehr
leicht könnte nämlich der Name der Familie in Slabert, Slabrecht oder
einem ähnlichen deutschen Namen seinen Ursprung haben. Der Sage
nach hat die Familie sich vom Wohnsitze ihres Stammvaters, des mäch-
tigen Ritters Slabre, genannt. Nach Allem hat derselbe wirklich gelebt,
sei es nun unter diesem, oder einem ähnlichen Namen. Derselbe war
ein Deutscher von edler Abkunft, welcher, wie oben angegeben, nach
Brandenburg kam, den Ort Slabrendorf als christliche Niederlassung und
378 GRAFKIS V. SCHLAU KRNDORF.
den zukünftigen Stammsitz seines Geschlechtes begründete und sich nach
demselben nannte. Vom grössten Interesse sind übrigens die Ergebnisse
der älteren Heraldik. Der jetzige v. Schlabrendorfsche Wappenschild
findet sich zuerst, so viel bisher bekannt ist, 1463 an den Siegeln der
Gebrüder Hans und Curt vor. An einer Urkunde des Brandenburger
Domarchivs von 1393, mit den lesbaren Namen der Familie, findet sich,
statt der Schrägbalken, ein Dreieck mit nach oben gerichteter Grundlinie
und zwei etwas nach aussen gebogenen Seilenlinien, in welchem drei
(2 und 1) in Form eines Hufeisens gerundete Figuren sich finden. Die-
selben sind ganz ähnlich dem Wappen des Herzoglhums Engern und
der Grafschaft Brene, also Schröterhörner, und es ist bekannt, dass die
längst erloschenen Grafen v. Brene aus dem Wittekindschen Stamme
sprossten, dessen grosser Ahnherr im Herzoglhum Engern in Westphalen
begütert war.
Das erste Glied der Familie, welches historisch gewiss dasteht, ist
Diprand de Schlabrendorf. Derselbe kommt urkundlich als Zeuge 1234
vor. 1288 erscheint urkundlich Nicolaus de Schlabrendorf, 1298 Gün-
therus de S., Miles, und 1303 Johannes de S., welcher sich als welt-
licher Voigt zu Brandenburg bezeichnet. Im 13. Jahrhundert findet sich
die Familie unter dem Namen Slawestorp, Schlawenestorpe unter den
deutschen Geschlechtern, welche Fürst Jaromir I. von Rügen zur Er-
gänzung und Bildung seiner Völker nach Rügen rief, und in dem 1375,
während der kurzen Herrschaft Kaisers Carl IV. über die Mark Branden-
burg aufgenommenen sogenannten Carolinischen Landbuche werden
mehrere Schlabrendorfs mit ihren Besitzungen in der Mark aufgeführt.
Die ordentliche Slammreihe der Familie beginnt der als Genealoge
und Heraldiker allen Männern vom Fache hinreichend bekannte Professor
und Ordensrath König in Berlin, dessen hinterlassene Papiere unter dem
Namen : Gollectio Koenigiana für Kenner einer der grössten Schätze der
kön. Universitätsbibliothek zu Berlin sind, mit Joachim v. S., welcher
um das Jahr 1380 lebte. Der Sohn desselben war Heinrich oder
Henning, welcher Schloss und Herrschaft Beuthen pfandweise inne hatte
und zu den ersten Rittern gehörte, welche Friedrich II., Kurfürst von
Brandenburg — Sohn Friedrichs I., des erlauchten Stammvaters der
Brandenburgschen Regenten aus Hohenzollernschem Geschlechte — in
die 1443 zu heiligem Zwecke gestiftete, der göttlichen Maria geweihte
Rillerbrüderschaft vom grössten Ansehen: in die Gesellschaft Unsrer
Lieben Frauen Kettenträger, oder des Schwanenordens aufnahm, wozu
adelige Abstammung mit vier zu Helm und Schild geborenen Ahnen ge-
fordert wurde, so dass als gewiss dasteht, dass die Reihenfolge des
Geschlechts von 1 300 an bewiesen werden konnte. Kurfürst Friedrich II.
bestimmte übrigens, nach v. Rochow, als Endzweck der Stiftung des
Schwanenordens ,,die Vereinigung und Verpflichtung zu Verehrung der
Mutter des Erlösers und zu Befolgung eines streng christlichen Lebens-
wandels, weil dies die kräftigsten und vornehmsten Mittel wären, dem
Verderbnisse der Zeit entgegen zu arbeiten und Zwietracht und Krieg
aus der Christenheit zu verbannen" : ein Ausspruch , ganz würdig des
CRAFK.N V. SC.III.AIIKIl.MMtRF. Ü70
erlauchten Sprecher», Das, wie es scheint, dem Zahn der Zahn einzig
entgangene Originalordensieichen der Keltenträger Unserer Lieben Frauen,
oder der Ritlergesellschaft vom Schwanen, ist, wie bekannt, nach einer
Versteigerung vieler Kirchensehätze, welche nach Auflösung der Canloii-
verfassimg der Sladl Basel stattfand, durch v. Naglers Scharfblick gerettet
und Sr. Majestät dem König Friedrich Wilhelm IV. von Preussen , als
damaligem Kronprinzen, untergebreitet worden. Der Schwanenorden war
der erste aller preussisch-brandenburgschen Orden, dauerte 100 Jahre,
und die letzten Ritter desselben starben um 1550. Im Ganzen halten
131 Personen, und unter diesen 24 Fürsten, den Orden getragen. —
Heinrichs oder Hennings v. S. Söhne belehnte Friedrich II., Kurfürst zu
Brandenburg, 1403 mit der Herrschaft Heuthen, und die Gebrüder Hans
und Gort stellten darüber einen Lehnsrevers aus. — 1467 wird auch
in der schlesischen Geschichte der Name Schlabrendorf erwähnt. Als
nämlich Georg Podiebrad , König in Böhmen, in den Bann gethan worden
war, rüstelen die Breslauer einen Heereshaufen aus und setzten zu
Hauptleuten desselben zwei Männer, Namens Skoppe und (Hans) Schlabren-
dorf. — Georg v. S. wurde 1491 zum Herrenmeisler des St. Johanniter-
ordens in der Mark Pommern und Wendenland erwählt, und starb 1527
zu Sonnenburg im hoben Alter eines christlich frommen Todes. —
Johann v. S., Juris utriusque Doclor — Bruder Georgs und mit diesem
Urenkel Joachims — war von 1501 — 1520 Fürstbischof zu Havelberg
und steht historisch als höchst geehrt da. Curt v. S. war 1474 des
Kurfürsten Joachim Kalb und Hausvoigt zu Brandenburg, so wie auch
Commandanl zu Vierraden, und der Sohn desselben, Fabian, trug 1512
in der Schlacht bei Bavenna , als Oberster der deutschen, unter Jacob
v. Hohenems den Franzosen gegen die Spanier und Venetianer zur Hülfe
gesendeten Truppen, durch seine mit dem Heldentode besiegelte Tapferkeit
wesentlich dazu bei, dass die französischen Waffen siegten. — Hans v. S.
war 1544 Hofmarschall des Kurfürsten Joachim II. und Amtshauptmann
zu Salzwedel, und der Sohn des Bruders desselben, Ernst des Aelteren
(s. den Königschen Stammbaum), Ernst der Jüngere auf Beuthen, Gro-
ben elc. stand am fürstlich hessischen Hofe des Landgrafen Morilz in
grossem Ansehen. Durch Ernst den Jüngeren und den Bruder desselben,
Joachim, bildeten sich drei Linien der Familie. Es stiftete nämlich der
ältere Sohn des Letzteren, Manasse, gest. 1668, die Linie der Bran-
denburgschen Domherren auf Glienicke, Wassmannsdorf und die
Diepenseeische Feldmark, und der jüngere Sohn, Wichmann Heinrich,
gest. 1663, die Linie zu Sithen und Sehe nkendorf, welche mit
Ollo Christoph 1744 erloschen ist, Ernst des Jüngeren Sohn aber,
Melchior Ernst, gest. 1642, die Linie zu Beuthen und Groben, in
welche später die Grafenwürde kam.
Aus der Linie der Brandenburgischen Domherren stammte Hans
Heinrich, gest. 1692, kurbrandenb. General-Major, Gouverneur von Col-
berg elc, und der Sohn desselben, Otto, gest. 1721, k. preuss. General,
Regimentsinhaber, Gouverneur der Festung Cüstrin etc., erwarb sich als
Soldat den höchsten Buhm, und wurde vom Kaiser Leopold I. 15. Dec.
380 GRAFEN V. SCHLABERNDORF.
1697 in Anerkennung seiner Tapferkeit in der Schlacht bei Zenta etc.
in den Reichsfreiherrenstand erhoben.
Aus der Linie zu Groben stammte Ernst Wilhelm, geb. 4. Febr.
1719, gest. 14. Dec. 1769, von 1755 bis zu seinem Tode k. preuss.
dirigirender Minister in Schlesien, welcher sich um Krone und Land die
höchsten Verdienste erwarb. Mit Rücksicht auf dieselben und unter
ausdrücklicher Erwähnung derselben wurde der älteste Sohn erster Ehe,
Friedrich Wilhelm Ludwig, vom König Friedrich II. von Preussen 17. Nov.
1772 in den Grafenstand erhoben, und der Sohn des Letzleren ist der
jetzige Standesherr zu Münsterberg und Frankenstein, Herr auf Stolz etc.,
Graf Constanlin Carl Anton. — Der zweite Sohn des Ministers Ernst
Wilhelm, und zwar aus zweiter Ehe, Leopold August Wilhelm, k. preuss.
Oberstlieulenant, machte die von seiner Mutter Anna Catharina v. Otterstedt
ihm zugefallene Herrschaft Seppau bei Gross-Glogau mit k. Bewilligung
zu einem Familienmajorat, und wurde vom König Friedrich Wilhelm IL
von Preussen 15. Oct. 1786 mit zweien seiner Brüder, Christian Georg
Gustav und Friedrich Wilhelm Heinrich Carl, in den Grafensland erhoben.
Graf Christian Georg Gustav, geb. 22. März 1750, gest. 22. Aug. 1824
zu Paris, hat durch Geist, Gelehrsamkeit und wahrhaft philosophische
Lebensweise sich einen nicht unbedeutenden Nachruhm erworben, und
in unabhängiger Stellung der Welt nützlich zu werden treu gesucht. Der-
selbe ist unvermählt gestorben. Vom Grafen Leopold August Wilhelm
Friedrich stammt aus zweiter Ehe Friedrich Wilhelm Fabian Otto Graf
v. Schlabrendorf-Seppau, geb. 5. Oct. 1805, und vom Grafen Friedrich
Wilhelm Heinrich Carl Ernst stammt Graf Ernst Leopold , Herr des
allen Slammgutes Groben. Näheres über die Grafen Friedrich Wilhelm I
Fabian Otto und Ernst Leopold steht der Redaclion nicht zu Gebote. —
In die Gröbensche Linie kam übrigens auch noch durch eine dritte Er-
hebung der Grafenstand. Ein älterer Bruder des Ministers, Gustav Albrecht,
k. preuss. General- Major und Regimentschef, starb 1765. Die beiden
Söhne desselben, August Wilhelm Leopold Eugenius, gest. 1796, und
Hans Alexander Albrecht, gest. 1795, wurden vom König Friedrich
Wilhelm IL von Preussen 31. Oct. 1786 in den Grafenstand erhoben,
starben aber ohne männliche Nachkommen, und so fiel denn das Stamm-
gut Groben, welches denselben zustand, an die zweite schlesische Linie
der Grafen v. Schlabrendorf.
Die Abstammung der jetzigen Grafen v. Schlabrendorf-Stolz ergiebt
nachstehende Ahnentafel: Johann Christian — Sohn Gustav Albrechts
aus der Ehe mit Chrisliana Elisabeth v. Schlieben, und Enkel Melchior
Ernsts, Stifters der Linie zu Beuthen und Groben (s. oben) aus der Ehe
mit Christiana Elisabeth v. Stutterheim — geb. 1668, gest. 1720, Herr
auf Groben, Gross- und Klein-Beuthen etc.; Gemahlin: Anna Auguste
Elisabeth v. Pfuel aus dem Hause Zehsen, gest. 1744 — Ernst Wilhelm,
geb. 4. Febr. 1719, gest. 14. Dec. 1769, k. preuss. w. Geh. Etats-,
Kriegs- und dirigirender Minister in Schlesien etc. ; Gemahlin : Antoinette
Charlotte Philippine v. Blumenthal aus dem Hause Horst. — Friedrich
Wilhelm Ludwig, Graf, geb. 1748, gest. 7. Jan. 1803, Erb-Oberlandbau-
r.TUFFN V. SCHLABERNDORF. 381
Direclor von Schlesien, Standesherr zu Münslerberg-Frankenstein, Herr
auf Stolz etc.; Gemahlin: Maria Therese Gräfin v. Nimplsrh, verw.
Gräfin v. Churschwandt, geb. 27. Sept. 1749, renn. 31. Jan. 1773,
gest. 25. Oct. 1830. — Constantin Carl Anton, jetziger Standesherr.
Die jetzigen Glieder des gräflichen Hauses v. Schlahrendorf-Stolz sind:
Graf CONSTANTIN Carl Anton, geb. 12. Oct. 17S3, Erb-Ober-
landesbau-Director im Herzogthum Schlesien, Minderstandesherr zu Miin-
sterberg und Frankenstein, Herr auf Stolz, Schlause, Giersdorf etc.,
venu. 16. Mai 1S11 mit Julie Gräfin Matuschka v. Toppolczan , Freiin
v. Spaelgen aus dem Hause Arnsdorf, geb. 16. Dec. 1792 (Schwester
des Grafen Theodor v. Matuschka, s. S. 93). Aus dieser Ehe stammen
zwei Söhne: Graf Constantin, geb. 13. Juni 1812, Herr auf Grochau,
verm. 19. Aug. 1844 mit Bianca Gräfin v. Pückler, geb. 4. Juli 1826
(Tochter des Grafen Friedrich Ludwig Erdmann August v. Pückler, s.
S. 226), aus welcher Ehe zwei Töchter, Therese, geb. 25. Jan. 1847,
und Anna, geb. 29. März 1852, entsprossen sind — und Graf Stamslaus
Edmund, geb. 23. Oct. 1815, Herr auf Schlause und Landesällester, k.
k. Rittmeister in d. A., verm. 20. Juli 1846 mit Johanne Pauline Gräfin
v. Saurma, geb. 29. Juni 1825 (Tochter des Grafen Johann Moritz
Saurma v. d. Jeltsch, s. Seite 350). — Die zwei Schwestern des Grafen
Constantin Carl Anton sind : Gräfin Therese, Wittwe des Grafen Johann
Ernst v. Hoyos-Sprinzenstein (s. Bd. I. S. 389), und Gräfin Charlotte,
verw. Landgräfin v. Fürstenberg. — Von dem verstorbenen Bruder, dem
Grafen Carl, Herrn auf Herrndorf, gest. 1821, stammt aus der Ehe mit
einer Gräfin Henckel v. Donnersmark: Gräfin Eveline, verm. Gräfin
v. Sickingen-Hohenburg (s. unten den Artikel: Grafen v. Sickingen).
:*S2
GRAFEN V. SCHLIEßEN.
Grafen v. Schlichen.
Cutljertfri).
#reußen.
Besitz: die Herrschaft Sandiltcn und das Erbliaupl-Amt zu Genlauen und Nordenburg in
Osipreussen.
"Wappen der Linie zu Gerdauen (Diplom vom 9. Aug. 1718): Schild mit
goldener Einfassung; in Gold ein von Silher und Blau in drei Reihen, jede zu sieben
Feldern geschachter Querbalken, welcher in der Mitte mit dem gekrönten Kopfe
und Halse eines rechtssehenden Adlers belegt ist. Auf dem Schilde erhebt sieb
über der Grafenkrone ein gekrönter Helm, welcher zwischen zwei goldenen, mit
dem Schache des Schildes belegten Büffelshörnern den Kopf und Hals des Adlers
im Schilde trägt. Die Helmdecken sind blau und golden. (Der geschachte Quer-
balken im Schilde und die mit demselben belegten Büffelshörner auf dem Helme
gehören zum Stammwappen).
Wappen der 1816 im Mannsstamme erloschenen Reichsgrafen, deren 1660
erfolgte Erhebung von brandenburgischer Seite 1663 anerkannt wurde: Schild durch
ein schwarzes Kreuz quadrirt. Auf dem Kreuze steht in der Mitte das Stamm-
wappen mit Helm, Helmschmuck und Decken. Der geschachte Querbalken hat in
jeder Reihe, den Abbildungen nach, sechs Felder. 1 in Blau ein einwärtssehender,*
gekrönter, schwarzer Adler; 2 und 3 in Roth ein einwärtssehender, gekrönter,
silberner Adler ; 4 in Silber ein einwärtssehender, gekrönter, schwarzer Adler. Auf
dem Schilde erheben sich drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt einen ein-
wärtssehenden, gekrönten, silbernen Adler, mit Schwert und Reichsapfel in den
Klauen ; der mittlere zwischen zwei blauen Büffelshörnern, welche mit zwei von Silber
und Blau geschachten Querbalken belegt sind, eine wachsende, roth gekleidete, mit
silbernem Leibbande geschmückte und gekrönte Jungfrau mit fliegendem Haar, aus
welcher, an der Stelle der Arme, zwei Fahnen an goldenen Stäben emporstehen.
Die rechte rothe Fahne ist mit einem silbernen, die linke silberne mit einem rothen
Andreaskreuze belegt. Auf dem linken Helme steht ein gekrönter, schwarzer
Doppeladler mit rothen Klauen, welcher Reichsapfel und Schwert hält. Die Helm-
decken sind blau, silbern, roth und golden gemengt.
Wappen der in der Mark 1708 ausgestorbenen preussischen Grafen
v. Schlieben nach dem Diplome vom 12. Juli 1704: Schild mit goldener Einfas-
sung und durch ein schwarzes, golden eingefasstes Kreuz quadrirt. Auf dem Kreuze
liegt in der Mitte der Schild des Stammwappens. Der von Blau und Silber ge-
schachte Querbalken zeigt in Abbildungen nur zwei Reihen von je fünf Feldern.
Auf dem Schilde erheben sich drei gekrönte Helme. Der rechte trägt einen
schwarzen, goldenbewehrten Doppeladler mit Reichsapfel undScepter; der mittlere
zwischen zwei goldenen, mit dem geschachten Balken belegten Rüffelshörnern eine
rothgekleidete, gekrönte Jungfrau, welche in jedem Arme eine silberne Fahne empor-
GRAFEN V. SCHLIEßEN. 383
hält, und der linke einen einwärtsgehenden, gekrönten und goldenbewehrten,
schwarzen Adler mit Scepter und Reichsäpfel. Der Scepter ist mit einem schwarzen
Adler besteckt. Die Heljiidcrkcn sind rechtfl schwarz und silhern , links blau und
golden.
"Wappen nach dem Diplome vom 19. Sept. 1786: Schild mit goldener
Einfassung, quadrirt mit Ityltclschild. Im schwarzen, golden eingefassten Mittel-
schilde ein silbernes Johanniterkreuz. 1 und 4 in Gold ein in drei Reihen , jede
zu fünf Feldern, von Rlau und Silber geschachter Querbalken ; 2 und 3 der preus-
lische gekrönte, schwarze Adler mit Schwert und Scepter und auf der Brust mit
dem Namenszuge FVVR. belegt. Auf dem Schilde erheben sich zwei gekrönte
Helme. Aus der Grafenkrone des rechten Helmes wachst der Adler des 2. und
3. Feldes (die Klauen sind nicht zu sehen) auf. Auf der gewöhnlichen Krone des
linken Helmes stehen zwei mit geschachten Querbalken belegte silberne Büffels-
börner. Die Helmdecken sind hlau und golden.
Sehr altes, berühmtes märkisches Geschlecht, welches mit dem
Geschleehle derer v. Sehlieflen, von welchem in dem folgenden Artikel
die Rede ist, zweifelsohne in ursprünglichem Zusammenhange gestanden
hat, wenn auch derselbe, in Folge der Zeit seines Bestehens, jetzt nicht
mehr klar nachgewiesen werden kann. Die gesammte Familie wurde,
nach Martin Ernst v. SchlielTen, dem kundigsten Kenner derselben und
einem der gründlichsten Forscher auf historischem Gebiete (Nachricht
von einigen Häusern des Geschlechts der v. Schlieffen oder Schlichen,
Cassel 1784), ehemals zuverlässig Sliwin, wahrscheinlich aber in noch
früheren Zeiten Sliwingen genannt. Eine pommersche Verbriefung aus
der Mille des 12. Jahrhunderts ist die erste unbezweifelte Spur ihres
Daseins. Gleich darauf zeugen für dasselbe thüringische, sächsische,
märkische Urkunden, dann böhmische und schlesische, und später kommt
auch in Preussen der Name vor, doch scheint Bayern das ältere Vater-
land zu sein. — Die dunkle Zeit der Familie ist nicht zu erleuchten:
der Abgang von Geschlechlsnamen und Wappen hemmt, wie Kundige
sehr wohl wissen, auch den tüchtigsten Forscher, und wenn Rüxner
und andere Schriftsteller des 1 6. Jahrhunderts die Genossen der Turniere
im 10. Jahrhundert aufzählen, so kann — eine Wahrheit, welche bei dieser
Gelegenheit im Allgemeinen gesagt sein mag — dies kaum mehr beweisen,
als dass zu ihrer Zeil das Geschlecht unter die lurniermässigen gerechnet
wurde, was allerdings schon von Wichtigkeit ist und die Kedaction
bestimmt hat, diese Angaben, welche nicht missgedeutet werden mögen,
zu beachten. Sind auch dieselben mit grosser Vorsicht zu benutzen
und wörtlich sehr oft als ausgemachte Wahrheit nicht zu nehmen, so
liegt doch vielen irgend ein historischer Grund unter, welchen auch
künftige Forscher nicht ganz von der «Han^ weisen sollten. Brechen
wir ganz den Slab über solche Angaben, welche immerhin vielfach aus-
geschmückt worden sein mögen , so brechen wir denselben auch über
manche andere, und setzen den Grad der historischen Gewissheit so herab,
dass die alte Geschichte in grosse Gefahr kommt. — In der Dämmerung,
welche die Nacht der Vergessenheit aufzuklären anfängt, wird man zwei
Gegenden Sliwin gewahr, die eine in Pommern, die andere am Ende
der Mark. Von erslerer spricht eine Urkunde des 12. Jahrhunderts:
es nennt nämlich 1159 Adelbert, der erste pommersche Bischof, die
384 GRAFEN V. SCHLIEßEN.
Gegend Sliwin — von letzlerer reden Urkunden von 1205, 1208 und
1215, in welchen Arnold und Günther Gebrüder von Slovvin als Zeugen
auftreten. Beide Gegenden gehörten Edelleuten gleiches Namens und die
Besitzer der märkischen Gegend Sliwin sieht man auch fast eben so
früh im Besitz der benachbarten Herrschaft Barulh. Der Hauplort der
pommerschen Gegend Sliwin war das jetzige Dorf Schlevin, oder SchlefPin,
der von der märkischen der Flecken Schlichen. Wie übrigens die Namen
dieser kleinen Gegenden, so finden sich auch die Namen ihrer Besitzer
nicht auf gleiche Weise geschrieben, wie dies von den mehrsten Namen
längst vorhandener Orte oder Geschlechter gilt: der Unterschied rührt,
Schreibfehler abgerechnet, von der Provinzialmundart her. — Pommern,
die Mark und Meklenburg bewohnten vor Alters die Slaven oder Wenden,
welche ihre besondere Verfassung und das Heidenthum, gegen alles
Bestreben der Nachbarn, bis ins 12. Jahrhundert behaupteten, doch
waren die pommerschen Wenden schon lange vor dieser Zeit — man
lese nur die Vita Sancti Ottonis in v. Ludwigs Script, rer. Bamb. -
keine Wilden mehr. Sie hatten einen erblichen Adel, wie die Deut-
schen, und zeichneten sich durch Gastfreundschaft und Neigung zu kauf-
männischem Gewerbe aus, wie die Handelsplätze Wineta, Julin und
Stettin beweisen. Wenn gleich noch Unchristen, hatten sie unschul-
digere Sitten als manche Christen, und sträuben sich berühmte Familien
gegen den etwa angegebenen wendischen Ursprung, so verleitet dieselben
ein falscher Begriff von diesen — Heiden. Endlich wurden die Pommern
zuerst, und zwar in den Jahren 1124 und 1128, durch den heiligen
Otto, einen deutschen Prälaten, mit Hülfe polnischer Heere zu Christen
umgeschaffen. Von dieser Zeit an liessen sich viele Deutsche vom Adel
daselbst nieder und 30 Jahre darauf wird schon der Gegend Sliwin
gedacht. 1125 erhielt Markgraf Albrecht der Bär die den Wenden
abgenommene Ostmark und gelangte dann zum Besitze der ganzen ver-
wüsteten Mark Brandenburg. Deutsche aus allen Gegenden wurden
berufen, dieselbe wieder aufzubauen, und bald darauf zeigen sich Sliwin
unter dem dortigen Adel. Zuletzt bezwang Heinrich der Löwe, Herzog
von Bayern und Sachsen, die meklenburgischen Wenden und theilte die
Eroberung mit seinen Rittern. Das Gut Schlieven, von unbekanntem
Ursprünge, scheint das Andenken gleichbenannter älterer Eigenthümer
zu erhalten, doch werden diese nirgends namhaft gemacht, und Tileckej
v. Schlieven, welcher nach Gerken 1358 den Verkauf der Grafschaft
Schwerin verbürgt haben soll, heisst in der Urschrift nicht v. Schlieven,
sondern: von der Sloen. . Die fast gleichzeitige Bevölkerung dieser drei
Länder mit Deutschen erklärt, warum man in den damaligen Urkunden
derselben so manchen Geschlechtsnamen erblickt, welcher entweder
etwas früher, oder zugleich, auch in anderen deutschen Ländern vor-
kommt, und die Verpflanzung aus diesen in jene Gegenden ist augen-
scheinlich. — In der Mark und in Pommern erscheint, wie angegeben,
das Geschlecht Sliwin erst nach der Mitte des 12. Jahrhunderts, doch
gab es zu Anfang desselben schon in Bayern ein Geschlecht v. Sliwingen,
dessen die Monumenta boica oft erwähnen, und Sliwin und Sliwingen
r.RAFRN V. SCHUEBKN. 385
für einen Namen zu halten, veranlasst die oft weit grössere und doeh
nur scheinbare Verschiedenheil anderer, auch gicbt die Geschichte Ver-
anlassung an die Hand, durch welche Ritter aus Bayern, oder dem süd-
lichen Deutschland überhaupt, geneigt werden konnten, schon vor den
Heerziigen Heinrichs des Löwen nach einer neuen Heimath weiter nord-
wärts zu trachten. Der heilige Otto war Bischof von Bamberg, lebte
also in Bayerns Nachbarschaft, ja war selbst, wenn auch Viele ihn zu
einem Schwaben machen wollen, ein Bayer, denn das Stammhaus seines
Geschlechts war Andechs, und der Zug seiner zweimaligen Tauferfahrl
zeigte fürstliche Pracht. Neben den Mönchen prunkten die Ritter. Dass
schon Adalberl, einer seiner Mitapostel, der Gegend Sliwin gedenkt, ist
oben angegeben worden. Gleich nach der ersten Fahrt Ottos rief sein
grosser Gönner, Markgraf Albrecht der Bär, Deutsche in die unterworfenen
wendischen Gegenden. Wahrscheinlich erhielt entweder Jemand von
den Erwerbern der pommerschen Gegend Sliwin bald nachher die mär-
kische, oder das Beispiel reizte Andere des Geschlechts, sich von Bayern
aus in der Mark zu begütern. Dass übrigens ein Dietrich v. Sliwingen
von dem Herzog Heinrich dem Löwen zu hohen Aemtern befördert
worden war, steht urkundlich fest. Vor und nach der Mitte des 12. Jahr-
hunderts wird seiner oft gedacht, doch kommt in späteren bayerschen
Urkunden dieser Geschlechtsname nicht mehr vor. Ob nach Heinrichs
Reiehsacht das ganze Geschlecht sich anders wohin wendete? Viele Edle,
welche es mit demselben gehalten , verliessen ja Bayern , und Pommern
halte ja den grössten Theil der deutschen Bevölkerer jenen Wirren zu
danken. — Manche Geschlechter breiteten sich damals in Pommern, den
Marken und Meklenburg aus: dass in Letzterem nur der blosse Name
eines Gutes sich findet, wurde oben erwähnt. Noch grösser ist die
Menge derer, welche sich in derselben Zeil zugleich in der Mark und
in Pommern niederliessen. Die Gleichheit der Namen spricht für gleichen
Ursprung, derselbe wird aber nicht durch Gleichheit der WTappen, wie
Heraldiker wissen, unterstützt. Seit wann die märkischen Sliwin das
heutige Wappen führen, ist unbekannt, die pommerschen nahmen 1444
ein eigenes an. Vorher geschieht der Wappen Meldung, doch dürfte
keins auf die jetzige Zeit gekommen sein, und so lässl sich denn nicht
bestimmen, ob die älteren Wappen beider Häuser eine Aehnlichkeit mit
einander hatten. Dass die pommerschen Sliwin mit den märkischen in
keiner Verbindung verharrten, kann gegen den gemeinschaftlichen
Ursprung nicht sprechen, da ähnliche Fälle unzählbar sind. Welches
von beiden Häusern das ältere, oder jüngere sei, lässt sich nicht aus-
machen, witrde auch von keinem besonderen Nutzen sein. Von der
Geschichte beider finden sich vom 12. Jahrhundert an Bruchstücke : erst
mit dem 15. Jahrhundert kommt in die Nachrichten mehr Zusammen-
hang. Neben beiden Stämmen zeigt sich übrigens, etwas später als der
pommersche und etwas früher als der märkische, ein uraller, längst
abgestorbener Stamm, anscheinend gleicher Gattung, welcher von einem
oder dem anderen, oder dem gemeinschaftlichen Keime, oder auch nicht
einmal von diesem entsprossen sein könnte: der in Thüringen ausgegan-
II 25
386 GRAFEN V. SCHLIEREN.
gene Stamm Slowin, Slöben, Schlehen. Das Dorf Schieben bei Jena
besassen einst eben so Genannte von Adel. Woher dieselben kamen,
welchem Geschlechle sie angehörten, wo sie geblieben sind — Alles ist
unbekannt. Engelram v. Schloben kommt um 1180, und Heinrich
v. Slöben 1266—1239 urkundlich vor. Zuletzt wird 1383 der Name
Sieben genannt.
Der märkische Stamm Sliwin (Sliwyn), dessen erstes unbezweifeltes
Auftreten im Anfange des 13. Jahrhunderts oben angegeben worden ist
und aus welchem schon von 1289 an einzelne Glieder unter dem Namen
v. Schlieben vorkommen, hat sechs Haupläste mit ihren Zweigen ge-
trieben: den ältesten brandenburgischen, den alte slen säch-
sischen, den schlesischen, den preussischen, den jüngeren
sächsischen und den jüngeren brandenburgischen; doch weiss
man selbst von den jüngeren Hanpläslen den wahren Verbindungspunkt
mit einander nicht anzugeben. Von den ersten drei Haupläslen finden
sich einzelne Personen, die zusammenhängende Slammfolge fehlt. Den
preussischen Ast stiftete bald nach der Mitte des 15. Jahrhunderts ein
Ritter Georg v. Schlyflen (Sliven, Sliewen oder Sliben). Wo die Vor-
ältern desselben lebten und wer ' sie waren , liegt im Dunkeln. Der
Namenschreibung nach könnte man ihn dem pommerschen Stamme zu-
rechnen, doch führen Georgs Nachkommen das Wappen des märkischen
Stammes ; auch sind Zeugnisse vorhanden , dass er aus dem jetzigen
Sachsen kam. Den jüngeren sächsischen Asl leitet Valentin König von
einem Liborius ab, dessen Kinder angeblich noch tief ins 16. Jahr-
hundert hinein lebten. Die späteren Sprossen der Zweige dieses Astes
scheinen nicht besser davon unterrichtet. Nach den Stammtafeln der
preussischen Zweige soll dagegen Georg, ein Sohn ihres gleichnamigen
Stifters, der Ahnherr der sächsischen sein, und Briefschaften bestätigen
dies, wenn nicht von allen, doch von einigen Zweigen derselben. Die
Stifter der jüngeren brandenburgischen Zweige kannte Elzow nur bis zu
einem Dietrich, doch hiess nach einer Leichenpredigt der Vater Christoph
und der Grossvater Eustachius. — Die preussischen Zweige, deren
gemeinschaftlicher Ahnherr Dietrich — der Sohn Georgs v. Schlyflen
aus der Ehe mit Anna, oder Catharina, der Tochter Johanns Herrn von |
Kremitten — ist, sind die Zweige zu Birkenfeld, zu Sandilten oder
Gerdauen, zu Tharau, zu Dombrofken, zu Adamsheyde und zu Wand-
lacken. Zu den neueren sächsischen Zweigen, welche von Dietrichs
Bruder, Georg, stammen, gehören der früher pulsnitzische, später klein-
milkauische Zweig, und der früher heinsdorfsche Zweig, aus welchem
die Zweige zu Vetsche, Odrin und Sänitz entsprangen. Der sänilzische
hiess vormals der reicherskreutzische Zweig. Der jüngere brandenbur-
gische Ast, welcher bis auf Eustachius zurückzuführen ist, ergab einen
älteren und einen jüngeren Zweig, doch sind von dem älteren nur ein-
zelne Personen ohne Zusammenhang bekannt.
Näheres über diese verschiedenen Aeste und Zweige gehört nicht
hierher: es ist nur auf diejenigen Rücksicht zu nehmen, in welche der
Grafensland kam. und diese sind von dem preussischen Aste der Zweig
GRÄFES V. SCHMRBIM 387
zu Rirkcnfehl und zu Sandilten oder Gerdauen, und von dem jüngeren
hraudcnhurgischcn der jüngere Zweig. Ans dem birkenfeldschen Zweige
wurde Johann Dietrich oder Theodor, Wojcwode von Liefland, Slarost
von Boggenhausen, vom Kaiser Leopold I. 1 600 in den Reiehsgrafen-
sland erhoben, und letzterer von brandenburgischer Seite 1663 anerkannt.
Johann Dietrichs Nachkommenschaft erlosch im Mannsstamme 1816 mit
einem Urenkel des ersten Grafen. — Aus dem Zweige zu Sandilten oder
Gerdauen erhielt Georg Adam, k. preuss. Jägermeister, vom König
Friedrich Wilhelm I. von Preussen 9. Aug. 1718 den preussischen
Grafensland. Die Nachkommenschaft desselben blüht jetzt und von der-
selben wird unten weiter die Rede sein. — Aus dem brandenburgischen
jüngeren Zweige erlangte Adam George, brandenb. Geh. Rath oder
Staatsminister, vom König Friedrich I. von Preussen 12. Juli 1704 noch
im hohen Alter den preussischen Grafenstand. Graf Adam Georg starb
1708 ohne männliche Nachkommen. Uebcr die vierte Erhebung: preus-
sischer Grafensland vom König Friedrich Wilhelm II. 19. Sept. 1786,
fehlen genauere Nachrichten.
Die jetzigen Grafen v. Sehlieben stammen aus den von Georg
v. Schlyflen oder Sliven, Schi i wen, Sliben, geslifteten preussischen Aste
des märkischen Stammes, und zwar aus * dem Zweige zu Sandilten oder
Gerdauen. Ein Sohn Georgs, Dietrich (s. oben), gest. vor 1534, verm.
mit Anna Freiin v. Eulenburg, war der Ahnherr aller preussischen
Zweige, und der Sohn desselben, Alrrecht, der Stammvater ihrer jetzigen
männlichen Sprossen. Letzterer, gest. 1590, war mit Rosina, Tochter
Friedrichs, Erbtruchsess von Waldburg, vermählt. Von den Söhnen aus
dieser Ehe stiftete Dietrich den erloschenen birkenfeldschen Ast, Ernst
die Zweige zu Sandilten oder Gerdauen und zu Tharau, welcher letztere
erloschen ist, und Christoph den Zweig zu Dombrofken, welcher gleich-
falls ausgestorben ist. Ernst, der Stifter des Zweiges zu Sandilten oder
Gerdauen und zu Tharau, war mit Anna v. Diebes vermählt, der Mutter
von 24 Kindern, von welchen 18, 11 Söhne und 7 Töchter, lebend
geboren wurden. Nur zwei von den Söhnen, Georg Adam auf Sandilten
und Melchior auf Tharau, hatten Nachkommen. Die Ahnentafel von
Georg Adam bis auf die Brüder Leopold und Georg Adam ist folgende:
Georg Adam — Sohn Ernsls und Enkel Albrechts — geb. 1603, gest.
6. Mai 1649, Herr auf Sandilten; Gemahlin: Esther v. Flans, geb.
25. Febr. 1641, gest. 18. Ocl. 1682. — Georg Adam (II.) Graf, geb.
1649, gest. 27. Juni 1720, Erbamtshauplmann zu Gerdanen und Nor-
denburg, Herr auf Sandilten und Klingbeck, k. preuss. Jägermeister;
Gemahlin: Eleonore Christine v. Oelsen, geb. 1627, gest. 1699. —
Georg Adam (III.), geb. 1688, gest. 1737, k. preuss. Oberst, Haupt-
mann zu Osterode und Hohenstein, Erbherr auf Allhaus Gerdauen;
Gemahlin: Catharina Dorothea Gräün v. Finkenstein, gest. 1728. —
Leopold, geb. 3. Febr. 1723, gest. 16. April 1788, k. prenss. Staats-
minister etc., Eibherr auf Sanditten, Erbhauptmann auf Gerdauen;
Gemahlin: Eleonora Gräfin v. Lehndorf, geb. 1723, verm. 18. Jan. 1747,
gest. 1800 — und Georg Adam (IV.), geb. 1747, Erbhauplmann auf
25*
3SS
GRAFEN V. SCHL1EFFF.N.
Neuhaus Gerdauen; Gemahlin: Catharina Elisabeth v. d. Marwitz. Vom
Grafen Leopold stammle Ludwig Friedrieh Leopold, geh. 1748, verm.
18. Jan. 1776 mit Luise Ernestine Ferdinandine Sophie Gräfin v. Isenburg
Wächlershach , aus welcher Ehe Nachkommen nicht bekannt sind , und
vom Grafen Georg Adam (IV.) entspross Graf Christian Ludwig Friedrich.
Das jetzige Haupt der Linie zu Gerdauen ist: Graf GUSTAV Dietrich
— Sohn des Grafen Christian Ludwig Friedrich — geb. 10. Mai 1800,
Herr auf Sandilten, Erbhauptmann von Gerdauen und Nordenburg, verm.
3. Mai 1821 mit Luise Gräfin v. Klinckowström , geb. 6. April 1800.
Aus dieser Ehe stammen, neben drei vermählten Frauen Töchtern:
Bertha v. Below, Clotilde v. Gottberg und Elisa Freifrau v. Tittau, zwei
Söhne: Graf Georg Louis Gustav, geb. 28. Jan. 1831, k. preuss.
Lieutenant, und Graf Gustav Carl Georg, geb. 28. April 1834. — Die
Schwester des Grafen Gustav Dietrich ist Gräfin Luise, geb. 1803, und
als Schwester des Vaters wird aufgeführt: Gräfin Elisabeth, Wittwe des
Oberburggrafen des Königreichs Preussen v. Winterfeld.
Grafen v. SchliefFen.
Cittljcrifdj. ßreußen, läitrheffen, ittchlenburg.
Besitz: das Rilteiimt Schwand! etc.
Wappen: quadrirter Schild mit Miltelschild. Im silbernen Mittelschilde
der Rumpf eines mtbgekleideten, bärtigen, rechtssehenden Mannes, welcher einen
weissen Halskragen und eine rolhe, mit Hermelin verbrämte Zipfelmütze trägt.
(Stammwappen vom Jahre 1444 — 1555). 1 und 4 in Blau ein grüner Hügel, aus
welchem ein rechtssehender, güldener Lowe emporwächst (Vermehrung desSlannn-
wappens seit 1555, in Folge welcher der Schild quergetheilt wurde. Die obere
Hälfte nahm der Löwe, die untere der Rumpf des alten Stammwappens ein). 2 und
3 in Gold ein von Koth und Silber in drei Reihen, jede zu acht Feldern, geschachte:
Querbalken (Schlichen, später Schließen). Ueber der Grafenkrone erheben sich
drei mit gräflichen Kronen gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt den Rumpf
des rechtssehenden Mannes im Mittelschilde (Helm des alten Stammwappens) ; auf
dem mittleren Helme sitzt ein mit einer Grafenkrone gekrönter, rechtssehender,
GRAFEN V. SCHLIKFFKN. 389
■chwarzer Adler mit goldenem Schnabel (bei Erhebung in den Grafenstand hinzu-
gekommen), und der linke Helm trägt den Hügel des 1. und 4. Feldes mit dem
aus demselben hervorwachsenden Löwen (in Berücksichtigung der Wappenvermehrung
von 1555). Die Decken des rechten Helmes sind ruth und silbern, die des mitt-
leren schwarz und silbern, und die des linken blau und golden, und den Schild
hallen zwei auswärtssehende, goldene Löwen. — Das Schach kommt auch mit
lieben Feldern in jeder Reihe vor, und die Helmdecken werden auch rechts blau
und golden und links rofh und silbern angegeben.
Sehr altes und berühmtes pommersches Geschlecht, über dessen
Ursprung nach den Angaben des kundigsten , aus demselben selbst ent-
sprossenen Forschers in dem vorstehenden Artikel: Grafen v. Schlichen
das Wichtigste milgetheilt worden ist. — Die Sliwin, oder nach der
Schreibart der Folgezeit, die Sleven, Sleflen, Schlieflen kommen (s. oben)
in Pommern seit der Mitte des 12. Jahrhunderts vor. Es gab, wie fest
steht, um diese Zeit eine Gegend Sliwin, dieselbe gehörte, wenigstens
zum Theil, noch lange hernach einem eben so genannten Adelshause,
und aus demselben waren im 13. Jahrhundert, nach damaliger Gewohn-
heit des Adels, Glieder Rathshcrren einer deutschen Pflanzsladt Pommerns,
nämlich Colbergs. Da aber nur Ausländer, nicht eingeborene Wenden,
derartige öffentliche Aemter erlangen konnten, so war jenes Adelshaus
augenscheinlich ein fremdes in Pommern, welches dorthin auf eine im
vorigen Artikel angedeutete Weise gekommen war. — Petrus Schleve
lebte 1200, vermulhlich als Burgmann des Schlosses zu Colberg oder
Camin, und Limbrecht und Wichhold Schleve waren Zeitgenossen des-
selben. Gerhard kommt 1248 als Zeuge vor. Ein zweiler Peter Schlewe
soll 1202 Bürgermeister zu Colberg gewesen sein, was gar wohl möglich
ist: der zuerst angeführte Petrus, welchen Einige als Bürgermeister zu
Colberg anführen, konnte dies Amt nicht bekleiden, denn dasselbe war
vor 1255 noch nicht vorhanden. Ein dritter Peter Schleve kommt
1303 und 1321 urkundlich als Rathsherr zu Colberg vor und war
vielleicht des zweiten Sohn. — Hans Schleve der Aeltere, welcher im
14. und 15. Jahrhundert lebte, mit Judecke, vermulhlich v. Holck, ver-
mählt war und 1431 sein Testament machte, ist der gemeinschaftliche
Stammvater aller noch vorhandenen Schnellen. Der ältere Sohn desselben
war Hans, der jüngere Nicolas, und so ist denn die Nachkommenschaft
des Ersteren als älterer, die des Letzteren als jüngerer Ast aufzuführen,
wenn auch Schölgen (Alt- und Neu-Pommerland, S. 461) umgekehrt
bestimmt. Hans der Jüngere ist der Stammvater von der älteren,
oder dresowschen Hauptlinie, so wie von dem dresow sehen
Nebenzweige und dem soldekow sehen Zweige, Nicolaus dagegen
der Ahnherr des jüngeren Astes und des von demselben stammenden
danziger Zweiges. Der dresowsche Nebenzweig erlosch 1686 mit
Anton W7ilhelm, und der danziger Zweig in der ersten Hälfte des
18. Jahrhunderts. Die Forlpflanzung des älteren dresowschen Haupt—
zweiges beruhte 1784 nur auf Johann Friedrich Wilhelm, geb. 1753,
k. preuss. Lieutenant, und die des soltlekowschen auf Johann Adolph
Heinrich, geb. 1769: nach Allem scheint nur noch der jüngere Ast zu
blühen. — Von den zahlreichen Gliedern der Familie mögen hier nur
390 GRAFEN V. SCHÜRFTEN.
einige Platz finden, welche für die Familie von besonderem Interesse
sind. Hans v. Schließen der Jüngere, Rath des Königs Christoph III.
von Dänemark, Norwegen und Schweden, erhielt, wegen treuer Dienste,
1444, nachdem er die königl. Rathsstelle niedergelegt, als Bürgermeister
zu Colberg, ein neues Wappen, welches die Familie beibehielt, und
Limbrecht oder Lampertus aus dem soldekowschen Zweige, Abt des
Klosters Olive, bekam für die pommerschen Schließen von Sigis-
mund II. August König in Polen, 1555 auf dem Reichstage zu Petri-
kau, neben einer Vermehrung des Wappens, das Indigenat in Polen.
— Von der grössten Bedeutung für die Familie wurde nächstdem
namentlich Martin Ernst v. Schließen aus der älteren oder dresowschen
Hauptlinie, geb. 30. Oct. 1732, gest. 15. Sept. 1825 als k. preuss.
General-Lieutenant. In der mittleren Zeit seiner bedeutenden Wirksam-
keit war derselbe kurhess. Staatsminister, und jeder Leser seines Werkes
wird, die Gelehrsamkeit zu geschweigen, in ihm den wahrhaft edlen
Menschen ehren. Er stiftete von seinem Allodialvermögen und den
Gütern Windhausen in Kurhessen und Schlieflenberg , Niglewe,
Tolzin und Sierhagen in Meklenburg- Schwerin ein Majorat, zu dessen
erstem Nutzniesser der k. preuss. General Heinrich Wilhelm Graf v. S.
— Sohn des k. preuss. Kammergerichtsraths Johann Leo v. Schließen
aus dem jüngeren Hauptaste — eingesetzt wurde, welcher Letzterer
aber, da er unvermählt geblieben war, dem ältesten Sohne des nach
ihm folgenden Bruders (Johann Ernst Ludwigs), dem Grafen Heinrich
Wilhelm, den Genuss des Majorats abtrat. — Der preussische Grafenstand
kam durch König Friedrich Wilhelm III. von Preussen 1. März 1812
in die Familie. Es erhielten nämlich die drei hinterlassenen Söhne des
k. preuss. Kammergerichtsraths Johann Leo (s. oben): Heinrich Wilhelm,
Johann Ernst Ludwig und Carl Friedrich , die Grafenwürde. Die voll-
ständige Ahnentafel der eben genannten drei Grafen v. Schließen ist
folgende: Nicolaus, Stifter des jüngeren Hauptasles (s. oben). — Leo
oder Leopold, starb 1500; Gemahlin: Judith v. Schullen. — Nicolaus,
starb 1564; Gemahlin: Elisabeth v. Calsow. — Leo (IL), geb. 1540,
gest. 1608; Gemahlin: Catharina v. Bröcker. — Heinrich, geb. 1582,
gest. 1627; Gemahlin: Judith v. Brunswik. — Leo (III.), geb. 1611,
gest. 1699; zweite Gemahlin: Ludgard v. Hahn. — Leo (IV.), geb. j
1654, gest, 1688; Gemahlin: Sophia v. Gogern. — Georg Heinrich,
geb. 1684, gest. 1751; Gemahlin: Anna v. Brunswik. — Johann Leo,
geb. 1719, gest. 1777, Herr auf Rekow, k. preuss. Hofgerichtsrath ;
Gemahlin: Dorothea Elisabeth v, Tuchs. — Heinrich Wilhelm, Johann
Ernst und Carl Friedrich, Gebrüder.
Graf Heinrich Wilhelm, geb. 14. Nov. 1756, gest. 29. Dec. 1842,
k. preuss. General-Lieutenant a. D., hat keine Nachkommen hinterlassen;
dagegen haben Graf Johann Ernst Ludwig, geb. 14. Sept. 1759, gest.
5. Dec. 1819, k, preuss, Hauptmann, und Graf Carl Friedrich, geb.
27. März 1763, gest. 11. Juni 1840, k. preuss. Oberst, das Ge-
schlecht fortgepflanzt. — Von den Nachkommen Beider und von den
jetzigen Gliedern der Familie sind nachstehende hier aufzuführen:
GRAKK.N V. SCHMKFPKN. 391
Nachkommen des Grafen Johann Ernst Ludwig. Die vier Söhne
desselben waren und sind: Graf Heinrich Wilhelm, geb. 19. Aug. 1790,
gest. 7. Aug. 1836, k. preuss. Major a. D., venu, mit Sophia Elisabeth
Johanna Juliane v. Jagow, geb. 24. April 1803, aus welcher Ehe Graf
WILHELM Martin Ernst Ludwig, geb. 18. Sept. 1829, stammt. —
Graf Johann Leo Carl, geb. 10. Jan. 1792, k. preuss. General-Major,
Commandern* der 1. Garde-lnfanterie-ßrigade und d. Z. Commandant von
Potsdam , verm. mit Luise Clementine v. Wedel aus dem Hause Silligs-
dorf, geb. 2. Sept. 1801, gest. 12. Aug. 1836, aus welcher Ehe vier
Söhne stammen, die Grafen: Carl Ludwig Otto, geb. 11. April 1821,
k. preuss. Premier-Lieutenant; Eduard Carl Wilhelm, geb. 17. Juni
1829; Wilhelm Carl Victor, geb. 3. Oct. 1832, und Eugen Leo Oscar,
geb. 8. Febr. 1834. — Graf Alexander Ludwig, geb. 24. Febr. 1800,
gest. 1. Oct. 1845, verm. mit Juliane Maria Philippine Freiin v. Voss,
Erbtochter v. Schwaudt, Marienhof und Vossfeld, gest. 12. Sept. 1832,
aus welcher Ehe entsprossen ist: Graf Julius Alexander Adam Carl
Christian Ernst, geb. 17. Aug. 1828, Herr auf Schwandt — und Graf
Leo, geb. 2. Juli 1802, k. preuss. Hauptmann a. D., verm. 4. Aug. 1837
mit Virginie Charlotte v. Schließen aus dem Hause Sollikow, geb. 28. April
1817, aus welcher Ehe Graf Adolph Ludwig, geb. 15. Juni 1841, stammt.
Nachkommen des Grafen Carl Friedrich. Graf FRIEDRICH
MAGNUS — Sohn des Grafen Carl Friedrich — geb. 8. April 1796,
k. preuss. Major a. D., verm. 8. Oct. 1828 mit Auguste v. Schönberg,
geb. 23. Oct. 1808, aus welcher Ehe vier Söhne entsprossen sind, die
Grafen Theodor, geb. 26. April 1831, Alfred, geb. 28. Febr. 1833,
Arthur, geb. 7. Juli 1844, und Heinrich, geb. 11. Jan. 1848. — Die
drei lebenden Brüder des Grafen Friedrich Magnus sind: Graf Johann
Leo, geb. 13. Juli 1799, k. preuss. Major a. D.; Graf Albert Hermann
Alexander, geb. 9. Oct. 1802, k. preuss. w. Geh. Legationsrath und
Rath im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten, verm. 2. Mai
1839 mit Maria Gräfin zu Stolberg-Wernigerode, geb. 26. März 1813,
aus welcher Ehe Graf Ernst, geb. 29. März 1843, lebt — und Graf
Mailin Erisst, geb. 9. Juli 1811, k. preuss. Obergerichts-Assessor. —
Von dem verstorbenen Bruder, dem Grafen Carl Philipp August, geb.
23. März 1798, gest. 20. Dec. 1845, k. preuss. Oberst -Lieutenant
und Flilgeladjutant des Königs, stammt aus der Ehe mit Catharina
Pelrowna Grälin v. SchouvaloflT, geb. 9. Jan. 1801, verm. 27. Juli
1823: Graf Georg Carl, geb. 8. Jan. 1832.
392
KRAKEN V. SCHLIK.
Grafen v. Sohlik.
üatljolifjd). ©cflerreid).
Besitz: in Böhmen die Fideicommiss- Herrschaften Kopidlno und Altenburg und die Allo-
dial-Herrschaft Welisch-Wokschitz.
"Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im silbernen Miltelscliild
eine rothe Säule, welche von zwei gekrönten rothen Löwen mit den Vorderpran-
ken umfasst wird (Stammwappen). 1 und 4 in Roth eine eingebogene silberne
Spitze, auf welcher sowohl wie auf jeder Seite ein Ring mit gewechselten Tinctu-
ren liegt (Grafschaft Passaun, Bassano) ; 2 und 3 in Blau ein rechtsgekehrler gol-
dener Löwe, welcher mit den Vorderpranken eine kleine silberne Kirche trägt
(Grafschaft Weissenkirchen). Auf dem Schilde erheben sich drei gekrönte Helme.
Der rechte Helm trägt einen die Sachsen einwärtskehrenden, geschlossenen, rothen
Adlersflug, dessen vorderer Flügel mit den drei Ringen und der silbernen Spitze
des 1. und 4. Feldes belegt ist (Bassanoscher Helm); auf dem mittleren sitzt auf-
recht ein vorwärtssehender, gekrönter rother Lowe mit ausgestreckten Vorderpran-
ken (Helm des Stammwappens), und der linke trägt einen aufrechtsitzenden und
einwärtssehenden goldenen Löwen mit ausgestreckten Vorderpranken zwischen einem,
die Sachsen einwärtskehrenden, geschlossenen blauen Adlerslluge, dessen vorderer
Flügel mit sieben (1, 2, 1, 2, 1) goldenen Flammen bestreut ist (Weissenkirchenscher
Helm). Die Helmdecken sind rechts roth und silbern, links blau und golden.
Sehr altes und berühmtes böhmisches Grafenhaus, dessen nächster
Stammvater ein aus altem höhmischen Adel entsprossener Ritler, Heinrich
Schlik von Lason ist. Derselbe diente von 1393 - 1401 gegen die
Türken, war durch seine Tapferkeit berühmt, und kommt 1416 als
Stadihauptmann und k. Ralh zu Breslau vor. Aus der Ehe mit Con-
stantia Markgräfin v. Treviso und Collalto, mit welcher er sich um das
Jahr 1396 vermählte, stammten fünf Söhne, Caspar, Matthaeus, Nicolaus,
Heinrich und Franz, von welchen der älteste, Caspar, gest. 1449, Stif-
ter der reichsgräflichen Familie ist. Derselbe , unter den Kaisern Sig-
mund, Albrecht II. und Friedrich III. Reichscanzier, gelangte zu sehr
hohem Ansehen und wurde vom Kaiser Sigmund 16. Juli 1422 in den
Reichsfreiherrn-, und l. Juni 1433 in den Reichsgrafenstand erhoben,
während seine obengenannten vier Brüder den Reichsfreiherrenstand vom
Kaiser Sigmund 1437, und die Reichsgrafenwürde vom Kaiser Albrecht II.
GRAFEN V. SCHLIK. 393
1437 erhielten. Angaben, welehe wohl aus der Familie gekommen, führen
einen vom Kaiser Sigmund, 13. Aug. 1416, an Caspar ertheilten Wappen-
brief, und eine bei Erhebung zum Reichscanzier und Reichsgrafen er-
folgte Wappenvermehrung an und bestimmen, dass der noch bestehende
adelige Schild, mit rolhen und weissen Ringen und einer goldenen Krone
geziert, 1416 verliehen worden, und dass 1433 noch ein gekrönter
halber Lowe hinzugekommen sei. Durch diese Angaben könnten leicht
die oben in der Wappenbeschreibung gegebenen Bestimmungen für un-
richtig gehalten werden , und es dürfte daher am Platze sein , anzu-
geben, dass alle älteren bewährten Heraldiker den Mittelschild und den
mittleren Helm des gräflichen Wappens mit dem aufrechtsitzenden und
vorwärtssehenden gekrönten Löwen für das Stammwappen, Feld 1 und 4
aber mit dem rechten Helme für das Wappen der Grafschaft Passaun,
ßassano, gehalten haben. Zu Caspars hohen Verdiensten gehört nament-
lich, dass er die Vermählung des Erzherzogs, nachmaligen Kaisers Al-
brecht II., mit Elisabeth, Tochter und Erbin des Kaisers Sigmund, Königs
von Ungarn und Böhmen, 29. April 1422 zu* Stande brachte, wodurch
Mihren als Mitgift und Ansprüche auf die Kronen Böhmen und Ungarn
an das Haus Oesterreich kamen. Kaiser Sigmund verlieh ihm daher
Schloss, Stadt und Herrschaft Ellbogen, die Stadt Schlakenwerlh, das
Schloss Engelsburg und das Gut Achlenstadt , schenkte auch ihm und
seinen Nachkommen die Herrschaft Falkenau, und Kaiser Albrecht II.
beschenkte ihn später mit der Herrschaft Weisskirchen und Skalicz in
Ungarn, welche erstere zum fortdauernden Adelsprädicale der Grafen v.
Schlik geworden ist. Die Herrschaft Bassano in Friaul, welche Caspar
nach dem Tode seiner Mutter in Besitz genommen hatte, wurde, da
dieselbe ein deutsches Lehn war, vom Kaiser Sigmund der Familie, 21.
Aug. 1431, erblich verschrieben (es ist daher die Angabe: Grafen v.
Imeno 31. Oct. 1437, wo schon Kaiser Albrecht II. regierte, in Zwei-
fel zu ziehen), auch erhielt Graf Caspar mit seinen Brüdern und den
Erben noch vom Kaiser Sigmund 1436 das Münzrecht, welches die
Nachfolger auf dem böhmischen Throne bestätigten. Durch desselben
Kaisers Vermillelung vermählte sich Graf Caspar 1437 mit dessen Muhme,
der schlesischen Prinzessin Agnes, Tochter des Herzogs Conrad III. zu
Oels und Cosel , welche 1448 starb. — Der auf Caspar folgende Bru-
der, Matthaels, wurde 1449 Erbe des Ersteren , und die drei Söhne
des Mallhaeus stifteten drei Linien des Hauses. Es gründete nämlich
Nicolais, gest. 1522, die fa lkenauische , mit dem Urenkel, Joachim
Andreas, 23. Dec. 1666 erloschene Linie, Hieronymus, gest. 1491, die
eilenbogen sc he, mit dem Urenkel Albert II. erloschene Linie, und
Caspar II. die schlakenwerlh sehe, jetzt blühende Linie. Letztere
Linie wurde durch Caspars II. vier Söhne, Stephan, Hieronymus IL,
Lorenz II. und Heinrich IL, gest. 1528, in vier Aesle geschieden. Ste-
phan, geblieben 1526 mit seinem Könige Ludwig in der Schlacht bei
Mohacz , ist in Böhmens Geschichte vielfach berühmt. Derselbe eröU"-
nete die reichen Joachimsthaler Silberminen und liess zuerst 1517 die
bekannten Joachims- oder Schlikenlhaler prägen. Seine Nachkommen-
GRAFEN V. SCHLIK.
schuft erlosch schon mit seinem Sohne Moritz, und auch die von Hie—
ronymus II. und Lorenz II. stammenden Acste erloschen bald. So blieb
denn von der ganzen Familie nur der von Heinrich II. gegründete jün-
gere Ast übrig, welcher, wenn auch nicht mehr im Besitz von Bassano und
Weisskirchen, unter Beibehaltung des betreffenden Titels, seit 1636 als die
W e 1 i s c h-K o p i d 1 nt) e r Linie aufgeführt wurde. Der nächste Ahnherr der-
selben ist der berühmte Graf Heinrich IV., gest. 1650 (nach Anderen 1653),
k. k. Feldmarschall, Hof-Kriegsralhs-Präsident, welcher 1643 in das schwä-
bische Grafen -Collegium aufgenommen wurde, und die genealogischen
Verhältnisse dieser Linie, für welche Kopidlno als Familien-Fideicommis
27. Oct. 1672 gestiftet wurde, und welche das Indigenat in Ungarn,
25. Jan. 1688, erhielt, wird nachstehende, das jetzige Haupt des Hau-
ses berücksichtigende Ahnentafel ergeben, welche letztere eine ganze
Reihe um Staat und Kirche hochverdienter Männer zeigt. Dieselbe ist:
Leopold Anton Joseph — Sohn des Grafen Franz Ernst, gest. 1675,
k. k. Reichs-Hofraths, aus der Ehe mit Helene Gräfin v. Traudisch und
Enkel des Grafen Heinrich IV. — geb. 10. Juni 1663, gest. 10. April
1723, k. k. w. Geh. Rath, Kämmerer, General-Feldmarschall und Ober-
ster -Canzler in Böhmen; zweite Gemahlin: Maria Josepha Gräfin v.
Wratislaw und Mitrowitz, verm. 6. Febr. 1695, gest. 10. Jan. 1737.
— Franz Heinrich, geb. 28. Febr. 1696, gest. 1766; k. k. w. Geh.
Rath und Majoratsherr; Gemahlin: Maria Eleonora Gräfin v. Trautmanns-
dorf, geb. 23. Febr. 1701, verm. 18. Juli 1723, gest. 12. März 1769.
— Leopold Franz, geb. 29. Juli 1729, gest. 26. Juni 1770, k. k.
w. Geh. Rath, Kämmerer, Hofkammer- und Ministerial-Banco -Deputa-
tions-Vicepräsident; Gemahlin: Maria Antonie Gräfin v. Frankenberg,
geb. 1. Jan. 1729, verm. 29. Jan. 1754, gest. 14. Aug. 1794. —
Joseph Heinrich, geb. 11. Oct. 1754, gest. 13. Dec. 1806, k. k. w.
Geh. Rath, Kämmerer, ausserordentl. Gesandter und bevollm. Minister
an mehreren Höfen, kaufte zu seinen ererbten Gütern die von seinen
Vorfahren schon früher besessenen Herrschaften Welisch und Wokschitz;
Gemahlin: Maria Philippine Ludomilla Hermenegilde Gräfin v. Nostiz-
Rieueck, geb. 13. April 1765, verm. 11. Febr. 1781, gest. 16. Mai
1843. — Franz Heinrich, jetziges Haupt des Hauses.
Von den jetzigen Gliedern der Familie gehören hierher:
FRANZ Heinrich Graf v. Schlik zu Bassano und Weisskirchen,
geb. 23. Mai 1789, Herr der Fideicommiss- Herrschaften Kopidlno und
Altenburg und der Allodial-Herrschaft Welisch-Wokschitz, k. k. Kämmerer,
Geh. Rath, General der Cavallerie, Commandant des 2. Armee-Corps,
Landes-Mililair-Commandant in Mähren und Regimentsinhaber, verm. in
erster Ehe, 24. April 1817, mit Sophia Gräfin v. Eltz, gest. 4. Sept.
1821, und in zweiter mit Wilhelmine v. Breuern. Aus erster Ehe stammt,
neben zwei Töchtern, Gräfin Albina, verm. v. Brinetti, und Gräfin Fran-
ziska, verm. Freifrau v. Riesenfels, ein Sohn: Graf Heinrich Franz, geb.
22. Juli 1820, k. k. Lieutenant in d. A., verm. 1849 mit Sophia Freiin
v. Riesenfels, aus welcher Ehe Gräfin Henriette und Graf Erwein , geb.
1852, entsprossen sind. — Aus der zweiten Ehe stammen Gräfin Pau-
GRAFEN V. SCHLIPPENBACH.
395
line, venu. Freifrau v. Ennis, und Gräfin Rosa. — Die Schwester des
Grafen Franz Heinrich ist Gräfin Maria Elisabeth, Ehren- und Sliftsdame
zu Maria-Schul in Brunn.
Grafen v. Sehlippenbach.
Xuthtrifd). Preufjen.
Besitz: iu der Provinz Brandenburg die Herrschaften Scliöuerniuik und Lenzerwiscb.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im, von Silber und Scüwurz
der Länge nach gelbeilten Mittelschilde eine Kette von drei übereinanderstehenden
Gliedern mit gewechselten Tincluren (Stammwappen). 1 in Blau ein aus der rech-
ten Schildesseite aus Wolken hervorgehender gebogener Arm. welcher in der ein-
wärlsgekehrten Hand eine goldene Krone hält; 2 in Gold ein rother, mit zwei
blauen Schlangen kreuzweise umwundener, aufrechtgestellter Streitkolben; 3 in
Gold ein ebenso gestellter, mit zwei grünen Zweigen umwundener rother Streit-
kolben, und 4 in Blau ein nach der linken Seite trabendes, silbernes Ross —
Leber der Grafenkrone erheben sich drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt
eine aufwachsende, vorwärtssehende, in Silber gekleidete und grünbekränzte Jung-
frau, welche in der Rechten eine goldene Krone, in der Linken eine goldene
Wage hält. Auf dem mittleren Helme steht zwischen vier Lanzen mit goldenen
und blauen Fähnchen ein Januskopf mit blau und schwarzem Helme, welcher mit
zwei silbernen Adlerstlügeln besteckt ist. Aus dem linken Helme wächst vorwärts-
gekebrt ein geharnischter Ritter empor, welcher in der Rechten ein Schwert, in
der Linken einen Schild hält. Die Helmdecken sind rechts blau und silbern, in der
Mitte silbern und schwarz, und links roth und golden. Den Schild halten zwei
einwärtssehende, gekrönte goldene Löwen.
Alle, sehr angesehene Familie, welche ursprünglich aus dem Cle-
veschen stammt, und sich später in Liefland, Schweden, Preussen , den
Marken, Pommern etc. ausgebreitet hat. Die Familie erwarb bedeuten-
den Grundbesitz: Gustow, Schönermark, Ropersdorf und Schapow in
der Uckermark, ferner Wittstock, Dochow, Arendsee, das St. Sabinen-
kloster zu Prenzlau etc., und in Preussen die Güter Salau, Domnau,
Neukrillen etc. — Friedrich Christoph Carl Freiherr v. Schlippenbach,
396 GRAFEN V. SCHMPPENBACH.
aus dem Hause Salingen, Oberst der schwedischen Garden und Reichs-
rath, wurde vom König Carl X. von Schweden, 1. Juni 1654, in den
schwedischen Grafenstand erhoben, und der Sohn desselben, Carl Fried-
rich Graf v. Schlippenbach , und nach den Titeln des Vaters Graf zu
Schöfde, Freiherr v. Liuxula, brachte das Haus zu noch höherem An-
sehen. Derselbe, gest. 9. Jan. 1723, stieg bis zur Würde eines k.
preuss. Generals der Cavallerie und war Gouverneur von Colherg und
der hinterpommerschen Festungen, sowie Amtshauptmann zu Egeln.
Von ihm stammen die jetzigen Grafen v. Schlippenbach ab, und die im
Johanniter-Orden sich vorfindende Ahnentafel seines Enkels, des Grafen
Carl Ernst, ist nachstehende: Christoph v. Schlippenbach aus dem Hause
Salingen; Gemahlin: Maria v. Manteuflel, genannt Szögen (Zögen) aus
dem Hause Keydangen. — Christoph Carl Graf v. Schlippenbach, Graf
zu Sköfde , Freiherr zu Liuxula , aus dem Hause Salingen , k. schwed.
Reichsrath etc.; Gemahlin: Helene Elisabeth Freiin v. Braunfalck. —
Carl Friedrich, k. preuss. General, Gouverneur zu Colberg; Gemahlin:
Barbara Sabina v. Arnim aus dem Hause Nechlin. — Carl Christoph,
k. preuss. iMajor; Gemahlin: Christiana Charlotte Gräfin v. Sparr aus
dem Hause Trampe. — Carl Ernst. — Die jetzigen in Preussen leben-
den gräflichen Glieder der Familie sind , einen Grafen ausgenommen,
Nachkommen des Grafen Carl Friedrich Wilhelm, gest. 20. Sept. 1830,
Herrn auf Schönermark, dessen verwandtschaftliches Verhältnis« zu dem
eben angeführten Grafen Carl Ernst nicht genau bekannt ist.
Vom Grafen Carl — dem älteren Sohne des Grafen Carl Friedrich
Wilhelm — geb. 7. Juli 1795, gest. 9. Jan. 1836, k. preuss. Haupt-
manne, Adjutanten des Prinzen Carl von Preussen, stammt aus der Ehe
mit Luise Freiin v. d. Reck, verm. 5. April 1832 (wieder verm. mit
dem k. preuss. Rittmeister Freiherrn v. Canitz und Daliwitz), Graf
FRIEDRICH, geb. 13. Mai 1834, jetzt, als Sohn des ältesten Bruders,
Aeltester der Familie. — Die fünf lebenden Brüder des Grafen Carl,
neben 7 Schwestern, sind: Graf Ferdinand, geb. 26. Dec. 1799, k.
preuss. Oberst und Regiments -Commandeur, verm. 1829 mit Otlilie
Albertine Eleonore Juliane Gräfin v. d. Schulenburg aus dem Hause
Lenzerwisch, aus welcher Ehe zwei Töchter, Agnes und Adelheid, ent-
sprossen sind. — Graf Albert, geb. 26. Dec. 1800, k. preuss. Kam-
merherr, Herr auf Schönermark, verm. 16. Sept. 1838 mit Emma Gräfin
v. Plessen, aus welcher Ehe eine Tochter, Ina, lebt. — Graf Ernst,
geb. 22. Juni 1804, k. preuss. Major, verm. 19. Dec. 1832 mit Hen-
rica Regina Gräfin Sermage v. Szomszedvar und Metwedgrad, geb. 18.
März 1811, aus welcher Ehe, neben einer Tochter, Helene, vier Söhne
entsprossen sind, die Grafen: Hermann, geb. 26. Sept. 1833, Arthur,
geb. 10. Oct. 1837, Stephan, geb. 18. Dec. 1842, und Hans, geb. |
9. Aug. 1846. — Graf Otto, geb. 21. April 1807, k. preuss. Kam-
merherr, verm. in erster Ehe 1836 mit Clotilde v. Arnim, geschieden,
und in zweiter, 1. Nov. 1849, mit Adelaide Arabella Gräfin v. Fon-
blanque. Aus der ersten Ehe stammen Gräfin Leonida und Graf Mortimer,
geb. 7. Aug. 1843, aus der zweiten: Violet Pauline, — und Graf Hermann,
GRAFEN V. SCHMKTTAr.
397
geh. 20. Oct. 1809, k. preuss. Rittmeister und Escadrons-Chcf, verm.
12. Juli 1846 mit Clementine Gräfin zu Solms-Sonnenwaldc-Alt-Pouch,
geb. 2. Oct. 1817. — Von dem verstorbenen Bruder, dem Grafen Wil-
helm, geb. 9. Dec. 1797, gest. 31. Oct. 1842, k. preuss. Major und
Adjutanten des Prinzen Carl von Preussen, stammt aus der Ehe mit Ma-
tbilde v. Goldbeck, verm. 1. Dec. 1829, neben einer Tochter, Anna,
ein Sohn: Graf Carl, geb. 19. Sept. 1830.
Von dem verstorbenen Sohne des Bruders des Grossvaters, vom
Grafen Heinrich Leopold Theodor, geb. 7. Mai 1788, stammt aus der
Ehe mit Auguste v. Gaya, verm. im Aug. 1819, neben zwei Töchtern,
Melanie und Elisabeth, ein Sohn: Graf August, geb. im Juni 1821.
Grafen v. Sehmettan (Schmettow).
€t)angdtfd). |Jrcufjcn.
Besitz: (Ins Majorat Pommcrzig und Rrie.se in der Neumark, das Rittergut Braueliilsehdorf
in Schlesien; das Rittergut Hoigsbütlel im Ilolsteinschen etc.
Wappen : quadrirter Schild mit zwischen dem 3. und 4. Felde cingc~
pfropftcr Spitze und mit Mittelschild. In dem mit einer Grafenkrone gekrönten
goldenen Mittelschilde der zweiköpfige, goldcnbewchrte, mit den güldenen Scheinen
umgebene schwarze Reichsadler mit über den Köpfen schwebender Krone. Der-
selbe trägt auf der Brust einen von Silber und Blau geweckten Herzschild. 1 und
4 in Silber ein schrägrechts gestellter schwarzer Hundskopf, aus dessen Rachen
ein rother Pfeil mit dem Gefieder hervorragt; 2 und 3 in Schwarz ein silberner
Querbalken, von drei (2 und 1) goldenen Sternen begleitet (Stammwappem. In
der rubinfarbenen Spitze ist eine Pyramide aus 15 eisernen Granaten (5,4, 3,2, 1),
von welchen die oberste brennt, aufgerichtet. — Den Schild deckt eine fünf- (bis-
308 GRAFEN V. SCHMRTTAU.
weilen auch sieben-) perlige Krone, auf welcher drei gekrönte Helme stehen. Auf dem
rechten Helme wehen nach aussen und unterwärts drei silberne Straussenfedern;
der mittlere, mit einer Grafenkrone gekrönte Helm trägt den Adler des Mittel-
schildes, und der linke einen offenen schwarzen, mit einem silbernen Querbalken
belegten Adlersflug, zwischen welchem ein goldener Stern schwebt (Helm des
Stammwappens). Die Decken des rechten Helmes sind schwarz und silbern , die
des mittleren schwarz, silbern und blau, und die des linken schwarz, silbern und
golden. Den Schild hält rechts ein aus- und unterwärtssehender preussischer Kanonier,
welcher mit der Rechten die Ziindruthe auf den Boden stemmt. Am Schildesfusse
liegen zu beiden Seiten aufgehäufte Kugeln, und links Armaturen (Kanonen und zu
denselben gehöriges Geräthe, rothe und blaue Fahnen, Hellebarden etc.). — Die
Angabe im Wappenbuche der durchlauchtigen Welt (III. 362), dass im I. und 4.
Felde ein abgeschnittener, rechtsgekehrter Fuchskopf von natürlicher Farbe stehe,
welcher einen rothen schrägrechtsliegenden Pfeil im Maule halte, ist unrichtig.
Sehr alles, ursprünglich ungarisches Geschlecht, welches unter dem
Namen Szmettay in Ungarn und Serhien im 14. und 15. Jahrhunderte
sehr begütert war. Matthias v. Schmellau kam um das Jahr 1470
mit dem Könige Matthias Corvinus nach Schlesien, und die Nachkommen
desselben, zur protestantischen Kirche übergetreten, Hessen sich im Für-
stenthume Neisse und in der Grafschaft Glatz nieder, während nach und
nach die Linien der Familie in Ungarn erloschen. — Der Sohn des
Matthias: Hans, geb. 1482, gest. 1560, Herr auf Oleer und Nieder-
Hansdorf, war mit Anna Maria v. Gühlay vermählt. Aus dieser Ehe
entspross Simon, geb. 1512, gest. 24. Jan. 1570, Hofrichter und Ober-
Forstmeister des Fürstentums Jägerndorf, verm. mit Bianca v. Blu-
dowska, und der Sohn desselben war Georg, geb. 22. Jan. 1535, gest.
9. Jan. 1603. Letzterer hatte aus der Ehe mit Christiana v. Bielitz
vier Söhne: Georg, geb. 15. März 1583, verm. mit Eunika v. Wer-
ther; Gottfried, geb. 1599, gest. 5. Febr. 1688, Herrn auf Tschanitz,
verm. mit Maria v. Rindfleisch; Ernst, geb. 9. Sept. 1600, gest. 1672,
Herrn auf Ober- und Nieder-Drömmling, verm. mit Elisabeth v. Nüsser,
und Heinrich, geb. 29. Oct. 1601, gest. 1694, verm. mit Fräulein du
Luc. Von diesen vier Brüdern stammen alle jetzigen Grafen und Her-
ren v. Schmettau und v. Schmettow ab.
Die Nachkommen von Gottfried und von Ernst haben, nachdem
28. Sept. 1668 der Adel der gesammten Familie erneuert worden war,
den Reichs -Freiherrenstand und dann die Reichsgrafenwürde erhalten.
Es wurde nämlich Samuel v. Schmettow, geb. 1658, gest. 1709, mit
seinen Brüdern und Vetlern vom Kaiser Leopold I. 1701, und Gottfried
Wilhelm mit seinem Bruder Carl Friedrich vom Kaiser Carl VI. 1717
in den Reichsfreiherrenstand , und Leopold Freiherr v. Schmeltau, geb.
25. Mai 1714, gest. 1. Mai 1777, k. dän. Kammerherr und Regierungs-
rath, mit seinen gesammten Vettern, vom Kaiser Carl VII., 24. Febr.
1742, in den Reichsgrafenstand erhoben, und die letztere Erhebung,
31. Juli 1742, in Preussen anerkannt.
Durch Georgs Söhne, Gottfried und Ernst, theilte sich die Familie in
zwei Linien, in die Gottfriedsche oder tschanitzsche Linie und
in die Ernestinische oder drömmlingsche Linie. Die erstere
bildete durch Gottfrieds Söhne, Gottfried Wilhelm und Carl Friedrich,
grafkn v. BcnmTAO. 399
zwei Aesle, den alteren zu Pommerzig und den jüngeren zu
Hollorp, welcher 1821 erloschen ist, in der letzteren Linie aber ent-
standen durch Ernsls drei Söhne drei Aeste, der von Samuel gegrün-
dete sanuielsche Ast, der von Friedrich Wilhelm entsprossene s tück-
sche Ast und der 19. Dec. 1738 im Mannsstamme erloschene
hecken do rfsche Ast. So stammen denn die jetzigen Grafen v.
Schmellau theils aus dem älteren Aste der Goltfriedschen , tlieils aus
den) samuelschen und stückschen Aste der Ernestinischen Linie, und
die betreffenden Ahnentafeln sind nachstehende:
Gollfriedsche oder tschanitzsche Linie (Ast zu Pommerzig) : Gott-
fried Wilhelm, Freiherr — Sohn Gottfrieds — geb. 4. Mai 1682, gest.
6. Juli 1728, k. dän. Oberst-Lieutenant und Stifter des Majorats Pom-
merzig ; Gemahlin : Anna Chrisliana v. Rosenberg aus dem Hause Gusch-
witz, geb. 25. Febr. 1689, gest. 9. Sept. 1747. — Gottfried Heinrich,
Graf, geb. 3. April 1710, gest. 27. Aug. 1762, k. preuss. Staatsmini-
ster und Ober-Jägermeister, Majoralsherr etc. Gemahlin : Franzline Leo-
poldine Rcnjamine Freiin v. Schönaich, geb. 11. Juli 1708, verm. 27.
Nov. 1731, gest. 14. April 1794. — Bernhard Alexander Gottfried,
geb. 5. Mai 174 7, gest. 26. Mai 1816, k. preuss. General -Major der
Cavallerie ; Gemahlin : Johanna Auguste Antoinette v. Wulffen aus dem
Hause Grabow, geb. 24. Mai 1751, gest. 20. Jan. 1826. — Bernhard
Philipp Gottfried, jetziger Majoratsherr.
Ernestinische oder drömmlingsche Linie. Samuelscher
Ast: Samuel, Freiherr — ältester Sohn Ernsts — geb. 1658, gest.
1709, Herr auf Ober- und Nieder-Drömmling, k. preus. Geh. Kammer-
rath ; Gemahlin: Maria de la Fontaine, genannt Wicart, gest. 5. Aug.
1732. — Samuel, Graf, geb. 26. März 1684, gest. 18. Aug. 1751, k.
preuss. General -Feldmarschall und Grossmeister der Artillerie, erster
Curator der neugestifleten Academie der Wissenschaften zu Berlin etc. ;
zweite Gemahlin: Maria Anna v. Riffer, geb. 24. April 1720, verm.
24. Dec. 1740, gest. 23. April 1771. — Friedrich Heinrich Ferdinand,
geb. 4. Oct. 1741, gest. 21. Febr. 1793, k. preuss. Hauptmanna. D.;
Gemahlin : Luise Ainalie Friederike v. Kahlenberg auf Kochsdorf, geb.
11. Nov. 17 56, verm. 4. Oct. 1776. - Carl Ludwig Ferdinand Leo-
pold, geb. 26. Juli 1780, k. preuss. Lieutenant; Gemahlin: N. N.
Schlund. — Leopold, jetziges Haupt des Astes. Stückscher Ast:
Er>st v. Schmellau, geb. 9. Sept. 1622, Herr auf Ober- und Nieder-
Drömmling, k. k. Ralh; Gemahlin: Elisabeth v. Nüsser, gest. 1672. —
Friedrich Wilhelm, geb. 1663, gest. im April 1735, Herr auf Stück,
k. dän. Geh. Ralh, General -Major etc.; Gemahlin: Anna Margaretha
v. Brand, gest. im Januar 1768, Oberst- Hofmeisterin der königl. Kinder
in Dänemark bis 1757, und dann Dechantin des Stifts WTalloe. —
Leopold, Graf, geb. 25. Mai 1714, gest. 1. Mai 1777, Herr auf Stück
etc., k. dän. Kammerherr und Regierungs-Ralh zu Oldenburg; Gemah-
lin: Eleonore Friederike v. Bassewitz, geb. 22. April 1726, verm. 28.
Oct. 1746, gest. 28. Jan. 1800. — Ditlow Hans, geb. 20. Dec. 1749,
gest. 29. Juli 1794, fürsll. bischofl. Reise -Marschall zu Eutin und
400 GRAFEN V. BCflMWTTAU.
Landvoigt zu Oldenburg; Gemahlin: Hedwig v. Harling, geb. 17. Jan.
1759, vcnn. 21. Dec. 1783, gest. 1808. — Peter Friedrich Adolph,
jetziges Haupt des Astes.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind aufzuführen:
Gottfried sc he oder tschanitzsche Linie, welche sich
Schmettow schreibt: Rcichsgraf BERNHARD Philipp Gottfried, geb. 12.
April 1787, Majorats-Herr auf Pommerzig und Bliese in der Neumark,
seit 22. Juli 1816 Herr auf Brauchilschdorf in Schlesien, Stiftsverweser
des adeligen Frauleinstifts zu Rietschütz, k. preuss. Oberst -Lieutenant
a. D., verm. 9. Dec. 1814 mit Valesca Agnes Elisabeth v. VVullfen aus
dem Hause Grabow, geb. 25. Mai 1798. Die fünf Söhne desselben
sind : Graf Beknhard Gottfried Emil Carl Oscar Ferdinand Wilhelm, geb.
2. März 1818, verm. 13. Juni 1843 mit Maria v. Raumer, aus welcher
Ehe zwei Söhne stammen, die Grafen Bernhard, geb. 12. April 1846,
und Willirald, geb. 5. Juni 1848. — Graf Wilhelm Hermann Bern-
hard Gottfried, geb. 10. März 1822, k. preuss. Lieutenant. — Graf
Max Carl Bernhard Gottfried, geb. 15. Oct. 1824, k. preuss. Lieutenant.
- Graf Bernhard Gottfried Alexander Richard, geb. 20. Oct. 1828,
k. k. Oberlieulenant, und Graf Bernhard Gottfried Erdmann Rudolph,
geb. 27. Nov. 1831.
Von dem Sohne des Grafen Gottfried Heinrich Leopold — Bruders
des Grafen Bernhard Alexander Gottfried — vom Grafen August Bogis-
law Leopold Gottfried, lebt die Wittwe mit zwei vermählten Töchtern.
Ernestinische oder d r Ö m m 1 i n g s c he Linie. Samu eise her
Ast: Graf LEOPOLD — Sohn des Grafen Carl Ludwig Ferdinand —
geb. 28. Oct. 1814, k. preuss. Hauptmann. Die Schwester desselben
ist Grälin Leopoldine. — S tücksch er Ast: Graf Peter Friedrich)
ADOLPH — Sohn des Grafen Dillow Hans — geb. 3. Jan. 1788, Herr
auf Hoigsbültel im Holsteinschen. — Vom Bruder des Vaters, dem Gra-
fen Gottfried Wilhelm Christian, geb. 12. Juni 1752, k. dän. General-
Lieutenant etc. , leben aus zweiler Ehe mit Margarelha Wilhelmine v.
Stemann, geb. 5. Jan. 1780, verm. 14. Dec. 1801, neben drei Töch-
tern, zwei Söhne, die Grafen: Christian Ludwig Leopold, geb. 10. Febr.
1806, k. dän. Kammerjunker, und Alexander Wilhelm, geh. 29. Dec.
1807, k. dän. Officier.
GRAFEN V. SCHMISING-KERSSENBROCK. 401
Grafen v. Sehmising -Kerssenbroek (Grafen
v. Kor fr- Seh ini •»ins:, genannt Kerssenbrock.
auch Kerssenbroock).
Äatholtfd). $)rfutfm un& üjannoürr.
Besitz: das Ritierem Brinke etc. in der Provinz Westphalen.
Wappen: quadrirler Schild: 1 und 4 in Roth eine goldene Lilie (Korff-
Sobmising): 2 und 3 in Gold ein sclirägrecbter blauer, mit drei rothen . gold-
unteo Hosen (nach Aoderen hirscbblütben) belegter Balken (Kerssenbrock).
Auf der Grafenkrone erbeben sieb zwei gekrönte Helme. Auf dem reebten Helme
steht eine goldene Lilie , über welcher drei goldene Sterne schweben, und welche
ton zwei einwärtsgekebrten , doch das ganze Gesiebt zeigenden, natürlichen See-
jungfern, mit blauen Schwänzen und rothen Flossen, gemeinschaftlich mit beiden
Händen so gehalten wird, dass jede die Lilie oben und unten berührt (Korff-
Scbmisingscber Helrai. Der linke Helm trägt einen offenen goldenen Adlersflug,
dessen rechter Flügel mit einem scbräglinken , der linke mit einem sebrägrechten,
mit drei rothen Kosen besetzten blauen Balken belegt ist (Kerssenbrockscber Helm).
Die Decken des reebten Helmes sind rotb und golden, die des linken roth. blau
and golden, und den Scbild halten zwei einwärtssebende, schwarz geharnischte
Lanzenträger.
Der Name der Grafen v. Sehmising- Kerssenbrock ergiebt die Ver-
einigung der Namen zweier sehr alten und angesehenen Familien. Der
Slammname ist Sehmising, der Beiname Kerssenbrock, und der Letztere
beruht auf testamentarischer lebertragung des Kerssenbroekschen Fidei-
commisses auf die Schmisingsche Familie unter der Bedingung einer
Vereinigung der Namen und Wappen (s. unten). — In Bezug auf die
gräflich Schmisingsche Familie findet sich das Nähere in dem Artikel :
Grafen v. KorfT, genannt Sehmising (Bd. I. S. 470 u. 71). Die Familie
Kerssenbrock, welche auch Kersenbroeik, Kersenbruck, Kerstenhruck.
Kaersenbruch, Kerssenbruch und Kassebrock geschrieben gefunden wird.
bt eine sehr alte, vornehme, ursprünglich osnahrücksche Adelsfamilie.
Das Stammhaus und der vornehmste Besitz derselben ist seit sehr lan-
ger Zeit das Schloss Brinke gewesen, welches in der ehemaligen Graf-
schaft Ravensberg und deren Vogtei Borkholzhausen , jetzt zum Haller-
Kreise des Regierungs-Bezirkes Minden gehörig, hegt, und zu den alten
II. 20
402 GRAFEN V. SCHMISING-KERSSENBROCK.
landtagsfahigen Riltersilzen gehört. Das Haus zerfiel in die katholische
und in die evangelische Linie. Von letzterer haben sieh Zweige in der
Provinz Sachsen, im Fürstenthume Lippe, in Pommern etc. ansässig ge-
macht. — Nach Aussterben des Mannesstammes der katholischon Frei-
herren v. Kerssenbrock zu Brinke wurde durch testamentarische Be-
stimmung der jedesmalige zweite Sohn der Familie Korft'- Schmising
Besitzer des Kerssenbrockschen Fideicommisses unter gleichzeitiger An-
nahme des Kerssenbrockschen Namens und Wappen. Diese Bestimmung
trat zum zweiten Male ein bei dem Grafen Maximilian Franz Xaver,
geb. 14. Nov. 1781, gest. 18. Oct. 1850, verm. in erster Ehe 1. Dec.
1804 mit Theresia Freiin v. Twickel zu Hawixbeck, gest. 11. Jan. 1811,
und in zweiter, 10. März 1812, mit Julia Gräfin zu Stollberg-Stollberg,
gest. 12. März 1836. Aus der ersten Ehe stammt das jetzige Haupt
der Familie :
Graf CLEMENS August, geb. 12. Juni 1806, verm. 24. Juni 1833
mit Carolina Freiin v. Fürstenberg- Herdingen, aus welcher Ehe vier
Söhne entsprossen sind, die Grafen: Friedrich, geb. 4. Jan. 1836,
Harier, geb. 22. Oct. 1838, Clemens, geb. 21. Oct. 1839, und Adolph,
geb. 28. März 1841. — Aus der zweiten Ehe des Grafen Maximilian
Franz Xaver stammen drei Söhne : Graf Christian, k. preuss. Lieutenant,
Graf Ferdinand, geb. 3. Aug. 1817, und Graf Friedrich Leopold, geb.
2. Aug. 1820, verm. 26. Aug. 1851 mit Gabriele Gräfin v. Mirbach
Kosmanos (Tochter des Grafen Gotthard aus erster Ehe, s. S. 122),
geb. 17. Febr. 1831.
GRAFKN V. SCHÖNRORN.
403
Grafen v. Schftnborn.
ßoiholtfd). öagcrn, ©rflcrrrtd), <£rofjher$ogthum Reffen unb Xiaffau.
Besitz: Schönborn-Wiesentheid : unter bayerischer Hoheit die Fidcicoinmiss-Ilerrscliafieii
Wiesentheid, Zeililzheim und Krombach , die Aemier l'ommersfelden und
Weiher elc. ; unter Hessen-Darmsladt die Fideicummiss-Herrschart llensscnstamm ;
mehrere Güler in Nassau etc. — Schonborn - Buobheim : die Fideicommiss-Herr-
schaften Schönborn, Weycrburg und MTlutiern und die Allodial-Hen schall Uossalz
in Oesterreich; die Fidcicoii)ini>s-!lerrschafien Arnfels, Dornegg und Schmirnberg
in Steiermark, die vereinigten Fideicommiss-Nerrsrhaltcii Munkacs und Szenl-Miklos
in Ungarn. — Jüngster oder böhmischer Ast: die Fidoicommiss-Herrscharteii und
Güter Lukawiiz, Dlaschkowilz, Malesitz und Przichowitz , Prestitz und Rosolii|> in
Itohmen.
Ren Häuptern aller drei Aeste des Hauses steht das Prädicat „Erlaucht" zu.
"Wappen des Asles Schonborn-Wiesentheid: Schild zweimal der Länge
nach und eben so quergetheilt , also neun Felder in drei Heiben. Feld 5 ist mit
einer 7 perligen Krone gekrönt und als Mittelschild ?a\ nehmen. Dasselbe ist rotb
und bat einen silbernen Schildcsfuss, aus welchem drei kleine Spitzen ins Rothe
steigen, und auf diesen Spitzen schreitet nach rechts ein gekrönter, doppelt ge-
schweifter, leopardirler, goldener Löwe (Stammwappen). 1 in Roth drei (2 und l)
silberne, kleine Schilde (Herrschaft Reicheisberg); 2 in Gold ein schwarzer, dop-
pelter kaiserlicher Itcichsadler mit Scheinen, Reichsapfel, Schwert und Scepter in
den Klauen und der über den Köpfen schwebenden kaiserlichen Krone (wegen der
Verdienste der Schönborne um Kaiser und Reich ex speciali grlitia linperatoris) ;
3 in Rlau ein silberner Querbalken, welcher von drei silbernen Wecken, oben zwei,
unten eine, begleitet wird tv. Heppenheim, durch Verschwagerung und Erbschaft
erlangt); 4 in Hermelin ein rothes Kissen mit goldenen Rotten und Quasten, auf
welchem der Reichsapfel liegt (Erhtruchsessenamt in Ober- und Niederöstcrrcichl ;
6 in Schwarz drei (2 und 1) aufrecbtpestellte, goldene Garben (Grafen v. Puchheiin,
Buchheim); 7 in Gold ein gegen die linke Seite springender Wolf von natürlicher
Farbe (Graf v. Wolfsthal); 8 in Silber der rothe österreichische Wappenschild mit
dem silbernen Querhaiken, umgeben mit einem rothen, mit Hermelin gefütterten
Wappenmantel, welchen der erzherzoglich-österreichische Hut deckt (wegen grosser
Verdienste um das Erzhaus Oesterreich), und 9 in Silber ein rechtsgekehrler, ge-
26*
404 GRAFEN V. SCHÖNBORN.
krönter, blauer Löwe, über welchem zwei rothe, abgekürzte Querbalken liegen
(Herrschaft Pommersfelden). Den Schild bedeckt eine Krone, auf welcher sieben
gekrönte Helme stehen. Der rechte Helm trägt den Wolf des 7. Feldes wachsend
und einwärtsgekehrt (Wolfthalscher Helm) ; der zweite das rothe Kissen des 4. Feldes
mit dem Reichsapfel (wegen des Erbtruchsessen-Amtes in Oesterreich); der dritte
zwei auf den Köpfen stehende silberne Fische, zwischen welchen eine Jungfrau
emporwächst, welche rechts roth, links silbern gekleidet ist, mit einem Kragen von
gleichen, doch gewechselten Tincturen,*' und welche mit den Armen die Fische um-
schlingt; der Kopf ist mit einer, mit fünf Pfauenfedern besteckten Krone gekrönt
(Reichelsbergscher Helm); der vierte oder mittlere Helm zwei von Roth und Silber
durch kleine Spitzen quergetheilte Rüffelshörner, deren jedes aussen mit drei Gra-
naten besetzt ist und zwischen welchen der goldene, gekrönte Löwe des Mittel-
schildes vorwärtsgekehrt sitzt (Helm des Stammwappens); der fünfte zwei blaue,
mit dem silbernen Querbalken und den silbernen Wecken des 3. Feldes bezeichnete
Rüffelshörner (v. Heppenheimscher Helm); der sechste eine aufrechtstehende gol-
dene Garbe (Puchheimscher Helm), und der linke den blauen, gekrönten Löwen
mit den rothen abgekürzten Querbalken des 9. Feldes (Pommersfeldenscher Helm).
Die gesammten Helmdecken sind roth, blau und silbern, und den Schild halten
zwei auswärtssehende, gekrönte, doppeltgeschweifte goldene Löwen, von denen jeder
in der freien Vorderpranke eine Standarte hält. Die des rechten Schildhalters ist
golden und zeigt den Reichsadler, die linke silbern mit dem österr. Wappenschild.
— Neben dem eigentlichen Mittelschilde betrachtet v. Wölckern auch Feld 2 und
8 als Mittelschilde.
Wappen des Astes Schönborn-Ruchheim : im Ganzen das eben beschriebene
Wappen , nur ist die Eintheilung des Schildes und die Anordnung der Helme,
nach den Angaben Mehrerer, eine andere, nämlich folgende: Schild schrägrechts,
so wie schräglinks und dann quergetheilt, also 6 feldrig mit Mittelschild. Mittelschild
und Feld 1, 2 und 3 wie im Wappen des Astes Wiesentheid; Feld 4 wie Feld 6
(die Puchheimschen Garben); 5 das österreichische Hauswappen (wie oben im
8. Felde) und daneben rechts in Hermelin das rothe Kissen mit dem Reichsapfel,
links in Silber der Pommersfeldensche Löwe mit den Querbalken, und 6 in Gold
der Wolfthalsche Wolf. Auf neueren Abbildungen kommt Feld 5 der Länge nach
getheilt vor, und der österreichische Hausschild steht dann auf der Theilungslinie.
Auf älteren Abbildungen ist dieselbe nicht zu sehen. — Gewöhnlich wird jetzt der
Schild ohne Helme geführt. Ein rother Hermelinmantel, mit dem Fürstenhute
bedeckt, umgiebt den Schild, welchen die oben erwähnten Schildbalter mit den
beschriebenen Standarten halten. Aeltcre Abbildungen setzen dagegen auf die den
Schild deckende Krone sieben Helme. Der rechte Helm trägt das Kissen mit dem
Reichsapfel, der zweite die Garbe, der dritte, mittlere und fünfte Helm gleichen
ganz den Helmen des Astes Wiesentheid, auf dem sechsten Helme steht einwärts-
sehend der Wolf ganz, wie im 6. Felde, und auf dem linken Helme der Pommers-
feldensche Löwe, wie im vorstehenden Wappen, doch sind die Ralken über dem-
selben meist vergessen worden. Die Helmdecken sind wie oben angegeben. — Der
Schild wurde übrigens früher meist, wie folgt, so bestimmt: schräg quadrirt und
quergetheilt, mit Herz-, Rrust- und Nabelschild. Feld 2, nach der neueren Re-
stimmung, wurde als 1., Feld l als 2., Feld 6 als 5. und Feld 5 als 6., Feld 3
und 4 wie jetzt, gegeben. Im Herzschilde fand sich das Stammwappen; der Riust-
schild, welcher das 1. goldene Feld nach dieser Annahme bedeckte, war ein über
den Hauptrand des Schildes hinausstehender eirunder goldener Schild, welcher den
beschriebenen kaiserlichen Adler zeigte, und der Nabelschild, welcher im sogenannten
6. silbernen Felde stand, war das erwähnte österreichische Hauswappen, rechts von
dem Kissen mit «lein Reichsaplel, Jinks von dem mit den Querbalken belegten
Löwen begleitet. Der Wolfthalsche Wolf wurde oft zu einem schwarzen Rosse
gemacht, und die Helmdecken gab man auch, wie folgt an: die des rechten Helmes
golden und roth, die des zweiten und sechsten golden und schwarz, die des dritten
und mittleren silbern und roth, und die des fünften und linken silbern und blau.
Uralte, ursprünglich dem Westerlande angehörige, auf dem Wester-
wald und am Rhein, namentlich in dem reichsritterschaftlichen Canton
OftAFBH V. schönhoun. 105
öberrliein, angesessene Familie, welche zu sehr hohem Ansehen und zu
grossem Grundbesitz in Franken, Oesterreieh , Böhmen, Steiermark,
Ungarn etc. gelangt ist. Die Rittermassigkeil des Geschlechts ist schon
aus der zweiten Hälfte des 1 2. Jahrhunderts urkundlich hinreichend
bestätigt, und geistliche Wahlstaaten boten später reiche Gelegenheit
zur Förderung der Ehre, des Ruhms und des Reichthums der Familie.
— Georgs älterer Sohn, Johann Philipp, geb. 1605, gest. 1673, war
seit 1642 Fürstbischof von Würzburg, seit 164 7 Kurfürst von Mainz
und seit 1665 Fürstbischof von Worms. Der Bruder des Letzteren,
Philipp Erweis i, geb. 1607, gest. 1668, wurde vom Kaiser Leopold I.
29. Nov. 1663 für sich und seine Nachkommen in den Reichsfreiherren-
stand, welcher 2. Juli 1697 auf alle Glieder der Familie ausgedehnt
wurde, unter Begnadigung mit dem erblichen kaiserlichen Ober-Comitiv etc.,
erhoben und erhielt von Kurmainz das Erbschenkenamt. Der Sohn des-
selben, Melchior Friedrich, erlangte vom Kaiser Leopold I. 15. Aug.
1701 mit seinen Brüdern, von welchen Lothar Franz, geb. 1655, gest.
1729, 1693 Fürstbischof zu Bamberg und 1695 Kurfürst von Mainz
wurde, die Reichsgrafenwürde und bekam durch einen Erbverlrag vom
Jahre 1711 mit dein letzten Grafen v. Puchheim oder Buchheini, Bischof
von Neustadt, Namen und Wappen und das Erbtruchsessenamt in Oester-
reieh ob und unter der Enns. Derselbe, geb. 1644, gest. 1717, ver-
mählt mit einer Freiin v. ßoineburg, wurde Vater von eill Söhnen und
fünf Töchtern. Zwei der Söhne, Rudolph Fraisz Erwein und Anselm
Franz, pflanzten den Stamm fori, von den übrigen war Friedrich Carl,
geb. 1674, gest. 1746, von 1705 — 1734 Reichsvicecanzler, von 1729 an
aber Fürstbischof von Bamberg und Würzburg und seit 1718 Herr der
gräflich Puchheimschen Besitzungen, welche derselbe mit dem Erbtruch-
sessenamt in Oesterreieh auf seinen obengenannten Bruder Rudolph
Franz Erwein vererbte; Johann Philipp, geb. 1673, gest. 1724, wurde
1719 Fürstbischof von Würzburg; Franz Georg, geb. 1682, gest. 1743,
1729 Kurfürst von Trier, 1732 Fürstbischof zu Elwangen und 1732
Fürstbischof zu Worms; Damian Hugo, geb. 1676, gest. 1743, 1715
Cardinal, 1719 Fürstbischof von Speier und 1722 Fürstbischof zu
Constanz etc. — Die den Slamm fortsetzenden zwei Söhne Melchior
Friedrichs, Rudolph Franz Erweis und Anselm Franz, stifteten zwei
Linien des Geschlechts: Ersterer die jetzt in drei Aesten blühende
Rudolp bische, Letzterer die am 25. Juli 1801 mit Eugen Franz
Erwein im Mannsslamme erloschene Ansei mische Linie, welche letztere
früher auch als österreichisch-ungarischer Ast des Hauses auf-
geführt wurde, die, später an den Wiesentheidschen Ast der Rudolphi-
schen Linie gefallene Herrschaft Heussenstamm besass und nach dieser
Besitzung: Schönborn-Heussenstamm genannt wurde. — Von der zweiten
Hälfte des 17. Jahrhunderts an gelangte die Familie auch in Franken,
namentlich durch die aus derselben stammenden Fürstbischöfe zu Würz-
burg und Bamberg, zu vielen, sehr bedeutenden Besitzungen. Die Reichs-
standschaft erlangte dieselbe zuerst durch Erwerb des Stammhauses der
reichsständisch gewesenen Herren v. Reicheisberg. Kurfürst und Fürst-
406 gbäfrh v. schö.nhorn.
bischof Johann Philipp (s. oben) gab 1671 den fünf Söhnen seines
Bruders, des Freiherrn Philipp Erwein, das Reichelsbergsche Stammhaus
nebst Zubehör als Mannslehn dergestalt, dass sie nicht nur den Titel:
Herren zu Reicheisberg, sondern auch die Reichelsbergsche Stimme auf
Reichs- und Kreisconventen auf der fränkischen Grafen- und Herrenbank
führen sollten, während die Reichelsbergschen Reichs- und Kreislaslen,
nach wie vor, von Würzburg getragen wurden, und Kaiser Leopold I.
empfahl noch in demselben Jahre der Reichsversammlung die Zulassung
dieser Freiherren v. Schönborn zu Sitz und Stimme auf der frankischen
Grafenbank, welche bald nachher denselben zugestanden wurde. Die
reichssländische Herrschaft Wiesentheid kam 1701 durch Vermählung an
das Haus, und Kurfürst und Fürstbischof Lothar Franz Freiherr v. Schön-
born erhielt von dem Kaiser Carl VI. 1728 als Geschenk für sich und
seine Familie die Herrschaft Munkacs in Ungarn, mit Ausschluss der
Festung. Ausser dem schon angeführten Erbtruchsessenamt in Oester-
reich bekam das Haus Schönborn unter Philipp Erwein auch das Erb-
schenkenamt des Erzslifts Mainz und das Erbtruchsessenamt des Hochstifts
Würzburg. Die Herrschaft Wiesentheid wurde durch die rheinische
Rundesacte 1806 der Krone Bayern standesherrlich untergeordnet.
Was nun die jetzt blühende Rudolphische Linie anlangt, so
wurde dieselbe sonst gewöhnlich die fränkische zu Wiesentheid ge-
nannt. Der Stifter derselben, Graf Rudolph Franz Erwein, geb. 23. Oct.
1677, gest. 22. Sept. 1754, kam 1701 durch Vermählung mit Maria
Eleonore Gräfin v. Hatzfeldt- Gleichen, Wittwe und Erbin des Grafen
Johann Otto v. Dernbach, in den Besitz der reichsständischen Herrschaft
Wiesentheid, wodurch derselbe seiner Linie insbesondere das auf Wie-
sentheid haftende Sitz- und Stimmrecht im fränkischen Grafencollegium
und bei dem fränkischen Reichskreis — das Reichelsberger stand" beiden
Linien zu — erwarb. Durch Testament des Fürsten Friedrich Cajetan
v. Hatzfeldt- Gleichen, dessen Muller eine Schwester des Grafen Hugo
Damian Erwein v. Schönborn war, erhielt diese Linie 1794 die Allodial-
besilzungen des Ersteren, die Herrschaften Lukawitz und Dlaschkovvilz,
und folgte nach Erlöschen der Anseimischen Linie 1801 in den sämmt-
lichen von derselben besessenen österreichisch-ungarischen Fideicommiss-
Herrschaflen. Der damalige Chef des Hauses, Graf Hugo Damian Erwein,
überliess schon 1802 dem älteren Sohne, Franz, die Herrschaften der
erloschenen Anseimischen Linie und 1807 die fränkischen etc. Herr-
schaften dem zweiten Sohne, Erwein. Nachdem aber der dritte Sohn,
Friedrich, 1809 als Domicellar von Mainz, Trier und Speier resignirtj
hatte, theillcn, nach dem Tode des Vaters, die drei Brüder so, dass j
der älteste, Franz, die Herrschaften in Oesterreich, Steiermark und Ungarn,)
der mittlere, Erwein, jene in Franken nebst Heussenstamm , und der
jüngste die Herrschaften in Böhmen erhielt. Dem Alter dieser drei
Brüder gemäss führte auch Klüber im genealogischen Staatshandbuche
Schönborn -Buchhehn als älteren, Schönborn -Wiesentheid als mittleren
und Schönborn- Lukawitz als jüngsten Zweig des Hauses auf, und es
muss ein nicht allgemein bekannter Grund dafür vorliegen, dass das
GRAFKN V. SCHÖNBORN. 407
Gothaische Geneal. Taschenbuch, für die Gegenwart immer die Haupt-
ijuclle, Schönborn -Wiesentheid als älteren, Schönborn -Buchheim aber
als minieren Ast giebt. — Alle drei Zweige oder Aeste des Hauses
hoitzen übrigens das Indigenat in allen k. k. österr. Erblanden und
die Haupier derselben führen auch mit im Titel, als familien-fideicom-
missarische Successionsberechligte, die Besitzungen der beiden anderen
Zweige.
Die genealogischen Verhältnisse der Rudolphischen Linie ergeben in
Bezug auf alle drei Aeste nachstehende Ahnentafel:
Schönborn- Wiesentheid. Rudolph Franz Erwein, geb. 23. Ocl.
1677, gest. 22. Sept. 1754, k. k. w. Geh. Rath; Gemahlin: Maria
Eleonore Gräfin v. Hatzfeldt, verw. Gräfin v. Dernbach, geb. im Sept.
1679, verm. im Nov. 1701, gest. 26. April 1718. — Joseph Franz
Bonaventura, geb. 8. Juli 1708, gest. 27. Jan. 1772, k. k. österr.
Kämmerer, kurmainz. w. Geh. Rath und Vicedom zu Aschaffenburg,
würzburg. Geh. Rath etc.; Gemahlin: Bernhardine Maria Theresie Sophie
Franziska Gräfin v. Pleltenberg, geb. 6. Sept. 1719, verm. 30. Aug.
1736, gest. 13. April 1769. — Hugo Damian Erwein Franz, geb.
28. Nov. 1738, gest. 29. März 1817, k. k. österr. w. Geh. Rath und
Kämmerer etc., gemeinschaftlicher Stammvater der drei jetzigen Zweige
des Hauses; Gemahlin: Maria Anna Gräfin v. Stadion-Thannhausen, geb.
11. Juli 1746, verm. 27. Jan. 1763, gest. 15. Nov. 1817. — Franz
Erwein Damian Joseph, geb. 7. April 1776, gest. 5. Dec. 1840, k. k.
Kämmerer, Standesherr in Bayern, erbliches Mitglied der Herrenbank der
Nassauschen Stände etc.; Gemahlin: Ferdinande Isabelle Gräfin v. West-
phalen, geb. 19. Oct. 1781, verm. 26. Juli 1802, gest. 11. Aug. 1813.
— Hugo Damian Erwein : jetziges Haupt.
Schönborn-Buchheim. Rudolph Franz Erwein — Joseph Franz
Bonaventura — Hugo Damian Erwein Franz s. die vorstehende Ahnen-
tafel. — Franz Philipp, geb. 15. Sept. 1768, gest. 18. Aug. 1841,
k. k. w. Geh. Rath und Kämmerer, Oberst- Lieutenant in d. A., des
Erzherzogthums Oesterreich ob und unter der Enns Oberst -Erbland-
Truchsess, des Beregner Comitats in Ungarn Erb -Obergespan etc.;
Gemahlin: Maria Sophie Antonie Charlotte Clara Elisabeth Gräfin
v. d. Leyen und Hohengeroldsegg, geb. 23. Juli 1769, verm. 20. Ocl.
1789, gest. 18. Jan. 1834. — Carl Eduard, jetziges Haupt.
Jüngster oder böhmischer Ast. Rudolph Franz Erwein —
Joseph Franz Ronaventura — Hugo Damian Erwein Franz s. die Ahnen-
tafel von Schonborn-Wiesenlheid. — Friedrich Carl Joseph, geb. 2. Aug.
1781, gest. 24. März 1849, k. k. w. Geh. Rath und Kämmerer etc.;
Gemahlin: Maria Anna Freiin v. Kerpen, geb. 13. Nov. 1784, verm.
12. Mai 1811. — Erwein, jetziges Haupt.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier aufzuführen :
Schonborn-Wiesenlheid. Graf Hugo Damian ERWEIN, geb.
25. Mai 1805, Herr der Herrschaften Wiesentheid, Zeilitzheim, Krom-
bach etc. etc., Mitglied der Kammer der Reichsrälhe des Königreichs
Bayern etc., verm. 1. Mai 1833 mit Sophie Eleonore Walpurge Thecla
408 GRAFKN V. SCHÖNBORiN.
Gräfin zu Eltz, geb. 20. Fehr. 1814. Der Bruder desselben ist: Graf
Clemens, geb. 8. Oct. 1810, Rittmeister ä la suite in der kön. bayer.
Armee, verm. 20. Oct. 1838 mit Irene Gräfin Batthyany, geb. 31. Dec.
1812, aus welcher Ehe drei Söhne stammen, die Grafen: Clemens
Hugo Damian Erwein, geb. 14. Nov. 1842; Arthur Franz Maximilian,
geb. 30. Jan. 1846, und Friedrich Carl Emmerich Joseph, geb.
10. März 1847.
Schönborn-Buchheim. Graf CARL Eduard, geb. 2. Mai 1803,
k. k. Kämmerer, Besitzer der Herrschaft Schönborn, Weyerburg, Maut-
tern, Arnfels, Dornegg, Schmirnberg, Munkads und Szent-Miklos etc.,
Oberst-Erblandtruchsess im Erzherzogthum Oesterreich und erbl. Ober-
gespann des Beregher Comitats, verm. 21. Oct. 1833 mit Anna Gräfin
v. Bolza (Tochter des Grafen Joseph, s. Bd. 1. S. 101), geb. 4. Aug.
1806, aus welcher Ehe Graf Erwin Friedrich Carl, geb. 7. Nov. 1842,
stammt. — Die zwei Brüder des Grafen Carl Eduard sind: Graf Erwin
Damian Hugo, geb. 14. Nov. 1791, k. k. Kämmerer, welcher seinem
Bruder Carl Eduard 9. Febr. 1844 die Herrschaft abtrat, und Graf
Friedrich Damian Theodor Philipp, geb. 26. Mai 1800, k. k. österr.
Major in d. A.
Jüngster oder böhmischer Ast: Graf ERWEIN, geb. 17. Mai
1812, k. k. w. Kämmerer, Besitzer der Fideicommiss-Herrschaften und
Güter Lukawitz, Przichowitz, Prestitz, Malesitz, Rosolup und Dlaschkowitz,
verm. II. Juli 1839 mit Christine Gräfin v. Brühl (Tochter des Grafen
Friedrich August Adalbert v. Brühl aus erster Ehe, s. Bd. I. s. 130),
geb. 28. März 1817, aus welcher Ehe drei Söhne entsprossen sind, die.
Grafen: Carl Friedrich, geb. 10. April 1840, Friedrich Erwein, geb.
11. Sept. 1841, und Franz Maria Paul, geb. 24. Jan. 1844.
GRAFEN U. HF.RRKN ZU SCIIÖSBURU.
409
Grafen u. Herren zn Schönbnrg.
(Unlere, gräfliche Linie des Hauses Schönburg: Schönburg-Hinter-
Glauchau mit Schön bürg -Rochsburg und Schönburg- Vorder-
Glauchau, Penig und Wechselburg.)
CoangeUfd) 3k €. jßontgreich. öadjfcn.
Besitz: die Recessherrschaft Hinterglauchau nebst der Lehnsherrschafl Rochshurg etc.,
die Recessherrschaft Vorderglauchau nebst den LehnsherrschaDen Penig und
Wechselburg etc.
Den Hauptern der Spcciallinien stellt das Prädicat „Erlaucht" zu.
"Wappen: Schild von Kolli und Silber vierfach schrägrechts getheilt. Auf
dem gekrönten Helme steht ein offener Adlersflug, welcher nach Art des Schildes
am rechten Flügel schräglinks, am linken schrägrechts gestreift ist. Die Helmdecken
sind roth und silbern. Wie angegeben beschreibt Trier das Wappen ; Spener sagt :
„scuto utuntur baltheis binis rubeis et argenteis exarato. Eos dextros pingit Sieb-
macher, quocum facere familiam", und bei Imhof finden sich die Worte: „scuto
Scboenburgii uti solent simplici, baltheis binis rubeis et argenteis exarato." Trier
und Imhof fangen, nach den gegebenen Abbildungen, mit Roth am oberen Schildes-
rande links die Theilung des Schildes an, Spener dagegen beginnt diese Theilung
mit Roth am rechten Schildesrande unten, so dass das Silber am oberen Rande
links steht, und so gestalten sich die Tincturen der Spenerschen Abbildung gegen
die Triersche und lmhofscbe gerade umgekehrt. Die Familie folgt, wie die Pet-
schafte ergeben, den letzteren Abbildungen. Den Flug theilen Trier und Imhof
schräg von Roth und Silber, Spener aber von Silber und Roth. — Eine neuere,
wenn auch aus Sachsen stammende Angabe, in Folge welcher in Silber zwei rothe
SchrägbaJken stehen sollen, gründet sich unstreitig auf den nur augenblicklieben
Irrthum eines sonst sehr umsichtigen Heraldikers. — Das gesammte Haus Schön-
burg hat, wie dasselbe auch im Laufe der Zeit erhöht worden ist, unverändert
stets das alte Stammwappen beibehalten. Rei den Fürsten umgiebt den Schild ein
mit dem Fürstenhute bedeckter Hermelinmantel, die Grafen führen gewöhnlich ganz
einfach Schild mit Helm und Helmschmuck. Eine Grafenkrone zeigen nur Abdrücke
von einzelnen neueren Petschaften: Dynastenhut und Mantel stehen diesen Grafen
schon nach dem Titel : Grafen und Herren, und den ihnen zukommenden Rechten zu.
Altes deutsches Dynastenhaus, welches mehrere ältere Schriftsteller,
wie Spener ergiebt, von den böhmischen Herzogen ableiteten. Nach
4 1 0 GRAFEN U. HERREN ZU SCHÖNBURG.
der gewöhnlichen Angabe hatte Wladislaus, der 28. böhmische Herzog
— Sohn des Wralislaus, des 22. Herzogs von Böhmen, welcher vom
Kaiser Heinrich IV. 1087 zum ersten König von Böhmen erklärt worden
war — ausser dem Sohne Wladislaus, welcher vom Kaiser Friedrich I.
Barbarossa 1159 zum zweiten König von Böhmen ernannt wurde, noch
einen zweiten Sohn, Theobald, von welchem Theobald II. stammle.
Letzterer erbaute das Schloss Schönburg, und der Sohn desselben war
Theobald III., der Enkel Theobald IV. und der Urenkel Hebmann, welcher
das Geschlecht weiter fortpflanzte und 1300 starb. — Nach Ehrenfried
Geyer, welcher im Manuscriple eine Geschichte des Hauses Schönburg
hinterlassen hat, war Hebmann, Herr zu Schönburg, welcher zu Glauchau
residirte und 1182 das Kloster zu Geringswalde stiftete, der Stamm-
vater des Geschlechts. Imhof konnte die Arbeit Geyers benutzen und
theilt nach derselben die weitere Stammreihe, von Hermann an, mit.
Nach neueren Schriftstellern — wie Einer derselben darauf gekommen,
dass die Familie aus den Rheinlanden stamme, ist nicht leicht zu
erklären — ist Fbiedbich, Dynast von Schönburg — ein Nachkomme
des von Geyer angegebenen Hermann — gest. 1383, ein entfernter,
Ernst, Herr von Schönburg, Hartenstein, Glauchau, Waidenburg, Lichlen-
stein und Hohenstein, gest. 1534, der nächste gemeinschaftliche Stamm-
vater der späteren und jetzigen Glieder des gesammten Hauses. Durch
Ernsts beide Söhne, Hugo, gest. 1565, und Wolfgang, gest. 1531,
bildeten sich zwei Hauptlinien. Der ältere, Hugo, stiftete die ältere,
oder obere, oder Waldenburgsche Linie, der jüngere, Wolfgang,
die jüngere, oder untere, oder Penigsche Hauptlinie. Die ältere,
oder obere Hauptlinie wurde durch die vier Söhne Otto Ludwigs —
eines Nachkommen des Hugo, gest. 1701 — in vier Speciallinien
gelheill. Georg Albbecht, der älteste Sohn, gründete die Linie zu
Hartenstein, welche mit dem Grafen Friedrich Albrecht 16. Dec.
1786 erloschen ist; Otto Wilhelm, der zweite Sohn, die Linie zu
Lichtenstein, welche mit Wilhelm Heinrich 14. Aug. 1790 ausstarb;
Ludwig Fbiedbich, der dritte Sohn, gest. 1661, die Linie zu Stein und
und Russdorf, welche jetzt blüht, und Ghbistian Heinbich, der jüngste
Sohn, die Linie zu Waidenburg, welche 1754 mit Christian August
wieder abstarb. — Die jüngere, oder untere Haupllinie wurde
durch Wolfgangs zwei Söhne, Wolfgang Ernst und Wolfgaxg Heinbich,
in zwei Speciallinien getheilt, in die Rochsburg-Hintergla uchau-
Remsasche und in die Penig- Vorderglauchau- Wechselbur-
gische. Die Rochsburg-Hinterglauchau-Remsasche Speciallinie umfasst
die Nachkommenschaft Wolfgang Ernsts, welche indessen die Herrschaft
Remsa (Remissau) verkaufte und zuletzt noch zweiAeste: Rochsburg
und Hinterglauchau bildete, von welchen der erstere ältere mit
Heinrich Ernst 19. April 1825 im Mannsstamme erloschen ist, worauf
Rochsburg an den zweiten, jüngeren Ast gekommen ist. — Die Penig-
Vorderglauchau-Wechselburgsche Speciallinie ergiebt die Nachkommen-
schaft Wolfgang Heinrichs und hatte sich ebenfalls in zwei Aesten
verbreitet, den Aesten zu Wechselburg und zu Penig. Der letztere
GRAFKN V. IIKRKKN ZU SCIlMMRURG. 4 1 1
Ast erlosch 13. April 1763 mit August Friedrich, und die Besitzungen
desselben gelangten an den ersleren Ast.
Die StammbcMlzungen des Hauses, die Schönburgschen Recessherr-
schaflen, liegen im Königreiche Sachsen, unter dessen Staatshoheit
dieselben stehen und dem sie nun sämmtlich lehnbar sind, vorzüglich
zwischen Meissen und dem Voigtlande an der schneebergschen Mulde.
Die Herrschaften Glauchau, YVahlenburg und Lichtenstein erhielt früher
das Haus Schönburg von Böhmen als Reichsafterlehen. Dagegen waren
andere Besitzungen, namentlich die Niedere Herrschaft oder spätere Graf-
schaft Hartenstein, welche vor 1 4S 1 reichslehnbar war, nebst der Herr-
schaft Stein, kursächsische Landeslehen. Das Haus Schönburg behauptete
früher, dass alle diese Besitzungen, mit Einschluss der Herrschaft Stein,
reichsunmittelbar wären und dass ihm selbst die Landeshoheit zustehe,
Kursachsen aber widersprach. Comiliallisten der Eximirten vom Jahre
1512 und 1548 gaben diese Besitzungen als von Kursachsen eximirt
an. Doch fanden sich Glauchau und YVahlenburg in der Reichsmalrikel
vor, Schönburg entrichtete von denselben reichsinatrikularmässig Römer-
monate und Kammerziele und stellte Truppen zum Reichsheere. Schön-
burg halte, ohne eine reichsunmiltelbare Graf- oder Herrschaft zu besitzen,
Reichsstandschaft durch einfache Theilnahme an. der reichsgräflich wet-
terauschen Curiatstiinme, wrar also reichsständisch gräflicher Personalist.
Auch erkannte Kursachsen die Kreisstandschaft an und berief das Haus
zu den obersächsischen Kreislagen. Ein Haupt- und Nebenrecess mit
Kursachsen, beide vom 4. Mai 1740, hoben die Streitigkeiten über Reichs-
unmittelbarkeit und Landeshoheit, indem im Hauptrecesse der Rechts-
zustand der schönburgschen Herrschaften vergleichsweise festgesetzt
wurde: die schönburgsche Reichs- und Kreisstandschaft und deren Aus-
übung wurde von Kursachsen anerkannt und alle Gerechtsame festgeordnet.
Im Nebenrecess wurden dem Hause Schönburg in Ansehung der Kur-
sachsen lehnpflichtigen Herrschaften Hartenstein und Stein, bis auf eine
Abänderung hinsichtlich des Ertrags (\er Bergwerke, gleiche Rechte
bewilligt, wie im Hauptrecesse den böhmischen Lehnherrschaften. In
und bei dem Teschner Frieden gelangten 1779 die böhmischen Reichs-
lehngerechtsame über Glauchau, Waldcnburg und Lichtenstein an Pfalz-
bayern und von diesem an Kursachsen. 1806 hörte die Reichs- und
Kreisstandschaft Schönburgs auf, doch blieben die Rechtsverhältnisse
zum Königreich Sachsen zur Zeit des Rheinbundes unverändert. Auf
dem Wiener Congresse kam der Rechtszustand dieses Hauses wiederholt
zur Sprache. In einer, der Congressacte beigefügten Angabe der Rechte
des Hauses Schönburg vom 18. Mai 1S15 verpflichtete sich die Krone
Sachsen: die Vortheile und Rechte anzuerkennen, welche Schönburg im
deutschen Bunde würden versichert werden, doch unbeschadet der Ge-
rechtsame, welche Sachsen über dessen Besitzungen ausübe, so wie den
Inhalt des Recesses vom 4. Mai 1740 jederzeit und nach dessen ganzem
Umfange zu halten und hallen zu lassen. Später bestimmte der Bund,
7. Aug. 1828, dass dem Hause Schönburg dieselben persönlichen und
Famihcnrechle eingeräumt würden, welche den 1806 media tisirten vor-
412 GRAFEN U. HERREN ZU SCHÖNRURG.
mals rcichsständischen Familien zugesichert wären, und durch einen mit
der kön. sächs. Regierung 9. Oct. 1835 geschlossenen Recess wurde
demgemäss Alles festgesetzt, der Genuss der standesherrlichen Ehren-
rechte, für die Häupter der fürstlichen Linie das Prädicat : „Durchlaucht",
für die der gräflichen „Erlaucht" anerkannt etc.
Ausser den Herrschaften Glauchau, Waidenburg, Lichtenstein,
Hartenstein und Stein besitzt das Haus Schönburg auch die Herrschaften
Penig, Rochsburg, Wechselburg, Remissau und die Ziegelheimschen Ge-
richte im Königreich Sachsen. Ausserdem besitzen einzelne Mitglieder
oder Abiheilungen des Hauses Güter in Sachsen, Oesterreich, Preussen
und Bayern, auch gehen dem Gesammlhause eine Reihe von Rittergütern
und Dörfern im Königreich Sachsen, im Preussischen und Allenburgschen
zu Lehn.
Da die ältere oder obere Hauptlinie des Hauses fürstlich ist,
so sei hier nur erwähnt, dass dieselbe, nach dem oben Angeführten,
nur noch in der Nachkommenschaft Ludwig Friedrichs, dem ehemaligen
Hause zu Stein und Russdorf, fortdauert. Dasselbe hat die Besitzungen
der übrigen Aeste nach und nach geerbt und mit den seinigen vereinigt,
auch die Herrschaft Remissau angekauft. Aus dieser älteren Hauptlinie,
welche die Erbtruchsessenwürde der Burggrafschaft Nürnberg oberhalb
Gebirgs bekleidete, wurde Otto Ludwig mit seinen Vetlern von der
unteren Linie, Christian Ernst, gest. 14. April 1718, und Wolfgang
Heinrich, gest. 18. Juni 1704, vom Kaiser Leopold I., 7. Aug. 1700,
in dem Reichsgrafenstande bestätigt, und Otto Ludwigs Urenkel, Otto
Carl Friedrich, erhielt vom Kaiser Leopold IL, 9. Oct. 1790, die Reichs-
fürstenwürde. Die obere Hauptlinie blüht jetzt in zwei Speciallinien:
Schönburg-Waidenburg und Schönburg-Hartenstein, deren
Häupter die Söhne des Fürsten Otto Carl Friedrich sind. Fürst OTTO
VICTOR ist das Haupt der Speciallinie Schönburg-Waidenburg, und Fürst
Heinrich EDUARD das der Speciallinie Schönburg-Hartenstein.
Was die in dieses Werk gehörende jüngere, oder untere Haupt-
linie des Hauses Schönburg belriflTl, so ist das Wichtigste in Bezug auf
Entstehung und Eintheilung derselben schon oben mitgetheilt worden,
und es sind also nur noch die genealogischen Verhältnisse dieser Haupt-
linie, insofern dieselben die jetzigen Glieder zunächst berühren, und die
jetzigen hierher gehörenden Glieder selbst anzuführen.
Die Abstammung der lebenden Glieder der zwei Speciallinien :
Schönburg-Glauchau mit Schönburg-Rochsburg und Schönburg-Glauchau,
Penig und Wechselburg ergeben nachstehende Ahnentafeln:
Schönburg-Glauchau mit Schönburg-Rochsburg. Otto
Ernst, Graf zu Hinterglauchau, geb. 12. Dec. 1681, gest. 28. Nov.
1746; Gemahlin: Wilhelmine Christiane Gräfin zu Sohns -Sonnewakle,
geb. 2. Oct. 1692, verm. 24. Oct. 1710, gest. 9. Mai 1772. —
Albert Christian Ernst (Stifter des früheren Astes Hinterglauchau), geb.
22. Jan. 1722, gesl. 9. März 1799, Graf zu Hinterglauchau, k. k.
Österr. w. Geh. Rath, Senior des ganzen Slamraes etc.; zweite Gemahlin:
Magdalene Franziska Elisabeth Gräfin v. Schönburg -Wechselburg, geb.
GRAFKN U. HERREN ZU SCHÖNRITRG. 413
28. Jan. 1727, venu. 19. Juli 1757, gest. 1. Jan. 1772. — Gottlob
Carl Ludwig Christian Ernst, geb. 27. Aug. 1762, gest. 1. Mai 1842,
Herr der Herrschaft Hinterglauchau und Mitbesitzer der Herrschaft Roclis-
burg, k. bayer. General-Major ete. ; Gcmablin: Ferdinandine Henriette
Gräfin zu Hocbberg-Rohnstock , geb. 24. Febr. 1767, verm. 31. Juli
1789, gest. 26. Dec. 1836. — Heinrich Gottlob Otto Ernst, jetziges
Haupt der Speciallinie Schönburg-Glauchau.
Schönburg-Glauchau, Penig und Wechselburg: Samuel
Heinrich, geb. 26. Sept. 1642, gest. 16. Juni 1706; Gemahlin: Elisa-
beth Magdalene Sophie Freiin v. Schönburg- Penig, geb. 1642, verm.
14. Febr. 1675, gest. 12. März 1716. — Franz Heinrich, geb. 15. Mai
16S2, gest. 3. Sept. 1746; zweite Gemahlin: Johanna Sophie Elisabeth
Gräfin v. Schönburg- Hartenstein, geb. 29. Mai 1699, verm. 20. Juli
1723, gest. 25. Sept. 1739. — Carl Heinrich, geb. 23. Oct. 1729,
gest. 4. Juni 1800, Herr zu Wechselburg, Penig und der Vorderen
Herrschaft Glauchau, kursächs. Geh. Ralh etc.; Gemahlin: Christine
Wilhelmine Gräfin v. Einsiedel, geb. 24. Sept. 1726, verm. 21. Juni
1756, gest. 13. Dec. 1798. — Wilhelm Albrecht Heinrich, geb.
26. Jan. 1762, gest. 2. Sept. 1815, Herr der Herrschaft Penig, Vorder-
glauchau und Wechselburg, k. sächs. Geh. Rath und Kammerherr,
ausscrord. Gesandter und bevollm. Minister etc. ; zweite Gemahlin: Anna
Wilhelmine Gräfin v. Wartensleben, geb. 11. Sept. 1775, verm. 16. Mai
1799, gest. 21. Dec. 1826. — Carl Heinrich Alban, jetziges Haupt
der Speciallinie Schönburg-Glauchau, Penig und Wechselburg.
Von den jetzigen Gliedern der jüngeren oder unteren Haupt-
linie des Hauses Schönburg sind hier anzuführen :
Schönburg-Glauchau mit Rochsburg: Graf HEINRICH
Gottlob Otto Ernst, geb. 14. Sept. 1794, Herr der Herrschaft Hinter-
glauchau und, in Gemeinschaft mit seinem Bruder Ernst Ferdinand
Ludwig Heinrich, der Herrschaft Rochsburg, verm. 17. Mai 1820 mit
Maria Clemenline Prinzessin v. Schönburg -Waidenburg, geb. 9. März
1789, aus welcher Ehe, neben einer Tochter, drei Söhne stammen, die
Grafen: Friedrich Wilhelm Edmund, geb. 22. Mai 1823, k. preuss.
Lieutenant; Friedrich Alfred, geb. 1 7. April 1827, k. k. Oberlieutenant,
und Clemens Richard, geb. 19. Nov. 1829, k. sächs. Lieutenant. —
Der Bruder des Grafen Heinrich Gottlob Otto Ernst ist: Graf Ernst
Ferdinand Ludwig Heinrich, geb. 22. Ma; 1800, Mitbesitzer der Lehns-
herr schaft Rochsburg.
Schönburg-Glauchau, Penig und Wechselburg: Graf
Carl Heinrich ALBAN, geb. 18. Nov. 1804, Herr der Herrschaften
Penig, Vorderglauchau und Wechselburg, verm. 15. Jan. 1824 mit
Christiana Mary Emilie Gräfin v. Jenison-Walworth (Tochter des Grafen
Franz aus zweiter Ehe, s. Bd. I. S. 407), geb. 12. Jan. 1806, aus
welcher Ehe, neben drei Töchtern, ein Sohn entsprossen ist: Graf Carl
Heinrich WolflT Wilhelm Franz, geb. 13. Mai 1832, k. k. Lieutenant.
414 GRAFEN V. BCHÖNFFXD.
Grafen v. Schönfeld.
Tutljfrtfd). ©ffUrrrirh.
Besitz: die Herrschaft Thürnisch in Steiermark.
Wappen: im goldenen Schilde ein schrägrechts gestellter, ohen altgehauener,
an der rechten, wie an der linken Seite dreimal geasteter, schwarzer Baumstamm]
Ueher der Grafenkrone erhebt sich ein gekrönter Helm, auf welchem 9 schwarze
Hahnenfedern stehen, von denen fünf sich rechts und vier links wenden. Die Helm-
decken sind schwarz und golden, und den Schild halten zwei bärtige wilde .Männer,
welche über den Kopf, die Schulter und den Unterleib der einwärtsgekehrten Seile
ein Thierfell geworfen haben, mit der freien Hand aber eine Keule auf den Boden
stemmen. — So giebt das Wappenbuch der österr. Monarchie (VI, 66) nach den
Supplementen zu Siebmachers Wappenbuche (XI, 2) und nach Tyroffs Neuem All-
gemeinen Wappenwerke II, 93, das Wappen. — Das Wappenbuch der durchlauch-
tigen Welt (III, 364) setzt 8 Hahnenfedern auf den Helm. Auf alteren Abbildungen
des Staminwappens erscheint der Stamm auch links gelegt, braun und nur zweimal
an jeder Seite geastet, und die mittelste der 9 Hahnenfedern steht gerade in die
Höhe, während die anderen sich zur Seite neigen. — Nach dem Gencal. Taschenb.
der gräfl. Häuser (1848, 587) ist der Schild quadrirt mit Mittelschild. Im goldenen
Mittclschild ein schwarzer Baumast, schräglinks gestellt. 1 und 4 in Gold ein
schwarzer, gekrönter Adler; 2 und 3 in Both ein schwarzer, gekrönter, doppelt
geschweifter, goldener Löwe, welcher in der rechten Vorderpranke ein blankes
Schwert halt, ein Wappen, über welches Näheres nicht aufzufinden ist. Sollte
dasselbe vielleicht das YVappen sein, welches der böhmischen Linie 16. Dec. 1678
bei Erhebung in den Beichsgrafenstand verliehen worden ist? Wie mehreren Heral-
dikern, so ist auch der Bedaction letzteres Wappen unbekannt. — Das Wappen
der am 11. Oct. 1770 im Mannsstamme erloschenen gräflichen Linie zu Wacliau
bei Dresden hatte, nach dem Diplom vom Jahre 1704, einen zweimal der Länge
nach getheillen Schild. 1 in Silber drei unter einander gestellte rothe Bösen;
2 in Gold den linksgclegten Baumstamm ; 3 in Blau zwei silberne, rechte Spitzen.
Ueber der Grafenkrone erhoben sich drei gekrönte Helme. Der rechte trug einen,
mit einem schrägrechten Baumstamme belegten Pfauenschweif, der mittlere die
9 Hahnenfedern des Stammwappens, und der linke einen die Sachsen einwärts-
kehrenden, geschlossenen und mit einem schräglinken Baumstamme belegten gol-
denen Adlersflug.
Eins der ältesten und angesehensten thüringischen und meissenschen
Ritlergeschlechter, aus welchem, nach Feyerabend und Münster, Glieder
den Turnieren zu Merseburg, Braunschweig und Trier beiwohnten. Poppo
v. Schönfeld kommt, unter den fränkischen und thüringischen Herren
vom Adel, schon 1119 in einer Urkunde des Klosters Michaelisfeld vor,
GRAFEN V. SCHÖNFELD. 415
und es nehmen daher Mehrere den Rittersilz und das Dorf Sehönfeld
im Reussischen als einen der ältesten (ieschlechtsstammsitze an. Nach
einer anderen Urkunde trat die Familie 1326 den Friedewald an den
Markgrafen von Meissen ab und erhielt für diese Abtretung Radeburg
mit dem Dorfe Sack als Lehen. Später breitete sich das Geschlecht nicht
nur in Thüringen und Meissen, sondern auch in Franken, den Lausitzen,
Schlesien, Böhmen und Dänemark aus. Knaulh (Misniae illustrandae
Prodromus) führt 1692 die Familie als mit Döben, Löbnilz, Wachau,
Bircka etc. begütert auf, und fügt hinzu, dass früher auch Belgershain,
Griinberg, Welcka, Steinborn der Familie zugestanden hätten. — Wachau
soll schon 1260 Melchior Friedrich besessen haben, und gewöhnlich
wird derselbe als Stammvater aller Linien genommen , welche in den
angegebenen Ländern später vorgekommen sind. Von diesen Linien
sind in Bezug auf die erloschenen zwei gräflichen Linien und die jetzt
blühende, ausser der Wachauschen Linie, die von Johann — einem
Sohne Ernsts auf Steinborn und Enkel Siegfrieds auf Wachau — gestiftete
Mnie zu Löbnitz (bei Delitzsch), welche schon im 15. Jahrhundert
bestand, und die böhmische Linie hervorzuheben. In jede dieser
Linien kam nämlich der Grafensland. Aus der böhmischen Linie erhielt
Rudolph Wenzel — Sohn des k. k. Kriegsrathes etc. Nicolaus — Herr
auf -Salin, Lampringen, Schönwalde, Petershain und Selzsch, k. k. Käm-
merer und Vicelandjägermeister des Königreichs Böhmen, vom Kaiser
Leopold I. 16. Dec. 1678 die Reichsgrafenwürde, doch erlosch diese
Linie bald, und Name, Titel und Wappen gingen auf die Grafen v. Wra-
tislaw über. Aus der Wachauer Linie wurde Johann Siegfried — ein
Nachkomme Johanns, geb. 1513, gest. 1562, Herrn auf Wachau, welcher
unter dem Schulze der sächs. Fürsten ein allgemeines Familienlehen
errichtet hatte — Herr auf Wachau, Liegau, Lieska, Radeberg, Peters-
hagen und Döllingen, vom Kaiser Leopold I. 1704 in den Reichsgrafen-
stand erhoben und im kurpfalz. Rcichsvicariate 1711 mit der Erbtruch-
sessenwürde des Hochslifls Bamberg beliehen. Die Nachkommenschaft
desselben erlosch im Mannsstamme 11. Oct. 1770 mit seinem Sohne,
dem Grafen Johann Georg, kursächs. Landkammerralh. Die dritte Er-
hebung kam in den älteren Zweig der Linie zu Löbnitz und bezieht
sich auf die jetzigen Grafen v. Schönfeld. Es wurde nämlich vom
Kaiser Joseph 11., 6. Dec. 1788, Johann Hilmar Adolph v. Schönfeld,
Herr auf Schloss-Theil Löbnitz, Störmthal und Liebertwolkwitz, kursächs.
Kammerherr, Ober-Steuer-Eiunehmcr und bevollm. Minister am k. k. Hofe
in den Reichsgrafensland versetzt.
Die Abstammung der jetzigen Grafen v. Schönfeld ergiebl folgende
Ahnentafel: Adolph v. Schönfeld; Gemahlin: Susanna Christiane v. Hessler.
— Heinrich Rudolph, geb. 26. Juli 1695, gest. 25. Jan. 1751, Herr
auf Schloss-Theil Löbnitz, k. poln. und kursächs. Oberschenk; Gemahlin:
Erdmuthe Dorothea Magdalena v. Füllen, Erbtochter von Störmthal und
Liebertwolkwitz, geb. 25. März 1720, verm. 27. Nov. 1737, gest.
4. Jan. 1787 als wiedervermählte Gräfin Vitzthum v. Eckstädt. —
Johann Hilmar Adolph, Graf, geb. 18. Juni 1743, kursächs. Geh. Rath
4 I 6 GRAFEN V. SCHÖNFELD.
und Kämmerer, Gesandter am k. k. Hofe; Gemahlin: Ursula Margaretha
Agnes Victoria Ludovica Gräfin v. Fries, geb. 3. Febr. 1767, venu.
18. Juli 1788, gest. 6. März 1805. — Ludwig Moritz Adolph, geb.
2. Oct. 1797, gest. 19. Aug. 1828, Herr zu Eichberg und Reitenau in
Steiermark, k. k. Kämmerer und Rittmeister; Gemahlin: Rosalie Gräfin
v. Grunne- Pinchart, geb. 3. März 1805, verm. 10. Jan. 1827, gest.
als wiedervermählte Prinzessin v. Liechtenstein 20. April 1841.
Von den jetzigen Gliedern der gräflichen Linie sind hier aufzuführen:
Graf CARL — Sohn des Grafen Ludwig Moritz Adolph — geb.
18. April 1828, k. k. Rittmeister. — Der Rruder des Grafen Ludwig
Moritz Adolph ist: Graf Adolph, geb. 2. Oct. 1797, Herr der Herrschaft
Thurnisch in Steiermark, verm. 12. April 1825 mit Anna Maria Gräfin
Palffy, geb. 19. April 1804. Aus dieser Ehe stammen drei Söhne:
Graf Anton, geb. 26. April 1827, k. k. Rittmeister; Graf Adolph, geb.
3. April 1830, k. k. Rittmeister, und Graf Max, geb. 5. Dec. 1833,
k. k. Lieutenant.
GRAFEN V. I». SCHULENBURG.
417
Äuthertfd).
Grafen v. iL Scliuleiiburg.
$Jrcu&cn, 6od)ffn, 6raunfd)toctg, iflchlenburg^ödjtDerm.
Besitz der weissen Linie: jüngeres Haus Hehlen: die Fideieommiss- und Primogenitur-
Güter der alleren weissen Linie: Gross-Krankow. Petersdorf, Köcheistorf, Tressow,
Bobitz eic. in Meklenburg- Schwerin. — Speciallinie Wolfsburg: die Fidcicom-
miss- Güter Wolfsburg und die Vogtcien Stcimke, Rohrberg, M essdorf in der Pro-
vinz Sachsen; Rolhehof, Brane und Bisdorf in Hannover; Nordsleimke in Braun-
schweig. — Speciallinie Betzendorf: die Rittergüter Beizendorf, Oberwohla und
Wismar in Preussen. — Speciallinie Closter-Roda : die Rittergüter Closler-Roda und
ßlankenheim in Preussen. — Haus Trampe: die trampeschen Güter in Preussen. —
Haus Allendorf: die Fideicomniiss - Güter Altendorf und Bosbeck in Hannover. —
Haus Emden: das Rittergut Emden in Preussen. — Haus Altenhausen: das Ritter-
gut Altenhausen, Ivenrode und Germerslage in Preussen. — Haus Bodendorf: die
Rittergüter Bodendorf und Hohenwarsleben in Preussen. — Haus ßurgscheidungen:
die Majoratsgüler Burg- und Kirchscheidungen und Branderode in Preussen, und
Netzschkau in Sachsen. — Haus Jahmcn: Jahmen und Dürrbach. — Haus Vitzen-
BOrg : die hesslerschen Fideicommiss-Güter Vitzenburg und Weissenschirmbach
und das Majorat Krüssau. — Haus Angern: das Majorat Angern, bestehend aus
Angern, Weuddorf, ßuklum, Vergunst und Castell- Mühle in Preussen. — Haus
Kehnerl : die Herrschaft Kehnert in Preussen. — Jüngere oder schwarze Linie:
Aeltcres Haus Lieberosa: die freie Herrschaft Lieberosa in Preussen. — Jüngeres
freihcrrl. Haus Lieberosa oder Haus Primern: Propstei Salzwedel, der lieberoser
und apenburger Hof zu Betzendorf, die Rittergüter Apenburg und Ritlieben, Prie-
mern, Preisen, Dewitz und Drüsedau ; Eichstädt in Preussen, Maasleben und See-
garten in Danemark etc.
Wappen der weissen Linie nach dem Reichsgrafendiplom vom 7. Dec.
1728, in Preussen anerkannt 28. Mai 1729: Schild quadrirt mit Mittelschild. In
dem mit einer 7perligen Krone gekrönten silbernen Mittelschilde drei (2 und 1)
rechtsgekehrte mibe Greifsklauen (Stamm« appen) 1 und 4 in Silber ein gekrön-
ter und goldenbewebrtcr schwarzer Doppeladler; 2 und 3 in Gold ein nach der
rechten Seite gehender, von Roth und Silber mit gewechselten Tincturen quadrir-
ter Stier, weh her /.wischen den Hörnern mit zwei von Silber und Roth quer-
gethcilten Fahnen an rothen Stöcken besteckt ist. (Erb- Küchenmeister- Amt der
IL * 27
418 GRAFEN V. 1». Sr.HlTLKNBURG.
Markgrafschaft Brandenburg.) Ueher der Grafenkrone erheben sich drei gekrönte
Helme. Der rechte trägt einen die Sachsen einwärtskehrenden geschlossenen
schwarzen Adlersflug; der mittlere einen wachsenden wilden Mann, welcher, mit
Laub gekrönt und auf dem Haupte mit drei rothen Straussenfedern geschmückt,
die Arme erhebt und in jeder Hand eine rothe Greifsklaue, die Krallen nach aussen
und oben gewendet, hält (Helm des Stammwappens), und der linke Helm zwei
rothe spitzige Hörner, zwischen welchen zwei von Silber und Roth quergetheilte
und nach aussen wehende Fahnen stehen. Die Helmdecken sind roth und silbern,
und den Schild halten zwei mit Laub umgürtete Männer, welche die freie Hand in
die Seite stemmen.
"Wappen des Hauses Angern (Dipl. vom 20. Juli 1753): Schild quadrirt
mit Mittelschild, beide mit goldener Einfassung. Im silbernen Mittelschild der ge-
krönte, golden bewehrte und auf den Flügeln mit den goldenen Kleestengeln be-
legte preussische Adler. 1 und 4 in Silber drei, schrägrechts iibcreinandergelegte,
rothe Greifsklauen; 2 und 3 der beschriebene Stier, den Kopf aber mit drei von
Roth und Silber quergetheilten Fahnen besteckt; das Rothe ist in der ersten und
dritten Fahne oben, in der mittleren unten. Auf der Grafenkrone drei gekrönte
Helme. Der rechte trägt einen offenen, mit goldenen Kleestengeln belegten Adlers-
flug, dessen rechter Flügel schwarz, der linke rotli ist; der mittlere den wilden
Mann des Stammwappens, dessen Kopf mit drei Pfauenfedern besteckt ist, und
welcher die Greifsklauen aufrecht hält, und der linke zwei von Silber und Roth mit
gewechselten Tinctiiren quergetheilte spitzige Hörner, zwischen welchen drei, wie
in Feld 2 und 3 tingirte, Fahnen stehen. Helmdecken rechts schwarz und golden,
links silbern und roth, und Schildhalter zwei wilde, mit Laub umgürtete Männer,
deren Kopf mit drei Pfauenfedern besteckt ist und welche in der Hand die Greifs-
klaue aufrecht halten. — Nach dem Geneal. Taschenb. der gräfl. Häuser (1848,
588) ist bei dem Hause Angern der Mittelschild der Länge nach getheill; rechts
in Silber die drei rothen Greifsklauen, links in Blau ein goldener Hirsch, welcher
hinter einem, in der linken unteren Ecke des Feldes befindlichen Felsen halb
hervorspringt.
Wappen der Häuser Kehncrt, Trampe, Rodendorf, Emden und Altenhau-
sen (Dipl. vom 2. Oct. 1786 und 6. Juli 1798) : Schild mit goldener Einfassung.
Mittelschild ebenfalls golden eingefasst, in Silber drei rechtsgekehrte übereinander-
liegende rothe Greifsklauen. 1 und 4 der schwarze preussische Adler. 2 und 3
der Stier, wie beschrieben, auf dem Kopfe mit drei von Silber und Roth quer-
getheilten Fahnen besteckt. Das Silber steht in der ersten und dritten Fahne
oben, in der mittleren unten. Auf dem Schilde erheben sich drei mit Grafenkro-
nen gekrönte Helme. Der Schmuck derselben ist ganz wie im Wappen des Hau-
ses Angern, nur ist auf dem linken Helme das rechte Hörn roth und das linke
silbern, und die drei Fahnen sind wie im 2. und 3. Felde des Schildes tingirt.
Decken und Schildhalter wie bei dem Hause Angern.
Wappen des Hauses Vitzcnburg (Dipl. vom Jahre 1803): nach Abdrücken
von Petschaften das reichsgräfliche Wappen, nur zeigt das vierte Feld stall des
Doppeladlers in Roth drei linke Spitzen (Hessler), und auf dem rechten Helme steht ein
offener Adlersflug. Den Schild hält rechts ein wilder Mann, welcher die Rechte
in die Seite stemmt, und links ein auswärtssehender goldener Löwe.
Wappen der aus der früheren s. g Nebenlinie zu Angern und Altenhau-
sen durch Adoption 1747 entstandenen Grafen v. Schulenburg-Ocynhausen : Schild
quadrirt wie bei dem Hause Angern. Im gekrönten blauen Mitlelschilde eine auf-
rechtstehende silberne Leiter von vier Sprossen (Oeynhausen), lieber der Grafen-
kröne drei gekrönte Helme. Der rechte trägt den wilden Mann des Stammwap-
pens; der mittlere einen offenen, mit der halben, die Sprossen auswärtskehrenden,
Leiter belegten Adlersflug, und der linke die Hörner mit den Fahnen, wie ange-
geben. Die den Schild haltenden Männer stemmen, nach Abdrücken, die freie
Hand in die Seite. Nach dem Wappenbuche des Königreichs Hannover (A. 3.)
steht auf dem mittleren Helme nur die Leiter des Mittelschildes, gespalten in zwei
Theile, welche, die Sprossen auswärtskehrend, schräg gestellt sind.
GRAFEN V. I». St Hl I.KMtl R(i. 419
Wappen der schwarzen Linie: Aelteste Linie zu LMberofCj in Preußen
anerkannt 22. März 1735 und erloschen 6. Üec. 177S. Quadrirter Schild mit
Millelschild und zwischen dem drillen und 4. Felde eingepfropfter Spitze. Millel-
schild in Silber ein gekrönter und goldenbewehrlcr schwarzer Doppeladler. 1 und 4,
fte wie 2 und 3 wie hei dem Hause Angern, nur sind die drei Fahnen von Roth
und Silher quergetheilt. In der rothen Spitze ein schrägrechts gelegter grüner
Rautenkranz, üben von drei Blattern, lieber der Grafenkrone drei gekrönte Helme.
Der rechte trägt einen wachsenden, einwärtssehenden rothen Adler; der mittlere
den Helmschmuck des Stammwappens, und der linke zwischen zwei silhernen,
spitzigen Hörnern die Fahnen wie im 2. und 3. Felde. Helmdecken und Schild-
halter wie bei dem Hause Angern.
Wappen der jüngeren Linie zu Lieherose (jetzt das ältere Haus Lieherose)
[Dipl. vom 17. Jan. 1816]. Quadrirter Schild mit Mittelschild. Im mit der Gra-
fenkronc gekrönten silhernen Miltelschilde drei (2 und 1) rechtsgekehrte rothe
Greifsklauen ; 1 und 4 in Silher ein gekrönter und goldenbewehrter rechtssehender
schwarzer Adler. 2 und 3 der beschriebene Stier, aber von Silber und roth qua-
drirl, und mit den Fahnen wie bei der ältesten Linie besteckt. Leber der Grafen-
krone erheben sich drei mit Grafenkronen gekrönte Helme. Der rechte trägt einen
«die Sachsen einwärtskehrenden schwarzen Adlersflügel ; der mittlere den wilden
Mann des Helmes des Stammwappens, in den Händen mit den aufrechtgehaltenen
Greifsklauen, doch ist der Kopf mit drei Straussenfedern, silbern, roth, silbern,
besteckt, und der linke zwischen zwei rothen Hörnern die drei von Roth und
Silber quergetheilten Fahnen. Die Decken sind roth und silbern, und den Schild
halten zwei nur mit Laub umgürtete wilde Männer, welche in der freien Hand die
Greifsklaue aufrecht tragen.
.Noch giebt das Wappenbuch der preussischen Monarchie (1.95.) das Wappen
der Linie zu Rippen — über welche durchaus nichts Näheres aufzufinden ist —
wie folgt: ovaler, golden eingefasster, quadrirter Schild mit golden eingefasstem
Miltelschilde. Mittelschild in Silber der gekrönte, goldenbewehrte, preussische Adler
Mnit Scepter und Reichsapfel. 1 und 4 und 2 und 3 wie bei dem Hause Angern,
nur sind im 2. und 3. Felde die erste und dritte Fahne von Silber und Roth, und
die mittlere von Roth und Silber quergelheilt. Auf dem Schilde erheben sich drei
mit Grafenkronen gekrönte Helme. Der rechte und der linke trägt einen einwärts-
sehenden Löwenkopf mit Hals, welcher in den Vorderpranken eine nach auswärts
webende rothe Fahne hält, die mit einem runden silbernen Schilde mit dem
Adler des Mittelschildes belegt ist. Der mittlere Helm trägt den wilden Mann des
Slammwappens, in der Hand mit der Greifsklaue, und den Kopf mit drei Straussen-
federn, silbern, roth, silbern, geschmückt. Helmdecken roth und silbern ; die den
Schild haltenden, mit Laub umgürteten wilden Männer halten in der freien Hand
aufrecht die Greifsklaue.
Wappen der dänischen Grafen (Diplom vom 8. Mai 1741): Quadrirter
Schild mit Millelschild; im goldenen gekrönten Miltelschilde ein rechtsgekehrter,
forwärtssehender, gekrönter, blauer Löwe. I und 4 das Schulenburgsche Stamm-
wappen; 2 und 3 der beschriebene Stier wegen des Erb -Küchenmeister- Amtes.
Auf dem Schilde sieben drei gekrönte Helme. Der rechte trägt wachsend und
ein- und vorwärlssehend den Löwen des Mittelschildes, der mittlere Helm den
Schmink des Slammwappens, und der linke die obenerwähnten Hörner und Fah-
nen. Dieses Wappen wurde vom Könige Friedrich V. von Dänemark 9. Aug. 1754
dahin verändert und verbessert, dass in dem Mittelschild in Silber das Stammwap-
pen, in Feld 1 und 4 aber in Silber der gekrönte blaue Löwe kam. Im Diplome
Tom 30. Mai 1788 wurde dieses Wappen beibehalten. Dasselbe war für den Gra-
fen Johann Heinrich ausgefertigt, welcher im kursächsischen Reichsvicariate 7. Aug.
l"l.m in den Reichsgrafenstand mit folgendem Wappen versetzt wurde: quadrirter
Schild mit das Stammwappen enthaltendem Mittelschilde. 1 der Reichsadler, 2
uii'l 3 der Stier, 4 der blaue Löwe. Auf dem Schilde standen vier Helme Der
rechte trug den Reichsadler, der zweite den wilden Mann, der dritte die Hörner
und Fahnen, und der linke den wachsenden Löwen. Im reichsgräflichen Diplom
vom 11. Sept. 1790 wurde das reichsgrälliche Wappen vom 7. Dec. 1728 beibehalten
27*
420 GRAFEN V. I». SCHULENBlRf..
Sehr altes und berühmtes märkisches, an den verdienstvollsten Glie-
dern, und durch grossen Grundbesitz reiches Geschlecht, dessen Ur-
sprung sich in dunkle Zeit verliert. Angelus, Micraelius und Peccen-
stein wollten dasselbe aus Geldern herleiten, wo die Ruinen des gleich-
namigen Stammschlosses noch zu sehen sein sollten, und gleicher Meinung
waren Jerasius und Smaler, welche früher eine Geschichte der Familie
geschrieben haben. Doch stimmen diese Schriftsteller nicht über die
Zeit überein , in welcher das Geschlecht nach Deutsehland gekommen
sein soll. Einige geben die Zeit Kaisers Carl des Grossen, Andere die"
des Markgrafen Albrecht des Bären zu Brandenburg an, auch sind die
Quellen ihrer Angaben nicht lauter, und so nahm schon Gauhe die Fa-
milie als eine eingeborene Märkische und bezeichnete das in Ruinen
liegende Schloss Schulenburg, unweit Salzwedel an der Jeetze in der
Allmark, als Stammschloss. Spangenberg und Angelus führen einen
Adolph v. d. Schulenburg schon im Jahre 873 auf etc. Das Geneal.
Taschenb. der gräfl. Häuser, 1837, S. 416, stellt als diplomatisch er-
wiesen hin, dass Werner v. d. Schulenburg, gest. 1119 im ersten
Kreuzzuge in Palästina zu Akron oder Ekron (St. Jean d'Acre), der ge-
meinschaftliche Stammvater des Geschlechts sei. Ein Nachkomme wurde
mit Betzendorf (s. unten) belehnt. Seitdem breitete sich die Familie,
reich begütert, in der alten Mark, den Herzogthümern Magdeburg und
Lübeck, in Braunschweig, Pommern, der Niederlausitz und Sachsen aus.
Ein Zweig liess sich im Anfange des 15. Jahrhu derls im Merzogthume
Luxemburg nieder, erhielt daselbst die Erbmarschalhvürde, erwarb in
der Champagne das Schloss Montdejeu und erlosch 1671 mit dem un-
ter dem Namen le Mar6chal de Schulenburg de Montdejeu berühmt ge-
wordenen k. französischen Marschall. — Eins der älteren, jetzt leben-
den Glieder der Familie, bekannt durch hohe Stellung und tiefe Gelehr-
samkeit, bezeichnet als ein mit diplomatischer Kritik die genealogischen!
und geschichtlichen Verhältnisse seines Geschlechts gebendes Werk diel
treffliche Arbeit des Professors I. F. Danneil: das Geschlecht v. d.|
Schulenburg, Salzwedel 1847, nennt frühere Schriftsteller, welche den
Ursprung der Familie bis in das 9. und 10. Jahrhundert zurückzufüh-
ren versucht hätten : ,, unbewährte", und hält sich nur daran, dass diplo-
matische Urkunden vom Anfange des 13. Jahrhunderts an die Familie
erwähnen. Werner v. d. Schulenburg wurde nämlich von dem Mark-
grafen und Kurfürsten Albrecht II. von Brandenburg ascanischen Stam-
mes 1214 mit dem Schlosse, späteren Flecken Betzendorf an der Jeetze
in der Altmark, zwei Meilen von Salzwedel gelegen, belehnt, welches
noch jetzt sich im getheilten Besitze der weissen und schwarzen
Linie befindet. Die Theilung des Geschlechts in die genannten zwei
Linien, oder den älteren und jüngeren Part, fand durch die beiden
Brüder Bernhard und Dietrich im 14. Jahrhundert statt: Bernhard ist
der Stammvater der weissen, Dietrich der der schwarzen Linie.
