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ARTENFLORA
ZEITSCHRIFT
für
Grarten- und Blumenkunde
(Begründet von Eduard Regel.)
43. Jahrgang.
Organ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten.
LIBRARY
Herausgegeben von ^BW YOt^K
80TANICAL
Dr. L. Wittmack,
Geh. Regierungsrat, Professor an der Universität und an der Königl. landwirtschaftl. Hochschule
in Berlin, General-Sekretär des Vereins.
Mit 12 Tafeln und 111 Textabbildungen.
Berlin 1894.
Selbstverlag des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussisch. Staaten, N,, Invalidenstr. 42.
In Kommission bei Paul Parey, Verlagshandlung für Landwirtschaft, Gartenbau und Forstwesen,
S\V., Hedemannstrasse.
^n die lieser
JBRARY
,EW YORK
30TANICAL
QARDEfS.
der „©arlenflora".
er im Jahre 1S22 begründete, unter dem Protektorate
Sr. Maj. des Kaisers stehende Verein zur Beförderung
des Gartenbaues in den preussischen Staaten hat beschlossen, vom
1. Januar 1<S94 ab die bisher im Verlage des Herrn Paul Parey,
Berlin, erschienene „Gartenflora", welche bereits seit 1887 das Organ
des Vereins gewesen ist, nach freundschaftlicher Übereinkunft mit
Herrn Parey, in eigenem Verlage herauszugeben. Die „Gartenflora" wird von
jetzt ab auch die Verhandlungen des Vereins in ihrem Texte bringen und im
Jahre 42 Bogen im bisherigen Format mit zahlreichen Abbildungen und durch-
schnittlich 12 Farbentafeln umfassen. Während somit äusserlich wenig geändert
wird, soll der Inhalt zufolge zahlreich geäusserter Wiänsche mehr den An-
forderungen der Liebhaber und praktischen Gärtner entsprechend gestaltet werden,
ohne dabei die Wissenschaft aus den Augen zu verlieren. Auch Mitteilungen
aus anderen Vereinen sollen mehr als bisher gebracht werden.
Um alles dies erreichen zu können, ist eine rege Beteiligung unserer Leser
als Mitarbeiter dringend erwünscht. Jede, auch die kleinste Mitteilung, soweit
sie allgemeines Interesse hat, ist willkommen, lange Artikel sind möglichst zu
vermeiden. Allen, welche Fragen zu stellen haben, empfehlen wir den Sprech-
saal angelegentlichst; für sachgemässe Beantwortung soll nach besten Kräften
Sorge getragen und überhaupt alles aufgeboten werden, um die nun in ihren
43. Jahrgang eintretende „Gartenflora" als ein des Vereins würdiges und be-
lehrendes Organ erscheinen zu lassen.
Der Preis des Jahrganges ist von 20 M. auf 12 M. herabgesetzt. Man
bestellt entweder direkt bei der Expedition, Berlin N., Invalidenstrasse 42,
oder bei einer beliebigen Buchhandlung oder auch bei der Post (Zeitungsverzeichniss
(So. 2443). Den kommissionsweisen Vertrieb durch den Buchhandel hat Herr
f'-aul Parey, Berlin SW., Hedemannstrasse 10, übernommen.
Mitglieder des Vereins erhalten die „Gartenflora" unentgeltlich und
>baben ausserdem freien Zutritt zu allen Ausstellungen des Vereins, Recht auf
c\}
9 Incarvillea Delavayi Bur. et Franch.
unentgeltlichen Bezug von Samen und auf Benutzung der reichhaltigen Bibliothek.
Der Mitgliedsbeitrag beträgt für Berlin und Umgegend jährlich 20 Mk., für
das übrige Deutschland und Österreich 13 Mk., für die anderen Staaten 15 Mk.
und ist an den Schatzmeister, Herrn Kgl. Hoflieferanten F. J. M. Plumpe,
Berlin SW., Kochstrasse 12 einzusenden.
An die verehrten Mitglieder des Vereins ergeht die Bitte, recht thatkräftig
zu seiner Vergrösserung durch Vorschlagen von neuen Mitgliedern beitragen zu
\ vollen. Bei den grossen Aufgaben, die dem Verein obliegen, ist ein fortwährender
Zuwachs aus den verschiedensten beteiligten Kreisen hoch erwünscht.
Alle Sendungen für die ,, Gartenflora", Manuskripte, Tauschexemplare werden
unter der Adresse des Vereins:
Berlin N., Invalidenstrasse 42
erbeten.
v~
Incarvillea Delavayi Bur. et Franch.'^)
Hierzu Tafel 1398.
Wir geben auf Tafel 1398 die farbige Abbildung dieser neuen Einführung,
von der wir schon in Gartenflora 1893 S. 153 u. 577 unter Beifügung von
schwarzen Abbildungen gesprochen haben, nach dem Exemplar, welches im
Kgl. bot. Garten zu Berlin blühte und von Herrn Garteninspektor Perring am
25. Mai 1893 den Mitgliedern des Ver. z. B. d. G. vorgeführt wurde. In-
zwischen ist am 1. Dec. 1893 in der Revue horticole S. 544 auch eine farbige
Abbildung nach einem Aquarell, welches Herr Maurice de Vilmorin von
einem Exemplar in Barres (Loiret) aufnehmen Hess, erschienen.
Herr Maurice de Vilmorin war auch so freundlich, die Herren Bureau
und Franchet zu veranlassen, dass sie uns die Originalbeschreibung schickten,
welche enthalten ist in ihrer Arbeit: Plantes nouvelles du Thibet et de la Chine
occidentale etc., Extrait du Journal de Botanique 1891, S. 39 des Sonder-
abdrucks. Wir geben unter bestem Danke an die Verfasser die Beschreibung
im Auszuge wieder:
Incarvillea Delavayi Bureau et Franchet sp. nov. Krautartig, aus-
dauernd, glatt, Wurzel dick, wenig verzweigt, an der Basis knollen- oder spindel-
ähnlich, dann verlängert und endlich schmal cylindrisch. Stengel einfach oder
sehr wenig verzweigt, sehr kurz, aufrecht, unten schuppig, nach oben wenig
beblättert. Blätter 2 — 5, fiederteilig, Abschnitte meist zahlreich, Blattstiel
cylindrisch, gestreift, oberseits eng gefurcht, Seitenabschnitte meist wechselständig,
oft mit dem Rande der Hauptrippe verwachsen, elliptisch oder ei-elliptisch, un-
gleichseitig, am Rande gekerbt oder gezähnt, fiedernervig, Endabschnitt sehr
veränderlich, eiförmig oder verkehrt eiförmig (auf hohen Bergen fehlen die seit-
lichen Abschnitte). Schaft 2 — 8 blumig. Blütenstand traubig, die unteren
ältesten Blumen von einander abstehend, die oberen ziemlich geknäuelt. Deck-
blätter lang, lineal-lanzettlich, Kelch glockenförmig, 5-eckig, 5-nervig, 5-lappig,
*) Bignoniaceae. Benanntvon Jussieu nach d'Incarville, Jesuit, Missionär inPeking, f 12. Junil75'
M.. Delavay, französischer Abt und Reisender in China.
Gartenflora 1894
laf. 1398
Heinrich Gaerdt f. 3
Lappen dreieckig, mit starkem Nerv, Krone rot, weit, trichterförmig, die Röhre
innerhalb des Kelches cylindrisch, dann verbreitert und ausserhalb fast glocken-
förmig. Lappen der Blumenkrone 5, so lang als der sichtbare Teil der Röhre.
Staubbeutel sehr stumpf. Kapsel an der Basis vom bleibenden Kelch um-
schlossen, 4-eckig, 2-klappig, hinten der Länge nach, vorn wenig oder un-
ordentlich aufspringend. Samen schiefhängend, zusammengedrückt, verkehrt
ei-kugelig, runzelig, geflügelt, graubräunlich, Naht schwärzlich.
China, Provinz Yun-nan, gesammelt von J. M. Delavay auf Wiesen am
Gipfel des Berges Hee-Chan-men, oberhalb Lan-hong, auch an anderen Orten in
3000 m Höhe, auf Kalkboden.
Bureau und Franchet bemerken, dass diese Pflanze sich wesentlich von
Incarvillea sinensis dadurch unterscheidet, dass bei letzterer die Kapsel nur
hinten, wie eine Balgfrucht, aufspringt. Sie ist auch nicht 1- oder 2jährig mit
dünnem verzweigten Stengel und schmalen oder eingeschnittenen Blättern wie
I. sinensis Lam. und I. Olgae Reg., sie ist ausdauernd und wächst ungefähr
wie die Primeln, d. h. sie hat einen kurzen Stengel, der einfach oder wenig
\-erzweigt ist und oberwärts nach jedem Winter 4 — 5 Blätter und 1 oder 2
mehrblumige Blütenstiele treibt.
Nebenbei sei bemerkt, dass an demselben Ort Bureau und Franchet
noch mehrere neue Arten von Incarvillea beschreiben, die aber noch nicht ein-
geführt sind. Sie geben eine tabellarische Übersicht zur Unterscheidung
aller Arten.
Wir haben es allem Anschein nach mit einer sehr schön und früh
blühenden Staude zu thun, die hoffentlich bald mehr verbreitet wird. Ueber die
Kultur ist schon Gartenflora 1893 S. 153 gesprochen, Herr G.-Insp. Perring
hat sie einfach wie alle Topfstauden behandelt, Samen ist von Vilmorin,
Andrieux et Cie., Paris, zu beziehen. L. Wittmack.
Heinrich Gaerdt f
Nekrolog von L. Wittmack,
Hierzu Abbildung 1.
Am 14. November 1893 ist ein Mann dahingeschieden, dessen Name in
der Geschichte des deutschen Gartenbaues stets in hohen Ehren gehalten werden
M'ird: der Königliche Gartenbaudirektor Heinrich Gaerdt, ein Mann, der aus
den kleinsten Verhältnissen sich zu] einer hoch angesehenen Stellung auf-
geschwungen.
Am 7. November 1813 zu Drebkau, Provinz Brandenburg, Kreis Kalau,
geboren, erhielt er seine erste gärtnerische Ausbildung in den Gärten des
Fürsten Lynar zu Lübbenau und machte dann weitere Studien, namentlich in
der Landschaftsgärtnerei in den grossartigen Parkanlagen des Fürsten Pückler-
Muskau. Im Jahre 1834 kam er 'am 1. März als Gehilfe in die Kunst- und
Handelsgärtnerei des Herrn Ohm zu Berlin, wo er bis zum 1. März 1836 ver-
blieb, um dann eine Stellunu" in der damals höchst bedeutenden Kunst- und
Heinrich Caerdt f.
Handelsgärtnerei von Louis Mathieu, Neue Grünstrasse 31, anzunehmen, die
er bis zum 1. Januar 1838 inne hatte. Hierauf war er im damals Königlich
prinzlichen Schlossgarten zu Bellevue unter der Leitung des Hofgärtners Brasch
bis zum I.April 1842 thätig, und ging dann an den Königl. botanischen Garten,
um imter der Leitung des Garten-Inspektors Otto seine Kenntnisse zu erweitern.
wie er denn überall darauf bedacht war, seine Ausbildung durch Selbst-
studium zu fördern. Hier war von 1839 — 1842 Ed. v. Regel thätig gewesen,
mit welchem Gaerdt enge Freundschaft schloss. Indess seines Bleibens im
botanischen Garten war nicht lange; der Wunsch, mehr selbständig thätig zu
sein, veranlasste ihn, am 7. Oktober 1843 auszuscheiden und eine Stelle bei
dem Kommerzienrat Dannenberger anzunehmen, dem er Garten und Glashäuser
einrichtete. Hier entfaltete Gaerdt so ganz die ihm eigene Gabe, selbst die
schwierigsten Pflanzen gut zu kultivieren, und von seinen Erfolgen legen am
besten die vielen Preise Zeugnis ab, die er in dieser Stellung, welche er bis
zum 1. Oktober 1854 i^^^ hatte, vom Verein zur Beförderung des Gartenbaues
erhielt. Ihre Zahl betrug in den 11 Jahren nicht weniger als 92. — Hier
führte er auch am 25. Juli 1846 die Auserwählte seines Herzens, Henriette
Knabe, als Gattin heim. Aus dieser Ehe entsprossen 2 Kinder. Helene, jetzt
Gemahlin des Herrn Stadtschulinspektors Dr. Zwick, und der noch jetzt in der
Borsig'schen Maschinenfabrik thätige Ingenieur M. Gaerdt.
Kein Wunder, dass Gaerdts bedeutende Leistungen die xVufmerksamkeit
des grossen Gartenfreundes, des Geh. Kommerzienrats August Borsig, auf sich
zogen, und am 30. Juni 1854 wurde verabredet, dass Gaerdt am 1. Oktober die
Leitung des Borsig'schen Gartens übernehmen solle. Aber schon am 6. Juli,
wenige Tage nach dem Engagement, war der grosse Meister A-erschieden.
So war es Gaerdt nicht mehr vergönnt, unter den Augen des Begründers jenes
berühmten Gartens zu wirken. Er fand aber in dem Sohne, dem Geheimen
Kommerzienrat Albert Borsig, einen ebenso begeisterten Blumenfreund, der
die reichsten Mittel bewilligte, um den Garten immer mehr zu verschönern.
Gar bald ward der Borsig'sche Garten eine der grössten Sehenswürdigkeiten
Berlins, und das ist er auch nach dem Tode Albert Borsigs, der am 10. April 1878
erfolgte, geblieben, dank der Fürsorge der noch heute den Garten gleich ihrem
Gatten so hochhaltenden Frau Geheimrat Anna Borsig, deren ältester Sohn
ebenfalls ein begeisterter Gartenfreund ist.
In Anerkennung seiner Verdienste ward Gaerdt 1866 das Patent als Kgl.
Garten-Inspektor, am 20. November 1878 sogar der Titel eines KgL Gartenbau-
Direktors verliehen. Se. Maj. der König ehrte ihn am 18. Januar 1888 durch
Verleihung des Kronenordens 4. Klasse, viele Vereine durch Ernennung zum
Ehren- oder korrespondierenden Mitgiiede. Bis zum Jahre 1888, volle 34 Jahre,
waltete er seines Amtes, ein leuchtendes Beispiel für die jüngere Generation,
dann aber nahm er wegen Altersschwäche seinen Abschied, und die Familie
Borsig bewilligte ihm zur Belohnung für seine treuen Dienste das volle Gehalt
als Pension und die Weiterbenutzung seiner Wohnung. Sein Nachfolger Avard
der schon unter Gaerdt im Garten thätige Herr Weidlich, der in gleichem
Sinne die grösste Ehre darin setzt, den Garten als wahres Schmuckkästchen
zu erhalten.
Schon früh, im Februar 1846, war Gaerdt in den Verein zur Beförderung
des Gartenbaues eingetreten und hier bald eins der beliebtesten Mitglieder ge-
Heinrich Gaerdt f.
worden, alle erfreuend durch seine vorzüglichen Kulturen, seine grosse Pflanzen-
kenntnis und sein freundliches Weseii. Vom Jahre 1873 bis 1882 bekleidete
er die Stelle des zweiten stellvertretenden Direktors, von 1882 bis 1892 hatte
er sogar die Ehre, das Amt des ersten Stellvertreters führen zu können; ausser-
dem war er viele Jahre auch der ^"orsitzende des Blumen -Ausschusses. Im
Jahre 1892 zog er sich von diesen Amtern zurück imd gleichzeitig auch von
seinem Sitz im Kuratorium der Königi. Gärtner-Lehranstalt und Landesbaum-
schule, dem er als Delegierter des ^'ereins 16 Jahre, von 1877 bis 1892 ange-
hört hatte. — Der Verein benutzte jede Gelegenheit, um dem A'erdienten Manne,
der so treu an dem Verein hing, wie selten Einer, seine Dankbarkeit zu be-
weisen. Im Mai 1874 erkannte er ihm die ^"ermeil-Medaille zu, die nur ver-
geben wird »für
Förderung der
Zwecke des Ver-
eins durch allge-
meine Förderung
desGartenbaues«,
am i.Oktoberi879
überreichte ihm
eine Deputation
des ^^ereins und
der Gesellschaft
der Garten-
freunde zur Feier
seiner 25 jährigen
Thätigkeit im
Borsig'schen Gar-
ten einen kost-
baren Pokal. Am
Abend dieses Ta-
ges ward in den
Räumen der Ber-
liner Gewerbe-
Ausstellung ein
glänzendes Fest-
mahl abgehalten,
womit gleich-
Abb. 1. Heinrich Gaerdt.
zeitig die Ge-
werbe-Ausstel-
lung beschlossen
wurde (Monats-
schrift d. V. z. B.
d. G. 1879,5.467),
im Juni 1887 end-
lich ernannte der
Verein ihn zu
seinem Ehrenmit-
gliede.
Mehr als die
meisten tüchtigen
Praktiker war
Gaerdt aucli
Schriftsteller, und
eben weil er ein
tüchtiger Prakti-
ker Avar, sind alle
seine Bücher aucli
wahrhaft prak-
tische Ratgeber.
Anfangs mit dem
Gartendirektor
Keide zusammen,
später allein, gab
er verschiedene Auflagen von Wredow's Gartenfreund heraus, ein Werk,
das man entschieden als die beste Anleitung, namentlich zur Kultur
von Gewächshauspflanzen bezeichnen muss. Als die Liebe für wSchnitt-
blumen im Winter erwachte, schrieb er sein Werk »Die Winter-
blumen«, von dem er noch vom Sterbebette aus die zweite 1886 er-
schienene Ausgabe auf die Herbst-Ausstellung des Vereins vom 9. — 12. No-
vember 1893 sandte. Seine Schrift »Die Aufl^ewahrung frischen 01)stes während
des Winters« erlebte 1892 die 2. Auflage, und endlich legte er die ganze Summe
seiner Erfahrungen als A^ereideter SacliA^erständiger in dem grossen Werke
»Der Garten -Taxator« nieder. Zahllos fast sind seine Aufsätze, Avelche er in
den Schriften des \'ercins und an anderen Orten veröffentlicht hat.
Zur Geschichte des Borsig'schen Gartens in Berlin.
Der Verein zur Beförderung des Gartenbaues kann wahrhaft stolz darauf
sein, dass dieser Mann, der für die ganze gärtnerische Entwickelung Deutsch-
lands bahnbrechend gewirkt hat, sein Mitglied, ja sein Vorstandsmitglied war,
und er wird ihm stets ein dankbares Andenken bewahren. Viele Mitglieder
waren ihm eng befreundet, zwei aber standen ihm ganz besonders nahe: der
Kgl. Hofgarten-Direktor Jühlke, dessen Tod unseren Gaerdt aufs tiefste be-
wegte, und der Kgl. Ökonomierat Hoffmann, dem leider bei seiner goldenen
Hochzeit am 5. Dezember 1893 die Freude nicht mehr ward, seinen treuen
Freund an seiner Seite zu sehen. Gaerdt war ein Alann, der die Ideale hoch hielt,
der, unbekümmert um Lob oder Tadel, die Ansicht vertrat, dass der Gärtner
nicht nur Pflanzen ziehen möge um des eitlen Mammons willen, sondern dass
es Tiel edler sei, auch schöne Schaupflanzen zu erzielen, alte vergessene Pflanzen
an's Licht zu ziehen oder endlich seine INIeisterschaft in der Anzucht schwierig zu
kulivierender Pflanzen zu zeigen. — Der Mensch lebt ja nicht vom Brot allein! —
Und er selbst gab das beste Beispiel, namentlich in der Kultur der Neu-
holländer, der Amaryllis, der Orchideen, der Palmen u. A. Wir können nichts
besseres thun, als unmittelbar diesem Nekrologe ein hinterlassenes, von uns
wenig verändertes Manuscript über den Borsig'schen Garten folgen zu lassen,
das Gaerdt noch kurz vor seinem letzten Krankenlager auf unsere Bitten
niederschrieb. Aus ihm geht so zu sagen stillschweigend die mannigfaltige
Thätigkeit Gaerdf s im Borsig'schen Garten am besten hervor.
Zur Geschichte des Borsig'schen Gartens in Berlin.
Von H. Gaerdt. f
Hierzu Abb. 2—6.
Die Gartenflora bringt 5 Ansichten aus dem Borsig'schen Garten zu Berlin,
dem Garten, der in der Geschichte des Gartenbaues durch seine Eigenartigkeit
sich einen besonderen Ruf erworben hat und der hoffentlich auch in Zukunft
noch lange die Bewunderung auf sich ziehen wird.
Die Entstehung und Entwickelung des Borsig'schen Gartens steht im innigen
Zusammenhange mit dem mächtigen Aufschwünge der Eisenbahn-Industrie, ins-
besondere dem Locomotivbaue, auf den wir daher einleitend unsere Blicke
richten müssen.
Das Vaterland unabhängig zu machen von der Einfuhr der für den Eisen-
bahnbetrieb erforderlichen Maschinen, war der leitende Gedanke des mit allen
guten Eigenschaften, mit scharfem Verstand und unerschütterlicher Willenskraft
ausgerüsteten Geistes des Herrn Geh. Kommerzienrats August Borsig. Darum
errichtete derselbe im Jahre 1837 eine den Zwecken entsprechende Maschinen-
bauanstalt, aus welcher 1841 die erste Locomotive hervorging. Schnell ver-
breitete sich der Ruf der Borsig'schen Maschinen und schon nach wenigen
Jahren durchliefen die Dampfrosse seiner Werlvstätten über Millionen von
Meilen, nicht nur im Vaterlande, sondern weit über die Grenzen des Vater-
landes hinaus. Im Todesjahre des unvergesslichen Mannes, im Jahre 1854 ward
die 500. Locomotive in der Anstalt vollendet. Das waren Resultate, deren keine
ähnliche Fabrik, weder in England, Belgien noch Frankreich sich rühmen
konnte. — —
Zur Geschichte des Borsig'schen Gartens in Berlin.
Es konnte nicht fehlen, dass nach den vielen geistii;'en Anstrengungen sich
(Jeist und Körper nach Erholung sehnten, und um diesen Bedürfnissen nach-
zukommen, erwarb der grosse Denker in der Mitte der vierziger Jahre in
Moabit, einer Vorstadt von Berlin, ein ländliches Grundstück mit einem ganz
einfachen Wohnhause und einem ca. 13 Morgen grossen, ziemlich wüsten Garten.
Aus diesen Grundflächen entstand der jetzige Schmuckkasten.
Obwohl das Grundstück zuerst nur ein ruhiger Sommersitz sein sollte,
trieb es den schaffenden Geist doch sehr bald zur Umwandelung der vorge-
fundenen Verhältnisse. Natürlich konnte dem Charac^ter des Grundbesitzers
entsprechend nur hervorragendes geschaffen werden.
Bei der Umwandelung der Villa und der Garten-Anlagen wirkten Capaci-
täten A'on bedeutendem Ruf mit, wie Baurat Prof. Strack und General-Garten-
Direktor Lenne in Potsdam, vor allem aber der schöpferische Geist des Grund-
besitzers selbst. Stracks zierliche Formen in den Fagaden. Säulen etc. des
Hauses sind den angehenden Architekten vielfach Vorbilder gewesen. Die
Lenne'sche Landschaftsgärtnerei und ihre Schule zeigen sich auch hier im
Garten characteristisch. Die herrlichen Glashausanlagen und ihren ebenso
;ingenehmen wie praktischen Anschluss an die Villa, etwas für damalige Zeit
ganz neues, ihre Dimensionen und die Konstruktionen der Eisenteile verdankt
man dem idealen Geist des Geh. Kommerzienrat Bors ig.
Zu jener Zeit hatte man, wie auch noch heute, oft den Wunsch, das Bild, Avie der
Garten einst werden soll, schon bei der Anlage eines solchen vollendet darzustellen
und suchte dies durch Pflanzen stärkerer, ja unter Umständen sogar sehr starker
alter Bäume zu erreichen. Ein Beispiel dieser Art ist die auf einem grossen
Rasenplatze befindliche Eiche von 3.75 m Stammumfang, welche im Laufe der
Zeit nicht viel stärker geworden, als sie am Tage der Pflanzung war. Der
Transport auf ca. 500 m Entfernung verursachte einen beträchtlichen Kosten-
aufwand; jedoch die Pflanzung glückte, allerdings unter sorgsamer Pflege.
Nach jahrelangem kümmerlichen Wachsen steht die Eiche seit langer Zeit in voller
Üppigkeit da und dürfte als ein Denkmal alter Zeiten noch unzählige Beschauer
erfreuen.
Dieser glückliche Erfolg war das Vorbild zu dem weiteren vielfachen Ver-
setzen der alten Bäume.
Das Nützliche mit dem Schönen zu verbinden und etwas ganz Neues zu
schaffen, w^ar auch bezüglich des Gartens das Ziel des Besitzers. Neben dem
Wohnsitz richtete der Geh. Rat Borsig in den Jahren 1847 — 1849 ein bedeuten-
des Eisenwerk ein und leitete das entweichende warme Kondensationswasser
in den Garten, speiste zwei Weiher mit dem sonst nutzlos verlaufenden Wasser
und machte durch diese Herrichtung es möglich, dass die herrlichen tropischen
Wasserpflanzen, wie Nelumbium (Lotus), Nymphaeen. Limnocharis, Papyrus etc.
im freien Grund dieser kleinen Gewässer ausgepflanzt werden konnten und in
einer unbeschreiblichen Weise gediehen, wie sie es nicht üppiger in ihren
Heimatsländern vermögen. Das waren Bilder, die vorher kein Garten in Europa
aufzuweisen hatte.
Doch damit waren die grossen Ideen noch nicht erschöpft. Das grosse
Palmenhaus in LIerrenhausen, die riesigen Bauten in Chatsworth, wie die all-
gemeine Liebhaberei für Palmen zu jener Zeit, reiften in dem Ideengange des
für grossartige Schöpfungen lebenden Mannes sehr bald den Plan, mit seinem
8
Zur Geschichte des Borsig'schen Gartens in Berlin.
reizenden Wintergarten auch noch einen Palmengarten zu verbinden. Auf
den Entschluss hatten, wenn auch nur nebensächlich, mit eingewirkt die vielen
Schilderungen der Palmenpracht im ^"aterlande von Seiten des aus Guatemala
und Bogota zurückgekehrten Reisenden Jos. von Warscewicz. der viele
Arten von Palmensamen nach Europa brachte und sie Herrn Cleh. Rat Borsig,
der ihm zur Ausführung seiner Reisen die Hand geboten hatte, aus Dankbarkeit
zur Verfügung stellte.
Zur Ausschmückung des Palmengartens wurde Material aus den ver-
schiedensten Gärten Europas l)es('hafft. ganz licsonders aber l^ot sich dazu
Abb. 2. Wintergarten der \^illa Borsig in Berlin, rechte Seite, im Hintergrund blühende Gamellien etc.
Photographisch aufgenommen von L. Wittmack im März 1893.
Gelegenheit l)ei der Rückkehr des Professor Dr. Hermann Karsten aus
Columbien. der viele Baumfarnstämme, zu jener Zeit seltene Einführungen in
Europa, mitbrachte, ^'on diesen erwarb C-eh. Rat Borsig eine grosse Zahl und
zierte damit nicht nur seinen Palmengarten, sondern unterstützte dadurch zu-
gleich die wissenschaftlichen Bestrebungen, für die er .stets eine grosse Teil-
nahme bezeugte.
Es konnte nicht fehlen, dass, als das Wunder der Wasserpflanzen >A'ictoria
Regia« durch Robert Schomburgk in Europa von neuem eingeführt wurde
(siehe Jahrgang 1892 der Gartenflora S. 651). auch in dem Borsig"schcn Garten ein
Zur Geschichte des Borsig'schen Gartens in Berlin.
<:igcncr Tempel für die Könl.nin der Wasserflora erbaut wurde. Die erste Pflanze,
am 9. Mai 1852 in den Claspalast gepflanzt, gedieh ganz vortrefflich und ent-
faltete bereits am 19. Juli 1852 die erste Blume. Mithin hatte der Borsig'sche
Garten die Ehre, die erste Victoria Regia in Berlin zur Blüte gebracht zu haben.
Xeben dem Weltruf der Borsig'schen Dami)frosse verbreitete sich auch
der Ruf, der gute Klang des Borsig'schen Gartens in alle Lande. Das ursprüng-
liche idyllische Stillleben verschwand durch alle die umfangreichen Schöpfungen,
und der Garten trat in den Kreis der Sehenswürdigkeiten Berlins.
Immer neue Ideen suchte der rege Geist des Geh. Rat Borsig zu ver-
Abb. 3. Wintergarten in der Villa Borsig in Berlin, Fcnsterseitc.
Photographisch aufgenommen von L. Wittmack im März 1S93.
Merklichen. So pflanzte er noch Anfang Juni 1854 mit eigener Hand ein Exemplar
von Araucaria Cunninghami und einExcmplar von Araucaria excelsa, um zu sehen,
welche Hohe die fremden Xadelhölzer im freien Grunde bei sorgfältiger Pflege
und winterlichem Schutz in Berlin, in 52° 33' nördlicher Breite und 31° 2' öst-
licher Länge, erreichen würden.
Leider war es ihm nicht vergönnt, sich an den Erfolgen seiner Schöpfungen
lange zu erfreuen.
Noch am 30. Juni 1854 entrollte der stets rege und denkende Geist gegen-
über dem Schreiber dieser Zeilen bei Geleu-enheit seines Engagements für die
IQ Zur Geschichte des Borsig'schen Gartens in Berhn.
Verwaltung des Gartens vom i. Oktober 1854 «^t), neue Ideen betreffs Ein-
richtungen im Garten, jedoch konnten die Ideen nur Ideen bleiben, denn schon
wenige Tage darauf, am 6. Juli, ereilte den gewaltigen Förderer der Industrie
wie der Gartenkunst der Tod.
In manchen Fällen gehen derartige Gartenanlagen und Pflanzenschätzc in
kurzer Frist nach dem Tode ihres Schöpfers zu Grunde. liier aber begegnet
uns der glückliche Fall, dass der Erbe des grossen Ahnen alles heilig hielt,
was von dem Vater geschaffen, dass bei ihm auch die Liebe für Blumen ein
characteristisches Erbteil war, dass er mit ehrfurchtsvoller, bewunderungswürdiger
Pietät so ganz im Geiste des Verstorbenen handelte, was sich nicht nur auf
das Grosse, sondern auch auf kleine nebensächliche Dinge erstreckte.
Ich erlaube mir aus meinem Wirkungskreise zur Bestätigung dessen folgendes
anzuführen: Die Arabesken um die grosse Fontaine im Garten, wie die Blumen-
arrangements vor der Loggia verursachten alljährlich viel Zeitaufwand und
erforderten grosse Pflanzenmassen. Ich bat daher um die Erlaubnis zu Um-
änderungen, erhielt aber die Antwort: »Die Zeichnungen sind von meinem
verstorbenen Vater entworfen, ich wünsche, dass diese zum Andenken an ihn
erhalten werden, so lange der Garten besteht.«
Als endlich das im Winter zum Schutze der Araucarien dienende Bretter-
haus hinfällig wurde, baute der Erbe ganz im Geiste seines Vaters ein eigene.s,
zunächst 14 m hohes Glashaus aus eisernem Gerippe derartig, dass bei dem
weiteren Wachsen mehrere Etagen aufgesetzt werden konnten.
Noch fehlten dem Garten die überall in Aufnahme gekommenen Orchideen.
Um diese Lücke auszufüllen, bot sich eine günstige Gelegenheit insofern, als
nach einer Anzeige im Gardeners Chronicle Herr Hanbury in London seine
namentlich an Vandeen reiche vSammlung zu veräussern beabsichtigte und zwar
zu dem Preise von 2000 £ = 40000 Mk. Herr Borsig erwarb diese sensationelle
vSammlung und sorgte für die Unterbringung derselben durch entsprechend
grosse Glashäuser, die in dem Garten neu erbaut wurden.
Nachdem die Ausschmückung des Gartens, soweit das Pflanzenreich sie
bieten konnte, den Höhepunkt erreicht hatte, wandte der pietätvolle Erbe und
grosse Blumenfreund zur weiteren Ausstattung sich an das Gebiet der Künste
und Wissenschaften. Nach dieser Richtung hin begann er mit der Beschaffung
einer umfangreichen Bibliothek, enthaltend die vorzüglichsten Werke der
englischen und französischen Gartenbau-Litteratur. Diese prächtige Bibliothek er-
warb er aus demNachlasse des Buchhändlers E d u a r d H a e n e 1 , der als wissenschaft-
licher Sammler beispielsweise zur Vervollständigung der ältesten Bände von
Curtis' Botanical Magazine eigens nach England reiste. Alle diese kostbaren
Werke der Haenel'schen Bibliothek befinden sich noch heute in dem Besitz des
Borsig'schen Gartens und diese Bibliothek ist ein Juwel.
Von echt künstlerischem Geschmack zeugt eine Loggia, die Albert Borsig
erbaute und mit sieben herrlichen Gemälden von Prof. Paul Meyerheim
schmückte. Diese Gemälde wurden, damit sie in der offenen Halle nicht durch
Witterungseinflüsse leiden möchten, von Meyerheim auf grossen schweren
Kupferplatten ausgeführt, und haben sich die Farben vorzüglich gehalten. Sie
stellen die Gewinnung und Verarbeitung des Eisens auf den Borsigschen Werken
dar, ferner ein Erntefest auf dem Borsig'schen Gute Gross-Behnitz und die Zeit
der Dampfschiffe und Eisenbahnen im Gegensatz zur alten Postkutsche. —
Zur Geschichte des Borsig'schen Gartens in Berlin.
11
Unsere Abbildungen stellen folgendes dar:
I.
Den Wintergarten mit einem Springbrunnen, rechts vom Eingange, der
Springbrunnen, ein - Kunstwerk des Freiherrn von Prinz, darstellend die
Thetis, den Knaben Achilles badend und ihn an der Ferse haltend. Im Hinter-
gründe sind die grossen Camellien am Spalier und der lüngang zui Villa sicht-
bar. Im A'ordergrundc sieht man blühende Rosen und Zwiebelgewächse auf
schwellendem Rasen von Selaginella. DieThür links führt in das Ihblic^thekzimmer.
Abb. 4. Wintergarten an der Villa Borsig in Berlin. Linke Seite. Blick auf den Wald von
Baumfarnen (Balantium antarcticum), Dracaenen etc.
Photographisch aufgenommen von L. Wittmack im März 1893.
II.
Ebenfalls Ansicht vom Wintergarten. Längs der Fensterseite, gegenüber der
vorigen, ebenfalls blumenreiche Dekorationen.
III.
Wintergarten, links vom Eingange. Im Vordergrunde eine blühende
ßeschorneria yuccoides, im Hintergrunde ein wahrer Wald von Baumfarnen,
Balantium antarcticum, noch weiter nach oben grosse Dracaena australis.
Sehr schön hebt sich von dem saftigen Grün, ein .Meisterwerk der Bildhauer-
kunst, ein Ziegenbock in Marmor, von Gta. Lombardi in Rom 1869 gefertigt, ab.
22 Richardia Rehmanni.
IV.
Ansicht im Palmenhause. Ein vSpringln'unncn iint;'r den Palmen, »die
badende Nymphe«, ein Kunstwerk von Tandardini.
Sowohl dieses Meisterwerk, wie der Springbrunnen von Freiherrn von Prinz
sind von dem letztverstorbenen A. Borsig erworben.
^^
Veranda mit Freitreppe, an die Wohnzimmer sich anschliessend, mit de-
korativem Pflanzen- und Blumenschmuck, von wo aus zugleich auch die Blumen-
gruppen und die Fontainen im Garten zu überblicken sind. Links die Loggia
mit den berühmten Meyerheim'schen Bildern auf Kupfcrplatten.
Hatte der erste Borsig den Garten zu den Sehenswürdigkeiten und grössten
Schönheiten Berlins, ja Deutschlands erhoben, so hat der pietätvolle dankbare
Erbe nicht nur in dem Geiste des Vaters fortgewirkt, sondern auch den Garten
zu einem Hort der Wissenschaft, der Kunst und der Littcratur erschlossen
Aber auch nach dem Hinscheiden des zweiten Borsig ist der Garten nicht ohne
vSchutz geblieben. Frau Geh. Rat Anna Borsig hat in demselben Sinne wie
ihr verstorbener Gatte weiter gewirkt, und verstanden, den Garten auf der
alten Höhe zu erhalten. Koch heute ist der Wintergarten zur Zeit, wo die
Camellien blühen, ein Wallfahrtsort für Berlin. Haben doch selbst I. Maj. die
Kaiserin und viele INIitgiieder des Kaiserlichen Hauses sich an dem Blumen-
schmuck öfter erfreut.
Ein guter Genius waltet über dem LIause Borsig. denn die Anzeichen beweisen,
dass die Liebe für den Garten, die Liebe für die Blumen ein edles Erl)teil
auch der nächsten Generation ist.
Richardia Rehmanni.
Eine neue Calla mit ros;ifa rl:)iger Blütenscheide.
Hierzu Abb. 7.
Im lY. Bande seiner »Botanischen Jahrbü(-her« {1S83) beschrieb Engler
eine neue Aroidee. welcher er den Namen Zantedeschia Rehmanni beilegte,
und von welcher dort gesagt wird (Seite 63): »Diese Art ist durch die schmalen
lanzettlichen Blätter von allen bisher bekannten Arten verschieden, noch
viel mehr aber durch die ein- bis zweifächerigen Beeren, wegen derer die
Pflanze vielleicht als Repräsentant einer eigenen Gattung gelten könnte. Da
aber die Samen selbst mit denen anderer Zantedeschien grösstenteils überein
stimmen, und die Blüten der Pflanze noch nicht bekannt sind, so will ich sie
lieber noch zu Zantedeschia rechnen, in welcher sie allerdings als ^'ertreter
einer eigenen, gut charakterisierten L^ntergattung Oligosperma dienen kann.«
Im Juni d. J. wurden an unsere Firma, aus Süd-Afrika, Knollen einer Calla
geschickt; welche rosa Spathen hervorbringen sollten. I3ie Sendung kam in
sehr guter Beschaffenheit an, und wurde wie gewöhnliche Calla behandelt.
Seit einigen Wochen steht eine Pflanze in voller PUüte, und wirklich zeigt sich
dieselbe ganz verschieden von allen bis jetzt bekannten Arten. Zunächst fällt
die zierlich geformte Spatha (Scheide) auf, welche sich in der Knospe ganz
Richardia Rehmanni.
13
deutlich rosa gefär
Schattierung". Die
ohne die lanzett-
förmigen Blät-
ter. Avährend alle
bis jetzt bekann-
ten Arten pfeil-
förmige Blätter
zeigen. Es handelt
sich somit um
eine ganz distinktc
Pflanze, von Avel-
cher in der Kul-
tur bis jetzt nicht
die Rede gewesen
war.
Herr X. E.
Bro wn-Ke\v
(London), der
bekanntlich den
Aroideen ein ein-
Sprengel der
eingeführt haben.
bt zeigte, nach der Entfaltung jedoch weiss war mit zart rosa
merkwürdigste Eigenschaft der neuen Species bilden zweifels-
gchendes Studium
gewidmet hat,
meinte, imsere
Pflanze sei iden-
tisch mit Eng-
ler's Zantede-
s c h i a
Rehmanni. und
eine genaue Ver-
gleichung der au-
thentischenExem-
plare hat diese
]\Ieinungbestätigt.
Nebenbei sei
hier bemerkt, dass
Bai Hon und spä-
ter Engler den
Namen Zantede-
schia, welchen
Richardia gegeben hatte, wieder
botanischen Prioritätsgesetzes. Es ist
Abb. 5. Badende Nymphe im Palmenhause
des Borsisf'schen Gartens zu BerUn.
etzigcn Gattung
auf Grund des
Abb. 6. Die Veranda an der Villa Borsig in Berlin. Links Loggia.
nicht wahrscheinlich, dass im Gartenbau der altbekannte Aronskelch je
Zantedeschia aethiopica genannt werden wird, obgleich ziemlich allgemein
J4 Medeola asparagoides L.
der ältere Name Calla aethiopica durch den richtigeren Richardia africana
ersetzt ^vorden ist. Wir glauben daher den Gattungsnamen Richardia auch
für die neue Art behalten zu müssen.
Richardia Rchmanni ist somit der erste Aronskelch mit rosa Spatha,
welchen "wir kennen, und ist eine wertvolle Bereicherung dieser Gattung, deren
neue gelbblühende Vertreter kürzlich die allgemeine Aufmerksamkeit auf
sich gelenkt haben. Die oben erwähnte Pflanze wurde am ii. NoA'ember 1.893 dem
Prüfungskomitee des Kgl. Niederländischen Vereins für Gartenbau und Botanik
in Amsterdam zur Beurteilung vorgeführt und erhielt daselbst das Wertzeugnis
erster Klasse. Obgleich als Ornamentpflanze vielleicht nicht von so grossem
Wert wie die alte Aronslilie, ist Richardia Rehmanni gewiss der Vorbote
einer schönen Zukunft. Es scheint uns nämlich nicht unwahrscheinlicli. dass
bald auch rote und vielleicht Scharlach Calla eingeführt werden können.
Haarlem, 15. November 1893. Ernst H. Krelage.
Medeola asparagoides L/)
Spar g e 1 a r t i g e s M }' r t e n b 1 a 1 1.
(Myrsiphyllum asparagoides Willd. Asparagus medeoloides Thbg.)
Von H. Schreiber, Obergärtner in Steglitz.
Auf der letzten Herbstausstellung zu Berlin, veranstaltet vom Verein
zur Beförderung des Gartenbaues, hatte ich eine Gruppe hochstämmiger Cuphea
jDlatycentra ausgestellt. Alle aus hochstämmig gezogenen Pflanzen gebildeten
Gruppen sind unstreitig eine grosse Zierde für Gärten, Parkanlagen, Winter-
gärten und grössere Palmenhäuser. Erhöht wird aber der Effekt dadurch, dass
man die einzelnen oft kahlen Stämme mit irgend einem unserer vielen zierlichen
Schlinggewächse beranken lässt oder sie auch guirlandenartig verbindet. —
Eine derartige Dekoration versuchte ich zum ersten Mal mit der leider
noch A'on vielen so stiefmütterlich behandelten und doch zu allen möglichen
Dekorationszwecken und Bindereien, sowie zu Tafelschmuck so sehr geeigneten
Medeola asparagoides. Bei dieser Gelegenheit erfuhr ich nun auch, dass sie
den meisten Laien und auch vielen Gärtnern nocli gänzlich unbekannt war.
und da das »Smilax«, wie es in Amerika genannt wird, allgemeinen Beifall
fand, wie mir zu meiner grossen Freude versichert wurde, will ich versuchen,
den A'erehrten Lesern dieses Blattes etwas über die Kultur desselben mitzuteilen.
Das vom Kap stammende spargelartige, zierliche Gewächs wird aus Samen
gezogen. Die beste Zeit zum Aussäen ist in der Zeit vom Januar bis März, in
mit sandiger Lauberde gefüllten Samenkästen oder Schalen. Ist der Same auf-
gelaufen, so werden die jungen Pflänzchen, wenn sie etwa einen Zoll lang sind,
pikiert und zwar entweder wieder in Kästchen oder sogleich in kleine Töpfe,
*) Der Name Medeola wurde von Gronovius der indianischen Gurkenwurzel, Medeola
Virginiana L. gegeben, wegen der vermuteten medizinischen Wirkungen, nach der Zauberin Medea
Unsere Pflanze wird am besten Asparagus medeoloides Thunberg bezeichnet, da sie im
Gattungscharakter ganz mit dem Spargel übereinstimmt und sich nur durch blattartige Zweige,
sog. Phyllokladien, vom Spargel unterscheidet. Siehe auch Engler & Prantl, Natürl. Pflanzen-
familien II, 5. S. 78. L. W.
Medeola asparagoides L.
15
um sie später einzeln und in etwas grössere Töpfe nochmals zu verptlanzen.
Die so behandelten Pflanzen erreichen im günstigsten Falle im ersten Jahre eine
Höhe von ungefähr einem Meter. — Doch erst schön und bedeutend länger werden
die Ranken im zweiten Jahre, und zwar kann man die Knollen entweder auf
Tabletten oder auch im freien Grunde eines temperierten Hauses auspflanzen.
Die ausgetriebenen und eine Länge von 6 bis lo Fuss erreichenden Ranken
Abb. 7.- Richardia Rehmanni Hort. (Zantedeschia Rehmanni Engl).
Neue Calla mit rosa Blütenscheide.
Nach einer Zeichnung von Ernst H. Krelage.
können in einem Jahre 2 bis 3 mal geschnitten werden, nur ist dabei Rücksicht
auf die immer wieder aus dem Wurzelstock erscheinenden jungen feinen Triebe
zu nehmen, damit diese nicht mit den ausgewachsenen Ranken abgeschnitten
werden. Am besten lässt man die Ranken an einem am Wurzelstock
befestigten Bindfaden hochranken, welchen man jedesmal mit der ausgewachsenen
Ranke abschneidet. Die Blüten erscheinen in den Blattachseln und geben je
nach Witterung und Befruchtung in roten kleinen Beeren den vSamen. — Der
Charakter der Pflanze ist vollständig dem der Spargelarten gleich, und giebt
]^ (j Zur Verherrlichung der Chrysanthemum.
CS Knollen, Avclche lo bis 30 Jahi'c alt sind. Am besten ist es aber, alle
3 Jahre neue Aussaaten zu machen.
Der den IVIedeolen zum freudigen und kräftigen Gedeihen am besten zu-
sagende Standort ist ein kühles Haus, bei 7 bis 10 Grad und guter Lüftung,
Da die gut ausgewachsenen Ranken sich tagelang, ohne in Wasser zu
stehen, frisch halten imd nicht leicht welken, so ist es ein sehr wertvolles
Material zur Binderei und zu allen Dekorationszwecken.
Will man in kürzester Frist einen Kranz, ein Kreuz oder einen Anker
anfertigen, so giebt es kein besseres Material, als Medeola; auf der Tafel
guirlandenartig auf dem weissen Tischtuch arrangiert, die silbernen oder
Porzellan-Kandelaber damit berankt, sieht es entzückend aus, ohne viel Mühe
und Arbeit zu verursachen, was doch gerade bei Tafeldekorationcn eine grosse
Rolle spielt.
Während man Medeola-Ranken zu Anfang des Jahres 1893 zum erstenmale,
nur vereinzelt, in einigen besseren Blumenläden Berlins zur Ausschmückung
des Ladens sah, sieht man in letzter Zeit fast in allen Blumengeschäften deren
in Massen imd. wie ich von vielen Blumenhändlern höre, ist es ein sehr
begehrter Artikel geworden.
Zur Verherrlichung der Chrysanthemum
(Goldblume, japanisch Kiku)
gelegentlich der Rüdesheimer Chrysanthemum-Schau.
Will im November neu der Lenz erblühen
Und vor das Auge goldne Blumenpracht
Uns zaubern in des Nordens Nebelnacht
Mit bunter Farben wunderbarem Glühen?
Goldblumen sind es, die so strahlend sprühen.
Aus Japan über England uns gebracht.
Kühn trotzend schwachen Winterfrostes Macht,
Und lohnend reich des Gärtners Fleiss und ^Mühen.
In Japan schmückt als Sinnbild ew'gen Lebens,
Das Kiku stolz des Kaiserwappens Glanz,
Ein Reich so alt wie keines sonst auf Erden.
Wir legen hoffend sie am Ziel des Strebens
Auf teure Gräber gern als Totenkranz:
O, dass unsterblich dort die Geister Averden!
Oberlehrer Gesky, Geisenheim.
Die Chrysanthemum- und Winterflor- Ausstellung in Hamburg. 17
Die Chrysanthemum- und Winterflor-Ausstellung in Hamburg
vom 16.— 19. November 1893
von Fr. B— r.
In den Tagen vom 16. — 19. November stand das blumenliebende Ham-
burger Publikum unter dem Zeichen des Chrysanthemum, oder besser, es
wurde darunter gestellt; die Fach- wie die Tagespresse hat es verstanden, die
Begeisterung für dasselbe derart zu entfachen, dass ein Blumenkorb, ein Strauss
oder irgend ein anderes Blumenstück ohne Chrysanthemum einfach als nicht
modern angesehen wurde; man muss also wohl oder übel die Bezeichnung
»Modeblume« als richtig anerkennen, obwohl wiederum ein Teil des Publikums
die Verwendung dieser Blume ganz entschieden ablehnt; es muss aber immerhin
anerkannt werden, dass die Chrysanthemum -Züchter in einer verhältnismässig
kurzen Spanne Zeit grosse Erfolge in der Vervollkommnung der Formen und
Farben erzielt haben; hiervon überzeugt uns schon ein Blick auf die aus dem
Garten der Frau Etatsrat Donner, Ottensen (Garten -Inspektor Reimers, der
in Berlin kürzlich Preisrichter war) ausgestellte Sammlimg von 100 Sorten
abgeschnittener Blumen. Dieselbe zeigte die Entwickelung des Chrysanthemum
von der einfachen, unscheinbaren Form bis 'zu den grössten, schönstgefärbten
Blumen.
Als Ausstellungslokal hatte man, wie im vorigen Jahre, Ludwig's Konzert-
haus gewählt. Der grosse Konzertsaal war mit Chrysanthemum und Winterflor-
pflanzen gut gefüllt; auf den Gallerien fanden neben einigen Chrysanthemum-
gruppen die Orchideen Platz, während in drei Nebensälen die Erzeugnisse der
Binderei und die Schaublumen aufgestellt waren.
Gleich am Eingange, neben sehr starken, blühenden Callapflanzen, bildete
ein Sortiment Chrysanthemum, Sommerstecklinge, wegen Formlosigkeit und
unvollständiger Belaubung ein gerade nicht anziehendes Bild. Im Gegensatz zu
diesem sind zwei Gruppen von Götze & Hamkens, Wandsbek, rühmend hervor-
zuheben, welche mit je einer goldenen Medaille ausgezeichnet wurden. Vor dem
Orchester und an einer Längsseite des Saales standen die Gruppen der Privat-
gärtner, von denen der von Wriedt in Blankenese mit Recht die Auszeichnung
»vorzüglich« gebührt; dieselbe war sortenreich und farbenprächtig, die einzelnen
Pflanzen kurz, gedrungen und gut belaubt.
Auf dem Mittelbeete standen die einzelnen Schaupflanzen, Flochstämme von
1V2 m Höhe, einige Pflanzen der Sorte Peter the Great in Fächerform gezogen.
Sämtliche Pflanzen waren ohne Tadel. Auf [dem äusseren Teile des Beetes
waren die Winterflor-Pflanzen u. a. aufgestellt. Da sind zunächst einige grosse
Cyclamen-Gruppen, darunter die von Berndt, Wandsbek, und Schaden-
dorf, Blankenese, ausgestellten; beide Teile von gleich guter Beschaffenheit.
Sehr schön dunkel gefärbt waren die Erica gracilis des ersteren, wohingegen
seinen Erica hycmalis teilweise die untere Belaubung fehlte; trotzdem hatten
die Pflanzen, von oben gesehen, ein gutes Aussehen. Eine Perle der Aus-
stellung bildeten die von Zieger, Hamburg, gebrachten Citrus sinensis, zehn
Pflanzen von ungefähr 1 — 1V2 m Höhe. Eines dieser Pracht-Exemplare besass
fünfundsiebenzig Früchte. F. W. Böttcher, Hamburg, führte wiederum eine
grössere Sammlungiseiner ausgezeichneten Amaryllis robusta (Hippeastrum
2 g Koehne's deutsche Dendrologie.
robustum) Hybriden vor. Die feine, entschiedene Färbung variierte zwischen
dem schönsten dunkelen, leuchtenden Rot und einem fast reinen Weiss oder
Rosa. Auch die Leistung Thalacker's, Leij)zig, der mit einer grossen Anzahl
blühender Nelken erschien, war gut. Als beste neue deutsche Züchtung führte
der Aussteller eine zartrosa blühende Pflanze vor; Bau der Pflanze und Blume
war gut, letztere etwas gefranst, aber nicht langstielig. Die Sorten Frau Major
Lehmann, Gruss an Lübeck und Anna Elisabeth sollten als drei beste neue
deutsche Züchtungen der letzten drei Jahre gelten; ob dieselben das schon
Vorhandene übertreffen, bleibt fraglich, — das zeigt eine andere schöne, inter-
essante Gruppe desselben Ausstellers, fünfundzwanzig »sich gut tragende Nelken
in fünf Sorten«, bestehend aus Oriflamme, rot mit gelb; Irma, kirschrot; Le
Zouave, dunkelrot; Dr. Reymond, braunrot; und Rose rivoire, rosa, sämtlich
Vertreter feinster Farben. Jedenfalls ist Thalacker's Leistung anzuerkennen.
Eine Aufgabe bleibt noch zu lösen — die Züchtung einer wirklich guten
gelben Remontant-Nelke. (Schluss folgt.)
Koehne's deutsche Dendrologie."^)
Von Dr. Dieck, Zöschen.
Vor etwa 6 Wochen ersuchte mich der Herr Redakteur dieser Zeitschrift,
eine Rezension der Koehneschen Dendrologie **) zu liefern. Ich glaubte, ihm
damals keinen Korb geben zu dürfen, aber ich muss gestehen, dass mir die
Erfüllung meiner Zusage recht schwer wird. Da sagt wohl die gedankenlose
Menge, dass nichts leichter sei, als das Kritisieren, aber wahrlich, keine Behaup-
tung ist unberechtigter als diese. Nur dem Leichtfertigen fällt das Kritisieren
leicht, dem ernsten und geAvissenhaften Manne wird nichts schwerer, selbst wenn
er in der angenehmen Lage ist, verhältnismässig günstig zu urteilen. Er
sagt sich, dass er die Arbeit von Jahren, vielleicht gar eines ganzen Menschen-
lebens auf Grund einer oft doch nur flüchtigen Durchsicht beurteilen soll,
während die Gerechtigkeit erfordern müsste, den Stoff zunächst einer eben-
so gründlichen Durcharbeitung zu unterziehen, um das Recht zum Urteilen
sich überhaupt erst erworben zu haben. Nun, es hilft nichts; in drei Tagen soll
mich das Dampfross nach dem Süden, nach den Hochgebirgen Albaniens und
Macedoniens zu neuen botanischen Forschungen entführen, in Länder, aus
denen schon so Mancher nicht Aviederkehrte , und Angesichts dieser Thatsache
bin ich geradezu verpflichtet, das gegebene Wort vorher einzulösen.
Bedurfte es einer neuen Dendrologie, trotzdem das Dippelsche Handbuch
noch im Erscheinen begriffen ist und auch die für den Praktiker mit so manchen
Vorzügen ausgestatteten Werke eines Jäger, Hartwig und Beissner noch
nicht veraltet sind? Wenn wir gerecht sein wollen, so müssen wir die Frage
mit dem Autor bejahen. Mag das DiiDpelsche Buch als ein mit seltenem
Fleisse und grosser Sachkenntnis ausgearbeitetes Compendium auch noch
*) Aus Mangel an Raum verspätet.
**) Deutsche Dendrologie. Kurze Beschreibung der in Deutschland im Freien aushaltenden
Nadel- und Laubholzgewächse zur schnellen und sicheren Bestimmung der Gattungen, der
Arten und einiger wichtiger Abarten und Formen von Dr. Emil Koehne, Professor am Falk -Real-
gymnasium zu Berlin. — Mit etwa 1000 Einzelfiguren in 100 Abbildungen nach Originalzeichnungen
des Verfassers. Stuttgart. Verlag von Ferdinand Enke 1893, 18«, 602 S.
Koehne's deutsche Dendrologie. ^9
SO warme Anerkennung verdienen, so ist es doch für den strebsamen jungen
Dendrologen und gärtnerischen Anfänger zu weitläufig angelegt, um ihm
ein praktisches und schnell förderndes Handbuch sein zu können. Koehne
befleissigt sich dagegen einer an Laconismus grenzenden Knappheit des Aus-
drucks, aber die Präcision und das Geschick, mit dem er gerade die zur
Unterscheidung und Bestimmung der Art wichtigsten Charaktere herauszuheben
und zu zeichnen versteht, scheint mir über alles Lob erhaben imd sichert
seinem Buche allein schon eine weite Verbreitung und einen grossen Ab-
nehmerkreis. Gegenüber diesem unzweifelhaften Vorzuge berührt eine gewisse
Vernachlässigung um so peinlicher, welche der Autor sich in Bezug auf
Synonymie und Pflanzengeographie zu Schulden kommen lässt und die auch
mit dem Wimsche oder der etwaigen Forderung des Verlegers, sich möglichst
kurz zu fassen, nicht ganz entschuldigt werden kann. In dieser Richtung macht
das Buch entschieden den Eindruck der Lückenhaftigkeit und Unfertigkeit. Was
zunächst die Synonymie betrifft, so verweist der Autor in seiner Vorrede für die
bereits von Dippel bearbeiteten Gruppen einfach auf dessen Laubholzkunde
und muthet somit seinen Lesern zu, sich jenes doch ziemlich kostspielige
Werk sozusagen als Erläuterung zu dem seinigen anzuschaffen und bei
jedem Pflanzennamen erst im Dippel sich über die Synonymie zu orientieren.
Damit macht er die in der Knappheit seines eigenen Textes beruhenden Vor-
teile seines Buches wieder zu Nichte und raubt demselben bis zu einem
gewissen Grade den Ruhm der Selbstständigkeit. Bei den Vaterlandsangaben
verlässt sich der Autor in ähnlicher Weise auf Andere. So vergisst er bei
Quercus alnifolia, die gerade durch ihr isoliertes Vorkommen von höchstem
Interesse ist, ganz und gar die Angabe ihres olympischen Wohnsitzes. Rhodo-
dendron Ungerni, welches auf einen einzigen Kamm der lazischen Berge be-
schränkt ist, versetzt er nach dem Kaukasus, wo die Art sicher fehlt. Eben-
dort lässt er Salix amplexicaulis wachsen, die wohl in Deutschland und
mehreren Gegenden des vSüdostens, aber meines Wissens nach nirgends im
Kaukasus gefunden worden ist. Bei Alnus oblongata Mill. vergisst er neben
dem ostamerikanischen Vorkommen das ostasiatische zu erwähnen, welches
für den Pflanzengeographen gerade von höchstem Interesse ist. Man merkt
auf jeder Seite des Buches, dass der Autor auf die Diagnose den Hauptwert
legt, was ja an sich nicht tadelnswert wäre, aber doch nicht zu so hochgradiger
Beeinträchtigung anderer Giesichtspunkte und Interessen führen dürfte. Wir
PflanzengeograjDhen sind am Ende doch ebenso daseins- und rücksichtsberechtigte
Botaniker als die Herren Systematiker! —
Lobenswert und auf seiner Vorliebe für scharfe Diagnosen fussend, ist
seine Nichtanerkennung der Bastarde als den Arten gleichwertiger Formen.
Eine Bastarddiagnose ist doch nur denkbar, wenn sie einem Individuum auf
den Leib geschrieben ist und eine treue Selbstreproduktion von Bastarden ist
und bleibt, auch im Falle der Fortpflanzungsfähigkeit, in der Natur ein seltenes
Vorkommen. In solchen seltenen Fällen also, w^o eine Bastardgeneration sich
soweit in sich befestet hat, dass sie sich ebenso treu reproduziert, als die alten
bereits als Spezies anerkannten Formen, ist allein eine Habili-tierung derselben
zum Range einer gleichberechtigten Spezies zulässig. Das Aufstellen von
Individuen- Arten dagegen 'wollen wir lieber Herrn Cxan doger und seiner
Schule überlassen und anderseits wollen wir auch nicht auf künstlich zusammen-
9Q Koehne's deutsche Dendrologie.
geworfene Kreuzungsprodukte ebenso künstliche Sammel-Spezies begründen.
Solche Kunstprodukte haben nur so lange einen Wert, als die Kunst des Gärtners
durch ungeschlechtliche Vermehrung ihre Fortexistenz hinausfristet, warum also
die ohnehin schon überlastete Systematik mit den Massen solcher ephemeren
Speziesnamen weiter belasten. Ich ^t^eiss es also dem Autor aufrichtig Dank,
wenn er statt Colutea media vorzieht, in einzig praktischer Weise Colutea
arborescens X orientalis zu schreiben. Er lässt uns damit Spielraum, auch
einmal C. orientalis X arborescens zu schreiben, wenn wir finden, dass
das uns gerade vorliegende Bastard-Individuum mehr nach der Colutea orientalis
geschlagen ist, als nach der Colutea arborescens.
Wir sind hierdurch ganz ungesucht auf das, nächst der Diagnostik wichtigste
Kapitel, nämlich auf die Namengebung gekommen. Was mir noch vor drei
Jahren aussichtslos erschien, ist inzwischen doch glücklich eingetreten. Mein
verehrter Freund, den ich vor drei Jahren noch für meinen unversöhnlichen
Gegner auf dem Gebiete der Nomenklatur und des Prioritätskampfes hielt,
ist mir in seinem Buche einen gewaltigen Schritt entgegengekommen, und ich
zweifle keinen Augenblick, dass er schon bei der zweifellos bald nötig werdenden
zweiten Auflage seiner Dendrologie, mir schon so nahe kommen wird, dass
ich ihmi versöhnt die Hand werde reichen können. Dieser Umschwung
vom Saulus zum Paulus wird dann aber nicht so sehr mein Verdienst sein,
als dasjenige Otto Kuntze's, dessen mit Keulenschlägen zwingendester Logik
jeden Gegner übermannende Dialektik im Verein mit einer auf erstaunlicher
Belesenheit und Sachkenntnis beruhenden Unwiderlegbarkeit einen so klaren
Kopf, wie den unseres Autors schliesslich noch vollständig überzeugen wird,
dass nur im Lager der Prioritätsverteidiger striktester Observanz das Zukunfts-
heil der botanischen Systematik zu finden ist! Welche Willkür liegt doch in dem
Unterfangen, alterworbenen, zweiffellosen Rechten nachträglich eine möglichst
späte Jahreszahl für den Beginn ihrer Rechtsgültigkeit vorschreiben zu wollen,
wo allein doch die Treue der Diagnose und Solidität ihrer Unterlage den Ausschlag
haben können! Soll die Jahreszahl allein entscheiden, nun, so würden ja die
Herren Reformatoren unserer Nomenklatur auch alle Benennungen von faulen
Speziesfabrikanten anerkennen müssen, sobald dieselben eben nur nach dem
Jahre 1753 das Licht der Welt erblickten! Eine derartige, zeitliche Beschränkung der
Rechtsgültigkeit unzweifelhaften Rechtes wird eben nie allgemeine Anerkennung
finden, denn in solchen Fragen entscheidet nicht die Opportunität oder die
Bequemlichkeit, sondern das subjektive Gerechtigkeitsgefühl, welches nun einmal
zu den unveräusserlichsten Menschenrechten gehört. Ich mache rmserm Autor
einen Vorschlag zur Güte. Warum wider den Stachel löken, der doch
nimmer zu beseitigen ist! Möge er bei der nächsten Auflage seinen alten
Freund und jetzigen Gegner Kuntze noch übertrumpfen, ja beschämen
durch eine Konzession an die nachstrebende, botanische Jugend, welche selbst
Kuntze zu machen bisher Anstand nahm und welche das nordamerikanische
Komite für Nomenklatur auf dem Rochester-Meeting am 19. August 1892, sub VIII
zum Gesetz für amerikanische Botaniker erhob. Der Passus lautet: -vWenn
eine Art aus einer Gattung in eine andere versetzt worden ist, muss der
ursprüngliche Autor stets in Parenthese zitiert werden, auf A\'elche dann der
Autor des neuen Binomens folgt.« Das ist eine Bestimmung, welche ich und
sicher tausende von Freunden botanischer Wissenschaft mit Freude und Genug-
Zu Salix amplexicaulis Bory et Chaubard. 21
thuung begrüssen, denn sie schützt vor unzähligen Missverständnissen und
entzieht einem Laster den Boden, welches ich boshafter Weise als »Mihilismus«
zu bezeichnen mich gewöhnt habe. Wenn unsere jungen Dendrologen und
noch mehr die einer tieferen botanischen Vorbildung entbehrenden Gärtner,
irgendwo in Katalogen auf Namen stossen wie: Hicoria alba Britt., Hicoria
Pecan Britt., Aria suecica Koehne etc., so ist lo gegen i zu wetten, dass sie
neubeschriebene Arten hinter diesen Namen suchen und vielleicht viel Zeit
und Geld verschwenden, um sich dieselben zu beschaffen. Wie einfach wäre
es. solche fatalen Missverständnisse unmöglich zu machen, indem man mit den
Amerikanern schriebe: Hicoria alba (L) Britt, Hicoria Pecan (Mchx) Britt,
Aria suecica (L) Koehne, ganz abgesehen von der Befriedigung des Rechts-
gefühls, welches sich gegen den Gedanken empört, die alten Autoren sonst in
absehbarer Zeit gänzlich von der Bildfläche verschwinden zu sehen? Wie
unpraktisch überhaupt, gerade bei der dendrologischen Nomenklatur sich den
Amerikanern widersetzen zu wollen! Nord- Amerika ist das an Holzgewächsen
reichste Land und .Sargents grossartiges Werk über die amerikanischen Gehölze
wird wenigstens für die Benennung amerikanischer Arten ausschlaggebend
werden und wird fremde Dendrologien, die sich anderer Namengebung be-
fleissigen, erdrücken und schnell veralten lassen. Die Dougiasfichte z. B. wird
trotz Koehne in Zukunft als »taxifolia« statt als Douglasii passieren, auch wenn
die ganze deutsche dendrologische Gesellschaft wie ein Mann sich dagegen
auflehnen sollte! Grcrade in der Nomenclatur der Nadelhölzer wird Sargent
durch Ausmerzung aller Wiedertäuferei furchtbare Musterung halten und mir
eine späte Genugthuung schaffen für die Angriffe, die ich in Verteidigung
seines Standpunktes schon vor Jahren auch in dieser Zeitschrift über mich
ergehen lassen musste. Ultimus ridens, optimus ridens. (Wer zuletzt lacht,
lacht am besten). Ich wiederhole immer wieder: Es ist nicht gut wider den
Stachel zu löken, und ohnmächtigem Eifer gegenüber pflegt der Franzose zu
sagen: II n'y a qu'un pas du majestueux au ridicule! (Schluss folgt.)
Zu Salix amplexicaulis Bory et Chaubard.^)
Nouv. Fl. du Pelep. No. 1586. T. 36. 1838.
(Sal. purpurea S. amplexicaulis Boiss. Fl. or. IV. S. 1187. 1879)
von Prof. D. Leopold Dippel, Direktor des bot. Gartens, Darmstadt.
Von dieser Weide sandte mir Herr Dr. Dieck s. Z. eine junge, krautartige,
gepresste, halbtrockene Triebspitze mit vier Blättern, aus der in Bezug auf ihre
Zugehörigkeit nichts Bestimmtes zu entnehmen war. Da als Autor fälschlich
Boissier angegeben war. suchte ich die Pflanze zunächst in der Flora orientalis,
fand aber den Namen im Register M'eder als Art noch als Abart verzeichnet
und gelangte so zu der Vermutung, dass der Autor dieselbe anderswo be-
schrieben habe. Ich nahm nun Wimmers Salices Euroi^aeae und als ich auch
hier eine Salix amplexicaulis nicht vorfand, die Monographie Andersens im
I)e Cand. Prodromus vor. Hier fand ich S. 318 unter Species exclusae die
Bemerkung: „Salix amplexicaulis = (ex Buchinger Mss. in Steud. Nomencl.)
*) Vergl. Gartennora 1893, S. 673.
99 Bericht über die Frankfurter Obstmärkte.
Apocynum venetum L." Mit diesem Ausspruche des bedeutenden Weiden-
kenners gab ich mich umsomehr zufrieden, als sich event. die Diagnose der
Blattform von Apoc. A'enetum L. auch auf die mir vorliegende Triebspitze
beziehen liess. Erst als ich die Neuheiten -Offerte des National -Arborets
in Zöschen von 1892 mit der auf S. 26 befindlichen Abbildung, und dann
später auch die Weide selbst in einem lebenden Exemplar erhielt,
nun wiederholt in Boiss Fl. or. IV. S. 1187 unter Sal. purpurea nachsah und
dort unter Sal. purp. S. amplexicaulis (Sal. amplexicaulis Bory et Chaub.) die
Diagnose nebst der richtigstellenden Bemerkung vorfand, konnte ich auf Grund
dieser, sowie eigener Anschauung mieine Ansicht ändern. Damals war aber
der 2. Band der Laubholzkunde bereits erschienen und ich behielt mir die
weitere Besprechung dieser Weide, welche ich für eine, wohl schon früher
aus Südosteuropa nach England und dann auch zu uns gekommene, kurz und
breitblättrige Form der Salix purpurea var. Lambertiana und zwar für die
später von Forbes in dem Salicetum Woburnense als Sal. monandra be-
schriebene halte.*) für die Nachträge vor.
Dass ich die Sal. oppositifolia Host (Sal. S. 11. T. 38 u. 39) nicht über-
sehen habe, davon würde sich Herr Dr. Dieck überzeugt haben können, wenn
er im 2. Bande der Laubholzkunde zunächst das Register und dann S. 236 Sal.
purpurea c. Lambertiana nachgelesen hätte.
Die Blätter der fraglichen Weide sind übrigens, wie bei der typischen
Lambertiana imd wie man sich namentlich auch an den entlaubten Zweigen
im Winter durch die Stellung der Knospen überzeugen kann, nur fast gegen-
ständig. Da nun Sal. Lambertiana Sm. Fl. brit. III S. 1041 1804. Sal. oppo-
sitifolia Host. Sal. S. 11. 1828, Sal. monandra" Forb. Sal. Woburn. S. 7. 1829
und Sal. amplexicaulis Bory et Chaub. a. o. O. 1834 Formen einer Abart
vorstellen, so dürfte letzterer Name wohl als Synonym zu dem ältesten Namen
vSal. purpurea var. Lambertiana zu setzen sein.
Bericht über die Frankfurter Obstmärl<te
und über die Centralstelle für Obstverwertung pro 1893.
Die Erwartungen des Komitees, welches in Frankfurt a. M. die Veranstaltung
von Obstmärkten seit mehreren Jahren in die Hand genommen hat, sind in
diesem Jahre im vollsten Maasse erfüllt worden. Das Komitee kann mit dem
erzielten Erfolge zufrieden sein. Es ist durch ihn die Existenzberechtigung der
Obstmärkte glänzend dargethan und die gegen letztere bis dahin immer noch
bestehenden Bedenken ein für allemal — hoffentlich endgültig — widerlegt.
Mag man auch in Betracht ziehen, dass es in diesem Jahre sehr viel Obst ge-
geben hat, und dass die Produzenten jede sich ihnen bietende Gelegenheit be-
nutzten, um den ihnen zugefallenen reichen Obstsegen zu verwerten, so kann
dies doch dem Erfolge keinen Eintrag thun und nicht verkannt Averden, dass
man in Frankfurt a. M. auf dem Wege, den deutschen Obstbau zu heben ein
gutes Stück vorwärts gekommen ist. Aus den wenigen Verkäufern, die die
*) Meine Ansicht, welche ich nach Erscheinen der Abhandlung von Dr. Dieck in Garten-
flora 1893 S. 673 Herrn Bornmüller mittheilte, wurde mir von diesem bestätigt.
Bericht über die Frankfurter Obstmärkte. 23
ersten Märkte vor zwei Jahren beschickten, ist eine stattliche Zahl ge\vorden;
es waren auf den beiden diesjährigen Märkten über 1500 Anmeldungen ver-
treten, und es hatten sich nicht nur die Aussteller aus der näheren Umgebung
Frankfurts erheblich vermehrt, sondern es hatten sich thatsächlich aus allen
Teilen des Deutschen Reiches die Produzenten eingefunden.
Es waren auf den beiden diesjährigen Märkten, welche nach Beschluss
des Komitees, wegen der durch die grosse Hitze des verflossenen Sommers ver-
ursachten früheren Reife des Obstes, auch früher als in den vorhergehenden
Jahren abgehalten wurden (am 5. und 22. September), im ganzen angeboten:
a) Äpfel 2702712 kg
b) Birnen 181050 »
c) Zwetschen 11500 »
d) türk. Ptlaumen 1300 »
e) Reineclauden 050 »
t) Mirabellen 400 »
g) Xüsse 1 300 »
h) amerik. Preisseibeeren. . . 500 »
i) Schlehen 10000 »
k) Dörrobst 3 5 00 »
zusammen 2912912 kg Obst und Beeren,
ausserdem Marmelade . Zwetschen- und Kirschgeist . Gelee und Obstweine.
Ferner wurden noch grosse Posten Mostobst und Brennzwetschen ohne Proben
ausgeboten.
Für die diesjährigen Märkte war zum erstenmal auch Verpackungsmaterial
zugelassen, und es hatten viele Firmen von dieser Vergünstigung Gebrauch
gemacht.
Die so geräumige Stadthalle bot kaum Platz genug zur Ausstellung der
eingesandten Proben, von denen sich viele, und zwar namentlich die seitens
mehrerer Gemeinden zu einer Kollektiv-Ausstellung vereinigten, durch schönes
Arrangement auszeichneten.
Verkauft wurden auf den beiden Märkten durch das Komitee laut Schluss-
scheinen:
a) Äpfel 592545 kg-
b) Birnen 45 410 »
c) Zwetschen (darunter Brenn-Zwetschen). . 20315 »
d) Trauben 110 »
e) Xüsse 305 »
f) Quitten 5o »
g) Dörrobst io5 --
zusammen 658840 kg
Hierbei ist zu bemerken, dass eine ]\Ienge von Verkäufen abgeschlossen
wurden, ohne dass, des grossen Andrangs wegen, das Komitee hierüber Schluss-
scheine ausstellen konnte und dürfte sich unseres Erachtens der Gesamt-
umsatz auf das Doppelte der oben angegebenen Summe belaufen.
Auf beiden Märkten waren auch von einigen Firmen Obstgestelle, Obst-
pressen und landwirtschaftliche Maschinen ausgestellt, und wurden auch
hierin namhafte Verkäufe abgeschlossen. (Fortsetzung folgt.)
24
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Cypripedium villosum var. Measuresianum.
Eine neue und sehr charakteristische
Varietät, im Besitze der Herren
F. Sander Sc Co. Ganz abgesehen von
der reichgefärbten und grossen Blume,
wird dieselbe dadurch von besonderem
Interesse, dass uns in ihr ein deutliches
Bindeglied zwischen Cypripedium A^il-
losum und Boxalli vorgefülirt wird,
und beide entschieden nur eine Art
ausmachen.
Card. Chron. 1893. IL 297.
Nymphaea Laydekeri var. rosea.
Die nicht grossen, aber hübsch ge-
formten Blumen zeigen zunächst eine
rosarote Färbung, die später in Karmin-
rot übergeht. Jedenfalls eine sehr
wertvolle Einführung A'on Japan.
Card. Chron. 1893. II, 299.
In der darauf folgenden Nummer von Gard.
Chron. weist ein anderer Korrespondent darauf
hin, dass diese Wasserlilie eine Hybride sei,
die von Herrn Bary Latour - Marliac gezüchtet
wurde. (Sie machte auch auf der Chicagoer Aus-
stellung Aufsehen. L. W.)
Saxifraga Macnabiana X*
Eine im Edinburglier botanischen
Garten schon vor Jahren gewonnene
Hybride zMHschenS.pyramidalis (Samen-
pflanze) und S.Hostii oder auch S. lingu-
lata (Pollenpflanze). Für Steinpartien
oder zuEinfassungen sehr zu empfehlen,
bis jetzt aber in den Gärten noch
selten anzutreffen.
Gard. Chron. 1893. I^^ -99- ^- 5i-
Solanum Wendlandi.
Herr Oberhofgärtner H. Wendland
führte diesen reizenden Schlingstrauch
von CostaRica ein, und da sich die Pflanze
durch Stecklinge leicht vermehren
lässt, und sich bei entsprechender
Behandlung durch überreiches Blühen
auszeichnet, ist es befremdend, sie noch
verhältnismässig so selten in den Ge-
wächshäusern anzutreffen. Während
der Wachstumsperiode erheischt die
kultivierte Pflanze, trotzdem dass die
Art von den kälteren Regionen Costa
Ricas stammt, eine feuchtwarme At-
mosphäre (in Kew wird sie a perfection
im Victoria-Hause gezogen), im Winter
dagegen Trockenheit von oben und an
den Wurzeln.
Gard. Chron. 1893. II. 339. f. 55.
Calanthe gigas.
Die Krone unter den Calanthe-Hy-
briden und eine ganz neue Züchtung
der Herren Veitch. (C. Sanderiana
var. gigantea X C. vestita A\ar. gigantea.
C. Sanderiana stammt von Cochin-China.
ist eine Varietät von C. vestita und
darf nicht verwechselt werden mit der
unter diesem Namen von Rolfe neuer-
dings beschriebenen Art von Ost- Afrika).
Die Kelch- und Blumenblätter sind fast
reinweiss. während die grosse Lippe
eine liebliche rosarote Schattierung
zeigt, die am Grunde in Karmin über-
geht. Dass die Belaubung während
der Blütezeit frisch und gesund bleibt,
ist ein besonderer ^\)rzug dieser
Hyl)ride.
The Garden 1893. t. 926.
Lilium Dalhansoni.
Diese neue Hybride ist das Resultat
einer Kreuzung des L. Martagon dal-
maticum mit dem Pollen vonL.Hansoni.
Systematisch sind die beiden Arten
nah verwandt, vom geographischen
Standpunkt werden sie durch weite
Länderstrecken von einander getrennt.
In Blatt- und Blütenfärbung zeigt diese
Hybride deutliche Übergänge von der
einen zur andern der Stammpflanzen.
The Garden 1893, ^- 92 7-
Kleinere Mitteilungen.
25
Kleinere Mitteilungen.
Mittel, um sehr hohen Riesentabak, Nicotiana
colossea, zu erzielen
vom Komm. -Rat K o e h 1 e r - Altenburg.
Wegen meiner Nicotiana colossea
kann ich Ihnen mitteilen, dass die
Pflanzen eine Höhe von 3V2 m er-
reicht haben!
Es Avaren dies im April 1892 aus-
gesäte Pflanzen, welche, zurückgehalten,
bis im Oktober etwa 30 cm Höhe er-
reichten. Ich nahm die Pflanzen herein
und brachte dieselben, in einen Korb
gepflanzt, ins freie Land, in einem Raum
des Überwinterungshauses, wo die
Temperatur nicht unter o, aber auch
wenig über o geht. Das heisst also
während der Hauptwintermonate.
Das Wachstum bis etwa Ende April
betrug 10 cm, so dass die Pflanzen, etwa
40 cm hoch, ziemlich bis unten Blätter
hatten. Ende April pflanzte ich die-
selben (es waren 3 Stück) auf stark
A'errotteten Pferdedünger; allerdings
hatte icli in jedes Loch 2 Karren gethan.
Xun fingen die Pflanzen an, sich zu
entwickeln. Bald erhielt ich Blätter
von 50 cm, ja solche, wo ich die Seiten-
triebe ausgebrochen, bis 1 m. Geradezu
imposant als Solitärpflanze!
Allerdings hatte ich die Pflanzen
sehr geschützt gestellt, zwischen Co-
niferen, an die wärmste Stelle meines
Parks. An vielen Plätzen habe ich
diese Pflanze gesehen, aber immer nicht
annähernd so. wie in der Gartenflora
die Abbildung. In Leipzig war eine
Anzahl ausgestellt, aber nur der
Schatten von den meinigen. Ich habe
mich befragt, wie es andere gemacht
haben. Man teilte mir stets mit:
»auf warmem Pf er de dünge r «. Ich
glaube, dass es die HaujDtursache bildet,
dass solche Pflanzen nicht zu schnell
ins Zeug gehen. Ist einmal der Pferde-
dünger kalt, so ist die Entwickelung
normal und bleibt natürlicli zurück, da
in den frischen Dünger die Wurzeln
nicht so leicht eindringen, als in den
alten verrotteten.
Versuche, ältere grössere Pflanzen
zu überwintern, sind als misslungen
zu betrachten. So viel ich von ver-
schiedenen Seiten in Erfahrung brachte,
verlieren dieselben gewöhnlich alle
Blätter, ja selbst der Kopf geht manch-
mal verloren. Schneidet man die Pflanze
zurück, so bekommt man buschige
Pflanzen mit kleinen Blättern.
Vielleicht ist es noch rätlicher, den
Samen erst Mitte Sommer in die Erde
zu bringen, so dass man im Herbst
etwa 25 — 30 cm hohe Pflanzen, in
Töpfen oder Schalen kultiviert, zur
Verfügung hat. Die Hauptsache wäre
alsdann allerdings immer noch, die
Pflanzen möglichst kühl zu halten und
in einem möglichst hellen Räume zu
überwintern.
FrUhtreiberei der Maiblumen.
Herr Dittmann, Vorsitzender des
Vereins Feronia in Eberswalde, führte
bereits am 30. November 1893 im Ver-
ein zur Beförderung des Gartenbaues
in Berlin sehr schöne Maiblumen vor,
für die ihm mit vollem Recht der
Monatspreis zuerlvannt wurde. Der
Versuch, die Maiblumen früh zu treiben,
war also gut gelungen. Es wurden
500 Keime am 12. November aufge-
stellt und waren diese, bis auf 40,
die ausgeblieben, Ende November in
Blüte. Meist kommen frühe Maiblumen
bekanntlich ohne Blätter, diese aber
hatten die Blätter gut entwickelt. Die
Keime standen in gewöhnlicher Garten-
erde, sie behielten, da sie wegen der
Dürre nicht normal sich entwickelten,
bis zum Spätsommer ihr Laub, wurden
dann aber auf Haufen geworfen, damit
die Blätter abfaulten; hierauf wurden
sie in einen lieizbaren Kasten gethan.
26
Kleinere Mitteilungen.
der mit Sägespähnen gefüllt ist und
hier allmählich angeregt. Am 12. No-
vember kamen sie dann, ^vie erwähnt,
auf das Treibbeet. Herr Dittmann
treibt sie alle in Töpfen, nicht frei im
Beet, und zwar zu 25 in einem grösseren
Topf, nachher werden diese auf zwei
Töpfe verteilt. Herr Dittmann stellt
die früh zu treibenden hell, die spät
zu treibenden dagegen dunkel.
Bisher konnten die Amerikaner sich
rühmen, den grössten Baum zu be-
sitzen, die Sequoia gigantea in Kali-
fornien. In Australien, in »Cape Oteray
Range«, ist jüngst ein Gummibaum
(Eucalyptus regnans) entdeckt worden,
welcher 450 Fuss hoch ist.
Ueber die Festgaben, die der
Kaiserin Friedrich zu ihrem letzten
Geburtstage dargebracht wurden, macht
die »N. A. Z.« einige Mitteilungen.
Die Geburtstagstische waren in jenem
Räume des Palais der Kaiserin auf-
gestellt, dessen Einrichtung und Aus-
stattung die Städte der Monarchie den
kronprinzlichen Herrschaften einst zu
ihrer silbernen Hochzeit verehrt haben.
Schon das Äussere der Geburtstags-
tische bildete einen künstlerischen
Anblick durch Festons von Laub,
Blumen und Früchten auf den glänzen-
den Damastmustern. Dazu der Inhalt
dieser Tische, Blumen imd Blumen
überall undinjederGestalt. inSträussen,
inKörben und in allen Phantasieformen,
die der moderne Geschmack erfunden
hat; und diese Spenden nicht nur von
den fürstlichen Anverwandten, sondern
aus allen Schichten der Gesellschaft.
Selbst aus Xizza waren Schätze an-
gekommen; aber die schönsten waren
aus Sanssouci und Charlottenhof ein-
getroffen, die Lieblingsblumen der
Kaiserin Friedrich, Orchideen und
Gardenien. Ein Strauss von den ver-
schiedenfarbigsten Orchideen war von
einer Engländerin Fr. übersandt. Am
häufigsten kehrten in den Spenden
weisser Flieder, Orchideen, rosa und
selbe Rosen wieder.
Der Plan der Errichtung einer vege-
tarischen Obstbaukolonie »Eden«
soll allem Anschein nach zur Aus-
führung kommen. Ein Gelände von
175 Morgen bei Oranienburg ist für
die Kolonie ausersehen, zu deren ge-
schäftlichem Betrieb eine Genossen-
schaft mit beschränkter Haftpflic'ht
schon gebildet worden ist. Genosse
kann jeder Vegetarier werden, der
mindestens einen möglichst sofort baar
zu zahlenden Geschäftsanteil von
500 Mk. erwirbt. Dieser Geschäfts-
anteil, der mit 4 pCt. jährlich verzinst
werden soll, verleiht das Recht, jeder-
zeit eine Heimstätte in Pacht zu er-
werben. Eine derartige Kolonie besteht
bereits in der Schweiz, so dass dies
Unternehmen unserer obstfrohen Vege-
tarier keineswegs hotfnungslos aussieht.
Lübbenau, 17. November. Eigen-
tümlich ist es, dass Gemüse und
Obst in diesem Jahre schnell ver-
derben. Die Bürger und Bauern,
die die Böden voll Obst haben, sind
dai'über nicht erfreut, wenn sie
täglich grosse Körbe verdorbenen
Obstes wegschütten müssen. Ahnlich
ergeht es mit den eingelegten Gurken;
diese beginnen auch zu verderben.
Am traurigsten ist das Faulen der
Kartoffeln. Es scheint, dass die Kar-
toffeln trotz ihres Mehlreichtums doch
noch nicht gehörig reif waren, als sie
aus der Erde genommen wurden.
Die Garteninspektoren an den
b o t a n i s c h e n G ä r t e n d e r U n i v e r s i -
täten, die zu den sogenannten mittleren
Beamtenkategorien gehören. Avaren bis-
her einer bestimmten Gehaltsklasse
nicht eingereiht, sondern erhielten an
den einzelnen Instituten verschiedene
Litteratur.
27
Gehälter, ohne die Aussicht zu haben,
jemals eine Gehaltsaufbesserung" zu
bekommen. Nach dem neuen preussi-
schen Etatsentwurfe soll auch für diese
Beamten das Aufsteigen im Gehalt nach
Alassgabe ihres Dienstalters eingeführt
werden, und zwar sollen sie nach acht-
zehnjähriger Dienstzeit das ' Höchst-
gehalt mit 3000 Alk. neben dem gesetz-
lichen Wohnungsgeldzuschuss erhalten.
Das Anfangsgehalt ist auf 1800 Mk.
festgesetzt.
Litteratur.
Der Obst- und Gartenbau in Monrepos
von E. V. Lade. General-Konsul a. D.
Wiesbaden. Verlag von J. F. Bergmann.
1893. —
Monrepos! Wer von den Fach-
genossen kennt nicht Monrepos und
wer hat nie davon gehört? Monrepos.
das Sans-Souci des General-Konsuls
von I>ade, des Pomologen xar t^ox^ji'
an den Ufern unseres herrlichen
Rheinstromes? Wer kennt nicht die
prächtigen Anlagen, die herrlichen
Einzelbäume, die unübertrefflichen Obst-
bäume in allen Formen, und was für
Formen, die ausgezeichnete Rosen- und
Koniferen-Sammlung dieses Ruhe-Ortes,
oder vielmehr Thätigkeits-Ortes. trotz
seines französischen Xamens? Meine-
Ruhe sollte eigentlich heissen Meine-
Arbeit, Mon-Repos, Mon-Travail, denn
wenn der liebenswürdige Besitzer
dieses Sans-Souci auch der Sorgen
wenige hat, so glauben wir nicht, dass
die Ruhe, wohl aber die Arbeit und
Thätigkeit sein Element und seine Er-
holung gCM^esen und noch sind. Seine
reichen Erfahrungen während über
30 Jahre, nicht als Kohl bauender
Diocletian oder als Furchen im Acker
ziehender Cincinnatus, sondern als
Flora's und Pomona's Jünger legte er
unter obigem Titel in einem kleinen
Werke nieder. Ähnlich dem pomolo-
gischen Werke NattermüUer's giebt
der Verfasser die Arbeiten für jeden
Monat an, wie sie nicht nur in Mon-
repos stattfinden, sondern wie sie in
jeder anderen Privat-Besitzung in Bezug
auf Obst- und Gartenbau stattfinden
können und sollen; selbst der Fach-
gärtner kann sich seine Verhaltungs-
maassregeln daraus entnehmen, voraus-
gesetzt, er ist nicht, wie leider jetzt
Aäelfach. Mann der sogenannten Spe-
zi al-Kulturen.
In jedem Monate giebt der Herr
Verfasser die Arbeiten genau an, was
gemacht wird und wie es gemacht
wird für die verschiedenen Zweige des
Gartenbaues; Pflanzen, Gemüse, Blumen,
Obstbäume, Goniferen etc. finden ihren
Platz und die Bearbeitung des Bodens
ihre Stelle, selbst Bildsäulen und Vasen
werden beachtet. Nach Behandlung
der einzelnen Monate geht der Herr
Verfasser auf die allgemeinen Regeln
im Gartenbau über, auf den Schnitt
der Obstbäume, auf die Formen der-
selben. Bezüglich der besten Obst-
sorten für den Garten, besonders für
Monrepos. ist wohl den Pomologen
die Schrift über die Mustersorten des
Besitzers bekannt und führt derselbe
diese Sorten noch einmal auf; dies
Sortiment ist wohl eins der gewissen-
haftesten, denn der Herr Verfasser
war darin so streng, dass er Früchte,
die ihm zweifelhaft in ihrer vollen
Güte erschienen, dem Urteile des
ewig Weiblichen anvertraute, da er
dem Gaumen der Bier trinkenden und
Tabak rauchenden Männer mit Recht
die Fähigkeit absprach, ein richtiges
Urteil zu fällen. Den Schluss bildet
eine vorzügliche Rosen-AusAvahl und
die Ans:abe von Blumen- Anlagen, wie
28
Ausstellungen etc.
sie Monrepos eigentümlich und nach-
ahmungswert sind.
Wir können nach eigener Anschauung
der Anlagen diese Arbeit eines welt-
bekannten und berühmten Laien jedem
Liebhaber und Gärtner angelegentlichst
empfehlen. Das Werk überhebt den-
selben der Anschaffung umfangreich
geschriebener Werke, die mehr für den
Fachmann passen; ja, selbst der Gärtner
von Fach kann getrost seine Arbeiten
nach dem Werke einrichten, er wird
mutatis mutandis vieles davon dank-
bar benutzen. Wir wünschen dem
Herrn Verfasser noch eine lange
Reihe von Jahren in Gesundheit und
Freude an der Arbeit für sein scliönes
Monrepos, und dem Werke, wie es
verdient, bei dem geringen Preise
schnellen Absatz. C. Mathieu.
Deutscher Garten - Kalender,
XXI. Jahrgang, 1894. Herausgegeben
von CarlFIampel, Vorstandsmitglied
des Vereins deutscher Gartenkünstler,
Berlin, Verlag von Paul Parey. —
Dieser altbewährte Kalender zeichnet
sich diesmal namentlich durch Auf-
nahme derBestimmungen über Kranken-
kasse, Alters- und Invalidenversiche-
rung, der Grundsätze bei öffentlichen
Wettbewerbungen etc. aus. Max Hess-
dörffer giebt Mitteilungen über Steck-
lingszucht und Treiberei.
Ausstellungen und Kongresse.
Schillingsfürst, 20. Oktober. Der hiesige
Obstbauverein veranstaltete in den
letzten Tagen im Adler-Saale eine recht
gelungene Obstausstellung. Die Aus-
stellung umfasste nur jenes Obst, das
jüngst bei der Ausstellung des Ver-
bandes mittelfränkischer Obstbau-Ver-
eine von hiesigen Vereinsmitgliedern
in Nürnberg ausgestellt war und wo-
durch sechs Preise hierher kamen. Es
war dies die Kollectivausstellung des
hiesigen Vereins mit 110 Sorten, dann
die Ausstellung des fürstlich Hohen-
lohe'schen Hofgärtners Herr mit 60,
jene des Oekonomen D äschner mit 29,
des Gärtners Lang mit 81, des Oeko-
nomen Mohr mit 24, des Seilers
Grüber mit 16, des Bäckers Bössen-
ecker mit 28, des Lehrers Hauck mit
6 und des Lorenz Knoll mit 10 Sorten
Obst. Auf 264 Tellern konnte man
das Schönste, was der Obstbau an
Aepfeln, Birnen, Quitten etc. hervor-
bringt, bewundern. Der Eintritt zu der
schön arrangierten Ausstellung war un-
entgeltlich, da der Verein beabsichtigt,
seinen Mitgliedern und den Landleuten
der Umgegend Sortenkenntnis beizu-
bringen und zur Liebe zum Obstbau
anzuregen. Hoffentlich ist dies dem
Verein gelungen.
Chicago. Weitere Preise: Oldenburg,
Grosshcrzogiiche Garten -Verwaltung,
Garten -Inspektor Ohrt, für Pläne. —
Wilhelm Grüne, Berlin, Patentdruck
auf Flaschen; Victor Dürfeid Nach-
folger, Inhaber A. von Clauson-Kaas,
Oschatz in Sachsen, Nachbildungen von
Früchten. W. Laaf, Mainz, Konserven.
Gebr. Adler -Schott, Frankfurt a. M.,
Kirsch- und Zwetschenwasser. J. H.
Pillmann Nachfolger, Inhaber Karl
Wagener, Braun schweig, Konserven.
C. Clot & Co., Strassburg, Konserven.
G. C. Hahn & Co., Lübeck, Konserven.
W. Nägeli, Dr., Mombach-Mainz, Kon-
serven. Gebr. Freyeisen, Frankfurt a.M.,
Obstweine. Max Koch, Braunschweig,
Konserven.
Es ist jetzt ]3estimmt. dass jeder Aus-
steller nur eine Medaille ei'halten soll,
auf dem Diplom sollen aber die
Gewerbliche Angelegenheiten.
29
einzelnen Gegenstände angegeben
werden. Damit werden unsere Be-
denken, die wir in Gartenflora 1893,
S. 683 aussprachen, hinfällig, und ist
es sogar gut, dass die einzelnen Gegen-
stände bezw. die Sorten genannt werden,
für die der Preis erteilt ist. Ein Aus-
steller kann dann betonen, dass ihm
gerade für diese oder jene Spezialität,
diese oder jene Sorte bezw. Sorten ein
Preis zuerkannt ist. — Herr Schiller,
der in den letzten Wochen riesig zu
arbeiten hatte, hoffte bis Weih-
nachten mit dem Einpacken fertig zu
werden.
Antwerpen. Weltausstellung 1894, 5. Mai
bis 12. November. Kl. 66 enthält die
Gartenbaukunde, das Programm ist aber
bis jetzt nur allgemein gehalten. Es
ist Platzmiete zu zahlen. Diejenigen
Produkte, die auf der Ausstellung in
Chicago waren, werden durch Ver-
mittelung und auf Kosten der Gesell-
schaft in den Hallen der Ausstellung
untergebracht. — Bureau der Verwal-
tung 9 rue Gerard, Antwerpen.
Gewerbliche Angelegenheiten.
In der am 9. Dezember 1893 ^^^~
gehaltenen Generalversammlung des
Gemüsebau - Vereins in Braun-
schweig wurden nachfolgende nie-
drigste Preise für frisches Ge-
müse zur Konservenfabrikation im
nächsten Jahre festgesetzt: Spargel
1. Sorte 55 Pfg., 3. Sorte 37 Pfg., 3. Sorte
16 Pfg. für V2 Kilo. Erbsen 8 bezw.
7V2 Pfg. für V2 Kilo. Buschbohnen
5, bezw. 4V2 Pfg- für V2 Kilo. Stangen-
bohnen 8, bezw. 7V2 Pfg- für ^'2 Kilo.
Die niedrigen Preise gelten, wenn der
Konservenfabrikant die Gemüse vom
Produzenten abholt.
Bis einschliesslich den 15. März d. Js.
werden wiederum, wie im Winter
1892/93, auf den Strecken Berlin-Röde-
rau, Berlin-Elsterwerda, Berlin-Bitter-
feld-Leipzig, Berlin-Halle-Bebra-Kassel,
Leipzig-Zerbst-(Magdeburg) in einzelnen
bestimmten Zügen erwärmte Ge-
päckwagen zur Beförderung frost-
empfindlicher Stückgüter, wie Hefe,
Wein, SchaumAvein, Liköre, Blumen,
Bier, Mineralwasser, Essig, eingemachte
Gurken, Gemüse, Karto f f e 1 n , S ä m e -
reien, flüssige Farben, frisches Fleisch,
in Kisten oder Körben verpackt, laufen.
Die Beförderung der Güter in den ge-
heiztenWagen findet auf ausdrücklichen.
mündlich oder schriftlich bei der
Güterabfertigungsstelle angebrachten
Wunsch der Versender insoweit statt,
als der Laderaum der Heizwagen, so-
wie die Betriebsverhältnisse dies ge-
statten. Eine Verantwortlichkeit wird
von der Eisenbahnverwaltung nicht
übernommen. Frachtbrief-Vorschriften,
welche die Beförderung des Gutes in
geheizten Wagen verlangen, sind un-
zulässis'.
Zur Ausführung der beim Neben-
ZoUamt Herbesthal vorzunehmenden
Pflanzenuntersuchungen ist an
Stelle des von Eupen verzogenen
Gärtners Arnoldi der Gärtner Johann
Adam ebendaselbst zum Sachverstän-
digen ernannt worden.
Gewerbesteuer.
Am 8. December fand, wie das
Handelsblatt für den deutschen Garten-
bau berichtet, im Club der Landwirte
auf Einladung des Vorstandes des Ver-
bandes der Handelsgärtner Deutsch-
lands eine vonüber 100 Handelsgärtnern
aus Berlin und Umgegend besuchte
Versammlung statt, um gegen die Ant-
wort des Herrn Finanzministers betr.
der Gewerbesteuer Stellung zu nehmen.
Diese Antwort lautet:
30
Gewerbliche Angelegenheiten.
Berlin, den 24. Oktober 1893.
Finanz-Ministerium.
Auf die erneute Eingabe vom
27. Juli d. Js. erwidere ich dem Ver-
bände, dass ich dem Antrage, die
gärtnerischen Betriebe nur insoweit
als sie den Verkauf auf fremde
Erzeugnisse ausdehnen, als Kunst-
und Handelsgärtnereien im Sinne
des Gewerbesteuergesetzes anzu-
sehen, imd nur nach Massgabe dieses
Betriebes zur Gewerbesteuer heran-
zuziehen, nichtzu entsprechen vermag.
Eine solche Beschränkung des
Begriffes der Kunst- und Handels-
gärtnerei würde der klaren Absicht
des Gesetzes zuwider die völlige
Gleichstellung der Kunst- und Han-
delsgärtnereien mit der Land- und
Forstwirtschaft und dem gewöhn-
lichen Gartenbau in gewerbesteuer-
licher Hinsicht zur Folge haben, und
ist schon deshalb unstatthaft.
Abgesehen hiervon kann es keinem
Bedenken unterliegen, solche gewerb-
liche Unternehmungen, Avelche in
eigener Kultur Blumen-, Gemüse-,
Samen-, Baumzucht u. dgi. betreiben,
um mit den selbstgewonnenen Er-
zeugnissen in weiten Absatzgebieten
und in den Formen kaufmännischer
Geschäfte Handel zu treiben, der
Steuerpflicht auch dann zu unter-
werfen, wenn sie den Verkauf nicht
auf fremde, zugekaufte Erzeugnisse
ausdehnen.
Auch andere gärtnerische Betriebe,
welche unzweifelhaft den Gharakter
gewerblicher Unternehmungen an
sich tragen, werden nach der Art
ihrer Einrichtungen imd ihres Ab-
satzes zu den Kunst- und Handels-
gärtnereien zu rechnen sein, selbst
wenn sie nicht mit fremden Erzeug-
nissen handeln.
Die hiebei in Betracht kommenden
Merkmale (lamstvolle Erzielung und
Herstellung der Absatzgegenstände —
Einrichtung der abgesonderten Ge-
schäftslokale — Errichtung von
Filialen — Geschäftsbetrieb in kauf-
männischen Formen u. s. f.) in einer
Begriffsbestimmung der Kunst- und
Handelsgärtnerei zusammenzufassen,
erscheint bei der grossen Mannig-
faltigkeit der Betriebe nicht rätlich.
Es darf erwartet werden, dass durch
die in der Praxis zur Erörterung
gelangenden Einzelfälle und ins-
besondere durch die massgebenden
Entscheidungen des Oberverwaltungs-
gerichts bald eine ausreichende
Sicherheit in der Anwendung der in
Rede stehenden Gesetzesvorschrift
erzielt werden wird.
Zu diesem Zwecke habe ich nicht
unterlassen, die erforderlichen Er-
hebungen über die zur Sprache ge-
brachten Ungleichmässigkeiten bei
der Besteuerung der fraglichen Be-
triebe anzuordnen, und werde auf
die Herstellung eines gleichmässigen
Verfahrens hinwirken.
Der Finanz -Minister.
Miquel.
Nach lebhafter Debatte wurde be-
schlossen, Jedem, welcher nur die
selbstgewonnenen Erzeugnisse seiner
Gärtnerei verkauft, zu empfehlen, falls
ihm ein Fragebogen behufs Veran-
lagung zur Gewerbesteuer zugeschickt
werden sollte, die Frage 1, welche
lautet :
»Welches oder welche Gewerbe be-
treiben Sie oder beginnen Sie zu
treiben«, dahin zu beantworten, dass
er schreibt: »Kein Gewerbe, sondern
Gartenbau«, und die übrigen Fragen:
»Ergiebt sich aus der Antwort zu
Frage 1«.
Ferner soll Jedem nach dem oben
ausgeführten zu Unrecht veranlagten,
empfohlen werden, zu reklamieren,
eventuell durch alle Instanzen, und
drittens wurde beschlossen, den Vor-
stand des Verbandes zu bitten, nötigen-
Sprechsaal.
31
falls dem Abgeordnetenhaus die Lage
der Handelsgärtnerei gegenüber dem
Gewerbesteuergesetze in einer Denk-
schrift klar zu legen.
Die Reklamationen sind zunächst an
den Steuerausschuss zu richten, falls
sie erfolglos bleiben ist Berufung an
die Bezirksregierung und gegen diese
die Beschwerde an das Oberverwal-
tungsgericht zulässig.
Aus den Vereinen.
Der Gartenbauverein Feronia in
Eberswalde hat aus den Zinsen einer
Stiftung 3 Preise für Lehrlinge be-
stimmt: 1.) für das beste Tagebuch,
2.) für den besten Aufsatz. 3.) für den
besten Blumenkorb.
Der Verband der Handelsgärtner
Deutschlands beabsichtigt eine Auf-
forderung an die holländischen Hya-
zinthenzüchter zu senden, dass die Ver-
schickung abgeschnittener Hyazinthen
nach Deutschland zu Schleuderpreisen
unterbleiben möge. In England hat
man längst Ähnliches gethan.
Im Verein zurBeförderung des Garten-
baues in den preussischen Staaten zu
Berlin wird der Kgl. Gartenbaudirektor
Haupt aus Brieg am Donnerstag, den
25. Januar, 6 Uhr, Invalidenstrasse 42,
einen Vortrag über Düngung der
Orchideen halten.
Die Erfurter Gärtnervereine haben
beschlossen, sich sämtlich an der im
Jahre 1894 stattfindenden Gewerbe-
ausstellung zu beteiligen, und zwar zwei
grosse Gartenbau -Ausstellungen darin
i zu veranstalten 1.) vom 1 Mai bis
1 23. Juni, 2.) vom 1. bis 30. September.
Sprechsaal.
1. Da ich beabsichtige, den Anbau
von Mahonien im grossen behufs Ge-
winnung der Blätter auszuführen, er-
laube ich mir folgende Anfragen:
F. S.
a. Ist der Anbau lohnend? — ' Ja, in
den meisten Fällen.
b. Wie oft kann man die Blätter ab-
nehmen? — Nach und nach.
c. In welchem Jahre ist die An-
pflanzung zum Ernten herange-
wachsen? — Im dritten.
d. Welcher Boden ist der beste? —
Kräftiger Lehmboden, auf Sand-
. boden färben sie sich aber dunkler.
e. Welches ist die beste Sorte? —
Die mit glänzendem Laub.
f. In welcher Weise wird die Pflan-
zung am zweckmässigsten vor-
genommen? Vor Winter? Wie
alte Pflanzen? Reihenweite? —
Kaufen Sie sich zweijährige ver-
pflanzte Sämlinge und pflanzen
Sie dieselben in Reihen, 15 — 20 cm
jede Pflanze auseinander, und
stechen Sie später, wenn die
Pflanzung zu dicht geworden,
einige aus. Grössere Büsche muss
man 1 m auseinander pflanzen.
Die Pflanzung ist entweder im
September wie für Nadelhölzer
oder im Frühjahr nicht zu früh,
zur gewöhnlichen Pflanzzeit,
g. Existiert Litteratur über die Kultur?
— In Lauches Dendrologie, Berlin,
Verlag von P. Parey 1880 und in
vielen Gartenbauwerken, z. B.
Wredows Gartenfreund und in
Zeitschriften.
32
Personalnachrichten.
h. Von wem sind Mahonien zu be-
ziehen? — Aus jeder Baumschule.
i. Wann werden die Blätter abgemacht ?
— Wenn sie braun gefärbt sind.
2. Eine interessante Frage, welche
vielleicht noch nie erläutert ist, edler
Freund, möchte durch Sie wohl ihre
Lösung bekommen, bei den Gelegen-
heiten und Mitteln, welche Ihnen gerade
in dieser Richtung zu Gebote stehen.
Es ist diese: Leiden Samen, welche
aus warmen Zonen in kältere Länder
so geschickt werden, dass solche in
der kalten Jahreszeit ankommen ? Es
ist wohl denkbar, dass Samen von
Pflanzen frostfreier Länder leiden
können, wenn bei unrichtiger Zeit des
Eintreffens solche Samen bedeutenden
Kältegraden unterworfen werden. Mag
dies auch zum Teil die Ursache sein,
warum so oft Samen tropischer Pflanzen
in den Gewächshäusern kalter Länder
nicht zur Keimung kommen, oder ist
Schaden schon entstanden, wenn solche
Samen in ungeheizten Magazinen auf-
bewahrt werden? Sollten noch keine
Beobachtungen in dieser Richtung
vorliegen, so wäre es wohl des Ver-
suchs wert, Samen von Tropen-Pflanzen
der Gefrier-Kälte längere Zeit auszu-
setzen, und dann zu ermitteln, ob die
Keimkr^ift bei allen, bei einigen oder
bei keinen gelitten habe. Nach einigen
Experimenten dort werden Sie gewiss
in der Gartenflora darüber berichten.
Sie ehrend und Ihnen alles Gute
wünschend, Ferd. von Mueller.
Melbourne.
Vorläufige Antwort. Theoretisch
müsste man annehmen, dass die Samen,
wenn sie trocken sind, durch die Kälte
nicht leiden. Indess ich will Versuche
machen und bitte mir gefl. Samen zu
schicken. L. W.
Personal -Nachrichten.
Es wurden ernannt: Dr. Adolph
Engler, ord. Professor an der Uni-
versität und Direktor des bot. Gartens
zu Berlin zum Geheimen Regierungs-
rat, der Prof. Remele an der Forst-
akademie Eberswalde desgleichen, der
Botaniker Holst zum Beamten der
Deutschen Kilimandscharo - Station.
Dr. L. Wittmack zum ordentlichen
Mitgiiede der Gesellschaft natur-
forschender Freunde zu Berlin (es sind
deren nur 12), der Geh. Ober-Regierungs-
und vortragender Rat im Ministerium
für Landwirtschaft, Domänen u. Forsten
Dr. Singelmann zu Berlin, Ehren-
präsident des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues, bei seinem Übertritt
in den Ruhestand zum Wirklichen Ge-
heimen Ober-Regierungsrat mit dem
Range der Räte I.Klasse. Dr. Migula.
Dozent für Botanik und Bakterienkunde
an der technischen Hochschule Karls-
ruhe zum Professor. Dem städtischen
Gartendirektor Kowallek in Köln ist
der Kronenorden IV. Kl. verliehen.
Es sind gestorben: In Wiesbaden
Prof. Dr. Friedrich Karl Medicus,
ehemaliger Direktor d. landw. Institutes
Hof Geisberg, der K. und H.- Gärtner
A. Tangermann, Mitgl. d. V. z.B. d. G.,
in Stralau bei Berlin, früher in Schöne-
berg, am 25. Dezember, Francis Park-
mann, grosser Historiker und ebenso
eifriger Blumenzüchter, von 1875 — 1877
Präsident des Gartenbauvereins von
Massachusets. Nach ihm ist u. a. Lilium
Parkmanni benannt.
Hofgärtner a.D. Kirchhoff, Freiburg
i. B. hat die Präsidentschaft des dortigen
Gartenbauvereins übernommen.
Cuphea platycentra als Hochstamm.
Von H. Schreiber, Obergcärtner in Steglitz.
Unter den vielen zur Hochstammfurm sich eignenden Gewächsen nimmt
Cuphea platycentra Avegen ihres reichen Ivorallenartigen Blütenllors und ihrer
schönen Belaubung sowohl im Sommer als im Winter mit den ersten Platz ein.
Die Anzucht derselben zu Kronenbäumchen ist fast dieselbe wie bei den
Fuchsien. Die Stecklinge werden frühzeitig im Januar — Februar gesteckt und
nach der Bewurzelung in Töpfe geiDtlanzt. Die sich zeigenden Blüten, sowie
alle Seitentriebe müssen fortwährend entfernt werden, der Leittrieb ist an einen
Stab anzubinden, und, sollen die Pflanzen in TöiDfen kultiviert werden, ist ein
mehrmaliges Verpflanzen nötig. Sie lieben eine kräftige, lockere Erde, halb
Mistbeet- und halb Lauberde, mit grobem Sand vermischt. Ende Juli ungefähr
ist der Trieb bei sorgfältiger Behandlung i — 1V2 ni lang, und es kann nun-
mehr die Spitze ausgekniffen werden, wonach sich alsbald die Verzweigung
zur Krone ausbildet. — Auch kann man anfangs Juni die Pflanzen in ein mit
guter nahrhafter Erde präpariertes JMist- oder Freilandbeet auspflanzen, die-
selben werden dadurch kräftiger und geben fürs nächste Jahr schon ansehnliche
Kronenbäumchen ab. Als Gruppenpflanzen mit einer entsprechenden LTnter-
pflanzung, oder auch einzeln auf Rabatten, mit Guirlanden von Pilogynen,
Maurandien, Cobaeen oder dergleichen verbunden, sehen die Cupheen reizend
aus. Aber auch zur Dekorierung von Wintergärten, grösseren Palmenhäusern etc.
sind sie ein wertvolles Material.
Die Chrysanthemum- und Winterflor-Ausstellung in Hamburg
vom 16.— 19. November 1893
von Fr. B— r.
(Schluss.)
Die von Bertram. Flottbek, auf dem Balkon ausgestellte Gruppe von
Chrysanthemum, welche einen Ehrenpreis erhielt, gestattet infolge der in
ihr enthaltenen Neuheiten dieses Jahres einen Vergleich unter den letzteren.
Da sind zunächst zu nennen: »Enfant des deux mondes«, die weisse »Louis
Böhmer«, deren Blume, halb offen, prächtig aussieht; »Edwin Bekett«, Blume
schön goldgelb, Wuchs sehr gut; »Duke of York«, carminrosa, Rückseite silber-
weiss, gross, einwärts gebogen. Die Farbe von »Col. W. B. Smith«, goldgelb mit
terra cotta, einwärts gebogen, wirkt am Tage gut, verliert aber bei Licht an
Wirkung; »J. Shrimpton«. prachtvoll rote Blume. Wuchs der Pflanze niedrig
und schön; >A'ellow Avalanche«' gelber Sport der bekannten weissen.
34 Die Chrysanthemum- und Winterflor-Ausstellung in Hamburg.
Auf den Gallerien ^var Dr. Xanne's Gärtnerei mit einer Orchideengruppr
vertreten, darin ungefähr fünfundzwanzig" .starke reichblühende Cattleya labiata
autumnalis und ein lixemplar der noch sehr teueren Lyca.ste Skinneri alba.
Au.sserdem brachten verschiedene Aussteller kleinere Sammlungen.
Neben letzteren hatte Mönch, Leipzig, seine beiden Chrysanthemum-
Neuheiten in einigen Exemplaren aufgestellt: Frau Kommerzienrat Gruson.
orangegelb, lebhafte Farbe, vorzüglicher Bau der Blume, und Germania,
dunkelgelb, ebenfalls gut.
In abgeschnittenen Schaublumen hatten Götze & Flamkens grosses ge-
leistet; Blumen von bedeutender Grösse, Farbenreinheit und ausgezeichnetem
Bau. Denn er 's Garten sandte, wie erwähnt, eine Sammlung von hundert
Sorten aus allen Klassen, zwar keine Schaublumen, aber dadurch interessant
dass sie die Entwicklung des Chrysanthemum von der einfachsten, unschein-
baren Art bis zu den schönsten Sorten veranschaulichte. Unter den Neuheiten
dieser Gruppe fallen auf: Egerford beauty. Professor Wittmack, gelb, gewirbelt,
schöne, graziös gebaute Blume, und Ludwig Möller. Einige in New-York am
26. Oktober geschnittene Blumen schienen nur gesandt worden zu sein, um das
Chrysanthemum auf seine Versandfähigkeit als Blume zu prüfen. Dieselben
hatten die lange Reise sehr gut überdauert, konnten aber mit den hiesigen
nicht konkurrieren.
Die Arrangements aus abgeschnittenen Blumen nahmen drei Räume ein
In zwei Sälen standen die Tafel-Dekorationen, von denen Flermann's Dekoration
mit Recht als beste ausgezeichnet wurde; dieselbe ist gelb gehalten, die Arbeit
sauber, die Formen sämtlicher Teile, wie Tischsträusse. die auf Ideinen Statfeleien
befestigt waren, Tafelaufsätze, Garnierung des Tafeltuchs etc. elegant, leicht
und vollendet. Das Material — es durften zu diesen Sachen nur Chrysanthemum
verwendet werden — bestand aus Blumen von »Yellow Avalanche«, »Peter the
Great» und »Source d'or«, Cannablättern'), Medeola asparagoides, Asparagus-
Ranken rmd Stiele von Cyperus Papyrus.
Assi an, Wandsbek, verwendete zu seinem, dem vorigen ähnlichen Ar-
rangement braunfarbige Chrysanthemum. Sehr hübsch war die das Tafeltuch
zierende Ranke angeordnet, und zwar derart, dass eine Blume immer am
Stielende der vorhergehenden angeheftet war. Die Guirlande erhielt den ihr
nötigen Halt durch eine Asparagus-Ranke, die Blumen waren also auf dieselbe
aufgebunden. Die übrigen Sachen sind in ähnlicher Weise arrangiert; ein Uebel-
stand, und zwar kranken an ihm sämtliche Tisch -Dekorationen, wäre noch zu
bemerken: die Tafelaufsätze waren zu hoch; sie würden eine bequeme Unter-
haltung der sich Gegenübersitzenden beeinträchtigt haben; ausserdem vermögen
die Blumenstücke nur dann gut zu wirken, wenn das Auge sie streift, nicht wenn
sie demselben hindernd im Wege stehen.
Die ßallgarnituren nur von Chrysanthemum zeigten, dass die Chrysanthemum
sich für erstere nicht recht eignen; man hätte hier den Ausstellern freie Pland
in der Wahl der Blumen lassen sollen, wie bei den Kränzen, die in einigen
sehr hübschen Ausführungen gezeigt wurden. Während der sch;mste, mit
braunen Eichenblättern, Freesienblumen, Kamellien, Cyi^ripedien. Callablumen.
*) Canna indica bringt, wenn dunkel getrieben, elfenbeinweisse Blätter hervor, welche in letzter
Zeit ein geschätztes Bindematerial bilden. D. Verf.
Ausschmückung einer Tafel mit Ciirysanthemum bei elektrischer Beleuchtung. 35
Medeola und Pandanusblättern garniert. au.s weissen Chrysanthemum gebunden
war. wurden zu einem, dem vorigen ähnlichen, blauviolette Krauskohlblätter
verwendet. Die Idee ist originell und auch gut. Die überaus schöne Füllung
eines Blumenkorbes sei noch erwähnt. Flieder, Laelia autumnalis und Perrinii.
Oncidium ornithorhynchum und Asparagus.
Dieses das Erwähnenswerte der Bindereiabteilung. Dieselbe enthielt noch
vieles schöne und gute, dessen Besprechung aber zu weit führen würde, doch
sei noch des sich drehenden Ferrja-ades en miniature gedacht, [dass in seiner
Verwendung als Cotillon-Bouquetständer ausgestellt war.
Schliesslich wäre noch zu bemerken, dass das Lokal, obgleich es das schönste
und geräumigste Hamburgs ist, sich für die Abhaltung von Gartenbau -Aus-
stellungen nicht recht eignet. — Wäre es nicht möglich, den Bau eines mannig-
fachen Zwecken dienenden Ausstellungsgebäudes ins Werk zu setzen?
Ausschmückung einer Tafel
mit Chrysanthemum bei elel<trischer Beleuchtung
von Wilhelm Herzberg, Berlin.
Hierzu Abb. 8.
Bereits im Jahrgange 1892 S. 551 haben wir die Beschreibung einer Tafel-
dekoration mit elektrischer Beleuchtung gegeben, die von Herrn Wilh. Herz-
berg, Berlin W., Tiergartenstrasse 12, iniHotelKaiserhof, nur aus Chrysanthemum-
blumen hergestellt war. Die damals gebrachte Abbildung war ziemlich dürftig,
zeigte auch nicht die ursprüngliche Anordnung der Preisrichter-Tafel im
Kaiserhof. sondern die spätere Aufstellung derselben in einem anderen, dem
Pul:)likum zugänglichen Raum. Wir haben deshalb auf Grund der aller-
ersten Skizzen eine neue Abbildung fertigen lassen, welche namentlich die viel
geschmackvollere Anordnung der elektrischen Drähte, die vom Kronleuchter,
nach den zur Beleuchtung dienenden Vasen führten, veranschaulicht.
Herr Herzberg schreibt uns:
Besten Dank für die grosse Liebenswürdigkeit, meine s. Z. im »Kaiserhof«
dekorierte Tafel nochmals und in bedeutend schönerer Ausführung als im Jahr-
gange 1892 S. 551 in der »Gartenflora« erscheinen zu lassen. Ich komme Ihrem
Wunsch betreffs eines kurzen Textes gern nach.
Im Herbst 1891, wo Chrysanthemumblumen schon zu fast allen Arrangements
verwandt wurden, bezweifelten viele meiner Kunden hier im sogenannten Tier-
gartenviertel, dass sich diese Blume auch für Tafeldekorationen eignen würde.
Man befindet sich im November bekanntlich noch immer in grosser Blumen-
not und weiss nicht recht, was man, speziell für Tafeldekorationen, verwenden
soll. Empfiehlt man Chrysanthemum, so begegnet man Zweifeln. Da kam mir
die Chrysanthemum-Ausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
sehr gelegen und fasste ich den Vorsatz, dem Publikum vor Augen zu führen,
wie gut sich Chrysanthemum zum Tafelschmuck eignen.
Ich kann sagen: Mein Ziel ist voll erreicht worden, nicht nur, dass davon
grosse Aufsätze schön ausfallen, nein — auch wirklich schöne Damen-
sträusschen etc. für die Tafel lassen sich daraus herstellen.
36 Koehne's deutsche Dendrologie.
Nur schade, dass die Blütezeit dieser Blume zu kurz ist, denn lange nach-
dem wir keine Chrysanthemum mehr haben, ist immer noch viel Nachfrage
danach.
Am empfehlenswertesten ist wohl immer Triomphante, überhaupt rosa.
auch allenfalls die goldbraune Source d'Or.
Wilh. Ilerzberg, Berlin W.. Tiergartenstrasse 12.
Koehne's deutsche Dendrologie.
Von Dr. Gr. Dieck, Zöschen.
(Schluss.)
Dochum endlich auf den bewusstenFreund und Autor zurückzukommen, wollen
wir sein Werk nochmals zur Hand nehmen. Da fallen uns zunächst die Abbildungen
ins Auge. Scheinbar systemlos bildet Koehne bald Blätter, bald Früchte, Blüten und
Blütenteile, Durchschnitte und ganze Zweige ab, aber in keinem Falle könnte
man behaupten, dass, wie wohl andere Autoren es thun, er nur Platz füllen
oder etwa alte Cliches hätte verwerten wollen, sondern jederzeit hat er nur
durchaus wichtiges oder unbekanntes gegeben. Seine Blüten und Frucht-
diagramme sind besonders danlcenswerte Beigaben, und ich hätte dem Buche
noch mehr solche instruktiven Tafeln gewünscht wie die der Cotoneaster oder
die der Ulmussamen. Koehne gehört glücklicherweise zu jenen Botanikern,
für Avelche das »Sein« erst dann das rechte Interesse gewinnt, wenn das »Ge-
wordensein« ergründet ist, und er kennt scheinbar keine grössere Genugthuung.
als die Erkenntnis des phylogenetischen Zusammenhanges durch Studium der
früheren Entwicklungsstadien pflanzlicher Organe. Ich beuge mich desshalb
auch gern vor den Ergebnissen solcher eingehenden Studien und schwöre
hiermit, durch Koehne bekehrt, meinen Irrtum ab, der mich zum Beispiel früher
gegen eine generische Trennung von Malus und Pirus eifern liess. Nur in der
vSchreibweise Pjyrus werde ich weder ihm noch Sargent folgen können, denn
bei aller meiner Ehrfurcht vor der Priorität kann ich orthographische Schnitzer
selbst einem Linne nicht nachschreiben. Setzen doch auch unsere Philologen
es durch, dass dem alten Vergilius sein Recht wird, trotzdem er lange Jahr-
hunderte hindurch durch die Willkür seiner Abschreiber als Vzrgilius unsere
Quartaner und Tertianer zu beklügeln helfen musste. —
Wo viel Licht ist, fehlt auch der Schatten nicht. Neben den lichtvollen
Bildern finden sich im Texte auch Dunkelheiten und Irrtümer, welche der
Beleuchtung bedürfen. Ueber die für uns »Kulturmenschen« wichtige Frage
der Widerstandsfähigkeit der Gehölze gegen klimatischeEinflüsse ist Koehne.
weil in erster Linie »Heusammler«, öfters sich nicht klar geworden und
verfährt daher bei Aufnahme wie Weglassung von Arten ziemlich inkonse-
quent. Er muss noch fleissiger als bisher die Gastfreundschaft grosser
Baumzüchter in Anspruch nehmen, um Studien an lebenden Pflanzen zu
machen, und kann das auch getrost thun, denn ein Mann, der so viel geistige
Anregung ins Haus bringt, wie Koehne, ist überall ein gern gesehener Gast.
Die Aufführung von Araucaria, Fitzroya, Abies Webbiana, Ficus stipulata, Boeh-
meria, Vella etc. hätte er sich schliesslich sparen können, denn diese Sachen
werden doch wohl bei uns Kalthauspflanzen bleiben, während er durch das
23 Koehne's deutsche Dendrologie.
Weglassen derselben eine Menge Platz gefunden hätte für Vaterlandsangaben
und Synonymie. Während er Ephedra altissima, nebrodensis und fragilis auf-
führt, die wohl stets nur eine kurze Gastrolle in unsern Gärten spielen werden,
verdächtigt er die seit Jahren als absolut winterhart bekannte E. kokanika der
Zärtlichkeit. Würde er solche Fragen der Widerstandsfähigkeit näher studiert
haben, so wäre es ihm schwerlich in den Sinn gekommen, Salix elegantissima
C". Koch und Salix babylonica L. in einen Topf zu werfen, oder gar unsern
kostbaren halbimmergrünen Rhamnus sempervirens h. mit Rh. caroliniana zu
vereinen. Salix elegantissima und Rhamnus sempervirens verloren bei — 27 Va'' R.
keine Zweigspitze, während Salix babylonica und Rhamnus caroliniana elend
erfroren. Auch seine Bemerkung über die Veränderlichkeit der Blütenstände
beiBerberisThunbergi beruht auf mangelnder Berücksichtigung des physiologisch-
phaenologischen Verhaltens dieser zwei Formen, die sicher zwei Arten dar-
stellen, da sie sich vollkommen treu reproducieren und nicht einmal sicli ver-
mischen können, weil die eine zu blühen anfängt, wenn die andere am Ver-
blühen ist. Aehnlich verhält es sich mit Koehne's Betula papyracea
occidentalis Dippel, die ich vor Jahren durch meine Reisenden aus British
Columbia in Samen einführte, die einige Tausend ganz gleiche und in gleicher
Weise von papyracea abweichende Pflanzen ergaben. Sollte dieselbe aber
trotzdem nicht als Art gelten können, so ist wenigstens der Autorname »Dippel«
nicht berechtigt, da diese Birke schon lange vorher A'on Lyall beschrieben
und benannt wurde.
Der Hauptvorwurf, den ich endlich dem Buche zu machen habe, ist ein
Vorwurf, den ich seinerseits in diesen Blättern auch der Dippel'schen Laub-
holzkunde machte. Solche Dendrologieen sollen doch besonders baumgärt-
nerische Bestrebungen fördern und die Lust und Freude an der Acclimatisation
fremdländischer Gehölze vermehren. Dazu gehört unter allen Umständen eine
Mitheranziehung von solchen Gehölzarten, die zwar noch nicht eingeführt sind,
deren Einbürgerung in Deutschland ihrem Vorkommen nach aber möglich und da-
her wünschenswert erscheint. Olme Berücksichtigung dieses Erfordernisses haben
alle diese Dendrologieen nur einen beschränkten Wert. Ich richte daher an
Herrn Professor Koehne und an seinen Verleger Herrn Ferdinand Encke in
Stuttgart die ernste Mahnung, eine möglichst schleunige Ausfüllung" dieser Lücke
ins Auge fassen zu wollen und in einem Supplementbande die Namen und kurzen
Diagnosen aller in botanischen Werken beschriebenen, aber noch nicht ein-
geführten Gehölze zur Aufzählung zu bringen. Eine solche Arbeit kann nur
ein Mann leisten, der wie Koehne an der Quelle sitzt, d. h. grossstädtische
Bibliotheken zu freiester Benützung zur Hand hat. Möge er also nicht länger
zaudern, sondern frisch an's Werk gehen, denn er könnte sich um die Dendrologie
wie für die Landeskultur und Acclimatisation gar kein grösseres Verdienst
erwerben. Erst wenn er in später Zukunft die grosse Masse dieser Gehölze
in lebendem Zustande vor sich gesehen haben wird, kann er sich ein klares,
reifes Urteil über den systematischen Wert oder Unwert derselben bilden.
Ich will mein altgewohntes »caeterum censeo«, die Notwendigkeit der Schaffung"
eines Reichsarborets, nicht nochmals wiederkäuen, denn ich habe seit Jahren
mit steigender Erbitterung die Ueberzeugung in mir entwickelt, dass es ver-
lorene Liebesmühe ist, den derzeitigen Leitern unserer Regierung ein Interesse
für so ideale Interessen einflössen zu wollen, aber ich bleibe dabei, dass allein auf
über Salix oppositifolia etc. 3Q
umfassende Naturbeobachtungen gestützte Dendrologien voll befriedigen und
der allgemeinen Landeskultur wie der Wissenschaft zu reichem Segen gereichen
können, während alle die gezwungener Weise vorwiegend auf Herbarstudien
begründeten Arbeiten trotz aller Vorzüge im einzelnen, doch allzeit — Stück-
werk bleiben müssen.
Rittergut Zöschen bei Merseburg, i. Juli 1893. •
Über Salix oppositifolia Host und über Weiden mit
gegenständigen Blättern im allgemeinen.
Von Dr. Karl Fritscli, Privatdozent an der Universität Wien.
Des 22. Heft der »Gartenflora« (42. Jahrg. S. 673) enthält eine Abbildung
und Besprechung der Salix amplexicaulis >'Boiss.« von G. Di eck, in welcher
unter anderem die Identität dieser letzteren Weide mit Salix oppositifolia Host
als sehr wahrscheinlich hingestellt ist und betont wird, dass der Host' sehe
Name als der ältere voranzustellen wäre. Da aber Dieck weder Herbar-
material noch auch die Diagnose dieser Host'schen Weide vergleichen konnte,
so konnte er diese Frage nicht sicher entscheiden. Wenn es sich um eine
Hosfsche Art handelt, sind wohl wir Wiener Botaniker in erster Linie be-
rufen, dieselbe aufzuklären, da wir in unserer Stadt nicht nur den Host'schen
Garten, sondern im Herbar des naturhistorischen Hofmuseums auch die Mehr-
zahl der von Host aufgestellten Arten in Originalexemplaren zu vergleichen
in der Lage sind. Dass gerade ich in dieser Sache das Wort ergreife, hat
noch einen weiteren Grund darin, dass ich mich schon vor mehreren Jahren
mit der Phylogenie der Gattung Salix und speziell mit der Gruppe der Salix
purpurea L. beschäftigt habe.')
Zunächst möchte ich konstatieren, was inzwischen auch Herr Dr. Dieck
selbst berichtigte, dass Boissier nicht der Autor der Salix amplexicaulis ist,
da dieselbe zuerst von Bory und Chaubard in der »Nouvelle Flore du Pelo-
l^onnese« im Jahre 1838 beschrieben und abgebildet wurde. Salix opj^ositifolia
Host ist dagegen schon im Jahre 1828 in Host's »Salix« aufgestellt, würde also
unbedingt die Priorität haben, M'enn sie mit Salix amplexicaulis Bory et Chaub.
identisch wäre. Diese Identität muss ich aber entschieden bestreiten. Durch Ver-
gleich der Host'schen Diagnose, Abbildungen und Originalexemplare habe ich mit
Bestimmtheit ermittelt, dass Salix oppositifolia Host nichts anderes ist als eine
Form der Salix purpurea L.**) mit grösstenteils gegenständigen Blättern. Ich
möchte hier namentlich noch darauf hinweisen, dass Plost seine Salix oppo-
sitifola »in Moravia, Silesia, ßohemia ad aquas; copiose ad Albim« angiebt,
also in einem Gebiete, wo Salix amplexicaulis Bory et Chaub. gewiss nicht
wächst.
") Vergleiche meinen Aufsatz: ^>Zur Piiylogenie der Gattung Salix« in Veriiandl. d. zoolog.
botan. Gesellsch. in Wien 1888, Sitzungsberichte S. 55. Einen Auszug findet man im botanischen
Centralblatt Band XXXV Seite 58 (wo leider »Phyllogenie« statt »Phylogenie« steht).
**) Über den Namen Salix Helix L. vergl. Kerner, in Verhandl. d. zoolog. botan. Gesellsch.
in Wien, 1860, Abhandlungen S. 272; Wimmer, Salices Europaeae p. 33.
40
über Salix oppositifolia Host etc.
Die Form der Salix purpurea L. mit gegenständigen Blättern kann aber
vom Typus dieser Art schon deshalb nicht getrennt werden, weil niemals alle
Blätter eines Strauches gegenständig sind und man meist nur Sträucher findet,
bei denen ganz regellos die Blätter mancher Zweige gegenständig, die anderer
schraubig angeordnet sind. Dies ist auch an den Originalexemiplaren der Salix
oppositifolia Host der Fall, (übrigens sind auch unter den Bornmüller 'sehen
I^xsiccaten der anatolischen Salix amplexicaulis Bory et Chaub. Zweige mit
zum Teil schraubig gestellten Blättern zu finden.) Dass Host diese Form als
eigene Art aufgestellt hat, erscheint begreiflich, wenn man berücksichtigt, dass
derselbe Autor a. a. O. hinter einander nicht weniaer als fünf Formen der Salix
Abb. 9. Crinum Roozenianum, Blumen schneeweiss, aussen etwas rosa (nach einer Photographie).
purpurea L. als Arten beschreibt: Salix Helix, S. oj)positifolia, S. purpurea,
S. mutabilis und S. carniolica. wSalix oppositifolia Host wird aber mit Recht
von den Autoren einfach als Synonym zu Salix purjDurea L. citiert.*)
Was die griechisch-kleinasiatische Salix amplexicaulis Bory et Chaub. an-
belangt, so will ich mit meinem Urteil über dieselbe hier zurückhalten, da
ich Herrn Dr. E. v. Haläcsy, welcher diese Pflanze heuer im Peloponnes
sammelte und seine Ausbeute selbst bearbeitet, nicht vorgreifen will. Es sei
*) Vgl. beispielsweise Neilreich, Flora von Niederösterreich S. 257; Kerner, Nieder-
österreichische Weiden (a. a. 0.) S. 272; Wimmer, Salices europaeae p. 30. — Vgl. auch meinen
oben citierten Aufsatz S. 58.
über Salix oppositifolia Host etc.
41
nur noch erwähnt, dass sich die aus England beschriebene und in »English
Botany« abgebildete Salix Lambertiana Sm. in mehrfacher Hinsicht (Blattform.
Verkürzung des Blattstieles, Bereifung der jungen Zweige) der Salix amplexi-
caulis Bory et Chaub. nähert. Andere sehr interessante Mitteilungen über
solche annähernden Formen macht Di eck in dem eingangs citierten Aufsatze,
und derselbe ist auch vollständig im Reclite. wenn er in der von Host als
.Abb. 10. Reid".s kugclbl. Röhr-Aster, schwefelgelb.
.Abb. 11. Begonia Erfordia.
Karminrosa.
Abb. 1 2. Chamaepeuce Afra.
Abb. {'■'>. Eschscholtzia maritima.
Hellgelb mit dunkelorange Flecken.
Salix oppositifolia beschriebenen Form der Purpurweide eine derartige An-
näherungsform erblickt.
Am Schlüsse seines Aufsatzes spricht Dieck die Vermutung aus. dass die
opponierte Blattstellung möglicher Weise eine atavistische Erscheinung sein
könnte. Dies ist aber ganz gewiss nicht der Fall. Wie ich in meine^ oben
citierten Besprechung der Phylogenie von .Salix (und Populu.s) dargelegt habe,
sind die ältesten Weidentypen in der Cruppe der >4iumboldtianac« zu suchen,
42 Bericht über die Frankfurter Obstmärkte.
mit denen auch die im Tertiär fi^efundenen Reste übereinstimmen.*) Aber weder
in dieser Artent;ruppe, noch bei der olfcnbar phylo;a,enctisch noch älteren
GattunjT Populus kommt die opponierte Blattstellunt;- vor. Sie findet sich fast
ausnahmslos nur im Formenkreise der Salix purpurea I.. (sensu latissimo) und
ihrer Hybriden. (Auch bei letzteren ist sie sehr selten; ich sah nur ein von
Wimmer bei Breslau gesammeltes Exemplar der Salix Doniana Sm. = pur-
purea X repens mit teilweise oppcmierten Blättern.) In einem einzigen Falle
beobachtete ich einzelne ganz und nahezu opponierte Blattpaare bei einer Weide
einer anderen Artengruppe, nämlich an Salix fragilis L. bei Salzburg, aber
auch hier nur an einigen juhgen Stocktrieben eines alten Strunkes, niemals
an Zweigen der Bäume selbst. Obschon nun das ^"■orkommen einer Erscheinung
bei Jugendformen und Stocktrieben sehr oft auf Atavismus hindeutet, so kann
doch in diesem speziellen Falle diese Annahme nicht gelten. Denn gerade
Salix purpurea L.. in deren Formenkreis die opponierte Blattstellung am
häufigsten — ja nahezu ausschliesslich — zu finden ist. entfernt sich von dem
Urtypus der Weiden, wie ihn die palaeontologischen und vergleichend -
morphologischen Untersuchungen als nahezu sicher ergeben halben, in zwei-
facher Hinsicht sehr weit: der ursprünglich becherförmige Discus ist auf einen
einzigen »Zahn« reduziert: die ursprünglich zahlreichen freien Staubblätter sind
auf 2 reduziert und ausserdem noch diese zwei mit einander verwachsen.
Wir können also die opponierte Blattstellung bei den Weiden wohl nicht
als eine atavistische, sondern nur als eine neu auftretende — progressive
— Erscheinung aulfassen, welche in diesem ^\^rwandtschaftskreisc früher nicht
existiert hat. aber möglicherweise bei einstigen Nachkommen der heutigen
Salix-Arten konstant werden kann.
Es ergiebt sich hieraus auch im allgemeinen, wie vorsichtig man sein
muss. wenn man die an Jugendformen vorkommenden auffälligen Erscheinungen
mit der Phylogenese in Zusammenhang Iningen will. Man kann dies mit wissen-
schaftlichem Erfolge nur dann thun. -w enn man gleichzeitig alle durch die ver-
gleichende Morphologie und die Paläontologie sich ergebenden Tliatsachen be-
rücksichtigt.
Wien, den 25. November iSq3.
Bericht über die Frankfurter Obstmärkte
und über die Centralstelle für Obstverwertung pro 1893.
(Schkiss.)
Käufer waren aus allen Teilen Deutschlands erschienen, auch das Aus-
land war vielfach an den Käufen beteiligt; so kaufte eine Pariser Firma von
einem Händler aus dem Rheingau 30000 kg Tafelobst.
Die Preise waren infolge der reichen Obsternte wohl niedriger als im
Vorjahre, doch fand gute Waare lohnenden Absatz.
Gleich, ja noch in hciherem Grade erfolgreich war das Komitee mit der
erst in diesem Jahre errichteten, dem gleichen Zwecke gewidmeten
') Vgl. Pa.x in Engier und Prantl, natürl. Pnanzcnlaiiiilien I!I. 1. S. 'M.
Bericht über die Frankfurter öbstmarkte.
43
Ccntr als teile für ( iljstverAvertu n >j,-.
Die Ubstmärkte, deren Abhaltung; natuigemäss auf gewisse Zeiten be-
schränkt ist . sollen damit zu einem ständigen , ununterbrochen das ganze
Jahr hindurch wirkenden Vermittelungsoigan vervollkommnet werden. Es ist
ohne weiteres einlcuihtcnd. dass Uljstmärkte niclit jedesmal dann, wenn irgend
eine Obstsorte reif wird, abgehalten werden können; abgesehen von manchen
anderen Gründen spricht schon der Umstand dagegen, dass verschiedene Obst-
sorten ein längeres Lagern, wie es bei dem nach Alustern erfolgten Verkauf
auf Obstmärkten geschehen müsste, überhaupt nicht gestatten, sondern mög-
lichst rasch verkauft werden müssen. Hier nun soll die Centralstelle Abhülfe
schaffen, sie soll den An- und Verkauf von Obst zu allen Zeiten ermöglichen
oder wenigstens erleichtern. Die Produzenten sollen nicht nötig haben, mit
dem Angebot zu warten, bis das Obst reif ist. sondern sie können schon \ or-
her der Centralstelle ungefähre Mitteilungen über den zu erwartenden Ertrag
Abb. 14. Gerardia tenuifolia.
Hellviolett.
Abb. 15. Lathyrus odoratus Bronce King*.
Fahne kupferig-bronze, Flügel und Schiffchen weiss.
machen, so dass. ist die Reifezeit erst da, sofort mit der Versendung an die von
d:'r Centralstelle benachrichtigten Konsumenten vorgegangen werden kann.
Jeder Produzent wird also in der Lage sein, das zur Reife kommende Obst
sofort zu verwerten. Er hat nicht nötig, sich um den Verkauf seines Beeren-,
Stein- und Kernobstes zu bemühen, sondern er hat nur. wie bereits oben besagt,
der Centralstelle von den zu erwartenden Erträgen oder von seinem \'orrat
Kenntnis zu geben, um von dieser mit Konsumenten unentgeltlich in Yer-
bindung gesetzt zu w^erden.
Wie sehr die Errichtung der Centralstelle dem allgemeinen Bedürfnis ent-
sprochen hat. geht daraus hervor, dass schon in der ersten Woche nach Er-
öffnung derselben die Anmeldungen und Nachfragen so stark einliefen, dass
dieselben kaum zu bewältigen waren. Die in dieser Zeit angebotenen Apfel
etc. beliefen sich auf 500000 kg. Die Nachfrage nach Obst war noch be-
deutend höher, dieselbe betrug, ebenfalls in der ersten Woche, bereits über
eine Million kg.
AA Bericht über die Frankfurter Obstmärkte.
Im ganzen liefen bei der Centralstelle bis incl. 20. Oktober d. J:-
Angebote ein:
a) Äpfel 16009110 kg
b) Birnen 1067605 »
c) Aprikosen 52725 "
d) Himbeeren 6000 '>
e) Heidelbeeren 1100 >-
f) Erdbeeren — «
g) Johannisbeeren 12235 »
h) Stachelbeeren 1175 -'
i) Kirschen 156540 >'
k) Mirabellen 23440 »
1) Pfirsiche 1350 «
m) Pflaumen 130050 »
n) Zwetschen ... 1101140 »
o) Reineclauden 60125 »
p) Preisseibeeren 24750 »
q) Trauben 785 »
r) Nüsse 10250 »
s) Maulbeeren . . . 500 »
t) Hagebutten 9175 >'
u) Tomaten 3050 »
v) Schlehen. . ..... . iSöoo ■'>
\v) Haselnüsse 500 »
x) Quitten 1800 >■
y) Weissdornbeeren 500 »
z) Fliederbeeren 2t5o »
sowie Obst- und Beerweine 1515 1. und
Morcheln, Champignons und Kastanien
zusammen 19894655 kg
(Jbst und. Beeren, und 1515 1 Obst- und Beerweine.
Bis zum gleichen Zeitpunkte liefen Nachfragen ein. auf:
a) Apfel 4566900 kg
b) Birnen 369025 »
c) Aprikosen 4800 »
d) Kirschen 153210 »
e) Mirabellen 20017 »
f) Reineclauden 14100 »
g) Pfirsiche 3310 »
h) Pflaumen 43000 »
i) Trauben 365 »
k) Zwetschen 576750 »
1) Johannisbeeren 21700 »
m) Heidelbeeren 269315 »
n) Himbeeren 8000 »
o) Erdbeeren 1000 »
p) Stachelbeeren 1000 »
q) Preisseibeeren 47665 »
Bericht über die Frankfurter Obstmärkte. 45
r) Brombeeren 125 ki;
s) Hagebutten 1 ooo »
t) (Juitten 1 500 >'
zusammen 0 102 7^2 kg
^'icht berücksichtigt in der Aufstellung der Angebote und Nachfragen sind
die zahlreichen Anmeldungen und Nachfragen, bei denen ein bestimmtes
Quantum nicht angegeben, in welchen nur von grösseren Posten oder von
jedem Quantum die Rede war.
Als durch unsere Vermittelung abgeschlossene An- bezw. Verkäufe sind
uns bis jetzt bekannt geworden:
a) Äpfel 2330275 kg
b) Birnen 244085 »
c) Aprikosen i435o "
d) Heidelbeeren 7 775
e) Himbeeren 3000 »
f) Erdbeeren 10 »
g) Johannisbeeren 10885 «
h) Kirschen 73025 »
i) Mirabellen 12770 »
k) Pfirsiche 2960 >
1) Pflaumen 32000 >•
m) Preisseibeeren 5465 ■>
n) Reineclauden 30025 »
o) Stachelbeeren 250 »
p) Trauben 215 >
q) Zwetschen 185700 »
r) Hagebutten ... 2 500 »
s) Tomaten 2500 »
t) Quitten 1 000 «
zusammen 2958790 kg
Hierbei ist zu berücksichtigen, dass 1., noch eine grosse Zahl von Anzeigen
über stattgefundene An- bezw. Verkäufe aussteht und zwar haben die betr. Pro-
duzenten bezw. Konsumenten sich vorbehalten, uns im Spätherbste eine Zu-
sammenstellung aller von ihnen durch unsere Vermittelung abgeschlossenen
An- resp. Verkäufe einzusenden, und dass 2. von vielen Verkäufen überhaupt
keine Kenntnis an das Komitee gelangen wird. So laufen denn auch noch
täglich derartige Anzeigen ein, ebenso wie auch noch täglich Angebote bezw.
Nachfragen durch uns weiter befördert werden.
Auch vom Ausland waren eine Menge Angebote, namentlich in Äpfeln ein-
gelaufen, die wir aber, da wir nur die Verwertung von in Deutschland ge-
zogenem Obste vermitteln, unberücksichtigt lassen mussten.
Der durch unsere Vermittelung erfolgte, bis jetzt bekannte Umsatz ist
demnach
a) der der Centralstelle mit 2958790 kg
b) » » Obstmärkte » 658840 »
mithin überhaupt 3617630 kg
45 Bericht über die Frankfurter Obstmärkte.
Diese Summe dürfte sich aber mit den noch ausstehenden Anzei^^en über
bereits erfolgte Abschlüsse, den noch täglich durch ^'^ermittelung der Central-
stelle zum Abschluss gelangenden Verkäufen und den auf den Übstmärkten
ohne Schlussschein angekauften Obstposten sicherlich auf ca. öoooooo kg
erhöhen.
Dies ist gewiss ein Resultat, auf das das Obstmarkt-Komitee mit Befriedigung
zurückblicken darf.
Ein Beweis, wie sehr die Notwendigkeit und die Nützlichkeit unserer Obst-
märkte. so^^■ie die der Centralstelle für Obstverwertung allgemein anerkannt
wird, ist die Thatsache, dass auch in Stuttgart, \v\c in Dresden und noch in
verschiedenen anderen Städten gleichartige Institutionen ins Deben gerufen
werden sollen. Ebenso im Elsass, wo man Weinmärkte auf Grundlage bezw.
nach dem Modus der Frankfurter Obstmärkte errichten will. Viele Dankschreiben
sind uns von grösseren Obstzüchtern und Obstbauvereinen, sowie auch von
Privaten zugegangen, worin die Nützlichkeit unserer Einrichtungen lobend an-
erkannt wird. Unter anderen schreibt der Obstbauverein Schweinheim,
dass er durch unsere Vermittelung 3415 Ctr. Obst verkauft und hierdurch
einen Vorteil gegen die Nachbargemeinden (welche ohne unsere \>rmittelung
verkauften) von ca. 1500 Mk., für gleiche Quantität und Qualität, gehabt hätte.
Von vielen Landrats-Ämtern wurde in den Kreisblättern auf die Central-
stelle für Obstverwertung sowohl, wie auf die Obstmärkte aufmerksam gemacht.
Das Ministerium in Budapest, welchem wir auf sein Ersuchen unsere Markt-
ordnung einsandten und über unsere Organisation Mitteilung machten, sagt
in einem Dankschreiben an uns, dass es aus unseren Mitteilungen vieles nütz-
liche entnommen habe und der lobens\\'erten Tendenz des Komitees volle An-
erkennung zolle, sowie dass auch dort derartige Einrichtungen getroffen
werden sollen.
Das K. Württembergische Ministerium, resp. die Centralstelle für Land-
wirtschaft hat uns mittelst Schreiben und Uebersendung der Liste aller in
Württemberg in Betracht kommenden Interessenten die LTnterstützung unserer
Sache zugesagt bezw. angedeihen lassen.
Zur Besichtigung der Obstmärkte und Einrichtungen der Centralstelle war
auch von Seiten der Dänischen Regierung Herr Zeiner-Lassen aus Helsingör
gesandt, sowie im Auftrage des Sächsichen Ministeriums Herr Öconomierat
V. Langsdorff. Im Auftrage der Stadt Cöln erschien LIerr Öconomierat Herstatt
und im Auftrage der Stadt Stuttgart Avaren die Herren Beigeordneter Herz und
Gemeinderat Fischer anwesend, letztgenannte Herren zugleich auch im Auf-
trage des Württ. Landesobstbauvereins.
Ausserdem waren von vielen ( )bst- und Gartenbauvereinen A'orstands-
mitglieder zur Besichtigung der Märkte beauftragt.
Alle diese Herren sprachen sich in hohem Maasse anerkennend und lobend
über unsere Bestrebungen aus.
Die Kosten der Obst-Märkte und der Centralstelle belaufen sich pro 1893
auf ca. 2500 Mk., welche teils durch Subventionen von Seiten des Staates und
der Stadt und teils durch die hiesigen land\\ irtschaftlichen Vereine gedeckt
werden.
Welche Arbeit allein die Centralstelle zu bewältigen hatte, beweist der
Aus- und Eingang von 11 bis 12000 Briefen und Circularen.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
47
Nach dem vorzüglichen diesjährigen Resultat der Obstmärkte und der
Centralstellr darf das dauernde Fortbestehen dieser gemeinnützigen Institutionen
zum Nutzen und Segen der Obst-Produzenten, sowie der Obst-Konsumenten als
gesichert betrachtet werden, vorausgesetzt, dass dem Komitee auch für das
neue Jahi" mindestens die gleichen Beiträge wie in diesem Jahre bewilligt
werden.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Crinum Roozenianum.
Hierzu Abb. 9.
Unter den verschiedenen Crin um-
Arten kann wohl eine neue, vor 2 Jahren
von Jamaica eingeführte Sorte >^Crinum
Roozenianum- den ersten Platz 1k^-
haupten.
Die Pflanzen traten im November
1893 hier in der Ilandelsgärtnerei der
Herren Ant. Roozen & Son in Over-
veen-flaarlem zum ersten Mal in Blüte-
Beschrieben wurde diese Neuheit be-
reits in (iarden. Chronicle 1891 S. 7')i.
Nicht allein die Blüte, sondern auch
die Pflanze an und für sich bietet etwas
elegantes uud entzückendes für das
Auge, die Blätter sind dick fleischig
und von dunkelgrüner Farbe, 2 — 3 Fuss
lang und 3 — 4 Zoll breit, der dunkel-
rote Blütenstiel (2 Fuss lang) trägt
6 — 12 schneeweisse Blumen, welche auf
der Aussenseite etwas rosa gefärbt sind.
Die Kultur gleicht der des Crinum
erubescens; in einem temperierten Hause
etwas feucht gehalten, haben sich die-
selben prachtvoll entwickelt. Die
Pflanze vermehrt sich durch Schösslinge,
welche sie aus der Zwiebel treibt; alle
Versuche, um Samen zu erzielen, waren
bis jetzt vergeblich.
FI. Tünge. ( )bergärtner,
Haarlem-IIoUand.
Neuheiten von Samen für 1894 von Haage &
Schmidt, Kunst- und Handelsgärtner in Erfurt.
Hierzu Abb. 10—15.
Aster sinensis fl. pl., Reids
k u g e 1 b 1 ü t i g e R ö h r - ^V s t e r . s c h ^\' e -
feigelb. O Auffallende Sorte dieser
reichblühenden Gattung. Die kugeligen,
geröhrten Blumen sind dichtgefüllt und
unter allen Astcrklassen zweifellos von
der ausgesprochensten gelben Färbung.
Begonia Erfordia. O Ol o Neue
Hybride von B. Schmidti und B. sem-
perflorens \>rnon. Sie ist eine der
schönsten, die je aus B. Schmidti her-
vorgegangen. Der Bau der Pflanze
entspricht dem der B. Schmidti. ebenso
die Stellung der l'lüten, die in leichten
gefälligen Trauben zu 6 bis 8 aus
jedem Blattwinkel hervorkommen. Die
Farbe der Blüte ist ein zartes Karminrosa.
Die Blätter und Blattstiele sind schwach
behaart, und die dunkelbroncierte Unter-
seite der Blätter erinnert an B. semper-
tlorcns Vernon. Das Zusammenwirken
der Farben der Blüten und der Blätter
verleiht der Ptlanze einen eigentüm-
lichen Reiz, wie solchen keine andere
Gruppen-Begonia aufzuweisen A'ermag.
Zum Auspflanzen auf Beeten ist B. Er-
fordia ganz besonders geeignet, sie ist
aber auch ebenso gut als Winterblüher.
Sie bleibt aus von uns gelieferten
Samen vollständig treu.
Chamaepeuce Afra. rf Prächtige
2Jährige Pflanze aus Armenien, welche
wir von Herrn Max Leichtlin in Baden-
Baden erhielten. Aus einer Rosette
von 30 bis 36 dunkelgrünen, Aveiss
gezeichneten Blättern steigen h bis
10 Blütenstände, mit etwas kleineren
Blättern geziert, 80 cm hoch empor,
deren jede 8 bis 12 hellpurpurne Blüten-
küi)fe nach Art der Disteln trägt. Das
48
Kleinere Mitteilungen.
auffallende Blattwerk und der elegante |
i
Wuchs werden diese Species bald zu i
einer gesuchten Zierpilanzc machen.
Delphin ium armen iac um. D|
Seltene neue asiatische Spezies mit
leuchtend azurblauen Blumen. r)er
Wuchs der Pflanze steht dem des Del-
phinium Ajacis am nächsten, doch ist
er dichter, und der Blütenreichtum
ist ein grösserer.
Eschschol tzia maritima. O Sie
unterscheidet sich wesentlich von der
bekannten Eschscholtzia californica
durch die weisslichgraue Belaubung
und die hellere Färbung der Blumen-
blätter von leuchtendem Hellgelb mit
scharf markierten dunkelorange Flecken
an der Basis. Sehr zu empfehlende
Sommerblume.
Gerard ia tenuifolia. O cT 31 Sehr
schöne, mehrjährige, halbharte Pflanze
aus Mexico, dem Pentstemon sehr nahe
stehend. Sie bildet 40 bis 50 cm hohe.
dicht- und feinbelaubte Büsche. An
überwinterten Pflanzen erscheinen die
3 cm langen, 3 cm im Durchmesser
haltenden, hellvioletten Blumen mit
helllila Schlund schon von Juni an
ununterbrochen bis spät in den Herbst.
Eine Pflanze in voller Blüte wird leicht
für eine Campanula gehalten. Wenn
zeitig im Frühjahr ausgesäet und wie
Pentstemon kultiviert, blühen die Säm-
linge im ersten Jahre von Ende Juli
an sehr reich. Zur Topflvultur eben-
falls sehr empfehlenswert.
Lathyrus odoratus »Bronze
King«. O Unter den zahlreichen
neuerdings eingeführten Varietäten der
bunten Avohlriechenden Wicke befindet
sich nur eine, welche unserer neuen
Sorte in der Färbung ähnelt; es ist die
schöne Orange Prince. Während diese
orangerosa mit hellcarmin blüht, ist die
Fahne unseres neuen L. o. »Bronze
King« kupfrigbronze, die Flügel und
Schiffchen sind weiss.
Kleinere Mitteilungen.
Der japanische Lackbaum, Rhus vernicifera,
in Frankfurl a. IVIain.
Herr Professor Dr. Rein -Bonn, der
als Preisrichter in Chicago thätig war,
hatte dort schöne Photographien und
Zweige des durch ihn eingeführten
Lackbaumes ausgestellt. Wie derselbe
mir mitteilt, ist ein Baum im Senken-
berg'schen Institut zu Frankfurt a. AI.
jetzt 0 m hoch und hat ,s() cm Stamm-
umfang in Brusthöhe. In Bonn halben
die Bäume 24° C. Kälte ausgehalten und
nicht eine einzige Knospe ist erfroren.
Wenn man dabei bedenkt, dass diese
Art in Japan selbst höchstens 12" C.
Kälte auszuhaltrn hat, so ist dies
übrigens ein schönes Beispiel für die
Akkomodationsfähigkeit, die An-
passungsfähigkeit einer Pflanze. Herr
Stadtgärtner Weber und Herr Siebrrt.
Direktor des Palmengartens in Frank-
furt a. M., beabsichtigen, den Lackbaum
als Zierpflanze anzubauen, wozu er
sich wegen seiner gefiederten Blätter
sehr gut eignen wird. Jung sieht er
Ailanthus glandulosa, dem Götterbaum.
ähnlich, später hat er in seinem kan-
dclaberartigen Bau etwas tropisches,
[glätter von Wasserreisern werden bis
75 cm lang! L. W.
Syringenblüten an Wurzelschössen.
Sy r i n ge n , wenn alsllochstämmchen
gezogen, treiben jedes Jahr in der
Nähe des Stammes eine Menge Wurzel-
ausschlag. Darin ersieht man wohl un-
angenehmes, aber nichts wunderbares.
Wenn aber statt des Triebes eine
I blattlose Blüte direkt aus der Erde
emporsteigt, wie ich es dieses Jahr
Litteratur.
49
40 cm von einem Marly-Stämmchen
entfernt sah, so sieht die Sache sehr
possierlich aus. Als ich es das erste
]\Ial erblickte, glaubte ich, es habe
sich jemand einen Scherz erlaubt und
eine Blüte in die Erde gesteckt. Ich
grub nach und fand die Blüte aus der
Wurzel heraufgewachsen; sie verblühte
regelrecht, und später kam ein Blatt-
trieb unterhalb des Blütcnstieles herauf.
Es ist ja wohl jede Blüte ein umgewan-
delter Gipfeltrieb. aber eine solche Um-
änderung dicht über der Erde war mir
bisher noch nicht vorgekommen.
Karlsruhe. Graebener.
Mittel gegen Hasenfrass.
Das beste Mittel gegen Hasenfrass
bei Obstbäumen ist, wie der »Obst-
markt« schreibt, das Bestreichen der
Stämme mit Speck oder einem anderen
nicht harzenden Fett. Bestreicht man
nicht zu dick, so ist es völlig unschäd-
lich für den Baum.
Kuhthurmgrund stück zwischen Leipzig-
West und dem Vorort Lindenau, wo
im letzten Sommer die internationale
Jubiläums - G artenbauausstellung statt-
fand, ist beschlossene Sache. Die
pachtweise Abtretung dieses Gebiets
an die zu begründende Aktiengesell-
schaft »Leipziger Palmengarten« ist
bereits in der letzten Sitzung der Stadt-
verordneten genehmigt worden. Der
Pachtvertrag soll vorerst auf 70 Jahre
lauten und der jährliche Pachtzins ist
auf 4000 JNIk. festgesetzt.
Palmengarten in Leipzig.
Leipzig. Die Errichtung eines
Palmengartens auf dem sogenannten
Harte australische Farne.
Lomaria alpina und Gleichcnia di
carpa kommen in den Alpen Austra-
liens bis zu Höhen von 5 bis 6000
Fuss vor, wo solche mehrere Monate
im Jahr mit Schnee bedeckt sind, sodass
diese beiden Farne in Mittel-Europa
ungeschützt kultiviert werden könnten,
namentlich, wenn man von G. dicarpa
die Hochland-Form wählt. Beide sollten
naturgemäss längs kleiner Wasser-
läufe gepflanzt werden.
Melbourne. Ferd. von Mueller.
Litteratur.
Die Anwendung künstlicher Düngemittel im Obst-
und Gemüsebau, in der Blumen- und Garten-
kultur.
Von Prof. Dr. P. Wagner. Mit 21
in den Text gedruckten Autotypien
photographischer Aufnahmen von Pflan-
zenkulturen. Dritte neubearbeitete und
vermehrte Auflage — Berlin, P. Parey,
1893. Preis: 1.50 M.
In der vorliegenden Schrift bietet
der Verfasser seine seit einer Reihe
von Jahren in Angriff genommenen
Forschungen, inwieweit der Obst-
und Gemüsebau, die Blumen- und
Gartenkultur durch Verwendung von
Handelsdünger vervollkommnet werden
kcmnen. und giebt auf Grund seiner bis-
herigen Arbeiten eine kurze Anleitung
zur Düngung dieser Pflanzen.
Die dritte Auflage des Buches ist
eine Neubearbeitung und Vervollständi-
gung der imFrühjahr 1892 erschienenen
kleineren Broschüre. Sie enthält
wesentliche Änderungen, Zusätze und
Verbesserungnn. zu welchen der Ver-
fasser durch Ergebnisse neuer, in
grossem Massstabe ausgeführter For-
schungsarbeiten veranlasst ist. Auch ist
eine Reihe ergänzender Abschnitte ein-
gefügt und ^'erfasser bestrebt gewesen,
durch möglichst übersichtliche Gliede-
rung eine leichte und allgemeine Ver-
ständlichkeit seiner Darlegungen zu er-
zielen.
50
Unterrichtswesen.
Nach einer sehr interessanten Ein-
leitung- behandelt Verfasser folgende
Fragen :
1. Von Avelchen Stoffen lebt die Ptlanze?
2. Welche Stoffe sind für die Dün-
gung der Pflanzen die wichtigsten?
3. Welche Düngemittel sind für den
Obst- und Gemüsebau, für die
Blumen- und Gartenkultur die
^vichtigsten? (Es werden hier die
Düngemittel: Stallmist, Thomas-
schlacke, Chilisalpeter, Chlor-
kalium u. s. w. im einzelnen näher
besprochen).
4. Welche Boden- und Kulturver-
hältnisse sind für die Wirkung der
Düngemittel die günstigsten?
5. Können die Handelsdünger auch
eine schädliche Wirkung auf die
Pflanzen ausüben?
6. Specielle Anleitung zu einer ratio-
nellen Verwendung der Handels-
dünger im Obst- und Gemüsebau,
in der Blumen- und Garten kultur.
(Die Düngung der Reben. Obst-
bäume, Koniferen, der Zierbäume
und aller strauchartigen Gewächse,
der Kohlarten, Rübenarten, Erbsen
und Bohnen, Gurken und Zwiebeln,
der Salatpflanzen, Erdbeeren, Spar-
gel, Sellerie, der Sämlingspflanzen,
die Düngung kleinerer Obst- und
Gemüsegärten, die Düngung des
Gartenrasens, der Gartenblumen
und der Topfgewächse).
Die instruktiven zahlreichen Abbil-
dungen erhöhen den Wert des Büch-
leins, das nicht genug, ganz besonders
aber dem praktischen Gärtner, em-
pfohlen werden kann, noch ganz be-
deutend. Dr. R. Otto.
Carl Salomon. Königl. Garten-
inspektor zu Würzburg, Wörterbuch
der botanischen Kunstsprache für
Gärtner, Gartenfreunde und Garten-
bauzöglinge. Dritte, wesentlich ver-
mehrte Auflage. Stuttgart, Verlag von
Eugen Ulmer 1894. Preis 1,20 Mk. —
Dieses handliche Büchlein ist jedem
Clärtner bestens zu empfehlen. Im
zweiten Teile hätten auch die neuen
von Engler eingeführten Namen: Sipho-
nogama, Schlauchehige, für Phanero-
gamen und Zoidiogama, tierehige.
für Cryptogamen, aufgenommen wer-
den können. L. W.
Dr. Leopold Dippel, Professor der
Botanik und Direktor des botanischen
Gartens in Darmstadt. Handbuch der
Laubholzkunde, Verlag von P. Parey.
Berlin, ist jetzt vollständig erschienen.
Das vorzügliche Werk enthält nicht
weniger als 829 Originalabbildungen
und werden wir es noch ausführlicher
besprechen. Der zuletzt ausgegebene
3. Band kostet 25 Mk.. das ganze Werk
60 Mk.
Unterrichtswesen.
Geisenheim.
L)er eben erschienene »Bericht der
Kgl. Lehranstalt für Obst- und Wein-
bau (höhere Gärtnerlehranstalt) zu
Geisenheim^ am Rhein für das Etats-
jahr 1892/93. erstattet vom Direktor
R. Goethe. Königl. Okonomierat,«
Wiesbaden, Druck von Rud. Bechtold
& Co. 1893, liefert wieder einen er-
freulichen Beweis von dem Blühen
dieser Anstalt. Die Zahl der Eleven
betrug 19, die der Gartenschüler 36,
ausserdem 3 Laboranten. Das Wein-
bergsareal ist auf 6V2 ha gestiegen. Die
Sammlung von Obstmodellen enthält
1384 Nachbildungen. Unter den vielen
interessanten Mitteilungen seien ge-
nannt: Pomologischer Wert der inneren
Ausstellungen etc.
51
Merkmale der Apfel und Birnen, mit
Ouerschnittcn der Kernhäuser, Spiral-
schnitt an Apfelbäumen. Düngungs-
versuche bei jungen Obstbäumen,
tierische Feinde, mit Abbildung der
Pfirsichmotte und der Beschädigungen
durch Benagung des roten Knospen-
wicklers, das Xest der Weinbergs-
schnecke. — Es folgen dann Bericht
der Versuchsstation für Obstverwertung,
Bericht über Weinbau. Gartenbau
(auch Düngungsversuche), über die
^'ersuchsstation (Rcinzüchtung von Hefe,
Krankheit der Aprikosenbäume, Most-
untersuchungen) und über die meteoro-
logische Station mit Tabellen. LW.
Ausstellungen und Kongresse.
Die Chrysanthemum-Ausstellung in Chicago.
Es war ein glücklicher f.cdanke des
Gartenbauvereins in Chicago, in Ge-
meinschaft mit dem Klub der Handels-
gärtner (Florist Club) von Chicago
daselbst amSchluss der Weltausstellung"
noch eine grosse Chrysanthemum-Aus-
stellung zu veranstalten. Die Beteili-
gung von allen .Staaten war eine sehr
rege und namentlich auch seitens der
Gärtner aus Chicago selbst, die ge-
wissermassen wohl das nachholen
wollten, was sie während der Aus-
stellung versäumt hatten. Da die Aus-
stellungsräume nach der PZrmordung
des Bürgermeisters Harrison am 30. Oct.
geschlossen wurden, musste die Aus-
stellung der Chrysanthemum plötzlich
nach einem anderen Räume, nach der
Kunsthalle in der .Stadt verlegt werden,
was den Ordnern vieleMühemachte, aber
doch glücklich gelang. Sie w^urde, wie
The American Florist vom 16. November
berichtet, von 17 531 zahlendenPersonen
a 50 CS (= 2 M.) besucht und brachte
noch einen kleinen Überschuss, der
noch w'eit höher gewesen wäre, wenn
nicht das Wetter in den letzten Tagen
der Ausstellung gar zu schlecht sich
gestaltet hätte. An einem Tage war ein
Nebel, wie man ihn in Chicago seit
Menschengedenken nicht erlebt hat,
und nachher entsetzlicher Regen.
Herr Ludwig Schiller hat im Handels-
blatt für den deutschen Gartenbau
einen ausführlichen Bericht über diese
wahrhaft grossartige Ausstellung ge-
geben. Was war aber fast als das aller-
grossartigste bezeichnen müssen, ist,
dass der American Florist schon am
16. November, 9 Tage nach dem Photo-
graphieren. 3 farbige Bilder von den
neuen preisgekrönten Sämlingen Ch al-
lenge,Alajor Bonnafon, undEugene
Dailledouze. alle drei gelb, in seinem
Texte (nicht als Tafeln), veröffent-
lichte, ausserdem schwarze Abbil-
dungen von der neuen weisslich-
roten Interocean und der weissen
Mrs. J. Geo. Ils.
Wir glaubten anfangs, es sei dies
die Anwendung einer neuen deutschen
Erfindung, der Anfertigung farbiger
Drucke nach unter rotem, gelbem und
blauem Licht aufgenommenen Photo-
grai^hien, (Naturfarbendruck), einer
Erfindung, an der unser verehrter
Freund, Prof. Dr. PL W. Vogel, Char-
lottenburg, so ausserordentlichen An-
teil hat.
Die Bilder im American Florist
sind aber nur Zinkographien mit
Farbenüberdruck; sie w^aren verhält-
nismässig einfach herzustellen, da sie
nur gelb und grün enthalten, und sie
lassen auch noch manches zu wünschen
übrig, aber das erklärt sich einmal
durch die Eile, mit der sie hergestellt
wurden und andererseits durch die Neu-
heit des Verfahrens.
Als eine der grössten Erfindungen
unseres Jahrhunderts wird man es
52
Gewerbliche Angelegenheiten.
aber bezeichnen, wenn erst die
^'oo■e^sche Methode der Anfertigung
farbiger Photographien im Wege des
Buchdruckes allgemeiner bekannt sein
wird.
Wir können hinzufügen, dass es ein
deutscher Photograph, Herr Kurz
in Xew-York ist, der drüben eine
Gesellschaft von kapitalkräftigen
^lännern zusammengebracht hat, um
die Vogel'sche Methode auszuführen.
Und wir können weiter sagen, dass
auch in Berlin bald von selten der
Firma Georg Büxenstein & Co., bei
Avelcher der Sohn des Herrn Prof.
Dr. Vogel, Herr Dr. Ernst Vogel, als
Teilhaber und Leiter dieser Abteilung
eingetreten ist, Bilder in Naturfarben-
druck geliefert werden dürften.
Den ersten Preis, loo Dollars, für
den besten Sämling erhielten E.G. Hill &
Comp., Richmond, Ind.. für »Challenge«;
eine sehr grosse, ca. 15 cm Durch-
messer haltende, anscheinend späte
Sorte. Der Sämling »Major Bonnaffon«,
ebenfalls gelb, war von Fred. Dorner &
Son, Lafayette. »Mrs. J. Geo. Ils« da-
gegen von John Sievers, S. Francisco.
Diese Blume ist schön weiss und mass
5 Zoll in der Breite, und, was besonders
bemerkenswert ist, auch 5 Zoll in der
Tiefe, dabei hatte sie den weiten Trans-
port gut ausgehalten. E. G. Hill & Co.
stellten auch die rahmweisse, rosa ge-
tuschte »Interocean«, mit zurück-
geschlagenen Blumenblättern, aus, eine
Kreuzung zwischen Viviand Morel, be-
fruchtet mit L. •Canning, in Form der
Mutter ähnlich; ebenso stammt von ihnen
Eugene Dailledouze, gelb, eine Kreuzung
zwischen Abbie Mcndenhall und
Kioto. — Pitcher & Manda, Shorthills,
N. Jersey, hatten einen weissen Sämling
mit gelbem Zentrum, eine grosse flache
Blume, nach sich selbst benannt,
John N. May lieferte einen guten rosa
vSämling Wm. Simpson. —
Abweichend von unserm Verfahren
waren die abgeschnittenen Blumen in
Vasen, zu 50 Stück verlangt; hierin
zeichneten sich besonders aus J. C.
Vaughan. Chicago, E. G. Hill. O. P.
Bassett u. s. w ■ — In Rosen war O. P.
Bassett, Hinsdale bei Chicago, der Herrn
vSchiller, Flerrn G. Lackner und mich
so freundli(~h in seinen berühmten
Rosenhäusern führte, der erste; in
Nelken Fred. Dorner & Son, Lafa-
yette, Ind., in Veilchen O. J. Friedman,
Chicago, in Alaiblumen Corbrey &
Mc. Kellar, in Reseda Dailledouze
Bros. Fiatbush, N. York.
Um das ganze Zustandekommen der
Ausstellung haben sich besonders Herr
K. Craig. Philadelphia, Fred. Kanst,
Chicago, Fr. Holzapfel, Chicago, und
viele andere unserer verehrten Freunde
verdient gemacht. L. Wittmack.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Belgische Weintrauben in Berlin.
Aus Brüssel, 7. Januar, wird der V. Z.
geschrieben: Als der belgische Minister-
präsident Beernaert im September v. J.
sich in Berlin aufhielt, fiel es ihm auf,
dass die Weintrauben sehr teuer sind.
Der Weinbau hat in Belgien einen
grossen tlmfang angenommen: in den
drei Brabantcr Gemeinden La IIulpc,
Hoevlaert und ( )vervssche uiebt es
allein 300 Weinbauer, welche 1500 Ar-
beiter beschäftigen, 18 ha bedeckende
Treibhäuser besitzen und schöne Wein-
trauben liefern. Da die Ausfuhr ihrer
Erzeugnisse nach Frankreich infolge
der hohen Flinfuhrzölle nicht mehr
möglich ist. so trug kürzlich eine Ab-
ordnung der belgischen Weinbauer dem
Minister Beernaert ihre Leiden vor.
Herr Beernaert machte die Abordnung
Aus den Vereinen.
53
darauf aufmerksam, dass die Preise der
Weintrauben in denI5erlinerMarkthallen
sehr hoch seien; er riet ihr, ein Syndikat
zu bilden und die Ausfuhr nach Berlin
undDeutschland.und zwar mittels steuer-
freier Sendimgen von fünf Kilo einzu-
richten. Der Rat fand Cehör: 241
Besitzer von Weinbergen und Treib-
häusern haben ein Syndikat oebildet,
In ihrem Auftrage und mit Zustimmung
der Regierung reist morgen der Direk-
tor der Brüsseler Markthallen Dubois
nach Berlin, um dort ein belgisches
Kontor zu errichten.
In der Besteuerung der Gärtner
in der Umgegend Berlins sollen
Änderungen bevorstehen, die eine
schärfere Heranziehung- der Beteiligten
zur Gewerbesteuer bezwecken. Nach
den von der Steuerbehörde gemachten
Wahrnehmungen sind bisher vielfach
Gärtner aus dem Grunde zur Gewerbe-
steuer nicht herangezogen, weil die
Betriebe bei einem unter 1500 Mk.
bleibenden Ertrage als gewerbesteuer-
frei angesehen wurden, ohne dass hier-
bei indessen das vorhandene Anlage-
und Betriebskapital die genügende Be-
rücksichtigung gefunden hätte. Nach
dem Gesetz ist jeder Gewerbebetrieb
mit einem Anlage- und Betriebskapital
von 3000 Mk. und mehr gewerbe-
steuerpflichtig, und die Steuerbehörde
nimmt nun an, dass bei »richtiger
Schätzung« der grössteTeil der Handels-
gärtner, soweit sie Eigentum besitzen,
schon auf Grund ihres Anlage- und
Betriebskapitals als gewerbesteuer-
pflichtig anzusehen sein wird, selbst
wenn der Ertrag des Betriebes unter
1500 Mk. bleiben sollte. In einzelnen
Kreisen sind die Ortsbehörden bereits
angewiesen, ein Verzeichnis sämt-
licher in ihren Bezirken vorhandenen
Handelsgärtner unter Angabe der
Grösse und des nach dem gemeinen
Kaufwert geschätzten Wertes der von
jedem derselben eigentümlich be-
sessenen Grundstücke und des in jedem
der Betriebe ausserdem steckenden
Anlage- und Betriebskapitals einzu-
reichen.
Aus den Vereinen.
Der fränkische Gartenbauver-
ein hat seinen »Bericht über die
Thätigkeit im Jahre 1892« erst gegen
Ende des Jahres 1893 zu Würzburg
erscheinen lassen. Wenn man daraus
schliessen wollte, dass es im Verein
vielleicht etwas langsam zuginge, so
wäre man aber in grossem Irrtum,
denn der fränkische Gartenbauverein
ist unter der altbewährten Leitung
seines 1. Vorsitzenden, Justizrat J. M.
Seuflfert, einer derrührigsten inDeutsch-
land. Die Versammlungen sind stets
von 120 — 150 Mitgliedern besucht, die
teilweise wohl wegen der Pflanzen-
veiToosung kommen, denn in den
12 Sitzungen wurden ca. 1500 Pflanzen
veiioost, pro Sitzung ca. 125, Nieten
also fast null. Die unterfränkische
Kunst- und Handelsgärtnerei hat trotz
der ungünstigen Zeitverhältnisse auf-
fällige Fortschritte gemacht; einen
ganz grossartigen Aufschwung nahm
trotz der grossen Einfuhr aus dem
Süden die Frühgemüsekultur in Würz-
burg. Anfang der sechsziger Jahre
betrug die Zahl der Frühgemüse
ziehenden Gärtner 30, seitdem ist sie
auf 50 gestiegen, mit etwa 15000 Treib-
fenstern, die grösseren jeder 600 bis
1000. Von diesen getriebenen Ge-
müsen: Blumenkohl, Bohnen, Karotten.
54
Sprechsaal.
Kohlrabi, Rettichen, Radieschen, Gur-
ken u. s. w. kommen alljährlich aus-
nehmend grosse Quantitäten zur Ver-
sendung.
Als Absatzgebiete können verschie-
dene Städte des deutschen Nordens:
Berlin, Magdeburg, Chemnitz,
Königsberg und Leipzig, sodann
zahlreiche Orte des mittleren und
nördlichen Deutschlands bezeichnet
werden, und dabei behauptet man in
Norddeutschland oft, Gemüsetreiberci
sei nicht einträglich! Würzburg hat
allerdings schon günstigeres Klima.
Ausserdem erscheinen zahlreiche Händ-
ler au.4 Frankfurt, Bamberg u. s. w.
Auch die Freiland - Gemüsekultur
hat seit einer Reihe von Jahren um
das Drei- bis Vierfache zugenommen,
und werden die Erzeugnisse ebenfalls
nach oben genannten Orten abgesetzt.
Im allgemeinen konkurriert die Ge-
müsekultur der Stadt Würzburg nahezu
ebenbürtig mit den grossen Gemüse-
kulturen zu Sachsenhausen und Ober-
rad bei Frankfurt a. M. , zu Mainz,
Mannheim und Erfurt.
Auch der Obstbau ist durch den
Verein, der hierauf eigentlich immer
seinen Schwerpunkt legte, bedeutend
gehoben, und betindet sich die Baum-
schulen-Industrie Unterfrankens in sehr
günstiger Lage. L. W.
In Crossen a. O. hat nach dem
>->Obstmarkt« auf ^'eranlassung des
Obst- und Gartenbauvereins Herr
Dr. Vogel, von der Deutschen Land-
wirtschafts - Gesellschaft, einen Vor-
trag über Torf- Fäkalien gehalten,
und wird hoffentlich das Torfstreu-
kloset daselbst jetzt eingeführt werden.
Der Verein gedenkt, den Torfdünger,
der sich so sehr zur ^"ermehrung des
Zuckergehaltes im Wein und zur Er-
höhung der Ernten an Wein eignet,
zu einem bestimmten Preise abzu-
nehmen. In Crossen \\'ird viel Wein
gebaut.
Im Gartenbauverein zu Freiburg in
Schlesien empfahl Iloffmann in Pil-
gramshain die Gurkensorte Juwel für
das Treibhaus, Hampels Mistbeetgurke
für den Kasten. Simmering-Zirlau
rühmte die Kartoffel Juwel als sehr
ertraureich und von s,utem Geschmack.
Krotoschin. Der Kreis-Obergärtncr
Reissert erklärte sich bereit, eine
Stunde Anschauungsunterricht in den
Stadtschulen zur Belebung des Inter-
esses für Obstbaumzucht zu erteilen.
Kantor Storch stellte seinen Garten zur
^\n"fügung.
Sprechsaal.
2. Antwort auf Frage 2. Soeben
lese im Januarheft S. 32 die Frage,
von Herrn Baron Ferd. von Mueller,
Melbourne, ob Samen aus wärmerem
Klima leiden, wenn sie der Winterkälte
ausgesetzt sind. Hierzu kann ich be-
merken, dass die Samen von Ouercus
rubra und coccinea, wenn sie erst ge-
erntet werden, nachdem strengere
Kälte (etwa — S°R.) eingetreten, auchbei
uns erfrieren, und versenden wir diese
Früchte auch nur bei gelinderem
Wetter. Die erfrorenen Eicheln sind
bald daran zu erkennen, da sie innen
braun werden.
Mit besonderer Hochachtung
ganz ergebenst
Ed. Richter.
Wörlitz. Herzotii. Hofgärtner.
Personalnachrichten.
55
Frage 3. Was ist zu thun, wenn
Hyacinthenzwicbcln auf Gläsern keine
Wurzeln bilden wollen?
D. W. in H.
A n t w o r t. Man lege sie auf feuchten
Sand, da machen sie unbedingt Wurzeln,
und kann man sie dann wieder auf die
mit Wasser gefüllten Hyacinthengläser
bringen.
Gustav Ad. Schulz. Berlin.
Frage 4. Ist es gut, das Wasser in
den Flyacinthengläsern öfter ganz zu er-
neuern oder nur frisches zuzugiessen?
D. W. in H.
Antwort. Es genügt, neues zuzu-
giessen, ja es ist oft besser, da dann
die Wurzeln nicht beschädigt werden.
Xur wenn das Wasser faulig geworden
sein sollte, ist es natürlich notwendig,
es ganz zu erneuern. Um das Faulig-
werden zu verhindern ist es bekannt-
lich gut, etwas Salz, auch wohl noch
ein Stückchen Holzkohle in das Wasser
zu thun. C. Taube, Berlin.
Wie verhindert man das Abfallen
der Knospen bei Kamellien, die ins
Zimmer kommen?
Antwort: Man stelle die Kamellien-
töpfe erst einige Tage in die Küche
und dann erst ins Zimmer. In der
Küche hält der Wasserdampf (Wasen
oder gar Wrasen sagt der Berliner),
die Luft feuchter. Am besten ist's,
man zieht die Kamellien im Zimmer
selbst. F. Bluth-Stegiitz.
Herr Bluth hat geAviss reclit, in
unserer Küche gedeiht der Myrtenstock
der Köchin viel besser als in unserm
Wohnzimmer die Kronen-Myrten.
L. W.
Personal -Nachrichten.
Es wurden ernannt: Prof. Dr. War-
ming in Kopenhagen und Direktor
r)r. Treub in Buitenzorg. Java, zu
korresspondierenden Mitgliedern der
Akademie der Wissenschaften in Mün-
chen; der Botaniker Consul a. D. L. K rüg,
Gross-Lichterfelde bei Berlin, der sich
sehr um die Flora von Portorico ver-
dient gemacht hat, zum Professor; der
Professor Edson S. Bastin, Chicago,
zum Nachfolger des verstorbenen
Professors der Pharmacie und Botanik
^laisch an dem pharmaceutischen
College in Philadelphia; der a. o. Pro-
fessor Zacharias an der Universität
Strassburg zum Kustos (Assistent mit
1. Gehaltsklasse) des botanischen Gar-
tens in Hamburg:.
Es sind gestorben: Der Afrikareisende
Sir Samuel White Baker, der so
viele Pflanzen einführte, auf seiner
Besitzung Sandford (Orleigh. Newton
Abbot), 30. Dezember; der Botaniker
und Reisende Richard Spruce in
Castle-Howard, Malton, 30. Dezember.
66 Jahre alt. Im Jahre 1849 wurde er
im Interesse der Kgi. Gärten zu Kew
nach Südamerika gesandt, wo er
15 Jahre blieb und besonders den
Amazonenstrom erforschte. Man ver-
dankt ihm die Einführung der China-
rindenbäume in Ostindien. Die
Zahl der von ihm gesammelten Pflanzen
erstreckt sich auf 7000 Nummern.
— Dr. Justus Carl Hasskarl, ehe-
maliger Gärtner, Beamter bei der China-
kultur in Niederl. Ost-Indien, zu Cleve.
5. Januar. Geboren den 6. Dezember
i8ii zu Kassel, ging er 1836 nach
Java, wo ihm die Leitung des bota-
nischen Gartens in Buitenzorü" über-
56
Tagesordnung.
tragen wurde: 1S4Ö in die Heimat
zurückgekehrt, erhielt er 1852 von der
niederländischen Regierung den Auf-
trag, nach Südamerika zu reisen und
den Chinarindenbaum von dort nach
Java zu übersiedeln, welcher infolge
seiner Unternehmungen seit 1854 dort
kultiviert wird. Ihm ist also die
Einführung de r \\~ i ( • h t i g e n China-
rindenkultur in Java zu danlcen.
Schon nach 2 Jahren (1856) kehrte er
nach Cleve zurück, beschäftigte sich
aber noch sehr viel mit der ostindi-
schen Flora, besonders mit der Deu-
tung der alten Abbildungen vonRheede,
und von Rumpf. Ihm zu Ehren ist ein
Chinarindenbaum Cinchona Elasskar-
liana genannt, ebenso ist die Eu-
phorbiaceen - Gattung Hasskarlia von
H. Baillon. ferner die Flechten-Gattung
Corallodendron von Otto Kuntze nach
ihm benannt. Der Name Coralloden-
dron, A^on Kuntze jetzt in seiner Revisio
Generum für die Papilionacee Erythrina
eingesetzt, ist in Hasskarlinda um-
gewandelt. — Dr. Josef Boehm,
ord. Prof. der Botanik an der Univer-
sität und an der Hochschule für Boden-
kultur in Wien, 2. Dezember im
63. Lebensjahre. — Dr. Max Scholtz
in Karlsruhe, Dozent für Botanik
an der technischen Hochschule da-
selbst. Scholtz, 1864 in Breslau ge-
boren, bildete sich in seinem Son-
derfache an der Universität seiner
Heimat unter Ferdinand Cohn und
Engler aus. Er promovierte ebendort
1887 mit Studien über den Einfluss von
Dehnung auf das Längenwachstum der
Pflanzen. Von seinen weiteren Unter-
suchungen sind Forschungen über die
Bewegungen der Blütenstiele der
Papaver -Arten hervorzuheben.
Der Wirkliche Geheime Ober-Regie-
rungsrat Dr. Singelmann hat die
ehrenamtliche vStellung eines Vorsitzen-
den der Kuratorien der Lehranstalten
zu Potsdam, Proskau und Geisenheim
auch nach seinem Eintritt in den Ruhe-
stand beibehalten.
Tagesordnung
für die Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten
am Donnerstag, den 25. Januar 1894 6 Uhr
im grossen Hörsaal der Königl. landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstrasse 42.
1. Ausgestellte Gegenstände.
2. Vortrag des Fräulein A. de Leeuw aus Flaarlem: Über die
Geschmacksfrage in der Gartenkunst.
3. Verschiedenes.
In dieser Versammlung sind Damen sehr willkommen.
Bemerkung: Der Vortrag des Klerrn Königl. Gartenbaudirectors Haupt in
Brieg über »Düngung der Orchideen« kann wegen Behinderung desselben erst
am Donnerstag den 22. Februar stattfinden.
Gartoiflora i8g^.
Der Italien
im Park des Herrn H. H. Hunnev
Taf. i^gg.
:he Garten
1 in Wellesley bei Boston, Mass.
Der Park des Herrn H. H. Hunnewell in Wellesley
bei Boston, Mass.
von L. Wittniack.
Hierzu Lichtdrucktafel 1399.
Herrn Hunneweirs Park in Wellesley müssen Sie sehen, wenn
Sie auch nur wenig Zeit haben; ich gebe Ihnen ein Empfehlungs-
schreiben an Herrn Hunnewell mit.« So rief mir am Abend des 8. Ok-
tober 1893 Herr Professor Sargent, der Direktor des berühmten Arnold-
Arboretums in Boston zu, als ich den ganzen Tag in seinem gastlichen Hause
mit Herrn Henri de Vilmorin-Paris und seinem Sohne Philipp, die ich als
treue Reisebegleiter so oft ungesucht wiedergefunden, zugebracht hatte. »Sie
können schon frühmorgens hingehen, denn Herr Hunnewell steht früh auf.«
Und so fuhr ich denn am andern Morgen 6V2 Uhr A^on Boston ab und langte
7 Uhr 14 Minuten in dem 14 englische Meilen (ä 1,61 km) entfernten Wellesley.
das an einer der Haupteisenbahnen von Boston nach New- York liegt, aber auch
Vorort-Verkehr hat, an. Herr Hunnewell war noch beim Frühstück; ich ging
deshalb so lange in den Park, trat auf einen kleinen Balkon, hart am Ufer eines
grossen Sees, und schaute da das Bild, welches in einem schönen Lichtdruck
von Herrn Albert Frisch, Berlin, nach einer der vielen von Herrn Hunnewell
mir freundlichst übersandten Photographieen wiedergegeben ist. Es war ein
herrlicher Blick. Vor mir der Waban-See mit seinem abschüssigen Ufer, unter
mir ein italienischer Garten mit Terrassen und eigentümlich in allen Formen
geschnittenen Bäumen, rings um den See herrliche Laubwaldungen, die im
schönsten Herbstschmuck standen, in einer Färbung, die alle vSchilderungen noch
weit übertrifft. Glühendrot, wie Pelargonien, leuchteten die niedrigen
Sträucher, besonders das Unterholz der Sumacharten, Rhus typhina (Essig-
baum), R. giabra, copallina, der oft kletternde Giftsumach, R. Toxicodendronu.s.w..
gelb und rot erschienen die Ahorne, die Birken, die Ulmen, die Buchen etc., während
die Eichen sich noch nicht ganz gefärbt hatten. — Kein Maler kann diese Farben-
pracht wiedergeben. Dazu der blaue Spiegel des Sees und jenseits desselben
die stattlichen Gebäude des Wellesley-College, einer der berühmtesten amerika-
nischen Universitäten für Frauen, (700 Studentinnen), in einem schönen Park:
kurz, das Bild war bei dem prächtigen Herbstmorgen unbeschreiblich schön,
und ganz wonnetrunken stand ich da.
Plötzlich hörte ich Schritte; es war Herr Hunnewell, ein liebenswürdiger
Greis von über 80 Jahren, aber noch so frisch wie ein Jüngling. »Sie haben
sich beim Frühstück stören lassja-<. rief ich. »Nein«, antwortete er, »ich komme,
um Sie dazu einzuladen, denn Sic können ja, da Sie so früh aus dem Hotel
fortmussten, noch garnicht gefrühstückt haben«. Er hatte recht, und dankbar
nahm ich die Einladung an. Wir gingen in die grossartige Villa, die ganz
aus Stein erbaut ist, während die meisten Villen in dem freundlichen Wellesley,
das sogar Asphalt auf den Bürgersteigen hat, aus Holz oder doch nur mit
Stein-Unterbau sind, und nahmen, nachdem dem Magen sein Recht widerfahren,
.zunächst den Wintergarten an der Villa in Augenschein.
5J^ Der Park des Herrn H. H. Hunnewell in Wellesley bei Boston, Mass.
Passend nennt man den Wintergarten im Englischen »Conservatory« und bicr
verdiente er diesen Namen ganz besonders, denn Herr Hunnewell benutzt ihn, um
im Schatten seiner schönen Palmen und Blattpflanzen, unter denen zwei prächtige
Seaforthtia elegans besonders hervorzuheben sind, die blühenden Pflanzen aus
seinen Gewächshäusern, besonders die Orchideen, während ihres Florcs, auf-
zustellen. Zur Zeit waren es namentlich einige recht dunkelblaue Vanda
coerulea, die meine Aufmerksamkeit erregten.
Dann gings hinaus in den Park, den Herr Hunnewell selbst vor 40 Jahren
angelegt. Zunächst nach den Terrassen am See, dem italienischen Garten.
Hohe gcschoreneWände von Lebensbaum, zwischen denen Fenster ausgeschnitten,
um hübsche Perspektiven auf den See zu erhalten, schliessen ihn seitwärts ein,
auf den Terrassen schaut man alle möglichen Arten von Bäumen, in allen
möglichen Formen, denn Herr Hunnewell hatte, als er vor 30 Jahren mit dieser
Anlage begann, einmal sehen wollen, welche Bäume den Schnitt vertragen, und
er hat das bis in die neuere Zeit fortgesetzt. Da sieht man ausser Thuya orientalis
und occidentalis auch Tsuga canadensis, die Hemlockstanne, die japanische
Chamaecyparis pisitera squarrosa (Retinispora squarrosa), ja dieWeymouthkiefer,
Pinus Strobus, und sogar unsere Fichte und Rottanne, Picea excelsa, die man
consequent in England und Amerika Norway-Spruce, norwegische Fichte, nennt,
dazwischen als Kronenbaum eine Blutbuche und verschiedene andere Bäume.
Aber der italienische Garten, mit seinen Terrassen, ist nur ein kleiner Teil
des 30 acres (ca. 12 ha) grossen Parkes, der übrige Teil ist im natürlichen
Stile — von Herrn Hunnewell selbst — nach Beseitigung vieler störender Wege,
angelegt. Das milde Seeklima Bostons im allgemeinen, die Nähe des Sees Waban
im besonderen ermöglicht die Kultur vieler bei uns nicht aushaltenden Gehölze,
vor allem der japanischen Ahorne'), von denen Herr Hunnewell viele Varietäten
kultiviert, die sich vom herrlichsten Dunkelrot, Acer palmatum atropurpureum,
bis zum leuchtendsten Gelb, A. p. aureum, zeigten. — Ganz besonders schön
sind die Coniferen, namentlich Picea pungcns glauca, 1860 aus Samen
erzogen, Picea alba coerulea (glauca), sehr selten, aber auch in Kassel schön, Taxus
baccata adpressa Carr. (cuspidata brevifolia), eine japanische Form, die gut aus-
hält und schnellerwächst als die englischen Taxus, Abies concolor und concolorvar.
lasiocarpa, letztere (A.Parsonianallort.), ähnlich wie A. grandis, aber etwas härter.
Ferner: Pinus koraicnsis, behält die Nadeln drei Jahre und sieht deshalb dichter
aus als P. vStrobus, Abies cilica, die am frühesten austreibende Conifere, die be-
kanntlich in England und Frankreich durch Frühjahrsfröste oft leidet, in Massa-
chusets aber, wie meist in Deutschland, unbeschädigt bleibt, Picea polita, Abies
brachyphylla, A.cephalonicavar.AppoUinis, prachtvoll, zum ersten Mal mit Zapfen,
A. Nordmanniana, Alcoquiana, Pseudotsuga taxifolia (Douglasii), Thuya Standishii,
Chamaecyparis pisifera squarrosa, Pinus Bungeana, Nadeln zu 3 etc. etc.
Aber auch die Laub geh ölze sind schön, besonders ein Liquidambar
styraciflua, in Massachusets selten, erst südlicher in Connecticut heimisch,
Magnolia macrophylla mit 1 — 3 Fuss langen Blättern, viele Ahorne und Eichen,
während 1852 auf der ganzen Fläche eine einzige Eiche stand, eine Flängebuche,
Sophora japonica pendula etc. An mehreren Stellen klettert der wilde Wein
Ouinaria quinquefolia Koehne (Ampclopsis quinquefolia Michaux) hoch in die
*) Siehe die vielen Formen mit Abb. vom Grafen Schwerin in Gartentlora 1893, S. 652 ff. 67fS ff
Der Park des Herrn H. H. Hunnewell in Wellesley bei Boston, Mass. 59
Bäume, mit seinen roten Blättern einen malerischen Kontrast bildend, während
man an den Häusern in Boston wie in Washington und Philadelphia, ebenso
aber auch in Portland in Oregon in unglaublicher Menge die sich von selbst
haltende Ouinaria (Ampclopsis) Veitchii Koehne sieht, was einen herrlichen
Eindruck macht.
An einer geschützten Stelle ist Raum für ein grosses Zelt, welches im
Frühjahr errichtet wird, um dort die Azaleen in Töpfen in die Erde zu
lassen. Ein grosser Rhododendron-Garten schliesst sich an, umgeben von einer
mächtigen Hecke von Kalmia latifolia, die hier in ihrem Vaterlande noch besser
gedeiht als in England.
Eine geschnittene Hecke aus Thuya occidentalis umgiebt einen Raum, auf
welchem sich ein riesiges Zeltgerüst erhebt, um die halbharten Rhododendron
zur Blütezeit aufzunehmen.
Nahe der Villa ist der reich geschmückte Blumengarten, selbstverständlich
aufs sauberste gehalten.
Ihm schliessen sich die Gewächshäuser an; zunächst besahen wir das
Pfirsichhaus, in welchem Xectarinen und Aprikosen gezogen werden, denn
Nectarinen gedeihen im Freien nicht mehr; jetzt war das Haus als Unterkunft
für die indischen Azaleen benutzt, von denen auch grosse Schaupflanzen aus
Gent vorhanden. Auch das zweite Plaus dient für Kectarinen und Aprikosen. —
Grossartig ist die Orchideensammlung, die 4 — 5000 Exemplare zählt, nächst der
des kurz zuvor verstorbenen Herrn Ames wohl die grösste Privatsammlung in
den Vereinigten Staaten. Das erste, nach Norden gelegene Haus ist für die
kalten Orchideen, die, wie die meisten übrigen, auf eisernen Rosten stehen.
auch Lapageria rosea windet sich hier am Glase entlang, dann folgen die wärmeren
Häuser, die aber zum Teil die Orchideen nicht allein, sondern mit anderen
Pflanzen untermengt (wie bei Herrn Bluth-Steglitz), enthalten. Anstatt der
Holzgestelle verwendet man glasierte Thongefässe mit durchbrochenen Wänden
für die nicht in Töpfen stehenden Orchideen. Andere Häuser sind für Cycadeen.
Neuholländer und Kappflanzen, auch ein Wasserpflanzenhaus ist vorhanden,
ferner ein Obsthaus, ein Weinhaus, ein Rosenhaus etc. Prächtig machte sich
eine Allamanda Hendersoni, mit sehr dickem Stamm, die ein ganzes Haus überzog,
ebenso eine starke Bignonie.
Nur zu schnell verstrich die Zeit, ich musste noch das Boston gegenüber-
liegende Cambridge mit seiner Harvard University besuchen, sowie die Shady
Hill Nurseries. und sollte am Abend wieder bei Herrn Prof. Sargent speisen. —
Dankerfüllt verliess ich darum Herrn Hunnewell und werde nie den letzten Tag in
Amerika, der zu einem der allerschönsten zählt, vergessen. — Ueber das gross-
artige Arnold-Arboretum und den schönen Privatpark des Herrn Professor Sargent
ein ander Mal. — Abends 11 Uhr gings mit dem Schnellzuge von Boston nach
New-York und am andern Morgen 11 Uhr mit der »Spree« heimwärts.
Im Gardeners' Chronicle 1893 II S. 654 rühmt unser verehrter Freund Geo.
Nicholson, Kew, ebenfalls den Park des Herrn Hunnewell, von dem das G. Chr.
im Supplement eine Abbildung giebt, wegen des Reichtums an Pflanzenarten, und
bemerkt, dass man der Freigebigkeit des Herrn Hunnewell auch das schöne
Museum im Arnold-Arboretum verdankt. Wir können hinzufügen, dass anderer-
seits Herrn Hunnewell's Cousine, Frau Townsend, und Herr Durant alles Land
zur Wellcslev-Universität unentgeltlich hergegeben haben.
50 Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893.
Bericht
über die unter Leitung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den
Königl. preussischen Staaten auf den Rieselfeldern der Stadtgemeinde Berlin
zu Blankenburg ausgeführten Kulturvcrsuche im Jahre 1893.
Erstattet vom Obergärtner JöriiS) Blankenburg
und vom Samenhändler Josef Klar^ Kgl. Hoflieferant in Berlin.
ievor wir zu dem Kulturbericht übergehen, sei es uns gestattet, einen
kurzen Rückblick auf die äusserst abnorme Witterung des verflossenen
Sommers zu werfen. Die anhaltende Trockenheit im Frühjahr und Sommer
hat dem Gartenbau und der Landwirtschaft zum Theil recht erheblichen
Schaden zugefügt. In der Landwirtschaft speziell trat sehr bald Futtermangel ein
und miusste alles, was nur einigermassen zum Füttern geeignet war, zur Aushilfe
herhalten; auch Sommergetreide, besonders der Hafer, hat stark gelitten und
ist die Ernte an Stroh und Körnern sehr gering ausgefallen.
Im Gartenbau haben besonders die Gemüse- und Samenzüchter über
schlechte Ernten zu klagen gehabt, und sind daher die Preise für Sämereien
äusserst hoch gestiegen.
Wenn nun die Kulturen auf den Rieselfeldern und unsere Versuchskulturen
im speziellen auch durch obiges in Mitleidenschaft gezogen wurden, so können
wir im grossen und ganzen immerhin mit den Resultaten zufrieden sein. Der
im Spätsommer eingetretene Regen hat schliesslich noch wohlthätig auf das
Wachstum eingewirkt, so dass diejenigen Pflanzen, welche zuerst nicht recht
vom Flecke wollten, sich zum Herbst hin noch recht üppig entwickelt haben.
Die Einteilung des Versuchsfeldes war dieselbe wie in den Vorjahren; es
ist auch in diesem Jahre von der speziellen Ertragsberechnung Abstand ge-
nommen, da jede Pflanze nur in geringem Umfange angebaut wurde, und daher
eine richtige Verteilung der Kosten nicht durchführbar war.
I. Gemüse.
Wir beginnen zuerst mit dem Gemüse und bemerken gleich vorweg, dass
wir auch in diesem Jahre nicht nur neue, sondern auch bekannte vSorten aus
verschiedenen Bezugsquellen angebaut und auf ihren Wert für die Rieselfelder
geprüft haben.
Rote Beete, längliche von Cheltenham. Eine grün- resp. runkelrüben-
blättrige Salatrübc, mit gesättigt blutrotem Fleisch, sonst ohne besondere
Vorzüge.
Silberbeete, Mangold. Mit grüner Belaubung und dicken, fleischigen
weissen Blattstielen und Blattnerven.
Betterare rouge de Conventgarden. Gut.
Mohrrübe, Londoner Markt-. Eine gute, halblange, abgestumpfte hellrote
Mohrrübe, die sich aber bei uns schwer einbürgern wird, da liier die dunkel-
roten Rüben den Markt beherrschen.
Wirsing, Oberrüden (Sachsenhausen). Ein Wirsing mit spitzen, losen
Köpfen, die zwar schön gelb gefärbt waren, aber den Vergleich mit unseren
alten Sorten nicht aushielten. Dasselbe lässt sich auch von den beiden folgen-
den Sorten sagen.
Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893. 61
Chou de Milan tres-hatif de la St. Jean.
Chou de Milan tres-hatif de Paris.
Blumenkohl, früher von Xocera. Ist eher als späte Sorte zu bezeichnen,
macht viel Laub, aber die grossen, festen, weissen Blumen waren auch nicht
zu verachten.
Blumenkohl, kurzl)ei ni gcr allerfrühester Lenormand. Ein sehr M'ert-
voller, mittelfrüher Blumenkohl mit grossen, festgcschlossencn, periweissen
Blumen
Ausserdem haben wir die sämtlichen Blumenkohlsorten vom vorigen
Jahre (siehe Gartenflora 1893, Seite 13g) nf)ch einmal geprüft und haben sich
Abb. 16. Bindereien der Firma Th. Hübner, Berlin,
auf der Herbstausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues 1893.
Siehe S. 70.
folgende Sorten M'ieder ganz hervorragend ausgezeichnet: Früher Berliner,
von J. Klar, ist der beste frühe : fr ü h e r v o n T o s k a n a ; fr ü h e r K a i s e r ; Carters
Defiance; Eclypse und Xon plus ultra.
Um noch einmal der Rotkohlfrage näher zu treten, bezogen \\ir direkt
aus Holland Samen vom schwarzroten frühen Utrechter und vom dunkelroten,
grossen, späten holländischen Rotkohl. Beide Sorten entwickelten sich gut und
brachten grosse, feste, runde, ziemlich gut gefärbte Köpfe, die nicht so leicht
platzten. Sehr zu bedauern ist, dass die Färbimg hier nicht so dunkel wird
wie in Holland und bleibt daher für uns der Berliner Rotkohl immer der
empfehlenswerteste.
52 Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893.
Weisskohl, Grasshoff\s neuer, weisser, grosser, runder, aller-
frühester Hartkopf. Der Kohl entwickelt sich äusserst rasch und schliesst
sehr bald grosse, feste Köpfe, hat nur den einen Fehler, dass die Köpfe gegen
andere Weisskohlsorten sehr geringes Gewicht zeigten.
Kohlrabi ,,Noii plus ultra", von Mehne in Aschersleben, zeichnete sich
durch Sortenreinheit und schön geformte Knollen rühmlichst aus.
Kohlrabi, blauer verbesserter Riesen; die blauen Knollen, die sich
auch weiss kochen, sind zarter als alle weissen Sorten, aber nur für Privat-
leute zu empfehlen, denn auf dem Berliner Markt ist die blaue Farbe nicht
beliebt.
Blätterkohl, halbhoher, extra krauser, grüner. Die halbhohen Grün-
kohlsorten haben den ^^orteil, dass sie bei hohem Schnee leichter zu ernten
sind, als die niedrigen: sie haben aber auch wieder den Nachteil, dass die
Stauden leichter erfrieren und dass die Blätter" auch leichter von den Hasen
abgefressen werden. — Diese vSorte eignet sich der schönen grün - gekrausten
Blätter wegen vorzüglich als Einzelpflanze auf dem Rasen oder als Gruppen-
pflanze und können wir sie wirklich warm dafür empfehlen, so wäre dann das
Schöne mit dem Nützlichen verbunden.
Radies, ovaler weisser. Ein sich rasch entwickelndes Radieschen, von
kräftigem Geschmack, das aber leider bald pelzig wurde.
Mairübe, scharlachrote von Kaschmir und Mairübe, weisse frühe
von Mailand. Brachten sehr bald in Form und Farbe zu empfehlende
Rübchen von äusserst zartem und angenehmem Geschmack, den Liebhabern zu
empfehlen. Auf dem Berliner Markt trifft man die Mairüben selten und mag
dies wohl daran liegen, dass die Verwendung wenig bekannt ist. Ahnlich wie
Kohlrüben bereitet, liefern sie im Frühjahr eine angenehme Abwechslung auf
der Tafel. — Sollten sie einen bitteren Geschmack haben — was auf manchen
Bodenarten vorkommt — so müssen die Rüben vorher in Wasser abgekocht
werden. Der Geschmack der rohen Rübe ist fast identisch mit der Teltowcr
Rübe, sie ist entschieden besser als die Wasserrübe, die in einigen Gegenden
gegessen wird, und wohl nur einen faden Geschmack haben dürfte.
Porree perpetuelle. Eine neue Abart, die sich durch Nebentriebe immer
wieder ersetzen soll. Einige Exemplare darunter \\'aren allerdings, wie an-
gegeben, aber solche Pflanzen kommen auch bei den schon bekannten
Sorten vor.
Krup-Bohue, Lyon er Brech-. Eine mittelfrühe, weisssamige Bohne mit
langen, fleischigen Schoten und recht reich tragend.
Krup-Bohne, »Raide vert«, gerade grüne. Recht volltragende Bohne
mit langen, flachen Hülsen, die ziemlich schmal sind. A\'odurch sie sich zum
Einmachen besonders eignen dürfte. Bohne grünlich weiss.
Krup-Boline „Flagcolet naiu liatif feuille goufree". Eine sehr empfehlens-
werte Bohne; wenn auch die Hülsen nicht so gross sind, so ersetzt sie diesen
Nachteil durch grosse Fruchtbarkeit. Bohne weiss.
Krup - Bohne „Haricot iiaiii blaue unique". Eine sehr empfehlenswerte,
reichtragende Brechbohne und, wie schon der Name sagt, mit weissen
Bohnen.
Krup - Bohne, „Sclnrcri"-, weisse, allerfrüheste holländische.
Krup-Bohne, alle r v o 1 1 1 r a g e n d s t e , sehr langhülsige, mit weissen Bohnen. Gut.
Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1 89:i
63
Wnchsstangenbohne „Kaiser Friedrich*'. Wie schon bekannt, reichtragend, gut.
Knip-Bohne, rosafarbene Zucker- Brech-. Die früheste von den Sorten
mit langen Hülsen, die zum Teil rot gestreift waren, was nicht zur Empfehlung
dienen dürfte. Bohnen gelb.
Kneifelerbse, Scharpers allcrfrüheste weisse und Scharpers aller-
früheste grüne. Beide Sorten kamen zu gleicher Zeit, aber besondere Vor-
züge waren nicht daran zu entdecken. Die alte Kentish Invicta ist uns als
frühe Erbse lieber.
Schiiabelerbse, Grasshoffs allergrösste, volltragende echte Türken-
säbel. Eine neue Einführung, die sich durch grosse lange Hülsen; und ganz
Abb. 17.
Sommerbepflanzung einer Teppichbeetgruppe, von W. Hampel, Koppitz.
Siehe S. 71.
hervorragende Tragbarkeit von den übrigen Erbsen auszeichnet: wir können
.selbige warm empfehlen.
Tomate „Ponderosa". Eine amerikanische Tomate mit grossen hellroten
Früchten. Für Privatleute zu empfehlen, für den Markt dürfte sie sich nicht
eignen, da man dort die hochroten Tomaten vorzieht.
Tomate „Nordliclit". Mit robustem, niedrigem Kraut, aber nur kleinen,
runden Früchten. Nichts besonderes.
Speiseliürbis „Charles Naudin". Cucurbita moschata var. Ein neuer Speise-
kürbis, der eher zu den Zier-Kürbissen zu rechnen ist. Hier bei uns auf dem
Versuchsfelde setzte er nicht an, sondern brachte nur eine Menge Ranken mit
54 Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893.
weisspiinktierten Blättern, die zur Bekleidung von Wänden und Lauben sich
gut eignen dürften. Anderweitig sahen wir Früchte, die klein, Aveiss und grün
gestreift waren, aber sich nicht als Speisekürbis verwerten Hessen.