Erstere hat man bis auf die neuere Zeit für die ältere, letztere für die
jüngere gehalten, doch war nach Danneils neueren Forschungen Dietrich
(Diedrich IL, geb. 1302, gest. 1340) ein älterer Bruder Bernhards, und
GRAME* v. h. sein Li Mü in.. 421
so wurde ilenu <lie ichwirze Linie die ältere, die weisse die jüngere
sein. — Die weisse Linie bildete im 15. Jahrhunderte durch die Brü-
der III smi und Matthias die Ueterabtheilungen der liieren und die
Jtingere weisse Linie. Die iiltcie weisse Linie umfassl jetzt die
Häuser Hehlen und ßetzendorf. Das flaui flelilen theilte sich in
das ältere und in das jüngere Haus Hehlen, und das Haus Betzen-
dorf in die vier Speciallinien: Wolfsburg oder ßrome; Beize n-
dorf; Detzel, Rains lädt, Ilorn h a usen und Delilz, und C loste r-
Roda. Die jüngere weisse Linie besteht jetzt aus zehn Häusern:
Trampe, vormals Blumberg, Altendorf ( freiherrlich ) , Emden,
Allenhausen, B o d e n d o r f , ß u r g s c h e i d u n g e n , J a li m e n ,
Vilzenburg, Angern und Kehnert, und die seh warzc Linie zer-
fällt in das ältere grälliche Haus Lieherosa und das jüngere frei-
lieri liehe Haus Lieherosa, oder das Haus Priemern. — Die allere
\ -v(. Linie stiftete, wie angegeben, Busso, geb. 1415, gest. 1474.
Der Reichsgrafensland kam in dieselbe 1728, und die preussisehe An-
trkennung erfolgte 28. Mai 1720. Der gemeinschaftliche Stammvater
fer die Häuser Hehlen und Beizendorf war Friedrich Achatz, Freiherr,
|eb. 3. Mai Ki47, gest. 25. Mai 1701, Herr auf Hehlen, Beizendorf,
Oslerwohle , Angern, letze, Horst, Detzel und Ramstädl. — Als der
gemeinschaftliche Stammvater für das ältere und jüngere Haus Hehlen
kommt des Freiherrn Friedrich Achatz ältester Sohn, Reichsgraf Cnmsnw
Günther, geh. 5. Sept. 1684, gest. 12. Mai 1765, vor. Das ältere
paus Hehlen stiftete Christian Hiehoutmoi Adolph, geh. 20. Oct. 1717,
lest. 20. April 1773, und das jüngere Georg Ludwig, geb. 23. Juli
1710, gest. 30. Oct. 1774. — Der gemeinschaftliche Stammvater des
Hauses ßetzendorf war des Freiherrn Friedrich Achatz zweiler Sohn,
Adolph Friedrich, geb. 8. Dcc. 1685, gest. 10. April 1741: die Spe-
ciallinie Wolfsburg gründete Adolph Friedrichs ältester Sohn, Reichsgraf
Gerhard Werner, geh. 20. Dec. 1722, gest. 23. Aug. 1788; die Spe-
ciallinie ßetzendorf Adolph Friedrichs zweiter Sohn, Friedrich Alglst,
geb. 25. Sept. 1727, gest. 9. April 1797; die Speciallinie Detzel,
Ramstädl, Hornhausen und Delilz, welche fJüler verkauft sind, Adolph
Friedrichs dritter Sohn, Achaz Wilhelm, geb. 28. Mai 1738, gest. 30.
März 1808, und die Speciallinie Closter-Roda Adolph Friedrichs vierter
Sohn, Albrecht Ludwig, geb. 4. April 1741, gest. 5. Juli 1784. — Die
jüngere weisse Linie stammt von Matthias I. — jüngerem Bruder
lussos, des Stifters der älteren weissen Linie — geb. 1427, gest. 1470,
Hauptmann der alten Mark. Der gemeinschaftliche Stammvater der gesamm-
tcu oben genannten zehn Häuser der j ünge ren weissen Linie ist: Daniel,
geb. 1538, gest. 1594. Der gemeinschaftliche Stammvater der Häuser
Trampe, Altendorf, Emden, Altenhausen und Bodendorf ist: Alexander,
geb. 1016, gest. 1G83; der der Häuser Emden, Allenhausen und Bo-
dendorf: Alexander Jacor, geb. 1710, gest. 1775; der der Häuser
Burgscheidungen, .lahmen, Vilzenburg und Angern: Heinrich Hartwig,
geb. 1677, gest. 1743, und der gemeinschaftliche Stammvater der Häu-
ser Burgscheidungen, Jahmen und Vilzenburg: Levin Friedrich, geb. 1708,
422 «rakkn v. i>. schulrnbürg.
gest. 1739. — Was die jüngere oder schwarze Linie anlangt, so
ist der gemeinschaftliche Stammvater der beiden Lieberoser Ilauser:
Levix Diedrich, geb. 1678, gest. 1743. Es stiftete nämlich desselben
ältester Sohn, Achaz Albrecht Ludwig, geb. 1713, gest. 1778, das
ältere Haus Lieberosa, und der jüngste Sohn, August Ferdinand, geh.
1729, gest. 1778, das jüngere, freiherrliche Haus Lieberosa oder
Haus Primern. — Ausserdem blühen noch zwei adelige v. d. Schulen*
burgsche Zweige, welche mit dem übrigen Geschlechle in keiner Lehn-
verbindung mehr stehen. Der erstere Zweig gehört zur schwarzen
Linie, stammt von Werner III., geb. 1411, gest. 1444, Herrn auf
Betzendorf und Apenburg, und wird jetzt vertreten durch Friedrich Wil-
helm v. d. Schulenburg, geb. 1788, k. preuss. Major a. D. in Dessau,
verm. mit N. N. v. Bomsdorf, aus welcher Ehe vier Söhne stammen.
Der zweite Zweig gehört zu der weissen Linie, stammt von Daniel I.,
geb. 1538, gest. 1594, Herrn auf Altenhausen, Angern und Betzendorf,
und besteht aus drei Brüdern, von welchen der dritte k. preuss. Lieu-
tenant ist.
Die Zahl der dem Geschlechte zu Theil gewordenen Auszeichnun-
gen, Belohnungen, Erhebungen und Würden ist sehr gross. Bernhard,
Stifter der weissen Linie (s. oben), wurde 1341 von dem Kurfürsten
Ludwig von Brandenburg mit dem Erb -Küchenmeister- Amte beliehen.
Dieses Erbarat ist noch im Schulenburgschen Geschlechte und wird ge-
genwärtig durch den Grafen Friedrich Gebhard Werner v. d. Schulen-
burg, Herrn auf Wolfsburg, Brome etc., verwaltet, welcher dasselbe 1840
bei der Huldigung des Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preussen ver-
sehen hat. Es ist übrigens, wie Danneil wohl hinreichend bewiesen,
ein Irrthum, dass das Erbamt des Küchenmeisters durch die Erbtochter
des ausgestorbenen Geschlechts von Boretz (Noretz), in Folge ihrer
Vermählung mit Bernhard, an das Schulenburgsche Geschlecht gekom-
men sei. Bei Erlheilung dieses Erbamles wurde, wie sich mit Grund
annehmen lässt, zu dem ursprünglichen alten Schulenburgschen Stamm-
wappen der drei rothen Greifsklauen in Silber der oben beschriebene
Stier in Gold mit den wilden Männern als Schildhaltern und Helmschmuck
hinzugefügt und es wird dies um so wahrscheinlicher, als das kurbran-
denburgische Wappen selbst von jeher zwei wilde Männer als Schild-
haller zeigte. Ausser dem Erb-Küchenmeister-Amte der Mark Branden-
burg ist die wichtige Stelle eines Landes- Hauptmanns der alten Mark
550 Jahre fast ausschliesslich von dem v. d. Schulenburgschen und
zehn anderen edlen altmärkischen Geschlechtern verwaltel worden. Un-
ter diesen Landes -Hauptleuten waren in diesem Zeiträume 18 Glieder
der v. d. Schulenburgschen Familie. — Die in der alten Mark geschicht-
lich bestehende Sage, dass die Geschlechter v. d. Schulenburg, v. d.
Knesebeck und v. Alvensleben das Recht ausgeübt hätten, Münzen zu
schlagen, welche unter dem Namen der Klauen -Groschen im Umlauf
gewesen wären, stützt sich auf guten Grund. Eine Urkunde vom Jahre
1435, in welcher der Stadtralh zu Salzwedel sich über Münzrecht mit
den drei genannten Geschlechtern vergleicht (Lenlz's brandenburgische
(.HAFKN V. I». SCIUIKMUR«;. 423
Urkunden. S. 196) liissi über das der Familie früher verliehen gewesene
Miinzreeht keinen Zweifel. — Von den Markgrafen von Brandenburg
wurde das Geschlecht mit folgenden Gütern beheben: mit Apenburg und
RiUlehen 1351, Ilamslädt 1448, Letze 144S, Hetze und Forst 1471,
LöckmU 14 71), Penknhn 14 79, Lieberosa 1519, Slraupilz 1527, Lüb-
benau 1536, Falkenberg 1542, Propslei Salzwedel 1545, Hehlen 1570,
Schock witz I57S und Tuchheim 1594. Von diesen Besitzungen beilu-
den sieb noch ßelzendorf, Hehlen (ein herzoglich braunschweig-wolfen-
büttelsebes Lehn), Apenburg und Bitlleben, Lieberosa und Propslei Salz-
wedel im Besitze des Geschlechts. — Im Laufe der Jahrhunderte gewann
die Familie an zahlreicher Ausdehnung und an Ansehen. Bernhard und
Reichbart kommen im 14. und 15. Jahrhundert als Heermeisler der
Bailei Brandenburg des Johanniter- Ordens vor. Dietrich war zu Ende
des 15. Jahrhunderts Fürstbisehof des Bisthums Brandenburg. Vier Glie-
der standen als Feld-Marschälle in kaiserlichen, k. französischen, k. dä-
nischen Diensten und im Dienste der Republik Venedig, und 18 wurden
zu Generälen befördert, und zwar l in kaiserlichen, 8 in k. preussi-
schen, 3 in k. dänischen, 3 in k. sardinischen, 1 in kursächsischen
und 2 in kurbraunschweigischen Diensten. Im Jahre 1788 waren 4
k. preussische Staalsminister aus dem v. d. Schulenburgschen Geschlechte
zugleich am Leben.
Von den Erhebungen in den Freiherrenstand sind vier genauer be-
kannt: 1503 wurden die Gebrüder Jacob, Alexander und Daniel v. d.
Schulenburg vom Kaiser Ferdinand I. in den Freiherrenstand erhoben,
und die Descendenz des Daniel blüht noch jetzt; 1644 erlangte vom
Kaiser Ferdinand III. Heinrich Joachim den Freiherrenstand ; die Nach-
kommenschaft desselben ist erloschen; vom Kaiser Leopold I. wurde
21. März 1667 Achatz, dessen Nachkommenschaft gleichfalls ausgestor-
ben ist, in den Freiherrenstand gesetzt, und vom Kaiser Carl VI. be-
kam 4. Dec. 1713 der kurbraunschweigische General-Lieutenant Alexander
den Freiherrenstand. — Die Zahl der Erhebungen in den Grafenstand
ist, bei dem an Gliedern sehr reichen Umfange des Geschlechts, gross.
In den Reichsgrafenstand wurden erhoben aus der weissen Linie: vom
Kaiser Carl VI., 14. Oct. 1714 (nach Anderen 1715), der venetianische
Feldmarschall, Matthias Johann Freiherr v. d. Schulenburg, nebst sei-
nen Brüdern, dem kursächsischen General -Lieutenant Daniel Bodo und
dem k. grossbritannischen Kammerherrn Friedrich Wilhelm, so wie sei-
nen Schwestern Ehrengard Melusine (wurde vom Kaiser 22. April 1722
zur Fürstin von Eberstein erhoben, nachdem sie in England vom Könige
bereits zur Herzogin von Kendale ernannt worden war), und Margarethe
Gertrud v. d. Schulenburg, geborene v. d. Schulenburg; — vom Kaiser
Carl VI., 7. Dec. 1728, der k. preuss. General-Lieutenant Adolph
Friedrich und der k. hannov. Ober-Jägermeister Christian Günther,
Gebrüder Freiherren v. d. Schulenburg und Söhne der Gräfin Marga-
rethe Gertrud v. d. Schulenburg, und vom Kaiser Joseph IL, 7. Aug.
1786, die Gebrüder Levin Friedrich, Herr auf Burg- und Kirchschei-
dungen, und Heinrich Moritz, Herr auf Baunersrode, und aus der schwarzen
424 GRAKKN V. D. SCHULEISBURG.
Linie: vom Kaiser Carl VI., 20. März 1734, der k. preuss. Ober-
Jägermeister und Staats -Minister Georg Anton, Herr auf Lieberose, —
so wie im kursächsischen Reichsvicariate zuerst, 7. Aug. 1790, Johann
Heinrich, k. dänischer General-Lieutenant, Herr auf Lieberosa, und sehr
bald nachher, 11. Sept. 1790, Dietrich Ernst Otto Albrecht, Nefl'e
und Majoratserbe des eben erwähnten k. dänischen General- Lieutenants
Johann Heinrich, Herrn auf Lieberosa. Von allen diesen in den Reichs-
grafenstand erhobenen Linien blühen nur noch die Nachkommen Adolph
Friedrichs in den wolfsburgschen Speciallinien Retzendorf und Closter-Roda
und die Nachkommen Christian Günthers in dem älteren und jüngeren
Hause Hehlen, so wie die Nachkommen Levin Friedrichs und Heinrich
Morilz's in den Häusern Rurgscheidungen und Vilzenburg. — Der dä-
nische Grafenstand gelangte durch zwei Erhebungen in die Familie:
vom König Christian VI. wurde 8. Mai 1741 der k. dänische Feld-
marschall Werner und vom König Christian VII. 30. Mai 1788 der k.
dänische General- Lieutenant Johann Heinrich, Herr auf Lieberosa, in
den Lehns- Grafenstand erhoben. Die Nachkommenschaft Reider ist er-
loschen, die Lehnsgrafen 1810, die dänischen Grafen 1791. Von kö-
niglich preussischer Seite sind dem Geschlechte vier Erhebungen in den
Grafenstand zu Theil geworden : vom Könige Friedrich II. wurde 20.
Juli 1753 Alexander Friedrich Christoph, vom Könige Friedrich Wil-
helm II. 2. Oct. 1786 Friedrich Wilhelm, Herr auf Kehnert, und
Alexander Friedrich Georg, Herr auf Rlumenberg, und vom Könige
Friedrich Wilhelm III. 6. Juli 1798 Philipp Ernst Alexander, Herr auf
Emden, mit seinen Rrüdern, August Carl Jacob, Herrn auf Altenhausen,
und Leopold Christian Wilhelm Johann, Herrn auf Rodendorf, so wie
später, 17. Jan. 1816, Friedrich Ferdinand Rernhard Achatz, Herr auf
Lieberosa, in den preussischen Grafenstand erhoben. Die Nachkommen-
schaft sämmtlicher in den preussischen Grafenstand versetzten Glieder
der Familie, nur die des Grafen Friedrich Wilhelm im Mannsstamme
ausgenommen, blüht noch. Rei allen diesen Erhebungen fand übrigens
eine Wappenvermehrung statt. Die Reichsgrafen erhielten den Doppel-
adler, die preussischen den schwarzen preuss. Adler, und die dänischen
den gekrönten blauen Löwen (s. oben). Nach obigen Angaben schrei-
ben sich die Erhebungen der Linien und jetzigen Häuser von nach-
stehenden Jahren her: gesammte ältere weisse Linie, Reichs-
grafenstand vom Jahre 1728, k. preuss. Anerkennung vom 28. Mai
1729; — jüngere weisse Linie: Haus Trampe vom Jahre 1786,
Haus Altendorf, Freiherrenstand von 1713, die Häuser Emden , Allen-
hausen und Rodendorf von 1798, die Häuser Jahmen und Vilzenburg
von 1786, das Haus Angern von 1753 und das Haus Kehnert von
1786; — schwarze Linie: älteres Haus Lieberosa vom Jahre 1816,
jüngeres Haus, Freiherrenstand von 1563.
Die genealogischen Verhältnisse der jetzigen hier aufzuführenden
Glieder der Familie sind theils oben, wo von der Rildung der Linien
und Häuser derselben die Rede war, angegeben worden, theils sollen
dieselben, soweit in Folge des Raumes, welchen dieses Geschlecht, als
CEAFEN V. I». SCHULENBURG. 425
-liederreichste deutsche Grafenliaus einnininit , irgend möglich ist,
hei nachstehender Aufzählung der lebenden Glieder so berücksichtigt
werden, dass die folgenden Angaben sich an die schon mitgetheilten
genau anschliessen.
Weisse L i n i«e. A e 1 1 e r e weisse Linie.
Aelteres Haus Hehlen. Vom Reichsgrafen Carl Otto Friedrich
— Ururenkel Friedrich Achalz's und Enkel Christian Hieronymus Adolphs
— geb. 21. Oct. 1 SO 1, gest. 12. Juli 1847, k. dän. Rittmeister a. D.,
Majoratsherrn auf Gross-Krankow etc., lebt die Wiltwe: Gräfin Karen
Hjort, des k. dän. Oberst-Lieutenants Peter Nicolai de Seue Tochter,
geb. 25. Febr. 1809, verm. 14. Oct. 1841.
Jüngeres Haus Hehlen. Reichsgraf WERNER Ludww Ernst
Carl Heinrich Achatz — im fünften Gliede von Friedrich Achatz, im
dritten von Georg Ludwig stammend, Enkel Werner Christian Adolphs
aus der Ehe mit Sara Dorothea Luise v. Gerstein, und Sohn Werner
Maximilian Ferdinands aus der Ehe mit Henriette v. Waidenfels — geb.
23. Mai 1832, Herr der Fideicommiss- und Primogenitur- Güter der
älteren weissen Linie: Gross-Krankow, Petersdorf, Köcheistorf, Tressow,
Bobitz etc. im Grossherzoglhum Meklenburg- Schwerin. Der Bruder
desselben ist Graf Bernhard Friedrich Wilhelm, geb. 10. Mai 1839,
und von dem Vater leben zwei Brüder: Graf Friedrich Philipp Wilhelm, geb.
8. Oct. 1804, Amts-Assessor in k. hannov. Diensten, und Graf Ach atz
Ludwig Leopold, geb. 18. Juni 1807, verm. in erster Ehe 14. Oct.
1845 mit Berlha v. Hodenberg, gest. 7. April 1847, und in zweiter,
15. Oct. 1848, mit Charlotte v. Hodenberg. Aus der ersten Ehe stammt
Graf Werner Carl Friedrich Achalz, geb. 1. April 1847, und aus der
zweiten Graf Friedrich Adolph Ernst Botho, geb. 30. Nov. 1849.
Haus Betzendorf: Speciallinie Wolfsburg (oder Brome). Reichs-
graf Friedrich Gebhard WERNER — im vierten Gliede von Friedrich
Achatz und im dritten von Adolph Friedrich stammend, Enkel Gebhard
Werners aus der Ehe mit Sophia Charlotte v. Veitheim, und Sohn Carl
Friedrich Gebhard Werners, herz, braunschw. Slaats-Minislers, aus der
Ehe mit Wilhelmine Anna Chrisline v. Münchhausen — geb. 9. März
1792, k. hannov. Geh. Rath, Erb-Küchenmeister in der Kurmark Bran-
denburg, Director des freiadeligen Frauleinstifls Wallenslein zu Fulda,
Erb-Gerichls- und Majorats-Herr der Fideicommiss-Güter Wolfsburg und
der Vogteien Steimke, Rohrberg, Messdorf, Rothehof, Brome, ßisdorf
und Nordsteimke, verm. 12. Sept. 1818 mit Charlotte Luise Ernestine
Freiin v. Vincke, geb. 7. Juli 1797, aus welcher Ehe drei Söhne stam-
men, die Grafen: Günther Ernst Joachim Gebhard, geb. 18. Dec. IS 19,
k. preuss. Ober-Landesgerichts-Referendar zu Halberstadt, Gebhard Hans
Alexander, geb. 12. Juni 1823, k. preuss. Lieutenant, und Ernst Wil-
helm August, geb. 3. Juli 1832. Die drei Brüder des Grafen Fried-
rich Gebhard W'erner sind: Graf Hans Ludwig August, geb. 14. Mai
1798, grossherz. hess. Kammerherr, verm. 2. März 1829 mit Adelheid
Eleonora Anna Wilhelmine Gräfin v. Bülow, gest. 5. Sept. 1841 , aus
welcher Ehe drei Söhne entsprossen sind, die Grafen: Gebhard Friedrich
426 GRAFKN V. D. SCHULKNBURG.
August, geb. 23. Dec. 1829, k. k. Lieutenant in der Armee, Hans
Daniel Matthias, geb. 27. Juni 1834, und Werner Gebhard Haus, geb.
16. Febr. 1839. — Graf Carl Hans Otto, geb. 13. Nov. 1800, k.
preuss. Forstmeister in Wendelslein, verm. 21. März 1831 mit Adel-
heid Emilie Friederike v. Miinchhausen, geb. 27. Aug. 1807, aus wel-
cher Ehe drei Söhne stammen, die Grafen: Werner, geb. 29. Sept.
1835, Hermann, geb. 3. Juli 1837, und Albrecht, geb. 17. Üec. 1838,
— und Graf Hermann August Günther, geb. 8. Dec. 1810. Vom Gra-
fen Ludwig Wilhelm Werner — Bruder des Grafen Carl Friedrich Geb-
hard und Oheim des Grafen Friedrich Gebhard Werner — geb. 20. Jan.
1768, gest. 21. Juni 1811, leben aus der Ehe mit Caroline Henriette
Ernestine v. Trautenberg, genannt v. Beyern auf Ottleben (wodurch das
Haus Schulenburg- Ottleben entstanden ist), geb. 6. Febr. 1772, gest.
31. März 1832, drei Söhne, die Grafen: Werner Ludwig Eduard, geb.
20. Febr. 1796, k. preuss. Geh. Ober-Tribunal-Ralh zu Breslau, Gustav
Adolph Ludwig, geb. 2. Sept. 1799, k. preuss. Major a. D., verm.
10. Nov. 1825 mit Bertha, des k. preuss. Geh. Ober-Tribunal -Rathes
Kaehn Tochter, geb. 9. Aug. 1809, und Ludwig Wilhelm Carl, geb.
28. Juli 1805, k. preuss. Regierungs-Rath a. D. — und vom Grafen
Hans Günther Werner — jüngstem Bruder des Grafen Ludwig Wilhelm
Werner — geb. 17. Febr. 1772, geblieben als k. preuss. Rittmeister
14. Aug. 1806 in der Schlacht bei Auerstädt, stammt aus der Ehe mit
Caroline Jacobine Sophie Freiin v. Friesen, geb. 7. Oct. 1781, Oberst-
Hofmeisterin der verstorbenen Grossherzogin Luise v. Sachsen- Weimar:
Graf Werner Friedrich, geb. 30. Juli 1803, k. preuss. Forstmeister zu
Heiligensladt, verm. 18. Aug. 1838 mit Auguste Ernestine Freiin v.
Schleinitz, geb. 6. Mai 1815, aus welcher Ehe drei Söhne stammen,
die Grafen: Werner Friedrich Georg, geb. 1. Nov. 1839, Günther Hein-
rich, geb. 30. April 1841, und Georg Adolph, geb. 14. Juli 1843.
Speciallinie Betzendorf. ERNST Friedrich Werner — Ur-
enkel des Grafen Friedrich August, Enkel Adolph Friedrich Werners,
aus zweiter Ehe mit Caroline Friederike Luise v. Oppen, und Sohn des
Grafen Werner, geb. 7. Aug. 1797, gest. 9. März 1829, aus der Ehe
mit Charlotte Freiin v. Friesen, geb. 12. Nov. 1798, verm. 5. Juli 1821 1.
— geb. 1. April 1829 (Posthumus), Herr auf Betzendorf, Osterwohla|
etc., k. preuss. Lieutenant. Der Vater desselben fügte als Universalerbe
seines Oheims, des k. sächs. Geh. Raths v. Nimptsch, dessen Namen zu
dem seinigen, und schrieb sich Graf v. d. Schulenburg-Nimptsch. Von
den Stiefschwestern des Grafen Werner, aus des Grafen Adolph Fried-
rich Werner dritter Ehe mit Josephe Auguste Amalie Gräfin Vitzlhum
v. Eckstädt, ist Gräfin Maria Adolphine mit dem k. sächs. General-
Lieutenant und Staats -Minister a. D. v. Minkwitz, und Grälin Amalia
Matthilde Ernestine mit dem k. sächs. Kammerherrn v. Watzdorf auf
Störmthal etc. vermählt.
Speciallinie Detzel, Ramstädt, Hornhausen und D e -
litz. Aus dieser Speciallinie lebt, neben mehreren weiblichen Gliedern,
jetzt nur ein einziger männlicher Sprosse : Graf W7ERNER Adolph Wilhelm
cm v. i). gcHPLiiHWi, 427
. Kubkkt, geb. 20. üct. 1816. Derselbe ist <ler Enkel des Grafen Achatz
Wilhelm und der Sohn des Grafen Carl Wilhelm, geb. 24. Oct. 1780,
gest. 14. Mai 1841, Herrn auf Detzel, aus der Ehe mil Anloineüe
Auguste v. Funk, venu. 19. März 1811, gest. 11. Aug. 1833.
Speciallinie C loste r-Ro da. Graf FRIEDRICH Albregiit —
Enkel des Grafen Adolph Friedrich und Sohn des Grafen Albreclil Ludwig
i>. oben), geb. 4. April 1741, gest. 5. Juli 1784, aus der Ehe mit
Auguste Friederike Magdalene v. Stamm er — geb. 18. Juni 1772, Herr
auf Closter-Roda und Rlankenheim, k. sächs. Conferenz-Minister, von
1799 bis 1801 Gesandter am k. dä'n. Hofe, bis 1804 am k. russ. und
bis 1830 am k. k. österr. Hofe, verm. 4. Juni 1822 mit Armganl
Qräfin v. d. Schulenburg aus dem Hause Emden (Schwester des Grafen
Eduard Ernst Friedrich Carl, s. unten), geb. 12. Jan. 1799.
Jüngere weisse Linie.
Haus Trampe (vormals Rlumberg). Vom Grafen Christian
Alexander Albrecht Carl — im vierten Gliede vom Freiherrn Alexan-
der (I.) stammend und Sohn des 1786 in den preuss. Grafenstand
erhobenen Grafen Alexander Friedrich Georg — geb. 25. Oct. 1773,
gest. 31. Jan. 1850, Herr der Fideicommiss-Güter Trampe, Kruge und
Gersdorf, General-Director der kurm. Land-Feuersocieläl, der allgemeinen
Wittwen-Verpflegungsanstalt und der kur- und neumärk. Hauptrilterschaft,
verm. 25. Nov. 1800 mit Henriette Auguste v. Ziegler und Klipphausen,
geb. 4. Mai 1780, leben drei Söhne: Graf Alexander EDUARD, geb.
22. Aug. 1803, Herr der Fideicommiss-Güter Trampe, Kruge und Gers-
dorf, grossherz. meklenb.-strel. Hofmarschall, verm. 10. Oct. 1833 mit
Clara v. Carlowilz, geb. 7. Dec. 1803, aus welcher Ehe Graf Carl
Heinrich Theodor Friedrich Werner, geb. 12. Aug. 1840 entsprossen
ist. — Graf Bernhard Gustav Alexander, geb. 21. Nov. 1815, k. preuss.
Hauptmann, verm. 9. Mai 1851 mit Metta Freiin v. Eckardstein, geb.
9. Jan. 1827, aus welcher Ehe Graf Bernhard, geb. 11. Mai 1852,
stammt — und Graf Otto Gustav Alexander, geb. 28. Jim. 1817, k,
preuss. Lieutenant und Adjutant.
Haus Altendorf. Freiherrlich. Dasselbe, dessen Stifter, Georg
Ernst, von seinem Oheim, dem General v. Melville, Allendorf und Bosbeck
im Herzoglhum Bremen, als Fideicommiss, erbte, wird jetzt vertreten
durch den Freiherrn ALEXANDER Carl Ernst, geb. 26. Mai 1811, Herr
des Fideicommisses Altendorf und Bosbeck, verm. 1839 mit Alberline
v. Voss, aus welcher Ehe zwei Töchter leben.
Haus Emden. Graf EDUARD Ernst Friedrich Carl — Enkel
des Freiherrn Jacob und Sohn des Grafen Philipp Ernst Alexander, geb.
27. Jan. 1762, gest. 17. Oct. 1820, Herrn auf Emden, aus der Ehe
mit Caroline Ernestine Friederike v. Alvensleben , geb. 18. Juni 1766,
verm. 31. Juli 1789 — geb. 9. Jan. 1792, Herr auf Emden, verm.
9. Jan. 1830 mit Adelheid Freiin v. d. Reck, geb. 3. Oct. 1807, aus
welcher Ehe zwei Söhne leben, die Grafen: Eduard, geb. 28. Nov. 1830,
und Ernst Eduard, geb. 29. Nov. 1832. — Der Bruder des Grälen
Eduard Ernst Friedrich Carl ist Graf Hermann Otto Ludwig Carl, geb.
428 GRAFEN V. D. SCHULRNBURU.
4. Dec. 1794, k. preuss. General-Major und Brigade-Commandeur, verra.
25. Jan. 1818 mit Auguste Wilhelmine Henriette Ferdinandine v. Eick-
sledt, geb. 4. Sept. 1796, aus welcher Ehe zwei Söhne leben, die
Grafen Hermann Friedrich Carl Alexander, geb. 8. Aug. 1829, und Otto
Hermann Eduard Werner, geb. 23. Jan. 1833, k. preuss. Lieutenant.
Haus Alten hausen. Vom Grafen August Carl Jacob — Bruder
des Grafen Philipp Ernst Alexander, Herrn auf Emden — geb. 12. Jan.
1764, gest. 20. Mai 1838, leben aus zweiter Ehe mit Maria Luise
v. Kleist aus dem Hause Carschnitz, geb. 6. Juli 1772, verm. 23. Nov.
1792, gest. 12. Mai 1827, fünf Söhne, gemeinschaftliche Besitzer von
Altenhausen und Ivenrode: Graf GUSTAV Adolph Matthias Alexander,
geb. 30. Dec. 1793, k. preuss. Oberst und Regiments -Commandeur,
Militair-Directionsmitglied der Central-Turnanstalt in Berlin ; — Graf Carl
Ludwig, geb. 26. Jan. 1799, General -Director der magdeb. Land-
Feuersocietät; — Graf Wilhelm Leopold, geb. 17. Sept. 1801, k. preuss.
Landralh a. D., verm. 6. Sept. 1832 mit Anna v. Trolha aus dem Hause
Hecklingen, geb. 5. Sept. 1809, aus welcher Ehe Graf Bernhard Leberecht
Carl, geb. 26. Febr. 1835, stammt; — Graf Bernhard August, geb.
17. Mai 1809, k. preuss. Landrath des Kreises Neuhaldensleben —
und Graf Friedrich Gottlob Jacob, geb. 5. März 1818, Herr auf Ger-
merslage, verm. 20. Juni 1844 mit Pauline Caroline Wilhelmine Leo-
poldine v. Meyern-Hohenberg, Herrin auf Hohenberg und Krusemark. —
Von dem verstorbenen Bruder dieser fünf Grafen, von dem Grafen Heinrich
Ferdinand, geb. 20. Jan. 1804, gest. 10. Febr. 1838, Herrn auf Funken-
hagen , stammt aus der Ehe mit Johanna Alexandra Friederike Luise
Gräfin v. d. Schulenburg aus dem Hause Bodendorf, geb. 17. Dec. 1805,
verm. 15. Aug. 1830.: Graf Carl Leopold August, geb. 28. Mai 1831,
k. preuss. Lieutenant.
Haus Bodendorf. Vom Grafen Leopold Christian Wilhelm Johann
— Sohn des Freiherrn Jacob — geb. 10. April 1769, gest. 31. Oct.
1826, k. preuss. Landralhe etc., stammt aus der Ehe mit Ernestine
Maria Chrisliane Philippine Freiin d'Orville v. Löwenklau, geb. 1 9. Febr.
1774, verm. 20. Juni 1791: Graf ADOLPH Leopold, geb. 6. Oct. 1794,
k. preuss. Hauptmann a. D. Die zwei Brüder desselben sind : Graf
Friedrich Wilhelm, geb. 12. Juni 1827, k. preuss. Hauptmann a. D., und
Graf Leopold Matthias Alexander Jacob, geb. 18. Mai 1815, Herr auf
Bodendorf und Hohenwarsleben, k. preuss. Lieutenant a. D., verm.
20. Dec. 1840 mit Maria v. Hymmen, aus welcher Ehe vier Söhne
leben, die Grafen: Leopold Alexander Matthias, geb. 17. Sept. 1841,
Carl, geb. im December 1844, Hans, geb. 2. Sept. 1845, und Levin,
geb. im August 1850.
Haus ßurgscheidungen. Graf Levin FRIEDRICH — von Heinrich
Hartwig im fünften, von Levin Friedrich (I.) im vierten, vom Grafen Levin
Friedrich (II.) im dritten Gliede stammend, Enkel des Grafen Moritz Levin
Friedrich und Sohn des Grafen Levin Friedrich (III.), geb. 4. Sept. 1801, gest.
16. Juni 1842, aus der Ehe mit Luise Charlotte Emilie Gräfin v. Wallwitz,
geb. 11. Dec. 1805, verm. 22. Aug. 1826 — geb. 24. April 1833, Herr
GRAFEN V. I). Sr.Iin.EMit'RG. 429
der Majoratsgtller Burg- und Kirchscheidungen und Branderode und des
Allmlial-Gules Nelzsciikau. Der Bruder desselben ist Graf Ludwig Wemner,
geb. 9. Juni 1836.
Haus J ahmen. Aus demselben lebt nur Gräfin Therese — von
Levin Friedrich (I.) im dritten Gliede stammend und Tochter des Grafen
Ludwig August, geb. 8. Dec. 1777, gest. 29. Mai 1826, Herrn auf
Jalimen und Dürrbach, k. sächs. Kammerherrn — geb. 10. Juli 1806,
verm. 6. Sept. 1830 mit Julius Bernhard Richard v. Erdmannsdorf, k.
sächs. Kammerherrn und Kreisdepulirlen.
Haus Vitzenburg. MORITZ Heinrich Graf v. d. Schulenburg-
Hessler — von Heinrich Hartwig im vierten , von Levin Friedrich im
dritten Gliede stammend, Enkel des Grafen Heinrich Moritz, geb. 22. Nov.
1739, gest. 29. Nov. 1808 (welcher nach seines Onkels Testament und
als dessen Universalerbe 1803 den Namen Hessler zu dem seinigen
fügte) und Sohn des Grafen Friedrich Heinrich Moritz , geb. 5. Dec.
1783, gest. 14. Juni 1840, aus der Ehe mit Friederike v. Warnsdorf,
geb. 15. Aug. 1790, verm. 4. Juli 1811, gest. 14. Mai 1821 —geb.
6. Nov. 1816, Nachfolger im hesslerschen Fideicommiss auf Vitzenburg
und Weissenschirmbach, so wie Majoratsherr auf Krilssau, verm. 3. Oct.
1851 mit Clara v. Jagow. — Die beiden Oheime desselben, Brüder des
Grafen Friedrich Heinrich Moritz, sind: Graf Albrecht Ludwig Levin, geb.
11. Dec. 1786, k. russ. Oberst, verm. 10. Juni 1816 mit Elisabeth
Catharina Sophie v. Bebber, geb. 11. Mai 1797, aus welcher Ehe fünf
Söhne leben, die Grafen: Heinrich Carl, geb. 25. Febr. 1818, k. russ.
Garde-Lieutenant; Carl Gustav, geb. 30. März 1822, k. russ. Garde-
Lieutenant; Adolph August und Eduard Waldemar, Zwillinge, geb. 1 I.Juli
1823, und Wilhelm Moritz, geb. 25. Oct. 1825 — und Graf Carl
Rudolph, geb. 2. Jan. 1788, k. k. Kämmerer und Oberst-Lieutenant,
verm. 17. Juli 1819 mit Catharina Friederike Wilhelmine Benigne Prin-
zessin Biron v. Kurland, Herzogin v. Sagan, früher zuerst vermählte und
geschiedene Prinzessin v. Rohan-Guemenöe, später vermählte und ge-
schiedene Fürstin Trubezkoi, geb. 8. Febr. 1781, gest. 29. Nov. 1839.
Von den beiden Schwestern der letzteren zwei Grafen ist die jüngere
Gräfin Henriette Sophie Luise, geb. 5. Aug. 1791, seit 12. Sept. 1813
vermählt mit Friedrich Gustav Adolph Sentit v. Pilsach, k. sächs. General-
Lieulenant a. D.
Haus Angern. Graf EDO Friedrich Christoph Daniel — von
Heinrich Hartwig (Bruderssohn Joachim Ludwigs, Herrn auf Kehnert,
und älterer Bruder Christoph Daniels, Stifters des Majorats Angern) im
drillen, vom Grafen Alexander Friedrich Christoph im zweiten Gliede
stammend, Sohn Friedrich Christian Daniels, geb. 9. Febr. 1769, gest.
16. Mai 1821, aus der Ehe mit Auguste Luise Adolphine v. Gramm,
geb. 13. Juli 1793, verm. 10. Juli 1812 — geb. 27. April 1816,
Majoratsherr auf Angern, verm. 27. Juni 1841 mit Helene Alexandrine
Charlotte Florentine v. Schöning aus dem Hause Jahnsfelde, geb. 25. April
1823, aus welcher Ehe zwei Söhne leben, die Grafen: Friedrich Wilhelm
Christoph Daniel, geb. 2. Jan. 1843, und Kurt Carl Adalbert, geb.
430 GRAFEN V. I). SCHIJLKNBURfi.
22. Febr. 1846. — Von des Grafen Edo Friedrich Christoph Daniel
Oheime, dem Grafen Joseph Ferdinand Achaz Adolph, geh. 1. Juni 1776,
gest. 5. Nov. 1831, k. preuss. Oberst-Lieutenant a. D., lebt aus der Ehe
mit Henriette v. Schöning aus dem Hause Uckerhof ein Sohn: Graf Adalbert
Friedrich Carl Wilhelm August, geb. 5. Juni 1817, k. preuss. Lieutenant.
Haus Kehnert. Aus diesem Hause lebt nur noch Gräfin Luise
Friederike Wilhelmine Johanna — Urenkelin Joachim Ludolphs, Enkelin
des Freiherrn Friedrich Wilhelm und Tochter des Grafen Friedrich
Wilhelm, geh. 21. Nov. 1742, gest. 7. April 1815, k. preuss. Generals,
Cabinelsminislers etc. aus erster Ehe mit Dorothea Luise v. Borstel,
verm. 22. Aug. 1766, gest. 14. Mai 1767 — geb. 10. Mai 1767,
verm. 3. Ocl. 1785 mit Carl Grafen v. Schwerin, k. preuss. General-
Major a. D., Wiltvve seit 16. Sept. 1834.
Jüngere oder schwarze Linie.
Aelteres Haus Lieberosa. Graf FRIEDRICH Albrecht —
Urenkel Levin Dietrichs, Enkel Achatz Albrecht Ludwigs und Sohn des
Grafen Friedrich Ferdinand Bernhard Achatz, geb. 20. Jan. 1772, gest.
4. Nov. 1847 aus der Ehe mit Auguste Sophie Rosamunde aus dem
W7inkel, verw. v. Lattorf, verm. 26. Sept. 1800, gest. 13. Mai 1838 —
geb. 13. Juli 1801, Majoratsherr auf Lieberosa, Lambsfeld etc., k. preuss.
Oberförster zu Liebenwerda, verm. 1841 mit Elisabeth v. Münchow.
Der Bruder desselben ist Graf Otto Werner, geb. 23. Sept. 1804, verm.
23. Sept. 1841 mit Hildegard v. Schöning aus dem Hause Jahnsfelde,
aus welcher Ehe Graf Hasso Werner, geb. 15. Febr. 1846, stammt.
Jüngeres Haus Lieberosa oder Haus Primern. Freiherrlich.
OTTO Ludwig Wilhelm Ferdinand Freiherr v. d. Schulenburg-Primern —
Urenkel Levin Dietrichs, Enkel August Ferdinands und Sohn Leopold
Wilhelms, geb. 1772, gest. 1838, aus der Ehe mit Juliana Charlotte
v^ Kirchbach — geb. 15. Juni 1806, Herr auf Propstei-Salzwedel, dem
lieberoser und apenburger Hofe zu Betzendorf, auf Apenburg und Ritt—
leben, k. preuss. Landrath des salzwedelschen Kreises, verm. in erster
Ehe 1833 mit Bertha Elisabeth v. Jagow, gest. 1835, und in zweiter,
1839, mit Clara Auguste Amalia v. Lattorf, geb. 13. Aug. 1819, aus
welcher zwei Söhne leben: Leopold Wilhelm Werner, geb. 2. Aug.
1841, und Carl August Ferdinand Bernhard, geb. 15. Febr. 1844. —
Die vier Brüder des Freiherrn Otto Ludwig Wilhelm Ferdinand sind die
Freiherren: Julius Carl Ferdinand Alexander, geh. 2. April 1809, k.
preuss. Rittmeister, verm. 22. Mai 1839 mit Caroline Albertine Maria
Gräfin v. Einsiedel, geb. 18. Oct. 1819, aus welcher Ehe zwei Söhne
stammen: WTilhelm Clemens Julius, geb. 6. Febr. 1843, und Adolph
Dietrich, geb. 5. Mai 1844 — Carl Ernst Gustav, geb. 23. Oct. 1814,
Herr auf Primern, Bretsch-Dewitz und Drüsedau, k. preuss. Kammerherr,
Legationsrath und Geschäftsträger zu Cassel, — Paul Otto Werner, geb.
19. Aug. 1823, Herr auf Eichstädt, k. preuss. Legations - Secretair —
und Florenz Bernhard, geb. 22. Jan. 1826, Herr auf Maasleben und
Seegarlen, k. preuss. Lieutenant.
I
GRAFKN V. SUIWKIMTZ.
431
Grafen v. Sehweinitz.
<£oangclifrh. $)rcufjen.
Besitz: in Schlesien * 1 i « - Rfajorat«-Herntctiaft tfvbao; die Hajorats-Gflter «ander. Hau«darf
und Krnyn eic. j die Rillergüter Berghof, Wirrwitt etc.
Wappen der Grafen v. Schweinilz und Krain, Freiherren v. Kauder (Diplom
vom 13. Sept. 1748): Schild quadrirt mit Mittelscliild. Der mit einer 7 perligen
Krone bedeckte Mittelschild ist von Roth, Schwarz und Silber quergetheilt und ohne
Bild (Stammwappen). Die rechte Hälfte des Hauplschildes ist nicht durch eine
wagerechle, sondern durch eine schrägrechte Linie gclheilt. I von Schwarz und
Gold in fünf Reihen, jede zu fünf Feldern, geschacht. (Zu sehen sind, der schräg-
rechten Theilung und des Mittelschildes wegen, nur 20 Felder.) 2 in Schwarz
drei (2 und 1) silberne, 6 eckige Sterne (Schliewitz). 3 in Schwarz ein rechts-
springcnder, silberner Dachs (gehört mit Feld 1 zum Wappen derer v. Dachs, oder
Dax, Polsnitz genannt). 4 in Blau ein nach einwärts sich bäumendes, von Silber
und Roth zwölfmal schrägrechts gestreiftes Einhorn (Schier, Schir). Auf dem
Schilde erheben sich drei gekrönte Helme. Auf dem rechten Helme läuft vor einem,
von Schwarz und Gold der Länge nach getheilten verhauenen Baumstämme, von
dessen abgehauenen Zweigen rechts und links drei untcreinanderstehende Aus-
wüchse zu sehen sind, nach der rechten Seite der Dachs des 2. Feldes (Dax-
Polsnilzschcr Helm); der initiiere trägt zwei von Roth, Schwarz und Silber quer-
getheille Rüffelshörner (Helm des Stammwappens), und der linke einen silbernen,
6 eckigen Stein (Schliewilzschcr Helm, welcher nach Sinapius einen schwarzen
Stern tragt). Die Decken des rechten Helmes sind schwarz und golden, die des
mittleren roth. schwarz und silbern, und die des linken schwarz und silbern. Den
Schild hallen zwei auswärtssehende, um den Hals Kronen tragende Einhörner,
welche, wie das Einhorn im 4. Felde, das rechte schräglinks, das linke schräg-
rechts get heilt sind, und die zu den Seiten sich findende Devise ist: „Er ist
unsere Hülfe und Schild." Das bei Erhebung in den Freiherrenstand, 6. Nov. 1741,
verliehene Wappen bestand nur aus dem Schweinitzschen und Dax - Polsnitzschen
Wappen. Der Schild war der Länge nach getheilt, rechts Schweidnitz, links Dax-
Polsnitz. Auf dem Schilde standen zwei Helme, rechts der Schweidnitzsche, links
der Dax-Polsnitzsche. Den Schild hielten die Schierschen Einhörner.
Wappen der Grafen v. Sehweinitz, Freiherren v. Tscheplau (Diplom vom
6. Nov. 1741): quadnrter und damascirter Schild mit Mittelschild. Mitlelschild
von Roth, Schwarz und Silber quergetheilt, ohne Bild (Stammwappen). 1 und 4 in
432 GRAFEN V. SCHWEINITZ.
Gold die oben beschriebenen Büffelshörner, welche auf dem Helme des Stamm-
wappens stehen, und zwar so, dass im 1. Felde das rechte, im 4. das linke dieser
Hörner erscheint. 2 und 3 in Silber ein rechtssehender, gekrönter, schwarzer Adler.
Auf dem Schilde erheben sich drei gekrönte Helme. Auf dem rechten Helme steht
das Hörn des 1. Feldes, auf dem mittleren der Adler des 2. und 3. Feldes, und
auf dem linken Helme das Hörn des 4. Feldes. Die Helmdecken sind roth, schwarz
und silbern und den Schild halten zwei vor- und auswärtssehende, goldene Löwen.
Wappen der Grafen v. Schweinitz, Freiherren v. Schlichting (Diplom vom
2. Juni 1797). Dasselbe weicht von dem Wappen der Grafen v. Schweinitz und
Krain, Freiherren v. Kauder, nur dadurch ab, dass in dem unteren silbernen Theile
das Schlichtingsche Wappen zu sehen, und dass ein 4". Helm, als linker, mit dein
Schlichtingschen Helmschmuck hinzugekommen ist. Das Wappen derer v. Schlichting
zeigt ein schwarzes Hirschgeweih von zehn und eine linke Stange eines Hirsch-
geweihes von vier Enden, welche letztere, ohne erstcres zu berühren, oben im
Schilde quer und die oberen Spitzen oder die Krone rechtskehrend gelegt ist. Den
Helm schmücken drei Straussenfedern, silbern, schwarz, silbern (wohl auch schwarz,
silbern, schwarz) und die Helmdecken sind silbern und schwarz.
Sehr alte, angesehene, weit verzweigte und reich begüterte schle-
sische Familie, welche sich im 15. Jahrhundert in Böhmen und Mähren
ausbreitete und auch in der Ober- Lausitz ansässig wurde. Nach der
Annahme Mehrerer kam das Geschlecht mit der Herzogin Hedwig von
Meran, Gemahlin des Herzogs Heinrich des Bärtigen zu Breslau und
Liegnitz, um das Jahr 1200 mit mehreren anderen Adelsfamilien nach
Schlesien, während andere Schriftsteller die Familie aus Polen herleiten.
Der Name des Geschlechts wurde bis in die erste Hälfte des 16. Jahr-
hunderts Schwenze, Schwenz, Schwentz, Schwyniz geschrieben, und erst
Christoph IL, gest. 1538, früher des Herzogs Friedrich II. zu Liegnitz
und Brieg Vormundschafts- und Regierungsralh, später des Kaisers Fer-
dinand 1. Rath und Statthalter zu Glogau kommt unter dem Namen
Schweinitz vor. — Für Feststellung der älteren genealogischen Ver-
hältnisse der Familie ist ein Glied derselben, David v. Schweinitz,
Landeshauptmann des Fürstentums Liegnitz, sehr thätig gewesen, und
derselbe hat eine „Genealogie der v. Schweinitz, vor der Zeit v. Schwenze
genannt", Leipzig 1661, herausgegeben. Sehr zu bedauern ist, dass
auf diesem Grunde, nach Sinapius, Gauhe und Anderen, im 18. Jahr-
hundert nicht forlgebaut wurde: die neueren genealogischen Verhältnisse
der Familie, namentlich der Grafen v. Schweinitz, scheinen nur Eigen-
thum des Geschlechts und nicht der Wissenschaft und der Freunde der
Genealogie zu sein. Möchte die Wissenschaft mit ihren Freunden be-
lehrt werden. — Als ältere Glieder der Familie kommen namentlich
vor: Jacob v. Schwenz, 1320 der Herzogin Anna zu Liegnitz und Brieg
Rath; Patzka v. Schwenz, 1368 Rath am herzogl. Hofe zu Liegnitz
und Brieg, und Heintzke v. Schwenz, 1381 Herr auf Hölle und Wirzsch,
welcher als Ahnherr aller jetzigen Glieder der Familie angenommen wird.
Von den Nachkommen desselben war Hans, Herr auf Seifersdorff, 1436
des Prinzen Friedrich zu Liegnitz Vormundschaftsrath, und Franz, Herr
auf Hölle, 1483 fürstl. liegnitzscher Rath und Landrichter. Christoph IL
ist schon oben erwähnt worden, und Hans, 1562 herz. Regierungs-Ratli
zu Liegnitz und desselben Fürstenthums Landes-Aeltester, stand in hohem
Ansehen. — Im Laufe der Zeit theilte sich die gliederreiche Familie
l.RVFKN V. SCIIWKINITZ. 433
nach Sinapius in die Häuser Seifersdorf und Petersdorf mit den Linien
Tscheplau, Gross -Kriechen, Polschilden), Dirschwitz und Andersdorf,
Mühlredlitz, Kulscheborwilz, Klische, WflUch, Jennowitz, Pilgramsdorf etc.
Ausser diesen Stammgütern besass die Familie die Güter Hölle, Wirtsch,
Donin, Tintz, Johusdorf, Langenwalde, Liehenau, Stelzenberg, Kroitsch,
Krain (Krayn), Kauder, Roin, Schmochmitz und Reischmannsdorf etc. im
Liegnilzschen, erwarb auch später die Herrschaft Niebusch, Dyban,
Stephansdorf, Berghof, Altrauden, Nieder-Adelsdorf und Braunau. Gegen
die Mitte des vorigen Jahrhunderts nannte Gauhe als Hauptgüter der
Familie: Seifersdorf, Gross- und Klein- Kirschen, Dirschwitz, Lübenau
und Krain im Liegnitzschen, Kutscheborwitz im Wohlauschen, Kauder
im Schweidnitzschen und Nieder-Leuba und Friedrichsdorf in der Ober-
lausitz. — Es hat übrigens, wie Sinapius angiebt, ausser der hier in
Rede stehenden Familie, noch ein anderes gleichnamiges schlesisches
Geschlecht gegeben, welches meist Schwidnitz geschrieben wurde und
1 50 1 ausgestorben ist.
In Schlesien kam besonders aus der Seifersdorfer Linie der Peters-
dorfsche Ast in grosses Ansehen, und aus diesem gingen die Häuser
Krain, Kauder, Hausdorf hervor.
Der Freiherrenstand soll schon vom Kaiser Ferdinand III. nach dem
Jahre 1643 dem kais. und kursächs. Obersten, Kriegsrath etc. Georg
Hermann v. Schweinitz , welcher unter anderen rühmlichen Thatcn im
30jährigen Kriege die Stadt Freiberg gegen die Schweden sehr tapfer
verlheidigt hat, angetragen worden sein, und im Anfange des 18. Jahr-
hunderts kommen mehrere Glieder der Familie, z. B. Hans Christoph III.,
Herr auf Tscheplau, des kaiserl. Mannrechts Beisitzer, Landes-Aellester und
Landes-Bestaüter desFürstenthumsGlogau, und Rudolph, Herr auf Seifersdorf
und Sorge, k. preuss. Geh. auch Justiz- und Ober-Hofgerichts-Rath etc., als
Freiherren vor, doch ist Genaues über diese Erhebung nicht aufzufinden.
Vom Kaiser Carl VI. erhielten 1724 Johann Siecmund, Herr auf Haus-
dorf, und 1726 Johann Friedrich den böhmischen Freiherrenstand. König
Friedrich II. von Preussen erhob 6. Nov. 1741 den k. preuss. Kammer-
lern) v. Schweinitz, Freiherrn von Tscheplau, einen Nachkommen
Hans Christophs III., in den Grafen- und den k. preuss. Kammerherrn
v. Schweinitz und Kauder in den Freiherrenstand. Letzterer erlangte,
aufgeführt als k. preuss. Kammerherr v. Schweinitz und Krain, Freiherr
v. Kauder, 13. Sept. 1748 die preuss. Grafenwürde, und vom König
Friedrich Wilhelm II. von Preussen wurde 2. Juni 1797 Hans Friedrich
Bernhard Balthasar v. Schweinitz , Freiherr v. Schlichling (s. unten), in
den preuss. Grafenstand erhoben. — Die Grafen v. Schweinitz aus dem
Hause Tscheplau sind ausgestorben, und die jetzigen Glieder der Familie,
welche sich in zwei Linien theilen, gehören zu dem Hause Krain-Kauder.
Gral Friedrich v. Schweinitz-Schlichting gehörte zur ersten Linie.
Von den jetzigen Gliedern der Familie gehören hierher:
Erste Linie. Graf JILIUS, geb. 1794, Majoratsherr der Herr-
schaft Dyban. Die Mutter desselben, eine geborene v. Berge, seit 1833
Witlwe, ist 1841 gestorben. — Die, neben vier Schwestern, lebenden
il. 28
434 GRAFEN V. SCHWEINITZ.
fünf Brüder des Grafen Julius sind: Graf Friedrich, geb. 1795, Majorats-
herr auf Kauder, Hausdorf und Krayn, k. preuss. Hauptmann, verra.
1837 mit Melanie Freiin v. Troschke, aus welcher Ehe zwei Söhne
stammen, die Grafen: Timotheus, geb. 8. Sept. 1838, und Friedrich,
geb. 2. Febr. 1845, — Graf Ernst, geb. 1798, k. preuss. Hauptmann
und Gommandeur der 8. Jägerabtheilung, - Graf Hermann, geb. 1799,
k. preuss. Ober- Landes- Gerichtsrath, verm. mit Adolphine v. Dullack,
aus welcher Ehe drei Söhne leben, die Grafen: Julius, Hermann, k. k.
Cadet, und Hans, — Graf Heinrich, geb. 1800, k. hannov. zweiter
Ober-Bergrath zu Clausthal, vermählt, und Graf Sigismund , geb. 1803.
Von dem verstorbenen Bruder, Graf Rudolph, geb. 1798, lebt die Wittwe,
Julie Freiin v. Troschke, geb. 1 826.
Von dem Oheime des Grafen Julius, Hans Friedrich Bernhard
Balthasar Graf v. Schlichting und Krayn, Freiherr v. Kauder und
Schlichting, geb. 25. Sept. 1771, gest. 30. Jan. 1848, k. preuss.
Oberst-Lieutenant a. D., verm. in erster Ehe, 1797, mit der einzigen
Tochter des k. preuss. Generals Freiherrn v. Schlichting, geschieden
1807, und in zweiter, 1820, mit Antonie Freiin v. Lichnowska aus dem
Hause Woisrcz, geb. 3. Sept. 1794, leben drei Söhne: Graf Hans
Julius Anton Ludwig, geb. 11. Aug. 1823, k. k. Ober-Lieutenant, verm.
15. Oct. 1851 mit Helene Gräfin Nemes v. Hidveg, geb. 1832, —
Graf Hans Friedrich Wilhelm Bernhard Ludwig, geb. 22. Aug. 1825,
k. preuss. Lieutenant, verm. mit Pauline Virginie v. Schultz -Lütke —
und Graf Hans Friedrich Wilhelm Georg Hermann Emanuel, geb. 31. Aug.
1833, k. k. Cadet.
Zweite Linie. Graf GUIDO, geb. 17. März 1806, Herr auf
Berghof und Wirrwitz etc., verm. 18. Oct. 1835 mit Flora v. Hilwety,
geb. 26. Mai 1819, aus welcher Ehe, neben drei Schwestern, drei
Söhne stammen, die Grafen: Hans Tassilo, geb. 6. Febr. 1839, Hans
Hugo, geb. 9. Mai 1840, und Hans Bernhard, geb. 26. Nov. 1843. —
Die Mutter des Grafen Guido ist Gräfin Adelaide, Erbtochler des letzten
Grafen Heinrich Sigmund v. Czettritz, Herrn auf Berghof etc., aus der
Ehe mit Juliane Luise v. Schack, Ober-Hofmeisterin bei der Prinzessin
von Preussen.
r.RAFKN V. SCHWERIN.
43H
Grafen v. Schwerin.
Cuongcltfd). flrcufkn.
Besitz der Linie zu Walsleben und Wildenhoff: die Herrschaft Wildenhoir mit der Stadt
Landsberg in Ostpreusaei j die Herrschaft Walslehen in der Provinz llrandenburg.
Besitz der Linie zu Wolfshngcn: die Herrschaft Wolfshagcn in der Mark; die Herr-
schaft Tainsel in der Neumark; die Güter Mildnitz, Carlslust, Gross-Daberkow und
Kreckow in Meklenburg. — Besitz der Linie zu Schwerinsburg in Pommern: die
Rittergüter Putzar, Glien, Boldekow, liornmulil, Zinzow, Rubenow , Borntin und
Cavelpass; Schwerinsburg, Wusseken, Sarnow, Wendleid, Löwitz und Soplüeiibof;
Ducherow, ßussow, Mollwitz, Gross-Uünsow und Schmuggerow etc. — Besitz der
Linie zu Willmeisdorf: das Rillergut Wendisch- Wilmersdorf in der Provinz Bran-
denburg; das Fideicommiss-Gut ßohrau in Schlesien.
Wappen der Linien zu Walsleben und WildenhofT, so wie zu Wolfshagen
(Reichsgrafondiplom v. 11. Sept. 1700, anerkannt in Preussen 26. Nov. 1700 : Schild
quer und in der oberen Hälfte der Lange nach getheilt, 3 feldrig, mit Mittelschild.
Im golden eingefasstcn rollten Mittelschilde ein goldener, mit dem Barte nach oben
und rechts gestellter Schlüssel (wegen des Erb - Kämmereramtes in der Kur- und
Mark Brandenburg). 1 in Silber eine rothe Haute (Stammwappen) ; 2 in Blau an
inem rechtsgebogenen, grünen Orangenzweige drei goldfarbige Orangen-Aepfel ;
in Silber ein nach der rechten Seite galoppirendes schwarzes Ross (Wappen der
vormaligen Grafen v. Schwerin). Auf dem Schilde erbeben sich drei gekrönte Helme.
Der rechte trägt einen goldenbewehrten, schwarzen Doppeladler, über welchem die
Kaiserkrone mit den Zöpfen schwebt (hei Erhebung in den Grafenstand hinzuge-
kommen); der mittlere drei Sfraussenfedern, silbern, roth, silbern, von denen die
silbernen mit einer rollten , die rothe mit einer silbernen Wecke belegt ist (Helm
des Stammwappens); und der linke einen einwärtssehenden , goldbewehrten, auf
den Flügeln mit goldenen Klecstengcln belegten, rollten Adler, welcher den Orangen-
zweig des 2. Feldes aufrecht im Schnabel hält. Die Helmdecken sind rechts roth
und silbern, links blau und golden, und den Schild halten zwei vorwärtssehende,
goldene Löwen. — Das Wappen der Freiherren v. Schwerin nacb dem in Branden-
burg 3. Oct. 1654 anerkannten kaiserlichen Diplome vom 24. Mär? 1648 war fol-
gendes: Schild quadrirt mit Mittelschild. Im Mittelschilde der beschriebene Schlüssel;
1 und 4 die rothe Raute, 2 und 3 der Orangenzweig. Den Schild deckten zwei
Helme. Rechts der Helmschmuck des Stammwappens, links der rothe Adler, ganz
wie derselbe oben beschrieben wurde.
Wappen der Linie zu Schwerinsburg nach dem Diplome v. 31. Juli 1740.
Im silbernen Schilde eine rothe Wecke. Auf dem Schilde stehen drei gekrönte
28*
436 GRAFEN V. SCHWERIN.
Helme. Der rechte trägt den vollständigen preuss. Adler mit Scepter und Reichs-
apfel, der mittlere den heschriehenen Helmschmuck des Stammwappens, und der
linke einen aufwachsenden, gewappneten Feldherrn, welcher in der Rechten den
Commandostab hält und die Linke in die Seite stemmt. Die Decken des rechten
Helmes sind schwarz und silbern, die des mittleren roth und silhern, und die des
linken blau und silhern. Den Schild hält rechts ein auswärtssehendes, silhernes
Einhorn, links ein auswärtssehender, goldener Löwe.
"Wappen der Linie zu Willmersdurf nach dem Diplome v. 2. Jan. 1787.
Im silbernen Schilde eine rothe Wecke. Auf dem Schilde erheben sich drei mit
Grafenkronen gekrönte Helme. Der rechte und linke Helm trägt den mit einer
Königskrone geklönten Kopf und Hals eines auswärtssehenden, schwarzen Adlers
mit goldenem Schnabel und rother ausgeschlagener Zunge ; der mittlere die mit den
Wecken belegten Straussenfedern des Helmschmuckes des Stammwappens. Die
Helmdecken sind roth und silbern und den Schild halten zwei einwärtssehende,
mit Lauh umgürtete wilde Männer, welche mit der freien Hand eine Keule auf den
Roden stemmen.
Das Wappen nach dem Diplome v. 27. Febr. 1762 gleicht ganz dem eben
beschriebenen Wappen, nur ist der Schild damascirt und die Helme sind mit
gewöhnlichen Kronen gekrönt.
- Eins der ältesten und vornehmsten, an Gliedern und Besitz reichsten
Adelsgeschlechter Pommerns, in welches später der Freiherren- und
mehrfach der Grafenstand gekommen ist und welches jetzt in vier gräf-
lichen Linien, den Linien zu Walsleben und WildenhoIT, zu Wolfshagen
in der Mark und Meklenburg, zu Schwerinsburg in Pommern und zu
Willmersdorf in der Mark Brandenburg blüht. Der Name der Familie
taucht zuerst nach Ausbreitung des Christenlhums in Pommern auf, und
derselbe, nach altwendischer Aussprache Ctzvverin, bedeutet auf deutsch
das Wort: Raute: es steht sonach mit demselben das Wappenbild der
Familie in Beziehung. Der Name wurde übrigens in älteren Zeiten sehr
verschieden geschrieben: Gtzweryn, Czweryn, Sverine, Swerin, Tzweryn,
Zwerin etc. Aus Pommern verbreitete sich die Familie nach Meklenburg
(Krebel, Jacobi und Andere nehmen dagegen an, dass dieselbe aus
Meklenburg nach Pommern gekommen sei), der Mark, Preussen, Polen,
Schweden, Kurland etc., gelangte in allen diesen Gegenden zu grossem
Ansehen und wurde so zahlreich, dass im 17. Jahrhundert 24 ver-
schiedene Linien blühten. — Der Ursprung des Geschlechts ist in Dunkel
gehüllt. Einige leiten den ersten bekannten Ahnherrn Henning (s. unten)
aus dem uralten niedersächsischen Geschlechte Grote her, dessen eine
Linie unter dem Namen Schwerin vorkommt, Andere haben an die alten
Grafen v. Schwerin gedacht, doch ist, was von jener Linie und diesen
Grafen bekannt ist, nicht in Einklang mit der bekannten Stammreihe
der hier in Rede stehenden Familie zu bringen. Otto Grote, in der
ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts lebend, soll zwei Söhne gehabt
haben, welche zwei Linien stifteten, Otto den Jüngeren und Werner
v. Schwerin, um das Jahr 1256. Die Linie des Letzteren soll 1372
erloschen sein, während die des Ersteren, die Linie Grote, dauernd
fortbestand. Die alten Grafen v. Schwerin stammten, den gewöhnlichen
Angaben nach, aus dem Geschlechle Barlensleben. Güntzel v. Bartens-
ieben, gest. 1206, soll Heinrich dem Löwen gegen die Wenden die
grössten Dienste, namentlich durch Entscheidung der Schlacht bei Demmin,
GRAFEN V. SCHWERIN. 437
geleistet haben und seines Beistandes wegen zum Grafen v. Schwerin
gemacht worden sein. Von den vier Söhnen desselben setzte Heinrieh
Graf v. Schwerin, bekannt durch seine Handel mit dem König Wal-
iemar II. von Dänemark, das Geschlecht fort, welches durch den Enkel,
Graf Helmold, noch bis ins 3. Glied blühte, dann aber mit Otto, ge-
nannt Rose, dem letzten Grafen v. Schwerin, 1352 erlosch. — Schon
Gauhe wollte von einer Abstammung von diesen alten Grafen v. Schwerin
nichts wissen, und dieselbe würde hier vielleicht nicht erwähnt worden
sein, wenn nicht das Reichsgrafendiplom vom 11. Sept. 1700 das
schwarze Pferd in der unteren Schildeshälfte des Wappens und den
Schmuck des mittleren Helmes, als von den alten Grafen v. Schwerin,
deren Descendenten und denen v. Schwerin im Adelstande gleichmässig
geführt, angegeben hätte, lieber das Wappen der alten Grafen v. Schwerin
kann die Redaction nichts angeben: Bartensieben, 1741 im Manns-
stamme erloschen, führte später bekanntlich einen quergetheilten Schild,
oben in Roth einen laufenden, weissen Wolf, unten in Schwarz zwei
neben einander in die Höhe stehende, goldene Korngarben ; Grote aber
führt allerdings in Silber ein schwarzes Pferd, doch gehend und in den
adeligen Linien mit rothem Zaume, in der freiherrlichen ohne Zaum.
Die genealogischen Verhältnisse der oben erwähnten, jetzt blühenden
vier gräflichen Linien , so wie die denselben zu Theil gewordenen Aus-
zeichnungen und Standeserhöhungen sind bekannt. Namentlich hat sich
das Geneal. Taschenbuch der gräflichen Häuser in den Jahrgängen 1837,
1838 und 1840 bemüht, die ältere Stammreihe der Familie zu geben
und die Abstammung der einzelnen gräflichen Linien z.u erörtern. Sehr
wahrscheinlich stützen sich diese Mitlheilungen auf die vom M. Adelung,
Pfarrer zu Spanteckow, ausgearbeitete Geschlechtsfolge der Familie vom
Jahre 1150 an, welche v. Hellbach (Adelslexicon, 11.461) erwähnt hat;
auch giebt das Neue preuss. Adelslexicon an, dass der Redaction über
die brandenburgische und meklenburgische Linie von geehrter Hand
nähere Nachrichten zugekommen wären, welche sich schon in dem
erwähnten Taschenbuche fänden. — Am leichtesten wird sich eine
Uebersicht über die genealogischen Verhältnisse der gräflichen Linie
ermöglichen lassen , wenn man vom Jahre 1 1 50 bis zur Mitte des
16. Jahrhunderts eine Stammreihe als allgemeine, auf alle vier Linien
Bezug habende hinstellt und an diese die Abstammung der einzelnen
Linien von der Mitte des 16. Jahrhunderts knüpft. Was die sogenannte
allgemeine Slammreihe anlangt, so fragt sich allerdings, ob dieselbe
wirklich eine ununterbrochene ist: um volle Gewissheit zu verbürgen,
sind die etwaigen Jahreszahlen zu unbestimmt hingestellt und mehrere
Jahreszahlen fehlen ganz. Doch ist diese Stammreihe immer von mehr-
fachem Interesse. Zwischen dem 9. und 10. Gliede liesse sich eine
Lücke wohl verrauthen. Diese allgemeine Stammreihe ist folgende:
Henning v. Ctzwerin auf Spanteckow und Altwigshagen, der wahrscheinlich
aus der Familie v. Grote Luneborg stammte, nannte sich zuerst mit dem
wendischen Namen Ctzwerin (Raute, s. oben), lebte zur Zeit des Fürsten
Ratibor 1. in Pommern und starb 1150. Oldagus auf Spanteckow und
438 GRAFEN V. SCHWERIN.
Altwigshagen. — Gerd auf Spanteckow, Altwigshagen und Wittstock, lebte
1224. — Hans auf Spanteckow, 1276. — Henning auf Spanteckow, 1326.
— Henning v. Tzwerin auf Spanteckow und Lanzkron. — Hans v. Sweryn,
mit dem Beinamen Bohne, auf Altwigshagen und Wittstock. — Burchard
auf Altwigshagen und Wittstock, Erbsasse und Hof- Küchenmeister des
Herzogs Wratislav, lebte 1467. — Hans, der jüngere Bohne, auf Altwigs-
hagen und Wittstock, starb 1560, nach anderen Angaben vor 1569.
Linie zu Walsleben und Wildenhof (wobei nicht zu über-
sehen ist, dass dieselbe erst von Friedrich Wilhelm [s. unten] gestiftet
wurde). Henning v. Ctzwerin bis Hans, der jüngere Bohne (s. oben).
— Hans Hugold, geb. um 1560 (in Folge dieser Jahreszahl ergiebt sich
merklicher, dass sich in der allgemeinen Stammreihe zwischen Burchard
und Hans, dem jüngeren Bohne, eine Lücke finden muss), Herr auf Alt-
wigshagen und Wittstock; Gemahlin: Dorothea v. d. Luhe. — Otto (I.)
v. Schwerin, genannt der Aeltere, geb. 1585, gest. 1650 oder 1651,
fürstl. pommerscher Landrath und Amtshauptmann zu Neckarmünde, Erb-
sasse auf Altwigshagen und Wittstock, dessen alteji Lehnsbrief Herzog
Bogislav XIV. 25. April 1626 bestätigte, verm. 12. Juli 1612 mit
Dorothea v. Weisbach aus dem Hause Kaikerl. — Otto (IL), geb.
8. März 1616, gest. 1679, wurde vom Kaiser Ferdinand III. 24. März
1648 in den Reichsfreiherrenstand erhoben, brachte bei Anerkennung
dieser Erhebung von kurbrandenburgischer Seite 3. Oct. 1654 das Erb-
Kämmerer-Amt der Kurmark Brandenburg an sein Haus, erhielt 1658
das polnische Indigenat, kaufte die Herrschaft Alten-Landenburg, Wolfs-
hagen mit Zubehör etc., erbte von seiner zweiten Gemahlin, Helene
Dorothea v. Kreuzen, die Wildenhoffschen Güter und war kurbrandenb.
erster Minister und Ober-Präsident etc.; erste Gemahlin: Elisabeth Sophie
v. Schlaberndorff, geb. 20. Febr. 1620, gest. 26. .Jan. 1656. —
Otto (HL), geb. 21. April 1645, gest. 8. Mai 1705, w. Geh. Etatsrath
der Kur- und Mark Brandenburg, Erb-Kämmerer etc., wurde vom Kaiser
Leopold I. 11. Sept. 1700 in den Reichsgrafenstand erhoben; Gemahlin:
Ermgard Maria Freiin v. Quadt zu Wykradt auf Nothhausen, geb. 22. April
1651, verm. 23. März 1669, gest. 12. Nov. 1730. — Friedrich
Wilhelm — ältester Sohn des Grafen Otto (III.) — Stifter der Linie
zu Walsleben und Wildenhoff, geb. 28. Juli 1678, gest. 6. Aug. 1727,
k. preuss. Geh. Etatsrath, Ober- Hofmeister der Königin von Preussen,
Erb-Kämmerer der Kurmark Brandenburg etc. ; erste Gemahlin : Charlotte
Luise v. Heiden, geb. 1678, verm. 1704, gesch. 1726, gest. 1751. —
Ludwig Otto Sigismünd, geb. 21. Nov. 1710, gest. 18. Dec. 1778, k.
preuss. Kammerherr, w. Commendator zu Werben, Erb-Kämmerer etc.;
zweite Gemahlin: Friederike Charlotte ßernhardine Gräfin v. Schmettau-
Pommerzig, geb. 1. Nov. 1739, verm. 21. Nov. 1754, gest. 17. Dec.
1772. — Ludwig Gottfried Leopold, geb. 18. Sept. 1756, gest. 14. Aug.
1810, Erb-Kämmerer etc.; Gemahlin: Caroline Bernhardine Franziska
Henriette Gräfin v. Krockow, geb. 2. Sept. 1776, verm. 23. Sept. 1795,
gest. 3. Sept. 1810. — Otto Friedrich Wilhelm, jetziges Haupt der
Linie.
GRAFRN V. SCHWERIN. 439
Linie zu Wolfs ha gen. Henning v. Ctzwerin bis Otto (III.),
erster Graf (s. oben). — Otto (IV.) — jüngerer Sohn Ottos, des ersten
Grafen — Stifter der Linie Wolfsbagen, geb. 5. Juni 1G84, gest. 2. Jan.
1755, Statthalter zu Berlin, k. preuss. Kammerherr, Comthur aufLietzen,
Herr auf Wolfsbagen. etc., Erbauer des Schlosses zu Wolfshagen; zweite
Gemahlin: Charlotte Amalia Eleonore Gräfin v. Dönholf, geb. 24. Sept.
1703, gest. 16. März 1762. — Otto Alexander, geb. 20. März 1737,
gest. 17. März 1819, k. preuss. Lieutenant a. D., Erbherr der Gitter
Wolfshagen , Fürstenwerder, Hildebrandshagen, Schlepckow, Hetzdorft",
Damerow, Ottenhagen, AmalienhofT* etc. in der Ukermark, so wie Kreckow,
Mildenitz, Gross-Daberckow, Carlslust und Hornshurrah in Meklenburg-
Strelitz; Gemahlin: Dorothea Sophie v. ßissing-Kreckow, geb. 18. Nov.
1733, verm. 10. Dec. 1762, gest. 31. Jan. 1801. -— Johann Christoph
Hermann, jetziges Haupt der Linie Wolfshagen.
Linie zu Seh wer ins bürg. Henning v. Ctzwerin bis Hans, der
jüngere Bohne (s. oben). — Christoph, Stifter der Linie. — Claus,
gest. 1612. — Anton Detlev, gest. 1658, Herr auf Löwitz etc.; Ge-
mahlin: Erdmulhe Sophie v. Wedell. — Ulrich, gest. 1697, Herr auf
Putzar, Wusseken, Löwitz, Wittstock und Cummerow, k. schwed.
Regierungs-Rath in Vorpommern, Erb-Küchenmeister (der Familie seit
1357 zustehende Würde) des Herzogthums Pommern, Schlosshauptmann
zu Alten-Stettin; Gemahlin: Anna Lucretia v. Ramin, geb. 1653, gest.
24. Mai 1745. — Hans Boguslav, geb. 10. Juni 1683, gest. 23. Aug.
1747, k. preuss. Geh. Ober-Finanzrath , Land-Jägermeister und Ober-
Forstmeister der Kurmark, wurde vom König Friedrich II. von Preussen
31. Juli 1740 mit seinem jüngeren Bruder, dem am 6. Mai 1757 bei
Prag gebliebenen, berühmten k. preuss. General- Feldmarschall Curt
Christoph auf Schwerinsburg (sonst Cummerow; zur Herrschaft creiirt
14. Aug. 1733) in den Grafenstand erhoben; Gemahlin: Caroline Erne-
sline v. Arnim, geb., 1. Jan. 1710, verm. 27. Dec. 1727, gest. 22. Nov.
1779. — Heinrich Detlev, geb. 10. Juni 1743, gest. 17. Sept. 1791,
Herr auf Schwerinsburg, k. preuss. Landschaftsralh in Pommern; Ge-
mahlin: Anna Beate Luise v. Ramin, geb. 10. Sept. 1752, verm. 25. Nov.
1774, gest. 18.. — Heinrich Ludwig Wilhelm Carl, geb. 19. Dec.
1776, gest. 8. Aug. 1839, pommerscher Landschaftsdirector etc.; Ge-
mahlin: Charlotte Luise Friederike v. Berg, geb. 9. Aug. 1783, verm.
8. Mai 1803, gest. 7. Juni 1826. — Maximilian Heinrich Carl Anton
Ernst, jetziges Haupt der Linie.
Linie zu Willmersdorf. Henning v. Ctzwerin bis Hans, der
jüngere Bohne (s. oben). — Henning, Stifter der Linie Willmersdorf —
Bruder Christophs, des Stifters der Linie Schwerinsburg. — Hans Felix,
gest. 1617. — Hans Hugold, gest. 1651. — Hennig Berndt, gest.
1705; Gemahlin: Calharina Elisabeth v. Schmeling. — Friedrich Bo-
guslav, geb. 30. Aug. 1674, gest. 1. Oct. 1747, k. preuss. Geh. Etats-
Minister etc.; Gemahlin: Helene Dorothea v. Canitz, geb. 13. Juli 1688,
verm. 14. Mai 1714, gest. 3. Febr. 1760. — Gneomar Constantin
Boguslav, geb. 3. Nov. 1721, gest. 19. Juni 1769, k. preuss. erster
440 GRAFEN V. SCHWERIN.
Stallmeister und Geh. Rath etc.; Gemahlin: Ilsabe Sophie v. Bredow,
geb. 10.. Oct. 1722, verm. 25. Dec. 1748, gest. 20. Mai 1788. —
Friedrich August Carl Leopold, geb. 11. Dec. 1750, gest. 16. Sept.
1834, k. preuss. General-Major, wurde vom König Friedrich II. 2. Jan.
1782 in den Grafenstand erhoben; Gemahlin: Luise .Friederike Wilhelmine
Johanna Gräfin v. d. Schulenburg -Kehnert, geb. 10. Mai 1767, verm.
3. Oct. 1785. — Friedrich Wilhelm Christoph, jetziges Haupt der Linie.
Nach diesen Angaben steht der Linie zu Walsleben und Wildenhoff
seit 3. Oct. 1654 das Erb-Kämmerer-Amt der Kur- und Mark Branden-
burg und, so wie der Linie zu Wolfshagen, der Reichsgrafenstand vom
11. Sept. 1700, der Linie zu Schwerinsburg seit 1357 das Erb-
Küchenmeister-Amt in Alt-Vorpommern und der preuss. Grafenstand vom
31. Juli 1740 und der Linie zu Willmersdorf der preuss. Grafenstand
vom 2. Jan. 1787 zu. — Von den schwedischen Grafen v. Schwerin
fehlen neuere genaue Mittheilungen. Jacob Philipp, Majoratsherr auf
Fylingerum, wurde vom König Adolph Friedrich von Schweden 4. Nov.
1766, und Werner Detlev, Herr auf Stegeberg, vom König Gustav III.
von Schweden 1778 in den Grafenstand erhoben.
Von den jetzigen Gliedern der vier hierher gehörenden graflichen
Linien sind anzuführen :
Linie zu Walsleben und Wildenhoff. Reichsgraf OTTO
Friedrich Wilhelm — Sohn des Grafen Ludwig Gottfried Leopold —
geb. 4. Juli 1796, Majoratsherr der Herrschaften Walsleben und Wilden-
hoff, Erb-Kämmerer in der Kurmark Brandenburg, verm. 6. Aug. 1821
mit Jeannete Luise, des grossbrit. Consuls Emanuel Hey zu Pillau Tochter,
geb. 22. Juni 1803, aus welcher Ehe zwei Söhne stammen, die Grafen:
Otto Gottfried Ludwig Emanuel, geb. 31. Juli 1823, k. preuss. Lieute-
nant, und Carl Ernst Heinrich Rudolph Traugott, geb. im October 1831.
— Vom Grafen Carl Ludwig Ernst — jüngstem Sohne des Grafen
Ludwig Otto Sigismund und Bruder des Grafen Ludwig Gottfried Leo-
pold — geb. 17. Mai 1760, gest. 28. Aug. 1832, k. preuss. Major,
leben aus der Ehe mit Ulrike Friederike Gräfin v. Reichenbach- Zessel,
geb. 26. Mai (Juni) 1774, verm. 16. Aug. 1802, zwei Söhne: Graf
Fabian Ottomar Carl, geb. 16. Aug. 1804, und Graf Alphons Julius
Otto, geb. 4. Mai 1810, k. preuss. Lieutenant, verm. 16. März 1836
mit Agnes Ernestine Leopoldine Gräfin v. d. Goltz aus dem Hause Sort-
lack, geb. 26. Juli 1816, gest. im September 1851, aus welcher Ehe
zwei Söhne stammen, die Grafen: Carl Heinrich Otto Alphons Ludwig,
geb. 29. Dec. 1840, und Max Guido Otto, geb. 5. April 1843.
Linie zu Wolfshagen in der Mark und Meklenburg.
Reichsgraf Johann Christoph HERMANN — Sohn des Grafen Otto
Alexander — geb. 18. Juni 1776, derzeitiger Besitzer des Stammhauses
Wolfshagen und nach dem 26. Aug. 1827 erfolgten Tode seines letzten
Bruders, Ludwig Otto Alexander, Erbherr der väterlichen Gesammt-
begüterung in der Mark und Meklenburg, k. preuss. Oberst-Lieutenant,
verm. 4. Juni 1816 mit Rosalie Ulrike Gräfin v. Dönhoff- Dönhoffstädt,
geb. 3. Oct. 1789, Frau der lamselschen Güter in der Neumark, aus
GRAFEN V. SCHWERIN. 441
welcher Ehe vier Söhne stammen: Graf Otto Wilhelm Ludwig, geb.
26. Aug. 1822, k. preuss. Lieutenant, — Graf Carl Alexander, geb.
7. Aug. 1824, k. preuss. Lieutenant, verm. 9. Nov. 1850 mit Hertha
v. Nostitz-Jänkendorf, geb. 9. Nov. 1827, aus welcher Ehe Graf
Hermann Otto Louis Carl, geb. 1. Nov. 1851, lebt, — Graf Wilhelm
Stanislaus Hermann, geb. 6. März 1827, k. preuss. Lieutenant, venu.
19. Nov. 1850 mit Luise v. Schwanenfeld, geb. 26. Sept. 1830, —
und Graf Boguslav Conrad Adolph, geb. 20. Nov. 1833.
Linie zu Schwerinsburg in Pommern. Graf MAXIMILIAN
Heinrich Carl Anton Ernst — Sohn des Grafen Heinrich Ludwig Wil-
helm Carl — geb. 30. Dec. 1804, Besitzer von Putzar, Glien, Boldekow,
Bornmühl, Zinzow, Rubenow, Borntin und Cavelpass, Erb-Küchenmeister
in Alt-Vorpommern, k. preuss. Kammerherr, vom März bis Juni 1848
Minister der geistlichen Angelegenheiten , Director des vorpommerschen
Landschafts-Departements, verm. mit Hildegard Maria, Tochter des ver-
storbenen D. Schleiermacher, Professors und Predigers zu Berlin, geb.
12. Juli 1817, aus welcher Ehe zwei Söhne stammen, die Grafen:
Heinrich, geb. 18. März 1836, und Friedrich Wilhelm Gotthold, geb.
6. Sept. 1840. — Der Bruder des Grafen Maximilian ist Graf Victor
Friedrich Wilhelm Hermann Luther, geb. 22. Dec. 1814, Besitzer von
Schwerinsburg, Wusseken, Sarnovv, Wendfeld, Löwitz und Sophienhof,
k. preuss. Kammerherr, verm. mit Ida v. Schimmelmann, geb. 15. Dec.
18.., aus welcher Ehe Graf Carl, geb. 9. Jan. 1844, lebt.
Die vier lebenden Oheime des Grafen Maximilian, Brüder des Grafen
Heinrich, sind: 1) Graf Friedrich Philipp Boguslav, geb. 4. Aug. 1779,
k. preuss. Oberst-Lieutenant a. D., — 2) Graf Carl Christoph Adolph
Georg, geb. 3. Nov. .1780, Erbherr der Güter Ducherow, Busow und
Mollwilz, verm. in erster Ehe, 3. Nov. 1804, mit Auguste Dorothea
Charlotte v. Schütz, geb. 21. Jan. 1786, gest. 8. Juli 1819, und in
zweiler, 3. März 1826, mit Elisabeth Rosamunda Barbara Friederike
v. Maltzan, geb. .16. April 1797; aus erster Ehe stammen vier Söhne,
aus zweiter ein Sohn, und zwar die Grafen : a) Gustav Philipp Wilhelm
Carl, geb. 27. Aug. 1808, Besitzer von Gross-Bünsow und Schmuggerow,
verm. zuerst mit Philippine v. Hackewitz, geb. 10. April 1819, gest.
7. Dec. 1846, und später mit lda v. Oertzen ; aus erster Ehe lebt
Graf Carl, geb. 25. Juli 1840, aus zweiter zwei Söhne, von welchen
der eine im März 1850, der andere 12. Nov. 1851 geboren ist;
b) Alrrecht Julius Carl, geb. 27. Aug. 1813, k. preuss. Lieutenant;
c) Rudolph Theodor Adolph Carl Colmar, geb. 7. Sept. 1815, k. preuss.
Lieutenant; d) Hellmuth Friedrich Otto Detlev, geb. 10. Jan. 1817,
verm. in erster Ehe mit Leontine v. Hackewitz, und in zweiter mit
N. N. v. Bornstedt; und e) Bernhard Ludwig Carl Wilhelm, geb.
21. Juli 1831. — 3) Graf Curt Ernst Heinrich Ludwig Boguslav, geb.
8. Febr. 1784, k. preuss. Lieutenant a. D., und 4) Graf Wilhelm
Casimir Ludwig Carl Boguslav, geb. 21. Febr. 1791, früher auf Beberow,
verm. in erster Ehe, 2. Aug. 1815, mit Adolphine Friederike Sophie
Wilhelmine v. Schwerin, geb. 11. Jan. 1799, gest. 15. Mai 1816,
442 GRAFKN V. SCHWERIN.
und in zweiter, 23. Mai 1823, mit Adelheid Emma Erdmuthe v. Selchow,
geb. 19. Oct. 1802. Aus erster Ehe stammt Graf Franz Henisig, geb.
24. April 1816, k. preuss. Lieutenant, und aus zweiter leben die
Grafen: Richard Erdmann Boguslav, geb. 11. Nov. 1827, und Leo,
geb. 11. Mai 1840. — Vom Grafen Wilhelm Friedrich Carl — älteren
Bruder des Grafen Detlev Heinrich Boguslav (s. oben) — lebt aus der
Ehe mit Wilhelmine Johanna v. Rehbinder: Graf Friedrich Wilhelm
Adolph Joachim Dettlof Albrecht, geb. 20. Juni 1791, k. preuss. Land-
rath a. D., verm. 14. Febr. 1812 mit Ida Eleonore Elisabeth v. Baczko,
geb. 9. März 1796, aus welcher Ehe Graf Gurt Friedrich Theodor, geb.
18. Jan. 1817, k. preuss. Lieutenant, stammt.
Linie zu Willmersdorf in der Mark Brandenburg. Graf
FRIEDRICH Wilhelm Christoph — Sohn des Grafen Friedrich August
Carl Leopold — geb. 19. März 1789, k. preuss. Geh. Justiz- und
Kammer-Gerichts-Ralh , Erbherr auf Willmersdorf. — Der Bruder des-
selben ist Graf Ludwig August Leopold, geb. 16. Sept. 1794, Erbherr
auf Bohrau, verm. 1820 mit Sophie Eugenie Corona Gräfin v. Reichen-
bach-Zessel, geb. 13. Mai 1797, aus welcher Ehe drei Söhne stammen,
die Grafen: Friedrich Curt Fabian Emil, geb. 30. Mai 1826, Boguslav
Heinrich Leopold, geb. 15. Sept. 1827, und Hennig Hans, geb. im
Januar 1833.
GRAFEN V. SCHWIGHMHL 4 13
Grafen v. Schwicheldt.
£utl)frifd). j^annoorr uni> Öraunfdjwctg.
Besitz: Peine und Kleinen-Ilsede ; die Güter Scliwicheldi, Sieverab aasen, Kirch- und Süd-
Weyhe, Falkenburg, Estorf. Brockwinkel und Heppenstedt ; Flachstöckhcim und
Ostlutter, Poggenbagen und Küblingen.
"Wappen: im silbernen Schilde drei (2 und 1) rechlssehende rotbe Löwen-
köpfe mit ausgeschlagenen Zungen und mit den Hälsen. Ueber der Grafenkrone
erbebt sieb ein Helm, welcher einen Löwenkopf, wie die im Schilde stehenden,
führt. Derselbe ist mit neun schwarzen Hahnenfedern, welche sich übereinander links
krümmen, und von denen die zur Linken die kleinsten, die zur Rechten die gröss-
ten sind, besteckt. Jede Feder ist an der Spitze mit einem goldenen Sterne be-
setzt. Die Helmdecken sind silbern und roth. Den Schild halten zwei vorwärts-
sehende rotbe Löwen, welche auf einem Bande mit der Devise: Et Amur Et Gloria
Honorquc stehen. — Das Wappenbuch des Königreichs Hannover zeigt in der Ab-
bildung auf dem Löwenkopfe des Helmes acht Hahnenfedern und giebt sieben in
der Beschreibung an : beides stimmt nicht mit älteren genauen Angaben.
Sehr altes niedersächsisches, im Königreich Hannover und im Her-
zogtum Braunschweig ansehnlich begütertes Adelsgeschlecht, welches
später die Reichsgrafenwürde erlangt hat. Die Familie kommt schon im
12. Jahrhundert vor. Dietrich lebte um das Jahr 1139, wie Behrens
in der Stammtafel, welche den Zusätzen zu der Geschichte des Hauses
von Steinberg beigegeben ist, anführt, und Freiherr v. d. Knesebeck
beruft sich auf Urkunden von 1169 und 1181. Im Jahre 1390 kam
in die Familie das Erb-Marschall-Amt im Hochstifte, jetzt Fürstenthum
Hildesheim, und in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts waren zur
Zeit des Kaisers Sigmund, nach Spangenberg, Brand und Heinrich als
Kriegshelden berühmt. Dieselben halten mit dem Erzbischof Günther zu
Magdeburg eine lange Fehde gehabt und wurden zweimal im Schlosse
Harzburg belagert. — Ausser Behrens hat sich neuerlich namentlich
Vogell durch eine sehr sorgfällige Monographie (Celle, 1823 und Han-
nover 1824) um die Geschichte der Familie grosse Verdienste erwor-
ben, und letztere Schrift giebt über Näheres genaue Auskunft.
Jobst Ernst, kurpfälzischer General-Major, und der Bruder desselben,
Heinrich Ernst, k. grossbrit. und kurbraunschw. Kammerherr, erhielten für
sich und ihre Nachkommen mit der unvermählten Schwester, Berlha Auguste,
444 GRAFEN V. SCHWICHELDT.
vom Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz im Reichsvicariate 25. Sept.
1790 die Reichsgrafenwürde, welche in Hannover 20. Dec. 1790 puhlicirt
wurde, und dem Landdrosten Jobst Carl wurde 18. April 1823, auf
Grund eines Fideicommiss- Besitzes und des damit gestifteten Majorats,
eine erbliche Virilstimme in der ersten Kammer der Sländeversammlung
des Königreichs Hannover verliehen. — Von dem der Familie zustehen-
den bedeutenden Grundbesitz bildet ein Theil der Güter das erwähnte
Majorat mit der angegebenen erblichen Berechtigung zu Sitz und Stimme
in der ersten Sländekammer, die zum Majorate nicht gehörenden Güter
sind meist allodial und unter den jetzigen Majoratsherrn und den Bru-
der desselben getheilt, und ergeben den Besitz zweier Linien.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier anzuführen :
Jobst ERNST Otto Boguslav Graf v. Schwicheldt, geb. 5. Dec.
1806, Erb-Marschall im Fürstenthum Hildesheim und Majoratsherr, Erb-
herr auf Peine und Kleinen-Ilsede und Besitzer der Güter Schwicheldt,«
Sievershausen, Kirch- und Süd-Weyhe, Falkenburg, Estorf, Brockwinkel
und Reppenstedt, k. hannov. Kammerherr, verm. 11. Oct. 1832 mit
Luise Freiin v. Münchhausen a. d. Hause Apelern, aus welcher Ehe,
neben einer Tochter, Doraline, zwei Söhne stammen, die Grafen : Jobst
Carl Georg, geb. 18. Juni 1836, und Ernst Alexander, geb. 7. März
1839.
Der Bruder des Grafen Jobst Ernst Otto Boguslav ist: Georg Wil-
helm Ludwig Carl Graf v. Schwicheldt, geb. 9. Jan. 1808, Erbherr
auf Flachstöckheim und Ostlutter, und Besitzer der Güter Poggenhagen
und Küblingen, verm. 22. Juni 1837 mit Charlotte Josephine Ludovica
Hermine Constantine v. Müller auf WrestorfF, geb. 15. Jan. 1817, aus
welcher Ehe, neben einer Schwester, Elsbeth, Graf Curt Jobst Boguslav
Clamor Gustav, geb. 13. Mai 1839, entsprossen ist. - Von den Schwe-
stern der beiden Grafen ist Gräfin ßertha mit Herrn v. Klenck auf Wel-
lingsbüttel, Gräfin Amalie mit dem Herrn v. Müller auf Herzaford, und
Gräfin Julie mit Herrn Sergel, k. hannov. Officier a. D., vermählt.
GRAFEN V. SFXKENDORFF.
445
(Soancjcltfd).
Grafen v. Seckendorff.
ÖQßcm, tWürttcmbfrg, 0ad)fnt ^3ltntburg.
Besitz der Linie Aberdar-Obermenn: in linyern Antlieilc derlliuerpüier Obernzenn und Uer-
pertsliof'cii ; in Württemberg Antheile der Rittergüter Erkenbreobtshauseu. heu'f-
steiten und Borleswftg«ii. Besitz der Linie Guiend: in Bayern Antbeiie der Ritter-
güter Obernsena uml Uerpertshofen ; in Sachsen -Altenburg das Fideicommis-Gut
Meusehpjti und die Güter Starkenberg, Schnaudcrhainclicn, Wuüz und Mumsdorf.
Wappen: im silbernen Felde zwei in Gestalt eines doppelten lateinischen
S oder der Zahl 8 zusainmengeschlungenc rothe Linden -Zweige mit acht rothen
Blättern. Ueber der Grafenkrone erhebt sich ein gekrönter Helm, auf welchem
ein rother, mit Hermelin aufgeschlagener Fürstenhut ruht, welcher mit sechs sich
kreuzenden schwarzen Hahnenfedern besteckt ist, von denen drei sich rechts, drei
links wenden. Die Helmdecken sind roth und silbern. — Der Fürstenhut kommt
auch mit sieben schwarzen Hahnenfedern besteckt vor, von denen vier meist sich
links, bisweilen aber auch rechts kehren. — Als Schildhalter des Wappens der
abfiilarschen Grafen wird von Einigen ein Baum mit einem emporsteigenden und
herabsinkenden Aste angegeben. — Das Wappen nach dem reichsgräflichen Diplom
vom 2. April 1719 zeigte einen rothen, mit goldener Schnur eingefassten Schild,
in dessen oberer Hälfte sich ein silbernes, mit der Spitze in die Höhe gestelltes
Dreieck mit dem Wappenbilde des Stammwappens befand. Aus jeder Oberecke
des Schildes brach eine Hand hervor , welche einen silbernen Dolch mit einem
goldenen Gefässe hielt; im unteren Theile des Schildes lag ein silberner Kürass.
Auf der Grafenkrone erhob sich der Helm des Stammwappens.
Eins der ältesten, berühmtesten und in Deutschland weil verzweig-
ten fränkischen Geschlechter, welches den Namen von dem Weiler
Seckendorf, zwischen Kadolzburg und Langenzenn in Franken führt.
Dem grossen Besilzthum nach gehörte dasselbe früher den fränkischen
Riüereantonen Steigerwald, Rhön, Werra, Allmühl, Gebirg und Oden-
wald, jetzt aber Bayern, Württemberg und Sachsen an. Als gemein-
schaftlicher Stammvater der jetzt blühenden drei Linien wird Ludwig,
welcher in einer bambergschen Sliflsurknnde von 1262 als Zeuge vor-
kommt, angenommen, doch findet sich der Name der Familie schon
früher, und ausser den jetzigen Linien hat es sonst, namentlich im 14.
Jahrhundert, mehrere gegeben. Ludwigs jüngster Sohn Aberdar (I.)
hatte mehrere Söhne , von welchen drei durch ihre Nachkommen die
drei noch blühenden Hauptlinien der Familie gestiftet haben: es grün-
440 GRAFEN V. SECKENDORFF.
dete nämlich Aberdar (II.) die älteste oder Aberdarsche, Gaudentius
die mittlere oder gute nds ehe, und Friedrich die jüngere oder
rhienhofersche Hauptlinie. Die Aberdarsche Hauptlinie, deren zwei-
ter gemeinschaftlicher Stammvater der Freiherr Christoph Sigmund war,
zerfällt jetzt in die Häuser zu Erkenbrechtshausen mit den Neben-
linien Groningen, Klippeishagen und Burleswagen, zu Ober n-
zenn und zu Sugenheim, letzteres mit den Nebenlinien Wohn fürt h
und Sugenheim; die gutendsche Hauptlinie theilte sich durch drei
Söhne des späteren gemeinschaftlichen Stammvaters, Ernst Ludwigs —
Neffe des durch seine Geschichte des Lutherthums berühmten kurbran-
denburgischen Geh. Raths Veit Ludwig und Bruder des k. k. Feld-
Marschalls Friedrich Heinrich — in die Häuser Meuselwilz, Obern-
zenn und Kölzen. Der Besitz dieser beiden Hauptlinien ist sehr be-
deutend. Von der Hauptlinie Rhienhofen kommen einzelne Häuser nicht
vor. Aus letzterer stammte Caspar, von 1590 — 1595 Fürst- Bischof
von Eichstädt.
Der Raum erlaubt leider nur das Wichtigste in Bezug auf die gräf-
lichen Linien hier anzugeben. Der Freiherrenstand kam zuerst in die
Aberdarsche Hauptlinie durch Kaiser Joseph I., 5. Sept. 1706, in der
Person Christoph Sigmunds (s. oben), Rilterhauptmanns des Canton Stei-
gerwald ; der gutendschen Hauptlinie wurde derselbe später in der Per-
son des k. österr. Hauptmanns und Ritter -Raths Friedrich Christoph
bestätigt, und zwar mit dem Bemerken, dass das Reichsgrafen -Diplom
den Freiherrenstand der ganzen Familie anerkannt habe, und eine gleiche
Bestätigung und Erneuerung erhielt vom Könige Maximilian I. Joseph
von Bayern 16. Nov. 1808 der k. württemb. Geh. Ralh etc. Carl
August Gottfried für das ganze Haus Aberdar-Obernzenn. — Der Grafen-
stand ist durch drei Erhebungen in die Familie gelangt. Zuerst wurde
vom Kaiser Carl VI. 2. April 1719 (dieses Reichsgrafen -Diplom wird
von Einigen vom 2. April 1710, von Anderen vom 2. April 1711 da-
tirt; man vergisst dabei, dass Kaiser Joseph I. 7. Aug. 1711 starb,
und Carl VI. 22. Dec. 1711 gekrönt wurde) der in der Geschichte sehr
bekannte kaiserliche General-Feld-Marschall Friedrich Heinrich, aus der
gutendschen Haupllinie, geb. 5. Juli 1673, gestorben ohne Nachkommen
23. Nov. 1763, in den Reichsgrafensland erhoben; König Friedrich I.
von Württemberg verlieh 6. Nov. 1810 dem Staats-Minister Freiherrn
Johann Carl Christoph aus der Aberdarschen Haupllinie die Grafenwürde,
und dieselbe Würde erlheilte König Friedrich Wilhelm III. von Preussen
18. Jan. 1817 dem Freiherrn Adolph Franz Carl, aus dem Hause Köl-
zen der gutendschen Haupllinie , k. sächs. Geh. Rath und Director der
Stände des Stifts Merseburg.
Von den jetzigen Gliedern der beiden gräflichen Linien gehören
hierher :
Linie Aberdar-Obernzenn Carl FRIEDRICH August Graf v.
Seckendorff — Sohn des Grafen Johann Carl Christoph, geb. 5. April
1747, gest. 20. Jan. 1814, k. württemb. Staats -Ministers, aus erster
Ehe mit Auguste Luise Freiin v. Biedenfeld, geb. 21. Dec. 1760, verm.
GRAFEN V. SECKENDORFF. 447
7. Sept. 1777, gest. 25. Jan. 1806 — geb. 9. Dec. 1786, k. wiirltenib.
Kammerherr, Ceremonien- Meister und Regierungs -Ratli , Mitglied der
Centralleilung des VYohlthätigkeits-Vereins zu Stuttgart. — Der lebende
Bruder desselben ist Graf August Gottlieb, geb. 5. Sept. 1790, k.
wiirltenib. Major a. D. — Von dem verstorbenen Bruder, dem Grafen
Carl Ferdinand Ludwig, geb. 2. Oct. 1783, gest. 2. März 1823, k.
wiirttemb. Oberst, leben aus der Ehe mit Caroline Freiin v. Troyff,
geb. 19. Sept. 1790, gest. 19. Mai 1842, zwei Söhne: Graf Friedrich
Carl Ludwig Ernst Franz, geb. 18. März 1813, k. k. Ober-Lieuleiiant
in d. A., verm. mit Johanna Fallier, aus welcher Ehe zwei Söhne stam-
men, die Grafen Maximilian Friedrich, geb. 18. Febr. 1846, und Carl
Ludwig, geb. 18. März 1847 — und Graf Theodor Ferdinand Gustav
Alexander Robert, geb. 4. Nov. 1815.
Linie Gutend. CARL August Georg Graf v. Seckendorff —
Sohn des Grafen Adolph Franz Carl, geb. 30. Ocl. 1742, gest. 9. Nov.
1818, k. säcbs. Geh. Raths und Directors der Stände des Stifts Merse-
burg aus der Ehe mit Amalia Sophie Elisabeth Gräfin v. Hardenberg,
geb. 2. April 1767, gest. 24. Sept. 1848 — geb. 5. Jan. 1800, k.
preuss. Ober-Bergrath , verm. 18. April 1834 mit Friederike Eleonore
v. Beurraann, geb. 29. Nov. 1802, aus welcher Ehe Graf Carl Friedrich
Adolph, geb. 30. Aug. 1837, stammt. — Die zwei lebenden Brüder
des Grafen Carl August Georg sind: Graf Theodor Franz Christian, geb.
31. Oct. 1801, k. preuss. Kammerherr, ausserord. Gesandter und be-
vollmächtigter Minister früher am k. belgischen, jetzt am k. wiirttemb.
Hofe, verm. 21. April 1839 mit Helene Auguste Sophie Gräfin v. Fer-
nemonl, geb. 3. März 1812, aus welcher Ehe drei Söhne leben, die
Grafen: Kurt Bernhard, geb. 26. Juni 1840, Götz Burkhard, geb.
22. Febr. 1842, und Wolf Reinhard, geb. 29. Juli 1848 — und Graf
Franz August, geb. 6. Dec. 1805, k. preuss. Geh. Revisions-Rath, verm.
3. Jan. 1838 mit Clementine Luise v. Zerssen, geb. 29. Mai 1813. —
Von dem 1827 verstorbenen Bruder, dem Grafen Carl Adolph Fried-
rich, lebt die Wittwe , Julie v. Adelebsen, und eine Tochter, Gräfin
Adelheid.
448
GRAFEN V. SEDLN1TZKY.
■Öatljolifd).
Grafen v. Sedlnitzky.
flreußen.
Besitz: die Herrschaften Geppersdo'rf und Nassidcl und das Rittergut Sägewitz in Schlesien
Wiese in Mähren etc.
Wappen : im rothen Schilde ein silberner abgerissener Obermund mit unlen
von beiden Seiten herabhängendem grossen Knebclbarte. In der Mitte des Mundes
steckt eine über sich gekehrte Pfeilspitze (Familie Odrowons) ; nach neueren An-
gaben in Roth ein silbernes Wurfeisen mit unten anhängendem Knebelbarte. Auf
der Grafenkrone erhebt sich ein gekrönter Helm, welcher einen Pfauenwedel von
acht Federn in drei Reihen (3,2,3) trägt. Durch die mittlere Reihe ist das Wap-
penbild des Schildes quer so gesteckt, dass die Pfeilspitze nach rechts gewendet
ist. Die Helmdeckcn sind silbern und roth.
Die Grafen und die jetzt in einer älteren und jüngeren Linie blü-
henden Freiherren Sedlnitzky-Odrowons v. Chollitz stammen nach Palacky,
mit mehreren alten berühmten Häusern, von dem bei Prerau in Mähren
schon zur Zeit des grossmährischen Reiches unter Ratislaw um das Jahr
847 bestandenen Geschleehle der Odrowons. Saul Odrowons führte
966, nach Okolski, dem Herzoge Miczislaw in Polen die böhmische
Prinzessin Dambrowka als Braut zu. In Böhmen sind, nach Palacky,
die ältesten aus diesem Geschlechte Beness der Aeltere, welcher 1158
— 1162 bei der Zerstörung von Mailand vorkommt, und Beness v. Be-
nessow um 1222. Die einzigen noch lebenden Nachkommen des Hau-
ses Benessow sind die Odrowons v. Choltic, deren Stammsitz vor Alters
einige Zeit Choltic im chrudimer Kreise war. Um 1437 erscheinen
Glieder dieses Hauses zahlreich und gleichzeitig in Mähren, besonders
die Brüder Georg und Nicolaus, letzlerer verm. mit Barbara de Kokorz.
Dieselben besassen mehrere mährische Güter und wurden 1472 von dem
Bischöfe zu Olmütz, Prolhasius aus dem Hause Roskowitz, mit dem mäh-
rischen Lehn Sedlnic belehnt, welches bis 1612 bei der Familie blieb.
Von dieser Besitzung nahmen beide Brüder v. Choltic den Namen Sedlnice,
jetzt Sedlnitzky, an, während die übrigen Linien v. Choltic 1525 er-
loschen. Wenzel Georg Freiherr v. Sedlnitzky, verm. mit Catharine
Kladorubska zu Ssmarzow, erwarb um 1480 Polnisch Ostrau, und mit
ihm erscheint, wie Einige annehmen, die Familie in Schlesien. Nach
Anderen waren die Brüder Albrecht, Thimo und Hans Sedlnitzky, Panner-
<;hai » > \. M l>l MTZKY. 4 l1»
Herren v. Chollitz (Chollic) nach einander schon in der ersten Hälfte
des 15. Jahrhunderts Landes-Hauptleule der Fürstenlhümer Sehweidnitz
und Janer, und die jetzigen Grafen v. Sedlnitzky können ilire Abstam-
mung von Hans in ununterbrochener Reihenfolge nachweisen. Ein Ur-
enkel des Letzteren, Carl Jiliis Sedlnitzky, Freiherr v. Choltilz, Herr
auf Geppersdnrf, Tropplowilx, Burg-Wiese, Raden, Klemhstcin und Nn§-
sidel im Troppauschen, k. k. Geh. Ralh , Kämmerer und Administrator
der Fürstenlhümer Liegnitz, Brieg und Wohlau, wurde vom Kaiser Leo-
pold I. 25. Juli 1695 in den Reichsgrafenstand erhoben.
Die jetzigen Grafen Sedlnitzky v. Chollitz stammen von dem Grafen
Joseph — Enkel des Grafen Carl Julius, gest. 1731, und Sohn des
Grafen Anton, gest. 1775 — geb. 21. März 1751, gest. 26. April
1839, k. preuss. Kammerherrn, venu. 24. Oct. 1775 mit Josephe
Gräfin v. Haagwitz, gest. 24. Sept. 1S09, und es sind dieselben nach-
stehende:
JOSEPH Graf Sedlnitzky v. Choltitz, geb. S. Jan. 177 3, k. k. Käm-
merer und w. Geh. Rath, renn. 20. Juli IS07 mit Maria Anna Gräfin
v. Haugwitz, geb. 21. März 17S7. - Die drei lebenden Brüder des
Grafen Joseph sind: Graf Joha» Carl, geb. 14. Mai 1781, k. preuss.
Geh. Regierungs-Rath , Herr auf Wiese bei Neustadt in Schlesien, —
Graf Leopold, geb. 29. Juli 17S7, Doctor Theologiae, k. preuss. w.
Geh. Ralh, resignirte 1S40 als Fürstbischof ron Breslau, Herr auf Säge-
witz — und Graf Carl Julius, geb. 1. Juli 1792, k. k. Kämmerer und
Major in der Armee. — Von dem verstorbenen Bruder, dem Grafen
Anton, geb. 4. Dec. 17 76, gest. 9. März 1S50, k. k. Kämmerer, Geh.
Ralh und Appellalions-Gerichts-Präsidenten, Herrn der Herrschaften Gep-
persdorf und Nassidel, lebt aus der Ehe mit Maria Anna Grälin v.
Wilczeck, gest. 12. März 1S5U, nur eine Tochter, Gräfin Maria Leo-
poldine, geb. 13. Nov. IS 12, venu. 15. Mai IS 34 mit Anton Freiherrn
v. Widmann, Herrn auf Wiese in Mähren, k. k. Kämmerer.
29
450 GRAFEN V. SEEAU.
Grafen v. Seeau.
jßathcrltfd). ©efterrcirlj.
In Ocsterreich ob der Ens reich begütert.
Wappen: Schild zweimal der Länge nach und zweimal quer getheilt,
9feldrig. 1 und 9 in Schwarz ein auf grünem Rasen rechtsschreitendes Kameel
von natürlicher Farbe und roth aufgezäumt, und 3 und 7 in Silber in der Mitte
einer grünen Aue ein länglichter Wassersee. (Diese vier Felder enthalten das alte
Seeausche Stammwappen.) 2 in Silber eine grün eingefasste silberne Lilie (nach
dem Grafen-Diplome die Würtingerische Baronalslilie) ; 4 in Roth drei silberne
Querbalken; 5 in Gold der schwarze kaiserliche Doppeladler mit über demselben
schwebender kaiserlichen Krone, dem Buchstaben L auf der Brust und mit Scepter
und Beichsapfel in den Klauen ; 6 in Both zwei nebeneinander stehende Salzkufen.
Die rechte ist mit dem erzherz. österreichischen Hut bedeckt und mit einer rothen
Binde, auf welcher der silberne Buchstabe A, umwunden. Die linke wird von
einer königlichen Krone bedeckt und ist mit einer schwarzen, mit dem silbernen
Buchstaben E belegten Binde umwunden. (Die Seeau waren österreichische Ober-
Salzamtleute und die Buchstaben A und E bezeichnen zweifelsohne die Bergwerks-
orte.) 8 in Silber ein rechtssprengender, ganz geharnischter, zum Turnier geschick-
ter Ritter auf braunem Pferde, mit umhängendem rothen Feldzeichen. Auf dem
Helme stecken drei rothe Federbüsche, und die rechte Hand hält eine rothe Lanze
mit goldener Standarte. — Ueber dem Schilde erheben sich fünf gekrönte Helme,
von welchen den rechten und den linken die Schildhalter tragen und die Köpfe
in dieselben stecken. Auf dem Schilde stehen der zweite , mittlere und vierte
Helm. Der zweite Helm trägt zwei von Gold und Schwarz mit gewechselten Tinctu-
turen quergetheilte Büffelshörner, in deren Oeffnungen drei Pfauenfedern stecken.
Zwischen diesen Hörnern wiederholt sich der geharnischte Bitter des achten Feldes.
Aul dem mittleren Helme steht die Lilie des zweiten Feldes, und auf dem vierten
ein die Sachsen einwärtskehrender, geschlossener, mit einem breiten silbernen
Querbalken belegter rother Adlersllug. Die Decken des zweiten und vierten Helmes
sind rechts schwarz und golden, links roth und silbern, die des mittleren rechts roth
und silbern, links schwarz und golden. — Die oben , der äusseren Helme wegen
GHAFEN V. SKIAT. 451
schon erwähnten Schildhalter sind zwei auf grünen Salzbergen stehende, vorwärts-
gekebrte, g;m/. wci-s gekleidete Bergleute mii schwarzen Schuhen. Der rechts
Siebende bat im schwarzen Gürtel ein schwarzes, der links Stehende im rothen
Gürtel ein rothes Bergeisen stecken. Ersterer trägt auf der rechten Schulter auf
einein schwarzen hissen die linke Salzkufe des sechsten Feldes mit der königlichen
Krone, dem fliegenden schwarzen Bande und dem Buchstahen E, Letzeier alterauf
einem ruthen hissen die rechte Salzkufe mit dem erzherz. Hute, dem fliegenden
rothen Bande und dem Buchstaben A auf der linken Schulter. Auf dem gekrönten
Helme, welchen jeder Schildhalter mit geschlossenem Visir auf dem hopfe hat,
steckt ein doppelter grüner Federbusch, vor welchem die zwei Salzkufen des
sechsten Feldes stehen.
Die Grafen v. Seeau stammen aus einer alten, aus dem Salzkammer-
gute in Ober-Oesterreieh entsprossenen Familie, deren Nachkommenschaft
sich in fast ununterbrochener Reihenfolge grosse Verdienste um Hütten-
wesen und Wasserbaukunst erworben hat. Berchtholden dem Seeauer
verlieh 1311 die römische Königin Elisabeth ein Pfannhaus bei dem
neuen Sudwerke am Hallstädter See. Achatius Seeauer v. Seeau, mit
welchem Bucelini die Stammreihe beginnt, lebte noch um 1500. Der
Enkel desselben, Thomas Seeauer v. Seeau, war 70 Jahre, unter den
Kaisern Ferdinand I., Maximilian II. und Rudolph II., Oberster Wald-
meister im Salzkammergute, und machte den Traunfall durch Werke
schiffbar, welche noch jetzt die Kundigen des Wasserbaus zur Bewun-
derung hinreissen. Nach den Angaben des Freiherrn v. Hoheneck, des-
sen Werk für den oberösterreichischen Adel die beste Quelle ist, starb
Thomas, Herr in Ebenzweyer, Hilprechling und Thalhan, 1610 im Alter
von 110 Jahren. Von demselben stammten vier Söhne: Johann Acha-
tius zu Ebenzweyer, oberösterr. Salzamtmann, gest. 1673; Johann Ehren-
reich, k. k. Oberst -Lieutenant und Gouverneur von Neutra; Johann
Maximilian, welcher den freiherrlichen Titel, und mit seiner Gemahlin,
einer Freiin v. Schwarlzenhorn, die Herrschaft Schwartzenhorn erhielt,
und k. Hof-Kammerralh wurde, und Johann Philipert, k. niederösterr.
Regimenlsrath. Als die drei Söhne des Letzteren werden aufgeführt :
Nicolaus Anton, fürstl. augsburgischer Ober- Stallmeister, welcher die
Linie zu Eberzweyer fortpflanzte, Johann Joseph Honorius, k. k. Kam-
merherr, bestimmte sich später für den geistlichen Stand und wurde
Stadtplane!- zu Gcmund, 1719 aber Abt zu Verlus Kerestzur in Ungarn,
und Vilus Constanlin, k. Ralh, Landrath und passauscher Lehnspropst,
welcher 1697 den Grafenstand erhalten haben soll.
Die jetzigen Grafen v. Seeau stammen von Johann Ehrenreich, gest.
1708, Herrn zu Helfenberg und Biberstein, k. k. llof-Kammerrathe. Der-
selbe, welcher in älteren Schriften als Sohn des Elias v. Seeau aus der
Linie Würling, in neueren aber als Enkel des obenerwähnten Thomas
aufgeführt wird (doch hat Hoheneck einen Elias als Sohn des Thomas
nicht angegeben, auch spricht das Geburtsjahr des Thomas und das
Sterbejahr des Johann Ehrenreich nicht dafür, dass Letzterer der Enkel
des Erstcren gewesen) — wurde mit seinem Bruder Johann Friedrich, gest.
1729, vom Kaiser Leopold I. 5. Jan. 1682 in den Reichsfreiherren-,
und 12. Mai 1699 in den Reichsgrafensland erhoben. Beide wurden
die Stifter zweier Häuser: Johann Ehrenreich gründete das Haus
29*
452 GRAFEN V. SEEAU.
Helfen borg, welches jetzt in einer älteren und jüngeren Linie blüht,
und Johann Friedrich das Haus Wflrting, welches im Mannsstamme
1835 mit dem Grafen Anton erloschen ist.
Die jetzigen Glieder des Hauses Helfenberg sind :
A eitere Linie. FRANZ de Paula Reichsgraf v. Seeau, Fredierr
zu Helfenberg — Sohn des Grafen Franz, Herrn auf Helfenberg und
Biberstein, k. k. Kämmerers, aus der Ehe mit Aloisia Freiin v. Rumers-
kirch österreichischer Linie, geb. 22. Mai 1780 — geb. 30. März 1801,
Herr und Landstand in Oesterreich ob der Ens, verm. 1839 mit Hen-
riette Freiin v. Puteani, gest. 2. Dec. 1841. — Die Schwester dessel-
ben, Gräfin Maria, geb. 14. Mai 1802, vermählte sich 22. Jan. 1839
mit Wolfgang Alois Ludwig Julius Grafen v. Auersperg, jetzigem Haupte
der Linie zu Weinern und jüngerem Bruder des Bd. I. S. 45 aufgeführ-
ten Grafen Ernst Johann Nepomuk.
Jüngere Linie. CARL Reichsgraf v. Seeau, Freiherr zu Helfen-
berg und Biberstein, Enkel des Grafen Johann, k. k. Landvoigts in
ßregenz, Bruders des Grossvaters des Grafen Franz de Paula — geb.
24. März 1801, Herr und Landstand in Oesterreich ob der Ens, k. k.
Major in der Armee, verm. 1828 mit Anna Edlen v. Schönthal, geb.
18. Mai 1802, aus welcher Ehe, neben zwei Töchtern, den Gräfinnen
Emma und Camilla, ein Sohn stammt: Graf Otto, geb. 20. Mai J833.
— Der Bruder des Grafen Carl ist: Graf Joseph, geb. 5. April 1806,
Landstand in Oesterreich ob der Ens.
GRAFKN V. SKIIKRR-THOSS.
453
Grafen v. Selierr - Thoss.
Äatholtfd). ©efUrrctd) unö flrcuftcn.
Besitz des alteren Asies: die Herrschaft Also -Jablonka in Ungarn; Besitz des jüngeren
Aslcs: die Herrschaften Dobrau, MclVeisdoiT und Wcigelsdorf in Schlesien.
Wappen: quadrirter Schild mit goldener Einfassung. 1 und 4 in Roth
der preussische schwarze Adler, auf der Brust mit dem königl. Namenszuge F. R.
und auf den Klügeln mit den goldenen Kleestengeln belegt, in der rechten Klaue
mit dem Scepter, in der linken mit dem Reichsapfel; 2 und 3 ebenfalls in Roth
ein oben und unten abgehauener, schräglinke gestellter Baumstamm von natürlicher
brauner Farbe mit drei gestammelten Aesten, rechts zwei, links einer (Stammwap-
pen). Heber der Grafenkrone erheben sich drei gekrönte Helme. Der rechte trägt
einen die Sachsen einwärtskehrenden, mit dem Baumstämme des 2. und 3. Feldes
belegten schwarzen Adlersflügel (Helm des Staminwappens) ; der mittlere Helm den
Adler des 1. und 4. Feldes, und der linke ebenfalls einen die Sachsen einwärts-
kehrenden, mit dem beschriebenen Baumstamme belegten schwarzen Adlersflügel.
Die Helmdecken sind roth und golden, und den Schild halten zwei ein- und vor-
wärtsselienae wilde, mit Laub umgürtete Männer, welche mit der freien Hand eine
Keule auf den Buden aufstemmen. Wie beschrieben, giebt das Wappenbuch der
preuss. Monarchie dies Wappen. — In Bezug auf das Staniniwappen ist nicht zu
übersehen, dass Sinapius, dessen Angaben über die Wappen schlesischer Familien
der Beachtung sehr werlh sind, im goldenen Schilde einen rothen Baumstamm und
auf dem Helme einen goldenen, mit dein Stamme belegten Adlersflügel angiebt.
Die Aeste hat Sinapius auch so gemalt gesehen, dass links ein Ast, rechts zwei
standen.
Sehr altes, angesehenes schlesisehes Adelsgeschlecht, in welches
später durch mehrere Erhebungen der Freiherrensland und dann in eine
Linie auch die Grafenwiirde gelangt ist. Der Name wurde früher sehr
verschieden geschrieben: man findet Seher, Seir, Seher, Thos genannt,
Seherr-Thoss etc. Thoss ist Beiname und soll durch Zusammenziehung
des Vornamens Thomas entstanden sein. Sinapius verfolgte die Familie
bis in das 14. Jahrhundert: ob Henricus de Sar, welcher urkundlich
um 1321 vorkommt, hierher gehört, fragt sich. Im Laufe der Zeit
breitete sich in Schlesien die Familie sehr aus, kam auch nach Polen,
und wurde zum Hause Ostrzew gerechnet. Der Grundbesitz nahm zu,
und Geischen, Weissig, Nieder- Rädlilz im Wohlauschen, Rielschülz,
454 G8AFEH V. SKHKP.R-TIIOSS.
Kalirau, Bielitz, Mahnau im Glogauschen, Domanze-Hohen-Poserilz,
Schwenkfeld, Esdorf, Erlicht. Lässig« und Rothenbach im Schweidnilzschen
standen der Familie zu ; doch ist Waltersdorf im Schweidnitzschen das
älteste Stammhaus. Sinapius und später Fülleborn (1755) haben sich
viele Mühe gegeben, die genealogischen Verhältnisse der einzelnen Linien
aufzuhellen, und sind als gute Quellen zu nennen.
Hans Christoph, geb. 1677 zu Liessen, trat jung in k. osterr.
Dienste und stieg bis zum Feldmarschall empor. Derselbe wurde als
k. Oberst mit seinem Vetter, Carl Ferdinand, vom Kaiser Carl VI. 10. Dec.
1721 in den böhmischen alten Freiherrenstand erhoben, welcher, nach
Sinapius, schon in der zweiten Hälfte des 1 7. Jahrhunderts in der Fa-
milie vorgekommen ist. Später, 24. Oct. 1737, erhielten auch die
Brüder Heinrich Leopold, Christoph Ernst, Carl Conrad und Joseph
Ferdinand den böhmischen alten Freiherrenstand. — Freiherr Helnrich
Leopold, welcher als Sohn des Freiherrn (?) v. Seherr-Thoss, Herrn auf
Olbersdorf, aufgeführt wird — gest. 1804, erhielt von seiner Mutter,
einer geborenen v. Netz, die Herrschaft Weigelsdorf» und kaufte später
die Herrschaften Dobrau, Kieferstädtel , Bitschin und Hertwigswalde mit
Schönheide, Quickendorf, Moschen etc., so wie Güter in Südpreussen
und Polen. Derselbe erhielt vom Könige Friedrich II. von Preussen
2. Sept. 1775 die Grafenwürde und den Titel eines Ober-Land-Mund-
schenken von Schlesien. Nach seinem Tode erhielt der ältere Sohn
aus zweiter Ehe mit einer v. Zollikofler, Graf Henrich, die Herrschaften
Bitschin und Kieferstädtel, der jüngere Sohn aber, Graf Ernst, Quicken-
dorf, Dobrau und Weigelsdorf. Die übrigen Güter fielen den vier Töch-
tern aus erster Ehe, deren Mutter eine Schwester der zweiten Gemahlin
war, zu. Graf Heinrich verkaufte Kieferstädtel an den Grafen Ernst,
und dieser vertauschte dasselbe gegen die Herrschaft Meffersdorf.
Die gräfliche Linie zerfällt jetzt in zwei Aeste. Der ältere stammt
von dem Grafen Heinrich auf Bitschin, den jüngeren bildet Graf Ernst
mit seinen Söhnen und Töchtern.
Von den lebenden Gliedern sind hier anzuführen :
Aelterer Ast. Graf Heinrich ARTHUR — Sohn des Grafen
Heinrich auf Bitschin, geb. 1, Jan. 1785, gest. 18. Aug. 1837, aus
der Ehe mit Henriette Freiin v. Firks, verm. 10. Dec. 1818 — geb.
23. März 1820, k. preuss, Lieutenant, Herr der Herrschaft Alsö-Jablonka
in Ungarn, Der Bruder desselben ist: Graf Ernst Richard Heinrich,
geb. 20. März 1823.
Jüngerer Ast. Graf ERNST — Sohn des Grafen Heinrich Leo-
pold (s. oben) — geb. 4. Aug. 1786, Herr auf Dobrau, Weigelsdorf
und Meflersdorf etc., Landesältester, Wittwer seit 17. Oct. 1832 von
Agnes Leopoldine Casimire Freiin v. Loen, geb. 17. Dec. 1785. — Die
drei Söhne desselben sind: Graf Heinrich Leopold Friedrich Hermann,
geb. 3. Juli 1810, Herr auf Grüben, k. preuss. Landrath, verm. 16. Jan.
1847 mit Olga Gräfin v. Strachwitz-Gross-Zauche, geb. 22. Aug. 1827,
aus welcher Ehe drei Kinder stammen: Margerith, geb. 23. Dec. 1848,
und Ernst Arthur Theobaldus und Ernst Hans Christoph Roger, Zwillinge,
GRAFEN V. SEILERN ü. ASPANG. 455
geb. 31. Oct. 1851, — Graf Friedrich Wilhelm Carl Ernst, geb.
24. Jan. 1820, k. preuss. Lieutenant, und Graf Oclavius Mamhed, geb.
5. Jan. 1827. Von den Töchtern ist Grätin Agnes mit Bernhard Grafen
zu Stolberg -Stolberg auf Schönewitz, Gräfin Thusnelda mit Gustav
v. Saldern IMaltenburg, Grälin Ida mit Carl Emil Grafen v. Ilohenlhal auf
Dölkau, und Gräfin Adelheid mit Julius Freiherrn v. Loen vermählt;
Gräfin Blanka ist un vermählt.
Grafen v. Seilern und Aspang.
^atljolifd). ©eßerrcüi).
Besitz: die Fidcicommiss-Herrschaften Litschau in Niederösterreich, Kralitz, Luckow, und
die drei Lehen Kurowilz, Martienilz und Strzehietilz in Mähren; die Herrschaften
All-Titschein, Zieranowitz, Przilepp, und der Freihof Martiuitz, ebenfalls in Mähren-
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild: im gekrönten blauen Mittel-
schilde ein rechtsschreitender, doppelt geschweifter, goldener Löwe. 1 und 4 in
Gold ein einwärtssehender, gekrönter, schwarzer Adler; 2 und 3 in Roth zwei
schräge sich kreuzende silberne Schwerter mit goldenen Griffen. Ueber der Grafen-
krone erheben sich zwei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt den Adler des
1. und 4. Feldes; der linke zwischen zwei von Blau und Gold mit gewechselten
Tincturen quer getheilten Büffelshörnern die Schwerter des 2. und 3. Feldes. Die
Helmdecken sind rechts golden und schwarz, links roth und silbern, und den Schild
hält rechts ein auswärtssehender schwarzer Adler, links ein auswärtssehender,
doppelt geschweifter goldener Löwe.
Die Familie, aus welcher die Grafen v. Seilern und Aspang ent-
sprossen sind, stammt aus St. Gallen in der Schweiz, von wo dieselbe
nach Nürnberg kam und den Palricierstand erlangte. 1430 kam das
Geschlecht aus Nürnberg nach der Pfalz, wendete sich später nach
Oesterreich und erhielt 1684 den Reichsritterstand.
Johaxn Friedrich (I.), k. k. Geh. Conferenzrath und k. österr. Hof-
canzler, gest. 8. Jan. 1715, wurde mit seinem gleichnamigen Nell'en,
welchen derselbe adoptirt hatte, vom Kaiser Leopold 1. 1693 in den
Freiherren-, und vom Kaiser Carl VI. 4. Nov. 1713, ebenfalls mit sei-
nem Adoptivsöhne, in den Reichsgrafenstand erhoben.
456 GRAFEN V. SEILERN U. ASPAIHti.
Graf Johann Friedrich (II.) — Sohn Christians — geb. 1675,
gest. 18. Juni 1751, k. k. w. Geh. Rath, Vice- und Hofcanzler, er-
hielt 10. Juni 1715 das ungarische Indigenat und 1735 das Obersl-
Erb-Postmeister-Amt in Mantua, so wie das Oberst-Erb-Land-Küchen-
meister-Amt in Kärnten. Aus der Ehe mit Anna Maria Gräfin v. Leng-
heim, geb. 1692, verm. 22. Aug. 1715, gest. 27. Dec. 1773, stammle
Graf Christian August, geb. 22. April 1717, gest. 15. üct. 1801, Herr
der Herrschaften Luckow, Kralilz, Litschau, Alttitschein, Przilcpp und
Hezendorf, so wie der Lehen Martienitz, Kurowilz und Strzebietilz,
Träger der erwähnten Erbämter, k. k, w. Geh. Rath, Kämmerer, verm.
6. Febr. 1741 mit Charlotte Maria Franziska Gräfin v. Solms- Sonne-
walde, gest. 28. März 1783. Dieser Ehe entspross als dritter Sohn
Graf Carl August (wurde sonst unter dem unrichtigen Namen Carl Jacob
aufgeführt), geb. 6. März 1754, gest. 5. Mai L806, Herr der Herrschaft
Alttitschein, k. k. w. Kämmerer und Gubernial-Rath in Brunn, verm.
26. Juli 1787 mit Maria Maximiliane Gräfin v. Wurmbrand, geb. 30. Jan.
1770, gest. 13. Jan. 1838, und der Sohn aus dieser Ehe ist Graf
Joseph August, jetziges Haupt der Familie und Adoptivsohn seines Oheims,
des Grafen Joseph Johann, älteren Bruders des Grafen Carl August.
Von den jetzigen Gliedern der Familie gehören hierher:
Graf JOSEPH August, geb. 22. Jim. 1793, k. k. Kämmerer, Herr
der Fideicommiss-Herrschaften Litschau, Kralitz und Luckow, und Be-
sitzer der drei Lehen Kurowitz, Martienitz und Strzebietilz, Oberst-Erb-
landküchenmeister in Kärnten, Ehrencurator bei der k. k. ersten österr.
Sparcasse , verm. in erster Ehe, 22. Juni 1817, mit Maria Leopoldine
Gräfin Zichy-Väsonykeö, geb. 10. Aug. 1800, gest. 16. März 1828,
und in zweiter, 20. Juni 1830, mit Antonie Freiin v. Krosigk, geb.
20. Oct.' 1811. — Aus der ersten Ehe stammen zwei, aus der zweiten
vier Söhne. Die zwei Söhne aus der ersten Ehe sind : Graf Joseph
Maria Franz, geb. 14. Sept. 1823, k. k. Kämmerer und Rittmeister in
d. A. — und Graf Carl Maximilian Joseph Johann Nepomuk Alexander,
geb. 26. Febr. 1825, Herr der Herrschaften Alttitschein, Zieronowilz,
Przilepp und des Freiholes Marlinitz, k. k. Oberlieutenanl in d. A.,
verm. 21. Oct. 1849 mit Maria Aloisia Gräfin v. Hardegg (Tochter des
Grafen Johann Franz, s. Bd. I. S. 315), geb. 21. Oct. 1S31, aus wel-
cher Ehe ein Sohn: Franz de Paula Carl Max Julius Johann Nepomuk,
geb. 5. März 1852, stammt. — Die vier Söhne aus der zweiten Ehe
des Grafen Joseph August sind die Grafen: Leopold Clemens Max Jo-
hann Nepomuk, geb. 17. Nov. 1834, k. k. Cadet, Hugo Anton Johann
Nepomuk Philipp, geb. 22. Aug. 1840, Dedo Paul Anton Johann Ne-
pomuk, geb. 28. Juni 1842, und Maximilian Philipp Vollrad Johann
Nepomuk, geb. 6. März 1845.
ORAFEIS V. SEINSHEIM.
Grafen v. Seinsheim.
457
ßatljoltfd). öagern.
Besitz: die Herrschaften Stinching, Schönach, Grafentraubacli, Seahaus und Boben-Kotlen
heim elc; Urünbach elc.
"Wappen: quadrirter Schild; 1 und 4 von Silber und Blau sechsmal der
Länge nach getheilt (Stammwappen) ; 2 und 3 in Gold ein rechtsspringendes, ge-
kröntes, schwarzes, wildes und hauendes Schwein (erloschene Familie v. Sinching).
Auf dem Schilde erheben sich zwei Helme, von welchen der linke gekrönt ist. Der
rechte Helm trägt einen einwärtssehenden, rothbekleidetcn Mannsrumpf mit langem
zugespitzten Bart, silbernem Halskragen und einer ungarischen rothen Mütze mit
silberner Stülpe und drei untereinander nach rechts herabhängenden silbernen
Quasten (Helm des Stammwappens). Auf dem linken Helme steht das Schwein
des 2. und 3. Feldes. Die Helmdecken sind rechts blau und silbern, links schwarz
und golden.
Eins der ältesten fränkischen Adelsgeschlechter, dessen Stammhaus
nebst dem gleichnamigen Städtchen unweit Ochsenfurt am Main lag.
Die Familie war dem Rittercanlon Odenwald einverleibt, und ältere Ur-
kunden ergeben den Namen Saunsheim, Sauensheim. Bucelini, Spener,
Pastorius, Jmhof u. A. leiten das Geschlecht von Conrad, einem Sohne
Erkingers, Herzogs in Alemannien, ab. Conrad soll nach diesen Schrift-
stellern, nachdem der Vater unglücklich geendet, von seinem Palhen,
dem Herzoge Conrad in Franken und Lothringen, erzogen worden sein,
und an den Grenzen des Ardenner-Waldes ein Schloss, Sein-Neuesheim,
erbaut haben. Aus diesem Namen wäre später Seinsheim entstanden,
und die Nachkommen hätten sich so benannt, doch gäbe es auch bei
Ochsenfurt ein Seinsheim, welches (nach Nachstehendem sehr erklärlich)
dem Fürsten von Schwarzenberg zustehe. Als Turniergenossen auf dein
935 zu iMagdeburg gehaltenen Turniere werden die Brüder Wilhelm und
Friedrich genannt. Apollonius, zu Stephansberg sesslfaft, stand bei Kai-
ser Rudolph v. Habsburg in Ansehen, und zog mit demselben 1276
und 1278 gegen Ottokar, König in Böhmen. — Ausser Stephansberg
gehörten zu den ältesten Besitzungen des Geschlechts: Wiesenbrunn,
Ippesheim, Ottershausen, Wielandsheirn , Hohen - Kotlenheim , Liebenau,
Wildberg, Herbolzheim, Koppenwind etc., von welchen sich mehrere
Linien benannten, welche längst wieder ausgestorben sind. Im 15- Jahr-
hunderte schied sich vom Seinsheimschen Stamme der Ast der Herren
458 GRAFEN V. SEINSHEIM.
und nachmaligen Grafen, jetzigen Fürsten v. Schwarzenberg. Es kaufte
nämlich Erkinger v. Seinsheim, geb. 1362, von den Herren v. Vesten-
berg 1420 die fränkische Herrschaft Schwarzenberg und nahm von der-
selben Titel und Namen an. Seit dieser Zeit theilt sich die Familie
Seinsheim in die Häuser Seinsheim und Schwarzenberg. — Georg
v. Seinsheim, gest. 1504, Herr zu Hohen -Kottcnheim, kais. Ralh, er-
hielt, nach Absterben der Herren v. Weinsberg, das Reichs-Erbkämmerer-
Amt, und dem Neffen desselben, Georg Ludwig, geb. 1514, Herrn zu
Hohen-Kottenheim, Seehaus und Sünching, General-Feldmarschall der ka-
tholischen Liga, Obersten des fränkischen Kreises, Stalthalters des Mark-
grafenthums Anspach etc., wurde, mit seinem Vetter, Christoph v. Seins-
heim, gest. 1582, Herrn zu Erlach, vom Kaiser Rudolph II. 1580 die
Freiherrenwürde verliehen oder erneuert. Freiherr Georg Ludwig kaufte
1570 die bayerische Herrschaft Sünching, erhielt 1580 Sitz und Stimme
auf der fränkischen Grafenbank und errichtete ein Fideicommiss und
Testament, in welchem derselbe seinen Vetter, Georg Ludwig, gest.
1599, Sohn des eben genannten Christoph, zum Erben und, nach Er-
löschen der Seinsheimer, die Schwarzenberger einsetzte. Georg Ludwig
starb 1591, und nach dem Tode desselben entstand ein langwieriger
Process zwischen der schwarzenbergschen und seinsheimschen Familie,
dessen Ausgang (Georg Ludwigs Testament muss sich doch anders, als
angegeben wird, gestaltet haben) der war, dass Georg Ludwigs Urenkel,
Friedrich Ludwig, gest. 1673, Herr zu Hohen-Kottenheim, Seehaus, Er-
lach, Sünching und Weng, die fränkischen Güter an Johann Adolph
Fürsten v. Schwarzenberg, solange männlicher Fürstenstamm vorhanden,
abtrat, und von den Fideicommiss- Gütern nur Sinching behielt. Die
Nachkommenschaft Friedrich Ludwigs theilte sich in Rayern in die Linien
zu Sünching (Sinching) und zu Weng. Aus der Linie zu Sünching
erhielt Friedrich Ludwigs Enkel, Maximilian Franz Maria, k. k. Käm-
merer, kurbayerscher w. Geh. Rath, Hofraths- Präsident, auch Oberst-
Hofmeister des Kurprinzen, vom Kaiser Joseph I. 17. Sept. 1705 die
Reichsgrafenwürde , und der jetzige Standesherr, Maximilian Joseph
Erkinger, ist (s. unten die Ahnentafel) desselben Urenkel. In die Linie
Weng kam der Grafenstand durch Kaiser Carl VI., 18. Dec. 1711, in
der Person Maximilian Eberhards, zweiten Sohnes Friedrich Ludwigs —
kurbayerischen Kammerherrns und Pflegers zu Heilsberg,, gest. 1719.
Mit Maximilian Eberhards Urenkel, Adam Friedrich Joseph, ist 12. April
1834 die Wengsche Linie im Mannsslamme erloschen. — Die Ab-
stammung der jetzigen Grafen v. Seinsheim erhellt aus folgender Ahnentafel:
Linie zu Sünching. Maximilian Franz Maria, erster Graf, —
Sohn des Freiherrn Ferdinand Maria aus der Ehe mit Catharina Marga-
retha Freiin Schenk v. Slauffenberg — geb. 13. Nov. 1681, gest. 14. Mai
1737, kurbayer. w. Geh. Rath, Hofraths-Präsident etc. ; erste Gemahlin:
Anna Philippine Marie Gräfin v. Schönborn, geb. 7. März 1685, verm.
9. Febr. 1706, gest. 13. Sept. 1721. — Joseph Franz Maria Ignaz,
geb. 27. Jan. 1707, gest. 11. Jan. 1787, kurpfalzbayer. w. Geh. Ralh,
Geh. Staats- und Conferenz-Minister, Oberst-Hofmeister etc.; erste Ge-
GRAFEN V. SKINSHKIM. 459
malilin: Johanna Maria Constantia Gräfin v. IJatzfeldt-Wildenburg, geb.
13. Sept. 1710, venu. 24. Juni 1739, gest. 31. März 1757. —
Maximilian Clemens Joseph Maria, geb. 10. Oct. 1751, gest. 12. Sept.
1S03, Obersl-Erbkämmerer des Herzogthums Franken, k. k. Kämmerer,
kiirpfalzbaycr. w. Geh. Rath etc.; Gemahlin: Maria Anna Freiin v. Fran-
kenstein-Ulstadt, geb. 6. Juni 1754, venn. 25. Mai 1772, gest. 18... —
Joseph Maria Arrogast Erkinger, geb. 29. Nov. 1775, gest. 14. Oct.
1830, k. bayer. Kämmerer, Regierungsralh etc. Gemahlin: Clemenline
Freiin v. Frankenstein, geb. 3. Dec. 1781, venn. 12. Juni 1801. —
Maximilian Joseph Erkinger, jetziger Standesherr.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier aufzuführen :
MAXIMILIAN Joseph Erkinger Graf von Seinsheim , Sohn des Gra-
fen Joseph Maria Arbogast Erkinger — geb. 12. Dec. 1810, Herr der
Herrschaften Sünching, Schönach, Grafentraubach, Seahaus und Hohen-
Koltenhcim etc., k. bayer. Kämmerer, verm. mit Maria Freiin v. Reding,
aus welcher Ehe, neben fünf Schwestern, Graf Ferdinand Maria, geb.
1848, stammt. — Der Bruder des Grafen Maximilian Joseph Erkinger,
neben sechs Schwestern, von welchen fünf vermählt sind, ist Graf Carl
Alexander, geb. 15. Oct. 1823, verm. 2. Jan. 1849 mit Anna Freiin
Schenk v. Stauflenberg, aus welcher Ehe eine Tochter entsprossen ist.
Die zwei Oheime des Grafen Maximilian Joseph Erkinger — Brüder
des Grafen Joseph Maria Arbogast Erkinger — sind 1) Graf Carl August,
Herr auf Grünbach etc., geb. 17. Febr. 1784, k. bayer. Kämmerer und
Staatsrath, lebenslänglicher Reichsrath , verm. 27. Dec. 1808 mit Isa-
bella Gräfin v. Lodron, gest. 9. Dec. 1815. Der Sohn desselben ist
Graf Maximilian Joseph, geb. 6. April 1811, k. bayer. Kämmerer, verm.
9. Nov. 1835 mit Ida Gräfin v. Deym bayerischer Linie (Tochter des
Grafen Joseph, s. Bd. I. S. 186), geb. 19. Nov. 1814, aus welcher Ehe
zwei Söhne leben, die Grafen : Carl Maria Max Erkinger, geb. 5. Aug.
1836, und Alrert, geb. 26. Sept. 1841 — und 2) Graf August Carl,
geb. 11. Febr. 1789, k. bayer. Kämmerer, lebenslänglicher Reichsrath
und Ehrenmitglied der Academie der bildenden Künste, verm. 21. Juni
1818 mit Emilie Gräfin Basselet v. La Rosee (Schwester des Grafen
Heinrich Raphael, s. S. 12), geb. 21. Oct. 1800, aus welcher Ehe vier
Söhne entsprossen sind, die Grafen: Julius Raphael Aloysius Florian,
geb. 10. Jan. 1822, Joseph Erkinger Benedict, geb. 19. März 1835,
k. k. Cadet, Otto Friedrich Antiochus Florentin, geh» 15. Oct. 1836,
und Maximilian Carl Florian Emil, geb. 4. Mai 1844.
460 GRAFEN V. SELDERN.
Grafen v. Seidern.
Besitz : Stranersdorf und Kalberhard in Niederösterreich etc.
Wappen: in goldenem Schilde auf rothem Dreihügel ein aufgerichteter,
rechtsschreitender, schwarzer Gemsbock mit rother ausgeschlagener Zunge. Ueber
der Grafenkrone erhebt sich ein gekrönter Helm , aus welchem der Gemsbock des
Schildes, rechtssehend, aufwächst. Die Helmdecken sind schwarz und golden, und
das Ganze umgiebt ein rother, mit goldenen Borten eingefasster und mit Pelzwerk
gefütterter Wappenmantel.
Die jetzigen Grafen v. Seidern stammen aus einer angesehenen,
ursprünglich bayerischen Familie, welche lange zu Neuburg an der Donau
ansässig gewesen ist, und aus welcher sich mehrere Glieder in kur-
und pfalzbayerischen Diensten bekannt und verdient gemacht haben. Zu
Ende des 17. Jahrhunderts wendete sich ein Zweig des Geschlechts
nach Wien, ein anderer Hess sich theils in Breslau, theils im falken-
berger Kreise in Schlesien nieder, doch begab sich letzterer Zweig 1742
ebenfalls nach Oesterreich. — Johann Christoph v. Seidern, neuburg-
scher Patricier und Gomes Palatinus, wurde 1614 von Wolfgang Wil-
helm, Pfalzgrafen zu Neuburg, in wichtigen Religionsangelegenheilen an
den päpstlichen Stuhl als Abgesandter geschickt. Zwei Enkel desselben,
Adam und Domimk, wurden, nachdem sie 1683 zu diplomatischen Sen-
dungen nach England und in das Reich verwendet und, im Dienste Kai-
sers Leopold I., am k. spanischen Hofe zehn Jahre ansehnliche Aemter
bekleidet halten, vom Kaiser Joseph I. 1711 in den Reichsfreiherren-
stand erhoben, und der erwähnte Freiherr Dominik erhielt als schlesi-
scher Kammerrath vom Kaiser Carl VI. 7. April 1728 auch den böh-
mischen alten Freiherrenstand, so wie das Incolat von Böhmen, Mähren
und Schlesien. Dominiks Sohn, Carl Anton, Erbherr auf Grüben, Ellgot
und Eule in Schlesien, Herr der reichsfreien Baronie Roggendorf im
Pöggslall, Martinsberg, Sireitwiesen und Ranna, wurde 1756 i\en nieder-
österreichischen Herrenständen einverleibt. Von demselben stammten
zwei Söhne, Franz de Paula und Carl Florian, welche die Stifter
GRAFEN V. SRLDERN. 461
zweier gräflichen Linien wurden. Es erhielt nämlich zuerst der jüngere
Binder, Carl Florian, geb. 4. Mai 1755, gest. 7. Mai 1839, Herrauf
Stranersdorf und Kälberhard, k. k. Kämmerer, verm. 30. April 1783
mit Caroline Freiin v. Toussaint, geb. 7. Juli 1754, gest. 27. Juli 1820,
vom Kaiser Franz I. von Oesterreich 1807 den Grafensland, und der
Sohn desselben, Graf Joseph, ist das jetzige Haupt der ersten Linie.
Der ältere Bruder, Franz de Paula, Freiherr, geb. 19. März 1752,
gesl. 26. März 1790, k. k. Landralh, war zweimal vermählt, in erster
Ehe mit Therese Gräfin v. Sinzendorf, und in zweiter, 19. Nov. 1781,
mit Maria Therese Gräfin v. Saurau, geb. 4. Sept. 1759, gest. 27. Aug.
IS 13. Der aus zweiler Ehe stammende Sohn, Johann Nepomuk, jetzi-
ges Haupt der zweiten Linie, erhielt vom Kaiser Ferdinand I. von Oester-
reich 1845 die Grafenwürde.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier aufzuführen :
Erste Linie. JOSEPH Graf v. Seidern — Sohn des Grafen Carl
Florian — geb. 23. Aug. 1784, Herr von Stranersdorf und Kälberhard
in Nieder -Oesterreich, k. k. Kämmerer, Major in d. A. , und nieder-
öslerr. ständischer Landesausschuss-Rath, verm. 10. Mai 1812 mit Maria
Gräfin Hadik v. Fulak, geb. 1. April 1790. Der Bruder desselben ist:
Graf Philipp, geb. 1. April 1795, verm. 18. Aug. 1839 mit Elise v.
Schonnas, geb. 18. Oct. 1812. Von den Schwestern ist Gräfin Fran-
ziska mit Adolph Grafen v. Barlh-Barthenheim (s. Bd. I. S. 49) vermählt,
und Gräfin Theresia seit 1838 Wittwe von Alexander Grafen v. Kurtz-
rock-Wellingsbüttel (Bruder des Grafen Clemens, s. Bd. I. S. 496).
Zweite Linie. JOHANN Nepomuk Graf v. Seidern — Sohn des
Freiherrn Franz de Paula — geb. 6. Dec. 1782, k. k. Kämmerer, verm.
mit Caroline Gräfin Festelicz, geb. 8. Febr. 1786. Die aus dieser Ehe
stammenden zwei Söhne sind: Graf Alphons, geb. 20. Nov. 1810, k. k.
Kämmerer, Oberst und Regiments -Commandant, — und Graf Gustav,
geb. 6. Jan. 1812, k. k. Kämmerer, Major in d. A. etc., verm. 8. Febr.
1842 mit Theresia Gräfin v. Abensperg- Traun, geb. 25. Sept. 1815,
gest. 16. März 1845, aus welcher Ehe Graf Goswin Johann Joseph,
geb. 15. März 1845, lebt. — Der Bruder des Grafen Johann Nepomuk
ist: Freiherr Franz, geb. 21. Nov. 1789, k. k. Kämmerer und Major
in d. A. , verm. 26. Febr. 1838 mit Luise Gassner.
4(>2
«1RAFFN SRISFFT V. PILSACH.
Grafen SenfTt v. Pilsach.
;att)olifd>. Oeflerreid).
Wappen: im goldenen Schilde ein rechtsgekehrter, gekrönter, schwarzer
Löwe, dessen untere Hallte ahgehauen und welchem von vorne zu ein Schwert
schrägrechts durch den Kopf gestossen ist. — Auf der Grafenkrone erheben sich
drei gekrönte Helme. Der rechte Helm tragt eine neunfach von Schwarz und Gold
quergestreifte Säule, welche mit einem grünen Rautenkranze schrägrechts überleg
und oben gekrönt und mit drei Pfauenfedern besteckt ist; auf dem mittleren Helme
wiederholt sich der mit einem Schwerte durchstochene Löwe des Schildes (Helm
des Stammwapnens), und der linke trägt einen offenen Adlersllug. Die Helmdecken
sind golden und schwarz, und den Schild halten zwei einwärtssehende, gekrönte,
schwärze Löwen, durch deren Köpfe, beim rechten schräglinks, beim linken schräg-
rechts, schrägrechts ein Schwert gestossen ist. Die Devise ist : Fide et Animo.
Nachdem die Zeichnung und der Holzstock zu vorstehendem Wappen
gefertigt waren , ist die gräfliche Linie der Familie Senffl v. Pilsach
erloschen, und es sollte daher, dem Plane und Titel dieses Werkes
gemäss, das Wappen zurückgelegt werden. Doch glaubte die Redaction,
demselben, im Interesse der sächsischen Heraldik, unter den erwähnten
Umständen, einen Platz hier einräumen zu dürfen, und so mag denn
dieses Wappen denselben mit folgenden Angaben finden.
Friedrich Christian Ludwig SenfTt v. Pilsach , genannt Lauhn —
geb. 1776 und Sprosse der seit 1490 bekannten, ursprünglich pfälzi-
schen und dann hessischen und sächsischen Familie SenfTt, v. Pilsach —
wurde, als k. sächs. Cabinetsminisler und Slaalssecrelair der auswärtigen
Angelegenheiten, vom König Friedrich August von Sachsen 11. März
1812 in den Grafenstand des Königreichs Sachsen erhoben. Derselbe
hatte sich, 14. Dec. 1801, mit Henriette Caroline Luise Gräfin v. Wer-
thern-Beichlingen, geb. 9. April 1774, vermählt, welche 18. Jan. 1836
starb. Graf SenfTt v. Pilsach trat aus k. sächs. Diensten in kais. öster-
reichische Dienste und wurde bisher als k. k. Kämmerer und Staals-
minister, bis 1847 ausserord. Gesandter am k. bayer. Hofe, aufgeführt.
Nach Zeilungsangaben ist derselbe 17. Febr. 1853 zu Insbruck gestor-
ben, und Nachkommen sind nicht bekannt.
GRAFEN V. SEYDKWITZ.
4(>:{
Grafen v. Seydewitz.
Coongelifd). ÖQgmt, flrcufkn, Sad)fcn.
Besitzt eins Rittergut Pülswerda in der Provinz Sachsen.
Wappen: Schild der Länge nach gelhcilt; rechts in Gold drei (2 und 1)
männliche Brustbilder von Mobren; links schwarz, ohne Hild. Ueher der (irul'en-
kronc erbeben sich drei gekrönte Helme. Aus der Krone des rechten Helmes
wächst eine blau gekleidete Mannsperson mit goldenem Leihgürtel und silbernem
Baiskragen bis an die Knie empor, welche einen runden, mit vier silbernen und
rolhen Federn abwechselnd besteckten schwarzen Hut trägt und in jeder Hand eine
mit dem goldenen Fahnenstock aufrcchlstehende und mit einem schwarzen Quer-
balken bezeichnete goldene Standarte hält. Auf dem mittleren Helme steht ein
■obrenbrustbild der rechten Schildeshälftc in vergrößertem Massstabc (Helm des
ptammwappens), und auf dem linken ein 6 eckiges, an den fünf sichtbaren Ecken
mit einer goldenen Quaste geziertes, blaues Schirmbrei, welches mit den aul dem
rechten Helme stehenden, in Form eines Andreaskreuzes gestellten Standarten belegt
bt, über welchen ein goldener Hing schwebt. Die Helmdecken sind schwarz und
golden, und den Schild hallen zwei auswärlssehende, güldene Löwen. — In Tvroffs
Heuern adel. Wappenwerke (II. 120), einer meist guten Quelle, sind die Brustbilder
nicht Mohren, sondern Weisse.
Altes sächsisches Adelsgeschlecht, in welches in der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts der Freihcrrensland und dann die Reichsgrafen-
.würrie gekommen ist. Das gleichnamige Stammhaus liegt hei Milhlherg
in der Provinz Sachsen. Lieber die früheren Glieder der Familie fehlen
genaue und zusammenhängende Nachrichten, doch steht der alle Adel
des Geschlechts fest, wenn auch erst von der Mitte des 15. Jahrhunderts
mehr Licht in das Dunkel kommt. Nicol kommt 14 77 urkundlich vor,
und Johann war nach damaliger Gewohnheit des Adels, wie Iccander
angieht, von 1498 bis 1527 Pastor zu Zehren bei Meissen. Später
breitete sich das Geschlecht in mehreren Linien in Meissen, der Ober-
lausitz und dem Voigllande aus und erwarb ansehnlichen Grundbesitz.
Knaulh (1692) giebt an: Seidewitz, auf Rammenau, Pülswerda, Pomlilz,
Hechel grün, Wöltewitz, Neu-Saltza etc. Meissnischen und Voigtländischen
Rezirks.
Die Erhöhungen in den Freiherren- und Reichsgrafensland gelangten
in die Linie zu Pülswerda. August Friedrich — jüngerer Sohn Carl
Friedrichs (I.), geb. 1661, gest. 1715, Herrn auf Pülswerda, aus
464 GRAFEN V. SEYDEWITZ.
der Ehe mit Barbara Salome v. Harlilzsch, geb. 1670, gest. 1712, und
Enkel August Friedrichs aus der Ehe mit Agnes v. Rungen — gel».
1695 und gest. 19. Mai 1775, früher kursächs. Hof- und Justizrath
und Geh. Referendar, dann von 1734 Reichshofrath und Reiehshofraths-
Vicepräsident und zuletzt k. k. w. Geh. Rath und Commissar auf dem
Reichstage zu Regensburg, wurde vom Kaiser Carl VI. 10. Juli 1731
in den Freiherrenstand erhoben und erhielt vom Kaiser Carl VII. 23. Febr.
1743 die Reichsgrafenwürde. Da derselbe unvermählt starb, übertrug
Kaiser Joseph II. 10. Juli 1775 den Reichsgrafenstand auf dessen Neffen,
Kurt Gottlob — Sohn Curt Friedrichs (II.), geb. 23. März 1692, gest.
15. Oct. 1745, Herrn auf Pülswerda, kursächs. Lieutenants, aus der Ehe
mit Charlotte Juliane v. Bünau, geb. 19. Dec. 1692, verm. 1719 und
gest. 1758, und Enkel Curt Friedrichs (I.), s. oben — geb. 13. Mai
1735, gest. nach 1806, k. sächs. Kammerherrn, Oberst-Lieutenant etc.,
Herrn auf Pülswerda und Kreynitz, verm. 29. Nov. 1765 mit Dorothea
Charlotte Henriette v. Nitzschwilz, geb. 22. März 1744. Aus dieser
Ehe entsprossen, neben mehreren Töchtern, zwei Söhne, von denen der
jüngere, Alexander Heinrich, geb. 22. Oct. 1783 und unvermählt, als
k. sächs. Rittmeister im russischen Feldzuge 1812 blieb, der ältere
aber, Kurt Friedrich August, geh. 18. Mai 1769, gest. 19. Nov. 1816,
zum k. bayer. General-Major stieg. Aus der Ehe mit Clementine Kunil
gunde Charlotte Gräfin v. Callenberg, geb. 5. Juni 1770, verm. 13. Aug.
1799, gest. 8. März 1850, stammt Graf Maximilian Carl Curt Clemens,
jetziges Haupt der gräflichen Linie.
Von den lebenden Gliedern dieser gräflichen Linie sind hier auf-
zuführen :
Graf MAXIMILIAN Carl Curt Clemens, geb. 28. Jan. 1800, Herr
auf Pülswerda bei Torgau, k. preuss. Landrath, k. bayer. Kämmerer
und Major a. D., verm. 18. Oct. 1821 mit Josephine Gräfin v. Zedtwitz
aus dem Hause Liebenstein, geb. 13. Jan. 1798. Aus dieser Ehe ist,
neben sieben Töchtern, von welchen die vier älteren vermählt sind, ein
Sohn entsprossen: Graf Kurt Maximilian, geb. 15. Oct. 1823. — Die
lebenden drei Schwestern des Grafen Kurt Friedrich August sind: Gräfin
Henriette, verm. mit Carl Max Freiherrn v. Welck auf Ober-Rabenstein,
Gräfin Friederike, verm. mit Heinrich v. Wilken, und Gräfin Amalie,
verm. Freifrau v. Friesen.
GRAFEN V. SEYSSEL l> Al\.
165
Grafen v. Seyssel «TAix.
iiall)olifrii. öagern uno JJrfUfkn.
Besitz: das Rittergut Goor in der Rheinprovini.
Wappen: Schild von Gold und Blau achtmal geständert. (So würde nach
fiatterer der Schild zu beschreiben sein; nach der Angabe der älteren französische!
Hcraldiker würde derselbe als von Gold und Blau quadrirt und schräg quadrirt
aufzuführen sein.) Den Schild bedeckt ein mit einer Grafenkrone gekrönter Helm.
In der Krone stecken zwei goldene Schlüssel, deren auswärtsgekehrte Barte mit
einem silbernen Kreuze bezeichnet sind, und zwischen diesen Schlüsseln wächst
ein rechtssehender, goldener Greif auf. Die Helmdecken sind blau und golden,
und den Schild halten zwei einwärlssehende, goldene Greife mit einwärtsgesenkten
Schweifen.
Alles savoyisches Grafengeschlecht, aus welchem der Zweig einer
Linie seit etwa 150 Jahren in Bayern blüht. Als Adelsgeschlechl kommt,
nach den gewöhnlichen Angahen, dasselbe um das Jahr 1000 vor. Hum-
bert v. Seyssel wurde von Aimon Grafen v. Savoyen 17. Oct. 1329
mit der Herrschaft Aix in Savoyen belehnt, welche Herzog Emanuel
Philipp von Savoyen 1. März 1375 für Franz v. Seyssel la Chambre
zum Marquisat erhob. Dieses Marquisat befindet sich noch jetzt, immer
auf den Aellesten übergehend, in der Familie. — Das Geschlecht blühte
früher in mehreren Linien eines Stammes: es kommen Seyssel la Chambre,
la Serras, d'Aix, la Balme, Choiseuil etc. vor. Alle diese Linien sind,
bis auf die Linie Seyssel d'Aix, ausgestorben und letztere Linie blüht in
zwei Zweigen. Der eine dieser Zweige besitzt nocli jetzt die Familien-
güter in Savoyen , der andere hat sich nach Deutschland gewendet.
Jean Claude Graf Seyssel d'Aix zu Bessinge wendete sich im Anfange
des 18. Jahrhunderts nach Bayern, wurde kurbayer. Kämmerer und
stieg in Kriegsdiensten bis zum Feldmarschall -Lieutenant und Capitain
der Trabanten-Leihgarde. Die Enkel desselben sind die im Nachstehenden
angeführten Grafen Maximilian und Carl Theodor.
Von den jetzigen Gliedern der Familie gehören hierher:
Graf MAXIMILIAN, geb. 20. Nov. 177G, k. bayer. Kämmerer und
General-Lieutenant in Pension, verm. 24. April 1823 mit Sophie Amalie
Gräfin v. Yrsch, geb. 14. Dec. 1805, aus welcher Ehe, neben zwei
Töchtern, drei Söhne stammen, die Grafen: Edwin, geb. 7. Jan. 1824,
II. 30
466 GRAFEN V. SICKINGEN.
k. bayer. Ober- Lieutenant, Ludwig, geb. 18. Febr. 1825, k. bayer.
Lieutenant, und Gamill, geb. 21. Nov. 1836.
Der Bruder des Grafen Maximilian ist: Graf Carl Theodor, geb.
20. Juni 1780, k. preuss. Geh. Regierungs-Rath, Landrath und Oberst-
Lieutenant a. D. Derselbe hat sich dreimal vermählt, und zwar in erster
Ehe, 23. Febr. 1806, mit Ernestine Freiin v. Crailsheim, geb. 6. März
1781, gest. 1. Juni 1815, in zweiter, 17. April 1820, mit Adelheid
Peltzer, geb. 16. Oct. 1798, f: der Name der dritten Gemahlin ist
nicht aufzufinden. Aus der ersten Ehe stammt Graf August, geb. 28. Dec.
1812, k. k. Ober-Lieutenant, verm. mit Helene Freiin Abele v. Lilien-
berg, geb. 9. Juli 1816; aus der zweiten Graf Rudolph, geb. 23. Dec.
1829, k. preuss. Lieutenant, und aus der dritten Ehe sind zwei Söhne
entsprossen, die Grafen: Maximilian, geb. 14. Juni 1838, und Julius,
geb. 8. Mai 1841.
Grafen v. Sickingen.
Mafyolxfd). ®tfltvvt\d) imfr fJreufjen.
Besitz: die Rittergüter Ober- Ochel Hermsdorf und Schweiniiz; Nieder -Herrendorf in
Schlesien.
Wappen: im schwarzen, mit einem schmalen, rothen Rande umgebenen
Schilde fünf in Form eines Andreaskreuzes, oder 2, 1, 2, gestellte silberne Kugeln.
Ueher der Grafenkrone erhebt sich ein Helm, welcher einen rechtssehenden, gol-
denen Schwan, doch ohne Flügel, so trägt, dass ein Theil der Brust sichtbar ist.
Der gebogene Hals des Schwanes ist auswendig mit drei gestürzten, die Buzen in
die Höhe kehrenden Granatäpfeln der Länge nach besetzt. Die Helmdecken sind
schwarz und silbern (nach v. Hattstein und Siebmacher golden und schwarz, und
nach v. Humbracht silbern, schwarz und blau), und den Schild halten zwei einwärts-
sehende, goldfarbige Schwäne. — Auf Abdrücken von Petschaften umgiebt den
Schild oft ein mit Hermelin gefütterter und oben mit einer Grafenkrone bedeckter
Wappenmantel.
Eins der ältesten, angesehensten und berühmtesten schwäbischen
Geschlechter, welches zeitig den Freiherren- und später den Grafenstand
erhielt, in Schwaben und dem Rheinlande blühte und jetzt noch Oesterreich
GRAFEN V. SICKINGEN. 467
und Prcussen angehört. Das gleichnamige Stammhaus im Oaichgau liegt bei
Bretten an der Salzbach im jetzigen Mittelrheinkreise des Grossherzogthums
Baden. Albrecht v. Sickingen kommt, nach Humbracht, urkundlich 936
vor. Die ordentliche Slammreihc beginnt der genannte Schriftsteller mit
Eberhard, um das Jahr 1158. Ein Nachkomme desselben, Reinhard,
der schwarze Ritter, war zuerst kaiserlicher Landvogt zu Hagenau und
wurde 1401 Stalthalter in Italien. Der Sohn desselben, Schweicker,
starb 1417, nachdem er Kaiser Ruprechts Obersthofmeister gewesen
war. Schweickers Enkel, Schweickhard, kurpfälz. Gross-Hofmeisler und
Oberst, fiel 1504 vor Landshut. Der Sohn desselben war Franz, geb.
1. März 1481, gest. 1523, von Freunden und Feinden gleich geachtet,
in der Festung Landstuhl (Neustull) bei Kreuznach, Herr auf Sicken-
heim-Sickenburg, zuerst k. Rath, Kämmerer und Oberster-Hauptmann,
hinreichend in der Geschichte als wahrhafter Ritter bekannt. Franz
v. Sickingen war einer der grössten Männer seiner Zeit und die Wissen-
schaften verloren in ihm einen grossen Freund und Beförderer. Derselbe
war ein Freund Luthers, doch hat Letzterer sein Verfahren als Krieger
nicht gebilligt, Reuchlin wurde von Franz vertheidigt, und Ulrich
v. Hütten, nirgends sicher, wurde von ihm in seinem Sitze Ebernburg
zwei Jahre geschirmt. Franz Conrad , der Sohn des edlen Franz,
kurpfälz. Marschall, Vilzdum von Amberg und des Kaisers Maximilian II.
Reichs -Hof- und Kriegs -Rath, erhielt von dem genannten Kaiser den
Reichsfreiherrenstand und hinterliess fünf Söhne , welche die Stifter
von Speciallinien wurden. Jürge Wilhelm stiftete die Speciallinie zu
Odenbach, Reinhard die zu Land stuhl, Franz die zu Sickingen,
Schweickard die zu Ebernburg, und Friedrich die Speciallinie zu
Hohenburg. Letztere blüht noch jetzt: die übrigen sind ausgestorben,
und zwar zuletzt die Speciallinie zu Sickingen, welche sich in einen
älteren und einen jüngeren Ast, das frühere regierende reichsgräfliche
Haus, geschieden halte. Der jüngere Ast dieser Linie erlosch im Manns-
stamme 25. Nov. 1834 mit dem Grafen Franz.
Der Freiherrenstand war, wie angegeben, schon durch Diplom vom
Kaiser Maximilian II. in die Familie gekommen : Ferdinand Hermann aus
der Speciallinie Hohenburg erhielt denselben vom Kaiser Joseph I. 1706
erneuert, wurde 13. Jan. 1707 dem österreichischen Herrenstand ein-
verleibt und erlangte 10. März 1711 das Indigenat in Ungarn. Die
Grafenwürde, welche vom Kaiser Carl V., wie das reichsgräfliche
Diplom ergiebt, schon früher dem Franz v. Sickingen zugedacht, von
diesem aber abgelehnt worden war, erhielt Freiherr Carl Anton vom
älteren Aste der Linie zu Sickingen mit seinen drei Söhnen 3. März
1773 vom Kaiser Joseph IL, und später wurden auch vom Kaiser
Leopold II. 1790 die Gebrüder Freiherren Casimir Johann Nepomuk
Ferdinand und Ferdinand von der Linie zu Hohenburg in den Grafen-
stand erhoben. Graf Franz v. Sickingen zu Sickingen fand mit sämmt-
lichcn Aesten seines Hauses, laut den Receptionsurkunden vom 7. und
17. Juni 1791, so wie vom 21. Juni und 3. Aug. 1793 Aufnahme
im schwäbischen Grafencollegium, wurde auch, vermöge der schwäbischen
30*
468 GRAFEN V. SICKINGEN.
Kreisschliisse vom 10. Juni 1791 und 12. Mai 1792, unter die schwä-
bischen Kreisstände aufgenommen, worauf Beides durch kaiserliches Hof-
decret an das Reichsdirectorium vom 19. Febr. 1797 zur Kennlniss der
Reichsversammlung kam. Für den Verlust der tiberrheinischen Besitzun-
gen: Landstuhl, Köngernheim , Eilerstadt, Hemkirchen, Schallodenbach,
Schneckenhausen und Antheil an Wartenberg wurde die Familie 1802
durch das früher zur Karthause Buxheim gehörige Dorf Pless und eine
jährliche auf die später würltembergischen Herrschaften Schussenried
und Weissenau radicirte Rente entschädigt.
Die Abstammung der jetzigen Glieder der Linie Sickingen-Hohenburg
ergiebt sich aus folgender Ahnentafel: Ferdinand Hartmann, Freiherr,
k. k. Geh. Rath und Statthalter zu Freiburg; Gemahlin: Elisabeth Mar-
garethe Sidonie Gräfin v. Pappenheim , geb. 1680, verm. 1697, gest.
1734. — Johann Ferdinand Sebastian, Freiherr, auf Hohenburg, geb.
1722, gest. 1772, k. k. Geh. Rath und der Vorderösterreichischen
Ritterschaft Präsident; Gemahlin: Maria Anna Sophie Freiin v. Greiflenclau
zu Vollralh, geb. 1722, verm. 1739. f. — Johann Nepomuk Casimir
Ferdinand, Graf, geb. 1740, gest. 1795, k. k. Kämmerer, Burgmann zu
Friedeberg etc.; Gemahlin: Amalia Freiin Spaeth v. Zwyfalten (v. Speth
auf Zwiefalten), geb. 21. Oct. 1757, verm. 1. Mai 1774, gest. im März
1800. — Wilhelm, jetziges Haupt der Linie.
Von den lebenden Gliedern der Familie sind hier anzuführen:
WILHELM Graf v. Sickingen-Hohenburg, geb. 4. Dec. 1777, k.
k. Kämmerer, verm. in erster Ehe mit Maria Euphonia Gräfin Huniady
v. Keszthely, gest. 28. Jan. 1820, und in zweiter, 24. Aug. 1831,
mit Eveline Gräfin v. Schlaberndorf, geb. 21. Nov. 1809, aus welcher
letzteren Ehe, neben fünf Töchtern, zwei Söhne stammen, die Grafen:
Joseph, geb. 9. Jan. 1833, und Franz, geb. 1. Sept. 1836. — Die
Schwester des Grafen Wilhelm ist Grescentia vermählte Freifrau v. Speth
auf Zwiefalten.
GRAFEN V. SIKItSTOHI'FP.
469
Äot!)oltfd).
Grafen v. SierstorpfT.
Preußen.
Besitz: in Schlesien die Güter Koppilz, Wnldnu, Wlnzenberg, Tannenfeld, Ober- und Nitder-
Mi'il/il.nll, BreiteuitOck, Ober- und Nicder-Tiefensee; die Güter Zedlilz, Gross- und
Kleip-Gubiau. — Driburg im Fürsienilium Paderborn.
Wappen: quadrirtcr Schild mit zwei Mittelschilden, einer über dem anderen.
Im oberen, mit einer Grafenkrone gekrönten, goldenen Mittclschilde ein gekrönter
und golden bewehrter, auf der Brust und den Flügeln mit einem silbernen Klee-
monde und darüber schwebendem, silbernem Kreuze belegter, schwarzer Adler; im
unteren quergetheilten Miltelschilde oben in Silber ein nach rechts sich beugender,
grüner Lorbeerzweig; unten schwarz, ohne Bild (Ort Sierstorf, Stammwappen).
1 und 4 in Blau ein goldener Querbalken, oben von einer goldenen Krone, unten
von drei linkshin aufsteigenden goldenen Bergen begleitet; 2 und 3 in Roth ein
ßchrägrechter, silberner Balken, welcher mit drei Paar grünen Lorbeerzweigen, je
kranzförmig mit gekreuzten Stielen hinter einander zusammengestellt, belegt ist. —
Ueber der Grafenkrone erheben sich vier gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt
den Adler des oberen Mittelschildes; aus dem zweiten wächst zwischen zwei
Büflelshörnern, von denen das rechte silbern und das linke blau ist, und welche in
den Mündungen mit drei goldenen Blättern besteckt sind, ein gekrönter, cinwärts-
gekehrter, blauer Löwe auf, welcher in beiden Vorderpranken eine goldene Krone
hält. Der dritte Helm trägt zwei übereinander gelegte grüne Lorbeerzweige (Helm
des Stammwappens), und der linke einen die Sachsen einwärtskehrenden, rothen
Flügel , welcher mit den schrägrechten Balken und den drei gekränzten Lorbeer-
zweigen des 2. und 3. Feldes belegt ist. Den Schild halten zwei auswärtssehende,
gekrönte, goldene Löwen, und das Ganze umfliegt bis zu den Helmen hinauf ein
rother, mit goldenen Fransen besetzter und mit Hermelin gefütterter Wappcnmantel.
Die Grafen v. SierstorpfT, welche jetzt in zwei Linien, der älteren:
Franken -Sierstorpff, und der jüngeren: SierstorpfT- Driburg, blühen,
stammen aus einer sehr angesehenen und verdienstvollen colnischen
Familie, welche mit der ursprünglich steiermarkischen Familie Sicgers-
dorfl', Siersdorf, nicht zu verwechseln ist. Fahnes Fleiss (Geschichte
Jicv colnischen etc. Geschlechter, I. 103) hat die genealogischen Ver-
naltnissc der hier in Rede siehenden Familie so aufgehellt, dass ältere
Angaben in den Hintergrund treten. Der Stammvater des Geschlechts
470 GRAFEN V. SIERSTORPFF.
ist nach Fahne: Franz Franken aus Sierstorf. Der ältere Sohn desselben,
Heinrich, seit 161 l Regens des Laurenzer Gymnasium zu Cöln, ein Mann
von grossem Ansehen und Einfluss, wurde 1 626 Domherr zu Cöln, der
jüngere Sohn, Theodor, der Rechte Doclor, vermählte sich 12. Juni
1624 mit Clara, Tochter des reichen cölnischen Syndicus und Bürger-
meisters Cronenberg, wurde 1632 Syndicus der Stadt Cöln, nahm, nach
Fahne, den Namen Franken-Sierstorp an und legte sich das Wappen des
Ortes Sierstorf zu. Nach dem Geneal. Taschenbuch der gräfl.- Häuser
(1853. S.681) ist schon für denselben das Reichsadelsdiplom d. d. Neustadt
19. Aug. 1637 ausgestellt worden. Von drei Söhnen desselben pilanzle
Andreas v. Franken-Sierstorf (die verschiedene Schreibart ist urkundlich)
das Geschlecht fort. Letzterer vermählte sich 1662 mit Magdalene
v. Buschmann, wurde 4. Aug. 1681 Vice-Comes (Sladtgraf) zu Cöln,
erhielt, wie Fahne angiebt, 1700 den Reichsadel, war Herr zu Gasten-
dunc und starb 14. März 1707. Von zwölf Kindern desselben sind
vier Söhne näher bekannt, von welchen zwei das Geschlecht fortpflanzten :
Johann Diederich und Caspar. Ersterer, verm. mit Margaretha Theresia
v. Beywegh, gest. 9. Oct. 1748 als Stadtgraf zu Cöln, wurde nach
Fahne 1730 in den Reichsfreiherrenstand erhoben: eine Angabe, welche,
schon nach dem beigesetzten Namen des Verleihers, einer Berichtigung
bedarf. Das Diplom ist wohl vom Kaiser Carl VI. d. d. 22. Nov. 1738
(s. unten), Johann Diederichs Nachkommenschaft, welche unter dem
Namen der Cölner freiherrlichen Linie vorkommt, erlosch mit dem Ur-
enkel, Arnold, gest. 11. Mai 1836. — Caspar Franken v. Sierstorpff,
fürstbischöflich-hildesheimscher Canzler, ist der Stifter der hildesheimer,
jetzt gräflichen Linie. Derselbe wurde, nach den Angaben des Freiherrn
v. d. Knesebeck, S. 262, 22. Nov. 1738, somit vom Kaiser Carl VI.,
in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Nach dem Geneal. Taschenbuch
der gräfl. Häuser wurde das Diplom über diese Erhebung für die Brüder
Johann Theodor und Gaspar Franz ausgestellt: die Jahreszahl 1778 ist
ein Druckfehler. — Von Caspars vier Söhnen stiftete der Freiherr Franz
Andreas, kureöln. Erb-Thürhüter, Herr auf Koppitz etc., k. preuss. Ober-
Consislorialrath, die schlesische, und Freiherr Peter Joseph Albert,
fürstbischöflich-hildesheimscher Canzler, die braunschweigische Linie.
Von Franz Andreas, dem Stifter der älteren, schlesischen Linie,
stammte als Sohn Heinrich Caspar, kureöln. Erb-Thürhüter, Herr auf
Koppitz etc., welcher vom König Friedrich Wilhelm IL von Preussen
15. Oct. 1786 jn den Grafenstand erhoben wurde. " Aus der Ehe mit
Carolina Gräfin v. Praschma entspross: Graf Friedrich Wilhelm, $eb.
10. Mai 1779, gest. 7. Juni 1840, Erbherr auf Koppitz, in erster Ehe
verm. 1811 mit Leopoldine Freiin v. Gilgenheimb, geb. 24. Oct. 1794,
gest. 9. Dec. 1812, und in zweiter, 16. Mai 1815, mit deren Schwester,
Mathilde Adelheid Anna Freiin v. Gilgenheimb, geb. 23. Febr. 1797.
Aus der zweiten Ehe stammt Graf Fedor, jetziges Haupt der älteren Linie.
Aus der vom Freiherrn Peter Joseph Albert gestifteten jüngeren^
braunschweigischen Linie gründete der herz, braunschw. Kammerherr
und Ober-Jägermeister Freiherr v. Sierstorpff im Jahre 1782 den eben
GRAFEN V. SIERSTORPFF. 471
so freundlichen, als wohlthäligen Kurort Driburg. Derselbe erhielt vom
König Friedrich Wilhelm IV. von Preussen 15. Oct. 1840 die Grafen-
ITttrde, und hat aus der Ehe mit der Schwester des Ober-Präsidenten
Freiherrn v. Vincke einen Sohn, den Grafen Ernst Eberhard, jetziges
Haupt der jüngeren Linie, hinterlassen.
In Bezug auf die jetzigen Glieder beider gräflichen Linien ist Fol-
gendes anzugeben:
Aeltere Linie: FEDOR Friedrich Wilhelm Heinrich Caspar Graf
v. Franken -SierstorpfT — Sohn des Grafen Friedrich Wilhelm — geb.
2(J. Juli 1816, Herr der Güter Koppitz, Waldau, Winzenberg, Tannen-
feld, Ober- und Nieder- Mertzdorff, Breitenstuck und Ober- und
Nieder - Tiefensee, Director der Neisse - Grottkauer Fürstenlhums-
Landschaft, verm. 4. Juni 1842 mit Clara Gräfin Henckel v. Don-
nersmarck (Tochter des Grafen Carl Lazarus, s. Bd. I. S. 344),
geb. 18. Juni 1823, aus welcher Ehe ein Sohn, Graf Friedrich, geb.
11. Nov. 1843, entsprossen ist. — Der jüngere Bruder des Grafen
Fedor ist: Graf Alexander Leopold Friedrich, geb. 4. März 1818, Herr
auf Zedlitz, Gross- und Klein-Guhlau, verm. 25. Mai 1852 mit Angela
Grälin v. Maluschka, geh. 13. Oct. 1831. Die Schwester, aus des Vaters
erster Ehe, Grälin Melanie, geb. 30. Juli 1812, vermählte sich 10. Mai
1836 mit Ernst Freiherrn v. Koller, auf Altwasser und Koben, k.
preuss. Geh. Ralh. — Die Mutter der Grafen Fedor und Alexander ist
oben erwähnt worden.
Jüngere Linie. ERNST Eberhard Graf v. SierstorpfT- Driburg,
geb. 24. Juli 1813, k. preuss. Kammerherr, verm. 19. Mai 1844 mit
Caroline Freiin v. Vincke, geb. 4. Sept. 1822, aus welcher Ehe, neben
zwei Töchtern, zwei Söhne stammen: Graf Bruno, geb. 25. Juli 1845,
und Ernst, geb. 22. Nov. 1848. Die Schwester des Grafen Ernst
Eberhard, Gräfin Clementine, ist mit Clamor Freiherrn v. d. Bussche-
Münch vermählt.
472 GRAFEN V. SIEVERS.
Grafen v. Sievers.
Cut h ertfrh . flu Ij lemb
Besitz: das Rittergut Ostrominsky in Liefland.
Wappen : quadrirter Schild mit Mittelschild von Blau und Roth der Länge
nach getheilt; rechts in Blau ein goldener Stern, links in Roth eine silberne, aus
der Theilungslinie halb hervortretende Lilie (Stammwappen). 1 und 4 in Gold ein
einwärtsgekehrter, schwarzer Löwe; 2 in Blau ein schrägrechter, mit drei rothcn
Kugeln belegter, silberner Balken, vor dem und vor der mittleren Kugel zwei ins
Andreaskreuz gelegte, oben mit einem schwarzen Doppeladler gezierte, goldene
Scepter schweben; 3 in Silber ein schrägrechter, mit drei goldenen Sternen belegter,
blauer Balken , welcher oben von drei rothen Kugeln und unten von einer solchen
Kugel begleitet wird. Auf der Grafenkrone stehen drei gekrönte Helme. Der rechte
Helm trägt einen wachsenden, einwärtssebenden, schwarzen Löwen, welcher in jeder
Vorderpranke einen der Scepter des 2. und 3. Feldes hält ; der mittlere einen
rechtssehenden, gekrönten, schwarzen Adler, und der linla* eine mit einem goldenen
Sterne besetzte Lilie zwischen einem offenen Adlersfluge, dessen rechter Flügel von
Blau und Roth, der linke von Roth und Silber quergetheilt ist. Die Decken sind
rechts schwarz und golden, links silbern und roth, und den Schild halten zwei
einwärtssehende schwarze Löwen.
Reichsgräfliche Familie, deren nächster Stammvater ein Finne, Carl
Sievers, geb. 10. Dec. 1710, ist. Derselbe kam jung nach St. Peters-
burg und wurde Kammerdiener der Prinzessin Elisabeth. Als Letztere
den Thron bestieg, wurde derselbe von der Kaiserin, Elisabeth I. Pe-
trowna, zum Kammerjunker ernannt, mit reichem Grundbesitz in Lief-
und Esthland beschenkt, und erhielt die Erlaubniss, den vom Kurfürsten
Friedrich August II. von Sachsen, König in Polen, im Reichsvicariate
17. Mai 1745 ertheilten Freiherrentitel annehmen zu dürfen. Carl
Freiherr v. Sievers stieg später zum Kammerherpn und Ober-Hofmarschall
des k. russischen Hofes, wurde General en Chef, Botschafter in Wien,
und erhielt 15. Febr. 1760 vom Kaiser Franz I. die Reichsgrafenwürde.
Aus der Ehe mit Elisabeth Kruse hinterliess derselbe bei seinem 1774
erfolgten Tode mehrere Söhne, von welchen jedoch nur Joseph Carl
Reichsgraf v. Sievers das Geschlecht — welches nicht mit dem des
GRAFEIN V. SODEN.
473
»leichnamigen Grafen Johann Carl v. Sievers, der durch Diplom des
Kaisers Paul I. von Russland vom Jahre 1798 'den Grafenlitel führte, und
dessen Nachkommen zahlreich sind — zu verwechseln ist, fortpflanzte. —
Des Grafen Johann Carl Sohn war: Reichsgraf Paul, k. russ. Major, Herr
auf Ostrominsky, geh. 1773, gest. 1824, verm. mit Catharina v. Günzcl
a. d. Hause BauenhofT in Liefland, geb. 1792, aus welcher Ehe, nehen
einer Tochter, Gräfin Pauline, zwei Söhne stammen: JACOB Carl Georg
Graf v. Sievers, geb. 31. Aug. 1814, und Graf Gustav Gottlob Leon-
hard, geb. 1. März 1823.
jftttyerifd).
Grafen v, Soden.
ßagmt, tOUritcmbcrg.
Besitz: das Rittergut Sassenfurlh in Bayern; die Rillergüter Neidenfels, Eichenliausen und
Neustädtles in Württemberg etc.
"Wappen: Schild quer getlieilt ; oben in Roth eine silberne, unten in
Silber eine rothe Rose. Auf der Grafenkrone erheben sich zwei gekrönte Helme.
Auf dem rechten Helme stecken auswärts an goldenen Fahnenslöcken zwei von
Ruth und Silber quergetheilte Fahnen (Helm des Stammwappens), und aus dem
linken Helme bricht ein doppelter -gekrönter schwarzer Adler hervor. Die Helm-
decken sind roth und silbern und den Schild halten zwei auswärtssehende goldene
Löwen. — Nach einigen Angaben erscheint auf dem linken , bei Erhebung in den
.Grafenstand hinzugekommenen Helme der ganze Doppeladler, ist aber nicht ge-
krönt. — Die Fahnen auf dem rechten Helme kommen bisweilen gekreuzt vor.
Alladcliges hannoversches, jetzt theils gräfliches, theils freiherrliches
Geschlecht, welches das sehr alte und bekannte Salzwerk: Soden an
der Werra bei Allendorf, gegründet hat, schon im 12. Jahrhundert be-
deutende Güter besass, später mit der fränkischen Reichsriltcrschaft in
Verbindung stand, und jetzt in Hannover, Württemberg und Bayern an-
sässig ist. Hildebrand v. Soden kommt zu Anfange des 14. Jahrhun-
derts als Bürgermeister zu Hannover vor, Mauritius war 1590 Dompropst
zu Hildesheim und verewigte sich durch viele milde Stiftungen, nament-
474 GRAFEN V. SODEN.
lieh das Bürgerhospital zu Hannover, das s. g. Sodenkloster, und Johann
Hermann wurde 1658 Professor der Rechte zu Erfurt, und war als
Gelehrter und Schriftsteller sehr berühmt. — Johann Hermann v. Sode,
gest. 1702, war kurmainz. Regierungsrath und Hofgerichts-Assessor, und
der Sohn desselben, Theodor, gest. 1716, Herr auf Gleidingen und
Hauptmann. Von Letzterem entspross Heinrich Garriel, gest. 1761,
markgräfl. Anspachscher Kammerherr und Major, und von diesem stamm-
ten zwei Söhne, Friedrich Julius Heinrich und Johann Carl August.
Friedrich Julius Heinrich, geb. 1754, gest. 13. Juli 1831, k. preuss.
Geh. Rath und bevollmächtigter Minister, als dramatischer Dichter und
Schriftsteller im Gebiete der Staatswissenschaft, namentlich durch sein
classisches Werk: die National -Oeconomie, bekannt, wurde vom Kur-
fürsten Carl Theodor v. d. Pfalz im Reichsvicariate, 24. Sept. 1790, in
den Reichsgrafenstand erhoben , und durch diese Erhebung der Stifter
einer gräflichen Linie. Derselbe war zweimal vermählt: in erster Ehe
mit Beata Luise Freiin v. Pfeil und in zweiter mit Julie Freiin v. Schil-
ling-Cannstadt, aus welcher letzteren Ehe Graf Carl Julius, jetziges
Haupt der gräflichen Linie, stammt. Freiherr Johann Carl August, jün-
gerer Sohn Heinrich Gabriels, verblieb in dem erlangten Freiherrn-Stande
und ist der nächste Stammvater der freiherrlichen Linie. — Das im
Geneal. Taschenbuche der gräflichen Häuser, 1853, S. 684 erwähnte
Diplom der Adelsbestätigung vom Kaiser Carl VI., d. d. 5. Oct. 1724,
wurde den Gebrüdern Johann Ludewig und August v. Sode, Officieren
in kurhannov. Diensten, mit der Benennung: von der Sode, ausgestellt.
Dieselben gehören, nach dem Angeführten, nicht in die Stammreihe
der gräflichen Linie.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier anzuführen :
CARL Julius Graf v. Soden, — Sohn des Grafen Friedrich Julius
Heinrich — geb. 21. Mai 1783, k. bayer. Ober-Forstmeister zu Gunzen-
bausen, verm. in erster Ehe 1818 mit Antonie Freiin v. Künsberg thur-
nauer Linie, gest. 1824, und in zweiter, 4. Nov. 1826, mit Maria
Gräfin Drechsel v. Deufstetten, geb. 3. Mai 1801, gest. 28. Juni 1844.
Aus der ersten Ehe stammt Graf Carl Friedrich Julius, geb. 22. Aug.
1821, aus der zweiten Graf Hermann, geb. 27. Nov. 1827, und Graf
Emanuel Julius, geb. 21. Febr. 1829. Von dem Bruder des Grafen
Friedrich Julius Heinrich, von dem Freiherrn Johann Carl August, leben
zwei Söhne: Freiherr Franz, fürstl. schwarzburg-sondershausischer Major
und Kammerjunker, verm. 21. Febr. 1828 mit Helene Caroline Jacobe
v. Seheurl, geb. 1805, und Freiherr Julius, k. württemb. Oberst-Lieut.
f.RAKEN zu sin. MS.
475
Grafen zn Solms (Grafen zu Solms-Rödellieiui
und Assenlieim. zu Solms- Limbach und zu
Solms-Wildenfels, so wie Grafen zu Solms-
Sonnenwalde und Rhaesa, zu Solins-Sonnen-
walde- Alt -Pouch, zu Solms-Saehsenfeld. zu
Solnis-Baruth und zu Solins-Klitschdorf ).
Coangeltfd). ©rofjhcqogth. ijcffen, Sadjfrn, prrufjen.
Besitz: die Aemter Rödelheim und Assenheim unter grosshcrz. hessischer Staatshoheit; die
Aemler Lauhach und Utphe, ebenfalls unter grossherz. hessischer Staatshoheit; die
Herrschaft Wildenfels unter sächsischer Staatshoheit; — das Rittergut Rhaesa in
der Provinz Sachsen und das Rittergut Guhlau in Schlesien; — die Standesherr-
schaft Sonnenwalde in der Provinz Brandenburg und die Herrschaft Alt -Pouch in
der Provinz Sachsen; — die Majoratsherrschafl Rarulh in der Provinz Brandenburg
und die Herrschaften Klitschdorf und Wehrau, so wie das Rillergut Hernisdorf in
der Provinz Schlesien.
Den Häuptern der drei Aeste der ßaruthschen Unterlinie: Solms-Rödelheim- und Asseo-
heini, Solms-Laubacb und Solms-Wildenfels steht das Prädicat „Erlaucht" zu.
Wappen nach älteren Angaben. Schild der Länge nach gethcilt und in
der rechten, so wie in der linken Hälfte qttadrirt, zusammen 8 Felder. Rechte
Schildeshälfle : 1 und 4 in Gold ein blauer rechtsschreitender Löwe (Grafschaft
Sulms), 2 und 3 von Ruth und Gold quergetheilt (Herrschaft Münzenherg). Linke
Schildeshälfte : 1 und 4 in Gold eine schwarze Kose (Herrschaft Wildenfels), 2 und
3 in Schwarz ein rechtsschrettender silberner Löwe ( Herrschaft Sonnenwalde ).
Ueber dem Schilde erheben sich vier Helme. Auf dem rechten Helme, welcher
mit einem Fürstenhute bedeckt ist, steckt unten in einer goldenen Kugel ein Pfatun-
schweif und wird auf beiden Seiten von einem von Roth und Gold quergelhcillen
Fähnchen begleitet (miinzenbergscher Helm); auf dem zweiten Helme sitzt zwischen
einem von Roth und Gold qucrgetheilten offenen Adlersfluge aufgerichtet und ?or-
wärtssehend ein blauer Löwe (solmsscher Helm); aus dem dritten gekrönten Helme
wächst ein einwärtssehender silberner Löwe auf, und auf dem linken , ebenfalls
gekrönten Helme steht eine schwarze Rose (wildenfelsscher Helm». Die Rose jiegl
Dach einigen älteren Abbildungen auf einem hohen, von Schwarz und Gold ge-
schachten Hute. — Die Decken des rechten Helmes sind roth und golden, die des
zweiten blau und golden, die des dritten schwarz und silbern und die des linken
476 GRAFEN ZU SOLMS.
golden und schwarz. — Nach neueren Angahen, welchen das Geoeal. Taschenbuch
der gräfl. Häuser (1848, S. 632) gefolgt ist, und gegen welche wenig zu sagen
ist, da v. Meding dieselben theille und da allerdings Abdrücke von vielen Pet-
schaften dafür sprechen, enthalt in der rechten Schildeshälfte Feld 1 und 4 das
münzenbergsche , Feld 2 und 3 das solmssehe Wappen, und in der linken Hälfte
Feld 1 und 4 das sonnenwaldesche und Feld 2 und 3 das wildenfclssche Wappen.
Durch diese Annahme verliert der solmssehe Löwe den als Stammwappen demsel-
ben gewiss gebührenden Platz im ersten Felde. Was die linke Schildeshälfle an-
langt, so Hesse sich, abgesehen von einer gleich unten folgenden Bemerkung, eine
solche Besetzung der Felder erklären: die Herrschaft Sonnenwalde wurde 1537
solmssehe Besitzung, und erst 1600, nach Erlöschen der Herren zu Wildenfcls,
erhielt Solms von Kursachsen das Lehen. Es drängt sich übrigens hier noch eine
ganz andere Frage auf, nämlich die, ob denn wirklich, wie Spener (der linke Helm
ist auf der Spenerschen Abbildung, Tab. XXIII. , nur vergessen, im Texte, S. 534,
ist derselbe erwähnt), Trier, Imhof und Andere angeben, in der linken Schildes-
hälfte der Löwe das sonnenwaldesche Wappen sei? Knoch nahm es später für
erwiesene Wahrheit, dass beide Wappenbilder, Löwe und Böse, zum wilden fcls-
schen Wappen gehörten. Albin (Historie der Grafen und Herren zu Werthern,
S. 71) war derselben Meinung gewesen, und Siebmacher, I, 31, gab zuerst das
Wappen, wie Albin, II, 25. aber zeigt nur einen einfachen silbernen Schild mit
einer gefüllten schwarzen Böse. Auf den ersten Abbildungen steht die Böse als
Helmschmuck auf dem oben erwähnten , schwarz und golden geschachten Hute,
auf der zweiten auf einer silbernen Pyramide. Sehr erwünscht für Heraldiker dürfte
eine umsichtige Kritik der etwaigen Verschiedenheiten des Wappens der Grafen zu
Solms sein : v. Meding (II. S. 568 — 575), welcher die von dem Grafen Friedrich
Ludwig zu Solms wildenfelsscher Linie ausgearbeiteten Fragmente zur solmsschen
Geschichte, und des Baths Knoch Beschreibung des solmsschen Wappens benutzte,
giebt eine gute Vorarbeit ab. In Bezug auf Solms-Wildenfels — nur diese einzige
Bemerkung mag hier Platz finden — giebt v. Meding an, dass er völlige Gleichheit
mit Solms-ßaruth finde, nur komme bisweilen die Abänderung vor, dass die rothen
Seeblätter im silbernen und der goldene Anker im blauen Felde wegen Tecklcn-
burg und Lingen, nebeneinander in einen Mittelschild gesetzt, dem solms -wilden-
felsschen Schilde hinzugefügt würden.
Der Ursprung des Hauses Sohns verliert sich in die Dunkelheit des
frühen Mittelalters: die Grafen Sohns sind deutsche Urgrafen, d. h. die-
selben dankten den Grafensland einem Grafenamte, mit dessen Erblich-
keit das Haus nach und nach zu grossem Grundbesitz, zu Reichsunmittel-
barkeit und Landeshoheit kam. Der Name rührte vom ältesten Grund-
besilzthum am Bache Solms her: dieser Besitz ging tief in den Hessen-Gau
hinein. Gottfried, Graf v. Wegebach — in letzter Generation ein Nach-
komme Werners, 906 — 913 Grafen im Wormsgau, Speyergau, Nohgau,
dessen ältester Sohn, Conrad Herzog in Franken, Stammvater der fränkischen
Kaiser Salischen Stammes wurde — vermählte sich um 1140 mit der
Erblochter Marquards, Grafen zu Solms, erhielt die solmsschen Besitzun-
gen und stiftete im solmsschen Grafenhause einen neuen Mannsstamm.
Gottfrieds Enkel, die Grafen Heinrich IL und Marquard, Söhne Hein-
richs I., vertauschten 1232 den Namen Wegebach mit Solms. Der
zweite Sohn Heinrichs I., Marquard, gest. um 1257, hatte die, 1333
erloschene Linie Solms -Königsberg gestiftet, und Heinrichs II. Söhne,
Heinrich III. und Marquard, stifteten die Linie zu Braunfels, und die
1415 erloschene Linie Burg-Solms. — 1432 theilten die beiden Söhne
Olto's, eines Urenkels Heinrichs HL, Bernhard, gest. 1459, und Johann,
gest. 1457, die gesammten Lande, und stifteten die beiden, noch
i
GRAFEN ZU SOLMS. 477
blühenden Haupllinien: die Bernhardische, oder Solms-Braun-
fels-Greifenstein, und die Johannische, oder Solms- Lich-
Hohensolnis, Solms-Laubach und Solms -Rudel heim. Die
Bern bardische Hauptlinie verbreitete sich nach den drei ältesten
Söhnen des Grafen Conrad, gest. 1592, in drei Spcciallinien: zu
Bra inif eis, erloschen 1693, zu Greifenstein und zu Hungen,
erloschen 1678: Graf Wilhelm Moritz, geb. 1651, gest. 1724, aus
der Speciallinie Greifenstein, vereinigte sämmlliche Stammbesitzungen
dieser Hauptlinie. Derselbe verlegte seine Residenz nach Braunfeld,
und so wurde denn seine Linie: Solms-Bra unfeld genannt. Der
Stifter derselben war Graf Wilhelm zu Greifenstein, gest. 1635, dessen
Enkel, der erwähnte Wilhelm Moritz, 1678 in Hungen und 1693 in
Braunfels folgte. Der Letztere erhielt auch 1699 durch Ausspruch des
Reichskammergerichts, einen Theil der Grafschaft Tecklenburg, verkaufte
aber denselben 1707 an die Krone Preussen. Der Sohn, Friedrich
Wilhelm, brachte vom Kaiser Carl VII. 22. März 1742 den Reichs-
fürstenstand an sein Haus. — Die Johannische Hauptlinie um-
fasst die sehr weit verbreitete Nachkommenschaft des Stifters, Johann,
gest. 1457, dessen Sohne Cuno (Conrad) mit den Erben Kaiser Fried-
rich III. 1475 vielfache Privilegien für Laubach und die übrigen Be-
sitzungen gab, welche 1506 Kaiser Maximilian I. und 1550 Kaiser Carl V.
bestätigte. Johanns Enkel, Philipp, ist der gemeinschaftliche Stamm-
vater der aus dieser Hauptlinie entsprossenen Special- und Unterlinien.
Die zwei Speciallinien sind die lich-hohensolmssche und die
laubachsche. — Die lich-hohensolmssche Sp eciallinie stif-
tete Philipps älterer Sohn, Reinhard, gest. 1562. Dieselbe hatte sich
in den Ast zu Lieh und den zu Hohen solms ausgebreitet. Als Lieh
1718 erlosch, kam dessen Besitz an Hohensolms, welches seitdem den
Namen Solms-Lich und Hohensolms führt, und vom Kaiser Franz II.
14. Juli 1792 den Reichsfürstenstand erhielt. — Die laubachsche
Speciallinie gründete Otto, gest. 1522, Philipps jüngerer Sohn und
Reinhards Brutler. Von 1561 an bestanden zwei Unlerlinien: zu Lau-
bach und zu Sonnenwalde, welche letztere 1651 erlosch, worauf,
nach Anfall von Sonnenwalde, in der Linie Laubach durch vier Söhne
ihres Stifters, Johann Georgs des Aelteren, vier Unterlinien entstanden,
nämlich: Rodel he im, schon mit dem Stifter Friedrich 1640 erloschen;
Laubach, 1676 ausgestorben; Sonnen w aide mit Pouch und Ba-
rulh. Die beiden letzteren blühen jetzt, nachdem sich, nach Anfall
von Rödelheim und Laubach, zwei neue Unterlinien, die sonnen walde-
sche und die baruthsche, bildeten, aus welchen mehrere Aestc und
Zweige hervorgegangen sind. Die sonnen wald esc he Unterlinic
stiftete Heinrich Wilhelm, gest. 1633, dritter Sohn Johann Georgs des
Aelteren. Dieselbe theille sich anfangs in drei Aeste: der ältere Ast
zu Sonnenwalde erlosch 1803, worauf Sonnenwalde an den jüngeren
Ast kam, doch auch dieser starb 1819 aus, und so gelangte Sonnen-
walde an den jetzt blühenden mittleren Ast. Derselbe theilte sich
durch zwei Söhne Otto Wilhelms, gest. 1747, in zwei Zweige: Sonnen-
478 GRAFEN ZU SOLMS.
walde-Grossleipe, jetzt Sonnenwalde-Rhaesa, und Sonnenwalde-
Kotiz, jetzt Sonnenwalde- Alt-Pouch. — Die baruthsche Unter-
linie gründete Johann Georg der Jüngere, vierter Sohn Johann Georgs
des Aelteren. Durch drei seiner Söhne entstanden drei Aeste: zu Rö-
delheim und Assenheim, zu Wildenfels und zu Baruth. Den
Ast zu Rodel heim und Assenheim gründete Johann August, gest.
1680, älterer Sohn Johann Georgs des Jüngeren. Des Stifters zwei
Söhne, Ludwig, gest. 1716, und Ludwig Heinrich, gest. 1728, halten
diesen Ast in die Zweige zu Rödelheim und zu Assenheim ge-
schieden; doch Ludwigs Sohn, Lothar Wilhelm, starb 1722 ohne Nach-
kommen, und so fiel denn Rödelheim an Assenheim. — Den Ast zu
Wildenfels stiftete Johann Friedrich, gest. 1669, zweiter Sohn Jo-
hann Georgs des Jüngeren. Durch die drei Enkel des Stifters, Friedrich
Ernst, gest. 1723, Carl Otto, gest. 1743, und Heinrich Wilhelm, gest.
1741, entstanden anfangs drei Zweige: zu Laubach, zu Utphe und zu
Wilden fels; doch Carl Otto zu Utphe hatte keine Nachkommen, und
so blieben nur Laubach und Wildenfels übrig. Laubach umfassl die
Nachkommenschaft Friedrich Ernsts, gest. 1723, Wilden fels die
Heinrich Wilhelms. Von den Söhnen des Letzteren setzte der ältere,
Heinrich Carl, den Hauptzweig zu Wilden fels fort, der jüngere
aber, Friedrich Ludwig, stiftete den Neben zweig zu Sachs enfeld etc.
— Den Ast zu Baruth gründete Friedrich Slgismund, gest. 1697, drit-
ter Sohn Johann Georgs des Jüngeren. Die zwei Söhne des Stifters,
Friedrich Sigismund II. und Johann Christian I., theilten sich in die Herr-
schaft Baruth, und jeder gründete einen besonderen Zweig. Der ältere
Zweig, zu Baruth, umfasst die Nachkommenschaft Friedrich Sigis-
munds IL, der jüngere Zweig, zu Klitsch dorf, die Nachkommen-
schaft Johann Christians I.
Im deutschen Reiche hatte das Haus Solms, in Betracht der im
oberrheinischen Rheinkreis gelegenen Stammbesitzungen, Reichsunmitlel-
barkeit, Landeshoheit, Reichs- und Kreisstandschaft. Reichsstandschaft
halte es durch fünffache Theilnahme an der reichsgräflich-wetterauischen
Curiatstimme im Reichsfürstenrathe. Dem Fürsten zu Solms -Braunfels
verhiess der Reichsdeputations -Hauplschluss von 1803 eine Virilstimme
im Reichsfürstenrathe. Kreisstandschaft hatte Solms im Oberrheinkreis,
Braunfels auf der Fürstenbank, und Rödelheim, Hohensolms und Laubach
auf der welterauischen Grafen- und Herrenhank. Für Verluste gewährte
der Reichsdeputations- Hauplschluss von 1803 den Fürsten und Grafen
v. Solms die Abteien Arnsburg und Altenburg im Solmsschen. In der
rheinischen Bundesacle wurden 1806 die solmsschen reichsuninittel-
baren Besitzungen der grossherzoglich -hessischen Staatshoheit unter-
geordnet, während die Aemter Braunfels und Greifenstein und das Amt
Hohensolms als Standesherrschaften unter nassauische Staatshoheit ge-
langten, 1815 aber, durch die Wiener Congressacte, der Krone Preussen
standesherrlich untergeordnet wurden. Die solms -rödelheimsche Hälfte
des Marktfleckens Praunheim kam 1816, durch Vertrag zwischen Kur-
und Grossherzogthum Hessen, standesherrlich unter Kurhessen. — Was
GRAFEN ZU SOLMS. 479
das standesherrliche Besitzthum des fürstlichen Hauses Solms-Braunfels
anlangt, so stehen die Aerater Braunfels und Greifenstein unter Staats-
hoheit der Krone Preussen, die Aemler Hungen, Gamhach und Wülfers-
heim aher unter grossherzoglich hessischer Staatshoheit. Der Antheil
an der standesherrlichen Grafschaft Limpurg-Gaildorf steht unter Staats-
hoheit der Krone Württemberg. — Sohns-Lich und Hohensolms besitzt
als Standesherrschaften das Amt Hohensolms unter preussischcr, und die
Aemter Lieh und Niederweisel unter grossherz. hessischer Staatshoheit.
— Sonnenwalde ist Standesherrschaft der Niederlausitz, Alt -Pouch und
Rhaesa , letzteres im preuss. Regierungsbezirk Merseburg, sind Ritter-
güter. — Rodelheim und Assenheim, früher reichsständisch mit Sitz und
Stimme im wetlerauischen Grafencollegium, stehen jetzt standesherrlich, nur
die Hälfte Praunheim (s. oben) ausgenommen, unter grossherz. hessischer
Staatshoheit. — Die Aemter Laubach und Ulphe, vormals reichsunmittelbar
und reichsständisch, sind standesherrlich der grossherz. hess. Staatshoheit
untergeordnet. — Die Standesherrschaft Wildenfels steht unter Staats-
hoheit der Krone Sachsen. — Barulh ist Slandesherrschaft der Provinz
Brandenburg und seit 1822 Majorat. Klilschdorf und Wehrau sind Herr-
schaften in der preuss. Provinz Schlesien.
Die Abstammung «1er weiter unten in nachstehender Ordnung an-
zuführenden Grafen zu Solms ergeben folgende Ahnentafeln:
Ast zu Rodel heim und Assen heim. Johann Ernst Carl
(Sohn Ludwig Heinrichs); Amöne Charlotte Eleonore Friederike Gräfin
v. Lüwenstein-Werlheim. — Vollrath Friedrich Carl Ludwig; Philip-
pine Charlotte Sophie Gräfin zu Solms -Wildenfels -Laubach. — Carl
Friedrich Ludwig Christian Ferdinand ; Luise Amalie Gräfin zu Erbach-
Schönberg. — Maximilian , jetziger Standesherr.
Ast zu Laubach. Georg August Wilhelm (Sohn Christian Augusts
aus der Ehe mit Elise Amalie Friederike Prinzessin von lsenburg) ; Eli-
sabeth Charlotte Ferdinandine Gräfin zu Isenburg-Birstein. — Friedrich
Ludwig Christian; Sophie Henriette Gräfin v. Degenfeld-Schomburg. —
Otto , jetziger Slandesherr.
Ast zu Wildenfels (A. ), Hauptzweig zu Wildenfels.
Heinrich Carl (älterer Sohn Heinrich Wilhelms und Stifter dieses Zwei-
ges); Albertine Charlotte Gräfin v. Bylandt-Polstercamp. — Friedrich
Magnus; Wilhclmine Caroline Sophie Prinzessin zu Leiningen-Hardenburg.
— Friedrich Magnus, jetziger Standesherr.
Sonnen wa ld es che Unterlinie. Sonnen w aide -Rhaesa.
Carl Georg Heinrich ( Stifter dieses Zweiges und Sohn Otto Wilhelms
in Kropstadt) ; Johanna Ulrike Freiin v. Münsterberg. — Carl Christian
Benjamin Detlev; Johanna Charlotte v. Priltwitz. — Carl Ernst Friedrich
Moritz Theodor, jetziges Haupt des Zweiges. — S onnen wald e-Al t-
Pouch. Victor Friedrich (Stifter dieses Zweiges und Bruder Carl Georgs,
welcher Sonnenwalde -Rhaesa stiftete); Wilhelmine Charlotte Gräfin v.
Dönhoff. — Wilhelm Christian Ludwig Emil Carl; Friederike Gräfin
v. Schlippenbach:> — Wilhelm Carl Peter Theodor, jetziger Slandesherr.
Ast zu Wildenfels (B.j, Neben zweig zu Sachsen fehl.
480 GRAFEN ZU SOLMS.
Friedrich Ludwig (Stifter dieses Zweiges und jüngerer Sohn Heinrich Wil-
helms); Luise Dorothea Gräfin v. Münnich, jüngste Tochter des k. russ. Ge-
neral-F.-M. Grafen v. Münnich. — Christoph Heinrich Friedrich; Wilhel-
tnine Charlotte Freiin v. Vietinghof. — Carl Alexander, jetziges Haupt
des Zweiges.
Ast zu ßaruth. Zweig zu Baruth. Friedrich Gottlieb
Heinrich (einziger Sohn Friedrich Sigismunds II., des Stifters dieses
Zweiges); Sophie Luise Prinzessin zu Anhalt -Bernburg. — Friedrich
Carl Leopold; Georgine Friederike Wilhehnine Gräfin v. Wallwitz. —
Friedrich Heinrich Ludwig, jetziger Standesherr. — Zweig zu Klitsch-
dorf. Johann Christian II. (Sohn Johann Carls und Enkel Johann
Christians I., des Stifters dieses Astes) ; Friederike Luise Sophie Gräfin
zu Reuss-Köstritz. — Johann Heinrich Friedrich; Henriette Emilie Gräfin
v. Reichenhach-Goschütz. — Hermann Johann Christian, jetziges Haupt
des Zweiges.
Die jetzigen Grafen zu Sohns sind:
Ast zu Rödelheim und Assenheim. Graf MAXIMILIAN —
Sohn des Grafen Carl Friedrich Ludwig Christian Ferdinand, geb. 1 5. Mai
1790, gest. IS. März 1844 — geb. 14. April 1826. Die drei Brü-
der des Grafen Maximilian sind: Graf Friedrich, geb. 27. Dec. 1827,
k. preuss. Lieutenant; Graf Otto, geb. 5. Juni 1829, und Graf Cuno,
geb. 13. Mai 1836. Die Mutter dieser Grafen ist Luise Amalia Gräfin
zu Erbach- Schönberg, geb. 9. Aug. 1795, verm. 1. Jan. 1824, Wittwe
18. März 1844. — Die zwei Brüder des Grafen Carl Friedrich Ludwig
Christian Ferdinand sind: Graf Friedrich Ludwig Heinrich Adolph, geb.
18. Aug. 1791, Oberst und Flügel- Adjutant Sr. Maj. des Königs von
Preussen, Commandant der 13. Cavallerie - Brigade , und Graf Eduard
Friedrich Heinrich, geb. 3. Oct. 1804.
Ast zu Laubach. Graf OTTO — Sohn des Grafen Friedrich
Ludwig Christian — geb. 1. Oct. 1799, verm. 11. Sept. 1832 mit
Luitgarde Wilhelmine Auguste Prinzessin zu Wied, aus welcher Ehe drei
Söhne stammen, die Grafen: Friedrich Wilhelm August Christian, geb.
23. Juni 1833, Ernst, geb. 24. April 1837, und Hermann Maximilian
Carl Ludwig Friedrich, geb. 23. Dec. 1842. — Die drei Brüder des
Grafen Otto sind: Graf Reinhard, geb. 11. Aug. 1801, k. preuss. Ge-
neral-Major in Disponihilität, verm. 20. Oct. 1836 mit Ida Prinzessin
zu Isenburg-Büdingen ; Graf Rudolph, geb. 11. März 1803, k. preuss.
Major und etalsmässiger Stabsofficier, und Graf Georg, geb. 24. Oct.
1805, k. preuss. Rittmeister und Escadrons-Chef.
Ast zu W i 1 d e n f e 1 s ( A. ) , H a u p t z w e i g zu W i 1 d e n f e 1 s.
Graf FRIEDRICH Magnus — Sohn des Grafen Friedrich Magnus —
geb. 17. Sept. 1777, verm. in erster Ehe, 26. Aug. 1801, mit Auguste
Caroline Gräfin zu Erbach-Erbach, gest. 11. Juni 1833, und in zweiter,
18. Nov. 1837, mit Elisabeth Charlotte Luise Auguste Gräfin v. Degen-
feld-Schomburg, geb. 11. Febr. 1802. Aus der ersten Ehe stammt:
Graf Friedrich Magnus, geb. 26. Jan. 1811, verm. 5. Oct. 1843 mit
Ida Amalie Luise Gräfin zu Castell, geb. 31. März 1817, aus welcher
r.RAFEN ZU SOLMS. 481
Ehe drei Sühne stammen, die Grafen: Friedrich Magnus, geb. 26. Juli
1847, Carl Heinrich, geb. 29. Juli 1849, und Friedrich Otlo Rein-
hard, geb. IG. März 1851. — Von dem verstorbenen Bruder des Gra-
fen Friedrich Magnus, jetzigen Standesherrn, vom Grafen Emich Otlo
Friedrich, geb. 7. Dec. 1794, gest. 4. Juli 1834, leben aus der Ehe
mit Pauline Adele Sophie Freiin Sirloma v. Grovestins, geb. 5. März
1802, verm. 14. Dec. 1819, f, vier Söhne, Graf Emich Christian Fried-
rich, geb. 21. Dec. 1820, Graf Carl August Adalbert, geb. 7. Sept.
1823, k. preuss. Lieutenant, Graf Friedrich Magnus Reinhard, geb.
22. Jan. 1825, k. k. Oberlieutenant, und Graf Otto Douco, geb. 30. Dec.
1827, k. k. Lieutenant.
Soiinenwaldesclie Unterlinie. Sonnenwal de-Rhaesa.
Graf Carl Ernst FRIEDRICH Moritz Theodor — - Sohn des Grafen Carl
Christian Benjamin Detlev — geb. 1. Dec. 1800, herz, anhält- des-
sanischer Hof- Jägermeister a. D., Besitzer von Rhaesa, verm. 6. Mai
1827 mit Johanna Wilhelmine Luise v. Knebel, geb. 21. Dec. 1798.
Die zwei Söhne desselben sind: Graf Johann Moritz Wilhelm, geb.
21. Mai 1828, und Graf Friedrich Ludwig Detlev Moritz, geb. 30. Dec.
1829, k. preuss. Lieutenant. Die zwei lebenden Brüder des Grafen
Carl Ernst Friedrich Moritz Theodor sind : Graf Gustav Adolph Friedrich
Moritz, geb. 24. März 1804, und Graf Otto Theodor Moritz Wilhelm,
geb. 22. Oct. 1810, k. preuss. Lieutenant, verm. 30. März 1843 mit
Angelica Maria Wolfine Alexandrine v. Schmettau, geb. 2. Febr. 1813. —
Von dem verstorbenen Bruder, dem Grafen Carl Detlev Friedrich Moritz,
geb. 5. Nov. 1789, gest. 10. Mai 1829, k. preuss. Rittmeister, Herrn
auf Schiroslawitz und Woislawitz in Schlesien, lebt aus der Ehe mit
Maria Anna v. Paczinska und Tenczin, geb. 16. Sept. 1799, verm.
22. Oct. 1816: Graf Feodor Heinrich Joseph, geb. 11. Aug. 1820,
verm. 20. Oct. 1842 mit Alexandrine Thecla Babetle v. Zawadska, geb.
11. Nov. 1822, aus welcher Ehe Graf Victor Detlev Franz Nicolaus
Emich, geb. 1. Sept. 1844, stammt. — Sonnen walde-Al t-Pouch.
Graf Wilhelm Carl Peter THEODOR — Sohn des Grafen Wilhelm Chri-
stian — geb. 29. Oct. 1787, k. preuss. Kammerherr und Major a. D.,
Slandesherr auf Sonnenwalde, verm. 31. Juli 1809 mit Clementine Con-
stanzie Gottliebe Gräfin v. Bressler, geb. 4. Aug. 1790. Die sechs
Sühne aus dieser Ehe sind: Graf Alfred Wilhelm Ludwig, geb. 5. Mai
1810, k. preuss. Lieutenant a. D., verm. 4. Oct. 1820 mit Amalie
Sophie Friederike Gräfin v. Schwerin-Wolfshagen, geb. 6. Aug. 1820, —
Graf Friedrich Franz Alexander Theodor, geb. 6. Febr. 1814, verm.
2. April 1837 mit Clara Maria v. Rex-Thielau auf Wurschen, Beigern,
Nechern etc. in der Ober-Lausitz, geb. 7. Dec. 1815, aus welcher Ehe
zwei Söhne leben, die Grafen Clemens Peter Theodor, geb. 27. April
1840, und Otto Carl Constantin, geb. 14. Juli 1845, — Graf Victor
Christian Constantin, geb. 8. Juli 1815, k. preuss. Landrath des Kreises
Luckau, verm. 14. Juni 1842 mit Alwine Maria Henriette Agnes Freiin
v. Langenn a. d. Hause Kittlitz, geb. 1. Febr. 1816, aus welcher Ehe
Graf Georg Clemens Heinrich, geb. 14. Oct. 1847, entsprossen ist, —
il. 31
482
GRAFEN ZU SOLMS.
Graf Paul Hermann Roderich, geb. 27. Jan. 1820, k. k. Rittmeister —
und Graf Clemens Eberhard Theodor, geb. 2. Juli 1825, k. preuss.
Lieutenant a. D.
Ast zu Wilden fels (B.). Nebenzweig zu Sachsen fehl. Graf
Carl ALEXANDER — Sohn des Grafen Christoph Heinrich Friedrich —
geb. 21. April 1778, vormals Herr auf Saathayn, herz, sachs.-coburg-
gothaischer Kammerherr, verm. in erster Ehe, 14. April 1800, mit
Charlotte Maria Anna Auguste Freiin v. Friesen a. d. Hause Cotta, geb.
8. Jan. 1783, gest. 24. Juli 1807, und in zweiter, 15. Sept. 1816,
mit Friederike Amalie v. Geusau, verw. v. Wasmer, geb. 17. Jan. 1786,
gesch. im Nov. 1816. — Die zwei Brüder desselben sind : Graf Friedrich
August, geb. 6. Dec. 1782, k. Sachs. Oberst a. D., verm. 11. Jan.
1824 mit Caroline Reichmann, verw. Kriegsräthin von Hühnerbein, und
Graf Heinrich Ludwig, geb. 31. Mai 1784, quittirle die kursächs. Militär-
dienste 1803, vormals Herr auf Sachsenfeld, verm. 23. Aug. 1805 mit
Charlotte Ernestine Ottilie Freiin v. Müller, gesch. 1818. Der Sohn
aus dieser Ehe ist: Graf Arthur, geb. 20. Juni 1808, Actuar im k.
Justizamte Dresden, verm. 28. Oct. 1839 mit Laura Mathilde Thier-
felder, geb. 19. Mai 1815.
Ast zu Baruth. Zweig zu Baruth. Graf Friedrich Heinrich
Ludwig — Sohn des Grafen Friedrich Carl — geb. 3. Aug. 1795,
Herr der Herrschaft Baruth und der Güter Kasel, Golzig, Kreblitz, Golssen,
Prierow etc., verm. in erster Ehe, 3. Mai 1820, mit Amalia Therese
Helene Bertha Gräfin zu Solms-Baruth, geb. 23. April 1801, gest.
20. Aug. 1832, und in zweiter, 30. Mai 1835, mit Ida Gräfin v. Wal-
witz, geb. 12. März 1810. Aus der ersten Ehe stammt Graf Friedrich
Hermann Carl Adolph, geb. 29. Mai 1821, k. preuss. Lieutenant, verm.
1. Nov. 1851 mit Rosa Gräfin v. Teleky, verw. Gräfin v. Wurmbrand,
geb. 18. Oct. 1818. — Zweig zu Klitschdorf. Graf HERMANN
Johann Christian — Sohn des Grafen Heinrich Johann Friedrich —
geb. 2. Dec. 1799, Herr der Herrschaften Klitschdorf, Wehrau und
Hermsdorf, verm. 21. Jan. 1827 mit Maria v. Baven, geb. 19. Oct.
1808. Aus dieser Ehe lebt eine Tochter, Gräfin Jenny, geb. 12. Nov.
1830. Die Mutter des Grafen Hermann ist: Gräfin Henriette Emilie
geb. Gräfin v. Reichenbach-Goschütz, geb. 11. Nov. 1776, Wittwe seit
1. Febr. 1810.
GRAFKN V. SPAUR.
48li
ßntljolifd).
Grafen v. Spaur.
öagcrn, ©efkrrrid).
Besitz: die Herrschaften Igling und Erpsting in Oberbayern und Iloggenburg in Schwaben;
die Herrschaft Flavon etc.
Wappen: quadrirter Schild; 1 und 4 in Silber ein einwärtsgekehrter,
doppeltgescliweifter rother Löwe, welcher in den Vorderpranken einen goldenen
Becher hält. Die eine Pranke liegt am Fusse des Bechers, die andere auf dem
Deckel (Stnmmwappen). 2 und 3 ein rother Querbalken über und unter einem
Schach von Silber und Blau, jedes von zwei Beihen, je von fünf Feldern (Lichten-
berg, Liechtenberg). Auf dem Schilde stehen zwei gekrönte Helme. Aus dem
rechten Helme wächst der einwärtsgekehrte Löwe des 1. und 4. Feldes mit dem
Becher empor (Helm des Stammwappens), und auf dem linken ruht ein rother,
oben mit dem Reichsapfel besetzter und mit Hermelin aufgeschlagener Fürstenhut,
hinter welchem zwei über's Kreuz gelegte Streitäxte hervorragen (lichtenbergscher
Helm). Die Helmdecken sind rechts roth und silbern , links blau und silbern. —
Das Schach im 2. und 3. Felde kommt bisweilen oben und unten in drei Reihen,
jede zu drei Feldern, vor. — Nach dem Geneal. Taschenbuch der gräfl. Häuser
führen das eben beschriebene Wappen nur die Nachkommen des Johann v. Spaur
(s. unten), dagegen die Nachkommen des Georg v. Spaur dasjenige Wappen, wel-
ches Siebmacher I. 42 giebt, und welches allerdings nach Gatterer der Bischof zu
Bri.xen Joseph Philipp Graf v. Spaur zu Pflaurnb und Valör geführt hat. Dasselbe
ist nachstehendes : quadrirter Schild ; 1 und 4 das oben beschriebene Stamm-
wappen ; 2 und 3 von Both und Silber schrägrechts getheilt, in jeder Abtheilung
mit einem 6 eckigen Sterne von gewechselten Tincturen (Pflaum). Auf dem Schilde
stehen zwei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt den erwähnten Helmschmuck
des Stammwappens, der linke einen die Sachsen einwärtskehrenden, geschlossenen,
von Both und Silber schrägrechts getheilten, und in jeder Abtheilung mit einem
Stern von gewechselten Tincturen belegten Adlersflug (pflaumscher Helm). Die
Helmdecken sind roth und silbern.
Die Grafen v. Spaur, Grafen zu Flavon und Valer, Fay, Zambana,
Allmetz, Altspaur, Neuspaur, Burgslall, Winkel und Birschbeini, stam-
men aus einer sebr alten tirolischen und zwar Irientinischen Familie.
Als Stammvater wird von Hübner u. A. Volkmar v. Burgstall angenom-
men, welcher um die Mitte des 14. Jahrhunderts den Namen Spaur
von seinem auf dem Nonsberge gelegenen Schlosse annahm. Nach dem
Geneal. Taschenbuche der gräfl. Häuser (1848, S.638) soll Anton v. Spaur
1060 das erwähnte Schloss erbaut haben, und Volkmar v. Spaur wird
1304 als „erster Burggraf auf Tirol" aufgeführt. Graf v. Brandis führt
an, dass Volkmar v. Burgstall, Landeshauptmann an der Etsch, 1369
31*
484 GRAFEN V. SPAUR.
seine Linie in Tirol beschlossen habe. Auf diese Angabe gestützt, ha-
ben Einige, da im nahen Krain eine Familie Burgslall (Purgstall) blühte,
angenommen, dass Volkmar sich zuletzt Burgstall genannt und den Na-
men Spaur angenommen habe, um sich von der krainschen Familie zu
unterscheiden, oder aber um derselben, von der tirolischen abstammend,
die Fortpflanzung des Geschlechtsnamens allein zu überlassen : Angaben,
welche immer Vermulhungen bleiben werden. — Als Volkmars Enkel
wird Peter v. Spaur genannt, dessen zwei Söhne Georg und Johann
im 15. Jahrhunderte zwei Hauptlinien gründeten. Nach dem Geneal.
Reichs- und Staatshandbuche (1805, S. 753) bildeten Peters drei Söhne,
Georg, Johann und Peter, durch ihre Nachkommenschaft drei Haupt-
linien. Georg und Johann erhielten 1435 das erbliche Obersterbschcn-
ken- und Erbpanier-Amt in Tirol, und jetzt llieilt man die Familien-
glieder in die Nachkommen von Georg und in die Nachkommen
von Johann. Die Nachkommen von Georg ergeben vier Linien, die
Linie von Burgstall, von Winkel, von Unter-Valer und von
Fla von; die Nachkommen von Johann zerfallen in fünf Linien, die
Linie von Altmetz, Fay und Zambana, die erste Linie von Ob er-
Valer, die zweite Linie zu Ober-Valer, die erste Linie von
Neu-Spaur und die zweite Linie von Neu-Spaur: in dieser Ord-
nung sind unten die jetzigen Familienglieder angegeben. — Die frühere
Eintheilung war folgende: erste Hauptlinie, in drei Aesten blühend;
die Grafen schreiben sich Reichsgrafen Spaur v. Flavon (Pflaum), Valör, Fay
und Zambana. Erster Ast; zweiter Ast (Ober- Valör und Ober-Spaur);
dritter Ast. Zweite Hauptlinie, auch Unter-Valör und Unter-Spaur zu
Tramin genannt. Dritte Haupllinie, auch Unter-Spaur zu Burgstall genannt.
Der Freiherrensland kam 1463 in der Person Leo's in die Familie.
Leo wurde 1464 vom Papste und dem Kaiser Friedrich III. zum Bischof
von Brixen erwählt, doch widersetzten sich Erzherzog Sigismund in Tirol
und das Domcapitel dieser Wahl sieben Jahre, bis Leo zum Bischof von
Wien ernannt wurde. Johann Thomas starb 1 59 1 als Bischof zu Brixen,
und der Bruder desselben, Christoph Andreas, 1613 als Bischof zu Gurck
und Brixen. Franz Vigil , Graf, starb 1670 als Bischof zu Chiemsee,
Johann Leopold war 1660 k. k. Geh. Rath und Ober-österr. Regierungs-
Präsident, Johann Michael wurde 1696 Bischof zu Trient etc. So haben
auch bis auf die neueste Zeit Glieder der Familie hohe geistliche und
wellliche Würden bekleidet. — Den Reichsgrafenstand erhielten die Nach-
kommen von Georg von dem Kaiser Ferdinand III. 27. Juni 1637, und
die Nachkommen von Johann von dem Kaiser Leopold I. im Jahre 1660.
Nimmt man die genealogischen Werke des 18. und des ersten
Decennium des 19. Jahrhunderts zur Hand — von 1811 wurde lange
für die Genealogie der deutschen Grafenhäuser wenig oder nichts ge-
leistet — so scheint es, als liesse sich ein Anschluss der jetzigen Gra-
fen v. Spaur an die Vorfahren nicht ermöglichen; Liebe zur Sache und
Fleiss machen aber Vieles möglich, doch muss der Einzelne für sich
arbeiten, denn die Ergebnisse des Fleisses fordern grösseren Raum, als
Collectiv-Werke erlauben können. So mögen denn nachstehende Ahnen-
(UIAFK.M V. SPAUR. 485
tafeln hier einen Plalz finden; sind dieselben nur aufgestellt, — die
Ausfüllung findet sich schon.
N a c h k o m in e n v o n G e o r g. Linie von Burgstall. Im Mannes-
slamme mit Johann Baptist 1. Nov. 1852 erloschen, hierher also nicht
mehr gehörig. — Linie von Winkel; sonst: dritte Haupllinie, Unter-
Spaur zu Burgstall. Johann Anton (gest. 1712); Maria Magdalena Gräfin
v. Spaur. — Johann Franz Wilhelm; Anna Maximiliane Gräfin v. Trapp.
— Praxi Joseph; Theresie Sophie Gräfin v. Stadion. Joseph Philipp;
Henriette v. Frankenstein. — Friedrich; Flora Gräfin v. Meldemann
(belgische Familie). — Franz (s. unten). — Linie von Unler-Valer;
sonst: zweite Hauptlinie, Unter- Valör und Unter -Spaur zu Tramin.
Franz Anton (gest. 1737); Maria Elisabeth Gräfin v. Alterns. — Romedius;
Maria Anna Gräfin v. Arz zu Wasegg. — Alois Maximilian; Josephe
Freiin v. Cless. — Wilhelm Johann Romedius (s. unten). — Linie von
Fla von, sonst: zweite Unterlinie etc. Franz Anton und Romedius
(s. Linie von Unter- Valer). — Felix Joseph; Maria Anna Gräfin v. Khuen
zu Belasy. — Joseph (s. unten).
Nachkommen von Johann. Linie von Altmetz, Fay und
Zambana, sonst: erste Haupllinie, dritter Ast. Christoph Franz (gest.
1705); Catharina Freiin von Aichelburg. — Franz Anton; Maria Mag-
dalena Gräfin v. Khuen v. Englar und Lichtenberg. — Leopold Maria;
Maria Elisabeth Gräfin v. Spaur. — Joseph Ignaz (s. unten). — Ersle
Linie von Ober-Valer, sonst: erste Haupllinie, zweiter Ast.
Hieronymus Joseph Anton; Josephe Constantie Gräfin v. Spaur. —
Cajetan Johann (gest. 1757); Leopoldine Gräfin Arz v. Wasegg. ^—
Julius; Josephe Freiin v. Spelh zu Zwyfalten und Untermarkl. —
Johann Nepomuk; Anna Gräfin Arz v. Wasegg. — Paris (s. unlen). —
Zweite Linie von Ober-Valer und erste Linie von Neu-Spaur.
Die Ahnentafeln hängen nicht zusammen. — Zweite Linie zu Neu-
Spaur, sonst: erste Hauptlinie, erster Ast. Felix Johann Baptista
(gest. 1780); Catharina Gräfin v. Spaur zu Ober- Valör. — Carl Philipp
Joseph Michael; Maria Anna Caroline Freiin v. Quadt zu Kinkelbach und
Buschfeld. — Carl Wilhelm Julius ; Philippine Gräfin v. Thurn und
Taxis. — Carl Thaddaeus (s. unten).
Von den jetzigen Gliedern der grällichen Linien gehören hierher:
Nachkommen von Georg. Linie zu Burgslall. Im Mannes-
slamme (s. oben) erloschen. Die Wittwe des Grafen Johann Baptist ist
Gräfin Amalia, geb. Gräfin v. Bissingen. Von den beiden Töchtern ist
die ältere, Gräfin Clementine, an Alois Grafen Mocenigo, und die jün-
gere, Gräfin Therese, an Arthur Marquis Pallavicini vermählt. — Linie
v. Winkel. Graf FRANZ - Sohn des Grafen Friedrich, geb. 12. Juli
1792, gest. 23. April 1850, Obersterbland-Mundschenk und Panier in
Tirol, Herrn der Herrschaften Igling, Erpsting und Roggenburg, aus der
Ehe mit Flora Gräfin Meldemann — geb. 25. Juni 1825, k. k. Lieutenant.
— Der Bruder des Grafen Friedrich ist: Graf Carl, geb. 4. Jan. 1794, k.
bayer. Kämmerer, ausserord. Gesandter und bevollmächt. Minister beim
heiligen Stuhle in Rom, so wie auch am k. Hofe zu Neapel, verm.
486 GRAFEN V. SPAUR.
1. Dec. 1833 mit Therese Gräfin Giraud, aus welcher Ehe Graf Maximilian,
geb. 8. Juli 1834, stammt. — Linie von Unter-Valer. Graf
WILHELM Johann Romedius — Sohn des Grafen Alois Maximilian —
geb. 1. Dec. 1800. Die drei Schwestern desselben sind mit Gliedern
der Familien Rosmini, Fogazzaro und Alberti-Enno vermählt. — Linie
von Fla von. Graf JOSEPH — Sohn des Grafen Felix — geb. 18. Sept.
1797, Besitzer der Herrschaft Flavon, verm. in erster Ehe 1840 mit
Therese Freiin v. Taxis, gest. 1842, und in zweiter, 24. April 1843,
mit Leopoldine Caroline Josephe Edlen v. Blasekovich. Aus der zweiten
Ehe stammt Graf Johann Maria Joseph Leopold, geb. 2. Febr. 1844.
Nachkommen von Johann. Linie von Altmetz, Fay
und Zambana. Graf JOSEPH Ignaz — Sohn des Grafen Leopold
Maria — geb. 7. Nov. 1779, Demdeehant zu Brixen. Vom Bruder des-
selben, dem Grafen Leopold, geb. 16. Jan. 1791, gest. 18. Oct. 1839,
leben aus der Ehe mit Josepha Freiin v. Schneeburg, geb. 14. Oct.
1794, verm. 1814, zwei Söhne, die Grafen: Johann, geb. 14. Juli 1815,
und Carl, geb. 4. April 1826. — Erste Linie von Ober-Valer.
Graf PARIS — Sohn des Grafen Johann Nepomuk — geb. 2. Sept.
1795, Erbland -Mundschenk in Tirol, erster Kreis-Commissair zu Trient,
verm. 10. Jan. 1826 mit Elisabeth Freiin v. Ceschi v. Santa -Croce,
geb. 6. Aug. 1803. Aus dieser Ehe stammt, neben drei Schwestern,
Graf Julius, geb. 12. März 1829. — Zweite Linie zu Ober-Valer.
Graf Alois, geb. 16. März 1808, k. k. Oberlieutenant in d. A. —
Erste Linie von Neu-Spaur. Graf EDUARD Alois, geb. 25. Jan.
1795, k. k. Kämmerer. — Zweite Linie von Neu-Spaur. Graf
CARL Thaddaeus — Sohn des Grafen Carl Wilhelm Julius — geb.
8. Juni 1803, k. k. Kämmerer, verm. 2. Sept. 1833 mit Caroline v.
Schrcntewein, aus welcher Ehe, neben zwei Töchtern, ein Sohn, Graf
Carl, geb. 1843, stammt. Die drei Brüder des Grafen Carl Thaddaeus
sind: Graf Heinrich, geb. 2. Febr. 1809, Graf Ludwig, geb. 12. Oct.
1812, Priester in Rom, und Graf Philipp, geb. 8. Mai 1816, Berg-
akademiker in Schemnilz.
GRAFEN V. SPEE.
487
Grafen v. Spee.
fiatholtfrfj. $JmH?cn.
Besitz: in der Rbeioprovini die Rittergüter HeluoiT, Kesselbcrg, zum Haus und Nieder-
bach j Weierburg und Arendahl; Gervershagen und Daclihol.
„„, __,_
rechtssclireitendcr, gekrönter, rother Hahn (Stammwappen); 2 und 3 in Gold drei
(2 und l) rothe länglichte Rauten (Troisdorf). Ueber der Grafenkrone erheben
sich zwei gekrönte Helme. Der rechte Helm tragt wachsend und einwärlssehend
den Hahn des l. und 4. Feldes, und jeder der ausgebreiteten Flügel desselben ist
mit einem kleinen silbernen Schilde belegt, in welchem ein Hahn, wie im Schilde,
schreitet iHelm des Stammwappens). Auf dem linken Helme steht ein offener
rother Adlersflug, zwischen welchem ein goldener Schild mit den drei Hauten des
2. und 3. Feldes schwebt iTroisdorfscher Helm). Die Helmdecken sind rechts roth
und silbern, links roth und golden. Die Devise ist: Spes durat avorum.
Altes niederrheinisches, ursprünglich vvestphälisches Geschlecht, wel-
ches später den Grafenstand erlangte. Die Familie kam früher unter
dem Namen : von Spede zu Langenfeld, Altenhof, Kakirchen und Heitorf
vor. Bruno v. Spede, Ritter, wird in Urkunden des Erzbischofs von Cöln
1166 — 1177 genannt; Gotlhard, um 1378 Herr zu Langenfeld, machte
diese Burg mit Vorburg zum Offenhaus des Herzogs Wilhelm von Jülich
und Geldern ; N. v. Spede besass einen Zehnten zu Wanckum, und die
Sohne desselben, Sybert, Henrich und Goswin, verzichteten 1382 auf
den Zehnten zu Gunsten der Herzogin Maria v. Jülich. — Die ordent-
liche Stammreihe beginnt Fahne mit Arnold (I.) v. Spee, Herrn zu
Altenhof, Kakirchen etc., verm. in erster Ehe mit N. v. Weyenhorsl.
Aus dieser Ehe entspross Arnold (II.), Herr zu Altenhof, verm. ebenfalls mit
einer v. Weyenhorst. Der Sohn desselben, Heinrich, Herr zu Altenhof,
vermählte sich 1586 mit Anna v. Brochausen (Brockhausen) zu Geyse-
ren, der Wiltwe Segers v. Horst. Aus dieser Ehe stammte Seger
v. Spee, Herr zu Altenhof, venu, mit Agnes Johanna Henning, Tochter
von Maximilian, Herrn zu Wasne. Der Sohn desselben war Friedrich
Christian, Freiherr v. Spee zu Altenhof, Jülich -bergischer Geh. Ralh,
488 GRAFEN V. SPEE.
General-Commissar, Kammer-Präsident, Marschall, Amtmann zu Brüggen,
in zweiter Ehe verm. mit Maria Luise v. Loe zu Wissen, gest. 1707.
Aus dieser zweiten Ehe stammte Degenhard, Herr zu Heltorp, General-
Major, verm. mit Elise Freiin v. Wangen, Erbin zu Schönforst, Schir-
penbroich, Geilenkirchen, Rehfeld, Ohoff und Hamm. Aus dieser Ehe
entspross Ambrosius Franz, vom Kaiser Carl VI. 19. Mai 1739 in den
Grafenstand erhoben, Herr zu Altenhof und Heitorf, Amtmann zu Kaster
und Jüchen, Vice -Kammer -Präsident und Kämmerer, verm. mit Anna
Elisabeth Auguste Maria Gräfin v. Hillesheim zu Arendahl, Erbin der
bedeutenden Güter dieser Familie. Der Sohn desselben war Graf Carl
Wilhelm, Herr zu Altenhof und Heitorf, kurcöln. Geh. Rath, Ober-
Küchenmeister und Ober-Stallmeister, verm. mit Elise Auguste Freiin
v. Hompesch-Bollheim. Dieser Ehe entsprosste Graf Franz Joseph Anton,
Herr zu Altenhof, Heltorp, Zunihaus, Kesselberg, Schirpenbroich, Nider-
bach, Arendahl, Rommersberg und Glörath, verm. 1808 mit Maria Sophie
Franziska Ludowica Gräfin v. Merveldt. Die fünf Söhne aus dieser Ehe
sind die jetzigen Grafen v. Spee.
Von den lebenden Gliedern der Familie sind hier aufzuführen:
AUGUST Wilhelm Constantin Hubert Reichsgraf v. Spee — Sohn
des Grafen Franz Joseph Anton — geb. 18. April 1813, k. preuss.
Kammerherr, verm. in erster Ehe, 26. Febr. 1840, mit Franziska Maria
Theresia Amalie Leopoldine Michaela Gräfin v. Brühl, geb. 13. Juli 1818,
gest. 25. Nov. 1844, und in zweiter mit Maria Anna Ferdinandine
Gräfin v. Galen, geb. 15. Juli 1826. Aus der ersten Ehe stammt Graf
Franz Friedrich August Hubert Pascalis, geb. 11. April 1841, aus der
zweiten Graf Matthias, geb. 30. März 1852. — Die vier lebenden
Brüder des Grafen August Wilhelm Constantin Hubert sind : Graf Ferdinand
Anton Carl Wilhelm Hubert, geb. 23. Jan. 1815, k. preuss. Lieutenant
a. D., Graf Leopold Clemens August Hubert, geb. 28. Jan. 1818; Graf
Rudolph August Joseph Hubert, geb. 29. Juni 1822, und Graf Wilderich
August Friedrich Hubert, geb. 19. Oct. 1830.
GRAFEN V. SPIEGEL ZUM DIKSKNBERG-HAIN'XLKIlEN. 489
Grafen v. Spiegel zum Diesenberg-Hanxleden.
jßatholtfd). preisen unfc OrfUrretd).
Besitz: die Herrschaft Wiscbenau in Mähren und die Herrschaft Ober- und Wieder-Klingeo-
burg in Wcsiphalen.
"Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im silbernen Mittclschild
auf grünem Hügel eine schwarze Burg mit zwei Zinnenthürmen (Diesenberg). I und
4 in Roth drei (2 und 1) runde Spiegel mit silberner Einfassung (Stammwappen) ;
2 und 3 in Blau ein schrägrechts gestellter, goldener, doppelter Hausanker, dessen
vier Spitzen in Form von Schlangenköpfen gebildet sind (Hanxleden). Ueber der
Grafenkrone erheben sich drei mit gräflichen Kronen gekrönte Helme. Der rechte
trägt einen offenen, rothen Adlersflug, dessen Flügel mit den Spiegeln des 1. und
4. Feldes belegt sind (Helm des Stammwappens); der mittlere einen gekrönten,
goldenbewehrten, schwarzen Adler, und der linke einen offenen Adlersflug, dessen
rechter Flügel blau, der linke silbern ist. Jeder Flügel ist mit dem goldenen Haus-
anker des 2. und 3. Feldes, zu welchen dieser Helm gehört, belegt. — Die Decken
des rechten Helmes sind roth und silbern, die des mittleren schwarz und silbern,
und die des linken blau und golden. Den Schild hält rechts ein auswärtsschender,
gekrönter, rother Löwe, links ein mit einer Grafenkrone gekrönter, goldenbewehrter,
gehwarzer Adler. Beide stehen auf einem rothen Bande mit der Devise : Mit Gott
und mit Ehren.
Die Grafen v. Spiegel zum Diesenberg -Hanxleden gehören zu der
sehr alten und berühmten niedersächsischen, zunächst im Paderbornschen
vorkommenden Adelsfamilie derer v. Spiegel, welche mit den gleich-
namigen sächsischen und schlesischen, hessischen etc. Geschlechtern nicht
zu verwechseln ist. Die Paderbornsche Familie theilte sich nach zwei
Besitzungen in die Linie zu Peckelsheim (Pickelsheim) oder Beckelsen,
und in die Linie zu Diesenberg (Desenberg, S. v. D. und Canstein):
erstere erwarb im Hochstifte Paderborn das Erb-Marschall-Amt, letztere
das Erb-Schenken-Amt. Witlekind Spiegel zu Beckelsen starb 1195 als
gefilrsteter Abt zu Corvey, Heinrich Spiegel zum Desenberg aber 1368
als Bischof zu Paderborn. Von sehr früher Zeit an hat die Familie in
beiden Linien bis in das 19. Jahrhundert, namentlich in den geistlichen
Stiften zu Paderborn, Osnabrück, Münster, Hildesheim, Minden, Halbcr-
sladt etc., gewirkt, ist aber auch in hessen-casselschcn und dannslädli-
schen Mililairdienslen und in Civilämtern zu hohen Ehren gelangt.
490 GRAFEN V. SPIEGEL ZUM DIESENBERG-HANXLEDEN.
In der Mitte des 18. Jahrhunderts tritt der Freiherrenstand der
Familie merklicher hervor. — Der Grafenstand ist in die Linie Spiegel
zum Diesenberg vom König Friedrich Wilhelm II. von Preussen 17. Jan.
1787 gekommen, Genaues aber über diese Erhebung ist nicht aufzu-
finden, denn selbst der sonst so genaue Freiherr v. d. Knesebeck (S. 267)
giebt nur an, dass die Erhöhung, wie angeführt, erfolgt sei, und führt
den Erhobenen als Domdechanten und k. österr. Geh. Rath v. Spiegel
zum Diesenberge auf. Das Hanxledensche Wappen scheint gleich bei
Erhebung in den Grafenstand hinzugekommen sein, ob durch Adoption
oder sonst wie, ist der Redaction unbekannt. Unter dem Resitz
des weiter unten anzuführenden Grafen Caspar Philipp wurde die Herr-
schaft Hanxleden genannt. Das adelige und freiherrliche Geschlecht
v. Hanxleden , dessen Stammsitz gleichen Namens im cölnischen Amte
Fredeburg bei Rodefelt lag, ist vielfach bekannt. Die Familie könnte sich,
wenn sie auf die Chroniken von Paradis und Scheida sich stützen wollte,
rühmen, die älteste in deutschen Landen zu sein, denn>^iese Chroniken
sagen : als Carl der Grosse nach Deutschland kam, brachte et^die Fürsten-
berge in das Land, die Hanxleden aber fand er darin vor. xDer uner-
müdliche Fahne hat bis zum 17. Jahrhundert viel über diese Familie
aufgehellt. Wie aber stand es später und wie steht es jetzt? der Artikel
im Preuss. Adelslexicon ist dürftig. — Mit den Namen werden als Grafen,
zuerst zwei Rrüder aufgeführt — doch wohl, nach obigen Angaben, so
wie den Jahreszahlen nach, Söhne des ersten Grafen: Graf Ferdinand
August und Graf Caspar Philipp. Ferdinand August, geb. 25. Dec. 1764,
starb als Erzbischof zu Cöln, des apostolischen Stuhles Legat und k.
preuss. w. Geh. Rath 2. Aug. 1835. Das Preuss. Adelslexicon führt
denselben nur als Ferdinand August Grafen v. Spiegel zum Diesenberg-
Canstein auf. Graf Caspar Philipp, geb. 8. Aug. 1776, gest. 29. März
1837, Herr der Herrschaften Canstein, Ober- und Nieder- Klingenburg,
Hanxleden und Reringhausen, k. k. Kämmerer, w. Geh. Rath, ausserord.
Gesandter und bevollm. Minister am k. bayer. Hofe, vermählte sich 9. Oct.
1810 mit Maria Christine Ghislene Freiin v. Rartenstein, geb. 27. März
1785, gest. 15. Dec. 1848. Aus dieser Ehe stammt das jetzige Haupt
der Familie:
FERDINAND Otto Hermann Graf v. Spiegel zum Diesenberg-Hanx-
leden, geb. 12. Aug. 1815, Erbschenk im Fürstenthurn Paderborn, Herr
der Herrschaften Wischenau in Mähren und Ober- und Nieder-Klingen-
burg in Westphalen, Herr und Landstand in Röhmen und Mähren, verm.
9. Juli 1844 mit Rosa Gräfin v. Lützow (Tochter des Grafen Hieronymus,
s. S. 67), geb. 6. März 1816. Die zwei Söhne desselben sind die
Grafen: Maria Franz Hieronymus Caspar Philipp Ferdinand Johann Nepo-
muk, geb. 9. Dec. 1847, und Maria Ferdinand August Hieronymus Ignaz
Johann, geb. 20. Mai 1850. Der Rruder des Grafen Ferdinand Otto
Hermann ist: Graf Christoph Theodor Conrad Philipp, geb. 8. Aug. 1823,
k. k. Rittmeister in d. A.
GRAFEN V. SPONECK. 491
Grafen v. Sponeck (Sponncck).
futjjenfdj. Dänemark. (ßafccn.)
Wappen: quadrirter Schild mit Miltclschild. Im goldenen Mittelschild ein
schwarzer, gekrönter und goldenbewehrter Adler. 1 und 4 in Roth ein rechts-
sehender, gekrönter, goldener Löwe; 2 und 3 in Blau ein schräglinksströmender
Bach, in welchem ein natürlicher Fisch nach oben schwimmt. Der Bach ist oben
von einem 6 eckigen, goldenen Sterne und unten von einem goldenen Halbmonde
begleitet. Auf dem Schilde erheben sich zwei gekrönte Helme. Aus dem rechten
Helme wächst ein rechtssehender, gekrönter, goldener Löwe empor, und der linke
trägt einen die Sachsen einwärtskehrenden, blauen Adlersflügel, welcher mit dem
Bach, dem Fisch, Stern und Halbmond des 2. und 4. Feldes belegt ist. Die
Helmdecken sind rechts roth und golden, links blau und silbern. — Die Abbildung
im Wappenbuche der durchlauchtigen Welt (III, 383) ist in mehrfacher Beziehung
unrichtig. — Im dänischen Wappenbuche liegen die Halbmonde, ohne Gesicht, mit
den Hörnern nach links, der Löwe auf dem rechten Helme sieht einwärts, und den
Schild halten zwei auswärtsschende Leoparden.
Die Reichsgrafen v. Sponeck, welche in Dänemark sich: Sponneck
schreiben, stammen aus der schlesischen Adelsfamilie v. Hedyyiger (nacli
dem Geneal. Taschenbuch der gräfl. Häuser, 1852, S. 652: v. Hede-
wiger). Hübner nennt als Stammvater der Familie Balthasar v. Hedwiger,
welcher unter Kaiser Carl V. gegen die Türken gefochten, und giebt an,
dass der Sohn desselben, Carl, und der Enkel, Christoph, Geh. Räthe
zu Liegnitz gewesen wären. Nach Sinapius (II, 228) war Christoph
v. Hedwiger, Herr auf Kaiserswaldau, Bärsdorff und Golsdorff im Lieg-
nilzschcn, fiirstl. briegscher Ralh , gest. 1623, der Ahnherr. Derselbe
hinlerliess zwei Söhne, Christian und Johann Georg auf GolsdorfF, k. k.
Hauptmann, verm. mit Anna Rosina v. Pogarell (Pogrell). Aus dieser
Ehe stammten, neben einer Schwester, Anna Sabina, drei Brüder: Georg
Wilhelm, Johann Christoph und Johann Rudolph. Anna Sabina, geb.
1676, vermählte sich 1695, nach Casts Adelsbuch des Grossherzogthums
Baden, S. 309, mit dem Herzog Leopold Eberhard von Württemberg,
geb. 1670, gest. 1721, einem Urenkel des regierenden Herzogs Friedrich
von Württemberg, gest. 1608, durch dessen zweiten Sohn, Ludwig
Friedrich, den Stifter der mömpelgardschen Linie, und wurde mit ihrem
Sohne, Georg Leopold, und ihren zwei Töchtern (die Angabe einer
Tochter im Geneal. Taschenbuch der gräfl. Häuser ist unrichtig), so wie
mit ihren oben genannten drei Brüdern vom Kaiser Leopold I. 2. Aug.
492 GRAFEN V. SPONECK.
1701 mit dem Namen: v. Sponeck (von der ehemaligen württemberg-
schen Herrschaft Sponeck unterhalb Breisach, welche aber der Familie
nie zugestanden) in den Reichsgrafenstand erhoben. Anna Sabina lebte
gegen 14 Jahre von ihrem Gemahl getrennt, wurde 1714 geschieden,
und starb zu Hericourt bei Mömpelgärd. Der Sohn, Georg Leopold,
geb. 1697, lebte in Frankreich, hiess Prinz von Mömpelgärd und ver-
mählte sich mit Eleonore Charlotte v. Sandersleben, Gräfin v. Goligny
— über welche Familie Gauhe I. 2015, 2383 und 84 nachzusehen
ist — aus welcher Ehe drei Kinder entsprossen: Eleonore Charlotte,
geb. 1719, Georg, geb. 5. Jan. 1723, und Franziska Salome, geb. 1724.
Reichshofrathsbeschlüsse vom 8. April 1723 und 18. Sept. 1739
sprachen dem Grafen Georg Leopold und seinen Nachkommen das Suc-
cessionsrecht auf Württemberg -Mömpelgärd ab, und so wie in Bezug
auf diese Streitsache die Schrift sehr interessant ist, welche Herzog
Carl Eugen von Württemberg und der damalige Administrator Württem-
bergs, Herzog Carl Rudolph von Württemberg-Neustadt, dem Reichstage
zu Regensburg übergaben (Neue Europ. Fama, 58, 836), so ist auch
die Dissertation des bekannten und berühmten Estor (Jena, 9. April 1740)
sehr lesenswerth. Mit Georg Grafen v. Sponeck erlosch die Nachkommen-
schaft der Gräfin Anna Sabina, während die zweier ihrer Brüder sich
mehrte, nämlich die Georg Wilhelms und Johann Rudolphs. Georg
Wtilhelm, geb. 1672, gest. 1740, k. dän. General, vermählte sich 1698
mit Anna Sophia v. Bojanowska (nach dem Geneal. Taschenbuch der
gräfl. Häuser: Fürstin Bojanowa Bojanowsky). Von demselben stammen
im dritten und vierten Gliede durch Vermählung mit Töchtern aus den
dänischen Familien v. Donop und v. Eppingen die jetzigen in Dänemark
lebenden Grafen v. Sponneck. Die Nachkommenschaft Johann Rudolphs,
geb. 10. Juni 1681, welcher zuletzt Präsident der Regierung zu Mömpel-
gärd war, breitete sich in Württemberg weit aus, war sehr begütert und
besass durch Vertrag ein bedeutendes Fideicommiss, dessen Geldertrag
bis 1804 und 1806 jährlich dem Aeltesten der Familie ausgezahlt
wurde. Von dieser Nachkommenschaft hat sich besonders Graf Carl
Friedrich bekannt gemacht, welcher als badischer Oberforslralh und
Professor der Forstwissenschaften 4. Oct. 1827 zu Heidelberg starb.
In Casts Adelsbuche des Königreichs Württemberg, welches eine sehr
fleissige Arbeit ist, wird die Familie nicht mehr aufgeführt, und im
Adelsbuche des Grossherzogthums Baden giebt Cast an, das«? die Familie
nur noch einzig auf die „dem diesseitigen Staate" angehörigen Grafen
v. Sponeck beschränkt sei, und fügt hinzu, dass das vormals zum Riller-
canton Neckar steuerbare Gut Leinstetten, welches die Familie besessen,
veräussert worden wäre. Sonach dürften von der ganzen reichsgräf-
lichen Familie nur noch die Grafen v. Sponneck in Dänemark blühen.
Von denselben, Nachkommen des Grafen Georg Wilhelm (s. oben),
sind hier anzuführen:
l. Graf Marius Sabinus Wilhelm, geb. 1787, k. dän. Kammerherr,
Sliftsanitmann zu Ripen, vcrm. 1814 mit Susanna Christiana v. Trojel.
Die zwei Söhne desselben sind: Graf Wilhelm Carl Eppingen, geb.
GRAFEN V. SPORK. 493
16. Febr. 1815, k. dän. Kamnierherr und Finanzminister, venu.
16. Febr. 1841 mit Antoinelte Siegfriede v. Lowzow, aus welcher Ehe
zwei Söhne leben, die Grafen: Friedrich Wilhelm, geb. 1842, und Georg
Leopold, geb. 1853 — und Graf Carl Waldemar, geb. 1821, k. dän.
Oflicier.
2. Graf Georg Wilhelm, geb. 1789. Der Sohn desselben ist Graf
Georg Laurenzius Julius, geb. 1827.
3. Graf Vlncenz Steno, geb. 1800, kinderlos.
Grafen v. Spork (Sporek).
fiatholifdj. ©cftemid).
Besitz: die Güter Krnsko und Gross-Wschelis im Giiscliincr Kreise in Böhmen.
"Wappen: quadrirter Scbild mit Mittelschild. Im rothcn, gekrönten Mittel-
schilde ein silberner, abgeschnittener und schrägrechtsliegendcr Türkenkopf, mit
einem Turbane, welcher auf der linken Seite mit einer silbernen Feder besteckt ist.
t und 4 in Gold ein doppelter, schwarzer, gekrönter Adler; 2 und 3 in Blau ein
einwärtssehender, gekrönter, doppeltgeschweifter, silberner Löwe, welcher im 2. Felde
eine linkswehende von Silber und Roth, im 3. aber eine rechtswehende von Roth
und Silber quadrirtc Fahne in den Vorderpranken hält (Stammwappen). Auf dem
Schilde erheben sich fünf gekrönte Helme. Auf dem rechten Helme steht aufrecht
eine goldene Korngarbe; aus dem zweiten Helme wächst cinwärtssehend ein
1 gekrönter, doppelt geschweifter, silberner Löwe auf, welcher mit beiden Vorder-
pranken eine nach rechts wehende, von Roth und Silber quadrirte Fahne vor sich
hält (Helm des Stammwappens); der mittlere Helm trägt den Adler des 1. und
4. Feldes; aus dem vierten Helme wächst ein cinvvärtssehender, in Silber geklei-
deter Türke empor, dessen silberner Turban auf der linken Seite mit einer silbernen
1 Feder besteckt ist, und aus dem linken Helme ein einwärtsgekehrter, geharnischter
Arm, welcher vom Ellbogen an aufgerichtet ist und in der Faust ein nach links
und unterwärts gerichtetes Schwert hält. Die Helmdecken sind rechts golden und
schwarz, links silbern und blau. — Feld l und 4 kommen oft silbern tingirt vor,
und die Helmdecken werden schwarz und silbern angegeben. — Bei Schannat
I (Client. Fuld. p. 152) findet sich vom Jahre 1630 das 1. und 4. Feld golden, das
494 GRAFEN V. SPORK.
2. und 3. rotli tingirt vor. Hiernach war schon vor Erhebung in den Freiherren-
stand der Schild quadrirt. Bei dieser Erhebung kam ein gekrönter Mittelschild
hinzu, welcher in Silber, nach Anderen in Blau, einen aus der rechten Seite her-
vorkommenden, gegen die Linke in die Höhe gehobenen Arm mit einem drohenden
Schwerte zeigte. An die Stelle dieses Mittelschildes trat bei Erhebung in den
Grafenstand der angegebene Mittelschild, auch kamen zwei neue Helme, als rechter
und vierter hinzu. Der freiherrliche Schild trug (Siebmacher IV, 12) drei Helme,
den rechten mit dem, in der Hand das Schwert führenden Arme, den mittleren
mit dem Adler und den linken mit dem die Fahne haltenden Löwen.
Der Ahnherr der Grafen v. Spork (Sporck) ist der bekannte kaiser-
liehe, durch den 30 jährigen und durch den Krieg gegen die Ungarn und
Türken so berühmt gewordene General der Gavallerie Johann Graf
v. Sporck. Derselbe stammle aus Dellbrück, einem westphähschcn
Städtchen (die Abstammung von dem lüneburgischen Geschlechte v. Spörcke
ist gesucht), stieg in kurbayerischen Diensten bis zum General -Major,
trat 1639 in kaiserliche Dienste, erhielt vom Kaiser Ferdinand III.
10. Oct. 1647 den Reichsfreiherren- und 30. Juni 1666 den Reichs-
grafenstand, begab sich 1675, sehr reich in Böhmen begütert, auf seine
Güter und starb 1679 in hohem Alter. Aus der ersten Ehe desselben
mit Anna Margaretha v. Linsingen entspross nur eine Tochter, welche
sich mit dem k. poln. Oberst-Stallmeister Grafen v. Colonna vermählte,
aus der zweiten Ehe aber mit Eleonore Maria Catharina v. Fineck
stammten, neben zwei Töchtern, zwei Söhne: Franz Anton und Ferdi-
nand Leopold. Franz Anton, Herr der Herrschaften Lissau, Graedlitz,
Pless, Malschau, k. k. w. Geh. Rath, Statthalter in Böhmen, ist als
Förderer der Frömmigkeit und Gelehrsamkeit hinreichend bekannt.
Welcher Gelehrter sollte nicht die Buchdruckerei im Schlosse Lissau
kennen, auf welche derselbe ein Capital von 52000 rheinischen Gulden
verwendete! Franz Antons , »kurze Erläuterung, worinne die wahre Re-
ligion bestehe" (Unschuld. Nachr. von theol. Sachen, 24, 952 — 955)
enthält sein Glaubensbekenntniss. Er starb 1738 ohne männliche Nach-
kommen. Die eine Tochter desselben, Anna Catharina, vermählte sich
mit Franz Carl Sweerts Reichsfreiherrn v. Reist, wodurch, in Folge von
Adoption, die Grafen v. Swöerts- Spork entstanden, welche mit dem
Grafen Joseph 12. Nov. 1848 im Mannsstamme erloschen sind und
somit in dieses Werk nicht gehören — Ferdinand Leopold pflanzte den
Stamm der Grafen v. Spork fort, wie die nachstehende Ahnentafel der
jetzigen Grafen ergiebt: Ferdinand Leopold, geb. 13. Nov. 1664, gest.
1711, Herr der Herrschaften Herzmann-Miestez , Horznuiowes, Pürg-
litz etc., k. k. Kämmerer und Ober-Jägermeister in Schlesien etc.; Ge-
mahlin: Apollonia Rosalie Gräfin v. Wratislaw und Mitrowilz, geb. 1666,
verm. 1684, gest. 30. Sept. 1747. — Johann Joseph, geb. 23. Nov.
1695, gest. 1749, k. k. w. Geh. Rath; Gemahlin: Maria Anna Gräfin
v. Wieschnick (Wiessnick, Wieznik), geb. 1702, verm. 1720, gest.
1738. — Johann Wenzel, geb. 26. Jan. 1724, gest. 25. Febr. 1805,
k. k. Kämmerer, w. Geh. Rath, Oberst-Landhofmeister etc. ; Gemahlin :
Eleonore Gräfin v. Clary und Aldringen, geb. 28. Sept. 1733, verm.
11. April 1751, f. — Johann Wenzel, geb. 31. Dec. 1754, gest.
GRAFEN V. SPRETI.
495
1829, k. k. Kämmerer etc.; zweite Gemahlin: Rosalie Freiin v. Langen-
der!!", geb. 30. Aug. 1770, verm. 1790, gest. 16. Sept. 1836. —
Johann Joseph, geb. 6. Dec. 1795, gest. 29. Jan. 1850, k. k. Käm-
merer etc.; Gemahlin: Walpurga Gräfin v. Wieznik, verm. 1. Mai 1827.
— Eduard, jetziges Haupt der Familie.
Die jetzigen Familienglieder sind:
Graf EDUARD, geb. 19. Dec. 1828, Herr der Güter Krnsko und
Gross-Wschelis, k. k. Ober-Lieutenant. Die zwei Brüder sind die Grafen :
Rudolph, geb. 27. Mai 1839, und Ferdinand, geb. 21. Febr. 1848; die
fünf Schwestern, die Gräfinnen: Leopoldine, geb. 11. Juli 1830, Gabriele,
geb. 26. März 1832, Rosalie, geb. 3. Sept. 1834, Anna, geb. 2. Dec.
1837, und Maria, geb. 4. Dec. 1844. Die Mutler, Gräfin Walpurga,
ist oben angegeben.
•eiatbolifd).
Grafen v. Spreti.
Magern.
Besitz: das Familien -Fideicommiss, bestehend aus den Hofmarken Weilbach, Weichs,
Pelheim, Herbertshausen und Pasenbach in Oberbayern; Kapting etc.
Wappen : im goldenen Schild ein silberner Dreiberg, auf dessen oberster
Spitze ein bis fast an die Wurzel belaubter Fichten- oder Tannenbaum steht. Den
Schild deckt eine Marquisenkrone, und in derselben steht ein Helm mit sechs
Straussenfedern , abwechselnd roth und blau und zur Hälfte rechts, zur Hälfte
links wehend, dergestalt, dass der den Hals bedeckende Theil des Helmes unter der
Krone sichtbar ist. An jede Seite des Schildes schliesst sich, anstatt der Helm-
decken , ein grüner Palmenzweig an. — Nach anderen Angaben hat der Helm die
Krone um den Hals und ist nur mit fünf Straussenfedern , wechselnd roth und
blau, besteckt. Wie abgebildet und beschrieben, giebt das Wappenbuch des König-
reichs Bayern (II, 22) das in Rede stehende Wappen. Das Taschenbuch der gräf-
lichen Häuser giebt seit 1852 den Schild eines vermehrten, der Redaction noch
nicht vorgekommenen Wappens: quadrirter Schild mit Mittelschild; im goldenen
Mittelschilde ein grünender Tannenbaum auf einem silbernen Felsen; 1 und 4 in
Gold ein wachsender, schwarzer Steinbock ; 2 und 3 in Gold drei schwarze Sparren.
Die Grafen "v. Spreti gehören zu einer alten , ursprünglich italieni-
schen Familie, von welcher noch jetzt ein Zweig in Italien blüht. Die
496 GRAFEN V. SPRETI.
Familienglieder sind zu Ravenna im Kirchenstaate als Patrizier seit dem
10. Jahrhundert bekannt. — Franz Johann Hieronymus, geb. 1695,
kam 1703 als Edelknabe an den Hof des Kurfürsten Max Emanuel von
Bayern, begleitete die bayerischen Prinzen in die Gefangenschaft nach
Klagenfurt, machte dann den türkischen Feldzug als Hauptmann mit,
wurde 1715 Kammerherr, 1722 Oberst -Küchenmeister des Kurprinzen
Carl Albert, kaufte sieh in Bayern an und starb 1772 als Geh. Rath
und Feldmarschall- Lieutenant. Derselbe vermählte sich zuerst 1. Oct.
1723 mit Carolina v. Ingenheim, deren Mutter eine Tochter des Land-
grafen Carl v. Hessen-Wanfried war, dann mit einer v. Beccaria, gest.
1749, und zuletzt, 1759, mit Maria Antonia Freiin v. Goder. Aus der
ersten Ehe stammten zwei Söhne: Sigismund und Joseph.
Graf Sigismund (I.), geb. 13. April 1732, gest. 19. Oct. 1809,
k. bayer. Kämmerer, Vicepräsident der Academie der Wissenschaften,
Geh. Rath und quiescirter Regierung -Präsident zu Neubtrg, war mit
Clementine Freiin v. Schurff, genannt Than, vermählt, und die beiden
Söhne desselben waren: Graf Cajetan, geb. 13. Sept. 1770, gefallen
6. Febr. 1807 vor Cosel in Schlesien, k. bayer. Kämmerer und Oberst-
Lieutenant der Artillerie, verm. seit 5. Febr. 1794 mit Antonie Freiin
v. Gugomos auf Vilsheim — und Graf Sigmund (IL), geb. 14. März
1773, gest. 17. April 1843, k. bayer. Kämmerer, quiescirter Hof-
Kammerrath, ehemaliger Artillerie- Offici er, Stifter des oben genannten
Familien -Fideicommisses, verm. 27. Oct. 1803 mit Josephine Freiin
v. Boslarn, gest. 31. Jan. 1836. Die Nachkommen der Grafen Cajetan
und Sigmund s. unten.
Graf Joseph, geb. 25. Juli 1734, gest. 19. April 1811, k. bayer.
Kämmerer und General-Lieutenant, war mit Gräfin Elisabeth de la Saga
Paradis vermählt. Aus dieser Ehe stammte Graf Maximilian, geb. 16. Juli
1766, gest. 29. Sept. 1819, k. bayer. Kämmerer und General-Major,
verm. mit Crescentia v. Sezger. Die Nachkommenschaft s. unten.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier anzuführen:
Nachkommen des Grafen Cajetan. Graf Carl FRIEDRICH,
geb. 19. Mai 1797, Gerichtsherr auf Kapfing, k. bayer. Oberst-Lieutenant
und Referent im Kriegsministerium. Die beiden Brüder desselben sind:
Graf Adolph, geb. 1. Jan. 1803, k. bayer. Kämmerer und Appellations-
Rath in Aschaffenburg, verm. 30. Jan. 1837 mit Anna v. Geisler, gest.
20. Febr. 1838, aus welcher Ehe Graf Theodor, geb. 18. Febr. 1838,
stammt, und Graf Carl, geb. 9. März 1806, k. bayer. Hauptmann, verm.
4. Nov. 1846 mit Maria Newbott. . ~
Nachkommen des Grafen Sigmund (IL). Graf EDUARD,
Majoratsherr auf Weilbach, geb. 7. Jan. 1805, k. bayer. Kämmerer,
verm. in erster Ehe, 7. Sept. 1834, mit Caroline Gräfin v. Yrsch, geb.
6. Aug. 1807, gest. 29. Febr. 1844, und in zweiter, 7. Jan. 1845,
mit Mathilde Freiin v. Ruffin. Aus erster Ehe stammen zwei Söhne,
die Grafen: Carl, geb. 15. Oct. 1838, und Adolph, geb. 21. April
1841. Ueber die vier Kinder aus zweiter Ehe ist Näheres nicht bekannt.
Nachkommen des Grafen Maximilian. Graf FERDINAND, geb.
f.RAFEN V. SPRINZENSTEIN.
497
6. Febr. 1799, k. bayer. Hauptmann. Der Name der Gemahlin ist nicht
zu finden; der Sohn, Graf August, ist k. bayer. Lieutenant. — Der
Bruder des Grafen Ferdinand: Graf Maximilian, k. bayer. Lieutenant, ist
20. Juli 1812 geboren.
Grafen v. Sprinzenstein.
Hatljolifd). ©efUmtdj unb fl)reu£cn.
Besitz: Schloss Sprinzcnsiein in Ober-Oesterreich ; die Majorat»herrschaften Gross-Hosehijiz.
Ruptau, Hochkretscham und Turkau; das Rittergut Cissowka im plesser Kreise.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im rothen Mittelschilde die
vordere Hälfte eines vorwärtsgekehrten, silbernen Ochsen mit goldenen Hörnern
(Jöcliel, Jöchlin v. Sterzing). Feld 1 silbern, oben mit natürlichen, blauen Wolken,
unten aber mit silbernen, aus dem Boden aufsteigenden Felsen, oder einem nah-
stehenden Stock eines abgehauenen Baumes, auf welchem ein einwärtsgekehrter
Habicht sitzt. (Herrschaft Sprinzenstein ; Sprinz und Habicht sind gleichbedeutend.)
2 in Gold ein einwärtsgekehrter, gekrönter, schwarzer, halber Greif, welcher in der
rechten Vorderklaue drei silberne Blumen an einem grünen Stengel emporhält (das
alte Stammwappen). 3 in Roth drei (2 und 1) nach rechts gekehrte Igel von natür-
licher Farbe (altes redendes Wappen der Familie Ricci), und 4 von Gold und Blau
6 mal schrägrechts gestreift. Auf dem Schilde erheben sich drei gekrönte Helme.
Der rechte Helm trägt einwärtssehend den auf Felsen stehenden Habicht des
1. Feldes; der mittlere das Wappenbild des Mittelschildes, und der linke den Greif
des 2. Feldes. Die Helmdecken sind rechts silbern und blau, in der Mitte silbern
und roth, und links golden und schwarz. — Wie beschrieben, gab Spener dieses
Wappen. Hinsichtlich der Farbe der Blumen, welche der Greif hält, war Spener
nicht gewiss : es könnten auch rothe Blumen sein. Der Greif selbst komme bis-
weilen auch aus einem rothen Striche hervor. Mit diesen Angaben stimmen bis
auf kleine Abweichungen alle älteren Abbildungen. Dagegen weicht das Wappenbuch
der durchlauchtigen Welt (IV, 548) sehr ab. Der Mittelschild ist schwarz tingirt;
das 1. Feld silbern, mit einem blauen Schildesfusse, aus welchem ein einwärts-
sehender, schwarzer, gekrönter Greif aufwächst; 2 und 3 zeigen in Blau zwei
goldene, rechte Schrägbalken, und im 4. silbernen Felde steht auf einem dreifachen
II. 32
498 GRAFEN V. SPRINZENSTEIN.
Hügel eine einwärtssehende Taube, welches Wappenbild auch der rechte Helm trügt.
— Neuere Angaben bestimmen das Wappen, wie folgt : Mittelschild wie oben ange-
geben; 1 in Gold ein wachsender, schwarzer, gekrönter Greif, welcher einwürts-
gekehrt in der erhobenen hinteren Pranke einen grünen Zweig mit drei silbernen
Lilien hält ; 2 und 3 in Gold zwei schrägrechte, blaue Balken, und 4 in Silber ein
braunrother Habicht, welcher auf der Spitze eines natürlichen Felsens steht.
Die Grafen v. Sprinzenstein stammen aus der alten italienischen
Familie Ricci, welche sich nach Tirol wendete, hier sich auch Ritz,
Ritzen nannte und unter Kaiser Ferdinand I. um 1560 nach Ober-
Oesterreich kam, mit der Herrschaft und dem Schlosse Sprinzenstein
an der Passauschen Grenze belehnt wurde und von dieser Besitzung den
jetzigen Namen sich beilegte. Von Bucelini werden zuerst zwei Brüder,
Peter Anton und Paul, genannt. Ersterer soll schon vom Kaiser Maxi-
milian I. um das Ende des *15. Jahrhunderts den Freiherrenstand
erhalten, sich desselben aber mit seinem Sohne Ludwig und dessen
Nachkommen nicht bedient haben , bis Emmeranus , Urenkel Ludwigs,
Edler Herr v. Ritz zu Gruob und Garlenau, diese Würde erneuern liess.
Auf diese Linie, welche hier nicht weiter zu verfolgen ist, bezieht Spener
das von Bucelini gegebene Wappen. — Paul Ricci , Herr v. Sprinzen-
stein, ist der Stammvater der gräflichen Familie. Der Sohn desselben,
Hieronymus, erhielt vom Kaiser Carl V. 15. Nov. 1530 den Freiherren-
stand, und der Sohn seines Enkels Simon Hieronymus, Ferdinand Maxi-
milian, mit der ganzen Familie vom Kaiser Ferdinand III. 21. Juli 1646
die Reichsgrafenwürde. Graf Ferdinand Maximilian wurde 5. Febr. 1669
steierscher Landstand und 7. Sept. 1671 Hofpfalzgraf und Erb-Land-
Münzmeister im Erzherzogthum Oesterreich. Büsching gab als Jahr der
Erlangung letzterer Würde 1672 an und das Geneal. Taschenbuch der
gräflichen Häuser: 7. Sept. 1682, doch ist wohl Ferdinand Maximilian
1671 gestorben.
Der eiserne Fleiss, mit welchem noch in sehr hohem Alter der
Freiherr v. Hoheneck gearbeitet hat, ermöglicht bei Mühe eine Ueber-
sicht über die genealogischen Verhältnisse der Familie bis in die ersten
Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts: hat doch selbst Hübner im Lexicon
genealogicum vom Jahre 1751 die Familie nicht abgehandelt. Aus
v. Hohenecks Werke ergiebt sich als Wichtigstes Folgendes : Paul hatte
zwei Söhne. Der ältere, Franz, früher Gesandter, starb, als Gelehrter
geschätzt, 1 558 als Dompropst zu Trient; Hieronymus, der jüngere Sohn
(s. oben), pflanzte das Geschlecht mit vier Söhnen fort. Von diesen
starb Johann 1598 ohne Nachkommen; die Nachkommenschaft Johann
Alberls, des zweiten Sohnes, erlosch schon 1639 mit seinem Sohne,
Johann Ernst; der dritte Sohn, Sigmund, hinterliess keine männlichen
Erben ; der vierte aber, Alexander, hatte vier Söhne. Der ältere Sohn,
Johann Florian, starb ohne männliche Nachkommen; von dem zweiten,
Simon Hieronymus, stammle Graf Ferdinand Maximilian (s. oben) —
welcher nur zwei Töchter, eine vermählte Grälin v. Lamberg und eine
vermählte Gräfin v. Hoyos hinterliess, für deren Nachkommen derselbe
ein sehr grosses Majorat stiftete, durch welche Stiftung früher Lamberg-
Sprinzenstein und späler Hoyos -Sprinzenstein entstanden ist (s. Bd. I.
GRAFKN V. SPRIiNZENSTEIN. 499
S. 387) — ; die Nachkommenschaft des drillen Sohnes, Rudolph, erlosch
1729 mit dem Enkel, Johann Ehrenreich; der vierte aher, Wenzel
Reinhard, pflanzte durch seinen Sohn, Franz Ignaz, das Geschlecht
dauernd fort, da von vier Söhnen der eine, Franz Ferdinand Otto
Heinrich, zwei Söhne, den Grafen Franz Joseph Heinrich Ernst, geb.
1711, und den Grafen Franz Joseph Ernst, geb. 1723, hinterliess. —
Soweit reichen die genauen Nachrichten.
Die jetzigen Glieder der Familie werden als Glieder der älteren
Linie auf Schloss Sprinzenslcin in Ober-Oesterreich und der jüngeren
Linie in Preuss. Schlesien aufgeführt
Das Haupt der alteren Linie ist CHRISTOPH Graf v. Sprinzen-
slein, Freiherr von Neuhaus, geb. 10. März 1790, und die Schwester:
Gräfin Anna, verw. Majorin v. Forstner.
Das Haupt der jüngeren Linie ist Graf ARTHUR — Sohn des
Grafen Johann Ludwig, gest. 14. April 1845, aus der Ehe mit Maria
Angela Gräfin v. Salburg (s. S. 322), geb. 1. Oct. 1792, verm. 26. Juli
1814, Resitzerin der Herrschaften Roschowilz und Miliisch in Preuss.
Schlesien und Salaberg in Nieder- Oesterreich — geb. 23. Juli 1815,
k. preuss. Artillerie -Lieutenant a. D., verm. 30. Aug. 1841 mit Maria
Gräfin v. Sternberg, geb. 4. April 1824, aus welcher Ehe zwei Söhne
stammen, die Grafen: Arthur, geb. 9. Aug. 1842, und Max, geb. 8. Jan.
1847. — Der Rruder des Grafen Arthur ist: Graf Hermann, geb. 12. Mai
1817, k. preuss. Lieutenant a. D., Resitzer des Rittergutes Cissowka,
Landesältester des koseler Kreises zu Militsch, verm. 18. SeDt. 1847
mit Clolilde Amalia Freiin v. Hruby, geb. 23. Mai 1820, aus welcher
Ehe ein Sohn: Hermann Maria Joseph, geb. 4. Dec. 1820, lebt.
Vom Rruder des Grafen Johann Ludwig, vom Grafen Joseph, geb.
30. Juni 1789, gest. 14. Sept. 1850, lebt die VVittwe, Gräfin Antonia,
geb. v. Gerubel, geb. 30. April 1802. Der Sohn derselben ist: Graf
Ernst, geb. 25. Jan. 1834.
32*
500
r.R.YFKK V. STACKKLBKRG.
Grafen v. Stackeiberg.
futhertfd). flu^lanb.
Besitz der esthländischen Linie: die Güter Alt- und Neu-lsenhoff, Hirmus, Woroper, Kochtel,
Errides, Paggar, Aggimal, Pungern und Soldina in Esthland. — Besitz der lieflnn-
dischen Linie: die Güter Ellistfer, Allatzkiwi, Kagafer, Maihof und Rukulin in Liefland.
IVappen (esthländische Linie, nach Lackabdriicken) : Schild quergetheilt ;
oben in Blau ein nach der rechten Seite gehender, goldener Löwe, unten in Gold
auf einem grünen Hügel zwei ahgestümmelte Baumstöcke von natürlicher Farbe,
jeder mit zwei an den Seiten daraus hervortreibenden Eicheln (oder grünen Blättern),
s. unten. (Stammwappen.) Den von der Grafenkrone gekrönten Schild halten zwei
auswärtssehende, goldene Löwen. Die Zahl der Helme und der Schmuck derselben
ist genau nicht bekannt. — Das Geneal. Taschenbuch der gräflichen Häuser (1853,
S. 700) giebt das Wappen, wie folgt, an : quergetheilt, oben in Blau ein gehender,
goldener Löwe; unten in Gold auf einem dreifachen, grünen Hügel zwei abge-
stümmelte Baumstöcke von natürlicher Farbe, jeder mit zwei an den Seiten daraus
hervortreibenden grünen Blättern. — In den Supplementen zu Siebmachers Wappen-
buche (XI, 19) ist der Schild oval, mit Schnitzwerk umgeben. In der oberen Hälfte
des Schildes geht der Löwe in Silber, in der unteren stehen in Gold auf grünem
Boden neben einander drei Eichenzweige, jeder mit vier Blättern und vier Eicheln.
Die Blätter stehen zu zwei oben, dann hängen zwei Eicheln herab, und nun folgen
wieder zwei Blätter und unter denselben zwei Eicheln. Den Schild hält links ein
auswärtssehender, goldener Löwe.
Wappen (liefländische Linie, ebenfalls nach Lackabdriicken) : im goldenen
Schilde auf einem dreifachen Hügel zwei ahgestümmelte Baumstöcke, jeder mit drei
Eicheln. Am rechten Baumstocke hängen rechts unter einander zwei Eicheln und
links oben eine Eichel, am linken Baumstocke hängt rechts in der Mitte eine, links
zwei Eicheln. Den Schild deckt die Grafenkrone und denselben halten zwei goldene,
einwärtssehende Löwen. Auch dieses Wappen ist nur ohne Helme bekannt.
Die Frage zu beantworten, wie sich denn eigentlich im Schilde und auf dem
Helme des Stammwappens die Baumstöcke gestalten sollten , dürfte sehr schwer
sein. Matthias auf Oesel (s. unten) führte zwei abgestümmelte Baumstöcke, auf
jeder Seite mit einem verhauenen Ast und einem grünen, abwärtsgebogenen Blatte.
Die Aeste standen oben nach innen und unten nach aussen, und die Blätter oben
nach aussen und unten nach innen. Auf dem Helme lag ein grüngoldener Bausch,
aus welchem sich ein gekrönter Löwe, zwischen den beschriebenen Stöcken, erhob,
dessen Krone mit drei doppelt gespiegelten Pfauenfedern besteckt war. Die Helm-
decken waren grün und golden. Von diesem Wappen wich das von Jürgen (s.
unten) geführte ab. Die beiden Stämme im Schilde hatten nach innen und oben
einen verhauenen Ast und, anstatt eines grünen Blattes, hingen an jedem zwei
Tannenzapfen, einer rechts, der andere links, welche man, wie Hupel sagt, für
Weintrauben halten würde, wenn die Stämme im Verhältnisse des Schildes zu
Weinstöcken nicht viel zu dick wären. — Die wiederholten Stöcke auf dem gekrönten
Helme erschienen jeder mit zwei abgestümmelten Aesten und einem rechts und
links herabhängenden Tannenzapfen. — Im Wappen des Freiherrn Carl Adam hatte
im Schilde der rechte grüne Stock zwei grüne, abwärtsgebogene Blätter auf der
rechten, und der linke dieselben auf der linken Seite. Auf dem gekrönten Helme
GRAFEN V. STACKKLBKRG. 501
hatte jeder nur ein nach aussen abwärtsgebogenes Blatt. — Freiherr Berendt Otto
führte nach dem schwedischen Wappenbuche an jedem Baumstucke auf jeder Seite
ein grünes Blatt : Abdrücke von schön gestochenen Petschaften ergeben , anstatt
der Blätter, deutlich Eicheln. — In das Wappen des Grafen Wolter Reinhold setzt
Hupel zwei Baumstämme, mit einem auf jeder Seite derselben abwartsgebogenen
Blatte, und Lackabdrücke ergeben auch die Blätter. — Die in den, der Redaction
bekannten Sammlungen vorkommenden reichsgrällichen Siegel lassen über Eicheln
keinen Zweifel , doch stimmt es mit allen vorliegenden älteren Siegeln durchaus
nicht, Eicheln allein an die Stocke zu hängen. — Den Schmuck der Helme der
schwedischen Freiherren und Grafen anzugeben, verbietet der Raum: so mag
denn, so viele Unterlagen zu Gebote stehen, nur auf Hupel (Nordische Miscellaneen,
Stück 15 — 17 S. 275 — 279) verwiesen sein. — Die esthländische gräfliche Linie
führte nach Allem früher den schwedischen Freiherrenstand vom 11. Juli 1727 und
in Folge desselben zwei Helme, rechts mit dem zwischen den Baumstücken auf-
wachsenden Lüwen, links mit vier Fahnen, wechselnd blau und gülden, zwischen
welchen ein Cummandostab stand; zwei Fahnen wehten rechts, zwei links.
Altes liefländisches Adelsgesehlecht, das Einige für ein rhein-
ländisches nehmen wollen, welches seit den Zeiten der Heer- Meister
Liefland angehöre : ein Ursprung , welchen Hupel , wohl die beste
Quelle für diese Familie, nicht anzunehmen scheint. Hans Stackell, nach
Hupel der abgekürzte Name Stackeiberg, hat 1457 eine Verbindung der
liefländischen Stände als Bevollmächtigter der Ritler und Knechte des
Stifts Dorpat unterschrieben; Margaretha Stackeiberg war 1486 Aeblissin
des Michaelis-Klosters zu Reval ; Peter Stackeiberg aus dem Stifte Dorpat
unterzeichnete 1545 den zu Wolmar abgefassten Landtagsschluss; Georg
Slackelberg wurde 1602 vom Herzog Carl v. Südermannland auf dem
Reichstage zu Stockholm zum schwed. Reichsralh ernannt etc. — Mit
der Zeit breitete sich in Lief- und später in Esthland die Familie sehr
aus. 1742 meldeten sich bei der liefländischen Adels-Malrikel-Commis-
sion die Erbhäuser Camby, Wagenküll, Kudding, Ellistfer, Eckenangern
und der Arcndebesitzer zu Kokenkau an, und zwar als aus dem Hause
Carnby und Eckenangern stammend. — Aus Liefland war das Ge-
schlecht auch nach Schweden gekommen. Zuerst war Jürgen, schwed.
Kriegs- Gommissar, 1625 der Adelsmalrikel unter No. 113 einverleibt
worden, doch erlosch seine Nachkommenschaft; später wurde Matthias
Sl. von Oesel, k. schwed. Major, 1664, unter No. 686 in diese Matrikel
eingetragen. Der Sohn des Letzteren, Carl Adam, k. schwed. General-
Major elc, wurde vom König Carl XII. 6. Juni 1714 in den Freiherren-
stand erhoben. Diese Erhöhung erhielt auch vom König Friedrich von
Schweden 11. Juli 1727 Berendt Otto Stackelrerg aus dem Hause
Halinap in Liefland, und der Sohn desselben, Wolter Reinhold, wurde
vom König Adolph Friedrich von Schweden 12. April 1763 in den
schwedischen Grafensland erhoben. — Die Reichsgrafenwürde kam durch
zwei Ernennungen in die Familie. Otto Magnus, Freiherr, aus dem Hause
Jegel in Esthland, k. russ. Gesandter zu Madrid, Warschau etc., erhielt
vom Kaiser Joseph II. 16. Mai 1775 den Reichsgrafenstand, und eine
gleiche Ernennung erhielt von demselben Kaiser 30. Mai 1786 Reinhold
Johann, k. russ. Kammerherr und Erbherr auf Ellistfer, Allalzkiwi und
Kagafer in Liefland. Von Beiden leben Nachkommen, und es blüht sonach
eine esthländische und eine liefländische reichsgrälliche Linie.
502 GRAFEN V. STACKELBERG.
Die esthländische Linie stiftete Reichsgraf Otto Magnus, geb. 1736,
gest. 1800, k. russ. Botschafter, verm. mit Sophia v. Völckersam. Der
Sohn desselben war Graf Gustav Ernst, geb. 1766, gest. im April 1850,
k. russ. Kammerherr und w. Geh. Rath , früher Botschafter am k. k.
Hofe, später am Hofe zu Neapel etc., verm. 1805 mit Carolina Gräfin
v. Ludolph. Aus dieser Ehe stammt das jetzige Haupt der esthländi-
schen Linie:
Reichsgraf OTTO, geb. 19. Febr. 1808, Herr der obengenannten
Güter, k. russ. Kammerjunker, verm. 8. Aug. 1832 mit Charlotte
v. Liphardt, geb. 17. Juni 1811, welcher Ehe, neben vier Töchtern,
zwei Söhne entsprossen sind, die Grafen: Otto Carl, geb. 31. März
1838, und Gustav Ernst, geb. 17. Sept. 1840. — Die zwei Brüder
des Grafen Otto, neben drei Schwestern, sind: Graf Ernst, geb. 21. März
1813, k. russ. Oberst der Garde -Artillerie und Flügel- Adjutant, und
Graf Alexander, geb. 23. April 1814, k. russ. Kammerjunker, Titular-
rath und Secretair bei der Gesandtschaft in Neapel.
Die liefländische Linie gründete Reichsgraf Reinhold Johann,
geb. 1754, k. poln. Kamnierherr, Erbherr etc., verm. mit Euphemie
Elisabeth Gräfin v. Manteuffei- Ringen, geb. 1766, gest. 1834. Aus
dieser Ehe stammt das jetzige Haupt dieser Linie :
Graf REINHOLD Andreas, geb. 6. Aug. 1797, liefländ* Landrath
und Erbherr auf Ellistfer, Allatzkiwi, Kagafer, Maihof und Kukulin in
Liefland, verm. in erster Ehe, 6. Aug. 1824, mit Heloise Freiin v. Tiesen-
hausen aus dem Hause Orenhon", geb. 1807, gest. 1828, und in zweiter,
30. Dec. 1832, mit Adele Gräfin v. Tiesenhausen , geb. 6. Mai 1807,
gest. 19. Nov. 1833. Aus erster Ehe lebt Gräfin Sophie, verm. mit
Ernst Freiherrn v. Holker auf Luna, aus zweiter Gräfin Adele.
GRAFEN V. STADION.
503
&at\)o\ifd).
<-r«il< i» v. Stadion.
öagern, (Oeflcrretd), töürttemberg.
Besitz: die Standes -Herrschaft Thannliausen in Bayern; die Herrschaft Stadion in Württem-
berg; die Fideioommiss- Herrschaften Kauth, Chodeuschloss , Neutnark, Zahorzan
und Kieseuhurg in Böhmen; die Fideiconimiss-Hcrrschafien Colioiodozan mit (Jrabo-
wick und Erzerodl und die Herrschaft Lisiek in Galizicn etc.
Don Häuptern beider Linien, der Friedericianischen und der Philippinischen, steht das
Prndicat „Eriaucbl" zu.
Wappen; quadrirter Schild mit Mitt^lschild. Im schwarzen Mitlelscbilde
drei über einander liegende, unter sich gekehrte, goldene Wolfseisen ( Stamm wuppen).
1 und 4 in Schwarz drei (2 und 1) goldene Tannzapfen (Herrschaft Thannliausen).
2 und 3 in Silber ein schwebendes, ausgebogenes, rothes Kreuz (wahrscheinlich
zum Andenken an den Hoch- und Deutschmeister Johann Caspar v. Stadion). Ueber
der Grafenkrone erheben sich drei Helme, von welchen der rechte und linke gekrönt
sind. Auf dem rechten Helme steht ein grosser goldener Tannzapfen (zu Feld 1
und 4 des Schildes gehörig); auf dem mittleren liegt ein schwarzes, mit goldenen
Kanten in zwei Reihen (7 und 6i gesticktes Kissen mit goldenen Quasten, auf
welchem ein goldenes, über sich gekehrtes und in der Mitte mit einem dreifachen
Pfauenwedel bestecktes VVolfseisen steht (Helm des Stammwappens i, und der linke
Helm trägt einen die Sachsen einwärtskehrenden, geschlossenen, schwarzen Flug.
— Die Helmdecken sind rechts schwarz und golden ; links roth und silbern. —
xNach den Angaben Einiger überzieht das Kreuz im 2. und 3. Felde das letztere
ganz, auch kommt, anstatt des schwarzen Adlcrsfluges, auf dem linken Helme ein
silberner vor.
Uraltes, aus Graubiindten stammendes Rittergeschlecht, dessen
gleichnamiges Stammschloss längst in Trümmern liegt. Glieder aus dem-
selben turnirten, nach Rüxner, 1080 zu Augsburg, 1165 zu Zürich und
1209 zu Worms. Drei Sühne Eitels v. Stadion, gest. 1382, stifteten
drei Linien: Conrad die ältere, noch blühende, sonst elsassische Linie,
Ludwig die jüngere, oder schwäbische, 1693 erloschene, und Johann
der Reiche die mittlere, welche aber gleich mit dem Stifter erlosch,
worauf das von demselben gestiftete Majorat der jüngeren Linie zerfiel.
— Aus der älteren Linie wendete Conrads Urenkel, Christoph, gest.
1543, Fürstbischof zu Augsburg, seinem Bruder, Johann, das Erblruch-
sessen-Lehn des Ilochsüfts Augsburg zu. Von Johanns Söhnen war
504 GRAFEIS' V. STADION.
Johann Caspar, gest. 1641, Hoch- und Deutschmeister zu Mergentheim,
Christoph aber, gest. 1622, hatte sechs Söhne, von welchen der jüngste,
Johann Philipp, k. k. Geh. Rath, kurmainz. Canzler etc., vom Kaiser
Leopold I. 21. April 1686 in den Freiherren- und 1. Aug. 1705 in
den Reichsgrafenstand erhoben wurde. Derselbe kaufte 1708 von den
Grafen v. Sinzendorf die Graf- oder Herrschaft Thannhausen in Schwaben,
wurde 8. Mai 1708 in das schwäbische Grafencollegium aufgenommen
und erhielt hierdurch Reichsslandschaft. Seine zwei Söhne, Friedrich
und Philipp Hugo Joseph, theilten die Familie in zwei Linien: die
Friedericianische, oder Stadion (ohne Beisatz), früher Stadion-
Warthausen, und in die Philippinische Linie, oder Stadion-Thann-
hausen.
Durch die rheinische Bundesacte wurde 1806 die reichsständische
Grafschaft Thannhausen unter kön. bayerische, und die nicht reichs-
ständische Herrschaft Warthausen unter kön. württembergsche Staats-
hoheit gesetzt, und zwar beide standesherrlich. 1829 wurde die Familie
von Bayern wegen Thannhausen und von Württemberg wegen Warthausen,
wenn auch diese Herrschaft reichsritterschaftlich gewesen und 1826
verkauft worden war, als standesherrlich bei der Bundesversammlung
angemeldet. Ausserdem besitzt die Familie noch die oben angegebenen
Herrschaften in Württemberg, Böhmen und Galizien. Die inneren Verhält-
nisse derselben sind durch ein neues Familienstatut vom 17. Mai 1830
geordnet.
Die Abstammung der jetzigen Familienglieder ergeben folgende
Ahnentafeln :
Friedericianische Linie. Johann Philipp, zuerst Freiherr,
dann Reichsgraf, geboren im October 1652, gest. 1741, k. k.
und kurmainz. Geh. Rath etc.; zweite Gemahlin: Maria Anna Gräfin
v. Schönborn, geb. 1669, verm. 27. Aug. 1685, gest. 16. Nov. 1704.
— Friedrich, geb. 5. April 1691, gest. im November 1768, k. k. Geh.
Rath, kurmainz. erster Conferenzminister etc.; Gemahlin: Maria Anna
Auguste Freiin v. Sickingen, verm. 27. Juni 1724, f. — Franz Conrad,
geb. 12. März 1736, gest. 25. Nov. 1787, k. k. Kämmerer; Gemahlin:
Maria Johanna Ludovike Freiin v. Zobel zu Giebelstadt- Darstadt, geb.
6. Juni 1740, verm. 1. Mai 1759, gest. im Mai 1803. — Johann
Philipp Carl, geb. 18. Juni 1763, gest. 15. Mai 1824, k. k. w. Geh.
Rath, Staats-, Conferenz- und Finanzminisler etc.; Gemahlin: Maria
Anna Gräfin v. Stadion Philippinischer Linie, geb. 7. Juli 1775, verm.
22. Jan. 1794, gest. nach 1840. — Philipp Joseph Rudolph, jetziges
Haupt der Linie.
Philippinische Linie. Johann Philipp (s. oben); dritte Ge-
mahlin: Maria Anna Freiin Wambold v. Umbstalt (Umsladt), geb. 1683,
verm. 1705, gest. 12. Aug. 1764. — Hugo Johann Philipp, geb.
29. Nov. 1720, gest. 30. Dec. 1785, kurmainz. Geh. Ralh etc.; Ge-
mahlin: Maria Anna Theresie Freiin Schenk v. Stauffenberg, geb. 28. Dec.
1728, verm, 25. April 1745, gest. 25. Jan. 1799. — Johann Georg
Joseph Nepomuk, geb. 7. Mai 1749, gest. 17. Sept. 1814, kurmainz.
GRAFEN V. STADION. 5()5
Geh. Rath; Gemahlin: Sophie Isabelle Freiin Wambold v. Umbstaü, geb.
21. Nov. 1757, verm. 4. Nov. 1773, gest. nach 1840. — Johann
Philipp Franz Joseph, geb. 6. Nov. 1780, gest. 14. Sept. 1839; Ge-
mahlin: Marie Kunigimde Gräfin v. Kesselstatt, geb. 28. Aug. 1794,
verm. 6. Aug. 1815. — Carl Friedrich, jetziges Haupt der Linie.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind zu nennen :
Friedericianische Linie. Philipp Joseph RUDOLPH Reichs-
graf v. Stadion-Warthausen und Thannhausen — Sohn des Grafen Johann
Philipp Carl — geb. 23. Febr. 1808, Graf und Herr der Slandes-
Herrschaft Thannhausen und der Herrschaft Stadion, Herr der Fidei-
commiss- Herrschaften Kaulh, Chodenschloss, Neumark, Zahorzan und
Riesenburg und der Fideicommiss- Herrschaft Rohorodozan mit Grabo-
wick und Erzerodl und der Herrschaft Lisiek, k. k. Kämmerer und
w. Geh. Rath, verm. 3. Juli 1850 mit Gisella Gräfin v. Hadik-Futak,
geb. 22. Jan. 1828. — Die zwei lebenden Bruder desselben sind:
Graf Friedrich Walther Wilderich, geb. 22. Nov. 1799, k. k. Haupt-
mann in d. A. etc., und Graf Franz Seraph, geb. 27. Juli 1806,
k. k. Kämmerer und w. Geh. Rath, seit 21. Nov. 1848 k. k.
Minister des Innern, Minister ohne Portefeuille seit 28. Juli 1849. —
Von dem verstorbenen Bruder, dem Grafen Joseph Philipp Eduard, geb.
22. Sept. 1797, gest. 13. April 1844, Herrn der Herrschaft Chlumetz,
lebt die Wittwe, Gräfin Constanze, geb. Rachovin v. Rosenstern, verm.
28. Jan. 1836, und, neben vier Töchtern, der aus dieser Ehe stammende
Sohn, Felix Joseph Eduard, k. k. Lieutenant in d. A.
Philippinische Linie. Graf Carl FRIEDRICH — Sohn des
Grafen Johann Philipp Franz Joseph — geb. t3. Dec. 1817, Reichsgraf
von Stadion -Thannhausen etc. — Der Bruder desselben, neben drei
Schwestern, ist: Graf Eduard Joseph Philipp, geb. 14. Juni 1833, k.
k. Ober-Lieutenant. — Von dem Bruder des Grossvalers, dem Grafen
Emmerich Johann Philipp, geb. 14. Dec. 1776, gest. 11. Jan. 1811,
stammen, aus der Ehe mit Charlotte Maria Anna Sophie Gräfin v. d. Leyen
und Hohengeroldsegg, zwei Söhne: Graf Philipp Franz Emmerich Carl,
geb. 9. Mai 1799, k. k. General-Major in Disponibilität, und Graf Damian
Friedrich Joseph, geb. 25. Sept. 1802, verm. 8. Aug. 1830 mit Gräfin
Calharina, Constantins Gyika v. Desanfalva Tochter, geb. 18. Juli 1805,
aus welcher Ehe, neben fünf Töchtern, zwei Söhne stammen, die Grafen :
Emmerich Simon Damian Joseph, geb. 17. Febr. 1838, und Philipp Franz
Joseph, geb. 4. Oct. 1847.
506
GRAFEN V. STARHKMBKRG.
Grafen v. Starhemberg.
(Der Rüdigerschen Hauptlinie jüngerer oder Gundaccarischer
Ast und Henricische Hauptlinie),
jßatholifd). Ctfttrttid).
Besitz: das grosse zweite gräfl. Majorat des Hauses; — Köspösd, Somos-Üjfala und Nagy
Oroszy in Ungarn ; die Primogeniturgüter Wildberg, Lobenslein , Auerberg, Rie-
degg, Auhof, Haagen, Reichenau in Oesterreich ob der Ens ; die Güter Mühlgraben
und Langenzersdorf in Oesterreich etc.
Wappen: quadrirt mit Mittelscbild. Mittelschild von Silber und roth quer
getheilt. Oben in Silber ein rechtsgewendeter wachsender Panther, aus dessen
Ohren und Rachen Feuer hervorbricht ; unten früher ruth, ohne Bild i.Staniniwap-
pen wegen Abstammung von den steiermarkischen Herzogen etc.), später mit
einem, mit der Kaiserkrone gekrönten L. 1 von Silber und Roth der Länge
nach getheilt (Schaumberg), 2 von Roth und Silber sechsmal quergetheilt mit einem
darüber gezogenen, bis an den oberen Schildesrand reichenden blauen Sparren (nach
früheren Angaben die erloschene Familie v. Julbach, nach Neueren wegen Pettau);
3 in Roth ein goldener gestürzter Anker, durch dessen am Querbalken befindlichen
Ring ein Seil gezogen ist (Herrschaft Anckenstein), und 4 in Gold ein schwar-
zer, aufrechtsstehender und rechtsgekehrter, gekrönter und einige Male sich krüm-
mender Wurm (Herrschaft Wurmberg). — Auf dem Schilde stehen drei gekrönte
Helme. Der rechte Helm trägt zwei von Silber und Roth mit gewechselten Tinctu-
ren quergetheilte Büffelshörner, welche mit einer um jedes Hörn zweimal kreuz-
weise befestigten goldenen, oder rothen, in der Mitte die Gestalt der Zahl 8 an-
nehmenden Schnur umwunden sind (schaumbergscher Helm); aus dem mittleren
Helme wächst der Panther der oberen Hälfte des Mittelschildes auf, und zwar hier
gekrönt und vom Halse an und über den Rücken mit 6 Spitzen geziert, deren jede
mit einer Straussenfeder besetzt ist (starhembergscher , oder vielmehr steicr^cher
Helm); der linke Helm aber trägt einen die Sachsen einwärtskehrenden Adlers-
flug, welcher, wie Feld 2, zu dem derselbe gehört, tingirt und mit dem Sparren
dieses Feldes belegt ist. Die Helmdecken sind rechts und links roth und silbern,
und in der Mitte silbern und blau. — Rei dieser Beschreibung ist besonders auf
Spener, v. Meding u. A. Rücksicht genommen worden. — In den Supplementen
zum Siebmacher (VI, 8) ist auch der Panther im Mittelschilde am Rücken, wie
angegeben, geziert ; Feld 2 ist roth mit zwei silbernen Querbalken und dem darüber
gezogenen Sparren, und der Schmuck des linken Helmes demgemäss tingirt. Im
Wappenbuche der österr. Monarchie (VJ, 97) hält im Miltelschilde der gekrönte
GRAKK> V. STAlllIKMJtKI'.t;. 507
Panther in der rechten Yorderpranke einen Mercorslah in die Höhe, und in der
linken einen TQrkenkopf. In der rechten silbernen Halfle des Feldes sieht eine
an die Theilungslinie geschlossene grosse Kirche mit hohem Thunne (Stephaus-
thurm, wegen Ernst Rüdigers, Retters von Wien); der Anker im 3. Felde liegt
schräg rechts, ist nicht gestürzt und eisenfarbig, und der Wurm im 4. Felde Mau
mit einem gewundenen, nach rechts gekehrten Stachelscli\v;ni/.e. Den Schild iim-
gieht ein mit dem Fürstenhut geschmückter Fürstenmantel. Wie eben angegeben,
wird neuerlich das fiirstl. Wappen beschrieben, nur dass im ersten Felde, welches
der Länge nach von Silber und Roth getheilt ist, ein Doppelkreuz auf grünem
Hügel steht.
Uraltes Geschlecht, welches von den alten Herzogen, Fürsten und
Markgrafen von Steiermark abstammt und auch das Wappen derselben
führt. 1056 theillen drei Brüder, Ottocar, Bernhard und Adalbero.
Oltoear pflanzte das Geschlecht der Markgrafen in Steiermark bis auf
Ottocar V. fort. Letzterer vermachte die zum Herzoglhum erhobene
Markgrafschaft an Leopold VI. aus dem Hause Babenberg, da seine Ehe
mit der Tochter desselben kinderlos geblieben war. Adalbero wurde
der Stammvater der Fürsten und Grafen v. Slarhemberg. Der Enkel
desselben, Gundaccar L, erbaute 1176 im Lande ob der Ens auf dem
Storchenberg, nachher Slarhemberg, eine Veste, von welcher sein Sohn,
Gundaccar II., den Namen Slarhemberg annahm. Letzlerer hinlerhess
zwei Söhne, Gundaccar III. und Ditlmar; erslerer pflanzte den slarhem-
bergschen Stamm fort, welcher für das ihm entzogene Steiermark grosse
Besitzungen bekam, letzterer wurde Stammvater der Grafen v. Losen-
stein, welche 1602 erloschen. Durch Gundaccars III. Nachkommen ent-
standen drei Hauptlinien der Familie, doch blühte von diesen allein die
Henricische dauerhaft fort. Aus derselben wurde Erasmis, geb. 1493,
gest. 1560, ein Sohn des Bartholomaeus und ein Enkel Johanns, durch
seine drei Söhne der gemeinsame Stammvater drei neuer Haupllinien:
es gründete nämlich Bldiger die ältere, Gundaccar die mittlere,
mit den Urenkeln desselben wieder erloschene, und Heinrich die jün-
gere' Henricische Hauptlinie. Die Rüdigersche Haupllinie Iheille sich
durch des Stifters zwei Söhne in zw ei Speciallinien : Paul Jacoh grün-
dete die ältere, Paulinische, in zwei Aesten blühende, und Lu>wi<;
die jüngere, Ludwig sehe Speciallinie. Die Paulinische Special-
linie Iheille sich durch zwei Enkel des Slifters in zwei Aesle : Franz
Ottocar pflanzte den jetzt fürstlichen, und Thomas Gundaccar
den gräflichen Ast. Die Ludwigsche Speciallinie blieb ungelheill.
Die Henricische (neuere) Hauptlinie halte sich durch zwei Söhne
des Bartholomaeus, Urenkels des Heinrich, in zwei Aesle verbreitet :
der ältere Sohn, Gundaccar, sliftete den alleren, jetzt erloschenen
Ast, und der jüngere, Maximilian Adam, den jüngeren Ast, welcher
jetzt die Henricische Linie bildet und auf zwei Augen beruht.
Aus der älteren, Rüdiger-Paulinischen Speciallinie, erwarb Conrad
Balthasar sehr grosse Besitzungen, aus welchen er 1630 ein grastet*
das fürstliche, Majorat sliflele. Derselbe wurde niil seines Vaters Bruders-
sohn, Wilhelm Heinrich, für sich und alle Glieder des Geschlechts von
Kaiser Ferdinand II., 21. Febr. 1643, in den erbländischen, und 3. März
desselben Jahres in den Reichsgrafensland erhoben; seit Annahme des
508 GRAFEN V. STARHEMBERG.
Namens Starhemberg hatte die Familie den Grafentitel nicht mehr ge-
führt. Der Freiherrenstand wird vom Jahre 1467 angegeben. Conrad
Balthasars Sohn war Ernst Rüdiger, geb. 1638, gest. 4. Juni 1702,
k. k. Feldmarschall, welcher, als 1683 die Türken Wien belagerten,
die Stadt rettete. Ausser ihm sind noch mehrere berühmte Feldherren,
so wie auch Staatsmänner aus dieser Familie hervorgegangen. Dieselbe
erhielt das Indigenat in Böhmen und Ungarn, und 6. März 1717 das.
Erbland- und Hofmarschall -Amt im ganzen Erzherzogthum Oesterreich.
Conrad, gest. 1727, Sohn Franz Ottocars, wurde 1719 als Personalist
in das fränkische Grafencollegium aufgenommen, und Conrads Sohn,
Georg Adam, erhielt vom Kaiser Joseph II. 12. Dec. 1765 die Reichs-
grafenwürde, welche jetzt des Letzteren gleichnamigem Enkel zusteht,
ohne dass Nachkommen vorhanden sind. — Das Haus hat die Lehn-
herrlichkeit über 90 eigenthümliche Rilterlehen, von welchen mehrere
von angesehenen Familien zu Lehn empfangen werden, besitzt vier Ma-
jorate, mehrere Senioratsgüter etc. Der Gundaccarschen Linie stehen
die drei Erblandmarschall- Amts -Herrschaften: Senftenberg, Zöling und
Ober-Waldsee zu.
Die Abstammung der jetzigen Familienglieder ergeben folgende
Ahnentafeln :
Gundaccarscher Ast. I. Gundaccar Thomas, geb. 14. Dec.
1663, gest. 8. Juli 1745, k. k. w. Geh. Rath, Conferenz- und oberster
Finanz-Minister; erste Gemahlin: Maria Beatrix Franziska Gräfin v. Daun,
gest. 16. Jan. 1701. — Franz Wolfgang Anton, geb. 30. Juli 1691,
gest. 7. Mai 1743, k. ungar. und böhm. Geh. Rath, Oberst-Kämmerer
und Oberst-Hofmeister; Gemahlin: Maria Antonie Gräfin v. Starhemberg,
verm. 25. Nov. 1714, gest. 27. Dec. 1742. — Otto Gundaccar Franz
Xaver, geb. 14. Oct. 1720, gest. 1760, k. k. w. Geh. Rath; Ge-
mahlin: Maria Aloysie Gräfin v. Breuner, geb. 12. Mai 1723, verm.
17. Jan. 1746, gest. 12. Mai 1794. — Franz Xaver Gundaccar,' geb.
4. April 1747, f ; Gemahlin: Maria Wilhelmine Josephe Theresie Gräfin
v. Neipperg, geb. 24. Mai 1755, verm. 1. Febr. 1774, gest. 25. Nov.
1785. — Carl Gundaccar, Oberst- Erblandmarschall in Oesterreich
(s. unten). — II. Gundaccar Thomas und Franz Wolfgang Anton (s. oben).
— Joseph Franz Xaver, geb. 15. Sept. 1724, gest. 30. Dec. 1774,
k. k. Kämmerer und General- Feldwachtmeisler; Gemahlin: Eva Maria
Grätin v. Karoly, verm. 1754, f. — Anton d. Aeltere, geb. 1764,
gest. 1803, k. k. Oberlieutenant; Gemahlin; Aloysie Gräfin Tolvaj-Kös-
pösd, verm. 16. Febr. 1787, wird nach 1839 nicht mehr aufgeführt.
— Anton d. Jüngere, Besitzer der ungarischen Herrschaften (s. unten).
Henricische (neuere) Hauptlinie. Maximilian Adam Franz, geb.
11. Oct. 1669, gest. 22. Nov. 1741, k. k. General-Feldmarschall ; erste Ge-
mahlin: Maria Franziska Gräfin v. Lannoy, geb. 1685, gest. 19. Jan.
1724.— Emanuel Michael, geb. 2. März 1708, gest. 22. Febr. 1771,
k. k. w. Geh. Rath, General-Feldzeugmeister; Gemahlin: Maria Wilhel-
mine Antonie Grälin v. Starhemberg, geb. 6. Mai 1715, verm. 21. Febr.
1737, gest. 8. Juni 1800. — Rüdiger Johann, geb. 4. Sept. 1742,
GRAFEN V. STAP.HRMRRRG. 509
gest. 8. Juli 1789, k. k. Kammerer und Rath der Intendenza zu Triest;
Gemahlin: Maria Magdalena Freiin v.# Gudenus, geb. 19. April 1747,
venu. 29. Juni 1773, f. — Johann Heinrich Nepomuk, jetziger Ma-
joratsherr.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier zu erwähnen:
Gundac carscher Ast. I. CARL Gundaccar Graf und Herr von
Starhemherg auf Waxenberg und Sehaumburg, — Sohn des Grafen
Franz Xaver Gundaccar — geb. 27. März 1777, k. k. Kämmerer,
Oberst-Erblandmarschall in Oesterreich ob und unter der Ens, verm. in
erster Ehe 1801 mit Maria Gräfin v. Colloredo-Waldsec, gest. 20. Sept.
1807, und in zweiter, 17. Mai 1835, mit Clara Freiin v. Luczensky.
Der Sohn desselben aus erster Ehe ist: Graf Camillo Rüdiger, geb.
8. Sept. 1804, k. k. Kämmerer, verm. zuerst mit Guidobaldine v. Stein-
metz, gest. 19. Aug. 1835, und später, 28. Aug. 1838, mit Maria
Leopoldine Gräfin v. Thürheim , geb. 4. April 1817. Aus der ersten
Ehe stammt Graf Camillo, geb. 1. Aug. 1835. — II. Graf ANTON der
Jüngere — Sohn des Grafen Anton des Aelteren — k. k. Kämmerer
und Rittmeister in d. A. , Herr zu Köspösd und Somos-Ujfala in Ungarn,
verm. 1816 mit Rarbara Franziska Gräfin v. Desfours, geb. 21. Dec.
1789, aus welcher Ehe Graf Stephan, geb. im Juli 1817, stammt.
Henricische (neuere) Hauptlinie. Graf Johann HEINRICH
Nepomuk, Majoratsherr, geb. 16. Mai 1774, k. k. Kämmerer, Resitzer der
Primogeniturgüter Wiedberg, Lobenstein, Auerberg, Riedegg, Auhof, Haa-
gen und Reichenau, der Güter Mühlgraben und Langenzersdorf, Senior
und Lehnherr des fürstl. und gräfl. Hauses Starhemberg.
510
GRAFEN V. STERNRERG.
Grafen v. Sternberg.
(Jüngere Linie zu Serowilz und schlesische Linie.)
$atholifrh. ©eflerreuh un& flreußen.
Besitz der Linie zu Serowitz: die Fideicommiss- Herrschaften Zasmuk, Czastalowitz und
Serowitz in Böhmen, Mallanowitz und Pohorzelitz in Mähren; die Allodial- Herr-
schaften Sternberg und Radnitz in Böhmen; Besitz der schlesischen Linie: die
Rittergüter Raudnitz und Schreibendorf in Pr. Schlesien, Rothwasser in Oest. Schle-
sien etc.
Wappen: im blauen Schilde ein goldener achteckiger Stern. Auf dem
Schilde erhebt sich ein gekrönter Helm, welcher einen geschlossenen, die Sachsen
rechtskehrenden blauen Adlersllug trägt, zwischen dessen Flügeln nach rechts der
goldene Stern des Schildes hervortritt. Die Helmdecken sind blau und silbern. —
Das Wappenbuch der durchlauchtigen Welt giebt in blauem Schilde auf einem drei-
fachen silbernen Hügel einen 6 eckigen goldenen Stern an, und setzt aul den ge-
krönten Helm zwei silberne Büffelshörner, zwischen welchen auf der Krone des
Helmes der Stern des Schildes steht.
Sehr altes fränkisches Geschlecht, dessen Ursprung im Dunkel liegt.
Glieder desselben werden unter den Turniergenossen zu Rothenburg
942, Constanz 948, Merseburg 969, Trier 1019, Augsburg 1080 und
Göttingen 1119 genannt. Als Stammschloss wird das Bergschloss Stern-
berg im Grabfeld in Franken angenommen, welches in der zweiten Hälfte
des 1 3. Jahrhunderts nach Ableben der Brüder Albrecht und Berchtold II.
an das Bisthum Eichstädt zurückfiel und jetzt als bayerisches Lehn der
freiherrl. Familie v. Guttenberg zusteht. In dem genannten Jahrhun-
derte blühten mehrere Linien des Geschlechts, namentlich eine in Mäh-
ren, und zu letzterer gehörte Jaroslaw, welcher, zur Zeit des Königs
Wenzel Ottocar von Böhmen, 1241 die Tartaren bei Olmütz schlug,
für seine Tapferkeit mehrere Güter in Böhmen erhielt und das Berg-
schloss Sternberg im kaurzimer Kreise erbaut haben soll. Derselbe ist
der Stammvater der jetzigen Grafen v. Sternberg. — Der Reichsgrafen-
stand kam vom Kaiser Leopold I. 14. Febr. 1662 in der Person des
Zdenko und des Alexis v. Sternberg in die Familie und mit zwei Söh-
nen des Grafen Adam Wratislaw, Franz Damian, gest. 1719, und Franz
Leopold, gest. 1745, theilte sich die böhmische Linie in zwei Special-
GRAFEN V. STERNBERG. 511
linien, die ältere (später Stern berg-Mand ersehe ld) und die jün-
gere, Sternberg-Sero wilz. Aus der älteren wurde des Stifters
Sohn, Franz Philipp, geb. 1708, gest. 1786, als Personalist 1752 in
das schwäbische Grafencollegium aufgenommen, und des Letzteren Sohn,
Philipp Christian, erhielt durch Vermählung mit Auguste, Erhlochter des
letzten Grafen v. Manderscheid-Blankenheim, als Realist Sitz und Stimme
im weslphälischen Grafencollegium. Mit Franz Joseph, einem Sohne
Philipp Christians, ist 8. April 1830 die ältere Linie im Mannsslamme
erloschen. Die jüngere von Franz Leopold gegründete Linie ist der
älteren im Besitz der böhmischen Herrschaften gefolgt. Die schlesischen
Grafen v. Slernberg werden allgemein als Zweig der böhmischen Linie
genommen. Nach dem Geneal. Taschenb. der gräfl. Häuser (1839,
S. 479) waren im 14. Jahrhundert die beiden Brüder Jaroslaw und
Albert v. Sternberg in Schlesien ansässig. Jaroslaws Tochter vermählte
sich 1347 mit Bolcko, Sohn des Herzogs von Kosel und Beuthen,
Albert aber wurde Stifter der schlesischen Linie, aus welcher Conrad
v. Sternberg vom Kaiser Leopold I. 28. Aug. 1690 den erbländischen
Freiherren- und vom Kaiser Carl VI. 8. Nov. 1719 den Grafensland er-
hielt. Ein der Oesterr. National -Encyklop. (s. S. 161 u. folg.) ent-
nommener Artikel des Neuen Preuss. Adels -Lexic, welcher, auf zahl-
reiche frühere Arbeiten sich stützend, für ein tieferes Eingehen in den
mährisch-böhmischen Stamm von grossem Interesse ist, verbreitet über
die Abstammung der schlesischen Linie kein Licht, und Jacobi (Geneal.