Gfnrke „Juwel von Koppitz". Kam hier im Mistbeetkasten nicht ordentlich
zur Entwicklung und blieb daher ohne Resultat. Da sie sehr empfindlich
scheint, so ist sie wohl besonders für Hauskultur zu empfehlen.
Cornichoii yert de Paris. Die echte Pariser Traubengurke hat den Er-
wartungen nicht entsprochen, zeigte sich sehr empfindlich gegen die Berieselung
und ging daher bald ein.
Neue amerikanische Pflrsicliinelone. Eine kleine, ovale, gelbgrüne Melone,
ohne besondere Vorzüge, die nur für Sortimente Wert haben dürfte.
Mandarinen-Melone. Eine sehr schön gezeichnete Melone, die nur die Grösse
einer Billardkugel erreicht. In voller Reife ist sie hochgelb gefärbt und braun
gebändert, sieht einer Mandarine nicht unähnlich. Die Frucht schmeckte leider
nicht so gut wie eine gewöhnliche Melone und empfiehlt sie sich daher nur
zur Dekoration von Fruchtschalen.
Lagenaria Tulgaris sylvestris. Soll die wilde Art der bisher in Kultur be-
findlichen Lagenarien sein. Blieb hier ohne Fruchtansatz.
Spargcisalat „Lactuca angustata". Wird selten angepflanzt. Die Stengel
werden wie Spargel zubereitet und schmecken leidlich. Gedieh bei uns gut.
Amerikanischer Pflncksalat brachte äusserst zarte und wohlschmeckende
Blätter imd ist daher allen Salatfreunden als angenehme Abwechslung zu
empfehlen; er wächst nach, und kann daher das Pflücken der Blätter öfter
wiederholt werden.
Runkelrübe; Mohrenweisers verbesserte gelbe sowohl wie rote. Die
veredelte Sorte der alten Walzen-Runkelrübe macht ihrem Züchter resp. ^'er-
besserer alle Ehre. Die konisch gewachsenen Rüben waren fast ohne Xcben-
wurzeln und hatten mächtige Dimensionen erreicht.
Sorghum saccharatum „der Schah". Eine neue Sorte Mohren- oder Zucker-
hirse, »Durrah<' oder »Dari«, wie sie mit ihrem arabischen Namen heisst.
Die Zuckerhirse ist nächst dem Mais die ergiebigste Futterpflane, leider reift
der Samen hier bei uns nicht aus. Obige Sorte, »der Schah«, soll früher reifen,
doch wurde auch diese nicht reif. Die Pflanzen wurden über 3 m hoch und
war der Anblick dieser kleinen Anlage ein sehr interessanter, man glaubte ein
Maisfeld in Virginien vor sich zu sehen. Den Landwirten als Futterpflanze
besonders zu empfehlen.
"\' on Herrn Professor Dr. Winkelmann ans Stettin war uns ein kleines Quantum
Sarepta Senf „Sinapis juncea" zur Verfügung gestellt und wurde der Samen auf dem
^Versuchsfeld ausgesäet. Es ist ein schwarzkörniger Senf und wurden mit der
Probe 16 qm besäet, die einen reichen Ertrag von 11V2 kg Samen brachten,
= pro Morgen ca. 18 Ctr. Der Senf entwickelte sich äusserst üppig und
wurde ca. 1 m hoch. Als Futter- und Gründüngungspflanze zu empfehlen. Der
geerntete Samen war für den Droguenhandel nicht dunkel und nicht scharf
genug, dürfte sich aber vielleicht zur Senfölgewinnung eignen.*)
*) Am wünschenswertesten wäre es freilich, wenn aus den geschälten Samen Senfmehl
bereitet werden könnte, um die grosse Einfuhr von Senfmehl aus der Gegend von Sarepta
emzuschränken.
Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893. 65
Die im letzten Sommer ausgeführten Anbauversuche mit verschiedenen Früh-
kartoffelsorten v/aren sehr interessant, und wenn selbige auch noch nicht
definitiv abgeschlossen sind, so waren die Resultate doch immerhin erfreulich.
Abb.
18. Deutzia parviflora Bunge, Blumen weiss. Nach einer Photographie.
Siehe S. 72.
Wir bemerken, dass von jeder Sorte 4 kg Knollen ausgepflanzt sind, die-
selben wurden vorher angekeimt und dann vorsichtig mit der Hand gepflanzt.
Das bepflanzte Stück hat milden Sandboden mit wenig Humus; den Winter
56 Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893.
vorher war es stark berieselt und hatte sich daher viel Schlick abgelagert,
der mit untergegraben wurde.
Ausgepflanzt wurden:
Angepflanzte Sorten.
Bezugsquelle.
Ertrag.
Bemerkungen.
Victor , allelfrüheste ,
gelbfleischig.
Royal, gelbe, lialblange,
sehr frühe.
Marjolin, linlblaiige
gelbe, allerfrüheste.
Marjolin, Tetard, halb-
lange, gelbe, flache,
sehr früh.
Early Puritaii.
König der Frühen.
Knaiier's Rosen.
Early Sunriso.
Early Vermont.
Carter's 8 Wochen.
Knauer's Pariser Zucker.
Blaue runde 6 Wochen.
Early Mayfloiver.
Kidney.
Depgen's weisse Bisquit.
Mlmorin-
Paris.
^'ilmorin-
Paris.
Mlmorin-
Paris.
Yilmorin-
Paris.
Neumann-
Leutersdorf
ßrettschneider
Berlin.
Neumann-
Leutersdorf.
Xeumann-
Leutersdorf.
do.
Bcrth-Berlin.
Xeumann-
Peutersdorf.
92
74
74
46
97
66
60
64
46
42
35
27
20
20
tel
In Bezug auf Frühreife, Ertrag und
Geschmack die beste Sorte.
Geschmack mittel.
Ertrag gut. Geschmack mittel.
Schmeckt gut, fault aber leicht,
daher iür Rieselfelder nicht geeignet.
Hat den höchsten Ertrag geliefert,
wird hier sehr gross, ist aber nicht
wohlschmeckend geworden.
Verlangt guten Boden, für hiesige
Verhätnisse nicht passend.
Hat sich hier schon im zweiten
Jahre gut bewährt.
Für Rieselfelder sehr zu empfehlen.
Kartoffel von gutem Geschmack und
gutem Ertrag.
Der Rosenkartoffel sehr ähnlich,
Knollen sehr gross.
Nicht wohlschmekend, Knollen sehr
gross.
Verlangt besseren Boden, hier nicht
wohlschmeckend.
Sehr wohlschmeckend, verlangt aber
schwarzen humosen Boden, um hohen
Ertrag zu bringen.
Verlangt auch besseren Boden,
do.
Nur für guten Boden geeignet.
Kartoffclsämlinge, frühe und späte Sorten, gaben 22 kg resp. 33 kg Ertrag.
Verlangen beide besseren Boden; Knollen schön rund und gelbflcischig.
Die Versuche mit den Frühkartoffeln sollen im nächsten Jahre wiederholt
werden; und werden wir dann über jede Sorte ausführlich berichten.
Aus Kopenhagen waren von den Sogncforeningernes Fröhandel dem Verein
verschiedene Sämereien zu Anbauversuchen übergeben; leider waren die
Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893. 57
Portiönchen so klein, dass wir von manchen Sorten nur 3—4 Pflanzen er-
hielten. Als empfehlenswert bezeichnen wir folgende Sorten: Rotkraut, blut-
rotes, ovales Kopenhagen er, sehr fest, dunkel braunrot gefärbt, platzt
Wilhelm PFltzer,
Abb. ly. Canna »Königin Charlotte«. Blumen rot mit gelbem Rand.
Siehe S. 75.
nicht leicht. Weisskraut, Amager, spätes; Blumenkohl, allerfrühcster
Schneeball und Blumenkohl, grosser, früher Erfurter. Die Kohlrüben
waren nicht so besonders hatten keine gute Form.
Carotte, rote, halblange Amager. Form und Farbe sehr uut.
58 Einiges über hochstämmige Kalthauspflanzen.
Die Futtermöhren SteA^ensballe, Champion und James waren gut
ebenso die Runkelrübensorten, und zeichneten sich auch hier die Ecken,
dorfer besonders aus. Die Grassämereien waren rein und gut; wir erhielten
folgende Sorten: Dactylis glomerata, »Hundgras«, Lolium perenne
»Almindely Raygras«, Lolium italicum rmd Bromus arvensis
»Lyerheyni«.
Dem Spender der Sämereien sei an dieser Stelle unser wärmster Dank
gebracht. (Schluss folgt.)
Einiges über hochstämmige Kalthauspflanzen
von J. Biemüller.
1. Abutilon vexillarium.
ngcregt durch die Mitteilung des Herrn Schreiber in No. 3 der Gartenflora,
erlaube ich mir auf das Abutilon vexillarium aufmerksam zu machen,
denn seine einfache Kultur, williges Blühen und schneller Wuchs machen es
zu einer Dekorationspflanze ersten Ranges.
Die fast das ganze Jahr erscheinenden, eigentümlich geformten roten und
gelben Blumen hängen wie Glöckchen an jedem Zweig; selbst wenn die gelben
Blumenblätter abgefallen, so bleibt der blasenartige rote Kelch noch so lange
hängen, bis die Samen reif geworden sind, und ist demnach die ganze Baum-
krone übervoll mit Blumen besetzt.
Ich habe einen Baum von iVani Stammhöhe und 8o cm Kronendurchmesser,
dieser Baum wird allgemein bewundert und ist von hohem dekorativen Wert;
hauptsächlich im Sommer zur Ausschmückung der Rasenplätze und für nicht
zu warme Wintergärten.
Die Anzucht ist s() einfach, dass man mit leichter Mühe in z Jahren recht
schöne Kronenbäumchen haben kann, wenn man im Sommer auf ein recht
kräftig gedüngtes Beet ausgepflanzt. Im Frühjahr verschaffe man sich einige
Kopfstecklinge von Abutilon Thompsoni. oder sonst einer schnellwachsenden
Art; dieselben wachsen bekanntlich leicht,; im Sommer stelle man diese Steck-
linge zwischen hohen Pflanzen auf, damit dieselben immer suchen an das Licht
zu kommen; im Winter nehme man dieselben in ein temperiertes Haus und
nicht zu nahe an das Licht. Oft haben diese Stecklinge schon in einem Jahr
die gewünschte Höhe erreicht, und kann zur Veredelung geschritten werden,
welche durch Oculieren , Einspitzen oder Copulieren im Frühjahr bei ge-
spannter Luft leicht auszuführen ist. Am besten gelingt das Einspitzen, und,
setzt man gleich 2 Reihen an einen vStamm. so ist die Krone bald fertig. All-
mählich gewöhnt man diese Veredelungen an Luft und Licht, bis man dieselben
in das Freie bringen kann.
2. Clianthus puniceus.
Auch diese prächtige Kalthauspflanze lässt sich zu Hochstämmen heranziehen
und zwar ebenso leicht, wie Abutilon. nur mit dem Unterschied, dass man hier
Sämlinge benutzt, die möglichst weit vom Licht, in einem hohen luftigen Haus
aufgestellt werden, bis sie die gewünschte Höhe erreicht haben, worauf man
den Kopf behufs Kronenbildung herausschneidet. Im Sommer mit dem Topf,
Einiges über hochstämmige Kalthauspflanzen.
69
dem man eine gute Dränierung gegeben, eingegraben, und öfter mit Jauche be-
gossen, entwickeln sich die Clianthus zu Prachtbäumchen, welche hauptsächlich
im Frühjahr dicht mit ihren eigentümlichen Blumen geschmückt sind. Schneidet
man nach der Blüte etwas zurück, so blühen dieselben im Sommer nochmals.
Im Winter ist ein recht trockener, nicht über 4°R. warmer Stand das empfehlens-
werteste, auch sei man in dieser Zeit recht vorsichtig mit dem Giessen.
3. Cytisus Attleyanus.
Dieser Strauch ist ebenfalls eine recht zu empfehlende Pflanze, die sich
Abb. 20. Ricinus zanzibariensis, hellgrün mit -weisslichen Rippen.
Siehe S. 75.
gut zu Hochstämmen erziehen lässt, wenn man Stecklinge oder Sämlinge dazu
benutzt; beide lassen sich gut verwcnien, nur habe ich gefunden, dass Säm-
linge nicht so dankbar blühen.
Auch hier empfiehlt sich ein Auspflanzen und das Entfernen aller Neben-
triebe, wenn schnell das Ziel erreicht werden soll. Hat der Baum die ge-
wünschte Kronenhöhe erlangt, dann darl er nicht melir ausgepflanzt werden, sonst
wird die Krone beim jedesmaligen Eintopfen einen Teil ihrer Blätter werfen;
es ist daher zu empfehlen, ihn im Topf zu lassen und öfter zu jauchen.
70 Geschmackvolle Bindereien.
Man kann im zeitigen Frühjahr die Wintergärten damit schmüclven und
auch im Sommer den Garten, wo die hübschen gelben wohlriechenden Blumen
recht angenehm wirken.
4. Polygala grandis.
Polygala grandis ist ebenfalls als Hochstamm zu ziehen und da dieselbe
recht schnellwüchsig ist, so hat man auch hier in 3 Jahren schon recht hübsche
Bäumchen, hauptsächlich, wenn man die jungen Pflanzen recht dicht stellt,
damit eine die andere in die Höhe treibt. Wenn hoch genug, entspitzt man
und behandelt sie wie Clianthus, dann wird man bald für die gehabte Mühe
entschädigt, denn es entwickelt sich ein überaus reicher Flor vom Nachsommer
bis zum Frühling.
Villa Spindler (Gr. Tabarz), den 19. Januar 1894.
Geschmackvolle Bindereien von der Herbstausstellung des
Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Hierzu Abb. 16.
auf S. 721 der ,,Gartentlora" 1893 ausgesprochene Hoffnung, den
Lesern der Gartenflora nach imd nach die schönsten Bindereien A^on der
Herbstblumen-Ausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues 1893 in
Abbildungen A-orführen zu können, wird jetzt zum Teil erfüllt. Herr Photograph
Rudolphi hat wenigstens einige gute Aufnahmen trotz des trüben November-
Himmels erhalten und uns freundlichst dieselben überlassen.
Die Firma Georg Büxenstein & Co., Berlin, hat sich sodann die grösste Mühe
gegeben, diese Photographien in Zinkographie gut zur Darstellung zu bringen,
und so können Avir heute die ganz hervorragende Ausstellung der Firma Th.
Hübner, Berlin S., Prinzenstrasse 29, welche mit der grossen silbernen
Staatsmcdaille gekrönt wurde, veranschaulichen.
Es Avaren nur 3 Gegenstände, aber drei sehr grosse; ein Trauer-Schmuck,
eine vSpiegelausschmückung und ein Gegenstand zur silbernen Hochzeit, alle vor
einer mit schAvarzem Sammet bespannten Hinterwand aufgestellt.
I. Das Trauer-Arrangement bestand aus einem grossen Kranz schwarzer
Stiefmütterchen, über den sich ein Kreuz aus Aveissen Chrysanthemum
legte, oben befand sich eine Dekoration aus 5 Cycas- und 2 Phönix-Wedeln,
sowie Farne, unten ein riesiger Strauss Aveisser Camellien, Eucharis und Mai-
blumen, untermengt mit verschiedenem Grün: Plectogynen- und Pandanus-Blättern,
grossen BlechnumAvedeln. Cycas u. s. \v. Die beiden Blumendekorationen Avaren
durch einen schwarzen Flor verbunden, der unten in einer grossen Aveissen
Schleife endigte.
IL Das Hauptstück bildete die Spiegeldekoration: Ein grosser oA'aler
Rahmen, bezogen mit hellgrünem Peluche, auf einer gleichfarbigen Staffelei, war
in zierlichster Weise mit üppigen Rosenranken bekleidet, zu denen man die
Theerosensorten Marie van Houtte und Safrano nebst braunroten Mahonia-ßlättern
benutzt hatte. In der Mitte der Spiegelfläche befand sich ein grosser Strauss
aus Aveissen Camellien, Eucharis, weissen Lapagerien, Maiblumen, Aveissem
Sommerbepflanzung einer Teppichbeetgruppe.
71
Flieder und besonders zahlreichen und schönen ßlütenrispen der zarthell-
blauen Orchidee Vanda coerulea, die, wie wir annehmen, wohl von Herrn
F. Bluth, Steglitz, stammten. Als Bindegrün dienten einige weisse Plectogynen-
Blätter, gelbgefleckte Crotonblätter, zartgrüne Adiantumwedel und Asparagus plu-
mosus. Das ganze Arrangement war mit einem hellgrünen breiten Bande
garniert, das rechts unten eine Schleife bildete.
III. Das dritte Stück war eine Art Häuschen zur Silber-Hochzeit, aus
weisser Luffa; die Endstangen silbcr bronciert, unten eine Füllung von weissen
Chrysanthemum, darüber weisse Camellienranken, Tuberosen. Eucharis, weisser
Flieder, Maiblumen, Datura und andere weisse Blumen, durch Plectogynen-
blätter, Asparagus, Blechnum und hellgrüne Farne gehoben. Dagegen
schmückten das Dach nur Ranken aus Malmaison-Rosen mit weissem Tüll und
gleichem Band, sowie ein grosser Tuff versilberter Myrtensträusse mit Blüten
Abb. 21. Zurückdrehbares Blumenbrett von Mejer & Michael, Leipzig.
Siehe S. 79.
Sommerbepflanzung einer Teppichbeetgruppe.
Hierzu Abb. 17.
llmählich wird esZeit für den Herrschaftsgärtner, andie\'ermehrung seine!-
Ä^'^^ Teppichbeetpflanzen zu denken. Zumal, wenn er nur über mangelhafte
Häuser verfügt und, wie es leider so häufig vorkommt, dur('h tropfende Feuchtig-
keit die Zahl und Qualität seiner Vermehrungspflanzen gelitten hat. muss er bei
Zeiten die Vermehrung beginnen. In erster Linie hat er sich natürlich klar
darüber zu sein, was er braucht, und wie viele Pflanzen von jeder Sorte.
Manche Gärtner, besonders auf abseits gelegenen Orten und Gütern machen
sich die Sache leicht, indem sie alljährlich wiederkehrend dieselbe Bepflanzung
für dieselben Beetformen wiederholen; das ist ja sehr bequem, aber durchaus
nicht dazu angethan, dem Gärtner Ehre zu bringen, denn die Liebe zum Garten
und die Lust, für denselben Geldausgaben zu machen, muss bei den Herr-
schaften durch Hinweis auf neues und schönes und Bieten von solchem von
"72 Ein neuer Treibstrauch, Deutzia parvlflora Bunge.
Seiten des Gärtners stets rege erhalten werden. Nur dadurch ist er im Stande,
eine angenehme und angesehene Stellung bei seinen Arbeitgebern einzunehmen.
Das Selbsterfinden und Entwerfen von Anlagen und Teppichbeeten ist allerdings
nicht jedermanns Sache, aber die Litteratur giebt uns heute so viele Hilfs-
mittel an die Hand, dass wir nicht in Verlegenheit kommen. Wir legen den
Liebhabern und Gärtnern heute nur eine Probe vor aus dem trefflichen Werke
des Garten-Inspektors W. Hampel in Koppitz: Die moderne Teppichgärtnerei')
Die Formen sind einfach und gefällig. Die Bepflanzung lässt sich auf die ver-
schiedenste Art bewerkstelligen, je nachdem man blühende oder Blattpflanzen
vorzieht.
Wir geben hier die im genannten Werke vorgeschlagene wieder:
1. In der Mitte eine Vase oder Statue, umgeben von rotblumigen
Pelargonien oder roten Canna.
2. Gelbblättrige Pelargonien.
3. Rotblumige Knollenbegonien.
4. In der Mitte durch die Figur ein Streifen von Pelarg. Mad. Sallerey.
5. Iresine Wallisi.
6. Eine Reihe von Alternanthera paronyrhoides aurea.
7. Die schmale Rabatte Zwerg-Ageratum ..Cannes" Tr.
Ein neuer Treibstrauch, Deutzia parviflora Bunge.
Hierzu Abb. 18.
[ieser durch den botanischen Garten zu Petersburg und durch das
^ „Arnold Arboretum" zu Cambridge, Alass. in die deutschen Baumschulen
(Dr. Dieck und Späth) eingeführte, auch im botanischen Garten zu Darmstadt
vorhandene Strauch wurde wiederum von V. Lemoine c^ Sohn in Nancy 1891 in
Europa eingeführt und wird von diesen jetzt zum Treiben empfohlen.
Die nebenstellende Abbildung (S. 65) giebt ein getreues Bild; dieselbe wurde
nach einer von den Herren Lemoine & Sohn eingesandten Photograpliie einer zwei
Jahre im freien Lande stehenden Pflanze angefertigt.
Der Strauch ist etwa 1.5 m hoch, die Stengel sind kräftig, aufrecht, die Blätter
elliptisch oder lanzettlich, gezähnt und stark netzaderig, runzelig, beiderseits
dunkelgrün. Die im Juni erscheinenden Blüten sind weiss oder rahmfarben.
aufrecht, in Doldentrauben geordnet und erscheinen an den Augen der letzt-
jährigen Triebe, die sie beinahe von oben bis unten bedecken. Die Blumen-
blätter sind 5 an Zahl, rund, am Nagel verschmälert und horizontal stehend, die
Blüten oifen, so dass sie in ihrer doldenförmigen Anordnung an den Weiss-
dorn erinnern. Da Deutzia parviflora in Nancy den Winter 1892/93 vollständig
im Freien aushielt, während Deutzia crenata erfror, ist dieselbe eine angenehme
Erwerburg für unsere Gärten. Zudem lässt sie sich nach Lemoine ebenso leicht
treiben wie D. gracilis und blüht noch einige Tage früher als diese. Sie dürfte
sich demnach auch bald in unseren Treibhäusern einbürgern. Die Pflanze stammt
*) Berlin, bei Paul Parey. 4. Auflage 1893. Preis 6 Mark.
Obstbau. 73
aus Nordchina und dem Amurgebiet. Auf der grossen Ausstellung zu Gent
im April 1893 waren von Lemoine & Sohn ausser ihren gefüllten Fliedersorten
auch einige abgeschnittene Zweige der Deutzia parviflora in voller Blüte aus-
gestellt. Sie stammten von einem Frcilandexemplar. das im März eingetopft
und im Warmhause getrieben wurde. T.
Obstbau.
Bewährte Obstsorten in Schleswig-Holstein.
j|ine allgemein bekannte Erscheinung ist das Variieren des Obstes, nicht nur
_ hinsichtlich der Grösse und der äusseren Form, sondern vielmehr in der
Güte und Feinheit, welche hauptsächlich durch das Aroma bedingt wird. Von
Alters her sind einzelne Gegenden durch ihre hervorragenden Obstsorten
berühmt gewesen , was bei der früheren primitiven Handhabung des
Obstbaues seine Ursache in günstigen Klima- und Bodenverhältnissen hatte.
Von Schleswig-Holstein gilt dieses ja besonders von dem Gravensteiner Apfel,
der hier Avegen seiner Saftfülle imd seines Aromas einen weit verbreiteten Ruf
erlangte; von derselben Güte sind in hiesiger Provinz noch folgende Sorten:
Melonenapfel, Kaiserl. Tafel, Hirschfelds Grand Richard, weisser und rother
Wintertaubenapfel. Unvergleichlich schön entwickelt sich noch im östlichen
Holstein der gelbe Stettiner unter dem Spezialnamen Dresmer, und war dieser
in früheren Zeiten sehr begehrt als Exportapfel über die Ostsee; selbst der edelste
aller Aepfel, der weisse Winter-Calvill, gedeiht am Spalier im ganzen Küsten-
gebiet des Ostens so vorzüglich, dass selbst aus Frankreich bezogene Früchte
gegen hiesige zurückstehen.
In Birnen sind wir weniger hervorragend, denn die köstliche Sommer-
Beurre gris hat ihrer kurzen Dauer wegen nur als Lokalfrucht einigen
Wert, ist aber auch besonders edel; in neuer Zeit Imdet die Köstliche von
Charneu eine grosse Verbreitung und ersetzt uns halbwegs die hier nicht zur
besonderen Güte ausreifenden Winterbirnen, denn zu Weihnachten werden nocla
immer köstliche von Charneu angeboten. Letztere erlangt ihre volle Güte auch
nur in geschützten Lagen auf kräftigem Boden; auf leichtem Untergrund ist die
rucht rübenartig und stets rissig.
Dass wir auch in unserm feuchten Seeklima edle Pflaumen ziehen, die
eine unvergleichliche Saftfülle mit dem feinsten Aroma verbinden, dürfte weniger
bekannt sein. Selbiges hervorzuheben ist eigentlich der Hauptzweck dieser
Zeilen. Die Pflaumenkultur ist hier allerdings nur unbedeutend, denn eine
rationelle Verwertung existiert nur in der Ausfuhr von Reineclauden und
Zwetschen aus den südlichen Eibmarschen nach England, auch werden mitunter,
namentlich aus derProbstei, amKieler Hafen, halbreife Zwetschen dahin ausgeführt-
Vor Jahren machten mich schon süddeutsche Offiziere darauf aufmerksam,
dass hier geerntete Reineclauden weit saftreicher und edler seien als in den
südlicheren Rheinländern. Eine solche Anerkennung veranlasste mich zu einer
fortgesetzten Beobachtung, und ich habe gefunden, dass sämtliche Abarten der
Reineclaude, nicht nur in dem letzten ungewöhnlich heissen Sommer, welcher
für Pflaumen im allgemeinen als sehr günstig angesehen wird, sondern auch in
normalen Jahren sehr schön sich entwickeln und ihnen von Herrschaften ent-
schieden der Vorrang eingeräumt wird. Die Reifezeit beginnt allerdings bedeutend
74 Obstbau.
später, infolge dessen die Pflaumenzeit sich hier in denselben Sorten um
2 Wochen länger bewegt.
Ausser den genannten Sorten hat sich die von Amerika eingeführte
Ontario, eine gleichfalls Reineclaudenartige Damascene als sehr edel be-
währt. Auch der Czar und Sultan scheinen besonders empfehlenswert; regel-
mässig dankbar im Ertrag und vorzüglich in der Güte erscheinen Decaisne, Le
Combes Unvergleichliche nebst Jefferson; die ausserordentlich dankbare
Königin Victoria entwickelt sich nicht immer gleichmässig in der Güte. Alle
frühreifen Mirabellen-Sorten lassen sich gewiss auch hier zu konkurrenzfähigen
Konserven verarbeiten, wenn nur Gelegenheit dazu vorhanden wäre, denn in
Güte sind dieselben beachtenswert, namentlich die noch ganz neue seltene
Reine des Mirabeiles.
Mit Zwetschen steht es nicht so günstig; selbst die Hauszwetsche er-
reicht bei weitem nicht die Güte, wie in der benachbarten Provinz Hannover
und im Thüringischen, sogar die Eibmarschen in der Gegend von Glückstadt
ernten weit schönere Früchte als das nördlichere Schleswig - Holstein. Zum
allgemeinen Anbau ganz zu verwerfen ist bei uns die grösste aller Zwetschen.
Anna Späth, die sich nur in günstigen warmen Flussthälern halbwegs ausbildet,
und verkrüppelt erscheint, wenn wir dieselbe in Berlin ausstellen. Die viel-
empfohlene Bühlerthaler Frühzwetsche bleibt auch in der Grösse sehr zurück,
am empfehlenswertesten sind für das hiesige Klima Wangenheims und die
Jacobyzwetsche, letzter« eine alte Hannoversche Sorte, beide reifen regelmässig
gut aus, entbehren jedoch mehr oder weniger den eigentümlichen Zwetschen-
geschmack. An unserer Nordseeküste, in der Marsch, hat sich die Bamberger
Zwetsche als anbauwürdig erwiesen, indem selbige daselbst vorzügliche
Früchte zeitigt.
Alle im vorjährigen Sommer aus südlicheren Gegenden nach hier im-
portierten Damascenenartigen Pflaumen waren fahl und trocken, ohne Saft und
Aroma, jedenfalls eine Folge der anhaltenden Dürre; wir wurden jedocli in
unserm feuchten Seeklima durch die anhaltende Wärme begünstigt, denn Pflaumen
imd Zwetschen gediehen ungewöhnlich schön, nur schade, dass der reiche
Segen keinen entsprechenden Nutzen hatte: Verwertungsanstalten für derartige
Erzeugnisse giebt es nicht, die zu weit entfernt liegenden hätten allerdings
unsern Überfluss mit Nutzen verarbeitet, wenn solches bekannt gewesen wäre.
Wie weit zurück sind wir doch in einer rationellen Ausnutzung des Obstes?
In Äpfeln wird uns Amerika wohl stets überlegen bleiben, wenden wir
unsere Aufmerksamkeit mehr an Früchte, um die uns die Amerikaner beneiden.
Sagt doch der Deutsch-Amerikaner Semler in seinem Werk mit Recht: »Hätten
wir die deutschen Zwetschen, es wäre eine unversiegbare Goldquelle.«
Meine jahrelange Beobachtung berechtigt zu der Annahme, dass alle
saftreichen Früchte, für welche das hiesige Klima eine vollständige Reife
zulässt, ein ausgeprägt vorzügliches Aroma besitzen, sowohl Kern- wie Steinobst;
insonderheit ragen die Küstengegenden der Ostsee mit der Insel Alsen hervor,
während die Eibmarschen nebst der von der Nordsee begrenzten Marsch
meistens sehr grosse Früchte erzeugten; der sandige Mittelrücken ist bis jetzt
mit Obst noch wenig hervorgetreten, denn das Gebiet aller grösseren Aus-
stellungen Schleswig-Holsteins bildete einen vollständigen Kranz längs der
Elbe, Ost- und Nordsee. Kiel-Wik, G. Wo hl er.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
75
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Die neue Canna „Königin Charlotte".
Hierzu Abb. 19.
Eine Neuheit ersten Ranges, die sich
sozusagen im Fluge die Welt erobert,
ist die von dem berühmten Canna-
züchter Herrn Wilhelm Pfitzer. Stutt-
gart, in den Handel gegebene Canna
»Königin Charlotte«, die auch von der
Stauden - Firma Koll & vSonntag in
Hilden zu Originalpreisen abgegeben
^vird. Wenn schon die Canna »Ma-
dame Crozy« und die Plitzer'sche
»Germania« wegen ihres gelben Randes
Aufsehen erregten, so übertrifft die
»Königin Charlotte« sie doch beide
dadurch, dass der gelbe Rand viel
breiter ist. Dabei baut sich die
Pflanze hübsch gedrungen, ca. 80 bis
90 cm hoch; ihre breiten, an Bananen
erinnernden Blätter sind vom schönsten
Grün, mit stahlblauen Schimmer. Die
Blütentrauben ragen über dem Blatt-
werk hervor und bestehen aus grossen
Blumen" von sammtig - granatroter
Farbe, deren einzelne Blätter sehr
breit und mit leuchtend hellkanarien-
gelbem Rand versehen sind. Herr
Pfitzer hebt besonders hervor, dass
diese Sorte nicht variirt, wie z. B.
»Madame Croszy« und dass sie auch
im Winter im Warmhause ohne Unter-
brechung weiter blüht.
Herr Pfitzer hatte auch in Chicago
Canna-Sorten, besonders seine »Ger-
mania« ausgestellt (»Königin Char-
lotte« war damals noch nicht im
Handel), und hat dafür verdienter-
massen einen Preis erhalten. Er
schreibt uns darüber: »Der von mir für
Chicago gewählte Artikel »Canna«
hat sich dort als eine der besten Flor-
blumen bewährt, was ich besonders
an den Bestellungen auf meine neue
Canna »Königin Charlotte« sehe. Alle
grösseren amerikanischen Häuser haben
davon erhalten.*) Was aber besonders
bemerkenswert, ist, dass fast alle
grösseren Lyoner Handelsgärtner da-
von hübsche Posten bezogen und ich
von einem der ersten, Herrn Comtc,
dem ich im September 1893 ^i^c
Pflanze schickte, ein grosses An-
erkennungsschreiben erhielt.« L.W.
Neuheiten von Samen für 1894 von Haage &
Schmidt, Kunst- und Handelsgärtner in Erfurt.
Hierzu Abb. 20, 22, 23.
(Schluss).
Ricinus zanzibariensis. O Eine
der wertvollsten Einführungen dieser
Saison, Blatt- und Dekorationspflanze
ersten Ranges. Nachdem wir uns be-
reits im Frühjahr von Zanzibar, Ost-
afrika, Samen einiger dort heimischen
Ricinus-Sorten senden Hessen, bot sich
uns inzwischen reichlich Gelegenheit,
in unserem Klima Proben damit an-
zustellen. Wir erzielten trotz des un-
günstigen Sommers die glänzendsten
Resultate, da die Pflanzen sich ausser-
ordentlich üppig entwickelten, und die
Blätter eine ungeahnte Grösse er-
reichten. Unbestreitbar übertrifft diese
Einführung an Schönheit und Eigenart
alle bis jetzt in Cultur befindlichen
Spezies und Varietäten, und sie jetzt
j dem Flandel übergebend, glauben wir
annehmen zu können, dass damit die
Bahn geebnet ist, auf der diese neue
Klasse die älteren wahrscheinlich nach
und nach verdrängen wird. Auch die
vSamen sind in Form und Färbung von
denen der älteren Sorten gänzlich ver-
schieden und erscheinen in Ansehung
ihrer Grösse und Farbenpracht für
^') In der That widerstehen Canna und Pe-
largonien in den Vereinigten Staaten am besten
der ausserordentlichen Hitze und werden daher
überall angepflanzt.
76
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Samensammlungen und zu Nipp-
sachen verwendet, besonders wertvoll.
Die Blätter der hier neu angebotenen
Sorte, welche am leichtesten mit denen
einer riesigen Aralia Sieboldi ver-
glichen werden können, sind 70 bis
80 cm breit und von hellgrünem Co-
lorit mit weisslichen Rippen; hellgrün
sind auch der Stamm, die Stengel der
Seitenzweige und die Früchte; die
Färbung der Samen ist ein schönes
gesprenkeltes Carminrot auf rötlich
weissem Grund.
Die nachstehend offerierten drei neuen
Sorten weisen andere Färbungen der
Abb. 22. Torenia Fournieri grandiflora
coelestina, weiss mit hellblauen Flecken.
ßelaubung aut; in Bezug auf Schönheit
und Grössenverhältnisse aber stehen
sie der ersten Sorte durchaus eben-
bürtig zur Seite.
Ricinus zanzibariensis macu-
latus. O Wie erwähnt, nebst den nach-
stehenden Sorten in Schönheit und
Grösse der vorhergehenden gleich,
zeigen die jungen Blätter eine kupfrig-
bronze Farbe, die in Dunkelgrün mit
rötlichen Rippen übergeht. Stamm und
Seitenzweige sind kupferbraun, die
Samen weiss, braun gefleckt.
Ricinus zanzibariensis cineras-
cens. O Die ebenfalls riesigen Blätter
zeigen im jungen Zustande eine purpur-
braune Färbung, die später in ein
schönes Dunlvclgrün mit hellen Rippen
übergeht, Stamm bräunlichrot; Samen
grau, Schwarzpurpur gesprenkelt.
Ricinus zanzibariensis niger. O
Die auch dieser Varietät eigentümliche,
durch ihre Grössenverhältnisse auf-
fallende Belaubung zeigt sich hier
bronze in Dunkelgrün übergehend,
während die RijDpen rötlich damit kon-
trastieren, und die Stengel sich hell-
braun mit grauem Schein abheben.
Die Samen sind schwarz.
Ricinus zanzibariensis ge-
Abb. 2;). Verbascum Wiedemunnianum.
blau.
mischt. O Hiermit bieten wir eine
Mischung" vorstehender vier Sorten.
Torenia Fournieri grandiflora
coelestina. O Reizende Abart dieser
schönen Annuelle, von lieblicher Fär-
bung. Blumen weiss mit hellazur-
blauen Flecken. Sehr empfehlenswert
für Toptlvultur und Gruppen.
\'^ e r b a s c u m W i e d e m a n n i a n u m .
% Neue prachtvolle Species aus Kur-
distan in Kleinasien. Die in Rosetten-
form erscheinenden Blätter sind grün
und stark geädert, die etwas wolligen
Blütenstengel erreichen eine Höhe von
ca. 80 cm, sind candelaberartig ver-
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
77
zweigt und sehr reich mit 3V2 bis 4 cm
grossen, in indigoblauer bis lilla-
violetter Färbung erscheinenden
Blumen besetzt. Der Wuchs der Pflanze
ist gedrungener als bei Verbascum
phoeniceum, sie ist deshalb für Blüten-
Gruppen sehr schön.
Phalaenopsis fugax Kränzlin n. sp.
Eine sehr eigentümliche Orchidee,
deren verwandtschaftliche Beziehungen
zu anderen Arten der Gattung bisjetzt
noch wenig bekannt sind. Die weiss-
lichen oder blassgelben Blumen öffnen
sich gegen 9 Uhr morgens, um schon
um 2 oder 3 Uhr nachmittags desselben
Tages zu welken anzufangen. Diese
in der That bei einer Phalaenopsis
höchst auffällige Erscheinung ist in
zwei auf einander folgenden Jahren
von Herrn White bei Sir Trevor Law-
rence beobachtet worden. Doch noch
durch ein anderes Merkmal zeichnet
sich diese Art aus,^ — der mittlere Lappen
ihrer Lippe ist in einen kugeligen
hohlen Körper zusammengezogen, der
an der Spitze gefurcht ist und nach
vorne einen stumpfen, zugespitzten
Sporn trägt.
Gard. Chron. 1893, II. 360.
Spiraea Bumalda „Anthony Waterer'.
Spiraea Bumalda stammt von Japan
und ist wahrscheinlich eine Form von
S. japonica, alias callosa, alias
Fortunei. Die hier besprochene V'arie-
tät zeichnet sich durch ihren äusserst
zwergigen Habitus, namentlich aber
durch die tief rosarote Farbe ihrer
Blumen aus. Auf Steingruppen, am
Rande von Gebüschgruppen sehr wert-
voll. (Blüht ausserdem bis spät in den
Herbst hinein).
Gard. Chron. 1893, II, 365, f. 57.
Dischidia Rafflesiana.
Eine höchst interessante Schlauch-
pflanze aus der Familie der Ascle-
piadeen, die sich schon in Wallich's
»Plantae Asiaticae Rariores« abgebildet
findet. In ihrem Vaterlande, Borneo
und Java, tritt sie als Epiphyt auf. Die
Einführung der lebenden Pflanze nach
den Kew-Gärten verdankt man Dr.Treub,
dem Direktor des botanischen Gartens
in Buitenzorg. Die Krüge werden auf
kurzen seitlichen Trieben getragen,
zahlreiche Adventivwurzeln entspringen
am Grunde derselben und tauchen in
ihre Höhlungen ein. Der Krug ist ein
modifiziertes Blatt, dessen innere Fläche
mit der unteren eines gewöhnlichen
Blattes übereinstimmt. Beccari meint
dass diese Krüge den Ameisen als
Herberge dienen, von Delpino wurde
die Ansicht aufgestellt, dass sie als
Insektenfänger dienen. Treub glaubt
dagegen, dass sie dazu bestimmt sind,
Regenwasser aufzufangen und zu be-
wahren.
Gard. Chron. 1893, II, 368. f. 58.
Casimiroa edulis.
Ein kleiner Baum aus der Familie
der Rutaceae-Aurantiaceae, im nord-
westlichen Mexiko zu Hause. Wohl
zum ersten Mal hat jetzt dieser Baum
in Europa Frucht getragen und zwar
in dem Garten des Herrn Hanbury in
La Mortola bei Ventimiglia. In der
Form erinnert diese Frucht an jene
von Diospyros Kaki, ist aber von
gelber Farbe und misst 5 cm im Durch-
messer. Die Frucht wird gegessen,
doch soll ihr Genuss Schlaf herbei-
führen, von den Samen heisst es, dass
sie giftig sind.
Gard. Chron. 1893, II, 393, f. 63.
Kniphofia pauciflora X Macowani.
Eine hübsche, in Kew gezüchtete
Hybride von zwergigem Habitus. Die
zwei Arten stehen sich nicht sehr nahe
und da diese Hybride gerade die Mitte
zwischen beiden hält, so ist sie sehr
78
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
charakteristisch und vom gärtnerischen
Standpunkte aus empfehlenswert.
Gard. Chron. 1893, ^I? 424-
Rhododendron Falconeri var. eximia.
Eline fleischfarbig blühende Varietät
dieser prachtvollen Art, welche be-
kanntlich zu den härtesten Rhodo-
dendren des Sikkim-Himalaya gehört.
Botanical Magazine f. 7317.
Dolichos simplioifolia.
Eine sehr eigentümliche Bohne vom
tropischen Afrika; sie hat grosse
fleischige Wurzelstöcke, aus welchen
lange dünne Triebe hervorbrechen.
Die schmalen lanzettlichen Blätter
zeigen die endständigen Blättchen eines
zusammengesetzten Blattes, von wel-
chemi aber die seitenständigen nicht
entwickelt sind.
Bot. Mag. f. 7318.
Cypripedium montanum.
Eine kalifornische Art, welche sich
von C. pubescens namentlich dadurch
unterscheidet, dass ihre Lippe weiss
und nicht gelb ist.
Bot. Mag. f. 7319.
Tillandsia microxiphion.
Diese neue Bromeliacee wurde durch
Ed. Andre in Montevideo entdeckt
und von da eingeführt. In ihren viel
kürzeren Blättern weicht sie von
T. stricta ab. Die Blumen sind blau.
Bot. Mag. f. 7320.
Phalaenopsis tetraspis.
Mit P. speciosa nahe verwandt, von
dieser unterschieden in den Lappen
und Anhängseln der Lippe.
Bot. A'Iag. f. 7321.
Cymbidium grandiflorum var. punctatum.
Diese schöne Pflanze stammt vom
Ilimalaya, wo sie in Höhen zwischen
5000 und 7500 F. auftritt. Die 2 Fuss
langen und 1 bis 1V2Z0II breiten Blätter
sind an ihrem scheidigen Grunde blass
und glänzend grün gestreift. Die 5 bis 7
Zoll am Durchmesser haltenden Blüten
zeigen auf grüner Grundfarbe dunkel
purpurne Flecken. Auch die glänzend
gelbe Lippe ist purpurn punktiert.
Lindenia, Septemberheft.
Odontoglossum Triomphe de Rambouillet.
Eine prachtvolle Form von natürlichen
Hybriden, die mit O. crispum verwandt
sind. Auf rosafarbenem Grunde treten
grosse purpurne Flecken hervor.
Lindenia, Septemberheft.
Galeandra Claesll.
Die Pseudobulben dieser Art sind
ungemein dünn, 10 bis 18 Zoll lang,
cylindrisch. Ihnen wie auch den
Blättern ist eine bläulich-grüne Färbung
eigen. Kelch- und Blumenblätter
weinj)urpurn, Lippe ebenso, nur nach
dem Sporn hin gelblich-grün.
Lindenia, Septemberheft.
Cymbidium Lowianum var. superbissimum.
Durch die kupferig purpurrote Fär-
bung des vorderen Teils der Lippe
eine ausgezeichnete Varietät.
Lindenia, Septemberheft.
Eine neue Beerenobstpflanze.
Durch "\'ermittelung des Herrn Hof-
gartendirektor Vetter sind mir von
Herrn Hofgärtner Hoppe im Neuen
Garten bei Potsdam eine Partie
reifer Früchte der Actinidia Kolomikta*)
! zugeschickt worden, und ist meine Be-
I geisterung für diese Pflanze der Zukunft,
welche ich schon damals hegte, als
ich vor 5 Jahren das erste I\fal sie
am Orangenhaus daselbst, reich mit
Früchten bedeckt, sah, jetzt noch be-
deutend erhöht worden. Es ist mir
unbegreiflich, wie diese Pflanze, die
doch schon viele Jahre in Europa be-
"j Mandschurischer Strahlengriffel.
Kleinere Mitteilungen.
79
kannt ist, noch nicht infolge ihrer
wirtschaftlichen Bedeutung weitere
Verbreitung gefunden hat. Die Acti-
nidia ist eine hoch ranl^ende, rasch
wachsende Schlingpflanze, mit hüb-
schem Laub, dabei völlig winterhart,
die Blüten sind unscheinbare weisse
Rispen, die Früchte, in Grösse. Farbe
und Geschmack der Stachelbeere ähn-
lich, werden reif, wenn ein Frost über
sie gegangen ist, dann sind sie ausser-
ordentlich süss . wohlschmeckend und
haben ein nach Ananas duftendes
Aroma. Habe ich auch, um die
kleinen Körnchen zum Anbau zu ge-
winnen, noch keine Gelegenheit ge-
habt, sie auf ihre Verwendbarkeit zu
prüfen, so bin ich doch der festen
Ueberzeugung, dass sie für Compot,
Gelee und Weinbereitung, wie die
Stachel- und anderen Beeren, sich vor-
trefflich eignen, ja vielleicht diese an
Wohlgeschmack noch übertreffen. Die
Tragbarkeit ist, wie ich mich selbst
überzeugte, eine ausserordentlich
grosse. Ich nannte die Actinidia eine
Pflanze der Zukunft und bin fest über-
zeugt, dass sie ihren Weg durch ganz
Mittel- und Südeuropa nehmen wird,
wenn sie erst mehr bekannt ist; ich
habe schon in Baden eine grosse An-
zahl junger Pflanzen an Gärtner und
Gartenfreunde abgegeben, werde auch
eine Partie des erhaltenen Samens
an Herrn Beissner zur Verteilung an
die Mitglieder derDendrologischen Ge-
sellschaft schicken, und auf alle Weise
für ihre Verbreitung Sorge tragen,
wozu diese Zeilen gleichfalls dienen
sollen.
Karlsruhe.
Graebener.
Kleinere Mitteilungen.
Zuriickdrehbares Blumenbrett
von Mejer & Michael, Leipzig.
Hierzu Abb. 21.
Die FirmaMejer&Alichael. Leipzig,
Theaterplatz i, fertigt einfache und
reich ausgestattete Blumenbretter,
welche sich für alle Orte empfehlen,
in denen es Sitte ist, die Fenster nach
innen schlagen zu lassen. Man braucht
dann die Blumentöpfe am Fenster nicht
wegzunehmen, wenn man das Fenster
öffnen will, da auch das Blumenbrett
nach innen zurückgedreht wird. Das
Blumenbrett wird mit Haken, die eine
Öse haben, in der .Seitenwand des
Fensters befestigt und am freien Ende
durch eine schräge Stange getragen,
die ebenfalls in der Wand drehbar ist.
Schon auf der Ausstellung in Leipzig
1893 machten diese Blumenbretter ver-
dientes Aufsehen, ebenso in der Ver-
sammlung des Vereins zur Beförderuns;
des Gartenbaues in den preussischen
Staaten am 26. Oktober zu Berlin. Nach
Herrn Dr. Dammer tragen sie selbst
grössere Pflanzen gut, für Berlin liefert
die Firma stärkere Haken. — Sie sind
schon in vielen Eisenwaarenhandlungen
zu haben und ihre Zweckmässigkeit ist
so anerkannt, dass sie bereits in grossen
Mengen nach dem Auslande gehen.
Die städtische Park- und Gartenverwaltung in
Berlin im Jahre 1891.
Die Veränderungen in den städtischen
Parkanlagen*) beschränkten sich nach
dem »Stat. Jahrbuch der Stadt Berlin.
18. Jahrg.« für das Jahr 1891 auf die
Fortführung der begonnenen Ver-
schönerungsanlagen und auf die Be-
einträchtigung einiger Anlagen durch
*) Vergl. Gartenflora 1893, S. 318.
80
Kleinere Mitteilungen.
Eisenbahn- und Kirchenbauten. — Die
Baumschulen hatten am Jahresschluss
einen Bestand von 2759517 Stück;
86 710 Stück Bäume und Sträucher
sind im Laufe des Jahres für die
städtischen Anlagen abgegeben im
Werte von 72761 M. — Neuan-
pflanzungen von Bäumen wurden in
13 Strassen angelegt. Drei Plätze er-
hielten Schmuckanlagen, zwölf Schulen
neue oder verbesserte gärtnerische
Anlagen. — Die Pflanzenbestände der
Gewächshäuser enthielten im Sommer
1891: 38642 Stück, sie lieferten zur
Ausschmückung der Schmuckplätze,
Schulhöfe, Turnplätze und "Hospitäler
83 836 Stück Pflanzen im Werte von
21 973 M.
Die Obsternte von den Alleebäumen
der Rieselgüter war in Osdorf für
1150 M., in Falkenberg für 850 M. ver-
pachtet (gegen 1130 bezw. 600 M. im
Vorjahre).
Am 31. März 1892 Ovaren in den
Alleen der Rieselgüter 80 847 Obst-
bäume und 4977 Wildbäume, in den
Baumschulen 109310 Obstbäume und
120000 Wildlinge vorhanden, deren
Gesamtwert auf 415 366 M. geschätzt
wurde. E. M.
Pteris arguta, ein vorzügliches Farn für Wolin-
zimmer.
Ein vorzügliches Farn für Wohn-
zimmer ist Pteris arguta. Es steht ein
Exemplar seit dem 21. Oktober in
meinem Arbeitszimmer in der Land-
wirtschaftlichen Hochschule, in wel-
chem infolge der Luftheizung eine
äusserst trockene, oft sehr warme Luft
herrscht. Trotzdem wächst die Pflanze
so freudig, dass sie neulich selbst das
Interesse der Ausschussmitglieder des
Vereins zur Beförderung des Garten-
baues erregte. L. W.
Eine Rieseneiche,
die bezüglich ihrer Grössendimensionen
im vergangenen Jahre das Interesse
höherer Forstbeamten auf sich lenkte,
befindet sich auf der Feldmark des
Gutsbesitzers M. im Kreise Pillkallen.
Die »Kgsb. Allg. Ztg.« berichtet hier-
über: Die seitens der betreffenden Be-
amten vorgenommenen Messungen des
Baumes ergaben einen Umfang von
25 Fuss am unteren Stammende, sowie
eine Höhe von etwa 90 Fuss; das Alter
schätzte man auf etwa 1000 Jahre. In
jedem Frühjahre schmückt sich dieser
Baumgigant noch stets mit frischem,
üppigem Blätterschmucke, durch den
weder Regen noch Schnee fällt, wie
die alten Preussen einst von dem
dichten Laubschmucke ihres alten
Heiligtums zu Kornowe sagen konnten.
Übrigens weist dieses Wahrzeichen
aus grauer Ahnenzeit durchweg kern-
gesundes Holz auf; zwei von dem alten
Baume im vorigen Jahre zum Bau einer
Windmühle entnommene Äste lieferten
sämtliches für dieselbe erforderliche
Material anEichenholz. Charakteristisch
ist es. dass der Grossvater des zeitigen
Besitzers, welcher im Alter von 108
Jahren starb, erklärte, dass der Riesen-
baum bereits zu Anfang dieses Jahr-
hunderts dieselben Grössendimensionen
wie gegenwärtig aufgewiesen habe. In
den dichten Zweigen des Eichenbaumes
befindet sich, so lange menschliche
Erinnerung zurückreicht, ein Storchnest.
Nach dem Ausspruch der Forstbeamten
lässt sich nur eine Eiche zu Cadienen
bei Elbing mit der in Rede stehenden
bezüglich des kolossalen Wuchses ver-
gleichen.
Nach dem Berichte des französischen
Akademikers Chambrelent hat Frank-
reich, und im besonderen die Gironde,
in diesem ganzen Jahrhundert
keine so o^ute Weinernte gehabt.
Litteratur.
il
wie im Jahre 1893. Die Reife
trat in diesem Jahre früher ein als
jemals zuvor während dieses ganzen
Jahrhunderts. Zumeist findet die Wein-
lese in der zweiten Septemberhälfte
statt; zehn Jahre sind verzeichnet, wo
sie schon in der ersten Hälfte dieses
Monats, aber nur eins, wo sie bereits
im August abgehalten werden konnte.
Dies war am 31. August 1822. Im
Jahre 1893 hat die Weinlese noch volle
acht Tage früher, am 24. August, statt-
gefunden. Auch hinsichtlich der Quali-
tät, die mit der Quantität Hand in Hand
zu gehen pflegt, war die diesjährige
Weinernte eine der besten. Das nach
Qualität und Quantität beste Jahr war
bisher das von 1875. Damals wurden
geerntet 4 500 000 hl auf einer Ober-
fläche von 175000 ha, also 25,70 hl
auf einen ha. Im laufenden Jahre
betrug die Ernte dagegen 5 500 000 hl
auf 160000 ha, also 34.35 hl auf einen ha.
Die Geltungsdauer des im Jahre 1889
zwischen Grossbritannien und Bulgarien
abgeschlossenen und bereits zweimal
verlängerten Handelsabkommens ist
erneut bis zum 31. Dezember (alten
Stils) 1894 ausgedehnt worden. Die
Vorteile dieses Abkommens, welcher
für die britische Einfuhr nach Bulgarien
einen allgemeinen achtprozentigen
Wertzoll festsetzt, finden während
seiner weiteren Gültigkeitsdauer auf
Grund der Meistbegünstigung auch für
die deutsche Einfuhr ferner An-
wenduno-.
Litteratur.
„Der Gartenbau im Deutschen Reiche^'
Adressbuch handelsgärtnerischer Fir-
men, Gartenbauvereine etc. Heraus-
gegeben von F. J. M. Plumpe, K.Hof-
lieferant. 4. verm. u. verb. Auflage.
Berlin 1893. — Preis 4 Mk.
Das auf35oSeiten über 12 000 Adressen
enthaltende Handbuch hat seit der
letzten Auflage vom Jahre 1888 eine
wesentliche Bereicherung erfahren und
trotzdem an Uebersicht gewonnen.
Letztere beruht darin, dass die ein-
zelnen Ortsangaben klarer von einan-
der gesondert sind und am Schlüsse
des Buches in alphabetischer Reihen-
folge einen schnellen Ueberblick er-
möglichen, sowie darin, dass die ein-
zelnen Firmen in fetter Schrift vor-
gedruckt sind, und so das Aufsuchen
bedeutend erleichtert wird.
Die Bereicherung besteht einmal
darin, dass in der 4. Auflage über 5000
Firmen mehr enthalten sind, als in der
aus dem Jahre 1888 stammenden, ausser-
dem, dass gegen 430 Gartenbauvereine
hier Aufnahme gefunden haben. Es
zählt daher die 4. Auflage über 100
Seiten mehr als die 3. Auflage.
Die Ordnung des Adressbuches ist
ausser der Einschaltung eines alpha-
betischen Ortsverzeichnisses dieselbe
wie in der vorigen Auflage geblieben.
Aus dem Allem geht hervor, welchen
ausserordentlichen Zuwachs das Gebiet
des Gartenbaues im Deutschen Reiche
in den letzten 5 Jahren erfahren und
wie dementsprechend die gärtnerische
Thätigkeit ganz bedeutend an Umfang
gewonnen hat.
Wenn der Herausgeber des Buches
etwaige Ungenauigkeiten. Fehler etc.
der Adressen daraufhin entschuldigend
begründet, dass er bei dem Einsammeln
derselben in den Fachkreisen viel-
fach auf Widerstand bezw. völliges
Ignorieren gestossen sei, so ist das eine
schwerwiegende Anklage gegen den
Geschäftsgeist der Gärtner im allge-
82
Litteratur.
meinen und trägt jedenfalls nicht dazu
bei, das Ansehen dieses Standes nach
aussen hin zu erhöhen!
Wollte man an dem Buche etwas
tadeln, so wäre es nur in der Be-
ziehung, dass hier und da Adressen
von Firmen künstlicher Blumen und
Blätter aufgenommen sind, ein Betrieb,
der das gärtnerische Gewerbe direkt
beeinträchtigt. (Die Betreffenden sind
meist auch Gärtner. Red.).
Zu loben ist an dem Buche die Ge-
nauigkeit der Adressen, die Aufführung
nurthatsächlich existierender Geschäfte,
die nähere Angabe des speziellen Be-
triebes und kaufmännisch richtige Be-
merkungen in möglichst knapper Form.
Wir können daher den Bezug eines
Buches, wie Avir in Deutschland kein
zweites in dieser Beziehung brauch-
bares besitzen, nur gewissenhaft
empfehlen. H.
Der Chilisalpeter und die Zukunft der Salpeter-
industrie.
Von Dr. H. Polakowsky. Heraus-
gegeben vom Direktorium der Land-
wirtsch. Hauptgenossenschaft zu Berlin.
Berlin, Kommissions-^'erlag G. S c h uhr ,
1893. —
Verfasser bezweckt die Aufmerksam-
keit der Consumenten des Chilisalpeters
auf die Zukunft und voraussichtliche
mächtige und baldige Entwicklung der
Salpeter-Industrie zu lenken. Es Avird
in der A^orliegenden Schrift die Ent-
stehung, Geschichte, Entwicklung und
Zukunft der Salpeter-Industrie im nörd-
lichen Chili in interessanter Weise ge-
schildert. Diese »Salpeterfrage« muss,
wie im Vorwort treffend bemerkt wird,
nicht nur den deutschen und europä-
ischen Landwirt interessieren, sondern
— alle Menschen, Avelche Brot essen.
Der Inhalt des Broschüre ist im
Wesentlichen folgender:
I. Zur Geschichte und Geographie
der Salpcterlager.
II. Wie lange Averden die Salpeter-
lager für den stets Avachsenden
Konsum genügen?
III. Der Verbrauch und die Agitation
zur Vergrösserung desselben.
IV. Das englische Salpeter-Monopol
und die Mittel zu seiner Bekämpfung.
V. Der Preis des Chilisalpeters.
VI. Das schAvefelsaure Ammoniak.
Statistische Nachträge. Die. Ent-
stehung der Salpeterlager. Chi-
lenische Salpeterindustrie.
Das kleine Werk bietet A'iel Inter-
essantes und sei daher bestens em-
pfohlen. Dr. R. Otto.
Katechismus der Rosenzucht
A^on P. Lambert. — Im Verlage A-on
J. J. Weber in Leipzig ist in zAveiter
verbesserter und vermehrter Auflage
der Katechismus der Rosenzucht A'on
Hermann Jäger , bearbeitet A'^on
P. Lambert, mit 70 im Texte ge-
druckten Abbildungen erschienen.
Der Name des Bearbeiters giebt dem
Buche schon den empfehlenden Be-
gleitschein auf den Weg. — Der Ka-
techismus der Rosenzucht umfasst eine
A^ollständige Anleitung über Rosen-
zucht. Behandlung und Verwendung
der Rosen im Lande und in Töpfen.
Die A'erschiedenen Arten, Mischlinge,
Hybriden sind in ausführlicher Weise
beschrieben; auch die Terminologie
in fasslicher Weise klar gelegt, ebenso
die Vermehrung und Anpflanzung der
Rosen. Die 70 Abbildungen zeugen
von dem eigehendstcn praktischen
Studium des Bearbeiters.
Der zAveite Teil des Katechismus der
Rosenzucht i:mfasst die Kultur im freien
Lande, der dritte Teil beschreibt die
Kultur der Rosen in Töpfen, und bieten
beide Laien Avie Gärtnern einen guten
Wegweiser.
Der Aäerte Teil giebt Anleitung zum
Treiben der Rosen, und Avenn auch
Ausstellungen und Kongresse. — Gewerbliche Angelegenheiten.
83
nicht alle Anweisungen nach dem
Buche von dem Gärtner so ausgeführt
werden können, so wird er durch Auf-
merksamkeit und Intelligenz das Beste
herauszufinden wissen.
Der fünfte Teil behandelt die An-
lage des Rosengartens.
Sechster Teil. Die Ilybridisierung
der Rosen, Erzeugung neuer aus Samen.
Die Erzeugung neuer Sorten ist eine
der interessantesten , wenn auch
schwierigsten Arbeiten und sie ge-
währt die Aussicht, sich einen Gedenk-
stein in der Rosen -Rangliste zu er-
ringen.
Der siebente Teil zählt uns die Feinde
und Krankheiten der Rosen und ihre
Verhütung vor.
Achter Teil. Auswahl vorzüglicher
Rosen. Ich bemerke hier: »Prüfet
Alles, und das Beste behaltet«, denn es
wird wohl nie eine vollkommene
Übereinstimmung bezüglich der Sorten
zustande kommen, weil Ort, Boden
und klimatische Verhältnisse den
grossten Einfluss auf das Gedeihen der
Rosen ausüben.
Der neunte Teil beschreibt die
schönsten Rosen aller Arten. Nach
dieser ausführlichen Beschreibung wird
der Laie wäe der Gärtner eine viel
sicherere Auwahl treffen können, als
nach manchen Rosen - Verzeichnissen,
weil in diesen oft die hochtönenden
Namen mit grossen Geldopfern bezahlt
werden müssen.
Hiernach kann ich den Laien wie
den Gärtnern den Katechismus der
Rosenzucht, der in bequemem Taschen-
format gebunden ist, bestens empfehlen.
Lichtenberg b. Berlin. A. Drawiel.
Ausstellungen und Kongresse.
In Ratibor (Schlesien), fand eine
sehr gut gelungene Chrysanthemum-
Ausstellung statt. Auch die Freiherr-
lich Rothschild'sche Gärtnerei auf der
hohen Warte bei Wien hatte dazu
Blumen von der Grösse eines Kinder-
kopfes geschickt. Sehr zahlreich w^aren
die Bindereien und meist sehr ge-
schmackvoll. Yicl Interesse erregten
ganze Zweige reifer Himbeeren vom
Kunst- und Handelsgärtner Gottfried
Arlt in Altendorf.
Lemberg. Die für das Jahr 1894 zu ver-
anstaltende Allgemeine Landes -Aus-
stellung in Lemberg (Galizien-Öster-
reich) wird im Frühjahre (April, Mai)
1894 eine grössere Anzahl Zierpflanzen
in Kübeln und insbesondere grössere
Laurus Exemplare (luigelförmig und
pyramidal) zur Verzierung des über
20 ha messenden Ausstellungsplatzes
brauchen. Es wäre nun für die dor-
tigen deutschen Gartenetablissements
vielleicht erwünscht, eine gewisse An-
zahl solcher Zierpflanzen zu liefern und
wolle man sich deshalb an die
»Ausstellungs - Direktion in Lemberg«
wenden.
Gewerbliche Angelegenheiten.
pflanzen Stäbe für Blumentöpfe
nach der Konstruktion von G. Krüger
in Stettin werden aus einem dünn-
wandigen Metallrohr gebildet, welches
unten quer in mehrere Arme ausläuft,
welche mit ihren federnden Enden über
84
Aus den Vereinen.
den Rand des Blumentopfes greifen
und so die Stütze tragen, ohne dass
diese mit der Erde in Berührung
kommt. Der hohle Stab endigt oben
in einen Trichter oder eine Halbkugel,
in welche Wasser eingegossen wird,
welches sich in die ebenfalls hohlen
unteren Ansätze ergiesst und aus
feinen (jffnungen derselben austritt.
so dass die Erde gleichmässig benetzt
wird. (Mitgeteilt vom Patent- und
technischen Bureau von Richard Lüders
in Görlitz.)
Aus den Vereinen.
Breslau. Der schlesische Central-
Verein für Gärtner und Gartenfreunde
hielt seine Versammlung am 17. Jan. im
Restaurant „Zum Tauentzien" Breslau ab.
Berlin. Auf ^^eranlassung des Herrn
Inspektor Dressler versammelten sich
am 18. Januar in den Germaniasälen zu
Berlin eine Anzahl Mitglieder des Ver-
eins zur Beförderung des Gartenbaues
mit ihren Damen, um den Jahre lang
gehegten Wunsch, einmal gemütlich zu
einem Tanzkränzchen zusammen zu
kommen, auszuführen. Das Fest war
von ca. 120 Personen, darunter auch
sämtliche Vorstandsmitglieder, be-
sucht und ward Herrn Dressler durch
Herrn Garten-Inspektor Perring der
wärmste Dank für das so vorzügliche
Gelingen , zu dem auch der Schatz-
meister durch seine Ueberraschungen
nicht wenig beigetragen, ausgesprochen.
— Des beschränkten Raumes wegen
hatten manche leider abgewiesen
werden müssen.
Berlin. Der Gartenbauverein Anger-
münde hat den Vorstand des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues in
den preussischen Staaten ersucht,
eine Petition an den Regierungs-
präsidenten in Potsdam betreffs Erlass
einer Polizeiverordnung zum Sammeln
der Maikäfer zu unterstützen. Der Vor-
stand ist nach Anhörung der Ausschüsse
dem nachgekommen und hat ausserdem
eine Abschrift der Petition an den
Oberpräsidenten gesandt, mit der Bitte,
die Verordnung auf die ganze Provinz
Brandenburg auszudehnen. Der letztere
hat bereits geantwortet, leider ab-
lehnend, indem er bemerkt, dass er
dem märkischen P'orstverein auf einen
ähnlichen Antrag erwidert habe, es
erscheine nach Ansicht fast sämt-
licher darüber gehörter Behörden eine
derartige Polizeiverordnung kaum kon-
trolierbar und lasse sich dasselbe auch
auf anderem Wege erreichen. So habe
sich namentlich die Bekanntmachung
des Herrn Regierungs-Präsidenten in
Frankfurt a. O. vom 5. Mai 1888 (Extra-
blatt zum Amtsblatt Stück 18) in der
Praxis gut bewährt. — Wir werden
uns diese Bekanntmachung zu ver-
schaffen suchen.
Jauer. Der Gartenbauverein zu
Jauer hielt eine sehr gut beschickte
Chrysanthemum-Ausstellung ab.
Görlitz. Im Gartenbauverein hielt
Kunstgärtner Beck, Schöneberg, am
7. Dezember einen sehr interessanten
Vortrag über Gemüsezucht. Da in
diesem Jahre, Ende Juni, in Görlitz die
Rosenausstellung des Vereins deutscher
Rosentreunde stattfindet, so ist von
einer anderen Ausstellung Abstand
genommen.
Sprechsaal. — Personal-Nachrichten.
«5
Löwenberg in Schlesien. Auf Ver-
anlassung" des Vereins für Gartenbau
und Bienenzucht werden in den amt-
lichen Marktberichten daselbst jetzt
auch die Preise für Gemüse bekannt
gemacht.
Rybnik in Schlesien. Herr Haupt-
lehrer Sand Jedlownik sjjrach über die
Kultur der Georgine, die im Jahre 1804
aus Mexico (in England) eingeführt ist.
(Schon 1789 in Madrid und auch in
England eingeführt, ging aber wieder
verloren. L. W.)
Sprechsaal.
Frage 6. Ein auswärtiger Herr
wünscht von mir näheres über den
Anbau resp. die Kultur der essbaren
Trüffel zu hören. Könnten Sie mir
vielleicht ein Buch oder eine Schrift
über diesen Gegenstand vorschlagen,
welche ich genanntem Herrn empfehlen
könnte? Von einer Litteratur etc. über
diesen Zweig ist mir nichts bekannt,
nur dass die künstlich eingerichteten
Kulturen bis jetzt fehlgeschlagen sind.
Antwort: Über diesen Gegenstand
hat Herr Prof. Dr. Frank an der
Landwirtschaftl. Hochschule in Berlin
viel gearbeitet und im Auftrage des
Ministeriums an vielen Orten Versuche
eingeleitet. Dieselben sind aber noch
nicht abgeschlossen. Im allgemeinen
kann man sagen, dass die deutsche
Trüifel nur in Buchen Waldungen auf
Kalkboden gedeiht. — Als Litteratur
empfiehlt sich Ad. Chatin, La Truffe,
I Paris 1892. Verlag von J. B. Bailliere
et fils. Preis 14 Francs.
Frage 7. Ist das Bestreichen der
Holzteile in Mistbeetkästen und Erd-
häusern mit Carbolineum für die
Pflanzen schädlich?
Alter Abonnent in Russland.
« •
«
Antwort: Ja. Carbolineum lässt
sich nur für freistehende Holzteile ohne
Schaden verwenden.
Personal - Nachrichten.
Es wurden ernannt: Der Obergärtner
Seeligmüller an der Kgl. Lehranstalt
für Obst- und Weinbau zu Geisenheim
am Rhein zum Kgl. Garteninspektor.
Auszeichnungen: Die Veitch-Memo-
rial-Medaille sollen am 12. Juni er-
halten: Col. Trevore Clarke. A.
H. Kent, J. Martin. C. Moore, Geo.
A^icholson in Kew, T. F. Rivers. —
Gelegentlich des Krönungs- und
Ordensfestes haben erhalten : den Roten
Adlerorden 3. Klasse: Dr. P rings -
heim. Geh. Regierungsrat und Pro- \
fessor, Mitglied der Akademie der
Wissenschaften, Berlin; den Roten
Adlerorden 4. Klasse: Bethge, Garten-
Intendantur - Sekretär. Potsdam; Dr.
Cohn, Geh. Regierungsrat und ord.
Professor an der Universität Breslau;
Dr. Grüner, Professor an der Land-
wirtschaftlichen Hochschule, Berlin;
Dr. Eilhard Schulze, Geh. Re-
gierungsrat, ord. Professor an der
Universität Berlin, Mitgl. der Akademie
der Wissenschaften. — Das Kreuz der
Inhaber des Königlichen Hausordens
von Hohenzollern: Franz, Kgl. Ober-
gärtner, Sanssouci; Hab ermann, Kgl.
Obergärtner, Berlin; Wiss, Kgl.
86
Unentgeltlich abzugebende Samen etc.
Obergärtner, Sanssouci. — Das All-
gemeine Ehrenzeichen: Kosack, Kgl.
Schloss-undGartenverwalter inSakrow;
Michel, Modelltischler an der Land-
wirtschaftlichen Hochschule Berlin;
Schiott, Kgl. Parkaufseher, Wilhelms-
höhe bei Kassel. — Dem berühmten
Alpenforscher Jacob Georg Agardh, in
Luna, Schweden, geboren daselbst 1S13,
ist die Friedensklasse des preussischen
Ordens pour le merite verliehen.
Es sind gestorben: Am 18. Januar
der Handelsgärtner Heinrich Mimus,
Schöneberg, im 56. Lebensjahre. —
Kunst- und Handelsgärtner Julius
Schlieben in Ratibor, Senior der
bekannten Firma Schlieben & Frank,
am 1. Januar im 64. Lebensjahre. Der
Verstorbene gehörte seit einer Reihe
von Jahren dem Vorstande des Pro-
vinzial-Verbandes Schlesischer Garten-
bau-Vereine an und war überhaupt für
das allgemeineWohl sehr thätig; — am
24. Jan. im öo. Lebensjahre der Land-
schaftsgärtner Julius Haack, Berlin,
langjähriges Mitglied des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues, dessen
Ausstellungen er früher als Ordner mit
ausserordentlichem Geschmack zu ge-
stalten wusstc, so zuletzt bei der grossen
gemeinsamen Ausstellung in der Phil-
harmonie 1883; — am 25. Januar A. V.
Le Coq, Berlin, im 64. Lebensjahre.
Unentg^eltlich abzugebende Samen,
nur für
Mitglieder des »Vereins zur Beförderung des Gartenbaues«.
Meldungen bis 15. Februar an das General-Sekretariat, Berlin N., Invalidenstr. 42.
Nur die gewünschten Nummern aufschreiben. — Die Samen iverden den Bestellern so bald als mög-
lich zugeschickt. — Für Porto sind U\ bexiu. 25 oder 50 Pfg. in Marken der Meldung beizufügen.
I. Gemüse-
1 . Blum c n k o h 1. kurzbcinigerRiesen .
2. Weisskohl, Berliner, früher,
mittelgrosser.
3. Rotkohl, Berliner, mittelfrüher,
dunkelroter.
4. Rosenkohl. »Non plus ultra.«
5. Wirsing. Blumcnthaler, gelber,
früher.
6. Blätterkohl, halbhoher, grüner,
mooskrauser.
7. Glaskohlrabi, Berliner, weisser,
kurzlaubiger.
8. Kohlrüben, weisse, kurzlaubige.
Schmalz-.
9. Carotten, Garentan, halblange,
scharlachrote, stumpfe Treib-.
10. Wurzeln, Petersilien-, Berliner,
kurze, dicke.
11. » Scorzoner- oder vSchwarz-
wurzel.
Samen.
13. Sellerie, Folgore, neu.
13. Salat-Rüben oder Beete, lange
schwarzrote, dunkellaubige.
14. Weisse Ruinen oder Speise-
rüben. Teltower oder Alärldsche,
kleine.
15. Radi es, »Non plus ultra«.
16. » Hamburger Treib-.
17. Rettig. Delikatess-, weisser,
schneeweiss.
18. » Herbst-, Münchener. Icrchcn-
farbener.
19. Zwiebeln, Zittauer. runde, gelbe
Riesen.
20. Kopfsalat zum Treiben. Montrc,
früher, gelber.
21. Kopfsalat. Dickkopf, gelber.
22. Pflücksalat , Amerikanischer,
krausblättriger.
23. Endiviensalat, Monreale.
Unentgeltlich abzuarebende Samen etc.
87
24. Spinat, rundblättriger Riesen-
(Viroflay).
25. Mangold oder Beisskohl.
26. Rhabarber, Queen Victoria.
27. Gurken, Kletter- oder Spalier-,
japanische.
28. Gurken, Cornichon. frühe kurze.
29. Treibgurken, Berliner Aal-,
lange, grüne.
30. Melonen. Amerikanische, für das
freie Land.
31. Speise -Kürbisse , Centner-,
gelber.
32. Küchen-Kräuter, Beifuss (Arte-
misia vulgaris).
Boretsch oder Gurkenkraut.
Kerbel, extra mooskrauser.
Lavendel oder Spike.
Petersilie, farnblättrige.
33-
34-
35.
36.
37. Spanis(;her Pfeffer, Riesen,
Procopp's.
38. Sauerampfer, grossblättriger.
39. Tomate, Trophy.
40. Mark - Erbsen , Wunder von
Amerika.
41. Kneifel- oder Pahlerbse, Aller-
früheste Berliner Markt-.
42. » Schnabel-Riesen oder Säbel-.
43. Z u c k e r - E r b s e n , Fürst Bismarck.
44. Stangen - Bohnen, Schlacht-
schwert.
45. » Czar, die grösst- und dick-
schotigste.
46. Stauden- oder Krup-Bohnen,
früheste Kaiser Wilhelm.
47. » Nieren-, weisse, nessel-
blättrige.
48. >' Zucker-Brech,Hinrich's Riesen.
II. Blumen
49. Zwerg-Königin-Aster. |
50. Victoria- Aster.
51. Königin-Aster. Schneeljall.
52. G r o s s b 1 u m i g e R i e s e n - B o m -
ben -Sommer - Levkoyen. für
das freie Land.
53. Goldlack, dunkelbrauner, gross-
blumiger Zwergbusch-, der beste
zum Treiben.
54. Balsaminen, grossblum. Rosen-.
55. Delphinium consolida iL pl.
56. Nelken, Dianthus caryophyllus
fl. pl., nanus semperflorens Mar-
garitae. (Margarethennelken.)
57. Amarantus atropurpureus ,
leuchtend, blutrot.
58. Antirrhinum majus. Löwen-
maul.
59. Asperula azurea setosa.
60. Brachycomc iberidifolia.
61. Calliopsis nana semiplena.
62. Chrysanthemum coronarium
imbricatum fl. pl.
63. Chr)^santhemum inodorum
fl. pl.
64. Chrysanthemum frutescens
M. Aunier.
-Samen.
65. Coreopsis grandiflora.
66. Dianthus Heddewigi diade-
matus fl. pl.
67. Gaillardia picta Lorenziana.
68. Godetia Lady Albemarle.
69. Gomphrena globosa rubra
nana.
70. Gypsophila elegans.
71. Helianthus, Sonnenblume, cucu-
merifolius.
72. » lenticularis, neu.
73. Helichrysum monstrosum
fl. pl.
74. Humulus japonicus fol. va-
riegatis.
75. Iberis coronaria (hesperidifol.).
76. Impomoea purpurea, Trichter-
winde.
77. Lathyrus odoratus. Riech-
erbsen. Eckford's neue Hybriden.
78. Leucanthemum vulgare gran-
d i f 1 o r u m .
79. Lobelia erinus erecta, Kai-
ser Wilhelm.
80. Lupinus, in Prachtmischung.
81. Riesentabak, buntblättrig.
82. Nigella damascena fl. pl.
88
Unentgeltlich abzugebende Samen etc.
83. Panicum spectabile gigan-
teum.
84. Papaver paeoniflorum
nanum fl. pl.
85. Petitnia hybrida, Inimitable,
nana comp acta.
86. Petunia hybrida grandiflora,
grossblumige Petunien, Pracht-
mischung.
87. Phlox Drummondi grandi-
flora.
88. Polygonum Orientale fol. rar.
89. Rudbeckia amplexi'caulis la-
ciniata.
90. Reseda odorata grandiflora
Machet.
91. Ricinus Gibsoni (Duchess of
Edinburgh).
92. Ricinus zanzibariensis, ge-
mischt.
93. Salpiglossis variabilis gran-
diflora. Prachtmischung.
94. Scabiosa atropurpurea. major.
Riesen-Mohrenkönig.
95. Thalictrum adiantifolium.
96. Tagetes erecta, fl. pl.. schön
gemischt.
97. Tropaeolum Tom Thumb
98. Verbena hybrida.
99. Viola tricolor maxima, Pen-
sees Stiefmütterchen.
100. Zea Mays truncata fol. var.
101. Zinnia elegans fl. pl.
102. Bellis perennis fl. pl.
103. Gaillardia grandiflora,
Prachtmischung.
104. Primula Auricula.
105. Primula cortusoides.
106. Begonia semperflorens atro-
purpurea (Vernon).
Von Herrn Baron F e r d. v o n M ü 1 1 e r .
Melbourne, sind uns folgende Samen
in kleinen Mengen übersandt, dieselben
eignen sich am meisten für bot. Gärten.
107. Acacia decurrens, echter Syd-
ney tan-wattle.
io8. Acacia mollisima.
Allen gütigen Spendern sei
109. Backhousia sciadophora F. v. AI.
109a. Boronia megastigma.
110. Casuaiina Decaisneana F. v. M.,
sandige Wüste, Central- Australien.
111. Cynodon Dactylon, Dub Grass,
ina. Cyperus esculentus.
112. Eucalyptus diversicolor, Riesen-
Eucalyptus von Westaustralien.
113. Eucalyptus pimctata.
114. » siderophloea var.
115. Kennedya rubicunda.
115a. » prostrata.
H5b. Moringa pterygosperma.
116. Nuytsia floribunda, Westaustralien.
117. Sterculia quadrifida.
118. Tecoma jasminoides.
119. Terminalia grandiflora.
120. » platyphylla.
121. Veronica macroura.
Von Herrn Prof. Naudin, Dirccteur
du Laboratoire de la Villa Thuret in
Antibes. Südfrankreich, sind dem Verein
ebenfalls freundlichst Samen über-
wiesen, von denen ein Theil schon ver-
theilt ist. Vorrätig sind noch kleine
Proben von folgenden:
122. Dolichos Lablab aus China, eine
sehr ertragreiche Bohnenart an
Stangen, für wärmere Gegenden.
123. Asimina triloba.
124. Gossypium herbaceum, sehr früh-
reife Sorte aus China.
125. Iris pabularia aus Kaschmir (dem
Namen nach Futterpflanze).
126. Phoenix canariensis, der Riese der
Phoenix-Palmen, sehr hart.
127. Phoenix melanocarpa Naudin
(Phoenix senegalensis?), hart.
128. Poinciana Gilliesii, sehr hart (in
Südfrankreich).
Endlich sind von Herrn Sidney
Clack. Suj)erintendent der Delmonte
Gardens, Monterey Californicn. über-
geben:
129. Cupressus macrocarpa, Monterey-
Cypresse.
der wärmste Dank gesagt.
797. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Garten-
baues in den preussischen Staaten
am 25. Januar 1894 im grossen Hörsaale der Königl. landwirtschaftlichen Hochschule.
j^Hij-er Direktor des Vereins, Wirklicher Geheimer Oberfinanzrat und Provinzial-
steuerdirektor von Pommer Esche eröffnete die ausserordentlicli reich
besuchte Versammlung, an der diesmal, da eine Dame. Frl. de Leeuw aus
Haarlem, einen ^'ortrag■ hielt, auch viele Damen teilnahmen.
I. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Landtags-Abgeordneter Graf von l)ouglas, Berlin,
2. Frau Rentier A. vom Rath. Berlin,
durch Herrn von Pommer Esche.
3. Herr Rittergutsbesitzer und Landtags-Abgeordneter von Neumann,
Ilanseberg bei Königsberg i. Xm.,
durch Herrn Lackner.
4. » Landschaftsgärtner A. Söht. Gr. Lichterfelde,
5. der Gartenbau-A'erein in Düsseldorf,
durch Herrn F. J. M. Plumpe.
6. » Obergärtner J. Tropp, Steglitz bei Berlin,
durch Herrn Weidlich.
7. Herr Kaufmann Max Moral. Berlin.
8. » Gärtnereibesitzer W. Pfitzcr. Stuttgart,
9. » » W. Kuntze, Berlin.
10. » » C. Stoldt, Marienthal-Wandsbek,
11. » Gartenkünstler E. Kaeber. Berlin.
12. » Obergärtner und Lehrer P. Dannenberg, Koschmin. Posen.
13. » Dr. med. F. Oppert. Friedenau bei Berlin.
14. » Kaufmann G. Wagner. ^^leerane i. Sachs.,
15. der Gewerbe- und Gartenbau-Verein in Grünberg,
16. » Gartenbau-A'erein in Düren.
17. » Gartenbau-Verein in 3*larburg,
18. » Gartenbau-Verein in Freiburg i. Br..
19. Herr Kommerzienrat H. Bert hold, Berlin,
durch Herrn Wittmack.
20. » Fabrikbesitzer Dr. ]\Ierker. Berlin.
durch Herrn Teetz.
21. » Fabrikant W. Brauns. Quedlinburg.
durch Herrn Grussdorf.
90 "97. Versammlung des X'ereins zur Beförderung des Gartenbaues.
32. » Kirchhofs-Inspektor H. Docring. Berlin,
durch Herrn Bacher.
23. » Oberforstmeister Alb. Wiesmann in Tegel.
24. » Kirrhhofs-Inspektor C. Franzke, Berlin.
25. » Maurer- und Zimmermeister F. Hoppe. Berlin,
durch Herrn Jawer.
26. > Ziegeleibesitzer \l. Jung, Berlin.
durch Herrn Fasbender.
27. » Obergärtner G. Albrecht. Dom. Schönfeldt bei Copenick,
durch Herrn Nahlop.
2S. > Gärtnereibesitzer P. Altrock in Pankow,
durch Herrn Schwarzburg.
11. Ausgestellte Gegenstände: 1. ^'on dem I. Stellvertreter des Direktors.
Herrn Kgl. Gartenbaudirektor Carl Lackner, Steglitz, war ein Sortiment
weisser gefüllter F^lieder in Töpfen ausser Preisbewerb ausgestellt.
Dieselben erregten wegen ihrer Schönheit allgemeine Bewunderung. Herr
Lackner bemerkte, er habe diese Sorten als kleine Pflanzen vor einigen
Jahren aus Frankreich erhalten, um sie auf ihre Treibfähigkeit zu prüfen,
erst in diesem Winter seien sie so herangewachsen, dass dies in grösserem
Masse geschehen konnte. Einige zeichnen sich durch besonders schöne,
grosse Blumen aus. so namentlich Michel Buchner mit sehr starken
Rispen, Leon Simon und Alphonse Lavallee. — Die übrigen noch weiter
zu prüfenden Sorten sind: Pyramidalis. President Grc'vy, La tour
d'Auvergne. hyacinthiflora und Le Gaulois. Alle sind von Natur dunkel-
rote .Sorten, sie haben aber beim Treiben, selbst beim Treiben am
Licht, eine noch grössere Neigung, weiss zu werden, als Charles N. und
Marly rouge. Ja. es ist fast sch\verer. sie beim Treiben in ihren natür-
lichen Farben zu erhalten, als weiss. Ueber die Kultur lässt sich noch
nicht viel sagen, fest steht, dass sie sich leicht treiben lassen. Zwar
hat Herr Lackner noch keine ^'ersuche gemacht, sie bereits um Weihnachten
in Blüte zu haben, zweifelt aber nicht. d;iss das möglich sein wird.
Ausserdem führte Herr Lackner eine riesig hohe ( )rchidce, Laelia
anceps, in reichem Blütenschmuck vor. Da die Blüten sehr dauer-
halt sind, eignet sie sich als Schnittblume Bis vor drei Jahren hatte
Herr Lackner sie hängend kultiviert, seitdem a.ber im Topf und damit
viel l:)essere Resultate erzielt.
2. Herr Lutzcnbcrger, Charlottenburg, übergab einen abgeschnittenen
Zweig eines gelben Chrysanthemums, das wegen seiner späten Blütezeit
hohe Beachtung^'erdient. Dasselbe ist ein Sämling, vor zwei Jahren von
Herrn Lutzenberger gezogen: die Blumen sind etwas weniger behaart als
bei Louis Boehmer, aber etwas mehr als bei W. A. Manda. Vor zAvei
Jahren blühten alle im Oktober und November, im vorigen Jahre wurden
davon .Stecklinge gemacht und diese haben im laufenden Jahre erst
anfangs Januar begonnen zu Idühen. Viele Pflanzen stehen jetzt noch in
Knospen, ol)Wohl dieselben sich in einem Hause mit 8 — 12° R. Wärme
befanden. Würde man sie kühler halten, so würden sie noch später
797. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. 91
blühen, und man kann hoffen, sie selbst im März noch zu haben. Es ist
demnach die späteste Sorte, und eröffnet sie eine ganz neue Aussicht
auf die Verwendung der Chrysanthemum in der zweiten Hälfte des
Winters. Uabei ist der Sämling ein guter iJlüher und scheint jetzt etwas
ins Gefüllte überzugehen. l)ie Pieisrichter. die Herren Bluth. Loock und
Schreiber, ersuchten Herrn Lutzenberger, die Sorte noch weiter dahin
zu prüfen, ob sie auch im nächsten Jahre so spät blühen werde.
3. Auf ^'eranlassung des Herrn Weidlich. ( »l^ergärtner im Borsig'schen
Garten, war von seinem Gehilfen, Herrn Alwin Pospüschel, ein Pdumenkorb
mit künstlichen Blumen, aus Kolonialerzeugnissen. Samen, Maiskörnern.
Kürbiskernen etc. gebildet, ausgestellt. Ihm ward von den genannten
Preisrichtern eine kleine silberne Medaille zugesprochen.
III. liieraufhielt Fräulein Annie de Leeuw aus Ilaarlem, die sich seit einigen
Jahren in Berlin aufhält, einen höchst interessanten Vortrag über die
Geschmacksfrage in der Gartenkunst. Derselbe ward durch Malereien
von der Hand der Rednerin noch erläutert und fand allgemeinen Beifall_
rief auch eine sehr lebhafte Diskussion hervor. \'ortrag und das Wesent-
lichste aus der Diskussion werden in der Gartenflora besonders abgedruckt
werden, hier sei nur bemerkt, dass P^rl. de Leeuw den natürlichen Stil
auch auf die Blumen angewendet wissen will und daher die Teppichbeete
verdammt.
R'. Auf Antrag des Ausschusses für Düngungsversuche, der mitteilte, dass
die Versuche mit Cinerarien und Hortensien im Februar zum Abschluss
gelangen würden, w^ard beschlossen, jetzt Versuche mit anderen Pflanzen
zu veranstalten, das Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten
wieder um Bewilligung von 200 Mk. dazu, wie im Vorjahre, zu bitten,
und den Ausschuss auch weiter mit den Arbeiten zu betrauen.
y. Herr Obergärtner Schreilx>r wiederholte seinen bereits vor zwei Jahren
eingebrachten Antrag, den tüchtigsten Schülern der Fachschule für
Gärtner am Schlüsse des Kursus Prämien zu gewähren. Der Dirigent
der P'achschule. L. Wittmack. bemerkte, dass der Antrag sowohl im
Kuratorium der Fachschule wie in der Lehrer-Konferenz wiederholt er-
wogen sei, dass man aber liisher einstimmig ihn abgelehnt habe, einmal,
weil bei keiner andern städtischen P'achschule Prämien gegeben werden,
zweitens, und besonders aber, weil man in dem kurzen Zeitraum eines
halben Jahres kaum Zeit habe, die Schüler so genau kennen zu lernen,
dass man. ohne ungerecht zu sein. Prämien erteilen könne. P^ine gewisse
Auszeichnung bilden die Censuren in den am Schlüsse auf Wunsch
erteilten Zeugnissen; im übrigen solle die Sache weiter im Auge be-
halten werden.
VI. Da der Beschluss des Vereins. 600 Mk. im Jahre 1893 zur Herstellung
eines General - Registers für die 10 Bände der Gartenflora 1882 — 1891
wegen der langen Abwesenheit des General - Sekretärs nicht hatte zur
Ausführung gebracht werden können, andererseits aber immer von
neuem der Wunsch nach einem solchen Register laut wird, zumal für
die ersten drei Jahrzehnte solche Register bestehen, beschliesst die Ver-
92 Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 189^.
Sammlung, die 600 Mk. auf das neue Jahr zu übertragen und das Register
herstellen zu lassen.*)
VII. Von dem Lokal-Komite für die Rosen-Ausstellung zu Görlitz und vom
Gartenbau - Verein in Magdeburg sind Einladungen zur Beteiligung an
ihren Ausstellungen ergangen.
Pommer Esche, L. Wittmack,
Direktor. General -Sekretär.
Bericht
über die unter Leitung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den
Königl. preussischen Staaten auf den Rieselfeldern der Stadtgemeinde Berlin
zu Blankenburg ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1S93.
Erstattet vom Obergärtner Jörns, Blankenburg,
und vom Samenhändler Josef Kl.ar, Kgl. Hotlieferant in lierlin.
(Schluss.)
II. Blumensamen.
-'^^Ü^ster, Comet oder Pudel, reinweiss und pfirsichblüten. Sind schcuie Be-
<J^^ reicherungen des Sortiments dieser Astern-Klasse, Avelche in England
viel h(")her geschätzt Averden als hier.
Aster, Juwel oder Ball, dunkelrosa oder apfelblüten. Auch sie zählen zur
Vervollständigung dieser jetzt beliebten neuen Einführung. Die Farben waren
noch nicht treu.
Chrysanthemum carinaluiu hjhridum flmhriatum 11. pl. O Verzeilien .Sie diesen
langen Namen. Die Blumen dieser Spielart von Chr. car., der bekannten
Annuelle. sind schön gefranst, arten aber noch aus. Das Farbenspiel hält sich
in den bekannten Grenzen, doch sahen wir auch violett angehauchte Blumen.
Als Schnittpflanze jetzt modern und empfehlenswert.
Bellis i>erennis 11. pl. maxima. Q| Soll von der Sorte Prince of Wales her-
stammen. Es enthielten die blühenden Pllanzen nur zum Teil recht grosse
Blumen, doch dürfte dies Tausendschönchen bei weiterer strenger Kultur sich
einbürgern und gern gekauft werden. Die Bellis gehen bekanntlich bei Aus-
saaten gern wieder in die einfache P'orm zurück.
Amarauthus superbus. O Ein schnellwachsender Coleusartiger Amaranthus.
der bei seiner dreifarbigen Belaubung sich als Gruppenptlanze gut eignet. Der-
selbe lässt sich nach Belieben schneiden, weshalb er auch für Teppichbeete>
die gross gehalten sind, passt.
Sommer -Levkoye, Boiuiuet Victoria, weiss und purpurcarmin. Der eigen-
artige, elegante Bau zeichnet sie vor ;inderen Abarten aus: die Blumen waren
ziemlich gefüllt.
*) Um die nötige Auflage übersehen zu können, werden alle, die ein solches Registei
wünschen, ersucht, dem General-Sekretariat Mitteilung zu machen. Das Register wird den Mitgliedern
des Vereins, die ein solches Register wünschen, unentgeltlich zugehen. Für .Abonnenten wird der
Preis sich auf ca. 1 Mark stellen.
Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgelührten Kulturvcrsuclie im Jahre 1893.
93
Centaurea Margaritae. O Ist der C. suaveolens ebenbürti.ü,'. Die milclnvcissen
Blumen marhen sie zum Schnitt begehrlich. Leider ist die Pflanze sehr
empfindlich gegen die Unbilden der Witterung, geruchlos, und der Stiel der
Blumen nicht so hart wie bei suaveolens. Sonst sehr zu empfehlen.
Cyperus Ixia flavcscens. QJ ^'on Dammann & Co., San Giovanni a Teduccio
bei Neapel. Eine Cyperaceae mit ganz niedlichen gelbgrünen Ähren. Scheint
für Malvartbindereien sich zu empfehlen.
Eragrostis dentissima, O ^'on denselben. Eine Grasart, aus den Anden
stammend, mit dunklen Ahrchen, die sich recht gut machten. Für Makart-
binderei gut, allerdings etwas winzig.
.\bb. 24. Die Handels-Gärtnerei des Herrn William K. Harris in Philadelphia.
22 Häuser a 100' X 2U'. je elf zu beiden Seiten eines 300' langen, 24' breiten überdeckten Ganges.
Zwei Häuser mit Spiegelglasscheiben.
Siehe S. 98.
(Nach einer Photographie.)
Caliiuclioe Cassiopega. % Eine niedliche Succulente, soviel sich bis jetzt
feststellen liess. Die Blätter sind echeverienartig, blaugrün und gezähnt. Gleich
der folgenden von Dammann S: Co., San Giovanni a Teduccio bei Neapel, ein-
geführt.
Calanchoe glaucescens. Q| Ähnlich wie vorhergehende, eine aus Abessinien
stammende vSucculente, die aber glatte Blätter hat. Die Pflanzen sollen von
beiden Arten gut als Winterblüher sein, doch kommen sie hier nicht zum
Blühen.
Heliotropiam suareolens. Ohne jeden Wert.
Latliyrus odoratus, Eckford's neue Sorten. Eine jetzt zu den Alode-
pflanzen zählende, grossblumige. spanische Wicke, die früher fast nur nach
C)4 Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1 893.
Russland und Ostpreussen Absatz fand. Wir hatten die Wicke in folp^cndcn
Spielarten:
Couiitess of Radnor, dunkclviolett. Nicht unser Fall.
Prinirose, purpurrot mit azurblau.
Beatre, weiss, rosa Anhauch.
Adonis, dunkelrosa. .Schön.
Boreattoii, dunkelbraun. Jetzt modern; sehr schön.
Violett King-, violett mit purpur.
Apple Blossoin, rot.
The Queen, leuchtend rot. Schön.
Invincible carmine (Cardinal), leuchtend rot.
Abgeschnittene Blumen hiervon standen sechs Tage im Wasser, bevor sie
schlecht wurden. Lathyrus odoratus duftet bekanntlich sehr angenehm.
Inula ensifolia. % Für diese "winzig kleinblumige gelbe Staude haben wir
keine Verwendung; sie hat höchstens botanischen Wert.
Ipomoea sauguinea (Mina). F)ies unscheinbare Schlinggewächs erinnert an
Ouamoclit und ist womöglich identisch. Entbehren wir gern.
Huniulns japonicus fol. var. Eine der wohl am schnellsten verbreiteten
Neuheiten ist der von Fr. Roemer, Quedlinburg, zuerst in den Handel gegebene
bunte japanische Hopfen, dessen Blätter weiss und rot gefleckt und gestreift
sind. Der japanische Hopfen ist eine einjährige Schlingpflanze ersten Ranges
— er wurde hier bis 2 m hoch — , nur zur Bekleidung von Lauben und
Veranden dürfte er sich nicht eignen, da er erst gegen den Herbst hin wirk-
lich Schatten giebt.
Lobelia erinus compacta „Goldelse". Eine gelbblättrige Lobelia, die mit
ihren blauen Blumen unseren Beifall fand, und sich als Teppichpflanze ein-
führen kann.
Melotliria Gärtneri. Dürfte mit Pilogyne suavis identisch sein, wenn nicht
eine A^rwechslung vorliegt, da wir keinen L^nterschicd fanden. Diese epheu-
artige Schlingpflanze, zu den Cucurbitaceae gehörig, duftet nach ^Moschus.
Malachra palmata. ¥Ane Malvaceae. die nicht zur Blüte kam.
Plectranthus herbaceus. Schwachwachsende Pflanze mit bescheidenen rosa
Pdumen. (Jhne Wert.
raspalum pulchrum. O Clrasart und zugleich Unkraut.
Pliacelia Parryi alba. O Weissblühend. ähnlich der Whitlavia.
Petunia hybrida stellaria „Ernst Socke". Diese Petunia ist niedrig, rot-
blühend, weiss schattiert, nur kleinblumig. Die Petunia hybrida nana ist uns
lieber.
Phlox Drummondi hortensiaeflora ,, Triumph". Dieser zinnoberfarbenl)lühende
Phlox ist schön und zu empfehlen.
Pauicum spectabile giganteum Qj von Dammann t^ Co., San Giovanni a Teduccio
bei Neapel Gehört schon das von dieser Firma angeführte gewöhnliche P.
spectabile zu den schönen dekorativen Ziergräsern, so dieses noch um so mehr,
da die Pflanzen noch etwas höher werden, etwa 2 m. Für Gruppen wie ge-
schaffen. Der schlanke leichte Bau der Halme, sowie die etwas weiss gerippten
Blätter nebst rotbraunen Blütenrispen lassen das Panicum zu den besseren
Dekorationspflanzen zählen.
Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893. Q5
Pensteinon liybridum j?i-andiflorum. Die lUumcn sind beinahe wie Digitalis-
Mumen gross und in recht schönen intensiven Farben vertreten. Ilaben uns
ganz ausserordentlich gefallen.
Reseda odorata „Urania". Diese Reseda zeichnete sich durch grosse Trauben,
welche schön braun gefärbt waren, aus. Dürfte sich einführen.
Reseda odorata, (". rashoff' s rote Riesen und R. od. puniila erecta, beide
Sorten waren sehr gut; die ersterc zeichnete sich durch enorm grosse Blumen
Abb. 25. Helianthus lenticularis.
Gelb mit schwarzer .Scheibe.
I Siehe Neue und empfehlenswerte Pflanzen, Seite 104. ||
und die letztere durch Reichblütigkeit aus. Beide sehr emplehlenswert. I5eide
sind Grashotfsche Züchtungen.
Alle drei Spielarten stammen jedenfalls von der Reseda ^'ictoria ab.
Scabiosa atropurp. major ,, Riesen-Mohrenkönig" von Joseph Klar. Berlin.
Zeigte hier ungemein viele Blumen, die tief schwarzbraun gefärbt und ohne
Staubfäden waren. Diese Scabiose bleibt noch nicht ganz treu, ist aber eine
96 Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893.
Schnittblume allerersten Ranges und in Farbe der Neuzeit entsprechend; allen
Scabiosenfreunden warm empfohlen.
Solanum duplosimiatum. Ein- auch mehrjähriges Solanum, das uns an S.
robustum erinnert. Eine gute Delvorationspflanze. Von Dammann & Co.,
vSan Giovanni a Teduccio.
III. Ältere und empfehlenswerte Pflanzen.
Helianthus aiinuns cucumerifolius. O '^'o^'^ Dammann & Co., San Giovanni
a Teduccio bei Neapel. Zu Bindezwecken geeignete Sonnenrose, die noch einmal
so gross wie Calliopsis Drummondi ist. mit welcher sie auch Ähnlichkeit
hat. Das Centrum ist schwarz und die Randblumcn leuchtend gelb.
Ridens atrosanguiiiea (Dahlia Ziniapanii). Eine sc-hwarzbraune Schnittblume.
sehr wertvoll. Von Dammann & Co.
Erythrochlaena conspicua. Distelartige, gute Dckorationsptlanze, welche
leider nicht zur Blüte kam.
Eupatoriiim ageratoides. Bekannter weisser Herbstblüher. In den früheren
Jahren gab es im Herbst und Winter Eupatorien jeglicher Art in unseren
Häusern, um die nötigen Sträusse zu winden. Heute sieht man sie nur selten.
Nierembergia gracilis. Dankbar blühende Topf- wie auch Gruppenptlanzc,
deren Blumen weiss mit violett sind. Auch sie wird immer seltener.
Pennisetum loiiglstylum violacenm. Von Dammann & Co., San Giovanni a
Teduccio bei Neapel. Die bekannte Grasart mit violetten anstatt weissen
Ähren; sie ist sehr geeignet. Blattpflanzen-Gruppen einen leichten Charakter
zu geben.
IV. Die Obstabteilung
hat sich auch in diesem Jahre weiter entwickelt und haben die Äpfel und das
Steinobst ganz besonders reich getragen. Die Birnen hatten durchweg im
letzten Winter durch den harten Frost gelitten und war dadurch auch natürlich
der Fruchtansatz in Mitleidenschaft gezogen. Beerenobst trug sehr reich. Die
Quittensträucher sind bis auf den Schnee herunter gefroren. Die berühmten
und berüchtigten japanischen Pflaumen sind gut durch den Winter —
— 34,50 c.— gekommen und haben sich kräftig entwickelt. Den Haselnüssen,
hat der Frost arg mitgespielt und ergaben selbige daher eine voll.ständige
Fehlernte.
Das Pyrus baccata-Sortiment bewährte seinen alten Ruf und trug wieder
sehr reich; im übriuen verweisen wir auf die früheren Berichte.
Hauptergebnisse der bisherigen Anbauversuche auf den
Rieselfeldern.
In der Sitzung des Ausschusses des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
für das Versuchsfeld auf den städtischen Rieselfeldern zu Blankenburg bei
Berlin N. am 11. Januar 1S94, in welcher obiger Bericht vorgelegt wurde, be-
merkte Herr A. Seifert (in Firma Brückner, Lampe & Co.), dass man bezüglich
der Arznei- und Gewürzpflanzen die Versuche jetzt, nach 3 Jahren, im wesent-
Bericht über die auf den Rieselfeldern ausgeführten Kulturversuche im Jahre 1893. 9"
liehen als ahocsrhlnsscn betrachten könne. Es haben sich für den Anbau im
grossen als emi^l'chlenswei't erwiesen:
von A rzn e i ^e w äc h se n : nur die n a r !■; o I i seh e n Kräuter.
von C.e würz krau lern: nur Majoran und Sadhei.
Abb. 26. F^ierfrueht, sehr frühe von Barbcnlane.
.\bb. 27. Gurke, lanye Sikkiiii,
Abb. 28. Endivien, weisse krause Moos.
Abb. 29. Kopfkohl, krausgeränderter Winter.
Siehe Neue und empfehlenswerte Pflanzen, S. 104.
Als i;e winnl)rinKend kann Herr städtischer ()l)eri:;ärtner Jörns nur Majoran
und Bilsenkraut empfehlen, da bei den anderen Kräutern das Trocknen zu teuer
Qf^ Die Handelsgärtnereien in den Vereinigten Staaten.
Avird, weil die Trockcnvorrichtungen zu klein sind. Gewinnbringend ist auch
E.stragon. aber der Absatz ist beschränkt. Die ^'ersuche mit dem Anbau von
offizineilen Wurzeln, Angelica. Levisticum und Inula sollen noch fortgesetzt
werden, auch Belladonna wird noch weiter versucht werden, obwohl das Trocknen
schwer ist.
Für die Grosskultur können den Pächtern der städtischen Rieselfelder em-
pfohlen werden:
Majoran, Bilsenkraut und Tollkirsche, zumal sie auch einen grossen
Markt haben.
Für ausserordentlich wichtig hielt man die ^"ersuche mit ganz frühen
Kartoffelsorten und ist es mit Freude zu begrüssen, dass diese \'ersuche iaii
allgemeinen sehr gut ausgefallen sind (siehe oben). Für die Pächter der Riesel-
felder würde der Anbau solcher früher Kartoffeln, von denen die »Victor« noch
früher scheint, als die Sechswochenkartoffel, gewiss sehr lohnend werden.
Dass die Erdbeeren sich ebenfalls vorzüglich zur Kultur auf den Riesel-
feldern eignen, ist seit längeren Jahren durch die^xn■sucl^c erwiesen und sollen
wiederum die besten neuen Sorten beschafft werden. Auch diese Kultur krmnte
eine ergiebige Einnahmequelle für die Pächter werden.
Ferner gedeihen Schnittblumen zum Teil vortrefflich, desgleichen
Rosen und Rosen Wildlinge, sowie Laubgeholze und (Koniferen.
Aus alledem erhellt, dass die Frage, welche der Verein zur Beförderung
des Gartenbaues zu beanworten stellte:
Wie kann ein Ilandelsgärtn er die städtischen Rieselfelder
a m z -w e c k m ä s s i g s t e n ä u s n u t z e n ?
durch diese Versuche nach den verschiedensten Richtungen beantwortet ist.
und dass es also eine ganze Anzahl von Gewächsen giebt, die sich dort mit
Erfolg ziehen lassen, so dass es nicht nötig erscheint, nur Kohl, Rüben u. dgl.
zu bauen.
Herr Jörns, Herr Klar und Herr Seifert sind gern bereit, weitere Aus-
kunft zu geben; Herr Seifert besonders betreffs der Verliiauchsfähigkeit der
Arznei- und Gewürzkräutcr.
Die Handelsgärtnereien in den Vereinigten Staaten
von L. Wittmjick.
Hierzu Abb. 24.
I. Die Gärtnerei des Herrn William K. Harris in Philadelphia.
''^^ie llandelsgärtnerei steht in den Vereinigten Staaten, namentlich im
Osten, in den mittleren Staaten und in Californien meistens auf einer
sehr hohen Stufe; das ist eine Folge der ausserordentlich Aveit getriebenen
Arbeitsteilung. Fast in jeder Gärtnerei werden nur wenige Artikel gezogen.
diese dafür aber auch in der vorzüglichsten Weise. Eine grössere Vielseitig-
keit findet man nur in einigen riesig grossen Geschäften, wie namentlich dem
allergrössten von Pitchcr & Manda in Shorthills, New-Jcrsey. Dieses (ieschäft
ist etwa mit dem von Haage & Schmidt, Erfurt, zu vergleichen. ]uan kann rjort
eben alles haben. Baumfarne. Orchideen, Palmen. Chrvsanthemum. Staudci^
Die Handelsgärtnereien in den Vereinigten Staaten. CjC)
ja selbst Alpenpflanzen, die man sonst fast niri^^ends sieht, Topfpflanzen aller
Art. und selbst Baiimschulartikel. daliei alles in bester Kultur.
Unter den Spezialkulturen steht in den \'ereinigten Staaten die Anzucht
von Schnittblumen, und zwar langstieliger Blumen — denn angedrahtete
Sachen werden nicht gekauft*) — oben an. In erster Reihe sind zu nennen:
die Rosen, dann folgen die Xelkcn, in dritter Reihe die Chrysanthemum. Aber
Abb. 30. Kartoffel, Die Czarina.
Siehe Neue und empfehlenswerte Pflanzen, S. 104.
auch i'arnc und sonstiges Bindegrün werden viel gebraucht, vor allem Aspa-
ragus plumosus und Asparagus medeoloides Thunbcrg (Medeola aspara-
goides L.), letzterer in Amerika Smilax genannt.'*)
I feil laiiJ freilich bei einem Festessen die Riecherbsen, Lathyrus odoratus, in einem Blumen-
korbe an — Zahnstocher angebunden.
**) Siehe über die Anzucht den Artikel des Herrn Schreiber in Gartcnflora 1894, S. 14.
]Q() Uic llandclsyärLiiercicn in den Vereinigten SUuiten.
Andere Gärtnereien ziehen wieder Palmen und Blattpflanzen für Wohn-
zimmer, und sind die Leistungen darin so grossartig, dass sie selbst die Belgier
fast üfierflügeln. namentlich \vas die Kultui' der Areca lutcscens anbetrifft.
Auch Gummibäume sind ein beliebter Artikel. Manche importieren noch. Palmen
und IJlattpflanzen aus Belgien und Deutschland, und kultivieren sie dann eine
Zeit lang, um sie möglichst stark zu erhalten, denn dei- Amerikaner will gleich
kräftige Exemplare, wenn sie auch mehr kosten: andere aber ziehen diese
Exemplare selbst. Als ein Beispiel der letzteren Art möge die grosse Gärtnerei
des Herrn William K. Harris in Philadelphia genannt werden, von der wir
beifolgend eine Abbildung nach einer uns freundlichst von Herrn Harris zur
Verfügung gestellten Photographie geben. Herr Harris zieht übrigens aucdi
noch Chr_\s;inthemum und einzelne andere Pflanzen, mehr aus Eiebhaberei.
I)as ganze Grundstück des Herrn Harris umfasst 7 acres (a 40,5 ar =
ca. 2.835 ha oder 11,25 preuss. Älorgen) und liegt in einer der vornehmsten
Vorstädte von Philadelphia. Auf diesem Terrain sind 22 Häuser in der
Richtung von Nordost nach vSüdwest errichtet, so dass sie besonders
Südost - vSonne erhalten, je elf zu beiden Seiten eines weiten Alittel-
ganges. Es ist dal)ei Vorkehrung getroffen, erforderlichenfalls noch mehr
Häuser eibauen zu können. E)er Mittelgang ist 300 englische Euss lang
und nicht weniger als 24 Euss breit, so dass die Wagen sehr l)e(|uem
hineinfahren können, ja selbst dort wie in einem Wagenschup^Den verbleiben
können. Fast in jeder grösseren Gärtnerei Ijefindet sich ein solcher Mittelgang,
wie das ja teilweise aucdi bei uns der Fall ist. Falls der Terrainverhältnisse
wegen ein Mittelgang nicht möglich ist, so liegt ein Gang an der Seite, wie
bei Pitcher & Manda, oder A\'ie bei der Societe anonyme L'Horticulture inter-
nationale, vormals E. Einden, Brüssel, oder ■ — wie bei Herrn Bluth in Steglitz.
— VAn solcljer Gang gewährt den grossen Vorteil, dass man im Winter nicht
aUe Augenblicke an die freie Euft muss, er dient ausserdem als vorzüglicher
Platz zum Verpflanzen, Verpacken etc. und er hält die Kälte von den Häusern
auf einer Seite sehr al).
hast alle Gewächshäuser sind in Amerika aus Holz gebaut und meist hülisch
weiss gestlichen; alle sind sehr geräumig und liegen über der Ei'de. während wir
uns als amerikanische Holzhäuser immer enge, in dei" Erde liegende (iebäude,
um nicht zu sagen Buden, bauen. Alle weiden fast niemals beschattet und
niemals gedeckt, hikiistens wird im Sommer den Scheilien ein Kalkanstrich
gegeben.
Gegossen wird stets mit dem Schlauch, die Giesskanne wird nur benutzt,
um allenfalls nachzuhelfen. l)urch das h^ortfallen des Eeckens und Schatlen-
geliens. die einfache Art des liegiessens, wird ungemein \iel Zeit erspart, und
dass ist bei den hohen ArbeitslTjhnen notwendig. Alles das krmnten wir bei uns
auch einführen, wenn wir wollten. Eins aljer ktuinen wir nicht geben, und
das .s]jiell bei der Kultur im Winter, besonders bei der Treiberei, eine grosse
Rolle: das längere und kräftigere Sonnenlicht.
Man bedenke, dass die \'ereinigten Staaten \iel südlicher liegen als Mittel-
Europa, ]\ew - \oyk 40°, 44'. etwa auf der lireile \on Madrid. 40". ^_\.' und
Neapel, 40°, 50', Chicago 41", 50'. ungefähr auf der Breite von Constan-
tinopel, 41°, o'.
Die Handclsgärtnereien in den Vereinigten Staaten.
101
Die Taoe sind deshall) im Winter länL;er als liei uns. im Sommer freilich
dafür auch kürzer. In Chicago ist es im Dezember, wie unser Spezialbericht-
erstatter in Gartentlora 1893, S. 1S7 meldete, schon um 7 Uhr hell und bleil)t
es Ins beinahe 5 l'hr abends; dazu kommt noch, dass der Himmel im Winter
viel weniger beM'ölkt ist. als Ijci uns. Freilich ist die Kälte oft viel strenger
und andauernder, aber Kohlen und C'oaks sind billig, und um mehr Sonne zu
hallen, veizichtet der amerikanische Handelsgärtner, wie erwähnt, im Winter
auf das Decken seiner Häuser, er giebt lieber etwas mehr Geld für die
heuerung aus.
Herr Harris ist sogar noch M'eiter gegangen als alle übrigen, er hat
Avenigstens versuchsweise zwei seiner Häuser mit belgischem Spiegelglas
decken lassen, teils V4 zölligem, teils -Vs z<">lligem (ersteres ist teurer), um zu
Abh. 31. I\iii'his, bmiizefiirbi^'cr \'iiii Mdiitlilcrv.
Abb. 32. Lattich, Riimischer. Gii^ogne.
sehen, ob er nicht den C.ummibäumen dadurch dieselbe schtni rote h'arbe der
Triebspitzen geben kTinne. wie sie diese sonst im Freien erhalten.
Doch wir wollen der Reihe nach alle 22 Häuser durchgehen. \'orweg sei
bemerkt, dass sie alle 100 Fuss lang und 20 Fuss breit sind, mit Ausnahme
dei" Palmenhäuser, die eine hJreite von 28 Fuss haben. Sie liegen nicht un-
mittelbar aneinander, so dass alles sozusagen eine Fläche ist. wie man das
z. ii. bei Herrn Vincke-Dujardin in Brügge sieht und wie das auch in den
grossen Rosentreibereien Amerikas, die wii" ein ander Mal besprechen wollen,
meist üblich ist. sondern es ist. wie auch aus der Abbildung ersichtlich, ein
Weg zwischen je 2 Häusern gelassen, der etwa 4 — 5 Fuss breit ist. Herr
Harris hält das für besser, da die Luft mehr Zutritt hat. Er konnte sich auch
nicht entschliessen, die kurze Seite des Satteldaches nach Süden zu legen,
und die Ventilationsklappen nach aufwäits auf das Dach schlagen zu lassen,
wie das mehrfach in den amerikanir^chen Rosentreibereien jetzt geschieht.
1 ( lO Die Handelsgärtnereien in den Vereinigten Staaten
Haus No. 1*) enthält Chrysanthemum für den Alarkt. in sechs- bis acht-
zölligen Töpfen; jede Pflanze mit etwa lo bis 15 Stenti,eln. denen alle Knospen
bis auf je eine genommen werden. Hier ist die Sorte Tvor_\' (Elfenbein) l>e-
sonders vertreten.
Haus No. 2 zeigt die Hau])tkultur: die Palmen. Areca lutescens. l^iältige
Pflanzen, von denen immer zwei in einem Topf stehen, damit der Tojjf
buschiger aussieht. Als Erde verwendet man Lehm und Sand mit etwa ein
r^rittel peat (Rasenerde). Alle Woche einmal erlialten sie Kuhdünger. in Wasser
gelöst, A\as ihnen eine so schöne Farbe giebt. Sechs Fuss hohe Palmen werden
mit 90 Dollars, 360 Mk., pr. Dutzend bezahlt.**) Die dreijinirigen sind ca. 30 Zoll
breit in der Krone. Auch junge, einjährige Palmen sind vorhanden und
ca. 22 Zoll breit.
Haus No. 3. Ebenfalls Areca lutescens. vier Jahre alt; einige besonder.^
schöne stehen hier wie in anderen Iläusern auf eisernen Säulen, was sehr
hübsch aussieht.
Haus No. 4. Sämlinge von Chrysantliemum. \ (jn denen gew rihnlich hier
an tooo Töpte. diesmal aber nur 300 vorhanden sind.
Haus Xo. 5. Dracaena fragans und Gummibäume. Herr Harris ver-
mehrt die Gummibäume nicht durch Teilen des Stengels, sondern er macht
Kopfstecklinge, indem er in der bekannten Weise den Stengel unterhalb des
Kopfes mit Moos umwickelt. Er will nämlich hauptsächlich keine einfachen,
sondern verästelte Gummibäume erzielen, und" ist derjenige, der diese ver-
zweigten in Amerika eingeführt hat. Die Kopfstecklinge werden anfangs Oktober
gemacht und sind narh 3 — 4 Wochen l>ewurzclt.
Haus No, 0. Areca lutescens. einjährig.
[laui No. 7. Liesgleichen.
Haus No. 8. Areca lutescens, grosse Exemplare, fünf Fuss Kroneu-
durchmesser. in zwcJlfzriUigen Töpfen, das Stück zu 15 Dollar = 60 Alk.
Haus No. 9. Gummibäume in vorzüglichster Kultur. 1 — i^^ährige. vier
Fuss hoch, ä 3 Dollar, zweijährige fünf Fuss hoch.
Haus No. 10. Pandanus Vcitchi. der etwas Schatten durch Gaze
erhält.
Haus No. 11 Cycas siamcnsis. von Anthon>- Watcrer in England be-
zogen, auch Cocos Wedelliana und Kentien. Cycas siamensis. die einen schön
bläulichen Antlug hat, soll zwei bis drei Mal im Jahr Triebe bilden
llau.>5 No. 12. Rhapis flabelliformis, sehr schöne Pflanzen.
Haus No. 13. Cycas revoluta. deren Wedel ä Fuss mit 50 es. bezalüt
werden; Latania borbonica, selbst gezogen, niedriger und besser, nach lF\rrn
Harris, alb die belgischen, wie ihm auch die belgischen Areca lutescens zu
dünn sind, und Belgier selber haben ihm gesagt, dass sie so schöne Areca
lutescens nicht ziehen könnten. Pflanzen der Latania mit acht Blättern kosten
2 Dollar das Stück.
I iJie Nummericriing in der Rciiientblge un-sercr Besiclitigung, lrrti.imer vorbclialten.
■*■*) Weitere Preise siehe in Gartentlora 1893, S. 550. Man muss dabei iniiner bedenken,
dass der Dollar, obwohl er 4,25 Mk. wert ist, doch nur nach unseren Verhältnissen die Kauf-
kraft von 2 Mk. hat, da fast alles drüben teurer ist.
Die Handelsgärtncrcicn in den Vereinigten Staaten» 103
Haus No. 14. Junge Sämlinge von TJruala granclis und sodann Cycas
siamensis. Auch die viel umstrittene Dracaena Sandcriana, die das Stück
mit 3 Guincen, 63 Mk., bezahlt Avurdc, findet sich schon hier, wie man überhaupt
in den grösseren Gärtnereien Amerikas fast alle Neuheiten der Genter Aus-
stellung im April 1893 schon antraf.
Haus No. 15. Chrysanthemum Miss iMinni Wannemaker. eine sehr be-
liebte weisse Sorte.
Ilaus No. 16. Gummibäume mit vier bis fünf Zweigen.
Haus No. 17. Nelken, besonders Edna Craig, sehr schon, die beste
rosafarbene, \o:i A'ollkommenster Form und sehr gut für den Handel, ferner
Miss Laz. Ale. Gowan. die ertragsreichste weisse für den Handel, aber die
Blumenblätter leicht zurückfallend.
Haus No. 18. Chrysanthemum Eva Hoyt, gelb, sehr gut als Schnitt-
blume, von Herrn Harris, der bis vor zwei Jahren einer der eifrigsten Kreuzer
von Chrysanthemum war._ jetzt aber das mehr aufgegeben hat. gezogen, und
für 350 Dollar — jooo Mk. verkauft.
Haus No. 19. Chrysanthemum-Sämlinge. Für einen bronzefarbenen
Sämling No. 1 wurden 100 Dollar geboten, das Gebot aber nicht angenommen,
Im allgemeinen findet man, dass die Riesen blumen von Chrysanthemum in
Amerika gar nicht auf so hohen vStengeln gezogen Averden als bei uns; man
kann auch nach Herrn Harris ebenso grosse Blumen auf drei l)is vier Fuss
hohen Pflanzen erzielen als auf fünf bis sechs Fuss hohen.
Haus No. 20. ,Vraucaria excclsa, einjährige und zweijährige Pflanzen;
zweijährige Pflanzen in zchnzölligen Töpfen 5 Dollar. — Aiuh einige r;enista
racemosa und G. canariensis sind vorhanden.
Flaus No. 21. Mit Spiegelglas gedeckt. Alles Gummibaume mit vor-
züglich gefärbten rotbronzefarbigen Trieben und bis zu 20 Blättern. Mit Hilfe
des Spiegelglases erreicht es Flerr Harris, dass die (iummilTäume diese schöne
Farbe auch im Winter behalten. Bei zu grellem Sonnenschein im Sommer
erhält dies Haus etwas Kalkanstrich.
Haus No. 22. l^benfalls mit Spiegelglas, und gleich Avie voriges Gummi-
bäume enthaltend, ausserdem einige Coleus und Lilium Harrisii.
Bemerkt sei noch, dass alle Töpfe, besonders die Palmen, auf zerkleinertem
Coaks stehen, Avas alle Insekten etc. weit jnehr abhält als Lohe.
Ausserdem sind noch drei jiits (kalte Kästen) von 100 Fuss Länge und
10 Fuss Breite vorhanden, für Azaleen. Chrysanthemum etc. Diese Averden
im Winter mit Stroh umpackt.
Unnötig ist es Avohl, hinzuzufügen, dass alles aufs sauberste gehalten A\ar,
das ist überhaupt in fast allen amerikanischen Gärtnereien zu finden und diesem
Umstände jnit ist das vorzügliche Gedeihen der Pflanzen zuzuschreiben.
Die Heizung geschieht mittelst Dampf und sind drei mächtige Rrihrcnkessel.
je lö Fuss lang, und von 54 Zoll Durchmesser mit je 60 Pferdekralt, von der
Warder Manufacturing Co.. in GermantoAvn-Junction bei Philadelphia Aor-
handen. Als Feuerungsmaterial dient Coaks, da die Heizung sich dabei billiger
stellt als bei Steinkohlen.
Rosen zieht Herr Harris nicht mehr, da sich zu viele darauf g<?legt haben.
er hat eben deswegen die Kultur der Palmen, speziell dei" Areca Uitescens und
104
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
der r'.ummibäiimc cncrj^isch in die Iland gcnummen und man muss ;^estehen.
mit dem grossai"ti.i4sten lu'folgc.
Sehr .gespannt muss man natürlich auf die weiteren Erfahrungen sein, die
Herr Harris mit dem S])icg"clglas macht, und jedenfalls sind ihm alle CLärtner
zu r)ank verptlichtet. dass er diese Idee zur Ausführung gebracht hat. wie denn
überhaupt, die amerikanischen Ccärtncr Herrn Harris viele Anregungen ver-
danken.
Wie übrigens der ISodenwert in den grossen Städten des ( istens ge-
stiegen ist. erhellt daraus, dass in der Xähe des Herrn Harris. (55. — 56. Strasse),
der acrc (1V2 Morgen) mit 20000 Mk., etwas weiter nach der Stadt in der
49. .Strasse mit 130000 — 170000 Mk. bezahlt wird.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Helianihus lenticularis.
Linsen form ige ."^c )n n en bl u me.
Hierzu .'Kbb. 25.
Diese in Berlin von Herrn Ilotlieferant
Kropp, in Firma Adolph Schmidt Nach-
folger, und Herrn Hotlieferant Joseph
Klar, in den Handel gebrachte, aus
Amerika stammende Neuheit des Jahres
1S03 soll auf gutem Boden einellöhe von
4 m erreichen, und. wie auch die Al)-
bildung zeigt, übersäet sein mit mittel-
grossen, gelben Blumen, die wegen
der dunklen Staubbeutel eine schAvarze
Scheibe haben. (lanz vorzüglich als
liinzelpllanzc. auch als vSchnittblume
empfohlen. Wenn die Pflanze selbst
nur halb so reichf)lühend ist. wie die
Abbildung verspricht, so dürfte sie
sehr willkommen sein.
Wichtigste Neuheiten für 1894
von Vilmorin - Andrieux &, Co., Paris.
Hierzu Abb. 26-32.
1. ( ; e m üse-Samen.
Eierfrucht, sehr frülie von Bar-
bentane (\'ilm.) l)ie hiermit ange-
botene Sorte stammt aus einer für ge-
triebenes Gemüse berühmten Gegend,
wo man immer nach frühesten Arten
strebt, und wird dort schrhochgeschätzt.
In Form und Farbe der langen violetten
frühen E. ähnelnd, übertrifft sie dieselbe
jedoch noch an Fiühzeitigkeit. Ausser-
ordentlich frucjitltar. kann sie überall
gebaut, wird aber besonders in solchen
Gegenden gepriesen Averden, wo der
.Sf)mmcr zu kurz ist. um die gewöhn-
lichen Sorten mit 1-lrfolg zu ziehen.
( '. u r k e . 1 a n g e .S i k k i m . K r ä ft i ge .
durch 11. l'aillieux eingeführte, frucht-
bare \'arietät. die 3 bis (^ c_\iinder-
förmige. 30 bis 40 cm lange, schöne
Früchte auf jeder Pflanze trägt. Die
Früchte sind grün, wenn jung, gehen
aber zur Reifezeit in eine bräunliche
Färbung über und sind mit .Streifen
durchzogen, gleichwie die Russische
Xetzgurke. Fleisch weiss, fest und
wohLschmeckcnd. Ist sicherlich die
japanische Klettergurke, hier aber mit
richtigem Namen. Siehe Gartenflora
1803. Taf. 1392.
Endivien. weisse krause Moos.
Zierliche, sehr gekrauste Endivie. die
der extra krausen, von Natur ganz
gelben ziemlich gleicht, aber etwas
kleiner ist und sich durch ein feiner
geschlitztes Laubwerk unterscheidet.
Da diese feinschmeckende, hübsche
Sorte jedoch nicht sehr ertragreich ist,
so dürfte sie eher für Privat-Gärten zu
empfehlen sein.
Neue und empfehlenswerte [pflanzen.
105
Kopfkohl. k r a u s g e r ä n d e r t e r
Winter- (\'ilm.) Niedrige, sehr kurz-
strunkige Art. deren äussere Blätter
am Rande wellig-kraus, fest gegen den
Kopf gedrungen sind. Kopf fest und
voll, rundlich, sehr haltbar selbst in
den härtesten Wintern. Diese wertvolle
Sorte wird als spätes Winter-Kraut recht
bald ebenso grosse Anerkennung finden,
M'ie der Vaugirard-K.. mit welchem sie
ziemlich viel Ähnlichkeit hat, von dem
sie sich aber durch die gänzliche Ab-
wesenheit der violetten Färbung an den
Blättern und Köpfen unterscheidet.
Kartoffel. Die Cz arina. Einer
wiederholten Prüfung unterworfen,
wurde diese schöne, kräftige K. ein-
stimmig durch viele Fachmänner und
vStärke-Fabrikanten als eine der hervor-
ragendsten Wirtschafts-Sorten in Bezug
auf Ertragsfähigkeit, Stärkegehalt und
Haltbarkeit im Winterlager erklärt,
und der Imperator -K. vorgezogen.
Die Knollen, oft von enormer Grösse,
sind gelb, in der Nähe der Augen fast
immer rot gefleckt. Fleisch blassgelb,
fest und mehlreich. Es ist dies
gewisscrmassen keine Neuheit. Niemand
scheint sich aber deren richtigen
Namens und Ursprungs erinnern zu
können.
Kürbis, C e n t n e r . b r o n z e -
farbiger von Monthlery {^'ilm.).
Diese Neuheit unterscheidet sich wesent-
lich von den alten Sorten durch die
eigentümliche Form der Früchte, welche
rund, sehr zierlich gerippt und von
einer auffallend grünlich dunkelbraunen
Farbe sind. Das Fleisch, von schön
gelber Farbe, ist reichlich vorhanden
und von vorzüglicher Beschaffenheit.
Etwas später reifend als die übrigen
Kürbisse, hat diese Sorte den grossen
Vorteil, sich eine lange Zeit zu halten
und sich spät für eine Saison aufzube-
wahren, wenn der Etampes-K. von dem
Markte verschwunden ist.
Lattich. römischer. Gigogne
Dieser eigentümliche Bindesalat, auf
welchen Herr Paillieux die Auf-
merksamkeit der Gartenfreunde lenkte,
soll aus Pamir in Zentral - Asien
stammen. Er ist vollkommen hart und
übersteht die Trockenheit ausserordent-
lich gut. Blätter lang, von einer matt
blassgrünen Färbung. Diese Rasse bildet,
so zu sagen, keinen Kopf, sondern ihr
Hauptstamm zeigt sich von zahlreichen
zarten Seitentrieben umgeben, die einen
vortrefflichen Salat liefern und für
Gegenden, wo die übrigen Römersalat-
Sorten zu empfindlich sind, von grossem
Werte sein werden. (Schluss folgt.)
Dracaena Aubryana Brongn., nicht thalioides
Hort. Makoy.
Gardeners' Chrcmicle No. 371 vom
3. Februar 1894 bringt S. 137 eine Ab-
bildung von Dracaena thalioides. um
zu beweisen, dass diese Pflanze nicht
identisch ist mit Dr. Sanderiana. Ich
habe schon in »Gartenflora« 1S93, S.305,
und besonders S. 31,5 sehr starke
Zweifel bezüglich der Identität aus-
gesprochen, aber S. 315 auch darauf
hingewiesen, dass der Name Dr. tha-
lioides überhaupt nicht gültig ist. Aut
der Abbildung in der Belgique horticole
N. 1800. t. 24. p. 348 steht zwar
Dracaena thalioides Hort. Makoy. im
Text sagt aber Morren ausdrücklich,
dass der richtige Name D. Aubry-
ana Brongniart sei. und er veröffent-
licht auch die bisher nur im Manuskript
vorhandene (")riginal - Diagnose Bron-
gniarts. Letzterer benannte sie zu
Ehren des Ilerrn x\ubry le Gomte,
Marine-Commissär, der sie vom Gabon
in den botanischen Garten zu Paris
einführte, und den auch ich 1867 als
Kommissar der Ausstellung der fran-
zösischen Kolonien kennen lernte. —
In der Flore des serres XV, S. 47. t. 15,
106
Kleinere Mitteilunsj;en.
22 — 23 trägt die Abbildung die richtige
Unterschrift Dracaena Aubryana. —
S. 305 der Gartenflora 1803 habe ich
auch gesagt, dass Dracaena G od-
seffiana verwandt mit D. surculosa
und cameronensis, nie aber, dass sie
idcntiscli sei.
L. Wittmack.
Kleinere Mitteilungen.
Solanum Wendtandi in den Kgl. Gärten zu Kew.
Bei Erwähnung dieser Pflanze in der
Xuramer vom i. Januar 94, S. 24. dieser
werten Zeitschrift haben sich zwei
Irrtümer eingeschlichen:
1 ) In derVermehrungdurchvStecklingc.
2) in der Angabe des Standortes.
Die Pflanze befi.ndet sich in der Vor-
halle des Wasserlilien- (Nymphaeen-)
Hauses ausgepflanzt, von wo der Stamm
ins Haus selbst geleitet wurde. Hier
hängen die überaus üppig und schnell
wachsenden Triebe im Sommer, von
oft 1 Fuss langen Blumenbüscheln be-
laden, herab, sich im Wasser der
Nymphaeen spiegelnd, eine wirkliche
Pracht! Die einzelnen Blumen sind von
3 — 4 cm im Durchmesser. — Ein zweites
Exemplar von S. Wendlandi l")efindet
sich im tropischen Theile des Succu-
lenten-Hauses, welches an Blütenreich-
tum wohl fast das erstere übertraf.
(Jhne Zweifel hatte der trockenere
Standort Einfluss auf die Entwickelung
solcher Blumenmassen und eines zweiten
Flors im Spät- Sommer. Die Pflanze
liebt aber einen feuchten, warmen und
sonnigen Standort, und wäre ein solcher
in einem Wasserlilienhause höchst em-
pfehlenswert.
Sollte jemand es verstehen, dies
prachtvolle Solanum durch Stecklinge
leicht vermehren zu können {wie man
wohl aus obigem Artikel S.24 schliessen
dürfte), so. bin ich fest überzeugt,
würde man vielen gewandten und er-
fahrenen ^^ermehrern, welche es bisher
als keine leichte Aufgabe betrachteten,
sehr entgegenkommen, die erfolgreiche
Behandlung solcher Stecklinge zu ver-
öffentlichen.
Wenig geeignetes Stecklingsholz und
dies dann noch schwer wurzelnd, ist
wirklich nicht das, was von einer solch
robust wachsenden Pflanze erwartet
werden sollte! Nach vielen fruchtlosen
^'ersuchen wurzelten eine Anzahl Steck-
linge, welche im Juli-August in sandige
leichte Erde mit guter Bodenwärme
gesteckt wurden. Blätterlose Zweige im
Frühjahr oder im Herbst, wenn im
Wachsen begriffen, sind A\ohl am
meisten empfehlenswert.
Pinus. Kew.
Eine Preisaufgabe
für die beste Kulturanweisung für Kakteen
hat die Gesellschaft der Kakteenfreunde
in ihrem Vereinsorgan, der »Monats-
schrift für Kakteenfreunde-' (\'erlag von
J. Neumann-Neudamm) ausgeschrieben.
Die Abhandlung soll einen Umfang
von 2 — 3 Druckbogen haben. Der
ausgesetzte Preis beträgt 150 Mark,
Einreichungstermin ist der 1. Juli 1S94.
Die näheren Bedingungen sind aus der
genannten Monatsschrift zu ersehen.
Litteratur.
107
Litteratur.
Pomologische Monatshefte.
Die »Pomologischcn Monatshefte«,
Organ des Deutschen Pomologcnvereins.
sind mit dem Jahre i^()-\. in ihren
40. Jahrgang getreten und giebt der
jetzige Herausgeber. Herr Friedrich
Lucas. Direktor des pomologischen
Instituts in Reutlingen und Geschäfts-
führer des Deutschen Pomologenvereins
in einem Prosi^ekl. der auch dieser
Nummer der >^Gartcnflora« beiliegt,
eine interessante Uebersicht über die
(beschichte dieser weit verbreiteten
Zeitschrift. Gegründet von J. G. G.
Oberdieck. Superintendent zu jeinsen
in Hannover (Amt Kaienberg) und
l{d. Lucas, damals k. württ. Garten-
Inspektor in Hohenheim. erschien die
Zeitschrift im Laufe der Zeit unter
nachstehenden Titeln: 1855 bis 1864:
»Monatsschrift für Pomologie und
praktischen Obstbau«; 18O5 bis 1874
»Illustrierte Monatshefte für ( »bst- und
Weinbau«: 1874 bis heute: »Pomolo-
gische Monatshefte«. Der Deutsche
Pomologische Verein verdankt Herrn
r)r. Ed. Lucas und Herrn Professor
K. Koch besonders mit sein Entstehen.
Die ■Mitglieder des Deutschen Pomo-
logen - Vereins erhalten die Zeit-
schrift unentgeltlich, andere Personen
können sie zu dem billigen Preise von
4,50 Mk. für den Jahrgang erhalten.
Sehr gute, siebenfarbige Abbildungen
zeichnen die Zeitschrift aus. L. W.
Regenfall und Blattgestalt.
Ein Beitrag zur Ptlanzcnljiologie von
E. Stahl, (l^xtrait des Annales dujardin
Botanique de Buitenzorg, \'ol. XI. pag.
98 — 182). Leiden, E. J. Brill, 1893.
Die hochinteressanten Untersuchun-
gen des Verfassers, zu denen derselbe
im Winter 1889 — 90 bei seinem Auf-
enthalt in Java und zwar sowohl in den
unvergleichlich üppigen Bergwäldern
Westjavas als in dem prächtigen Buiten-
zorger Garten angeregt wurde, haben
u. a. ergeben, dass die in den Tropen
mit besonderer Heftigkeit niedergehen-
den Regen an die tlächenförmig ausge-
breiteten Organe, an die Laubblätter,
ganz besondere Anforderungen stellen.
r)iescn Ansprüchen werden dieselben
nicht nur durch passende innere
Festigungseinrichtungen, sondern auch
durch die Gestaltung des Sprcitcnum-
risses gerecht. Das Studium dieser
Erscheinungen gewährt dann, nach
Verfasser, auch einen tieferen Einblick
in die biologische Bedeutung mancher
noch wenig verstandener Gestaltungs-
verhältnisse der Laubblätter.
Die vorliegende hochinteressante Ab-
h;indlung. auf deren Einzelheiten wir
hier leider aus Mangel an Raum nicht
näher eingehen können, behandelt nach
der Einleitung:
I. die ßlattspitze als wasserableiten-
dcs Organ. (Bei Gewächsen aus den
verschiedensten Familien der Berg-
wälder Westjavas sind die Blätter aus-
gezeichnet erstens durch die hoch-
gradige Benetzbarkeit ihrer Oberseite
und zweitens durch die langausgezogene
Spitze, welche in vielen Fällen ganz
abenteuerliche Dimensionen erreicht
und dieVerfasser kurzweg als »Träufel-
spitze« bezeichnet).
II. Hängeblätter und I längezweige.
III. Regenfall und Blattgestalt.
IV. Einige mechanische Eigenschaften
der Blattspreiten.
Die Ein'zelheiten aller dieser sehr
interessanten Avissenschaftlichen Unter-
suchungen können, wie gesagt, hier
nicht näher in knapper Form angegeben
werden; sie werden am besten gleich-
zeitig mit den vielen, trefflich die
Fragen erläuternden Abbildungen aus
dem Oriofinal ersehen. Dr. R. Otto.
108
Unterrichtswesen.
Ausstellunaren und Konarresse.
Unterrichtswesen.
Der Vorstand des \"crcins zur Be-
lörderung des Gartenbaues hat auf An-
trag der technischen Ausschüsse den
Magistrat der Stadt Berlin gebeten,
fortzufahren in seinen Bestrebung-en
behufs Fortbestehens des Fachunter-
richtes an den Sonntag Vormittagen
und besonders daraufhingewiesen, dass
diese Zeit für den Zeichenunterricht
allein die geeignetste sei.
Ausstellungen und Kongresse.
Görlitz, Ende Juni. Dritte grosse
allgemeine Rosenausstellung, veran-
staltet vom Verein Deutscher Rosen-
freunde. — Verbunden damit ist eine
Ausstellung von Coniferen, Nelken.
Pensees, Knollenbegonien und Gla-
diolen, Stauden und bunten Gehölzen,
Teppichbeeten, Bindereien, Plänen und
technischen Hilfsmitteln für Rosen-
kultur. — Da wäre es wohl kürzer
gewesen, zu sagen: Verbunden ist da-
mit eine allgemeine Gartenbau - Aus-
stellung. Das Ausstellungsterrain ist
4 ha gross. Die Ausstellung, welche
voraussichtlich Ende Juni eröffnet
wird, soll etwa drei Monate dauern.
Anmeldungen bei Herrn Carl Druschki.
Görlitz, bis i. Juni, für die im Freien
anzupflanzenden Gegenstände aber
früher. — Rosen und Coniferen bis
15. März, Nelken, Pensees. Knollen-
begonien und Gladiolen 15. April,
Stauden und bunte Gehölze 1. März,
Teppichbeete 1. Mai. — Das Programm
ist sehr sorgfältig ausgearbeitet. Für
etwaige Wünsche sind noch Nummern
offen gelassen.
Magdeburg. Der Garteftbauverein
Magdeburg veranstaltet zur Feier seines
50jährigen Bestehens Ende August
oder Anfang September 1895 eine
grössere Ausstellung und fragt in sehr
zweckmässiger Weise jetzt in den
einzelnen Städten an, welche vSpezial-
kulturen dort besonders betrieben
werden, um sie im Programm zu be:
rücksichtigen.
Stettin. 17. und 18. November 1894
im Konzert- und Vereinshause Chry-
santhemum-Ausstellung des Stettiner
Gartenbau-Vereins. Besonders schöne
Kultur-Gegenstände werden auch zu-
gelassen. Anmeldungen bis 9. No-
vember bei Flerrn Alb. Wiese.
Berlin. Grosse Frühjahrs - Aus-
stellung 1897 zur Feier des 75 jährigen
Bestehens des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues.
Graz. Allgemeine Gartenbau-Aus-
stellung der k.k. Gartenbau-Gesellschaft
vom 1. — 6. Mai. Anmeldungen an Prof.
Lorenz Kristof in Graz. Jahngasse 5.
Abbazia. Rosen-. Pflanzen- und
Gemüse -Ausstellung im Mai. Anmel-
dungen an die Kur-Kommission in
Abbazia.
Antwerpen. Rosen-Ausstellung des
Cercle des Rosieristes d'Anvers in Ver-
bindung mit der Weltausstellung Ende
Juni. Anmeldungen an J. B. Lenaerts,
Vestingstraat 60, in Antwerpen.
B r üs sei. Orchideen -Ausstellungen,
veranstaltet von der Gesellschaft der
Orchideenfreunde »L'Orchideenne«, am
zweiten Sonntag und Montag Nach-
mittag eines jeden Monats in den
Gewerbliche Angelegenheiten. — Aus den Vereinen.
109
Räumen der Gärtnerei der >^Süt'iete de
l'Horticulture Internationale« im Park
Leopold.
Gent. Chrysanthemum-, (»rchideen.-
DekorationsiDllanzen- u. Blutenpflanzen-
Ausstellung der Societe Royale d'Agri-
culture et de Botanique Aom ii. bis
13. November. Anmeldungen an E.
Fierens, Coupure 135 in Gent.
S t. P e t e r s b u r g. Internationale Obst-
Ausstellung der Russischen Obstbau-
Gesellschaft im Herbst. Anmeldungen
an das Bureau der internationalen
Obst -Ausstellung in St. Petersburg,
Fontanka lo.
Mainz. Grosse allgemeine Garten-
bau-Ausstellung in der zweiten Hälfte
des Monats September. Anmeldungen
an Stadtgärtner SrhrcUler in Mainz.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Nach demEntwurf des neuenrussisch-
deutschen Zolltarifes ist ..Gewöhn-
liches Gemüse, nicht besonders zu-
bereitet: Zwiebeln und Knoblauch
in Schoten" (soll wohl heissen in der
Schale. Red.), die nach dem allgemeinen
russischen Zolltarif von 1,891 per Pud
= 40 Pfund engl. 0.12 Rubel = ca. 25 Pf.,
nach dem gegenwärtig für die deutsche
Einfuhr zur Anwendung kommenden
Zollsatz sogar mit o.iS Ruljel = 37 Pf.
verzollt werden mussten, frei. — Herab-
gesetzt sind ferner Zichorie auf 0.40.
frische Früchte von 0.75 bezw. 1.35
auf 0.40. Hopfen von 10 bezw. 15 auf
3.50 Rubel. Zuckerrübensamen, der jetzt
mit 0,15 Rubel verzollt werden muss,
ist wieder auf den alten Zoll 0,10 Rubel
herabgesetzt. Wir lesen leider nichts
von abgeschnittenen Blumen und leben-
den Pflanzen. Letztere zahlen jetzt
0.90 Rubel pro Pud. was natürlich die
Ausfuhr von grösseren Gehölzen ganz
unmöglich macht. Der Verein zur Be-
förderung des Gartenbaues hatte in
seiner durch den Herrn Minister für
Landwirtschaft etc. dem Herrn Reichs-
kanzler übergebenen \'orstellung auch
um Herabsetzung dieses Zolles ge-
beten.
Aus den Vereinen.
M i 1 1 e i 1 u n gen der Deut s c h e n
D e n d r o 1 o g i s c h e n G e s e 1 1 s c h a f t.
No. 2. Aus der ständigen K(.)mmission
des deutschen Coniferen - Kongresses
hat sich bekanntlich die obengenannte
Gesellschaft gebildet unter dem
Präsidium des Herrn Hofmarschalls von
Saint Paul Illaire auf Fischbach in
.Schlesien und unter der Geschäfts-
lührung des Herrn Königl. Garten-
inspektors Beissner in Bonn. Diese
beiden Namen bürgen für ernste Be-
strebungen und ernste Arbeit. In der
That bieten die beiden bis jetzt er-
schienenen Hefte eine erstaunliche
Fülle von Beobachtungen. Ueber 300
Xamen enthält das »Verzeichnis der in
Xo. 1 und No. 2 besprochenen Pflanzen«.
Das Gebiet des Gartenbaues ist ein
solch ausgedehntes und in seinem
ganzen Umfange von einem Einzelnen
so Avenig zu beherrschendes, dass man
solche Sonderbestrebungen herzlich
willkommen heissen muss. zumal dann,
wenn gediegenes geleistet wird. Die
Mitgliederzahl der Gesellschaft ist zwar
noch eine kleine, wird aber sicher
bald wachsen. Tr.
110
Sprechsaal.
Sprechsaal.
Zweite Antwort auf Frage 7.
Folgen des Carbolineums.
Angeregt durch die Frage Xo. 7 auf
Seite 85 dieser Zeitschrift, erlaube ich
mir, folgendes darüber mitzuteilen:
Carbolineum wird in hiesiger Fabrik
in vielen Mengen zu den Fisenbahn-
signalstangen und zum Barrierenbau
verwertet und zwar werden sämtliche
Ilolzteile, wie Leitungspfähle und
-Kanäle damit gestrichen, um sie vor
Fäulnis zu schützen.
Vor drei Jahren Hess ich melirere
transportable Mistbeet- Kästen aus
starken Bohlen herstellen: auf Anraten
meines Chefs wurden diese aucli mit
Carbolineum gestrichen. Nachdem der
Anstrich trocken w^ar, wurden gleich
die Kästen mit Pferdedung gepackt und
zur Bepflanzung vorbereitet, im ersten
wurden Gurken und Salat, im zweiten
Kohlrabi und im dritten Bolmen ge-
pflanzt — sämtliche Pllanzen fingen
an zu kümmern und wollten nicht aus
der Stelle wachsen. — Ich glaubte erst
an ein \'ersehen imd bepflanzte die
Kästen nochmals mit genannten C.e-
müsesorten. machte aber dieselben
Erfahrungen wieder: die Blattränder
fingen an einzuschrumj)fen und die
Pflanzen blieben auch im Wachstum
stehen, vielleicht nur infolge des üblen
Carbolineum -C.eruchs: auch alle Un-
kräuter, welche während der Zeit auf-
gingen, verschwanden gleich wieder
von der liildfläche. So blieb mir
weiter nichts übrig, als die Kästen
wieder zu entfernen und durch neue
zu ersetzen, in denen die Pflanzen dann
prachtvoll gediehen sind.
Noch will ich bemerken dass mit
Carbolineum gestrichene Ilolzteile
mindestens ein Jahr der Luft ausgesetzt
sein müssen, ehe sie in der Gärtnerei
verwertet werden können und kann ich
ko.rstaticren. dass ich dann keine Nach-
teile mehr bemerkt habe. Auch soll
man sich hüten, Stellagen in Gewächs-
häusern oder Baumpfähle damit zu
streichen, denn es gehen sowohl die
Pflanzen als auch die Bäume dadurch
zu Grunde.
Andererseits ist Carbolineum ein
vorzügliches Imprägnierungsmittel für
Bindfaden zu Stroh- und Schatten-
matten, denn der Bindfaden bleibt
stets geschmeidig und bricht im Winter
nicht, während es bei anderen Mitteln
leicht vorkommt, dass der Faden bricht
und fault, wohingegen das Stroh noch
gut l;)leil:)t, Ijei Carbolineum haben
wir den entgegengesetzten Fall.
L. Ah lisch. Obergärtner, Berlin.
Frao-e 8.
Wie kultiviert man Juniperus virginiana, sog.
Cedern- oder Bleistiftholz?
1 . A u f A\' e 1 c li e r B n d e n a r t g e -
deiht Juniperus virginiana
f ü r d i e G r o s s k u 1 1 u r a m besten ?
Antwort: Juniperus virginiana ge-
deiht auf jedem, nicht zu armen Boden,
zieht sitndigen Lehmboden mit etwas
Humus und feuchtem (nicht nassem)
Untergrund vor. .\.uch auf steinigem
Lande gedeiht er bei genügender
Feuchtigkeit.
2. Woher bezieht man Samen
o der P f 1 ä n z 1 i n g e ?
Antwort: Samen kann nur aus dem
Vaterlande odei" Italien direkt, sonst
durch Vermittelung hiesiger Samen-
händler bezogen werden. Es ist zu be-
achten, dass derSamen ganzfrisch gesäet
werden muss, da er schnell die Keim-
fähigkeit verliert: auch geht derselbe
Personal-Nachrichten.
111
sehr unregelmässii^,' auf. Saat an Ort
und Stelle empfiehlt sich niclit, da der
Bestand infolge der oft sehr geringen
Prozente an keimfähigen Samen (häufig
nur 30 — 35%) sehr Uickenhaft würde.
Wegen der. den Juniperus eigen-
tümlichen Bewurzelung können zur
Anpfianzung nur verpflanzte junge
zwei- resp. dreijährige Pflanzen mit
\'orteil verwandt werden, deren Preise
je nach den J;dircn zwischen 40 l:)is
80 Mk. per Tausend schwanken. \'er-
pflanzte dreijährige sollen ca 15 bis
20 cm hoch sein und bis zum Wurzel-
halse belaubt, wenn solche auf gewöhn-
lichem, nicht überdüngtem Boden
gezogen sind. Unverpflanzte. häufig
sehr IfiUig angebotene .Sämlinge haben
für die Grosskultur keinen Wert, da
es unmöglich ist, nach Bedarf zu
gicssen oder zu beschatten. Zu haben
sind solche Pflanzen in den meisten
grösseren Baumschulen und Spezial-
Coniferen-Züchtereien
• «
3. Wie kultiviert man ihn
(Pflanzzeit, Rajolcn, Pflügen
etc.)?
AntM'ort: Es ist für Grosskultur,
also für forstmässige Anpflanzung ge-
nügend, den Boden mit tiefgehenden
Pflügen (Untergrund- oder Rajol-
pflügen) gut zu bearl)eiten. Nach dem
Pflügen lasse man den Boden sechs
bis acht Wochen ruhen und sich setzen
und pflanze anfangs Mai ca. 80 — 100 cm
weit, wobei die IMlanzen gut angegossen
werden müssen. In den ersten Tahien
sind Quecken etc. durch Hacken mittels
des Hackpfluges zu unterdrücken. Da
sog. Durchforstungsholz keinen Wert
haben würde und es bei Grosskultur
sich um Holzproduktion handelt, ist
die Entfernung von 80 — 100 anzu-
wenden, um die Pflanzen genügend er-
starken zu lassen, so dass sie zuerst
langsam, aber kräftig wachsen und
später erst im Schuss hochgehen,
Br.
Frage 9. Giebt es eine Geschichte
über die Kew Gardens?
W. J. G. in N.
Antwort: Nein. Sie finden aber in
dem »Guide« eine kurze Geschichte
und ebenso in >'Gartenflora« 1892.
S- 431-
Frage 10. Sind schon in Engier &
Prantl, Natürliche Pflanzenfamilien,
die Pittosporeen behandelt?
W. J. G. in N.
AntM'ort: Ja. in Lieferung 56, 1891.
Personal - Nachrichten.
Es wurden ernannt: Der städtische
( iarteninspektor. Herr. Axel Fintel-
mann. Berlin-Humboldthain, zum ge-
richtlichen vSachver ständigen für
Gartenbau an Stelle des verstorbenen
Gartenbaudirektors Gaerdt beim Land-
und Amtsgericht II, Berlin, Gharlotten-
burg, Cöpenick und Rixdorf. — Herr
Karl Bauer, Gärtner des botanischen
LTniversitätsgartens in Czernowitz. zum
Kaiserlichen Rat. Diese Auszeich-
nung ist bisher keinem Gärtner in
Osterreich zu Teil geworden, ^'orlangen
Jahren erhielt sie der Orchideen-Pieb-
haber Johann G e o r g B e e r in Wien. —
Stadtgärtner Heiler in München zum
Stadt- Garteninspektor. — Jakob G.
Agardh. vormals Professor der Botanik
an der Universität zu Lund, zum aus-
wärtigen Ritter des Ordens »Pour le
merite« für Wissenschaften und Künste.
— Alfr. Ehmann zum Nachfolger des
112
raaresordnuns
Garteninspektors Wagner und mit der
Leitung der Anlagen Stuttgarts, sowie
des dortigen Stadtgartens betraut.
Auszeichnungen: Den preussischcn
roten Adlerorden IV. Klasse erhielt Hof-
Garteninspektor Leopold Prochaska
in Wien. — Den Kaiser Franz-Joseph-
Ordcn: Professor Lorenz Kristof.
Präsident der kaiserl.königl. Gartenbau-
gesellschaft in Graz.
Es sind gestorben : Ende des vorigen
Jahres Garteninspektor A. Wagner in
Stuttgart, ein durch seine hervorragen-
den gärtnerischen Leistungen bestens
l)ekannter und allgemein geschätzter
Fachmann, Schöpfer uud Plleger des
dortigen Stadtgartens. — W^ilhelm
Eubell. früher kurhessischer Hof-
gärtner, ^in Veteran aus den Freiheits-
kriegen, in Kassel im hohen Alter von
Q5 Jahren. Die allgemeinste Hoch-
schätzung, deren sich der Verstorbene
erfreute, fand in dem zahlreichen, aus
allen Bevölkerungsschichten zusammen-
gesetzten Trauergefolge einen erheben-
den Ausdruck.
Dr. Schultz-Lupitz, der verdiente
Landwirt, ist vom Zentralausschuss der
königl. Lan dwirt Schaft sgc Seil-
schaft in Hannover zum Ehren-
mitgliede erwählt worden.
Dr. Richard Otto, unser verehrter
Mitarbeiter . bi.sher Assistent am
Pflanzenphysiologischen Institut der
Kgi. Landwirtschaftlichen Ilochschulc
in Berlin, ist kommissarisch vom
1. April ab als Lehrer der Chemie am
Kgi. Pomologischen Institut nach
Proskau berufen.
Der frühere Staatsminister Freiherr
Lucius von Ballhausen. Ehren-
mitglied des A'ereins zur Beförderung
des Gartenbaues, hat eine mehrmonat-
liche Reise nach Ägypten angetreten,
begleitet von seinem jüngsten Sohn,
der im braunschweigischen Husaren-
Regiment als Lieutenant steht.
Die Erben des Landschaftsgärtners
Haack haben nach dem letzten Willen
des Verstorbenen das Geschäft dem bis-
herigen Geschäftsführer, Herrn Land-
schaftsgärtner Richard Köhler, ]\lit-
giied des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues, Berlin W., Xettelbeck-
strasse 15, übertragen.
Tagesordnung
für die Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten
am Freitag, den 23. Februar 1894
im grossen Hörsaal der Königl. landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstrasse 42.
1. Ausgestellte Gegenstände.
2. \'ortrag des LIerrn Dr. Less, Assistent an der Kgi. Landwirtschaft-
lichen Hochschule: Ȇber die abnorme Witterung der letzten
Wochen.«
3. Auszeichnung bei Jubiläen.
4. ev. L. Wittmack '>Uber den Obstbau in den Vereinigten Staaten.«
Bemerkung: Herr Gartenbaudirektor Haupt. Brieg, ist leider abermals
verhindert, seinen Vortrag über Düngung der Orchideen zu halten.
Gartenflora 1894.
Taf. 1400.
Mamillaria barbata Engelmänn
Mamillaria barbata Engelm.
Von Ed. von Regelf und Haage & Schmidt. Hierzu Tafel 1400.
ie Abbildung der beistehend dargestellten Mamillaria hat die Firma
Ilaage & Schmidt, Erfurt, seiner Zeit eingesendet. Die Pflanze stammt aus
Texas, wo sie bei Cosi wächst und von Wislizenus entdeckt ward. Dr. Engel-
mann in St. Louis, leider seit mehreren Jahren verstorben, beschrieb dieselbe
in „Sketch of the botany of Wislizenus Expedition" p. 13 in einer Anmerkung.
Die Pflanze bildet' nach Engelmiann einen kugeligen Stamm, (nach unserer Abbil-
dung ist er abgestutzt, fast kegelförmig) mit kahlen Achseln zwischen den Warzen
und mit vielen mehrreihigen Stacheln auf der Spitze der Warzen, von
denen die äusseren weiss, borstenförmig und ungefähr 40 an der Zahl, während
die inneren stärker, bräunlich und ungefähr je 10 — 15 an Zahl, der Centralstachel
stark, aufrecht, braun und an der Spitze hakig. Die beerenartigen Früchte
länglich, grünlich und auf der .Spitze mit dem Rudiment der Blume gekrönt.
Unser abgebildetes Exemplar hat ziemlich grosse weisse, in der Mittellinie
und an der Basis rosenrote Bkmienblätter. In Rümpler's Ausgabe von
Försters Handbuch der Kacteenkunde findet man diese Art schwer auf, da
im Index eine falsche Seitenzahl citiert ist. (Es ist S. 244 citiert, muss aber
heissen S. 264; übrigens ist dort gesagt: Blüten unbekannt, und hat Engelmann
sie also nicht gesehen. Red.)
Ueber die Kultur schreiben die Herren Haage & Schmidt, Erfurt, der Re-
udktion folgendes:
Mamillaria barbata Engelm. verlangt schon eine etwas bessere Beachtung
in der Kultur, als man dies bei dem grössten Teil ihrer Gattungsangehörigen
iio allgemeinen gewöhnt ist. Namentlich im Winter beansprucht sie einen
Platz bei -+- 10 — 12 Gr. R. Wie bei fast allen kugelförmigen Kacteen, so muss
mr'i auch bei dieser mit dem Wasser sparsam umgehen; ein ein- bis zwei-
maliges Ueberspritzen in der Woche genügt vollkommen, doch darf dieses nur
an sonnigen Tagen, und da möglichst in den Vormittagsstunden geschehen,
dari^üt die Pflanze noch vor der Nachtzeit, wo bekanntermassen die Temperatur
heruntergeht, gehörig abtrocknet, um Fäulniss zu verhüten.
Im Sommer ist es ratsam, M. barbata ins Freie zu bringen, oder ihr
wenigstens einen Platz zu gewähren, wo volle .Sonne hinkommt, und die Luft
reichlichen Zutritt hat.
Yon Mitte Juni bis Anfang September können gesunde Pflanzen vollständig
im Freien stehen, nur trage man Sorge, dass sie vor anhaltendem Regenwetter
geschützt werden. Auch lasse man es während des .Sommers an Wasser nicht
fehlen.
Die beste Erdmischung besteht aus 2 Teilen gut verwester Mistbeeterde,
1 Teil Rasenerde und 1 Teil Heideerde, der man etwas Flusssand zusetzt. Eine
gute Scherben-Unterlage ist Bedingung. Zum Frühjahr ist uns ein frischer
Import in Aussicht gestellt.
jj^ Grammatop>iyllnm Gnilelmi II Kränzlin.
Grammatophyllum Guilelmi II Kränzlin '^)
von Prof. Dr. F. Kränzlin.
jjramrnatophyllum Guilelmi II ist eine der wenigen Orchideen-Neuheiten der
letzten Jahre, deren Einführung ein „Ereignis" ist. Es ist ein stattliches
Gewächs mit verkürztem massivem Stamm, mit 65 cm langen und bis 10 cm
breiten Blättern. Die Blütenstände sind bis 1 m hoch und tragen 30 bis 35
Blüten, jede von 8 cm Durchmesser. Die Farbe ist aussen grün, innen purpur-
braun mit grünem Rande, das Labellum weiss mit purpurbraunen Adern auf
den Seitenlappen. Aus dem vorliegenden reichlichen Herbarmaterial geht hervor,
dass die Pflanze ausserordentlich gut aussehen muss. — Der Entdecker der
Pflanze ist Herr W. Micholitz, Sammler für F. Sander & Co. zu St. Albans.
Diese Firma, deren Inhaber und Gründer bekanntlich ein Deutscher ist, be-
auftragte den für sie in Ost - Asien sammelnden Herrn Micholitz damit, eine
Tour nach Neu-Guinea zu machen. Auf meine Bitte, diese auch für die Botanik
viel versprechende Tour nach Kräften zu fördern, ging die Neu-Guinea-Compagnie
mit grosser Liebenswürdigkeit ein und beauftragte ihre Beamten, Herrn W. Micholitz
erforderlichen Falls zu unterstützen. Die lebenden Exemplare des Grammatophyllum
Guilelmi II werden in diesen Tagen in London bei Protheroe & Morris ver-
steigert und es steht zu hoffen, dass der Unternehmer für die ganz ausser-
gewöhnlich hohen Kosten des Unternehmens in etwas entschädigt wird. Die
Durcharbeitung des von Herrn W. Micholitz gesammelten wissenschaftlichen
Materials wird hier in Berlin stattfinden. Dem Verfasser war es eine grosse
Genugthuung, diese Orchidee, die schönste und statflichste, welche bisher aus
unseren Kolonien bekannt geworden ist, mit Allerhöchster Genehmigung nach
Sr. Majestät dem Kaiser zu nennen.
Die Sammlung enthält noch einige hervorragend schöne Arten, welche,
soweit ersichtlich, neu sind und eine ganze Anzahl weniger brillanter Formen,
welche sicher noch nie beschrieben sind.
*) Habitu Grammatophylli Fenzliani Rchb. f. sed major. Caulibus — foliis e
basi lineari lanceolatis acuminatis plicatis ad 65 cm longis ad 10 cm latis.
Racemis superbissimis folia excedentibus ad 100 cm altis multifloris (20 — 35);
Bracteis minutis oblongis quam Ovaria multoties brevioribus. Sepalis oblongis
basi vix attenuatis obtusis, petalis augustioribus cuneato-obovatis obtusis aequi-
longis, labelli lobis lateralibus maximis subquadratis antice oblongo-ligulatis,
intermedio deflexo parvo obovato emarginatoque, lineis 3 elevatis inter lobos
laterales quarum intermedia brevior, lineis humilioribus 2 in lobo intermedio,
toto labello intus dense piloso marginem versus sensim calvescente; gynostemio
valde curvato inter lobos intermedios abscondito. — Flores speciosissimi 8 cm
diametro purpureo-brunnei margine et extus viridilutei, labellum album purpureo-
striatum.
Dendrobium Augustae Victoriae Kränzlin. 1 1 e
Dendrobium Augustae Victoriae Kränzlin'^^
von Prof. Dr. F. Kränzlin.
\ie Pflanze ist unzweifelhaft eines der schönsten Dendrobien und nebst
Grammatophyllum Guilelmi II die schönste Orchidee, welche aus unserer öst-
lichen Kolonie bekannt geworden ist. Nur der obere Teil der Pflanze war mir über-
sandt worden und dieser trug an drei Blütenständen weit über 100 Blüten und
Knospen. Die Sepalen sind reinweiss, die Petalen vermutlich hellgelb mit purpurnen
Adern, das Labellum ist purpurrot und im Innern mit fünf Längsleisten versehen,
welche vorn in höchst eigenartiger Weise gezähnt sind. Diese merkwürdige
Bildung ist das augenfälligste Unterscheidungsmerkmal dieser Art, welche sonst
stark an Dendrobium Goldiei Rchb. f. und Dendrobium Imperatrix Kränzlin erinnert,
an Schönheit aber beide übertrifft. Mit Dendrobium Mirbelianum Gaudich,
D. d'Albertisii Rchb. f. und D. arachnostachys Rchb. f. und einigen ähnlichen bildet
diese Art die Gruppe der „Antennata", d. h. der Dendrobien mit Petalen, welche
wie Fühler eines Insektes vorgestreckt sind. Dieses mehr bizarre als schöne
Merkmal ist bei Dendrobium Augustae Victoriae nicht sehr entwickelt, denn die
Petalen sind wenig länger als die anderen Teile der Blüte.
Die Pflanze wurde in den Wäldern am Berlin-Hafen von Herrn Kärnbach,
Mitglied des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, entdeckt, die Exemplare
blühten auf dem Wege nach Friedrich- Wilhelmshafen auf und von dort erhielt
ich sie durch Herrn Wilh. Micholitz, dem glücklichen Entdecker vieler wert-
voller ostasiatischer Pflanzen.
Mit Allerhöchster Erlaubniss habe ich diese schöne Pflanze Ihrer Majestät
der deutschen Kaiserin Auguste Victoria gewidmet.
*) Sectio Antennata. Planta egregia maxima. Adest parssupremabulbi maximi
racemos 3 gerens 50 cm longos divitifloros, bracteis minimis. Sepalodorsali linear!
obtuso, lateralibus parte libera linearibus obtusis postice pedi gynostemii alte
adnatis; petalis medium usque linearibus angustis deinde cuneato-obovatis
obtusis nervis anastomosantibus decoris, quam sepala vix longioribus; labelli
iobis lateralibus parte libera semiorbicularibus margine minutissime serrulatis,
iobo intermedio oblongo obtuso apiculato margine valde undulato, lamellis 5
in disco a basi labelli orientibus lateralibus paullo brevioribus omnibus prae-
sertim 3 medianis in cristas lacero-dentatas subito abruptas auctis, calcaris
ostio callis 2 postice in lineas elevatas decrescentibus subclauso, calcari ipso
"brevi vix inflato apice emarginato; gynostemio brevi, androclinio dente dorsali
acuto Iobo obtuso utrinque, rostello lato orbiculari, anthera plana, ovaria
pedicellata 4 cm longa. Flores speciosi 3 cm ^diametro. Sepala alba petala
pallide flava purpureo-venosa. labellum roseo-purpureum.
jjg Geschmackvolle Bindereien von der Herbstausstellung etc.
Geschmackvolle Bindereien von der Herbstausstellung des
Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Hierzu Abb. 33.
IL Die Bindereien des Herrn H. Fasbender.
teifolgend bringen wir die Abbildung der Bindereien des Herrn H. Fas-
bender, Berlin N., Schönhauser Allee 20, die mit einer goldenen Medaille
gekrönt wurden.
Die gesamte Aufstellung war als eine höchst gelungene zu bezeichnen.
Über den Ausstellungsgegenständen erhob sich ein Baldachin, geschmückt mit
Tannenguirlanden und Lorbeerzweigen, welcher von goldenen Schnüren mit
ebensolchen Quasten gehalten wurde. Die Hinterwand war mit schwarzem
Sammet drapiert.
Den Mittelpunkt des Ganzen bildete eine grosse Trophäe von vierzehn Cycas-
Wedeln, zwischen denen sich bunte Phormiumblätter besonders schön abhoben.
Sämtliche Wedel wurden in der Mitte von einem Bouquet aus Maiblumen,
weissen Kamellien, Daturablumen, Malmaisonrosen und weissen Lilien gehalten,
durchwirkt mit verschiedenem Grün von bunten Plectogynen, Blechnum und
Adiantumwedeln, nebst Asparagus-Ranken. Das ganze Arrangement war auf
einer zwei Meter hohen Stange befestigt, welche von einer grossen schwarzen
Schleife und herabhängenden Trauerschnüren verdeckt war. Es eignet sich eine
derartige Zusammenstellung vorzüglich zur Aufstellung hinter einem Sarge,
sowie zum Tragen bei Trauerfeierlichkeiten für Vereine.
Von den übrigen Gegenständen befand sich oben zur Linken ein Impera-
torenkranz, aus Lorbeerzweigen gebunden; rechts davon ein Kreuz von
weissem Chrysanthemum, aul welche ein Kranz von zwei Cycas -Wedeln mit
Chamaeropswedeln, weissen Kamellien,Maiblumen,Vergissmeinnicht und leichtem
Grün gelegt war. Links auf einem Tische befand sich ein Korb, durchgehends
in Rot gehalten, der ganz besonderes^ Aufsehen erregte, weil die schönen
Blütenähren der Vriesea brachystachys, die ihn füllten, ^iUe Schattierungen von
Grün durch Gelb zum Rot darboten. Dabei waren diese Blumen am Schluss
noch ebenso frisch wie am Anfang. Rechts stand ein ähnlicher Korb in Gelb,
daneben zwei Brautkränze mit passenden Bouquets, der eine von Myrten für
eine Jungfrau, der andere von Orangen für eine Wittwe bestimmt, ebenso ein
deutscher Strauss von Rosen, Maiblumen und Schiefblättern.
Unten links befand sich ein Kranz in runder Form aus Lorbeerzweigen,
tadellos gebunden, sowie eine Krone von Cycas -Wedeln. Daneben ruhte auf
einer vergoldeten Staffelei ein grosser, ovaler Lorbeerkranz, welcher mit einem
Fächer von Cycas -Wedeln, verschiedenen zarten Blumen, verschiedenem Grün
und einer grossen weissen Atlas-Schleife geschmückt war. Als Pendant stand
rechts ein Hauptstück: eine Staffelei mit einer Adresse zu einem 25jährigen
Jubiläum, in der Mitte die kunstvoll gearbeitete Adresse selbst, in violetten
Sammet gebunden; der Rahmen mit gleichfarbigen Stiefmütterchen geschmückt,
an seinen Ecken Bouquets von Marschall-Niel-Rosen, gelben Margueriten,
Chrysanthemum frutescens Etoile d'or und Adiantum -Wedeln, sich besonders
schön abhebend, darüber eine Taube mit goldenem Lorbeerzweig, eine An-
spielung auf den einstigen 50jährigen Gedenktag; jedenfalls eine sehr hübsche
Frühjahrsbepflanzung eines Teppichbeetes.
117
neue Idee, da eine Adresse, in solchem Blumenrahmen überreicht, gewiss einen
weit grösseren Beifall findet.
Die Gesamtwirkung der Fasbender'schen grossen Ausstellung wurde noch
dadurch erhöht, dass der untere Teil mit Medeolaranken') geschickt verziert war.
Abb. 33. Bindereien des Herrn H. Fasbender, Berlin,
auf der Herbstausstellung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues 1893.
Frühjahrsbepflanzung eines Teppichbeetes.
- - Hierzu Abbildung 34.
jdLus dem höchst empfehlenswerten Werk „Gartenbeete und Gruppen"") von
Carl Hampel. städtischer Obergärtner in Berlin, geben wir in Abbildung
No. 34 ein geschmackvolles Teppichbeet (N. 200) mit Bezeichnung einer Früh-
jahrsbej)flanzung. Wir wollen dabei hinzufügen, dass in gedachter Schrift auch
noch eine andere Frühjahrsbepflanzung, sowie zwei verschiedene Sommer^eiDflan-
zungen angegeben sind.
1. Ornament. 2. Rosa semperflorens (16 Stück), niedergehakt. 3. Herniabria
*) Siehe über deren Anzucht Gartenflora 1894, Heft 1, S. 14.
**) (rartenbeete und Gruppen, 333 Entwürfe für einfache und reiche Ausführung mit mehr-
fachen und erprobten Bepflanzungen in verschiedenen Jahreszeiten nebst zififernmässiger Angabe
des Pflanzenbedarfs. Von Carl Hampel, Städtischer Obergärtner, Vorsitzender des Vereins
Deutscher Gartenkünstler zu Berlin. — Verlag von Paul Parey, Berlin SW. Hedemannstrasse 10.
1893, 4«.
ii8
Exotische Wasserpflanzen im Kaltwasserbassin.
glabra (180 St.). 4. Rosa Fellemberg (30 St.). nieclergehakt; Knoten: Rosa poly-
antha „Clothilde Soupert" (je 4 — 8 Stück.)
5. Bellis perennis fl. albo pl. (3 Teile = 138 St.), dazu 6. Silene pendula
ruberrima {3 T. = 57 St.), wechselt mit 5. Bellis perennis fl. rubro pl. (2 T.
^ 94 St.), dazu 6 Myosotis alpestris (2 T. = 38 vSt.) — 7. Herniaria giabra (1590 St.).
— 8. Bellis perennis fl. albo pl. (3 T. = 15 St.) wechselt mit Bellis perennis fl.
rubro pl. (2 T. = 10 St.). — 9. Buchsbaumlinien. — 10. Hyacinthus, je 2 Beete
..Amy" (34 St.), „alba maxima"' (34 St.), ..Czar Peter" (34 St.). — 11. Viola
tricolor maxima ..Fürst Bismarck" (105 St.).
Abb. 34.
Geschmackvolles Teppichbeet. Massstab i : 100. Halbmesser 5 m.
Die Linien sind in Buchsbaum zu fassen, nur 10 und 11 liegen frei im Rasen.
Die Figur neigt sich dem Profil entsprechend.
Exotische Wasserpflanzen im Kaltwasserbassin.
Von E. Schelle, Tübingen,
bwohl unsere einheimischen Wasserpflanzen nicht nur vielseitiges, sondern
auch vielgestaltiges Material zur Bepflanzung von natürlichen wie künst-
lichen Wasserbehältern bieten, so ist doch das Verlangen vorhanden, ausländische
Arten • — soweit es angängig — ebenfalls anzubringen, sei es auch nur während
der kurzen Zeit eines Sommers. —
Dass solches leicht möglich ist, dass auch der Privatmann, welcher nicht
im Besitz der nötigen Ueberwinterungsräume ist. durch jährlich frischen Bezug
Ton Material in seinem Wasserbassin im Garten mit Erfolg exotische Wasser-
pflanzen ziehen kann, dies zu beweisen ist der Zweck der folgenden Zeilen.
Exotische Wa'^serpflanzen im Kaltwasserbassin. iiq
Der hiesige botanische Garten ist leider bis heute mit keinem Warmwasser-
Haus versehen, und so ist man gezwungen, das zu Demonstrationen notwendige
Material in Töpfen, Schalen u. s. w. heranzuziehen, ein Verfahren, das nicht
nur höchst umständlich ist, sondern auch in der Kultur oft keine wesentlichen
Erfolge zulässt. Kleinblättrige Pflanzen fristen wohl auch hier jahrelang ihr
Dasein und erfreuen uns durch manchmal sehr üppiges Wachstum; grossblättrige,
oder sich stark ausbreitende Pflanzen jedoch, wie Nymphaeen, Pontederien etc. etc.
in Töpfen und Kübeln zu ziehen, geht wegen Platzmangel für diese Pflanzen
sehr schlecht oder garnicht und machen solch eingezwängte Exemplare auf
den Beschauer einen eigentümlichen Eindruck, wie es auch dabei nicht leicht
möglich ist, sich von dem Wachstum dieser Pflanzen in ihrer Heimat eine
richtige Vorstellung zu machen. Ist man jedoch im Besitz eines nicht allzu-
kleinen Bassins, in welchem der naturgemässen Ausbreitung der Pflanzen nichts
oder wenig im Wege steht, so zeigt sich uns das Leben derselben in einem
weit zutreffenderen Bilde, als im ersteren Falle.
Bei der teilweisen Neuanlage des hiesigen botanischen Gartens (in den
Jahren 1887/89) wurde mir zwecks Anzucht seltener und botanisch wichtiger
Wasserpflanzen der Bau zweier Bassins genehmigt. Dieselben, vonsmDurchmesser
und 70 cm Tiefe, liegen zwischen Rasenstücken und Staudenquartieren vor dem
1885/87 neu erbauten grossen Pflanzen-Schauhause. Durch Wege zugänglich,
mit springendem Wasser und weiten Abflussröhren versehen, entsprechen diese
Bassins während des Sommers, wo unter den gepflegten Pflanzen ein üppiges
Gedeihen und reiches Blühen herrscht, vollkommen allen gestellten An-
forderungen.
Rings des Bassinrandes, in bestimmten Entfernungen von einander, wurden
durch eigene Arbeiter Nischen aus Tuffstein von 1 m Durchmesser und
durchschnittlich 60 cm Höhe erbaut. Die Steine — mit Cementmasse .ver-
bunden — lassen nur solch kleine Öffnungen zwischen sich, dass wohl das
Wasser leicht hinzutreten kann, jedoch der in den Nischen aufgefüllten Erde
das Abflössen erschwert ist. Sämtliche Nischen sind transportabel, so dass
weitere eingefügt, event. auch die vorhandenen vergrössert werden können,
wobei immer Avieder die Bassinwand den Abschluss der sonst offenen Nische
bildet. Wie bereits angegeben, sind dieselben mit Erde mehr oder minder
hoch versehen, wie auch die Nischenseiten verschieden hoch gebaut wurden,
je nach der hierin zu pflegenden Pflanze; teils um das ungehinderte Austreten
in den freien Raum des Bassins — sei es unter oder auf der Oberfläche des
Wassers — zu ermöglichen, teils auch um kleine freischwimmende Pflänzchen,
etwa Azolla, mehr concentrieren zu können. Der übrige Raum des Bassins ist,
mit Ausnahme eines Tuffstein-Aufbaues um das in der Mitte befindliche Zulauf-
rohr, freigelassen und dient nur hier und da noch zur Aufstellung von Ver-
suchsexemplaren in Töpfen, im übrigen aber für die freie Ausbreitung der
Pflanzen.
Was nun die Bepflanzung betrifft, so besteht dieselbe aus Nymphaeen und
zwar Nymphaea Lotus, N. capensis, N. thermalis, N. cyanea, N. coerulea,
N. zanzibariensis und zanz. rubra, N. scutifolia, N. dentata, N. hybrida rubra
u. s. w., wobei jedes Jahr abgewechselt wird; ferner aus: Pontederia azurea,
P. crassipes (Eichhornia), P. cordata, P. tricolor, aus Pistia Stratiotes, Trianea
2 20 Exotische Wasserpflanzen im Kaltwasserbas'?in.
bogotensis, Azolla carolineana und A. filiculoides, Oryza sativa und O. perennis,
Hydrolea spinosa, Jussiaea repens, Thalia dealbata, Ceratopteris thalictroides,
Cyperus Papyrus und C. alternifolius, Vallisneria spiralis, Houttuynia cordata,
Myriophyllum proserpinacoides, Marsilea quadrilbliata, Juncus zebrinus u. s. w.
Mit Nelumbium habe ich wegen Material-Mangel noch keinen endgültigen Ver-
such machen können; da jedoch zur Naturalisierung desselben das Minimum
der mittleren Sommertemperatur -f 220 C beträgt, so ist also während eines
Sommers ein guter Erfolg unausbleiblich. —
Was den Wuchs und die Widerstandsfähigkeit der oben genannten Pflanzen
betrifft, so sind Pistia Stratiotes und Ceratopteris thalictroides am empfindlichsten,
d. h. sie wuchern nicht in gleicher Weise, wie die meisten anderen Pflanzen.
Sie wachsen wohl gut, erstere teilt sich oft, zeigt ihre kleinen Blüten, das
Normale übersteigen sie aber niclit leicht. Dann folgen einige Nymphaeen, je-
doch nur mit einer Übergangsperiode; ist diese gut überstanden, dann quirlen
fast die Blätter hervor. Ähnlich ist es auch mit Trianea bogotensis. Dieselbe
vermehrt sich event. so stark, dass bei Platzmangel der Habitus der Pflanze
verändert wird, d. h. die Blätter erheben sich auf gestreckten Stielen über die
Oberfläche des Wassers, ein Zustand, welcher einen meiner auswärtigen Be-
kannten, dem ich unter anderen Exemplaren auch so gestaltete zusandte.
eine Unterart vermuten liess.
Azolla Carolineana und A. fi.liculoides sind nach kurzer Zeit so dicht, dass
das Entfernen einiger Hände voll Pflanzen von Zeit zu Zeit unbedingt notwendig
wird, sollen die Pflänzchen überhaupt weiter wachsen können. Sie helfen sich
allerdings oft selbst, indem sie einfach über einander wachsen, allein die
unterdrückten faulen und schädigen hierdurch unter Umständen die oberen.
Dass Vallisneria, Marsilea etc. nicht nur stark wachsen, sondern geradezu
wuchern, darf wohl, da sie Südeuropäer sind, nicht wundern. Sämtliche übrigen
Pflanzen zeigen meist ein sehr zufriedenstellendes Wachstum. Eigentümlich ist
es, dass manche Spezies in einem Sommer wucherndes Wachstum zeigt, im
anderen dagegen das Normale nicht übersteigt. Als einzigen wesentlichen
Grund hierfür betrachte ich bis jetzt, dass bei schlechtwachsenden Pflanzen
ältere Exemplare zur Auspflanzung benutzt wurden.
Betreffs der Blüte wäre zu bemerken, dass Pontederia azurea und die meisten
Nymphaeen sehr bald ihre Blüten zeigen und auch während des Sommers und
des Frühherbstes damit fortfahren. Die beiden Photographien, die in den
ersten Tagen des September gemacht wurden, zeigen dies zum Teil ganz deutlich.
12 — 15 Blumen und Blumenknospen an einer Pflanze sind nicht gerade selten.
Pistia und Trianea blühen ebenfalls ziemlich stark; allerdings ist bei diesen
die Blüte für den flüchtigen Beschauer leicht übersehbar. Eben ganannte Pflanzen,
sowie die Nymphaeen etc. setzen, besonders bei der Befruchtung mit der
menschlichen Hand, sehr gerne Samen an, und habe ich auch bereits vor
3 Jahren einen Nymphaeen-Bastard (N. capensis X coerulea) im Freien er-
zogen, welcher sich durch Rustizität überhaupt, wie auch durch breite, in der
Jugend gefleckte Blätter und durch schöne, blaue, grosse, mit feinem Geruch
behaftete Blüten auszeichnet.
Was die Anpflanzung selbst betrifft, so ist es von Vorteil, damit hinzuhalten,
bis keine Spätfröste mehr zu erwarten sind, wie auch in den ersten 10 bis 14
Tagen nach der Pflanzung eine leichte Bedeckung, etwa Bastmatten, sehr an-
Exotische Wasserpflanzen im Kaltwasserbassin. j.2 1
gewandt ist. Bei starker Sonnenbestrahlung wäre Beschattung mit Tannenreis
angezeigt, da die Pflanzen, welche sich meist vorher nur in Warmhäusern befanden,
in den ersten Tagen sehr empfindlich sind. Pünktliche, das Wachstum
möglichst wenig unterbrechende Pflanzung, ungestörter Standort und stete Rein-
lichkeit befördern wesentlich das rasche Anwachsen.
Die besonders in den Sommermonaten sich zeigenden, die Ausbildung
mancher Pflanzen hemmenden Algen werden durch scharfe Bespritzung mit
Wasser in ihrer rapiden Entwickelung gehemmt. Zu. diesem Zwecke werden
die Bassins alle 3 — 4 Wochen an einem trüben Tage rasch abgelassen und nun
mit einem dünnen Wasserstrahl, jedoch unter vollem Druck der Wasserleitung
überall, wo es ohne Pflanzenbeschädigung geht, gründlich durchgespritzt. Ich
habe dies als einziges, einige Zeit nachwirkendes Mittel gegen diese mehr als
lästige Plage befunden. Frisches Wasser kann jeden Tag zugelassen werden;
in der ersten Zeit der Pflanzung und an- regnerischen Tagen kann es unter-
bleiben. —
Um auch ein W^ort über das hiesige Klima zu sprechen, welches etwa als
Hauptgrund für die gelungenen Kulturen angenommen werden könnte, so
möchte ich hierzu bemerken, dass Tübingen 325 m hoch über dem JMeere und
an der Weinbaugrenze liegt, der Wein also nur in anhaltend warmen
Sommern reif wird, wenn nicht Frühfröste störend einwirken. Die Nächte
sind fast durchwegs kühl, und ist eine Temperatur-Differenz von 18° C nichts
seltenes. Diese Schwankungen werden durch die sogenannte »rauhe Alb«,
einen Höhenzug, an dessen Fuss Tübingen liegt, erzeugt. Der Winter 1893/93
brachte als Kältemaximum — 29° C.
Das benützte Wasser ist stark kalkhaltig, also sehr hart, und ist die Kultur
z. B. von Inscctivoren mit diesem Wasser nahezu unmöglich gemacht und
der Gebrauch von Regen- oder sonstigem weichen Wasser unbedingt geboten.
Es sind also die Gesamtverhältnisse nicht günstig zu nennen, und doch bin
ich überzeugt, dass in Gegenden, woselbst die in Berechnung zu ziehenden
J-"aktoren noch ungünstiger liegen, mit einer Anzahl von Pflanzen, wie z. B.
Xymphaea dentata, N. capensis, N. Lotus, N. scutifolia, mit Pontederia azurea,
cvent. auch P. crassipcs, mit Azolla carolineana, Trianea bogotensis, Oryza
sativa und O. perennis, mit Vallisneria spiralis, Myriophyllum proserpinacoides,
Ilouttuynia cordata, Hydrolea spinosa, recht lohnende Erfolge zu erwarten sind,
sofern man denselben, besonders in der ersten Zeit der Pflanzung, nur einiger-
massen jene Aufmerksamkeit schenkt, welche unbedingt erforderlich ist.
Wem es möglich ist, das zur Auspflanzung notwendige Material selbst her-
anzuziehen resp. in Pflanzenhäusern etc. zu überwintern, wäre folgendes noch
mitzuteilen: Sofern man es überhaupt nicht vorgezogen hat, einen Teil der Pflanzen
während des Sommers in Kübeln in einem kalten Kasten mit oder ohne Fenster
zu pflegen, wird es gut sein, im Laufe des August einige frische Pflanzen aus
dem Bassin in Töpfe zu setzen und 8 — 14 Tage in »leicht gespannter Luft« zu
halten. Die Nymphaeen machen eine Ausnahme, weil von diesen entweder
die Knollen im Herbste ausgehoben werden, oder weil sich die jährliche Neu-
zucht und der Gebrauch der zweijährigen Pflanzen ebenso empfiehlt.
Die Ueberwinterung der Nymphaeen ohne Schaden ist entweder — bei
gänzlichem ^'erlust der Blätter — in nicht zu trockener Erde unter der Stellage
eines temperierten Hauses möglich oder man hält sie, besonders die jungenPflanzen,
J22 Exotische Wasserpflanzen im Kaltwasserbassin.
in sehr* langsamem Triebe, wobei gewöhnlich nur kleine Blättchen erzeugt
werden. Im zeitigen Frühjahr wird dann umgepflanzt, wärmer und heller gestellt.
Pistia Stratiotes und Trianea bogotensis lasse ich ebenfalls den ganzen
Winter langsam treiben, bei lichter Stellung. Man beobachte bei letzteren
grösste Reinlichkeit und speciell bei Pistia einen Wasserstand, der nur bis an
die imteren Blätter der Pflanze reicht.
Temperatur des Hauses 15—20" C. Von Mitte Dezember bis Ende Januar
ist kritische Zeit, von wo ab wieder rasch starkes Wachstum, vegetative Ver-
mehrung wie auch Blüte und Samenansatz erfolgt. Nebenher sei hier bemerkt,
dass die befruchteten Pflanzen mit Gazestoff, besonders pünktlich am Wurzel-
hals, eingebunden werden müssen, da sonst die kleinen Samen leicht verloren
gehen und später schwer zu ßnden wären. Von Februar ab kann wieder die
alte Menge Wasser gegeben werden.
Pontederien bedürfen zur Ueberwinterung bei ebenfalls hellem Standort nur
ein temperiertes Haus, da sie bei Warmhaustemperatur sehr stark Aveiter-
wachsen, auch vergeilen, wodurch eine Ruheperiode, unter welcher das langsame
Wachstum von November bis anfangs Februar zu verstehen wäre, gänzlich
übergangen wird. Folgt dann im Sommer die intensive Wärme eines Warm-
öder meist des Victoriahauses, woselbst Pontederien und Pistien durchaus nicht
den naturgemässen Habitus zeigen, so müssen die Pflanzen nach und nach zu
Grunde gehen.
Für Azolla ist meist kein eigener Platz vorhanden, sondern es kommt in
jede Schale mit Wasserpflanzen eine kleine Anzahl, woselbst sie sich rasch
vermehrt und nun zum Reinhalten gegen Algen dient. Wenngleich sich in
ihren Blatthöhlungen eine Schizophyte (Spaltalge) gern ansiedelt, so duldet sie
doch wiederum nicht leicht neben sich eine Aveitere grössere Alge, wenigstens
nicht im seichten Wasser. Allerdings muss man bei Pflanzen mit kleinen
Blättern Bedacht haben, ihre Anzahl von Zeit zu Zeit zu verringern, da sie
imter Umständen imstande ist, kleine Nymphaeenblättchen, Trianea u. s. w.
durch Ueberwachsen zu unterdrücken.
Tiefes Wasser behagt Azolla nicht, sie Avill 30—40 cm unter sich Grund
fühlen, trotz ihrer kurzen Wurzeln. Auf feuchtem Schlamm kommt sie auch
sehr gut durch den Winter, sei es im Kalt- oder Warmhaus.
Steht sie günstig, so entwickelt sie grosse, grüne Rosetten, in welchem
Zustande die beiden gewöhnlich kultivierten Sorten carolineana und filiculoides
durch die hellere, leicht gelbliche Färbung und etwas grössere Rosetten der
letzteren von einander zu unterscheiden sind. Bei Einwirkung freier Sonne,
kühler Temperatur, bei tiefem Wasserstande u. s. w. nehmen beide Species
eine braunrote Färbung — ähnlich bei der Fructificierung — an und erzeugen
kleine Rosetten. Sollte je ein Absterben der Pflanzen bemerkbar sein, gleichviel,
ob Azolla oder eine der sonst besprochenen Arten, sei es nun durch Alter,
ungünstigen Standort, Unreinlichkeit u. s. w. hervorgerufen, so ist das einzige
Mittel: Entfernen aller schlechten Teile, Umtopfen in reinliche Behälter und
ein wärmerer, lichterer Standort, als der bisher eingenommene. Hierdurch
wird rasches Wachstum erzeugt und ist meist der Schaden bald wieder ersetzt.
Die Pflege, resp. Ueberwinterung der übrigen aufgeführten Pflanzen ist
so bekannt, dass ich glaube, von einer Besprechung derselben absehen zu
dürfen.
Exotische Wasserpflanzen im Kaltwasserbassin. 122
Wenn alljähiiich die Herbst-Froste kommen, (und diese treten hier, meiner
Erfahrung" nach, unter Umständen schon vom 8. September ab, gewöhnlich aber
vom 15. vSeptember ab ein) ganz besonders aber, wenn sich im Oktober die
steten kalten Nächte und ebenso kalten Tage einstellen, wenn überall für den
langen Winter vorbereitet wird, wenn auch das starke Wachstum und die
IJlütenpracht der Wasserpflanzen nachlässt, dann steht man wohl mit grossem
IJedauern vor seinen dem sicheren Tode entgegengehenden Pflänzlingen.
Unwillkürlich kommt der Gedanke, ob es denn auf keine Weise möglich
wäre, wenigstens einen Teil dieser vSchätze unter guter Deckung durch den
Winter zu bringen.
Diese Frage legte ich mir auch vor, und obgleich mir die zu überwindenden
Hindernisse fast zu gross erschienen und obschon ich mir bewusst war, dass
alle über der Wasseroberfläche befindlichen Pflanzenteile infolge ihrer für
Kälte-Einwirkungen ganz und gar nicht eingerichteten Organe unbedingt zu
('.runde gehen würden, so machte ich trotzdem in dem kalten Winter
1892-93 einen Versuch, um wenigstens eine festgesetzte Thatsache» zu haben.
In folgendem will ich denselben möglichst kurz beschreiben.
Ueber die ersten schweren Fröste und durch die kalten Oktobernächte
überhaupt wurden sämtliche Pflanzen sehr gut durch allabendliches Decken
mit Bastmatten und dergl. gebracht, da überdies ja durch das Verdunsten des
Wassers eine etwas höhere Temperatur dicht über der Wasserfläche herrscht,
als wie in der übrigen Umgebung. A''on der zweiten Woche des November an
musste jedoch an das Einwintern gedacht werden, zu welchem Zwecke Bretter-
deckel, mit eingelassenen beweglichen Fensterchen, aufgelegt wurden.
Alle Ritzen füllte man mit Kitt genau aus imd bedeckte später die Deckel
mit Laub und Weisstannenreis. Gelüftet wurde in der Mitte des Bassins und
mittelst der Fenster.
Bald wurde es kalt und musste nun leider die Wasserleitung wegen des
etwaigen Einfrierens der Röhren geschlossen werden, wodurch eine Wasser-
zufuhr nur noch durch Einschüttung möglich war. Die unterirdischen Ablauf-
röhren blieben offen.
A'om 2. Dezember ab trat Schneefall ein, bei sehr niedriger Tagestemperatur,
welch beide Naturereignisse bald so anhaltend wurden, dass es nicht mehr
möglich war, regelrecht zu lüften. Wenn ich auch für ein starkes Luftgeben
nicht besonders eingenommen war, da eigentlich die zwischen Schutzdeckel
und Wasser befindliche Luftschicht als der wirksamste Schutz betrachtet werden
musste, die bei obiger Arbeit also grösstenteils abgezogen wäre, so wirkte doch
wieder anderseits der stete Verschluss in Gemeinschaft mit der unter den
Deckeln immerhin herrschenden Dunkelheit, der mangelhaften Erneuerung von
Wasser und der etwas eingedrungenen Kälte schädlich auf die Pflanzen ein.
Waren bis Anfang Dezember sämtliche Pflanzen, mit Ausnahme von Pistia
und Trianea, welche einige faulende Blätter zeigten, in ganz zufrieden stellendem
Zustande, so war das Ergebnis, nachdem fünf Wochen später einigermassen
wieder ordentlich gelüftet werden konnte, ein ziemlich schlechtes. Durch die
anhaltende abnorm tiefe Temperatur des Winters 1892-93 war — wie bereits oben
bemerkt — doch die Kälte eingedrungen, infolge dessen eine 8 mm starke
Eisschicht das Wasser bedeckte. Letzteres war, -wenn auch geruchlos in ge-
wissem Sinne, so doch nicht mehr rein.
124
Ueber Obstbaum-Düngung.
Pistia und Trianea waren verschwunden, Azolla sehr dezimiert und der
Zustand der über und in dem Eis befindlichen Ptlanzen und Pflanzenteile ein
solcher, dass alle hohen Erwartungen aufgegeben werden konnten, während die
unter dem Eise befindlichen Exemplare teils noch ganz gut, teils doch in einer
Verfassung waren, dass Rettung möglich zu sein schien. Betreff langsamen
Auftauens wurden natürlich alle Vorsichtsmassregeln gebraucht, worauf endlich
Ende März die Deckel entfernt werden konnten. Nun zeigte sich Pontederia
azurea in den Stengeln vollständig gesund, — mit geringen Ausnahmen —
hielt sich auch bis Mitte Mai, ohne jedoch auszutreiben, sodass ich wieder
frische Exemplare pflanzte. Pontederia crassipes u. s. w. waren weniger gut
als azurea und faulten auch bis Mai nahezu ganz aus. Die Nymphaeen zeigten
sich natürlich ganz ohne Blätter, jedoch austriebsfähig; eine Samenkapsel
meiner Kreuzung hatte sich entleert und der Samen keimte bereits wieder. Was
mich sehr wunderte, war, dass Azolla gänzlich verschwunden war. Es scheint,
dass imreines Wasser, geringes Licht und wenig frische Luft schnell unter ihnen
aufräumte, t^älte konnte es nicht sein, denn es erhält sich immer ein Prozentsatz
von Pflanzen in einem offenen Kaltwasserbehälter für einheimische Wasser-
pflanzen, trotzdem über demselben jeden Winter eine starke Eisschicht lagert,
wie ja auch Herr Professor de Bary in den Eestungsgräben Strassburgs bis
zum strengen Winter 1879-80 diese Pflanze sich sehr gut durchbringen sah.
A'allisneria spiralis hatte naturgemäss die alten Blätter abgeworfen und
trieb nun wieder mit der ebenfalls gut erhaltenen Ilouttuynia cordata um die
Wette, sodass bis Ende Juni die Nischen mehr als dicht gefüllt waren. Da
dies Südländer, so war dieser Zustand und Erfolg eher erklärlich. Aehnlich
war es mit Juncus zebrinus und T)'pha stenophylla. Alle übrigen Pflanzen
waren entweder gänzlich zu Grunde gegangen, oder doch in einem solchen
Zustande, dass dieselben besser entfernt und durch neue ersetzt wurden.
Darunter befand sich auch eigentümlicherweise die sonst unempfindliche
Marsilea quadrifoliata.
Bei diesem einen A'ersuch werde ich es jedoch nicht bewenden lassen, da
er keineswegs als massgebend angesehen werden kann, wie ja auch die
Mühe betreffs Ueberwinterungsarbeiten äusserst gering ist. Da sich bei dem
alljährlichen starken Wachstum der Pflanzen viel Material von selbst bietet,
so kann nach den gemachten Erfahrungen in etwas milderen Wintern als dem
von 1892-93 immerhin auf einen wesentlich besseren Erfolg gerechnet werden.
Ueber Obstbaum-Düngung.
Auszug aus dem Vortrage, gehalten in der Obst- und Weinbauabteilung der Deutschen Landwirtschafts-
gesellschaft in München, am lO. Juni 1893, vom Chemiker Li erke- Stassfurt.
Äa^^^ach den Ausführungen des A'ortragenden hat der Obstbaum die gleichen
^lolp Nährstoffe wie alle anderen Gewächse nötig. Aus dieser grossen Zahl
"^^gF^c^ sind aber insbesondere drei, Stickstoff, Kali und Phosphorsäure zu
^T X berücksichtigen, unter gewissen \>rhältnissen auch noch der Kalk.
Beim gänzlichen Fehlen auch nur eines dieser Nährstoffe kann der Baum nicht ge-
deihen. In Wirklichkeit kommt dies jedoch nicht vor. denn der Boden giebt nie-
mals seine Nährstoffe bis auf den letzten Rest her. Der (Obstbaum besitzt, wie
Ueber Obstbaum- Diingunp. 125
keine andere Pflanze, ein sehr ausgebreitetes Wurzelvermögen, durch welches er
auch auf armem Boden ohne Düngung fortkommt, indem die zahlreichen Wurzeln
den geringen Nährstoffvorrat auszunutzen vermögen. Es machen sich daher
die Zeichen der Bodenerschöpfung bei den Bäumen nicht so schnell be-
merkbar. Dennoch ist der Unterschied des gut gedüngten Baumes gegen den
hungerleidenden sehr auffallend, jedenfalls lässt Trieb, Fruchtbarkeit und Ge-
sundheit sehr viel zu wünschen übrig, wie auch der Baum frühzeitig abstirbt.
Gegen die Bodenerschöpfung wird vielfach ein Wechsel in der Obstart
empfohlen. Nach Vortragendem hat ja dies etwas für sich, indem z. B. llach-
wurzelndes Steinobst dort noch Nahrung findet, wo das tiefergehende Kernobst
nicht mehr fortkommt — oder umgekehrt, doch wird dadurch der Zustand des
Bodens nicht gebessert und tritt dann schliesslich völlige Erschöpfung oder
Obstbaum-Müdigkeit ein.
Eine solche Bodenerschöpfung, die auf Nahrungsmangel beruht, lässt sich
nicht durch Zuführung des besten Bodens ausgleichen; es müssen hier Nähr-
stoffe in reichlicher, leicht aufnehmbarer Form zugeführt werden. Da nun
Kali und Phosphorsäure vom Oberboden festgehalten werden, so ist durch
möglichst tiefe Unterbringung dieser beiden Nährstoffe dafür zu sorgen, dass
die Wurzeln auch in den tieferen Schichten daran keinen Mangel leiden; wo
es erforderlich ist, giebt man gleichzeitig eine entsprechende Kalkgabe. Grosse
Mengen Stallmist oder Kompost in die Tiefe zu bringen ist eine Verschwendung,
weil dieselben dort nicht zur Wirkung kommen. Man wird daher auf er-
schöpftem Boden durch tiefe Bearbeitung und Zufuhr von Kali, Phosphorsäure
und unter Umständen auch Kalk, die Bodenerschöpfung rasch und billig be-
seitigen und es ist dann nur nötig, dass man in die Pflanzlöcher verrotteten
Stallmist. Tortlatrine oder guten abgelagerten Kompost bringt und mit der
übrigen Erde durcheinander mischt. In derselben Weise sollte man, nach
\'ortragendem, bei Neupflanzungen überhaupt vorgehen; man erreicht dadurch
im ersten Jahre ein gutes Anwurzeln, die weitergehenden Wurzeln linden aber
später- genügend mineralische Nahrung in den reichlich gedüngten tieferen
Schichten. Es ist dann auf armem Boden oder je nach der Obstart in den
ersten zwei bis drei Jahren nur Zugabe von Stickstoff erforderlich und wird
erst nach dieser Zeit die Kali-Phosphatdüngung wiederholt.
Durch einseitige Ernährung lässt sich sowohl der Ilolztrieb als auch der
Fruchtansatz besonders beeinflussen. Ein Uebermass von Stickstoff neben
reichem Kalivorrat wirkt auf den Ilolztrieb, und der Fruchtertrag geht —
wenigstens bei jungen Bäumen — zurück. Wird nur Kali und Phosphorsäure
gegeben, so erhält man einen grösseren Fruchtertrag, der Trieb hingegen bleibt
schwach und auch die Frucht kann bei dauerndem Stickstoflfhunger sich nicht
voll entwickeln. Es kommt jedoch bei allen diesen Verhältnissen sehr viel
auf die Bodenbeschaflfenheit und den Wasservorrat an.
Aber auch das Verhalten der einzelnen Obstarten ist hierbei zu berück-
sichtigen. So gedeiht z. B. der auf Wildling veredelte Birnbaum auf kalk-
armem Boden, wo der Apfelbaum und Ouittenveredelungen nicht lange
gesund bleiben. Der Apfelbaum begnügt sich mit einem geringeren Kali-
und namentlich Stickstoffvorrat, während der Birnbaum hierin grössere
Ansprüche stellt u. dgl. mehr.
Zur Feststellung, wieviel Stickstoff, Kali und Phos^ohorsäure einem Baume
126 Eeber Obstbaum- Düngung;
je nach Art und Alter zu geben sind, kann man nach ^'ortrag"endem zwei Wege
einschlagen. Der erstere ist die Bestimmung der Menge, "welche jährlich indem
Zu^yachs an Holz, Blättern und Früchten dem Boden entnommen wird.
Der zweite ist der Düngungsversuch, welcher beim Obstbaum bisher noch
wenig in Ausführung kam. (\'ortragender bespricht eingehend diesen letzteren
als den aussichtsvolleren und erwähnt u. a. sehr ausführlich die Düngungs-
versuche auf den Obstanlagen des Rittergutes Rottwerndorf, welche der
Bezirks-Obstbauverein zu Dresden unter Anleitung A'on Dr. Steglich
vor zwei Jahren begonnen.) Bei diesen ^^ersuchen wurde für die Berechnung
der Düngermenge der Fruchtertrag, welcher von sachverständiger Seite dem
Stammumfange der Bäume entsprechend abgeschätzt war, zu Grunde gelegt.
Gegeben wurde der Stickstoff als schwefelsaures Ammoniak, das Kali als
schwefelsaures Kali und die Phosphorsäure als 16 procentiges Superphosphat.
Es waren 19 Parcellen A'orhanden, die das Fehlen, die schwächere und stärkere
Gabe der einzelnen Nährstoffe zeigen sollten. Ausserdem noch 4 Parcellen für
folgende Düngemittel: Wagner'scher Dünger, Rinderguano, Jauche, Abort. Als
Versuchsbäume dienten Apfel, Birne, Kirsche und Pflaume. (Ausführlicheres
über die \'ersuchsanstellung und ^'erteilung der einzelnen Nährstoffe auf die
betreffenden Parcellen s. die Tabellen im Original-Aufsatz.)
A'ortragender konnte sich von dem Erfolge der zweckmässigen Düngung
überzeugen; Kali- und Stickstoffwirkung waren deutlich am Laube und Triebe zu
erkennen, selbst bei den tragbaren Bäumen übertraf der PT-uchtansatz der gut-
gedüngten Bäume ganz bedeutend den der ungedüngten. Von dem Rinderguano
war absolut keine Wirkung zu sehen; überhaupt ist er. nach ^'ortragendem,
im Verhältnis zu seinem Wirkungswert viel zu teuer und zwar nicht allein im
Obstbau, sondern auch im Gartenbau.
^lit Rücksicht auf die Wichtigkeit, derartige \'ersuche in möglichst ein-
facher Weise und unter verschiedenartigen Bodenverhältnissen . auszuführen.
hat Vortragender im Herbst 1892 an mehreren Orten Obst-Düngungsversuche
eingeleitet. So machte u. a. auf dem Hedwigsberg in Frankfurt a. O. der
..praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau'-' für den ^'ersuch eine N.'S'uanlage.
Es Avurden drei Reihen Wintergoldparmänen und drei Reihen Weisser Winter-
calvill, einjährige A'eredelungen auf Doucin, gepflanzt, welche zu Pyramiden
erzogen werden sollen. Das ^'ersuchsfeld ist der Fänge nach in drei Beete
geteilt, deren jedes zwei Reihen der beiden Apfelsorten enthält. Beet 1 erhielt
nichts. Beetil wurde gekalkt, Beet III wurde gekalkt und mit Stallmist gedüngt.
Diese drei Beete wurden querüber in neun Parzellen geteilt, deren Düngung
folgende ist:
1. Unge düngt,
2. Latrine,
3. Stickstoff" und Kali.
4. Stickstoff und Phosphorsäure,
5. Kali,
ö. Kali und Stickstoff" und Phosphorsäure = volle Düngung, Kali
in P'orm von phosphorsaurem und salpetersaurem Kali.
.7. volle Düngung, Kali als kohlensaures Kali,
8. .. ,. .. ., schwefelsaures Kali,
9- .. .. ... .. ("hlorkalium.
Neue Obstsprten in Amerika, i27
Die eine Hälfte jeder Parzelle bekam eint- schwache Gabe und zwar für jeden
I'aum :
20 i;- Phosphorsäure als 50 g Doppelsuperphosphat,
24 .. Stickstoff ,. 150 ,, Chilisalpeter,
75 .. Kali .. 150 ., Chlorkalium,
75 .. Kali ,. 150 ,, Schwefelsaures. Kali,
75 ,, Kali ., 190 ,, Pottasche-Mischung.
Bei Parzelle 0: •,(> g Kaliphosphat. 140 g Kalisalpeter und 35 g Chili-
salpeter.
Die andere Hälfte bekam die dreifache Gabe. Dies war zu viel für die
jungen Bäume, indem manche davon bei dem trockenen Wetter gelitten haben.
Die Wirkung der Düngung konnte man schon an dem erstjährigen Triebe
beobachten.
Alle diese \'ersuche, welche wir hier im einzelnen nicht ausführlicher an-
führen können, sollen zeigen, welche Nährstoffe in dem betreffenden Boden
für den Obstbaum fehlen, in welcher Form rmd Menge dieselben am zweck-
mässigsten zur Anwendung kommen. Wenn auch die Ergebnisse eigentlich nur
für den einzelnen A'ersuchsansteller von Xutzen sind, so können sie doch bei
vorsichtiger Beurteilung ähnlichen Bodenverhältnissen zu Grunde gelegt werden.
Sie werden jedenfalls zur Lösung der Obst-Düngungsfrage beitragen, wenn
auch Jahre darüber vergehen.
Zum Schluss bespricht ^'ortragender die bei der Düngung in den Obst-
gärten in Betracht kommenden Düngemittel, sowie deren Verwendung. ' Ferner
erörtert er die Frage, ob die Düngemittel aufgelöst oder trocken anzuwenden
sind. Bezüglich aller dieser interessanten Ausführungen sei jedoch aus Mangel
an Raum auf das Original „Mitteilungen der Deutschen Fandwirtschafts-Ge-
sellschaft, Jahrg. 1803-04 Xo. 12 S. 1Ö7—173"" verwiesen.')
R: Otto (Berlin).
Neue Obstsorten in Amerika.
Von Carl Malhieu.