Handb. 1800. II. 61) giebt nur Bruchstücke, welche eine Ahnentafel
nicht ermöglichen. — So wäre hier denn abermals eine Lücke aus-
zufüllen.
Die Abstammung der jetzigen Glieder der jüngeren Linie zu Sero-
witz — die ältere gehört, als erloschen, nicht hierher — weist fol-
gende Ahnentafel nach : Franz Leopold — Sohn des Adam Wratislaw —
Stifter der Linie, geb. 1688, gest. 14. Mai 1745, k. k. w. Geh. Rath,
Statthalter und Kammer -Präsident in Böhmen etc.; Maria Anna Prin-
zessin v. Schwarzenberg, geb. 25. Sept. 1692, verm. 4. Juni 1708,
gest. 27. Oct. 1757. — Franz Adam, geb. 20. Juli 1711, gest.
19. Sept. 1789, k. k. Österr. w. Geh. Rath und Kämmerer, des grossen
Landrechts Beisitzer, Oberst-Landmarschall in Böhmen; dritte Gemahlin:
Maria Anna Gräfin v. Wilczeck, geb. 20. Juli 1736, verm. 29. Sept.
1768, gest. 1807. — Leopold, jetziges Haupt der Linie.
Von den lebenden Gliedern der Familie sind hier zu nennen:
Jüngere Linie zu Serowitz. Graf Leopold — Sohn des Gra-
fen Franz Adam — geb. 24. Sept. 1770, k. k. Kämmerer, Herr der
Herrschaften Zasmuk, Czastalowilz und Serowitz in Böhmen, Mallanowitz
und Pohorzelilz in Mähren, Lehensherr der Landschaft und Stadt Lie-
berosa, Beichenkreuz, Lesko und Sarsko in der Lausitz, verm. 14. Mai
1799 mit Carolina Gräfin v. Walsegg, geb. 19. Jan. 1781. Aus dieser
Ehe stammen drei Söhne: Graf Jaroslaw, geb. 12. Febr. 1809, k. k.
Kämmerer und Major in d. A. , verm. 28. April 1835 mit Eleonore
Freiin v. Orczy, geb. 16. Mai 1811, aus welcher Ehe Gräfin Rosa,
5 1 2 GRAFEN V. STERNBERG.
geb. 16. März 1836, lebt. — Graf Leopold, geb. 22. Dec. 1811, k. k.
Kämmerer, General-Major und Brigadier — und Graf Zdenko, geb. 18. Juni
1813, k. k. Kämmerer, Herr der Allodialherrschaften Sternberg und
Badnitz, verm. 17. Juli 1845 mit Maria Sophie Therese Gräfin v. Stadion-
Thannhausen, geb. 3. Febr. 1819, aus welcher Ehe, neben zwei Schwe-
stern, Graf Ludwig, geb. 13. Nov. 1850, entsprossen ist.
Schlesische Linie. Nachkommen des Grafen Conrad aus dem
Hause Sarawenza und Hohenfriedberg, geb. 21. Mai 1766, gest. 18. Dec.
1837, Landes- Hauptmanns des Fürstentums Neisse kaiserlichen Antheils ;
verm. 1797 mit Antonie Freiin v. Skrbensky-Hrzisstie a. d. H. Gotsch-
dorf, geb. 22. Juli 1774, gest. 27. Febr. 1837. Graf CONRAD (IL),
geb. 17. April 1798, Herr der Güter Raudnitz und Schreibendorf, verm.
7. Juli 1823 mit Eugenia Gräfin v. Wengersky, verw. Gräfin Henckel
v. Donnersmarck , geb. 11. April 1790. Aus dieser Ehe stammt Graf
Conrad, geb. 6. Juni 1825, k. k. Oberlieutenant. — Die beiden Brü-
der des Grafen Conrad (IL) sind: Graf Hermann Traugott, geb. 2. Aug.
1803, k. k. Kämmerer und Major in d. A., verm. 14. Mai 1832 mit
Antonia Philippine Maria Anna Ludovica Gräfin v. Dönhoff, geb. 1. Juni
1806, aus welcher Ehe zwei Söhne leben, die Grafen: Ludwig Anton
Jaroslaw Maria, geb. 3. Febr. 1833, k. k. Edelknabe, und Günther
Philipp, geb. 12. Sept. 1835, k. k. Marine-Cadet — und Graf Carl
Traugott, geb. 28. Mai 1807, Herr auf Rothwasser, verm. 27. Jan.
1835 mit Franziska Gräfin v. Falkenhain, geb. 28. Aug. 1805, aus
welcher Ehe zwei Söhne entsprossen sind, die Grafen: Jaroslaw, geb.
5. März 1836, und Albert, geb. 20. Juli 1838.
GRAFEN V. STIU.F1UKH-HATTO.MTZ.
5 I 3
Grafen v. Stillfried -Rattonitz.
ßolholifd). preisen.
In Schlesien und Böhmen reich begütert.
Wappen: Schild quergelhcilt mil Mitlelschild; die obere Schildcshällte
der Länge nach getheill, die untere mit Schildesfuss : Schild sonach dreifeldrig.
Älittelschild von Gold und Schwarz schragrechts gethcilt iRaticnicz, Hadienicz, Rat-
tonitz). 1 in Roth ein silhernes Schrägkreuz, in jedem Winkel von einer goldenen
Lilie begleitet (v. Werder und Schlenz) ; 2 in Blau ein von Silber und Roth in
zwei Reihen, jede zu fünf Feldern, geschachter, oben und unten mit einem schma-
len silbernen Rande eingefasster Querbalken (Tscbischwitz). 3 in Silber ein na-
türlicher Panther, welcher auf einem schwarzen, mit silbernen Faden schräge kreuz-
weis übergitterten Schildesfuss nach rechts läuft (Walditz). Den Schild urngiebt
ein rother Wappenmantel mit goldenen Fransen und weissem Futter, und auf der
den Mantel deckenden Grafenkrone erheben sich drei gekrönte Helme. Aus dem
rechten wächst einwärts der Panther der unteren Schildeshälfte (walditzscher Helm);
auf dem mittleren Helme stehen zwischen zwei von Gold und Schwarz mit gewech-
selten Tincturen quergetbeilten Büffelshörnern fünf von Gold und Schwarz, das
Gold aus-, das Schwarz einwärts, schräg — nicht quer — getheilte Cornetfähn-
chen , von welchen zwei rechts, drei links wehen (raüonitzseher Helm), und aus
dem linken Helme wächst zwischen einem natürlichen Hirschgeweih von 10 Enden
eine vorwärtssehende rothgekleidete Jungfrau empor, mit goldener Leibbinde, offe-
nem Halse, weissem Umschlag an den Händen, einem grünen Kranze auf dem Kopfe
und fliegendem blonden Haare, welche die Hände über dem Kopfe zusammenhält
(werder- schlcnzscher Helm). Die Decken des rechten Helmes sind silbern und
schwarz, die des mittleren golden und schwarz, und die des linken silbern und roth.
Den Schild halten zwei auswärtssehende Leoparden. — Feld 2 ist das Wappen der
erloschenen schles. Familie v. Tsehischwitz, Tschechwitz, nicht, wie das Gencal.
Taschenb. der gräfl. Häuser (1848, S. 654) ungiebt : Borschwitz. Der geschnellte
Querbalken findet sich auf Zeichnungen des gräflichen Wappens ganz so, wie Sicb-
macher (I. (il), unter dem falschen Namen: Chistwitz, angiebt. Zeichnungen des
freiherrlichen Wappens lassen die silberne Einfassung des Querbalkens nicht wahr-
nehmen. Das Feld ist überall blau, und doch geben Siebmachcr, Sinapius und
il. 33
514 GRAFEN V. STILLFRIED-RATTONITZ.
v. Meding das Feld von Blau und Roth quadrirl. — Auf Abbildungen und Lack-
abdrücken des freiherrlichen Wappens wachsen Hirschgeweih und Jungfrau aus dem
rechten, der Panther aus dem linken Helme auf.
Die Grafen und Freiherren v. Slillfried-Ratlonitz stammen aus einem
sehr alten, ursprünglich böhmischen Geschlechte, welches, in viele Linien
verbreitet, von dem przemislischen Herzoge Stoymir von Böhmen her-
geleitet wird. Mirza Stillfried war. 1207 und Leulpold von Slillfried
1292 Johanniler-Ordens-Comthur zu Neuverperge. Der erste durch Ur-
kunden bekannte Stammvater ist der im vierten Jahrzehent des 1 5. Jahr-
hunderts auf dem Riltersilze Radienicz im kaurzimer Kreise lebende
Ritter: der Ratenitzer, welcher mit dem zu Anfange des H.Jahr-
hunderts vorgekommenen Ritter Smrz v. Radniz ein Wappen führte
(s. oben Mittelschild und mittleren Helm). Der ältere Sohn des Ersteren,
Georg v. Stillfried, Herr auf Walditz, Hausdorf und Kunzendorf, erhielt
mit Anna, Erbtochler des letzten Herrn v. Dohna zu Neurode in der
Grafschaft Glatz das letztere Gut, und wurde mit demselben vom Könige
Podiebrad von Böhmen 3. Mai 1472 belehnt. Von Georgs Sohne stammte
Georg IL, verm. 1482 mit Maria v. Pogarell, von diesem Jacob, venn.
mit Catharina v. Reichenbach, und von Letzterem Heinrich, geb. 1519,
gest. 1615, verm. mit Elisabeth v. Pannewitz. Von Heinrichs Söhnen
gründete der Eine, Bernhard der Aeltere, verm. mit Margarethe v. Borsch-
witz, eine Seitenlinie, aus welcher sein Sohn, Bernhard der Jüngere,
Landes -Hauplmannschafls- Verwalter der Grafschaft Glatz, vom Kaiser
Leopold I. 25. Mai 1662 in den erbländ. böhm. Freiherrenstand erhoben
wurde; doch starb derselbe 1666 ohne Nachkommen. Von Heinrichs
anderem Sohne, Hans, verm. mit Barbara Christina v.Tschischwitz, stammte
Tobjas, gest. 1629, verm. mit Ursula v. Falkenbayn, und von dem Sohne
des Letzleren, Hans Bernhard, verm. mit Barbara v. Tschischwitz, ent-
spross Bernhard III., welcher, des königl. Mannrechts Beisitzer und Herr
auf Raltonitz und Neurode, verm. mit Barbara v. Werder und Schlenz,
der Letzten ihres alten Geschlecbts, vom Kaiser Leopold I. 29. Dec.
1680, unter Vereinigung der Wappen v. Tschischwitz, Werder und
Walditz, in den erbländiscb böhmischen Freiherrenstand erhoben wurde.
Des Freiherrn Bernhard Sohn, Raimund, gest. 1720, vermählte sich
mit Catharina Gräfin v. Wieznick, aus welcher Ehe Johann Joseph, gest.
1749, k. k. Kämmerer, verm. mit Maria Anna v. Salburg, entspross,
und drei Söhne des Letzteren, Emanuel, Michael und Ignaz, stifteten
drei besondere Linien: Emanuel die ältere fr ei herrliche, Michakl
die gräfliche, und Ignaz die jüngere fr ei herrliche Linie.
Von Michael, k. preuss. Obersten, Herrn der Herrschaften Rückers,
Tscherbeney, Ebersdorf und Schnallenstein, erstem Allodialbesitzer von
Neurode, stammte Joseph (IL), gest. 23. Mai 1805, k. preuss. Haupt-
mann und Kammerherr, Erbherr der Herrschaften Neurode, Ludwigsdorf
und Tscherbeney in der Grafschaft Glatz, Nachod und Allenbuch in Böh-
men, und der Güter Bankau, Falkenau und Striegendorf. Derselbe wurde
vom Kaiser Franz IL 18. Sept. 1792 in den Reichsgrafenstand er-
hoben, welcher in Preussen 24. Mai 1794 anerkannt wurde. Graf
GRA1KN V. STIU.FIUKIMIATTONITZ. ,J 1 ,")
Joseph war mit Elisabeth Gräfin v. Götzen vermählt, und aus dieser Ehe
»Um rot das jetzige Haupt der grälliclieii Linie:
Reichsgraf LUDWIG, geb. 6. Juni 1790, k. preuss. General-Major
zur Disposition, venu. 30. Dec. 1829 mit Luise Freiin v. Thermo aus
dem Hause Lipten, geb. 19. Dec. 1806, aus welcher Ehe drei Sühne
stammen, die Grafen: Louis, geb. 10. April 1833, Heinrich, geb.
16. April 1834, und Georg, geb. 29. Aug. 1839. — Die zwei Brü-
der des Grafen Ludwig sind: Graf Wilhelm, geb. 1794, k. preuss.
Hauptmann a. D., verm. 20. Nov. 1832 mit Fanny Padiera, geb. 10. März
IS 14, aus welcher Ehe zwei Söhne stammen, die Grafen Wilhelm und
Georg — und Graf Hermann , geb. 1795, verm. 13. Mai 1828 mit
Henriette v. Natzmer, gest. 22. Juni 1849, aus welcher Ehe Graf
Heinrich entsprossen ist.
Die jetzigen Häupter der zwei freiherrlichen Linien sind die Enkel
der Stifter dieser Linien (s. oben). Haupt der älteren Linie ist Frei-
herr AUGUST, k. k. Kämmerer, Feldmarschall-Lieutenant und Brigadier,
verm. mit Maria Anna Gräfin v. Glam-Martiniz; Haupt der jüngeren
Linie ist Freiherr RUDOLPH, Erbherr auf Kunzendorf, Peterwiz, Nimmer-
satt, Ossegg und Leipe- Altenburg, k. preuss. Kammerherr und Ober-
Ceremonienmeister am k. preuss. Hofe, in erster Ehe verm. mit Maria
Rosa Cunigunde Freiin v. Köckritz und Friedland, in zweiter mit Maria
Gabriele Gräfin v. Wallis. Freiherr Rudolph ist als einer der kundig-
sten Heraldiker und Genealogen und der gründlichsten und umsichtig-
sten Geschichtsforscher bekannt, und derselbe hat namentlich durch das
neueste Prachtwerk: Alterthümer und Kunstdenkmale des Erlauchten
Hauses Hohenzollern, bis jetzt fünf Hefte, sehr tiefes Wissen bewährt.
33*
516
GRAFEIN V. STOCKAU.
Grafen v. Stockan.
^atJjoltfd). Ceftcrretci).
Besitz: die Herrschaft iNapajedl in Mahren.
Wappen: Schild von Roth und Gold quergetheilt, ohne Bild. Den Schild
deckt die Grafenkrone, und denselben halten zwei goldene, auswärtssehende Greife,
mit durch die Hinterpranken geschlungenem Schweife. — Ueber die Zahl der Helme
und den Schmuck derselben konnte die Redaction, aller Mühe ungeachtet, die
gewünschte Auskunft nicht erhalten.
Die Grafen v. Stockau stammen aus einem alten mährischen Adels-
geschlechte, welches später den Freiherrensland und in diesem Jahr-
hunderte die Grafenwürde erhalten hat. Näheres über den Ursprung
ist unbekannt: für das Alter der Familie spricht schon vom heraldischen
Standpunkte die Einfachheit des Wappens. Der Freiherrenstand mag im
17. Jahrhunderte in die Familie gekommen sein, da Megerle v. Mühl-
feld, welcher von 1701 die Österreichischen Standes -Erhebungen mit
grossem Fleisse und möglichst vollständig aufgezeichnet hat, die Er-
hebung in .den Freiherrenstand nicht erwähnt. Der österreichische Grafen-
stand kam vom Kaiser Franz I. von Oesterreich im Jahre 1812 in die
Familie: es erhielt nämlich, nach Megerle v. Mühlfeld (Ergänzungsband,
S. 32), Freiherr Georg Adolph, die Grafenwürde, und von demselben
stammt das jetzige Haupt der gräflichen Familie:
Graf GEORG, geb. 6. Mai 1806, böhmisch -mährischer Landstand,
k. k. Major in d. A. , verm. 25. Nov. 1830 mit Franziska Gräfin v.
Fünfkirchen, verw. Gräfin v. Kesselstatt, geb. 23. Juli 1801. Aus die-
ser Ehe stammen drei Söhne und zwei Töchter. Die drei Söhne sind
die Grafen: Friedrich, geb. 28. Jan. 1832, k. k. Oberlieutenant, Otto,
geb. 5. Oct. 1835, und Georg, geb. im April 1837. Von den Töchtern hat
sich 20. Juli 1850 die ältere, Gräfin Maria Therese, geb. 22. März
1833, mit Alfred Grafen v. Strachwitz, k. k. Oberlieutenant, die jüngere,
Gräfin Sophie, geb. 31. Jan. 1834, mit Joseph Freiherrn v. Jellachich-
Buzim, k. k. Kämmerer, Geh. Rath, Feldzeugmeister und Banus von
Croalien, 23. Juli 1850 vermählt. Joseph Freiherr Jellachich v. Buzim
hat in sehr bewegter Zeil treu zum Kaiserreiche Oesterreich gestanden
und demselben grosse Dienste geleistet, welche die verdiente Anerken-
nung gefunden haben.
GRAFK.N ZU STOLRKRG.
517
Grafen zu Stolberg.
6öQitflelifd), ttrbcnafl oon 6t.-6tolbcrg: fiatljoüfd).
prfufjm, ©rofjherjogtrjum fyffcn.
Besitz der alleren Haupilinie: die Grafschaft Wernigerode, Gedcrn und Schwarza, der An-
theil an der Grafschaft Hohnstein, die schlesischen Herrschaften Pe(er>waldau mit
Janowiiz und Kreppelhof etc. etc. Besitz der jüngeren Hauptlinie; Speciallinie
Slolberg-Slolberg: die Aemter Stolberg und Rotlieberode, das Allodialgul Uayn, das
Amt Neustadt, ein Antlieil an den Aemtern Kelbra und Heringen. Speciallinie Stol-
berg-Rosla : die Aemter Rosla, Questenberg, Wolfsberg, Ebersburg und Berenrode,
Anlheile an der Grafschaft Königstein, so wie an Orienherg, Münzenberg und Heu-
cbelheim, Antheile an den Aemtern Heringen und Kelbra etc.
Dem Haupte der älteren Hauptlinie, so wie den Hauptern der beiden Speciallinien
der jüngeren Hauptlinie steht das Prädicat „Erlaucht" zu.
Wappen: Schild 4mal der Länge nach gctlicilt ; fünf Pfähle; erster Pfahl
mit Haupt (2 Felder); zweiter und dritter Pfahl quer- und in der oberen Hälfte
auch der Länge nach getheilt (jeder Pfahl 3 Felder); vierter und fünfter Pfahl,
Eusammeo ein quadrirter Schild mit Mittelschild : sonach hat das ganze Wappen
12 Felder mit Mittelschild. Die drei ersten Pfähle ergeben das stolbergsche . der
vierte und fünfte Pfahl das hohnsteinsche Wappen. Erster Pfahl mit Haupt. Im
goldenen Haupt ein schwarzer, nach rechts gehender Hirsch mit 12 Enden und
rother ausgeschlagener Zunge (Grafschaft Stolberg; ; unten in Silber zwei aufgerich-
tete rothe Forellen, welche sowohl die Köpfe, als die Schwänze etwas zu einander
beugen (Grafschaft Wernigerode). Zweiter Pfahl in der Mitte, so wie in der oberen
Hälfte quer getheilt , dreifeldrig : 1 in Gold ein schwarzer, rechtsschreitender Löwe
(Herrschaft Königstein), 2 von Silber und Roth sechsfach sparrenweise getheilt
(Herrschaft Eppstein), 3 von Kolli und Gold quer getheilt (Herrschaft Münzenberg).
Dritter Pfahl getheilt wie der zweite: 1 in Gold ein rechtssehender rother Adler
(Grafschaft Rochefort), 2 in Roth ein in drei Reihen, jede von 8 Feldern, von Sil-
ber und Roth geschachter Querbalken Grafschaft Marck), 3 von Gold und Roth
zehnfach quer getheilt (Herrschaft Agimont). Vierter und fünfter Pfahl : zusammen
ein quadrirter Schild mit Mitlelscbild. Im silbernen Mittelschild ein rechtsgehen-
der schwarzer Hirsch von zwölf Enden ; oben an jeder Stange stehen drei und an
jeder äusseren Seite eben so viele Enden. 1 und 4 von Silber und Roth in vier
Reihen, jede zu 3 Feldern, geschaebt ; 2 und 3 quer getheilt, oben in Roth ein
rechtsstreitender, goldener Löwe, unten von Gold und Roth achtmal quer getheilt
518 GRAFEN ZU STOLBERG.
(Pfahl 4 und 5, wie angegeben, Wappen der Grafen v. Hohnslein, Herrschaften
Hohnstein, Lauterburg und Clettenberg). — Auf dem Schilde erheben sich drei
Helme. Der rechte gekrönte Helm trägt einen Pfauenschweif, zwischen zwei sil-
bernen Straussenfcdern (stolbergschcr, Helm). Auf dem mittleren, mit einem rothen
Erzherzogshute bedeckten Helme steht ein Hirschgeweih von zwölf Enden , und
zwischen demselben wächst aus dem goldenen Knopfe des Hutes ein Pfauenschweif
auf. Die rechte Stange des Geweihes ist silbern und die linke roth, und an jeder
Stange finden sich oben drei und an der äusseren Seite eben so viele Enden
(wegen Hohensteins das Geweih, wegen Königsteins und Eppsteins Pfaucnschweif
und rother, breiter Hut mit Hermelinaufschlage; der Erzherzogshut ist Wappen-
verbesserung vom Jahre 1597). Auf dem linken gekrönten Helme steht ein ruther
Adler und hinter demselben ein Pfauenschweif (der Adler wegen Rochefurt, der
Pfauenschweif wegen Lauterburg). Die Decken des rechten Helmes sind schwarz
und golden, die des mittleren rotb und silbern und die des linken golden und roth.
— Das älteste Wappen des Hauses war der schwarze Hirsch mit zwölf Enden in
Gold. Im 15. Jahrhunderte kamen, nach Erlöschen der Grafen v. Wernigerode,
die Forellen hinzu, der Schild wurde quadrirt, 1 und 4 zeigte den Hirsch, 2 und
3 die Forellen. Nach Anfall der Grafschaften Königstein und Rochefort mit Zu-
behör wurde vom Kaiser Carl V. 17. Mai 1548 das Wappen vermehrt, und ergab
die drei ersten Pfähle des oben abgebildeten und beschriebenen Wappens als sechs
Felder in zwei Reihen. Feld 1 Stolberg, 2 Königstein, 3 Ruchefurt, 4 Wernige-
rude, 5 oben Eppstein, unten Münzenberg, 6 oben Marck, unten Agimont. — In
Folge des Abgangs der Grafen Hühnstein kamen endlich durch Wappenbrief vum
Kaiser Rudolph II. 1597 der vierte und fünfte Pfahl hinzu. Drei Helme hatte schon
der Wappenbrief von 1548 angegeben; der von 1597 brachte nur einige Ver-
änderungen und Vermehrungen.
Eins der ältesten deutschen Grafenhäuser, dessen Ursprung im Dun-
keln liegt. Urkunden des Mittelalters führen dasselbe unter dem Namen
Stolberg auf, und die Grafschaft Slolberg in Thüringen erscheint als
ältestes Stammland der Familie. Der Besitz vermehrte sich durch Ver-
mählungen, Erbverbindungen und Kauf. Stolberg kaufte 1412 und 1413
von Hohnstein den grossten Theil der Grafschaft Hohnstein, erhielt 1429
in Folge früherer Erbverträge die Grafschaft Wernigerode, erbte 1535
vom letzten Grafen von Königstein aus dem Hause Eppstein die Graf-
schaft Königstein (deren sich aber, bis auf Gederu und Ortenberg, Kur-
mainz bemächtigte) und die Rochefortschen Graf- und Herrschaften im
Luxemburgischen und Lültichschen, und erwarb 1577 durch testamen-
tarische Verfügung des letzten Grafen v. Henneberg, des 1549 gestor-
benen Fürsten Albrecht, Schloss und Flecken Schwarza. — In früherer
Zeit hatte sich das Haus Stolberg in die Harzlinie und in die Rheinlinie
getheilt. Die Harzlinie erlosch 1631 mit dem Grafen Wolf Georg. —
Durch einen brüderlichen Theilungsvertrag, welchen 31. Mai 1645 die
aus der Rheinlinie stammenden Grafen Heinrich Ernst und Johann Martix
— Söhne Christophs, gest. 1638 - schlössen, wurden die Grafschaften
Wernigerode und Stolberg gelrennt. Heinrich Ernst, geb. 1593, gest.
1672, stiftete die ältere Hauptlinie, welche jetzt in der Special-
linie Wernigerode blüht; Johann Martin, geb. 1594, gest. 1689,
die jüngere Hauptlinie, welche in den beiden Speciallinien zu Stol-
berg und zu Rosla fortdauert.
Was die ältere Hauptlinie anlangt, so starb Heinrich Emsls
älterer Sohn, Ernst, zu Isenburg, 1710 ohne männliche Nachkommen,
der jüngere Sohn aber, Ludwig Christian, in Gedern, gest. 1710, pflanzte
«.ItAKK.N /\ ITMIMTMi 519
die Linie fort. Durch die drei Söhne desselben entstanden drei Aesle :
Christian Ernst, gest. 1771, stiftete die noch blühende Linie Stolberg-
Wernigerode; Friedrich Carl, gesl. 1707, die im Mannsstainme 1S04
erloschene fürstliehe Linie S tolberg-Gedern, welche in ihrem Stif-
ter vom Kaiser Carl VII. 18. Febr. 1742 die Ueiehsfürstenwürdc er-
hielt — und Heinrich August das Haus Stolberg- Schwar/.a , welches
mit ihm 11. Sept. 1748 ausstarb, worauf Schwarza an Wernigerode
kam. Sonach blüht die ältere Hauptlinie jetzt nur noch in der ältereu
Speciallinie Stolberg- Wernigerode. — Die jüngere Hauptlinie
stiftete, wie angegeben, Christophs jüngerer Sohn, Johann Martin, geb.
1594, gest. 1689. Die Söhne desselben, Christoph Ludwig, geb. 1634,
gest. 1704, und Friedrich Wilhelm, theilten sich 1689 in Ortenberg
und Stolberg. Nur die Nachkommenschaft Christoph Ludwigs in Orten-
berg war dauernd, und der ältere Sohn desselben, Christoph Friedrich,
geb. 1672, gest. 1738, stiftete die Speciallinie zu Slolberg, wahrend
der jüngere, Justus Christian, geb. 1676, gest. 1739, die Speciallinie
zu Rosla gründete. — Die Speciallinie Stolberg -Stolberg blüht jetzt
in zwei von den Söhnen Christoph Friedrichs ausgegangenen Aeslen , in
dem Haupt aste, welcher die Nachkommenschaft Christoph Ludwigs II.
umfassl, und in dem Nebenaste, welcher die Nachkommenschaft
Christian Günthers in sich begreift.
Der Stifter der älteren Hauptlinie legte 1710 testamentarisch allen
seinen Besitzungen die Eigenschaft eines Familien-Fideicommisses bei, ver-
teilte (s. oben) Wernigerode , Gedern und Schwarza unter seine drei
Söhne, und verordnete für ihre Nachkommen die Nachfolge nach dem
Recht der Erstgeburt. Der ältere Sohn, Christian Ernst, errichtete
1739 eine eigene Primogenitur-Constitution. In der jüngeren Hauptlinie
verordnete Christoph Ludwig die Nachfolge nach dem Rechte der Erst-
geburt. Ein am 13. Mai 1737 errichteter Primogenilur-Vertrag wurde
am 9. Febr. 1742 von kursächs. Seite landes- und lehnsherrlich be-
stätigt. Von 1548 und 1588 bestehen im Hause Stolberg Erbverträge,
und für Wahrung der Passiv -Lehnverhältnisse besitzt das Gesammthaus
ein Familien-Seniorat. — Im deutschen Reiche halte das Haus Stolberg
Reichsstandschaft durch dreifache (St.-Gedern und St.-Rosla-Ortenberg,
St.- Wernigerode , St.-Stolberg) Theilnahme an der reichsgräflich wet-
terauischen Curialstimme im Reichsfürstenrath. Doch waren vor 1804
nur St.-Gedern und St.-Rosla wegen ihrer Antheile an der Grafschaft
Königslein durch reichsständische Besitzungen dazu qualilicirt. Wernige-
rode war reichsständisch -gräflicher Personalist, und erst seit 5. Jan.
1804, als Wernigerode in Gedern folgte, wurde dasselbe reichssländi-
scher Realist. St.-Stolberg war reichsständisch- gräflicher Personalist.
Kreisstandschaft halle das Haus Stolberg wegen der Grafschaft Stolberg
im obersächsischen Kreise, so wie wegen des Antheils an Königstein im
oberrheinischen. — Im deutschen Reiche standen die Grafschaft Stol-
berg unter kursächsischer, die Grafschaft Wernigerode unter kurbran-
denburgischer und die Grafschaft Hohnstein unter kurbraunschweigischer
Landeshoheit und Lehnherrlichkeit. Doch waren und sind durch Ver-
520 GRÄFE« ZU STOLBERG.
träge dem Hause Stolberg so grosse obrigkeitliche Gerechtsame einge-
räumt, dass dasselbe in den Besitzungen eine verlragsmässig, ehemals
reichsunmittelbare, untergeordnete Landeshoheit ausübt. — Durch den
lüneviller Frieden kamen 1801 die stolbergischen Landestheile von
Rochefort an Frankreich. Der Reichsdeputations-Hauptsehluss von 1803
gewährte dafür, so wie für die stolbergischen Ansprüche an Königslein
den Fürsten und Grafen v. Slolberg eine Jahresrente vom Ertrage des
Rheinschifffahrt- Octroi. Von den rochefortschen Landestheilen besass
die ältere Hauptlinie die eine, die jüngere die andere Hälfte. Frankreich
eignete sich nur die erste Hälfte zu, die andere erhielt, nach Aufhebung
der Feudalgerechtsame, die jüngere Linie zurück, weil dieselbe am
Reichskriege keinen Theil genommen habe. — Durch die Rheinbund-
Acte wurden Gedern und Ortenberg der Staatshoheit des Grossherzog-
thums Hessen standesherrlich untergeordnet, Wernigerode und Hohnslein
kamen in Folge des tilsiter Friedens 1807 zum Königreiche Weslphalen.
Die wiener Gongressacte brachte 1815 Hohnstein wieder unler Hannover
und Wernigerode unter Preussen. Die Staatshoheit über Slolberg und
Schwarza gelangte von der Krone Sachsen an Preussen. Preussen er-
kennt die Grafen von St.-Wernigerode , St.-Stolberg und St.-Rosla für
Standesherren im Sinne der deutschen Bundesacte und hat die Häupter
dieser drei Linien als solche zu dem Prädicate: Erlaucht berechligt
1829 bei der Bundesversammlung angemeldet. — Der Titel des Ge-
sammthauses ist: Grafen zu Stolberg, Königstein, Rochefort, Wernige-
rode und Hohnstein, Herren zu Eppslein, Münzenberg, Breuberg, Agimonl,
Lora und Klettenberg. — Die Hauptlinie St.-Wernigerode besitzt die
Grafschaft Wernigerode, folgte in Schwarza 1748 und in Gedern 1804.
Von Hohnstein steht derselben der Forst des Amtes Hohnstein, das Haus
und Vorwerk Sophienhof und das Dorf Rothesitle zu. In Schlesien hat
Wernigerode die Herrschaft Peterswaldau etc. in Besitz. Der Special-
linie St.-Stolberg gehören von der Grafschaft Stolberg die Aemter Slol-
berg und Rottlehen und das Allodialamt Hayn, so wie von der Grafschaft
Hohnstein das Amt Neustadt. Aus letzterem zog der Besitzer nur eine
Gompetenz, da dasselbe seit 1776 von dem Lehnherrn durch Sequestra-
tions-Commission verwaltet wurde ; der neueste Stand der Sache ist der
Redaction unbekannt. Das k. hannov. Patent vom 7. Dec. 1819 gab
dem Grafen v. Stolberg Sitz und Stimme in der ersten Kammer des
Königreichs, wenn die Grafschaft Hohnstein eingelöst wäre, das Grund-
gesetz des Königreichs Hannover von 1833 erlheilt diesen Sitz den
Grafen von St.-Wernigerode und St.-Stolberg unbedingt. Die Grafschaft
Slolberg ist Mannlehn, das Amt Hayn aber Allode, beide sind Familien-
Fideicommiss des Gesammthauses Slolberg, und die Nachfolge tritt nach
Erstgeburtsrecht ein. Auch besitzt diese Linie einen Anlheil der Aemter
Kelbra und Heringen. Den Speciallinien St.-Stolberg und St.-Rosla
stehen gemeinschaftlich zu: die Lehnherrlichkeit über Ostramondra und
Rodisleben, und die Afler-Lehnherrlichkeit über die Herrschaft Frohndorf
mit Zubehör. Die Speciallinie St.-Rosla besitzt von der Grafschaft Slol-
berg die Aemter Rosla, Queslenberg, Wolfsberg, Ebersburg und Beren-
CRAFK.N ZU STOLRER«. 521
rode, so wie von dem stolbergischen Antheil an Königstein Anthcile an
Ortenberg, Miinzenberg und Heuclielbeim, und, gemeinschaftlich mit St.-
Stolberg und mit Schwarzburg-Rudolstadt, die Aemter Heringen und Kelbra.
Die Abstammung der jetzigen Familienglieder ergeben folgende
Almenlafeln :
Stolberg-Wern igerode. Christian Ernst, Stifter der Linie —
ältester Sohn Ludwig Christians. — geb. 2. April 1691, gest. 25. Uct.
1771; Gemahlin: Sophie Charlotte Gräfin v. Leiningen-Westerburg, geb.
22. Febr. 1695, verm. 31. März 1712, gest. 10. Dec. 1762. —
Henrich Ernst, geb. 7. Dec. 1716, gest. 24. Oct. 1778; zweite Ge-
mahlin: Christiana Anna Regina Prinzessin zu Anhalt-Cölhen, geb. 5. Dec.
1726, verm. 12. Juli 1742, gest. 2. Oct. 1790. — Christian Friedrich,
geb. 8. Jan. 1746, gest. 26. Mai 1824; Gemahlin: Auguste Eleonore
Gräfin zu Stolberg-Stolberg, geb. 10. Jan. 1748, verm. 11. Nov. 1768,
gest. 12. Dec. 1821. — Henrich, jetziges Haupt der Linie.
Stolberg- Stolberg. Hauptast. Christoph Friedrich, ge-
meinschaftlicher Stammvater der beiden Aeste dieser Speciallinie —
Sohn Christoph Ludwigs I. — geb. 18. Sept. 1672, gest. 22. Aug.
1738; Gemahlin: Henriette Catharine Freiin v. Bibra und Modlau, geb.
7. Sept. 1680, verm. 25. Sept. 1701, gest. 24. Oct. 1748. —
Christoph Ludwig IL, geb. 14. März 1703, gest. 20. Aug. 1761; Ge-
mahlin: Luise Charlotte Gräfin zu Stolberg -Rosla, geb. 5. Juni 1716,
verm. 4. März 1737, gest. 15. Juni 1796. — Carl Ludwig, geb.
18. Febr. 1742, gest. 2. Aug. 1815; Gemahlin: Jeanette Alexandrine
Charlotte Henriette Gräfin v. Flemming, geb. 17. Sept. 1748, verm.
22. Sept. 1768, gest. 12. Mai 1818. — Joseph Christian Ernst Ludwig,
geb. 21. Juni 1771, gest. 27. Dec. 1839; Gemahlin: Luise Auguste
Henriette Gräfin zu Stolberg-Stolberg, geb. 19. Jan. 1799, verm. 1. Juli
1819. — Alfred, jetziges Haupt des Hauplastes. — Nebenast.
Christian Gl.nthek, Stifter dieses Nebenastes — jüngerer Sohn Christoph
Friedrichs und Rruder Christoph Ludwigs IL — geb. 29. Juni 1714,
gest. 22. Juni 1765, k. dän. Geh. Rath, Ober- Hofmeister der Königin
Sophie Magdalene von Dänemark etc.; Gemahlin: Christiane Charlotte
Friederike Gräfin zu Castell-Remlingen, geb. 5. Dec. 1722, verm. 26. Mai
1745, gest. 22. Dec. 1773. — Friedrich Leopold, geb. 7. Nov. 1750,
gest. 5. Dec. 1819, als Gelehrter, Schriftsteller und Dichter, mit seinem
Bruder, Christian, bekannt, resignirle 1800 als Präsident der fürstl.
bischöllichen Collegien zu Eutin; erste Gemahlin: Henriette Eleonore
Agnes v. Wilzleben, geb. 9. Oct. 1761, verm. 11. Juni 1782, gest.
15. Nov. 1788; zweite Gemahlin: Sophie Charlotte Eleonore Gräfin
v. Redern, geb. 4. Nov. 1765, verm. 15. Febr. 1790, gest. 8. Jan.
1842. — Christian Ernst und Andreas Otto Henning, Söhne erster Ehe,
und Johann Peter Cajus, Franz Friedrich Leopold, Bernhard Joseph und
Joseph Theodor, Söhne zweiter Ehe.
Stolberg-Rosla. Justus Christian, Stifter dieser Speciallinie —
Bruder Christoph Friedrichs, welcher die Speciallinie Stolberg -Stolberg
gründete — geb. 24. Oct. 1676, gest. 13. Juni 1739; Gemahlin:
522 GRAFEN ZU STOLBERG.
Emilie Auguste Gräfin zu Stolberg- Gedcrn, geb. 11. Mai 1637, verm.
1. Oct. 1709, gest. 21. Juni 1730. — Johann Martin, gel). 6. Juni
1728, gest. 8. Oct. 1795; Gemahlin: Sophie -Charlotte Burggräfin von
Kirchberg, geb. 11. Oct. 1731, verm. 7. Jan. 1765, gest. 5. März
1772. — August Friedrich Botho Christian, geb. 25. Sept. 1768, gest.
8. Dec. 1S46; Gemahlin: Caroline Auguste Luise Henriette Amalie Gräfin
zu Erbach-Schönberg, geb. 9. Sept. 1785, verm. 22. Oct. 1811, f. —
Carl Martin, jetziges Haupt der Linie.
Von den jetzigen Gliedern des Gelammthauses Stolberg sind hier
aufzuführen :
Hauptlinie zu Wernigerode. Haus Stolberg- Wernige-
rode: Graf HENRICH — Sohn des Grafen Christian Friedrich — geb.
25. Dec. 1772, verm. in erster Ehe, 4. Juli 1799, mit Caroline Ale-
xandrine Henriette Jenny Prinzessin v. Schönburg-Waidenburg, geb. 4. Oct.
1780, gest. 29. Aug. 1809, und in zweiter Ehe, 30. Dec. 1810, mit
Eberhardine Lisette Friederike Luise Caroline Freiin v. d. Reck, geb.
25. Jan. 1785, gest. 24. Oct. 1851. Von den drei Söhnen desselben
aus erster Ehe ist Erbgraf Hermann, geb. 30. Sept. 1802, verm. 22. Aug.
1833 mit Emma Luise Sophie Victorie Henriette Adelaide Charlotte
Gräfin zu Erbach-Fürstenau, geb. 11. Juli 1811, 24. Oct. 1841 ge-
storben, und zwar mit Hinterlassung eines Sohnes, des Grafen Otto,
geb. 30. Oct. 1837. Die beiden lebenden Söhne des Grafen Henrich
sind: Graf Botho, geb. 4. Mai 1805, verm. 15. Aug. 1843 mit Adel-
heid Charlotte Victorie Gräfin zu Erbach-Fürstenau, geb. 10. Jan. 1822
— und Graf Rudolph, geb. 29. Aug. 1809, verm. 1851 mit Auguste
Gräfin zu Stolberg-Wernigerode. — Die zwei lebenden Brüder des Gra-
fen Henrich sind: Graf Ferdinand, geb. 18. Oct. 1775, k. preuss. Geh.
Rath, verm. 25. Mai 1802 mit Maria Agnes Caroline Gräfin zu Stolberg-
Stolberg, geb. 4. Mai 1785, gest. 16. Oct. 1848, aus welcher Ehe
sechs Söhne stammen, die Grafen: Friedrich, geb. 17. Jan. 1804, k.
preuss. Lieutenant der Garde-Landwehr, verm. 16. Juni 1835 mit Char-
lotte Gräfin v. Hochberg- Fürstenstein , geb. 2. Dec. 1806: Johannes,
geb. 6. Febr. 1811; Franz, geb. 3. Juni 1815; Günther, geb. 19. Juni
1816, verm. im November 1850 mit Maria v. Lebbin; Friedrich Wilhelm,
geb. 21. Dec. 1817, und Christian Friedrich, geb. 16. Juni 1826 —
und Graf Anton, geb. 23. Oct. 1785, k. preuss. Ober-Kammerherr,
Minister des königl. Hauses und General-Lieutenant, verm. 12. Juni 1809
mit Luise Therese Charlotte Friederike Caroline Freiin v. d. Reck, geb.
16. Oct. 1787, aus welcher Ehe drei Söhne leben, die Grafen: Ererhard,
geb. 11. März 1810, k. preuss. Rittmeister, Escadrons-Commandant im
7. Landwehr- Regiment, Landralh etc., verm. 26. Mai 1842 mit Maria
Wilhelmine Johanna Prinzessin zu Reuss-Schleiz-Köstritz, geb. 24. Juni
1822, Bolco, geb. 1. Jan. 1823, k. preuss. Premierlieulenant, und
Theodor, geb. 5. Juni 1827, k. preuss. Lieutenant, der k. preuss. Ge-
sandtschaft beim Bundestage attachirt. Von dem verstorbenen Sohne
des Grafen Anton, dem Grafen Conrad, geb. 9. Juni 1811, gest. 31. Aug.
1851, leben aus der Ehe mit Mariane Sophie Eleonore v. Romberg,
r.RAFFN ZI STOIRF.RG. 523
geb. 22. Jan. 1821, verm. 4. Oct. 1S38, vier Sohne, die Grafen: l'i.o,
geb. 4. Man IS40, Maximilian, geb. 26. Juni 1S43, Reinhard, geh.
9. Febr. 1S4G, und Stephan, geb. 27. Dec. 1847. — Von dem ver-
storbenen Bruder des Grafen Henrich, vom Grafen Constantin, geb.
25. Sept. 1779, gest. 19. Aug. 1817, stammt aus der Ehe mit Erne-
stine Philippine Friederike Caroline v. d. Reck, geb. 23. Juni 17V»,
verm. 30. Sept. 1S04: Graf Wilhelm, geb. 13. Mai 1807, k. preuss.
Rittmeister ä la suite, zur Dienstleistung beim Commando der Garde-
Cavallerie, verm. 11. Nov. 1S35 mit Elisabeth Gräfin zu Slolberg-Rosla,
geb. 2S. Nov. 1817, aus welcher Ehe vier Söhne entsprossen sind, die
Grafen: Constantin, geb. 8. Oct. 1843, Carl, geb. 18. Aug. 1845,
August, geb. 22. Mai 1847, und Ernst, geb. 26. Jan. 1S49.
Hauptlinie zu Stolberg. Haus Stolberg -Stolberg: Haupt-
ast. Graf ALFRED — Sohn des Grafen Joseph Christian Ernst Ludwig
— geb. 23. Nov. 1820, verm. 15. Juni 1S48 mit Auguste Amalia lda
Prinzessin zu Waldeck und Pynnont, geb. 21. Juli 1824. Der Sohn
desselben ist: Erbgraf Wolflgang Georg, geb. 15. April 1S49. — Von
dem Sohne des Bruders des Grafen Carl Ludwig (s. oben), dem Grafen
Georg, geb. 14. Juli 1750, gest. 20. Febr. 1S30, lebt aus der Ehe
mit Philippine Gräfin v. Rolza , geb. 2. Nov. 1765, verm. 16. Febr.
1784, geseh. 1807, f: Graf Hermann, geb. 10. Juli 1795, k. k. Ober-
lieutenant in d. A., Herr auf Räckelwilz in der Oberlausilz. — Neben-
ast, aus welchem sich seit 1800 die Familienglieder zur katholischen
Religion gewendet haben. Nachkommen des Grafen Friedrich Leopold
(s. oben). Von dem verstorbenen Sohne aus erster Ehe, dem Grafen
Christian Ernst, geb. 30. Juli 1783, gest. 22. Mai 1S46, k. k. Feld-
marschall-Lieulenant, stammt aus der Ehe mit Josephine Gräfin v. Gal-
lenberg, geb. 10. Mai 1784, venu. 24. Nov. 1S18, gest. 19. März
1839: Graf Gustav Günther Christian Weichardt Stephan, geb. 22. Nov.
1820, k. k. Rittmeister. Der lebende Sohn ist: Graf Andreas Otto
Henning, geb. 6. Nov. 1786, k. hannov. w. Geh. Rath, Besitzer der
Rittergüter Lüderode, Nienhagen und Soeder im Königreich Hannover,
verm. in erster Ehe, 18. Sept. 1817, mit Philippine Grätin v. Rrabeck,
geb. 12. Aug. 1796, gest. 21. Dec. 1821; in zweiter, 26. Juli 1S23,
mit Anna Gräfin v. Hompesch, geb. 25. Oct. IS02, gest. 4. Juni 1833,
und in dritter, 17. Mai 1836, mit Maria Julie Gräfin v. Gallenberg,
geb. 14. Juni 1808. Aus der zweiten Ehe stammen sieben und aus
der dritten Ehe vier Töchter. — Aus der zweiten Ehe des Grafen Fried-
rich Leopold leben drei Söhne: Graf Johann Peter Cajls, geh. 27. Juli
1797, Besitzer des Rittergutes Brauna in der Oberlausitz, verm. 9. Mai
1S29 mit Maria Sophie Clementine Huberte Freiin v. Loe a. d. Hause
Wissen, geb. 26. Mai 1804, aus welcher Ehe, neben sechs Töchtern,
Graf Alfred Friedrich Leopold Nicolaus Julius, geb. IS. Nov. 1S35,
stammt. — Graf Bernhard Joseph, geb. 30. April 1S03. Besitzer des
Rillergutes Schönwitz in Schlesien, verm. 8. Jan. 1833 mit Agaea
Gräfin v. Seherr-Thoss, geb. 8. Juli 1809, gest. 1. Febr. 1850, aus
•reicher Ehe vier Söhne leben, die Grafen: Friedrich Leopold Johann
524 GRAFEN ZU STOLBERG.
Heinrich Stephan Maria, geb. 24. Dec. 1836; Bernhard Ludwig Ernst
Georg Michael, geb. 26. Sept. 1S38; Adalbert Anselm Martin Clemens
Hubertus Maria, geb. 5. Jan. 1840, und Günther Ernst Leopold Franz
Ignatius Maria, geb. 7. Febr. 1845, — und Graf Joseph Theodor, geb.
12. Aug. 1804, Besitzer des Bittergutes Westheim im preuss. West-
phalen, verm. in erster Ehe, 17. Oct. 1838, mit Maria Theresie Gräfin
v. Spee, geb. 19. Juni 1811, gest. 1. Febr. 1850, und in zweiter,
25. Febr. 1851, mit Carolina Maria Albertine Gräfin v. Bobiano, geb.
24. Dec. 1826. Aus der ersten Ehe stammen zwei Söhne, die Grafen:
Franz Friedrich Leopold Hubertus Maria, geb. 4. April 1846, und
Franz Ignatius Hubertus Maria, geb. 13. Sept. 1848. — Von dem ver-
storbenen Sohne aus der zweiten Ehe des Grafen Friedrich Leopold,
dem Grafen Franz Friedrich Leopold, geb. 24. Febr. 1799, gest. 9. Aug.
1840, stammt aus der Ehe mit Christiane Gräfin v. Sternberg-Mander-
scheid, geb. 28. März 1798, verm. 15. Sept. 1838, gest. 21. Dec.
1840: Graf Franz Joseph Friedrich Leopold Carl, geb. 19. Dec. 1840.
Haus Stolberg -Bosla. Graf CABL Martin — Sohn des
Grafen August Friedrich Botho Christian, — geb. 1. Aug. 1822, verm.
I. März 1849 mit Bertha Gräfin zu Solms-Bödelheim und Assenheim,
geb. 27. Dec. 1824. Aus dieser Ehe lebt Erbgraf Botho August Carl,
geb. 12. Juli 1850. Die Schwester des Grafen Carl Martin, Gräfin
Elisabeth, ist mit Wilhelm Grafen zu Stolberg -Wernigerode vermählt
(s. oben).
GRAFEN V. STOMM.
525
Grafen v. Stamm.
sUtholtfdj. ©efUrotd).
Besitz: die Güter Doloplas und Lipllial in Mähren.
Wappen: quadrirt mit Mittelschild. Im gekrönten, goldenen Mittelschilde
ein gekrönter, goldenbewehrter, schwarzer, rechtssehender Adler mit dem österr.
Wappenschilde auf der Brust. 1 und 4 in Roth ein einwärtssehender, gekrönter,
nach Einigen doppelt geschweifter, goldener Löwe. 2 und 3 in Blau drei silberne
Felsen, und auf der Spitze des mittleren, etwas höheren, ein silberner Stern.
Auf der Grafenkrone steht der Adler des Mittelschildes und den Schild halten zwei
auswärtssehende, silberne Einhörner. — Das Wappenbuch der österr. Monarchie
(VII. 65) hat die Löwjen im 1. und 4. Felde nicht doppelt geschweift.
Altes, ursprünglich irländisches Adelsgeschlecht, welches sich im
Anfange des 16. Jahrhunderts nach Deutschland wendete und jetzt im
Grafenstande in Oesterreich und Mahren blüht. Der Freiherrenstand kam
durch zwei Erhebungen vom Kaiser Leopold I. in die Familie. Zuerst
erhielt nämlich Peter Ignaz, früher k. k. Rittmeister und später herz,
modenaischer Geh. Rath und Gesandter am k. k. Hofe, mit seinen Nach-
kommen, 12. Jan. 1661, den erbländischen Freiherrenstand, und später,
26. März 1700, wurden in denselben auch Johann Ernst und Johann
Franz gesetzt. Die Reichs- und erbländisch österreichische Grafenwürde
kam vom Kaiser Joseph II. 20. Jan. 1781 in die Familie und zwar in
der Person des Freiherrn Johann Evangelista , Directors der mährisch-
ständigen Academie zu Brunn, und des Bruders desselben, des Freiherrn
Carl, k. k. Oberst-Lieutenants.
Vom Grafen Johann Evangelista, geb. 28. Dec. 1726, gest. 27. April
1790, stammte aus der Ehe mit Gatharina Gräfin v. Berchtoldl- Ungar-
schütz, gest. 18. Mai 1815: Graf Johann Carl Cajetan Franz Hilarius,
geb. 21. Oct. 178t, gest. 9. Mai 1852, k. k. Kämmerer, emeritirter
Director der mährisch -ständigen Ritteracademie zu Olmütz, Herr der
Güter Doloplas und Lipthal, verm. in erster Ehe, 19. Nov. 1808, mit
Maria Franziska Gräfin v. Gatterburg, geb. 13. Juni 1780, gest. 6. Jan.
1810, und in zweiter, 16. Oct. 1810, mit Maria Johanna Freiin v. For-
gäch-Ghymesch, geb. 25. März 1789, gest. 27. Aug. 1842. Aus zweiter
Ehe stammen vier Töchter, von welchen zwei vermählt sind, die älteste,
526 GRAFEN ZU STOSCH.
Gräfin Adelheid, mit Johann Baptist Freiherrn v. Ulm-Erhach, k. k. Ritt-
meister, und die jüngste, Gräfin Elvire, mit Ernst Freiherrn Mallowez
v. Mallowiz. — Der Bruder des Grafen Johann Carl Cajetan Franz Hila-
rion ist Graf FRANZ, geb. 18. Febr. 1787, k, k. Rittmeister in d. A.,
verm. mit Maria Gräfin Berchtöldt v. Ungarschiitz, aus welcher Ehe zwei
Söhne entsprossen sind, die Grafen: Ivan und Albert, k. k. Rittmeister.
Grafen v. Stosch.
Besitz: in Schlesien die Herrschaft Manze; die Rittergüter Hartau und Lawaldau, Polnisch-
Kessel, Jany und Stoschenhof; Sadenitz.
Wappen: im rothen Schilde mit goldener Einfassung zwei silberne Sccblumcn,
welche sich oben mit den Spitzen gegen einander einwärtsbeugen, an der äusseren
und inneren Seite der Ranke drei kleine, sich etwas krümmende Ausschüsse haben,
unten aber über einander ins Andreaskreuz gelegt, und jede mit drei Wurzeln,
ausgerissen sind. Ueber der Grafenkrone erhebt sich ein Helm, welcher einen die
Sachsen rechtskehrenden, mit den Sceblumen des Schildes belegten rothen Adlers-
flügel trägt. Die Hehndeckcn sind silbern und roth, und den Schild halten zwei
auswärtssehende, gekrönte und goldenbewehrte, schwarze Adler, deren Flügel mit
den goldenen Kleestengeln belegt sind. — Im Johanniterorden ist das Wappen so
aufgeschworen, dass die äussere Seite der Secblumen-Ranken drei, die innere zwei
Ausschüsse hat und dass die Seeblumen mit sechs Wurzeln ausgerissen sind. Was
diese sechs Wurzeln anlangt, so führen alle Familien gleichen Ursprungs entweder
drei oder fünf Wurzeln, wonach diese Angabe zu berichtigen ist. — Wie oben
abgebildet und beschrieben, nur ohne Helm, giebt das Wappenbuch der preuss.
Monarchie (II. 3) das gräfliche Wappen und damit stimmt der vom Gen. Taschenb.
der gräflichen Häuser angegebene quadrirte Schild : t und 4 ein Johanniterkreuz,
2 und 3 die Seeblumen. Das Johanniterkreuz gehört zum Wappen nur in Bezug
auf die Träger des Ordens. Die freiherrlichen Wappen ergeben einen quadrirten
Schild (1 und 4 ein Adler, 2 und 3 die Seeblumen) und zwei Helme, auf dem
rechten den Adler, auf dem linken den Helmschmuck des Stammwappens.
GRAFEN V. STOSf.H. 527
Sehr altes sclilesisches Geschlecht, welches mit den Grafen v. Kaunitz
(s. Bd. I. S. 418) einen Ursprung h.it und schon im 12. Jahrhundert,
als dasselhe aus Croalien nach Böhmen und aus Böhmen nach .Mahren
und Schlesien kam, den gräflichen Titel geführt haben soll. Die ersten
Glieder dieser Familie in Schlesien schrieben sich Stosch v. Kaunitz.
Otto Graf v. Stosch war 1181 Kronfeldherr des vereinigten Polen und
Schlesien und man nimmt denselben als Ahnherrn der jetzigen Grafen
und Freiherren v. Stosch. Im 13. Jahrhundert scheint die Familie, wie
andere vornehme Geschlechter, den böhmischen Herren- und Freiherren-
stand für genügend gehalten und vom Grafenstande abgesehen zu haben.
Im 14. Jahrhundert blühten drei Linien, eine in Ober-, zwei in Nieder-
schlesien. Die oberschlesische Linie, welche sich v. Stosch zu Kaunitz
schrieb, erlosch, den gewöhnlichen Angaben nach, zu Ende des ^.Jahr-
hunderts, doch kommt noch 1632 Otto Heinrich Stosch, Freiherr
v. Kaunitz als Landes -Hauptmann des Fürstentums Sagan vor, die
niederschlesischen Linien aber, welche unter dem Namen v. Stosch vor-
kamen, theilten sich nach ihren Besitzungen in verschiedene Häuser und
Nebenlinien. Die ältesten Stammhäuser waren Siegroth im Briegschen
mit dem Nebenhause Lorzendorf, welche beide im 18. Jahrhundert
erloschen sind, und Montschütz (Mondschütz) im Wohlauschen. Das
Haus Montschütz trennte sich wieder in die Nebenhäuser Gross-Tschirna,
Simbsen, Schwarzau, Wangern, Rinnersdorf, Wandritzach, Kunzendorf
und Conradswaldau. Kreidelwilz, welches 1688 erlosch, war ein Neben-
haus des Hauses Schwarzenau. Ueber alle diese Häuser, so wie über
die früheren genealogischen Verhältnisse der Familie erlheilt sehr genaue
Auskunft die Monographie, welche Melchior Friedrich v. Stosch, gest.
1724, Herr auf Montschütz, k. Hofrichtcr und Landesdcputirter des
Fürstentums Wohlau, ausgearbeitet hat und welche von dem Ge-
schlechte 1736 herausgegeben worden ist. — Der alte Freiherren-
stand der Familie muss vor Anfange des 18. Jahrhunderts erneuert
worden sein, da um diese Zeit der Freiherrentitel wieder merk-
licher hervortritt. Das von dem Geneal. Taschenbuch der gräfl. Häuser
angeführte Diplom vom 17. Jan. 1701 war ein Adelsdiplom, welches
König Friedrich I. von Preussen den Brüdern Friedrich Wilhelm, k.
preuss. Geh. Staatssecretair, und Wilhelm Heinrich, k. preuss. Geh.
Kämmerer, auf Grund ihrer Abstammung aus der v. Sloschschen Familie
ertheille. Es hatte sich nämlich aus Lassnitz im Oppelnschen ein Zweig
nach der Mark und Ost-Friesland gewendet, aus welchem diese Brüder
stammten. — Der Grafenstand kam durch Ernennung vom König Friedrich
Wilhelm III. von Preussen 1. Juli 1798 von Neuem wieder in die Fa-
milie und zwar in der Person des Freiherrn Hans Gottlier, Herrn auf
Löwen, Polnisch-Kesscl, Hartau etc., welcher mit Amalia Henrielte Gräfin
v. Hoym , Tochter des bekannten k. preuss. Geh. Staalsministers Georg
Carl Heinrich Grafen v. Hoym, vermählt war. Aus dieser Ehe stammt
das jetzige Haupt der gräflichen Familie:
GEORG Graf v. Stosch, geb. 29. Oct. 1793, Herr der Güter Manze,
Reysau, Rosswitz, Glofenau, Dürrhartau, Kaltenhaus und Sadewitz, Land-
528
GRAFEN V. STRACHWITZ.
schaftsdirector der Fürstentümer Breslau und Brieg, verm. in erster
Ehe mit Minna Freiin v. Saurma, gest. 15. Juni 1824, und in zweiter,
25. Oct. 1825, mit Luise v. Kleist, geb. 18. Nov. 1802. Aus der
zweiten Ehe stammen fünf Söhne, die Grafen: Albrecht, geb. 20. Nov.
1827, Georg, geb. 24. Nov. 1828, Boguslav, geb. 28. März 1830,
Ferdinand, geb. 1. Sept. 1831, und Erich, geb. 8. Jan. 1838.
Die zwei Brüder des Grafen Georg sind : Graf Felix, geb. 1 8. Juni
1795, Herr der Güter Hartau und Lawaldau, verm. 1830 mit Luise
v. Grolmannn, geb. 27. Aug. 1806, aus welcher Ehe zwei Söhne ent-
sprossen sind, die Grafen: Georg, geb. 14. März 1836, und Carl, geb.
29. Jan. 1839 — und Graf Hans, geb. 14. Mai 1797, Herr der Güter
Polnisch-Kessel, Jany und Stoschenhof, Landschaftsdirector des Fürsten-
tums Glogau-Sagan etc.
Grafen v. Strachwitz.
liatljoltfdj. Qttüfitn unfc Otficrtcid).
Besitz: in Schlesien die Herrschaften Gross-Stein und Stubendorf; die Herrschaft Schimi-
schoflf; die Herrschaft Kamminietz; das Majorat Weigelsdorf uud Bruschewilz; Ober-
und Nieder -Pcterwilz, Gräschine; die Herrschaft Buchelsdorf und Butschkau ; die
Herrschaft Proschlitz; die Rittergüter Stiebendorf, Ober- und Nieder- Lassoth und
Herrasdorf und die Rittergüter Bauschwitz und Nieder- Uadoschau ; in Mühren die
Herrschaft Schebclau, und in Nieder-Oesterreich die Herrschaft Strachwitz-Relz.
Wappen : quadrirter Schild mit Mittelschild. Im silbernen Mittelschild der
rcchtsscbende , gekrönte, goldenbewebrte und auf den Flügeln mit den goldenen
hlceblättern belegte preussische, schwarze Adler. 1 und 4 in Gold ein rechts-
gewendeter, schwarzer, unten blutender Schweinskopf mit silbernen Hauzähnen
(Stammwappen derer v. Strachwitz -Gebersdorf). 2 und 3 von Gold und Schwarz
sechsmal quergestreift. Jeder goldene Streif ist mit zwei schwarzen, und jeder
schwarze mit zwei goldenen, neben einander gestellten Muscheln belegt (Stamm-
«RAFEN V. STRACHWITZ. 529
wappen derer v. Sirachwitz -Sussky oder Gross -Zauche, wohl auch Peterswalde).
Leber der Grafenkrone erheben sich drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trifjl
einen offenen, goldenen Adlersflug, dessen Flügel mit den Balken und Muscheln
de^ 1. und 4. Feldes belegt sind (Strachwitz-Gross-Zauchescher Helm) ; der mittlere
den preussischen schwarzen Adler, welcher in der rechten Klaue den Sceptcr, in
der linken das Schwert hält, und der linke Helm zwei Slraussenfcdern, von welchen
die rechte silbern, die linke schwarz ist (Strachwitz-Gebersdorfscher Helm). Die
Heiken sind rechts und links roth, schwarz und golden, in der Mitte schwarz und
silbern, und den Schild halten zwei auswärtssehende, goldene Löwen.
Sehr altes schlesisches Geschlecht aus dem gleichnamigen Stamm-
hause im Liegnilzschen, welches nach Einigen aus Polen stammen soll.
Nicolaus kommt 1331 als Domherr zu Breslau, und Ulrich 1420 als
Bischof zu Breslau und Neisse vor, und Christoph war 1494 Oberster-
Hauptmann in Ober-Schlesien. Mit Hans, welcher sich 1505 mit einer
v. Falckenhayn auf Massel vermählte, beginnt die fortlaufende Stamm-
reihe. Im Laufe der Zeit bildeten sich mehrere Häuser, von welchen
das Haus Szygrod (Siegrod) ihn Beinamen Wilrich, das Haus Zaucha
den Beinamen Sussky führte. Sinapius giebt an, dass die Sirachwitze
mit viererlei Wappen vorkämen: die Strachwitze mit dem Schweinskopfe
(Strachwitz-Gebersdorf), die Strachwitze von der Ellgut, einem Sitze im
Oelsnischen, die Strachwitze von Geroldschiitz, ebenfalls im Oelsnischen,
von Bucelini, Spener und Anderen fälschlich Strackwitz genannt, und
die Strachwitze von Peterswalde, nach Anderen von Gross -Zauche. —
Im dritten Decennium des 17. Jahrhunderts blühten nur hoch die Häuser
Gebersdorf bei Slriegau und Gross-Zauche im Oelsnischen, welche 1627
ihre Wappen vereinigten: eine Vereinigung, welche von dem Kaiser
Ferdinand IL 20. Juli 1627 mil dem Beisatze bestätigt wurde, dass
fortan die beiden Helme auf dem Schilde mit goldenen Kronen geziert
geführt werden sollten.
Der Reichsfreiherrenstand kam vom Kaiser Ferdinand II. 22. Sept.
1630 in die Familie. Es wurde nämlich in denselben als Belohnung
treuer Dienste Christoph v. Stracliwilz und Gross-Zauche, k. Rath,
Prälat und Domherr zu Breslau und Gross-Glogau , des Bislhums Admi-
nistrator und Mitstalthaller zu Neisse, so wie Maximilian v. Strachwitz,
k. Rath, Hauptmann des Bislhums Breslau, mit seinen Nachkommen
erhoben. Von diesen Nachkommen stiftete Mauritz Freiherr v. Strach-
witz, Bischof zu 'Liberias und Weihbischof und Administrator des Bis-
lhums Breslau, das Familien-Majorat Weigelsdorf, dessen erster Besitzer
der Bruder desselben, Johann Friedrich, Herr auf Kostau und breslau-
briegscher Landschaflsdirector, wurde. Der andere Bruder, Carl Joseph,
Herr auf Kamminietz, erhielt vom König Friedrich Wilhelm III. von
Preussen 6. Juli 1798 mit seinen Nachkommen die Grafenwürde, welche
vom Kaiser Franz IL 24. März 1799 bestätigt wurde. Letzlerer, verm.
mil Maria v. Bujakowska, hinterliess drei Söhne : Johann, Ernst Joachim
und Carl Maria. Johann starb ohne Nachkommen, es wurde sonach
Ernst Joachim, welcher 1796 die Standesherrschaft Coslau erworben,
Haupt des gräflichen Hauses und gleichzeitig erster Agnat des Majorats,
dessen Besitzer in seiner Linie fortblühen. Die Nachkommen des Grafen
II. 34
530 GRAFEN V. STRACHW1TZ.
Carl Maria folgen unlen. — Graf Ernst Joachim war zweimal vermählt,
in erster Ehe mit Franziska Gräfin v. Neuhaus v. Caramon, und in
zweiler mit Elisabeth v. Schimonska, verw. v. Gilgenheim, geb. 5. Aug.
1770, gest. im April 1852. — Der Sohn aus erster Ehe war Graf Hyacinth,
geb. 17. Sept. 1781, gest. 3. Mai 1845. Derselbe war dreimal ver-
mählt, zuerst mit Sophie Freiin v. Welczek, dann mit Leopoldine
v. Schimonska, gest. 2. März 1833, und zuletzt mit Lauretta Gräfin
v. üppersdorff. — Aus der ersten Ehe stammt das jetzige Haupt der
Familie:
Hyacinth ERNST Graf v. Slrachwitz-Sussky-Gross-Zauche und Kam-
minietz, geb. 15. Febr. 1805, Herr der Herrschaften Alt- Stubendorf,
Gross-Stein und Schimischou" in Ober-Schlesien, erster Agnat des Familien-
Majorais Weigelsdorf und Bruschewitz, verm. 26. Oct. 1830 mit Maria
v. Schimonska, geb. 6. Juni 1806. Der Sohn desselben ist Graf Hya-
cinth Carl, geb. 14. Mai 1835, zweiter Agnat des Familien -Majorats
Weigelsdorf und Bruschewitz, k. k. Lieutenant. — Aus den drei Ehen
des Grafen Hyacinth leben aus erster Ehe eine, aus zweiler zwei und
aus dritter drei Töchter.
Von den Brüdern des Grafen Hyacinth lebt aus der ersten Ehe des
Grafen Ernst Joachim (s. oben): Graf Hans, geb. 14. April 1792, Herr
auf Peterwitz, k. k. Kämmerer und Rittmeister in d. A., Landralh des
Kreises Frankenstein, Wittwer seit 1835 von Luise v. Schimonska.
Der Sohn desselben ist: Graf Ludwig, geb. 27. Sept. 1823, verm. 1849
mit Walpurga Gräfin v. Praschma, geb. 22. Juni 1830, aus welcher
Ehe ein Sohn: Graf Joseph, geb. 1850, lebt. — Von dem verstorbenen
Bruder, dem Grafen Franz, geb. 20. Sept. 1782, gest. 23. Febr. 1845,
leben aus der Ehe mit Caroline v. Gilgenheimb sechs Söhne : Graf Carl,
geb. 20. Aug. 1809, k. preuss. Hauptmann, verm. 28. Sept. 1841 mit
Rosa v. Pfuel, aus welcher Ehe drei Söhne entsprossen sind, die Grafen:
Hans Carl, geb. 24. Febr. 1843, Alfred, geb. 1846, und Joachim. —
Graf Ernst, geb. 6. Jan. 1812, Herr auf Gräschine, verm. 1847 mit
Maria v. Frankenberg Ludwigsdorf, verw. v. Nickisch-Rosenegk, aus
welcher Ehe ein, 17. Febr. 1852, geborener Sohn lebt, — Graf
Friedrich, geb. 17. Nov. 1815, k. preuss. Premier- Lieutenant, verm.
1849 mit Luise Freiin v. Gruttschreiber, — Graf Alexander, geb.
20. Juli 1817, k. preuss. Lieutenant in der Landwehr-Cavallerie, verm.
in erster Ehe, 23. Oct. 1841, mit Mary Miss Haildon, gest. 1849, und
in zweiter, 29. Oct. 1851, mit Maria Freiin Hiller v. Gärtringen. Aus
erster Ehe stammen die Grafen: Alexander, geb. 11. Dec. 1844, und
Hans, — Graf Franz, geb. 6. März 1822, k. preuss. Lieutenant,
und Graf Guido, geb. 11. Sept. 1824, k. k. Ober-Lieutenant. — Die
drei lebenden Brüder des Grafen Hyacinth aus der zweiten Ehe des
Grafen Ernst Joachim (s. oben) sind: Graf Carl, geb. 9. Sept. 1796,
verm. in erster Ehe, 31. März 1818, mit Friederike v. Stockmans, gest.
27. März 1837, und in zweiter, 26. April 1841, mit Maria Harrasowska
v. Harras. Aus der ersten Ehe stammen vier Söhne, die Grafen: Ernst,
geb. 4. Oct. 1819, k. preuss. Ober- Gerichts -Assessor; Oscar, geb.
CRAFKN V. STRACHWITZ. 5.'i1
II. Aug. 1822, k. preuss. Lieutenant, verm. 1851 mit Hedwig G riffln
v. Maluschka; Hugo, geb. 17. Jan. 1826, und Maximilian, geb. 20. Juni
1833; aus der zweiten Ehe lebt ein Sohn: Carl, geb. 1844, — Graf
Ernst, geb. 5. April 1801, k. preuss. Major, verm. 12. April 1836 mit
Ida v. Kock, geb. 31. Oct. 1818. Die zwei Söhne desselben sind die
Grafen: Ernst Carl Louis Hyacinth, geb. 27. Oct. 1838, und Paul
Wilhelm, geb. 16. Nov. 1840 — und Graf Heinrich, geb. 14. Juli
1809, Herr auf Proschlitz, NeudorfT und Butschkau, Landesältester des
kreuzburger Kreises, verm. 24. Oct. 1831 mit Cäcilie Gräfin v. Wen-
gersky und Ungarschütz, aus welcher Ehe vier Töchter leben.
Vom Grafen Carl Maria — drittem Sohne des ersten Grafen Carl
Joseph und Bruder Ernst Joachims (s. oben) — gest. 3. April 1837,
leben aus der Ehe mit Antonie Freiin v. Rothschütz, gest. 14. Oct.
1831, zwei Söhne: Graf Carl Ernst, geb. 16. Jan. 1798, k. k. Käm-
merer, preuss.-schles. Landesältester und Landralh des tost-gleiwitzer
Kreises, Herr auf Gross- und Klein-Weigelsdorf und Boruschowitz, Herr
zu Kamminietz, Siemiensitz und Xionclas und der Herrschaft Retz-Pulkau,
verm. 31. Mai 1823 mit Malhilde Freiin v. Erstenberg zum Freienlhurm,
geb. 7. Dec. 1803. Die zwei Söhne desselben sind die Grafen: Rudolph
Carl, geb. 21. Oct. 1828, k. k. Ober-Lieutenant, und Arthur Carl, geb.
7. Jan. 1833 — und Graf Mauritz Carl Wilhelm Anton, geb. 9. April
1804, k. k. Kämmerer, Herr auf Schebetau, verm. 16. Mai 1826 mit
Attala Freiin v. Erstenberg zum Freienlhurm, geb. 15. Oct. 1806. Aus
dieser Ehe stammen fünf Söhne, die Grafen: Alfred Carl, geb. 17. Juli
1829, k. k. Ober-Lieutenant, verm. 23. Juli 1850 mit Therese Gräfin
v. Stockau; Mauritz Carl, geb. 5. März 1832, k. k. Ober-Lieutenant;
Carl Mauritz Joseph, geb. 12. Juni 1835, k. k. Lieutenant; Maximilian
Carl, geb. 4. Oct. 1836, und Zdenko Carl, geb. 4. Oct. 1839.
34 ♦
532
GRAFEN V. STRALFNHFIM.
Grafen v. Stralenheim.
Cutherifd). Ijannotjer, Öagern unfc iTranhrctd).
Wappen: quudrirter Schild mit Mittelschild. Mittelschild von Schwarz und
Gold der Länge nach getheilt; rechts ein zweimal zusammengehundenes Bündel
silherner, die Spitzen nach ohen kehrender Pfeile; links die Hälfte eines an die
Theilungslinie angeschlossenen Perlenkranzes, unter welchem drei rechte rothe
Stufen von Quadersteinen stehen. 1 in Blau ein einwärtsgekehrter, gekrönter,
silberner Greif; 2 in Gold der schwebende Stock eines abgehauenen Baumes mit
entblössten Wurzeln von natürlicher Farbe; 3 in Gold zwei mit den Rücken gegen
einander sich krümmende, die Köpfe aufwärtskehrende Fische mit natürlichen
Schuppen, über welchen eine goldene Krone schwebt, und 4 in Roth zwei über
einander gestellte, silbeine Sparren, von welchen der obere bis an das obere Drittel
des Feldes reicht. Der von einer Marquisenkrone bedeckte Schild steht auf einem
Gesimms und wird von zwei silbernen, einwärtssehenden Greifen gehalten. — Die
rechte Hälfte des Schildes enthält das angegebene Bündel Pfeile, die linke das
halbe Wappen der Freiherren v. Stralenheim. Die linke Hälfte des Mittelschildes
gehört zum Stammwappen. Die Bedeutung der rechten Hälfte des Mittelschildes
ist nicht bekannt. Im wasaburgschen Wappen standen die Fische im l. und 4. sil-
bernen Felde und die Greife im 2. und 3. rothen Felde. Der schwarze Mittelschild
war von einem rothen, schräglinken Balken durchzogen, vor dem ein eigenthüm-
liches Wappenbild, fast wie eine gestürzte Lilie oder Leier, stand. Das Wappen
der Freiherren v. Stralenheim beschreibt das Wappenb. des Königreichs Hannover (B. 5)
wie folgt: geviertet mit Mittelschild. 1 und 4: ausgerissener Baumstamm, Gold in
Blau. 2 und 3 : zwei Sparren, Silber in Roth. Mittelschild : in der unteren Hälfte
ein aus drei Stufen gemauerter, rother Giebel, darüber ein natürlicher Kranz von
sechs durch Laub verbundenen rothen Rosen, in Gold. Zwei Helme, rechts Wulst
von Roth und Gold; zwei geharnischte Arme, den Kranz haltend. Decken: Blau
und Gold. Links : Wulst von Roth und Gold, sechs Fahnen, drei nach rechts, drei
links, abwechselnd Silber, Blau, Roth. Decken: Silber und Roth. Schildhalter:
silberne Greife. In der v. Cedercrona besorgten Ausgabe des schwedischen Wappen-
buchs findet sich das Wappen der Freiherren v. Stralenheim nicht. Andere Aus-
gaben waren nicht zur Hand.
Die Grafen v. Stralenheim stammen aus einem alten, nach Einigen
ursprünglich westphälischen Geschlechte. Nach den Angaben des Gen.
Taschenb. der gräfl. Häuser (1840, S. 485 und 86), welchen Nach-
richten aus der Familie untefzuliegen scheinen — einige andere An-
gaben über Michael Veit und Henning s. unten — kommt urkundlich
zu Ende des 15. Jahrhunderts zu Stralsund Veit v. Stralenheim vor,
URAFK.N V. STIIAI.KM1KIM. 533
und mit demselben langt die ununterbrochene Stammreihe an. Der
älteste Sohn desselben, Michael Veit, bekleidete eine der vornehmsten
Stellen am k. schwed. Kammergerichte zu Wismar, und erhielt, seiner
Verdienste wegen, den schwedischen Freiherrenstand, und „sein" Knkel
(geht dieses „sein" auf Michael Veit oder auf Veit?), Henning, gest.
15. Sept. 1731, wurde vom König Carl XII. von Schweden 1699 als
ausserord. Gesandter an den kaiserlichen Hof geschickt und machte sich
so verdient und bekannt, dass Kaiser Joseph I. denselben 1706 zum
Reichsgrafen erhob, mit der Grafschaft Limburg belehnte und zum
Reichs-Ober-Jägermeister ernannte. Doch gestattete König Carl XII. die
Annahme dieser Auszeichnungen nicht, wohl aber ernannte derselbe den
treiherrn Henning 1710 zum General- Gouverneur des Herzogtums
Zweibrürken. Aus der ersten Ehe mit Nicolea Calharina Veronica Freiin
v. Slackelberg, einer reichen Erbtochler, entspross die freiherrliche Linie,
welche, fortgepflanzt durch den zweiten Sohn, August, kurbraunschw.
General-Major, und den Sohn desselben, Adolph, kurbraunschw. . Ober-
Forstmeister, in Hannover blüht. Nachdem sich Freiherr Henning in
zweiler Ehe mit Sophie Elisabeth Gräfin v. Wasaburg (Wasaborg) ver-
mählt hatte, kaufte derselbe die Herrschaft Fohrbach in Lothringen,
welche vom Herzog Leopold I. von Lothringen zur Grafschaft erhoben
wurde, während er selbst, in Retracht der ihm vom Kaiser Joseph I.
zugedachten Ehren, zum Grafen v. Fohrbach erhoben und 20. Febr.
1720 mit einem Grafenbriefe für sich und seine Nachkommen versehen
wurde. Die Kinder aus zweiter Ehe führten den Grafentitel und den
Reinamen : Wasaburg, letzteren mit Genehmigung des schwedischen Senats,
um sich, wegen der im westphälischen Frieden der Familie Wasaburg
zuerkannten Entschädigung wegen Osnabrück etc., von den Kindern der
ersten Ehe zu unterscheiden. (Was die Familie Wasaburg anlangt, so
erkannte dieselbe des Königs Gustav Adolph von Schweden natürlichen
Sohn, Gustav Gustavson, gest. 1653, als Ahnherrn. Derselbe war von
1634 bis zum westphälischen Frieden 1648 Rischof zu Osnabrück, und
hiulerliess aus der Ehe mit Anna Sophia Gräfin v. Wied, gest. 1694,
einen Sohn, Gustav Adolph, den ersten Grafen v. Wasaburg, so genannt
von der Stadt Wasenburg in Liefland, welcher, vermählt mit Angelica
Calharina Gräfin v. Leiningen-Westerburg, Vater von sechzehn Kindern
wurde, zu welchen Gräfin Sophie Elisabeth gehörte. Etwaige Nach-
kommen von den drei den Namen nach bekannten Söhnen liessen sich
nicht auflinden). Der das Geschlecht fortpflanzende Sohn Hennings war
Graf Gustav Henning, gest. 9. Jan. 17S7, k. franz. General-Lieutenant,
verm. mit Carolina Freiin v. Esebeck, und von demselben stammten zwei
Söhne: Graf Gustav Heinrich, geb. 3. Nov. 1766, gest. 29. Aug. ISIS,
k. bayer. Kämmerer und Major ä la suite, verm. mit Barbara Sophia
v. Miliern, und Graf Ca*l August, geb. 12. Oct. 1780, gest. 26. Mai
1842, k. franz. Oberst a. I). Die Wiltwe desselben ist Auguste Caroline
Grätin v. Lewenhaupt. — In Rezug auf die oben erwähnten Michael
Veit und Henning muss noch erwähnt werden, dass Freiherr v. d. Knese-
beck (S. 27 5), ein sehr zu beachtender Schriftsteller, den Michael Veit,
534
GRAFEIS V. STRASSOLDO.
gest. 1703, k. schwed. Tribunals -Assessor zu Wismar, als Vater des
Freiherrn Henning aufführt, und dass Gauhe (I. S. 3126) von Henning
sagt, dass derselbe vom König Carl XII. von Schweden, seiner Verdienste
wegen, den Freiherrenstand erhalten habe.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier anzuführen: Graf
FRIEDRICH Gustav Heinrich — Sohn des Grafen Gustav Heinrich —
geb. 22. Nov. 1807, k. bayer. Hauptmann 1. Classe, verm. 29. Mai
1838 mit Sophie v. Rogister, geb. 29. Mai 1813. Der Bruder desselben
ist Graf Carl Andreas Moritz, geb. 17. Juni 1810, k. bayer. Hauptmann,
verm. 26. März 1840 mit Josephine Freiin v. Pechmann, geb. 15. Oct.
1815, aus welcher Ehe drei Töchter leben.
Graf August — Sohn des Grafen Carl August — geb. 18. Oct.
1814, k. franz. Lieutenant.
Grafen v. Strassoldo.
Üatljaltfd). KDtflttttxd).
Besitz: die Lehns- Herrschaft Ranziano ; das Fideicommiss der Gründe in Gargaro und
Chiapovano in Italien; die Herrschaft Grafenberg in Steiermark; die Lehnsgüter in
Strassoldo, in SofTumberg, Castions de Schmurghin, Privano und Mortegliano in
Italien.
"Wappen: Schild quadrirt mit Mittelschild. Mittelschild von Gold und
Schwarz sechsmal quergestreift (Stammwappen). I in Gold ein goldengekrönter
und bewehrter Doppeladler; 2 und 3 in Gold das vorwärtssehende Brustbild eines
Mohren mit silberner Kopfbinde und mit rothen Korallen-Ohrgehängen und Hals-
band; 4 in Gold sechs von Schwarz und Silber wechselnde, facherartig zusammen-
gestellte Straussenfedern. — Auf der Grafenkrone stehen vier gekrönte Helme. Der
rechte und linke trägt den Mohren des 2. und 3. Feldes aufwachsend und beide
halten mit aufgehobenen Händen ein silbernes Band mit der Devise: Intima Candent;
auf dem zweiten Helme steht der Adler des 1. Feldes, und auf dem dritten ein
Busch von sechs, wechselsweise schwarz und silbernen Straussenfedern (Helm des
Stammwappens). Die Helmdecken sind schwarz und golden.
GHAFKN V. STRASSOLHO. 535
Sehr altes aus dem Königreich Illynen stammendes Geschlecht,
dessen gleichnamiges Stammschloss in der Gegend von Palma nuova in
Friaul hegt. Dasselbe wendete sich nach dem 16. Jahrhundert nach
dem Herzoglhum Steiermark und nach Oesterreich. Die Aufnahme in
die steierische Ritterschaft erfolgte in den Jahren 1627, 1664, 1H91,
1693 und 1716. Der Grafensland kam, den gewöhnlichen Angaben
Dach, vom Kaiser Leopold I. 4. Sept. 1664 in die Familie, doch wird
von Anderen Julius Cäsar, welcher als kaiserl. General 1596 in einem
Treuen mit den Türken in Ungarn blieb, schon als Graf aufgeführt.
Eben so ist die Zeit, in welcher das der Familie zustehende Oberst-
Erbland- Jägermeister- Amt in der Grafschaft Görz in dieselbe gelangte,
nicht genau bekannt. Aeltere Schriftsteller nehmen an, dass dieses Amt
vom Kaiser Leopold I. verliehen worden sei, neuere berufen sich auf
ein Diplom vom Jahre 1724, sonach vom Kaiser Carl VI. Bestätigt
wurde von Neuem diese Würde vom Kaiser Franz I. von Oesterreich
29. Aug. 1818. — Von den im Laufe der Zeit entstandenen Häusern
blühen jetzt noch drei: das Haus Villa nuova, Grafenberg und
Soffumberg. Vollständige Ahnentafeln dieser Häuser dürften kaum
zu ermöglichen sein, wenn nicht die Archive der Familie eintreten.
Horalius, Johann Anton, Martius, Niclas, Leopold und Orpheus waren
1704 k. k. Kämmerer, Leopold Adam, kais. Landesverwaller der Graf-
schaft Görz, wurde 1724 k. k. w. Geh. Ralh. Ferdinand kam 1734
als k. Obersler und Commandant zu Creutz vor etc. Bald nachher
hören genaue Angaben auf.
Das jetzige Haupt des Hauses Villa nuova ist:
ANTON Graf Strassoldo, Freiherr auf Villa nuova — Sohn des
Grafen Leopold, Oberst-Erbland- Jägermeisters in der Grafschaft Görz,
*aus der Ehe mit Carolina Gräfin v. Thurn- Valsassina und Hofer —
geb. 8. Oct. 1794, Lehnsherr auf Ranziano, Fideicommiss- Besitzer der
Gründe in Gargaro und Chiapovano, verm. in erster Ehe, 25. Juni 1815,
mit Elisabeth Edlen v. Grabitz, geb. 9. Nov. 1797, gest. 11. März
1833, und in zweiter, 7. Nov. 1833, mit Caroline Cölestine Edlen
v. Pannowitz, geb. 16. Aug. 1798. Aus der ersten Ehe stammt, neben
fünf Schwestern, ein Sohn, aus der zweiten leben zwei Söhne. Der
Sohn aus erster Ehe ist Graf Franz Wilhelm, geb. 9. Febr. 1816, k.
k. Ober-Lieutenant, verm. 3. Jan. 1844 mit Antonia Franzoni Edlen
v. Donnersfeld, geb. 3. Oct. 1824, und der Sohn desselben: Graf Anton,
geb. 3. Jan. 1845. Aus der zweiten Ehe leben die Grafen: Leopold
Wilhelm, geb. 5. Sept. 1831, und Heinrich, geb. 15. März 1837. —
Der Bruder des Grafen Anton ist: Graf Leopold, geb. 29. Juni 1802,
verm. 29. Oct. 1844 mit Maria Franziska de Benigni Edlen v. Milden-
burg, geb. 6. Dec. 1817. — Vom Grafen Leopold, dem Vater des
Grafen Anton, leben zwei Brüder: Graf Carl Ferdinand Friedrich, geb.
13. Mai 1775, k. k. Kämmerer, verm. 4. Oct. 1804 mit Clementine
Freiin v. Herberth, gest. 16. April 1834 — und Graf Michael Benedict
Camillo Anton, geb. 20. Juli 1784, k. k. Kämmerer und Oberster in d. A.,
steierischer und kärntner Landstand.
536 GRÄFE« V. STKASSULIK).
Das Haupt des Hauses Grafenberg ist: JOSEPH Graf Strassoldo,
Freiherr auf Grafenberg, und der Vetter: Graf Johann, k. k. Kämmerer
und Oberst in d. A. Als Geschwister werden, nach Erwähnung des
Letzteren (Taschenb. der gräfl. Häuser, 1853. S. 717 und 718) neben
einer Schwester, Gräfin Franziska, vermählte Gräfin Radetzki v. Radetz
(s. S. 236), zwei Brüder aufgeführt: Graf Michael, k. k. Kämmerer,
Geh. Rath und Statthalter zu Mailand, verm. 1850 mit Emma Freiiu
Malowez v. Malowiz, geb. 14. Juni 1824 — und Graf Julius, k. k.
w. Geh. Rath, Feldmarschall -Lieutenant, Regimentsinhaber und Com-
mandant der 1. Division des 5. Armeecorps in Mailand. — Ausserdem
gehören zum Hause Grafenberg noch vier Söhne des Grafen Franz Enea,
gest. 1802, aus der Ehe mit Maria Valentine Freiin v. Boretzko, gest.
1834. Dieselben sind: Graf Nicolaus Franz Hieronymus, geb. 31. März
1792, verm. mit Isabella Gräfin v. Thurn-Hofer und Valsassina, geb.
5. Febr. 1796, — Graf Carl Peter Benedictus, geb. 5. Juli 1795, —
Graf Johann Nepomuk Dominicus, geb. 4. Aug. 1798, verm. mit Auguste
Gräfin v. Thurn-Hofer und Valsassina, geb. 4. Mai 1804, aus welcher
Ehe drei Söhne stammen, die Grafen: Carl, geb. 7. Juni 1831, k. k.
Lieutenant, Julius, geb. 10. Juli 1836, und Nicolaus, geb. 13. Juli
1838 — und Graf Anton Joseph Peter Paul, geb. 5. Juli 1801, verm.
mit Theresine Maria Elisabeth Gräfin v. Thurn-Hofer und Valsassina, geb.
19. Nov. 1810, aus welcher Ehe vier Töchter leben.
Das Haupt des Hauses Soffumberg ist Graf JULIUS Anton Joseph
Alois Vincenz — Sohn des Grafen Johann Anton Alois , gest. 2. Sept.
1809, aus der Ehe mit Maria Benvenuta Edlen v. Bojani, geb. 25. Dec.
1784, Wiltwe — geb. 16. März 1808, erblicher Herr zu Soffumberg etc.,
verm. 30. Sept. 1832 mit Maria Anna Helene Edlen v. Agricola, geb.
31. Aug. 1813, aus welcher Ehe vier Söhne entsprossen sind, die
Grafen: Johann Franz Martius Pius Alois Anton, geb. 30. Juli 1839,
Tristan Joseph Maria Alois Franz Anton, geb. 21. Dec. 1840, Otto
Julius Vincenz Maria Anton Alois, geb. 29. Dec. 1843, und Wulmar
Moritz Franz Maria Alois Tranquillus, geb. 17. Juli 1851. — Der Bruder
des Grafen Julius Anton Joseph Alois Vincenz ist: Graf Martius Anton
Alois Vincenz, geb. 16. März 1809.
URAKKN V. HKRREN V. STUBENBERG. 537
Grafen u. Herren v. Stubenberg.
SatholtfrJ). ©efkrrnd).
Besitzt die Herrschaften Oberkapfeobttg und WiedeHi ; die Herrschaften Guiienbei^r. Stubegg
und Bfureg in Steiermark und Szekelvliid in Ungarn.
Wappen: im schwarzen Schilde ein gestürzter, silberner Anker mit einem
durch dessen unten befindlichen Ring gezogenen goldenen Seil, oder vielmehr
einem Haarzopi". Ueber der Grafenkrone, welche meist nicht geführt wird, erhebt
sich ein gekrönter Helm, auf welchem sechs Straussenfedern stehen. Die drei
rechtswehenden sind schwarz, die drei linkswehenden silbern. Die Helmdeck eti
sind schwarz und silbern. — Im Wappenbuche der durchlauchtigen Welt (III. )5S(.))
ist der Schild durch ein über denselben gelegtes silbernes Kreuz quadrirt. 1 und
4 in Schwarz ein schwebender, silberner Anker; 2 und 3 in Gold ein silberner,
linksgekehrter Fisch mit in die Höhe gerichtetem und nach links gekrümmtem
Schwänze. Auf dem Schilde stehen zwei gekrönte Helme. Der rechte tragt sechs
Straussenfedern, von welchen die drei zur Rechten schwarz, die zur Linken golden
sind, und der linke fünf Straussenfedern von Silber und Schwarz wechselnd. Die
Decken des rechten Helmes sind schwarz und golden, die des linken schwarz und
silbern. Auch in Bartschens Wappenbuche findet sich ein quadrirter Schild, doch
ist der Anker mit dem Haarzopf versehen, das über den Schild gelegte Kreuz findet
sich nicht, auch trägt der linke Helm sechs Federn, die drei rechten golden, die
drei linken schwarz. Das Wappenbild im 2. und 3. Felde der Abbildung in Bart-
schens Wappenbuche nennt v. Meding einen sehr langen, goldenen Wurm, welcher
in die völlige Gestalt der Zahl 9 gelegt ist. — Wahrscheinlich ist dies das Wappen
der erloschenen Linie zu Wurmberg.
Eins der ältesten Geschlechter der österreichischen Monarchie und
wohl das älteste eingeborene des Herzogthums Steiermark. Der ur-
sprüngliche Stammsitz desselben war die Burg Stubenberg, unweit Seistrilz
im grätzer Kreise, und der spätere Stammsitz wurde Oher-Kapfenberg
im Mürzlhal im brucker Kreise, welche letztere Burg 1197 Wülfimg
v. Kapfenberg an die Stubenberg vererbte. Die ältesten Ahnherren des
Geschlechts reichen in die Zeit hinein, in welcher Adel und Abstammung
durch Urkunden nicht zu erweisen sind. Urkundlich erscheint zuerst
Wllfling um das Jahr 1000, und derselbe, vermählt mit Agnes Gräfin
v. Achsperg, ist der älteste sichere und allgemeine Stammvater aller
Stuhenberge. Noch jetzt wird im Archive zu Ober-Kapfenberg Wulflings
Hüstung und das silberne Behällniss gezeigt, in welchem derselbe den
blonden Haarzopf seiner Gemahlin beständig am Helme trug, und diesen
538 GRAFEN U. HERREN V. STUBENBERG.
Haarzopf der Stammmutter haben dankbar die Stubenberge dem alther-
gebrachten Anker im Wappenschilde beigefügt! — Das Erb-Mund-
schenken-Amt in Steiermark besass die Familie schon 1186, in welchem
Jahre zuerst einiger steiermärkischen Aemler Erwähnung geschieht.
Ulrich zog 1217 mit Herzog Leopold von Oesterreich nach Palästina,
und Wülfing (II.), verm. mit Elisabeth Gräfin v. Ortenburg, erhielt von
dem Kaiser Friedrich II. um 1237 den Befehl, die Reichsacht wider
Friedrich den Streitbaren, den letzten Babenberger, zu vollstrecken.
Durch die Söhne des letzteren Wülfing theilte sich das Geschlecht in
zwei Hauptlinien: Ulrich stiftete die Haupllinie zu Wurmberg, welche
1699 erlosch, und Friedrich die jetzt blühende zu Kapfenberg. Doch
begannen mit Wülfing schwere Zeiten für die Familie. König Ottokar
Przemisl in Böhmen unterwarf sich Steiermark und nahm 1269 den
Wülfing mit anderen Landherren in mehrjährige Haft, während welcher
die Burgen Stubenberg, Kapfenberg und Wülfingstein abgebrochen wurden;
Wülfings Sohn, Friedrich, welcher bei Erhebung Albrechts v. Habsburg
eine grosse Rolle gespielt, liess sich später in eine unglückliche Fehde
mit demselben ein und verlor seine sämmtlichen Besitzungen, und Hans
und Andreas, Verwandte und Freunde des bekannten Andreas Baum-
kircher, kamen durch die Fehde gegen Kaiser Friedrich HL um ihre
gesammten Schlösser und Güter. — Von Wülfing (II.) stammte aus der
Ehe mit der oben erwähnten Gemahlin im 8. Gliede Johann, um das
Jahr 1558, verm. mit Benigna Freiin v. Schärffenberg, welcher zwei
Söhne, die Stifter zweier Speciallinien der Hauptlinie zu Kapfenberg,
hinterliess: Rudolph gründete die ältere Linie, welche 1770 mit dem
weiter unten anzuführenden Reichsgrafen Wilhelm August erlosch, und
Georg Hartmann die jüngere, jetzt blühende Linie. Letztere theilte sich
durch die drei Enkel des Stifters in drei Aeste: Wolfgang der Jüngere
stiftete den älteren Ast oder die Linie zu Stubegg (Stubeck) und
Guttenberg, Otto den mittleren, im Anfange dieses Jahrhunderts
erloschenen Ast, oder die Linie zu Unter-Kap fenberg, und Franz
Georg den jüngeren Ast, oder die Linie zu Ober-Kapfenberg.
Der letztere Ast hatte sich durch zwei Söhne des Stifters in zwei
Zweige geschieden, nämlich durch Leopold in den älteren, und durch
Franz de Paula in den jüngeren, mit dem Sohne und Enkel im An-
fange dieses Jahrhunderts ausgestorbenen Zweig. Sonach blüht jetzt
nur noch von der jüngeren Speciallinie der ältere Ast und von dem
jüngeren Aste der ältere Zweig.
Ein Grafendiplom haben, mit einer einzigen Ausnahme, die Glieder
des Geschlechts, welche sich Herren und Herrinnen v. Stubenberg
schrieben und schreiben, nannten und nennen (Geneal. Taschenb. der
freiherrl. Häuser, 1849, S. 416), nie gesucht, empfangen oder ange-
nommen. Der Herrentitel, welcher bei dieser Familie allgemein und
unterscheidend ist, erhält das Andenken des alten Glanzes ihres Namens
und stellt dieselben den Fürsten- und Grafenhäusern der Erblande gleich.
— Was die oben erwähnte Ausnahme in Bezug auf ein Grafendiplom
anlangt, so verliess aus der älteren Speciallinie Rudolphs (s. oben) und
GRAFEN U. HERREN V. STUBENBERG. 539
seiner dritten Gemahlin, Justina v. Zelcking, zweiter Urenkel, Georg
Wilhelm, k. k. Kämmerer, Geh. Rath und Burggraf zu Steier, der Re-
ligion wegen das Vaterland, und der Sohn desselben aus der Ehe mit
Magdalena Henriette Freiin v. Miltitz, Wilhelm August, Herr auf Strass-
burg und Neundorf, kursächs. Geh. Rath und Staats- und Cabinels-
Minister, erhielt vom Kaiser Carl VII., d. d. Frankfurt 6. Mai 1742, das
leichsgrafendiplom. Reichsgraf Willielm August starb 30. Sept. 1771
ohne Nachkommen. — Die Abstammung der jetzigen Glieder des Ge-
schlechts ergiebt sich aus folgenden Ahnentafeln:
Linie zu Guttenberg (älterer Ast der jüngeren Speciallinie).
Heinrich — Sohn Rudolphs und Enkel Wolfgangs des Jüngeren -- geb.
26. Nov. 1687. gest. 1734, k. k. Kämmerer, Hof-Kammerrath etc.;
Gemahlin: Maria Henriette Herrin v. Stubenberg, gest. 1748. —
Leopold, geb. 27. März 1713, gest. 19. Febr. 1792, k. k. Kämme-
rer etc.; erste Gemahlin: Anna Barbara Gräfin v. Slrassoldo, geb. 1717,
verm. 1736, gest. 1762. — Christian, geb. 28. Juni 1739, gest.
11. Juli 1807, k. k. Kämmerer, Oberst-Lieutenant a. D. ; Gemahlin:
Maria Anna Gräfin v. Saurau, geh. 15. Jan. 1765, verm. 22. Nov.
1784. f. — Gustav Adolph, geb. 11. März 1792, gest. 15. Dec. 1833,
k. k. Kämmerer, Ober-Lieutenant in d. A.; Gemahlin: Franziska Freiin
v. Staudach, geb. 15. Mai 1792, Witlwe. — Joseph, jetziges Haupt
der Linie.
Linie zuOber-Kapfenberg (des jüngeren Astes älterer Zweig).
Leopold — Sohn Franz Georgs aus der Ehe mit Maria Catharina Gräfin
v. Rindsmaul — geb. 11. April 1673, gest. 9. Juli 1708, k. k. Käm-
merer; Gemahlin: Maria Regina Freiin v. Zollner zu Mässenberg, geb.
6. Sept. 1679, verm. 1701, gest. 9. Nov. 1729. — Georg, geb.
1. Jan. 1705, gest. 26. Juli 1776, k. k. w. Geh. Rath etc.; erste
Gemahlin: Maria Caecilie Gräfin v. Breuner, geb. 27. März 1711, verm.
1729, gest. 25. März 1756. — Wolfgang, geb. 9. Oct. 1730, gest.
7. Juni 1800, k. k. Kämmerer und Geh. Rath; dritte Gemahlin: Johanna
Nepomucene Gräfin Lanthieri, geb. J 2. Oct. 1745, verm. 6. Febr. 1771,
gest. 16. April 1841. — Wolf, jetziges Haupt der Linie.
Der jetzige Bestand der Familie ist folgender:
Linie zu Guttenberg. JOSEPH Herr und Graf zu Stubenberg
— Sohn des Grafen Gustav Adolph — geb. 31. März 1824, Herr der
Herrschaft Guttenberg, Stubegg und Mureg in Steiermark und Sz6kelyhid
in Ungarn. (Indigenat in Ungarn seit 1655). Die Schwester desselben,
Herrin und Gräfin Anna, geb. 9. Aug. 1821, war in erster Ehe mit
Johann Remekhäzy v. Gurahontz, und in zweiter mit Friedrich Grafen
Zichy v. Väsonykeö vermählt.
Linie zu Ober-Kapfenberg. WOLF Herr und Graf zu Slu-
benberg — Sohn des Grafen Wolfgang — geb. 8. Jan. 1788, Oberst-
Erb-Land-Mundschenk in Steiermark, Herr der Herrschaften Ober-Kapfen-
berg und Wieden, k. k. Kämmerer und Hauptmann in d. A., verm.
16. Mai 1833 mit Angelica Gräfin v. Trauttmannsdorff-Weinsberg, geb.
3. Juni 1808. — Von dem verstorbenen Bruder desselben, dem Herrn und
540
GRAFEN V. STURGKH.
Grafen Pius, geb. 2. Oct. 1783, gest. 13. Sept. 1824, leben die'Wittwe:
Herrin und Gräfin Johanna, geb. Gräfin v. Auersperg, geb. 3. Febr.
1780, und zwei Töchter: Gräfin Johanna, verm. mit Julius Grafen
v. Hoditz und Wolframitz, und Gräfin Mathilde.
Grafen v. Stürgkh.
$at|)0ltfd). ©ejlerreid).
Besitz: die Herrschaften Halbenrain , Klach, Freudenau und Blankenwerth in Steiermark
Wappen: quadrirter Schild. 1 und 4 von Gold und Schwarz quergetheilt
mit einem einwärtsgekehrten, auf grünem Rasen stehenden Storch von gewechsel-
ten Tincturen, welcher im Schnabel eine mit dem Kopfe nach unten gekehrte
Schlange hält ; 2 und 3 auf Hermelin ein rother Pfahl. Ueher der Grafenkrone
stehen drei gekrönte Helme. Auf dem rechten Helme steht der rothe Pfahl des
2. und 3. Feldes zwischen zwei silbernen, mit Hermelin besetzten ßüffelshörnern
mit rothen Mündungen. Der mittlere trägt den Storch des 1. und 4. Feldes, der
linke drei Straussenfedern , silbern, rolh, silbern. Die Helmdecken sind rechts
schwarz und golden, links silbern und roth. — Nach Einigen ist Feld 1 und 4
von Schwarz und Gold quergetheilt und der Storch hält im silbernen Schnabel
einen goldenen Ring. — Der rechte Helm ist bei Erhebung in den Grafenstand
hinzugekommen, das übrige Wappen führten schon die Freiherren v. Stürgkh.
Altes, ursprünglich bayerisches Adelsgeschlecht, welches sich aus
Bayern nach Steiermark wendete, 1532 die Herrschaft Blankenwerth
(Plankenwerth) kaufte, und durch Vermählung die Herrschaft Vogelsberg
an sich brachte. Die Familie erhielt vom Kaiser Ferdinand 1. die Be-*
willigung, das blankenwerthsche Wappen zu führen, und vom Kai-
ser Ferdinand III. 19. Mai 1638 das Freiherren- und ein erneuertes
Wappendiplom. Der Reichsgrafenstand kam vom Kaiser Carl VI. 23. Nov.
1711 (nach Megerle v. Mühlfeld 1715) in die Familie, und zwar in der
Person Georg Christophs, k. k. Geh. Raths und Hofcanzlers, und des
Bruders desselben, Franz Bernhard. Graf Georg Christoph erhielt 15. Juli
GRAFEN V. STÜRGKH. 541
1720 das Ober-Erbland-Vorschneider-Amt in Kärnten und das Indigenat
in Ober-Oeslerreich, und wurde 1721 Ilofpfalzgraf und 20. Nov. 1729
Magnat von Ungarn. Auch steht der Familie das, 29. Aug. 1818 neu
bestätigte Ober-Erbland-Stabelineister-Amt in der gefilrstetcn Grafschaft
Görz zu.
Die Abstammung der jetzigen Familienglieder ergiebt sich aus fol-
gender Ahnentafel. Georg Christoph Reichsgraf — Sohn des Freiherrn
Joseph Christoph aus der Ehe mit Maria Freiin v. Herberstein — geb.
14. Sept. 1666, gest. 27. Mai 1739, k. k. w. Geh. Rath, Oberst-Hof-
canzler etc. ; erste Gemahlin : Maria Charlotte Freiin v. Stadl , venu.
1695, gest. 1713. — Joseph Christoph, geb. 25. Mai 1706, gest.
1764, k. k. Kämmerer und Regierungsrath ; erste Gemahlin: Josephine
Petronille Freiin v. Stadl, geb. 1710, verm. 1729, gest. 1737. —
Franz Anton, geb. 2. April 1734, gest. 19. Nov. 1791, k. k. w. Geh.
Rath und Gouverneur in Inner- Oesterreich; Gemahlin: Charlotte Gräfin
v. Wurmbrand, geb. 5. Nov. 1738, verm. 26. Juli 1761, gest. 27. Sept.
1800. — Carl Anton, geb. 15. Oct. 1764, gest. 1. April 1825, k. k.
Kämmerer; Gemahlin: Maria Christiane Gräfin v. Gaisruck, geb. 18. Juni
1767, verm. im November 1792, f. — Carl Theodor, jetziges Haupt
der Familie.
Von den lebenden Gliedern des Geschlechts sind hier anzuführen:
CARL Theodor Graf Stilrgkh von Blankenwerth — Sohn des Gra-
en Carl Anton — geb. 2. Nov. 1795, k. k. Kämmerer und Rittmeister
n d. A., Oberst-Erbland-Vorschneider in Kärnten etc., verm. 21. Dec.
1829 mit Adelheid Gräfin O'Donell, geb. 3. Febr. 1807. Die drei Söhne
desselben sind die Grafen: Carl Cajelan, geb. 14. Mai 1832, k. k.
Lieutenant, Dominik Joseph, geb. 10. März 1835, und Moritz Maria,
eb. 2. Oct. 1836. — Der Bruder des Grafen Carl Theodor ist: Graf
eopold, geb. 10. April 1808, k. k. Kämmerer, Oberst und Regi-
lents - Commandant.
r>42
GRAFEN V. STURM KR.
Grafen v. Sturmer.
fiatholifd). OdUrreidi.
IVappen: im rotheD Schilde ein goldener Querbalken, von drei (2 und 1
silbernen, golden verzierten, recbtsgewendeten Helmen begleitet. Den Schild deck!
eine siebenperlige Krone, welche fünf gekrönte silberne Helme trägt. Auf dein
rechten Helme liegt ein in Brillanten gefasster, die Hörner aufwärtskehrender ha!-|
her Mond, aus dem zwei brillantirte s. g. Tschalenks- oder Sorgatsch Reiher (wi«
der Grossherr allein bei feierlichen Gelegenheiten auf dem Turban trägt) empor-l
stehen. Der zweite Helm trägt einen einwärtssehenden, schwarzen, gekrönten Adlerl
der mittlere eine schwarze Lilie, deren obere Hälfte mit dem Bunde der gewöhn-l
liehen französischen Lilie völlig gleich ist, die untere aber, statt der Blätter, einen!
dem Piedestal der Säulen ähnlichen Fuss von zwei Stufen hat ; der vierte einerl
wachsenden, einwärtsgekehrten, goldenen Löwen, und der linke eine rothe türkisch«
Mutze mit blauem Sacke und Quaste, oben mit brillantem Reiher besteckt. Deil
zweite Helm ist der des Stammwappens, der erste und vierte sind bei Erhebundi
in den Freiherrenstand, und der mittlere und linke bei Erlangung der Grafenwürd«
hinzugekommen. — Der Schmuck des mittleren Helmes ist das Wappenbild des 9. Noy.I
1658 erloschenen fränkischen Geschlechts von .Neustetter, Stürmer genannt. — I
Den Schild halten zwei vorwärtssehende bärtige geharnischte Männer mit offenem!!
Visir, anhängender Wehr und rothem Helmbusche, welche die freie Hand in diel
Hüfte stemmen ; Helme und Schild umgiebt ein rother, mit goldenen Franzen be-l
setzter und mit Pelzwerk gefütterter Mantel. Das freiherrliche Wappen hat milj
rothen und goldenen Decken drei gekrönte Helme: auf dem rechten steht der!
wachsende Löwe, auf dem mittleren der Adler und auf dem linken der Halbmond!
mit dem Reiherbusche.
Altes nürnberger Patriziergesehlecht, welches, nach dem Wappen
(in Silber eine schwarze Lilie) mit dem bekannten alten fränkischen,
fi. Nov. 1638, erloschenen Geschlechte derer v. Neustetter, Stürmer
genannt, im Zusammenhange gestanden haben muss. Ein Sprosse des
nürnberger Geschlechts, Igxaz Lorenz — Sohn Johann Adams aus der;
Ehe mit Anna Maria Saitz — geb. 21. Aug. 1752, gest. 2. Dec. 1829.!
wurde vom Kaiser Franz II. 12. Juni 1801 in den erblä'ndisch-ftster-
GRAFK.N TAUE.NTZIEN V. W1TTKNBKRG.
► 43
reichischen Ritterstand versetzt, und erhielt vom Kaiser Franz I. von
Oeslerreieh , 27. Mai 1SI3, als k. k. Hofralh und Internuntius an der
ottomanisehen Pforte, den erblä'ndisch- österreichischen Freiherrensland,
so wie 12. Nov. 1S20 das Indigenat des Königreichs Fngarn de ordine
baronum et magnatuni. Derselbe, zuletzt k. k. Geh. Bath und Slaals-
und Conferenz-Ralli bei der Geh. Haus-, Hof- und Staalscanzlei, hinter-
liess aus der Ehe mit Elisabeth Barbara Freiin v. Tesla, geb. 12. Sept.
17 70, venu. 2G. Nov. 17S7, gest. 17. Juni 1S46, neben drei Töch-
tern, zwei Söhne: die Freiherren Bartholomäus Stephan und Carl, von
welchen Ersterer vom Kaiser Ferdinand I. von Oeslerreieh 1842 die
Grafenwiirde erhielt, während Letzterer im Freiherrenstande verblieb.
Graf BARTHOLOMÄUS Stephan, geb. 26. Dec. 17S7, k. k. w.
Geh. Bath und bis 23. Mai 1S50 Internuntius und bevollmächtigter
Minister an der ottomanischen Pforte, vermählte sich 19. Aug. 1815
mit Ermence Catharina Freiin v. Boulet, geb. 25. Febr. 1797.
Gr.ifen Tanentzien v. Wittenberg.
Coangclifjti). fJreußrn.
Besitz: das Rittergut Balkow in der Neumark.
Wappen : quadrirter Schild mit quadrirtem Mittelschild und Herzschild.
Im silbernen Herzschild springt nach der rechten Seite ein brauner Edelhirsch von
6 Enden aus einem schraglinken Schache von Schwarz und Silber in drei Reiben,
iu 6. 5 und 4 Feldern (Stammwappen). Mittelschild: 1 in Silber ein aus dem
unteren Rande des Feldes aufsteigender, gerüsteter, im Ellbogen gebeugter Arm,
welcher in der Faust ein nach ein - und unterwärts gerichtetes Schwert hält ; 2 in
544 GRAFEN TAUENTZIEN V. WITTENBERG.
Roth eine goldene 5zackige Krone; 3 in Blau eine silberne Säule, und 4 in Gold
ein einwärtsgekehlter schwarzer Löwe (die vier Felder des Mittelschildes und der
zweite und vierte Helm sind bei Erhebung in den preussischen Grafenstand hin-
zugekommen). Hauptschild: 1 und 4 in Silber der preussische gekrönte, golden
bewehrte und auf den Flügeln mit den goldenen Kleestengeln belegte, schwarze
Adler, ohne Scepter und Reichsapfel; 2 und 3 in Gold vor einem grünen, roth-
befruchteten, oben offenen Lorbeerkranze, ein aufrechtgestelltes Schwert mit golde-
nem Griffe (die vier Felder des Hauptschildes und der rechte und linke Helm
wurden später mit dem Ehrenprädicate „v. Wittenberg" verliehen). Ueber der
Grafenkrone erheben sich fünf mit gräflichen Kronen gekrönte Helme. Der rechte
trägt den Adler des 1. und 4. Feldes einwärtsgekehrt; der zweite einen gerüste-
ten, im Ellbogen einwärtsgebeugten Arm , welcher in der Faust ein nach rechts
gerichtetes Schwert hält ; der mittlere drei silberne Lilien an grünem Stengel
(Helm des Stammwappens); der vierte eine silberne, nach vorwärts und links ge-
wendete Straussenfeder, und der linke Kranz und Schwert des 2. und 3. Feldes.
Die Decken des rechten, mittleren und vierten Helmes sind silbern und schwarz,
die des zweiten roth und silbern und die des linken grün und golden. Den Schild
hält rechts ein vor- und einwärtssehender geharnischter Ritter, dessen Helm mit
vier silbernen Straussenfedern besteckt ist, und welcher in der Rechten ein Schwert
hält, welches, über die Brust gelegt, mit der Spitze durch den rechten Helm in
den zweiten dringt; links ein einwärtssehender, gekrönter und goldenbewehrter
schwarzer Adler, dessen Rrust mit dem goldenen Namenszuge F. W. R. belegt ist.
Die Grafen Tauentzien v. Wittenberg stammen aus dem alten böh-
mischen Adetsgeschlechte v. Schwichow, in welches später der Frei-
herren- und Grafenstand gekommen war. Anton Ferdinand Wenzel
v. Schwichow erwarb das Rittergut Tauentzien im Lauenburgschen und
nahm von demselben den Namen Tauentzien an. Herzog Barnim von
Pommern belehnte 30. Juli 1601 Lucas den Aelteren v. Schwichow
nebst seinen Vettern, Claus Simon und Lucas den Jüngeren, mit dem
Gute Tauentzien, und der Erstere, Lucas der Aeltere, beginnt die fort-
laufende Stammreihe des Geschlechts. Ausser Tauentzien standen früher
der Familie im Lauenburgschen die Güter Perlin, Mertzin etc. zu. —
Im vorigen Jahrhunderte wurde das Tauentziensche Geschlecht durch
Bogislaus Friedrich, in dem jetzigen durch Friedrich Bogislaus Emanuel
sehr berühmt. — Bogislaus Friedrich v. Tauentzien, geb. 18. April 1710
zu Tauentzien, gest. 20. März 1791, k. preuss. General der Infanterie,
General -Inspector der in Schlesien stehenden Infanterie, Regiment-Chef
und Gouverneur von Breslau, erhielt durch die schlesischen Kriege, so
wie durch den siebenjährigen Krieg reiche Gelegenheit, Tapferkeit und
Feldherrentalent zu bewähren. Die 1740 bei Molwilz gelieferte Schlacht,
die Belagerung und Einnahme von Prag, die Schlachten bei Hohenfried-
berg 1745 und bei Kollin 1757, ganz besonders aber die Verteidigung
von Breslau gegen Laudon im Jahre 1760, und die 1762 erfolgte Ein-
nahme von Schweidnitz sprechen für den Helden, und sein Denkmal auf
einem nach ihm benannten Platze vor dem Schweidnitzer Thore in Bres-
lau ist wohl verdient. Aus der Ehe mit Charlotte v. d. Kneseheck
hinterliess derselbe zwei Söhne und vier Töchter. Der ältere Sohn,
Bogislaus, Herr auf Balkow, k. preuss. Major, hinterliess Nachkommen;
der jüngere war Friedrich Bogislaus Emanuel Graf Tauentzien v. Witten-
berg, k. preuss. General der Infanterie und commandirender General des
dritten Armeecorps. Derselbe, geb. 1761, gest. 20. Febr. 1S24, wurde
GRAFEN V. TADFFEIRCHEN. 545
vom Könige Friedrich Wilhelm III. 5. Aug. 1791 zuerst zum Grafen
v. Tauenlzien erhohen, 1793 zum königlichen Flügeladjutanlen er-
nannt und zu diplomatischen Sendungen vielfach verwendet. Nach dem
tilsiter Frieden zum General-Lieutenant befördert, nahm derselbe an den
Befreiungskriegen von 1813 — 1815 so entscheidenden und ruhmvollen
Anlheil , und zwar namentlich an den Schlachten bei Gross-Beeren und
Dennewitz, so wie an den Einnahmen von Torgau, Wittenberg und
Magdeburg, dass er 3. Juni 1814 den Beinamen: v. Wittenberg und
eine Vermehrung des gräflichen Wappens erhielt fs. oben). Aus der
ersten Ehe mit der Tochter des Kammerherrn v. Marschall stammt eine
Tochter; aus der zweiten mit Fräulein v. Arnstedt, gest. 1840, lebt
ein Sohn, Heinrich Friedrich Bogislaus.
Die lebenden Glieder der gräflichen Familie sind sonach:
Heinrich Friedrich BOGISLAUS Graf Tauentzien v. Wittenberg, geb.
10. Juli 1789, k. preuss. General-Major der Cavallerie a. D. — Die
Schwester desselben ist Gräfin Lisinka, geb. 1785, Willwe seit 29. Jan.
1838 von Gustav Georg Leopold Grafen v. Hacke, k. preuss. General-
Lieutenant und erstem Commandanten von Magdeburg.
Grafen v. TaiifTkirchen.
Satboltfd). öagmt unfc CffUrrrid).
Besitz der Gutienburg- Englburger Linie: in Bayern die Herrschaften Englburg und Titt-
lingen, und in Ober- Oestcrreicü Katzenberg etc. Besitz der Linie zu Ybm: die
Herrschanen Lichtenau, Kleeberg und Ybm etc.
Wappen der Guttenburg- Englburger Linie: quadrirter Schild mit Mittel-
schild. Im quergelheilten Mittelschilde oben in Roth ein silberner Pfahl, unten
Blau, ohne Bild (Stammwappen). 1 und 4 in Silber 6 (vom Fuss auf 3, 2 und 1)
infeioandergesetzte schwarze Quadersteine (Hohen- und Schwarzenstein) ; 2 und 3
in Roth drei schrägrechtsgelegte silberne Rnsen (Mauthner und von dieser Familie
in das schwarzensteinsche Wappen übergegangen). Leber dem Schilde stehen drei
gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt die sechs Quadersteine des 1. und 4.
Feldes zwischen einem offenen silbernen AdlersfJuge (schwarzensteinscher Helm);
auf dem mittleren Helme liegt ein rothes Kissen mit silbernen Quasten, auf wel-
lt. 35
546 GRAFEN V. TAUFFKIRCHEN.
ehern rechtsgekehrt ein gekrönter silberner Fuchs mit rother ausgeschlagener Zunge
sitzt (Wappenbild einer erloschenen Familie der Tauflkirchen), und auf dem linken
steht ein die Sachsen einwärtskehrender, mit den drei silbernen Hosen des 2. und
3. Feldes belegter rother Adlersflügel (mauthnerscher Helm). Die Helmdecken sind
rechts schwarz und silbern, links rolh und silbern.
Wappen der Linie zu Klebing oder Ybm : quadrirter Schild mit Mittel-
schild. Im gekrönten Mittelschilde das oben beschriebene Stainimvappen. 1 und 4
in Schwarz auf goldenem Schildesfusse eine drei Quader hohe, schwarz ausgefugte
silberne Mauer mit zwei gleichfarbigen Thünnen, jeder mit zwei Fenstern ; 2 und 3
in Roth 5 silberne Rosen, und zwar im zweiten Felde 1, 2 und 2, im dritten 2,
2 und 1. Auf dem Schilde stehen drei Helme, von welchen der rechte und der
mittlere gekrönt sind. Auf dem rechten Helme sitzt einwärtsgekehrt ein silberner
Fuchs (Helm des Stammwappens!; auf dem mittleren zwischen zwei Biiffelshörncrn,
von welchen das rechte 8mal von Roth und Silber schragrechts, das linke von Sil-
ber und Schwarz 8mal schiäglinks getheilt ist, eine vorwärtssehende Sirene mit
fliegenden Haaren und einer Krone auf dem Haupte. Mit den Armen umschlingt
dieselbe die Hörner und kehrt den Fischschwanz rechts. Auf dem linken Helme
liegt ein rothes Kissen mit rothen Quasten und auf demselben sitzt einwärtsgekehrt
ein doppeltgeschweifter goldener Löwe. Die Helmdecken sind rechts roth und
silbern, links schwarz und golden.
Sehr altes bayerisches und österreichisches Adelsgeschlecht, in wel-
ches später der Freiherrenstand und die Reichsgrafenwürde gekommen
ist. Dasselbe soll ursprünglich aus Verona stammen und früher den
Namen Bonaventura geführt haben. Nach Bucelini, Hübner u. A. soll
nämlich Wilibald Bonaventura im 10. Jahrhundert aus Verona nach
Bayern gekommen sein, unter Kaiser Heinrich I. gegen die Ungarn ge-
fochten und, seiner Tapferkeit wegen, den Ritterschlag und den Namen
Tauflkirchen erhalten, auch noch dem vierten zu Merseburg 968 ge-
haltenen Turniere beigewohnt haben. Der Sobn desselben, Andreas,
Herr auf Schloss Tauflkirchen, drei Meilen von Landshut gelegen, war,
nach Hübner, mit einer Gräfin v. Abensperg vermählt, und von seinen
Nachkommen war Christoph, verm. mit Ursula v. Trauner, um das Jahr
1 500 Herr in Klebing. Von den Enkeln des Letzteren , ihn Brüdern
Christoph Wolfgang, geb. 1537, verm. mit Elisabeth v. Königsfeld, und
Burkhard, in erster Ehe verm. mit Maria v. Tannenberg, und in zwei-
ter, mit Maria Elisabeth v. Schwarzenstein , Erbin von Kalzenberg und
Englburg, stammten drei Linien: die Linie zu Englburg, die Linie
zu Katzenberg (früher auch mit Bruckberg), im Manusstamme
18. Febr. 1843 mit dem Grafen Johann Matthias Albert erloschen, und
die Linie zu Ybm, welche auch als Linie zu Klebing aufgeführt wird.
In wie weit eine vierte Linie, welche sich Tauflkirchen v. Hochenrain
schrieb und welche in der Mitte des 17. Jahrhunderts ausgegangen ist,
mit den erwähnten drei Linien in verwandtschaftlicher Beziehung ge-
standen hat, ist nicht genau zu ermitteln, da es der Tauflkirchen früher
in Bayern mehrere gab, wie denn auch die hier in Rede stehende Fa-
milie von den s. g. Alt- Taufkirchnern (Siebmacher II, 54) wohl zu
unterscheiden ist. — In die Linien zu Englburg und Katzenstein kam
vom Kaiser Ferdinand III. 1639, und in die Linie zu Ybm vom Kaiser
Leopold I. 1667 der Freiherrenstand. Die Grafenwürde verlieh Kaiser
Leopold I. der Familie. Derselbe erhob nämlich 19. April 1684 die
GRAFEN V. TAFFFKIRCHKN. 547
Vettern, Wolf Joseph, kurbayer. Geli. Rath und Hofraths- Präsidenten
(ohne Nachkommen gestorben), und Hans Wolf, Hofrath und Pileger
zu Schärding — Urgrossvaler des jetzigen Hauptes der Gutlenburg-
Bnglburger Linie — in den Reichsgrafenstand mit dem Titel: Grafen
Taulfkirchen zu Guttenburg, Klebing, Katzenberg und Englburg. In
diesen Reiehsgrafendiplom wurde Johann Casimir , der Bruder des Gra-
fen Hans Wolf, als damals in Italien lebend, übergangen, doch wurde
der Enkel des Letzteren, Franz Joseph Ignaz, gest. 1 726 , kurbayer.
Kämmerer und Vicedom des Rentamtes Burghausen, von welchem die
Linie zu Ybm abstammt, vom Kurfürsten Max Emanuel von Bayern 20. März
1716 als gleichberechtigter Graf anerkannt und ausgeschrieben.
Genaue Ahnentafeln dürften , wie die etwa bekannten Unterlagen
beschallen sind, ohne Hülfe der Familie wohl kaum aufzustellen sein.
Was die jetzigen Glieder der Familie anlangt, so gehören hierher aus
den Linien zu Englburg und Ybm (Katzenberg ist, wie angegeben, im
Mannsstamme erloschen) folgende:
Guttenburg-Englburg er Linie. Graf MAXIMILIAN Emanuel
Joseph Maria Carl — Sohn des Grafen Maximilian Emanuel, gest.
24. Febr. 1799, kurpfalzbayer. Kämmerers und Geh. Raths, aus erster
Ehe — geb. 5. Aug. 1778, Senior der Linie, verm. 4. Mai 1803 mit
Maria Anna Gräfin v. Lodron-Laterano , geb. 25. Oct. 1782, gest. im
December 1850. Der Sohn desselben ist: Graf Maximilian Joseph Fried-
rich, geb. 15. Oct. 1810, durch Uebergabe von seinem Vater seit
1. März 1844 Besitzer der Herrschaften Englburg und Tiltlingen in Bayern
und Katzenberg in Oberösterreich, k. bayer. Kämmerer und Landwehr-
Oberst a. D., verm. in erster Ehe, 2. Febr. 1838, mit Franziska Freiin
v. Seefried auf Butlenheim, gest. 27. April 1851, und in zweiter,
25. Sept. 1851, mit Catharina Fürst aus Frauendorf. Der Sohn aus
erster Ehe ist: Graf Max Ludwig, geb. 19. Dec. 1839. — Aus der
zweiten Ehe des Grafen . Maximilian Emanuel (s. oben) mit Theresia
Gräfin v. Lerchenfeld -Köfering, geb. 17. Sept. 1765, verm. 1786,
gest. 4. Febr. 1844, stammt Graf Joseph Maximilian Gregor Leopold,
geb. 12. März 1793, k. bayer. Kämmerer und Oberst-Lieutenant ä la
suite , verm. 15. April 1822 mit Auguste Charlotte Hermine Olympia
Bianca Gräfin v. Pückler- Muskau, verw. Prinzessin v. Carolalh, Beuthen,
geb. 27. Dec. 1792, gest. 29. Mai 1834, aus welcher Ehe Graf Carl
Theodor Ludwig Max, geb. 7. Juli 1826, stammt.
Die Linie zu Guttenburg-K a tzen berg besteht jetzt nur noch
aus der zweiten Gemahlin und Wittwe des letzten Grafen Joseph Mat-
thias Albert: Gräfin Josepha, geb. Gräfin v. d. Waal , und aus der Toch-
ter erster Ehe mit Maximiliane Maria Freiin v. Rechberg: Walpurga,
verm. Gräfin v. Aham und Neuhaus (s. Bd. I. S. 6).
Linie zu Ybm. Na cli kommen des Grafen Maximilian (I.), gest.
3. Jan. 1800, aus zweiter, dritter und vierter Ehe. Aus der zweiten
Ehe entspross: Graf Maximilian (II.), Herr auf Wildenstein und Lichtenau,
geb. 20. Sept. 177 5, gest. 26. Oct. 1839, k. bayer. Kämmerer, verm.
mit Aloisia Freiin v. Waidmannsdorf, Wittwe. Der Sohn aus dieser Ehe
35*
548
GRAFEN V. TERLAGO.
ist Graf Anton Max Ferdinand Theodor EDUARD, geb. 23. Nov. 1805,
Herr auf Lichtenau, venu. 12. Juni 1832 mit Amalia Maria Freiin
v. Gumppenberg-Pöllmes, geb. 24. Nov, 1805, gest. 18. März 1850,
aus welcher Ehe zwei Söhne leben, die Grafen: Johann Nepomuk
Maximilian Adolph, geb. 26. April 1833, und Wilhelm Erhard Franz,
geb. 8. Oct. 1834. — Aus der dritten Ehe des Grafen Maximilian (I.)
stammen zwei Sühne: Graf LEOPOLD Ernst, Herr auf Kleeberg und
Ybm, geb. 21. Aug. 1781, k. bayer. Kämmerer und General - Major,
verm. 21. Juni 1802 mit Sophie Marie Wilhelmine Gräfin zu Orten-
burg, geb. 16. Nov. 1784 — und Graf Franz Anton, geb. 16. Aug.
1782, k. bayer. Kämmerer und Ober -Postmeister zu Augsburg, verm.
1814 mit Luise Caroline Gräfin zu Ortenburg, geb. 15. Jan. 1782,
gest. 15. Dec. 1847, aus welcher Ehe ein Sohn entsprossen ist: Graf
Maximilian Joseph, geb. 30. Mai 1815, k. bayer. Kammerjunker und
Hauptmann. — Aus der vierten Ehe des Grafen Maximilian (1.) lebt:
Graf Philipp, geb. 16. Juli 1786, k. bayer. Kämmerer und Oberst-
Lieutenant in d. A., vermählt mit Sabina v. Hartmann. Die zwei Sohne
desselben sind die Grafen: David Balthasar Ewald Philipp Max, geb.
1. Jan. 1818, und Ferdinand Carl Constanlin, geb. 18. Febr. 1820,
k. bayer. Oberlieutenant.
Grafen v. Terlago.
fiatljoltfd). Oefterreid).
In Tirol begütert.
Wappen: Schild der Länge nach getheilt; rechts in Silber ein nach der
rechten Seite hoch aufspringendes schwarzes Windspiel mit ausgeschlagener Zunge
und goldenem Halsbande (Stammwappen); links in Roth ein an die äussere Seite
des Schildes angeschlossener halber, silberner, golden gekrönter und bewehrter
Adler (Wappenvermehrung, s. unten). Ueber der Grafenkrone erhebt sich ein ge-
krönter Helm , aus welchem das Windspiel der rechten Schildseite emporwächst.
Die Helmdecken sind rechts schwarz und silbern, links silbern und golden. —
Wie angegeben, wird das Wappen jetzt geführt, und das Wappenbuch der österr.
grafkn v. tkrlaco. 549
Monarchie (VII, 83) gieht dasselbe als neueres Wappen. Tai». 82 zeigt das ältere
Wappen. Der halbe Adler ist liier iiichl an die Theilungsliuie gescblossen , son-
dern steht frei . und über der Grafeiiknuie erbeben sieb zwei gekrönte Helme.
Der rechte trägt den Windbund der rechten Schi!deshä)fte wachsend und einwärts-
gehend, und auf dem linken steht ebenfalls einwärtssehend der halbe Adler der
linken Schildeshälfte.
Sehr altes aus Tirol stammendes Geschlecht, dessen gleichnamiger,
schon unter fränkischer Herrschaft bekannter Stammsitz in Sildtirol
am Fusse hoher Alpen liegt. Adelprand v. Terlago kommt schon 1124
in einer Urkunde Altmanns , Fitrsthischofs von Trient , mit den Edlen
v. Eppan, Arco und Cles als Zeuge vor, und 1190 wurden die Herren
v. Terlago mit anderen Edlen zum Geleite Kaisers Heinrich VI. auf der
Römerfahrt bestimmt. Die Familie gehörte früher zu den adeligen Va-
sallen des Hochslifts Trient, wurde aber 1523 von der bischöflichen
Jurisdiction befreit. Später wurde Antois, ein Sohn Pauls, mehrmals
Trienls erster Consul und dann Geschäftsträger des Bischofs und Erz-
herzogs Sigmund von Tirol, wegen seiner Verdienste vom Kaiser Sig-
mund durch Diplom d. d. Parma 5. April 1432 in den Reichsadelstand
erhoben und erhielt als Wappen einen im silbernen Felde stehenden
schwarzen Jagdhund mit goldenem Halsbande, welchem der Fürstbischof
von Trient, Alexander, aus dem Stamme der Herzöge von Masovien,
17. Sept. 1433, von seinem angestammten Wappen den halben silber-
nen, goldgekrönten Adler in Roth zusetzte. Von Anlon, welcher,
vermählt mit Catharina v. Caslelallo, 1477 starb, stammte, unter
mehreren Geschwistern, Johann, gest. 1532, kaiserl. Rath, Eques aura-
tus, Comes palatinus und Landstand in Tirol, vermählt mit Leonella
v. Lodron. Der vierte Sohn desselben, Georg, gest. 1570, vermählte
sich mit Laura Gräfin Casteletti von Nomi, und aus dieser Ehe entspross
Peter (1.), gest. 1585, verm. mit Barbara v. Prato-Segonzono. Von
den vier Söhnen des Letzteren pflanzte Franz, gest. 1622, das Ge-
schlecht fort. Aus der Ehe mit Elisabeth v. Pezzen stammte Peter (11.),
geb. 1672, verm. mit Laelia Gräfin v. Lodron, welcher vom Kaiser
Ferdinand II. durch Diplom d.d. Linz, 7. Juli 1636, in den Reichs-
grafenstand erhoben wurde, nachdem schon Paul, der dritte Sohn Jo-
hanns, vom Kaiser Carl V. 1546 den erbländischen Grafensland in die
Familie gebracht hatte. Der Sohn Peters, Johann Anton, vermählte sich
mit Maria v. Stocker, und aus dieser Ehe entsprang Franz, gest. 1748,
welcher, verm. mit Cäcilie v. GozzalTi, zwei Söhne hinlerliess. Der
ältere von diesen, Johann Anton, geb. 1724, gest. 1790, veimählte
sich mit Pauline v. Terlago, aus welcher Ehe Franz Sigmund stammte,
geb. 1764, gest. 1823, verm. mit Therese Alberti v. Enno, geb. 1766,
gest. 1820, und die Söhne desselben sind die Grafen Alois und Fkanz
(s. unten), — der jüngere Sohn Johann Antons, Vincenz (!.), geb.
1728, gest. 1806, verm. 1754 mit Pacifica Freiin v. Cresseri, gest.
1804, hatte drei Söhne, von welchen zwei das Geschlecht fortsetzten:
von Vincenz (IL), gest. 1821, stammt Vincenz (III.), und von Franz
Joseph, geb. 1756, gest. 1833, verm. mit Catharina Freiin v. Salvadori,
leben zwei Söhne: Lothar und Isidor (s. unten).
550
GRAFEN V. THURHKIM.
Von den jetzigen Gliedern der Familie gehören hierher:
Nachkommen des Grafen Franz Sigmund. ALOIS Graf Terlago
— Sohn des Grafen Franz Sigmund — geb. 28. Sept. 1794, k. k. Käm-
merer, verm. in erster Ehe, 20. Mai 1824, mit Regina Gräfin v. Un-
werth, gest. 8. Mai 1834, und in zweiter, 18. Mai 1836, mit Josephine
v. Holzinger, geb. 15. Febr. 1808. Aus der zweiten Ehe stammen,
neben zwei Töchtern, zwei Söhne, die Grafen Sigmund Victor, geb.
9. März 1841, und Alfred, geb. 8. März 1845. — Der Bruder des
Grafen Alois ist: Graf Franz Maria, geb. 24. März 1799, k. k. Ober-
Landesgerichtsrath zu Trient, verm. 8. Mai 1824 mit Adelheid Gräfin
v. Spaur, geb. 19. Febr. 1805. Von den beiden Töchtern desselben
ist Gräfin Gabriele mit Maria Julius Grafen v. Sarnthein (s. S. 347)
vermählt.
Nachkommen der Grafen Franz Joseph und Vincenz (II.). LOTHAR
— Sohn des Grafen Franz Joseph — geb. 7. Oct. 1796, k. k. Käm-
merer, Hof- und Statthaltern -Rath zu Innsbruck, verm. 5. Mai 1830
mit Franziska Freiin v. Kübeck, aus welcher Ehe, neben zwei Schwestern,
Graf Rorert, geb. 1. Oct. 1842, stammt. — Der Bruder des Grafen
Lothar ist: Graf Isidor, geb. 5. April 1802, Dompropst zu Trient. —
Vom Grafen Vincenz (II.) lebt ein Sohn: Graf Vincenz (HI.), geb. 24. Jan.
1818, Weltpriester und Gooperator zu Ebensee bei Ischl.
Grafen v. Thürheim.
Äotl)0lifd). ©eßerretd) (unb Magern).
Besitz: die Herrschaften Weinberg und Schwerdtberg.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. In dem mit einer Dornen-
krone bedeckten schwarzen Mittelschilde ein silbernes Portal mit drei Abstufungen,
welches 10 Fenster (2, 4, 4) und ein rundes, mit schwarz ausgefugten Quader-
stücken umgebenes Thor hat (Stammwappen). 1 in Silber in den beiden Unter-
ecken ein schwarzes Quaderstück, über welchen beiden ein drittes liegt (Hohen-
«JKAKK.N V. TJU Hill fM. 551
im«! Schwar/enstein) ; 2 und 3 in lloth drei sehragm hts gelegt« silberne Hosen
|Mautbner), und 4 in Schwarz ein reebisatifspringendes silbernes Einhorn (Nuss-
dorf). Ueher dein Schilde erbeben sich vier gekrönte Helme, der zweite mit einer
Dornenkrone. Auf dein rechten Helme liegen die drei Quaderslficke des 1. Feldes
vor einem (dienen silbernen Adlersfluge (hohen- und nebworzensteinseber Helm);
sufdem zweiten Helme steckt b inier der* Dornenkrone eine aufwartsgestdlte schwarze
Standarte, deren nach einwärts (liegende Fahne mit dem Portale des Mittelschildes
belegt ist (Helm des Stammwappens); aus dem dritten Helme wächst einwärts-
gehend das Einhorn des 4. Feldes auf (nussdorfseber Helm), und der linke Helm
tragt einen (dienen rothen Adlersllug, dessen Flügel mit drei silbernen Rosen be-
legt sind. Die Heirad ecken sind rechts schwarz und silbern, und links roth
und silbern.
Sehr altes, ursprünglich schwäbisches Adelsgeschlecht, welches
später den Freiherrensland erhielt, sich in Ober-Oesterreich ankaufte
und die Rcichsgrafenwürde erlangte. Aribo von Thürheim , Hitler, soll
um 883 auf dem gleichnamigen Schlosse in Baden gelebt, und der Enkel
desselben, Heinrich, 931 dem Turniere zu Conslanz beigewohnt haben.
Des Letzteren Enkel, Goswin, erstieg im dritten Kreuzzuge, 1191, die
Burg von Plolemais und pflanzte auf derselben Oesterreichs Banner auf.
Er erhielt für seine Tapferkeit Burg und Banner zum Wappen, auch
soll Kaiser Heinrich VI. ihm die Grafenkrone angeboten, der fromme
und demüthige Ritter aber, anstatt derselben, die Dornenkrone sich
erbeten haben, welche der Erlöser getragen. So wäre denn das Stamm-
wappen erklärt. Ein Enkel dieses Goswin war der bekannte Minne-
sänger Ulrich, Wolfram v. Eschenbachs Zeitgenosse (um 1240). — Ein
späterer Sprosse des Geschlechts, Johann Christoph, Herr auf Bibrachszell,
welcher 1625 Freiherr geworden war, wandle sich nach Ober-Oester-
reich, kaufte von der Familie v. Zelking, welche der Religion wegen
auswanderte, die Herrschaften Weinberg, Dornach und Wartberg und
wurde unter die ober-österreichischen Stände aufgenommen. Vier seiner
Söhne: Leopold, Franz, Christoph Leopold und Philipp Jacor, welche
vom Kaiser Leopold I. 30. Oct. 1666 in den Reichsgrafensland erhoben
worden waren, theilten durch ihre Nachkommen die Familie in vier
Linien. Die von Leopold stammende Linie erlosch aber schon mit den
Kindern desselben; die von Franz gegründete starb 10. Juni 1782 mit
dem Grafen Franz Ludwig aus; die von Christoph Leopold gestiftete
blüht zum Theil noch jetzt, und die von Philipp Jacor gebildete Linie
ist, wie die beiden ersteren, ausgegangen. Was die von Christoph
Leopold entsprossene, jetzt blühende Linie anlangt, so theilte sich die-
selbe durch zwei Söhne des Stifters in zwei Aeste : Christoph Wilhelm
gründete den älteren Ast in Oesterreich ob der Ens, welcher in zwei
Zweige zerfiel, von welchen der erstere im August 1809 mit dem
Grafen Christoph Wilhelm erloschen ist, während der zweite blüht,
Georg Sigmund aber den jüngeren Ast in der Oberpfalz und Bayern,
welcher mit dem Grafen Julius Alexander um 1845 im Mannesstamme
erloschen ist. So blüht denn jetzt nur noch der zweite Zweig des
älteren Astes der von Christoph Wilhelm ausgegangenen Linie, welcher
jetzt als älterer Ast in Oesterreich ob der Ens aufgeführt wird.
Die Abstammung der jetzigen Glieder dieses Astes ergiebl sich aus
552 GRAFKN V. THÜRHEIM.
nachstehender Ahnentafel: Johann Gundaccar — Sohn des Grafen Chri-
stoph Wilhelm ans der Ehe mit Maria Franziska Michaele Grafin v. Kueff-
stein — geb. 24. Jan. 1707, gest. 25. Jan. 1798, k. k. Kämmerer,
Herr der Herrschaften Schwerdlberg, Windegg, Hartheim etc. ; Gemahlin :
Maria Dominice Freiin v. Hager, geh. 11. Juni 1721, verm. 24. Jan.
1745, gest. 3. März 1793. — Joseph Wenzeslaus Wilhelm, geb.
13. Sept. 1749, f, k. k. Kämmerer, Herr der Herrschaften Schwerdt-
berg, Windegg, Pragslein und Ernsthofen, so wie Ghotlowin in Böhmen;
Gemahlin : Luise Gräfin v. Berghe, genannt Trips, verw. Gräfin v. Berlo-
Hauzemont, geb. 24. April 1759, verm. 1783, gest. 1812. — Joseph
Ferdinand Ignaz, geb. 15. Mai 1794, gest. 8. Sept. 1832, k. k. Käm-
merer, Herr der Herrschaften Weinberg und Schwerdlberg etc.; Ge-
mahlin: Leopoldine Gräfin v. Starhemberg, geb. 29. Dec. 1794, verm.
5. Juni 1816, Wittvve, — Joseph Ludwig Egbert, jetziges Haupt des
älteren Astes.
Von den lebenden Gliedern des Hauses sind hier aufzuführen:
Julius LUDWIG Egbert Graf v. Thürheim, Freiherr zu Bibrachszell
— Sohn des Grafen Joseph Ferdinand Ignaz — geb. 26. Mai 1818,
Herr der Herrschaften Weinberg und Schwerdlberg, k. k. Kämmerer
und Rittmeister. Der Bruder desselben, neben zwei Schwestern, ist:
Graf Joseph Andreas Goswin Aribo Georg Maria, geb. 17. Mai 1827,
k. k. Kämmerer, Chevalier de Justice des hohen Malteser -Ordens und
k. k. Rittmeister. Die Mutter Beider s. oben. Vom Grafen Joseph
Ferdinand Ignaz leben drei Schwestern, und vom letzten männlichen
Sprossen des jüngeren Astes, vom Grafen Julius Alexander, die Wittwe:
Gräfin Carolina Josepha, geb. Gräfin v. Minucci.
GRAFEN V. Tlll'IS U. IIOIIKNSTKIIV.
553
Greifen v. Tliun u. Höllenstein«
Hatholifd). Ceflerrcid).
Besitz: in Tirol die Grafschaft Gasteil - Fondo ; das Schloss Krughicr etc.; in Böhmen die
Fideicommiss- Herrschaften Klöstcrle mit Felixburg, Fiinfhunden , SebuschitZ mit
Zbislaw , und Densen mit Markereiorf; die Fideicommiss - Herrschaft 1>t»ehen und
die Allodial - Herrschaft Pcrulz mit Slawielin und Wrhiczan; die Fidcirommixs-
Herrschaft Gholtilz, die Allodial-Herrschaflen Benateck und ilonsberg mit dem Gute
Wasserau etc. etc.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittalschild. Im rothen Mittelschilde ein
silberner Querbalken (der österreichische Wappenschild; wahrscheinlich bei Erhe-
bung in den Grafenstand als Gnadenzeichen verliehen). 1 und 4 in Blau ein
sebrägrechter, goldener Balken. 2 und 3 der Länge nach getheilt; rechts in Silber
ein an die Theilungslinie angeschlossener, halber, rother Doppeladler; links in
Schwarz ein silberner Querbalken (die vier Felder des Hauptschildes sind das
Stammwappen). Auf dem Schilde erheben sieb drei gekrönte Helme. Der rechte
Helm trägt zwei blaue Büffelshörner, von welchen das rechte mit einem schräg-
rechten, das linke mit einem schräglinken, goldenen Balken belegt ist (rechter und
linker Helm gehören zum Stammwappen) ; aus dem mittleren Helme wächst ein
reebtsgekehrtes, rotbes, mit einem silbernen Querbalken belegtes Einhorn empor
(bei Erhebung in den Grafenstand hinzugekommener Helm), und auf dem linken
Helme steht zwischen einem geschlossenen Adlersfluge, dessen rechter Flügel sil-
bern, der linke aber schwarz und mit einem silbernen Querbalken belegt ist, der
halbe rothe Adler des 2. und 3. Feldes. Die Decken sind rechts blau und golden,
links roth und silbern.
Eins der ältesten und angesehensten österreichischen Geschlechter,
welches an berühmten Gliedern und grossen Besitzungen in Böhmen
und Tirol reich ist. Der Ursprung desselben ist wohl in der Schweiz
zu suchen, wenn auch Einige Italien nennen. Die Grafen v. Thun hatten
vor Zeiten die Grafschaft Thun, jetzige Berner Landvogtei, mit dem
Schlosse und der Stadt Thun am thuner See in Besitz. Werner, edler
Herr von Thun, kommt mit zwei Brüdern urkundlich 1127 und Ulrich
und Werner v. Thun, Ritter, 1133 vor. Am 12. April 1191 wurden
die Uechtländischen Dynasten, und unter denselben die Grafen v. Thun,
welche die Waffen gegen das Haus Zähringen ergriffen hatten, vom
Herzog Berthold geschlagen und der Untergang ihrer Macht durch die
Gründung Berns und Freiburgs besiegelt. Nach dieser Zeit werden
unter den schweizerischen Dynasten nur noch drei Brüder v. Thun auf-
geführt, doch ohne grosse Macht, und später kommt das Geschlecht in
554 GRAFEIS V. THTN U. HOHENSTEIN.
der Schweiz nur im Adelstande bis in das 15. Jahrhundert vor. — In
Oesterreich tritt dasselbe gegen Ende des 13. Jahrhunderts mit Erasmus,
k. Obersten, merklicher hervor: wann dasselbe nach Oesterreich ge-
kommen, ist in das Dunkel der Zeit gehüllt. Das (leneal. Reichs- und
Staatshandbuch giebt, wie Einige früher allerdings behauptet, an, dass
das Haus über 1400 Jahre in den Österreichischen Erblanden blühe:
eine Angabe, welche die umsichtige Redaclion des Geneal. Taschenbuchs
der grä'll. Häuser (1837, S. 476) dahin abgeändert hat, dass dieselbe,
anstatt des Jahres 383, das Jahr 1383 setzte. Der Freiherrenstand ist,
nach neueren Angaben, 16. Nov. 1530 in die Familie gekommen, doch
wird schon Anton v. Thun, gest. 1522, mehrfach als Freiherr aufge-
führt. Die Aufnahme unter die steierischen Landstände erfolgte 28. Febr.
1628, der Beiname v. Hohenstein entstand 28. Febr. 1628, und die
Reichsgrafenwürde kam vom Kaiser Ferdinand II. 24. Aug. 1629 in der
Person Christoph Simons, kais. Oberst-Hofmeisters, in die Familie, auch
war in dieselbe schon früher das Erb -Schenkenamt in den Stiftern
Brixen und Trient gelangt. Was den Beinamen Hohenstein anlangt, so
soll nach dem Familien -Archive zu Tetschen dem erwähnten Christoph
Simon, welcher von 1623 — 1628 die grossen Besitzungen in Böhmen
ankaufte, vom Kaiser Ferdinand II. für ein bedeutendes Darlehn die
niedersächsische Grafschaft Hohenstein verpfändet worden sein. Ritler-
schaft und Unterthanen der Grafschaft huldigten, doch im 30jährigen
Kriege besetzte Schweden dieselbe. Später nahm Brandenburg Hohen-
stein in Besitz, und da die beiden streitigen Erben der ins Freie ver-
fallenen Grafschaft, die Grafen Johann Sigismund und Georg Sigismund
v. Thun, den Besitz nicht ergriffen, auch bei dem Friedensschlüsse zu
Münster, 1648, um die Grafschaft sich nicht bewarben, so verblieb die-
selbe, bis auf den von der Familie behaltenen Titel, der Kur Brandenburg.
Die zwei Söhne des oben erwähnten Anton gründeten zwei Haupt-
linien: Cyprian stiftete die ältere (Stamm von Castell-ßrughier), Lucas
die jüngere (Stamm von Castell-Thun) Hauptlinie. Die ältere Haupt-
linie schied sich durch zwei Enkel des Stifters in zwei Speciallinien:
Johann Cyprian gründete die tirolische, Georg Sigismund die böh-
mische (frühere Schriftsteller nannten die böhmische zuerst und Hessen
auf diese die tirolische folgen, wie schon in Bezug auf die Häuptlingen
Einige die Lucassche die ältere, die Cypriansche die jüngere genannt
hatten, worüber freilich nur die Familienarchive Aufhellung geben können).
Die tirolische Speciallime verbreitete sich durch zwei Söhne des Stifter«
in zwei Aesle: Alphons Franz stiftete den jetzt blühenden Ast zu
ßrughier und Trient in Tirol, Christoph Anton Simon den zweiten
Ast zu Caldes in Südtirol, welcher im Mannsstamme mit dem Grafen
Alexander 1850 erloschen ist. Die böhmische Linie hat sich durch
Fideicommiss -Institut vom 5. Jan. 1671 in drei Majorate: zu Klö-
sterle, Tetschen an der Elbe und Achleuten mit Hechenberg
und Choltitz (jetzt Majorat Choltitz) getheilt. Die jüngere von
Lucas (s. oben) gestiftete Hauptlinie wird jetzt als Stamm von Castell-
Thun in Trient aufgeführt.
GRAFEN V. THUIN U. IfOHKINSTKIN. 555
Die vollständigen Ahnentafeln der jetzigen Familienglieder sind leicht,
wie folgt, aufzustellen.
Stamm von Castell-Brughier. Linie von Caslell-
Brug liier. Erster Ast zu ßrughier und Trienl in Tirol.
Joseph Johann Anton — Sohn des Stifters dieses Astes, Alphons Franz,
und Enkel des Georg Sigismund — gest. 1728; Gemahlin: Margaretha
Veronica Grafin v.Thun, gest. 1762. — Alphons Franz Xaver, gest. 1734;
Gemahlin: Catharina Isabelle Gräfin v. Wolkenstein, verm. 1726, gest.
im Januar 1766. — Johann (Joseph) Vigil Carl, geb. 4. Nov. 172S,
gest. 4. Febr. 1788, k. k. Kämmerer und kurmainz. Hof-Gerichtsralh ;
Gemahlin: Josephe Grälin Colonna v. Fels, geb. 20. März 1741, verm.
im Februar 1755. f. — Joseph Innocenz (nicht Vigilius Joseph i, geb.
28. Dec. 1761, gest. 20. Aug. 1842; Gemahlin: Maria Anna Luise
Gräfin v. Fugger-Nordendorf, geb. 31. Mai 1774, verm. 18. Juni 1793,
Wittwe. — Guidorald Maria, jetziges Haupt des Astes. — Zweiter Ast
zu Caldes in Südtirol, im Maiinsstamme (s. oben) erloschen.
Bö li mische Linie. Majorat Klösterle. Johann Franz —
Sohn Maximilians aus der Ehe mit Maria Maximiliane Prinzessin v. Liech-
tenstein — geb. 16. Juni 1686, gest. 20. Juni 1720, k. k. Kämmerer
und Statthalter in Böhmen; Gemahlin: Maria Philippine Gräfin v. Harrach,
geb. 9. Jan. 1693, verm. 4. Nov. 1708, gest. 2. April 1763. —
Johann Joseph Anton, geb. 2. Juni 1711, gest. 24. Mai 1788, k. k.
Kämmerer und Besitzer aller drei Majorale der böhmischen Linie; erste
Gemahlin: Maria Christine Gräfin v. Hohenzollern, geb. 25. März 1715,
verm. 1733, gest. 6. Aug. 1749. — Franz Joseph, geb. 14. Sept.
1734, Herr des Majorats Klösterle, k. k. Kämmerer und w. Geh. Rath;
Gemahlin: Maria Wilhelmine Gräfin v. Ulfeid, geb. 12. Juni 1744, verm.
30. Juli 1761, gest. 18. Mai 1800. — Joseph Johann Baptista, geb.
«6. Dec. 1767, f, k. k. Kämmerer etc.; erste Gemahlin : Josephe Gräfin
_*, Schratlenbach, verm. 11. Mai 1793, gest. 16. März 1794. — Joseph
Matthias, jetziger Besitzer des Majorats Klösterle. — Majorat Tet-
>chen. Johann Franz und Johann Joseph Anton (s. oben Majorat
ülöslerle). — Wenzel Joseph — Bruder Franz Josephs — geb. 6. Febr.
1737, gest. 15. Dec. 1796, Majoratsherr zu Telschen, k. k. Kämmerer
ind General-Feldmarschall-Lieutenant; Gemahlin: Maria Anna Gräfin
i. Kollowrat-Liebsteinsky, Besitzerin von Culm, geb. 22. Jan. 1752,
'erm. 22. Nov. 1768, gest. 24. Aug. 1828. — Franz Anton, jetziger
ksitzer des Majorats Tetschen. — Majorat Choltitz. Johann Franz
ind Johann Joseph Anton (s. oben Majorat Klösterle). — Johann Nepomuk
Joseph — Bruder Franz Josephs und Wenzels — geb. 26. Juli 1712,
Vi k. k. Kämmerer und Oberst a. D., Majoratsherr von Choltitz; Ge-
nahlin: Maria Theresia Gräfin v. Alterns, verm. 17. Oct. 1781, f. —
ohann, jetziger Majoratsbesitzer.
Stamm von Castell-Thun. Johann Vigilius, geb. 1650, gest.
1730; Gemahlin: Johanna Gräfin v. Wolkenstein, gest. 1720. — Franz
^lglstin Gaudenz, geb. 1695, gest. 1748, k. k. Geh. Rath und hischöfl.
rientinischer Hof-Marschall; Gemahlin: Maria Antonie Grälin v. Spaur,
556 GRAFEN V. THUN U. HOHENSTEIN.
verm. 1724, gest. im April 1762. — Matthäus, geb. im Juli 1743, f,
k. k. Kämmerer; zweite Gemahlin: Maria Antonie Gräfin v. Thun, verm.
15. Jan. 1780, gest. 26. Üec. 1786. — Leopold Ernst, geh. 26. Jan.
1783, gest. 22. Aug. 1848; Gemahlin: Violante Gräfin Martinengo-
Cesaresco, geb. 26. Jan. 1783, Witlwe. — Matthäus Franz, jetziges
Haupt dieses Stammes.
Von den lebenden Gliedern der Familie sind hier anzugeben :
Stamm von Castell-Brughier. Linie von Castell-
Brughier. Erster Ast zu Brughier und Trient.
GÜIDOBALD Maria Graf v. Thun-Hohenstein — Sohn des Grafen
Joseph Innocenz — geb. 25. Mai 1808, k. k. Kämmerer, Herr und
Besitzer der Grafschaft Castell-Fondo, Landstand und Erb -Land -Jäger-
meisler in Tirol, verm. 1834 mit Theresia Marchese v. Bagno, aus
welcher Ehe drei Söhne stammen, die Grafen: Emanuel Maria, geb.
1836, Ferdinand Bomedi Maria, geb. 29. Nov. 1846, und Sigismund
Georg Maria, geb. 23. April 1849. Die Mutter des Grafen Guidobald
Maria, Gräfin Maria Anna, ist oben in der Ahnentafel genannt worden.
— Vom Grafen Joseph lebt ein Bruder: Graf Arbogast, geb. 5. Jan.
1773, Besitzer des Schlosses Brughier, Ausschuss -Verordneter des
Herrenstandes bei dem landständischen Congresse in Innsbruck, verm. in
erster Ehe mit Theresia Freiin v. Lichtenthurm, gest. 13. Dec. 1838,
und in zweiter, 25. Sept. 1837, mit Theresia Meyer. Aus der ersten
Ehe stammt Graf Franz Maria, geb. 20. Juni 1835, aus der zweiten
Graf Joseph Romedi, geb. 24. April 1843. — Zweiter Ast zu Caldes.
Die VVittwe des letzten Grafen Alexander, geb. 18. Mai 1796, gest.
1850, Landstands in Tirol, ist Gräfin Maria Anna, geb. Gräfin Spaur zu
Flavon und Valer.
Böhmische Linie. Majorat Klösterle. Graf JOSEPH Mat-
thias — Sohn des Grafen Joseph Johann Baptista — geb. 24. Febr.
1794, Herr der genannten Herrschaften, Oberst -Landes -Kämmerer im
Königreiche Böhmen, k. k. Kämmerer, Geh. Rath etc., verm. 10. Sept.
1816 mit Franziska Gräfin Thun v. Hohenstein, geb. 26. Jan. 1786.
Aus dieser Ehe stammen sechs Söhne, die Grafen : Joseph Oswald, geb.
21. Dec. 1817, verm. 10. Sept. 1846 mit Johanna Josepha Gräfin v. Salm-
Reiiferscheidt, geb. 16. Mai 1827, aus welcher Ehe ein Sohn stammt, Graf
Johann Oswald Matthias Johann, geb. 14. Dec. 1849; — Maximilian,
geb. 24. Febr. 1819, k. k. Rittmeister; — Guido, geb. 19. Sept. 1823,
Attache bei der k. k. Gesandtschaft zu Turin; — Sigismund, geb. 11. Juni
1827, k. k. Rittmeister; — Heinrich, geb. 12. April 1828, k. k. Ober-
Lieutenant, und Carl, geb. 3. April 1842. — Der Stiefbruder des
Grafen Joseph Matthias ist: Graf Carl, geb. 24. Jan. 1803, k. k. General-
Major und Brigadier in Troppau, verm. 1833 mit Johanna Freiin v. Koller.
— Majorat Tet sehen. Graf FRANZ Anton — Sohn des Grafen
Wenzel Joseph — geb. 3. Oct. 1784, Herr der Herrschaften Tetschen,
Perulz und Gross-Zdiekau, k. k. Geh. Rath, Kämmerer und Ober-Lieu-
tenant in d. A., verm. 5. Sept. 1808 mit Theresia Maria Anna Gräfin
v. Brühl, geb. 8. Nov. 1784, gest. 8. März 1844. Die drei Söhne
GRAFEN V. THUN U. HOHENSTEIN. 557
desselben sind: Graf Franz Anton, geb. 13. Juni 1809, Referent bei
dem k. k. Ministerium des Cultus und Unterrichts, verm. mit Maria
Magdaleiie v. König, geb. 14. Mai 1818, aus welcher Ehe drei Söhne
stammen, die Grafen Zdenko Franz, geb. 9. Sept. 1842, Franz Anton,
geb. 14. Nov. 1845, und Leo Ferdinand, geb. 23. Juli 1848, — Graf
Friedrich, geb. 8. Mai 1810, k. k. Kämmerer und Präsidial- Gesandter
bei dem deutschen Bundestage, seit Dec. 1852 k. k. Gesandter und
bevollm. Minister am k. preuss. Hofe, verm. 15. Sept. 1845 mit Leo-
poldine Gräfin v. Lamberg (s. S. 6), geb. 9. April 1825, aus welcher
Ehe Graf Franz Anton, geb. 2. Sept. 1847, entsprossen ist, — und
Graf Leopold Leo, geb. 7. April 1811, k. k. Geh. Ralh und Minister
des Cultus und Unterrichts, verm. 14. Oct. 1847 mit Carolina Gräfin
v. Clam-Martinitz (Schwester des Grafen Heinrich, s. Bd. I. S. 160),
geb. 11. Juli 1822.