;uid novi ex Africa"? Was giebt's ncaies aus Afrika, war zu den
Zeiten der römischen Weltherrschaft die stete Frage der ruhm-
süchtigen und ruhelosen Quirlten, und der Hafen von Ostia war
selten leer von einer neugierigen und nach Nachrichten aus Afrika
dürstenden Menge; arm und reich, Plebejer und Patrizier, alle waren
einig in der Frage „Quid novi ex Africa"? — Aehnlich ergeht es uns
jetzt in dem alten Europa bezüglich Amerikas, „Quid novi ex America"?
rufen wir und wir wollen uns heute specieller mit der Frage be-
schäftigen: Was giebt's neues aus Amerika in Bezug auf OlDstbau? — Bei der
\'erschiedenheit der einzelnen Staaten der amerikanischen Republik in Rücksicht
auf geographische Fage, Boden- und Wasserverhältnisse muss die Verschiedenheit
*) Auf Ansuchen versendet das Verkaufssyndikat der Kaliwerke zu Lepoldshall-Stassfurt den
vollständigen Artikel, ebenso einen Artikel des Herrn Lierke über zweckmässige Spargeldüngung
ans No. 39—41 des praktischen Ratgebers unentgeltlich. D. Red.
j 28 Neue Obstsorten in Amerika.
der Erzeugnisse natürlich so gross wie möglich sein. Da finden wir eine sehr
interessante Abhandlung des Regierungs-Pomologen IL E. van Dem an im
Ministerium (Department) des Ackerbaues unter dem Titel „Report of the
pomologist for 1892 by H. E. van Deman" — welche die Neuheiten auf
dem Gebiete des Obstbaues Amerika's behandelt. Amerika sendet uns all-
jährlich unter den schönsten Beschreibungen und Anpreisungen seine Züchtungen,
die auch bei uns kultiviert werden und unter Umständen gedeihen könnten.
Doch oft weit gefehlt. Eine Frucht, die in Amerika an dem Orte oder in dem
Staate gut gedeiht, wo sie gezüchtet bez. gefunden worden, gedeiht nicht überall
in Deutschland; einige bevorzugte Gegenden werden allerdings für viele Sorten
sich eignen, aber von allen dies zu verlangen, wäre eine nicht zu erfüllende
Forderung. Behalten wir unsere erprobten Sorten und prüfen wir die Neuheiten
von dort, aber hüten wir uns, sofort grosse Anlagen und Anpflanzungen solcher
Sorten zu machen, die dort massenhaft angebaut und angepriesen werden, wir
würden uns eines Tages in unseren Erwartungen arg getäuscht finden.
Die Abhandlung des Herrn van Deman ist sein siebenter jährlicher Bericht
über die Obstbauabteilung des Ministeriums. Durch die Pomologen der ver-
schiedenen Staaten sind die Berichte dem allgemeinen Zusammensteller über-
mittelt und so der Report des Herrn van Deman entstanden. Dass die Früchte
in Amerika auch nicht alle Jahre gleich gut gedeihen, haben die Flerren dort
mit uns gemein; so ist das Jahr 1892 unter einer Mittelernte gewesen, ja einige
Obstsorten waren sogar selten.
Aepfel versagten in einem grossen Teile der Union, wo sie sonst reiche
Erträge lieferten; verhältnismässig gut war die Ernte in den Gebieten von Maine.
Connecticut, Colorado, Oregon und Washington, in Nord-Michigan, Süd-AIissouri,
New-York teilweise, Virginien und West-Nord-Carolina gut, doch war der Preis
der Ware stets hoch. Pfirsich waren knapp. Californien stand wie gewöhnlich
an der Spitze. Süd-Connecticut hatte eine gute Ernte, ebenso West-Maryland,
Michigan, Colorado, Süd-Missouri, einige Stellen in Arkansas, Arizona und
Georgia.
Birnen von den Küsten des Stillen Oceans lieferten sehr gute Erträge,
dagegen war die Ernte der Oststaaten das Gegenteil. Für die Keiffer-Birne
(Kieffer). die auch bei uns bekannt ist, doch bis jetzt keine Bewunderer für die
Tafel, nur für die Küche gefunden, findet auf den amerikanischen Märkten immer
grössere Nachfrage statt, obgleich auch dort sie keine Tafel-, wohl aber vor-
zügliche Kochfrucht ist, und die Pflanzer A^ersuchen durch weitesten Anbau den
Anforderungen zu genügen. Vielleicht wäre für uns der Anbau auch zu
empfehlen, denn hat sie dieEigenschaften unserer Barons-, Winter- Apotheker-Birne
und dergleichen, so wäre eine vorzügliche Wirtschaftsfrucht gewonnen. Der
Baum mit seinem schönen aufstrebenden Wüchse, dem schönen Blatte und seiner
Widerstandsfähigkeit, seinen schönen gelben, reichlich vorhandenen FT'üchten
wäre es wert, für den Markt gezüchtet zu werden. In den Südstaaten ist
übrigens die Frucht viel besser, als in den Nordstaaten, wird grösser und auch
schmackhafter, ausserdem befällt der Baum nicht durch die Laus (fire-bligh't)
und trägt, wenn viele Sorten versagen.
Pflaumen waren nicht zu viel. Einheimische Arten, z. B. die Wild-Goose,
trugen besser als die grösseren und vorzüglicheren europäischen Arten,
besonders in den Oststaaten. Die japanischen .Sorten scheinen gut zu gedeihen
Neue' Obstsorten in Amerika. 1 29
und werden sowohl im Norden wie im Süden all<;emein angepflanzt, nur die
Kelsey-Ptlaume und einige andere sind zu zärtlich und nur für die Staaten am
Oolfe geeignet.
Kirschen sind sehr knapp gewesen, nur die Staaten des Stillen Oceans,
Oregon und Washington lieferten das Meiste und Beste. Quitten dagegen
waren reichlich, wohl aus dem Grunde, weil der Baum spät blüht und daher
den Nachtfrösten nicht so au.sgesetzt war, welche im Jahre 1892 den Blüten
sehr verderblich wurden. Aprikosen werden wenig in den Staaten des Stillen
Oceans, die von den Felsen-Gebirgen begrenzt werden, gebaut, da Rüsselkäfer
zu viel Schaden anrichten. Californien hatte eine gute Ernte.
Weintrauben waren überall gut geerntet, daher bilKg. In Californien
wird indessen bereits über den Bedarf gezüchtet, sodass die Ernte nicht mehr
lohnt und zu Preisen verkauft wird, die den Züchter veranlassen, andere Er-
zeugnisse zu bauen.
Es folgen nun Berichte über die Kultur und Ernte der Erdbeeren, sowie
deren Verfrachtung: Florida, Süd- und Xord-Carolina sind die hauptsächlich.sten
Staaten für deren Anbau. Ferner Berichte über Colorado mit seinen reichen
Apfel-, Birnen- und Pflaumen-Kulturen. Unter den Aepfeln zeichnen sich in
Colorado durch grosse Fruchtbarkeit aus: Grimes Golden, Summer Pearmain.
Xorthern Spy, Yellow Transparent, welche in den Oststaaten diese Eigenschaft
weniger besitzen; letzterer besonders ist von solcher Fruchtbarkeit (bei uns
als durchsichtiger Sommer-Apfel bekannt), dass, um die Bäume sich nicht in
einigen Jahren erschöpfen zu lassen, man gezwungen ist, auszubrechen. Der
Bericht schliesst mit Aufzählung und Beschreibung neuer Obstsorten für das
Jahr 1892 — 93-
Ich lasse die Liste nebst kurzer Beschreibung der am meisten versprechenden
neuen Früchte folgen, zum Nutzen der Anpflanzer und Versucher. Es unter-
liegt keinem Zweifel, dass im nächsten Jahre, wenn auch nicht alle, so doch
viele der aufgeführten Neuheiten uns von dort in den \'erzeichnissen werden
angepriesen und empfohlen werden; es ist daher jedenfalls für uns vorteilhaft,
bei jeder Sorte das „cave canem"'(HüteDich)zu setzen, denn dass sie alle bei uns ge-
deihen werden, ist ausgeschlossen, jeder mag nach seiner Lage und Provinz
beurteilen, ob die Neuheit den dortigen Verhältnissen entsprechen würde.
Früchte, wie Clapp's Liebling, der Ontario-Apfel, die kleine Seckels-Birne halten
mit unseren besten Früchten den Vergleich aus.
Neue Aepfel.
Die Reifezeit gilt für die Staaten, wo die Frucht entstanden.
Brightwatre (C. F. Kenman & Son, Rogers, Arkansas). Gross, rund kegel-
förmig. Haut grünlich -gelb, zuweilen rostig, dicht mit dunkelrot bespritzt,
gestreift und schattiert; Fleisch grünlich-gelb, saftig, fein, säuerlich, gut. Winter.
Bis zum Alter von 12 — 15 Jahren trägt er massig, nachher fruchtbar.
Bryant (G. W. Bryant, Vienna. \'irginia). Gross, fast kugelförmig, glatt,
grünlich-gelb mit dunkelrot bespritzt und schattiert, auch mit dunkelroten
Streifen versehen; Fleisch gelb, grobkörnig, mildsäuerlich; sehr gut. Winter
bis Frühjahr. \"erspricht viel als langdauernder Apfel für den Süden.
Yacob (IL G. Schantz, Zionsville, Pennsylvania). Gross, kugelig, glatt,
gelb mit karmoisin gestreift und schattiert; Fleisch gelblich weiss mit leichtem
roten Anflug, zart, saftig, mildsäuerlich, gewürzt: gut. Winter.
[ OQ Der äujTwärtssteigende Rosenbohrer.
Mickel ,\o. I. (A.D.Barnes, Wanpea, Wisconsin.) (Iross, rundlich, glänzend,
grünlich-weiss, leicht rot gestreift; Fleisch weiss, fein, saftig, leicht säuerlich,
gut. September.
Perry (Ed. W. Perry, Lattas, Ohio). Mittelgross, rundlich, glatt, mit zahl-
reichen Rostpunkten, gelb, hellrot gestreift und schattiert; Fleisch gelb. fein,
zart, saftig, mildsäuerlicli; sehr gut. Bis ins Frühjahr.
Story (D. B. Story, Hemlock Grove, Ohio). Mittelgross, rundlich kegel-
förmig, glatt, hellrot schattiert und dunkelrot gespritzt. Haut dick. Geschmack
süss; gut bis sehr gut. Bis in den späten Winter.
Upp. (IL W. Hope, Paint, Ohio.) Mittelgross, , rund kegelförmig, glatt,
etwas Rostwarzen, gelblicli-grün, meist mit rot bedeckt; Fleisch gelblich,
ziemlich fein, mildsäuerlich; gut. August — Januar.
. . Russische Aepfel.
White Russet No. 981. (Dr. F. H. Floskins, A'ermont.} Gross, rundlich,
ölig, grubig, weiss bis gelb, schwach gerötet; lebhaft säuerlich. Anfang Winter.
Gross. Xo. 15, (Prof. J. L. Budd, Ames, Jowa.) Alittelgross, rundlich,
glatt, blass-grün mit leichten Rost- Anflügen am Kelch, und ähnlichen hervor-
ragenden Flecken; Fleisch grünlich-weiss, fest,, doch zart, etwas sauer; gut.
Winter.
Holz-Aepfel. (Grab Apples.)
Snyder (A. L. Hatch, Itliaka, Wisconsin). Grross, rund kegelförmig, glatt,
gelb, glänzend karminrot gestreift und gespritzt; Fleisch saftig, gelblich, von
mittlerer Güte, mildsäuerlich; sehr gut. Septemlier. (Schluss folgt.)
Der aufwärtssteigende Rosenbohrer.
Von Hermaun Welcker, Professor der Anatomie in Halle.
Hierzu Abb. 35.
jin einer kleinen Mitteilung des vorigen Jahrgangs dieser Zeitschrift (1S92.
S. 506) habe ich eine bis dahin unbekannte Art des Eindringens • eines
Feindes der Rosen kennen gelehrt, bei welcher die aus einem in den Blattstiel
abgelegten Ei ausschlüpfende Larve von unten her in den jungen. Trieb eindringt
und aufwärts steigend diesen höhlt. Ich habe die diesjährige Rosenzeit zu
weiterer Untersuchung dieser Larven benutzt und füge der vorigen Mitteilung
einige Zusätze, sowie betreffs der Zugehörigkeit der Larve eine nicht unwesent-
liche Berichtigung hinzu.
Da mein ve;-ehrter Kollege, Herr Professor E. Taschenberg, meine an
ihn gerichtete Frage: »welches Insekt es sei, dessen Larve die jungen Rosen-
triebe höhle«, mir dahin beantwortete, dass es »die bohrende Rosenblatt-
wespe, Monophatnus*) bipunctatus« sei und auch die ihm vorgelegten
*) Die Autoren, bei welchen ich diese Bezeichnung finde — so auch Hartig, der dieselbe
m. W. eingeführt hat [„Monophadnus nob."; Blatt- und Holzwespen, Berl. 1837], schreiben das
Wort mit d. Wohl mit Unrecht. Es giebt im Griechischen kein Wort, das mit (p a U beginnt;
dagegen findet sich ri cpaTJ'Tj, = Vertiefung, Krippe, Zahnlade, Kiefer. Offenbar ist das Wort aus
UOJ'O^ und (raTl')l gebildet und „Monophatnus" zu schreiben.
Der auf\värtssteiq:ende Kosenbohrer,
m
r.arven als die des Monophatnus bipunctatus bezeichnete, so habe ich in jener
Mitteilung für meine Larve diesen Namen gebraucht, muss aber nun be-
richtigen, dass der von mir besprochenen Larve, die im Gegensatze zu Mono-
phatnus, der A'on oben her einbohrt, von unten her aufsteigt, jener Name
nicht zukommt. Ich bezeichne dieselbe nun, die Zugehörigkeit zunächst dahin-
gestellt sein lassend, als den »aufwärtssteigenden Rosenbohrer •< und
gebe vor allem eine möglichst genaue Beschreibung der Larve, unter Hervor-
hebung der Unterschiede von Monophatnus bipunctatus.*)
Innerhalb jener auf dem Stipularteile des Blattstieles sich findenden gallen-
artigen Auftreibung, die ich als »Eibette« bezeichnet habe (Abb. 105 in Gartenflora
1892, S. 507, a und a^), hatte ich früher stets nur das Ei unserer Larve gefunden;
es gelang mir im Juni dieses Jahres, aus einem unverletzten Eibette die junge
Larve mittels der Nadel zu entnehmen. Die Länge des zarten Würmleins war
1.8 mm: der Bau desselben stimmt in allem wesentlichen mit dem überein, was
von der halbAvüchsigen und nahezu erwachsenen Larve unten folgen wird.
Cx^Vi
Abb. 35. a und a' Larve des aufwärtssteigenden Rosenbohrers, a" obere, a'" untere Afterklappe,
m und m' Larve des Monophatnus bipunctatus.
Wenn die gewöhnliche Art des Aufstiegs der Larve in der vorigen Mitteilung
geschildert wurde und aus Abb. 105 in Gartenflora 1892, S.507, bei b^ und b c er-
sichtlich ist, so habe ich nun auch Gänge unserer Larve gefunden, die nicht von
einem Stachel ausgingen, sondern an einer beliebigen Stelle der glatten Rinde
in der Nähe des Eibettes, selbst 2 bis 3 cm oberhalb desselben, beginnen. Es
scheinen besonders Rosenarten mit sehr dünnen, für den Durchgang der Larve zu
wenig geräumigen vStacheln zu sein, bei welchen die Larve von der schlichten
Rinde aus eindringt. In einem Falle fand ich auf dem Blattstielschilde etwa des
zehntobersten Blattes ein verlassenes Eibette; dicht oberhalb desselben einige
an ihrem unteren Rande angebissene Stacheln, von deren einem ein nur 8 mm
langer, eine Larve nicht 'enthaltender Gang begann. Wenig höher oberhalb
des blinden Endes dieses Ganges zeigte die Rinde ein rundliches, nicht ganz
1 mm weites Loch, an dessen Rande einige Exkrementkrümchen hingen. Von
hier aus aufwärts spaltend fand ich einen 1,8 mm weiten, 6 cm langen, oben
blind endenden Gang, innerhalb dessen die die Breite des Ganges ziemlich
- *) Hiernach behalten die von Taschenberg gegen Monophatnus empfohlenen Mittel ihren
vollen Wert, und es sind die von mir angegebenen Mittel nicht gegen Monophatnus, sondern
gegen die aufwärtsh obren de Rosenlarve gerichtet.
j^2 ^^^ aufwärtssteigende Rosenbohrer.
ausfüllende, 9 mm lange, mit dem Kopfe nach oben gerichtete Larve mit
grosser Behendigkeit auf- und abwärts schlüpfte. Da an dem ganzen Triebe
ein zweites Eibette sich nicht vorfand,, so ist anzunehmen, dass hier eine und
dieselbe Larve an zwei verschiedenen Stellen — zuerst an einem Stachel, dann
von der freien Rinde aus — eingedrungen ist.
Die Larve des aufwärtssteigenden Rosenbohrers, wie die des Monophatnus
bipunctatus, ist in diesem Sommer in auffallend geringer Menge aufgetreten;
doch konnte ich von jeder der beiden mehr als 12 Exemplare genau unter-
suchen. Abbildung 2 zeigt bei a den aufwärtssteigenden Rosenbohrer, bei m
Monophatnus bipunctatus, beide in fünfmaliger Vergrösserung; vier weitere
Zeichnungen, welche Herr Dr. Brandis zu fertigen die Freundlichkeit hatte,
füge ich in a', ", '", und m' hinzu.
Beide Larven unterscheiden sich zunächst durch den weit schlankeren Bau der
sich geschmeidig bewegenden aufsteigenden Larve und einen weit plumperen Bau
des trägen Monophatnus. Die Zahl der Leibesringe, 12, ist beiden gleich. Auch
die Zahl der Füsse — drei Paar Krallenfüsse und acht hintere Fusspaare —
scheint dieselbe zu sein; doch war bei dem aufsteigenden Bohrer das erste
Paar der Hinterfüsse in den meisten Exemplaren wenig deutlich. Zwei schwarze
Punkte am Kopfe — die Augen — treten, da der Kopf gelblich braun gefärbt
ist, weniger hervor, als am hellfarbigen Kopfe des Monophatnus. Wesentliche
Unterschiede zeigt neben dem Kieferapparate der Hinterteil beider Larven
(vgl. a' und m'). Der Rücken der Larve des aufwärtssteigenden Rosen-
bohrers ist vom 9. bis 10. Leibesringe an etwas abgeplattet, der obere Teil
der drei letzten Leibesringe ist schwarz-bräunlich gefärbt und mit Borsten be-
setzt, während bei Monophatnus bipunctatus nur das Afterstück wenige Borsten
trägt und mit einer Anzahl kegelförmiger Stiftchen besetzt ist. Überdies ist
bei der aufsteigenden Larve (vgl. a', a" und a'") die obere Afterklappe weithin ab-
gespalten; die untere trägt zwei nach hinten divergierende Spitzen, welche bei
dem behenden Auf- und Abwärtsschlüpfen des Tieres dienen mögen.
Ich bin nicht ganz sicher, von beiden Arten völlig erwachsene Tiere ge-
funden zu haben, doch übertrifft Monophatnus bipunctatus die aufsteigende
Larve ohne Zweifel an Grösse. Bei Monophatnus fand ich die Länge 13 bis
16 mm, die Dicke 2 bis 2,5 mm; das grösste Exemplar des aufwärtssteigenden
Bohrers war nicht ganz 15 mm lang, 1,5 mm dick.
Mehrfach habe ich in demselben Rosentriebe beiderlei Arten der Larve
vorgefunden. In der oben schwärzlichen Triebspitze den Monophatnus. mit
abwärts gerichtetem Kopfe, innerhalb eines, wie Taschenberg richtig be-
merkt, nur sehr iurzen, »höchstens 1V2 Zoll« langen Ganges; während der
untere Teil des Triebes in einem Falle in drei verschiedenen, etagenartig
übereinander liegenden Gängen drei Larven des aufwärtssteigenden Bohrers
enthielt. Die Länge dieser Gänge betrug 3 bis 6 cm.
■Bei Taschenberg (Praktische Insektenkunde. II, S. 329) findet sich die
Angabe, dass die weissgegürtelte Rosenblattwespe, »Emphytus cinctus«, deren
Larve vom Juni ab auf der Rückseite der Rosenblätter erscheine und diese
befresse, um zu überwintern, >4n das ]\Iark der abgestutzten Rosenzweige ein-
bohre und hier Clänge von 2 bis 3 Zoll Tiefe« erzeuge — also wie Mono-
phatnus bipunctatus eine abwärts gehende Larve und mit der von mir be-
schriebenen auseinander zu halten.
Der aufwärtssteigende Rosenbohrer. 13:
Es giebt somit mindestens drei die Rosentrie])c höhlende, wahrscheinlich
sämtlich Blattwespen anoehörige Larven: Monophatnus l)ipunctatus und
Emphytus cinctus, beide abwärts bohrend; daneben die von mir beschriebene,
aufwärts bohrende Larve.
Mehrmals habe ich in den Gängen von Monophatnus, wie in denen
unserer Larve, kleine, nur 3 bis 4 mm lange, madenartige Larven mit spitzem
Vorderende und von grauweisser, auch graugelber Färbung aufgefunden; diese
kleinen Maden fanden sich namentlich neben Leichen der rosenbohrenden
Larven.
Gross-Tabarz, 9. September 1893.
Nachschrift.
Unter den Rosenbohrern aus der Familie der Blattwespen waren bis jetzt
bekannt
1. die Larve von Monophatnus bipunctatus Kl.
2. die Larve von Seiandria candidata Fall, und
3. die Larve von Emphytus cinctus L.
Die Larven dieser drei Arten steigen im Stengel alle abwärts.
Die Larve von Seiandria candidata scheint eine sehr ähnliche Lebens
weise zu haben, wie diejenige des Monophadnus bipunctatus. SncUen
von VoUenhofen macht über jene Larve im 19. Stück seiner „Inlandschen
Bladwespen" (Tijdschrift voor Entomologie, 19. Bd. 1876. S. 258 — 263) einige
Mitteilungen, die indess keinen vollständigen Aufschluss über die Lebensweise
iMeten. weil die Beobachtungen lückenhaft blieben. Es scheint jedoch, dass
die Larve im Stengel abwärts steigt. Der Körper ist beinfarben, hinten dunkler;
der glatte Kopf ist ockerfarben; die Fühler sind ziemlich lang; die Luftlöcher
an den Körperseiten grau umsäumt. Der ganze Körper ist glatt, von Haaren
ist keine Spur zu sehen. Schon hieraus ergiebt sich, dass die Larve der
Seiandria candidata verschieden ist von dem aufwärtssteigenden Rosen-
bohrer.
Die Larve von Emphytus cinctus findet sich nach Taschenberg
(Praktische Insektenkunde IL, S. 329) vom Juni ab auf der Rückenseite der Rosen-
blätter und befrisst diese. Zur Ueberwinterung bohrt sie sich in das Mark
abgestutzter Rosenzweige ein, etwa zwei bis drei Zoll tief. Xach Kaltenbach
(Pflanzenfeinde, S. 222) überwintern manche Larven von Emphytus cinctus,
frei auf der Erde liegend, bis zum Frühjahr; einige fressen sich in das Mark
der trockenen Rosenzweige ein und entwickeln sich Ende Mai. Bouche macht
in seiner , .Naturgeschichte der Garteninsekten" (1833, S. 38) die kurze Alit-
teilung, dass die Larve im Marke der Rosenzweige lebe und sich auch darin
verwandele. •
Die obigen Mitteilungen Welcker's über einen aufwärtssteigenden
Rosenbohrer behandeln etwas ganz neues. Es bleibt einer eingehenden Be-
obachtung überlassen, festzustellen, zu welchem Insekt diese Larve gehört.
Hoffentlich gelingt es Herrn Professor Welcker, die Larve zur Verwandlung
zu bringen und das entwickelte Insekt zu erzielen, welches ohne Zweifel einer
längst bekannten Art angehört, deren Lebensweise und Jugendzustände, wie bei
134
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
nocli Abelen anderen einheimischen Insektenarten, bisher noch unbekannt ge-
blieben sind. Die Aufzucht der Larve geschieht am besten durch Einstellen eines
frischen, von der Larve besetzten Rosenzweiges in einen, mit massig feucht
zu haltender Erde gefüllten Blumentopf, der sammt dem ZAveige mit einem
Stück Gaze zu umhüllen ist, auf dass das entwickelte Insekt nicht entweiclie.
Die Verwandlung geht vermuthlich in der Erde oder am Boden vor sich.
Berlin, den 20. Januar 1894.
EI. J. Kolbe,
Kustos an der zoologischen Sammlung
des Kgl. Museums für Naturkunde.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Polygonum sachalinense Max.
Knöterich von Sachalin.
Was kann aus Sachalin gutes kommen !
So denkt man unwillkürlich und er-
innert sich an Korolenkos Schilderungen
der traurigen Unglücksjahre, welche
dieser russische Dichter dort als Ver-
bannter verlebte. Und doch hat der
verstorbene Akademiker F. Schmidt
dort eine Pflanze entdeckt, welche be-
rufen scheint, auch bei uns eine Rolle
zu sj)ielen.
Es ist dies ein perennierender
Knöterich, Polygonum sachalinense,
welchen Schmidt bereits im Jahre
1867 auf der sibirischen Insel fand,
aber dessen hervorragende Eigen-
schaften erst neuerdings durch Charles
Baltet in Troyes bekannt wurden.
Dieser Knöterich sendet seine kriechen-
den Rhizome in den härtesten und
sterilsten Boden aus und bildet 3 m
hohe Büsche mit hohlen Stengeln und
ovalen, zugespitzten Blättern von 30 cm
Länge und 20 cm Breite.
Die Vegetation beginnt sehr zeitig,
und bereits in 2 bis 3 Wochen haben
die Triebe eine Länge von 2 m erreicht
und bilden somit decorative Büsche.
Dabei sollen die Pflanzen von der
grössten Anspruchslosigkeit sein, und
40° C. Hitze und 30° C. Kälte gleich gut
ertragen. Sie dürften sich somit zum
Befestigen steriler Abhänge vorzüglich
eignen. Zu diesem Zwecke pflanzt man
am besten die Rhizome in Entfernungen
von 1 m nach jeder Richtung. Damit
ist die Kultur erledigt, denn Elacken
und Reinmachen bedürfen sie nicht.
Die Rhizome überziehen den Boden wie
mit einem Filze. Frühjahrspflanzung
scheint vorzuziehen zu sein; jedenfalls
muss bei trockenem Wetter einige Male
gegossen werden.
Ein zweiter Vorzug würde der Küche
zu gute kommen. Man rühmt die Blätter
als vorzügliches Gemüse, dessen Ge-
schmack zwischen Spinat und Sauer
ampfer liegt, das heisst j)ikant ist,
ohne scharf zu sein.
Der dritte und Hauptvorzug der
Pflanze ist jedoch ihr Wert als Futter
für Wiederkäuer und für Pferde, die
die jungen Triebe mit grosser ^^orliebe
fressen. Da Gartenbau und Land-
Avirtschaft so nahe verwandt sind,
wollen wir das hier zugleich erwähnen.
Zu dem Zweck mäht man die Triebe
ab, sobald sie die Höhe von 1,00 bis
1.50 m erreicht haben. In dieser Höhe
sind sie noch weich und zart und
eignen sich sowohl zu Grünfutter als
zum Trocknen und Einsäuern. Im
ersten Jahre erzielt man 2 — 3. später
.Neue und empfehlenswerte Pflanzenl
i.^";
3 — 4 Schnitte, und das Gewicht dei"
grünen Ernte berechnen die Franzosen
auf looo bis 2000 Ctr. per preussischen
Morgen A'on 25 a.
In den Handel gegeben wurde die
Pflanze A'on Ch. Baltet in Troyes, Frank-
reich. Tr.
•
Nachschrift der Redaktion: Polygonum
sachalinense F. Schmidt in Maximowicz
Primitiae Florae Amurensis, Versuch
einer Flora des Amurlandes, Leipzig
1859, S. 233, ist von Regel beschrieben
und abgebildet in Gartenflora 1864,
S. 68 t 429, auch in Gartenflora 1875,
S. 67 noch einmal abgebildet (aus dem
Katalog von Haage & Schmidt, Er-
furt, welche die Pflanze in Deutsch-
land einführten), um den Habitus
zu zeigen. Es ist mit P. cuspi-
datum Siebold et Zuccarini (bekannter
als P. Sieboldi Hortorum) sehr nahe
verwandt. Es wird jetzt gewöhnlich
Maximowicz als Entdecker angegeben.
Doch sagt Regel in Gartenflora 1875
S. 87, dass dei Akademiker F. Schmidt
die Art auf Sachalin entdeckt und in
den Petersburger Garten eingeführt
habe, von wo sie sich reissend schnell
verbreitete. Sie unterscheidet sich
nach Regel von P. cuspidatum vorzugs-
weise durch bedeutend grössere, länger
gestreckte, am Grunde herzförmige
Blätter, die unterhalb blaugrau sind. Es
ist im Wuchs noch üppiger als P. cuspi-
datum und vermehrt sich durch die
kriechenden Wurzelstöcke so schnell,
dass Regel schon 1875 sagte, man
könne sie nicht zur Mittelpflanzung von
Staudenbeeten verwenden, weil sie bald
das ganze Beet einnehmen würde.
Wie sie sich als landwirtschaftliche
Futterpflanze verhält, müssen weitere
Versuche lehren. In Frankreich hat
sie sich 1893 gut bewährt. Nach einer
uns von Herrn Charles Baltet mit-
geteilten Analyse enthalten Stengel
und Blätter lufttrocken:
Wasser . 36,4 %
Rohprotein) Stickstoffsubstanz 19,06 %
Rohfett 4,4 %
Holzfaser 8,i °/o
Stickstofffreie Extraktstoffe . 24,64 7o
Asche 7,4 °/o
darin Phosphorsäure . . . 1,57 °/o
Mittelgutes Luzerneheu enthält nur
16 °/o Wasser, 14,4 Rohprotein, 33 Holz-
faser, 27,9 stickstofffreie Extraktstoffe.
2,5 Rohfett, 6,2 Asche.
Es empfiehlt sich, jetzt Samen oder
Rhizome zu beziehen und letztere in
Sand frostfrei aufzubewahren.
Wichtigste Neuheiten für 1894
von Vllmorin-Andrieux & Co., Paris.
Hierzu Abb. 36 — 42.
IL B 1 u m e n - S am e n .
Aster Triomphe des Marches.
(Vilm.) Diese neue Rasse ist ganz ver-
schieden von den sich in Kultur be-
findlichen Sorten. Sie ist mittelhoch,
von starkem, verzweigtem Wuchs; deren
zahlreiche, auf sehr festen Stielen
getragenen Blumen sind gross, leuchtend
rot mit kupferfarbigen Reflexen. Die
langen, breiten und leicht gekräuselten
Kronblätter verleihen der Blume einen
eigentümlichen Reiz. In Töpfen
kultiviert, bildet diese schöne, kräftige
Aster ein enormes natürliches Bouquet,
was sie als Marktpflanze oder für effekt-
volle Gruppen höchst wertvoll machen
wird.
Dianthus caryophyllus semper-
florens, gefüllte immerblühende
Remontant-Nelke (Chabaud). Diese
auffallende Remontant-Nelke, welche
uns von dem erfolgreichen Nelken-
züchter, Herrn Chabaud, zur A^erbreitung
überlassen wurde, dürfte ihres kräftigen
Wuchses, ihrer Härte, Frühzeitigkeit,
Dauer der Blütezeit, des tadellosenBaues
und Blütenreichtums wegen, grosses
Aufsehen erregen. Sie ist 40 bis 50 cm
hoch, von kompaktem, verzweigtem
Wüchse und blüht etwa 7 Monate nach
n.6
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
der Aussaat. Ihre auf festen, aufrechten
Stielen getragenen Blumen sind gross,
gut gefüllt und farbenreich. Wenn
Ende Januar gesäet, erscheinen dieselben
im August, und bei Ueberwinterung
unter Glas oder sorgfältigem Schutze
gegen strenge Kälte dauert die Flor-
zeit, so zu sagen, ununterbrochen fort.
Jedenfalls wird diese hervorragende
zu \'errieres gewonnen, bildet diese,
aus Samen zufriedigend treu kommende
neue Sorte hübsche, nahezu kugel-
förmige, niedrige Büsche. Deren zahl-
reiche Blütenstengel bringen schöne,
grosse, azurblaue Blumen hervor,
welche, in kurzen Trauben angeordnet,
sich aus der leichten, tief ein-
geschnittenen Belaubung gut aufrecht
Abb. 36. Aster Triomphe des Marche>.
Abb. 37. Dianthus caryophyllus seniperflorens fl. pl.
Neuheit, welche etwa 80 — qo pCt. ge-
fülltblühender Blumen hervorbringt und
die Eigenschaften der Remontant-Xelke
mit der Frühzeitigkeit der Alarguerite-
Xelke vereinigt, beide letztere Sorten
in den Hintergrund setzen und, nach
genauer Prüfung, zweifellos allen älteren
Rassen vorgezogen werden. Man kann
den Samen im Herbst oder im Januar-
Februar säen.
Delphinium sinense grandi-
tlorum nanum compactum, blau.
(\Mlm.) In unseren A^ersuchs- Gärten
erheben. Im Juli gesaet, im Herbst
pikiert und im folgenden Frühjahr
ausgepflanzt, wird diese sehr dankbar
blühende Rasse für Ausstattung von
Gartenbeeten. Rabatten während des
Sommers von grosser Wirkung sein.
Lunaria biennis grandiflora.
purpur (\'ilm.). — Eunaria foliis
variegatis (A'ilm.). Zwei höchst be-
merkenswerte Xeuzüchtungen der all-
gemein bekannten Mondviole. Die
eine bringt schön purpurviolette, weit
grössere Blumen als die Stammart; die
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
137
andere hat eine ganz eigentümliche,
auf grünem Untergrunde, weiss und
gelb gestreifte oder gerandete Be-
laubung. Beide Sorten, welche von
April bis Ende Juni blühen, könnten
im Frühjahr in Gruppen oder auf Beeten
eine der schönsten Zierden unserer
Blumen-Gärten sein. Die getrockneten
Blütenstengel, mit ihren glänzend
weissen, flachen, abgerundeten vSamen-
Kapseln, bieten ein wertvolles Material
für Winterbouquets oder eignen sich
ausnehmend gut, entweder einzeln oder
in Verbindung mit anderen getrockneten
bringen die schönen Dolden zur vollen
Geltung. Wir geben die Hoffnung nicht
auf, recht bald in dieser Rasse das leb-
hafte Farbenspiel der Chinesichen
Primel hervorbringen zu können. Auch
ist den Liebhabern die Aussicht ge-
boten, aus offerierten Samen eine An-
zahl vorzüglicher ^'arietäten erziehen
zu können.
Tropaeolum, Hybride von Ma-
dame Gunter (Vilm.). Einige künst-
lich befruchtete Samen, welche wir
1890 in unseren Versuchs-Gärten zu
Xeuilly von dem so hübschenTropaeolum
Abb. 38. Delphinium sinense grandifl. nanum com])., blau. Abb. 39. Lunaria biennis foliis variegatis.
Blumen oder Gräsern, zur Ausstattung
der Vasen oder Blumenkörbchen.
Primula obconica, verbesserte
grossblumige. (Mim.) Diese zier-
liche Errungenschaft hat nicht allein
den gehegten Erwartungen durchaus
entsprochen, sondern durch eine fort-
gesetzte, strenge Auswahl ist es uns
gelungen. Pflanzen mit viel grösseren
Blumen und einem guten Prozentsatze
neuer rosa und lila Farbentönen zu
ziehen. Die Blütenstiele erheben sich
aus den Blättern gut aufrecht und
Mme. Gunter sammelten, erlaubten uns
eine Bastardvarietät zu beständigen,
die sich durch eine dunkle Belaubung
und einen Farbenreiclttum auszeichnet,
wie man in den älteren Rassen der
Tropaeolum keine vorfindet. Das
Farbenspiel bewegt sich zwischen rosa,
lachsfarben, feuerrot, braunrot, hell-
gelb etc., mit zuweilen einfarbigen,
gefleckten oder gut gestreiften Tönen.
Durch die Dauer und Reichhaltigkeit
ihrer Blüten wird diese Hybride als
Schlingpflanze für Lauben, Spaliere,
13«^
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Balkons u. clgl. von sehr reicher
Wirkung sein.
Myosotis alpestris nana com-
pactaaurea. (Vilm.) Niedrige, kom-
pakte und interessante Varietät des
Alpen - Vergissmeinnicht, mit eigen-
tümlich grüner Belaubung, wovon sich
das hellblaue Kolorit der zierlichen
Blumen lebhaft abzeichnet. Diese
elegante Miniaturpflanze wird sich zur
Bildung von Einfassungen oder zur
der kleinen weissen Blüten machen
eine Doldentraube aus. Die Frucht ist
eine etwas fleischige Beere. Durch
Antreiben kann man die Pflanze schon
im Januar — Februar in Blüte haben.
Von den Herren Lemoine et fils, Nancy,
wurde diese Einführung des Abbe
Delavay kürzlich in den Handel ge-
bracht.
Gard. Chron. 1893, II, 522.
Abb. 40. Primula obconica, verbesserte grossblumige. Abb. 41. Tropaeolum, Hybride von Madame Gunter.
Topllvultur nützlich verwenden lassen,
und in Kontrast mit dunkelfarbigen
Pflanzen einen hübschen Effekt hervor-
rufen.
Osteomeles anthyllidifolia.
Ein hübscher Rosaccen-Strauch, der
auf den Sandwich-Inseln, in Japan und
China zu Hause ist. Die Blätter sind
abfällig, fiederspaltig, etwas filzig und
weisslich grün; fünfzehn bis zwanzig
Kniphofia citrina Baker n. sp.
Eine Einführung des Herrn Max
Leichtlin von den Gebirgen nördlich
von Grahamstown. Die linealischen
Blätter, den dünnen Blütenstiel teilt
sie mit K. Macowani, die Blüte ist
aber kürzer, blassgelb imd treten die
Staubgefässe ebenso deutlich hervor,
wie bei der alten K. pumila. Blüte-
zeit Oktober.
Gard. Chron. 1893, II- 552-
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
139
Cattleya X Chloris.
Diese schöne Hybride ist eine
Züchtung der Herren J. Vcitch & Söhne.
In jeder Beziehung ausgezeichnet; die
Pflanze wächst ebenso leicht, blüht
ebenso reich wie C. Bowringiana, von
welcher sie auch die herrliche rosa-
purpurne Schattierung hat, während
die Blumen so gross sind, um mit
jenen der C. labiata-Sektion rivalisieren
zu können. Die Lippe ist glänzend
violett-purpurfarbig,von noch dunkleren
Linien durchzogen, am Grunde ocker-
gelb.
Card. Chron. 1893, II, 525, f. 88.
Centaurea ruthenica.
Diese in Galizien und Ungarn hei-
mische Art verdient wegen ihrer statt-
lichen Belaubung und der sehr grossen
gelben Blütenköpfe, auch in anbetracht
ihres hohen Wuchses einen Platz unter
den schönen Stauden des Gartens.
The Garden, 1893, 372, t. 932.
Lycaste aromatica.
Eine längst bekannte Art von Mexiko,
die aber ihrer hübschen Blumen wegen
in jeder Sammlung vertreten sein
sollte.
The Garden, 1893, 395, t 933.
Abb. 42. Myosotis alpestris nana compacta aiirea.
Coryanthes Wolfii Lehmann.
Im botanischen Garten von Glas-
nevin blühte [diese Art kürzlich zum
ersten Mal in Europa. Dieselbe ist
bemerkenswert wegen ihrer flachen
oder schwachkonkaven, vollständig
festen Kappe, in welcher Beziehung
sie C. elegantium nahe steht. Bei
allen übrigen Arten ist diese Kappe
helmförmig und nach innen hohl. Die
Hörner am Grunde der Säule sind ver-
hältnismässig gross, — 5 Linien lang,
während die Kappe nur 9 Linien breit ist.
Gard. Chron. 1893. II, 424.
Cypripedium Charlesworthii.
Eine ganz neue und sehr schöne
Einführung, die auf der letzten Aus-
stellung der Kgl. Gartenbau - Gesell-
schaft allgemeine Bewunderung erregte.
Im Wuchs erinnert diese Art an
C. Spicerianum, die Blume lässt sich
aber mit keiner der vielen anderen
vergleichen. Das schöne flache obere
Kelchblatt ist 2^/2 Zoll weit, breit kreis-
förmig, weiss, auf der oberen Seite
hell rosa-purpurn gefärbt und geädert;
nach der Spitze zu tritt eine weisse
Marmorierung auf. Die unteren Kelch-
140
Neue und. empfehlenswerte Pflanzen.
blätter, etwa 1 Zoll breit, sind grün-
lich-weiss. Die Blumenblätter, jenen
von C. insigne ähnlich, sind über
1V2 Zoll lang, gelblich, braun schattiert,
eine ähnliche Farbe zeigt die Lippe.
Das sehr seltsame Staminodium er-
innert an reinweisses Porzellan.
Gard. Chron. 1893, ^> 406, f. 70.
sie vor dem Austrocknen sorgfältig
behütet werden.
The Garden, 1893, 418. t. 934..
Montbretia crocosmiaeflora fl. pl.
Herr Martinet sucht in Le Jardin
nachzuweissen, dass diese Pflanze durch
Kreuzung der Montbretia Pottsii mit
M. crocosmia aurea entstanden ist.
Die daraus gezüchteten Sämlinge
wurden nach verschiedenen Richtungen
hin gekreuzt und abermals gekreuzt
und entstanden derart die zahlreichen,
jetzt in den Gärten angetroffenen Formen.
Bei einer derselben — »Pluie d'Or«.
bemerkte Herr Lemoine die Neigung,
gefüllte Blumen hervorzubringen; dies
wurde weiter Axrfolgt und sorgfältige
Auswahl getroffen, bis schliesslich die
jetzt in den Gärten so beliebte gefüllte
Form entstand.
Schizocodon soldanelloides.
Von der kleinen Familie der
Diapensiaceae kennt man bis jetzt
sechs Gattungen und fünf derselben
befinden sich bereits in den Gärten
vertreten, nämlich: Pyxidanthera (bar-
batula), Diapensia (lapponica), Shordia
(galacifolia), Galax (aphylla) und die
vorgenannte. Dieselbe wächst an
Schwefelquellen in Japan und wurde
vor zwei Jahren durch Kapitän Torrens
in drei oder vier Exemplaren lebend
nach Europa gebracht. Die Blumen
erinnern an jene einer grossen Sol-
danella, sie sind hübsch gefranst, in
der Mitte tief rosarot, nach den
Rändern geht diese Farbe fast in Weiss
über. — In England wird sie im kalten
Kasten überwintert, Heideerde und Sand
sind die ihr zusagende Mischung,
"Während der Wachstumsperiode muss
Laelia anceps Schroederiana u. L a. Sanderiana.
Neuerdings üben die weissblühenden
Varietäten dieser mexikanischen Art
eine ganz besondere Anziehungs-
kraft aus und können die obigen
beiden wohl als die schönsten unter
den schönen angesehei? werden. Bei
der zuerst genannten sind Kelch- und
Blumenblätter, der vordere Lappen der
Lippe wie auch das Äussere der seit-
lichen Lappen vom reinsten Atlasweiss.
In der Reichenbachia bemerkt
Sander, dass diese und andere weisse
Formen in den Wäldern nicht wild-
wachsend angetroffen werden, sondern
dass die mexikanischen Indianer die-
selben seit Jahrhunderten schon auf
Bäumen kultivieren, die sich vor ihren
Hütten oder in der Nähe derselben
befanden, mithin musste auch jedes
einzelne Exemplar käuflich erworben
werden.
Garden 1893, IL 284, f. 938,
Gamellia Sasanqua.
Es giebt von dieser Art Formen mit
einfachen und gefüllten Blumen, auch
kennt man eine Varietät mit bunter
Belaubung. In Blumen und Blättern
weichen dieselben aber von den in
Europa kultivierten Formen der
C. japonica wesentlich ab. Die Blätter
von C. Sasanqua dienen auch zur Ver-
fälschung des Thees, was um so
schwerer nachzuweisen ist, da die
Gattung Thea von neueren Autoren
(Bentham und Hooker »Genera Plan-
tarum«) zu Gamellia gebracht ist.
Garden, 1893, II, 329, f. 930.
Cirrhopetalum ornatissimum.
Eine ebenso schöne wie seltsame
Art. Die gelblichen Blumen haben
purpurne Zeichnungen. das obere
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
141
Segment ist mit einer purpurnen
Franse verziert und haben die zwei
seitlichen Quasten von derselben Farbe.
Die Struktur der Blume ist höchst
eigentümlich.
Gard. Chron. 1893, II, 553, f. 91.
Anthurium Wambeckianum.
Eine von dem Herrn Linden in
London ausgestellte Varietät, deren
Blütenscheide von aussen weiss ist,
während der Kolben rötlich weiss ist.
Als Gegensatz zu den Anthurium-
Varietäten mit glänzend farbigen Schei-
den sehr zu empfehlen.
Gard. Chron. 1893, II, 557, f. 92.
Apple, Hambling's Seedling.
Nach Aussagen des Züchters, Major
Hambling, lässt sich dieser neue und
empfehlenswerte Apfel nicht mit
Sicherheit auf seinen Ursprung zurück-
führen, möglicherweise dass er von
Lane's Prince Albert oder White
Admirable abstammt. Vor etwa
15 Jahren ging Hamblings Seed-
ling aus einer von genanntem Herrn
gemachten Aussaat hervor; als der
Zeitpunkt gekommen war, versuchte
man mehrere Jahre, diesen Sämling
durch Pfropfen auf Wildlinge weiter
fortzupflanzen, doch immer ohne Erfolg.
Paphinia grandis.
Nur wenige Arten dieser Gattung
sind bis jetzt in Kultur. Die oben-
genannte Art hat «^ehr grosse Blumen;
die Kelch- und Blumenblätter sind
rahmweiss, mit tief schwärzlich-pur-
purnen Flecken besetzt. Die Säule ist
blassgelb und purpurn gefleckt, die
weisse Lippe gefranst.
Gard. Chron. 1893, II- 5^0, f. 93.
Arum sanctum.
Über diese stattliche Art, auch als
A. palaestinum bekannt, welche bereits
1864 nach Europa eingeführt, aber
erst in neuerer Zeit bekannt wurde,
ist bereits in der Gartenflora ausführ-
lich berichtet worden. In »The Garden«
wird auf die sämtlichen, in Kultur be-
findlichen Arten und Varietäten dieser
Pflanze hingewiesen.
The Garden, 1893, 348, f. 931.
Eine rosafarbige Calla^O
(Ricliardia „De Waal" Hort. Krelage).
Die bekannte Firma E. H. Krelage
& Sohn erhielt im verflossenen Juni
von Süd - Afrika eine Richardia, die
ganz neu sein und rosarote Blüten-
scheiden hervorbringen sollte. Vor
kurzem hat dieselbe nun geblüht und
hat man es hier mit einer Pflanze zu
thun, die von allen bis jetzt eingeführten
Calla -Arten ganz und gar abweicht.
Die Blätter sind nicht pfeilförmig mit
grundständigen Lappen, sondern lanzett-
lich, 11V2 bis 15V2 Zoll lang und 3 bis
2V2 Zoll breit, von glänzend blassgrüner
Farbe, ohne irgend welche Flecken,
und werden von 7V2 bis 11V2 Zoll
langen Stielen getragen. Der Schaft
misst 15V4 Zoll, die 4V2 Zoll lange
Scheide von gefälligerer Form als bei
R. albo-maculata ist weiss, zeigt aber
zart rosarote Schattierungen, nament-
lich auf der Aussenseite. In der
Knospe herrscht dagegen die rosarote
Farbe ausschliesslich vor. Mit Ein-
führung dieser neuen Art darf man in
bälde einer Umwälzung in den Garten-
Callas entgegensehen, da sie höchst
wahrscheinlich nicht die einzigste von
dem Typus mit lanzettlichen Blättern
und rosafarbigen Scheiden ist. —
Möglicherweise handelt es sich hier
um die von N. E. Brown beschriebene
R. Kehmanni, die der Cambridge bota-
nische Garten vor einiger Zeit als eine
rosarote Varietät der R. aethiopica
erhielt.
Gard. Chron. 18Q3, II, 574, f. 94.
*) (Ist abgebildet in Gartn. 1894, S. 15. Red.)
142
Kleinere Mitteilungen. — Litteratur.
Kleinere Mittheilungen.
Nochmals Solanum Wendlandi.
Alit Bezug auf den letzten Artikel,
S. 106, über Solanum Wendlandi in den
Gärten zu Kew erlaube ich mir mit-
zuteilen, dass die Pflanze sehr leicht
aus halbausgereiftem Holz Wurzeln
bildet.
Durch die Güte des Herrn Oberhof-
gärtner Wendland in Herrenliausen
wurde uns mit einigen anderen Pflanzen
auch ein Exemplar des genannten
Solanum übersandt, das, kaum 25 cm
gross und A'OUständig blätterlos, in den
ersten Tagen des April in einer Ecke
unseres Wasserpflanzenhauses aus-
gepflanzt wurde. Die Pflanze ent-
wickelte sich hier bald so üppig, dass
der A^erfügbare Raum kaum ausreichte
und ich wiederholt fusslange Triebe
ausschneiden liess. Da ich befürchtete,
dass eine so üppig wachsende Pflanze
schwer durch den Winter kommen
würde, zumal ich Ende September
gezwungen war dieselbe einzutopfen,
liess ich bereits vorher in einem halb-
warmen mit sandiger Erde gelullten
Frühbeetkasten einige 20 cm lange
Triebe stecken, die sich in etwa vier
Wochen willig bewurzelten und bis jetzt
sehr gut erhalten blieben. Auch das im
Aquarium während des Sommers aus-
gepflanzte Exemplar, das zu meiner
grössten Verwunderung nicht blühte,
hat sich über Winter sehr gut gehalten
und erfreut uns hoffentlich diesen
Sommer mit seinen schönen Blüten.
Die Pflanze macht relativ wenig
Wurzeln und muss in der Ruhezeit
möglichst trocken gehalten werden,
Hölscher,
Kg], botan. Carlen in Breslau.
Düngung der Obstbäume mit Mineraldünger.
. Xach den Mitteilungen des Oek.-Rat
Goethe, Direktor der kgl. Lehranstalt für
Obst- und Weinbau zu Geisenheim a./Rh.
in der Obst- und Weinbauabteilung
der Deutschen Landwirtschafts-Gesell-
schaft zu München hat sich bei jungen
Obstbäumen auf der Eltviller Aue,
einer Besitzung des Herrn Freiherrn
von Stumm auf Heiberg, von drei ver-
schiedenen Recepten ein älteres Recept
von Prof. Wagner am besten bewährt.
Dies ist: für jeden Baum 75 g Chili-
salpeter, 100 g Kainit und 100 g Thomas-
schlacke. Im Frühj ahr wurde der Dünger
auf die vorher sorgfältig gelockerte
und gereinigte, 2 m im Durchmesser
haltende Baumscheibe aufgestreut und
danach leicht untergehackt. — Es ist
jetzt bald Zeit, dies vorzunehmen.
Litteratur.
Die Obstweinbereitung, mit besonderer Berück-
sichtigung der Beerenobstweine. Anleitung zur
Herstellung weinartiger und schaumweinartiger
Getränke aus den Früchten der Gärten und
Wälder.
Von Dr. Max Barth, Direktor der
Versuchsstation für Elsass-Lothringen
in Rufach. 3. Auflage. 71 Seiten,
20 Holzschnitte. Mk. 1. Stuttgart 1894.
Eugen Ulm er.
Es ist ein wirkliches Vergnügen, ein
Werkchen zu kritisieren, in welchem
jede Zeile es bekundet, dass der Ver-
fasser nicht nur seinen Gegenstand
vollständig beherrscht, sondern dass
er auch voll und ganz berufen ist,
durch seine Anweisungen allen Inter-
essenten zu nützen. Das ganze Buch
ist so klar, so leicht fasslich ge-
schrieben, dass es recht wohl geeignet
ist, dem Liebhaber, welcher, ohne Vor-
kenntnisse, sich anschickt, sein ver-
fügbares Beerenobst, seine unverkäuf-
Unterrichtswesen .
M3
liehen Aepfel in Wein zu verwandeln,
um sich und die Seinigen des Genusses
eigenen Produktes zu erfreuen, als
sicherer, treuer Ratgeber zu dienen,
der ihm sogar die Bereitung des vor-
nehmen Schaumweines zuverlässig
lehrt.
Aber auch die Besitzer grösserer
Keltereien finden in dem Büchlein ihre
Rechnung, denn die Abschnitte, in
w^elchem der Herr Verfasser in licht-
voller Weise über Säurebestimmungen,
über die Beschaffung guter Fermente
für die Gährung, durch welche ein
erfolgreicher gesunder Verlauf der-
selben, die Herstellung eines vorzüg-
lichen Produktes mehr wie seither ge-
sichert ist, die Prüfung des Weines
auf seinen Vergärungsgrad, das Ab-
lassen, die »sogenannte« zweite
Gärung, das Lagern, die Schaumwein-
bereitung, die Krankheiten der Weine
und ihre Behandlung, werden allen
Keltereibesitzern willkommen sein.
Vor allen Dingen ist das Kapitel vom
Klären und Schäumen so belehrend,
dass jeder Weinproduzent sich die nach
dieser Richtung hin erforderlichen
Kenntnisse, deren Übertragung m die
Praxis z. B. den grossen Frankfurter
Keltereien ihr Übergewicht verleiht,
bequem und zuverlässig aneignen kann.
Das kleine Büchlein ist eines der
besten auf diesem Gebiete und verdient
die wärmste Empfehlung.
Rixdorf. B. L. Kühn.
Das Rebhuhn, seine Aufzucht und Lebensart
von Carl Schinke. Halberstadt bei
Joh. Briest. Wem es an lebendiger
Staffage für seinen Park fehlt oder wer
in wildarmer Gegend lebt, der wird gut
thun, sich dieses Büchlein für 50 Pfg.
zu kaufen. Das lebendige Kribbeln
und Krabbeln gehört in den Park und
auch in der Voliere macht das Reb-
huhn Freude. Tr.
Unterrichtswesen.
Ihre Majestät die Kaiserin besuchte
am Sonntag, den 18. Februar, die
städtischen Fortbildungs- und Fach-
schulen in der Gemeindeschule hinter
der Gafnisonkirche 2 zu Berlin, und
nahm u. a. auch die Fachschule für
Gärtner eingehend in Augenschein,
wobei sie sich sehr befriedigt über die
Ziele und Leistungen der Schule aus-
sprach. Begleitet war die Hohe Frau
von dem Oberbürgermeister Zelle und
dem Geh. Regierungs- und Schulrat
Prof. Dr. Bertram. Die Führung über-
nahm der Rector Drehmann.
Der „erste Bericht über die Gartenbau-
schule des Gartenbau-Verbandes für
das Königreich Sachsen, eingetragene
Genossenschaft, zu Dresden, für die
Jahre 1892-93, 1893-94 erstattet A^on dem
Director AI. Bertram, Kgl. Gartenbau-
director", ist soeben erschienen. Der-
selbe giebt zunächst eine Geschichte
des Entstehens der am 16. Mai 1892
eröffneten Anstalt, die unter dem Kgl.
sächsischen Ministerium des Innern
steht und dann ein ^'erzeichnis der
Schüler der oberen und unteren Ab-
teilung (8 + 7) des Kuratoriums und der
Lehrer. Es folgt eine genaue Angabe
des Lehrganges, der sich auf 2 Jahre
erstreckt etc. und schliesslich werden
alle Interessenten zur öffentlichen Prü-
fung am 14. März (obere Abteilung)
und am 19. März (untere Abteilung)
eingeladen. — Möge die junge Anstalt
freudig aufblühen! — Erwünscht wären
künftig noch die Aufnahmebedingungen.
144
Ausstellungen und Kongresse. — Sprechsaal. — Personal-Nachrichten.
Ausstellungen und Kongresse.
München. Blumenausstellung vom
28. April bis 6. Mai 1894. Anmeldungen
bis 1. April an den Ausschuss der
„Bayerischen Gartenbau - Gesellschaft"
(Freiherr v. Pfeufer). Der von dem
Protektor der Ausstellung, dem Prinzen
Luitpold von Bayern ausgesetzte Preis
beträgt 400 Mk. für die beste Leistung,
der Staatspreis beträgt 300 Mk. für best-
kultivierte blühende Rosen, der Ehren-
preis 300 Mk. für die grösste Gruppe
schönblühender Rhododendron arborea,
hybrida und Himalaya, ausserdem sind
84 Preise von der Gesellschaft aus-
geschrieben, worunter 2 von je 50 und
30 Alk. für ein charakteristisches Vege-
tationsbild aus der Flora von China
und Japan.
Königsberg i. Pr. Grosse allge-
meine Gartenbau-Ausstellung zur Feier
des 60jährigen Bestehens des Garten-
bau-Vereins in Königsberg, Mitte Sep-
tember.
M a g d e b u r g. Allgemeine Gartenbau-
Ausstellung zur Feier des 50jährigen
Bestehens des Gartenbauvereins Anfang
September 1895. Anmeldungen be-
treffs Specialkulturen, die in das Pro-
gramm aufgenommen werden sollen,
an Obergärtner W. Rössing, Magde-
burg-Buckau.
E b e r s w al d e. 10. und 1 1 . November
Ausstellung von Chrysanthemum und
anderen blühenden Pflanzen.
Sprechsaal.
Frage 10. Giebt es einen umfang-
reicheren Arbeitskalender für Garten-
liebhaber? F. B. in S.
Ja. „Immerwährender Gartenkalen-
der"' von J. G. Meyer, Handelsgärtner
in Ulm. Verlag von Paul Parey, Berlin.
Preis geb. 2 Mk. 50 Pf. Ausserdem
flnden sich bekanntlich auf der J^ück-
seite der Blätter mehrerer Abreiss-
kalender genauere Angaben.
2. Antwort zu Frage 9. Sie linden
eine Geschichte der Kew Gardens in
dem Bulletin of the Kew Guild 1893.
Personal-Nachrichten.
Es sind ernannt: Stadtgärtner Heiler
in München zum Stadtgarten-Inspektor.
— Hofgartenassistent Sommer, bisher
in Karlsruhe, zum Hofgärtner und Leiter
des Schlossgartens in Mannheim; an
seiner Stelle ist Hofgartenassistent
Ähren s von der Insel Mainau nach
Karlsruhe versetzt. — Der Gärtnerei-
besitzer Fr. Brinckmann in Rostock
zum Grossherzoglich - Mecklenburg-
Schwerinschen Hof - Kunstgärtner. —
Der Herausgeber des Obstmarktes, B.
L. Kühn, Rixdorf, zum Ehrenmitglied
des Gartenbauvereins in Crossen a. O.
Heinrich Noack, Handelsgärtner in
Bessungen bei Darmstadt, langjähriger
Schriftführer des Gartenbauvereins in
Darmstadt, feierte im December 1893
das öojährigeBestehen seines Geschäftes.
Es sind gestorben: Prof. Gressent,
Lehrer an der Gartenbauschule zu
Versailles, Verfasser zahlreicher Werke
über Obst- und Gemüsebau, die auch
zum Teil in's Deutsche übersetzt und
von P. Parey, Berlin, verlegt wurden.
798. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
in den preussischen Staaten am 22. Februar 1894.
Vorsitzender: Herr Königl. Gartenhaudirektor Lackner, i. Steilvertreter des Direktors.
I. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Professor, Konsul a. D. L. Krug, Gr. Lichterfelde.
2. » Oberlehrer Dr. Siebert, Gr. Lichterfelde.
3. » Kaufmann G. Krehl, Berlin.
4. » Kunst-Buchdruckereibesitzer G. Leutzsch, Gera.
5. » Guts- und Fabrikbesitzer E. Cohn, Berlin.
6. » W. J. Goverts, Xiendorf b. Breitenfelde-Lauenburg.
7. » Rittergutsbesitzer Ph. v. Nathusius, Ernsthausen.
8. » W. Werner, in Firma Werner & Co., Berlin.
9. Der Gartenbau- Verein für den Kreis Steinberg in Wilster,'
durch Herrn Geh. Reg. Rat Dr. Wittmack.
10. Herr Dr. med. E. Maren, Berlin,
durch Herrn Gartenbaudirektor C. Lackner.
11. Herren Herb & Wulle, Exporteure, Neapel.
12. Herr Realienbesitzer H. M. Vlüller, Wien.
13. Der Gartenbau-Verein in Coburg.
14. » Verein der Gärtner und Gartenfreunde in Anclam,
durch Herrn Hoflieferant Plumpe.
IL Zu Ehren der verstorbenen Mitglieder Jul. Haack und A. von Le Coq
erhoben sich die Anwesenden von ihren Sitzen.
III. Ausgestellte Gegenstände: i. Von Herrn Gartendirektor Hampel, Koppitz,
Schlesien, waren mehrere Exemplare seiner ., verbesserten Mistbeetgurke'"'
ausgestellt und zugleich eine grosse Menge Samen derselben unentgeltlich
beigelegt, der den lebhaftesten Absatz bei den Mitgliedern fanden. Der
Vorsitzende sprach seinen besten Dank im Namen des Vereins hierfür
aus. Von demselben lagen auch 2 Canna in Knospen aus: „Königin
Charlotte'-' (siehe Gartenflora 1894 No. 3 S. 75) und „Gartendirektor
Hampel", eine dunkelbraunblättrige Sorte mit dunkelroten Blüten. 2. Herr
A. W. Schulz, Obergärtner, legte aus dem Garten des Herrn Geh. Rat
Y. Siemens in Charlottenburg einige sehr wohlerhaltene Birnen und Aepfel
vor: Olivier von Serres, Passe Crassanne, Josephine von Mecheln, Späte
von Toulouse und die Aepfel Kaiser Alexander und Gravensteiner. Ferner
stellte Herr Schulz die gelbe Holländische Zwiebel aus, welche er aus
Samen 1893 gezogen und die bei ihm auf nicht gedüngtem Boden viel bessere
Resultate gebracht hatte, als auf gedüngtem. Ihm wurde von den Preis-
richtern, den Herren Bluth, Hapt und C. Mathieu der Monatspreis von 15 Mark
^Aß 798. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
zuerkannt. 3. Herr Klempnermeister Hildebrandt-Lankwitz führte ver-
schiedene G'iesskannen vor, darunter eine Gewächshausgiesskanne, bei
der der Henkel ^ nicht hinten sass, sondern in Form eines Bügels oben
über die Kanne wegging, was das Halten und Tragen sehr erleichtert.
Er erhielt dafür eine bronzene Medaille.
A'. Herr Dr. Less, Assistent an ^der Landwirtschaftlichen Hochschule und
Vorsteher der Wetterstation, hielt hierauf einen sehr interessanten Vortrag
über die abnorme Witterung der letzten Wochen. Derselbe wies namentlich
darauf hin, dass wir durchaus kein Recht hätten, alljährlich ein weisses
Weihnachten zu verlangen, sondern dass nach langjährigen Aufzeichnungen
es in Berlin im Dezember wie im Januar durchschnittlich nur sechs bis
sieben Mal schneie und somit nach den Regeln der Wahrscheinlichkeits-
rechnung nur alle 4 — 5 Jahre auf Schneefall am heiligen Abend zu rechnen
sei. [^Im übrigen wird der Vortrag im Auszuge besonders abgedruckt
werden.
V. Für zwei 50jährige Gärtner - Jubiläen wurde eine Vermeil - Medaille
beziehungsweise eine grosse silberne Medaille bewilligt.
VI. Dem Gartenbauverein Feronia zu Eberswalde ward für seine Chrysan-
themumausstellung am 10. und 11. November d. J. eine grosse silberne
und eine kleine silberne Medaille überwiesen.
VIT. Verlesen wurde die Antwort des Herrn Ministers für Landwirtschaft etc.
auf die Eingabe des ;Vereins betreffs eines eigenen Dezernates für
Gartenbau. Der Herr Minister erklärt in derselben, dass er alle vom
Verein angeführten Fragen von geeigneten Dezernenten bearbeiten lasse, ein
eigenes Dezernat für Gartenbau aber zunächst nicht in Aussicht nehmen könne.
Vni. Herr städtischer Obergärtner Carl Hampel teilte mit, dass Ihre Majestät
die Kaiserin am Sonntag, den 18. Februar, die Fortbildungs- und Fach-
schulklassen in der Gemeindeschule Hinter der Garnisonkirche 2 besichtigt,
bei der Gelegenheit auch mit grossem Interesse die Fachschule für
Gärtner besucht und sich dabei in eingehendster Weise über den Zweck
der Schule und die Art des Unterrichts erkundigt habe.
IX. Herr Garten-Inspektor Perring fragt, ob jemand hier Asparagus medeo-
loides (Medeola asparagoides) ausgepflanzt kultiviere? Herr Studier in
Lichterfelde habe ihn früher gepflanzt, aber keine Rechnung dabei ge-
funden. Jetzt aber beziehen hiesige Händler viel aus Hamburg, Frankfurt
a. M. und Wiesbaden.
Herr Direktor Lackner teilt mit, dass er hier keinen habe erhalten
können.
Der General-Sekretär bat die Mitglieder, den Sprechsaal recht eifrig
zu benutzen, was Herr Hofmarschall a. D. v. St. Paul Illaire auf's leb-
hafteste unterstützte.
Herr Garten - Inspektor Perring empfahl noch weitere Massnahmen
bezüglich Einteilung des Stotfs in der Gartenflora.
Carl Lackner. Wittmack.
Ueber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen. iA'j
Ueber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen.
Von L. Thücr, Neustadt in Mecklenburg.
IP
'eber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen einige Betrach-
tungen anzustellen, scheint mir von grossem Xutzen zu sein, nicht bloss
für die Wissenschaft, sondern hauptsächlich für den praktischen Gärtner,
sowie überhaux)t für jeden Pflanzenzüchter.
Der Schöpfer hat jedem lebenden Wesen auf dieser Erde eine gewisse
Lebensdauer zugewiesen, über die es nicht hinaus kann, aber je nach der Art
des Wesens eine verschiedene, kürzere oder längere Lebensdauer. Das Leben
des Menschen dauert 70, 80, 90, in äusserst seltenen Fällen 100 Jahre; das des
Pferdes etwa 30 Jahre, des Hundes 15 — 20 Jahre u. s. w. — Eichen- und Linden-
bäume sollen in einzelnen Fällen 1000 Jahre alt werden können. Im allge-
meinen aber ist die Lebensdauer der einzelnen Pflanze eine viel kürzere, Apfel-
und Birnbäume werden ungefähr 100 Jahre alt, Kirschbäume werden in der
Regel nicht so alt, und Pflaumenbäume haben durchweg eine noch kürzere
Lebensdauer. Mit dem berühmten tausendjährigen Rosenstock am Dome zu
Hildesheim hat es doch noch eine eigene Bewandtnis, obgleich man glaubt, das
tausendjährige Alter nachweisen zu können. Zunächst ist nicht der Rosenstock,
den wir wirklich vor uns sehen, 1000 Jahre alt, sondern die Pflanze hat sich
im Laufe der Zeit fortwährend durch junge Wurzeltriebe verjüngt, während
die alten Triebe wieder abgestorben sind. Aber auch das wäre schon wunderbar
genug, wenn man nämlich konstatieren könnte, dass die Pflanze in diesem Sinne
1000 Jahre alt sei. Es ist indessen zu berücksichtigen, dass die Rose eine
wilde, einfach blühende Art ist, die Samen trägt. Wie leicht fällt da nicht
ein Samenkorn aus, kommt zum Keimen und wächst als eine Pflanze zwischen
dem vielstengeligen, alten Busch empor, von der alten Pflanze nur durch eine
äusserst sorgfältige Untersuchung zu unterscheiden. Wer wollte das wohl
beachtet haben, dass eine neue Pflanze den Platz behauptet, während die alte
allmählich eingeht?*)
Die Lebensdauer der Pflanzen ist sehr verschieden, je nach der Art, wir
haben 2jährige, ijährige Pflanzen, ja das Leben der Pilze berechnet sich nach
Wochen, zuweilen nur nach Tagen. — Bei allen lebenden Wesen stellt sich
aber vor deren Ende Altersschwäche und Lebensmüdigkeit ein, bis schliesslich
auch der letzte Lebensfunk^ erlischt. Alle angewandten Kunstmittel, Zuführung
neuer Nahrung, Beschneiden, Flicken, Stützen u. s. w. nützen zur „^'erjüngung•■
zwar etwas, um die letzten Lebenskräfte nochmals aufflackern zu lassen, aber
— ,.für den Tod kein Kraut gewachsen ist." — Das bisher Gesagte sind all-
gemein bekannte Thatsachen, die aus alltäglicher Erfahrung jeder weiss; und
selbst wenn wir einmal einen alten Baum mit unserer Kunst zu „verjüngen"
suchen, so wissen wir doch recht gut, dass ihm damit nur für kurze Zeit
geholfen ist.
Es weiss aber nicht jeder, oder er denkt nicht daran, dass er seine Mühe
an einer altersschwachen Pflanze verschwendet, wenn die Kultur derselben
trotz aller Aufmerksamkeit keinen rechten Erfolg hat. Wenn wir von Fuchsien
*) Ueber den sogenannten tausendjährigen Rosenstock in Hildesheim siehe den Auszug aus
der trefflichen Schrift des leider kürzlich verstorbenen Senators Dr. Roemer in Gartenflora i8Q3S.4q5.
j^g Ueber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen.
und HeliotrojD durch Stecklinge junge Pflanzen erziehen, so haben wir in Wirk-
lichkeit keine junge Pflanzen, ja es können im Gegenteil rechte Greise sein.
Die Fortpflanzung durch Stecklinge ist das Fortleben ein und desselben Indi-
viduums. Um das Alter des Individuums zu ermitteln, muss man zurück-
gehen bis zu der Zeit, wo es aus Samen gezüchtet wurde.
Die Pyramiden-Pappel (Populus fastigiata Desf. — italica AInch.) ist heutigen
Tages noch allgemein gekannt, ist aber im Absterben begrilfen und wird immer
seltener. Xach älteren dendrologischen Werken soll dieselbe aus Italien
stammen, nach anderen aus Persien; A. \. Humboldt glaubt in Xordamerika
am Mississippi das Vaterland gefunden zu haben. Die Pappeln sind getrennten
Geschlechts (XXII Kl. Lin. Systems), männliche Blüten auf der einen, weibliche
Blüten auf der anderen Pflanze. Xun kennt man aber von der Pyramiden-
Pappel nur männliche Bäume. Die Angabe einiger dendrologischer Werke,
dass man im Braunschweigischen, in Frankfurt a. 0., in Italien u. s. w. auch
weibliche Exemplare hätte, scheint haltlos; ich wenigstens habe trotz eifriger
Nachfrage keinen Menschen linden können, der mir diese nachzuweisen ver-
möchte. In neuerer Zeit sind aber wohl die meisten Sachverständigen der
Ansicht geworden, dass die P3^ramiden-Pappel überhaupt kein Vaterland hat,
keine Art ist, sondern eine Spielart. \\arietät, ein durch Zufall aus Samen einer
verwandten Art entstandener Blendling. Da nun unsere Pyramiden-Pappel als
männliche Pflanze keinen vSamen bringt, so ist dieselbe immer weiter durch
Stecklinge fortgepflanzt worden. Xun ist aber ziemlich glaublich nachgewiesen,
dass die Pyramiden-Pappel um 1680 aus der Lombardei eingeführt wurde.
Folglich berechnet sich das Alter derselben auf etwas über 200 Jahre. Und
nun frage ich: Wo findet man noch gesunde Bäume? — Alle, grosse und kleine,
leiden an Altersschwäche. — Paul Guillemin in ,,Comptes rendus" 1889 I. vS. 632
(wiedergegeben in der Gartenflora 1891 S. 250.) will das Absterben der Pyra-
miden-Pappel auf die Wirkung eines Pilzes zurückführen. Die Allgemeinheit
aber, mit der das Absterben überall auftritt, dürfte schon das Gegenteil be-
weisen. Der Pilz ist die Folge der Altersschwäche; auf dem kranken, alters-
schwachen Holze findet der Pilz seine Heimat und X'ahrung. Es ist ja die
gewöhnliche Erscheinung in der X^atur, dass auf altersschwachen, kranken oder
schwachen Lebewesen, sei es Pflanze oder Tier, die Schmarotzer, Ungeziefer
und Pilze, das geeignetste Feld für ihre X^ahrung finden.
Das Beispiel mit der Pyramiden-Pappel giebt einen der 'schlagendsten Be-
weise dafür, dass auch junge Stecklingspflanzen der Altersschwäche unterworfen
sind. Leider ist es nur selten möglich, das Alter einer durch Stecklinge immer
weiter fortgepflanzten Pflanze bestimmt nachzuweisen. Wenn wir auch das Jahr
der Züchtung (aus Samen) so wie den X^amen des Züchters bestimmt wissen,
so können wir zwar bei erheblichem Alter und schlechtem Gedeihen der
Pflanze wohl auf Altersschwäche schliessen, aber — der Xachbar kultiviert
dieselbe Art mit bestem Erfolge und lacht uns aus mit imserer Meinung. Wer
vermag in solchem Falle nachzuweisen, dass seine Art eine viel spätere X^eu-
züchtung ist? Vielleicht ist sie gleich mit der älteren Art, oder zeigt nur so
geringe Unterschiede, dass solche nicht gefunden werden können.
Die Fortpflanzung durch Stockteilung, durch Wurzelausläufer (namentlich
bei Stauden und Sträuchern), durch Wurzelstecklinge und ähnliche INIethoden ist
im Grunde genommen dasselbe Verfahren als die Fortpflanzung durch Steck-
Ueber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen. i/ig
linge, denn auch hier haben wir es nur mit dem Fortleben ein und desselben
Individuums zu thun.
Die "efüllte. weisse Nachtviole (Molenmaternalen, Hesperis matronalis tl.
albo pl.) ist ziemlich allgemein bekannt und beliebt, und wird, da sie keinen
Samen trägt, nur. durch Stockteilung fortgepflanzt. Eben so bekannt dürfte es
sein, dass sie nicht leicht gedeiht, gerne ausgeht und unter Ungeziefer schwer
zu leiden hat; insgesamt Anzeichen, dass die Pflanze an Altersschwäche leidet.
Aicht so allgemein bekannt dürfte es indessen sein, dass man A'on dieser schönen
Blume zwei Varietäten hat, die eine etwas gedrungener im Bau und in der
Blütentraube und mit etwas kürzeren Blättern, die andere etwas höher, mit mehr
lockeren Blütentrauben und längeren Blättern, auch nicht ganz so gut gefüllt.
Die letztere gedeiht aber bedeutend leichter als erstere. Die Ursache ist sehr
wahrscheinlich eine viel spätere Xeuzüchtung aus Samen der einfachen Art.
In den vierziger und fünfziger Jahren gab es in der Gegend von Münster
(Westfalen) und vielleicht auch anderswo, eine Lychnis fulgens fl. pleno, eine
Florblume von grosser Schönheit, die ebenfalls nur durch Stockteilung und
•Stecklinge vermehrt werden konnte. Dieselbe ist wahrscheinlich an Alters-
schwäche eingegangen, denn meine langjährigen Bemühungen, dieselbe wieder
zu erlangen, sind ohne Erfolg geblieben, und nur unter älteren Leuten findet
man solche, die sie gekannt haben. — In den fünfziger Jahren habe ich auch
eine Tritoma (Kniphofia) gekannt, von ganz zwergigem Charakter. Ich fragte
dieserhalb einmal bei einem Kenner an, der sich mit Neuzüchtungen von Knip-
hofia befasst, und der mir ant)vortete: „Da haben Sie die echte Kniphofia nana
gesehen; loo Mark zahle ich für eine Pflanze!"' — Aber sie ist sicherlich auch
an Altersschwäche gestorben. Uebrigens hat man inzwischen eine ähnliche
neu gezüchtet.
^'or Jahren wurden die ^"erbenen fast ausschliesslich nur durch Stecklinge
fortgepflanzt. Die alten Gärtner werden sich mit mir der vSchwierigkeit er-
innern, die diese StecklingsjDflanzen hinsichtlich ihres Gedeihens hatten. — Das
bekannte Adiantum cuneatum, welches massenweise zum Schnitt gezogen wird,
ist ein durchaus perennierendes Farn. Welch Unterschied in der Ueppigkeit
ist aber zwischen Samenpflanzen und geteilten Pflanzen?!
Unseren Maiblumen, die fortwährend durch Wurzelbrut vermehrt werden,
steht wahrscheinlich auch das Schicksal der Altersschwäche bevor. Dasselbe
hat sich aber meines Wissens noch nicht bemerkbar gemacht, was wohl dem
Umstände zu verdanken ist, dass Maiblumen leicht Samen tragen. Weil sich
um diesen selten jemand kümmert, so fällt er leicht in die Erde, kommt zum
Keimen und die Samenpflanzen vermischen sich unbemerkt mit der Wurzelbrut.
Weil nun aber die jugendfrischen Pflanzen besser gedeihen, so werden sie beim
Sortieren unbewusst bevorzugt, und so findet unbeabsichtigt eine Regeneration
statt. — Wir haben aber auch eine gefüllt blühende Maiblume, die keinen
Samen trägt. Dieselbe gedeiht aber nicht schön, ihr Wachstum ist kraftlos
und sie bringt deshalb nur wenig Blüten und Vermehrung, ist auch zum Sterben
sehr geneigt: sie leidet augenscheinlich an Altersschwäche. Ihr Alter ist aber
auch erheblich; in einem Kataloge von 1831 von Aug. Schelhase in Cassel ist
sie schon mit 2 Gutegroschen angeführt. Wer weiss aber, ob nicht im Laufe
der Zeit Xeuzüchtungen stattgefunden haben? — Ich habe oft im stillen lächeln
müssen, wenn so ein eifriger Spekulant nach dem Preise der gefüllten Mai-
j r o Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc.
blumen fragt, bei Entnahme meines ganzen ^'orrates! — sich auch gleich-
zeitig nach der Adresse anderer Züchter erkundigt, wo er es Avohl ebenso zu
machen denkt. Er wiegt sich behaglich in dem Gedanken an das schöne
Profitchen, wenn er nach einigen Jahren (er allein) plötzlich tausende Blüh-
keime der gefüllten! Alaiblume auf den Markt werfen kann. Aber! — man
hört nichts wieder von ihm, er hat nicht daran gedacht, dass er ein alters-
schwaches Geschlecht pflanzt. Nach dem ersten Jahre bemerkt er mit Schrecken,
dass sein ^'orrat statt grösser — kleiner geworden ist. Dann erhöht er die
Pflege und Kultur, aber ■ — zum Grossbauer bringt er es nie! Es ist mir aber
selber so ergangen.
Denken wir hier auch einmal an unsere Weinrebe, die fort und fort nur durch
Ableger fortgepflanzt wird; — solche aus Samen fortzupflanzen ist ja verpönt!
wer wollte wohl solche Wildlinge dulden? Wir sind aber mit ersteren nun
richtig „auf den Hund" gekommen, wir haben ein altersschwaches Geschlecht,
das dem Ungeziefer, der Reblaus, nicht Aviderstehen kann.
Bei dieser Betrachtung wirft sich aber noch eine andere Frage auf, die ich
hier als Problem hinstelle: Haben die Sämlinge, welche direkt von alters-
schwachen Pflanzen abstammen, die vollste Jugendkraft? Oder nimmt die
Jugendkraft im Verlauf mehrerer Generationen noch zu? Ich vermag diese
Frage, nicht zu beantworten, möchte aber für das letztere stimmen.
Auch die Fortpflanzung durch Zwiebeln und Knollen ist in ähnlicher Weise
das Fortleben ein und desselben Individuums, und kann nicht bis ins unend-
liche fortgesetzt werden, ohne dass die Lebenskraft erlischt. Man will durch
Beobachtung und Erfahrung wissen, dass die Kartoffel, immer nur durch Knollen
fortgepflanzt, nach 50 — 60 Jahren an Altersschwäche allmählich eingeht. Fragen
wir nur einmal die alten Gärtner, Liebhaber und andere, die sich lange mit dem
Anbau von Kartoffeln oder Erdbeeren (die durch Ausläufer vermehrt werden)
beschäftigt haben, was aus den alten guten Sorten geworden ist? Sie wissen
nicht genug des Ruhmes zu erzählen von deren guten Eigenschaften, aber —
sie wollten schliesslich nicht mehr gedeihen, verloren an Qualität und Quantität
und wurden durch neue Sorten verdrängt; allmählich sind sie ganz und gar von
der Bildfläche verschwunden. — (Fortsetzung folgt.)
Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago
und Vergleiche mit dem Gartenbauianderer beteiligter Staaten.
Von Ludwig Schiller.
^ä^.ur Beurteilung der Gartenbau-Ausstellung in Chicago, die durchaus nicht
ÜLLi- den Ansprüchen, die man an eine Weltausstellung stellen muss, genügte, ist
es vor allen Dingen notwendig, sich die geographische Lage Chicagos zu ver-
gegenwärtigen; man erhält dann eher einen Begriff davon, unter welchen un-
günstigen Verhältnissen die Gartenbauausstellung abzuhalten war.
Chicago liegt unter dem 42« nördlicher Breite, sein Klima ist das extremste,
das man sich nur denken kann. So zeigte der Winter 1892-93 fast regelmässig
eine Kälte von is bis 20° Fahrenheit unter Xull. d. h. — 26 bis 29° C. und
Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc. I ü i
währte das kalte Wetter fast bis in die Mitte des Mai hinein. Demgegenüber
stand eine aussergewöhnlich lange heisse Temperatur, die eine Zeit lang zwischen
-- 80 bis 95°Fahrenheit (26 — 35" C.) schwankte; dazu^kam eine regenlosePeriode von
86 Tagen. Aus allen diesen Gründen ist wohl die Frage berechtigt, ob unter
solchen Umständen eine Pflanzenausstellung für ein volles halbes Jahr lebens-
fähig erhalten werden kann und ob es möglich ist, fortwährend neues hierfür
zu schaffen? Wir können diese Frage nur mit einem entschiedenen „Nein"
beantworten, weil zunächst eine vorhergehende mehrjährige Kultur des Landes
resp. Bodens dazu gehört, ferner aber auch ein vorheriges vStudium des
Klimas, um zu wissen, welche Pflanzen ein solches Klima aushalten.
Es ist dies alles nicht so leicht; dagegen ist es sehr leicht, zu irgend einer
Zeit zu kommen und zu schauen. Aber dann ist vielleicht gerade das nicht in
Blüte, was man zu schauen wünscht, da heisst es denn: Das könnte so oder so sein
und eine Unzufriedenheit entspringt der anderen. Kommt man aber zu einer
Zeit, wo gerade das, was einen am- meisten interessiert, gut ist, so wird schon
mit dieser Zufriedenheit im Flerzen anderes, das gerade nicht recht ist, mit viel
milderem Urteil bedacht, als im ersteren Falle.
Und für wen ist es wohl schwieriger, »alles zu jeder Zeit« oder auch nur
»alles zu seiner Zeit« in ordentlichem Zustande zu haben, als für den Gärtner?
Ohne alle diese klimatischen Verhältnisse, Land und Leute, Sitten und
Gewohnheiten zu kennen, nur im Vertrauen auf mieine Kenntnisse, mit Liebe
zur Sache, festem Willen und mit dem Vertrauen derer, die mich gewählt,
ging ich nach Chicago.
Wenn ich mir heute noch die Gefühle zurückrufe, die mich beseelten, ehe
ich nach Chicago kam, wenn ich heute noch einmal die Berechnungen über-
fliege, die ich zu jener Zeit machte, so habe ich mich wohl in vielen Sachen
geirrt, im Grunde jedoch ist mir die Genugthuung geworden, in der Hauptsache
recht gehabt zu haben.
Die Amerikaner hatten uns gesagt, dass acht grosse Gewächshäuser und
Mistbeetkästen in Hülle und Fülle vorhanden seien, damit alle eingehenden
Pflanzen einer geeigneten Vorkultur unterworfen werden könnten. Welche
Versprechungen wurden ferner noch in bereitwilligster Weise gemacht und
wie wurden dieselben gehalten? Nur mit Widerwillen denke ich daran, als
mir gesagt wurde „Wenn Ihnen das nicht genügt, so jwerden Sie überhaupt
keine Hilfe erhalten". Auf diese Weise erfuhr ich gleich im Anfang eine mir
höchst unangenehme Enttäuschung, da iöh meine Aussteller nicht befriedigen
zu können glaubte.
Nachdem ich nun im Januar 1893 vom Comite als Vertreter gewählt war,
begann ich zuerst meine Arbeit in Berlin. Bis zu diesem Zeitpunkt, den
10. Januar, waren die Anmeldungen noch nicht alle eingelaufen und erst bei
meinem Abgange nach Chicago konnte ich mir ein Bild von dem machen, was
gezeigt werden sollte. Der grösste Teil unserer Anmeldungen erstreckte sich
auf Pflanzen, die im offenen Grunde kultiviert werden sollten.
So kam ich dann nach Chicago, meldete mich beim Reichskommissar,
Herrn Geheimen Regierungsrat O. Wermuth und ging hierauf am selben Tage,
2. März 1893, zum Chef des Gartenbau-Departements, Herrn L M. Samuels und
dann zum Superintendenten der Blumenabteilung, Herrn John Thorpe, darauf zum
Superintendenten der Weinabteilung, Herrn La Rue und schliesslich zum
1.5^
Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc.
vSuperintendenten für die Obstabteilung, Herrn Chas. Wright. Mit Air. Thorpe,
der bei den Cyclamen beschäftigt, unternahm ich einen grösseren Rundgang,
bei welchem mir bereitwilligst alle Plätze zur Verfügung gestellt wurden.
Anders war es mit der Platzverteilung in der Haupthalle. Hier erhielt ich an
der Westseite des nördlichen Verbindungsflügels ein Stück zuerteilt, mit dem ich
durchaus nicht zufrieden war, aber da ich zu Anfang nur hundert Azaleen
und einige tausend Maiblumen zur Verfügurg hatte, so musste ich mich hiermit
schliesslich befriedigen. Ich erhielt sodann unseren Platz auf dem ..Wooded
Island", der bewaldeten Insel, aber obwohl derselbe sehr günstig gelegen war.
so entsprach er in Bezug auf seine Raumverhältnisse meinen Anforderungen
nicht im geringsten; durch fortwährendes Drängen wurde mir schliesslich
noch mehr Terrain zuerkannt, sodass ich im Laufe der Zeit genügend Platz
erhielt.
Von Herrn Geheimrat Wermuth wurde mir stets bereitwilligste Unter-
stützung zu teil, im übrigen liess man mir aber in allen meinen Handlungen
vollständig freie Hand. Nachdem die Platzfrage endlich erledigt war, ging ich
an eine Verteilung meines Materials. Dies war der schwierigste Punkt, denn bei der
Alelseitigkeit der Aussteller und doch wieder Einseitigkeit des Stoffs eine effektvolle
Gesamtgruppe zu bilden, hielt schwer. Jeder der Aussteller sollte berück-
sichtigt werden, alle mussten so neutral als möglich behandelt werden und
alles sollte dem Besucher gleich gut in die Augen fallen. Xach meiner Ansicht
ist mir dieses gelungen, und wenn die betreffenden Aussteller es selbst gesehen
hätten, so glaube ich nicht, dass sie viel zu tadeln gehabt hätten. Wegen der
furchtbaren Kälte jedoch war es mir nicht möglich, so wie ich es wohl ge-
wünscht hätte, an die ^'erarbeiten rechtzeitig heranzutreten, und so begnügte
ich mich damit, die mitgenommenen Sämereien einzusäen und wartete dann
die Sendungen ab. A'on O. Tiefenthal-Wandsbek waren bereits Maiblumen ein-
getroffen. Dieselben waren in einen Kasten eingelegt und gehörig eingefroren,
sodass ich mit dem Pflanzen noch etwas warten musste; ebenso hatten Sattler
& Bethge, Quedlinburg, Ausstellungsachen, bestehend in Georginen, Begonien-
knollen, Gloxinien und Tydaeen, eingesandt, die zum Teil sehr schlecht ange-
kommen waren. \'on den Georginen und Begonien waren kaum die Hälfte
noch brauchbar, die Gloxinien und Tydaeen dagegen waren in vollständig er-
frorenem Zustande angekommen. Dann häuften sich die Sendungen, namentlich
an Rosen, Maiblumen und Azaleen mehr, und mehr und ich hätte oft viel darum
gegeben, wenn jeder der Herren Aussteller seine Sachen selbst hätte auspacken
können. Ich will den Zustand der Pflanzen hier lieber mit Stillschweigen übergehen
und nur erwähnen, dass die Rosen Triebe bis zu 18 cm gemacht hatten und die Mai-
blumen zum grössten Teil bereits blühten. Dass hieran nicht die Jahreszeit
schuld war, sondern dass die Ursache am Verpacken lag, erhellt daraus, dass
eine Sendung Maiblumen und eine Kiste Rosen in ganz vorzüglichem Zustande
angekommen sind. Im nachfolgenden will ich nach meinen auf der Worlds
Fair gemachten Erfahrungen zu erklären versuchen, welche Verpackung ich
für die beste erachte; es kommen hier nicht allein die Sendungen unserer
Aussteller, sondern die aller beteiligten Xationalitäten in Betracht.
Für das beste Packmaterial erachte ich »Holzwolle«, und wenn dieselbe
dem Moos oder alten Stroh im Preis gleichkommt, sollte sie stets genommen
werden, ich würde sie sogar nehmen, selbst wenn sie um 100 pCt. teurer wäre.
Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc. ' i ^g
Holzwolle ist erstens das sauberste Material, hält die Feuchtigkeit am aller-
längsten und hat ferner eine bei weitem grössere Elastizität, sodass sie schon
aus diesem Grunde anderem Material vorzuziehen ist; die Sachen mögen dann
Monate unterwegs sein, es wird sich nie eine schlechte Luft durch Fäulnis
bilden.
Da Moos und Stroh nie frei von leicht in Fäulnis übergehenden Bestand-
teilen sind, so ist ein Faulwerden des Packmaterials schon bei kurzen Ent-
fernungen gar nicht zu verhüten. Wie nun aber erst bei so weiten Distanzen
als Chicago. Die gesunden Pflanzen werden jedenfalls oft genug von verrottetem
Packmaterial angesteckt und auf diese Weise selbst dem Verderben preisgegeben.
Dasselbe möchte ich auch von grossen Zwiebeln und Knollen sagen, wie z. B.
Georginen. Für andere Pflanzen ist und wird stets unser altes Material das
beste bleiben. Soweit das Packmaterial, und nun einiges über das Packen
selber.
Es ist völlig falsch, wenn man glaubt, durch festes Umwickeln aller Zweige
etc. mit Moos eine gute Ankunft zu erzielen, ich erachte dies gerade als das
V^erkehrteste, Es sind auf diese Weise alle Rosen, mit Ausnahme einer Kiste,
verpackt gewesen, ja O. Tiefenthal scheint sein Moos noch vorher nass gemacht
zu haben, infolgedessen fast alle Rosen schwarz waren. Bei dieser Art und
Weise der Verpackung kommt den Pflanzen absolut keine Luft zu, und, wird auf
irgend eine Weise das Moos in der Kiste einmal nass, so gerät es in Hitze und
die Pflanzen verderben.
Man sollte daher von der Pflanze stets nur die Wurzel einpacken, alles übrige
völlig frei lassen, und ferner mehrere Löcher in die Kiste bohren. Auch glaube ich,
dass man auf diese Weise ebenso viele Pflanzen in die Kiste einpacken kann,
und gehen wirklich nicht so viele hinein, so ist der Verlust so minimal, dass
es sich wohl bezahlt macht.
F'erner ist bei Sendungen nach Amerika darauf zu achten, dass die Kisten
nicht einfach mit Zeichen und Nummer, sondern auch mit der vollen Adresse
des Empfängers versehen werden; sie werden dann eher transportiert, da es
der Amerikaner nicht liebt, sich viele Umstände zu machen und es oft vor-
kommt, dass eine ungenügend signierte Kiste Wochen lang stehen bleibt.
Auch ist es von grösster Wichtigkeit, auf eine Kiste lebender Pflanzen die
Worte »Keep cool« (halte kühl!) und »perishable« (verderblich!) anzubringen.
Es kamen Kisten an, auf denen sich solche Bemerkungen in deutsch zur
Genüge vorfanden, aber die Bahnarbeiter können hier ebenso wenig Deutsch,
wie unsere drüben Englisch.
In betreff der Zeit kann man von drüben nach hier noch bis Ende
April versenden, da die Vegetation hier eine bedeutend spätere ist, und somit
ein zu weites Austreiben bei zweckentsprechender Verpackung nicht so leicht
zu befürchten ist.
Dieses möge hinsichtlich der Verpackung genügen; ich kann jedenfalls nur
raten, dies zu beherzigen, denn gerade uns thut es am allermeisten not, in
der Verpackung etwas besseres zu leisten, wollen auch wir Exportgeschäfte
nach Amerika machen. (Fortsetzung folgt.)
154
Verkehrt-Linden.
Verkehrt-Linden.
Von Carl Bolle.
Ml,
Is ein eiireuliches Zeichen der Zeit darf betrachtet werden, dass sich bei
uns gegenwärtig viel Eifer für Beobachtungen, ja sogar für Experimeute
kundgiebt, welche Erforschung der Pflanzenwelt auch ausserhalb der mit
dieser sich beschäftigenden eigentlichen Fachkreise zum Zweck hat. Ist ja doch die
Botanik eine Wissenschaft, deren Strahlenbrechung nach sehr verschiedenen
Seiten hin sich geltend macht und die von ihren Jüngern in der mannigfaltigsten
Weise aufgefasst werden kann und es auch wirklich wird. Dergestalt leiht sie
sich zu den fesselndsten Ideen-Associationen, die zumal da einen überaus an-
ziehenden Charakter annehmen, wo sich das Grenzgebiet der seientia amabiUs
mit Geschichte und Altertumskunde einerseits, mit Ethnographie und Folkloristik
andererseits, aufthut. So manche rätselhaft scheinende Thatsache ist schon auf-
geklärt, so manche Sage A^erständnisvoller erläutert worden; selbst wichtige
Fingerzeige für frühe Pflanzenwanderungen konnten durch Forschungen erzielt
werden, die anscheinend, dennoch aber zum grössten Vorteil unseres Wissens,
die bisher innegehaltenen Grenzen der Botanik in etwas übersprungen hatten.
Für eine Musterarbeit dieses Genres darf, nicht unter anderem, nein allem
anderen voran, die vor kurzem erschienene Studie Professor Aschersons über
die Mandragora gelten. Wenn ein Systematiker von mehr als europäischem
Ruf es nicht verschmäht, solche Gebiete so zu sagen auf Seitenwegen zu be-
treten, darf dies wohl als eine Ermunterung für andere angesehen werden,
einem so glänzenden Beispiele, sei es auch nur in bescheidener Weise, zu
folgen.
Ja, es wird erlaubt sein, von der Schilderung und dem Raisonnement zu
Experimenten vorwärts zu schreiten, wo die Ckmst der Umstände solches
gestattet.
Heut wollen wir einfach über die Anbahnung eines Versuchs berichten,
dessen Initiative von dem Vorstande des Märkischen Provinzial-Museums aus-
geht. An der Spitze dieses Instituts wirkt mit ebensoviel Liebe wie gründ-
licher Sachkenntnis Herr ^Stadtrat Friedel, und er ist es, der innerhalb des
Rahmens der von ihm verwalteten Anstalt auch den Naturwissenschaften gern
den weitesten Spielraum gewährt. Als langjähriger Vorsitzender der städtischen
Parkdeputation konnte er überdies für die vegetative Ausschmückung von
Stadt und Bannmeile eine Wirksamkeit entfalten, die unserem öifentliiiien
Gartenwesen aufs höchste förderlich gewesen ist.
Zur Stunde stellt er die Frage einer folkloristischen Tradition in den
Vordergrund und wird, was bisher in blassen Umrissen fast märchenhaft er-
schien, hoffentlich unverweilt einer wissenschaftlichen Klärung entgegenführen.
Wer kennt nicht die durch Europa gehende Sage von den verkehrt ge-
pflanzten Bäumen, dem Volksglauben nach meist Finden; hie und da, zumal,
wo der Katholicismus vorwaltet, auch St. Gertrudslinden geheissen? Was man
als solche zeigt, sind durchweg seltsam gestaltete Bäume von abweichender
Verästelung. Von diesen wird dann erzählt, sie seien aus einem Verpflanzen
hervorgegangen, welches Wurzel zur Krone und vice, versa gemacht habe.
I)em I)unkel der Zeit gemäss, der sie entstammen, knüpft sich an sie auch stark
Verkehrt-Linden. i c c
Der träumerische Glaube unsrer Alten
Für die Geheimniss Alles war und Omen.
Als ein Gottesgericht sollten sie dastehen, welches unschuldig Verurteilte
sterbend zu ihrer Rechtfertigung vor der Welt angerufen hatten. Ein Wandel
in den Gesetzen der Natur ward heraufbeschworen zu vielhundertjähriger
Sühne ungerechten Richterspruchs. Erinnern solche Linden nicht dem Ursprung
nach an jenen dürren Stab des Pabstes Urban, den dieser in die Erde stiess,
als er dem reuigen Tannhäuser die Absolution weigerte, und der dennoch Mäder
Erwarten grünte?
Gezeigt werden so absonderliche Linden an nicht wenigen Orten Deutsch-
lands, selbst in unserer Nachbarschaft. Berlin hat vor Zeiten eine solche
Riesenlinde auf dem Friedhof bei dem Ileiligengeist-Spital, vielleicht sogar
mehrere derselben, besessen. Die ungeheure Linde nahe der Kapelle der heiligen
Gertrud vor dem Teltow zuführenden Thore. lange für ein Wahrzeichen der
Stadt geltend, mag gleicher Kategorie angehört haben.
Ob der Versuch des Verkehrtpflanzens in neuerer Zeit jemals anders als
etwa mit Weiden angestellt worden sei, bleibe dahingestellt. Mit letzteren
mag er, wenn auch mühsam, hie und da geglückt sein; genaueres liegt indes
hierüber nicht vor. Erfolg davon klingt überhaupt wahrscheinlicher bei Holz-
gewächsen, deren junges llolz sich leicht bewurzelt: zu solchen gehören indes
Linden am wenigsten, weil sie ungern als Stecklinge annehmen.
Mein dendrologisches Bewusstsein mahnt mich zugleich auch an den weit
verbreiteten Gärtnerglauben, die Traueresche, dieser nur allzu häufige Schmuck
unserer Kirchhöfe, sei ursprünglich aus gleicher Verwechslung der Baum-
dimensionen hervorgegangen.
.Stadtrat Friedel will nun die in Rede stehende pflanzenphysiologische
Frage, statt theoretisch, auf praktischem Wege gelöst wissen und rückt ihr
scharf auf den Leib. Er hat damit sicher den richtigen Weg eingeschlagen.
Auf seine Anregung und mit Bewilligung der kompetenten städtischen Behörde,
Averden, sobald der Winter vorüber, 6 Stück dreijähriger Linden im Treptower
Park kopfunter gesetzt werden. Da die Legende stets vom Pflanzen sommer-
grüner Bäume spricht, so sollen auch die unseren, allerdings ein stark er-
schwerender Umstand, erst vollbelaubt der Erde anvertraut werden. Das Aus-
keimen sogenannter schlafender Augen aus den Wurzeln liegt vollkommen im
Bereich der Möglichkeit; nur dürfte es je nach Art und F^amilie des abnorm
zu pflanzenden Baumes thatsächlich verschiedene Grade der Wahrscheinlichkeit
durchlaufen. Ich kann übrigens aus Erfahrung bezeugen, dass schon das regel-
rechte Verj)flanzen von Linden in vollem Laubschmuck nur selten, immerhin
jedoch leichter als ein solches bei Buchen oder Eschen, gelingt. Nun, qui viira vcrra.
Als unumgängliche Vorsichtsmassregel wäre zu empfehlen: das Einstutzen
des Astwerkes und sodann das Einhüllen der gleichfalls gestutzten Wurzeln
erst in Stroh, dann längere Zeit in feucht zu haltendes Moos. — Da, wie wir
hören, Herr Stadtgartendirektor Mächtig in gewohnter zuvorkommender Weise
sich für die Sache interessiert und die Au.sführung derselben in die Hände des
Herrn städtischen Obergärtners Ilampel zu legen beabsichtigt, so darf mit Ge-
wissheit erwartet werden, dass dieser ebenso erfahrene wie glückliche Kulti-
vateur sein möglichstes thun wird, um Erfolg zu erzielen.
j cQ Der Washington-Park in Chicago.
Von der Witterung des 1894er Sommers wird viel dabei abhängen. Die
anhaltende Dürre von 1893 hätte das Gelingen sicher vereitelt.
Welche Lindenspecies zu wählen sei, erscheint beim ersten Blick gleich-
gültig. Bei genauerem Nachdenken kommt man indes zu der Ansicht, dass
die Sommerlinde (Tilia platyphyllos) oder die holländische Linde (T. intermedia)
der trägewüchsigeren Winterlinde (T. microphylla) ihrer kraftvolleren Wüchsig-
keit halber vorzuziehen sein dürften.
Nur ganz besonders sorgfältige Pflege kann in vorliegendem Falle zum
Ziele führen. Bei allem Optimismus der Wünsche muss man sich übrigens
auch auf ein negatives Resultat gefasst machen; nie aber vergessen, dass Iloff-
nungsfreudigkeit die Chance des Gelingens allezeit mehrt.
In seinem löblichen Eifer für die gute Sache will Herr Direktor Alächtig,
wie ich höre, auch ein noch unbelaubtes Bäumchen beim Beginn des Frühlings
der Procedur unterwerfen, ein Fall, bei dem die Schwierigkeit sich um ein
Geringes mindern würde. Glück auf dazu!
Auch ein Gelingen des Experiments würde übrigens die Thatsache nicht
aus der Welt schaffen, mögen die .Sagen nun positiven Grund haben oder auf
Täuschung beruhen, dass nämlich unsere allzu wundergläubigen Vorfahren
den meisten ihrer Verkehrtlinden allein aus dunkelphantastischem Drange und
aus Verwunderung über seltsamen Kronenbau jenen bekannten miraculösen
Ursprung angedichtet haben.
Lassen Sie uns zum Schluss in ernsterer Stimmung an die schwebende
Frage herantreten als dieselbe schon früher einmal, allerdings unter etwas
veränderten Umständen, von französischer Spottsucht angesehen worden ist.
Eine ganz kleine darauf hinzielende Anekdote aus dem Pariser Gelehrtenkreise,
die mir von den oft pikanten Plaudereien meines seligen Freundes Berthelot her
im Gedächtnis geblieben ist, mag hier nicht unangebracht erscheinen:
Der Vicomte de la Pylaie, ein enthusiastischer Botaniker, übrigens ein
Mann von ganz respektablem Wissen und Florist von Neufundland, galt unter
seihen Fachgenossen für, nun wir wollen sagen: etwas naiv. Nach einer Vor-
lesung Jussieu's, in welcher von verkehrt gepflanzten Bäumen die Rede gewesen
war, kam er lebhaft erregt nach Hause. Um der Sache auf den Grund zu
kommen, Hess er allsogleich auf seinem Gute in der Normandie die schönsten
Apfelbäume ausgraben und mit der Krone nach unten wieder einpflanzen, weil
er gehört hatte, sie wüchsen dergestalt ebenso gut. Es versteht sich, dass sie
ausgingen oder doch arg verkümmerten. Von den schadenfrohen Parisern aber
ward de la Pylaie entsetzlich ausgelacht, von seinen Nachbarn auf dem Lande
wohl nicht minder.
Der Washington -Park in Chicago.
Von L. Wittmack.
Hierzu Abbildungen 43 bis 45.
'ie Parkanlagen spielen in Amerika eine noch grössere Rolle als selbst
5^ bei uns, die wir schon so sehr viel Wert darauf legen. Abgesehen von
der Liebe für schöne Anlagen, die dem Amerikaner so gut eigen wie
uns, kommt noch ein Grund hinzu, der das Verlangen nach solchen sehr
lebhaft erscheinen lässt: man hat eben nicht viel anderes, um sich am Sonntage
Der Washington-Park in Chicago.
JL67
zu erholen, als den Park.*) l^^xtrazüge oder Extra-Dampfer, wie bei uns, die zu
Ausflügen benutzt werden könnten, giebt es, abgesehen von einigen, die in die
B.'ider etc. führen, nicht, oder doch selten; im Gegenteil, die Zahl der Züge und
Dampfer wird bei der strengen Sonntagsheiligung noch sehr beschränkt.
Vergnügungsorte ausserhalb der Städte sind wenig vorhanden, Biergärten
in den Städten fehlen mit wenigen Ausnahmen ganz, da ist es also kein Wunder,
wenn alles in die Parke geht und sich dort ein echtes Bild amerikanischen
Lebens entfaltet. Im Washington-Park zu Chicago sind an schönen Sonntag-
Nachmittagen gegen 80000 Personen, die teils fahren, teils gehen, teils auf dem
Rasen liegen, teils spielen; im Lincoln-Park ist die Zahl noch grösser. Das
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Abb. 4^. Teppcchbecte im Washington-Park zu Chicago. Ostscite.
Photographisch aufgenommen von L. Wittmack.
Betreten des Rasens ist, wie in England, dem Publikum gestattet, es wird nur
ersucht, nicht auf den Kanten zu gehen und ebenso ist das Betreten in der
Nähe von Teppichbeeten untersagt.
*) Garden and Forest vom 3i. Januar 1894 S. 41 erwähnt in freundlicher Weise, an-
scheinend nach einem Bericlit einer politischen Zeitung, meines Vortrages über die Park-
anlagen in Amerika im Verein zur Beförderung des Gartenbaues im Dezember iSgS, will aber
den Grund, dass der Mangel an anderen Vergnügungen am Sonntag mit dazu beigetragen habe,
auf Parkanlagen grösseren Wert zu legen, nicht gelten lassen. Ich habe nicht gesagt, dass
das der einzige Grund sei und Garden and Forest will auch nicht glauben, dass icli das gesagt
habe; ich muss aber meine Ansicht aufrecht erhalten, dass es mit ein Grund ist, so gut wie
in England.
X t8 Der Washington-Park in Chicago.
In Bezug" auf Teppichbeeto und Blumengruppen giebt es in Amerika zwei
Richtungen; die eine mehr in den nordöstlichen Staaten, unterFührung des grössten
Landschaftsgärtners der ^"ereinig•ten Staaten, Herrn Olmstedt in Brooklin bei
Boston, verbannt alle Teppichbeete, z. Teil selbst alle Blumen und buntblättrigen
Gehölze, obwohl gerade in Amerika der grosse Alaler Herbst selber die Gehölze
so bunt färbt; die andere dagegen will das Auge der Besucher durch zahlreiche
Teppichbeete oder Blumengruppen fesseln, und diese hat ihren Hauptsitz in
den mittleren Staaten, A^or allem in der Stadt Chicago, wo man die Teppich-
beetc zum Teil bis ins übertriebene gestaltet und die seltsamsten Motive dazu
erwählt hat. In Californien herrschen in den Parkanlagen mehr Blumen-
gruppen vor, während in dem Garten des Hotel del Monte zu IMonterey in Süd-
californien die Tepi)ichbeete wieder in grossartigster Weise und in den schönsten
klassischen Formen ausgeführt sind.
Man muss das amerikanische Leben, speziell das in Chicago erst etAvas
kennen gelernt haben, um die Teppichbeete, wie sie sich dort gestaltet haben,
verstehen zu kiumen. Die Besucher wollen alle Jahre etwas neues; da ist es
schwer für den Landschaftsgärtner, stets etwas derartiges zu finden, er sinnt
nach neuen Mustern, und dass mitunter diese nach unseren Begriffen seltsam
ausfallen, ist, genauer betrachtet, nicht so wunderbar.
Unsere erste Abbildung (43) zeigt z. B. hinter einem sich lang hinziehenden
Beet von Pelargonien und Malven an einer Böschung auf Avohlgepflegtem Rasen
ein geöffnetes Thor mit Treppe und einem Läufer auf derselben, das Thor aus
graugrüner Echeveria secunda glauca, die Füllungen aus Sempervivum, umgeben
von schwarzbrauner Oxalis tropaeoloides, die Treppenwangen aus EcheA'eria,
die Stufen aus Oxalis, der Läufer aus gelben und roten Alternantheren und
weissbunten Thymus. Der deutsche Leser wird sagen: Was soll das? Ja, wer
aber in Amerika einem Begräbnis beigewohnt hat, der weiss, dass solche Thore,
in kleiner Ausgabe aus Drahtgittern mit Blumen dekoriert, ein sehr beliebtes
Symbol sind, um den Eintritt des Dahingeschiedenen in die ewige Seligkeit
anzudeuten. — Und die beiden Schmetterlinge, die links und rechts neben dem
Thore befindlich (das Bild zeigt nur den rechten), die wird doch gewiss ein
Jeder auch bei uns als schönes Sinnbild der Auferstehung hinnehmen.
LTnser zweites Bild (Abb. 44) zeigt allerdings schon Gegenstände, die bei
uns auffallend sein würden, es drüben aber durchaus nicht sind, im Gegenteil
sich grosser Beliebtheit erfreuen. Links ist ein Kalender aus Blatt-Teppich-
pflanzen. Er zeigt die Inschrift: The Calendar. Saturday, August 19. 1893.
Die einzelnen Buchstaben und Ziffern werden je in einem besonderen Kasten
gezogen und täglich ausgewechselt. In der Mitte auf der Böschung ist ein
hübsches Kreuz und dann folgt rechts das Hauptstück, von dem wir in Abb. 45
eine grössere Darstellung geben, ein riesiger Globus aus Teppichpflanzen, um-
geben A^on sechs schönen Vasen, ebenfalls aus Teppichpflanzen und einem
hübsch geschwungenen Blumenbeet. Der Globus ist aus Holzlatten, nach
Art der Fassdauben, gebaut und mit einem Aveitmaschigen Drahtgeflecht über-
zogen, in Avelches man die Pflanzen setzt und alles mit Erde füllt.
Alles ist von dem Inspektor (Superintendent) des Parkes, unserm Lands-
mann, Herrn Fred. Kanst, der auch Mitglied des Vereins zur Bef()rderung des
Gartenbaues ist, auf das sorglichste gepflegt und macht die schAvierige Unter-
haltung der Pflanzen an dem Globus ihm gCAviss Aiele Mühe. Der Fuss des
i
Der Washington-Park in Chicago.
159
Globus ist aus Oxalis tropaeoloides, die mit ihren schwarzbraunen Blättern
sich wirkungsvoll von der Säule aus Othonna crassifolia abhebt. Das Wasser
ist auf dem Globus durch Echeverien, das Land wieder durch Oxalis tropaeo-
loides dargestellt.
Noch viele andere Teppichbeete sind vorhanden: eine Spirale, ein auf-
gerollter Läufer, orientalische Arabesken, die amerikanische Flagge etc. Leider
gedeihen Lobelien in den heissen Sommern von Chicago nicht, man musste das
Blau in der Flagge deshalb aus blauen Steinchen herstellen, im übrigen sind
überall nur Pflanzen benutzt. — Das Allerneueste vom Jahre 1893 war eine
Abb. 44. Teppichbecte im Washington-Pariv zu Chicago. Westseite.
Linlvs der Kalender, rechts der Globus.
Photographisch aufgenommen von L. Wittmack.
Verherrlichung der Weltausstellung durch Wiedergabe der Noten zu dem Liede
„Hail Columbia" (Heil Columbia). Da erlaubte ich mir aber Herrn Kanst zu
sagen, das ginge im Realismus doch wohl zu weit.
Die meisten Teppichbeete liegen an einer grossen fast kreisrunden Böschung,
oder wenn man will, an der Böschung eines Kraters, dessen oberer Rand mit
schönen Canna, Stauden etc. besetzt ist. Das Innere des Kraters bekommt nur
der Eingeweihte zu Gesicht. Es ist nämlich eine alte Kiesgrube, die zur An-
zucht der Kalenderpflanzen etc. benutzt wird.-
Aber auch schöne Blumenbeete nach unserem Geschmack sieht man in
l Qq Der Washington-Park in Chicago,
grosser Zahl in der Nähe der Teppichbeete, Pelargonien (sehr schön S. A. Nutt,
dunkelrot), wStiefmütterchen, sehr gut, Phlox, Petunien, besonders schön die weisse
„Snowflake" (Schneeflocke), Verbenen, viele Canna, z. B. Alphonse Bouvier,
Gustav Sennholz, Cabos etc. und einen gelben Sämling, sehr schön, sehr niedrig,
der nach Herrn Nicholson, Kew, getauft wurde. Keine Pflanze eignet sich so
für die heissen amerikanischen Sommer wie die Canna und hat W. Pfitzer,
Stuttgart, auch von seiner „Königin Charlotte" viel dahin verkauft. Auch niedrige
Rosen im Freien sind vorhanden, deren man sonst in den mittleren Staaten meist
entbehren muss, darunter die allerbeliebteste Mme. Ferd. Jamin (American
Beauty drüben genannt), ferner John Laing, Magna Charta etc. Georginen
gedeilien in dem sandigen Boden nicht gut. Interessant ist für uns, dass man
Croton in Amerika sehr viel im Freien verwendet, sie dürfen aber in Chicago
erst zwischen dem lo. und 15. Juli ausgepflanzt werden. Auch Acalypha zieht
man viel im Freien.
Ganz besonders schön sind im Washington-Park die Bassins für Nymphaeen
und andere Wasserpflanzen und bedauere ich nichts mehr, als dass eine
Photographie, die ich davon aufgenommen — es war die beste — verloren
gegangen ist. In der Kultur der Nymphaeen leistet man in Amerika ganz
ausserordentliches. Das warme Wetter begünstigt ausserdem die Entwickelung
natürlich sehr.
Das eine Bassin, von viereckiger Gestalt, ist heizbar. Man sieht darin
Victoria regia, Nymphaea hybrida Sturtewantii, sehr grossblumig, Eichhornia
(Pontederia) crassipes major, E. azurea, Limnocharis Ilumboldtii, Nelumbium
speciosum, Euryale ferox (Blumen purpurn)^ Cyperus, aus Samen gezogen,
Myriophyllum proserpinacoides etc. Das Wasser wird im Winter abgelassen
und die meisten Pflanzen werden herausgenommen. Nelumbium speciosum
aber bleibt im Boden, nur mit etwas Laub gedeckt.
Das zweite Bassin ist rund und wird nicht geheizt. In ihm stehen
Nymphaea Manglesi, chromatella, odorata rosea, alba, var. Candida, sehr gross-
blumig, prachtvoll, wahrscheinlich ein Sämling, Sagittaria montevideensis,
Acorus Calamus fol. var. Um schöne Nymphaeen zu haben, muss man sie nach
Herrn Kanst alljährlich verpflanzen und ihnen frische Erde geben.
Unmittelbar vor den Gewächshäusern stehen zwei grosse Vasen, wenn ich
mich recht erinnere aus Sedum sarmentosum Bunge (S. carneum variegatum
Hort.) mit einer Agave oben darauf.
Auch die Gewächshäuser sind, wie in den meisten Parkanlagen, dem
Publikum zugänglich. Ganz besonders schön sind in ihnen die Schaupflanzen
von Adiantum cuneatum, die Blattbegonien, die Hortensia Thomas Hogg, welche
sich ausgezeichnet für das Gewächshaus eignet, Knollenbegonien, die man
drüben wegen der grossen Hitze meist nicht im Freien halten kann. Das
Palmenhaus enthält hohe Palmen und Bananen (Musa), zu ihren Füssen pracht-
volle Farne. Herr Kanst machte mich bei dieser Gelegenheit darauf auf-
merksam, dass Musa sapientum dunkelpurpurne, M. paradisiaca, die sonst schwer
davon zu unterscheiden, hellrote Blüten hat. Musa Ensete kann man im Freien
dort nicht halten, der grossen Hitze und der starken Winde wegen. Herr
Kanst beschattet auch seine Häuser, was die Handelsgärtner drüben bekanntlich
meistens nicht thun; er erhält dafür nach seiner Meinung auch viel bessere
Latanien.
Der Washington-Park in Chicago.
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l52 ^^^ Washington-Park in Chicago.
In der Nähe der Gewächshäuser liegen die Kästen. Diese sind dojDpel-
wandig und ist der Zwischenraum mit Hobelspänen ausgefüllt. Andere
Kästen sind unmittelbar in einen grossen flachen Düngerhaufen eingelassen.
Die Alternantheren-Stecklinge, deren man ca. 40 — 50000 Stück bedarf, werden
Glitte August schon gemacht.
In der Xähe der Gewächshäuser ist der sog. Missionsgarten, eine sehr
hübsche Einrichtung. Aus ihm erhalten nämlich Damen, die zu einer Missions-
gesellschaft gehören, Blumen, die sie sich selbst abholen, um sie den Kranken
in den Hospitälern ans Bett zu bringen. Das verdiente auch bei uns Nach-
ahmung!
Alles bisher besprochene liegt in der Nähe des Haupteinganges, an der
Cottage Grove Avenue, wo auch eine Inschrift aus Teppichpflanzen den Namen
„Washington Park" angiebt. Die übrigen Teile sind mehr parkartig gehalten.
Zu bedauern bleibt, dass im Park so wenig Terrainbewegung vorhanden ist,
das Ganze bildet mit wenigen Ausnahmen eine grosse Ebene, aber alles vor-
züglich gehalten. Der Washington-Park ist mit der Midway-Plaisance, dem
^'erbindungsweg zwischen Washington-Park und Jackson-Park, dem letzteren
selbst und dem Southpark (Südpark), einer besonderen städtischen- Behörde,
der „South-Park-Commission", unterstellt. Der Washington-Park ist 370 acres
(ä ca. 1% Morgen, 36 ar) gross, der Jackson-Park, in welchem bekanntlich die
Ausstellung stattfand, 680 acres. Ein grosser Spielplatz im Washington-Park
hat nicht weniger als 100 acres Fläche, ein Teich mit Böten und einem Boot-
hause 20 acres. Beschäftigt werden 350 Personen, darunter 15 in den Häusern.
Die Parkverwaltung hat auch ein geschmackvolles Gebäude errichtet,
in welchem sie die 130 Pferde und die Park - Wagen aufstellt, die sie
gebraucht. Die meisten Pferde werden zum Wasserfahren verwendet, ein
Teil aber auch für die Wagen zum Spazierenfahren. Es besteht nämlich
hier und auch in einigen anderen Parkanlagen die löbliche Einrichtung,
dass besondere Parkwagen von der Verwaltimg selbst gestellt werden, in denen
clie Besucher den Park durchfahren können. Im Washington-Park kostet die
7 englische (ca. 1.5 deutsche) Meilen lange Rundfahrt, die etwa 1V4 Stunde in
Anspruch nimmt, 30 es, ca. 1 M. 25 Pf. Nicht weniger als 22 reitende
Polizisten und zahlreiche zu Fuss, welche auch von der Parkverwaltung an-
gestellt sind, sorgen für die Aufsicht.
Während der Washington-Park nach Osten durch eine breite Allee, Midway-
Plaisance, mit dem Jackson-Park verbunden ist, hat er nach Westen und
Norden durch den „Grand Boulevard", der 2 englische Meilen lang ist und
durch den 3 Meilen langen „Garlield Boulevard" Anschluss an den Douglas-
Park, der wieder durch einen andern Boulevard mit dem Garfield-Park. dieser
mit dem Humboldt-Park und endlich der letztere mit dem im Norden von
Chicago befindlichen Lincoln-Park in Verbindung steht, sodass ein ganzer
Gürtel von Boulevards Chicago im Westen im Halbkreis umschliesst. Zu den
Seiten mancher dieser Boulevards sieht man schöne Villen, an anderen und
zwar den meisten Stellen aber auch noch ganz wüstes Feld, alles ist für die
Zukunft berechnet. Die neu gepflanzten Bäume an einigen Boulevards sind
nach unseren Begriffen „Ueberständer", man will aber in Amerika alles gleich
gross haben. Freilich bemerkte Herr Kanst dem Herrn Georg Lackner, den er
gemeinsam mit mir in seinem leichten Buckey (amerikanischer Wagen) den
Neue Obstsorten in Amerika.
163
Grand Boulevard und auch den wegen seiner schönen Villen bekannten
Drexel-Boulevard zeigte, dass die Anpflanzungen an den Mindestfordernden ver-
geben werden und daher oft schlechte Ware aus dem Walde geliefert wird.
Für das Pflanzen guter grosser Bäume in Gärten zahlt man sehr hohe Preise,
ein grosser Ahorn kostet z. B. 50 — 75 Dollars (300 — 300 M.), eine Ulme bis
150 Dollars (600 M.). Das sind natürlich ganz starke Exemplare mit riesigen
Ballen und ist dabei der Transport etc. einbegriffen. Am berühmtesten im
Verpflanzen solcher grossen Bäume ist Herr P. L. Peterson in Rosehill bei
Chicago, der gleich Plerrn Kanst uns Deutsche so freundlich aufgenommen. Er
hat ganz grosse Transportwagen zu dem Zwecke konstruirt, von denen später
eine Abbildung folgen soll.
Neue Obstsorten in Amerika.
(Fortsetzung aus No. 5).
Birnen,
itzwater. (H. A. Jones, Himrods, New York.) Klein, stumpf birnförmig.
glatt, gelb, rostig; Fleisch gelblich weiss, saftig, butterhaft, fein, mild,
süss, gewürzt. Gut. Winter.
Longworth. (M. J. Graham. Adel, Jowa.) Ueber mittelgross, ziemlich
glatt, grünlich gelb, Sonnenseite rötlich angehaucht, etwas rostig; Fleisch
weisslich, ziemlich feinkörnig, trocken, süss, von mittlerer Güte. September.
Gut für den Nord-Osten, wo der Winter die meisten Sorten tötet.
Max (L. M. Ayers, Urbana, Ohio). Mittelgross, rundlichbirnförmig, glatt,
glänzend, gelblich grün, Sonnenseite schön rot; Fleisch weiss, weinsäuerlich.
Ziemlich gut. September. Sämling der holzfarbigen B. B. u. Louise-Birne.
Mission (J. B. Mathews, Capistrano, California). Unregelmässig spitz-
birnförmig, gelb, feinrostig, Sonnenseite bräunlich, vielfach hellbraun punktiert;
Fleisch weiss, feinkörnig, butterhaft, sehr mild, fast süss. Gut. Zum Kochen
und Einmachen. September-October.
Victor (Gebr. Stark, Louisiana, Montana). Gross, birnförmig, sehr glatt,
grünlich gelb, Sonnenseite leicht rötlich; Fleisch gelblich, sehr mild, fast süss.
Gut. .September.
Kirschen.
Bing (Seth Lewelling, Alilwaukee, Oregon). Sehr gross, breitherzförmig,
etwas eckig, dunkelkarmin bis schwarz; Fleisch dunkelkarmin, sehr fest, saftig,
wenig süss. Sehr gut.' Mitte Juli. Die grösste Kirsche, vorzüglich zum
Versandt.
Hoskins (C. E. Hoskins, Newberg, Oregon). Gross, rundlich herzförmig.
Fleisch purpurrot, leicht geädert, fest, anregend süss. Gut. Mittlere Reifezeit.
Vorzüglich zum Versandt.
Matilda (C. E. Hoskins, Newberg, Oregon). Mittelgross, breitherzförmig,
dunkelrot, fast schwarz; Fleisch leberfarbig, fest, süss. Sehr gut. Mitte Juni.
Versprechende Marktfrucht.
Mercer (J. H. Black, Son & Co., Highstown, N.-Jersey). Mittelgross, un-
regelmässig herzförmig, hellrot mit dunkleren Flecken; Fleisch blass, rot,
fleischig, säuerlich. Sehr gut. Mitte Juni. Früchte 2—3 in Büscheln, sehr
fruchtbar.
iQa Neue Obstsorten in Amerika.
Quaker (C. E. Hoskins. Kewberg, Oregon). Mittelgross, dunkelrot, fast
schwarz; Fleisch fast dunkelpurpurn. Süss. vSehr gut. Anfang Juli.
Vesta (C. E. Hoskins, Newberg, Oregon). •' Mittelgross, stumi^flierzförmig,
sehr dunkel. Fleisch fest. süss. Gut. Mitte Juni.
Pfirsiche.
Guadelupe (G. Onderdonk, Nursery, Texas). Rundlichkegelförmig, mittel-
gross, dunkelrahmweiss; Fleisch weis's, schwach gerötet, löst nicht vom Stein,
wenig gewürzt. Sehr gut. Spät, im August in Süd-Texas reifend.
Oro. (C. S. Bell, Oroville, California). Gross, rundlichkegelförmig; Fleisch
gelblich, löst vom Stein, Haut glatt, rötlich gelb, Sonnenseite leuchtend rot,
dünn, zart; Fleisch rötlich gelb, schmelzend, saftig, fast säuerlich. Ende
September.
Rose (G. Onderdonk, Nurser)', Texas), Mittelgross, rundlichkegelförmig, glatt,
dunkelrot; Fleisch grünlich weiss, schmelzend, saftig, wenig anregend. Gut.
Eine der frühesten.
Stinson Late (H. E. Mackay, Madison, vStation Mississippi). Gross, breit-
eiförmig, rahmweiss, Sonnenseite dunkelpurpurn. Haut dünn; Fleisch weiss, rot
geädert, am Steine rot, mild, säuerlich. Gut. Anfang October.
Zane (J. Morrison, Cadiz, Ohio). Mittelgross, rundlich, gelb, Sonnenseite
hellrot und dunkelpurpurn; Fleisch gelb, am Stein rot, schmelzend, saftig, mild,
säuerlich. Gut. ;^ Anfang September.
Pflaumen.
Grace (W. R. Grace, Garden-City, Kansas), lieber Mittelgrösse, länglich,
gelbrot gestreift und dunkelrot schattiert; Fleisch gelb, durchsichtig, schmelzend,
saftig, hängt am .Steine. Wenig süss. Sehr gut. SejDtember. Eine köstliche
Pflaume.
Golden (Luther Burbank, Santa Rosa, California). Gross, rundlich, glatt,
gelb, leicht rot schattiert; Fleisch goldgelb, weiss geädert, süss. Sehr gut.
September. Von Kelsey-Burbank.
Harlow (S. C. Harlow, Bangor, Maine). Gross, länglich, oval, glatt,
glänzend rot bis dunkelpurpurn; Fleisch grünlich ambrafarben, schmelzend,
mild säuerlich. Haut leicht bitter. Sehr fruchtbar. Aehnlich der Bradshaw.
Anfang September.
Jessie (Martin Xursery Co., Winfield, Kansas). Gross, eirund, wachsartig,
weinrot; Fleisch rötlich gelb, leicht säuerlich, fast süss, wenn reif. Sehr gut.
Juli — August.
Perfection (L. Burbank, Santa Rosa, California). Sämling .der Kelsey-
Burbank, über Mittelgrösse, herzförmig, rot bis dunkelrot. Sehr gut. August.
Sophie (J. W. Kerr, Denton, Maryland). Sämling der German Prune-
Wild Goose, mittelgross, eirund, glatt, glänzend, mit weisslichem Duft, dunkel-
ambrafarbig, vielfach hell punktiert; Fleisch orange, fest, doch schmelzend, weinig.
Gut. Verspricht gute Marktfrucht zu sein, da sie sich besser als Wild Goose
versenden lässt. Anfang Septem-ber.
Theresa (Mrs. Th. M. Morris, Bloomingburg, Ohio). Mittelgross, rundlich
oval, rötlich purpurn; Fleisch gelblich grün, sehr mild, ziemlich süss, wenn reif.
Gut. Anfang August.
Weintrauben.
Critic, Hosford, Lawrence, Ohio sind vier Neuheiten, die von den ein-
Neue Obstsorten in Amerika. iß^
heimischen durch Hybridisierung abstammen, doch sich mit den europäischen
Arten wohl nicht messen können, für uns daher wohl nur Xamen.
Brombeeren.
Unter den Neuheiten befindet sich ein Bastard zwischen Rubus crataegifolius
und Rubus ursinus. Er wird zu den Brombeeren gerechnet, weil er ihnen im
Aeussern ähnelt und die Frucht am Blütenboden haftet.
Ausserdem Eldorado und Truman Thornless.
Himbeeren.
vSchwarze. Babbitt und Hannibal.
Dunkelrote. Colossal.
Rote. Cardinal, King, Royal Church.
Stachelbeeren.
Columbus.
Erdbeeren.
California, Columbia, JMurray, Omega. Erdbeeren haben wir in vorzüglicher
Auswahl in Europa, können daher die der neuen Welt recht gut vermissen;
ebenso ist es mit den Brombeeren, Himbeeren und dergl.
Tropische und subtropische Früchte erzeugt Amerika in verschiedenster
Auswahl; von diesen Früchten werden als empfehlenswert erachtet: Sorten der
Kaki-Pflaume (Diospyrus Kaki), als Neuheit die Costata in Florida entstanden;
Eriobotrya japonica, Loquat, Giant von Californien; Orangen, Limonen; die
Buffalo-Beere, Shepherdia argentea, eine wilde Beerensorte von Dacota. Diese
könnte in Europa, ähnlich der Elaeagnus edulis, versucht werden, da das Land
ihrer Geburt kalt genug ist, der Strauch, sehr fruchtbar und, mit Johannisbeer-
ähnlichen Früchten dicht bedeckt, einen sehr hübschen Anblick gevv^ährt. Der
Strauch erreicht eine Höhe von 5 bis 18 Fuss, die Blätter sind länglich keil-
förmig, auf beiden .Seiten silbergrau, die Früchte hängen fest am Stamm bis in
den Winter, sind rot und gelb, mit säuerlichem Fleische, worin sich ein einzelnes
kleines Samenkorn befindet. Man macht aus der Frucht eine vorzügliche
Gallerte, welche, zum Nachtisch mit Zucker genossen, köstlich schmeckt. Aus
Samen leicht zu erziehen, ist es jedoch besser, da die Pflanze zweihäusig ist,
von weiblichen Pflanzen die Ableger oder Ausläufer zu entnehmen, nebst
einigen männlichen Pflanzen, damit die Befruchtung stattfindet.
Einige Hickory-Nüsse machen den Schluss.
Ein Werk, welches die Durchsicht der amerikanischen Nomenklatur an-
strebt, ist im Gange; die Aepfel sind soweit gediehen, dass die Veröffentlichung
stattfinden kann, es sollen alle Spielarten mit ihren Doppelnamen, so viel wie
möglich, aufgeführt und ihr Ursprung angegeben werden. Da die amerikanische
pomologische Gesellschaft bestimmte Regeln für Benennung neuer Sorten auf-
gestellt, so folgt die Aufzählung der Bedingungen, unter welchen benamset
werden soll, und wonach sich jeder richten muss.
Den Schluss des Werkes macht die Beschreibung eines Baumschützers
sowie eine Abhandlung über die Obstkultur in Minnesota, Wiskonsin, Süd-Dacota
und Jowa, und Berichte über dort stattgefundene Ausstellungen von Aepfeln.
C. Alathieu.
i66
Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — • Kleinere Mitteilungen.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Neuheiten für 1894
von Sattler & Bethge, A.-G., Quedlinburg.
Treibgurke „Bundesmann's Un-
vergleichliche''. Unter den ver-
schiedenen Gemüse -Neuheiten, welche
uns für das kommende Frühjahr in
Aussicht stehen, dürtte die neue Treib-
gurke „Bundesmann's Unvergleichliche"
einen hervorragenden Platz einnehmen.
Ihre Stammmutter ist die Reinhard'sche
weisse Treibgurke, welche aber der
kleinen Früchte wegen weniger begehrt
ist. obige Sorte dagegen trägt Früchte
von durchschnittlich 42 — 44 cm Länge.
Nicht mit Unrecht ist dieser Sorte der
Name : „Unvergleichliche" gegeben
worden, denn sie hat ihren Anbau
mit unvergleichlicher Fruchtbarkeit
belohnt. In den kommenden Jahren
wird diese Neuzüchtung jedenfalls den
ersten Rang unter den Treibgurken
einnehmen und sollten daher auch die
kleinen Handelsgärtner, welchen nur
wenig Platz zur Verfügung steht und
welche recht zeitig Gurken haben
wollen, einen Versuch mit dieser
Sorte machen. Ihren ersten Preis hat
sich „Bundesmann's Unvergleichliche"
auf der 1893er Obst- und Gemüse-Aus-
stellung zu Nordhausen in Gestalt einer
bronzenen Staatsmedaille erobert.
Pelargonium zonale fol. var.
»Gruss aus dem Algäu.« Diese pracht-
volle Neuheit stammt aus einer
Kreuzung zwischen Empress of India
und Grand Chanceller de Faidherbe.
Die dunkelrot gefüllten Blumen heben
sich wirkungsvoll von den weissbunten
Blättern ab. Ausgezeichnet ist diese Neu-
heit als Gruppenpflanze zu verwenden.
Ageratum multiflorum nanum
comp, coeruleum. Eine vorzüg-
liche Neuzüchtung. Sie bildet das
genaue Gegenstück zu »Ageratum
multiflorum nanum comp, album» und
eignet sich auch im Winter als vor-
zügliche Schnittblume.
A 1 1 e r n a n t h e r a »H e r m s d o r f « .
Diese neue Alternanthera ist für Teppich-
beetgärtnerei sehr zu empfehlen. Sie
zeichnet sich vor Alternanthera amabilis,
mit welcher sie im Bau Ähnlichkeit
hat, durch eine herrlich zartrote Be-
laubung aus und braucht ihres massigen
Wuchses wegen fast garnicht geschnit-
ten zu werden.
Alternanthera metallica au-
rea. Sie ist nicht ganz neu, doch
wenig bekannt und sollte ihrer metall-
grünen Blätter wegen mehr Verwendung
finden. .
Heliotrop »Kaiser Wilhelm II.«
Neuheit I. Ranges, blüht den ganzen
Winter hindurch.
Myosotis dissitiflora grandi-
flora. Vorzügliches Vergissmeinnicht
mit ungeheuer grossen himmelblauen
Blumen.
Kleinere Mittheilungen.
Bitte!
Die No. 1 der Gartenflora 1894 ist
infolge der unerwartet steigenden Zahl
der Leser gänzlich vergriffen. Wir
bitten deswegen diejenigen unserer
Freunde, welche die Zeitschrift nicht
einbindenlassen,besagte Nummer an den
Unterzeichneten gütigst zurücksenden
zu wollen. L. Wittmack.
Viktoriapark zu Berlin.
Der Alagistratbeabsichtigt, den Wasser-
sturz im Viktoriapark in der>Zeit vom
1. Mai bis 15. Oktober, also 168 Tage,
täglich 8 Stunden stattfinden zu lassen,
was einen Kostenaufwand von 31 891 Mk.
erfordert und hat deshalb rund 32000
Mark nach Gillscher Berechnung in den
Etat für 1894-95 eingestellt.
Ausstellungen und Kongresse. — Aus den Vereinen.
167
Ausstellungen und Kongresse.
Charlottenburg. Eine grosse
Hyazinthenausstellung wird Montag,
19. März, in der Flora zu Charlotten-
burg eröffnet werden. Es werden
auch Sammlungen von Krokus, Tulpen
und Narzissen zu schauen sein. Die
Veranstalter sind grössere Zwiebel-
gewächszüchter in Berlin, u. a.
G. A. Schulz.
Genthin. Ausstellung. Der Verein
der Gärtner und Gartenfreunde der
Aus den
Festsitzung der Bayrischen Gartenbaugesellschaft.
Am 24. Februar d. J. fand in Mün-
chen eine Festsitzung statt, welche die
Bayrische Gartenbaugesellschaft
zu Ehren ihres langjährigen ersten
Präsidenten, des Regierungspräsidenten
Freiherrn von Pfeuffer aus Anlass
seines an dem Tage stattfindenden
70 jährigen Geburtsfestes veranstaltet
hatte. In dem sehr geschmackroll mit
Blumen und Pflanzen, sowie der Büste
des Jubilars geschmückten Parterresaal
der »Centralsäle« wurde die Fest-
versammlung abgehalten. Flerr Ober-
inspektor Max Kolb (der 2. Vorstand)
hielt eine Festrede. Er gedachte in der-
selben der geschichtlichen Entwickelung
des Vereins, an dessen Spitze Herr von
Pfeuffer seit 22 Jahren steht, und zu-
gleich hob er die Verdienste des Jubi-
lars hervor. Wie er alljährlich thätig
gewesen sei, den Ausstellungen des
Vereins die Verleihung des Königs-
und des Staatspreises, sowie des
Preises der Stadt München zu sichern,
und dadurch die Zwecke der Gesell-
schaft nicht wenig förderte. Dass ferner
der Prinz -Regent das Protektorat der
Gesellschaft übernommen habe, und
dass dem Gartenbau bei der Landes-
Ausstellung in Nürnberg der gebühren-
de Raum gewährt wurde, verdanke man
den Befürwortungen von Pfeuffers. Auch
Jerichowschen Kreise veranstaltet vom
7 — 9. incl. Septbr. d. J. eine Gartenbau-
ausstellung.
Der Obst- und Gartenbauverein
zu Leobsc hütz hat beschlossen, im
September d. J. eine allgemeine Gar-
tenbauausstellung zu veranstalten.
Liege. 39. grosse Ausstellung der
Societe Royale d'Horticulture de Liege
15 — 17. April 94 im Casino Gretry.
Boulevard d'Avroy.
Vereinen.
für die Hebung des Obstbaues sei er
durch Einrichtung von Wanderlehr-
instituten eingetreten, und die Obst-
ausstellung in den siebenziger Jahren
wurde durch seine Alithilfe verwirk-
licht. Der seit Jahren im Ausschuss
angeregten, allerdings noch nicht
durchgeführten Gründung einer Garten-
bauschule habe von Pfeuffer stets das
Wort geredet. Und ein Hauptverdienst
dieses Mannes sei die Gründung eines
Unterstützungs - ^'ereins für invalide
Gärtner, die in den siebenziger Jahren
stattfand. In der Geschichte des Vereins
wird die Zeit der Thätigkeit dieses
Präsidenten für immer einen glänzen-
den Abschnitt bilden, und wird derselbe
sich dort wie auch überhaupt in der Ge-
schichte des bayrischen Gartenbaues
einen hervorragenden Platz sichern.
Als äussere Erinnerung an diesen Fest-
tag überreichte der ^>rein dem Jubilar
eine Adresse und einen Tafelaufsatz.
Herr von Pfeuffer war selbst nicht
erschienen, da er den Festabend im
Kreise seiner Familie beging. —
Nachdem der Festredner geendigt,
hielt noch der Herr Privatdozent
Dr. Giesenha gen, Kustos am König-
lichen botanischen Garten zu München,
über den »Einfluss der Kultur auf
die Pflanzen« einen viel interessantes
bietenden ^'ortrag. M. G;
l68 Sprechsaal. — Personal-Nachrichten. — Tagesordnung. — General-Register etc.
Sprechsaal.
Frage ii. Zu welcher Art Rosen
gehört die ganz niedrige sog. Damen-
rose:
O. S. in F.
Antwort: Zu Rosa indica La-
wrenceana Red. et Th. Sie heisst
auch Rosa Lawrenceana Sweet, R. indica
acuminata Red. et Th., R. semperflorens
minima Sims. — Es giebt von dieser
Art mehrere Sorten, Ihre ist Ladies
Whim, französisch: Caprice des Dames,
deutsch: das Damenröschen.
Frage 12. Kann man den in Sand
stratificierten Samen von Rosa canina
schon jetzt aus der Kiste nehmen und
säen? X.
« •
*
Antwort: Gemäss! Es wäre aber
besser gewesen, falls kein Mäusefrass
zu befürchten, sie gar nicht in feuchten
vSand einzuschichten, sondern sie schon
im Herbst auszusäen, dann würden sie
schon in diesem Sommer keimen. So
liegen die meisten wahrscheinlich ein
Jahr über.
Personal-Nachrichten.
Aufruf.
Eine Anzahl Freunde des Garten-
Inspektors Ortgies in Zürich sind
zusammengetreten, um ihm, der am
1. Mai d. J. sein 50 jähriges Gärtner-
Jubiläum feiert, eine Ehrengabe zu
überreichen. Weiteres in der nächsten
^'ummer. Beiträge nimmt einstweilen
entgegen ^ Wittmack,
Berlin N.. Invaliden-Strasse 42.
Es sind ernannt: Der Privatdozent
Dr. Schütt-Kiel zum ausserordent-
lichen Professor, der Obergärtner
Erich Wocke am Königlich bota-
nischen Garten zu Berlin zum Ober-
gärtner des botanischen Gartens in
Zürich an Stelle des Garten-Inspektors
E. Ortgies.
Dem herrschaftlichen Gärtner Kappel
zu Münster i. W. ist das allgemeine
Ehrenzeichen verliehen.
Tagesordiiimg
für die Versainniliiiiö des Vereins zurBeförderuiio des Garteiil]aues in den preussisclien Staaten
am Donnerstag, den 29. März 1894, 6 Uhr
im grossen Hörsaal der Königl. landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstrasse 42.
1. Ausgestellte Gegenstände.
2. L. "Wittmack. Obstbau und Obstverwertung in den ^'erein. Staaten.
3. Verschiedenes.
General-Register für die 10 Jahrgänge der Gartenflora 1882-1891.
Auf vielfach geäusserten Wunsch hat der Verein zur Beförderung des Gartenbaues beschlossen,
für die 10 Jahrgänge 1882-1891, wie das für je 10 frühere Jahrgänge geschehen, ein General-
Register anzufertigen, obwohl die Gartenflora erst seit 1887 Vereinsorgan ist. Das Register ist
bereits im Satz; um aber die Auflage übersehen zu können, werden alle Diejenigen, welche ein
solches wünschen, gebeten, dies baldigst dem Unterzeichneten anzuzeigen. Das Register wird
für Abonnenten höchstens I Mark kosten. Mitglieder, welche das Register wünschen, erhalten es
unentgeltlich.
L. Wittmack, Invallden-Strasse 42.
l
Gai-tenflora 1S94.
Taf.1401.
Solanum muticum HooK.fil.
Solanum muticum N. E. Brown.
\'c)n C. Si^ren^er, in Firma Dammann & Co., San Giovanni a TecTuccio
bei Neapel.
^f^^^** Hierzu Tafel 1401.
in Strauch von 1,50 m Höhe, reich und vom Boden auf a* erzweigt, sehr
?wr^ variabel und völlig dornenlos. Stengel holzig, eckig, gefurcht, braun-
> häutig, sonst glatt; Blätter einzeln, eilanzettlich, stumpf, an den Blatt-
stielen herablaufend, freudig grün, oben glänzend mit unterseits stark hervor-
^/ tretenden Xerven; 12 — 20 cm lang. Blumen einzeln oder zu zweien in den
Blattwinkeln, viel kürzer als die Blätter, schön veilchenblau mit goldgelben
Antheren. Kelchzähne lang, pfriemlich. Blumenkrone buchtig ausgeraixdet,
winkelig und aussen gefurcht. Früchte so gross wie eine Haselnuss, herab-
hängend, rundlich, etwas zusammengeschnürt, rötlich. Bringt wenig Früchte
in Neapel. Samen klein, weiss. Stammt^ aus den Bergen oberhalb Buenos-
Ayres, wurde durch uns eingeführt und in Kew bestimmt.
Der sehr schöne vStrauch steht dem S. lycioides L. aus Peru nahe, blüht
bereits im 5. Monate nach der Aussaat, ist hier in Neapel völlig winterhart
und blüht vom Mai bis Dezember — im Gewächshause wahrscheinlich das
ganze Jahr. Er variiert, wächst meist geschlossen, doch kommen auch sperrig
wachsende, immer aber sehr verzweigte Exemplare vor. Man kann ihn aber
durch den Schnitt zu jeder beliebigen Höhe und Breite erziehen. Er schmückt
sich fortgesetzt mit einer grossen Anzahl Blumen, die immer an den .Spitzen
und jungen Trieben erscheinen, den .Strauch zu einer prächtigen Toj^f- und
Zimmerpflanze stempelnd, der wahrscheinlich von grossem Werte für den
Handel sein wird. Man vermehrt ihn durch Samen und Stecklinge. Er ist
genügsam, gedeiht in jedem Erdreich, liebt sonnigen Standort und ist äusserst
dankbar.
Nachschrift der Redaktion. Auf unserer Tafel ist irrtümlich Hook. til.
als Autor angegeben, weil das auf der Vorlage so stand. Als wir Sir Joseph
D. Hooker baten, uns anzugeben, wo er die Pflanze beschrieben habe, ant-
wortete er uns, dass nicht er, sondern N. E. Brown im Kew Bulletin No. 85
1894 S. 6 sie beschrieben habe, und hatte die grosse Freundlichkeit, mit eigener
Hand die Beschreibung zu kopieren, wofür wir ihm den verbindlichsten Dank
sagen. Es wäre das nicht einmal nötig gewesen, da der Verein zur Beförderung
des Gartenbaues dies Bulletin selbst erhält. — Wir geben nachstehend die
lateinische Diagnose von N. E. Brown und in Uebersetzung dessen Bemerkungen.
Solanum muticum, N.E. Brown [Solanaceae] ; S. lento affine, caule erecto
ramoso angulato pubescenti pilis simplicibus, foliis petiolatis lanceolatis
acuminatis apice subobtusis basi in petiolum cuneatis viridibus moUiter pubes-
centibus pilis simplicibus vel furcatis nee stellatis, floribus pedicellatis umbellato-
fasciculatis in axillis foliorum vel in furcis ramorum vel terminalibus, calyce
cyathiformi 5—10 dentato pubescenti dentibus filiformibus alternis minoribus
inQ Gesuch des \'ei"eins zur Beförderung des Gartenbaues.
infra apicem tubi affixis, coroUa late infundibulariformi magna pentagona plicata
violacea glabra apice dentorum pubescenti, staminibus 5 subaequalibus coroUa
ter brevioribus, lilamentis brevissimis. stylo staminibus a^quilongo apice arcuato
leviter incrassato, bacca?
Habiat. — Paraguay (cultivated in Monte Video), Gibert, 50 and 041.
Petiolus V3 — V4 poU. longus, Lamina foliorum iV4~3 poll. longa, ^/-j — 1V4
poll. lata. Pedicelli Y2 — '74 poll. longi. Calycis tubus 1 — 1V2 ün. longus,
dentibus 1 — 3 lin. longis. Corolla 1 — 1V2 poll. diam. Stamina 2 — 2Y2 ün. longa.
Specimens of this plant were first sent to Kew by Gibert in 185S, with
a note that it is a native of Paraguay, but is cultivated in Monte Video as an
ornamental plant. Living specimens were received from Glasnevin Botanic
Garden in September 1872, and in the same month of 1893 it was sent to Kew
by Messrs. Dammann & Co., who received it from Buenos Ayres. But it does
not appear to have been previously described or recorded, unless it has been
mistaken for S. lentum, Cav., which is a much more woody plant with terete
(not angular) stems and one of the stamens about twice as long as the other
four. To judge from the dried specimens, S. muticum is rather a showy free
flowering species, and likely to prove a useful plant for summer bedding.
Uebersetzt: Vaterland: Paraguay (kultiviert in Monte \^ideo), Gibert, 56
und 641. Blattstiel 1/3 — ^4 Zoll lang, Spreite der Blätter 1Y4 — 3 Zoll engl, lang,
1/2 — 1V4 2oll breit, Blütenstiele 1/2 — V4 Zoll lang, Kelchröhre 1 — 1Y2 Zoll lang
mit 1 — 3 Zoll langen Zähnen, Krone 1 — 1Y2 Zoll Durchmesser, Staubgefässe
2 — 2Y2 Zoll lang. ,
Exemplare dieser Pflanze wurden zuerst von Gibert 1858 nach Kew gesandt
mit der Bemerkung, dass sie in Paraguay heimisch sei, aber in Monte Video
als Dekorationspflanze kultiviert würde. Lebende Exemplare erhielt Kew vom
botanischen Garten in Glasnevin im vSeptember 1872 und in demselben Monate
des Jahres 1893 schickte sie die Firma Dammann & Co., welche sie A'on
Buenos-Ayres erhalten hatte, nach Kew. Sie scheint aber A'orher nicht be-
schrieben oder erwähnt zu sein, es sei denn, dass sie für Solanum lentum
Cavanilles gehalten wurde, welches eine weit holzigere Pflanze mit rundem
(nicht eckigem) vStamm und m.it einem ungefälir zweimal so langen Staubgefäss
als die übrigen vier ist. Nach den getrockneten Exemplaren zu urteilen, scheint
Solanum muticum eine ansehnliche und reich blühende Species und wird
sich voraussichtlich als sehr geeignet für vSommerbeete erweisen.
Gesuch des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den
preussischen Staaten
an Se. Excellenz
den Herrn Ali ni st er für Eandwirtschaft,
Domänen und Forsten
betreffs Bildung eines eigenen Dezernats für Gartenbau.
Der Vorstand des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues hat am 0. Januar
1894 einen eingehenden Bericht an den Herrn Alinister für Fandwirtschaft,
Domänen und Forsten betreffs Bildung eines eigenen Dezernats für Gartenbau
eingereicht, den wir im wesentlichsten nachstehend wiedergeben.
Gesuch des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. j -y i
Zu dieser Bitte hat — abgesehen von den weiter zu erörternden, durch
die Ausführungsbestimraungen zu der neuen Gesetzgebung hervorgerufenen Be-
schwerden— besonders der Umstand den Anlass gegeben, dass derWirkl.Geh.Ober-
Reg.-Rat Dr. Singehnann, der frühere Direktor des Vereins und dessen Ehren-
präsident, der neben dem Dezernate über die Gärtnerlehranstalt zu Potsdam,
die Anstalten zu Proskau und Geisenheim, auch die übrigen Gartenbau-Angelegen-
heiten bearbeitet und dabei durchseinereichenKenntnisse sowie durch sein warmes
und wirksames Interesse für den Gartenbau sich den Dank aller Gärtner
erworben hat, am i. d. Mts. in den Ruhestand übergetreten und desswegen bei
dem Personen- und Dezernat-Wechsel in den beteiligten Kreisen die Besorgnis
hervorgerufen ist, ob auch im Hinblick auf die weittragenden Fragen, die jetzt
und wohl noch mehr inder Folgein demMinisteriumfürLandwirtfchaftzubearbeiten
sind, dem Nachfolger des Herrn Dr. Singelmann neben seinen sonstigen Ge-
schäften auch die Zeit bleiben wird, die den Gartenbau betreffenden An-
gelegenheiten nur im Nebenamte zu bearbeiten. In dieser Besorgnis hat sich
bereits der ^'orstand des Verbandes der Handelsgärtner Deutschlands in einer
uns zur Befürwortung in Abschrift mitgeteilten Vorstellung an E. E. mit der
Bitte gewendet.
„das bisherige Dezernat für die gärtnerischen Lehranstalten zu einem
allgemeinen Dezernat für Garten-, Obstbau u. s. w. erweitern zu
wollen."
Diese Bitte erlauben wir uns unter Bezugnahme auf die in der Vorstellung-
gemachten thatsächlichen Anführungen, die auch nach unserer Auffassung in
der Hauptsache überall zutreffen, angelegentlichst und ganz gehorsamst zu unter-
stützen. Es herrscht — wie wir nicht verschweigen dürfen — in allen
gärtnerischen Kreisen besonders über die in anderen Ressorts getroffenen Be-
stimmungen zu den neuen Gesetzen eine grosse, zum Teil begründete Un-
zufriedenheit, die um so bedauerlicher ist, als gerade die Gärtner, schon ihrem
Berufe nach, von jeher ihre Loyalität und ihren Patriotismus bewährt haben.
Es würde zur Beruhigung in diesen Kreisen und zur Stärkung des Vertrauens
der Kgl. Staatsregierung in der wirksamsten und erfreulichsten Weise beitragen,
Avenn E. E. geneigen möchten, der vorgetragenen Bitte, soweit irgend thunlich
Folge zu geben und uns durch eine wohlwollende Bescheidung dahin zu erfreuen,
dass E. E. auch fernerhin Hochdero Interesse dem Gartenbau und seiner
Förderung zuwenden und für die Vertretung desselben in Hochdero Alinisterium
durch den dafür bestimmten Dezernenten Sorge tragen würden.
Die vornehmlich in dem Ausschusse für gewerbliche Angelegenheiten unseres
Vereins ausgesprochenen Wünsche gehen weiter dahin, dass künftig die etwa
in anderen Ressorts aufzustellenden Entwürfe zu Gesetzesvorlagen, die auch die
gärtnerischen Interessen berühren, zunächst E. E. zur Begutachtung vorgelegt
und dann durch den betr. Dezernenten einer eingehenden Prüfung unterzogen
würden, um die Gärtner vor Nachteilen zu bewahren, und dass der Herr
Dezernent in den dazu angethanenen Fällen Veranlassung nehmen möchte,
hierbei auch die sachverständigen Gärtner, eventuell durch die Vermittelung
unsers Vereins, zu hören. In jedem Falle würde der Vorstand es für seine
wichtigste Pflicht halten, sich hierzu jederzeit dem Herrn Dezernenten zur
Verfügung zu stellen und aus der grossen Zahl der ]\Iitglieder, besonders der
Ausschüsse, die geeignetsten Persönlichkeiten zu bezeichnen, die zweifellos be-
j'72 Gesuch des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
fähigt sein würden, die entstehenden Fragen sachverständig und objektiv zu
begutachten. Es dürfte nicht zu verkennen sein, dass in den neueren Gesetzen
und in den dazu in andern Ressorts erlassenen Ausführungsbestimmungen
mehrfach Vorschriften erteilt sind, die von einer nicht zutreffenden Kenntnis
der gärtnerischen Verhältnisse ausgehen und deshalb als grosse Härten und
Beeinträchtigungen dieser Interessen empfunden werden und die voraussichtlich
verhütet oder doch erheblich gemildert worden wären, wenn vorher die Fragen
durch Anhörung von Sachverständigen aus den betreffenden Kreisen erörtert
und das Ergebnis durch E. E. vielvermögenden Einfluss zur Geltung gebracht
worden wäre. Es gilt dies vorwiegend hinsichtlich der folgenden Punkte, die
zum Teil auch schon in der Vorstellung des Verbandes der Handelsgärtner
Deutschlands in der Hauptsache zutreffend geschildert sind:
1. Die Gärtnerei, welche früher [ohne weiteres zur Landwirtschaft gerechnet
wurde, wird jetzt bezüglich einzelner Zweige zum Gewerbe gezählt und hat
namentlich die Bestimmung des Gewerbesteuergesetzes vom 24. Juli 1891, dass
die Kunst- und Handelsgärtnerei Gewerbesteuer zahlen soll, während der Obst-,
Wein- und Gartenbau, wie die Landwirtschaft, von derselben befreit sind, den
grössten Anlass zu Beschwerden gegeben. Es ist im Gesetz wie in den Aus-
führungsbestimmungen gar keine Definition des Begriffes „Kunst- und Handels-
gärtnerei" aufgestellt und darum die Veranlagung zur Gewerbesteuer in sehr
ungleichmässiger Weise erfolgt. Der Verband der Handelsgärtner Deutschlands
hatte Se. Exzellenz den Herrn Finanzminister um eine Delinition gebeten und
als diese nicht erfolgte, ihn ersucht zu bestimmen, dass die Gärtnerei für die
selbstgewonnenen Erzeugnisse von der Gewerbesteuer befreit bleiben möge,
da t dieselbe Befreiung auch beim Obst- und Weinbau wie bei der Landwirt-
schaft stattfindet. Der Herr Finanzminister hat leider ausweislich der anbei
überreichten Abschrift der Verfügung A'om 24. October (Gartenflora 1894 S. 30)
dies abgelehnt und zwar aus Gründen, die nach der allgemeinen Auflassung
der Gärtner auch in thatsächlicher Beziehung nicht zutreffend sind und die —
das ist ein dringender Wunsch — einer genauen Klarlegung und Prüfung
durch Sachverständige bedürfen.
2. Auch bei der bevorstehenden Organisation des Handwerks und des
Lehrlingswesens, wie sie seitens des Herrn Ministers für Handel und Gewerbe
geplant ist, würde die Gärtnerei in eine ungünstige Lage kommen, da sie sich
nicht in den Rahmen des Handwerks zwängen lässt; weit besser wäre es,
besondere Kammern für Gartenbau zu errichten.
3. Die bevorstehende Revision der Gewerbeordnung in Bezug auf den
Hausierhandel erfordert auch eine sorgfältige Prüfung in Bezug auf den Handel
mit Bäumen, Sträuchern und .Sämereien, da nach Ansicht der meisten Fach-
männer durch diesen Hausierhandel den Käufern nur minderwertige Ware,
Bäume und Sträucher, die nicht anwachsen und die nicht die richtigen Namen
tragen, sowie Samen, die nicht sortenecht sind, in die Hände gespielt Averden
und die Lust und Liebe zum Gartenbau bei den später folgenden Enttäuschungen
untergraben wird.
4. Das Gesetz über die Sonntagsruhe bedarf bezüglich der Gärtnerei ent-
schieden der Abänderung, da bei der Gärtnerei und dem Blumenhandel ganz
andere Gesichtspunkte in Betracht kommen als z. B. in einem gewöhnlichen
kaufmännischen oder Fabrikbetriebe, wenn auch nicht verkannt werden soll.
Gesuch des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues. ina
dass an einigen Orten in einzelnen Punkten bereits gewisse Erleichterungen
gewährt sind.
5. Trotz aller Beschwerden findet an manchen Orten noch immer ein Ver-
kauf von Gartenbauerzeugnissen aus fürstlichen Gärten und aus den Gärten
öffentlicher Anstalten, wie aus Kreis- und Gemeindebaumschulen statt, was dem
Handelsgärtner und dem Baumschulbesitzer, der so viele Steuern zu zahlen hat,
während jene meist davon befreit sind, die Existenz sehr erschwert.
6. Bei dem Abschlüsse der Handelsverträge mit Oesterreich sind die
Wünsche des Gartenbaues leider nicht berücksichtigt worden, indem bei der
Ausfuhr nach Oesterreich die einheimischen Gartenerzeugnisse dort einem Zoll
unterliegen, während die aus Oesterreich eingehenden bei uns davon befreit
sind, wie wir in unserer Vorstellung vom 17. März v. J. hervorgehoben haben.
In dieser Vorstellung haben wir auch die Bitte ausgesprochen, dass bei dem
mit Russland abzuschliessenden Handelsvertrage dieser Gesichtspunkt Berück-
sichtigung finden möge, und es hat E. E. hochgeneigte Mitteilung vom
28. März V. J., dass unser Gesuch von E. E. dem Herrn Reichskanzler über-
reicht sei, im Verein allseitigen Dank hervorgerufen.
7. Die Frage des gärtnerischen Unterrichtes bedarf dringend der durch-
greifenden behördlichen Regelung. Es fehlt an einem planmässigen und gleich-
artigen Vorgehen auf diesem Gebiete, sowohl in Bezug auf den niederen wie
auf den höheren Unterricht. Ja, der niedere Unterricht ist ganz ohne jede
Regelung, und wenn nicht die Vereine und Gemeinden hier und da sich der
Sache annähmen, wie es z. B. unser Verein in Gemeinschaft mit der Stadt
Berlin gethan, wäre es um die Ausbildung der jungen Gärtner traurig bestellt.
Aber auch bei den so blühenden höheren Anstalten vermisst man eine
Einheitlichkeit in der Organisation. Ist doch schon die geforderte Vorbildung
bei der Kgl. Gärtnerlehranstalt zu Potsdam eine höhere als bei den Anstalten
in Proskau und Geisenheim, und dabei sind umgekehrt die aufgewendeten Mittel
in Potsdam viel geringer als bei den beiden anderen Anstalten. Es erscheint
ferner dringend wünschenswert, dass die so bewährte Potsdamer Gärtner-
lehranstalt aus ihrer Zwitterstellung befreit und voll und ganz zum Staatsinstitut
wie Proskau und Geisenheim erhoben würde.
S, Endlich ist auch die Frage des Obergärtner-Examens, wie wir uns früher
bereits erlaubten auszuführen, allgemein zu regeln, da bis jetzt weder feststeht,
ob und welche Vorbildung nachzuweisen ist, in welchen Fächern geprüft
werden soll, ob ein Einzelner oder eine Kommission die Prüfung abnehmen
soll, ob schriftliches oder mündliches Examen oder nur ersteres gefordert
wird und noch manches andere.
Sicherlich werden im Laufe der Jahre noch viele wichtige Fragen hinzu-
treten, und um so mehr erscheint es uns geboten, dass ein allgemeines Dezernat
für Garten- und Obstbau, dem eventuell auch der Weinbau unterstellt würde,
eingerichtet werden möchte.
Euerer Excellenz wohlwollender Erwägung stellen wir hiernach die Prüfung
und Entscheidung ehrerbietigst anheim, indem wir uns der Hoffnung hingeben,
dass E. E. in unserm Schritte nicht einen Mangel an A^ertrauen oder eine un-
befugte Einmischung in die Ressortverhältnisse, sondern nur das Bestreben
erblicken möchten, in Erfüllung der uns durch die Allerhöchsten Statuten
j '-4 Aechmea macracantha Brongn., die grossstachelige Aechmea.
obliegenden Pflicht die zur Beförderung des Gartenbaues im Staate geeigneten
Massnahmen vorzuschlagen imd durch Herbeiführung der Abänderungen das
Vertrauen in die Kgl. Staatsregierung" zu stärken.
Euerer Exzellenz
von Pommer Esche,
Wirkl. Gell. Ober-Finanzrat, Direktor.
An
den Kgl. Staatsminister, Minister
für Landwirtschaft, Domänen
und Forsten
Herrn von Heyden-Cadow,
Excellenz.
Antwort des Herrn .Ministers auf A'orstehendes Gesuch.
Berlin, den 2ö. Januar 1894.
Auf die Eingabe vom 6. d. Mts., betreffend die Einrichtung
eines eigenen Dezernats für Garten-, Obst- und Weinbau im
^diesseitigen Ministerium, erwidere ich dem "\'orstande ergebenst,
dass ich allen von Wohldemselben angeregten Fragen die
grösste Aufmerksamkeit widme und dieselben in meinem
Ministerium nicht nur durch einen ständigen Dezernenten,
sondern auch je nach der Natur der einzelnen Angelegenheiten
durch die betreffenden Fachdezernenten bearbeiten lasse. Die
Bestellung eines eigenen Dezernenten für Garten-, Obst- und
Weinbau-vSachen ist, wie ich auch dem Vorstande des Ver-
bandes der Handelsgärtner Deutschlands bereits unterm
28. Dezember v. J. mitgeteilt habe, zunächst nicht in
Aussicht genommen.
Der ^Minister
für Landwirtschaft, Domänen und T-Ytrsten.
An V. Hey den.
den Vorstand des Vereins zur
Befördeiamg des Gartenbaues
in den preussischen Staaten,
hier
Invalidenstrasse 42.
Aechmea macracantha Brongn., die grossstachelige Aechmea.'^
Von H. Witte-Leiden.
Hierzu Abb. 46.
'Is ich vor sechs Jahren den botanischen Garten in Lüttich besuchte,
hauptsächlich um die reiche imd schöne Bromeliaceen- Sammlung zu
bewundern, fand ich daselbst eine Aechmeaart mit Früchten, welche
durch ihren Habitus sehr imponierte, und ihrem Namen »grossstache-
lige« Ehre machte. Ich kannte die Aechmea macracantha bis jetzt noch nicht,
und es war mir A^on Interesse, diese schöne Spezies auch für unseren Garten
zu erlangen. Mein Freund und Kollege Marechal, der Inspektor des Lütticher
*) Aechmea, vom griechischen aichme ^^ Spitze, wegen der spitzen Kelchblatter, macros
gross, acanthus der Dorn.
Aechmea macracantha Brongn., die grossstachelige Aechmea.
176
Abb. 4(1. Aechmea macracantha Brongn. Hochblätter lackrot, Blumen grünlich.
Gartens, besass davon leider nur ein einziges Exemplar, doch war er so
freundlich, mir eine der reifen Beeren zu überlassen, und aus dem Samen
erzielte ich im Sommer 188S, wenn ich nicht irre, acht junge, aber schon
kräftige Pflanzen, von welchen die meisten nach und nach an andere botanische
Gärten abgegeben wurden
jnQ Aechmea macracantha Brongn., die grossstachelige Aechmea.
Eine von den übrig gebliebenen blühte zum ersten Male im Mai 1892. und
machte ich davon das Lichtbild, von welchem eine sehr getreue Kopie in
Abb. 46 hier wiedergegeben ist.
Auch diese Pflanze setzte gut Früchte an; die Samen wurden in unserem
Samenkatalog offeriert, und bis auf das letzte Korn an verschiedene botanische
Gärten verteilt. Da die Samen gut keimfähig waren, darf man annehmen, dass
diese schöne Pflanze jetzt durch eine Anzahl junger Individuen in den Samm-
lungen verbreitet ist.
Die dekorative Schönheit dieser nicht sehr allgemein bekannten Pflanze
wird nicht bezweifelt werden; auch die sehr verkleinerte Photographie zeigt
dieses genugsam. Ohne Blüte ist sie, wenn gut entwickelt, schön, während
die an sich nicht anspruchsvolle Infloreszenz doch die Schönheit des Ganzen
sehr erhöht.
Die kräftigen, steifen Blätter bilden eine Rosette von 1 m Durchmesser;
sie sind ungefähr 1 m lang und bis 10 cm breit, der Rand mit starken, schwärz-
lichen oder sehr dunkelbraunen Dornen auf 1 — 2 cm Entfernung besetzt. Ob-
wohl die Blätter an beiden Seiten dicht mit sehr feinen, grauen Schuj^pen
besetzt sind, haben sie doch eine bräunliche Farbe, und zeigen ausserdem
noch zahlreiche, unregelmässig verbreitete, dunkelbraune grössere und kleinere
Flecken.
Der Blütenstiel, welcher um 30 — 40 cm den unteren Teil der Pflanze über-
ragt, ist schön lackrot und mit sehr feinen, weisslichen Schüppchen besetzt.
Die 3 — 4 Übergangsblätter (Brakteen) sind schmal, nach oben gerichtet und
glänzend lackrot. Die sehr unbedeutenden, grünen Blümchen bilden eine
ährenförmige Rispe.
Im allgemeinen hat die Infloreszenz viel Ähnlichkeit mit der von Aechmea
Barleei.'*) Der Blütenstiel ist aber viel kürzer, und die Brakteen sind bedeutend
kleiner, obwohl nicht weniger schön.
Besteht hinsichtlich der Schönheit dieser Pflanze wohl kein Zweifel, so ist
bezüglich des Namens ein Zweifel nicht ausgeschlossen.
Ich sagte oben, dass sie aus der berühmten vSammlung des Lütticher bo-
tanischen Gartens stammt, und das war kurz nach Morrens Tod, als diese Samm-
lung noch die Morrensche war und als authentisch angesehen ward.
Dass Morren diese Pflanze für die Aechmea macracantha von Brongniart
gehalten hat, halte ich für sicher, denn eine so sehr ins Auge fallende Art
kann er nicht übersehen haben.
Ich kultivierte sie denn auch ruhig unter diesem Kamen, welcher auch gut
mit ihrem Charakter übereinstimmt, und verbreitete, wie erwähnt, erst einige
Pflanzen, später eine Anzahl Samen nach links und rechts.
Nun kommt aber Baker und nennt in seinem Handbook of Bromelia-
neae S. 36, Xo. 8 die Aechmea macracantha Brongn. (ined.) synonym mit Aech-
mea Schiedeana Schlecht. Wäre dieses nun eine einfache Synonymenfrage,
so könnte man dem englischen Autor folgen. Es kommt aber hier leider etwas
anderes dazu, und das ist, dass Bakers Beschreibung von Aechmea Schiedeana
nicht genau auf unsere Pflanze passt.
Baker hat die Pflanze nicht lebend gesehen. Seine Diagnose fertigte er
nach einer Abbildung von Morren und einem Herbar-Exemplar von Brongniart,
**) Siehe Gartenflora 1892, S. 36o mit Abb.
Ueber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen.
//
wahrscheinlich (er sagt es aber nicht) nach einer Zeichnung von Aechmea
Schiecleana und einem getrockneten Exemplar A^on Brongniart. Vielleicht
brauchte er für seine Beschreibung einzelne Charaktere der ersten und einzelne
der zweiten.
Ich linde es darum nicht gerechtfertigt, den Namen, unter welchem Brongniart
diese Pflanze unterschied, und welchen Morren, obwohl nicht öffentlich, aner-
kannte, zu verwerfen, um so weniger, da es sehr gut möglich ist, dass Baker
sich durch ungenügendes Material irrte, und Aechmea Schiedeana und macra-
cantha wirklich verschiedene Spezies sind.
Unter diesem letzteren Namen ist die Pflanze von hier auch verbreitet,
und es wird gut sein, es so zu lassen, um späteren neuen Verwirrungen vorzu-
beugen.
Ueber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen.
0^^^)/^ ^01^ b. Thüer, Neustadt in Mecklenburg.
»kIIi (Schluss aus No. 6.)
fiH^Äiilium auratum. diese Königin der lilien, ist der Stolz und die Freude so
vieler Blumenliebhaber. Die Zwiebeln werden jetzt in Massen aus dem
Vaterlande, aus Japan und China importiert. Aber, möchte ich fragen,
welcher Liebhaber hätte nicht schon traurige Erfahrungen damit gemacht?
Plötzlich keimen die Zwiebeln nicht wieder, ja sie sind verschwunden, oft spurlos
verschwunden, sie, die doch so schön gediehen und blühten. Wo sind sie geblieben,
gestohlen? verfault? erfroren? oder von Mäusen verzehrt? — Die Antwort liegt
sehr nahe: Sie sind naturgemäss eingegangen, ihre Lebensdauer wälirt nur 4 bis
7 Jahre. Nach Zahl der Jahre ist die Lebensdauer nicht genauer festzustellen, denn
wenn unter günstigen Umständen, etwa im Vaterlande, die Zwiebel schneller
wächst, so erreicht sie auch eher den Höhepunkt ihrer Lebensdauer. Die von mir
aus Samen erzogenen (womit ich mich seit Jahren beschäftige) dauern ungefähr
7 Jahre. Einen Unterschied zwischen diesen letzteren und den importierten
Zwiebeln finde ich darin, dass die importierten Zwiebeln meistens spurlos
A'erschwinden, ohne Brutzwiebeln am Wurzelstock zu hinterlassen, oder im
glücklichen Falle ist die Hinterlassenschaft nur eine sehr geringe. Hingegen
ist die Anzahl der Brutzwiebeln bei den selbstgezogenen erheblich grösser und
haben diese sich regelmässiger angesetzt. Die grossen Zwiebeln teilen sich zwar
auch oft, aber diese geteilten Zwiebeln dauern dann nicht mehr lange, sondern
gehen bald ein. Bisher habe ich die kleinen Brutzwiebeln, die sich ausserdem
auch an der Basis des Blütenstengels bilden, mit den vSamenzwiebeln ver-
mengt; fernerhin will ich jede Sorte für sich kultivieren, um über ihre Lebens-
kraft ein Urteil zu haben.
Als Spezialist in Stauden und Alpinen mache ich auf diesem Gebiete recht
viele und interessante Beobachtungen, namentlich in Bezug auf die Lebensdauer
und Altersschwäche. Man ist gewohnt, alle krautartigen Pflanzen entweder als
ijährig G, — oder als 2 jährig 0, — oder als perennierend % zu bezeichnen; in
einzelnen Fachschriften findet sich auch wohl noch die Bezeichnung © drei-
jährig. Mit dem Zeichen % für Perennen (= ausdauernde Pflanzen) geht man
gar zu freigebig um, denn diejenigen Pflanzen, die länger als 2 oder 3 Jahre
j-yg Ueber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen.
dauern, sind noch keineswegs alle ausdauernd, sondern es giebt 4, 5, ö und
7jährige Pflanzen u. s. w., nur dass sich bei längerer Lebensdauer diese mit
Zahlen nicht mehr so scharf begrenzen lässt. Vielen Stauden ist bei der Fort-
pflanzung durch Stockteilung auch nach einer Reihe von Jahren nichts nach-
teiliges anzumerken. Dahingegen giebt es auch viele, die in sehr kurzer Frist
lebensmüde werden. So glaube ich (meine Beobachtungen sind noch nicht
abgeschlossen) diese Beobachtung gemacht zu haben bei Chelone barbata. Seit
5 — 6 Jahren durch Teilung fortgepflanzt, wollen sie nun nicht mehr gedeihen,
Avährend die aus Samen neu erzogenen sehr üppig sind. Dieselbe Erscheinung
beobachte ich bei Pardanthus chinensis, Helenium Hoopesi, Erigeron aurantiacus,
Erinus alpinus, Leontopodium alpinum und vielen anderen. Recht auffallend
ist diese Erscheinung bei Achillea moschata, einer echten Alpine. Die aus
Samen erzogenen Pflanzen gedeihen ohne alle Umstände bei mir im freien
Gartenlande, welches an sich allerdings gut geeignet ist, sehr üppig, und
wuchern wie Unkraut. Nach der Teilung lässt aber die Üppigkeit von Jahr zu
Jahr nach, und wenn man nicht sehr aufpasst, gehen die Pflanzen nach 4 bis
5 Jahren ganz ein. Max Kolb beschreibt in seinem neuen Werke „Die Alpen-
pflanzen" die Kultur der Achillea moschata als eine sehr schwierige. Höchst
wahrscheinlich ist diese Ansicht auf Unkenntnis der genannten Fernstände
zurückzuführen. Man hört überhaupt gar zu viel Klagen über schlechtes Ge-
deihen der Alpenpflanzen und dass solche meistens nach ein paar Jahren wieder
eingehen. Mit dem Urteil ist man auch in der Regel sehr schnell fertig: „Es
gefällt den Alpenbewohnern hier unten bei uns nicht, sie können hier die Luft
nicht ertragen«. In den meisten Fällen reicht aber die natürliche Lebensdauer
nicht weiter, sie gehen an Altersschwäche zu Grunde, ebenso wie in ihrer
Heimat auch, nur mit dem FTnterschiede, dass sie dort leichter durch Selbst-
aussaat ersetzt werden. Es liegt mir nun fern, alle Fälle von schlechtem
Gedeihen auf Lebensmüdigkeit zurückzuführen, aber ich wollte nur darauf auf-
merksam gemacht haben, dass dies gar zu oft die wahre Ursache ist, und eine
Regeneration aus Samen geboten oder mindestens anzuraten ist. — Von 3 bis
6jährigen Pflanzen, also solchen, die öfter durch Samen erneuert werden sollten,
möchte ich noch nennen: Primula, viele Sorten, Pentstemon, viele Sorten,
Aquilegia, Dianthus alpinus, Veronica, viele Sorten, Campanula, viele Sorten,
Geranium, Kitaibelia u. s. w. Diese Beispiele dürften genügen; ein ausfühiiiches
Verzeichnis würde zu weit führen.
Die Fortpflanzung durch Pfropfen, Okulieren und verwandte Methoden ist
zwar auch eine ungeschlechtliche, aber dennoch wesentlich verschieden von
der durch Stecklinge. Ich möchte sagen, das Fortleben wäre hier zur Hälfte
ein individuelles, während die andere Hälfte aus einem lebenskräftigen Wild-
ling besteht, der immer regeneriert wird. Aber beim Edelreis wird immer
Reis vom Reis genommen bis in unbestimmte Zeiten. Wie lange kann das so
weiter gehen, kann das bis ins unendliche fortgesetzt werden, ohne dass das
Edelreis unter Altersschwäche zu leiden hätte? Das widerspräche allen Natur-
gesetzen, denn jedes lebende Wesen wird alt und muss schliesslich sterben. —
Ich teile mit mehreren praktischen und erfahrenen Leuten hiesiger Gegend die
Ansicht, dass in unserer Jugendzeit die Gravensteiner :\pfelbäumc ein viel
gesunderes Wachstum zeigten und bessere Ernten lieferten als in jetziger Zeit.
Ja, vor einigen Jahren sahen alle Gravensteiner hiesiger Gegend so trül^e aus.
Ueber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen. iWn
dass man allgemein glaubte, sie würden eingehen. Sie haben sich zwar wieder
erholt, sind aber keineswegs so gesund wie andere Obstbäume. Xun habe ich
aber in meinem Garten ausser 4 Bäumen des echten Gravensteiners noch zwei
andere Bäume, die unverkennbar auch Gravensteiner sind, aber Abweichungen
von der echten Sorte zeigen. Bei der einen Sorte ist die Frucht mehr rot von
Farbe, auch im allgemeinen grösser, aber nicht so gut im Geschmack; unter
dem Xamen >>Roter Gravensteiner« nicht ganz unbekannt. — Die andere Sorte
ist äusserlich in der Frucht kaum verschieden, aber das Heisch ist wesentlich
härter und nicht so saftig, ist auch dauerhafter als die echte Sorte und auch
im Geschmack noch etwas anders. Diese beiden Bäume haben aber ein auf-
fallend besseres Wachstum als die 4 echten Gravensteiner und sind auch dank-
barer im Ertrag. Ich halte diese unbedingt für eine spätere Xeuzüchtung aus
Samen, d. h. nicht meine Exemplare sind Samenpllanzen, sondern ich will
sagen, die Xeuzüchtung" dieser Sorten datiert nicht so weit zurück als die der
alten, echten Sorte.
Die Kunst des Pfropfens ist bekanntlich sehr alt, man will wissen, dass
sogar die alten Römer sie schon geübt haben. Jedenfalls haben im Mittelalter
die Klöster den Obstbau und das Pfropfen sehr eifrig betrieben. Wenn nun
unsere Obstarten, durch Pfropfen fortgepflanzt, wirklich sehr alt werden könnten,
so müssten aus dieser alten Zeit doch manche Sorten auf uns gekommen sein,
die durch allerlei Merkmale, z. B. charakteristische Xamen, ihr Alter verraten.
Die alten Mönche würden gewiss hier und da ihre guten Obstsorten nach von
ihnen verehrten Personen oder zeitgemässen Gegenständen benannt haben.
Davon ist aber meines Wissens nichts zu linden, im Gegenteil deuten Xamen
und andere Umstände auf neueren Ursprung hin. Die alten Sorten sind wohl
so allmählich ohne Sang und Klang verschwunden, während wieder neue Sorten
an ihre .Stelle traten.
In der Pomologie werden viele Sorten als »trägwüchsig« bezeichnet. Warum
sind sie trägwüchsig? Freilich kann das in der X'atur der Art liegen, aber es
giebt doch zu denken. — Wie oft aber sieht man einen Obstbaum im besten
Lebensalter mit kränklichem Äussern, und einen gleichaltrigen daneben vqn
Gesundheit strotzend! Mit dem Urteil ist man in der Regel schnell fertig:
»Die Sorte gedeiht hier nicht, oder der Boden passt nicht!« Das giebt auch
zu denken. — In meinem Garten habe ich mehrere grosse Obstbäume, bei
welchen es mir in den 25 Jahren meines Hierseins noch nicht gelungen ist,
die Sorten zuverlässig zu bestimmen. Es sind wahrscheinlich Samensorten,
aber gerade diese haben das beste Wachstum.
Die Pomologen-Vereine bemühen sich in anerkennenswerter Weise, die
vorhandenen und neuen (Obstsorten auf ihren Wert zu prüfen und die Resultate
bekannt zu geben. Man richtet sich auch bei der Auswahl der anzubauenden
Sorten seitens des Publikums und der Baumzüchter, sehr gerne danach.
Xach dem bisher Angeführten kann aber die Liste der anbauwürdigen Sorten
nicht für immerwährende Zeiten massgebend bleiben, sondern es wird nötig
sein oder nötig werden, Sorten wegen Lebensmüdigkeit auszumerzen und andere
dafür aufzunehmen, bezw. auch dieselben Sorten zu regenerieren, insofern es
gelingen sollte. Ich bin der Meinung, dass es für die Pomologen-^'ereine eine
dankenswerte Aufgabe wäre, dieser Frage näher zu treten, und namentlich die
vorhandenen Obstsorten auf ihr Alter bezM'. Lebensmüdigkeit zu prüfen.
jgo lieber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen.
Dass die vorstehenden Betrachtungen über Altersschwäche und Lebens-
müdigkeit von grosser Tragweite und Wichtigkeit sind, wird der Leser dieser
Zeilen bereits eingesehen haben. Indessen darf man die Wichtigkeit auch nicht
übertreiben, denn — die Natur (ich weiss augenblicklich keinen besseren Aus-
druck) hilft sich von selbst! — Wenn die alten Sorten nicht mehr gedeihen
wollen, so wirft man sie über Bord, unbekümmert um die T^rsarhe, weshalb
sie nicht gedeihen wollen, und man schafft sich neue Sorten an. — Unsere
Rosenkultur blüht zur Zeit in rechter Vollkommenheit. Sie würde nicht auf
diesem vStandpunkt der Vollkommenheit sein oder bleiben, wenn die Sucht und
Jagd nach neuen Sorten nicht alle Rosenfreunde beherrschte. Durch fort-
währendes Einführen aus Samen neugezüchteter Sorten und Ausmerzen der
abgelebten Sorten bleibt dieser Standpunkt erhalten. Bei der allgemein an-
gewandten Fortpflanzung durch Stecklinge und (Jculation müsste sonst l)ald
Altersschwäche bemerkbar werden.
Es gab seit jeher Geschäftsleute A'on Beruf, die sich die Xeuzüchtung von
Nutz- und Zierpflanzen angelegen sein lassen. Der eine züchtet neue Rosen,
der andere neue Erdbeeren, ein anderer Kartotfeln, oder Georginen, A'elken
u. s. w. Die Resultate solcher Züchtungen werden mit hohen Preisen in den
Llandel gebracht. Nun begegnet man häufig der Meinung, nicht blos in den
Kreisen des Publikums, sondern sogar der Gärtner, dass solche Geschäfte
lediglich auf Geldschneiderei beruhten, so zu sagen auf Kosten des Publikums.
Denjenigen, die dieser Meinung sind, möchte ich doch zu bedenken geben, dass
solche Züchter sich Verdienste um das Nationalwohl erwerben und den Dank
des Publikums verdienen. Wo wären wir wohl, oder wo kämen wir wohl hin.
wenn wir noch mit unseren alten Kartoffel- und Erdbeersorten u. s. w. labo-
rierten? Wir kämen unfehlbar ins Hintertreffen. Wenn nun die neu auftauch-
enden Sorten die alten an guten Eigenschaften übertreffen, so ist das dankbar
anzuerkennen; aber auch schon durch den Erwerb gleich guter, aber jugend-
frischer vSorten hat das Publikum rationellen Vorteil, indem sie das gute Ge-
deihen und den Ertrag sichern. Der pekuniäre Gewinn, den der Züchter etwa
dabei findet, ist ihm wohl zu gönnen, denn es darf nicht übersehen werden,
dass oft grosse Unkosten und Risikos damit A^erbunden sind, da nicht jeder
Versuch den erwünschten Erfolg hat.
Aber nicht blos das Leben des einzelnen Individuums ist auf eine gewisse
Dauer beschränkt, sondern auch das Leben des ganzen Geschlechtes, welches
in naturgemässer Weise fort imd fort regeneriert wird. Alles Irdische ist ver-
gänglich! Es kommt das Alter und die Altersschwäche; das altersschwache
Geschlecht hat schliesslich nicht mehr die Kraft, seinen natürlichen Feinden:
Ungeziefer, Schmarotzern, Pilzen u. s. w. zu widerstehen, welche seinen Untergang
beschleunigen. Die Naturforschung beschreibt eine Menge Geschlechter, so-
wohl aus dem Tier- als Pflanzenreiche, die längst ausgestorben sind, und giebt
für die frühere Existenz derselben unwiderlegliche Beweise. Ja, sie kennt so-
gar Arten, deren ^''orkommen nicht bis in die sogenannte Urzeit zurückdatiert,
sondern die erst in (relativ) neuerer Zeit ausgestorben sind. Die ausführliche
Behandlung dieses Themas geht indess über den Rahmen dieser Zeitschrift hin-
aus, jedoch dürfte es am Platze sein, die Aufmerksamkeit auf diesen Gegen-
stand zu lenken, um das Nachdenken und Forschen in dieser Richtung anzu-
regen.
Ueber Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der Pflanzen. j^I
Das Leben der Geschlechter, bezw. das Aussterl^en derselben, l)emisst sich
nach grossen Zeiträumen, und ist ein so allmähliches, dass die Lebensdauer des
einzelnen ^Menschen absolut nicht ausreicht, um das Aussterben oder den Nieder-
gang einer Art konstatieren zu können. Auch unsere Pllanzenkunde ist noch
nicht alt g<nug, um mittelst derselben die nötigen Beweise zu liefern. Wir
müssten überdem einen Massstab haben für die Lebenskraft überhaupt, der
uns aber auch heute noch fehlt. Wer könnte uns wohl sagen, welchen Grad
von Lebenskraft eine bestimmte Pflanzenart vor loo oder looo Jahren hatte?
Vielleicht war diese damals so üppig, so kräftig, dass wir sie heute als die-
selbe Art kaum wiedererkennen würden; mit anderen Worten, wir stehen viel-
leicht vor einer lebensmüden Art, ohne es zu ahnen. Ist dies nun eine ange- ]
liaute Pllanze, aus der Avir Nutzen ziehen, und sie will uns den erwarteten
Ertrag nicht mehr geben, so geben wir den weiteren .Anbau auf, und wenden
uns einer anderen Pflanze zu, während wir die alte bald vergessen. Ich will
damit sagen, dass die Welt noch nicht'aus ihren Fugen geht, wenn wir auch
für die Lebenskraft der Pflanzen keinen Massstab haben, sondern die Welt hilft
sich unbewusst und instinktiv selber, indem sich jeder am liebsten dem Anbau
derjenigen Pflanzen zuwendet, die am leichtesten gedeihen, bezüglich die ihm
den grössten Ertrag liefern. Indessen ist auch nicht zu verkennen, dass es
von enorm praktischem Nutzen sein würde, wenn die Wissenschaft uns sagen
könnte, diese Pflanzenart ist im Abnehmen begriffen, sie hatte, vor lOo Jahren
so und soviel Lebenskraft, jetzt nur sp viel, und- wird hach weiteren loo Jahren
nur noch so viel Kraft haben.. ' -i' ' "
Unsere Weinrebe ist wahrlich alt genug, um den A'erdacht der 'Alters-
schwäcbc: des ganzen Geschlechtes aufkommen zu lassen, wenn schon Noah vor
4000 Jähren dieselbe kultivierte. Durch das Auftreten der Reblaus möchte
man wirklich glauben, wir ständen am Anfange des L'nterganges des ganzen
Geschlechter d'^ir Weinrebe. Mag man darüber auch anders denken, dann
möchte ich do'ch fragen, woher stammt die Phylloxera, die man, doch früher
nicht kannte, sonst hätte sie doch längst den ganzen Weinbau umgebracht?
Dass s^^,aus A^nerii^a ijj^ sei,, i§|.*jTieines Erachtens nicht gejiügen'd be-
wiesen*; äl^er auch das zugegeben, wie kommt sie denn nach Amerika-? Wenn
man nicht annehmen will, dass der Schöpfer noch fort und fort neue Lebewesen
schafft, so sind wir genötigt anzunehmen, dass die Phylloxera seit jeher und
zwar an der W^einrebe (ihrem Element) existiert hat, und dann kommen wir
zu dem Resultat, dass letztere früher widerstandsfähiger war. ^ Giebt man
aber andererseits die Neuschaffung lebender Wesen zu, so hat man dadurch
auch indirekt das Aussterben alter Geschlechter anerkannt.
Ich bin mir nun wohl bewusst, dass ich bei vielen meiner Leser mit
meinen Ansichten Widerspruch hervorrufen werde. Indessen hoffe ich, dass
die meisten mit mir darin übereinstimmen, dass es nützlich ist, diesen Gegen-
stand zur Diskussion zubringen. Das Thema ist ja an sich ein heikles, weil es
zu schwer ist, durchschlagende Beweise beizubringen, sei es für die eine oder
für die gegenteilige Ansicht. Wie es scheint, berühren eben deshalb auch die
besseren Kräfte diese Fragen nur ungern. In der »Erfurter lUstr. Garten-Ztg.«
1893, No. 3, S. 33, ist die Frage behandelt, betreffend Altersschwäche der Obst-
baumvarietäten, mit dem Versprechen einer Fortsetzung, die ich aber nie
gefunden habe. De Candolle wird da zitiert, der diese Frage (der Alters-
l82
Ueher Altersschwäche und Lehensmüdiskeit der Pflanzen.
schwäche) mit einer gelehrten Beweisentwickelung bestreitet, und die »immer
währende Dauer der Varietäten, so lange der Mensch sie in seiner Pflege be-
hält« behauptet, »da uns viele Obstvarietäten aus den ältesten Zeiten überliefert
imd erhalten geblieben sind.« Der letzte Satz ist aber mindestens sehr angreif-
bar, denn wer A^ermöchte wohl nachzuweisen, dass sich von derselben Sorte
keine gleiche oder ähnliche Neuzüchtungen eingeschoben haben? — Vom
bekannten Prinzenapfel giebt es mehrere Varietäten, wovon einige besser als
andere gedeihen. Jeder vernünftige Veredler wird selbstA'erständlich von der
Abb. 47-
Vanda coerulea und einige andere Orchideen im Palmenhause des Herrn Franz Bluth, Gr.-Lichterfclde.
Photographisch aufgenommen von L. Wittmack.
bestgedeihenden Sorte die Edelreiser nehmen. — Wenn De Candolle »immer-
währende Dauer« behauptet, wer möchte es wohl glauben, trotz seiner gelehrten
Deduktion? Ich kann es nicht, ich stehe (und mit mir wohl die meisten
Menschen) zu sehr unter dem Eindruck der Vergänglichkeit alles Irdischen,
der Sterblichkeit aller irdischen Lebewesen, mit voraufgehender Altersschwäche
und Mara.smus. — Möchte jeder für seinen Teil, besonders die autoritativen
Kräfte, Erfahrungen und Beweise auf diesem Gebiete sammeln und zur allge-
meinen Kenntnis bringen, so wäre der Zweck dieser meiner Arbeit erreicht.
Vanda coerulca Grirt'. — Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc. i'ß'2
Yanda coerulea Griff, bei Herrn Franz Bluth, Gross-Lichterfelde.
\'ün L. Wittmark.
«' Mit Abbild. 47.
n Gartentlora 1N93, S. OOi, haben wir der 100 trefflichen Exemplare
' von Vanda coerulea Grifüth, eine der wenigen blan gefärbten Orchideen,
des Herrn Gärtnereibesitzer Franz Bluth in Gross-I.ichterfelde (Post- und
Eisenbahnstation Steglitz) gedacht und die dortige Kulturmethode angegeben.
Herr Bluth zieht sie, wie die Cattleyen, hängend, in Körben aus Zierkork ohne
Boden, die mit Sphagnum gefüllt sind, teilweise auch nur an Kork. Er hält
ferner seine Orchideen nicht in besonderen Häusern, sondern kultiviert sie mit
anderen Pflanzen zusammen, die Vanda coerulea mit Gardenien, da er der
Ansicht ist, dass sie sich am wohlsten fühlen, wenn sie, wie im Vaterlande, mit
anderen Gewächsen gemeinsam leben.
Ich fand bei Herrn Bluth am 24. Oktober 1893 von den 100 Exemplaren
der ^'anda coerulea etwa 40 in seinem Palmenhause aufgehängt, davon Aiele
mit 14 bis 16, selbst einzelne mit 18 Blumen. Der Anblick war so herrlich, dass
ich mich entschloss, ihn an einem der nächsten Tage photographisch fest-
zuhalten, und so folgt anbei das Bild, auf dem auch noch Cattleya labiata
autumnalis und einige andere Orchideen sichtbar sind. — Es spricht so für
sich selbst, dass wir nichts weiter hinzuzufügen haben.
Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago
und Vergleiche mit dem Gartenbau anderer beteiligter Staaten.
Von Ludwig Schiller.
m/i^
II.
er 1. Mai, der Tag der Eröffnung, rückte immer näher, und mir
wurde recht unbehaglich zu Mute, da ich doch auch bis dahin fertig
werden sollte und weder Geld noch genügend Pflanzen hatte.
Hätten mir zu jener Zeit noch einige hundert Dollars zur Verfügung
gestanden, ich hätte mich nicht gescheut, sie für dekorative Zwecke zu
!^ verwenden, und wenn auch ohnehin schon unsere Abteilung in der Halle
zu den anziehendsten gehörte, man hätte den Reiz dann noch bedeutend
erhöhen können. Um diese Zeit hatte ich mehrere tausend Maiblumen in Blüte
und einige Azaleen von Otto Olberg-Dresden. Ich muss auch hier an-
erkennen, dass wir namentlich der Opferfreudigkeit Otto Olbergs und der
Dresdener Herren im allgemeinen unseren Erfolg zu verdanken haben.
Im grossen und ganzen waren die von O. Olberg gesandten Azaleen keine
Musterware, nur die grösseren Exemplare waren von vorzüglicher Kultur.
Nichts destoweniger waren die Preise sehr hoch gestellt und ist es unmöglich,
hierbei mit den Belgiern konkurrieren zu können. Die Maiblumen dagegen
waren mit Ausnahme der von Tiefenthal alle la Qualität. Die besten hatte
Julius Hansen, Pinneberg, ausgestellt, ihm folgte C. van der Smissen.
Steglitz-Berlin und Gust. A. Schultz, Eckartsberg-Berlin.
l^jt Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc.
Es war nur zu bedauern, dass man trotz der vielen eingesandten Alai-
blumen dieselben nicht so recht zur Schau bringen konnte, da nur ein Brvichteil
in brauchbarem Zustande angekommen war. Die gut erhaltenen aber und die
andern eben angeführten Sachen waren wirkliche Ausstellungsgegenstände bei
der Eröifnung. Das Material war natürlich so ein zu geringes, und so entschloss
ich mich denn, einen Teil Palmen, Farne etc. zuzukaufen, mit welchen ich den
Springbrunnen von A. Castner Nachfolger, Martin & Piltzing, Berlin, der mir
nebst andern Ornamenten von dieser Firma freundlichst zur Verfügung gestellt
Avar, wie Ihnen ja von der Photographie her bekannt ist (Gfl. 1893, S. 417, 424, 425)
dekorierte. Effektvoll war diese Gruppe sehr, im Vordergrunde standen blühende
Stiefmütterchen, ferner eine hübsche kleine Gruppe Levkojen und links vomvSpring-
briinnen Lilium tlarrisi und blühende Chrysanthemum frutescens. Hieran
schlössen sich Azaleen vonOlberg, die zur Zeit der Blüte den entschieden fesselndsten
Punkt im Gartenbau-Gebäude bildeten. Am Ende hatten wir noch eine sehr
hübsche Bronzegruppe von A. Castner Nachfolger aufgestellt, umgeben von
blühendem Flieder, im Vordergrund waren blühende Calceolarien und Cinerarien,
die auf der Ausstellung von im vorigen Jahr von deutschen Ausstellern ge-
schicktem Samen gezogen waren. Dieses war unsere Gruppe bei der Eröffnung
der Ausstellung in der Haupthalle, sie machte einen sehr guten Eindruck und
wurde zu Zeiten förmlich von Besuchern umlagert. In der Samenabteilung
waren am 1. Mai die Gegenstände von J. C. Schmidt, Erfurt, Böttcher & Völker
und J. M. Helms Söhne, beide von Gross-Tabarz, ferner O. Knopf & Co., Erfurt,
fertig gestellt. Die Kisten von E. Benary, Erfurt, waren leider in die Industrie-
Halle gesandt worden, ohne dass ich davon eine Ahnung hatte; so kam es, dass
diese Sachen erst später ausgestellt wurden.
Ich möchte hier gleich erwähnen, dass der Begriff »Gartenbau« hier in
Amerika ein bedeutend weiterer ist, als dies bei uns der Fall ist. In den
Gartenbau gehört alles, was überhaupt nur entfernt damit zusammenfällt.
So Avaren hier inbegriffen: Pflanzenkultur und Baumschule, Obstbau, Obst-
verwertung (Einmachen der Früchte und Obstweine), Beerenkultur, Gemüse-
kultur, Weinbau, Samenbau imd Forstkultur, ferner alle hierfür benötigten
Handwerkzeuge und Möbel. Daran schliessen sich Planzeichnungen, Botanik,
Gewächshausbau und Gewächshausheizung. Die Art und Weise, einen jeden
dieser Zweige in gesonderte Abteilungen einzuteilen, ist sehr lobend an-
zuerkennen und erschien mir als am allervorteilhaftesten und praktischsten.
Man erhielt dadurch auch bei nur oberflächlicher Betrachtung eine volle
Einsicht in alles und war im Augenblick orientiert.
Was nun unsere Samenaussteller betrifft, so finden wir auch hier Vorzüge
und Mängel. Am praktischsten und dabei doch gut aussehend war die Art und
Weise, wie Böttcher & Völker ausgestellt hatten. Es war dieses eine einfache
Treppenstellage, auf welcher die Samen familienweise in Gläsern aufgestellt
waren, natürlich vollkommen übersichtlich geordnet. Auch die von Helms
Söhne ausgestellten Samen waren zwar gut geordnet, das Ganze aber hatte kein
so elegantes Aussehen. Es waren einfache schräge Kästen, in denen regelmässige
Fächer den betreffenden Samen aufnahmen.
Die Ausstellung von O. Knopf & Co. dürfte wohl die eleganteste gewesen
sein, wenn nicht infolge der pyramidenförmigen Aufstellung die Übersicht
beeinträchtigt gewesen wäre. Auch hatte sie den Fehler, dass, wenn man den
Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc. i^z
Samen näher betrachten wollte und zu diesem Zweck ein Glas aufhob, der
Boden herausfiel, infolge dessen auch der Samen nachgab und so mit der
Zeit weniger wurde; es war dieses gar nicht zu verhüten.
Die eleganteste und effektvollste Samenausstellung hatte entschieden
I. C. Schmidt, Erfurt, geliefert, nur hatte sie wohl den grossen Fehler, dass sie
von der grossen Masse gar nicht als Samenausstellung angesehen wurde. Herr
Schmidt hatte, um einem jeden gleich zu zeigen, welche Pflanze dem betreffenden
Samen entsi^ringt, resp. wie die Blüte aussieht, die betreffenden künstlichen
Blüten dazu gesandt, die dann auf die Gläser gesteckt wurden. Da die Blüten nun
entschieden mehr Effekt machten, wurden die Samen häufig übersehen, und
Ijesonders geschah dies bei den weiter hinterstehenden, die fast vollständig
durch die Blumen verdeckt wurden. Die Anerkennung muss man jedoch der
Firma j. C. Schmidt lassen, »sie weiss, wie man effektvoll auszustellen hat.«
Yon der Firma Benary will ich noch erwähnen, dass dieselbe ein grosses
Tableau mit Ansichten ihres Etablissements in einem wundervollen Holzrahmen
ausgestellt hatte, was eben wohl nur den Zweck hatte, dass die Firma ver-
treten sein wollte.
In der Aljteilun^;; für Pläne waren wir im Anfang noch nicht fertig, da
die dafür nötigen ^\ände wegen der vielen Arbeit seitens der Regierung noch
nicht gezogen waren. So gingen nun die ersten Tage der Ausstellung dahin.
Die Pflanzen für die spätere Zeit wurden vorbereitet und dann wurden auch die
konservierten Gemüse und Obstweine des Obstbaukomitees aufgestellt. Nachdem
diese Sachen fertig waren, konnte ich auch an das Aufliängen der Pläne gehen
und schon nach 3 Wochen war alles im Gebäude in bester Ordnung.
Nachdem ich mich bei Herrn John Thorpe gemeldet, übernahm ich zu
gleicher Zeit die weitere Sorge für die dort gezogenen Pflanzen, als Cyclamen
persicum, Calceolaria hybrida, Cineraria hybrida.
Freilich konnte ich den Platz, den ich sonst für die Vorkultur meiner
Sachen gebrauchte, nicht erhalten, und somit gelang es mir auch nicht, aus den
meisten das zu machen, was sonst der Fall gewesen wäre. Ein Auftreten da-
gegen hätte für mich nur die Folge gehabt, dass mir während der ganzen
Dauer der Ausstellung nie wieder Hilfe gegeben wäre, ich bei denen, die ich
zu nötig brauchte, vielleicht unbeliebt geworden wäre und somit unserer Sache
noch bei weitem geschadet hätte.
Jetzt wurde mir noch der Platz um das deutsche Haus zugewiesen, um
einen Garten daselbst anzulegen. Auf diesen Vorschlag eingegangen zu sein,
war entschieden sehr thöricht von mir, denn die Schwierigkeiten, die ich dort
zu überwinden hatte, haben mich in dem Masse erregt, dass ich mich nachher
gar nicht mehr um die Sache gekümmert habe. Ich übergehe gern diese un-
erquickliche Angelegenheit, besonders da sie für das Komitee von gar keinem
oder doch nur geringem Interesse ist.
Das Wetter wurde nun endlich l^esser und ich konnte anfangen, auf der
Insel zu arbeiten. Wie dies ausgeführt wurde, wissen Sie ja aus der seinerzeit
gesandten Zeichnung. Es war dies der einzige Weg, um den Ausstellern gerecht
zu werden. Ich hatte lange hin und her überlegt, wie es wohl am besten sem
könnte, hätte auch den Ausstellern gern mehr Gerechtigkeit widerfahren lassen,
aber es ging eben nicht so, wie ich gern gewollt hätte.
Es ist zwar auch so jedem Aussteller Genüge gethan worden und betreffs
l35 D"^'" deutsche Gartenhau auf der Weltausstellung zu Chicago etc.
sorgfältiger Behandlung seiner Pflanzen könnte sich Avohl keiner beklagen,
freilich hätte ich es für jeden von Herzen gern noch besser gemacht. Einen
vorzüglichen Platz hatten die Rosen und ganz speziell die Dresdener Rosen
und die von Carl Gör ms, Potsdam. Diese ^varen auch unsere Paradebeete.
Wie eignen sich nun aber deutsche Rosen für amerikanisches Klima und
speziell für das in Chicago? Diese Frage möchte ich fast dahin beantworten,
dass sie sich gar nicht eignen und sich auch M^ohl niemals eignen werden.
Es ist dies eigentümlich, lässt sich aber nicht ändern. Nehmen wir zuerst
einmal die hochstämmigen Rosen, so sind diese noch viel schwerer zu
akklimatisieren, als die niedrigen. Es muss freilich nicht ausser acht gelassen
werden, dass das Wasser uns sehr sparsam zubemessen wurde, seitdem das
Kaltwarenhaus ein Raub der Flammen geworden war. Ich hatte die Rosen auf
folgende Weise geptlanzt: Die Wurzel wurde in einen Lehmbrei getaucht und
dann der Stamm i — 2 Hand breit tiefer gesetzt, als er ursprünglich gestanden;
der Abstand betrug etwas über einen Fuss. Als die Witterung es dann
gestattete, pflanzte ich Tagetes und Astern zwischen die Hochstämme. Sobald
die Pflanzen getrieben hatten, bildeten sie einen ziemlich dichten Laubkranz,
sich gegenseitig berührend, wodurch ich verhindern wollte, dass die Sonne die
Stämme direkt treffe. Denselben Zweck A^erfolgte ich mit dem Zwischen-
pflanzen von Sommerblumen. Ich hatte mich auch in meiner Berechnung
nicht geirrt, die Rosen wuchsen sehr gut an, wuchsen willig so lange als wir
genügend Wasser hatten, dann aber hörten sie auf, ja bekamen sogar etwas
Aleltau. Die erste Blüte der Hochstämme war sehr mangelhaft imd finden
wir die Ursache wohl darin, dass die Rosen in Deutschland geschnitten waren,
darauf in Kisten mit Moos gepackt wurden imd nun in sehr ausgetriebenem
Zustande, vielfach mit Knospen besetzt, hier ankamen. Durch ein nochmaliges
Zurückschneiden meinerseits mussten notgedrungen die durch die anderen
Triebe geschwächten Augen austreiben und blühten eben nicht nach W^unsch.
Die zweite Blüte dagegen war prachtvoll. Der Zustand aber, in dem sich die
Rosen befanden, nachdem sie im Herbst wieder herausgenommen waren, bewies
mir, dass das üppige Wachstum weiter nichts als sogenannte Angsttriebe waren
und für ein Gedeihen im nächsten Jahre möchte ich keine Garantie über-
nehmen. Allerdings war der Boden, in dem die Rosen gepflanzt waren, ein
sehr mangelhafter, ein aus Schlamm und Morast gewonnener Boden, aber auch
alle anderen Rosen im Freien in und um Chicago bewiesen mir dasselbe.
Es liegt auch nicht etwa an dem Unverständnis der Chicagoer Gärtner,
Herr Geheimrat Wittmack und Herr Georg Lackner können gewiss auch bezeugen,
dass die Chicagoer im Hause uns alle als Lehrmeister dienen können. Auch
hatte ich die hochstämmigen Rosen selbstverständlich in verschiedene Posi-
tionen gepflanzt, schon aus eigenem Interesse. So standen ein Teil völlig frei,
einzelne in der vollen Sonne, ein Teil im Halbschatten ohne Zwischenpflanzung
und ein Teil im Halbschatten mit Zwischenpflanzung. Es bewährten sich nun
die im Halbschatten mit Zwischenpflanzung am besten, auch ist nicht zu leugnen,
dass die einzeln gepflanzten wider Erwarten gut waren, und glaube ich die
Ursache darin suchen zu müssen, dass diese aus dem Norden stammten und zwar von
VoUert-Lübeck, sie schienen mir entschieden widerstandsfähiger. Es wäre ja
interessant gewesen, hätte man dergleichen Versuche weiter ausdehnen können.
Dieselbe Bemerkung habe ich auch bei den niedrigen Rosen gemacht, hier war
dieses sogar sehr auffallend.
Einfuhr nach dem Kaplande.
7
Die Pflanzung" der niedrigen Rosen geschah in ganz derselben Weise, wie
die der Hochstämme und zeigten bei der Pflanzung die Dresdener Rosen eine
bei weitem bessere Qualität, denn irgend welche anderen. Ich hatte da ein
grosses Revier, auf welchem die Rosen aus Dresden, Lübeck, Hamburg und
Trier beisammen standen. Beim Empfang waren die Dresdener die stärksten,
die aus Trier die schwächsten, obgleich sich letztere im Verhältnis am wohlsten
zu fühlen schienen. Zum Schluss waren die Lübecker entschieden die besten,
wenn auch die ausgewählten Sorten sehr starkwachsende waren. Hier glaube
ich, liegt jedoch auch sehr viel an der Verpackung, denn alle Rosen wurden
von der Kaiserin Auguste \"iktoria übertroffen, die. der brennenden vSonne aus-
gesetzt, sich ganz vorzüglich bewährten. Ein eigentümliches Aussehen zeigten
am Schluss die Dresdener Rosen, sie hatten nicht das gesunde, freudige Aus-
sehen, wie die anderen, blühten auch später nicht mehr so reich. Soweit über
die Rosen. (Fortsetzung folgt.)
Einfuhr nach dem Kaplande.
Ministerium
für
Landwirtschaft. I)omänen und Forsten.
Berlin, den 8. März 1894.
Wie ich den Vorstand im Anschluss an die Mitteilung
vom 21. Juli V. J. I. 15 156 benachrichtige, sind seitens der
Regierung der Kapkolonie über die Absperrung" der von der
Reblaus befallenen Gebiete und die Einfuhr von Reben und
anderen Gewächsen unter Aufhebung der seither in Kraft
gewesenen Bestimmungen neue Vorschriften erlassen worden.
Nach diesen neuen Bestimmungen dürfen Rebpflanzen.
Schnittlinge und Rebholz nicht eingeführt werden. Eine Aus-
nahme Avird nur für diejenigen Rebpflanzen u. s. w. gemacht,
welche von der Regierung" eingeführt werden. Die Einfuhr
aller Bäume imd nicht zur Kategorie der Rebe gehörigen
Pflänzlinge, sowie aller Knollen-, Wurzel- und Zwiebelgewächse
erfolgt unter Aufsicht.
Jede derartige Sendung muss von der eidlichen Erklärung
des Absenders begleitet sein, dass
1. sich keine Rebpflanzen oder Schnittlinge davon und
kein Rebholz darunter befinden,
2. die zur Einfuhr bestimmten Vegetabilien in einer
Entfernung von mindestens 50 Ellen') von Reb-
pflanzen oder Rebwurzeln gewachsen sind,
3. die Reblaus sich dort nicht gezeigt hat, und
4. die zur Einfuhr bestimmten Vegetabilien von der
Reblaus nicht befallen sind.
Alle Vegetabilien, welche dieser Erklärung unter 4 zu-
wider, sich bei der Durchsuchung als mit Reblaus behaftet
■'') 1 Elle (yard) = o,qi4 m.
i88
Neue und empfehlenswerte PHanzen.
erweisen, werden vernichtet. Eine Erleichterung" in den Be-
stimmungen über die Einfuhr kann von dem landwirtschaft-
lichen Minister für diejenigen Vegetabilien bewilligt werden,
die zur Einfuhr in einen von der Reblaus befallenen Bezirk
bestimmt sind und von dem Zollamt unmittelbar und ohne
"S'erzug dorthin gebracht werden.
Der ^Minister
für Eandwirtschaft, Domänen und Forsten.
Im Auftrage.
Sterneberg.
An
den Vorstand des Vereins zur
Beförderung" des Gartenbaues
I. 3 lOö hierselbst.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Neuheiten für 1894
von Pape & Bergmann, Quedlinburg.
Kopfkohl, f r ü h c r w e i s s e r platt-
r u n d e r E i s e n k o p f. Diese neue .Sorte
ist sehr kurzstrunkig, ungemein früh,
sehr zart und feinrippig. Die sich
schnell entwickelnden Köpfe werden
mittelgross, sind dicht geschlossen,
äusserst fest und sehr haltbar. Der
Geschmack ist ganz vorzüglich. Ganz
besonders empfehlen wir diese Sorte
allen Gemüsezüchtern, da dieselbe
früher als alle anderen und sehr er-
giebig ist.
Krupbohne,Dippe's verbf'sserte
weisse dickfleischige Speck. Be-
deutend ertragreicher als die alte Sorte,
die Schoten sind dickfleischiger und
sehr zart. Ausserdem besitzt die Sorte
den besonderen Vorzug grosser Wider-
standsfähigkeit gegen ungünstige Witte-
rung und dass sie nicht befällt.
Porree, perennierender oder re-
montierender. Sehr ergiebige neue
Varietät. Um den alten Stamm bilden
sich im Frühjahr zahlreiche junge
Triebe, welche für den Küchenbedarf
abgelöst werden. Die Triebe sind
sehr dick, weiss, zehr zart und von
feinstem Geschmack. Die Belaubung
ist üppig dunkelgrün. Der besondere
Wert dieser Sorte liegt noch darin,
dass man das ganze Jahr hindurch
stets frischen Porree haben kann. Der
perennierende Porree ist vollständig
winterhart. vSehr zu empfehlen.
Wirsing" Long-Island, runder
grüner krauser. Eine ganz vor-
zügliche Marktsorte, welche von den
Gemüsezüchtern in der Umgegend von
New-York mit besonderer ^^orliebe kulti-
viert wird. Die schönen dunkelgrünen
Köpfe sind rund, ungemein fest und
zart. Ganz besonders zu empfehlen.
Neue silberweisse Delicatess-
Zwiebel, Hundert für eine. Diese
neue Zwiebel hat in Bezug auf ihre
Verwendung Ähnlichkeit mit der
Schalotte. Die Form der Zwiebel ist
rund, resp. oval, von glänzend silber-
weisser Farbe. Der Geschmack ist
mild und äusserst angenehm. Im
Frühjahr gesteckt, setzt sie sofort am
Wurzelboden eine Menge kleiner
Zwiebeln an, welche äusserst schnell
wachsen und binnen kurzer Zeit für
Wirtschaftszwecke verwendbar sind.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
189
Die Z^viebel ist sehr dauerhaft und
eignet sich gut zum Einmachen.
Begonia semperflorens nana fol.
aureis. Eine neue Begonia mit gold-
gelben Blättern. Diese Neuheit ist
eine sehr wertvolle Bereicherung" der
niedrigen Einfassungsptlanzen. Sie wird
kaum 20 cm hoch, baut sich sehr
kompakt und wächst sehr gedrungen,,
wodurch sie noch besonderen Wert
für die Teppichgärtnerei erhält. Die Be-
laubung ist glänzend gelb, von Avelcher
sich die zart rosenroten und fleisch-
farbenen Blüten äusserst wirkungsvoll
abheben. In Verbindung mit Begonia
Vernon oder ähnlichen Pflanzen wird
man stets grossartige Eifekte erzielen.
Lathyrus odoratus Emily Hen-
derson. Schneeweisse, wohlriechende
Wicke. Eine ganz hervorragende Neu-
heit aus Amerika. Blumen schneeweiss,
klar wie Alabaster und glänzend wie
Satin, sehr gross und langstielig. Sehr
reichblühend bis spät in den Herbst
hinein. Nach der Versicherung des
Züchters lässt sich diese herrliche
Sorte auch unter Glas treiben.
Myosotis dissitifloragrandiflora
(Perfection). Die hellblauen Blüten-
sterne dieser neuen A^arietät sind aus-
nehmend gross und erscheinen in
kräftigen, gedrungenen Dolden, dabei
ebenso frühblühend Avie die Stamm-
form M. dissitiflora. Eignet sich eben-
so gut zur Land-, als auch zur Topf-
kultur. Im Kalthause oder in einem
massig warmen Zimmer lässt sich
diese vSorte mit Leichtigkeit treiben.
Petunia grandiflora »Riesen von
Californien«. Die meisten Blumen
dieser Neuheit sind tadellos gefranst
und von erstaunlicher Grösse; Blüten
von 25 cm Durchmesser gehören gar
nicht zu den Seltenheiten. Ausserdem
erhält diese Sorte noch einen be-
sonderen Wert durch ihr grossartiges
Farbenspiel. Der tiefe Schlund ist
prächtig weiss, schwarz, gelb, grün
oder kastanienbraun geädert oder ge-
streift, während der Rand die zarte-
sten bis lebhaftesten Farben in allen
Nuancen zeigt. Überhaupt kommen
Farbenzusammenstellungen vor, welche
bei den Petunien vollständig neu sind.
Pyrethrum parthenifol. aureum
crispum. Die Blätter sind von in-
tensiv gelber Farbe und gleichen in
Form denen der alten Stammform,
unterscheiden sich jedoch durch fein
gezackte imd wellenförmig stark ge-
kräuselte Blätter, welche grosse
Ähnlichkeit mit gefüllter Petersilie
haben. I^ie Pflanzen zeigen einen
kräftigen, gefälligen Wuchs.
Prinzess-Aster. Rein weiss oder
Schneeball. Prachtvolle, der Mignon-
Aster sehr ähnliche Sorte, mit kürzeren
Petalen. Sehr lange und reichblühend.
Ganz vorzüglich zur Binderei.
Abutilon »Sawitzer's Neuzüch-
tung«. Die Belaubung dieser herr-
lichen Varietät erinnert an Acer ne-
gundo fol. var., doch ist die Färbung
noch lebhafter. Der zierliche und
kompakte Wuchs, verbunden mit ihrer
wunderbaren oft rein weissen Be-
laubung, macht sie zu einer Dekora-
tions- und Marktpflanze ersten Ranges.
Überall, wo diese prächtige Neuheit
ausgestellt wurde, erhielt sie die ersten
Preise und erregte allgemeine Be-
wunderung. Wir empfehlen diese
herrliche Blattpflanze angelegentlichst.
Abutilon. Andenken an Bonn.
Die grossen dunkelgrünen Blätter haben
eine breite rein weisse Einfassung.
Zur Einzelpflanzung und auch in ge-
mischten Gruppen verwendet, wird
diese wundervolle Sorte stets den
grössten Effekt hervorbringen und die
erste Stelle unter unseren Blattpflanzen
mit einnehmen. Zur Anzucht von
Kronenbäumchen ist diese herrliche
Sorte ebenfalls zu empfehlen.
Alternanthera Reichardii. Von
unvergleichlich schöner, leuchtender, in
\99_
Kleinere Mitteilungen.
ziegelrot übergehender Färbung. Wuchs
und Blätter wie bei A. paronychioides,
jedoch noch niedriger und krauser.
Begonia Präsident Carnot,
Blätter gross, hellgrün mit weissen
Flecken und Punkten. Blumen korallen-
rot, in Dolden stehend. Prachtvoll.
Dianthus >'Pride of Great Bri-
tain«. Neuheit ersten Ranges. Die
gelbe Malmaison- Nelke. Die grösste
gelbe Nelke, welche bis jetzt bekannt
ist. Die Blumen zeigen ein reines
zartes Schwefelgelb, tragen sich leicht
und frei auf steifen Stielen. Der Wuchs
ist ziemlich robust und kräftig. Diese
neue Prachtsorte ist in England ge-
zogen und erregte dort auf allen Aus-
stellungen die grösste Sensation. Sie
erhielt in London, im Regents Park,
im Krystal Palace, im Earl's Court, auf
der Forestry Exhibition, auf der Royal
Horticultural Exhibition und in Alan-
ehester stets die höchsten Auszeich-
nungen und lirst - class Certificate.
Allen Nelken-Ei ebhabern empfehlen wir
diese Neuheit angelegentlichst.
Bismarck-Nelke. Neu! Diese neue
winterharte Nelke dürfte das Kreuzungs-
produkt von Dianthus barbatus und
chinensis sein. Sie hat den gedrungenen
Bau der Bartnelken, die Reichblütigkeit
und Blumenstellung der D. chinensis
und den herrlichen Duft des D. cary-
ophyllus. Die leuchtend karminroten
Blumen erheben sich frei über dem
Blattwerke in dichten Dolden und sind
von sehr langer Blütendauer. In Töpfen
und auch auf Beeten ausgeptlanzt giebt
die Bismarck-Nelke einen zweimaligen
Flor und zwar im Herbst und im Früh-
jahr. (Abgeb. Cartenll. 1S93 Taf. 1389).
Heliotrop ,, Kaiser Wilhelm II.''
Prächtige sehr kompakt und ge-
drungen wachsende Varietät mit grossen
Dolden tief dunkelblauer Blumen.
Sehr reichblühend. Der Bau ist
ziemlich kugelig. I>aub klein und
etwas wollig.
Myosotis palustris grandiflora
>'Nixenauge«. Ein neues riesenblumi-
ges Vergissmeinnicht von prächtiger
himmelblauer Farbe. Die Blumen sind
noch einmal so gross, wie die des an
Bächen und Gräben vorkommenden,
beliebten Sumpfvergissmeinnicht. Die
Belaubung ist glänzend hellgrün, wo-
durch die grossen himmelblauen Blüten
äusserst wirkungsvoll zur Geltung
kommen.
Kleinere Mittheilungen.
Der getriebene Flieder von Fr. Harms, Hamburg.
Alit einer vSendung köstlichen Flieders
und einer Photographie erhielten wir
am 11. März folgendes Schreiben:
»Ew. Hochwohlgeboren wollen mir
gütigst gestatten, eine kleine Probe
meines Treibflieders zur geneigten An-
sicht und Beurteilung ganz ergebenst
zu übersenden. Es sind z. T. Blumen,
die ich bereits am 5. d. \l. in unserer
Monats-Versammlung (des Gartenbau-
Vereins) ausgestellt hatte und die dabei
etwas gelitten haben. Die Blumen von
Charles N. und Marly sind den weniger
guten und kräftigen Pflanzen entnommen,
da die beste Ware zuerst getrieben wird;
auch ist der Marly nicht der echte
Marly rouge, sondern eine der Syr.
vulg. näher stehende, weniger gross-
blumige A'arietät. Charles N. hat z.T. die
Färbungen, wie sie hier beliebt sind,
ins rötliche, nicht ins bläuliche fallend,
welche letztere Nuancen verpönt sind.
Ich begreife nicht, wie Herr Garten-
bau-Direktor Lackner dem Alarly-
Flieder solch untergeordneten Wert
beilegen kann, d. h. als LIandelsware,
und um A'orteil. A'erdienst aus der
Kleinere Mitteilungen.
19i
Flirdcrtrcibt-rei zu ziehen. Ich schneide
von einer Fläche von ca. 2 qm von
Marly in 16 bis 2\ auch 24 Tagen regel-
mässig für ca. Mk. 100 Blumen, und
Mühe und Kosten macht derselbe wenig,
auch ist die Ware regelmässig gut zu
verkaufen.
Sollten Sie gerade Gelegenheit haben,
Herrn Lackner die Blumen zu zeigen,
so dürfte er in dieser Beziehung viel-
leicht in etwas seine Ansicht ändern.
Die gefüllten Flieder sind z. T. noch
nicht in bester oder vollkommener
Kultur, auch haben sie durch doppelten
Transport, d. h. nach und von der
Ausstellung etwas gelitten. Teils sind
sie durch Original-Kultur (durch eigen-
artiges ^'eredeln) erzeugt.
Über meine Erfahrungen in der
Fliedertreiberei habe einen Artikel in
Möllers Gärtnerztg. (Xo. S vom 10. März
d. J.) veröffentlicht.«
Die Herren Gartenbaudirektor R.
Brandt, Th. Jawer und Carl Mathieu
sahen den Flieder noch am n. Alärz
und waren namentlich über die ge-
füllten Sorten sehr erfreut. Herr Garten-
baudirektor Lackner erschien am 12. und
brachte auch von seinem Flieder mit.
Es war schwer zu sagen, welcher
besser war. Sein Charles X erschien
uns schöner, seine gefüllten Flieder an
dem Tage auch. Als aber am Don-
nerstag den 15. März Herr Kuntze, in
Firma J. C. Schmidt, Berlin, mir im
Auftrage des Herrn Harms einen Strauss
vorzugsweise gefüllten Flieders über-
sandte, den ich dem gerade tagenden
Ausschuss für gewerbliche Angelegen-
heiten vorlegen konnte, musste man
sagen, dass beide sich in gefülltem
Flieder gleichkommen, freilich waren
die Lacknerschen inzwischen 3 Tage
alt geworden.
Jedenfalls sind die Harmsschen Flieder
sehr gut abgehärtet, denn sie haben
sich sehr lange frisch gehalten, nach-
dem sie öfter wieder abgeschnitten
waren.
Was sagte nun aber Herr Lackner
zu Syringa vulgaris Marlyensis, zum
Marly rouge? Er sagte einfach: Solche
Blumen mit so schmalen spitzen Zipfeln
wie ihn der dunkel getriebene zeigt,
würde mir niemand abkaufen, und
ausserdem halte ich die Rentabilität
des Treibens von Marly rouge noch
nicht für erwiesen, wenn man bedenkt,
dass man ihn 8 Jahre erst kultivieren
muss, während man bei Charles X in
3 Jahren Blüten erntet. — Herr G.
Ad. Schultz war im Ausschuss derselben
Ansicht. Bei Berlin käme noch
wegen des leichten Sandbodens der
Umstand hinzu, dass sie schlecht Ballen
halten würden.
Wir sind Herrn Harms für seine
Sendungen sehr dankbar, und ist es
hoch erfreulich, dass er so rührig in
Hamburg mit der Fliedertreiberei vor-
geht. Wir wünschen ihm so guten
Erfolg, wie Herr Lackner, der Pionier
der modernen Fliedertreiberei, und
seine Xachfolger hier gefunden haben.
— Die Gartenflora hat schon 1893,
S. 289, einen ausführlichen A'ortrag des
Herrn Lackner über Fliedertreiberei
veröffentlicht, und empfehlen wir drin-
gend, ihn nachzulesen.
Das unter der Leitung des Professors
Frank stehende bisherige
pflanzenphysiologische Institut der königlichen
landwirtschaftlichen Hochschule in Berlin
soll, wie wir hören, auf Verfügung des
Ministers für Landwirtschaft von jetzt
ab seinen Wirkungskreis dahin er-
weitern, dass es in den unmittelbaren
Dienst der praktischen Landwirtschaft
als Auskunftsstelle für auftretende
Pflanzenbeschädigungen tritt und dem-
entsprechend fortan die Bezeichnung
»Institut für Pflanzenphysiologie und
Pflanzenschutz« zu führen hat. Die zu
102
Kleinere Mitteilungen.
der bisherigen Lehrthätigkeit liinzu-
tretende neue Aufgabe besteht auch
darin, dass auf Anfragen von Privaten
über vorkommende Krankheiten oder
sonstige Beschädigungen der Kultur-
pflanzen unentgeltlich Auskunft und
Rat erteilt Avird.
Hampels verbesserte Mistbeetgurke.
Herr Cartcndircktor llampel in
Koppitz, der hiervon dem Verein zur
Beförderung des Gartenbaues Früchte
und Samen übersandte, schreibt darüber
uns folgendes: Die Pflanze erfordert
weiten vStand, sehr viel Nahrung,
wiederholt Dungguss und mehrmaligen
Schnitt, sie ist nicht empfindlich bei
Witterungseinflüssen, widerstandsfähig
gegen Blattläuse und trägt vom Früh-
jahr bis sie im Herbst vom Frost zer-
stört wird, unaulhörlich schöne grosse
Früchte von feinstem Geschmack. Für
das Mistbeet unübertrefflich, auch für
das freie Land sehr gut.
Tuberosen.
Diejenigen, welche Zwiebeln von
Tuberosen und Lilium Harrisii, Gladi-
olen etc. direkt importieren wollen,
machen wir auf Vaughan's Seed Store
146 — 148 W. Washington Street Chicago
aufmerksam. Inhaber sind J. C.Vaughan
und C. Cropp, letzterer Sohn des Herrn
Cropp in Erfurt.
Aus Koppitz.
In Kop]3itz ist Adel neues geschaffen
worden; ich habe grössere Alpcnpartien
angelegt und diesen Winter einen
mächtigen Felsen in dem Schlossteich
aufgebaut. Es war dies eine Riesen-
arbeit, welche alle meine Kräfte in
Ansi^ruch genommen hat. Für die
nächste Versammlung werde ich mir
erlauben, reife Erdbeeren zu senden.
Mit der Treiberei geht es in diesem
Winter aussergewöhnlirh gut, die Pflr-
siche haben reichlich angesetzt; die
Früchte haben bereits die Grösse einer
Welschennuss und werden spätestens
Mitte April zur Reife gelangen. Wein
steht in voller Blüte. Wir halben hier
vor zwei Jahren ein grosses Wcinliaus
mit Satteldach erbaut, in dem wir
ausserge wohnliche Ernten machen.
W. Hampel.
Verkehrt- Linden!
Zu dem Artikel >-Verkehrt-Lindcn'<
von Herrn Dr. Bolle, in Heft 0 der
Gartenflora S. 154, erlaube ich mir zu be-
merken, dass ich im Frühjahr iSS(),
auf Veranlassung des Herrn Geheimen
Regierungsrat Prof. Dr. Ferd. Cohn,
Direktor des pflanzenphysiologischen
Gartens, Breslau, den Versuch machte,
eine verkehrt gepflanzte Linde und
Weide zum Weiterwachsen zu bringen.
Ich hatte die Bäume in den Asten ge-
kürzt und die WTirzeln sowohl, wie
den Stamm mit Moos umhüllt und
dieses massig feucht gehalten.
Der Standort war so gewählt, dass
diese Stämme durch den Schatten
anderer Bäume gegen die Aüitagssonne
geschützt waren. Auf diese Weise er-
zielte ich, wie voraus zu sehen war,
zuerst bei der Weide junge Triebe am
Stamm und an den Wurzeln. l)ie
Linde kam auch in Trieb, aber be-
deutend später und nur am Stamm;
jedoch gingen die Triebe der Linde
nach einiger Zeit wieder ein, welchen
Umstand ich einem zu zeitigen Lösen
des Mooses zuschreibe. Die Weide
hingegen ist gut gediehen und steht
heut noch im pflanzenphysiologischen
Garten zu Breslau.
Obergärtner Diedler,
Koschmin i. P.
Litteratur.
193
Litteratur.
Plygienische Winke Ton Eduard
von Lade in Geisenheim. Erkenntnis
ist der Anfang der Weisheit. Zu rich-
tiger Erkenntnis dessen, was den Men-
schen vorKrankheit bewahrt — gewiss
eine höchst wertvolle Erkenntnis im
Leben — leitet uns ein kleines Schrift-
chen unseres verehrten Mitgliedes,
Herrn Eduard von Lade zu Mon-
rejDOS am Rhein: „Hygienische Winke."
Mit klaren, treffenden Worten sagt uns
der ^'erfasser, wodurch und wie sich
jeder Mensch, besonders in vor-
gerückten Jahren, am besten vor Er-
krankung bewahrt. Denn Kranksein
zu verhüten, sei viel wichtiger, als
Krankheit zu heilen. Wem schon das
Grau um die Schläfe spielt, wird dem
Verfasser, welcher selbst schon an der
Schwelle der Achtzig steht. Dank für
seine treu gemeinten, vortreftlichen
Winke wissen und ihm gern glauben,
was er durch seine eigene Erscheinung
beweist. von St. Paul.
Meteorologich - botanische Berichte
über den Luftkurort Arco in Süd-Tirol.
Januar bis April 1893, von Hugo Köhler,
Kommerzienrat. Altenburg S. A. bei
Oscar Baude. — Herr Kommerzienrat
Köhler ist den Gärtnern wohl bekannt
durch seine jahrelangen Versuche der
Akklimatisation von Palmen, für die
er eine grosse Vorliebe hegt. Dieselbe
hat ihn wohl auch bewogen, ausser in
Altenburg in Arco, wo er eine Besitzung
hat, seine Versuche fortzusetzen, und
teilt er die Resultate derselben zu-
gleich mit seinen sonstigen klimatischen
Beobachtungen in dieser kleinen Bro-
schüre mit; dieselbe ist 16 vSeiten stark,
im liebenswürdigen Plaudertone ge-
halten und erzählt uns manches wissens-
Averte. Tr.
W. Allendorf. Kulturpraxis der
besten Kalt- und Warmhaus-
pflanzen. Berlin bei Paul Parey. Es
giebt leider wenigPraktiker, welche ihre
eigenen Kulturerfolge mitteilen, und ist
es desto erfreulicher, wenn ein anerkannt
tüchtiger Gärtner, wie Herr Allendorf,
mit einem Werke wie das A^orliegende
an die Oeffentlichkeit tritt. In knappen,
aber treffenden Ausdrücken schildert
er uns die besten Kulturmethoden un-
serer Gewächshausptlanzen, stets die
Praxis im Auge behaltend, und sind
diese Schilderungen teilweise vortreff-
lich. Ich verweise z. B. auf den Artikel
,,Primel." Die Botanik wird nicht ganz
vernachlässigt, aber von jeder Pflanze
nur soviel gesagt, dass man imstande
ist, sich ein Bild derselben vorzustellen.
Die lexikographische Anordnung er-
leichtert den Gebrauch. Tr.
De Terra's Adressbuch des Pri-
vat-Gartenbaues in Deutschland.
Erste Ausgabe, Schöneberg-Berlin bei
P. de Terra, 1893. Der Herausgeber
des Buches teilt den Inhalt ein in Herr-
schaftsgärtnereien. Gartenbauvereine,
botanische Gärten und gärtnerische
Unterrichtsanstalten und stellt dem
gärtnerischen Handelsstande ca. Sooo
Adressen zur Verfügung, erwirbt sich
somit ein grosses Verdienst um den-
selben; denn für jedes Geschäft, dessen
Produkte für einen grossen Abnehmer-
kreis berechnet sind, ist das Adressen-
material vom höchsten Werte. Ueber
die Art der Aufstellung der Adressen
selbst lässt sich jedoch streiten. Der
Herausgeber giebt bei den Gütern und
Schlössern, welche in dem Buche die
Mehrheit bilden, mit wenigen Aus-
nahmen nur an: Gutsgärtnerei oder
Schlossgärtnerei unter der Motivierung,
dass die Gärtner häutig wechseln. Nach
194
Unterrichtswesen. — Aus den Vereinen.
meiner Ansicht hätte er stets den
Namen der Besitzer angeben müssen,
zumal dieselben aus den Adressbüchern
des Grossgrundbesitzes leicht ersicht-
lich sind und Güter doch meist längere
Jahre in den Händen desselben Be-
sitzers bleiben. Die Adressenangabe
der Liebhaber imd Gärtenbesitzer ist
sehr ungleich. Für Ems z. B. giebt er
ca. 140 Adressen, während am Orte
nur eine grössere Privatgärtnerei be-
steht. Die ander#n Namen sind solche
von kleinen A'illen- und Gartenbesitzern
Bei Mülhausen im Elsass wird jedoch
nur die Gartenbaugesellschaft erwähnt;
dabei existieren dort etwa 20 grössere
Privatgärtnereien und der A'erein der
Herrschaftsgärtner zählt ca. 40 Mit-
glieder. Auch Berlin ist ziemlich stief-
mütterlich behandelt. Der Herausgeber
erkennt die teilweise Unvollständigkeit,
welche bei einem solchen Compilations-
werk unvermeidlich ist, auch an und
erbittet die Mitarbeit seiner Abnehmer.
Im ganzen überwiegen die Vorzüge
des Buches seine Schwächen und wird
es den Versandtgeschäften unentbehr-
lich werden. Tr.
Carl Schubert, Direktor der K. K.
Gartenbau -Gesellschaft in Wien und
Leiter der Anlagen in Abbazia. Der
Park von Abbazia, mit einer Schilderung
der Vegetation A'on Dr. Günther Ritter
von Beck. Wien, Pest und Lei^^zig.
A. Hartlebens Verlag. 1894. i2^\
Gerade zur rechten Zeit, wo unsere
Kaiserliche Familie in Abbazia weilt, ist
dies kleine, 113 Seiten und 1 Plan nebst
mehreren Abbildungen enthaltende,
hübsch gebundene Buch erschienen.
Herr Schubert giebt hauptsächlich ein
Verzeichnis der Bäume und Sträucher
des Parkes, von denen die wichtigeren
auf dem Plan eingetragen sind. Dr.
Günther Ritter von Beck schildert in
schöner Sprache die herrliche A'egeta-
tion der Umgegend. W.
Unterrichtswesen.
In Eisgrub i. Mähren wird eine höhere
Gartenbauschule errichtet werden, die
erste ihrer Art in Österreich, mit
Unterstützung des K. K. Ackerbau-
ministeriums. Angeregt wurde die
Sache von dem Garten-Direktor Lauche.
Derselbe fand freundlichste Unter-
stützung bei der Regierung und bei
seinem Chef, dem reg. Fürsten A'on
Liechtenstein; die Gai"tenbaugesel] Schaft
in Wien schloss sich dem Projekte an
und ist dieses jetzt gesichert. In diesem
Sommer wird gebaut und kann hoffentlich
im nächsten Frühjahr mit dem Unter-
richt begonnen werden. Um den Abi-
turienten das Recht des einjährigen frei-
willigen Militärdienstes zu verschaffen,
musste man einen dreijährigen Kiirsus
vorschlagen imd glaubt man, auch in-
folge dieser längeren Unterrichtszeit
besonders gute fachliche Resultate er-
zielen zu können. Die Direktion des
Institutes wird Herr Direktor Lauche
übernehmen.
Aus den Vereinen.
Wien. Es weht jetzt im ganzen ein
besserer Wind in den gärtnerischen
Kreisen Österreichs, die dumpfe, gleich-
giltige Stimmung ist vorüber. Platzen
jetzt auch Gegensätze aufeinander, so
hat dies mehr förderlichen Einfluss.
Es ist gelungen, gärtnerisch-botanische
Diskussionsabende in Wien einzuführen,
und sind Dr. von Beck, der sich warm
der Sache annimmt und Direktor
Lauche die Leiter dieser Abende, die
so interessante Themata zur Erörterung
bringen und so befruchtend wirken,
wie selten solche auf freier Basis
Aus den Vereinen.
195
geschaffenen Unternehmungen. Es
kommen die ^'orstände der grösseren
öffentlichen und privaten Gärten, eben-
so Botaniker nach dort und beteiligen
sich mit Feuereifer an den Debatten.
So linden jetzt Debatten über gärtne-
rischen Unterricht statt, wie sie wohl
kaum in irgend welchem Gartenbau-
verein vorgekommen sind.
In Augsburg hat sich ein Obstbau-
\' er ein für den Kreis Schwaben
und Xeuburg gebildet. Dem neu-
gegründeten Vereine traten mehrere
Lokah^'ereine bei, z. B.: der Rieser
Obstbau -Verein, der Obstbau- und
Bienenzüchter- Verein in Donauwörth,
und der Obstbau -Verein in Zusmars-
hausen. Der Anschluss noch weiterer
Vereine steht in Aussicht. AI. G.
Freiburg i. B. Unsere Alonatsver-
sammlungen (Familienabende) kommen
rasch in Aufnahme, es beteiligen sich
Damen und Herren lebhaft dabei. Die
schönen Blumenausstellungen, die inter-
essanten Vorträge, sowie die Pflanzen-
und Blumem'erloosungen bieten des
Schönen und Nützlichen so viel, dass
die Gesellschaft bis 1 Uhr und länger
beisammen A^erweilt. Im November
ist eine Chrysanthemum -Ausstellung
in der 1. Hälfte des [^Monats in der
vSängerhalle hier vorgesehen, wobei
andere Herbstblüher, wie Binderei und
Dekoration von nur Chrysanthemum
zur Vorführimg gelangen werden!
Hoffe, die Sache wird dem Verein zur
Ehre gereichen, und kommt die städti-
sche Behörde sehr freundlich entgegen.
Am 3. April ist wieder Familienabend
mit Vorträgen über »die Pflanzen im
Haushalte der Natur« und »Landschafts-
gärtnerei«. — Dabei Orchideenaufstel-
lung, Rosen etc., was eine grosse Zug-
kraft übt. — Floffe auch da für die
Gartenflora noch Liebhaber zu ge-
winnen. C. E. Kirchhoff.
Jahres - Bericht der Pankow-
Schönhausener Gartenbau - Ver-
eins 1893. Der Verein — mit 82 Mit-
gliedern — entwickelte im verflossenen
Jahre eine besonders rege Thätigkeit,
denn es brachte ihm die Feier seines
25jähr. Bestehens, die in einer Ju-
biläums-Ausstellung in den Tagen vom.
10. bis 14. Mai und dem eigentlichen
glanzvollen Stiftungsfest am 11. No-
vember Ausdruck fand. Die reichliche
Verausgabung von Ehrenpreisen, Mt-
daillen und Vereinspreisen sichern die
Erinnerung an dieverdienstvolle Thätig-
keit für das Fest.
In den 22 Sitzungen des Vereins war
eine reiche Auswahl von lehrreichen
Unterhaltungen und Vorträgen, sowie
Vorführungen von Pflanzen geboten.
Seh.
Jahres-Bericht über die Ver-
handlungen des Stettiner Garten-
bau-Vereins 1893- E)er Bericht um-
fasst^die Thätigkeit des 143 Mitglieder
zählenden Vereins im 31. Jahre seines
Bestehens. Die beigefügten Protokolle
der General- und 10 Monats-Versamm-
lungen zeigen das Bestreben, die \'er-
handlungen für Fachgärtner und Laien,
auch durch die dabei veranstalteten
Ausstellungen lehrreich zu gestalten.
Am 13. Juli fand ausserdem eine
Ausstellung für Rosen und Beeren-Obst,
am 13. November für Chrysanthemum
statt.
Ein Winterkursus für gärtnerisches
Pflanzenzeichnen und ein Sommerkursus
für Feldmessen und Nivellieren er-
freuten sich reger Beteiligung der Ge-
hülfen und Lehrlinge.
Besondere Aufnahme im Bericht hat
ein Vortrag des Herrn Otto Rüdy-
Finkenwalde über Chrysanthemum-Kul-
tur gefunden. Seh.
Geschäfts-Bericht des Leipziger
Gärtner-Vereins für 1892-93. Das
[g6_
Ausstellungen und Kongresse.
war ein grosses Jubeljahr für den
Verein; es bildet den Abschluss des
ersten halben Jahrhunderts seines Be-
stehens. Möge er die hochgeachtete
Stellung, die er sich errungen, be-
haupten alle Zeit Die Erinnerung an
die Jubelfeier und die allgemein be-
wunderte internationale Ausstellung
wird allen Mitgliedern und Besuchern
uevergänglich — die prachtvolle Ver-
einsfahne, von denFrauen der Mitglieder
gespendet, wird ein ferneres Band sein,
in dem einmütigen zielbewussten
Streben.
Im Verein, der 181 Mitglieder zählt,
fanden im letzten Jahre 45 Versamm-
lungen statt, in denen reichhaltig ge-
staltete Ausstellungen, Vorträge, Refe-
rate und Besprechungen das rege
Leben und Streben bezeugten. Seh.
lung ist ein neuer ^"orstand gewählt.
Leider bestehen Zerwürfnisse zwischen
den Städten Crossen und Grüneberg,
so dass der junge Verein wenig Ge-
deihen zeigen wird, wenn diese nicht
aufhören.
Im November v. J. hat sich in Gold-
berg i. Schi, ein Verein für Obst- und
Gartenbau konstituiert. Der genannte
Verein hat sich dem Provinzial-Ver-
bande Schlesischer Gartenbau-Vereine
als Mitglied angeschlossen.
In Franlvfurt a. M. hat sich ein
»Frankfurter Rosisten-Verein'<, unter
Vorsitz des Herrn C. P. Strassheim.
gebildet.
Ostdeutscher W e i n b a u v e r e i n.
Bei der am 4. Februar in Rothenburg
a. Oder stattgehabten Generalversamm-
Petersburg. Am 10. Oktober 1893
erfolgte die feierliche Erölfnung der
neuen Gesellschaft von Liebhabern der
Zimmer-Kultur. ZumPräsidenten wurde
Generalmajor P.A.Danilewsky erwählt.
Ausstellungen und Kongresse.
Die Hyacinthen-Ausstellung in der Flora zu
Charlottenburg.
Am 19. ]^lärz ward die 2. Berliner
I-Iyacinthen- Ausstellung in der Flora
zu Charlottenburg durch Herrn Garten-
inspektor Brandt mit einem Hoch auf
den Kaiser eröffnet. Nicht weniger als
20000 Töpfe Hyacinthen imd einige
Tulpen, Crocus etc. sind von 3 Berliner
Züchtern allein ausgestellt, den Herren
Gust. Ad. Schultz, Kgi. Hoflieferant,
Eckartsberg, A. Clotofski, Frankfurter
Allee 151 und Paul Götze, ^'or dem
Stralauer Thor 23, während auf der
Ausstellung 1891 (Gartenflora 1890,
S. 190 und 211) von 11 Ausstellern
nur soviel zusammengebracht war.
Ja, in diesem Jahre waren noch mehr
Räume notwendig als damals: die grosse
Halle nach der Gartenseite, die beiden
anstossenden Ecksäle und der Speise-
saal. Die Namen der Aussteller waren
absichtlich nicht angegeben, da keiner
vor dem anderen hervortreten wollte,
wir möchten aber zur Orientierung be-
merken, dass die des Herrn Schultz in
der Halle, die des Herrn Götze im
nördlichen, die des Herrn Clotofski im
südlichen Ecksaal und im Speisesaal
aufgestellt waren, in welch letzterem
noch seitens des Herrn Lindeman,
Obergärtner der Flora, eine geschmack-
volle Kaisergruppe aus Palmen und
anderen Blattpflanzen arrangiert Avar.
Die Blumen standen meist auf Ter-
rassen, in einzelnen Fällen waren
hübsche Farbenzusammenstellungen in
Kreuzform etc. gebildet. Die Grösse
der Trauben und der Glocken war bei
der Kleinheit der Zwiebeln oft staunens-
wert, was z. T. wohl dem trockenen
Samen 1893 zu danlcen ist, wo sich die
Ausstellungen und Kongresse.
i97
Blüten gut ausbilden konnten. Hinsicht-
lich der Farben giebt man jetzt den
helleren im Gegensatz zu den dunkelen
den Vorzug. Dunkelblau und dunkel-
rot sah man weniger, doch fanden wir
gerade das Veilchenblau von Willem I.
undivingof theblues, CharlesDickens etc.
l:»esonders schön. Höchst auffallend ist
bei dem Schwarzblau an Lord Melville
das weisse Auge. Von den hellblauen
nennen wir als vorzüglich entwickelt:
Regulus, iMarie, Couronne de Celle,
Czar Peter, Lord Derby, Grande Vedette
van Speycle, gefüllt. Amarantrot ist
Monsieur van Vree, leuchtend hell-
rosa: Charles Dickens, Lord Wellington
(gefüllt, sehr grossglockig, eine der
schönsten), Gigantea, schmalröhrig,
Cornelia, eine der wichtigsten Markt-
sorten, rosa: Gertrude, sehr dicht,
Moreno, die dickste Traube von allen,
rot: Lord Macaulay, lachsfarbig:
Duc de Malakoff, diinkelrot: General
Pelissier, weiss: Montblanc, Miss
Plimson, Paix de l'Europe, violett:
Hayden, gelb: Lord Australie, Ida.
Herr von Heyden, Minister für Land-
wirtschaft, Domänen und Forsten, be-
suchte die Ausstellung schon am ersten
Tage, desgleichen Herr von Boetticher,
Staatssekretär des Innern. Bei dem
fortgesetzt schönen Wetter erfreute sich
dieselbe andauernd guten Besuches.
Herr Klotofsky hatte auch Tulpen,
weisse Duc van Tholl und Scharlach-
tulpen, sowie Crocus, Baron Bruno,
blau, Walter Scott, blau und weiss,
und den kleinen gelben ausgestellt.
Bei dieser Gelegenheit wollen wir
nicht unterlassen zu erwähnen, dass
Herr Wirkl. Geh. Ober - Finanzrat
von Pommer-Esche in Berlin wohl die
edelsten und neuesten Hyacinthen,
Tulpen und Crocus zieht. Wir haben
sie kürzlich wiederum geradezu be-
wundert. (Siehe die Abb. seines Blumen-
fensters in Gartenflora 1891 S. 505 U.1355.)
Genthin Ausstellung. Der Verein
der Gärtner und Gartenfreunde der
Jerichowschen Kreise veranstaltet am
7 — 9. incl. September d. J. eine Garten-
bauausstellung.
Antwerpen. Weltausstellung 1894.
Das ausführliche Programm der Garten-
bau-Abteilung ist erschienen. Platz-
miete wird, entgegen früherer Bestim-
mung, nicht gezahlt. Es linden eine
dauernde und mehrere zeitweilige Aus-
stellungen statt. Die erste der letzteren
vom 13. — 15. Mai mit 171 Aufgaben;
die zweite (Rosen etc.) am 1. u. 2. Juli,
die dritte (Obst- und Handelspilanzen)
vom 7. — 9. Oktober. — Anmeldungen
an Alphonse de Cock, Präsident der
Sektion für Gartenbau, rue Alontigny,
Anvers.
Hyacinthen -Ausstellung am Tylweg (Overveen)
bei Haarlem, April 1894.
In dem Garten -Etablissement von
E. H. Krelage & Sohn am Tylweg
(Overveen) bei Haarlem sind letzten
Herbst zwei Paradebeete mit Hyacinthen
bepflanzt. Jedes dieser Beete enthält
600 Zwiebeln, aus den schönsten,
neuesten und seltensten Sorten gewählt,
deren Gesamtheit ein sehr vollkom-
menes Bild giebt von der Entwicklung
der Kultur dieser so sehr beliebten
Pflanzenart und einen neuen Anziehungs-
punkt bilden wird für die zahlreichen
Besucher aus der Nähe und der Ferne,
welche gewöhnlich im Frühjahr Haar-
lems Hyacinthenflor kennen lernen
wollen. Wahrscheinlich werden die
Beete Mitte April in Blüte stehen. Der-
artige Paradebeete fand man in allen
grösseren Haarlemer Gärtnereien des
achtzehnten Jahrhunderts. In den
älteren Werken über Hyacinthen sind
sie erwähnt und abgebildet, so z. B.
A9§_
Persünal-Nachrichtcn. — Sprechsaal.
beiSaint Simon (1768) undVoorhelm
(1753). Auch noch in der ersten Hälfte
dieses Jahrhunderts wurden sie hier
und da gefunden. Im Krelage'schen
Etablissement wurde dieser alte Brauch
am längsten beibehalten. Man fand
dort in der Gärtnerei »Bloemhof« am
Kleinen Houtweg in Haarlem solche
Paradebeete noch bis zum Jahre 1878
rmd aufs neue in den Jahren 1880 bis
18S4. 1889 und 1892. Die Beete wurden
seit 1880 während der Blütezeit von
einem sehr geräumigen Zelte über-
spannt, sodass sie eine wahre Blumen-
Ausstellung bildeten, welche von tau-
senden von Blumenfreunden und Fach-
männern des In- und Auslandes besucht
und bewundert wurde. Es ist zu er-
erwarten, dass die jetzt bevor-
stehende Hyacinthen - Ausstellung be-
sonders prachtvoll sein wird, da in-
folge des günstigen vSommers von
1893 die Hyacinthen bisher einen aus-
gezeichneten Flor gezeigt haben.
Personal-Nachrichten.
Gestorben. Der Landschaftsgärtner
F. Koerner in Steglitz bei Berlin, lang-
jähriges Mitglied des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues am 17. März
im 65. Lebensjahre. Er w^ard vor etwa
25 Jahren durch Herrn Dampfmühlen-
besitzer F. W. Schutt, ebenfalls Vereins-
mitglied, nach Steglitz gezogen und
ein grosser Teil der dortigen schönen
Villengärten ist von ihm angelegt.
Den 10. Oktober 1893 entschlief in Se-
wastopol der Präsident der Kaiserlichen
Russischen Gartenbaugesellschaft, Gene-
ralmajor Michael Nikolajewitsch Ra-
jewsky. Der Verstorbene war früher
Direktor des Ackerbau-Departements
und seit 1884 Conseils-Mitglied im
Ministerium der Reichs-Domänen.
Generalmajor M. X. Rajewsky befür-
wortete stets die \'erbreitung land-
wirtschaftlicher Kenntnisse durch Er-
richtung elementarer Spezialschulen
zur Heranbildung praktischer Land-
wirte.
Im Jahre 1884 gab er ein grösseres
Werk »Die Obstbaumschule und der
Garten« heraus, welches sich bald all-
gemeiner Verbreitung im vSüden Russ-
lands erfreute.
^^or zwei Jahren zum Präsidenten
der Kaiserlichen Russischen Garten-
baugesellschaft erwählt, hielt der \>r-
storbene verschiedentlich wertvolle
Vorträge in derselben; für einen seiner
Vorträge »Der Obstbau in der Krim«
erhielt er die Prämie des Präsidenten
Greigh.
Sprechsaal.
Frage 13. Als Drucksache sende
Ihnen eine Beschreibung mit Abbil-
dung*) einer Theerose (Chromatella),
welche hier bei Handelsgärtner Wehrle
ein ganzes Gewächshaus ausfüllt und
*) Ist aus Ludwig Möllers Deutsche Gilrtner-
zeitung 1804, S. 245. D. Red.
wohl ohne gleichen sein wird! Habe
dieser Tage den Stock angesehen und
über 10000 Knospen entdeckt, glaube
sogar, dass über 12 000 Blumen zur
Entwickelung kommen? Ist Ihnen ein
annähernd ähnlicher Rosenstock im
deutschen Vaterlande bekannt? Wehrle
Sprechsaal.
K)Q
möchte gerne die Frage beantwortet
sehen, weshalb das Nötige einzuleiten
bitte!
C. E. Kirchhoff, Freiburg i. Bad.
Wh' bitten unsere Leser um gefl.
Auskunft. D. Red.
Frage 14. a) Da ich beabsichtige,
für die Bodenbearbeitung, wie Pflügen,
Hüufeln, Grubbern und Hacken meines
grossem Gemüsegartens ein passendes
Bodenbearbeitungs-Werkzeug fürHand-
re.sp. Pferdebetrieb anzuschaffen, so
möchte ich wissen, welches System
sich dazu am besten empfiehlt und von
wem selbiges zu kaufen ist?
b) Welche Handsäemaschine ist zum
Säen des Gemüse-, Blumen- etc. Samens
am besten zu gebrauchen und von
wem ist selbige zu beziehen?
Wegen vorgerückter Zeit bitte um
baldige Antwort. FI. 52.
Antwort: a) Zum Pflügen, Häufeln,
Grubbern und Hacken eines grösseren
Gemüsegartens für Hand- resp. Pferde-
betrieb eignen sich am besten die
Planet jr. Geräte und deren ver-
besserte Formen, welche, leicht A'er-
stellbar, zu jeder dieser Arbeiten
einzeln verwendet werden können;
b) Was die Handsäemaschine betrifft,
so ist Planet jr. ebenfalls sehr zu
empfehlen; besser noch wie diese ist
die von der Plow Co von mir in
Deutschland eingeführte Drillmaschine.
Alle diese Maschinen kann sich Frage-
steller jederzeit bei mir im Laden oder
auf meinem Lager besehen.
Hochachtungsvoll
Adolph Schmidt Nchf., Floflieferant,
Samen - Ftandlung,
Berlin SW., Belle -Allianceplatz 18.
Frage 15, Kann man noch die
Generalregister der Gartenflora 1859
bis 1871 erhalten? H. .
Antwort: Zur ergebenen Nachricht,
dass die Generalregister der Garten-
flora 1859-71 gänzlich vergriffen sind.
Achtungsvoll
Verlagsbuchhandlung von Paul Parey.
Frage 16. Nach wem ist Cypripe-
dium Spicerianum benannt? (Unter-
schrift fehlte, Poststempel Altona).
• •
Antwort. C. Spicerianum ist von
Reichenbach filius zu Ehren eines
Herrn Herl:)ert Spicer — the Woodlands
near Godalming — benannt.
F. Kränzlin.
Frage 17. Welcher Unterschied ist
zwischen Cypripedium und vSelenipe-
dium? (Derselbe Fragesteller).
•
Antwort. Der Hauptunterschied
zwischen Cypripedium und Selenipe-
dium beruht darin, dass bei Cypri-
pedium das Ovarium einfächerig, bei
Selenipedium dagegen dreifächerig ist.
Da die sonstigen Laiterschiede sehr
untergeordneter Art sind, so scheint
es nur unnatürlich, diese sonst sehr
natürliche Gattung zu zerspalten. Es
versteht sich, dass ich damit auch
Paphiopedilum Pfitz. verwerfe. In der
nächsten Lieferung der »Xenia Orchi-
dacea« werde ich in eine genaue Dis-
cussion dieser Frage eintreten. Für
heute genügt dies wohl, was ich Ihnen
mitteile und was Sie mit meiner aus-
drücklichen Bewilligung überall ver-
breiten können. F. Kränzlin.
200 Aufruf.
Aufruf!
er Garteninspektor Eduard Ortgies in Zürich feiert am i. Mai d. J.
sein 5ojähriges Gärtner-Jubiläum. Bei den grossen Verdiensten,
welche sich derselbe um den Gartenbau erworben, insbesondere
durch die Zucht von Orchideen \ind Alpenpflanzen, bei der Sorgfalt,
mit welcher er die Einführungen von Roezl, Wallis, Lehmann
und vielen anderen Reisenden hegte und pflegte, erscheint es angemessen,
demselben an seinem Jubelfeste ein allgemeines Zeichen der Dankbarkeit
zu übergeben. Umsomehr dürfte dies angebracht sein, als der weithin be-
kannte Jubilar nach 38J ähriger Thätigkeit am Botanischen Garten in Zürich
veranlasst worden ist, seine Stellung zum 1. April d. J. aufzugeben und in den
Ruhestand zu treten, mit welchem in der Schweiz eine Pension leider nicht
verbunden ist. Beiträge nimmt jeder der Unterzeichneten gern entgegen.
Eine Liste der Geber, ohne Bezeichnung der Höhe des Betrages, wird mit
überreicht werden. Bei der Kürze der Zeit bitten wir um möglichst baldige
Einsendung, insbesondere ersuchen wir noch die verehrlichen Gartenbauvereine,
in ihren Kreisen auf eine rege Beteiligung freundlichst hinwirken zu wollen.
E. Andre, Redakteur der Revue horticole, rue Jacob 22, Paris.
J. Bacher, Gärtnereibesitzer, Pankow, Berlinerstrasse 12.
Friedrich Benary, Gärtnereibesitzer, Erfurt.
R. Brandt, Kgl. Gartenbaudirektor, Ciiarlottenburg, Schlossstrasse 19.
Fr. Brettschneider, Geschäftsführer der Lorbergschen Baumschulen, Berlin, Oder-
bergerstrasse 5 7/59.
Dr. Dammer, Gustos am Kgl. botanischen Museum Berlin, Friedenau, Wielandstrasse 3i.
H. F. Eilers, Gärtnereibesitzer, St. Petersburg.
Ed. Pynaert van Geert, Professor und Gärtnereibesitzer, Gent.
C. E. Haupt, Kgl. Gartenbau-Direktor, Brieg.
Jul. Hoffmann, Kgl. Oekonomierat, Berlin, Köpnickerstrasse i3i.
Louis van Houtte, Gent.
Kesselring, Baumschulbesitzer, St. Petersburg.
C. E. Kirchhoff, Hofgärtner a. D., Präsident d. Gartenbauvereins Freiburg i. Baden,
Brombergstrasse 34.
Max Kolb, Kgl. Garten-Ober-Inspektor, München, Bot. Garten.
Prof. Dr. F. Kränzlin, Kgl. Oberlehrer, Gross-Lichterfelde, Anhalter Bahn.
J. H. Krelage, Haarlem.
Carl Lackner, Kgl. Gartenbaudirektor, Steglitz, Albrechtstrasse 5 7.
W. Lauche, Garten-Direktor, Eisgrub in Muhren.
Max Leichtlin, Stadtrat, Baden-Baden.
H. Lindemuth, Kgl. Garteninspektor, Berlin, Dorotheenstr., Universitätsgarten.
George Mantin, Privatier, Paris, Quai de Billy 54.
Dr. Maxwell Masters, Redakteur des Garaeners Chronicle, London, 41 Wellingtonstreet.
Hofmarschall a. D. v. St. Paul, Präsident der Deutschen dendrologischen Gesellschaft,
Fischbach in Schlesien.
W. Perring, Kgl. Garteninspektor, Berlin, Potsdamerstrasse 75.
F. J. Pfister, Grossherzoglicher Hofgartendirektor, Karlsruhe.
Wilhelm Pfitzer, Kunst- und Handelsgärtner, Stuttgart.
F. J. M. Plumpe, Kgl. Hotlieferant, Berlin, Kochstrasse 12.
A. C. Rosenthal, K. u. K. Hof-Kunstgärtner, Baumschule Albern bei Wien.
F. Sander, Orchideenzüchter, St. Albans bei London.
Julius Schütze, Obergärtner, Breslau.
Carl Sprenger, in Firma Dammann & Co., San Giovanni a Teduccio bei Neapel.
Prof. Dr. L. Wittmack, Geh. Regierungsrat, Berlin N., Invalidenstrasse 42.
Wir empfehlen obigen Aufruf dringend der Beachtung unserer werten
Leser. Es handelt sich um eine Ehrenpflicht! Auch die kleinste Gabe ist will-
kommen! Die Red.
799. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
in den preussischen Staaten am 29. März 1894.
L Der Vorsitzende, Wirkl. Geh. Ober-Finanzrat von Pommer Esche,
widmete dem verstorbenen Landschaftsgärtner F. Körner warme Worte
der Erinnerung. Die Anwesenden erhoben sich zu I-lhren des \^erstorbenen
von ihren Sitzen.
li. A'orgeschlagen zu wirklichen Mitgliedern wurden:
1. Der Grossherzogliche Garten-Inspektor Herr L. Maurer, Jena.
2. Die Zwirnerei und Nähfadenfabrik in Göggingen.
3. Die Wein- und Obstbauschule in Crossen a. O.
4. Der Gärtner- Verein in Schleswig
durch Herrn Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Wittmack.
5. Herr Paul Schahl, Lichtdruck-Institut, Berlin,
durch Herrn Jawer.
0. » Lieutenant im 2. Garde-Dragoner-Regiment von Hoverbeck,
genannt von Schönaich, Berlin,
durch Herrn Premier-Lieutenant von Dycke.
7. » Gärtnereibesitzer A. Voigt, Jüterbog,
durch Herrn Bacher.
8. » Obergärtner Grunert, Steglitz,
durch Herrn Brettschneider,
y. >' Fabrikbesitzer F. Pretzel, Berlin,
durch LIerrn Fasbender,
10. >' Obergärtner Müller, Nieder-Schönhausen,
durch Herrn R. Schulze.
11. » Rentier W. Walentowitz, Berlin,
durch Herrn Schwiglewski.
12. » Professor Dr. med. Krause, Berlin,
durch Herrn Jörns.
III. Ausgestellte Gegenstände: Die Zahl der ausgestellten Gegenstände war
erfreulicher Weise so gross, dass ihre Besprechung fast die ganze Zeit
der Sitzung in Anspruch nahm, sodass der in Aussicht gestellte Vortrag
nicht gehalten werden konnte. Aus weiter Ferne, London, Hamburg,
Koppitz und Eckersdorf, beide letzteren in Schlesien, waren höchst
interessante Sendungen erfolgt, nicht minder aber auch aus der nächsten
Nähe vortreffliche Kulturen vorgeführt. — 1. Herr Obergärtner Kittel.
Eckersdorf bei Neurode, Schlesien, hatte vier blühende Sämlinge einer
Vriesea Kitteliana gesandt, welche mit dem Blütenstaub von Vriesea
Wittmackiana befruchtet war. Vriesea Kitteliana ist eine Kreuzung
zwischen V. Barilletii und Saundersii und ist abgebildet in der Garten-
llora 1890, Seite 327 und 328. V. Wittmackiana ist ein Bastard von
V.Barilletii und Morreniana und ist abgebildet Gartenllora 1888, Taf. 1283.
202 799- Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Alle vier übersandten Sämlinge stammten aus einer Kapsel und sind doch
sehr verschieden; drei sind dem Vater ähnlich, der V. Wittmackiana
indem sie eine einfache, schön rot und gelb gefärbte, dunkel punktierte
Ähre besitzen, einer dagegen der Mutter, welche eine braunrot gefärbte
Rispe trägt. Man sieht, dass durch diese zweite Kreuzung kein neues
Mittelprodukt erzielt, sondern ein Rückschlag auf die Eltern eingetreten
ist. — 2. Herr Gartendirektor Ilampel, Koppitz, hatte ver-
sprochener Massen (s. Gartenflora 1894, Heft 7, Seite 192) getriebene
Erdbeeren gesandt, ausserdem getriebene Pfirsiche, Kohlrabi und Mohr-
rüben und eine grosse Menge Samen einer neuen Buschbohne
»Königin der Grünen,« alles ohne Preisbewerb. Die Samen fanden
bei den anwesenden Mitgliedern lebhaften Absatz. Ausserdem hatte Herr
Hampel noch einmal Blüten von der Canna »Königin Charlotte« beigelegt,
um dadurch den Beweis zu liefern, dass diese schöne Varietät den ganzen
Winter hindurch blüht. Ganz besondere Aufmerksamkeit erregten die
Körbe, in denen die Sachen verj)ackt waren. Es sind Postversandt-
Körbe aus Holzstoif von Paul Plesse, Brieg, die auch von Herrn
Direktor Lackner sehr gerühmt wurden. Preis No. 9 mit g Liter Inhalt
35 Pf., No. 13 mit ca. 13 Litern Inhalt 41 Pf. — 3. Herr G. Reid,
London, hatte herrliche Cyclamen-, Pelargonien- und einige Primel-
blüten in ausgezeichneter Verpackung übersandt und wird hierüber in
einem besonderen Artikel berichtet werden. — 4. Herr Fr. Harms,
Hamburg, hatte auf besondere Bitte des Generalsekretärs noch einmal
Flieder übersendet (vergL Gartenflora 1894, Heft 7, Seite 190*), damit
auch die Hauptversammlung sich an den schönen Blumen erfreuen könnte.
Sein daraufhin bezügliches Schreiben und die von Herrn Gartenbau-
direktor Lackner, Steglitz, gemachten Bemerkungen werden besonders
abgedruckt werden. — 5. Herr Garteninspektor Lindemuth stellte
ausser Preisbewerb sehr schöne Lachenalia tricolor Jacq. aus, ferner
prachtvolle Calla aethiopica, die er aus Knollen aus Italien gezogen
hatte, und empfahl er diese Methode gegenüber der meist bei uns üblichen.
Die Pflanzen Avaren bis 1,47 m hoch, hatten nahe der Basis 23 cm Stengel-
umfang und 8 cm Umfang des Blütenstieles. Näheres nebst den von den
Herren Direktor Lackner, Perring, Louis Mathieu und Dressler
gemachten Bemerkungen in einem besonderen Artikel. Herr Plof-
gärtner Hoffmann fragte, ob nähere Erfahrungen über Arum sanctum
(welches richtiger Arum Palacstinum Boiss. heissen muss, s. Garten-
flora 1892, Seite 76 und 633 mit Abbildung), die sogenannte Trauerkalla,
vorliegen. Herr Perring bemerkte, dass dieselbe 1890 auf der Aus-
stellung des Vereins vorgeführt wurde. Jetzt stehen 2 Exemplare im
botanischen Garten in Knospen; treiben lässt sie sich nicht und eine
grosse Schönheit ist es auch nicht. — 6. Herr Gärtnereibesitzer
Studier, Gross-Lichterfelde, führte herrliche rosa Nelken, eine neue
Sorte »Hildegard« vor, die schon seit Ende August ununterbrochen in
Blüte ist und sich seit 5 Jahren vorzüglich bewährt hat. Der Direktor
des Vereins, Herr von Pommer Esche, bemerkte, dass er, selber ein
*) Es ist zu S. 191 noch naclizutragen, dass auch der Liehliaber-Ausschuss die Flieder
der Herren Fr. Harms und C. Lackner am 14. März sali.
799' Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 20*?
grosser Nelkenliebhaber, nur das bestätigen könne, was Herr Studier
gesagt, er habe auch andere Nelken des Herrn Studier von der letzten
Herbst-Ausstellung fast ununterbrochen bis jetzt in Blüte gehabt. —
7. Herr Hofgärtner Janke, Königlicher Schlossgarten Bellevue,
führte ausser Preisbewerb 8 grosse Exemplare eines hoch interessanten
Nadelholzes in Töpfen vor, einen zufällig vor 8 Jahren im nordischen
Garten zu Sanssouci entstandenen Bastard zwischen Abies Nordmanniana
und Pinsapo. . Während die Nummern 1 und 2 mehr den Typus der
Nordmanniana tragen, haben No. 7 und 8 mehr den der Pinsapo, obgleich
sie noch nicht so dichte Nadeln besitzen; die übrigen halten etwa die
Mitte. Herr Hofgärtner Janke wird hierüber selbst berichten. — 8. Herr
.Obergärtner Amelung führte ein weissblühendes Lamium macu-
latum, das sonst bekanntlich rotblühend ist, in einem schön getriebenen
Exemplar in reichem Blütenschmuck vor und machte damit auf einen ganz
neuen Winterblüher aufmerksam. — 9. Herr Dr. Graf und sein Sohn,
Gärtnereibesitzer Graf, Steglitz, stellten eine neue Orchidee aus West-
Afrika aus, welche Herr Professor Kränzlin zu Ehren des Plerrn
Dr. Graef, Lissochilus Graefii benannt hat. Herr Professor Kränzlin
berichtete selbst eingehend über diese stattliche Pflanze. — 10. Herr Professor
Kränzlin führte hierauf den Blütenstand von Dendrobium Imperatrix
aus Neu-Guinea vor, den er von Herren Sander & Co., St. Albans, erhalten hatte.
IV. Herr Hofgärtner Hoff mann berichtete darauf namens des Ausschusses
für Düngungversuche über die an Cinerarien gemachten Erfahrungen,
und hatten die Herren Obergärtner Weber und 'Weidlich dazu sehr
schöne Exemplare ausgestellt. Der Bericht wird besonders abgedruckt
werden. Als einige Hauptergebnisse seien folgende genannt: 1) Schlcmm-
kreidezusatz ist bei Topfkulturen zu vermeiden; 2) Düngung mit schwefel-
saurem Amnion allein ist bei krautartigen Pflanzen nicht angezeigt; 3) Ein
kühlerer regnerischerer Sommer als der von 1893 würde gewiss viel
bessere Resultate hervorgerufen haben. — In der Diskussion bemerkte
Herr Dr. Dammer, er halte Schlemmkreide nicht ohne weiteres für
schädlich, da in vielen Topferden es an Kalk mangele, besonders bei
Heideerde habe er nach Zusatz von Schlemmkreide gute Erfolge gehabt.
Er könne auch nicht anerkennen, dass vergorene Jauche besser sei als
frische, man dürfe von letzterer nur nicht zu viel geben; es sei überhaupt
ein grosser Fehler, bei der künstlichen Düngung zuviel zu geben, 1—2
pro mille, d. h. 1 bis 2 g auf 1 Liter Wasser sei vollständig genügend pro
Woche; er habe vorzügliche Resultate mit gewöhnlichem Salpeter erhalten
und nur 1/2 Pi"o mille genommen. Herr Plofgärtner Hoffmann entgegnete,
Herr Geheimrat Märcker habe selbst empfohlen, den Schlemmkreidezusatz
künftig zu unterlassen, da in der Erde nach der Analyse genügend Kalk
vorhanden ist. Dass frische Jauche besser wirke, könne er nicht an-
erkennen. Herr Weber bemerkte, dass er sehr kalkhaltiges Wasser
habe und deswegen schon ein Schlemmkreidezusatz überflüssig sei. Er
wie auch Plerr Weidlich halten vergorene Jauche für besser. Nach
letzterem bildet Kuhjauche eine verfilzte Schicht auf dem Topfe.
V. Der Stadt. Obergärtner Hampel, Delegierter des Vereins im Kura-
. torium der Kgl. Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam (Wildpark), berichtete
204 799» Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
über das am 12. März daselbst abgehaltene Examen, das von 9 — 6% Uhr
mit einer einstündigen Unterbrechung gedauert habe. Von den Prüflingen
haben S das Zeugnis erhalten. Im allgemeinen waren die Resultate gute,
bei einem sogar sehr gute, dabei zeigte sich im mündlichen wie im
schriftlichen Examen eine ziemliche Gleichmässigkeit, was auf die Güte
des Unterrichtes schliessen lässt. Es ist hocherfreulich, dass Herr Ge-
heimrat Singelmann, obwohl aus seinem Staatsamt geschieden, noch das
Ehrenamt eines Vorsitzenden der Gärtner-Lehranstalten des Staates bei-
behalten hat, und ist er eifrigst bemüht, die Potsdamer Anstalt zu fördern.
Früher gehörten bekanntlich die Kgl. Landesbaumschule in Alt-Geltow und
die Gärtner-Lehranstalt zusamrhen. Mit dem Aulhören der ersteren im
vorigen Jahre ist die Gärtner-Lehranstalt als Erbin eingetreten, jedoch ist
das ererbte Kapital nicht bedeutend, der Etat befindet sich wenigstens
auf derselben Höhe, wie im Vorjahre. Es ist der Wunsch rege, das der
Lehrer für Gartenkunst im Sommer eine Reise zum Studium der Gärten
Deutschlands unternehme, um dann den Schülern um so anschaulicher
die verschiedenen Anlagen beim Unterricht vorführen zu können. Ein
entsprechendes Gesuch ist an den Herrn Minister eingereicht. Herr
Direktor Langholf, bisher Lehrer für Physik und Chemie ist ausgeschieden
und sind dafür zwei neue Lehrer ernannt, auch für Botanik wurde ein neuer
Lehrer eingestellt, und sind diese drei Lehrer nach Kräften bemüht, den
Unterricht in lebendiger Form und mit Bezug auf die gärtnerische Praxis
zu erteilen.
VI. Herr Dr. Pflug legte eine Anschwellung eines Apfelzweiges aus
dem Garten Giarina bei Feldkirch in Vorarlberg vor. Herr Hampel ge-
denkt ähnlicher Erscheinungen an Pirus baccata im Treptower Park.
Herr Mathieu hält es nicht für Wirkungen der Blutlaus. Der Gegenstand
wurde dem Generalsekretär zur weiteren Untersuchung übergeben und
ergab diese, dass die krebsartigen Anschwellungen durch eine .Schikl-
laus, den Micsmuschelschildträger, Coccus conchaef ormis
Gmelin erzeugt sei.
VII. Auf Antrag des Ausschusses für Obst- und Gehölzkunde wurde Herrn
Gärtnereibesitzer Lentz in Xeuendorf bei Potsdam für seine vor-
züglichen gefüllten Cyclamen eine grosse silberne Medaille zuge-
sprochen. — Leider hatten dieselben dem Blumenausschusse nicht recht-
zeitig vorgeführt werden können. — Dem Gartenbauverein Frank-
furt a. Oder und dem für die Jerichowschen Kreise zu Genthin
wurde für ihre Ausstellungen je eine grosse silberne, eine kleine silberne
und eine bronzene Aledaille bewilligt.
\\U. Beschlossen wurde, das Werk »Die Wasserkünste von Sanssouci«,
»Vilmorins illustrierte Blumengärtnerei«. 3. Autlage, von Voss und
A. Siebert, Verlag von Paul Parey, und den grossen Index Kewensis
anzukaufen.
IX. Herr Gordel teilte namens der Deutschen Schriftstellergenossenschaft
mit, dass die deutsche Schriftstellergenossenschaft beabsichtige, im
Mai oder Juni im Ausstellungspark ein Fest zu veranstalten, das unter
dem Zeichen der Blumen stehen solle und für leistungsfähige Blumen-
Justiis Karl Hasskarl. 20^
händler ein dankbares Feld bieten würde. Herr Cordel erklärte sich bereit,
nähere Auskunft zu geben.
X. Herr Direktor Brandt teilte mit. dass die Ausschüsse am 5. April eine
Besichtigung der Rosenkulturen des Herrn Thiel in Plötzensee vor-
nehmen werden, wozu auch die übrigen Mitglieder eingeladen seien.
Derselbe machte auch auf die Hyacinthenausstellung in der Flora auf-
merksam, die bei dem günstigen Wetter noch verlängert sei.
XI. Wegen vorgerückter Zeit konnte der General-Sekretär seinen Vortrag über
Obstbau und Obstverwertung in den Vereinigten Staaten nicht halten,
sondern erläuterte nur die an der Wandtafel entworfenen Zeichnungen
der wichtigsten amerikanischen Dörrapparate: Ryder oder American,
Williams, Trescott, Stutzmann, Zimmermann, Dosh, Granger etc.
XII. Das Preisgericht bestand bei der grossen Zahl der ausgestellten Gegen-
stände diesmal aus 5 Personen, den Herren Emil Dietze, Ernst Drawiel,
C. Dressler, M. Hoffmann und S. Tübbecke. Dieselben haben fol-
gende Preise zuerkannt: 1) Herrn Gärtnereibesitzer H. Studier, Gr.
Lichter felde, für die Nelken Hildegard als Winterblüher den Monats-
preis von Mk. Jö. 2) Herrn Dr. med. Graef- Steglitz, für die Orchidee
Lissochilus Graefii die grosse silberne Vereinsmedaille. 3) Herrn
Georg Reid-London, für Cyclamen-, Pelargonien- und Primel-Blüten
eine kleine silberne Vereinsmedaille. 4) Herrn Fr. Flarms-Ham-
burg, für abgeschnittenen Flieder eine kleine silberne Vereins-
medaille. 5) Herrn Obergärtner Amelung-Berlin für Lamium macu-
latum eine bronzene Vereinsmedaille. 6) Herrn Obergärtner
G. Kittel-Eckersdorf, für Vriesea-Kreuzungen ein Ehrendiplom.
XIII. Aufgenommen wurden als wirkliche Mitglieder die in der letzten Ver-
sammlung Vorgeschlagenen (siehe Heft ö S. 14,=;).
V. Pommer Esche. Wittmack.
Justus Karl Hasskarl.
Von H. Ort.
Hierzu Abbild. 48.
er mächtige Bildungsdrang", welcher aus der Friedericianischen Zeit bis
|P^^ ins erste Drittel unseres Jahrhunderts seinen Einfluss in Deutschland
ausübte, machte sich auch in sehr hervorragender Weise in der
(rärtnerei geltend. Eine grosse Anzahl junger Männer, welche damals in der
Gärtnerei das Ideal ihres Lebens sahen, hielten, in richtiger Erkenntnis der
grossen Anforderungen, welche die (rärtnerei an das Geistesleben ihrer Jünger
stellt, es für notwendig, ihre Schulkenntnisse bis zum Reifezeugnis für die
Universität auszudehnen, ehe sie ihre praktische Lautbahn begannen, und
wussten der körperlich ermüdenden Lehrlingsarbeit noch soviel freie Zeit abzuge-
winnen, um wenigstens einige Spezialcollegs an der Universität zu hören. Eine
Reihe dieser so gründlich vorgebildeten Gärtner haben später Jahrzehnte lang als
leuchtende Sterne der Gärtnerei dagestanden und sind vielen von uns jüngeren
2o6 " Justus Karl Hasskarl.
noch in frischer Erinnerung, wie der vor zwei Jahren heimgegangene Regel
in Petersburg oder der nun schon ein Jahrzehnt in Frieden schlummernde
Bouche in Berlin, eine grosse Zahl aber ist aus dem Kreise der gärtnerischen
Praxis heraus in die streng wissenschaftliche Botanik hinübergetreten. •
Zu diesen Höherstrebenden, die aber mit Leib und Seele noch an dem
\'orschreiten der Gärtnerei teilnahmen, gehörte als einer der sich am wenigsten
in den Vordergrund schiebenden Gelehrten Justus Karl Hasskarl, dessen im
75. Lebensjahre aufgenommenes Bild unsere Zeichnung getreu wiedergiebt.
Hasskarls Lebenslauf war ein buntbewegtes Ringen, dessen Bienenfleiss und
Wagemut ihm Ehre und Anerkennung auf der einen Seite, aber fast noch mehr
Missgunst und Undank auf der anderen Seite eintrug. Am 0. Dezember iSii
erblickte er in Kassel das Licht der Welt, wohin sein Vater kurz vorher als
Mitglied der Oberrechnungskammer des Königreichs Westfalen, das der »alleweil
lustik« Jeröme regierte, berufen worden war. Der eigentliche Familiensitz war
Naumburg a. S., woselbst sich ein als Offizier mit Gustav Adolf nach Deutsch-
land gezogener Hasskarl niedergelassen hatte. Unser Justus zog mit dem an
das Oberbergamt Bonn berufenen Vater als sechsjähriger Junge nach Bonn,
wo er bis 1S27 das Gymnasium absolvierte und dann als Lehrling in den
botanischen Garten in Poppeisdorf eintrat, und sich nebenbei eifrig der deutschen
Floristik widmete. 1831-32 diente er als Pionier und hätte gern die Offiziers-
laufbahn eingeschlagen, wenn der Vater nicht energisch nein gesagt hätte. So
trat er 1832 als Gehilfe in den kleinen botanischen Garten Düsseldorfs ein,
welchem Gartendirektor Weyhe, der bekannte rheinische Florist, vorstand,
wurde aber schon im Herbst als Reservist zu der Beobachtungs-Armee ein-
gezogen, welche Preussen unter General von Müffling während der Belagerung
Antwerpens durch die Franzosen am Niederrhein zusammenzog. Militärischen
Ruhm gab es dort nicht zu erringen, dagegen holte sich Hasskarl eine schwere
Brustfellentzündung, die ihn für lange Zeit schwächte. Im März 1833 übertrug
ihm Weyhe die Leitung des Düsseldorfer Gartens und benutzte ihn als
Assistenten für seine Vorlesungen, entliess ihn aber im Oktober 1834, als
Flasskarl selbständig Vorträge halten wollte. Eine in dieser Zeit in der
Otto 'sehen Gartenzeitung, dem Vorläufer unserer Gartenflora, veröffentlichte
Arbeit über die zum ersten Male in Europa erscheinenden Blüten von
Cunninghamia sinensis trug ihm so viel Anerkennung ein, dass der A^ater
ihm die Erlaubnis zum weiteren Studium gab. Hasskarl, dessen Sehnsuchtsziele
Reisen in die Tropenwelt waren, studierte nunmehr in Bonn hauptsächlich
Medizin und Botanik und veröffentlichte in dieser Zeit in der Regensburger
Flora eine Reihe kleiner botanischer Aufsätze. Während dieser Studienzeit
tagte in Bonn die Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte, bei welcher
Hasskarl einen Rheder aus Rotterdam kennen lernte, der ihm freie LIin- und
Rückfahrt auf einem seiner Schiffe nach Java versprach, wo er ausserdem zwei
Jahre bei einem Vetter des Rheders „als Kind vom Hause" leben sollte. Im
November 1836 verliess Hasskarl an Bord der Anna infolge dieser Einladung
von Bremen aus Europa, voll froher Hoffnungen. Der Kapitän der Anna aber
war ein unfähiger Trunkenbold, und so brauchte das Schiff 75 Tage, um
Baltimore zu erreichen, es musste dort drei Monate liegen bleiben und traf erst
im September nach weiteren 135 Tagen Fahrt in Batavia ein, wo der Vetter
des Rotterdamer Rheders dem ihm empfohlenen »Kinde des Hauses« die Thür
Justus Karl Hasskarl.
207
vor der Nase zuschlug. Fremd und mittellos stand Hasskarl da, aber deutsche
I.andsleute nahmen sich seiner an und verschafften ihm endlich die wissen-
schaftliche Leitung des heut weltbekannten botanischen Gartens in Buitenzorg.
Damals aber hatte es mit der Wissenschaft in diesem Garten gute Wege, denn
mitten im Garten lag der Palast des Gouverneurs, von Obst- und Gewürz-
Plantagen umgeben, an die sich der als Tierpark benutzte äussere Garten.
anschloss. Plasskarls Versuche, dort wissenschaftliche Ideen und Reformen
einzuführen, stiessen überall auf harten Widerspruch, und selbst der leitende
Gärtner, Teysmann, war nur zögernd zu Änderungen zu bewegen, die erst
20 Jahre später von Hasskarl's Nachfolgern benutzt werden konnten. Unser
junger Gelehrter hatte inzwischen noch 1837 in Batavia die Entdeckung der
Wärme-Entwickelung in der Colocasia-Blüte gemacht und vom folgenden
2o8 Justus Karl Hasskarl.
Jahre an mit der Veröffentlichung der Decades plant arum rariorum horti
Bogoriensis begonnen, sowie zahlreiche kleinere Arbeiten in der Tijdschrift
voor Nederl. Indien und in der Regensburger Flora publiziert. Seine Haupt-
arbeit, der Catalogus plant, h. bogoriensis war druckfertig vollendet, als
Hasskarl 1843 am Tropenfieber erkrankte und im September nach Europa
gebracht werden musste. wo er im März 1S44. durch die Seefahrt fast wieder
hergestellt, eintraf Der holländische Kolonialminister versprach persönlich dem
jungen strebsamen Arbeiter die Selbständigkeit seiner Stellung" und den gesamten
wissenschaftlichen Arbeitsapparat; als aber Ilasskarl 1845 wieder in Java eintraf,
verweigerte der Gouverneur rundweg die Erfüllung der Zusagen und dem
Gouverneur gegenüber liess ihn auch der Minister im Stich. Tief gekränkt
c|uittierte Hasskarl den Dienst und liess sich in Düsseldorf nieder, nachdem er
sich in Holland 184Ö mit einem Fräulein von Medenbach verehelicht hatte.
Seine Hoffnung, an einer deutschen Universität unterzukommen, scheiterte und
er lernte in den nächsten Jahren das ganze Elend des unbemittelten Privat-
gelehrtentums kennen. Zwar ergriff er jeden Verdienst, ward Stenograph.
Reporter, Chiffreur und Dolmetscher für das Landgericht, vSekretär der Handels-
kammer und des konservativen Wahlcomites und gab nebenbei eine Reihe
botanischer Arbeiten heraus, darunter 1848 seine Plantae javanicae rariores
imd die Bearbeitung der Commelinaceae, Amarantaceae und Polygalaceae in den
Plantae Junghuhnianae. aber die Sorge sass immer mit am Familientische.
Da erhielt er 1852 von der holländischen Regierung die Anfrage, ob er
geneigt sei, den Chinarindenbaum aus Peru nach Java zu überführen. Sofort
sagte Hasskarl zu, obgleich die Sache einen bedenklichen Haken hatte, denn in
Peru standen die härtesten Strafen auf den \'ersuch, Cinchonen auszuführen,
sodass kein Zweifel darüber walten konnte, dass Hasskarl am nächsten passenden
Aste aufgehängt wurde, wenn man ihn bei seinem Wagnis abfasste. Die
Chinarinde war eine Goldquelle für Peru und das damals noch schwieriger
zugängliche Bolivia, in deren Andengebieten zwischen 1500 — 2000 m Höhe die
etwa 30 Arten der Rubiaceen- Gattung Cinchona. von denen etwa 10 Arten
der Unterabteilung Ouinquina Condamine die kostbare Rinde liefern. Wald
oder Busch bildend wachsen. Nach echt spanischer Manier schlug man die
Bäume einfach nieder und schälte die Rinde ab, ohne jemals an Xachzucht zu
denken. Infolge dieses Raubbaues waren gerade diejenigen drei Arten, welche
die an Chinin reichsten Rinden lieferten: Cinchona Calisaya mit der var.
Ledgeriana. C. succirubra und C. lancifolia, schon gegen Mitte unseres
Jahrhunderts so selten geworden, dass an ihrer schliesslichen Ausrottung nicht
zu zweifeln war. Gleichzeitig wurden die Rinden von Jahr zu Jahr natürlich
teurer und der Bedarf an Chinin, dem 1820 zuerst von Pelletier und Caventou
hergestellten Alkaloid der Chinarinde, stieg trotz der enormen Preise immer
mehr, da das Chinin neben dem nicht immer anwendbaren Arsenik das einzige
Mittel war, welches das Sumpflieber in allen seinen Formen, Wechselfieber,
kaltes Fieber, Malaria, Tropenfieber, wirklich brach und dem Körper dauernde
Heilung brachte. Unter diesen ^>rhältnissen war von selten Hollands die Aus-
führung der Cinchonen aus Peru zwar ein reines Handelsinteresse, von Seiten
Ilasskarls aber eine That reiner Alenschenliebe. denn der Lohn, der ihn er-
wartete, war geradezu winzig, besonders gegenüber der Lebensgefahr, der er
sich aussetzte. Als nach Abschluss der \'erhandlungen Ilasskarl sich persönlich
.lustus Karl Hasskaii. 20()
hei dem Minister im Haai;" meldete, le^^te ihm dieser spanische Zeitungen vor,
welche den Plan des holländischen Ministeriums veröffentlichten und unter
Nennung von Ilasskarls Xamen Peru und Bolivia vor dem gefährlichen Reisenden
warnten. Natürlich hielt der Minister infolge dessen die Reise für unmöglich,
aber Ilasskarl liess den Plan nicht fallen. Er bewog den Minister, ihm falsche
Pässe zu verschaffen, und schiifte sich eine Woche später von England aus als
unschuldiger deutscher Wollhändler Karl Müller nach Lima ein. Er fand Peru
in voller Revolution. al)er glücklicdi passierte er die r>inien der beiden feind-
lichen Heere und überstieg ohne Unfall die Anden. Fast ein Jahr lang zog er
handelnd und tauschend im China-Distrikt hin und her, bis er überall eine be-
kannte Figur war, auf deren Kommen und C.ehen niemand mehr achtete.
Unbemerkt verstand er es, 400 junge C'alisaya-Ptlanzen zusammenzubringen, die
er entblätterte, bis zur möglichsten Kleinheit zurückschnitt und dann in das Innere
von ,so Wollballen verpackte. Xun ging der Zug über die Anden zurück,
geführt von dem inzwischen völlig heimisch gewordenen Wollhändler, und, ohne
irgendwo \'erdacht zu erregen, ward Callao erreicht, in dessen Hafen schon
seit bald einem Jahre eine holländische Kriegsfregatte, angeblich zum Schutze
des holländischen Handels, den aber niemand gefährdete, lag. Der Kommandant
war nicht wenig überrascht, als eines schönen Tages ein furchtbar verwildert
aussehender deutscher Händler an Bord erschien und ihm die Ordre der
Admiralität überreichte, den Uelierbringer samt seinen Waaren sofort an Bord
zu nehmen und etwaigem Widerstand der Landesbehörden nötigenfalls Gewalt
entgegenzusetzen. Mit echt seemännischem Humor ward das Wagestück
Ilasskarls zu Ende geführt; ehe die Zollbehörden noch recht wussten, was da
eigentlich vorging, lagen die 50 Wollballen in dem Boden des Kriegsschiffes,
das inzwischen zur Ausfahrt klarte, und während der Anker hochging und die
üblichen Salutschüsse wie zum Hohn für das übers Ohr gehauene Peru er-
tönten, kniete der wieder in den echten Hasskarl verwandelte falsche Müller
vor den Ward'schen Kästen, die die Fregatte im Lagerraum bewahrt hatte und
pflanzte die aus der Wollhülle erlösten Cinchonen hinein. Der Capitän nahm
seine Ordre, in nächster Linie Ilasskarl nach Java zu bringen, wörtlich, obgleich
Ilasskarl auf dem weiteren Wege durch kühlere Klimate seiner Ptlanzen wegen
bestand. Oestlich der Philippinen bestand das Schilf einen so schweren
Typhon, dass der Capitän, als sie am 4. December 1S54 Macassar anliefen, die
AVeiterfahrt verweigerte. Hasskarls Energie gelang es. einen Kriegsdampfer zu
requirieren, der ihn einige Tage später auf Java landete. Von den 400 Cinchonen
waren noch 40 am Leben, die nun sofort in dem schon vorbereiteten Terrain
im Ilochgebirge ausgepflanzt wurden, wo nun Hasskarl die Kultur begann.
Mitten in den anstrengenden Arbeiten erhielt der Aermste die furchtbare Nach-
richt, dass an demselben 4. December. an welchem er in Macassar landete,
das Schiff Hendrika. wehTies seine Frau und seine vier Kinder zu ihm nach
Java tragen sollte, noch angesichts der holländischen Küste vor Amsterdam
mit Mann und Alans gesunken war, ohne dass auch nur eins der 300 Menschen-
leben, die an Bord waren, gerettet werden konnte. Die Aufregung und Strapazen
in Peru, die Anstrengungen in den Kulturarbeiten auf Java, vereint mit dieser
fürchterlichen Botscdiaft. warfen Hasskarl nieder, und halb sterbend trug man
ihn aus dem grossen Hospital zu Weltevreden auf einen nach Europa heim-
kehrenden Dampfer. Die Seeluft wirkte abermals segensreich auf den Kranken,
2IO Justus Karl Hasskaii.
der im October 1856 wesentlich gebessert in Europa eintraf, wenn er auch
noch lange leidend blieb. In Java hatte inzwischen sein deutscher Kamerad,
Dr. Junghuhn, es verstanden, sich in Hasskarls Stelle zu drängen und den in
der Ferne Weilenden von Grund aus zu verlästern, sodass der Minister Hasskarl
die Wahl stellte, nach Java zurückzukehren und die Kulturen wieder zu über-
nehmen oder aus dem Dienste zu scheiden. Da seine zerrüttete Gesundheit
eine Rückkehr in die Tropen für lange Zeit verbot, nahm Hasskarl seinen
Abschied und erhielt als »Ehrenpension« das Spottgeld von looo
Guld. holl. = 1700 Mark etwa! das war der Lohn für all' die Arbeit, all' das
Elend, das er durchgemacht und dafür, dass Holland jetzt jährlich Millionen
Reingewinn aus den Chinakulturen zieht! Der gutmütige Deutsche hatte eben
wieder einmal aus Menschenliebe dem schlauen Händler die Kastanien aus dem
Feuer geholt. Zu allem Ueberfluss musste Hasskarl vor Erhalt der Pension
noch für sich und seine Rechtsnachfolger feierlich allen Ansprüchen entsagen,
die etwa einmal auf die Erträge der Chinakulturen von ihnen hätten erhoben
werden können. Allerdings hatte er schon als Anerkennung das Ritter-
kreuz des niederländischen Löwenordens und später sogar das Kommandeur-
kreuz der luxemburgischen Krone erhalten.
Tief gekränkt liess sich Hasskarl in Königswinter am Rhein nieder und
übersiedelte dann seiner Frau zu Liebe, er hatte inzwischen Julie von Meden-
bach, die Schwester seiner ersten Gattin, heimgeführt, in die Nähe der
holländischen Grenze nach Cleve am Rhein, wo er sich ein behagliches Tusculum
schuf, in dem er unermüdet seinen botanischen Arbeiten oblag. LTnmittelbar
nach dem Einzug in Cleve ernannte ihn die Universität Greifswald am
20. December 1858 honoris causa zum Doktor der Philosophie, eine Ehren-
bezeugung, die ihn allen Undank Hollands verschmerzen liess. 1855-56 hatte
er in Hookers Journal of botany, in der Regensburger Flora und im Nederlandsch
Kruidkundig Archief der kgl. Akademie te Amsterdam kleinere Arbeiten ver-
öffentlicht; dann erschien seine Retzia sive Observationes botanicae und
die beiden ersten Bände des grossen Werkes: Filices javanicae, und in der
Bonplandia der Hortus bogoriensis descriptus, wofür ihm dieLeopoldinische.
-Vkademie unter Verleihung des Namens Retzius zum Mitgliede ernannte.
Das Stillleben in Cleve, wo in einer durch keinen Schatten getrübten kinder-
losen Ehe die innig waltende Gattin alle häuslichen Sorgen allein übernahm
und dadurch LIasskarl das vollständige Aufgehen im Studium seiner geliebten
Pflanzen ermöglichte, zeitigte eine grosse Reihe systematischer Arbeiten, vor-
wiegend natürlich die indische Pflanzenwelt behandelnd oder die Spezial-
lieblinge des unermüdeten Forschers, die Commelinaceae und Polygalaceae,
sowie die niederländischen Chinakulturen betreffend. Für letztere beklagte er
^yiederholt, dass durch die Handlungsweise Junghuhns, der Hasskarls erste
Kulturen auf Java anfänglich systematisch ruinierte, um sich später als Retter
hinstellen zu können, England mit seinen Kulturen beinahe Holland den Rang
ablief. Seine That der China-Ausführung und seine fortgesetzten kleinen Be-
richte über diese Kulturen verschafften Hasskarl in weiten Kreisen den Scherz-
namen A^ater des Chinins«, trugen ihm aber auch vielseitige Ehren ein, so von
Frankreich 1864 die grosse goldene Medaille für Akklimatisations-^'erdienste,
und 18Ö7 ebenfalls die grosse goldene Medaille der internationalen Jury der
Industrie-Ausstellung und 1870 von König Wilhelm den Kronenorden.
Der deutsche Gartenhau auf der Weltausstellung zu Chicago etc. 21 1
Hasskarl vermiccl die Utfentlichkeit, nur an den Versammlungen der
deutschen A'aturforscher und Ärzte nahm er regelmässig teil, sonst lebte er,
still arbeitend, seinen lebenden und seinen trocknen Garten (Herbar) pflegend
in seinem von Ruhe und Glück durchstrahlten Heim, bis zum 80. Jahre sich
vollen Wohlseins erfreuend. Dann begann der rastlose Geist nachzulassen,
aber glücklicherweise so allmählich, dass es der liebevollen Gattin gelang,
ilm über seinen Zustand hinweg- zu täuschen. Noch wenige Tage vor seinem
Tode lustwandelte der Greis an der Seite seiner getreuen Lebensgefährtin in
seinem Garten, sich des bei der milden Witterung schon beginnenden Knospens
erfreuend, dann fesselte ihn ein scheinbar leichtes Unwohlsein ans Zimmer
und am 5. Januar 1894, im begonnenen 83. Jahre, schlummerte er friedlich ins
Jenseits hinüber, neben der tieferschütterten Wittwe einen grossen Kreis
trauernder Freunde und den stillen Wohlthäter tief beklagender Schütz- und
Pfleglinge, aber keinen einzigen Feind hinterlassend. Der Gärtnerei war er
während seines langen Lebens stets ein treuer Freund, in den Annalen der
Wissenschaft ist sein Name für alle Zeit feststehend, unendlich glänzender aber
leuchtet er als derjenige eines der wenigen wirklichen Wohlthäter der Mensch-
heit; denn allein Hasskarls uneigennütziger Aufopferung verdanken Fiundert-
tausende rasche Genesung von den Qualen des den Körper zerrüttenden Fiebers,
dessen Frost und Hitze das Chinin brach, welches er der Alenschheit für immer
erhielt.
Der deutsche Gartenbau auf der Weltaussteilung zu Chicago
und Vergleiche mit dem Gartenbau anderer beteiligter Staaten.
\'on Lud wig S chiller.
III.
'ie haben sich nun die F)ahlien bewiesen? Was kann aus ihnen gemacht
werden, sind sie von kommerziellem Nutzen? Mit ruhigem Gewissen
^ '--'v^ kann ich da antworten: »Dahlien sind völlig zwecklos!« Ich habe
zu verschiedenen Zeiten Dahlien gepflanzt; Mitte Mai, Ende Mai und Mitte Juni, und
die am spätesten gepflanzten waren die besten, ja es wäre noch viel besser gewesen,
hätte ich sie erst Mitte Juli gepflanzt. Die zuerst gepflanzten fingen gut an zu treiben,
aber ungefähr fusshoch, hatten sie furchtbar von der Hitze zu leiden, und
blühten nachher nicht ganz so gut, wie die anderen später gepflanzten. Die
ersten Blüten zeigten sich sehr bald, aber dann, als die Hitze so stark war,
hörten sie auf zu blühen, bis sie Mitte September und Mitte Oktober vom Frost
gänzlich zerstört wurden. Ja, wenn man wenigstens noch während dieser Zeit,
d. i. von Mitte September bis Mitte Oktober schöne üppige Pflanzen, die das Auge
erfreuten, hätte haben können, so würde man ja genügend entschädigt werden
für alle Mühe, die man verwendet hat, aber hin und wieder eine Blume an matt
aussehenden Pflanzen vertreibt alle Lust und Liebe, die man zur Weiterkultur
hat. Am besten zeigte sich »Alba imbricata«, die von Brandt, Elbing in den Flandel
gebrachte Zwerg-Georgine. Hatte diese auch et\\^as von der Hitze gelitten, so ist
es doch verschwindend wenig gewesen und der Herbstflor war geradezu gross-
artig, die Pflanzen prangten in einem weissen Blütenkleide, das üppige Grün
2 I 2 Dßr deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc.
harmonierte sehr wohl mit den Avohl geformten weissen Blumen und sie er-
regten die Bewunderung aller Fachleute.
Wesentlich besser zeigten sich die einfachen Dahlien, sie blühten bedeutend
besser denn die gefüllten und zeigten sich auch widerstandsfähiger gegen
Hitze und sonstige Witterungsverhältnisse. Vielleicht lag es bei den ge-
füllten auch an der J^ortenauswahl; die Blüten blieben meistens stecken.
Jetzt kämen nun die Canna zur Besprechung. Keine Pflanze eignet sich
wohl mehr für amerikanische Verhältnisse, wie gerade die Canna, welche von
Deutschland durch 3 Aussteller vertreten war, von denen nur einer, Wilhelm
Ptitzer, Stuttgart, wirklich ausstellungsfähige Ware gesandt hatte. Derselbe
zeigte uns seine wertvolle Neuheit »Germania«. Wertvoll insofern, dass die
Farbe besser ist, wie bei Madame Crozy, während im übrigen keine Verbesse-
rung zu bemerken ist. Alle anderen ausgestellten Canna stehen weit hinter
den amerikanischen Sorten zurück, denn in der Cannakultur stehen die Ameri-
kaner obenan, und leisten wirklich etwas grossartiges. Herr Geheim rat
Wittmack und ich haben oft diese Sachen angestaunt und wir haben uns
gefreut, wie wunderbar die Canna verwertet werden kann, und bis zu welcher
A'ollkommenheit und Prachtentfaltung man es hier durch Kultur bringen kann.
Knollenbegonien haben sich nicht gut bewährt, es war aber auch
zu heiss für dieselben, und hatten auch die Amerikaner hierin wenig gute
Pllanzen aufzuweisen. Wir hatten 3 Aussteller und wurden die Begonien zuerst
in Töpfen kultiviert, später aber, da der Platz in den Häusern anderweitig ver-
wertetet wurde, ins Freie gepflanzt. Während der Hitze blieben dieselben etwas
zurück, entwickelten sich aber bei Eintritt der kühlen Witterung sehr gut und
gaben noch einen schönen Blütenflor. Die Begonia »Bavaria« bewährte sich
gar nicht, sie wollte durchaus nicht wachsen und kam kaum zum Blühen.
Ich hatte dieselben solange im Hause stehen, bis sie etwa fingerlang waren,
pflanzte sie nachher in eine schattige Lage in gute Erde aus, konnte aber
nichts erzielen. Einzelne blühten später, Hessen jedoch kein rechtes Urteil zu
Stande kommen.
Dagegen bewährte sich Rochea falcata sehr gut. Bei Ankunft derselben
hatte ich die grösste Lust, dieselben auf den Komposthaufen zu werfen, pflanzte
sie aber doch noch in eine halbschattige Lage ins Freie. Hier trieben die-
selben neue Blütenstiele und bildeten später einen förmlichen Blütenteppich,
weshalb auch dieselben gar bald einen Abnehmer fanden. Ich glaube, dass
drüben Rochea falcata eine grosse Zukunft hat.
Wie ist Amerika für Sommerpflanzen geeignet? Ich bemerke hierbei, dass
ich nur von meinen Erfahrungen in Chicago spreche und beziehen sich meine
Forteile nur auf diese Gegend.
An Sommerpflanzen standen mir zur Verfügung: Levkojen, Astern, Phlox,
Lobelien (wenn ich letztere hinzurechnen darf) und Zinnien. Im Anfang machten
mir diese Sachen eine ausserordentliche Freude. Sie wuchsen alle so üi^pig,
dass ich schon im stillen die Worte verlachte, die mir von ansässigen Gärtnern
betreffs der Sommerblumen gesagt waren. FJie Levkojen waren Pflanzen, die
zu den schönsten Hoffnungen berechtigten, aber sowie die Hitze kam, hörten
sie auf zu wachsen, einzelne Pflanzen sahen aus, als ob sie zurückwuchsen;
diejenigen aber, die zur Blüte gelangten, waren sehr gut. Hätte ich eine
schattige I,age für dieselben zur \'erfügung gehabt, und sie dorthin gepflanzt,
Der deutsche Gartenhau auf der Weltausstellung zu Chicago etc. 21^
Avas ich wohl kaum gethan hätte, ein ander Mal aber thun würde, so wären
die Levkojen alle grossartig" gewesen. Zwar waren unsere Levkojen auch so
schon die besten, aber sie hätten eben noch besser sein können. Dagegen
waren die Astern sehr gut und lieferten einen vorzüglichen Flor. Die Zinnien
waren mangelhaft in der Blüte, sonst aber gut. Phlox >'Star of Quedlinburg«
war gleichfalls gut, dagegen wollten die Lobelien nicht so recht gedeihen. Ich
glaube, dass, wenn man erst mehrjährige Plrfahrungen in Amerika gesammelt hat,
man es zu glänzenden Resultaten in .Sommerblumen bringen kann. Auch Phlox
decussata ist sehr gut geeignet für hiesige Verhältnisse, wie dieses überhaupt
alle Stauden bewiesen.
Plumulus japonicus var. ist vorzüglich, zeigte sich sehr konstant und
ziemlich üppig im Wachstum, dagegen wollte aus der japanischen Klettergurke
gar nichts werden.
Wenn wir in vorstehendem einen Überblick erhalten haben über das, was
wir im Freien ausgestellt hatten, so wollen wir jetzt einmal daran gehen, unsere
bedeckten Räume näher zu betrachten, und da wir gerade uns bei den Pflanzen
befinden, so können wir wohl die Sämereien etc. bis auf später verschieben.
Da will ich zunächst einige Sachen erwähnen, die ich doch nicht gern
übersehen möchte. P^s sind dies die von Dresden zur Schau gebrachten Rhodo-
dendron und Syringa >AIarly rouge<. Die Rhododendron kamen in gutem Zu-
stande an, die Sorte Prof. Dr. Reichenbach war schon weit vorgerückt und
verlor etwas Laub und auch Blüten, sobald sie in Behandlung genommen wurde.
Die übrigen 4 Sorten bewährten sich sehr gut und namentlich erregte »Helene
Schiffner« wohlverdiente Aufmerksamkeit. Es ist aber auch eine grossartige
Sorte, das eigenartig schöne Alilchweiss und der immense Blütenreichtum machen
sie unstreitig zu der besten je gezüchteten Sorte und der wohlverdiente Preis
ist da natürlich nicht ausgeblieben. Es war eine Freude, dieselbe blühen zu
sehen. Interessant ist mein Resultat, das ich mit Syringa erzielt habe. Die-
selben kamen mit den Rosen in einer Kiste verpackt in unausgetriebenem Zu-
stande hier an und da dieselben nicht in die Kiste gingen, so war der obere
Teil abgeschnitten. Meine Pflicht wäre es nun gewesen, dieselben noch weiter
zurückzuschneiden, um im Herbst eine gut geformte Pflanze zu haben. Ich
kam jedoch zu dem P^ntschluss, dieselben so wie sie waren zu lassen und
pflanzte sie aus, und zwar aus dem Grunde, um den Fachleuten den Wuchs
zu zeigen, denn dieses erschien mir wichtiger. Der Flieder erhielt nun im
Anfang viel Wasser, doch da uns später das Wasser entzogen wurde, so stand
er ziemlich trocken, besonders da der Boden sehr schlecht war. Infolge dessen
machte er nur sehr schwache Triebe und setzte so reichlich Knospen an, dass
ich im Herbst an manchen 75 Blütenknospen zählte. Es ist dies ein Resultat
an dreijährigen Pflanzen gewesen, wie es jedenfalls nicht so oft vorkommt, und
glaube ich auch nicht, dass ein Herausreissen aus der Erde von so ungeheurem
Eintluss auf die Qualität sein kann, da doch bekanntlich in Paris aller Flieder
auf diese Weise getrieben wird.
Das Gesamt-Arrangement auf dem »Wooded Island« hat, soweit ich es
beurteilen kann, einen günstigen Eindruck gemacht. Es wäre wohl schwer
gewesen, dasselbe anders zu gestalten, und ich muss gestehen, dass, wenn ich
dieses Jahr wieder anfangen sollte, ich es genau ebenso machen würde.
(Schluss folgt.)
2 JA Crataegus tanacetifolia (Lam.) Pers. und Cr. Orientalis Pall»
Crataegus tanacetifolia (Lam.) Pers. und Cr. Orientalis Pall.
Ahh. 40.
bwohl von Herrn Professor Haussknecht, dem vorzüglichsten Kenner
orientalischer Flora, bereits vor vier Jahren in den »Mitteilungen des
botanischen Vereins für Gesamtthüringen«') aufs ausführlichste klar-
gelegt worden ist,' welcher Crataegusart allein der Xame »tanacetifolia <
zuerkannt werden darf, so herrscht trotzdem unter den deutschen Dendro-
logen, denen diese Frage in hohem Grade von Interesse sein dürfte, noch
der gleiche Irrtum wie zuvor, und es ist anzunehmen, da neuere hervor-
ragende dendrologische Werke gar keine Xotiz von genannter Abhandlung
genommen haben, dass den Herren Dendrologen diese Publikation gar nicht vor
Augen gelangt ist.
Wenn ich mir erlaube, behufs weiteren Bekanntwerdens dieses von Pro-
fessor Haussknecht gelieferten Nachweises das Wort zu ergreifen, so mag dies
darin gerechtfertigt erscheinen, dass es mir beschieden war, auf meiner ersten
asiatischen Reise 1889 den wirklichen, lange verschollenen und verkannten
Crataegus tanacetifolia (Lam.) in seiner Heimat, und zwar an dem klassischen
Standorte Tourneforts, welcher denselben im südlichen Pontus vor nunmehr
193 Jahren entdeckte, wieder aufzufinden und reichliches Quantum gutgereiften
Samen für unsere Gärten mitzubringen.
Crataegus tanacetifolia (Lam.) und Crataegus Orientalis Pall. sind zwei so
gut geschiedene Arten, die sich nie und nimmermehr unter einer Art ver-
einigen lassen, auch nicht derart, dass die eine der anderen Art als Subspecies
oder Varietät untergeordnet werden könnte. Wenn letzteres häufig von hervor-
ragenden Forschern geschah, so ist allein darin der Grund zu finden, dass
weder ein De CandoUe, Grisebach und Boissier, noch ein C. Koch, Lauche
und andere die eigentliche tanacetifolia gekannt haben, welche anno 1702
durch Tournefort nach Paris eingeführt, A'on da wohl verbreitet, bald aber
höchst selten wurde. So unterscheidet Smith in Prodr. flor. Graec. eine tana-
cetifolia b. Orientalis als häufig auf dem Athos etc., und Alton in Hort. Kew.
lässt wiederum diese Varietät fallen, giebt aber M. tanacetifolia nach Smith in
Griechenland an. — Dass die griechische »tanacetifolia«, so auch die Pflanze in
Grisebachs Spicileg I. p. 88, auch nur typische Grat. Orientalis Pall. ist, davon
konnte ich mich an Ort und Stelle (auf dem Athos und Hipsariongebirge der
Insel Thasos anno 1891) überzeugen, ebenso wie die vom benachbarten bithy-
nischen Olymp von mir (anno 1886) gesammelte Pflanze hierhergehört. — Da
sich De CandoUe der Ansicht Smiths anschliesst, so erscheint es mindestens
höchst zweifelhaft, dass auch diesem Autor eine echte Pflanze vorgelegen haben
mag. Was jetzt allgemein in den dendrologischen Sammlungen und Baum-
schulen als C. tanacetifolia und Orientalis kultiviert wird, ist eben ein und
dieselbe C. Orientalis Pall., wie sie in Kochs Dendrologie (I. jd. 1Ö3 — 164) oder
E. Koehnes (1893 p. 241 als C. tanacetifolia DG) beschrieben ist. Die Kochsche
»C. tanacetifolia« ist nichts als eine etwas verkahlende Form der C. Orientalis
mit mehr keilförmigem Blattzuschnitt und gelben Früchten; er selbst bekennt,
dass ihm oft Fälle vorgekommen sind, wo ihm die Unterscheidung beider Arten
fast gar nicht möglich war.
*) Enthalten in Mitteilung der geogr. Gcselisch. in Jena i8qo.
Abb. 49.
la und ib. Crataegus tanacctifolia (Lam.) vom Sana-dagh (Kleinasien). 2. Juli 1889.
2a und 2b. Dieselbe nach Tourneforts Original-Abbildung.
3a und 3b. Crataegus Orientalis Fall. Amasia in Kleinasien.
Gesammelt und gezeichnet von J. Bornmüller.
2 1 (5 Crataegus tanacetifolia (Lam.) Pers. und Cr. Orientalis Pall.
Was ist nun die echte C. tanacetifolia? Diese Frage konnte nicht schla-
gender als durch Neueinführung der in Anatolien heimischen Pflanze gelöst
werden.
Es war der lOoo m hohe Schluchten- und M'aldreiche Sana-dagh, dem ich,
von Amasica kommend, einen mehrtägigen Besuch abstattete. Hier, auf dem
ersten Plateau, einem Bergsattel bei 1200 m Seehöhe, angelangt, lenkte ich
eben (2. Juli) meine Schritte resp. die meines keuchenden Rössleins einem ab-
seits vom Wege stehenden schattenspendenden Baume zu. Ich hielt denselben
von ferne für eine Pirus elaeagrifolia Pall., die hier in jenen Gebirgen sehr
häufig ist, und gedachte hier eine kurze Mittagsrast abzuhalten, bevor die letzten
400 Meter steilaufsteigenden Gebirgshanges erklettert werden sollten. Welch
Erstaunen aber, als die vermutliche Pirus sich sofort als eine mir ganz fremd-
artige, anscheinend neue Crataegusart entpuppte, welche von der selbigen Tags
häufig gesehenen C. Orientalis grundverschieden war. Leicht waren frische
Zweige der C. Orientalis beschafft, und der Vergleich ergab nun zwei merk-
würdig differierende Arten. Während bei Grat. Orientalis Pall. die Blätter
dicht-weich-grauhaarig sind, die jungen Triebe deutlich weissh aarig schimmern,
die Blattabschnitte an der Spitze mit einigen tiefen Zahneinschnitten versehen,
und die Kelchzipfel sowie Bracteen meist ganzrandig sind, waren bei der mir
neuen Art (Grat, tanacetifolia) folgende augenfällige Merkmale zu konstatieren:
die Bekleidung von Blatt und Stengel war total verschieden, erstere von dunkel-
grünem Aussehen, kurzhaarig, die Zweige rotbraun und selbst die jungen Triebe
nur schwach grau; am merkwürdigsten erschienen die Blattabschnitte, die ihrer
ganzen Länge mit vielen kleinen (S— 20) Sägezähnen, deren Spitzen in eine
schwielige Drüse enden, versehen sind. Ganz abnorm sind die in feine Zipfel
und Franzen gespaltenen Bracteen und Kelchzähne (jeder wiederum mit der
schwieligen Drüse versehen), die lebhaft an die gewisser Hypericum-Arten
erinnerten. — Weiter auf die Frage an Ort und Stelle einzugehen, war nicht
geboten, auch andere interessante Funde verdrängten bald mein lebhaftes In-
teresse, das dieses Gehölz momentan in Anspruch genommen hatte; jetzt
wurden Pressen von den Pferden geladen und reichlich, wohl gegen 80 Exem-
plare, um alle grösseren Museen damit zu beglücken, eingelegt. Selbigen
Tags begegnete ich noch häufig diesem interessanten Azarolbaum, auf der Höhe
des Berges in Kieferwaldungen bei löoo m auch noch in voller Blüte, wo er
meist mit G. Orientalis gesellschaftlich auftrat. Es sei bemerkt, dass die dem
G Orientalis oft sehr ähnliche Grataegus Azarolus L. gleichfalls in jenem Ge-
birge zu Hause ist, so wie eine anno 1890 von mir dort entdeckte neue Art
aus der Verwandtschaft von Grat, lagenaria F. et. M. (C. orthosepala Ilsskn. und
Born., charakteristisch durch die schmal-walzenförmigen Früchte und die auch
bis zur Fruchtreife aufrechten Kelchzipfel), von welcher keimfähige Samen
leider nicht zu beschaffen Avaren.
Im Oktober 1889 nach Europa zurückgekehrt, übergab ich auch den frag-
lichen Grataegus Herrn Prof. Ilaussknecht, welcher ihn einer kritischen Prüfung
unterzog und ihn als eine von allen beschriebenen Arten durch die schwieligen
Drüsen der zahlreichen kleinen Zähne der Blattabschnitte ausgezeichnete Art
erkannte. So wurden diese Exemplare unter dem bezeichnenden Xamen Gra-
taegus callidens Hsskn. und Bornm. von mir ausgegeben. (Exemplare hiervon
liegen u. a. auch im botanischen Museum. Berlin).
Crataegus tanacetifolia (Lam.) Pers. und Cr. Orientalis Pali. 2 17
Erst ein halbes Jahr später, als ich mich schon längst wieder im Innern
Kleinasiens befand, auch mehrfach jener Crataegus begegnet war, stiess Herr
Professor Haussknecht auf eine Abbildung, die er in Tourneforts Beschreibung
einer Reise in die Levante, Band III tab. 43. a. 1777« vorfand und auf den ersten
Blick als die pontische Crataegus erkannte. Jene Abbildung, die weder von
C. Koch noch Boissier citiert worden ist, ist mit der Phrase versehen:
»Mespilus Orientalis Tanaceti folio villoso, magno fructu pentagono, e viride
llavescente«. Die Lokalität Tourneforts stimmt mit der meinigen überein.
Tournefort kam aus Armenien von Erzerum und ging mit seiner Karawane über
Tokat (28. September 1701) nach Angora, ohne Amasia zu berühren, welches
eine Tagereise entfernt rechts am Wege liegen blieb.
Ausser der Zeichnung in Tourneforts Werke liefert die dazu gegebene Be-
schreibung genügendes Beweismaterial; nur die wichtigsten .Stellen seines
Wortlautes mögen hier Platz linden:
25. September 1701. »Auf diesen Gebirgen (vor Tokat) wachsen schöne
Azarolbäume (Mespilus). Einige derselben sind so gross wie die Eichen. Ihr
vStamm ist mit einer rissigen und grau-lichten Rinde bedeckt .... Die Blätter
stehen büschelweise beisammen .... sind blassgrün glänzend, auf beiden
Seiten etwas haarig, insgemein bis an die Rippe in drei Teile geschnitten,
welche Teile an dem Rande sehr fein gezähnt und den Rainfarnblättern
sehr ähnlich sind. Derjenige Teil, welcher am Ende der Blätter steht, ist
abermals in drei Teile geschnitten . . . Die Früchte sehen kleinen Aepfeln
gleich, von 1 Zoll Durchmesser . . . sind haarig, blassgrün, in das Gelbe fallend
und haben einen Nabel, von welchem 5 Blätter in die Höhe steigen, die wie
die Blätter des Baumes gezähnt sind'.« »Die andere Gattung des Azarol-
baumes hat rote Frucht . . . .« und damit beschreibt er ausführlich
C. Orientalis Pall. mit »haarigen auf beiden Seiten wolligen Blättern und
roten Früchten.«
In Abbildung 4g giebt No. 1 einen Zweig mit halbausgewachsenen
.Scheinfrüchten von Crat. tanacetifolia (Lam.) vom Sana-dagh bei Amasia, No. 2
die reife Frucht und Blatt, Copie der Tournefortschen Abbildung, No. 3 Crat.
Orientalis Pall. Blatt. (Sana-dagh.)
Was die Namenklatur betrifft, so ist (cnf. Flaussknecht loc. cit.) Lamarck*),
nicht Poiret, wie allgemein gebräuchlich ist, anzunehmen, da die ersten vier
Bände der Encyclopaedie von Lamarck (1783 — 1797) verfasst sind und nicht von
Poiret, welcher von da an das Werk fortsetzte. Persoons geringes Verdienst ist es,
diese Art den Crataegus-Arten eingereiht zu haben. »Crat. tanacetifolia (Lam.)
Pers.« würde also die korrekteste Schreibweise sein.
Verbreitet ist diese Art im westlichen Pontus und Paphlagonien, wo ich
sie am Yildiz-dagh bei Tokat und Siwas, auf dem Sana-dagh, Abadschi-dagh
und Ak-dagh bei Amasia, ferner im Ilkas-dagh bei Tossia in Paphlagonien (1890)
antraf. An letztgenanntem Orte wurde sie auch das Jahr darauf vom Botaniker
Sintenis wiederaufgefunden, im Verein mit C. Azarolus und C. Orientalis, deren
Verbreitungsgebiete unvergleichbar grössere sind.
Der einheimische Name von C. tanacetifolia ist Sary aludsch (»gelbe«),
der von C. Orientalis Kirmisi aludsch (»rote«); wo nur eine Art auftritt, ist
*) Lamarck. Encyclop. tom. IV pag. 440. (1797.)
2i8 Crataegus tanacetifolia (Lam.) Pei-s. und Cr. Orientalis Fall.
Aludsch allein gebräuchlich. Die Armenier und Türken bezeichnen die Früchte
als wohlschmeckend; schon Tournefort berichtet, dass seine Leute »nicht nur
viele von den Früchten assen, sondern auch ihre Quersäcke damit anfüllten. '<
Beide Crataegus-Arten trifft man meist an freigelegenen Plätzen, selten
unter 1200 Meter Meereshöhe; in höheren Lagen flüchten sie sich an offene
Stellen der Kiefernwaldungen, denen häufig Juniperus excelsa MB. und Juniperus
Oxycedrus L. untermischt sind.
Im Anschluss daran mag noch folgende kleine Aufzählung der dortigen
Gehölzflora hier am Platze sein. Die freiliegenden Hochgebirgshalden beherrscht
Juniperus nanaW. und J. foetidissima W. in niederliegender Zwergform, auch
Pinus Laricio Poir. tritt hier noch auf, während Pinus Brutia Ten. nur die warmen
Schluchten bewohnt, wo mannshohe Ephedra-Sträucher (E. Nebrodensis Tin.)
heimisch sind. Abies Nordmanniana Stev. ist mir in jenem Gebiet nur im
Ilkas-dagh in Paphlagonien und in grossartigen Waldungen auf dem bithynischen
Olymp in früheren Jahren (i88ö) begegnet. Letztgenannter Platz ist der östlichste
bekannte Standort, denn auf den Inseln (Thasos. legi 1891) sowie auf dem
Athos und thessal. Olymp wird diese Edeltanne durch die am Zapfen sehr
leicht erkennbare Abies ApoUinis Link vertreten. — Die wichtigsten Laub-
bäume jenes Gebirges sind folgende: Acer Llyrcanum Fisch., Evonymus latifolia L.,
Colutea melanocalyx Boiss., Pirus Syriaca Boiss., P. communis (beide ver-
bastardiert=P.Armud Hsskn.&Born.), P. elaeagrifolia Pall., Sorbus Graeca Lodd..
Rosa Anatolica Crep. sp. nov., Cotoneaster pyracantha Sp., Colon, numulariae-
folia F. et M., Spiraea crenata L., Cornus australis C.A.M., Lonicera Etrusca
Santi, L. Orientalis Lam,, Vaccinium Arctostaphylus L., Rhododendron flavum
Don (beide an Nordabhängen), Arbutus Unedo und A. Andrachne L. (warme
Felsschluchten), Ilex Aquifolium L., Fraxinus oxyphylla MB.. Jasminum
fruticans L., Periploca Graeca L. (an Flussdickichten), Hippophae rhamnoides L.
(Fels-Plätze), Juglans regia L., Platanus Orientalis L. (Gebirgsbäche), Fagus
silvatica L. (Hochgebirge) zusammen mit Corylus Colurna L., Carpinus
Duinensis Scop, C. Betulus L. — Die Eichenflora ist vertreten durch die
herrliche Ouercus macranthera F. et M., O. Cerris L., O. jDubescens W.,
Q. infectoria Oliv., O. Pfaeflingeri Ky, O. Armeniaca C. Koch, und in Flussthälern
durch O. Haas Ky var. atrichoclados Borb. et Born. Ein herrlicher Strauch ist
die breitblättrige Smilax excelsa L., die leider unsere Winter nicht immer
vertragen wird.
Noch wäre diesen Gehölzen Salix purpurea L. var. amplexicaulis Bory
(als Art) anzureihen, die sowohl im Gebirge, zusammen mit Salix incana Schrnk.,
Salix Caprea L., Salix Medemi Boiss. auftritt und da in merkwürdig breit-
blättrigen Formen vorherrschend ist, während im Tiefland (am Irisflusse bei
Amasia, wo Salis Babylonica L. nicht ursprünglich wild, Salix alba L., die
prächtige weisswollige Salix Bornmülleri Hsskn., S. triandra L. die Ufer be-
kleiden) diese Varietät der Purpurweide alle Uebergänge zum Typus aufweist.
Diese Weide, die jetzt gerade gar zu viel von sich reden macht, obgleich solche
Formen auch in Deutschland (Nordthüringen) aufgefunden sind, entdeckte ich
für Kleinasien zuerst im Jahre 1880 bei Brussa am Fusse des bithynischen Olymps
und habe s. Z. Gelegenheit genommen, in der Österreich, botanischen Zeitschrift
(1888 XL p. 397— 398) meine Meinung abzugeben, die ich noch bis heute behaupte.
Wie ich mich kürzlich im National-Arboretum zu Zöschen, dieser Metropole
Bericht über die vom Gartenbau-Verein zum Versuch etc.
2 IQ
aller neueren hervorragenden dendrologischen Einführungen, mit Freuden
überzeugen konnte, sind aus den Herrn Dr. Dieck übergebenen Samen eint-
stattliche Zahl kräftiger junger Ptlanzen hervorgegangen, die auch das Entzücken
des grossen Kultivators sind. Demnächst wird wohl auch Crat. tanacetifolia
(Lam.) Vera! in dem umfangreichen Neuheitenkatalog erscheinen und den Erweis
bringen, ob von jener ursprünglichen Tournefortschen Einführung her, die einst
vor fast zwei Jahrhunderten im Jardin des plantes dem Samen entsprossen war,
noch Überbleibsel der alten guten Art in unseren Geholzsammlungen vor-
handen sind oder nicht.
Jos. Bornmüll er, Weimar, 2O. Februar 1894.
Bericht über die vom Gartenbau-Verein zum Versuch erhaltenen
Samen pro 1893.
\'()n E.
1 . R a d i e s . lange weisse Treib-. Macht
grosses Laub wie ein vSommerrettich
und wird sehr gross, so dass sie
auf den Xamen eines Treib-Radies
keinen Anspruch machen kann.
3. Spinat de Gaudry, bekannte gute
.Sorte.
3. ^' Viroflay, der vorigen ganz
ähnlich.
4. » Hennings Cotillon, macht
sehr grosse Blätter und ist
aus diesem Grunde sehr
zu empfehlen.
5 . lU u m e n k o h 1 Choulleur Eenormand
ist sehr niedrig, wie Haages
Zwerg, aber nicht besser.
6. » Wiener, früher, hat keine be-
sonderen Vorzüge.
7. Kopfkohl, schwarzer Utrechter
ist schön dunkelrot und gross.
8. » Amager, bekannte frühe Sorte,
war auf dem Rieselfeld besser
als auf gewöhnlichem Lande.
9. >■■ Hennings frühestes verbess.
Wiener Kraut ist eine frühe
niedrige Sorte, mit mittel-
grossen Köpfen.
10. Wirsing, Oberrader, eine schöne
krause Sorte, die ziemlich
grosse Köpfe macht, zu em-
pfehlen.
Dressier.
! 11. Wirsing, Hennings verbesserter
früher glatter Wiener ist ein
schlechter Wirsing und auch
kein guter Weisskohl, nicht
kraus, spitzköpfig.
12. » Grasshofs allerfrühester weisser
runder Hartkopf, war irrtüm-
lich als Wirsing bezeichnet,
ist ein schöner niedriger und
grosser Weisskohl.
13. Kohlrabi, Hennings früher blauer
Wiener, ein schöner blauer Kohl-
rabi, der sehr grosse Knollen macht.
14. Porree perpetuel, war etwas spät
ausgesäet. und hat sich nicht so
entwickelt, dass darüber dies Jahr
ein Urteil abgegeben werden kann,
ebensowenig darüber, wie der Er-
trag im nächsten Jahre sein wird.
15. Sellerie, Hennings Triumpf, wie
beim Porree zu spät ausgesäet, und
daher keine Yorzüge zu verzeichnen.
16. Kohlrübe, Drontheimer, hat sich
hier nicht bewährt, trotzdem ich
sie in Blankenburg als eine em-
pfehlenswerte Sorte kennen gelernt
hatte.
17. Gurke, Pariser Trauben, trägt voll
und ist etwas länger als die
Russische Trauben-Gurke.
18. » Hennings ertragsreichste Frei-
220
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
land hat sich durch nichts
ausgezeichnet.
](;. Gurken. Hennings Freiland-Xeu-
heit; habeauchbei dieser Sorte
keine Vorzüge A"or anderen ge-
sehen.
20. Runkeln (weisse), gelbe A'erbess.
walzenförmige Riesen und
21. >' rote verbess. sind zwei sehr
empfehlensw. Sorten, welche
einen 1)edeutend hr)heren Er-
trag liefern, als gewühnli(-he
walzenförmige.
22. Erbsen Scharpers allerfrüheste
grüne (v. Kaiser) und
23. ' Scharpers allerfrüh. weisse
(y. Pabst) sind zwei gute
Erbsen-Sorten, jedoch beson-
dere Eigenschaften, die ihren
:Vnbau als wünschenswert er-
scheinen lassen, sind nicht
bemerkt worden.
24. > Grasshofs neue allergrösste
vollste Türken-Säbel hat sehr
grosse lange vSchoten, em-
pfehlenswert.
25. inätterkohl (mooskrauser) ist
wirklich ein extra fein- und dicht
gekrauster Kohl, und kann zum
weiteren Anbau empfohlen werden.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Begonia semperflorens atropurpurea. Teppich-
königin (Pf ister).
Lobelia Zwergkönigin (Hoitmann).
Von der Firma Daiker & Otto in
Lanfenweddingen kommt zur Jetztzeit
eine Neuheit für Teppichbeete in den
Handel, auf die ich Liebhaber hiermit
aufmerksam machen möchte. Es ist
dies die Begonia semperflorens atro-
purpurea »Teppichkönigin«. Dieselbe
stammt aus einer Befruchtung der
Begonia Vernon und Begonia Schmidti
hybr. rosea, die im Jahre i8q2 vor-
genommen ist, hat den denkbar nie-
drigsten Wuchs und wird nicht höher
wie Alternanthera amoena spectabilis,
selbst unter Glas bleibt sie niedriger
als irgend eine Alternanthera. Die
Pflanze verzweigt sich ungemein
reichlich, d. h. aus dem Wurzelstock
treiben eine Masse junger Triebe her-
vor, so dass sie aufs leichteste und
schnellste vermehrt werden kann.
Blatt- und Blütenfarbe ist wie bei
Begonia Vernon, man könnte die
Pflanze überhaupt als eine Begonia
\'ernon en miniature bezeichnen. Sie
ist von reizendem l^ffekt und eignet
sich so gut wie Alternanthera zu
Teppichbeeten.
Eine weitere schätzenswerte, für
Teppichbeete unentbehrliche Neuheit,
die von oben genannter Firma zum
Angebot gelangt, ist die Lobelia
>^ Zwergkönigin«. Das Laub derselben
ist weissbunt, der junge Trieb er-
scheint gelblich weiss, besonders im
Sommer tritt die Aveissliche Färbung
recht lebhaft hervor. Ganz niedrig
bleibend, breitet sie sich wie Mentha
kriechend, moosartig und wurzel-
schlagend über der Erde aus. Die
höchste Höhe, welche sie erreichte.
war 6 cm, die Blumen mit inbegriffen,
welche sich über die Pflanze nicht er-
heben, sondern dicht auf dem Laube
aufliegen. Die Blüten erscheinen nicht,
wie bei anderen Lobelien, in einer ge-
wissen Hauptblütenperiode massenhaft,
um dann später wieder nachzulassen,
sondern vielmehr blüht die Pflanze
regelmässig und gleichmässig stark
den ganzen Sommer hindurch, dabei
sind die Blumen locker über der
ganzen Pflanze verteilt und lassen
überall das helle Laub durchblicken.
Kleinere Mitteilungen.
212 1
.Sie bedarf durchaus keines Schnittes,
bleibt immer gleich niedrig und
breitet sich nur seitwärts aus. Alle
diese guten Eigenschaften ermöglichen
dieser Lobelia einen Platz auf den
feinsten, niedrigsten Teppichbeeten.
Die Blumen sind blau mit weissem
Stern und bilden mit dem weisslich-
schimmernden Laub einen schönen
Farben-Kontrast.
Louis 11 aase in Langen weddinuen.
Kleinere Mittheilungen.
Nochmals der getriebene Flieder von Fr. Harms-
Hamburg.
Beifolgend sende aufihren Wunsch zur
Versammlung am 39. März noch etwas
Flieder, wie ihn das lebhafteOstergeschäft
noch zurückhalten liess. Der gefüllte ist
meistens geräumt, als Probe sende
einige Nachzügler, auf die keine Sorg-
falt verwendet wurde. Die meisten
Blumen sind von Pfröpflingen, die mit
Knospenreisern Anfang Februar ge-
pfropft sind; einige, wie Mme. Lemoine,
bilden einen kleinen Teil der grossen
llaupt-Risi^e, auch haben die Einzel-
blüten nur etwas über halbe Normal-
grüsse. Die betreffende Pflanze war
schon zu den abgeernteten gestellt und
weniger aufmerksam behandelt, ge-
MHSsermassen vernachlässigt. Charles X,
frisch, gut rötlich gefärbt, ist leider
gänzlich geräumt, habe etwas hell-
überhauchten beigefügt. Dieser, sowie
Marly rouge, weiss, ist von den letzten,
weniger kräftigen Pflanzen geschnitten,
da die gute Ware zu früh geräumt
war und nicht ausreichte.
Der Marly rouge ist ca. 10 Tage
dunkel getrieben, dann massigem Lichte
ausgesetzt. Ich muss mein Urteil,
welches dem der meisten hiesigen Kon-
sumenten desselben, der Blumenläden-
Inhaber, entspricht, auch heute noch
voll und ganz aufrecht erhalten und
Herrn Lackner entschieden wider-
sprechen, dass dieser Flieder, der
Marly, eine ausgezeichnete Verkaufs-
ware repräsentiert, dass nur mit diesem
ein grosses, auch lohnendes Geschäft
zu machen ist; ja, dass er zu manchen
Bindereien etc. sogar bei weitem
passender, also schöner, ist als Ch. X-
Flieder, der doch immer etwas plumper
erscheint; der Marly dagegen ist durch
seine leichte, gefällige zierliche An-
ordnung der einzelnen Rispenteile zu
Sträussen (Ansteck-) u. s. w. geradezu
wie geschaffen. So wie Theerosen,
wenn auch leicht gefüllt, sich für
manche Bindereien besser eignen, als
Paul X^eyron, Baronne de Rothschild,
Ulrich Brunner etc., zu den meisten
Orchid_een- Arrangements neben den
kompakten grösseren Sorten, wie Catt-
leyen etc., die zierlichen, leichter ge-
formten Arten sehr erwünscht sind,
so nimmt man hier mit Vorliebe auch
schönen Marly-Flieder zu vielen Sachen
und würden die Berliner Blumenhändler
sich fast ein Armutszeugnis aus-
stellen, wenn sie behaupten, dass
Marly-Flieder, wie beifolgende Ware,
unverwendbar oder minderwertiger
für viele vSachen sei, denn Ch.X.-Flieder.
Über Rentabilität lässt sich streiten;
dies ist eine Frage, die auf ein anderes
Feld gehört und die nicht mit einigen
Worten erschöpfend zu erledigen ist.
Fr. Harms.
In der Versammlung des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues am
29. März, wo dieser Flieder vorgezeigt
222
Litteratur.
und das obige Schreiben des Herrn
Harms nebst dem in Heft 7 Seite 190
abgedruckten verlesen wurde, drückte
Herr Gartenbaudirektor Lackner seine
Freude darüber aus, dass Herr Harms
der Fliedertreiberei so ergeben sei
und sie so zu verbreiten suche. Er
würde sich freuen, wenn er auch solche
finanziellen Resultate erzielen könnte;
Herr Harms nähme von 1 qm Marly-
Flieder 50 Alk. in 3 1 Tagen ein. Wenn
ich, sagte Herr Lackner, meine Häuser
auf 300 qm nutzbare Fläche anschlage,
so kämen in einer Treibperiode von,
6 Monaten 120000 Mark heraus oder
monatlich 20 000 Mark.
Was die Frage zwischen Marly und
Charles X. anbetrifft, so wissen wir
alle, dass Marly-Flieder in imgeheueren
Massen von Paris hierher geschickt
wird, wohl 5 mal soviel, als in Berlin
Flieder gezogen wird, unbekannt ist
der Marly-Flieder den Berliner Bindern
garnicht. Wenn ich aber Marly und
Charles X. neben einander habe, so
bekomme ich dasDoppelte für Charles X.
Im grossen zahlt man hier für 1 Bund
(1 Dutzend) Charles X. - Blütenstiele
ö M., für Marly nur 3 M., und glaubt
man mir dann noch einen besonderen
Gefallen zu thun, dass man sie über-
haupt abnimmt.
Litteratur.
M o n a t s b 1 a 1 1 d e r G c s e 1 1 s c • h a f t f ü r
Heimatkunde der Provinz Bran-
denburg. Herausgegeben vom ^'or-
stande. Berlin bei P. vStankiewicz. Die
Veröffentlichungen dieses jungen Ver-
eins bringen manches interessante für
den Bewohner der Mark und der an-
grenzenden Provinzen. Das uns gerade
vorliegende Heft bringt einen inter-
essanten A^ortrag des Herrn I^r. Bolle
über den Schwan in der Mark, den
Vogel, der dem Landschaftsgärtner bei-
nahe unentbehrlich ist und der Spree
und Havel ihr eigentümliches Gepräge
verleiht. Tr.
Dr. Ed. Lucas, Vollständiges
Handbuch der Obstkultur, III. Auf-
lage, bearbeitet von Fr. Lucas, Direktor
des pomologischen Instituts zu Reut-
lingen. Stuttgart. Eugen Ulmer. M (>.
Das bekannte Werk Dr. Ed. Lucas' er-
lebt in diesem Jahre seine dritte Aut-
lage, der beste Beweis für die \'or-
trefflichkeit des Werkes. Das Buch ist
wohl so allgemein bekannt, wenigstens
sollte es bei den Interessenten bekannt
sein, dass wir zum Lobe und zur Iim-
pfehlung desselben nicht nötig haben,
viele Worte zu verlieren.
Eine A'^eränderung hat die dritte Auf-
lage dadurch erhalten, dass auch der
Theorie ein wichtiger Platz eingeräumt
wurde, so dass dem gebildeten Gärtner
und Gartenfreund ausser der Praxis
auch interessantes für Geist und Gemüt
geliefert wird. Das Werk ist allseitig
so durchgreifend bearbeitet und alles,
was für die (3bstzucht und ihre Folgen
nötig ist, so vortrefflich erwogen, dass
man das Buch allen Kreisen der Gärt-
nerei und Landwirtschaft als ein vor-
zügliches Handbuch in engem Rahmen
bestens zu recht ergiebigem Gebrauch
empfehlen kann. Das Werk zeichnet sich
besonders auch durch die guten Zeich-
nungen, welche den verschiedenen
Zweigen des Obstbaues, den Frucht-
arten, den Freunden und Feinden der-
selben, den Dörr- und Trocken-Ap-
paraten, Obstverpackungen u. s. w.
beigegeben sind, sehr verteilhaft aus.
Papier und Druck sind ohne Tadel
und der Preis für jedermann er-
schwinglich. C. Mathieu.
Sprechsaal.
223
Vilmorins Blumengärtnerei. Be-
schreibung, Kultur und Verwendung
des gesamten Pflanzenmaterials für
deutsche Gärten. Dritte, neubearbeitete
Auflage, mit looo Holzschnitten im
Text und 400 bunten Blumenbildern
auf loü Farbendrucktafeln. Unter Mit-
wirkung von A. Siebert, Direktor
des Palmengartens zu Frankfurt a. M.,
herausgegeben von A. Voss in Berlin;
früher Instituts-Gärtner in Göttingen.
Berlin, Verlag von Paul Parey, Ver-
lagshandlung für Landwirtschaft, Gar-
tenbau und Forstwesen, SW., lo Hede-
mannstrasse. 1894.
Endlich ist das 1. Heft dieses seit
mehreren Jahren vorbereiteten Werkes
erschienen!. Wer, wie wir, Gelegenheit
hatte, die Sorgfalt und Gründlichkeit
zu beobachten, welche die Herausgeber
beim Zusammentragen des zerstreuten
Materiales entwickelten, der musste von
vornherein etwas Gutes erwarten, und
wir sind nicht getäuscht. Von dem
ursprünglichen Werk ist wenig mehr
als der Name imd viele Clichcs ge-
blieben; während früher nur die Blumen
des freien Landes aufgenommen waren,
sind jetzt auch die des Kalt- und Warm-
hauses hinzugekommen und was ganz
besonders hervorzuheben, ausser vielen
neuen Textabbildungen (im Ganzen
1000 Abb.) auch Farbentafeln, von
denen 100 erscheinen sollen, auf denen
400 der wichtigsten Blumen dargestellt
sind.
Das Buch ist in erster Linie für
Gärtner und Laien geschrieben, aber
nicht in der hergebrachten Weise alpha-
betischgeordnet, sondern nach Familien,
und um zu finden, zu welcher Familie
eine Ptlanze gehört, ist ein ganz eigen-
artiger Schlüssel aufgestellt, der für
Laien wohl praktisch erscheint; man
kann darnach auch ohne Blüten be-
stimmen. — Ebenso findet sich ein
Schlüssel am Kopf jeder Familie und
jeder Gattung, der schliesslich auf die
einzelnen Arten oder doch wenigstens
Gruppen von Arten führt. Die Kultur
ist überall angegeben. Im zweiten
Teile soll das Allgemeine folgen. Im
Ganzen sollen 100 Druckbogen in
50 Lieferungen ä i Mark vierzehn-
tägig erscheinen. Die erste Lieferung
behandelt besonders die Ranunculaceen.
— Wir werden auf dieses treffliche
Buch, welches gegen 10000 Arten und
Unterarten bringen wird und das jedem
Blumenfreunde willkommen sein muss.
noch öfter zurückkommen. L. W.
Sprechsaal.
Frage 18. Von wo ist behufs Kultur
als Futterkraut Polygonum sachalinense
zu beziehen? Bemerke, das dasselbe
bei Haage & Schmidt in Erfurt nicht
mehr A^orrätig ist, wie mir auf An-
frage erwidert wurde. Es wäre mir
um Samen resp. Wurzelstöcke zu thun.
Pastor Wellmann
in Rörchen hei Königsberg i.' Neumark.
»
A n t w o r t. \^on Herrn Charles Baltet
in Troyes, Frankreich, und Herrn
Pynaert van Geert, Gent. Herrn Baltet
gebührt das Verdienst, im vorigen Jahre
auf die grosse Widerstandsfähigkeit des
Polygonum sachalinense zuerst auf-
merksam gemacht zu haben.
Frage 19. Ich habe in meinem Park
eine lange Allee alter 50 jähriger sog.
Tannen (Fichten), eine Gruppe 22 jähriger
und verschiedene Gruppen ca. 2 m hoher,
(alles Picea exelsa). Seit 5 — ö Jahren
fangen eine nach der anderen an die
Nadeln zu verlieren und sind sie nach
ca. 1)^ Jahren abgestorben; dann werden
rechts und links die Nachbarn be-
fallen u. s. w. ohne gracia in inf. Es
ist ein Jammer um die schönen Anlagen.
Meine bescheidene Anfrage deshalb
richtet sich auf folgende Punkte:
224
Personal-Nachrichten. — Tagesordnung.
a. Ist diese Erscheinung durch Para-
siten hervorgerufen oder wodurch
sonst?
b. Giebt es in Berlin eine Person
(Forstmann?) oder Ort (Pllanzenschutz-
stelle?) die darüber ein sicheres Urteil
abgeben kann?
c. Welche Pflanzenteile wären dahin
einzusenden? vS. in W. W.
Antwort, a. Lässt sich so nicht
sagen, wahrscheinlich durch Chryso-
myxa abietis, Fichtennadelrost.
b. Ja. Professor Dr. Frank, Institut für
Pflanzenphysiologie und Pflanzenschutz
in der Landw. Hochschule, Invaliden-
strasse 42. Siehe Gartenflora Heft 7,
Seite 191.
c. Die Zweige mit Xadeln.
Personal-Nachrichten.
Ernannt: Dr. E. Jost zum ausser-
ordentlichen Professor der Botanik an
der Universität Strassburg. — Professor
Dr. Frederico Delpino in Bologna
zum Direktor des botanischen Gartens
und ausserordentlichen Professor der
Botanik an der Universität Xeapel. —
Professor D. Mattirolo zum Professor
der Botanik und Direktor des botanischen
Gartens in Bologna, desgl. Dr. C.
ÄA'etta an der LTniversität Parma. —
Dr. Casali zum 1. Assistenten in Rom.
Der Kaufmann CarlDippe, Quedlin-
burg, ist zum Königlichen Kommerzien-
rat ernannt.
Dem in der Verwaltung der Kgl.
Ilauslideikommissherrschaft Gramenz
angestellten Gärtner August Reichow
zu Gramenz ist das Allgemeine Ehren-
zeichen verliehen.
Rud. Niemann, 16 Jahre Gehilfe
des ältesten Konservators am Herbarium
des Kaiserlichen botanischen Gartens
hat seinen Abschied genommen und ist
als botanischer Clärtner am botanischen
Garten der Kaiserlichen Universität zu
Petersburg angestellt. — Dr. Robert
V.Regel, seit 1891 als zweiter jüngerer
Konservator am Herbarium des Kaiser-
lichen botanischen Gartens angestellt,
hat seinen Abschied genommen und ist
jetzt Privatdocent an der Universität
Petersburg.
Der 1. Obergärtner Carl Becker im
Geschäfte von Martin Grassholf (Inhaber
Herm. Grussdorf) Quedlinburg, feierte
am 9. April sein 50 jähriges Gärtner-
Jubiläum. Derselbe ist während dieser
50 Jahre immer in demselben Geschäft
thätig gewesen und zeichnete der Verein
zur Beförderung des Gartenbaues dieses
seltene, hocherfreuliche Ereignis da-
durch aus, dass er dem Jubilar durch
Herrn Grussdorf die grosse silberne
Vereinsmedaille mit entsjDrechender
Inschrift überreichen liess.
Herr August Teetz, Berlin, Mitglied
des Vereins zur Beförderung des Garten-
baues, feierte am 11. April sein 25 jähr.
Geschäftsjubiläum.
Tagesordnung
für fle Versammlunö Ö6s Vereins zurBeföräeruiiö des ßartentiaues in öen preussisclien Staaten
am Donnerstag, den 26. April 1894, 6 Uhr
im Königlich botanischen Museum, Grunewaldstrasse 6 und 7 (im botanischen Garten).
Vom April bis August finden die Versammlungen im Königlich botanischen Museum statt.
1. Ausgestellte Gegenstände.
2. L. Wittmack. Obstbau und Obstverwertung in den Verein. Staaten.
3. Etat.
4. Antrag, den Preis des General-Registers für die Abnehmer zu erhöhen.
5. ^Verschiedenes.
Der Gcneral-Sekretiir ist bereit, an Stelle des leider erkrankten Schat;^meisters die Beiträge
vor der Sitzung entgegenzunehmen.
Gartenflora 1894.
Taf. 1402.
,ru
^0sm.' \
PRIMULA CHINENSIS FIMBRIATÄ FILICIFOLIA.
Primula chinensis limbriata „Schwarzauge''.
Von Ermanno Bredemeier-Pallanza.
^'.^"fgirS;^ Hierzu Tatel 1402.
*','ri*^i)l|, ic Chineser-Primeln erireuen sich einer so allgemeinen und berech-
M'^ül' tigten Gunst bei den Blumenliebhabern, dass es nur allzu natürlich
^^^ ist, wenn sich viele Kultivateure sehr ernst mit Vervollkommnung:
der existierenden und mit Versuchen zur Erzielung neuer Varietäten und
äjLJ Formen beschäftigen. Bedeutendes ist denn auch in der verhältnismässig
\lß kurzen Spanne Zeit von ca. 70 Jahren in dieser Hinsicht geleistet worden.
Aus den für jetzige Ansprüche unscheinbaren kleinen ganzrandigen rosalila
Blumen auf langen Stielen sind jetzt kräftige, gedrungene Gebilde geworden.
In grossen Doldenbouquets bis zu 20 cm Durchmesser stehen jetzt die hübsch
gefransten und gewellten grossen Blumen in allen möglichen Farbentönen, vom
reinsten Weiss bis zum feurigsten, sattesten Rot, zartfleischfarbig, hell- und
dunkelrosa, mit und ohne Auge und Schlund. Wie bei den einfachen Petunien
solche durch Auslese erhalten sind, die sich durch einen grossen prächtigen
weissen und goldgelben Schlund auszeichnen (intus alba und intus aurea), so
sind wir auch bei den Chineserprimeln auf dem besten Wege zu ähnlichen
Resultaten. Die von meiner Firma vor drei Jahren eingeführte »Primula chin.
var. Pallanzae«, welche auf der Weltausstellung in Chicago prämiiert wurde,
ist ein grosser Schritt in jeder Beziehung gewesen und von den Amerikanern
als eine ganz neue Rasse erklärt Avorden. In diesem Jahre konnte icli eine
weitere wertvolle Xeuheit dem Flandel übergeben:
»Primula chin, fimbr. Schwarzauge«. Wie der Name sagt und beifolgende
Tafel zeigt, ist der Hauptunterschied dieser Neuheit von allen anderen Sorten
in dem scharf hervortretenden schwarzen Auge jeder einzelnen Blüte zu suchen.
Die Blume von prachtvoller tief purpurroter Farbe besitzt einen intensiven
violett leuchtenden Schimmer mit leuchtendemi goldgelbem Centrum, umgeben
A'on einem fast schwarzen Ringe. Die Stengel sind ebenfalls dunlcelrot, das
Laub farnblättrig stark geschlitzt und steif aufrecht stehend. Die ganze Pflanze
von kompaktem Wuchs ist eine hübsche Erscheinung und diese Neuheit eine
wertvolle Einführung, die sicher wie die »Pallanzaer Primel« allgemeinen Bei-
fall finden wird.
Eduard Ortgies.
S' Hierzu Abbild. 5o.
^''■' duard Ortgies wurde geboren den 19. Februar 182Q in Bremen.
M««^ Auf Wunsch seines Vaters, der als eifriger Blumenfreund einen
W^^^0 grossen Garten besass, erwählte er den Gärtnerberuf und trat am
^jM^""^*^ 1. Alai 1S44 in der grossen Handelsgärtnerei von H. Böckmann in
r'^j Hamburg in die Lehre. — Nach vollendeter 3Jähriger Lehrzeit blieb er
^^ noch bis Ende Dezember 1847 bei Böckmann, durfte dann vor seiner
Rückkehr ins Vaterhaus die bedeutendsten Gärtnereien von Berlin, Potsdam,
220 Eduard Ortgies.
Magdeburg, Leipzig, Dresden, Erfurt und HannoYer besuchen und ging
darauf nach London, wo er am i . Alärz 1 848 bei A. H e n d e r s o n & Cie., P i n e a p p 1 e
Place Nursery, als Gehülfe eintrat. Der Revolutionssturm, der gleich darauf
von Paris aus über Deutschland und Oesterreich hinbrauste, aber in England
in der Chartistenbewegung nur schwache Wellen erregte^ hinderte den jungen
lernbegierigen Gärtner nicht, fleissig an seiner Fortbildung zu arbeiten und
die gebotene reiche Gelegenheit zur Vermehrung seiner Kenntnisse eifrig
auszunützen.
Im Mai 1849 land er Anstellung in Chatsworth*), dem mit ver-
schwenderischer Pracht hergestellten Landsitze des Herzogs von Devonshire.
Chatsworth, wegen seiner grossartigen Wasserwerke, seiner Riesenfontaine,
seines Wintergartens, damals und wohl jetzt noch das grösste Gewächshaus der
Welt, wegen seiner für damalige Zeit schon sehr bedeutenden Orchideen-
sammlung u. s. w. einen Weltruf geniessend, das alljährlich viele tausende
Besucher anzog. Der geniale Schöpfer dieses Fürstensitzes, der Obergärtner
Joseph Paxton, einige Jahre später von der Königin geadelt als Sieger in
der Konkurrenz für die Pläne eines Weltausstellungsgebäudes (erste Welt-
ausstellung in London 1851) und des Krystallpalastes in Sydenham, übergab dem
jungen Deutschen als ein Zeichen seines Wohlwollens imd Vertrauens die
spezielle Pflege der Victoria regia. Diese Königin der Wasserpflanzen
existierte im Sommer 1849 erst in 6 aus importierten Samen im k. bo-
tanischen Garten von Kew erzogenen Exemplaren. Drei dieser Sämlinge
wurden anfangs August verschenkt an die 3 grossen Gärten von Chatsworth,
Syonhouse und Regents Park, und diese wetteiferten nun mit Kew um die
Ehre, die erste Blüte der Victoria regia in Europa zu erzielen. — In diesem
Wettstreit siegte Chatsworth. Am Abend des. 8. November 1849 konnte Ortgies
seinem Chef die Meldung machen, dass die erste Knospe im Aufblühen
begriffen sei. Sofort Avurde die Freudenbotschaft an Ihre Majestät die Königin
telegraphiert und ebenfalls die ersten englischen Botaniker, Hook er, Lindley,
Bentham etc., benachrichtigt und eingeladen, nach Chatsworth zu kommen.
Am folgenden Abend war eine illustre Gesellschaft im hell erleuchteten
Victoriahause versammelt, um dem zweiten Aufblühen beizuwohnen. Die
Zeitungsreporter beeilten sich, die sensationelle Botschaft vom ersten Blühen
der Victoria regia aller Welt mitzuteilen. — Van Houtte, der unternehmende
Gründer einer schnell zu Weltruf gelangten Handelsgärtnerei und eines
illustrierten Gartenjournals, der »Flore des serres et jardins de rEuroi^e«,
das ebenfalls nicht wenig zum raschen Emporblühen des Etablissement
Van Houtte in Gent beitrug, brannte vor Verlangen, aut dem Kontinent der
erste zu sein, der die Victoria regia in Kultur hätte. Sein Kulturchef
Roezl. der sj^äter durch seine zahlreichen Einführungen berühmt gewordene
Reisende, hatte Ortgies im Sommer 1848 in London kennen gelernt.
Van Houtte beauftragte ihn im Februar 1850, an Ortgies zu schreiben, er
möge Paxton um einen Sämling der Victoria bitten; falls Paxton einwillige,
würde er Ortgies unter günstigen Bedingungen engagieren für die Kultur der
Wasserpflanzen und Orchideen. — Obwohl damals erst 4 Samen gekeimt hatten
*) Siehe Heinrich Fintehnann's Beschreibung von Chatsworth mit Abbildungen in W'ittmack's
Gartenzeitung 1882, S. 3i und 76.
Eduard Ortgies.
227
und Paxton von allen Seiten mit Anfragen bestürmt wurde, entsprach er doch
sofort diesem Wunsche, dabei ausdrücklich betonend, dass Ortgies als
Pfleger der Victoria und Erzieher der Sämlinge das erste Anrecht habe, bei
Verteilung der Pflanzen berücksichtigt zu werden. Am i. April 1850 trat
Ortgies l3ei Van Ploutte ein und nach seinen Plänen wurde der Bau des
Victoriahauses begonnen. Erst am 6. August konnte die bisher im Kübel in
Ahh. 5o.
^M
.d^^-*<-
einem kleinen Bassin provisorisch untergebrachte ^'ictoria in das neue
geräumige Bassin ausgepflanzt werden, wo sie alle Bedingungen zu einem üppigen
Gedeihen vorfand und rasche Fortschritte machte, so dass schon am S.September,
also nur 4 Wochen später, sich die erste Blüte öffnete, umgeben von einem
Hofstaat von Nymphaea- Arten in voller Blütenpracht. — Durch Kreuzung
der Nymphaea dentata mit N. rubra erzog Ortgies im Sommer 1851 den
ersten Nyjnphaea-Bastard, die in der »Flore des serres 8t. 775, 776« ab-
228 Eduard Ortgies.
gebildete Nymphaea Ortgiesiano-rubra PI.**), und einen weiteren Erfolg
erzielteer später mit der prachtvollen australischen N. gigantea, die er zuerst
zum Blühen und Samentragen brachte.
Schon im Frühjahr 1851 nahm Van Houtte ihn ins Bureau und übergab
ihm die deutsche und englisclie Korrespondenz, die Ausarbeitung der Kataloge
etc., neben der Oberleitung der Wasserpflanzen- und Orchideenkulturen, die
Ortgies sich ausdrücklich ^vorbehalten hatte, um nicht ganz ans Bureau ge-
bunden zu sein. Zwischen hinein machte O. Geschäftsreisen nach England,
Deutschland, Dänemark etc. und erwarb sich einen grossen Bekannten- und
Freundeskreis. — Im Sommer 1855 erhielt er einen Ruf als Obergärtner an
den botanischen Garten in Zürich, dem er Folge leistete, so ungern er das
Etablissement und die ihm lieb gewordene Familie Van Houtte verliess. —
Sein Vorgänger in Zürich, der unermüdlich fleissige Dr. E. Regel, der es als
Direktor des Kais, botanischen Gartens in St. Petersburg zu hohen Ehren und
Würden brachte, hatte ihm keine leichte Stellung hinterlassen. Der Züricher
botanische Garten, schwach dotiert, sollte durch Pflanzen- und Samenhandel sich
die nötigen Subsistenzmittel verschaffen, ohne die eigentlichen wissenschaftlichen
Zwecke zu A^ernachlässigen, da er nicht nur der kantonalen Universität, sondern
auch dem damals neu gegründeten, aber rasch aufblühenden eidgenössischen
Polytechnikum das für die botanischen Vorlesungen nötige Pflanzenmaterial zu
liefern hatte. — Ortgies verstand es, durch den Handel nicht nur die nötigen
Subsistenzmittel zu beschaffen, sondern darüber hinaus bedeutende Erträge zu
erzielen, die im Umbau der alten Gewächshäuser, im Neubau weiterer Gewächs-
häuser, in Anlage einer Wasserleitung, einer Felspartie für Alpenpflanzen u. s. w.
ihre nützliche Verwendung fanden. — In Anerkennung seiner Leistungen erhielt
er nach aojähriger Dienstzeit von der hohen Regierung den Inspektortitel und
eine namhafte Aufbesserung seines Gehaltes. Er interessierte sich besonders
für Einführung neuer oder doch seltener Pflanzen und wusste bald überseeische
Verbindungen anzuknüpfen, die ihm persönlich allerdings nur Extraarbeit,
Mühe und Sorgen, der Gartenkasse aber namhaften Gewinn und dem Garten
einen Zuwachs an seltenen Pflanzen, namentlich an Orchideen, und einen ehren-
werten Ruf im In- und Auslande eintrugen. — Alle die zahlreichen Sendungen
von Roezl kamen durch seine Vermittlung an den Markt, von Zürich aus
leitete er ein grosses Importgeschäft, hielt zahlreiche Auktionen in London und
stand mit den ersten Handelsgärten Englands, Belgiens und Deutschlands in
regem Geschäftsverkehr. Wenn Roezl seine letzten Lebensjahre als wohl-
habender Hausbesitzer in behäbiger Ruhe verleben durfte, ein Loos, das leider
wenigen Sammlern vergönnt ist, so verdankte er das ganz allein seinem ge-
wissenhaften, treubesorgten Freunde Ortgies. Nach Roezl bewarb sich der
verdiente Reisende Wallis um den Beistand des bewährten Agenten. Leider
konnte Ortgies ihm nur wenige Jahre seine Hülfe gewähren, da Wallis bald
erkrankte und langsam hinsiechte, bis er im Spital von Guayaquil die müden
**) Die Tafel trägt die Bezeiclmung Nympliaea h3'brida Ortgiesii V. H. Im Text S. ('17,
der von J. E. P. (Planchon) geschrieben ist, steht aber Nymphaea Ortgiesiano-rubra und
dieser Name findet sich später auch überall; so ist die Tafel auch in Pritzel Icones Plantarum
citiert, wo freilich als Autor Van Houtte gesetzt ist. Planchon sah die N. dentata des
Van Houtte'schen Gartens als verschieden von der N. dentata Hooker an und nannte sie
N. Ortgiesiana, daher der Name Ortgiesiano-rubra.
Die Todea-, Trichomanes- und Hymenophyllum-Arten etc. 22C)
Augen schloss. — Nach Wallis meldeten sich Lehmann in Columbien und
Pfau in Costa Rica, beide sandten ihre wertvollsten Funde dem Züricher bo-
tanischen Garten und zwischen hinein sind noch Fuchs in Guatemala, Garnier
in Cuba, Gaibrois und Bruchmüller in Columbien, Besserer in Mexico
zu nennen, die ebenfalls die Agentur von Ortgies gerne benutzten. — Es
würde hier zu weit führen, näher einzugehen auf die zahlreichen Einführungen
der genannten Reisenden, die durch Ortgies im Laufe der 38 Jahre seiner
Amtsthätigkeit in Zürich vermittelt wurden. Wenn er heute sich ins Privat-
leben zurückzieht und sein sojähriges Gärtnerjubiläum in seiner bescheidenen
Häuslichkeit in Kilchberg bei Zürich im Kreise der ^Seinen feiert, wird er
mit Befriedigung zurückblicken dürfen auf ein Leben voller Mühe und Arbeit,
dem ein freundlicher Lebensabend folgen möge! —
Eine Anzahl seiner Freunde ist zusammengetreten, um dem verdienten
Mann an seinem Jubiläumstage, den 1. Mai, eine Adresse und eine Ehrengabe zu
überreichen. Möge er darin einen Beweis sehen, dass sein rühmliches Streben,
sein rastloser Eifer in den weitesten Kreisen, in allen Landen die wärmste Aner-
kennung gefunden haben, und diese Anerkennung seiner Fachgenossen wird der
schönste Lohn für ihn sein. Wir werden in nächster Num.mer genauer über
den Verlauf des Festes berichten.
Die Todea-, Trichomanes- und Hymenophyllum-Arten des Herrn
Rob. Mil. Sloman in Altena- Othmarschen.
Hierzu Abbild. 5i.
ohl in jeder grossen oder grösseren Privatgärtnerei findet man eine
■^W^ mehr oder weniger umfangreiche Kollection sogenannter Wasser-
' farne, in einem hierzu im temperierten oder fälschlicher Weise
gar im warmen Gewächshause hergerichteten Schwitzkasten.
■(^j^ Jedoch selten trifft man eine so auserwählte und reichhaltige Sammlung
g£, genannter Farne, als die des Herrn Rob. Mil. Sloman, welche ich hier
kurz beschreiben möchte.
Hat man den reizend am Elbuter gelegenen Slomanschen Park sowie die
darin befindlichen umfangreichen Fruchttreibereien und Warmhäuser in Augen-
schein genommen, so wird man auch jedenfalls das A'or etlichen Jahren unter
Leitung des Herrrn Obergärtners Lüdecke erbaute Farn-Grottenhaus besichtigen,
welches das Juwel der genannten Gärtnerei bildet.
Man betritt zuerst ein im Sattelstil gebautes Kalthaus, innerhalb dieses
Hauses befindet sich das bewusste Farnhaus, in welchem, zu beiden Seiten
des mit Sandsteinfliesen ausgelegten Weges (d), auf ca. 2/4 m hoch errichteten
Grotten (a) von Sand- und Tuffstein die Farne ausgepflanzt sind und einem
jeden Besuchei^, ob Liebhaber oder Gärtner, wegen ihres schönen und inter-
essanten Baues sowohl als durch ihr äusserst üppiges und kräftiges Wachstum
ein Wort der BeAvunderung entlocken. Den Glanzpunkt der Sammlung bilden
einige grosse Exemplare von Todea superba, Todea pellucida (beide aus Neu-
seeland), Trichomanes radicans (Ost-Indien, West-Indien, Brasilien, Madeira etc.),
230^
Die Todea-, Trichomanes- und Hymenophyllum-Arten etc.
Hymcnophyllum nitens (Jamaica, Tasmania), welche durchschnittlich einen
Durchmesser von 1 — 1.50 m haben. Zwischen ihnen stehen in dekorativer,
ungezwungener Anordnung mehr oder weniger grosse Exemplare von Todea
Wilkesiana (Fidschi-Inseln), Trichomanes angustatum(West-Indien),Tr. auriculatum
(Java), Tr. crispum (West-Indien). Tr. humile (Xeu-Seeland), Tr. javanicum
V^^^cle^
'^dGce-^^ .
Abb. 5i.
Farnhaus in einem Kaltliause bei Herrn Rob. Mil. Sloman in Altona-Othmarschen.
(Java etc.), Tr. Luchnatianum (Brasilien) und seine Varietäten huldidum und
praelongum (Brasilien), Tr. maximum umbrosum (Java), Tr. radicans dissectum
(Brasilien, Wales etc.), Tr. reniforme (Neu-Seeland), Tr. trichoideum (West-
Indien), Hymenophyllum asplenioides (West-Indien), H. caudiculatum (Brasilien),
H. cruentum, selten (Neu-Sceland), H. crispatum (Neu-Seeland), IL demissum
nitidum (Neu-Seeland), H. dilatatum (Neu-Seeland), Tl. flabellatum (Tasmania),
H. llexuosum (Neu-Seeland), H. pulcherrimum und magellanicum (Neu-Seeland).
Cyclamen, Pelargonien und Primeln etc. 23 l
Ausser diesen sind an den Ilolzteilen der hauptsächlich aus quadratmeter-
grossen Fensterscheiben bestehenden Seitenwände des Farnhauses Korkrinden
befestigt (b) und mit verschiedenen Farnen, als: Adiantum cuneatum, Ad.
gracillimum, Asplenium bulbiferum, Pteris grandis, Pt. cretica albo-lineata und
Polypodium glaucum, bepllanzt, deren herabgefallene Sporen auf den Steinen der
Grotten (a) aufgelaufen sind und dort in einer so üppigen Weise gedeihen,
dass fast kein Stein vorhanden ist, auf dem sich nicht eine Alenge kleiner
Farnsämlinge angesiedelt hat.
Ueber dem Wege ist ein mit der Wasserleitung in Verbindung stehendes
Sprengrohr (e) angebracht, welches das Wasser je nach Bedürfnis auf den Weg
hernieder rieseln lässt, Avodurch fortwährend die unbedingt notwendige feuchte
Luft erzeugt wird.
Durch zwei nach oben führende Fuftrohre (f) wird der nötige Luftwechsel
bewirkt, ohne die Farne der Zugluft auszusetzen.
Eine grosse Rolle bei der Kultur der Wasserfarne spielt vor allen Dingen
auch der Schatten, weshalb auch das Haus oben sowohl als auoh an den
Seiten mit Schattenrouleaux (c) versehen ist, welche, sobald morgens die
Sonnenstrahlen in dies Raritätenhaus zu dringen suchen, in Wirksamkeit treten:
müssen und erst dann wieder aufgerollt werden, wenn von der Sonne nichts
mehr zu fürchten ist. In heissen Sommertagen kann man auch den Schatten
des Nachts ruhig liegen lassen; auch werden an solchen Tagen die W^asser-
farne 1 — 3 Mal mit direkt der Leitung entnommenem Eibwasser überspritzt,
auch das Kalthaus, welches das Farnhaus umgiebt, gut feucht gehalten
und schattiert.
Auf diese W^eise erzielt man in dem Farnhause immer eine angenehme
Kühle, welche den Bewohnern dieses Hauses ganz besonders zuzusagen scheint;
besonders die kriechenden Rhizome der Trichomanes und Flymenophyllum
wuchern förmlich über die Steinblöcke hinweg, als befänden sie sich in den
heimatlichen Felsgrotten und Urwäldern. Fast glaubt man sich, getäuscht
durch das ganze Arrangement dieses Hauses und die berückende Schönheit
dieser kostbaren und interessanten Pflanzen, in eine andere Welt versetzt.
Hermann Sandhack. Altona-Othmarschen.
Cyclamen, Pelargonien und Primeln von E. Geo. Reid,
Sydenham London.
]_^in' März-Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues in den
^^ preussischen Staaten hatte Herr Geo. Reid, London, herrliche Cyclamen-,
Pelargonien- und Primel-Blüten übersandt, die mit einer silbernen Medaille
prämiiert wurden.
Zunächst einige W^orte über die ganz ausgezeichnete Verpackung. In kleinen,
als Muster ohne Wert entsandten Pappkartons lagen die Blumen, die Cyclamen
ziemlich locker, die Pelargonien am Boden mit Draht befestigt. Die Stiele
waren mit Moos umwickelt und von einem ganz besonders feinen und schönen
Oelpapier fest umgeben, die Blüten der Cyclamen steckten in einer Art kleinen
232 Cyclamen, Pelargonien und Primeln etc.
Düte, die oben zugedrahtet war, während die Pelargonienblüten frei gelassen
waren. Die Primelblüten waren mittelst einer langen Stecknadel auf frischem
Moose aufgesteckt.
Es waren 16 Cyclamen sorten. von jeder zwei schöne grosse Blüten, alle
von gleich schöner Farbenpracht. Die meisten dieser Sorten waren von der
Königlichen Garten-Gesellschaft oder von derKöniglichen botanischen Gesellschaft
in London durch Wertzeugnisse ausgezeichnet worden, ebenso waren alle aus
garantiert echten Samen, von denen ausser 3 Sorten, die später besonders
erwähnt werden, 50 Korn 5 Mark kosten. Von reinweissen war zunächst
Dame Blanche sehr schön, Blumenblätter 6,5 cm lang und 4 cm Ijreit.
Dann waren noch
Mont Blanc und Baroness Burdett Cratto, alle 3 Sorten weiss, und von
der Königlichen Gartenbau-Gesellschaft in London ausgezeichnet.
»Picturatum«, rosa mit dunkelkarminrotem Auge, von beiden genannten
Gesellschaften ausgezeichnet.
»Duke oT Fife«, helUila mit etwas dunklerem Auge, ebenfalls prämiiert.
»Princess May«, eine Neuheit von 1892, rosa-violett, prämiiert, 50 Korn 7,50 M.
»Mauve Queen«, die Malven-Königin, rosa-violett mit dunklem Auge.
»Leonay«, rosa-violett mit karminrotem Auge, hatte ebenfalls das Wertzeugnis
der Gartenbau-Gesellschaft erhalten.
»Grandiflora«, weiss mit rotem Auge und rosa Mittelstreifen.
»Excelsior«, ganz besonders schöne Blumen, 5,2 cm lang und 5 cm breit,
weiss mit rötlichem Anflug mit lilarotem Auge.
»Rosy Morn«, violett mit dunkellila Auge, mit dem Wertzeugnis beider
Gesellschaften prämiiert.
»Prince of Wales«, eine prämiierte Neuheit von 1892, karmin mit lila Anflug
und dunklem Auge. Die Blütenblätter waren 6 cm lang und 3,5 cm
breit und kosten Samen per 50 Korn 7,50 M.
»Duke of Connaught«, ganz besonders dunkellila mit karminrotem Auge,
ebenfalls von der Gartenbau-Gesellschaft in London prämiiert.
»Grandiflorum Roseum«, violett, mit dunkelkarminrotem Auge, 5 cm lang,
3V2 cm breit.
»KriiTVson King« und »Brilliant« waren wohl die schönsten, erstere dunkel-
karminrot, letztere tief dunkelbordeauxrot, purpurn sammetartig, sowohl
von der botanischen Gesellschaft als auch im Krystall-Palast in London
ausgezeichnet.
Nun noch einiges über die Pelargonienblüten. Die schönste der über-
sandten war entschieden die von Herrn G. Reid nach Flerrn Professor
Wittmack benannte, eine eigene Züchtung von 1S94 und mit Recht als die
grösstblumige scharlachrote Pelargonie bezeichnet, sie hatte einen Durchmesser
von 5 cm, wird aber bei guter Kultur 6 cm gross. Der Preis pro Pflanze
beträgt 3,50 M.
»Sydenham Blush« ist ebenfalls eine vonllerrnReid gezüchteteNeuheitvoniS94,
rosa mit weiss, 3,50 M. pro Pflanze. Es folgen
»Livry«, dunkelziegelrot, 3 M. Ferner ebenfalls eine Neuheit von 1894.
»O. W. Holmes«, lebhaft rot, 3,50 M.
»I^leonor« ist eine niedrige, reichblumige Pelargonie, schön orangeziegelrot,
3,50 .AI.
Bericht über die Düngungsversuche mit Cineraria hybrida. " 2^*^
»Eucharis« und »Percival''<, beide weiss.
»Lord Salisbury« eine schöne, tief karminrote Varietät, 3 M.
»Hecla« ist ebenfalls dunkelkarmin, 1,50 M.
»Golden Ball«, orangezinnoberrot, stark gefüllt, 1,50 M.
»Florence Farmer«, zartrosa mit dunkelrosa Adern, 3,50 M.
»Black Vesuvius«, zinnoberrot mit sehr hübschem dunkelbraunem Laub, 0,75 M.
»Miss Madge Clarke«, hellzinnober mit rosa und weissem Anflug. Endlich
»Louis Rons s et«, lachsrosa, gefüllt, 1,50 M.
Die drei Primelsorten waren: »Sydenham white«, »Sydenham blush«,
»Sydenham rose«, alle durch ihre grossen Blumen ausgezeichnet.
Bericht über die Düngungsversuche mit Cineraria hybrida,
erstattet in der Sitzung am 29. März 1894 unter gleichzeitiger Vorführung einzelner Probe-
Pflanzen sämtlicher Dungreihen von den Herren Obergärtnern Weber-Spindlersfeld und
Weidlich-Moabit.
§ip n Ermangelung der Einzelheiten (Listen der 4 Versuchs-Stationen) enthält
^Ip nachstehender Bericht nur in allgemeinen Umrissen die Versuchs-Ergeb-
' — nisse, soweit das hierzu erforderliche Material aus den Protokollen der
in Angelegenheit dieser Versuche stattgehabten sechszehn Sitzungen seinem
wesentlichen Inhalte nach sich ergiebt. Es sei hier bemerkt, dass die erste Sitzung
den 3. Februar 1893, die letzte den 27. bezw. 28. März 1894 stattfand. — Die
zu diesen Versuchen verwendete Erde (2 verschiedene Mischungen) wurde
2 mal analysiert und zwar durch die landwirtschaftliche Versuchsstation Dahme
seitens des Lierrn Prof. Dr. Ulbricht; dagegen die betr. Wasser- (Giesswasser-)
Analyse sämtlicher 4 Stationen seitens des Herrn Geh. Regierungsrates
Professor Dr. Märcker-Halle a. S. aufgestellt.
Als Vorbedingung dieser Versuche galt die Vorschrift einer ganz gleich-
massigen Behandlung der Versuchspflanzen an sämtlichen 4 Stationen: bei
Gärtnereibesitzer Fr. Bluth-Gr. Lichterfelde, 2) Obergärtner Weber-Spindlers-
feld; 3) Obergärtner Weidlich-Moabit; 4) Hofgärtner Hoffmann-Berlin; der
genauen Beobachtung in Aufstellung sämtlicher 5 Versuchsreihen zu je zehn
Pflanzen. Diese Reihen waren:
Reihe 1 Kontrollreihe, ungedüngt;
» 3 Kuhdunglösung ca. V2 1 zu ^/^ 1 Wasser;
» 3 schwefelsaures Amnion 5 g und phosphorsaures Kali 2V. g;
» 4 salpetersaures Ammon 2^/2 g und phosphorsaures Kali 2'/^ g;
» 5 schwefelsaures Ammon 5 g;
die Gaben der Reihen 3 — 5 wurden in je 1 1 Wasser 1 Stunde vor
Gebrauch aufgelöst.
Es galt ferner die Beschaffung einheitlicher Erdmischung und Beschaffung ein-
heitlichen Pflanzenmaterials, Sämlingspflanzen (Samen von Benary-Erfurt). Die
Versuche begannen am 1. April 1893, als Giesswasser wurde das am Orte der
Station sonst gebräuchliche Giesswasser verwendet. Die Erdmischung zu diesen
noA Bericht über die Düngungsversuche mit Cineraria hybrida.
Versuchen, welche infolge besonderer Umstände zweimal unternommen werden
mussten, was weiterhin begründet werden soll, bestand bei dem ersten Versuche
aus %, verrotteter Mistbeeterde, Vs Lehm und vSand, sowie auf loo kg Gewicht
dieser Mischung s'/a kg Schlemmkreidezusatz. Dieser Zusatz erfolgte nach An-
ordnung des Herrn Prof. Dr. Märcker-Ilallc a. S., welcher überhaupt die
einzelnen A''ersuchsreihen festgestellt hatte.
Ohne näher auf die Einzelheiten der betr. Analysen einzugehen, sei bemerkt,
dass die betr. Erde sich bereits durch ziemlichen Kalkgehalt und zwar 2,58 "/o
auszeichnete (ein Umstand, der indess zur Zeit der Erdmischung noch nicht
bekannt war).
Das betr. Giesswasser der 4 Stationen wies die grösste Differenz in den
beiden Bestandteilen kohlensauren Kalk und Gips dergestalt nach, dass in
looooo Teilen Wasser auf Station Gr. Lichterfelde-Fr. Bluth, bei 74,48 T. Ein-
dampfrückstand 24,05 T. kohlensaurer Kalk und 8,04 T. Gips enthalten sind,
während das Wasser auf Station Moabit-Obergärtner Weidlich, bei 20,24 T.
Eindampfrückstand nur 10,18 T. kohlensauren Kalk und 2,50 T. Gips nachweis-
bar enthielt. Die Wasser der beiden anderen Stationen standen bezw.
ihres Gehaltes derart in der Mitte, dass der Wassergehalt der Berliner Station
(Hofgärtner Hoffmann) sich ähnlich dem der letztgenannten verhielt, dagegen
derjenige der Station Spindlersfeld-Obergärtner Weber bez. Gehalt an kohlen-
saurem Kalk hinter demjenigen von Lichterfelde um 5,84 T. zurückblieb, d. h.
Kj.ii T. betrug: an Gips den in Lichtertelde um 0,75 T.Gehalt übertraf, d.h.
8,79 Teile ergab. Auf der Station Gr. Lichterfelde (Bluth) wurde eine zweite
Parallel-Versuchsreihe, unter den sonst gleichen Bedingungen mit sogenanntem
Kondenswasser errichtet, ein Wasser, dessen Analyse im wesentlichen bei
20, Q2 T. Eindampfrückstand 3,06 T. Gips und 9,81 T. kohlensauren Kalk
nachwies.
Unter solchen Umständen nimmt es nicht wunder, wenn der anscheinend
zuerst sich als sehr günstig anlassende Düngungsversuch mit Schlemm-
kreidezusatz, infolge der hieraus sich ergebenden kleisterartigen Beschaffenheit
der Erde, imd des damit im Zusammenhange stehenden geringen Wurzelver-
mögens der Versuchspflanzen, bereits am 9. August aufgegeben werden musste;
die Versuchspflanzen starben zu dieser Zeit gänzlich ab. Der Verlauf ist in
kürze folgender: die zuvor zweimal piquierten Sämlinge wurden zweimal ver-
pflanzt und zwar am 22. April in 6V2 cm, am 29. A^Iai in 10 cm grosse Töpfe.
Der erste Dungguss erfolgte am i.Mai, von da ab 8tägig, mit Ausnahme einer
i4tägigen Ruhepause zur zweiten Verpflanzzeit, d. h. vom 27. Mai bis 14. Juni,
dann wiederum 8tägig. Anfangs in kräftiger Entwickelung begriffen, zeigten
die Pflanzen der Reihe 2 — 5 von Mitte Juni ab einen auffälligen Stillstand —
allerdings am geringsten in der Gegenreihe, Reihe 1. Ausser dem zuerst er-
wähnten Umstand, dem der starken Düngung, wirkte auf die Versuchspflanzen
namentlich die zur Zeit herrschende Hitze ein. Gleichzeitig mit dem mangelnden
Fortschritt im Wachstum zeigte sich ein erhöhtes Auftreten des Ungeziefers
sowie starke Salpeterabsonderung an der Aussenwand der Töpfe; der Versuch
wurde auf allgemeinen Beschluss demnach am 9. August eingestellt.
Der zweite Versuch, am 15. August begonnen, erlitt dahin eine Ycr-
änderung, dass zu der bisherigen Erde zur Hälfte Laub-Erde zugesetzt wurde
Bericht über die Düngungsversuche mit Cineraria hybrida. 2'^c.
dieser Boden also eine liedeutend lockerere Mischung enthielt, die, wie schon
oben bemerkt, ebenfalls in Dahme analysiert wurde. Der Kalkgehalt tritt
hiernach um 0,74% zurück; Magnesia, Phosphorsäure und gesamter Stick-
stoffgehalt erfahren eine wesentliche Erhöhung um 0,20 7o, an Stickstoff sogar
um 0,50 °/o. Die weiteren Entwickelungen ergaben sich aus folgendem:
Unter Belassung der Reihen wie vorher, des gleichen Giesswassers, derselben
Behandlung, Heranzucht der Sämlingspflanzen (Spittel-Arnstadt) in drei
Sorten, a) englische Riesen, b) I. Qualität, c) Zwergformen, werden die
Pflänzchen am 15. August in lo cm und am lö. Oktober in 15 cm grosse
Töpfe verpflanzt. Gelegentlich des zweiten Umpflanzens erzeigen sich die
Pflanzen als reich bewurzelt. Düngungsgaben in oben angegebener Form
erfolgen vom 33. September ab Stägig, mit Innehalten einer i4tägigen
Ruhepause zur Verpflanzzeit.
Das Aussehen der Pflanzen ist ein im allgemeinen wenig verschiedenes,
sämtlich fast gleich kräftig, daher gicichmässig entwickelt; hervortritt
allerdings Reihe 4. Reihe i und 2 bleiben zurück. Bei den mit soge-
nanntem Kondens-Wasser behandelten Reihen finden Mir die Reihen 3
und 4 am meisten entwickelt; im allgemeinen ist aber hier der Ausdruck
der gesamten Pflanzen stumpfer in Blattfärbung (dies Wasser war seitens
des Herrn Geh. Regierungsrates Prof. Dr. Maercker als ein besonders
reines Wasser bezeichnet). Die Verhältnisse in der Behandlungsweise
blieben bis zum Hereinbringen der Pflanzen in das Haus — infolge
plötzlich auftretender Kälte — Mitte Dezember — die gleichen. Von
diesem Zeitpunkte ab tritt dahin eine Änderung ein, dass die Herren
Weber und Weidlich ihre Pflanzen wärmer, d. h. + 7—8" R. halten, da-
gegen die Herren Bluth und Ploffmann die Pflanzen nur bei + 3 — 4O R.,
Herr Bluth sogar freistehend im Japan behandeln.
So zeigen die Pflanzen der zuvor genannten beiden Stationen zum Teil
bereits am 23. Januar 1894 Knospenbildung, während an letzteren beiden
Orten sich noch keine derartige Bildung bemerklich macht; ja, die
Pflanzen des Herrn Bluth gehen plötzlich, infolge zu niedriger Tempe-
ratur zurück und sterben ab. Bei den Pflanzen des Herrn Weber tritt
jetzt die Kuhdung-Rcihe wesentlicli hervor, dagegen die Reihe 5 (schwefel-
saures Ammon) am meisten zurück; gleiches Aussehen bekunden die
Pflanzen der Station Berlin, sowie diejenigen der Gegenreihe (Reihe 1).
Die im. Monat Februar erhoffte Blütenerscheinung lässt sehr auf sich
warten. Die Pflanzen gruppieren sich bez. ihrer Entwickelung im all-
gemeinen dahin: a) Pflanzen des Herrn Weber, als die besten, b) Pflanzen
des Herrn Weidlich, c) diejenigen der Station Berlin. Bei letzteren zeigt
sich teilweises Eingehen der Pflanzen und zwar in der äusseren Er-
scheinung: Schlaffwerden der Blätter, welche sich auch nach dem Giessen
nicht wieder aufrichten, leichte Neigung zur Fäulnis oberhalb des Wurzel-
halses, vermehrtes Auftreten von Ungeziefer.
Der Dungguss wird hier noch bis zum 17. März fortgesetzt, die Pflanzen
sterben schnell ab. Die Aussenwandung der Töpfe zeigt auch hier Aviedcr
starke Salpeter-Absonderung (in schmieriger Form; die Töpfe stammen
aus einer der besten Thonwarenfabriken in der Nähe Berlins.)
236
Bericht über die Düngungsversuche mit Cineraria hybrida.
Die Herren Weber und Weidlich, bei denen sich ähnliche Vorgän-^e
bemerkbar machen, und als Überfütterungs-Erscheinungen der Pilanzen
angesehen werden, stellen infolge dessen bereits Ende Februar das
weitere Düngen der Pflanzen ein. Auch belumdet sich bei den Versuchen
des Herrn Weidlich (mit anderen Cinerarien) bezüglich der Kuhdunggabe
der bemerkenswerte Umstand, dass letztere mit Irischer Kuhdung-
lösung behandelt ein auffallendes Gelbwerden der Blätter zeigen, ein
Umstand, der bei der mit vergorener Lösung behandelten eigentlichen
Versuchsreihe (Reihe 2) nicht auftritt.
Die nun, in der Sitzung aufgestellten, durch Herren Weber und Weidlich
erzielten, seit Mitte März in Blüte befindlichen Pflanzen, zeigen bei recht
lebhaftem Farbenspiel, glänzender Blattfärbung, bezüglich ihrer Farben-
töne in den einzelnen Reihen keine auffälligen Unterschiede. Hinsichtlich
der Grösse der Blüten wechselt diese von 3V2— 7 cm Durchmesser. Der
Doldenstand ist als ein voller, reicher, bei einem Gesamtdurchmesser
YQn 30—40 cm zu bezeichnen. Der Breiten- wie Höhendurchmesser
sämtlicher Pflanzen ist gegenüber demjenigen allgemein ortsüblich
kultivierter Pflanzen (Markt-Ware) im ganzen sehr hervortretend, und nur
bezüglich der Streckung der einzelnen Teile (Stamm wie Blattstiele) lassen
die Pflanzen der Reihe 5 zu wünschen übrig; dies auch mit Rücksicht
auf die eingangs erwähnten drei verschiedenen Sorten Cinerarien. Es er-
scheint nicht angängig, auf Grund der gewonnenen Resultate jetzt schon
vorgreifende Urteile in der Topfdüngungsfrage festzulegen. Indessen
dürften sich folgende 4 Punkte aus den beiden letzten Versuchen er-
geben, dass: 1) Schlemmkreidezusatz zu einer der bei Topfpflanzenkulturen
zur Verwendung gelangenden Erdarten; 2) die Anwendung alleiniger
Düngung mit schwefelsaurem Ammon bei krautartigen Pflanzen nicht
angezeigt erscheinen. Denn bezüglich des letzteren Punktes steht dazu
im auffallenden Gegensatz das Verhalten der Pflanzen mit holzartigen
Trieben (Hortensien), bei welchen letzteren sich gerade die Versuchs-
pflanzen mit dieser Düngung wesentlich hervorthaten; 3) bei den stark
gedüngten Pflanzen zeigt sich der Eintritt des Blütenansatzes später, jedoch
intensiver in der weiteren Entfaltung fortschreitend, als bei nicht oder
nur gering gedüngten Pflanzen; 4) ist gelegentlich der Dunggabe mit Kuh-
dung die vergorene Lösung entschieden der frischen Lösung vorzu-
ziehen.
Der Umstand, dass bei Cinerarienkultur eine sogenannte Frühjahrs-Heran-
zucht ausgeschlossen ist, mag angesichts der ersten fehlgeschlagenen Versuche
wohl ins Gewicht fallen, aber auch dies nur unter der Vorbedingung eines so
ausserordentlich heissen Sommers, wie derjenige des Jahres 1893 war. Ein
gemässigt warmer, feuchter Sommer würde für diese Kultur voraussichtlich
der Wirkung nach sich günstiger erwiesen haben.
I. A. : M. Hoffmann,
Schriftführer des Versuchs-Ausschusses.
Glossopetalon meionandrum n. sp. 237
Glossopetalon meionandrum'^ n. sp.
Von E. Koehne.
Hierzu Abbild. 52.
JUihrcnd des Druckes meiner Dendrologie im Winter 1892-93 \vurde ich
_ I von Herrn H. Jensen benachrichtigt, dass in den Baumschulen des
O^^; Herrn Oekonomierats L.Späth Coleogyne ramosissima Torr, aus
^ ^ Samen angezogen werde, die Herr Purpus aus Colorado eingesandt
hatte. Ich fügte deshalb diese merkwürdige Rosaceengattung auf Seite 364 und
Seite 273 meines Buches noch ein, da ich nicht annahm, dass der Sammler
eine so charakteristische und leicht kenntliche Pflanze mit einer andern ver-
wechselt haben könnte. Als ich aber ein Jahr später von Herrn Späth die
von Purpus gesammelten, zugehörigen Herbarexemplare erhielt, musste 4ch
mich alsbald überzeugen, dass die vermeintliche Coleogyne etwas ganz
anderes war, denn die Drüsenscheibe umschloss den Fruchtknoten nicht röhren-
förmig, sondern war schüsseiförmig ausgebreitet, es waren nicht 4, sondern
5 Kelchzipfel vorhanden, die Blüten waren nicht blumenblattlos, sondern hatten
fünf, die Kelchzipfel weit überragende, weisse Blumenblätter, die Staubblätter
waren nicht zahlreich, sondern auf 5—7 beschränkt, indem stets 5 vor den
Kelchblättern, und ausserdem zuweilen 1—2 vor Blumenblättern standen, statt
eines verlängerten Griffels fand sich eine sitzende Narbe, statt einer hängenden
Samenknospe zwei aufrechte. Die Ermittelung der richtigen Gattung bot einige
Schwierigkeiten, da, wie sich schliesslich herausstellte, eine neue, noch dazu
von dem bisher bekannten Gattungscharakter abweichende Art einer innerhalb
ihrer Familie ohnehin schon abnormen Gattung vorlag, nämlich der Celastracee
Glossopetalon. Diese wurde 1853 von dem ausgezeichneten Altmeister der
nordamerikanischen Botaniker, Asa Gray, auf Grund einer in Neumexiko,
Süd-Utah und Texas aufgefundenen Art, G. spinescens A. Gr. aufgestellt, in
den Plantae Wrightianae II. Seite 29 beschrieben und auf Tafel 12 abgebildet.
Eine Kopie der Abbildung befindet sich in Engler et Prantl, Natürliche
Pflanzenfamilien III, 5, S. 219. Die Pflanze besass 5 zählige Blüten mit 10 in
den Einkerbungen der Drüsenscheibe perigynisch eingefügten Staubblättern,
wurde aber trotz dieser Staubblattzahl aus der Ähnlichkeit der Frucht mit den
Teilfrüchten von Euscaphis als verwandt mit den Celastraceen erkannt. Als
Asa Gray 1876 eine zweite Art, G. nevadense aus Nevada, kennen lernte,
welche 4zählige Blüten mit 8 Staubblättern besass, äusserte er Zweifel an dieser
verwandtschaftlichen Beziehung und meinte, dass Glossopetalon sich
schliesslich als nächst verwandt mit der Rosaceengattung Purshia erweisen
würde. Oliver glaubte 1886 in der neuen Gattung Plagiospermum aus Chma,
eine nahe Verwandte von Glossopetalon zu erkennen; die Abbildung m
Hooker's Icones plantarum 3. Ser. Bd. VI, Teil 2, Tafel 1526, zeigt aber, dass
davon nicht die Rede sein kann, sondern dass Plagiospermum unzweifelhaft
eine Rosacee ist und. von Glossopetalon in sehr wesentlichen Merkmalen
weit abweicht. Alle Zweifel über die Stellung der letzteren Gattung wurden
dann 1890 durch Radlkofer behoben, der auf Grund anatomischer Unter-
suchungen in den Sitzungsberichten der Akademie der Wissenschaften zu
*) Vom griech. glossa Zunge und petalon Blumenblatt, von meion weniger und aner Mann.
2^8 Glossopetalon meionandrum n. sp.
München, Math.-jDhys. Klasse, Bd. XX, vSeite 135, die ursprüngliche Ansicht
Asa Gray 's als richtig erwies.
Die folgende Gattungsdiagnose ist mit einigen Verbesserungen und den
durch die Kenntnis unserer neuen Art bedingten Erweiterungen nach
Th. Loesener's Bearbeitung der Celastraceen in Engler et Prantl a. a.O. (iS()2)
und nach S. Watson in Botany of California I. Seite loS (18S0) entworfen:
Glossopetalon A. Gray. Blüten zwitterig. Kelch etwa bis zur Mitte
4 — 5 spaltig, bleibend, seine Abschnitte eiförmig oder dreieckig, sein Becher
fast flach bis schüsselformig und innen von einer lokerbigen Drüsenscheibe
ausgekleidet. Blumenblätter 4 oder 5, viel länger als die Kelchblätter,
linealisch- bis länglich-zungenförmig, in den Kelchbuchten in Kerben der
Drüsenscheibe perigynisch eingefügt, lange bleibend. Staubblätter ,s — 10,
ebenfalls in den Kerben der Drüsenscheibe eingefügt, bei Fünfzahl mit den
Blumenblättern abwechselnd, kürzer oder so lang wie die Kelchabschnitte;
Staubfäden pfriemlich, Staubbeutel breit oval, seitlich aufspringend. Frucht-
knoten ganz oberständig, nur aus einem Fruchtblatt gebildet, mit deutlicher
Kaht, einfächerig, Narbe fast sitzend, scheibenförmig, mit schAvacher Mittel-
rinne. Samenknospen 2, aufrecht nebeneinander, wenig nach der Nahtseite des
Fruchtknotens hingerückt, gegenläufig. Frucht (bei der neuen Art noch nicht
bekannt) lederig, schief eiförmig und gespitzt, gestreift, an der Naht auf-
springend (?), 1 — 2 sämig'). Samen verkehrt-eiförmig, etwas zusammengedrückt,
mit derber, glatter Flaut und kleinem, zweilappigem Nabelwulst.
Niedrige stark verästelte Dornsträucher. Blätter wechselständig, klein,
ganzrandig, mit 1 — 2 steilen Fiedernerven jederseits, kurz gestielt, die
der Laubtriebc mit kleiner, in 2 kleine spitze Nebenblätter endigender
Scheide, zuletzt sich über der stehenbleibenden vScheide abgliedernd. Blüten
gestielt, übergebogen, zahlreich, einzeln in wenigblättrigem Blattbüschel, das
aus der Achsel einer solchen Scheide entspringt und mit 2 seitlichen Knospen-
schuppen beginnt. Blumenblätter weiss.
A. Staubblätter doppelt so viele wie Kelchabschnitte. Kelchbecher flach.
Blumenblätter linealisch-zungenförmig.
1. G. sjDinescens A. Gray. Kahl. Blüten 5 — özählig. Staubblätter 10. —
Neumexiko, Süd-Utah, Texas.
2. G. nevadense A. Gray. Von kurzen Härchen grau. Blüten 4 zählig.
Staubblätter 8. — Nevada.
B. Staubblätter (5 — 7) weniger als Kelchabschnittc. Kclchbecher schüssei-
förmig. Blumenblätter länglich-zungenförmig.
3. G. meionandrum n. sp. Kahl. Ältere Aste grau, mit absplitternder
Rinde, jüngere graugelblich-weiss. Blätter graugrün, die der Blattbüschel etwa
bis 8, die der Laubtriebe bis 15 mm lang und 2, bezw. 4 mm breit, keilförmig-
länglich bis verkehrt lanzettlich. Blüten 5 zählig. Kelch etwa 3 mm lang,
hell grünlichgelb. Blumenblätter 5 — 6 mm lang. 2 mm breit. — Kolorado:
Mesa grande, Delta, Nordabhänge der Hügel am Surface Creek bei öooo F.,
Purpus No. 71, Mai 1892 (im Herbar L. Späth; im Herbar E. Koehne No. 10031).
Wie G. meionandrum, von der es mir nicht ausgeschlossen erscheint,
dass sie nebst G. nevadense sich einst nur als Varietät von G. spinescens
*) Bei der geringen Samenzahl ist ein Aufspringen der Frucht sehr unwahrscheinlich,
wird aber bei Watson angegeben. Loesener setzte dazu ein Fragezeichen.
Glossopetalon meionandrum n. sp.
A39
herausstellen möchte, in unseren Kulturen sich entwickeln wird, darüber lässt
sich noch nichts bestimmtes sagen. In Wuchs und Blütenreichtum lässt sie
sich vielleicht einigermassen Peraphyllum ramosissimum und Fendlera
rupicola an die Seite stellen, sie ist aber noch dichter verzweigt und mit
kleineren Blättern und Blüten besetzt. Die Blüten sind gewiss nicht sehr auffällig,
dürften aber bei ihrer grossen Anzahl, gieichmässigen Verteilung und der
langen Dauer der etwas sich kräuselnden Blumenblätter dem Sträuchlein ein
zierliches Aussehen und einen gewissen ornamentalen Wert verleihen. Das
wissenschaftliche Interesse der Pflanze ist allerdings wohl noch grösser als das
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Abb.
Glossopetalon meionandrum Koehne (nach Herbarmaterial).
I. Ein Dornenzweiglein mit Blattbüscheln und Blüten. — II. Junger Laubtrieb. — ■ III. Ein Blatt-
büschel mit Blüte. — IV. Eine Blüte mit den Blumenblättern. — V. Eine Blüte ohne die Blumen-
blätter halbiert. — VI. Dieselbe des Fruchtknotens beraubt. — VII. Der Fruchtknoten. —
VIII. Dessen untere Hälfte. — IX. Der Blattgrund mit Scheide und Nebenblättern, von einem
Blatte des Laubtriebs. — X. Der Blattgrund, wie er nach Abgliederung der Blattfläche stehen
geblieben ist; in der Achsel solcher stehen gebliebenen Scheiden entspringen die Blattbüschel
oder die Laubtriebe.
gärtnerische, da sie eine Gattung, die bisher durch ihre Staubblattzahl und
durch das einzige Fruchtblatt innerhalb der Celastraceen eine abnorme Stellung
einnahm, mit den übrigen Gliedern der Familie durch das Sinken der Staub-
blattzahl in einen deutlicheren Zusammenhang bringt. Übrigens ist die Gattung
neuerdings in Nordamerika von E. L. Greene in Forsellesia umgetauft
worden nach dem Grundsatz: »once a synonym, always a synonym«, d. h. ein
einmal unter die Synonyme geratener Name ist für immer von jeder Benutzung
ausgeschlossen. Da es nun ein Glossopetalon Schreber giebt, so soll, ob-
gleich der Schrebersche Name als Svnonvm ein Ende genommen hat, Glosso-
240' Dsr deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc.
petalon Gray nicht mehr anwendbar sein. Zur Illustration des neuen Grund-
satzes diene, dass Halesia Ellis (wegen Halesia P. Browne = Guettarda L.)
im Jahre 1893 dreimal umbenannt wurde. N. L. Britton nannte sie Mohria,
dann (wegen Mohria Swartz 1806) musste sie in Carlomohria E. L. Greene
und 5 Tage später in Mohrodendron N. L. Britton, umgetauft werden.
Mohria Sw. ist nun aber nach Greene homonym mit Morea und muss
deshalb von jetzt ab Coli na Greene heissen. Man sieht, welche Wellenkreise
der von O. Kuntze in den leidlich ruhigen Teich der Nomenklatur geworfene
schwere Stein schliesslich hervorruft. Wo bleiben da die sogenannten »wohl
erworbenen Rechte« älterer Autoren?
Zum Schluss sei noch darauf hingeAviesen, dass Coleogyne ramosissima
zur Zeit in unseren Kulturen, wenigstens soweit mir bekannt, noch nicht vor-
handen ist.
Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago
und Vergleiche mit dem Gartenbau anderer beteiligter Staaten.
Von Ludwig Schiller.
-^ vv'^jjll etzt kämen wir nun zu den Pflanzen in bedeckten Räumen, woselbst wir
Azaleen, Rhapis flabelliformis und Camellien ausgestellt hatten. Die
von Olberg gesandten Azaleen waren, wie ich schon oben erwähnte,
i^^V^^ Mittelware, die einiges zu wünschen übrig liess, seine grossen
^^^ Azaleen jedoch waren gut. Die Zeit, in der dieselben ankamen, war
^ wohl die ungünstigste des ganzen Jahres. Es wurde auch der Fehler
des zu dichten Packens gemacht, sonst wären sie auch besser an-
gekommen. Ein grosser Teil hatte daher das Laub geworfen, einige hatten
auch durch Frost gelitten und es hielt schwer, etwas ansehnliches mit
denselben zu arrangieren. Als dieselben dann in vollen Flor kamen, sahen sie
aber sehr schön aus und die Blüten bedeckten alles so, dass von der Form
der Pflanzen wenig zu sehen war. Neben denselben standen die aus Belgien,
welche diejenigen von Olberg allerdings noch übertrafen.
Die Rhapis flabelliformis dagegen kamen in vorzüglicher Beschaffenheit an
und waren wirklich ausgezeichnete Ware, aber zu teuer. Es ist überhaupt,
wie ich hier gleich bemerken möchte, ein grosses Versehen darin gemacht
worden, dass fast alle Sachen zu hoch im Preise gehalten waren. Allerdings
muss zugegeben werden, dass der Amerikaner sehr gern zahlt, wenn nämlich
die Ware dementsprechend ist.
Betreffs der Azaleen und Camellien, die im Herbst gesandt wurden, ging
man von einer falschen Auffassung aus, denn aus der gesandten Ware trat klar
zu Tage, dass einzelne Aussteller glaubten: »die Pflanzen sind gut genug für
Chicago«. Es thut mir sehr leid, dieses hier niederschreiben zu müssen, aber
diese Überzeugung hat sich mir dabei aufgedrängt und ich erachte es für meine
Pflicht, mit meiner Meinung nicht hinter dem Berge zu bleiben. Ein Teil der
Ware war gut, aber als Marktware zu teuer. Alle diese kamen in ganz vor-
Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc. 24 1
züglichem Zustande an, mit Ausnahme der auf Rhododendron veredelten. Die
Versandtzeit war eine ausserordentlich frühe und den allgemeinen Ansichten
widersprechende, liess sich aber hier nicht abändern, da sie eben zu dieser
Zeit hier sein mussten. Ich glaube aber, dass diese Versandtzeit entschieden
einer späteren vorgezogen werden sollte, natürlich ginge dies nur mit in
Töpfen kultivierten Pflanzen. Ende August ist gewöhnlich die Azalea mit halt-
baren Knospen besetzt, sie verlangt also nicht mehr sehr reiche Bewässerung
und kommt, wenn sie gut verpackt ist, wie es sich hier zeigte, in sehr gutem
Zustande an. Hier wird sie dann in Töpfe gepflanzt und reift im Hause vor-
züglich nach. Dagegen waren die auf Rhododendron veredelten Pflanzen nicht
so gut beim Versandt ausgebildet, also noch weich. Naturgemäss verlangt
Rhododendron mehr Wasser und die Pflanzen sind in den Kisten noch ge-
wachsen. Bei Ankunft wässerte ich die Pflanzen reichlich und der plötzliche
Saftzufluss stiess die Blätter dieser Pflanzen ab, ich hatte leere Strünke. Die
Camellien waren gut angekommen und die Knospen hatten sich vorzüglich ge-
halten, aber die Ware war nicht gut genug, wenigstens haben sie die Dres-
dener besser.
Für die Syringa und andere derartige Baumschul-Artikel war die Versandt-
zeit zu früh, es trifft aber hier keinen die Schuld, die Ware war gut und
preiswert.
Dieses waren also unsere Pflanzen, es war ja nur exportfähige Ware für
den Handel und daher konnten wir nichts grossartiges für den Laien bieten.
Es war ja auch nur unsere Absicht, dem Fachmann zu zeigen, was wir leisten
können. Leider war die Ware nicht darnach angethan, Belgien aus dem
Felde zu schlagen, und so Hessen sich leider nur sehr wenige Handels-
beziehungen anknüpfen.
Glänzend dagegen war unsere Landschafts-Gärtnerei mit Plänen vertreten,
und diese zeigten uns, dass der Hauptsitz der Gartenkunst in Deutschland ist.
Es wäre wünschenswert gewesen, hätte man von mehreren Plänen besonders
effektvolle Partien in Photographie vorführen können, wie es vom Bürgerpark
in Bremen, vom Grossherzoglichen Park in Oldenburg und von den König-
lichen bayerischen Hofgärten gethan wurde. An einigen wurde auch scharfe
Kritik geübt, aber hierin hielt ich den Preisrichter nicht für genügend kom-
petent und dürfte Herr Geheimrat Dr. Wittmack wohl meiner Meinung bei-
treten. Es ist allerdings schwer, über einen Plan ein Urteil zu fällen, wenn
man sich nicht in die Ideen des betreffenden Gartenkünstlers versetzen kann.
Es mag uns aber genügen, dass wir hierin das Beste geleistet haben, was auf
der Ausstellung vertreten war.
Unsere Samenabteilung war gut, aber mangelhaft in Bezug auf die geringe
Anzahl der Aussteller, und habe ich bereits oben erwähnt, welche Art und
Weise der Schaustellung ich für die beste halte. Wir hatten 2 Aussteller mit
Gemüse und Blumensämereien, 1 mit Cyclamensamen und 2 mit Forst- und
landwirtschaftlichen Sämereien. Alle waren reichhaltig und sehr wertvoll als
Sammlung. Flierüber näher zu urteilen halte ich mich nicht für berechtigt, da
meine Kenntnisse hierin nicht genügend sind, um mir ein Urteil erlauben zu
können.
Recht auffallend war es, dass auch nicht einer der Grosshändler Amerikas
sich nach Preisen erkundigte, sie scheinen eine Ausstellung durchaus nicht als
242 Der deutsche Gartenbau auf der Weltausstellung zu Chicago etc.
Markt zu betrachten und dann haben sie allerdings bereits ihre Verbindungen
und hatten beim Besuch der Ausstellung wohl auch nicht das genügende
Interesse.
Jetzt hätten wir nun noch die Abteilung für konservierte Gemüse, Früchte.
Fruchtsäfte und Fruchtweine. Hiervon verstehe ich leider garnichts und kann
nur sagen, dass dieselbe sehr reichhaltig war.
Wie verhält sich nun aber unser Gartenbau zu dem der anderen be-
teiligten Staaten? Ein massgebendes Urteil hierüber zu geben, ist nicht möglich
und so soll im nachstehenden nur meiner Meinung Ausdruck gegeben sein.
Beteiligt waren Deutschland, Frankreich, Belgien, Australien. Holland,
Irland. Japan und Amerika, Mexico nur mit Orchideen und Cacteen. die aber
hier nicht in Betracht kommen, da die Pllanzen alle frisch gesammelt waren
und hier quasi nur an den Mann gebracht werden sollten.
Australien, Japan und Mexico hatten nur Naturprodukte, Australien speziell
Baumfarne, Japan Cycas revoluta, Aspidistra elatior. Ferner zeigte uns Japan
eine vorzügliche Sammlung Acer und eine gute Kollektion Paeonia arborea.
die beiden einzigen Pflanzen, die mit Fleiss erzogen werden müssen, die also
somit in den Gartenbau gehören. Dass die Japaner einen feinen Geschmack
haben, wurde auch hier wieder bewiesen, aber Gärtner in unserem Sinne sind
es nicht. Je mehr eine Pflanze ihrem natürlichen Wüchse entfremdet wird, als
desto höhere Gartenkunst wird es dort betrachtet. Die bizarresten Formen
konnte man hier an Nadelbäumen bewundern, aber schön eine solche Yer-
stümmelung zu nennen, wäre wohl falsch. Holland wie Belgien hatten Azalea
mollis, pontica und Rhododendron ausgestellt, wie diese beschaffen sind, wissen
wir ja alle zur Genüge, und dass wir das nicht leisten können, was dort die
Natur zu erziehen in so reichem Masse mithilft, liegt auf der Hand.
Frankreich dagegen hatte wirklich grossartiges geleistet, es hatte eben dit>
Ausstellung richtig aufgefasst. Während wir fast nur Export-Ware lieferten,
hatte Frankreich ausgestellt, um aller Welt zu zeigen, was es leisten kann.
Flier ist selbst dem Laien fast jede Pflanze in die Augen gefallen und es war
nur Musterware, die gezeigt wurde.
Die Obstbäume Frankreichs waren sehr gut, doch nicht besser, als wir sie
haben, aber unsere waren eben nicht da. Es wäre gut gewesen und hätten
wir nur gewinnen können, wenn auch unsere Baumschulenbesitzer denselben
Patriotismus gezeigt hätten, wie ihn die Dresdener und viele andere Ilandels-
gärtner bewiesen.
Und ich schäme mich nicht einzugestehen, dass wir von Frankreich lernen
können; ein eigentlicher Vergleich lässt sich freilich nicht ziehen, denn ein
jedes Land hatte nach seiner Art und Weise ausgestellt und war ohne
Konkurrenz. Das aber glaube ich feststellen zu können, dass wir Europäer
uns in den Kulturen gleich sind, die der Geist des Gärtners züchtet und wo
nicht durch die Natur-Verhältnisse eine üppigere Vegetation hervorgerufen wird.
Und wie ist es mit Amerika? Noch beiludet sich dort die Gärtnerei im
allgemeinen in ihren Entwicklungsjahren, aber in den Kulturen ist uns der
Amerikaner über, besonders da, wo die Geldverhältnisse mitsprechen, er hat
mit seinem praktischen Sinn das Richtige erfasst!
Und so lassen Sie uns hoffen, dass die Weltausstellung in Chicago für uns
eine gute Schule gewesen ist. dass sie uns gezeigt hat. woran es fehlt und
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
243
lassen Sie uns unermüdlich daran arbeiten, unsere hervorragende Stellung
immer mehr und mehr zu befestigen. Sollte ich einen kleinen Teil hierzu
beigetragen haben, so soll diese Zeit, in der man mich mit so grossem Ver-
trauen beehrt hat, die glücklichste meines Lebens gewesen sein.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Neue Cinerarien.
Auf der internationalen Jubiläums-
Gartenbauausstellung im April 1892 zu
Karlsruhe hatten die Herren Gebrüder
Neubronner in Xeu-Ulm unter anderen
prachtvollen Pilanzcn eine neue Cine-
raria hybrida ausgestellt, die ob ihrer
hervorragenden vSchönheit sofort meine
Aufmerksamkeit auf sich zog. Herr
Xeubronner, der die Pflanze nicht als
Neuheit angemeldet hatte, sie nur als
Füllmaterial benutzte, freute sich über
meine Bewunderung und schenkte mir
einige Pflanzen, als er einpackte. Die-
selben lieferten etwas Samen, blieben
im Jahr 1893 konstant, und jetzt, wo
wir eine Menge blühender Pflanzen
haben, bleibt jedermann bewundernd
davor stehen; ja von den ursprünglich
nur roten Blüten habe ich jetzt durch
Kreuzung mit gewöhnliclien anders-
farbigen Cinerarien auch blaue, violette,
helle und dunkle erzielt. Das neue
und auffallende an diesen Cinerarien
ist, dass die Röhrenblümchen der
Scheibe rein weiss sind, von gelben
Staubfäden etwas überragt, so dass die
Farben der vStrahlblüten um so
leuchtender hervortreten; vorteilhaft
treten diese neuen Neubronner'schen
Cinerarien aus den andern heraus, die
Blüten sind ebenso gross, als die gut-
blühender englischer Blumen. Ich
wundere mich, dass Herr Neubronner
mit dieser Neuzüchtung nicht schon
längst hervorgetreten ist, die Engländer
verstehen besser Kapital aus Neuheiten
zu machen, der Deutsche ist immer zu
bescheiden, lässt sich seine Mühe von
andern oft abkaufen, imd unter fremdem
Namen führen wir Deutsche es wieder
ein. Es ist mir nicht bekannt, ob Herr
Neubronner seine Züchtungsversuchc
fortgesetzt und vervollkommnet hat,
ich schreibe dies ohne sein Wissen,
wollte aber dem, dem Ehre gebührt,
dieselbe nicht vorenthalten.
G r a e b c n e r ,
Hofgärtner in Karlsruhe.
Herr Hofgärtner Ciraebener über-
sandte uns Blumen. Dieselben sind in
der That sehr schön, besonders wenn
die Scheibenblüten noch in Knospen
sind. Auch die Staubbeutelröhre ist
nicht dunkel wie sonst, sondern
weisslich. L. W.
Nelken des Herrn Studier, Gr.-Lichterfelde
bei Berlin.
Schon auf der Herbst-Ausstellung zu
Berlin 1893 erregten die trefflichen
Nelken des Herrn Studier allgemeine
Aufmerksamkeit. Kürzlich hatte der
Verein zur Beförderung des Garten-
baues in der Sitzung am 29. März
wieder die Freude, eine Anzahl seiner
Nelken bewundern zu können. Ausser
den bekannten Sorten war es besonders
eine neue »Hildegard«. Herr Studier
bemerkte dazu: Diese Nelke ist seit
Ende August ununterbrochen in Flor,
und trotzdem dass der März der denkbar
ungünstigste Monat ist, zeigt ein Ver-
gleich mit den älteren Sorten, von denen
gleich viel Exemplare ausgestellt sind,
dass sie selbst jetzt viel besser sind.
244
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Die alten Herbsttriebe sind vorüber,
die im Winter gebildeten noch nicht
ganz entwickelt, diese bringen aber
viel schönere Blüten als die im Herbst
gebildeten Triebe. Im März haben wir
dazu sehr heisse Tage mit kalten
Nächten imd durch das starke Lüften
w^erden die Blumen in ihrer Ausbildung
beeinträchtigt. Die Hildegard blüht
ununterbrochen das ganze Jahr, wie
ich es seit 5 Jahren erprobt habe,
ist als Schnitt- und Toj)fptlanze zu ver-
wenden und bildet sich als letzte am
ersten von allen andern aus, sodass
sie, wenn sie eingetopft ist, dadurch
sehr auffallend wird. Keine Knospe
wird taub und alle sind gleichmässig
schön. Die Farbe ist schön rosarot.
Chrysanthemum „John Noble".
Ein in England gewonnener Sämling,
der zu der einwärts-gekrümmten japa-
nischen Sektion gehört. Die ungewöhn-
liche Breite und Grösse der einzelnen
Blumen, ihr massives Aussehen machen
diese Varietät zu einer sehr charakte-
ristischen. Die Farbe ist dunkel-
chokolade-karmoisinrot, die Rückseite
der Blumen bronzig-golden.
Gard. Chron. I, 1894, S. 14, f. 2.
Buschbohne „Königin der Grünen".
Eine neue, sehr reichtragende
Bohne, von dem feinsten Geschmack
aller bisher bekannten Bohnen.
Die Pflanze verjüngt sich lange Zeit,
bringt fortwährend neue Blüten, aus
denen sehr zarte Hülsen hervorgehen.
Die reifen Bohnen behalten zumeist
den Geschmack einer grünen Schnitt-
bohne. Die beifolgenden Bohnen sind
im vorigen Jahre geerntet worden und
haben infolge der grossen Dürre nicht
den zarten Geschmack als in dem vor-
hergehenden Jahre. Diese Bohne ist
noch nicht im Handel; ich bitte, die-
selbe an die verehrten Mitglieder
unseres Vereins verteilen zu wollen. —
(Ist in der Versammlung am 29. März
geschehen.)
KopjDitz, den 28. März 1894.
W. Hampel.
Neue Tomate Fordhook First.
In dem Kataloge von Allee Burpee
& Co., Philadelphia, Pa. Fordhook Farm
Do3destown Pa., der schön ausgestattet
und mit vielen kolorierten Abbildungen
versehen ist, ist auch diese neue Tomate
Fordhook First dargestellt, eine runde
glatte Sorte, die sich durch ihre dunkel-
rote Farbe auszeichnet. Auch eine
ganze Anzahl Riecherbsen, Lathyrus
odoratus, der ,, Sweet Peas'" in Amerika,
sind auf einer Tafel abgebildet. Die
Firma hat inzwischen auf besonderes
Ersuchen dem Verein zur Beförderung
des Gartenbaues Samen übersandt.
Japanische Klettergurke.
Chr. Bertram, Stendal, bringt in
seinem hübsch ausgestatteten Kataloge
unter der Neuheitenliste auch die »Japa-
nische Klettergurke«, deren erstaun-
liche Tragbarkeit gerühmt wird und
die gerade für das norddeutsche Klima
als überaus ergiebig hingestellt wird.
Auch Martin Grasshoff, Quedlinburg,
hat mehrere Rassen davon gezogen,
die in seinem Kataloge eingehend be-
sprochen werden.
Poiygonum sachaiinense im Warschauer
botanischen Garten.
Es könnte vielleicht von Interesse sein
zu erfahren, dass der in Heft 5 der
Gartenflora d. J. erwähnte und schon
1804 in derselben Zeitschrift von Regel
sehr richtig beschriebene und abgebil-
dete Knöterich von Sachalin bereits seit
vielen Jahren im Warschauer botani-
schen Garten im freien Lande kultiviert
wird. Seine Ausdauer daselbst be-
stätigte sich aufs glänzendste, ungeachtet
oftmals sich wiederholender sehr un-
Kleinere Mitteilungen.