Majorat Choltitz. Graf JOHANN — Sohn des Grafen Johann
Nepomuk Joseph — geb. 3. Oct. 1786, k. k. Kämmerer und Hauptmann,
verm. 15. Oct. 1811 mit Nicolasine Gräfin v. Baillet-Latour, geb. 24. März
1788, gest. 2. Oct. 1840. Die drei Söhne desselben sind: Graf Theodor,
geb. 30. Juli 1815, k. k. Major in d. A., Besitzer des Majorats Choltitz,
verm. 8. Oct. 1850 mit Maria Caroline Gräfin v. Kinsky, geb. 30. Nov.
1830; Graf Constantin, geb. 11. Juni 1822, k. k. Rittmeister, und
Graf Franz, geb. 27. Juli 1826, k. k. Hauptmann. — Vom Grafen
Anton — Bruder des Grafen Johann Nepomuk Joseph — geb. 1 5. Dec.
1752, gest. 2. April 1840, stammt aus der Ehe mit Therese Gräfin
Wratislaw v. Mitrowitz, geb. 9. xMärz 1766, verm. 8. Febr. 1789, gest.
21. Jan. 1851: Graf Leopold Felix, geb. 15. Nov. 1797, k. k. Käm-
erer, Geh. Rath, Oberst-Hof-Lehenrichler im Königreich Böhmen und
Herr der Herrschaften Benatek, Ronsberg, Wasserau und Bernstein, verm.
in erster Ehe, 17. April 1825, mit Josephine Mladota Freiin v. Solopisk,
Igest. 28. Juni 1827, und in zweiter, 6. Sept. 1829, mit Elisabeth
|Mladola Freiin v. Solopisk, geb. 9. April 1805. Aus der ersten Ehe
■lebt Graf Hugo Felix, geb. 13. Oct. 1826, k. k. Rittmeister, und aus
Ider zweiten Ehe stammen vier Söhne, die Grafen: Felix Pius, geb.
11. Juli 1833, k. k. Lieutenant, Anton Vincenz Felix, geb. 19. Sept.
■1834, Ladislaus Rudolph Felix, geb. 16. Nov. 1835, und Leopold
JBohumil Joseph Felix, geb. 3. März 1842. — Von dem Grafen Ernst
1 — einem jüngeren Sohne des Grafen Anton und dem Bruder des Grafen
■Leopold Felix — geb. 13. Mai 1799, gest. 5. Jan. 1827, stammt aus
Ider Ehe mit Maria Mladota Freiin v. Solopisk, geb. 23. März 1807,
Iwittwe: Graf Ernst, geb. 28. Juli 1826, k. k. Ober-Lieutenant.
Stamm von Castell-Thun in Trient. MATTHAUS FRANZ —
Sohn des Grafen Leopold Ernst — geb. 28. Nov. 1812, verm. in erster
Ehe, 22. Jan. 1839, mit Raimunda Gräfin v. Thurn und Valsassina, geb.
11819, gest. 1. Jan. 1841, und in zweiter mit Caroline Gräfin v. Arz,
. *eb. 6. Dec. 1821. Der Sohn aus zweiter Ehe, neben drei Schwestern,
st: Graf Leopold Franz, geb. 1846. Die Mutter des Grafen Matthäus
■Franz, Violante Gräfin Martinengo-Casarcsco, s. oben.
558
f.RAFEN V. TH1JRN ü. VALSASSINA.
Grafen v. Timm u. Valsassina.
^atljoltfd). ©efUrreid)
Besitz der ersinn Häuptlinge: die Seniorais- Herrschaft Tybein (Duino) und St. Johanns in
Krain und die Güler Cormono, Spessa, Mercano, Segrado, Praslau und Kendschacli
(Ranzano) in der Grafschaft Görz. — Besitz der zweiten (sonst dritten) Hauptlinie:
die Herrschaften Bleiburg, Plankenslein, Radmannsdorf und WalJenburg. — Besitz
der dritten Hauptlinie in Tirol: die Herrschaften Slerzing in Tirol und Neuhaus in
Ober- Oeslerreicb.
Wappen und zwar älteres: quadrirter Schild. 1 und 4 in Silber ein rother
Thurm mit drei Zinnen, drei (2 und 1) Fenslern und bald offenem, bald geschlos-
senem rothcn, bald blauem Thor, hinter welchem zwei ins Andreaskreuz gelegte,
goldene Lilienscepter an blauen Schäften schweben (Thurn) ; 2 und 3 in Gold ein
einwärtsgekehrter, goldengekrönter und doppelt geschweifter, rother Löwe i Valsas-
sina). — Auf der Grafenkrone stehen drei gekrönte Helme. Der rechte trägt den
Thurm mit den dahinter gekreuzten Liliensceptern des 1. und 4. Feldes (thurn-
scher Helm); der mittlere einen goldengekrönten, rechtssehendcn, schwarzen Adler
(bei Erhebung in den Grafenstand hinzugekommener Helm), und der linke den
Löwen des 2. und 3. Feldes wachsend (valsassinascher Helm). Die Helmdecken
sind rechts roth und silbern, links roth und golden. — Das Geneal. Taschenbuch
der gräll. Häuser 1 1848, 690) giebt den Schild, wie folgt, an: quadrirt; 1 in Silber
ein rother Zinnenlhurm ; 2 in Blau zwei goldene, schräg ins Kreuz gelegte Lilien-
scepter, unten von einer goldenen Lilie begleitet; 3 in Gold ein rother, gekrönter
Löwe mit doppeltem Schweife, linksgekehrt, und 4 der Länge nach getheilt ; rechts
in Roth ein halber silberner Adler, an die Thoilungslinie gelehnt, links in Silber ein
rot lies Kreuz; Devise: Tranquillite : ein Wappen, welches weiter nicht aufzufinden
ist. — Die Hauptlinie in Tirol führt den eben beschriebenen quadrirten Schild mit
einem blauen Mittelschilde, in welchem ein rechtslaufender, silberner Dachs erscheint
(Tassis). Den von einer Grafenkrone bedeckten Schild trägt auf der Brust der
vollständige kaiserliche Adler. — Aus sehr sicherer Hand ist neuerlich der Redac-
tion mit dem Namen : Graf v. Thurn und Valsassina ein Lackabdruck zugekommen,
dessen Wappen derselben bisher nicht bekannt war. Der Schild ist quadrirl;
Feld I zeigt in Blau die gekreuzten Lilienscepter, 2 in Silber den Zinnenlhurm,
3 in Gold den Löwen, und 4 in Silber einen anscheinend schwarzen Querbalken.
Auf der Grafenkrone steht eine rechtsgekehrte, im Schnabel einen Oelzweig haltende
Taube. Die Devise ist : Tranquillitc. — Die letzteren Angaben zeigen deutlich, dass
die verschiedenen Linien der Familie verschiedene Wappen führen, doch dürften
die eingetretenen Verschiedenheiten nur W7enigen genau bekannt sein.
GRAFKN V. TIHT.N D. VU. SASSINA. 559
Sehr altes, angesehenes, weit verzweigtos und reichbegütertes gräf-
liches Geschlecht, iiher welches sich sehr abweichende Angaben linden.
Jacohi, ein sonst sehr tüchtiger und unsichtiger sächsischer Genealoge
(Europ. Geneal. Handb. 1800. II, S. 307 — 373) macht einen Unter-
schied zwischen den Grafen v. Thurn, Valsassina und Taxis in Tirol
und zwischen den Grafen v. Thurn und Valsassina und hat allerdings
anscheinend die Heraldik für sich: die tiroler Hanpthnie <ler Grafen Thurn
und Valsassina der neueren Genealogen fuhrt im hinnen Millclsrhilde den
Dachs. Jacohi nimmt die tiroler Grafen als Nebenlinie des forstlichen
Hauses Thurn und Taxis, und gieht an, dass dieselhen in Roger I. de
la Tour et Tassis et Valsassina, gest. 1450, einen gemeinschaftlichen
Stammvater hätten und von dem jüngeren Sohn desselhen, Gahriel I.
v. Taxis (Bruder Simons), ahslammten. Gabriel I. habe das Poslwesen in
Tirol eingerichtet, und die Nachkommen bekleideten daher die Obersl-
Hofposlmeislerstelle in Inshruck ; Freiherr Franz Werner sei aus dieser
Linie zuerst in den Reichsgrafenstand erhohen worden. Die Grafen v. Thurn
und Valsassina stammen nach Jacohi von Paganus de la Tour, Gouver-
neur von Mailand, gest. 1241 — hier scheint leider der genannte
Schriftsteller die Genealogie des fürstlichen Hauses Thurn und Taxis nicht
genau gekannt und nicht gewusst zu hahen, dass Lamoral I. ein Nach-
komme des Pagan II. war, und dass von erslerem Roger I. im dritten und
Simon und Gahriel I. im vierten Gliede stammten hahen 1530 die
Reichsgrafenwürde erlangt und theilen sich in mehrere Linien: in die
ältere Linie in Krain , Görz und Friaul, die Radmannsdorfer in Krain,
die kärntner, die steierische, die neuere höhmische Linie, die Linie zu
Berg, Blidegg und Wartegg etc. — Das sogenannte Varrentrappsche
|Geneal. Reichs- und Staats -Handbuch l'assl die Grafen v. Thurn und
(Valsassina zusammen und gieht Folgendes an: der Reichsgrafensland
ikam vom Kaiser Carl V. 1530 in die Familie, welche in Italien, Tirol,
,Krain, Kärnten, Görz, Ocsterreich und Rühmen begütert ist. Aellere
(Geschichtsforscher bringen die verschiedenen Linien unter vier Haupt-
linien, welche vier Söhne des Paganus IL, gest. 1241 als Gouvernenr
jvon Mailand, stifteten: Hermann gründete die erste Ilaupllinie, die
■Linie in Krain, Görz und Friaul, welche in zwei Aeste zerfiel,
[Napoleon die zweite Hauptlinie, welche sich in die Aeste zu Rerg,
Wartegg und Rlidegg schied, Salvinus die dritte Haupllinie, die
Johann Ludwigs- oder kärntner Linie, welche sich in vier
{Speciallinien , die Linie zu Radmannsdorf in Krain, die kärntner,
Isteierische und böhmische Linie theille, und Franz I. die vierte
Haupllinie, das gräfliche Haus von Thurn, Valsassina und Taxis
zu Inshruck. Die erste Hauptlinie besitzt die Seniorals-Herrschalt und
Stadt Duin in Krain und Connono, Spessa , Mercano, Segrado, Praslau
und Rendschach , so wie das Oberst-Erb-Land-Hofmeislcr-Amt in Krain
Hind der windischen Mark und das Oberst- Erb- Land- Marschall- Amt in
der gefürstelen Grafschaft Görz und Gradiska. Die zweite Hanpthnie
hatte sich zu Ende des 16. Jahrhunderts in der Schweiz niedergelassen
und erhielt 1676 das Erb-Marschall-Amt der fürstlichen Abtei St. Gallen,
560 GRAFEN V. THURN U. VALSASSINA.
so wie von der fürstlich gallenschen und constanzschen Lehnkammer
mehrere adelige Güter zum Lehen. 1702 wurde diese Linie unter die
freie Reichsrillerschaft in Schwaben, Orts an der Donau, aufgenommen.
Kaiser Carl VI. erhob dieselbe 16. März 1718 in den Reichsgrafenstand
cum privilegio de usu vel non usu, weshalb manche Glieder sich nur
Freiherren nannten. Die dritte Hauptlinie, die von Salvinus stammende,
Johann Ludwigs- oder kärntner Linie führt den ersteren Namen
von ihrem Stifter, Johann Ludwig dem Aelteren — einem Nachkommen
Salvins im 11. Gliede, welcher 1621 Bleiburg, Radmannsdorf (Ralt-
mannsdorf), Plankenstein und Thurnisch von seinem Oheim, Johann
Ambrosius I., geerbt hatte, und in erster Ehe mit Sophie Herrin
v. Stubenberg vermählt war. Vier seiner Söhne stifteten vier Special-
linien: Johann Ambrosius II. — von welchem, aus der Ehe mit Maximi-
liane Beatrix Gräfin v. Thurn und Valsassina, Johann Carl stammte,
dessen Enkel, Paul Sigismund, die Herrschaft Radmannsdorf in Krain,
welche sonst der Senior der Johann Ludwigs-Linie besessen, nach
Familienverträgen erlangte — die spätere Radmannsdorfsche Linie,
Franz Ludwig, geb. 1646, verm. mit Susanna Gräfin v. Cronegg, die
kärntner, Ferdinand Felix, geb. 1634, gest. 1714, Herr zu Schön-
bühl, die steierische, und Johann Ludwig der Jüngere, geb. 1637,
gest. 1675, die böhmische Linie. — Die vierte Hauptlinie stammt
von Franz I. de la Tour, jüngerem Sohne Pagans IL, ab. Dieselbe
nahm schon im 13. Jahrhundert den Zunamen: Tassis an, und einige
Zweige derselben führten unter den Kaisern Friedrich IV. und Maximi-
lian I. das Postwesen in mehreren Ländern ein. Von Franz I. im fünften
Gliede stammte Roger I., von dessen älterem Sohne , Simon, — so
bestimmt das Geneal. Reichs- und Staats- Handbuch — das fürstliche
Haus Thurn und Taxis abstammt. Dagegen ist von Rogers I. jüngstem
Sohne, Gabriel, das in Tirol blühende Haus der Grafen v. Thurn, Val-
sassina und Taxis entsprossen. — Das Geneal. Taschenbuch der gräÜ.
Häuser (1853. S. 748) sagt kurz, aber richtig: die alte und angesehene
Familie der Grafen v. Thurn und Valsassina hat gleiche Abstammung
mit dem Hause Thurn und Taxis und führt die Familie in vier Haupt-
linien auf. Die erste Hauptlinie, die sogenannte duiner Linie, führt
allein den Zunamen: Thurn- Hofer und Valsassina. Die Glieder der-
selben wurden Freiherren v. Santa-Croce 1525, Reichsgrafen 24. Febr.
1530 und erhielten das ungarische Indigenat 30. Dec. 1681. Im Besitz
dieser Linie standen die Seniorats- Herrschaften Tybein (Duino) und
St. Johanns in Krain und die Güter Cormono, Spessa, Mercano, Segrndo,
Praslau und Rendschach (Ranzano) in der Grafschaft Görz. Diese Linie
ist im Mannsstamme mit drei Brüdern (s. unten) in diesem Jahrhundert
erloschen. Die zweite Hauptlinie erhielt 1676 das Erb-Marschall-Amt
der geforsteten Abtei St. Gallen und die Reichsgrafenwürde 16. März
1718. Letztere wurde 26. April 1786 erneuert. Auch diese Linie ist
(s. unten) im Mannsstamme erloschen. — Die dritte Hauptlinie führt in
allen ihren vier Speciallinien den Titel: Grafen v. Thurn- Valsassina-Como-
Vereilli, Freiherren zum Kreuz, seit 1525, Erb-Land-Hofmeister in Krain
GRAFEN V. TIHRN V. VA1.SASSINA. 561
und der windischen Mark, seit 1GG0, Erb-Land-Marschall in der gefür-
steten Grafschaft Gorz, Herrn auf Bleiburg, Badmannsdorf, WaHenburg
unil Plankenstein. Die vier Speciallinien sind : die bleib arger Linie
in Kärnten, welche die Nachkommenschaft Franz Ludwigs, geb. 1646,
gest. um 1700, umfasst; die pla nke n s tei n-grä t ze r Linie in Steier-
mark , welche die Nachkommenschaft des Ferdinand Felix, geb. 1643
(oben 1634 j, gest. um 1700, ergiebt (Freiherr 1605, Reichsgraf
27. Oct. 1621, General -Erb -Postmeister in Tirol); die radmanns-
dDrfer Linie in Krain, welche die Nachkommenschaft Johann Carls,
geh. 1645, gest. um 1710, enthält, und die plankenstein-cillier
Linie in Steiermark und Krain, welche die Nachkommenschaft Andreas
Ludwigs, geb. 1650, gest. um 1710, darstellt. Die vierte Haupllinie
in Tirol führt die Grafenwürde seit 27. Oct. 1621.
Da, wie angegeben, die erste und zweite Hauptlinie im Manns-
stamme erloschen sind , so haben von den Ahnentafeln der Familie für
die jetzigen Glieder des Geschlechts nur diejenigen besondere Wichtig-
keit, welche sich auf die dritte und vierte Haupllinie beziehen. — Die
Tafeln der dritten Hauptlinie sind folgende: bleiburger Special-
linie in Kärnten: Franz Ludwig, Graf — Sohn Johann Ludwigs des
Jüngeren, welcher 1621 Bleiburg etc. von seinem Oheim, Ambrosius I.,
erbte, und jüngster Bruder des Johann Ambrosius IL, Stifters der rad-
mannsdorfer Linie — geb. 1640, k. k. Kämmerer und Vicedom in
Kärnten; Gemahlin: Esther Susanne Gräfin v. Croneck, gest. 1713 —
Franz Seyfried, gest. 1738, k. k. Geh. Ralh und Vicedom in Krain;
Gemahlin: Maria Catharina Gräfin v. Schrattenbach, gest. 1745. — Franz,
geb. 13. Nov. 1715, gest. 9. Febr. 1766, k. k. Geh. Rath, General-
Feldmarschall-Lieutenant, Conferenz-Minister des Herzogs von Toscana ;
erste Gemahlin: Maria Anna Gräfin Ursin v. Rosenberg, geb. 8. Sept.
1719, verm. 25. Juli 1747, gest. 17. Oct. 1756. — Franz Joseph,
geb. 174S, geblieben bei Giurgewo 8. Juni 1790, k. k. Kämmerer,
General-Major und Regiments-Inhaber; Gemahlin: Maria Anna Gräfin v. Sin-
xendorf, geb. 9. Juli 1758, verm. 3. Febr. 1783, gest. 9. Juni 1842.
— Georg, jetziges Haupt der Linie. — Plankenstein-gräzer Linie
in Steiermark. Ferdinand Felix, Stifter der steierischen Linie —
Bruder Franz Ludwigs — geb. 14. Jan. 1634, gest. 30. Sept. 1714,
Herr zu Schönhübe] ; zweite Gemahlin : Anna Maria Herrin v. und zu
Stubenberg, geb. 2. Mai 1635, verm. 23. April 1671, gest. 20. März
1697. — Maximilian Augustin, geb. 8. Oct. 1672, gest. 9. März 1743,
k. k. Geh. Rath; Gemahlin: Maria Eleonore Gräfin v. Wagensperg, geb.
4. Oct. 1677, verm. 5. Oct. 1698, gest. 28. März 1746. — Maximi-
lian Sigismund, geb. 15. Febr. 1701, gest. 6. Mai 1783, k. k. Käm-
'merer; Gemahlin: Maria Philippine Gräfin v. Herberstein, geb. 20. Juni
1714,- verm. 12. Jan. 1738, gest. 6. Juni 1794. — Maximilian Ernst,
geb. 14. Nov. 1743, f, k. k. Kämmerer und Hauptmann a. D. ; Ge-
mahlin: Barbara Gräfin v. Wildenstein, geb. 19. Nov. 1755, verm.
H 1774, f. — Maximilian Joseph Sigismund, geb. 11. Dec. 1778, gest.
23. Jan. 1843, k. k. Kämmerer und Rittmeister in d. A., Besitzer der
H. 36
502 GRAFEN V. TIHJRN U. VALSASSINA.
Herrschafion Lehen und Gradisch in Steiermark, Mitbesitzer der Herr-
schaft Plankenslcin ; Gemahlin: Josepha v. Smitmer, verm. 22. Ocl. 1811,
Wittwe, und dessen Bruder, Julius Cäsar, jetziges Haupt der Linie. —
Radmannsdorfer Speciallinie: Johann Carl; Gemahlin: Anna
Maximiliane Gräfin v. Auersperg älterer krainischer Linie, geb. 6. Oct.
1656, verm. 1672, f. — Johann Seyfried Adam, geb. 1665, gest.
1749, k. k. Kämmerer; erste Gemahlin: Caroline Gräfin v. Schratten-
bach, gest. 1735. — Paul Sigismund, geb. 30. Juni 1703, gest. 1758,
k. k. Kämmerer und Landrath in Krain; zweite Gemahlin: Maria Anna
Freiin v. Aschau, verw. Gräfin v. Gaissrugg, verm. 1750, gestorben als
wiedervermählte Freifrau v. Conti 1780. — Vincenz Sigismund, geb.
1751, gest. 1794, k. k. Kämmerer; Gemahlin: Antonie Freiin v. Wol-
kensberg, geb. 11. Juni 1759, verm. 28. März 1775, f. — Vincenz,
jetziges Haupt der Linie. — Die Ahnentafel der plankenslein-
cillier Linie in Steiermark und Krain hängt nicht zusammen.
Die Ahnentafel der vierten Hauptlinie in Tirol ist nach-
stehende: Franz Nicolaus, erster Graf; Gemahlin: Anna Franziska Con-
stantie Gräfin v. Taettenbach. — Leopold Franz Maria, geb. 17. Nov.
1688, gest. 27. Febr. 1760, Freiherr zu Neuhaus, Herr zu Wäschen-
beuren, k. k. w. Geh. Rath, Hof- und General-Erb-Poslmeister in Ober-
und Vorder -Oesterreich; Gemahlin: Maria Antonie Bernhardine Gräfin
v. Sprinzenstein, geb. 20. Aug. 1703, verm. 5. Oct. 1723, gest.
20. Aug. 1758. — Johann Sebastian, geb. 19. Jan. 1729, gest. 2. Jan.
1790, k. k. Kämmerer und w. Geh. Rath; Gemahlin: Maria Josephe
Gräfin v. Wilczeck, verrn. 2. Jan. 1755, f. — Alexander Maria, geb.
19. März 1765, gest. 25. März 1834, k. k. Kämmerer etc.; Gemahlin:
Maria Theresie Gräfin v. Särentheim, geb. 16. Nov. 1771, verm. 6. Febr.
1792, f. — Joseph Thaddäus, jetziges Haupt der Linie.
Von den lebenden Gliedern der gesammten Familie sind hier anzu-
führen :
Erste Hauptlinie. Wittwe des Grafen Johann Baptist v. Thurn-
Hofer und Valsassina: Gräfin Polyxene, geb. Gräfin v. Brigido, geb. 1779,
verm. im Juni 1814. Die Tochter derselben, Gräfin Therese, geb. 12. Juni
1817, hat sich 29. Sept. 1849 mit Egon Prinzen v. Hohenlohe-VValden-
burg-Schillingsfürst vermählt. Von den beiden Brüdern des Grafen Johann
Baptist, den Grafen Raimund und Franz, leben die Witlvven. Die des
Ersteren ist Gräfin Josephe, geb. Gräfin v. Lodonnz-Banfly, verm. im
Aug. 1800, die des Letzteren Gräfin Clementine, geb. Gräfin v. Lichten-
berg, geb. 1798.
Zweite Hauptlinie. Vom Grafen Johann Theodor leben die
Wittwe, eine geborene Gräfin Frangipani, und fünf Schwestern, von
welchen die jüngste, Gräfin Maria Anna, mit Wilhelm Otto Grafen
v. Quadt-Wykradt zu Isny (s. S. 234) vermählt war.
Dritte Hauptlinie. Bleiburger Linie in Kärnten. Graf
GEORG — Sohn des Grafen Franz Joseph — geb. 3. Jan. 1788, k.
k. Kämmerer, Geh. Rath, Feld-Zeugmeisler in Disponibilität etc., Besitzer
der Herrschaft Bleiburg, verm. 28. Mai 1833 mit Emilie Gräfin v. Cho-
GRAFEN V. THURN U. VALSASSINA. 563
rinsky, geb. 14. Jan. 1811. Die vier Sohne desselben sind die Grafen
Georg Friedrich, geb. 29. März 1834, Johann Douglas, geb. 22. Sept.
1835, Friedrich, geb. 17. Aug. 1836, und Joseph, geb. 1839. —
Blanke nstein-grätzer Linie in Steiermark. JULIUS Cäsar —
Sohn des Grafen Maximilian Ernst — geb. 20. März 178G, Besitzer der
Herrschaft Plankenstein , grätzer Anlheils. Die zwei Schwestern sind :
Gräfin Josephine, verw. Gräfin v. Schärffcnberg , und Gräfin Johanne
Pauline. Von dem verstorbenen Bruder, dem Grafen Maximilian Joseph
Sigismund leben die Wittwe (s. oben) und drei vermählte Tochter:
Gräfin Anna verm. v. Klotz, Gräfin Ludovica, ebenfalls verm. v. Klotz, und
Gräfin Gabriele, verm. Freifrau v. Meding. — Radmannsdorfer Linie
in Krain. Graf VINGENZ — Sohn des Grafen Vincenz Sigismund —
geb. 14. März 1790, k. k. Kämmerer, Besitzer der Herrschaften Rad-
mannsdorf und Wallenburg, verm. 30. April 1817 mit Augustine Freiin
v. Wolkensberg, geb. 27. Aug. 1794, gest. 2. Jan. 1824. Die zwei
Sühne desselben sind: Graf Hyacinth Victor, geb. 22. April 1818, k.
k. Landes-Commissair in Illyrien, und Graf Hugo Raimund, geb. 19. Juni
1820, k. k. Landes-Commissair im Küstenland. — Plankenstein-
cillier Linie in Steiermark und Krain. Graf ANTON Camillo,
geb. 24. Sept. 1782, k. k. Kämmerer, Besitzer der Herrschaft Planken-
steiu, cillier Antheils, verm. 11. Aug. 1808 mit Antonie Freiin v. Gurelzky-
Kornitz und Gureck, geb. 20. Mai 1792. Der Sohn desselben, neben
fünf Töchtern, ist Graf Alexander Camillo, geb. 15. Nov. 1814, k. k.
Rittmeister. — Die übrigen Glieder dieser Speciallinie sind weiblichen
Stammes.
Vierte Hauptlinie in Tirol. JOSEPH THADDÄUS Grafv. Thurn-
Valsassina und Taxis, Freiherr zu Neuhaus und Wäschenbrunn — Sohn
des Grafen Alexander Maria — geb. 23. April 1794, k. k. Kämmerer,
Oberst-Hof- und General-Erb-Land-Postmeister in Tirol, Herr der Herr-
schaften Sterzing in Tirol und Neuhaus in Ober-Oesterreich, verm. 12. Aug.
1837 mit Victoria Freiin v. Gumppenberg-Prennberg-Pötlmüs, geb.
18. Oct. 1817. — Die beiden Schwestern desselben sind: Gräfin Cres-
centie und Gräfin Marie Therese, verw. Gräfin v. Khevenhüller-Franken-
berg. — Von dem verstorbenen Bruder des Grafen Alexander Maria,
dem Grafen Joseph, geb. 10. Mai 1772, gest. 17. März 1845, k. k.
Kämmerer, leben die Wittwe : Gräfin Therese, geb. Freiin v. Prielmayer,
und, neben einer Tochter, zwei Söhne, Graf Ferdinand, geb. 25. April
1819, k. k. Kreisamts -Concipist in Brixen, und Graf Alexander, geb.
7. März 1828.
:tr>
564
GRAFEN V. TIESENHAUSEN.
Grafen v. Tiesenhaiiseii.
JCutherifd). Kufjlanb.
Besitz: die grossen Gross-saussen- und sellisclien Güter; der Hof Odenwall; die fbnalschen
und lieinriclishollschen Güter; der Hof Malla etc. in Esth-, Lief- und Kurland.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. In dem mit einer 5perligcn
Krone gekrönten, goldenen Mittelschilde auf grünem Boden ein rechtsgehender,
schwarzer Auerochse (Stammwappen). 1 in Roth auf silhernem, nach der rechten
Seite galoppirendem Rosse ein gewappneter Reiter, welcher mit der erhobenen
Rechten eine Pistole abfeuert; 2 in Blau ein aus dem rechten Feldesrande hervor-
gehender, geharnischter Arm, welcher mit der Hand eine offene, goldene Krone
in die Höhe hält; 3 in Blau ein goldener Stern, und 4 in Both ein einwärts-
gekehrter, doppelt geschweifter, goldener Löwe, welcher einen geschlossenen Helm
auf dem Kopfe trägt und in der linken Vorderpranke vier sich kreuzende Pfeile
hält. Ueber der Grafenkrone stehen drei gekrönte Helme. Aus dem rechten Helme
wächst ein in Gold gekleideter Arm empor, welcher in der Hand sechs sich kreu-
zende, quer und mit den Spitzen einwärtsgelegte Pfeile hält; der mittlere trägt
einen Pfauenschweif zwischen zwei schwarzen Büffelshörnern (Helm des Stamm-
wappens), und der linke einen geharnischten Arm, welcher mit der Hand eine
goldene, offene Krone emporhält. Die Helmdecken sind rechts roth und silbern,
links blau und silbern, und den Schild halten zwei auswärtssehende, goldene
Greife, von denen jeder in der freien Vorderpranke eine rothe, mit goldenen
Fransen besetzte Fahne hält. Die rechte Fahne zeigt den Löwen des 4. Feldes,
und die linke den Reiter des 1. Feldes links galoppirend.
Sehr altes liefländisches Geschlecht, welches seit Ende des 12. Jahr-
hunderts in Liefland vorkommt. Woher dasselbe eigentlich gekommen,
wird unermiltelt bleiben : sind doch durch einen Zweig die mehrsten
Familiennachrichlen nach Polen gelangt und jetzt kaum noch zugängig.
Einige frühere Schriftsteller suchen den Ursprung der Familie im Fürsten-
thum Calenberg oder der Grafschaft Schaumburg, Andere zu Engern in
Weslphalen, und nach einer alten Familiensage hiessen die Tiesenhausen
früher Plesse, was sich, dem Wappen nach, hören lä'sst. Drei Brüder
v. Plesse theillen; die Nachkommen des älteren Bruders behielten den
Namen Plesse bei, die der beiden jüngeren nannten sich Plesse von
diesem Hause und Plesse von jenem Hause, später blieb der Name
GRAFEN V. TIKSKMlAt'SKN. 565
Pl»>sse weg und es entstanden die Namen Tiesenliausen und Ehnliausen.
Neuerlich wird (Geneal. Taschenbuch der grill. Häuser, 1844, S. 592)
Segeberg in Holstein als Stammhaus genannt — der Nachsalz, in Folge
dessen die einst in Lübeck sehr bekannte Familie v. Tisenhusen
(Deecke, die freie und Hanse-Stadt Lübeck, S. 99) als zu der hier in
Rede stehenden gehörig genommen werden könnte, ist sehr zu prüfen.
Unter den Wappen der adeligen Geschlechter der Zirkelgesellschaft zu
Lübeck giebt nämlich Siebmacher III. 196 mit dem Namen v. Tyssen-
hausen ein ganz anderes Wappen. — Engelbert v. Tiesenliausen trug viel
dazu bei, dass der Bruder seiner Gemahlin, Bischof Albert, 1198 das
Christenthum an die Ufer der Düna verpflanzen konnte. Derselbe, der
Stammvater Aller seines Namens in Lief-, Esih- und Kurland etc., zeich-
nete sich 1210 bei der Belagerung von Wellin und 1223, als Vogt von
Treyden, bei der Eroberung von Dorpat so im Kampfe aus, dass ihm
Bischof Hermann von Dorpat ein ganzes Kirchspiel schenkte. Von seinen
Enkeln trug Heinrich 9. Älärz 1279 in der Schlacht bei Ascheraden die
Maricnfahne, und Bartholomäus, Vogt zu Thoreida und Verwalter des
Erzstifts Riga, wurde 31. Oct. 1375 vom Kaiser Carl IV. ,,zu seinem
vertrautesten Haus- und Tafelgenossen" ernannt. Der Glanz der Familie
und der Besitz an Land und Leuten war ausserordentlich gestiegen,
doch mit dem Ansehen des deutschen Ordens in Liefland fiel auch das
Ansehen dieser Familie. Von Neuem hob sich dasselbe, doch nur kurze
Zeit, unter der Regierung des Königs Sigmund III. in Polen, denn als Lief-
land an Schweden kam, zersplitterte die Familie, namentlich der vor-
nehmste Theil des Bersohnschen Hauses, nach Polen und in andere
Länder, und nur den Nachkommen derjenigen Glieder, welche sich schon
dem König Carl IX. von Schweden in Esthland unterworfen hatten und
in der Treue für den schwedischen Thron verharrten , gelang es , zu
hohen Würden und Auszeichnungen zu kommen. — Eine Ahnentafel des
Geschlechts beginnt um die Mitte des 16. Jahrhunderts mit Detlev,
Herrn auf Cala , und steigt abwärts durch Johann, Detlev IL, Hans
Heinrich, gest. 1662, k. schwed. General etc., welcher den Freiherren-
stand erhielt, und Hans Heinrich IL, k. k. Oberst -Lieutenant und des
Fürstentums Esthen Landralh. — Berend Gustav, wohl der Enkel Hans
Heinrichs IL, geb. 1701, gest. 1789, welcher in der Zeit, als Esthland
an Russland kam, seinem Vaterlande wichtige Dienste erwies, wurde als
Landralh und Erbherr auf Gross-Sauss, Kotz, Hermet, Nurms, Allo, Rappel
und Sali für sich und seine Nachkommen vom Kaiser Franz I. 27. April
1759 in den Reichsgrafenstand erhoben. Der Sohn desselben aus der
Ehe mit Elisabeth v. ßaronofl' war Graf Hans Heinrich, geb. 1745, gest.
1815, welcher am Hofe des Kaiser Paul I. von Russland die Stelle eines
w. Kammerherrn, Geh. Raths, Ober-Hofmeisters und Director des kais.
Cabinets bekleidete und, verm. mit Catharina v. Stackeiberg, durch zwei
Söhne, Paul und Ferdinand, den gräflichen Stamm fortpflanzte.
Von den jetzigen Gliedern dieses Stammes sind hier anzugeben:
PAUL Reichsgraf v. Tiesenhausen — Sohn des Grafen Hans Hein-
rich — geb. 27. Aug. 1774, k. russ. w. Geh. Ralh und Senator,
566 GRAFEN V. TIESENHAUSEN.
Präsident des evangelisch -lutherischen General -Consistoriums, Erbherr
der gross-saussen- und sellischen Güter, verm. mit Julie Gräfin v. d.
Pahlen, Freiin v. Astrau, geh. 22. März 1782. Die drei Söhne des-
selben sind: Graf Eduard, geb. 27. Febr. 1809, k. russ. Oberst und
Flügeladjutant Sr. Majestät des Kaisers von Russland , Erb-ßesitzer des
Hofes Odenwall, verm. 8. Juni 1838 mit Lucie Anna Gräfin v. Man-
teuffel, aus welcher Ehe vier Söhne stammen, die Grafen: Alfred, geh.
15. Juni 1839, Eugen, geb. 17. Sept. 1840, Victor, geb. 28. März
1842, und Eduard, geb. 15. Oct. 1843, — Graf Ferdinand, geb.
15. Nov. 1811, Erbbesitzer der fonalschen und heinrichshoffschen Güter,
verm. 16. April 1837 mit Maria v. Liphardt aus dem Hause Ralhshoff,
geb. 30. Oct. 1819, aus welcher Ehe zwei Söhne entsprossen sind,
die Grafen Woldemar, geb. 13. März 1843, und Paul, geb. 29. Juli
1845 — und Graf Peter, geb. 15. Mai 1815, Erbbesitzer des Hofes
Malla, k. russ. Garde -Rittmeister a. D., verm. mit Luise v. Knorring,
aus welcher Ehe Graf Paul, geb. 5. Sept. 1845, lebt.
Von dem ßruder des Grafen Paul, vom Grafen Ferdinand, Flügel-
adjutanten des Kaisers von Russland, geblieben 2. Dec. 1805 in der
Schlacht bei Austerlitz, leben, aus der Ehe mit Elisabeth Fürstin Kulusow
v. Smolensk, zwei Töchter, Gräfin Catharina, geb. 7. März 1803, Hof—
fräulein Ihrer Majestät der Kaiserin von Russland, und Gräfin Dorothea,
geb. 14. Oct. 1804, verm. mit Carl Ludwig Grafen v. Ficquelmont,
k. k. österr. Staats- und Conferenz-Minister a. D.
GRAFEN V. TOMHM;.
507
Grafen v. Torring (Tön in:;).
&<xU)oiifd). Sägern, IttürUembcrg.
Besitz «Ifi Linie Törring- Gutenzell : tlic Herrschaft Gutenzeil unter utrtteabergiaobei
Staatshobeil eir. ; die FMeiconmiss- Herrschaften Pornbech um! Portensteia nater
bayerischer Staatshoheit; die Hälfte der Stamm guter Torrini,' und Tengling in
Bayern etc. — Besitz der Linie zu Seefeld: die Herrsehafl Seefeld in Oberbayern ;
die andere Hälfte der Stammutter Torring und Tcngling etc. ; die Güter Dinzclbach,
Delling, Wörth, Walchsiatt, Rersebing, Wippenheim und Arzla.
Dem Haupte der Linie Torring-Gulenzell steht das l'radical „Erlaucht" zu.
Wappen der früheren Grafen v. Torring- Grunsfeld : quadrirtcr Schild mit
Schildeshaupt und Mittelschild. Im rothen Mittelschilde eine schrägrechtsgelegte, oben
geöffnete, silberne Slockscheere, nach Anderen eine Reiss- oder heim Schmieden des
Eisens erforderliche Schmiedezange (Mödling), und im goldenen Schildeshaupt drei (2
und 1) rothe Kugeln (Gronsfcld). I und 4 in Silber drei (2 und 1) rothe, goldbesamte
Rosen (Stammwappen); 2 und 3 in Gold drei neben einander gestellte, schräg-
linke, schwarze Rauten oder Spindeln (Seefeld). — Den Schild bedecken vier
gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt einen hohen heidnischen Hermelin-Hut,
auf der Spitze mit drei schwarzen Slraussenfedern besteckt. Der silberne Stülp
desselben ist abwechselnd mit rothen Rosen und schwarzen Wecken ringsum belegt
[zu sehen sind drei Rosen und drei Wecken] (torringscher Helm.) Auf dein
zweiten Helme steht ein 6 eckiger, goldener Stern (mödlingscher Helm). Der dritte
trägt einen offenen, von Gold und Roth quergetheilten Adlersflug, die untere, rothe
Hälfte mit drei (1 und 2) silbernen Münzen belegt Igronsfeldschcr Helm), und auf
dem linken Helme steht ein eiuwärtssehender Pfau iseefeldscher Helm). Die Helm-
decken sind rechts schwarz und golden, links silbern und roth. — Im Wappen-
buche der durchlauchtigen Welt ist der Hut auf dem rechten Helme mit drei
rothen Slraussenfedern besteckt.
Das "Wappen der seit 1803 vorkommenden Grafen v. Torring- Gutcnzell
zeigt über dem torringschen Wappen ein von Roth und Silber der Länge Dach
getbeiltes Schildeshaupt. Rechts liegt in demselben in Roth ein mit dem Rarte
gegen die rechte Oberecke unterwärtsgekehrler, silberner Schlüssel schragrechls,
und durch das linke Feld zieht sich ein scbräglinker Ralken, welcher von Roth und
Silber in die Länge und dreimal quer mit gewechselten Tincturen getheill ist
(Abtei Gutenzell). Zu diesem Schildeshaupte gehört ein, an dritter Stelle ein-
geschobener, ungekrönter Helm, auf welchem ein in Silber gekleideter, weiblicher
Rumpf sitzt, zu dessen beiden Seiten an der Stelle der Arme ein silberner Schlügt I
in die Höhe steht. Die jetzigen Grafen v. Torring-Gutenzell, welchen die ehemalige
Abtei Gutenzell jetzt zusteht und welche (s. unten) zum Hauptaste der Linie Jetten-
508 GRAFEN V. TORIUNG.
bach gehören, haben nach 1803 das Wappen der genannten Abtei in das ihrige
aufgenommen.
Das Wappen der Grafen v. Torring-Secfeld weicht von dem beschriebenen
nur dadurch ab, dass das Schildeshaupt fehlt und der Schild anstatt mit vier nur
mit drei Helmen bedeckt ist. Der beschriebene Hut steht auf dem rechten, der
Stern auf dem mittleren und der Pfau auf dem linken Helme.
Eins der ältesten, berühmtesten Geschlechter Bayerns, welches
Einige bis auf Albicus Torringer, welcher um 760 im Dienste des Her-
zogs Tassilo II. von Bayern gestanden , zurückführen wollen. Sichere
Nachrichten finden sich erst vom 12. Jahrhundert an, in welchem das
Geschlecht in den alten chiemgauischen Grafensitzen Torring und Teng-
ling am Tachen- oder Waginger See , welche sonst zum Erzstifle Salz-
burg gehörten, vorkommt. Die Familie, dynastischer Abkunft, erwarb
in Bayern im 12. und 13. Jahrhundert die Burg Stein, den Grafensitz
Hedling, die Schlösser Jettenbach, «Tirrling und Pertenstein, und später,
1472, die Herrschaft Seefeld. Von drei schon in sehr alter Zeit be-
standenen Linien erlosch die ältere, von Cuno gestiftete Linie zu Törring,
Tirrling und Pertenstein 1459, und die jüngere Linie zu Jettenbach,
Medling und Seefeld, welche Alram stiftete, im Jahre 1555, worauf
sämmtliche Güter auf das Haupt der mittleren, von Ulrich absteigenden
Linie zu Stein, auf Caspar den Torringer, fielen. 1557 wurden diese
Güter auf die drei Söhne desselben vererbt, welche abermals drei Linien
bildeten. Georg, der ältere Sohn, gest. um 1560, stiftete die Linie zu
Seeberg, Adam, der zweite Sohn, die zu Stain und Pertenstein,
und Hans Veit, der dritte Sohn, gest. 1582, die Linie zu Jettenba ch,
Tirrling und Medling. Torring und Tengling wurden nicht vertheilt;
beide Besitzungen sind bis heute gemeinschaftliche Güter der Familie.
Die zweite Linie, welche die Nachkommenschaft Adams umfasste, erlosch
1744 im Mannsstamme, und die Fideicommiss-Güter derselben, Pörnbach
und Pertenstein, kamen, den Hausverlrägen gemäss, an die dritte Linie,
und so blühen jetzt zwei Linien, die zu Seefehl und zu Jettenbach;
letztere im Hauptaste Gutenzeil. — Seit der Mitte des 14. Jahrhunderts
stand der Familie das Ober-Jägermeister- und Panner-Amt im Herzog-
thum Bayern zu, für deren Erhaltung das Geschlecht nicht nur eine
blutige Fehde gegen Herzog Heinrich von Bayern-Landshut, bei welcher
das Stammschloss Torring zur Ruine wurde, sondern auch einen langen
Process vor dem Vehmgerichte, doch ohne Erfolg, führte. 1614 belehnte
Herzog Maximilian von Bayern die Familie von Neuem mit dem Erb-
Oberst-Jägermeister-Amte des Herzogthums, auch erhielt dieselbe 1618
das Erb -Kämmerer- Amt des Erzsliftes Salzburg und 1665 das Erb-
Marschall-Amt des Hochstifts Regensburg, welchem das Geschlecht
mehrere Bischöfe gegeben hat. In der Seefelder Linie war, in der
Mitte des 16. Jahrhunderts, Georg der erste Freiherr und der Sohn
seines Bruders, Ferdinand, wurde vom Kaiser Carl V. 1530 in den
Reichsgrafenstand erhoben. In der jettenbach sehen Linie kommt
Johann Vitus, gest. 1582, zuerst als Freiherr vor, und der Enkel
desselben, Georg Sigismund , erlangte vom Kaiser Ferdinand III. 1637
die reichsgrälliche Würde. Seit 1818 besitzen die beiden Senioren der
C.RAFKiN V. TOMUNCt 569
jelzl blühenden Linie die erbliche Reiehsralhswürde des Königreichs
Bayern. — Die Linie zu Seefeld besass sonst einen Nebenasl: Tor ring
zu Au, welcher 1762 mit Anton Johann im Mannsstamme ausgestorben
ist. Die Linie zu Jettenbach theilte sich durch zwei Söhne Maximi-
lians in zwei Aeste: Franz Joseph gründete den Hauptast Torring-
Gutenzeil, und Leonhard Simpert, geb. 1660, gest. 1730, den
Nebenast Torring-Jettenbach, welcher mit Clemens, geb. 24. Aug.
1779, in diesem Jahrhundert erloschen ist. — Der die Nachkommen
Franz Josephs umfassende Hauplast: Torring- Gutenzell hiess früher
Torring-Gronsfeld. Die Grafschaft Gronsfeld bei Maslricht brachte 1719
Grälin Maria Anna, Schwester des Grafen Ignaz Felix Joseph (s. unten),
als Erbin ihres ersten Gemahls, Johann Franz, letzten Reichsgrafen
v. Gronsfeld, Bronchorst, Battenburg etc., an ihren zweiten Gemahl, den
Grafen Claudius Nicolaus v. Arberg -Valengie, durch dessen Tochter,
Josephe, dieselbe 1745 an ihren Gemahl, Max Emanuel Grafen v. Torring
kam. Durch diese Grafschaft erhielt diese Speciallinie des Hauses Torring
Antheil an der Curialstimme des westphälischen Grafencollegiums. Durch
den lüneviller Frieden gelangte Gronsfeld an Frankreich, worauf der
Reichsdeputations-Hauplschluss von 1803 als Entschädigung die vormalige
reichsständische weibliche cistercienser Reichs-Abtei Gutenzell gewährte,
welche durch die rheinische Bundesacte von 1806 als standesherrliche
Grafschaft unter Staatshoheit der Krone Württemberg kam. Nach Erlö-
schen der Linie zu Stain fielen 1744, in Folge der Hausverträge (s. oben),
die Güter Pertenstein und Pörnbach an Torring-Gronsfeld. — Graf
Joseph August errichtete 1821 ein neues Familien- Fideicommiss für
seine männlichen Nachkommen nach dem Rechte der Erstgeburt und
der Lineal -Erbfolge. Durch kön. bayer. Signat vom 12. Juni 1830
wurde dem Haupte dieser Linie , da die vormalige Reichsstandschaft der
im Königreich Württemberg gelegenen Herrschaft Gutenzell feststehe,
das Prädicat: Erlaucht zugestanden.
Die Abstammung der jetzigen Familienglieder erhellt aus folgenden
Ahnentafeln :
Torring- Gutenzell. Ignaz Felix Joseph — Sohn des Grafen
Franz Joseph, gest. 1707, aus der Ehe mit Maria Ursula v. Grammont
— geb. 28. Nov. 1682, gest. 18. Aug. 1763, k. k. und kurbayer.
Conferenz-Minister und General-Feldmarschall; Gemahlin: Maria Therese
Calharine Gräfin v. Arco, geb. 1691, verm. 1712, gest. 9. Dec. 1756.
i — August Joseph — Bruder des Grafen Maximilian Emanuel, Herrn
der Grafschaft Gronsfeld, s. oben — geb. 10. Aug. 1728, gest. 21. Aug.
.1802, kurpfalzbayer. Kämmerer und w. Geh. Ralh, erbte 13. März 1773
von seinem Bruder die Grafschaft Gronsfeld; Gemahlin: Elisabeth Freiin
|v. Lerchenfeld-Menghofen, geb. 4. Febr. 1731, verm. 9. Jan. 1753, f,
als Willwe. — Joseph August, geb. 1. Dec. 1753, gest. 9. April 1826,
Erb-Land-Jägermeister, k. bayer. Kämm., w. Geh. Rath, Staatsminister
und Präsident des Staatsraths, als dramatischer Dichter bekannt; Ge-
mahlin: Hyacinlhe Freiin v. Sandizell, geb. 10. Juli 1751, verm. 1. Mai
1779, f. — Maximilian August, jetziges Haupt der Linie Torring-Gutenzell.
570 GRAFEN V. TORRING.
Linie zu Seefeld. Maximilian Cajetan, geb. 2. Juni 1670, gest.
25. Juni 1752, k. k. und kurbayer. Oberst -Hofmeister und General-
Feldmarschall; Gemahlin: Adelheid Felicilas Marchese v. Canossa, geb.
21. März 1674, verm. 1692, gest. 14. Febr. 1737. — Clemens
Gaudenz, geb. 13. Aug. 1699, gest. 10. März 1766, k. k. und kurbayer.
w. Geh. Rath und Ober-Hofmarschall; Gemahlin: Lucretie Marie Therese
Marchesin v. Augelelli-Malvezzi, geb. 4. Mai 1704, verm. 20. Juli 1821,
gest. 30. Sept. 1755. — Anton Clemens, geb. 22. Juli 1725, gest.
6. Febr. 1812, k. bayer. Kämmerer, w. Geh. Rath und Oberst-Hof-
meister; Gemahlin: Maria Emanuele Gräfin Sedlnizky v. Choltilz, geb.
18. Dec. 1740, verm. 14. Sept. 1755, gest. 14. Juli 1790. —
Clemens Maria Anton, geb. 29. Sept. 1758, gest. 3. Jan. 1837, Erb-
Land-Jägermeister in Bayern, erbl. Reichsrath des Königreichs Bayern,
k. bayer. Kämmerer, w. Geh. Rath, Oberst 7 Hofmeister des Königs;
Gemahlin: Josephe Gräfin v. Minucci, geb. 6. Febr. 1764, verm. 4. April
1780, gest. 9. April 1836. — Joseph Conrad Anton, geb. 5. Ang. 1790,
gest. 22. Juni 1847, erbl. Reichsrath des Königreichs Bayern, k. bayer.
General-Major; Gemahlin: Maximiliane Freiin v. Lochner zu Hütlcnbach,
geb. 7. Juni 1797, verm. 5. Dec. 1819, gest. lt. März 1834. —
Maximilian, jetziges Haupt der Linie zu Seefeld.
Von den jetzigen Gliedern beider Linien sind hier anzuführen:
Törring-Gutenzell. MAXIMILIAN August — Sohn des Grafen
Joseph August — geb. 21. April 1780, k. bayer. Kämmerer, erbl.
Reichsrath der Krone Bayern, Mitglied der Kammer der Reichsräthe und
Standesherr im Königreich Württemberg, verm. 18. Dec. 1844 mit
Caroline Gräfin v. Törring zu Seefeld, geb. 16. März 1824, gest. 13. Dec.
1847. — Die beiden Schwestern desselben sind: Gräfin Elisabeth
Auguste, vermählte Gräfin v. und zu Sandizell (s. S. 342) und Gräfin
Hyacinthe Auguste, Ehrenstiftsdame zu St. Anna in München.
Torring-Seefeld. MAXIMILIAN — Sohn des Grafen Joseph
Conrad Anton — geb. 23. Febr. 1828, erbl. Reichsrath der Krone
Bayern, verm. 18. Nov. 1851 mit Mathilde Freiin v. Gumpenberg-
Oberprennberg, geb. 13. Juni 1828.
Von dem Bruder des Grafen Joseph Conrad Anton, von dem Grafen
Anton Joseph Clemens, geb. 24. Aug. 1798, gest. 13. Dec. 1846, k.
bayer. Kämmerer, verm. 9. Mai 1824 mit Franziska Gräfin v. Minucci,
geb. 14. Dec. 1804, gest. 1850, stammen vier Söhne, die Grafen:
Clemens Maria Anton, geb. 23. Oct. 1826, k. bayer. Ober-Lieutenant,
Maximilian, geb. 22. Febr. 1829, k. bayer. Lieutenant, Constantin Joseph
Anton, geb. 18. Mai 1830, und Joseph, geb. 21. Juli 1836.
GRAFKN V. TRAITTEUR. 571
Grafen v. Traittcur.
fiotljoUfd). Öciben.
Wappen nach zwei Urkunden des 18. Jahrhunderts: quadrirter Schild;
1 in Meergrün drei üher einander, der obere und untere rechts, der mittlere links,
schwimmende Karpfen; 2 in Silber ein schrägrechter, blauer Dalken ; 3 in Gold
ein grünender Zweig mit drei daran hängenden rolhen Rosen ; 4 in Roth ein
silberner, einwärtsgekehrter Löwe mit rother ausgeschlagener Zunge und über sich
geworfenem Schweife. Auf dem Schilde erheben sich zwei gekrönte Helme. Auf
dem rechten, blauen Helme erhebt sich ein grünender Palmbaum, aus dem linken,
goldenen der wachsende, silberne Löwe des 4. Feldes. Die Helmdecken sind rechts
silbern und grün, links golden und roth. Von diesem Wappen unterscheidet sich
das der gräflichen Linie nur durch die auf dem Schilde ruhende, 9 perlige Krone
und durch die den Schild haltenden zwei auswärtssehenden, silbernen Löwen. Die
übrigen Linien der Chevaliers de Traitteur führen ganz das oben angegebene
Wappen. — Das ursprüngliche Wappen des gräflichen und ritterlichen Geschlechts
Traitteur bestand aus drei über einander, der obere und untere rechts, der mittlere
links, schwimmenden Karpfen im silbernen Felde. Den Schild bedeckte ein offener,
adeliger Turnier -Helm, aus dessen goldener Krone ein rechtssehender Löwe mit
ausgeschlagener Zunge und über sich geworfenem doppelten Schweife bis an den
Unterleib hervorragte. So führten das Wappen die Vorfahren dieser Familie in der
Mitte des 17. und zum Theil noch in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.
Später wurde, bei Vermehrung des Wappens, das silberne Feld in ein grünes um-
geändert.— Auch findet sich das angegebene Stammwappen aus früheren Perioden
dergestalt vor, dass die drei über einander schwimmenden Karpfen alle rechts sehen,
welche Veränderung sich muthmasslich von jenem Zeitpunkte herschreibt, wo ein
Glied dieses Geschlechts im 17. Jahrhunderle von der katholischen Kirche abge-
fallen und Protestant geworden war. Die frühere Devise : Constat in adversis con-
stantia, womit der Schild oftmals umgeben war, ist in späterer Zeit bei Vermehrung
des Wappens ausser Gebrauch gekommen.
Das Geschlecht derer v. Traitteur stammt ursprünglich aus i\en
Niederlanden ab, m welchen dasselbe, authentischen Nachrichten zufolge,
schon vor der Reformation blühte. Urkundlich kommt die adelige
Familie v. Traitteur, in älteren Zeiten auf mancherlei Weise: Trellor,
Traittorr etc. geschrieben, ehedem in dem Lüttichcr Lande vor; dieselbe
theilte sich in mehrere Aeste katholischen Bekenntnisses, von welchen
ein Ast in Lothringen, der andere im Jülicher Laude ansässig wurde.
572 GRAFEN V. TRAITTEUR.
und ein Abkömmling des Geschlechts, Michael v. Traitteur, 1660, Ahn-
herr der in Deutschland noch bestehenden Linien und Urvater des in
Bruchsal 1825 verstorbenen Chevalier und späteren Grafen Johann
Andreas, besass in den Niederlanden beträchtliche Güter und den Braune-
berg an der Mosel, welche die Nachkommen in Folge der Zeitverhält-
nisse verloren. Aus dem Lothringer Aste zeichnete sich ein Abkömmling
durch seine Wissenschaft und Fähigkeiten an dem herz, lolhring. Hofe
aus, und ein Sohn Michaels starb ledig im Gerüche der Heiligkeit. In
Deutschland lebten von der Lothringer Linie zu Anfang dieses Jahr-
hunderts noch vier männliche Abkömmlinge von Michael, von welchen
der Aelteste, Conrad Joseph, geb. 1750, Stiftsherr, ehelos starb. Die
drei anderen aber, Johann Andreas, geb. 1752, Carl Theodor, geb.
1756, und Jacob Georg, geb. 1758, bildeten drei deutsche Linien und
hinterliessen mehrere Kinder. Johann Andreas — Geschlechtsältester
von den drei letzteren und Vater des noch lebenden Grafen Ferdinand
— welcher in k. k. österreichischen Diensten in den 1790 er Jahren
Obrist-Lieutenant im General-Quartiermeister-Stabe, dann Eigenthümer
der Salinen zu Bruchsal und Erb-Lehensträger der fürstlich leiningschen
Saline zu Mossbach und Grundherr zu Heilsperg im Grossherzogthum
Baden war — ein Mann, welcher sich durch seine gründlichen Wissen-
schaften als Ingenieur und Strateg sehr auszeichnete und sich grosse
Verdienste erwarb, auch durch seine literarischen Arbeiten bekannt ist —
pflanzte die ältere, später gräfliche Linie fort und hinterliess einen Sohn
(s. unten) und drei Töchter: Antonia Maria Anna Philippina Freifrau
v. Göler von und zu Ravenspurg und Sulzfeld, geschieden, Amalia Chri-
stine Caroline, verm. mit Freiherrn v. Glaubitz, grossherz. bad. Obrist-
Lieutenant und Commandeur des 3. Dragoner- Regiments, und Marie
Philippine Caroline Auguste Valerie, verm. mit dem grossherz. badischen
Artillerie-Obrist-Lieulenant Philipp v. Faber. — Johann Andreas nahm
im Jahre 1824, als er zur gräflichen Würde für sich und seine Nach-
kommen gelangte, den früher geführten Beinamen ,, Brauneberg" wieder
an. Das Rittergut Heilsperg mit den Ortschaften Gottmadingen und
Ebringen verkauften 1829 seine Erben an Se. königl. Hoheit den ver-
ewigten Grosshcrzog Ludwig von Baden. — Carl Theodor, Gründer der
zweiten, ritterlichen, Linie, hinterliess drei Söhne und zwei Töchter, von
welchen der älteste Sohn k. russ. General-Major, der mittlere gestorben
und der jüngste k. bayer. Forstmeister ist, und Jacob Georg erzeugte
nur drei Töchter aus zwei Ehen.
In der Gegenwart besteht mithin das gräfliche und adelige Geschlecht
v. Traitteur aus der älteren oder Andreasschen, oder Johannschen Linie,
welche die Grafenwürde trägt, und aus zwei jüngeren Linien, der Theo-
dorschen und Jacobschen, welche die Ritterwürde führen; alle drei
bekennen sich zur römisch-katholischen Kirche. Die frühere nieder-
ländisch veldenzsche Linie ist vor mehr als hundert Jahren erloschen.
Von den jetzt in Deutschland noch blühenden Linien kömmt hier
zunächst in Betracht die gräfliche ältere Linie, und der einzige männ-
liche Sprosse derselben ist:
GRAFEN V. TRAPP.
573
Graf FERDINAND Jacob Carl v. Traitlcur, Sr. päpstl. Heiligkeit
Geli. Karamerherr Mi Spada e Cappa, k. bayer. Kämmerer, Philosophiae
Doclor et AA. LL. M., geb. 23. April 1799. Derselbe ist unvermählt.
Grafen v. Trapp.
jßotljoltfd). Ccftcrrrid).
Besitz: «lie i ii .t f-ih.i fi Mölsch und die I.elins-Herrschaften Caldonozzo, Cnmpo, Glurns und
MtU-Sdilanders in Tirol.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im silbernen Mittelsehilde
lrei (2 und 1) gesenkte blaue Adlersflügel (Mölsch). 1 und 4 in Gold ein links-
sehender, brauner Trappe mit ausgebreiteten Flügeln, ganz wie ein heraldischer
Ldler dargestellt; 2 und 3 in Silber ein rother, dreimal eckig gezogener Quer-
»alken (Stammwappen). Ueber der Grufenkrone erheben sich drei Helme, von
reichen der rechte gekrönt ist. Auf demselben steht der Trappe des 1. und
[. Feldes; der mittlere tragt zwei silberne, mit rothen Bändern zusammengebundene
h'iffelshörner (Helm des Stammwappens), und der linke auf einer rothen Mütze mit
weitem Hermelinaufschlage einen die Sachsen einwartskehrenden , geschlossenen,
latürlichen Trappen-Flug. Die Helmdecken sind rechts schwarz und golden, links
roth und silbern. — Das Wappenbuch der durchlauchtigen Welt (IV. 408) giebl
mr das Stammwappen, bestimmt aber als solches in Roth einen dreimal eckig
gezogenen, silbernen Querbalken.
Sehr altes, ursprünglich steiermä'rkisches, später tiroler Geschlecht,
welches schon in früher Zeit das Stammhaus, die Trappenburg bei
ieutschach, besass. Der erste, genauer bekannte Stammvater ist
Friedrich Trapp, Ritter, welcher um 1300 Herr von Trappenburg war,
ind dessen Enkel, Jacob, von 1401 — 1406 als Erzherzogs Ernst des
Eisernen von Oesterreich Stadthauptmann zu Triest vorkommt. Des
letzteren Sohn, Jacob IL, ging mit Erzherzog Sigmund von Oesterreich,
lessen Hofmeister, so wie Stadt- und Schlosshauptmann von Bregenz
irselbe war, nach Tirol, wo er 1440 mit seiner Gemahlin, Barbara,
»chwester und Erbin des letzten Grafen Gaudenz zu Mölsch, einen
574 GRAFEN V. TRAPP.
Theil dieser Grafschaft mit der Herrschaft Churberg an sein Geschlecht
hrachte und 1496 das durch Erlöschen des Geschlechts derer v. VVeiss-
priach erledigte Oherst-Erh-Land-Hofmeister-Amt der gefürsteten Graf-
schaft Tirol für sich und seine Nachkommen erhielt. Durch die Söhne
desselben, Carl und Jacob, entstanden zwei Linien. Carl Trapp zu
Pisein, kais. Rath, Gesandter in Spanien, Hauptmann zu Irano, verm.
mit Anna Freiin v. Wolkenstein, stiftete die ältere Linie zu Pisein und
Caldonozzo. Aus derselben erhielt Georg Sigmund, von Carl im vierten
Gliede stammend, k. k. Kämmerer, Geh. Rath und vorder-österr. Re-
gierungs- Präsident, nachdem die Vorfahren 1605 den Freiherrenstand
erlangt, vom Kaiser Leopold I. 22. Juli 1691 den erbländ. Grafenstand,
doch erlosch mit dem Urenkel Caspar Ignaz, k. k. Kämmerer und Re-
gierungs-Rath zu Trient, 26. Juli 1794 diese ältere Linie. — Die
jüngere, jetzt blühende Linie zu Chur- und Schwamburg umfasst
die Nachkommenschaft Jacobs, Herrn zu Churburg, fürstl. Pflegers zu
Glurns und Mals in Tirol, verm. mit Veronica v. Welsperg. Von den
Nachkommen desselben erhielt Jacob vom Erzherzog Ferdinand in Tirol
3. März 1655 den Grafenstand. Von den Söhnen desselben, aus der
Ehe mit Margaretha Helene Gräfin v. Wolkenstein, war Maximilian, k. k.
Kämmerer, Geh. Rath und Regierungs-Präsident zu Insbruck, verm. zuerst
mit Anna Eleonore Freiin v. Firmian und später mit Maria Magdalena
Freiin v. Freyberg. Von dem Grafen Maximilian lief der Stamm, wie
folgt, fort: Johann Christoph; Gemahlin: Franziska v. Relasy. — Franz
Carl, gest. 1735, k. k. Kämmerer, Geh. Rath und Landeshauptmann
an der Etsch; Gemahlin: Anna Maria Gräfin v. Trapp. — Sebastian,
geb. 11. Jan. 1709, gest. 14. Juli 1762, k. k. Kämmerer, Geh. Rath
und vorder-österr. Hofkammer- und Repräsentations-Präsident zu Insbruck;
Gemahlin: Maria Anna Gräfin Hendl v. Goldrain, gest. 1798. — Johann
Nepomuk, geb. 11. Juni 1745, gest. 5. April 1790, k. k. Kämmerer,
fürstl. passauscher Oberst-Jägermeister ; Gemahlin : Maria Therese Gräfin
v. Firmian, geb. 12. Nov. 1744, verm. 16. Juni 1762, gest. 1. April
1802. — Leopold, geb. 23. März 1764, gest. 20. Nov. 1797, k. k.
Kämmerer und Gouvernements-Secretair zu Insbruck; Gemahlin: Maria
Crescentia Gräfin v. Spaur zu Rurgslall, geb. 7. Aug. 1769, verm.
6. Aug. 1787, gest. 20. Jan. 1819. — Johann Nepomuk Graf v. Trapp
zu Chur- und Schwamburg, geb. 22. Juni 1790, gest. 11. Sept. 1847,
Herr der Grafschaft Mölsch und der Lehens -Herrschaften Caldonozzo,
Campo, Glurns und Mels-Schlanders, Oberst-Erb-Land-Hofmeister in Tirol;
erste Gemahlin: Elisabeth Gräfin v. Wolkenstein-Rodenegg, geb. 30. Jan.
1796, verm. 2. Mai 1814, gest. 17. Nov. 1839; zweite Gemahlin:
Friederike Gräfin v. Künigl, geb. 15. Oct. 1800, verm. 30. Aug. 1842,
Wittwe.
Der Sohn des Grafen Johann Nepomuk aus erster Ehe ist das
jetzige Haupt der gräflichen Familie :
Graf LUDWIG Gotthard Pius, geb. 6. Mai 1819, und der Rruder
desselben ist, neben fünf Schwestern, Graf Oswald, geb. 17. April 1829.
GRAFEN V. TRU TTMANSU0R1T.
575
Grafen v. TranttiiiansdorfT.
(Grafen aus dem älteren, oder fürstlichen Ast der böhmischen
Linie, so wie aus der Friedrichs- und Hartmanns-Linie).
ßatljoltfd). Oeftmretd).
Besitz: die Herrschaften Gleirhenberg und Trautlmansdorfl"; die Herrschaft Heralelz in
Böhmen; Uöhmisch-Wolleschau in Mahren; die Güter Medleschilz , Zabfehlitl und
Hosiell; Rochiowa; die Herrschaft Neschet in Böhmen ; die Herrschaft Zbrad-
lowitz eic. eic.
"Wappen: quadriitcr Schild mit Miltelschild. Im von Hoth und Silber der
Länge nach gelheillen Mittelschilde schwebt eine Rose von gewechselten Tincturen
(Stammwappen). 1 von Silber und Roth sechsmal schrägrechts getheilt (Castelalt);
2 und 3 in Silber drei über einander schwebende, rothe Hüte mit herabhängenden,
zugeknüpften Bändern (Höllzier). 4 von Roth, Silber und Gold halb in die Länge
und ganz quergetheilt (Kirchberg). Ueber dem Schilde stehen drei gekrönte Helme.
Der rechte Helm trägt den wachsenden Rumpf eines einwärtssehemlen Mannes mit
einem nach Art des I. Feldes schräglinks gestreiften Kleide und einer hohen,
rothen Mütze mit silbernem Aufschlage zwischen zwei von Silber und Roth gewür-
felten Rüffclshörnern (die Hörner wegen Höltzler, den Mann wegen Castelalt); auf
dem mittleren Helme stehen zwei zusammengefügte Hahnenfedern, von denen die
rechte roth, die linke silbern ist, und welche in der Mitte mit einer goldbesamteo,
der Länge nach mit gewechselten Tincturen gelheilten Rose belegt sind (Helm des
Stammwappens). Der linke Helm trägt den Rumpf eines in Silber gekleideten,
einwärlssehenden , bärtigen Mannes mit Eselsohren zwischen zwei Rüffelshörnern,
von welchen das rechte von Roth und Silber, das linke von Roth und Gold gewür-
felt ist (kirchbergscher Helm). Die Helmdecken sind roth und silbern.
Sehr alles , nach der Angabe einiger Schriftsteller aus Steiermark,
nach Anderen von den ehemaligen Grafen von Tirol abstammendes,
böhmisches und österreichisches Geschlecht, welches, wie Mehrere an-
nehmen, schon 984 bekannt gewesen sein soll. Zu Ende des 13. Jahr-
hunderts kommt das Geschlecht in Oesterreich urkundlich vor und hesass
in Steiermark das gleichnamige Schloss, so wie in Nieder- Oesterreich
ein anderes desselben Namens. Die Ausbreitung der Familie stieg sehr
bald: in der 1278 zwischen Rudolph v. Habsburg und dem König
Oltocar II. von Böhmen bei Laa auf dem Marchfelde bei Wien gelieferten
Schlacht fielen 14 Sprossen des Geschlechts, und nach der zwischen
den Gegenkaisern Ludwig von Bayern und Friedrich dem Schönen von
576 GRAFEN V. TRAUTTMANNSDORFF.
Oeslerreich 1322 bei Mühldorf geschlagenen Schlacht lebten von 18 in
derselben kämpfenden Gliedern des Geschlechts nur noch zwei, oder,
wie Andere angeben, von 23 noch 3. Zu Anfange des 16. Jahrhunderts
blühten vier Hauptlinien: die David sehe, noch jetzt bestehende Slamm-
linie in Oesterreich, die Ehrenreichsche, ebenfalls in Oeslerreich, die
Ulrichsche in Steiermark und die Leopoldinsche in Tirol. Die
drei letzteren sind langst erloschen; die Davids che Stammlinie theilte
sich gegen Ende des 16. Jahrhunderts durch zwei Brüder, Johann
Friedrich und Johann Hartmann, in zwei Hauptlinien, von welchen die
jüngere, die Johann-Hartmanns-Linie, welche später die Ehren-
reich-Trautmannsdorfl'sche Nebenlinie in sich fassle, nach Anfange dieses
Jahrhunderts erloschen ist, die ältere aber, die Johann-Friedrichs-
Linie durch des Stifters jüngsten Sohn, Maximilian, dauernd fortge-
pflanzt wurde. Letzterer, 1619 Abgeordneter auf dem Kaiserwahlconvent,
wurde vom Kaiser Ferdinand II. 1623 mit seinen Brüdern, Sigismund
Friedrich und Johann David, in den Reichsgrafenstand erhoben, wobei
zugleich das Oberst-Erb-Land-Hofmeister-Amt in Steiermark in die Familie
kam, erlangte 1631, doch nicht bleibend, die Aufnahme in das schwä-
bische Grafencollegium , schloss 1635 den Frieden zu Prag und war
1648 kais. Gesandter auf dem westphälischen Friedenscongress. Die
Nachkommenschaft desselben schied sich durch zwei seiner Söhne in
zwei Speciallinien: der ältere Sohn, Adam Matthias, gest. 1684, grün-
dete die böhmische, welche sich durch zwei Söhne in zwei Aeste,
den älteren, jetzt fürstlichen Ast, oder die Nachkommenschaft Rudolph
Wilhelms, gest. 1689, und den jüngeren reichsgräflichen, oder die
Nachkommenschaft Sigismund Ludwigs, gest. 1707, spaltete, — der
jüngste Sohn, Georg Sigismund, gest. 1708, die Steiermark sc he
welche sich mit des Stifters Enkel in zwei Aeste trennte : den von
Sigismund Ernst, gest. 1752, stammenden ersten und den von Weigard
Joseph absteigenden zweiten Ast.
Aus dem älteren , später fürstlichen Aste der böhmischen Linie
wurde Graf Franz Norbert, geb. 1705, gest. 1786, mit seinen Nach-
kommen und den vom Grafen Maximilian, gest. 1650, stammenden
Agnaten 1778 in das schwäbische Reichsgrafencollegium mit Sitz und
Stimmrecht, zu welchem dieses Haus schon 1631 eingeführt gewesen
war, aufgenommen. Graf Ferdinand, der Sohn Franz Norberts, kaufte
die reichsunmittelbare Besitzung Umpfenbach bei Miltenberg am Main,
worauf derselbe vom Kaiser Franz II. 12. Jan. 1805 für sich und seine
Nachkommen die reichsfürstliche Würde nach dem Rechte der Erstgeburt
mit Sitz und Stimme im Reichsfürstenralh erhielt. Umpfenbach wurde
zur gefürsteten Grafschaft erhoben, später aber, 1812, verkauft und
steht jetzt, unter Staatshoheit der Krone Bayern, dem fürstlichen Hause
Lowenstein-Wertheim-Freudenberg, vollrathscher Linie, zu.
Die hier in Betracht kommenden Grafen v. Traullmannsdorff, sämmt-
lich zur Johann -Friedrichs -Linie gehörig, stammen theils aus der
böhmischen Hauptlinie und zwar eben so aus der älteren, jetzt
fürstlichen Speciallinie, als aus der jüngeren reichsgräflichen von
GRAFEN V. TTUtJTTMANSDORFF. ,r)77
Sigmund Ludwig abstammenden S|>e< iallinie, welche neuerlich unter dem
Namen: Friedrichs- Linie aufgeführt wird, theils aus der slcicrmiir-
kischen Haupllinie, und zwar aus der zweiten, die Nachkommenschaft
Weichard Josephs umfassenden Speciallinie, welche jetzt unter dem
Kamen: Hartman ns-Li nie vorkommt. Die erste Speciallinie der
steiermärkischen Haupllinie, welche aus der Nachkommenschaft Sigmund
Ernsts bestand, ist mit dem Grafen Vincenz, geb. 1776, im Jahre 1847
erloschen. Auch Graf Vincenz wurde unter der Hartmanns -Linie der
Neueren aufgeführt.
Bei Vergleich ung der Ergebnisse älterer Quellen mit den vorstehen-
den Angaben muss die Redaclion bitten, sehr vorsichtig zu verfahren,
da einige frühere und neuere Bestimmungen sehr eigentümlich sind.
Von den Ahnentafeln des Gesammthauses Trauttmansdorff beziehen
sich nachstehende drei auf die jetzigen Familienglieder:
Aelterer, jetzt fürstlicher Ast der böhmischen Spe-
ciallinie. Johann Joseph — Sohn Rudolph Wilhelms, geb. 7. Aug.
1676, gest. 30. April 1713, k. k. Kämmerer und w. Reichshofrath ;
Gemahlin: Maria Theresie Gräfin v. Paar, verm. 8. Juni 1700, später
vermählte Grälin v. Rothai, gest. 30. Juli 1766. — Franz Norbert,
geb. 10. Aug. 1705, gest. 18. Juni 1786, k. k. w. Rath etc.; zweite
Gemahlin: Maria Anna Gräfin v. Herberstein, geb. 5. März 1722, verm.
17. Febr. 1744, gest. nach 1805. — Ferdinand, Fürst, geb. 12. Jan.
1749, k. k. w. Geh. Rath und Kämmerer, Staats- und Conferenz-
Minister etc.; Gemahlin: Caroline Gräfin v. Colloredo, geb. 14. Febr.
1752, verm. 18. Mai 1772, gest. 20. Sept. 1832. — Joseph, Oheim
des jetzigen Fürsten Ferdinand (s. unten).
Friedrichs-Linie (sonst nach Einigen der Johann -Friedrichs-
Linie zweite Nebenlinie in Böhmen, nach Anderen: der böhmischen
Hauptlinie jüngere, reichsgräfliche Speciallinie). Adolph Leopold — Sohn
Sigismund Ludwigs aus der Ehe mit Cornelia Eleonore Gräfin v. Harrant
und Enkel des Adam Matthias — ; Gemahlin: Maria Sophie Freiin
v. Widersperg. — Johann Norrert Joseph, geb. 1727, gest. 9. Nov.
1796, Herr auf Aulibicz und Zbradlowitz, k. k. Kämmerer, Oberst etc.;
erste Gemahlin: Johanna Charlotte Gräfin v. Harbuval-Chamare, verm.
1766, gest. 27. Sept. 1777. — Serastian Franz, geb. 1767, gest.
20. Sept. 1834, k. k. Kämmerer und Oberst-Lieutenant, Herr der Herr-
schaft Zbradlowitz; Gemahlin: Aloise Freiin v. Puteany, geb. 1. Nov.
1776, verm. 7. Jan. 1808, gest. 4. Juli 1835. — Alexander Franz
Joseph (s. unten).
Hartman ns-Li nie (sonst nach Einigen der Johann-Friedrichs-
Linie dritte Nebenlinie zu Gleichenberg in Steiermark, nach Anderen:
der steiermärkischen Hauptlinie zweite Speciallinie). Weichard Josbh
— Sohn Maximilian Sigismunds aus der Ehe mit Barbara Gräfin v. Slahrem-
berg und Bruder Sigismund Ernsts, des Stifters der ersten Speciallinie
der steiermärkischen Hauptlinie (s. oben) — geb. 19. Mai 1711, gest.
11. Mai 1788, k. k. w. Geh. Rath; zweite Gemahlin: Maria Anna
Gräfin v. Wurmbrand, geb. 8. Juli 1733, verm. 21. Febr. 1751, gest. nach
II. 37
578 GRAFEN V. TRAITTMANSDORFF.
1805. — Aloysius, geb. 19. Dec. 1753, f, k. k. Kämmerer; Gemahlin:
Julia Theresia Gräfin v. Alterns, geb. 4. Febr. 1753. verm. 17SI, bis
1840 aufgeführt, doch wohl schon früher gestorben. — Vlv.lnz, geb.
17S4, gest. 18. März 1839, k. k. Kämmerer; Gemahlin: Maria Anna
Gräfin v. Wagensperg, verm. 1811, gest. 1S36. — Thadoäüs, geb. IS 12,
gest. 14. Nov. 1849, k. k. Kämmerer, Herr auf Gleichenberg und Trautt-
mansdoriF; Gemahlin : Maria Gräfin v. Woracziczky-Bissingen, geb. 30. Oct.
1821, verm. 8. Juli 1S39, Wittwe. — Weichardt Maximilian (s. unten).
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier zu erwähnen:
Aelterer, jetzt fürstlicher Ast der böhmischen Hauptlinie. — Graf
JOSEPH — Sohn des Fürsten Ferdinand (1.) und Oheim des Fürsten
Ferdinand (II.) — geb. 19. Febr. 17SS, k. k. Kämmerer, w. Geh.
Rath und ausserord. Gesandter und bevollm. Minister am k. preuss. und
am grossherz. meklenb.-schwerin. Hofe bis 17. März 1S49, verm. 16. OeL
1821 mit Josephine Gräfin Kärolyi v. Nagy-Käroly, geb. 7. Nov. 1 SOS,
Besitzerin der Herrschaft Gross -Lipnitz mit den Gütern Budikaw und
Lankau in Böhmen. Der Sohn desselben, neben drei Töchtern, ist:
Graf Ferdinand, geb. 27. Juni 1S25, k. k. Kämmerer und Gesandtschafls-
Atlache zu Stuttgart.
Friedrichs-Linie. Graf ALEXANDER Franz Joseph — Sohn
des Grafen Sebastian Franz — geb. 23. Mai i8l6. Die Schwester
desselben, Gräfin Luise, ist mit Demeter Constantinovics de German verH
mahlt. — Von dem verstorbenen Bruder des Grafen Sebastian Franz,
vom Grafen Joseph Anton, geb. 5. April 1764, leben aus der Ehe mit
Theresia Gräfin Kokorzowelz v. Kokorzowa, geb. 23. Juni 1766, gest.
1835, zwei Töchter, Gräfin Antonie, Herrin auf Rochiowa, zuerst verw.
Grätin v. Lazanzky und jetzt verw. Frau v. Weissenbach, und Gräfin
Josephine, Herrin der Herrschaft Neschet, verm. Grätin v. Lazanzky.
Hart m a n n s - L i n i e. Graf WEICHARDT Maximilian — Sohn des
Grafen Thaddäus — geh. 30. April 1S42. Ausser der Mutter desselben
(s. oben) leben zwei Schwestern, die Gräfinnen Anlonia und Anna.
Von dem Bruder des Grafen Aloysius (s. oben, Sohn Weichard
Josephs), dem Grafen Johann Nepomuk, geb. 23. Aug. 1757, gest. 7. Man
1S09, k. k. Kämmerer, Geh. Rath und nieder-österr. Land-Marschall,
verm. 26. Juni 1796 mit Maria Therese Gräfin v. Nädasd, gesL
14. Mai 1847, stammt Graf Joseph, k. k. Rittmeister in d. A., Herr
von Böhmisch-Wolleschau in Mähren und Traullmansdorfl' bei Meran. —
Von dem verstorbenen Bruder des Grafen Joseph, vom Grafen Johann
Nepomuk, geb. I. Mai 1804, gest. 6. Juli 1846, lebt die Wittwe
Isabella Gräfin v. Buquoy. Die Tochter derselben: Gräfin Gabriele, geb.
30. Sept. 1841, ist Herrin der Herrschaft Heraletz. Die Schwester der
Grafen Joseph und Johann Nepomuk ist Gräfin Angelica, venu. Gräfin
und Herrin v. Stubenberg (s. S. 539).
UlAKKN V. I». TRKNCK.
579
(«rafVn v. «I. Tr<»iic*k.
Coongelifd). $rfitf5cn.
Besitz; die hariaeker Najorats-GOier in öaiprensaen
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild, heirif» mit goldener Einfassung
in schwarzen Mittelschild eine Dach linksgestellte, silberne Taube. 1 und 4 in
Roth der vorwirtsgekebrte Kopf eines goldengebornten Stiers; 2 und '.i in Blau
Iwei riehen einanderstehende . Beekige, golden« Sterne. (Das Staininwappen zeigt
m Schilde und auf dem Helme in Üoth den Kopf eines goldenen Stieres und übet
lem Kopie schweben neben einander zwei goldene Sterne.) lieber der Grafenkrone
krheben sich drei gekrönte Helme. Ueher dem rechten Helme schweben die zwei
ilerne des 2. und 3. Feldes ; der mittlere tragt einen, die Sachsen rechtskehrenden,
chwarzen Adlersllügel , welcher mit der Taube des Mittelschüdes belegt ist, und
her dem linken Helme schnellt der Stierkopf des 1. und 4. Feldes. Die Helm-
ecken sind rechts Man und golden, links roth und silhern.
Altes, ursprünglich fränkisches, schon im 13. und 14. Jahrhundert
orkommendes Geschlecht, welches mit dem deutschen Orden naefa
ussen kam und vom Herzog Albreeht von Prcussen 25. Od. 1533
iiit den scharlacker Gütern im Amte Labiau, so wie vom Kurfürsten
riedrich Wilhelm 1. von Braodeoborg 5. April 1G52 mit dem Gute
ioldbaeh belehnt wurde und auch mehrere andere Güter erwarb. Johann
Jbrccht war 1655 Hofgerichts -Präsident zu Königsberg, und Christiaj
.lbrecht kurbrandenb. Rittmeister. Von Letzterem stammten zwei Söhne,
on denen der allere, Friedrich Ehrenbejch , gest. 14. Mai 1740, k.
reuss. General-Major und Vater mehrerer Söhne, der nächste Stamm-
ater der preussischen v. d. Trenck wurde. Durch den zweiten Sohn
esselben, Johann Heinrich, welcher zur katholischen Kirche übertrat,
ie Herrschaft Preslorat in Slavonien erwarb, und 1742 als k. k. Oberst
ad Commandant der Festung Leulscha starb, bildete sich in Oesterreich
ine Nebenlinie, welche aber schon wieder mit des Stifters Sohne, dem
inreichend bekannten Franz Freiherrn v. d. Trenck, k. k. Panduren-
bersten, geb. 1. Jan. 1711, gest. auf dem Spielberge in Brunn, 4. Ocl.
749 erlosch. Der ältere Sohn Christian Ehrenreichs, Friedrich Wilhelm,
580 GRAFEN V. TROYRR.
geb. 1726, k. k. Major a. D., fiel nach einem sehr bewegten Leben,
welches derselbe 1786, eben so wie Freiherr Franz 1745, selbst be-
schrieben hat, im Juli 1794 zu Paris unter der Guillotine. Durch den-
selben wurde die Familie abermals nach Oesterreich verpflanzt, und von
seinen Söhnen ist Joseph 9. März 1835 als k. k. Feldmarschall-Lieule-
nant gestorben.
Von Christian Ehrenreichs Nachkommen, von welchen jetzt auch
Glieder im Königreich Sachsen leben, wurde Carl Albrecht, Besitzer
der Gross -Scharlacker Güter, vom König Friedrich Wilhelm III. von
Preussen 5. Juni 1798 in den preuss. Grafenstand nach dem Rechte
der Erstgeburt erhoben. Demselben folgte in der Grafenwiirde der
Sohn, Wilhelm, nach dessen Tode dieselbe der ältere gleichnamige Sohn
führte, und als letzterer jung, ohne Nachkommen, starb, gelangte der
Grafenstand an den jüngeren Bruder:
FRIEDRICH Graf v. d. Trenck, k. preuss. Lieutenant und Majorats-
herr der scharlacker Güter.
Grafen v. Troyer.
lUtljoltfd). ©efterretd).
In Mähren begütert.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im rothen Mittelschilde ein
silberner, rechtssehender Adler. 1 und 4 in Roth das Vordertheil eines rechts-
gekehrten, silbernen Gemsbockes (Stammwappen); 2 und 3 in Schwarz ein goldenes,
mit den schwarzen Buchstaben F L S bezeichnetes Herz. Den Schild deckt eine
7 perlige Krone. — So giebt als „berichtigt" das Wappenbuch der österr. Monarchie
(XVII. 12) das Wappen an, nachdem dasselbe (VII. 98) im silbernen Schilde das
rechtsgewendete Vordertheil eines rothen Gemsbockes mit goldenen Hörnern , über
der Grafenkrone aber einen geklönten, mit dem Schildesbilde geschmückten Helm
und roth und silberne Decken desselben angegeben hatte. — Das Gen. Taschenb.
der gräfl. Häuser (1848, 702) nimmt im 1. und 4. Felde in Silber das einwärts-
gekehrte Vordertheil eines rothen Gemsbockes an.
Sehr alte, aus Luxemburg stammende, tiroler und österreichische
Familie, deren Name zuerst 1258 vorkommt. Leonhard war 1370
GRAFEN V. TKOYKR. 581
Hauptmann des Kaisers Cari IV. und lebte noch upier Kaiser Boprechl
\. (I. Pfalz nach 1400. Der Enkel desselben, Christian, kaufte sich
1111 in Tirol an. Von den Nachkommen desselben erwarb Christoph,
k. k. Rat!) und 1547 Botschafter an der ottomamsehen Pfprte, Ansheim,
Aufkirchen und Gisspach, und Ctriacus Troyer \. Gisspach», geb. 16113,
gest. lr.s". k. k. Kämmerer, Geh. Raih und tirolscher Hol- und ober-
Bslerr. Vicc-Canzler, erhielt vom Kaiser Leopold I. 1660 den Freiherren-
slanil. Der einzige Sohn des Letzteren, Franz Anton, geh. 1652, g
1712, k. k. Kämmerer und \v. Geh. Rath etc., wurde \om Kaiser
Leopold I. 1690 in den Grafenstand erhoben. Von seinen Söhnen wurde
Ferdinand Julius, geh. 1.689, gest. 175S, 1745 Bischof zu Ohnülz,
1747 Cardinal und 1751 Proleclor von Deutschland, und Graf Christoph
Everist, Freiherr v. Troyenslein zu Gisspach und Strasfried, Herr zu
Dbermostis, geb. 1701 und venu, mit einer Grälin v. Oppersdörf, setzte
das Geschlecht fort und wurde der Grossvater der Grafen Johann Baptist,
Ferdinand und Franz.
Graf Johann Baptist, geh. 11. Sept. 1776, gest. 14. Febr. 1837,
k. k. Kämmerer, fürsterzbischöfl. ol mutz er Lehenshofrichler, vermählte sich
1S<> 7 mit Josephine Gräfin v. Althann , geh. 9. Nov. 17 89, welche als
IVittwe lebt. Aus dieser Ehe entsprossen: Gräfin Stephanie, geh. 21. Febr.
IS 16, Stiftsdame zu Brunn, und Graf Ferdinand, geb. 25. Jan. 1821,
gest. 14. Aug. 1848, k. k. Ober-Lieutenant.
Von den Brüdern des Grafen Johann Baptist ist Graf Ferdinand,
geb. 1. Febr. 17S0, k. k. Kämmerer und Geh. Bath, 23. Juli 1851
gestorben. Der lebende Bruder ist:
Graf FRANZ, geb. 1783, k. k. Kämmerer und Major, verm. 11. Sept.
1811 mit Josephine Gräfin v. Fünfkirchen, geb. 20. Sept. 1789. Der
aus dieser Ehe stammende Sohn, Graf Rudolph, geb. 9. Oct. 1818, k.
k. Kämmerer und Major, starb 13. Aug. 1850, die lebenden Töchter
sind: Gräfin Rudolphine, Stiftsdame im brünner Damenslifte , und Grälin
Konstantine, Capitularin des Damenstifts zu Prag. — Die Schwester der
trafen Johann Baptist, Ferdinand und Franz ist Gräfin Josephine, Willwe
von Simon Chevalier v. Filzgerald, k. k. Feldmarschall -Lieutenant etc.
582
GRAFEN V. UETTERODT ZU SCHARFFENBERG.
Grafen v, Uetterodt zu Scharffenberg.
Cutljerifd). (ßro^ljerjogtljum 6ad)fen^tDeimar^€tfenad).
Besitz: die Rittergüter Wenigen-Luppniiz mit Scliloss Neu-Scharirenberg, Meibom, Gospcn
roda, Königsihal und andere Allodialgiiter.
Wappen: Schild quadrirt mit Mittelschild. Im silbernen Mitlelschilde drei
blaue halbe Munde (2 und I), und zwischen der Sichel jedes derselben eine kleine,
ruthe Sonne; die beiden oberen Halbmunde sind seitwärts von einander abgekehrt,
und der untere gestürzt (Stammwappen). 1 und 4 in Silber ein rechtsgekehrter,
schwarzer Löwe mit offenem Rachen, lechzender Zunge und gehobenen Pranken;
2 und 3" in Silber drei senkrecht laufende Eisenstäbe (Pfähle). Auf dem Schilde
erheben sich drei Helme. Der rechte goldene Helm mit schwarzsilbernem Wulste trägt
eine silberne Säule, welche oben mit einem Rade von acht silbernen und schwarzen
Straussenfedern besteckt ist; der mittlere, eiserne, gekrönte Helm aber eine rothe,
oben mit einem, die Hörner aufwärtshebenden, blauen Halbmonde besetzte Säule,
und auf dem Halbmonde steht eine rothe Sonne (Helm des Stammwappens , und
der linke goldene Helm mit schwarzsilbcrnein Wulste eine Säule mit den Pfählen
des 2. und 3. Feldes, welche mit einem Rusch von Pfauenfedern besetzt ist. Die
Helmdecken sind rechts und links schwarz und silbern und in der Mitte roth und
silbern.
Eins der ältesten und angesehensten thüringischen Geschlechter,
welches sich später auch in Franken, am Rheine, in Sachsen etc. aus-
breitete. Alte thüringische Chroniken erzählen, dass in sehr früher Zeil
Ute oder Uto, ein Edler, nordwestlich von Eisenach den Wald gerodet
und Ueteroda, den ersten bekannten Wohnsitz seines Stammes, gegründet
habe. Siegbert soll 996 dem Turniere zu Braunschweig als Sieger bei*
gewohnt haben. Heinrich steht durch eine Urkunde Kaiser Heinrichs V.*
vom Jahre 1114, als zu den vornehmsten Herren in Thüringen gehörig,
historisch fest, und Hans und Berthold erwarben um 1442 das Schloss
Seharflenberg am nördlichen Saume des Thüringer Waldes und ver-
einigten eine Anzahl Güter zu einer Herrschaft, mussten aber, nach
Zerstörung des Schlosses, sich ,,im Thal" (bis 1837 dem Hauplsitze der
Familie) anderweitig anbauen und ihren Besitz 1458 vom Herzog Wilhelm
von Sachsen zu Lehen empfangen. Conrad , und nach ihm der Vetter
desselben, Nicolaus, waren von 1499 — 1547 Landes-Comlhure des deut-
GJUFBfl V. I l T II lioin ED SCHAKttENBERG. 583
iclien Ordens in Thüringen. Später schied sich die Familie in zwei
Linien, die allere zu Thal und die jüngere zu Luppniti (Lupnitz),
•uch kam noeh eine Linie, die zu SchwarzhauseR , hinzu, aus welcher
Heinrich Wilhelm, fürstl. Hofmeister und Ober-Forstmeister zu I'ömhild,
1730 Geschlechtsältester war. — Die Linie zu Luppniti stiftete Andrias
Friedrich, verni. mit Anna v. Farnrode, einer Krhtochler, welche den
grösseren Theil des vormaligen Thüringer Gaues Lupenzo, den Landstrich
längs der nördlichen Abdachung des Hörseiberges, ihrem Gemahl zu-
Inachle; derselbe steht noch jetzt den Nachkommen zu. — Zur älteren
Linie geholte Adolph II., k. poln. und kursächs. Geh. Halb, ausserord.
Gesandter am k. grossbrit. und am k. k. Hofe. Der Sohn desselben,
Adolph III., war kursächs. General der Cavallerie, und des Letzteren
Sohn, Adolph IV., herz, sachsen-golhaischer Ober-Marschall. Auf den
thätigen Betrieb Adolphs IV'. erlangte Herzog Ernst August Conslanlin
von Sachsen-Weimar vom Kaiser Franz I. die Venia aelatis, trat 1. Jan.
1756 die Regierung an, vermählte sich 16. März 1756 mit Anna Amalia
Prinzessin von Rraunsdiweig-Wolfenbiittel, und am 3. Sept. 1757 wurde
■er edle Carl August geboren. Der Vater desselben starb schon 23. Mai
1758! — Adolph IV. starb hochbetagt, und ihm folgte die jünger*"
Linie unter Wolf Sigismod VI., hess. Oberst- Kämmerer etc., welcher
unter seiner Hand die sämmtlichen Familiengüter vereinigte, dem Sohne
aber, WrOLFF Horst, hinsichtlich der Herrschaft SeharH'enberg einen
Successionsstreit hinterliess, dessen Ausgang der Redaction nicht genau
bekannt ist. Wolff Horst, geb. 25. Oct. 178S, gest. 26. März 1836,
grossherz. hess. Kammerherr, Major und Flügeladjulant, wurde vom
Grossherzog Ludwig II. von Hessen 1829 in Anerkennung seiner Ver-
dienste in den Grafenstand erhoben, welche Standeserhöhung vom
Grossherzog von Sachsen-Weimar und von dem Herzoge von Sachsen-
Coburg-Gotha anerkannt und bestätigt wurde, und derselbe stiftete ein
Familienmajorat. Aus der Ehe mit Elisabeth Felicilas Freiin v. Fürtl,
Tochter des Freiherrn (larl Damian v. Fitrll, einstigen Pagen der Königin
Maria Antoinetle von Frankreich und nachherigen Majors im Regimenle
Royal Allemaml etc., geb. 9. Oct. 179S, Wittwe, stammt:
LUDWIG Wolf* Sioismunb Graf v. Uelterrodt zum Scharffenberg,
geb. 4. Febr. 1824, alleiniger Besitzer der oben genannten Familien-
güter. Derselbe ist unvermählt.
584
GKAFE.N V. UEXKULL-GYLLKNBANII.
Grafen v. Uexküll - Gyllenband.
Cutl)crifd). llVürttcmbcrcj.
Wappen: Schild zweimal der Länge nach und einmal qucrgetbeilt, 6feldrig,
mit Mittelschild. Im blauen Miüelschilde eine vierfache, goldene ßandschleife (Gyllen-
band). 1 und H in Gold ein rechtsgekchrter, gekrönter, rotber Löwe, welcher mit
den Vorderpranken eine nach sich gebogene Hellebarde mit rotbem Stiele hält, auf
welche derselbe mit den Hinterpranken tritt (abgesehen von den Tincturen doch
wohl der norwegische Löwe). 2 und 5 in Schwarz zwei eiserne Hammer an
braunen Stielen, welche durch eine goldene Krone kreuzweise gesteckt sind (Stamm-
wappen); 3 und 4 qucrgetbeilt, oben in Roth drei (2 und 1) goldene Garben mit
goldenen Bändern, unten in Silber ein schwarzer Adler. — Ueber der Grafen-
krone erheben sich drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt drei grüne
Pfauenfedern zwischen zwei nach innen gekehrten Sicheln mit goldenem Griffe
(üxküllscher Helm); der mittlere einen schwarzen, rechtssehenden Adlerskopf und
Hals, hinter welchem fächerartig vier rolhe Fähnchen, jedes mit einer goldenen
Korngarbe belegt, hervorragen (gyllenbandscher Helm), und der linke den Löwen
ganz wie im 1. und 6. Felde. Die Helmdecken sind rechts roth und golden, in
der Mitte blau und golden und links schwarz und golden. — Dorst giebt im
Wappenbuche des Königreichs Württemberg den Schild als quadrirt und querge-
trennt durch eine Binde, welche oben roth, unten silbern ist, und mit Mittelschild:
eine Angabe, welche heraldisch leicht zu vertreten ist. Derselbe setzt aber hinzu,
dass die Binde oben sechs Korngarben und unten zwei Adler zeige. Es würde
also Cast (Adelsb. des Königr. Württemberg, p. 488) und mit demselben das Geneal.
Taschenb. der gräfl. Häuser (1848, p. 71)6) irren, wenn in das 3. und 4. querge-
theille Feld oben in Roth drei goldene Garben, unten in Silber „zwei" schwarze
Adler gesetzt werden.
Sehr alles , ursprünglich lief- und esthländisches Adelsgeschlecht,
welches, wie angenommen wird, eines Ursprunges mit denen v. Meyen-
dorff ist. Letzteres Geschlecht soll schon im 11. Jahrhundert im Magde-
burgschen, ßrandenburgschen, Braunschweigschen und Holsteinschen sich
ausgebreitet haben, und der Ortsname Meyendorp kam sowohl im Magde-
burgschen, wie im Holsteinschen vor. Stjermann giebt an, dass 1198
der liefländische Bischof Albert unter Anderen vom Adel auch zwei aus
Holstein gebürtige Brüder, Daniel und Conrad v. Meyendorff, nach Lief-
■ULFEN V. IKXKl U.-(;YLI.KNFtAM>. 585
land gebracht habe. Als später der bischöfliche Sitz von Ikeskolc (nach
Hupel: Uexküll, oder dem lieflschen Sprachgebrauch gemäss: Ueksküll)
retlegt worden sei, wäre Conrad vom Bischof mit den Häusern Lenne-
waden und Uexküll belehnt, und ein Sohn desselben, Conrad Conradssnn,
Dach seinem Erbgute Uexküll benannt worden. Mit dieser Angabe erklärt
sich auch Hupel einverstanden. — Glieder des Geschlechts zeichneten
sich unter den Schwert- und Kreuzrittern aus und zwar namentlich
Conrad , welcher durch grosse Tapferkeit die von den Kuren belagerte
Stadt Riga rettete und als Häuptling im deutschen Heere den Lilhaucrn
bei Rodengries eine völlige Niederlage beibrachte. In der zweiten Hälfte
ies II). und der ersten des 17. Jahrhunderts wurde die Familie in
Schweden durch YVoldemar, des Königs Johann III. und des Königs
Carl IX. Hofmarschall, bekannt und 15. Jan. 1625 in das schwedische
Ritterhaus eingeführt, worauf Königin Christine von Schweden Otto, k.
schwed. Kriegsrath und General-Commissair in Esth- und Ingermannland,
und die Söhne des Bruders desselben, Reinhold Johann, k. schwed.
Oberst, und Conrad, 23. Aug. 1648 in den schwedischen Freiherren-
stand mit dem Beinamen: Gyllenband erhob. Die Einführung derselben
in den schwedischen Freiherrenstand erfolgte 1652 unter No. 30. Nach
diesen sehr genauen Angaben Hupeis stellt sich deutlich heraus, dass
das schwedische Freiherrendiplom nicht, wie gewöhnlich angegeben
wird, vier Gliedern der Familie, was, schon den Jahreszahlen nach,
nicht möglich ist, sondern nur dreien erlheilt wurde. Ein Sprosse des
Geschlechts, Friedrich Johann Emich, der Enkel Conrads, welcher mit
dem König Gustav Adolph nach Deutschland • kam und mit demselben
fiel, und ein Sohn Reinhold Johanns oder Conrads, Freiherren, stieg in
Barkgräflich badischen Diensten zur Würde eines Geh. Ralhs und Ober-
Hofralhs- Präsidenten, wurde später herz, württemb. Elalsminislcr und
erster Kreisdirectorial- Gesandter , und als solcher in die deutsche un-
mittelbare Reichsrilterschaft des Cantons Craichgau 22. Febr. 1790 auf-
genommen. Von den fünf Söhnen desselben aus der Ehe mit Maria
Ernestine Freiin Göler v. Ravensburg erhielt der älteste, Carl Gustav
Friedrich, gest. 1S01, Gouverneur der herz, württemb. geforsteten Graf-
schaft Mömpelgard und herz, württemb. Ober-Hofiuarschall , vom Kaiser
Leopold II. 9. Oct. 1790 für sich und seine Nachkommen die Reichs-
grafenwürde. Von den vier Söhnen desselben aus der Ehe mit Wdhelmine
Freiin v. Walbrunn, gest. 1805, starben die beiden älteren ohne Nach-
kommen, die jüngeren aber, Carl Ludwig Otto und Carl Alm st
Bertram, pflanzten den gräflichen Stamm fort. Vom Grafen Carl Ludwig
Otto, geb. 1759, gest. 1811, k. württemb. Kammerherrn und Obersten,
zuletzt Commandanten der Stadt Rottweil, stammt aus der Ehe mit
Anialia Freiin Göler v. Ravensburg, Wittwe, Graf Udo Woldemab Sik«;-
friud Gustav, und vom Grafen Carl August Bertram, geb. 17(51, gest.
1812, k. württemb. Kammerherrn, w. Geh. Rath und Land-Jäger- und
Ober-Forstmeister, leben aus der Ehe mit Albertine Freiin v. Kauffberg,
gest. 22. Mai 1818, die Grafen Carl Wilhelm Friedrich und Rudolph
Carl August Wilhelm.
;'
586 GRAFEN V. UEXKÜLL-GYLLENBANI).
Von den jetzigen Familiengliedern sind hier anzuführen :
Graf UDO Woldemar Siegfried Gustav — Sohn des Grafen Carl
Ludwig Anlon — geb. 7. Juni 1799, k. würlternb. Hauptmann, venu
9. Juni 1833 mit Mathilde Freiin v. Stain zum Rechtenstein, geb.
27. Juli 1804. Der Sohn desselben, neben einer Tochter, ist: Graf
Emich Leopold Cuno Gustav, geb. 1834. Der Bruder des Grafen Udo
ist: Graf Cuno Otto, k. württemb. Oberförster zu Sulz am Neckar, verm.
1837 mit Eleonora Zepf, geb. 1810, gest. 26. April 1847, aus welcher
Ehe, neben drei Töchtern, ein Sohn, Graf Eduard, entsprossen ist. Die
Mutter des Grafen Udo s. oben.
Die beiden Söhne des Grafen Carl August Bertram, jüngsten Sohnes
des Grafen Carl Gustav Friedrich, sind: Graf Carl Wilhelm Friedrich,
geb. 23. Jan. 1801, k. württemb. Oberförster, verm. in erster Ehe,
10. Febr. 1828, mit Charlotte Freiin v. Varnbüler, geb. 1810, gest.
1831, in zweiter, 17. März 1834, mit Elise Wilhelmine Amalie Freiin
v. Fahnenberg, geb. 1. Oct. 1815, gest. 10. Sept. 1840, und in dritter,
28. Nov. 1841, mit Maria Freiin v. Fahnenberg, geb. 13. Oct. 1818.
Aus der ersten Ehe stammen Graf August Carl Conrad Joseph, geb. 1828,
aus der zweiten Graf Albert Emil Bertram, geb. 1834, und aus der
dritten: Carl, geb. 6. Dec. 1842 — und Graf Rudolph Carl August
Wilhelm, geb. 16. Mai 1809, k. württemb. und herz. nass. Kammerherr
und herz. nass. Hofmarschall, verm. 3. Sept. 1835 mit Albertina Eliza
Uhde, geb. 3. Dec. 1818. Die drei Söhne des Grafen Rudolph Carl
Wilhelm August sind die Grafen: Alexander August Rudolph Leopold
Friedrich, geb. 2. Oct. 1836, Alfred Richard Rudolph August, geb.
3. März 1838, und Conrad Bruno Ludwig Rudolph Friedrich, geb.
18. Mai 1847.
GRAFEN V. rc.VRTK.
587
Grafen v. Ugarte.
jftatholtfd). Ccflcrrcid).
Besitz: die Herrschaft Brendig und Krawsca in Mähren.
/V
Wappen: Schild dreimal der Länge nach und zweimal quergetheilt, 12-
feldrig. 1 in Roth zwei goldene, schräg sich kreuzende, mit den Barten oben
•nswärtsgekehrte Schlüssel, in jedem Winkel begleitet von cinein goldenen Herzen;
2 in Gold fünf (2, 1, 2i grüne Blätter; 3 in Silber ein kleiner, rother Schild, mit
einem K belegt, und an jeder äusseren Seite, so wie unten, von einem Kleeblatt«
an dreifachem Stiele hegleitet. 4 in Grün unter einem silbernen Schildeshaupte,
in welchem quer neben einander drei schwarze, rechtssehende Adler stehen, eine
silberne, vierblätterige Böse; 5 in Silber auf grünem Boden eine grünbelaubte
Kulie, an deren Stamm zu jeder Seite ein schwarzer Hund aufspringt und aus
deren Gipfel ein rechtsstehender Widder aufwächst ; 6 von Gold und Schwarz spitzen-
■reise quergetheilt; 7 quadrirt: a und d in Roth drei (2 und l| silberne Kugeln,
b und c in Silber ein rothes Kreuz; 8 von Gold und Schwarz spitzenweise querge-
theilt und unten mit drei quer nebeneinander stehenden silbernen Knigen; 9 und 10
lusammen der Länge nach und quer von Silber und Gold mit gewechselten Tinc-
luren gelheilt mit zwei gegen einander gekehrten, von Gold und Silber mit gewech-
selten Tincturen quergetheilten Greifen, von denen der in Feld 9 in der linken
Klaue ein Schwert, der in Feld 10 in der rechten Klaue eine rothe Rose an grün-
blältrigem Stiele hält; 11 in Silber ein rothes, das ganze Feld überziehendes Kreuz,
weli lies oben und unten mit einer, in der Mitte neben einander mit drei goldenen
Münzen belegt ist, und 12 in Blau ein goldenes Andreaskreuz, weblies oben und
unlen und rechts und links von einer goldenen Münze begleitet ist. Den Schild
•eckt eine alte Königskrone, und denselben halten zwei einwärtsgehende, goldene
Greife. So giebl das Wappenbuch der österr. Monarchie (VIII. 14) das Wappen,
welches in Abbildungen selten vorkommen mag, und Lackabdrücke von alleren
Petschaften stimmen damit überein. — Die Angaben des Geneal. Taschenbuchs der
gräll. Häuser (1S-19, f>97), deren Quelle nicht aufzufinden war, weichen nicht nur
sehr hinsichtlich der Tincturen ab, sondern ergeben auch andere Verschiedenheiten.
Feld 3 zeigt in Silber nur einen kleinen, goldenen Schild ; 4 ist quergetheilt: oben
in Gold die drei Adler, unten in Silber eine blaue Rose; 5 in Gold ein grüner,
belaubter Eichbaum, an dessen Stamm zu jeder Seile ein Fuchs aufspringt; B in
Silber drei rothe, aufsteigende Spitzen; 7 quadrirt: a und d in Blau drei silberne
Münzen, b und c in Gold ein rothes Kreuz; S in Gold drei silberne Kruge
quer neben einander, 9 in Gold ein rother Greif; 10 in Roth ein silbernes mii
588
GRAFEN V. ÜGARTE.
fünf blauen Münzen belegtes Kreuz; 11 — vergessen — ; 12 in Gold ein rotlies,
in jedem Winkel von einer blauen Münze begleitetes Andreaskreuz.
Altes, ursprünglich aus Spanien stammendes Geschlecht, welches
sich später nach Oesterreich wendete, in Mähren und Böhmen ansässig
wurde, im 17. Jahrhundert den erhländischen Freiherrenstand erlangte
und im zweiten Jahrzehent des 18. Jahrhunderts in den Grafenstand
erhoben wurde.
Freiherr Franz Ernst, k. k. Kämmerer und Geh. Rath, in erster
Ehe verm. mit Maria Rebecca Gräfin v. Bubna und Lilliz, in zweiter mit
Maria Magtlalene Freiin v. Kustosch, wurde vom Kaiser Carl VI. 29. Mai
171-3 für sich und seine Nachkommen in den erhländischen Grafenstand
gesetzt. Von dem Sohne desselben, Johann Nepomuk, k. k. Kämmerer,
verm. mit Wilhelmine Gräfin v. Souches, stammte Johann Wenzel, gest.
27. Oct. 1796, k. k. Kämmerer und Geh. Rath, niederösterr. Oberst-
Landrichter und Ober- Hofmeister der Erzherzogin Clementine, verm.
28. Jan. 1778 (1780) mit Maria Anna Gräfin v. Windischgrätz , geb.
11. Sept. 1754 (17. Sept. 1765 nach v. Schönfeld), gest. 1831. Aus
dieser Ehe enlspross Maximilian Graf v. Ugarte, Freiherr auf Gross-
meseritsch, geb. 1781, gest. im Juli 1831, k. k. Kämmerer und Hof-
rath, Herr zu Meldemann (weshalb derselbe als Graf v. Ugarte-Meldemann
aufgeführt worden ist) und Blankard, Besitzer der Herrschaften Jaispiz
und Rossiz in Mähren, verm. 21. Juni 1802 mit Gabriele Gräfin v. Lützow,
geb. 25. Mai 1786, gest. 2. Mai 1830.
Das jetzige Haupt der Familie ist:
Graf JOSEPH — Sohn des Grafen Maximilian — geb. 26. Oct.
1804 (v. Schönfeld giebt den 10. Oct. 1805 an: den fehlervollen Satz
abgerechnet, muss man in Bezug auf mehrere Angaben dieses Schrift-
stellers sehr behutsam sein), k. k. Kämmerer und bis 1849 ausserord.
Gesandter am k. württemb. Hofe, verm. in erster Ehe, 15. Jan. 1842,
mit Helene Gräfin v. Stackeiberg, geb. 20. Aug. 1820, gest. 12. Febr.
1843, und in zweiter, 24. Juni 1845, mit Elisabeth Caroline Luise
Freiin v. Rochow, geb. 14. Mai 1822. Aus der zweiten Ehe stammt,
neben zwei Töchtern, ein Sohn: Graf Maximilian, geb. 11. Mai 1851,
Die Schwester des Grafen Joseph, Gräfin Luise, ist mit Constantin Grafei
v. Lodron-Laterano (s. S. 50) vermählt. — Vom Grafen Alois — Bruder
des Grafen Maximilian — geb. 9. März 1784, gest. 24. April 1845,
k. k. Kämmerer, Geh. Rath und Gouverneur von Mähren, Herrn dei
Herrschaften Brendig und Krawsca, leben aus der Ehe mit Ernestin«
Gräfin v. Troyer, geb. 6. Juli 1786, verm. 3. Juni 1810, gest. 15. Jan.
1839, drei Töchter.
GRAFEN V. UIRERACKER. 589
Grafen v. Uiberacker.
üiatholifd). dDcfkrrrid) unfc töctgmt.
Besitz: die Kittergfiier Klebing, Güntering, Eggersdorf, Siegbaristein und Pfregau.
Wappen : quadrirter Schild mit Mittelschild. Im rothcn, unten abgerun-
deten Mittelschilde ein blauer, unten abgekürzter und zugerundeter Pfahl (Stamm-
wappen). 1 und 4 in Schwarz zwei goldene, halbe Kader, mit den Felgen so
gegen einander gekehrt, dass ein Rad unten gegen die rechte, das andere oben
gegen die linke Seite zu steht (wahrscheinlich die Herrschaft Sieghartstein); 2 und
3 ebenfalls in Schwarz ein aus dem linken Seitenrande nach rechts hervorragender,
im Ellbogen eingebogener, nackter Arm, welcher in der geballten Faust einen aus
der Hand wenig hervorragenden Schlägel, oder eine abgekürzte Keule, nach einer
reichsheroldamtlichen Zeichnung einen Stein, hält. Ueber der Grafenkrolie erheben
sich drei gekrönte Helme. Der rechte trägt einen, die Sachsen einwärtskehrenden,
mit den zwei halben Rädern des 1. und 4. Feldes belegten schwarzen Adlersflügel ;
der mittlere eine hohe, rothe, spitzige Säule, welche oben über einander mit zwei
goldenen Knöpfen besetzt und mit einem Busche von schwarzen Hahnenfedern, drei
kleine in der Mitte, fünf grössere zu jeder Seite, besteckt ist (Helm des Stamm-
wappens), und auf dem linken Helm steht der Arm des 2. und 3. Feldes aufrecht
gestellt und mit dem Schlägel in der auswärtsgekehrten Hand. Die Helmdeckcn
sind golden und schwarz.
Alles, ursprünglich bayerisches, aus dem Innviertel stammendes Ge-
schlecht, welches sich aus Bayern nach dem Erzstifte Salzburg wendete.
Erhardt focht 1257 in der Fehde, welche zwischen dem Erzbischof
Philipp von Salzburg und dem Domcapitel entstand, 1394 und 1418
wurde Hartreid zum lebenslänglichen Pfleger von Alt- und Lichtenlhann
erwählt, und letztere Würde erhielt 1462 Virgil Herr zu Siegharlslein,
mit welchem bei Bucelini, der denselben um das Jahr 1490 angiebt,
die ordentliche Stammreihe beginnt, für sich und seine Nachkommen
erblich. Schon der Sohn Virgils, Hans Wolffhardt, welcher 1530 den
Erzbischof von Salzburg auf den Reichstag nach Augsburg begleitete,
wird als Freiherr v. Sieghartstein aufgeführt, während v. Lang den
Freiherrenstand erst vom Jahre 1669 angiebt. Von Hans Woliriiardt
stammte Johann Sebastian, erzbischöfl. salzburgscher Kammerrath, dessen
Sohn, Abraham, die väterlichen Würden erhielt und einen Sohn, Wolf
590 GRAFKN V. U1BERACKER.
Caspar, hinlerliess, welcher um 1690 als Freiherr zu Sieghartstein und
Pfregau, so wie als erzbischöfl. salzburgscher Kammerherr, t and oberster,
der Bitterschaft Verordneter und Erb-Pfleger zu Alt- und Lichtenthann
vorkommt.
Wolfgang Abraham, Freiherr, nach Allem aus einer anderen Linie,
als die erwähnte, wurde vom Kaiser Leopold I. 1688 in den Reichs-
grafenstand erhoben, und Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz be-
stätigte , nach welcher Bestimmung die vorkommenden verschiedenen
Angaben wohl zu berichtigen sind, 14. Sept. 1711 die Reichsgrafen-
würde. Das Bestätigungsdiplom wurde für Wolfgang Dominigus, erzbisch,
salzburgschen Kämmerer und Pfleger, und für den Bruder desselben,
Wolfgang Sigismund , Obersten und Commandanten zu Düsseldorf, aus-
gefertigt.
Vom Grafen Wolfgang Dominicus stammte im dritten Gliede: Graf
Wolf Joseph Alois, geb. 22. Dec. 1785, gest. 9. Mai 1823, k. bayer.
Kämmerer und Hauptmann ä la suite, verm. 20. Aug. 1821 mit Theresia
Freiin v. Ruffin, geb. 23. Sept. 1799, welche sich in zweiter Ehe,
26. Juli 1826, mit dem k. bayer. Kämmerer, Freiherrn v. Malsen, Herrn
auf Marzoll, vermählt hat.
Das jetzige Haupt der Familie ist der Sohn des Grafen Wolf
Joseph Alois :
Wolf OTTO Graf v. Uiberacker, geb. 4. Aug. 1822, k. k. Erb-
Pfleger von Alt- und Lichtenthann, k. k. Lieutenant a. D., Herr auf
Klebing, Güntering, Eggersdorf, Sieghartstein und Pfregau, verm. 16. Juli
1844 mit Therese Freiin v. Rudnianzsky-Derser, geb. 28. Juni 1826,
aus welcher Ehe bis jetzt vier Töchter, die Gräfinnen: Irene, Helene,
Gisella und Gabriele, leben. — Der Bruder des Grafen Wolf Otto ist>
Graf Wolf Hieronymus, geb. 20. Sept. 1823, k. k. Ober-Lieutenant.
CltAFK.N V. IRSENBKCK.
591
(»raten v. Ursenboek.
Jßatbolifd). Ocftcrrcid).
In Körnten begütert.
Wappen: quadrirter Schild: 1 und 4 von Schwarz und Gold quergetheilt,
ohne Bild i Stammwappen) ; 2 und 3 zwei in* Andreaskreuz gelegte, silberne Lilien-
sce|)ter (erloschenes steierisches Geschlecht v. Pfaffen dorf). Leiter der Grafenkrone
erheben sich zwei gekrönte Helme. Auf dem rechten Helme stellen, zwischen zwei
■DO Schwarz und Gold mit gewechselten Tincturen quergetheillen Adlersflügeln,
zwei voil Guld und Schwarz mit gewechselten Tincturen quergetheilte Biiffelshörner,
und zwischen letzteren schwebt ein silbernes, nach Siebmacher goldenes, 6 speichi-
ges Bad (Helm des Stammwappens). Auf dem linken Helme stehen drei breite,
rothe, den Fürstenhiiten nicht unähnliche .Mutzen mit silbernem Aufschlage, eine
auf die andere gesetzt Die oberste ist mit fünf, wechselsweise silbernen und
rothen Straussenfedern besteckt (pfaffendorfscher Helm). Die Helmdecken sind
rechts golden und schwarz, links silbern und roth. — Das Geneal. Taschenbuch
der gratl. Häuser (1S48, 710) setzt in den Schild noch einen silbernen Mittelschild
mit einem rechtsgekehrten , ungekrönten, rothen Löwen (Massimo): eine Angabe,
welcher, wenn dieselbe auch sehr leicht richtig sein kann, zu folgen, die Bedaction
doch Anstand genommen hat. Lackabdrücke von Petschaften aus der ersten Hälfte
des 18. Jahrhunderts ergeben nämlich nur das Wappen der früheren Grafen
Ursenbeck, und auch v. Meding (III. S. 693 — 96) wusste von dem massimoschen
Löwen nichts. Abdrücke von neueren Petschaften scheinen sehr selten: dieselben
Bussen die beste Auskunft geben.
Sehr alles, ursprünglich bayerisches Geschlecht, als dessen Stamm-
schloss Ursenpeck oder Ursenpach im Mittelfelser Landgericht ange-
nommen wurde. Friedrich wird als Theilnehmer an dem 1165 zu
Zürich, und Leonhard an dem 1179 zu Cöln gehaltenen Turniere ge-
nannt, und Bucelini beginnt die ordentliche Stammreihe mit Peter, um
»68 Herrn zu Prumsveldberg. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts
kam die Familie nach Steiermark und erhielt 1596 das Erh-Slabelmeister-
\mt in Steiermark, so wie später auch nach Oesterreich. Durch vier
Söhne des Freiherrn Georg Bernhard, Enkel Bernhards aus der Ehe
Bit Veronica v. Pfaffendorf — der Freiherrenstand war 1606 in die
Familie gekommen — Christoph Johann, Christoph, Georg Christoph
jnd Marquard Christoph, bildeten sich vier Linien, welche nach und
lach erloschen sind. Die erbländische Grafenwürde wurde dem Ge-
592 GRAFEN V. URSENBECK.
schlecht vom Kaiser Ferdinand II. 11. Febr. 1632 verliehen. Bei dem
Erlöschen der letzten Linie gelangten Namen und Wappen an das Marquis-
geschlecht Massimo (Massimi). Als letzten Grafen v. Ursenbeck nennt
Imhof (Mantissa de procer. aul. caesar. Leopoldinae CVIII.) den Sohn des
Grafen Georg Bernhard aus der Ehe mit Anna Barbara Gräfin v. Liech-
tenstein, Christoph David, welcher von seiner Gemahlin, einer Freiin
v. Jöstelsberg, keine Nachkommen hatte. Name und Wappen gingen daher
mittelst Bestätigung und Erhebung in den Reichsgrafenstand vom Kaiser
Leopold I. 17. Sept. 1698, wie Krebel (1790, II. S. 278) angiebt,
auf den Sohn der Schwester Christoph Davids, Maria Anna Gräfin
v. Ursenbeck, venu, mit Alexander Marquis v. Massimo, auf Christoph
Marquis v. Massimo über, welcher den Ursenbeckschen Stamm fort-
pflanzte. Wie übrigens über diese Adoption sehr verschiedene Angaben
sich vorfinden, — es soll z. B. dieselbe schon von dem mütterlichen Gross-
vater, welcher, Imhofs Bestimmung entgegen, Franz Bernhard genannt
wird, erfolgt sein, — so wird auch der Name des Adoptirten von Einigen
Franz Christoph Ferdinand aufgeführt. Der ältere Sohn des Letzteren,
Joseph, wurde, nach Krebel, 1735 mit dem Erb-Stabelmeister-Amt
belehnt, und desselben Bruderssohn, Franz Anton, lebte 1790, noch
unvermählt, als einziger der neuen Linie des Geschlechts. Später fiel
in genealogischen Werken die Familie ganz aus. Franz Anton hat sich
nach 1790 vermählt, und die jetzigen Grafen v. Ursenbeck sind die
Söhne desselben.
Das jetzige Haupt der Familie ist:
FERDINAND Graf v. Ursenbeck-Massimo, geb. 1794, k. k. Haupt-
mann in d. A., und der Bruder desselben ist: Graf Hugo, geb. 1802,
k. k. Hauptmann in d. A. Die beiden Schwestern sind: Gräfin Henriette,
Sliftsdame zu Klagenfurt, und Gräfin Maria.
GRAFEN V. VELTHEIM.
593
Grafen v. Veltheim.
Xuthertfri). öraunfchnma, unö #reu£nt.
Besitz: in der Provinz Sachsen die Majoraisgüter Harbke, Groppendorf und Adersiedi; in
liraunschweig das Rittergut Küchenliof etc.
Wappen: Schild mit goldener Einfassung, quadrirt, unter dem 3. und
4. Felde mit eingepfropfter Spitze und mit Mittelschild. In dem mit einer Grafen-
krone gekrönten, blauen Mittelscbilde ein goldenes, geöffnetes Stadtthor aller Art
mit einem Fallgitter und vier Thürmen, an deren beiden mittleren ein ruther Adler
schweht (Wappen der Stadt Brandenburg zur Erinnerung des Antheils, welchen
Werner Graf v. Veltheim 1157 an der Eroberung der Stadt Brandenburg gehabt).
1 und 4 in Gold drei schwarze und zwei silberne, abwechselnd an einandergestellte
Querbalken (Stammwappen). 2 und 3 in Silber ein oben abgestümmelter, rother
Baumast mit einem rothen Blatte an jeder Seite (Sampleben, doch nicht ganz den
bekannten Nachrichten entsprechend). In der blauen, zwischen dem 3. und 4. Felde
eingepfropften Spitze zwei goldene, schräg ins Kreuz gelegte Bischofsstäbe. — Ueber
dem Schilde erheben sich drei gekrönte Helme. Aus dem rechten Helme wächst
ein geharnischter, gebogener und einwärtsgekehrter Arm empor, welcher in der
Hand einen goldenen Bing hält; auf dem mittleren Helme stehen zwei goldene,
mit den drei schwarzen und den zwei silbernen Querbalken des 1. und 4. Feldes
belegte Büffelshörner, zwischen welchen ein rothes, rautenförmiges Kissen steht.
Dasselbe ist mit goldenen Quasten an den Seiten geziert und mit einem gekrönten
und goldenbewehrten, auf den Flügeln mit goldenen Kleestengeln besetzten, schwar-
zen Adler belegt (Helm des Stammwappens, den das Kissen belegenden Adler aus-
genommen). Der linke Helm trägt einen, die Sachsen einwärtskehrenden, schwarzen
Adlersflügel. Die Helmdecken sind rechts golden und schwarz, links silbern und
roth, und den Schild hält rechts ein geharnischter Bitter, links ein vorwärtssehender,
gekrönter, schwarzer Bär. Das Visir des rechtsstehenden Bitters ist geschlossen,
auf dem Helme weht ein Busch von sieben rothen Straussenfedern , die Brust-
schärpe ist golden, der Mantel roth, und die linke Hand stemmt ein Schwert auf
den Boden. — Das Wappenbuch des Königreichs Hannover tingirt den Mittelschild
grün, das Stadtthor silbern, und stellt vor die beiden mittleren Thürme desselben
einen schwarzen Adler. Der rechte Schildhaller wird als schwarzer Geharnischter
angegeben , welcher in der Beeilten ein mit dem Griffe zu Boden gesetztes
Schwert hält.
Eins der angesehensten deutschen Geschlechter, welches schon in
sehr alter Zeit im Sächsischen, Magdehurgschen, Braunschweigischen,
II. 38
594 GRAFEN V. VELTIIEIM.
Halberstädtschen und Hildesheimschen , so wie auch in der Altmark
Mühle, 1313 das Erh-Kä'mmerer-Aml und 1514 das Erb-Küchenmeisler-
Amt des Herzoglhums Braünschweig, so wie auch das Erb-Schenken-
Amt des Stifts Hildesheim erhielt. Aeltere Schriftsteller, von welchen
nur R. A. Noltenius genannt sein mag, bringen dieses Geschlecht in die
nächste Verbindung mit den einstigen Besitzern der märkischen Graf-
schaften Osterburg und Altenhausen, den alten von 931 bis 1236 (von
Siegfried v. Veitheim zu Osterburg bis zu Siegfried II.) vorgekommenen
Grafen v. Osterburg, Altenhausen und Arnsburg, welche sich zugleich,
wie bekannt, v. Vellheim nannten, führen die eben genannten Grafen
als ältere Linie auf und nehmen das Adelsgeschlecht, aus welchem die
jetzigen Freiherren und Grafen v. Veitheim entsprossen sind, als jüngere
Linie an, welche durch Rotgerus, jüngsten Sohn Werners III., Grafen
zu Osterburg, entstand. Diese Annahme hat neuerlich, als man anfing
fast alle ältere Angaben in Zweifel zu ziehen, wie die Redaction sehr
wohl weiss, mehrere Widersacher gefunden, und für letztere hat Kriegs-
rath Wohlbrück (v. Ledeburs Archiv f. Geschichtsk. d. preuss. Staats,
III. 1) gar nicht übel gearbeitet. Doch lässt sich, — volle Gewissheit wird
schwer zu erlangen sein, — auch manches für die älteren Angaben sagen:
die jetzigen Grafen v. Veitheim können damit ganz zufrieden gestellt
sein, dass das Grafendiplom denselben zur Erinnerung an Werner IV.
Grafen zu Osterburg, welcher 1157 seinem Oheim, Albrecht dem ßären,~
bei der Wiedereroberung von Brandenburg beistand und fiel, den Miltel-
schild.mit dem Wappen der Stadt Brandenburg verliehen hat.
Von den Gliedern des Veltheimschen Adelsgeschlechtes ist Bertram,
gest. 1383, erzbischöfl. magdeb. und herzogl. braunschw. Ralh, der
nächste bekannte Ahnherr der gesammten jetzigen Sprossen der Familie.
Durch Bertrams Enkel, Heinrich und Hans, bildeten sich zwei Linien:
Heinrich stiftete die ältere, oder schwarze, Hans die jüngere,
oder weisse Linie, welche beide in zahlreichen Gliedern mit grossem
Grundbesitz blühen, und zwar die schwarze im Grafen- und Freiherren-,
die weisse im Freiherrenstande.
Aus der schwarzen Linie, welche zunächst hierher gehört, war
Friedrich August, geb. 1709, gesL 19. April 1775, von 1747 — 1755
Präsident des Hofgerichls zu Wolfenbütlel. Sein Benehmen als Mitglied
der Landstände zu Magdeburg und Halberstadt in den Bedrängnissen des
7 jährigen Krieges wurde dem König Friedrich II. von Preussen von so
vortheilhafler Seite bekannt, dass Letzterer demselben eine Slaatsminisler-
stelle antrug, welche anzunehmen die bereits wankende Gesundheit
denselben hinderte. Friedrich August, welcher von 1754 an den be-
kannten Park zu Harbke anlegte, hat in Verbindung mit dem Freiherrn
v. Münchhausen auf Schwöbber, die Cultur ausländischer Hölzer und
Pllanzen zuerst in Deutschland eingeführt und den Sinn für Parkanlagen
mehr und mehr geweckt. Der älteste Sohn desselben, August Ferdinand,
geb. 18. Sept. 1741; gest. 2. Oct. 1801, war früher ßerghauplmann
zu Clausthal, zog sich später auf das Gut Harbke zurück und lebte den
Wissenschaften und der Natur. Nachdem derselbe als Depulirter des
GRAFEN V. VKI.THKIM. 595
engeren Ausschusses der magdeburgischen Stände, besonders bei den
Verhandlungen über den Entwurf eines neuen Gesetzbuches*, seine Talente
bewährt, wurde er 1798 von Seiten der magdeburgischen Ritterschaft
zum Deputirten gewählt, um dieselbe bei der Huldigung des Königs
Friedrich Wilhelm III. von Preussen zu vertreten, wobei 6. Juli 1798
für ihn und seine Nachkommen der Grafenstand und Titel erneuert
wurde. Der ältere Sohn des Grafen Friedrich August war Graf Röttger,
der jüngere ist Graf Werner.
Das jetzige Haupt der Familie ist:
Graf WERNER, geb. 18. Febr. 1785, Erb -Küchenmeister des
Herzogthums ßraunsehweig, Erb -Marschall des preuss. Herzoglhums
Magdeburg, Majoratsherr auf Harbke, Aderstedt und Groppendorf, herz,
braunschw. Staatsminisler a. D. und Ober-Jägermeister, verm. in erster
Ehe, 24. Sept. 1810, mit Wilhelmine v. Adelepsen, in zweiter, 10. Dec.
1812, mit Adelheid Melusine v. Adelepsen, und in dritter, 3. Aug. 1824,
mit Emilie Caroline Henriette v. Rriesen, geb. 29. März 1801. Aus der
zweiten Ehe stammt: Graf Hans, geb. 19. Juli 1818, herz, braunschw.
Kammerherr, aus der dritten Gräfin Mechlilde, geb. 24. Juli 1825,
verm. 30. Sept. 1845 mit Adalbert Hildemar Freiherrn v. Cramm auf
Oelper. Die Schwester des Grafen Werner, Gräfin Armgard, ist mil
Max Freiherrn v. Saldern zu Wilsnach vermählt.
Vom Bruder des Grafen Werner, vom Grafen Röttger, geb.
25. Jan. 1781, gest. 27. März 1848, lebt aus erster Ehe mit Luise
Freiin v. Lauterbach, jetzt vermählter Fürstin zu Putbus, Gräfin Ottonie,
verw. Freifrau v. Veitheim.
1
38*
596
GRAFEN V. VETERAM-MALLENTHE1M.
Grafen v. Veterani-HIalleiitheim.
^atl)olif(f). ©efterretdj.
In Nieder-Oesterreicli reich bcgüterl.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im blauen Mittelschilde eine
schrägrechtsgelegte, goldene Leiter mit fünf Sprossen (mallentheimsches Stamm-
wappen). I in Blau ein vorwärtssehender, silberner Ochsenkopf, aus dessen Kopfe
zwischen den Hörnern eine Lanzenspitze ragt. 2 quergetheilt ; oben in Gold ein
zum Fluge sich anschickender, linksgewendeter, doch rechtssehender, schwarzer
Adler; unten in Blau drei goldene Berge. 3 von Schwarz und Silber quergetheilt
mit einer die Schneide linkswendenden Sichel mit goldenem Griffe (Wappen der
erloschenen Familie v. Schulthes in Folge der Wappeuvermehrung vom Kaiser Maxi-
milian IL). 4 in Roth ein einwärtsseilender, silberner Greifenkopf mit Hals (Ver-
mehrung des mallentheimschen Wappens bei Erhebung in den Grafenstand). Ueber
der Grafenkrone erheben sich drei gekrönte Helme. Der rechte tragt einen, die
Sachsen einwärtskehrenden, geschlossenen Adlersflug, dessen obere Hälfte mit dem
Adler der oberen Hälfte des 2. Feldes, hier einwärtssehend, belegt ist; die untere
Hälfte des Fluges ist blau; der mittlere einen, die Sachsen rechtskehrenden, ge-
schlossenen, blauen, mit der Leiter des Mittelschildes belegten Adlersflug (Helm
des mallentheimschen Stammwappens), und der linke den Greifenkopf und Hals des
4. Feldes (zum gräfl. mallentheimschen Wappen gehörig). Die Helmdecken sind
rechts blau und golden, links roth und silbern, und den Schild halten zwei ein-
wärtssehende, goldene Greife. — Feld 1 und 2 und rechter Helm rühren von der
Vereinigung der Wappen der Grafen v. Veterani und der Grafen v. Marsiki her.
Wahrscheinlich ergiebt Feld 1 das Wappen der Grafen v. Marsiki, und Feld 2 und
rechter Helm das der Grafen v. Veterani. Nach dem Geneal. Taschenb. der gräfl.
Häuser (1848, 714) hat der Ochsenkopf im 1. Felde goldene Hörner und trägt
zwischen denselben eine rothe Kugel und einen Nasenring. Statt des Greifenkopfes
und Halses ist ein Adlerskopf und Hals angegeben.
Die Grafen v. Veterani-Mallenlheim sind zunächst dem mallentheim-
schen Stamme entsprossen, und der Name Veterani ist später hinzuge-
kommen. Das Geschlecht Mallenlheim ist eine alte kärntner Familie,
welche man , dem Stammwappen nach , mit den Abkömmlingen der
veronesischen Fürsten de Scala in Verbindung zu bringen gesucht hat.
Der Name kommt sehr verschieden geschrieben vor; man findet Maltein,
Malentein, Mallendein, Mallenthein etc. Am gewöhnlichsten wurde später
Mallenthein, doch schreibt man neuerlich Mallentheim. Im Geschlechts-
URAFKN V. VHTKUANI-MAIXKNTIIKIM. 597
irchive wird zuerst Georg im 13. Jahrhundert genannt. Die ununter-
brochene Stammreihe, welche Lcupolcl (II. S. 470 — 4SI) gegeben,
beginnt mit Johann v. Mallenlheim um das Jahr 1424. Von Johann
stammte durch Caspar, Leonhard und Stephan im vierten Glied« LoftKHX,
welcher sich 1538 in Nieder- Oesterreich mit der Herrschaft Blinken?
stein ansässig machte. Kaiser Maximilian II. vermehrte das Wappen
desselben durch Hinzufilgung des schnlthesischen Wappens, doch kann
dies nicht, wie angegeben, 1560 geschehen sein, da Kaiser Maximilian II.
erst 1564 an die Regierung kam. Der Enkel des Lorenz, Sigmund II.,
Sohn Sigmunds I., verlor in den Religionsunruhen der ersten Hälfte des
17. Jahrhunderts alle ererbten Güter bis auf die sogenannten mallent-
heimer Höfe unweit Ried in Nieder-Oestcrreich. Auf diesen Höfen sah
Kaiser Leopold I. im Vorbeifahren auf der Jagd den Sohn Sigmunds II.,
Johann Peter, nahm an demselben Interesse und liess ihn die grosse
Jägerei erlernen. Später, 6. März 1686, verfügte Kaiser Leopold I. die
Wiederaufnahme der Familie in den alten Herrenstand. Der Sohn Johann
Peters aus der Ehe mit Sophie v. Lagelberg, verw. Moser v. Pezelslorf,
Herrin auf Kirchberg und Azlstorf, Johann Christoph Ferdinam), erhielt
vom Kaiser Carl VI. 1719 den Grafenstand und vermählte sieh 1723
mit Maria Constantia, einzigen Tochter des Julius Grafen Marsiki v. Vete-
rani und der Maria Camilla Gräfin v. Veterani.
Letztere, Maria Camilla Gräfin v. Veterani, war die einzige Tochter
des bekannten k. k. Feldmarschalls Friedrich Grafen v. Veterani aus
erster Ehe mit Maria Constantia Gräfin v. Breuner. Als noch einzige
Sprosse ihres alten venetianischen Stammes bat Maria Camilla, da der
Vater oft gewünscht, dass durch die Tochter sein Name erhalten bleiben
möge, den Kaiser Leopold I., ihrem künftigen Gemahl, dem Grafen
Julius Marsiki, welcher, aus einem alten florentinischen Adelshause ent-
sprossen, ihres Vaters Schwestersohn sei, die Erlaubniss zu ertheilen,
dass derselbe zu seinem Namen und Wappen Namen und Wappen der
Familie Veterani hinzufügen dürfe. Die kaiserliche Genehmigung erfolgte
und Julius Franz Graf Marsiki, später k. k. General der Cavallerie,
schrieb sich Graf Marsiki v. Veterani. Aus der Ehe desselben mit der
erwähnten Maria Camilla Gräfin v. Veterani entspross, neben der oben
genannten Maria Constantia Gräfin v. Mallenlheim, nur ein Sohn, der
k. k. Rittmeister Julius Franz (II.) Marsiki, welcher 1732 unvermählt
starb, worauf der General Julius Franz Marsiki v. Veterani, eingedenk
des Wunsches seines Schwiegervaters und Oheims, des Feldmarschalls
Friedrich Grafen v. Veterani, seinem Enkel, dem Grafen Johann Julius
v. Mallenlheim, ein grosses Legat mit dem Beifügen aussetzte, dass
Letzterer mit seinem Namen den Namen Veterani führen solle, und so
kam denn der Name Veterani an das mallentheimsche Geschlecht.
Johann Julius Graf v. Mallentheim mit dem Beinamen Veterani
(Velerani-Mallenlheim) — einziger Sohn des Grafen Johann Christoph
Ferdinand, s. oben — geb. 10. Mai 1725, gest. 16. Jan. 1789, Herr
auf Kirchberg am Wald, Hirschbach und Mayres, k. k. Kämmerer, ver-
mählte sich 22. Mai 1747 mit Maria Therese Gräfin v. Unverzagt, gest.
598
GRAFEN VETTER V. 1). LILIE.
28. Mai 1769. Von den vier, neben zwei Töchtern, aus dieser Ehe
stammenden Söhnen wird neuerlich nur noch aufgeführt:
ADAM Graf Veterani-Mallentheim, geb. 20. April 1769, k. k. Käm-
merer und Major in d. A., verm. mit Helene Gräfin Caratti (Udine,
Gouvern. Venedig).
Grafen Vetter v. d. Lilie.
Äattjoltfd). ©eßemid).
Besitz: die Lehns- Güter Neuhübel, Neusikowetz und Kottendorf, und die Fideicoinmiss-
Herrschaft Tiefem in Steiermark; das Allodialgut Przestwalk etc.
Wappen der Grafen Vetter v. d. Lilie: quadrirter Schild mit Mittelschild.
Im blauen Miltelschilde drei (2 und 1) silberne Lilien (Stammwappen, von Sieb-
macher I. 92 unter den Bayerischen mit dem Namen: die Vetern v. d. Gilgen (!)
aufgeführt'. 1 und 4 in Schwarz ein einwärtsgekehrter, gekrönter, goldener Löwe ;
2 und 3 in Roth ein silbernes Castell, oben mit sechs Zinnen und zwei mit sil-
berner Fahne besteckten Thürmen. Zu jeder Seite des Thores steht ein Fenster,
über dem Thore deren drei und an jedem Thurme zwei. Den Schild bedecken
drei Helme, von welchen der rechte und linke gekrönt sind. Der rechte Helm
trägt den Löwen des 1. und 4. Feldes; auf dem mittleren Helme steht ein hoher,
blauer, spitziger Hut, dessen Stülpe mit drei neben einander stehenden, silbernen
Lilien besetzt ist. Auf der Spitze steht eine silberne Kugel und auf derselben eine
goldene Krone, aus welcher drei Straussenfedern , blau, silbern, blau, emporragen
(Helm des Stammwappens). Der linke Helm trägt das Castell des 2. und 3. Feldes.
Die Helmdecken sind rechts schwarz und golden, links roth und silbern, und den
Schild halten zwei einwärtssehende, gekrönte, goldene Löwen. Die Kronen sind
mit drei Straussenfedern geschmückt, die des rechten Löwen sind schwarz, golden,
schwarz, die des linken roth, silbern, roth. — Neuere Abbildungen setzen in das
2. und 3. Feld eine silberne Burg von drei Stockwerken mit Zinnenmauern, und
stellen die Löwen doppelt geschweift dar. Aus dem rechten Helme wächst der
Löwe empor.
Wappen der im Mannsstamme 1847 erloschenen Grafen Vetter v. Lilien-
berg : quadrirter Schild mit Mittelschild. Im rothen Mittelschilde auf drei Felsen-
spitzen ein goldener, gekrönter Greif, welcher in der rechten Vorderklaue eine
GRAFEN VETTER V. I>. UUE. 5U9
sse Gartenlilie ball und oben rechts von einem silbernen Stern begleite! i-i.
[Abänderung des Staromwappena bei der 1813 erforgten Erbebung in den Grafen-
, stand.) 1 und 4 in Silber eine gekrönte, goldene, kreisförmige Seblange, welche
sich in den Schwan/, beisst und hinter welcher schrSgrechta ein grüner Lorbeer-
iweig liegt. 2 und ;j in Schwan ein schraglinki Diesseoder, silberner Strom,
welcher oben von einem wachsenden, gekrönten, silbernen Adler und nnien von
einem silbernen Doppelkreuze begleitet ist. Auf der' Grafenkrone erheben sich drei
gekrönte Helme, der rechte tragt einwärtsgekehrt den Greif des Mittelscbildes, der
mittlere einen schwarzen Adler, und der linke einen mit den Hörnern einwärts-
gekehrten Halbmond zwischen einem offenen, silbernen Fluge. Die Decken des
rechten Helmes sind roth und golden, die des mittleren schwarz und golden, und
die des linken silbern und golden.
• Die Grafen Vetter v. d. Lilie, welche in Steiermark und .Mähren
begütert sind, stammen aus einer alten steiermärkischen Familie, welche
1587 unter die steiermärkischen Landslände aufgenommen worden ist.
Der Grafenstand kam in der Person Johann Balthasars in die Familie.
Derselbe, dessen Urgrossvater schon deutscher Ordensritter gewesen,
wurde vom Kaiser Ferdinand III. 1G53 mit seinen Nachkommen und
der Erlaubniss, sich Grafen und Herren v. d. Lilie, Freiherren zu Burg-
feistritz schreiben zu dürfen, in den Grafensland erhohen. Bald nach
der Erhebung in den Grafenstand wurde die Familie auch in Schlesien
ansässig, und Sjnapius giebt. Folgendes an: die Grafen v. Vetler werden
in Schlesien unter die ansehnlichsten Geschlechter gezahlt und stammen
aus Nieder-Steiermark, wo die Familie Schloss und Herrschaft Feislritz,
unweit der Stadt Cilley, zwei Meilen von Grätz, besessen. Dieselben
haben im Oppclnschen Fürstenthum, im Coselschen Weichhilde, Schloss
und Rillergut Miestitz erhalten, doch wird nur Ferdinand Fortunalus
Graf Vetter, Herr v. d. Lilien, angeführt, welcher 1672 mit seiner Ge-
mahlin, einer verw. Freifrau v. Slillfried, lebte. — Wie es dem sein
sorgsamen Sinapius gegangen, so geht es noch jetzt: die genealogischen
Verhältnisse der Familie sind unbekannt.
Vom Jahre 1845— 1852 fasste das Gen. Taschen!), der grä'fl. Häuser
die Grafen Vetter v. d. Lilie und die Grafen Vetter v. Lilienberg unter der
Rubrik: Grafen v. Vetter zusammen, und gab unter I. die ersteren, unter II.
die letzteren. Im Jahrg. 1853 kommen beide, wie früher, von einander
geschieden unter eigenen Rubriken vor. Jahrg. 1836, S. 517 giebt
über letztere an: unter Kaiser Maximilian II. wurde das reichsritterliche
Geschlecht, welches aus Holland stammte, früher Vetter van der Liheu
hiess und sich in Böhmen sesshaft gemacht hatte, in den erbländischen
Adel aufgenommen und vom Kaiser Ferdinand II. wegen Treue und
Tapferkeit des Ritters Eusebius Vetter v. Lilien, welcher als k. Oberst-
Lieutenant gegen die böhmischen Aufständigen focht, sowohl dessen
Wappen, als auch das Prädicat, und letzleres in Lilienberg verändert.
Später erhielt die Familie in der Person Wenzels, wegen vieler Aus-
zeichnung vor dem Feinde, vom Kaiser Franz I. mit abermaliger Ab-
änderung des Wappens den österreichischen Grafenstand. S. 667 des
Jahrg. 1S46 führt an: als General Wenzel v. Vetter mit dem Prädicate
v. Lilienberg 1813 in den Grafenstand erhoben wurde, ist das ursprüng-
liche Familienwappen (s. die Beschreibung des Wappens der Grafen
600 GRAFEN VETTER V. D. LILIE.
Vetter v. Lilienberg) abgeändert worden. — Wie sehr ist zu bedauern,
dass das ursprüngliche Familienwappen nicht angedeutet worden ist —
man hätte doch wenigstens dann vom heraldischen Standpunkte aus über
das Verhältniss beider Familien zu einander urtheilen können. Mit dem
Sohne Wenzels, geb. 1770, gest. 6. Febr. 1840 als k.k. Feld- Zeug-
meister und Civil- und Militair- Gouverneur in Dalmatien, dem Grafen
Walafried, geb. 29. Juni 1811, k. k. Oberst-Lieutenant a. D., erlosch
übrigens 25. Aug. 1847 der Mannsstamm der Grafen Vetter v. Lilienberg,
und es leben nur noch die Wittwe des letzten Grafen : Angelica Henriette
v. Liebenberg, verm. 27. Juni 1842, und die Schwester, Gräfin Sylvine,
verw. Gräfin zu Castell (s. Bd. I. S. 152).
Das jetzige Haupt der gräflichen Familie Vetter v. d. Lilie ist:
FELIX Graf v. Vetter und Herr v. d. Lilie, Freiherr zu Burg-
Feistritz, geb. 26. Dec. 1774, k. k. Kämmerer und Major in Pension,
Mitbesitzer der Lehengüter Neuhübel, Neusikowetz und Kottendorf und
der Fideicommiss-Herrschaft Tiefern in Steiermark, verm. 2. Jan. 1826
mit Friederike Josephine Prinzessin von Hohenzollern- Hechingen, geb.
7. Juli 1795. Von dem Bruder des Grafen Felix, dem Grafen Franz,
geb. 1789, gest. 1831, lebt aus der Ehe mit Antonia Freiin v. Braida,
gest. 1832, ein Sohn: Graf Felix (IL), geb. 18. März 1830, k. k.
Ober-Lieutenant. — Die Schwester des Grafen Felix (I.) ist Cajetana verw.
Vicomtesse Dedam.
Als Vetter des Grafen Felix wird aufgeführt: Graf Vincenz, geb.
7. April 1785, k. k. w. und Dienst -Kämmerer weil, des Erzherzogs
Budolph, Gardinal-Fürst-Erzbischofs von Olmütz, Lehens-Präsident des
fürstl. erzbischöfl. Lehensrechts, Mitbesitzer der oben genannten drei
Lehensgüter und des Allodialgutes Przestwalk, verm. 7. Juni 1810 mit
Franziska v. Kainrath, geb. 30. März 1792, gest. 13. März 1843. Der
Sohn desselben, neben zwei Töchtern, ist: Graf Rudolph Vincenz, geb.
12. Mai 1826, k. Bezirksadjunct in Olmütz.
Von dem verstorbenen Vetter des Grafen Felix, dem Grafen Carl,
geb. 9. Aug. 1782, gest. 9. Oct. 1833, k. k. Kämmerer und Major
in d. A., leben, ausser der WTittwe, Sophie Gräfin Van-Dernath, geb.
28. Dec. 1798, drei Söhne: Graf Ferdinand, k. k. Kämmerer, Oberst
und Regiments -Commandant, verm. 27. Jan. 1851 mit Josephinc
v. Wachtier; Graf Gustav, geb. 24. Aug. 1819, k. k. Hauptmann,
verm. 1. Juli 1852 mit Julie v. Malter, geb. 10. Aug. 1832, und Graf
Carl Heinrich Ferdinand, geb. 19. Juni 1825, Mitbesitzer der oben
angegebenen drei Lehensgüter, Grundbesitzer zu Homonna und zu Turia,
Biszlra und Pollena in Ungarn, verm. 16. Oct. 1851 mit Wally v. Malter,
geb. 25. Aug. 1834.
Hatl)0ltfjd).
GRAFEN V. VIEREGG.
Grafen v. Vieregg.
601
J3agent.
Besitz: die Fideicommiss-Güter Tutzing, Pähl, Furiharn und Sattelhaobach in Oberbayern,
und die Güter Thürnthenning, Seyboldsdorf mittleren Aiiiht'ils, und die Hofmark
Bertensdorf in Niederbavern.
Wappen: Schild rund, mit verzierter, goldener Einfassung, und in dem-
selben in Silber drei (2 und 1) schwarze, gestürzte Hörner, welche mit einem
schwarzen Haken schräglinks belegt sind. Ueber der Grafenkrone erhebt sich ein
gekrönter Helm, aus welchem ein rechtsgekehrter, schwarzer Windhund mit gol-
denem Halsband und Ring und ausgeschlagener rother Zunge emporwachst. Den
Schild halten zwei auswärtssehende, gekrönte und doppelt geschweifte, goldene
Löwen , und das Ganze umgiebt ein blauer Wappenmantel mit goldenen Fransen
und silbernem Futter.
Sehr altes, meklenburgisches Geschlecht, welches das Erbmarschall-
amt des Bisthums Schwerin erhielt. Dasselbe kam nach v. Pritzbuer
(Index conc. famil. nobil. Duc. Megapolit. Havn. 1722, P. 63) im
1 5. Jahrhundert aus Bayern nach Meklenburg und war zuerst im Amte
Bützow angesessen, nach v. Lang dagegen (S. 88) durch Paul v. Vieregg
gegen die Mitte des 16. Jahrhunderts aus Meklenburg nach Bayern.
Paul kam nach letzterem Schriftsteller an den Hof des Herzogs Albert
von Bayern, nahm 1552 Kriegsdienste, verheiralhete sich 1556 in die
Schellenbergsche Familie und starb als Landvogt zu Höchstedt. Später
breitete sich die Familie auch in Pommern und Dänemark aus, kam
auch in die Marken und ist, wie in Meklenburg, Bayern und Dänemark,
so auch in Preussen zu hohen Ehren gelangt.
Ein Nachkomme Pauls, Wolf Heinrich, kurbayer. Kämmerer, war
Tranchirmeister am kurbayer. und kureöln. Hofe , und drei Söhne des-
selben, Ferdinand Joseph, Maximilian Joseph und Georg Florian Erasmus,
erhielten vom Kaiser Leopold I. 1692 den Freiherrenstand, Freiherr
Matthäus aber, kurpfälz. w. Geh. Staats- und Gonferenz-Minister, Oberst-
602 GRAFEN V. VIEREGG.
Stallmeister etc., wurde im kurpfalzbayer. Reichsvicariale 1. März 1700
in den Reichsgrafenstan.d erhoben. — Früher schon war eine Tochlei
Otto Adams , k. preuss. Gesandten am k. dän. Hofe etc.j Helene Elisa-
beth, Hofdame der Königin Luise von Dänemark, vom König Friedrich IV.
von Dänemark 6. Sept. 1703 in den dänischen Grafenstand gesetzt
worden, starb aber schon 1704. Das dänische Wappenbuch hat (II, S.
351 und Tab. XLV. I) das derselben verliehene Wappen erhalten. Der
Schild hatte einen goldenen, mit neun rothen Herzen bestreuten Rand
und war durch ein silbernes Kreuz quadrirt. 1 und 4 zeigte das Stamin-
vvappen, 2 und 3 in Gold einen schwarzen Windhund mit goldenem
Halsbande. Der Mitlelschild war quer und in der oberen Hälfte der
Länge nach von Blau und Gold getheilt; rechts mit zwei über einander-
laufenden , goldenen Löwen , links mit zwei rothen Querl/alken. Die
untere silberne Hälfte zeigte einen linkssehenden , schwarzen Adler. —
In den preussischen Grafenstand wurde, nach dem Neuen preuss. Adels-
Lexicon (IV, S. 296) vom König Friedrich Wilhelm HI. von Preussen
eine Tochter des 12. Aug. 1796 verstorbenen Ober-Mundschenks Georg
Ulrich v. Vieregg (Viereck), die Hof- und Staatsdame der Königin,
Fräulein v. V. (I. öder II.), Herrin auf Lossow bei Frankfurt, erhoben,
und ein neueres Verzeichniss der Grafenhäuser des Königreichs Preussen
führt unter denen der Provinz Brandenburg die Gräfin v. Viereck auf.
Graf Matthäus (s. oben) hatte nach v. Lang, welchem man in Bezug
auf Namen und Zahlen nicht ganz trauen kann, drei Söhne, den Grafen
Carl Theodor Ferdinand Maria, k. bayer. Geh. Rath und Kämmerer, geb.
6. Nov. 1748, den Grafen Friedrich Franz Joseph Maria, Herrn auf
Tutzing, Pähl, Rösselsberg und Nieder-Starnberg, k. bayer. Kämmerer,
Geh. Rath und General- Major, geb. 19. März 1752, und den Grafen
Philipp, welchen v. Lang als verstorben mit Nennung des Sohnes, dessuu
Vornamen und Geburtstag falsch angegeben sind, anführt.
Letzterer ist das jetzige Haupt der reichsgräflichen Familie:
CARL MATTHÄUS Graf Vieregg, geb. 13. Juli 1798, Herr auf
Tutzing, Pähl, Rösselsberg, Nieder-Starnberg, Thürnthenning, Seybukls-
dorf mittleren Antheils, Furtharn, Weinsfeld, Lay und Bertensdorf, k.
bayer. Kämmerer, General- Major ä la suite und erster Kreis-lnspector
der Landwehr von Oberbayern, verm. 23- Sept. 1832 mit Julie Freiin
v. Eötvös, geb. 21. Sept. 1812. Aus dieser Ehe stammen:' Graf
Friedrich, geb. 29. Juni 1833, und Gräfin Helene, geb. 30. März 1838.
Graf Carl Matthäus hat mittelst Stiftungs- Urkunde vom 14. April
1846 ein Familien -Fideicommiss errichtet, bestehend aus den Gütern
Tutzing, Pähl , Fuitharn und Snllcllhamhach in Oberbayern und den
Gütern Thürnthenning, Seyboldsdorf mittleren Antheils und der Hofmark
Bertensdorf in Niederbayern.
viTZTIK ■ v. IrTWfflWi
GraflM VHzthum v. Eckstädt.
Cuthcrtfd). jßönigrrtd) Sadjfnt.
Besitz: die Rittereüier Lirhtenwalde, Auer*wald«*, Wölkau und Iteibiiz eic.
Wappen : qaadrirter Schild mit MUtelscbild. Im silbernen Miltclscbilde
zwei rotbe, mit einem silbernen Querbalken belegte Pfahle (Stamm wappen). 1 und
4 in Purpur ein gekrönter, doppelt geschweifter, einwärtsgekehrter, goldener Löwe,
welcher im i. Felde in der linken, im 4. in der rechten Vorderpranke einen
grünen I'ahuzweig hält; 2 und 3 in Grün ein einwärtsgehender , gekrönter und
goldenbewebrter, schwarzer Adler (die rier Felder des Hauptscbildes und der rechte
and linke Helm kamen bei Erbebung in den Grafenstand hinzu). — Auf dem
Schilde erbeben sieb drei Helme, von welchen der rechte gewulstett der mittlere
:;t ist Aus dem rechten Helme wächst auf einem rotli-silbernen Wahrte der
einwärtsgekebrte Löwe des 1. und 4. Feldes mit dem Palinzueige empor. Der
mittlere Helm trägt einen hohen, spitzigen, rotben Hut, welcher sich oben mit
einer goldenen Kugel endigt, auf welcher ein goldener, 6 eckiger Stern steht. Jede
Seite des Hutes ist mit drei Hahnenfedern, golden, rotb, silbern, besteckt tHelm
des Stammwappens). Aus dem linken Helme bricht einwärtssehend ein gekrönter,
.fchnarzer Adler mit goldenem Schnabel empor. Die Decken sind recht.-» rotb und
golden und links rotb und silbern , und den Schild ballen zwei ausuärtssebende,
die Schweife niederschlagende, natürliche Leoparden. — Die den Hut des Starnm-
wappens besteckenden Federn kommen sehr verschieden tingirt ror, z. IL rechts
rolh. golden, silbern, links golden, rotb. silbern, oder rechts golden, silbern, rotb,
leftf rotb. golden, silbern. Albin giebt die mittelste Feder jeder Seite silbern, die
übrigen rotb und die Helmdecken golden, rotb und silbern an.
Lins der ältesten und angesehensten thüringisch- sächsischen '»■
schlechter, welches sich später auch in der Lausitz, Böhmen, Schlesien,
Bayern etc. ausbreitete. Gewöhnlich leitet man dasselbe w>n den ehe-
mahgen Vicedominis her, welche, nach Abgang der thüringisch en Könige,
an Kaisers Statt regierten und grosse Gerechtsame an sich gebracht
Julien. Durch Einsetzung der Mark- und Landgrafen sank zwar <la^
hen der Ersteren, doch nahm sich Kur-Mainz, veJdMl durch die
Donatio Ottoniana in Thüringen grosse Gewall halte, derselben an, und
errichtete in Erfurt ein besonderes Vice-Dominat, durch w^khm, wie
v. Falkenstein (Thiinng. Lhron. L. 2. P. I. p. 414 u. 4SI; angiebi,
die Maoni der Vitzdune wieder stieg. Rulhard und Heinrich kern
1140 und 1144 urkundlich ala Vicedouiini vor. Im 13. Jahrhundert
604 GRAFEN VITZTHUM V. ECKSTÄDT.
schied sich das Geschlecht in zwei Linien. Die eine nannte sich, von
Schloss und Stadt Apolda bei Jena, die apoldische, welche 1631 (nach
Knauth erst 1639) erloschen ist, die andere von dem Dort'e Eckstädt
bei Weimar die eckstädtsche. Aus der letzteren kommt Bertold Vitzdum
(wie damals geschrieben wurde) v. Eckstädt urkundlich 1325 vor. 1336
kaufte endlich der Rath zu Erfurt die Freiheiten, Gerichtsbarkeiten und
Güter in der Stadt der Familie ab, nachdem sich die Glieder derselben
schon auf ihre Rittergüter begeben hatten.