245
günstiger Witterungsverhältnisse. Als
vieljährige Pflanze entwickelt dieser
Knöterich sehr früh, rasch und reich-
lich seine oberirdischen Sprosse. Die
Produktivität, Ausdauer und Wider-
standsfähigkeit gegen Fröste und
trockene Sommerhitze (bei uns wird
er nie begossen) sind wirklich stau-
nenswert. Dessen Bedeutung als Futter-
pflanze unterliegt wohl keinem Zweifel;
aber auch als dekorative Pflanze —
mit seinen 3 m und höher empor-
sprossenden Stengeln und grossem
Laube — imponiert dieser Knöterich
ungemein.
Die Vermehrung geschieht am besten
durch Wurzelstöcke.
Der erwähnte Knöterich ist in der
Gartenflora zum zweiten Mal nicht
1875,5.67 abgebildet (laut Nachschrift
auf S. 135, 1894), sondern 1874, S.87— 88,
nebst Beschreibung.
A. Fischer v. Waldhcim. ■
Kleinere Mitteilungen.
Aus alten Zeiten.
Der warme Nekrolog in Gartenflora
No. 1 S. ö, der den Lebensgang eines
wackeren Fachgenossen, unseres ent-
schlafenen Heinrich Gaerdt, zeichnet
und sein ehrendes Andenken in weite
Kreise trägt, sowie die Geschichte des
Borsigschen Gartens heimeln mich so
an, dass ich zur Feder greife. Re-
miniscenzen aus längst vergangener
Zeit tauchen auf; sie niederzuschreiben,
hat zwar keinen Zweck, aber vielleicht
unterzieht sich die so taktvolle Re-
daktion der Aufgabe, daraus eine Aus-
lese zu machen, vorausgesetzt, dass
sie es für der Mühe wert erachtet.
Es war in den Jahren zwischen 1S43
und 1846, in der Zeit, als die Baron
Hügelsche Gärtnerei in Hietzing bei
Wien einen derartigen Weltruf hatte,
dass junge Gärtner aus aller Herren
Länder davon angezogen wurden und
es als Glück erachteten, daselbst be-
schäftigt zu sein. Darunter war auch
ein junger Berliner, Namens Priem,
seinen Vornamen habe ich leider ver-
gessen, mir scheint, er hiess August,
das war eine sympathische Persönlich-
keit und eine fleissige Biene, was man
von vielen anderen nicht sagen konnte.
Unsere jungen Gemüter hatten sich
zusammengefunden, mich verschlug
das Schicksal nach Warschau und
Priem siedelte sich in Berlin an. Es
mag wohl um das Jahr 1854 herum
gewesen sein, als mich die Begierde
anwandelte, etwas mehr von unserer
schönen Erde kennen zu lernen, als
bis dahin möglich war. Ich reiste
nach Berlin, und dort, in einem Hotel
in der Klosterstrasse einlogiert, war
mein erstes Beginnen, Priem autzu-
suchen. Derselbe hatte ein Grundstück,
das ehemalige Westphalsche in Pacht,
Eingang vom Alexanderplatz. Sofort
besorgte er meine Sachen aus dem
Hotel zu sich, 14 Tage war ich sein
Gast und diese Tage gehören zu den
schönsten meines Lebens. Fast täglich
wurden Ausflüge gemacht, meist in
Gesellscliaft seiner jungen Frau. Pots-
dam und Umgebung, zoologischer
Garten, damals ein grosser Wildpark
mit weit von einander entfernten
Tierbehältern, botanischer Garten
wurden besucht und natürlich auch
Borsigs Garten. Schon damals war
dieser prachtvoll und es blühten bereits
verschiedenfarbige Nymphaeen im
Freien in der Wasserpartie; in einem
Schauhause standen prächtige Pflanzen,
u, a. eine ganze Bordüre von Eucharis.
246
Kleinere Mitteilungen.
Der Obergärtner war aber damals noch
nicht Gaerdt, mir däucht er hiess Fiedler.
(Ja! L.W.) Ausserdem wurden diverse
Handelsgärtnereien besichtigt; Hoff-
mann ist mir noch im Gedächtnis.
Das Territorium, welches Priem inne '
hatte, grenzte an der hinteren Ouerseite
mit Bouche; die Grenze war mehr
ideal, nur einige Stangen waren ge-
zogen, über die wir mit Leichtigkeit
hinwegstiegen, um das Sommertheater,
das auf Boucheschem Grunde errichtet
war, zu besuchen, in welchem Heimer-
ding meinen Enthusiasmus erregte.
Ich wäre aber heute nicht imstande,
die Lokalität aufzufinden, wo das alles
existierte, vermute sogar, dass es vielen
Berlinern nicht besser erginge: ich bin
nicht einmal ganz sicher, ob der Ein-
gang vom Alexanderplatz war: man
ging durch Häuser und Hofräume.
Überhaupt kann ich mir heute noch
keinen Situationsplan von Berlin im
Gedächtnisse bilden, während ich von
Wien einen zeichnen könnte, trotz
aller Neubauten und Veränderungen;
allerdings lebte ich 8 Jahre in Wien.
Auch Prag ist mir sehr gut bekannt,
Berlin bietet aber stets für mich
Grientierungsschwierigkeiten.
Eine spätere zweite Reise führte
mich natürlich wieder zu Priem, der
sich inzwischen auf der Frankfurter
Allee angekauft hatte und dahin über-
siedelt war. Er grenzte mit Chone,
es war ein gemütliches Verhältnis;
Grenzschranken gab es da nicht, einer
ging zum andern hinüber und herüber.
Auch das Verhältnis mit den Blumen-
händlern war patriarchalisch, die
hatten damals nur Keller- imd Sou-
terrainräume inne und kamen mit ihren
Körben zu den Gärtnern. Priem blieb
dann ruhig bei seiner Arbeit und liess
sie das Nötige selbst aufsuchen und
abschneiden; wenn sie dann wieder
mit den gefüllten Körben zu seinem
Verpflanztisch kamen, sagten sie: ich
habe soviel und soviel Dutzend von
diesem und jenem. E)ie Rechnung
wurde mit wenigen Worten gemacht
und bezahlt, von Nachsehen und Nach-
zählen war keine Rede.
Leider hat der Tod ihn so bald von
seiner irdischen Laufbahn abgerufen
und ich habe nicht erfahren, was aus
seiner Familie geworden ist. Zur Zeit
der grossen Ausstellung, als ich das
dritte Mal in Berlin war, zog es mich,
die Stätte zu besuchen, wo er gewirkt
hatte, ich habe sie aber kaum wieder
erkannt und die Nachbargärtnerei
von Chone schien auch in der Auf-
lösung begriffen.
Das sind die traurig stimmenden Er-
innerungen, die sich an jene Aufsätze
knüpfen, und zugleich die Wahrneh-
mung, dass die Menschen in dem
kleineren, bescheideneren Rayon, in
dem sich damals alles bewegte,
humaner, glücklicher, zufriedener
waren; doch ist es nicht vernünftig,
nach der alten Zeit zu seufzen, die
Welt zu schelten, die sie verlor. Die
neue Zeit hat ja soviel gutes gebracht,
hat die Menschheit, wie vielleicht keine
andere Epoche in der Geschichte,
emanzipiert, die Herrschaft über unge-
ahnte Naturkräfte erlangt und ihre
Sichdienstbarmachung ist ein Triumph
der ]\lenschhcit; dem Einzelnen bleibt
nur übrig, sich damit in Kontakt zu
erheilten, die grossen Schritte, die die
Menschheit macht, auf materiellem wie
geistigem Gebiete gewissermassen mit-
zumachen, dann wird die Versöhnung
der neuen mit der alten Zeit nicht aus-
bleiben.
Es Hessen sich Betrachtungen ohne
Ende über diese Themata fortspinnen,
zumal die Frage »wo liegt das Endziel
bei diesen rapiden Fortschritten, die
zugleich die Menschheit in andere
Formen pressen« u. s. w., aber ich will
schliessen mit Vertrauen auf die Welt-
ordnung, die die Bedingungen zur
Kleinere Mitteilungen.
_247
heutigen Existenz schuf, bevor mit
Geist begabte Kreaturen unseren Erd-
ball bevölkerten.
.Mit stetem Kontakt und Sympathie
verharrt
Peter I los er.
Warschau, den 4. März i8()4.
Passiflora alata.
Die im Card. Chron. abgebildete
Frucht dieser Art ist wenigstens zwei-
mal so gross wie ein Hühnerei, dem
sie auch Inder Form gleicht, und von
gelber Farbe. Reift im Winter und ist
zu dieser Jahreszeit als Tafelfrucht sehr
zu empfehlen; eingemacht soll sie noch
mehr geschätzt werden.
Card. Chron. I, 1894, S. iS, f. .3
Explosion bei Vilmorin, Andrieux & Co., Paris.
Am 12. Februar. 2 Uhr nachmittags,
fand eine grosse Explosion im Magazin
der Firma A" i 1 m o r i n , A n d r i e u x & C o.
inderRueReuilly inParis statt. ImKeller
befand sich ein Behälter mit Hydro-
carbure. Ein Arbeiter hatte aus dem
Behälter eine Quantität der Flüssigkeit
geschöpft: dieselbe entzündete sich auf
bis jetzt unbekannte Weise. Die Lösch-
mannschaft löschte den Brand schnell,
aber die .Arbeiter des Hauses, die ihnen
behilflich waren, begingen die LTn-
vorsichtigkeit, Licht anzuzünden, wo-
durch das Gas, welches infolge der
Hitze im Kellerraum sich verflüchtigt
hatte, in Brand geriet und die Explosion
hervorrief. Ein Feuerwehrmann wurde
getötet. 8 seiner Kollegen und 17
Arbeiter schwer verwundet.
Herr Henri de Vilmorin schreibt uns,
dass glücklicherweise nicht viel zer-
stört ist, dass aber leider die braven
Feuerwehrleute viel gelitten haben.
Früheres Reifen an der Nordseite.
Kurz vor Leschnitz in Oberschlesien
befindet sich jenseits des Chaussee-
körpers der Kosel-Leschnitzer Chaussee,
und zwar parallel mit der Bordkante
derselben, eine im Privatbesitz be-
findliche Allee älterer Pflaumenbäume,
in der Richtung von Ost nach West,
welche reiche Ernten liefern. Auf dem
Chausseekörper selbst befinden sich
Birnenbäume, welche vor 4 Jahren
gepflanzt wurden, also unwesentlichen
und nicht beeinflussenden Schatten
geben. Während der Reifezeit machte
ich nun alljährlich die Wahrnehmung,
dass die auf der Nordseite befindlichen
Früchte um circa 10 bis 12 Tage
früher reiften, als die auf der Südseite,
und kann ich mir diesen Umstand
durch nichts erklären. Eine gleiche
oder ähnliche Beobachtvmg bei den
auf den Chausseen des Koseier Kreises
seit 4 Jahren gepflanzten Pflaumen-
bäumen Ivonnte schon aus dem Grunde
nicht wahrgenommen werden,' A\'eil
die Erstlingsfrüchte aller Obstbäume,
etwaiger Beschädigungen letzterer
wegen, bis zu dem Zeitpunkt, liei
welchem sich die Verpachtung lohnt,
entfernt werden. B. Strauwald.
Litteratur.
Gartenbau- A d r e s s b u c h von
C) e s t e r r e i c h - U n g a r n . (Enthält
über 10000 Adressen.) Preis für Oester-
reich-Ungarn 6 fl.. für Deutschland 10
Mark. Zu beziehen durch Otto Pfeiffer's
Verlag, Wien, XVII, Hernais, Bergsteig-
gasse 9. Dieses soeben zum ersten Male
erschienene Gartenbau-Aaressbuch re-
248
Litteratur.
präsentiert für jedermann, welcher in
oder mit Oesterreich- Ungarn gärtne-
rische Verbindungen unterhält oder
solche eingehen will, einen höchst wert-
vollen Behelf, dessen Anschaffung wir
bestens empfehlen. Die Einteilung ist
eine vorzügliche und das Adressen-
Material mit einem wahren Bienen-
fleiss zusammengetragen. Der Inhalt,
welcher den Wert des Buches am
besten illustriert, ist folgender; I. Nach-
weis. Adressen der Zier-, Handels- und
Küchengärtner, Samenhändler, INTatur-
blumenhändler, Naturblumen-Ex- und
Importeure und gärtnerischen Agenturen
von Wien und nächster Umgebung.
IL Nachweis. Adressen von Privatgärt-
nern (Hofgärtnern, Herrschaftsgärtnern,
Obergärtnern u. s. w.) von Wien und
nächster Umgebung. HI. Nachweis.
Adressen der Kunst- und Handelsgärt-
ner, Gemüsegärtner, Baumschulbesitzer,
Samenhändler, Naturblumenhändler etc.
von Oesterreich-Ungarn. IV. Nachweis.
Adressen von Privatgärtnern (Hofgärt-
nern, Schlossgärtnern, Herrschaftsgärt-
nern, Obergärtnern etc.) von Oester-
reich-Ungarn. V. Nachweis. Adressen
von Gartenfreunden Oesterreich-Un-
garns. VI. Nachweis. Die Gartenbau-
schulen, land- und forstwirtschaftlichen
Lehranstalten in Oesterreich-Ungarn.
VII. Nachweis. Die Gartenbau-Zeit-
schriften von Oesterreich - Ungarn.
Vin. Nachweis. Die gärtnerischen, land-
und forstwirtschaftlichen Gesellschaften
imd Vereine von Oesterreich-Ungarn.
IX. Nachweis. Verzeichnis von Bezugs-
quellen und Specialkulturen diverser
Gartenbauj)rodukte und gärtnerischer
Bedarfsartikel. X. X^achweis. Sach-
register. O.
A^'ilmorin, Philippe de. Les fleurs
ä Paris. Culture et Commerce. (Die
Blumen in Paris — Kultur und Handel.)
Paris, 1892, 324 S. und 20S Abd. in 8»
Introduktion par Henry de A'ilmorin.
Das vorliegende Bändchen, die Erst-
lingsarbeit des ältesten Sohnes des
Herrn Henry de Vilmorin, ist einer
Serie entnommen, welche als „Biblio-
theque scientifique contemporaine" er-
scheint. Es giebt uns ein Bild davon,
welche Rolle „Blumen" im Leben des
französischen Volkes, d. h. in dem
Pariser Leben spielen. Insbesondere
wird bei der Darstellung die Art des
Blumenhandels, mit historischen Rück-
blicken vereint, behandelt. Wir durch-
wandeln im Geiste die „Hallen", in
welchen sich reiche Blumenschätze an-
sammeln, wir besuchen die „Blumen-
märkte", deren sich nicht weniger als
11 in der Stadt befinden, auf denen
vornehmlich Topfgewächse feilgehalten
werden, wir sehen uns die Prachtläden
der Blumenhändler an und erkennen
auf unserer Wanderung doch immer
noch, dass alle diese Einrichtungen
dem Blumenbedürfnis der Pariser Be-
völkerung nicht genügen — eine LTn-
zahl von ambulanten, wir müssten wohl
sogar von „fliegenden"' Blumenhändlern
sprechen, verstehen es, in geschmack-
voller und ansprechender Weise auf
der Strasse, an den belebtesten Orten
ihre duftende Ware an die Leute zu
bringen.
Wir lernen aus dem Buche auch, wo-
her alle die Blumenschätze der fran-
zösischen Metropole zuströmen. In
erster Linie sind es die imerschöpf-
lichen Blumenkulturen in Südfrank-
reich, welche das Material des Handels
liefern, und daneben schaffen die
Blumengärtnereien in der nächsten
Umgebung von Paris einen beträcht-
lichen Teil der Lieblingsblumen herbei.
X'achdem uns der Verfasser auch noch
mit der Art des Blumentransportes und
der Art der Blütentreiberei, wie sie in
Frankreich gehandhabt werden, bekannt
gemacht hat, schildert er uns die Lieb-
linge der Blumenfreunde unter Beigabe
von zahlreichen Holzschnitten. Wir
Litteratur.
249
finden hier in gewissem Sinne eine
Gartenflora zusammengestellt, die sich
freilich nicht an ein botanisches System
kettet. Die den Gegenstand des Handels
bildenden Pflanzen werden vielmehr
einfach alphabetisch (mit ihren lateini-
schen Benennungen) aufgezählt und be-
sprochen. Wir wollen es uns freilich
versagen, hier alle Xamen — von
Ag erat um anfangend — aufzuzählen.
Um einigermassen die Uebersicht zu
erleichtern, sind in besonderen Ab-
schnitten die zu Ornamentzwecken be-
nutzten, die zweijährigen Zierpflanzen,
ausdauernde, Zwiebel- und Treibhaus-
gewächse, Zierbäume und Ziersträucher,
Specialitäten des Südens, die Gräser und
die für Trockenbouquets benutzten
Blüten und endlich die vornehmlich
den Kryptogamen angehörigen Blatt-
pflanzen besprochen. C. Mr.
Jahres-Bericht über den Zu-
stand der Landeskultur in der
Provinz Brandenburg für das
Jahr 1892, erstattet durch das Plaupt-
Direktorium des landwirtschaftlichen
Provinzial - A^ereines für die Mark
Brandenburg und die Xieder-Lausitz.
1893. A. Mi eck, Prenzlau.
Der vorliegende Jahresbericht ent-
hält auch manches, was für den
gärtnerischen Betrieb von Interesse
ist. Der erste Abschnitt behandelt
die Faktoren des landwirtschaft-
lichen Betriebes, der zweite das land-
wirtschaftliche Y er eins wesen, der
dritte den landwirtschaftlichen
Betrieb. Es werden hier u. a. be-
handelt: ]\Ioorkulturen, Getreide- und
Futterbau, Tabakbau, Zuckerrübenbau,
Kartoffelbau, Gartenbau, Obstbau, Wein-
bau und Forstwirtschaft. Der letzte
Abschnitt enthält die Resultate des land-
wirtschaftlichen Betriebes.
R. Otto, Berlin.
Giuseppe Gaeta. Conifere. Florenz
bei M. Ricci 1893. Nachdem Dr. Masters
und Nicholson in Kew und Hansen in
Kopenhagen die Beissnersche Koniferen-
benennung in der Hauptsache ange-
nommen haben und für diese beiden
Länder deren definitive Einführung
gesichert ist, liegt uns hier ein neuer
Erfolg des „Handbuchs der Nadelholz-
kunde"' vor. Der Verfasser dieses
systematischen Katalogs folgt Beissners
vSpuren ganz und gar, das heisst stellt
die von demselben gewählte Benennung
allen andern voraus und erwähnt die
anderen nur als Synon3'me. So wird
das Koniferenchaos wohl auch in Italien
bald zu Ende sein. Es ist der Katalog
mit grosser Liebe ausgearbeitet und
ein A'orzügliches Nachschlagewerk.
Tr.
Das Pflanzcnmaterial für den
botanischen Unterricht. Seine An-
zucht und die an demselben anzu-
stellenden Beobachtungen in bio-
logischer, anatomischer und physio-
logischer Hinsicht. Von Dr. P.Esser,
Realgymnasiallehrer zu Köln, Druck
von J. P. Bachem.
Das Werk giebt eine Anweisung, wie
das für den botanischen Unterricht an
Lehranstalten, z. B. Gymnasien, Real-
gymnasien u. s. w., notwendige Material
zu beschaffen ist, und in welcher Weise
dasselbe dann mit den Mitteln, wie sie
wohl in jeder Anstalt vorhanden, für
längere Zeit oder dauernd erhalten und
kultiviert werden kann. A'erfasser hat
in der vorliegenden Schrift seine Er-
fahrungen, die er früher in praktisch-
gärtnerischer Thätigkeit sammelte, in
geeigneter Weise verwandt, so dass die
gemachten Angaben sich auch praktisch
und leicht durchführbar erweisen.
Bezüglich des reichen Inhalts sei aut
das Werk, welches seinen Zweck in
jeder Weise erfüllen dürfte, selbst ver-
wiesen. R. Otto. Berlin.
252_
Unterrichtswesen.
C. ]\Iohr, die Insektengifte und pilz-
tötenden Heilmittel für Landwirte,
Gärtner, Blumenzüchter, Winzer und
Forstmänner. Eine Anleitung zur Her-
stellung und zum Gebrauch derselben.
Stuttgart. Verlag von Eugen Ulmer.
1893.
Der Verfasser, Chemiker Carl Mohr
in Mons, Belgien, hebt mit Recht her-
vor, dass es ein Universalmittel gegen
alle Insekten und Pilze nicht giebt, er
führt daher bei jedem einzelnen Insekt
oder jeder Gruppe von Insekten das ge-
eignete Mittel, wie dessen Bereitung an
und fügt selber zwei Formeln seiner
Mohrschen Insektengiftessenz bei. Das
Buch scheint sehr empfehlenswert. —
Die" Nesslersche Flüssigkeit ist aber
sehr kurz behandelt. In Wittmack und
Perrings Deutsche Gartenzeitung i886
S. 358, Verlag von Beuckert & Radetzky,
ist die Bereitung anders und viel ge-
nauer angegeben. L. W.
Dictionnaire Pratique d'IIorti-
culture et de Jardinage. Illustre
de plus de 3500 ligures dans le texte et
de 80 planches chromolithographiques
hors texte par G. Nicholson, Conser-
vateur des Jardins royaux de Kew
a Londres. Traduit, mis ä jour, et adapte
ä notre climat et ä nos usages, etc., etc.
Par S, Mottet, avec la Collaboration de
Mm. Vilmorin , Andrieux , Alluard,
Andre, Bellair, Legros, etc. etc.
Le Dictionnaire d'Horticulture, public
dans le format petit in-4'^, est im-
prime ä 2 colonnes. II parait par
livraisons de 48 pages confenant
chacune une planche chromolitho-
graphique. Prix de chaque livraison
i,5ofrancs. — II seracomjDlet enSolivrai-
sons. II parait plus d'une livraison par
mois. On peut souscrire des maintenant
ä l'ouvrage complet, mais en payant
d'avance. Prix 90 francs. Librairie
Octave Doin, 8, Place de l'Odeon, Paris.
Lange schon liegen die bis jetzt er-
schienenen circa 20 Hefte dieses treff-
lichen praktischen Wörterbuches des
Gartenbaues auf unserem Redaktions-
tische. Wir wollten immer eine recht
ausführliche Besprechung geben, aber
immer wieder musste aus Mangel an
Raum davon Abstand genommen
werden. So sei denn auch für heute nur
kurz auf dies französische Werk hin-
gewiesen, das in Deutchland seines
gleichen nicht hat. Ursprünglich
englisch herausgegeben, von unserm
verehrten Freund Nicholson, ist es von
Herrn S. Mottet übersetzt, aber nicht
wörtlich, sondern unter Berücksichti-
gung der in Frankreich herrschenden
klimatischen Verhältnisse, dazu vom
Verleger Herrn O. Doin reich aus-
gestattet und jedes 48 Seiten um-
fassende Heft mit einer prachtvollen
Farbentafel geziert. Unsere deutschen
Wörterbücher behandeln die Sachen
oft zu oberflächlich; hier kann man
wirklich gründlicheres lernen; man
sehe z. B. die vielen Arten von Cattleya,
von denen auf über 12 Seiten grössten
Lexikonformates die besten Arten und
Varietäten wirklich beschrieben sind.
— Das Werk erscheint in 80 Lieferungen
ä 1 tr. 50 CS (= 1 M. 20 Pf.). Wenn
man im voraus bezahlt, erhält man
das Ganze für 90 fr., ein für das Ge-
botene sehr niedriger Preis. L. W.
Unterrichtswesen.
Kursus über Pflanzenkrankheiten in Proskau.
An dem Königlichen pomologischen
Institute zu Proskau findet in diesem
Jahre wiederum für praktische Gärtner,
Landwirte, Forstmänner und sonstige
Interessenten vom 18. bis 23. Juni ein
Kursus zur Verbreitung der Kenntnisse
über das Wesen und die Bekämpfung"
Gewerbliche Angelegenheiten.
251
der verbreitetsten Krankheiten unserer
Kulturgewächse statt. Er wird in ^'or-
trägen, Demonstrationen und in Exkur-
sionen in die Felder der Königlichen
Domäne und in die Königlichen
Forsten bestehen.
Der nähere Plan zu diesem Kursus
ist folgender:
Montag, den iS. Juni: Theoretischer
und praktischer Unterricht unter
Zuhilfenahme des Mikroskops: Unter-
scheidung zwischen parasitären und
nichtparasitären Krankheiten, Gelb-
sucht, Sommerdürre, Lohekrankheit,
Gummifluss,Frost,Wundverheilungen.
— Phanerogame Parasiten : Mistel,
Kleeseide, Orobanchen.
Nachmittags: Tierische Feinde.
Dienstag, den iq. Juni: Fortsetzung des
Unterrichts vom Montag. Allgemeines
über Bau und Leben der Pilze. Pilz-
liche Krankheiten der Obstbäume
und des Weinstockes, sowie deren
Bekämpfung und Verhütung.
Nachmittags: Tierische Feinde.
Mittwoch, den 20. Juni: Fortsetzung
der Krankheiten der Obstbäume und
des Weinstockes.
Nachmittags: Exkursionen.
Donnerstag, den 21. Juni: Brand- und
Rostkrankheiten des Getreides und
deren Verhütung.
Nachmittags: Tierische Feinde.
Freitag, den 22. Juni: Krankheiten
einiger anderer landwirtschaftlicher
Kulturpflanzen: Kartoffel, Erbse,
Bohne, Rübe, etc.
Nachmittags: Exkursionen.
Sonnabend, den 33. Juni: Krankheiten
der Waldbäume. Allgemein ver-
breitete Krankheiten: Russtau, Alel-
tau etc. Gesichtspunkte für Beurtei-
lung von Pflanzenkrankheiten.
Die Teilnahme an dem Kursus ist un-
entgeltlich.
Anmeldungen nimmt entgegen und
weitere Auskunft erteilt Direktor StoU
in Proskau.
Aus dem Grossherzogtum Hessen.
In Hessen ist der Weinbau haupt-
sächlich auf Rheinhessen und einen
Teil der Provinz Starkenburg, die
Bergstrasse, beschränkt. Er bildet
hier einen höchst wichtigen Teil der
landwirtschaftlichen Bodenbenutzung,
und seine Erzeugnisse nehmen nach
Menge und Güte eine hervorragende
Stellung ein. Zur Förderung des Wein-
und Obstbaues soll nunmehr eine
Wein- und Obstbauschule in
Oppenheim (Rheinhessen) errichtet
werden. Die auf 232 276 Mk. ver-
anschlagten Kosten der ersten Ein-
richtung verringern sich durch die
Beiträge der Stadt Oppenheim auf
17 000 Mk,, der jährliche Zuschuss
aus Staatsmitteln wird 22 666 Mk. be-
tragen. Für den Direktor, zugleich
Lehrer für Obst- und Weinbau, sind
4000 Mk., für einen Lehrer der Natur-
wissenschaften 3000 Mk. vorgesehen.
Oppenheim erscheint als Sitz der
Schule besonders geeignet, weil in
seiner Umgegend Wein- und Obstbau
gepflegt wird und es mitten in den
Hauptweingebieten Hessens liegt.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Der Reichstag hat den Vorschlag
der Regierung, die Sonntagsruhe für
die Fortbildungschulen erst 1897 ein-
zuführen, abgelehnt.
2s2
Aus den Vereinen.
Aus den Vereinen.
Steglitz. Der hiesige Gartenbau-
verein besichtigte am 16 April den
Borsigschen Garten in Berlin.
Einige Mitglieder des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues, darunter
auch der Direktor, folgten am 15. April
einer Einladung des Herrn Garten-
baudirektors Carl Lackner - Steglitz,
um seine gefüllten Flieder, die nun
in natürlicher Farbe dastanden, und
seine Orchideen zu besichtigen. —
Der Anblick des Flieders war geradezu
grossartig. Michel Buchner ist wohl
der grossblumigste, seine Blüten hatten
einen Durchmesser von zHi cm und
dabei hoben sich die dicken dunklen
Knospen herrlich von den roten auf-
geblühten Blumen ab. Sehr schön
waren ferner Leon Simon, ganz dicht,
und President Grevy. — Unter den
Orchideen fielen am meisten die kräf-
tigen, bis unten belaubten ^''anda suavis
ins Auge, an denen im ganzen nicht
Aveniger als 25 Blütentrauben iDrangten;
ferner heben wir hervor: Cattleya
Schroederiana, Cypripedium politum
(venustumXbarbatum), C. hirsutissimum
sehr schön, C. Argus desgl., C. Sedeni can-
didulum, überaus üppige C. barbatum,
einen neuen Import von C. bellatulum
und C, Charlesworthii, C. Parishii,
ein ganzes Haus voll C. insigne, Den-
drobiumjenkinsii, nach derBestimmung
des mit anwesenden Professors Kränzlin
eine australische Art mit Bulben einer
Coelogyne, einen grossen Import A'on
Vanda coerulea, die prachtvoll unter
dem Schutze von Selaginella gediehen,
eine rosa angehauchte Form von
Odontogiossum Ruckerianum, O. trium-
phans und O. luteo - purpureum,
Masdevallia Lindeni, Vanda Kim-
balliana mitrunden zusammengefalteten
Blättern, \ . Amesiana ähnlich, B. etM'as
breiter, Coelogyne cristata und
C. flaccida. — vSehr gesund waren auch
die zahlreichen Araucaria excelsa und
die zahlreichen Clivien (Imantophyllum).
von denen die Samenpflanzen schöne
dunkle grossblumige Sorten erwarten
lassen.
Freiburg, 7. ApriL Der Garten-
bauverein hier hatte an seinem
Familien -Abend, den 3. d. AI., eine
sehr schöne Blumenausstellung in der
Harmonie veranstaltet, wovon wir be-
sonders hervorheben wollen von der
vStadtgärtnerei : die neueste Canna,
Königin Charlotte von Württemberg,
eine Neuzüchtung, von W. Pfitzer in
Stuttgart in den Handel gegeben, in
Leipzig prämiiert und zum ersten Mal
in Freiburg in Blüte ausgestellt, eine
niedere Sorte in prächtigen Farben,
rot mit gelber Einfassung, ausserdem
noch 3 neuere Crozy-Varietäten. —
Von Orchideen: eine herrliche Vanda
suavis, Odontogiossum Alexandrae,
schöne Cyprij)edien, Bletia purpurea,
5 neue Scarlet- Geranien, 1 Dracaena
Youngi mit bunten Blättern, Massangea
tigrina, eine der schönsten Zimmer-
pflanzen, einen entzückend schönen
Lotus peliorhynchus*) von den Cana-
rischen Inseln, mit langen Schweifen
von 1V2 Meter Länge und scharlach-
roten Blumen (die schönste Hänge-
pflanze), sowie ein grosser Korb,
Tafelaufsatz, und ein Frühlingsstrauss
in schönstem Farbenspiel. Vom bota-
nischen Garten: ein herrliches Den-
drobium densiflorum mit grossen,
gelblichweissen Blumen in Form
•••) Farbig abgebildet Gartentiora 1890 Taf.
Ausstellungen und Kongresse.
253
grosser Trauben. Herr Handelsgärtner
Hoifmann hatte einen Tisch voll
prächtig getriebener, blühender Remon-
tant-Rosen in Töpfen aufgestellt, Herr
Berie: eine gemischte Gruppe blühen-
der Pllanzen, worunter sehr schöne
blühende Rosen sich befanden. Das
Ganze fand ungeteilten Beifall, be-
sonders da auch von den herrlichen
Rosen mehrere zur Verlosung kamen.
Ausstellungen und Kongresse.
Berlin. Grosse Kartoffelausstellung
in der Ausstellung der deutschen Land-
wirtschafts-Gesellschaft im Treptower
Park vom 7 — 11. Juni.
Frankfurt a. O. Frühjahrs-Garten-
bau-Ausstellung vom 2. bis 6. Mai im
Gesellschaftshause zu Frankfurt a. O.
Das Programm, welches erst spät zur Ver-
sendung gelangt, enthält 78 Konkurrenz-
nummern. Es stehen 52 Medaillen,
darunter 4 Staatsmedaillen, ferner
7 Ehrenpreise, zahlreiche Diplome und
Geldpreise zur Verfügung. Die Aus-
stellung ist hauptsächlich für den
Regierungsbezirk Frankfurt a. O. be-
stimmt. Anmeldungen zur Beschickung
sind an Redakteur Böttner in Frank-
furt a. O. zu richten.
Görlitz. Die Rosenausstellung An-
fangjuli wird grossartig; 2Ü000 Rosen
sind schon geptlanzt.-
Graz. Steiermark 2. bis 6. Mai.
Paris. 10. Gartenbau-Kongress vom
23. bis 28. Mai 1894 gelegentlich der
Jahresausstellung der Societe nationale
d'horticulture de France. Gegenstände:
1) Einlluss des Chlorophylls. 2) Ca-
pillarität des Bodens. 3) Mittel, um die
Salpeterbildung der stickstoffhaltigen
Körper zu befördern. 4) Beste Treib-
methoden. 5) Ersparnis bei der Obst-
treiberei. 6) Früh - Gemüse. 7) Ein-
heiten bei der Beurteilung von Heiss-
wasser-Heizunaen.
Petersburg. Internationale Obst- Aus-
stellung. Russlands Obstbau-Verein ver-
anstaltet im Jahre 1894 vom 10. {22.) Sept.
bis 31. Oktbr. (12. Novbr.) eine inter-
nationale Obstausstellung, welche in
Erzeugnissen des Obst- und Gemüse-
baus bestehen wird, ferner in Kon-
serven, Wein- und Hopfenbau, Säme-
reien, Maschinen, Obstbäumen und
Sträuchern, Litteratur und Unterrichts-
mitteln. Anmeldungen sind bis spä-
testens 1. (13.) Mai er. an das Land-
wirtschaftliche Museum in St. Peters-
burg, Fontanka 10, zu machen, doch
dürfte der Termin zu früh erscheinen.
Von dem Herrn Minister für Land-
wirtschaft sind dem Verein zur Be-
förderung des Gartenbaues mehrere
Programme und Anmeldungen zur
Verteilung übersandt.
Chicago. In dem Nachtrage zur
Liste der Prämiierten finden sich noch:
Vereinigung der Dresdener Handels-
gärtner. — Grossherzogiiche Garten-
Verwaltung Oldenburg (Garten - In-
spektor Ohrtj, Oldenburg. — N. L.
Chrestensen. Erfurt.
254
Personal-Nachrichten.
Personal-Nachrichten.
A. Fischer, bisher im zoologischen
Garten in Breslau thätig, wurde als
Stadtgärtner in Gr. Glogau in Schlesien
angestellt.
Gottl. Perlenfein, Obergärtner des
botanischen Gartens des Sencken-
bergschen Stiftes in Frankfurt a. Main,
feierte am 12. März sein 25 jähriges
Dienstjubiläum.
F. Lad ewig, Obergärtner des von
Dr. E. Regel begründeten, von Anfang
an durch J. Kesselring geleiteten
pomologischen Gartens in vSt. Peters-
burg, feierte am 29. März sein 2 5j ähriges
Dienstjubiläum.
Victor Lemoine, Kunst- und
Handelsgärtner in Nancy, wurde zum
Offizier und
Maurice de Vilmorin in Paris
zum Ritter der Ehrenlegion ernannt.
Hugh Gower, seit 50 Jahren Ge-
schäftsführer derFirma Jackson&Son,
ist am 30. I^iärz, 82 Jahre alt, in Kings-
ston-on-Thames gestorben.
Franpois Delaux, der Vater des
berühmten Chrysanthemum - Züchters
Simon Delaux, ist in seinem acht-
zigsten Lebensjahre gestorben.
An die Stelle des im Mai 1893 ver-
storbenen Obergärtners E. Enders im
Kaiserlichen botanischen Garten zu
Petersburg ist Herr Parkhjewich er-
nannt.
Dr. Weiss, Professor für Anatomie
und Physiologie der Pflanzen, in Prag
gestorben am 17, März. Er war ein
eifriger Vertreter der deutschen
Interessen.
Zu Hildesheim starb am 24. Februar
der frühere langjährige Vertreter
Hildesheims im Reichstag, Dr. Römer.
Hermann Römer war 1816 geboren imd
studierte Rechtswissenschaft, Er unter-
nahm grosse Reisen. Als Assessor
beim Stadtgericht Ilildesheim stand
er in den Reihen der Opposition
gegen die Verfassungsbrüche Ernst
Augusts und Georgs V. und gegen
die Missregierung des hannoverschen
Landes. Um einer Strafversetzung zu
entgehen, trat er 1852 aus dem Staats-
dienste und wurde Senator in Hildes-
heim. Er war der Begründer und
Leiter des städtischen Museums in
Hildesheim und Vorstandsmitglied des
germanischen Museums in Nürnberg.
1882 ernannte ihn die philosophische
Fakultät in Göttingen zum Ehrendoktor.
Er war Mitglied des Reichstages von
18Ö7 bis 1890 und gehörte zur national-
liberalen Partei. Römer war zugleich
ein tüchtiger Botaniker und grosser
Gartenfreuud. Am bekanntesten ist von
seinen Arbeiten die kritische Geschichte
des sog. 1000 jährigen Uildesheimer
Rosenstocks. Siehe Abbild, in Garten-
flora 1893 S. 495.
Zwei würdige Vereinsmitglieder,
Professor Dr. Paul Ascherson,
korrespondierendes und auch wirkliches
Mitglied des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues, Verfasser der Flora
derProvinz Brandenburg, und Professor
Dr. August Garcke, Verfasser der
bereits in 50000 Exemplaren ver-
breiteten Flora Deutschlands, von der
die 17. Auflage jetzt in Druck ist,
feierten fast gleichzeitig ihr 25 jähriges
Docenten-Jubiläum, Ascherson am 12..
Garcke am 13. April. Zu Ehren
Garckes fand am 20. April ein Fest-
kommers statt, zu Ehren Aschersons
wird am 5, Mai ein solcher veranstaltet.
Ausserdem wird am 4. Juni, an welchem
Tage Ascherson das öo. Lebensjahr
vollendet, um 5 Uhr ein Festessen im
Englischen Hause stattfinden. — An-
meldungen nimmt u. a. der Unter-
zeichnete gern entgegen.
L. Wittmack.
Sprechsaal.
253
Bericht über die von der Firma Martin Grashotf
iiirem ersten Obergärtner Carl Becl<er veran-
staltete Festliclil<eit zu seinem 50jährigen Dienst-
jubiläum.
Die so seltene Feier*) wurde im festlich
geschmückten Saale des Herrn Gruss-
dorf, Sonntag, den 8. April, Nach-
mittags gegen 3 Uhr, abgehalten.
Nachdem sich die Gäste im an-
schliessenden Konversationszimmer ver-
sammelt, ergriff Herr Grussdorf das
Wort, schilderte die Arbeitsfreudig-
keit und Pflichttreue des Jubilars
und überreichte ihm, auf seine Pünkt-
lichkeit im Dienste hinweisend, eine
prachtvolle Stutzuhr mit ausgefertigtem
Ehrend iplom von der Firma.
Hierauf erfolgte die Übergabe der
weiteren Angebinde, die in folgendem
bestanden:
Der grossen silberne Verdiensfr-
medaille vom Verein zur Beförderung
des Gartenbaues in den Königl. Preuss.
Staaten mit Zueignungsdiplom, wobei
Herr Grussdorf bekundete, dass es ihm
zur besonderen Freude gereiche, ihm
gerade diese hochehrende Auszeichnung
von dem hervorragendsten Fachvereine
Deutschlands erwirken zu können,
einem künstlerisch ausgeführten Be-
lobigungsschreiben, Buntkalligraj)hie
in Prachtledermappe seitens des A^er-
*) Vergl. Gartenflora Heft 8, S. 224.
eins zur Besserung der ländlichen
Arbeiterveihältnisse zu Halle a. S.,
einem prachtvollen Rauchtisch vom
Komptoirpersonal,
einem mit Guirlanden ausge-
schmückten fein gepolsterten Sorgen-
stuhl vom Gärtnerpersonal,
einer Büste Sr. Majestät Kaiser Wil-
helm II auf Postament von Frau Ober-
amtmann Grashoff, vertreten durch
Herrn Steuerinspektor Weniger
einer langen Pfeife als Sorgenbrecher
von Herren Steuerinspektor Weniger.
Für alle diese Beweise der Aufmerk-
samkeit dankte der Jubilar in bewegten
Worxn und verteilten sich hiernach
die Gäste in dem Speisesaal, wo ein
vortreffliches Menü für dieselben be-
reitet worden war. — Oberjn'ediger
Jesse sprach das Tischgebet.
Anregende Toaste auf Kaiser und
Reich, Jubilar, Jubilarin, Firma und
Ehrengäste trugen ihr bestes zur Ver-
herrlichung des Festes bei.
Am Mittwoch, den 11. April, wurde
dem Jubilar durch den Magistrat das
AUgemeineEhrenzeichen feierlich über-
reicht. — Wir beglückAvünschen den
Jubilar zu allen diesen Auszeichnungen
auf das herzlichste und zugleich auch
die Firma Martin Grashoff, die dem
50 Jahre treu ihr dienenden Beamten
ihm ein so schönes Fest bereitet hat.
Sprechsaal.
Frage 20. Kann man schon diesen
Plerbst Rosen Wildlinge aus den Knicks
(Hecken in Holstein und Lauenburg),
jetzt verpflanzt, veredeln? G. in N.
* *
•
Antwort. Jetzt gepflanzte Rosen-
wildlinge können im Laufe des
Sommers veredelt werden, sobald
dieselben genügend Trieb und Saft
haben, dass sie lösen, was vor JNIitte
Juni nicht zu erwarten ist.
Carl Görms, Rosenschule, Potsdam.
Frage 21. Werden Wedel von
Polypodium A'Ulgare im Winter zu
Bouquets gebraucht? G. in N.
Antwort. Ja, aber nicht viel.
25Ö
Unentgeltlich abzugebende Samen.
Unentg^eltlich abzugebende Samen,
nur an die
Mitglieder des „Vereins zur Beförderung des Grartenbaues".
Meldungen bis 15. Mai beim General-Sekretariat, Berlin N., Invalidenstrasse 42.
Nur Nummern aufschreiben.
Herr Ulrich Pitt in Wernigerode hat uns freundlichst nachstehende, ihm
aus Hawai übersandte Samen zur Verfügung" gestellt. Viele hatten nur Vulgär-
namen; soweit als möglich haben wir sie z. T. mit Unterstützung des Herrn
Hennings, Custos am botanischen Museum in Berlin, und des Herrn Ober-Hof-
gärtners H. Wendland in Herrenhausen bestimmt. — Die Proben sind so klein,
nur für botanische Gärten geeignet.
130. Anona species*).
131. Bignonia sp., gelb blühender
Baum.
132. Bauhinia sp., Schmcttcrlings-
blüte.
133. Bauhinia, weissblühend.
134. Bixa orellana.
135. Coffea arabica.
136. Carica Papaya.
137. Cassia sp., rotblühend.
138. Chandler Tree. Leguminosae.
139. Euphorbiaceae sp.
140. Capsicum annuum, spanischer
Pfeffer.
141. Elaeis guineensis.
1-42. Hyophorba Alexandrae.
143. Hawaian Cypress. Arthro-
taxis sp.
144. Hawaian Canna.
145. Hawaian Acacia.
146. Hawaian Ccder. Arthrotaxis.
147. Hawaian Helianthus.
148. Hawaian Rose (2 Arten).
149. Kentia sp.
150. Caryota sp.
151. Loulu - Palme, Pritchardia
pacifica(?). Ob Soulu?
*) species (abgekürzt sp.) bedeutet irgend
eine nicht näher bekannte Art.
152. Lantana coccinea.
153. Leguminosae sp.
154. Terminalia Catappa.
155. Mexican Myrte, gelb.
156. Nicotiana sp.
157. Oreodoxa regia Royal Palm.
158. Ponctata (?) Brede of Bormah
(Burmah?). Leguminose.
159. Capsicum annuum, spanischer
Pfeffer, kirschförmig.
160. Sabal Blackburniana.
161. Thrinax argentea.
162. Terminalia Catappa.
163. Schinus moUe.
Ferner sind eingegangen :
164. Eucalyptus diversicolor,
Riesen-Eukalyptus, von West-Aus-
tralien, von Herrn Ferdinand
von Alüller in JMelbourne.
165. Phoenix melanocarpa (hy-
brid) Yon Herrn Prof. Naudin,
1 Portion.
166. Phoenix senegalensis (hy-
brid) von Herrn Prof. Naudin,
1 Portion.
Vorrätig' ist ferner noch etwas alter
Samen von:
167. Cryptomeria japonica von
dem Kaiserl. japanischen Ge-
sandten.
800. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
in den preussischen Staaten am 26. April 1894.
I. Der Vorsitzende, Herr Königlicher Gartenbau-I )irektor Lackner Hess
zunächst das Dankschreiben des Herrn Carl Becker, der seit 50 Jahren
im Geschäft der Firma Martin Grashoff, Ouedlinburg, thätig, für die ihm
anlässlich seines 50 jährigen Jubiläums zuerkannte grosse silberne Medaille
verlesen, und verkündete dann als zu neuen Mitgliedern vorgeschlagen:
1. Herrn Direktor Ed. Sander in Potsdam,
2. Frau Direktor Hiby, Villa Bellevue bei Cleve,
3. Den Gartenbau-^'erein in Coethen,
durch Herrn Geh. Regierungs-Rat Dr. Wittmack,
4. Herrn Baumeister H. Theising, Gr.-Lichterfelde,
durch Herrn "Bacher,
5. Die Firma Spielberg und de Coene, in Französ. Buchholz,
durch Herrn Busse.
11. Ausgestellte Gegenstände waren auch diesmal wieder in reicher Zahl
vorhanden.
1. Herr Königlicher Garteninspektor Perring hatte aus dem Königlich
botanischen Garten eine interessante Gruppe von Xeuholländern
ausgestellt und bedauerte nur, dass infolge der ausserordentlichen Wärme
die schönsten Pflanzen schon verblüht seien. Immerhin waren noch
hübsche Chorizema ilicifolia, Ilardenbergia monophylla etc. vorhanden.
Die vollständige Liste wird an anderer Stelle der Gartenflora veröffentlicht.
Auch Tulipa Greigii mit ihren schwarzfleckigen Blättern aus Kleinasien
ward vorgeführt und endlich ein Zweig von Syringa oblata, die immer
die erste ist und vor S Tagen im schönsten Schmuck stand. Die Rispen
sind dies Jahr sehr klein, weil das bereits alte Exemplar verpflanzt und
nicht zurückgeschnitten wurde.
2. Herr Obergärtner II. Nord wich stellte aus dem Garten des Herrn
Oberstlieutenant Steinmetz zu Südende a) 12 Töpfe gefüllte Aveisse
Xachtviolen, Ilesperis matronalis fl. alba pl., aus, die wegen ihrer
Schönheit und kräftigen Entwickelung allgemeines Erstaunen hervorriefen,
b) 12 Töpfe Erdbeeren, Laxtons Noble. Diese wurden aus Ranken
erzogen, die von Stecklingspflanzen stammten, die Ranken wurden auf
einem mit Strassenabraum stark gedüngten Beet ausgepflanzt, Mitte
September in Töpfe gepflanzt und den Töpfen, als die Pflanzen durch-
gewurzelt waren, Untersätze gegeben, damit die Regenwürmer nicht hinein-
konnten. Sie wurden dann im Mistbeetkasten überwintert und Anfang
Januar zum Treiben aufgestellt.
2i:g 800. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
3. Herr Obergärtner Schultz, Charlottenburg, übergab in dem Garten
der Frau Geheimrat Dr. Werner A'On Siemens erzogene und über
Winter in Kisten aufbewahrte Aepfel: 1) Grüner Fürstenapfel, guter
Tafel- und Wirtschaftsapfel, 2) London Pepping, Tafelapfel, 3) Danziger
Kantapfel, Wirtschaftsapfel, 4) grosse Casseler Reinette, 5) Canada-
Reinette, ö) Carmeliter-Reinette, Tafelapfel, hat sich ausgezeichnet ge-
halten und ist ebenso saftig wie der weisse Winter-Calvill, 7) ]\luskat-
Reinette, Tafelapfel, 8) Weisser Winter-Calvill, Tafelapfel,, 9) Purpurroter
Cousinot, Wirtschaftsapfel, auch von Herrn Späth vor einigen Jahren
empfohlen, 10) Schieblers Taubenapfel, Wirtschaftsapfel, hält sich bis
August. Ausserdem war noch die Kochbirne Späte A^on Toulouse beigefügt. —
Die Aepfel wurden am 13. Oktober 1893 abgenommen, z. T.. wie z. B. die
Carmeliter-Reinette mit den Zweigen, in Papier gewickelt und mit Holz-
wolle in Kisten gepackt, die zugenagelt und heute erst geöffnet wurden.
Sie standen in einem kühlen Raum, im Erdgeschoss an der Nordseite, wo
die Fenster geschlossen gehalten wurden und die Temperatur nur 5 — ö"
betrug. — In Herrschaftsgärten wird leider oft wenig für einen guten
Obstaufbewahrungsraum gesorgt; oft macht die Köchin ein Fenster auf
und dann werden die Aepfel wie Schwämme.
Herr Garteninspektor Perring empfahl den Herrschaften, ihre Obstvorräte
lieber dem Gärtner zur Aufbewahrung zu übergeben als dem Hauspersonal;
die Dienstboten haben meist nicht die Zeit und das Verständnis, es wird das
Obst auch unter ihrer Aufsicht nicht mehr. In grossen herrschaftlichen
Gärtnereien hat der Gärtner täglich den nötigen Bedarf zu liefern. A'illen-
besitzer, die im Winter in der Stadt wohnen, könnten sich ihren Vorrat
vielleicht wöchentlich hineinschicken lassen. — Herr Vogeler meint,
dass auf grösseren Gütern stets der Gärtner das Obst zur Aufbewahrung
erhalte, dass es aber oft an geeigneten Räumlichkeiten mangele.
4. Herr städtischer Obergärtner Jörns erläuterte an abgeschnittenen
Zweigen die Blütenpracht der Zieräpfel in dem Versuchsgarten des
Vereins auf den städtischen Rieselfeldern zu Blankenburg bei Berlin N:
Malus floribunda, baccafa, Kaido (Ringo X spectabilis). die .Sorten
Chicago, Blüte gross, weiss, rosa angehaucht, Malus prunifolia fructu
flava, Hysslops Grab, M. baccafa (sibirica) var. coccinea mit weissen
Blüten, aber roten Früchten etc. Die liebhaberei hierfür nimmt ent-
schieden zu und in Nordamerika sind sie viel verbreitet. — Herr
Lackner bemerkte, dass sie sich auch sehr gut treiben lassen, wenn sie
im Topf leidlich eingewachsen sind, und dann im Winter einen schönen
Eindruck machen. Für das Grossgeschäft eignen sie sich aber nicht. —
Ferner legte Herr J(')rns, v.-ie vorige ausser Preisbewerb, den Apfel
von Halder vor, der zuerst von dem verstorbenen Lauche sehr empfohlen
wurde und es auch wirklich verdient, was Herr Gartenbaudirektor
Brandt bestätigte. Er stammt aus Holland, wächst gut als Pyramide
sowie als Hochstamm und hält sich vorzüglich. Bezüglich der Auf-
bewahrung des Obstes bemerkte Herr Jörns, dass er sein Obst in einem
feuchten Keller auf Stellagen sehr gut erhalte, hin und wieder selbst-
verständlich auslese.
Herr Professor Dr. Sorauer liemerkte, dass er vor einigen Jahren in
8oo Versaniiiiluni^ des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
'■^59
l'roskau \^-i'siichr ül)er die beste Autbewahi-unj^- des ()l)Stes ani!;estelU
habe, daliei sei das l^r.^ebnis Seewesen, dass es wenij^cr auf die Art der
Umliülluni;- als auf die Art des Abnelimens ankomme. Sobald die Früchte
etwas verletzt sind, ist die sorgfältigste Aufbewahrung von keinem Nutzen.
\'orsiohtig abgenommene Früchte halten sich in einem feuchten Keller;
füi" Wirtschaftsz wecke empfiehlt er Einschichten in Sand in einem Keller.
,s. \'()n Herrn Gartendirektor Hampel-Koppitz war eine grosse Zahl
getriebener Erdbeeren und mehrere Pfirsiche übersandt, auch hatte
er dem General-Sekretär noch Samen der Bohne »Königin der Grünen«*)
zur Verfügung gestellt, von dem dieser bereit ist, kleine Proben ab-
zugeben. Herr Jörns bemerkte, dass er diese Bohne auf dem Versuchs-
felde baue und sie sehr empfehlen könne.
(). Von Herrn Geo. Reid, 20 Kent Ilouse Road, Power Sydenham,
Pondon, waren riesige Exemplare der neuen Erdbeere Royal
Sovcreign. circa 5 — ö cm breit und von vortrefflichem Geschmack,
übersandt, desgleichen mehrere gefüllte Zonale-Pelai-gonium ; besonders
schön: Rospail improved, leuchtend dunkel teuerrot, und mehrere englische
Pelargonien, welch letztere jedoch meist ihre Blumenblätter auf der
Reise hatten fallen lassen.
7. Herr Geh. expedierender Sekretär Max R ichter-Cir.-Pichterfelde. als
Gast, legte eine Blume von einer im Zimmer gezogenen Mare'chal
Niel-Rose vor, die gegen 40 Blüten und Knospen trug. Es ist eine
2 jährige Veredelung, die ii{, Jahre in dem stets ungeheizten Zimmer stand.
Gespritzt ist die Pflanze niemals und doch ist die Belaubung sehr schön. —
Die Blume erregte wxgen ihrer Schönheit allgemeines Erstaunen und
der Vorsitzende beglückwünschte Plerrn Richter zu einem derartigen
Erfolge der Zimmerkultur.
8. Plerr P. Thies-Xauen führte die Erdbeere >/Peutonia'< in Töpfen
vor. die, wenn auch noch nicht ganz reif, doch vollständig einen Begriff
gab von der grossen Tragbarkeit dieser Sorte. Herr Thies bemerkte:
Teutonia ist die einzige Erdbeere, welche bei mir wirklich Geld bringt,
zumal ich auch für Topfpflanzen 50 — 60 Pf. erhalte. — Es sind Ausläufer
vom August, die dann in Tcjpfen im Kalthaus kultiviert wurden. Ich
habe keine Treiberei. Herr Schultz- Charlottenburg hat 10000 Pflanzen
von mir erhalten. (Kultur und Abbild, eines Beetes der Teutonia bei
Herrn Thies in Gartenflora 1891, S. 414.) — Herr Lenz berichtet, dass
die Teutonia früher reife als die meisten andern und sich für den Verkauf
wegen ihres hübschen Äusseren sehr eigne, der Geschmack sei aber
wässerig. — Herr Thies: Das habe ich schon von mehreren Seiten
gehört, ich kann aber nur sagen, dass in Xauen ein Jeder von meiner
Teutonia haben will, obwohl gerade in kleineren Städten die Käufer viel
mehr mäkeln als in grossen.
(j. Herr van der Smissen legte einen neuen Schlauch, genannt
Panzerschlauch, vor, einen Gummischlauch, der aussen mit verzinktem
Spiraldraht umgeben ist. (Siehe die Abbildung auf S. 3 des Umschlages
der Gartenflora No. y d. J.) Px-r fertige Schlauch wird in die Spirale
hineingetrieben, dadurch wird eine viel grössere Dauerhaftigkeit erzielt.
^•) Siehe Gartenflora Heft 9, S. 244.
25o 800. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
als wenn die Spirale nachträglich umgewickelt wird. Ein Schlauch mit
Spirale ist viel haltbarer als einer ohne Spirale, da seine Wand dann
nicht auf dem Erdboden schleift. Mit dem vorliegenden kann man die
kleinsten Krümmungen ausführen, ohne ein Einknicken befürchten zu
müssen. — Preis bei 2/4" Weite und 3 mm Wandstärke pro Stück
2 M. 50 Pf., bei 1" Weite und 4 mm AVandstärke pro Stück 4 M.
10. Herr E. Bluth-Gr.-Lichterfelde überbrachte einen herrlichen Strauss
Gardenien. Im ganzen ist der Elor nicht völlig so reich wie im Vorjahr,
vielleicht weil bei einer grossen Zahl Pflanzen nach den wenigen Tagen
strenger Kälte im Januar d. J. bei starkem Ostwind die Blütenknospen
wieder durchwuchsen. Kultiviert wurden sie wie früher; Hauptsache ist
eine gute nahrhafte, aber nicht zu schwere Erde, denn die Gardenie will
zwar immer Feuchtigkeit, aber keine Nässe. Das ist auch wohl der
Grund, weshalb man sie vielfach ausgepflanzt zieht. Die Kultur in Topfen
ist aber interessanter, auch hat man es dann in seiner Gewalt, einige
etwas wärmer, andere etwas kühler zu halten, auch Topfpflanzen zu ver-
kaufen. Die Triebe an Topfexemplaren werden auch länger und das ist bei
der heutigen, nicht genug anzuerkennenden Mode, langgesticlte Blumen
zu verwenden, sehr wichtig, denn sie werden doppelt so hoch bezahlt.
Entgegen früheren Behauptungen findet Herr Bluth, dass sich die Blumen
abgeschnitten im Wasser 4 Tage halten, ohne gelb zu werden, dass sie
den Geruch aber noch 3 — 5 Tage nach dem Gelbwerden behalten. Die
Hauptblütezeiten sind im September sowie im März und April, doch kann
man einzelne den ganzen Winter schneiden. In diesem Frühjahr kamen
sie 14 'Jage bis 3 Wochen später als voriges jähr.
11. r)er General-Sekretär legte mit Dausen Ijehaftete Zweige von
Abies Nordmanniana vor, die ihm Herr Rittergutsbesitzer von Freier
auf Hoppenrade bei Grosswclle in der Priegnitz, Provinz Brandenburg,
übersandt. Die Bestimmung ergab: Coccus racemosus Ratzeburg, die
Fichtenquirl-Schildlaus, bestätigt von Dr. Rörig, Dozent für Ento-
mologie an der landwirtschaftlichen Hochschule. Er habe Abläirsten oder
Bespritzen mit insektentötenden Mitteln empfohlen. — Herr Jörns teilt
mit, dass die Abies Nordmanniana auch bei Herrn .Stadtrat Marggratf
in Gr.-Lichterfelde und bei Pierren Martens & Söht daselbst sehr durch
solche Pause leiden und dass trotz aller Gegenmittel Herr Stadtrat M.
sie noch nicht ganz beseitigt hätte. — HerrAmelung empfiehlt Anstrich
des Stammes und der Zweige mit dünner Kalkbrühe und dann tüchtiges
AbsiJritzen mit kaltem Wasser. Er habe vor 13 Jahren es an Koniferen
aus lioUand, die, wie so häufig, ballentrocken ankamen und dann schwer
Wasser aufnahmen, auch erlebt. Solche ballentrockene Exemplare werden
am leichtesten von den Schildläusen befallen.
Herr Inspektor Dressler warnt vor Kalkbrühe, er habe zwar damit die
Läuse an Rüstern vertilgt, aber die Bäume (Pyramiden) hatten, soweit der
Anstrich ging, alle Triebe verloren. — Herr Prof. Sorauer m.cint, dass
sonst Kalkmilch ganz günstig wirke, besser sei wohl Kupferkalk-Brühe.
Herr Dressler bemerkt, dass man sonst zur Kalkmilch oft Kuhdung setze,
das habe er nicht gethan.
12. Herr Baron Dr. von Landau übergab dem Verein seine Schrift:
8oo. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 26 1
»Beiträge zur Altertumskunde des (Jrients« und ein Werk von
Sauvaigo über die Blumen an der Riviera, er fügte hinzu, dass es
sehr schwer sei, an der Riviera genaueres über die Kulturen zu erfahren.
Herr Direktor Lackner bestätigt das, die Züchter fürchten immer, man
könne ihnen »Geheimnisse« ablauschen. — Herr Schönfliess meint, das
sei bei uns ebenso.
13. DerGeneral-Sekretär besprach einenBlütenstand einer ßeschorneria
von Herrn Hauptmann a. I). Strack aut Grube Ilse, die dieser s. Z. als
B. yuccoides var. Schlechten dalii aus dem Nachlass des Herrn
Killisch A'on Hörn, Berlin, erworben.
14. Desgleichen legte er eine neue weisse Primula chinensis von
Heinrich Mette, Quedlinburg, mit tief geschlitzten Blumenblättern vor.
III. Herr Garteninspektor Perring übergab Prospekte der Heimstätten-Gesell-
schaft in Mahlow, die dort Villen und Gärtnereien errichten will. Die Gärtner
brauchen nur 2000 Mark Kapital zu besitzen, davon 1000 ]\Iark zur An-
zahlung, 1000 Mark als Betriebskapital. Das Terrain, 5 Morgen mit einfachem
Haus, kostet loooo Mark, von denen 9000 Mark als Hypothek stehen
bleiben. Die Herren Schönfliess und Bluth konnten sich nicht für die
Sache erwärmen.
IV. Plerr Garteninspektor Ferring sprach hierauf über das Erfrieren einiger
Pflanzen trotz des im allgemeinen milden Winters. Das gemeine Unkraut auf
dem Rasen, Bellis perennis, das Gänseblümchen, ist im botanischen Garten
vollständig verschwunden, während das sonst trotz häufigen Scheerens
des Rasens nicht gelang. In diesem Jahre wurde er von dem Obergäriner
unseres Mitgliedes, Herrn Geh. Kommerzienrat Schwab ach, darauf auf-
merksam gemacht, dass auf dessen Besitzung die Gänseblumen im Rasen
verschwunden seien, und fand dann dasselbe im botanischen Garten. Die
A'orjährige Dürre kann nicht die Ursache sein, denn der Rasen wurde
stets gesprengt, wahrscheinlich ist es der schneelose Winter mit an-
haltender Kälte im Januar. Die gefüllten Gänseblumen sind bekanntlich
empfindlicher, besonders die buntblättrigen. — Herr städt. Obergärtner
Hampel bemerkt, dass ähnliches sich ab imd zu im Frühjahr auf demi
Leipziger Platz zeige, dass aber im August die Gänseblumen doch wieder-
erscheinen. Plerr Perring selbst meint, dass vielleicht noch Tausende
von Samen im Boden liegen.
Plerr van der Smissen wies darauf hin. dass auch Primula veris
vielfach erfroren ist. namentlich da, wo sie auf nassem Boden stand.
Die Staudenzüchter haben nichts von Bellis und Primula A'eris abzu-
geben.
Herr GarteninsjDektor Lindemuth fragt, wie es mit den anderen
Stauden sei. Die Gehölze haben anscheinend sehr wenig gelitten, aber
eine grosse Anzahl Stauden ist im Universitätsgarten erfroren, so Finger-
hut, Tollkirsche etc., im ganzen 30 — 4-) Arten. — Herr ^'^ogeler erinnert
daran, dass wir einen verhältnismässig sehr trockenen Winter nach
einem trockenen vSommer hatten, dazu vom 5. — 7. Januar bis lO*^ R. Kälte,
einesteils hat wohl dieser starke Blachfrost, andererseits die Trockenheit
des Bodens den vStauden so geschadet,
Herr Professor Dr. Sorauer berichtet, dass ihm von einem Land-
,7()2 800. Versammlung des Vereins zut Beförderung oes Gartenbaues etc.
Schaftsgärtner Zweige von Apfel- und Birnbäumen übergeben seien, die
Frostbeulen trotz des milden Winters zeigten. Die Zweige waren üppig
und schön gewachsen, zeigten aber kleine kaum fühlbare Erhabenheiten.
Die mikroskopische Untersuchung ergab, dass die Rindenzellen dort viel
üppiger gewachsen waren. Während sie sonst unter dem Korkmantel
ganz flach erscheinen und an den Ecken verdickt sind, hatten sie sich
hier schlauchartig nach aussen gestreckt und dadurch die Erhabenheiten
der Rinde veranlasst. Aus Erfahrung wissen wir, dass solche Anregungen
zu abnormem Wachstum während der Vegetation durch Wasser und
Nahrungszufuhr zur ungelegenen Zeit hervorgerufen werden, und es ergab
sich auch, dass die Bäume auf ein stark gedüngtes Land gepflanzt und
im Sommer bei der Dürre starlv gespritzt wurden; sie wurden dadurch
verweichlicht. Möglicherweise ist es bei Bellis, Primula und anderen
Stauden, da wo sie viel bewässert wurden, ähnlich.
Herr Amelung, Obergärtner am Joachimsthalschen Gymnasium, teilte
mit, dass auch dort die Bellis erfroren, im ganzen aber von den etwa
1200 Staudenarten wohl 200, besonders Labiaten und Compositen, auch
viele zweijährige, z. B. Lunaria. Er bestätigt Prof. Sorauers Ansicht,
dass das Spritzen mit die Schuld trage. Da wo die Stauden im Herbst
gespritzt wurden, sind sie eingegangen, wo sie trocken standen, sind sie
wohl erhalten. Dianthus barbatus ist ganz erfroren, besonders da, wo er
reichlich gedüngt hatte.
Herr Garten-Inspektor P erring: Audi im botanischen Garten
haben viele Stauden gelitten. Die zweijährigen Pflanzen werden seit
einigen Jahren in Kästen überwintert, die man leicht deckt, denn hier
in der Stadt bei der eingeschlossenen Lage erfrieren sie nach sonniger
Witterung leicht. Die im Herbst ins Freie gepflanzten Exemplare sind
entschieden kräftiger, abej: man kann es nicht wagen, sie auszupflanzen.
Ebenso muss von den Stauden, die leicht erfrieren, immer etwas in
Kästen in Reserve gehalten werden. Audi die Stiefmütterchen haben
fast überall sehr gelitten. Die Bellis sind im botanischen Garten
gerade an natürlicher feucliter Lage, am Teich, gesund geblieben. Nach
Herrn Prof. vSorauer ist es am Teicli vielleicht etwas wärmer gewesen.
V. Hierauf hielt der General-Sekretär seinen Vortrag über Obstbau
und Obstverwertung in den Vereinigten Staaten, der. sobald die
Ueberfülle von Manuskripten es gestattet, in der Gartenflora erscheinen
wird.
VI. Der von dem Etats-Ausschuss genehmigte Etats-Entwurf lag in metallo-
graphierten Exemplaren aus. Die zweite und definitive Beschlussfassung
darüber erfolgt in der ^Sitzung am 31. Mai.
VII. Auf Antrag des General-Sekretärs bescliloss die Versammlung, das General-
Register für die 10 Bände der Gartenflora 18S2 — 1891, da es so sehr
umfangreich wird und so bedeutende Kosten verursacht, auch den Mit-
gliedern nicht unentgeltlich zu verabfolgen und den Preis überhaupt zu
erhöhen. Genaues lässt sich noch nicht feststellen, da der schwierige Druck
noch mehrere Monate in zVnspruch nehmen wird.
\'III. Vorgelegt wurden verschiedene Preisverzeichnisse, so über Schatten-
decken von A. W. Gay, Pfungstadt bei Darmstadt.
Der Victoria-Park in Berlin.
2(53
IX. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren Dietze, Gude, C.Mathieu.
C. van der S missen und F. Weber, hatte folgende Preise zuerkannt:
1. Herrn Oberstlieutenant Steinmetz (Übergärtner Xordwich) in
Südende für Plesperis matronalis fl. pl. und Erdbeeren die
grosse silberne Vereins-Medaille.
3. » Ilandelsgärtner Georg Reid, London, für neue Erdbeer-
züchtungen, eine kleine silberne Vereins-AIedaille.
3. » ObergärtnerH.E. Schulz, Charlottenburg, für konserviertes
Obst »Aepfel«, eine kleine silberne Vereins-AIedaille.
4. » Gärtnereibesitzer F. Bluth, Gr. - Lichterfelde, für abge-
schnittene Gardenien, den Alonatspreis von 15 Mark.
3. » Gärtnereibesitzer L. Thies in Nauen, für die Erdbeere
»Teutonia'<, ein Ehrendiplom.
X. Als wirkliche Mitglieder aufgenommen wurden die in voriger Versamm-
lung Vorgeschlagenen (siehe Gartenflora S. 202). Hierbei ist indess zu
bemerken, dass nicht, wie unter Xo. 3 aufgeführt, die Wein- und Obstbau-
schule in Crossen a./Oder, sondern ihr Direktor, Herr Haeckel, perstnüich
Mitglied geworden ist.
Carl Lackner. L. Wittmack.
Der Viktoria-Park in Berlin.
Hierzu Abb. 53 — 3".
i dem seinerzeit von den städtischen Behörden gefassten Beschluss,
'/>.^^ auf dem Kreuzberge, diesem trotz des dort errichteten Nation al-
_WM^ denkmales wie vergessen daliegenden Gelände, Parkanlagen zur
V;^^^^-- Ausführung zu bringen, ist nicht nur die Sorge für die Erholung der
0^^ Bürger massgebend gewesen, sondern es hat auch die Stadt Berlin, zur
^p^ti^ Reichshauptstadt emioorgewachsen. es für ihre Ehrenpflicht gehalten,
dem wie ein glänzend Ehrenschild des deutschen Volkes emporragenden
Erinnerungszeichen an die grosse Zeit der Befreiungskriege eine würdige Um-
gebung zu schaffen.
Es ist bezeichnend, dass der Finanzminister Hobrecht, früher Oberbürger-
meister der Stadt, es war. welcher den Magistrat veranlasste, der Sache näher
zu treten, indem er die Abtretung des Kreuzbergterrains und die Überweisung
eines für ähnliche Zwecke vorhandenen E^onds als Beitrag zu den Herstellungs-
kosten gärtnerischer Anlagen in Aussicht stellte: er fand in seinem Nachfolger,
dem Oberbürgermeister Dr. von Forkenbeck, einen begeisterten Eih'derer dieser
Angelegenheit.
Freilich verging noch ein Jahrzehnt, bis die Übergabe des fiskalischen
Teiles des Kreuzberges bis zum sogenannten- Aufmarschterrain an der Möckern-
strasse perfekt und an die Herstellung der Anlagen gegangen wurde. Die
Stadt hatte, um die Erbauung hoher Mietshäuser vom Osten her bis nahe an
das Denkmal heran zu verhindern, was der Fiskus verlangte, verschiedene
Privatgrundstücke zwischen dem Kreuzberge und der Lichterfelder Strasse er-
werben müssen, w^elchc allerdings wieder zur Bebauung mit Villen verwertet
264
Der Viktoria-Park in Beriin.
werden konnten und anfangs auch werden sollten, um das notgedruno-en
geopferte Geld dem Stadtsäckel wieder zuzuführen. Allein bald sah man ein,
dass es ein arger Missgriff wäre, wenn man aus diesem Grunde die einzig in
ihrer Art dastehende Idylle, welche die erworbenen Gärten zusammen bildeten,
zerstören wollte, und so wurden nicht nur diese Grundstücke (mit der soge-
nannten Wolfsschlucht) für Parkzwecke hergegeben, sondern auch noch ein
anderes sich den Berg hinaufziehendes Terrain, nahe der Kreuzbergstrasse,
und die in der Kreuzbergstrasse selbst vor dem vom Fiskus übernommenen
Areal liegenden Privatgrundstücke erAvorben und nach Abbruch der alten
Häuser zur Erweiterung der Anlagen bestimmt.
Hierdurch wurde es möglich, den an sich immer noch kleinen Park nicht
äno-stlich abgeschlossen erscheinen zu lassen, und es blieb der schöne, durch
die alten Baumbestände der Wolfsschlucht gebildete waldartige Vordergrund
für den Blick vom Denkmal nach der Stadt erhalten. Aus den schon ange-
führten Gründen, die zuerst beabsichtigten A-'illenbauten betreffend, musste
zunächst das Projekt auf das vom Fiskus überwiesene eigentliche Kreuzberg-
terrain beschränkt und eine von der städtischen BauverA\'altung für die Auf-
schliessung des MUenterrains als notwendig erkannte Fahrstrasse berücksichtigt
werden. Diese letztere, an der Lichterfelderstrasse beginnend, wurde aucli,
bevor man mit den gärtnerischen Arbeiten begann, das Parkterrain nahe dem
Fusse des Berges durchschneidend und in die Kreuzbergstrasse einmündend,
hergestellt. L>eshalb wurde auch beim Entwurf der Einrichtung für herab-
stürzendes Wasser zunächst nur der obere, steile Teil des der Grossbeeren-
strasse zugewendeten Abhanges in Frage gezogen, aber die Ausführung des-
selben noch der Erwägung der Städtischen Behörden vorbehalten. Das Haupt-
wasserquantum sollte nach diesem Projekt, nachdem es diesen Teil des
Abhanges hinabgestürzt, in Röhren eingeschlossen, zu einer Gentrifugal-Pumpe
am Fusse des Berges geführt werden, um durch seinen eigenen Druck die
Leistung der letzteren zum Zwecke des Wiederhinaufschaffens des Wassers
entsjjrechend zu erhöhen, während ein kleinerer Teil, offen nochmals in einer
seitlichen Schlucht hinabstürzend, nach einem natürlichen Sammelbecken und
von dort in den Strassenkanal geführt resp. aus Tiefbrunnen ersetzt werden
sollte. Dieses Sammelbecken wurde, noch ehe die Herstellung eines Wasser-
sturzes endgiltig beschlossen, zur Ausführung gebracht, denn dasselbe war zu-
gleich zur Aufnahme des von den Wegen al^lliessenden Tagewassers notwendig
und ebenso der kleine Bach, welcher, am westlichen Abhänge entspringend
und aus der vSprengwasserleitung gespeist, in dem kleinen Weiher den Wasser-
stand auf immer gleicher Höhe erhält.
Die übrigen Anlagen auf dem bisher liskalischen Terrain waren beinahe
fertig gestellt, als der Beschluss gefasst wurde, nunmehr den Wassersturz in
der Richtung der Grossbeerenstrasse auszuführen und bis an die Kreuzberg-
strasse auszudehnen.
Es wurde zunächst eine Überbrückung des Gewässers im Zuge der. wie
schon erwähnt, bereits ausgeführten Fahrstrasse in Aussicht genommen, ob-
gleich letztere, da die angekauften Terrains gleichzeitig endgiltig dem Park-
terrain zugelegt und die Villenbauten aufgegeben wurden, nicht mehr notwendig
war, schliesslich ist man jedoch davon zurückgekommen: das Wasser, über
diese Stelle der aufgeo'ebenen Fahrstrasse hinweyiliessend und nochmals in
Der Viktcuia-Park in Berlin.
•iC)'
ein natürliches Becken abstürzend, bietet sich jetzt in seiner ganzen Länge frei
dem Auge des Beschauers vom Anfange der C.rossbeerenstrasse bis zur Höhe
des Kreuzberges dar. welche rund 30 Meter über der Strasse liegt, während
der Wassersturz einige .Meter tiefer beginnt.
7 ^^^^^^^""^-^^ ^ 1^^^ .>A-m
Abb. 53. Plan und Profil des Viktoriaparks am Kreuzberge zu Berlin.
Von dem letzten Abschlussbecken lliesst es nach den Pumpen (2 Gasmotoren
von je 50 Pferdekräften) und wird wieder auf die Höhe hinaufgepumiDt,
wenigstens der grösste Teil desselben, da V4 bis Vs des herabgestürzten Ge-
samtquantums von über 10 Kubikmeter in der Minute, um das Wasser rein
zu erhalten, nach dem Schifffahrtskanal abfliesst und aus 6 Tiefbrunnen am
Fusse des Berges ersetzt wird. Ein kleiner seitlicher Absturz in der gleich zu
266
Der Viktoria-Park in Berlin.
Anfang geplanten Weise mündet in das zuerst hergestellte^ mehr westlich
gelegene Becken und hier stellt eine steinerne Brücke die Verbindung der
durch die Schlucht getrennten Teile des sanften und breiten Ilauptaufganges
zur Höhe her. Auch das Wasser dieses Seitensturzes fliesst zur Wiederhinauf-
schaftung den Pumpen zu.
Ward bei den zuerst ausgeführten Anlagen schon durch das scharfe An-
schneiden des Bergabhanges bei der Herstellung der Wege, durch die Anlage
des Weihers und Baches (resp. der Quelle desselben) und der Wegeentwässerungs-
rinnsale mannigfache Gelegenheit geboten, natürliches Gestein zur Bildung von
Felswänden, steinigen Wasserrissen und Ufervorsprüngen, sowie zur Herstellung
Abb. 54. Gesamtbild des grossen Wassersturzes im Viktoria-Park-Berlin.
kleiner Wasseranstauungen im Bache zu verwenden, so trat nun das Bedürfnis
der Benutzung von Natursteinen in ausgedehnterem Masse zur Herstellung der
Schlucht für den Wassersturz und zum Zwecke der Hineinziehung der Wolfs-
schlucht in das Promenadennetz der übrigen Parkanlagen hervor. Es ergab
sich also der gebirgsartige Charakter des Mktoria-Parkes ganz von selbst aus
den vorhandenen Terrainverhältnissen und den Anforderungen, welche gestellt
Avurden, und diesen Umständen, sowie der "\'erwendung von in unserer Mark
vorkommenden Gesteinsarten zur Felsbildung, neben dem Bestreben, nicht
gegen bestimmte geologische Formationen zu Verstössen und dem ganzen Auf-
bau der Katur entnommene Motive zu Grunde zu "legen, ist es wohl zuzu-
schreiben, dass die Anlagen eine absprechende Beurteilung bis jetzt nicht
Der Viktoria-Park in Berlin.
267
erfahren haben, sondern gerade durch ihren aussergewöhnlichen Charakter
gefallen. Es sind Rüdersdorfer Kalkbruchsteinc, ^velche Verwendung gefunden
haben, sowohl bei der Begrenzung der Schlucht für den Wassersturz, als auch
für die Herstellung von Felswänden in scharf in die Abhänge hineinschneidenden
Wegen, während die Sohle der Schlucht des Wassersturzes einen sich unter
die Kalkwände fortsetzenden Granitgang zeigt, wie er wohl speziell im Muschel-
kalk noch nicht beobachtet sein mag, aber doch möglich ist. Der Kontrast
des kompakten Primärgesteines mit dem verhältnismässig jungen, sedimentären
Kalkstein, welcher bis auf den Granit durch die Gewalt des Wassers und durch
Abb. 53. Oberer (Haupt-) Teil des grossen Wassersturzes im \'iktüria-Park-Berlin.
A'erwitterung zum Teil beseitigt erscheint, sowie die Lagerung mächtiger
Granitblöcke in den Becken tragen dazu bei, die Illusion zu erhöhen.
Das Wasser nimmt auf der Höhe seinen Ausgang aus den Wänden der
dort hergestellten Einsenkung, an zwei Stellen in starkem Schwalle hervor-
strömend, an mehreren anderen Punkten aus Steinrissen hervorquellend, so
dass das plötzliche Heraustreten desselben nichts unnatürliches hat, sondern an
die in Kalksteingebirgen so häufig vorkommenden unterirdischen Wasserläufe
erinnert. Auch die kleine Quelle des Baches auf der Westseite, aus Kalkstein
hervorbrechend, kann auf dieselbe Ursache, die Erosion des Gesteines, zurück-
geführt werden.
Die schon mehrmals erwähnte Wolfsschlucht, deren Abhänge mit älteren
268
Der Viktoria-Park in Berlin.
Bäumen locker bestanden und unter diesen mit Epheu übersponnen sind.
welcher an vielen Stämmen bis zur Spitze hinaufklettert, verdankt ihren Ur-
sprung jedenfalls ebenso wie der schroffe nfjrdliche Kreuzbergabhanti; dem
Umstände, dass hier lange Zeit Sand und Lehm ausgegraben wurde, und auch
von oben her hat Menschenhand die Steilheit, w^enigstens des Kreuzberghanges,
durch Vorschüttung von Boden verstärkt, welcher bei der Ausgrabung der
Kellereien der Tivoli-Brauerei gewonnen w^urde. Dadurch erhielt dieser Teil
des südlichen Spreethalrandes die schroffe Formation, welche ihn zur Her-
Abb. 56. Felsentreppe, in der Nähe des Hauptwassersturzes zur Höhe führend.
Viktoriapark-Berlin.
Stellung von Parkanlagen gebirgsartigen Charakters geeignet machte, ja geradezu
zu einer derartigen Haltung herausforderte.
Was die Wegeführung betrifft, so war zur Feststellung derselben ein um-
fassendes Nivellement des ganzen Berges notwendig, um genau die Steigungs-
verhältnisse, zweckmässige Entwässerung und den Umfang der mit der Wege-
anlage verbundenen Erdarbeiten feststellen zu können. Ein sanft ansteigender
Weg vom Fusse des Berges nach der Höhe war erstes Erfordernis. Man gelangt
auf diesem, die Brücke über dem kleinen Wasserfall überschreitend, an Fels-
wänden und einigen von diesen getragenen kleinen Rasenmatten vorbei, sodann
an der Oberkante des Berges, Ausblicke nach der Stadt geniessend, entlang
gehend zum Vorplatze des Denkmals, kann aVier auch, auf dem noch ziemlich
Der \'iktoria-Park in Berlin.
2()t)
geneigten Bcro-platcau an<;-clanL;t. andere \Ve.i;e zwischen grossen saftig grünen
R;isenllächen Avählcn. um zum Denkmal, einer gotisclien Spitzsäule mit, die
Hauptschlachten versinnl:*ildlichenden Figuren, zu gelangen.
Andere Wege ermöglichen einen schnelleren Aufstieg resp. berühren
interessante Punkte am Fusse des Berges und im Hange selb.st. Einer der
wichtigsten Punkte, gewissermassen ein Knotenpunkt der ganzen Anlage, ist in
dem unteren Teile des Hanges die Stelle, wo der obere, der Hauptteil des
Wassersturzes seinen Abschluss findet und der Pjesucdrer dessen Gliederung,
sowie die aus der Beschaifenheit der Sohle und der Pelswände der Schlucht
resultierenden Ursachen der letzteren l)eobachten kann. Es musste dafür gesorgt
Abb.
.Seitlicher \\ assersturz im \'iktoria-Park-Berlin.
werden, dass man auf möglichst kurzem Wege von allen Seiten her an diesen
Punkt gelangt; auch ist dies die Stelle, wo eine Verbindung der durch den
Wasserlauf getrennten Anlageteile am besten herzustellen war. Diese ist in
der Weise ausgeführt, dass man über eine anscheinend vom Wasser noch nicht
fortgenagte Steinbank hinweggeht, welche kaum fusshoch über den Spiegel des
Wasserbeckens am Fusse des Hauptsturzes hervorragt, aber dem Wasser ver-
mittelst weiter Cementröhren den Durchgang gestattet. Hierdurch und durch
den Umstand, dass sich das Wasser auch nach der Thalseite zu in demselben
Niveau ziemlich weit vorzieht, ehe es weiter abfällt, ist für das Auge auch
aus weiter Ferne eine Durchschneidung des Wasserlaufes durch den Über-
2-^0 Der Viktoria-Park in Berlin.
gang nicht bemerkbar, der Wassersturz erscheint vom Anfang bis zum Ende
ununterbrochen.
Man Avird jedoch diese Verbindung nur in der Zeit, in welcher der Betrieb
des Wassersturzes eingestellt ist, aufrecht erhalten können, denn bei der ange-
stellten Probe ergab sich, dass, trotzdem rechts und links von dieser Stelle
viel günstigere Standpunkte für die Betrachtung des oberen Wassersturzes
vorhanden, gerade an der beschriebenen Übergangsstelle Menschenmassen sich
aufstellten, welche den Totaleindruck von unten aus aufs unangenehmste beein-
trächtigten. Eine kleine Anstauung des Beckens, wodurch der Übergangsweg
ganz flach vom Wasser überspült wurde, genügte, die Bahn frei zu machen,
nur hier und da sprang ein Übermütiger, ein Paar hervorstehende Steine be-
nutzend, über das selbst den Polizeidienst ausübende Wasser hinweg. vSo
wie der Betrieb eingestellt wird, läuft das Wasser so weit ab. dass der Weg
trocken liegt.
An diesen Punkt gelangt man auch, wenn man von der Belle-Alliance-
strasse aus. die Lichterfelderstrasse benutzend, (von welcher sich auch die
Auffahrt zum Denkmal abzweigt) den Park betritt und den ursprünglich als
Eahrstrasse gedachten Weg verfolgt, wobei man über einen frischen Rasen-
teppich hinweg in die tiefschattige Wolfsschlucht hineinsieht, welche durch an
den Hängen sich hinaufziehende Wege zugängig gemacht ist, die zum Denkmal
führen. Stufen sind nur in den beiden seitlich vom Wassersturz hinauf-
führenden Wegen an den steilsten Stellen in Anwendung gebracht, sonst aber
wegen des ungemein starken Besuches der Anlagen vemiieden.
Deshalb liegen aber an den Abhängen gewisse Wegeteile in der Situation
einander ziemlich nahe, um durch scharfe Wendungen genügende Länge für
eine massige Steigung zu erhalten, in Wirklichkeit liegen dieselben jedoch in
verschiedenen Höhen, sodass die Besucher oft über einander erscheinen, als
interessante Statfage der Bilder, welche die Abhänge von unten gesehen bieten.
Die letzteren sind mit Ausnahme weniger mit kleinen Rasenmatten abschliessenden
A'orsprüngen dicht mit Gehölz besetzt, so, dass zusammenhängende Flächen nur
teils kriechende, teils ganz niedrig bleibende Sträucher. auf einzelnen Strecken
ähnlich wachsende immergrüne Gehölze, wie breitwachsende Taxusvarietäten,
Buxus arborescens, Juniperus tripartita und Sabina, Mahonia etc. aufweisen, an
anderen Stellen dagegen bilden Bäume und Sträucher emporragende Gruppen,
damit der Hang nicht als einfache zusammenhängende Gehölzmasse erscheine,
sondern einen anmutigen Wechsel verschiedener Entwickelungsformen seines
Pflanzenwuchses zeige und mannigfache Licht- und Farbeneffekte hervortreten.
Selbstverständlich sind auch höhere Koniferen, besonders Fichten, reichlich ange-
wandt und an den felsigen Stellen Epheu, Rankrosen, Clematis, Caprifolien,
wilder Wein, in geeigneten Lagen Rhododendron, pontische Azaleen, Hex, an
den Rinnsalen Tamarix. Weiden und Gebirgsstauden aller Art und Sumpf- und
Wiesenpflanzen am Bache und an den W^eihern.
Auf dem Plateau überwiegen im Gegensatz zu den Abhängen die Rasen-
flächen, und hier war besonders sorgfältig bei der Aufstellung der Gehölz-
massen zu verfahren, um freie Ausblicke nach der Umgebung zu behalten und
die Einzelbilder, Avelche für den Beschauer am Denkmale selbst zu einem
grossen Panorama zusammentreten, angemessen zu gliedern und einzurahmen.
In der Rundsicht erscheint im Norden die Stadt mit ihren hervorragendsten
Das Examen an der Königlichen Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam. 27 I
Baudenkmälern, dem Reichstas^sgebäude. der Siegessäule, dem Königlichen
Schlosse, den Kuppelbauten des Gensdarmen-Marktes. dem Rathause und zahl-
reichen Kirchen, während im Westen die Nachbarstadt Charlottenburg und
dahinter die hochgelegene Villenkolonie Westend mit I>aulichkeiten der gross-
artigsten Werke sichtbar werden, welche das Wasser vom Tegeler See erhalten,
um es von hier nach der Reichshauptstadt strömen zu lassen.
An Westend schliesst sich der C.runewald an mit seinen die Havel beglei-
tenden Höhenzügen, und mehr südlich treten die Vororte Steglitz, Lichterfelde
und Tempelhof hervor — Steglitz mit einem imposanten Kuppelbau als Hoch-
reservoir für die Wasserversorgung der Vororte und schöner Kirche, Lichter-
felde mit dem grossartigen Institut der Kadettenanstalt. Tempelhof mit vielen
Kasernen- und Lazarethbaulichkeiten der Berliner Garnison. Dann erblickt man
das Riesendorf Rixdorf, durch die Hasenheide, die Schiessstände in sich bergend,
von Berlin getrennt und dahinter die Müggelsberge als schmalen, den Horizont
begrenzenden Streifen, an deren Fuss der Müggelsee, eine Erweiterung der
Gberspree, liegt, aus welchem die neuen Wasserwerke, wohl die grossartigsten
des Kontinents, das Hauptc[uantum des Wassers für die immer riesigere Dimen-
sionen annehmende Metropole entnehmen.
Leider ist die Begrenzung des Viktoria-Parkes, so genannt zu Ehren der
damaligen Kronprinzessin A'iktoria. der nun verwittweten Kaiserin Friedrich,
im Westen ein ödes Stück Land (zum Tempelhofer Exerzierfelde gehörig),
dessen Hinzuziehung zum Park hoffentlich in nicht langer Zeit gelingen wird,
wenigstens insoweit, als es, ohne den Truppen zeitweise den Durchmarsch zu
Ijehindern. mit Rasen, einigen Anpflanzungen und Promenaden zu versehen ist.
Mächtig.
Städtischer Gartendirektor.
Das Examen an der Königlichen Gärtner-Lehranstalt
zu Potsdam.
Das schriftliche Examen fand in der Woche vom 26. Februar bis zum
3. März statt. Die ö Themata, über welche je 3 bis 3I/2 stündige Klausur-
arbeiten geschrieben wurden, waren folgende: 1. Tag. Botanik (Rösler). Die
Lebensvorgänge der Pflanzen: a) Ernährung, b) Wachstum, c) Bewegungen-
2. Tag. Obstbau (Koopmann). Die Vermehrung sämtlicher Obstgehölze in
kurzem Abriss. Bem. Die Anzucht der benötigten Wildlinge ist ebenfalls kurz
zu berühren. 3. Tag. Boden- und Dünger lehre (Schulz). Nach welchen
Gesichtspunkten beurteilen wir die Fruchtbarkeit einer Gegend und nach
welchen Prinzipien ist eine Bodenanalyse anzustellen? 4. Tag. Chemie (Schulz).
Die Salze, ihre chemische Konstitution und ihre Eigenschaften, besonders
diejenigen, die für Gesteins- und Bodenbildungen und für das Pflanzenleben
von Wichtigkeit sind. 5. Tag. Mathematik (Marbach). Aufgabe 1. Von
einem Fünfeck sind die auf rechtwinkelige Coordinaten bezogenen Auf-
messungen gegeben. Es ist die Formel für die Berechnung einer solchen Fläche
zu entwickeln und das nachstehende Zahlenbeispiel auszurechnen:
272
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
1.44 m
213,^4 ^,
405,62 ,,
337,59 „
62,94 „
N
462,89 m
52743 »
312,36 ..
5^-15 .-,
5-2 1 .,
C
N. I Xn ^n Auft;-abc 2. Für ein Grundstück bietet
-^- 33 500 M. ohne Zinsen zahlbar in 3 Jahren.
" und B. 40 ooü M.. zahlbar in 7 Jahren; welches
von beiden Geboten ist das grössere, wenn die
., Zinsen zu ö^'o gerechnet werden.
Aufgabe 3. Von einem Punkt X Avisiert man nach
den Punkten A. B, C. welche in derselben Ebene mit
X liegen und deren Entfernungen A'on einander
A B = c = 73,24 m: B G ^ a =^ ''^2.73 m und
A C = b = 65,48 m bekannt sind. B und G erscheinen,
von X aus gesehen, in gerader Linie, und zwar B
zwischen X und G, A dagegen erblickt man von X
aus gegen B oder G unter einem Winkel B X A = 27° iS'. Wie weit ist
X von B entfernt? 0. Tag. Landschaftsgärtnerei. (Vom Kuratorium
gegeben.) Die Grundprinzipien bei der Anpflanzung gärtnerischer bezw. Park-
anlagen unter Berücksichtigung der zu Gebot stehenden Büttel, um die Szenerie
weiter und tiefer erscheinen zu lassen.
Das mündliche Examen fand am ig. März statt und dauerte von früh 9 Uhr
bis nachmittags 5 Uhr. Die Prüfung in der Treiberei umfasste die Treiberei
der Erdbeeren, des Spargels und der Llülsenfrüchte (Poosch). Aus dem Gebiete
des Obstbaues wurde besonders über die Pflanzung und Pflege von Obstanlagen
geprüft (Koopmann). Aus den Pflanzenkulturen hatte das Kuratorium die Kultur
und die geographische Verbreitung der Palmen als Thema gewählt (Koopmann).
In der Mathematik wurden Fragen über planimetrische und trigonometrische
Flächenberechnungen gestellt (Marbach), während daran anschliessend in der
Physik Fragen aus der Mechanik über Fontänenanlagen u. dergl. vorgelegt
wurden (Marbach). LJie botanische mündliche Prüfung behandelte Systematik
und Physiologie (Rösler). In der Landschaftsgärtnerei wurde neben dem
gegebenen Prüfungsthema: »Die üebertragung des Planes auf das Terrain«, über
die Geschichte der Gartenkunst examiniert (Encke). In der Ghemie endlich
waren die Salze und deren Xachweis im Boden Gegenstand der Prüfung.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Calpurnia aurea.
Ein hübscher Papilionacecn- Strauch
oder kleiner Baum von X'atal, der im
Flabitus und seinen Blüten an den
gemeinen Goldregen erinnert. P"ür
grosse Kalthäuser dürfte er, in Kübel
oder ins freie Land gepflanzt, eine wert-
volle Acquisition ausmachen. Gard.
Ghron. 1893, II. 750, Fig. 115.
Romneya Coulteri.
r)iese hübsche Papaveracee, auch
als »kalifornischer Mohn« bekannt,
eignet sich nicht nur fürs freie Land,
sondern empfiehlt sich noch mehr als
Topfpflanze fürs Kalthaus, wo sie bei
geeigneter Pflege den grössten Teil
des Jahres in voller Blüte steht.
Gard. Ghron. 1893, V, 752.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
273
Vitis Coignetiae.
Keine Schlingpflanze. .Vmpelopsis
tricuspidata oder ^'eitchii vielleicht
ausgenommen, lässt sich zu dieser
Jahreszeit, ^vas Pracht der Belaubunii,'
betrifft, mit der Weinrebe des nörd-
lichen Japan, Mtis Coignetiae, ver-
gleichen. Im allgemeinen Aussehen
und auch vom l^otanischen Stand-
punkte steht dieselbe der nord-
amerikanischen y. Labrusca sehr
nahe. In den Wäldern von Jezo er-
klimmt Y. Coignetiae die Gipfel der
höchsten Bäume, selbige zierend mit
ihren enorm grossen Blättern, die im
Herbste die glänzendsten scharlach-
roten Schattierungen annehmen. Spät
im Jahre werden die Früchte, wenn
sie Frost bekommen haben, gegessen,
doch soll ihr Geschmack nur ein
mittelmässiger sein. Gard. Chron.
1893, II, 781.
Solanum Guatemalense.
Man kennt die Früchte dieser Art
als »Melonen - Birne«, und dieselben
sollen, namentlich mit etwas Streu-
zucker genossen, sehr schmackhaft
sein, ausserdem einen hübschen Tafel-
schmuck ausmachen. Die xVrt lässt
sich gut im Kalthause ziehen und
die Früchte reifen spät im Jahre.
Gard. Chron. 1S93, II, 781.
Polygonum sachalinense
sah ich vor 24 Jahren zuerst in dem
Garten der Königl. Gärtnerlehranstalt
an der Wildpark -Station bei Potsdam.
Ich erhielt auch später nach Genthin
durch die Güte des verstorbenen
Königl. Hofgartendirektors Jühlke eine
Pflanze davon. Bei meiner L'^eber-
siedelung nach hier nahm ich eine
Pflanze mit. Diese hat nun im
Laufe der Jahre eine Ecke des
vStaudengartens ganz durchwuchert
und wurde nur ab und zu ein Stück
behufs ^'erkauf als Blattpflanze alj-
gestochen. Ich werde dieser Pflanze
in diesem Jahre mehr Aufmerksam.-
keit schenken und hoffe im Flerbste
einen grösseren Vorrat davon dis-
ponibel zu haben.
R. Müller,
Obergärtner bei A. Rathke & Sohn
in Praust, Kr. Danzig.
Lycaste Imschootiana.
Xach Aussagen des Züchters. Herrn
Alf van Imshoot in Gent, wurde diese
sehr schöne Hybride durch Kreuzung
der Lycaste Skinneri mit Maxillaria
nigrescens. erzielt, wenn auch d;is
Aussehen der Blumen mehr auf eine
^'erwandtschaft zwischen L. Skinneri
und L. cruenta schli essen lässt. Die
breiten grünlichen Sepalen sind fein
purpurn punktiert. Fetalen blassgelb
mit rotgefleckten Linien am Grunde.
LijDpe glänzend gelb, am Grunde und
auf der Schwiele orangerot gefleckt.
Gardeners' Chronicle 1893, II,
775, Fig. 119.
Lycaste Luciani.
Wahrscheinlich eine natürliche Hy-
bride von Peru. Die Blumen gleichen
jenen von L. lasiogiossa, mit welcher
sie auch die schwarzen Lippen ge-
mein hat. Sepalen blass fleichfarbig
gefleckt. Fetalen weiss mit einigen
rosaroten Punkten, Lippe rosa und
weiss. — Diese zwei hervorragenden
Neuheiten wurden von den Herren
Linden neuerdings in London aus-
gestellt. Gard. Chron. i8(.)3. II,
750.
Lycium barbanim fol. aureis und fol. aureo
variegatis.
(Bocksdorn mit goldgelben und bunten
Blättern. j
In der Gartenbau-Abteilung auf der
Jubiläums-Ausstellung zu Prag 1893
stellten die städtischen Anlagen unter
anderen eine neue Sorte gewöhnlichen
Lvcium aus. Über deren Ursprung
274
Kleinere Mitteilungen.
teile ich folgendes mit: Im Jahre 1.S8S
fand man in dem früheren Vorrats-
garten der Prager städtischen Anlagen
einen Strauch, welcher aus einem alten
Ziegelhaufen hervorwuchs. Dieser er-
weckte die Aufmerksamkeit dadurch,
dass er mit seinen goldgelben Blättern
prächtig glänzte. Bei näherer Besich-
tigung fand man, dass die eine Hälfte
ganz grün war (Lycium barbarum),
die andere Hälfte dagegen wies zwei
Färbungen auf. Der eine Zweig war
ganz gelb, das heisst wie das Blatt so
der Trieb, und beim anderen zeigte
das Blatt eine breitgelbe Einfassung.
Dies war im Monat Juli. Trotz dieser
vorgeschrittenenZeit wurde der Strauch
doch herausgegraben und nach Be-
seitigung des grünen Teiles wurde er
auf einen z\veckmässigeren Ort einge-
setzt. Das nicht zeitgemässe Umsetzen
dieses Strauches verletzte ihn in keiner
Weise, so dass nach 14 Tagen sein
Wachstum Fortschritte machte. Da
aber der grüne Teil bis zum Stamm
abgeschnitten war, so zeigten sich
keine grünen Triebe mehr. Im künftigen
Frühjahr kamen neue Triebe, die
Blätter wie im Vorjahre gefärbt. Im
Jahre 1890 bei der Verlegung des
Vorratsgartens auf die jetzigen Gründe
wurde auch das buntblättrige Lycium
versetzt. Auch nach dieser Verpflanzung
behielt der Strauch seine Farbe, es
wurden von demselben Zweige zu
^>redlungen auf das gewöhnliche Ly-
cium barbarum genommen und auf
diese Art erhielten wir zwei niedrige
Sträucher; der eine war bis in die
Hälfte der Blätter gelb eingefasst und
der andere hatte ganz goldgelbe Blätter.
Diese Sträucher sind jetzt gegen drei
Jahre alt. Im vorigen Jahre wurden
einige Absenker gemacht und auch
diese behielten ihre Farben nach der
Verwurzelung. So haben wir zwei
neue Sorten von Sträuchern, welche
für uns schon dadurch einen Wert
haben, dass sie gut überwintern und
selbst dem strengen Winter wider-
stehen. Die specifischen Eigenschaften
der beiden stimmen mit der ursprüng-
lichen Art überein, der Wuchs dagegen
ist viel kleiner. Beide Sorten eignen
sich gut zur Auspflanzung als einzeln-
stehende Strauchgruppen auf Bösch-
ungen und Abhängen, besonders auf
Felsengestein u. s. w. W. Körber, Prag.
Kleinere Mitteilungen.
Die weisse Nachtviole, Hesperis matronalis fl.
alb. pl. als späte Treibpflanze.
Die weisse Nachtviole ist ein fast
vergessenes Gewächs, man sieht sie
nur noch im Sommer hin und wieder,
besonders in Bauerngärten; dass sie
sich aber auch als späte Treibpflanze
vorzüglich eignet, bewies Herr Ober-
gärtner H. Nord wich in der Ver-
sammlung des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues vom 2b. April, in
welcher er aus dem Garten des Herrn
Oberstlieutenant Steinmetz, Südende
bei Berlin, ein Dutzend herrlicher ge-
füllter Exemplare ausstellte. Sie
wurden aus Stecklingen im Juni bis
August V. J. im Mistbeet in leichter,
mit Sand gemischter Erde angezogen,
bewurzelten sich schnell, kamen im
Herbst in Töpfe, überwinterten ziemlich
trocken in einem ganz kalten Kasten
und wurden am 15. Februar in ein
ganz kleines Rosenhaus gestellt, wo
sie bei sehr massiger Wärme nach
und nach erblühten. Mit Recht ver-
dient diese Pflanze wieder ans Licht
gezogen zu werden. Die Blumen
gleichen den schönsten weissen Lev-
Kleinere Mitteilungen.
27
Zb
koyen und dabei haben die Pllanzen
das Gute, dass man sie jederzeit ver-
pflanzen kann.
Ausgestellte Pflanzen aus dem Königlichen
botanischen Garten zu Berlin im Verein zur
Beförderung des Gartenbaues in den Königlich
preussischen Staaten am 26. April 1894.
1 Astartea fascicularis DC. var. rosea,
West- Australien.
2 Aotus gracillima Meissn., Australien,
i ßrachysema undulatum. Australien.
2 Correa speciosa Ait. var. major. Hort..
Australien.
i Chorizema cordatum Ldl., West-
Australien.
1 Chorizema cordatum Ldl. v. splendens,
West- Australien.
1 Chorizema varium Benth.. Australien.
3 Eutaxia myrtifolia R. ßr., West-
Australien.
1 GoodialotifoliaSalisb., Ost- Australien.
2 Hardenbergia monophylla Benth..
Australien.
1 Lasiopetalum bracteatum Benth..
Australien.
1 Oxalis articulata Savign., Brasilien.
1 Pelargonium roseum Ait. und P.
quinquevulnerum, Willd.
1 Pimelea hypericina Hook.. Ost-
Australien.
1 Pomaderris ligustrina Sieb.. Ost-
Australien.
1 Pultenaea tenuifolia R.Br., Tasmanien.
3 Swammerdamia antennaria DC, Tas-
manien, N. Seeland.
3 Stylidium adnatum R. Br., Australien.
1 Tulipa Greigii Regel, Turkestan.
1 \'aleriana Dioscoridis Sibth. u. Sm..
Orient. II. Strauss.
Zur Vorsicht bei Ankauf frischer und
getrockneter Pilze
ermahnt jetzt wieder eine Bekannt-
machung des Polizeipräsidenten von
Berlin. Als »getrocknete Morcheln«
werden hier des öfteren die ihnen
äusserlich ähnlichen Lorcheln feilge-
halten, deren Genuss leicht für die
Gesundheit gefährliche Folgen haben
kann. Ebenso werden als »getrocknete
Champignons« häufig die zerschnittenen
Stiele und Hüte des Steinpilzes ver-
kauft, denen gelegentlich auch giftige
Pilze beigemengt sind. Es empfiehlt
sich daher, die frischen wie die ge-
trockneten Pilze vor der Zubereitung
durch kochendes und kaltes Wasser
zu reinigen und alle ungesund aus-
sehenden Stücke zu entfernen. Be-
merkt wird noch, dass das Fleisch der
essbaren Steinpilzarten nach dem
Trocknen weiss bleibt, während die
gefährlichen Nebenarten beim Ein-
sammeln an der Bruchfläche blau und
beim Trocknen meist dunkel zu werden
pflegen.
Centralstelle für Obstverwertung
in Frankfurt a. IVI.
Die Centralstelle für Obstver-
wertung in Frankfurt a. M., die im
vorigen Jahre gegründet wurde und die
bekanntlich so vorzügliche Resultate zu
verzeichnen hatte, hat ihre Thätigkeit
während des Winters nicht eingestellt.
Es lag dazu auch gar kein Anlass vor,
denn fortwährend liefen noch Angebote
und Nachfragen, insbesondere für
Aepfel. Birnen, Nüsse, Dörrobst, ein.
und es wurden seit der Verölfentlichung
des Berichtes pro 1893 Abschlüsse in
den genannten Obstsorten von ca.
570000 Kilo vermittelt. Wenn während
der Wintermonate noch eine solche
grosse Menge Obstes durch Vcrmit-
telung der Centralstelle verkauft wurde,
so dürfte wohl jeder Zweifel, wenn
solcher überhaupt nach dem Jahres-
bericht pro i8q3 noch bestanden, be-
seitigt sein, dass die Errichtung einer
solchen Stelle ein dringendes Bedürfnis
war. Es kann aber auch jedem Pro-
duzenten und Konsumenten (hier ins-
besondere auch Konservenfabriken) nur
wiederholt anempfohlen werden, sich
der Frankfurter Centralstelle zu be-
276^
Litteratur.
dienen,, denn auf einfachere, bequemere
und billigere Weise kann er sein Obst
nicht los werden bzw. seinen Bedarf
decken. Er hat nur das zur Verfügung-
stehende Quantum oder die benötigte
Menge der Centralstelle anzugeben und
wird sofort von dieser mit einer
grösseren Zahl von Interessenten, ohne
dass er irgendwelche Gebühr zu
zahlen hätte, in Verbindung gesetzt.
Einzige Bedingung ist, dass das abge-
setzte oder erworbene Quantum immer
sofort der Centralstelle mitgeteilt wird.
Auch in diesem Jahre wird das Obst
wieder früher reif, in kurzer Zeit wird
das Beerenobst, Erdbeeren. Stachel-
beeren, Johannisbeeren u. s. w.. auf
den Markt kommen, und es seien daher
alle Interessenten auf die Frankfurter
Centralstelle aufmerksam gemacht. Es
dürfte gut sein, schon jetzt von dem
erwarteten Ertrage bzw. der benötigten
Menge der Centralstelle Mitteilung zu
machen, damit die ^'orverhandlungen
vor der Reifezeit erledigt werden
können und seinerzeit auf Crund der
geschehenen Abschlüsse sofort mit dem
Versand begonnen werden kann.
Litteratur.
Grundzüge der Gartenkultur.
Wachstumsbedingungen. Bodenberei-
tung, Anzucht, Schnitt und Schutz. Ge-
mieinverständlicher Leitfaden für l'nter-
richt und Praxis. Bearbeitet von A.Voss
in Berlin; früher Instituts-Gärtner in
Göttingen. .Mit 74 Textabbildungen und
einer Karte. Berlin. P. Parey. 1894.
Preis M 3.50.
Mit der Bearbeitung der vorliegenden
Grundzüge der Gartenkultur hat der
Verfasser sicherlich einen guten Clriff
gethan und gleichzeitig auch einen bis
dahin wirklich vorhandenen Mangel in
der Litteratur des Gartenbaues besei-
tigt. Gerade dadurch, dass der Ver-
fasser jahrelang als A'orstandsmitglied
des Göttinger Gartenvereins vollauf
Gelegenheit hatte, die Lücken (wie er
selbst sagt) seiner eigenen, A\'ie die der
gärtnerischen Berufsbildung im allge-
meinen kennen zu lernen, selbst auch zu
unterrichten, war er umsomehr in der
Lage, einen wirklich guten, gemeinver-
ständlichen Leitfaden zu schreiben, der
für den L^nterricht von ebenso grossem
Nutzen sein wird, wie allen Garten-
liebhabern willkommen, welche sich
näher für das Leben und die Lebens-
bedingungen der Pilanze interessieren.
Nach der Ansicht des Referenten
hat der ^'erfasser den in der \'orrede
ausgesprochenen Zweck: >- seinen Each-
genossen nach Kräften zu nützen, die
Berufsbildung derselben fördern zu
helfen, den Gartenfreunden einen Leber-
blick und klaren Zusammenhang über
das >. Warum« und »Weil!« bei den
Kulturmassnahmen zu ermöglichen
u. s. w.«, vollkommen erreicht; ja es
dürtten sich diese Grundzüge auch für
höhere Gärtnerlehranstalten als
Leitfaden beim Unterricht nützlich er-
weisen.
Der Inhalt des Buches ist folgender:
1. Allgemeines. 2. Das Sonnenlicht.
3. Die Wärme. 4. Das Wasser. 5. Die
Luft. 0. Der Erdboden. 7. Die Pflanze
und der Erdboden. S. Die Pflanze und
der Dünger. 9. Das Wetter. 10. Das
Klima Deutschlands. 11. Die Anzucht
der Pflanzen aus wSamen. 12. Die Ver-
mehrung der Pflanzen durch Knospen,
Zwiebeln. Knollen, Ausläufer und
Teilung. 13. Die \^ermehrung der
Pflanzen durch Ablieser, Stecklinge
Aus den Vereinen.
_277
und Schnittlin!4(\ 14. I )ic ^'c^mcl■lrunL;■
der GchTilzc ilurch Pfropfen und Ab-
säui^fln. 15. Das Ptlanzon und \'er-
pllanzen. lO. Der Schnitt. 17 Das Wein-
si)alier. iS. Die Bcscliädit;unt;en.
Wir i;lauben diese (".rundzü.ue dcr
Cartenkultur auf tlas wärmste em-
pfehlen zu ktuTuen. Dr. R. < )tto.
Die Pflanzen-A^e rL!,"iftu n,e,'en. Ihre
Erscheinuni^'en und das vorzunehmende
Heilverfahren, i^'eschildert an den in
Deutscdiland heimischen ('.iftptlanzen
von Dr. med. II. Sc^h ü n eman n. Stalis-
arzt a. D., prakt. Arzt in Brauns(di\veig'.
Mit iS Abbildunt^'en. Verlat;' A'on (Jtto
Salle in Braunschweit;-. Preis 1 jMark.
Ein kurzes, für jedermann leicht
verständliches und übersichtlich ant;e-
ordnetes Buch über die häufiger vor-
kommenden ^A'r!J,■iftun^■en durch
Ptlanzen. ihre l-'rkennung und Heilung,
ist ohne Zweifel eine empfehlenswerte
litterarischc Erscheinung für weitere
Kreise. Nach einer allgemeinen Ein-
leitung beschreibt hier der Ilerr Ver-
fasser kurz, abei- ausreichend und
anschaulich 11 giftige Pilze und 4S
höhere Giftpflanzen, welche derselbe
in narkotisch oder betäubend wirkende
und in scharfe oder Entzündung er-
regende einteilt. Dabei sind nicht nur
allgemeine \erhaltungsmassregeln Ijei
Vergiftungen, sondern in jedem
einzelnen Falle die spezifischen Gegen-
mittel angegel)en und in gemeinver-
ständlicher Weise ihre Anwendung
und Wirkung erläutert. Somit kann
das Büchlein treffliche Dienste leisten.
Vergiftungen zu verhüten, und, wo
solche eingetreten, dieselben in ge-
eigneter Weise behandeln zu helfen.
Dr. Th. Waage.
Aus den Vereinen.
Der Jahresbericht 1893-94
des Gartenbau-Vereins zu Potsdam.
Unter dem X'orsitz des Herrn Kgi.
Garteninspektor Koopmann wurden im
Eaufe des Jahres 24Sitzungen abgehalten,
ausserdem fanden zwei r)ffentliche
Sitzungen statt. Die Mitgiiederzahl l)e-
trägt 71. Herr Ober-Ilofgärtner Reuter
wurde zum Ehrenmitgiied ernannt.
Exkursionenfanden mehrere statt. Sechs
iMonatspreise für Vorträge wurden
verliehen, ferner die kleine silberne
Medaille fünfmal; viermal die grosse
bronzene, desgleichen zwei kleine
bronzene und fünf Diplome. Grössere
Vorträge wurden 10 gehalten, ebenso
Avurden in den Sitzungen mannigfache
Sachen ausgestellt. Die Einnahmen des
Vereins stellten sich auf 2200,11 M. und
die Ausgaben betrugen 711,29 M., so
dass ein Bestand von 1494,82 M bleibt.
Die Bibliothek besitzt 549 Bände, es
wurden 6 neue Bücher angeschafft. Den
I X'orsitz für das Jahr 1S94 behält Herr
Inspektor Koopmann, 1. stellvertre-
tender Vorsitzender ist Herr Rud(df
Meyer, Wildpark, Schriftführer Herr
Gartenverwalter Reuter jun. Es folgen
dann zum Schlüsse drei grössere Yor-
träge, und zwar 1. »Rauch und seine
Wejke< gehalten vom Oberlehrer Herrn
Dr. Marbach. 2. >'Obstverwertung«, ge-
halten von Herrn Inspektor Koopmann.
3. >dJie Gewächse unserer Landschaft
und unserer Gartenanlagen vom pflan-
zenphysiognomischen Gesichtspunkt aus
betrachtet'-<, gehalten von Herrn Enke.
Rosisten-Verein zu Frankfurt a. M.
In dem neu begründeten Frankfurter
Rosisten - \^-rein empfahl der Vor-
sitzende Herr C. Strassheim die Rosa
canina P'roebelii (Rosa laxa hört.) ganz
besonders fürWurzelhals-Veredelungen.
weniger für Flochstämme, da diese an
der Sonnenseite leicht gelb werden
278
Gewerbliche Angelegenheiten.
und nach einigen Jahren absterben, für
Wurzelhals-Veredelungen sei es aber
wohl die beste aller Wildrosen. Januar-
Veredelungen von hartem Holz standen
im April teilweise in Blüten und Knos-
pen, krautartige Veredelungen, vor 5
Wochen ausgeführt, hatten Knospen
auf Stielen von 05 cm Höhe. — Die
Anzucht aus Samen ist leicht, man
muss die Frucht im Herbst in Wasser
faulen lassen, dann zerreiben, die Samen
absj)ülen und nicht trocken werden
lassen, sondern gleich auf ein Saatbeet
säen, dann keimen sie schon im
nächsten Frühjahr. Die übrigen 40
Wildlingssorten konnten aus Mangel an
Zeit nicht besprochen werden. — Rosa
Uralensis ist nichts anderes als eine
Rosa canina, die bei Herrn Hofgärtner
Freundlich -Petersburg als Unterlage
einer zurückgefrorenen Edelrose aus-
trieb. Die Edelrosen stammten aus
la'furt, die Unterlage also wohl auch,
iedcnfalls nicht vom Ural.
Besichtigung von Rosenl<ulturen.
Nachdem die technischen Ausschüsse
des Vereins zur Beförderung des Garten-
baues am 5. April die ausgedehnten
Rosenanlagen mit Spüljauchen-Düngung
des Herrn E. Thiel, Plötzensee, be-
sichtigt hatten, besuchten sie am 8. Mai
die grossartigen Rosenhäuser des Herrn
Gramms und seines Nachbarn, des Herrn
Kerckow in Pankow, die gleichfalls
zeigten, dass Berlin in Bezug auf
Deistungen in der Rosentreiberei, sowie
besonders auch in Einfachheit und
Zweckmässigkeit der I^inrichtungen
dabei hinter keiner Stadt Deutschlands
zurückstehen dürtte. Nähere Berichte
folgen.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Zölle In Schweden und Dänemark.
Herr Gustav A. Schultz. Kgi. Flof-
lieferant, Berlin, hat freundlichst uns
die Zollsätze in Schweden, wie sie ihm
von den Herren Kgl. Hoflieferanten
Jacobsson & Go. in Gothenburg ge-
meldet sind, zur Veröffentlichung über-
lassen, desgleichen die für Dänemark,
mitgeteilt von Ilerrn Theodor Jensen.
I. Schweden.
Blumen: lebende, abgeschnittene,
frische oder getrocknete per kg
Kronen 3, — *)
Blätter und Zweige (Bindegrün) per
kg Kr. 0,50.
Künstliche Blumen, lUätter etc. per
kg Kr. 15,—-
Emballage wie Papier, Schachteln
un d d ergl. w i r d m i t g e r e c h n e t.
Blumenzwiebeln, Blumen- und Ge-
müse-Samen frei.
*) I Krone ä loo Oerc = i M. i2i/._j Pf.
G e w^ ä c h s e , Top f p f 1 a n z e n , B ä u m e
etc. aller Art per kg Kr. 0,10.
Nähere Emballage als Töpfe mit lüxle,
Bastmatten etc. wird mitgerechnet.
Falls eine Pflanze über 10 kg wiegt,
kostet was darüber ist per kg 0,03 Kr.
K ü n s 1 1 i c h e P f 1 a n z e n aller Art kosten
dasselbe wie künstliche Blumen, per
kg Kr. 15,—.
Gemüse und Früchte
frische pr. kg Kr. 0,10
getrocknete » » » 0,25.
II. Dänemark.
Lebende PHumen, Pflanzen, Blumen-
zwiebeln und Gemüse aller Art,
zollfrei.
G e t r o c k n e t e o d e r k ü n s 1 1 i c h e
[Humen und St rauch er, nicht ge-
färbt 33 öre (37 Pf.) per kg.
G e t r o cTv n e t e oder künstliche
Blumen und Strauch er, gefärbt
67 öre (75 Pf.) per kg.
Personal-Nachrichten. — Sprechsaal.
279
Personal-Nachrichten.
O r t g" i e s - Feier. 1 )cr Hcricht ü her
die sehr würdig verlaufene Feier ist
uns leider wegen Erkrankung des Herrn
Hofgärtner Kirchhoff, Freiburg, der
die Ehrengabe überreichte, zu welchen-
gegen iqoo Mk. beigesteuert waren, so
spät zugegangen, dass wir ihn leider erst
in No. 1 1 bringen können. Die Ehren-
gabe ist derart, dass auch noch weitere
Beiträge hinzutreten können und sind
die in Heft 7, S. 200 genannten C'omite-
mitgiieder zur Annahme gern bereit.
Frau Hedwig Drescher, geb.
Froemgen, die kunstgewandte Gattin
des wegen seiner schönen Kriuize weit-
hin bekannten Ku nstgärtners C h r i s t i a n
Drescher, Berlin, \ u. Mai, erst
3S Jahre alt.
Der Carteninspektor Adam Koch,
bis vor wenigen Jahren langjähriger
Geschäftsführer des deutschen Pomo-
logenvereins, f 1. Mai.
Dem Kunst- und Handelsgärtner
Ernst Müller, Inhaber der Firma
J. C. Schmidt, lu-furt, ist vom Kaiser
das Prädikat eines Kgl. Hoflieferanten
verliehen.
Sprechsaal.
Frage 23. Wir erlauben uns, Ihnen
einen Fruchtstand von uns unbekannter
Abstammung zu übersenden mit der
Bitte, uns den Namen der Pflanze mit-
teilen zu wollen. R. in P.
•
Antwort. Ist Limaria annua L. syn.
D. biennis Jacq., die Alondviolc aus
Südeuropa; sie hcisst auch Atlasblume,
Judas-Silberling, vSilberblume, preussi-
sche Pfennigl)lumc, Flitterchen u. s. w.
Frage 33. Beehre mich anliegend
ergebenst einen Zweig von einer Abies
Nordmanniana zu übersenden, welcher,
wie die ganze Pflanze, stark mit Pausen
besetzt ist. Ich bitte mir gütigst mit-
teilen zu wollen, wie dieses Ungeziefer
heisst und welche Mittel ich zu seiner
Vertilgung anwenden könnte. Dassellu>
findet sich auch auf anderen Pflanzen,
wenn auch nicht in dem gleichen
Masse, vor. Den Bestimmungen vom
15. Oktober iSqo gemäss füge ich eine
Mark in Briefmarken ergebenst bei.
V. F. in II.
* *
A n t w o r t. Ihre Abies Nordman n ian a
ist von der Fichtenquirl-SchikPaus,
Coccus racemosus Ratzeburg, befallen,
vielleicht angesteckt durch nahe-
stehende Fichten. Ist der Baum nicht
zu hoch, so empliehlt sich trockenes
Abbürsten mit einer steifen Bürste,
eA^entuell Abbürsten mit Seifenwasser
und Tabaksaufguss. Die Tiere sind
zum Teil jetzt noch im Eizustand,
einige sind aber schon ausgeschlüplt
und es ist daher die höchste Zeit.
Ist der Baum zu hoch und sind auch
die oberen Zweige befallen, so müsste
gesi:)ritzt werden mit Nesslersciiem
Mittel, Sapokarbol, Kreolin oder dgl. —
Das Nessler'sche Mittel erhalten Sie
bei Julius Dehn in Karlsruhe in Baden,
10 1 zu 3 M., Sapokarbol bei Th. Lutz
in Stuttgart, Tübingerstrasse 3 b,
ä 1 1,00 M. — Siehe Gartenflora 1S87,
Seite 424. — Ein neueres Mittel ist
die Insektengiftessenz von C. Mohr,
Chemiker in Mons, Belgien, in Blech-
büchsen von 5 1 an zu 3 M. per Liter.
Siehe dessen in Heft c) S. 350 be-
sprochene Schritt.
Frage 24. Seit einiger Zeit lese
ich in Berliner Annoncenzeitungen, dass
man dort allgemein bei Fabrikation
28o
Städtische Fachschule für Gärtner in Berlin. — Tagesordnung.
der Mistbeetfenster die Zajofen im-
prägniert. Da dies bei uns nicht
gescliieht, möchte ich einen hiesigen
Fensterfabrikanten dazu animieren, der
aber die hierzu verwendete Masse
nicht kennt. Irli wäre dalier sehr
■yerlnniden, wenn Sie dies ermittebi
und mir mitteilen könnten.
Friedricli Ducke. Wien.
Antwort. Die einfacliste Im-
])rägnierung der Zaj^fen geschieht
durcli mehrstündiges Tränken der-
selben in ( )1, wie es auch seitens der
Konkurrenz, soweit uns l^ekannt,
gehandhabt wird.
Wir lienützen für unsere Fabrikate
nicht reines ( )1, sondern eine Alischung
von ( )1 und einigen intensiver im-
prägnierenden vSubstanzen, die wir
aus geschäftlichen Rücksichten nicht
angelien können, zumal Avir in Wien
zur Frülijahrs - Ausstellung unsere
Fenster ausstellen wollen. Inter-
essenten geben wir aber unsere
Mischung gern ab. Preis pro kg
3 Mk. excl. Fastage, welche zum
SelbstkosteniDreise berechnen.
P. Liebe now & Jarius.
Rixdorf-Bcrlin.
2. Antwort auf Frage iS. A^on
Polygonum sachalinense hat F^erd.
Jühlke Nachfolger, f]rfurt, noch
kleine Posten Rhizomstücke ä ooPfennig
abzugeben, llaage & Schmidt haben
jetzt wieder .Samen, loo Korn 6 Mark.
— Daiker Ä- Otto in Fangenweddingen-
Magdeburg 2.=; Korn 3 M. — Einzelne
Stücke haben auch Rathkc ^.^ Sohn in
Praust bei Danzig abzugeben.
Städtische Fachschule für Gärtner in Berlin.
F)ie L'l)ungen im Feldmessen finden während des Sommers an 12 Sonntagen
von S — 10 Khr in der städtischen Baumschule vor dem Schlesischen Thor
unter Leitung des städtischen (")bergärtners C. Ilampel statt. Flonorar 3 Mark.
Anmeldungen entweder bei Herrn Kektor Drehmann, Hinter der ('.arnison-
kirche 2, Abends 7 — N Uhr, ausser Sonnabends, oder bei Herrn C. Hami^el
vor den Unterrichtsstunden.
Dr. C. Deite, Prof. Dr. L. Wittmack,
Vorsitzender des Kuraloriunis. Geh. Rej^ierungsral, Dirigent.
Tagesordnung
für die Versamiiiliiiiö des Vereins ziirBeförderuiiö des ßarteiiijaiies in den preussisclien Staaten
am Donnerstag, den 31. Mai 1894, 6 Uhr
im Königlich botanischen Museum, Grunewaldstrasse 5 und 7 (im botanischen Garten).
\'(ini April bis August finden die Versammlungen im Königlich botanischen Museum sUiU.
1. Ausgestellte Gegenstände.
2. Neuwahl sämtlicher Ausschüsse.
3. Zweite und endgültige Beratung des Etats.
4. Feier des Stiftungsfestes.
5. L. Wittmack: F)er Gemüsebau in den Vereinigten .Staaten.
6. Verschiedenes.
Der General-Sekretär ist bereit, vor der Sitzung die Beiträge entgegenzunehmen. hu
Uebrigen wird gebeten, sie an Herrn Kgl. Hoflieferanten F. J. M. Plumpe,"Berlin SW., Koch-
strasse 12, einzusenden.
Gartenflora 1S94.
Taf.1403.
CocHLioDA NoEZLiÄNA Rolfe
Cochlioda Noeziiana A. Rolfe.*^
Hierzu Tafel 1403.
ie auf unserer Tafel 1403 abgebildete Orchidee ist seit einigen Jahren etwas
häufiger geworden, sie hat sich wegen ihres zierlichen Wuchses und ihrer
1<y' prächtigen Blütenstände, welche für Binderei-Zwecke Verwendung finden
können, ziemlich schnell eingebürgert. Wie aus der Abbildung hervor-
geht, beansprucht die Ptlanze keinen grossen Platz, ihre Bulben und Blätter sind
vergleichsweise winzig und erinnern an kümmerliche f^xemplare irgend eines
Oncidium. Gerade der Umstand, dass die Ptlanze gewissermassen mehr erfüllt,
als sie zu versprechen scheint, hat wohl dazu beigetragen, sie so schnell beliebt
zu machen. Wie wir nun einmal zu empfinden pfiegcn, suchen wir eine ge-
wisse Übereinstimmung zwischen vegetativem Aufbau und Blütenfülle. Bringt
eine Pflanze, welche wie eine stattliche Vanda oder Acrides anzuschauen ist,
eine Rispe winziger Blüten, so wird sie mit Bemerkungen, welche oft recht hart
klingen, an irgend einen Professor der Botanik verschickt, welcher sich für
solchen Schund interessiert; entdeckt dieser hinterdrein an dem Dinge botanische
Vorzüge; nun, um so besser für ihn. Hier liegen nun die Dinge umgekehrt,
denn die Ptlanze ist entschieden unendlich viel besser als ihr Ruf, d. h. das
Aussehen ihres vegetativen Aufbaues.
In die Erläuterung botanischer Details einzutreten, ist in einer Zeitschrift
wie diese um so weniger Veranlassung, als die Abbildung ganz vorzüglich ist
und besser für sich selber redet als eine langatmige Diagnose. Kein Gärtner
wird angesichts einer solchen Abbildung im Zweifel über die Identität sein,
um so mehr, als die Zahl der etwa damit zu verwechselnden Arten augen-
blicklich in Europa sehr gering ist und einzig und allein schon die Farbe,
welche meist hell scharlachrot mit einem leichten Anflug von bläulich zu sein
pflegt, kaum je wieder in dieser Nuance vorkommt. Des Oncidium-ähnlichen
Aufbaues und der nickenden langgestielten Blütenstände sei noch einmal ge-
dacht. Eigenartig ist das Labellum, dessen Mittellappen auffallend schmal ist
*) Cochlioda Noeziiana. Fseudobulbis uvoideo-oblongis, compressis, foliis lineari-
oblongis acutis, scapo arcuato paniculato, bracteis lanceolatis acutis, sepalis liberis lineari-
ohlongis mucronatis, petalis latioribus, labello trilobo, lobe medio late oblonge suLtruncato
emarginato, lobis lateralibus late rotundatis, callis duobus linearibus in disco, columna subclavata.
Rolfe in Lindenia VI (1890) S. 55 T. 2(j("). Odontoglossum Noezlianum Hort. Gard. Chron.
1890 vol. 2, S. 570 und ()02. — Journ. d. Orch. 1 S. 294.
Der Name Cochlioda wäre am besten mit ,,Muschelorchis" zu übersetzen. Lindley, welcher
ihn aufstellte, verglich die beiden Lamellen unterhalb der Säule mit den beiden Schalen einer
Muschel. Der Speciesname „Noezhana" ist der Pflanze zu Ehren des Entdeckers gegeben
worden, des Schweizers Johannes Noezli, welcher im Auftrage der Firma Linden Orchideen
sammelte.
232 Die Ortgies-Feier.
und welches mit 2 Längskielen der Säule angewachsen ist. Die Gattung
Cochlioda besteht aus 4 bis 5 sehr ornamentalen Arten, welche alle aus kleinen
Bulben ihre schönen Blütenrispen entwickeln und somit zu den hinsichtlich des
Platzes anspruchslosesten Arten gehören. Sie alle erfordern dieselbe Kultur wie
die wärmeren Odontoglossen und viel Licht, sie alle stammen aus den Gebirgen
Columbiens und des nördlichen Ecuador. Eine von ihnen, Cochlioda vulcanica
(auch als Mesospinidium vulcanicum bekannt), ist jetzt in ihrer Heimat nahezu
vernichtet, aber in diesem Falle nicht durch die Rücksichtslosigkeit der Sammler,
sondern durch einen Lavastrom, der aus einem der Kegel des Tunguragua-
Vulcanes seitlich hervorbrach und gerade den Teil der Wälder niederbrannte,
in welchem diese reizende Cochlioda verhältnismässig häufig war. Soweit wir
über die Höhenlagen unterrichtet sind, müssen wir folgern, dass eine absolut
kühle Kultur, wie sie für Masdevallien und manche Odontoglossen angezeigt
ist, den Cochlioden nicht zusagen würde und dass sie etwas höhere Anforde-
derungen an Wärme stellen, ohne deshalb gerade Warmhauskultur zu ver-
tragen. Unsere Abbildung ist nach einem im Jahre 1893 im Kgl. botanischen
Garten zu Berlin blühenden Exemplar gemalt worden.
F. Kränzlin-Gr.-Lichterfelde.
Die Ortgies-Feier.
m I.Mai war, wie schon in der Lebensbeschreibung von Ortgies, Heft 9,
S. 225 berichtet, der Tag, an welchem Herr Ed. Ortgies, bis vor
kurzem Inspektor des botanischen Gartens in Zürich, sein 50J ähriges
Gärtner-Jubiläum feierte. Herr Hofgärtner a. D. Kirchhoff, früher in Donau-
eschingen, jetzt in Freiburg in Baden, Herr Professor Gramer, der frühere
Direktor des botanischen Gartens in Zürich, und Herr Apotheker Haerlin,
Zürich begaben sich um 9 Uhr A^on Zürich nach Kilchberg und Herr Kirch-
hoff hielt folgende Anrede:
Lieber Freund und Berufsgenosse!
Mir ist die ehrenvolle Aufgabe geworden, am heutigen Feste der
Dolmetsch aller treuen Kollegen und Freunde ausserhalb der Schweiz
sein zu dürfen. Es ist für mich eine doppelte Freude, meinem ältesten
Freunde und Fachgenossen bei diesem Anlass die Hochachtung und
die Glückwünsche aller Freunde und Kollegen aller Länder aus-
sprechen zu dürfen, um so mehr, als wir halbe Namensbrüder sind*)
und unsere Wege fast gleichlaufend waren. Ich bin beauftragt, dem
Jubilar als Anerkennung seiner Verdienste diese Adresse nebst einer
Ehrengabe zu überreichen, und gestatte mir, die Adresse zu verlesen.
Die Adresse, welche von gegen 100 Gärtnern und Gartenfreunden aus
Deutschland, Österreich, Belgien, Frankreich, Russland, Italien unterzeichnet ist,
lautet wörtlich:
Berlin, den i. Mai 1894.
Hochgeehrter Herr Garteninspektor!
An dem Tage, an welchem Sie auf eine fünfzigjährige unermüdliche
Thätigkeit im Dienste des Gartenbaues zurückschauen, erlauben sich
*) Beide heissen Carl Eduard, beide arbeiteten gleichzeitig in Hamburg.
Die Ortgies-Feier. 283
die Unterzeichneten, Ihnen ihre laerzlichsten Glückwünsche zu diesem
schönen Feste auszusprechen und Ihnen zugleich ihren verbindlichsten
Dank zu sagen für alles, was Sie auf dem gärtnerischen Gebiete ge-
leistet. Ein Sohn deutscher Erde, haben Sie im Auslande Ihre grössten
Erfolge errungen. Sie waren es, der in England die erste Victoria regia
zur Blüte brachte; Sie waren es, der in Belgien die ersten Nymphaea-
Hybriden erzog. Und sie waren es wieder, den man als würdigen
Nachfolger des Altmeisters Regel zur technischen Leitung des
botanischen Gartens nach Zürich berief. Achtunddreissig Jahre haben
Sie dort segensreich gewirkt und aus kleinen Anfängen den Garten
immer mehr und mehr gehoben. Ganz besonders aber haben Sie treu
die Sendungen der berühmtesten Sammler gehegt und gepflegt und auf
diese Weise ganz ausserordentlich zur Bereicherung unseres Ptlanzen-
schatzes beigetragen. Gerne hätten wir Sie in Ihrem alten Wirkungs-
kreise heute begrüsst — es hat nicht sollen sein. — Wir aber hoffen,
dass Sie nun, frei von Geschäften, um so mehr Zeit finden werden,
Ihre reichen Erfahrungen zum Nutzen der Allgemeinheit zu verbreiten.
Männer aus den verschiedensten Landen sind zusammengetreten, um
Ihnen am heutigen Tage eine Ehrengabe zu überreichen, und bitten
Sie, dieselbe freundlichst hinnehmen zu wollen. Möge der gütige
Himmel Ihnen noch viele Jahre in Glück und Gesundheit im Kreise
Ihrer Familie schenken und Sie sich noch lange der warmen An-
erkennung Ihrer Fachgenossen erfreuen!«
(Folgen die' Unterschriften.)
Hierauf sprach Herr Professor Dr. Gramer, bis 1893 Direktor des bo-
tanischen Gartens, folgendes:
Mein lieber Herr Ortgies!
Indem auch ich Ihnen zu Ihrem 50jährigen Jubiläum von Herzen
gratuliere, bedaure ich nur, Ihnen für die trefflichen Dienste, die Sie
während 38 Jahren dem Züricher botanischen Garten geleistet
haben, nicht ebenfalls ein äusseres Zeichen der Anerkennung und des
Dankes überreichen zu können.
Sie wissen, dass ich mir zu dem Zweck Mühe genug gegeben habe,
leider aber ohne Erfolg.
Glauben Sie indessen darum nicht, dass in Zürich niemand Ihre
diesbezüglichen Verdienste würdige! Alle, welche die Verhältnisse
kennen, wissen sehr wohl, dass bei den zahlreichen Neubauten oder
Umbauten sowie übrigen Verbesserungen, die während Ihrer langen
Amtsperiode im hiesigen botanischen Garten ausgeführt worden sind,
Ihre Ansichten und Vorschläge meist massgebend waren. Es kann
auch nicht vergessen bleiben, dass Sie resp. der von Ihnen mit so
viel Einsicht und Erfolg betriebene Pflanzenhandel es war, der dem
Garten zum grossen Teil die nötigen Subsistenzmittel verschafft hat.
Allein dies ist ja lange nicht alles. In der That, wer kennt nicht
Ihre Verdienste um unsere Sammlung lebender Orchideen, um die
Sammlung von Koniferen, Cycadeen etc.! Wieviele interessante Novi-
täten aus diesen und andern Pflanzenfamilien sind durch Sie voran
in unsern botanischen Garten eingeführt worden, wie sehr hat die
2^A Die Ortgies-Feier.
Reichhaltigkeit unseres Pflanzeninventars überhaupt unter Ihnen zu-
genommen! Wie Aäele fruchtbare Anregungen verdankt ferner die
hiesige Gärtnerwelt Ihrem Beispiel, nur kurz auch zu gedenken der
grossen Dienste, die Sie während viele Jahre durch den Handel
mit landwirtschaftlichen Sämereien unserer Bauernsenne geleistet
haben!
Was ich hiermit gesagt, ist nur das Echo dessen, was der Gründer
und vieljährige frühere Gartendirektor Professor Oswald Heer schon
im Jahre 1882 schriftlich bezeugt hat. Möge es Sie darum nicht weniger
wohlthuend berühren,! Zur vollen Genugthuung aber mögen Ihnen die
hohen Auszeichnungen gereichen, die Ihnen der heutige Tag aus den
weitesten Kreisen Ihrer Fachgenossen entgegenbringt!
In dieser Ploffnung wiederhole ich meine innigen Glückwünsche zu
Ihrem heutigen Ehrentag.
Alsdann ergriff Herr Hofgärtner Kirchhoff noch einmal das Wort und über-
reichte die vergoldete grosse silberne Medaille, die sog. Vermeilmedaille des
Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, die nur verliehen wird für Förderung
der Zwecke des Vereins durch allgemeine Förderung des Gartenbaues.
Endlich folgte die Rede des Herrn Apotheker Ilaerlin, der im Namen der
Schweizer Freunde die Glückwünsche darbrachte.
Der Jubilar antwortete hierauf:
Geehrte Herren und liebe Freunde!
Gefühle sehr gemischter Art waren es, die auf mich einstürmten,
als ich die erste Kunde erhielt, meine Freunde im Ausland hätten
einen Aufruf erlassen, um mir bei Anlass meines Rücktrittes vom
Amte und meines 50jährigen Gärtnerjubiläums ein Zeichen wohl-
wollender Teilnahme und freundlicher Anerkennung zukommen zu
lassen. Zunächst war es das Gefühl der Beschämung, das BeAvusst-
sein, dass meine geringen Verdienste kaum hinreichen, um eine solche
öffentliche Anerkennung zu rechtfertigen — weit überwog aber das
Gefühl tiefer Rührung, das mich ergriff bei dem Gedanken, trotz dieser
bescheidenen Verdienste einer solchen Auszeichnung würdig befunden
zu werden, gepaart mit dem Gefühle inniger Dankbarkeit gegenüber
diesen Freunden, die in so freundlich anerkennender Weise meiner
gedacht haben. Ich will es nicht verhehlen, auch das Gefühl freudigen
Stolzes mischte sich ein, das Gefühl erhebender Genugthuung, die
über erlittene Unbill schliesslich triumphierend hinwegblicken kann.
Heute nun wird mir die grosse Freude und hohe Ehre, Sie, meine
verehrten und lieben Freunde, in meiner bescheidenen Häuslichkeit
begrüssen zu dürfen als Überbringer der mir aus aller Herren Länder
zufliessenden Zeichen freundschaftlichen Wohlwollens und kollegialer
Teilnahme. In dieser Stunde fühle ich so recht, wie treffend und
schön Goethe gesagt hat:
»Die Welt ist so leer, wenn man nur Berge, Flüsse und Städte
darin denkt: aber hier und da jemanden zu wissen, der
mit uns üljereinstimmt, mit dem wir auch stillschweigend
fortleben, das macht uns dies Erdenrund zu einem bewohnten
Garten.«
Das Denkmal .1. M. Hikiebraiidts.
285
Hoch beglückt mich der Gedanke, dass ein gütiges Geschick mir
vergönnt hat, einen solchen Garten anzulegen, treue Freunde und wohl-
wollende Gönner in weitesten Kreisen, in fast allen Ländern Europas
zu erwerben, und so Gott will, auch ferner bis an mein Ende zu be-
wahren !
Wollen Sie gefälligst allen Beteiligten meinen herzlichsten Dank
übermitteln und als freundliche Überbringer selber innigsten Dank
empfangen für Ihr Bemühen, mir den heutigen Tag zu einem unver-
gesslichen Ehren- und Freudentage zu machen. Seien Sie mir herzlichst
willkommen!
Alsdann wurde ein Frühstück eingenommen, bei dem edler deutscher Wein
gar bald eine fröhliche Stimmung erweckte, während Briefe und Depeschen,
auch manche wertvolle Gaben von den verschiedensten Seiten einliefen.
Das Denkmal J. M. Hildebrandts.
Von K. Rensch, Berlin.
Hierzu Abbild. 38.
in schlichtes Denkmal ist es, welches wir in Abb. 58 unsern Lesern vor-
führen, das Denkmal des verstorbenen Forschungsreisenden Johann
Maria Hildebrandt, errichtet von seinen Freunden in der Heimat.
Auf einem langwürfeligen Unterbau erhebt sich eine abgebrochene
Säule aus Granit. An einer Seite des Unterbaues- ist eine Syenit-Tafel
mit Inschrift befestigt. Der ganze Fond der Platte ist ausgemeisselt,
sieht also roh und grau aus, nur die Buchstaben treten hervor; sie sind poliert
und erscheinen demnach dunkel. Ein ebensolcher polierter dunkler Rand um-
giebt die ganze Platte. Dieselbe wurde in Hamburg gearbeitet und durch die
Güte des Hauses O'Swald & Co. nach Madagascar geschafft.
Herr Dr. med. Pastor Borchgrewink in Tananarivo, der die Güte hatte,
die Herstellung des Denkmals zu überwachen, schreibt uns unter dem
25. September 1888: »Ich bin erfreut, Sie benachrichtigen zu können, dass der
prächtige Stein am letzten Sonnabend in unser Haus gekommen ist. Er wurde
vor dem Fenster des Zimmers, in welchem Hildebrandt aushauchte, aus
dem Kasten genommen. Es ist nach jeder Hinsicht ein geschmackvolles Stück
Kunst und hat nicht den geringsten Schaden auf seinem Wege erfahren.«
Die Inschrift der Tafel lautet:
Dem Andenken
J. M. Hildebrandt's,
des rastlosen Forschers in Ost-Afrika,
geb. am 19. März 1847 zu Düsseldorf a. Rh.,
gest. am 29. Mai i88i zu Tananarivo,
gewidmet
von seinen Freunden.
Hildebrandt hat 3 Forschungsreisen nach Afrika unternommen, zwei davon
nach Ustafrika. die dritte letzte nach Madagascar.
2Ög Das Denkmal J. M. Hildebrandts.
Die erste Reise nach Ostafrika währte vom 5. März 1872 bis 4. September 1874.
Hildebrandt begab sich über Triest, Alexandrien, Suez, Geddah, Hodeidah und
Mocha nach Aden. Von hier kehrte er auf einem englischen Kriegsschiffe
nach Massua zurück, lernte dort Munzinger-Bey kennen und schloss sich im
Juli 1872 dessen militärischer Expedition nach den Grenzländern Abessiniens an.
Im Oktober mit reicher Ausbeute nach Massua zurückgekehrt, unternahm er einen
kurzen Ausflug nach der Salzebene Ragad und dem noch thätigen Vulkan Orteale,
kehrte dann über Rac-Arar zu Kamel nach Aden zurück. Von hier aus
besuchte er das Somaliland, die Städte Berbera und Bulhar und das Ahl-
gebirge, die Heimat des Weihrauchs und der Myrrhe, der Aloe und des
Drachenbaumes. Nun begab er sich in sein eigentliches Forschungsgebiet nach
Sansibar. Hier durchforschte er bis zu seiner Rückreise, August 1874, die
Insel und das Festland von Sansibar, besonders auch das Gebiet der beiden
Flüsse Wami und Kingani.
Die zweite Reise trat Hildebrandt am 27. Februar 1875 an. Die Zeit seines
Aufenthaltes in Berlin hatte der Reisende benutzt, um seine Gesundheit zu
kräftigen, sich eine bessere Ausrüstung zu beschaffen und die Litteratur über
die Galaländer und sein Forschungsgebiet zu studieren. Am 18. Februar langte
Hildebrandt in Aden an, unternahm von hier aus wenige Tage später eine
abermalige Reise nach dem Somalilande, diesmal über Meith im Gebiete der
Habr-Gehardyis-Somalen nach dem Serrut-Gebirge, Dann begab er sich nach
Sansibar und von dort aus nach der Comoro-Insel Johanna, die er in den
Monaten Juni-September durchstreifte. Im September nach Sansibar zurück-
gekehrt, ging er an die Lösung seiner für diese Reise gestellten Aufgabe, die
Erforschung des Kenia. Ein Versuch, denselben von Lamu aus, dem Tana
entlang, zu erreichen, misslang. Die Furcht seiner Leute vor dem Somal sowie
eigne Krankheit zwangen ihn zur Rückkehr. Im Hospitale des englischen
Stationsschiffes London fand er Aufnahme und Heilung. Erst im Januar 1877
konnte er den zweiten Versuch zur Erreichung des Kenia unternehmen. Er
gelangte zwar bis Kitni in Ukamba, allein den Kenia erreichte er nicht. Eine
Horde Wakwali versperrte den Weg. Bei seiner kleinen Schar Leute war an
Gewalt nicht zu denken. Ein Versuch der Einwohner, ihn durch vergiftete
Milch zu vergiften, gelang zwar nicht, allein die sofort angewandten Gegen-
mittel schienen doch nicht alles Gift aus dem Körper beseitigt zu haben. Seit
jenem Tage litt Hildebrandt an Magenblutungen, die auf der 3. Reise in
Madagascar wohl die Veranlassung zu seinem Tode geworden sind. Krank an
Körper und Geist kehrte er über Sansibar nach Berlin zurück, wo er am
13. November 1877 anlangte.
Seine dritte letzte Reise nach Madagascar trat Hildebrandt, gestärkt durch
den Aufenthalt in der Heimat, am 20. Februar 1879 an. Am 21. April nach
Nosi-be gelangt, schlug er dort sein Standquartier anf, unternahm eine Expedition
nach Beravi und lichtete das Dunkel, welches das Ende des Bremenser Arztes
Dr. Rutenberg umgab. Einen weiteren Ausflug unternahm er dann nach dem
nördlichsten Theile Madagascars, nach dem Ambergebirge. Im Mai 1880
brach er dann nach Tananarivo auf und langte dort schwer krank im Juni an.
Durch die thatkräftige Hilfe und treue Pflege des Dr. Borchgrewink, sowie
durch den Besuch der heissen Quellen in Sirabe wurde sein Gesundheitszustand
soweit gehoben, dass er im Oktober, November und Dezember im Wald-
Das Denkmal J. M. Hildebrandts.
287
gebirge von Andrangoloaka eifrig sammeln konnte. Am 18. Januar i88i
unternahm er noch einen Ausflug nach dem Ankaratragebirge und Süd-
Betsileo. Hier hatte er viel von Nässe und Kälte und auch von Fieber
zu leiden, auch stellten sich wieder Magenblutungen ein. Die Rückreise
Abb. 58. Denkmal J. M. Hildebrandts in Madagascar.
nach Tananarivo ging langsam vorwärts, sie stärkte ihn aber so, dass er am
25. April bei verhältnismässig guter Gesundheit in Tananarivo anlangte und
sich schon mit neuen Plänen beschäftigte.
Allein am 15. Mai trat eine neue Magenblutung ein, die sicn am 21. und
288
Das Öenkmal J. M. Hildebrandts.
27. Mai wiederholte. Seine Kräfte sanken schnell. Trotz der treuen Pflege
und ärztlichen Hilfe des Dr. Borchgrewink war keine Rettung mehr. Am
Sonntag, den 29. Alai, morgens 3'^ Uhr, verstarb er, nachdem er vorher noch
die nötigen Verfügungen über den Transport seiner Sammlungen u. s. w.
getroffen hatte.
Am 30. Mai wurde er unter allgemeiner Beteiligung der dort anwesenden
Europäer auf dem Kirchhofe der norwegischen Mission zn Ambatovinaky bei
Tananarivo begraben. Dr. Borchgrewink sprach die Grabrede. Nach ihm
hielt der französische Konsul und Kommissär der französischen Republik, Herr
Th. Meyer, der einzige in Tananarivo anwesende diplomatische Vertreter, in
deutschen Worten folgende herzliche Ansprache:
»In Abwesenheit eines Vertreters des deutschen Reiches und als
der einzige in Tananarivo anwesende Konsul erfüllt der Kommissär
der französischen Republik eine traurige Pflicht, indem er am Grabe
Johann Maria Hildebrandts das Wort ergreift. Wissenschaft kennt
keine Grenzen. Ein Zufall erlaubt es, dass in fernster Fremde, weit
von der heimatlichen Erde, die letzten Worte auf Hildebrandts Grab
in Hildebrandts Sprache fallen. Es ist mir nicht vergönnt, Hildebrandts
Verdienste um die europäische Wissenschaft weiter zu erörtern, noch
zu würdigen, hierzu fehlen Zeit und Dokumente. In der Heimat wird
ihm das verdiente Lob gezollt werden. Acht Jahre in Ostafrika und
seit ungefähr zwei Jahren in Madagascar, durch Krankheit und Leiden
nie entmutigt, wirkte er unermüdlich für die Wissenschaft. Er war
ein Vorkämpfer europäischer Kultur in fernsten Ländern. Wie
Livingstone und so viele andere unter den Besten, ereilte ihn das Loos
des grossen Reisenden. Doch er ist zu früh gestorben. Ein Trost
aber wurde ihm und den Seinigen gewährt. Treue Pflege linderte
seine Qualen, und Freunde, zum Teil unbekannte Freunde umringen
sein Grab. Glückselig diejenigen, die wie er im Bewusstsein erfüllter
Pflicht die Augen schliessen können. Sie haben ihr Werk gethan und
die Nachwelt wird ihrer gedenken. Im Namen Deines fernen Vater-
landes, im Namen der europäischen Wissenschaft, im Namen der
civilisierten Welt — für sie waren Deine letzten Grüsse — Johann
Maria Hildebrandt sage ich Dir ein feierliches letztes Lebewohl.
Ruhe sanft in Madagascars Erde«.
Ein grosser Eucalyptus-Baum senkt trauernd seine Zweige über das Grab.
• •
*
Wir können nicht schliessen, ohne der Worte zu gedenken, die Herr
Geheimrat Professor Dr. Virchow in der Gesamtsitzung der Königlichen
Akademie der Wissenschaften am 10. November 1881 dem Verstorbenen widmete:
»So endete dieser treue und glückliche Forscher, 9 Jahre nachdem er seine
erste Afrika-Reise angetreten hatte. Keiner von allen Afrika-Reisenden hat mit
so geringen Mitteln so viel geleistet. Jahrelang war er fast nur auf sich selbst
und die Erträge seiner Sammlungen angewiesen, und doch hat er keine seiner
Reisen ausgeführt, ohne der Wissenschaft neue Früchte heimgebracht zu haben.
Die Akademie übernahm es zuerst, ihn mit ihren .Mitteln zu unterstützen. Auf
ihre Veranlassung entschloss er sich, nachdem sein \'ersuch, zum Kenia vor-
Einiges über die neuen Erdbeerzüchtungen der Gebr. Laxton.
_289
zudringen, durch die feindselige Haltung der Eingebornen abgeschlagen worden
war, nach Madagascar zu gehen und dieses grosse, so wichtige und doch noch
so wenig gekannte Gebiet zu erschliessen. Auch hier sind alle seine Unter-
nehmungen von Erfolg gekrönt gewesen. Nur sein Vertrauen auf seinen Körper
hat ihn getäuscht.«
Einiges über die neuen Erdbeerzüchtungen der Gebr. Laxton.
Von E. Geo. Reid, Sydenham, London.
Hierzu 3 Abbildungen.
m Anschluss an die von mir zur Monatsausstellung am 36. Apri) in
„^ — Berlin eingesandten Früchte der Erdbeerneuheit Laxtons >^Royal
W^ Sovereign« erlaube ich mir, die letzten 5 Erdbeer-Neuheiten dieser
^/® berühmten Züchter zu beschreiben.
Abb. 59.
Erdbeere „Laxtons Latest of All".
»Royal Sovereign« (Abb. 60). Ist durch Kreuzung der so allgemein beliebten
vSorte »Noble« und »King of the Earlies« entstanden. Es ist durch diese Varietät
eine Treibsorte zur Frühtreiberei gewonnen, welche in kurzer Zeit ihre ver-
diente Stellung einnehmen wird. Die schönen Scharlach gefärbten Früchte
haben einen saftigen, ungemein reichen weinartigen Geschmack. Das Fleisch
ist weiss.
Dadurch, dass die Samen in flachen Vertiefungen sitzen, schützen sie die
Oberfläche der Frucht beim Verpacken und machen Royal Sovereign zu einer
guten Versandfrucht.
Die ungemein reiche Tragbarkeit im Verein mit den schon erwähnten
Eigenschaften macht sie zu einer Marktsorte ersten Ranges.
Die Reifezeit ist einige Tage später als bei »King of the Earlies«.
290
Einiges über die neuen Erdbeerzüchtungen der Gebr. Laxton.
Als Treibsorte, möchte ich noch einmal erwähnen, ist sie unerreicht, und
wer eine prachtvolle Erdbeere treiben will, die allgemeine Bewunderung erregt,
treibe »Royal Sovereign«. Die am 36. April ausgestellten Früchte hatten 6 cm
Durchmesser.
Abb. 60.
Erdbeere „Royal Sovereign"
Erdbeere „Laxtons Sensation".
Abb. 62.
Erdbeere „Laxtons Scarlet Queen".
Abb. 63.
Erdbeere „Laxtons Competitor"
Laxtons »Sensation« (61) ist eine Erdbeere, welche in der Mitte der Erdbeer-
zeit reift. Diese enorm grosse, wahrscheinlich grösste aller Erdbeeren hat ein
dunkelrotes Fleisch. Die Blätter und Triebe sind ausserordentlich kräftig,
die Früchte erscheinen in wunderbaren kräftigen, reichtragenden Büscheln.
Bemerkungen zu. J. Bornmüllers Aufsatz über Crataegus etc. 2Q1
I.axtons »Sc arl et Queen« (62). Eine hübsch geformte, leuchtend zinnober-
scharlachrote, wohlschmeckende Frucht, ausserordentlich reichtragend.
Zum Versand vorzüglich geeignet. Das Fleisch ist fest, aber dennoch
saftig, als Markt- und frühe Tafelfrucht wird sie allgemein beliebt werden.
Laxtons »Competitor« (63). Ist in der Form »Noble« gleich. Fleisch
orange-scharlach, fest und von einem ganz bestimmten Geschmack, welcher
ausserordentlich kräftig für eine frühe Erdbeere ist. Die äussere Farbe ist
karmin-scharlach. Ist ein Sämling, entstanden durch Kreuzung der amerikanischen
Sorte >.Kerr's Prolilic« mit dem Pollen der Sorte »Forman's Excelsior«. Als
Treibsorte wird sie die bekannte »Xicaise« verdrängen.
Laxtons »Latest of All«. Eine herrliche Frucht, welche entschieden
die späteste Erdbeere ist; schon allein deswegen ist sie ausserordentlich wert-
voll. Das Aroma ist gleich dem der bekannten Sorte »British Queen«, die Frucht
ist sehr gross, bedeutend grösser als diejenige ihrer Eltern, welche »British
Queen« und »Flelena Globe« sind. Es sollte mich freuen, wenn diese wenigen
Zeilen dazu beitragen würden, dass auch in Deutschland diese Erdbeersorten,
welche hier in I-^ngland ein so allgemeines wohlverdientes Interesse erregen,
ihre \'erbreitung linden.
Bemerkungen zu
J. ßornmüllers Aufsatz über Crataegus tanacetifolia (Lam.) Pers.
^'on E. Koehne.
Abb. 64.
Jjlerr J. Bornmüller hat in seinem Aufsatz in Heft 8 dieser Zeitschrift,
Seite 214, über Crataegus tanacetifolia vollkommen recht mit der
Bemerkung, dass ich diese Pflanze bei Abfassung meiner Dendrologie
echt nicht gekannt habe. Ich bin inz\vischen schon eines besseren
belehrt worden durch die Freundlichkeit des Herrn Professor J. Lange, dem
ich brielliche kritische Bemerkungen über diese Art und ihre Unterscheidung
von C. orientalis sowie treffliches Material von beiden Arten aus dem
Garten der Landbau-Hochschule zu Kopenhagen verdanke. Dort ist demnach
die C. tanacetifolia echt vorhanden. Ich erkannte dann auch, dass ein ganz
winziges Zweigstückchen mit einer Frucht, welches ich schon 1889 im Späthschen
Arboret einem noch sehr kleinen Strauch entnommen hatte und wegen der
Geringfügigkeit des Materials nicht richtig beurteilen konnte, ebenfalls un-
zweifelhaft zu derselben Art gehört. Es wurde unter dem Namen »C. tanaceti-
folia fructu albo« kultiviert, die Frucht war aber gelb, eine Farbe, die, wie
Herr Bornmüller sehr richtig bemerkt, auch bei C. orientalis vorkommen
kann. Ich bin in der Lage, aus meiner Sammlung von Zeichnungen — die von
C. tanacetifolia wurde am 1. März 1894 angefertigt — hier einige Figuren
zu geben, welche zur Ergänzung der Bornmüller' sehen Abbildung dienen
können und ohne weitere Ausführungen die grossen Unterschiede in Blüten,
Früchten und Steinen zwischen den beiden in Rede stehenden Arten ver-
anschaulichen. Ich schliesse mich also jetzt der Ansicht an, dass diese beiden
2q2
Das Chrysanthemum indicum auf der Herbstblumen-Ausstellung etc.
Pflanzen nicht Varietäten einer Art, sondern unbedingt verschiedene Arten
sind. Crataegus orientalis gar als einfaches Synonym zu C. tanaceti-
folia zu stellen, wie ich es in meiner Dendrologie gethan, ist ganz
ungerechtfertigt.
Abb. 64.
A Blüte von Crataegus tanacetifolia mit 4 drüsig-gefransten Hochblättern
am Kelchgrunde (die Staubbeutel sind fortgelassen), 3 fach vergrössert (k sind
die Kclchzipfel).
B Frucht in natürlicher Grösse, eines der Hochblätter am Grunde sichtbar.
C Stein, 3 fach vergrössert, mit weit herabreichendem Vorhemd (v).
Aj, Bj, Cj die entsprechenden Fig. von C. orientalis in denselben Vergrösscrungen.
Das Chrysanthemum indicum auf der Herbstblumen-Ausstellung
(9. bis 12. November) 1893.
|ic in lieft 22 der Cartenllora vom 15. Xov. i8g3 S. 691 ff. gegebene ein-
gehende Schilderung der Herbstblumen-Ausstellung seitens des Geh. Reg.
Rates Herrn Professor Dr. Wittmack überhebt mich einer näheren
Aufzählung der einzelnen Gruppen der Chrysanthemum -Abteilung. Viel-
mehr handelt es sich in nachstehender Besprechung darum, einen klaren Blick
Das Chrysanthemum indicum auf der Herbstblumen-Ausstellung etc. 2Q^
über die Bedeutung- des Chrysanthemum als Kultur- wie Marktptlanze und im
besonderen der Blume, als ein für die Bindekunst wichtiges Material, zu ge-
winnen. Dass dabei eine .Ausstellung in der Anhäufung so reichen Materials
eine doppelte \'eranlassung zu einer in diesem Sinne führenden Darstellung
bietet, ist ebenso natürlich, als seitens des Darstellers nicht beabsichtigt wird,
etwa bisher noch gänzlich unbekannte Wahrheiten hier an das Licht zu ziehen,
sondern nur an der Hand einfacher Thatsachen fehlerhafte Urteile zu be-
richtigen, und zwar möglichst zum Nutzen allgemeiner Interessen. Ich vermag
die ziemlich allgemein vorhandene Ansicht: dass die Ileranzucht der Chrysan-
themum als Herbstblüher in kultureller wie besonders handelsgärtnerischer
Beziehung ein überwundener Standpunkt, ein bereits völlig abgegrastes Feld
sei. keineswegs zu teilen. Die Thatsache, dass betreffende Blumen im Handel
bereits den denkbar niedrigsten Preis (das Tausend zu 4 M.) erreicht haben und
als Topfpflanze auf dem heutigen Markt einen nur geringen Preis zu erzielen
vermögen, ist doch wohl insofern schon nicht beweisführend, als bei diesen
niedrigen Preisen Blumen wie Pflanzen zu verstehen sind, welche den Anspruch
auf »Kultur« durchaus nicht machen können. Wie bei allen anderen unserer
Artikel, die ja auch, und dies nebenbei bemerkt, wenig »rentieren«, handelt
es sich bezüglich der Chrysanthemum darum, festzustellen, inwieAveit das
ptlanzenliebende Publikum bereits an dieser »Modeart« thatsächlich sich satt
gesehen, oder ob nicht vielmehr der ganze Kreis der Herbstblüher, A^ornehm-
lich auch das Chrysanthemum, seine Liebhaber gefunden, bei denen diese
letzteren Blumen infolge ihrer reichen Farben- wie Formen-Auswahl zur Aus-
schmückung der Zimmer wie als Gegenstand künstlerischer Darstellung all-
gemein Anklang und Verwertung gefunden habe. Fällt die Antwort hierauf
bejahend aus, so ist dieser Umstand für den Züchter von ganz wesentlicher
Bedeutung. Es wird sich als Folgerung daraus für ihn ergeben, wie eine ent-
sprechend gute Kultur dieser Pflanze anzustreben sei, um auch für sie den
Markt ferner behaupten zu können. Ohne hier speziell auf die Herstellungs-
kosten einzugehen, sei doch auf einige der nächsten Umstände dabei hin-
gewiesen. Pflanzen, welche im Spätherbst, der sogenannten Uebergangszeit.
verhältnismässig leicht und willig blühen, werden schon aus praktischen
Gründen solchen vorzuziehen sein, welche erst unter Zuhilfenahme künstlicher
Mittel (also ein erhöhter Kostenpunkt für den Züchter) zum Blühen zu bringen
sind. Ein zweiter nicht zu unterschätzender L-mstand liegt im Betrieb der
Spezial-Kultur. Noch immer ist die Ansicht unter unseren Geschäftsleuten
gang und gäbe, als gehe es ohne Sortiments-Geschäft nicht vorwärts, als müsse
das Vielerlei immer mehr dem Etw^as einbringen. Das Schielen »nach den
Fleischtöpfen Egyptens«. als der einzig verheissungsvoll wirkenden Zukunft gilt
mehr, wie das sich Beschränken auf eine aufmerksame, streng zu verfolgende
Kultur und die hierbei sich ergebenden mannigfachen Winke und Beobachtungen,
welche wahrlich nicht innerhalb eines kurzen Zeitraumes zu erlernen sind, um
nutzenbringend für den praktischen Betrieb verwendet zu werden. Das Beispiel
unseres Vetters jenseits des Kanals, der in praktischer Hinsicht meist konsequent
handelt und hauptsächlich der Spezial-Kultur seine Erfolge zu verdanken hat,
weisen wir stets von der Hand mit dem Bemerken: ja. da drüben sind ganz
andere Verhältnisse, mit den unsrigen gar nicht zu vergleichen! In der That
eine wenitr oenüuende Entschuldigung, ein geringer Trost, die. wenn man ihnen
2QA Das Chrysanthemum indicum auf der Herbstblumen-Ausstellung etc.
näher auf den Leib rückt, sehr bald zerfallen; am wenigsten dann berechtigt,
wenn so oft hierbei der in England vorhandene Reichtum geltend gemacht
wird. Denn nicht der Mammon, sondern das Verständnis des Liebhabers ist
der springende Punkt, und den sich gross gezogen zu haben wohl das Ilaupt-
verdienst des englischen Kollegen. Unser Publikum, noch nicht in jenem
Masse für Sonder-Ausstellungen interessiert, als dies für den geschäftlichen
Verkehr zu wünschen w^äre, muss durch die Kunst des Gärtners für die oder
jene Pflanzenart gewonnen werden. Dazu gehören in erster Linie Sonder-
Kulturen bez.. als Produkt derselben, schöne Kultur-Pflanzen. Ich bin mir wohl
bewusst hierbei, dass vor allem dazu 3 Dinge gehören: ein tüchtiger Kultivateur,
ein fester Grundsatz in dem sich »Beschränken« und — Mittel! Aber in
letzteren allein berühre ich schon einen wunden Punkt; wir kranken an dem,
misslichen Grundsätze, aus »nichts« »etwas« machen zu wollen, ein bei der
heutigen Geschäftslage vergebliches Beginnen. Das »sich Beschränken« habe
ich zuvor bei dem Begriff der Spezial-Kultur anzudeuten versucht, und der
tüchtige Kultivateur? Nun, der ist eben noch ein »Seltener«. Möge dieser
Hinweis die nachstehende Besprechung über Chrysanthemum rechtfertigen. —
Das für die Herbst-Ausstellung entworfene Programm enthielt in circa
10 Nummern Chrysanthemum-Aufgaben, wohl schon aus dem Grunde, dass
man ohne blühende Chrysanthemum eines Hauptanziehungspunktes auf der
Herbstblumen-Ausstellung entbehrt haben würde. Die Zahl der in Kultur be-
findlichen Sorten hat bereits eine solche Ausdehnung angenommen, dass es
selbst dem hierin arbeitenden Fachmanne sehr erschwert wird, »brauchbares«
heraus zu finden. Unter den vielen kommt es darauf an, diejenigen Sorten
der Früh- wie Spät-IUüher kennen zu lernen, welche edelgebautc, exakt ge-
färbte Blumen liesitzen. Edelgebautc') Blumen, welche gleichmässig gerundet,
nach englischem Muster zur höchsten Vollkommenheit sich ausbilden lassen:
exalvtgefärbte, deren Farbenton, nach meinem Dafürlialten, in bestimmter
Farbenzone, als ein in sich gesättigter erscheint. Eine möglichst volle, kräftige
Belaubung, guter Wuchs in der ganzen Haltung der Pflanze, tragen entsprechend
zu dem Werte der ganzen Erscheinung bei. Diese Grundsätze sind für Kultur-
wie Marktpflanzen der Hauptsache nach zu fordern, soll die Pflanze an sich
anders einen Wert besitzen. An der Hand des auf der Ausstellung vorhandenen
Materials ergiebt sich ungesucht die Einteilung: Neuheiten, Schaublumen,
Kultur-Pflanzen, Markt-Sorten, für die Bindekunst brauchbare Sorten.
An hiesigen selbst gezogenen Sämlingen interessieren uns: ein rosa
Sämling von Weber-Spindlersfeld (noch unbenannt), ein chromgelber von
A. Fehmer-Berlin (ebenfalls unbenannt), die einfach hellgelbe mit dunkelgelbem
Knopf versehene Sorte: Kaiserin Auguste Victoria, sowie ein gelb-brauner Sport
der la Triomphante von Lutzenberger-Zehlendorf, die uns bereits seit voriger
Ausstellung bekannte gelbe »Germania« sowie eine neueste dunkel-goldgelbe
»Frau Geh. Komm. - Rt. Gruson«, Züchtungen von Mönch-Leipzig. Blüten von
10 — 12 cm Durchmesser, deren Stammformen: Bouquet des Dames und
la TriomjDhante sind. Neuheiten: rosa, grossblumig Mlle \^alentine de
Lamartine; rotbraun: Souvenir de M. Meunier: goldgelb, altgold: Mons. G.
de Dubour. früher Ijlühend wie die bekannte Source d'or; Mdme \we Pastjuier,
*) Nach Angabe des Herrn (Jbergartner Weber-Spindlersfeld.
Das Chrysanthemum indicum auf der Herbstblumen-Ausstellung etc. 2QR
crem£!,clb mit rosa. Einführungen, von Rcid &: I'^ornemann stammend, durch
Herrn Weber- vSpindlersfcld voroeführt: weiss: (".ladics Routh. mit geröhrten
Pctalcn; Miss Mary Millers, breitpetalig, Beauty of Exmouth; stumpfgelb:
Ludwig Möller, breitpetalig; braunchromgelb: Colon. W. P. vSmith. Charles
Dawis; stumpfrosa: W. H. Atkinson; rosa: l'amie Etienne; silbrig rosa: G. Dir.
Kowalleck; dunkel silber-rosa: Duke of York; 94 Neuheiten und Schaublumen
von G. Reid-Sydenham. Eine grössere Anzahl Schaublumen — bis zu 15 cm
Durchmesser haltend, rührten von L. Ahlisch-Köpenick her, Blumen, welche
den Beweis einer guten Kultur lieferten, und, nach Farben übersichtlich ge-
ordnet, durch die Mahonienblätter-Unterlage nur gewannen. Ich notierte hier
u. A. weiss: Leda, Royal aquarium, MUe Blanche Prigny; rosa: Kry-Kung,
mit strahlendem Stern, Mons. Jean Plitzer, Mons. Chretien, breitpetalig, Superba
Flora; dunkel-samet-lila: Mons. Jules Humbert, Mons. Bouchin, William
Elliot; gelb: Frederic Maronet. grosse Blume, Guernsey Nugget, rund gebaut;
Chromgelb: Romeo; bräunlich-gelb: H. Shoesmith, Coronet; braunrot:
Veit Anton.
Die Thatsache. dass unter Fortlassung der 2 Firmen mit ihren Neuheiten:
Mönch-Leipzig und Lutzenbergcr-Zehlendorf, sowie der beiden Aussteller mit
nur abgeschnittenen Blumen: Reid-Sydenham, Ahlisch-Köpenick, in Summa
12 Aussteller und unter diesen mit eigentlichen Kultur-Pflanzen nur 3 hervor-
traten — also %, beweist doch wohl zur Genüge die eingangs aufgestellte Be-
hauptung, dass wir es in der Chrysanthemum-Kultur noch nicht sonderlich
weit gebracht haben. Es muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass der
Termin der Ausstellung unter Vorhergang eines ungew()hnlich heissen Sommers
als ein zu früher bezeichnet wurde, und er die einzelnen Aussteller infolge
dessen veranlasste, ihre für die Ausstellung bestimmten Pflanzen »heran-
zuköschern«. Dass lässt sich aber das Chrysanthemum nicht gefallen, und als
Endresultat erseheinen dann die kaum halb ausgebildeten Blumen auf dünnem,
geilgeschossenem Triebe, dessen mangelhaft gefärbte Blätter keineswegs den
Eindruck normaler Beschaffenheit hervorzurufen vermögen.
Bei dieser »Procedur« sterben gleichzeitig die unteren Blätter am Stamm
oder an den Zweigen ab, oder im günstigeren Falle treten die schwarzeBlattlaus etc.
auf. welche selbstredend zum Gedeihen der Pflanze nicht beitragen.
Unter den Kultur-Pflanzen des Herrn Weber, welche in Hoch-PIalbstamm.
buschig. Schirm- und Ballonform, sowie als einstielige Spätsommer-Stecklinge
hier vorhanden waren, nenne ich nachfolgende neuere Sorten, mit besonderer
Berücksichtigung für den Schnitt- wie Topf-Verkauf: weiss: Ismael. zuweilen
Cremfarben, sehr empfehlenswert für Binderei. Lady Mathewson. mit rosa
Anflug; hellrosa: Bouquet fait, Coquettes des Castilles, später weisslich
werdend, Maidens Blush, Rose Laing, untere Seite der Fetalen dunkler, früh-
blühend; rosa: Annie Cliebran. ziemlich früh, reichblühend. Sport der bekannten
Mdme. Lacroix, la Triomphante. Belle Castillane. hochrosa, sehr reichblühend;
leuchtend kirschrot: Mons. Jules Humbert, untere Seite der Fetalen silbrig,
ziemlich früh, ebenfalls früh To Kio, Jules Toussaint, mit weiss gemischt,
niedrig im Wüchse; rotbraun: Souvenir de Fexposition de Roubaix, mit gold-
gelben Spitzen, ziemlich früh, William Holmes (auch M. W. Flolmes), lebhaft
gefärbt, untere Petalenseite altgold, frühblühend; goldgelb: Source d'or,
dunkler beschattet. reichblühend, ziemlich früh; cremfarben: Elsie. reichblühend.
;2q^ Das Chrysanthemum indicum auf der Herbstblumen-Ausstellung etc.
Unter denjenigen des Herrn A. F'ehmcr erwähne ich hier die als grosser
Fächer von circa 4 m Spannung vorhandene, lilablühende Bouquet fait, die gleich-
falls in Fächerform, wie auch als runder Tisch und Hochstamm gezogene, weiss-
gelblich blühende Mdme. Marie Humbert, in \'asenform die goldbraungelbe
TEbouriffee. Von Ilochstammformen namentlich: dunkel rosa: Jean Delaune.
Mons. Freemann: dunkelhellrosa: Melanie Favre, Päonia, Gloire de Toulouse:
dunkelbraunrot: William Elliot; sammetbraun: Cullingfordi; braunrot:
Val d'Andorre; Chromgelb vSource d'or; gelbbraun: vSara Owen, Friedr.
Siessmayer; gelb: Jardin des plantes. Dagegen zeigte uns Herr Obergärtner
Schreiber-Steglitz seine Kultur-Pflanzen nur in Hochstammform, unter denen
ich als ältere Sorten folgende erwähnenswert halte: dunkellila: Dr. Audiguer,
mit grau gemischt, Prince of Wales; hellrosa: Maidens blush, Hiver fleurie;
rosa: Bouquet fait; dunkel rosa: Marechal Duroc, Alfred Salter sehr gross-
blumig; dunkelbraunrot: Jules Lagravere, Präsident Lavallier, mit kräftigem
Blattwuchse; gelb: Peter the Great; weissgelb: vSabine; weiss: Eclaire,
Elaine, Lady Salborne, Rolph Brockleby.
Unter den Marktpflanzen-Gruppen traten namentlich die des Herrn
A. Fe hm er -Berlin hervor, A'orherrschend mit der sehr früh und reichblühenden
lilafarbenen Sorte: October Beauty, die in sehr grossen Massen auf dem Markte
Absatz findet; die des Herrn P. Nickel - Berlin SO. mit vorherrschend älteren
Sorten, wie: Mandarin, Dixon, Elsie, Tokio, Mrs. Patrolin; des Herrn H. Mickley-
Köpenick mit nur 3 Marktsorten, sowie des Herrn Dietze-Stegiitz, haupt-
sächlich in den Farben rosa, Aveiss, gelb vertreten. — Eine Veränderung zu
Gunsten der Blumen bezüglich des Wohlgeruches steht uns noch bevor
infolge der Einführung des wohlriechenden Chrysanthemum, einer einfach,
aber dankbar blühenden Art des freien Landes, ausgestellt durch Herrn
Koehler-Bockum bei Crefeld, unter der Bezeichnung »Elisabeth«. Auch be-
züglich des hierbei mit in Frage kommenden: Chrysanthemum frutescens, wie
sie uns Herr Obergärtner Schnitze (Geh. Rätin W. v, Siemens) -Charlotten-
burg, in hübschen Exemplaren vorführte, eine namentlich auch für unsere Spät-
Sommerbeetanlagen wichtige Erscheinung, können wir gewiss, unter der Hand
des glücklichen Züchters, noch auf so manche wertvolle Erscheinung rechnen.
Was nun in letzter Linie die Verwendung der Chrysanthemum-Blume bei der
Binderei, bei losen Zusammenstellungen etc. anbetrifft, so entsprach der allgemeine
Eindruck bezüglich dieser Abteilung auf genannter Ausstellung durchaus nicht
den für diese Blume gehegten Erwartungen. Unter den 6 hierfür in Betracht
kommenden Ausstellern hatten nur 2 Firmen: Herr Drescher-Berlin und Herr
Dietze-Stegiitz zu ihren mehrfachen Arrangements (Lyra, Kränze, Kreuz), im
deutschen Strauss nur Herr Dietze-Stegiitz, sich der Chrysanthemum bedient;
die andern 4 Firmen dagegen nur bei ein oder der andern Einzelleistung. Die
Anwendung der Blume zur Herstellung von Massenwirkung: wie abgebrochene
Säule und Kreuz (Trauersymbole), grosses Rad mit Speichen, Ausführung
eines ganzenFirmenschildes sind allerdings als so aussergewöhnliche Geschmacks-
verirrungen zu bezeichnen, dass man sich wundern muss, wie so etwas hier
am Platze noch möglich ist, d. h. Anfertiger und Anbeter findet. Will man
eine frische Blume ihres eigentlichen Reizes nach Form und Farbe hin berauben,
so wende man nur das Mittel einer »Dampfpressmaschine« an — und das
Gemeine ist geboren! Auf solchem Wege »verekelt man«, um mich dieses
Witterung und Resultate des Jahres 1893. 207
zwar trivialen, doch hierfür treffenden Ausdruckes zu bedienen, gewiss dem
Liebhaber sehr bald den eigentlichen Genuss. Gerade hier in der Bindelvunst
soll sich die Kunst der Hand und des Geschmackes zeigen, und haben diese
nur unter steter Rücksichtnahme auf ihren so zarten Gegenstand zusammen zu
arbeiten. Denn die Bindekunst, so zu sagen die letzte Staffel der Kultur-
leistung, hat darin eine so hohe Aufgabe zu erfüllen übernommen, unter all den
Mitteln der Darstellung, Verwendung und Zusammenstellung gerade immer das
Beste und Geschmackvollste auszusuchen, wodurch bei dem Liebhaber das
Interesse, der vSinn für das Schöne geweckt und erhalten bleibe, eine Aufgabe,
die darin besteht: Die Blume selbst als das geweihte Symbol der Kunstausübung
anzusehen und dementsprechend zu behandeln. Mit dem Hinuntertreten dieses
so edlen Materials in den Staub, das Gemeine, wird auch die ganze Kunst ver-
unglimpft und schädigt in letzter Linie den Kultivateur am allermeisten. Das
sollten doch die, welche sich dem Berufe der Bindekunst widmen, sich immer
vorzuhalten bemüht bleiben!
Witterung und Resultate des Jahres 1893.
MM:
\\^ip4(nser Mitglied Herr Wartenberg giebt uns einen sehr interessanten Artikel
über die Witterung und deren Resultate im Jahre i<S93. Wir bringen des
beschränkten Raumes wegen nur nachstehenden Auszug.
Im Anfange seiner Abhandlung weist der Verfasser darauf hin, dass sich
Witterung und Erträge des Jahres 1893 in den grössten Extremen bewegt
haben. Er hat schon seit einer Reihe von Jahren beobachtet, dass die Regen-
menge in Berlin eine bei weitem grössere ist als in Bernau, wo von Anfang
April bis Mitte Juli nur einige leichte Regenschauer fielen. Anfang Oktober
fiel dann so viel Regen, dass die Kartoffelernte fast gehindert wurde. Am
20. Juni war es noch ziemlich stark gefroren und Anfang September wurde
der erste Reif beobachtet, jedoch ist erst am 2. Januar 1894 starlcer Frost ein-
getreten. Herr Wartenberg spricht nun weiter von dem Verhältnis der Garten-
und Feldprodukte bei dieser extremen Witterung. Die Dürre des Frühjahrs
war sehr hinderlich, ebenso schadeten die Nachtfröste, doch verhältnismässig
wenig, da die Luft trocken war. Später zeigten sich bei Kohlrabi und Wirsing
viele Maden und konnten erstere nur durch fortwährendes Abschneiden der Blüten-
stengel leidlich gerettet werden. Die spätere Kohl ernte war gut, namentlich
Weisskohl, ebenso Grünkohl. Die Rübenernte war infolge der Dürre mangelhaft,
ebenso die Frühkartoffelernte (Wispel 1200 kg Rosenkartoffeln öo M.), selbst auch
noch die späteren Sorten mangelhaft. Wo es geregnet hat. wie an der Oder
und in Pommern, war die Ernte eine überaus gute (Wispel 30 — 33 M.); dort
lohnte auch Roggen, Hafer gab allerdings Missernte.
In Bezug auf landwirtschaftliche Produkte sind in der Gegend von Bernau
nasse Jahre besser wie trockene. Früherbsen waren leidlich, Bohnen schlecht,
da die Dürre das Keimen beeinträchtigte (Stangenbohnen pro 100 kg 320 M.).
Die Beerenobsternte war gut. Kirschen knapp, Ptlaumen reichlich, ebenso
*) Aus Mangel an Raum verspätet.
Die Gärtnerei des Herrn Otto Sachs etc.
Frühbirnen, während der Winterbirnen nur wenige waren. Die Apfelernte ist
eine gute zu nennen, alle Obstsorten wurden aber sehr schnell lagerreif.
Wunderbarer Weise litten die Obstbäume weniger von der Boden- als
von der Lufttrockenheit, die Blätter blieben grün, ein Beweis, dass der Boden
in der Tiefe genügend feucht war. alle Bäume färbten sich aber sehr zeitig und
warfen bald das Laub, man musste deshalb auch früh das Ol^st abnehmen.
Die Gärtnerei des Herrn Otto Sachs in Fredersdorf an der
Ostbahn bei Berlin.
i|m 7. März besuchte ich, einer freundlichen Einladung folgend, die Gärtnerei
des Herrn Otto Sachs in Fredersdorf an der Ostbahn bei Berlin und fand
in dieser erst einige Jahre bestehenden Gärtnerei eine ganze Anzahl gut
kultivierter Pflanzen, die namentlich deshalb Interesse erregten, als Herr Sachs
sie meist mit Wagnerschem Dünger (1 g auf 1 1 Wasser) alle 8 Tage düngt
und vorzügliche Resultate erzielt.
Im ersten Hause, das aus Eisen erbaut ist, standen auf Holztischen niedrig
veredelte Rosen, die im vorigen Sommer und auch vor dem Beginn der Treiberei
nicht verpflanzt waren, sondern nur Wagnersches Düngesalz, ab und zu auch
etwas Abortwasser erhalten hatten und sehr schön blühten. Es ist dadurch
also viel Arbeit erspart. Gespritzt werden die Rosen gar nicht, nur die Wege. —
Im zweiten Teil dieses Hauses standen Gyclamen-Sämlinge, zu verschiedener
Zeit ausgesäet, und es zeigte sich, dass die im November ausgesäeten ebenso gross
waren als die im August gesäeten. Auch einige Erdbeeren, die im vorigen
Frühjahr getrieben und im Topf belassen, standen infolge des Wagnerschen
Düngers sehr gut wieder in Blüte. Tomaten waren schon gesäet, sie kommen
dann in kleine Töpfe und werden nach Mitte Mai an einer sonnigen Wand
ausgepflanzt.
Im zweiten Hause wurde Flieder getrieben. Charles X. und Syringa vulgaris.
Charles X. war sehr gut: beide waren absolut nicht vorbereitet, einfach aus dem
Lande genommen und ohne Töpfe in die Erde eingesetzt. Einzelne waren sehr
grossblumig. Seit Weihnachten ist der Raum zum vierten Male besetzt. Zum
Frühtreiben eignen sich aber Topf-Exemplare besser. Weiter folgten Mai-
blumen, von denen 500 000 Stück abgetrieben werden. Herr Sachs treibt sie
nicht in Töpfen, sondern je 1 Dutzend Keime in Moos verpackt, auf diese Weise
erspart er viel Raum; wo 800 Töpfe a 1 Dutzend stehen können, finden jetzt
2300 Bündel a 1 Dutzend Platz. Zum Verkauf werden sie dann in Töpfe
gebracht.
Die grosse Dürre des Jahres 1893 hat übrigens bekanntlich bewirkt, dass
blühbare Keime für 1 894 sehr knapp werden und fast gar keine aufzutreiben sind.
Eine Spezialität des Herrn Sachs sind die Farne, besonders Adiantum
fragrantissimum, das er wohl fast allein in der Umgegend von Berlin besitzt
und auch im vorigen Llerbst im Verein zur Beförderung des Gartenbaues aus-
stellte. Ausserdem werden gezogen Ad. cuneatum. Pteris argyrea, Lomaria
gibba etc. Die Aussaat erfolgt z. T. auf kleinen Hügeln von der Grösse eines
kleinen umgestülpten Blumentopfes aus zweimal gebrühter Heideerde. Bei der
Die Gärtnerei des Herrn Otto Sachs etc. '2Q()
Aussaat von A. l'ragrantissimum erhält man viele A. Farlayense, ein Beweis
mehr, dass dies ein Bastard ist.
Weiter sah ich I'ouvardien, aus dem Wurzelstock vermehrt, Aussaaten von
Asj)aragus medeoloides, von denen die Hälfte frei ausgepflanzt, die andere
Hälfte in Töpfe gebracht werden soll. Frei ausgepflanzt, kann man sie im
Jahre zweimal schneiden, in T()pfen nur einmal.
Sehr schön waren die Clivion, die aber Kuhdung erhielten, und prächtig
standen die Hortensien und Dcutzia graciiis, die beide Wagnerschcn
Dünger erhalten.
Im dritten, 40 m langen, 6)^ m tiefen Hause mit Pultdach fanden sich
wieder Hortensien, ebenso behandelt, dann neuere Kacteen, Dahlien, Fuchsien,
letztere erhalten nur Taubendünger, sehr verdünnt, Dracaena nutans (es mangelt
an Samen von dieser Art), sehr schöne Odier- und andere Pelargonien für die
Friedhöfe, P. Henry Jacobi blüht den ganzen Winter, schön rot, Chrysanthemum
indicum-Sorten und Chrysanthemum frutescens Etoile d'or, die wohl sonst
wenig in Deutschland zu haben und von der Herr Sachs noch junge Pflanzen,
Stecklinge vom Januar, abgeben kann, Erica-Arten, eine Liebhaberei des Herrn
Sachs, dreijährige Pflanzen von E.persoluta alba, strotzend vor Gesundheit, soStück
sollen mit Kuhdung, 50 mit künstlichem Dünger behandelt, die übrigen ver-
kauft werden; ferner Myosotis oblongata vera, von der einen Tag um den andern
für 30 M. Blumen geschnitten werden. Um das dessen der Myosotis und
Hortensien zu erleichtern, erhalten die Pflanzen Untersätze, wodurch nur einmal
gegossen werden braucht.
Unter den Nelken zeichnete sich Gloire de Nancy aus, wohl die schönste
weisse, und zu einer Zeit blühend, wo wenige andere weisse zu haben, Juli und
August, wenn Her iMajesty aufgehiut hat zu blühen; auch viele andere neue
waren vorhanden.
Grossartig waren die Samenpflanzen von Cyclamen. besonders schön Mont-
blanc, bei der die Stiele schön herauskamen, was sonst bei dieser Sorte oft
nicht der Fall. Ebenso schön waren die kleinen Knopfloch- oder Damen-
rosen, Rosa indica Lawrenceana.
In den Kästen wurden besonders Veilchen getrieben, vorzugsweise Kaiserin
Auguste Viktoria und Czar, am besten ist für Kästen Viktoria; später sollen
auch Rosen hineinkommen. Auch viel Epheu stand in Kästen, im vorigen
Jahre im freien Lande mit künstlichem Dünger behandelt und im Herbst ein-
gesetzt, jetzt 1 jährig und verkaufsfähig, 1 — 1,50 ni hoch, schön belaubt.
In der Baumschule standen viele Mahonien, die sich auf dem feuchten
Boden prachtvoll braun färben.
Ein neues Haus soll für Nicl-Rosen erbaut werden.
Der schneelose Winter hat den Bellis pcrennis vielen Schaden gethan,
Stiefmütterchen und Vergissmeinnicht. die sonst überall erfroren, sind hier un-
versehrt geblieben.
Im letzten, ganz aus Holz erbauten Hause finden wir Deutzien, Viburnum
Tinus, sehr dunklen Goldlack, Freesia refracta alba, Nielrosen, 5000 bewurzelte
Stecklinge von der Nelke Her Majcsty. eigene Aussaaten von Remontantnelken etc.
Ein grosses Terrain, 4 Morgen, ist mit Maiblumen bepflanzt, ein anderes soll
mit Rosen besetzt und diese mit Glas überdacht werden.
OQQ Magnolien in dem Norden der Vereinigten Staaten.
Magnolien in dem Norden der Vereinigten Staaten.
'Is ein Erfolg der columbisclien Ausstellung ist es anzusehen, dass die
Kataloge der nordamerikanischen Firmen jetzt öfter als früher in
unsere Hände kommen. Von Ländern, welche gleich kalte und noch
strengere Winter als Norddeutschland haben und dabei über eine so
formenreiche einheimische Gehölzwelt verfügen . können wir auch in
Bezug auf die Akklimatisation japanischer und chinesischer Formen lernen,
die, je nachdem sie aus dem Norden oder Süden dieser Länder stammen, sehr
verschiedenes Verhalten zeigen.
Die Summen, welche in der neuen Welt für Landschaftsgärtnerei aus-
gegeben werden, sind horrende, und ermöglichten den dortigen Baumschulen
ein äusserst rasches Aufblühen, so dass uns die Preisverzeichnisse einzelner
Firmen geradezu verblüffen.
Vor uns liegt der elegant ausgestattete, mit No. 30 bezeichnete Katalog von
Fr. W. Kelsey, 145 Broadway, New-York. Die Firma zeichnete sich auf der
Chicagoer Schau aus durch ihre Riesenprachtpflanzen selbstgezogener Koniferen
und ihre Rhododendron-Ausstellung, welche allgemeinste Aufmerksamkeit erregte.
Die Pflanzen waren zum Schutze gegen Sonne und Regen unter einem Zelt-
dache auf »Wooded Island« gruppiert und übertrafen den Zeitungsberichten
nach alles, was in dieser Art bis dahin in den Vereinigten Staaten geboten
worden war. Es waren circa 100 Varietäten. Aus dem Kataloge greife ich
eine kleine Gruppe von Pflanzen heraus, welche nach meiner Ansicht bei uns
viel zu wenig kultiviert werden. Dort sind dieselben als »hardy«. winterhart
für den Staat New-York bezeichnet, sollten es demnach bei uns auch sein.
Chinesische frühblühende Magnolien:
M. conspicua, eine der schönsten, buschig, mittelgross, im Mai mit Massen
schneeweisser Blüten bedeckt, welche vor den Blättern erscheinen.
M. Lennei, Blattwerk gross, Blumen becherförmig, dunkelpurpurn, sehr auf-
fallend, die schönste der dunkeln.
AI. Norbcrtiana (AI. conspicua obovata), starkwüchsig. schön belaubt.
Blumen purpurn.
M. obovata (purpurea). niedrige Varietät. I^lättcr dunkelgrün. Blumen dunkel-
rot, verlangt im Winter Schutz.
M. speciosa, ähnelt AI. Soulangeana im Wuchs und Laub, aber die Blumen
sind heller in der Farbe, kleiner und erscheinen eine Woche später.
AI. Soulangeana. bekannte Pflanze, strauchartig und stark verzweigt, aber sehr
hoch werdend. Blätter gross und glänzend. Blumen rot mit weiss.
Japanische Alagnolien. neue, von niedrigem Wüchse, blühen wie die
chinesischen zeitig im Frühling.
M. conspicua rosea. grosse weissePctalen. karminrotes Centrum, wohlriechend.
AI. hypoleuca. rotstieligc M., Blätter fusslang, blaugrün unten, grün oder
rötlich oben. Stiel und Alittelrippe hellrot. Blumen gross, weiss,
wohlriechend.
M. parviflora, runde weisse Blumen, duftend.
M. stellata. zart rosaweisse sternförmige Blumen, blüht sehr frühzeitig.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
302
Andere Magnolien:
M. glauca, Sumpf lorbeer, ein kleiner Baum von New-Jersey, Blätter unten
Aveisslich, oben glänzend grün, die wohlriechenden Blüten erscheinen
im Mai und Juni.
M. macrophylla, mittelgross, herrlich. Blätter behaart. Blumen (S bis 10 Zoll
im Durchmesser, erscheinen im Juni.
M. Thompsoniana (M. glauca tripetala.) mittclhoch, grosslaubig. Blumen
rahmweiss. wohlriechend, erscheinen im Juni.
M. acuminata. Gurken-Magnolie, hüscher pyramidal wachsender Baum, wird
60 bis 90 Fuss hoch, blaugrüne Blätter 0— 9 Zoll lang. Blumen gelb,
purpurn angehaucht, blüht im Juni. Tr.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Gefüllter Flieder von A. Rathke & Sohn in
Praust bei Danzig.
Praust b. Danzig, 16. Mai 1S04.
Soeben erlaubte ich mir, Ihnen ein
Packet mit abgeschnittenen Blumen
von gefüllten Flieder-Sorten zu über-
senden. Die Sendung bezweckt zunächst,
Ihnen die schöne Sorte »Madame
Lemoine« zu zeigen, welche zum ersten
Male richtig blüht, obwohl schon
früher einige schwache Rispen die
Schönheit ahnen Hessen. Die übrigen
Spielarten, welche ich beilegte, sind
auch sehr empfehlenswert, und ich
habe einige davon schon im vorigen
Jahre gesandt; dieselben sind auch von
jungen Pflanzen geschnitten, deren Ver-
edelungen erst im August 2 Jahre alt
werden.
Der verflossene Winter, welcher im
allgemeinen als ein milder Winter
gepriesen wird, war gerade für unsere
Gegend der verhängni.svollste und in
seinen Folgen schädlichste, den ich
bisher erlebt habe. Ich habe bisher
keine Zeit gehabt, etwas zu schreiben,
ich würde aber gerne meine Be-
obachtungen mitteilen, wennSiemeinen,
dass sie von Interesse für die Leser
der Gartenflora sein würden.*) Manches
Sehr gern, aber bitte kurz. L. W.
hat auch nicht gelitten, was sonst ge-
wöhnlich schlecht durch den Winter
kam, während z. B. die gewöhnliche
Pyramideneiche, Ouercus Cerris, Morus
alba, Cytisus Laburnum etc. stark
zurückfroren. R. Müller.
Anmerkung der Redaktion.
Über den weissen gefüllten Flieder
»Madame Lemoine« berichtet Flerr
Obergärtner R. Alüller in der Baum-
schule von A. Rathke & Sohn noch
selbst. Die übrigen Sorten erwiesen
sich auch als sehr schön; es waren:
»LaTour d'Auvergne«, hellblau, Knospe
dunkler, Rispe klein, ziemlich dicht,
»Mad. Jules Finger«, grosse lockere hell-
rote Rispe, 2 fach gefüllt, zeigt sehr
schön die gekreuzten Quirle der
zweimal 4 Blumenzipfel,
»Pyramidal«, dicht, ßfach gefüllt, grosse
Rispe, hellrotblau,
»Virginite« klein, locker, 2 fach gefüllt,
»Mme. Lemoine«, weiss, Rispe klein,
Blüten gross, weiss, 2—3 fach gefüllt,
die Quirle z. T. einander gegenüber,
»Leon Simon«, sehr schön dicht gefüllt,
2—3 fach, meist die Quirle gekreuzt,
doch auch etwas Drehung, so dass
sie fastübereinander fallen, prachtvoll,
»Mons. Maxime Cornu«, sehr gross,
Quirle gekreuzt, 2—3 fach gefüllt,
Knospen dunkelrot,
302
Kleinere Mitteilungen.
»Comte Horace de Choiseul«, herrlich
dunkelrot, Rispe pyramidal, die
dunlvelste von allen,
»President Grevy«, blaurot, aufgeblüht
rotblau, Rispe gross, pyramiden-
förmig,
»Condocet«, Knospen rosa, Blume auf-
geblüht oberseits prachtvoll h i m m e 1 -
blau, von der Farbe der Veronica
Chamaedrys.,
»Alphonse Lavallee«, Rispe zu locker,
rot.
»Jean Bart«, sehr schön, gross rispig,
Rispe cylindrisch.
Kleinere Mitteilungen.
Schmidts Nicotina.
Seit Jahren wird mit bestem Erfolg
in botanischen Gärten wie in Handels-
gärtnereien »Schmidts Nicotina« zum
Vertilgen von Insekten und Pilzen
gebraucht, und diese dürfte sich auch
zum Töten der Fichtenschildlaus, die
in Heft lo, S. 279 besprochen wurde,
empfehlen. Die Firma Martin Gras-
hoff hat den Alleinvertrieb von
»Schmidts Nicotina« übernommen. Der
Gehalt an Nicotin ist 7 — 8 % und genügt
eine 50 — 100 fache Verdünnung mit
Wasser, um sowohl rote Spinnen, Blatt-
läuse, Erdflöhe, Pilze etc., aber auch
Schafzecken, Räude etc. bei Tieren zu
vertilgen.
Eine gefährliche Krankheit der Sauerkirschen.
Herr Obergärtner Ilclbig, Blanken-
felde bei Mahlow, Berlin-Dresdener
Bahn, überbrachte mir vor Pfingsten
und am 21. Mai Avicder Zweige von
Sauerkirschen (Ostheimer Weichsein),
die, nachdem sie schön geblüht, plötz-
lich die Blüten Avelken Hessen, welche
dann vertrocknet am Baume hängen
blieben. An einzelnen Blütenstielen
zeigten sich, wie mein verehrter Kollege
Herr Prof. Frank bemerkte, weissgraue
Pusteln, Avie ich sie schon 1891 bei
Schattenmorellen in Oranienburg ge-
funden. Vor Pfingsten waren diese
noch nicht gut entwickelt, am 19. Mai
fanden aber Herr Prof. Dr. Sorauer,
der zufällig zu mir gekommen, und ich,
dass schon Pilzgewebe in d'-n Pusteln
zu erkennen; heute am 21. Mai, an
dem frischen Material, das Herr
Heibig brachte, fand ich massenhafte
unzweifelhafte Monilia fructigena, wie
in Oranienburg, wovon sich auch Herr
Prof. Frank überzeugte.
Die Kirschbaumzweige zeigen ferner
Gummifluss und gebräuntes Cambium,
sie sind von Pilzfäden, wie Frank
zuerst sah, durchzogen, aber es ist
noch nicht ganz sicher, ob die Mo-
nilia die Ursache des Gummiflusses
und des Absterbens oder die Folge
ist. Allein da die Krankheit in Mahlow,
im .Süden von Berlin, in Dieders-
dorf und der ganzen Umgegend ver-
heerend auftritt und seit 3 Jahren,
wo sie anfangs nur vereinzelt bemerkt
Avurde, immer mehr zunimmt, glaube
ich fast, dass nicht Frost die Ursache,
sondern der Pilz, zumal in SchlesAvig-
Ilolstein sich ebenfalls ein verheeren-
des Auftreten der Monilia an Schatten-
morellen zeigte. (Siehe Adolf von
Drahlen, Kölln bei Elmshorn, eine neu
entdeckte Kirschbaumkrankheit in der
Schleswig-IIolsteinischen Zeitschrift für
Obst- und Gartenbau 1891, S. 53.) Als
Gegenmittel hatte ich einstweilen das
Ausschneiden aller befallenen
Zweige und Verbrennen derselben
möglichst an Ort und Stelle empfohlen;
doch hiesse das bei vielen Pjäumen
sie fast ganz A^erstümmeln.
Am 24. Mai haben die Herren Prof.
Dr. Frank und Prot. Dr. .Sorauer
Kleinere Mitteilungen.
303
sowie der Unterzeichnete die zahl-
reichen Sauerkirschenanlagen in Blan-
kenfelde besichtigt. Der Anblick der
Bäume ist teilweise ein sehr trauriger,
im allgemeinen zeigt sich, dass die
unteren Teile der Krone mehr gelitten
als die oberen, öfter auch eine Seite
besonders. Danach ist vielleicht nicht
ausgeschlossen, dass doch ein Frost,
ein sog. »Kriechfrost« die Ursache.
Ein sicheres Urteil konnte man noch
nicht gewinnen und muss das die
weitere Untersuchung ergeben.
Es wäre wichtig zu hören, ob auch an
anderen Orten ähnliches beobachtet ist.
L. Wittmack.
Darwin-Tulpen.
Die rühmlichst bekannte Firma
E. II. Krelage & Sohn in Haarlem, deren
Ilyacinthen-Paradebeetc am 11. April
von der Königin von EloUand und der
Königin-Regentin besucht wurden, hat
uns am ii. Mai 2 Kisten ab-
geschnittener Darwin-Tulpen geschickt,
deren Schönheit nicht genug zu preisen
ist. DieDarwin-Tulpen sind bekanntlich
eine von der genannten Firma erzogene
vSorte Freiland-Tulpen, die später
blühen als alle andern und den be-
liebten Tulpenflor bedeutend ver-
längern. Dabei sind sie hoch im
Wuchs, kräftig in den Stielen und sehr
gross in den Blumen. Leider war
keine Sitzung des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues oder seiner
Ausschüsse, so dass nur wenige, dar-
unter aber Herr Kropp, in Firma
Ad. Schmidt Nachfolger, Berlin, ein
grosser Tulpenkenner, sie sehen
konnten. Alle, auch unsere Malerin,
Fräulein Amberg, waren hocherfreut
über die Mannigfaltigkeit und feine
Schattierung der Farben, ganz ab-
gesehen von der ausserordentlichen
Grösse. Die meisten Blumen hatten
eine Höhe von 8 bis 9 cm und einen
Durchmesser von 7 bis 8, ganz ge-
öffnet bis 15 cm. Die einzelnen
Blumenblätter waren 8 bis 10 und
11 cm lang und 0 bis 8 cm breit.
Eine Ausnahme davon machten einige
weissliche Sämlinge, die kleiner waren,
in den nächsten Jahren aber wohl die-
selbe Grösse erreichen werden.
Von den vSämlingen waten die
Nummern 118/6 weiss, innen lila,
110/5, ähnlich, 108/3, weiss, an den
Spitzen rosa, 38/3 dunkelrot, 180/4
weisslich, innen rosa, 56/1 dunkelrot,
4/6 prachtvoll rosa, sehr gross.
Von den übrigen mit Namen ver-
sehenen sind hervorzuheben:
No. 346 van Zompel, blauviolett,
eine der grössten, 239 Rev. Wolley
Dod, blaurot (wie blauer Rotkohl), 235
Paul Baudry, schwarz purpurn, 215
J. Reynault, ganz dunkel violett, 236
Rev. Ellacombe, dunkelrot, 328 Peter
Barr, dunkelviolett, 310 Giotto, blau-
violett, 3 1 1 Plarry Veitch, schwarzpur-
purn, innen am Grunde mit sternfömiger
schwarzer, weiss umrandeterZeichnung,
366 La Fiancee, rosa, an den Rändern
weisslich, 218 Miss Ormerod, ähnlich,
et\vas heller rosa, 230 Nauticas, rosa,
von der Farbe der La France Rose, 287
Ph. de Comminet, tief purjDurn, fast
schwarz, und viele andere. Einzelne,
so z. B. 1 Blume von Sophrosyne No.
295, zeigten anstatt eines 3blättrigen
einen 4blättrigen, 4kantigen Frucht-
knoten und dem entsprechend statt 3
Narben 4. L. W.
Die Bleichsucht der Obstbäume.
Jene krankhafte Erscheinung, welche,
als Bleichsucht bezeichnet, bei unseren
Obstbäumen, namentlich aber bei
auf Ouittenunterlage veredelten Birn-
stämmen sich durch frühes Gelb-
werden der Blätter oft schon bei der
Entfaltung derselben äussert, ist nach
im Ilohenheimer Landwirtschaftlichen
Institute angestellten Versuchen durch-
aus nicht immer auf Mangel an Eisen
304
Kleinere Mitteilungen.
oder Dünger im Boden zurückzuführen.
Die Untersuchung ergab vielmehr dort,
dass es sich um eine Erkrankung des
Wurzelsystems handelte, zumal Eisen -
und Düngergaben nichts halfen und
tierische Schädlinge durchaus fehlten.
Nichtsdestoweniger waren nur die nahe
der Erdoberfläche befindlichen Wurzeln
gesund, die tiefer gehenden dagegen
tot oder im Absterben begriffen. Es
wurde nun, etwa unter der Kronen-
traufe, ringsherum ein Graben ca i m
tief ausgehoben, die Erde nach innen
zu soweit entfernt, bis man auf gesunde
Wurzeln stiess, alle kranken Wurzeln
abgeschnitten, dann 30 cm hoch unge-
siebter Kompost (Abzug) hinein ge-
bracht, das übrige mit der ausgeho-
benen Erde angefüllt, welcher ein
Drittel sandiger Kompost beigegeben
war. Der Erfolg dieser Lockerung des
Bodens war ausgezeichnet, die Blätter
ergrünten zusehends und eine kräftige,
gesunde neue Bewurzelung war nach
wenigen Monaten zu konstatieren.
(Württ. landw. Wochcnbl. 1894.) Wge.
Nochmals Polygonum sachalinense.
Durch viele Garten- und landwirt-
schaftliche Zeitschriften wird unsere
Aufmerksamkeit auf Polygonum sacha-
linense rege gemacht.
Die Frage, ob diese Pflanze wirklich
von so hervorragendem Werte als
Futterpflanze ist, wird so rasch sich
nicht entscheiden, denn die Möglichkeit,
grössere Anpflanzungen als Probe-
pflanzungen zu machen, scheitert an
der Schwierigkeit, grössere Mengen zu
billigem Preise zu beschaffen. Es soll
hier auch nicht in einer oder der
andern Weise Stellung von mir in der
schwebenden Frage genommen werden,
sondern ich will, indem ich die Frage
des Wertes der Pflanze für die Eand-
wirtschaft offen lasse, hier die Frage
anregen: Warum wendet man nicht
das gleiche Interesse dem Polygonum
cuspidatum zu, das jedenfalls unter
gleichen Bedingungen verwendbar und
ebenso nutzbringend zu kultivieren ist
als das wenig verbreitete Polygonum
sachalinense.
Im vorigen Jahre wurde meine
Aufmerksamkeit durch die Empfehlung
dieser Pflanze durch Hrn. Baltet als
Futterpflanze wieder hingelenkt. Ich
hatte die Pflanze vor mehr als 10 Jahren
kennen gelernt und ihren Wert als
dekorative Pflanze geschätzt. Aber
der Standort, den sie einnahm, wurde
als ungeeignet erkannt, weil die weit-
auslaufenden Wurzeln auch da Pflanzen
zu Tag förderten, wo man sie nicht
brauchen konnte. Von der Annahme
ausgehend, dass die Pflanze auch unter
bescheideneren Bodenverhältnissen
sich noch günstig entwickeln werde,
wurde dieselbe an eine etwas exponierte
Stelle gepflanzt, wo sie heute noch
steht. Die Entwickelung blieb aber
auf dem sterilen Boden weit hinter den
Erwartungen zurück. Es soll damit
ein Urteil über den Wert der Pflanze
als Futterpflanze nicht ausgesprochen
werden, die Frage wird ja vielseitig
geprüft werden, aber als Zierpflanze
möge Polygonum sachalinense neben
Polygonum cuspidatum .Sieb, et Zucc.
empfohlen werden. Dass beide Pflanzen
ihre Ausläufer weithin entsenden, ist
allerdings ein Missstand. Wenn man
aber alle 2 bis 3 Jahre die Pflanze im
Frühjahre umgräbt, die auslaufenden
Wurzeln absticht, dann Avird man
Avenig imter dieser Kalamität zu leiden
haben; mähet man dann den Rasen
alle 8 bis 10 Tage, dann kommen die
sich entwickelnden Triebe nicht zur
Ausbildung.
Es war im vorigen Jahre meine
Absicht, einen grösseren Ani^flanzungs-
versuch mit Polygonum sachalinense
zu machen. Die Absicht scheiterte
an der Schwieriokeit der Beschaffung
Kleinere Mitteilungen.
305
der benötigten Pflanzen. Yoa der
Firma Haltet zu beziehen, war mir zu
teuer, von der Stelle, wovon ich ein-
gangs sprach, die wenigen dort vor-
handenen Pflanzen zu entnehmen, hätte
jener Stelle die Möglichkeit benommen,
Kulturversuche anzustellen, und vonden
Herrenllaage&Schmidt in Erfurt erhielt
ich als Restbestand nur lo Pflanzen.
Davon trieben 10 Stück in diesem
Jahre aus. Diese sind in der Nacht
vom 5. auf ö. Mai d. J., wo wir vor-
übergehend — zwischen 4 und 5 Uhr
morgens — o^ Reaumur hatten, er-
froren, während Polygonum cuspidatum
nicht litt. Ich will nun aus diesem
Umstand keine unanfechtbareFolgerung
ziehen. Es ist möglich, dass Polygonum
sachalinense nur deshalb später in den
Trieb kam und deshalb weicher war
als Polygonum cuspidatum, weil ersteres
im vorigen Spätjahr erst gepflanzt
wurde, aber Thatsache ist, dass unsere
Exemplare Schaden genommen haben.
Die Empfehlung des Polygonum sacha-
linense als Futterpflanze veranlasste
viele, ihr Interesse auch dem so warm
empfohlenen Lathyrus silvestris Wagneri
zuzuwenden; es ist dieses zweifelsohne
ein Gewinn, da dadurch der Ver-
breitung einer Futterpflanze, die jeden-
falls unter ungünstigeren Verhältnissen
gedeiht als Polygonum sachalinense,
möglichst Vorschub geleistet wird.
Pfister,
Grossh. Gartendirektor, Karlsruhe.
Beschädigung der Pflanzen durch Nachtfrost
im IVIai.
Der Nachtfrost vom 19. zum 20. Mai
hat in der Umgegend von Berlin
ausserordentlichen Schaden gethan.
Ganz besonders haben die Frühkartoffeln
und die Bohnen gelitten. Auf den
Moorwiesen bei Zehdenick waren sogar
die Ähren des Timotheegrases (Phleum
pratense), die noch tief in den Scheiden
steckten, erfroren, während man äusser-
lich nichts sah. Selbst Adele wild-
wachsende Pflanzen, Leucanthenium
vulgare, die grosse wilde Kamille oder
Wucherblume, Veronica Chamaedrys,
der Ehrenpreis. Cerastium arvense,
das Hornkraut. Fotos uliginosus, Sumpf-
hornklee und andere Kleearten, Equi-
setum palustre etc. waren erfroren.
Glücklicherweise zeigte sich diese ver-
derbliche Wirkung des Frostes nur
stellenweise. — Die Floffnung, dass das
warme Wetter im März, April und in
der ersten Hälfte des Mai, welches die
Vegetation so früh w^achgerufen, dauernd
bleiben werde, hat sich somit nicht
erfüllt. Die »gestrengen Herren« haben
sich doch sehen lassen. Auch 2jährige
Maiblumen haben sehr gelitten.
Oncidium phymatochilum.
Bei Herrn Dr. Reichenheim in Wann-
see bei Berlin, einem grossen (Jrchideen-
liebhaber, Mitglied des V. z. B. d. G.,
blühten kürzlich, und z.T. noch, mehrere
Exemplare dieser Species. Eins hatte
einen Blütenstand von 2,5 m Länge und
wurde in meiner Vorlesung vorgezeigt.
L. W.
Kultur der Cattleya citrina.
Ich habe in Deutschland, Belgien
und England sehr wenige gut kultivierte
Cattleya citrina gesehen, eben so wenig
habe ich sie auch übereinstimmend
behandelt gesehen. Bei dem einen
stand sie im Warmhaus, bei dem andern
im temperierten, am besten fand ich
sie bei denen, die sie im Kalthaus
hatten. Nachdem ich jetzt diese Or-
chidee hier in wildem Zustande ge-
sehen, weiss ich auch sehr gut, worin
der Fehler liegt.
Die Cattleya citrina kommt hier in
einer Höhe von 2— 4000 m vor und
zwar meist in lichten Wäldern. Die
Temperatur geht häufig bis auf wenige
Grad über Null oder sogar bis zu Null
herab. Auf diesen Höhen brennt zwar
3o6
Litteratur.
die Sonne sehr stark, doch ist stets
genügender kühler Luftzug vorhanden.
Während ich dies schreibe, liegt vor
mir ein Exemplar, das mit einem Onci-
dium ornithorhynchum eng verwachsen
ist; daraus geht hervor, dass die Catt-
leya citrina ins Odontoglossum- oder
Oncidium-Haus gehört. Von Ende Mai
bis Ende August dauert hier die Regen-
periode, in welcher Zeit sie ihre neuen
Bulben ansetzen und anschwellen.
Nach dieser Zeit regnet es alle zwei
Wochen etwas, doch sind die Berge
fast jeden Abend in eine Nebelwolke
gehüllt. Am Tage wehen in dieser
Zeit oft recht heisse und trockene
Winde, die alles ausdörren, daher ist
am Abend die Erfrischung durch die
Nebel sehr notwendig. Über die
Pflanze selber brauche ich nicht viel
zu sagen; dass sie mit den Bulben ab-
wärts wächst, und schöne, grosse por-
zellanartige, gelbe Blumen hat, weiss
ein Jeder. Gewöhnlich bringt jede
Bulbe nur eine Blume hervor, doch
habe ich viele Exemplare gesehen,
von denen zwei mächtige Blumen herab-
hingen. Sie blühen hier von Ende
Januar bis Mitte April.
F. Bussler, Orizaba, Mexico.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Beschleunigung der Zollabfertigung an der
russischen Grenze.
Dem Verein beehren wir uns im
Auftrage des Herrn Provinzial-Steuer-
Direktors hierselbst sehr ergebenst
mitzuteilen, dass nach § 12, vierter
Teil des Schlussprotokolls zum Handels-
und Schifffahrtsvertrage mit Russland
vom 10. Februar d. J. beiderseits
Blumen und lebende Pflanzen, frische
Früchte und frische Fische, sowie alle
einem raschen Verderben ausgesetzten
Waren vorbehaltlich Fälle höherer
Gewalt, binnen 24 Stunden, vom Ein-
bringen der Waren in die Zolllager an
gerechnet, verzollt werden sollen und
die preussischen Zollstellen demzufolge
durch Erlass des Herrn Finanz-
Ministers vom 2. d. M. angewiesen
sind, die zollamtliche Abfertigung, so-
fern es einer solchen überhaupt bedarf,
binnen 24 Stunden nach der Gestellung
und vorschriftsmässigen Deklaration
zu bewirken.
Königliches Haupt-Steuer-Amt für ausl.
Gegenstände.
Meier.
Litteratur.
Anlage und Erhaltung von Blumen-
parterres, Bosquets und Parkgärten
nach ästhetischen Grundsätzen und
praktischen Erfahrungen nebst be-
währten speziellen Anschlägen und
Angaben der für jeden Zweck geeig-
neten Pflanzen. Gartenfreunden und
Landschaftsgärtnern gewidmet von Dr.
Ed. Brinckmeier, Herzogl. Hofrat etc.
Oppeln 1892. Eugen Franck's Buch-
handlung (Georg Maske).
Es ist recht erfreulich, wenn ein
Gartenfreund nach eigenen glücklichen
Erfahrungen andern gute Ratschläge
erteilt; wenn aber jemand, wie der
Herr Verfasser, sich einen keineswegs
allzu grossen Parkgarten derart angelegt
hat, dass ihm, wie er selbst Seite 79
schreibt, ein erfahrener Fachmann
in betreff seiner Pflanzungen das
Schlimmste prophezeihte, andern ein
Lehrmeister der bildenden Gartenkunst
sein will, so muss er sich bei so lücken-
haften Erfahrungen und Kenntnissen,
wie sie aus dem hier vorliegenden Buche
hervorgehen, gefallen lassen, in die
Schranken gewiesen zu werden.
Die ästhetischen Grundsätze sind die
Litteratur.
307
von Pückler und Meyer aufgestellten
allbekannten, nur sind dieselben etwas
lückenhaft behandelt.
So weist der Verfasser vSeite 56 ganz
richtig darauf hin, dass Licht und
Schatten in jeder Scene zweckmässig
verteilt sein müssen, denn darauf be-
ruhe die Hauptwirkung. Er bezeichnet
den Rasen, das Wasser und auch die
Blumenstücke, weil sie keinen Schatten
geben, als das Licht, und die Bäume,
den Wald, das Gesträuch, auch die
Felsen, Hügel und ein Haus als den
Schatten einer Scene. Dass der freie
Horizont, das höchste Licht in der Scene,
je nach der Stellung des Beschauenden,
ist und dass darauf grosse Rücksicht zu
nehmen ist, davon scheint der Verfasser
nichts zu wissen. Auch ist nach meiner
Ansicht ein Haus nicht als Schatten,
sondern als ein lichter Gegenstand
einer Scene zu betrachten.
Ferner sagt der Herr Verfasser S. 63
und 64, man solle in jeder Abteilung
eine besondere Baum- oder Strauchart
vorherrschen, eine ganze Partie aber
nicht aus einer und derselben Baumart
bestehen lassen, während er von Be-
rücksichtigung der Blattformen und
Färbung der Blätter garnichts erwähnt.
Seite 58 giebt er folgende Erklärung:
»Bosquet, Bosquetterie, Shrubbery,
Buschwerk, Gesträuchpartie nennt man
in kleinen Lustgärten einenPromenaden-
weg, der von Gesträuchen und Bäumen
eingefasst ist, vor welchen sich ent-
weder Blumen befinden oder nicht.«
Somit wäre ein Garten von einem
bis anderthalb Morgen Grösse, in natür-
lichem Stile angelegt, ein Bosquet.
Er führt auch einen neuen Terminus
technicus ein, indem er einen Park-
garten auch einen Bosquetgarten nennt.
Nach dem A^erfasser soll man grosse
Flächen pflügen, rigolen und eggen,
bei einer kleinen Anlage wäre somit
das Rigolen überflüssig!
In dem speziellen Teil bespricht der
Verfasser zuerst die Anlage der Wege.
Alle Wege müssen darnach drainiert
werden, selbst wenn trockener Boden
auf porösem Untergrund liegt! Sodann
müssen die Wege in Sandboden
1V2 Fuss, in Lehmboden bis 2 Fuss
tief ausgeschachtet werden, darauf bis
9 Zoll unter Terrainhöhe mit ge-
schlagenen Mauersteinen, darüber 3 Zoll
hoch mit grobem ausgesiebtem Kies
und 6 Zoll hoch mit bestem Kies-
sand befestigt werden. Die Wege
sollen alle verhältnismässig breit sein.
Ein Mass ist nirgends dafür ange-
geben. — Also möglichst breite Wege
und dieselben 9 resp. 15 Zoll hoch
mit Schutt und 9 Zoll hoch mit Kies
anfüllen. Wie viel Schutt etc. würde da
wohl gebraucht werden! Und in 6 Zoll
Sand zu gehen, ist gewiss nicht ange-
nehm, selbst wenn gewalzt wird.
Alle Masse sind beim Verfasser noch
in Fuss und Zoll!
Zur Auswahl der Gehölze empfiehlt
der Verfasser zuerst die Koniferen und
dann von hohen Bäumen den Tulpen-
baum und die Ahornarten, besonders
die mit weisspanaschierten und mit
roten Blättern. — Der weissbunte
Ahorn, wenn es Acer Negundo fol.
var. sein soll, wird gar nicht so sehr
hoch, um zu den hohen Bäumen ge-
rechnet werden zu können. — Ferner
rechnet er noch dazu die grünen und die
Blutbuchen, die weissen und die roten
Rosskastanien und Catalpa, ebenso den
Faulbaum, Rhamnus Frangula mit
schöner hoher Krone und der unend-
lichen Menge seiner maiblumenartig
an langen hängenden Stielen sitzenden
Blumen, und endlich die Robinien und
Gleditschien und die Vogelbeere, Sorbus
aucuparia!
Von den minder hoch werdenden
Bäumen und Sträuchern empfiehlt er
die Rhusarten, Kirschen, Äpfel, Mandeln,
Pfirsich, Hex. Ailanthus, ebenso den
3o8
Litte ratur.
Goldregen, Cytisus, besonders elon-
gatus, und die eleganten Platanen, die
mitunter eine ansehnliche Höhe er-
reichen, ausserdem noch die Pimper-
nuss, Staphylea, Syringen u. s. w.
Nun, wenn jemand ein Buch zur
Belehrung anderer schreibt, so ist
wohl die erste Bedingung, dass der-
selbe das, worüber er schreibt, selbst
kennt, aber die wenigen hier auf-
geführten Gehölze beweisen wohl zur
Genüge, dass dies bei dem Verfasser
nicht der Fall ist; denn Catalpa und
Sorbus werden ungefähr 25 Fuss hoch
und der Faulbaum, Rhamnus Frangula,
entpuppt sich nach der sorgfältigen
Beschreibung als eine Traubenkirsche,
Prunus Padus, welche aber auch nur,
und zwar selten, bis 35 Fuss hoch
wird, somit doch kein hoher Baum ist
wie Ahorn, Buchen und Birken. Von
den als minder hoch empfohlenen
Gehölzen wird Ailanthus 50 — öo Fuss
hoch und die Platane, einer unserer
höchsten Bäume, bis 100 Fuss hoch,
soll nur mitunter eine ansehnliche
Höhe erreichen. Dagegen ist Cytisus
elongatus nur als \^orstrauch, nicht als
baumartiger vStrauch zu bezeichnen,
da er ca. 5 Fuss hoch wird.
Hieraus geht wohl deutlich hervor,
dass der Verfasser nicht einmal das
nötigste zu einer Park- oder Garten-
anlage gehörige Material kennt.
Als Solitairbäume empfiehlt der Ver-
fasser solche von 10-12 Fuss Stammhöhe.
Sind nicht solche, deren Zweige bis
auf den Rasen hängen, schöner?
Nun aber genug, denn der Raum in
der Gartenflora ist kostbar, und ein
solches Buch zu kritisieren ist kein
Vergnügen.
Als Blumengärten beschreibt der
Verfasser die Anlage von botanischen
Blumengärten und empfiehlt sehr
richtig, dass die Pflanzen streng nach
irgend einem System der botanischen
Wissenschaft zu ordnen sind. Als
Noten unter dem Strich giebt er
einige Beispiele und beschreibt nach
dem natürlichen System die Blumen-
krone der Cruciferen und aus dem
Linneschen System die dritte Klasse,
die er Trigynia nennt und welche
nach dem Verfasser alle Pflanzen um-
fasst, deren Blumen drei Pistille haben.
Also auch in Botanik schwach.
Als Anhang enthält das Buch eine
Beschreibung und einen Plan des neuen
Stadtparkes von Braunschweig, da der
Plan aber nicht das Werk des Ver-
fassers ist, so soll derselbe hier nicht
weiter besprochen werden. Es mag
genügen, dass der Verfasser die Anlage
für mustergiltig erklärt.
Wie mag es nur kommen, dass so
viele Schreibselige sich das Gebiet des
Gartenbaues als Tummelplatz wählen,
und da der spezielle Gartenbau nun
schon zu sehr beackert ist, sich jetzt
auf das Gebiet der schönen Gartenkunst
wagen ?
Im Laufe eines Jahres ist dies der
zweite Verfasser, welcher sich darin
versucht hat, um glänzend Fiasko
z u m a c h e n.
Im verflossenen Frühjahr gab der
Hoflieferant Müller, Inhaber der
Firma J. C. S c h m i d t in Erfurt,
eine Broschüre heraus, betitelt »des
Hauses A^orgarten«, welche 20 Pläne
und dazu gehörige Bepflanzungspläne
nebst Beschreibung enthält, die aber
einer Besprechung nicht wert sind.
Herr Müller fühlte dies gewiss und
legte deshalb jedem Büchelchen gleich
eine wohlgesetzte vorzügliche Rezension
bei, welche von A^erschiedenen Tages-
blättern in naivster Weise abgedruckt
wurde. Krasser kann nun bald keine
Reklame gemacht Averden. Herrn
Müller möchte ich jedoch den Rat
erteilen, doch das alte gute Renomme
des Geschäfts zu wahren und bei
fernerer Herausgabe solcher Broschüren
sich an einen erfahrenen Gartenkünstler,
Aus den Vereinen.
309
behufs Anfertigung" der Pläne, zu
wenden. Mit solchen kindlichen Mach-
werken, wie diese Broschüre enthält,
ist weder seinem Geschäft gedient,
noch wird dadurch der Gartenbau
bezw. die Gartenkunst gefördert.
An alle Herren Kollegen richte ich
aber die dringende Bitte, wenn ihnen
solche Werke wie die beiden vor-
stehend beschriebenen vor die Augen
kommen, dieselben unnachsichtlich in
einer Fachzeitschrift zu kritisieren und
in das rechte Licht zu stellen, viel-
leicht werden dadurch die Unberufenen
vom Bücherschreiben abgeschreckt.
Otto Vogeler.
Aus den Vereinen.
Herbstsitzung der russischen Obstbau-
Gesellschaft am 13. Oktober 1893.
In der ersten Ilcrbstsitzung der
r u s s i s c h e n O b s tb a u-G esellschaft
am 13. Oktober 1893 hielt General
Majcn einen sehr interessanten Vortrag
über »Obstbau in Turkestan«. Hier im
Herzen Mittelasiens, sagt er, giebt es
jedwedes Kern- und Steinobst, dazu
Wein, Nüsse, Pistazien und Feigen.
Ausser einigen einheimischen Sorten
Äpfel und Birnen werden auch euro-
päische Arten mit Erfolg gezogen.
Besonders gut gedeiht das Steinobst,
Pfirsiche, Aprikosen, Pflaumen und
Kirschen: nicht minder der Wein,
dessen Anbau für die Zukunft grossen
Erfolg verspricht. Zum Gedeihen aller
Pflanzungen jedoch ist die erste und
wichtigste Bedingung: Wasser! Ohne
Wasser kein Obst! Die Kultur ist noch
e^ne sehr primitive; der Wein wird
meist in Laubenform gezogen, auf %
zurückgeschnitten; in Samarkand
schneidet man kürzer und hält den
Wein niedrig. Man hat gegen 40
Sorten, teils Tafel-, teils Presstrauben,,
viele Trauben werden auch getrocknet,
wie auch Aprikosen, Pflaumen und
Kirschen. Seit einigen Jahren leiden
die Obstanlagen sehr von Insekten.
Luc turkestanischc Filiale der Kaiserl.
russischen Gartenbau-Gesellschaft wird
sich recht lebhaft an der internationalen
Obstausstellung im Jahre 1SQ4 in vSt.
Petersburg beteiligen.
Herr C. F. Mitscherlich , Kom-
missar des Domänen-Ministeriums in
Ghicago,berichtetüber die erstaunlichen
Obstmassen, welche aus allen Staaten
Nordamerikas ausgestelltgewesen seien.
Dabei hob er hervor, dass das aus-
gestellte russische Obst, welches im
Herbste 1892 geerntet, trotzdem es lange
und unter ungünstigen Bedingungen
unterwegs war, dennoch wie frisch
vom Baume gepflückt im Mai 1893 auf
der Ausstellung die allgemeine Be-
wunderung erregt habe. Die ameri-
kanischen Pomologen werden sich an
der Ausstellung und dem Kongress in
Petersburg 1894 in grosser Anzahl be-
teiligen. In Chicago bildete sich auch
eine internationale Gartenbau-
G CS ellschaft. Der Mitglieds-Beitrag
ist 4 Dollars; jedes Land soll seinen
Viccpräsidcnten, Sekretär und Kassierer
haben.
Frankreichs Beteiligung an unserer
Ausstellung wird, dank den Be-
mühungen des Professors Vimond, sehr
gross sein. Derselbe wird nächstens
nach St. Petersburg kommen, um sich
weiter zu informieren, damit er durch
sein Bureau nach Möglichkeit für die
Ausstellung arbeiten kann.
Die Ausstellung wird am 10. Sep-
tember 1894 eröffnet und bis zum
3to
Aus den Vereinen.
31. (3ktober dauern, dieselbe verspricht
eine sehr reiche zu werden.
Sitzung der Kaiserlichen russischen
Gartenbaugesellschaft vom 30. Oktober.
Die erste Sitzung der Kaiserlichen
russischen Gartenbau - Gesell-
schait nach dem Tode des Präsidenten
M.N. Rajewsky erfolgte am 30. Oktober.
Die Tochter des Verstorbenen, Frau
M. M. Plantina, sandte eine noch von
ihrem Vater für die Sitzung der Gesell-
schaft auf seinem Gute Partenik in der
Krim gepflückte Kollektion von 10
schönen Apfel- und 3 Birnensorten,
welche mit der grossen Silbermedaille
prämiiert wurde.
Die Lyoner Gartenbau-Gesellschaft
erhielt als Antwort auf ihre sympathische
Kundgebung ein Danktelegramm.
Aus den Jahreszinsen der von Frau
E. D. Regel der Gesellschaft vermachten
3000 Rbl. Silber erhält der beste
Schüler der Gartenbauschule der
Gesellschaft bei seinem Abgange 2/^,
der zweitbeste 1/3-
Preise wurdenzuerkannt: eine mittlere
silberne Medaille Herrn H. F. Eilers
für 600 blühende Maiblumen, je eine
kleine silberne Medaille Herrn Piep,
Gärtner bei der Grossfürstin Katharina
Michailowna, für i4Stück Ixoracoccinea
in Blüte, Herrn Handelsgärtner Ai"nold
für 200 blühende Maiblumen, Herrn
H. Koppe in Wilna für 50 Chry-
santhemum in Blüte. Je eine Bronze-
medaille erhielten: Herr R. Leubner
für 10 blühende Eucharis amazonica,
Herr Tscherewinsky für 25 Grenadier-
nelken in Blüte.
Magdeburg. VII. Hauptversamm-
lung des Vereins Deutscher Garten-
künstler 17—19. Juni. Unter den An-
trägen ist hervorzuheben No. 7 Antrag
auf Kündigung des Vereinsorgans
(Zeitschrift für Gartenbau und Garten-
kunst), No. 8 Bericht der Kommission
betreffend die Gärtner-Lehranstalt in
Potsdam, No. 9 Eingabe wegen des
Obergärtner-Examens.
Auf Einladung des Herrn Ruleman-
Hientzsch besuchten am 21. Mai
der Vorstand und eine Anzahl Freunde
die Anlagen des Herrn Hientzsch,
»Clarahöh« bei Lindenberg, im Norden
von Berlin, jenseits Weissensee und
Malchow. Clarahöh ist ein Mühlen-
grundstück, das einst König Friedrich
dem Grossen gehörte. Es umfasst
circa 17V2 ha ^ 70 Morgen, ist seit
1873 ini Besitze des Herrn Hientzsch,
der hier ursprünglich ein ländliches
Heim für seine leidende, inzwischen
verstorbene Gattin schaffen wollte,
schliesslich dasselbe aber zu einer mit
Obst - und Gemüsebau verbundenen
Landwirtschaft umgewandelt hat. Es
ist hier so zu sagen das amerikanische
Kleinfarm - System eingeführt, nur
sind bei der Anlage des Beerenobstes
die Reihen zu dicht gepflanzt, so dass
Beackerung mit Pferden nicht mehr
möglich ist. Dagegen wird das
amerikanische Gerät Planet viel ver-
wendet.
Vorhanden sind 1800 Obstbäume,
meist Hochstämme, davon 500 Sauer-
kirschen, 400 Birnen, 600 Apfel,
200 Pflaumen, 100 Reineclauden, 1 ha
Himbeeren, 0,75 ha Johannisbeeren,
0,06 ha schwarze Johannisbeeren (die
besser bezahlt werden), 0,75 ha Stachel-
beeren. Das Grossartigste sind die
Spargelkulturen, die 1879 nach der
Methode von Lherault in Argenteuil an-
gelegt sind. Sie umfassen 10 Morgen,,
und liefern jetzt täglich 2 — 3 Centner
Ertrag. Der Spargel von Argenteuil
zeichnet sich durch seine Feinschalig-
keit aus und war, trotzdem er schon
seit 12 Jahr gestochen wird, wie das
Sprechsaal.
.311
nachfolgende »Spargelessen« ergab,
von ausserordentlicher Zartheit. — Die
Stachelbeeren werden von Kindern in
Akkord grün (halbreif) gepflückt, und
werden dann zwischen den Sträuchern
Kohlrüben gebaut. Ausserdem finden
sich Gewächshäuser mit Gurken und
Schnittblumen - Kulturen, desgleichen
viele Nelken (Her Majesty etc.), Stief-
mütterchen (eine eigene Züchtung,
ganz veilchenblau) und dergleichen
im Freien. Das Ganze zeugt von
kaufmännischem Geschick und von
guter Kultur, welch letztere be-
sonders der treuen Unterstützung des
Obergärtners Gabriel zu danken ist.
Deutsche dendrologische Gesellschaft.
Jahres-Versammlung in Mainz wäh-
rend der Gartenbau-Ausstellung am
Sonntag den 16. September, vormittags
10 Uhr.
Tagesordnung:
a) Bericht der Organisations-Kom-
mission und Rechnungs-Ablage.
b) Mitteilungen über einige neuere
oder seltene Bäume und Gehölze
von V. St. Paul.
c) Bericht über Koniferen von
L. Beissner.
d) Mitteilungen aus dem Kreise der
Versammlung, unangemeldet.
Deutsch -dendr elegischer
Tauschverein.
Unterzeichneter bittet alle Freunde
der Gehölzkunde, sich dem Tausch-
vereine der deutschen dendrologischen
Gesellschaft anzuschliessen.
W, Mönkemeyer,
Botanischer Garten, Leipzig.
Sprechsaal.
Frage 25. Herr Dr. Potonie,
Redakteur der Naturw. Wochenschrift,
übersendet uns folgende Frage: Erlaube
mir anbei (als »Muster ohne Wert«) ein
Exemplar einer Pflanze einzusenden,
welche der hiesige Gärtner als Primula
obconica bezeichnet. Durch Berührung
derselben mit blossen Händen beim
Umpflanzen erhielt derselbe am Unter-
arm und Händen einen schmerzhaften
Ausschlag mit Hautentzündung. Nach
länger anhaltender Beschäftigung mit
dieser Pflanze stellten sich auch noch
beissende Schmerzen in den Augen
ein. Ein ganz ähnlicher Fall soll nach
dem Berichte einer Gärtner -Zeitung
sich in Petersburg zugetragen haben,
indem sich die Hautentzündung über
den ganzen Körper des damit befallenen
Arbeiters ausgebreitet haben soll!
Wollte mir daher die Frage erlauben,
ob diese Eigentümlichkeit der Pflanze
schon länger bekannt und studiert ist
und worauf diese heftige Wirkung
zurückzuführen sei?
G. Schmidt, Pharmazeut,
Wohlen, Kanton Aargau, Schweiz.
•
Antwort. Über die Giftigkeit der
Primula obconica liegen recht wider-
sprechende Angaben vor. D. Reuter
in Osnabrück berichtet in L. Möllers
Deutscher Gärtnerzeitung 1890, S. 205,
da SS er im Winter geschwollene Hände
wie nach Berührung von Brennnesseln
nach dem Putzen der Primeln er-
halten und durch Baden in heissem
Wasser mit etwas Salz dies geheilt
habe. Einer seiner Gehülfen, der sie
vorher behandelt, habe nichts verspürt
oder vielleicht so wenig, dass er es
nicht beachtet hatte. — G. Weygandt
in Wiesbaden und A. Kropff in Freiburg
in Baden erklären ebenso bestimmt,
dass sie nie davon gelitten hätten.
Offenbar erzeugen die Haare die Ent-
312
Personal-Nachrichten.
Zündung, wie die der Platanen. Aber
auch A'on letzteren leiden viele Personen
gar nicht. L. W.
Frage 26. Ich habe an meinen
Stachelbeersträuchern derartig viel
Raupen, dass die Sträucher zur Zeit
infolge des Raupenfrasses vollständig
entblättert sind und dastehen wie im
Winter. Durch Knaben liess ich
tausende und abermals tausende von
Raupen absuchen und immer wieder
tritt die Raupe auf. Daneben stehende
Johannisbeersträucher sind von Raupen
vollständig befreit geblieben. Was
mag dies für eine Raupe sein und
welches Radikalmittel ist anzuwenden?
O. S. in F.
•
Antwort. Ist wahrscheinlich die
20 füssige grüne Afterraupe der Stachel-
beer-Blattwespc, Nematus ventricosus,
die sich unter den vSträuchern flach in
der Erde verpuppt. x\blesen ist das
einzige Gegenmittel, ausserdem häufiges
Plarken und Umgraben unter den
Sträuchern, sonst erscheint im Nach-
sommer die zweite Generation.
3. Antwort zu Frage 18. Teile er-
gebenst mit, dass wir von dem in No. 8
erwähntenPolygonum sachalinense
abzugeben haben.
H. Henkel, Hoflieferant,
Darmstadt.
Friedenau, 16. Mai 1894.
In Nr. 10 der Gartenflora S. 273 findet
sich wieder einmal der ganz falsche
Name Lycium barbarum (S. 273/274)
für eine Pflanze angewendet, die sicher
L. halimifolium Mill. sein wird. Es
wäre wünschenswert, dass darauf auf-
merksam gemacht würde, damit endlich
einmal der Name L. barbarum für
unsern gemeinen winterharten Bocks-
dorn ausgemerzt wird. (Vgl. K. Koch,
Dendrol. II, 1, S. 347, Dippel, Laubholz-
kunde I, S. 22, Koehne, Dendrol. S. 518.)
E. Koehne.
(Wir kommen sehr gern dem Wunsche
nach. Schon beim Nachsehen in der
Litteratur, ob es solche Form bereits
gäbe, wollten wir es im Manuskript
ändern, unterliessen es aber, um
zunächst verständlicher zu sein.
D. Red.)
Personal-Nachrichten.
Der Ritterschaftsrat von Pfuel auf
Jahnsfelde bei Lebus, langjähriges Mit-
glied des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues, ist zum Ritterschafts-
direktor der Mittelmark erwählt und
diese Wahl von S. M. dem Kaiser be-
stätigt worden.
Dem Kastellan Milling an der land-
wirtschaftlichen Hochschule Berlin.
Sekretär d. V. z. B. d. G., ist der Titel
eines Hausinspektors verliehen.
Danksagung.
Allen Freunden, Bekannten und ins-
besondere auch den mir persönlich
unbekannten Gönnern, sowie auch den
zahlreichen Gartenbau- Vereinen, die
mir mein 50 jähriges Jubiläum zu
einem unvergesslichen Ehren - und
Freudentage machten, sage ich hier-
mit meinen herzlichen, innigen Dank.
K i 1 c h b e r g bei Z ü r i c h , im Mai 1 S94.
E. Ortgies,
Garteninspektor a. D.
801. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
in den preussischen Staaten am 31. Mai 1894.
Vorsitzender der Direktor, Herr Wirkl. Geti. Ober-Finanzrat von Po mm er
Esche.
I. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Bankier C. Schwartz, Berlin-Steglitz,
3. » Gärtnereibesitzer C. Brose, Pankow-Berlin,
3. » » Edw. Seidewitz, Annapolis, Maryland, V.St.
durch Herrn Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Wittmack,
4. » Gärtnereibesitzer W. Grams. Pankow-Berlin,
durch Plerrn Schwarzburg,
5. der Gartenbau-Verein in Mainz,
durch Herrn Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Wittmack.
II. Ausgestellte Gegenstände.
1. Herr Kgl. Garteninspektor Lindemuth stellte ausser Preisbewerb
aus: a) ein ausserordentlich kräftiges, blühendes Exemplar der Balsamine
von Zanzibar, Impatiens Sultani Hook., einer Pflanze, die seit ihrer
Einführung 1883 (siehe Gartenfl. 1883, S. 34 und 345 mit Abb.) sich be-
kanntlich im Fluge die Welt erobert hat; b) eine seit mehreren Jahren sich
nur kümmerlich entwickelnde und nur sehr kleine Blätter bildende Hor-
tensie, deren Untersuchung Herr Professor Dr. Sorauer zu übernehmen
sich bereit erklärte; c) kleinblättrigen Epheu für Kirchhöfe, stets im Topfe
gezogen, um das Anwachsen zu erleichtern und die vielen Klagen über
häufiges Ausgehen desselben abzuwenden. Über diesen Gegenstand wird
Herr Lindemuth selbst berichten.
Herr A. Drawiel fürchtete, dass für Handelsgärtner die stete Topf-
kultur zu teuer käme, da sie beim Begiessen schon viel mehr Arbeit
mache. Er kultiviere den Epheu im Freien, decke ihn mit Tanger (Kiefern-
Reisig), pflanze ihn im nächsten Frühjahr in Töpfe und stelle diese in die
Häuser, wenn sie leer sind.
3. Herr Geo. Reid, 36 Kent House Road, Tower vSydenham, London,
hatte 30 trefflich in Wachspapier verpackte Blumen der neuen, ganz
. dunkel sammetroten Nelke »Uriah Pike« übersandt, die, wie in England
und in Graz, so auch hier, allgemeinen Beifall wegen ihrer tiefdunklen
Farbe und ihres ausserordentlich starken, an Gewürznelken oder Nelkenöl
erinnernden Geruchs fand. Derselbe hatte auch 2 Photographien zweier
grossen, löoFuss langen und 3oFuss breiten Häuser des Züchters, Herrn
George May übersandt. Beide sind nur mit dieser Nelke gefüllt und
May schneidet seit 2 Jahren nicht weniger als ca. 40 Dutzend Blumen
täglich, Winter und Sommer. Stecklingspflanzen sind von Herrn Reid
Q] I SiJi. \'crsammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
zu bezichen, kleine ä 2,50 Alk., grössere zu 5 Alk. — Auch Herr Studier,
Lichterfclde, hat sich günstig über diese Nelke ausgesprochen, obwohl er
nur ein etwas welkes Exemplar vor einigen Wochen vom General-Sekretär
erhielt.
3. Auch aus Südfrankreich waren abgeschnittene Nelken eingesandt,
und zwar von unserm Landsmanne Gustav Knoderer, Nizza. 55 ruc de
la Paix, von dem der Verein zur Beförderung des Gartenbaues kürzlich
Primelsamen zu vergleichenden Versuchen bezogen. Es waren dies
Nelken einer neuen remontierenden Rasse, sog. Guillaud-Nelken, Hy-
briden der schönen Lyoner Nellve und der alten Nizzaer Nelke, die auch
Genueser Nelke genannt wird. Die Blumen waren in verschiedenen, meist
aber sehr zarten hellen Tönen, auch gestreift. — Am Tage nach der Ver-
sammlung kam von Herrn Knoderer noch eine Sendung Alusterblumen
anderer Nelken: Alignardises frangaises remontantes. Es ist das
eine der schönen Züchtungen des berühmten Nelkenzüchters Alphonse
Alegatiere, der im November 1S92 in seiner Vaterstadt Lyon starb.
vSie entstand durch künstliche Befruchtung der alten nicht remontierenden
Federnelke mit der Remontantnelke und bleibt konstant, zuerst einfach,
dann mit 2 Reihen Fetalen und endlich gefüllt. Diese Alischung von ein-
fachen, halb und ganz gefüllten wird Herr Knoderer nach der neuen
Ernte anbieten können. Er zieht sie, seitdem die Neuzüchtung erschien.
Die Pflanzen wachsen nicht so buschig wie andere Federnelken, ihr Bau
ähnelt mehr dem der Remontantnelken und die Stengel sind ca. 40 — 50 cm
hoch. (Die Blumen sind sehr schön. L. W.)
4. Herr Obergärtner Georg Kittel in Eckersdorf bei Neurode,
Schlesien, stellte aus dem Garten des Herrn Grafen v. Alagnis drei
herrlich gefärbte Exem.plare der neuen, von Sander & Co., St. Albans.
1893 zuerst auf der Gartenbauausstellung vorgeführten Blattpflanze Str ob i-
lanthes Dyerianus hört. Sander aus, die aller Augen wegen ihrer schönen
rotvioletten, grüngeaderten Blätter, wie wegen ihrer vorzüglichen Kultur
auf sich zog und von mehreren gern angekauft sein würde, wenn sie nur
verkäuflich gewesen wäre. Es , gehört diese Acanthacee mit zu den sechs
neuen Pflanzen, mit welchen Sander in Gent den 1. Preis für Neuheiten
errang (siehe Gartenfl. 1893, S. 305 u. 344).
5. Von Herrn Gärtnereibesitzer H. Mickley-Köpenick war eine sehr
schöne gefüllte Petunie, rosarot mit weisslichem Rand, ausgestellt, die bei
ihm aus Samen gefallen war. Sie baut sich sehr niedrig, eignet sich gut
zum Auspflanzen und ist für Handelsgärtner sehr wertvoll, zumal sie
bis spät in den Herbst blüht. — Herr Schwarzljurg bemerkte, dass
ganz dieselbe Petunie in Pankow bereits im Handel sei, sie verdiene aber
in vollstem Alasse Empfehlung.
6. Von Herrn Gärtnereibesitzer Carl Bros e, Pankow, Alühlenstrasse 18,
war eine herrliche weisse gefüllte Petunie ausgestellt, mit welcher er
sich um ein Wertzeugniss beworben hatte. Dies konnte ihm allerdings
nicht erteilt werden, da die Preisrichter einen Einfluss der Nicotiana
affinis, welche Herr Brose als Vaterpflanze benutzt hatte, um womöglich
eine wohlriechende Petunie zu erzielen, nicht finden, auch eine neue
Rasse darin nicht erkennen konnten; für seine vielfachen Bestrebungen in
8üi. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
115
der Hybridisation besonders der Petunien wurde ihm aber eine grosse
silberne Medaille verliehen.
7. Herr königlicher Garteninspektor Perring erläuterte die aus dem
königlichen botanischen Garten ausgestellten Pflanzen, meist solche, die zur
Vervollständigung der Sammlung erst kürzlich aus England bezogen waren,
darunter das schöne grossglockige gelbe Heidekraut, Erica Caven-
dishii. das vorherrschend in England gezogen wird, in abgeschnittenen,
von dort imi:)orticrten Blütentrauben sich mitunter auch in unseren feineren
Blumenläden findet. Ferner Helichrysum humile Less. var. purpureum,
eine prachtvoll dunkelrosa gefärbte Strohblume, die früher mehr gezogen
wurde, in England aber noch heute zu grossen Schaupflanzen heran-
gebildet wird. Sie ist wahrscheinlich auch eine gute Zimmerpflanze.
Weiter Boronia elatior Barth, rosa, und Pimelea ferruginea. Im all-
gemeinen, bemerkte Herr Perring, sind die Kulturbedingungen für die
Kultur von feineren Neuholländern undKaj)pflanzen in England viel günstiger
als anderswo, selbst die Belgier können nicht damit konkurrieren, und
die meisten derartigen Pflanzen, die man von Belgiern auf Ausstellungen
sieht, sind in England gekauft.
Sehr viel Interesse erregte eine insektenfressende Pflanze, Droso-
phyllum lusitanicum, die Herr Obergärtner Strauss im botanischen
Garten aus Samen gezogen. Dieser portugiesische Sonnentau gedeiht nicht
in Sumpf- oder feuchtem Boden, wie unsere Drosera-Arten, sondern auf
trockenen, unfruchtbaren Hügeln. Er wird im botanischen Garten in
sandiger Heideerde kultiviert und muss im Winter trocken, kühl und hell
stehen. Herr Strauss hat ihn deshalb wiederholt in seiner eigenen
Wohnung überwintert. Die stattliche Pflanze war erst 1 Jahr alt.
8. Herr de Terra legte die neue Auflage seines Gartenbau-Adressbuches
vor und bemerkte, dass er sich alle Mühe gegeben habe, möglichst
genau zu sein.
9. Herr Dr. Freiherr Wilhelm von Landau übergab dem Verein als
Geschenk Andres Handatlas und No. 10 der Revue horticole 1893, in
welcher auf Seite 224 ein Aufsatz von Henri de Vilmorin die gross-
artige Rosengärtnerei des Herrn Antoine Mari in Nizza, von welcher
auch Herr Dr. von Landau in letzter Sitzung gesprochen, unter dem
treffenden Titel »Eine Rosenfabrik« beschrieben hat.
III. Hierauf schritt man zur Wahl der Ausschüsse. Herr Bluth beantragte,
nicht dem Bureau zu Hause die Zählung der Stimmen zu überlassen,
sondern diese, wenn es auch lange aufhalte, in der Versammlung vor-
zunehmen. Die Versammlung lehnte mit allen gegen 5 Stimmen diesen
Antrag ab. Das Ergebnis der Wahl wird wie im vorigen Jahre erst ver-
öffentlicht werden, wenn auch die Zuwahlen erfolgt sind, damit eine
vollständige Uebersicht gegeben werde.
IV. Der Etat wurde hierauf in 2. Lesung genehmigt. Derselbe schliesst in
Einnahme mit 30600, in Ausgabe mit 17200 M. ab. so dass ein mut-
masslicher Überschuss von 3400 M. verbleibt.
Herr Hofgärtner Hoff mann bittet, auch die Kaiser Wilhelm- und
Augusta-Jubelstiftung im Etat mit aufzuführen. Der Direktor bemerkt,
dass diese eine besondere Kasse bilde, über welche beim Stiftungsfest,
oiß 80 1. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
bei Erstattung des Kassenberichtes im Juni jeden Jahres Rechenschaft
abgelegt werde. Leider sei das Vermögen noch so klein, dass die Zinsen
noch zum Kapital geschlagen würden. Er habe vorgeschlagen, das
Kapital lieber mit dem Vermögen des Vereins zu vereinigen und dann
alljährlicli eine grössere Summe, als die Zinsen ergeben, zu Unter-
stützungen etc. in den Vereins-Etat einzustellen, allein die Statuten der
Stiftung Hessen das nicht recht zu.
V. Herr Hofgärtner Hoffmann hielt hierauf einen interessanten Vortrag
über die »Winter- und Frühjahrs-Erscheinungen 1893-94«. Derselbe
wird besonders abgedruckt werden.
Herr Dr. Freiherr von Landau bemerkte, dass an der Riviera, wo er
bis vor wenigen Monaten geweilt, das Klima diesmal viel Übereinstimmung
mit dem hiesigen gehabt habe. Auch dort war der Herbst sehr feucht,
dann traten Anfang Januar starke Fröste, bis — 4O C, ein und später
während des ganzen Februars war sehr grosse Trockenheit. Nur kurze
Zeit war kein gutes Wetter und um dieselbe Zeit starker Schneefall im
Riesengebirge. Gegen Ende Mai, wo es bei uns so kalt, war es auch
dort sehr kühl. Es wird immer behauptet, Nizza habe ein kühleres
Klima als San Remo, das ist nicht richtig, Nizza hat im Nordwesten
durch Berge bedeutenden Schutz; dort findet sich auch der obenerwähnte
Rosengarten des Herrn Mari.
Herr A. Drawiel macht auf die aussergewöhnlich warme Witterung
im April aufmerksam, man konnte schon Mitte April Spargel stechen,
was wohl eine grosse Seltenheit sei. Früh morgens waren schon 13 — 15O
Wärme und mittags bis 25O. Der Obstsegen wird nicht so gross werden,
als man erst erwartete, viel Obst ist abgefallen.
Hierauf berichtete L. Wittmack über das iDlötzliche Erkranken der
Sauerkirschen zu Blankenfelde bei Mahlow (siehe Gartenflora Heft 11,
Seite 302). Herr Professor Sorauer machte darauf aufmerksam, dass
die Vegetation der Kirschen infolge der grossen Wärme vielleicht zu
früh geweckt sei. Schon im März bildet das Cambium bei Kirschbäumen
oft neue Zellen; eine Temperaturerniedrigung von wenigen Graden genügt
dann, um die Zellen zu tödten. Bestimmte Lagen scheinen von der Kälte
besonders getroffen zu sein, an einer Stelle auf der Höhe ist nur ein Baum
krank, alle andern sind gesund. Die Folgen des Frostes, der Gummifluss,
zeigen sich auch an den Zweigen in Blankenfelde, oft ist die Spitze gesund,
der Teil darunter krank.
Der Direktor dankt Herrn Hofgärtner Hoff mann für den interessanten
Vortrag und bittet, alljährlich solche Übersichten zu geben.
Zu Festordnern für das bevorstehende vStiftungsfest werden die Herren
Gartenbau-Direktor Brandt und Hofgärtner Hoff mann erwählt.
Die Preisrichter, die Herren Grass II, Dietze, Drawiel II, Hofgärtner
Hoffmann und Gärtnereibesitzer Mehl, hatten für die ausgestellten
Pflanzen folgende Preise zuerkannt:
Herrn Gärtnereibesitzer C. Brose, Pankow, für eine weisse gefüllte
Petunia eine grosse silberne Vereinsmedaille.
>' Obergärtner G. Kittel, Eckersdorf b. Neurode, fürStrobilanthes
Dyerianus eine kleine silberne Vereins-Medaille.
Der Gartenbau auf der Ausstellung zu Erfurt. oi-y
Herrn llandelsgärtncr Geo. Reid, London, für eine neue Nelke,
Uriah Pike, eine bronzene Vereins-Medaille.
» Kunst- und Handelsgärtner H. Mickley , Köpenick, für eine rote
gefüllte Petunia den Monatspreis von 15 Mark.
Aufgenommen als wirkliche Mitglieder wurden die in der vorigen
Sitzung Vorgeschlagenen.
von Pommer Esche. L. Wittmack.
Der Gartenbau auf der Thüringer Gewerbe- und Industrie-
Ausstellung zu Erfurt.
he sich die erste Periode gärtnerischer Ausschmückung auf der Gewcrbe-
und Industrie-Ausstellung zu Erfurt, den Frühjahrsflor und die Schau-
f,jAv^<- Stellung in der Gartenbauhalle umfassend, ihrem Ende zuneigt, wäre
■^ es wohl an der Zeit, auch den Lesern der Flora einen kurzen Bericht
über die Leistungen der hiesigen Gartenfirmen zu geben, denen sich in wür-
diger Weise einige auswärtige angeschlossen haben. Es war keine leichte
Sache, welche die Herren des hiesigen Handelsgärtner-Vereins übernahmen,
als sie sich bereit erklärten, für die gärtnerische Ausschmückung des Aus-
stellungsgeländes während der Dauer von 5 Monaten zu sorgen, eine Aus-
schmückung, die, schon des Namens der Gartenstadt Erfurt wegen, eine in jeder
Beziehung mustergiltige sein musste. Schon an dem ersten Anlauf, der Früh-
jahrsbepflanzung der Beete, der Schaustellung der Frühjahrsblumen in Töpfen
und der Dekoration der Gartenbauhalle, des einzigen Teiles der Ausstellung,
welcher, gewiss zum Bedauern des grössten Teiles der Ausstellungsbesuchcr,
nur ö Wochen gezeigt wird — konnte man den ganzen Ernst erkennen, mit
dem die Herren an die Erfüllung ihrer Arbeit gingen, ohne Ansehen der Ver-
luste, der Kosten, die ihnen erwuchsen. Alle Firmen guten Klangs sind ver-
treten, E. Benary, Haage & Schmidt, J. C. Schmidt, Chr. Lorenz, Ferd.
Jühlkes Nachfolger, O. Knopff, J. Döppleb, Jacob Sturm, Fr. Adolph
Haage, Franz Anton Haage, N. L. Chrestensen und Platz & Sohn.
Die Vorführungen sind dem Lokalcharakter entsprechend meist auf blumistischem
Gebiete zu suchen; auf den Beeten stehen Pensees, Levkojen, Myosotis, Silenen,
Primeln und Aurikeln zwischen einzelnen immergrünen oder blühenden Ge-
hölzgruppen und einigen herrlichen Frühjahrs-Staudcnbeeten, darunter eines
aus Heuchera sanguinea und eines mit dieser Pflanze und Hoteia astylboides.
Teppichbeete ähnlichen Arrangements sind dem Eingange in die Gartenbauhalle
vorgelagert. Auf einer von der Firma Chr. Lorenz erbauten Stellage stehen
hauptsächlich Goldlack und Levkojen von fast allen Firmen, viel bewundert
und viel berochen. Auch diese Stellage ist eine Eigenart Erfurter Gartenbau-
ausstellungen, sie ist ein unentbehrliches Anhängsel der Erfurter Kulturen.
Nach diesem Überblick ist es wohl angezeigt, etwas näher auf die Garten-
bau-Ausstellung einzugehen, die einen ganz entschiedenen Glanzpunkt unserer
Thüringer Industrie- und Gewerbe-Ausstellung bildet, Sie zerfällt gewisser-
massen in drei Teile: 1. Die Felspartie am Haupteingang, die einen ruinen-
ähnlichen Charakter hat und, von dem Verwaltungsgebäude flankiert, den
Q j g Der Gartenbau auf der Ausstellung zu Erfurt.
Besucher auf hoher Treppe auf das Plateau der zum Ausstellungsgelände um-
gewandelten ehemaligen Daberstädter Schanze hinaufführt, wo dann der 2. Teil
mit der Ausschmückung des der Haupthalle und dem Kunst- und Kunst-
gewerbe-Pavillon vorliegenden Terrains beginnt, und 3. dem etwa 3—4 Morgen
grossen Stück, das ursprünglich von den Erfurtern zu ihren Ausstellungen vor-
gesehen war. Es ist von der Gartenbauhalle im Osten begrenzt, während es
westlich sich an die Bäume des ehemaligen Glacis anschliesst, vor denen noch
einzelne Gebäude, so z. B. der Pavillon für Erauenfleiss u. s. w., stehen. Das
Terrain selbst war Acker und steigt allmählich nach dem schon vorher er-
wähnten Plateau an, ist aber von diesem aus erst sichtbar, wenn man die vor-
gedachten Gebäude passiert hat. Die Anordnung ist im natürlichen Stil ge-
halten, auf saftigem Rasen sind die Beete verteilt.
In die Bepflanzung der Felspartieen, die aus zum Teil gewaltigen Stein-
blöcken hergestellt sind, haben sich die Firmen Haage & Schmidt, Platz
&Sohn, Erfurt, K.Kaiser, Nordhausen, und Eriedhofsinspektor Rebenstorff.
der Arrangeur des Ganzen, geteilt. Man sieht da eine Menge Pflanzen und
Pflänzchen, die zusammen einen sehr guten Eindruck machen und den Ein-
tretenden angenehm bewillkommnen. Auf dem Plateau, welches ursprünglich
den nicht in Erfurt ansässigen Gärtnern überlassen werden sollte, deren aber
sich nicht in genügender Anzahl fanden, haben in bereitwilligster Weise unsere
hiesigen Handelsgärtner die Lücken gefüllt durch Schmückung des Parterres
vor der Haupthalle, das mit grosser, becherförmig springender Fontaine ver-
sehen ist, mit Blumen, und seiner Umgebung mit Lorbeerbäumen. Der Grossh.
Hoflieferant K. Rabe in Weimar hat sowohl für das Parterre als auch für die
eine Seite der Haupthalle sehr schöne Koniferen in vielen Sorten, Gruppen
von Kalthaus-Dekorationspflanzen und hübsche Hochstämmchen von Evonymus
radicans geliefert. Mit Koniferen die andere Front der Haupthalle schmückend,
hat sich Menz & Sohn aus Gotha eingefunden. Vor der Kunst- und Kunst-
gewerbehalle stehen zwei grosse Gruppen prächtiger hochstämmiger Rosen
aus den Baum- und Rosenschulen von B. Stoss aus Sondershausen. Leider
haben dieselben durch den am 5. Mai wüthenden Sturm und den darauf folgenden
Nachtfrost sehr gelitten. Zwei kleine Beetchen von W. Kliem, Gotha, zeigen
Primula elatior mit prächtig scharlachrotem Blütensaum und leuchtend gelbem
Schlünde.
Wir kommen nun zu der schon eingangs erwähnten Ausstellung der
Erfurter Handelsgärtner zurück. ES' würde hier zu weit führen, wenn ich
jedes Beet einzeln aufführe, ich kann nur nochmals sagen, alles dargebotene
ist gut und nimmt sich vorzüglich auf dem saftig grünen Rasen aus. Das
Einzige, was man vermissen könnte, sind grössere, das ganze Farbenbild unter-
brechende massive Einzelpflanzen oder Trupps dunkler grosser Pflanzen als
Ruhepunkte für das Auge in dem Farbenmeere, doch wird diesem Fehler
jedenfalls bei der Sommerpflanzung abgeholfen werden. Vor der Gartenbau-
halle und vor der Stellage stehen zahlreiche Lorbeeren von Chr. Lorenz,
J. C. Schmidt und N. L. Chrestensen. Für die Halle ist das sehr gut, denn
dieses von den Architekten misshandelte Ungetüm wird dadurch etwas ver-
deckt. Ist sie von aussen nicht schön, so ist sie es im Innern erst recht nicht,
sie iDesitzt eine solche Höhe, dass die grössten Pflanzen kaum zur Geltung
kommen, und ist so schmal, dass eine wirksame landschaftliche Anordnung
Der Gartenbau auf der Ausstellung zu Erfurt. ^IQ
kaum m(")glich war. Dass die Besucher trotzdem wenig davon merken, zeigt,
dass an sehenswertem kein Mangel ist. Von einer Anhöhe beim Eingang, die mit
einer Veranda aus Naturholz versehen ist, blickt man über Blüten- und Blatt-
pflanzen hinweg auf einen kleinen See mit Grotten und vorzüglich arrangierten
Blattpflanzengruppen, über denen sich transparent die Wartburg, leider in zu
blassen Farben, erhebt. Dicht unter dem Beschauer sind grosse Cycas in herr-
licher Kultur von N. L. Chrestensen, in der Veranda selbst hängen Ampeln
mit Lotus peliorhynchus*), Asparagus Sprengeri**), Ütonna u. dergl.; auch ein
Epiphyllum Russellianum Gärtneri ist vorhanden. Die beiden Ecken des Vor-
baues decken Palmen von Platz & Sohn. Wenden wir uns zur Rechten, so
stellt sich uns an der Wand eine Gruppe von Palmen, Aroideen, Pandaneen
u. s. w. in bester Gesundheit von Chr. Lorenz und gegenüber eine prächtige
Gruppe des Lilium Ilarrisi . eingefasst von Gladiolus gandavensis Colvillei,
ausgestellt von J. C. Schmidt, dar. Da die Gladiole von rein weisser Farbe
ist, so ist sie für Binderei nicht genug zu empfehlen. Dicht sich anschliessend
sieht man eine Gruppe schönblühender Fuchsia triphylla von J. Döppleb.
Dieser Gruppe folgt eine solche von Cacteen mit vielen schönen und seltenen
Sorten aus der Gärtnerei von LIaage & Schmidt, während die südwestliche
Ecke einen durch Palmen umgebenen Autbau birgt mit getuschten und ge-
tigerten hybriden Calceolarien der Firma E. Benary, die von einer Voll-
kommenheit sind, dass sie wohl schwerlich übertroffen werden können. Der
Nachbar dieses Ausstellers ist J. C. Schmidt mit einem Spiegeltisch zur Auf-
stellung von Bindereien und lebenden Blumen, der in eine Gruppe Neuholländer
eingebettet ist und vor sich eine Gruppe von Rosen, seitlich aber ein Riesen-
exemplar von Phoenix canariensis hat. Hinter dem Phoenix sind eine Anzahl
sogenannter hochstämmiger Isolepis von A. Meyer, LIandelsgärtner in Sonders-
hausen, und Aralia Sieboldi in vorzüglicher Kondition vom LIandelsgärtner
Schubert, Rudolstadt. LTns umwendend, erblicken wir auf dem Mittelstück,
dessen L^ntergrund aus Selaginellen gebildet ist, ein schönes Sortiment Rex-
Begonien von Haage & Schmidt und Cinerarien von Ferd. Jühlkes Nach-
folger (Otto Putz); dieselbe Pflanzenart zeigen auch E. Benary und Oskar
Knopff. Die Benaryschen bilden das Mittelstück des ganzen Arrangements,
und sind, wie alles, was diese Firma liefert, in bester Kultur. Dieses Mittelbeet,
das durch einige Blattpflanzen-Arrangements von den letztgenannten Beeten
getrennt ist, ist umgeben von zwei Bändern aus ausgesucht guten und wert-
vollen Cacteen der Firma Chr. Lorenz, einer Spezialität dieser Firma. Einige
besonders grosse Exemplare, einzeln im Rasen stehend, bilden den Hintergrund
dieses Hauptteils, der sein Ende findet mit der gleich anfangs erwähnten, von J.
C. Schmidt hergestellten Wartburgdekoration. Weiterschreitend sehen wir
ein prachtvolles Anthurium Veitchi, Musa Martini sowie neue starke Chamaerops
von E. Benary. und gelangen dann, eine Grupj)e untadelhafter Ficus elastica
der Firma Platz & Sohn passierend, zu mehreren Palmenaufstellungen von
Benary und einer abermaligen Eckdekoration, die allerhand seltene Pflanzen:
Orchideen, Gloxinien, Begonien, Lilien u. s. w. enthält; auch sind daselbst drei
blühende Exemplare der niedlichen Saintpaulia ionantha*'*) zu sehen. An diese
*) Farbig abgebildet in Gartentiora Sg. Bd. (1890) Taf. i3?4, S. boi.
^•*) Abgebildet in Gartentiora i8()o S. 4(1 1.
'-*"■■) Farbig abgebildet in GartenHora 42. Bd. (1893) Tat', i'.vji, S. 32 1.
020 Die Rosentreiberei des Herrn E. Thiel in Plötzensee bei Berlin.
Gruppe reiht sich Jacob Sturm mit frischen Bindereien und Fr. Adolph
Haage jun. mit Cacteen in Miniaturtöpfen. Vor der Sturmschen Ausstellung
steht ein schönes grosses Exemplar von Chamaerops excelsa von Sauerbrey
aus Gotha. Dann kommen Haage & Schmidt mit einer Gru^Dpe aus blühenden
und Blattpflanzen mit vielen guten und seltenen Dingen, die fast die Wand bis
zum Eingang füllt. Auf dem Mittelbeet ist an dieser Stelle noch zu erwähnen
von E. Benary ein grosses ExemjDlar von Anthurium Scherzerianum und eine
buntblättrige Dracaenengruj)pe, aus der besonders Dracaena Robinsoniana
Goldieana, Massangeana, Lindeni und gloriosa hervorleuchten. Haage
&r Schmidt zeigen hier eine hübsche Gruppe Odier-Pelargonien, welche mit
der gelbbunten Petunia Mad. Morosoff eingefasst ist.
Einige trockene Bindereien von wenig hervorragender Leistung hatten sich
in die Gartenbauhalle mit eingeschlichen, in der ausdrücklich nur lebende
Pflanzen und Bindereien sich befinden sollten, da diese Industrie auf einer
solchen Ausstellimg von anderen Gesichtspunkten aus betrachtet werden muss,
als auf einer Gartenbauausstellung im wahren vSinne des Wortes. Es haben
denn auch J. C. Schmidt und Jacob Sturm in der Haupthalle ihre Plätze
eingenommen, ersterer mit einem imRococostil gehaltenen, prächtigen Schaustück
mit drei grossen Nischen, in deren mittelster die Fabrikation künstlicher Blumen
vorgeführt wird, während die seitlichen Arrangements solche Blumen fertig
zeigen.
Unsere Wanderung ist beendet, wir wenden uns wieder dem Ausgang zu
und damit auch dem .Schluss meines heutigen Berichtes. Wenn die vSommer-
pflanzung geschehen ist oder wenn, wie geplant, eine Frühobstausstellung ins
Leben gerufen wird, werde ich mir erlauben, nochmals in kurzen Zügen zu
berichten. G. B.
Die Rosentreiberei des Herrn E. Thiel in Plötzensee bei Berlin.
Von L. Wittmack.
"^c^'^^ j:C^ Hierzu Abb. 63 u. Gb.
m 5. April nahmen die technischen Ausschüsse des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues nach mehrjähriger Unterbrechung einmal
wieder die Rosentreiberei des Herrn Thiel in Plötzensee in Augen-
schein und waren hocherfreut über die Vergrösserung des Betriebes
und die höchst praktischen einfachen Einrichtungen. Herr Thiel liegt
nahe der Strafanstalt Plötzensee und hat das Rieselwasser dieser
Anstalt gepachtet, das sich in 24 Stunden auf 800 kbm beläuft. Man rechnet
pro Kopf 10 Kubikfuss, ca. 270 1, täglich, das ist sehr viel (in Berlin nur Oo 1
pro Kopf), und das Rieselwasser ist daher sehr verdünnt, so dass Herr Thiel
für die Rosen etwa alle drei Wochen auch noch Kuhdünger dem Wasser zu-
setzt. Zwei grosse Grundstücke, zusammen ca. 15 ha (60 Morgen), von denen
ein weiter vom Hause entferntes, ca. 22 Morgen (5V2 ha) grosses besonders zur
Spargel- und Gemüsekultur dient, können mit diesem Wasser berieselt werden.
In dem Hauptgrundstück, das ca. 38 Morgen (9V2 ha) umfasst, von denen
30 Morgen der Anstalt gehören, sind es im Freien ausser Gemüse namentlich
Die Rosentreiberei des Herrn E. Thiel in Plötzensee bei Berlin.
32J
Xelkcn und Sommerl:»lumcn, auch Obstbäume, Stachel- und Johannisbeeren, die
berieselt werden, frülier besonders auch lü-dbeeren. Allein auffallenderweise
wollen die Erdbeeren trotz alles Düngens mit Rieselwasser nicht mehr tragen
und Herr Thiel hat deren Kultur fast ganz aufgegeben, während er früher von
5 — 6 Morgen oft täglich l)is lo Scheffel (500 1) erntete und zentnerweise
Marmelade herstellte. — Auf den städtischen Rieselfeldern zu Blankenburg
gedeihen die Erdbeeren im Versuchsstück des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues noch immer sehr gut und es wäre interessant, näher nach den
Ursachen des verschiedenen Verhaltens an beiden Orten zu forschen.
Das Hauptinteresse findet aber bei allen Fachleuten die Rieselung der
Rosenhäuser, oder sagen wir richtiger: Rosenkästen. Herr Thiel zieht näm-
Abb. 65. Die Rosentreiberei des Herrn E. "Thiel in Plötzensee bei Berlin.
Photographisch aufgenommen von L. Wittmack.
lieh seine Rosen nicht in eigentlichen Häusern, sondern in einfachen Doppel-
Kästen, von denen 8 oder 16 parallel nebeneinander liegen und innen mit-
einander in Verbindung stehen. Diese werden mit Mistbeetfenstern gedeckt.
Er fing an im Jahre 1882 mit 16 Kästen, welche wir als Gruppe I be-
bezeichnen wollen; im Jahre 1890 errichtete er an einer anderen Stelle, nicht
weit von der ersten, 16 neue (Gruppe II), endlich im Jahre 1893 an einer
dritten Stelle 8 neue (Gruppe III). Die alten Kästen sind aus Holz gebaut, das
geteert ist, die neuen (Gruppe III) dagegen aus doppelten Magnesitplatten,
welche eine Luftschicht von ca. 8 — 10 cm zwischen sich haben. Die äussere
Magnesitplatte ist stärker als die innere, beide sind geteert, wie auch die aus
IIolz gefertigten Sparren und Thüren. In die Erde dürfen die Magnesitplatten
nicht kommen, da sie sonst zerfallen, es ist daher ein gemauerter Sockel nötig.
0 22 I^i^ Rosentreiberei des Herrn E. Thiel in Plötzensee bei Berlin.
Jeder Kasten ist ein Doppelkasten, er f^leicht also einem Erdhause mit Sattel-
dach, nur, dass die Fenster abgenommen werden Ivönnen, \vas während des
ganzen Sommers geschieht. Ein solcher Doppclkasten ist in der neuen Anlage
(Gruppe III) ca. 3 m breit, am First etwa 2 m hoch, an den Seiten etwa 1 m
hoch. Wie schon gesagt, stehen die einzelnen Kästen einer Gruppe miteinander
in Verbindung; es sind statt der Seitenwände nur in gewissen Entfernungen
Stiele in die Erde gesetzt, welche die zum Auflegen der Fenster dienenden
Latten und die Laufbretter zwischen zwei benachbarten Kästen tragen. Diese
Laufbretter dienen zugleich als Rinne für das Regenwasser. Von der Anord-
nung der Kästen giebt beifolgende Zeichnung eine ungefähre Vorstellung. Die
neuen Kästen haben 28 Fenster (auf jeder Seite), jedes 94 cm breit (3 Fuss).
Geheizt werden diese bis jetzt gar nicht, doch soll eine Rohrleitung, wie sie
bei GrujDpe I vorhanden, hineingelegt werden, um wenigstens etwas heizen zu
können. — Zusammen nehmen die 8 neuen Kästen (Gruppe III) 60 Quadratruten
oder Vs Morgen ein; ebenso viel Grundfläche haben auch die 16 Kästen der
Gruppe II und etwas mehr (90 Quadratruten) die der Gruppe I.
Die Höhenverhältnisse sind auch etwas verschieden. In der ältesten
Gruppe I sind die Doppelkästen an den Seiten nur öo cm hoch, in der
Gruppe II 75 cm, dafür ist der Mittelgang in den Kästen der Gruppe I V2 m
in die Erde gegraben, so dass die Beete erhöht sind.
Wie aber wird nun gerieselt? — LJurch das ganze Grundstück gehen
unterirdische Röhren, welche die Rieselung an allen Stellen gestatten. Vor
den Rosenkästen laufen sie an der Stirnseite entlang, durch einen Schieber
tritt das Wasser in eine Längsrinne in den zu berieselnden Kasten, der durch
einen kleinen Damm aus Erde von den beiden Nachbarkästen getrennt ist, und
überflutet den ganzen Boden etwa handhoch, so dass die Rosenstöcke, welche
überall (mit Ausnahme einiger Kästen der Gruppe I) frei ausgepflanzt sind, in
Wasser stehen. Dies ist nach etwa 10 Minuten erfolgt, dann wird der betreffende
Schieber abgestellt und der nächste für den folgenden Kasten geöffnet.
Man könnte auch alle 8 oder 16 Doppelkästen auf einmal berieseln, da sie
ja miteinander in Verbindung stehen, allein das würde sehr lange dauern und
das Wasser würde viel länger stehen, ehe es die nötige Höhe erreicht hätte;
je länger es aber steht, desto mehr Schlickabsatz, der nachher sorgfältig auf-
gehackt oder abgehackt w^erden muss, erzeugt es.
Wann wird gerieselt? Man fängt an im Januar, wenn mit dem Treiben
der Rosen begonnen werden soll, und rieselt sie alle 8 Tage, falls heiteres
Wetter ist, bei trübem aber nur alle 14 Tage, bis Imrz vor der Blütezeit. —
Alle 3 Wochen wird, wie schon gesagt, dem Rieselwasser etwas Kuhdünger
zugesetzt.
Die Rosen sind meist veredelte, weniger wurzelechte Pflanzen: dadurch
unterscheidet sich diese Methode des Herrn Thiel wesentlich von der der
Amerikaner. Übereinstimmend ist bei beiden, dass die Rosen frei ausgepflanzt
werden, freilich in Amerika meist auf Tischen, die etwa 25 cm hoch mit stark
gedüngtem Erdboden bedeckt sind, aber doch auch viel auf Erdbeeten, wie
hier; letzteres aber gestattet auch drüben dann nur ein späteres Treiben. —
Ein weiterer Unterschied ist, dass in Amerika mehr Lleizröhren liegen und
dass die Fenster nicht abgenommen ^verdcn können. — Die originelle Beriese-
lung findet man wohl nirgends wieder und dadurch unterscheidet sich die
Die Rosentreiberei des Herrn E. Tiiiel in Plötzensee bei Berlin.
323
Methode des Herrn Thiel wesentlich von der in I-'rankfurt am Main bei Herrn
Hess etc. üblichen, die sonst viel ähnliches bieten dürfte.
In Bezug auf praktische Einrichtung und Sauberkeit der Kästen sowie auf
kräftigen Wuchs der Rosen dürfte die Thielsche Anlage ihres gleichen suchen
und nicht minder ist der Blütenreichtum, was ja die Hauptsache, hervorzuheben.
Ganz besonders schön machte sich zur Zeit unseres Besuches ein Doppelkasten mit
Reine Marie Henriette, ein zweiter rechts mit derselben Rose, links mit Gloire de
Dijon (siehe Abb. 66), ein dritter undviertermitLaFrance. Die einzelnenBlütenstiele
konnten 40—50 cm lang geschnitten werden. Dabei strotzte alles von Gesundheit.
Nur Marcchal Niel erträgt das Rieseln nicht, die Blumen faulen zu leicht.
^-fs^-^;^n^;^^
Abb. 66. Inneres eines Rosenhauses bei Herrn E. Thiel in Plötzensee bei Berlin.
Links Gloire de Dijon, rechts Reine Marie Henriette.
Photographisch aufgenommen von L. Wittmack.
Vielfach werden die Rosen an horizontalen Lattengerüsten befestigt, so in
einem ganzen Kasten die Gloire de Dijon; an anderen Stellen ist verzinkter
Eisendraht verwendet.
Hauptsorten, die sich für Rieselung eignen, sind: Für frühe Treiberei:
Ulrich Brunner, Grace Darling, La France, Reine Marie Henriette (in Berlin
nicht so beliebt), Mad. M. Rodocanacky, Souvenir d\in ami, Reine Nath. de Serbie,
Alba rosea, Mdm. Lambard, Devoniensis, Niphetos, Madm. Eug. Verdier, Hans
Makart, M. D. Wettstein, Grossherzogin Mathilde, Perle de Lyon, Perle
de Jardin, The Bride u. a. m. Für spätere Treiberei: General Jacqueminot,
Duc de Wellington, Marie Baumann, Fisher Holmes, van Iloutte. Lady Mary
Fitzwilliam erträgt das Rieseln nicht, Madame Victor Verdier wuchert zu stark.
Frangois ^lichelon will ausgepflanzt nicht gedeihen, nur in Töpfen.
ooA E''^ Prachtexemplar der Rotbuche.
Die allerersten Rosen, die getrieben werden, sind aber nicht frei aus-
gepflanzt, sondern stehen in Töpfen, etwa aooo, diese finden sich in der ältesten
Abteilung, die etwas stärker geheizt werden kann.
Die in Töpfen stehenden werden nicht gerieselt.
Ein gemauertes Wasserbassin von 25 kbm Inhalt nimmt sämtliches Regen-
wasser von Wohnhaus und Wirtschaftsgebäude auf, mit welchem die Topfrosen
während der Treibperiode gegossen werden.
Herr Thiel baut ausserdem Frühgemüse, in diesem Jahre zuerst Kohlrabi,
in ähnlichen, aber niedrigeren Kästen mit Rieselung, Hier fliesst das Wasser
erst in eine Mittelrinne und steigt von dort in leichte Seitenfurchen, die
zwischen den einzelnen Pflanzrcihen mittelst einer schmalen Hacke gemacht sind.
In einem Hause mit Pultdach standen sehr schöne Pelargonium zonale, an
der Fensterseite junge Gurken, die später, wenn die Pelargonien entfernt sind,
das ganze Haus überziehen. Unter diesem, beziehungsweise einem daneben
liegenden Hause ist der erwähnte grosse A^erdcckte Behälter für Regenwasser
zum Begiessen, das von dort in alle Kästen der Grupj)e I geleitet wird.
Von der Grossartigkeit der Thielschen Rosentreiberei kann m.an sich
einen Begriff machen, wenn man hört, dass im Durchschnitt täglich 45 — 50
Dutzend Rosen geschnitten werden. Die Ijilligen .Sorten, wie Gloire de Dijon,
werden Anfang April mit 1,50—1,80 M., die besseren mit 3 — 4 M., zum Oster-
feste mit 5 M. bezahlt. Im ganzen sind ca. 2500 Fenster Rosen vorhanden und
dabei, was wir besonders hervorheben möchten, in jedem Kasten meist nur
eine oder zwei Sorten, was den Betriel) ausserordentlich vereinfacht.
Eine interessante Erscheinung im Garten sind einige auf Ebereschen ver-
edelte Birn-Hochstämme, die überreichlich tragen. Der Stamm selbst ist ein
glatter Ebereschenstamm, der bei weitem nicht so stark geworden ist wie der
oben befindliche des Edelreises. Die Krone kann natürlich nicht so gut
ernährt werden und nach 15 Jahren stirbt sie ab; dafür hat sie aber in der
Zwischenzeit sich durch ihre grosse Fruchtbarkeit schon genug verdient
gemacht; es wären in der Beziehung wohl weitere Versuche erwünscht.
Zum Schluss ward den Ausschüssen noch in liebenswürdigster Weise
Gelegenheit gegeben, den trefflichen selbstbereiteten Johannisbeerwein des
F[eiTn bezw. der Frau Thiel kosten zu können, und. freudig stimmten alle An-
wesenden ein, als Herr Gartenbaudirektor Lackner dem Hause Thiel auch
ferner so glückliche Erfolge wünschte. Herr Garteninspektor Per ring wies
noch darauf hin, dass man nicht nötig habe, nach Frankfurt a. M. zu reisen,
um einfache Rosentreiberei zu studieren, sondern dass man das noch origineller
und höchst zweckmässig bei Herrn Thiel schauen könne.
Ein Prachtexemplar der Rotbuche (Fagus sylvatica).
(Hierzu Abb. ü~.)
"^m reussischen Oberlande, nicht weit von Schleiz, befinden sich auf einer
^ Anhöhe, dem sogenannten Kirschbühl, 500 m hoch über dem Meeresspiegel,
mehrere prächtige Exemplare von Rotbuchen, unter anderen die in Abb. 67 dar-
gestellte als allerschönste. Um den Stamm derselben befinden sich Ruhebänke
Ein Prachtexemplar der Rotbuche.
325
und man hat von hier aus aui den Frankenwald und das Saalegebiet einen selten
schönen Rundblick, der gern von Kollegen und Naturfreunden in Augenschein
genommen wird.
Diese Rotbuche ist wohl 400 Jahre alt und hat einen Umfang von 7 m.
Die Stammhöhe ist 3 m, dann beginnen die Riesenäste, die am stärksten
Ende 3 m und 2^l-> m Umfang haben. Der Kronendurchmesser ist 21 m und
Ab. 67. Rotbuche bei Schleiz.
7 m Stammumfang, 35 — 40 m Höhe, 21 m Kronen-Durchmesser.
die Höhe des Baumes 35 — 40 m. Die Buche macht den Eindruck, als ob bei
der Pflanzung mehrere Exemplare zusammengesetzt wurden und zusammen-
gewachsen sind, vielleicht auch durch künstliche Zusammenhaltung; solches
nimmt man bei einem der andern Bäume wahr. Es wäre wirklich interessant,
•zu hören, ob wohl solche Manipulation früher gepflegt wurde. M., Schleiz.
326
Ostern und der Londoner Blumenmarkt.
Ostern und der Londoner Blumenmarkt.
I ler Verlust von ein paar Stunden vSchlaf und ein möglicherweise ziemlich
Mgß langer Spaziergang bei für London allerdings nur wenig dichtem Nebel
^ wurde für jeden Blumenfreund reichlich durch den herrlichen Anblick
aufgewogen, den ihm der Blumenmarkt in Covent Garden an den letzten Markt-
tagen, Donnerstag und Sonnabend vor dem Feste, bot. Trotzdem Ostern in
diesem Jahre sehr zeitig fiel, war die für den Engroshandel bestimmte grosse
Halle mehr als je mit den herrlichsten Kindern Floras überfüllt; dasselbe konnte
man auch von dem darangrenzenden Detailmarkte sagen. Allerdings hatte das
milde Wetter der letzten zwei Monate dem Gärtner vielfach geholfen, aber
Sonnenschein so zeitig im Jahre hat kaum Kraft genug, um solche Schätze
hervorzuzaubern, die Kunst und Wissenschaft des Gärtners muss dafür ein-
treten und beide haben sich in diesem Falle überaus grossartig bewährt. Die
uncrmessliche Menge und Ausdehnung der Gewächshäuser in und um London
macht uns, in den ersten Monaten des Jahres wenigstens, von der Witterung
einigermassen unabhängig, und selbst warmes Wetter in dieser Zeit ist für
Blumen unter Glas von nur partiellem Nutzen, denn jeder Gärtner weiss, dass
er dann um so sorgfältiger für die Nächte sorgen muss.
Es ist gerade die Osterzeit, für Avclche die englischen Gärtner schon seit
Monaten vorher ihre ganze Kunst und Sorgfalt verwendet haben. Auch zu
Weihnachten ist der Blumenmarkt wohlversehen, es sind aber dann vorzugs-
weise Importationen von Südfrankreich etc., zu Ostern aber tritt englisches
Produkt in den Vordergrund.
Endlich in die Halle gekommen, was übrigens, der dieselbe anfüllenden
Menschenmenge wegen, nicht so leicht war, und dem draussen die Luft an-
füllenden, nässenden Nebel entrückt, vergessen wir, dass wir im Monat März
leben, und dünken uns in den Juni oder Juli versetzt.
Vcrhältnismäsig am besten vertreten waren die Azaleen, von denen ein
Züchter nicht weniger als 40 Dutzend grosse Pflanzen auf den Markt gebracht
hatte. Von diesen war eine jede so mit Blüten überdeckt, dass man weder
Zweige noch Blätter sehen konnte. Besonders die weissblühenden waren ge-
sucht und fanden schnell Käufer.
Es sind überhaupt hier weisse Blumen zu Ostern am gesuchtesten, was
zum Teil in der englischen Sitte, die Kirchen mit denselben auszuschmücken,
seinen Grund hat. Ein grosser Liebling der Engländer für diesen Zweck ist
die Calla aethiojDica, die er Osterlilie nennt; diese war auf dem Markte in
ungeheuren Mengen vertreten.
Wenngleich wir jetzt daran gewöhnt sind, Rosen aller Arten und von den
verschiedensten Farben das ganze Jahr hindurch in den Blumenläden anzu-
treffen, so ist es doch selbst im Juni etwas ungewöhnliches, dass der Markt
zu einer Zeit solche Überfülle davon enthält. Wer hätte noch vor verhältnis-
mässig kurzer Zeit daran gedacht, dass eine Rosengärtnerei, die von Iloddesdon.
an einem Tage in Mitte März davon nicht Avcniger als 20 000 in Form, Farbe
und Geruch vollkommene Blüten auf den Markt schicken könnte, wie es hier
geschah.
In allen Ländern, bei Hoch und Niedrig, ist das INIaiglöckchen (Convallaria)
beliebt, und dies mit vollem Recht. Fast ein jeder bedeutendere englische
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
3^
Gärtner kultiviert dieselben und sucht sie für die Weihnachtszeit zur Blüte zu
bringen, wenn sie hohe Preise bringen. Von da ab bis in den Sommer hinein
fehlen sie in keinem Blumenladen. Auf dem Ostermarkt waren sie in imge-
heuren Mengen vorhanden und wurden, wenn auch nicht mit Weihnachtspreisen,
doch mit dem Gärtner lohnenden guten Preisen verkauft.
\"on den hunderterlei anderen Pflanzen und Blumen waren die Cinerarien
durch ihre Farbenpracht und Verschiedenheit wohl einer genaueren Betrachtung
wert, und eben so schön waren die Cyclamen, Tulpen, Hyacinthen u. s. \v. Die
Scilly-Inseln hatten ungeheure Massen von Narzissen der verschiedensten Sorten,
von Cheiranthus und Anemone fulgens, und der Süden Englands Riesenbündel
von Schneeglöckchen auf den Markt gesendet.
Alles fand Käufer und doch hören wir von den Gärtnern nichts als Klagen.
Die immer kühner werdende Konkurrenz drückt die Preise so herunter, dass
die Kultur dem Züchter kaum noch lohnend ist, und sie erzeugt ausserdem viel
zu viel Blumen für eine gesunde Marktlage. Trotzdem dass die Anzahl von
Käufern von Tag zu Tag zunimmt, so wird diese doch durch die ungleit h
grössere Vermehrung der Produktion bei weitem übertroffen. Blumen sind
eine Ware, die man nicht aufspeichern kann. Die Ladenfenster der Blumen-
handlungen zeigen uns viel schönes; ein grosser Teil davon südfranzösisches
Gewächs, lange Zweige von blauer oder w'eisser Syringa, Acacia ver-
schiedener Art, Camellien, Gardenien und Orchideen, besonders Cypripedien,
Veilchen in wahrhaft fabelhaften Massen, schön anzusehen, aber sie können
uns unsere alte Freundin Viola odorata nicht ersetzen, denn es fehlt ihnen der
schöne Geruch.
Rudolph Schuck.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Syringa vulgaris var. Madame Lemoine.
Syringa vulgaris var. Madame Le-
moine hat sich in diesem Jahre zum
ersten Male in ihrer Vollkommenheit
gezeigt und hat das gehalten, was der
glückliche Züchter Victor Lemoine in
Nancy versprochen hat und was im
vorigen Jahre einige dürftige Blüten
ahnen liessen. Das Weiss der Blume
ist rein und blendend, die Blume
schön gebaut und gut gefüllt, die
Rispe schön geformt und dicht mit
Blüten besetzt. Sämtliche Blumen,
welche in diesem Frühjahre sich ent-
falteten, befanden sich an Pflanzen,
welche im August 1892 veredelt
(nicht okuliert) worden waren. Einige
derselben wurden im I*'rühjalire 1893
verpflanzt und trug gerade ein Exemplar
von diesen 8 gut ausgebildete Rispen,
ein Zeichen der Blühwilligkeit dieser
herrlichen Spielart. Wenn es sich
nun noch dazu bewährt, dass dieselbe
sich gut zur Treibkultur eignet, so
steht derselben noch eine grosse
Zukunft bevor. R. Mülle r-Praust.
Ricinus var. von Zanzibar.
Von der Firma Haage & Schmidt,
Erfurt, wurden neuerdings neue Spiel-
arten des »Wunderbaums« von Zanzibar
eingeführt, welche die bis dahin be-
kannten durch Schönheit der Blätter
und imposanten Wuchs noch bei
weitem übertreffen sollen. Man unter-
scheidet je nach Farbe der Samen
328
Kleinere Mitteilungen.
und Blätter verschiedene Sorten, wie
R. zanzibarensis maculatus mit weissen,
braungeileckten Samen und zunächst
kupferbronzenen, später dunkelgrünen,
rötlich gerippten Blättern. — R. zanzib.
cinerascens, Samen grau und schwarz-
purpurn gefleckt, Blätter purpurbraun,
später dunkelgrün mit hellen Rippen.
R. zanzib. niger, Samen schwarz. Be-
laubung bronze-dunkelgrün mit röt-
lichen Rippen. Gard. Chron. 1893,
II, 783, Fig. 120.
Fagus silvatica atropurpurea Rohanii.
Über den Ursprung dieser neuen
Varietät der Blut -Buche ist nach dem
Gutachten des Gartenbau -Direktors
Wzl. Masek in Sichrow folgendes
mitzuteilen. Diese schöne Buche wird
einer natürlichen Befruchtung zu-
geschrieben, welche sich zwischen
Fagus silvatica atropurpurea
und Fagus silvatica qucrcifolia
vollzogen hat. Herr Masek säete den
Samen von Fagus silvatica querci-
folia im Jahre 1888 und dieser Saat
entstammt diese neue Buche, welche
hinsichtlich der Blattform an die
Fagus silvatica asj)lenifolia erinnert,
deren Farbe aber an die Fagus sil-
vatica atropurpurea gemahnt. Das
Wachstum des Bäumchens ist ein
gutes, die Zweige sind einigermassen
ausgebreitet und hängend wie bei
Fagus silvatica asplenifolia. Das Blatt
ist im Frühjahre dunkelrot und im
Herbste graugrün, wie bei unserer
Fagus silvatica atropurpurea. Diese
neue Abart benannte Masek nach
dem Fürsten Rohan. Hier wird also
der Leser mit einer ursprünglich
l;)öhmischen Gehölz - Neuheit bekannt
gemacht, welche sicher eine zahl-
reiche Anwendung in Parkanlagen
finden wird. (Selbe werden erst jetzt
in Verkauf kommen.)
Wzl. Körber in Prag.
Kleinere Mitteilungen.
Lachenalia luteola Jacq.
Vom Königl. Garten -Inspektor Lindcmuth.
In der Versammlung des »Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues« am
29. März führte Herr Königlicher Gar-
ten-Inspektor Linde muth aus dem
Königlichen Universitätsgarten ausser
Preisbewerb eine Anzahl schöner
Lachenalia luteola vor, über die er
folgende Bemerkungen machte.
Die Lachenalien, zur Familie der
Liliaceae, Unterfamilie Lilioideae, Ab-
teilung Scilleae gehörig, entstammen
sämtlich dem Kap und spielten zu An-
fang dieses Jahrhunderts, wie andere
Kappflanzen, eine viel grössere Rolle
als jetzt. Lachenalia luteola, eine der
schönsten Arten, dürfte aber vielleicht
in der Zukunft wieder mehr in Auf-
nahme kommen, da sie sich auch zur
Binderei eignet, und die Binderei lässt
manche fast vergessene Blume wieder
auferstehen. Schon Dietrich erwähnt
sie 1S05 in seinem Lexikon und em-
pfiehlt, Versuche mit der Zimmerkultur
zu machen. Die Blütenstände halten
sich abgeschnitten im Wasser Wochen
lang, selbst ohne Wasser fast acht
Tage, vollkommen frisch.
Am besten erzieht man sie in Töpfen
oder Schalen von 15 — 20 cm Durch-
messer, in die man 7 — 8 Zwiebeln
legt; sie blühen sicher, vermehren
sich aber nur spärlich durch Zwiebel-
brut.
Wenn sie abgeblüht sind, ziehen die
Pflanzen ein und im Mai und Juni
sieht man kein Laub mehr. Ich lasse
Kleinere Mitteilungen.
319
sie dann in einem kleinen Kalthausc
vollständig trocken stehen; erst An-
fang September werden sie wieder an-
gegossen und blühen dann im März.
In diesem Jahre sind sie besonders
schön geworden, weil ich sie während
der Ruhezeit, im August, in neue Erde,
ein Gemisch von Laub- und Mistbeet-
erde nebst Lehm und Sand, gesetzt
habe. Man muss sie stets ziemlich
kalt und recht dicht unter dem
Glase halten, damit weder die Blätter
noch die Blütenstiele zu lang werden.
Bei einem Versuche, sie im Warm-
hause zu treiben, stellte sich bald Un-
geziefer ein, die Blütenstiele wurden
lang, und wellenförmig gekrümmt.
Sehr empfindlich sind die schön
glänzenden, dunkelgrünen, länglichen
Blätter. Man sagt: »Glück und Glas, wie
bald bricht das«, aber die Blätter der
Lachenalia sind fast noch zerbrech-
licher als Glas; die leiseste Berührung
verursacht einen Knick.
In manchen Büchern findet man
Lachenalia luteola nur als Varietät
von Lachenalia tricolor Thunberg auf-
geführt, die sich durch länglich lan-
zettliche, stets gefleckte Blätter von
Lachenalia lutea, welche verlängert
lanzettliche meist ungefleckte Blätter
hat, unterscheidet. Auch wird eine
Lachenalia lutea var. maculata mit
braunen Fleckeil auf den Blättern an-
geführt. Das scheint gelegentlich vor-
zukommen. Schon Dietrich erwähnt
das und Kunth sagt in seiner Enume-
ratio plantarum IV, 1843, S. 290 bei
Lachenalia lutea: »häufig ungefleckt«.
Es soll unter den Lachenalien auch
einige später blühende Arten geben,
doch habe- ich darüber keine Er-
fahrung.
Herr Königlicher Garten-Insi^ektor
Perring bemerkte hierzu, dass man
Lachenalia-Zwiebeln aus dem Süden
beziehen könne, Dammann & Co. in
San Giovanni a Teduccio haben
grössere Flächen damit besetzt, nament-
lich mitLachenalia tricolor und quadri-
color. Vor einigen Jahren habe er
Mitte April bei Herrn Ober-Hofgärtner
Herrn. Wendland in Herrenhausen
die Lachenalien in Ampeln dicht unter
dem Glase eines hellen Hauses auf-
gehängt gesehen; die Blätter hingen über
den Topfrand hinweg, die Blütenstiele
blieben sehr kurz und das Ganze sah
sehr schön aus. Im botanischen
Garten blühen sie jetzt noch nicht,
weil sie in einem sehr kalten Hause
stehen.
Herr Louis Mathieu spricht seine
Freude darüber aus, dass Herr Linde-
muth die Lachenalien der Vergessen-
heit wieder entrissen; früher sei viel
Lachenalia pendula kultiviert worden.
Herr Inspektor Dressler erinnert
daran, dass der verstorbene Ober-
gärtner Eggebrecht dem Verein fast
alljährlich seine Lachenalien vorgeführt
habe; sie seien noch immer bekannte
Pflanzen.
(Die Gartenflora hat wiederholt Ab-
bildungen von Lachenalien gegeben.
So Lachenalia Comesii, Jahrgang 40,
S. 358, Lachenalia luteola, Jahrgang 38,
S. 15Ö, Lachenalia Nelsoni, Jahrgang 38,
S. 15Ö, Lachenalia pendula, Jahrgang 38,
S. 156, Lachenalia quadricolor var. prae-
cox, Jahrgang 38, Taf. 1312,1. In dem
Artikel von G. Reuthe, Gartenflora,
Jahrgang 38, (1889), S. 155 sind zahl-
reiche Arten aufgeführt. D. Red.)
Calla aethiopica L. aus Knollen.
\'oni Königl. Garten-Inspektor Lindem uth.
Herr Königlicher Garteninspektor
Lindem uth führte aus dem königlichen
Universitätsgarten in der Versammlung
des Vereins zur Beförderung des Garten-
baues am 29. März wahre Riesen-
exemplare der bekanntenZimmerpflanze
Calla aethiopica L., welche richtiger
jetzt Zantedeschia aethiopica (L.)
Sprengel heissen muss, nicht mehr
330
Litteratur.
Ricliardia africana Kunth, wie sie auch
oft genannt wird, vor. Dieselben sind
aus vollkommen eingezogenen Knollen
im Kalthause erzogen, welche der
ihm befreundete Herr Konrad Leh-
mann auf Schloss Hünegg am Thuner
See im August v. Js. aus Italien er-
halten und geschenkt hatte.
Die angewandten Töpfe sind 17 bis
20 cm weit. Eine der stärksten Pflanzen
zeigt dicht über dem Topfe einen Um-
fang von 20 cm, der Blütenstiel, un-
gefähr in der Mitte, da, wo er vom
Spross sich trennt, 8 cm. Die Höhe
des Blütenstieles beträgt, vom Rande
des Topfes gemessen, 1,50 m, der Um-
fang der geöffneten Blüte, um den
äusseren Rand herum gemessen, 0.50 m.
Die kräftigsten, jüngsten Blätter sind
bis zur Blattspreite 1 m lang. Die
stärksten Pflanzen entwickeln eine
zweite Blüte aus demselben Spross.
Es würde vielleicht nach I-Ierrn
Lindemuth sich empfehlen, überhaupt
die Calla aus eingezogenen, aus Italien
eingeführten Knollen zu erziehen, die,
wie es scheint, dort imEreien kultiviert
werden. Man würde dadurch viel Mühe
und Arbeit ersparen. Bei uns lässt man
die Calla nie vollkommen einziehen,
sondern reisst die jungen Pflanzen ab
und pflanzt sie in Töpfe oder in einen
Mistbeetkasten. Im letzteren Falle
werden sie im Herbst wieder in Töpfe
gepflanzt.
Herr Direktor Lackner bemerkte:
Die Kultur ist bei uns sehr verschieden.
manche lassen sie einziehen, andere
erhalten sie fortwährend im Wuchs;
ich habe in England, namentlich bei
Bahwith in Tottenham, 50 — 100000
Pflanzen in Töpfen gesehen, die man
hatte völlig einziehen lassen. Man fing
im August an, sie umzupflanzen und
anrücken zu lassen, damit sie zu Weih-
nachten blühen, wo sie ausserordent-
lich begehrt sind. Bei uns zieht man
die Zwerg-Calla vor, weil sie weniger
Raum wegnimmt. Herr v. Pommer
Esche hat im Frühjahr 1893 auf der
grossen Ausstellung in Gent prachtvolle
Calla ausgestellt gesehen. Herr Linde-
muth betonte, dass seine Calla ganz
kalt und am vollen Lichte gestanden
hätten und ihre riesige Grösse nur
den kräftigen Knollen verdankten, wie
ja auch der Augenschein lehre, ^da
sie nicht verspillert, sondern höchst
kräftig entwickelt seien, auch nur
kleine Töpfe und nur wenig Erde
haben. Herr Per ring bemerkte,
trockene Knollen von Calla zu be-
ziehen, dürfte wohl rentabeler sein,
bei uns pflanzt man die Calla im
Sommer frei aus, kann sie dann aber
nicht frühtreiben ; in England, wo man
sie schon zu Weihnachten haben wolle,
müsse man sie ein ganzes Jahr im
Topfe kultivieren. Die schwachen wer-
den im Freien oder auf alten Mist-
beeten ausgepflanzt, einen Sommer
kultiviert, dann in Töpfe gepflanzt und
wieder noch ein ganzes Jahr kultiviert;
frisch eingetopft lassen sie sich nicht
treiben.
Litteratur.
Die strauchigen Spiräen der
deutschen Gärten von H. Zabel,
Kgl. Gartenmeister in Hann. Münden.
Berlin. Verlag von Paul Parey.
128 Seiten. Preis 4 Mk.
Wenn C. Koch in seiner Dendrologie
I. S. 331 sagt: »Wenige Genera unter
den Gehölzen gehen so leicht Kreuz-
ungen ein, als die Spiersträucher, ein
LTmstand. der ihre Bestimmung unge-
Litteratur.
331
mein erschwert«, so wird man dem
Verfasser obiger Schrift für seine
klare und auf praktischen Erfahrungen
und Versuchen beruhende Darstellung
der in den deutschen Gärten vor-
kommenden strauchigen Spiräen die
höchsteAnerkennung nicht vorenthalten
können. Botaniker und Gärtner dürften
gleicher Weise ihre Freude an dem
Werkchen haben.
Die Spiräen im engeren Sinne teilt
der Verfasser in 4 gut unterschiedene
Untergattungen, und giebt zu den Arten
und Bastarden jeder dieser Untergat-
tungen einen übersichtlichen Schlüssel,
der das Bestimmen derselben ungemein
erleichtern wird. Jede Art und jeder
Bastard ist dann unter Vermeidung
aller überflüssigen Angaben ausführlich
beschrieben mit Bezeichnung der Ab-
stammung, Synonyme, des Vaterlandes,
vSchönheitswertes und sonstigen Ver-
haltens, so dass mancher Gärtner und
Gartenfreund, der das handliche Büch-
lein durchblättert, dadurch angeregt
werden wird, diesem gestaltenreichen
und dankbaren Geschlechte seine Auf-
merksamkeit wieder mehr, als es bis-
her geschehen, zuzuwenden. Sie dürften
sich reichlich belohnt fühlen durch
die Freudigkeit des Gedeihens, den
unerschöpflichen Blütenreichtum, die
zierliche Belaubung und den graziösen
Bau vieler ihrer Pfleglinge. Bei dem
Abschluss der Gehölzkonturen sind
sie dem Gartenkünstler fast unentbehr-
lich geworden.
In betreff der aufgenommenen Arten
wünschte ich, dass der Verfasser sich
nicht so streng an die Begrenzung der
Gattung Spiraea bei C. Koch gehalten
und auch einem unserer schönsten
Ziersträucher, den man leider viel zu
selten antrifft, der Exochorda grandi-
flora Lindl. (Spiraea grandifl. Hook.)
mit ihren 4 cm im Durchmesser grossen
reinweissen Blüten, ein Plätzchen in
seiner Monographie gegönnt hätte, zu-
mal diese in einem engeren Verwandt-
schaftsverhältnisse zu den vSpiräen
steht, als der mit Recht angeführte
herrliche Holodiscus (Spiraea ariae-
folia).
Zum Schluss sei es mir gestattet,
darauf hinzuweisen, wie fruchtbringend
auch auf dem Gebiete der Dendrologie
eine Arbeitsteilung sein könnte, wenn
sich besonders befähigte Männer mit
dem gründlichen Studium nur einer
Familie oder grösseren Gattung be-
schäftigten und ihre Erfahrungen dann
in einem grossen dendrologischen
Werke zusammengestellt würden. Für
einen einzelnen Menschen ist, meiner
Ansicht nach, die Beherrschung des
ganzen dendrologischen Materials fast
ein Ding der Unmöglichkeit. Was
hierin durch das Zusammenwirken ge-
eigneter Kräfte hervorragendes geleistet
werden kann, zeigen am besten »die
natürlichen Pflanzenfamilien« von
Engler undPrantl, Vielleicht erkennt
nach dieser Richtung hin die dendro-
logische Gesellschaft einen Vorwurf
zu einer erspriesslichen Thätigkeit.
Giemen.
Louise Riss, Die Blumenbinde-
kunst. Anwendung lebender Blumen
zu Sträussen, Kränzen, Korbfüllungen
und plastischen Blumenbildern. Mit
157 Textabbildungen. Berlin, Verlag
von Paul Parey, 1893. 8^. 270 S.
Mit wahrer Freude zeigen wir dieses
Buch an. Eine Gärtnersfrau, Frau
Louise Riss zu Herrmannshof bei
Danzig, hat es geschrieben, mitten aus
dem praktischen Leben heraus, und
alle ihre Genossinnen, aber auch Ge-
nossen sollten das Werk studieren;
sie werden genussreiche Stunden da-
durch sich verschaffen und viel lernen.
In schöner Sprache, durchhaucht von
innigster Liebe zur Blumenwelt und
vom feinsten \'erständnis für die Ivunst
332
Aus den Vereinen.
cler„Blumenbildnerei",wieFrauRiss
ihre Kunst nennen möchte, führt sie,
wie schon in ihren früheren Artikeln
über den Lorbeerkranz (Garten-
flora 1888, S. 82) und den deutschen
Strauss (Gartenflora 1887, S. 165),
ihren Gegenstand vor. Mit dem
Frühling beginnend, geht sie die
einzelnen Jahreszeiten durch, um die
geeignetsten Blumen hervorzuheben,
bespricht dann das Bindegrün, die
Hilfsmittel bei der Binderei und er-
läutert darauf eingehend an der Hand
zahlreicher Abbildungen die ver-
schiedenen Arten des Blumen strausses.
Weiter folgen : Der Kranz, Laub- und
Blumengewinde für den Festschmuck,
Trauer- und Totenkranz (gehört doch
auch zum Kranz), Trauersymbole,
Blumenschalen und -Körbe, plastischer
Blumenschmuck (Kissen etc.), Blumen-
schmuck in Festräumen, endlich die
japanische Bindekunst sowie das A^er-
packen, die Manschetten etc.
Sehr lesenswert ist auch die Ein-
leitung, in welcher sie mit Recht
hervorhebt, dass das Gesamtgebiet der
Gärtnerei sich für die Frau nicht eignet,
dass aber die Bindekunst sehr wohl
von Damen auch der besseren Stände
ausgeübt werden könne. Und wir be-
dauern mit ihr, dass bisher so wenig
junge Damen der besseren Stände sich
diesem reizvollen Beruf hingeben;
wären sie doch bei ihrer guten, oft
künstlerischen Vorbildung dazu sehr
geeignet. Freilich müsste dann auch
die soziale Stellung der Bindemädchen
eine andere werden; doch das würde
sich von selbst ergeben.
Ist denn nun an diesem Buch nichts
zu tadeln? 0 doch. Wir finden z. B.
die Abbildungen bei den Blumen nicht
immer gut gewählt. Was soll Peristeria
elata, diese so selten blühende Orchidee,
in solchem Werk? Warum ist Cypri-
pedium Calceolus abgebildet? Giebt
es doch so viele Abbildungen von
Cypripedium insigne, barbatum etc.
Auch das seltene Oncidium Papilio und
selbst Cattleya citrina, die auf dem
Bilde viel zu steil hängt, könnten fehlen,
dafür hätten aber Odontoglossum
crispum (Alexandrae) und Cattleya
labiata abgebildet werden müssen.
An Vorlagen dazu hätte es ja nicht
gefehlt. Andererseits freut es uns, so
häufig Darstellungen aus den Aus-
stellungen des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues, besonders aus der
grossen allgemeinen Gartenbau - Aus-
stellung in Berlin 1890 zu begegnen,
die als Afuster eines guten Geschmackes
hingestellt werden und die zuerst in
der Gartenflora erschienen sind.
Frau Riss hat recht, die Kunst lässt
sich nicht lehren, aber eine ge\visse An-
leitung muss jeder haben, und diese
ist in ihrem Werke in ausgezeichneter
Weise gegeben. Schon die vielen
Abbildungen können manchem als
Vorbild dienen, um die deutsche Binde-
kunst, die schon so grosses leistet,
immer noch mehr zu heben.
L. Wittmack.
Aus den Vereinen.
Sitzung der Obst- und Weinbau-Abteilung der
Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft zu Berlin
am 7. Juni.
In dieser Sitzung, an welcher auch
die Herren Prof. Dr. P. Wagner,
Darmstadt, Prof. Dr. Stutzer, Bonn,
und mehrere andere Männer der
Wissenschaft teilnahmen, berichtete
der Vorsitzende, Herr Ökonomierat
Goethe, Geisenheira, zunächst über die
Aus den Vereinen.
333
Thätigkeit der Abteilunp,-. Es hat sich
eine besondere Kommission für Wein-
bergsdüngung gebildet, es sind die
farbigen Abbildungen der 103 besten
Obstsorten in 2 Bänden zu 12 Mk. er-
schienen und es sollen die weniger ge-
lungenen Abbildungen durch bessere
ersetzt werden, es sind endlich von
Herrn Zwirn er zu Rautenbach im
Renchthal Modelle der 103 Obstsorten
aus Wachs hergestellt, die zu 100 Mk.
verkauft werden.
Hierauf hielt Herr Prof. Dr. Barth
aus Rufach, Elsass, einen sehr inter-
essanten Vortrag über die Düngung
der Obstbäume, den Herr Chemiker
Lierke, Stassfurt, durch Mitteilungen
über die Versuche auf dem Iledwigs-
berge bei Frankfurt a./Oder und Herr
Dr. Steglitz über die in Rottwerndorf
geführten ergänzten.
Nach einer langen interessanten De-
batte wurden die Ergebnisse derselben
folgendermassen festgestellt:
1. Die Mengenverhältnisse der chemi-
schen Bestandteile der Obstbäume
sind noch lange nicht genügend
bekannt und bedürfen noch weiterer
gründlicher Untersuchung.
2. Die Obstbäume sind stark kali-
bedürftig.
3. Einseitiger Stickstoff - Überschuss
giebt zu üppiges Wachstum.
4. Für Kali- und Phosphorsäure-Dün-
gung ist die Ilerbstzeit vorzuziehen,
für leicht lösliche Stickstoffdünger
das Frühjahr.
5. Erst nach einer längeren Reihe von
Jahren kann man die Resultate mit
Sicherheit erkennen.
6. Kalidüngung begünstigt die Qualität,
Frühjahrsdüngung in Form unreiner
Kalisalze ist nicht unbedenklich.
7. Für jeden Versuch sollte eine
grössere Zahl von Bäumen der-
selben Obstart und Sorte zur Ver-
fügung stehen.
-S. Die physikalische Bodenbeschaffen-
heit verdient die grösste Berück-
sichtigung.
9. Organische Dünger in fester Form
tief untergebracht sind wirkungs-
los.
10. Die Düngung ist (bei Hochstämmen)
soweit als möglichunterderKroncn-
traufe zu geben.
11. Die Zufuhr von Wasser ist bei den
Düngungsversuchen möglichst zu
berücksichtigen.
Die »Brandenburgia« Gesellschaft für
Heimatkunde der Provinz Brandenburg
besuchte in der Zahl von 120 Personen
(Damen und Herren) am 6. Juni die
Baumschulen des Ökonomie-Rat Späth
in Rixdorf-Berlin. Am 9. Juni veran-
staltete auch die Deutsche Landwirt-
schafts-Gesellschaft einen Ausflug dahin.
Die Frage, ob ein Verein berechtigt
ist, ein ihm unbequem gewordenes
Mitglied aus dem Vereine auszu-
schliessen, ist von dem Liegnitzer
Amtsgerichte verneinend beantwortet
worden. Der Liegnitzer Gartenbau-
verein hatte ein mit der Rechnungs-
revision bei der Chrysanthemum-
ausstellung betrautes Mitglied, das sich
scharf, aber sachlich über einige Un-
regelmässigkeiten im Bericht geäussert
hatte, auf Antrag von 15 Mitgliedern
aus dem Vereine ausgeschlossen, weil
es sich nicht zu einem Widerruf ver-
stand, von dem zwei angesehene aus-
wärtige Fachmänner ihr Verbleiben
im Verein abhängig machten. Der
Ausgeschlossene klagte auf An-
erkennung seiner Mitgliedschaft unter
Berufung darauf, dass das Statut in
§ 7 Gründe für die Ausschliessung
nicht anführt. Der verklagte Vorstand
hielt den Rechtsweg für ausgeschlossen
und folgerte aus der Nichtangabe von
Gründen für die Ausschliessung im
Statut, dass diese an Gründe nicht ge-
334
Ausstellungen und Kongresse.
blinden sei. Das Amtsoericht erklärte
die Klage gegen den Vorstand für ge-
rechtfertigt, da er den Verein nach
den Satzungen vertrete. Die Ansicht,
dass der Rechtsweg ausgeschlossen
sei. widerlegte es mit Hinweis auf die
privatrechtliche Xatur der Gesellschaft,
die es mit sich bringe, dass der Aus-
gestossene »rechtliches Gehör fordern
kann«, zumal er auch ein vermögens-
rechtliches Interesse daran hat, dass
er Mitglied des Vereins bleibt. Nach
gesetzlichen Vorschriften, die in Er-
mangelung von satzungsmässigen
Gründen für die Ausstossung in An-
wendung kommen, kann {§ ii 43 II 6
ALR.) ein Mitglied nur dann ausge-
schlossen Averden, wenn es vorsätzlich
oder beharrlich dem gemeinsamen
Zwecke zuwiderhandelt. Das hat aber
der Ausgestossene nicht gethan und
deshalb ist der Ausschluss ungerecht-
fertigt. Das Urteil ist bereits rechts-
kräftig geworden.
Ausstellungen und Kongresse.
Antwerpen. Rosen - Ausstellung
des »Cercle des Rosieristes d'Anvers«
in Verbindung mit der Weltausstellung
Ende Juni. Anmeldungen an J. B.
Lenaerts, Vestingstraat in Antwerpen.
Görlitz. III. grosse allgemeine
Rosen-Ausstellung des Vereins deutscher
Rosenfreunde, verbunden mit Aus-
stellung von Koniferen, Nelken,
Pensees, Knollenbegonien und Gladi-
olen, Stauden uud bunten Gehölzen,
Teppichbeeten und Bindereien, vom
Juni bis September (1. Ausstellung
7. — 10. Juli). Anmeldungen an Karl
Druschki in Görlitz.
Erfurt. Kirschen-, Beeren- und
Frühobst - Ausstellung in Verbindung
mit der Thüringer Gewerbe - und
Industrie- Ausstellung vom 5. — 12. Juli.
Anmeldungen, auch für Wohnungen, an
Stadt-Garteninspektor Bergfeld. Die
hiermit verbundene Versammlung des
Deutschen Pomologen -Vereins findet
am Freitag, den ü. und Sonnabend,
den 7. Juli (nicht am 7. und 8.) statt.
Programm: Beratungen über Stein- und
Beerenobst. Statutenänderung. Sonntag:
Ausllug nach dem Thüringer Walde.
Die der Internationalen Obstbauausstellung in
St. Petersburg gewährten Vergünstigungen.
1. Alle Ausstellungsgegenstände mit
alleiniger Ausnahme von Weinreben
und amerikanischen Kartoffelnpassieren
alle Grenzzollämter transito.
3. Die Zollbesichtigung erfolgt im
Ausstellungsgebäude.
3. Nur diejenigen Gegenstände zahlen
Zoll, welche entweder auf der Aus-
stellung verkauft wurden oder im
Laufe von 2 Monaten nach Schluss der
Ausstellung nicht wieder ins Ausland
zurückgeliefert worden sind.
4. Lebende Pflanzen, frische Gemüse
und Früchte, welche auf Verfügung
der Ausstellungsadministration infolge
Verderbens vernichtet wurden, sind von
der Zollzahlung befreit.
5. Ausländische Ausstellungsgegen-
stände, welche nach Schluss der Aus-
stellung an Museen, Gesellschaften
oder ähnliche Institutionen geschenkt
wurden, sind von derZollzahlungbefreit.
6. Ausstellungsgegenstände, welche
auf russischen Eisenbahnen nach St.
Petersburg kommen, zahlen den vollen
Tarif; ihre Rückbeförderung geschieht
unentgeltlich.
7. Lebende Pflanzen, frische Gemüse
und Früchte, welche auf der Ausstel-
Ausstellungen und Kongresse.
335
lung- infolge ^"erderhcns vernichtet
werden könnten, mithin die im vorigen
Punkte erwähnte freie Rückfahrt ver-
lieren würden, werden auf den Eisen-
bahnen nach St. Petersburg resp. zurück
mit 50O/0 Rabatt für jede Tour befördert.
8. Der Transport der Ausstellungs-
gegenstände von den St. Petersburger
Landungsplätzen und Bahnhöfen ge-
schieht auf Kosten des Vereins durch
die Ausstellungsadministration.
9. Aussteller, welche nach St. Peters-
burg zur Ausstellung reisen, haben das
Recht unentgeltlicher Rückreise
in der 3. Klasse bis zu der Grenz-
station, welche sie auf der Herreise
passierten.
10. Personen, welche als Mitglieder
des Kongresses zur Ausstellung
reisen, genicssen die eben erwähnte
Vergünstigung in allen 3 Klassen.
11. Personen, welche alle oben er-
wähnten Vergünstigungen zu geniessen
wünschen, erhalten auf ihr Ansuchen
vom Vorstande von Russlands Obst-
bauverein besondere Bescheinigungen.
13. DiePlatzpreise auf der Ausstellung
sind vom Vereinsvorstande bestimmt
und zwar unabhängig von der Art des
betreffenden Gegenstandes, sowie von
dem durch ihn eingenommenen Platze,
d. i. jenachdem dieser freisteht oder
mehr oder weniger durch Nachbarn
begrenzt ist.
Die Platzmiete
auf der Internationalen Obstbauausstellung in St. Petersburg beträgt für die
Guadratarschin, fast genau % Quadratmeter:
tr.
Ausstellungs - Gegenstände
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^
Rubel
Kop.
Rubel
Kop.
Rubel
Kop.
Rubel
Kop.
I.
Frisches Obst und Beeren .
3
4 —
6 —
8
IL
Gemüse
1
—
3
—
3 —
5
—
III.
Obst und Gemüse, gedörrt,
eingemacht und alle Fa-
brikate.
A. Konserven, Konfekt, Mar-
melade, Pastillen u. s. w.
3
50
5
—
7
50
10
—
B. Trockenes Gemüse . .
3
—
4 : —
6
—
8
—
IV.
Wein.
A. Traubenwein u. Likör .
5
—
7
—
9
—
10
—
B. Beerenwein u. Oider .
3
—
5
—
7
50
9
—
V.
Hopfen und Arzneii^flanzen.
A. Hopfen
—
75
1
5'>
3
35
3
— -
B. Arzneipflanzen . . .
3
—
4 ' -
6
—
8
—
VI.
Samenzucht
3
50
5 ' —
7
50
10
-
VII.
Geräte und Maschinen . .
1
—
3 ' —
4
—
6
—
VIII.
Litteratur und wissenschaft-
liche Gegenstände . . .
1
50
3
^
4
50
6
—
IX.
Obstbäume und Beeren-
sträucher (mit Sand) . .
—
50
1
-
1
^^'>
3
—
NB. Wer keinen Sand, aber Erde wünscht, hat sich solche zu kaufen und
anzufahren.
336
Sprechsaal. — Personal-Nachrichten. — Tagesordnung.
Sprechsaal.
Frage 27. Beiliegend sende ichihnen
ein paar Blätter meiner Toj)f-Rosen im
Freien. Dieselben sind plötzlich von
einer mir unbekannten Krankheit be-
fallen, die sich schnell zu verbreiten
scheint. Ich habe Schwefel und Seifen-
wasser dagegen versucht, doch an-
scheinend ohne Erfolg. Jetzt lasse ich
die befallenen Blätter abschneiden
und verbrennen. Sie würden mich zu
grossem Danke verpflichten, wenn Sie
mir möglichst bald mitteilen würden,
wie ich diese Krankheit am besten
bekämpfen kann. C. C. in N. W.
Antwort. Ist der Rosenrost, Phrag-
midium subcorticium. Ihr Radikal-
mittel ist das einzige wirklich empfeh-
lenswerte. Das Schwefeln scheint frei-
lich die Sporen auch etwas beeinflusst
zu haben. L. W.
Personal-Nachrichten.
W. Rössing, bisher Obergärtner der
Gärtnerei des Herrn Geheimen Kom-
merzienrat H. Gruson in Buckau-
Magdeburg, hat seine vStcllung auf-
gegeben, um sich als Ilandelsgärtner
niederzulassen.
A. Marwitz ist als Nachfolger Rös-
sing's mit der Leitung der Gruson-
schen Gärtnerei betraut worden.
Au gu s tPe t r i f k e , Gärtner in Ladziza,
wurde das allgemeine Ehrenzeichen
verliehen.
Thomas Lobb, der älteste Sammler
der Firma James Veitch & Sons in
London, dem wir die Einführueg vieler
neuer und schöner Orchideen, wie z. B.
Vanda coerulea, Aerides multiflorum
Lobbi und anderer verdanken, ist hoch-
betagt in Devoran (Cornwall) gestorben.
Tagesordnung
für die
Jalires-Versaininlunöäes Vereins zurBeförderiuiö desGartenlaiißsln äenpreussisclienStaaten
am Donnerstag, den 28. Juni 1894, 6 Uhr
im Königlich botanischen Museum, Grunewaldstrasse 6 und 7 (im botanischen Garten).
/om April bis August finden die Versammlungen im Königlich botanischen Museum statt.
1. Ausgestellte Gegenstände.
2. Jahresbericht.
3. Kassenbericht.
4. Neuwahl des Vorstandes.
5. Antrag des Herrn O. Neumann auf Revision der Statuten.
6. Verschiedenes.
Gartenflora 1894.
Tat: 1404.
VAXDÄ TERES LIXDL,
Yanda teres Ldl. Stielrunde Yanda.
Von F. I.edien, Dresden.
■,r=^ Hierzu Tafel 1404.
^er Gegenstand des farbigen Bildes dieses Heftes ist nichts neues in Europa
^^ und wir können von einer Angabe der botanischen Merkmale umsomehr
absehen, als die Pflanze in jeder besseren Orchideen-Sammlung zu linden, in
jedem Orchideenbuche beschrieben und mit ihren stielrunden Blättern kaum
mit einer anderen Orchidee zu verwechseln ist. In dem einen Falle, wo eine
Verwechselung stattfinden könnte, nämlich mit Vanda Hookeriana Rchb.,
ist die Verschiedenheit in der Blüte doch so bedeutend, dass man nur unsere
Abbildung zu vergleichen braucht, um zu wissen, welche Pflanze man vor sich
hat. Die Blätter von V. Hookeriana sind von denen der V. teres dadurch unter-
schieden, dass sie noch eine Andeutung einer Mittelrippe in Gestalt einer
Rinne an der Oberseite des sonst stielrunden Blattes zeigen, während das Blatt
von V. teres völlig stielrund ist. Bei den Blüten' von V. Hookeriana ist noch
zu bemerken, dass deren Petalen nicht so merkwürdig" nach vorn bis in fast
horizontale Lage herunter- und zusammengebogen sind, wie manche Arten und
besonders V. teres dies zeigt, bei der man bei normaler Haltung der Blume
überhaupt nur die Rückseite der Petalen sieht. Auch ist bei V. Hookeriana die
Lippe breit fächerförmig entwickelt und gewissermassen das schönste und
auffälligste an der Blüte; die Seitenlappen der Lippe schön anilinpurpurn und
auseinandergeschlagen. Bei V. teres ist die Lippe weniger entwickelt, wie
unser Bild zeigt, die Seitenlappen goldgelb und über der Säule zusammen-
geschlagen.
In der Kultur sind dazu die Blüten von V. Hookeriana niemals so gross,
wie die von V. teres.
Doch über die Kultur der Vanda teres sind wohl einige Worte an-
gebracht.
Die Form der Blattorgane ist von einigen anderen Pflanzengattungen her
bekannt und deutet ausnahmslos auf einen heimatlichen Standort mit exzessiven
Hitzegraden und ebensolchen Dürreperioden sowie grosse Gewöhnung an direkte
Sonnenwirkung. Und so ist auch nach allen Beschreibungen der heimat-
liche Standort der Vanda teres auf den heissen Ebenen von Assam, Ober-Birma
und Sylhet, wo sie die Äste der höchsten Bäume beklettert, immer der Sonne
ausgesetzt.
Über die Kultur ist ein Irrtum verbreitet, nämlich dass die Pflanze ein
bedeutendes Nahrungsbedürfnis hätte, was mit ihrem natürlichen Standorte sehr
wenig in Einklang zu bringen wäre. Entstanden ist diese Meinung wohl da-
durch, dass man in England mehrfach die besten Erfolge mit einem Atispflanz- .
verfahren sieht. Untersucht man aber das betreffende Auspflanzbeet, so findet
oog lieber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst.
man, dass dasselbe keine Erde enthält, sondern bei einer Tiefe von ca. 40 cm
zu ^4 mit Scherben und Ziegelbrocken und im oberen Viertel mit Holzkohle
ausgefüllt ist, auf welcher Schicht die Pflanzen stehen; die ganze Oberfläche
ist dann 4 — 6 cm hoch mit frischem Sphagnum bedeckt.
Eine Hauptsache bei der Kultur ist nur, und das wird bei den englischen
Kulturen in ausgiebigster Weise beachtet: niemals irgend welcher Schatten
und in der Vegetationsperiode fortwährendes Nasshalten durch Spritzen, am
besten durch eine mit der Wasserleitung verbundene Spritzvorrichtung. Ge-
lüftet wird lieber gar nicht; mag das Thermometer ruhig über 50^ C. steigen;
bei tüchtigem Spritzen schadet das nicht; die vorher geschilderte Drainage
hält nicht mehr fest als nötig ist. Im Winter steigt die Sonnentemperatur von
selbst nicht mehr so hoch und man heizt ohne Sonne nicht über 22^ C. In
dieser Zeit der Ruhe spritzt man natürlich auch nicht mehr so stark und lässt
die Wärme nachts nicht unter 15 — 18^ C. sinken. Dann hört die Vegetation
durchaus nicht völlig auf, aber die Pflanze bekommt soviel Ruhe, um die Blüten
anzulegen, die dann noch bis zum Mai ungefähr brauchen, um zur Entwickelug
zu kommen.
Für die Topfkultur des Eiflzelexemplares empfehle ich, dasselbe nicht
blos an einen Stab zu binden, wie man es oft sieht, sondern die Pflanze an eine
recht rauhe, tiefgefurchte und durchlöcherte Korkröhre von etwa 80 — 90 cm
Höhe so zu befestigen, dass sie möglichst dicht daran liegt, und diese Korksäule
dann in einen entsprechend grossen Topf mit Farnwurzeln, Scherben und
Sphagnum zu pflanzen. Die von Natur an Stämme sich anschmiegende Pflanze
macht bei feuchter Kultur bei. jedem Blatte bandförmige Wurzeln, welche sich
gern in die Furchen der Korkrinde legen und eine ziemliche Länge erreichen.
An einer niemals zu schattierenden Stelle des Hauses, möglichst dicht am Glase,
hält man diesen Kork im Sommer womöglich dauernd feucht und wird sicher
gute Resultate erlangen. Wächst die Pflanze über das Korkrohr hinaus, so
schneidet man das Überstehende ab, sobald es eine Wurzel besitzt, und steckt
es unten neben die Hauptpflanze und erhält so bald ein starkes Exemplar.
Die Dauer der herrlichen Blumen, wenn man sie vor Nässe schützt, ist
4 bis 5 Wochen und auch im abgeschnittenen Zustande erstaunlich.
i
Lieber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst.
Vortrag, gehalten von Fräulein An nie de Leeuw aus Haarlem im Verein zur Beförderung
des Gartenbaues am 25. Januar 1894.
Hierzu 14 Abb. 68 — 81.
eine Damen und Herren! Ich gehöre nicht zu den Damen, die auf-
treten, um aufzutreten, sondern nur, um etwas zu sagen, was sonst
nicht gesagt wird. Herr Prot. Wittmack hat mich schon vor drei
Jahren angeregt, einmal meine Ansichten in einer Ihrer Versammlungen aus-
zusprechen; jetzt ist eine Veranlassung dazu, und zwar infolge des Vortrages,
den Herr Wittmack kürzlich hier über die Parkanlagen von Chicago gehalten
hat. Ich freute mich über seinen Vortrag, aber ich habe etwas dagegen ein-
zuwenden. Er erzählte uns von dem Globus im Washingtonpark, von dem
Ueber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. qqq
Kalender, von dem »Heil Columbia« in Noten etc., alles aus Teppichpflanzen,
und meinte, letzteres namentlich ginge zu weit. Da lag es mir auf dem Herzen,
zu sagen: Nein! Das geht nicht zu weit! Aber das ist auch der einzige Fall,
wo ich Teppichbeete und geometrische Anlagen für berechtigt halte. Der
Spass, der Witz, die Sinnigkeit, den Besuchern als eine Art Willkommensgruss
einen Globus oder das »Heil Columbia« vorzuführen, macht in diesem Falle
etwas an sich unschönes gut.
Im Jahrgang 1S90 der »Gartenflora« S. 603 und 638 hatte ich die Ehre,
unter meinem Schriftstellernamen Geertruida Carelsen einen Aufsatz über »Still-
stand, Rückgang und hoffentliche Weiterentwickelung der freien Gartenkunst«
veröffentlichen zu dürfen.*) Unter »frei« verstehe ich die Freiheit, die Loslösung
von der Baukunst, deren Gehülfin, ja deren Dienstmagd die Gartenkunst früher
war, als welche sie mitunter noch angesehen wird. Im vorigen Winter habe
ich mit grossem Interesse den Vorträgen des Herrn Dr. Jaro vSpringer über
Gartenbaukunst im Kunstgewerbemuseum beigewohnt und hörte da viele
geschichtliche Bemerkungen; aber der Vortragende erklärte gleich, dass er von
den Pflanzen selbst kein Verständnis habe, und so war es begreiflich, dass auch
dort der Gartenbau vom architektonischen Standpunkte aus behandelt wurde.
Das gab mir am meisten \"eranlassung, auch einmal meine Ansichten aus-
zusprechen.
Ich möchte zu allen Gärtnern sagen: Schafft Euch eine eigene, freie
Gartenkunst, die sich stützt auf die Gesetze ihres eigenen Materials; die also
ausgeht von der Grazie und der Lebensfülle, die dem vegetativen Material
innewohnt, anstatt unbewusst oder bewusst sich zu halten an die Traditionen,
die herstammen aus der Zeit, als die Baukunst noch völlig die Gärtnerei be-
herrschte, die Baukunst, die sich, vollkommen berechtigt, nach ihrem Material
dem toten Holz oder dem Stein, richtet.
Die ganze Geschichte der Gartenkunst zeigt uns ein Freimachen von der,
Baukunst. In der allerersten Zeit hat man nur einzelne Gartenpflanzen gezogen;
als man aber anfing, wirkliche Anlagen zu machen, waren es immer Anlagen
in der Nähe der Gebäude. Le Nötre war der Erste, Avelcher das ganze
Pflanzenmaterial seiner Zeit beherrschte, aber wenn er heute lebte, würde er
sagen: Seht nicht mehr nach mir, nachdem so viel besseres geschalfen.
Wie die Sternkunde sich von der Astrologie, wie überhaupt jede Kunst,
die sich mächtig entwickelt, sich von derjenigen, mit der sie früher verbunden
war, losgelöst hat und noch loslöst, so soll es auch die Gartenkunst thun. Die
genialen Künstler des englischen Parkes haben angefangen, jetzt hat man nur
weiter zu gehen.
Wenn ich es wage, in diesem Sinne anzuregen, so liegt meine erste Ver-
anlassung dazu wohl in meiner Herkunft aus einer altbekannten Landschafts-
gärtnerfamilie. Die Zocher, Mitinhaber der Firma Zocher & Voorhelm
Schneevogt, waren tüchtige Landschaftsgärtner, und als ich sechs Jahre alt
war, wurde ich oft schon mit in die Anlagen genommen. Ich habe einige far-
bige Zeichnungen**) entworfen, welche die Gegensätze zwischen wahrer und
falscher Kunst vergegenwärtigen sollen.
*) Wir empfehlen dringend das Nachlesen dieses Artikels. D. Red.
**) Wir können diese höchst charakteristischen, z. T. sehr grossen Skizzen leider nur
schwarz wiedergeben; farbig wirken sie natürlich viel mehr. D. Red.
, Ueber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst.
I. Hier (Fig. 68) ist ein Tannenbaum »mit grünen Finoem« (Heine), gegen
das Blau des Himmels lebensvoll sich abhebend, hier dagegen (Fig. 09) tannen-
baumartige Koniferen mit amputierten Gliedern, zu Pyramiden geschoren,
nüchtern und kalt.
AVie ist es möglich, dass jemand, der einmal die Schönheit eines Tannen-
Avaldes emplunden, je Lust hat an einer so geschorenen Pyramide? Es i.st
immer be^vusst oder unbewusst der Zusammenhang der Gartenkunst mit der
Baukunst, der noch in solchen Geschmacklosigkeiten spukt.
IL Ob eine Pflanze strauch- oder stammförmig gezogen werden soll, ist
Geschmacksache. Der richtige Geschmack, der sich von der Natur führen
lässt, sagt: Jedes Gewächs soU so gezogen werden, wie es seine Natur, sein
Charakter, sein natürlicher Habitus mit sich bringt. (Fig. 3 und 4.) Wenn ein
Gehölz zu viel Raum einnimmt und man es kleiner machen will, so geschehe
das immer im Einverständnis mit seinem Naturell.
III. Ich möchte in der Gartenkunst von Grazie ersten und niederen Ranges
sprechen und unter Grazie ersten Ranges diejenige verstehen, welche von
dem Material selbst angegeben wird, während die Grazie niederen Ranges
ohne Rücksicht auf das Material ausgeführt ist. (Fig.- 5 und 6.) Baukunst und
Gartenkunst, jede frei nebeneinander, können eine grosse Schönheit liefern,
wie es die hohen Baumgruppen neben oder hinter manchem Palast zeigen.
Leider ist man bei den hohen Bäumen stehen geblieben und regiert die
kleineren Bäume, Sträucher, Schlingpflanzen u. s. w. lieber nach einer der
Baukunst entlehnten Regel als nach den Gesetzen der Natur.
IV. Wenn man von holländischen Gärten spricht, so handelt es sich durch-
gehends um die steifen, alten, nur als Antiquitäten merkwürdigen Gärten des
17. Jahrhunderts.
Weniger bekannt ist es, dass in Holland in diesem Jahrhundert das Prinzip
des englischen Parkes viel konsequenter als sonst irgendwo durchgeführt worden
ist durch die Zocher in drei Generationen.
Fig. 7 und 8 zeigen uns eine flache Blumenanordnung, man möchte sagen:
Blumentorte, im Gegensatz zu einer geschmackvollen Blumenanordnung um
eine Statue.
Die Zocher sind viel weiter gegangen als Pückler, Lenne und Sckell; sie
haben auch auf die kleineren Pflanzen und Gruppen das natürliche Prinzip
angewendet, anstatt das des Figürchenlegens. Wenn man Pückler liest, so
sieht man, dass er die Blumen als etwas sehr nebensächliches behandelt; ich
sah jetzt in Muskau allerlei kleine Figürchenlegerei; das ist ein Frevel an
Pückler, die geometrische Anordnung im Park sollte ein überwundener
Standpunkt sein.
V. Der englische Park aus der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts war
verhältnismässig arm an Blumen. Daher mag es wohl gekommen sein, dass
die meisten seiner Vertreter die Blumen als etwas nebensächliches betrachtet
haben. Alsdann ein Aufschwung der Blumenkultur kam, wusste man nicht
recht, was mit dem farbigen Material anzufangen sei, und machte Fehler.
Weshalb verfährt man bei ihrer Gruppierung nicht wie bei der von Bäumen?
Fig. 9 und 10 sollen dieses veranschaulichen, und zwar zeigt uns Fig. 9 Blumen-
beetchen, die wie Bonbons auf dem Grase ausgestreut sind, und Fig. 10 stellt
eine Blumengruppierung ohne jede Spur von Figurenlegen dar.
'■'jS-rf»
Fig. 68. Tannenbaum ,.11111 yruiicn Fingern." '- Fig. (3(). Konifere mit amputierten Gliedern.
5
-^ -^ mg S -
V
Fig. 71. Stammförmig "gezogene Sträucher.
Fig. 70. Natürlich ausgewachsener Strauch.
V.
«
Fig. 73. Grazie niederen Ranges.
Fig. 72. Grazie ersten Ranges.
342
Ueber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst.
VI. Der Takt der reinen Kurven aus der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts
ist fast gänzlich verloren gegangen. Meistens ist die Schönheit der Pfade der
Form des Rasens geopfert, oder umgekehrt. Es gehört dazu ein künstlerisches
Fühlen, und viele haben früher vom Arbeiten unter den grossen Künstlern
dieses Gefühl sich angeeignet. Wer es lernen will, kommt vielleicht am
weitesten mit einem Studium des v. Sckell'schen Werkes.
Seit den Zeiten des Fürsten Pückler hat sich vieles geändert; es sind vor
allem die Villen-Kolonien hinzugekommen, in den grossen Städten die Volks-
gärten und kleineren Parks. Früher waren es meist grosse Güter, auf denen
Parks angelegt wurden, da konnte man leichter schöne Linien schaffen; aber
wenn die wahre Kunst vorhanden ist, lässt sich das auch bei den Ideineren
Flächen thun.
VII. Die zu grosse Nähe der Gebäude in den modernen Villen-Kolonien
und dazu die Mode der flachen Grasränder bewirken, dass man zu sehr den
architektonischen Linien folgt. Man macht unschöne kleine Rasenbeete um die
Wohnungen und steckt einige Töpfe hinein. Die alten Meister machten es
Fig. 74. Blumentorte Fig. yS. Blumengruppierung
um eine Statue.
anders, sie bildeten hübsche Gruppierungen. Wie viel mehr könnte jetzt aus
dem so viel reicheren Material geschaffen werden, wenn man nur so verständ-
nisvoll wie jene Künstler sich in die Forderungen des Materials vertiefte.
Fig. 11 zeigt uns solche Schwierigkeit zwischen zwei Gebäuden, Fig. 13,
wie dieselbe überwunden werden kann.
Vni. Das Schlimmste, Unnatürlichste an den Mosaik- und Teppichbeeten
sowie sonstigen geometrischen Anlagen ist, dass dabei nur auf Farbenspiel,
nicht auf den hübschen Wuchs der Pflanzen geachtet wird. Allein auch das
Farbenspiel ist meistens, der Sauberkeit wegen, hart. Das Grün fehlt am richtigen
Platz, das heisst zwischen den Blumen, zu denen es gehört. Ich denke oft:
Sollte diese harte Mode durch die schlechten Augen kommen, die leider heute
so verbreitet sind? Sehen viele das Harte nicht? Sobald man gruppiert, an-
statt Figürchen zu legen, wird alles gleich besser,
Fig. 13 und 14 sollen die Gegensätze zwischen mosaikartiger und natürlicher
Gruppierung veranschaulichen. In diesen Figuren liegt die Hauptsache von
dem, was ich zu sagen habe.
Ich stehe hier nicht aus Rechthaberei, sondern um Gedanken anzuregen,
und es sollte mich freuen, wenn mir das in schwachem Masse gelungen wäre.
(Allgemeiner Beifall.)
Ueber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst.
343
Diskussion.
Herr städtischer Gartendirektor Mächtig: Es ist sehr dankenswert, gerade
aus dem Munde einer hochgebildeten Dame ein Urteil zu hören, welches sehr
selten ausgesprochen wird; im allgemeinen ziehen sich diejenigen, welche ebenso
denken, zurück, weil sie wissen, dass sie damit nicht durchkommen. Die ganze
Gärtnerei ist jetzt darauf zugeschnitten, gegen die Regeln der Gartenkunst zu
■0^
Fig. 76. Blumenbeetchen, wie Bonbons auf dem Grase ausgestreut.
.-^^'I^j^,
^0
Fig. 77. Blumengruppierang ohne jede Spur von Figurenlegen.
Verstössen. Man erzieht Formen, die durchaus unschön sind, mag das Material
auch noch so edel sein. In manchen Fällen wirkt die Blütenpracht selber darauf
hin. Eine reich blühende Azalea mit geschorener Krone ist imponierend in
Bezug auf Blütenerzielung, aber eine Verunzierung der Pflanze in ästhetischer
Beziehung. So haben wir ferner die beschnittenen Koniferen, die nieder-
gebundenen Pflanzen, welche gar nicht rasenartig wachsen wollen, also un-
344
Ueber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst.
natürliche Verhältnisse. Wir haben auch in Bezug auf die Einteilung der
Flächen manche Fehler zu verzeichnen, zum Teil mögen sie begründet sein in
der unverhältnismässig geringen Grösse der meisten Gärten in den Vororten;
aber, wie g'anz richtig bemerkt, man wird auch da es besser machen können.
Wurstartige Festons zwischen Kugeläkazien sind leider allgemein Mode, ein
rotblühender Weissdorn wird nicht angesehen, wenn er nicht kugelig ist; die
hochstämmige Rose wächst auch nicht als Hochstamm, man kann sie aber in
der Weise verwenden, nur in der richtigen Art; auch der Dorn kann zusammen-
Fig. 78. Steifiieit infolge zu grosser Näiie zweier Gebäude.
Fig. 79. Die Schwierigkeit überwunden.
gehalten werden, ohne kugelig beschnitten zu sein. Alle diese Dinge grenzen
an Geschmacklosigkeit und sind gewissermassen ein Zeichen der Zeit, ich will
nicht sagen des Rückganges. Man will eben alles in strengen Formen erziehen,
es soll aussergewöhnlich erscheinen, das Natürliche, das GeAvöhnliche imponiert
nicht. Eine Pyramide ist nichts, es muss ein breiter Zuckerhut oder eine Kugel
sein. Es ist die allerhöchste Zeit, dass einmal ein entschiedenes Wort dagegen
gesprochen wird. In Bezug auf Teppichbeete möchte ich sagen: Die Bändigung
der Blumen ist keine Anwendung der Blumen.
Bezüglich der Umgebung der Gebäude bin ich anderer Ansicht als das
Ueber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst.
345
verehrte Fräulein de I.eemv. Hier muss der Form des Gebäudes entsprechend
die geometrische Clii'derung vorwalten, aber darin gebe ich ihr recht, dass
man oft gegen die Schönheit verstösst, indem man zu vielerlei in einen kleinen
Garten bringt. Eine regelmässige Bepflanzung ist indess dort angebracht.
Fräulein de Leeuw lässt den regelmässigen vStil gar nicht gelten, sie geht
darin wohl zu weit. Man muss den Gesetzen der Aesthetik Rechnung tragen
und die Schöpfungen der Gartenkunst müssen ebenso streng kritisiert werden
können wie die der Baukunst.
In noch einem Punkte muss ich widersprechen. Wir brauchen uns eine
freie Gartenkunst nicht erst zu schaffen, wir haben sie bereits; die Gartenkunst
:^
^'
m f K
rm
fU' ^ /i
Fig. 80. Pflanzenmosaik.
Fig. 81. Natüiiiciie Gruppierung
ist nicht mehr abhängig von der Architektur, dieser Standpunkt ist längst
überwunden. Nicht nur Pii ekler. Lenne. Meyer etc. sind nach eigenen
Prinzipien verfahren, sondern es hat sich auch eine ganz ansehnliche Schule
gebildet, die, wo sie durchdringen kann, in demselben Sinne arbeitet.
Seitdem ]\Ieyers Lehrbuch der schönen Gartenkunst erschien, ist erst eine
Theorie aufgestellt. Pü ekler hat kein Lehrbuch geschrieben, sondern nur
Anregungen gegeben, auch grosse Fehler begangen, indem er gewissermassen
erlaubte, mit den Blumen zuspielen, Regenwürmer, Pfauenfedern etc. aus ihnen
darzustellen gestattete. Dass aber auch regelmässige Blumenbeete in einem
Park sich schön ausnehmen können, erhellt wohl am besten aus dem Blumen-
berge im jMarly-Gartcn. Abgesehen von solchen Fällen muss freilich die Ver-
o^(3 lieber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst.
Avendung der Blumen im Park mehr nach natürlichen Prinzipien erfolgen.
Eine Anlage, die am meisten den Wünschen der Rednerin entsprechen wird,
dürfte der Viktoria-Park auf dem Kreuzberge sein, dort musste ich die Blumen
so pflanzen, dass es den Anschein gewinnt, als wenn sie von selbst dort ge-
wachsen wären, die steilen Aufstiege, die Felsen, die Abhänge, alles lud dazu
ein, dem Ganzen einen mattenartigen Charakter zu geben, nicht den des wohl-
gepflegten Parkes, aber überall möchte ich das nicht als ein Muster empfehlen.
Die Gesetze, welche Meyer der Gartenkunst zu Grunde legte, beziehen sich
nicht nur auf den Zug der Linien und Wege, auf die Begrenzung der Gruppen.
es sind viel tiefer liegende Grundsätze, die nur teilweise in der Wegeführung
ihren Ausdruck finden. Xicht nur die Verteilung von Rasen und Gehölz,
Führung der Wege etc., nein auch die Gruppierung regelmässiger Formen be-
ruht auf bestimmten Grundsätzen, und wir werden stets schöne regelmässige
Anlagen behalten. Der Ausdruck Teppichbeet ist mir freilich auch zuwider,
ein Blumen-Teppich ist etwas anderes; aber Teppichbeete aus bunten Pflanzen
ist widersinnig. Unter Meyer und Lenne wurde auch nicht davon gesprochen,
erst als man die TeiDpichpflanzen zog, hat sich der Ausdruck eingebürgert.
Man sollte statt Teppichbeete »Blumenbeete« sagen.
Im allgemeinen aber möchte ich \vünschen, dass dieser Vortrag von
Fräulein de Leeuw in den weitesten Kreisen anrege und dass namentlich die-
jenigen, Avelche sich mit der Anzucht von Material beschäftigen, ihre Worte
recht beherzigen.
Fräulein de Leeuw: Es freut mich, dass Herr Direktor Mächtig in der
Hauptsache mit mir einverstanden ist, aber jedes Kunstwerk ist eine Art Kom-
promiss zwischen Natur und menschlichem Geist. In der jetzigen Gartenkunst
ist der Einfluss der Natur zu wenig geschätzt und der eines menschlichen
Geistes, beziehungsweise der Baukunst, zu gross. So lange noch ein Orange-
baum oder eine Akazie kugelförmig geschnitten wird, so lange stecken wir
noch unbewusst in der Baukunst.
Herr Koopmann: Die Handelsgärtner sind auf einen kleinen Raum be-
schränkt und dadurch gezwungen, Topfpflanzen, wie Azaleen undKamellien etc.
eine gekünstelte Form zu geben. In grossen Privatgärtnereien kann man frei-
lich viele Gewächse frei im Gewächshause auspflanzen und da geht einem das
Herz auf, wenn man die natürlichen Formen sieht. Im Obstbau und überhaupt
in der Nutzgärtnerei gilt es immer, den Raum möglichst auszunützen und da muss
die freie Entwickelung der Gehölze zurückstehen. Aber in Bezug auf die Ge-
hölze sollten wir den Worten der Rednerin Gehör schenken, in der Baum-
schule freilich ist enger Raum geboten, aber im Park und Garten sollte man
sie sich frei entwickeln lassen; wir leiden an zu enger Pflanzung und müssen
dann nachher die Scheere zu sehr benutzen. Ich verlange von einem Blüten-
strauch, dass seinem natürlichen Wuchs vollständig Rechnung getragen werde,
bei der Verjüngung darf nicht die Peripherie desselben geschädigt werden,
sondern man muss von innen heraus die überflüssigen Zweige herausschneiden.
Jeder Blütenstrauch wird im achten bis zehnten Jahre seine grösste Schönheit
erreichen, dann wird er abnehmen und muss verjüngt werden, aber nicht mit
der Heckenscheere von aussen geschoren.
Fräulein de Leeuw: Von wem soll die A'erbesserung ausgehen, vom
Publikum oder vom Fachmanne? Ich meine, doch von letzterem. Wie geht
Ueber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. 94-7
es denn bei den Moden? 1-jner erfindet sie. hat die Energie, sie anzubringen,
mögliclist in hohen Kreisen, und dann geht es >-tick tacli, tick tack'< die ganze
soziale Stufenleiter hinab.
Herr Ilofgärtner Iloffmann: Die Blumenbeete, die Fräulein de Leeuw
in Aluskau vermisste. kann sie in grosser Schönheit in Branitz sehen, wo das
ganze Schloss von Blumen eingehüllt ist. Was die geschlossenen Pdumen-
gruppen, die sie tadelt, anbetrifft, so sind wir drauf und dran, den Tadel von
uns abzuwälzen. Wir gehen vor mit der Umwandlung der Teppichbeete in
Blumenbeete. Auch die neuen Entwürfe von Carl Ilampel: Blumenbeete und
Gruppen laufen darauf hinaus. Nicht die Pflanzen sollen die Farben geben,
sondern die Blumen; aber die Blumenarrangements sollen dem natürlichen
Wesen der Blumen angepasst werden. Ein grosser Teil unserer Landschafts-
gärtner hatte eine verhältnismässig geringe Kenntnis von blühenden Sträuchern,
und daher werden nur die gewöhnlichsten genommen, während man doch
für jedes Verhältnis andere nehmen könnte: das aber muss ich auch
bestreiten, dass wir noch im Banne der Architektur stehen. Wenn eine Akazie
kugelig geschnitten wird, so ist das keine Anhänglichkeit an die Architektur,
und wenn wir in geschlossenen symmetrischen Verhältnissen Anlagen machen,
müssen wir symmetrisch bleiben.
Herr Bluth: Wenn Herr Garten - Inspektor Koopmann meint, die
Handelsgärtner seien nicht in der Lage, die Pflanzen natürlich zu ziehen, weil
sie nicht so verlangt werden, so stimme ich mit Fräulein de Leeuw überein.
Der Gärtner ist dazu da, dem Publikum Geschmack beizubringen, sei er Land-
schaftsgärtner, Topfpflanzengärtner oder Schnittblumenhändler. Besonders
sollte man die bunten Papiere um die Töpfe fortlassen. Man kann auch
Azaleen natürlich ziehen und braucht sie darum nicht auszupflanzen. Die
Kunst soll die Natur verschönern, selbst in einem Glashause. Ich kann mich
nicht damit befreunden, dass man die Orchideen, diese schöne Dekoration der
Tropenbäume, dazu degradiert, in einem Blumentopfe zu wachsen; eine
Orchidee wirkt ganz anders, wenn sie so natürlich wie möglich, in einem
hohlen Baumstamme, in einem Korkkorbe wächst.
Flerr Schulz macht auf zwei altholländische Werke, La triomphante
riviere de Vecho und Le Jardin hollandais, aufmerksam, welche den damaligen
Gartenstil sehr gut veranschaulichen.
Fräulein de Leeuw: Ich kenne diese Bücher, aber ich halte ihren Inhalt
für einen überwundenen Standpunkt. Branitz kenne ich noch nicht und werde
mich darüber nächsten Winter aussprechen. Es ist wohl selbstverständlich,
dass ich über die kleineren Blumenarrangements ebenso denke wie über die
grösseren, und ich hoffe, dass auch bei Ihnen ein freierer und besserer Ge-
schmack sich geltend machen wird. Die Kunst ist ein Kompromiss. Ich hoffe,
dass hfer ein Kopipromiss geschlossen werden Avird, in welchem für die Natur
mehr herauskommt.
Herr Garteninspektor Perring: Die Blumendekorationen um das
Muskau er Schloss waren früher anders; es war der sogenannte blaue Garten,
der vielleicht manches enthielt, was nicht allgemein gefiel. Dieser Garten ist in
neuerer Zeit wohl aus Sparsamkeit sehr beschränkt; er war früher sehr reich
•dekoriert, enthielt aber keine Teppichbeete, sondern eine vollständige Samm-
lung blühender Pflanzen, zum Teil ganz alter, z. B. Humea elegans u. s. w.
QAß lieber die Geschmacksfrage in der Gartenkunst.
Vor lo Jahren war die Blumendekoration noch sehr reich, wenn auch nicht so
wie in Branitz, was schon durch den engen Raum um das Schloss bedingt ist.
Herr Prof. Sorauer: Ich gebe als Laie meine Stimme für die Teppich-
beete ab; wir wollen nicht nur die grossen Formen, wir wollen auch das
Zierliche haben; wir vergnügen uns an der kleinen Pflanze und an der Zu-
sammenstellung derselben, auch an der der Farben; nicht nur derjenigen
der Blumen, auch der der Blätter, und wer in der Lage ist, nur über
einen kleinen Raum zn verfügen, der wird den Wunsch haben, möglichst viel
darauf zu sehen, und zu Teppichbeeten greifen.
Würde es nicht unser Auge beleidigen, Avenn wir die Sträucher in einem
kleinen Garten naturgemäss wachsen lassen, ganz unbeschnitten? Sie wachsen
dann oft sparrig und bringen unbeschnitten viel weniger Blumen, so Ribes,
Weigelia etc. Einigermassen muss die Kunst eingreifen und das von Natur
unschöne verdecken bez. beseitigen. Wir müssen dem TejDpichbeet volle
Giltigkeit lassen, so lange es in der Umgegend des Hauses bleibt. Die regel-
mässigen Linien können wir in kleinen Räumen nicht entbehren.
Frl. de Leeuw: Es wundert mich, dass Herr Professor Sorauer, wenn er
so sehr am schönen hängt, nicht einsieht, dass man es noch schöner haben kann,
wenn man die Pflanzen in natürlicher Form zieht und dadurch eine tiefere
Einsicht in die Xatur gewinnt. Wenn die Menschen Teppichbeete bewundern,
so kommt es, weil das blühende Material an sich etwas so schönes ist, dass
es selbst, wenn man es auch in noch so unnatürliche Formen zwängt, doch
schön ist. Je tiefer man aber in das Material- eindringt, desto weniger wird
man den Linien der Baukunst folgen.
Der Direktor des ^'ereins, Wirkl. Geh. Ober-Finanzrat und Provinzial-
Steuerdirektor von Pommer Esche: Die Wahrheit liegt in der -Mitte. Das
meiste richtet sich nach Raum und Geld.
Herr königlicher Garteninsjoelvtor Perring: Über den Geschmack lässt
sich nicht streiten. Wir werden z. B. die Amerikaner nicht überzeugen,
dass das, was Fräulein de Leeuw gesagt hat, das richtige sei. Ich möchte die
Teppichbeete nicht entbehren, sie brauchen ja nicht aus farbigen Blattpflanzen
hergestellt zu sein. Es hat allerdings eine solche Zeit gegeben und für den
Gärtner war das sehr einlach, er brauchte die Pflanzen nur zu pflanzen und
später etwas zu schneiden. Man geht aber neuerdings dazu über, Beete in
regelmässiger Form mit schönblühenden Pflanzen zu besetzen. Indess ganz
entbehren kann man die niedrigen Pflanzen mit schönen Blättern, z. B. Alter-
nantheren, nicht.
Glauben Sie z. B., dass der Palmengarten in Frankfurt a. M. eine solche
Anziehungskraft hätte, wenn man die Teppichbeete fortliesse? Vor dem An-
halter Bahnhof in Berlin sind seitens der städtischen Gartenverwaltung eben-
falls kleine niedliche Beete angelegt. — Vor dem Hotel Schweizerhof in Luzern,
in welchem unserm Kaiserpaar bei seiner Rückkehr aus Italien bekanntlich
ein glänzendes Frühstück dargeboten wurde, befindet sich eine höchst auf-
fallende Blumendekoration in Form eines Obelisken aus Teppich^Dflanzen von
etwa 4 m Höhe. Es wäre im höchsten Masse unschön, wenn man einen solchen
Obelisken in einem Park errichten wollte; in dem Vorgarten des grossartigen
Hotels, in welchem die reichsten Leute verkehren, die etwas auffallendes sehen
w^oUen, ist er ganz an seinem Platze, zumal in der Verbindung mit grossen
Winter- bezw. Frühjahrs-Erscheinuni^en iS()3,c)4. ^4Q
Palmen etc., die ihn umgeben, namentlich grossartig Mnrkend bei der elek-
trischen Beleuchtung am Abend. Meinen Sie, dass die Krinoline schön sei
oder dass die heutigen Puffärmel schön sind? Emanzipieren Sie sich doch da-
A'on, wenn Sie es können. Die allmächtige Mode ist da imd jeder beugt sich
vor ihr. Die Teppichbeete waren Mode, aber die Zeit der eigentlichen Teppich-
beete nur aus Blatti^tlanzen und buntem Kies ist vorüber. Die Puffärmel
werden auch verschwinden, wenn aber die Krinoline wiederkommen sollte,
werden die Damen sich auch der Mode wieder imterwerfen müssen. Ein jeder
Zweig der menschlichen Thätigkeit ist von der Mode abhängig und wir können
uns ihr nicht entziehen.
Frl. de Leeuw. In Kleidern soll man schon zum Teil der Mode folgen,
die Ptlanzenwelt aber ist ein neutrales Gebiet, auf dem man sich freier
entwickeln kann als auf dem der Kleiderkunst. Die Pflanzenwelt ist aber
zugleich ein gutes Übungsfeld, um zu lernen, sich von der Sklaverei un-
natürlicher Moden zu befreien!
Xach einem nochmaligen Dank des iJirektors des Vereins an Frl.
de Leeuw für den hochinteressanten ^'ortrag wurde die Diskussion ge-
schlossen.
Winter- bezw. Frühjahrs-Erscheinungen 189394.
'J' ur besseren Erläuterung der nachstehend mitgeteilten, auf die Vegetation
I^L sich beziehenden Thatsachen seien in kürze die Witterungs- Verhältnisse
(^ des Herbstes 1893, die des Winters 1893/94, sowie des Frühjahrs 1894
hier vorausgeschickt.
Im Durchschnitt wies die Herbstwitterung 1893, bei durchgehend feuchtem
Wetter, einen ziemlich hohen Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach, und als dement-
sprechende Folgerung eine bis tief in den November 1893 hinein anhaltende
Entwickelung der meisten Pflanzentriebe. Der W'inter 1893/94 verlief mit Ausnahme
einiger besonders hervortretend kalter Tage (am 4. und 5. Januar, wo \vir
Ijis — löO R verzeichneten) ziemlich mild und schneelos. Ebenso ist im
Monat Februar eine vorherrschend trockene Witterung zu bestätigen. Erst Ende
des Monats, am 20. Februar, stellte sich nachts ein milder Regen ein. Gleich
trockene Witterung herrschte auch im darauffolgenden Monat März, mit Aus-
nahme des ö. März, an dem Schnee, und des 7. und 16., wo etwas Regen
beobachtet wurde. Nachtfröste stellten sich in diesem Monat in den ersten
Tagen, 1. — 5., und sodann Ende des Alonats, am 19., 20., 25. und 20., ein. Im April,
in dem als Regentage nur der 18. und 21. zu verzeichnen sind, machte sich in
diesem Jahr eine besonders hohe Temperatur geltend: nicht selten zeigte der
Thermometerstand abends ö Uhr — S— 10'' R, hinwiederum am Morgen
+ 7 — 9** R, so dass also über Nacht nur ein geringer Fall des Standes zu
verzeichnen war. Mittags stieg der Stand am lO. — 27. auf +15, +16,1 +18",
am 25. April sogar bis auf +19*' R, b<?i vorherrschenden S- und SW- Winden;
trotzdem aber war die Luft bei etwaiger Windbewegung kühlend. Die Temperatur
im Mai, im Durchschnitt gieichmässig warm, stieg an einigen Tagen, 15. und
16. Mai, bis zu +24" R und +25^ R im Schatten. Gegen Ende Mai hin zeigte sich
die Witterung in hiesiger Gegend schwankend, d.h. es wechselten Regenschauer
ocQ Winter- bezw. Frühjahrs-Erscheinungen 1893/94.
mit heiterem, ruhigem Himmel. Anfang Mai, am 5, und 0., sowie in der Xacht
vom IQ. zum 30., zeigten sich Frostersclieinungen, welche in der ausserhalb Berlins
liegenden Umgebung" in ersterer Zeitangabe sich als Frost schlechthin, im
zweiten Falle dagegen als sogenannte > Strichfröste« fühlbar machten.
Während der erstere Frost im wesentlichen den jungen Platanen-Triel^en ge-
schadet, im allgemeinen die schnellere Entwickelung in der Vegetation etwas
gehemmt, traf der Strichfrost in der letzten Hälfte Mai am härtesten unsere
jungen Gemüse: Kohlrabi. Bohnen. Kartoffeln: unter den Obstfrüchten die
Sauerkirschen, ferner die in der Blütenentwickelung stehenden Akazien, teilweise
auch zum zweiten Male die frisch ausgetriebenen Platanen, welche durch diesen
zweiten Frost an verschiedenen Stellen ganz bedeutend gelitten haben, sodann aber
auch Eichen, Buchen etc. A^erheerender wirkte dabei der Strichfrost mehr auf
die Pflanzen tiefer liegender Ackerflächen als auf Höhenlagen. Der Thermo-
meterstand in beiden Zeitabschnitten ist hier in der Stadt auf +2^ — 2^/2^ R im
Minimum stehen geblieben, ausserhalb dagegen an den vom Froste getroffenen
Stellen bis unter den Eispunkt o^ herunter gesunken. Die Schäden bezüglich des
Frühgemüses sollen hier und in der nächsten Umgebung z. T. sehr beträchtliche
gewesen sein. Weshalb wendet man als Verhütungsmittel gegen derartige
Ausfälle bei uns nicht mehr das Schmokfeuern an, eine \'orkehrung, deren
man sich doch, z. B. am Rhein, schon seit Jahrzehnten mit grossem Nutzen
bedient. Einer Ausführung des Schmokfeuers hatte jedenfalls Flerr Gärtnerei-
besitzer Bluth-Gr. -Lichterfelde die Erhaltung seiner in reichster Knospen-
entwickelung stehenden Rosen zu verdanken, d. h. den bevorstehenden Rosen-
flor sich dadurch gesichert. Wollte man gelegentlich der aus den wieder-
kehrenden Beobachtungen sich ergebenden Winke Xutzen ziehen, so hindert es
nicht, gerade solche Nutzanwendungen auszuführen, schon um dadurch die
Zuverlässigkeit ihrer Wirkung festzustellen. Noch sei erwähnt, dass das erste
diesjährige Gewitter, aus NW. kommend, tagsüber am 8. Februar in geringem
Umfange hier auftrat und in der nachfolgenden Zeit sich eine erhebliche "\"er-
minderung der Durchschnitts-Temperatur einstellte.
Bezüglich der Vegetations-Erscheinungen im Winter und Frühjahr 1894 zeigen
im Anbeginn dieser Entwickelung stehend: Corylus Avellana Anfang Februar
(5. und 6.) ihre Blütenkätzchen — eine angesichts der milden Witterung
auffallend späte Erscheinung. In der Abteilung der »Obstbaumentwickelun g-
fortfahrend, notieren wir als in 2. Linie blühend, 5. — ö. März, die Stachel- und
Johannisbeere, dann am 15. März diejenige der Aprikose, am 23. März des
Piirsichs, am 30. März der Pflaume ; am 2. April frühzeitige Birnen (auch
Malvasier), am 5. April diejenige der Süss-, am 10. ,\i3ril der Sauerkirsche,
am 15. April diejenige der späten Birnen (Winter-Sorten), der Apfel, am
20. April die der Erdbeere, am 25. April die der Wallnuss, zuerst die der früh-
tragenden kleinen runden. Fruchttragender Wein verspricht dagegen erst
Anfang Juni seine Blütenrispen zu entfalten, wog'egen sein \'orläufer ^Ttis odora-
tissima bereits Ende ]\Jai mit seinen stark duftenden Blütenmassen unsere so
wonnige Mailuft würzt. Sowohl der Blütenflor wie Frucht-Ansatz war bei last
allen Obstsorten als ein ausserordentlich reicher zu bezeichnen: leider
schüttelten dann Aequinoctial-Stürme*) z. Zt. des ersten Frucht-Ansatzes eine er-
hebliche .Menge junger Früchte von den Bäumen.
*) Diesmal in die erste Hälfte des Monats Mai lallend
Winter- bezw. Frühjahrs-Erscheinungen 1893/94. Qti
Nach der ersten Blütenerscheinung AnfangFebruar traten bald darauf unter den
L a u li b ä u m e n die Erlen mit ihren Blütenkätzchen auf. Anhaltend trockene Witterung
7M dieser Zeit hält die Wgetation dieser Abteilung gebannt, die erst nach dem Ende
Februar fallenden Regen in Bewegung gelangt und eine Triebwirkung sich erst
nach dieser Zeit bei Ahorn, Pappeln, Weiden etc. geltend macht. Anfang
März beginnt den Reigen der Blütenentfaltung die Krach-Weide, ungefähr
10 Tage später (c. 12. März) die Pappel, die einzelnen Arten kurz aufeinander
folgend, bald darnach Acer Platanoides und Negundo, indessen A. Pseudo-
platanus noch auf sich warten lässt. Anfang April, 8. April, finden wir unter
den Laubbäumen der Reihe nach mit ihrem meist zartgrünen Blattschmuck
entwickelt: Weide, dann Birke, dann Pappel, Kastanie. Gegen Mitte April
rücken an Esche und Platane, beide sehr früh: Xussbaum, Acer japonicum-
A'arietäten. Die frühtreibende Linde: Tilia platyphyllos, Akazie kommen später,
darnach erst Ulmus effusa, die Sommer-Stieleiche, Ouercus sessiliflora, dann
Gleditschia. Esche und mit ihr Acer Pseudoplatanus blühen gegen den 15. April,
sowie den 24. April: Aesculus Hippocastanum, rubicunda dagegen ca. 8 Tage
später, d. h. Anfang Mai. Am 5. Mai blüht (Juercus sessilitlorus, während rubra,
palustris, coccinea erst ca. 10 Tage später dazu gelangen. Ende April beginnt
der Weissdorn an geschützten Stellen seine Blüten zu entfalten, während der
Rotdorn erst gegen Mitte Mai in seiner rotgefärbten Blütenfülle namentlich in
der Sorte »Pauls new scarlet« dazu in vollen Ciegensatz tritt.
Unter den Sträuchern strecken bereits ihre Blattknospentriebe Anfang
Februar hervor: Spiraea sorbifolia, Lonicera tartarica, Syringa vulgaris, diverse
Philadelphus-Arten; am 8. — 10. Februar blühen bereits Jasminum nuditlorum,
Daphne Mezereum; Mitte Februar Forsythia suspensa im reichsten Blütentlor,
F. viridissima dagegen erst ca. 14 Tage später; ferner Ribes alpinum, indessen
aureum seine stark duftenden Blüten (Gewürznägelchen) erst Mitte April entfaltet,
sogar gegen Ende April erst R. rubrum und atrorubrum in die Blütenreihe ein-
treten. Am 15. März blühen dann: Prunus Davidiana, Pissardi und divaricata, Pr.
triloba und chinensis; Prunus Padus dagegen erst nach ca. 4 Wochen. Am
10. — 12. April blühen Cydonia japonica, Cyd. vulgaris erst ca. 14 Tage später.
:Mahonia aquifolium. Amygdalus pers. 11. pl., Buxus arborescens; ferner mit
reichem Blütenbehang Spiraea prunifolia, grandillora Hook., (Exochorda grandi-
llora Lindl. (Kloster Choriner Garten). Ende April, 24. April, beginnt Syringa
vulgaris ihre Blütenpracht zu entfalten, etwa 8 Tage später dagegen Syr. dubia-
Abarten; persica ungefähr 14 Tage später; Josikaea sogar erst nach 3 Wochen.
Anfang Mai (10. Mai) entfaltet der Goldregen seine herrlich gelben Blüten-
trauben und ihm zur Seite steht der Schneeball mit dem blendenden Weiss
seiner Blutendolden. Und bereits am 25. Mai finden wir im Freien die Rose
in ihrem Blütenschmuck: Gloire de Dijon, neben ihr Rosa hermosa sowie
capreolata beginnen mit ihren immer schönen Blütengestalten die fortlaufende
Reihe des eigentlichen Schmuckes unseres heimatlichen Blütentlors. Un-
unterbrochen den Mai hindurch entwickeln diesmal unsere im Freien aus-
dauernden Rhododendron-Arten: arboreum-Hybriden, rigidum etc., ihre herrlich
zart gefärbten BlütenbüscheL Philadelphus laxus und coronarius schmücken
gleichfalls bereits den Wonnemonat in seinen letzten Tagen.
An Stauden blühen zu Beginn Februar (5. Februar) : Erianthushiemalis, Peta-
sitesniveus: sämmtliche Helleborus-Arten. wie viridis, niger, caucasicus: ferner
oü,2 Winter- bezw. Frühjahrserscheinungnn 1893/94.
Erica carnea; Galanthus nivalis; Leucojum vernum: Scilla sibirica. Weiterhin
Anfang April: Corydalis bulbosa, Tulpen. Hyazinthen. Unterdessen sind Scilla und
Crocus längst abgeblüht. Alitte April Ajuga reptans, Mola tricolor, Bellis, Myosotis,
Primula, Spartium scoparium in ganz hervorragender rjlütenfülle, Phlox nivalis,
verna, Drummondi, Anfang ]\Iai: Saxifraga sowie Aquilegia-Arten.
Hinsichtlich der Gemüse beginnt diesmal bereitsjNiitte April das Spargelstechen,
ein ausnahmsweise früher Zeitpunkt, und bezüglich der Getreidearten beginnt
bereits Ende April der Roggen zu Idühen, eine gleichfalls auffallend frühe
Erscheinung.
Die trockene Witterung der Monate März und April, im allgemeinen, hatte
die Vegetation anfangs zu langsamer Entwickelung genötigt: unser nordischer
Wald bot anlässlich der Trockenheit ein Bild trostloser Dürre. Das entzückende
Bild der eigentlichen Frühjahrs-Blütenpracht trat erst nach dem am 18. April
niederfallenden Regen ein und mit neu belebender Pracht verjüngte sich das
schöne Gewand unserer lieben Mutter Erde. Auch der andauernde Blütenllor
unserer Blüten, Sträucher und Bäume, wie der Syringen, des Cytisus, Opulus,
andererseits des Aesculus, Crataegus bot uns den Genuss seiner Schönheit in
ausgiebigster Fülle.
Die Erscheinung vollwichtiger Blütenpracht namicntlich bei Deutzien, Prunus,
Spiraeen, Cytisus, Rhododendron etc. ist wohl darauf zurückzuführen, dass die
Triebe dieser Strauch-Arten, infolge der Sommerwärme 1893 gut ausgereift, und
Grund dessen reichen Knospenansatz gezeitigt hatten. In der Gesamt-Entfaltung
vegetativer Erscheinungen hat die rasche Aufeinanderfolge der gesamten
Blütengebilde diesmal in kürze die gewöhnliche Durchschnittszeit ihrer Einzel-
Erscheinungen w^ohl um ca. 3 Wochen überholt, ein Umstand, welcher dem
Gesamt-V erlauf nach, in der Reihe von etwa 30 Jahren, in diesem Jahre einzig
dastehen dürfte.
Die Frost-Schäden des Winters 1892/93 machen sich auch in diesem
Frühjahr 1894 noch bemerkbar, besonders bei Buxus arborescens, verschiedenen
Koniferen sowie namentlich auch bez. des Stein- und Kern-Obstes, der Kirschen,
Pflaumen,Aprikosen, bei Wallnussbäumen: bei den Straucharten wie:Deutzia scabra,
Kerria japonica, Cytisus Laburnum etc. Aber auch der schneelose Winter 1893/94
forderte seine Opfer namentlich bezüglich des Ausfrierens unserer Buxus-Ein-
fassungen, des Epheus, feinerer Gräser sowie unter dem Rasen unkraut vorzugs-
weise Bellis perennis.
Ganz besonders aber ist der teilweise Verlust unseres in so vieler
Hinsicht wertvollen Stauden - Materials zu beklagen. Bei dem gänzlichen
Mangel an Schneedecke — sowie andererseits der durch Bodennässe ge-
bildeten Eisschicht — vermochten auch bereits geringe Frostgrade das
empfindliche Leben der Pflanze am Wurzelhals hinreichend zu schädigen.
H.
Einiges über die schädlichen Folgen des letzten Winters.
, I ., \'on R. Müller in Praust.
ll||:;ohl viele, vielleicht die meisten werden den Winter 1893/94 einen un-
1^? gewöhnlich milden nennen. Kurz war er ja hier auch nur, aber nach
allen Berichten von anderen Gegenden, ja sogar aus dem Xorden und
Nordosten hat gerade der Regierungsbezirk E)anzig, und zwar speziell die der
Einiges über die schädlichen Folgen des letzten Winters. ot'J-
Stadt Danzig zunächst liegenden Kreise in diesem Winter mit die höchsten Kälte-
grade, — 23 bis — 25O Reaumur, gehabt, während wir bisher in fast allen strengen
Wintern verhältnismässig gut wegkamen. In der Stadt Danzig selbst und den
derSeenähergelegenen Orten fiel das Thermometer nur bis auf — i70Reaumur. Eine
gleiche Höhe wie im letzten Winter hat die Kälte hier auch zuweilen schon früher
erreicht, ohne jedoch so verderbliche Folgen wie in diesem Jahre gehabt zu haben.
Die Ursache dieser schädlichen Folgen müssen Avir in dem späten Ab-
schluss der Vegetation des vorigen Jahres, sowie der Plötzlichkeit des Eintritts
der starken Kälte bei ungefrorenem Boden und noch nicht vollständig ab-
geschlossenem Saftumlauf suchen. Xach dem vorjährigen trockenen Sommer
kam ein mehr feuchter Herbst, wodurch viele Gewächse nochmals in Trieb
kamen. Einige leichte Frosttage mit Schnee im November thaten dem Wachs-
tum wenig Einhalt, und so hatten wir mildes Wetter bis zum letzten Tage des
Jahres. Am 1. Januar trat leichter Schneefall bei geringer Kälte ein. aber
schon in der Nacht vom 3. zum 4. Januar fiel das Thermometer bis auf
— 23 und —35" Reaumur, je nach der mehr oder weniger geschützten Stelle. Die
folgenden Xächte brachten ähnliche Kältegrade, während am Tage die Sonne
schien. Der Boden war dabei trotz der nur leichten Schneedecke (durch-
schnittlich 20 cm) nicht gefroren.
Die ersten Zeichen von Frostschäden bemerkte man schon Mitte Januar an
den Edeltannen, Abies pectinata, deren Nadeln besonders an der Sonnenseite
rot geworden waren. Auch Abies Nordmanniana zeigte ähnliche Frosteinwir-
kungen, wenn auch in geringerem Grade.
Die ganze Grösse des durch den Frost angerichteten Schadens liess sich
erst im April und Mai vollständig übersehen. Ich will nun kurz diejenigen
Gewächse nennen, welche mehr oder weniger vom Froste gelitten haben, und
dabei auf einige andere aufmerksam machen, welchen früheren Erfahrungen ent-
gegen der Frost nicht geschadet hat.
Was zunächst die Obstbäume anbelangt, so haben ältere gesunde Stämme
im ganzen weniger gelitten. Besonders hart sind aber die einjährigen, 1 bis 1,25 m
hohen Veredelungen von Birnen und Äpfeln mitgenommen worden, welche zum
grossen Teile ca. 30 cm über dem Erdboden abgeschnitten werden mussten.
Es sind nur wenig Sorten, welche einen grösseren Teil weniger beschädigte
Stämmchen zeigten, und ich nenne von diesen besonders: die Römische Schmalz-
birne, Liegeis Winterbutterbirne, Colomas Herbstbutterbirne, Oberdiecks Butter-
birne, Pelpliner Sommerbirne und Birne von Pabbeln (ostpreussische Lokalsorte).
Birnen auf Quitten haben noch mehr gelitten. So sind zwei ältere, seinerzeit
aus Reutlingen bezogene Pyramiden der Birne König Karl von Württemberg
total erfroren, während eine hier gezogene 5 — ojährige Kronenveredelung der-
selben Sorte, die im Vorjahre getragen hat, vollständig gesund geblieben ist.
Auch von einjährigen Äpfeln haben sehr viele abgeschnitten werden müssen
und sogar Sorten, welche als vollständig" akklimatisiert gelten. Am Avenigsten
haben Schaden genommen: Gravensteiner, Fraas Sommer- Calvill, Calvill
Garibaldi, Kaiser Alexander, Parkers Pepping, Grosse Kasseler Reinette, Reinette
von Bihorel, Werdersche Wachs-Reinette und Oberdiecks Reinette. Letztere
ziehe ich. wie schon öfters von mir erwähnt, hauptsächlich zu Zwischen-
veredelungen, und hat mich bisher noch keine andere zu diesem Zwecke em-
pfohlene vSorte in gleichem Alasse befriedigt. Der A'ielberühmte imd begehrte
or^ Einiges über die schädlichen Folgen des letzten Winters.
»Bismarckapfel« hat die Kälte ganz ohne vSrhaden ausgehalten. Bemerken will
ich noch, dass unsere sämtlichen einjährigen ^'el■edelungen auf einem neuen,
erst kürzlich zur Baumschule genommenen, vollständig freiliegenden Grund-
stücke mit mehr leichtem Boden und sandigem Untergrund stehen. In der alten
Baumschule mit mehr lehmigem Boden sind die zwei- und mehrjährigen Ver-
edelungen, abgesehen von Birnen auf Quitten, ziemlich gut durch den Winter
gekommen. Jüngere Wallnussbäume sind teilweise ziemlich weit herunter-
gefroren, doch hauptsächlich solche, welche seinerzeit als einjährige Sämlinge
aus Frankreich bezogen Avurden, während hier aus Xüssen gezogene, noch nicht
veri^flanzte keinen Schaden erlitten.
Von Gehölzen sind stark zurückgefroren, abgesehen von denjenigen, die
hier regelmässig gedeckt werden: Acer Pseudoplatanus in jüngeren Exemplaren,
Colutea arborescens, Cytisus Laburnum. Cydonia vulgaris, sämtliche Deutzien
mit Ausnahme von D. gracilis, Ligustrum vulgare erectum, Alalus floribunda
Scheideckeri, Malus Parkmanni fl. pl., Morus alba, Platanus'occidentalis, Ouercus
Cerris, O. pedunculata fastigiata und atropurpurea. (4 — 5jährige) Rosa villosa,
wSpiraea argentea und Thunbergi.
Eine eigentümliche Erscheinung ist es auch, dass von ein und derselben
Pflanzenart einzelne Exemplare sehr, andere fast garnicht gelitten haben, trotz-
dem Standort und sonstiger Kulturzustand ganz dieselben waren. Ich nenne von
diesen: Ailanthus glandulosa, die Catalpa-Arten, Ligustrina amurensis und
pekinensis. Aber sogar Weissbuchenhecken zeigten stellenweise Einwirkungen
des starken Frostes, indem der obere Teil erst sehr spät austrieb und auch
dann kein freudiges Wachstum zeigte, während der untere vom Schnee um-
geben gewesene Teil 3 Wochen früher vollständig belaubt war. F)agegen sind
ganz unbeschädigt durch den Winter gekommen: Berberis cretica und Darwini.
Acer Colchicum rubrum, Alagnolia acuminata, welche zum Decken zu gross
geworden waren.
Was die Koniferen anbelangt, so sind ausser den eingangs erwähnten keine
erheblichen Schäden zu beklagen. Douglastannen haben wohl gelitten, treiben
aber sogar aus dem alten Holze wieder aus. Abies concolor lasiocarpa hat
teihveis unter Decke gelitten, während A. concolor unter der gleichen Decke
vollständig gut geblieben sind. Dass die Einwirkung der Sonne grossen Ein-
lluss auf das Erfrieren der Koniferen hat, zeigte sich auch bei zwei 4 resp. 5 m
hohen Abies lasiocarpa, welche schon seit Jahren nicht mehr gedeckt werden
konnten. F)ie grössere derselben steht nördlich von einem etwa 35jährigen
hochstämmigen Birnbaum und hat nur unten rote Xadeln bekommen, soweit
sie die volle Sonne am Stamme des Baumes vorbei treffen konnte, während
der leichte durch die unbeblätterten Zweige bewirkte Schatten genügte, den
übrigen Teil der Tanne vollständig vor Schaden zu schützen. Die andere steht
in derselben Richtung etwa 13 m weiter entfernt und zeigt ziemlich bedeutende
Frostschäden, von denen sie sich aber auch erholen wird. Gingko biloba,
welche zu gross zum Decken geworden sind, blieben vollständig gesund. Die
Staudengewächse sind bei der gleichmässigen Schneedecke ganz unbeschädigt
durch den Winter gekommen. In Ostpreussen ist anfangs Januar fast gar kein
vSchnee gefallen, so dass ein Freund von mir in der Tilsiter Gegend sich ge-
nötigt sah, auch die gewöhnlichen Stauden bei 15 bis 16 Grad Kälte zu decken,
um sie vor dem Auswintern zu schützen.
Die Kultur des kleinblättrigen Epheu. occ,
Die Kultur des kleinblättrigen Epheu.
\'on H. Lindeniuth, KOuit;!. Garten-Inspektor.
JB^Per kleinl)lättrige Epheu bildet in lierlin einen nicht unbedeutenden
Ip-^^ Handelsartikel. Abnehmer sind hauptsächlich die hiesigen grossen
% ' Kirchhöfe. Es ist hier Gebrauch, die Böschungen der hohen Grab-
hügel mit dieser Pflanze zu bekleiden. Grossblättriger Epheu, der emplindlicher
ist, namentlich in strengen Wintern viel leichter zu Grunde geht, wird nur
ausnahmsweise und auf besonderen Wunsch verwendet.
Seit mehreren Jahren habe ich als Mitglied des Kuratoriums der drei
grossen Kirchhöfe der Dorotheenstädtischen Gemeinde vielfach mit der An-
zucht, Erhaltung, Anschaffung und Verwendung grosser Mengen von Epheu zu
thun und dabei Gelegenheit gehabt, mancherlei Versuche anzustellen und Er-
fahrungen zu sammeln.
Handelsgärtner vermehren den Epheu gewöhnlich im August durch Steck-
linge, die in Töpfe oder Kästen gesteckt werden. In Mistbeetkästen überwintern
nun diese Stecklinge, um im nächsten Frühjahre auf gut gedüngte Beete in
geringen Abständen aus den Töpfen oder Kästen in das freie Land gepflanzt
zu werden. Hier bleiben die Pflanzen ohne weitere Pflege unaufgebunden bis
zum Spätherbst stehen, werden notdürftig oder reichlich begossen und wachsen
oft mit dem Unkraut um die Wette. Alan pflanzt den Epheu möglichst spät
im Herbste, weil man noch einen nicht unbeträchtlichen Zuwachs erwartet,
in Töpfe, und hofft für grössere Pflanzen einen höheren Preis zu erzielen.
Dieser Epheu wird nun um die genannte Zeit von den Kirchhofsverwaltungen
gekault, in genügend tiefe Kästen eingebracht, die im Winter mit Brettern und
Laub bedeckt und nach Bedarf gelüftet werden. Im folgenden Frühling werden
die Pflanzen dann zur Bekleidung der Grabhügel verwendet. Die Preise dieses
Iqjheu, der ein Alter von ungefähr 1-4 Monaten hat, schwanken mit Rücksicht
auf Güte, Angebot und ^s achfrage etwa zwischen 4 und g Mark für das
Dutzend, oder 35 ijis 70 Mark für 100 Stück. Es ist mir auch schon Epheu zu
76 Mark für 100 Stück angeboten worden. In einem Topf stehen 5 — S Pflanzen.
Bei der beschriebenen Behandlung haben die kurz vor Eintritt des Winters
in Töpfe gesetzten Pflanzen nicht mehr Zeit, anzuwachsen und die Erde mit
jungen Wurzeln zu durchsetzen. Die Folge ist, dass im Winter regelmässig
bedeutende Verluste eintreten und im Frühjahr sich oft mehr als die Hälfte
der Pflanzen tot, ganz oder halb verstockt erweist. Damit nicht genug! Beim
Pflanzen an die Grabhügel ist noch immer der Erdballen nicht durchwurzelt,
die Erde fällt ab und die Wurzeln zeigen sich noch so, wie sie im Herbst in den
Topf gestopft wurden. Es tritt ein weiterer Verlust dadurch ein, dass auch
noch an den Grabhügeln viele Pflanzen, oft sämtliche an einzelnen Hügeln,
absterben. Das bedeutet nicht nur den Verlust des Epheu, sondern auch
doppelte Arbeit, mühsame Beschaffung von teuerem Epheu zu einer unpassenden
Zeit und unangenehme Erörterungen mit den Auftraggebern.
Ich nehme an, dass die genannten Friedhöfe jährlich ungefähr 5000 Töpfe be-
dürfen. Das Hundert zu 50 Mark gerechnet, ergiebt die Summe A'on 2500 Mark.
Ein Drittel bis die Hälfte dieses Bedarfs setze ich auf Rechnung der erwähnten
Verluste.
Viele Kirchengemeinden ziehen jetzt ihren Epheu selbst, nach meinen
org Die Kultur des kleinblättrigen Epheu.
Beobachtungen alDcr in derselben üblichen Weise. Die eigene Anzucht ist natürlich
nur so lange möglich, als neue Kirchhöfe genügenden Raum dazu bieten.
Gärtner, die ihren Epheu im Herbst zu verlvaufen nicht Gelegenheit haben,
lassen ihn häufig im Freien unter der aus Bohnenstangen gebildeten Schatten-
stellage, imd decken die Pflanzen noch leicht mit geeignetem Alaterial.
Ich legte mir nach diesen Erfahrungen die Fragen vor: Zieht man nicht
besser den Epheu dauernd in Töj)fen? Kommt man durch die Topfzucht ebenso
schnell oder vielleicht schneller zum Ziele? Leidet der in Töpfen gehaltene
Epheu im zweiten Winter ebenso stark als der eingepflanzte? Bietet die Topf-
kultur wesentlich grössere Schwierigkeiten und erfordert sie erheblich mehr
Mühe. Zeit und Arbeit, und würde der Topfepheu teurer verkauft werden müssen?
Ich hatte in früheren Jahren hin und ^wieder von dem vortrefflichen,
sehr kleinblättrigen und harten, an meinem Dienstgebäude wachsenden Epheu
einige Töpfe mit Stecklingen besetzt, die unausgepflanzt immer zu prächtigen
Pflanzen herangewachsen waren. Im August 1892 machte ich einen etwas
umfangreicheren Versuch. In durchschnittlich 4 zöllige Töpfe wurden etwa
je 8 Stecklinge gesteckt und auf einen kalten Kasten gesetzt; zum Teil in
einem ungeheizten Erdhause, zum Teil im Mistbeetlvasten wurden die Pflanzen
überwintert. Im folgenden Frühjahre setzte ich die Pflanzen in 5 — 5Y2Zöllige
Töpfe und band sie an Stäbe. Eine Anzahl von Exemplaren, die sogleich als
vStecklinge in 5 zöllige Töpfe gesteckt worden waren, blieben unverpflanzt. Die
Töpfe wurden an verschiedenen Stellen des Gartens verteilt und entwickelten
sich so vortrefflich, dass schöneren gleichaltrigen, im freien Lande erzogenen
Ejjheu kaum jemand aufzuweisen haben dürfte. Nach der zweiten Überwinterung
hatte ich auch nicht den Verlust eines Topfes zu beklagen. Es zeigte sich keine
Spur von Fäulnis und Schimmelbildung. Ich kann fast wörtlich behaupten,
dass kein Blatt abgestorben war. Die Stöcke zeigen jetzt Triebe von 1,40 m Länge.
Auf dem Kirchhofe in Reinickendorf lies^ ich in diesem Frühling eine Partie
Töpfe, und zwar die schwächsten Exemplare, nicht auspflanzen. Es zeigte sich
die überraschende Erscheinung, dass die in Töpfen gebliebenen Individuen die
ausgepflanzten weit überholt haben.
Das AutT>inden ist wichtig. Durch aufrechte Richtung der Triebe wird
deren Längenwachstum sehr gefördert. Das Aufbinden darf nicht unterlassen
w^erden.
Kräftige, lange und in frischer Entwicklung sich befindende Stecklinge
geben von vornherein kräftig wachsende und später stärkere Pflanzen.
Es empfiehlt sich, für die Stecklinge kleinere, etwa 4zöllige Töpfe zu
wählen und im nächsten Frühjahre in 5 — 5Y22öllige zu verpflanzen. Man kann
aber auch, ohne wesentlichen Nachteil, sogleich grosse Töpfe anwenden und
das Verpflanzen im nächsten Frühjahre unterlassen. Ich empfehle aber erstere
Methode; die Stecklinge kommen besser durch den Winter und wachsen auch
im nächsten Jahre nach dem Verpflanzen freudiger weiter.
iJie Erde soll aus kräftiger Mistbeet- und Lauberde mit Sand bestehen.
Eine Beimischung von etwas Heideerde und Lehm erweist sich vorteilhaft.
Ausgepflanzten Epheu überwintert man am besten im freien Lande und
setzt ihn erst im Frühjahre in Töpfe.
Im Spätherbst eingepflanzten Epheu sollten Kirchhofsverwaltungen niemals
kaufen.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
357
Soll und muss Epheu im Herbst eingepflanzt werden, so muss diese Arbeit
zeitig genug ausgeführt werden, damit ein Anwachsen noch möglich ist.
Die Topfkultur bietet keine grösseren Schwierigkeiten dar und erfordert
kaum mehr Arbeit und Mühe als die Kultur im Freien. Eine etwas grössere Arbeit
könnte vielleicht in einem etwa notwendigen häufigeren Begiessen
gefunden werden. Es ist daher auch nicht einzusehen, dass Tojjfepheu teuerer
als Landepheu bezahlt werden müsste.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Verbascum Wiedemannianum.
Eine neue l{inführung der Herren
Haage & Schmidt, Erfurt. Diese
Art vom nördlichen Kurdistan wird
2^2 Fuss hoch, verzweigt sich stark
und bringt eine Menge indigoblauer
Blumen hervor, die später eine
purpur - lilafarbige Schattierung an-
nehmen. Gard. Chron. iNgs, IF 785,
Fig. 131.
Graderia subintegra Mast. n. sp.
Diese aulfallend schöne Scrophula-
riacee von Transvaal ist perennierend
und zeigt einen etwas schlingenden
Habitus. Die Gloxinia - ähnlichen,
fleischfarbigen Blumen mit helleren
Schattierungen im Innern stehen in
aufrechten beblätterten Trauben; die
kleinen, ziemlich dicken Blätter sind,
am Rande wie auf der Mittelrippe
mit weisslichen, rauhen Haaren be-
deckt. Bei uns im temperierten
Gewächshause zu ziehen. Gard.
Chron. 1S93, II, 798, Fig. 122.
Nerine excellens Moore.
Eine wunderhübsche Amaryllidee
lind wahrscheinlich eine Flybride der
schon zu Anfang dieses Jahrhunderts
vom Cap nach Europa eingeführten
Nerine rosea. Die lanzettförmigen
Blumenblätter sind zartrosenrot, im
Sonnenschein violett und metallisch
schimmernd, und jedes Segment ist
v^on einer tief karminroten Längs-
linie durchzogen. — iJass die präch-
tigen Xerine- Arten und Varietäten,
welche für unsere im Herbste so
blumenarmen Kalthäuser einen herr-
lichen Schmuck liefern, wieder mehr
angezogen werden, darf jedenfalls mit
Freuden begrüsst werden. (Wiener
Illustr. Gart.-Ztg., Dezbr.-Heft, color.T.)
Reine Claude Diaphane.
Es wird diese vorzügliche Sorte
in den Baumschulen - Verzeichnissen
auch häufig als > Reine Claude Trans-
parente« aufgeführt. Die recht grosse
Frucht von sphärischer Form ist oben
und unten abgeflacht. F)ie dünne, dem
Fleische anhaftende Haut von gelb-
grünlicher, mit Rot verwaschener
Farbe wird von einem reichlichen
Duft überzogen. Das sehr feine, grün-
gelbliche Fleisch ist sehr zuckerhaltig
und von köstlichem Aroma. — F)er
kräftig wachsende Baum verzweigt
sich ziemlich unregelmässig. (Bulletin
d'arboriculture, Nov.-Heft, color. T.)
Melittis melissopliylium.
Diese Eabiate, welche in vielen
Teilen Europas, so namentlich Eng-
lands, heimisch ist, wird von den
Imkern ihres in den Blumen reichlich
vorhandenen Honigs wegen sehr ge-
schätzt, verdient aber auch als Zier-
pflanze, so namentlich die Varietät
grandiflorum, vollauf Beachtung.
The Garden 1893, T. 943.
338__
Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Die Haltbarkeit des Spargels unter Wasser.
Beim letzten Hochwasser in Böhmen
wurden in einem Orte an der Elbe
auch Spargelbeete überschwemmt, und
zwar in den ersten Tagen des September.
Nach dem Fallen hatte das Wasser
nicht genügenden Ablauf, so dass das-
selbe stellenweis bis zum Froste
stehen blieb. Allgemein hatte man
gefürchtet, dass die Pflanzen gänzlich
ausgestorben seien. Aber welche
Überraschung und Freude: als man
im Dezember die unter dem Eise sich
befindenden Setzlinge heraushob, waren
sie ganz unversehrt. Die Pflanzen
waren im Frühjahr desselben Jahres
ausgesetzt worden, standen dann über
ein Vierteljahr unter Wasser und
trotzdem blieben die Wurzeln unver-
sehrt; ausserdem haben sich auch die
Knospen noch schön ausgebildet.
Nach dem Gutachten der Fachmänner
in dieser Gegend gedeiht der Spargel
auf der Sonnenseite der Weinberge
vortrefflich, wächst aber wild auf der
nahe gelegenen Insel, obgleich diese
manchmal die ganze Woche unter
Wasser steht. K-
Frühjahr die Entwickclung vieler
Blüten beschleunigt hat, zeigt sehr
deutlich nachstehende Tabelle.
Erste Blüte offen 1894 1893
Galanthus ni-
valis L . . . 4. Febr. 15. Febr.
Helleborus
Das Unkraut an den Wegen
kann man leicht abschaffen, wenn
nachstehendes befolgt wird: Nimm
3 kg Kalk und 1/2 kg zu Staub zer-
pulverten Schwefel, gieb dies in 40 1
Wasser und koche es in einem eiser-
nen Gelasse, mische es ordentlich
durch und gieb dann noch zweimal so
viel Wasser hinzu. Mit dieser Mischung
werden die mit Unkraut besetzten Wege
begossen und nach mehrmaligem Be-
giessen erhält man reine Wege, da
das sich bildende Schwefelcalcium die
Vegetation zerstört. K.
Phänologische Beobachtungen in IVliddelburg,
Holland.
Wie ganz ausserordentlich das warme
viridis L . .
Alnusglutinosa
Gärtn. . . .
Primula offi-
cinalis L .
Ficaria ranun-
culoidesMch.
Cydonia japo-
nica Prs. .
Primula acau-
lis Jacq. . .
OrobusvernusL
Amygdalus
persica L .
Petasites ofli-
cinalis Mch.
Sanguinaria
canadensisL
Viola odorataL
Pulmonaria
oflicinalis L
BellisperennisL
Ribes grossu-
laria L . . .
Rosmarinus
oflicinalis .
Saxifraga tri-
dactylitis L
Androsace
septentrio-
nalis L . . .
Ribes rubrum L
Eranthis hye-
malis Sal. .
Asarum euro-
paeum L . .
Forsythiaviri-
dissimaLdl.
10. „
13- "
13- -
14- '.
20. März
20.
24.
22.
22.
24.
25-
28.
26.
26.
29.
29.
29.
15-
März
25.
23-
24.
21.
12.
25-
lü. April
29. März
11. April
L. Buysman,
Kleinere Mitteilungen.
339
Enthüllung des Denkmals für Ludwig Brehm.
Das Denkmal, das man in den An-
lagen des »Plateaus'< zu Altenburg
den Naturforschern Christian Lud-
wig Brehm und dessen Sohn
Alfred Edmund Brehm errichten
will, wird voraussichtlich Ende Sep-
tember enthüllt werden. Es wird
die Form eines Obelisken erhalten, der
mit den Medaillonbildern der beiden
Forscher versehen werden soll. Die
Ausführung der Aledaillonbilder ist dem
Bildhauer Pfretzschner in Charlotten-
burg übertragen worden. Unser Mitglied,
Herr Komm. -Rat Hugo Köhler ist
einer der Leiter im Comitc'.
Mamillaria barbata.
Es war in dem Heft vom i. März
der »Gartenflora«, S. 113 Taf. 1400, ein
sehr schönes Bild einer Wüsten-Pflanze,
der Mamillaria barbata Elnglm. Dieselbe
ist gemein in den dürren und wüsten
Gegenden Nord-Amerikas. Mit ihr
wachsen auch mehrere andere Arten,
die ganz so schön wie Mamillaria bar-
bata sind. In den äussersten südwest-
lichen Gegenden Nord-Amerikas linden
sich bekanntlich Kaktus- Arten, die sehr
hoch und stark werden. Einige werden
so gross wie Bäume, 40 bis 50 Fuss
hoch.
Manche von diesen Arten werden von
den amerikanischen Handelsgärtnern
verkauft. Sie sind aber mehr merk-
würdig als zierend oder nützlich und
sie werden nur in kleiner Zahl ange-
pflanzt. In Amerika lieben wir sie
nicht so sehr, weil sie zu gemein sind.
Stillwater in (Jklahoma, Ver. St.
Prof. F. A. Waugh.
Litteratur.
E. W. Hilgard und L. Paparelli:
Report of the Viticultural Work during
the Seasons 18S7/89 with data regarding
the Vintage of 1890. Part I. Red-
Wine Grapes. Sacramento, 1892. Gr. 8^.
31Ü S.
Der vorliegende Bericht über die von
der »California-Universität« geleiteten
Arbeiten bezüglich der Weinkultur ist
natürlich für unseren Weinbau mehr
von wissenschaftlichem als von
praktischem Interesse. Der erste Ab-
schnitt, von Hilgard bearbeitet, be-
handelt die Anlage und die Aufgaben
der^'ersuchsstationen, die Art der Wein-
prüfung und der Weingewinnung. Ein
besonderer Abschnitt ist der Färbung
der Weine und der Analyse der
Färbungsmittel gewidmet.
Der von Paparelli bearbeitete Teil
des Berichtes betrifft die in den Jahren
1887/89 ausgeführten Weinanalysen,
welche sich auf Marken vom Bordeaux-
Typus, vom Burgunder-Typus, vom
Typus norditalienischer Weine, süd-
französischer, österreichischer, portu-
giesischer und ungarischer Weine be-
ziehen. Ein grösserer Abschnitt ist
der Behandlung gekelterter Weine ge-
widmet, doch gehört die Betrachtung
dieser Resultate nicht in den Rahmen
dieser Zeitschrift. Dr. C. Müller.
PrantUs Lehrbuch der Botanik;
9. vermehrte und verbesserte Auflage.
Herausgegeben und neu bearbeitet
von Dr. Ferdinand Pax, Professor
der Botanik und Direktor des botanischen
Gartens in Breslau. Mit 355 Figuren
in Holzschnitt. 8°. 365 S. Verlag von
Wilhelm Engelmann, Leipzig, 1894.
4 M., geb. 5,30 M.
Dem Unterzeichneten, der seit vielen
Jahren seinen Vorlesungen PrantUs
300
Litteratur.
Lehrbuch der Botanik zu Grunde legt,
gereicht es zur besonderen Freude,
darauf aufmerksam machen zu können,
dass die Neubearbeitung desselben durch
den Nachfolger des verstorbenen Prof.
Prantl in der That wesentliche Ver-
besserungen enthält. Der kurze klare
Text ist geblieben, aber naipentlich die
Anatomie ausführlicher und mehr in
Verbindung mit der Physiologie be-
handelt, und, was das Buch besonders
wertvoll für Studierende macht: in
der Systematik sind gute Übersichten
und zahlreiche Abbildungen tech-
nischer und oflizineller Pflanzen, meist
.aus dem immer wieder als muster-
gültig zu bezeichnenden Werk Engler
und Prantl, Natürliche Pflanzen-
familie, gegeben. — Wünschenswert
wäre bei einer neuen Auflage, dass die
behandelten Reihen am Kopf jeder
Seite genannt würden, da der Studierende
dann leichter die Übersicht behält.
Das mechanische System müsste dann
auch noch etwas eingehender dargestellt
werden. L. W.
The American Florist Company's
Directory ofFlorists, Nurseryman and
Seedsmen of the United States and
Canada and Reference Book. 4. Auflage.
Preis 2 Dollars. , .- ■.
Was Plumpes Adressbuch der Gärtner
für Deutschland, das ist das von der
American Florist Company heraus-
gegebene Directory für Nordamerika,
und auf meiner vorjährigen Reise habe
ich nur zu oft Gelegenheit gehabt, mich
von der Zuverlässigkeit und Zweck-
mässigkeit dieses Adressbuches zu
überzeugen; es war mein steter Be-
gleiter. — Die eben erschienene
4. Auflage hat aber noch manche Vor-
züge vor den früheren voraus und ich
wünschte wohl, iclr hätte sie schon
voriges Jahr gehabt. Sie ist nämlich
viel handlicher, anstatt hoch Oktav-
format hat sie klein Oktavformat er-
halten, so dass sie sich bequem in der
Tasche tragen lässt, was früher nicht
möglich war. Alit Stolz kann unser
verehrter Freund Grant, der Heraus-
geber des American Florist, der
grössten Gärtner-Zeitung Amerikas, die
einer Aktien-Gesellschaft gehört, deren
Aktionäre alle Flandelsgärtner sind,
sagen, es sei wohl kein Selbstlob,
wenn er annehme, das dies Directory
alle anderen Adressbücher in Amerika
und Europa übertreffe.
In mancher Hinsicht hat er recht,
man hat aber auch in Amerika die
Herausgabe eines solchen Buches
leichter, die Zahl der Gärtner ist noch
nicht so gross wie in Deutschland und
da kann, zumal der Druck recht eng,
mehr Raum für sonstige nützliche Mit-
teilungen benutzt werden. Man hat
ferner drüben eine ausführliche Statistik
des Gartenbaues, die uns noch ganz
fehlt. Wir sind so ängstlich und
fürchten, dass die Angaben zu leicht
ungenau werden, darum geben wir
lieber gar keine Statistik; in Amerika
hat man 1X9(3 beim 11. zehnjährigen
Census zum ersten Mal wegen seiner
grossen Wichtigkeit den Obstbau
imd einzelne andere Zweige des
Gartenbaues, namentlich die Handels-
gärtnerei, die Baumschulen und die
Samenzuchtanstalten, berücksichtigt.
(Schluss folgt.)
Aus den Vereinen.
Programm für die Versammlung des Deutschen I 1. Sitzung: Begrüssung durch den Vor-
Pomologen -Vereins in Erfurt vom 6. bis 8. Juli. sitzenden, Ök. - Rat Späth. Beratung
Freitag den b. Juli, 9 bis 12 Uhr: über die vom Deutschen Pomologen-
Aus den Vereinen.
361
verein zum allgemeinen Anbau em-
pfohlenen Steinobstsorten, Referat des
Herrn Garteninspektors L. Maurer in
Jena über empfehlenswerte Stachel-
und Johannisbeersorten. — 3 bis 5 Uhr
2. Sitzung: Fortsetzung der Beratung
über die zum Anbau empfohlenen
Steinobstsorten. — Sonnabend den
7. Juli: 9 bis 12 Uhr 3. Sitzung: Be-
ratung über die zum allgemeinen An-
bau empfehlenswertesten Beerenobst-
sorten. 3 bis 5 Uhr 4. Sitzung: Be-
ratung über die Änderung der Statuten
desDeutschen Pomologenvereins durch
die auf der Generalversammlung in
Breslau gewählte Kommission und die
Vorsitzenden der Sektionen oder deren
Stellvertreter. — Sonntag den S. Juli
Ausflug nach dem Thüringer Walde.
Verein deutscher Rosenfreunde.
Tagesordnung für den Kongress zu
Görlitz A'om 7. bis 10. Juli d. J. (Das
Fest-Programm wird in Görlitz bekannt
gemacht. Der Kongress beginnt am 8.
Die Preisrichter treten am 7. morgens
zusammen.) 1. Eröffnung durch den
Präsidenten. 2. Jahresbericht durch
den Geschäftsführer. 3. Rechnungs-
ablage durch den Geschäftsführer.
4. Neuwahl des Vorstandes und der
Revisoren. 5. Wahl des nächsten Ver-
sammlungsortes. 6. Aufstellung der
Liste der einander gleichen und ähn-
lichen Rosen. 7. Einheitliche Benennung
der Rosenfarben auf Grund der vor-
gelegten Farbentafel. 8. Zuerkennung
des Vereins -Ehrendiploms 1. für an-
gemeldete Neuheiten, 2. für andere
hervorragende Leistungen. 9. Auf-
stellung der für den Blumenschnitt
und die Treiberei je 10 wertvollsten
Rosen. 10. Prüfung der deutschen
Neuheiten, ehe sie dem Handel über-
geben werden. 11. Besprechung der
Mittel gegen Pilze und Ungeziefer der
Rose. 12. Die Rosenunterlagen der
verschiedenen Länder und Gegenden.
13. Orts-Gruppenbildungen. 14. Ver-
schiedenes und Anträge aus der Ver-
sammlung.
Steglitz. AmA-Iittwoch den30.Maicr.,
nachmitt. 5 Uhr, fand in »Albrechtshof«
die feierliche 4. Pflanzenverteilung des
Gartenbau-^'ereins für Steglitz und Um-
gegend an die Kinder der dortigen
Gemeindeschule statt
Sitzung der Kaiserlichen Russischen
Gartenbaugesellschaft am 6. November 1893.
Beim Vortrag der Abrechnung der
Akkermanschen Filiale für 1892 stiess
die Frage auf: ob, wann und wie der
Weinbauer dem Weinstocke Blätter
nehmen könne oder solle, um höhere
Reife und schönere Farbe zu erzielen?
Die Entscheidimg wurde als von der
Oertlichkeit, wo der Wein wächst, ab-
hängig erklärt. In Mittelasien, Samar-
kand, Buchara u. s. w. braucht die
Traube alle Blätter als Schutz gegen
die brennende Sonne; in Südrussland
entfernt man nur das die Traube un-
mittelbar beschattende Blatt, schont
dagegen die oberhalb derselben sitzen-
den und sie nährenden nachMöglichkeit;
dann wird der Wein süsser; in Wein-
häusern hat die Rebe selten so viel
Blätter, dass Entfernung derselben
notwendig würde.
Herr Ossipow aus Kijew erwähnt
hierbei, dass man Beerenfrüchte durch
künstliches Beschatten zu späterer Reife
bringe und sie bis in den September
und Oktober frisch erhalte.
Der Vicepräsident R. I. Rajewsky
sprach über Polygonum sachalinense,
welches Alaximowitsch nach Russland
brachte und E. Andre aus Moskau 1869
an Baltet inTroyes sandte, von wo es als
Dekorations-undFutterpflanze in Frank-
reich Verbreitung fand; die allgemeine
Futternot in diesem Jahre richtete die
Aufmerksamkeit der Landwirte auf
302
Aus den Vereinen.
diese genügsame, in jedem Boden rasch
und üppig wachsende Pflanze.
Herr H. Koppe in Wilna erhielt für
43 Chrysanthemum in 30 Sorten die
mittlere, Fürstin E. K. Kantakusen
Speranskaja für geschnittene Chrysan-
themum, Cyclamen u. s. w. die kleine
silberne Medaille; H. Koppe für einen
einjährigen grossen Stock von Marechal
Niel, und Th. Gerstner für eine neue
reichblühende karmoisinrote Ranken-
rose Ch. Turners cramoisi ramblei den
Dank der Gesellschaft. Die Zeichnung
der letzteren nach einer Photographie
und ein getrockneter Zweig mit einer
Anzahl von Blüten zeigen den hohen
Wert dieser Rose, die Th. Gerstner
bei seinem Aufenthalte in London in
diesem Sommer Gelegenheit hatte, in
voller Schönheit zu bewundern.
In der Versammlung A^om 20. Novem-
ber wurde den Mitgliedern der Kaiserl.
Russischen Gartenbaugesellschaft be-
kannt gegeben, dass die Oberpressver-
waltung das Programm des Organs der
Gesellschaft bestätigt habe, letzteres vom
1. Januar 1894 »Bote der Kaiserlichen
Russischen Gartenbaugesellschaft« ge-
nannt werde, ohne Kaution und Censur
erscheinen und vom Sekretär der Ge-
sellschaft, I. I. Mestschersky redigiert
werden würde. Erscheinen wird der
Bote mindestens 6 Mal im Jahre, den
Mitgliedern wird er unentgeltlich zu-
gehen, sonst wird er mit Zusendung
3 Rbl. kosten.
Für detaillierte belehrende schrift-
liche Beantwortung der von dem Vor-
stande der Gesellschaft gestellten
Frage: welcher Schaden wurde durch
den strengen Winter 1892—93 in der
Pflanzenwelt angerichtet? erhielten je
eine kleine silberne Medaille die
Arbeiten der Herren: Poggenpohl in
Uman, Schröder und Andrejew in
Moskau; den übrigen Einsendern wurde
der Dank der Gesellschaft votiert.
Dem bisherigen Lehrer der Garten-
bauschule der Gesellschaft, F. K. Ka-
laida wurde in Anerkennung seiner
in kaum Jahresfrist erworbenen emi-
nenten Verdienste um die Organisation
der Schule der herzliche Dank der
Gesellschaft zuteil, wobei ihm gele-
gentlich seines nunmehrigen Abgangs
nach dem Nikita-G arten eine Muster-Kol-
lektion aller möglichen Garteninstru-
mente überreicht ward.
Baron N. A. Witte schlug der Gesell-
schaft vor, jedem Gartenbesitzer aus
der Vertilgung der dem Obstbau schäd-
lichen Insekten eine gesetzliche Pflicht
zu machen. Freilich erkannte man die
Wichtigkeit der beregten Frage allge-
mein an, doch stiess sich der eine an
dem unangenehmen Zwang, der den
einzelnen Besitzer zu Opfern für das
Gemeinwohl verpflichte, der andere
wünschte noch Belehrungen von dem
entomologischen Verein, ein dritter will
vorerst durch Verbreitung populärer
Broschüren wirken, und so blieb ein
nützlicher Vorschlag ohne Folgen.
Herr R. E, Regel hielt einen hochin-
teressanten Vortrag über »die Theorie
der Pflanzenvermehrung durch Steck-
linge und Ableger« nach Dr. H. Voech-
tings eingehenden Untersuchungen, und
gelangte dabei zu dem noch interes-
santeren Schlüsse, dass die bisher ver-
folgte Praxis bei Piersteilung von Steck-
lingen und Ablegern durch die Wissen-
schaft als vollkommen richtig" anerkannt
würde.
Ausgestellt waren von H. F. Eilers
30 Stck. englische Remontantnelken.
6 Cyclamen persicum, 100 Maiblumen
von 1892, erst jetzt in Blüte, 100 eben-
solcher von 1893, schon jetzt in Blüte,
und 10 prachtvolle Epiphyllum trunca-
tum in seltener Blütenfülle, wofür Herr
Eilers die grosse silberne Medaille er-
hielt. Herr Böttcher beim Fürst Golizin
erzielte für 28 Sorten Chrysanthemum
in 72 Töpfen die mittlere silberne
Medaille. Herrn C. F. Ruppert wurde
Aus den Vereinen.
363
für 7 Azalea indica die kleine silberne
Medaille zuerkannt.
R. M. Hinckeldeyn.
Sitzung der Russischen Obstbaugesellschaft am
15. Dezember 1893.
Gelegentlich der Sitzung der Russi-
schen Obstbaugesellschaft am 15. De-
zember hielt Herr A. J. Grebnizky
einen Vortrag über seine im Auftrage
des Domänen-Ministeriums gemachte
Reise zur Ausstellung in Chicago. Seine
Beobachtungen über den Obstbau in
Nordamerika beschränkten sich nicht
auf die Resultate desselben, ^vie sie
die Ausstellung bot, sondern be-
schäftigten sich auch mit der Art und
Weise, wie der Amerikaner überhaupt
seinen Obstbau betreibt.
Der erste Blick auf die Obstgärten
und Märkte weist auf Massenproduktion
weniger, aber bewährter Sorten hin.
Dadurch haben sich die amerikanischen
Obstarten im Fluge den Marlvt erobert,
und wurden ein notwendiger Bestand-
teil der allgemeinen Xahrung, so dass
jetzt jeder Amerikaner durchschnittlich
für circa 20 Rubel Obst pro Jahr
verbraucht.
In den von ihm durchreisten Staaten
fand der Vortragende hauptsächlich
Apfelbäume angeiDflanzt. In grossen
Gärten mit wenig Sorten, als Halbstamm
gezogen, ungleichmässig in der Krone,
nicht eben sorgfältig von trockenem
Holze gereinigt, die Stämme vielfach
vermoost, standen die Bäume in 3 bis
4 Faden Entfernung von einander auf
einem Land, bewachsen mit Unkraut,
ohne besondere Einzäunung. Diese im
ganzen wenig sichtliche Pflege ist wohl
eine Folge der hohen Arbeitslöhne.
Die ausgestellten Obstarten waren in
stattlicher Anzahl vorhanden, und zwar
von Äpfeln von der 1892er und auch der
1891er Ernte, teils frisch, teils in Gläsern
konserviert,schön gefärbt, sehr schmack-
haft und von harter Art. Ähnlich
sind die anderen Obstsorten sämtlich
den Anforderungen des Publikums an-
gepasst. Getrocknete und eingemachte
Früchte und Cider waren in guter
Qualität und in Masse vorhanden. Der
Vortragende fand, dass viele der ameri-
kanischen Äpfelsorten sich auch für
Russland eignen würden und dass man
besser thäte, lieber nicht so viele Arten
zu ziehen. Amerika exportiert grosse
Massen getrockneten Obstes, so 1891
allein nach Deutschland 1 2oooooD.-Ctr.
ä 6 Pud. Der Export frischer Äpfel
erreichte aus Nordamerika und Canada
1 230000 Ctr., von denen 500000 allein
aus Canada kamen. Weiter wurde er-
wähnt, dass in Böhmen viel Obst
konsumiert wird. Das Mitglied Kos-
tromitow teilte mit, dass im König-
reich Polen allein durch Einfluss und
Beispiel der Geistlichkeit, ohne staat-
liche Obstbaumschulen und Unter-
stützung seitens der Regierung, der
Obstbau in hohem Grade floriere.
Berlin. Der Verein zur Be-
förderung des Gartenbaues feierte
am 21. Juni sein 72. Stiftungsfest durch
eine Festfahrt mit Dampfer von Wann-
see, an der Pfaueninsel vorüber, nach
Nedlitz. Trotzdem es fast den ganzen
Tag in Strömen regnete und die Fahrt
in doppelter Beziehung eine „Wasser-
fahrt" genannt werden konnte, hatten
sich doch nicht weniger als 152 Teil-
nehmer, davon über die Hälfte Damen,
eingefunden. Nach der Rückkehr be-
sichtigte eine Anzahl Herren noch den
sehr geschmackvoll angelegten Garten
unseres Mitgliedes, des Herrn Hau-
kohl, der mit einem Trunk edlen
Rheinweins in seiner Villa „Auf der
Höh" seine Gäste verabschiedete. Abends
war Festessen im Kaiserpavillon zu
Wannsee, bei welchem Herr Kgl. Garten-
baudirektor Carl Lackner in Ver-
3^4
Ausstellungen und Kongresse.
tretung des durch Un^vohlsein ver-
hinderten Herrn Wirkl. Geh. Ober-Fin.-
Rats V. Pommer Esche das Hoch auf
3. M. den Kaiser, den Protektor des Ver-
eins,, ausbrachte.
GrossenAnklangfanden 3 Tafellieder,
gedichtet von der Gattin des ersten
Ordners, des Herrn Gartenbaudirektor
JBrandt, der in seinem schwierigen
Amte von Herrn Hofgärtner Hoff-
mann unterstützt wurde. Mele weitere
Tischreden würzten das Alahl. Herr
Mitterdorfer, Schatzmeister des Ver-
eins fürDeutsches Kunstgewerbe, sprach
auf den Vorstand, Herr K. G.-Insp.
Per ring, 2. Stellvertreter des Direktors,
antwortete mit einem Toast auf den
Verein, Herr Insp. Dressler gedachte
der treuen Damen, Herr Hofg. Hoff-
mann sprach der Dichterin das wohl-
verdiente Lob, Herr Cordel den Ord-
nern. Herr Kgl. Gartenbaudirektor
B r a n dt dankte Herrn Gartenbaudirektor
Buntzel tür die schönen Rosen, Herrn
Klaeber für die schönen Blumen-
sträusse, die sie gespendet, und ge-
dachte zugleich dankbar des abwesen-
den Schatzmeisters.