Die fortlaufende Stammreihe der Linie zu Eckstädt beginnt mit
Georg, Herrn auf Canewurff, kurfürstl. und der gesammten Herzoge
weimarischer Linie Rath, Statthalter zu Weissenfeis und Ober-Hauptmann
in Thüringen, welcher 1593 Ober-Aufseher der Grafschaft Mansfeld
wurde. Von demselben stammte Christoph (I.), Herr auf Tieflfensee,
Petersrode etc., kursächs. Oberst und Stifts-Hauptmann zu Quedlinburg.
Der dritte Sohn des Letzteren, Georg, Herr auf Jahmen, Dürrbach und
Kaupa, kurbrandenb. Hauptmann der Aemter Colbus und Peitz, starb
1641, und der zweite Sohn desselben war Christoph (IL), Herr auf
Jahmen, Dürrbach, Eselsberg etc., kurs. Rath und Kammerherr und seit
1665 Landes -Hauptmann in der Lausitz, verm. mit Johanna Helena
v. Neitschütz (Neitschitz, Neidschütz) und gest. 1688. Von Letzterem
entspross Friedrich, der bekannte stete Liebling des Kurfürsten Friedrich
August I. von Sachsen, von welchem, als Reichsvicar, derselbe 18. Juli
1711 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde.
Die Ahnentafel der jetzigen Grafen Vitzthum v. Eckstädt gestaltet
sich, wie folgt: Friedrich, Graf — Sohn Christophs (II.) — geb.
10. Jan. 1675, geblieben im Duell bei Warschau mit Victor Marquis
de St. Gile 13. April 1726, k. poln. und kursächs. Cabinets- Minister,
w. Geh. Rath und Ober-Kämmerer; Gemahlin: Rahel Charlotte Gräfin
v. Hoym-Droyssig, geb. 1. Nov. 1676, verm. 8. Aug. 1699, gest.
17. März 1753. — Ludwig Siegfried, geb. 14. Juli 1716, gest. 5. Dec.
1777, Herr auf Lichtenwalde, Auerswalde, Otterwisch, Scaske etc., kurs.
Ober-Kammerherr, Gesandter etc.; zweite Gemahlin: Auguste Erdmuthe
v. Ponikau und Pilgram, geb. 8. Juli 1738, verm. 22. Aug. 1761,
gest. 8. April 1775. — Friedrich August, geb. 12. Juni 1765, gest.
5. März 1803, Majoratsherr auf Lichtenwalde und Auerswalde, Erbherr
auf Wölkau und Reibitz, kursächs. Kammerherr und Ober-Steuereinnehmer;
Gemahlin: Caroline Amalie Auguste Grätin v. Hopfgarten, geb. 1. Sept.
1770, verm. 11. Febr. 1790, später wieder vermählte und vervv. Gräfin
v. Bünau, Wittwe. — Otto Rudolph, jetziges Haupt der gräflichen Familie.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier aufzuführen:
Graf OTTO Rudolph — Sohn des Grafen Friedrich August — geb.
28. Sept. 1795, Herr auf Lichtenwalde, Auerswalde, Wölkau und Reibitz,
k. sächs. Kammerherr, verm. 1851 mit Gräfin Auguste, geb. Richter —
die zwei Brüder desselben sind: Graf Albert Friedrich, geb. 27. April
1797, k. sächs. Kammerherr, verm. in erster Ehe, 2. Juni 1832, mit
Agnes Gräfin v. d. Schulenburg-Jahmen, geb. 14. Dec. 1812, gest. 1837,
und in zweiter, 10. Juli 1844, mit Johanna Amalia Therese Antonie
GRAFEN VITZTHUM V. ECKSTÄDT. 605
v. Millitz, geb. 1. März 1824, aus welcher letzleren Ehe, neben drei
Töchtern, ein Sohn: Graf Albert Siegfried, geb. 5. Jan. 1848, stammt
— und Graf Conrad Woldemar, geb. 26. Aug. 1802. Die Schwester
der Grafen Otto, Albert und Woldemar ist Gräfin Mathilde, Witlwe des
k. sächs. Obersten und General-Adjutanten v. Heincken.
Die übrigen Glieder der Familie sind Nachkommen der zwei Brüder
des Grafen Friedrich August. Von dem einen Bruder, dem Grafen Carl
Alexander Nicolaus, geb. 3. Juli 1767, gest. 11. Oct. 1834, k. sächs.
w. Geh. Balhe, Kammerherrn und Oberst-Stallmeister, Herrn auf Ober-
Lichtenau, verm. in erster Ehe, 4. Juli 1797, mit Anna Alberline Emilie
Gräfin v. Warlensleben, lebt die zweite Gemahlin, Elisabeth Freiin
v. Friesen, geb. 16. Juli 1793, verm. 30. März 1818, als Witlwe,
und die vier Söhne derselben sind: Graf Carl Friedrich, geb. 13. Jan.
1819, k. sächs. Kammerherr und vorher Geschäftsträger der k. säclis.
Gesandtschaft in Petersburg, jetzt k. sächs. Minister-Resident am kön.
grossbritannischen Hofe; Graf Hermann Ludwig, geb. 22. Dec. 1821,
verm. 8. Juli 1849 mit Maria Luise Pauline v. Götz, geb. 6. Mai 1825,
aus welcher Ehe ein Sohn, Graf Paul Hermann, geb. 5. Juli 1850, lebt;
Graf Otto Heinrich, geb. 6. Oct. 1829, k. sächs. Lieutenant, und Graf
Ernst Bernhard, k. sächs. Lieutenant in der reitenden Artillerie. — Von
dem anderen Bruder, dem Grafen Heinrich Carl Wilhelm , geb. 26. Mai
1770, gest. 11. Oct. 1837, k. sächs. Geh. Rathe und General-Director
der Academie der bildenden Künste, lebt aus der Ehe mit Friederike
Wilhelmine Gräfin v. Hopfgarten: Graf Oswald Lionel, geb. 15. Febr.
1809, herz, sachs.-coburgscher Kammerherr und Hauptmann, verm.
9. Sept. 1845 mit Christiana Freiin v. Waldenfels, geb. 9. Jan. 1828.
Die zwei Söhne desselben sind die Grafen: Alexander Constantin, geb.
7. Juli 1846, und Lionel Julius Alexander Malwin Ernst, geb. 20. Mai
1852. — Von dem verstorbenen Bruder des Grafen Oswald Lionel, dem
Grafen Ludwig Ernst, geb. 14. Mai 1794, gest. 4. Juli 1833, sind
zwei Söhne entsprossen, die Grafen: Benno Heinrich Ludwig, geb.
19. März 1830, und Otto Rudolph, geb. 1831, und von den drei
Schwestern des Grafen Oswald Lionel ist Gräfin Thecla, Witlwe des
herz, sachs.-coburg-goth. Geh. Raths und Ober-Stallmeisters Freiherrn
v. Coburg, Oberst- Hofmeisterin der verw. Frau Herzogin Maria von
Sachsen-Coburg-Gotha.
606
GRAFEN V. VOSS.
£utytt'\fd).
Grafen v. Voss.
ptmfttti, JHeklntburg.
Besitz der durch Diplom vom 11. März 1800 gräfl. Linie: die Gross-Giewitzer und Schönauer
Güter; das Rittergut Schmorsow in Meklenburg. — Besitz des Grafen v. Voss-Buch:
das Majorat Buch, die Allodial -Güter Flotow und Kavelsdorff in Meklenburg, die
Stasenower Güter in der Priegnitz, die Trossiner in der Neumark etc.
Wappen nach dem Diplome vom 11. März 1800: quadrirter Schild mit
Mittelschild, beide mit goldener Einfassung. Im silbernen Mittelschilde ein links-
gekehrter, in vollem Lauf begriffener, rother Fuchs (Stammwappen). 1 und 4 quer
und oben der Länge nach getheilt; oben rechts silbern, links rotb, unten schwarz,
ohne Bild (Pannewitz); 2 und 3 ein an die Theilungslinie angeschlossener, halber,
gekrönter, goldenbewehrter und auf den Flügeln mit goldenen Kleestcngeln belegter,
"schwarzer Adler (mit dem mittleren Helme bei Erhebung in den Grafenstand hin-
zugekommen). Ueher der Grafenkrone erheben sich drei gekrönte Helme. Auf
dem rechten Helme steht einwärtsgekehrt der Fuchs des Mittelschildes (Helm des
Stammwappens); der mittlere trägt den preuss. schwarzen Adler, und der linke
zwei Büffelshörner, von welchen das rechte von Silber und Schwarz, das linke von
Roth und- Schwarz getheilt .ist (pannewitzscher Helm). — Die Helmdecken sind
rechts und links silbern und roth und in der Mitte silbern und schwarz. Den
Schild hält rechts ein auswärtssehender, goldener Löwe, links ein auswärtssehender,
goldener Greif. Die Angabe einer Devise im Gencal. Taschenbuch der gräfl. Häuser
ist unrichtig: das Wappen hat keine Devise.
Wappen nach dem Diplome vom 15. Oct. 1840 (Grafen v. Voss-Buch)..
Golden eingefasster silberner Schild mit einem rot heu, rechtsgekehrten, im vollen
Laufe begriffenen Fuchs. Auf dem Schilde ruht ein Helm, gekrönt mit einer
Grafenkrone, aus welcher der Fuchs des Schildes emporwächst und von welcher
rechts und links ein rother Wappenmantel mit goldenen Fransen und Hermelin-
futter ausläuft, welcher den Schild umgiebt.
Uraltes, nach Angaben aus der Familie , eingeborenes meklenburgi-
sclies Geschlecht, welches schon früher nicht nur in Meklenburg, son-
dern auch in Pommern sehr ausgebreitete Besitzungen hatte. Jetzt
stehen der durch Diplom vom 11. März 1800 gräflichen Linie im Gross-
herzogthum Meklenburg -Schwerin folgende Güter zu: die Lehengüter
Gross-Giewitz mil Klein-Gievvitz und Minenhoff, Schmorsow mit CarlshofT,
GRAFEN V. VOSS. 007
die Allodialgüter Alt-Schönau, Neu-Schönau mit Carlsruh und Johannis-
hofT. Gross-Giewitz, der Wohnsitz der Familie, ist nacli allen Urkunde«
bereits 1140 in Besitz des Geschlechts gewesen; die ältesten Lehenbriefe
sind von 1332. Der Besitz der Grafen v. Voss-Buch ist oben genau
angegeben: der der übrigen in Meklenburg, den preussischen Staaten
und in Hannover blühenden Zweige des Geschlechts gehört nicht hierher*
Eine Abstammung von der meklenburgschen Familie v. Voss — in nieder-1
deutscher Mundart: Fuchs, so dass das Stamm Wappen ein redendes ist —
wird für die fränkischen Familien öfters angenommen, kann aber Flicht
■achgewiesen werden, was auch von der gräflich Fuehssclien Familie
in den k. österreichischen Staaten, von welcher eine ältere Linie schon
lange ausgestorben ist, gilt.
Der- preussische Grafenstand ist durch zwei Erhebungen in die Fa-
milie gekommen. Zuerst wurde die Wiltwe des, aus der mcklcnburgsrhen
Linie stammenden k. preuss. w. Geh. Ralhs und Ober- Hofmeisters der
Königin Elisabeth, Ernst Johann, Herrn auf Giewilz, Schonau, Rums-
hagen etc., geb. 1726, gest. 1793 (Bruder des k. preuss. Geh. Justiz-
rallis, Gesandten am k. dän. Hofe und Dompropstes Friedrich Christian
Hieronymus und Oheim des k. preuss. Geh. Staats- Ministers Otto Carl
Friedrich und der Elisabeth Gräfin v. Ingenheim, s. Bd. 1, S. 399), Frau
Sophie Wilhelmine v. Voss, geborene v. Pannwitz (Pannewitz), Obcr-
Hofmeislerin der Königin Luise von Preussen, Grande Gouvernante der
königlichen Prinzessinnen etc., geb. 1729, gest. 1814, vom König
Friedrich Wilhelm III. von Preussen 11. März 1800 mit ihrer mann-
tbhen und weiblichen Nachkommenschaft in den Grafensland erhoben,
as jetzige Familienhaupt, Graf Felix Georg, verehrt in derselben die
Urgrossmutter. — Die zweite Erhöhung kam durch einen Enkel des
Aeltervaterbruders des genannten Grafen Felix Georg, den Domherrn
Wilhelm v. Voss, Besitzer des Majorats Buch bei Berlin, in die Familie.
Letzterer erhielt nämlich bei der Thronbesteigung des Königs Friedrich
Wilhelm IV. von Preussen, 15. Oct. 1840, mit dem Namen: Graf
v. Voss-Buch für seine Person und den jeweiligen Majoratsbesitzer
v. Buch den preussischen Grafenstand.
Von den lebenden Gliedern der gräflichen Familie v. Voss sind hier
anzuführen :
Graf FELIX Georg Julius Werner Heinrich Carl — Sohn des
Grafen August Ernst, .gest. 9. Jan. 1832, aus der Ehe mit Luise Freiin
v.Bcrg (Halbschwester Carl Ludwigs Grafen v. Berg, s. Bd. I, S. 72),
geh. 28. Nov. 1780, verm. 14. Oct. 1800, Wiltwe — geb. 15. Aug.
1801, Erbherr der gross-giewitzer und schönauer Güter, verm. in erster
Ehe, 12. Juli 1826, mit Luise Wilhelmine Gräfin v. Hahn (Schwerter
Friedrich Wilhelm Adolphs Grafen v. Hahn, s. Bd. I, S. 307), geh.
3. Juni 1805, gest. 1. Jan. 1833, und in zweiter, 20. Mai 1841, mit
Luise Therese Caroline Gräfin Henckel v.' Dpnnersmarck (Tochter des
Grafen Lazarus und Enkelin des Grafen Gabriel Ludwig, jüngeren Bruders
des Grafen Erdmann Gustav, s. Bd. I, S. 343), geb. 17. Sept. 1820.
Aus der ersten Ehe stammen: Graf Eugen Felix Georg Ludwig August,
608
GRAFEN V. WACHTMEISTER.
geb. 27. Juni 1827, Erbherr auf Schmorsow und CarlshofF, k. k. Käm-
merer und Rittmeister, verm. 3. Febr. 1852 mit Elise Gräfin Szäpäry
geb. 21. März 1827 — und Gräfin Anna, geb. 17. Juli 1829, verm
4. Mai 1852 mit Ludwig Freiherrn v. und zu der Tann, k. bayer
Kämmerer, Obersten und Flügeladjutanten des Königs; aus der zweiter
Ehe aber leben, neben einer Tochter, zwei Söhne, die Grafen: Alois
Felix Carl Ludwig Gustav Joseph, geb. 31. Aug. 1842, und Ludwk
Felix Julius Lazarus August, geb. 1. Aug. 1845. — Von den Schwe-
stern des Grafen Felix Georg ist Gräfin Maria mit Joseph Maria v. Rado
witz, k. preuss. General-Lieutenant etc., und Gräfin Elisabeth mit Euger
Grafen v. Reventlow- Altenhof (s. S. 283) vermählt.
Der jetzige Majoratsherr auf Buch ist:
CARL Graf v. Voss-Buch — Bruder des unvermählt verstorbenen
Wilhelm Grafen v. Voss-Buch, s. oben — k. preuss. w. Geh. Rath und
Consistorial- Präsident, Erbherr auf Flotow und KavelsdorfT, der Stave
nower Güter, der Trossiner Güter etc. Derselbe ist unvermählt.
Grafen v. Wachtmeister.
6D<mgeltfjd). tyttufttn.
Besitz : die Rittergüter Degelsdorf, Bossendorf, Vasekow und Eixen in Vorpommern.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Mittelschild quer getheilf;
oben in Roth zwischen drei (2 und 1) silhernen, 6 eckigen Sternen der aus dein
oheren Schildrande kommende Fuss eines Kranichs ; unten in Gold ein quer nach
rechts gelegter, kurzer Saracenensäbel (Stammwappen). 1 in Blau ein aus dem
rechten Schildesrande aus Wolken hervorgehender, mit dem Ellbogen den unteren
Rand des Feldes berührender, geharnischter Arm, welcher 18 goldene Lanzen mit
r.RAFKN V. WACHTMEISTER. 609
abwechselnd rolli und goldene Fähnchen in der Hand halt; 2 in Gold zwischen
zwei schwarzen, unten nicht zusammenstossenden, die Sachsen gegen cinander-
kehrenden Adlcrsflügeln ein schwarzes Kleeblatt; 3 in Gold auf grünem Hügel ein
einwärtsgekehrter Kranich, welcher in der linken Kralle einen Stein emporhalf,
4 in Roth auf einem silbernen, nach rechts springenden Pferde ein gewappneter
Bitter, welcher in der Hechten eine Lanze mit einem silbernen und mit einem
Kreuze belegten Fähnchen hält. Ueber der Grafenkrone erheben sieb drei mit
gräflichen Kronen gekrönte Helme. Der rechte trägt drei mit den Spitzen nach
Hifwärtsstehende silberne Pfeile; der mittlere die 18 Lanzen mit Fähnchen an-
dern 1. Felde (Helm des Stammwappens), und auf dein linken Helme ruht ein aus
Wolken kommender, einwärtsgewendeter, gebogener, geharnischter Arm, welcher in
der Faust einen Saraeenensäbel nach auswärts hält. Die Decken des rechten und
linken Helmes sind schwarz und golden, die des mittleren roth und golden, und
den Schild halten zwei auswärtssehende, silberne Kraniche.
Alte schwedische Familie, welche in Schweden den Freiherren-
uml zuerst auch den Grafenstand erhalten hat. Dieselbe soll liefländi-
schen Ursprungs sein, und Georg Wachtmeister wird von Spangenberg
unter den tapferen Kriegern, welche Liefland im 1 5. Jahrhundert hatte,
aufgezählt. Die durch Hupel bekannter gewordenen Matrikeln der lief—
ländischen Ritterschaft um die Mitte des 18. Jahrhunderts enthalten den
Namen des Geschlechts nicht. Später breitete sich die Familie auch in
Pommern aus. Hans trat in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts
in schwedische Dienste und stieg zum General. Der gleichnamige Sohn,
Hans (IL), desselben kam als schwedischer Feldherr durch den deutschen
Krieg zu hohem Ruhme, fiel später, 1644, in Schonen ein, eroberte
Landskrona , und starb 1652 zu Lübeck als k, schwed. Gesandter auf
dem Friedenscongress mit Polen. Die Söhne des Letzteren, Johann,
Adam und Axel, gelangten am Hofe König Carls XL von Schweden zu
hohem Einflüsse und gehörten zu den ersten Würdenträgern der Krone,
und die Nachkommen derselben wurden das ganze 18. Jahrhundert
hindurch zu den Grossen des schwedischen Reiches gerechnet. Noch im
Anfange dieses Jahrhunderts war Carl Axel Reichsdrosl in Schweden, und
der Name kam vielfach im Hofstaatsdiensie, der Generalität und Admi-
ralität vor — jetzt scheint derselbe nicht mehr gefunden zu werden.
Hans (IL) wurde von der Königin Chrisline von Schweden 8. April
1651 in den schwedischen Freiherrensland erhoben, und zwei seiner
Söhne, Johann und Axel, vom König Carl XL in den schwedischen Gra-
fenstand: Johann, Herr auf Johannhuus, 10. Dec. 1687, und Axel, Herr
zu Malsacker, 17. Juni 1693. Adam, Freiherr, fiel 1675 als Regiments-
Commandeur bei Fehrbellin und ist wohl der nächste Stammvater der
pommerschen Linie und der jetzigen preussischen Grafen v. Wachtmeister.
Hans, Freiherr, k. schwed. Oberst -Lieutenant a. D. etc., wurde
vom König Friedrich Wilhelm von Preussen 17. Jan. IS 16 in den
Grafenstand des Königreichs Preussen unter Verleihung des Wappens der
schwedischen Grafen erhoben, und derselbe wird, wie folgt, aufgeführt:
HANS Graf v. Wachtmeister, k. schwed. Oberst-Lieutenant a. IL,
Besitzer der Güter Degelsdorf, Bossendorf, Vasekow und Eixen im Re-
gierungsbezirk Stralsund. — Der Sohn desselben ist Graf Hans Axel, k.
preuss. Lieutenant.
II. 3<J
(>10
URAFEN V. WAGENSPERG.
Grafen v. Wagensperg.
Üatholtfd). ©efUrmd).
Besitz: in Kärnten und Steie.mark die Herrschaften Greissenegg, Obervoilslierg, Alt-
kainacli elc.
Wappen: Schild der Länge nach getheilt; rechts in Roth drei neben
einander stehende, mit den gezackten Schärfen rechtsgewendete, mit goldenen
Grillen versehene Sicheln ; links in Silber ein rother, goldengekrönter Adler. Ueber
der Grafenkrone stehen zwei gekrönte Helme, von denen der rechte die drei Sicheln
der rechten Schildeshälfte, der linke den Adler der linken Schildeshälfte trägt. Die
Helmdccken sind roth und silbern. — So giebt das Wappenbuch der österr. Mo-
narchie (VIII, 37) das Wappen, und eben so, nur ohne die Grafenkrone, das
Wappenbuch der durchlauchtigen Welt (IV, 433). Nach dem Geneal. Taschenbuch
der gräfl. Häuser (1S48, 721) ist der Schild quadrirt mit Mittelschild. Mittelschild
der Länge nach getheilt, rechts in Roth drei neben einander aufgerichtete Sicheln mit
goldenen Griffen, links in Silber auf grünem Hüeel ein rother, gekrönter Adler.
1 und 4 in Silber ein aus dem unteren Feldesrande einwärts halb hervorwachsendes,
rothes Ross; 2 und 3 in Silber eine rothe Kirchenfahne von zwei Lätzen, zwischen
welchen eine goldene Kette herabhängt. Eine Abbildung dieses vermehrten Wappens
mit Helmen etc. oder sonst Näheres war nicht aufzufinden. — Was die oben
gegebene Abbildung und Reschreibung anlangt, so bescheidet sich die Redaclion
gern, dass sowohl das Wappenbuch der durchlauchtigen Welt, als das der österr.
Monarchie hinsichtlich des Adlers in der linken Schildeshälfte und auf dem linken
Helme geirrt haben kann. v. Meding (II, S. 632) giebt nach Rartschens Wappenbuch
an: im 2. silbernen Felde einen grünen, dreihügeligen Rerg mit einem gekrönten
Adler besetzt, welcher in der heraldischen Stellung des Adlers erscheint und so
den Rerg berührt, und fügt hinzu : auf dem linken Helme Rerg und Adler, wie im
Schilde. Siebmacher (III, 28) hat den Rerg nur im Schilde, auf dem linken Helme
fehlt der Rerg. So könnte leicht die Angabe der linken Hälfte des Mittelschildes
im Geneal. Taschenbuch der gräfl. Häuser richtig sein. Der Adler auf dem Drei-
hügel ist wahrscheinlich das Wappen der Pausacher und Pötschacher, welches die
Familie erhalten haben soll. Nur Letztere kann gewisse Auskunft ertheilen.
Sehr alles krainer und kärnlner Geschlecht, welches im 16. Jahr-
hundert nach Steiermark und Oesterreich kam und zuerst den Freiherren-
und dann den Reichsgrafenstand erhielt. In Krain und Kärnten blühte
dasselbe in früher Zeit als Rittergeschlecht unter dem Namen Wagen,
bis das spätere Stainmschloss Wagensperg, 4 Meilen von Laibach, erbaut
wurde. Berthold Wagen kommt um das Jahr 1190 in einer Urkunde
des Bischofs Otto zu Freisingen vor, und Andreas Wagen von Wagen-
GRAFEN V. \\ tGKIS'SPERC.
(>11
sperg lebte 1460. — Johann Sigismund war 1005 Landesverweser in
Steiermark und 1611 Statthalter in Grälz. Derselbe winde, wie Einige
angeben, vom Kaiser Ferdinand III. 1639 in den Freiherrensland erhoben,
Während Andere annehmen, dass letzterer schon 1559, also vom Kaiser
Ferdinand I., in die Familie gekommen sei. Ehen so sind auch die
Angaben über die Erhebung in den Reichsgrafensland verschieden: Einige
geben schon das Jahr 1625, Andere das Jahr 1659 an, und noch
Andere führen den Sohn Johann Balthasars, Hannihal Balthasar (s. unten),
zuerst als Grafen an. Das Oberst-Erb-Land-Marschall-Amt in Kirnten
steht der Familie seit 1639 zu.
Die genealogischen Verhältnisse der Familie ergeben sich aus fol-
genden Angaben: Rudolph, k. k. Geh. Rath, Oberst-Erb-Land-Marschall
in Kärnten etc., starb 1679. Der ältere Sohn desselben war Johann
Balthasar, gest. 1693, Statthalter der inner-österr. Regierung und As-
sessor des Geh. Raths, verm. mit einer Fürstin v. Liechtenstein, aus
welcher Ehe als dritter Sohn Hannibal Balthasar stammle. Die von
Letzterem auf die jetzigen Glieder der Familie herablaufende Ahnentafel
ist nachstehende: Hannibal Balthasar, Graf, geb. 1676, gest. im Febr.
1725, k. k. Kämmerer, Oberst und Commandant zu St. Georgen in Croa-
tien ; Gemahlin: Maria Rebecca Herrin v. und zu Slubenberg, verm.
3. Mai 1721, gest. 7. Febr. 1761. — Adolph, geb. 8. Dec. 1724,
gest. 15. Nov. 1773, k. k. Kämmerer, w. Geh. Rath, Landeshauptmann
von Görz und Gradisca, auch Präsident zu Triest; Gemahlin: Maria
Aloysie Gräfin v. Saurau, geb. 2. Aug. 1729, verm. 1747, gest. 1789.
— Johann Nepomuk Joseph, geb. 19. Mai 1752, f, k. k. Kämmerer,
Landrath in Steiermark etc.; erste Gemahlin: Maria Gräfin v. Galler,
geb. 22. Jan. 1756, verm. im November 1775, gest. 4. Juli 1787. —
Sigismund, geb. 1777, gest. 11. Juni 1829, k. k. Kämmerer; Gemahlin:
Caroline Gräfin v. Steinach, geb. 18. Juni 1790, verm. 7. Sept. 1807,
Witlwe. — Adolph, jetziges Haupt der Familie.
Von den jetzigen Gliedern der Familie gehören hierher:
Graf ADOLPH — Sohn des Grafen Sigismund — geb. 9. Juli
1809, Freiherr auf Sonneck und Rabenstein, Obersl-Erb-Land-Marschall
in Kärnten und Landsland in Kärnten, Steiermark und Krain , k. k.
Kämmerer, Majoralsherr etc., verm. 23. April 1838 mit Ernesline Freiin
Jöchlinger v. Jochenslein, geb. 6. Juli 1818. Die zwei Sohne desselben,
neben zwei Töchtern, sind die Grafen: Raimund, geb. 11. Ocl. 1840,
und Felix Ferdinand, geb. 21. Febr. 1844. Der Bruder des Grafen
Adolph ist: Graf Siegmund, geb. 13.
in d. A. Von den Schwestern hat
Grafen v. Coreth zu Coredo , Gräfin
auf Finkenegg und Gräfin Anna mit
Die verw. Mutter, Gräfin Caroline, s.
Nov. 1817, k. k. Ober-Lieutenanl
sich Gräfin Caroline mit Rudolph
Aloisia mit Moritz Ritter v. Frank
Eugen Grafen v. Rraida vermählt
oben.
39
612
GRAFEN V. WALDBOTT-BASSEMIF.IM.
Grafen v. Waldbott-Bassenheim.
Üattjolifd). 0agmt, lüürttemberg, fJrntßat, Uaffatx.
Besitz: die Herrschaft ßuxheim unter bayerischer Staatshoheit; die Herrschaft Heggbach
unter württembergischer Staatshoheit; die Herrschaften Reilfenberg und Cransberg
unter herz, nassauscher Staatshoheit; die Burggrafschaft Winterrieden, der Krone
Bayern standesherrlich untergeordnet; Schloss Bassenheim beiCoblcnz; Weingüter
zu Hochheim, Geisenheim, Kiderich, Rüdesheim und Asmannshausen im Rhein-
gau etc.
Dem Haupte der Familie steht das Prädicat „Erlaucht" zu.
Wappen: Schild von Silber und Roth zwölfmal geständert (Stammwappen).
Das jedesmalige Haupt der Familie führt als des deutschen Ordens Erbritter einen
runden, wie angegeben, geständerten Schild, welcher zum Rückschild das deutsche
Ordenskreuz, schwarz mit silbernem Saume, hat. — Aus dem Helme wächst ein
silberner, rechtsschender Schwan mit ausgebreiteten Flügeln empor. Jeder Flügel
ist mit einem spanischen, oder unten abgerundeten Schilde belegt, welcher, wie
der Hauptschild, geständert ist. Die Helmdecken sind roth und silbern, und den
Schild halten zwei auswärtssehende, silberne. Schwäne. Der sichtbare Flügel jedes
dieser Schwäne ist mit einem geständerten Schilde eben so belegt, wie jeder Flügel
des aus dem Helme wachsenden Schwanes. — Aeltere Abbildungen zeigen auf dem
Helme einen rechtssehenden, stehenden, silbernen Schwan mit emporgehobenem,
geschlossenem Fluge, so dass der geständerte Schild nur auf dem vorderen Flügel
sichtbar ist.
Sehr altes, ursprünglich aus Flandern stammendes Geschlecht,
welches später in den Rheingegenden vorkommt und den Freiherren-
stand, so wie in einer Linie die Reichsgrafenwürde erhielt. Dasselbe
soll schon im 10. Jahrhundert die Herrschaft Harlebeck besessen haben
und zur Aufsicht und Verwaltung der Waldungen bestellt worden sein,
wie der auf ßefugniss zu Gebot und Verbot in und über Waldungen
hindeutende Name (Waldbot, Waltpode, Waldpode, Waltpott, Waldpott,
Waltpott) ergiebt. Nach Angabe Einiger Hess sich Heinrich v. Harlebeck,
genannt Walpot, um die Mitte des 12. Jahrhunderts in den Rhein-
gegenden nieder und baute unweit Coblenz das Schloss Bassenheim, das
Stammhaus der jetzt gräflichen Linie. Es soll dieser Heinrich derselbe
sein, welcher 1164 in der Stiftungsurkunde des Klosters zu Ansbach
vorkommt. Heinrich (II.) Waldbolt, ein tapferer Ritter, focht in den
Kreuzzügen und wurde 1 1 90 zum ersten Grossmeister des deutschen
Ordens gewählt. Derselbe bekleidete diese Würde 1 2 Jahre, bis er im
GRAFKN V. WAI.IUIOTT-HASSKMIKIM. (j\',\
Kampfe mit den Saracenen fiel. Die Verdienste desselben ehrle der
Orden dadurch , dass er dem jedesmaligen Familienliauple die Würde
eines Erbritters, ohne Ablegung der Ordensgelübde und ohne Einkommen
verlieh, eine Auszeichnung, welche siel» stets fortgeerbt hat. Von dem
Bruder dieses Heinrich, Balduin, stammte im 10. Gliede Otto Waldbott
v. Basscnheim , welcher um 1480 durch Vermählung mit Apollonia
v. Drachenfels die Herrschaften Drachenfels, Olbrück etc. erhielt. Drei
seiner Enkel, die Söhne Antons (I.), kurtrierschen Raths und Land-
Hofmeisters und Amtmanns zu Coblenz, stifteten drei Linien : Anton (II.)
gründete die bassenheimsche, Johann die olbrücksche und Otto
die gutenausche Linie. Nach Casts Adelbuch des Königr. Württem-
berg, S. 88, blühen noch alle drei Linien, doch nahm schon das Gen.
Reichs- und Staatshandbuch die olbrücksche Linie für erloschen, was
wohl richtig ist, da schon in der Mitte des vorigen Jahrhunderts Graf
Johann Maria Rudolph als Herr zu Olbrück vorkommt. Die bassen-
heimsche Linie blüht im Grafen-, die gutenausche (auch bornheimsche)
im Freiherrenslande. Hierher gehört nur die erslere. Antons (II.)
Urenkel, Damian, wurde mit dem ganzen Geschlechte vom Kaiser Leo-
pold I. 10. Jan. 1664 in den Freiherrenstand erhoben. Damians Sohn,
Johann Lothar, starb 1677 als kurmainz. und kureöln. Geh. Rath. Die
Söhne des Letzteren, Casimir Ferdinand Adolph, geb. 1642, gest. 1729,
früher k. k. Oberst, später, in den geistlichen Stand getreten, Dom-
scholaster, Geh. Rath und Statthalter zu Mainz, Domherr zu Trier etc.,
und Franz Emmerich Wilhelm, geb. 1648, gest. 1730, Herr zu Sevenich,
kurmainz. w. Geh. Rath und Ober-Amtmann zu Lahnstein, wurden vom
Kaiser Carl VI. 16. Dec. 1722 in den Reichsgrafenstand erhoben. So
verschieden auch das Jahr der Erhebung in den Grafenstand und des
Todes der Letzleren angegeben wird, so dürften wohl die vorstehenden
Angaben die richtigen sein. Graf Franz Emmerich Wilhelm brachte
übrigens auch das schon früher von dem Geschlecht verwaltete Erb-
schenkenamt des Erzslifts Mainz an die Familie, und der Sohn desselben,
Johann Rudolph, erhielt durch Vermählung mit Maria Antonie Gräüu
v. Osleiu einen Theil der gräflich osteinschen Nachlassenschaft. — Die
wegen Pyrmont und Olbrück früher schon in Anspruch genommene
Aufnahme in das westphälische Grafencollegium erfolgte endlich 1787.
Durch den lüneviller Frieden gingen 1801 beide Herrschaften verloren.
Der Reichsdeputations-Hauptschluss von 1803 gewährte durch die Abtei
Heggbach in Schwaben und durch eine Jahresrenle auf Buxheim Ent-
schädigung. Heggbach kam 1806 durch die rheinische Bundesacle
standesherrlich unter die Staatshoheit der Krone Württemberg. — Bux-
heim gelangte 1809 durch Testament des letzten Grafen v. Ostein ganz
an Waldbott-Bassenheim.
Die Abstammung der jetzigen Famihenglieder ergiehl sich aus fol-
gender Ahnentafel: Franz Emmerich Wilhelm — Sohn Johann Lothars —
geb. 1648, gest. 19. Ocl. 1730, kurmainz. und trierscher Geh. Rath,
Erbschenk des Erzstifts Mainz etc.; Gemahlin: Maria Adolphine Therese
Freiin v. Leerodt, gest. 2. Juli 1723. — Rudolph Johann, geb. 16S6
614 GRAFEN V. WALUBUTT-BASSKNHKIM.
(1680), gest. 29. Jan. 1731, k. k. Hofrath, kurtrierscher vv. Geh. Ratli
und Ober-Kammerherr; Gemahlin: Maria Antonie Gräfin v. Oslein, geb.
8. Juni 1710, verm. 30. Juni 1726, gest. 8. Oct. 1788. — Johann
Maria Rudolph (Poslhumus), geb. 29. Juni 1731, gest. 15. Febr. 1805,
k. k. Kämmerer, w. Geh. Ralh etc.; zweite Gemahlin: Isabella Felicilas
Barbara Gräfin v. Nesselrode-Ereshofen, geb. um 1750, verm. 29. Jan.
1769, gest. 19. Oct. 1824. — Johann Friedrich Carl Franz Rudolph,
geb. 10. April 1779, gest. 6. Mai 1830, erbl. Reichsrath im Königreich
Bayern, Standesherr im Königreich Württemberg, k. k. vv. Kämmerer
und Oberst-Wachtmeister etc.; Gemahlin: Charlotte Freiin v. Wamboldt
zu Umstadt, geb. 17. Aug. 1793, verm. 9. Febr. 1809, in zweiter Ehe,
22. Febr. 1833, verm. mit dem k. bayer. Kämmerer und Major ä la
suite Freiherrn v. Rrandenstein. — Hugo Philipp, jetziges Haupt der Familie.
Die jetzigen Familienglieder sind:
Graf HUGO PHILIPP — Sohn des Grafen Johann Friedrich Carl
Franz Rudolph — geb. 30. Juni 1820, regierender Graf v. Waldbott-
Bassenheim und zu Ruxheim und Heggbach, Burggraf zu Winterrieden,
Herr der Herrschaften Reiffenberg und Cransberg etc., erbl. Reichsrath
im Königreich Bayern, Mitglied der Kammer der Standesherren im König-
reich Württemberg, Standesherr im Herzogthum Nassau, Erbritter des
deutschen Ordens, verm. 27. Febr. 1843 mit Caroline Antonie Wilhel-
mine Friederike Prinzessin v. Oettingen-Wallerstein, geb. 19. Aug. 1824.
Der Sohn desselben ist: Graf Friedrich Ludwig Heinrich Hugo, geb.
19. Juli 1844, und die Schwester des Grafen Hugo Philipp, Gräfin
Isabelle Felicilas Philippine, ist mit Maximilian Joseph Grafen v. Ler-
chenfeld-Köfering (s. S. 29) vermählt. Die Mutter ist oben angegeben.
GRAFEIN \. WALUHUKt;.
615
Grafen v. \\ aldhui *i>.
(Grafen der Linie Wolfegg- Wolfegg und Wolfegg- Waldsee;
Grafen der fürstlichen Linie und gräflicher Zweig: Waldburg-
Zeil-Luslnau-Hohenems; Grafen der Linie v. Zeil-
Wurzach und Linie v. Capustigall).
^atljoltfd) imö tleformirt »Cime Capufligall). Württemberg,
Öaßern, (Jreufjen.
Besitz: der vormalige Reichshof Lu*tnau mit anderen Allodi.il - hYsitzuiigeu in IftJtonenw;
die Oiiicr Capusiigall, Sepoleo, Wasdehlen eic. in PreuMea,
Wappen, älteres : quadrirter Schild mit Schildeshaupt. Im rothen Schildes-
liaupte der güldene Reichsapfel (wegen des Reichs-Erb-Truchsessen-Amtes). I und
4 in Gold drei über einander gehende, einwärtsgekehrte, schwarze Löwen (Herzog-
tliuin Schwaben) ; 2 in Blau drei (2 und 1) goldene Tannzapfen (Waldburg, Thann),
und 3 in Blau eine, über einem dreifachen, goldenen Hügel schwebende, goldene
Sonne (Grafschaft Sonneberg). Auf dem Schilde stehen vier Helme, von welchen
der rechte und der linke gekrönt sind. Der rechte Helm trägt eine grüne Tanne
mit goldenen Zapfen (Waldburgscher Helm); der zweite ein rothes, mit goldenen
Quasten besetztes Kissen , auf welchem der goldene Reichsapfel liegt (wegen des
Reichs-Erb-Truchsessen-Amtes); der dritte ein dergleichen Kissen mit daraufge-
stecktem Pfauenschweife (wegen des Herzogthums Schwaben), und der linke Helm
einen offenen, blauen Flug, dessen Flügel mit einer goldenen Sonne belegt sind
(sonnebergscher Helm). Hinter dem Schilde zur Rechten steht eine etwas schräg-
gestellte Fahne, welche ganz wie der Schild bezeichnet ist. — Die Decken des
rechten und linken Helmes sind blau und golden, die des zweiten roth und golden,
und die des dritten schwarz und golden. — Wie angegeben, findet sich hei Trier
(S. 535—538), Imhof (Tab. XV, 4) und Anderen dieses Wappen. Die Angab«
Speners (Tab. XXV, 1) weichen mehrfach ab. Der Reichsapfel steht nicht in einem
Bchildeshaupte , sondern in einem Mittelschilde. Feld 2 zeigt die soonebergsche
Sonne auf dem Hügel, und Feld 3 die waldburgschen Tannzapfen. Auf dem dritten
Helme steht zur Rechten des Pfauenschweifes eine Fahne mit dem Behwftb. Wappen
und dem des Erb- Amtes, letzteres im Haupte der Fahne. Den Schild hält eine zur
6 I 6 «RAFKIS V. WALl)BUR(i.
Linken stehende Jungfrau mit goldenem Haarzopfe in silberner, mit Gold bordirjag
Kleidung, welche in der Linken die Fahne des Rerzogthums Schwaben führt. Da-
gegen findet sich die oben erwähnte, den ganzen Schild zeigende Fahne zur Rechten
des rechten Helmes nicht vor. Auf älteren Siegeln halten bisweilen Bären oder
gewappnete Ritter mit Lanzen den Schild.
Die Linie zu Zeil führt das Wappen, wie abgebildet, nur sind an das 3. und
4. Feld noch zwei Felder, als Feld 5 und 6, angefügt. Feld 5 ist von Roth und
Silber der Länge nach getheilt, mit einem zweiköpfigen Adler von gewechselten
Tincturen, und Feld 6 zeigt in Roth zwei silberne Querbalken. Beide Felder,
kaiserliche Ehrengeschenke, erscheinen auch auf der rechts hinter dem Schilde
stehenden Fahne.
Altes, berühmtes Dynastengeschlecht, dessen Sprossen von dem
schon am Hofe der schwäbischen Herzoge und der Hohenslaufen beklei-
deten Truchsessenamte die Truchsesse von Waldburg genannt wurden.
Nach Köberln (Chronik der Truchsesse v. Waldburg, Meiningen, 1777)
soll zu Ende des 7. Jahrhunderts ein Herzog Rumelius Schloss und
Herrschaft Waldburg (im Allgau , dem nunmehrigen Ober-Amtsbezirk
Ravensburg im Donaukreise des Königreichs Württemberg) seinem treuen
Diener Gebhard v. Thann geschenkt und denselben mit der Truchsessen-
würde beliehen haben. Gebhards Nachkommen theilten sich in zwei
Linien: in die zu Waldburg und zu Thann, welche letztere wieder
in mehrere Zweige zerfiel, von denen der eine den Stamm der Grafen
v. Althann (s. Bd. I, S. 17) bildete, während die Hauptlinie derer
v. Thann in Schwaben im 13. Jahrhundert erlosch. Die ununterbrochene
Stammreihe der Linie zu Waldburg beginnt mit Werner, welcher sich
zuerst Truchsess v. Waldburg nannte und ein Sohn Heinrichs gewesen
sein soll, welchen Letzteren man unter die Genossen des 1042 zu
Halle gehaltenen Turniers setzt. Von den drei Söhnen Werners wurde
der ältere, Gebhard, Stammvater der jetzigen Fürsten und Grafen
v. Truchsess-Waldburg, der mittlere, Friedrich, der Stammvater der im
16., oder nach Anderen im 17. Jahrhundert erloschenen Schenken
v. Winterstetten, und der jüngere, Cuno, 1140 Al»t des Klosters Wein-
garten. — Von Gebhards Nachkommen tritt als nächster gemeinschaft-
licher Stammvater der jetzt noch blühenden Linien und Aeste Johann mit
den vier Frauen, gest. 1423, auf: zwei seiner Söhne, Jacob, gest. 1460,
und Georg, stifteten zwei Stammlinien: die Jacob sc he und die Georg-
sche. Die Jacob sehe schied sich durch zwei Enkel Jacobs, Wilhelm
und Friedrich, gest. 1554, in zwei Linien, von welchen nur die
Friedrichs -Linie (Linie zu Capustigall in Preussen) noch blüht, die
Wilhelms-Linie aber in beiden Aesten : Friedberg-Scheer und Trauchburg,
1764 und 1772 ausstarb. Die Georgsche Slammlinie blieb, nach
Erlöschen der Wilhelmschen Linie des Jacobschen Stammes, die eigent-
liche Reichslinie, deren Senior im deutschen Reiche, bis zum Aufhören
desselben, das Reichs-Erb-Truchsessen-Amt verwaltete. Georgs Urenkel,
Jacob, gest. 15S9, ist der gemeinsame Stammvater der beiden Haupt-
linien, in welche sich der Georgsche Stamm theilte: der ältere Sohn
desselben, Heinrich, gründete nämlich die wolfeggsche Hauptlinie,
und der jüngere, Frobenius, gest. 1614, die zeilsche Hauptlinie. Die
wolfeggsche Haupllinie zerfiel durch Heinrichs Enkel, Maximilian
(JltAKKN V. WALDBUB6. 617
Franz, gest. 1681, und Johann Maria, geb. 1601, gest. 1724, in die
zwei Speciallinien oder Aestc: Wolfegg-Wolfegg und Wolfegg-
Waldsee. Wolfegg- Wolfegg erlosch im Mannsstainnie 1798, worauf
IVolfegg-Waldsee die Besitzungen wieder vereinigte und jetzt das fürst-
liclie Haus Waldburg zu Wolfegg und Waldsee bildet. Die z ei Ische
Hauptlinie schied sich durch die Enkel des Stifters und die Söhne Johann
Jacobs I., Paris Jacob und Sebastian Wunibald, in zwei Speciallinien:
Paris Jacob, gest. 1684, stiftete die Speciallinie Zeil-Zeil, oder Zeil
und Trauchburg, welche 1772 die Grafschaft Trauchburg von der Wil-
helmschen Linie des Jacobschen Stammes erbte und jetzt einen gräf-
lichen Nebenast: Zeil-Lustnau-Hohenems in sich fasst; Sebastian Wuni-
bald aber gründete die Linie: Zeil- Wurza eh.
Nachdem Eberhard v. Waldburg 1463 die Grafschaft Sonneberg im
Voralbergischen von den Grafen v. Werdenberg erkauft hatte, nahm das
Haus den gräflichen Titel an, legte denselben aber wieder ab, als Oester-
reich diese Grafschaft an sich zog. 1525 ertheilte Kaiser Carl V. der
Familie, wegen der von Georg im Bauernkriege geleisteten Dienste, das
Vorrecht, sich Reichs-Erb-Truchsesse zu nennen, und 1528 gab Kurfürst
Ludwig von der Pfalz, als Reiehs-Erz-Truchsess, die Anwartschaft auf
das noch den Herren v. Seideneck zustehende Reichs-Erb-Truchsessen-
Amt, welches zuerst 1594 und dann immer, bis zur Auflösung des
Reiches, der Senior der Familie verwaltete. Die reichsgräfliche Würde,
welcher das Geschlecht sich lange enthalten, wurde vom Kaiser Ferdi-
nand II. 27. Sept. 1628 wieder hergestellt, wobei die reichsständigen
Besitzungen der Familie zur Reichsgrafschaft erhoben wurden. Im deut-
schen Reiche besass das Haus Reichs- und Kreisstandschaft, erstere
durch Stimme im schwäbischen Grafencollegium , letztere durch drei
Stimmen auf der Grafen- und Herrenbank des schwäbischen Reichskreises.
Die Stammbesitzungen wurden Familien-Fideicommiss, Erbvergleiche waren
1582 und 1598 eingerichtet worden, und das Erstgeburtsrecht durch
Vertrag vom Jahre 1724 wurde von kaiserlicher Seile bestätigt. Kaiser
Franz II. verlieh 21. März 1803 den jedesmaligen Häuptern der Linien
zu Wolfegg, Zeil -Zeil und Zeil -Wurzach die Reichsfürstenwürde und
erhob die Besitzungen zu dem Reichsfiirstenlhum Waldburg. Durch die
rheinische Bundesacte kamen diese Lande standesherrlich unter Staats-
hoheit der Krone Württemberg, doch gelangte 18. Mai 1810 ein Theil
der Grafschaft Trauchburg unter bayerische Staatshoheit. 1808 verlieh
König Wilhelm I. von Württemberg dem fürstlichen Hause für den
jeweiligen Senior das Erb-Ober-Hofmeister-Amt des Königreichs Würt-
temberg.
Die Ahnentafeln der zu den fürstlichen Linien des Hauses gehörenden
Glieder des Geschlechts stehen fest und finden sich, wenn dieselben
gebraucht werden, in den Werken Krebels, Jacobis und Anderer, so wie
in den älteren und neueren Ausgaben des Geneal. Staalshandbuches.
Zunächst für dieses Werk gehören nur die Ahnentafeln der gräflichen
Linie von Capusligall. Dieselben sind folgende: I. Carl Ludwig — Sohn
Wolfgang Christophs — geb. 1685, gest. 24. April 1738, k. preuss.
618 GRAKKN V. WALDBURG.
General-Major etc.; Gemahlin: Sophie Charlotte Gräfin v. Wylieh und
Lottum, geb. 1694, gest. 21. Nov. 1771. — Friedrich Ludwig, geb.
18. Oct. 1711, gest. 29. April 1777, k. preuss. General-Major etc.;
erste Gemahlin: Charlotte v. Chaise, gest. 4. Dec. 1761. — Friedrich
Ludwig, geb. 14. April 1741, gest. 3. Mai 1807, Erbherr auf Capusti-
gall, Glautinen, Sepoten und Wesdehlen, k. preuss. Kammerherr; erste
Gemahlin: Amalie Wilhelmine Christine v. Ingersleben, geb. 24. Jan.
1755, verm. 26. Aug. 1772, gesch. 1783, gest. 6. Juni 1796. —
Friedrich Ludwig, geb. 25. Oct. 1776, gest. 18. Aug. 1844, k. preuss.
General-Lieutenant etc.; Gemahlin: Maria Antonie Prinzessin von Hohen-
zollern- Hechingen, geb. 8. Febr. 1781, verm. 12. Juli 1803, gest.
25. Dec. 1831. — Die Gräfinnen: Maria, Hermine und Mathilde. —
II. Carl Ludwig und Sophie Charlotte Gräfin v. Wylieh und Lottum
(s. I.) — Friedrich Wilhelm Carl — jüngerer Bruder Friedrich Lud-
wigs — geb. 18. Dec. 1718, gest. 1761, Herr auf ßärwalde, Land-
Jägermeister in Preussen etc. ; Gemahlin : Sophie v. Chaise , gest. im
Febr. 1759. — Carl Friedrich, geb. 16. Febr. 1745, gest. 24. De©.
1797, k. preuss. Ober-Lieutenant a. D., Herr der Klauendorfschen
Güter etc. ; zweite Gemahlin: Friederike Luise v. Blankensee, geb. 1769,
verm. 6. Mai 1791, in zweiter Ehe verm. mit dem k. russ. Major a. D.
und k. preuss. Landrath v. Tettau. — Gerhard Carl Wilhelm s. unten.
Von den jetzigen Gliedern des Gesammlhauses gehören vom Manns-
stamme hierher in Folge des Grafenlitels, welchen dieselben noch führen,
nachstehende :
Wolfe gg-Waldsee. Die drei Sühne des regierenden Fürsten
Friedrich Carl Joseph v. Waldburg zu Wolfegg und Waldsee — Sohn
des Fürsten Joseph Anton — verm. mit Fürstin Elisabeth, geb. Gräfin
zu Königsegg- Aulendorf: Graf FRANZ Xaver Joseph Friedrich, geb.
11. Sept. 1833, Graf August Joseph Friedrich Wilhelm Wilibald, geb.
7. Juli 1838, und Graf Gebhard Joseph Friedrich Johann Baptist, geb.
21. Sept. 1841.
Gräflicher Zweig: Waldburg-Zeil- Lustnau -Hohe ne ms.
Graf MAXIMILIAN — Sohn des Fürsten Maximilian Wunibald v. Wald-
burg-Zeil und Trauchburg, geb. 20. Aug. 1750, gest. 16. Mai 1818,
und der Reichsgräfin Maria v. Waldburg zu Wolfegg, gest. 6. Juli 1835
— geb. 8. Oct. 1799, k. k. Rittmeister in d. A., verm. 25. Nov. 1841
mit Maria Josephe Ludovika Freiin v. Enzberg zu Mühlheim, geb. 13. Juni
1814. Der Sohn desselben, neben vier Töchtern, ist: Graf Clemens
Maximilian Sigmund Ferdinand, geb. 21. Oct. 1842.
Linie von Zeil-Wurzach. Die zwei Söhne des regierenden
Fürsten Leopold Maria, verm. mit Maria Josephe Prinzessin v. Fugger-
Babenhausen : Graf CARL Maria Eberhard, geb. 8. Dec. 1825, k. k.
Lieutenant, und Graf Eberhard Franz Maria, geb. 17. Mai 1828, k. k.
Ober-Lieutenant.
Linie von Capustigall. Vom Grafen Friedrich Ludwig (s. die
Ahnentafel I.) leben drei Töchter: Gräfin Maria, vermählte Gräfin v. Ro-
bilant, Gräfin Hermine, vermählte Gräfin v. Wesdehlen, und Gräfin Ma-
«iltAKKIS V. WALDECK.
(ih)
thilrie, vermählte Burggrafin zu Dohna-Schlohitten. — Von den Nach-
kommen Friedrich Wilhelm Carls (s. die Ahnentafel II.) lebt Graf Cibbhabd
Carl Wilhelm — Sohn des Grafen Carl Friedrich — geh. l(i. Min 1794,
k. preuss. Oberst-Lieutenant a. D.
Grafen v. Waldeck.
(Gräfliche Linie des Hauses Waldeck und Grafen v. Waldeck
mittelst Diploms d. d. 31. Juli 1843).
6oangelifd) Z. C. iTürflenthum ttJalfcem, Württemberg.
Besitz dergräfl. Linie des Hauses Waldeck: die Orte Bergheim, Melha und Königshagen etc.,
Antheil an der Grafschaft Limpurg-Üaildorf etc.
Wappen der gräflichen Linie des Hauses Waldeck: Schild zweimal der
Lange nach und zweimal quergetheilt, 9 feldrig. Feld 5 als Mittelschild: in
Cold ein schwarzer Stern mit acut Strahlen (Waldeck). 1 und 9 in Silber
ein ruthes Ankerkreuz (Pyrmont); 2 und 8 in Silber drei (2 und l) rotfce
Schindeln (Rappoltstein) ; 3 und 6 in Silber drei (2 und 1) rechtssehende,
schwarze, gekrönte Rabenküpfe (Hoheneck), und 4 und 6 in mit blauen, querlie-
genden Schindeln bestreutem Silber ein rechtsgekehrter, gekrönter, rother Löwe
(Geroldseck). Auf dein Schilde stehen fünf Helme, von welchen der /weite und
der mittlere gekrönt sind. Der rechte Helm trägt einen geschlossenen, die Sachsen
einwärtskehrenden, schwarzen Adlersflug, auf welchem drei silberne Pilgrimsstabe
neben einander stehen (hoheneckseber Helm); der zweite gekrönte eine güldene,
oben mit einer Krone und einem Pfauenschweife geschmückte Säule, durch welche
in der Mitte ein oben ankerförmiger, unten aber zugespitzter, rother Balken schrag-
rechts durchgesteckt ist (pyrmontscher Helm) ; der mittlere, ebenfalls gekrönte Helm
einen offenen, goldenen Adlersflug, dessen jeder Flügel mit dem Sterne des Mittel-
schildes belegt ist (waldeckscher Helm); der vierte Helm einen einwärtssehenden,
wachsenden Mann ohne Arme in silbernen, mit den drei rothen Schindeln des I
und 8. Feldes belegten Kleide, welcher mit einer silbernen, roth aufgesihlagi neu
und vorn mit einer schwarzen Feder geschmückten Mütze bedeckt ist (rappolt-
620 GRAFEN V. WALDECK.
steinscher Helm), und der linke Helm einen rothen, mit Silber aufgeschlagenen
und mit einem Pfauenschweif besteckten Hut (geroldseckscher Helm). Die Decken
des rechten Helmes sind schwarz und silbern, die des zweiten, Vierten und linken
roth und silbern, und die des mittleren golden und schwarz. — Gewöhnlich wird
nur der Miltelschild und auf der Krone der waldecksche Helm geführt.
Das Wappen der Grafen v. Waldeck mittelst Diplom, d. d. 31. Juli 1843
giebt das Geneal. Taschenb. der gräfl. Hauser, wie folgt an : in Gold ein schwarzer
Stern von acht Strahlen.
Der erste, urkundlich beglaubigte Ahnherr des Hauses Waldeck ist
Wittekind, 1031 Graf im Hvvetigau. Wittekinds Sohn war Graf Heinrich
und des Letzteren Sohn, Widekind, kommt 1129 als Graf v. Swalenberg
vor. Um 1210 theilte sich das gräfliche Haus Swalenberg durch zwei
Söhne Heinrichs in zwei Linien: Volkwin pflanzte die 1356 erloschene
swalenbergsche Linie fort, und Adolph gründete das noch blühende
Haus Waldeck. 1387 schied sich Waldeck durch zwei Söhne Heinrichs
des Eisernen in zwei Linien: Adolph stiftete die Linie zu Landau,
Heinrich die zu Waldeck. Die Linie zu Landau erlosch 1495, und
die zu Waldeck vereinigte die sämmtlichen Besitzungen. Josias, gest.
1580, wurde durch zwei Söhne der gemeinschaftliche Stammvater zweier
Linien: Christian stiftete die Linie zu Eisenberg, Wolrad IV. die zu
Wildungen. Letztere Linie erlosch 1692 mit Georg Friedrich, Feld-
marschall der vereinigten Niederlande, welcher 1682 die Reiehsfürslen-
würde erhalten hatte. Die waldeckschen Stammlande kamen an Eisen-
berg, die Allodialbesitzungen an andere Häuser. Christian und Volrad IV.
erhielten 1625, noch bei dem Leben des 1631 verstorbenen letzten
Grafen v. Gleichen, die durch Erbverlräge dem Hause Waldeck bestimmte
Grafschaft Pyrmont. Auf Christian folgte der Sohn Philipp, welcher
1645, nach der Schlacht bei Tabor, als öslerr. Oberst in der Kriegs-
gefangenschaft von den Schweden erschossen wurde. Von Philipp
stammte als ältester Sohn Christian Ludwig, gest. 1706, welcher 1692
die waldeckschen Lande der erloschenen wildungenschen Linie erbte.
Derselbe, Vater von 13 Söhnen und 12 Töchtern, führte 1687 das
Recht der Erstgeburt ein, welches Kaiser Leopold I. 1697 bestätigte.
In der Regierung folgte als ältester den Vater überlebender Sohn
Friedrich Anton Ulrich, welcher vom Kaiser Carl VI. 6. Jan. 1712 den
Reichsfürstenstand erhielt. Die Nachkommenschaft desselben bildet die
jetzige fürstliche Linie , welche in dieses' Werk nicht gehört — wohl
aber gehört in dasselbe die von Josias, dem jüngeren Bruder des Fürsten
Friedrich Anton Ulrich, gestiftete gräfliche Linie zu Bergheim.
Dieselbe besitzt, ausser einer bestimmten Fruchtrente als Apanage, im
Waldeckschen die Orte Bergheim, Melba und Königshagen als Paragium
und durch die Gemahlin des Stifters (s. unten) einen Antheil an der
Grafschaft Limpurg-Gaildorf, welche 1806 unter Staatshoheit der Krone
Württemberg kam, weshalb der Besitzer dieses Antheils Standesherr im
Königreich Württemberg ist. Diese Linie nennt sich Waldeck-Pyrmont.
Die Abstammung der jetzigen Glieder dieses gräflichen Hauses ergiebt
nachstehende Ahnentafel: Josias, Stifter der Linie — Sohn Christian
Ludwigs und Stiefbruder Friedrich Anton Ulrichs — geb. 20. Aug. 1696,
GRAFEN V. WALDCCK. (i2 I
gest. 2. Febr. 1763; Gemahlin: Dorothea Sophie Wilhelmine Gräfin zu
Solms-Assenheim, mitregier. Gräfin zu Limpurg-Gaildorf, geh. 27. Jan.
1698, verm. 17. Jan. 1725, gest. 26. Febr. 1774. — Josui Warna
Leopold, geb. 16. Oct. 1733, gest. 4. Juni 1788; Gemahlin: Christofe
Wilhelmine Gräfin zu Isenburg- Büdingen, geb. 24. Juni 1756, verm.
5. März 1772, gest. 13. Nov. 1826. — Carl, geb. 17. Nov. 1778,
gest. 21. Jan. 1849; Gemahlin: Caroline Gräfin Schilling v. Canslatt,
geb. 2. Febr. 1798, verm. 25. April 1819, Witlwe. — Adaluert
Wilhelm Carl, jetziges Haupt der Linie.
Die jetzigen Glieder dieser gräflichen Linie sind :
Graf ADALBERT Wilhelm Carl — Sohn des Grafen Carl — geb.
19. Febr. 1833, Graf zn Waldeck, Pyrmont und Limpurg-Gaildorf (unter
Vormundschaft der Mutter). Der Bruder desselben ist Graf Richard
Casimir Alexander Carl Ludwig Heinrich, geb. 26. Dec. 1835, und von
den Schwestern ist Gräfin Mechtilde mit Carl Anton Ferdinand Grafen
v. Bentinck, Obersten in der k. grossbrit. Garde, vermählt, und Gräfin
Agnes Aeblissin des freiweltl. Stifts Schaaken.
Die Grafen v. Waldeck mittelst Diploms vom 31. Juli 1843 stammen
aus der fürstlichen Linie des Hauses Waldeck, und zwar von dem Prinzen
Friedrich Ludwig Hubert - Bruder des Fürsten Georg Friedrich Heinrich
und Oheim des jetzt reg. Fürsten Georg Victor — geb. 3. Nov. 1790,
gest. 1. Febr. 1828, k. sächs. Major der Cavallerie, verm. in morga-
natischer Ehe 1815 mit Ursula Poll, geb. 1790, welche zuerst den
Namen Freifrau v. Waldeck erhielt. Durch Diplom des reg. Fürsten zu
Waldeck wurde dieselbe als Wiltwe mit ihren Kindern in den Grafen-
sland erhoben. Die zwei Söhne derselben, neben einer Tochter, Gräfin
Maria, sind: FRIEDRICH Graf v. Waldeck, geb. 2. Mai 1822, verm.
18. Jan. 1844 mit Cornelia Gräfin Bethlen v. Bethlen, geb. 1823, und
Gustav Graf v. Waldeck, geb. 2. Nov. 1825, k. k. Rittmeister.
622
r.RAFRN V. WALDERDORFF.
Grafen v. Walderdorff.
liatljoliffh. Kaff au un& Magern.
Besitz: Scbloss Molsburg in Nassau eic; Hauzensiein bei Regensburg, Kinn etc.
Wappen : quadrirter Schild. 1 und 4 in Schwarz ein einwärtsgekehrter,
goldengekrönter, doppelt geschweifter Löwe, dessen ohere Hälfte, d. h. Kopf, Mähne
und Vorderpranken, roth und die untere silbern ist (Stammwappen) ; 2 und 3 in
Silber zwei rothe Querhaiken (Nieder- Isenburg). Ueber der Grafenkronc stehen
zwei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt einen offenen, schwarzen Adlersflug,
dessen Flügel mit dem Löwen des 1. und 4. Feldes belegt sind (Helm des Stamm-
wappens). Auf dem linken Helme steht ein offener, mit den rothen Querbalken
des '2. und 3. Feldes belegter und zu diesen Feldern gehörender, silberner Adiers-
flug. Die Helmdecken sind rechts silbern und schwarz, links silbern und roth, und
den Schild halten zwei einwärtssehende Löwen, welche ganz denen im 1. und
4. Felde gleichen. — Nach dem Wappenbuche der durchlauchtigen Welt (IV, 436)
steht im 1. und 4. Felde ein silberner, gekrönter, doppelt geschweifter Löwe mit
rothem Kopfe und Mähne und herausgeschlagener, silberner Zunge, und im Wappen-
buche des Königreichs Bayern (XI, 15) zeigt Feld 2 und 3 in Roth zwei silberne
Querbalken : eine gewiss unrichtige Angabe.
Sehr altes, nachweislich zuerst im alt-nassauschen Gebiete vorkom-
mendes reichsfreies Rillergeschlecht, dessen älteste Urkunden sich von
den Jahren 1232 — 1247 herschreiben. 1315 kommt als Wilthum das
Gut Walderdorff (auch Wallendorff, wie die Familie vielseitig genannt
wurde) auf dem Westerwald bei ßeilstein in Nassau vor, und nach häu-
figen Fehden mit Nassau mussle das Geschlecht 1353 alle Güter von
Nassau zu Lehen nehmen. Spater zog sich der Reformation wegen
die Familie mehr gegen den Rhein und zuerst in die Gegend von Limburg
an der Lahn und nach Limburg selbst, welcher Ort nur durch ein Glied
der Familie katholisch blieb, verbreitete sich von hier weiter, dehnte
sich nach Franken und der Bergstrasse aus und kam zu immer grösse-
rem Besitz in Gegenden, welche jetzt zu beiden Hessen, Nassau und der
Rheinprovinz gehören. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam
auch die reichsunmittelbare untere Herrschaft Isenburg, gemeinschaftlich
mit dem Hause Wied, in den Besitz der Walderdorffschen Familie (s. das
Wappen). — Die ordentliche Stammreihe beginnt um das Jahr 1300
mit Wilderich, welcher Name seit dieser Zeit in der Familie vorkommt.
GRAPRfl V. WAUHBOMP« 623
Von diesem Stammvaler stammte im dritten Gliede Wilderieh, welcher
meist als Wildericli I. aufgeführt wird, im vierten Wilderich II. und im
fünften Wilderich III. Zwei Sohne des Letzteren, Johann, geh. 1495,
gest. 1570. und Philipp, geb. 1507, gest. 1556, gründeten zwei Linien,
Ersterer die ältere, Letzterer die jüngere. Die ältere Linie spaltete
sich in drei Aesle, ist aber 1704 ganz erloschen. Die von Philipp
gestiftete jüngere Linie blüht jetzt. Philipps Enkel war Johann Peter, geb.
1575, gest. 1636, Herr zu Molsberg und Isenbnrg, venu, mit Magdalena
Freiin v. Greiftenklau zu Vollrallis, und von demselben ist die absteigende
Stammreihe folgende: Georg Friedrich, Freiherr; erste Gemahlin : Johanna
Elisabeth Freiin v. Dem. — Carl Lothar, gest. 1722; Gemahlin: Anna
Calharina Elisabeth Freiin v. Kesselslall. — Lothar Wilhelm, geb. 26. Nov.
1705, gest. 14. Juli 1752, kurm. Geh. Balh und Oberst der Leibgarde;
Gemahlin: Anna Philippine Gräfin v. Stadion zu Thannhausen, verm. 18. Nov.
1736, gest. 14. Juni 1784. - Franz Philipp, Graf, geb. 22. März 1740,
gest. 28. Juli 1828, k. k. und kurtrier. Geh. Rath etc.; Gemahlin: Mauritia
Freiin v. Freiberg-Hopferau, geb. 11. Nov. 1770, verm. 15. Ocl. 1793,
gest. 21. März 1841. — Carl Wilderich, jetziges Haupt der Familie.
Die grossen Verdienste der Glieder des Geschlechts haben die viel-
fachste Anerkennung gefunden. Mehrere stiegen in k. k. Kriegsdiensten
hoch, und unter den geistlichen Würdenträgern der Hochslifte Worms,
Mainz, Trier, Eichstädt, Bamberg, Würzburg, Fulda etc., so wie unter
den Aebten und Aebtissinnen des Rheinlandes kommt vielfach der Name
Walderdorf vor. Vom Hochslifte Fulda stand der Familie das Erb-
Kämmerer-Amt zu. Johann Peters Sohn, Wilderich, gest. 1680, wurde,
als General-Vicar von Mainz und kurmainz. Geh. Rath, Reichs-Vicecanzler
und 1 669 Erzbischof und Fürst des heil. röm. Reichs zu Wien. Von
den Sühnen Carl Lothars, des Vaters von 16 Kindern, wurde Philipp
Wilhelm 1757 zum Fürstbischof zu Fulda unter dem Namen Adalbert
gewählt, und Johann Philipp, geb. 1701, gest. 1768, wurde 1754
Coadjutor zu Trier, 1756 Kurfürst zu Trier und 1763 Bischof zu
Worms, und Wilderich Philipp Franz, Carl Lothars Enkel und der
Bruder Franz Philipps, wurde 1797 zum Bischof zu Speier und gefür-
sleten Propst zu Weissenburg erhoben und starb 21. Mai 1810. —
Den Freiherrenstand brachte Wilderich, Erzbischof zu Wien (s. oben),
durch Diplom vom Kaiser Leopold I. in die Familie, wobei das nieder-
isenburgsche WTappen mit dem walderdorflschen vereinigt wurde, und die
Erhebung in den Grafenstand erfolgte vom Kaiser Franz I. 1767 in der
Person Franz Philipps etc. — Später wurde die Familie im Herzogthum
Nassau unter die Standesherren aufgenommen und erhielt Silz und
Stimme im Herrenhaus, welches Vorrecht von dem jedesmaligen Besitzer
des Familienmajorats ausgeübt wird.
Das jetzige Haupt der Familie ist:
Graf CARL Wilderich — Sohn des Grafen Franz Philipp — geb.
1. Sept. 1799, Mnjoratsbesitzer, herz, nassauscher Staats -Minister von
1834—1842, verm. 15. Sept. 1822 mit Mauritia Gräfin Beissel v. Gym-
nich (Schwester des Grafen Franz Hugo Edmund, s. Bd. I, S. 61, geb.
624 GRAFEN V. WALDERSEE.
3. Febr. 1801, gest. 9. März 1851. Die vier Söhne desselben sind
die Grafen: Wilderich, geb. 8. April 1831, Eduard Wilderich, geb.
29. Jan. 1833, Franz Wilderich, geb. 30. üec. 1835, und Richard
Wilderich, geb. 14. Nov. 1837, k. k. Cadet. Die Tochler, Grälin
Melanie, isl mit dem Freiherrn Bongard v. Paffendorf und Winandsthal
vermählt.
Der Bruder des Grafen Carl Wilderich ist Graf Eduard Wilderich,
geb. 2. Juli 1801, k. k. Kämmerer, Herr auf Hauzenstein etc., verm.
1. Mai 1827 mit Leopoldine Fortunate Gräfin v. Oberndorff (Schwester
des Grafen Alfred Maria Fortunat, s. S. 167), geb. 4. Juli 1801, gest.
30. Dec. 1851. Die drei Söhne desselben sind die Grafen: Hugo Franz
Wilderich, geb. 14. Febr. 1828, k. k. Lieutenant, commandirt zum
General-Quartiermeisterstab, Rudolph Carl Wilderich, geb. 3. April 1830,
k. k. Lieutenant, und Adolph Wilderich, geb. 21. Juli 1835. — Die
Schwester der Grafen Carl und Eduard, Gräfin Melanie, ist mit Heinrich
Freiherrn v. Roggenbach, k. k. Kämmerer und grossherzogl. badischem
General a. D.. vermählt.
Grafen v. Waldersee.
€ocmgeltfd). fJrcufjm.
Wappen: quadrirter Schild mit Miltelscbild. Im silbernen Mittelschildc
der preussische schwarze Adler, in der rechten Klaue den Scepter, in der linken
das Schwert haltend. 1 und 4 golden, 2 und 3 roth, ohne Bild (Stammwappeni.
Ueber der Grafenkrone erheben sich drei Helme, von welchen der rechte und linke
gekrönt sind. Aus dem rechten Helme wachsen zwei mit den Händen über ein-
ander gelegte, von Gold und Schwarz quergestreifte Arme empor, welche in jeder
Hand einen Pfauenwedel von fünf Federn halten ; der mittlere Helm trägt einen
rothen, schwarzgekrümpten Hut (Helm des Stammwappens), und der linke einen
gekrönten und goldenbewehrten, auf der Brust mit einem silbernen Kleemonde und
darüber schwebendem Kreuze belegten, schwarzen Adler (Mittelschild, rechter und
linker Helm sind bei Erhebung in den Grafenstand hinzugekommen. Der Schmuck
des rechten Helmes ist der anhaltsche Helmschmuk. Das Wappen der Herrschaft
Waldersee: Von Gold und Roth quadrirt, gehört, wie bekannt, zum vollständigen
Wappen des Hauses Anhalt). Die Helmdecken sind roth und golden, und den
Schild halten zwei auswärtssehende Löwen von natürlicher Farbe.
(.HVKF.N V. WAI.IU.nSIK. 625
Die jetzigen Grafen v. Waldersee stammen aus einem anhalt-des-
lauschen Adelsgesehlecht, welches nach Jacobi und nach den Angaben
des Geneal. Reichs- und Staats -Handbuches den Namen von dem im
Dessauschen gelegenen wüsten Schlosse Waldersee führt, dessen alle
Besitzer, die früheren Grafen v. Waldersee, schon vor Jahrhunderten
ausgestorben sind. — Franz Johann Georg v. Waldersee, geb. 5. Sept.
17G3 zu Dessau, früher k. preuss. Kriegs- und Domainenrath zu Breslau,
später k. preuss. Geh. Ober-Finanzrath , Herr auf Gross- und Klein-
ßresa in Schlesien, wurde vom König Friedrich Wilhelm II. von Preussen
15. Oct. 17SG in den Grafenstand erhoben, begab sich später nach
Dessau zurück und starb 30. Mai 1823 als herz, anhält -dessauscher
Ober-Hofmeister. Derselbe vermählte sich 20. Mai 1787 mit Luise
Caroline Casimire Sophie Gräfin zu Anhalt, geb. 3. Sept. 1767, Tochter
des k. preuss. General-Majors Albrecht Grafen zu Anhalt, welcher Letztere
ein Sohn des Erbprinzen Wilhelm Gustav, des Sohns des bekannten
Fürsten Leopold zu Anhalt -Dessau, war. Aus dieser Ehe stammen,
neben zwei Töchtern, drei Söhne, die Grafen: Franz, Eduard und
Friedrich.
Das jetzige Haupt der Familie ist:
Graf FRANZ (Franz Heinrich Georg), geb. 25. April 1791, k.
preuss. General-Lieutenant und Commandant der Garde-Cavallerie, verm.
27. Dec. 1823 mit Bertha Freiin v. Hünerbein, geb. 20. März 1799.
Die vier Söhne desselben, neben einer Tochter, Amalie vermählten Gräfin
v. Pfeil (s. S. 199), sind die Grafen: Georg, geb. 22. Oct. 1824, k.
preuss. Lieutenant und Adjutant, Friedrich, geb. 17. Dec. 1829, k.
preuss. Lieutenant, Alfred, geb. 8. April 1832, k. preuss. Lieutenant,
und Franz, geb. 17. Sept. 1835.
Die zwei Brüder des Grafen Franz sind : Graf Eduard (Johann
Christian Eduard), geb. 28. Jan. 1793, k. preuss. Oberst a. D., verm.
22. Juni 1821 mit Laurette Emma v. Alvensleben, geb. 7. Sept. 1803,
aus welcher Ehe, neben drei Töchtern, ein Sohn: Graf Paul, geb.
3. Sept. 1831, k. preuss. Lieutenant, stammt — und Graf Friedrich
(Friedrich Gustav), geb. 21. Juli 1796, k. preuss. Oberst und Bevoll-
mächtigter bei der Bundes-Militair-Commission in Frankfurt a. M., verm.
2. Juli 1823 mit Oltilie v. Wedel, geb. 27. Juli 1803, aus welcher
Ehe, neben zwei Töchtern, zwei Söhne entsprossen sind, die Grafen:
Gustav, geb. 6. Febr. 1826, k. preuss. Lieutenant, vermählt mit Anna
v. Redern, und Rudolph, geb. 15. Nov. 1827, k. preuss. Lieutenant.
— Die Schwester des Grafen Franz, Gräfin Maria, ist mit dem k. preuss.
General-Lieutenant und Divisions-Commandanten v. Gayl vermählt.
40
626
GRAFEN V. YVALDKIRC.H.
Grafen v. Waldkirch.
&atl)öltfd). Magern, ßaben.
Besitz: in Bayern <las Riiterlehen Schonstein und Welscheisberg; in Baden die Orle Hinan,
Gross- und Klein -Eicholzlieim nebst Antheil an Sindolsheim.
Wappen: im silbernen Schild eine schworze, gestürzte, mit einem goldenen
Hinge belegte Spitze. Ueber der Grafenkrone erhebt sich ein Helm, aus welchem
ein rechtsgekehrler , weiblicher, weissgekleideter Mohrenrumpf wächst, welcher ein
goldenes, linksuuffliegendes Stirnband um das Haupt gebunden hat. Die Helm-
decken sind schwarz und silbern.
Eins der ältesten und angesehensten GeschleclUer des Gantons
Schaffhausen, welches früher Waldkilch hiess, auch unter dem Namen
Waldkirch auf Schöllenberg vorkommt, namentlich um Zürich begütert
ist und nicht mit der schon zu Ende des 14. Jahrhunderts erloschenen
Familie v. Waldkirch, deren gleichnamiges Stammhaus im jetzigen grossh.
badischen Amte Waldshut liegt, verwechselt werden darf. Ein Wald-
kilch tiel 1386 bei Sempach und ein anderer 1389 bei Näffels. Moritz
wohnte 1415 dem Concil zu Costnitz bei; Conrad, Bürgermeister zu
Schaffhausen, erhielt vom Kaiser Friedrich III. 1487 einen Wappen-
bestätigungsbrief; Balthasar, unter Kaiser Carl V. Rath und Reichs-
Vicecanzler, wurde um 1550 Bischof zu Malta, und Georg Sigmund
stand 1670 in französischen Kriegsdiensten.
Der Grafenstand kam in der Person- Johann Theodors in die Familie.
Derselbe, gest. 21. Mai 1802, kurpfälz. Geh. Rath und Oher-Jägermeisler,
Wild- und Forstmeister zu Neuöltingen und Julbach, Pfleger zu Dachau,
wurde vom Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz als Reichsverweser
24. Juli 1790 in den Reichsgrafenstand erhoben. Von seinen fünf Söhnen
war Clemens August Hermann Joseph, geb. 18. Sept. 1757, gest. 1. April
1840, verm. mit einer Gräfin v. Riaucour, gest. 18. Jan. 1811, k.
bayer. Geh. Rath und grossherz. bad. Ober- Jägermeister, Maximilian
Joseph Gabriel, Domherr der Hochstifter Augsburg und Freysing, Hubert
Clemens, Domherr zu Regensburg und Freysing, Christoph Bruno Maria,
k. bayer. Kämmerer und quiescirter Ober- Forstmeister, und Johann
Baptist, k. bayer. Kämmerer und General-Lieutenant in d. A.
Das jetzige Haupt der Familie ist:
Graf MAXIMILIAN Joseph — Sohn des Grafen Clemens August
GRAFEN WALDNKR V. Fl« Kl M»^ll IN.
62*
Hermann Joseph — geb. 26. Juni 1804, grossberz. Imri. Kammerbcrr.
verm. in erster Ehe, 24. Öec. 1828, mil Friederike Charlotte v. Abel.
geh. 4. Juli 1805, gest. 20. Nov. 1829, und in zweiter, 20. Febr.
1834, mit Stephanie Freiin v. Venuiiigeii , geb. 21. Febr. 1809, gest
2"). Nov. 1848. — Der Bruder des Grafen Maximilian Joseph ist Graf
Clemens, geb. 7. Febr. 1806, k. bayer. Kämmerer, Staatsrat!» und
h'lirnslä'ngl. Mitglied der Kammer der Reichsrilhe, bis 1848 k. bayer.
Gesandter am grossherz. bad. Hofe, verm. 17. April 1837 mit Mathilde
Freiin v. Magerl auf Wiesenfelden , aus welcher Ehe, neben drei Türli-
tern, ein Sohn: Graf Franz Xaver Johannes Baptist! Theodor, geb.
14. Oct. 1845, entsprossen ist. Die Schwester der Grafen Maximilian
Joseph und Clemens, Gräfin Gabriele, ist mil Franz Xaver Freilicnn
v. Magerl, k. bayer. Kämmerer, General-Major etc., vermählt.
Der noch lebende Bruder des Grafen Clemens August Hermann Joseph
ist Graf AuGüsnn Theodor, geb. 27. Jan. 1776, k. bayer. Kämmerer.
Grafen Waldner v. Freundstem.
üattjoltfd). Qabcn unö öagmt.
Besitz: in Baden die Grundherrscbafl Schmieheim : in Bayern Schlot! Guckeberg und
l.iinliiirL'Ci IkiI.
"Wappen : im silbernen Schilde drei neben einander aufsteigende schwarte
I Spitzen, und nnf jeder derselben oben «in rechtsgekehrter, sitzender rother \
I Ueher der (iralenkrone erhebt sich ein Helm, welcher mit 15 Straussenfedern in
fünf Reihen so besetzt ist, dass in der oberes Reihe eine schwarze, unter dieser
zwei silberne, dann drei schwarze, hiernächst vier silberne und endlich fiini schwarze,
welche den Helm berühren, gesehen werden. Die Helmdecken sind silbern und
schwarz. — Den erwähnten Helmschmuck sah v. Meding auf einem Stammbaume,
~en Zuverlässigkeil die freie Reicbsritterscbafl in Schwaben. Viertel* am Neckar
und Schwarzwald, Ortenauischen Bezirks, bezeugt hatte, und diesen Helmschinuck
nimmt auch das Geneal. Taschenbuch der gräfl. Häuser an. Casl (Adelsbuch des
G ssherzogthums Baden, p. 203) tingirt die Spitzen im Schilde blau und setztauf
den Helm „einen Mann ohne Arme mit ausgeschlagenem Kragen und einer aufge-
stülpten Mütze auf dem Kopfe." Für diesen Helmschmuck spricht die Abbildung
40*
62S GRAFEN WALDNER V. FRF.UNDSTEIN.
im Siebmacher (I. 128), welche einen silbernen, bärtigen Rumpf mit einer rothen,
mit Silber aufgeschlagenen Mütze trägt. Der Rumpf ist aber mit den Spitzen,
welche auch Siehmacher schwarz angieht, und mit den rothen Vögeln des Schildes
belegt. — Dienemann setzt auf den gekrönten Helm ein Tannenzapfen- ähnliches
Kleinod, welches sich auch in Tyroffs Neuem Allgem. Wappenwerke (II. 4) findet.
Sehr altes, aus dem Elsass vom Schlosse Freundstein unweit Sulz
in den Vogesen stammendes Geschlecht, welches sich auch Waldner
v. Sulz, Waldner v. Gebwillen und Waldner v. Thann, oder kurz:
Wraldenarii nannte. Alte Urkunden nennen die Glieder der Familie:
Herren, und dieselben besassen sonst feste Schlösser, machten Bündnisse,
führten, selbst mit Hülfe adeliger Vasallen, Krieg und schlössen Frieden.
Schon 814 soll ein Waldner k. Feldhauplmann gewesen sein, und unter
den Genossen der ersten Turniere werden Glieder des Geschlechts ge-
nannt. Als älterer Stammvater wird Kraffto Waldner v. Gebwillen auf-
geführt, und 100 Jahre später kaufte Conrad, ein angesehener Ritter,
mit seinen Brüdern die Burg Ottweiler. Später blühte das Geschlecht
durch Ueberlragung geistlicher und weltlicher Würden, und der Güter-
besitz stieg sehr, namentlich durch Beerbung des ausgegangenen Ge-
schlechts derer v. Schweighauser. Christoph, Johanniterritler, fiel 1522
bei der heldenmüthigen ?>oberung der Insel Rhodus. Im Anfange des
18. Jahrhunderts schied sich die Familie in eine ältere und jüngere
Linie, von welchen in dieses Werk nur die ältere gehört. Dieselbe stiftete
Friedrich Ludwig, früher pfalz-birkenfeldscher Geh. und Regierungsrath
und dann Geh. Ralh, Regierungs- und Kammerdirector, welcher später
in ansbachsche Dienste trat, zu Sendungen an den franz. Hof gebraucht
wurde, dabei die Gunst König Ludwigs XV. in hohem Grade erwarb,
und zuletzt, als Lehenträger aller Waldnerischen Lehen, zu Schweig-
hausen wohnte. Aus der Ehe desselben mit Franziska Salome Vunfrieda
Wurmser v. Vendenheim stammten fünf Söhne, welche sämmtlich in k.
franz. Kriegsdienste gingen und von welchen Franz Ludwig, k. franz.
Oberst und Präsident der Ritterschaft in der Ortenau, Ludwig Hermann,
k. franz. Brigadier, Leopold Johann, k. franz. Brigadier und Oberst des
seinen Namen führenden Regiments, welcher den Titel eines Baron de
Colmar erhielt, und Christian Friedrich Dagorert, k. franz. Marechal de
Camp etc., namentlich hervorzuheben sind. Letzlerer, Herr zu Olweyler,
Bernweyler, Berulzweiler, Rinpachzell, Biessheim , Vogelgrün und Geiss-
wasser, vermählt mit Luise Francoise de Voleger, wurde vom König
Ludwig XV. von Frankreich 1748 in den Grafensland erhoben. Der
Sohn desselben war Graf Gottfried, geb. 26. Febr. 1757, und von
diesem stammt das jetzige Haupt der Familie :
THEODOR Graf Waldner v. Freundslein, geb. 27. Nov. 1786, Herr
der oben genannten Güter, ehemaliger k. franz. Oberst, verm. in erster
Ehe mit Friederike Freiin v. Stumm, und in zweiter Ehe mit der
Schwester derselben, Auguste Freiin v. Stumm, verw. Freifrau v. Berk-
heim. Aus der ersten Ehe stammt Gräfin Auguste, vermählte Freifrau
v. GersdorfF, aus der zweiten Graf Ferdinand, verm. mit Sophie Gräfin
Tascher de la Pagerie, welcher Ehe drei Kinder entsprossen sind, und
Gräfin Ida, vermählte Freifrau v. Berkheim.
GRAFEN V. WALDSTKIM.
H29
Grafen v. Wcildstein.
ßatholtfd). Ocftcrretd).
Besitz der Linie Waldstein - Wartenberg ra Maacheogrlis! in Böhmen die Herrsehafien
Nöncbengritz, Weiss- und Bteerwasser, Hirschberg- und tfeuperstela, Stiahlau und
Nchilüu. das Gut Presetsob-Woworsissi Bio. — Besitz der Linie zu Üux: in Böhmen
die Herrsehafien Üux, Obei leuiensdorf", Maltheuein und Brandeis am Adler; in
Mähren die Seniorats-Herrsebaft Trebüscb etc.
Wappen der Linie Waldstein -Wartenherg : quadrirter Schild mit Mittel-
schild, welches oben und unten von einem kleinen Schilde begleitet ist. Im ovalen.
von einem grünen Lorbeerkränze umwundenen, goldenen Mittelschilde ein zwei-
köpfiger, schwarzer Adler mit goldenen Scheinen und über den Köpfen schwebender
kaisei liehen Krone, welcher in der rechten Klaue einen silbernen Anker, in der
linken einen grünen Palmzweig halt und auf der Brust einen kleinen, mit einem
Fürstenhut bedeckten rothen Schild tragt, in welchem in Gold der Namenszug F. II.
steht. Ueber und unter diesem Miltelschilde stellt ein kleiner, ovaler, von Gold
und Schwarz der Länge nach getheiller Schild, welcher von einer silbernen, in
ihren Schwanz beissenden Eidechse umgeben ist (Wartenberg). — 1 und 4 in Gold
ein einwärtsgekehrter, gekrönter, doppelt geschweifter, blauer Löwe (Stammwappen) ;
2 und 3 in Blau ein einwärtsgekehrter, gekrönter, goldener, doppeltgeschweifter
Löwe (Wappen einer ausgestorbenen Linie des Hauses Waldstein). Den Schild
halten zwei einwärtssehende, gekrönte Löwen, von welchen der rechte blau, der
linke golden ist, und den Schild umgiebt ein blauer, mit goldenen Fransen besetzter
und mit Hermelin gefütterter Wappenmanlcl . auf dessen Mitte eine alte königliche
Krone steht, auf welcher sich drei Helme, von denen der rechte gekrönt ist, erheben.
Aus dem rechten Helme wächst einwärtsgekehrt der Löwe des 1. und 4. Feldes
auf (Helm des Stammwappens); der mittlere trägt einen offenen, doppelten Adlers-
flug; der rechte Flügel des vorderen Fluges ist blau, der linke schwarz mit sechl
(1, 2, 3) kleinen goldenen Blättern bestreut, und die hinteren Flügel sind golden
(der rechte Flug zu Waldstein, der linke zu Wartenherg gehörig). Auf dem linken
Helme liegt ein goldenes, nach Anderen purpurfarbiges Boot, aus welchem ein
Mann mit silberner Mütze und von Gold und Schwarz der Länge nach getheilter
Kleidung aufwächst, welcher ein silbernes, schrägrechtsgestelltes Ruder in den
Händen hält.
630 GRAFEN V. WALDSTKIIN.
Wappen der Linie Waldstein-Arnau: ({uadrirter Schild mit Mittelschild.
Im goldenen Mittelschild ein schwarzer, zweiköpfiger Adler. Feld L und 4, so wie
2 und 3 ganz wie hei der Linie Waldstein - Wartenberg. Auf dem den Schild he-
deckenden, gekrönten Helme steht ein offener Adlersflug, dessen rechter Flügel
blau, der linke golden ist. Die Helmdecken sind hlau und golden.
Sehr altes, berühmtes, ursprünglich böhmisches Grafenhaus, welches
sich in Böhmen und Mähren weit ausgebreitet hat und zu grossem
Grundbesitz gelangt ist. Der bekannte Gründer der Waldsteinschen
Familie ist Zdenko, Herr von Ralsko oder Wartenberg, welcher in einem
Walde bei Stadt Turnau in Böhmen das Stammschloss Waldstein erbaute,
nach demselben sich nannte und 26. Jan. 1236 starb. Von dem Sohne
desselben, Zdenko IL, Welissensis, stammte Johann, welcher dem König
Ottocar von Böhmen 24 von ihm erzeugte Söhne gegen die Preussen
stellte , welche durch einen Kreuzzug bekehrt werden sollten. Von
Johanns Sohn, Zdenko III. , stammte Hinko I. und von diesem Zdenko IV.
Der Sohn des Letzteren, Henricus, wendete sich nach Turnau, verkaufte
das Stammschloss Waldstein an Nicolaus Krapko, und die Nachkommen-
schaft nannte sich nach dem Schlosse Smirticz; — von Hinko I. aber
stammte Hinko IL, welcher um 1384 lebte. Die Söhne desselben waren
Hinko III., zugenannt: mit der eisernen Tasche, Stammvater der Wald-
steiner zu Wranow in Mähren, und Hassekus, General-Feldmarschall des
Kaisers Sigismund um das Jahr 1427, genannt: Skalsky de Waldstein.
Von Letzterem stammte Hennicky Skalsky, Herr in Sliepanicz, Ober-
Hofmeister bei der Gemahlin des Königs Georg Podiebrad von Böhmen,
vermählt mit König Georgs Tochter, Agnes de Liticz et Cunstadt, auch
Gräfin zu Glalz genannt, und aus dieser Ehe entspross Johannes, gest.
1506, verm. mit Anna v. Swihowsky. Letzterer wurde durch seine
Söhne, Zdenko und Wilhelm, der gemeinschaftliche Stammvater der
Hauptlinien zu Waldstein-Arnau und zu Walds t ein- Warten-
berg, welche letztere sich jetzt in die Linie zu Münchengrätz und
zu Dux scheidet. Was zuerst die Hauptlinie Waldstein-Arnau anlangt,
so stammte von Zdenko, Herrn zu Arnow, gest. 1525, verm. mit Ursula
v. Wartenberg : Georg, Dynast zu Arnow, welcher zwei Söhne, Wilhelm
und Bartholomäus, halte. Von diesen vermählte sich Wilhelm, Herr
auf Herzmannicz , mit Margaretha v. Smirticz, und der Sohn aus dieser
Ehe war Albert Wenzel Eusebius Herzog zu Friedland , welcher nur
aus zweiter Ehe mit Maria Theresia Gräfin v. Harrach (s. Bd. I. S. 321)
eine Tochter, Maria Elisabeth, hinterliess, welche mit Rudolph Grafen
v. Kaunitz vermählt war. Nach diesen Angaben , welche sich auf die
sichersten Unterlagen stützen, sind alle Fehler zu berichtigen, welche
sich in älteren genealogischen Schriften hinsichtlich des Vaters und
Gross vaters des Herzogs Albert zu Friedland finden. Bartholomäus aber,
Georgs zweiter Sohn, vermählte sich mit Magdalena v. Hodkowa auf
Milletin, und von dem Sohne desselben, Johann Christoph Grafen v. Wald-
stein, Herrn auf Rozdialowilz, stammte Leopold Wilhelm L, mit welchem
weiter unten die Ahnentafel der Linie zu Arnow (jetzt Arnau) beginnt.
Was die Hauptlinie Waldstein-Wartenberg betrifft, so war Wilhelm, der
Sohn des Johannes und der Bruder des Zdenko (s. oben), Herr zu
«Jll.UKN \. \\ Al.liSTI IN. (>:j|
Lonmiez, und starb 1557. Von demselben stammle Johannes, gest.
1576, Herr zu Hradeck, oberster Richter in Böhmes, und von dem
Sohne des Letzteren, Adam, Grafen, oberstem Burggrafen in Böhmen etc.,
gest. 163$, enlspross Maximilian, Reichsgraf, gest. 1654, von welchem
die Linien zu Müncbengrätz und Dux slannnen, deren Ahnentafeln unten
folgen.
Albert Wenzel Elsei.ils, nach Anderen Adam, oberster Burggraf in
Böhmen, wurde vom Kaiser Ferdinand IL, gleich in der ersten Keil
seiner Regierung (nach 1619', in den erbländiseh - österreichischen
Grafensland gesetzt, und diese Erhebung motu sich auf das ganze Ge-
schlecht bezogen haben, da die um diese Zeit lebenden Glieder der
Familie in zuverlässigen Stammbäumen als Grafen vorkommen. Albert
Graf v. Waldstein wurde bierauf vorn Kaiser Ferdinand IL 3. Sept. 1023
zum Herzog von Friedland und zum böhmischen Fürsten, 19. Jan. 1628
zum Herzog von Sagan, so wie zum Reicbsfürsten, und 16. Juni 1629
zum Herzog zu Meklenburg erhoben. Die Reiehsgrafenwiirde erhielt vom
Kaiser Ferdinand IL 25. Juni 1628 Maximilian (s. oben), k. Ober-
Slallnieisler, mit vier Brüdern. Ausserdem erlangte die Hauptlinie zu
Waldslein-Wartenberg 1636 allein das ungarische Indigenat, wurde im
schwäbischen Grafencollegium 1654 eingeführt, und später, nach erfüllten
Bedingungen, 1774 aufs Neue aufgenommen und bekam 1703 die Oberst-
Erb-Land-Yorschneidei würde im Königreich Böhmen, welche der jedes-
malige Senior dieser Hauptlinie beklerdet. Die Zulegung des Beinamens:
Wartenberg, erfolgte 175S, indem Graf Joseph Georg und Graf Vnfcsni
Namen und Wappen der ausgestorbenen Herren v. Wartenberg, Abkömm-
linge der v. Ralsko, als ihrer ersten Stammältern, annahmen und sich
Grafen v. Waldstein, Herren v. Wartenberg nannten und schrieben.
Von den Ahnentafeln der Familie sind für die jetzigen Glieder des
Geschlechts namentlich nachstellende wichtig.
Haupllinie zu Waldslei n-War tenberg (eigentlich, s. oben
Zdenko und Wilhelm, die jüngere Hauptlinie). Linie zu M uneben -
grälz. Franz Joseph — Sohn des Grafen Ernst Joseph, Enkel des
Grafen Ferdinand Ernst aus der Ehe mit einer Grälin v. Rothai, Erb-
tocbler, und Urenkel des ersten Reichsgrafen Maximilian (s. oben) — geb.
25. Oct. 1680, gest. 24. Febr. 1722, k. k. Geb. Rath etc.; Gemahlin:
Maria Margaretha Gräfin v. Czernin, geb. 1689, venu. 1704, gest. 4. Juli
1728. Franz Ernst Hermann, geb. 25. Juli 1706, gest. 14. Sept. 1748,
Herr auf Müncbengrätz , k. k. w. Geh. Ralb etc.; Gemahlin: Maria
Elisabeth Landgräfin v. Fürstenberg, geb. 28. Febr. 1703, venu. 10. Febr.
1727, gest. 22. Jan. 1767. — Vincenz, geb. 17. Juni 1731, gest.
10. April 1797, k. k. w. Geh. Rath etc., erbte 1775 das Senioral
Trebitscb etc.; Gemahlin: Sophie Gräfin v. Slernberg, geb. 11. Juli
1738, verm. 14. April 1759, gest. 16. Jan. 1803. — Ernst Philipp,
geb. 26. Oct. 1764, gest. 13. Aug. 1832, k. k. Geh. Ralb, Kämmerer,
Major in d. A. etc.; erste Gemahlin: Antonia Gräfin v. Desfours, geb.
10. Mai 1772, verm. 20. Sept. 1789, j. — Christian Vincenz Ernst,
jetziges Haupt der Linie zu Müncbengrätz. — Linie zu Dux. Franz
632 GRAFEIS V. WALDSTKIN.
Joseph Georg — Sohn des Grafen Franz Joseph und jüngerer Bruder
des Grafen Franz Ernst Hermann (s. Linie zu Münchengrätz) — geb.
24. April 1709, gest. 2. Febr. 1771, k. k. w. Geh. Rath, trat
15. April 1760 in den Capuziner-Orden; Gemahlin: Maria Josephe Gräfin
v. Trauttmansdorff, geb. 27. April 1704, verm. 24. April 1729, gest. I2.0ct.
1757. — Georg Christian, geb. 17. April 1743, gest. 6. Oct. 1791, k. k.
w. Geh. Rath und Kämmerer, Herr der Herrschaft Leutomischl; Ge-
mahlin: Maria Elisabeth Gräfin v. Ulfeid , geb. 19. Sept. 1747, verm.
29. Aug. 1765, gest. 27. Jan. 1791. — Johann Georg, geb. 11. April
1768, gest. 26. April 1825, k. k. Kämmerer etc.; Gemahlin: Maria
Franziska Gräfin v. Hohenfeld, geb. 16. Oct. 1771, verm. 19. April
1792, gest. 27. Juli 1831. — Anton Georg Christian, geb. 10. Juli 1793
gest. 13. März 1848, k. k. Kämmerer und Major in d. A.; Gemahlin:
Cajetane Gräfin v. Fünfkirchen, geb. 27. Jan. 1798, verm. 19. April
1817, gest. 1. Febr. 1852. — Georg, jetziges Haupt der Linie Dux.
Hauptlinie zu Arn au. Leopold Wilhelm (I.) — Sohn Johann
Christophs und Enkel des Bartholomäus — gest. 5. Febr. 1691, k. k.
w. Kämmerer; Gemahlin: Maria Elisabeth Gräfin Khuen v. Belasy und
Gandeg, gest. 22. Febr. 1720. — Johann Wenzel, geb. 8. Febr. 1685,
gest. 9. Nov. 1731, Herr auf Rozdialowitz, k. k. Kämmerer; Gemahlin:
Maria Barbara Gräfin Palfy v. Erdoed, geb. 5. Dec. 1694, verm. 1712,
gest. 13. Jan. 1769. — Otto Wenceslaus, geb. 27. Sept. 1729, gest.
20. Juni 1790, k. k. Kämmerer und Major in d. A. ; Gemahlin: Josephe
Gräfin v. Csaky, geb. 1741, verm. 1762, f. — Joseph Friedrich, ein-
ziges bekanntes Glied dieser Hauptlinie.
Von den jetzigen Gliedern der Familie gehören hierher:
Hauptlinie zu Waldstein und W arten b erg. Linie zu
Münchengrätz. Graf CHRISTIAN Vincenz Ernst — Sohn des Grafen
Ernst Philipp — geb. 2. Jan. 1794, k. k. Kämmerer und Geh. Rath,
Obersl-Erb-Land-Vorschneider in Böhmen, Herr der Herrschaften München-
grätz, Weiss- und Hünerwasser, Hirschberg und Neu-Perstein, Stiahlau
und Nebilau in Böhmen und der Seniorats-Herrschaft Trebitsch in Mähren,
verm. 14. Mai 1817 mit Maria Gräfin v. Thun-Hohenstein (Schwester
des Grafen Leopold Felix, Majorat Choltitz, s. S. 557), geb. 27. Aug.
1793. Die zwei Söhne aus dieser Ehe, neben fünf Töchtern, sind:
Graf Ernst Anton, geb. 10. Oct. 1821, k. k. Rittmeister in d. A.,
verm. zuerst, 14. Mai 1848, mit Anna Prinzessin v. Schwarzenberg,
geb. 20. Febr. 1830, gest. 1849, aus welcher Ehe ein 1849 geborener
Sohn lebt, und später, 23. Juni 1851, mit Maria Leopoldine Prinzessin
v. Schwarzenberg, geb. 2. Nov. 1833 — und Graf Joseph Ernst, geb.
22. Sept. 1824, k. k. Rittmeister.
Die übrigen Glieder dieser Linie stammen von zwei Brüdern des
Grafen Ernst Philipp. Vom Grafen Emanuel Franz, geb. 10. April 1770,
gest. 12. Juli 1803, k. k. Kämmerer und Oberst-Lieutenant, leben die
Wittwe: Gräfin Monica, geb. v. Flandercen, verw. Freifrau v. Schorel,
und, neben einer Tochter, ein Sohn: Graf Vincenz, geb. 24. Juli 1800,
Besitzer des Gutes Prosetsch- Woborzisst, verm. 24. Juli 1824 mit
UUFEN V. WALMTKHf. 633
Vincenzie Gräfin v. Fuchss (Schwester des Grafen Anlon, s. Bd. I. S.
148), geb. 4. April 1798, aus welcher Ehe, neben einer Tochter,
Gräfin Anna vermählten Freifrau v. Pnteany, zwei Söhne stammen, die
Grafen: Emanuel Ernst, geb. 7. Febr. 1827, k. k. Ober-Lieutenant,
und Albrecht, geb. 12. Nov. 1832, k. k. Ober-Lieutenant — und vom
Grafen Adam Emanuel, geb. 24. Jan. 1803, gest. 28. Nov. 1840, k. k.
Kämmerer und Obersten in d. A., leben die Wittwe: Gräfin Caroline,
geb. Gräfin v. Khevenhüller-Metsch, geb. 3. Juli 1810, verm. 3. Min
1832, und drei Söhne, die Grafen: Franz Salesius, geb. 1. Dec. 1834,
k. k. Lieutenant, Joseph, geb. 6. Dec. 1836, k. k. Cadet im Pionier-
Corps, und Emanuel, geb. 21. März 1840.
Linie zu Dux. Graf GEORG — Sohn des Grafen Anton Georg
Christian — geb. 25. März 1818, Herr der Herrschaften Dux mit Ober-
Leutensdorf und Mallheuern, der Herrschaft Brandeis etc. Der Bruder
desselben ist: Graf Anton, geb. 15. Juli 1826, k. k. Rillmeister.
Von dem Bruder des Grafen Johann Georg (s. oben Ahnentafel der
Linie Dux), dem Grafen Emanuel, geb. 2. Oct. 1773, gest. im Februar
1829, leben, neben einer Schwester, Maria verw. Gräfin Sztiray, zwei
Söhne: Graf Albert, geb. 17. Oct. 1802, k. k. Kämmerer, General-
Major und Brigadier, und Graf Johann, #eb. 21. Aug. 1809, Philos. et
Jur. D., k. k. Kämmerer, Hofralh etc., verm. 17. Febr. 1844 mit
Therese Gräfin Zichy, geb. 31. Mai 1813.
Hauptlinie Wald stein-Arna u. Graf JOSEPH Friedrich, geb.
1775, k. k. Kämmerer und Rittmeister, verm. 1799 mit Barbara Fräu-
lein Tomasoni.
634
GRAFK.N V. WALLMODEN-GlMliORN.
Grafen v. Wallinoden-Gimborn.
6oangeltfd). ©efterretd), J^annaoer, ittehlenburg.
Besitz; die Rittergüter Dieckhof, Roggow, Drölilz, Scliweetz etc. in Meklenburg; die Riitcr-
güler Heinde und Listringen im Königreich Hannover.
Dem Haupte der Familie kommt das l'radical „Erlaucht" zu.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Mittelschild quer getheill ;
ohen in Blau eine goldene Krone ; unten in Silber zwei neben einander stehende
von Silber und Blau der Länge nach getheilte, unten mit einer rothon Binde um-
gebene Eisenhütlein. 1 und 4 in Gold drei (2 und 1) rechtsspringende, schwarze
Böcke mit goldumwundenen, schwarzen Hörnern und goldenen Klauen (Stainni-
wappen); 2 quergelheilt ; oben in Blau drei neben einander stehende, rautenför-
mige, goldene Schnallen, unten Gold ohne Bild (Herrschaft Gimborn); 3 in Silber
zwei Querbalken, von denen der obere in zwei Reihen, jede zu fünf Feldern von
Silber und Roth geschacht, der untere schwarze aber zu beiden Seiten wechsels-
weise gezinnt (oben vier-, unten dreimal) ist (Neustadt zur Herrschaft Gimborn
gehörig), lieber der Grafenkrone erheben sich drei gekrönte Helme. Auf dem
rechten Helme stehen drei Federn, von welchen die rechte silbern, die mittlere
von Silber und Blau der Länge nach getheilt und die linke blau ist (zum Mittel-
schilde gehöriger Helm). Der mittlere Heiin trägt zwei, mit den Spitzen links
gewendete, mit Gold umwundene, schwarze Bockshörner (Helm des Stammwappens),
und der linke Helm den Kopf und Rumpf eines einwärtssehenden Mannes. Das
Gewand desselben ist von Blau und Gold quergetheilt und mit einem goldenen
Halskragen versehen. Der obere blaue Theil des Gewandes ist mit den drei
Schnallen des 2. Feldes belegt, der Kopf aber mit einer blauen, goldaufgeschla-
genen Mütze, deren Zipfel nach aus- und unterwärts fällt, bedeckt. Die Helm-
decken sind rechts golden und schwarz, links golden und blau, und den Schild
hält rechts ein auswärtssehender, schwarzer Bock mit goldumwundenen, schwarzen
Hörnern und goldenen Klauen, links aber ein blauer Löwe mit einem golden ein-
gefassten, blauen Halsbande. Da diese Beschreibung dem Grafendiplome entnommen
ist, sind etwaige Abweichungen in neueren Abbildungen nicht anzuführen.
Eins der ältesten niederdeutschen Riltergesclilechter, welches in der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderte (s. unten) die^ reichsständische
Herrschaft Gimhorn und Neustadt in Westphalen erlaugte, von derselben
GRAFEN V. \VALLMODK>-GIMBORV
den Beinamen Gnnborn annahm , in den Reichsgrafenstand erhoben
wurde und Silz und Summe im weslphälisehen kreise und im ü
phänischen Grafeneollegium auf dem Reichstage erhielt. Der Ursprung
der Familie liegt im INnkd: Behrens i Zusätze zu d»»r Besehreibung des
Hauses Sleioberg) giebl an, dass dieselbe von Theodul, einem giieuhii
sehen Edlen, stamme, welcher um 993 mit dem Bischof S. Beinward
zu Ilildesheim in das Hildesheimsehe gekommen sei und in der Ehe mit
einer v. Riehburg einen Sohn. Aswin, gezeugt habe, welcher, zuerst zu
Lulter am Barenberg wohnend , später das Schloss Walhuoden erbaut
habe. Geschichtlich stellt fest, dass schon im 13. Jahrhundert das
Geschlecht namentlich im Hildesheimsehen ansässig war und das> das-
selbe mehrmals in der zweiten Hälfte des 1 3. Jahrhunderts, wie Leuck-
feld angiebt, in Urkunden des Stifts Poelde vorkommt. Dettlef v. Wall-
uioden starb 1399 als Heermeister des Johanniterordens zu Sonneburg,
welche Würde derselbe 1397 erhalten hatte. Ludolph und Heinrich,
Gebrüder, finden sich 1535 als Zeugen in braunschweigischen L'rkunden,
und ein Enkel Ludolphs, gest. 155S, Tidel Burchard, war zuerst bischofl.
osnabrückscher Stallmeister und Ralh und später Ober-Hauptmann und
Schatzralh im Füistenthum Wolfenbüttel. Der Enkel des Letzteren,
Tidel Aswin, wurde 1690 Schalzrath im Stifte Hildesheim, und von
demselben läuft auf die jetzigen Grafen die Stammreihe, wie folgt, ab-
steigend herab: Ludwig Achaz; Gemahlin: Anna Eli>abeth v. Heimburg.
— Adam Gottlob, geb. 21. Mai 1704, gest. 17. Mai 17 52, Herr auf
Heinde und Lislringen, kurbraunschw. Ober-Hauptmann; Gemahlin:
Amalie Sophie Mariane v. Steinberg (nach Krebel, Jacobi uud dem Gen.
Reichs- und Staatshandbuche: v, Wendt), geb. 1. April 17 10, venu.
1727, in England, S.April 1739, zur Grätiu v. Yarmulh erhoben, gest.
19. Ort. 1765. — Joha» Ludwig, Graf, geb. 22. April 1736, _ i
10. Ort. 1811, Herr auf Heinde, Listringen etc., Besitzer der Herrschaft
Gimborn-Neusiadt, k. grossbrit. und kurbraunschw. Feldmarschall etc.;
erste Gemahlin: Charlotte v. Wangenheim, geb. 1. März 1740, venu,
h. April 1766, gest. 23. Juli 1753. — Ludwig Georg Thedel, jetziges
Haupt der Linie.
Der Reichsgrafenstand kam vom Kaiser Joseph II. 17. Jan. 178
in der Person Joha» Ludwigs in die Familie, welcher Letztere 17v2
von dem Fürsten v. Sehwarzenberg die reichsfreie Herrschaft Gimboin
und Neustadt in Westphalen gekauft hatte. Die Herrschaft Gunboni
und Neustadt wurde 1806 in der rheinischen Bundesacte dem Gl
herzog von Rerg, IS 15 aber in der wiener Congressacte der Krone
Preussen standesherrlich untergeordnet. Graf Ludwig Georg Thedel
verkaufte später die genannte Herrschaft und ist seitdem standesherr-
licher Personalist. Zu dem standesherrlieh gräflichen Prädicat: Erlaucht,
wurde derselbe 1830 von Meklenburg, unter welchem er nur ritler-
schaftlich begütert ist, bei der Bundesversammlung angemeldet.
Das jetzige Haupt der Familie ist:
Graf LUDWIG Georg Thedel, geb. 6. Febr. 1769, k. k. G
der Cavallerie a. D., Geh. Rath , Regimentsinhaber, Herr der Guter
636
GRAFEN V. WALLIS.
Dieckhof, Roggow, Drölitz, Schweetz etc. in Meklenburg, unvermä'hlt.
Der Bruder desselben ist: Graf Carl August Ludwig, geb. 4. Jan. 1792,
k. k. Geh. Rath, Feldmarschall-Lieutenant, Commandant des 7. Armee-
corps, Regimentsinhaber etc., Herr auf Heinde und Listringen im König-
reich Hannover, verm. 15. Juli 1833 mit Caroline Zoe Gräfin v. Grunne-
Pinchart (Tochter des Grafen Philipp Ferdinand Wenzel, s. Bd. I. S.
299), geb. 3. Sept. 1810. Die Schwester der Grafen Ludwig und Carl,
Gräfin Georgine, hat sich in dritter Ehe, 1824, mit dem Marquis le
Marchaut de Charmont in Nancy vermählt.
Grafen v. Wallis.
Äatholtfd).
(Qeütrrtid).
Besitz der ersten Linie: die Fideicommiss-Herrschaft Koleschowitz und das Allodialgut
Petrowitz und die Herrschaft Hocli-Libin in Böhmen. — Besitz der zweiten Linie:
die Herrschaften ßudwitz, Bndischkowitz und Butsch in Mähren, Planitz und Niemt-
schitz in Böhmen etc.
Wappen der ersten Linie (Diplom vom 18. März 1706): Schild der Länge
nach einmal und quer zweimal getheilt, Gfeldrig, mit Miüelscbild. Im blauen, mit
einer Graferikrone gekrönten Mittelschilde ein rechtsgekehrter, gekrönter, silberner
Löwe, über welchen ein von Silber und Roth der Länge nach getheilter Querbalken
gezogen ist (Stammwappen). 1 und 6 in Gold ein einwärtsgekehrter, gekrönter,
doppelt geschweifter, blauer Löwe ; 2 und 3 in Roth ein einwärlsgekehrter, silberner,
geharnischter Arm mit einem auswärtsgekehrten Schwerte in der Hand ; 4 und 5
in Schwarz ein silbernes Castell mit drei Zinnen, zwei neben einander stehenden
Fenstern und offenem Thor. Auf dein Schilde stehen drei gekrönte Helme. Der
rechte Helm trägt einen einwärtssehenden , gekrönten und doppelt geschweiften,
goldenen Löwen ; auf dem mittleren Helme steht das Castell des 4. und 5. Feldes,
und auf der mittleren Zinne desselben sitzt ein rechtssehender Schwan, durch
dessen Rücken ein gefiederter Pfeil schräglinks geschossen ist, und auf dem linken
Helm steht, ganz wie auf dem rechten Helme, ein Löwe. Beide Löwen halten mit
(HUFEN V. WALLIS. (>,T7
den Vorderpranken »las Castell. Neben dein Hauptscbilde schwebt noch auf beiden
Seiten ein ausgeschweifter, kleiner Schild mit Helm und Helmsebmuck. Der rechts-
stehende Schild zeigt in Roth den geharnischten Ann des !{. Feldes, und derselbe
wiederholt sich auch auf dem gekrönten Helme. Im linksstehenden Schilde erscheint
da^ Wappenbild des Miltelschildes, und auf dem gekrönten Renne wächst der ge-
krönte, doppelt geschweifte Löwe empor. Die Helmdecken des Hauptschildes lind
rechts roth und silbern, links blau und silbern, und die der Nebenscbilde roth
und silbern. Ueber dem Wappen (lie^t ein silbernes Hand mit der Devise: Quod
ero spero.
Wappen der zweiten Linie (reichsgräflichefl Diplom vom 14. Juli 1724):
Schild mit Mittelschild ganz wie ölten bei dem Wappen der ersten Linie beschrieben.
Auf dem Schilde erheben sich vier gekrönte Helme. Der rechte tragt den gekrönten
und doppelt geschweiften, silbernen Löwen des Mittelschildes, mit dem von Silber
und Roth der Länge nach getheilten Querbalken belegt, einwärtssehend und wach-
send, der zweite das Castell, auf dessen Zinnen der beschriebene Schwan sitzt;
der dritte einen geharnischten Arm, welcher in der Hand ein nach oben und aussen
gerichtetes Schwert hält, und der linke Helm einen einwärtssehenden, gekrönten,
doppelt geschweiften, blauen, wachsenden Löwen. Die Decken sind rechts roth
und silbern, links schwarz und golden, und den Schild halten zwei ausu aussehende,
doppelt geschweifte Löwen, welche auf einem Rande mit der angefühlten Devise
stehen.
Sehr alte , ursprünglich französische Familie, welche schon in der
zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, zur Zeit König Heinrichs II. von
England, das Schloss und Gebiet von Karighmain in Irland, von welchem
dieselbe noch jetzt den freiherrlichen Titel führt, so wie schottische
Güter am Abhänge des Walliser Gebirges besass. Unter den schotti-
schen Baronen , welche im Erbfolgestreile der Häuser ßaliol und Bruce
zum Hause Baliol standen und als Johann v. Baliol 1291 als König von
Schottland anerkannt worden war, mit demselben gegen England auf-
standen , wird William Walsh genannt , welcher in Folge der Schlacht
bei Irwine und bei Sterling (1297) vom Volke den Namen: Held von
Schollland erhielt. Wegen der kühnen Verteidigung der Brücke von
Sterling forderte der König von Schottland denselben auf, sich eine
Gnade zu erbitten. William hob sein weisses, mit Blut beflecktes Feld-
zeichen empor und sagle : quod ero — spero, worauf der König befahl,
dass das Wappenbild: der aufgerichtete, silberne Löwe in Blau mit einer
queren, halb silbernen, halb rothen Ehrenbinde belegt, und die Worte:
quod ero spero von den Herren zu Karighmain als Wahlspruch ange-
nommen werden sollten. — Später blühten die Herren zu Karighmain
in Schott- und Irland mehrere Jahrhunderte hindurch und waren durch
Vermählungen mit den vornehmsten Häusern verbunden. — 1G22 ver-
liess Richard Wallis auf Karighmain mit seinen Söhnen , Theobald und
Olivier, um der Verfolgung, welche die Katholiken betraf, zu entgehen,
die angestammten Güter und wendete sich nach Deutschland, wo alle
drei Kriegsdienste im Heere Kaiser Ferdinands II. nahmen. Richard,
k. k. Oberst, starb an den in der Schlacht bei Lützen erhaltenen
Wunden zu Magdeburg. Nach Richards Tode begab sich Theobald nach
Grossbritannien zurück, wo mit der Regierung Carls I. günstigere Ver-
hältnisse für die katholischen Vasallen eintraten und wo der Name Wallis
(Walsh) noch in der englischen und irischen Baronage fortlebt; Olivieh
aber, der jüngere Sohn Richards, blieb in Deutschland und stieg im
638 GRAFEN V. WALLIS.
30jährigen Kriege von Ehrenstelle zu Ehrenstelle. Derselhe erhielt ein
Regiment, die Kämmerer- und Freiherrenwiirde , und als Beweis der
Anerkennung seiner 1745 vor Olmülz hawährlen Tapferkeit eine goldene
Gnadenketle, wurde später Commandant von Szathmar in Ober-Ungarn,
starb 1667 als commandirender General jenseits der Theiss und ist der
gemeinschaftliche Stammvater der jetzt in zwei Linien blühenden gräf-
lichen Familie. Die erste dieser Linien stiftete der ältere Sohn des
Freiherrn ölivier, Ernst Georg, die zweite der jüngere Sohn, Franz
Ernst, und der erbländisch- österreichische Grafenstand ist in erstere
vom Kaiser Joseph I. 18. März 1706 in der Person Georg Oliviers
mit der Benennung: Grafen v. Wallis, Freiherren v. Karighmain, und in
die zweite Linie vom Kaiser Carl VI. 14. Juli 1724 der Reichsgrafen-
stand in der Person Franz Wenzels gekommen.
Die Abstammung der jetzigen Glieder beider Linien ergeben fol-
gende Ahnentafeln: Erste Linie. Ernst Georg, Freiherr, — Sohn
des Freiherrn Olivier — k. k. w. Kämmerer und General -Feldzeug-
meister, blieb in der Belagerung vor Mainz 6. Sept. 1689; Gemahlin:
Maria Magdalene Gräfin v. Attems-Pezenstein. — Georg Olivier, geb.
1673, gest. 19. Dec. 1744, k. k. w. Geh. Rath , General- Feldmar-
schall etc.; zweite Gemahlin: Maria Thercsie Gräfin v. Kinsky, geb.
18. Oct. 1721, verm. 18. Aug. 1743, gest. 13. Aug. 1752. —
Stephan Olivier , geb. 1. Oct. 1744, gest. 5. Febr. 1832, Herr der
Herrschaften Koleschowitz, Petrowitz etc., k. k. w. Kämmerer und
nieder-österr. Regierungsrath; Gemahlin: Maria Franziska Gräfin v. Collo-
redo, geb. 2. April 1746, verm 3. Mai 1766, gest. 25. Jan. 1795.
— Rudolph Olivier, geb. 30. Juli 1767, gest. 18. Juni 1833, Herr
zu Koleschowitz, Petrowitz und Hoch-Libin, k. k. Kämmerer, Major in d. A.
und erster Stallmeister; Gemahlin: Eleonore Gräfin v. Kollonilz, geb.
2. Juli 1776, verm. 25. Oct. 1797, gest. 8. April 1827. — Friedrich
Olivier, jetziges Haupt der ersten Linie. Zweite Linie. Franz Ernst,
Freiherr — jüngerer Sohn des Freiherrn Olivier und Bruder Ernst
Georgs — gest. 12. Dec. 1702, k. k. w. Kämmerer; Gemahlin: Anna
Theresia Herrin v. Rziczan, gest. 1722. — Franz Wenzel, Graf, geb.
4. Oct. 1696, gest. 14. Jan. 1774, k. k. w. Geh. Rath, General-Feldmar-
schall; Gemahlin: Maria Rosa Regina Gräfin v. Thürheim, geb. 7. Sept.
1705, verm. 23. Juli 1726, gest. 20. März 1777. — Franz Ernst (IL),
geb. 23. Febr. 1729, gest. 18. April 1784, k. k. Kämmerer, w. Geh.
Rath, Vice-Appellations-Präsident und Oberst-Hof-Lehenrichter in Böhmen;
Gemahlin: Maria Maximiliane Gräfin v. Schafigotsch, geb. 6. Febr. 1741,
verm. 17. Oct. 1759, gest. nach 1805. — Joseph, geb. 31. Aug.
1767, gest. 18. Nov. 1818, k. k. Geh. Rath, Staats- und Conferenz-
Minisler; Gemahlin: Maria Luise Gräfin v. Waldstein-Dux, geb. 11. Juni
1768, verm. 11. Sept. 1788, gest. um 1828. — Maximilian, jetziges
Haupt der zweiten Linie.
Von den jetzigen Gliedern beider Linien sind hier aufzuführen :
Erste Linie: FRIEDRICH Olivier Graf Wallis, Freiherr zu Ka-
righmain — Sohn des Grafen Rudolph Olivier — geb. 15. Jan. 1800,
GRAFEN V. WALLIS. (;:w
Herr der Fideicommiss- Herrschaft Kolesehowilz und dd Allodialgutes
Pelrowilz und der Herrschaft Hoeh-Libin, k. k. Kämmerer und Ritt-
meister in d. A., verm. 4. Oct. 1823 mit Erwine Gräfin v. Sternherg-
ianderscheid , geb. 27. Aug. 1803, gest. 29. Juoi 1840. Die Söhne
desselben sind, nel)en einer Tochter, die Grafen: Carl Olivier, geb.
26. Juli 1837, und Franz Olivier, geb. 26. Sept. 1838. — Der Bruder
des Grafen Friedrich Olivier ist: Graf Carl, geb. 16. Aug. 1801, k. k.
Kümmerer und Oberst-Lieutenant in d. A., und von den drei Schwestern
ist Gräfin Gabriele mit Rudolph Freiherrn v. Stillfried-Rallonilz, k. preuss.
Ober-Ceremonienmeister (s. S. 515), vermählt.
Zweite Linie. MAXIMILIAN Graf v. Wallis — Sohn des Grafen
Joseph — geb. 27. Juni 1 7 SU, k. k. Kämmerer, Herr der Herrschaften
Budwilz, Budischkowilz und Bulsch in Mähren und Planitz und Niemt-
schilz in Böhmen, verm. 4. Juli 1819 mit Maria Grälin v. Hoyos
(Tochter des Grafen Johann Ernst älteren Astes, s. Bd. I. S. 389), geb.
22. Juli 1800, aus welcher Ehe, neben zwei Töchtern, zwei Söhne
stammen, die Grafen: Joseph Anton, geb. 7. Sept. 1822, k. k. Ritt-
meister, und Maximilian Heinrich, geb. 15. Nov. 1833. — Vom Bruder
des Grafen Maximilian, vom Grafen Ludwig, geb. 15. Febr. 1794, gest.
im Juni 1848, k. k. Kämmerer, leben die Wittwe, Anna Edle v. Bohr,
und, neben einer Tochter, zwei Söhne, die Grafen: Joseph, geb. 12. Oct.
1820, k. k. Rillmeister, und Ludwig, geb. 29. Nov. 1822, k. k. Ober-
Lieutenant.
Vom Grafen Olivier — Bruder des Grafen Franz Ernst (II.) s. oben :
Ahnentafel der zweiten Linie — geb. 1. Oct. 1742, gest. 19. Juli 1799,
k. k. Feldzeugmeister, verm. mit Walpurga Freiin v. Hennet, geb. 1765,
gest. 21. Febr. 1844, stammt Graf Michael Olivier, geb. 27. Dec. 1797,
k. k. Kämmerer, verm. 1820 mit Maria Grälin v. Batlhyany, geb. 1797.
Die zwei Söhne desselben, neben vier Töchtern, sind : Graf Julius, geb.
182t, k. k. Kämmerer und Riltmeister-Escadrons-Commandant, verm.
24. Febr. 1852 mit Helene Gräfin Somogyi v. Medgyes, geb. 20. Juli
1830, und Graf Olivier, geb. 1827, k. k. Kämmerer und Rittmeister'.
f340
GRAFEN V. U. ZU WALSEE, HERREN V. GUYARD U. ST. JULIEN.
Grafen v. u. zu Walsee, Herren v. Guyard
ii. St. Julien.
Äatholifd). ©efUrretd).
Besitz: Skalizka und Neuhof in Mähren. Wolfsegg in Ober- und Heinstetten in Nieder-
Oeslerreich.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im goldenen Mittelschild ein
gekrönter und goldenhevvehrter, schwarzer Doppeladler. 1 und 4 der Länge nach
getheilt; rechts quergetheilt, oben in Gold eine schwarze, unten in Schwarz eine
goldene Rose (Stammwappen des Hauses Guyard); links in Silber ein rechtsaufstei-
gender, gekrönter, rother Löwe mit doppeltem Schweife (Linie St. Julien); 2 und 3
in Schwarz ein silberner Querbalken (Walsee). Ueber der Grafenkrone erheben sich
drei gekrönte Helme. Aus dem rechten wächst vorwärtssehend, mit zur Seite empor-
gehaltenen Vorderpranken, der rothe Löwe der linken Hälfte des 1. und 4. Feldes
auf, welcher auf der Brust einen kleinen Schild mit der rechten Hälfte des 1. und
4. Feldes trägt (Helm des Stammwappens. Der Helm des Hauses Guyard trug
ursprünglich ein goldenes, rothflammendes Herz); auf dem mittleren Helme steht
der Adler des Mittelschildes, und auf dem linken ein die Sachsen einwärtskehrender,
schwarzer Adlersflug, welcher mit einem silbernen Querbalken belegt ist (walsee-
scher Helm). Feld 2 und 3 und linker Helm sind bei Erhebung in den Freiherren-
stand, Mittelschild und mittlerer Helm aber bei Erlangung der Grafenwürde hinzu-
gekommen. Die Decken des rechten und mittleren Helmes sind schwarz und
golden, die des linken silbern und roth. Den Schild halten zwei Druiden mit
langen Barten und Gewändern ; der rechte mit goldenem Kleide und schwarzer
Leibbinde hält in der rechten Hand einen grünen Mistelzweig, und der linke mit
schwarzem Kleide und goldener Leibbinde in der linken Hand eine goldene Sichel.
Beide, in Riemenschuhen, stehen auf einem Bande mit dem altceltischen Schlacht-
ruf: Tahusticuw.
Die Reichsgrafen v. u. zu Walsee, Herren v. Guyard und St. Julien,
stammen aus einer der ältesten Adelsfamilien Frankreichs, aus dem
Hause Guyard, welches im südlichen Frankreich, in der Provence
pays Chartrain, schon im 12. Jahrhundert, zur Zeit der Könige
Ludwig VI. und VII., blühte, Besitzungen hatte und Aemter und Staats-
GRAFEIN V. D. ZU WALSEE, HERMEN V. GUTABU I . ST. .HEIEN. 641
würden bekleidete. Der Ursprung des Hauses C.uyard liegt im Dunkel.
Nach einer Familiensage liess ein Guyard um 460 zwei Städte: Fontaine
la Guyard und Ville neuve de Guyard im Gebiete von Chartrain und
Senonois bauen und in ersterer Stadt der Göttin des Glücks einen
Tempel, welcher von Druiden bedient wurde, errichten. In Folge dieser
Sage nahmen später die Glieder dieses Hauses zu Seliildliallern Druiden
und als Devise den alt-cellischen Schlachtruf: Tahusticuw an. Nach den
Arehives du Prieure* de St. Martin des Champs a Paris kommen Glieder
dieses Hauses zuerst 1135 und dann auch unter der Regierung des
Königs Ludwig VII., nach 1137, vor. Nach Serrary und de St. Marthe
gründete Guyard, Bischof zu Chambray, gest. 1238 — Belleforet giebt
schon im 9. Jahrhundert einen Gayard als Bischof zu Chartres an —
in Frankreich die Frohnleichnamfeier, welche 1236 von demselben zuerst
gehalten und dann von dem Papste Urban IV. allgemein eingeführt
wurde. Die Angabe Anderer, dass diese Feier zuerst zu Lüttich 1247
staltgefunden habe, ist der Redaction bekannt.
Wilhelm Guyard, Ritter, geb. zu Orleans 1241, begleitete 1270
den König Ludwig IX. auf dem erneuten Kreuzzuge nach Tunis und
widmete 1307 dem König Philipp IV7. ein historisches Werk in Versen :
La brauche aux Royaux lignages. Mit diesem Wilhelm beginnt die ununter-
brochene Stammreihe der Herren v. Guyard, welche die Domainen
Vachieres, St. Didier, Foulques, St. Julien und Vanasque an sich brachten
und nach diesen Besitzungen sich in drei Hauptlinien schieden: Guyard
seigneur de Foulques et Vachieres, Guyard seigneur de St. Julien und
Guyard seigneur de St. Didier und Vanasque. Die erste, so wie die
dritte dieser Linien sind erloschen, und die zweite, Guyard v. St. Julien,
blüht nur noch in Oesterreich, in welche Monarchie das Geschlecht
durch Heinrich v. Guyard und St. Julien kam, welcher, seines Glaubens
wegen, 1598 Frankreich verliess und unter Kaiser Rudolph II. in k. k.
Kriegsdienste trat. — Derselbe, dessen Mutter aus dem Hause Bourdunc
entsprossen war, zeichnete sich im Felde, so wie später bei diplomati-
schen Sendungen aus, wurde k. k. Kämmerer, General-Commissar der
k. k. Armee, Hof-Kriegsrath, Oberst-Inhaber eines Regiments zu Fuss,
erhielt 1625 die Herrschaften Rohanilz und Trolina in Böhmen vom
Herzog Albert zu Friedland zur Lehn und wurde zuerst vom Kaiser
Ferdinand II. 20. März 1628 in den Reichsfreiherrenstand mit dem
Prädicate: von und zu Walsee (niederöslerreichiscbe Herrschaft, welche
sonst eigene gleichnamige Herren hatte, deren Stamm mit Reinprecht
Herrn v. Walsee 1483 erloschen ist) und später, 29. Sept. 1638, vom
Kaiser Ferdinand III. zum deutschen Reichsgrafen v. u. zu Walsee erhoben.
Aus der Ehe mit Sidonia Gräfin v. Hardegg stammte Graf Adam Maximi-
lian, k. k. Kämmerer und Obersl-Falkenmeister des Kaisers Leopold L,
venu, in erster Ehe mit Franziska Renata Herrin v. u. zu Sluhenberg,
und in zweiler mit Maria Susanna Gräfin v. Brandis, aus welcher letzleren
Ehe drei Söhne entsprossen: Johann Nicolaus, Johann Albhecht und
Johann Leopold. Der ältere, Johann Nicolaus, k. k. Kämmerer etc.,
vermählte sich mit Anna Ludovike Gräfin v. Hohenfels; doch starb schon
II. 41
642 GRAFEN V. U. ZU WALSEE, HERREN V. GUYART» U. ST. JULIEN.
mit dem Sohne desselben, Johann Julius, k. k. Kammerer, verm. mit
einer Freiin v. Clam, die Nachkommenschaft aus; der jüngere, Johann
Leopold, k. k. Kämmerer, starb unvermählt; der mittlere aber, Johann
Albrecht, pflanzte den Stamm fort. Derselbe, k. k. Kämmerer, Geh.
Rath etc., erhielt 1712 vom Kaiser Carl VI. für sich und seine Nach-
kommen das Oberst-Erb-Land-Falkenmeister-Amt in Oesterreich unter der
Ens erblich und wurde, verm. mit Antonia Herrin v. u. zu Stubenberg,
Vater von vier Söhnen: Johann Joseph, Johann Gundaccar, Johann Carl
und Johann Anton. Johann Gundaccar und Johann Anton starben jung,
Johann Carl, k. k. Kämmerer, starb als General, Johann Joseph aber
pflanzte den Stamm fort. Letzterer, k. k. Kämmerer, Geh. Ralli, Oberst-
Küchenmeister, Oberst-Jägermeister und Oberst-Erb-Land-Falkenmeister,
war dreimal vermählt: zuerst mit Carolina Grälin v. Serenyi, dann mit
Ludovike Gräfin v. Zierotin, und zuletzt mit Ludovike Gräfin v. Thüiheim.
Nur aus letzterer Ehe entsprossen Söhne, und zwar fünf: Johann Franz,
Johann Joseph, Johann, Carl und Anton. Carl und Anton starben jung,
Johann Joseph wurde Malteser, wohnte als solcher 1783 der Belagerung
von Tunis glücklicher bei, als sein Ahne Wilhelm vor 513 Jahren, stieg später
bis zum Feldmarschall-Lieutenant und starb als Commandant der Festung
Königsgrätz. Johann Franz, Johann Josephs älterer Sohn, gest. 1 6. Jan.
1836, k. k. Kämmerer, General-Feldzeugmeister, Regimentsinhaber, Oberst-
Erb-Land-Falkenmeister, Herr auf Swietlau, Wasilskow, Skalitzka und
Neuhof in Mähren, welcher als General die Franzosen bei Pass-Strupp
und St. Johann in Tirol geschlagen, vermählte sich in erster Ehe mit
Ludovike Gräfin v. Chorinski, und in zweiter mit Josephe Gräfin v. Lodron,
gest. 28. Aug. 1836. Aus zweiter Ehe stammen die jetzigen Grafen
Johann Clemens und Johann Joseph — Johann, Johann Josephs dritter
Sohn, k. k. Kämmerer und Oberst-Lieutenant a. D., gest. 9. März 1817,
vermählte sich 24. Oct. 1804 mit Franziska de Paula Gräfin v. Fünf-
kirchen, geb. 4. April 1786, Wiltwe.
Die jetzigen Glieder der Familie sind :
Aeltere Linie. Graf Johann CLEMENS, Herr von Saint-Julien,
Graf v. u. zu Walsee — Sohn des Grafen Johann Franz — geb.
15. Sept. 1801, k. k. Kämmerer, Major-Adjutant Sr. Maj. des Kaisers
Ferdinand, Oberst-Erb-Land-Falkenmeister in Oesterreich unter der Ens,
Besitzer von Skalizka und Neuhof in Mähren, verm. 27. Juli 1836 mit
Maria Emanuele Gräfin v. Khevenhüller-Melsch (Tochter des Grafen
Vincenz, Sohnes des Grafen Johann Joseph, s. Bd. I. S. 433), geb.
18. Sept. 1815. — Der Bruder desselben ist: Graf Johann Joseph,
geb. 11. April 1806, k. k. Kämmerer und Oberst-Lieutenant in d. A.,
Erb-Land-Falkenmeister in Oesterreich unter der Ens, und die Schwester,
Gräfin Leopoldine, ist Wiltwe von dem k. k. Hauptmann in d. A. Carl
v. Petzold.
Jüngere Linie. Graf Joseph FRANZ — Sohn des Grafen
Johann — geb. 1805, Herr von Heinstetten und Wolfsegg, verm.
12. Febr. 1839 mit Leocadie Gräfin v. Sprinzenstein (Schwester der
Grafen Arthur und Hermann jüngerer Linie, s. S. 499), gest. 28. Juni
GRAFEN V. WALLWITZ.
643
1820, aus welcher Ehe, neheu zwei Töchtern, drei Söhne stammen,
die Grafen; Albert, geb. 21. Febr. 1841, Clemens, geb. 25. Sept.
1845, und Johann, geb. 20. Dec. 1848.
Grafen v. Wallwitz.
eoctngcltfd). Üöntgreid) Sathfrn.
Besitz: die Hittcrgiiier Dorthen, Limbach, Schmorknu <■!<:.
Wappen: im goldenen Schilde ein rechtsspringender, rother Hirsch von
zehn Enden. Ueber der Grafenkrone erbeb! sich ein gekrönter Helm, ans welchem
der Hirsch des Schildes emporwächst. Die Helmdecken sind golden und roth, und
den Schild halten zwei auswärtssehende, gekrönte, goldene Löwen.
Sehr altes Adelsgeschlecht, welches, so weit die Nachrichten
reichen, aus dem Anhaltschen stammt, später sich in Sachsen weit ver-
breitete und den Reichsgrafenstand erlangte. Von 1357 — 1624 hat
ein Glied der Familie, Nicolaus v. Wallwitz, eine vollständige Stammtafel
bearbeitet, an welche sich die Angaben späterer genealogischen Werke
anreihen. Durch die Söhne Peters, Georg und Moritz, entstanden im
15. Jahrhundert verschiedene Linien. Georgs Söhne, Valentin und
Georg II., stifteten zwei Linien: Ersterer die dessausche, Letzterer die
dohritzsche Linie, und Moritz gründete die grimmische Linie. Hierher
gehört nur die dohritzsche Linie, welche Georgs II. mittlerer Sohn,
Iebastian, fortsetzte. Derselbe wurde kursächs. Oberst, Oberhauptmann
im Kurkreise und 1546 Commandant zu Leipzig, als welcher er sich
bei der 1547 erfolgten Belagerung der Stadt sehr auszeichnete. Von
den Söhnen desselben setzte Serastian II. die dobritzer Linie fort, und
von einem Enkel des Letzleren, Wolf Bastian, verm. mit Elisabeth
v. Slrobschiitz, stammte Hanns Joachim, geb. 23. Oct. 1675, gest.
11. Oct. 1751, Herr auf Schweikershayn, Gepülzig, Schmorkau etc.,
kursächs. Ober-Lieutenant von der Cavallerie und Kreis-Commissar des
Leipziger Kreises, verm. mit Johanna Sophie v. Bünau, gest. 4. April 1768.
41*
644 GRAFEN V. WALLWITZ.
Aus dieser Ehe stammle Georg Reinhard, in dessen Person vom
Kaiser Franz I. 29. April 1762 der Reichsgrafenstand in die Familie j
kam. Derselbe, geb. 13. Jan. 1726, gest. nach 1805, Herr auf Schwei- l
kershayn, Schmorkau, Gepülzig etc., zuletzt kursächs. Conferenz-Minisler, I
war in zweiter Ehe vermählt, 4. Nov. 1759, mit Christiane Wilhelmine I
Gräfin vom Loss, geb. 12. Sept. 1734, gest. 24. Aug. i 7 8 4 . Aus
dieser Ehe stammte als zweiler Sohn Friedrich Leberecht Sebastian, I
geb. 17. Aug. 1773, gest. 20. April 1836, Herr auf Borthen, Limbach
und Schmorkau, k. sächs. Kammerherr, venn. 22. März 1798 mit Luise I
Gräfin v. d. Schulenburg- Burgscheiduiigcn , geb. 15. Dec. 1772, gest. I
27. März 1847.
Das jetzige Haupt der Familie ist der älteste Sohn des Grafen I
Friedrich Leberecht Sebastian :
Graf GEORG Friedrich, geb. 8. April 1807, Herr auf Borthen elc, I
k. sächs. Kammerherr, verm. 23. Mai 1839 mit Maria Anna Gräfin I
Serßnyi v. Kiss-Sereny, geb. 16. Aug. 1820, aus welcher Ehe, neben I
zwei Töchtern, vier Söhne stammen, die Grafen: Hermann Sebastian, I
geb. 29. Nov. 1840, Moritz Deodal, geb. 13. Sept. 1846, Adolph Esche, I
geb. 15. Jan. 1848, und Hans Joachim, geb. 18. April 1849. — Der I
Bruder des Grafen Georg Friedrich ist: Graf Carl Victor Sebastian, geb. I
30. Oct. 1813. Von den vier Schwestern hat sich Gräfin Marianne mit I
Julius Traugott v. Könneritz, k. sächs. Staats- und Justiz-Minister a. D., I
Gräfin Luise mit dem 1842 verstorbenen Friedrich Grafen v. d. Schulen- I
bürg- Burgscheidungen, Gräfin Isidore mit Herrn v. Beusl, und Gräfin I
Ida mit Friedrich Grafen zu Solms-Baruth vermählt.
Von den drei Töchtern des Grafen Christian Reinhard — älteren I
Sohnes des Grafen Georg Reinhard — geb. 3. Juli 1761, gest. 7. Mai I
1835, k. sächs. Kammerherrn , venu, in erster Ehe mit Luise Gräfin I
v. Einsiedel-Mückenberg, und in zweiter mit Erdmuthe v. Erdmannsdorf, I
hat sich die Tochter erster Ehe, Gräfin Wilhelmine, mit dem k. sächs.
Staats- und Kriegs-Minisler und General-Lieutenant a. D. Gustav v. Noslitz
vermählt, welcher mit k. Erlaubniss im Juli 1834 Namen und Wappen
der Familie v. Wallvvilz mit seinem Namen und Wappen vereinigt hat
und sich daher v. Nosliz-Walhvilz schreibt. — Von den Töchtern aus |
zweiter Ehe ist Gräfin Luise Wiltwe von Hans Friedrich v. Ampach, k. |
sächs. Hauptmann a. D., Gräfin Bertha aber mit Curt v. Germar, k. sächs.
Major a. D., vermählt.
GRAFEN V. WARTKNSLF.RRN.
645
Grafen v. Wartcnsleben.
eoangrltfd). Preußen unb CcfUmtd).
Besitz in Preussen: r.arow n.-bsi Eisenau und Sophien bot, Seedorf Bebel Hemnaoosfioff,
Rogaeseo, Gollwits, Nfelebock ood frohersdorf in der Profini Sachsen; Schwirae«,
Grambow aod die Herneban Rotlenow in der Provinz Pomnern; Irippiti nebei
I bebe und Minkowski aobsi Reeseaoteül und Neuvorwerk in der Provinz Schiern
— und in Oesterreich die Rehoffschen Güter in Möhren.
Wappen: Schild mit Schildeshaupt (nach Brüggemanna Angaben aus dein
Diplome). Im goldenen Schilde ein gegen die Hechle aus einem grünen Busche
»ringender Wolf mit aufgesperrtem Rachen und rother ausgeschlagcnerZunge (Stamm-
jrappen). Im von Gold und Silber der Länge nach getheilten Schildeshaupte ein
■oldenhewehrter, schwarzer Doppeladler, dessen linker Flügel mit einer goldenen
Sehne belegt ist (Vermehrung des Schildes bei Erhebung in den Grafenstand). Auf
dem Schilde erheben sich drei mit gräflichen (nach dem Diplome königlichen)
Kronen gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt einen offenen, schwarzen Adlersflug,
n linker Flügel mit einer goldenen Sehne bezeichnet ist. Auf dem mittleren
Helme springt zwischen zwei gespiegelten, dreifachen Pfauenschweifen ein rother
Wolf nach der linken Seite empor, sieht aber mit dein Kopfe zunickgewendet nach
rechts (Helm des Stammwappens), und auf dem linken Helme ruht mit dem Ellbogen
ein weissgekleideter Arm, welcher oben und unten mit einem blauen Bande ge-
bunden ist und die Hand nach einwärts wendet (Rechter und linker Helm sind bei
Erhebung in den Grafenstand hinzugekommen.) Die Heluidecken sind rechts golden
und schwarz, links golden und roth, und den Schild halten zwei geharnischte, ein-
und vorwärtssehende Ritter. Der rechtssehende ist auf alte Weise geharnischt und
trägt auf dem Helme einen blutigen Wolfskopf mit auf den Rücken herabhängender,
mit Rlut bespritzter Haut. Mit der rechten Hand stützt sich derselbe auf einen
blauen, goldeingefassten, mit dem gewöhnlichen Charakter Carls des Grossen
bezeichneten Schild, mit der linken aber, in welcher ein Ritter-Speer ruht, hält er
den Schild; der linksstehende ist auf neue Art geharnischt und trägt auf dem
Helme einen roth und goldenen Federbusch von fünf Federn. Derselbe hält mit
der Rechten, welche einen Commandostab führt, den Schild und setzt die Linke
an das zur Seite hängende Schwert. — Das, in einem Anhange des Reichsgrafen-
diploms dem Grafen Carl Philipp v. Flodroff- Wartensleben vom Reiser Joseph I.
29. März 1706 erlheilte Wappen hat v. Meding (IL S. 645— 647) der Vergessenheit
entrissen. Graf Carl Philipp starb 7. Oct. 1751 ohne männliche .Nachkommen.
Sonach wurde dieses letztere Wappen nicht lange geführt.
Uraltes und berühmtes, aus Westphalen, namentlich ans der Graf-
schaft Schaumburg stammendes Geschlecht, dessen Slammschloss Exten
646 GRAFEN V. WAIITENSLKUEIS.
bei Rinteln liegt. Von diesem Sitze aus verbreitete sieb die Familie,
welche ursprünglich Bartensieben geheissen hatte , nach Sachsen, Bran-
denburg und Oeslerreich und wurde an Gliedern und Besitz reich. Das
1706 ausgefertigte Reichsgrafendiplom giebt an, dass das Geschlecht
derer v. Wartcnsleben bereits seit 1000 Jahren bestanden habe und
dass zu Kaiser Carls des Grossen Zeiten der Uhrahnherr desselben Comes
et armiger genannt, auch als edler Herr mit Schild und Helm begnadigt,
später auch von diesem Geschlechte die Grafschaft Schwerin besessen
worden sei. Diese Angaben des Diploms gründen sich auf die alter
Chronisten. Um 524 (s. die Chronik des Enzelius) waren bei dem
Kriege zwischen dem König der Franken Theodorich und dem König
Ermenfried von Thüringen, welcher Krieg mit der Vertreibung des Letz-
teren endigte , die Sachen unter dem Heerführer Bartonbald Ersterem
zu Hülfe gekommen. Bei der Theilung von Thüringen wurde den
Saehen das Land bis zur Unstrut und zwei Uiiterheerfiihrern derselben,
Alf und Bardo — Stammvätern der Familien Alvensleben und Bartens-
ieben — grosse Landflächen überwiesen. Aus dem Hause Bardo machte
später Kaiser Carl der Grosse, am Oslerabend, so lesen wir, edle Herren
v. Bardeleve und bestätigte im Wappen derselben den springenden Wolf.
— Was den Besitz der Herrschaft Schwerin anlangt, so wurde, wie
man annimmt, Gunzel v. Bartensieben 25. Mai 1159 von Heinrich dem
Löwen, Herzog von Sachsen, in Folge des Sieges über Nicolot, König
der Wenden und Obetriden, wegen seiner Tapferkeit, zum Statthalter
über die überwundenen Meklenburger in der Stadt Schwerin eingesetzt.
Als Nicolots Sohne, dem König Primislaus, 1161 die meklenburgschen
Lande, mit alleiniger Ausnahme der Grafschaft Schwerin, wiedergegeben
wurden, verzichtete derselbe auf diese Grafschaft zu Gunsten des Gunzel
v. Bartensieben. Letzterer sah sich hierdurch im Besitze der Grafschaft
gesichert und trat daher 1174 das Stammgut an den jüngeren Bruder,
Hermann, ab. Gunzels Nachkommen blieben bis zur 7. Generalion im
Besitz von Schwerin. Da erlosch 1 360 mit Otto, Rosa genannt, der
Mannssianun, und die Grafschaft Schwerin kam durch Vermählung der
Erblochter, Richardis, mit Albrecht (11.), Herzog zu Meklenburg und
König von Schweden, an Letzteren und ist seitdem stets bei dem
Hause Meklenburg verblieben. Auf diese Vorgänge gestützt, wurde
unstreitig bei Erlheilung des gräflich v. warlenslehenschen Wappens der
weissgekleidele Arm auf den linken Helm (s. oben) gestellt. Der Schmuck
dieses Helmes ist diplomgemäss angeführt worden. Dass, wie Einige
annehmen, am Zeigefinger ein Ring zu sehen sei, ist im Diplom nicht
angegeben, auch ergiebt denselben nicht die bekannte vom Präsidenten
v. d. Hagen, dessen Gemahlin eine Grälin v. Wartensleben war, her-
rührende Abbildung in v. Medings Werke. Im Wappen des grossherz.
Hauses Meklenburg findet sich übrigens in der dritten Reihe rechts
wegen der Grafschaft Schwerin in Roth ein aus einer silbernen Wolke
hervorgehender, in Silber gekleideter Arm, welcher mit dem Daumen
und Zeigefinger der Hand einen goldenen, mit einem Edelsteine besetzten
Ring emporhäll.
OlAfUI v. WAITE1I8LBMN. 1)17
Wie oben angegeben wurde, führte die Familie eigenllieh den
Namen Bartensieben und war im Magdeburgischen, wo auch die Stamin-
güler Gross- und klein-Barlcnsleben liegen, so wie im Halbersladlscheii
angesessen. Die Familie schied sich in drei Linien, und zwar in fol-
gende: in die Schwerin sc he Linie, gestiftet von Gunzel v. Bartens-
ieben, und erloschen 1360 mit Otto Rosa (s. oben); in die bartens-
le hen sc he, gegründet von Bardo, Com« und Armiger, und ausgestorben
1083 mit Vollralh Christoph v. Bartenslcben, auch genannt v. Weithens-
leben, worauf die Magdeburger Lehen Slassl'urth und Biinilicy dem Kur-
fürsten Friedlich Wilhelm 111. von Brandenburg anheiin lielen , da die
jüngere Linie nicht zur gesammten Hand in diese Lehen aufgenommen
wurden war; und in die extensche Linie, gestiftet um 1244 von
Hermann IL v. Bartenslebcn. Derselbe erhielt durch Vermahlung mit
Agnate v. Eckerslein das Gut Exten bei Rinteln, veränderte mit seinem
Vater, Hermann L, den Anfangsbuchstaben seines Namens, das B, nach
niedersächsischer Aussprache in W, nannte sich daher Wartensleben,
und stellte in seinem Schilde, anstatt des vom Kaiser Carl dem Grossen
bestätigten blutigen Wolfs über den Garben, den Wolf mit offenem
Rachen aus einem Busche springend dar. Die vollständige Stammreihe
dieser dritten Linie beginnt mit Bodo v. Wartensleben, welcher in Lehen-
briefen von 1471 und 1473 vorkommt. Von den Nachkommen desselben
halte Hans Tonnes zwei Sühne, Simon Hermann und Johann Joachim,
welche zwei llaupllinien bildeten, die ältere und die jüngere. Die
ältere Hauptlinie breitete sich durch des Stifters, Simon Hermann,
Enkel, Alexander Hermann und Simon Elmershausen, in zwei Aeslc, den
crslen und den zweiten Asl aus. Der erste Ast schied sich durch
drei Söhne Alexander Hermanns, Hermann, Friedrich Ludwig und Leopold
Alexander, in drei Zweige, den älteren, den mittleren und den
jüngeren Zweig. Der zweite Ast blieb ungelheill, auch trat in der
von Johann Joachim gegründeten jüngeren llauptlinie keine Theiliing ein.
Der Freiherrenstand kam vom Kaiser Leopold 1. 1668 in der Person
Christians, holländ. Obersten, in die jüngere llauptlinie, und Alexa.mh.i;
Hermann, k. preuss. General -Fehlinarseliall , aus der älteren llauptlinie
stammend, wurde vom Kaiser Joseph I. 29. März 1706 in den Reichs-
graitnstand erhoben, wobei dem älteren Sohne desselben, Carl Philipp,
gestattet wurde, Namen und Wappen der Familie v. Flodroff seinein
Namen und Wappen zusetzen zu dürfen. — Diesen Reichsgrafenstand
erhielt 1745 vom Kaiser Franz I. die gesammte Familie, somit auch
die jüngere Hauptlinie, bestätigt.
Für die genealogischen Verhältnisse der jetzigen Grafen v. Warlens-
leben sind nachstellende Angaben sehr wichtig: von Botho (s. oben)
stammten im 7. Gliede die beiden Brüder, Alexander Hermaw, geb.
1650, gest. 1734, k. preuss. Feldmarschall, und Simon Ki.mersiiai -i.v
geb. 1653, gest. 1720, k. preuss. Regiernngsralh, Drosl zu llausberge:
Erslerer ist, nach der jetzigen Einlheilung der Familie, der Stammvater
der preussischen, oder älteren, Letzterer der österreichischen
Linie. Von den zehn Söhnen Alexander Hermanns, des Stifters der
648 GRAFEN V. WAKTEISSLKBKN.
preussischen Linie, blieben vier auf dem Schlachlfelde, und nur vom
jüngsten Sohne, Leopold Alexander, geb. 1710, gest. 1775, k. preuss.
General-Lieutenant, sind noch männliche Nachkommen am- Leben, und
zwar von drei Söhnen , Wilhelm Friedrich Heinrich Ferdinand , geb.
26. April 1740, gest. 28. Dec. 1776, k. preuss. Kammerherrn und
Hofmarschall der vervv. Prinzessin von Preussen, Leopold Alexander,
29. Oct. 1745, gest. 24. Oct. 1822, k. preuss. General-Lieutenant]
und Ferdinand Moritz, geb. 30. Juni 1753, gest. 28. Juni 1795, k.
preuss. Kammerherrn und Hofmarschall des Prinzen Heinrich von Preussen.
— Was die österreichische Linie anlangt, so ist der Enkel des
Simon Eimershausen, Wilhelm Ludwig Gustav, geb. 1734, gest.
1798, k. k. Feldzeugmeister, der gemeinschaftliche Stammvater dieser
Linie, welche gewöhnlich unter dem Namen : Wartensleben-Weissenwolf
aufgeführt wird. Nach der früheren , oben berücksichtigten Eintheilung
gehören die jetzigen Glieder der älteren oder preussischen Linie zum
jüngeren Zweige des ersten Asts der älteren Hauptlinie, und die Glieder
der Linie Wartensleben-Weissenwolf oder der österreichischen Linie zu
dem zweiten Aste der älteren Hauptlinie. Der ältere und mittlere Zweig
des ersten Astes der älteren Hauptlinie und die jüngere Hauptlinie sind
erloschen.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier folgende anzuführen :
Aeltere Linie.
Nachkommen des kön. preuss. Hofmarschalls Wilhelm
Friedrich Heinrich Ferdinand (s. oben) aus der Ehe mit Elisabeth Luise
Sophie v. Prinzen. Graf GUSTAV Ludwig — Sohn des Grafen Ludwig
Christian Heinrich Ferdinand, geb. 2. März 1767, gest. 15. Juni 1833,
k. preuss. Schlosshauptmanns, aus erster Ehe mit Sophie Luise Henriette,
Tochter des k. preuss. Geh. Cabinetsraths Mors, und Enkel des Grafen
Wilhelm Friedrich Heinrich Ferdinand — geb. 20. April 1796, Majorats-
herr auf Karow bei Genihin, Seedorf etc., k. preuss. Kammerherr und
Major a. D., verm. 24. Nov. 1825 mit Elisabeth v. Goldbeck. Die fünf
Söhne desselben sind die Grafen : Hermann Ludwig Wilhelm Carl Alexander
Friedrich, geb. 17. Oct. 1826, k. preuss. Lieutenant; Alexander Hermann,
geb. 12. April 1828, k. preuss. Lieutenant; Gustav Hermann Alexander,
geb. 6. März 1830, k. preuss. Lieutenant; Ludwig Hermann Alexander,
geb. 6. Juli 1831, k. preuss. Lieutenant, und Friedrich Hermann Alexander,
geb. 14. Jan. 1833, k. preuss. Lieutenant. — Der ßruder des Grafen
Gustav Ludwig ist: Graf Ludwig Carl Alexander, geb. 27. Sept. 1800,
k. preuss. Lieutenant a. D.
Nachkommen des kön. preuss. General-Lieutenants
Grafen Leopold Alexander (s. oben) aus der Ehe mit Caroline Luise
Dorothea Freiin v. d. Reck.
Aus dem Hause Krippitz. Graf VICTOR Gustav Otto —
Sobn des Grafen Gustav Carl Hans Alexander, geb. 12. Mai 1800, gest.
1836, k. preuss. Kammerherrn, aus der Ehe mit Ottilie Caroline Hermine
Auguste v. Schwemmler aus dein Hause Sleinkirch, Enkel des Grafen
Gustav Hermann August, geb. 25. Oct. 1773, gest. 10. April 1834,
GRAPRfl V. WARTKNSI.KHKN. (»1*1
k. pretiss. General-Majors, ;ms erster Ehe mit Charlotte Gräfin \. Kalo,
und Urenkel des Grafen Leopold Alexander — geb. 12. Nov. 1836.
Aus dem Banse Sc b wi rsen. Graf HERMANN — Sohn da
Grafen Constantin Moritz Gneomar, gel». 14. März 17S0, gest. 23. Mai
1851, k. k. Kämmerers und Majors a. [).. aus der Ehe mit Emihe Luise
Gräfin v. Reichenbach-Goschütz, und Enkel des Grafen Leopold Alexander
— geb. 26. Nov. 1S04. Der Bruder desselben ist: Graf Alexander,
geb. 25. Febr. 1807, Herr auf Sehwirsen und Grambow in himmern,
venu. IS33 mit Emilie v. Borwitz, aus welcher Ehe drei Sohne stammen,
die Grafen: Hans Hermann Christian Ludwig Ferdinand, geb. 30. Jan.
1836, Alexander Hans Georg, geb. 24. Oct. 183S, und Alfred Gneomar
Cäsar, geb. 6. Aug. 1844.
Aus dem Hause Osnisuwo. Graf JULIUS — Sohn des Grafen
Cäsar, geb. 8. April 1786, gest. 29. Dec. 1S51, k. preuss. Oberste
Lieulenaut in d. A. und Herrn auf Osnisuwo, in erster Ehe venu, mit
Friederike Charlotte v. Gfug aus dem Hause Trzibor, gest. 9. Febr. 1831,
und in zweiter mit Adolphine Antonie Freiin v. Reppert, und Enkel des
Grafen Leopold Alexander — geb. 12. Juni 180$, der Rechte Doclor,
k. preuss. Sladtgerichlsralh in Berlin, verm. 23. Febr. IS 17 mit Luise
v. Sehmeling. Der Bruder i\e^ Grafen Julius ist Graf Carl, geb. 24. Oct.
1814, k. preuss. Premier-Lieutenant a. IL, Herr auf Krippitz und Ulisehe
in Schlesien, verm. 1. Febr. 1S43 mit Otlilie v. Schwemmler, verw.
Grälin v. Wartensleben , aus welcher Ehe Graf Cäsar Alexander Scipio,
geb. 7. Mai 1S45, stammt, und von dein verstorbenen Bruder, dem
Grafen Leopold, geb. 7. April IS 18, gest. 5. .Mai IS46, k. preuss.
Lieutenant a. D. und Kammergerichts-Auscultalor, lebt aus der Ehe mit
Malhilde Halbach ein Sohn: Graf Berxhahd Cäsar Arnold, geb. 5. Juli
1842. Die drei Halbbrüder des Grafen Julius sind: Graf Hermann, geb.
2S. April 1S34, Graf Constantin, geb. 1. Febr. IS36, und Graf Gusiw,
geb. 6. Febr. 1843.
Nachkommen des kön. preuss. Ho fmarschalls Grafen
Ferdinand Moritz (s. oben) aus der Ehe mit Andreelte Auguste v. Kleist.