Und so ging es weiter, bis ein Tänz-
chen das schöne Fest schloss. Als An-
denken aber trug eine jede Dame ein
hübsches Tambourin, gefüllt mit Pra-
lines, jeder Herr eine Gurke, gefüllt mit
Cigarren, nach Hause. In altgewohnter
Weise hatte der leider erkrankte Schatz-
meister Herr Kgl. Floflief. Plumpe
dies besorgt und sich selbst die Muster
nach Bad Oevnhausen schicken lassen.
Ausstellungen und Kongresse.
Erfurt. Frühobst- und Frühgemüse-
Ausstellung in Erfurt. Vom 5. bis
9. Juli wird in Erfurt im Rahmen der
Thüringer Gewerbe- und Industrie-Aus-
stellung eine allgemeine deutsche Früh-
obst- undFrühgemüse-Ausstellung statt-
finden, die vorzugsweise bestimmt ist,
eine Uebersicht der in Deutschland
angebauten besten Stein- und Beeren-
obst-Sorten und damit gleichzeitig eine
Unterlage für die Verhandlungen des
Deutschen Pomologen-Vereins zu geben,
der am 6. und 7. Juli in Erfurt seine
Versammlung abhalten wird. Der Ver-
ein wird, nachdem er auf der im Herbst
des Jahres 1893 in Breslau statt-
gefundenen Versammlung. mit der Sich-
tung des zum allgemeinen Anbau zu
empfehlenden Kernobst-Sortiments zu
einem bestimmten Abschlüsse gelangt
ist, in Erfurt in die Arbeiten zur Son-
derung der Stein- und Beerenobst-
Sorten eintreten, um die für die Gross-
kulturen, z. B. zum Zwecke der in der
Jetztzeit zu grosser Bedeutung gelangten
Beerenweinbereitung, geeignetsten Sor-
ten zu ermitteln und allgemein bekannt
zu geben. Es ist deshalb eine recht
rege und allgemeine Beteiligung aus
ganz Deutschland wünschenswert, um
unter den verschiedenartigsten Ver-
hältnissen für bestimmte Verwendungs-
zwecke erprobte Sortimente in recht
umfassender Weise vertreten zu sehen.
Ein anderer Zweck der Ausstellung
ist die Ermittlung der besten frühen
Kernobst- und Frühgemüse-Sorten, also
zweier Spezialitäten, die für die Kul-
turen unserer Zeit von hervorragender
Bedeutung sind.
Da nun die Thüringer Gewerbe- und
Industrie - Ausstellung gleichwie die
gärtnerischen Kulturen Erfurts so
vielerlei interessantes bieten, das an
und für sich schon eine Reise nach
Erfurt lohnend macht und eine be-
Ausstellungen und Kongresse.
365
deutende Anziehung auf die weitesten
Kreise ausilbt, so wird es der Früh-
obst- und Frühgemüse - Ausstellung
sicher nicht an einem zahlreichen Be-
suche fehlen, so dass unter Berücksich-
tigung der obwaltenden Verhältnisse
die Beteiligung an der Ausstellung nur
dringend empfohlen werden kann.
Programme sind von dem Stadt-
Garteninspektor G. Bergfeld in Erfurt
zu erlangen.
Die Gartenllora liegt im Lesezimmer
des Gartenhauses daselbst aus.
Antwerpen. Rosen - Ausstellung
des »Cercle des Rosieristes d'Anvers»
in Verbindung mit der Weltausstellung
Ende Juni. Anmeldungen an J. B.
Lencerts, Vestingstraat in Antwerpen.
Görlitz. III. grosse allgemeine
Rosen-Ausstellung des Vereins deutscher
Rosenfreunde, verbunden mit Aus-
stellung von Koniferen, Nelken,
Pensees, Knollenbegonien und Gladi-
olen, Stauden und bunten Gehölzen,
Teppichbeeten und Bindereien, vom
Juni bis September (Haupt-Ausstellung
7. — 10. Juli.). Anmeldungen an Karl
Druschki in Görlitz.
Augburg. Gartenbau - Ausstellung
der schwäbisch-bayerischen Gartenbau-
Gesellschaft vom 8. — 16. September.
E b e r s w a 1 d e. Chrysanthemum-Aus-
stellung des Vereins Feronia am 10.
und 11. November.
Settin. Chrysanthemum-Ausstellung
des Gartenbau - Vereins am 17. und
18. November. Anmeldungen an
Albert Wiese in Stettin.
Genthin. Gartenbau - Ausstellung
des Vereins der Gärtner und Garten-
freunde der Jerichowschen Kreise.
Anmeldungen an den Handelsgärtner
Leopold Gleitsmann in Genthin.
Königsberg in Preussen. Grosse
allgemeine Gartenbau-Ausstellung zur
Feier des 60 jährigen Bestehens des
Gartenbau - Vereins vom 8. — 16. Sep-
tember. Anmeldungen an die Aus-
stellungsleitung in Königsberg i. Pr.
M a g d e b u r g. Allgemeine Garten-
bau-Ausstellung zur Feier des 50 jäh-
rigen Bestehens des Gartenbau-Vereins
Anfang" September 1895. Anmeldungen
an W. Rössing, IMagdeburg, Band-
strasse 8.
Mainz. Grosse allgemeine Garten-
bau-Ausstellung in der zweiten Hälfte
des Monats September. Anmeldungen
an Stadtgärtner Schröder in Mainz,
Le ob schütz. Allgemeine Garten-
bau-Ausstellung des Obst- und Garten-
bau-Vereins im September.
Rostock. Obst- und Gemüse -Aus-
stellung des Obst - und Gemüsebau-
Vereins im Herbst. Anmeldungen an
K. Bonstedt, Obergärtner in Rostock,
Doberanerstrasse 10.
C h r i s t i a n i a(Norwegen). Allgemeine
norwegische Gartenbau - Ausstellung
der Gartenbau-Gesellschaft »Flavedyr-
kningens Venners« vom 27.— 30. Sep-
tember. Anmeldungen an Peter
Növik in Christiania, Hausmanns-
gaden 23.
Gent. Chrysanthemum-, Orchideen-,
Dekorationspflanzen - und Blüten-
pflanzen-Ausstellung der »Societe
Royale d'Agriculture et de Botanique«
vom n. — 13. November. An-
meldungen an E. Fierens, Coupure 135
in Gent.
366
Personal-Nachrichten.
Teplitz (Böhmen). Erste Gartenbau-
Ausstellung in Teplitz für das nord-
Avestliche Böhmen, veranstaltet vom
»Verein der Gärtner von Teplitz und
Umgebung« vom 15. — 22. Juli. An-
meldungen an den Ausstellungs-
Sekretär G. A. Ressel in Teplitz.
Brüssel. Orchideen-Ausstellungen ,
veranstaltet von der Gesellschaft der
Orchideenfreunde »L'Orchideenne«, am
zweiten Sonntag und Montag Nach-
mittag eines jeden Älonats in den
Räumen der Gärtnerei der »Societe
de l'Horticulture Internationale« im
Park Leopold.
Genf. Allgemeine Gartenbau -Aus-
stellung der kantonalen Gartenbau-
Gesellschaft in der ersten Hälfte des
Monats September. Anmeldungen an
Gebrüder Forestier, Tour de l'ile in
Genf.
St. Petersburg. Internationale Obst-
bauausstellung. Anmeldetermin ist auf
den 1/13. August d. J. verlegt. Ge-
meinnützige Institute, Schulen etc. zahlen
keine Platzmiete, auch Liebhaber
nicht, wenn dies A^on Herrn Ökonomie-
rat L. Späth, der für Deutschland zum
General - Kommissar seitens des Aus-
stellungs-Kommites ernannt ist, befür-
wortet wird.
Personal-Nachrichten.
Am 4. Juni wurde in feierlicher Weise
der 60. Geburtstag des Herrn Professor
Dr. Paul Asche rson, Berlin, des
berühmten Floristen und Pflanzen-
geographen, korrespondierendes und
wirkliches Mitglied des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues, und da-
mit zugleich eine Nachfeier seines
25 jährigen Dozenten - Jubiläums be-
gangen. Nachdem am Mittag dem-
selben verschiedene Adressen und Er-
nennungen zum Ehrenmitglied über-
reicht waren, fand um 5 Uhr im Eng-
lischen Hause ein glänzendes Festessen
statt, bei dem Geh. Rat Engler und
Geh. Rat Pringsheim als geschäfts-
führender Vorsitzender bezw. Präsident
der Deutschen bot. Gesellschaft, Prof.
Schumann als Vorsitzender des bot.
Vereins der Provinz Brandenburg, Geh.
Rat Virchow im Namen der Gesell-
schaft für Erdkunde und der Gesell-
schaft für Anthropologie und viele
andere sprachen. Sehr launig war der
Toast des Herrn Professor Dam es,
der im Namen der Gesellschaft natur-
forschender Freunde redete, und der
des Herrn Trojan. L. Wittmack
sprach im Namen des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues.
Am 25. Mai starb der Garteninspektor
Eichler in Wernigerode.
Am 17. März"" d. Js. ist, wie wir
schon kurz mitteilten, in Prag der
Universitäts-Professor Herr Gustav
Adolf Weiss, einer der tüchtigsten
Botaniker, im Alter von 57 Jahren ver-
schieden. Am 9. August 1860 habili-
tierte er sich an der Wiener Universi-
tät als Dozent für physiologische Bo-
tanikundzwei Jahrespäter wurde erzum
Direktor des botanischen Gartens in
Lemberg ernannt. Am 3. Januar 1871
erfolgte seine Berufung als ordentlicher
Professor der allgemeinen Botanik so-
wie als Direktor des pflanzenphysio-
logischen Institutes an der Prager Uni-
versität. Der Verewigte war auch
Personal-Nachrichten.
3Ö7
Mitglied der Societe imperiale d'Horti-
culture de France und zahlreicher an-
derer wissenschaftlicher Vereine. Auch
als Schriftsteller war er sehr thätig.
Die Abteilung der deutschen Universi-
tär verlor in ihm einen eifrigen und
vielbegabten Mann. K.
Garteningenieur Karl Hirlinger,
Vertreter der Kunst- und Handels-
gärtnerei von Gebrüder Siesmayer,
Gartenarchitekten inBockenheim, feierte
am 5. Juni sein 40J ähriges Dienstjubiläum.
Der Genannte gehört schon seit seiner
Lehrzeit dieser Firma an, in der er
jetzt die Stelle des ersten Technikers
bekleidet. Seitens der Firmeninhaber
wurde dem Jubilar für die treuen und
selbstlosen Dienste eine künstlerisch
ausgestattete Glückwunschadresse nebst
einem anderen wertvollen Geschenke
überreicht.
Peter Schilhan, ein verdienter
Pomologe, starb im Ö2. Lebensjahre in
Horpäcs in Ungarn.
E. Claus, bisher Anstaltsgärtner in
Geisenheim, übernahm eine Stelle als
herrschaftlicher Obergärtner zu Höchst
am Main.
Fr. Grobben trat als Gärtner der
Lehranstalt für Obst- und Weinbau in
Geisenheim an die Stelle des Vor-
genannten.
W. M ö n k e m e y e r, bisher Obergärtn er
des botanischen Gartens in Leipzig,
wurde vom sächsischen Kultusministe-
rium zum Garteninspektor ernannt.
S. R e h d e r , fürstl.Schönburg-Walden-
burgscher Flofgärtner in Waidenburg
in Sachsen, trat am 1. Mai nach 35J äh-
riger, arbeits- und erfolgreicher Dienst-
zeit in den wohlverdienten Ruhestand.
Durch die von ihm in den sechsziger
Jahren ausgeführten grossartigen neuen
Anlagen hat er nicht allein seiner hohen
Herrschaft, sondern auch dem Publikum
grosse Dienste geleistet, denn diese
Anlagen sind ein Anziehungspunkt des
herrlichen Muldethaies geworden. Der
grossartige Wintergarten, in dem seiner-
zeit wohl die grössten Neuholländer-
Pflanzen Sachsens standen, bot ein Bild
des ausgezeichnetsten gärtnerischen
Könnens.
Als Nachfolger des pensionierten Hof-
gärtners S. Reh der zu Waidenburg in
Sachsen ist der seitherige Schloss-
gärtner Wildner angestellt worden.
Sprechsaal.
Frage 28. Von einem Kunden wurde
mir beifolgende Lobelia überbracht
und erlaube mir, Ihnen selbige zu
übersenden, es hat sich diese Seide-
ähnliche Bildung an vielen Pflanzen
derselben Sorte gezeigt. Was ist es?
A. D. in B.
*
Antwort. Ist wahrscheinlich Cuscuta
glomerata Choisy, die auch an Phlox
vorkommt; doch lässt sich die Art erst
bestimmen, wenn die Seide blüht.
Weitere Antwort aut Frage
No. 26, betreffend die Stachelbeerraupe.
Wie Fragesteller, so hatte auch ich
vor mehreren Jahren sehr von den
Stachelbeerraupen zu leiden, die erstere
ist wahrscheinlich, wie imllcft 11,5.312,
schon angegeben, die grüne 2ofüssige
368_
Sprechsaal.
Afterraupe der Stachelbeer-Blattwespe,
Nematus ventricosus, oder auch die
Afterraupe der schwarzen Stachelbeer-
Blattwespe, Emphytus grossulariae,
welche ich in diesem Jahre mehrfach
angetroffen und die ihr Vernichtungs werk
arg betrieben haben. Ferner möchte
ich noch auf die lofüssige Raupe des
Stachelbeerspanners, Zerene grossu-
lariata, hinweisen, welcher in manchen
Jahren ebenso verheerend auftritt als
dieersteren. Der Stachelbeerspanner, ein
leicht erkennbarer Nachtschmetterling,
ist weiss mitOuerreihen grosser, runder,
zumTeilzusammenfliessendersch\varzer
Flecken; Vorderflügel mit einem gelben
Ouerstreif, 40 — 50 mm Spannbreite, die
Raupen, ca, 30 — 35 mm lang, welche
beim Kriechen den Körper bogenförmig
krümmen, als ob sie eine Spanne ab-
mässen, halten sich in der Ruhe ge-
wöhnlich mit den Nachschiebern fest
und erheben den Körper frei in die
Luft.
Die Vertilgung kann verschiedenartig
geschehen, erstens durch Abschütteln
und Aufsammeln der Raupen, welches
ganz frühmorgens geschehen muss:
indem sie während der kühleren Nacht
etwas verklammt sind und deshalb
leichter herabfallen, auch muss dies
mehrmals wiederholt werden, indem
sich immer wieder Nachzügler ein-
finden. Da sich die Raupen sehr flach
in der Erde verpuppen, so ist es ratsam,
den Boden im Winter unter den
Sträuchern mehrmals umzuhacken und
mit etwas Kalkstaub zu bestreuen.
Ein zweites sehr bewährtes Mittel be-
steht in 40 1 Wasser, 1/2 k& Schmierseife
und 1/4 1 Tabaksaft, dieses gut durch-
einander gemischt und mit einer feinen
Spritze damit die Sträucher durchsj)ritzt,
es gehen sowohl die Raupen wie das
übrige Ungeziefer, was daran haftet,
dadurch zu Grunde. Als drittes Mittel
habe ich zu gleichen Teilen Benzin
und Amylalkohol (Fuselöl) angewandt,
dies in kleine Näpfe gegossen und je
drei Stück unter einen vStrauch
gestellt, was ebenfalls eine recht gute
Wirkung hatte, denn die Raupen fielen
betäubt zu Boden und gingen darauf
zu Grunde; leider darf man es nur bei
recht windstillen Tagen anwenden, weil
es leicht verfliegt, und da es sehr
feuergefährlich ist, so muss man vor-
sichtig damit zu Werke gehen.
Berlin, den 10. Juni 1894.
Louis Ahlisch, Oberg.
Ausflug nach Görlitz.
Auf vielfachen Wunsch hat der Unterzeichnete sich an die königliche Eisenbahndirektion
Berlin mit der Anfrage gewandt, oh Sonderzüge nach Görlitz während der Zeit vom 7. — 10. Juli,
der Zeit der Haupt-Ausstellung und des Kongresses deutscher Rosenfreunde, veranstaltet würden.
Eine Antwort konnte noch nicht eingehen und werden die Tageshlatter s. Z. wohl das Nähere
angeben. Für den Fall, dass keine Sonderzüge eingelegt werden, möchte sich empfehlen, mit
dem fahrplanmässigen Zuge Sonntag, den 8. Juni, früh 8 Uhr 45 Minuten vom Bahnhof Friedrich-
strasse zu fahren. Ankunft in Görlitz i Uhr 28 Minuten. Rückfahrt nachts i Uhr i5 Minuten.
Ankunft in Berlin Montag früh 6 Uhr 4 Minuten. — Um halbe Preise zu erlangen, müssen
mindestens 3o Fahrkarten auf einmal gelöst werden. Der Unterzeichnete wird dies besorgen
und bittet, sich bei ihm bis Sonnabend, den 7. Juli, mittags, durch Postkarte anzumelden. Die
Karten sind eine halbe Stunde vor Abgang des Zuges in Empfang zu nehmen. Die Teilnehmer
wollen auch ihre Mitgliedskarte gefälligst mitbringen.
L. Wittmack, Berlin N., Invalidenstrasse 42.
802. und zugleich Jahresversammlung des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten
am 28. Juni 1894.
I. Der Direktor des Vereins, Herr Wirkl. Geli. Ober-Finanzrat von Pommer
Esche, verkündete folgende Herren als zu wirklichen Mitgliedern vor-
geschlagen:
1. Herr Rentier C. Kressin, Ritterstrasse 42.
2. Frau Emma Gerres, SW. Tempelhof er Ufer ib.
durch Frau Louise Koppe,
3. Herr Kunst- und Handelsgärtncr Paul Seh wandt, Pankwitz,
durch Herrn Schreiber,
4. Herr Landschaftsgärtner F. Gude, Düsseldorf,
durch Herrn Kaehler,
5. Flerr Fabrikbesitzer Paul Herz, NW. Dorotheenstrasse 1,
durch Plerrn Dr. Max R e i c h c n h e i m ,
6. Herr Rentier Franz Günzel, Potsdamerstrasse 112a,
durch Herrn Ja wer,
7. Herr Obergärtner Max Loebner, Potsdamerstrassc 75,
durch LIerrn Perring.
Mit diesen ist die Zahl der Mitglieder genau auf 700 gestiegen und wird
hoffentlich bald noch höher steigen.
II. Ausgestellte Gegenstände.
1. Flerr Jan ick i führte eine reiche Zahl blühender Canna-Sorten in
Töpfen vor, die wegen ihrer schönen Entwickelung allgemein gefielen.
Es waren: Xo. 149 Floriferc, 117 Pierre Avour, 110 Antonie Crozy,
120 Ulrich Brunner, 195 Präsident Carnot (2 Exemplare), Kaiser Wilhelm
(2 Exemplare), 194 Mme. Crozy (5 Exemplare), 124 Mont Chindre,
160 Flamboyaut, 136 Guillaume Coustou, 199 Comte Horace de Choiseul
(2 Exemplare), 197 Trocadero (2 Exemplare), 196 Mme. Laforcade, die neue
noch nicht aufgeblühte »Königin Charlotte« und eine eigene Züchtung,
ein Bastard-Sämling von Kaiser Wilhelm und Mme. Crozy. Diesen nannte
Herr Janicki »Geheimrat Wittmack«. Der Same wurde im Januar aus-
gesät, die Pflanze bleibt niedrig und zeichnet sich aus durch eine leuchtend
370
8o2. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
hellzinnoberroteFarbe dcrBlumenblätter, die einen äusserst schmalen gelben
Rand haben, was jedenfalls ein Einlluss des Vaters Mme. Crozy ist.
2. Herr Wilhelm Bürger, Ilalberstadt, hatte auf Veranlassung des
Ilcrrn Brennecke, Obergärtners des Herrn Amtsrat R i m p au in Schlanstedt,
17 einjährige Sämlinge und 33 Winterstecklingspflanzen von englischen
Pelargonien eingesandt, die einen besonderen Gegenstand seiner Zucht
bilden. ObAvohl die Jahreszeit für englische Pelargonien nicht die
geeignetste und obwohl auf dem Transport manche Blumen abgefallen
waren, konnte man doch bei vielen grosse Blumen und treffliche Farben
bewundern. Ganz besonders auffallend war der niedrige Wuchs; Herr
Bürger stutzt die Sämlinge niemals und doch sind sie reich verzweigt.
— Herr Moncorps, Hohen-Schönhausen, selbst ein tüchtiger Pelargonium-
Züchter, bemerkte, dass ihm die Pflanzen für handelsgärtnerische Zwecke
nicht wüchsig genug erschienen. Sämlinge brauchten überhaupt nicht
geschnitten zu werden, die verzweigten sich von selbst. Der Bericht des
Herrn Bürger nebst seiner Entgegnung wird besonders abgedruckt
werden.
3. Herr W. Bürger hat ferner von der grossblumigen Dresdener
Levkoye, die bisher nur in weiss bekannt war, durch Kreuzung die
verschiedensten Farben erhalten und hatte auch davon schöne Exemplare,
abgeschnitten, übersandt.
4. E[err A. Schwiglewski in Carow, der bekannte Georginenzüchter,
der sich aber auch für andere Schnittl)lumen interessiert, führte sehr
schöne Varietäten des hohen Rittersporns, Delphinium elatum, vor. Es
zeigte sich übrigens, dass der Rittersporn, abgeschnitten und nur in Sand ge-
steckt, bald welkt. Ausserdem führte Plerr Schwiglewski die ganz all-
gemein an Flussufern u. dergi. wachsende gelbblühende Lysimachia
vulgaris, eine Primulacee, vor, welche er anbaut, da sie gern für den
Schnitt genommen wird.
5. Herr Geo Reid, Sydenham, London, hatte sehr schöne Nelken über-
sandt, über die wir gelegentlich näher berichten.
6. Flerr Ilofmarschall a. D. von St. Paul Illaire, Fis'chbach in Schlesien,
Präsident der Deutschen dendrologischen Gesellschaft, überschickte Zweige
mit sehr grossen Blättern von einer amerikanischen Eiche, Ouercus
dentata. Ein Blatt war 27 cm lang und 18 cm breit. Herr Garten-In-
spektor A. Fintelmann meinte, es sei vielleicht O. alba; Herr Professor
Dr. Koehne, der ein Blatt nachher untersuchte, schreibt, dass es sehr
wohl O. dentata sein könne, O. alba keinesfalls.
7. Herr Hofmarschall v. St. Paul fragte ferner an, was für ein Pilz es
sei, der die Pflaumen wie mit Zucker überzieht und sie vorzeitig ver-
dorren mache. Der General-Sekretär bemerkte, dass das Taphrina
pruni (auch Exoascus jiruni genannt) sei, welcher in den Zweigen
schmarotze. Man müsse die Bäume bis ins zweijährige Holz zurück-
schneiden, sonst trete die Krankheit alle Jahre wieder auf.
8. Von höchstem Interesse waren für die zahlreichen Anwesenden die
Ausführungen des Herrn Dr. Max Reichenheim, Wannsee, über die
von ihm in schönster Kultur vorgeführten, auf Torfsoden nach G. Kittels
Methode gezogenen Orchideen, Epidendrum vitellinum, die aber
Bo2 Versammlung des Vereins zui" Befüi'derung des Gartenbaues etc.
mit künstlichem Dünger gedüngt waren, und noch mehr die
Bemerkungen über ein auf Wasser mit Nährlösung, nach Art einer
Hyacinthenzwiebel gezogenes junges Dendrobium nobile. Dieselben
werden besonders veröffentlicht werden.
9. Herr Professor Dr. Sorauer, der am Erscheinen verhindert war,
machte brieflich auf eine anscheinend weit verbreitete Krankheit der
Chrysanthemum (Pyrethrum) frutescens aufmerksam, die durch die
Made einer Fliege, wahrscheinlich Phytomyza geniculata (nach der
Bestimmung im Museum für Naturkunde) veranlasst wird, indem diese
die Blätter miniert. (Siehe S. 3S7.)
10. Die Firma J. A. Henkels, Berlin W., Leipzigerstrasse 118 (und
Solingen) hatte auf Veranlassung des General-Sekretärs mehrere Exemplare
einer patentierten Gartenscheere in verschiedener Grosse eingesandt,
die sich durch einen ausgezeichneten ziehenden Schnitt auszeichnet.
Ahnliche Scheeren sind zwar schon bekannt, die Bauart der vorliegenden
ist aber doch anders und besser als bei den früheren.
11. Flerr städtischer Obergärtner Jörns legte aus dem Versuchsgarten
des \"ereins eine ausserordentlich frühe Kohlrübe vor, deren Samen von
\ibnorin, Andrieux & Co., F^aris, stammt.
12. Von Herrn Landschaftsgärtner Jänicke war ein Topf mit Loljelien-
stecklingen übergeben, welche ganz von einer Seide, vielleicht Cuscuta
glomerata, vielleicht auch Cuscuta Gronowii, übersponnen waren, so dass
die Pflanze zu Grunde gerichtet werden wird. Die Erscheinung zeigte
sich bei allen Stecklingen des Herrn F)ahms, von dem Flerr Jänicke
den Topf erhalten hatte. Wahrscheinlich sind die Samen der Seide in
der Erde gewesen.
III. Flierauf folgte die Verlesung des Jahresberichtes, welcher besonders
abgedruckt wird (Siehe Seite 374). Am Schluss desselben brachte der
Direktor das Hoch auf Se. Majestät den Kaiser, den Allerhöchsten
Protektor, aus.
IV. Vermeil-Medaille. Der 1. Stellvertreter des Direktors, Herr König-
licher Gartenbau-Direktor Lackner, bat den Direktor, Herrn v. Pommer
Esche, auf kurze Zeit den Saal zu verlassen. Nachdem dies geschehen,
teilte Herr Lackner der \'ersammlung mit, dass der Vorstand, mit
Ausschluss des Herrn v. Pommer Esche, und die Vorsitzenden der sämt-
lichen technischen Ausschüsse in einer vor Beginn der Versammlung
stattgehabten Sitzung beschlossen hätten, für die am Stiftungsfest zu ver-
teilenden beiden Vermeilmedaillen, diese höchste Auszeichnung des
Vereins, welche verliehen wird »für Förderung der Zwecke des Vereins
durch allgemeine Förderung des Gartenbaues« vorzuschlagen:
1. als Liebhaber: Herrn Wirklichen Geheimen Ober-Finanzrat und
Provinzial-Steuerdirektor v. Frommer Esche,
2. als Gärtner Herrn Garten-Inspektor Ed. Ortgies in Kilchberg
bei Zürich.
Herr Ortgies hat die Medaille bereits am 1. Mai gelegentlich seines
50jährigen Gärtner- Jubiläums erhalten. — Flerr Lackner schilderte
hierauf die aussergewöhnlichen Leistungen des Herrn v. Pommer Esche
auf dem Gebiete der Blumenzwiebel- und der Alpcnpflanzenkultur etc., sowie
on2 802. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
dessen grosse Sachkenntnis und betonte ausdrücklich, dass die Auszeichnung
nicht dem Herrn v. Pommer Esche für seine Vereinsleitung gegeben
werden solle, sondern für seine Leistungen als Liebhaber. Die Ver-
sammlung beschloss einstimmig dem Antrage gemäss.
Der Direktor ward nun wieder hereingerufen und ihm von Herrn
Lackner die Verleihung der Vermeilmedaille angezeigt. Tief gerührt
dankte Herr v. Pommer Esche, dabei betonend, das er durch diese
hohe Auszeichnung fast beschämt, aber auch hoch erfreut sei und dass
ihm das ein neuer Sporn sein werde, zur Förderung des Gartenbaues
beizutragen, soweit es in seinen Kräften stehe.
Herr Louis Schiebler-Celle hatte in einem .Schreiben vom 12. Juni
gebeten, seinem Obergärtner Busch, der bereits vor 3 Jahren das
50 jährige Jubiläum seiner Thätigkeit in der Baumschule des Herrn
Schiebler feierte und damals von Sr. Majestät dem Kaiser das Allgemeine
Ehrenzeichen erhielt, jetzt gelegentlich seiner goldenen Hochzeit am
23. Juni eine Auszeichnung seitens des Vereins zuteil werden zu lassen.
Da keine Vereinsversammlung stattfand, konnte erst nachträglich hierüber
beraten werden. Der Direktor hob hervor, dass langjährige treue Dienste
vom Vereine anerkannt werden müssten und bedauerte, dass der Verein von
dem 50 iährigen Jubiläum s. Z. keine Kenntnis erhalten hatte. — Herr
Bluth, A^orsitzender des gewerblichen Ausschusses, teilte mit, dass der
Ausschuss in seiner letzten Sitzung beschlossen habe, diese Frage generell
zu regeln und sich weitere Anträge vorbehalte. Man müsse vielleicht
einen Unterschied machen zwischen selbständigen Leitern und An-
gestellten. Er emj)fahl, in diesem Falle eine grosse silberne Medaille
zu verleihen und trat die Versammlung dem einstimmig bei. — Herr
Floflieferant Klar regte an, ob vielleicht auch schon bei 25jährigen
Jubiläen, namentlich von Obergärtnern und Gehilfen, eine Auszeichnung
verliehen werden könne.
Ebenso wurde dem Görlitz er Comite für die dortige Rosenausstellung,
dem Mainzer Gartenbau-Verein für seine Ausstellung in der zweiten
Hälfte des September (verbunden mit der Jahresversammlung der
Deutschen dendrologischen Gesellschaft) und dem Gartenbau-Verein in
Leob schütz für seine Ausstellung im September je 1 grosse silberne,
1 kleine silberne und 1 bronzene Medaille verliehen.
Hierauf ernannte der Direktor die Herren Gärtnereibesitzer Bluth,
Inspektor Dressler und städt. Oberg. Hampel zu Stimmzählern und
man schritt zur Neuwahl des Vorstandes. Es wurde ausdrücklich fest-
gestellt, dass Vertreter eines Vereins, der dem unseligen angehört, falls
sie auch persönlich Mitglieder sind, das Recht haben, 2 Stimmzettel ab-
zugeben, und aufBefragen ergab sich, dass dies bei Herrn Dittmann —
Eberswalde der Fall war. Ebenso wurde festgesetzt, dass nur die vom
Verein versendeten Stimmzettel Gültigkeit haben. Abgegeben wurden
97 Stimmzettel und erfolgte mit sehr grosser Majorität die Wiederwahl
des alten Vorstandes, mit Ausnahme des Kgl. Hoflieferanten Herrn Plumpe,
der aus Gesundheitsrücksichten eine Wiederwahl abgelehnt hatte. An
seine Stelle trat Kgl. Hoflieferant Herr J. F. Loock. Es besteht sonach der
neue Vorstand aus folgenden Herren:
8o2. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartentiaues etc. r27"i
Direktor: Herr Wirkl. Geh. Ober-Finanzrat und Provinzial-
Steuerdirektor von Po mm er Esche.
1. Stellvertreter: Herr Kgl. Gartenbaudirektor Carl Lackner.
2. » Herr Kgl. Garten-Inspektor W. Perring.
Schatzmeister: Herr Kgl. Hof lief. J. F. Loock, Chausseestrasse sE.
General-Sekretär: Geh. Regierungs-Rat, Prof. Dr. L. Wittmack.
Alle Gewählten nahmen unter verbindlichstem Dank die WahP an.
Herr Hofgärtner Hoff mann regte an, dem bisherigen Schatzmeister,
Herrn Hof lieferanten Plumpe, dessen bewährter Thätigkeit zwar schon im
Jahresbericht gedacht sei, in einer besonderen Adresse den wärmsten
Dank des Vereins auszusprechen, was einstimmig genehmigtwurde. Derselbe
gab ferner anheim, dem Beamten des Herrn Plumpe, der namentlich
während dessen Krankheit das Kassengeschäft geführt, eine Anerkennung
zukommen zu lassen, was in nähere Erwägung gezogen werden soll.
Auf Antrag des Herrn Inspektor Dressler gab hierauf die Versammlung
ihrem Dank an den Vorstand für die tüchtige Leitung während des ab-
gelaufenen Jahres durch Erheben von den Sitzen Ausdruck.
Wegen vorgerückter Zeit wurde der Antrag des Herrn O. Xeumann
wegen Revision der Statuten auf die nächste Tagesordnung gesetzt.
Der Direktor hob hervor, dass die einzelnen Vorstandsmitglieder schon
im vorigen Jahre begonnen hätten, etwaige Abänderungsvorschläge auf-
zusetzen, dass sie aber kürzlich in einer gemeinsamen Sitzung zu der
Ansicht gekommen wären, es sei besser, alles beim alten zu lassen. Neue
Statuten würden auch bald wieder Mängel zeigen, und man sei mit den
alten Statuten ganz gut ausgekommen, da ja der Schwerpunkt in den Be-
schlüssen des Vereins liege. Auch formell dürfte die Einführung neuer
Statuten grosse Schwierigkeiten haben, da sie von Sr. Alaj. dem Kaiser ge-
nehmigt werden müssen. Er bat Herrn Xeumann, genau die Punkte zu
bezeichnen, die er für abänderungsbedürftig halte.
Der General-Sekretär machte hierauf die Mitteilung, dass er auf vielfach
geäusserten Wunsch eine gemeinsame Fahrt nach Görlitz am Sonntag
den S. Juli eingeleitet habe, ferner, dass eine Frühjahrsausstellung
1895, mit besonderer Berücksichtigung der Berliner Blumenzwiebeln,
vom Ausschuss für gewerbliche Angelegenheiten angeregt sei.
Das Preisgericht, bestehend aus den Herren Dittmann. Kropp
und Moncorps, hatte folgende Preise -zuerkannt:
1. Herrn Gärtnereibesitzer Bürger in Ilalberstadt für englische Pelar-
gonien 1 kleine silberne Medaille.
2. Herrn Dr. AI. Reichenheim-Wannsee für Orchideen, auf Torf und
in Nährlösung kultiviert, 1 kleine silberne Medaille.
3. Herrn Gärtnereibesitzer A. Janicki-Schöneberg, für Canna den
Monatspreis von 15 AI.
4. Herrn Gärtnereibesitzer Geo Reid. Lower-Sydenham, London, tür
abgeschnittene Nelken 1 Ehrendiplom.
Aufgenommen wurden als wirkliche Mitglieder die in der letzten Ver-
sammlung vorgeschlagenen. (Siehe Gartenflora S. 313.)
V. Pommer Esche. Carl Lackner. L. Wittmack.
'2nA Jahresbericht über die Thätigkeit des Vereins etc.
Jahresbericht über die Thätigkeit des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues im Geschäftsjahre vom 29. Juni 1893 bis
dahin 1894,
erstattet vom Vorstande am 28. Juni 1894.
ä)
as abgelaufene Jahr war für den ^"erein ein höchst wechselvolles. Anfäng-
lich ruhig dahinfliessend wurde der Strom des Vereinslebens bald durch
ein unerwartetes Ereignis — die Kündigung der Gartenflora seitens des
bisherigen Verlegers — zu einem Wirbelstrom aufgestaut. Aber nicht lange
dauerte dieser Wirbel, der Strom schuf sich bald ein neues eigenes Bette und
floss breiter und ansehnlicher denn seit langen Jahren dahin, von allen Seiten
Nebenflüsse, neue Mitglieder, in sich aufnehmend.
Der Bestand der wirklichen Mitglieder betrug am 2q. Juni 1S93 . O58
Abgang durch den Tod 11
durch freiwilligen Austritt 34 45
l)leiben 013
Zugang durch Neuaufnahme 87
also Bestand 700
Ehrenmitglieder zählte der Verein lö
Abgang: Gartenbau-Direktor Gaerdt,vonThile - W i n k 1 e r 2
bleiben 14
Korrespondierende Mitglieder sind geblieben . . . 20
Von den 700 wirklichen Mitgliedern sind hiesige 432
auswärtige 268
Liebhaber . . 276 gegen 241 im \'orjahre,
Berufsgärtner . 360 ,, 3Ö0 ,, ,,
Vereine . . . 04 ,, 54 ,.
Die hohe Zahl von 87 neu eintretenden wirklichen Mitgliedern ist mit
Ausnahme des Vorjahres, wo infolge der Auflösung der Gartenbau-Gesellschatt
zu Berlin von dieser etwa 100 IMitglieder übei'traten und im ganzen 150 neue
Mitglieder zu verzeichnen waren, seit vielen Jahren nicht erreicht und berech-
tigt zu den besten Hoffnungen für das fernere Wachsen. Vor 10 Jahren betrug
die Zahl der Mitglieder nur 476. Ganz besonders erfreulich ist, dass unter den
neu Hinzugetretenen sich auch viele Liebhaber befinden, so dass die. langjährige
Klage, die Zahl der Liebhaber im Verein nehme ab, glücklicherweise jetzt ver-
stummen kann.
Zwei Mitglieder wurden im abgelaufenen Jahre besonders ausgezeichnet,
indem der Vorstand ihnen im Namen des Vereins Adressen überreichte. Am
10. Oktober Herr Lehrer und Waisenvater R. Schulze am Pestalozzistift in
Pankow bei Berlin, der sein 50 jähriges Lehrer- Jubiläum feierte, und Herr Kö-
niglicher Oekonomierat, Rittergutsbesitzer Julius Hoffmann, Berlin, der am
5. Dezember das Fest der goldenen Hochzeit beging.
Ausserdem wurden an ehrenden Auszeichnungen gelegentlich ihres 50 jähri-
gen Jubiläums verliehen: Herrn Carl Becker im Geschäft von Martin Gras-
hoff in Quedlinburg am 9. April die grosse silberne Vereins-Medaille. Herrn
Jahresbericht über die Thiitigkeit des Vereins etc. "^7^
Garten-Inspektor Ed. Ortgies in Kilchberg bei Zürich am i. Mai die ver-
goldete grosse silberne Medaille, sogenannte Vermeil-Medaille, welch' letztere
Herr Hofgärtner Kirchhoff in Freiburg i. Baden zu überreichen die Güte
hatte.
Ganz vor kurzem, am 4. Juni, feierte unser hochverdientes korrespondie-
rendes und wirkliches Mitglied, Herr Professor Dr. Paul Ascherson, seinen
60. Geburtstag und sein 25 jähriges Dozenten-Jubiläum. Ihm wurden die herz-
lichsten Glückwünsche des ^'ereins durch den General-Sekretär überbracht.
2. Vorträge wurden im abgelaufenen Jahre sehr viele gehalten. Es
sprachen :
Am 27. Juli: Herr Hofgärtner M. Hoffmann über Düngungsversuche
mit Hortensien.
„ Herr Dr. Rörig über den Einfluss der Trockenheit auf
die Vermehrung der Insekten.
,, Herr Marggraff, Apothekenbesitzer, über die Gewinnung
von Rosenöl auf den Berliner Rieselfeldern.
Am 31. August: Herr Inspektor Dressler über die grosse Leipziger
Jubliläums-Ausstellung, zu welcher der Verein ihn zum
Delegierten ernannt hatte.
Am 2S. September: Herr Garteninspektor Per ring über Schnittblumen im
Herbst.
Am 20. (Jktober: Herr Professor Frank über einen neuen Rosenfeind, die
rote Okuliermade, Diphsis oculiperda?
,, Herr Inspektor Dressler über die Obstausstellung des
Märkischen Obstbauvereins.
Am 7. Dezember: Herr L. Wittmack über die Weltausstellung in Chicago
und über die öffentlichen Anlagen der Vereinigten
Staaten.
Am 2S. Januar 1894: Fräulein Annie de Leuw aus Haarlem über die Ge-
schmacksfrage in der Gartenkunst.
Am 22. Februar: Herr Dr. Less über die abnorme Witterung in den
letzten Wochen.
Am 29. März: Herr Hofgärtner Hoffmann über Düngungsversuche zu
Cinerarien.
Am 26. April: Herr L. Wittmack über den Obstbau in den Vereinigten
vStaaten.
Am 31. Mai: Herr Hofgärtner Hoffmann über die Winter- und Früh-
jahrserscheinungen dieses Jahres.
3. Monats-Versammlungen. Alle Monats-Versammlungen waren mehr
oder minder reich beschickt, oft so reich, dass infolge der daran sich
knüpfenden Debatten der angekündigte grössere Vortrag auf die nächste
Sitzung verschoben werden musste. Dabei zeigte sich öfter, dass die ge-
stellten Monatsaufgaben nicht erfüllt, dafür aber zahlreiche andere Gegen-
stände vorgeführt wurden. Der Verein hat deshalb beschlossen, von der
Stellung besonderer Aufgaben einstweilen wieder Abstand zu nehmen. Es
möge bei dieser Gelegenheit darauf hingewiesen sein, dass der Verein seine Ver-
sammlungen immer am letzten Donnerstag im Monat abhält, und zwar vom
April bis August im Königlichen botanischen Museum, in den übrigen Monaten
376
Jahresbericht über die Thätigkeit des Vereins etc.
in der Königlichen landwirtschaftlichen Hochschule, Invalidenstrasse 42. Sen-
dungen für die Sommermonate sind deswegen am besten direkt an Herrn Kö-
niglichen Garten-Inspektor W. Perring, Berlin W., Potsdamerstr. 75 zu richten.
Nur zu oft bleiben die schönsten Pflanzen von der Hauptversammlung ungesehen,
weil sie zur unrechten Zeit ankommen.
4. Herbstausstellung. Vom 9. bis 12. November veranstaltete der
Verein im Restaurationsgebäude des Ausstellungsparkes und einer anstossenden
zu dem Zweck verglasten Halle eine Ausstellung blühender Pflanzen, unter
denen zwar das Chrysanthemum einen grossen Raum einnahm, jedoch auch
viele andere, besonders Nelken sich befanden, die den Beweis erbrachten, dass
in dem als blumenarm bezeichneten November doch eine ganze Anzahl
blühender Gewächse sich vorführen lassen.
Die Ausstellung wurde von den bewährten Ordnern Herrn Königlichen
Gartenbau-Direktor Brandt- Charlottenburg und Herrn Landschaftsgärtner
Maecker geleitet, und dürfte ihren Zweck im grossen und ganzen wohl erfüllt
haben, so dass die namhaften Opfer, welche der Verein gebracht, nicht ver-
geblich gewesen sind. Das Unglück wollte, dass gerade zu der Zeit starker
Nebel mit Frost eintrat und die nicht heizbaren Räume in aller Eile in sehr
primitiver Weise erwärmt werden mussten. Eine ganz besondere Auszeichnung
ward dem Verein dadurch zuteil, dass Ihre Majestät die Kaiserin in gewohnter
huldvoller Weise die Ausstellung mit AUerhöchstihrem Besuche beehrte und
sich sehr anerkennend über dieselbe aussprach.
5. Wertzeugnis. Das Wertzeugnis ist im abgelaufenen Jahre nur einmal
verliehen worden und zwar an Herrn A. Seh w igle wsky in Carow für seine
neue Georgine »Kaiserin Auguste Victoria«. Alle übrigen Bewerber wurden
abgewiesen oder traten von selbst zurück. In mehreren Fällen wurde ihnen
aber anheimgegeben, die betreffende Pflanze im nächsten Jahre noch einmal
zur Bewerbung zu stellen.
6. An Preisen für andere Vereine wurden vergeben:
dem Gartenbau - Verein zu Königsberg i. Pr. zu seinem 60 jährigen
Jubiläum 1 goldene, 1 grosse silberne. 1 kleine silberne, 1 bronzene
Medaille ;
dem Obst- und Gartenbau-Verein in Koscl 1 grosse silberne, 1 kleine
silberne, 1 bronzene Medaille:
dem Märkischen Obstbau -Verein 1 grosse silberne, 1 kleine silberne
Medaille;
dem Gartenbau -Verein in Frankfurt a. O. 1 grosse silberne, 1 kleine
silberne, 1 bronzene Medaille;
dem Gartenbau-Verein in Genthin 1 grosse silberne, 1 kleine silberne,
1 bronzene Medaille;
dem Gartenbau-Verein »Feronia«, Eberswalde, 1 grosse silberne, 1 kleine
silberne Medaille;
in Summa 1 goldene, 6 grosse silberne, 6 kleine silberne, 4 bronzene Medaillen.
7. Ausflüge. Teils seitens der technischen Ausschüsse, teils auch seitens
des ganzen Vereins wurden im abgelaufenen Jahre verschiedene Ausflüge ver-
anstaltet, so nach den Rieselfeldern in Blankenburg, nach den Privatgärten von
Westend, nach den Rosenanlagen des Herrn Oekonomie-Rat Späth in Britz,
nach der Rosentreiberei des Herrn E. Thiel in Plötzensee, nach der Rosen-
Jahresbericht über die Thätigkeit des Vereins etc. Q'7'7
treiberei des Herrn Gramms in Pankow etc. Die weiteste Reise war die nach
Leipzig zur grossen Jubiläums-Ausstellung des dortigen Vereins, an der sich
73 Mitglieder beteiligten.
8. Vereins-Organ. Während der General -Sekretär im Auftrage des
Alinisteriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten in den Vereinigten
Staaten weilte, traf den \'erein plötzlich die Nachricht, dass Herr Parey, der
bisherige Verleger, die Gartenflora nicht ferner herauszugeben gedenke. Ver-
schiedene Anerbieten von anderen Zeitschriften wurden dem Verein gemacht,
der Verein hielt es aber für das beste, sein eigener Herr im vollsten Sinne
des Wortes zu werden, und, da Herr Parey sich bereit erklärte, die Gartenflora
dem Verein unentgeltlich zu überlassen, sie in eigenen Verlag zu übernehmen.
Herr Parey behielt sich nur den kommissionsweisen Vertrieb durch den Buch-
handel bis zum Ende des Jahrhunderts vor. Das geschah nur aus dem Grunde,
weil er als Verleger seine bisherige Zeitschrift nicht gern in den Händen eines
andern Buchhändlers sehen wollte.
So ist nun seit dem i. Januar die Gartenflora Eigentum des Vereins.
Seine Verhandlungen, die sonst besonders gedruckt wurden, haben Aufnahme
in dem Hauptblatt selbst erhalten, der Wunsch der Mitglieder nach mehr
praktischen Artikeln hat nach Kräften Berücksichtigung gefunden und die
Zunahme an Mitgliedern, die namentlich seit dem i. Januar erfolgt ist, wie die
Zunahme an Abonnenten dürfte vielleicht nicht auch zum kleinsten Teile der
Veränderung in dem Inhalt der Gartenflora zuzuschreiben sein. Ohne Zweifel
hat etwas auch die Herabsetzung des Preises der Gartenflora von 20 M. auf
13 Mark mit zur Vermehrung der Abonnenten beigetragen. Es erscheint
übrigens bei dem höheren Porto nach dem Auslande vielleicht angezeigt, den
Preis für das Ausland künftig etwas zu erhöhen.
Dem lange gefühlten Bedürfnis nach einem General-Register der 10 Bände
von 1882 — 1891 (31. — 40. Jahrgang), welches eigentlich schon 1892 hätte vom
Verleger herausgegeben werden müssen, da die früheren Verleger alle 10 Jahre
eins veröffentlichten, hat der Verein jetzt abgeholfen, indem er 600 M. zu den
Herstellungskosten bewilligte. Das Register wird in einigen Wochen erscheinen.
9. Bibliothek. Auf Antrag des Ausschusses für Revision der Kasse und
der Bibliothek soll die Versicherungssumme für die Bibliothek von 13 500 M.
auf 20000 M. erhöht werden. Die Bibliothek wurde von 65 Personen benutzt
und 334 Bücher aus derselben, vielfach auch nach auswärts, entliehen.
10. Versuchsgarten. Der Versuchsgarten auf den städtischen Riesel-
feldern in Blankenburg ist wie bisher unter der bewährten Leitung des LIerrn
städtischen Obergärtners Jörns und des Königlichen Hoflieferanten J. Klar
weiter geführt worden, wobei dieselben von den einzelnen Mitgliedern des
Ausschusses für das Versuchsfeld rege unterstützt worden. Über die Resultate
ist in Heft 3 und 4 der Gartenflora d. J., S. 60 und 92, von den genannten
Herren eingehend berichtet und sei ihnen wie allen Beteiligten der wärmste
Dank des ^^ereins ausgesprochen.
Für dieses Jahr ist u. a. ein grosser vergleichender Versuch mit Tomaten
sowie mit allen Sorten Astern, von mehreren Firmen bezogen, eingeleitet.
Der Verein beschafft ausserdem alljährlich Neuheiten, die sich zur Topf-
kultur eignen und die Spezialisten zur Kultur übergeben werden. In diesem
Jahre sind u. a. umfassende Versuche mit Cyclamen, Primula chinensis und
Cinerarien begonnen.
37^
Jahresbericht über die Thätigkeit des Vereins etc.
Um den Mitgliedern auch für ihren eigenen Bedarf gute Sämereien zu
beschaffen, lind et alljährlich eine unentgeltliche ^'erteilung von solchen statt.
Es war der Wunsch ausgesprochen, beim Ankauf dieser Samen alljährlich
oder doch alle 2 Jahre zu wechseln und ist diesmal an Stelle des Herrn Hof-
lieferanten J. Klar, der seit Jahren die Samen zur vollsten Zufriedenheit ge-
liefert, Herr Königlicher Hoflieferant F. W. Kropp, in Firma Adolph
Schmidt Naclafolger, getreten. Derselbe hat auch eine ganze Anzahl z. T.
wertvoller Neuheiten unberechnet geliefert. Ebenso sind von den Herren Baron
Ferd. von Müller in Melbourne, Professor Xaudin, Direktor des botanischen
Gartens der Villa Thuret in Antibes, von Herrn Sydney Clack, Super-
intendent (Inspektor) der Delmonte Gardens in Monterey, Californien, Garten-
Inspektor Hampel in Koppitz, Schlesien, und anderen verschiedene Samen
unentgeltlich zur ^>rfügung gestellt; allen Herren sei der verbindlichste Dank
hierfür ausgesprochen. ErMäinscht wäre nun auch, wenn die Mitglieder über
die als Neuheiten bezeichneten oder sonst interessanten Pflanzen, die aus diesen
Samen erwachsen sind, berichten wollten.
11. Fachschule für Gärtner. An Stelle des Herrn Geh. Reg.-Rat Prof.
Dr. Bertram ist Herr Dr. Deite von der Gewerbe-Deputation des Magistrats
zum Kurator der A^on der Stadt Berlin und dem Verein gemeinsam unterhaltenen
Fachschule gewählt und hat derselbe sich den übernommenen Pflichten mit dem
grössten Eifer hingegeben. Wiederholt hat er dem Unterrichte beigewohnt und
sich sehr befriedigt über die Leistungen ausgesprochen. Der schönste Hohn
ward aber Lehrern und Schülern durch Ihre Majestät die Kaiserin, welche am
18. Februar gelegentlich des Besuchs der Fortbildungs- und Fachschulen in
der Gemeindeschule hinter der Garnisonkirche auch unserer Fachschule eine
Besichtigung zuteil werden liess und mit den besten Wünschen für das fernere
Gedeihen schied.
Das Kuratorium hat in seiner Sitzung vom 17. Mai, an welcher auch Herr
Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. Bertram als Dezernent für das gesamte Fach- und
Fortbildungsschulwesen teilnahm, einen höchst wichtigen Beschluss gefasst. Es
soll hinfort nicht mehr die Fachschule aus 2 Klassen bestehen, sondern es soll
jedem Schüler überlassen bleiben, sich die Fächer selbst zu wählen, wobei
selbstverständlich ein Rat seitens der Leiter und der Lehrer bezüglich der zu-
nächst zu hörenden Fächer nicht ausgeschlossen ist. Man hofft auf diese Weise
vielen Wünschen entgegen zu kommen und namentlich auch ältere Teil-
nehmer, die vielleicht in schriftlichen Arbeiten schwach sind und deswegen bis-
her in die zweite Klasse kommen mussten, mehr zu fesseln. Die Hauptklage
bleibt immer noch die, dass manche Prinzipale, wie es scheint, immer noch ihre
Lehrlinge von der Fachschule fern zu halten suchen.
12. LTeber die Kassenverhältnisse des ^^ereins kann leider noch nicht
endgültig berichtet werden, da infolge der Erkrankung des Schatzmeisters
Herrn Hoflieferanten F. J. M. Plumpe die Rechnung pro 1893 noch nicht ge-
legt ist. — Herr Plumpe hat für das nächste Jahr wegen seiner Gesundheits-
verhältnisse eine Wiederwahl abgelehnt. So sehr der ^'orstand das bedauert,
so muss er die Gründe vollkommen billigen; gleichzeitig ist es aber ihm eine
angenehme Pflicht, Herrn Plumpe für seine ausserordentliche Mühewaltung
und grosse Sorgfalt bei Führung der Kassengeschäfte, nicht minder aber auch
für seinen YAfer und seinen Geschmack bei der Verschönerung unserer Stiftungs-
Ergebnis der Ausschuss-Wahlen etc. ^70
feste den herzlichsten Dank namens des ganzen Vereins auszusprechen. Wünschen
wir ihm aber vor allem, dass er bald wieder genesen möge!
Von den übrigen Vorstandsmitgliedern ist der General- Sekretär 4 Monate
abwesend gewesen, da er im Auftrage des Herrn Ministers für Landwirtschaft,
Domänen und Forsten nach Chicago reiste, wo er auch auf Einladung des Herrn
Reichskommissars als Preisrichter thätig war. Für den Verein dürfte dieser Be-
such dauernd gute Früchte tragen, da viele Beziehungen mit den hervor-
ragendsten Fachmännern drüben angeknüpft sind.
Während seiner Abwesenheit hat Herr Dr. Waage mit vielem Geschick
die Geschäfte geleitet und gebührt auch ihm unser Dank. Vor allem aber hat
der General-Sekretär den Vereinsmitgliedern zu danken für die Nachsicht, die
sie während seiner Abwesenheit geübt haben. —
Zu den aus Wahl hervorgegangenen altbewährten Ausschüssen sind seit
Januar 1893 zwei neue getreten: Ein Ausschuss für die Interessen der Liebhaber
und einer für gewerbliche Angelegenheiten. Ausserdem ist ein aus Freiwilligen
gebildeter Ausschuss für Düngungsversuche zu Topfpflanzen, welcher schon
bei der Gesellschaft der Gartenfreunde bestanden hatte, mit übernommen
Avorden, und wird der ausführliche Bericht desselben nächstens erscheinen.
Der Herr Minister hat hierzu eine Beihilfe bewilligt, was ebenso dankbar an-
zuerkennen ist, wie die grosse Mühe, welche sich die Versuchsansteller
geben.
So ist denn, wie schon zu Anfang gesagt, das Jahr ein recht wechselvolles
gewesen; eines aber ist beständig geblieben: die Liebe der Mitglieder zu ihrem
Verein! Ein frischer Wind schwellt unsere Segel und vertrauensvoll steuert
unser Schiff dem nächsten grösseren Hafenplatze, dem 75jährigen Jubiläum im
Jahre 1897 zu! Glücklich wird es ihn erreichen und hoffentlich reiche Ladung
zu der dann geplanten Ausstellung mitbringen, wenn uns der Friede bewahrt
wird. Unser Protektor aber, der Erhalter des Friedens, Se. Majestät der
Kaiser und König Wilhelm IL. er lebe hoch! lioch! hocli!
Ergebnis der Ausschuss-Wahlen im Verein zur Beförderung
des Gartenbaues am 31. IVlai 1894 nebst Verzeichnis der
inzwischen kooptierten Mitglieder.
1. Ausschuss zur Vorbereitung der Neuwahl des Vorstandes.
1. Herr Gilrtnereibcsitzcr F. Bluth. 4. Herr Rentier C. Crass.
2. „ Gartenbau -Direktor R. Brandt. 3. „ Stadt. Obergärtner C. Hampel.
3. „ Schriftsteller 0. Cordel.
2. Ausschuss für Revision der Kasse und der Bibliothel< etc.
1. Herr Stadt. Garten-Inspektor A. Fintelmann. 4. Herr Kgl. Geh. Rechnungsrat Schmidt.
2. „ Garten-Inspektor H. Lindemuth. 3. „ Obergartner H. Schreiber.
3. „ Hoflieferant J. F. Loock.
3. Ausschuss für Erziehung von Blumen und für Treiberei.
I. Herr Gartenbau-Direktor R. Brandt. 7. Herr Kunst- und Obergärtner H. Weidlich.
Gartenbau-Direktor C. Lackner.
Garten-Inspektor W. Perring. kooptiert: Herr Gärtnereibesitzer Bacher.
Obergärtner H. Schreiber. „ „ Crass II.
Gärtnereibesitzer A. Schwarzburg. ,, „ Tietze.
Kunst- und Obergärtner F. Weber. „ „ Kretschmann.
ogo Ergebnis der Ausschuss-Wahlen etc.
4. Ausschuss für Gehölzkunde und bildende Gartenkunst.
Herr Dr. C. Bolle. <i. Herr Stadt. Obergartner 0. Mends.
„ Geschäftsführer F. Brettschneider. 7. ,, Ober- u. Landschaftsgartner 0. Vogeler,
„ Stadt. Obergärtner E. Giemen. kooptiert: Herr Obergärtner Klaeber.
„ Stadt. Garten-hispektor A. Fintelmann. „ Prof. Dr. Koehne.
„ Stadt. Obergärtner C. Hampel. „ Prof. Dr. Kuhn.
5. Ausschuss für Obstbau.
Herr Gartenbau-Direktor M. Buntzel. 7. Herr Kgl. Oekonomierat F. Späth.
Stadt. Obergärtner H. Jörns. kooptiert: Herr Dr. Freiherr von Canstein.
Gärtnereibesitzer C. Kotte. „ Garten-Inspekt. H. Fintelmann.
4. ,, Garten-hispektor H. Lindemuth. ,, Garten-hispekt. Koopmann.
Gärtnereibesitzer C. IVIathieu. ,, Gärtnereibesitzer JVIehl.
6. „ Lehrer und Hausvater R. Schulze. „ Stadtrat H, TÖbelmann.
6. Ausschuss für Gemüsezucht.
1. Herr Gärtnereibesitzer W. Busse. 3. Herr Kaufmann R. Hientzsch.
2. „ Rentier C. Crass. <3. „ Hoflieferant Josef Klar.
3. ,, Inspektor E. Dressier. 7. ,, Gärtnereibesitzer R. IVloncorps.
4. ,, Gärtnereibesitzer E. Hapt.
7. Ausschuss für gewerbliche Angelegenheiten.
1. Herr Gärtnereibesitzer F. Bluth. •')• Herr Gärtnereibesitzer 0. Neumann.
2. ,, Landschaftsgärtner A. Brodersen. 7. ,, Gärtnereihesitzer H. Tita.
3. „ Geschäftsftihrer C. iunge. kooptiert: Herr Hoflieferant J. F. Loock.
4. „ Obergärtner J. Kahler. „ „ G.A.Schultz.
5. „ Hoflieferant F. W, Kropp. „ Gärtnereibes. J. Tübbecke.
8. Ausschuss für die Interessen der Liebhaber.
I. Herr Geh. Reg. -Rat Dr. Brix. kooptiert: Herr Dr. Udo Dammer.
1. „ Schriftsteller 0. Cordel. „ Schriftsteller J. Trojan,
3. „ Rentier Ph. Eichler. „ Borsig jr.
4. ,, Hofgärtner M. Hoffmann. ,, Ingenieur 0. Peschke.
5. ,, Dr. Freiherr von Landau. ,, Dampfmühlenbesitzer Schutt.
6. ,, Geh. exped. Sekr. Dr. Pflug, „ Kommerzienrat E. Veit.
7. „ Architekt L. Urban. „ Dr. M. Reichenheim.
9 Ausschuss für Redaktions-Angelegenheiten.
1. Herr Geschäftsführer F. Brettschneider. 3. Herr Hofgärtner M. Hotfmann.
2. ,, Schriftsteller 0. Cordel. 6. ,, Gärtnereibesitzer C. Mathieu.
3. „ Inspektor E. Dressier. 7. .. Gärtnereibesitzer R. IVIoncorps.
4. ,, Stadt. Obergärtner C. Hampel.
30. Ausschuss für das Versuchsfeld.
1. Herr Geschäftsführer F. Brettschneider. 3. Herr Gärtnereibesitzer C. Mathieu.
2. „ Gärtnereibesitzer W. BuSSe. <>. ,, Gärtnereibesitzer A. Schwarzburg.
3. ,, Stadt. Obergärtner H. Jörns. 7. „ Kaufmann R. Seifert.
4. ,, Hoflieferant J. Klar.
!1. Mitglieder des Vereins im Kuratorium der Fachschule für Gärtner.
1. Herr Gärtnereibesitzer F. Bluth. 3. Herr Garten-Inspektor H. Lindemuth.
2. „ Rentier F. Gude. 6. ,, Gartenbau-Direktor C. Lackner.
3. „ Stadt. Obergärtner C. Hampel. 7. „ Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. L. Wittmack.
4. „ Hofaärtner JVI. Hotfmann.
Der Wintergarten von J. C. Schmidt, Erfurt, auf der Thüringer
Gewerbeaussteliung.
Hierzu Abb. 82.
^im Anscliluss an den Artikel in Heft 12 Seite 319 über die mit der Thüringer
^ Gewerbe- und Industrieausstellung in Erfurt verbundene Gartenbau-Aus-
stellung bringen wir hiermit eine Abbildung der von J. C. Schmidt aus-
gestatteten, 15 m breiten und 10 m tiefen Nische, die in der Mitte der Längs-
o32 Der New-Yorker Pflanzenmarkt am Union-Square
Seite der Halle in einem Ausbau eingerichtet war. Es lag die Idee zu Grunde,
ein Vorbild für einen Wintergarten in der MUa eines reichen Pflanzenliebhabers
zu schatfen und es lag nahe, sich als Lage das benachbarte Eisenach zu denken.
Dadurch bot sich Gelegenheit, die Wartburg, das Wahrzeichen Thüringens, in
weiter Ferne, durch ein Bogenfenster gesehen, erscheinen zu lassen. Die Ver-
bindung der Pflanzen, die alle in nur musterhafter Auswahl zur ^"erwendung
kamen, mit dem Diorama erwies sich als eine sehr glückliche, imd das Aus-
stellungsobjekt bildete einen Hauptanziehungspunkt in der Halle.
Der New-Yorker Pflanzenmarkt am Union-Square.
t'xa<i-v<rT Von Ludwig Schiller.
(5,)LiL^^n5^eit ungefähr 14 Tagen, mit Eintritt der wärmeren Witterung, hat auch
der Handel mit Topfpflanzen hier begonnen. Wenn ich in einem vor-
_^^ ^ hergehenden Bericht, der im »Handelsblatt für den deutschen Gartenbau«
ÄfvMlf^ veröffentlicht wurde, etwas viel zum Lobe der Blumenbörse New-
(0^ Yorks gesprochen, so steht dieser Pflanzenmarkt weit hinter dem unsrigen
sW^ zurück. Auf weitere Vergleiche will ich vollständig verzichten, sondern
hiesigen Markt beschreiben.
Der Union-Square liegt im Centrum der eigentlichen City und ist somit
von jedem leicht zu erreichen. Des Morgens, mit Tagesgrauen, beginnt es
sich dort zu regen, von weit und breit kommen die Gärtner mit ihren Wagen
herbei. In zwei Reihen wird aufgefahren und die Pflanzen M'erden dann so
aufgestellt, dass inmitten eine weite Strasse bleibt. Das Ganze wird von
einigen Schutzleuten überwacht.
Das Geschäft beginnt, noch ehe alles in Ordnung ist: die ersten und
grössten Käufer sind die sogenannten Peddler (Hausierer). Diese Menschen
kaufen alles auf, was nur denkbar ist. Sowie die warme Zeit herannaht, kaufen
sie sich ein Pferd, die in Masse jetzt für 13 — 15 Dollars zu haben sind, einen
Wagen, den sie ebenfalls für einen Spottpreis erhalten, und ein wandernder
Blumenladen ist fertig. Es sind meistens junge, verwahrloste Menschen von
14—25 Jahren, die aber mit ihrer Frechheit und ihrem dem Amerikaner an-
geborenen Geschäftseifer ganz gut zurechtkommen. Sie sind es zufrieden, wenn
sie 2—3 Dollars per Tag verdienen. Ein Blumengeschäft kann gegen solche
Leute gar nichts machen, denn diese nehmen die Pflanzen und tragen sie bis
in die höchsten Häuser, um sie dort anzubieten.
Zum Markt zurückkehrend, finden wir alle hier feilgebotenen Pflanzen zu
je einem Dutzend in flache Stecklingskisten gepackt. Weniger als ein Dutzend
wird nicht abgegeben. Werden nicht alle verkauft, so werden die Pflanzen am
Schluss des Marktes. 8 Uhr morgens, an die bewussten Peddler verschleudert.
Teurere Pflanzen, Rosen in Töpfen, Palmen, Ficus etc., werden auch einzeln ver-
kauft. Die Preise variieren zwischen 40 Cents und 1.50 Dollar per Dutzend.
Stiefmütterchen und andere Stauden 40 Cents (per Dutzend),
Alyssum 50 Cents,
Heliotrop 75 Cents bis 1,00 Dollar,
Geranium, Fuchsien, Petunien i.of) Dollar,
Die Rosenausstellung in Görlitz. ßga
Verbenen, Tagetes 75 Cents,
Deutzien 3 — 5,00 Dollars,
Rosen 3 — 6,00 Dollars, ,
Palmen je nach Stärke.
Man findet alles vertreten, was man sich nur denken kann. Die Kultur
dieser Pflanzen ist gut. jedoch lassen die Rosen A'iel zu wünschen übrig: Rosen
in Töpfen kann der Amerikaner überhaupt nicht gut ziehen, es muss ihm wohl
zu langweilig sein. Sehr, schön sind dagegen die Nelken, Fuchsien, Pelargonien
und dergleichen Ware, besonders schön sind Heliotrop und Tagetes.
Im \'erhältnis zur Grösse der Stadt ist der Markt sehr klein. Ich glaube,
dass ich wohl kaum zu Aiel sage, wenn ich annehme, dass 200 Dutzend
Pelargonien auf dem Alarkte jeden Tag zu finden sind, und was ist dies im
Verhältnis zur Grösse New-Yorks? Es sollen die Geschäfte besonders in diesem
Jahr sehr schlecht sein, allgemein wird überhaupt geklagt, dass dieses Jahr
noch schlechter als das vorige ist, und man sieht hier einer furchtbaren Zeit
entgegen.
Jetzt ist nun Pfingsten, aber von Geschäft keine Rede, es ist allerdings
Pfingsten hier überhaupt kein Feiertag, sondern nicht mehr als gewöhnliche
Sonntage. Dagegen soll am 30. Mai, dem sogenannten Decoration day,
wo die Gräber der im Bürgerkriege A'on 1S60 — 05 Gefallenen geschmückt werden,
ein flottes Geschäft sein. Die Sitte hat sich auch auf die Gräber aller An-
gehörigen übertragen und ist dann somit ein grosser nationaler Festtag.
Dieses über den Markt, über den man eigentlich nicht viel sagen kann.
Xoch möchte ich aber erwähnen, dass hier Ampelopsis Veitchii ganz
allgemein Verwendung findet, und in den Avenuen, die vom reicheren
Publikum bewohnt werden, sind viele Häuser damit bekleidet. Es sieht dieses
reizend aus und A'erleiht den Häusern ein so anheimelndes Aussehen.*)
Über die öffentlichen Plätze lässt sich noch nicht viel sagen, sie alle waren
voll von Hyacinthcn und Tulpen, und wir wollen damit warten, bis denselben
ein anderes Kleid angezogen ist.
Die Rosenausstellung in Görlitz.
\on L. Wittmack.
I.
iemals hat Deutschland, ja vielleicht die Welt, eine so schöne Rosen-
ausstellung gesehen als die, welche gegenwärtig (bis September) in
Görlitz stattfindet und deren erste Hauptzeit in die Tage vom 7. — 10. Juli fiel.
Schön in doppelter Beziehung, einmal in Bezug auf die grosse Mehrzahl der
ausgestellten Pflanzen, zweitens in Bezug auf die herrliche Lage und das ge-
geschickte Arrangement. Zu dem Schönen kam aber auch das Grossartige,
denn nicht weniger als 30 000 Rosen, Hochstamm und niedrige, waren aus-
gepflanzt. Die Ehre, diese herrliche Ausstellung zustande gebracht zu haben,
*) Aehnlich ist es in Baltimore, Philadelphia, Boston etc., auch in Portland, in Oregon;
es sieht wirklich reizend aus. L. W.
og^ Die Rosenausstellung in Görlitz.
gebührt einerseits dem Verein deutscher Rosenfreunde, andererseits dem
Görlitzer Lokal-Comite, ganz besonders dem Herrn Rentier Druschki, welcher
im Vertrauen auf das gute Gelingen grosse Summen hergab, um aus einem
alten Steinbruch ein Ausstellungsgelände herzurichten, wie es schöner sich
selten finden dürfte. Herrn städtischen Parkinspektor vSperling, Görlitz, aber
gebührt der Ruhm, die Terrainverhältnisse so glücklich benutzt zu haben, dass
eine meisterhafte Schöpfung der Landschaftsgärtnerei hier entstanden ist.
Vielleicht sieht man eine so schöne Ausstellung nirgends wieder, denn so
günstige Terrainverhältnisse sind selten zu finden.
Am rechten Ufer der Neisse, der Stadt Görlitz gegenüber, bildet der ehe-
malige Steinbruch eine halbkreisförmige nach dem Fluss hin offene Mulde,
die am Grunde mit schönen Rasenflächen, einem grossen Teppichbeet und vielen
Rosengruppen geschmückt ist, während an den steileren Abhängen sich Xelken,
Stiefmütterchen und dergi. hinziehen. Das Hauptausstellungsterrain aber be-
findet sich auf dem Plateau des vSteinbruches, von dem wieder ein schmaler
Weg nebst Brücke auf einen Aussichtspunkt führt, von dem man einen herr-
lichen Blick auf Görlitz, besonders aber auf eine tiefe Schlucht hat, die wieder
ganz mit Rosen bepflanzt ist.
Auf einer breiten Freitreppe gelangt man vom Hochplateau dem Haupt-
eingange zu. an dessen einer Seite sich die Halle mit abgeschnittenen Rosen
und Bindereien etc. befindet (beide nur in geringer Zahl vorhanden), während
das ganze Terrain vom Eingange bis zum Hochplateau wiederum mit Rosen
bepflanzt ist. Die Einförmigkeit ist geschickt vermieden durch die weiten
Rasenflächen, auf denen sich die Beete befinden, sowie durch Anbringung von
Koniferen unserer tüchtigsten Züchter, meist als Einzelpflanzen; dazu treten
noch Nelken, Begonien, Levkoyen etc., welche Abwechslung in das Ganze
bringen.
Trotzdem die Rosen sämtlich im Frühjahr erst gepflanzt waren, zeigten sie.
Dank der freien Lage, des trefflichen neu aufgefahrenen Bodens, der feuchten
Witterung und der sorgfältigen Pflege seitens des Görlitzer Comites einen so
üppigen Wuchs und so vorzügliche Blumen, dass die Züchter, freudig überrascht,
vielfach bemerkten, bei ihnen selbst seien die Rosen nicht so schön. Ganz
besonders sah man das auch an den abgeschnittenen Rosen des Herrn Garten-
bau-Direktor Buntzel-Xieder-Schönweide, die mit den an seinen ausgepflanzten
Hochstämmen fast gar nicht in Vergleich gezogen werden konnten. Herr
Buntzel hatte ganz ausserordentliche Opfer gebracht, nicht minder aber auch
die Herren Görms-Potsdam, F. Harms-Hamburg, Raue-Dresden, Ruschpier-
Dresden, Lambert & Reiter-Trier, Peter Lambert-Trier, Paulig-Lübeck
und viele andere. Im ganzen waren ca. 95 Aussteller.
Die Einzelheiten für nächste Xummer versjDarend raten wir jedem, den
sein Weg in den nächsten Monaten nach Görlitz führt, ja diese Ausstellung",
die wie oben gesagt, bis September geöftnet bleibt, zu besuchen. Manche
Stöcke standen am 8. Juli noch nicht in voller Blüte, sodass es in den nächsten
Wochen an Blumen nicht fehlen wird.
Wünschen wir vor allem aber den Görlitzern besseres Wetter, als ihnen
bisher zuteil geworden, damit sie für die vielen Opfer entschädigt Averden.
Succulenten-Gruppe im Park von Monrepos-Geisenhcim.
385
Succulenten-Gruppe im Park von Monrepos-Geisenheim.
Hierzu Abb. 83.
[nter den vielen schonen Gruppierungen in den Gärten des Herrn General-
^"i Konsul Eduard von Lade zu Monrepos bei Geisenheim am Rhein ragt
die in Abb. 83 dargestellte ganz besonders hervor. Ihre Eigentümlichkeit besteht
darin, dass der Grund durchweg aus niedrig gehaltenem Rasen besteht, so dass
die Pflanzen aus diesem hervorzmvachsen scheinen.
Die Gruppe liegt an der Westseite der Villa am Anfang einer grossen
Rasenfläche, von dem vor derselben hinlaufenden Wege aufsteigend, so dass
die feinen Einzelheiten deutlich sichtbar sind und besteht aus folgenden Pflanzen:
I Vi//
i<^
^y^
'^^
d
\46
Abb. 83. Succulenten-Gruppe im Park von Monrepos-Geisenlieim.
a. Agave longifolia picta,
b. Echeveria Scheideckeri,
c. Echeveria Scheideckeri und dazwischen Lobelia ,,Ruhm
von Coblenz",
Echeveria metallica rosea,
Echeveria secunda glauca,
Sempervivum arachnoideum,
Echeveria Desmetiana.
das auch innerhalb der Gruppe den Rasen bildet.
Das Raygras, Lolium perenne, hält sich bekanntlich trotz seines Namens nur
2 Jahre, giebt aber im ersten Jahre einen feinen, freudig grünen Rasen, und
wird in Monrepos alljährlich neu gesäet.
Auf dem Rasen, zwischen b und f stehen einige weisse Echeveria bracteosa
und verschiedene neue und seltene Echeveria-Arten.
d.
e.
f.
R bedeutet Raygras,
386
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Magnolia Watsoni Hook.
Vor einigen Tagen hat hier Magnolia
Watsoni Hooker geblüht. Es ist eine
sehr schöne Blume, wesentlich ver-
schieden von allen anderen Magnolien.
Die Blüte öifnet sich zu einer Schale
von lo — 15 cm Durchmesser, etwa
in Untertassenform. Die reinweissen
Fetalen decken sich gut. In der Mitte
erhebt sich das zapfenförmige grüne
Pistill, umgeben von einem dicken
Kranz blutroter Staubgefässe, so dass
die Blüte einer riesigen Passionsblume
gleicht.
Der Umstand, dass diese Magnolia
mit den Blättern blüht, macht sie um
so wertvoller.
Eine der ersten Pflanzen dieser
Magnolie in europäischen Gärten wurde
von Kew Gardens iSSt) von der
japanischen Ausstellung in Paris er-
worben.
Die Engländer halten sie für eine
neue gute Art, während Garden and
Forest der Ansicht zuneigt, dass es
eine Varietät von Magnolia parviflora
sei, welche in amerikanischen Gärten
schon lange existiere.
Wie dem auch sei, der Baum ist sehr
schön und verwendbar.
Fischbach (Schlesien), Ende Juni 1S94.
von St. Paul.
Cypripedium Mrs. Tautz, gard. hyb.
Eine der schönsten und bemerkens-
wertesten Hybriden, welche von dieser
Gattung bis jetzt gewonnen wurden,
und es ist um so mehr zu bedauern,
dass über ihren Ursprung keine
bestimmten Daten vorliegen. Der
besten Form von Cypripedium insigne
Chantinii, d. i. C. i. violaceo - pimc-
tatum, steht sie jedenfalls am nächsten,
überragt dieselbe aber bei weitem
durch die Grösse ihrer Blumen,
welche auch von dickerer Textur und
noch schönerer Färbung sind. Gard.
Chron. 1893, II, 798.
Laelia Finckeniana.
Eine natürliche Hybride, die auf
grosse Schönheit Anspruch erheben
kann. Als wahrscheinliche Eltern
werden genannt Laelia autumnalis
alba, L. albida oder vielleicht eine
weisse Form von L. anceps. Die
Blumen sind reinweiss, am Grunde
der Lippe zeigen sich einige purpurne
Linien, die sich halbwegs über die
Seitenlappen ausbreiten. Auf dem
Vorderlappen mit breitem weissem
Rande zeigt sich halbmondförmig eine
rosa-purpurne Schattierung. Gard.
Chron. 1893, II, 8oö, Fig. 123.
Musa Hillii F. von Muell.
Von dieser aus Quensland stammen-
den xVrt blühte kürzlich ein 12 Fuss
hohes Exemplar in dem Kewer
Palmenhause. Dieselbe gehört zu der
M. sapientum - Gruppe. Der dicke,
aufrechte, ellenlange Blütenstiel ist
mit Wirtein weisser, A'^on grünen,
runden Deckblättern eingeschlossenen
Blüten besetzt. Die kleinen eiförmigen
Früchte sollen nicht essbar sein. Gard.
Chron. 1893, II, 743-
Lonicera Hildebrandiana.
Eine neue Gaisblattart von Ober-
Birma. Ein sehr ins Auge fallender
Strauch mit grossen, dunklen, glänzen-
den Blättern und schönen karmesin-
roten, 7 Zoll langen Blumen. Zur
Ausschmückung der Tempel in Pin-
diah linden die Blumen vielfache Ver-
wendung. Gard. Chron. 1893, II,
743-
Kleinere Mitteilungen.
387
Pelargonium - Neuheiten.
Zuerst möchte ich bemerken, dass
die vom Verein zur Beförderung des
Gartenbaues angekauften, mir zur Kultur
übergebenen Pelargonien sich ver-
schieden verhielten. Die von Crousse
bezogenen haben sich viel besser
akklimatisiert, als die zur Zeit von
Lemoine gekauften. Viel Schreiberei
und Blätter- und Blumenversenden ver-
anlasste eine unter dem Namen Jeanne
d'Arc hier eingegangene Sorte, die sich
schliesslich als eine in Frankreich unter
dem Namen Mad. Thibaut bekannte
Sorte entjDuppte, aber sehr wesentlich
anders aussieht, als die in Deutschland
bekannte Mad. Thibaut, sonst aber die
schönste Sorte war von den aus Nancy
bezogenen Neuheiten?? Jeanne d'Arc
ist eine gute helle Sorte von kompaktem
Bau und hübscher Färbung, wird jeden-
falls gute Handelssorte werden. Mad.
Steffen, gute weisse Sorte, zeigte sich
hier zur Hälfte als Mad. Thibaut, wurde
aber während meiner Unpässlichkeit
entwendet. Astre, weisse Sorte, als
Handelssorte ihres unschönen Wuchses
wegen nicht zu gebrauchen. Le Vesuve,
Aveiss mit rot, eine der schönsten, aber
nicht neu. Feu d'artifice, weiss mit
rot, nicht ganz so gut wie die letztere
und schon ziemlich lange im Handel.
Beauty of Oxton, Granville und Gloire
de Tours sind drei, oder richtiger,
sollen drei gefüllte Sorten sein; die
einzelnen Blumen sind von Avunder-
barer Schönheit, sowohl in der Färbung
als in der Haltbarkeit, es werden aber
deren von den Pflanzen so wenig und so
spät hervorgebracht, dass sie für das
Handelsgeschäft kaum in Betracht
kommen; es sind dieses die in eng-
lischen Katalogen so oft abgebildeten,
so sehr empfohlenen Sorten. (Herr
Reid zeigte sie uns auch auf seinen
kolorierten Tafeln.) Die Pflanzen selbst
Avachsen sehr lang.
R. Mo n Corps.
Kleinere Mitteilungen.
Erkrankung von Chrysanthemum (Pyrethrum)
frutescens.
Unsere beliebte Marktpflanze Chry-
santhemum (oder Pyrethrum) frutescens
erschien mir im Frühjahr in einzelnen
BlumenlädenBerlins teils wenig belaubt,
teils am unteren Drittel der Zweige mit
braun gescheckten und vertrockneten
Blättern besetzt. Bei näherer Be-
sichtigung zeigte sich diese Verfärbung
des Laubes dadurch hervorgerufen, dass
verhältnismässig breite Miniergänge
die Blätter durchziehen. Diese Gänge
sind wellig unregelmässig und werden
nur geradliniger, wenn sie sich den
Blattrippen nähern. Bevorzugt ist die
Peripherie der Zipfel des fiederschnit-
tigen Blattes, dessen Zähne manchmal in
grösserer Anzahl hintereinander ver-
trocknet erscheinen. Das scheckige
Ansehen der Blätter entsteht vorzugs-
weise dadurch, dass die Gänge auf der
Blattoberseite hellbraun sind, während
sie unterseits ziemlich weiss erscheinen.
In den Gängen findet man milchweisse,
2 — 4 mm lange, fusslose Larven, die
wie weissliche Schwielen über die
Oberfläche hervorragen und die häufig
in grösserer Anzahl in einem Blatte
(ich fand bis 9 Stück) gleichzeitig auf-
treten. Um die jetzige Zeit erkennt
man ausser diesen weisslichen Schwielen
auch braune Tonnenpuppen am Ende
einzelner Miniergänge.
Die erste Beobachtung machte ich
am 10. April, und entnahm damals aus
einem Garten Material zur Züchtung
des Tieres. Der Versuch gelano" und
388
Litteratur.
aus den Tonnenpuppen ist eine fast
durchgängig schwarzbraune, am ganzen
Körper stark behaarte, 2,5 mm lange
Fliege hervorgegangen. Nach der von
Herrn Geheimrat Moebius freundlichst
veranlassten Bestimmung im zoolo-
gischen Museum gehört das Tier zur
Gattung Phytomyza und hatdiegrösste
Ähnlichkeit mit der von Crambe und
Papaver her bekannten Ph. geniculata.
Eine Betrachtung unserer hiesigen
Marktpflanzen, die doch sicherlich aus
verschiedenen Gärtnereien stammen,
zeigt, wie weit verbreitet dieser
Schädiger ist. Vor einigen Tagen
erhielt ich dieselbe Krankheitser-
scheinung aus Schlesien und der Rhein-
provinz. Daraus dürfte zu schliesscn
sein, dass die Fliege auch in anderen
Gegenden noch und wahrscheinlich
allgemein zu finden sein wird. Wenn
man betrachtet, wie sparrig die er-
griifenen Pflanzen werden und wenn
man bedenkt, dass eine so weitgehende
Schädigung des Laubes notwendiger-
weise auf die Grösse der Blumen einen
Einfluss haben muss, so dürfte man in
den Kreisen der Handelsgärtner der
Sache Beachtung schenken, bevor das
Übel noch grössere Dimensionen
annimmt.
Aus den bei der Züchtung gemachten
Beobachtungen geht hervor, dass das
Tier mehrere Generationen in einem
Jahre haben muss. Wenn man also,
wie dies jetzt geschieht, die kranken
Blätter abreisst und weg'wirft, so ent-
fernt man nicht die Krankheit aus der
Gärtnerei, sondern vermehrt sie. Die
Blätter müssen also sofort verbrannt
werden. Je mehr Züchter gleichzeitig
diese Arbeit vornehmen, desto mehr
wird eine Ansteckung von benachbarten
Grundstücken ausgeschlossen.
Prof. Dr. Paul Sorauer.
Orchideen - Spezialgeschäft.
In Magdeburg hat Paul Wolter,
Kleine Strasse 1 (20 Minuten vom
Central - Bahnhof) ein Orchideen-
Spezi a 1 - G e s c h ä ft begründet und den
ersten Katalog herausgegeben. Dabei
ist durch Zeichen angedeutet, ob die
Pflanze für Kalthaus, mittleres oder
Warmhaus sich eignet. Wir wünschen
dem Unternehmen besten Erfolg.
Litteratur.
The American Florist Company's
Directory. (Schluss von Seite 3Ö0.)
Wenn auch bei diesem ersten Versuch
manche Fehler untergelaufen sein
mögen, so hat man doch eine gewisse
Unterlage.
Der reiche Inhalt bringt : Ver-
zeichnis der Anzeigenden, fachliches
Verzeichnis der Anzeigen, Schlüssel
zu den Abkürzungen, ^'ereine, haupt-
sächlich Plandelsgärtner-Vereinigungen,
Statistik der Handelsgärtnereien, der
Baumschulen, der Samenzüchter, immer
mit Angabe der Fläche, Firmen, die
Kataloge herausgeben, Kirchhöfe, Park-
vorsteher, botanische Gärten. Dann
folgt die Hauptsache, das Verzeichnis
der Ilandesgärtner nach Staaten ge-
ordnet, Canada nach seinen Provinzen
(fehlte früher). Hierauf kommt ein
ausführlicher Arbeitskalender (Wieder-
abdruck der Seasonable hints von
William Scott, Buffalo, New-York, im
American Florist), bis auf die neuesten
Züchtungen vervollständigte alpha-
betische Verzeichnisse der Rosen, der
Chrysanthemum und derNelken,Express-
(Packet-) und Post-Taxen und darauf
die Organisation des Vereins der
Handelsgärtner, des Nelken- Vereins, des
Chrysanthemum-Vereins und der haupt-
sächlichsten Gartenbauvereine. Plier
Unterrichtswesen. — Aus den Vereinen.
389
sind nur solche aufu,enümmen, welche
Ausstellunii,'en dckorativiT Art ver-
anstalten, und das sind in i^anz Xord-
amerika nur 9! Kaum t^hiublich! . .
Endlich folgt die Hagelversicherungs-
gesellschaft der Ilandelsgärtner (50S
Mitglieder) und die wichtige Florists'
Telegraph Delivery Association, deren
Mitglieder mit Hilfe eines Schlüssels
telegraphische Bestellungen zu billigen
Preisen aufgeben können. Weiter der
Verein amerikanischer Samenhändler,
der Verein amerikanischer Baum-
schulenbesitzer. Eins mangelt aber:
es fehlen in den einzelnen Städten die
Angaben eines Rechtsanwalts, eines
Spediteurs, eines Bankiers etc., wie sie
in Plumpes Adressbuch so genau ge-
geben sind, ebenso die Angaben über
die Vereine in den einzelnen Städten.
Jeder, der mit Nordamerika Geschäfte
machen will, sollte dieses Buch sich
anschaffen, es ist geradezu für ihn
unentbehrlich. L. Wittmack.
Unterrichtswesen.
Pomologisches Institut Reutlingen.
Die Frequenz ist stets eine sehr rege
imd beteiligten sich an dem Baum-
wärter- und Sommerkursus Ö3 Schüler
aus den verschiedensten Gegenden
Deutschlands und des Auslandes. Wie
in anderen Jahren, so Hess auch in
diesem Frühjahr dielvönigiicheWürttem-
bergische Centralstelle für die Land-
wirtschaft einen Obstbaumwärter-Lehr-
Ivursus, der von 15 Teilnehmern besucht
war, abhalten. Die ausgedehnten Baum-
schulen, Obst- und Gartenanlagen bieten
den jungen Leuten neben dem. theo-
retischenllnterricht reiche Gelegenheit,
sich zu tüchtigen Gärtnern auszubilden.
Aus den Vereinen.
Kongress des Vereins deutscher Rosenfreunde
in Görlitz am 8. und 9. Juli.
Derselbe war nur schwach besucht,
da viele Mitglieder durch ihre Thätig-
keit als Preisrichter bei der Rosen-
ausstellung noch behindert waren, die
schlesischen Mitglieder aber durch die
gleichzeitig tagende Versammlung des
Verbandes schlesischer Gartenbau-Ver-
eine abgehalten wurden. Es ist doch
dringend zu wünschen, dass sich die
Veranstalter von Versammlungen vor-
her mit einander ins Einvernehmen
setzen, damit solches gleichzeitiges
Tagen vermieden werde. Zu beklagen
war es auch, dass fast gleichzeitig" mit
der Görlitzer Rosenausstellung in Erfurt
eine Frühobst- und Frühgemüse-Aus-
stellung, sowie eine Versammlung des
Deutschen Pomologenvereins stattfand,
und so die Görlitzer und Erfurter \'er-
sammlungen sich gegenseitig beein-
trächtigten. — Die wichtige Frage der
einheitlichen Benennung der Rosen-
farben auf Grund einer von Herrn
Gör ms in Potsdam nach Rücksprache
mit Malern und anderen Farbenverstän-
digen entworfenen Tafel wurde leider
mit 11 gegen 11 Stimmen abgelehnt.
— Näheres in der folgenden Nummer.
Versammlung des Verbandes schlesischer Garten-
bauvereine in Görlitz am 8. Juli.
Diese war im Gegensatz zum Rosen-
Kongress sehr stark, von ca. 97 Teil-
nehmern, besucht, wozu wohl auch
nicht wenig die beiden trefflichen Vor-
träge des Herrn Kgl. Gartenbaudirektor
Haupt, Brieg, über neuere Methoden
in der Rosentreiberei und des Herrn
Flofmarschall v. St. Paul Illaire über
Anzucht winterharter Rosen, besonders
unterBerücksichtigung der Rosa rugosa,
mit beitrugen. Wir werden beide Vor-
träye s. Z. bringen.
390
Aus den Vereinen.
Verein Deutscher Gartenkünstler.
Der Verein Deutscher Gartenkünstler
mit dem Sitz zu Berlin hielt am 17.,
18. und 19. Juni seine VIT. Hauptver-
sammlung zu Magdeburg ab. Die Ver-
handlungen, welche in dem reizend
gelegenen und durch die Stadt in
prächtiger Weise ausgeschmückten Ge-
sellschaftshause des Friedrich-Wilhelm-
Gartens stattfanden, begannen am Sonn-
tag Vormittag 9 Uhr 15 Minuten.
Nach einem herzlichen Willkommen-
gruss seitens des Garten -Direktors
Schoch - Magdeburg begrüsste der
erste Vorsitzende, Stadt -Obergärtner
Hamp el-lierlin, die Versammlung und
eröffnete dieselbe.
Dem Jahresberichte, welcher von
dem ersten Schriftführer Brodersen-
Berlin erstattet wurde, ist zu entnehmen,
dass im verflossenen Jahre der Vor-
stand 23 Sitzungen abgehalten hat und
die Mitgiiederzahl zur Zeit 262 beträgt.
Das Preisausschreiben »Die
Gartenkunst in Beziehung zum
modernen Städtebau'< ist den Be-
stimmungen der vorjährigen Haupt-
versammlung gemäss erlassen und hat
die Einlieferung der Arbeiten bis zum
1. Juli d. J. zu erfolgen.
Eine besonders rege Thätigkeit hatte
sich in den auf der vorjährigen Haupt-
versammlung gewählten Kommissionen
entwickelt. Der Ausschuss für eine
anderweitige Gestaltung des Ober-
gärtner-Examens hat seine Aufgabe
beendet und sind Vorschläge in dem
Eingabebericht festgestellt und an
massgebender Stelle eingereicht worden.
Der Bericht für eine Reorgani-
sation der Gärtner-Lehranstalt
ist zur nochmaligen Durchsicht einem
Ausschuss übergeben worden und wird
demnächst zur Erledigung gelangen.
Aus dem sich hieran anschliessenden
Bericht desSchatz meiste rsKaeh 1er-
Berlin ist zu entnehmen, dass einer
Einnahme von 3554,39 M. eine Aus-
gabe von 2889,81 M. gegenüberstand,
so dass ein Barbestand von 004,58 M.
verbleibt.
Alsdann wurde nach Darbringung
eines Vertrauensvotums für den alten
Vorstand der neueVor stand gewählt,
und zwar Landschaftsgärtner Hoppe-
Berlin zum ersten, Landschaftsgärtner
Klaeber-Wannsee zum zweiten und
Garten -Direktor vSchoch - Magdeburg
zum dritten Vorsitzenden; Stadt-Ober-
gärtner We i ss-Berlin zum Schriftführer,
Stadt - Garten - Inspektor Stämmler-
Liegnitz zu dessen Stellvertreter und
Landschaftsgärtner Rohlfs - Gross-
Lichterfelde-Berlin zum Schatzmeister.
Im Anschluss hieran erfolgte die
Wahl der Ausschüsse für Garten-
kunst, Gartentechnik, Gehölzkunde,
Kasse und für die Presse. Bei dem
nächsten Punkte — das V e r e i n s o r g a n
betreffend — entspann sich eine längere
Debatte, die mit der Beibehaltung der
bestehenden »Zeitschrift für Garten-
kunst imd Gartenbau« im Verlage von
Neu mann in Neudamm endigte.
Als Preisautgabe für das Jahr 1894/95
soll die »gärtnerische Umgestal-
tung des K ö n i g s p 1 a t z e s in Berlin
in Beziehung zu dem neuen
R e i c h s t a g s g e b ä u d e « ausgeschrieben
werden.
Nach Feststellung des Ilaushaltungs-
planes für das folgende Rechnungsjahr
wurde Liegnitz als Vorort für die
nächste Hauptversammlung bestimmt.
Hieran schlössen sich noch die Be-
sichtigung der städtischen Garten-
anlagen, welche zum Teil ein Werk
Lenne's sind, und die des Grus 011-
schen Gartens zu Buckau, der sich
durch seine grossartigen Kulturen einen
Weltruf erworben hat. Die Beteiligung
seitens der Mitglieder war eine äusserst
reiche. Nicht nur aus allen Teilen
Deutschlands, sondern auch aus Öster-
reich und Russland waren Vertreter
erschienen.
Ausstellungen und Kongresse. — Personal-Nachrichten.
39A
Ausstellungen und Kongresse.
Die Frühobst- und Frühgemüse-Aussteliung in
Erfurt und die Versammlung des Deutschen
Pomologen-Vereins daselbst
Als vorläutii^c Nachricht diene, cTass
die am 5. Juli in Erfurt eröffnete Früh-
obst- und Frühgemüse-Aussteliung eine
gut gelungene war. Als Hauptaus-
steller sind zu nennen: Garten inspektor
Maurer-Jena, L.Späth-Rixdorf-Berlin,
Wilh. Kliem-Gotha, C.Platz & Sohn-
Erfurt, die Pomologische Gesellschaft
des Westerlandes in Altenburg und
bezüglich Frühobst die Erfurter Firmen.
Erfreulicher Weise war die Ver-
sammlung des Deutschen Pomologen-
^'^ereins sehr gut und von den ersten
Autoritäten besucht. Besonderen Bei-
fall fand der Vortrag des Garten-In-
spektors Maurer über die für die
verschiedenen Verwendungszwecke
empfehlenswertesten Stachel- und
Johannisbeeren. Ein eingehender Be-
richt folgt.
Rostock. Obst- und Gemüse -Aus-
stellung in Verbindung mit dem Obst-
und Gemüsemarkt im Herbst 1 S()4. Da
der Rostocker Obstmarkt, das erste der-
artige Unternehmen in Deutschland,
stets gut beschickt war, dürfte auch
die diesmal damit verbundene Aus-
stellung viel lehrreiches bieten. An-
meldungen an Obergärtner C. Bon-
stedt, Rostock, Doberaner Strasse,
Schriftführer des Obst- und Gemüse-
bauvereins.
Darm Stadt, 5-— 12. August. Aus-
stellung von Erzeugnissen der Gärtnerei
in Verbindung mit einer gewerblichen
Ausstellung aus Anlass des 9. Gast-
wirtstages des vSüddeutschen Gastwirt-
Verbandes. Ausstellungsbureau :Nieder-
ramstädterstrasse 71.
In Antwerpen veranstalteten die
Gärtner gelegentlich der am 1. Juli
begonnenen Ausstellung abgeschnitte-
ner Blumen eine grosse Manifestation
zu Ehren des Königs und der Königin
der Belgier, auf Veranlassung des Herrn
Charles de Bopschere.
Personal-Nachrichten.
Der Stadtgärtner Martens in Kol-
berg ist auf Vorschlag der Bade-
direktion in Anerkennung seiner her-
vorragenden Verdienste um die Ver-
schönerung des Bades von den städti-
schen Kollegien zum Stadt - Garten-
Inspektor ernannt.
Professor J. Jäggi, Direktor des
botanischen Museums des eidgenössi-
schen Polytechnikums in Zürich, starb
am 21. Juni.
Joseph K ü n s b e r g, königlicher
Obergärtner in Hofgarten zu Würz-
burg, erhielt die silberne Medaille des
Verdienstordens vom heiligen Michael.
Otto Froebel siegte in dem Wett-
bewerb, betreffend Anlage des neuen
Tonhalle - Gartens am Alpenquai in
Zürich.
Andr. Singer, k. 'Hofgärtner in
Kissingen, wurde durch die Verleihung
des »Verdienstkreuzes vom heiligen
Michael« ausgezeichnet.
H. Zeininger giebt seine Stellung
als Stadtgärtner in Magdeburg zum
391.
Sprechsaal.
1. Juli auf und tritt in das Geschäft
seines Vaters zu Ilomburg vor der
Höhe ein.
Louis L'hcrault. Handelsgcärtner in
Argenteuil (Frankreich), einer der er-
folgreichsten Spargelzüchter Frank-
reichs, ist anfangs Mai gestorben.
Tgnaz Oehlkern, einer der ältesten
Angestellten der Firma Vilmorin-
Andrieux et Cie. in Paris, ist nach
60 jährigem treuem Dienste im 90.
Lebensjahre gestorben. Für seine aus-
gezeichneten Leistungen erhielt der
Verstorbene schon im Jahre 1878 von
der französischen Regierung eine gol-
dene Medaille.
Der Königliche Garten - Inspektor
Koopmann, Wildpark bei Potsdam,
tritt am 1. Oktober in die Stelle des
verstorbenen Hofgärtners Eichler in
Wernigerode. Wenn wir einerseits
Flerrn Koopmann zu dieser Ver-
besserung von ganzem Herzen Glück
wünschen, so bedauern wir anderer-
seits seinen Abgang im Interesse der
von ihm so tüchtig geführten Pots-
damer Gärtner - Lehranstalt auf das
lebhafteste.
Dem Gärtner Friedrich Krumm-
haar zu Mahndorf (Landkreis Llalber-
stadt) wurde das allgemeine Ehren-
zeichen verliehen.
Oskar II üb er aus Flamburg wurde
vom Flauptdirektorium des landwirt-
schaftlichen Provinzialvereins für die
Mark Brandenburg zum Obergärtner am
Provinzialgarten zu Wittstock gewählt.
Berichtigung.
Auf dem Festessen zu Ehren des
Herrn Professor Ascherson (Heft 13
Seite 366) hat Herr Prof. Schumann
nicht gesprochen. Dieser hatte am
Mittage die höchst geschmackvolle
Adresse des botanischen Vereins für
die Provinz Brandenburg verlesen
Dagegen brachte Herr Prof. Dr. Paul
Magnus einen sehr humoristischen
Toast auf Herrn Schriftsteller Trojan
aus.
Besichtigung des Viktoria-Parks
mit Damen, am Mittwoch, den 18. Juli, pünktlich SVo Uhr,
unter gefl. Führung des Herrn städtischen Gartendirektors M ä c h t i g. Zusammen-
kunft am Eingang des Parkes, Kreuzbergstrasse. — Abends gemütliches Bei-
sammensein in der Tivoli-Brauerei.
Der Vorstand des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Tagesordnung
für äle Versammlunö fles Vereins zur Beförderuno äes Bartentiaues in öen preussisclienStaaten
am Donnerstag, den 26. Juli 1894, 6 Uhr
im Königlich botanischen Museum, Grunewaldstrasse 6 und 7 (im botanischen Garten).
1. Ausgestellte Gegenstände.
2. Beschluss über eine Frühjahrs-Ausstellung 1895 mit besonderer
Berücksichtigung der Berliner Blumenzwiebeln.
3. Antrag des Flerrn Otto Neu mann auf Revision der Statuten.
4. Verschiedenes.
Gartenflora ISO*
Taf. 1405.
BILLBERGIA x WITTMACKIANÄ H. L. B.
Billbergia x Wittmackiana H. L. B.'^
Hierzu Tafel 1405.
JTLn Gartenllora 1891, Seite 328, wurde von meinem Vater ein neuer Bro-
i?> meliaceen-Blendling besprochen, welcher von dem Leidener botanischen
Garten dem General-Sekretär des Vereins zur Beförderung" des Gartenbaues in
de'n preussischen Staaten, Professor Dr. L. Wittmack, zu Ehren Billbergia
X Wittmackiana H. L. B. benannt wurde. Dieser Blendling war gewonnen
aus Samen einer Billbergia amoena Ldl., die mit dem Pollen der Bill-
bergia vittata Brongn. befruchtet war. Schon damals wurde daraufhingewiesen,
wie deutlich dieser Bastard den Charakter beider Eltern in sich vereinigt und
die jetzige farbige Tafel wird dies den Lesern der Gartenflora noch viel
besser zeigen.
Im Habitus hält die Billbergia X Wittmackiana gerade die Mitte
zwischen B. amoena und B. vittata. Die Pflanze wird zwar grösser als die
Mutter, aber bleibt doch niedriger als der Vater; die Farbe der Blätter ist
dunkler als bei der IMutter, aber nicht so graugrün wie bei dem Vater, dabei
hat sie auch die weissen Bänder auf den Blättern wie B. vittata, aber nicht
so zahlreich und deutlich markiert.
Auch in dem Blütenstande zeigt sich der Charakter der Eltern recht
deutlich. Während B. amoena eine aufgerichtete, ziemlich lockere Ähre hat
und B. vittata eine hängende Inflorescenz besitzt, hat der Bastard einen ge-
bogenen, ziemlich gedrungenen Blütenstand.
Mit der Blüte ist es derselbe Fall. Die Sepalen zeigen den Charakter der
Mutter, während die Petalen wie bei B. vittata etwas spiralig zurück-
geschlagen sind. Der Fruchtknoten ist kürzer als bei der Alutter, aber länger
als bei dem ^^ater. Die Brakteen am Ende sind breiter als bei B. amoena,
aber haben mehr von der karminroten Farbe derselben als von der steinroten
Farbe der B. vittata.
Die Pflanze, welche 1891 im Leidener Garten blühte, stammte aus dem
Berliner botanischen Garten und interessierte uns um so mehr, weil auch der
hiesige botanische Garten im Besitze von Sämlingen gleicher Herkunft war.
Verschiedene dieser Sämlinge haben in der Zeit geblüht und alle sind der
B. X Wittmackiana ganz ähnlich. Die Kreuzbefruchtung hat daher in beiden
Gärten dasselbe Resultat gegeben.
*) Lies: Billbergia hybrida Wittmackiana Horti Lugduno-Batavi.
394l
Orchideen auf gedüngtem Torf und in Nährlösung.
Gleichzeitig mit der Kreuzung, welche B. Wittmacl^iana geliefert hat,
ist in Leiden eine umgekehrte Probe gemacht, da man B. vittata mitB. amoena
befruchtet hat. Von diesem Blendling haben auch schon mehrere Exemplare
geblüht und ganz wunderbar ist es, da'^s diese gar keinen Unterschied mit der
B. X Wittmackiana zeigen; wenn nicht etikettiert, ist es unmöglich, "beide
auseinander zu kennen.
Bedeutend mehr Unterschied ist zu sehen zwischen B. >: Wittmackiana
und B. Breauteana Ed. Andre (B. Cappei Ed. Morr.) Da dieser Unterschied
in Gartenflora 1891 von meinem Vater schon ausführlich besprochen wurde,
so wird es wohl unnötig sein, ihn hier zu wiederholen.
Die Billbergia >< Wittmackiana ist ein Blendling, welcher den Lieb-
habern hübscher Bromeliaceen gewiss willkommen sein wird, weil es eine
schöne Pflanze ist, welche sich leicht kultivieren lässt. In einem nicht zu
hohen und guten Warmhause, z. B. warmen Orchideenhause, lässt sie sich sehr
leicht zu schönen Pflanzen erziehen. Sie liebt eine lockere, doch nahrhafte Erde;
am besten ist eine Mischung von Peat (Rasenerde) mit Sphagnum und Lauberde;
ein wenig flüssiger Dünger, wenn die Pflanze in vollem Wachstum, ist, kommt ihr
sehr zu statten.
Wenn sie gut gepflegt wird, bildet die Billbergia X Wittmackiana in
einem einzigen Jahre recht schöne mehrköpfige Exemplare, welche durch ihre
hübsche Blüte die aufgewandte Mühe reichlich lohnen.
Leiden, 21. Juli 1894. E. Th. Witte.
Orchideen auf gedüngtem Torf und in Nährlösung.
Von Dr. M. Reichenheim.
^Wßn der Jahresversammlung" des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
^Ml? am 28. Juni stellte Herr Dr. M. Reichenheim- Wannsee 3 prachtvoll
"" entwickelte blühende Epidendrum vitellinum, auf Torfstücken kultiviert,
aus, und ausserdem 1 kleines Dendrobium nobile auf einem Hyazinthen-
glase in Nährlösung. Derselbe bemerkte dazu etwa folgendes:
Die Epidendrum vitellinum sind Importen vom März 1893. Dem Rate des
Herrn Georg Kittel folgend, habe ich dieselben auf Lüneburger Torf gepflanzt;
sie haben sich auch in den ersten 10—12 Wochen gut entwickelt, dann aber
trat ein Stillstand ein. GlTenbar mangelte es den Pflanzen an genügender
Nahrung. Der Lüneburger Torf, hauptsächlich aus Sphagnum, Torfmoos, be-
stehend, ist ja seiner äusseren Beschaffenheit nach und wegen seiner Fähigkeit,
das Wasser gut zu halten, ein vorzügliches Pflanzmaterial für Orchideen, aber es
fehlen ihm wie allen Sphagnumtorfen (E[ochmoortorfen) die wesentlichsten Nähr-
stoffe in löslicher Form; Kali und Phosphorsäure enthält er überhaupt in un-
genügender Menge; Stickstoff ist zwar etwas mehr vorhanden, aber wie die
beiden anderen Nährstoffe in sehr schwer löslicher Form. Die Torfstücke wurden
nun in eine Nährlösung von 1 : 10000 getaucht, bestehend aus salpetersaurem
Ammoniak, salpetersaurem Kali und phosphorsaurem Ammoniak, wie dieselbe
Orchideen aar gedüngtem Torf und in Nährlösung. "^QS
von Herrn Haupt angegeben worden ist*); nur die Art der Anwendung war
eine andere, nämlich eine begrenzte. Da Analysen über die Zusammen-
setzung dieser Orchidee nicht vorhanden sind, so machte ich mir eine —
allerdings nicht streng zu begründende — \'orstellung, wie viel sie wohl an
Nährstoffen gebrauchen könnte und stellte ihr an Salzen im Verlaufe der Ent-
wickelung des Triebes Yiqoo ihres Gewichtes zur Verfügung.
Die Pflanzen wogen 60 — 100 g und erhielten 0,05 — 0,1 g an Salzen.
Jedenfalls haben sie daran ausreichend gehabt und sich für das Gereichte
dankbar erwiesen. Auf die Farbe der Blätter liess sich ein Einfluss der
Düngung fesstellen; dieselben sind dunkeler grün geworden und geblieben.
Das Dendrobium nobile, welches auf dem Patent-Hyazinthenglase steht,
wurde am 5. Juni d. J. von einer alten Pflanze abgenommen und dient einem
Versuche, eine Orchidee mit Luftwurzeln auf einer Nährlösung, welche alle
Bestandteile, die zum Leben der Pflanze nötig sind, enthält, zu kultivieren.
Diese Wasserkulturen sind zuerst für Erdpflanzen von Sachs angegeben
worden. Die Zusammensetzung der Lösung (nach Sachs) ist die folgende;
Salpetersaures Kali 1,0 g
Schwefelsaurer Kalk (Gips) 0,5 «
Schwefelsaure Magnesia 0,5 «
Phosphorsaurer Kalk 0,5 «
Kochsalz 0,5 «
10 pCt. lusenchlorid-Lösung 1 Tropfen
Destilliertes Wasser 2000 g
Das Kochsalz ist kein Nährsalz; es hat nur einen chemischen Zweck,
nämlich die Entwickelung von Schwefelwasserstoff, welcher die Pflanze töten
würde, zu verhindern.
Der phosphorsaure Kallv ist in Wasser nur spurenweise löslich, er liegt
als Pulver im Wasser und löst sich in dem Masse, als er von den Wurzeln
verbraucht wird, wieder.
Die Pflanze ist in den 4 Wochen um 1V2 cm gewachsen; die Wurzeln um
2I/2 cm; ursprünglich tauchte nur die Spitze der einen Wurzel in die Lösung,
jetzt geht dieselbe 2Y2 cm weit hinein und zwei andere haben das Wasser
erreicht.
Merlvwürdig ist bei solchen Versuchen die Thatsache, dass die Luftwurzeln
den ständigen Aufenthalt im Wasser vertragen und nicht faulen; in den
Kulturen sucht man doch immer durch starke Scherbenunterlage zu verhindern,
dass das Wasser an den Wurzeln stehen bleibt, weil man dadurch einen
Nachteil für die Pflanzen fürchtet, während nun dieser und andere derartige
Versuche zeigen, dass die ihrer Bestimmung nach zum Aufenthalte in der Luft
organisierten und deshalb so benannten Luft-Wurzeln auch wie Wasserwurzeln
zu leben befähigt sind.
*) Möllers Deutsche Gärtnerzeitung i<S()3 Seite 29:
Salpetersaures Kali 100 Teile.
,, Ammoniak 20 „
Phosphorsaures Ammoniak 100 ,,
hl diesen 220 Teilen sind enthalten 41,5 Teile StickstotT
53,0 „ Phosphorsäure
45,0 „ Kali.
qqQ Plaudereien über Hybridisation.
Plaudereien über Hybridisation.
ie Vorgänge bei der künstlichen Befruchtung sind nicht allein so zahl-
reich, dass ein eifriger Beobachter eines möglichst umfangreichen
Notizbuches benötigt, sondern sind auch von so grosser Bedeutung,
dass von einem Studium derselben oft allein die guten Erfolge der
Zukunft abhängen. Die gärtnerische Litteratur ist noch zu arm, um
schematisch das Hybridisieren betreiben zu können; dem sich damit Be-
schäftigenden bleibt es zumeist selbst überlassen, darüber nachzudenken, wie er
es anzufangen resp. wie er die einzelnen Vorgänge aufzufassen und sich nutzbar
zu machen hat.
Die Geduld spielt eine grosse Rolle. Es ist nicht gesagt, dass ein dies-
jähriger Misserfolg nächstes Jahr, in anderer Weise gehandhabt, nicht die
günstigsten Resultate zeitigt; ebenso aber will manchmal eine Operation nicht
mehr gelingen, die anfangs glückte und in deren Verfolg die schönsten Hoffnun-
gen gesetzt wurden. Die Augen offen halten, keinen Vorgang unbeachtet und
unaufgeklärt lassen, führt auf die richtigen Wege.
Es ist wohlbekannt, dass der fortgesetzten Bastardierung höherer Tier-
arten durch absolute Sterilität oft ein natürliches Halt geboten wird; in einzelnen
Pflanzenfamilien ist dies ebenso. Die Theerose Marechal Niel ist ebenso steril
w^ie viele der besseren Remontanten. — Diejenigen Pflanzen, welche willig an-
setzen, bezeichnet der Züchter einfach als »gute Samenträger», zumeist nicht
ahnend, dass dies häufig natürliche Folgen der Kreuzung sind, da oft die ge-
schlechtlichen Organe in der steril bleibenden Blume ebenso gut ausgebildet
sind als bei der sogenannten »willigen Samenträgerin«. Bei feinsamigen
Pflanzengattungen, z. B. bei den Orchideen, scheint diese Sterilität noch eher
einzutreten. Obgleich die Orchideen gegenüber den Rosen in Bezug des
Hybridseins noch keine Parallele zulassen, ist es jedenfalls schon jetzt ratsam,
immer lieber eine gute Art anstatt einer Hybride oder gar einer Doppelhybride
als Samenträgerin zu wählen, zumal wenn die Herkimft nicht genügend be-
kannt ist.
Bei Bromeliaceen waren derartige Kreuzungen immer noch mit guten Er-
folgen gekrönt, d. h. es gelang, keimfähigen vSamen zu ernten, die Sämlinge aber
fielen in einer Weise verschieden, dass sich wenige vollständig gleichkamen.
Diese oder jene Art, welche dabei im Sj^iele, ist mehr oder weniger deutlich
wieder zu erkennen, so dass oftmals die Hälfte einem der Gross- oder Ur-
grosseltern zugesprochen werden muss. Am meisten ist der letzte Pollen-
lieferant, der Vater, vorherrschend, am Avenigsten aber das zu finden, was man
bezwecken wollte und erwartete • — das Mittelding der zwei gekreuzten Spezies.
Ein Beispiel giebt die Kreuzung zwischen Vriesea Kitteliana, abgebildet
Gartenflora 39. Bd. (1890) S. 495, mit Vr. Wittmackiana, Gartenflora 37. Bd.
(1888) S. 553 Taf. 1283; beides Hybriden, von denen die erstere aus 1/2 V. Baril-
letii 9 und V2 V. Saundersi cT, die letztere aus V2 V. Barilletii $ und 1/2 V.
Morreniana cT bestand. Die Vereinigung beider sollte somit 1/2 V. Barilletii,
1/4 Morreniana und 1/4 Saundersi sein.*)
*) Bemerkung der Redaktion. Wir haben bereits in Heft 8 ds. Js. S. 201 bemerkt, dass
Herr Obergärtner Kittel dem Verein 4 Exemplare dieser Kreuzung übersandt hatte, die alle
Plaudereien über Hybridisation. ogy
Eine Kreuzung unter reinen Arten ergiebt zumeist genau ein Mittelding
zwischen beiden Eltern; wenn ein Übergewicht zu verzeichnen ist, so ist es
gewiss auf der Seite des Vaters. So wurde einst durch zwei Kreuzungen
Selenipedium Sedeni gewonnen, indem S. longifolium X S. Schlimii und vice versa
gekreuzt wurde. Beide Male fiel genau das Mittelding; keiner der Eltern war
vorherrschend, ein Beweis, dass man es hier mit reinen Arten zu thun hatte;
während eine Kreuzung zwischen der Hybride Cypripedium Harrisianum mit
C. insigne var. Maulei schon so verschieden fiel, dass die 4 unterscheidbarsten
ausgewählt und unter den Namen \p. Galatea (Rolfe), C. oenanthum (Rchb.)
C.Orestes (Veitch) und Thibautiänum (Rchb.) verbreitet wurden. Die Gross-
eltern, C. villosum und C. barbatum, aus denen C. Harrisianum zusammen-
gesetzt ist, zeigen sich in den Sämlingen wieder mehr oder weniger vor-
herrschend.
Das Erkennen einer vermeintlichen Art als eine natürliche Hybride ist
durch Kreuzung somit sicher zu erreichen, da ein grosser Teil der Sämlinge
zurückfallen und nach dem Gesetz des Atavismus (Rückschlag auf die Gross-
eltern) die Merkmale der fraglichen Grosseltern tragen wird, so dass sich nun
leicht die Originale feststellen lassen, aus denen der Vater beziehungsweise die
Mutter zusammengesetzt war.
Die Uebertragung einer guten Eigenschaft muss stets von der Pollenpflanze
aus geschehen. Man wird leicht zu glauben verleitet, wenn z. B. Vriesea splen-
dens mit einer grünblättrigen Vriesea gekreuzt wird, müsste die schöne Blatt-
färbung der ersteren am besten in den Sämlingen hervortreten; dem ist aber
nicht so; die grüne, als Samenträgerin genommen, liefert besser gefärbte Säm-
linge. Ebenso, wenn ein verzweigter Blütenstand durch Übertragung eine Form
mit einfachem Blütenstand verbessern soll, muss der Vater diese Eigenschaft
von Samen aus einer und derselben Kapsel erzogen waren. Und doch waren sie ganz ver-
schieden. Drei trugen Aehren wie V. Barilletii, die Grossmutter, und wie V. Wittmackiana, der
Vater; eine trug Rispen wie V. Saundersi, der Grossvater mütterlicherseits, und wie V. Kitteliana,
die Mutter. Wenn wir aber damals S. 202 gesagt haben, dass durch diese zweite Kreuzung
nichts neues erzielt sei, so müssen wir das jetzt, nachdem die Pflanzen 3 Monate auf unserem
Arbeitstische stehen und sich immer mehr entwickelt haben, bezüglich des vierten Sämlings
zurücknehmen. Der letztgenannte, eine Rispe tragende Sämling ist zwar auf die Mutter, V. Kitte-
liana, zurückgefallen, aber er ist niedriger, mit dem Blütenstand kaum 60 cm hoch, nicht
70 cm bis i,3o m, die Blätter nur 35 cm lang und vor allem sind die Blütendeckblätter
nicht grün und weinrot getönt, sondern schön scharlach-weinrot, dabei mit schmalem
gelbem Saum, der sich hübsch von der Grundfarbe abhebt. Die weinroten Tupfen sieht man fast
nicht mehr, sie sind sozusagen zu einer einheitlichen Grundfarbe, der scharlachweinroten, ver-
schmolzen, und offenbar hat die Bestäubung mit V. Wittmackiana den scharlachroten Ton
hineingebracht. Diese verbesserte V. Kitteliana verdient entschieden weitere Verbreitung, zumal
sie sich monatelang im Zimmer schön erhält.
Die drei anderen ährentragenden sind nicht so schön. Die eine gleicht der langährigen,
in Gartenflora 1888 S. 553 Taf. i283 unter c abgebildeten V. Wittmackiana, die weniger schön ist
als die kurz- und breitährige (daselbst unter b). Die Basis der Deckblätter ist rot, die Spitzen aber
mehr grünlich, nicht so schön gelb, dafür ist aber die Aehre kräftiger, 26 cm lang, 6 cm breit. Die
zweite ist ähnlich, etwas lockerer, 20 cm lang. Die driUe hat fast ganz grüne Deckblätter,
nur an der äussersten Basis weinrot, ihre Aehre ist 20 cm lang und 7 — 8 cm breit wie die
vorige. Sie zeigt aber am deutlichsten die weinroten Tupfen von V. Barilletii, an die sie
überhaupt sehr erinnert. Uebrigens fehlen die Tupfen auch an den anderen beiden ähren-
tragenden nicht. L. Wittmack.
oq3 Ein Besuch hei Pynaert van Geert in Gent.
zeigen, soll die Kreuzung zur Zufriedenheit ausfallen. — Wie gross die Ein-
wirlvung des Vaters ist, bewiesen schon die ersten Kreuzungen von Begonia
Diadema x Rex. Während Diadema als Vater ca. 2/g Diadema und i/g Rex ergab,
lieferte sie als Samenträgerin % Rex und i/s Diadema, so dass eine Doppel-
kreuzung, d. h. noch einmal Pollen von den Ptlanzen der letzten Kreuzung auf
Diadema übertragen, erst das ergab, was durch richtige Wahl des Vaters schon
bei dem einfachen Versuch gelang.
Kreuzungen unter Gattungen und Untergattungen (welche belvanntlich nach
geschlechtlichen Unterschieden aufgestellt sind) verhalten sich in vielen Familien
recht inkonsequent, so dass ein Ko]3fschütteln von Seiten des Hybridiseurs oft
gerechtfertigt ist. Inwiefern, mag folgendes BeisiDiel erklären. Xehmen wir
unsere jetzigen Modepllanzen, die Familie der Orchideen, so finden wir in der
Abteilung Epidendreae schon Cattleya mit Sophronitis als Sophrocattleya,
Laelia mit Cattleya als Laeliocattleya etc. vereinigt, während z. B. eine Kreuzung
von Selenipedium Sedeni X Cypripedium barbatum oder Cypripedium vil-
losum X Selenipedium longifolium etc. trotz der grössten Mühen nicht gelingt.
Führt dies nicht zu der Meinung — wenn nicht zu der Ueberzeugung — , dass
da geschlechtliche Differenzen vorliegen, welche im ersten Falle Professor Dr.
Reichenbach's Zusammenfassung sämtlicher Epidendreen unter Bletia recht-
fertigen, dagegen ein Zusammenwerfen von Cypripedium, Selenipedium und
Uropedium in einen Sack mit der Bezeichnung Paphiopedilum als eine Ver-
frühung kennzeichnen. — Dass dieses Stutzigwerden dem Hybridiseur, welcher
sich behufs Neuzüchtungen auf andere Pflanzenfamilien legt, ebenfalls vor-
kommen wird, ist wohl anzunehmen, bis Resultate rmd Nichterfolge Klärung
in die geschlechtliche Zusammengehörigkeit bringen und dem Züchter eine
grössere Garantie für seine Versuche bieten werden.
Wenig bekannt ist, in wie weit sich die Pollen konservieren lassen. Es
ist dies eine Frage von grosser Bedeutung, da die Blütenzeiten in den Familien
nicht immer zusammenfallen, und gar zu oft fehlt der Partner, wenn etwas
schönes geschaffen werden könnte. Bei in Papier eingeschlagenem Blütenstaub
von Bromelien war mikroskopisch nach 14 Tagen noch keine \'eränderung der
Pollenkörner zu erkennen und die damit unternommenen Kreuzungen gelangen
vollkommen, während z. B. die harzigen Pollenmassen der Cypripedien sich
schon in 48 Stunden als untauglich zeigten.
Es wäre zu erproben, ob die trockenen Pollen, in geeigneter Weise kon-
serviert, nicht nach längerer Zeit noch lebensfähig sind, damit die Zeit ab-
gewartet werden kann, bis sich eine Gelegenheit zur Verwendung findet.
G. Kittel, Eckersdorf bei A'eurode (Schlesien).
Ein Besuch bei Pynaert van Geert in Gent.
Von Alex Mathieu, Gent.
Hierzu Abh. 84 u. 85.
ynaert! Wer kennt nicht diesen Namen in Deutschland? Pynaert, der Autor
^ß der Serres-Vergers, des gediegenen Werkes über Früchte unter Glas, welches
Y seine dritte Auflage längst erreicht hat, das Mitglied des bekannten vier-
blättrigen pomologischen und gärtnerischen Kleeblattes Belgiens, Burvenich,
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^•f
AQQ Ein Besuch bei Pynaert van Geert in Gent.
Pynaert, Rodigas und van Hülle, welches das so interessante und unübertroffene
Bulletin d'Arboriculture etc. und die bekannte Revue d'Horticulture Beige
herausgiebt, und schliesslich auch das korrespondierende Mitglied des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues in den preussisclien Staaten.
Nachdem wir den Pferdebahnwagen nach Gentbrugge verlassen, treten wir
in diese am nächsten der Stadt befindliche und am schönsten gelegene Gärtnerei
der Rue de Bruxelles ein. Ein unregelmässiges Dreieck bildend, werden die
beiden Langseiten des Grundstückes durch die Scheide bespült und nur an
der Grundseite ist die dreieckige Landzunge mit dem Lande verbunden. Mir wurde
durch die Liebenswürdigkeit des Besitzers hier eine Stelle zu teil, an die ich stets
mit Freude zurückdenken werde, da sie mir Gelegenheit bot, nicht nur meine
gärtnerischen Kenntnisse zu vervollkommnen, sondern auch in sprachlicher
Hinsicht Fortschritte zu machen. Der geehrte Leser macht mit der Pynaert-
schen Gärtnerei nicht nur die Bekanntschaft einer der wichtigsten Sortiments-
Gärtnereien Belgiens, sondern erhält auch eine Vorstellung von den hiesigen
gärtnerischen Geschäften überhaupt, denn hat er eines derselben gesehen, d. h.
eines der grösseren, so hat er alle gesehen, da sie, um sich im Volksmunde
auszudrücken, alle über einen Kamm geschoren sind, etwa wie in Dresden
und wie auch viele Gärtnereien bei Berlin. Die Pynaertsche Gärtnerei wurde
1816 von Jean und Auguste van Geert gegründet und im Jahre 1872 von Herrn
Ed. Pynaert übernommen. Beim Eintritt in die Gärtnerei lässt man rechts
an der Strasse ein Rosenparterre und das Wohnhaus des Besitzers liegen, und
gelangt in ein vor den Gewächshäusern und dem Wohnhause gelegenes Vor-
gärtchen, wo auf einer etwas hügeligen Rasenfläche Blumenbeete, Koniferen-
gruppen und pontische Azaleen- und Rhododendron-Dickichte schön verteilt
liegen. Diesem Garten schliessen sich die grossen Gewächshäuser an. Siehe
Abb. 84. Die Häuser sind meist aus Holz, und zwar aus pitch pine, der be-
kannten amerikanischen Pinus rigida Mill (P. Fraseri Lodd.) erbaut; das
Holz dieser Pinus ist sehr harzig, weisslichrot, hart und dichten Wuchses; es
widersteht besser der Witterung etc. als das Eichenholz, wird durch Insekten
nicht angegriffen und wirft sich nicht, ebenso widersteht es gleich gut der
Nässe wie der Trockenheit. Die Häuser sind, wenn man so will, ohne jeden
Anspruch auf Zierlichkeit, aber sie lassen nichts zu wünschen übrig, um als
gute Kulturhäuser gelten zu können. Die ganze Gruppe der Gewächshäuser ist
durch einen Gang derartig verbunden, dass der Besucher von dem einen Hause
in alle andern gelangen kann, ohne dabei ins Freie treten zu müssen. Dies
ist eine grosse Vervollkommnung und bewirkt eine beträchtliche Ersparnis an
Brennmaterial.
Besichtigen wir zuerst das grösste Haus, das der Mitte: den Wintergarten.
Es ist ein mächtiges Gebäude von 24 m Breite und ungefähr 30 m Länge
sowie 7 m Höhe in der Mitte. Die darin enthaltene Palmen- Sammlung in
grossen Exemplaren ist sehr interessant und mannigfaltig. Die schönsten Arten
sind: Kentia australis, Corypha Gebanga, Chamaerops stauracantha, Chamaerops
humilis gracilis, Cocos Bonneti, Areca sapida etc. etc. Zu beiden Seiten des
Hauses befinden sich 1 m breite Pflanzentische, auf denen die für den Handel
bestimmten mittelgrossen Pflanzen stehen. Es sind: Kentia Belmoreana, Forste-
riana und Canterburyana. (Abb. 85.)
Das Haus zur Rechten des Wintergartens dient verschiedenen Zwecken.
Ein Besuch bei Pynaert van Geert in Gent. AOl
Es enthält hauptsächlich eine vSammlung derjenigen Palmen, die zum Zimmer-
schmuck bestimmt sind, ausserdem viele Hunderte Clivien (Himantophyllum)
und Aspidistren (Plectogynen) mit grünen und bunten Blättern. Von Clivien
(Himantophyllen), welche in Belgien zu den Ilauptkulturen zu rechnen sind,
besitzt das Pynaertsche Geschäft eine der reichsten Sammlungen in gross-
blumigen Spielarten, die wohl mit eine der ältesten und schönsten im Lande
ist. Die Sorten Lindeni, Mme. v. Houtte, robustum, splendens etc. sind unüber-
troffen. Die Bastarde aus diesen grossblumigen Spielarten werden von Herrn
Pynaert das Dutzend einjährige Pflanzen zu 3 Mk., das Hundert zu 24 Mk.
verkauft. Desgleichen giebt er Samen davon das Hundert zu 20 Francs ab.
letztere bis Februar zu beziehen. Ferner besitzt die Gärtnerei noch vier
Häuser, welche ausschliesslich den Palmen gewidmet sind. Das eine der-
selben liegt ausserhalb dieser Iläusergruppe und enthält nur die schon ange-
führten drei Kentienarten. Von den andern enthält das erste eine grosse Anzahl
_«.«f RMOttKdl »ULK:
Abb. 85. Die Hauptgewachshäuser bei Ed. Pynaert van Geert in Gent.
von Pflanzen mittlerer Grösse, den verschiedenen Kentien, Latanien, Coryphen
etc. angehörig und zum Schmuck der Zimmer bestimmt. In dem zweiten
werden alle besseren Palmenarten gezüchtet, wie Latania, Corypha, Rhapis,
Areca, Cocos etc. Das dritte Haus enthält die Sammlungen oder Sortimente.
Dort begegnen uns die am häufigsten kultivierten Arten, wie z. B. Areca
Verschaffelti, Bismarkia nobilis, Pritchardia macrocarpa, P. grandis, Astrocaryum
argenteum, Ceroxylon niveum, Cocos australis, C. plumosa. Kentia rupicola,
Phoenix Sanderiana. Wallichia nana. Plychoraphis augusta etc. etc.
Es folgt dann das Haus für die Vermehrung der Azaleen und Rhodo-
dendren. Wir sehen hier Tausende junger Veredelungen unter Glas. Die
Veredelung wird zweimal vorgenommen, im April und im August — September.
Auf diesen Punkt näher einzugehen, würde zu weit führen.
In einem folgenden Hause finden wir alle die Arten von Pflanzen, welche die
Engländer als Florist Flowers, wir als Schmuckpflanzen bezeichnen: Bouvardien,
.„2 Ein Besuch bei Pynaert van Geert in Gent.
Pelargonien, Pentstemon, Petunien, Fuchsien etc. etc., ausserdem noch Aäele
grosse und kleine Pflanzen der Clivia. — Wir gelangen von hier vor das
o-rosse Haus der Azaleen. So herrlich der Anblick desselben im Laufe des
April ist, so öde ist es dort im Sommer. Im Mai werden die Azaleen in die
mit Lauberde gefüllten sog. Parks (Beete) gepflanzt, wo sie bis Anfang Oktober
bleiben; dann werden sie wieder eingetopft oder in den Häusern ausgepflanzt.
Diese Art und Weise der Kultur ist allgemein in Gent gebräuchlich. Während
des Sommers dient das Azaleenhaus verschiedenen samentragenden Pflanzen
zum Aufenthalt, z. B. Gloxinien, Tydaeen, Begonien, Achimenes etc., oder auch
solchen Pflanzen, die zum Verkauf geeignet sind, wie: Aspidistra (Plectogynen),
Clivia, Ophiopogon, Dracaenen etc.
Wir treten von hier in das Orchideenhaus ein, welches mehr als 650
Arten und Spielarten enthält. Alle wichtigen Gattungen sind hier vertreten:
Cypripedien mit ihren prächtigen und so verschiedenen Bastarden, Cattleyen,
Masdevallien, Vandeen etc. Das Haus selbst ist sehr zweckmässig gebaut, hat
6 m Breite, 3 m 50 cm Höhe und über 30 m Länge. Es zerfällt in drei Ab-
teilungen. Die kalte Abteilung weist eine Temperatur von 8 bis loO C. auf,
die mittlere 12 bis 14^' C. und die warme 14 bis 17O C.
Wir gelangen von hier zum Vermehrungshause. Es ist ein kleines,
niedriges Haus, entspricht aber so vollkommen allen Anforderungen, dass wir
demselben einige Zeilen mehr widmen wollen. Es hat nur 3 m Breite und
doppelte Wände mit einigen Centimetern Zwischenraum. Die Luftschicht
zwischen den beiden Wänden verhindert natürlich das Entweichen der Wärme
und den Eintritt der Kälte. Die Heizung besteht aus einem Rohre von 0,09 m,
welches längs der Fenster auf dem Mauerwerk auf beiden Seiten hinläuft
und drei anderen Rohren, die sich unter den \>rmehrungsbeeten befinden.
Der Boden in den Beeten, der aus gesiebtem Hammerschlag, weissem Sande
und Kokosfasern besteht, erhält dadurch eine Wärme bis zu 40O C. Die Kokos-
fasern sind ausgezeichnet für die Stecklinge gewisser Pflanzen, da diese sich
hierin sehr schnell bewurzeln. Leider aber begünstigen sie auch sehr das
Ungeziefer. — Gegenüber der Vermehrung sehen wir ein Azaleenhaus, das
im Winter ca. 5000 Azaleen enthält. Im Sommer nehmen Aspidistra, Gloxinien.
Pelargonien, Begonien dasselbe ein. Das letzte Haus dieser geschlossenen
Gruppe beherbergt die Farnkräuter, in vielen Tausenden von Selagin eilen,
Adiantum, Pteris etc.
Verlassen wir nun diese Gesamtheit von Häusern und besichtigen wir die
übrigen Einrichtungen.
Wir fi.nden zuerst ein gegen Norden gerichtetes, aus Eisen gebautes Haus,
das sich gegen eine Mauer lehnt. Im Sommer dient es den Farnkräutern, im
Winter den vielen Araucarien zum Aufenthalt. Im folgenden Hause, einem
Warmhause, finden wir prächtige und kostbare Exemplare der verschiedensten
Kinder der heissen Zone, z. B. Aralien, Anthurien, Philodendron, viele Pandanus-
arten, ebenso die verschiedensten Dracaenenarten und Bastardformen, eine
reiche Auswahl der verschiedenartigen Bromeliaceen, Alocasien u. s. w. —
Sechs Azaleenhäuser, von denen vier ein gemeinschaftliches Dach haben,
bilden den Schluss. Die sämtlichen Häuser werden im Sommer mit dünner
Leinwand schattiert, wogegen im Winter eine stärkere Xummer gegen die Kälte
schützen muss.
Ergebnisse der Düngungsversuche etc. ^O^
Werfen wir noch schnell einen Blick auf die Baumschule des Geschäfts.
Den Anfang" derselben machen zahlreiche Parks (Beete) mit Rhododendron-
Hybriden, Azalea mollis und sinensis. In der eigentlichen Baumschule schenkt
man nur solchen Bäumen seine Aufmerksamkeit, die wegen ihres schönen
pjlätterschmuckes einem Garten zur Zierde dienen, wie: Prunus Pissardi, Acer
Reitenbachii, Populus Bolleana, Gingko biloba u. dergl., lerner der Kultur der-
jenigen Staudengewächse, die sich besonders durch ihre Schönheit auszeichnen,
sowie der Anzucht der besten und neuesten Erdbeeren.
Der Besuch ist jederzeit gern gestattet, geheime Abteilungen giebt es nicht.
Ergebnisse der Düngungsversuche mit Hydrangea hortensis
und Cineraria hybrida.
,m Zusammenhang" mit dem in der Gartentlora 1892, pag. 125 if. er-
statteten Bericht über Versuchskulturen im Jahre 1891 stehen die hier
folgenden Ergebnisse. Ihrem wesentlichen Inhalte nach unterscheiden
sich indessen beide Massnahmen insofern, als in dem ersten Versuchs-
^^ 1/ Jahre nur von einem mehr theoretischen Vorversuch*) die Rede sein konnte,
^ bei dem jetzigen dagegen auf Grund der in praxi, d. h. im handels-
gärtnerischen Betriebe üblichen Kulturverfahren seitens des dazu gewählten
Ausschusses") vorgegangen wurde.
Der Grund für ein Vorgehen nach dieser Richtung war in dem Gedankengang
vorgezeichnet, dass Beobachtungen etwaiger Düngungsversuche nur dann eine
wirkliche Bedeutung haben dürften, wenn wir uns die praktische und wissenschaft-
liche Behandlung bei dieser Veranlassung als ein gemeinsam durchführbares Ziel
zur Aufgabe stellten, gleichzeitig" aber auch die Versuche selbst nur unter der
persönlichen Ausführung der Mitglieder eine Gewährleistung für die Zuver-
lässigkeit ihrer Beobachtungen zu bieten vermochten. Und damit scheint auch
der Weg angedeutet, auf welchem eine spätere, in ausgedehnterem Maasse ar-
beitende gärtnerische ^'ersuchstation erfolgreiches zu leisten imstande sein wird.
Dass der Versuchsausschuss, von dieser Grundidee geleitet, in Thätigkeit
treten konnte, hat er, abgesehen von der Opferwilligkeit seiner Mitglieder, des
Zugeständnisses des Vereins, in erster Linie dem bereitwilligen Entgegen-
kommen des königlichen Ministeriums für Landwirtschaft, Domänen und Forsten,
speziell des Dezernenten, Herrn Geh. Ober-Regierungsrat Dr. Thiel, sowie der
persönlichen Beteiligung des Herrn Geh. Regierungsrat Professor Dr. Maercker-
Halle a. d. S. zu verdanken.
Nach der ersten Anregung der Versuche, welche von der im Jahre 1893
aus Zweckmässigkeitsgründen aufgelösten Gartenbaugesellschaft zu Berlin aus-
ging, übernahm der Verein zur Beförderung des Gartenbaues in den könig-
lich preussischen Staaten in geeigneter Weise die weitere Fortsetzung dieser
Versuche.
*) Pag. 126 des Jahrganges 1892.
**) Der betreffende Ausschuss 1892/93 bestand aus den Herren Fr. BIuth-Gr. Lichterfelde,
H. "Weidlich-Moabit-Berlin, M. Hoffmann-Berlin \V., F"r. Webt r-Spindlersfeld bei Berlin.
Der Ausscliuss war so gewählt, dass als Hauptaussenpunkte zur Stadtlage sich West und Ost
gegenüber, Berlin NW und W, diese wiederum als Innenpunkte, ergänzen sollten.
^Q^ Ergebnisse der Düngungsversuche etc.
Es liegt vorstehendem Bericht die Aufgabe ob: einmal den Vorgang dieser
Versuche zu skizzieren und sodann die aus den gewonnenen Ergebnissen hervor-
tretenden Schlussfolgerungen festzustellen. Das Material des hier folgenden
Gesamtberichtes giebt in gedrängter Übersicht den Inhalt der in 24 Sitzungen
o-eführten Protokolle sowie denjenigen der auf Scämtlichen 4 Stationen schrift-
lich ausgeführten Tageslisten betreffs der Versuchspflanzen wieder.
Zum Gegenstand seiner Versuche wählte der Ausschuss 2 Pflanzenarten:
A. Hydrangea hortensis, einen im handelsgärtnerischen Betriebe als 2 jährig,
B. C i n e r a r i a hy b r i d a, einen als einjährigheranzuziehendenBlüher, beidesPflanzen,
deren Heranzucht mit besonderen Schwierigkeiten nicht verbunden sein sollte.
Das im allgemeinen bei beiden Versuchen auf allen 4 Stationen einheit-
lich einzuhaltende Kulturverfahren richtete sich nach den im handelsgärtnerischen
Betriebe üblichen Ausführungen. Ausserdem wurden für sämtliche 4 Stationen
die zur Heranzucht nötige Erdmenge, sowie die bei den einzelnen Versuchs-
reihen in Betracht kommenden Düngungsmittel aus ein und derselben Bezugsquelle
beschafft. Als Giesswasser gelangte das an jeder einzelnen der 4 Stationen
sonst im Betriebe gebräuchliche Wasser zur Anwendung.
Um nun bezüglich der Beobachtungen und Vergleiche sowie aus den am
Ende der Versuche sich ergebenden Schlussfolgerungen zu einem möglichst
klaren Urteil über den Wert der Düngungsfrage bei Topfpflanzen gelangen zu
können, galten in erster Linie drei Dinge: § 1: Erd-, §2: Wasser- Analysen,
als notwendige Vorbedingung; § 3: eine planmässig geordnete Aufstellung
der betreffenden Versuchsreihen.
I. § 1.
Erd-Analysen.
Die betreffenden Erd-Analysen*) zerfallen in 3 einzelne Abteilungen:
a) Erde für Hortensien-, b) und c) Erde für Cinerarien-Kultur:
a) Zahnaer Moorerde in Mischung zu 75 pCt. Moorerde und 25 pCt reinem
Havelsand (von Herrn W. Weidlich) enthielt:
1,07 pCt. Steinchen. Die hiervon befreite Erde enthielt:
35,75 ,, Wasser,
i2,io „ organische (verbrennliche) Substanz,
52,15 „ Sand, Thon u. s. w.
An Pflanzen-Nährstoffen sind vorhanden:
0,034 P^t Kali,
1,125 „ Kalkerde,
0,065 „ Magnesia,
0,046 „ Phosphorsäure.
0,005 „ Stickstoff als Ammoniak,
0,362 „ ,, in Form organischer Substanz.
Schwefelsäure, Chlor und Salpetersäure waren in nicht bestimm-
baren Mengen vorhanden; vSchwefeleisen überhaupt nicht.
*) Analysen unterm 2?. Februar 1892, 3. und 27. Mai, sowie 12. September 1893
von der landwirtschaftlichen Versuchsstation Dahme seitens des Herrn Professor Dr. Ulbrich
aufgestellt.
Ergebnisse der Düngungsversuche etc. 405
an Pflanzen-Nährstoffen
b) Erdmischuno- für Cineraria hybrida: % verrottete Mistbeeterde, 1/3 Rasen-
lehm unter entsprechendem Zusatz von scharfem Havel-Sand (Weidlich),
sowie unter Zufügung von 2V2 kg Schlemmkreide zu je 100 kg dieser
Alischung'), enthielt:
12,28 pCt. Feuchtigkeit,
7,47 „ verbrennliche Substanz (Humus) mit
0,19 pCt. Stickstoff,
0,17 ,, Phosphorsäure,
0,14 ,, Kali,
2,58 „ Kalkerde,
Spur von Magnesia,
0,005 pCt. Chlor,
0,029 V Schwefelsäure,
0,025 ;, Salpetersäure.
c) Erdmischung in der vorigen Zusammensetzung, unter weiterer Bei-
fügung von 1/2 Teil Lauberde (von Herrn W. Weber) enthielt:
24,67 pCt. Wasser,
20,04 „ verbrennliche Substanz mit
0,11 pCt. Stickstoff als Ammoniak,
an Pflanzennährstoffen <
Von Chlor und Schwefelsäure waren nur Spuren, von Salpeter-
säure eine merkliche Menge vorhanden. Zweifach-Schwefeleisen
war nicht nachzuweisen.
Wasser -Analysen.
Die Wasser-Analysen**) der 4 Versuchs-Stationen lauten folgendermassen:
in 100000 Teilen sind enthalten:
a) Station Bluth-Gr. Lichterfelde. Bäkewasser (d. h. Wasser aus
einem kleinen Bach, die »Bake«):
74,48 Teile Eindampfrückstand,
8,04 Teile Gips,
24,95 Teile kohlensaurer Kalk.
Deutliche Reaktion auf Eisen.
Ein ziemlich hartes Wasser,
a) Desgl. Kondensations-Wasser aus dem Heizungs-Bassin:***)
0,60
5?
Gesamt-Stickstoff,
0,22
5J
Phosphorsäure,
0,12
jr
Kali,
1,74
j;
Kalkerde,
0,21
JJ
Magnesia.
*) Auf Anraten des Geh. Regierungsrat Herrn Professor Dr. Maercker-Halle a./S.
**) Analysen erst im 2. Versuchs-Jahre unter den Nrn. 1 2()G — 1 3oo vom27. März iSgS der agric-
chem. Versuchs-Station Halle a./S. seitens des Geh. Reg.-Rat Hrn. Prof.Dr.Maercker ausgeführt.
***) in der Gärtnerei des Herrn Bluth-Gr. Lichterfelde, wo teilweise auch Kondensations-
Wasser benutzt wird, empfahl sich infolge dessen anlässlich der Cinerarien-Kultur die Aufstellung
von Parallel-Versuchs-Reihen.
4o6
Hexenbesen an einer Birke.
20,92 Teile Eindampfrückstand,
3,06 Teile Gips,
9,81 Teile kohlensaurer Kalk.
Spuren von Eisen.
Ein ausserordentlich reines Wasser.
b) Station Hoffmann-Berlin, W. Leitungswasser (Müggel-See) :
21,08 Teile Eindampfrückstand,
5,10 Teile Gips,
12,86 Teile kohlensaurer Kalk.
Spuren von Eisen.
Ein sehr reines weiches Wasser.
c) Station Weidlich-Moabit, Berlin N.W.. Leitungswasser (Tegeler See):
20,24 Teile Eindampfrückstand,
2,50 Teile Gips,
10,18 Teile kohlensaurer Kalk.
Spuren von Eisen.
Ein sehr reines weiches Wasser.
d) Station Weber-Spindlersfeld bei Cöpenick, Brunnenwasser (An-
lage in unmittelbarer Nähe der Spree):
55,32 Teile Eindampfrückstand,
8,79 Teile Gips,
19,11 Teile kohlensaurer Kalk.
Spuren von Eisen.
Ein mittelhartes, aber immerhin gut brauchbares Wasser.
Hexenbesen an einer Birke.
Von Hofgärtner Roese-Eutin und Prof. Paul Magnus-Berlin.
Hierzu Abb. 86.
|er beistehenden Abbildung gestatte ich mir einige Worte der Erläuterung
beizufügen. Die betreffende Birke muss, dem Stammdurchmesser nach,
ein Alter von mindestens 80 — 90 Jahren haben. Der Baum ist etwa 18 m
hoch, hat 1 m über dem Boden einen Stammumfang von ungefähr 1,20 m und
steht im hiesigen Schlossgarten nahe dem Eingang in denselben vom »Jungfern-
stieg« aus — einer an ihm entlangführenden breiten Lindenallee — auf einem
niedrig gelegenen Rasenstück, dessen Oberfläche kaum 60 cm über der Wasser-
fläche eines 9 m davon entfernten Bassins erhöht liegt. Der Untergrund ist (stellen-
weise blauer) Lehm und das Rasenstück selbstverständlich stets ziemlich feucht
— im Frühjahr steht Wasser auf demselben — . Der höchst interessante Baum
fällt jedem Vorübergehenden sofort in die Augen und wird von Fremden viel
angestaunt. Man hat jetzt unter demselben eine Tafel mit folgender Aufschrift
angebracht:
»Die eigentümlichen, von der Ferne grossen Nestern nicht
unähnlichen Missbildungen der Birke — in der Lehre
Hexenhesen an einer Birke.
407
von den Baumkrankheiten als »Hexenbesen« bekannt —
werden durch einen mikroskopisch kleinen Schlauchpilz,
Taphrina turgida, erzeugt, welcher sich nur in diesen
Wucherungen ausbreitet.«
Abb. 86. Hexenbesen an einer Birke.
Die auf der Abbildung sichtbaren Hexenbesen stellen sich dar als ein
Wirrsal von durcheinandergewachsenen und vielfach verzweigten, von Feder-
kiel- bis zur Stricknadeldicke starken Zweigen, sind schon recht alt, d. h. ich
fand sie schon vor 40 Jahren fast in derselben Grösse hier vor, und bedecken
in allen Grössen von den kleinsten Anfängen an in Menge fast alle Zweige des
Baumes bis zur Spitze, die grössten von fast 1 m Durchmesser unten, die
4o8
Hexenbesen an einer Birke.
kleinsten im Gipfel, doch sind schon mehrere der stärksten von Stürmen ab-
gebrochen Avorden. Die grösseren dienen mancherlei Vögeln (Meisen) zum
willkommenen Xistplatz und Unterschlupf. Die die Hexenbesen bildenden
dünnen Zweige sind innen natürlich trocken, die äusseren bedecken sich je-
doch alljährlich mit jungem Laube, dessen Blättchen allerdings nur klein
bleiben. Übrigens ist es nicht diese Birke allein, welche Hexenbesen trägt,
sondern auch 2 unweit des Schlossgartens in einem PriA'atgarten stehende be-
deutend jüngere Bäume weisen solche in geringerem Umfange auf, und eine
ähnliche Erscheinung fand ich vor Jahren an einem Süsskirschbaum im Küchen-
garten, wo sich an der Spitze eines dünnen Astes mehrere — etwa 8 — 10 —
kandelaberartig gebogene Zweige gebildet hatten, deren Entstehung ich derselben
Ursache wie bei den Birken zuzuschreiben geneigt bin.
•
Bemerkung zu vorstehender Mitteilung, von P. Magnus.
Wie schon vorstehend richtig angegeben ist. werden diese grossen
Hexenbesen der hohen baumartigen Birke (ßetula verrucosa Ehrh. — Bet. alba
[L. z. T.] Willd.) hervorgebracht durch die Wucherung des mikroskopischen
Pilzes Exoascus turgidus Sadeb. in den Trieben des Hexenbesens. Während
der jung verstorbene schwedische Botaniker C. J. Johanson alle dem am
meisten bekannten Exoascus Pruni Fckl. (dessen Vegetation in den Frucht-
knoten unserer Hauspflaume, Prunus domestica, die schon lange vor der Reife
stark vergrösserten, innen hohlen Früchte, die man deshalb Narren oder
Taschen des Pflaumenbaumes nennt, hervorbringt) nahe verwandten Arten in
die alte Friessche Gattung Taphrina vereinigte, hat Sadebeck sie 1893 im
X. Bande des Jahrbuchs der hamburgischen wissenschaftlichen Anstalten auf
Grund der Ausbildung des Myceliums und der Fruchtschicht Avieder in die drei
Gattungen Exoascus Fckl., Taphrina Fr. und Magnusiella Sadeb. geteilt und
stellt den die abgebildeten grossen Hexenbesen der baumartigen Birke hervor-
bringenden Pilz in die Gattung Exoascus.
Auf der Unterseite der Blätter der im Frühjahre ausgetriebenen Zweige des
Hexenbesens erscheinen im Mai und Juni die Fruchtträger des Pilzes. Es sind
keulenförmige längliche hyaline Schläuche, welche aus dem Innern der Blätter
zwischen und über den Oberhautzellen der Blattunterseite hervorbrechen.
Diese Schläuche nennt man »Ascus«; sie bilden im Innern 8 einzellige Fort-
pflanzungskörper, die man Sporen nennt und die sich durch seitliche Aus-
sprossung vermehren. Durch die Sporen wird der Pilz verbreitet und vollzieht
sich die Anlage neuer Hexenbesen. Die später angelegten Blätter tragen wahr-
scheinlich keine Schläuche und sind anscheinend gesund.
Diese Hexenbesen der Birke sind in Deutschland sehr verbreitet. Sadebeck
giebt sie 1. c. speziell als sehr verbreitet im südlichen Holstein und nördlichen
Hannover an. Ich selbst habe sie vor der Arnimer Forst bei Stendal zahlreich
gesehen, Sadebeck giebt sie von den Tiroler Alpen an, von wo sie auch der
verstorbene Prof. Peyritsch von seinem Diener Zarli erhalten hatte.
Diese Art tritt, wie gesagt, auf Betula verrucosa Ehrh. auf. Auf unserer anderen
bäum- oder strauchartigen Birke, der Betula pubescens Ehrh. oder Bet. odorata
Bechst., werden auch grosse Hexenbesen von einem Exoascus, dem Ex. betulinus
(Rostr.) Magnus (s. Deutsche Garten-Zeitung, herausgegeben von L. Wittmack
und W. Perring, 1886 S. 200 — 201), gebildet, den Sadebeck von seinem
Frühobst-Ausstellung zu Erfurt. 400
Exoascus turgidus jetzt streng unterscheidet. Auch dieser ist in Deutschland
sehr verbreitet, wie auch Sadebeck schon 1. c. angiebt.
Auch der von Herrn Hofgärtner Roese erwähnte Hexenbesen an einem
Süsskirschbaum wird durch einen Exoascus, den Kx. Cerasi (Fckl.) Sadeb. er-
zeugt. Dieser Exoascus bildet auf den süssen und sauren Kirschen (Prunus
avium und Pr. Cerasus) grosse Hexenbesen. Er ist, wie Sadebeck 1. c. an-
giebt, durch ganz Mitteleuropa, Dänemark und Skandinavien verbreitet und
tritt speziell häufig in unserer Mark sowie auch der sächsischen Schweiz auf,
wo man von der Eisenbahn aus leicht die nestartigen Hexenbesen der Kirsch-
bäume beobachten kann. Auch auf der Weissbuche (Carpinus Betulus L.) und
Weisserle (Alnus incana [L.] DC.) werden Hexenbesen durch Exoascus Carpini
(Rostr.) Sadeb. und Exoascus epiphyllus Sadeb. gebildet.
Frühobst-Ausstellung zu Erfurt vom 5. bis 9. Juli 1894.
\'on Hofgärtner Hoffmann.
m Rahmen der Thüringer Gewerbe- und Industrie- Ausstellung 1894 zu Erfurt
auf dem Gebiete des Gartenbaues drei Sonder- Ausstellungen! Was konnten
wir wohl auch besseres von der alten Gartenstadt Erfurt erwarten? Zur
Zeit der Frühjahrsbepflanzung No. 1, von der ja in No. 12 unserer Zeitschrift
bereits näheres mitgeteilt; z. Zt. der Sommerbepflanzung No. 2, die Frühobst-
Ausstellung; z. Zt. der Tag- und Nachtgleiche No. 3 eine auf den Samenbau und
Ilerbstflor bezugnehmende Schau-Stellung! Die in Rede stehende No. 2 wurde
gleichzeitig in Veranlassung der zu Erfurt tagenden Zusammenkunft des Deutschen
Pomologen-Vereins unternommen. Bereits auf der 1893 in Breslau abgehaltenen
Versammlung vorgenannten Vereins war der Wunsch rege geworden: die seit
dem Gothaer Kongress schlummernde Kirschenfrage und mit ihr zugleich die
Abteilung des Beerenobstes der Vergessenheit zu entreissen und dieses noch
so öd daliegende Feld der Pomologie zu beackern. Nun die Furchen sind,
soweit es Zeit und Material gestattete, wohl hier gezogen worden, die Einsaat
harrt des Sämanns!
Angesichts des frühen Zeitpunktes (Anfang Juli), des ziemlich spät ver-
öffentlichten Ausstellungsprogrammes, und dies namentlich mit Beziehung auf
die in den Provinzen Obstbau treibenden Bezirke, durfte ein umfassendes
Material wohl nicht erwartet werden.
Konkurrierten doch in Kirschen und in Stachelbeeren nur 18 Aus-
steller, in Johannisbeeren 10; in Erdbeeren 7; in Himbeeren 3; in
Brombeeren war sogar nur eine Firma erschienen. Aber, wenn man deshalb
glauben wollte, es habe die Ausstellung besonderes nicht bieten können, so ist
das eine irrtümliche Annahme. Das Beerenobst und in dieser Abteilung die
Stachelbeere, in der Steinobst- Abteilung die Kirschen, traten ganz besonders
hervor, sowohl bezüglich Reichhaltigkeit der Sortimente Avie Ausbildung der
Früchte !
Das Beeren-Obst und mit ihm besonders eine Abteilung des Stein-Obstes:
die Kirsche, bisher die Stiefkinder der Pomologie, sollten nun doch auch in
die Reihen der Erbberechtigten treten. Seit Aufstellung eines Kirschen-Systems
von Truchsess war in der betreffenden Systematik deutscherseits nichts ge-
AjQ Frühobst- Ausstellung zu Erfurt.
schehen, und doch betonte Leroy in seiner 1877 erschienenen Pomologie, dass
die Kirsche, gewissermassen eine Domäne der Deutschen, deutscherseits be-
arbeitet werden müsse. Die Klassifizierung des Beerenobstes wartete bisher
gleichfalls vergeblich auf eine ordnende Hand. Wenn nun auch auf dem
Kongress zu Erfurt die System-Entwickelung der Kirsche, durch Direktor
Fr. Lucas-Reutlingen*) an der Hand des ihm von Oberdiek überkommenen
Steinsortimentes, das in der Ausstellung vorhanden, noch nicht allgemein zur
Annahme gelangen konnte, so ist doch mit derselben der Weg angebahnt.
Weniger in den Grenzen eines Systems, als vielmehr von praktischen Gesichts-
punkten geleitet, legte gleichzeitig Garten-Inspektor H. Maurer-Jena eine Ein-
teilung der Stachel- und Johannisbeeren vor, die im wesentlichen lautet:
1. Sorten für die Tafel und Anpflanzung im Hausgarten, nach Farben ein-
geteilt; 2. Sorten zum Massenanbau für den Markt, zur Weinbereitung und
Einkochen; 3. sehr früh reifende Sorten für den Klein- und Massenanbau;
4. sogenannte Preis-Stachelbeeren, zu Ausstellungszwecken geeignet. Diese Art
der Einteilung schliesst sich im wesentlichen den von der Londoner Gartenbau-
Gesellschaft 1891 empfohlenen an. Dies zur Ergänzung der Bedeutung der
Erfurter Frühobst- Ausstellung.
Im einzelnen diene folgendes der Darstellung:
Aprikosen, Früh-Pflaumen und Pfirsich konnten anlässlich des frühen
Termines nicht in Betracht kommen.
Von Obstbau treibenden Bezirken war, um dies anfangs gleich zu erwähnen,
nur eine Sammel-Ausstellung: in Kirschen, Johannis-, Stachel- und Erdbeeren
von dem Obstbauverein Eisenach, III. Verwaltungs-Bezirk, erschienen. In
Kirschen dagegen konkurrierten 3 Vereine: a) der Obstbauverein Dresden-
Ober-Elbthal: Loschwitz, Wachwitz, Rottwerndorf, Probschütz -Weisstropp;
b) der Thüringische Gartenbau-Verein Gotha; c) die Pomologische Gesellschaft
des Oster-Landes (Sachsen-Altenburg) zu Altenburg.
Als Glanzpunkt der Ausstellung, bezüglich Sortimentsumfang wie Frucht-
ausbildung galt die Stachelbeer- Abteilung; in zweiter Linie folgten die Kirschen,
dann die Johannisbeeren, zuletzt die Erdbeeren. Die Abteilung Himbeeren mit
drei Ausstellern Hess in beidem, Sortiment wie Ausbildung der Frucht, zu
wünschen übrig und die Brombeeren traten nur durch ein 18 Nummern ent-
haltendes Sortiment von J. C. Schmidt-Erfurt, also bezüglich der Reichhaltig-
keit, in den Vordergrund. Die mangelnde Fruchtreife liess ein eingehendes
pomologisches Studium nicht zur Geltung kommen, inzwischen versicherte uns
aber der Aussteller, dass die Sorte »Philadelphia« als die fruchtbarste zu em-
pfehlen sei. Wesshalb wir aber hier überhaupt diese Abteilung erwähnen, ist
in dem Umstände begründet, dass der Brombeere eine weitere Zukunft noch
bevorsteht, sie daher unsere vollste Aufmerksamkeit verdient.
Bezüglich der Erdbeeren beteiligten sich vorwiegend die Firmen: J. C.
Schmidt-Erfurt, Kliem-Gotha, Louis Haage-Erfurt, C. Platz & Sohn-Erfurt.
Unter den Neuheiten sind nennenswert: Kaisers Sämling, hellrosa; Waterloo
*) Nach Lucas ist folgende Einteilung aufgestellt: 6 Süsskir sehen: I. schwarze Herz-
kirsche, 11. schwarze Knorpelkirsche, 111. bunte Herzkirsche, IV. bunte Knorpelkirsche, V. gelbe
Herzkirsche, VI. gelbe Knorpelkirsche. 4 Weichsein: VII. Süssweichsel, VIII. Glaskirsche,
IX. Weichsel-Amarelle, X. Kreuzung zwischen Süsskirsche und Weichsel, XL sog. Halbkirsche,
XII. Hybrid-Weichsel oder Halb-Weichsel. Nach Kernform rund, spitz, ovalsteinig.
Die Rosenausstellung in Görlitz. 411
und Sensation, dunkelrot; Garten-Inspektor Koch, gross, rot und reichtragend.
Als beste Tafelfrüchte: König Albert v. Sachsen, Laxton's Noble, Professor Dr.
Liebig, Abricotee, Sharpless, Ehlers Fruchtbare. Als grossfrüchtige zum
Einmachen geeignete Sorten: White pineapple, Abricotee, König Albert,
Kaisers Sämling, Garten-Inspektor Koch; als 4 beste Treibsorten: Ehlers
Fruchtbare, König Albert A^on Sachsen, Lucida perfecta, Boule d'or.
Bei der Johannisbe er- Abteilung waren in erster Linie vertreten: Maurer-
Jena, J. C. Schmidt-Erfurt, Kliem-Gotha, und gelangte hierbei auch die
schwarze Johannisbeere zur vollsten Geltung. Ich notierte als Sorten:
a) Für den Hausgarten und für Tafelzwecke: grossbeerig, langtraubig,
von milder Säure: 4 rotfrüchtige: holländische grosse rote, rote Versailler,
Kaukasische langtraubige; 1 rosafrüchtige: Holländische rosa; 2 weissfrüchtige:
Holländische, grosse weisse, weisse Versailler; 1 schwarzfrüchtige : Lees schwarze.
b) Zum Massenanbau, für den Markt, zur Weinbereitung: 3 rot-
früchtige: Holländische grosse rote, rote Versailler; weissfrüchtige: grosse weisse
holländische; 1 schwarzfrüchtige: Lees schwarze.
Herr Böttger-Gräfentonna empfiehlt als frühe, gute Wirtschaftsfrucht, auch
für kalte Lagen geeignet, die Sorte: hochrote frühe (Reifezeit Mitte Juni), und
als besondere Tafelfrucht: die kaiserliche rote grosse volltragende. Von
schwarzen Johannisbeeren, unter denen Maurer-Jena der Sorte Lees schwarze
den Vorzug einräumt, führte die Firma J. C. Schmidt-Erfurt als 9 der besten
vor: Cassis Bang up; Cassis Lees prolific; Cassis Baldwin; Merveille de la Gironde;
Cassis royal; Cassis communis; Cassis blanche (ambrafarbig); Cassis Ogdens black,
Cassis de Naples, unter denen Merveille de la Gironde und Cassis Ogdens black
als grösstfrüchtigste zu bezeichnen sind.
Die Rosenausstellung in Görlitz.
\'on L. Wittmack.
n.
ii^>K<3^ie endgültige Zahl der Aussteller beträgt über 100. Als besonders her-
vorragend in Rosen nennen wir: Max Buntzel, Berlin, Carl Görms,
Potsdam, Bernhard Llähnel, Dresden-Strehlen, Fr. Harms, Ham-
burg-Hoheluft, Hugo Herzberg, Görlitz, Peter Lambert, Trier,
Lambert & Reiter, ebenda, E. L. Meyn, Uetersen, Philipp Paulig, Lübeck,
Hermann Raue, Dresden-Strehlen, J. Reiter jun., Trier, Oskar Sperling,
Görlitz. Dazu treten die Aussteller von Gehölzen: Theodor Jawer, Nieder-
Schönhausen bei Berlin, der sowohl bunte Gehölze, wie prächtige Koniferen in
grosser Zahl geliefert, desgleichen Peter Smith & Co., Bergedorf, mit vor-
züglichen Koniferen, und W. Weise, Kamenz in Sachsen, wohl der grösste
Koniferenzüchter Mitteldeutschlands. — Georginen waren von Brandt, Elbing,
Schwiglewski, Carow bei Berlin etc. aber noch nicht in Blüte. Ebenso standen
einige Nelkengruppen noch nicht, in Flor.
Es ist unmöglich, auf alle einzelnen Sorten der Rosen näher einzugehen.
Als wahre Herrscherin im edelsten Sinne des Wortes tritt »Kaiserin Auguste
Viktoria« hervor, Bourbon- und Theehybride von 1891, die bekanntlich
412
Die Rosenausstellung in Görlitz.
eine Züchtung von Lambert & Reiter, Trier. Diese besonders als
Knospe schöne Rose, welche auch jenseits des Ozeans schon sich aller
Herzen erobert hat und in vielen Tausenden getrieben wird, war in
Görlitz in fast jedem Sortiment vertreten. Alit ihr in Bezug auf allgemeine
Anerkennung, wenn auch noch nicht in Verbreitung wetteifernd, ist Mme.
Caroline Testout zu nennen, die ebenfalls in den Vereinigten Staaten sehr
viel getrieben wird und in Görlitz u. a. sehr gut in der Harms 'sehen Samm-
lung vertreten war. Sie ist zart rosa, hat eine schöne längliche Knospe und
ist fast schöner als La France. Marie Lambert ist eine schöne weisse
Theerose auf ganz dunklem Stiel, die sich in der Sammlung von E. L. Meyn,
Uetersen, Holstein, sehr aufrecht trug. Sehr beliebt ist die ältere Theerose
Mme. Franziska Krüger, gelb, äussere Blätter rötlich angehaucht, ferner
Mme. Honore Defresne, welche als die schönste gelbe Theerose angesehen
wurde. Sie trägt die Knospen schön aufrecht, ist edel in Form, sehr reich
blühend und war besonders gut bei Paul Ruschpier, Dresden. Ihr Züchter
ist Gl. Levet, 1886, Ein Sämling von Peter Lambert, Trier, No. 2123
konnte uns nicht sehr begeistern, da die Blume bald blau zu werden scheint,
im übrigen ist sie ähnlich der W. F. Bennett, die auch diese Eigenschaft hat.
Unter dem Namen MUe. Eugenie Verdier giebt es nach G. Mathieu')
drei ganz verschiedene Rosen. Die älteste, schon 1859 "^'O'^ E. Verdi er ge-
zogen, ist Aveiss, mit rosa Anflug, die mittlere, 1869 von Guillot gezüchtet, ist
synonym mit Mlle. Marie Finger, blassrosa. die neueste, 1872 von Schwartz
in den Handel gegeben, ist karmoisinrot. Die von L. Raue, Dresden, L. Meyn,
Uetersen, u. s. w. ausgestellte dürfte die mittlere sein, hellrosa mit dunklerem
Herzen. Die Buntzel'schen Hochstämme waren zum Teil etwas niedrig, doch
war auch ein Beet besonders hoher vorhanden; sehr schön machten sich bei
ihm die Beete mit nur einer Sorte: Kaiserin Auguste Viktoria, La France,
Grace Darling.
Rob. Zöhmisch, Weischlitz in vSachsen, brachte niedrige La France
und Fisher Holmes, Paul Voigt, Guben, auch Rosenwildlinge, C. Schmidt,
Kltville, Rheinprovinz, niedrige. Peter lltenbach, Pallien bei Trier,
desgleichen, Philipp Paulig, Lübeck, ebenso, darunter besonders schön
Paul Neyron, Fisher Holmes.
Unter den niedrigen Rosen des Hrn. F. Harms, Hamburg, trat eine durch
ihr leuchtendes Rot sehr hervor: Marie Susanne Rhodocanachi, ferner
Mr. John Laing, Victor Hugo etc., unter seinen Hochstämmen Mme. Pernet,
Ducher, Gloire de Alargottin, leuchtend rot, aber etwas locker, Princesse
Beatrice, schöne gelbe Theerose, Baronne G. de Noirmont (Cochet 1891),
ähnlich wie La France, alba rosea (Mme. Bravy), Mme. Pierre Cochet
gelb. Sehr schön machte sich eine in reichster Blütenfülle stehende Gloire
de Polyantha, mit rosa Blumen.
Unter den Rosen von Ilerm. Raue, Dresden, zeichneten sich aus: Paul
Neyron, Airs. John Laing, schön rosa, Mlle. Eugenie Verdier, Mme.
James Hennesey, Knospe dunkelrosa, Blume atlasrosa, etwas locker, The
*) C. Mathieu, Verzeichnis der im Handel und Kultur befindlichen Rosen und die Recht-
schreibung ihrer Namen. Berlin, Hofbuchhandlung von Gebr. Radetzki, Ritterstr. 77/78.
Die Schritt ist nicht genug zu empfehlen. Gerade bei solchen Ausstellungen lernt man ihren
Wert wegen ihrer Genauigkeit schützen.
/
Die Rosenausstellung in Görlitz. 41*^
Bride, Princessc de Bearn, schwärzlich dunkelrot, eine der besten neueren
Treibrosen, in der Knospe heller, Louise de Savoy, sehr schöne gelbe Thee-
rose, die in Dresden bei Herrn Raue meist nicht gut aufblüht, hier aber sehr
schön entwickelt Avar, Dr. Andry, kirschrot, gute Treibsorte, leicht daran zu
erkennen, dass die Triebe immer einen Knick machen, Charles Lefebre,
karmin, sehr langstielig, von Reynold Hole als beste empfohlen, Pride of
Waltham, schön rosa, Mme. Pierre Oger, Bourbonrose, hellrosa, oder nach
der Beschreibung weiss, mit chamois und rosa schattiert, wechselt die Farbe,
Lieblingsrose der Königin von Sachsen, .Sport von Reine Victoria,
Viscountess of Falkestone, nach Herrn Raue schöner als La France,
Mme. Caroline Testout 1891, Theehybride, zart rosa, mit langen Stielen,
die deswegen, wie oben gesagt, im Fluge in Amerika verbreitet worden ist.
Peter Lambert, Trier, brachte u. a. schöne Ulrich I' runner fils,
Princesse de Monaco, eine zart rosa Theerose, F. Reiter jun., Trier, ver-
schiedene hohe und niedrige, in z. T. bekannteren Sorten. Lambert & Reiter,
Trier, die sehr reich ausgestellt hatten, führten u. a. vor: Duke of Albany,
Lord Beaconsfield (wird leicht blau), Dr. Guillot. zart rosa, Reine
Natalie de Serbie, zart rosa wie die Malmaison, aber im Wuchs an dem^
betreffenden Exemplar nicht besonders, Charles Darwin, dunkelrot, Ferd.
Chaffolte, etwas heller, Mme. Ed. Michel, rosa, etwas locker, Comtesse
d"Oxford, Prof. Chargueron, rosa, etc.
Die Rosen der Schlossgärtnerei Kuhnern (Gustav Richter) waren noch
nicht sehr in Blüte.
Paul Ruschpier, Dresden, brachte sehr schöne Mme. Honore Defresne
Duc de Wellington, Princesse de Sarsina, Comtesse Cecile de
Charbillant. Lady Zoe Brougham, neue prachtvolle gelbe Theerose etc. —
Walther c^ Lehmann, Steinfurth bei Nauheim, hatten sehr unleserliche Be-
zeichnungen. Emil Weinhold, Hirschberg, zeigte u. a. Mr. Tillier, lachsrot,
Grossherzogin von Luxemburg, weiss, ähnlich der Grossherzogin
Mathilde, aber der Stiel dunkler. Joseph Mock, Trier, dagegen u. a:
Mme. Devert, rosa, schalenförmig, Mme. Jsaac Pereires, leuchtend rosa.
Doch wir können nicht alle einzelnen Firmen durchgehen, nur nennen
wollen wir noch Oscar Sperling. Görlitz, Conrad Sieben haar, Greiffen-
berg in Schlesien, C. Weber, Bolkenhain in Sachsen, Welter e^ Rath, Trier,
vor allen aber Carl Görms, Potsdam, dessen Hochstämme hier wie in Chicago
ganz besonders hervorragten.
Die Neuheiten waren zumeist in abgeschnittenen Exemplaren in der Halle
ausgestellt, Herr Dr. Müller in Weingarten (Pfalz), der berühmte Neuheiten-
Züchter, der streng wissenschaftlich dabei verfährt, hatte die seinigen aber
ausgepflanzt. Wir haben sie des starken Regens wegen nicht mehr sehen
können. In der Halle war besonders interessant eine grossblumige w^eissliche
Polyantha-Hybride. Perle d"Or (polyantha), )< Marie van Houtte (Thee),
die den Namen „Wilhelm Raabe" erhalten hat, gezogen von H. Stegmann
in Braunschweig, ferner die noch unbenannten Neuheiten von Jacob Hansen
inSkine, Dänemark, darunter ein wxisslich blühender Sport der fleisch-
farbenen Captaine Christy, weisslich. — Nach dem Urteile der gewiegtesten
Rosenkenner waren die meisten der neuesten Neuheiten nicht so hervorragend,
und die älteren Neuheiten: Kaiserin Auguste ^'iktoria, Mme. Caroline
AiA Rehlaps-Angelegenheit.
Testout, Duchess of Albany, The Bride, Viscountess of Falkestone,
Grace Darling, Luciole, Honorable Edith Gifford, Mme. Chedanne
Guinoisseau, Mme. Pierre Oger etc. sind noch nicht übertroffen.
Das grösste Sortiment an abgeschnittenen Rosen hatte j\Iax Buntzel
Xieder-Schönweide, geliefert. Ausserdem sind zu nennen: M. Geisler, Görlitz,
Jul. Werner, Bäckermeister, Gross-Schönau in Sachsen, sehr schöne Blumen,
Carl Druchki, Görlitz, gleichfalls sehr schön.
Zur Aufnahme der abgeschnittenen Rosen hatte man an beiden Längs-
Avänden der Halle Tische aufgestellt mit flachen Wasserkästen, die mit durch-
lochtem Oelpapier bedeckt ^varen. Dass das schön aussah, zumal viele .Stellen
leer waren, kann man nicht behaupten. Vielleicht ist es aber praktisch.
Von den erteilten Preisen erwähnen wir nur folgende:
Den Kaiserpreis — eine silberne Medaille — errang sich der Gartenbaudirektor
Max Buntzel für Gesamtleistung, den Preis Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich,
Protektorin des Vereins, — eine Vase — Parkinspektor Sperling für Herstellung
der Ausstellungs-Anlagen, die grossen silbernen Staatsmedaillen: Herm. Raue,
Dresden, Peter Lambert, Trier, die grossen bronzenen Staatsmedaillen: Herm.
Thiel, Görlitz, Dr. Müller, Weingarten, für Neuheiten, H. Engel, Ludwigs-
lust, für Marschall Niel. — Die Preise der Stadt Görlitz a. silberner Tafelaufsatz:
Paul Ruschpier, Dresden-Striesen; b. Pokal: C. Görms. Potsdam, für ein
Sortiment hochstämmiger Rosen, Preise der Handelskammer Görlitz: a. goldene
Uhr: E. L. Meyn, Uetersen, b. 12 silberne Esslöffel: Karl Lange, Görlitz,
12 silberne Theelöffel: Joh. Wagner für Teppichgärtnerei, den Preis des
General-Konsuls von Lade, Geisenheim. ein Säulenaufsatz: Beruh. Hähnel,
Dresden-Striesen, für hochstämmige Rosen, Preis des Gartenbaudirektors
Buntzel, 6 silberne Esslöffel: W. Weise, Kamenz, für Koniferen. Preis des
Bürgermeisters a. I). Müller, Wiesbaden, bisheriger 1. Vorsitzender, ein
Säulenaufsatz: Theodor Jawer, Xieder-Schönhausen, für Koniferen.
Reblaus-Angelegenheit.
Ministerium
für
Landwirtschaft, Domänen imd Forsten.
Berlin, den 18. Juli 1894.
Den Zollstellen, über welche die Ein- und Durchfuhr aller
zur Kategorie der Rebe nicht gehörigen Pflanzen. Sträucher und
sonstigen Vegetabilien seitens der königlichen Xiederländischen
Regierung zugelassen werden, ist neuerdings das Zollamt Kerkrade
hinzugetreten.
Dem Vorstand gebe ich ergebenst anheim, dies durch das
Vereinsblatt zur Kenntnis der beteiligten Gewerbetreibenden zu
bringen.
Der Minister
für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Im Auftrage:
Sterneberg.
An
den Vorstand des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues
L 1635L hierselbst
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
4^5
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Rhododendron Roylei.
In dem ^'o^^vürt seines Pracht-
werkes: »Rhododendrons of Sikkim-
Himalaya» sagt Sir Joseph Hooker: »Ihr
Hauptquartier befindet sich auf jenen
Höhenzügen, wo die milde und feuchte
Atmosphäre ihren Gewohnheiten un-
gemein zusagt». Obengenannte Art
ist etwas zärtlicher als manche andere,
wie z. B. R. arboreum, R. barbatum oder
B. campanulatum, liebt vorzugsweise
Feuchtigkeit um die Wurzeln. Aus-
gezeichnet durch kleine Büschel tief
purpurroter Blumen, welche auf der
äusseren Seite der Blumenröhre
einen eigentümlich bläulichen Schein
haben. Diese und viele andere Arten
vom Himalaya scheinen in manchen
Gärten Irlands ein ihnen ganz besonders
zusagendes Heim gefunden zu haben.
The Garden, 1893, T. 940.
Nymphaea Marliacea carnea.
Unter den neuen, im Freien aus-
dauernden Wasserlilien, zum grossen
Teil sehr wertvollen Züchtungen des
Herrn B. Latour-Marliac (vergl. Garten-
flora 1894, S. 24), dürfte die hier be-
schriebene ihrer Schönheit wegen mit
obenan stehen. Höchst interessant sind
die Mitteilungen, welche der Züchter
über seine Kreuzungsversuche bezw.
Erfolge zwischen harten und tropischen
Arten in der englischen Zeitschrift
»The Garden« veröffentlicht.
The Gard. 1893, T. 941.
Polygonum sachalinense.
In Japan versteht man es noch weit
besser, die Aufmerksamkeit auf neue
Gegenstände hinzulenken als bei ims.
Wir erhielten von Keuzo Saito in
Kosobe near Takutsuki Station, Osaka,
Japan, die Supplemental Price List
seiner vSamen, Knollen und Zwiebeln,
die wir bestens empfehlen können,
da sie sehr viele interessante Sachen:
Koniferen - Samen. Zwiebeln, Vitis
Cognetiae (echt) etc. enthält. Der-
selben war beigelegt eine Abbildung
eines Blattes von Polygonum sacha-
linense in natürlicher Grösse und nicht
schwarz, sondern in grüner Farbe,
sehr tyj)isch. Das Blatt ist nicht weniger
als 35 V2 cm lang und 26 cm breit, und
hat die charakteristische herzförmige
Gestalt, also mit einer spitzen Einbuch-
tung am Stiel, während das verwandte
Polygonum cuspidatum (Sieboldi hört.)
am Grunde horizontal abgestutzt ist.
Solche riesigen Dimensionen erreichen
die Blätter bei uns wohl selten.
Kleinere Mitteilungen.
Die englischen Pelargonien und die Levkoyen des
Herrn Wilhelm Bürger, Halberstadt.
Vorbemerkung von L. Wittmack.
Gelegentlich der grossen Ausstellung
der Deutschen Landwirtschafts - Ge-
sellschaft in Berlin vom 7. — 12. Juni
erzählte mir Herr Brenn ecke, Ober-
gärtner des Herrn Amtsrat Rimpau
auf Schlanstcdt, Prov. Sachsen, viel
rühmliches von den grossen Kulturen
englischer Pelargonien des Herrn
Wilh. Bürger, Halberstadt, und fragte
an, ob er nicht einmal Exemplare an
den »Verein zur Beförderung des
Gartenbaues« schicken könne. Ich er-
klärte selbstverständlich das als hoch-
erwünscht, und zur Versammlung am
28. Juni kam auch eine grosse Sendung
4IÖ
Kleinere Mitteilungen.
sowie einige Levkoyen mit folgendem
Schreiben an:
Halberstaclt, den 25. Juni 1894.
Sehr geehrter Herr!
Ihrem mir durch Herrn B r e n n e c k e-
Schlanstedt mitgeteilten Wunsche, eine
Kollektion meiner englischen Pe-
largonien morgen zur Prüfungs-
Kommission dort zu haben, bin ich
sehr gerne nachgekommen, obgleich
jetzt für mich die allerungünstigste
Zeit ist, etwas zu zeigen!
Meine Kulturpflanzen sind verkauft
oder künstlich befruchtet und abge-
blüht; meine Sortimentspflanzen sind
zurückgeschnitten und werden zur Ver-
mehrung angetrieben; meine Sämlinge,
welche ich besonders zur Samen-
gewinnung wieder benutze, stehen in
Samen, wovon schon täglich gesam-
melt wird.
Trotzdem habe ich an Herrn Garten-
Inspektor Per ring zwei Körbe mit
1 7S tu c k e i n j ä h r i g e n S ä m 1 i n g e n und
23 Stück Winterstecklingspflan-
zen von 1891 er und 92 er Sämlingen,
welche ich als Sorten weiterführen
will, abgeschickt und hoffe, dass Sie
daran einigermassen den Charakter
derselben erkennen können. Der besse-
ren Übersicht und leichteren Beurtei-
lung wegen wollen Sie gefälligst die 17
Samenpflanzen und 23 Steck-
lingspflanzen allein für sich in
zwei Gruppen gesondert auf-
stellen. Die Stecklingspflanzen sind
aus den zur Vermehrung bestimmten
Pflanzen ausgesucht und dadurch der
Wuchs länger geworden, weil aus ge-
schlossenem Hause entnommen; gern
hätte ich Ihnen hiervon mein ganzes
Sortiment, circa 110 Sorten, vorge-
führt, jedoch gehört jetzt eine blühende
Pflanze unter diesen zur Seltenheit und
sind mir Blüten, die doch nur auf
Kosten des Stecklingssatzes gedeihen,
nicht einmal lieb. Auf der anderen
Seite ist es aber auch wieder ein
Zeichen von der willigen Blüten-
Ent Wickelung der Sorten , welche
ich nur durch Warmhaustemperatur
unterdrücke und welche sich später
wieder zeigt, sobald, nachdem die Ver-
mehrung aufhört, die Pflanzen wieder
luftig kultiviert werden.
Entweder schicke ich Ihnen dann
einmal mein Sortiment, oder aber im
nächsten Frühjahre ein Sortiment
schöner Kulturpflanzen; eine solche,
so gut solche noch in Blüte war, fügte
ich bei, (»Albert Klietz«). Sie wollen
damit die junge angetriebene Ver-
mehrungspflanze gleicher Sorte ver-
gleichen!
Meine Sorten führe ich grössten-
teils noch unter Nummern, da dann
ein Austausch mit späteren, vielleicht
noch verbesserten Sämlingen leichter
ist; doch beginne ich nun auch, die
jahrelang beobachteten und nur be-
währtesten Sorten zu taufen und dem
Handel zu übergeben. So habe ich
mir auch erlaubt, eine Ihnen mit-
gesandte, sehr aparte Sorte nach
Ihnen zu nennen, doch wählen Sie,
bitte, nach Ihrem Geschmacke eine
heraus und bezeichnen Sie mir die-
selbe, bitte, dann!
Durch die zehnj ährigen Kulturen
mit ihren guten Erfolgen sind meine
Ansprüche sehr gestiegen; ich ver-
lange heute: Eine üppige glänzende
Belaubung, niedrigen Wuchs, willige
Verzweigung ohne Einstutzen,
reichliches und bei richtiger Kultur
immerwährendes Blühen, steife
Blüte, grosse Dolde, reine Farben,
schöne Form.
Wie weit mir dies bis heute ge-
lungen ist, können Sie ja eigentlich
nur bei mir sehen an dem ganzen aus-
gewählten Sortimente und besser noch
an den über 2000 diesjährigen Säm-
lingen, worunter kaum 10 Pflanzen
sich befinden, die ungenügend blühen
und kaum 50 Pflanzen, deren Bau nur
Kleinere Mitteilungen.
All
zu lang oder zu dünn ist, so dass ich
sie von der Weiterzucht ausschliessen
muss.
Allen meinen Besuchern fällt sofort
der niedrige Wuchs und Blütenreich-
tum meiner Pelargonien in die Augen;
Kenner sehen sofort, dass mein aus-
gewähltes Sortiment (circa loo Sorten)
etwas anderes ist als unser älteres,
wenn auch die Blüten an bekannte
Sorten erinnern, so z. B. gleicht die
Blüte meiner »Johanna« der von
»Mabel«, meiner »Perle A^on Halber-
stadt« der von »Perle von Wien«, je-
doch die Eigenschaften derselben sind
sehr verschieden.
»Perle von Halberstadt« hat eine
viel üppigere Belaubung, schöneren
Wuchs und eine edlere, steifere und
grössere Blüte als »Perle von Wien«.
Gegen die Belaubung und den Wuchs
von »Mabel« lässt sich ja nichts ein-
wenden, hierin ist mir im Gegenteil
diese Sorte bei meinen Neuzüchtungen
stets ein Vorbild gewesen, dennoch
hoffe ich in »Johanna« eine Verbesse-
rung erzielt zu haben, da letztere
dankbarer blüht.
Die Charakter - Eigentümlichkeiten
meiner Pelargonien treten am deut-
lichsten bei meinen Sämlingen hervor.
Junge Pflanzen mit lo bis 15 Blättern
sind fast stengellos, einer Primelpflanze
nicht unähnlich; erst mit der Blüten-
entwickelung scheint Leben und Wachs-
tum in die Pflanzen zu kommen. Aus
der Mitte der Pflanze bildet sich die
erste Blütenkrone mit 3 — 5 Blumen-
dolden und dieser folgen dann gleiche
aus den Blattwinkeln.
Diese Eigenschaft können Sie übri-
gens auch deutlich an den Ihnen über-
sandten 17 Sämlingen beurteilen. Wür-
den diese Pflanzen weiter in Kultur
genommen sein, etwa vor circa vier
Wochen nochmals verpflanzt sein etc.,
so hätte man daraus bis zum Herbste
grossartige Schaupflanzen erzielen
können, woran mir jedoch zum Herbst
nichts gelegen ist und ich deshalb
diese Pflanzen besonders zur Samen-
gewinnung benutze.
Wie ich zu diesen Resultaten ge-
kommen bin, werde ich Ihnen gern in
längerer Auseinandersetzung mitteilen,
jedoch fehlt mir heute dazu die Zeit —
stehe aber Ihren diesbezüglichen Wün-
schen stets gern zu Diensten. Die Er-
fahrungen sind teilweise sehr interes-
sant und, soviel ich weiss, ganz neu,
wenigstens hat sich wohl noch nie-
mand der Mühe dieser Beobachtungen
unterzogen — so bin ich auch bis
heute noch der einzige, der Levkoyen
und Astern künstlich mit Erfolg be-
fruchtete. — Alle Neuheiten in diesen
Gattungen sind Zufälligkeiten gewesen,
die bei grossem, massenhaftem Anbau
öfter sich bilden. Erfurter und Oued-
linburger sind durch meine Befruch-
tungen und Resultate sehr überrascht,
da sich in meinen Neuzüchtungen ganz
bestimmte Absichten erkennen lassen,
so z. B. sende ich Ihnen morgen per
Post ein Sortiment Levkoyen als Be-
weis meiner Behauptungen.
Diese Levkoye ist circa 14 Tage
früher in Blüte als alle übrigen Levkoyen-
sorten, dabei auch viel grossblumiger,
wahrhaft riesenblumig, verzweigt sich
selten, treibt aber einen sehr kräftigen,
bis 70 cm hohen Stengel, woran sich
bis zum Spätsommer Blüten bilden.
Seit den letzten Jahren führen einige
Erfurter und Quedlinburger Samen-
handlungen diese Levkoye in »weiss«
als »verbesserte Dresdener Rem. S. L.
schneeweiss«. Vor 4 oder 5 Jahren
fand ich diese zufällig gebildete
Varietät unter meinen Dresdener rem.
schneeweiss; sobald ich die vorzüg-
lichen Eigenschaften derselben erkannte,
bemühte ich mich, diese konstant zu
bekommen und ein ganzes Farbensor-
timent davon zu erzielen, was mir,
wie Sie sehen, nun gelungen ist.
4i8
Kleinere Mitteilungen.
Ferner ist es mir gelungen, eine gross-
blumige Verbesserung der Viktoria-
Bouquet-vSommer-Levkoye zu erzielen
und zwar in einem sehr reichen
(circa , 12 Farben) Farbensortimente,
Diese Sorte ist ursprünglich eine
Abart der gewöhnlichen Englischen
Sommer-Levkoye, zeichnet sich jedoch
durch einen prächtigen geschlossenen
Bau aus, leider war ihr aber das Klein-
blumige und das frühzeitige Abblühen
von ihrer starren Form vererbt; meinem
heutigen Sortimente entsprechen da-
gegen mehr die Eigenschaften der
grossblumigen Sommer-Levkoye. —
(Die Pflanzen waren zum grossen
Teil sehr schön — einige hatten leider
die Blüten verloren. Wir haben in
»Gartenflora« Heft 14 Seite 387 schon
die Ansichten eines anderen tüchtigen
Pelargonienzüchters, des Herrn Mon-
corps , über die Bürger'schen
Pflanzen ausgesprochen. Herr ]\Ion-
corps meinte, sie seien für Handels-
gärtner nicht wüchsig genug und Säm-
linge brauchten überhaupt nicht ge-
stutzt zu werden, die verzweigten sich
von selbst. Darauf schreibt uns Herr
Bürger:)
Auf das Urteil des Hrn. Moncorps
muss ich erwidern, dass das Bedenken
des Herrn M. : »meine Pelargonien-
sorten seien nicht starkwüchsig genug«
wohl nur hervorgerufen ist durch die
kleinen, nicht in Kultur sich be-
findlichen Pflanzen, welche ich nur
noch zur Ansicht schicken konnte und
worauf ich in meinem Begleitschreiben
noch besonders aufmerksam gemacht
habe, dass dieses Bedenken aber sofort
schwinden wird, wenn ich zur passen-
den Zeit einmal meine Kulturpflanzen
vorführen kann : Denn , wenn man
Pflanzen mit über 100 Blütendolden er-
zielen kann, so müssen doch diese
Pflanzen auch Lust zum Wachsen ge-
habt haben. Im übrigen ist mir das
Urteil des Herrn M. lieb. Mir lag ja
gerade daran, Sorten zu haben, welche
bis zur grössten Pflanze keines künst-
lichen Stutzens bedürfen; eine solche
Sorte zu einer üppigen Pflanze zu er-
ziehen, halte ich für weniger schwie-
rig, als eine starkwüchsige Sorte zu
einer niedrigen, vollblühenden!
iJie Kultur des Pelargonium zonale
ist nicht einmal so schwierig und doch
werden auch hier stets die niedrig-
blühenden Sorten bevorzugt.
Ferner behauptet Herr M. : »Säm-
linge brauchten überhaupt nicht ge-
stutzt zu werden«. Ich will auch
hierauf meiae Erfahrungen zum besten
geben, die mir auch immer von an-
deren Züchtern bestätigt sind.
Vor circa 10 Jahren, als ich mit den
englischen Pelargonien anfing, wuchsen
meine ersten Sämlinge wie ein Stock
1 m hoch, ehe sie blühten und dann
verzweigten sie sich zu einer schlottri-
gen Krone — die Pflanzen waren nichts
weniger als schön.
Mit beharrlichem Einstutzen aller
Triebe bekam ich wenigstens eine
runde, aber immer noch grosse lange
Pflanze mit verhältnismässig wenig
Blüten.
Jetzt macht es mir ein Vergnügen,
Sämlinge zu ziehen, da ich lauter
kurze, verkäufliche Pflanzen gewinne.
Die Arbeit ist einfach und lohnend;
und wenn überall so günstige Resultate
erzielt werden, wie bei mir, so wun-
dert es mich, dass diese Kulturmethode
nicht allgemein angewendet wird. Es
muss doch wohl noch ein »Aber« dabei
sein! Max Bürger.
Kunstgriffe beim Dörren der Pflaumen in Amerika.
Von allem was ich bezüglich desObst-
dörrens in Amerika sah, hat mich am
meisten die Behandlung der Pflaumen
vor dem Dörren interessiert. Zuerst
werden sie durch weitmaschige Rüttel-
werke (Siebe) in verschiedene Grössen
sortiert, was auch jetzt in Serbien etc.
Litteratur.
419
geschieht, dann aber eine halbe Alinute
in heisse Pottaschen! äuge ge-
than. Diese bereitet man sich, indem
man 1/2 kg Pottasche in 72 — 90 1 Wasser
löst. Man benutzt zum Eintauchen ent-
weder durchlöcherte Blechgefässe oder
hat, wie ich es in Los Gatos, Californien,
in der grossen Dörransalt des Herrn
Hume sah, eigene Elevatoren, welche
die Pflaumen in die Lauge und dann
sie sofort wieder in reines kaltes Wasser
zum Abspülen bringen. Das Abspülen
ist natürlich nötig, damit die Pflaumen
keinen Laugengeschmack annehmen.
Durch die Lauge wird der Wachsüber-
zug, der sogenannte Reif, beseitigt, so
dass das Wasser aus der Frucht besser
verdunsten kann. Dies erfolgt um. so
mehr, als die geschrumpfte Haut durch
das plötzliche Abkühlen auch wohl
kleine Risse erhält. — Nur in des ver-
storbenen Dr. Heyers Schrift über
Obstbau und Benutzung in den Ver-
einigten Staaten, Berlin, Verlag von
Paul Parey, 1886, S. 103, fmde ich
diese Methode erwähnt.
L. Wittmack.
Erste Blüte der Victoria regia in Berlin.
Im Bors ig' sehen Garten zu Berlin
(Obergärtner Weidlich) entfaltete sich
die erste Blume der Victoria regia
bereits am 3. Juli. Die Blätter hatten
einen Durchmesser von 2,03 m.
Im königlich botanischen Garten
erschloss sich die erste Blüte am
15. Juli.
Litteratur.
Neue Schriften.*)
Mitteilungen aus dem hotanischen Labo-
ratorium mit Samen-Prüfungsanstalt von
Dr. O. Burchardt, Hamburg. (Verlag
Mauke Söhne, Hamburg.) Enthält eine
Übersicht über die Samenprüfungen,
ferner eine Prüfung von Mehlen und
Kleien, drittens wissenschaftliche Unter-
suchungen betreffend Beobachtungen
von Knaulgrassaaten und Kulturver-
suche mit fremdländischem Unkraut,
und zuletzt einiges über die lehrende
und litterarische Thätigkeit der Anstalt.
Die Bekänijjfung des Unkrautes, von
A. Arnstadt. (Verlag von Seh. Briest,
Harsleben-Halberstadt.) Es wird zu-
nächst über die Schädlichkeit des Un-
krautes gesprochen, dann folgen all-
gemeine Massregeln zur Bekämpfung
desselben und schliesslich werden die
verschiedenen Unkräuter und ihre ent-
*) Bei der grossen Zahl der uns zugehenden
Schriften können wir manche nur kurz anzeigen.
sprechende Bekämpfung behandelt.
Der Preis beträgt pro Exemplar
— ,90 M., 25 Stück 20, — M.
Die Gebirgswälder Javas, von Dr. W.
Schimper, Bonn. (Verlag der Rieger-
schen Univ. -Buchhandlung, München,
Odeonsplatz 2.) Eine kurze Abhand-
lung betreffs der Flora in den besagten
Gebirgswäldern, woraus wir ersehen,
dass dieselbe in vieler Hinsicht einen
tropischen Charakter annimmt. Ebenso
wird im Zusammenhange damit zu-
gleich das Klima dieses Teiles von
Java berührt.
Anleitung zur lohnenden Kultur der
Sehn itthlu nie n und zu der Massenkultur
derselben, von Dr. A. Brinkmeier.
(Verlag von Georg Maske, Oppeln und
Leipzig.) Handelt von der Behandlung
der Gräser,Farne, Immortellen, Zwiebel-
und Knollengewächse, von Gewächs-
hauspflanzen und Gartengesträuchen,
— Gut gemeint, aber schwach!
W. Ätlee-Burpee & Co., Farm Annurd
42 o
Litteratur.
1894 Philadelphia. vSehr herrlich und
schön ausgestatteter Katalog mit kolo-
rierten Abbildungen von mancherlei
wertvollen Neuheiten, so die Tomate
Fordhook First.
Sugar MapJes and Maples in Winter,
by William Trelease, St. Louis.
Eine sehr hübsche Abhandlung über
die Zucker-Ahornarten mit sehr genauen
Abbildungen von Acer saccharinum
und den Varietäten und vielen anderen.
Tlie Agricultiiral Grasses of the United
States, by Dr. G.Vasey also The Chemical
Composition of American Grasses, by C.
Richardson. Dieses treffliche, vom
Department of Agriculture heraus-
gegebene Werk ist zwar schon 1884
erschienen, aber, wie es scheint, wenig
bei uns bekannt. Es bringt u. a. auf
120 Tafeln gute schwarze Habitusbilder
der amerikanischen Gräser.
Lcs Orchidees de Georges Mantin, von
Theod. Marie et J. Lormoy, Paris.
Die Verfasser geben in ihrem kleinen
Buche Aufschlüsse über Herrn Mantin,
Mitglied des Vereins zur Bef. des Gart.,
der sich um die Orchideen und ihre
Kultur grosse Verdienste erworben hat,
und darüber, wie dieser Orchidologe
seine Kulturen gehandhabt wissen will,
Mantin wird demnächst ein Buch über
die geographische Verbreitung der
Orchideen herausgeben.
Contrihuto alla Conoscenza delV Appa-
recchio Albuminoso - Tannico delle Legu-
minose. (Sonderabdruck aus Malpigia
1892), von Pasquale Baccarini, Genova
1893, mit 6 Tafeln.
Die Varietäten der Gattung ,,Acer", von
Fr. Graf v. Schwerin. (Verlag von
P. Parey, Berlin.) In diesem Buche,
das ein Sonderabdruck aus Garten-
flora 1893 ist, sind kjö Arten und von
ihnen insgesamt 378 verschiedene
Formen beschrieben, mit zahlreichen
Blattabbildungen. Verfasser sagt, dass
sein Buch namentlich die bisher stief-
mütterlich behandelten Varietäten be-
handeln soll und da er dabei von den
besten Dendrologen und Botanikern
unterstützt ist, selber aber ein ausge-
zeichneter Kenner, so ist die Schrift
zum Nachschlagen unentbehrlich. In
manchen Fällen ist der Verfasser wohl
zu weit in der Zersplitterung gegangen,
da sich an einem und demselben Baume
oft mehrere Formen finden,
Baiionelle Stickstoffdängung landwirt-
schaftlicher Kulturpflanzen, unter Berück-
sichtigung des Chilisalpeters, von Pro-
fessor Dr. Wagner, Darmstadt. (Ver-
lag von P. Parey, Berlin.) Eine nament-
lich für den kleineren Landwirt,
aber auch für den Gärtner interessante
Behandlung der Düngungen und der
dabei erzielten Resultate, namentlich
aber betreffs des Chilisalpeters, über
dessen Anwendung bei den einzelnen
Getreide-, Rüben- imd anderen Pflanzen-
arten sehr eingehend berichtet wird.
El mn icratio Myrtaceanim Brasilic > is ium,
von Hjalmar Kiaerskou, Kopenhagen
1893.
Les Pianies de grande cultnre, cereales,
plantes fourrageres industrielles et
economiques, von Vilmorin, An-
drieux et Cie., Paris.
Etüde sur la ndtiire de l'Ax,alea indica,
von G. Truffaut fils. Der Name des
Verfassers bürgt schon für sein kleines
Buch und finden wir zunächst eine
kurze und recht übersichtliche Ge-
schichte der 1733 eingeführten Azalea
indica, ferner aber besonders Mit-
teilungen über die einzelnen Versuche
in Versailler und Genter Heideerde
und Analysen nebst 5 Tafeln, welche
die Erfolge der Kultur je nach den
einzelnen Erdarten und den hinzuge-
setzten Substanzen bildlich darstellen.
Die Orchidaceen Deutschlands, Deutsch-
Österreichs und der Schweiz, von Max
Schulze. (Verlag von Fr. Eugen
Köhler, Gera-Untermhaus.) Erscheint
in 10—12 Lieferungen ä 1 M. mit je
7 — 8 Chromotafeln. Das Buch soll alle
Aus den Vereinen.
421
Orchideen-Arten und auch mr\u,lichst
viele Varietäten in Bild und Text brin-
gen, die im deutschen Reich, in Deutsch-
Österreich und der Schweiz bisher auf-
gefunden wurden. Die Beschreibungen
sind sehr ausführlich und die Abbil-
dungen sehr natürlich, sowohl in der
Gesamtansicht, als auch in der Zer-
gliederung. Die Beschreibung enthält
ausserdem das jedesmalige Synonym,
Blütezeit, Standort, Vorlvommen, Volks-
namen und eventuelle Varietäten. Der
Verfasser ist der beste Kenner der
Erdorchideen und sein Werk für Lieb-
haber derselben nicht genug zu em-
pfehlen.
Cafalogo Jardineria Central, Richard
Pfau, San Jose, Costarica.
Aus den Vereinen.
Besichtigung des Viktoriaparkes.
Der A^erein zur Beförderung des
Gartenbaues unternahm am 18. Juli mit
Damen unter Führung des Herrn städti-
schen Gartendirektors Mächtig eine
Besichtigung des Viktoriaparkes am
Kreuzberge. Es waren wohl 150 — 200
Personen anwesend, die alle imhöchsten
Maasse entzückt waren über die Gross-
artigkeit des Wasserfalles oder „Wasser-
sturzes", wie er amtlich heisst, wie über
die geschmackvolle Anlage, die eine
Fülle der wechselndsten Bilder, bald
idyllische Thäler, bald felsigeSchluchten
und herrliche Aussichten bietet. Vom
Denkmal auf dem Kreuzberge hat man
bekanntlich den schönsten Ueberblick
über Berlin und durch die Anlagen hat
dieses schöne Kunstwerk ganz unge-
mein gewonnen. Einstimmig war man
der Ansicht, dass Berlin durch den
Viktoriapark eine ganz hervorragend
schöne Gartenanlage erhalten, und
dass Herr Direktor Mächtig sich durch
ihn ein Denkmal für alle Zeiten gesetzt
hat. — Grossartig sind auch die Ma-
schinenanlagen am Fusse des Kreuz-
berges zur Hebuug des Wassers. — Da
Herr Direktor Mächtig selbst in
Heft 10 der Gartenflora d. J. S. 263 den
Parlv genau beschrieben, so können
wir hier darauf verweisen und wollen
nur hinzufügen, dass bei dem feuchten
Wetter alles in üppigstem Grün prangte
und alles vortrefflich angewachsen ist.
Versammlung des Vereins deutscher Rosenfreunde
in Görlitz am 8. und 9. Juli.
Nach dem Bericht des Geschäfts-
führers Herrn P. Lambert, Trier, be-
trug die Einnahme 1893: 6077, der
Kassenbestand ist 3610 M. Neu hin-
zu traten 117 Mitglieder, so dass die
Zahl jetzt 1470 beträgt. Zum Vorsitzen-
den wurde Herr K. Druschki, Görlitz,
gewählt,zumstellvertretendenVorsitzen-
den Herr Gartenbau-Direktor Buntzel,
Niederschönweide, und Herr C. Brett-
schneider, Berlin, zum stellvertreten-
den Geschäftsführer Baron von Palm,
LLohenkreuz. Die Vereins-Ehrenurlvunde
für die schönste Rose wurde den Herren
Lambert & Reiter. Trier, für die
Rose Kaiserin Auguste Victoria ver-
liehen. Weiteres in nächster Nummer.
Centralstelle für Obstverwertung in Frankfurt
a. Main.
Die Nachfrage übersteigt bei weitem
das Angebot und empfehlen wir allen
Obstzüchtern, die ihr Obst nicht ab-
setzen können, sich an die Centralstelle
zu wenden. Besonders gesucht werden :
grüne Nüsse, Preisseibeeren, Aprikosen,
Pfirsiche, Mirabellen und Pflaumen.
4'22
Ausstellungen und Kongresse.
Ausstellungen und Kongresse.
Berlin. Ausstelluno- blühender Zwie-
bel-, Knollen- und Staudengewächse
im Frühj ahr 1 895, abgehalten vom Verein
zur Beförderung des Gartenbaues.
Görlitz. 25. Juli. Heute Vormittag
um 10 Uhr traf Se. Majestät derKönig
Albert von Sachsen in Begleitung des
Hofmarschalls von Vitzthum und des
Majors von Kriegern zum Besuch der
Rosenausstellung hier ein und wurde
von dem Bürgermeister Heyne und
dem Stadtrat Ts Chi er schky am Bahn-
hof empfangen. In der Ausstellung
hatte sich das Komitee zur Begrüssung
aufgestellt. Der Vorsitzende, Justizrat
Bethe, hielt eine kurze Begrüssungs-
ansprache. Der König äusserte sich
sehr erfreut über die Ausstellung, nahm
dann ein Frühstück ein und kehrte um
12 Uhr nach Dresden zurück. (V. Z.)
Auf der Erfurter Frühobst- und
Frühgemüse- Ausstellung ist die grosse
silberne Medaille des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues der Firma
J. C. Schmidt, Erfurt, für die richtigst
benannte, mannigfaltigste Johannis-
beer-Sammlung in mindestens 15
Sorten zugesprochen. Die kleine
silberne Medaille erhielt Baumschul-
besitzer Kliem, Gotha, für die besten
Tafel-Johannisbeeren in 5 Sorten,
die bronzene Medaille Carl Gärtner,
Landwirt und Obstzüchter in Dachwig.
für das beste Sortiment Einmac h e-
Kir sehen.
Leobschütz. Allgemeine Garten-
bau-Ausstellung, 8. — 1 I.September. An-
meldungen bis 1. August an Herrn
Lehrer Leichter daselbst.
lnternationalerPomologen-Kongress,St.Petersburg.
Russlands Obstbauverein, unter dem
unmittelbaren Vorsitze des Ehrenpräsi-
denten, Sr. Kaiserlichen Hoheit des
Grossfürsten Nicolai Michailowitsch
stehend, veranstaltet im Flerbste dieses
Jahres in St. Petersburg eine inter-
nationale Obstbau- Ausstellung mit einem
Pomologen-Kongresse.
Der internationale Kongress beginnt
am i'y-.'T Oktober und dauert 7 Tage.
Es sind folgende Sektionen vor-
gesehen: I. Obstbau: a) Kultur der Obst-
bäume, b) Pomologie (Sortenkunde),
c) Kultur derBeerensträucher, d) Beeren-
weine, e) Treibkultur, f) Obsthandel.
II. Weinbau: a) Rebenkultur, b) Wein-
bereitung. III. Gemüsebau: a) Gemüse-
kultur, b) Aufbewahrnng, resp. Kon-
servierung des Gemüses, c) Gemüse-
handel. IV. Arzneiptlanzen: a) Kultur
derselben, b) Ihre Verwertung. V. He-
bung des Obstbaues: a) Massregeln zur
Verbreitung des Verständnisses, b)Mass-
regeln zur Verbesserung des Pflanz-
materials, c)Regierungs- und öffentliche
Massnahmen.
Gleichzeitig mit den Sitzungen der
Sektionen sind internationale Sitzungen
projektiert mit französisch als offizielle
Sprache, jedoch sind Vorträge und
Debatten in allen gebräuchlichen
Sprachen statthaft.
Wer einen Vortrag zu halten wünscht,
wolle den Titel, oder womöglich den
kurzen Inhalt desselben, nicht später,
als zum 15. August einsenden, was für
die rechtzeitige Drucklegung des Pro-
grammes notwendig ist.
Auch über Fragen, welche nicht vor-
gemerkt sind, können Vorträge gehalten
werden, sie müssen sich jedoch eng
an die Aufgaben des Kongresses an-
schliessen.
Jedes Mitglied des Kongresses zahlt
einmalig drei Rubel und erhält: Ein-
trittsbillet für die Ausstellung, Mitglieds-
Abzeichen, Nachschlagebuch und das
Programm des Kongresses.
Personal-Nachrichten.
423
Mit allen Anmeldungen resj). An-
fragen inbetreff des Kongresses wolle
man sich wenden an: Präsident der
Organisationssektion Wladimir Nie o-
lajewitsch Wojeikow, St. -Peters-
burg, Fontanka 10.
Personal-Nachrichten.
Der Geh. Kommcrzienrat Veit,
Berlin, ältester Chef des Bankhauses
Robert Warschauer & Co., beging
am 19. Juli in vollster Rüstigkeit seinen
70. Geburtstag. Der Verein zur Be-
förderimg des Gartenbaues sprach dem
um den Gartenbau so verdienten Jubilar
seine Glückwünsche in einer geschmack-
vollen Adresse aus, die von dem
Direktor Herrn v. Pommer Esche in
Begleitung des neuen Schatzmeisters
Herrn Hoflieferanten J. F. Loock und
des General-Sekretärs Wittmack über-
reicht wurde. Wir haben in Garten-
flora 1893 mehrere Abbildungen der
herrlichen Koniferen im Park des
Herrn Geh. Rat Veit zu Steglitz ge-
geben, und die Besucher der Berliner
Ausstellungen haben wiederholt Ge-
legenheit gehabt, die von seinem Ober-
gärtner Schreiber gezogenen pracht-
vollen Weintrauben zu bewundern.
Am 29. Juni starb E. Dubiel, Stadt-
ältester und Baumschulbesitzer inOhlau
in Schlesien, im Alter von 70 Jahren.