Graf Carl Wilhelm ALEXANDEB — Sühn des Grafen Ferdinand
Moritz — geb. 15. Sept. 1778, k. preuss. Landrath a. D. , venu,
in. Sept. ISOO mit Emilie v. Kalbow aus dem Hause Wulkow , geb.
3. Juni 1778, gest. 16. Mai 1830. Die zwei Söhne desselben sind:
Graf Boglslav Alexander, geb. 10. Dec. 1 S 0 1 , k. preuss. Kammergerichls-
A-Mjssor a. D., und Graf Alexander Emil, geb. 2. Sept. IS 16, k. preuss.
Lieutenant a. D., verm. 8. Jan. 1S46 mit Maria v. Heydebrand v. d. Las*.
Jüngere Linie: \Y a r t e n s 1 e b e n - \Y e i s s e n w o 1 f. Die Ahnen-
tafel der jetzigen Grafen dieser Linie ist folgende: Simon Elmershm sin
— Bruder Alexander Hermanns (s. oben) — Freiherr, gest. 5. Mai
1720; Gemahlin: Anna Sophie v. Cornberg, verm. 1687, gest. 1701. —
Call Philipp Christian, Graf, geb. 1689, gest. 1760; zweite Gemahlin:
Luise Alberline Sophie Chrisliane Freiin v. Ouadt und Wyckradt , geb.
lfü)7, verm. 1720, gest. 1744. — Wilhelm Ludwig Gustav, geb.
1734, gest. 1708, Herr v. Gyomroe, k. k. General- Feldzeugmeisler;
650
GKVKKIN V. WKOKL.
Gemahlin: Clara Gräfin Teleky v. Szek, geb. 1750, verm. 1773, gestj
1798. — Alexander, geb. I. März 1787, gest. 13. Mai 1844; Ge-
mahlin: Maria Leopoldine Antonie v. Exner, geb. 15. Nov. 1792, VVittwe.
— Alexander Wilhelm, jetziges Haupt der Linie.
Von den jetzigen Gliedern dieser Linie sind hier zu nennen:
Graf ALEXANDER Wilhelm — Sohn des Grafen Alexander — geb.
19. Nov. 1819, k. k. Rittmeister. Der Bruder desselben ist: Graf
Ferdinand Wilhelm, geb. 24. Febr. 1822, k. k. Rittmeister.
Vom Bruder des Grafen Alexander, vom Grafen Carl, geb. I 3. März
1780, gest. 21. Jan. 1833, stammt aus der Ehe mit Amalie Freiin
Podmanitzky ein Sohn: Graf August, geb. 5. Ocl. 1806, Herr auf Reholf.
Grafen v. Wedel.
Cuthmfrh. ijcmncwer, $)reufjen, ©l&enburg.
Besitz: die Majoratsherrlichkeirga Kvenl>ur<r und Gödens und die Güter Nesse, Loppelfj
Oberahm und Wedelfeld in OstlViesland.
Wappen: quadrirtcr Schild mit Mittelschild. Der von Gold und Silber de!
Länge nach getheilte Mittelschild stellt ein rothes hammrad mit zwölf Zacken vor. in
welchem das vorwärtssehende Brustbild eines der Länge nach in Schwarz und Hoth
gekleideten, bis zu den Hüften sichtbaren Mannes aufrecht steht. Der Kopf des Mannes
ist mit einem rothen Cardinalshute bedeckt und die Arme sind ausgestreckt und am
Ellbogen abgehauen (Stammwappen. [Jas Wappen der nordalbingischen, märkischen
und pommerschen Wedele war ein ausgezacktes Rad mit acht Speichen. Erst im
15. Jahrhundert ersetzte der armlose Mann die Speichen und wurde seit dieser Zeit
von allen Zweigen der Familie als Wappenbild angenommen). 1 und 4 in Blau ein
silbernes Castcll mit zwei Thürmen , offenem Thor und sechs Fenstern. 2 und 3
in Silber eine goldene Krone, durch welche kreuzweise sieben Lanzen mit rothen,
mit einem silbernen Kreuze bezeichneten Fahnen gesteckt sind. Die eine dieser
Fahnen steht in der Mitte, die anderen wenden sich, je zu drei, rechts und links
(Feld 1 — 4: Lhrentreiter und Jarlsberg). Ueber der Grafenkrone steht ein gekrönter
Helm, aus welchem der Mann des Mittelschildes zwischen den sieben Fahnen des
2. und IL Feldes, von denen hier drei rechts, vier links wehen, hervorragt. Die
Helmdecken sind schwarz und golden, und den Schild halten zwei auswärlssehende,
OUTEH V. WKDKI.. ().")!
goldene Löwen. — !);■> däaiscke Wappenboeh flieht den Schild mit MiltelsehHd,
ine hier beschrieben, deckl aber den Schild mir mil einer Krone. — Nach dem
Wappenbuche des Königreichs Hannover isl der Mittehebild golden, Hock nod breil-
irampiger Mut des Mannsrumpfes sind der Länge nach tob Schwan und Roth
geiheili. der Hut mit rother Schnur um! Quasten geschmückt, uml der Hslskragea
lilhern. I»;i* Castell im 1. uml 4. Feld isl rund, hat ein saTenes Thor uml auf
jedem der zwei Thürrae weht nach link< eine Fahne. Kehl 2 uml 'J sind gülden
und die Fahnenstangen braun, mit silbernen Spitzen. Aul dein Helme steht der
Üannsrumpf ohne die Fahnen. — Das Geneal. Taschenbuch der j:r;ill. Hluser führt
den Schild ;i!< „qnadrirt; unten mit einer Spille" auf, welche aber in der Be-
Ichreibung des Wappens nicht vorkommt. Dal Brustbild des Mannes wird halb
roth, halb blau gekleidet angegeben, und dasselbe soll aus der Graf enkrune mit den
siehen Fahnen hervorragen.
Eine der ältesten und berühmtesten, an Gliedern und Grundbesitz
reichsten Adelsfamilien in den .Marken und in Pommern* aus welcher
später mehrere Glieder sich nach Dänemark wendeten und in diesem
Lande zu hohen Ehren gelangtes. Jetzt blüht das Geschlecht namentlich
in Preussen, Hannover etc. Der Ursprung *\vs Geschlechts liegt im
Dunkel, und die vielfach gemachten Versuche, dasselbe zu erhellen, sind
von der Art, dass dieselben hillig übergangen werden können. Der
Name Wedel soll, wie Einige wollen, urkundlich schon seit dem S. Jahr-
hundert vorkommen, und zwar immer mit dem Beisalze: nohilis und
lateinisch: Wedilo, Widelo, Withulo etc. 1059 kommt in einer Urkunde
des Bischofs zu Hamburg, Adalhert, ein Comes Wedilo vor, Widelo war
1159 Bischof zu Minden, und Hinricus , Hasso und Reimhernus fralres
mililes de Wedele bezeugten 1212 eine Urkunde Albrechts v. Orlamünde,
Grafen v. Xordalbingen. — Als Stammvater des Geschlechts der Wedele,
auch Wedile, Widele, Weddele, welcher Name sich in Wedel abgekürzt
hat, wird Rkimbernos genannt. Nach mehreren Urkunden des Dom-
■apitelarchivs zu Hamburg blühte die Familie durch fünf Generationen
in Nordalbingen und hesass Wedele, eine Stadt in Storinarn, zwei Meilen
unterhalb Hamburg, und viele andere benachbarte Orte. Als in der
zweiten Hälfte des 1 3. Jahrhunderts die Markgrafen von Brandenburg
zur Eroberung des Landes jenseits der Oder, der jetzigen Neumark,
deutsche Biller aufforderten, verkauften siehen Brüder v. Wedele, säniiut-
lich Bitter, welche in hramlenhurgschen und pommerschen Urkunden
noii 1205 — 1300 häufig als reiche und mächtige Grundbesitzer vor-
kommen, ihre nordalbingischen Güter an das Domcapilel zu Hamburg,
warben Söldner und eroberten grosse Landstrecken jenseits der Oder,
uiil welchen dieselben von den Markgrafen beliehen wurden. Die Vettere
an der Elbe folgten diesem Beispiele, und nach 1350 kommt in diesen
Gegenden kein Wedele mehr vor. Ausser den neumärkischen Lehen
kaufle das Geschlecht grosse Besitzungen in Pommern, den späteren
wedeler Kreis, und erwarb ansehnliche Güter im Kreise Posen unter
polnischer Hoheit. Nach den Lehenbriefen Kaiser Ludwigs des Bayern
n « » ii 132b und Kaiser Carls IV. von 137 1 über die neiiinärkisrlu'ii
Besitzungen geborte dem Geschlechle v. Wedele fast die ganze Neumark,
namentlich die Städte Cüstrin, Bernau, Meilen, Hogzit, Nürnberg, Bert/,
Jülz, Calhes, Neucuwalde, Schiefelbcin, Falkenburg mit allen dazwischen
652 (JRAFEN V. WEDEL.
liegenden Gebieten etc. In diesen Lehenbriefen gaben die Kaiser denen
v. Wedele den, ihnen auch vom deutschen Orden zugestandenen Titel:
Nobiles. In ihren Ländereien hatten sie ihre Söldner, unter welchen
auch Edle waren, als After-Vasallen belehnt, und geboten so über eine
grosse Streitmacht.
Was die jetzigen Grafen v. Wedel anlangt, so ist Jürgen Ernst
v. Wedel, Herr zu Spiegel, Reetz, Nürnberg und Bütow, geb. um 1590,
gest. 1661, der gemeinschaftliche Stammvater der Grafen v. Wedel zu
Wedelsborg in Fühnen, zu Jarlsberg in Norwegen und zu Evenburg und
Godens in Ostfriesland, und es sind nach dieser Annahme, welche sich,
wohl aus der Familie selbst, im Geneal. Taschenbuch der gräfl. Häuser
(1852, S. 745) findet, die Angaben bei Gauhe und Anderen über ver-
schiedenen Ursprung der Grafen v. Wedel zu Wedelsborg und der Grafen
v. Wedel zu Jarlsberg zu berichtigen, besonders da das dänische Wap-
penbuch (II, 343 und 344) in genealogischer Beziehung genaue Aus-
kunft nicht erlheilt. Jürgen Ernsts älterer Sohn, Wilhelm Friedrich
(aus der poinmerschen Linie, wie das dän. Wappenbuch angiebt), ver-
mählte sich mit einer Tochter des bekannten dänischen Slaatsministers
Hannibal v. Sehesled (nicht Sehestedt) und erhielt durch diese Vermäh-
lung die sehestedschen Güter, welche König Christian V. von Dänemark
10. Dec. 1672 zur Grafschaft Wedelsborg und den Besitzer derselben
zum Grafen Wedel v. Wedelsborg erhob. Wahrscheinlich ist dieser
Stamm schon mit des Erhobenen Enkel, einem Sohne des Grafen Hannibal,
erloschen. — Der zweite Sohn Jürgen Ernsts, Gustav Wilhelm (das
dänische Wappenbuch giebt nur an , dass derselbe mit münsterischen
Hülfstruppen in dänische Dienste gekommen und 1676 General-Major
und 1717 Feldmarschall-Lieutenant geworden sei) vermählte sich mit
der Erbtochler v. Evenburg, Maria v. Ehrentreiter, kaufte mit dem Erlöse
seiner märkischen Güter die Grafschaft Jarlsberg in Norwegen und wurde
vom König Christian V. 8. Jan. 1684 als Graf v. Wedel -Jarlsberg in
den dänischen Grafenstand erhoben. Derselbe hinterliess seinem älteren
Sohne, Georg Ernst, die norwegischen, dem jüngeren, Freiherrn Erhard,
die Herrlichkeit Godens und das Rittergut Nesse in Ostfriesland. Die
Nachkommenschaft des Ersteren , die Grafen v. Wedel-Jarlsberg, sind
der Redaction nur bis nach dem Anfange dieses Jahrhunderts bekannt.
Der Sohn Erhards — ist dieser Freiherr Erhard derselbe, welcher eine
Gräfin Fnis v. Friisenburg zur Gemahlin hatte, mit dieser die Grafschaft
dieses Namens und 13. April 1743 den dänischen Freiherrenstand, mit
Beilegung des friischen Wappens (Dän. Wappenb. IL XLIV. 5), erhielt?
— Anton Franz erbte von seinem mütterlichen Oheim , dem Grafen
Hafo Burchard v. Fridag, die Herrschaft Godens in Oslfriesland und
wurde vom König Friedrich IL von Preussen 21. Jan. 1776, als k.
preuss. Kammerherr, Geh. Kriegsrath und Hofrichter, Ehrenmitglied der
ostfriesischen Regierung, in den preuss. Grafenstand erhoben, bei welcher
Erhebung das Wappen der Grafen v. Wedel-Jarlsberg bestätigt wurde.
Denselben Grafenstand erhielt vom König Friedrich Wilhelm III. von
Preussen 6. Juli 1798 Leopold Magnus Gottlob, Land-Jägermeister in
<;ii\KKN V. WKIM.l.. ()."):{
Schlesien, und ein Enkel desselben, Aut.m» Carl Joachim v. Mallzan,
Herr auf Bresa, erhielt 23. Febr. 1839 vom König Friedrich Wilhelm III.
die Erlaubniss, Namen und Wappen der gräflich wedefecheji Familie den
■einigen hinzuzufügen (s. S. 81). Graf Anton Kranz balle zwei den Stamm
fortsetzende Söhne, von welchen jedoch nur einer in so weil bekannt
ist, dass derselbe 1806 k. preuss. Oberst und Chef eines Filsiliei balail-
lons war und 1813 als holliind. General-Major starb. So lindel liefa
denn hier in der Genealogie des Geschlechts eine Lücke, welche die
Familie sehr leicht ausfüllen kann.
Von den jetzigen Gliedern der gräfl. Familie sind hier anzuführen:
CARL Erhard Leopold Graf v. Wedel, geb. 16. Juni 1783, k.
preuss. Oberst-Lieutenant a. D. und k. lianuov. Kaminerherr, Majorals-
herr der Herrlichkeiten Evenburg und Gödens und der Güter Hesse,
Loppelt, Oberahm und Wedelfeld in Oslfriesland, seit IG. Juni 183G in
Folge des Majorats erbliches Mitglied der ersten Kammer der allgemeinen
Standeversammlung des Königreichs Hannover, verm. 21. April 1816
mit Rosalie de Latte, geb. G. Jan. 1801. — Die drei Brüder desselben
sind: Graf Botho Friedrich Christian, geb. 14. März 17111, k. hannov.
Major, Herr zu Nesse, verm. 19. Dec. 1822 mit Mathilde Leopoldine
Theodore Freiin v. Dolus -ßoekum , geb. 20. Sept. 1801, aus welcher
Ehe, neben drei Töchtern, zwei Söhne entsprossen sind, die Grafen:
Carl Georg Ferdinand Gerhard, geb. 7. Aug. 1827, k. bann. Lieutenant,
und Gustav Friedrich Wilhelm August, geb. 20. Jan. 1S3G, — Graf
Friedrich Wilhelm Carl Ferdinand, geb. 28. März 179S, grossherz.
older.b. Kammerherr und Major der Cavalleric, verm. 28. März 1827
mit Bertha Sophie Amalie Pauline Freiin v. Glaubilz, geb. 21. Juni 1804,
aus welcher Ehe, neben zwei Töchtern, fünf Söhne stammen, die Grafen :
Clemens Eugen Wilhelm Ludwig Carl, geb. 7. Jan. 1828, grossherz.
oldenb. Lieutenant, Clemens August Carl, geb. 15. Febr. 1829, grossherz.
Oldenburg. Lieutenant, Wilhelm Johann Ludwig, geb. 15. Nov. 1837,
Hermann Bertbold Theodor, geb. 29. Juni 1839, und Carl Leo Julius,
geb. 5. Febr. 1842, — und Graf Clemens August, geb. 23. Juli 1801,
k. hannov. Forstmeister a. D., verm. 3. Juli 1832 mit Clotilde Elisabeth
Freiin v. Dolfls-Bockum.
Des Grafen Carl Erhard Leopold Vaters-Br uders-Sob n ist :
Gral CARL Anton Wilhelm, geb. 6. Juni 1790, k. hannov. Geh. Halb,
Mitglied des k. hannov. Slaatsraths in der Abiheilung für innere Ver-
waltung, verm. in erster Ehe, 15. Juli 1827, mit Caroline Amalie
Ludovike Marianne Charlotte v. d. Busche-Hüncfeld, geb. 10. Mai lbo.'j,
gest. 30. Juni 1828, und in zweiler Ehe, 30. Juli 1830, mit deren
Zwillingsschwester, Wilhelmine Caroline Theodore Sophie Juliane v. d.
Bussche- Hünefeld, geb. 10. Mai 1805. Aus der ersten Ehe stammt
Gral Carl August Erhard, geb. 28. Mai 1828, k. hannov. Lieutenant,
und aus der zweiten leben drei Söhne, die Grafen Friedrich Wilhelm
An-nsl Alfred, geb. 8. Mai 1833, Ludwig Georg Ernst Oscar, geb.
29. Oct. 1835, und Ernst August, geb. 5. Juni 1838. Die Rufnamen
derselben finden sich nichl angegeben.
654
GRAFEN V. WKISSENWOLF.
Grafen v. Weissenwolf.
■Satholtfd). ©cjUrrcich.
Besitz: die Herrschaften Steyeregg, Spielberg, Luftenberg, Lusierfelden und l'arz,
Wappen: quadrirter Schild; 1 in Roth ein rechtsspringender, aufgerich-
teter, silberner Wolf mit aufgehobenem Wedel {Stämmwappen). 2 und 3 in Blau eine
vier Quadern höbe goldene Mauer mit drei Zinnen (nach Spener: Tumersdorf, nach
Anderen zur Erinnerung an die von Conrad v. Weissenwolf, jüngerem Enkel Dietrichs,
s. unten, zur Zeit Kaiser Friedrichs II. zuerst erstiegene Mauer der belagerten
Stadt Damascus); 4 in Roth ein Paar mit goldenen Halsbändern zusammengekop-
peltc und mit den Rücken gegen einander gekehrte, springende, silberne Bracken!
Ueber dein Schilde stehen drei gekrönte Helme. Auf dem rechten Helme sitzt
einwärtssehend ein silberner Wolf (Helm des Stemmwappens). Der mittlere Helm
trägt zwei Büffelshörner, von denen das rechte silbern, das linke roth ist, und
hinter denselben einen offenen, von Gold und Rlau mit gewechselten Tincturen
quergetheilten Adlersflug (zum 2. und 3. Felde gehöriger Helm), und auf dem linken
Helme sitzen neben einander zwei mit den goldenen Halsbändern zusammengekop-
pelte, einwärtssehende, silberne Bracken. Die Helmdecken sind rechts roth und
silbern, links roth und golden. — Bei dieser Beschreibung ist auf Spener, Trier,
das Wappenbuch der durchlauchtigen Welt etc. Rücksicht genommen. Bartschens
Wappenbuch, hier freilich eine sehr zu beachtende Quelle, ergicht mehrere Ver-
schiedenheiten. Der Wedel des Wolfes im 1. Felde ist niedergekehrt, im 2. und
3. goldenen Felde steht eine blaue Mauer, vier Steine hoch und oben viermal
gezinnt, so dass die äusseren Zinnen in den Feldesrand treten, und im 4. rotuen
Felde erscheinen aufgerichtet zwei silberne Hunde mit ausgeschlagenen Zungen und
aufgereckten Ohren. Dieselben sind mit den Köpfen von einander, mit den Rücken
gegen einander gekehrt, und die Ringe der silbernen Halsbänder derselben werden
durch einen grösseren Ring zusammen gehalten, von welchem eine Kette von drei
wechselsweise runden und viereckigen Gliedern herabhängt. Reide sind auch
mit den niederwärtshängenden Schwänzen dadurch verbunden, dass dieselben
einmal um einander geschlungen sind. Der Wedel des Wolfes auf dem rechten
Helme hängt ebenfalls herab, und auf dem mittleren Helme stehen zwei Adlers-
llügel, jeder wie das 2. und 3. Feld tingirt und helegt, überdies aber noch mit
zwei Büffelshörnern von Hermelin beladen. Jedes Hörn ist an der äusseren Seile
die Länge herab mit einem schmalen, silbernen Streif besetzt, welcher mit aus-
wärtsgekehrten Zirkeln geschuppt, und jede seiner sechs Spitzen mit einem Granat-
apfel besetzt ist. Auf dem linken Helme erscheinen die beiden aufgerichteten und
gekoppelten Hunde des 4. Feldes. Die Helmdecken sind rechts und links silbern
und roth, in der Mitte golden und blau. — Bei Erhebung in den Grafenstand ist
das freiherrliche Wappen nicht vermehrt worden.
Die Grafen v. Weissenwolf stammen aus einem sehr alten fränki-
schen Geschlechte, welches zu den Ministerialen der Bischöfe von Bamberg
GRA! WH v. wi ISSI WVOI.F. 655
gehörte. Dietrich (Theodoricut) v. Weissen wolf, von Arnold, weither
um !).">.") fiel » im vierten Gliede stammend, wurde im 12. Jahrb. \
Iliscliofe Eberhard zu Bamberg nach Kärnten geschickt, um die dortigen
Besitzungen des Hochslifts zu verwalten. Durch den Enkel desselben,
Heinrich, einen Sohn Gt.vmi.ns, kam der Name Ungnad zu den Gcschlechls-
namen , weil derselbe (s. Dressers Chronik der Familie VYtaencnwolfj
Leipzig 1G02, und Calins Thealrum gentis Weissenwolf. 107 5), im
Dienste (\(^ Herzogs Ulrich von Kärnten, als er den gegen den Herzog
sich auflehnenden Turpin v. Schaclienstein 1240 in dessen, in der Herr-
IC ha Fl Waidenstein gelegenen Schlosse belagerte, keine Gnade wider-
fahren lassen wollte, von Turpins Gemahlin, oder, wie Einige angeben,
von der des Herzogs Ulrich, Urghad genannt wurde: ein Name, welchen
man der Familie beilegte und welchen dieselbe auch annahm und be-
hielt. Bei Erlangung der Reichsgrafenwftrde wurde jedoch der alle
Geschlechtsname: Weissenwolf wieder angenommen, doch schrieben sich
spater immer noch mehrere Glieder des Geschlechts: Ungnad v. Weissen-
wolf. — Otto, ein Nachkomme Dietrichs, vertbeidigte 1275 Priesach
als Held gegen Zawisch v. Rosenberg, den Feldherrn Oltocars v. Böhmen,
und verlor 1278, wie Baibin angiebl, dem harlbedi analen Rudolph
v. Habsburg gegen Herbort v. Fullslein auf dem Marchfelde beistehend,
ein Auge. Johann, ein Nachkomme Conrads (s. oben die Wappen-
beschreibung), k. Kammermeisler, erhielt vom Kaiser Friedrich III.
9. Ort. 1462 das Scbloss Sonneck zur Lehn und den Freiherrensland
mit dem Prädicate: von Sonneck. Von den Enkeln des Freiherrn Johann,
Johann (Hans) und Andreas, ist besonders der Erstere durch seine
Schicksale bekannt geworden. Derselbe war des Kaisers Ferdinand I.
Kämmerer und Feldherr gegen die Türken, verlor aber später, als Freund
der Reformation, seine Güter und trat in die Dienste des Herzogs Ulrich
v. Württemberg. Bekannt ist die von ihm zu Tübingen zur Verbreitung
seiner Schriften eingerichtete grosse Buchdruckerei, doch giebl Valvasor
an, dass der beabsichtigte Zweck nicht erreicht worden sei. Nun den
Söhnen desselben pflanzte keiner den Stamm fort. Die Erhaltung des
Stammes ging von Andreas aus, dessen Sohn David, iu'sL 1600, Bot-
schafter an der Ottomanischen Pforte war. Von dem Letzteren stammte
Andreas (II.) und der Sohn desselben, David (II.), gest. 1672, liesfl
sich zuerst aus Kärnten, in welchem Herzoglhum die Familie grosse
Güter erworben hatte, in Oeslerreich nieder. Derselbe, k. k. w. Geh. Rath,
Hof-Kammerpräsident, Oberst-Erbland-Hofmeister in Oesterreich o. d. E.
seit 14. Jan. 1658, wurde vom Kaiser Ferdinand III. 1045 in den
Reichsgrafenstand erhoben und 1652 in das schwäbische Grafencollegium
aufgenommen. Graf David v. Weissenwolf war verm. mit Elisabeth
Gräfin Jörger v. Tollet und Zagging, einer Tochter des bekannten Johann
Quintin Grafen von Jörger, gest. 1705, welcher am Hofe i\vs Kaisers
Leopold I. den Beinamen: der Rechtliche, erhalten halte, und die Ab-
stammung der jetzigen Familienglieder von demselben abwärts ist fol-
gende: Helmhard Christoph — Sohn des Grafen David — geb. 1635,
gest. 19. Febr. 1702, k. k. Geh. Rath, Landes-Hauplmann in Oesterreich
656 GRAFEN V. WRISSENWOLF.
o. d. E. ; dritle Gemahlin: Maria Elisabetli Gräfin v. Lengheim, geb. 1667,
verm. 1691, gest., als wieder venu, und verw. Gräfin v. Traun, 11. Mai
1719. — Ferdinand Bonaventura, geb. 29. Jan. 1693, gest. 30. Dec.
1781, k. k. Geh. Ralli etc.; Gemahlin: Maria Theresia Gräfin v. Starhem-
berg, geb. 2. Apr. 1694, verm. 26. Nov. 1716, gest. 1738. —
Guidobald, geb. 27. März 1725, gest. 18. Febr. 1784, k. k. Kämmerer
und General- Feld -Wachtmeister; Gemahlin: Josephe Freiin v. Salza,
geb. 26. März 1741, verm. 2. Jan. 1757, gest. 28. März 1798. —
Johann Nepomuk, jetziges Haupt der Familie.
Der jetzige Bestand der Familie ist folgender:
JOHANN Nepomuk Ungnad Graf Weissenwolf — Sohn des Grafen
Guidobald — geb. 11. Mai 1779, Herr der Herrschaften Steyeregg,
Spielberg, Luftenberg, Lusterfelden und Parz, Oberst-Erbland-Hofmeister,
k. k. Kämmerer und Oberst-Lieutenant in d. A., Präses des vaterländi-
schen Museums in Linz, verm. 25. Oct. 1815 mit Sophie Gräfin
Vi Breuner, geb. 2. Mai 1794, gest. 23. Apr. 1847. — Die Schwester
desselben, Gräfin Franziska Xaveria, ist Wittwe von Alois Fürsten
v. Kaunitz. — Von dem jüngsten Bruder des Grafen Johann Nepomuk,
dem Grafen Paul Hippolyt, geb. 13. Aug. 1780, gest. 24. Sept. 1848,
k. k. Kämmerer und Oberst -Lieutenant in d. A. , leben die Wittwe,
Therese Gräfin Sladnicka, geb. 1790, und ein Sohn: Graf Guidobald,
geb. 17. Dec. 1817. Ausserdem lebt vom ältesten Bruder des Grafen
Johann Nepomuk, vom Grafen Ferdinand, eine Tochter, Gräfin Anna,
Wittwe von Valentin Grafen Esterhäzy. —
T.RAFKN V. WKLSKr.SHI-'.IMII.
65'
Grafen v. Welserslieimb.
jßatholtfd). Ocflerrcid).
In Steiermark, Kärnten und lllyrien reich begütert.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im blauen Mittelschild, welcher
mit einer königlichen Krone gekrönt ist, steht auf einer goldenen Krone aufrecht
ein schwarzer, mit einer silbernen Lilie belegter deutscher Hut, welcher mit einer
Krone bedeckt ist, aus der eine blaue und eine silberne Slraussc nieder aufsteigt.
(Das Stammwapperi ist der Länge nach von Silber und Holli qucrgethcill mit einer
Lilie von gewechselten Tioctureo.) 1 und 4 in Schwarz ein Torwärtsgekehrter,
gekrönter und doppelt geschweifter, silberner Löwe. 2 und 3 der Länge nach
gelheilt ; rechts in Blau ein der Länge nach von Roth und Silber getheilter Stein,
links in Roth zwei schrägrechte, goldene Balken. Ueber der Grafenkrone erheben
sich drei gekrönte Helme. Der rechte trägt wachsend den Löwen des 1. und
4. Feldes, der mittlere den Hut des Mittelschildes und der linke einen die Sachsen
einwartskehrenden , geschlossenen, rothen Adlersflug, welcher mit zwei goldenen,
schrägrechten Balken belegt ist. Die Helmdecken sind, eben nicht heraldisch, rechts
roth und golden, links roth und silbern. So giebt das Wappenbuch der österr.
Monarchie (XIII, 3) dieses Wappen, welches abgebildet selten vorkommt. — Das
Geneal. Taschenbuch der gräll. Häuser (1S53, SOI) tingirl den Löwen in l und 4
golden, spaltet 2 und 3 — die anders angegebenen Zahlen sind doch nur Druck-
fehler — von Blau und Gold (nicht von Gold und Blau) und setzt rechts in Blau
einen weiss und rothen Stein (muss, der linken Hälfte des Feldes wegen, einen
roth und weissen Stein beissen), und giebt in der linken Feldeshälfte in Gold
einen rothen Balken an. Der Mittelschild zeigt in Blau einen schwarzen deutschen
Hut mit einer Königskrone und darunter eine goldene Doppcllilie: eine Beschrei-
bung, welche nach Obigem verändert werden möchte. — Bei Erhebung in dvu
Grafenstand ist das freiherrliche Wappen unverändert beibehalten worden.
Die Grafen v. Welsersheimb stammen aus dem bekannten allen,
turnier- und sliftsmässigen schwäbischen und fränkischen Adelsgeschlechle
der Welser ab, welches schweizerischen Ursprunges war. Philipp Welser,
oder Waliser, soll, der Sage nach, vom Kaiser Carl dem Grossen, wegen
treuer, gegen die Longobarden geleisteten Kriegsdienste, zum Ritter
geschlagen worden sein und eine Lilie zum Wappen erhallen haben.
Julius Welser wurde vom Kaiser Otto L, nach der Schlacht bei Augs-
burg, zum Ritter geschlagen, und starb, 96 Jahre alt, 1003. Der Enkel
II. 42
658 GRAFEN V. WELSERSHEIMB.
desselben, Octavian, gest. 1074, war früher Kaiser Conrads II. Rath
und begab sich später (nach Einigen 1078, so dass das Todesjahr
abgeändert werden miisste) nach Augsburg und erhielt die Aufnahme
unter die rathsfähigen Geschlechter. Die Nachkommenschaft desselben
kam zu Augsburg zu grossem Reichthum und hohem Ansehen, wurde
dem schwäbischen und fränkischen Ritterstand einverleibt, theilte sich in
viele Linien, welche in verschiedenen Theilen Deutschlands blühten, und
der Name Welser findet sich oft in den Hochstiften zu Augsburg und
Regensburg, so wie auch im Johanniterorden vor. Einige Linien des
Geschlechts erhielten früh den Freiherrenstand, und Kaiser Carl V. ver-
lieh, wichtiger Dienstleistungen wegen, der Familie besondere Vorrechte.
Bekannt ist , dass Philippine Welser — die Tochter des Franz Welser
aus der Ehe mit einer Freiin v. Zinnenberg (nach Bucelini Zinnendorf
— gest. 24. April 1580, im Jahre 1550, gleich ausgezeichnet durch
Tugend, wie durch Schönheit, die Gemahlin Erzherzogs Ferdinand von
Oesterreich- Tirol wurde.
Der Stammherr der österreichischen Linie ist Sebastian Welser, k
Officier, welcher in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Beför
derer des kaiserlichen Salzwesens in Ober- Oesterreich und Steiermar
genannt wird. Der Sohn desselben, Georg, mit Gülem und Eisenwerken i
Ober-Oesterreich und Steiermark angesessen, erhielt vom Kaiser Matthia
1. Sept. 1616 eine Anerkennung und Bestätigung seines altadeligcn Stande
und Herkommens und vom Kaiser Ferdinand IL, von einer Besitzung i
Ober-Steiermark, das Prädicat: v. Gumptenstein. Des Letzteren vier Söhne
Johann Georg, Johann Adam, Peter Paul und Carl Friedrich, wurde
vom Kaiser Ferdinand III. 27. Febr. 1651 in den reichs-, so wie in de
erbländisch-österreichischen Freiherrenstand mit dem Prädicate Welsers
heimb zu Gumptenstein erhoben. Peter Paul blieb 1681 bei der Be
lagerung von Ofen, die drei anderen Brüder pflanzten das Geschlecht for
und durch die Söhne derselben kam der Reichsgrafensland in die Familie.
Es wurde nämlich vom Kaiser Carl VI. 29. Nov. 1719 der Sohn Johan
Adams, Sigmund Friedrich Freiherr v. Welsersheimb zu Gumplensteii
auf Frauenburg und Thurnau, k. Geh. Rath, mit seinen Vettern Geor
Friedrich , Sohn Johann Georgs , und Wtolf Christoph , Sohn €ar
Friedrichs, in den Reichsgrafensland mit den Titel: Grafen v. Welsers
heimb, Freiherren auf Gumptenstein, Herren zu Falkenburg, Grünbichl
Welsberg und Thunau, erhoben.
Die jetzigen Grafen v. Welsersheimb stammen in gerader Linie vo
Sigmund Friedrich ab und sind Söhne und Enkel des Grafen Joseph,
gest. 12. Mai 1811, aus der Ehe mit Antonia Gräfin v. Suardi, geb.
22. Jan. 1770, verm. 31. Aug. 1788, gest. 25. Febr. 1841.
Der jetzige Bestand der Familie ist folgender:
LEOPOLD Caspar Vincenz Welser Graf v. Welsersheimb un
Gumptenstein — Sohn des Grafen Joseph — geb. 5. Jan. 1793, Her
und Landmann in Steier und Kärnten, k. k. Kämmerer, Geh. Rath un
Seclionschef im Ministerium des Innern, ehemaliger Gouverneur vo
lllyrien, verm. 17. Juli 1815 mit Antonia Gräfin z. Szäpäry, geb. 2. Dec.
i
GRAFEN V. WEL8PER6. G59
179ß. Die drei Söhne desselben sind Graf Vincknz, geb. 2. Nov. 1818,
k. k. Kämmerer und Landgerichts -Assessor zu Klagenfurt, Graf Otto,
geb. 4. Oct. 1822, k. k. Kämmerer und Hauptmann, und Graf Zero,
gel). 1. Dec. 1835. Von den sechs Töchtern ist Gräfin Clementine mit
Carl Joseph Grafen v. Küenburg (s. ßd. I. S. 494) und Gräfin Antonia
mit Stephan Freiherrn v. Hauer vermählt, Gräfin Maria aber Wittwe von
Peter Carl v. Goess (s. Bd. I. S. 274), gest. 26. Febr. 1852.
Die drei Brüder des Grafen Leopold Caspar Vinccnz sind: Graf
Gottfried, geb. 30. Aug. 1795, k. k. Kämmerer, Gubcrnialralh und
vorm. östcrr. General -Consul im Kirchenstaate, verm. 21. April 1839
mit Seraphina Freiin Zois v. Edelstein, aus welcher Ehe, neben einer
Tochter, ein Sohn: Rudolph, geb. 1. März 1842, stammt, — Graf Carl,
geb. 23. März 1798, Domcapitularherr zu Olmiitz — und Graf Franz,
geb. 16. April 1800, k. k. Kämmerer und Major in d. A., verm.
13. Aug. 1842 mit Bertha Freiin v. Hingenau, geb. 13. Aug. 1821.
— Von den vier Schwestern dieser Grafen ist Gräfin Antonia, vermählte
Gräfin v. Aichelberg, Bd. I. S. 12, und Gräfin Maria Josephe, vermählte
Gräfin v. Brandis, Bd. I. S. 114 erwähnt worden. Gräfin Anna ist mit
Anton Freiherrn v. Lago vermählt.
Grafen v. Welsperg zu Raitenan u. Primör.
$atl)0lifd). ©efUrretd).
In Oesterreich ob der Ens, Tirol, Steiermark und Kärnten reich begütert.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild und zwischen Feld 3 und 4
eingepfropfter Spitze. Mittclschild von Silber und Schwarz qiodrirt (Sta iwappen).
1 und 4 in Schwarz auf grünem Boden ein einwärtsgekehrter, doppell geschweifter,
goldener Löwe (Michaelsburg); 2 und 3 in Roth ein silberner, in Form eines ver-
längerten W eckig gezogener Querbalken (Villanders und Pardell). In der silbernea
Spitze eine schwebende, schwarze Kugel (Grafen v. Raitenau). Ueber der Grafen-
krone erheben sich vier Helme, von welchen die drei ersten gekrönt sind. Auf
42*
660 GRAFEN V. WELSPERG.
dem rechten Helme steht vor einem geschlossenen, die Sachsen einwärtskehrenden,
schwarzen Adlersfluge der Löwe des 1. und 4. Feldes auf dem grünen Boden
(michaelsburgscber Helm); der zweite tragt zwei von Silber und Schwarz mit ge-
wechselten Tincturen quergetheille Elephantenriisscl tHelm des Stammwappens);
der dritte einen hohen, rothen, mit dem silbernen, eckigen Querhaiken des 2. und
3. Feldes belegten und geklönten Spitzhut, welcher an jeder Seite mit drei Straussen-
federn, silbern, roth, silbern, besteckt ist und dessen Krone drei Straussenfedern,
roth , silbern, roth, trägt (villanderscher Helm); auf dem linken Helme steht auf
einem von Schwarz und Silber geschachten Kissen mit silbernen Quasten eine
grosse schwarze Kugel, welche mit fünf Straussenfedern, wechselnd silbern und
schwarz, besteckt ist (raitenauscher Helm). Die Decken des rechten Helmes sind
golden und schwarz, die des zweiten schwarz und silbern, die des dritten roth und
silbern, und die des linken schwarz und silbern. — Die Spitze mit der Kugel und
der linke Helm (das Wappen der Grafen v. Raitenau, welche 1(571 erloschen)
wurden mit Genehmigung des Kaisers Maximilian II. schon 1571 — eine Angabe,
für welche die Redaction Kaiser Leopold I. 1671 setzen möchte — dem freiherrl.
Wappen zugesetzt, welches vorher aus dem quadrirten Schild mit drei Helmen be-
stand. Der Löwe im 1. und 4. Felde steht oft auf drei schroffen Felsen, und zwar
sehr leicht richtiger als auf Rasen. Im Wappenbuche der durchlauchtigen Welt
(IV, 445) sind weder Felsen noch Rasen zu sehen. Das Wappen des Adelsge-
schlechtes ergab einen quadrirten Schild : 1 und 4 waren von Silber und Schwarz
geviertet, 2 und 3 zeigte in Roth einen spitzgezogenen, silbernen Balken, welcher
in Form eines lateinischen doppelten V oben eine ganze und zwei halbe, unten
aber zwei ganze Spilzen halte: eine Form, welche ebenfalls richtiger sein könnte,
als die neuerlich gewöhnlich angenommene. Nach dem Wappenbuche der durch-
lauchtigen Welt scheint der Balken viermal der Länge nach von Grün und Silber
getheilt.
Die Grafen v. Welsperg zu Raitenau und Primör stammen, wie die
Familie selbst annimmt, aus Elrurien oder Toscana. Die Vorältern
wurden vertrieben, suchten in den Schluchten der rhätischen Alpen eine
Zuflucht und bauten unweit Chur am Rhein das Schloss Faganio, deutsch:
Welsperg, dessen wenige Ruinen noch jetzt diesen Namen führen. Das
Schloss wurde bald ein Raub des unterwühlenden Rheins, und so be-
gaben sich denn die Besitzer 1060 nach Tirol und Friaul. Ruprecht v.
Welsperg, gest. 1188 in Wilkau bei Insbruck, wurde 1152 von Albrecht
Grafen zu Görz mit dem Grund und Boden belehnt, auf welchem noch
jetzt Schloss und Dorf Welsperg bei Brunecken im Pusterthale stehen.
Heinrich und Otto, Gebrüder, Nicolaus und Hans v. Welsperg kommen
1269 urkundlich vor; Hans wurde 1318 vom Grafen v. Görz mit dem
Oberhause zu Welsperg belehnt; Nicolaus wurde nebst seinen Brüdern
1321 vom Grafen v. Görz und Tirol mit neuen Lehen belehnt, und
Nicolaus machte 1322 zu Brixen eine grosse Stiftung.
Sigmund Johann, später des Kaisers Ferdinand I. Geh. Ralh und
Kämmerer, wurde vom Kaiser Carl V. 3. Juli 1539 in den erbländisch-
österreichischen Freiherrenstand mit dem Titel: zu Primör und Langen-
stein und dem michaelburgschen Wappen gesetzt, und die Söhne desselben,
Jacob Hannibal und Sigmund Wolf, erhielten vom Kaiser Maximilian 11.
9. Juni 1567 den Reichsfreiherrenstand. 1571 kam das Erb-Land-
Küchen- und Stabelmeisteramt in Tirol, welches 16. März 1816 neu
bestätigt worden ist, in die Familie; die Erb-Marschallwürde im Hoch-
stifte Brixen wurde dem Geschlechte 1625 verliehen, den erbländisch-
österreichischen Grafenstand erhielt vom Kaiser Leopold I. 15. April
GRAFEN V. WKL&PERG. 6G1
1693 für die gesammte Familie Guidohald, Herr in Rosegg und Langen-
stein, k. k. w. Geh. Rath und Landvoigt der Grafschaft Neuenbürg, und
die Aufnahme in die steiersche Landmannschaft erfolgte 28. Febr. 1791.
Die Abstammung der jetzigen Glieder der Familie ergiebt sich aus
nachstehenden Angaben: Caspar, Georgs Sohn, welcher 1401 Schloss
und Herrschaft Prirniero, Primör, in Welschtirol an der Valltugana kaufte,
war mit Ursula v. Villanders vermählt, und aus dieser Ehe stammten
zwei Söhne, Johann III. und Balthasar, welche zuerst das Geschlecht
in eine ältere und jüngere Linie theilten. Die ältere erlosch im
6. Gliede vom Stifter mit dem Freiherrn Paris Ferdinand, die jüngere
wurde dauernd fortgepflanzt. Balthasar, gest. 1501, Marschall zu
Brixen, war mit Dorothea v. Wolkenslein vermählt, und aus dieser Ehe
entspross Christoph zu Primör, gest. 1508, verm. mit Veronica v. Neydeck
zu Anger. Der Sohn des Letzteren, Sigmund Johann (I.), vermählte sich
in erster Ehe mit Margaretha Gräfin v. Lupfen, und aus dieser Ehe ent-
spross Christoph (I.), verm. mit Eva Luzia v. Firmian, dessen Sohn,
Sigmund Johann (IL, s. oben), den Freiherrensland erlangte. Aus der
Ehe desselben mit Clara Gräfin v. Hohenems entsprossen zwei Söhne,
Jacor Hannibal und Sigmund Wolf, welche zwei neue Speciallinien der
jüngeren Hauptlinie stifteten. Die von Jacob Hannibal gegründete ältere
Speciallinie zu Primör, welche mit der jüngeren Speciallinie den Reichs-
freiherren-, so wie den Grafensland erhallen hatte, erlosch 1740 mit
des Stifters Enkel, dem Grafen Johann Nepomuk Maria. Die jüngere
von Sigmund Wolf ausgegangene Speciallinie zu Langen stein oder
Raitenau wurde dauernd fortgepflanzt, und die jetzigen Glieder der
Familie stammen von Sigmund Wolfs Enkel, dem Grafen Philipp Nerius,
geb. 2. Aug. 1735, gest. 1. Aug. 1806, k. k. Kämmerer, Geh. Ralb
und Gouverneur von Inner-Oesterreich, verm. 1776 mit Dominica Gräfin
v. Thurn-Valsassina, geb. 28. Mai 1753, gest. 9. Febr. 1818.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier anzuführen:
Graf CARL Joseph Anton, geb. I. März 1779, Graf zu Welsperg-
Raitenau und Primör, k. k. Kämmerer, w. Geh. Rath, pens. Gubernial-
Vicepräsident, Oberst-Erb-Land-Stabel- und Küchenmeister der gefürsteten
Grafschaft Tirol, Chef der Familie, verm. in erster Ehe, 19. Mai 1807,
mit Henriette Freiin v. Türckheim, gest. 4. März 1840, und in zweiter,
1841, mit Maria Anna Gräfin v. Thurn-Valsassina, verw. Gräfin v. Stainach,
geb. 27. Jan. 1804. — Aus der ersten Ehe stammen, neben zwei
Töchtern, drei Söhne: Graf Eugen, geb. 1808, k. k. Rittmeister in d. A.,
verm. 10. Sept. 1849 mit Elisabeth Gräfin v. Spaur (Schwester der
Grafen Johann und Carl, Linie von Altmetz, Fay und Zambana, s. S. 486),
geb. 24. Juni 1821; Graf Richard, geb. 1813, k. k. Major im Genie-
corps und Befestigungs-Baudireclor zu Leitnieritz, und Graf Wolf Dietrich,
geb. 1820, k. k. Hauptmann bei dem Genie-Stabe.
662
GRAFEN V. WERTUERN-BEICHLINGEN.
Grafen v. Werthern-Beiclilingen.
Cöcmßdtfd). $)reufjen unfr törofjheqogthum Öadjfcn^eimar.
Besitz: die Grafschaft Beiclilingen und die Herrschaft Frohndorf.
Wappen: Schild zweimal der Länge nach und einmal quergetheilt, 6feldrig,
mit Schildesfuss und Mittelschild. Mittelschild quadrirt; l und 4 in Gold ein rechtsge-
kehrter, gekrönter, doppelt geschweifter, rother Löwe (altes Wappen der Grafschaft
Werthern vom Kaiser Carl dem Grossen verliehen). 2 und 3 in Schwarz ein schräg-
rechtsgelegter, goldener Stab, neben welchem an der linken Seite zwei goldene Blätter
an dergleichen Stielen stehen, während an der rechten nur ein goldenes Blatt mit
seinem Stiele erscheint (nach dem Diplome vom Kaiser Heinrich IV. v. Jahre 1086
das Erb-Kammer-Thürhüter-Amt des Heil. Rom. Reichs). Feld 1 in Silber drei
rothe Querbalken (Beiclilingen). 2 in Gold ein schwarzer Adler mit zwei Köpfen,
über welchem eine Kaiserkrone schwebt, und auf der Brust des Adlers ein kleiner,
rother Schild mit einem silbernen Querbalken ; 3 in Gold ein rechtsgekehrter, doch
vorwärtsschender, gekrönter und doppelt geschweifter, blauer Leopard (Rabeswald);
4 in Blau ein rechtsgekehrter, gekrönter, silberner Strauss, welcher in der erho-
benen, rechten Klaue drei silberne, sich kreuzende Pfeile hält (Frohndorf); 5 in
Roth ein rechtsgekehrter, silberner Elephant, welcher auf dem Halse einen Mohren
und auf dem Rücken *«inen goldenen Thürm trägt (Brücken), und 6 ein rolh und
silbernes Schach in fünf Reihen, jede zu fünf Feldern, und vor demselben ein
einwärtssehender, gekrönter, goldener Adler (Wiehe). Der Schildesfuss ist roth,
ohne Bild. Auf dem Schilde stehen drei gekrönte Helme. Der rechte Helm trägt
eine silberne, mit drei rothen Querstreifen bezeichnete Säule, welche gekrönt ist
und auf welcher ein dreifacher Pfauenwedel steht (beichlingenscher Heiin); der
mittlere einen wachsenden, vorwärtssehenden, silbernen Bär mit goldenem Hals-
bande (werthernscher Helm), welcher eine goldene Krone, besteckt mit drei Straussen-
federn, roth, golden, schwarz, trägt (Krone und Straussenfedern wegen des Erb-
Kammer-Thürhüter-Amtes), und der linke den wachsenden Leoparden des 3. Feldes,
dessen Krone mit einem dreifachen Pfauenschweife besteckt ist (rabeswaldscher
Helm). Die Decken des rechten Helmes sind roth und silbern, die des mittleren
roth, golden und schwarz, und die des linken blau und golden. Den Schild halten
zwei auswärtssehende, goldene Löwen, welche die Brust mit einem Schilde gedeckt
haben, und in der rechten Vorderpranke ein Schwert empor halten. — Die etwaigen,
meist unbedeutenden Abweichungen, welche in Bezug auf dieses Wappen vorkommen,
sind wohl unrichtig. — Bei Erhebung in den preussischen Grafenstand wurde das
<;hwkn v. \vKinnntN-nKi<;nLF.\<;i v 603
frühere reichsgräflicbe Wappen beibehalten. — Das Wappen der Freiherren f. Wer
t li 1*111 beschreibl \. Meding (I. 663) wie rolgt: Schild von sechs Feldern in iwei
Reihen mit Mittelschild. Im rothen Mittelschilde iwei ins Andreaskreui gelegte
Schlüssel, deren Hinge unterwärts, die Kamme auswärts gelegt sind. 1 des Haupt-
•eaildea in Silber drei rothe Querbalken ; 2 mGoMeia schwarzer, doppelter Adler;
3 in Silber ein einlacher, blauer Adler; 1 in Gold ein Strauee, welcher in der
rechten Klane einen Pfeil schräg aufwärts hält; 5 der geriefte adelig v. werthern-
selie Schild (Mittelschild des gräflichen Wappens), und (J in Gold ein Klephant mit
Thurm und Führer. Den Schild deckt eine Tperlige Krone. Wie beschrieben,
ergeben Lackabdrücke ton älteren Petschaften dieses Wappen. Die von neueren
Petschaften zeigen nur einfach Feld "> des beschriebenen freihen liehen Wappens.
Uralles und sehr berühmtes thüringisches Herrengeschlecht, weichet
sich weit ausgebreitet und sich vielfach , namentlich in sächsischen
Staatsdiensten, ausgezeichnet hat. Nach Peter Alhins bekannter ,, Historie
der Grafen und Herren v. Werthern" wurde Odoüald , eines thüringi-
schen Helden Illibrand Sohn, welchen Kaiser Carl der Grosse 802,
wegen seiner erwiesenen trefflichen Kriegsdienste, mit dem unweit des
Harzes , wie Einige angehen , gegen Nordhausen zu, gelegenen Schlosse
und Herrschaft Werlhern beschenkte, zum Herrn v. Werthern erklärt,
eine Angabe, welche sich auch in v. Falkensleins thüring. Chronik
(II. 834) findet. Odohalds Sohn, aus der Ehe mit Judilha Gräfin
v. Kaefernburg (Kefernhurg) war Carl, welcher 864 im Kampfe gegen
die Wenden fiel. Von dem Enkel des Letzteren, Jodocus, welcher sich
968 unter den Genossen des Turniers zu Magdeburg findet, stammte
Jodocus (II.) i welcher 1019 zu Trier turnierte und als Oberster des
Kaisers Olto II. 983 in einer Schlacht mit den Saraccncn blieb. Der
Enkel desselben, Hugo, fiel 1055, gegen die Wenden kämpfend. —
Mit diesem Hugo soll, nach einigen Slaininregislern, das Geschlecht er-
loschen sein und Kaiser Heinrich IV. soll die Herrschaft VVerthern , als
Reichslehn, dem jüngsten Sohne des Grafen Ludwig in Thüringen,
Hermann, welcher mit dem Beinamen der ,, Wachsame" vorkommt,
wegen treu geleisteter Dienste überlassen und denselben 1080 mit dem,
später allen drei Hauptlinien als geineinschaltliches Seniorats- Vorrecht
zukommenden Erb- Kämmerer -Thürhüler- Amte des IL IL IL beliehen
haben. Doch führt Albin diesen Hermann als Sohn des erwähnten
Hugo aus des Ehe mit Mechthildis Grälin v. Ärmstem auf. Gewiss ist
nur, dass Hkrmann der erste genauer bekannte Ahnherr aller jetzigen
Glieder der Familie ist. Dieselbe breitete sich sehr früh in verschiedene
Linien aus, welche sich in Friedrich , gest. 139G, wieder vereinigten.
Der Letztere ist der nähere Ahnherr aller späteren und jetzigen Glieder
des Geschlechts. Nach zwei seiner Söhne, Johann, Herrn in Werlhern,
gest. 1437, und Thilo, Herrn in Hallenhausen, gest. 1435, verbreitete
sich dasselbe wieder in zwei Linien: in der Johann scheu und in
der Thilo sc hen Linie. Die Thilosche Linie erlosch 6. Nov. 17 10
mit dem Freiherr» Johann Heinrich, die J oh an lisch e aber blüht noch
jetzt und hat sich durch drei Söhne Johanns, Gkoho, Georg Thilo und
Johann Heinrich in drei Hauptlinien geschieden: in die Georgschc
oder beichlingensche, die Georg-Thilosch e oder brücken-
sche und in die J o bann -II e in ric h sc he oder wie besehe. —
664 GRAFEN V. WERTHEKIS-ßElCHLLNGEN.
Die Georgsche oder beichlingensche Hauptlinie breitete sich in
zwei Linien aus, in der Linie zu Frohndorf und zu Beichlingen
mit Gross-Neuhausen. Die erstere stiftete der ältere Sohn Georgs,
Johannes, gest. 1603, die letzlere umfasste die Nachkommenschaft des
jüngeren Sohnes Georgs, Friedrich, gest. 1636. Dieselbe ist mit des
Stifters Urenkel, dem Grafen Jacob Friedemann 1806 im Mannsstamme
erloschen. Nur diese Hauptlinie gehört in dieses Werk, denn in die
zweite Speciallinie derselben kam (s. unten) der Reichsgrafenstand und
in die erste neuerlich der preuss. Grafensland. Die beiden anderen Haupt-
linien führen den Freiherrentitel. Die Georg - Thilos che schied
sich durch zwei Söhne des Stifters, gest. 1663, in zwei Aeste:
Christoph Werner gründete den ersten, oder Hauptast, und Carl
Heinrich, gest. 1726, den zweiten, oder Nebenast. Die Johann-
Heinrichsche oder wiehesche Hauptlinie theilte sich durch drei
Söhne Johann Heinrichs, gest. 1658, in drei Aeste, den von Georg
Adam entsprossenen, 1767 mit dem Grafen Georg Wilhelm erloschenen
Ast zu Bachera; den Ast: Unterhaus Wie he, gestiftet von Adam
Ludwig, gest. 16S9, im iMannsstamme ausgestorben 18. Jan. 1803 mit
Hans Adolph Erdmann, und den Ast: Oberhaus Wie he, gegründet
von Wolfgang Adolph, gest. 1701. Der letztere Ast hatte sich durch
zwei Enkel Wolfgang Adolphs, Adolph Georg und Ernst Friedrich, in
einen ersten, neuerlich wohl erloschenen, und einen zweiten, mit Johann
Friedemann 2. Jan. 1798 ausgegangenen Zweig geschieden.
Der Reichsfreiherrensland kam, nach den gewöhnlichen Angaben,
vom Kaiser Carl V. 1520 in die Familie, und eine Erneuerung desselben
erfolgte 3. Dec. 1711 im kursächs. Reichsvicariate. Nach anderen An-
gaben soll schon gegen Ende des 15. Jahrhunderts Hans v. Werthern,
thüringischer Landesverweser (Johann, der Gerechte), vom Kaiser Maxi-
milian I. den Reichsfreiherrenstand erhalten, den 1509 angebotenen Gra-
fenstand aber nicht angenommen haben. Eben so soll Freiherr Philipp,
mit dem Beinamen der Kluge, den von den Kaisern Maximilian II. und
Rudolph II. in Aussicht gestellten Grafenstand sich verbeten haben.
Der Reichsgrafenstand ist durch drei Ernennungen in die Familie ge-
kommen. Zuerst erhielt denselben Georg I. aus der beichlingenschen
Linie der Georgschen Hauptlinie, k. poln. und kurs. Geh. Ralh, später
Cabinets-Minister etc., 12. Aug. 1702 vom Kaiser Leopold I.: eine Er-
höhung, welche in Preussen 5. März 1703 anerkannt wurde; dann
wurde Georg Wilhelm aus der bacheraschen Linie der Johann-Heinrichs
Hauptlinie, k. poln. und kursächs. Kammerherr, später kurtrierscher
Geh. Rath und Ober -Kämmerer etc., vom Kaiser Joseph I. 20. Febr.
1706 in den Reichsgrafenstand erhoben, und später, 17. Jan. 1708,
wurde diese Standeserhöhung auch dem kurs. Kammerherrn Friedemann,
dem Halbbruder des Grafen Georg L, zu Theil. Von allen drei in den
Reichsgrafenstand Erhobenen linden sich (s. oben) keine Nachkommen
mehr vor. — Der preussische Grafenstand, nach dem Rechte der Erst-
geburt mit der Benennung Grafen v. Werthern -Beichlingen, kam vom
Könige Friedrich Wilhelm IV. 15. Oct. 1840 in die Georgsche oder
GUTEN V. WKJtTHKItN-NKICHUNGKN. 665
beichlingensche Haupllinic, und zwar in der Person des Freiherrn Hans
Carl Otlobald, grosshers. -sachs. -vveimar. Ober-Kammerherrn, k. preuss.
Kannnerlierrn etc.
Nach vorstellenden Angaben gehört von den Ahnentafeln der Grafen,
Freiherren und Herren v. Werthern, so wie denen der beichlmgeuschen
Haupllinie nur die folgende hierher: Christoph Ludwig — Sohn Johanns
aus der Ehe mit Maria Christine v. Hessler — Freiherr, geb. 30. Jan.
1664, gest. 10. Juli 1706, Herr auf Frohndorf, dann auf Gulmanns-
hausen, k. k. Oberst der Cavallerie; erste Gemahlin: Anna Eleonore
v. Götz aus Schlesien. — Johann Georg, geb. 1. Apr. 1699, gest.
9. Oct. 1739, Freiherr auf Frohndorf, Cölleda und Gulmannshauseii,
k. Hauptmann; Gemahlin: Johanna Friederike v. Kautsch aus dem Hause
Dobritz, geb. 1703, gest. 12. Juni 1766. — Christian Ferdinand Georg,
geb. 9. Juni 1738, gest. 7. Aug. 1800, Herr auf Frohndorf etc., herz.-
sachs.-weimar. Ober-Kammerherr, Senior der Georgschen Haupllinie und
des H. R. Reichs Erb- Kammer- Thiirhüler, welches Erbamt derselbe
1790 und 1792 bei den Kaiserkrönungen verwaltete; zweite Gemahlin:
Juliane Luise Cäcilie Freiin v. Ziegesar, geh. 19. Sept. 1773, verm.
14. Jan. 1789, f. — Hans Carl Ottorald, Graf.
Der jetzige Graf v. Werthern-ßeichlingen ist;
Hans Carl OTTOBALD, Graf und Herr v. Werlhern-Beichlingen —
Sohn des Freiherrn Christian Ferdinand Georg — geb. 13. Oct. 1794,
grossherz. -sachs. -weimar. Ober-Kammerherr und w. Geh. Rath, k. preuss.
Kammerherr und Domherr des Hochslifts Naumburg, verm. 23. Febr.
1816 mit Luise Amalie Freiin v. Rotberg, geb. 22. Dec. 1794. Die
zwei Söhne desselben sind: Georg, Freiherr und Herr v. Werthern,
geb. 20. Nov. 1816, k. preuss. Kammerherr und Legalions-Secrelair in
Wien, und Thilo, Freiherr und Herr v. Werlhern, geb. 19. März 1818,
k. preuss. Premier -Lieutenant im zweiten Garde -Landwehr -Cavallene-
Regiment. — Die Schwester des Grafen Hans Carl Ollobald, Luise Clara,
verm. sich mit Hans Heinrich v. Könneritz, w. Geh. Rath, Ober- Hof-
meister und Ober-Kammerherrn Sr. Maj. des Königs von Sachsen, a. o.
Gesandten und bevolhn. Minister elc.
6150
GRAFEN V. WESTARP.
Grafen v. Westarp.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild, heide Schilde mit goldener
Einfassung. Im goldenen Mittelschild auf grünem Hügel ein grüner Weinstock mit
sechs Trauhcn, drei auf jeder Seite. I und 4 in Silber der preussische gekrönte
und auf den Flügeln mit goldenen Kleestengeln belegte, schwarze Adler, ohne
Scepter und Reichsapfel; 2 und 3 in Blau ein einwärtsgekehrter, silberner Löwe,
welcher im 2. Felde in der rechten, im 3. in der linken Vorderpranke ein gegen
sich gerichtetes Schwert hält. Ueber der Grafenkrone erhebt sich ein gekrönter
Helm, auf weichein zwischen einem offenen, mit goldenen Kleestengeln belegten,
schwarzen Adlersfluge ein grüner Weinstock, rechts mit drei Blättern und zwei
Trauben ,. links mit zwei Trauben und zwei Blättern steht. Die Helmdecken sind
rechts roth und golden, links blau und silbern, und den Schild halten zwei vor-
wärtssehende Bitter, welche mit der freien Hand eine Turnierlanze auf den Boden
stemmen. Der Helm ist mit vier Straussenfedern besteckt, von welchen die äusseren
schwarz, die übrigen silbern sind.
Die Grafen v. Weslarp stammen von einem Gliede der im Manns-
stamme IS 12 erloschenen fürstlichen Nebenlinie: Anhalt- Bernburg-
Schaumburg- Hoym des herzoglichen Hauses Anhalt- Bernburg. Prinz
Friedrich Franz Joseph zu Anhalt -ßernburg- Schaumburg -Hoym —
Sohn des Prinzen Franz Adolph, vollbürligen Bruders des Fürsten
Carl Ludwig (dessen Sohn, Fürst Victor Carl Friedrich, den Manns-
stamm schloss) — geb. 1. Mai 1769, gest. 19. Nov. 1807, k. preuss.
Oberst-Lieutenant und Brigadier der 3. Husaren-Brigade, vermählte sich
22. Juni 1790 mit Caroline Amalie Weslarp, des k. preuss. Oberamts-
Regierungs- Halbes Westarp zu Brieg Tochter, geb. 24. Aug. 1773,
gest. 28. Juli 1818 und aus dieser Ehe entsprossen zwei Söhne:
Ludwig Friedrich Victor und Carl Victor Adolph. Die Agnaten des
Hauses Anhall-Bernburg-Schaumburg-Hoym nolhigten 1796 den Prinzen
Friedrich Franz Joseph zu einem Vergleich, in Folge dessen derselbe
seine Ehe für eine unebenbürlige erklärte und für seine Kinder auf
fürstlichen Rang und Nachfolge verzichtete und zwar auf Grund eines
Testaments des in Schaumburg und Holzapfel regierenden Fürsten Victor
GBAFEN V. Ul --.STARI». C)()7
Amaileus Adolph vom 27. August 1752, welches $. 20 hcslimmle, den,
wenn die Prinzen des Hauses nicht wenigstens Gräfinnen zu Gemahlinnen
erwählten, dieselben ihrer Erbschafts - Portion bis auf den PflichllheiJ
verlustig gehen sollten. Dieses Testament wurde vom Kaiser Franz I.
1753 als Hausgesetz anerkannt, doch mit ausdrücklicher Ausnahme des
$. 20, als „weshalb Se. kais. Maj., begehenden Falls, sich die Cogni-
tion Allerhöchst allein vorbehalten." Diese Cognition erfolgte so wenig,
wie die kaiserliche Bestätigung des Vergleichs von 1796. König Friedrich
Wilhelm III. von Preussen erhöh 1798 die vermählte Prinzessin zu
Anhalt- Bernburg - Schaumburg -Hoym zur geborenen Gräfin v. Westarp,
wodurch, wie man hoffte, die Rechte der Kinder dieser Ehe festgestellt
waren. Doch wurden nach dem Tode des Prinzen Friedrich Franz
Joseph die unmündigen Söhne desselben durch die Prinzen des Hauses
Anhalt-Bernburg-Schaumburg-Hoym, auf Grund des früheren Vergleichs,
gezwungen, Stand, Namen und Wappen des Vaters abzulegen, worauf
dieselben durch Diplom vom Könige Friedrich Wilhelm III. von Preussen
vom 18. Apr. 1811 für sich und ihre Nachkommen Grafen und Grä-
finnen v. Weslarp genannt wurden.
Ludwig Friedrich Victor Graf v. Weslarp, geh. 17. Mai 1791,
gest. 7. Apr. 1850, k. preuss. Brigadier der Cavallerie, vermählte sich
13. Febr. 1822 mit Franziska v. Lavergne-Peguilhen, geb. 2. Febr.
1797, jetzt VVitlwe, und Carl Victor Adolph Graf v. WTestarp, geb. 6. Apr.
1796, gest. 4. Mai 1850, k. preuss. Oberst-Lieutenant und Begiments-
Commandeur, mit Anloinetle Pauline Freiin v. Müflling, sonst Weiss
genannt, geb. 17. Nov. 1803, jetzt Wittwe.
Nachkommen des Grafen Ludwig Friedrich Victor:
Graf Ferdinand Franz Victor ADOLPH, geb. 10. Dec. 1822, k. preuss.
Lieutenant der Garde- Landwehr- Cavallerie , venu. 4. Juni 1850 mit
Malhilde Johanna Pauline Emilie Gräfin v. Pückler (Tochter des Grafen
Georg August Sylvius Erdmann, s. S. 225), aus welcher Ehe zwei Söhne
stammen, die Grafen: Victor Amadeus Adolph Ludwig, geb. 21. Apr.
1S51, und Franz Joseph Georg Victor, geh. 12. Apr. 1852. - Die
drei Brüder des Grafen Ferdinand Franz Victor Adolph sind, neben einer
Schwester, Graf Christian Victor Ernst, geb. 28. Ort. 1827, k. preuss.
Lieutenant — Graf Carl Victor Franz, geb. 7. Aug. 1834 — und Graf
Ludwig Carl Victor Arthur, geb. 25. Febr. 1839.
Nachkommen des Grälen Carl Victor Adolph:
Graf OTTO Franz Victor, geb. 19. Sept. 1825. Die zwei Brüder
desselben, neben vier Schwestern, sind: Graf Paul Adolph Eduard Victor,
geb. 5. Ocl. 1826, und Graf Ludwig Georg Hermann Victor, geb.
14. Jan. 1837.
668
GRAFEN V. U. ZU WESTERHOLT.
Grafen v. u. zu Westerholt.
Satjjoltfid). pveufitvi nxib Magern.
Besitz der Grafen zu Westerholt und Gysenberg: in der Provinz Westphalen und in der
Kheinprovinz: die Güter Berge, Oberhausen, Hardenstein etc.; Schloss Arensfels,
Burg Schwensbell; die Herrschaft Westerholt, der Rittersilz Gysenberg; Schloss
Stein im Grossherzogthum Baden etc.
Wappen der Reichs- und Burggrafen zu Westerholt und Gysenberg, nach
dem Diplome v. 27. Juli 1779: Schild quadrirt mit Mittelschild. Mittelschild qua-
drirt; l und 4 von Schwarz und Silber der Länge nach und zweimal quergetheilt,
sechs Plätze mit gewechselten Tincturen (Westerholt); 2 und 3 in Roth der Kopf
eines silbernen Mauerbrechers mit drei blauen, im Winkel gesetzten Nägeln (Lembeck).
1 und 4 drei linksgekehrte, neben einander gestellte, nach Einigen gestümmelte,
schwarze Amseln (Gysenberg); 2 und 3 in Schwarz ein goldenes, stehendes Kreuz
(Raitz v. Raitz). Ueber der Grafenkrone erheben sich vier Helme, von welchen
nur der dritte gekrönt ist. Der rechte Helm trägt auf einem gold-schwarzen Wulste
zwei grünende Sträucher mit Maiglöckchen (gysenbergscher Helm, eigentlich fünf Mai-
glöckchen an Stielen) ; der zweite auf schwarz-silbernem Wulste einen cinwärtsgekehrten,
sitzenden, silbernen Schwan mit ausgebreiteten Flügeln, von denen der rechte von
Schwarz, Silber und Schwarz, der linke von Silber, Schwarz und Silber quergetheilt
ist (westerholtscher Helm); der dritte einen offenen Adlersflug, dessen rechter
Flügel silbern, der linke roth ist (lembeckscher Helm), und der linke Helm den
einwärtssehenden Kopf und Hals eines schwarzen Steinbocks (nach Anderen eines
Ochsen) mit goldenen Hörnern (raitzsclier Helm). Die Decken des rechten und
zweiten Helmes sind silbern und schwarz, die des dritten roth und silbern und
die des linken schwarz und golden, und den Schild halten zwei einwärtssehende,
silberne Schwäne.
Wappen der Grafen v. Westerholt nach dem Diplome v. 22. Sept. 1790:
Schild von Schwarz und Silber der Länge nach und zweimal mit gewechselten
Tincturen quergetheilt, ohne Bild, also von sechs Plätzen. Ueber der Grafenkrone
steht ein Helm mit einem von Schwarz und Silber gestreiften Wulste, über welchem
linksgekehrt und aufwachsend ein natürlicher Schwan zwischen einem, nach den
Farben des Schildes getheilten, offenen Adlersfluge sitzt. Die Helmdecken sind
schwarz und silbern , und den Schild halten zwei auswärtsschende Schwäne von
natürlicher Farbe mit ausgebreiteten Flügeln.
Sehr alte wcslphälische Adels-Familie, deren Stammhaus, die noch
jetzt dem Gesehlechte zugehörige Burg Westerholt, in der Herrschaft
GRAFEN V. U. ZU WF.STF.RHOLT. G09
Reeklingshausen liegt. Auf dieser Burg kommen sehon im 13. Jalirli. die
Westerholt als freie Bannerherren vor. 1300 gaben dieselben diese Barg
dem Kurfürsten von Cola zum Lehen, welcher dafür in allen Fehden Schutz
und l nterstützung zusagte. Bernhard war 1540 Aht zu Ihurg hei Osna-
brück, ein anderer Bernhard kommt als k. k. General im 30jährigen
Kriege vor und Burckhard war in der zweiten Hälfte des 17. Jahrb.
fürstlich -münsterscher Geh. Rath und Gesandter am Reichslage zu Re-
genshurg. Letzterer soll vom Kaiser Leopold I. 1667 den Freiherren-
stand in die Familie gebracht haben, während Andere annehmen, dass
der erwähnte k. k. General Bernhard v. W. vom Kaiser Ferdinand III.
in den Freiherrensland erhohen worden sei. Nach einer, in der Familie
sich vorfindenden Stammtafel war Nicolaus Vincenlius, gest. 1GG7, der
erste Freiherr. Dietrich Conrad Adolph, Freiherr, Herr auf Lembeck etc.,
winde vom Kaiser Leopold I. 1700 in den Reichsgrafenstand erhoben,
hinterliess aber nur drei Töchter, und so erlosch im Mannsstamme mit
demselben der Grafentitel. Doch kam in diese Familie, welche bei den
Erz-, Hoch- und Ritterstiflern zu Trier, Bremen, Osnabrück und Speier,
so wie bei dem Johanniter- Orden vielfach aufgeschworen war und aus
welcher viele Glieder sich dem geistlichen Stande widmeten und in
diesem zu hohen Würden gelangten , durch zwei andere Erhebungen
von Neuem der Grafenstand, und von den drei Linien , in welchen die
Familie jetzt blüht, führen zwei : die Reichs- und Burggrafen zu Wesler-
bolt und Gysenberg in Preussen und die Grafen v. Westerholl in Bayern
den Grafentitel, die dritte dagegen: Weslerholl-Hackfort in der Provinz
Geldern den freiherrlichen Titel.
Was die erslere der beiden neueren Erhebungen in den Grafen-
stand anlangt, so vermählte sich Wilhelmine Freiin und Erbin v. Wester-
holt — einzige Tochter des Freiherrn Joseph Clemens August v. Wester-
holt und Gysenberg aus der Ehe mit einer Freiin v. d. Recke zu Horst,
und Enkeltochter des Freiherrn Ferdinand Otto v. Westerholl und der
Maria Agnes Freiin v. Kettler, Tochter von Wilhelm Freiherrn v. Ketller
und Maria Elisabeth v. Giesenberg — im Jahre 1771 mit Ludolph
Friedrich Adolph Freiherrn v. Bönen zu Berge und Overhauscn, kureöln.
Geli. Ralh und Ober-Stallmeister, und Letzterer wurde, unler Ablegung
seines Namens und Wappens, vom Kaiser Joseph II. 27. Juli 17 79
unter dem Namen : Reichs- und Burggraf zu Westerholl und Gysenberg
in den Grafensland erhoben. — Die Familie v. Bönen ist übrigens ein
sehr altes westphälisches Geschlecht, welches aus dem gleichnamigen
Orte, in dem die Glieder der Familie Dynasten waren, stammt. Hermann
v. Bönen, Ritter, kommt schon 1152 in einer Urkunde des Erzbischofs
Arnold v. Cöln vor. Später war die Familie bei der clevischen , ber-
gischen, münsterschen und westphälischen Ritterschaft aufgeschworen.
Das Wappen zeigt in Silber eine pfahlweis gestellte rolhe Kette von
fünf Gliedern und auf dem Helme zwei Straussenfedern, die rechte roth,
die linke silbern. — Die Ahnentafel des ersten Grafen zu Westerholl
und Gysenberg, Ludolph Friedrich Adolph, ist folgende: Conrad v. Bönen
zu Berge; Johanna v. d. Hoven, Erbin zu Overhaus. — Ludolph Georg
670 GRAFEN V. U. ZU WESTERHOLT.
v. Bönen zu Berge und Overhaus ; Anna Sophie v. Lipperheide , Erbin
zu Rennen. — Johann Gisbert v. Bönen zu Overhaus; Anna Sihylla
v. d. Leithe zu Laer — Wilhelm Ludolpli v. Bönen , zu Berge , Over-
haus, Bermen, Balcken; Anna Josina Juliana Calharina Johanna Theodora
v. d. Reck , Erbin zu Löringhoff, Closter etc. — Ludolph Friedrich
Adolph v. Bönen, erster Graf zu Westerholt und Gysenberg. Die Söhne
desselben sind die Grafen Maximilian Friedrich und Wilhelm (s. unten).
Die zweite Erhebung in den Grafensland kam vom Kurfürsten Carl
Theodor von der Pfalz als Reichsvicar 22. Sept. 1790 in die Familie.
Es wurde nämlich an genanntem Tage Johann Jacob Freiherr v. Wester-
holl, kurcöln. Kammerherr und fürstl. thurn- und taxischer Geh. Ralh
und Hofmarschall, in den Reichsgrafenstand erhoben. Die denselben
betreffende Ahnentafel ist folgende: Rermiard v. Westerholt, Herr zu
Westerholt, gest. 1639; Agathe v. Rensing, Erbin zu Wilbrink —
Nicolaus Vincenz; Anna Chrislina v. Falkenberg, verm. 1658. — Franz
Ludwig, gest. 1708; Anna v. Räch, Erbin zu Wilkrath. — Johann Carl,
gest. 1739; Maria v. Kapfer — Johann Jacor, Graf, geb. 1727; Johanna
Anna v. Oberkirch, verm. 1762. — Alexander Ferdinaxd (s. unten).
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier anzuführen:
Reichs- und Rurggrafen zu Westerholt und Gysenberg.
Graf MAXIMILIAN Friedrich — Sohn des Grafen Ludolph Friedrich
Adolph — geb. 3. Jan. 1772, Herr auf Rcrge, Oberhausen, Harden-
stein etc., vormals Kammerherr des Kurfürsten von Cöln, Ober- Stall-
meister des Grossherzogs v. Rerg und Grand-Maitre de Palais des Königs
von Neapel Murat, verm. 1796 mit Friederike Fürstin v. Bretzenheim,
geb. 9. Dec. 1771, gest. 2. März 1S16, resignirten Fürstin und Aebtissin
von Lindau. Die zwei Söhne desselben sind : Graf Friedrich Ludolph
Adolph, geb. 6. Febr. 1804, k. preuss. Lieutenant a. D., verm. 17. Jan.
1839 mit Johanna Charle, aus welcher Ehe drei Söhne stammen, die
Grafen: Maximilian Paul, geb. 25. Nov. 1839, Carl Theodor, geb. 14. Mai
1841, und Wilhelm Achill, geb. 17. Juni 1843 — und Graf Wilhelm
Achill, geb. 8. Dec. 1806, Herr auf Rurg Schwensbell, k. preuss.
Lieutenant a. D. und Domherr zu Münster. — Der Rruder des Grafen
Maximilian Friedrich ist Graf Wilhelm, Herr der Herrschaft Westerholt,
des Rittersitzes Gysenberg etc., k. preuss. Landrath a. D., verm. 1810
mit Charlotte Freiin v. Fürstenberg zu Horst- Fresin, gest. 1825. Die
beiden Söhne desselben, neben einer Tochter, Gräfin Wilhelmine Thus-
nelda, verm. mit Dietrich Grafen v. Rocholtz-Asseburg (S. Bd. I. s. 97),
sind: Graf Otto, geb. 16. Juli 1814, verm. 7. Mai 1842 mit Sophie
Freiin v. Fürstenberg-Herdringen, aus welcher Ehe drei Söhne stammen,
die Grafen Wilhelm Otto, geb. 9. Aug. 1843, Egon, geb. 29. Aug.
1844, und Oscar, geb. 29. Jan. 1846 — und Graf Oscar Max, geb.
im Dec. 1816, Herr auf Schloss Stein im Grossherzogthum Baden,
verm. 19. Oct. 1848 mit Adrienne Freiin v. Geusau, aus welcher Ehe
zwei Töchter leben. — Von den Schwestern der Grafen Maximilian
Friedrich und Wilhelm ist Gräfin Luise mit Ignaz, Grafen v. Landsberg-
Gehmen, k. preuss. Standesherrn (s. S. 8), vermählt.
GRAFEN V. WESTPIIALEX ZF FURSTENBERG.
671
Grafen v. Westerliolt. Graf ALEXANDER Fkrdinand Anton
LrnwiG Eugen — Sohn des Grafen Johann Jacob — geb. 17. März
1765, fürsll. tburn- und taxischer dirigirender Gel). Ralfe, verni. 1788
mit Winfriede Gräfin v. Jcnison- \\alworth. Aus dieser Ebe stamml
Graf Carl Theodor, geb. 1795, verm. in erster Ehe mit Henriette
Gräfin Spencer aus dein Hause Marihorough, und in zweiter mit Amalie
Gräfin Batthyany v. Nemet-ljvär, »erw. Gräfin Jenison-Walwoi th. Aus
erster Ehe stammt Graf Heinrich Friedrich, geb. 1S18, k. k. Bittmeister,
verm. 1. Mai 1S47 mit Sophie Gräfin v. Slainlein-Saalenstein, geb.
17. März 1818.
Grafen v. Westphalen zu Fürstenberg.
isatrjoltfd). #rruf?nt unö Ceflerreid).
Besitz: in der Provinz Westphalen die Fideicommiss-Besitznngen Fürstenberg, l.nei. Grund-
Nleinheim, Borcholz, Dinkelluii g, Herrori, Grossenlieern . Lipp«prfng and >I i i t • I -^ -
burn, in der Rheinjtrovinz Erbach, in Holstein Hixdoijr, und in Böhmen die Herr
schafl Kulm.
Wappen: im silhernen Schilde ein rother Querbalken und über demselben
ein schwarzer Turnierkragen von fünf Lätzen. Leber dem Schilde erhebt sich ein
Helm, welcher zwei Federn trägt, rechts eine rothe, links eine silberne, zwischen
welchen oben der schwarze Turnierkragen des Schildes schwebt. Die Heinidecken
sind null und silbern, den Schild halten zwei auswärtsseheiide, goldene Löwen,
und das Ganze umgiebt ein mit einer Grafenkrone besetzter NVappenmantel. —
Auf Lackabdrücken von neueren Petschaften trägt der Helm einen rolhen Hut mit
silbernem, kronenförmigem Aufschlage, aus welchem letzteren rechts und links eine
Feder sich nach aussen wendet.
Uraltes rheinländisches Geschlecht, welches nach allen allen Schrift-
stellern von Hermann Bielung (Billing), Herzog in Sachsen — das Bie-
lungsche Haus wurde bekanntlich 960 vom Kaiser Otto I. zur herzog-
lichen Würde berufen, und mit dem Herzoge Magnus erlosch diese
Dynastie 1106 — stammen soll. Von Hermanns Sohne, Benno, entspross
Hermann , welcher , wie seine Nachfolger , den Namen de Weslphalon
672 GRAFEN V. WESTPHALEN ZU FÜRSTENBERG.
führte, und als erster Graf v. Arensberg angenommen wird. Die Fa-
milie der Grafen v. Arensberg theilte sich spater in zwei Linien, von
welchen die eine den Namen der Grafen v. Arensberg beibehielt, die
andere aber den Namen der Grafen v. Rudenberg annahm. Der Stifter
der letzteren Linie, Hermann, hatte zwei Enkel, von welchen einer,
abermals ein Hermann , das Geschlecht der Grafen v. Stromberg fort-
pflanzte, der andere aber, Heinrich, als der Stammvater der jetzt blühen-
den gräflichen Familie v. Westphalen zu Fürstenberg zu betrachten ist.
Schon in der Mitte des 13. Jahrhunderts kommt aus derselben Andreas
als Land- oder Heermeister des Schwertordens in Liefland vor, und später
kam in die Familie, welche sich in Westphalen etc. weit ausbreitete und
namentlich im Bisthume Paderborn die höchsten geistlichen und Hof-
würden bekleidete und in Friedrich Wilhelm Ludwig, gest. 1789, einen
Fürstbischof von Paderborn und Hildesheim gab, das Erbschenken-Amt
im Fürstenthum Hildesheim, das Erb-Oberjägermeister-Amt im Fürsten-
tum Osnabrück und das Erb-Küchenmeister-Amt im Fürstenthum Pader-
born. Der Reichsgrafenstand kam vom Kaiser Franz II. 28. Juni 1792
in der Person Clemens Augusts v. Westphalen zu Fürstenberg, k. k.
Geh. Raths und bevollmächtigten Ministers zu Trier, Cöln und im west-
phälischen Kreise, in die Familie, und die Virilstimme im ersten Stande
auf dem Landtage im preussischen Westphalen wurde 22. Juni 1839
ertheilt.
Die Abstammung der jetzigen Grafen v. Westphalen zu Fürstenberg
ergiebt sich aus folgender Ahnentafel: Clemens August Wilhelm, Freiherr,
geb. 1726, gest. 12. Oct. 1778, fürstl. hildesheim. und paderborn.
Geh. Rath , auch Landdrost des Hochstifts Paderborn; erste Gemahlin:
Theresie Isabelle Freiin v. Brabeck, verm. um 1750; zweite Gemahlin:
Ferdinandine Adolphine Freiin v. d. Asseburg zu Hünneburg. — Clemens
August Wilhelm, geb. 12. Jan. 1754, gest. 26. Dec. 1818, Reichsgraf
und Burggraf zu Friedberg, des St. Johanniter-Ordens Grossprior, k. k.
Kämmerer und w. Geh. Rath etc. ; erste Gemahlin : Antoinette Gräfin
Waldbott v. und zu Bassenheim, verm. 16. Juli 1778, gest. 30. Sepl.
1787. — Friedrich Wilhelm Ferdinand, geb. 12. Oct. 1780, gest.
19. April 1809, verm. im Juni 1804 mit Elisabeth Gräfin v. Thun-
Hoheustein zu Tetschen, geb. 14. Aug. 1783, in zweiter Ehe, 29. Apr.
1817, verm. mit Joseph Clemens Grafen v. Westphalen zu Fürstenberg
(s. unten). Clemens August Wilhelm, jetziges Haupt der Familie.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier anzuführen:
Reichsgraf CLEMENS August Wilhelm — Sohn des Grafen Friedrich
Wilhelm Ferdinand — geb. 12. Apr. 1805, Erb -Küchenmeister im
Fürstenthum Paderborn, Herr der Fidei-Commiss-Besitzungen Fürstenberg,
Laer, Grundsteinheim, Herbram, Borcholz, Dinkelburg, Hervord, Grossen-
heern, Lippspring und Mühlsborn in Westphalen, RixdorfT in Holstein
und Erbach im Rheingau, verm. 22. April 1829 mit Kunigunde Grälin
v. Aicholt, gest. 10. Jan. 1843. Die vier Söhne desselben, neben einer
Tochter, sind die Grafen: Friedrich Wilhelm Joseph, geb. 21. Apr. 1830,
k. k. Rittmeister; Joseph August, geb. 20. Mai 1831, k. k. Rittmeister;
GRAFEN V. WF.STPHALKN ZI Fl'RSTFNRKRG. 673
Maximilian Maria Hubertus, geb. 18. Juni 1835, und Clemens Franz
Xaver, gel». 5. Sepl. 1836. — Der Bruder des Grafen Clemens August
Wilhelm ist: Graf Otto Franz Rhaban, geb. 26. Sept. 1807, k. preuss.
Kammerherr, bis 1848 ausserordenll. Gesandter und bevollm. Minister
am grossherzogl. oldenb., herzogl. braunsehw. und fiirsll. schaumb.-
hppeschen Hofe, verm. 2. Febr. 1845 mit Chrisliane Charlotte Amalie
Auguste Freiin v. Canitz und Dallwilz, aus welcher Ehe, neben zwei
Töchtern, zwei Söhne stammen, die Grafen: Rudolph, geb. 2. März
1847, und Rhaban Joseph, geb. 1. Sept. 1848.
Von den Geschwistern des Grafen Friedrich Wilhelm Ferdinand
lebt Gräfin Antonie, verw. Gräfin v. Ingelheim (s. Bd. I. S. 398); von
dem Grafen Rudolph Victor, geb. 7. März 1787, gest. 1. Juli 1828,
k. hannov. Oberst -Lieutenant, die Wiltwe, Caroline Freiin v. Liltzow
aus dem Hause Gross -Briltz, verm. 1825, und die aus dieser Ehe
stammende Tochter, Caroline Auguste Elisabeth, vermählte Freifrau
v. Campe — und Graf Joseph Clemens, geb. 7. März 1785, k. preuss.
Oberst a. D., Herr der Allodial- Herrschaft Kulm in Böhmen, verm.
29. Apr. 1817 mit Elisabeth Gräfin v. Tliun, der Wittwe seines Bru-
ders, des Grafen Friedrich WTilhelm Ferdinand (s. oben). Die drei
Söhne aus dieser Ehe, neben zwei Töchtern, sind: Graf Wilhelm
Clemens August, geb. 15. Febr. 1818, k. k. Rittmeister; Franz Anton,
geb. 24. Juni 1819, k. k. Rittmeister, und Friedrich Joseph, geb.
17. Jan. 1824, k. k. Rittmeister.
43
674
GRAFEN V. WICKENRURG.
Grafen v. Wickenburg.
Äatljoltfd). ©eflerfetd) un& Ijamtoner.
Besitz*, die Herrschaften Walsee, Ülmerfeld , Hagberg und Kronstütten in Oeslerreich ; die
Herrschaften Eltze in Hannover, Szakäcs, Madizestv und Szlaiina in Ungarn ele.
"Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im silbernen Mittelschild ein
schwarzer Hut mit silbernem Bande (Stammwappen : venetianisches Adelshaus
Capello). 1 und 4 in Blau ein einwärtsgekehrter, doppelt geschweifter, goldener
Löwe; 2 und 3 in Gold ein einwärtssehender, rother Greif. Ueber der Grafen-
krone erheben sich zwei gekrönte Helme. Auf dem rechten Helme steht der Hut
des Mittelschildes zwischen einem offenen Adlersfluge, dessen rechter Flügel von
Gold und Blau, der linke von Roth und Gold quergetheilt ist (Helm des Stamm-
wappens), aus dem linken Helme wächst der Löwe des 1. und 4. Feldes empor.
Die Decken des rechten Helmes sind rechts blau und golden, links silbern und
schwarz, und die des linken Helmes rechts silbern und schwarz, links roth und
golden. Den Schild halten zwei einwärtssehende Satyrn, oben bärtige, gehörnte
Männer, unten braune Böcke. Die Devise ist : Solem Tolerabit Et Imbres. — Das
Geneal. Taschenbuch der gräfl. Häuser giebt das Wappen, wie folgt, an: von Silber
über Blau quergetheilt mit einem Hut von gewechselten Tincturen.
Der Stammvater der jetzigen Grafen v. Wickenburg-Gapellini, genannt
Stechinelli, ist Johann Francesco Maria Gapellini, genannt Stechinelli. Nach
dem Geneal. Taschenb. der gräfl. Häuser (1838, S. 536) stammte der-
selbe aus dem adeligen Hause Capello in Venedig ab, und wurde als Page
von einem Herzog von Braunschweig mit nach Deutschland genommen.
Freiherr v. d. Knesebeck (S. 269) giebt an, derselbe habe - als armer
Knabe dem Herzoge Georg Wilhelm von Braunschvveig, bei dessen An-
wesenheit in Venedig, einen Anschlag zweier „maroder" venetianischer
Bürger auf das Leben des Herzogs verrathen, weshalb derselbe ihn mit
nach Zelle , wo er erzogen worden sei , genommen , und später mit
Gnade überhäuft habe. Derselbe stieg zum Drost und General -Post-
meister im Hannoverschen, kaufte das Gut Wickenburg, wurde vom
Kaiser Leopold I. 11. Juni 1688 mit dem Prädicate: v. Wickenburg
in den Adelstand erhoben und erhielt später, nach dem Freiherrn v. d.
Knesebeck, 12. Sept. 1705, vom Kaiser Joseph I. den Freiherrensland.
Das Genealogische Taschenbuch der gräfl. Häuser (1853. S. 812) führt
A. -
C.RAFKN V. WICKRNRURG. 675
dagegen ein Freiherren-Diplom vom Kaiser Carl VI., <l. d. 13. Dec. 1715,
für den Solu» desselben, Ludwig Slechinelh v. Wickenburg, an. — Die
früher von der Familie erworbenen Gilter wurden wieder veräussert
und für dieselben Besitzungen in Schlesien und Oesterreieh erkauft. —
Freiherr Anton v. Wickenburg, genannt Stechinelli, wurde vom Kur-
fürsten Carl Theodor- von der Pfalz im Reichsvicariale, 22. Sept. 1790,
in den Reichsgrafensland erhoben: eine Erhebung, welche in Oester-
reieh vom Kaiser Franz I. 1813 anerkannt wurde. Das Ober-Erbland-
Silberkämmerer-Aml in Steiermark wurde 6. Sept. 1838 verliehen. —
Von dem Sohne des Grafen Anton, dem Grafen Carl Theodor , geb.
15. Nov. 1790, gest. 5. Oet. 1847, k. k. Kämmerer und Rittmeister
in d. A., Erb-Droslen von Neuhaus und Herrn der Herrschaft Eltze in
Hannover, und der Herrschaften Szakäcs , Madizesty und Szlatina in
Ungarn, verm. 1818 mit Ernestine Freiin v. Bockura-Dolfls, jetzt Witlwe,
stammt das jetzige Haupt der Familie:
EDUARD Graf Wickenburg -Capellini, genannt v. Stechinelli, geb.
11. Sept. 1819, k. k. Kämmerer und Major. Die drei Söhne desselben
sind, neben drei Töchtern, die Grafen: Carl, geb. 20. Nov. 1820;
Otto, geb. 9. Dec. 1821, k. k. Rittmeister, und Edmund, geb. 6. Febr.
1831, k. k. Ober-Lieutenant.
Die zwei Brüder des Grafen Carl Theodor — des Vaters des Grafen
Eduard — sind : Graf Matthias Conslantin, geb. 16. Juli 1797, Herr
der Herrschaften Walsee, Ulmerfeld, Hagberg und Kronstätten in Oester-
reieh, Oberst -Erbland -Silberkämmerer in Steiermark, k. k. Kämmerer,
Geh. .Rain und bis Nov. 1848 Gouverneur von Steiermark, verm. 1. Sept.
1829 mit Emma Gräfin zu Orsey, geb. 10. Sept. 1813, aus welcher
Ehe, neben zwei Töchtern, zwei Söhne stammen, die Grafen: Ottokar,
geb. 15. Aug. 1831, k. k. Ober-Lieutenant, und Alrrecht, geb. 4. Dec.
1838 — und Graf Wilhelm, geb. 7. Aug. 1798, k. k. Kämmerer und
:Rittmeisler in d. A., verm. 1824 mit Therese Sclliers de Moranville, geb.
1806, gest. 1. März 1838, aus welcher Ehe, neben einer Tochter, ein
Sohn entsprossen ist: Graf Franz Xaver, geb. 7. Juni 1836, k. k. Cadet.
43*
(570
<;RAFKN V. W1MPITKN.
Grafen v. WimpfFen.
Uatholtfd). ©efUrretch.
Besitz: Kainberg und Radegund, Reitenau und Eicliberg in Steiermark, Baltaglia im Vene-
lianisrhen etc.
"Wappen : im rolben Schilde auf grünem Rasen ein linksschreitender sil-
berner Widder mit goldenen Hörnern und Klauen, welcher mit den Vorderfüssen
ein goldenes Kreuz hält. Ueber der Grafenkrone erhebt sich ein gekrönter Helm,
auf welchem zwischen zwei rothen Büffelshörnern der Widder des Schildes, ohne
Kreuz, so aufwächst, dass er den rechten Vorderfuss vor dem linken Hörne herab-,
den linken Vorderfuss hinter dem Hörne hält. In der Mündung der Hörner steckt
an grünem Stiele ein grünes Blatt, und an jeder äusseren Seile der Hörner stecken
drei grüne Stiele, der oberste mit einem herabhängenden grünen Blatte, der mittlere
mit zwei und der untere mit drei solchen Blättern. Die Hehndecken sind roth und
silbern. — Das ursprüngliche Wappenbild war der Widder; das Kreuz in den Vor-
derfüssen desselben erhielt 1373 Sigmund Heeremann v. Wimpffen vom Kaiser
Carl IV.
Sehr alles schwäbisches Geschlecht, welches zur reichsunmillelbaren
Ritterschaft in Schwaben, Canton Orlenau, gehörte, und dem Craichgau
entsprossen ist. Die Heeremann v. Wimpffen oder Wümpffen tauchen
aus dem Dunkel der Zeil in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts
auf: Dagobert verkaufte die beiden Neckarslädle: Wimpffen am Berge
und Wimpffen im Thale dem Hochslifle Worms mit der Bedingung, dass
sein Bruder Arnold zum Bischof desselben erwählt würde, wie 1044
geschah. Die ununterbrochene Stammreihe beginnt mit Sigmund Heere-
mann v. Wimpffen, Herrn auf Brixenstein, Zabietstein, Ebershausen etc.
in Schwaben, Kaiser Carls IV. Feldoberslen , welchem der Kaiser 1373
auf dem Reichstage zu Speier den eigenhändigen Ritterschlag ertheilte,
wobei die erwähnte Wappenvermehrung mit dem Kreuze erfolgte. Mit
dem Sohne desselben, Carl August (man beachte den Doppelnamen),
geb. 1353, k. Feld-Hauptmann, soll die Familie nach der freien Reichs-
stadt Nürnberg gekommen sein, unter deren Palriciern dieselbe fast
dreihundert Jahre verblieb. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts
kam das Geschlecht ins Elsass, und zwei Brüder, Johann Friedrich und
Johann Dietrich, gründeten zwei noch jetzt blühende Hauptstämme.
u; \kk.\ v. wniiMn \. U77
Den «lteren Hauptslamm stiTtete Johann Kriedricli , geb. 15S1, §
166S, und derselbe wird Johann- Friedrichs -Stamm genannt; den
jüngeren Hauptstarom gründete Johann Dietrich, geb. 1583. Letzterer,
der Jon an D-Dietrichs-Stamm, lerfiel später durch vier Söhne Jo-
hann Georgs II., geh. 16S9, gest. 1707, Stamm. us, Piari, Geob* und
Fkf.ix . in vier Zweige, welche die Namen der Stifter tragen.
In dieses Werk gehört nur der zweite, der Fmnzens-Zucig.
in welchen durch einen Sohn des Stifters der Grafenstand gekommen
ist. — Der Freiherrenstand , welcher zuerst vom Kaiser Leopold I.
13. Nov. 1()5S verliehen worden war, wurde vom Kaiser Joseph II.
19. Oct. 1781 den vier Brüdern Stanislaus, Christian, Franz Ludwig
und Georg bestätigt.
Franz Carl Eduard Freiherr v. Wimpffen — Sohn des Freiherrn
Franz Ludwig, herzogl. würtleinh. w. Kämmerers, General-Majors und
Chefs des herzogl. Kriegs-Departements, aus der Ehe mit Maria Magdalene
Cunigunde v. Goy — geh. 2. Jan. 1776, gest. S. Dec. 1S42, Herr
Inf Gross -KnutschUtz, Wallsee, Brunnsee und Kainberg, wurde vom
Kaiser Franz II. 8. Apr. 1797 in den Grafensland erhohen. Derselbe
war zweimal vermählt, zuerst, 16. Oct. 1796, mit Victoria Amalie
Emesline Prinzessin zu Anhalt- Bernburg -Schaumburg, geh. 11. Febr.
1772, gest. 17. Oct. 1817, und später, 1818, mit Pauline Freiin
v. Marschall, geb. 23. Mai 1787, jetzt Wittwe.
Von den jetzigen Gliederu der gräflichen Familie sind hier anzu-
führen :
Graf FRANZ Emil Lorenz — Sohn des Grafen Franz Carl Eduard
aus erster Ehe — geb. 2. Apr. 1797, Herr auf Kainberg und Rade-
gund in Steiermark, k. k. Kämmerer, Geh. Ralh, Feld-Marschall-Lieute-
uant, Civil- und Mililair- Gouverneur, so wie Statthalter in der reichs-
ur.miltelbaren Stadt Triest und ihrem Gebiete, in den gcfürsteten Graf-
schaften Görz und Gradisca und der Mark Histerreich, Finanz- Landes-
Director in diesen Kronländern und Präsident der Cenlral-See-Behörde,
Ober-Commandant der k. k. Kriegsmarine und Regiments-Inhaber, verm.
5. Oct. 1S25 mit Maria Anna Freiin v. Eskeles. Die drei Söhne des-
selben sind die Grafen: Heinrich Emil Bernhard Eduard Philipp, geb.
1. Mai 1827, k. k. Hauptmann; Franz Alphons Maximilian Philipp, geb.
23. Aug. 1828, k. k. Hauptmann, zugetheilt der k. k. Gesandlschaft
am k. russ. Hofe, und Victor Christian Gustav Aegidius, geb. 24. Juli
1834, k. k. Lieutenant und Fregatten-Fähnrich.
Der Bruder des Grafen Franz Emil Lorenz aus des Vaters erster
Ehe ist: Graf Gustav Adolph Felix, geb. 28. Dec. 1805, k. k. Kämmerer
und Feld -Marschall -Lieutenant in d. A. , verm. 17. Febr. 1850 mit
Pauline Wilhelmine Freiin v. Wimpflen, aus welcher Ehe ein Sohn ent-
sprossen ist: Graf Franz Demetrius Eduard, geb. 30. Nov. 1850. —
Der aus des Vaters zweiter Ehe stammende Sohn ist: Graf Felix Friedrich
Wenzel, geb. 16. März 1827, k. k. Rittmeister, zugetheilt der k. k.
Gesandtschaft in Rom.
678
GRAFEN V. WIJNTZLNGKRODE.
Grafen v. Wintzingerode.
ITutherifth. $reu£en.
Besitz: in der Provinz Sachsen die Rittergüter ßodenslein, Kalt-Ohmfeld , Kirch-Ohmfeld,
Tastungen, Wehnde und Wintzingerode und ein Drittheil von Rhcinholderode.
Wappen: Schild quer und in der unteren Hälfte der Länge nach get heilt,
3feldrig, mit Mittelschild. Im silbernen Mittelschild ein schrägrechtsgelegter, rotber
Feuerbaken (Stammwappen). Feld l (ubere Hälfte des Schildes) von Guld und
Schwarz der Länge nach getheilt mit einem silbernen, an den drei Spitzen mit
goldenen Sternen besetzten, querliegenden Halbmonde von gewechselten Tincturen ;
2 in Schwarz ein die Sachsen einwärtskehrender, silberner Adlersflügel ; 3 in Silber
ein die Sachsen ebenfalls einwärtskehrender, schwarzer Adlersflügel. Ueber der
Grafenkrone drei gekrönte Helme. Der rechte trägt den Halbmond der oberen
Schildeshälfte ; der mittlere den Feuerhaken des Mittelschildes aufwärts gestellt
(Helm des Stammwappens), und der. linke einen offenen Adlersflug, dessen rechter
Flügel schwarz, der linke silbern ist. Die Decken sind rechts schwarz und golden,
in der Mitte roth und silbern und links schwarz und silbern, und den Schild halten
zwei auswärtssehende, goldene Löwen. — Abbildungen des Wappens sind nicht
bekannt, und so ist denn die Beschreibung den Abdrücken sehr genau gestochener
Petschafte entnommen , welche einen Irrthum hinsichtlich der Tincturen wohl ent-
schuldigen. — Das Geneal. Taschenbuch der gräfl. Häuser (1848, p: 749) giebt nur
das Stammwappen, über welches ein Zweifel nicht herrscht.
Sehr alte eichsfeldsche und braunschweigsche Familie, welche
urkundlich schon 1209 und 1408 vorkommt und seit 1596 auch
grnbenhagensche und plessische Lehen besitzt. Als Stammhaus wird
Wintzingerode im jetzigen Kreise Worbis der Provinz Sachsen genannt.
Heinrich war um 1430 Hauptmann in Erfurt. Johann Ernst, Herr auf
Adelsborn, Wehnde, Schlotlheim , Tilleria etc., gräflich -slolbergscher
Rath und Ober- Hofmeister, starb 1690, und Ludwig Philipp, Herr auf
Adelsborn und Bodenstein, kommt 1710 als kurmainz. Oberster vor.
Ein Nachkomme Beider und wohl des Letzteren Enkel, Georg Ernst
Levin, geb. 27. Nov. 1752, gest. 24. Oct. 1834, königl. würltemb.
Slaatsminister und Ordens-Grosscanzler, Herr auf ßodenstein, Arielsborn,
Wintzingerode, Tastungen, Kirch -Ohmfeld, Kalt-Ohmfeld, Wehnde,
Tilleda, Anleben, Häringen etc., verm. mit Juliane v. Fabrice-Westerfeld
aus dem Hause Dutzow, geb. 1762, gest. 1794, wurde vom Kaiser
Franz II. 21. Aug. 1794 als damaliger kureöln. Kämmerer und hessi-
scher Ober-Hofmeister in den Reichsgrafeusland erhoben.
(JRAFF.N V. WISF.R.
679
Der Sohn des Grafen Georg Ernst Levin ist das jetzige Haupt der
Familie :
Graf Hlinkicii Carl Friedrich LEVIN, geb. 10. Ort. 1778, vorm.
k. würllemb. Slaatsminister, Herr auf Bodenslein, Tastungeo etc., verm.
in erster Ehe mit Lady Jane Diana King, und in zweiter mit Aeone
Freiin v. Hagen, geh. 13. Dec. 1800, gest. 25. Dec. 1835. Aus der
ersten Ehe stammt Graf Julius Levin, geb. 19. Sept. 1806, k. preuss.
Reg.-Rcferendar in Potsdam, und aus der zweiten Graf Wilko Ernst
Ludwig Levin, geb. 12. Juli 1833.
ßatfjolifdi.
Grafen v. Wiser.
Baken, Öagcrn.
Besitz: die theils von Baden, theils von den Fürsten von Leiningen lehnbar abhängenden
Herrschaften und Uominalgüler Siegelsbach , Weilerhof, Sandhof, LeuteraHauscn
und Ursebach, von welchen die Zehnten und Gefälle der drei ersten der Schwarz
Wiserschen, die der beiden letzteren der Weiss-Wiserschen Linie zustehen eic.
Wappen: Schild rund, mit goldener, verzierter Einfassung, quadrirt, mit
darüber gezogenem, schrägrechtem Balken und Mittelschild. In dem mit einer
Graferikrone gekrönten, der Länge nach von Gold und Uhu getheilten Mittelschilde
schwebt ein 6eckiger Stern von gewechselten Tincturen (Stammwappen). Der über
den ganzen Schild unter dem Mittelschilde sich ziehende, schrägrechte, blaue Balken
ist vor und hinter dem Mittelschilde mit einem rechtslaulenden, gekrönten, silbernen
Wiesel belegt. 1 von Gold und Schwarz, 4 von Schwarz und Gold der Länge
nach getlieilt; in den schwarzen Hälften ein einwärtsgekehrter, gekrönter, goldener
Löwe, die goldenen Hälften ohne Bild (nach Siebmacher, V. 58 führte eine andere
gleichnamige Familie in Schwarz einen goldenen Löwen auf einem grünen Drei-
berge); 2 von Gold und Silber und 3 von Silber und Gold der- Länge nach getheilt ;
in den goldenen Hälften schwebt ein die Sachsen einwärtskehrender, schwarzer
Adlersflügel, die silbernen sind ohne Bild. Den Schild deckt eine Grafenkrone,
auf welcher der Stern des Mittelschildes steht, und den Schild halten mit beiden
Vorderpranken zwei einwärtssehende, den Schweif durch die Hinterpranken schla-
680 GRAFEN V. WISKR.
gende, goldene Löwen. — Nach Cast (Adelsh. des Grossherzogthums Baden S. 214)
ist die über den Schild laufende blaue Strasse, anstatt mit zwei Wieseln mit zwei
goldenen, gekrönten und rechtsspringenden Löwen belegt, und es soll die Führung
derselben aus dem pfälzischen Wappen dem Geschlechle Wiser erlaubt worden sein.
— Da im 1. Felde in der linken, im 4. in der rechten Hälfte in Schwarz ein
gekrönter, goldener Löwe steht, so ist wohl dieser der pfälzische Löwe.
Alle österreichische Familie , welche in den Erblanden schon im
15. Jahrhundert sehr angesehen und mit Lehngülern unweit Melk seit
1450 hegütert, so wie mit vornehmen adeligen Geschlechtern durch
Verheirathungen verwandt war. Christoph Wiser zu Augsburg wurde,
wegen treuer Dienste gegen die Türken, vom Kaiser Maximilian I. 1 500
geadelt. Ein Nachkomme desselben, Wolf, erhielt 1577 vom Kaiser
Rudolph II. die Bestätigung des Adels mit einer Vermehrung des Wap-
pens. — Als nächster gemeinschaftlicher Stammvater der Grafen v. Wiser
kommt Johann Georg, verm. mit Barbara v. Mandel, vor, von dessen
Söhnen Gottfried, kurpfälz. Geh. Ralh und Hof- und Landschaftscanzier,
vom Kaiser Leopold I. 1690 in den Freiherrenstand erhoben wurde.
Von #den fünf Söhnen desselben aus der Ehe mit Ursula Herminie
v. Nürndorff (Stirndorf) pflanzte Franz Melchior das Geschlecht dauernd
fort und legte den Grund zu grösserem Ansehen und Reichthum der
Familie. Mit seinem Fürsten, dem Pfalzgrafen Johann Wilhelm, nahm
derselbe die katholische Religion an, nachdem früher die Vorfahren, des
Glaubens wegen, Oesterreich verlassen hatten, wurde w. Reichshofrath,
kurpfälz. Geh. Staatsralh, Hofcanzler etc., und später, wegen seiner
treuen Dienste hei der Belagerung von Landau, k. Geh. Ralh und Hof-
canzler, erhielt vom Kaiser Leopold I. 25. Juli 1702 den Reichs-
grafenstand, erwarb die Herrschaften Zwingenberg, Siegelsbach, Weiler-
hof etc. und starb 23. Nov. 1702. Durch seine Gemahlin, Maria
Walburga Müller v. Gradeneck, ist derselbe der Stammvater der jetzt
blühenden Linien der Familie, der weissen und schwarzen, ge-
worden.
Die weisse, auch Fe rd in an dinische Linie, gründete der ältere
Sohn des Grafen Franz Melchior, Graf Andreas Ferdinand, w. Reichs-
hofrath, kurpfälz. Geh. Ralh, Kriegsrath und Regierungs-Präsident. Von
seinen Söhnen aus der Ehe mit einer Gräfin v. Leiningen -Westerburg
pflanzte Carl Joseph, geb. 10. Febr. 1716, gest. 12. Apr. 1788,
kurbayer. Kämmerer und kurpfälz. General -Major, verm. mit Caroline
v. Helmstädt, das Geschlecht fori. Von dem Sohne des Letzteren,
Carl Theodor, geb. 1760, k. bayer. Kämmerer, grossherz. badischem
Ober-Hofgeriehlsrathe etc., stammte aus der Ehe mit Josepha Franziska
Freiin v. Erthal : Friedrich Carl, gest. 19. Apr. 1831, k. bayer. Käm-
merer und Major, verm. mit Anna Maria Freiin v. Kolfler, geb. 1789,
gest. 13. Sept. 1840, und aus dieser Ehe entspross Graf Wilhelm
Carl Friedrich (s. unten).
Die schwarze, auch Josephinische Linie, stiftete der jüngere
Sohn des Grafen Franz Melchior, Graf Franz Joseph, geb. 1679, Herr
auf Friedeisheim, Sinlzelsbach und Leulershausen, kurpfälz. Geh. Ralh,
Kammerherr, Oberburggraf zu Heidelberg etc., verm. mit Elisabeth
WLVFK.N V. WISKR. I)S|
Dorothea Gräfin v. Degenfeld -Schonburg. Von den drei Söhnen des-
selhen pflanzte Friedrich Joseph, knrplälz. Geh. Kalh und Vicepriisident.
in der Ehe mit Agathe v. Schweizer das Geschlecht fort. Von dem-
selben stammte nämlich, neben einem alteren Sohne, Gottfried Joseph,
kurpfälz. Lieutenant, und einer Tochter, Grätin Sophie Albertitte, Ge-
mahlin des berühmten k. hayer. General-Felilmarschalls Fttrtlefl r. Wreile:
als jüngerer Sohn Joseph Johann, geh. 30. März 1702, gest. 1841,
kurcöln. Kammerherr und k. hayer. Major ä la suite . renn. 30. Miirz
1785 mit Charlotte Alberline Freiin v. Scharftenslcin , genannt Pfeil,
gest. 20. Sept. 1S35. Von Letzterem stammt Joseph Carl Georg,
jetziges Haupt der Josephinischen Linie.
Neuerlich ist die schwarze oder Josephinische Linie zuerst aufge-
führt worden, weil derselben jetzt das Seniorat zusteht: nach obigen
Angaben ist die weisse oder Ferdinand inischc Linie die ältere.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier zu nennen:
Josephinische (schwarze) Linie: Graf JOSEPH Carl Georg
— Sohn des Grafen Joseph Johann — geb. 12. März 1795, Senior
beider Linien, Grundherr von und zu Siegclsbaeli, Weilerhof und Sand-
hof, grossherz. badischer Major ä la suite, in erster Ehe verm. 27. Dec.
1827 mit Luise Fräulein Vierodt, gest. 31. Jan. 1829, und in zweiler,
16. Juni 1832, mit Tberese Freiin Lasser v. Lassern. Aus der ersten
Ehe lebt Gräfin Luise, und aus der zweiten, neben Gräfin Maria, Graf
Othmar Franz Joseph, geh. 16. Nov. 1837. Die Schwestern des Grafen
Joseph Carl Georg sind die Gräfinnen Sophie, Charlotte und Ludovica.
Ferdinandinische (weisse) Linie: Graf WILHELM Carl Fried-
rich — Sohn des Grafen Friedrich Carl — geb. 21. Juni 1821, Grund-
herr von Leulershausen und Ursenbach, grossherz. badischer Kammerherr,
verm. 22. Febr. 1848 mit Eleonore Gräfin v. Leiningen-ßilligheim (Tochter
des Grafen Carl Theodor August, s. S. 26), geb. 6. Juli 1827. Aus
dieser Ehe stammt, neben Gräfin Anna Maria, Graf Theodor Carl, geh.
14. März 1849. — Die Schwester des Grafen Friedrich Carl, Grälin
Leopoldine, ist verm. mit Freiherrn v. Frais, k. hayer. Kammerherrn
und Major.
682
GRAFEIN V, WOLKE.NSTEIN.
Grafen v. Wolkenstein,
üatholifdj. ^Deflerreid).
Besitz: Wolkenstein- Trostburg, ältere- Linie: die Herrs Charten Wolkenstein , Ivano und
Villanders, und die Schlösser Fischburg, Griesbruck, Toblino und Pardell; die
HeiTschaften Hagensdorf und Brunersdorf mit den Gütern Göttersdorf, Wildschitz
und Luschitz in Böhmen: mittlere Linie: die Herrschaften Lednilz und Neuhaus an
der Elsch; jüngere Linie: die Herrschaften Trostburg, Boimont undGarzig; Wolken-
stein-Rodenegg, ältere Linie: die Herrschaft Rodenegg; jüngere Linie : die Herr-
schaft St. Petersberg und Scbloss Nouburg in Vorarlberg etc.
Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im blauen Mittelschilde ein
silberner, eingebogener Sparren (Rodnegg oder Rodanck). I und 4 von Roth und
Silber schrägrechts mit Wolken so getheilt, dass drei silberne, einfache Wolken in
die rothe Abtheilung hinauf gehen (Wolkenstein, nachSpener: Maulrapp); 2 und 3
in Blau drei oben abgekürzte und zugespitzte, silberne Pfähle mit einem rothen
Schildesfusse (Villanders, Villander). Auf dem Schilde stehen zwei gekrönte Helme.
Der rechte Helm trägt zwei rothe, in den Mündungen mit einer und an den äusseren
Seiten mit vier Pfauenfedern besteckte Büffelshörner, zwischen denen ein goldener
Zaun steht, hinter welchem sich drei silberne Straussenfedern erheben (wolken-
steinscher Helm). Der linke Helm trägt zwischen zwei Hirschhörnern von zehn
Enden und von natürlicher Farbe einen von Blau und Roth die Länge herab getheilten,
unten von Silber aufgeschlagenen Hut, welcher oben gekrönt und mit drei Straussen-
federn, blau, silbern, blau, besteckt ist. Die Helmdecken sind rechts roth und
silbern, links blau und silbern. — Nach Spener sind die drei Pfähle im 2. und
3. Felde nicht abgekürzt, sondern die Spitzen slossen an den Schildesrands —
Die Angabe Einiger, dass der .Mittelschild quer getheilt sei und oben in Silber eine
rothe Rose, unten in Gold auf grünem Boden ein schwarzes, rechtslaufendes Schwein
(Eberstein) zeige und dass durch diesen Schild der rodneggsche Sparren aus dem
Wappen verdrängt worden sei, scheint auf einem Irrtlutm zu beruhen, wenn auch
allerdings durch Vermählung einige ebersteinsche Allodialgüter, welche später an
Baden verkauft wurden, an die woTkensteinsche Familie gekommen sind.
Sehr altes, ursprünglich tirolisches Rittergeschlecht, welches später
den Freiherren- und den Reichsgrafenstand erhalten hat, sich weit, auch
in Böhmen und Ungarn, ausbreitete, sehr gliederreich wurde und grossen
Grundbesitz erlangte. Die Familie stammt, nach älteren Angaben, aus
dem uralten, tiroler Rittergeschlecht: Villanders, welches nach Bucelini
schon 650 das gleichnamige Schloss besessen haben soll und welches
später auch das Schloss Pradell (Pradel, Pratel) an sich brachte und
bis 1488 besass. Letzteres Schloss besass um 1150 Conrad II. Villanders
GRAFEN V. WOLKK.NSTI IN. (583
im«! nannte sich nach demselben Villanders zu Pradell. Ein Urenkel
seines Solines Tegevo , Rudolph, kaufte 1292 das alte Scliloss der Fa-
milie Maulrapp, welches auf einem hohen Felsen in Greden stand und
welches man, da das Scliloss fast immer von Wolken umgeben war,
Wolkenstein nannte. Nach diesem Schlosse nannte sich Rudolphs Sohn,
Conrad oder Ram>old v. Villanders, 1307 (1328) zuerst Wolkenstein,
und von demselben stammen die jetzigen Grafen v. Wolkenstein ah.
Conrads Enkel, Miciiakl (Reithold) und Oswald, stifteten seil 1402 zwei
Linien, die zu Trostburg und zu Rodenegg.
Den Freiherrensland eil heilte Kaiser Friedrich III. 1476 der Linie
zu Trostburg und eine Erbstamm -Verbindung kam 12. Jan. 1530 zu
Stande. Der freiherrliche Titel: zu Rodenegg wurde vorn Kaiser Maxi-
milian II. 2. Aug. 1564 ertheill und das Erbland-Stallmeister- und Vor-
schneider-Amt in Tirol 24. März 1568 verliehen. Den ReichsgralVn-
sland verlieh Kaiser Ferdinand II. 24. Ott. 1630 und derselbe wurde
vom Kaiser Ferdinand III. 6. Aug. 1637 bestätigt. Dass, wie v. Hell-
bach (Adelslexicon II. 781) angiebl, die Linie zu Rodenegg den Grafen-
tilel erst im 18. Jahrhundert erhalten habe, ist wohl in Zweifel zu
ziehen, da Megerlc v. Mühlfeld, dessen Fleiss sehr anzuerkennen ist,
eine Erhöhung in dieser Zeit nicht angiebt.
Franz Christoph Freiherr zu Wolkenstein vermählte sich gegen
Ende des 16. Jahrhunderts mit Maria, der Tochter des Grafen Otto zu
Eberstein, und so erhielt die Familie nach Erlöschen der Grafen v. Eber-
stein 1663 einen Theil der gleichnamigen Herrschaft derselben in
Schwaben, wodurch Sitz und Stimme auf der schwäbischen Grafenbank
erlangt wurde. Dieser Theil wurde aber später an Raden verkauft, und
so finden sich denn im Geneal. Reichs- und Staats- Lexicon, so wie in
den Werken von Krebel und Jacobi unter den Grafen der schwäbischen
Rank die Grafen v. Wolkenstein nicht mehr vor. So ist denn Gaiihe
(I. 2920), da selbst Ilübner (Lexicon genealogicum , Hamburg 1751)
den Forscher verlässt, die einzige, der Redaction als zu beachtende
bekannte Quelle, und die Angaben derselben vermitteln den Anschluss an
die Gegenwart nicht. Hier sollten doch wirklich im Interesse der allen,
berühmten Familie die Archive derselben eintreten !
Die Familie zerfällt jetzt nach i\cn obigen Angaben in die Haupl-
linien : Wolken s lein-Tros tburg und Wo I ke ns lein-Rod enegg.
Wolkenstein-Trostburg ergiebt drei Linien: die ältere Linie zu Trost-
burg, die mittlere zu Lcdiutz und die jüngere Linie; Wolken-
stein-Rodenegg aber scheidet sich in eine ältere und in eine jün-
gere Linie.
Die hier anzuführenden Glieder der Familie sind:
Wölk en stein-Trostburg. Gestiftet durch Michael v. Wolken-
stein, Herrn zu Troslburg, 1420.
Aeltere Linie zu Troslburg. LEOPOLD Joha>n Radtist, Gral*
Wolkenslein-Trostburg, Freiherr zu Neuhaus — Sohn des Grafen Anlon
Maria, gest. 16. Jan. 1808, k. k. Kämmerers und grossherz. würz-
burgischen Ministers, aus der Ehe mit Maria Anna Gräfin v. Firmian,
684 GRÄFE« V. WOLKK.NSTKIN.
geb. 11. Juli 1777, verm. 5. Nov. 1797, f - geb. 3. Juli 1800,
k. k. Kammerer untl Präsident des tirolisch — ständischen Landtags -Aus-
schusses. — Der Bruder desselben ist: Graf Carl Friedrich Otto, geb.
10. Sept. 1S02, Herr der Herrschaft Hagensdorf und ßrunersdorf mit
den Gütern Göttersdorf, Wildsehitz und Luschitz, k. k. Kämmerer, Geh.
Rath, Oberst-Landrichter und Landrechts- Präsident zu Brunn, verm.
27. Mai 1830 mit Elisabeth Gräfin Wolkenstein-Trostburg, geb. 6. Mai
1805. Die fünf Söhne desselben sind die Grafen: Leopold Carl Anton,
geb. 9. April 1831, Anton Carl Simon, geb. 2. Aug. 1832, k. k. Lieu-
tenant, Carl Ernst Hugo, geb. 1. Jan. 1834, k. k. Lieutenant, Wilhelm,
geb. 1. Nov. 1836, und Heinrich, geb. 7. Jan. 1841.
Mittlere Linie zu Lednitz: ERNST Graf Wolkenstein -Trost-
burg-Lednilz — Sohn des Grafen Franz, gest. 23. Aug. 1821, aus der
Ehe mit Maria Anna Gräfin v. Slarhemberg, geb. 31. März 1758, gest.
12. Aug. 1827 — geb. 28. Febr. 17S2, Oberst- Erbland- Stallmeister
in Tirol, k. k. Kämmerer und Rittmeister in d. A., verm. 27. Mai
1804 mit Caroline Gräfin Eslerhäzy, geb. 18. März 1787, gest. 24. Aug.
1829. Der Sohn desselben ist: Graf Anton, geb. 18. Febr. 1807,
k. k. Rittmeister in d. A., verm. 15. Sept. 1839 mit Maria Gräfin
Erdödy, geb. 4. Juni 1817, aus welcher Ehe zwei Söhne stammen,
die Grafen: Oswald Gobert, geb. 6. Jan. 1843, und Anton Gobert,
geb. 7. Juli 1844. Die Töchter des Grafen Ernst sind: Gräfin Pauline,
vermählte Gräfin v. Bellegarde (s. Bd. I. S. 62), und Gräfin Elisabeth,
vermählte Gräfin v. Wolkenstein-Trostburg (s. oben).
Jüngere Linie: Graf ROBERT, Besitzer der Herrschaften Trost-
burg, Boimont und Garzig.
Wrolkenstein-Rodenegg, gestiftet durch Veit Freiherrn zu
Wolkenstein, welcher 1491 die Herrschaft Rodenegg vom Kaiser Maxi-
milian I. als Geschenk erhielt.
Aeltere Linie. CARL Graf Wolkenstein- Rodenegg, Freiherr zu
Saleck und Hauenstein, geb. 6. Febr. 1768, Oberst-Erbland-Vorschneider
in Tirol, k. k. Kämmerer und Gubernial-Secrctair, verm. 13. April 1795
mit Maria Magdalena Gräfin v. Spaur, geb. 18. Oct. 1778. Aus dieser
Ehe stammt Gräfin Rosa, verw. Freifrau v. Seyffertitz.
Jüngere Linie: Graf Leonard JOSEPH, geb. 18. Nov. 1763,
Oberst -Ei bland -Vorschneider in Tirol, k. k. Kämmerer und quiesc.
Gubernial-Secretair, verm. 22. Juni 1794 mit Maria Anna Gräfin
v. Thurn-Valsassina und Taxis, geb. 11. Febr. 1775, gest. 1843. Die
drei Söhne desselben, neben einer Tochter, Gräfin Maria Anna, verw.
Freifrau Fenner v. Fenneberg, sind: Graf Ernst Friedrich Leonard, geb.
6. Febr. 1799, Herr der Herrschaften St. Petersberg und Freihof-Kissei
in Tirol, k. k. Kämmerer, Abgeordneter des k. k. adeligen Damenstifts
in Innsbruck, verm. 2. Mai 1830 mit Maria Anna Gräfin v. Spaur, geb.
14. Aug. 1805, aus welcher Ehe, neben drei Töchtern, drei. Söhne
leben, die Grafen: Carl Maria Leonard, geb. 30. März 1831, Oswald
Ernst Leonard, geb. 24. Aug. 1835, und Arthur Carl Leonard, geb.
4. Jan. 1837 — Graf Alexander Victor Leonard, geb. 16. Juni 1805,
GRAFEN V. WR.VTISI \W.
685
k. bayer. Hauptmann im Ingenicureorps — und Graf Friedrich I'l\
Leonard, geb. T.Juni 1 b 0 7 , k. k. Major in d. A., verm. 7. Sept. IE
mit Caroline v. Jenull, geh. 20. April 1809, gest. 7. April IS 11. Der
Sohn desselben, neben einer Tochter, ist Graf Oswald, geb. 26. Min 1S41.
Grafen v
ßatholtfd).
Wrattriaw.
Ocftrrrcirf).
Besitz: in Böhmen die Fideicommisa-nerrachaften K«-i undRakow; die Allodial-Hemcbaf)
MilRechowea; die Hemebafl VPottiti mit den GOtern Jaoewiti und Olbranowiti und
die Güter Choiieschau und BilkowiU; die AJlodiaf-BemchaJl tyotmm mit dem (,ute
Wscberadili; die Herrschaft Kalladev etc
"Wappen : Schild der Länge nach von Koth und Schwarz gelheill , ohne
Bild. Auf dem Schilde sieht ein mil einer fünfspilzigen , goldenen Zinkenkrone
gekrönter Helm, welcher zwei Btlffelshörner trägt, von denen das reihte schwarz,
das linke rolh ist. Anstatt der Heinidecken umgieht Helm und Schild ein schwarzer,
rolhgefütterter Wappenmantel. Wie beschrieben, iindet sich dieses Wappen in den
Supplementen zu Siehmachers Wappenbache (VI, 13) In Tyrofffl Neuem adeligen
Wappenwerke (II, 37) ist der Schild oval, und wie angeführt, gelheilt und tingirl.
Derselhe wird von einem schwanen Wappenmantel mit rotlien Krausen und Futter,
und oben mit der gräflichen Krone bedeckt, umgehen. - Die Angaben des Wappen-
buchs der durchlauchtigen Welt (IV, 45S) weichen sehr ab. Der Schild ist von
Silber und Kolli der Länge nach getheilt, der Helm mit einem silbernen Wulste
mit rothen, fliegenden „Zindelbmden" bedeckt, und derselhe trigl einen geschlos-
senen, die Sachsen linkskehrenden Adlersflug, dessen vorderer Flügel roth, der
hintere schwarz ist. Die Helmdecken sind roth und schwarz.
Eins der ältesten, angesehensten und weilverzweigten böhmischen
Grafenhäuser, welches nach der Dednctio genealogica famibac S. R. G.
Comilum Wratislau de Mitrowitz ex Scriplor. Beben), vom Herzog Wra-
tislaw IL, welcher 1086 König in Böhmen wurde, stammt. Das Nähere
über diese Abslammiing findet sich in dieser Schrift und ist ans der-
selben von Hühner, Gauhe und Anderen milgclheilt worden, daher leicht
zugänglich. Zdencko Wratislau blieb mit dem König Prelislaus Otlocar
und dem Kerne des böhmischen Adels 1278 auf dem Marchfeld in
6% GRAFRN V. WRATISLAW.
Oesterreich. Johannes Wratislaw, Kaiser Sigmunds General in Ungarn,
erhielt nach errungenen Siegen als Geschenk die Grafschaft Milrowitz
und erhaule an der Sau das gleichnamige Schloss. Derselbe fiel mit
12 seiner Söhne in einer Schlacht am schwarzen Meere, der 13. und
jüngste Sohn aber ist der Ahnherr aller späteren Grafen Wratislaw
v.. Mitrowitz geworden, welche durch, den Beinamen Mitrowitz sich von
anderen längst ausgestorbenen Linien der Familie, den Linien Wratislaw
v. Mnisseck , Wratislau v.. Wrani etc. unterschieden. Nach Allem war
dieser jüngste Sohn wohl Ores Wratislau v. Mitrowitz, Herr in Skrzipel,
Trzcmschin etc., welcher mit anderen Edelen 1421 auf dem Landtage
zu Czaslaü zum Statthalter des Königreichs erwählt wurde. Mit dem-
selben beginnt die forllaufende Slammreihe. Von seinem Sohne Wra-
tislaus Wratislau v. Mitrowitz, Herrn in Skrzipel, welcher um 1467 Burg-
graf des Prager Schlosses war, stammte Johann, gest. 1500, Herr in
Dobrzan , Liticz und Stergowilz. Johanns Sohn war Wenceslaus , gest.
1554, Herr in Skrzipel, von dessen Söhnen vier besondere Linien stif-
teten. Johann gründete die locho wi tzsche, Sebastian die mirös-
sowsche, Stephan durch seinen Sohn Wenceslaus die türkische,
und Georg die protowin- oder zalsische Linie. Von allen diesen
Linien blüht nur noch die türkische Linie, auf welche sonach hier
allein Rücksicht zu nehmen ist und welche sich in die weiter unten
angegebenen Aesle verbreitet hat.
Stephans Sohn, Wenzeslaus, Freiherr Wratislau v. Mitrowitz, Herr
in Kniena, Korckin und Zduchowilz, des grösseren Landrechls Beisitzer,
war 1590 von den Türken gefangen worden, und hat die Geschichte
dieser Gefangenschaft in böhmischer Sprache herausgegeben. Die Nach-
kommenschaft desselben nannte sich die türkische. Von seinen Söhnen
war Adam Leopold, gest.. 1653, k. k. Ralh, Lehens- und Kammer-
Gerichts-Assessor und Hauptmann des Podbrzensischen und Muldauer
Kreises. Von demselben stammte Wenceslaus Ignaz, Graf Wratislau
v. Mitrowitz, Herr auf Porgitz, Zuklin und Neu-Mitrowitz, k. k. w. Geh.
Rath , Kämmerer und k. böhm. Kammerrath, berühmt als böhmischer
Historiker. Von dem 'dritten seiner Söhne, von Peter Ernst, Herrn zu
Kniena und Mitrowitz, entspross unter vier Söhnen Franz Ignaz, Graf
Wratislau von Mitrowitz, Herr in Maleschütz, Schönwald, Peters wald etc.,
k. k. w. Geh. Rath und Kämmerer, welcher den Stamm durch zwei
Söhne, Johann Joseph und Franz Carl, k. Appellalionsrath in Böhmen,
fortpflanzte. Franz Ignazs, des Stifters der jetzt blühenden Linie Kost,
ältester Sohn, Johann Joseph, stiftete die Speciallinie Kost, welche,
durch vier Söhne desselben, Franz Wenzel, Franz Joseph, Johann Veit
und Procop, sich in die vier jetzt blühenden Aeste schied ; der jüngere
Sohn aber, Franz Carl, gründete die zweite Speciallinie Kalladey.
Die zweite jetzt blühende Linie zu Dirna (s. unten) stammt von dem
Grafen Johann Anton. Eine genaue Angabe über den Stifter dieser Linie
ist nicht zu ermitteln.
Die Familie liess später den früher geführten gräflichen Titel fallen
und hielt sich nur an den Herrentitel. Johann Wenzel, Wenzel Ignaz,
GRAFEN V. WItATfSI.AW. 0^7
Georg Rernhard, Franz Ignaz, Wenzel Adalrert und Franz Carl wurden
vom Kaiser Leopold I. 28. Juli 1701 in den Keirhsgrafensland erhöhen.
Wenzel Ignaz, Kämmerer und Kanunerralli in Ibilunen, erhielt in dem-
selben Jahre auch den erblämhseh -böhmischen Grnfenslaiul , und tum
Kaiser Joseph I. wurde 7. Jan. 1700 für Georg Hehmiaio» und Kran/
Ignaz der Reichsgrafenstand bestätigt. Dem Senior der Familie steht
übrigens vom Kaiser Carl VI. seit dem 17. Dec. 1711 das sechste
der zehn böhmischen Erb-Hofäinter , das Erb -Küchenmeister -Ami im
Königreich Böhmen, zu, welches jetzt Graf Franz, dirnaer Linie, vertritt.
Die Erlaubniss, den Namen: Grafen Wratislau von Milrowitz mil dem
Namen: Schöufeld verbinden zu dürfen, erhielten vom Kaiser Carl VI.
1741 die Gebrüder Johann Joseph und Franz Carl Grafen Wialislau
von Milrowitz. Dieselben waren Söhne des Grafen Franz Ignaz aus der
Ehe mit Maria Anna Viclorie Gräfin v. Schönfeld (s. S. 415).
Die Familie scheidet sich jetzt in zwei Haupllinien, in die Haupl-
linie zu Kost und in die Linie zu Dirna. Die Ilauptlinie zu Kost
stammt von dem Grafen Franz Ignaz, geb. 1660, gest. 1720, und
scheidet sich in zwei Speciallinien, in die Speciallinie Kost und in die
Speciallinie Kalladey. Die Speciallinie Kost zerfällt in vier rAeatey
deren Stifter die vier Söhne des Grafen Johann Joseph, geb. 1688, gest
1742, — älteren Sohnes des Grafen Franz Ignaz — Franz Wenzel,
geb. 1727, gest. 1799, Franz Joseph" , geb. 1723, gest. 1787, Johann
Veit, geb. 1730, gest. um 1790, und Procop, geb. 1732, gest. 1815,
sind. Der dritte von Johann Veit stammende Ast ist 17. Febr. 1830 mit
dem Grafen Joseph Anton im Mannsstamme erloschen. — Die Special-
linie Kalladey, welche 10. Juni 1715 das Indigenat in Ungarn erlangt
hat, stammt von dem jüngeren Sohn des Grafen Franz Ignaz, von dem
Grafen Franz Carl. — Die Ilauptlinie zu Dirna stammt von dem Grafen
Johann. Anton, geb. 1682, gest. 1741, und umfasst die Nachkommen-
schaft des Grafen Franz Adam, geb. 1759, gest. 1812.
Die Abstammung der jetzigen Familienglieder ergiebt sich aus fol-
genden Ahnentafeln und Bemerkungen:
Hauptlinie Kost. Speciallinie Kost: erster Ast. Johann
Joseph — ältester Sohn des Grafen Franz Ignaz aus der Ehe mil Maria
Anna Viclorie Gräfin v. Schönfeld — geb. 1688, gesl. 1742, k. k.
Kämmerer und Kreishauptmann; Gemahlin: Josephe Ludomille Freiin
Marquard v. Hradeck, venu. 1722. — Franz Wenzel, geb. 1727, gesfc
1799, k. k. Kämmerer; Gemahlin: Anna Josephe Freiin Nelolitzky
v. Eisenberg, verm. 1755. — Anton Wenzel Casimir, geb. 6. April
175B, gest. vor 1800, nimmt als Erbe seines müllerlichen Grossvalers,
des Freiherrn Wenzel Casimir Nelolitzky v. Eisenberg, Herrn der Herr-
schaft Kost, k. k. w. Geh. Ralhs etc., den Namen: Graf Wialislau
v. Milrowitz und Nelolitzky an; Gemahlin: Eleonore Gräfin v. Wrbna,
geb. 9. Nov. 1757, verm. 17. Ocl. 1780, gest. nach 1605. — Eigen,
jetziges Haupt des ersten Astes. — Zweiter Ast. Johann Joseph
(s. Ahnentafel des ersten Astes) — Franz Joseph, geb. 12. Sept. 1723,
gesl. 1787, k. k. Kämmerer etc.; Gemahlin: Maria Theresia Grälin
688 GRAFEN V. WRATISLAW.
v. Pötting, geb. 27. April 1734, verm. 1754, f. — Franz Joseph
Maria Oswald Adam und Anton Franz, Gebrüder (s. unten). — Dritter
Ast. Im Mannsstamme, wie angegeben, erloschen. Vierler Ast.
Johann Joseph (s. den ersten Ast). — Procop Wenzel, geb. 1732,
gest. 1815, k. k. General -Feld Wachtmeister etc. — Joseph, gest.
25. Mai 1834. — Eduard Joseph Constantin Johann Nepomuk, jetziges
Haupt des vierten Astes.
Speciallinie Kalladey. Franz Carl — jüngerer Sohn des
Grafen Franz Ignaz aus der Ehe mit Maria Anna Victorie Gräfin
v. Schönfeld (s. oben) und Bruder des Grafen Johann Joseph — geb.
1696, gest. 25. Febr. 1759, k. k. Kämmerer, w. Geh. Rath und Appel-
lations-Vicepräsident in Böhmen ; erste Gemahlin : Maria Anna Franziska
Theresie Gräfin v. Kinski, verm. 1727, gest. 26. März 1737. — Franz
Carl, geb. 1731, gest. nach 1800, k. k. Kämmerer; Gemahlin: Maria
Anna Gräfin v. Desfours, verm. 1762. — Carl, geb. 24. Febr. 1772,
gest. 27. Juni 1823, Herr der Herrschaften Kalladey und k. k. Major;
Gemahlin: Theresia v. Berger, geb. 18. Sept. 1777, verm. 21. Juni
1800, gest. 1834. — Rudolph, jetziges Haupt der Linie.
Hauptlinie Dirna. Johann Anton (nach früheren Angaben
Johann Wenzel) — Sohn Georg Adams aus der Ehe mit Anna Felicitas
Gräfin v. Werschowetz — geb. 28. Sept. 1682, gest. 18. Mai 1741,
k. k. Kämmerer und Oberst-Lieutenant; Gemahlin: Eleonore Margaretha
Freiin v. Talnberg, geb. 16. Juli 1695, verm. 1717, f. — Vincenz
Ignaz Franz, geb. 13. Jan. 1724, gest. 8. Oct. 1794, Herr der Fidei-
commiss-Güter Ginetz, Bazdetitz, Dirna und Zalschy, k. k. w. Geh.
Rath etc.; Gemahlin: Philippine Gräfin v. Kolowrat-Nowohradsky, geb.
21. Mai 1725, verm. 1748, gest. nach 1800. — Franz Adam, geb.
27. Febr. 1753, f; Gemahlin: N. N. v. Wagner. — Gustav, gest.
22. Dec. 1827, Herr der Herrschaft Dirna und des Fideicommiss-Gutes
Zalschy, k. k. Kämmerer; Gemahlin: Josephine Gräfin v. Klebelsberg,
verm. 18. Nov. 1819, gest. 27. Febr. 1825. — Franz, Haupt dieser Linie.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier zu nennen :
Hauptlinie Kost. Speciallinie Kost.
Erster Ast: EUGEN Graf v. Wratislaw-Netlolitz — Sohn des
Grafen Anton Wenzel Casimir — geb. 8. Juli 17S6, k. k. Kämmerer,
Geh. Rath, General der Cavallerie, Commandant der ersten Armee (in
Wien), zweiter Inhaber des 1. Kürassier-Regiments Kaiser, Herr der
Fideicommiss- Herrschaft Kost und der Allodial- Herrschaft Militschowes,
Erb-Land-Küchenmeister in Böhmen. Die beiden Schwestern desselben
sind : Gräfin Elisabeth, verw. Gräfin Woracziczky v. Babienitz, und Gräfin
Maria Apollonia, verw. Freifrau v. Scheibler.
Zweiter Ast. Vom Grafen Franz Joseph Maria Oswald Adam,
geb. 5. Aug. 1775, gest. 10. April 1849, Herrn der Herrschaft Wotlitz
mit den Gütern Janowitz und Olbramowitz und der Güter Chotieschau
und Bilkowitz, k. k. Kämmerer, stammen aus der Ehe mit Antonie Freiin
v. Sterndahl, geb. 25. Jan. 1782, verm. 3. Oct. 1805, f, neben einer
Tochter, Gräfin Ludmilla, verm. mit Sigmund Corsinus Grafen Berchtöldl
f.RAFKN V. WRATISLAW.
(»SO
(s. Rd. I. S. 70), zwei Söhne: Graf FRANZ Joskph Friedrich, geb.
18. April 1813, Malteser-Ordens-Ritier, k. k. Kämmerer und nieder-
Österreichischer Regierungssecrelair, und Graf Joskph Xaver Adam, geh.
3. Jan. 1818, Malteser-Ordens-Ritter. — Der Bruder des Grafen Frani
Joseph Maria Oswald Adam ist: Graf Anton Franz, geh. 18. Jan. 1777,
k. k. Kämmerer und Rittmeister, Herr auf Ahony in Ungarn, venu.
20. Mai 1804 mit Christina Gräfin Festetics de Tolna, geh. 20. Juli
1780, gest. 21. März 1835. Der Sohn desselben, neben einer Tochter,
Gräfin Johanna, vermählten Freifrau Ubelli v. Siegburg, ist: Graf Ludwig,
geh. 16. März 1805.
Dritter Ast. Im Mannsstamme erloschen (s. oben). Vom letzten
Grafen Joseph Anton, gest. 17. Febr. 1830, leben aus der Ehe mit
Maria Gräfin v. Desfours, verw. Gräfin v. Wallis, gest. 20. März' 1840,
zwei Töchter: Gräfin Josephine, veim. mit Carl Fürsten v. Schwarzen-
berg, Herrin der Allodial-Herrschaft Wossow mit dem Gute Wscheraditz,
und Gräfin Gabriele, verm. mit Joseph Grafen v. Dietrichstein-Proskau-
Leslie (s. Rd. I. S. 499).
Vierter Ast. Graf Eduard Joseph Constantin Johann Nepomuk
— Sohn des Grafen Joseph — geb. 21. Mai 1S20. Die drei Schwe-
stern desselben sind die Gräfinnen: Maria, Adele und Anna. Der Rruder
des Grafen Joseph ist Graf Johann, geb. 1798, k. k. General-Major und
Feslungscommandant zu Piacenza.
Speciallinie Kalladey. RUDOLPH Graf Wratislau v. Mitrowitz
— Sohn des Grafen Carl — geb. 12. Aug. 1811, Herr der Herrschaft
Kalladey in Rühmen, k. k. Gubernialrath und Rezirkshauplmann l. Classe
zu Leitmeritz, verm. mit Chrisline Freiin v. Rieschin, gest. 1850. —
Die Schwester desselben ist Gräfin Caroline, verm. mit dem k. k.
Gubernial- und Präsidialconcipisten Alois Klar zu Prag. — Vom Rruder
des Grafen Rudolph, dem Grafen Carl, geb. 3. Dec. 1808, gest. 1844,
lebt die Witlwe, eine geborene Freiin v. Kotz.
Hauptlinie Dirna. Graf FRANZ — Sohn des Grafen Gustav —
geb. 3. Mai 1823, Herr der Fideicommiss -Herrschaft Dirna und des
Fideicommiss- Gutes Zalschy. Die Schwestern desselben sind: Gräfin
Therese und Gräfin Josephine. — Die Schwestern des Grafen Gustav
sind: Gräfin Philippine, verm. mit Anton Fröhlich, k. k. Feld-Kriegs-
Regislrator bei dem Wiener Artillerie-Feldzeugamt, und die Gräfinnen
Anna und Eleonore.
44
690
GRAFEN V. WRBNA U. FREl'DENTHAL.
Grafen v. Wrbna u. FreudenthaL
iSatholtfd). (SDcfletretd).
Besitz: in Böhmen rlie Allodinl-Herrschaf'ten Hoizowitz und Ginetz mit den Gütern bezdietitz,
Komorow und Waldock; in Mähren die Herrschaften Holleschau und Rimnitz eic.
Wappen: im Manen Schilde ein goldener Querbalken, über welchem
sowohl, als unter demselben jedesmal drei goldene Lilien neben einander stehen.
Auf dem Schilde steht ein gekrönter Helm, der eine goldene Säule trägt, durch
welche ein schräglinks in die Höhe gekehrter, goldener Pfeil hindurch geht. Die
Helmdecken sind golden und blau. — Auf neueren Abbildungen steht der Helm
auf einer Grafenkrone, der Pfeil durchbohrt die Säule schrägrechts, und den Schild
halten zwei einwärtssehende, goldene Greife.
Sehr altes Ritter- und Grafengeschlecht, welches in sicheren Ur-
kunden zuerst im 13. Jahrhundert in Schlesien erscheint. Slephanus
de Wirbenaw und mehrere seines Stammes stifteten 1226 das Kloster
zu unserer lieben Frauen ,,im Walde" zu Schweidnitz. Nach älteren
Schriftstellern ist der Ahnherr der Familie Werboslaus Graf v. Wrbna,
welcher um 895 im Heere des Kaisers Arnulph kämpfte, und in allen
Briefen sollen Zemoit 913 und Boleslaus 957 als Grafen v. Würben
und als Zeugen vorkommen. — Das älteste Stammhaus der Familie in
Schlesien war Würben bei Schweidnitz, welches die Familie selbst dem
Kloster Grüssau schenkte. Später besass das Geschlecht die Herrschaft
Freudenthal oder Bruntali und seit 1439 die Herrschaft Hultschin
(Litschine), beide im Troppauschen. Dass die Familie- Wrhna zeitig in
Polen begütert war, steht fest, doch folgt daraus nicht, dass dieselbe
aus Polen nach Schlesien gekommen sei. Zu Schloss Reissen (Rydzin)
in Schlesien blühte Jahrhunderte lang ein Hauptzweig des grossen pol-
nischen Hauses Lelie, die Grafen Werbno-Rydzinski, welche mit der
Familie' Wrbna ein Wappen führten. — Später kam aus Schlesien das
Geschlecht nach Mähren und namentlich nach Böhmen. — Nachdem
Jahrhunderle lang die Grafenwürde in der Familie, nicht mehr vererbt
worden war, wurde Johann Stephan Graf v. Würben und Freudenthal,
Freiherr zu Hultschin, des Fürstentums Troppau Landeshauptmann, mit
seinem Sohne, Wenzel, k. k. Geh. Rathe, vom Kaiser Ferdinand III.
16. April 1642 in den Reichsgrafenstand erhoben oder, nach den
GRAFEN V. WRUW l\ FRI l !>! YN1 Vi . Ii<)l
Worten «los Diploms, demselben die reicbsgräfhcbl Würde llUKtt
Vorher schon, 1628, halte das Geschlecht vom Reise* Ferdinand II. in
einer goldenen Bulle verschiedene andere Begnadigungen erhallen. Eine
Bestätigung des Reichsgrafenstandes erfolgt« 6. I»««-. L662 ron Kaiser
Leopold I.
Durch zwei Söhne Stephans, gest. 1567, Johann und Albert, theille
sich die Familie in zwei Ilanptlinien , in die böhmische und in die
Ichlesische. Die letztere, von Albert gestiftet, erlosch im Manns-
slamme mit dem Grafen Carl Wenzel, welcher 22. No\. 1757 in der
Schlacht bei Breslau Wieb. Die von Johann gegründete b üh mische
Hauplhnie blüht noch. Dieselbe theille sich durch zwei Enkel Wenzels
und Sühne des Johann Franz, geb. 1034, gest. 1705, Wmstx Joseph
Franz und Norbert, in zwei Aeste : den älteren zu Fuhieck in Mähren
und den jüngeren zu Horzowilz in Böhmen. Der allere Ast zu
Fulneck muss in den ersten Jahrzehnten dieses Jahrhunderts mit dem
Grafen Johann Nepomuk erloschen sein. Aus dem jüngeren Aste zu
Horzowitz stammen die jetzigen Grafen v. Wrbna und Freudenlhal, und
die dieselben betreffende Ahnentafel ist folgende: Wenzel Graf v. Wilma
und Freudenlhal; Gemahlin: Elisabeth Polyxena Dembmski v. Dembie. —
Johann Franz; Gemahlin: Theresia Franziska Gräfin v. Marlinicz. —
Norbert Wenzel, geb. 1650, gest. 30. April 1729, k. k. Geh. Ratb ;
Gemahlin: Aloysia Stephane Gräfin v. Kinsky, geb. 26. Dec. 1707, verm.
1726, gest. 21. Aug. 1786. — Eugen Wenzel Joseph, geb. 3. Jan.
1728, gest. 23. Mai 1789, Herr auf Horzowitz, k. k. w. Geh. Ratb,
Kämmerer, Oberst- Hofmarscball etc.; Gemahlin: Maria Theresia Gräfin
Kollonitz v. Kollograd, geb. 15. Sept. 1733, verm. 9. Oct. 1754, gest.
um 1805. — Rudolph, geb. 23. Juli 1761, t» "eiT zu Horzowitz,
Waldeck und Komorow, k. k. Geh. Ratb und Kämmerer, Vicepräsident
bei der Hof-Kammer im Münz- und Bergwesen etc.; Gemahlin: Maria
Theresia, Tochter Dominics Fürsten von Kaunitz-Rietberg-Questenberg,
geb. 3. Febr. 1763, verm. 27. Juli 1785, f- — Eugen (II.), geb. 4. Sept.
1786, gest. 24. März 1848, k. k. Kämmerer, Geh. Ratb und Ober-
Stallmeister; Gemahlin: Barbara Gräfin Erdödy, geb. 14. April 1793,
verm. 8. Juli 1810, Wiltwe. — Dominic.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier anzuführen:
Graf DOMINIC — Sohn des Grafen Eugen — geb. 22. Febr. 181 1,
k. k. Kämmerer und Oberst in d. A., Herr der Allodial-Herrschaften Hor-
zowitz und Ginelz mit den Gütern Bezdielilz, Komorow und Waldeck.
Die beiden Brüder des Grafen Dominic sind: Graf Rudolph, geb. 28. April
1813, k. k. Kämmerer, Besitzer der Herrschaften Holleschau und Rmmilz
in Mähren, und Graf Eugen (III.). geb. 25. März 1S22, k. k. Oberst. Von
den Schwestern ist Gräfin Tberese mit Anton Grafen Millrowsky r. Nemysl
(s. S. 124), Gräfin Franziska Xaveria mit Maximilian Grafen v. Herdegg
(Bd. I. S. 315), und Gräfin Ernesline mit Vinccnz Ruflb Due.a d'Ailalia
vermählt.
Die beiden Brüder des Grafen Eugen' (II.) sind Graf Dominic, geb.
24. Mai 1788, k. k. Kämmerer und Major in d. A., und Graf Rudolph,
44*
692
GRAFEN V. WIJRMKRAM).
geb. 4. April 1 802, k. k. Kämmerer, Geb. Rath und Ober-Jägermeister,
verm. 24. Aug. 1826 mit Constanze Gräfin v. Chorinski, geb. 27. Sept.
1807, gest. 1831, aus welcher Ehe, neben einer Tochter, ein Sohn,
Graf Rudolph, geb. 27. Febr. 1831, k. k. Rittmeister, stammt. Von
den Schwestern ist Gräfin Therese Wittwe von Franz Grafen v. Kinsky
(Bd. I. S. 443).
Vom Bruder des Grafen Rudolph (s. oben die Ahnentafel), dem
Grafen Eugen, geb. 25. Sept. 1766, gest. 4. Febr. 1841, Herrn auf
Grossherrlitz, lebt die Wittwe: Anna Flora Gräfin v. Kageneck (Tochter
des Grafen Johann Friedrich und Nichte des Grafen Heinrich Hermann
v. Kageneck (s. Bd. 1. S. 410), und die Tochter, Gräfin Ludmille, verw.
Gräfin v. Abensperg und Traun (s. Bd. I. S. 3).
Grafen v. Wurmbrand.
ißatholifd).
(UNfUmid).
Besitz der älteren österreichischen Linie: die Majorais-Fideicommiss-Herrschaften Sehwar-
zau, Steyersberg und Stütelberg eic.: das Gut Ankcnsiein in Steiermark. — Besitz
der älteren steierischen Linie: die Herrschaft Schieleiten. — Besitz der jüngeren
steierischen Linie: die Herrschaft Obcr-Radkersburg und Rothenlhui n.
Dem Haupte der alleren österreichischen Linie steht das Pradjcal „Erlaucht" zu.
Wappen: quadrirter Schild mit Miltelschild. Im silbernen Mittelschild ein
rechtsgewcndelcr, gekrönter, schwarzer Lindwurm oder Basilisk mit aufwärts ge-
wundenem, wurmförmigem Stachelschwanze. Derselbe hält im Rachen einen Feuer-
brand und hinter den Ohren brechen Feuerflammen hervor (Stammwappen). 1 und
4 von Roth und Silber viermal pfahlweise gelheilt. Jeder der beiden rothen Pfähle
ist mit drei viereckig in Gold gefassten Diamanten, jeder der beiden silbernen aber
mit Schuppen über einander belegt. 2 und 3 in Roth eine nach rechts springende,
silberne Katze. (Die vier Felder des Hauptschildes enthalten das Wappen der
Familie Zebinger.) Auf dem Schilde stehen drei gekrönte Helme. Der rechte Helm
trägt einen geschlossenen, die Sachsen einwärtskehrenden, von Roth und Silber viermal
QRAFBN V. WIHMItnAM». 693
■fahlweite getbeillen Adlrrsin^; der mittlere den Lindwurm te» MiUclatWMaa (Helm
des Stamniwappens), und der linke eine eiawirtegewendeta, tber rorwirtaaehande,
gekrönte, silberne Katze. (Der rechte und der linke Helm sind die lebiogerschen
Helme.) Die Decken des rechten und linken Reime« lind roth und silbern, die
de- mittleren schwarz und silbern. I)i«> Detise ist: „Ich mein'*." — (fach Bart-
schens Wappen ist Feld 1 und 4 im leUngamkea Schilde einfach von Motu und
Silber viermal in die Lange getheüt,
Eins der ältesten eingeborenen Riltergeschleehtrr des llerzogtluuns
Steiermark , welches von den uralten Herren von Wurmberg stainnit,
deren Slaminlians, im jetzigen Marburgcr Kreise, schon im 13. Jahr-
hundert zerstört worden ist. Ottomar Herr zu Wurmberg, welcher um
1130 lebte und das Schloss Sluppach in Niederüslci reich besass, hatte
zwei Söhne, Conrad und Leopold. Conrads Nachkommenschaft erlosch
um 1300 und das Schloss Wurmberg kam spater an die Grafen
v. Alterns. Leopold erbaute in NiederösleiTeich das Schloss Wurmbrand,
welches jetzt ein alter Burgstall bei Krumbach ist, und nannte sich
nach demselben Herr v. Wurmbrand. Ein Nachkomme desselben, Lorenz
v. Wurmbrand zu Stuppach, vermählte sich 1400 mit Calharina, Tochter
des Truchsesscn Friedrich v. Emerberg, wodurch später, 1578, das
Obersl-Erbland-Küchenmeister-Aml des Herzogthums Steiermark an den
zweiten Urenkel, Matthias, und an das Geschlecht kam. Matthias,
dessen Vater, Melchior, vom Kaiser Maximilian 1. 9. Juli 1518 in den
Reichsfreiherrensland erhoben worden war, erhielt durch Vermählung
mit Sibylla v. Zebinger die Herrschaft Reitenau in Steiermark und das
Wappen der Familie Zebinger (v. Meding, III. S. 775 nach Bartschens
Wappeubuche), und zwei Söhne desselben, Eiirenreicii und Rudolph,
stifteten zwei Hauptlinien. Ehrenreich gründete die österreichische
oder ältere Hauptlinie. Der Sohn desselben, Johann Ehrenreich, er-
hielt mit seinen Vettern, Georg Andreas und Wolf Friedrich, aus der
steiermärkischen Linie, vom Kaiser Leopold I. 3. Oct. 1682 den erb-
ländischen Grafenstand, und Johann Ehrenreichs Enkel, der Sohn Johann
Euslachs, Johann Wilhelm, der als Genealoge nicht nur für sein Haus,
sondern auch für andere Familien so thälige Graf v. Wurmbrand, wurde
mit zwei Brüdern vom Kaiser Leopold I. 31. Aug. 1701 in den Reichs-
grafenstand erhoben. Graf Johann Wilhelm wurde später, 24. Mai 1726,
als Pcrsonalist zu Sitz und Stimme in das fränkische Reichsgrafen-
collegium aufgenommen. In Folge dieser Verhältnisse meldete Ocster-
reich 1829 das Haupt der älteren österreichischen Haupllinie als zum
Prädicat: Erlaucht geeignet bei der deutschen Bundesversammlung an.
Das Majorat dieser Linie besteht aus den Fideicommiss- Herrschaften
Schwarzau, Sleyersbcrg und Slülelberg. — Rudolph ('s. oben), gest.
1625, stiftete die s teiermärkische oder jüngere Haupllinie. Durch
zwei Enkel desselben, Georg Andreas und Wolf Friedrich, welche vom
Kaiser Leopold I. 3. Oct. 1682 in den Grafenstand erhoben wurden,
schied sich diese Haupllinie in zwei Speciallinien : Georg Andreas grün-
dete die ältere Speciallinie zu Neuhaus, und WoLf Friedrich die
jüngere zu Reitenau. Letzlere thcille sich durch die Söhne des
Slifters, Franz Carl und Leopold Sigmund, von Neuem in zwei Zweige,
094 URAFKN V. WUP.MUP.A.M).
von welchen der von Leopold Sigmund gegründete im Manusstamme er-
loschen ist.
Die Abstammung der jetzigen Glieder der Familie ergiebt sich aus
folgenden Ahnentafeln :
Aeltere, Österreichische Hauptlinie. Johann Wilhelm,
Graf (s. oben) — Sohn des Johann Eustach und Enkel Johann Ehren-
reichs — geb. 18. Febr. 1660, gest. 17. Dec. 1750, k. k. w. Geh. Rath
und Reichshofraths-Piasident; dritte Gemahlin: Maria Dominica Gräfin
v. Starhemberg, geb. 5. Oct. 1711, verm. 8. Jan. 1735, gest. 29. Febr.
1736. — Gusdaccar Thomas, geb. 30. Dec. 1735, gest. 10. Mai 1791,
k. k. österr. Geh. Rath und Kämmerer; Gemahlin: Maria Antonie, des
Fürsten Heinrich v. Auersperg Tochter, geb. 30. Sept. 1739, verm.
12. Jan. 1755, gest. um 1820. — Heinrich Gundaccar, geb. 30. Mai
1762, gest. 21. April 1847, k. k. österr. Kämmerer, w. Geh. Rath,
Ober -Hofmeister der verw. Kaiserin v. Oesterreich; zweite Gemahlin:
Sidonie Freiin v. Ledebur- Wichein, geb. 12. Oct. 1774, verm. 7. April
1801, gest. 28. April 1833. — Ernst, geb. 12. März 1804, gest.
9. Dec. 1846, k. k. Kämmerer, Major etc.; Gemahlin: Rosa Gräfin
Teleky, geb. 18. Oct. 1818, verm. 25. Sept. 1834, in zweiter Ehe
verm. 1. Nov. 1851 mit Friedrich Grafen zu Solms-Baruth (s. S. 482)
— Ferdinand, jetziger Majoratsherr.
Aeltere steierische Linie zu Neu haus. Georg Andreas,
Stifter dieser Linie, geb. 30. Sept. 1638, gest. 1702; Gemahlin: Maria
Anna Gräfin v. Galler, geb. 1636, verm. 1674, gest. 1704. — Maxi-
milian Rudolph, geb. 17. Oct. 1682, gest. 17. Jan. 1731, k. k. inner-
österr. w. Geh. Rath; Gemahlin: Maria Gajetane Gräfin v. Traultmans-
dorff, geb. 21. Mai 1697, verm. 12. Mai 1717, gest. 6. Oct. 1764. —
Georg Ehrenreich, geb. 14. Mai 1719, gest. 17. Mai 1786, k. k. w.
Kämmerer und Landrechtsralh in Steiermark; Gemahlin: Maria Franziska
Gräfin Ursin v. Rosenberg, geb. 10. Dec. 1717, verm. 1743, gest.
6. Dec. 1760. — Philipp, geb. 25. April 1744, gest. nach 1805,
k k. w. Kämmerer und des Landrechts Rath in Steiermark; Gemahlin:
Maria Anna Gräfin und Herrin v. und zu Stubenberg, geb. 8. Aug. 1746,
verm. 29. Sept. 1767, gest. 1812. — Georg Ehrenreich, geb. 31. Oct.
1768, gest. 30. Oct. 1813, k. k. Kämmerer und Oberst -Lieutenant;
Gemahlin: Therese Gräfin Kollulinski v. Kottulin, geb. 21. Mai 1770,
verm. 16. Nov. 1801, gest. 15. Mai 1812. — Joseph, jetziges Haupt
der Linie.
Jüngere steierische Linie zu Reitenau. Franz Carl,
Stifter dieser Linie — Sohn Wolfgang Friedrichs, gest. 7. Aug. 1704,
aus der Ehe mit Maria Anna Antonie Gräfin v. Kollonitsch, gest. 15. März
1736 — geb. 13. Febr. 1695, gest. 12. Sept. 1768, k. k. w. Geh.
Rath; Gemahlin: Maria Josephe Gräfin v. Herberstein, geb. 23. März
1700, verm. 1721, gest. 10. Aug. 1766. — Joseph, Graf, geb. 11. Juni
1724, gest. 20. April 1779, Herr zu Reitenau, k. k. w. Geh. Käm-
merer und Gubernialrath in Steiermark; erste Gemahlin : Maria Eleonore
Gräfin v. Breuner, geb. 15. Oct. 1731, verm. 27. Jan. 1752, gest.
MAMN v. wuRMnn.\.\n. (11)7)
18. Juli 1754. — Franz Joseph, geb. 9. Juni 1753, gest. I. Juni
1801, Herr zu Reitenau, Ober-Radkersburg und Rolhenlhurn, k. k. Käm-
merer, w. Geb. Ralli und ernannter Gouverneur von Westgalizien ; Ge-
mahlin : Maria Anna Grlfin v. Auersperg , geb. 21. März 1765, verm.
19. Aug. 1782, f. — Franz Carl, jetziges Haupt der Linie.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind liier folgende zu er-
wähnen :
A eitere öslerrcic b isebe Linie. Graf FERDINAND — Sohn
des Grafen Ernst — geb. 23. Juni 1835, Freiherr auf Sleyersberg,
Slickelberg, Reitenau und Neuhaus, folgte dem Grossvater, dem Grafen
Heinrich Gundaccar, 1847 unter Vormundschaft. Die drei Brüder des-
selben, neben zwei Schwestern, sind die Grafen: Hermann, geb. 27. Juni
1836, Ernst, geb. 4. Febr. 1838, und Ehrenreicu, geb. 27. Oct. 1842.
Die Mutler ist oben angeführt. — Die drei Brüder des Grafen Ernst
sind: Graf Wilhelm, geb. 5. Sept. 1806, Besitzer der Herrschaften
Liblin und Swina in Böhmen, k. k. Kämmerer, verm. 16. Nov. 1834
mit Berlha Grälin v. Nostitz-Rienepk (Schwester des Grafen Erwein, s.
S. 164), geb. 3. Jan. 1816, aus welcher Ehe, neben drei Töchtern,
fünf Söhne stammen, die Grafen: Hugo, geb. 21. April 1839, Llo, geb.
12. Sept. 1840, Otto, geb. 29. Mai 1842, Erwein, geb. 26. Sept. 1849,
und Rouert, geb. 22. Juli 1851. — Graf Ferdinand, geb. 15. Oct. 1807,
Besitzer des Gutes Ankenstein in Steiermark, k. k. w. Geb. Ralli und
Kämmerer, Oberst-Hofmeister bei dem Erzherzog Franz Carl und Oberst
in d. A., vermählt in erster Ehe, 18. Oct. 1833, mit Aloysia Grälin
Szechenyi, geb. 21. Aug. 1807, gest. 3. März 1842, und in zweiter,
16. Juli 1846, mit Alexandrine Grälin Amade\ geb. 8. Juli 1816. Aus
der ersten Ehe sind, neben einer Tochter, drei Söhne entsprossen, die
Grafen: Heinrich, geb. 5. Dec. 1834, k. k. Lieutenant, Ludwig, geb.
2. Febr. 1836, und Gundacker, geb. 9. Mai 1838 — und Graf Heinrich,
geb. 30. Sept. 1819, k. k. Rittmeister und Escadröris-Conimandant.
Aeltere steierische Linie zu Neuhaus. Graf JOSEPH —
Sohn des Grafen Georg Ehrenreicb — geb. 17. Sept. 1803, k. k. Ober-
Lieutenant in d. A., Herr der Herrschaft Schieleilen in Steiermark, verm.
17. Nov. 1833 mit Adelheid Freim v. Boxberg, geb. 16. Oct. 1815.
Die vier Söhne desselben, neben zwei Töchtern, sind die Grafen: Joseph,
geb. 7. Sept. 1S34, k. k. Lieutenant, Friedrich, geb. 18. Oct. 1836,
k. k. Cadet, Ehrenreicu, geb. 17. Febr. 1840, und Ernst, geb. 12. Oct.
1843. — Die Schwester des Grafen Joseph, Grälin Anna Maria, lsl mit
Friedrich Freiherrn v. Weidmannsdorf, k. k. Kämmerer und Hofrath,
vermählt.
Jüngere steieriscbe Linie zu Reitenau. FRANZ CARL Graf
Wurmbrand-Sluppacb — Sohn des Grafen Franz Josepb — geb. 28. Jan.
1790, Freiherr auf Steiersberg, Slickelberg, Reitenau und Neuhaus,
Herr der Herrschaften Ober-Radkersburg und Rothenthurn, Erbland-
Küchenmeister in Steiermark, k. k. Kämmerer, steier. ständischer Aus-
scbussralh, Bürgermeister zu Radkersburg, verm. 22. Jan. 1812 mit
Maria Cajetana Gräfin v. Gleisbacb (Schwester des Grafen Wenzel Alois,
696
r.RAFK.N YORK V. WARTENWJRG.
s. Bd. I. S. 269), geb. 9. Febr. 1793, aus welcher Ehe, neben vier
Töchtern, von welchen Gräfin Ottilie mit Ferdinand Fürsten v. Orsini-
Rosenberg, und Gräfin Gabriele mit Ferdinand Grafen v. Alterns (s. Bd. I.
S. 40) vermählt ist, fünf Söhne stammen, die Grafen: Franz, geb.
19. Dec. 1812, Hermann, geb. 5. Juni 1817, k. k. Rittmeister, Victor,
geb. 2. Sept. 1818, k. k. Lieutenant, Heinrich, geb. 25. Aug. 1826,
k. k. Ober-Lieutenant, und Emil, geb. 22. Aug. 1830.
Grafen York v. Wartenburg\
€uangeltfch. #mtf>cn.
Besitz: in Schlesien die Majorats-IIenschaft Klein-Oels.
-^p
"Wappen: quadrirter Schild mit Mittelschild. Im silbernen Mittelschildc
zwei den Schild ganz überziehende, von Blau und Silber gestreifte, ins Andreaskreuz
gelegte Schrägbalken (Stammwappen. Das Wappenbuch der preuss. Monarchie [FI, 16]
und das Neue Adelslexicon [IV, 361] nehmen zwei gestreifte Schrägbalken an. Im
preuss. Wappenbuche lassen sich deutlich zehn silberne und neun blaue Streifen
zählen. Das preuss. Adelslexicon spricht von zwei von Blau und Silber gestreiften
Balken. Nach diesen Angaben ist die vorstehende Zeichnung entworfen, doch ist
die Zahl der Streifen , um das Wappen nicht zu sehr vergrössern zu müssen, ver-
ringert worden. Droysen giebt ein blaues Andreaskreuz in Silber an: eine Angabe,
welche sehr zu beachten und wahrscheinlich richtig ist, doch nur durch Einsicht
in das Grafendiplom, welche nicht erwähnt ist, sicher festgestellt werden kann.
Findet sich in diesem Diplome das durchgängig blaue Andreaskreuz, so muss freilich
das Wappenbuch der preuss. Monarchie zurücktreten. Heraldiker mögen übrigens
Droysen [III. 506 und 507] und v. Meding [III. 311] nicht übersehen). I und 4
der preussische, gekrönte, auf den Flügeln mit den goldenen Kleestengeln belegte
und goldenbewehrte, schwarze Adler, ohne Scepter und Reichsapfel; 2 und 3 in
Gold ein vor einem, oben offenen Lorbeerkranze aufrecht aufgestelltes Schwert mit
goldenem Griffe (die vier Felder des Hauptschildes mit dem rechten und linken
Helme sind bei Erhebung in den Grafenstand hinzugekommen). Leber der Grafen-
krone erheben sich drei mit gräflichen krönen gekrönte Helme. Der rechte Helm
GlAFEN VOHK V. WARTENBURG. 697
trügt einwartsselieml den Adler des 1. und 4. Felde* ; dir mittlen' dm POrwStll
seilenden Kopf eines Löwen v«»n natürlicher Farbe dlelm des Stammwappens), und
der linke den Kranz und das Schwert des 2. und 3. Felde*. Die Heiken dea
rechten Helmes sind schwarz und sill.ern. die des mittleren Mau und sill.ern, imd
die des linken grün und goldm. Deft Schild tili rechts ein einwfrUeeiender Löwe
von natürlicher Farbe, links ein silbernes Einhorn. Heide stehen auf einem rollten
Bande mit der Devise: Nee Cupia« Nee Meluas.
Die Grafen York v. Wartenburg sind aus einer Adclsfaimlie in
Pommern entsprossen, welche, wie Droysen (das Leben den Feldmar-
scballs Grafen York v. Wartenburg, I. 5) angiebl, der Sage nach, Eng-
land als die Heimalh nennt. „Dort blühe das Geschlecht in den Earia
v. Hardwicke, wenn auch nichts, als das Wappen, das .blaue Andreas-
kreuz in Silber, und die Devise ,,nec cupias, nee meluas" die alle Ver-
wandtschaft bezeuge. In den Zeiten Cromvvells habe die Abzweigung
der jetzigen deutschen Yorks begonnen. Katholiken und treue Anhänger
der Stuarts seien sie bei deren erstem Sturze ausgewandert, mit den
Leslies gen Schweden, unter Carl XII. nach der preussischen Qstnee
küste gekommen. Eine Heirath sei der Anlass zum Wechsel der Religion
geworden. Eben daher stammte wohl das Gütchen Gussow oder Gustkow
in Hinterpommem." Dasselbe scheint noch David Jonathan v. Jork, geh.
7. Juli 1721, k. preuss. Stabscapilain bei der Garde, verm. mit Maria
Pllug aus Potsdam, besessen zu haben. Wie sich nach Droysen (III. 498)
ergiebt, war David Jonathan der Sohn eines 1736 gestorbenen Predigers
in Rowe, einem hart an der Seeküste gelegenen Dorfe der Stolper
Gegend, welcher Letzlere in das Kirchenbuch eingeschrieben hat: 12. Nov.
1713 bin Ich, Johannes Jarcken Gustkowski, zu Rowen instiluirl worden.
In eben diesem Kirchenbuche findet sich , dass sich der Prediger zu
Rowe 26. April 1714 mit Anna Sophia Rirrovin (Birr), Ehrn Muh.
Birrovii, Pastoris Dammensis, ältesten Jungf. Tochter (gest. 173S) ver-
heiralhet habe. Da die aus dieser Ehe stammenden fünf Sohne, nicht
blos die zwei Officiere, und die Tochter, sich mil dem Adelsprädicate
bezeichneten, so ist es wahrscheinlich, dass der Vater nach der Sitte
jener Zeit, seines geistlichen Standes wegen, das „von" weggelassen
hat. In Bezug auf das Nähere, so wie auf die verschiedenen gleich-
namigen pommerschen Familien und die sehr verschiedene Schreibart
des Namens muss die Redaction auf Droysen (III. 498 — 510) verweisen.
Von dem Stabscapilain David Jonathan v. Jork, vermähll mit Maria
Pllug aus Potsdam, stammle als Sohn: Hans David Ludwig v. York,
geb. 26. Sept. 1759, wahrscheinlich zu Gussow. Letzlerer, gest. 4. Ort.
1830, als General-Feldmarschall, stieg zuerst in k. preuss. Kriegsdiensten
bis zum General der Infanterie, wurde nach der Eroberung von Paris,
3. Juni 1814, vom König Friedrich Wilhelm III. von Preussen in be-
sonderer Anerkennung seiner, als Feldherr geleisteten Dienste, und na-
mentlich in Erinnerung des Kampfes bei Wartenburg bei Gelegenheil
des Ueberschreitens der Elbe, zum Grafen York v. Wartenburg erhoben
und erhielt zugleich eine grosse Dotation, bestehend aus dm Gittern
der ehemaligen Malteser- Commende Klein -Oels bei Ohlau in Schlesien,
welche die jetzige gräfliche Majoralsherrschaft Klein -Oels bilden. Die
698 GRAFEN YORK V. VVARTEISBURG.
Collectivstimme im Stande der Ritterschaft auf dem schlesischen Pro-
vinzial-Landtage wurde 2. Juni 1827 ertheilt. — Wer den Feldherrn,
den Helden und den — Menschen kennen lernen will, nehme das Werk
von Droysen zur Hand! — Aus der Ehe des Feldmarschalls mit Johanna
Seidel, eines Namslauer Kaufmanns Tochter, verm. 6. Juli 1792, gest.
17. Juli 1827, entsprossten 11 Kinder. Zehn derselben sind gestorben.
Der Tod der beiden letzteren derselben ergriff Vater und Mutter mit
der ganzen Schwere eines solchen Verlustes und die eiserne Natur des
Vaters erhielt den ersten Stoss, an welchen sich die Krankheiten der
späteren Jahre anreihten. Graf Heinrich war 1815 im 17. Jahre auf
den erneuten Ruf des Vaterlandes unter die Waffen geeilt. Im Gefechte
bei Versailles, l. Juli 1815, erhielt derselbe vier schwere Wunden und
starb an denselben in der Nacht vom 6 — 7. Juli in einem Kloster zu
Versailles, von barmherzigen Schwestern sorgsam gepflegt. Gräfin Bertha,
geb. 1801, hatte sich mit dem k. preuss. Kammerherrn Joseph Grafen
v. Hoverden, Herrn auf Herzogswaldau etc., vermählt. In Folge der ersten
Entbindung von einem Sohne verschied dieselbe am 4. Dec. 1819. — Der
lebende Sohn des Feldmarschalls ist: Hans LUDWIG David Graf York
v. Wartenburg, geb. 31. Mai 1805, Majoratsherr der Herrschaft Klein-
Oels etc., verm. in erster Ehe 5. Mai 1829 mit Bertha v. Brause, geb.
3. Juni 1807, f, und in zweiter mit Nina v. Olfers. Aus der ersten
Ehe leben drei Söhne, die Grafen Hans Ludwig David Heinrich, geb.
14. Aug. 1833, Hans Ludwig David Heinrich Paul, geb. 1. März 1835,
und N. N., geb. 10. April 1838. Ein Sohn aus zweiter Ehe wurde
12. Juni 1850 geboren.
GRAPKN V. VKSCII.
Grafen v. Yrsch.
WI9
jßatljoltfd).
ßagfrn.
Besitz: das Biiici put (Jimbern; das Fideicommisa Freibam; di<; Rjuergflter Solu, Warn-
berg und Königswies ; Reichebaibach etc.
Wappen: quadrirtcr Schild mit Mittelschild. Im gekrönton, grünen Mittel-
schilde ein bis an die Herzstelle reichender, goldener, oben mit einem silbernen,
6 eckigen Stern besetzter Sparren. I und 4 in Blau ein 6 eckiger, goldener Stern ;
2 und 3 in Silber ein mit einem kurzen, blauen Jackchen und langen, blauen
Beinkleidern bekleideter, vorwärtssehender, ungarischer Landmann mit enlblösster
Brust. Derselbe trägt um den Leib einen golden Gürtel, dessen beide Enden links
fliegen, und auf dem Kopfe eine schwarze, ungarische Mütze, von welcher der obere,
goldene Theil rechts herabhängt. Die beiden Arme werden eingebogen und auswärts
einporgestreckt , und die rechte Hand hält einen eisernen Spitzhammer, die linke,
einen rothen Stern. Auf der Grafenkrone stehen drei gekrönte Helme. Der rechte
Helm trägt einen offenen Adlersflug, dessen rechter Flügel von lllau und Silber,
der linke von Gold und Schwarz quergetheilt ist; zwischen beiden schwebt der
Stern des 1. und 4. Feldes. Auf dem mittleren Helme steht ein doppelter, schwarzer
Adler mit goldenen Scheinen und Waffen, und aus dem linken Helme wächst der
ungarische Landmann, ganz wie im 2. und 3. Felde, empor. Anstatt der Helm-
decken sind Schild und Helme bis zu den Kronen mit einem rothen, mit goldenen
Fransen besetzten und silbern gefütterten Wappenmanlcl umgeben, und den Schild
halten zwei einwärtsgehende, gekrönte und doppelt geschweifte, goldene Löwen.
Die Gm fett v. Yrsch stammen aus einem alten Adelsgeschlechtc
in Ungarn, welches sich im IG. Jahrhundert nach Bayern ins Neuburg-
sche und später in die Rheinpfalz und nach Baden verpllanzte. Ferdi-
nand v. Yrsch, herz, pfalz-neuburgscher Geh. Rath und Gesandter an
verschiedenen deutschen Höfen, erhielt vom Kaiser Leopold I. 1090 den
Freiherrenstand. Der Sohn desselben, Johann Ferdinand, Freiherr, war
kurpfälz. Geh. Rath, Kammerpräsident und Lehenpropst im Herzoglhum
Neuburg. Von Letzterem stammle Johann Nepomlk, gest. 19. Juni 1811,
k. bayer. w. Geh. Rath, welcher, namentlich wegen seiner Verdienste um
die Landescultur, vom Kurfürsten Carl Theodor v. d. Pfalz als Reichs-
verweser 15. Jan. 1792 in den Reichsgrafcnsland erhoben wurde. Aus
der Ehe mit Johanna Sophie Freiin v. Gemmingen-Guttenberg-Fürfeld, geb.
700 GRAFEN V. YRSCH.
21. April 1821, entsprossten vier Söhne, die Grafen Carl Theodor,
Friedrich, Christian und Carl August. Von diesen lebt Carl Theodor
mit Nachkommenschaft, Carl August ist mit Nachkommen gestorben,
Friedrich, geb. 5. Febr. 1767, k. baycr. Kämmerer, Landesdirections-
rath etc., Wittwer seit 21. Juni 1831 von Josepha Gräfin v. Riaucour,
slarb 9. Mai 1844 ohne Nachkommen, und auch von Christian, geb.
30. Oct. 1768, gest. 5. Aug. 1852, k. bayer. Kämmerer und Regierungs-
rath, finden sich weder aus erster Ehe mit Friederike Antonie Gräfin
v. Oberndorff, noch aus zweiter mit Marianne Gräfin v. Zech, gest. 1842,
Nachkommen vor.
Von den lebenden Gliedern der Familie sind hier anzuführen:
Graf CARL THEODOR — Sohn des Grafen Johann Nepomuck —
Herr auf Gimbern, geb. 27. Jan. 1766, k. bayer. Kämmerer und Oberst-
Silber-Kämmerer, verm. 5. April 1792 mit Anna Maria Gräfin v. Capris,
geb. 17. Aug. 1775, gest. 14. April 1848. Der Sohn desselben ist:
Graf Johann Nepomuk Eduard, geb. 8. Juli 1797, Herr zu Freihain —
als Fideicommiss-Nachfolger seines Oheims, Grafen Friedrich — k. bayer.
Kämmerer und Ober-Ceremonienmeisler, verm. 15. Febr. 1832 mit
Maria Anna Luise Gräfin v. Keith, geb. 12. Juni 1812, aus welcher
Ehe, neben einer Tochter, drei Söhne stammen, die Grafen: Carl Theodor
Friedrich Christian August Joseph, geb. 4. Dec. 1832, Friedrich Christian
August, geb. 30. Jan. 1837, und Christian August Siegmund, geb.
3. Sept. 1844.
Vom Grafen Carl August (s. oben), geb. 21. Febr. 1769, gest.
30. Juli 1846, k. bayer. Kämmerer und Oberst, lebt die Wittwe, Ca-
roline Freiin v. Pienzenau, geb. 19. Jan. 1783, verm. 12. Febr. 1801.
Der Sohn aus dieser Ehe ist, neben drei Töchtern, Graf Siegmund, geb.
14. Oct. 1808, k. bayer. Kämmerer und Rittmeister, Herr zu Reichen-
aibach, verm. 5. Juli 1839 mit Adelheid v. Stetten, geb. 13. Febr.
1820, und von demselben stammt Graf Ludwig, geb. 6. Mai 1842.
r.itAFKN v. ziT.ii-nrnKi r.snoi>\.
701
Grafen v. Zecli-Rurkersrotla.
€oangrltfd). $Jrcuficn unb Äb'nigrfid) 6ari)fcn.
Besitz: in dor Provinz Sachsen die Güter Kttsschau, Benndorf, Bttndorf, Geusa, Gössel
und Uicbteritz; im Königreich Sachsen die GQter Börln und Badegast.
Wappen: Schild zweimal der Länge dach und einmal quergetbeilt, Gf*«ldrip.
1 in Roth vier über einander siebende silberne, linke Spitzen (Burkersroda; allere
Abbildungen zeigen nur drei linke Spitzen). 2 und (> quergetheilt, oben in Schwarz
ein rechtsgekehrler , doppelt geschweifter, wachsender, goldener Löwe, unten van
Roth und Silber in drei Reihen, jede zu vier Feldern, gesebacht ; 3 und 5 in Gold
ein an des rechten Rand des Feldes angeschlossener, halber, gekrönter, schwarzer
Adler, und 4 in Blau ein schrägrechtsgelegter, goldener Stab, auf jeder Seite mit
zwei herabhängenden, goldenen Blättern belegt. (Die Felder 2 bis 6 enthalten die
Wappenbilder des gräflich zechschen Wappens. Der Schild der Edlen v. Zech war
(jiiadrirt und zeigte im 1. und 4. Felde den halben Adler, im 2. den aus einem
roth-silbernen Schache aufsteigenden Löwen, und im 3. den beschriebenen, gol-
denen Stab mit den Blättern. Bei Erhebung in den Freiherrenstuud wurde zwischen
Feld 3 und 4 eine blaue Spitze eingepfropft, in welche der goldene Blattei stab zu
liegen kam; 1 und 4 zeigte den halben, an die Theilungslinie angeschlossenen
Adler, und 2 und 3 den aus dem Schache aufwachsenden Löwen. Bei Erbebung
in den Grafenstand wurde nur die freiherrliche Krone mit der grafliehen vertauscht.)
Ueher der Grafenkrone erheben sich vier Helme, von welchen der rechte gewnistet,
die übrigen gekrönt sind. Der rechte Helm trägt über einem roth-silbernen Wulste
eine aufwachsende, in die Länge roth und silbern bekleidete Jungfrau, welche mit
beiden Händen einen grünen Kranz vor sieb hält. Der Kopf ist mit einem breiten,
rothen Hute bedeckt, welcher mit sieben kurzen, silbernen Straussenfedern, und
diese wieder mit so viel kleinen, wechselsweise rothen und silbernen Fahnen besetzt
sind, deren vier sich rechts, die übrigen links kehren, die Stangen aber die ge-
wechselten Tincturen der Fahnen haben (burkersrodaschcr Helm). Der zweite
Helm ist mit einem offenen, schwarzen Adlersfluge, und der dritte mit drei blauen
Straussenfedern besetzt, aus dem linken Helm aber wächst ein einwärtsgehender,
doppelt geschweifter, goldener Löwe empor (der zweite, dritte und linke Helm sind
die zechschen Helme. Auf dem Wappenschilde der Edlen v. Zech standen zwei
Helme: der rechte trug den schwarzen Adlersflug, der linke den wachsenden
Löwen. Bei Erhebung in den Freiherrenstand wurde ein dritter Helm mit drei
blauen Straussenfedern als mittlerer Helm hinzugefügt). Die Decken des rechten
Helmes sind roth und silbern, und die der übrigen Helme golden und schwarz.
Den Schild halten zwei auswärtssehende, gekrönte, schwarze Adler. — Wenn im
2. und 6. Felde unten ein Schach von vier Reihen und im 4. Felde ein grüner,
schrägrechtsgestellter Rautenzweig oder eine Weinrebe mit Trauben angegeben wird,
so stimmen diese Angaben mit älteren Siegeln der Familie durchaus nicht.
702 GRAFEN V. ZECH-BURKERSRODA.
Die Grafen v. Zech-Burkersre-da stammen aus dem sehr alten Ge-
schlechte derer v. Burkersroda und der Beiname Zech ist durch Adop-
tion entstanden. Die Familie v. Burkersroda gehört zu den ältesten
und angesehensten thüringischen Geschlechtern, und das Stammhaus ist
Burkersrode bei Eckardtsberge in der Provinz Sachsen. Im 13. Jahr-
hundert nahm eine Linie von dem Rittersitze Hessler den letzten Namen
an, doch wurde das Wappen beibehalten und die Geschlechter Burkers-
rode und Hessler blieben in stetem Zusammenhange, in Folge welches
auch 15. Juli 1539 ein Erbverbrüderungs- und Milbelehnungs- Vertrag
geschlossen wurde. Neuerlich scheint sich der Name Hessler nur in
der Verbindung mit den Grafen v. d. Schulenburg aus dem Hause
Vitzenburg (s. S. 429) vorzufinden. — Die Familie v. Burkersrode kam,
wie Einige angeben, früher auch unter dem Namen: Marschall v. Bur-
kersrode vor, und v. Hellbach (I. 209) schreibt: Burkersrode v. Marschall.
Vom Hauptstamme der Familie schieden sich einige Nebenlinien ab, von
welchen besonders die Linie zu Kötzschau bekannt geworden ist. Aus
dem Hauptstamme erhielt im 17. Jahrhundert Hans Friedrich, gest. 1686,
Herr auf Sornzig, kursächs. Geh. Rath und Kammerherr, Reichspfennig-
meister etc., verm. mit einer Gräfin v. Rantzaü, welche für eine sehr
gelehrte Dame gehalten wurde, den Reichsfreiherrenstand, welcher aber
von drei Söhnen nicht weiter vererbt worden ist. Das für die sächsi-
sche Heraldik interessante freiherrliche Wappen findet sich in v. Medings
Werke (I. 87). — Die Grafen v. Zech-Burkersrode sind aus dem bur-
kersrodschen Hause Kötzschau hervorgegangen.
Der Stammvater der sächsischen Grafen v. Zech, welche nicht mit
den bayerschen Grafen Zech v. Lobming zu verwechseln sind, war
Bernhard Edler v. Zech, geb. 31. Aug. 1649 zu Weimar, gest. 21. März
1720. Derselbe hatte seine Laufbahn als herz, sächs. gothaischer Re-
gierungs-Secretair begonnen, trat später in kursächs. Dienste, stieg bis
zum w. Geh. Rath und wurde vom Kaiser Carl VI. 1717 in das H. R. R.
Edlen- und Rittersland erhoben, welche Erhöhung 15. Mai 1717 in
Sachsen nolificirt wurde. Aus der Ehe mit- Regina Elisabeth v. Dauder-
städt, verm. 26. Oct. 1680, gest. 25. Oct. 1728, stammte Bernhard (II.),
geb. 6. Dec. 1681, gest. 4. Oct. 1748, Herr auf Schmorke, Klingen-
berg, Salsitz etc., k. poln. und kursächs. Gonferenzminister und w. Geh.
Rath, welcher vom Kaiser Carl VI. 1729 in den "Reichsfreiherrensland
(Notification d. d. Dresden 12. Juli 1729) und vom Kurfürsten Friedrich
August II. von Sachsen im kursächs. Reichsvicariale, laut Notification
d. d. Dresden 7. Sept. 1745, in den Reichsgrafenstand erhoben wurde.
Aus der Ehe desselben mit Johanne Susanne v. Jobin, verm. 21. Mai
1708, gest. 11. Dec. 1727, entspross August Ferdinand, geb. 8. Sept.
1719, gest. 1. April 1793, Herr auf Schmorka etc., kursächs. Geh.
Rath, Stifts- Merseburg. Kammer- Director etc., in erster Ehe vermählt,
18. Aug. 1746, mit Caroline Wilhelmine v. Pflug, geb. 19. Nov. 1730,
geseh. 29. Nov. 1765, gest. 2. Oct. 1793, und in zweiter, 9. April
1766, mit Louise Chrisliane Dorothea Freiin v. Zech, Erbfrau auf Bün-
dorf, Benndorf und Geusa, geb. 20. April 1740, gest. 1815. Der aus
GRAFEN V. ZI.CII-IURKKRSRODA. T03
erster Ehe stammende Sohn Bernhard August Ludwig, geh. 23. Aug.
1750, verui. mit Caroline v. PEstoeq, aus welcher Ehe mehrere Kinder
entsprossen, welche, nach Allem, jung verstorhen sind, war von
1774 — 1778 kursächs. Hof- und Juslizralh , trat dann in k. prellst.
Militairdienste und lebte im Anfange dieses Jahrhunderls, wie Jacobi
angiebt, in Frankreich. Derselbe muss im ersten Jahrzehnt dieses Jahr-
hunderts ohne Nachkommen gestorben sein, denn es wurde nach dieser
Zeit als Letzte des gräflich zechschen Geschlechts die Stiefmütter des-
selben, die oben angeführte Luise Christiana Dorothea Gräfin v. Zech,
geborne Freiin v. Zech, genannt. Letztere adoptirle den Johann Christian
August v. Burkersroda aus dem Hause Külzschau, welcher 1S15, nach dem
Tode seiner Adoptivmutter, mit Genehmigung des Königs Friedrich Wil-
helm III. von Preussen, Namen und Wappen der erloschenen Grafen v. Zech
mit dem seinigen vereinigle. Graf Johann Christian August, gest. 31. Aug.
1819, hinterliess aus der Ehe mit Henriette Wilhelmine v. d. Mosel,
gest. 7. Juli 1832, zwei Sühne, die Grafen Julius und Ludwig Adolph
Bernhard, von welchen Letzterer, geb. 2. Sept. 1806, k. preuss. Kammer-
herr, 10. Sept. 1839 verstorben ist.
Das jetzige Haupt der Familie ist:
JULIUS Graf v. Zech -Burkersroda — Sohn des Grafen Johann
Christian August — geb. 19. Juli 1805, k. preuss. Kammerherr und
Landtagsmarschall der Provinz Sachsen, Herr der . Güter Kötzschau,
Bündorf, Geusa, Goseck und Uichlerilz im preuss. Herzogin. Sachsen,
Bürln und Radegast im Königreich Sachsen, verm. in erster Ehe, 14. Oct.
1834, mit Augusline Margarelhe v. Haseler, geb. 2. Sept. 1809, gest.
1845, und in zweiter, 16. Dec. 1851, mit Thecla v. Krosigk, geb.
13. April 1825. Der Sohn aus ersler Ehe ist: Graf Julius Ludwig
August, geb. 8. Aug. 1835.
Die Wiltwe des Grafen Ludwig Adolph Bernhard (s. oben), Gräfin
Johanna Elisabeth Isidore, Tochter des k. preuss. General -Lieutenants
und Gouverneurs von Schweidnitz v. Böse, geb. 4. Dec. 1810, verm.
8. Juli 1830, ist in zweiter Ehe, 8. Juli 1843, wieder verm. mit Georg
Rudolph v. GersdorfF, k. Siebs. Kammerherrn, Geh. Ralh und Oher-Ilof-
Marschall.
704
GRAFEN V. ZEDLITZ-LEIPE.
Grafen v. Zedlitz-Leipe.
etmngeUfd). preußen.
Besitz: in Schlesien die Rittergüter Kratzkau und Gohlitsch ; Baökwilz, Rosentbal, Chrisje
witz und Mürschelwilz.
Wappen: im rothcn, damascirten Schilde eine silberne, unten gerundete
Schnalle (Schwertgurt-Schnalle) mit zerbrochenem Dorn. Die Schnalle hat die Form
eines spanischen Schildes und geht an beiden Oberecken und auch unten, wenn
sie gleich hier, wie angegeben, gerundet ist, kleeblattförmig aus. Der nach rechts
hin schlagende Dorn ist in der Mitte abgebrochen, gleichsam als wäre derselbe durch
das rothe Feld durchgesteckt und käme rechts wieder" hervor (Stammvvappcn). Auf
dem Schilde stehen drei gekrönte Helme. Der rechte trägt die Schnalle des Schildes;
der mittlere einen gekrönten und goldenbewehrten, auf den Flügeln mit goldenen
Kleestengeln belegten, schwarzen Adler, und der linke einen offenen, mit Bluts-
tropfen besprengten, silbernen Adlersflug (Helm des Stammwappens). Die Helm-
decken sind rechts und links roth und silbern und in der Mitte schwarz und silbern.
Das Geschlecht der Grafen und Freiherren v. Zedlitz gehört zu
den ältesten und angesehensten schlesischen Familien und stammt ur-
sprünglich aus Franken. Ein Zedlitz — früher wurde der Name Czedlicz,
Czedicz, Sedlicze und Cedelic geschrieben — war im Jahre 1000 Com-
mandant der Plassenburg bei Gulmbach, und Hinko Zedlitz kommt 1173
als Rath und Minister des Herzogs Miecislaus (Micislas) III. in Polen
vor. Als genauer bekannter Stammvater wird Tietze v. Zedlitz genannt,
welcher bei der Vermählung der Prinzessin von Meranien mit dem
Herzog Heinrich I. um 1200 als angesehener Ritter und Gast mit
grossen Mitteln aus dem Voigtlande nach Schlesien kam. Derselbe er-
warb Burgen und Güter im Thale des Hauptlagers der Sudeten und
ihrer Vorberge, und das von ihm nach Schlesien verpflanzte Geschlecht
breitete sich in vielen Linien und Häusern sehr weit aus und kam zu
hohem Ansehen und zu sehr grossem Grundbesitz. Unter den schlesi-
schen Burggrafen, Hauplleuten, Hofrichtern und Landes -Hauptleuten
kommt der Name Zedlitz vielfach vor, und zu den ältesten Besitzungen
der Familie gehören Maiwaldau, Conradswaldau, Wiesenthal, Mauen.
Schönau, Lahn, Leipe, Nimmersatt, Neukirch, Tief-IIartmannsdorf mit der
Feste Freudenberg etc. Von den vielen Linien blühen jetzt noch Zedlilz-
Neukirch, und Zedlitz-Leipe und Zedlilz-Wilkau besteht in der Zedlilz-
Trütschlerschen Linie fort. Aus Schlesien ist übrigens die Familie auch
GRAFEN V. ZEDLITZ-LEIPK. 7o;>
nach Oesterreicli , Saclisen elc. gekommpii , uml die Zedhlze in Oesiei-
reich sind ein Ast der früheren »chlesischen Linie Nimmersatt — hk
ein interessanter Beilrag zur Sittengeschichte der früheren Zeil darf
hier nicht unerwähnt bleiben, dass mehr all 30 Zedlitze von verschie-
denen Linien sich 1465 in einem Ehren -Tngendbandnisa vereinigten,
um über ihren eigenen Wandel gegenseitig zu wachen und zu richten.
Dieses Bündniss wurde 154S erneuert, zerfiel aber später.
Aus der Linie Zedlitz- Nimmersatt wurden vom Kaiser Rudolph IL
21. Oct. 1603 Ladislais, Nicoi und Abraham, so wie am der
Linie Zedlilz-Neukireh l. März IG 10 Sicismlm), k. k. Kammerprl-
sident, in den Reichsfreiherrenstand erhohen, und Carl VI. ertheiltc
8. Juni 1735 drei Gliedern aus der Linie Zedlitz - Leine : Gsons Gott-
lieb, Friedrich und Carl Sigismund , den erbländisch - Osterreichischen
Freiherrenstand, welcher letztere 8. Nov. 1741 in Preussen anerkannt
wurde. In den preussischen Grafenstand wurde vom Könige Friedrich II.
zuerst, 6. Nov. 1741, David Sigismund Freiherr v. Zedlitz -Leine, Herr
auf Kratzkau, Frauenhain etc., und später, 10. April 17G4, Fiuedrich
Nicolas Freiherr v. Zedlitz -Wilkau (s. die Grafen v. Zedlitz-Trütsehlcr)
in den Grafenstand erhohen.
Da in dieses Werk nur Angaben über die Grafen v. Zedlitz -Leipe
und Zedlitz -Trülschler gehören, so kann auf die freiherrliehen Linien
Zedlitz-Lcipe und Zedlilz-Neukireh nicht gesehen werden. Interessante
Nachrichten Ober diese Linien, so wie über das, den Namen v. Zedlitz
von Neuem verherrlichende, „Heinrich freiherrlich v. zedlitzsche Fräulein*
slifl" zu Kapsdorfl' in Schlesien finden sich im Neuen Preu>». Adelsleiicoi
IV. S. 366 — 368 und Suppl.-Bd. II. S. 121- 125. Letzteres Werk
ist bekanntlich unter dem Vorstande des Freiherrn L. v. Zedlitz-Nenkirch
bearbeitet worden, und da die Redaction des Werkes: deutsche Grafen-
häuser der Gegenwart, gebührend auch jenes Werk benutzt hat, so
kommt dieselbe hier sehr gern der Pflicht der Dankbarkeit nach und
dankt dem Freiherrn v. Zedlilz-Neukireh und den Freunden desselben
bestens für die aus dem erwähnten Adelslexicon erhaltenen Belehrungen.
David Sigismlnd, erster Graf v. Zedlitz-Lcipe — Sohn Hans Al-
brechts aus der Ehe mit Ursula Juliane v. Senilz — geh. 15. Juli 1718,
gest. 27. Nov. 1760, verm. 20. Oct. 1745 mit Helene Elisabeth Freiin
v. Hock, geb. 1. April 1725, gest. 26. Dec. 1799, hinterliess zwei
Söhne: den Grafen Hans Sigismund, Herrn auf Kralzkau, Henkendorf etc.,
und den Grafen Gottlob Sigismund, Herrn auf Schurgasl, Christewilz
und Rosenthal.
Vom Grafen Hans Sigismund, geb. 18. Oct. 1746. gest. 10. Mai
1777, stammte aus der Ehe mit Beala Grälin v. Borghaus, renn. 29. Mai
1774: Graf Ernst Wilhelm Sigmund, geb. 7. April 1775, gest IS 17,
Erbherr der Herrschaft Kralzkau etc. Die Wittwe desselben ist Gräfe
Charlotte, geb. v. Paczenska, jüngste Tochter des k. prenss. Regier«
Präsidenten v. Paczensky.
Vom Grafen Gottlob Sigismund, geb. 15. Sept. 1760, gest. 22. Febr.
1812, k. prenss. Kammerherrn, stammte aus zweiter Ehe mit Caroline
IL 45
706
GRAFE5 V. ZEDLITZ-TP.LTSCHLER.
Anhuste Gräfin vom Loss, geb. 16. Nov. 1769, venu. 6. Mai 1791, gest.
im Dec. 1S35: Graf Carl Adolph Sigmund, geb. 5. Juni 1792, gest.
im Febr. 1S40, venu. 5. Juli 1S20 mit Johanna Mathilde Gräfin vom Loss,
?eb. 5. Juli 1504, gest. im August 1S52. — Die lebende Tochter des
Grafen Gottlob Sigismund ist: Gräfin Luise Helene Auguste, geb. 10. Oct.
1797, verm. 20. Nov. 1817 mit dem k. preuss. Rittmeister und Landes
Aeltesten Carl v. Mutius auf Bornchen und Albrechtsdorf.
Besitz
Grafen v. Zedlitz-Trütschler.
Coongelifd^. Preußen.
■ Schlesien die Fideieommisi-Herrachaft Schwentnig; die Rittergüter Frauenhain
and Rnngendorf; das Fideicommias-Gut Petrikaa; das Rittergut Romberg und die
Herrschaft Pomsdorf.
Wappen: quadrirter Schild; 1 and 4 in Roth eine unten spitzige, oder
triangelförmige, silberne Schnalle mit zerbrochenem Dorn (Stammwappen der Linie
Zedlitz-Wilkan). 2 and 3 in Gold ein icirigrechter, schwarzer Balken (Trütschler).
Ceber dem Schilde stehen drei gekrönte Helme. Aus dem rechten Helme iricfcii
eine forwärtssehende, schwarzbekleidete Jungfrau, welche anstatt der Arme goldene,
ausgebreitete Flügel trägt, ernpor. Her rechte Fliigel ist mit einem schraglinken,
4er linke mit einem schrägrechten, schwarzen Balken belegt (trütschler-.cher Helm) ;
4er mittlere Helm trägt einen goldenbewehrten, auf der Brust mit einem goldenen
Kleemonde belegten, schwarzen Adler, und der linke einen offenen, mit Blutstropfen
besprengten, silbernen Ad Umflog (Helm de« Stamrnwappens». Hie Decken sind
rechts schwarz und golden, links roth und silbern, und den Schild halten zwei
torwärtssehende. geharnischte Männer, welche mit der freien Hand eine Hellebarde
aaf den Boden stemmen.
Friedrich Nicolals Freiherr v. Zedlitz und VVilkau (s. die Grafen
Zedlitz-Leipe), Karornerherr des Königs Friedrich II. von Preussen,
wurde von Letzterem 10. April 1704 in den Grafensland erhoben.
Kl Schwester desselben, VVittwe des in der Schlacht bei Leuthen 1757
gebliebenen kur-ächs. Generals der CavaJJenc Grafen v. Nostitz, hatte
sich in zweiter Ehe mit Julius Ferdinand v. Trütschler, kursächs. Ober-
Stallrneister, General der GavalJerie, Herrn auf Falkenstein , Mühlberg
GRAFEN V. IEM .ITZ-TRITS« HI KR. 707
und Ober-Lauterbaeh — welcher aus dem allen, urkundlich schon 1305
mit Conrad. ßurgmann zu Crimmitschau, vorkommenden sächsischen
Adelsgesehleehle derer v. TriUschler stammte — \enuähll. und aus
dieser Ehe war Gottues Jtuis Trutschler \. Falkenslein. wie Jie Ka-
mille von der über 300 Jahre derselben rusteheiiden Besitzung Falken-
slein sich schreibt, entsprossen. Diesem Göttlich Julius Vrutschler
\. Falkenslein vermachte der Oheim. Friedrich Nicolaus Graf \. /.edhti
und Wilkau. die. Güter Fraueuhain und Rungendorf unter der Bedingung.
den gräflich iedlitisehen Namen, so wie das Wappen nul seinem Namen
und Wappen xu vereinigen, und König Friedrich Wilhelm 111. \on Preussen
genehmigte 22. Febr. IS 10 diese Vereinigung, G s Graf
v. Zedlitz zu Wilkau. genannt Trutschler \. F.»lkenstein. wie derselbe
sieh nun nul königlicher Genehmigung sehneb. geb. 31. Mai l
gest. 2. Jan. IS3S. hatte sich 19. Nov. 1797 mit Frnesime Trutschler
\. Falkenslein. geb. IS. Nov. 17 70. jetzt Wittwo. xermahll. und er-
erbte spater von einem anderen Bruder seiner Mutter, dem Freiherrn
Carl Alexander v. Zedlili und Wilkau. die von demselben gestiftete
Fideicommrss- Herrschaft Schweutnig und die besondere Fideicouuuiss-
Herrschaft lYtnk.iu.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind her anzufahren:
C.vm FOL AHO Graf Zedliti tu Wilkau. genannt Trutschler >. Falken-
slein — Sohn des Grafen Göttlich Julius — geb. V Mm- IS00. Herr
der Fideicommiss- Herrschaft Schwenlmg. k. preuss. Regiemngs Timm
dent zu Breslau, venu, in erster Ehe, 7. Ocl. 1825. mit Caroline linke.
Freiin v. Verneiober aus dem Hause Hohen-Finovv. geb. 2t. Bec. IS0 1.
gest. 1843. und in zweiiei . 1846, mit Charlotle Friederike Frau ,
v. Wentiky und Petershagen aus dem Hause Rogau. verw. Majorin
v. Sluduilz. geb. .V Sept. 1S00. Aus der ersten Khe stammen, neben
einer tochter. drei Sohne, die Grafen: Carl Adolph Osw.un, geb.
2S. Apnl 1S2S. Carl Friedrieh Wilhelm Constvmin. geh % Vpnl
1833. und Rokkrt, geb. S. Bec. 1^
Bie drei Brüder des Grafen Carl F.duard sind Graf Robert Au;im-,
geb. I. Nov. 1801. BesiUer iI«m frauenhaiuer Fanulieugitter. k. preuss.
Premier Lieutenant a. 0. im ersten Garde l blauen I.andvvelus-Regunenl.
venu. 20. Aug. 1829 mit Sulonie Leopoldine Auguste Grälin >. Beust.
geb. 10. Bec. IS07. aus welcher Ehe »wei rochter leben Graf
Carl Noriti, geb. I. Oct. IS01. Heu von Koniberg und der Fidei
comnnss Herrschall IVlrikau. \erin. It. April IS2G mit Melanie Alher-
luie Henriette Freun \. Sauruia aus dem Hause Zülzcudorf. geh 20. Mai
1806. aus welcher Ehe. neben drei Töchtern, ein Sohn Graf G
geb. 13, Aug. IS10. entsprossen >,st und Graf Carl IUkmivkp. geh.
S. April IS0G. Herr der Herrsclialt Nieder • Pomsdorf. k. preuss. I leule
nanl a. B.. venu. 10. Oct. 1832 mit Josepluue Hedwig Gialin \. Schall*
gotsch aus »lein Hanse Nieder Pomsdorf. aus welcher Ehe ein Sohn.
Graf Friedrich Carl Amum. -.eh. 22. Febr 1837. stammt.
i.<
708
GRAFEN V. ZEDTWITZ.
Grafen v. Zedtwitz.
Äatijoltfd) utib €oangeltfd). ©eftemtd) unb Magern.
Besitz: die Herrschaften Vorder- und Hinler- Liebenstein; die Herrschaft Asch, die Güter
Krugsreutb , Wernersreuth , Schönbach, Ober- und Unter- Neuberg, Grün, Sorg,
Hadermannsgrün etc.
1
Wappen: Schild von Silber, Roth und Schwarz quergetheilt, ohne Rild.
Ueber der Grafenkrone erhebt sich ein gekrönter Helm, auf welchem zwischen zwei,
wie der Schild getheilten, Biiffclshörnern ein eben so getheilter und oben mit einem
silbernen Knopf besetzter orientalischer Spitzhut steht. Die Helmdecken sind sil-
bern, roth und schwarz.
Sehr alle böhmische und bayerische Familie, welche ursprünglich
aus Franken stammt. Schon im 1 2. Jahrhundert kommen in Franken
Ritter dieses Namens vor, von welchen Nachkommen, zur Bekriegung
der Sorben, im jetzigen Voigtlande, unfern von Hof, sich niederliessen,
das Stammhaus Zedtwitz, welcher Name so viel als Gnadendorf bedeuten
soll, erbauten, und spater als Herren ausgebreitete Besitzungen in dieser
Gegend erwarben. Heinrich Zedtwitz, Ritter, erkaufte 1390 die zum
H. Rom. R. gehörige, aber der Krone Böhmen zu Lehn gehende Veste
Neidberg, so wie später auch die beiden böhmischen Vesten Liebenstein
und Königswarth, und vertheilte diese Besitzungen unter seine drei
Söhne, Heinrich, Ehrhard und Veit, welche die Stifter dreier Linien
wurden, dergestalt, dass der ältere Sohn, Heinrich, Lieben stein,
der mittlere, Ehrhard, Königswarth, und der jüngere, Veit, Neid-
berg erhielt. Die Neidberger Linie erwarb im 15. Jahrhundert zu der
Veste Neidberg noch den Markt Asch, so wie mehrere andere Dorf-
schaften und Güter, und bildete aus diesem Besitzlhume die Herrschaft
Asch, welche bis 1775 zum Reiche gehörte, dann aber, unter Beibe-
haltung aller Privilegien, an Böhmen kam.
In die ältere Linie zu Liebenstein kam vom Kaiser Joseph^ II. 1766
der Reichsgrafenstand in der Person Heinrich Sigismunds, Herrn auf
Liebenslein. Die jüngere Linie, welche sich nach der Herrschaft Asch :
Linie zu Asch nannte, erhielt den Reichsgrafenstand vom Kurfürsten Carl
Theodor v. d. Pfalz im Reichsvicariate 25. Aug. 1790. Die Linie zu
Königswarth, welche 1620 nach der Schlacht am weissen Berge bei
GRATEN V. ZI.DTWITZ. 7()9
Prag ihre Besitzungen verlor, ist im RiltersUnde verblieben, gehört iIm
nicht hierher.
Die akere Linie zu Liebensteia ist DBgetheill geblieben, in Besag
auf die jüngere Linie zu Asch sind aber mehrere Theilungen vorgekom-
men. Durch die Söhne Hans Georgs, gest. 1667, Carl Joseph und
Johann Christoph, theilte sich diese Linie in die Aesle zu Sorg (Sorga)
und zu As cli. Der Ast zu Sorg schied sich nach dein Tode Carl Jo-
sephs durch die (unterlassenen drei Söhne: Woli Christoph, II \ n s
Christoph und Philipp Ferdinand, in die Zweige zu Ober-Neuberg,
Unter-Neuberg und Sorg, und der Zweig zu Sorg lerfiel nach
dein Tode Philipp Ferdinands, gest. 1750, in die Häuser Neuschlotl
und Sorg.
Jetzt werden die Glieder der Familie als zur älteren Linie zu
Liebenstein und zur jüngeren Linie in der k. hölim. Kron-
Lehens-Herrschaft Asch gehörig aufgeführt, und die jüngere Linie wird
in die Häuser Asch, Schönbach, Unter-Neuberg, Ober-Neu-
berg, Sorg und Neuschlo ss -gelheill.
Die Abstammung der jetzigen Glieder der gräflichen Linien und
Häuser weisen folgende Ahnentafeln nach:
A eitere Linie zu Liebenstein. Wolf Heinrich v. Zedtwils;
Gemahlin: Erdmuthe Sophie Raabin v. und zu Schönwald. — Wilhelm
Friedrich, geb. 9. Mai 1G58, gest. 25. Febr. 172G; erste Gemahlin:
Eva .Maria v. Reilzenstein, venu. 1700; zweite Gemahlin: Christiana
Dorothea v. Rohrscheidt. — Heinrich Sigismund, Graf, geb. 30. Jan.
1713, gest. 25. Dec. 1767, Herr auf Liebenstein; Gemahlin: Maria
Cajetane Freiin Pergier v. Perglas aus dem Hause Salzengrün, gest.
nach 1805. — Peter Anton, geb. 13. April 1754, gest. 20. Mai 1818,
k. k. Oberst und Kämmerer; Gemahlin: N. N., Freiin v. Lerchenfeld
auf Aham. — Thaddäus, jetziges Haupt der Linie.
Jüngere Linie zu Asch. Haus Asch: Georg Adam — Sohn
Jobann Christophs aus der Ehe mit Calharina Magdalene v. Zedtwitz
aus dem Hause Krugsreulh — geb. 24. Nov. 101)2, gest. 2 1. Sept.
1774; Gemahlin: Amalia Caroline v. Schaumberg, geh. 17. Nov. 1702,
verm. 1734, gest. 9. Aug. 1764. — Erdmann Ferdinand Alexander Johann,
geb. 31. Juli 1739, gest. 17. Dec. 1787; Gemahlin: Charlotte Caroline
Christiane Henriette Freiin v. Guttenberg aus dem Hause Kircbleiss in
Franken. — Sigmund Erdmann Heinrich, geb. 9. Nov. 1 7 7 S , gest. 7. Juni
1847; zweite Gemahlin: Emilie v. Einsiedel a. d. Hause Wolflilz, venu.
1820, Witlwe. — Kurt, jetziges Haupt des Hauses Asch.
Haus Schönbäch. Joseph Adam, geb. 10. April 1705, gest.
10. Febr. 1747, herz, würllemb. Hauptmann und General -Adjutant;
Gemahlin: Maria Anna v. Kraft, gest. 1790. — Christoph Carl Ludwig
Adam, Graf, geb. 17. Sept. 1735, gest. 23. April 1795; Gemahlin:
Dorothea Elisabeth Crescenlia v. Trautenberg, geb. 20. Mai 1743, f. —
Casimir Lipcmann, Johann Anton und Franz Alexander, Gebrüder (s. unten
das Haus Schönbach).
Haus Unter-Neuberg. Carl Joseph, geb. 19. Juni 1663, gest.
710 GRAFEN V. ZEDTWITZ.
17. Sept. 1742; Gemahlin: Anna Catharine v. Künsberg aus dem Hause
Hain, gest. 2t. Aug. 1736. — Hans Christoph, geb. 25. Febr. 1690,
gest. 6. April 1756; Gemahlin: Dorothea Ernestine v. Lengenfeld aus
dem Hause Schvveinbach, gest. 1767. — Christian Wilhelm Anton
Friedrich, geb. 11. Oct. 1750; Gemahlin: Christiane v. Reitzenstein
aus dem Hause Fischbach, verm. 11. Mai 1785. — Carl Moritz, jetziges
Haupt des Hauses Unter-Neuberg.
Haus Ober-Neu b erg. Carl Joseph und Anna Catharina v. Küns-
berg (s. oben). — Wolf Christoph, geb. 22. Dec. 1691, gest. 29. Nov.
1739, k. k. Capitain a. D.; Gemahlin: Maria Anna v. Schaumburg aus
dem Hause Strössendorf. — Adam Erdmann Christian Carl, geb. 1. Mai
1740; erste Gemahlin: Henriette Eleonore Christiane Caroline v. Haustein
aus dem Hause Allmerswind, verm. 25. Febr. 1761, gest. 25. Jan.
1763. — Adam Erdmann Sigismund Franz Carl, geb. 13. Jan. 1763,
gest. 1816, fürstbisch, bamberg. Kammerherr und Rittmeister; Christiane
Gräfin v. Zedtwitz aus dem Hause Asch, geb. 1765, gest. 7. März
1838. — Carl Joseph und Franz Carl, Gebrüder (s. unten das Haus
Ober-Neuberg).
Haus Sorg. Carl Joseph und Anna v. Künsberg (s. oben). —
Philipp Ferdinand, geb. 3. Juni 1700, gest. 29. April 1750; Gemahlin:
Maria Sophie Florentine v. Reitzenstein aus dem Hause Conradsreuth,
gest. 13. Mai 1771. — Georg Adam, geb. 12. Oct. 1739; Gemahlin:
Caroline Marianne Wilhelmine v. Reitzenstein aus dem Hause Hadermanns-
grün. — Carl Ludwig, jetziges Haupt des Hauses Sorg.
Haus Neuschloss. Carl Joseph und Anna Catharina v. Küns-
berg. — Philipp Ferdinand und Maria Sophie Florentine v. Reitzenstein
(s. sämmtlich oben). — Carl Joseph Ferdinand, geb. 5. Sept. 1730;
Gemahlin : Amalia Henriette Caroline Friederike v. Bülow aus dem Hause
Koschitz, verm. 2. Aug. 1767. — Heinrich Georg Carl, Gottlier Erd-
mann, Franz Anton und Ludwig Ernst, Gebrüder (s. unten Haus Neu-
schloss).
Von den jetzigen Gliedern der gräflichen Linien und Häuser sind
hier zu nennen :
Aeltere Linie zu Liebenstein. Graf THADDAEUS — Sohn
des Grafen Peter Anton — geb. 1785, k. k. Ober-Lieutenant in d. A.,
Herr der Herrschaft Vorder -Liebenstein, veem. mit Wilhelmine v. Ott-
lilienfeld, geb. 1794. Der Sohn desselben ist: Graf Maximilian, geb.
1825. — Der Bruder des Grafen Thaddäus ist: Graf Clemens, geb.
1814, Herr der Herrschaft Hinter-Liebenslein, verm. in erster Ehe,
24. Nov. 1837, mit Catharina Gräfin v. Zedtvvitz-Schönbach, geb. 1812,
gest. 1841, und in zweiter, 29. Juni 1842, mit Ernestine Gräfin
v. Zedtwitz -Ober- Neuberg, geb. 1823. Aus der ersten Ehe stammt
Graf Johann Carl, geb. 1840, aus der zweiten Graf Hugo, geb.
29. März 1848.
Jüngere Linie zu Asch. Haus Asch (evang.). Graf KURT
— Söhn des Grafen Sigmund Erdmann Heinrich — geb. 3. Oct. 1822,
k. k. Ober-Lieutenant in d. A., verm. 6. März 1849 mit Adele v. Schön-
GUTEN V. ZKDTWITZ. 7 | |
berg aus dem Hause Tanneberg. Die beiden Sühne «lcsscll.cn sind die
Grafen: Kurt Christoph Friedrich Sigmund, geb. 12. Dee. 184!), und
Friedrich Albert Christoph Kurt, geb. 31. Mai 1851. — Die drei Brüder
des Grafen Kurt sind: Graf Adolph, geb. 27. Sept. 1823, Graf Theodor,
geb. 7. Sept. 1824, k. k. Rittmeister, und Graf Eugen, geb. 29. Febr.
1828, k. k. Ober-Lieutenant.
Haus Schönbach (kathol.). Vom Grafen Casimir Liccmann —
Sohn des Grafen Carl Ludwig Adam — geb. 1770, gest. 1822, k. k.
Ober-Lieutenant, entspross aus der Ehe mit Ernestine Giiilin Zedtwitz-
Asch, geb. 1784, jetzt Wittvve: Graf Franz, geb. 1812, gest. 1844,
venu. 25. Nov. 1839 mit Rosine Gottl, Witttee. Aus dieser Ehe stammt
Graf CARL Maximilian. — Der lebende Bruder des Grafen Casimir Lipp-
mann ist: Graf Johann Anton, geb. 1776, verm. mit Friederike Löbel,
geb. 1785, gest. 8. Sept. 1848. Die fünf Söhne desselben sind: Graf
Georg, geb. 1806, k. k. Finanzralh; Graf Emanuel, geb. 1808, venu.
1849 mit Julie Gräfin v. Zedtwitz-Schönbach; Graf Erdmann, geb. 1809,
k. k. Feld-Kriegs-Concipist beim nieder-österr. General-Commando; Graf
Thaddäus, geb. 1816, und Graf Carl Joseph, geb. 1820. — Von dem
verstorbenen Bruder der Grafen Casimir Lippmann und Johann Anton,
vom Grafen Franz Alexander, geb. 1786, gest. 2. April 1836, stammt
Graf Johann Carl, geb. 1814.
Haus Unter-Neuberg (evang.). Graf CARL Moritz — Sohn
des Grafen Christian Wilhelm Anton Friedrich — geb. 1792, Dom-
Dechant des Hochstifts Merseburg. Von dem verstorbenen Bruder des-
selben, vom Grafen Wilhelm Ernst Julius, geb. 6. Jan. 1795, gest. im
Oct. 1850, k. k. Major, leben die Wiltwe: Emilie Gräfin v. Sehallen-
berg, geb. 14. Oct. 1804, und zwei Söhne: die Grafen Wilhelm, geb.
1834, k. k. Ober-Lieutenant, und Friedrich, k. k. Cadet. — Der le-
bende Bruder des Grafen Carl Moritz ist Graf Friedrich Franz Carl,
geb. 9. Dec. 1799, k. k. General-Major und Brigadier in Pcterwardein.
Haus Ob er- Neuberg (evang.). Vom Grafen Carl Joseph —
Sohn des Grafen Erdmann Adolph SigismumL Franz Carl — geb. 13. Mai
1792, gest. 1831, lebt die Wittwe : Therese v. Ottlilienfeld, verm. 1818.
Die beiden Söhne aus dieser Ehe, neben einer Tochter, Gräfin Erne-
stine, vermählten Gräfin v. Zedtvvitz-Liebenstein, sind: Graf HUGO, geb.
1820, und Graf Franz Carl, geb. 1830, verm. mit Caroline Freiin
Stücker v. Weihershofen, aus welcher Ehe eine Tochter entsprossen ist.
Der Bruder des Grafen Carl Joseph ist Graf Franz Carl, geb. 17. Dec.
1795, k. k. Lieutenant, verm. mit Wilhelmine Freiin v. Beulwitz, aus
welcher Ehe zwei Töchter leben.
Haus Sorg (evang.). Graf CARL Ludwig — Sohn des Grafen
Georg Adam — geb. 26. Mai 1790, verm. mit Henriette Freiin v. Beulwitz
aus dem Hause Chemnitz. Der Sohn desselben, neben einer Tochter,
Gräfin Adelheid, vermählten Frau v. Manz, ist: Graf Hermann, geb. 1818,
k. k. Rittmeister.
Haus Ne lisch loss (evang.). Nachkommen des Grafen
Carl Joseph. Vom Grafen Heinrich Georg Carl, geb. 3. Aug. 1768,
712
GRAFEN V. ZEPPELIN.
f, leben die Wiltwe : Franziska Freiin v. Skal, geb. 1781, und zwei
Töchter. — Vom Grafen Gottlieb Erdmaxn , geb. 4. Jan. 1772, gest.
4. Juli 1835, k. k. Rittmeister, sind aus der Ebe mit Julie v. Sabal,
neben zwei Töchtern, drei Söhne entsprossen: Graf Carl, geb. 1815,
Graf Georg Cajetan, geb. 1817, k. k. Hauptmann, und Graf Edmund,
geb. 1819, k. k. Hauptmann. Vom Grafen Franz Anton, geb. 1777,
gest. 1826, k. k. Kämmerer und Hauptmann, verm. mit Josephe Freiiu
v. Humbracht, gest. 19. März 1838, stammen, neben einer Tochter,
zwei Söhne: Graf Hieronymus, geb. 29. Aug. 1815, k. k. Pionnier-
Hauptmann, verm. 29. Juni 1843 mit Emilie v. Re, aus welcher Ehe,
neben zwei Töchtern, ein Sohn: Graf Cuno, lebt — und Graf Ludwig,
geb. 1816, k. k. Ober -Lieutenant. — Der lebende Sohn des Grafen
Carl Joseph ist: Graf Ludwig Ernst, geb. 11. Sept. 1789, k. k. Haupt-
mann in d. A., verm. mit N. N., Freiin v. Gabriel. Aus dieser Ehe
stammt: Graf Max, geb. 1826, k. k. Lieutenant.
Grafen v. Zeppelin.
€oangelifd). tüürttemberg.
Besitz: die mit dem Erb-Paoner-Amte verbundenen Lchengüter Asciihausen und Huchhof.
Wappen : Schild der Länge nach getheilt ; rechts in Blau der Kopf eines
rechtssehenden Esels mit dem Halse, unten, wo er abgeschnitten, blutig (Stamm-
wappen); links in Schwarz schrägrechtsgelegt die goldene Sturmfahne oder das
Reichs-Erz-Panner mit dem rechtssehenden, schwarzen, einfachen Adler (Erb-
Pannerwürde). Ueber der Grafenkrone erhebt sich ein gekrönter Helm, aus welchem
rechts und etwas einwärtsgekehrt der graue Eselskopf des Schildes emporwächst.
Die Decken sind rechts blau und silbern, links schwarz und golden, und den
Schild halten zwei auswärtssehende, goldenbewehrte, silberne Adler. Diese Angaben
stimmen mit Gasts (Adelsb. des Königr. Württemberg^ p. 399) Mittheilung. Das
Wappenbuch des Königreichs Württemberg stellt, wohl irrig, die Sturmfahne in die
rechte, den Eselskopf in die linke Hälfte des Schildes, und giebt hiernach auch
die Helmdecken an.
GIAPEH \. zipi'ii.i.n. 71 3
Sehr alles meklenburgisehes und pommerisches Adelsgeschlecht, in
welches später der Reiehsgrafensland gekommen ist. ßailflbc) halle
wahrscheinlich gleichen Ursprung mil der im 17. Jahrhundert erloschenes
meklenhurgischen Familie v. BOUOW, und man nimmt als Stammgui das
gleichnamige Gut, auch : Zepelin, Zeplin im grossh. meklenl». -schwer. Amte
Ribnitz an, welches in fremde Htadfl kam, worauf Appelhagen im Amte
Güstrow als Stammgut genannt wird. Hinricus de Zeppline erscheint
urkundlich 1308. In der zweiten Hälfte des 17. und in der ersten
Hälfte des 18. Jahrhunderts findet sich die Familie auch in Dänemark
blühend. — VTon Mllchior Johann Christoph, gest. 14. Oct. I7V2 zu
Güstrow, kurbraunschw. Rittmeister, stammte aus der Ehe mit Friederike
Charlotte v. Walsleben: Johann Melchior, welcher von Neuem Glanz
und hohe Redeulung in die Familie brachte. Derselbe, geb. 15. Ocl.
1766, gest. 14. Juni 1801, kam als Edelknabe an den herz, meklenb.
Hof und wurde dem damaligen Prinzen v. Württemberg, nachmaligen
Kurfürsten und König Friedrich I., empfohlen, welcher ihm bald seine
ganze Gewogenheit schenkte und ihn zum Adjutanten und steten Begleiter
erwählte. Als der Prinz 1786 aus k. russ. Diensten trat, verblieb
v. Zeppelin treu bei demselben, und das Band zwischen beiden wurde
immer fester und unzertrennlicher: er war des Fürsten steler Gefährte,
wenn nicht ausserordentliche Bestimmungen, besonders Sendungen «'"
grosse Höfe, denselben entfernten. So erwählte sein fürstlicher Freund,
damaliger Kronprinz, ihn zum Werkzeuge der gewünschten Verbindung
mit der Kronprinzessin von Grossbrilannien, und am kaiserl. Hofe in
Wien arbeitete derselbe für die glänzendste Erhöhung des würllem-
bergischen Fürstenhauses. Johann Melchior wurde vom Kaiser Franz II.
18. Sept. 1792 in den Reichsgrafensland erhoben, und vom Herzoge
bei dem Antritte der Regierung, 1797, zum Staats- und (Konferenz-
minister, und 1799 zum Präsidenten des Geheimen Ralhs ernannt. Somit
war die höchste Stufe der Ehre und Wirksamkeil erreicht, welche je
ein würllemb. Unlerlhan erreichen kann, da endete plötzlich 1801 eine
heftige Krankheit das Leben. Der Herzog liess demselben auf dem
Friedhofe zu Ludwigsburg den bekannten Todten -Tempel mit der Auf-
schrift: ,,Dem vorangegangenen Freunde" errichten, und im Lande wurde
allgemein der Tod eines Mannes betrauert, dessen edles Herz so wann
für das Land geschlagen halte, wie das dankbare Herz des Landes für
denselben stets schlug. Aus der Ehe mit Wilhelmine Freiin v. Dalwigk,
verm. 2. Jan. 1787, hinterliess derselbe einen Sohn, Graf Johann
Friedrich Carl, und eine Schwester, Gräfin Wilhelmine. Letztere, geb.
8. Jan. 1791, vermählte sich mit dem k. würllemb; Slaatsminister
Grafen v. Taube, wurde Witlwe und ist jetzt in zweiler Ehe venu, mil
Ludwig Freiherrn v. llaynau, grossherz. badisch. Geh. Rathe — Ersterer,
Graf Johann Friedrich Carl, geb. 30. Sept. 1789, gest. 2. April 1836
als k. würllemb. Kammerherr und Ceremonienmeisler , wurde, mich
minderjährig, vom Kurfürsten Friedrich II. am Tage der feierlichen An-
nahme der Kurwürde, 28. April 1803, um die Verdienste des verewigten
Vaters zu ehren, mil dem Erb- Reichspanner- Ami und den damit ver-
714 GRAFEN V. ZEPPELIN.
bundenen Lehengütern Asciihausen und Buchhof beliehen. Aus der Ehe
desselben mit Hippolyte Justine Dorothea Amalia Juliana Freiin du Plat,
geb. 28. Dec. 1798, venn. 19. Sept. 1817, jetzt Wittwe, stammt
Graf Johann Friedrich Traugott.
Die gräfliche Familie scheidet sich jetzt in zwei Linien, die ältere
und die jüngere. Erstere umfasst die Nachkommen des Grafen Johann
Melchior, letztere die Nachkommen des Grafen Ferdinand Ludwig —
des Bruders des Grafen Johann Melchior — gest. 21. Jan. 1829,
k. württemb. Staatsministers und Oberst-Kammerherrn, verm. mit Pauline
Freiin v. Maucler, jetzt Wittwe.
Aellere Linie: Zeppelin-Aschhausen. Johann FRIEDRICH
Traugott Graf v. Zeppelin -Aschhausen — Sohn des Grafen Johann
Friedrich Carl — geb. 22. Nov. 1819, k. württemb. Reichs-Erb-Panner.
Die zwei Brüder desselben, neben zwei Schwestern , sind : Graf Johann
Maximilian Gotlhold, geb. 26. Nov. 1824 und Graf Johann Rudolph
Fürchtegott, geb. 24. Mai 1826. Die Mutter derselben s. oben.
Jüngere Linie. Graf FRIEDRICH — Sohn des Grafen Ferdinand
Ludwig — geb. 29. Nov. 1807, k. württemb. Kammerherr und Ge-
schäftsträger am k. russ. Hofe, verm. 27. Nov. 1834 mit Amelie Macaire
v. Hogguer, aus welcher Ehe, neben einer Tochter, zwei Söhne stam-
men, die Grafen: Ferdinand, geb. 8. Juli 1838, und Eberhard, geb.
22. Mai 1842. — Die zwei Brüder des Grafen Friedrich, neben vier
Schwestern, sind: Graf Ferdinand, geb. 2. Febr. 1811, k. württemb.
Kämmerer und diensthuender Kammerherr bei der Kronprinzessin kaiserl.
Hoheit, verm. 9. Mai 1844 mit Anna Cleophea v. Planta- Reichenau,
geb. 24. Aug. 1821, aus welcher Ehe ein Sohn: Graf Carl Friedrich
Alexander, Zwillingsbrnder der Gräfin Olga, geb. 27. Nov. 1846, ent-
sprossen ist — und Graf Wilhelm, geb. 18. Aug. 1824, k. k. Haupt-
mann in d. A.
GRAFEN V. ZIKHON.N.
715
Grafen v. Ziorotin.
ßatholtfd). Ccncrrnd) unb |Jrruficn.
Besitz: die Pideicommiss-Herraehan Pram in Schlesien, dai l.ehjMignl VFallaehiacB Me*e
ritsch und die Allodial-Ilerrschuft Knwpfoeli und Blaadl in M ihren.
Wappen: Schild der Länge nach getheilt und die linke Hälfte qnadrirt mit
.Mittelschild. Rechts in Roth auf einem dreihügeligen, silhernen Berge ein rechte-
gekehrter, mit einer alten königlichen Krune gekrönter, doppelt geschweifter,
schwarzer Löwe, welcher in den Vorderpranken einen goldenen Streitkolben hält
(Stammwappen). Links im gekrönten, goldenen Mittelschilde ein aoawirtaaehender,
schwarzer Adler. 1 und 4 in Roth ein einwärtsgekehrter, doppelt geschweifter,
goldener Löwe; 2 und 3 in Blau ein schrägrechter, silberner Balken, welcher von
zwei silbernen Lilien begleitet wird. (Feld 1 — 4: Lilgenau). Ueber der Grafen-
krone erheben sich drei gekrönte Helme, von denen der mildere mit einer alten
königl. Krone gekrönt ist. Der rechte Helm tragt einen einwärtsgehenden, gekrönten,
silbernen Adler; aus der Krone des mittleren Helmes wächst der Löwe der rechten
Schildeshälfte auf (Helm des Staminwappens), und auf dem linken Helme »leben
vor zwei Büffelshörnern, von denen das rechte golden, das linke schwarz i-l, zwei
blaue, sich kreuzende Fahnen, zwischen welchen oben eine silberne Lilie ichwebt.
Die Helmdecken sind rechts schwarz und golden, links rpfh und golden, und das
Ganze umgiebt ein rother Wappenmantel. — In Tyrolfs Neuem adeligen Wappen-
werke (IL 263) hält der Löwe in der rechten Schildeshälfte und auf dem mittler« n
Helme den erwähnten Streitkolben nicht, welcher sich durchgängig auf Abdrücken
von Petschaften findet, und die Fahnen auf dem linken Helme kreuzen sich nicht,
sondern stehen aufrecht, so dass die eine nach rechts, die andere nach links
weht. — Das Stammwappen wird übrigens sehr verschieden aufgeführt. Nach dm
ältesten Angaben schreitet in Roth ein goldengekrönler . schwar/er Löwe mit drei
Schweifen über einen drcihügeligen , silbernen Berg. Die Decken sind roth und
schwarz. Nach Siebmachcr und Sinapius ist der Schild silbern und der Berg,
hinter welchem der schwarze Löwe aufwächst, roth. Auf dein gekrönten Helme
wächst hinter dem Berge der Löwe des Schildes auf. Die Decken sind roth und
silbern. — Des Streitkolbens erwähnen ältere Schriftsteller nicht.
716 GRAFEN V. ZIEROTIN.
Sehr altes böhmisches, mährisches und schlesisches Rittergeschlecht,
welches später den Freiherren- und den Grafenstand erlangt hat. Als
Ahnherr der Familie wird Zmslaus, welcher um 1160 lebte, genannt,
und nach der Sage, welche über die Abstammung desselben besieht,
geben die Grafendiplome an, dass die Familie Zierotin väterlicher Seits
vom Herzog Wladimir dem Grossen von Russland, mütterlicher Seits
aber von Anna, der Tochter des byzantinischen Kaisers Romanus des Jün-
geren, abstamme. Durch die beiden Söhne des Zdislaus, Buüislav und
Zemislav, theilte sich das Geschlecht in die böhmische und in die
mährische Linie. Die böhmische, im 15. Jahrhundert erloschene
Linie kam auch unter dem Namen Plichta, Plichten, vor; die mährische
Linie aber blühte fort und gab eine Nebenlinie, die schlesische, ab.
Carl, Freiherr, gest. 1560, commandirender k. k. General, brachte 1537
das Erb-Kämmerer-Amt von Mähren in die Familie, und Johann Joachim,
k. k. Rath , Kämmerer und Landrechlsbeisitzer in Mähren, wurde vom
Kaiser Joseph I. 18. Sept. 1706 in den Reichsgrafen- und vom Kaiser
Carl VI. 4. April 1712 in den erbländisch-Österreichischen Grafenstand
erhoben. In Folge der Vermählung desselben mit Aloysia Wilhelmine
Freiin v. Lilgenau, Erbin der Herrschaft Prauss (Praus), erhielt die Nach-
kommenschaft vom Kaiser Carl VI. 3. April 1740 die Erlaubniss, Namen
und Wappen des erloschenen Geschlechts der Freiherren v. Lilgenau mit
dem angeborenen Namen und Wappen vereinigen und sich Grafen
v. Zierotin, Freiherren v. Lilgenau schreiben zu dürfen. Die Familie
v. Lilgenau war eine schlesische Familie , welche von Johann Jonas
stammte, welcher Herr auf Haltauff und Eulendorf war und 1584 als
herz, briegscher Kammerralh, dann aber als Kammerpräsident vorkommt.
Von seinen Nachkommen wurde Wilhelm Wenzel, k. k. w. Kämmerer,
Ober-Amtsralh in Schlesien etc. und in Schlesien reich begütert, vom
Kaiser Leopold 1. 1667 in den Freiherrenstand erhoben. Der einzige
Sohn desselben, Ludwig Reinhold, beerbte nach dem Tode des Vaters
Letzteren und vermählte sich mit einer Gräfin v. Hochberg. Aus dieser
Ehe stammte nur eine Tochter, die oben erwähnte Aloysia Wilhelmine
Freiin v. Lilgenau, die Gemahlin des Johann Joachim Grafen v. Zierotin.
Die Abstammung der jetzigen Grafen v. Zierotin ergiebl sich aus
folgender Ahnentafel: Przemisl Freiherr v. Zierotin, Herr auf Wiesenberg
und Ullersdorf; Gemahlin: Elisabeth Juliane Freiin v. Oppersdorf. —
Johann Joachim, Graf, k. k. Kämmerer und Geh. Rath; Gemahlin: Aloysia
Wilhelmine Freiin v. Lilgenau, Erbin der Herrschaft Prauss, verm. 1716.
— Johann Ludwig, Graf und Freiherr v. Lilgenau, k. k. Kämmerer und
Geh. Rath; Gemahlin: Franziska Maria Gräfin v. Herberstein, gest. 6. April
1763. — Joseph Carl, geb. 8. Oct. 172S, k. k. Geh. Rath, Appel-
lations-Präsident und Oberst-Land-Kämmerer in Mähren, verm. 6. Oct.
1763 mit Johanna Gräfin v. Schratlenbach, geb. 2. Mai 1742. — Franz
Joseph, geb. 6. April 1772, gest. 30. Mai 1845, k. k. Kämmerer und
Gubernialrath in Brunn, v«rm. 5. Sept. 1804 mit Ernestine Freiin
Skrbenski v. Hrzislie, Wiltwe. — Zdenko Ernst, jetziges Haupt der
Familie.
GRAFEN V. ZIETEN.
717
Von dem jetzigen Bestände «1er Familie sind liier anzuführen:
ZDENKO Ernst Graf und Herr v. Zieretin, Freiherr \. Lügenan
— Sohn des Grafen Franz Joseph — geb. 23. Nov. 1S12, Herr der
Fideicommiss-Herrschafl Praus in preussiscli Schlesien, des Lehensgnles
WsHachisch-Meseritsch und der Allodial- Herrsehafteo Kmmpisch und
Klauda in Mähren, k. k. Rittmeister in d. A., venu. lli. Dec. 1838
mit Gabriele Almäsy v. Zsadany und Toiök S/.ent-Miklos, «ich. 2 1 . April
1816. Aus dieser Ehe slannnen, neben vier Toehlern, zwei Sühne, die
Grafen: Przkmislay Franz Paul, geb. 10. Febr. 1848, und Carl Emanuel,
geh. 13. Aug. 1850. — Von den Schwestern des Grafen Zdenko Ernst
ist Gräfin Mathilde mit Emanuel Grafen v. Difbsky-Trzebomisliti und
Gräfin Ernesline mit Alois Grafen Serenyi v. kiss-Seienv vermählt.
Grafen v. Zieton.
€atl)oltfd) (Cime auf Öfdjtowi unb Cüangdtfdj (Cime auf tDuftraui.
#rcufun.
Besitz: in Schlesien dio Herrschaft Adelsbach und das Rittergut SebtiellWhs; in der Mark
ßrandcnbur<? die RSlteTgfiier Deebtow und Tarnow; das Rittergut Wostrai.
Wappen der Linie Ücchlow- A'delsbach (Diplom von 1815): im silbernen
Schilde ein aufrecht gestellter, schwarzer Kesselbaken. Leber der tirafenkrone
erheht sich ein ebenfalls mit der Gralcnkronc gekrönter Helm, .ins weichem eioc
vorwärtssehende Jungfrau in silbernem Mieder, rothem Rocke und mit schwarzer,
mit einer nach linkswebenden, silbernen Straussenfeder besteckter Motze empor-
wächst, welche in der rechten, ausgestreckten Hand den Kesselhakcn des Schildes
hält und die Linke in die Seile stemmt. Die Helmdecken sind schwarz und silbern.
Wappen der anderen Hauptlinie zu Wustrau (Diplom vom 15. Ort. 1840):
Schild, wie angegeben. Ueber der Grufenkrone auf dem gekrönten Hein nie
aufwachsende Jungfrau, wie besehrieben, nur ohne Mütze, mit fliegenden Haaren,
welche in der Rechten einen Eichenlaubkranz hält.
Die Grafen v. Zielen stammen aus einem der ältesten und ange-
sehensten Geschlechter der Mark Brandenburg, namentlich der Grafschaft
7 1 8 GRAFEN V. ZIETEN.
Ruppin und des Havellandes. Der Ursprung derselben ist wohl ein
wendischer, da die Vorfahren sich urkundlich Czilen, Czyten, Tziten
schrieben, und die Familie kann getrost (s. S. 384) in diese Angabe
eingehen. Den gleichen Namen führen mehrere Güter: Zieten bei Anklam
kommt schon 1 1 59 urkundlich vor, und Zieten bei Schlochau in West-
preussen wurde von Sigmund im 12. Jahrhundert angelegt, nachdem
derselbe vom Hochmeister des deutschen Ordens Land, zur Belohnung
seiner Dienste, erhalten hatte. — Im Laufe der Zeit bildeten sich zwei
Hauptlinien der Familie. Die erster e, welche von Dechtow im Havel-
lande, einem Gute, welches seit dem 14. Jahrhundert im ununterbro-
chenen Besitze des Geschlechts geblieben ist, den Namen führt, erlangte
den Grafenstand (s. unten) 1815; die zweite verzweigte sich in drei
Aeste: den Ast zu Wildberg, zu Wustrow und zu Brunne: Lehn-
güter, welche die Familie seil 500 Jahren gemeinschaftlich besitzt. Aus
dem zweiten Aste, dem zu Wustrow, stammte Hans Joachim —
der bekannte Held des 7jährigen Krieges, geb. 18. Mai 1699, gest.,
als k. preuss. General der Gavallerie, 22. Jan. 1786, und durch den
Sohn desselben, Friedrich Emil, ist 1840 der Grafenstand auch in diesen
Ast der zweiten Hauptlinie gekommen.
Die Grafen v. Zieten aus der Linie auf Dechtow und Adelsbach
sind von Hans Ernst Carl, gest. 3. Mai 1848 als k. preuss. General-
Feldmarschall etc., entsprossen. Derselbe, welcher den Sieg bei Waterloo,
18. Juni 1815, wesentlich entscheiden half, wurde nach demselben in
dem genannten Jahre (Andere geben das Jahr 1817 an) vom König
Friedrich Wilhelm III. von Preussen in den Grafenstand erhoben, und
aus der Ehe mit Josephine Clementine Berlo, geb. 2. Jan. 1776, verm.
31. Jan. 1797, gest. 19. Juli 1814, stammt das jetzige Haupt dieser
Linie.
LEOPOLD Carl Graf v. Zielen, geb. 23. März 1802, Herr auf
Adelsbach , Schmellvvitz etc., k. preuss. Geh. Rath , vermählt in erster
Ehe, 15. Nov. 1828, mit Ernestine Hedwig Gräfin v. Schaflgotsch, geb.
12. Jan. 1805, gest. 31. Juli 1846, und in zweiter, 20. Aug. 1849,
mit Agnes Gräfin v. d. Lippe, verw. Prinzessin v. Biron -Wartenberg,
geb. 30. April 1810. Aus der ersten Ehe stammt, neben zwei Töchtern,
ein Sohn: Graf Joachim Ernst, geb. 29. Oct. 1839. — Die Schwester
des Grafen Leopold Carl, Gräfin Josephine Clementine, ist mit Leopold
Grafen v. Schaflgotsch, schlesischer Linie (s. S. 365), vermählt.
Linie zu Wustrau: Graf FRIEDRICH Emil — Sohn Hans
Joachims, k. preuss. Generals der Cavallerie — geb. 6. Oct. 1765, k.
preuss. Landrath, Domherr zu Halberstadt etc., wurde vom König Friedrich
Wilhelm IV. von Preussen 15. Oct. 1840 in den Grafenstand erhoben.
Derselbe ist unvermählt.
Zusätze.
A. Band I.
Grafen v. Alilefelrit. S. 9.
Z. 14 v. o.: Graf Carl Friedrich Christoph, k. dän. Kamincrhcrr
und Ober-Ccremonienineisler, ist gestorben.
Grafen Alberti v. Enno. S. 12.
Z. 7 v. u. lies:
ßattjolifd). OcAcrrridj.
Im lombardiseh-venetianisclien Königreich grundlierrlich begütert
Grafen v. Althann. S. 18.
Z. 1 v. u. statt Oberst lies Generalmajor in Disponibililat.
Grafen v. Apponyi. S. 24.
Z. 27 v. o. Graf Aston ist 23. Oct. 1852 gestorben.
Grafen v. Arniansperg. S. 20.
Z. 1 v. o. Graf Joseph Ludwig Franz Xavier etc. ist 3. April 1853
gestorben.
Grafen v. Arnim. S. 30.
Z. 10 v. u. Graf Friedrich Ludwig, k. preuss. Geh. Ralh und Ober-
Schlosshauptmann, ist zum Grand maitre de la Garderobe erhoben worden;
720 ZUSÄTZE.
Grafen v. Berg. S. 72.
Z. 19 ist hinzuzusetzen: Aus dieser Ehe ist, neben einer Tochter,
ein Sohn, Curt Carl Ludwig, geb. 3. Mai 1851, entsprossen.
Grafen v. Bergh, genannt Trips. S. 73.
Z. 10 v. u. statt: welches seinem Namen, lies: welches seinem,
von dem brabanter Schlosse Berge erhaltenen Namen.
Nach Z. 22 v. o. einzuschalten: Die Abstammung des ersten Grafen
v. Bergh, genannt Trips, ist nach Fahne folgende: Theodor v. Berg. —
Reiner, 134G, verm. mit N. v. Grevenbroich. — Adam, Herr zu Um-
bricht und Sitland, verm. mit Johanna v. Linden. — Wilhelm, 1446,
verm. mit Margaretha v. Pallant, deren Heirathsgabe die Baronie Trips
war. — Adam, verm. mit Jacoba v. Heinsberg. — Johann, 1575, verm.
mit Margaretha v. Ley. — Hieronymus, verm. mit Agnes v. Ilollscheid,
Erbin zu Oest. — Johann, Herr zu Korbach und Linier, gest. 1629,
verm. mit Isabella lloen v. Cartils. — Johann, Herr zu Linter, verm.
mit Maria Odilia v. Breil, Freiin zu Eys. — Johann Franz, Herr zu
Eys, Linter und Junckersdorf, verm. in dritter Ehe mit Philipps Isabella
Clara v. Spies zu Büllesheim. — Johann Heinrich Adam Christian, Herr
zu Junckersdorf, verm. mit Maria Anna Gräfin v. Ingelheim, genannt
Echter v. Mespelbrunn. — Franz Adolph, erster Graf.
Grafen v. Beroldingen. S. 78.
Z. 8 v. u. lies: Graf Cäsar Paul Eugen etc., k. würltemb. Ritt-
meister und Adjutant Sr. Maj. des Königs.
Grafen v. Beiist. S. 82.
Z. 5 v. u. lies: Geh. Ralh und Slaatsminister a. D.
Grafen v. Bismark. S. 84.
Z. 13 v. o.: Graf Friedrich Wilhelm etc. ist pensionirt und aus
dem Königreich Württemberg nach dem Grossherzoglhum Baden über-
gesiedelt.
Z. 23 v. o.: Aus der Ehe des Grafen Friedrich August, Herrn
auf Schierstein etc., stammt ein Sohn, Henry Herebord Watkin, geb.
21. März 1852.
Grafen v. Berchem. S. 67 u. 68.
S. 68 Z. 13 v. o.: Der Reichsfreiherrenstand ist in der Person
Antons, kurbayer. Geh. Raths, in die Familie gekommen.
Herr Cajetan Graf v. Berchem-Haimhausen, k. bayer. Kämmerer und
Hauptmann ä la suite, des Malteserordens Ehrenrilter, Herr und Land-
ZUSATZR. 721
Bland in Böhmen etc., hat auf einer offenen Kanin des Buchhandels
die Angeben «her die Grafen v. Barchen als ungenaue, anrichlige, ja
sogar benachteiligende bezeichnet, dem Werke ein etwaiges Glttck ab-
gesprochen und diese Faclur zu beliebigen Gebranch gestellt. Nach in
genannte Faclur genommener Einsicht hat die Redaction — fesl haltend
an der im Vorworte zum ersten Bande (VII. Z. 3-7 v. u.) ausgesproche-
nen Heberzeugung;, dass jede derartige Schrift der Berichtigungen be-
darf — den Herrn Grafen in einem, die Üblichen Formen gani berflek-
sichtigenden Schreiben um Berichtigung falscher Angaben mit dem \U-
merken gebeten, dass jedenfalls in Folge jener Faclur in den Zusätzen
zum zweiten Bande auf die Grafen v. Bereitem ziinlekgekommen werden
würde. Die erbetene Berichtigung, welche zu geben eben nicht leicht
sein dürfte, ist nicht eingegangen, und so kann denn leider der be-
treffende Artikel nicht verbessert werden; das gegebene Wort: auf die
Familie zurückzukommen, löst aber die Redaction durch Nachstehen-
des ein.
In der heraldisch- genealogischen Literatur kommen drei Familien
mit dem Namen v. Berchem vor.
Ueber die erste giebt J. D. v. Steinen (Westnhälisehe Geschichte
Th. III. Lemgo 1757, S. 1(127 — 1634) die beste Auskunft, v. Steinen
sagt S. 1627 und 1628: „Die v. Berchem, welche in alten Nachrichten
verschiedentlich geschrieben werden, sind ein gar alt Bitterlich Geschlecht
in der Grafschaft Mark und stammen aus der Grafschaft Limburg, alwo
noch im Kirchdorf Bercheim das Schloss Bercheim anzutreffen ist,"
und reiht an diese Angabe unmittelbar folgende: ,,D. Mülhcrr schreibt:
Berchem zu Berchem, ein alt adlich Geschlecht in der Veste Lymburgh,
genannt v. Rockholl zum Rockhol. Sie führen im silbern Schilde ein
roth Rad mit fünf Speichen, und über dem gekrönten Helm eine rothe
und eine weisse Adlersfeder, zwischen welchen das Rad wieder zu
sehen ist, und so ist dieses Wappen aufgeschworen." v. Steinen giebt
hierauf S. 1629—1631 mehrere genealogische Nachweise, welche mit
Theodoricus de Berghem, 1244 Zeuge in einem Briefe von Graf Diede-
rich v. Limburg, beginnen, und mit dem offenen Geständnisse endigen:
,,Ich weiss aber nicht gewiss , ob sie zu diesen gehören ," und theilt
zuletzt, S. 1632 — 1634, ein ordentliches Geschlcchtsregister derer
v. Berchem zu Werdringen etc. mit. Dieses Register beginnt mit Hein-
rich v. Berchem zum Rocholl, 1538, und schliesst im 6. Ghede mit
,,Johan Frid. Mordio, Herrn zu Stockum, W'erdringen, Bidinckhnff, verm.
mit Calrina Friderica Lowisa v. Ripperda, aus welcher Ehe eine Tochter,
Anna Sophia Amalia Charlotta Friderica, stammte." Nach Allem lebten
die drei zuletzt genannten Familiengliedcr noch im Jahre 1757. Mit
denselben hören aber auch die Nachrichten über diese erste Familie
v. Berchem ganz auf, und es dürfte nur interessant sein, hinzuzusetzen,
dass ein, der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts angehOngei Allianz-
Wappen vorkommt, welches rechts das Wappen derer v. Arnim, links
das derer v. Berchem, und zwar letzteres ganz, wie v. Steinen (s. oben)
angegeben, zeigt. Ziemlich nahe liegl die Vermulhung, dass die er-
11. w
722 ZUSÄTZE.
wähnte Tochter des Johann Friedrich Mordio sich mit einem Herrn
v. Arnim vermählt und später auch im weihlichen Stamme diese Familie
heschlossen hahe.
Was die zweite Familie v. ßerchem anlangt, so ist für dieselhe
v. Steinen ehenfalls der wichtigste Schriftsteller. Derselhe sagt in einer
Note S. 1627 und 1628: „Ich finde eine Familie v. Berchem, die mit
dieser (der zuerst erwähnten) gar keine Gemeinschaft hat. Der Freiherr
Ludwig v. und zu Strünckede hat mir von derselben folgendes Geschlechls-
register zugestellt." Dieses Geschlechtsregister beginnt mit 1. Waller
Berthould gen. Drackenbart, Herr zu Grimbergen und Mecheln , lebte
1184. 96. stiftet die Abtei zu Grimbergen und war einer der vor-
nehmsten Ritter zu seiner Zeit, hatte zwei Söhne und zwei Töchter.
Unter IV. — das Actenstück ist im Anfange ein wenig verworren und
die Jahreszahlen lassen manches Bedenken aufkommen — steht: Arnold
Berthould, Herr zu Grimbergen und Mecheln. Dieser hat im Jahr 1186,
wegen der ihm von seinen väterlichen Gütern zugefallenen Herrlichkeit
Berchem, eine Stunde von Antwerpen gelegen, den Namen v. Berchem
angenommen. Von V. an hängt das Register zusammen und die Jahres-
zahlen stimmen. Für die spätere Geschichte dieser zweiten Familie sind
folgende Angaben des Geschlechtsregisters sehr wichtig: XIV. Joachim,
ging 1544 wegen der spanischen Religionsverfolgung nach Basel, gest.
1574. XV. Aliiard, ging von Basel nach Marburg und von dannen
nach Bremen. XVI. Georg, gest. 1657. Gemahlin: Sara v. Fehrden,
gest. 1659. XVII. Georg, k. preuss. w. Geh. Etatsrath, der Grafschaft
Ravensberg Appellations-Gerichts- Director, geb. 1639 den 13. Mai zu
Bremen, gest. 1701 den 10. Juni. Gemahlin 1669 den 25. Oct. Anna
v. Martitz, gest. 1700 den 6. April. Kinder: Jan Georg, geb. 1673
den 1. März, gest. 1694 den 20. Sept., und Martina Lowisa, geb. 1671
den 19. März, Fr. 1692 den 4. Oct. (Gemahl) Johann Thomas Matthias
gen. v. Berchem, k. preuss. Geh. Hof-, Amts- und Kammerrath, Hof-Rent-
meister und Director des Salzwesens. — Nach dem Neuen Preuss.
Adelslexicon (Bd. I. S. 211) ist „Johann Thomas Matthias v. Berchem"
der Oheim seiner Gemahlin Martine Luise gewesen. Damit hören die
Nachrichten über diese zweite Familie v. Berchem auf, doch möge man
die Worte nicht übersehen, welche im genannten Adelslexicon (S. 212,
Z. I — 3 v. o.) stehen: „v. Hellbach scheint weder diese, noch die
folgende Familie (v. Berchem zu Berchem) gekannt zu haben, er erwähnt
nur die österreichischen und bayerschen Berchem." In heraldischer
Beziehung ist hinsichtlich der eben besprochenen zweiten Familie nur
hinzuzufügen, dass, als der alle Adel des oben unter XVII. aufgeführten
Georg vom Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg 11. April 1698
anerkannt wurde, das angeborene Wappen bestätigt wurde. Dasselbe war
(Wappenb. der Preuss. Monarchie Bd. II. 80) folgendes: im silbernen
Schild drei rolhe Pfähle. Auf dem gekrönten Helme erhebt sich
der Rumpf eines vorwärtssehenden, bärtigen Mannes, welcher mit einem
weissen, mit rothen Längenstreifen versehenen Jäckchen bekleidet ist
und welcher eine weisse, mit eben solchen Streifen bezeichnete, mit
Pelz aufgeschlagen« Milize trägt, deren mit einer Quaste geeenpleklei
Zipfel nach links und unten Hegt Die tyeJmdecken sind roth und
silbern, und den Schild halten zwei mit Laub umgürtete, emwftrts
sehende wilde Männer, welche m der freien Band eine Keule hinter
dem Haupte emporhahen. Gleich daneben steht a. a. o. das Wappen
des Matthias v. Bereitem (s. ohen) nach dem Diplom vom König Friedrich I.
von Preussen vom 18. Jan. 1701. Der Schild ist schrtgrechtl und
in der oberen Hüllte der Länge nach gelheilt, dreifeldrig. PeM 1 er-
giebt das herchemsche Wappen: der Abbildimg nach im rothen Keine
zwei silberne Pfahle. Kehl 2 und 3, Helmfcchmuck, Schildbalter, von
welchen besonders der rechts stehende, in Weise und Roth gekleidete,
interessant ist, etc. s. in der angefahrten Abbildung.
Aus der dritten Familie v. Bereitem stammen die Grafen v. Qerchem.
In heraldischer Beziehung ist für diese Familie Tab. 18 des drillen
Supplements zu Johann Siebmachers grossem Wappenbuche die Haupt-
quelle. Auf dieser Tafel stehen in der obersten Reihe neben einander
drei diese Familie betreuende Wappen mit der Deberschrift: ,.l)ic Edle,
Adelich und des Heil. Rom. Reichs Freyherren v. Reichem zu Pluedeu-
burg und Menzing, bayrisch." Das unter den Worten der leberschrifl :
,,die Edle" stehende Wappen zeigt einen Schild, welcher dein ersten
Felde des Wappens der Grafen v. Berchem (s. Abbildung und Beschrei-
bung Bd. I. S. 67) gleicht, nur findet sich auch über dem wellen-
förmigen Schrägbalken nach links ein grüner Dreiberg. Der ungekrönte
Helm tragt den Schmuck des linken Helmes des gräflichen Wappens.
Unter dem Worte der Ueberschrift: ,,Ade-lich" findet sich ein Wappen,
dessen Schild quadrirt ist. Feld 1 bis 4 entsprechen ganz dem Schilde
der Grafen v. Berchem. Auf dem gekrönten Helme erhebt sich, zwi-
schen zwei geschlossenen AdlersHugen, welche ganz so bezeichnet sind,
wie der Flug auf dem rechten und linken Helme des gräflichen Wap-
pens*, ein grüner Dreiberg, auf welchem drei Slrausseiifedern , roth,
silbern, roth, stehen. Ueber dem Ilelmschmucke weht ein Band mit
der Devise: Induslria et Labore, und am Schilde stehen zwei weibliche
allegorische Figuren. Die rechts stehende umfasst mit der Rechten eine
Säule und hält in der Linken einen Pahnenzweig; die links stehende hall
in der Rechten ein Schwert, in der Linken eine Wage. Das als frei-
herrliches Wappen gegebene gleicht, wenn Grafenkrone, mittler Helm
und Schildhalter weggedacht werden, ganz dem grällichen Wappen. —
In geschichtlicher und genealogischer Beziehung landen sich nur drei
Quellen vor: das Genealogische Taschenbuch der gräflichen Bftuser,
v. Längs Adelsbuch des Königreichs Bayern und das Genealogische
Jahrbuch des deutschen Adels. Die Angaben der ersten Quelle, nament-
lich Jahrgang 1840 S. 89, so wie die der neusten Jahrgänge hat die
Redaclion treu benutzt, nur hat dieselbe die Angabe (1853, S. 60,
Z. 2): Edelsniaimsfreiheit 20. März 1077, nicht benutzen können, denn
im Jahrg. 1852 stand S. 59: Geadelt 20. März 1677, und der erste
Band des vorliegenden Werkes ist 1852 erschienen, v. Lang ergab
wenig, auch wurde diese Quelle überhaupt sehr vorsichtig benutz! , da
46*
724 ZUSÄTZE,
man die Erfahrung, welche v. Hellhach (s. Vorrede zum zweiten Bande
des Adelslexicon) machte, nicht • zu machen wünschte. — Die dritte
Quelle: das Geneal. Jahrhueh des deutschen Adels (Erster Jahrg. 1844,
S. 322 und 323) ergiebt wörtlich Folgendes: „Berchem. Der Ur-
sprung dieser Familie verliert sich in die Zeiten Carls des Grossen.
Berlhold, Herr v. Grimhergen, Bruder des Erzhischofs Hildebald zu Cöln,
war Beamter Carls in Brabant. Walter Berlhold, genannt Dracken-
hert, Herr zu Grimmhergen und Mecheln um 1094 und 1096, einer der
vornehmsten Ritter des Landes, stiftete die Abtei zu Grimmhergen. Sein
Enkel gleichen Namens, Bannerherr zu Mecheln, erhielt wegen seiner
im gelohten Lande bewiesenen Tapferkeit einen mit drei blutigen Balken
gezierten Schild ins Wappen, was später in ein silbernes Feld verwan-
delt wurde. Dessen Neffe, Arnold Berthold (Berthond), der gleichfalls
nach Palästina gezogen war, nannte sich zuerst von der ihm zugefallenen
Herrschaft Berchem bei Antwerpen , welchen Namen seine Nachkommen
fortführten. Ein Ritter Joachim v. Berchem starb 1574 zu Basel, wo-
hin er sich aus den Niederlanden vor der spanischen Inquisition ge-
flüchtet. Sein Sohn Adalbert wandte sich 1585 mit seiner Familie von
Basel nach Marburg und zuletzt nach Bremen, wo dieselben sehr an-
gesehen waren, aber ihren Adel beruhen liessen. Von ihnen ward Georg
Berchem (geb. zu Bremen 1639, gest. zu Berlin 1701) vom König Fried-
rich I. zu Preussen im Jahr 1699 zum w. Geh. Staalsrath ernannt, sein
Adel erneuert und auch in preuss. Landen anerkannt. Ein anderer Zweig
des Geschlechts kam mit dem Kurfürsten Max Emanuel von Bayern
während seiner Statthalterschaft in den spanischen Niederlanden nach
Bayern, wo sie unterm 23. Jan. 1683 vom Kaiser Leopold I. in den
Reichsfreiherrenstand erhoben wurden. Kaiser Joseph II. erlheilte am
4. Jan. 1772 dem Freiherrn Maximilian v. Berchem, nachmaligen Kam-
mer-Präsidenten und Conferenz- Minister unter dem Kurfürsten Max III.
von Bayern, die Reichsgrafenwürde. Von da an theilt sich der bayeri-
sche Ast des Hauses in zwei Linien, nämlich die ältere der Freiherren
v. Berchem auf Nieder- Traubling etc., und die jüngere der Grafen
v. Berchem auf Pinsing etc." — Was den Anfang dieser Angaben anlangt,
so bittet die Redaclion mit denselben die vorstehenden Mittheilungen
über die zweite Familie v. Berchem zu vergleichen. Die einfachen
Worte: ,,Ein anderer Zweig des Geschlechts" luden nicht ein, dieselben
nachzuschreiben. Zuerst fiel das Uebergehen des Diploms vom 20. März
1677 auf und dann suchte die Heraldik vergebens in Silber die drei
rothen Pfähle. Der Verf. des Artikels im Geneal. Jahrb. des deutschen
Adels war kein Heraldiker!
Die Redaction überlässt bescheiden dem Leser die Beurtheilung der
anfangs erwähnten Factur des Buchhandels.
Grafen v. Blankenstein. S. 90.
Z. 12 und 13 v. o. : Graf Joseph Alois Jaroslaw, geb. 12. März
1830, k. k. Ober-Lieutenant, verm. 1852 mit Franziska Gräfin v. Lamberg
(Tochter des Grafen Anton Raimund, s. S. 6), geb. 10. Aug. 1831.
ZÖBÜ i/.k. 72."»
Grafen v. Bolza. s. im.
Zu Z. 5 v. u. : Der Redaction ial neuerlich cm /Ulianxwappen :
rechts Grafen v. Tige, links Grafen v. Bolxi angekommen. Das bolinche
Wappen erscheint, wie Z. 5 v. u. angegeben ist. Da dieses Wappen,
wenn auch Tige rechts, Bolza links sieht, unstreitig von der Trau Grlfin
Maria (Z. 15 v. o.) geführt wird, so stellt sich allerdings die angefahrte
Angabe des Geneal. Taschenbuchs der gräll. Mauser als richtig heraus.
Grafen v. Böse. S. 109.
Z. 37 v. o. statt: kursächs. Hofmarschalt, lies: k. siehe. Üabiiiets
Minister, und Z. 38 statt: Caroline Wilhehnine, lies: Charlotte Wilheknine.
Z. 46 v. o. ist hinzuzusetzen: Der Bruder des Grafen Angusl Carl
war Graf Malte Gustav Carl, geb. 31. Mai 1783, gest. 17. Mai 18 48, k.
sächs. Rammerherr, Witlwer seit 28. Febr. 1832 von Glementine, des
k. sitchs. Ober-Hofgerichtsraths Dr. Heinrich ßlümner auf Grosszscho-
cher etc. einziger Tochter, geb. 20. Jan. 1798. Die Schwester der
Grafen Malte Gustav Carl und August Carl war Gräfin Juliane Charlotte,
geb. 24. Juli 1789, gest. 17. Nov. 1848, renn. 11. Jan. 1S07 mit
Moritz Levin Grafen v. d. Schulenbürg -Burgscheidungen, Wittwe seil
4. Sept. 1814, Oberst-Hofmeislerin der Prinzessin Friedrich von Preussen.
Grafen v. Bray. S. IIb.
Z. 1 v. o. : Graf Otto etc. ist jetzt ausserord. Gesandter und be-
vollmächtigter Minister am k. schwed.. Hofe.
Grafen v. Bredow. S. 119.
Z. 4 v. o. : Graf Ludwig, k. preuss. Ober-Bergralh und Bergamts
Dueclor, Herr auf Liepe bei Wettin, ist im Juli 1852 gestorben.
Grafen v. Btinan. s. L35.
Z. 24 u. 25 v. o. lies: dessen Wittwe, Johanne Auguste Gräfin v. Em-
siedel, gesch. Freifrau v. Friesen-Rötha, geb. 22. Nov. 1805, venu, im
Januar 1840, wieder verm. 19. Nov. 1851 mit Carl Sahrer v. Sahr,
k. sächs. Kammerherrn.
Grafen v. Carnier. S. 117.
Z. 5 u. 6 v. o.: Der Mittelschild des Wappens zeigt allerdings, wie
vermulhet wurde, ein doppeltes L (über Legum) und zwar /.m Erinne-
rung an das von dem ersten Grafen v. tiarmer abgefasste vortreffliche
allgemeine Gesetzbuch.
726 ZUSÄTZE.
Grafen v. Chotek. S. 157.
Z. 20 u. 21 v. o.: Graf Anton, geb. 27. März 1822, k. k. Kämmerer,
venn. 15. Juli 1851 mit Olga Freiin v. Mollke, geb. 24. Mai 1832.
Grafen v. Condenliove. S. 170.
Z. 2 v. u.: Graf Edmund Franz ist 14. Juli 1853 gestorben.
Grafen v. Goltstein. S. 274 n. 275.
S. 274. Zu Z. 4 v. u. hinzuzusetzen : Audi Fahne, als zuver-
lässiger Schriftsteller hinreichend bekannt, giebt als Slammwappen vier
blaue Querbalken im goldenen Felde an. Den Helm schmücken zwei
goldene Elephanlen -Rüssel, auf welchen sich die vier blauen Balken
wiederholen, und zwischen ihnen schwebt, seitdem die Familie in den
Grafenstand erhoben worden ist, ein rother Adler als Andenken an die
Familie v. Holtrop.
Z. 3 u. 2 v. u. statt: stammen aus dein alten mährischen Ge-
schlechte etc. lies: stammen, wie Einige, doch nicht erwiesen, annehmen,
aus dem alten mährischen Geschlechle etc.
S. 275. Z. 11 u. 12 v. o. statt: wurden die Brüder Franz Ger-
bard und Heinrich Theobald — Söhne des Freiherrn Heinrich Theo-
bald etc. lies : wurde Friedrich Theobald — Sohn des Freiherrn Johann
Wilhelm — etc.
Z. 15 u. 16 v. o. statt: Die fortlaufende Stammreihe ist nicht
genau bekannt, lies: Die forllaufende Stammreihe s. unten.
Vor Z. 8 v. u. einzuschalten : Nach Fahnes Angaben, welche sehr
begründet scheinen, stammt die Familie aus dem Jiilichschen, von der
Burg gleichen Namens. Heinrich Goltstein lebte 1180 als cölnischer
Bürger und war als solcher bei dem Vergleiche zwischen dem Erz-
bischof Philipp und der Stadt Cöln wegen des neuangelegten Festungs-
grabens thätig. — Aus Fahnes trefflichen Stammtafeln lässt sich leicht
die Abstammung des ersten und der jetzigen Grafen v. Goltstein, wie
folgt, zusammenstellen. Johann v. Goltstein zu Drimborn, verm. mit
Agnes v. Wyenhorst. — Johann, verm. mit Calharina v. Fürdt. —
Reinhard, verm. mit Aleid v. Breyl, Erbin zu Breyl. — Gerhard , Herr
zu Breyl, verm. mit Margaretha v. Grein, Erbin zu Miiggenhausen. —
Walbat, verm. mit Anna v. Holtzeit, gen. Oest. — Andreas, verm. mit
Johanna v. Torck. — Johann Wilhelm, Freiherr, kurpfälzischer Oberst
und Statthalter zu Düsseldorf, 1657, k. General -Feldzeugmeister, gest.
zu Nürnberg, verm. mit Veronica v. Holtrop. — Friedrich Theobald,
Herr zu Gripswalde, seit 1694 Graf, pfalzneub. Regierungsrath, Kammer-
herr, Gesandter am k. schwed. Hofe etc., verm. mit Therese v. Blankard. —
Johann Ludwig, Herr zu Breyl, Jülich -berg. Canzler, verm. mit Anna
Maria Luise v. Schäsberg. — Johann Ludwig Franz, jülich-berg. Canzler,
kurpfälz. Statthalter etc., venu, mit Maria Ainalia Therese v. Blankard. —
Johann Ludwig Franz, jül.-berg. Geh. Rath, Hof-Kanimer-Vicepräsidenl etc.,
/isvrzK. 727
regierender Graf zu Schlenackeu, Herr der llonscliafi Urnen, venu,
mit Mar» Luise Freiin v. Lue zu Wissen. — li;w/ Loown JotlPl,
Ca vallerie- Oberst in k. franios. Diensten, venu, mit Luise Ilaria Grlfin
v. Quadl-Wykradt. — Arthur Friedrich.
Grafen v. Uortz (v. Schlitz, genannt v. C«ör(/). S. 287.
Z. 4 — 7 v. o.: Der Besitz der jüngeren Linie ist nach dein Gen.
Taschen», der gräflichen Häuser (1853, 254 und 255) folgender: 1) im
Fürslenthum Kaienberg: Riitmarshausen mit den Gartendtfrfera Kerst-
lingerode, Bcycnrode, VVeissenborn und Bischhausen, Limmcr (seil lb5u)
und Brttnninghausen; 2) im Herzogthum Brauiisehweig: Brunkensen,
Lüzenholzen, Holzminden und Koppengraben; 3) im Füisienlhuni HiMrs-
heim die Güter Wrisbergholzen, YVesseln, Irmenscul und Bokenem.
Herr Werner Graf Schlitz v. Görlz- Wrisberg, Riltersehafls-Depu-
lirter, Erbbcrr auf Wrisbergholzen etc. etc., Senior beider Linien des
gräflichen Hauses v. Schlitz, genannt v. Gertz, hat über den betreuen-
den Artikel auf dem Wege des Buchhandels hohes Missfallen geäussert.
Die Redaction gab sich, und wohl sehr mit Recht, grosse Milbe, die
Bedenken des Herrn Grafeu von dem gewählten Wege auf den Weg
der Wissenschaft zu leiten, doch ein artiger, sieb freilich nichts ver-
gebender Brief blieb — unbeantwortet. So muss denn die Redaclinn
öffentlich, doch bescheiden, wie der Wissenschaft ziemt und wie die
wahre Wissenschaft immer verfährt, für sich selbst eintreten.
Die gesammlen Vorwürfe gingen auf Folgendes zurück : die Redac-
lion habe für den ursprünglichen Namen der Familie den Namen Görlz
und nicht den NanTen Schlitz gehallen; die Familie der Grafen v. Schlilz-
Görtz und der Grafen v. Schlitz -Görlz- Wrisberg wären zwei ganz ver-
schiedene Familien und hätten daher nicht zusammen abgehandelt wer-
den sollen; Wilhelm Balthasar (S. 282, Z. 23 v. o.) sei „nicht der
Stammvater;" Ernst August (S. 282, Z. 17 v. u.) wäre vor seinem
Vater gestorben und kein Wappen sei richtig angegeben , denn Kerst-
lingerode führe drei „Briefe," Ila.vthausen eine ,, Fall lli üre" und
Wrisberg nur einen „Fasan."
Was zuerst den Vorwurf anlangt, dass der Name (iörtz für den
ursprünglichen Namen der Familie gehallen worden sei, so beruft sich
die Redaction auf die Leberschrifl des Artikels; S. 281, Z. 1 steht:
„Grafen v. Görlz (v. Schlitz, genannt v. Görtz)." Sollte diese Ueber-
schrift nicht hinreichend klar ergeben, dass Schlitz der ursprüngliche
Name sei, so ist im Texte dreimal dafür gesorgt worden, dass Görlz
als Beiname genommen werden muss, nämlich S. 282, Z. 12, Z. 11
und Z. 16 v. o. Dass die Familie unter G. und nicht unter S. ab-
gehandelt wurde, ist, abgesehen von Anderem, hinlänglich dadurch ge-
rechtfertigt, dass der Herr Graf Werner, nach vier eigenhändigen Unter-
schriften, sich: Graf v. Görlz-Wrisberg schreibt.
Die Behauptung, dass Schlitz -Görlz und Schlitz- Görlz -Wrisberg
zwei ganz verschiedene Familien wären und dass dieselben als solche
728 zusätzk.
in zwei Artikeln hätten abgehandelt werden sollen, erseheint in dein
gehörigen Liehte schon durch einen Umstand. Herr Graf Werner schreibt
sich (Geneal. Taschenb. der gräfl. Hänser, 1853, S. 255): ,, Senior beider
Linien, " d. h. der älteren Linie der gräflich schlitzschen Familie zu
Schlitz und der jüngeren Linie (Schlitz v. Görtz, gen. Wrisberg).
Die Familie Schlitz gen. v. Görtz theilte sich bekanntlich durch Friedrich
Wilhelms Söhne, Johann und Ernst August, in zwei Hanptlinien: in die
ältere zu Schlitz und in die jüngere zu Rittmarshausen und Wrisberg-
holzen. Beide Linien, die ältere wie die jüngere, haben eine Geschichte
und wurden daher zusammen besprochen.
Dass von Wilhelm Balthasar, wie S. 282, Z. 24 angegeben, Fried-
rich Wilhelm stammte, steht historisch fest. Die weitere Stammreihe
wird verschieden angegeben: eine nochmalige sehr strenge Kritik aller
Angaben spricht am meisten für folgende Reihe. Von Wilhelm Baltha-
sar, gest. 1631, kurmainz. Oberamtmanu zu Alsfeld, stammte als zweiter
Sohn Johann Volprecht, gest. 1677, Director der fränkischen Reichs-
Rilterschaft und Ritterhauptmann, und der jüngere Sohn des Letzteren
war Friedrich Wilhelm, erster Graf v. Schlitz- Görtz, gest. 1728 im
82. Jahre, nachdem derselbe zwei Jahre vorher in den Reichsgralen-
stand erhoben worden war. Johann und Ernst August, Ersterer der
Stifter der älteren, Letzlerer der der jüngeren Linie, waren Söhne des
Grafen Friedrich Wilhelm. Die jetzigen Grafen v. Schlitz-Görlz-Wrisberg
sind Nachkommen Ernst Augusts, stammen also, wie dieser, von Wilhelm
Balthasar, und so steht denn S. 282, Z. 24 sehr richtig: von Wilhelm
Balthasar stammte Friedrich Wilhelm etc.
Die Angabe, dass Ernst August, der Stifter der jüngeien Linie,
vor dein Vater gestorben sei, mag sehr richtig sein, konnte aber der
Redaclion nicht bekannt sein, denn bis 1852, in welchem Jahre der
erste Band dieses Werkes erschien, wusste man einzig durch Gauhe
(Ausgabe von 1740, S. 667), dass Ernst August seit 1720 hessen-
casselseher Ober- Kammerherr und Ober- Amtmann zu Katzenellenbogen
gewesen sei. Erst der Jahrgang 1853 des Geneal. Taschenb. der gräfl.
Häuser S. 254 hat volles Licht durch die Worte gegeben: „die jüngere
Linie gegründet von Ernst August, landgräflich hessen-casselschem Ober-
Kammerlierrn, geb. 1687, gest. 1720 etc.," und so bittet denn die
Redaction S. 282, Z. 19 v. u. statt: hinterliess, zu lesen: hatte.
Durch diese sehr einfache Correctur lösen sich aber auch im Interesse
der Wissenschaft zwei bis 1852 bestandene Rälhsel. Johann Ludwig
Klüber (Geneal. Staats -Handbuch. 67. Jahrg. Frankf. a. M. F. Varren-
trapp, 1839, S. 499) sagt: „eine jüngere Linie des Geschlechts Görtz
(v. Schlitz, genannt v. Görtz), ansässig in Niederdeutschland, führt den
Namen Görtz -Wrisberg. Weit später als die ältere, ward sie in den
Grafenstand erhoben," und nach dem Freiherrn v. d. Knesebeck (Histor.
Taschenb. des Adels im Königr. Hannover, S. 137) „wurde 18. März
1817 den Gebrüdern Plato, Werner und Moritz Freiherren v. Görlz-
Wrisberg von Georg Prinzen Regenten gestattet, sieh der, ihrem Ur-
Aeltervaler, dem weiland Königl. Kurfürstl. Kammerpräsidenten Friedrich
ZI BÄ i/K. -•>[)
Wilhelm Freiherrn \. Schlitz, genannt v. (iürtz, zu Hannover, im Jahre
172G vom Kaiser Carl VI. verliehenen (irafeiiwiinlc zu bedienen." Das
Reichsgrafen-Diplom von 1726 mag sich ilsc Inf «he ffnrhltnannltiii d.-s
schon 1720 gestorbenen Krnst August nicht bezogen haben.
Was endlich den, die Heraldik helrcH'cnden Vorwurf anlangt, M
steht die Redaclion auf sehr festem Boden und ist, wie verlautet, «'in
Heraldiker eines Landes, welches sonst die tiefsten Kenner dieser W IS-
sensehaft vielfach besitzt , auf diesen Vorwurf eSBjgtgangen . m durften
die Studien desselben ehen keine liefen sein. Die Redacliofl hat das
Wappen derer v. Kersllingerode und v. Haxthaiiseu nach dein reichsgrlfl.
Schlitz -Gürlzsehen Diplome, so wie nach v. Meding, (Irole etc. be-
schrieben. Abgesehen von diesen Quellen fuhrt einfach dieselbe Fol-
gendes an: v. Meding sagt (III, 324): „Khender noch würde man die
Wappenbilder dieses Feldes des Kerstlingerodaischen Wappen für Billets,
oder viereekt zusammengeschlagene, und in einem Umschlag gelegte
Briefe halten können, denen das Siegel mangelt; allem auch diese Deu-
tung halte ich zu weit hergeholet zu sein," und nach dieser Stelle soN
ein kundiger Heraldiker in das Wappen derer v. Kerstlingerode „drei
Briefe" setzen! Was Haxlhausen anlangt, so ist nur darauf zu ver-
weisen, wie das Wappen dieses Geschlechts bei der Ritterschaft des
Stifts Paderborn mehrfach aufgeschworen ist. Die Annahme der „Fall-
thüre" ist eine Sünde der dänischen Heraldik (Lexicon over adelige
Familier i Danmark, Norge og Herlugdommene. Forste Bmds Tredie
Hefte, 229). Der Reichsheraldiker wusste nicht, als Baron Christiaa
Friedrich v. Haxthausen 6. April 1730 in den dänischen (Jrafensland
erhoben wurde, was er aus dem Slammwappen machen sollte und hielt
sich an die Salzung der dänischen Heraldik: ,/i*aabcnct er i r#Ot AclCt
cn l)tut> mot> tpixt Sterne ffraaU^gente Tor." Als das Wappen nach
Deutschland kam, wusslen die deutschen kundigen Herahliker -»ein bald
den Fehler zu verbessern und Keiner hat von einer „FallthUre" ge-
sprochen.
Das Wrisbergsche Wappen kann sehr verschieden beschrieben wer-
den, ohne dass man begründeten Tadel zu fürchten hat. Am sichersten
geht man, wenn in den Schild entweder eine Gans, oder ein Psittich.
oder ein Fasan gesetzt wird. Die ältesten Siegel der Familie »eigen
eine (Jans, und sehr richtig hat daher Harenherg iBisloria diplomaÜCJ
eedesiae tianderheimensis P. 1 594) gesagt: „in sigilhs veluslissinns an-
seris imaginem deprehendi." Das von Harenherg Tab. \\W. Will
gegebene Siegel Ernsls v. Wrisberg lä'ssl über die Gans keinen Zweifel.
Am Schlüsse des 16. und im Anfange des 17. Jahrhunderts hielt man das
Wappenbild für einen Psiltich, und demgfemXsa gab die, kundigen Hei al-
dikern sehr bekannte und sehr werthe ,,Declaration," welche .lein erstes
Bande des Siebmacherschen Wappenbuchs in der ersten Aasgabe von
1605 beigefügt ist, S. 184 wörtlich an: „v. Wrisherge. Km weisser
Schürft, darin ein grüner Sillig mit einem roten Bing umh den Halss,
das Erdrich schwartz." Die neuere Heraldik hat allerdings einen Kasan
angenommen (v. .Meding I. 674), wie es aber in der ersten Hälfte des
730 ZUSATZ K.
18. Jahrhunderts mit der Bestimmung dieses Wappens stand, erhellt
hinreichend aus den Angaben J. F. Pfeffingers (Historie des Braunsehweig-
Lilnehurgschen Hauses. Erster Theil. Hamhurg 1731). Pfeftinger, un-
streitig durch eine acht volle Seiten einnehmende Note (S. 544 — 551)
der wichtigste Schriftsteller für diese Familie, sagt S. 550 wörtlich:
„Diese Freiherrl. Familie führet zu Ihrem Wappen: Einen im silber-
nen Schilde auf einem Maulwurff rechtwerts stehenden
Hasen, in seiner natürlichen Farbe" und hat erst auf der letzten Seite
des zweiten Theils den Fasan angegeben. Wie das WTappenbild, so ist
auch der Helmschmuck, ungewiss. Die ältere Heraldik setzte auf den
ungekrönten Helm einen geschlossenen (Siebmacher, Tab. 184), die
Sachsen links kehrenden grünen Adlersflug. Die erwähnte „Declaration"
sagt: „Auff dem Helm die beyde Flügel, grün, die Helmdeck schwartz
vnd weiss." Die neuere Heraldik hat auf den Helm, über einem von
Roth und Gold, auch von Roth und Silber gewundenen Wulst, zwei
schräg auswärts gekehrte Fasanenfedern gestellt. Nach dem Allianz-
wappen der verewigten Frau Schwester des Herrn Grafen Werner, der
Fiau Auguste v. Meyern-Hohenberg, ist der Helm gekrönt und auf dem-
selben steht ein offener Adlersflug. Der Schild ist quadrirt. 1 und 4
der Wrisbergsche Vogel; 2 und 3 die Schulz -Görtzschen gezinnten
schräglinken Balken. — Als Schildhalter des freiherrlichen Wappens hat
Pfeffinger allerdings zwei Rehböcke angegeben, doch ist derselbe für die
Redaction kein sicherer Gewährsmann. Pfeffinger sagt: ,,Ernestus hat
durch Verheirathung mit der letztem Erbtochter v. Rhebocken ansehn-
liche Güter an der Weser zu Holzminden und Winghausen an sich ge-
bracht," und Behr giebt an, dass Christoph sich mit einer v. Rehbock
vermählt habe. Leider weiss man über die Familie v. Rehbock sehr
wenig. Es ist aber hiernach leicht möglich, dass nach dem Diplome
die Schildhaller Rehböcke sind.
Die Redaction ist Siebmachers Declaration gefolgt, ob mit Recht
oder Unrecht, mögen tiefe Kenner der Wissenschaft entscheiden. Eben
so überlässt die Redaction die Beurtheilung des ganzen oben angeführten
Tadels der Wissenschaft.
Grafen v. Ilasslingen. S. 330.
Z. 2 v. o. statt: verlobt 16. März 1851 lies: venu. 17. üct. 1851.
Grafen v. Hatzfeldt. S. 333.
Z. 14 v. u. : Graf Alfred, verm. 1. Sept. 1852 mit Gabriele
Grälin v. Dietrichstein.
Grafen v. Ilohenthal. S. 368.
Z. 1 — 5 v. o.: Graf Carl Adolph, etc., k. sächs. w. Geh. Rath, a. o.
Gesandter und bevollm. Minister am k. preuss., so wie am k. hannov.
zusätze. TIM
Hofe, \erni. 28. Oet. 1&51 mit Caroline Christiane Alhme Grflfll v. Sicmau,
Baronin v. Bergen, geb. Freiin t. Berlepech, geb. B. Jan. 1820, ieH
20. Nov. 1817 Witlwe des Kurftrsten Wilhelm II. von Hessen,
Grafen v. HompMch. S. 378 u. 379.
S. 378. Zu Z. 1 — 6 v. o.: Kalme sagt: ,, II um p e I C li . Iliim-
pesch, llumpuseh, zuerst Hoingen, genennt Humpusch, d. b. aus llön-
ningen, ein ursprünglich cölnieches Bittergenchlecht, Sibodo war 1166
im Gefolge des Erzbischofs Reinald von Citin."
Z. 20 v. o.: Anna v. Hess, nach Anderen: Anna v. Elses.
Z. 21 v. o. einzuschalten nach den Worten: „Iheille sich die Familie"
durch zwei Söhne, Wilhelm Degenhard, Herrn zu Bolheim, und Johann
Dirrttuca, Herrn zu Rurich.
S. 379. Z. 4 v. o. : Graf Fiuedhk.h Wilhelm war venu, mit Elise
Luise Gräfin v. Silrmund v. Vlooswyck.
Grafen v. Hoverden. S. 383 u. 384.
In Bezug auf die S. 383 gegebene Abbildung und Beschreibung
des Wappens ist Folgendes zu erwähnen: Abbildung und Beschreibung
bissen auf dein Wappenb. der Preuss. Monarchie (I. 51). Abbildungen
aus der gräflichen Familie lingiren das erste Feld schwarz und ergeben
sowohl die Hörner auf dem rechten Helme von Roth und Schwärs, als
die Flügel auf dem linken Helme von Blau und Schwarz quer mit ge-
wechselten Tincturen gelheilt. Alles Uebrige stimmt gani mit den An-
gaben auf S. 383. — Das älteste hoverdensche Wappen war, nach den
Familienzeichnungen , ein blauer Schild mit einer schwarzen gestürzten
Spitze, in welcher ein goldener Anker schwebte. Unter der schwarzen
Spitze standen in Blau drei (2 und 1) silberne Sterne, zwischen wel-
chen ein mit den Hörnern aufwärts gekehrter silberner Halbmond lag.
Auf dem gekrönten Helme erhob sich ein offener, von Schwarz und
Blau quer mit gewechselten Tincturen getheiller Adlersflug, dessen blaue
Hälften mit einem silbernen Sterne belegt waren. Zwischen dem Fluge
schwebte ein goldener Anker. Die Helmdecken waren blau und silbern. —
Das hoverd-plenckensche Wappen bestand aus den an einander gescho-
benen plenckenschen und hoverdenschen Wappen. Letzteres mit dem Helme
stand links und verhielt sich ganz, wie eben angegeben worden ist, erster«
aber rechts. Der plenckcnsche Schild war mit einer Spitze gelheilt, llse
dreifeldrig. Rechts oben (Feld 1) erschien in Roth eine silberne Lilie,
links oben (Feld 2) in Schwarz ein goldener Anker, und unten (Feld 3)
in Gold der schwarze schlesische Adler. Auf dem gekrönten Helme
erhob sich ein offener, von Schwarz und Roth quer mit gewechselten
Tincturen getheiller Adlersllug , zwischen welchem ein nach rechts
sehendes Meerfräulein schwebte, welche mit beiden Händen einen gol-
denen Anker vor sich hielt. Die Helmdecken waren rolh und >ilbern.
Diese genauen Angaben haben kostbare Zeichnungen ermöglicht.
732 ZISÄTZK.
welche von unbekannter Hand eingesendet vvordeu sind. An den schul-
digen Dank für die Mitlheilung derselben reiht die Redaclion die Bitte,
dass es dem gütigen Einsender genehm sein möge, die Adresse zu be-
stimmen, unter welcher Zeichnungen und Stammtafel zurückgesendet
werden sollen. —
Die Grafen v. Hoverden-Plencken sind Abkömmlinge des ursprüng-
lich westfriesischen Adelsgeschlechts der Howerda, Hovverda (die Sylbe:
erda bedeutet so viel als Sohn, Abkömmling; Howerda heissl daher
Howos Sohn), deren Geschichte gleich der beinah aller friesischen adeligen
Familien in der Mitte des 14. Jahrhunderts, also in den Kriegen der
Velkoper und Schiringer, beginnt. Der Erste, welcher genannt wird
und von welchem die Abstammung der Grafen v. Hoverden in ununter-
brochener Geschlechtsfolge nachzuweisen ist, war Menno Howerda, Ebbos
Sohn, Häuptling von der Münte (an der Westküste des Dollarts). Der-
selbe und sein Bruder, Umko, Häuptling von Damm (dem heutigen Ap-
pingadam bei Groningen), waren, gleich dem grössten Theil des west-
friesischen Adels, Anhänger der Grafen v. Holland. Als solche theilten
sie in den langen Fehden mit den Schiringern , den Vertheidigern frie-
sischer Unabhängigkeit, die Siege und Niederlagen der Velkoper, wobei
ihre Burgen in Damm und Münte mehrere Male abgebrochen, sie selbst
auch vom Kaiser Sigismund geächtet wurden, bis der Friede 1422 dem
Blutvergiessen ein Ende machte. Mennos Sohn, Ailco, gest. 1438, hatte
langjährige Fehden mit den Gröningern, welche noch kurz vor seinem
Tode die Burg in Münte, trotz der aus Emden herbeigezogenen ham-
burgschen Besatzung, eroberten und in dem, mit der Wittwe Hissa
abgeschlossenen Vergleiche gegen Zahlung einer Geldsumme behielten.
Von Ailcos drei Söhnen bekamen Menno und Omco die Burg in Damm ;
beide starben kinderlos, und dadurch kam Damm ebenfalls aus dem Be-
sitz der Familie. Ailcos dritter Sohn, Snelga, erwarb durch Vermäh-
lung mit Occa, der Tochter Wiardas v. Faldern, des mächtigen Häupt-
lings von Oldersum , etc., die Herrlichkeiten Up und Wolthuseu bei
Emden. Ungern und ziemlich spät, 1466, leistete derselbe dem vom
Kaiser Friedrich III. zum Grafen v. Ostfriesland ernannten Ulrich Cirk-
sena , dem Häuptlinge von Greetsyhl, den Huldigungseid. Seine Kinder
waren Garreit, Ailco und Etta. Letztere, an Gerolt ßeninga, den Häupt-
ling von Grimersum , vermählt, wurde die Mutter des berühmten friesi-
schen Geschichtsschreibers Eggerinck Beninga. Ailco, gest. 1512 ohne
Nachkommen , wurde in der Fehde der beiden Häuptlinge Hero Omken
v. Esens und Edo Wimken v. Zever gegen den Grafen Edzard v. Ost-
friesland 1495 von Ersterem bei Arlevoert unweit Wilmund geschlagen
und gefangen. Mit seiner Gemahlin Fia (Sophia) Kecns, der Tochter
Kenös v. Windenham , hatte er das später zum grössten Theile im
Dollart versunkene Nesserland erhalten. Garrelt, Snelgers ältester
Sohn, Häuptling von Up und Wollhusen, Jarsum und Nesse, verglich
sich 1489 völlig wegen seiner Ansprüche an Münte mit den Gröningern.
Mit Tomma, einer Tochter Hicco Bojings, des Häuptlings von Gödens,
zeugte Letzterer einen einzigen Sohn, Hicco, gest. 1537, welcher sich
ZUSATZ*. ~x\
mit Em, einer Torklet Folkmer BemngMi rormMhlss, Vm dessen Kin-
dern erbte Keno, als der jüngste, nach friesischem llrrlrnmini, die
väterlichen Güter , welclie er wieder dem jüngsten seiner, mil Prouws,
einer Toeliler iliceos, des Häuptling reu Werdens), Budfortscher Linie,
erzeugten Kinder, Snelger, binterKess. Nur Keeserland gab er seiner
Toeliler Ella, welclie an ■aiohard v. gparenberg rerbeiraüiel war.
Snelger verkaufte 1595 seine Besitzungen der Stall Enden, und di er
und seine Brüder kinderlos itarben, hörte in Friesland der Name HowertU
auf. — Dagegen pflanzte ilm Borna*, ein allerer Bruder Keims, in West
plialen fori. Durch seine Gemahlin, Eweler Granwerlh, hesass er näm-
lich das Gut Sehwege im Niederslift Münster. Von Johann v. DmefclsgC,
dem Droslen von Kloppenhurg, gewaltsam vertrieben, wodurch ein lang-
jähriger Process wegen Landfriedensbruch entstand, erwarb BT \<m dem
Grafen v. Calenbcrg die Burg Holtershurg hei Warburg. Er war der
einzige dieser Linie, welcher sich einen Häuptling v. üp und Wollhusei
nannte. Bei Lebzeiten seines Sohnes, Frikdfucii, zerstörte der 30jährige
Krieg die Hollersburg. Da auch 1 632 Warburg, wohin Letzterer, gleich
dem übrigen Adel der Umgegend, sich gefluchtet halle, von den Hessen
eingenommen und niedergebrannt wurde, verlor er alle seine Habe
Sein Sohn Johann besass eben so wenig die Mittel, die Burg in Hollers-
burg wieder aufzubauen, die seildem gänzlich verfiel, so dass kaum ihre
ehemalige Lage kenntlich ist. Die dazu gehörigen Ländeieicn blieben
zum grossen Theil in dem Besitz der Familie bis Ende des vorigen
Jahrhunderts, wo sie Ignatz, der erste Graf v. Hoverden, verschenkte
(das friesische Howerda wurde späler in Howerd geändert, wogegen
das Grafen-Diplom Hoverden schreibt). Johann, welcher, wie erwähnt,
in Warburg wohnen bleiben mussle, woselbst er Bürgermeister wurde,
legte durch seine Vermählung mil Anna, der Tochter Johanns Weddig,
des Burggrafen von Warburg, den Grund zum neuen Empoi kommen
seiner Nachkommen. Diese Anna Weddig war nämlich vorher an Bern-
hard Pleging, einen warburgschen Ralhsherm, verheiralhel, aus welcher
Ehe ein Sohn, Johann Adrian, der um Schlesien hochverdiente Ober-
amtscanzler, entspross, welcher vom Kaiser Carl VI. unter dem Hamen
v. Plencken in den Freiherrensland erhoben worden war, und sein mehl
unbeträchtliches Vermögen den Kindern seines Stielbruders, Jeammi
Friedrich Howerd, 1711 in der Diemel erlrunken, hinleriiess. Von
Letzterem übernahm der ällesle Sohn, der Oberamlsrath Johann Joseph
Howerd, die Gilter, und erlangte für sich und seinen Neffen , Johann
Philipp, unter dem Namen Howerd -Plencken, 13. Juli 1721 den böh-
mischen Bilterstand. Beide starben kinderlos und einzige Erbin WOrde
daher die Schwester des Johann Philipp, Christine, welche sich mit
ihrem Vetter, Ignatz Howerd, einem Sohn Bernhards und Bruderssohn
des oben genannten Johann Joseph, vermählte, und dadurch der Familie
die Güler erhielt. Um dieselben aber für die Folge zu sichern, stiftete
Christine ein iMajorat zunächst für die Grafen v. Hoverden — der Ge-
mahl derselben war nämlich am 15. 0<i. ITStl unter dem Namen
Hoverden-Plencken in den Grafensland erhoben worden, - nach deren
734 Zusätze.
Ausslerben der älteste Sohn (resp. dessen Nachkommenschaft) der dem
letzten Besitzer zunächst stehenden weihlichen Hoverden zur Successinn
berechtigt ist. Weitere Bedingung ist dann adelige Geburt der Mutter
und Annahme des Namens Hoverden. Den männlichen Stamm ausge-
nommen, finden sich jetzt durch den weiblichen Stamm sechs Majorats-
Anwärter. Dieselben sind der Beihe nach : die Grafen Matuschka v. To-
polczan arnsdorfer Linie, die v. Wrochem, die Freiherren v. Saurma-
Lortzendorff, die Grafen v. Cappy, die Grafen v. Matuschka -Topolczan
schönfelder und wiser Linie, und die Grafen v. Matuschka -Topolczan
der ehemaligen kupferberger Linie.
Die Abstammung der jetzigen Grafen v. Hoverden ergiebt folgende
Ahnentafel: Ignatz v. Ilowerd, erster Graf v. Hoverden-Plencken, geb.
22. Dec. 1717, gest. 6. Oct. 1786 (in den Geschlechtsregistern der
Familie steht deutlich die Jahreszahl 1786, doch wurde Ignatz vom
König Friedrich Wilhelm II. von Preussen 15. Oct. 1786 in den Grafen-
sland erhoben, und an der richtigen Angabe dieses Tages ist nicht zu
zweifeln, da an demselben König Friedrich Wilhelm II. zu Breslau ge-
huldigt wurde. Es ist sonach das Todesjahr unrichtig); Gemahlin:
Christine v. Howerd-Plencken. — Johann Philipp Anton, erster Majorats-
herr, geb. 20. Juni 1750, gest. 19. Mai 1831; Gemahlin: Theresia
Gräfin v. Wengerski, gest. 19. Nov. 1804. — Johann Adrian Emanuel,
zweiter Majoratsherr, geb. 16. Aug. 1777, gest. 30. März 1841, verm.
25. Oct. 1796 mit Josepha Gräfin v. Haugwitz, geb. 25. Juni 1779, Wittwe.
Von den jetzigen Gliedern der Familie sind hier anzuführen:
Johann Adrian EDUABD, (dritter) Mujoratsherr auf Hünern — Sohn
des Grafen Johann Adrian Emanuel — geb. 11. Juli 1797, k. preuss.
Geh. Bath und Kammerherr, verm. 24. Sept. 1818 mit Henriette Freiin
v. Falkenhausen. Der Sohn desselben ist, neben zwei Töchtern, Graf
Johann Adrian Hermann, geb. 12. Aug. 1819, verm. 11. Mai 1848 mit
Aglaja Gräfin v. Strachwitz, geb. 22. März 1825, aus welcher Ehe,
neben einer Tochter, Graf Johann Adrian Emanuel Heinrich Alois Joseph,
geb. 2. Nov. 1851, stammt.
Die zwei Brüder des Grafen Johann Adrian Eduard sind 1) Graf
Johann Adrian Joseph, geb. 26. Sept. 1798, Herr auf Herzogswaldau
und Thauer, k. preuss. Kaminerherr und General-Lamlsehafls-Bepräsentanl
von Mittelschlesien, verm. in erster Ehe mit ßertha Gräfin York v. War-
tenburg, gest. 4. Dec. 1819 (der einzige Sohn, Albert Graf York-
Hoverden-Plencken, geb. 2. Dec. 1819, ist 23. Oct. 1840 gestorben),
und in zweiter Ehe, 17. Aug. 1823, mit Maria Clara Gräfin Matuschka
v. Topolczan, geb. 4. Febr. 1801, - und 2) Graf Johann Carl Adrian,
geb. 30. Oct. 1806, k. preuss. Assessor.
Grafen v. Ingelheim, genannt Echter v. n. zu Mespelbrunn.
S. 398.
Z. 10 v. u. : Graf Philipp Carl, den neuesten Angaben nach geh.
3. Dec. 1808, ist 15. April 1851 gestorben.
/I SATZE.
735
Grafen v. Iii^fiihcim. S. 899.
Z. 2 v. u.: stall stammt, lies: stammen, und Z. I \. u. lind 1 1 in—
/.u/.uselzen : Graf EuCKfl Kran/. Moritl Maria, geh. 16. Juli 1S37. utul
Graf Fn\>z Kavier Gustav Maria, geb. 13. April ISlt».
Grafen zu Isenhiirg. S. 403.
Z. 7 v. ii. Ups: Auguste Maria Gertrud« Fürstin von Hanau. Grifin
von Schauniburg.
Grafen v. Itzenplitz. S. 406.
Z. 10 v. o.: Graf Hiihma.vn Friedrich Carl Heinrich isi k. preuM.
Regierungs- Assessor.
Grafen v. Kaunitz. S. 420 u. 421.
Graf Michael Carl, gel». G. März 1S03, k. k. Kümmerer, gest.
10. April 1852 zu Wien.
Graf Ludwig — Bruder des Grafen Michael Carl, geb. S. April
1804, gesl. 8. April 1852 zu Prag.
S. 421 nach Z. 8 v. o. einzuschalten:
(«raten v. Keflenbriiiek-Griebenow.
JCuthcrtfd). prcxjfc*.
Besitz: die FideicommiM-G&ter Griebeoow, GrenimaDoehageo , Willerahusen und Richi in
Neu-Vo pommern.
Wappen: im silbernen, golden eingefassten Schild auf grünem Rasen ein
rechtsspriagender, Eehnendiger Hirsch ron natürlicher Farbe. Debet der Grafen
kröne erhebt sieb ein gekrönter Helm, welcher ein lebnendiges Birscngeweib tritt
Die Helmdecken sind silbern und blau.
Die Grafen v. Keuenbrinck - Griebenow stammen aus einen lehr
allen deutschen Adelsgeschlechte , welches früher »einen Wohnsitz im
Stifle Münster an der ostfrjesisclten Gränze halte und in dieser Gegend
namentlich die Güter Kenenbrinck und Reha besass. Us m Folge dei
736 zrsÄTZR.
niederländischen Unruhen der Herzog von Alba mit seinem Heere in der
zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts die deutschen Gränzen überschritt,
sah Gerhard v. Keffenbrinck, verm. mit einem Fräulein v. Reyerhahn,
sich genöthigt, die ihm zustehenden, eben genannten Güter, welche
ganz verwüstet worden waren, zu verlassen, und wendete sich, um dem
von den Spaniern, den Protestanten bereiteten Schicksale zu entgehen,
nach Schweden. Der Sohn desselben, Johann, erwarb das grosse Gut
Bratalla in Schweden, und durch zwei Söhne desselben schied sich die
Familie in zwei Linien: der älteste, Axel Johann, gründete die keffen-
brinck sehe, und der jüngere Sohn, Anton Johann, die rehnschild-
sche Linie. Die rehnschildsche Linie wurde 1639 und die keffen-
brinksche 1650 den schwedischen Reichsständen einverleibt und mit
Sitz und Stimme auf den schwedischen Reichslagen eingeführt und in
dieselben aufgenommen. Bei dieser Aufnahme in den schwedischen
Adel wurde das angestammte Wappen (s. das schwedische Wappenbuch
und das Neue Preuss. Adelslexicon, III. S. 90) wesentlich verändert.
Später wendete sich die Familie aus Schweden nach Pommern, erwarb
Plestlin bei Dem min und gelangte zum Besitze der oben genannten
Güter Griebenow, Creulzmannshagen, Willershuscn etc. Martin Hein-
rich, Herr auf Plestlin, und Julius Friedrich, Chef- Präsident der pom-
merschen Regierung zu Stettin, Gebrüder v. Keffenbrinck, erhielten vom
König Friedrich II. von Preussen 18. Juli 1744 die Anerkennung ihres
alten Adels mit der Genehmigung, das ursprüngliche alte Wappen wie-
der führen zu dürfen. Ein Sprosse des Geschlechts, dessen Name in
den Listen der k. preuss. Armee früher mehrfach vorkam, der Freiherr
Ehrenfried , wurde vom König Friedrich Wilhelm IV. von Preussen
20. März 1847 in den Grafensland unter dem Namen v. Keffenbrinck-
Griebenow, mit der Bestimmung erhoben, dass der jederzeitige Besitzer
der Familien-Fideicommiss-Güter Griebenow, Creutzmannshagen, Willers-
husen und Rieht diesen Namen und den gräflichen Titel führen solle.
Der jetzige Bestand der Familie ist folgender:
EHRENFRIED Heinrich August Graf v. Keffenbrinck-Griebenow, geb.
3. Juni 1786, Besitzer der Familien-Fideicommiss-Güter Griebenow,
Creutzmannshagen, Willershusen und Rieht, verm. 5. Sept. 1817 mit
Jeannette Freiin Schoultz v. Ascheraden aus dem Hause Nehringen, geb.
21. Mai 1795. Aus dieser Ehe stammen, neben einer Tochter, der
vermählten Frau Gräfin Caroline v. Bohlen (s. Bd. I. S. 99), drei
Söhne, die Freiherren : Ludwig Julius Reinhold Friedrich Wilhelm , geb.
9. Sept. 1820, k. preuss. Lieutenant, Ernst August, geb. 14. Juli
1824, und Carl Axel, geb. 29. März 1826.
Grafen v. Keller. S. 423.
Z. 16 v. o.: Graf Alexander, k. preuss. Hofmarschall etc., ist zum
Ober-Hof- und Hausmarschall, mit Beibehaltung der Stelle als Intendant
der kön. Schlösser, erhoben worden.
zrsÄTZK. 7:; 7
Grafen v. Kleist. S. 44(3 — 448.
S. 446. Z. 5 v. 0. ist nacli : Volkmarsdorf hinzuzusetzen: die
Fideicomnüss-Güler Hirschstein und Wnhnitz im Kreisnmte Meissen, mit
welchen Gütern Bogislav Adolph Leopold Graf Kleist vom Loss (s. S.
448, Z. 19 v. 0.) 1853 beliehen worden ist.
S. 448. Z. 13 v. u.: Eduard Graf v. Kleist auf Zfilzen ist
21. März 1852 gestorben, und Graf Heinrich Leopold (Z. 9 v. u.) ist
jetzt Majoratsherr.
Grafen v. Knyphausen (liinliaiiseii und Kiiyphausen).
(Von dem Herrn Carl Wilhelm Georg Grafen zu Knyphausen Excel-
lenz etc., hochgeneigt eingesendete Fassung des die gräfliche Familie
hetreflenden Artikels in Bd. I. S. 450 — 453 j.
tteformirt. *jannot)cr.
Besitz: die Herrlichkeiten Lützburg und Jeunelt: die Rittergüter Visqu.inl , Criineisum
Osterburg und Westerburg, Arl , Herrnbebr etc. etc. in Ostftieslaod ; der Preibol
Nienbagen im Fürstentbum Lüneburg.
Wappen und Beschreibung desselben siehe Bd. I. S. 450.
Alle oslfriesländische Dynasten-Familie, welche allein noch von dm
alten ostfriesischen Häuptlings- Familien übrig ist. Die Slanungiiler des
Geschlechts gehörten zu den Landen Ostringen und Wangerland im
jetzigen Grossherzoglhum Oldenburg. Der Häuptling Popko Inen hesnss
schon die Herrschaft Innhausen, und sein Urenkel Folefl" erhielt durch
Vermächtniss auch die Herrschaft Knyphausen. Von diesem gingen beide
Herrschaften auf seinen Sohn Tido, gest. 1566 und vermählt mit Eva
Gräfin v. Renneherg, über, gegen welchen sich ein wichtiger Pracess
vor dem Reichskammer-Gerichte zu Speier erhob. Fräulein Maria v. Jevcr,
Erbtochter des Häuptlings Edo Wymken v. Jever, behauptete nämlich,
dass die Herrschaft Knyphausen dem Folefl" nicht hätte vermacht werden
dürfen, da der Testator sie ihrem Vater widerrechtlich entzogen habe.
Rald nach erhobener Klage starb die Klägerin unvermählt, doch halle
sie ihre Ansprüche einem nahen Verwandten, dem Grafen v. Oldenburg.
Johann XV., vermacht. Der endliche Ausgang des Rechtsstreits war,
dass nach fast 100 Jahren Knyphausen und Innhausen, welche letztere
Herrschaft nie streitig war, durch Vergleich an die Grafen v. Oldenburg
kam. Von diesem Geschlechte gelangten beide Herrschaften an den
Grafen v. Aldenburg, natürlichen Sohn des Grafen Anton Günther v. Ol-
denburg, und durch die Erbtochler des letzten Grafen v. Aldenburg an
die Grafen v. Benlink, in deren Familie sich wieder ein noch unent-
schiedener Rechtsstreit über ihren Besilz entsponnen hat.
Tido zu Innhausen und Knyphausen hinlerhess zwei Sohne: leo
und Wilhelm, welche vom Kaiser Rudolph II. 1588 in den Reichs-
frciherrensland erhoben wurden. Ico, gest. 1604, venu, mit Oriana
v. Eltern oder d'Autel, hinlerhess einen Sohn, Philipp Wilhelm, welcher
mit dem Grafen Anton Günther v. Oldenburg den erwähnten Vergleich
II. 47
738 Zusätze.
wegen der Herrschaften Innhausen und Knyphauscn absehloss und den-
selben, ungeachtet des Widerspruchs seiner Agnaten, aufrecht hielt.
Die Fortführung des Titels : zu hin- und Knyphauscn, war in dem Ver-
gleiche vorbehalten worden. Philipp Wilhelms Sohn: Georg Wilhelm
Freiherr zu Inn- und Knyphausen, wurde 1694 in den Reichsgrafen-
stand erhoben, doch erlosch seine Nachkommenschaft mit seinem Sohne,
dem Grafen Carl Wilhelm.
Tidos zweiter Sohn, Wilhelm, von welchem die jetzt noch bestehende
knyphausensche Familie abstammt, vermählte sich mit der Erbtochter
des Häuptlings Unico Manninga, mit welchem die männliche Linie dieses
alten oslfriesischen Dynasten-Geschlechts ausstarb, und erhielt mit der-
selben die Herrlichkeit Lülzburg und die damit verbundenen, von ihrem
Vater zum Fideicommiss und Majorat erhobenen, Besitzungen. Von
Wilhelms Söhnen, welchen vom Kaiser Ferdinand IL 19. Sept. 1635
der Reichsfreiherrensland mit der Bestimmung bestätigt wurde, dass der
jedesmalige Majoratsherr der Herrschaft Lützburg den Titel: Edler Herr
zu Lützburg und Bergum, führen sollte, ist besonders Dodo, geb.
1582, als k. schwed. General -Feldmarschall bekannt geworden, und
seine Thatcn sind vielfach in die Geschichte des 30jährigen Krieges
verwebt. Er blieb in einem siegreichen Treffen gegen die Kaiserlichen
bei Haselünne im Dec. 1635. Vom Könige Gustav Adolph hatte er,
ausser der Herrschaft Klempenau in Pommern, Stadt und Amt Meppen
in Westphalen als Dotation erhalten; doch verkaufte seine Wiltwe diese
Besitzung, der unruhigen Zeit wegen, wieder an den Kurfürsten Carl
Ludwig von der Pfalz. Auf seinen Sohn, Enno Adam, der schwedischer
Oberst war und 1654 starb, folgte dessen Sohn Dodo, welcher unter
dem grossen Kurfürsten kurbrandenburgischer Geh. Rath und Kammer-
präsident war. Von Dodos Söhnen ist besonders Friedrich Ernst als
k. preuss. w. Geh. Staatsminister bekannt geworden.
Von Wilhelms Nachkommen wurde, nach der Einverleibung Ost-
frieslands in das Königreich Hannover, Edzard Moritz, Reichsfreiherr zu
Inn- und Knyphausen -Lützburg — ein Grossneffe Friedrich Ernsts —
von Georg IV., Prinzregenten und nachmaligem König von Grossbritannien
und Hannover, am 23. Juli 1816 in den Grafenstand erhoben, und der
älteste Sohn desselben: Graf Carl Wilhelm Georg, erhielt 25. April
1834, auf Grund des von seinem Ahnherrn, dem Häuptling Unico
Manninga , gestifteten und seitdem , auch von ihm selbst, vergrösserten
Majorats, eine erbliche Virilstimme in der ersten Kammer der allgemei-
nen Ständeversammluug des Königreichs Hannover.
Das jetzige Haupt der Familie ist: Graf Carl Wilhelm Georg, geb.
11. Sept. 1784, Majoratsherr der Edlen Herrschaft Lützburg und Bergum
etc., k. hannov. Kammerherr, w. Geh. Rath, ausserord. Gesandter und
bevollm. Minister am k. preuss. und k. sächs. Hofe, verm. 28. Mai
1821 mit Luise Sophie Charlotte Friederike Gräfin v. Kielmansegge,
geb. 15. April 1798, aus welcher Ehe zwei Söhne stammen, die Grafen:
Edzard Friedrich Ludwig Carl Adolph Theodor, geb. 14. Dec. 1827,
und Carl Tido Christian Georg Ludwig, geb. 11. Sept. 1831.
zisvtze. 7;;«,
Die zwei Brtder des Gnlen Carl Wilhelm Georg riod: Graf Ani.m
Franz, geb. 2G. Aug. 1792, Herr der Herrschaft JeuneU und du Ritter-
gutes Arl etc., k. hannov. Ober-AppelUüonarath, \erm. 30. .luli 1828
mit Elise Sophie Magdalena Freiin zu lim- und Kiyphautra, geb. 7. Sept
1S00, aus welcher Ehe drei Sohne stammen, die Grafen: Bdxard Carl
lluico, geb. 8. April 1S31, Tido Moritz Bodo, geb. 6. Oct 1832, and
Edzard Wilhelm Alko, geb. 30. Sept. 1S35 — und Graf Tide Enal
Wilhelm, geb. 14. Dec. 1793, Herr auf Herrnbehr etc., k. hannov.
Regicrungsralh a. D.
CilrafVii v. köiiigsriorir. S. 162.
Das abgebildete und Z. 4 — 21 beschriebene Wappen ial das Wappen
der Linie Ossig, und es ist neuerlich (Gen. Taschmh. der grtfl, Banser,
1853, 377) abgegeben worden, dass Feld 5 — 7 das Wappen *on Genf
sei, welches diese Linie als ehemalige Ehrenbürger von Genf fahrt
Als Feld 7 muss der Mittelschild genommen sein, welcher in Gold einen
schwarzen, geklönten Adler zeigen soll. Das wappenbuch der preuaa.
Monarchie (I. 61) ergiebt in Silber den schwanen preuss. Adler mit
Scepter und Reichsapfel.
Die Linie Lohe führt einen quadrirteo Schild. 1 von Roth und
Silber in sechs Reihen, jede zu sechs Feldern, geschachl; 2 und 3 in
Blau drei (1 und 2) goldene, ollene Kronen; 4 in Rollt drei (1 und 2l
goldene, sechseckige Sterne. Die Zahl der Helme, der Schmuck derselben,
die Decken, die Schildhaller und der Wappenmantel verhallen sich, nach
Lackabdrüeken, welche auf dem linken Helme den preuss. Adler erkennen
lassen, ganz wie bei dem Wappen der Linie Ossig angegeben worden iat
A. 0. a. 0. ist übrigens die Familie, in drei Linien gelheilt, auf-
geführt worden.
I. Linie Lohe. Graf. 6. Juli 170S. Resilz: die Ritlergüter Lohe
nebst Bettlern bei Breslau, Triebusch bei Bojanowo und Globitschen bei
Glogau. Graf Carl Fklix etc., s. S. 4G3.
II. Linie Ossig. Graf. 23. März 1788 (die Angabe: 6. Juli 1798
ist unrichtig). Resilz: Ritlergut Siebischau nebst JlscbkitteJ im Kreise
Breslau. Graf Gustav etc.
III. Linie. Graf. 23. März 17SS. Wappen wie das der 2. Linie.
Graf Eucard etc. Graf Heinrich ist niehl mehr aufgeführt.
Grafen v. Kiinigl. S. 495.
Z. 3 v. o.: Graf Hermann IVler ist 30. Mai lS.r)3 gestorben.
Grafen v. KailUroeh-Wcllingsbüttel. S. 495.
Z. 9 v. o. : An dem genannten Gute Schönweide bei Ptoen in
Holstein besitzt die' Familie nur ein Geld-Fuleicommis.s. Das Gol selbsl
47*
740 ZUSÄTZE.
ist im Jahre 1797 von dem damaligen Reichsfreiherrn Clemens August
v. Kurtzrock an den Justizrath Amrink verkauft worden, aus dessen
Goncurse das Gut 1813 von der Familie v. Holten erkauft worden ist.
Seit 1832 gehört dasselbe dem Herrn H. v. Holten, einem Sohne des
früheren Käufers.
Grafen v. Dietrichstein. S. 500.
Z. 8 v. o.: Graf Moritz Johann ist im Oclober 1852 gestorben.
B. Band II.
Grafen v. Redern. S. 258.
Z. 17 v. o.: Graf Wilhelm Friedrich etc. ist zum k. preuss. Oberst-
Truchsess erhoben worden.
Z. 24: Graf Heinrich Alexander etc. ist jetzt ausserord. Gesandter
und bevollm. Minister am k. sächs. Hofe.
Grafen v. Richthofen. S. 288.
Z. 16 v. o. lies statt: Grafen Heinrich Gottlob: Grafen Friedrich
Gottlob.
Grafen v. Saint-Julien (S. 321), siehe Grafen v. u. zu Walsee,
Herren v. Guyard u. St. Julien. S. 640—643.
Grafen v. Salm-Ifoogstraeten. S. 332.
Besitz des Grafen Eduard : das landtagsfähige Rittergut Voerde bei
Wesel ; Besitz des Grafen Rudolph : das landtagsfähige Rittergut Ringen-
berg bei Wesel und das Gut Kühning bei Bochold.
Grafen v. Saporta. S. 345.
Z. 24 v. o. : Graf Friedrich Carl Ludwig, gest. in den ersten Tagen
des Mai (beerdigt 6. Mai) 1853.
Grafen v. Schärftenberg. S. 358 u. 359.
Die Leipziger Zeitung (1853, 11. Aug., S. 3955) meldet aus Wien:
,, Durch das Aussterben des Mannsstammes der gräflichen Familie v. Sehärf-
fenberg sind die von dieser Familie herrührenden Privatlehen nach den
Privilegien des allerdurchlauchtigsten Erzhauses Oesterreich unmittelbar
fürstliche Lehen geworden." Sonach muss ganz neuerlich Johann Nepo-
muk Herr und Graf v. Schärflenberg (S. 359, Z. 30 v. o.) gestorben sein.
II SATZE. 7 1 I
Grafen u. Herren zu S< honhiirg. S. 413.
Z. 13 v. u. : Friedrich Wilhelm Edmund Erbgraf zu ScbOoborg-
Glauchau hal sich im Mai 1853 mit Gabriele Mariane Caroline Aglaf
Prinzessin v. Windiseh-Grätz, geb. 23. Juli 1S24, vermälill.
Z. 11 v. u. lies: Graf Clemens etc., Attache" bei der k. sä'ch>.
Gesandlschaft zu .Madrid.
Grafen v. Stadion. S. 505.
Z. 17 v. o. : Graf Franz Seraph, gest. 8. Juni 1853.
Druck von J. K. Hirschfcld in Leipzig.
/
K'
K |1"|J v
T.
BRIGHAM YOUNG UNIVERSITY
3 1197 22402 2795
Date Due
All library items are subject to recall at any time.
ihm n ??nrm
Juri Vi luUü
Brigham Young University