Der wohl nur in engeren Berufs-
kreisen bekannter gewordene Hin-
geschiedene hatte vor etwa 30 Jahren
lediglich aus Liebhaberei mit der
Anzucht von Obstbäumen begonnen,
doch veranlassten ihn die hierbei er-
zielten Erfolge, sich von Jahr zu Jahr
mehr dieser ihm lieb gewordenen
Tätigkeit zu widmen, um schliesslich
seinem von Haus erlernten Berufe ganz
zu entsagen. Das aus kleinen Anfängen
hervorgegangene Geschäft gewann
immer grössere Bedeutung und stand
besonders bei den Chausseeverwal-
tungen der Ileimatprovinz in hohem
Ansehen.
Der Heimgegangene hat ein sehr
arbeitsreiches Leben hinter sich; er
verband mit der rastlosesten Thätigkeit
eine bewundernswerte Liebe zum
Obstbau und erfreute sich noch im
hohen Alter der grössten Rüstigkeit.
Ein schweres Leiden setzte seinem
Leben ein Ziel; er wurde am ersten
Jahrestage der Geschäftsübergabe an
seinen Nachfolger zur ewigen Ruhe
bestattet. Sein biederes Wesen und
sein gerader Charakter sichern dem
Dahingeschiedenen ein ehrendes An-
denken.
Die Baumschule des Verstorbenen
ging vor einem Jahre in den Besitz
des Herrn P. Paesler über, der bis
dahin in der Redaktion von Möllers
Deutscher Gärtner-Zeitung tätig war.
H. Skrodzki, seither Obergärtner
und Leiter der im Jahre 1893 neu er-
richteten Gärtner - Lehranstalt der
Provinz Ostpreussen zu Tapiau, wurde
als Direktor der genannten Anstalt
seitens des Provinzial-Ausschusses an-
gestellt.
Ernst Nusspickel, Herzoglicher
Schlossgärtner in Greinburg a. d. D.,
erhielt vom Herzoge von Sachsen-
Koburg-Gotha die Verdienst-Medaille
in Silber verliehen.
Franz Eichling, Kunst- imd Han-
delsgärtner in Kaiserslautern, wurde
von Sr, Konigl. Hoheit dem Prinz-
regenten von Bayern zum Königlich
bayerischen Hoflieferanten ernannt.
424
Sprechsaal. — Berichtigungen.
Hofrat Prof. Dr. Pfitzer, Direktor
des Bot. Gartens in Heidelberg, ist
zum Geheimen Hofrat ernannt.
Max Wirth, Königlicli sächsischer
Hoflieferant, Kunst- undHandelsgärtner
in Chemnitz, starb im besten Mannes-
alter am 25. Juni.
Karl Janke, Blumenhändler in
München, wurde vom Prinzen Louis
Ferdinand von Bayern zum Hof-
lieferanten ernannt.
F. Vetter, königlicher Hofgarten-
Direktor zu Sanssouci, wurden die
Ritter - Insignien erster Klasse des
herzoglich anhaltischen Hausordens
Albrechts des Bären verliehen.
Die Professoren Dr. L. Kny, Berlin,
und Geh. Hofrat Pfeffer, Leipzig,
folgen als Ehrengäste einer Einladung
der englischen Naturforscher-Gesell-
schaft zu ihrer Versammlung in Oxford
im August d. J. Herr Geh. Rat Engler,
der auch eingeladen, hat wegen Be-
hinderung abgelehnt.
Sprechsaal.
Frage 29. Wie behandeln die Eng-
länder Samenkapseln, Aussaaten und
Sämlinge tropischer Orchideen? Wie
schützen dieselben letztere vor den
alles überspinnenden Algen?
Frage 30. Warum wendet man bei
uns die Anzucht wurzelechter Rosen
aus Stecklingen für die Treiberei wie
in Amerika gar nicht oder so wenig
Antwort. Weil bei uns die auf
Rosa canina veredelten reicher blühen.
Berichtigungen.
Heft 14 S. 369 bei den neu vorgeschlagenen Mitgliedern lies: Nr. 3 Herr
Kaufmann Paul Schwandt, Lankwitz, vorgeschlagen durch Herrn Pusch (an-
statt Herr Kunst- und Handelsgärtner P. Schwandt, vorgeschlagen durch Lierrn
Schreiber).
Heft 14 S. 375 beim Vortrag am 26. Oct. 1893 lies: Diplosis oculiperda
(statt Diphsis oculiperda?)
In dem Bericht über die Jahres-Versammlung des Vereins am 28. Juni er.,
Heft 14 Seite 370, ist es ein Irrtum, dass ich Blätter einer amerikanischen
Eiche eingesandt hätte. Die Blätter stammen von Ouercus dentata Thunbg.,
welche ich hier aus Samen erzogen habe, den ich vor etwa 8 bis 10 Jahren
direkt aus Japan erhielt.
Fischbach, Schlesien, den 16. Juli 1894. V. St. Paul.
Die Verwechselung beruht darauf, dass in der A^ersammlung geäussert
war, es sei vielleicht die amerikanische Eiche Ouercus alba. D. Red.
803. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
in den preussischen Staaten am 26. Juli 1894.
Direktor: Herr Wirkl. Geh. Ciber-Finanzrat von Po mm er Esche.
T. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Obergärtner F. Ledien, Dresden (botanischer Garten),
2. » Gärtnereibesitzer M. Bürger, Halberstadt,
3. » Obergärtner Max Hessdörfer, Charlottenburg, Englische-
strasse 32, durch Herrn Wittmack,
4. Fräulein Blohm, Berlin, Alte Jacobstrasse 17,
durch Herrn Bacher,
5. Flerr C. Venettisch, Verlags-Anstalt, U. d. Linden 68,
durch Herrn Brandt,
6. » General-Direktor Ad. Rosen er, Friedrichstrasse 143/149,
Central-Hotel, durch Herrn Weidlich.
II. Ausgestellte Gegenstände waren in sehr grosser Zahl vorhanden.
1. Von I-Ierrn Otto Mann, Leipzig, waren vortreffliche Sortimente
abgeschnittener Gladiolen und Iris Kaempferi, sowie einige Lilien
ausgestellt, Lilium tigrinum splendens, L. canadense flavum etc. — Iris
Kaempferi verlangt einen feuchten Standort.
2. Herr Crass III führte bereits in voller Blüte stehende Cyclamen
vor. Der Same ist nach ihm im Dezeml)er ausgesäet. — Herr Hofgärtner
Iloffmann fragt, ob es gewinnbringend sei, jetzt schon blühende Cyclamen
zu haben. Herr Crass antwortet: In der jetzigen stillen Zeit nicht, bald
aber werden sie schon begehrt werden.
3. Ilerr Röhl zeigte die beiden neuen Begonienzüchtungen
von J. C. Schmidt, Erfurt, vor: Erfurter Kind und Erfordia, beides
Kreuzungen von Begonia Schmidtii und B. semperflorens Vernon.
Die Samen wurden im Januar ausgesäet und brachten bereits im Juli
schöne niedrige Pflanzen. Sie blühen den ganzen Sommer reichlich und
empfehlen sich als Zimmerpflanzen, auch fürs Freie. Im Juli ausgesäet,
sollen es auch schöne Winterblüher werden. — Herr Hofgärtner Hoff-
mann erinnert daran, dass die Kreuzungen mit Begonia semperflorens
Vernon voriges Jahr auf der Leipziger Ausstellung allgemeine Bewunderung
hervorgerufen hätten.
4. Herr C. Mathieu, Charlottenburg, legte Frühobst vor: 1. Pflaumen,
Bonne de Bry (Damascener), vom Verein bezogen und zum ersten Male
tragend, sehr gut im Geschmack. 2. die ähnliche Rivers Early Prolific.
die noch etwas früher ist. 3. Äpfel, roter xVstrachan, bekanntlich
wegen seines schönen Aussehens ein begehrter Apfel in Grossstädten.
A2ß 8o3. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
4. Apfel Tran si:)arent jaune Yon Leroy in Angers. 5. Birne Kolstock,
wird in Belgien massenhaft zum Export nach England gebaut, da sie sich
gut verschicken lässt; Farbe gelb mit roter Backe, Fleisch abknackend.
6. bunte Julibirne, die beste Birne dieses Monats, die mit der Juli-
Dechantsbirne zu gleicher Zeit reift. 7. Malus(Pirus) baccata fructu flavo,
ein Zierapfel, mit schön gelber Frucht. 8. Acher's Weichsel (Griotte
Acher), eine sehr schöne rote Weichselkirsche, die sehr reichlich trägt,
nicht ganz so gross wie die doppelte Schattenmorelle, ähnlich der
»Brüsseler braunen.«
5. Herr Tübbecke, .Stralau, besprach 3 von ihm ausgestellte Gurken-
sorten: a) Prescott's Wonder, b) Ilampels Juwel von Koppitz,
c) die japanische Klcttergurke. Beide ersteren wurden am 10. Mai
im Kasten ausgesäet, dann in Töpfe gepflanzt und am 28. Mai im Hause
frei ausgepflanzt. Bei gut geschlossener Luft und hoher Temperatur
waren sie in 14 Tagen bis zum First des Hauses gewachsen und mussten
geköpft werden. Die ersten Früchte waren bei Prescott's Wonder am
10. Juli. Nach Herrn T. bewährt sich Prescott's Wonder mehr im Hause,
Juwel von Koppitz dagegen ist im Kasten eine der tragbarsten. Bezüglich
der Rentabilität bleibt für den Kasten aber die alte Berliner Aalgurke bei
uns die beste, fürs Haus eignet sie sich nicht. Gurken im Sommer in
Häusern zu ziehen, empfiehlt sich nur, um die Häuser auszunutzen, im
Kasten ist die Kultur leichter, der Ertrag grösser. — Die japanische
Klettergurke, deren Samen er ganz echt von Herrn Reinhold Gärtner
in Halle selbst erhalten hat, ist nach Flerrn T. für Handclsgärtner nicht
geeignet, nur für Liebhaber. Man soll Sorten ziehen, die besser, nicht
solche, die minderwertig sind, weil sie weniger ertragreich sind.
Hierüber erhob sich eine sehr lebhafte Debatte. Die Herren Hofgärtner
Hoffmann, Inspektor Dressler, Direktor Brandt und Hoflieferant
Klar verteidigten die japanische Klettergurke. Herr Dressler bemerkte,
dass sie für den Privatgärtner sehr wertvoll sei. In diesem Jahre sind
bei der Kälte Anfangs Juli die anderen Gurken ganz zurückgeblieben, die
japanische Klettergurke ist 2 m hoch gewachsen und sitzt voll Früchte.
Der Liebhaber kann bei ihr ziemlich sicher auf einen lü'trag rechnen,
dabei ist sie zart, wenn sie zeitig abgeschnitten wird. Juwel von Koppitz
ist die beste Kastengurke, was auch Herr Brandt bestätigt; die ver-
besserte Mistbeetgurke wird dagegen leicht gelbfleckig.
Herr Gartenbau-Direktor Brandt betonte, dass er die japanische
Klettergurke vor einigen Jahren zu grosser A'ollkommenheit gebracht
habe, sie eigne sich auch für Balkons, in diesem Jahre hat sie aber bei
ihm des kalten Wetters wegen keinen guten Ertrag gegeben. Herr
Moncorps ist als LIandelsgärtner sehr gegen die japanische Gurke. —
Die Treibgurke, von welcher Herr W. Hampel-Koppitz dem Verein
Samen gesandt, wächst sehr wild, man muss sie erst einige Male schneiden
und schlecht behandeln, dann wächst sie üppig, als Treibgurke ist sie
aber nicht früh genug.
Herr Hofgärtner Hoff mann giebt zu bedenken, dass es sich bei der
Gurkenzucht darum handele, wohlschmeckende bekömmliche Früchte und
diese recht lange zu erzeugen. Die japanische Gurke ist eine Freiland-
8o3 Versanuiiluni; des Vereins zur Bcförderunti des Gartenbaues etc.
427
gurke, man darf sie also nicht mit einer Kastengurke vergleichen. Von
keiner Freilandgurke kann man aber so lange, bis September, wohl-
schmeckende Früchte ernten wie von ihr, und hat sie sich auch in diesem
Sommer gut entwickelt. Sie ist für Liebhaber sehr empfehlenswert.
Herr Hoflieferant J. Klar bemerkt, dass die vorgelegte japanische
r.urke sehr klein sei, diejenigen, welche er von Herrn Brandt früher er-
halten, waren viel grösser. Es giebt jetzt auch schon eine weisse Form
davon.
Herr Moncorps: Und wenn die japanische Klettergurke hundertmal
so viel trüge, wäre sie für Handelsgärtner doch nicht geeignet. Wenn
das Publikum solch kurze Gurken kaufen \\ill, nimmt es lieber die aus
Schlesien oder Zerbst, das ganze Schock für 50 Pf.; für Liebhaber mag
sie gut sein, für Ilandelsgärtner erfordert sie zu viel x\rbeit.
Herr A. Drawicl tritt der Ansicht der Herren 'Lübbecke und
Moncorps bei; er hat noch immer die alte Berliner Schlangengurke, die
er einst vom alten Peter Bouche erhalten, und hat schon manchem
Gärtner davon abgegeben. Das Publikum will lange Gurken.
Llerr Hofgärtner Hoffmann verteidigt nochmals seine Ansicht. Die
Gurke ist reichtragend, wenig empfindlich, sehr wohlschmeckend und
macht nicht viel Arbeit. Für Liel)haber ist sie jedenfalls sehr zu
empfehlen.
(). llerr ]\Lix llessdörfer, Charlottenburg, zeigte vor: a) ein pracht-
volles Exemplar von Asparagus Sprengeri Regel von Dammann
c'<: Co., vSan Giovanni a Teduccio bei Neapel (Gartenflora 1890, S. 491
mit Abb.), im Kalthause kultiviert, dazu eine ca. 2 m lange Ranke
von einem im Warmhause kultivierten Exemplar. Die Kalthauspflanze
ist Anfang Februar ausgepflanzt und mit Ivuhmist gedüngt, im Sommer
hat sie Wagnerisches Nährsalz, aber auch noch Kuhdung erhalten und
hat schon 50 Wedel getrieben; ähnlich die im LIause, welche noch länger
ist und 60 Wedel getrieben hat. Im Kasten bekommen die Ranken Stacheln, im
Hause nicht. Die Ranken bleiben abgeschnitten ohne vVasser 14 Tage frisch
und eignen sich ausgezeichnet zu Tafeldekorationen. Die roten Beeren
bleiben ein ganzes Jahr. Am besten ist es, die Pflanze ganz kalt zu
kultivieren.
Ausserdem legte Herr Llessdörfer vor: b) einen gelben Coleus-
Sämling eigener Zucht, c) Kalanchoe grandiflora von Dammann
& Co.. San Giovanni a Teduccio bei Neapel, farbig abgebildet in Garten-
flora 1893. S. 513 T. 1394. Diese Pflanze ist von Professor Schweinfurth
eingeführt und soll ein guter Winterblüher sein. Die Blätter sind schön
aschgrau und gefleckt. — Sie ist im Winter im Kalthaus, im Sommer im
Freien in voller Sonne erzogen, d] Lobelia »Goldelse«, bleibt nur im
Schatten gelb, blüht ziemlich undankbar, e) Tagetes patula nana
»Ehrenkreuz«, baut sich sehr gedrungen, Farbe leuchtend, f) Lathyrus
odoratus, Riecherbsen in verschiedenen schönen Farben, g) Marga-
rethennelken, Anfang Mai 1893 ausgesäet, im Winter im kalten Kasten
ausgepflanzt, blühen seit Anfang April ununterbrochen; jede Pflanze bringt
hunderte sehr langstieliger Blumen und remontiert fortwährend, h) Ama-
rantus speciosus Sims,, Zweig von einer 3Y2 ^ hohen Pflanze,
A2S ^°-" Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
i) Pyrethrum Parthenium aureum muscoides, selaginoides und var.
eximia foliis crispis, alle 3 von Vilmorin, Andrieux & Co., Paris.
Herr Hoflieferant Klar bemerkte, dass Lobelia Goldelse im vorigen
Jahr im Freien sehr konstant geblieben sei. Amarantus speciosus ist der
einzige Amarant, der den Schnitt verträgt. Auf eine Anfrage des Plerrn
Weidlich bemerkt Herr Hessdörfer, dass Asparagus Sprengeri
Sommer und Winter treibe.
7. Herr Obergärtner Haase überbrachte aus dem Garten des Herrn
Lieutenant Sommer in Sommerswalde eine ganze Anzahl Orchideen-
blüten, a) Aerides crassifolium Parish et Rcichb., blüht seit sechs
Wochen, ist eine ganz kleine Pflanze mit nur 5 Blättern und trägt 2 Blüten-
zweige, davon einer wieder verzweigt, b) A. odoratum Loureiro, eben-
falls eine kleine Pflanze mit 2 Blütentrauben und auch bereits sechs Wochen
blühend, c) Cattleya labiata Mendelii (C. Mendelii Backhouse),
d) Coelogyne speciosa Lindley, bleibt klein, blüht ununterbrochen,
hat 5 — 7 hübsche gelbe Blumen und ist in der Kultur anspruchslos,
e) Cypripedium Veitchianum (syn. superbiens Rchb. f.) und f) C.
Curtisii Rchb. f. — Ausserdem g) eine ganze Pflanze von Brassia
c au data Lindley.
8) Herr Obergärtner Schultz führte aus dem Garten der Frau Geh.
Regierungs-Rat Dr. Werner v. Siemens, Charlottenburg, vor: a) eine
Anzahl Exemplare eines frühen Aj)fels, der ihm als Braunschweiger
Milchapfel, auch als Jakobs- oder Ernteapfel bezeichnet war; es ist
nach Herrn C. Mathieu der Sommer-Gewürzapfel. Hält sich nur
3 — 3 Tage, für den Anbau im grossen nach Herrn Schultz nicht zu
empfehlen, b) Trachelium coeruleum L., eine alte vergessene
Campanulacee, die aus Samen sowohl die blaue Art als auch eine weisse
Varietät geliefert hatte, d) Canna >Tvönigin Charlotte,« seit März
in schönster Blüte, ist später vor dem Hause auf einem Erdhaufen aus-
gepflanzt und blüht ununterbrochen, e) eine Melone von der zweiten Ernte.
Die erste ist seit 6 Wochen vorüber. Obwohl es schwer ist, in grossen
Städten gute Melonen zu ziehen, da sie leicht von Blattläusen befallen
werden, war diese sehr gut entwickelt, f) einen grossen v erb änderten
Spargelstengel, g) mehrere Sj)alierbäume, die abgestorben.
Herr vSchultz bemerkte, dass diese Birnspaliere vor ca. 13 Jahren von
Lepere gepflanzt seien; er habe schon 6 Stück herausnehmen müssen,
und im nächsten Jahre dürften weitere lolgen. — Herr C. Mathieu hält
das Absterben für Nachwirkung des Frostes 1892/93, es geht anderswo
ebenso. — Herr Klar bestätigt das bezüglich der Formbäume auf dem
Versuchsfelde. — Herr Hofgärtner II off mann hält es auch für Frost-
wirkung. Übrigens seien, soweit er Lepcre'sche Anlagen kenne, die
Bäume alle nach und nach zugrunde gegangen, z. B. in Babelsberg. —
Herr Weidlich bemerkt, dass auch bei ihm die Lepere sehen Birnen,
die alle auf Quitten veredelt sind, absterben. — Herr Obergärtner
Grunert hält es eher für Folge des letzten schneelosen Winters, er habe
ganze Quartiere Formobst verloren, nicht nur Birnen, sondern auch
Apfel auf Doucin und Paradies, selbst Apfelsämlinge. — Das Rauhe an
der Rinde des einen Birnenspaliers, auf welches Herr Schultz auf-
8o3. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 42Q
merksam gemacht, ist nach Herrn Grunert der Schwesternbirne eigen-
tümlich.
9. Herr städtischer Obergärtner Mende, Heinersdorf, überreicht einen
Strauss prachtvoller weisser Riecherbsen »Emily Henderson«,
diese berühmte Neuheit von Peter Henderson & Co., 35 und 37 Cort-
land Street, Xew-York. Wie die Beschreibung auf der Samenkapsel mit
Recht sagt, ist dies die Königin unter den weissen Riecherbsen, die
Pflanzen sind wie mit Schnee übersäet und der Geruch ist ein sehr an-
genehmer. Lässt sich auch gut treiben. Nach Henderson sollen von
einer Pflanze 1530 Blumen geschnitten sein. Ohne Wasser bleibt sie
lange frisch, die vorgelegten waren mittags 2 Uhr geschnitten. In Wasser
halten sich Riecherbsen 8 Tage. Sie verlangen nur leichten Sandboden,
selbst ohne Dünger. — Herr Plofgärtner Hoff mann hat gefunden, dass
Riecherbsen auch in Lehmboden gedeihen, am besten aber in gedüngtem
Sandboden. Er kultiviert sie seit vielen Jahren, da sie so vielfach ver-
wendbar sind und sich so lange halten. — Herr Obergärtner Schreiber:
Es ist wirklich lohnend, sie zu ziehen, nicht nur der schönen Blumen,
sondern auch des schönen Geruches wegen. Eine A^ase mit solchen
Blumen erfüllt das ganze Zimmer mit Wohlgeruch. In Karlsbad hat ein
spekulativer Kopf täglich in den Hotels Sträusschen von Riecherbsen
A'erschenkt und dann den Herrschaften bei ihrer Abreise eine kleine
Schachtel Samen zu 1 Gulden verkauft. — Herr Hoflieferant Klar hat
früher den meisten Samen nach Russland verkauft, jetzt scheint sich die
Riecherbse auch bei uns wieder mehr einzubürgern. — Herr Inspektor
Dressler hat 1893 24 Sorten rein gebaut, jetzt aber alle gemischt, was
viel schöner aussieht. Sie verlangen etwas Feuchtigkeit. — Nach Herrn
Mende müssen nur die jungen Pflanzen Wasser haben. — L. Wittmack
machte auf den riesigen Verbrauch an Riecherbsen (sweet peas) in
Amerika wie in England aufmerksam. Fast jede Dame trägt in Amerika
ein Sträusschen am Busen.
10. Herr A. Drawiel lenkte die Aufmerksamkeit auf alte Stauden, die
er von Herrn W itte, Inspektor des botanischen Gartens in Leiden, erhalten
und die alle gut durch den Winter gekommen sind. Sie eignen sich
besonders auch für den Park, so Erigeron purpureum, blüht seit Mitte Mai,
Senecio Fuchsii, Silphium perfoliatum mit prächtigem Blatt, Aster Novae
Belgiae, für Anlagen Rudbeckia laciniata und R. perfoliata, Helianthus
cumerifolius etc. An letzterer beobachtete Herr D. deutlich, dass die
Blume in ihrer Stellung der Sonne folgt.
in. Der Direktor verlas die Übersicht über die Einnahmen und Ausgaben,
wie über den Vermögensstand nach dem von dem bisherigen Schatz-
meister, Herr Hoflieferant F. J. M. Plumpe, und dessen Beamten, Herrn
Sallmann, aufgestellten Kassenabschluss. Derselbe wird nebst der
Rechnung dem Revisions-Ausschuss übergeben werden. Aus den Zahlen
sind folgende hervorzuheben: Einnahme 22 333,58 M., Ausgabe 15 881,64 M.,
Barbestand 4408,82 M. Vermögen: 93671,83 M. Vermögen der Kaiser
Wilhelm- und Augusta- Jubel-Stiftung 5 620 M. — Die Versammlung über-
lässt es dem A'orstande, die Höhe der Herrn Sallmann zu zahlenden
Remuneration zu bestimmen.
A'iO ^°^- Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
IV. Herr Gartenbaudirektor Brandt berichtete namens des Programm-Aus-
schusses über die in Anregung gebraclite Ausstellung blühender Zwiebeln,
Knollen und Stauden, sowie Spätobst, im April 1895, zu welcher das
KroUsche Lokal in Aussicht genommen sei.
Plerr Hofgärtner Hoffmann ist gegen eine Ausstellung 1895 und
wünscht die Mittel lieber zu Preisen bei der Gartenbau-Abteilung der
Berliner Gewerbe- Ausstellung 1896 verwendet; 1897 würde dann die
grosse Ausstellung des Vereins bei Gelegenheit seines 75jährigen Be-
stehens folgen. — Herr Tübbecke ist gleichfalls gegen eine Ausstellung.
Herr O. Neumann wäre dafür, fürchtet aber, dass die Kräfte sich zer-
splittern. Herr Schönfliess ist dagegen, weil Berlin wenig Zwiebeln
baue wegen der Made und weil die Ausstellung bei Kroll schon eine
grosse werden müsse. Man möge erst die Züchter befragen. Plerr In-
spektor Dressler macht darauf aufmerksam, dass es Pflicht des Vereins sei,
seinen Mitgliedern auch etwas zu bieten; viele sind besonders nur deshalb
Mitglied, um auch die Ausstellungen zu sehen. Die vereinigten Ausschüsse
haben sich einstimmig für die Ausstellung ausgesprochen. Herr Vogel er
ist ebenfalls dafür, weil es nur eine Spezialausstellung sein soll.
Der Direktor erinnert daran, dass es Tradition und den Vereins-
Statuten entsprechend sei, thunlichst durch Ausstellungen dem Publikum
zu zeigen, was in dem Gartenbau geleistet wird und dadurch zugleich
dem Gärtner Gelegenheit zum Absatz zu verschaffen.
Kleinere Ausstellungen müssten möglichst alle Jahre wiederkehren,
grössere nur alle 5 — 7 Jahre. Die Berliner Blumenzwiebeln fangen an,
wieder ihren alten Ruf zu erhalten; darum erscheint es gerechtfertigt, im
Interesse derselben und zur weiteren Förderung eine Spezialausstellung
A^on Zwiebelgewächsen etc. zu veranstalten. Die Geldfrage spiele im
Hinblick auf die Jahreseinnahmen und die für die kleineren Ausstellungen
bisher erwachsenen nicht bedeutenden Ausgaben keine so grosse Rolle;
der Verein mache keine Ausstellungen, um Geld zu verdienen. Wenn der
Verein aber einmal recht erstarkt sei, dann empfehle es sich, ein Grund-
stück zu erwerben, um sich ein eigenes Heim und eine feste reale Grund-
lage für sein Bestehen imd für seine weitere Entwickelung zu schaffen.
Das sei sein Ideal, auf dessen Erfüllung man hinstreben müsse. (Bravo.)
Herr Moncorps wie der General-Sekretär erinnern daran, das die
Gewerbeausstellung 1896 erst am 1. Mai eröffnet wird, folglich keine Berliner
Zwiebelgewächse vorgeführt werden können. Herr Schreiber weist auf die
vielen Ausstellungen in England hin, nur dadurch wird die Liebhaberei ge-
fördert. Hr. Bluth ist nicht für die Ausstellung, er habe eine Blumenzwiebel-
Ausstellung nur empfohlen, um den Berliner Züchtern Gelegenheit zur
Vorführung zu geben und um zu verhindern, dass die Ausstellung, welche
eigentlich vom General-Sekretär vorgeschlagen sei, eine grosse werde. —
Im Programm-Ausschuss hat Herr Bluth fleissig mitgearbeitet und hatte
Herr C. Mathieu das fertige Programm zur Stelle.
Hierauf wurde in erster Lesung die Frage: Soll anfangs April 1895
eine Ausstellung von blühenden Zwiebeln, Knollen und Stauden
sowie von Spätobst stattfinden, mit grosser Majorität bejaht und dafür
Die Winterschiiden i8(|3 Q4 etc. aoi
ein Summe von 8— 10 000 M. ausgesetzt. Die zweite Abstimmung über die
Geldbewilligung findet am 30. August statt.
V. Herr O. Neumann bittet, seinen Antrag wegen Revision der Statuten als
ersten Gegenstand auf die nächste Tagesordnung zu setzen.
VI. An Stelle des zum Schatzmeister erwählten Herrn Hoflieferanten Loock,
Chausseestrasse 2 E, wird Herr Architekt Urban, der s. z. nach ihm die
meisten Stimmen erhalten hatte, in den Ausschuss für Revision der
Kasse und der Bibliothek erwählt.
VIT. Der General-Sekretär beantragt, eine Anzahl minder wichtiger, besonders
älterer landwirtschaftlicher Werke zu veräussern event. zu verschenken,
um mehr Raum in der Bibliothek zu erlangen. Der Vorstand hat dies
bereits genehmigt. Der Ausschuss für Revision der Kasse und der
Bibliothek soll die bezeichneten Bücher einsehen und entscheiden.
Das Preisgericht, bestehend aus den Herren: Bacher, Junge, Ullrich,
Weidlich, hatte folgende Preise zugesprochen:
1. Herrn Obergärtner Max Hessdörfer, Charlottenburg, für Aspa-
ragus Sprengeri 1 kleine silberne Vereins-Medaille.
2. Herrn Otto Mann, Kunst- und Handelsgärtner in Leipzig, für
Gladiolen 1 kleine silberne Medaille.
3. Herrn Gärtnereibesitzer J. T üb b ecke, Stralau, für Gurken den
Monatspreis von fünfzehn Mark.
4. Herrn Obergärtner F. Haase, Sommerswalde, für Orchideen ein
Ehrendiplom.
Aufgenommen wurden die in voriger Sitzung Vorgeschlagenen.
V. Pommer Esche. Wittmack.
Die Winterschäden 189394 mit meteorologisch-botanischen
Reflexionen.
(^^ Von Kommerzienrat H. Köhler.
ch komme in diesem Jahre etwas spät zu meinen Mitteilungen, indem ich
durch längeres Verweilen im Süden verhindert war, Bericht zu erstatten.
Im grossen und ganzen können wir mit dem letzten Winter wohl zu-
frieden sein, denn besonders hohe Kältegrade hatten wir nicht zu verzeichnen.
Xur etwa das erste Drittel des Januar brachte intensivere Kälte zwischen
12 und 19 Grad Celsius unter Null. Diese würden nun gewiss in keiner Weise
Schaden verursacht haben, hätte nicht mehrere Tage hintereinander ein ganz
abscheulicher Ostwind gewütet, welcher besonders infolge des geringen Schnees
da und dort Schaden anrichtete.
Meine Befürchtungen, dass besonders Koniferen dadurch gelitten haben
müssten, sind jedoch so gut wie unbestätigt geblieben, denn selbst die im
zentralen Deutschland empfindliche Pseudotsuga Douglasii und Tsuga Mertensiana
haben gut Stand gehalten. Nur einige von mir von neuem angeschaffte Varietäten
der Chamaecyparis Lawsoniana haben sich auch in diesem Winter nicht als
genügend hart erwiesen und sind von mir aus der Liste der hier verwendbaren
Ä02 Diß Winterschäden 1893/94 etc.
Koniferen gestrichen worden. Ebenso habe ich die letzten Exemplare der
Picea sitchensis (Menziesi Carr.) entfernt. Dieselben haben mir nie Freude be-
reitet, denn selbst die schönsten Exemplare gehen in wenigen Jahren zugrunde,
oder fristen höchstens ein elendes Dasein. Es ist dies eben eine Konifere,
welcher nur das Seeklima behagt, und die bezüglich des Bodens mehr Ansprüche
macht, als sämtliche anderen Piceen.
Bei den Laubhölzern liegen die Verhältnisse merkwürdiger Weise un-
günstiger, was insofern nicht zu begreifen ist, als das Ausreifen des Holzes in
diesem warmen Sommer doch hätte stattfinden müssen. Selbst Ailanthus
glandulosus hat teilweise gelitten; noch mehr Morus und Tamarix. Auch Edel-
kastanien und Platanen haben viele tote Aste aufzuweisen. Selbst an den
Obstbäumen findet man allenthalben viel trockenes Holz. Möglich, dass nicht
alle diese Schäden auf Frost zurückzuführen sind; vielmehr möchte ich glauben,
dass infolge der Trockenheit die Holzbildung keine so widerstandsfähige wurde.
Sogar Buschwerk hat teilweise gelitten, Budleya curviflora z. B. ist fast ganz
erfroren, trotzdem 3 Exemplare in meinem Arboretum eine Reihe von Jahren
fast alle Winter gut überstanden haben. Unmöglich ist es auch nicht, dass
ein weiterer Grund in dem meist schneefreien Boden zu suchen ist, durch
welchen der Frost im Januar tief ins Erdreich gedrungen sein muss. Ich
folgere dies umsomehr, als besonders der Epheu hier zu Lande abermals
stark gelitten hat und eine Anzahl Stauden und überhaupt perennierende
Pflanzen zugrunde gingen.
Was nun- die Überwinterung meiner Palmen, der Chamaerops excelsa
anlangt, so habe ich zu berichten, dass dieselben, allerdings nur in Stroh
gepackt, nicht ganz tadellos überwintert sind. Wenn ich sage, nicht ganz
tadellos, so bezieht sich dies jedoch nur auf das Zugrundegehen einer Anzahl
von Blättern, welche unbedingt erhalten bleiben müssen. Zwei bis drei gute
Blätter sind nicht genügend, denn die Pflanze soll von Anfang April ab, wenn
sie von ihrer Winterhülle befreit ist, eben ein tadelloses Ansehen haben.
Schwierigkeiten bereitet eben immer noch eine geeignete Verpackung während
der Winterzeit. Die betreffenden Pflanzen mit doppelten Holz- oder Thonzylindern
zu schützen, halte ich für überflüssig, nachdem erwiesen ist, dass der Winter
1892/93 die Pflanzen nicht zugrunde richtete, und deshalb schlage ich vor, von
der früheren Überwinterungsmethode ganz abzusehen und nur eine gute Stroh-
verpackung vorzunehmen, welche jedenfalls am besten folgendermassen aus-
geführt wird: Man binde erst die Herzblätter separat mit Stroh ein, alsdann
füge man 1 bis 2 Blätter um die Strohpackung und gebe abermals Stroh um
die fest zusammengebundenen Blätter; dies setze man fort bis sämtliche Blätter
eingebunden sind. Man sehe darauf, dass das Ganze einen geraden Strohzylinder
bildet, so dass man bei ganz aussergewöhnlicher Kälte unter 10 Grad noch
einen Reservestrohzylinder oder auch Holzzylinder mit Deckel darüber stülpen
kann. Bei eintretendem wärmeren Wetter über Null entferne man den be-
treffenden Zylinder. Durch diese Manipulation wird der Palme leichter Luft
und Wärme zugeführt und ich glaube, dass fast mit absoluter Bestimmtheit auf
ein Gelingen durch diese Überwinterungsmethode zu rechnen ist, besonders
wenn die Pflanze mehrere Jahre auf einem Standort verweilte. Im ersten
Winter werden stets eine Anzahl Blätter zugrunde gehen, doch mit der Zeit
werden die Blätter eben widerstandsfähiger.
Die Winterschäden 1893/94 etc. A33
Bezüglich der Rhododendron möchte ich mir noch einige Mitteilungen
erlauben, da ich meine, dass dieselben von allgemeinem Interesse sind. Es
herrschten in früheren Zeiten, wie bekannt, ganz verkehrte Anschauungen be-
züglich der Winterhärte dieser Pflanzen, denn während vor 25 Jahren höchstens
R. Cunninghami für winterhart gehalten wurde, haben sich im Laufe dei Zeit
auch R. ponticum und R. Catawbiense dazugesellt. Seit einer Reihe von Jahren
habe ich diese zwei Spezies ebenfalls ungedeckt gelassen und ich kann nur sagen,
dass sich dieselben besser als R. Cunninghami gehalten haben, denn im Winter 1892/93
haben letztere ohne Ausnahme gelitten, während die ersteren den Winter vor-
züglich überdauerten, abgesehen von einigen 2 bis 2Y2 m hohen Exemplaren,
welche in voller Sonne standen, und heute noch stehen, aber wieder vollständig
intakt sind, was ich von R. Cunninghami nicht sagen kann.
Dadurch ermutigt, habe ich vor zwei Jahren auch einige Exemplare von
Rhododendron-Hybriden (es dürfen jedoch keine Pflanzen sein, welche durch
künstliche Mittel im Winter erhalten werden, es müssen eben Exemplare sein,
welche bisher im Freien ohne Winterschutz erzogen wurden) in den Gruppen
an schattiger Stelle verwendet, und ich kann nur berichten, dass dieselben in
diesem Jahre in voller, üppigster Blüte stehen. Im Winter 1892/93 sind aller-
dings die Knospen erfroren, allein die Pflanzen haben sonst fast garnicht ge-
litten, trotzdem wir ein Minimum von 28 Grad hatten. Ich bedauere nur, dass
ich die Sorten nicht bezeichnen kann, werde mich aber bemühen, dies weiter
zu verfolgen, indem gerade dunkelrote Sorten zur Abwechslung zwischen
R. ponticum und R. Catawbiense sich vorzüglich eignen, auch weisse im Gemisch
ein prächtiges abwechselndes Bild bieten. (R. Cunninghami blüht früher.)
Allerdings pflanze ich meine Rhododendron in die beste sich eignende
Moorerde. Thut man dies nicht, so gehen nach und nach die Pflanzen zurück.
Die Blätter werden kleiner und die Blüten ärmlicher, was alsdann auch un-
günstig auf die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen wirkt. Ich möchte deshalb
den vor einiger Zeit gegebenen Vorschlag eines gärtnerischen Blattes nicht
acceptieren, Rhododendron in jeder beliebigen Erde zu kultivieren, wenn ich
auch zugebe, dass sich im Notfälle eine leichte sandige Erde dazu eignet.
Wie ich nun schon früher andeutete, dürfte die Einführung und Ent-
wickelung solcher empfindlicher Pflanzen nicht allein der Akklimatisation,
sondern auch der allmählichen Erwärmung unserer W^intertemperaturen zu
danken sein, und ich habe bereits in meiner Schrift; »Die Pflanzenwelt und
das Klima Europas«*) diese Frage eingehender behandelt. Wie ich schon in
derselben hervorhob, ist durch den russischen Meteorologen Woiekoff nach-
gewiesen worden, dass sich das Klima in Petersburg seit etwa 150 Jahren er-
wärmt hat.
Ich habe mich leider bis jetzt vergeblich bemüht, meteorologische, lang-
jährig fortlaufende Tabellen von deutschen Stationen zu erhalten. Leider ist
mir dies noch nicht, wenigstens nicht in ausreichender Weise, gelungen. Ich
habe mich deshalb nach Berlin gewendet, aber auch dort befinden sich die-
selben noch in Arbeit, und Averde ich, sobald dieselben erschienen sind, den
zweiten Teil meiner »Pflanzenwelt« beginnen.
Erst vor einigen Tagen kam mir nun doch eine Arbeit des bekannten
Meteorologen P. Polis in Aachen zu Gesicht. Dieselbe behandelt die Sonnen-
Erschienen bei Paul Parey in Berlin.
434
Die Winterschäden i8q3/()4 etc.
flecken und ihren Einfluss auf die Temperaturverhältnisse in der meteorolo-
gischen Zeitschrift: »Das Wetter«, (herausgegeben von Prof. Dr. Assmann).
Dieselben sind in zwei Rubriken geteilt, und zwar sind es zunächst die
Jahre 1830—1860 und 1861 — 1891 (resp. 1893). Ich gebe dieselben untenstehend
wie folgt:
Jahresmittel
Wintern!
Sommerm.
83o + 9,4 C.
— 1,9 c
+ 16,4 c.
83. +10,7 „
+ 2,6 ,
+ 17,2 „
832 -)- 9,5 „
-i-3,i ,
+ iö,q
,
833 -f 8,9 „
+ 3,0,
, +i5,5
,
834 -\- 9,1 „
+ 0,8 ,
+ 19,5
,
835 4- 7,8 „
+ 0,3 ,
, + r6,7
,
836 + 8,1 „
— 1,2 ,
+ i5,2
,
837 + M „
— 1,4 ,
+ i5,8
,
838 + 7,8 „
— 3,4 ,
+ i5,8
,
839 + 9,2 „
+ 1,4,
+ 17,0
,
840 + 8,3 „
+ 2,8,
, +i5,7
,
841 -)- io,q „
— 0,8 ,
+ 16,8
,
842 + q,8 „
+ 3,1 ,
+ 18,6
,
843 + q,Q „
+ 3,1 ,
+ 16,5
,
844 + 8,7 „
+ 2,0 ,
+ i5,4
,
845 + 8,4 „
— 1,3 ,
+ 16,6
,
846 -|- 10,7 „
+ 5,0 ,
+ 19,7
,
847 + 9,2 „
— 0,Q ,
, +17,5
,
848 + 9,5 „
+ .,6 ,
+ 16,5
,
849 + 9,7 „
+ 3,2 ,
+ 16,6
,
85o + 9,2 „
+ 2,0 ,
, +17,1
,
85 1 '+ 9,4 „
+ 3,5 ,
, + >7,3
,
852 + 10,2 „
+ 3,4,
+ 18,0
,
853 4- 8,5 „
+ 4,2 ,
, +'7,i
,
854 + 9,5 „
+ 0,7 ,
+ 16,1
,
855 + 8,0 „
— 0,4 ,
, +17,2
,
856 -j- 10,2 „
+ 2,6 ,
+ 17,9
,
857 -|- 11,0 „
+ 3,5 ,
, + 19,3
,
858 + 9,8 „
+ 3,0 ,
+ 18,4
,
85q 4- 10,9 „
-^4,5 ,
+ 19,3
,
860 + 8,9 „
+ 2,0 ,
+ i5,8
,
S. +288,1 C.
S.+72,7 C
]. S. +5 29,4 C.
minus 11, 3
+ 61,4 (
Jahresmittel
8(H +10,1 C
862 +11,0
863 -]- io,q
864 + 9,0
865 + 10,8
866 -^ 10,8
867 + 10,0
$68 + 1 1,7
869 + 10,2
870 + 9,1
871 + q,o
872 +.1,4
873 + 10,4
874 + 10,4
875 + 10,4
876 -f 10,8
877 + 10,5
878 + 10,6
879 + 9,0
880 + 10,8
881 + 9,8
882 + 10,1
883 -}- 10,0
884 + 10,7
885 + 9,6
886 + 10,0
887 + 9,2
888 + q,3
889 + 9,2
890 + 8,8
8qi + q,2
Wintern!
+ 2,4C
+ 3,8
+ 5,3
+ 2,5
+ 1,5
+ 5,3
+ 5,1
+ 3,0
+ M
+ 1,5
+ 0,3
+ 3,9
+ 4,'3
+ 4,4
+ b,5
+ 4,0
+ 1,8
+ o,q
+ 3,0
+ 3,4
+ 4,3
+ 4,0
+ 3,6
+ 1,0
+ 2,0
+ 0,9
+ 2,8
+ 2,1
— 1,2
Som
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
+
1
-r
+
+
+
+ 3i2,8C. S.+97,i C. S.+5
minus 1,2 „
nerm
8,1 C
(j,4
7,5
6,0
7,4
7,4
6,8
9,7
'"',7
7,4
7,1
6,5
8,2
7,9
8,1
8,6
8,3
7,7
7,4
7,7
7,8
6,0
7,'
7,8
7,1
7,0
8,3
6,5
7,-"'
5,8
6,0
7,6 C.
-L 95,9 C.
Aus diesen Tabellen geht zur Genüge hervor, dass sich auch in Aachen
die klimatischen "^""erhältnisse verschoben haben, und dass die Jahre 1^30 — 1860
wesentlich kälter waren, als die darauffolgenden 1860—1891. Summieren wir
sämtliche Jahresmittel von 1830—1860, so erhalten wir die Gesamtzitfer von
288,1 Grad Celsius. Summieren wir dagegen die von 1861 — 1891, so erhalten
wir 312,8 Grad, oder es ist in den letzten 31 Jahren um 24,7 Grad wärmer ge-
worden, was einer Erhöhung der Temperatur um circa '-'/^ Grad entspricht.
Summieren wir weiter das Wintermittel, so stellt sich der Beweis noch Aiel
überzeugender, denn in den Jahren 1S30 — 1860 stellt sich das Gesamtplus auf
61.4 Grad, während sich dasselbe von 1861 — 1891 auf 95,9 stellt. Das ist also
34.5 höher. Diese Ziffern beweisen zur Genüge meine früheren Behauptungen,
Die Winterschäden i8q3/()4 etc.
435
dass lediglich die Wärmezunahme den Wintermonaten zugute gekommen ist,
ja noch mehr, der Winter absorbierte noch weitere 10,2 Grad von der gesamten
Jahreswärme zu seinen Gunsten, und wie aus dieser Tabelle noch ganz be-
sonders hervorgeht, sind die Temperaturen ausgeglichenere geworden, da in
der ersten Tabelle von 1830—1860 die meisten Minus, aber auch die grössten
Plus zu finden sind, denn die Minus-Temperaturen sind 8 mal verzeichnet,
und die Maxima 3 mal über 19 Grad, während die Tabelle 1861 — 1891 nur eine
einzige Minustemperatur und eine einzige über 19 Grad bringt.
Die Sommertemperaturen stehen sich in beiden Tabellen ziemlich gleich,
denn dieselben betrugen 1830— 1S60 529,4 und 1861 — 1891 537,7, also eine kaum
nennenswerte Ditferenz. Immerhinist sie doch interessant, indem sie ebenfalls
den bestehenden Anschauungen widerspricht, dass es nämlich im Sommer
kühler geworden sein solL Man führt neben so manchem anderen in's
Feld, dass die Trauben nicht mehr so wie früher reifen, oder man sagt auch,
der Weinbau ist in Deutschland merklich zurückgegangen. Ich will dies gern
zugeben, allein ich suche den Grund in einem ganz anderen Vorkommnis, näm-
lich dem, dass eine Ausdehnung des ozeanischen Klimas von Westeuropa aus
stattgefunden hat, und mit einer gleichmässigeren Verteilung der Wärme und
einer Vermehrung trüber Tage und grössererFeuchtigkeiteinverminderterSonnen-
schein eingetreten ist, welcher zum Reifen der Trauben eben nicht mehr genügt.
Aber auch das von Berlin erhaltene geringe Material beweist, dass schon
früher, also vom Jahre 1730 — 1830, ganz ausserordentlich tiefe Monatsmittel
verzeichnet wurden. Jch gebe diese nochmals mit einigen Erläutervmgen, muss
aber leider bemerken, dass mir dieselben nur für die Jahre, wo das Mittel
unter 5" sank, zur Verfügung standen, immerhin geben diese aber doch
ein Bild von den damals extremen Temperaturschwankungen.
Januar
1740 . . 8,4 C.
1755 • • 5,8 »
1767 . . 7,0 »
1776 . . 8,9 »
1784 . . 6,8 »
1795 • . 8,4 »
— 1803 . . 8,5 »
— 1805 . . 6,8 »
— 1809 . . 6,0 »
— 1823 . . 11,5 »
— 1826 . . 6,4 »
Stellen wir nun in derselben Weise die Monatsmittel unter 5 Grad Celsius
der letzten 61 Jahre zusammen, so ergeben sich von den Jahren 1830—1891,
also in derselben Zeit, in welcher die Aufnahmen in Aachen gemacht worden,
folgende Monatsmittel
unter 5 Grad Celsius: keines i8qo . . 7.^ C. 18-^8 . , .s.2 C.
61
Jahren.
Dezember
1788 . . 11,2
C
1799 . • 5,1
»
1804 . . 5,2
»
1808 . . 5,9
»
1812 . . 7,2
»
1829 . . 8,5
»
Februar
1740 . . 7,8
C. ]
1755 • • 6,7
»
1799 • • 5,8
1814 . . 7,1
»
»
in
1827 . . 6,7
»
—
■ hundert
Jahren.
Dezember.
Januar.
Februar.
keines
1830 . . 7,3 c.
1838 . . 5,2
—
1838 . . 9,9 »
1841 . . 5,7
—
1840 . . 6.5 »
1845 • • 6,3
—
1848 . . 9,4 »
1855 • . 8,1
—
—
18Ö5 . . 5,7
—
—
1870 . . 5,9
Anß Die Winterschäden 1893/94 etc.
Vergleichen wir nun diese Monatsmittel der letzten 61 Jahre mit denen der
Jahre 1730 — 1830, so finden wir eine ganz entschiedene Abnahme der geradezu
unglaublichen Temperaturmittel, denn während in der oben genannten Zeit von
100 Jahren 22 mal solche unter 5 Grad verzeichnet wurden, und sogar solche
mit — 11,2 und — 11,5 Grad, finden wir in den letzten 61 Jahren nur solche 10 mal
verzeichnet. Der Dezember bringt diese gar nicht mehr, der Januar nur 4 mal.
dagegen der Februar 6 mal. Es ist deshalb anzunehmen, dass infolge der Ver-
schiebung der tiefsten Monatsmittel mehr nach dem Ende des Winters, also
nach dem Februar zu, auch eine Verschiebung der Winter stattgefunden hat,
also demzufolge eine Verschiebung der Herbste eingetreten sein muss, und
folgerichtig auch ein späterer Eintritt des Frühjahres.
Diese eingetretenen Witterungsverhältnisse bringe ich nun mit der Akklimati-
sation der Pflanzen im allgemeinen in Verbindung; denn würden wir solch
extreme Monatsmittel, wie wir sie in den Jahren 1788 und 1823 hatten, wieder
zu verzeichnen haben, ich bin überzeugt, unsere Gärten würden mit einem
Male ganz ungeheure Verluste aufzuweisen haben. Gerade die langsame
Erwärmung hat es ermöglicht, nach und nach eine ganze Anzahl Pflanzen ein-
zuführen, welche im entgegengesetzten Falle zugrunde gegangen wären. Eine
Pflanze geht selten in einem Winter zugrunde, sondern allmählich, denn erst
bei eintretenden sich wiederholenden kälteren Wintern erliegt sie lang-
sam den ungewohnten Witterungsverhältnissen.
Ich schliesse mich deshalb den Worten des Herrn Dr. Günther Ritter
Beck von Mannaghetta in Wien an, welcher in seinem Vortrage über die Akkli-
matisation von Pflanzen zum Schluss sagt: „Die Akklimatisation von
Pflanzen ist kein Hirngespinst, sondern sie ist heute eine mit Erfolg
betriebene Kunst des menschlichen Wissens, insbesondere ist sie
ein Triumph der Gartenkunst geworden", und sie ist es um so mehr,
als dieselbe durch das Ausnahmeklima Nordeuropas ausserordentlich begünstigt
ist, und scheinbar noch begünstigt wird. Hätten wir statistische Tabellen über
Temperaturmessungen des Golfstromes resp. des atlantischen Ozeans, in Ver-
bindung mit einer meteorologischen vStation auf Island, so müssten diese einfach
eine allgemeine Erwärmung ergeben, und nicht allein eine solche des Wassers,
sondern auch der Luft. Die allgemeine Erwärmung der Luft über dem atlan-
tischen Ozean ist die Ursache für das Zurückdrängen des kontinentalen Klimas.
Die dort fast stets bestehenden Minima verursachen jenes ausgleichende Klima,
welches eben insbesondere der Akklimatisation zugute kommt, und trotz einer
allgemeinen Erwärmung den Sommer infolge des Fehlens der Sonnenstrahlen
kühler erscheinen lässt. Dies ist aber kein Fehler, wenigstens nicht für die
bei Aveitem grössere Zahl der Gartenpflanzen, sondern ein Nutzen. Eine grössere
Feuchtigkeit im Winter und weniger intensive Kältegrade werden besonders
den Koniferen und vielen anderen Pflanzen zugute kommen, und die Versuche
des Herrn John Booth, welche mehr und mehr Anerkennung finden, sind eben
auch durch diese klimatischen Vorkommnisse begünstigt worden.
Wenn man übrigens glaubt, dass die Ueberführung erwärmter Luft und
Feuchtigkeit mit dem südlichen Kamme des Alpengebietes ihren Abschluss
findet, so ist man vollständig im Irrtum. Ich habe nun schon seit Jahren in
Arko Beobachtungen gemacht, welche mir den Beweis brachten, dass, wenn es
in Nordeuropa kalt ist, dies auch in Südeuropa der Fall ist, besonders aber
Frühohstausstellung zu Erfurt. 4^7
im nördlichen Italien; auch an der Riviera kommen unsere Witterungsverhältnisse
meistens zur Geltung. Finden in Deutschland ergiebige Niederschläge statt, so
haben wir sie meistens auch dort. Haben wir strenge Winter, dann ist es auch
gewöhnlich im Süden kalt. Die zweite Hälfte des Alai und Anfang Juni waren im
Süden in diesem Jahre ebenfalls kühl und regnerisch. Der A^ergangene Winter
war dort wie hier ziemlich mild. Der abnorme Winter 1892/93, welcher jedoch
in Deutschland nicht annähernd jene ganz enorm anhaltenden Kältegrade er-
reichte, als in früherer Zeit, war auch in Italien ein ganz abnorm kalter, denn
Turin brachte ein Minimum von 20 Grad unter Xull, an der Riviera bis 8 Grad,
Mailand 16 ^ u. s. w.
Ich muss deshalb voll und ganz bei meiner Anschauung beharren. Den
Einwirkungen des Golfstromes und des ganzen atlantischen Ozeans mit seinem
ungeheuren Luftgebiet wird viel zu wenig Beachtung inbezug der klimatischen
Einflüsse auf ganz Europa geschenkt. Der atlantische Ozean ist der Wetier-
macher der alten Welt, und je nachdem die erwärmten ganz unglaublichen
Luft- und Wassermassen die Küsten Europas berühren, und schon berührt
haben, werden sich die Temperaturverhältnisse in steigender oder fallender
Linie bewegen, und auch früher bewegt haben. Würde der Golfstrom
anstatt nach der europäischen, nach der amerikanischen Seite fliessen, wie dies
vielleicht vor der Bildung der Halbinsel Florida der Fall war, so würden wir
unser Ausnahmeklima sofort verlieren; vielleicht würde sich Europa langsam
in die Eiszeit zurückversetzt sehen, denn es soll nach der Aussage von
Meteorologen eine nur 4 — 6 gradige Durchschnitts-Minderwärme dazu gehören,
um dies zu bewerkstelligen. Doch vor der Hand ist dazu keine Aussicht vor-
handen, und deshalb müssen Gärtner und Laien der Akklimatisationsfrage m^ehr
Aufmerksamkeit schenken als bisher, denn allem Anschein nach befinden
wir uns thatsächlich in einer Periode der Erwärmung, oder min-
destens in einer solchen der Ausgleichung des Klimas.
Frühobst-Ausstellung zu Erfurt vom 5. bis 9. Juli 1894.
Von Hofgärtner Hoff mann.
'^^^ffp (Fortsetzung.)
'ngleich lebhafter war indessen die Beteiligung der Aussteller bei den
Kirschen. Hatte doch allein eine Firma: L. Späth-Rixdorf, eine
92 Kirschen-Sorten enthaltende Sammlung ausgestellt, unter denen als
besonders gut ausgebildete Früchte: Hedelfinger Riesen (schw. Knorpelkirsche),
Büttners späte rote (bunte Knorpelkirsche), Königin Hortense (Glaskirsche,
Hybride), doppelte Glaskirsche (Glaskirsche), süsse Amarelle (Amarelle),
Werder'sche frühe LIerzkirsche (schw. Herzkirsche) hervortraten. Die ganze
Aufstellung erhielt aber besonders infolge der nach Klassen geordneten Ein-
teilung der Früchte ein klares, übersichtliches Gepräge, und wurde das Interesse
noch mehr hervorgerufen unter Angabe betr. Reifezeit durch je eine Zeich-
nung zweier Durchschnittsfrüchte der 94er Ernte sowie Beifügung betreffen-
der Kerne im Glasbehälter nebst durchschnittl. Gewichtsangabe von je
10 Früchten sowie je 10 Steinen betreff. Sorte. Man ist wohl berechtigt zu sagen,
438
Frühobstausstelluna zu Erfurt.
dass wenn ein jeder der Aussteller in so exakter Weise seine Produkte aus-
stellen würde, nicht nur damit die Uebersicht und Einteilung dieses so
schwierigen Materials erleichtert, sondern auch — und das scheint mir von
besonderer Wichtigkeit — alle die Ausstellung besuchenden Liebhaber und Laien
würden mit einem viel grösseren Interesse und mit viel grösserer Beachtung
unseren gärtnerischen Erzeugnissen sowie Arbeiten im allgemeinen begegnen.
Unordnung und Unsicherheit, Mangel an übersichtlicher Einteilung unserer
Erzeugnisse werden nie die Hochachtung des Publikums auf die Dauer zu
erwerben imstande sein.
Ausser bereits genannten Obstbaugenossenschaften beteiligten sich hier als
Aussteller: E. Stoll-DöUstädt (mit 12 Sorten), J. C. Schmidt-Erfurt,
Rob. Lutz und Gott, Zentgraf-Gr. Eahnern, A. Witter-Gierstädt bei Gotha,
E. Schütz und O. Degenhardt -Kl. Fahnern, Landesbaumschule -Gotha,
/
Giesler-Witterda. L'nter den Lokalsorten j^aradierte namentlich die hier und
in Gotha bekanntere Sorte: Türlvine, und zwar in den 2 Abarten frühe und späte
oder sogenannte Zotteltürkine, eine schon vor zirka 100 Jahren durch einen
Pfarrer Siecler zum allgemeinen Anbau empfohlene Frucht, welche in Gotha und
Umgegend als ausserordentlich reichtragend bezeichnet wird. Ausserdem trat
noch eine 2. Sorte: Fahner'sche frühe Maikirsche, eine sehr grosse schwarz-
braune Frucht, wesentlich hervor. Als zum Massenanbau geeignet werden
von L. Späth nachstehende Sorten empfohlen: unter den schwarzen Herz-
kirschen: Früheste der Mark, Schleihahn's Kirsche; als bunte Herzkirsche:
Eltonkirsche; als schwarze Knorpelkirsche: Walpurgiskirsche, Hedelfinger Riesen,
Schreckenskirsche; unter den bunten Knorpelkirschen: grosse Prinzessinnen-
kirsche; an Süssweichseln: rote Maikirsche, Süssweichsel von Olivet; unter
den Glaskirschen: Schöne A'On Choisy, grosser Gobet; an Amarellen: Königliche
Amarelle. In erster Stelle aber stand die Beteiligung in Stachelbeeren, und
unter den namhaften Einsendungen traten jedenfalls die Früchte der Beeren-
und Schalen-Obstschulen des Garten-Inspektor Maurer-Jena in erster Linie
hervor, sodann die Firma C. Platz & Sohn-Erfurt mit einem 170 Xummern
zählenden Sortiment sowie der ca. 72 Sorten haltenden hochstämmigen Stachel-
und Johannisbeeren-Sammlung, in der Ausstellung in freiem Grunde aus-
gepflanzt; ferner Ad. Stolze - Eisleben mit gleichfalls gut ausgebildeten
Früchten; J. C. Schmidt-Erfurt; Kliem-Gotha; G. Ruge-Bussleben; Gottfr.
Haage sen. -Erfurt mit einer ca. 60 Sorten haltenden Sammlung; Pomologen-
Gesellschaft- Altenburg mit ca. 30 Sorten, sowie C. Huber-Kassel, Pomologisches
Institut. Mit Neuheiten traten auf: H.Maurer-Jena, J.C.Schmidt-Erfurt. Von
letzterer Firma war, um die Neuheit zu besprechen, eine grüne langgeformte Säm-
lingsfrucht ohne Namen und leider ohne Angabe des Aromas. Reifezeit und
Tragfähigkeit ausgestellt, von H. Maurer- Jena dagegen eine ganz vorzügliche
Frucht: Früheste von Neuwied, welche als eine der frühesten Sorten sehr grosse
längliche, grün-gelbe Früchte, vorzüglich an Aroma, zeitigt, und als reichtragend
bezeichnet wird. Zu den für die Tafel und zur Anpflanzung in Haus-
gärten empfohlenen Sorten gehören nach Maurer: rotfr.: Jolly miner, Roaring
lion, Sämling von Maurer: grünfr.: Smiling beauty, nettle green, Green overall;
gelbfr.: Prince of Orange, Two to one, Golden yellow: weissfr.: Shannon,
Primrose, Whitesmith. Zu den Sorten zum Massenanbau, Weinbereitung etc.;
frühe: Jolly miner, Sämling von Maurer, Globe yellow; mittelfrüh: Industry,
Frühobstausstellung zu Erfurt. 4*^0
Whitesmith; spät reifend: Jolly Angler, und, von Nathan-Rottweil besonders
zur Weinbereitung empfohlen: Mountain seedling. Zum Einmachen eignen
sich besonders: Green willow, Green Ocean, Emeralde. Als „Preise-Stachel-
beeren, also Ausstellungsfrüchte, sind zu nennen: Leveller, Antagonist, Green
Overall, Roaring lion, Wonderful. Die gleichzeitig von Maurer vorgeführten
amerikanischen Sorten: Cluster, Cluster seedling, mountain seedling, Houghton
seedling, alles verhältnismässig kleine Früchte und zu Weinbereitungszwecken
empfohlen, bedürfen wohl noch zunächst einer längeren Beobachtung. Die
Antwort auf die Fragen bezüglich Fressens und Pflückcns lautet an sich un-
günstig, sofern das Pflücken sehr zeitraubend und bezüglich des Fressens die
kleinen Früchte bei ihrer dickschaligen Beschaffenheit viel Rückstände liefern.
Zum Beweise der Zuchtformen und Tragbarkeit hatte Maurer die Sorten: Jolly
Angler, Industry, Yellow lion, früheste von Neuwied, in zweiarmigen Kordons ge-
zogen, vorgeführt und dürfte jedenfalls diese Form sich bald viele Freunde
erobern. Als lo beste rauhschalige empfiehlt J. C. Schmidt-Erfurt: grün-
gelbe: deutsche runde rauhe grüne, deutsche rauhe gelbe, deutsche frühe rauhe,
weisse: XuUo; rote: Sportsmen, Prince Albert, deutsche grosse rauhe, Red
Orleans, Whinhams Industry. Zu den lo wirtschaftlich besten Sorten rechnet
Kliem-Gotha: Roaring lion. Golden brown. Yellow lion, Duke of Bedford,
Whinhams Industry, Prinz Regent, Emeralde. Maid of the mill, Mahlesfield,
Shanon. — Dass es an Obstsäften, Fruchtweinen etc. sowie den üblichen Garten-
geräten nicht mangelte, durfte wohl erwartet werden. Ein Umstand aber, der
nicht als nachahmungswert bezeichnet werden kann, bekundete sich darin, dass
die Ausstellungshalle, die vor dieser Zeit der Hunde-Ausstellung gedient, als eine
gewissermassen hinter den Coulissen plazierte, sowohl bezüglich Lage wie ihrer
ganzen Ausstattung nach ziemlich unleidlich war. Die volle Sonne brannte dem
Beschauer hier auf den Rücken oder in's Angesicht, Wind und Luft hatten un-
gehindert Zutritt, sodass bereits nach 3 Tagen, von der Eröffnung ab, die
Früchte ihr Ansehen zum grössten Teil eingebüsst hatten. Angesichts der
grossen Anstrengung, welche die Gärtner Erfurts zur Ausschmückung des
ganzen Ausstellungsplatzes aufgewendet, ja der Ausstellung durch ihre A^er-
mittelung erst der entsprechende Reiz verliehen worden war, stand die Aus-
stellungshalle für Obst im hintersten der Winkel im schreienden Missklang.
Bescheidenheit ist ja eigentlich ein Charakteristikum des deutschen Gärtners,
an sich gewiss eine grosse Tugend — aber bei solchen Gelegenheiten dünkt
mir diese Tugend vom Uebel! Der Industrie gegenüber dürfen wir unsere
Arbeiten und Errungenschaften mindestens mit der gleichen Berechtigung sehen
lassen! — Die Mühe und Arbeit aber, welche die an der Ausstellungs-
leitung beteiligten gehabt, sowie das jederzeit liebenswürdige Entgegenkommen
der gärtnerischen Kreise Erfurts, uns, den Gästen gegenüber, werden jeder-
zeit in allen Herzen der Besucher den vollsten Ausdruck des Dankes zurücklassen!
Die neue Nelke ,,Uriah Pike''.
Hierzu Abb. 87.
[^ur Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues am 31. Mai d. J.
waren, wie wir Heft 12, Seite 313 berichtet haben, 20 Blumen der ganz
dunklen, tief- und doch leuchtend sammetroten Nelke „Uriah Pike'-', von Herrn
440
Die neue Nelke „Uriah Pike."
Geo Reid, 26 Kent House Road, Lower Sydenham, London, trefflich in Wachs-
papier gehüllt, angekommen, desgleichen 2 Photographien der Häuser des Züchters
dieser Nelke, George May. Heute geben wir die Abbildung des einen dieser
Häuser. Sie sind beide ziemlich gleich und jedes 160 Fuss englisch lang und
Abb. 87. Nelkenhaus für die Nelke „Uriah Pike" beim Züchter George May.
20 Fuss breit. Die Nelke „Uriah Pike" ist wohl die dunkelste und spielt schon
seit einigen Jahren in England eine grosse Rolle, da sie früh ist, reich und an-
dauernd blüht, nicht platzt und einen ausserordentlich starken Geruch hat. Im
übrigen siehe Seite 313. Sie ist fast auf allen Ausstellungen mit den ersten
Preisen gekrönt.
Ergehnisse der Düngungsversuche etc. /j/| T
Ergebnisse der Düngungsversuche mit Hydrangea hortensis
und Cineraria hybrida. [Fortsetzung.
§ 3-
Reihen -Aufsteilung.
Bezüglich Aufstellung der ^'el"suchs-Reihen wurden, dem Vorschlage des
Herrn Geh. Regierungsrat Prof. Dr. Mae reker zufolge, nachstehende, auf
die Hortensien-Kultur bezugnehmende 6 Reihen angenommen:
(I.) Stalldünger*) (Kuhdung).
(IL) Rübesam'sche Pllanzennahrung.**)
(III.) mineralische Salze (Mischung mit Superj^hosphat):
5 Teile Chlorkalium,
5 Teile Chilisalpeter,
1 Teil schwefelsaure Magnesia,
2,5 Teile Superphosphat.
(IV.) Mischung mit phosphorsaurem Kali:
5 Teile phosphorsaures Kali,
5 Teile Salpeter,
1 Teil schwefelsaure Magnesia,
1 Teil Gips.
{y.) Schwefelsaures Ammon.
(M.) Kontroll-Reihe (d. h. ohne jede Dunggabe).
Die Reihen II — V, jede Reihe zu lo Topfpflanzen, haben im \'erhältnis
von 5 Gramm auf i Liter Wasser (jeder Topf Vio Liter), jeden 8. Tag eine
Dunggabe zu erhalten; die Mischung ist eine Stunde vor Ausführung zusammenzu-
setzen. Bezüglich Reihe I erfolgte die Düngung im Verhältnis von i : 3 Teilen,
also 0,25 Liter Kuhdunglösung zu 0,75 Liter Wasser, ein Verhältnis, das, am
Schlüsse der 1S92 er Versuche als zu schwach wirkend erkannt, im darauf-
folgenden 2. Jahre durch volle Gährungslösung ersetzt wurde. Es erfuhren
daher nur die in Reihe I gedüngten Pflanzen bei den Versuchen 1893 eine
Veränderung, für alle übrigen Reihen blieb es bei der einmal 1892 aufgestellten
Anordnung. Die Pflanzen der Kontroll-Reihe, hier wie bei B., wurden an einem
jeden Düngungstage sämtlich mit Wasser gegossen.
Behufs Aufstellung der Versuchs - Reihen für Cineraria hybrida nahm
der Ausschuss folgende Reihen in Aussicht:
1. Kontroll- oder Gegen-Rcihe.
2. Kuhdung-Reihe (Kuhdung-Lösung).
3. Schwefelsaures Ammon 5 Gramm 1 ,^, , ...., ,
„, , ,^ ,. 1, ^, sogen. Wagnersches Aahrsalz.
Phosphorsaures Kali 27.2 Gramm J
4. Salpetersaures Ammon 2Y2 Gramm.
*) Die Kuhdung-Lösung wurde derart hergestellt, dass je i Teil Kuhdung mit i Teil Wasser
gemischt, diese Mischung circa 14 Tage warm gestellt und alsdann von allen festeren Bestand-
teilen, wie Stroh u. dergl., gereinigt wurde.
**) Ein von Dr. C. Rühesam-München 1886 erfundenes Präparat mineralischer Salze,
seit 1892 von C. W. Mietzsch-Dresden in den Handel gebracht und von betr. Firma in Handels-
gärtner-Kreisen auf Grund sechsjähriger eigener Versuche sehr empfohlen, wurde aus dieser
Veranlassung gleichzeitig einer Probe unterworfen.
I <o Ergebnisse der Düngungsversuche etc.
Phosphorsaures Kali 2 1/2 Gramm.
5. Schwefelsaures Ammon 5 Gramm.
Jede Reihe zu lo Topfpflanzen.
Auch hier wurden die Reihen 4 und 5 im Verhältnis von je 5 Gramm
Mischung zu 1 Ltr. Wasser sowie Reihe 3 im Verhältnis von je 7I/2 Gramm
Mischung zu 1 Ltr. Wasser, Reihe 2 in voller Lösung, mit einer jeden 8. Tag zu
erfolgenden LJunggabe bedacht.
II.
Versuchs-Ausführungen.
Hortensien.
Der Vorgang der Versuche stellte sich nun, der Ordnung nach, für
Hydrangea hortensis in 2 jähriger Kultur, folgendermassen:
Das erforderliche Stecklingsmaterial, in der Vermehrung des Herrn
Fr. Bluth-Gr. Lichterfelde herangezogen, bestand den Abarten nach aus den
3 Sorten: 1. grossdoldige mit grosser Blume, 2. grossdoldige mit kleiner Blume,
3. kleindoldige. Diese 3 Sorten gelangten für alle 4 Stationen zur gieichmässigen
Verteilung. Ebenso fand an allen 4 Stationen die gieichmässige Behandlung
dahingehend statt, dass die Pflanzen anfangs nach dem Verpflanzen schattig zu
stellen, dann der vollen Sonne, dem Regen etc. auszusetzen, über Mittag zu
schattieren, vom 20. Alai ab frei zu bringen seien. Ein jedes der 4 Ausschuss-
Mitgiieder hatte eingehende tabellarisch geordnete Aufzeichnungen zu bewirken.
Beginn der Versuche am 1. J\lai, wo die Stecklingspflanzen in 11cm Töpfe ge-
pflanzt wurden. Mit Beginn der 1. Dunggabe am 14. Mai stutzten wir die
Pflänzchen über dem 3. Blattpaare. Anfang Juni (3.) konnte man an den
Pflanzen eine besondere Entwickelung nicht bemerken, die Bewurzelung war
im allgemeinen nicht besonders*), Färbung der Blätter nur in den Reihen
I. und V. etwas dunkeler hervortretend, welche Färbung jedoch gegen Ende des
Monats sich in Reihe V. als besonderes Dunkelgrün geltend machte. Die Pflanzen
wurden am 27. Juni in 15 cm Töpfe eingepflanzt, und vom 9. Juli ab erst wieder
gedüngt. Gelegentlich der Besichtigung Ende Juli (29.) stellten Avir fest, dass
bezüglich des Höhen wuchses der Pflanzen ein Unterschied im allgemeinen
von 8 — 16 cm bestand; bezüglich derStärke, d.h. Durchmesser ca. 20 — 25 cm,
erwiesen sich die Pflanzen der Reihe IV. am Ivräftigsten und dann abnehmend:
diejenigen der Reihen Y., 111. . IL, I. und am geringsten Reihe VI.
Bezüglich Blatt-Färbung tritt als dunkelste die Reihe V. auf; hellgrün die
Reihe IV.; gewöhnlich grün die Reihen L, IL und III.; Reihe VI. zeigt eine her-
vortretend gelbliche Färbimg.
Bez. Bewurzelung ist diejenige der Reihen IL, III. und IV. am reichsten,
die der Reihe V. am geringsten und sind hier die Wurzeln kurz gedrungen,
auffallend gelblich gefärbt. Der Umstand, dass bei der Kontroll-Reihe VI. die
Bewurzelung, und dementsprechend das Wachstum der oberirdischen Teile, im
Durchschnitt zu den anderen Reihen sich schwächer, Neigung der Blattfarbe ins
gelblich grüne sich erweist, lässt auf eine in der Zahnaer Moorerde gering A^or-
handene Nährstoffsubstanz schliessen.
*) Eine vielleicht durch die zur damaligen Zeit eingetretene kältere Regen- und Luft-
einwirkung zu erklärende Erscheinung.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc. — Kleinere Mitteilungen.
443
Bez. Verzweigung steht diejenige der Reihe V. obenan, dann folgen die
Reihen IV., III. und IL, dann Reihe L und zuletzt Reihe VI.
Die letzte Dunggabe erfolgte am 17. September und die Pflanzen der Reihen
I.— VI. traten in die Ueberwinterungsperiode (im kalten Kasten) mit reicher
Vegetation der Reihen I. — V. ein.*)
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Zwei neue Ziersträucher.
Lemoine in Nancy bietet uns zwei
weitere Neueinführungen aus dem
Amurgebiete an, welche bei uns winter-
hart sind und mit denen ein Anpflan-
zungsversuch sich lohnen dürfte.
1. Panax seniliflorum Rupr.
et Max.
Der Strauch wird 0,50 — 1 m hoch,
die Stengel sind aufrecht, unbewehrt,
die Blätter elliptisch, klein, doppelt
gesägt. Die Blüten sind purpurbraun
und erscheinen in Dolden oder kleinen
Trauben in den Blattwinkeln der obe-
ren Blätter. Die Blütezeit erstreckt
sich über den ganzen Herbst, vom
September bis zum Eintritt des Frostes.
Die glänzend schwarzen Beeren blei-
ben während des ganzen Winters am
Strauch.
2. Viburnum dilatatum Thunb.
Die Höhe der Pflanze beträgt circa
3 Meter; die Blätter sind verkehrt herzför-
mig gezähnt. Die Blüten sind weiss,
stehen in Rispen und fangen im Juni
an sich zu öffnen. Die orangeroten
Früchte reifen im Se|)tember und sind
eine Plauptzierde des Strauches. Tr.
Kleinere Mitteilungen.
Grösse der Blumen im Norden von Europa.
Hierzu Abb. 88.
Allgemein bekannt ist, dass im
Norden und andererseits auch auf den
Alpen, überhaupt auf allen Gebirgen
die Blumen sehr gross werden. Ein
Beispiel dafür liefert auch umseitig
abgebildetes Stiefmütterchen, dessen
Original nebst einer Photographie ich
dem verstorbenen Prof. Schübeier,
Christiania, verdanke. Dasselbe ist
1891 erwachsen imLyngen-Kirchspiel
in West - Finmarken 69 *' 36' nördl.
Breite
Paris.
und 17*^* 53' östl. Länge von
Die gepresste natürliche Blume hat
7,2 cm Breite und 7 cm Höhe, die
oberen beiden Blumenblätter sind
»penseefarbig« (hier ist das Wort
doch wohl an seinem Platze, oder
klingt es besser: »stiefmütterchen-
farbig«?), die drei unteren gelb mit
blauem Grund. Es gehört die Blume
also zu der sogenannten Cassier-Race.
Leider wissen wir nicht, von wem
die Samen bezogen worden sind. Herr
Schwanecke-Oschersleben berichtet ims
in Gartenflora 1891 S. 431, dass seine
Cassier 7 — 8 cm Durchmesser haben,
Herr Wrede-Lüneburg hat wohl ebenso
*) Eine Vorführung der Pflanzen, 4 Töpfe von jeder Reihe, fand 1892 in der
Oktober-Sitzung der Gartenbau-Gesellschaft zu Berlin statt. S. Verhandlungen des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues und der Gartenbau-Gesellschaft i8(;)2. p. gS.
444
Kleinere Mitteilungen.
grosse. Wie wäre es, wenn sie Saat
nach dem Norden schickten? Da
würden die Blumen vielleicht noch
grösser und könnten dann, falls dort
der Same reift, als verbesserte Rasse
zurückkommen.
Abb. 88.
Stiefmütterchen aus dem Lyngen-Kirchspiel in West-
Finmarken 1 89 1 .
69'-^ 3(7 nördl. Breite, 17^ 52' östl. Länge von Paris.
7,2 cm breit, 7 cm hoch.
Wir sehen übrigens zugleich, dass
die Bewohner jenes hohen Nordens
auch noch ihre Freude an Blumen in
ihren Gärten haben, so gut wie wir.
Neue Rosenvermehrung. Vorsicht!
Vielen Gärtnern ist folgender Pro-
spekt zugegangen: Neu! Soeben er-
schienen: Neue praktische Vermeh-
rungsmethode für Rosen. Eine leicht
fassliche Darstellung für Gärtner und
Rosenliebhaber. Herausgegeben von
R i c h a r d D i e n e r , Bergedorf-Ilamburg.
Preis 3,50 Mk. Im Selbstverlage des
Verfassers.
Durch die grossen Misserfolge bei
der Rosenvermehrung sah ich mich
veranlasst, die Fehler, welche bis jetzt
bei derselben gemacht wurden, zu er-
forschen und eine Methode zu schaffen,
welche nicht nur die bis jetzt vor-
handenen Übelstände aufhebt, sondern
auch alles bisher dagewesene bei
weitem übertrifft. Dasselbe ist mir
nun nach mehrjährigen Versuchen voll-
ständig gelungen, so dass ich mit Recht
sagen kann: Ich garantiere dafür, dass
jeder Steckling, welcher nach
meiner Methode gemacht wird,
wächst. Die Stecklinge werden nach
meiner Methode nicht mehr auf
Beete gesteckt, auch sind dazu
weder Gewächshaus noch Mistbeet
oder sonst eine besondere Vorrichtung
nötig. Jeder im Wohnhause oder sonst
einem andern Gehöft unbenutzbare
Raum eignet sich am besten zum A^er-
mehrungsplatz. Auf einer Fläche
von 1 Quadratmeter lassen sich
4 — 5000 Stecklinge nach meiner
Methode innerhalb i4Tagen sicher
zum Bewurzeln bringen. Die Ver-
mehrung kann ausser in den Winter-
monaten das ganzejahr erfolgen, während
der ganzen Vermehrungszeit brauchen
die Stecklinge weder bespritzt, noch
begossen zu werden, sie bedürfen
während derselben überhaupt keiner
Pflege, ein Umstand, welcher für jeden
Ilandelsgärtner von unschätzbarem
Wert ist. Meine Methode ist praktisch
sowohl wie theoretisch vollständig klar-
gelegt und wird jeder Leser derselben
über alles bei der Rosenvermehrung
vorkommende belehrt und genau unter-
richtet. Noch praktischeres, ein-
facheres und schnelleres als meine
Vermehrungsmethode kann es niemals
geben, das wird sich jeder Leser der-
selben selbst sagen müssen. Auch bei
Litteratur.
445
anderen Gehölzen lässt sich diese
Methode in Anwendung brinj^en. Lehr-
lingen und Gehilfen ist dieses Werk ganz
besonders zu eini^fehlen. Der Versandt
geschieht per Nachnahme innerhalb
Deutschland und Österreich - Ungarn
portofrei. — —
Wir müssen es unsern Lesern über-
lassen, hiervon zu denken, was sie
wollen! D. Red.
Unwetter.
Am 7. August entlud sich über
Berlin und Umgegend ein heftiges
Gewitter, das, von einem cyklonartigen
Sturmwind eingeleitet, durch schweren
Hagelschlag besonders in einem Teile
der nördlichen Vororte, Weissensee,
Blankenburg, Franz. Buchholtz, Carow
bis nach Freienwalde, entsetzlichen
Schaden angerichtet hat. Die noch
nicht abgeernteten Acker sowohl als
namentlich die zahlreich dort vor-
handenen Gärtnereien gewähren ein
Bild grässlicher Verwüstung. Die Obst-
ernte der betroffenen Gegend ist so
gut wie vernichtet. Die wenigen an
den Bäumen gebliebenen Früchte sehen
aus wie mit Steinen zerhackt. Der
Hafer ist da, wo er noch nicht ge-
schnitten war, dem Boden förmlich
aufgewalzt, an Abmähen ist gar nicht
zu denken. Auf den Kartoffeläckern
sieht man kaum ein Blatt, das ganze
Kraut ist dem Erdboden gleich gemacht.
Die Rübenköpfe sind entblättert und
förmlich zersplittert. Die schwersten
Kohlköpfe sind zerfetzt. Zahlreiche
Bäume wurden entwurzelt, alle sehen
an der Windseite wie mit Messern be-
arbeitet aus, vielfach sind sie auch
mehr oder weniger entlaubt. Das
Formobst ist grösstenteils ruiniert. Die
ausgedehnten prächtigen Georginen-
kulturen unseres Mitgliedes Seh w ig-
le wski sind völlig zerschlagen, nicht
eine Pflanze ist erhalten geblieben;
der sich auf gegen 10 000 M. belaufende
Schaden ist, wenigstens zum grössten
Teile, durch Versicherung gedeckt.
Die ausgedehnten Versuche des Vereins
mit Astern auf den Rieselfeldern bei
Blankenburg sind einfach von der Erde
verschwunden. Die Pächter des Riesel-
landes sind meist um ihre ganze Ernte
gebracht. Auch bei unserem Mitgliede
Busse in Franz. Buchholz beläuft sich
der Schaden auf ca. 6000 M.
Es ist nicht möglich, hier weitere
Details der entsetzlichen Verlieerungen
zu geben, die in einer so kurzen
Spanne Zeit über sonst lachende
Fluren hereingebrochen sind. Jammernd
stehen zahlreiche Gärtner, vielfach
Mitglieder unseres Vereins, an dem
Grabe ihres Vermögens, an dem Rande
ihrer Existenzfähigkeit. Wahrlich, wer
die Verwüstungen gesehen hat, wird
sich des Mitgefühls nicht erwehren
können. Helfen zu können in der Not
ist sicherlich das schönste Bewusstsein
des Menschen. Wohlan, möge es sich
aufs neue bethätigen; tragen wir dazu
bei, unseren Freunden, Vereinsmitgiie-
dern, Berufsgenossen, Mitbürgern diese
schwere Stunde zu erleichtern!
Die vereinigten Ausschüsse werden
dieser Tage über die zu ergreifenden
Hilfsmassnahmen sich schlüssigmachen.
Der bezügliche Aufruf wird am ersten
August erscheinen und ist bis dahin
das Generalsekretariat gern bereit,
Beiträge entgegenzunehmen.
Litteratur.
L. Gran de au: La fumure des
champs et des jardins. Paris, 1893.
8«. 151 S.
Der rühmlichst bekannte Verfasser,
Direktor der landw. Versuchsstation in
Nancy, sucht an der Hand statistischer
44Ö
Litteratur.
Nachweise in den Kreisen aller
Pflanzenzücliter die hohe Bedeutung
der geeigneten Bodendüngung klar-
zulegen. In den ersten Abschnitten wird
die Notwendigkeit der Stickstoft- und
Phosphorsäurezutuhr für das Gedeihen
aller Gewächse nachgewiesen, ins-
besondere aber darauf aufmerksam
gemacht, dass es sich um geeignete
K o m b i n a t i o n e n d e r D ü n g e mittel
handelt, wenn der erhoffte Erfolg
eintreten soll. Die Phosphorsäurezufuhr
wird durch Thomasschlackendüngung,
die Stici^stoffzufuhr durch Chilisalpeter
gewährleistet. Dass danelx^n Stall-
dünger mit grösstem Vorteil ^'er-
.wenclung findet, braucht kaum betont
zu werden. Welcher Art die beste
Düngung ist, lässt sich fcilich nicht
durch ein Generalreccpt vorschreiben.
Es wird deshalb in besonderen Ab-
schnitten die Düngung der Getreide-
felder, der Kartotfel- und Küljcnböden^
der Küchengärten, der Ziergärten und
Baumschulen, sowie der Zimmer-
pflanzen besprochen. Für die letzteren
empfiehlt sich die AuAvendung des
Wagn ersehen ^'erfahrens der Be-
wässerung mit Düngerauflösungen. Zur
Ergänzungder praktischen Erörterungen
wird auch auf die Methoden der Boden-
analysen und auf die Düngerkontrolle
hingewiesen. Den Grosszüchtern wird
endlich aufs wärmste die Anlage von
Demonstrationsfeldern (die nicht
mit »Versuchsfeldern« verwechselt
werden dürfen) anempfohlen. Solche
Demonstrationsfelder sind nicht nur
für die Kontrolle der eigenen lu'trags-
erhöhung von Wert, sie werden auch
dazu dienen, die Notwendigkeit der
koml^inierten Mineral- und Stalldüngung
weiteren, geistig weniger regsamen
Kreisen klar zu machen, wodurch
naturgemäss die Gesamthebung des
Landeswohlstandes gefördert werden
wird. Dr. Carl Müller.
Flora von DpiitsrhUind. Illustriertes
Pflanzenbuch von Dr. W. Medicus.
(Verlagsbuchhandlung von Aug. Gott-
hold, Kaiserslautern.) Eine Anleitung
zur Kenntnis der Pflanzen nebst An-
weisung zur i:>i''il^tischen Anlage von
Herbarien. Erscheint in lo Lieferun-
gen ä 1 M., jede Lieferung mit 7 — 8
feinkolorierten Abbildungen, im ganzen
73 Farbendrucktafeln. Ist jetzt vollendet.
Wir haben das Buch mehrmals ge-
tadelt und haben leider nichts zurück-
zunehmen.
Tlie lii(i<]f(jii(i(ii (if X'ifiinil Sfjpctifjii,
von Herb. Spencer. (Verlag Williams
& Norgate, Henriettastreet 14, Covent-
Gard London.)
0)1 ihr effects of Urban fog vpon eiilti-
mfcd plaiits, by Prof. W. Oliver. (Ver-
lag Sportiswoode & Co., New vStreet
.Square, London.) (Wirkung des Nebels
auf Pflanzen.)
Dir l)l(ifif(illLiiml:]icH (/er Rehoi und
iJ/re Bckiinipfimg, von Dr. M. Barth.
(Verlag von Dreyfus, Gebweiler.) Der
falsche Meltau, Peronospora viticola,
die Blattfallkrankheit, wird zunächst in
ihrem Auftreten geschildert und ferner
giebt das kleine Buch noch betreffs
der Bekämpfung derselben einige
Mittel an.
A Si/nojjsis of ilic Goicra and Spccies
of Mnseac, by Baker. (Verlag Henry
Trowde, Auren Corner, London.) Eine
genaue Beschreibung aller Spezies von.
Heliconia, Strelitzia, Ravenala und
Musa, von letzterer sind 32 angegeben
mit vielen Subspezies.
Afli dcl CongressQ botaniro intrriuitioualc
de Gcnoval892, per Prof. P e n z i g. (Verlag
Tipografia del R. Istituto Sordo Muti,
Genova.)
Revisio Gencnnn liantarnrn sccunduni
nonioidaturae intcrnationalis cum enwne-
rationr plant, exoticarinn, von Dr. Otto
Ku n tz e. (Verlag Arthur Felix, Leipzig.)
Alphonsc De (VnidoUc et scni orvrre
scicntifiqKe, par Marc Micheli, (Im-
Aus den Vereinen.
447
primcrie Aubcrt-Schuchaicll, Gencve.)
Mit Portrait De Candolles.
Dir hisektriiiiifle iiiid pil -.tülriideii Ileil-
niillcl. von C Mohr. (Vcrlai;- von Eui^-cn
Ulm er.)
Die rflaii-icn-Vriy/l/hiin/ci/, von I)r.
S eil ü n e in a n n. (Verlag von (Jtto vSalle,
Braunschweig.)
WKVirlsipuhiosc oder Mi/l,yin'l/i\ri/, von
Georg Sarauw. (\'erlag Kopenhagen.
Det Hoffenljerg.ske Etablissement.)
(Dänisch.)
Aus den Vereinen.
Sitzung der vereinigten Ausschüsse für Gehölz-
und Obstzuclit des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues in Berlin am 15. Juni 1894.
Herr städtischer Obergärtner M e n d e -
Pleinersdorf legte abgeschnittene,
blühende Oelrosen: Rosa gallica
damascena, forma trigintipetala,
von Dr. Dieck von den städtischen
Rieselfeldern in Heinersdorf vor. Die-
selbe hat einen ausserordentlich starken
Centifolien - Geruch und wird bei
Kazanlik in Bulgarien fast ausschliess-
lich gebaut.
Herr städtischer Obergärtner Jörns-
Blankenburg bemerkte, dass er ausser
dieser noch alba suaveolens (unsere alte
alba), oleifera und conditorum ziehe.
Er hält die ausgestellte für oleifera.
Die R. trigintipetala gedeiht bei uns
schlecht und wächst nur durch Oku-
lation. Am besten gedeiht R. byzantina
und diese wächst auch sehr gut aus
Stecklingen. Die Firma Schimmel
& Co.-Leij)zig bereitet das Oel aus
Centifolien und aus R. gallic^a.
Herr Jörns ladet zur Besichtigung
seiner Oelrosen, die in ca. 8 — 14 Tagen
ijlühen, ein.
Verlesen wird der Artikel über
Deutsches Rosenöl aus Gartenflora 1893
Seite 733.
In Osdorf waren 1893 im ganzen 10 ar
bepflanzt, jetzt sind aber ca. 0,75 ha
junger Pflanzen vorhanden.
Herr Garten-Inspektor Axel Fintel-
mann fragt, ob und welcher Unter-
schied zwischen Prunus pumila L. und
P. Susc[uehannae sei. Nach Koch sind
die Namen synonym, im Humboldthain
ist P. Sustiuehannae ganz niederliegend,
P. pumila aufrecht. Auf dem Zentral-
friedhof finden sich aber beide Formen
an demsell:)en Strauch.
NachPIerrn Giemen kommt das auf
den Standort an, Exemplare, die er aus
der Treptower Baumschule erhielt,
waren sehr niedrig, im Viktoriapark
auf besserem Boden sind sie dagegen
höher und wachsen sehr üppig. Im
Herbst färbt der Strauch sich scIk'ui rot.
Plerr Giemen legt verkümmerte, ab-
gefallene Früchte der Schattenmorelle
vor. Nach Herrn Rotte sind sie nicht
befruchtet und kommt das gerade bei
der Schattenmorelle oft vor.
Herr Jörns-Blankenburg teilt mit.
dass bei ihm die Amarellen ähnliche
Krankheitserscheinungen zeigen, wie
in Blankenfelde bei Mahlow.
Herr Mende hat die Krankheit auch
bei seinen Bäumen etwas, trotzdem
sind diese sehr voll.
Nach Flerrn Rotte tragen die Apri-
kosen so stark wie noch nie, wahr-
scheinlich ist es eine Folge des Flerbstes
1892/93.
Herr Jörns bemerkt, dass bei Birnen
es ähnlich sei, auch sie haben 1892/93
sehr gelitten und dafür im Sommer 18(^3
viel Holztrieb gemacht.
Herr Vogeler glaubt, dass die grosse
Dürre und. Wärme des vorigen Sommers
die Blütenaugen besser zur Fntwickelung
gebracht habe.
448
Personal-Nachrichten. — Tagesordnung.
Herr Jörns erwidert, dass bei ihm
die Bäume berieselt werden.
Wittmack weist darauf hin, dass
die grosse Wärme 1893 alle Blüten-
knospen sehr begünstigt habe. In
Amerika, wo immer grosse Hitze,
bilden sich die Blütenaugen fast regel-
mässig gut aus, das Holz reift auch
sehr gut aus imd daher schadet selbst
ein strenger Winter meist nicht.
Herr Mendc erwähnt, dass schon
in Frankreich, der grösseren Wärme
wegen, das Obst reicher trage. Herr
Kotte sah bei Herrn Tornow-Char-
lottenburg , dass Bäume , die von
Baltet in Troyes bezogen waren, nicht
erfroren, die eigenen Bäume dagegen
litten.
Von verschiedenen Seiten werden
weitere Mitteilungen über Frost ge-
macht.
Herr Vogel er teilt mit, dass in einem
Garten eine Birne, auf Quitte veredelt,
abstarb. Nach Herrn Kotte sterben
die Birnen auf Quitten erst dann ab,
nachdem die Quitte noch Blätter ge-
trieben.
Nach Herrn Kotte ist es nicht mög-
lich, durch Zwischenveredelungen ge-
wisse Birnen zum Wachsen auf Quitten
zu bringen. Er veredelte Winter-Dechant
auf Diel, die auf Quitte stand. Diese
gedieh gut, aber Marie Guisse, auch
l'Assomption stirbt jetzt ab. Diel und
Amanltis wachsen auf Quitte besser als
auf Wildling.
Herr Axel Fintelmann berichtet,
dass 1870/71 bei Lauche alle auf
(Juitten veredelten Birnen erfroren,
auch bei L. vSpäth sind sie vor 2 Jahren
erfroren. Im Humboldthain gedeiht die
(Juitte auch nicht.
Nach Flerrn Mende gedeiht die
Quitte auf Sandboden überliaupt nicht.
Personal-Nachrichten.
Statue für Alphand.
Man beabsichtigt, dem verstorbenen
Direktor der Arbeiten von Paris,
den Viktoriapark von Paris, eingerichtet
hat, auf einem der Pariser Plätze, die
er hergestellt, ein Denkmal zu setzen
Alphand, dem Manne, der auch so viel und nimmt die Societe nationale
für den Gartenbau gethan und unter d'horticulture de France, 84 rue de
anderem dieberühmtenButtesChaumont, Grenelle Paris, Beiträge entgegen.
Ta^esorrtmmg
für die Versainniluiiö öes Vereins zur Beföräeruiiö öes ßarteiiliaiies in äen preussisclienStaaten
am Donnerstag, den 30. August 1894, 6 Uhr
im Königlich botanischen Museum, Grunewaldstrasse 6 und 7 (im botanischen Garten).
1. Ausgestellte Gegenstände.
2. Antrag des Flerrn Otto Neumann auf Revision der Statuten.
3. Zweite Beschlussfassung über eine Frühjahrs-Ausstellung 1895 mit
besonderer Berücksichtigung der Berliner Blumenzwiebeln.
4. Ernennung eines Delegierten für den internationalen Übstbau-
Kongress in St. Petersburg.
5. Bericht des Flerrn Hofgärtner Hoffmann über die Erfurter Aus-
stellung und den Kongress deutscher Pomologen daselbst.
6. Verschiedenes.
Die Eulenraupen als Rebfeinde.
\'on Dir. W. Schule in Brumath i. E.
f'n den verschiedensten politischen Zeitungen und Fachzeitschriften las man
während des Monats Mai Abhandlungen über das Auftreten von Reb-
v_^ Schädlingen, welche in der Entfaltung begriffene Knospen, die jungen Triebe
und Blätter so vollständig abfressen, dass die betreffenden Rebstöcke wochen-
lang, weil kahl (blattlos), schon von weitem zu erkennen seien — und zwar
erfolgte dies von berufener und unberufener Seite. Zu letzterer rechne ich
alle diejenigen, welche, ohne genau zu beobachten und den Feind selbst auf-
gefunden zu haben, nur nach Vermutungen oder oberflächlichem Nachschlagen
in Büchern oder gar nach zufällig am Orte des vorgekommenen Schadens
sich vorfindenden Geschöpfen über diese Rebfeinde ihre Verölfentlichungen
machen und dadurch unrichtige Auffassungen seitens der Landwirte und
Winzer veranlassen. Vermutete doch ein Korrespondent in den für die Rebe
so harmlosen langbeinigen Haarmücken (Bibio-Arten) die »Kahlfresser« der
Rebstöcke; ein anderer bezeichnete als den »Ursächer'< die Raupe des grossen
Weinschwärmers, Sphinx celerio L., welcher am Mittelmeer und in ganz Afrika
heimisch ist, in warmen Jahrgängen (wie der Oleanderschwärmer) als Zugvogel
l^ei uns eintrifft und von welchem bisweilen, namentlich an Spalierreben,
Raupen, welche Sammler ihrer Seltenheit halber teuer bezahlen, auch bei uns
— jedoch meist nur im Spätsommer — aufgefunden werden! Noch andere
nahmen an, es handle sich — ähnlicli der Reblaus — um einen aus Frankreich
eingewanderten Feind und ist wohl auch anzunehmen, dass dies bezüglich der
in diesem Jahre aufgetretenen Eulenraupen bei einzelnen Arten der Fall ist,
wozu ich namentlich die dicke (fette) Ackereule, Agrotis (Noctua) crassa Hb.,
rechne, eine Eulenart, welche an den meisten Orten Deutschlands zu den
Seltenheiten gestellt wird, wogegen sie in Frankreich sehr verbreitet sein soll
Es kommen nämlich, wie dies in gleicher Weise auf Tabak-, Kartoffel-, Runkel-
und Zuckerrüben-. Reps- und Getreideäckern, in Gemüsegärten und auf Blumen-
beeten beobachtet worden ist, mehrere Eulenarten in ein und demselben Wein-
berge als Rebschädlinge vor und nicht etwa blos die Saateule, Agrotis (Noctua)
segetum vSch., wie die Einen behaupten, oder nur die Weizeneule, Agrotis
(Noctua) Tritici L., die adlerbraune Ackereule oder W^aldstroheule, Agrotis
(Noctua) aquillina Hb., endlich die Säuleneule, Agrotis (Noctua) cbelisca W. Y.,
A'-Q Die Eulenraupen als Rebfeinde.
wie von den Anderen angegeben wird, sondern es linden sicli in all dieser
Gesellschaft häufig noch andere Arten voi, ai? Die Kreuzwurzackereule
oder das Ausrufungszeichen, Agrotis (Noctua) exclanidtionis L., die rindenfarbige
Ackereule oder Ypsiloneule, Agrotis (Noctua) corticea Esp., A. Ypsilon Hb.
die rauchfarbene oder schwärzliche Ackereule, Agrotis (Noctua) fumosa Hb.,
A. nigricans L. und noch mehrere andere Arten. All die genannten Eulen-
(Noctua-) Arten sind, wie schon der Name andeutet — und zwar nicht allein
als Schmetterlinge, sondern auch als Raupen — Nacht-Insekten, welche sich
tagesüber an schattigen Stellen verbergen, und zwar die Raupen unter Steinen,
Erdschollen, Rasen, Laub, Moos, Dünger etc. Man nimmt sie daher bei Tag
nicht wahr, sondern bemerkt nur den von ihnen verursachten Schaden. Man
muss sie deshalb auch entweder bei Nacht, unter Anwendung von Laternen,
an den Pflanzen selbst ablesen und vernichten oder bei Tag in ihren Schlupf-
winkeln aufsuchen, was mir von allen bis jetzt empfohlenen Mitteln das
empfehlenswerteste erscheint und auch durchaus nicht so viel Mühe verursacht,
wie man dies anzunehmen geneigt ist, besonders dann nicht, wenn man Ziegel-
oder sonstige Steinplatten oder ausgehöhlte grosse Kartoffeln, Rüben, etc. — je
mit der Höhlung nach unten und etwas an den Boden festgedrückt — neben
den beschädigten Stöcken vorher auslegte, indem unter und in diese Gegen-
stände die Raupen recht gerne sich verkriechen. So habe ich in meinem
Privatweinberge, von dessen etwas über looo Stöcken ungefähr zwei Dutzend
Icahlgefressene Bögen hatten, in kaum 1/2 Stunde last an jedem Stocke, an dem
ich einige Centimeter tief nachgrub, ja meist schon unter dem um die Stöcke
herumgelegten Stallmiste, je eine Raupe aufgefunden. Bedenkt man, dass diese
Arbeit auch schwächere Personen (Frauen und Kinder), und zwar etwa mit
einem alten Blechlöffel ausführen können, so wird diese Art des Yernichtens
des Schädlings jedenfalls sich besser empfehlen, als das Aufsuchen der fressen-
den Raupen während der Nachtzeit unter Zuhilfenahme von Laternen, ferner
als die weiter empfohlenen Mittel, wie Anlegen A^on Klebringen um die Stöcke
und Rebpfähle herum, das Einstossen glattwandiger Löcher (in welche die
Raupen bei ihrer Plumpheit und Unbeholfenheit allerdings leicht lallen und
dann mit Pfählen zerstossen werden können) in der Nähe der Stöcke pder
endlich die An\\endung übelriechender Öle (z. B. Petroleum), sodann von
Naphtalin oder ranzig geM'ordenem Ülkuchenmehl. Letzteres verursacht
wenigstens nicht, wie das Petroleum, das NajDhtalin und gar die gleichfalls
empfohlenen Teergürtel, vor deren Anwendung nicht genug gewarnt werden
kann, noch Schaden, sondern dient zugleich dem Rebstock zur Ernährung.
In der gleichen Zeit, in welcher die meisten der oben aufgeführten Ab-
haltungs-, Fang- und Vertreibmittel sich anwenden lassen, kann man auch die
Schädlinge aufsuchen und durch Zertreten vernichten oder in Gelasse sammeln
und zur Fütterung des Geflügels verwenden. Wo es durchführbar ist, hat sich
auch das Eintreiben von Hühnern und namentlich von Enten ausgezeichnet
bewährt, wie auch Schonung des Maulwurfs und Einsetzen desselben nicht
warm genug empfohlen werden kann.
Eine neue Pyramideneiche. ^c, i
Eine neue Pyramideneiche. (Quercus pedunculata var.
Ahlfvengreni.)
^^PfW ^"'" '^ß""*"'S gebracht und genannt durch Dr. Carl Bolle.
//W^)|'lfcmehr eine Flora ihrem Artenreichtum nach durch Studium erschöpft
' jj^^^^ worden ist, desto eher werden an Stelle der Spezies die Varietäten
feSr^ an die Reihe kommen ihrerseits grösserer Aufmerksamkeit ge-
^^^ würdigt zu werden, und sie verdienen das reichlich.
1^ Mit Recht ist von dendrologisch massgebender Seite ausgesprochen
worden, dass, namentlich von Bäumen, vSpielarten nicht selten die ursprüngliche
Stammform an Wüchsigkcit und Schönheit weit übertreffen und daher A'orzugs-
weisse einen Platz in den Kulturen Ijeanspruchen. Jedenfalls wohnt denselben
in grosser Anzahl von Fällen ein besonderer Reiz ästhetischer Natur, eben der
der Originalität, bei. Es darf daher jede wesentlich eigenartige Neugestaltung
aus diesem Kreise mit Teilnahme begrüsst und gern in den Schatz imseres
Tegetativen Inventars aufgenommen werden.
Wenn dies schon in jenen weit häufigeren Fällen geschieht, wo Gehölze
sich unter dem Einflüsse pflegender Menschenhand in vielfache Formen zer-
splittern, ohne dass jedoch der Integrität der Spezies selbst Beeinträchtigung
widerführe, dürfte das Interesse hierfür da noch grösser sein, wo Mutter Natur
in eigener Person es ist, die freiwillig ein solches Werk vollbringt, indem sie
in voller Wildnis diese oder jene auffallende Abweichung von der Normal-
bildung in die Erscheinung ruft. Allerdings begegnet dem Beobachter nur
selten ein solches Phänomen; wo es stattfindet, spricht es aber dafür auch um
.so lebhafter zu seinem Gemüt und gilt zweifelsohne als eine noch wertvollere
Bereicherung des Vorhandenen. Blutbuche, Trauerhasel, Schlangenfichte
u. a. m. sind dergestalt zu festgegründetem Rufe gelangt. Augenblicklich ist
■es nun ein kaum minder überraschendes wie fesselndes Beispiel ähnlicher Art,
Avelches hiermit zur Kenntnis gebracht werden soll.
Wie gewaltig ist nicht die Zahl deiner Nachkommenschaft, du alte Schön-
eiche von Harreshausen, die du anfangs dich überhaupt zu weigern schienst
solcher das Leben zu geben. Seit der Zeit des siebenjährigen Krieges hast du
sie, aus dem Walddunkel des Chattenlandes hervortretend, über die zivili-
sierte Welt ausgestreut. Wenn dieser Baum, der das Abbild der Cypresse in
noch edlerer Bildung als die zuerst mit so enthusiastischem Beifall auf-
genommene, später in Misskredit gefallene lombardische Pappel in die trans-
alpine Landschaft hineintrug, seinerzeit Epoche machen konnte, so mag heute, bei
durch Uebermass des Gegebenen abgestumpfterer Empfänglichkeit wenigstens
ein Teil der Aufmerksamkeit, die er erregt hat, sich einem Seitenstück seiner-
selbst zuwenden, welches sich der Aktualität frischester Entdeckung rühmen
darf.
Allbekannt ist, dass, wenn auch die so allgemein gepflanzte Vermehrung
so gut wie ausschliesslich von ihr abstammt, die hessische Pyramideneiche
dennoch analogen Vorkommnissen auch in anderen Ländern Europas gegen-
übersteht. Die Lande des südwestlichen Frankreich, Navarra, Portugal und
Calabrien sind in dieserllinsicht genannt worden; obigem schliesst sich ausserdem
ein von mir persönlich wahrgenommener Fall solcherSpontaneität aus der nächsten
AT- 2 Eine neue Pyramideneiche.
Xachbarschaft Berlins an.*) Meist fehlt es jedoch an genauen Angaben über
die Details des Vorkommens dieser Varietät an ausserdeutschen Standorten.
Sind es nun angedeuteten Orts selbständige Rassen von bedeutender Individuenzahl
oder sind es vereinzelte Vorkommnisse, vermittelst welcher die Pyramideneiche
spontan auftritt? Erscheint dieselbe inmitten des normalen Verbreitungs-
bezirks der Art selbst oder alleinstehend? Niemand weiss das so recht. Noch
Aveniger aber, ob dann und wann vielleicht Neigung vorwaltet, so etwas wie
eine Brücke vom alten Typus zur Bildung einer neuen Art hinüberzuschlagen,
als welche Lamarck ja, wie man weiss, seine Ouercus fastigiata kühn hin-
zustellen beliebt hatte.
Hiermit würden wir uns der Sphäre jener dunklen Rätsel kosmischer
Qualität nähern, welchen gegenüber die Neuzeit so viel Subtilität der Argu-
mente und so viel schöne Worte verschwendet hat, ohne indes durch Klar-
legung der ersten Ursachen viel weiter vorwärts zu kommen.
Also keine Theorien, nichts Spekulatives, zu dessen Ausmalung der Gegen-
stand unserer Betrachtung allenfalls einlüde. Bleibe derartiges weniger
Skeptischen, als wir es sind, überlassen. Schlichte Erzählung einer Thatsache,
und was sich daran knüpft, genüge uns und möge nicht minder unseren Lesern
vor der Hand Genüge leisten.
Man kennt die Insel Gothland, jenes grosse Eiland des Baltenmeeres, der
Ostküste Schwedens, dem es zugehört, in mächtiger Kalkformation vorgelagert.
Eben dies Gothland mit dem ihm benachbarten Oeland, scheint die letzten
Ausstrahlungen südlicher Vegetation in höhere Breiten hineintragen zu wollen.
Seine reiche Flora bietet Züge dar, die dem skandinavischen Nord sonst fremd
sind; auch ist es, von Linne's Epoche an beginnend, eine Fundgrube exqui-
siter Seltenheiten geblieben. Hier nun ist die Heimstätte des Baums, von dem
gehandelt werden soll.
Es geschieht, ohne denselben thatsächlich oder auch nur abgebildet ge-
sehen zu haben, dass wir es wagen, ihn auf Grund von Herbarien-Exemplaren
und von allerdings kurz gefasster Schilderung eines Augenzeugen, der zugleich
der Entdecker sothaner Neuheit ist, zu charakterisieren. Alles Lückenhafte und
Unvollkommene möge hierdurch Entschuldigung finden.
Es war im Jahre 1889, zur Sommerzeit, als auf Gothland ein dendrologisch
glücklicher Fund in Gestalt einer Eiche gemacht wurde, die für das verständ-
nisvolle Auge des Findenden sich von vornherein als etwas durchaus Fremd-
artiges offenbarte. Bevorzugter Finder war der damalige Lunder Student,
Herr Fr. E. Ahlfvengren, gegenwärtig Amanuensis am Reichsmuseum von
Stockholm. Es kommt diese Eiche nur in einem einzigen mittelgrossen Baum
mit länglich-pyramidaler Krone zwischen ihr der Art nach heterogenen Stein-
eichen (Ouercus sessiliflora), der gewöhnlichen Eichenspezies Gothlands, auf
einer hochgelegenen Wiese beim Hofe Gervalls im Kirchspiele Hejde, vor.
Diese Lokalität liegt innerhalb der Westhälfte der Insel, wenige Meilen von
der Meeresküste entfernt.
Art und Weise seines Auftretens verbürgen für den Baum ein vollkommenes
Wildwachsen; sie schliessen absolut jeden Gedanken an Einwirkung irgend
welchen Kulturfaktors aus.
*) cfr. Meine Andeutungen über die freiwillige Baum- und Strauchvegetation der Provinz
Brandenburg, pag. 83 u. 84.
Eine neue Pyramideneiche. 4S^
Die Stieleiche (Ouercus pedunculata), mit der die unsere sich spezifisch
deckt, ist in Gothland nur äusserst spärlich vorhanden, ja nur durch ^venige
Stämme an zwei Orten vertreten, von denen der nächste circa 30 Kilometer
von der Fundstelle entfernt liegt. Von etwaiger Existenz kultivierter deutscher
Ouercus fastigiata nirgend eine Spur; wohl aber ist in nicht unplausibler
Weise die Ansicht laut geworden, es möchte der Xeubaum zu älterer Zeit bei
Gervalls auf den nahen, nun längst der Beackerung anheimgefallenen Flächen
häufiger gewesen sein, so dass man es jetzt nur noch mit einem durch günstige
Fügung des Zufalls erhaltenen Relikt einer Vorzeitvegetation zu thun hätte.
Ziemlich langgestieltes Laub, an dem Blattstiel und primärer Blattnerv
gelbliches Kolorit zeigen, könnten beim ersten Blick mehr an die Stein- als
an die Stieleiche als Artgenossin denken lassen; mit Unrecht. Gleiches dürfte
wohl auch an hybriden Ursprung mahnen, wenn der Annahme eines solchen
nicht an Ort und Stelle, abgesehen von eminent verlängerter Bildung des
Fruchtstiels, hauptsächlich das totale Fehlen des einen Gliedes des präsumtiven
Stammelternpaares widerspräche. Jedwede Vermutung ähnlicher Art ist also von
der Hand zu weisen. Von absolut nichts anderem als einer Varietät der Stiel-
eiche kann die Rede sein. Hierin stimmt die unsrige mit den Epigonen des
hessischen Baumes und mit diesem selbst überein. Keine pyramidale Form
der Steineiche ist bisher je gesehen worden.
Nun zur Beschreibung.
Wuchs wie oben lakonisch präzisiert.*) Blätter schmal, am Grunde all-
mählich keilförmig in einen ziemlich langen gelblichen Stiel verschmälert
vorn stumpf, meist dreilappig, am Rande weitläufi.g tiefgelappt mit vorn rund-
lich endenden Segmenten, ein wenig lederartig, glatt, anscheinend von nicht
glänzendem Grün, unten matter gefärbt, Blattnerv stark hervortretend als Fortsetzung
des Stiels, gleich diesem gelblich. Eicheln sehr langgestielt, auffallend klein, von
rundlich ovaler Form, 1 bis höchstens 1V2 cm. lang (also kaum halb so gross
wie zumeist bei der Normalform und auch bei Ouercus fastigiata), einzeln oder zu
zweien stehend und von einem sehr dünnen Stiel getragen, der dreimal länger
als die Frucht ist, deren Cupula eine ganz kurze und flache, aussen rauh-
schuppige Schale bildet. Schüppchen der Cupula spitziger als bei der
typischen Form, bei der solche im allgemeinen mehr dreieckig werden.
Aus Obigem ist leicht zu ersehen, dass, wenn auch Ouercus fastigiata
ihrerseits in etwas, für die Pflanzung von Alleen dem Bau nach immer noch
allzusehr, variiert, wenn auch andererseits schon das Arboretum muscaviense
drei verschiedene Blattformen an derselben nachweisen will, an unserer Stelle
doch eine noch viel grössere Abweichung in Gestalt des Laubes vorwaltet,
gekennzeichnet durch Schmalheit der am Grunde keilförmigen, weit tiefer ge-
lappten Blätter mit ihren stumpfen Segmenten und ihrem weit längeren Stiel.
Ausserordentliche Kleinheit der Eicheln nebst Länge des Fruchtstiels konstituiert
nicht minder ein hervorstechendes Unterscheidungsmerkmal, dem sich noch
andere geringerwertige anschliessen.
Vom Totaleindrucke des Baumbildes weiss man zu wenig; wahrschein-
lich dürfte indes auch der Gesamthabitus, von dem ich nicht als Augenzeuge
*) Bei einem im botanisclien Garten zu Lund bereits gepflanzten Bäumchen dieser Varietät sollen
indess, als Ahschwächung der Pyramidenform, die unteren Aeste ziemlich breit ausgreifen.
Ar 4 Eine neue Pyraniideneiche.
reden kann, etwas besonderes, von dem uns vertrauten abweichendes dar-
bieten. Dem Finder schien zuerst für seine Entdeckung, in liUen's, der Name var.
cuneata angezeigt. Da derselbe mir indess definitive Xamenstaufe gönnen will
und mich mit solcher speziell beauftragt hat, ziehe ich aus verschiedenen
Gründen vor, die Gothlands-Pyramideneiche gebührenderweise ihm zu Ehren
Ouercus pedunculata, Hoffm., var. Ahlfvengreni
zu nennen. Falls eine lateinische Diagnose lege artis verlangt werden sollte, würde
dieselbe lauten:
Quercus pedunculatae, Hoffm., varietas gothlandica: coma pyramidata
basi dilatata, folio angustiori, basi sensim cuneato, in petiolum satis longum
flaA^escentem decurrente, apice obtuso, plerumque trilobo, margine profunde
lobato, segmentis rotundatis, (folio) subcoriaceo, glabro, discolore, nervo medio
prominenti-flavido. Glandibus minutis, longe pedicellatis ■ singulis vel binis,
rotundato-ovalibus, breviter acuminatis; cupulabrevi, planiuscula extus squamulis
acutis obsita. Crescit in Sueciae insula Gothlandia prope villam Gervalls
paroeciae Hejde, arbor unica.
Ueber das Alter des Baumes verlautet nichts. Es ist nicht nötig, seinet-
wegen an eine direkte Neubildung in absehbarer Zeit zu denken. Dergleichen
sich in mehr oder minder hohem Masse fixierende Aberrationen können, wo
wir ihnen begegnen, atavistische Wiederholungen aus dem Formenkreise eines
uralten Polymorphismus darstellen. Als solche mögen sie entstanden, wieder
erloschen und aufs neue, vielleicht an entfernter Stelle und im Verlauf der
Jahrtausende, ins Leben gerufen worden sein, bis so fluktuierenden Existenzen der
wissenschaftlich geläuterte Sinn der Gegenwart zuletzt zu S3'stematischer Fest-
stellung verhilft, während, wie es bei Quercus fastigiata geschah, von der Lieb-
haberei geförderter Anbau ihnen eine gesicherte Verbreitungssphäre neben
gesteigerter Vermehrung in Garten und Hain verbürgt.
Man darf berechtigt sein, baldiger Einführung der — nennen wir sie kurz
so — Quercus Ahlfvengreni mit jenem Frohgefühl entgegenzusehen, welches
jede wesentliche Bereicherung der Arborikultur dem Dendrologen einflösst,
eine Empfindung, welche sich mit verhältnismässiger Nähe des Standorts nur
steigern kann. Allerdings wird berichtet rmd erscheint als Hemmnis, dass das
gothlander Unikum seit 1888 keine oder doch nur spärliche Mast getragen
habe, überhaupt also sich als wenig fruchtbar erweist. Ähnliche Unter-
brechungen im Fruktifizieren ereignen sich indes auch bei Ouercus fastigiata,
ohne in der Regel dauernd zu sein.
Der Vergleiche mit dem Verhalten letztgenannter dürften noch mehrere
anzustellen sein, so beispielsweise hinsichtlich des Laubfalls, den die ältere
Form, ge Wissermassen subsempervirent, im Klima Deutschlands meist erst
bei stark vorgerückter Herbstwitterung beMerkstelligt; ferner in Betreff der
Beibehaltung oder des Abwerfens dürren Blattwerkes im Winter.
Nicht minder wird es von Interesse sein, die Samenbeständigkeit der Neu-
heit zu prüfen. Alles Dinge, die einer nahen Zukunft vorbehalten bleiben.
Sei es nun Varietät oder Subvarietät, als welche sich der gothländische
Baum darstellt, was natürlich subjektivem Ermessen anheimfällt, mit vollem
Recht lässt uns derselbe erkennen, dass wiederum einmal dem weitgreifenden
Formenkreise einer unserer deutschen Eichen ein hervorragendes Glied angefügt
worden ist. Herzerfreuend für den historischen Sinn ist es, dass solches auf
Dendrologisches aus Cleve. alz.
dem klassischen Boden Linneischer Tradition und in einem Lande geschehen
konnte, welches Anspruch erheben darf als die Wiege moderner Botanik an-
gesehen zu werden.
Schliesslich bewillkommnen wir Herrn Ahlfvengren in der Mitte von
uns Dendrologen, indem wir demselben für seine schone Entdeckung, die eine
so wesentliche Bereicherung der vSylva Schwedens in sich schliesst, sowohl
Dank wie Glückwunsch aussprechen.
Geschrieben zu Scharfen!) er g, im Juli 1894.
(S
Dendrologisches aus Cleve.
Von E r n s t V i r c h o w in R a s t e d e.
r^ (Hierzu Abb. 80 u. qo.)
Ußie einstige Haupt- und Residenzstadt Cleve, zu ihrer Blütezeit die dritte
S?) Stadt des preussischen Staates, hat von ihrer früheren Bedeutung nicht
mehr viel übrig behalten; erhalten aber blieben ihr die Schöpfungen des
Prinzen Moritz von Nassau - Siegen, der vom Jahre 1649 bis 1679 in Cleve
residierte, nämlich die schönen Anlagen des Tiergartens und des Stern-
busches.
Doch nicht von den angenehmen Waldpromenaden, nicht von den lieblichen
Aussichten auf die Rheinniederung mit ihren üppigen Wiesen und Feldern und
freundlichen Ortschaften, oder von dem stets malerischen Anblicke der alten
Schwanenburg hoch über dem Flüsschen Kermesdaal wollte ich erzählen, ob-
wohl es wohl wert wäre, die Aufmerksamkeit auch für diese Sehenswürdigkeiten
aufzufrischen. Meine Gedanken lenken sich auf einen kleineren Teil der An-
lagen bei Cleve, nämlich auf den sogenannten Forstgarten.
Im Jahre 1784 wurde von dem Kammerpräsidenten Herrn von Buggen -
hagen dieser Park unter dem Namen: »Die neue Plantage« angelegt. Ab-
gesehen davon, dass der Geschmacksrichtung jener Zeit entsprechend Wasser-
künste, Lusthäuschen, ein Irrgarten und ähnliches nicht fehlen durften, wurden
zur Bepflanzung dieser Plantage fremde und seltene einheimische Gehölze ver-
wendet.
Seine jetzige Gestalt erhielt der Forstgarten, wie die Anlage später ge-
nannt wurde — abgesehen von wenigen Neuerungen — durch den Llofrat
Weyhe in Düsseldorf, ungefähr im Jahre 1825; frei von allen Spielereien,
allerdings mit den wunderlichsten Wegeführungen, bietet er nun das Bild eines
modernen Parkes.
Von den alten Bäumen dieses Parkes, welche nun vielleicht auch ihre beste
Zeit hinter sich haben, machen die Pinus Strobus, welche — ursprünglich
als Einfassung des ganzen Parkes gepflanzt — mit ihren mächtigen Stämmen,
überragt von malerisch verzweigten Asten, eine ganz wunderbare Allee bilden,
einen besonderen Eindruck.
Ich verdanke meinem Vater mehrere Aufnahmen von Bäumen des Forst-
gartens und giebt das ausgewählte Bild einen allerdings nicht in der Allee
456
Dendrologisches aus Cleve.
stehenden Pinus Strobus wieder. Leider scheinen die Bäume in der Allee all-
mählifh zurückzugehen und haben jedenfalls die schönste Entwickelungsstufe
hinter sich.
Von ganz besonderer Schönheit ist eine mächtige Blutbuche am Eingange
des Parkes; interessant dadurch, dass es ein vSämling ist, die Mutterpflanze
vieler tausender schöner Blutbuchen, welche von der Tiergarten-Baumschule
nicht nur in die Clever Gärten, sondern auch weiterhin verbreitet wurden.
Hamamelis virgini an a, jener interessante im Herbst seine gelben Blumen
entwickelnde Strauch, steht hier in seltener Grösse, leider war er jahrelang
unterdrückt von anderem Gesträuch und nur mit besonderer Pflege kam er
zu voller Geltung.
Abb. 89. Pinus Strobus L., Weymouthkiefer, im Forstgarten bei Cleve.
Photographisch aufgenommen vom Geh. Medicinalrath Prof. Dr. Rudolph \'ircho\v, Berlin,
im August 1888.
Von den schönen mächtigen Platanen, den verschiedenen Eichensorten,
Tsuga canadensis und anderen will ich heute nicht erzählen. Was aber der
besonderen Erwähnung noch wert ist, das ist ein starker Liquidambar
styraciflua, von dessen Dimensionen Abb. 90 eine Vorstellung giebt.
Herrlich ist dieser an sich schon schöne Baum anzusehen, wenn sich seine
Blätter im Herbst färben, in allen Schattierungen von gelb und orange zum
leuchtendsten rot, bis ins schwarzrote. Heute würde übrigens, da inzwischen
die den Baum von rechts her bedrängende Buche beseitigt ist, das Bild
günstiger ausfallen.
Hoffentlich haben diese wenigen Angaben das Gute, manchen Leser auf
seinem Wege nach Holland oder Belgien nach Cleve zu einem Abstecher zu
Zur Pflege der Orchideenwurzeln.
457
veranlassen, und sicherlich wird die Besichtigung des Forstgartens sowie des
Tiergartens und des Sternbusches eine bleibende schöne Erinnerung ^hinter-
lassen.
Abb. qo. Liquidambar styraciflua L. im Forstgarten bei Cleve.
Photographiscli aufgenommen vom Geh.' Medicinalrat Prof. Dr. Rudolph Virchow, Berlin,
im August 1888.
Zur Pflege der Orchideenwurzeln.
läge zur
ie Thatsache, dass viele Orchideen ohne irgend welche lebensfähige
Wurzeln weiter wachsen und auch ihren Blumenflor entfalten, führt
nicht selten zu einer Vernachlässigung in der Pflege derselben,
deren Folgen jedoch niemals ausbleiben. Ebenso wie bei jeder
anderen Pflanze, bildet ein gutes Wurzelvermögen die Hauptgrund-
Ausbildung gesunder, kräftiger und blühfähiger Pseudobulben und
^-g Zur Pflege der Orchideenwurzeln.
Triebe bei den Orchideen, und wenn, wie oben gesagt wurde, die Pflanze
auch ohne dasselbe noch lange Zeit weiter vegetiert, so darf daraus dennoch
keine Regel gemacht werden. Die Reservestoffe der älteren Bulben, aus
"welchen sich der neue Trieb aufbaut, werden schliesslich auch aufgebraucht
und. dann wird eine Pflanze, die mit gesunden Wurzeln versehen und. fähig ist,
neue Nährstoffe aufzunehmen, weit kräftigere Bulben erzeugen können als eine
solche ohne dieselben.
Aus diesem Grunde allein schon ist die Erziehung und Pflege der Orchideen-
wurzeln ein höchst wichtiger Punkt bei der Kultur dieser Pflanzen, und es muss
demselben die grösste Aufmerksamkeit zugewendet werden, umsomehr, als auch
die natürliche Befestigung der Pflanzen durch die Wurzeln an Holz-, Rinden-
oder Korkstücken und dergl. die vorteilhafteste ist.
So wie nun die Bildung der jungen Wurzeln möglichst begünstigt werden
muss, so notwendig ist es auch, die Entwicklung zu einer wirklichen Voll-
kommenheit, besonders in Bezug auf die Länge, zu fördern, damit dieselben
während der Wachstumsperiode ihre Dienste in ausgiebigster Weise verrichten
können.
Die sorgfältige Beachtung dieser Regeln wird zu g-uten Resultaten führen,
ebenso auch umgekehrt, und diese Fälle sind nicht selten.
Ein schwer zu überwindendes Hindernis wird der völligen Entwicklung
der Wurzeln durch unzweckmässiges Einpflanzen in Gefässe bezw. Befestigen
auf Holz entgegengestellt. Es genügt nicht allein, die Pflanzen so hoch auf das
Verpflanzmaterial zu stellen, dass die jungen Wurzeln ungehindert hervor-
brechen können, dieselben müssen auch genügend Raum zum Weiterwachsen
A'orfinden.
Bei Cattleyen, Laelien und ähnlichen Arten ist dies leicht ausführbar,
indem dieselben so hoch gestellt werden, dass die jungen Wurzeln in der
Richtung über den Topfrand hinaus wachsen müssen. Sind dieselben gezwungen,
in den Topf hineinzuwachsen, so stellen sie ihre Thätigkeit oder doch das
Wachstum bald ein, falls sie hier nicht einen weiten Hohlraum linden, indem
sie sich an den Scherben und Ziegelstücken, die als Unterlage dienen, selbst
beschädigen.
Vorteilhafter ist es, wenn sich die Wurzeln an den äusseren Seiten des
Gefässes anlegen, welches dann beim nächsten Verpflanzen entweder vorsichtig
zerschlagen wird, ohne die Wurzeln zu zerreissen, oder mit in ein grösseres
eingepflanzt wird, wodurch dann eine Störung völlig vermieden wird.
Die Pflanzen müssen nun unter sich auch weit genug von einander entfernt
stehen, um zu verhindern, dass sich die Wurzeln der einen an das Gefäss der
andern anlegen. Beim Umstellen oder Verpflanzen würden dieselben unbedingt
verloren gehen; ebenso muss das Anwachsen an die Stellage imd Wände ver-
hindert werden, wenn die Pflanzen hier nicht für immer bleiben können, was
aber des Verpflanzens und Waschens wegen nicht möglich ist.
Arten wie Aerides, Angraecum, ^"anda, deren Wurzeln aus dem Stamme
entspringen, pflanzt man, so lange sie klein sind, am besten in Körbe zum Auf-
hängen, woselbst die Wurzeln unbeschränkten Raum haben, sich auszubreiten.
Grössere Pflanzen, die leicht umfallen, müssen hingegen in entsprechende
Gefässe gepflanzt werden.
Für genannte Arten eignen sich am besten die in der Länge durchbrochenen
Zur Pflege der Orchideenwurzeln. 45Q
Gefässe von cylindrischer Form. Stehen dieselben nicht zur Verfügung und ist
man gezwungen, gewöhnliche Töpfe zu verwenden, so muss auch auf die Her-
stellung von grossen Zwischenräumen Rücksicht genommen werden, in welchen
die fleischigen Wurzeln einer Beschädigung weniger ausgesetzt sind. Trotzdem
werden sich dieselben, schon wegen Mangel an Raum, oft auch wegen Überiluss
an Feuchtigkeit, weniger gut entwickeln als die ausserhalb des Gefässes, und
müssen um so sorgfältiger geptlegt werden. Phalaenopsis- und Oncidium-
Arten, ferner Laelia autumnalis, Cattleya citrina und andere pflegt man in der
Regel auf ein Stück Holz, Kork oder Rinde zu binden. Von diesen Materialien
ist ein festes Stück Holz mit nicht zu rauher Rinde oder, noch besser, ein
solches, welches vor dem Gebrauch teilweise verkohlt wurde, allen andern
vorzuziehen. Namentlich an letzterem entwickeln sich die Wurzeln, unbehindert
von übermässiger Feuchtigkeit und Überhandnehmen von Pilzen, sehr gut.
Den grössten Nachteil besitzt die Verwendung von Kork, ganz besonders
während der Wachstumsperiode. Beim Bespritzen und Bewässern bleibt nur
auf der Oberfläche desselben etwas Wasser haften und auch dieses verdunstet
zu schnell, so dass die Pflanze an Feuchtigkeitsmangel leidet; ausserdem bilden
die zahlreichen Vertiefungen ein grosses Hindernis in dem Wachstum der
Wurzeln. Die Spitzen derselben senken sich, der Feuchtigkeit nachgehend, in
dieselben ein, vermögen den Kork aber nicht zu durchdringen. Wenn sie nun
auch nicht gleich zu Grunde gehen, können sie dennoch nicht weiter fort-
wachsen, sondern verkrüppeln, bevor die Pflanze ihre Wachstumsperiode
beschlossen hat.
Ganz besonders nachteilig ist dies für Phalaenopsis, deren Wachstum nur
kurze Zeit unterbrochen ist und die sehr lange Wurzeln bilden. Im Vaterlande
sieht man diese in einer Länge von iVo — 2 m und mehr; sie bei uns annähernd zu
dieser Vollkommenheit zu erziehen, muss das Bestreben des Züchters sein
wenn ein vollkommener Flor erzielt werden soll.
Einige Dendrobium- Arten, wie D. nobile, Pierardi, ßmbriatum, oculatum u. a
besitzen die Eigenschaft, auf den alten Stämmen junge Pflanzen zu bilden, die
von hier aus zahlreiche Wurzeln entsenden. Dieselben werden sich um so
schöner entwickeln, wenn man ein Stück Holz so befestigt, dass sie sich
anlegen können. Die ganze Pflanze erhält auch dadurch eine sichere Stütze
Dasselbe ist auch der Fall bei Arten, bei denen die Bulben auf einem langen dünnen
Rhizom sitzen, wie z. B. Burlingtonia decora und Oncidium flcxuosum; letztere
sind überhaupt am vorteilhaftesten auf ein langes Stück Holz zu binden. Die
Wurzeln der Erdorchideen, welche meist sehr zahlreich und von fleischiger
Beschaffenheit sind, wie bei Cypripedium, verlangen zu ihrer Entwicklung vor
allem einen entsprechenden Raum. In engen Gefässen, dicht an einander
gedrückt, gehen sie leicht zu Grunde, ebenso, wenn das Verpflanzungsmaterial
zu fest und undurchdringlich ist. Die Drainage darf bei diesen nicht zu viel
Raum einnehmen und es empfiehlt sich, dieselbe pyramidenförmig aus einem
umgestülpten kleineren Toj^f und Scherben herzustellen, über welche die
Wurzeln strahlenförmig ausgebreitet werden.
Zur Erzielung und Erhaltung eines guten Wurzelvermögens genügt nun die
Bewässerung des Gefässes, in welchem die Pflanze steht, nicht allein, die Um-
gebung muss ebenfalls mit Wasserdampf gesättigt sein, der das Hervorbrechen
.Qq Zur Pflege der Orchideen.
der jungen Wurzeln aus den Bulben befördert und ebenso die bereits über den
Topfrand hinausragenden vor dem Eintrocknen schützt.
Längere und wiederholte Trockenheit A^erkürzt das Wachstum bald. Im
ersteren Falle wird ein Auflegen von lebendem Sphagnum sehr zweckdienlich
sein, nur darf ein zuviel auch nicht stattfinden, denn ein Übermass von Nässe
ist den jungen Wurzeln ebenso nachteilig. Nicht weniger verderblich ist die
direkte Einwirkung der heissen Sonnenstrahlen auf die Wurzeln.
In einseitigen Gewächshäusern kann man häufig die Wahrnehmung machen,
dass die der Wand zugekehrte Seite der Gefässe von einem förmlichen Wurzel-
netz umsponnen ist: Wiirzeln von Angraecum sesquipedale, Vandeen. Aerides
wachsen auffällig der Schattenseite zu, und solche, die durch eine Öffnung in
der Stellage durchwachsen konnten, erreichen unter derselben eine bedeutende
Länge und Stärke. Auch im Vaterlande der Orchideen ist derselbe Vorgang
zu bemerken, insofern als die Wurzeln an den Schattenseiten der Bäume
länger und üppiger wachsen als auf der Sonnenseite, so z. B. bei Phalaenopsis
Diese Erscheinung ist leicht erklärlich; auf der Schattenseite ist die Feuchtigkeit
der Luft oder sonstiger Gegenstände grösser und die Wurzel strebt derselben
zu. In Gewächshäusern muss man daher die Wurzeln vor dem direkten
Bescheinen der Sonne schützen und ihnen die Gelegenheit geben, sich auf der
Schattenseite richtig und vollkommen entwickeln zu können.
Eine genügende Feuchtigkeit der Luft muss dabei durch Bewässern der
Stellagen, Wege und Wände geschaften werden.
Alle Beschädigungen der Wurzelspitzen sind sorgfältig zu vermeiden; denn
die Verzweigung der Hauptwurzel und die Bildung von neuen Spitzen geht langsam
vor sich, und da die Wurzelbildung nur immer in gewissen Zeitabschnitten
erfolgt, müssen die vorhandenen umsomehr beschützt und gepflegt werden.
Bei der Befestigung der Pflanzen mit Draht wähle man nur solchen von
weichem Kupfer, das sich leicht verarbeiten lässt. Bei Eisendraht ist dies
weniger der Fall, ausserdem ist der sich bildende Rost den Wurzeln sehr
schädlich.
Ebenso wie vSchimmelpilze sind auch Algen und Flechten von grossem
Nachteil, indem sie einen völligen Luftabschluss bilden und dadurch die
Wurzeln beeinträchtigen; sie müssen schon im Entstehen entfernt werden.
Nicht zu unterschätzende Zerstörer der Wurzeln finden sich auch im Tier-
reiche. In erster Linie sind es die orientalischen Schaben, Blatta orientalis, welche
mit Vorliebe die Wurzelspitzen benagen. Dadurch, dass sie Flügel besitzen,
sind auch die hängenden Pflanzen ihrer Zerstörungswut ausgesetzt, und um so
eifriger muss ihnen nachgestellt werden.
Das beste Vertilgungsmittel ist Syrup, mit Arsenik oder Cyankali vermischt,
oder man füllt hohe Glasbüchsen mit etwas Syrup. in welche sie, nach der
Süssigkeit gehend, hineinfallen imd in dem Syrup umkommen, da sie an den
Glaswänden nicht emporlaufen können.
Diesen fast gleich kommen die Schnecken; durch Auflegen von Gurken-
stückchen oder Aufstellen von Schalen mit Kleie kann man sich vor denselben
schützen. Auf letzteren müssen sie nachts gesammelt werden: auf ersteren
hingegen bleiben sie, bohren sich tief ein und sind dann sehr leicht zu
vertilgen. Asseln, die ebenfalls die Wurzeln benagen, fängt man. wie bekannt,
am besten unter ausgehöhlten Kartoffeln oder Rüben.
Ergebnisse der Düngungsversuche etc. aQi
Um diese Feinde schon im Entstehen zu bekämpfen, ist es sehr empfehlenswert,
das zur Verwendung gelangende Verpflanzungsmaterial genau zu untersuchen,
besonders das Moos; die faserige Heideerde setzt man grosser Hitze aus oder
übergiesst sie zuvor mit heissem Wasser, wodurch denn auch alle Larven und
Eier getödtet werden.
Alexander Bode.
Ergebnisse der Düngungsversuche mit Hydrangea hortensis
und Cineraria hybrida. [Fortsetzung.
j^^ie Wiederaufnahme der Versuche fand im Jahre 1893 am 1. A^Dril statt.
^1^ Ein weiteres Umpflanzen wurde nicht beschlossen; die Pflanzen in ihrer bis-
herigen Erde belassen, im kalten Kasten frei aufgestellt, bei starker Sonne zu
der Mittagszeit beschattet. Der 1. Dungguss erfolgte gleich am 1. April; von
hier ab Stägig bis zum 1. Juli. — Die Pflanzen waren mit Ausnahme derjenigen
der Reihe V. gut durch den Winter gekommen; bei Reihe V. zeigten die End-
triebe mehrfache Absteckung, darnach directes Abfaulen der krautartigen
Stengelteile. Im weiteren ^'erlaufe der Behandlung bekunden bereits gegen
Ende ]ilai sämmtliche Pflanzen der Reihen I. — Y. einen wesentlichen Fortschritt
ihrer Entwickelung gegenüber den Pflanzen der Kontroll-Reihe VI. Einen Monat
später haben die Pflanzen der Aussenstationen (Lichterfelde, Spindlersfeld) die-
jenigen der Innenstationen Berlin W. und Berlin N.W. merklich an Ausbildung
überholt. Sehr kräftig entwickelt bezüglich Trieb- und Blütenansatz zeigen
sich die Pflanzen der Reihe V. in Spindlersfeld; hier ist der Knospenansatz ein
durchweg gleichmässigerer als der der übrigen Reihen. Die Pflanzen der Gegen-
reihe Yl. treten in ihrer ganzen Entwickelung in Bau und Knospenansatz wesent-
lich zurück, mit der einzigen Ausnahme auf Station Moabit (Weidlich), wo der
Knospenansatz, gleichfalls später eintretend, doch zahlreich erscheint. Eine
Besichtigung sämtlicher Pflanzen der anderen drei Stationen*) ergab als
solche betreffs der Grösse wie Gesammtentwickelung am besten ausgebildete
Pflanzen, diejenigen von Station Gr. Lichterfelde, dann folgen diejenigen der Station
Berlin N.W. und zuletzt diejenigen der Station Berlin W.; unter den letzteren
fällt nur ihrer verhältnismässig besseren Ausbildung halber die Gegenreihe VI,
auf. Der Blütenansatz, welcher in jeder der einzelnen Reihen als ein an sich
regelrechter bezeichnet werden muss, schwankt relativ, in Prozenten ausgedrückt,
hier und da recht stark.
Hinsichtlich der Blütenfarbe der Pflanzen der Station Gr. Lichterfelde ist
zu bemerken, dass hier die Blüten der Reihe V") ein bläuliches rosa zeigen,
welches indessen bald nach dem Giessen in rosa Färbung umschlägt. Im All-
gemeinen bekundeten die Blüten der betreffenden Versuchs-Pflanzen, mit Ausnahme
der Reihe Y, in welcher bei den Versuchs-Pflanzen der anderen .Stationen die
rosa Färbung sonst sehr intensiv auftritt, eine ziemlich gleichmässige rosa
*) Sitzung vom 14. Juli i8q3. Gross-Lichterfelde, Berlin N.W. und W.
**) Unter den mit Bäke-Wasser seaossenen Reihen.
402
Ergebnisse der Düngungsversuche etc.
Färbung. Die Versuchs-Pflanzen ergaben Ende Juli als Endresultat folgende
Verhältnisse (prozentualiter ausgedrückt) und zwar in Bezug u) auf das Ver-
hältnis der Triebe zu den Blütenständen:
Gr. Lichterfelde.
Reihe I
» II
» III
» IV
» V
» VI
Triebe
öl
60
68
67
67
43
Blüten
50
52
55
55
55
17
pCt. V.
80,00 %
86,32 %
80,88 %
83,500/0
82,50%
40,80 %
Summarisches Durchschnitts-
Verhältnis 77,82 0/0
Spindlersfeld.
pCt. V.
87,000/0
80,00 0/0
78,000/0
70,00 0/0
8 1, 00 0/0
37,00 0/0
Triebe
iihe I
46
» II
50
» III
64
» IV
57
» V
64
» VI
53
Blüten
40
40
50
40
52
20
B(
;rlin XW.
Triebe
Blüten
pCt. V.
77
69
89,70 0/0
83
78
93,60 0/0
70
60
84,000/0
65
54
83,000/0
85
78
91,260/0
52
43
85,000/0
87,00 0/0
E
erlin \V
Triebe
Blüten
pCt. V.
42
26
62,40%
56
39
70,200/0
58
32
55,36%
44
20
46,000/0
36
26
70,800/0
38
15
39,45 %
57,670/0
Summarisches Durchschnitts-
Verhältniss 72,600/0
Hiernach stehen sich die beiden Aussen-Stationen Gr. Lichterfelde und
Spindlersfeld ziemlich normal gegenüber, die beiden Innen-Stationen Berlin N.W.
und Berlin W. differieren dagegen um genau 3opCt. zu Ungunsten von Berlin W.
Der Blumendolden-Durchmesser schwankt unter den am meisten aus-
gebildeten Blumen (Berlin W. und Spindlersfeld) zwischen 12 und 30 cm. den am
wenigsten ausgebildeten (Berlin W. und Spindlersfeld) zwischen 9 und 24 cm.
Das Verhältnis des Blütenansatzes speziell unter den gedüngten Reihen
ergiebt ungefähr (bei den 3 Stationen Gr. Lichterfelde, Spindlersfeld, Berlin W.)
volle 40pCt. mehr als bei denen der Kontrol-Reihe. Bei Station Berlin N.W.
ist indessen nur eine Differenz bis zu 8 pCt. zu Ungunsten des Blütenansatzes
der Kontroll-Reihe gegenüber den gedüngten zu verzeichnen. Allerdings ist
hier die Ausbildung der Blüten der gedüngten Reihen als eine erheblich
grössere, bessere gegenüber denen der Kontroll-Reihe hervorzuheben. Besonders
bemerkt muss dazu werden, dass infolge Abfaulens einer besonders grossen
Zahl von Endknospen sich viele Seiten -Triebe entwickelten, welche sämtlich
Blüten, w^enn auch von geringer Dimension ansetzten.
Hinsichtlich des Höhenwuchses der Triebe ergeben sich im Durchschnitt
folgende Abstufungen:
Reihe
Es ist also zwischen der höchsten mit 65 cm und der niedrigsten mit 35 cm
bei den Reihen III und VI eine Differenz von 30 cm vorhanden.
niedrigste
höchste
Reihe II
50 cm
62 cm
» III
45 cm
65 cm
» IV
45 cm
55 cm
niedrigste
höchste
Y 40 cm
55 cm
I 40 cm
45 cm
VI 35 cm
50 cm
Ergebnisse der Düngungsversuche etc. 46*^
Bezüglich der allgemeinen EntAvickeliing, d. h. des Gesamt-Habitus der
einzelnen Reihen, gruppieren sich die Pflanzen der 4 Stationen betreffs des
Marktwertes, der Güte nach, folgendermassen:
Stat. Spindlersfeld 1. ReiheV 3. Reihe! s.Reihe IllundIV 4. Reihell 5. Reihe VI
» Berlin N.W. >> IV » V » 11 > III » I >> VI
» Gr. Lichterfelde » IV » V » III >> II » I. u.Vl.
» Berlin W. » IV » V » II und III » VI » I.
Es stehen hiernach die Pflanzen der Reihe V in erster bezw. zweiter Linie,
diejenigen der Reihe VI (Kontroll-Reihe) in letzter bezw. vorletzter Linie sich
gegenüber.
In Ermangelung einer photographischen Wiedergabe der Hortensien-\'er-
suchs-Pflanzen sei es versucht, die erfolgte Wirkung betreffender Düngungs-
reihen mit Rücksicht auf den Gesamteindruck der Pflanzen dahin zu skizzieren,
dass diese, im Gegensatz zu den Pflanzen der Kontroll-Reihe, im allgemeinen
ganz wesentlich hervortreten, und zwar bezüglich Aufbau, Färbung wie Ge-
samt-Entwickelung. Der Aufbau der Versuchspflanzen bekundete sich mit
Ausnahme derjenigen der ReiheV. und VI. als ein in seinen einzelnen Teilen
(Stamm, Zweigen etc.) hervorragend gestreckter, die Verzweigung als eine vor-
wiegend dichte, d. h. zahlreiche, dabei der Mehrzahl der Fälle nach gleich-
massig ausgebildete. Die Färbung der Blätter zeigte bei den Pflanzen der
Reihen IL, III., I. ein kräftiges Grün, tiefes Dunkelgrün bei denen der Reihe V.,
lebhaftes Gelbgrün bei denen der Reihe IV., Hellgrün bei denen der Reihe VI.
Die rosa Farbe der Blüten musste als eine im allgemeinen sehr lebendige be-
zeichnet werden, natürlich gleichzeitig mit Rücksicht aut die betreffenden drei
verschiedenen Sorten. Die Gesamt-Entwickelung der Pflanzen in ihren ober-
irdischen Teilen wies im 1. Jahre der Versuchs-Kulturen keine nennens-
werten Fortschritte auf, dagegen trat kurz nach Beginn der im 2. Jahre wieder
aufgenommenen Kultur hierin eine wesentliche Änderung ein, eine Erscheinung,
die sichtlich im Zunehmen begriffen war, nachdem der erste Blütenknospen-
ansatz eine erkennbare Gestalt angenommen, noch mehr, nachdem die Blüten-
entfaltung eintrat. Die Gesamt-Entwickelung trat d^emnach bei den Pflanzen
der Reihen IV. und V. am deutlichsten hervor, indessen diejenigen der Reihen
III., IL, I. nicht minder zurückblieben. Entfaltung imd Grösse der Blütendolden,
des Gesamt-Habitus der Pflanze mit seinen reichen Verzweigungen, dem vollen
kräftig entfalteten Blätterschmuck und den über ihn hervorragenden grossen,
lebhaft gefärbten Blütendolden Hess kein Bedenken darüber aufkommen, dass
die gedüngte Pflanze der ungedüngten gegenüber als eine z. T. ganz hervor-
ragende Erscheinung sich behauptete.*)
Dass die Pflanzen der Aussen-Stationen: Gr. Lichterfelde, Spindlersfeld,
auch Moabit (im besond. Falle), im Gegensatze zu denen der Tnnenstation
*) Es sei hierzu bemerkt, dass die in der Sitzung des Vereins zur Beförderung des Garten-
baues am 27. Juli 1893 vorgeführten Pflanzen den Liebhabern nach der Sitzung zur Verfügung
gestellt werden sollten, dass indessen noch vor Schluss der Sitzung die anwesenden
Handelsgärtner sich bereits der grössten Zahl der Pflanzen versichert hatten — ein nur zu
sprechender Beweis für die im Text behaupteten Vorzüge der betreflenden Pflanzen. Waren
es doch immer nur erst Pflanzen, welche im 2. Jahre ihrer Entwickelung standen, und 3 bezw.
4 jahrig getriebene Marktpflanzen bei weitem überholt hatten.
AßA Ergehnisse der Düngungsversuche etc.
Berlin W., ein an sich wesentlich besseres Wachstum (Ausbildung und Aufbau
sowie lebhaftere Färbung in Blatt und Blüte) der einzelnen Reihen bekundeten,
darf nicht Wunder nehmen. Mangel an vollem Sonnenlicht (d. h. vom Auf-
gang — bis Niedergang), der erheblich an Ozongehalt geringwertigeren, dagegen
durch vermehrte Staub- und Russteile bedeutend verdickteren Luftschichten,
des Mangels einheitlicher Luftbewegung, an Stelle dessen Ersatz durch Zug-
luft, ein damit in nächster Wechselwirkung stehendes geringeres Austrocknen des
Wurzelballens, als Folge dessen spärlichere Entwickelung des Wurzelgeflechtes,
mangelhaftere Ausbildung des Holztriebes an der Pflanze, dies alles bestätigt
nur allzu sehr die von Jahr zu Jahr sich hier mehrende Erfahrung, dass die
Pflanze in eingebauter Stadt-Lage, trotz hinreichender Stoffzufuhr (wie in den
vorliegenden Fällen) doch nicht den Vorzug der Entwickelung zu erreichen
imstande ist wie die Pflanze der freien Lage. Wenn irgend, so hat dieser
Versuch mit Hortensien diese Gegensätze schlagend dargethan.
Was den Wert der vorstehenden Dunggaben bei den Hortensien-Versuchs-
Pflanzen auf ihren Erfolg hin anbetrifft, so stehen in erster Linie die Gaben
mit schwefelsaurem Amnion an Wirkung denen mit phosphorsaurerKali-Mischung
gegenüber, wobei jedoch besonders zu betonen, dass sich zunächst nur für
Hortensien (Pflanze mit holzigem Gerüst) eine Düngung mit schwefelsaurem
Ammon — im richtigen Verhältnis gegeben — als eine für den Aufbau, Blatt-
färbung wie Blüten- Anlage sehr vorteilhaft wirkende erweist. Ferner gruppieren
sich die Dunggaben: mineralische Salze, Reihe III, d. h. vorwiegend Chlorkalium
und Chilisalpeter, in Mischung" mit Superphosphat und schwefelsaurer Magnesia,
gegenüber der Mischung in Reihe II, der sogen. Rübesam'schen Pflanzennahrung";
indess die mit Kuhdung-Gährungslösung behandelte Reihe bez. des Erfolges der
Dimgwirkung als besondere Erscheinung für sich steht.
II. B. Cinerarien.
Der Vorgang" für die Cineraria hybrida-Versuchs-Pflanzen in einjähriger
Kultur gestaltet sich wie folgt:*)
Die zuvor zweimal piquierten Sämlinge, Samen von Benary-Erfurt, wurden
zweimal verpflanzt, und zwar am 22. April in 6V2 cm. am 29. Mai in to cm grosse
Töpfe. Der erste Dungguss erfolgte am 1. Mai, von da ab stets achttägig,
mit Ausnahme einer vierzehntägigen Ruhepause zur zweiten Verpflanzzeit,
d. h. A'Om 27. Mai bis 14. Juni. Anfangs in kräftiger Entwickelung begritfen.
zeigten die Pflanzen der Reihe 2 — 5 von Mitte Juli ab einen auffälligen Stillstand —
allerdings am wenigsten in der Gegenreihe, Reihe 1. Ausser dem zuerst er-
wähnten Umstand, dem der starken Düngung, wirkte auf die Versuchspflanzen
namentlich die zur Zeit herrschende Hitze nachteilig ein. Gleichzeitig mit dem
mangelnden Fortschritt im Wachstum zeigte sich ein erhöhtes Auftreten des
Ungeziefers auf den Pflanzen sowie starke Salpeterabsonderung an der Aussen-
wand der Töpfe; der Versuch wurde auf allgemeinen ßeschluss demnach am
9. August eingestellt.
Der zweite ^^ersuch, am 15. August begonnen, erlitt dahin eine Ver-
änderung, dass zu der bisherigen Erde zur Hälfte La üb -Erde zugesetzt wurde,
*) Vergl. Bericht in Gartentlora 1894, Heft 9, S. 233 u. ff.
Ergebnisse der Düngungsversuche etc. 465
dieser Boden also eine bedeutend lockerere Mischung enthielt, die, wie schon
oben bemerkt, ebenfalls in der Versuchsstation Dahme analysiert wurde. DerKalk-
gehalt tritt hiernach um 0,74 pCt. zurück; Magnesia, Phosphorsäure und gesamter
Stickstoffgehalt erfahren eine wesentliche Erhöhung um 0,20 pCt., an Stickstoff
sogar um 0,50 pCt. Die weiteren Entwickelungen ergeben sich aus folgendem:
Unter Belassung der Reihen wie bei dem ersten Versuche, desgleichen des
Giesswassers, derselben Behandlung, Heranzucht der Sämlingspflanzen (Spittel-
Arnstadt) in drei Sorten, a) englische Riesen, b) I. Qualität, c) Zwergformen,
werden die Pflänzchen am 15. August in 10 cm und am 16. Oktober in 15 cm
grosse Töpfe verpflanzt. Gelegentlich des zweiten CJmpflanzens erzeigen sich
die Pflanzen als reich bewurzelt. Düngungsgaben in oben angegebener Form
erfolgen vom 23. September ab achttägig, mit Innehalten einer vierzehntägigen
Ruhepause znr Verpflanzzeit.
Das Aussehen der Pflanzen ist ein im allgemeinen wenig verschiedenes,
sämtlich fast gleich kräftig, daher gleichmässig entwickelt; hervortritt aller-
dings Reihe 4. Reihe 1 und 2 bleiben zurück. Bei den mit Konden-
sations-Wasser behandelten Reihen linden wir die Reihen 3 und 4 am meisten
entwickelt; im allgemeinen ist aber hier der Ausdruck der gesamten Pflanzen
von stumpfgrüner Blattfärbung (dies Wasser war seitens des Herrn Geh.
Regierungsrates Prof. Dr. Maercker als ein besonders reines Wasser be-
zeichnet). Die Verhältnisse'-in der Behandlungsweise blieben bis zum Herein-
bringen der Pflanzen in das Haus — infolge plötzlich auftretender Kälte —
JMitte Dezember — die gleichen. Von diesem Zeitpunkte ab tritt dahin eine
Änderung ein, dass die Herren Weber und Weidlich ihre Pflanzen wärmer,
d. h. -f 7— 80 R. halten, dagegen die Herren Bluth und Hoffmann die Pflanzen
nur bei -|- 3 — 4O R., Herr Bluth sogar freistehend im Japan behandeln.
So zeigen die Pflanzen der zuvor genannten beiden Stationen zum Teil
bereits am 23. Januar 1894 Knospenbildung, während an letzteren beiden Orten
sich noch keine derartige Bildung bemerklich macht; ja, die Pflanzen des Herrn
Bluth gehen plötzlich infolge zu niedriger Temperatur zurück und sterben ab.
Bei den Pflanzen des Herrn Weber tritt jetzt die Kuhdungreihe wesentlich
laervor, dagegen die Reihe 5 (schwefelsaures Ammon) am meisten zurück;
gleiches Aussehen bekunden die Pflanzen der Station Berlin sowie diejenigen
der Gegenreihe (Reihe 1). Die im Monat Februar erhoffte Blütenerscheinung
lässt sehr auf sich warten. Die Pflanzen gruppieren sich bez. ihrer Ent-
wickelung im allgemeinen dahin: a) Pflanzen des Herrn Weber, als die besten,
b) Pflanzen des Herrn Weidlich, c) diejenigen der Station Berlin. Bei letzteren
zeigt sich teilweises Eingehen der Pflanzen, und zwar in der äusseren Er-
scheinung: SchlaffAverden der Blätter, welche sich auch nach dem Giessen
nicht wieder aufrichten, leichte Xeigung zur Fäulnis oberhalb des Wurzel-
halses, vermehrtes Auftreten von Ungeziefer.
Die Herren Weber und Weidlich, bei denen sich ähnliche Vorgänge, welche
als Überfütterungs-Erscheinungen der Pflanzen angesehen werden, bemerkbar
machen, stellen infolge dessen bereits Ende Februar das weitere Düngen der
Pflanzen ein. Auch bekundet sich bei den Versuchen des Herrn Weidlich (mit
anderen Cinerarien) bezüglich der Kuhdunggabe der bemerkenswerte Umstand,
dass letztere mit frischer Kuhdunglösung behandelt, ein auffallendes Gelbwerden
Aßß Ergebnisse der Düngungsversuche etc.
der Blätter zeigen, ein Umstand, der bei der mit vergohrener Lösung behandelten
eigentlichen Versuchsreihe (Reihe 2) nicht auftritt.
Der Dungguss wird auf Station Berlin noch bis zum 17. März fortgesetzt^
die Pflanzen sterben schnell ab. Die Aussen\vandung der Töpfe zeigt auch hier
wieder starke Salpeter-Absonderung (in schmieriger Form).')
Die nun in der Sitzung**) aufgestellten, durch Herren Weber und Weidlich
erzielten, seit Mitte März in Blüte befindlichen Ptlanzen zeigen bei recht leb-
haftem Farbenspiel, glänzender Blattfärbung, bezüglich ihrer Farbentöne in den
einzelnen Reihen keine auffälligen Unterschiede. Hinsichtlich der Grösse der
Blüten wechselt diese von 3Y2 — 7 cm Durchmesser. Der Doldenstand ist als
ein voller, reicher, bei einem Gesamtdurchmesser von 30 — 40 cm zu be-
zeichnen. Der Breiten- wie Höhendurchmesser sämtlicher Pflanzen ist gegen-
über demjenigen allgemein ortsüblich kultivierter Pflanzen (Markt-Ware) im
ganzen sehr hervortretend und es lassen nur bezüglich der Streckung der einzelnen
Teile, (Stamm wie Blattstiele) die Pflanzen der Reihe 5 zu wünschen übrig; dies
auch mit Rücksicht auf die eingangs erwähnten drei verschiedenen vSorten
Cinerarien.
Der Umstand, dass bei Cinerarienkultur eine sogenannte Frühjahrs-Heran-
zucht ausgeschlossen ist, mag angesichts der ersten fehlgeschlagenen Versuche
wohl ins Gewicht fallen, aber auch dies nur unter der Vorbedingung eines so
ausserordentlich heissen Sommers, wie derjenige des Jahres 1893 war. Ein
gemässigt warmer, feuchter Sommer würde für diese Kultur voraussichtlich der
Wirkung nach sich günstiger erwiesen haben.
Gleich den Hortensien boten auch diese Cinerarien-Versuchs-Pflanzen
bezüglich Aufbau, Blütenflor sowie im ges. Habitus eine vor der ortsüblichen.
Ware ganz hervortretende Erscheinung; auch hier trat die Streckung der ein-
zelnen Pflanzenteile in Stamm und Blattstielen wie Blattausbildung erkennbar
hervor. Die Blütenausbildung trat bezüglich Grösse, sowie lebhafter Farbenzonen
vor allem in den Vordergrund.
Bezugnehmend auf die bei den \'ersuchen angewendeten Zusatzteile zur
Erde verdient der Umstand besonderer Erwähnung, dass hier ein Zusatz
von Schlemmkreide zu der bei der Kultur in Betracht kommenden Erde, anderer-
seits aber die Düngung allein mit schwefelsaurem Ammon (Reihe 5) als nicht
vorteilhaft sich erwiesen. In dem Erfolg der Einzel-Wirkung der Dunggaben
traten in erster Linie die Pflanzen der Reihe 4 (salpeters. Ammon und phosphors.
Kali) in zweiter Linie diejenigen der Reihe 2 u. 3 (Kuhdung - Gährungslösung»
Reihe 3 schwefeis. Ammon in Verbindung mit phosphors. Kali.) hervor. Erst in
3. Linie standen dann die Erfolge der Reihe 5 und dicht daneben die der Reihe 1,
der ungedüngten Pflanzen. Auch fiel hier der Umstand auf, dass die ge-
düngten Pflanzen zu ihrer weiteren EntM'ickelung einer im allgemeinen etwas
höheren Temperatur bedürftig erscheinen. — Bezüglich der aus diesen Ver-
suchen gezogenen Schlussfolgerungen dürften sich folgende Gesichtspunkte all-
gemeiner Xatur ergeben: Dass bei Pflanzenkulturen solcher mit geringwertigerem
Nährstoffgehalt versehener Erde (Haide-. Moor-. Holz-Erde etc.) eine Düngung für
die vorteilhaftere Entwickelung der Pflanze sich als imumgänglich notwendig
*) Die Topfe stammen aus einer der besten Thonwarenfabriken in der Nähe BerUns.
**) Am 29. Milrz 1804.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
467
herausstellt. Ferner, dass die Düngung, vorzugsweise mit Nährsalzen schlecht-
hin verstanden, in den beiden vorliegenden Fällen die Entwickelung der
Pflanzen anfangs verzögert, dann aber, im Blütenstadium angelangt, sich inten-
siver vollzieht als bei ungedüngten Pflanzen. Gelegentlich der Kuhdung-Gabe ist
eine sogen, vergohrene Lösung gegenüber der frischen Lösung vorzuziehen.
Es soll nicht verschwiegen werden, dass im Laufe unserer Versuche
als Ausgangspunkt zu gewinnender Resultate noch besondere Ausführungen und
Wahrnehmungen als zunächststehende berücksichtigt werden müssten. Handelt
es sich doch in erster Linie darum, den Gewichtsgehalt der Pflanzen zwischen
gedüngten und nicht gedüngten bei den ober- wie unterirdischen Pflanzenteilen
festzustellen; 3. darüber zu entscheiden: wie sich der Zeit und dem Verhältnis
nach komparative Düngeversuche zu fortlaufend geringeren Gaben verhalten;
3. wann der für Düngungsgaben geeignete Zeitpunkt im Entwickelungsgange der
Pflanze einzutreten habe; 4. wie alle dahingehenden Ausführungen für den
handelsgärtnerischen Betrieb möglichst einfach und wenig Kosten verursachend
zu gestalten seien; 5. in welchem Masse hierbei die mit organischen Substanzen
so unterschiedlich vermengten Giesswässer auf die Entwickelung der Pflanze
Einfluss zu üben vermögen? Alle diese Fragen mit einem Versuche beantworten
zn wollen, ist indessen weder praktisch durchführbar, noch für eine strenge
Beobachtung im gleichen Zeiträume irgend empfehlenswert. Vielmehr ist eine
jede dieser genannten Fragen nur gesondert zu behandeln, will man anders
auch nur zu einigermassen sicheren Ergebnissen gelangen. — Der Ausschuss
betrachtet daher auch die Versuche, obschon solche für die vorliegenden Auf-
gaben sich als erfolgreich erwiesen, durchaus nicht für abgeschlossen. Er ist
vielmehr der Meinung, dass nur aus den mehrere Jahre hindurch fortgesetzten
Versuchen und aus den Vergleichen der Resultate dieser sich ein allgemeines
LTrteil bezüglich des Wertes der Topfdüngung werde folgern lassen können.
J. A.
M. Hoff mann,
Schriftführer des Versuchs-Ausschusses.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Impatiens auricoma Baillon.
Diese neue Art dürfte den schon be-
kannten J. Sultani, platypetala, Hawkeri
etc. durch ihr rasches Blühen, die schön
goldgelbe Farbe ihrer Blumen mit
purpur gestreiftem Schlünde zur Seite
gestellt werden. Die fleischigen hell-
weinroten Zweige, die dunkelgrünen
Blätter mit rosaroten Rippen sind weitere
Merkmale dieser Art, welche im Som-
mer bei halbschattigem Standort auch
sehr gut im Freien gedeiht, während
der übrigen Zeit das Warmhaus bean-
sprucht. Bulletin d'arboriculture,
1894, Xo. 2, Tafel 3.
Poire Directeur Alphand.
Seit 10 Jahren befindet sich diese
hervorragende Sorte im Handel. Die-
selbe ist ein Sämling der Doyenne
d'hiver oder Bergamotte de Pentecöte.
Die grüngoldgelbe Schale ist mit Rost-
punkten durchzogen. Das feste, ziem-
lich feine, sehr zuckerhaltige Fleisch
468
Kleinere Mitteilungen.
besitzt ein ganz besonderes Aroma.
Die ungewöhnlich grosse Frucht hält
sich sehr gut bis zum Februar, ja es
kommt vor, dass man noch im April
schöne Exemplare davon besitzt. Das
Wachstum des Baumes ist ein recht
kräftiges, er zeichnet sich durch grosse
Fruchtbarkeit aus und seine Verzwei-
gungen sind so regelmässig, dass alle
Formen aus ihm gebildet werdenkönnen.
Bulletin d'arboriculture 1S94, No. 3,
color. Tafel.
Kleinere Mitteilungen.
Aufruf.
In einer ausserordentlichen Sitzung
der vereinigten Ausschüsse des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues wurde
eingehend besprochen, in welcher Weise
den durch Hagelschlag schwer ge-
schädigten Gärtnern in der Umgebung
Berlins am geeignetsten zu helfen sei.
Zunächst wurde festgestellt, dass aus
der Vereinskasse eine direkte Unter-
stützung nicht gezahlt werden könne,
da es bisher Prinzip gewesen, nur dann
in dieser Weise helfend einzugreifen,
wenn die Geschädigten nicht in der
Lage gewesen seien, sich dagegen zu ver-
sichern, z. B. bei Überschwemmungen.
In vorliegendem Falle hätte es indessen
Jedem freigestanden, sich bei derlTagel-
versicherung zu versichern. Gleich-
^^'ohl wurde beschlossen, von Vereins-
wegen einen Aufruf zu erlassen, dass
die Geschädigten durch Ueberweisung
von Pflanzen u. s. w. dahin nach Kräften
unterstützt werden möchten, dass ihr
Geschäftsbetrieb die .Stockung bald-
möglichst überwunden habe. Dieser
Aufruf hatte folgenden Wortlaut:
Am 7. August entlud sich über
Berlin und Umgegend ein heftiges Ge-
witter, das, von einem cyklon artigen
Sturmwind eingeleitet, durch schweren
Hagelschlag entsetzlichen Schaden an-
gerichtet hat. Die zahlreich in dem
so arg betroffenen Striche belegenen
Gärtnereien gewähren ein trauriges
Bild grässlicher Verwüstung. Die Obst-
ernte ist so gut wie vernichtet, das
Formobst auf Jahre hinaus ruinirt. Die
wenigen an den Bäumen gebliebenen
Früchte sehen aus wie mit Steinen
zerhackt. Zahlreiche Bäume wurden
entwurzelt, an vielen starke Äste zer-
splittert und auf der Windseite zeigen
alle die N^arben des Hagelschlags, zu-
dem sind sie mehr oder weniger ent-
laubt. Ausgedehnte prächtige Geor-
ginen- und AsternkultureU; Gladiolen,
Lilien und unzählige Topfgewächse sind
völlig zerschlagen. Die Scheiben der
schützenden Fenster sind, selbst da wo
sie mit Rohrdecken etc. belegt waren,
zertrümmert. Die Pächter des Riesel-
landes, vielfach Gärtner, sind meist um
ihre ganze Habe gebracht.
Es ist nicht möglich, hier alle
Details der furchtbaren ^'erheerungen
zu verfolgen, die in einer so kurzen
Spanne Zeit über sonst lachende Fluren
hereingebrochen sind. Jammernd stehen
zahlreiche Gärtner, vielfach Mitglieder
unseres Vereins, an dem Grabe ihres
Vermögens, an dem Rande ihrer Existenz-
fähigkeit. Wahrlich, wer die Verwüstun-
gen gesehen hat, der wird sich des
Mitgefühls nicht erwehren können.
Wir richten deshalb an alle Gärtnerei-
besitzer imd Liebhaber die dringliche
Bitte, die so arg Geschädigten durch
Überlassung irgend entbehrlicher
Pflanzen, Stecklinge u. s. w. thunlich
unterstützen zu wollen. Zum Zwecke
entsprechender Verteilung bitten wir,
Kleinere Mitteilungen.
469
derartige Beiträge nach Zahl und.Vrt zu-
nächst dem Generalsekretariate des
\'ereins nur anmelden zu Avollen, damit
der Versandt dann direkt an die be-
treibenden Adressen erfolgen kann.
Helfen zu können in der Not, ist
sicherlich das schönste Bewusstsein
des Menschen. Wohlan, möge es sich
aufs neue bethätigen; tragen wir dazu
nach besten Kräften bei, unseren
Freunden, Vereinsmitgliedern, Berufs-
genossen, Mitbürgern diese schwere
Stunde zu erleichtern!
i. A. Perring.
Sobralia macrantha in ihrer Heimat.
Ich habe bis jetzt die Sobralien für
echte Sumpfpflanzen gehalten, doch
bin ich darin jetzt eines besseren be-
lehrt worden. In den Bergen um
Orizaba kommt die Sobralia macrantha
sehr häufig vor, und zwar am meisten
dort, wo die Felsen recht zerklüftet
sind und ein angehender Wald sie be-
deckt, d. h. wo die Bäume noch nicht
höher als 20 — 30 Fuss sind und licht
stehen. Ich habe diese Pflanze sogar
auf Felsvorsprüngen in voller Sonne
wachsend gefunden. In den Klüften
der Felsen sammelt sich die Humus-
erde von den verwesten Blättern und
hier ist es, wo die Sobralia macrantha
ihre Heimat hat. Diese Erde ist zwar
stets feucht, doch fliesst das Wasser
sofort ab, zumal sie nur die steilsten
Stellen liebt. Die Sobralia macrantha
wird hier bis x'^jo m hoch und gewährt
einen durchaus rohrähnlichen Anblick.
Es ist Ende April und Anfang Mai die
Zeit, wo sie sich mit den grossen
dunkelroten Blumen bedecken. Ich
habe hier vStellen gefunden von mehr
als einem Quadratmeter Ausdehnung,
die ganz damit bedeckt waren.
Es giebt hier noch andere kleinere
Sobralien, die epiphytisch auf den
Bäumen wachsen, doch habe ich die
Spezies noch nicht ermitteln können.
F. Bussler, Orizaba, Mexico.
Woher kam die l<ulti vierte Erdbeere?
Diese Frage beantwortet Prof. L.
H. Bailey von der Cornell Universität
zu Ithaca im Staate Xew-York, der
sich besonders für Gartenpflanzen
interessiert, in einem interessanten
Aufsatz in The American Naturalist
April 1804, S. 293 — 306. Wir müssen
vorausschicken, dass Bailey dabei nur
an die jetzt in Amerika gebauten
Ananaserdbeeren denkt und die euro-
päischen. z.T. von Fragaria vesca und I-'.
moschata (elatior) abstammenden aus-
schliesst. Es handelt sich also eigent-
lich nur um die sogenannte Ananas-
Erdbeere (Pine) und Bailey weist
überzeugend nach, dass diese kein
Kreuzungsprodukt, auch nicht die
grossfrüchtige Form von der F. virgi-
niana, welche 1624 zuerst in Frank-
reich von Jean und Vespasien Robin,
Gärtner Eudwigs XIII., erwähnt wird
(F. virg. var. Illinoensis), ist, sondern
einfach eine Kulturform der Chili-
Erdbeere, Fragaria Chiloensis,
die um 1712 durch Capitain Frezier
von Chili nach .Marseille gebracht
wurde und um 1727 England erreichte.
Diese Art wächst nicht blos in Chili,
sondern an der pacilischen Küste von
ganz Amerika, und Bailey liess sich
wilde Pflanzen aus Oregon kommen. —
Das Einzige, was uns nicht zu stimmen
scheint, ist, dass Bailey S. 296 sagt, die
F. Chiloensis sei mehrfach von wilden
Standorten in die östlichen Gärten ver-
pflanzt, aber sie verschwinde immer
wieder und sie sei wenig versprechend
für den amerikanischen Gärtner. Warum
lässt sie sich denn heute nicht ver-
ändern, wenn das früher möglich war?
L. W.
Die Gartenanlagen am neuen Reichstagsgebäude
in Berlin.
Zu dem Bericht über das Wallot-
sche Projekt, betreffend die Umwand-
lung des Königsplatzes, ist der »Vossi-
schen Zeitung« von gartenkünstlerisch
47o_
Kleinere Mitteilungen.
massgebender Seite folgende Zuschritt
zugegangen: Wohl ist eine Umände-
rung des Königsplatzes dringend ge-
l)oten, um ihn in Beziehung zu dem
neuen Reichstagsgebäude zu bringen;
ob aber das Wallotsche Projekt die
richtige Lösung ist, muss starlv be-
zweifelt Averden. Machen sich doch
sogar in hohen Architelvtenkreisen be-
reits Stimmen und mit Recht geltend,
■dass mit der Beseitigung der Bäume
.auf dem Platze sehr überlegt vor-
gegangen \verden muss. Trägt der
Entwurf auch dem Wagenverkehr viel-
leicht genügende Rechnung, so ist auf
seine Gestaltung selbst doch viel zu
wenig Rücksicht genommen Avorden.
Man denke sich den Platz in seiner
ungeheuren Länge von über 400 Meter
ohne irgend welchen Schatten und
ohne jedwede Abwechslung; in seiner
Längsrichtung von einem breiten Wege
•durchschnitten, der mit Ballustraden
•eingefasst ist, welche die Rasenflächen
ohne Baum und Strauch einschliessen.
Diesen Weg nun bei vSonnenschein
gehen zu müssen, um von dem Kroll-
schen Etablissement nach dem Reichs-
tagsbau zu gelangen, wird niemand
zugemutet werden können. Wohl
spenden entgegengesetzt der Wallot-
schen Meinung 2 — 3 m hohe Sträucher
Schatten, was durch das Naturgesetz
begründet und überall zu sehen ist.
Sie geben aber auch eine wohlthuende
Abwechslung, da durch sie landschaft-
liche Szenerien entstehen. Bei einem
so grossen Platze muss eine reiche,
mit der Architektur des Reichstags-
bau freilich harmonische Glieder-
ung der Rasenflächen, sei es durch
Gruppierungen von Gehölzen und
Sträuchern in Verbindung mit Blumen-
arrangements oder gar durch Baum-
trupps, stattfinden. Das Ganze darf
natürlich nicht eine unruhige Wirkung
hervorbringen und es müssen von den
Ilauptstellen aus freie Durchsichten
nach dem Bauwerk vorhanden sein.
Höchst sonderbar ist die seitliche Be-
grenzung gedacht. Hier sollen hohe
Bäume angepflanzt werden , deren
Stämme durch Hecken verdeckt wer-
den sollen. Gerade die Stämme der
Alleebäume bieten angenehmes und
ersetzen in der Gartenkunst die verti-
kalen Linien, die bekanntlich in der
Baukunst bei der Fassadengliederung
durch Säulenstellung u. s. w. erzielt
werden. Der an und für sich spitze
Aufbau der Siegessäule erfordert in
ihrer Nähe die Anwendung von hohen
pyramidalen Baummassen, z. B. Pyra-
mideneichen. Durch geschickte Ver-
teilung dieser, verbunden mit anderen
Gehölzgruppen, kann die Loslösung"
der Siegessäule von dem Reichstags-
bau, die unbedingt nötig ist, bewirkt
werden. Man stelle sich ausserdem
eine 400 m lange Hecke in Mannes-
höhe vor. die nur hin und wieder von
Statuen u. s. w. unterbrochen ist. Der
echte altfranzösische Gartenstil, ein
Pariser Platz, hat auch als Vorbild
gedient, in Verbindung mit dem im
modernsten Renaissancestil erbauten
Reichstagsgebäude. Der Platz mit
seinem stolzen Namen wird in dieser
Ausführung niemals eine königliche
Würde zur Schau tragen, da das Volk.
das ihn betritt, durch die Monotonie
und kalte Stimmung, hervorgerufen
durch den breiten Mosaikweg, die
langen Hecken und vielen Ballustraden.
nicht an die glorreiche Zeit unserer
Vorfahren erinnert wird. Hier muss
im Einklang" zur Siegessäule und zum
Reichstagsbau nicht nur reiches archi-
tektonisches Schmuckwerk, sondern es
muss auch eine natürliche landschaft-
liche Abwechslung in der Szenerie
und eine dem vornehmen Charakter
des Platzes entsprechende blumen-
reiche Ausschmückung Anwendung
finden. Schon mit Rücksicht auf das
Bismarck-Denkmal wäre es zweck-
Kleinere Mitteilungen.
47'
massig, die Fahrstrasse unmittelbar an
der Westseite des Gebäudes fallen zu
lassen. Rasen und ein grosser Blumen-
flor muss das Denkmal mit den Yor-
stufen umgeben, so dass es von der
Siegessäule aus gesehen sich gleich-
sam aus dem Grünen erhebt, wodurch
eine ästhetisch schönere Wirkung als
in dem Wallotschen Projekt erzielt
werden wird. Dass übrigens Archi-
tekten nicht immer in der Lösung der
Verkehrswege glücklich sind, beweist
so recht drastisch der Schillerplatz,
wo der wirklich lebhafte und zahl-
reiche Fussgängerv erkehr am Schau-
spielhause in eine nur 2 m breite Fck-
gasse gedrängt wird.
Die Eisenbahntarife für Obst.
In der Versammlung des deutschen
Pomologenvereins vom 5. bis 9. Juli in
Erfurt wurde den Teilnehmern die
IMitteilung gemacht, dass die Tarif-
kommission die Herabsetzung derEisen-
bahntarife für Obst und Obstbauprodukte
abgelehnt habe. Dieses ablehnende
Verhalten hat, nach der »Voss. Ztg.«,
unter den ostpreussischen Obstzüchtern
lebhaften Unwillen hervorgerufen. Man
hatte auf ein solches Ende der allge-
meinen Bewegung gegen die übermässig
hohen Tarife, wonach z. ß. der Fracht-
satz für 200 Zentner Obst auf 1350 km
793 Mark beträgt, umsovveniger ge-
rechnet, als von dem Verbände der
Handelsgärtner Deutschlands zustän-
digen Orts eine Herabsetzung der Tarife
für rohes Obst mit den Gründen bean-
tragt war, dass der Süden seinen ganzen
Obstbedarf aus Österreich und der
Schweiz beziehe, weil dort die Fracht
viel billiger sei, während im Osten
unseres Vaterlandes das Obst aus
Mangel an Absatz verderben müsse,
wie dieses thatsächlich in den Jahren
1889 und 1891 der Fall gewesen sei,
und doch würde der Süden lieber ost-
preussisches Obst kaufen, weil es besser
sei als das südliche. Auch die beiden
landwirtschaftlichen Zentralvereine Ost-
preussens hatten ähnliche Anträge ge-
stellt und eingehend begründet. Der
einzige schwache Trost, den die ost-
preussischen \"ertreter in dieser An-
gelegenheit den Freunden des ein-
heimischen Obstbaues aus Erfurt mit-
bringen konnten, war die Annahme des
dort gestellten Antrages: >Dem Eisen-
bahnrat ein Gesuch zu unterbreiten,
für rohes Obst von Ostpreussen Staffel-
tarife nach dem Westen (Berlin und
Hamburg) einzuführen.« In den nächsten
Sektionssitzungen für Obstbau wird
man die nötigen Schritte zur Verwirk-
lichung dieses Antrages thun und hofft
auf einen Erfolg, da einmal die Zentral-
stelle der Eisenbahnen den Staffel-
tarifen überhaupt geneigt ist, und da
man ja während und nach den hierher
unternommenen Ministerreisen höheren
Orts wiederholt versichert hat, dass
für den Osten etwas geschehen müsse.
Obsternte der Rieselfelder.
Die diesjährige Obsternte auf den
südlich belegenen Rieselgütern der
Stadt ist für 4800 M. verpachtet wor-
den, gegen 3600 M. im ^'orjahr.
Die Orangerie in Potsdam.
Die Überführung einer grossen Anzahl
(Jrangenbäume aus der Orangerie in
Charlottenburg nach den königlichen
Gärten in Potsdam ist notwendig ge-
worden, weil auch das Neue Palais
auf seiner vorderen Terrassenanlage
reicheren Schmuck an Orangenbäumen
erhält. Die Orangerie in Charlottenburg
ist die älteste unter den bezüglichen
Anlagen der preussischcn Könige. Der
Orangeriesaal ward in den Jahren
1709 — 1712 von Eosander in einer
Länge von 700 Fuss erbaut. Besondere
Vorliebe für Orangenbäume hatte
Friedrich der Grosse. Zeitweise betrug
die Zahl der Orangenbäume in Sanssouci
471
Kleinere Mitteilungen.
mehr als looo Stück, und hiervon waren
550 Stück in der Zeit von 1742—1776
angekauft worden. Unter diesen An-
käufen befand sich auch der aus-
gezeichnete Bestand des Grafen Henckel
zu Goldschmiede beiLissa. Der Gärtner
Hillner., der vordem in Diensten des
Grafen gestanden, trat nunmehr in die
Dienste des Königs, da dieser scherzend
meinte, er habe den Gärtner mitgekauft.
Von den stattlichen Exemplaren unter
des Königs Orangenbäumen erzählt man
Wunderdinge. Es sollen Bäume bis zu
22 Fuss Höhe und mit einem Kronen-
durchmesser von 14 Fuss vorhanden
gewesen sein. Zwei dieser Bäume,
unter denen der König mit Vorliebe
den Thee einzunehmen pflegte, sollen
mehr als 400 Jahre alt gewesen sein.
Man nannte diese uralten Orangenbäume
späterhin >Der alte Fritz« und »Der
alte Dessauer«. Grosse Verluste fügte
dem Bestände im Frühjahre 1747 der
Frost zu, da man die Bäume auf Geheiss
des Königs vorzeitig aus den Orangen-
häusern auf die Terrassen gebracht
hatte. Auch bei der Ilofgärtnerwohnung
des Neuen Palais liess der König ein
grosses Orangeriehaus anlegen. Unter
Friedrich Wilhelm IL wurde 1791 das
Orangenhaus mit dem berühmten
Konzertsaale im Neuen Garten erbaut.
Die Orangenbäume hatte man vorzugs-
weise, und zwar 60 Stück, dem Bestände
von Sanssouci entnommen. Unter
Friedrich Wilhelm IV. wurde dann der
grossartige Orangeriepalast westlich
von Sanssouci als Ersatz für die alten
Orangeriehäuser aus der Friederi-
cianischen Zeit nach den Plänen von
Stüler und Plesse in einer Länge A'on
fast loüoFuss im Charakter italienischer
Hochrenaissance erbaut. Hier ver-
bleiben die Orangenbäume während
der kalten Jahreszeit. Gewöhnlich am
Ende des Maimonats, wenn Nachtfröste
nicht mehr zu befürchten sind, werden
die Bäume auf die Terrassen gebracht.
Dies Gelände ist jedem Besucher Pots-
dams als »Neues Orangeriehaus be-
kannt«. Es enthält in der Mitte auch
Wohnräume für fürstliche Gäste und
den berühmten »Raphael-Saal«, mit
Kopien sämtlicher Gemälde Raphaels.
— Vom Dache hat man herrliche
Blicke auf Sanssouci und die ganze
Umgegend von Potsdam. Es sollte
Niemand den Aufstieg versäumen.
(V. Z.)
Ein Blumentempel.
Vor einigen Tagen ist ein Blumen-
tempel von blendender Pracht in dem
dem Hoflieferanten J. C. Schmidt ge-
hörigen palastartigen Hause Unter den
Linden 16 in Berlin eröffnet worden.
In dem beinahe 7 m breiten und 25 m
langen Verkaufsräume ist eine Garten-
bauausstellung im kleinen eröffnet, die
in mehrfacher Beziehung als eine
Sehenswürdigkeit bezeichnet zu wer-
den verdient. Der ganze Innenraum,
dessen Wände mit Holztäfelung in
pompejanischem Rot mit einer origi-
nellen Bambusdekoration bedeckt sind,
dient zur Aufnahme der verschiedenen
kunstvollen Blumenarrangements, wie
Bouquets, Blumenkörbe, Jardinieren,
Blumenkissen, botanischen Atrappen etc.
Aus diesem Verkaufsräume gelangt man
in einen kreisrunden Wintergarten, der
mit exotischen Pflanzen und einem
prachtvoll modellierten Springbrunnen
fast überreich geschmückt ist.
Australisches.
Der Freundlichkeit unseres berühmten
Landsmannes bei den Antipoden, des
Barons Ferdinand von Müller in Mel-
bourne, verdanken wir einige austra-
lische Drucksachen. So eine Nummer
des »Oueenscliff Sentinal« mit einem
Berichte über die dortige Blumenschau
am 25. November 1893.
Oueenscliff ist ein kleiner Ort von
Litteratur.
473
2000 Einwohnern . und dem Berichte
nach war anscheinend die Beteiligung
von Seiten der Gärtnerwelt keine grosse,
aus dem Grunde, weil es nur einen
Gärtner und einen Blumenladen im
Orte gietat. Aber was wir von den
Australiern lernen können, das ist die
allgemeine Beteiligung an solchen Aus-
stellungen. Jeder Privatmann und vor
allem die Damen bringen ihre gut
kultivierton Zimmerpflanzen zur Prä-
miirung, und so erfahren wir, dass
Fräulein Cangiit für ö Farne den ersten
Preis von 5 Mark erhielt, Fräulein
Lucas für Mohnblumen den ersten Preis
A'on 1,50 Mark u. s. f. Um die vSchau
noch anziehender zu machen, brachte
man an Gemälden und Kunstgegen-
ständen hin, was man im Orte auf-
treiben konnte. Bei einem Eintritts-
geld von 50 resp. 25 Pfennigen betrugen
die Einnahmen an den beiden Tagen
1600 Mark.
Die zweite Drucksache ist eine
Nummer des »Mctorian Naturalist«,
einer kleinen Zeitschrift für den süd-
australischen Naturfreund. Sie enthält
neben dem zoologischen Teil die Be-
schreibung einiger neuer australischer
Pflanzen: Atriplex lobativalve, Bassia
longicuspis, LeucophytaLessingi. Auch
erfahren wir, dass Flerr von Müller
von einer Anzahl europäischer, meist
französischer Gesellschaften zum Ehren-
mitgliede und Directeur gewählt wurde.
Das darf uns um so mehr freuen, da
wir wissen, dass unsere Fachgenossen
jenseits der Vogesen deutsche Gründ-
lichkeit und deutsche Kenntnisse auch
dann zu schätzen wissen, wenn die-
selben ihnen nicht auf dem Umwege
über Australien geboten werden. Tr.
Trockenschuppen für Sammelmassen.
Zum Trocknen von Heu und Ge-
treide, namentlich bei nassem Wetter,
hat Friedrich Pelz er, Dortmund,
Maschinenfabrik, einen einfachen, leicht
aufzustellenden Schuppen mit leicht
herausnehmbaren Drähten, die als
Horden dienen, erfunden, der auch für
grössere gärtnerische Betriebe, be-
sonders Samenzucht - Anstalten , sich
empfehlen möchte. Der Preis stellt
auf ca. 2 Mk. pro Kubikmeter Raum.
Litteratur.
Preisverzeichnisse sind eingegan-
gen von: Dippe Gebr., Quedlinburg
(Haarlemer Blumenzwiebeln, Knollen-
gewächse, Sämereien); Froebel O.,
Zürich (Baumschulartikel); Klissing
Sohn C. L., Barth (Samenknollen,
Zwiebeln, Pflanzen); Krelage E. PI. &
vSohn, Haarlem (Haarlemer Blumen-
zwiebeln, Knollengewächse); Schmidt
Ad. Nachf., Berlin (Berliner und Haar-
lemer Blumenzwiebeln, Knollen-
gewächse, Stauden und Sämereien);
Vuylsteke Gh., Loochristi - Gent
(Pflanzen); Z och er & Co., Haarlem
(BlumenzM'iebeln).
Beiträge zur Pilzflora von
Württemberg von O. Kirchner
und J. Eichler. (Separat-Abdruck aus
>' Jahresheft des Vereins für vater-
ländische Naturkunde in Württem-
berg 1894« Seite 291 — 492.) I. Teil.
Bei dem grossen Mangel an einem
guten handlichen Buche zum Bestim-
men der Schwämme (nur Wunsches
Werk: Die Pilze, ist hier rühmend
hervorzuheben) ist es eine Freude,
auf diese Schrift aufmerksam machen
zu können. Sie setzt jeden, der
etwas botanisch geschult ist, in den
Stand, sicher zu ermitteln, welche
474.
Aus den Vereinen.
Pilzart ihm vorliegt. In der Einleitung
ist auch die Methode zum Anfertigen
von Sporenpräparaten genau angegeben.
— Professor O. Kirchner in Hohen-
heim hat die Ausarbeitung des syste-
matischen Teils übernommen, Julius
Eichler, am k. Xaturalienkabinet
Stuttgart, Bruder des f Professors
Eichler, sammelte die Angaben über
Vorkommen und Verbreitung. Da die
meisten der württembergischen Pilze
auch anderswo vorkommen, so ist die
Schrift auch von allgemeinerem Inter-
esse. L. W.
Census Orchidacearum
von Th. Durand, Aide naturaliste
au Jardin botanique de Bruxelles, et
Em. I)urand, Professeur de sciences
naturelles, avec la collaboration de
MM. Alf. Cogniaux et L. Lubbers.
Preface par le Comte Osw. De
Kerchove De Denterghem. Dieses
wichtige Verzeichnis der Namen
sämtlicher Orchideen erscheint in
5 Heften zu je 6 Fr. für die ersten 500
Unterschreiber. Jedes Heft wird 1000
Seiten umfassen. Bei jeder der 8000
Arten ist das Werk oder die Zeitschrift
angegeben, in welchen sie zuerst be-
schrieben oder abgebildet ist, das
Datum der Publikation, die Synonymie,
Vaterland, Zeit der Einführung in
Europa.
Aus den Vereinen.
Berlin. Die vereinigten Aus-
schüsse des Vereins zur Beför-
derung des Gartenbaues machten
am 2. August einen Ausflug von
Berlin nach Steglitz. Versammlungs-
ort war die Baumschule der Herren
Metz & Co., in welcher Herr Metz
und sein Herr Sohn die nach
und nach Eintreffenden mit einem
kühlen Trünke empfingen. Das rühm-
lichst bekannte Geschäft, das sowohl
Samenhandel wie Baumschule
umfasst, kann gerade auf ein vierzig-
jähriges Bestehen zurückblicken,
denn am 1. August 1854 ist es be-
gründet worden. Im Jahre 1857 wurde
die Gärtnerei erworben und 1882 das
bis dahin in der Stadt (Linienstrasse)
bestandene Samengeschäft mit hinaus
verlegt. Vor dem stattlichen Gebäude
des letzteren ist 1883 eine hübsche
Anlage entstanden, einschliesslich
welcher das Ganze an 77 Morgen
(ca. 19 ha) umfasst. In der Parkanlage
vor dem Hause fiel besonders eine gut
durch die letzten Winter gekommene
Abies Pinsapo sowie eine hohe Abies
Xordmanniana auf, welch letztere nicht
von der Schildlaus gelitten, wie so
viele in der Umgegend von Berlin.
Unmittelbar daran stossend ist der
Form Obstgarten, in welchem be-
sonders die Birnspaliere von Clapps
Liebling, Schwesternbirne, Amanlis
Butterbirne, Gellerts Butterbirne etc.
reich behangen waren. Sehr schön
und l^esonders hoch gewachsen waren
die aus Samen erzogenen Hochstämme
der Pflaume »Schöne von Löwen«, die
bekanntlich viel zu Zwischenverede-
lungen dient.
In der Baumschule, die unter Leitung
des Herrn Obergärtners Grüner t steht,
zeigten u. a. die Früh Jahrspflanzungen
einjähriger amerikanischer Ulmen einen
ganz besonders starken Wuchs, ebenso
Frühjahrspflanzungen von Gehölzwild-
lingen. Viel Formobst, ebenso ge-
wöhnliche und schwarze Wallnüsse sind
im letzten Winter erfroren, wie Herr
Grün er t schon in der Versammlung
des Vereins zur Beförderung des Garten-
baues am 26. Juli berichtete. Als
Zwischen Veredelung wird viel die
Aus den Vereinen.
473
Leipziger Rettichbirne benutzt, die
vor der normannischen Ciderbirne
wegen ihres kräftigeren Wuchses den
Vorzug verdient. Trefflich standen die
zweijährigen Birnenveredelungen. —
Höchst interessant war es, die Quitten
nicht so sehr durch Ableger als durch
Stecklinge vermehrt zu sehen, wie
es Herr Grunert schon seit 30 Jahren
zu thun pflegt. — Auffallend stark hat
der Sonnenbrand in den letzten Wochen
auf einige Früchte geAvirkt. Die Apfel
Charlamowsky hatten fast centimeter-
grosse gelbe Brandstellen, die mitunter
auch 1 cm tief ins Fleisch gehen sollen.
Die Früchte von Prunus Simoni waren
z. T. noch stärker verbrannt.
In der 2. Abteilung der Anlage
findet sich u. a. das Versuchsfeld
unter Leitung des Herrn Obergärtners
Stobje. Hier werden die verschie-
densten landwirtschaftlichen und
gärtnerischen Neuheiten zur Kontrolle
gebaut. Besonders gefiel eine aus
Samen entstandene weisse Kartoffel,
die 1896 in den Handel gegeben werden
soll. Von den amerikanischen Rot-
kleesorten waren nur einige stark be-
haart. Lathyrus Silvester, die be-
rühmte Platterbse, gedieh sehr schön,
in nassen Jahren, wie dem jetzigen,
fault sie aber unten; auf mageremBoden
wird sie das nicht thun und lür diesen
ist sie ja eigentlich nur bestimmt.
Von Mais ist allein der von Dammann
& Co, in San Giovanni a Teduccio bei
Neapel eingeführte Nanerottolo bei-
behalten, weil er so früh reift und
ganz niedrig ist. Auch auf dem Ver-
suchsfelde des Vereins hat er sich
vor einigen Jahren sehr bewährt. Von
Blumen fielen besonders, ca. Y2 ^""S)
schöne Georginen , darunter Emil
Dietzc, hellrosa, auf.
Hierauf ging es nach dem Fichten-
berge, nach dem 1V4 ha grossen
Garten des Herrn Dampfmühlenbesitzers
F. W. Schutt, dessen Obergärtner Herr
Tropp namentlich auf die schönen
Koniferen aufmerksam machte. .So
eine Abies cephalonica mit Zapfen,
eine sehr hohe Abies Nordmanniana
und Picea Parryana, Thuya gigan-
tea, Thuya Lobbii u. s. w. Die
meisten grösseren Bäume stammen
noch aus dem früheren Garten des
Besitzers am Schiffbauerdamm, sie er-
halten fast alle 4 Wochen Wasser und
das scheint auf ihr Gedeihen einen
ganz besonderen Einfluss gehabt zu
haben.
Fast mehr aber noch als all die
schönen Bäume, deren fast zu viel auf
dem Rasen standen, erregte der Rasen
selbst die Bewunderung, ja geradezu
das Staunen der Besucher. Solch ein
Rasen dürfte selten gefunden werden,
einmal in Bezug auf die Dichtigkeit
und dunkelgrüne Farbe, andererseits
in Bezug auf die Wegeführung in
demselben. Dieselbe ist so gehalten,
dass man eben von den schönsten
Punkten die Wege nicht sieht: ein
Meisterwerk des verstorbenen Mit-
gliedes, Landschaftsgärtners Körner.
Er wird alle 4 Wochen mit Guano
gedüngt (wir nehmen an: Peruguano-
Superphosphat). Davon wird 1/2 ^g
in 100 1 Wasser gelöst und so verteilt,
dass auf jeden Quadratmeter 20 g
Dünger kommen. Die Düngung erfolgt
je nach der Wirkung alle 4—5 Wochen,
sie wirkt nachhaltiger als Chilisalpeter,
der bekanntlich nur Stickstoff (15,5 pCt.)
als wirksamen Bestandteil enthält,
während Peruguano - Superphosphat
ausser 7 pCt. Stickstoff auch noch
10,5 pCt. Phosphorsäure und 4 pCt.
Kali aufweist.
In den Gewächshäusern fand sich
ein prächtiges Exemplar von Adiantum
Farlayense, während Orchideen, die
Lieblingskinder des Herrn Tropp,
wenig vorhanden waren. Hauptwert
wird eben auf den Park gelegt.
(Schluss folgt.)
476
Ausstellungen und Kongresse.
Ausstellungen und Kongresse.
Die Thüringer Gewerbe-Ausstellung.
»Selbst das Unterbrechen seiner
Reise auf wenige Stunden genügt, um
ein Bild von der Erfurter Gewerbe-
Ausstellung zu erhalten,« so ungefähr
sagt der Fremdenführer, der den Rei-
senden in Erfurt in den Eisenbahn-
wagen geAvorfen wird. Und so machte
ich es; in 2 Stunden hatte ich so ziem-
lich das Ganze gesehen, die Industrie
nur flüchtig, den Gartenbau aber, dank
der freundlichen Orientierung durch
das dienstthuende Vorstandsmitglied,
Herrn John Benary, den ich zu-
fällig gleich traf, eingehender. — Es
ist schon A^on Herrn Garten-Inspektor
Bergfeld des Frühlingsschmuckes
dieser Ausstellung in gärtnerischer
Beziehung gedacht worden und unsere
Leser haben den schönen Wintergarten
von J. C. Schmidt, Erfurt, der da-
mals die Gartenbauhalle zierte, im
Bilde geschaut, — sie haben von Herrn
Hofgärtner Hoffmann die Beschrei-
bung der Frühobst- und Frühgemüse-
Ausstellung gelesen, die Anfang Juli
darin stattfand. Jetzt war von deni
nichts vorhanden; eine Kunstausstellung
war in der I-Ialle ^veranstaltet, die
50 Pfennig besonderes Eintrittsgeld
kostete,*) Doch im Herbst wird noch
einmal sie den Jüngern Floras und
Pomonas geöffnet werden, da dann
spätes Obst etc. zur Schau gestellt
werden soll. Selbst in der Garten-
stadt Erfurt hat man es also nicht für
möglich gehalten, den ganzen Sommer
eine Gartenbau halle im Stande zu er-
halten. Die Aufgabe allein, die An-
lagen im Freien während fünf voller
*) Wenn man schon 1 Mark Eintrittsgeld
in die Ausstellung nimmt, wie das an drei
Tagen geschieht, sollte man nicht noch 5o Pf.
extra erheben, ebenso sollte man die Garde-
robengelder abschaffen. In der Berliner Kunst-
Ausstellung ist nie Garderobenzwang. L. W.
Monate zu unterhalten, welche die
Erturter Gärtner freiwillig übernommen,
ist schon eine ausserordentlich grosse
und erfordert von dem einzelnen ganz
gewaltige Opfer. Rühmend ist hervor-
zuheben, dass ihnen das im besten
Masse gelungen ist. Freilich bedeckt
die Gewerbe -Ausstellung im ganzen
nur 9 ha, aber ein grosses Stück ist
doch dem Gartenbau gewidmet;
schwere Gewitter zerstörten manche
Gruppe, und abgesehen davon musste
alles abgeblühte selbstverständlich
immer wieder durch anderes ersetzt
werden.
Zur Zeit meiner Anwesenheit, am
3. August, fanden sich auf dem grossen
Rasen vor der Haupthalle Beete mit
ganz ausserordentlich niedrigen, schön-
farbigen Petunia hybrida nana
compacta multiflora von Ernst
Benary, mit Begonia Vernon und
Pelargonien von Platz & Sohn, mit
Begonia semperflorens rosea, umgeben
von Lobelia Crystal Palace compacta,
mit Begonia Erfordia und Lobelia
Goldelse, sowie Gazania splendens fol.
var. von Haage & Schmidt.
Vor der Kunsthalle (nicht der ehe-
maligen Gartenbauhalle) hatte J. C.
Schmidt eine geschmackvolle Ver-
zierung der Büste Kaiser Wilhelms IL
angebracht, darunter hervorragend
schön die hochstämmigen Evonymus
japonicus fol. var. Wilh. Kliem,
Gotha, stellte Oenothera tetraj)tera rosea
und Pelargonien aus, B. Stoss, Son-
dershausen, Rosen, Lorenz, Erfurt,
Stiefmütterchen, J. D. Menz & Sohn,
Gotha, Koniferen, desgl. Rabert,
Weimar, in zahlreichen Exemplaren,
Robert Sauerbrey Pelargonien etc.
Die Hauptmasse der gärtnerischen
Leistungen findet sich aber in einem
anderen Teile der Ausstellung, nahe
der Maschinenhalle.
Ausstellungen und Kongresse.
477
Uns interessiert vor allem, als echt
Erfurter Gärtner - Wahrzeichen , die
»neue Blumen-vStellage, konstruiert
und ausgestellt von Chr. Lorenz.
Erfurt«. Es ist das eine jener so viel-
fach in Erfurt zum Aufstellen der
Topfpflanzen. Levkoyen, Nelken, Pe-
tunien etc. dienenden langen Stella-
gen, die oben durch ein weit vor-
springendes Glasdach gegen Regen
geschützt sind. Die Vorderwand ist
offen, Rückwand und Seitenwände sind
bei dieser neuen Form durch Rohr-
matten gebildet. Die Stellage hat acht
Stufen, deren jede ca. lo cm hoch und
12 cm breit ist.
Auf dieser Stellage standen pracht-
volle Canna von Ernst Benary,
Erfurt, welche diese Firma von Crozy
zur Ausstellung erhalten, die aber
z. T. noch nicht im Handel sind,
ähnlich wie in Chicago 1893 Vaughan
Crozy sehe Neuheiten noch , nicht im
Handel, ausstellte. Besonders schön
war ein Sämling 105, ähnlich Kaiser
Wilhelm, aber mit breiteren Blumen-
blättern, van den Heede, gelb, mit
braunen Flecken, ähnlich der Florence
Vaughan, Mme. Siebert, rosa, etc.
Geradezu bewunderungswürdig im
Bau und im Farbenspiel waren die
Nelken von Ernst Benary, darunter
die gelbe Germania, eigene Züchtung,
Gustav Freitag, gelb mit rosa Hauch,
Theodor, schieferblau, Jessika. rot,
sowie No. 893, leuchtend granarot.
Von den vielen schönen Pikolten sei
eine gelbgrundige mit zarten Strichen,
Sämling No. 21 voo 1!
genannt.
Chr. Lorenz, der Stifter der
Blumenstellage, brachte ebenfalls viele
Nelken, die aber zur Zeit meiner Be-
sichtigung schon z. T. verblüht waren.
J. C. Schmidt stellte Petunien in
Sorten aus, O. Platz & Sohn Pelar-
gonium zonale, nur mit Nummern,
das hat für den Besucher wenig Wert.
Haage & Schmidt brachten schöne
Petunien, Ernst Benary ebenfalls
Petunien, darunter die tief dunkel-
blaue P. grandiflora violacea, Oscar
Knopff& Co. Pelargonien. 'darunter einP.
peltatum, gefüllt mit schöner Flie-
derfarbe, ferner Petunien, Nel-
ken etc., J. Döpplcb hatte wiederum
Nelken, darunter die schöne Pi-
kotte Augusta Victoria, weissgrundig
mit roten Strichen, Kreisgerichtsrat
Storand, schön rund gebaut, weiss-
grundig, mit ganz dichten roten
Strichen, Anna vSieber, schön zart
rosa; eine schieferblaue mit roten
Streifen ist unserer Meinung nach
mehr merkwürdig als schön. Die
»weisse Dame« ist eine schön weisse
edle Blume, »Alida« zart rosa, »Deut-
scher Goldstern«, heller als »Ger-
mania«. — Ferd. Jühlke, Nach f.
führte nur Pelargonien, darunter »Kö-
nigin Olga von Württemberg«, rosa,
White Vesuvius etc. vor. Ganz besonders
verdient aber von dieser Firma her-
vorgehoben zu werden eine grosse,
unter Glas und Rahmen befindliche
»Darstellung aus natürlichen
Blumenblättern der Dr. O. Weiss-
mantelschen Klasseneinteilung
der Topf- oder Chornelken«.
Wir werden vielleicht einmal auf
dieses System zurückkommen. Für
heute seien aus dem Sortiment von
Platz & Sohn besonders genannt:
Freund Schreiber, Deutscher Kron-
prinz, tief dunkelbraun, fast wie die
neue Uriah Pike. — Jac. Sturm lie-
ferte frühblühende Herbst - Levkoyen
mit Lackblatt, weisse, schottische.
Die grossen Rasenflächen vor
der Stellage waren z. T. mit Lor-
beern besetzt, die durch Guirlanden
und blühenden Eccremocarpus scaber
verbunden waren. Ausserdem fanden
sich viele Beete einzelner Aussteller;
darunter ein Beet Stauden von
Haage & Schmidt, Erfurt, das von
47l_
Ausstellungen und Kongresse.
dem gerade am i. August 30 Jahre im
•Geschäft thätigen ObergärtnA Liebe-
trau neu angelegt wurde. — Wir
notierten hier: Monarda didyma,
Achillea ptarmica, The Pearl, die
nicht so hoch wird, Artemisia Stelleri,
schön silbergrau und winterhart, wenn
auch das junge Holz zurückfriert,
Lychnis chalcedonica tlore rubro
pleno, Zygadenia glaberrima. Lysi-
machia ephemerum, mit weissen Blu-
men, Teucrium Chamaedrys, Trauben-
Gamander. Die interessante Veronica
cupressoides, mit Blättern wie eine
Cypresse, schön pyramidal gebaut, hat
noch nie geblüht. Sempervivum Re-
tinae Amaliae, echt, etc. — O. Knopff
brachte ein Beet Heliotrop, J. C.
Schmidt ein Teppichbeet, Chr.
Lorenz vor der ehemaligen Garten-
bau- jetzt Kunsthalle eine sehr
schöneKacteensammlung, in geschmack-
voller Anordnung, die schon in der
»Leipziger Illustrirten Zeitung« gleich-
wie J. C. Schmidts Wintergarten ab-
gebildet ist. —
C. Platz & Sohn hatten eine Riesen-
Tase schön geschmückt, Chr. Lorenz
brachte Lorbeern , J. C. Schmidt
■ein Canna-Beet, Montbretia, Palmen
und Rosen, C. Platz & Sohn Reseda
Matchet , Silene pendula Bonetti ,
Erythrina crista galli und Petunien,
Jac. Sturm ein Teppichbeet und
Carapanula pyramidalis, O. Knopff
gefüllte Pelargonien. E. Benary Petunia
fimbriata maculata und schöne Canna.
wiederum Crozysche Züchtungen. —
Alle Pflanzenschilder waren gleich-
massig aus gelb gestrichenem Holz
mit schwarzer Schrift und jede Gruppe
war sehr genau benannt.
Die ganze Anlage macht dem Herrn
Garten-Inspektor Rebenstorff, der
den Entwurf fertigte und die Aus-
führung leitete, alle Ehre; den Erfurter
Gärtnern sei aber für ihre grosse
Opferwilligkeit ein besonderer Dank
dargebracht. Wenn Berlin im Jahre
189Ö den ganzen Sommer die Garten-
bau - Abteilung seiner Gewerbe - Aus-
stellung in gutem, sehenswerten Zu-
stande erhalten will, so müssen die ein-
zelnen Aussteller sich an den Erfurter
Kollegen em Muster nehmen. Es wird
ihnen vielleicht noch schwerer wer-
den als den Erfurtern, denn solche
Massen von Freilandblumen und solehe
Verschiedenheiten, wie sie die grossen
Erfurter Firmen besitzen, sucht man
anderswo oft vergebens. Eins aber
wird das wieder ausgleichen: die
grössere Zahl der Aussteller. Wenn
jeder etwas bringt, der eine heute,
der andere in 4 Wochen, so kann bei
richtiger Einteilung es nie an Stoff
mangeln.
L. W^ittmack.
Chrysanthemum-Ausstellung des Gartenbauvereins
für Freiburg und Umgegend.
Die Ausstellung beginnt am Sonn-
abend, den 10. November, vormittags
11 Uhr, und endet am Dienstag, den
13. November, abends um 5 Uhr. Die
Anmeldungen der Gegenstände sind
bis spätestens 10. Oktober unter An-
gabe des benötigten Raumes an den
Sekretär des Vereins, Herrn ()ttü
Schreiber, Münsterplatz 18, zu richten.
Später eingehende nicht angemeldete
Gegenstände können nur dann berück-
sichtigt werden, wenn der Raum es
gestattet. Die angemeldeten Pflanzen,
welche mindestens 3 Monate im eigenen
Geschäft kultiviert sein müssen, sind
bis zum 9. November in das Ausstellungs-
lokal einzuliefern und haben sich die
Aussteller den Anordnungen der Aus-
stellungskommission unbedingt zu
fügen. Bindereien können bis zum
10. November, vormittags 10 Uhr, auf-
gestellt werden. Die Prämiierung be-
steht aus L, IL, III. Geldpreisen und
Diplomen für den IV. Preis, welche
von Preisrichtern tnbezug auf gute
Gewerbliche Angelegenheiten. — Personal-Nachrichten.
479
Kultur und Vollkommenheit der Blüte
bestimmt werden. Ausser Chrysan-
themum können auch andere blühende
Pflanzen, Obstbäume und Obst aus-
gestellt werden, welche gleichfalls bei
der Preisverteilung Berücksichtigung
finden. Gartengerätschaften sind zu-
lässig. Bindereien und Blumenarrange-
ments von Chrysanthemum haben bei
der Prämiierung den Vorzug.
Königsberg i. Pr. Grosse allge-
meine Gartenbau - Ausstellung vom
8. bis 16. September zur Feier des
60jährigen Bestehens des Vereins.
Der Märkische Obstbauverein
veranstaltet vom 20. bis 23. September
dieses Jahres in Berlin eine Aus-
stellung von märkischem Obst, ver-
bunden mit einem Obstmarkt, auf dem
den Besuchern der AusstellungGelegen-
heit gegeben wird, ihren Obstbedarf
direkt bei den Obstzüchtern nach den
ausgestellten Proben zu bestellen. Der
Kultusminister hat die Maschinenhalle
des Ausstellungsparkes für die Aus-
stellung zur Verfügung gestellt. Die
Geschäftsführung der Ausstellung hat
Herr C. Mathieu in Charlottenburg,
Orangenstrasse 9, übernommen, an den
Anmeldungen und Anfragen zu richten
sind. Die Beteiligung an der Aus-
stellung und an dem Markt ist jedem
Bewohner der Provinz Brandenburg
gestattet. Platzmiete wird nicht er-
hoben.
Mainz. Grosse allgemeine Garten-
bau-Ausstellung in der zweiten Hälfte
des September. Anmeldungen an Herrn
Stadtgärtner Schröder in Mainz. —
Hiermit verbunden: Generalversamm-
lung der Deutschen dendrologischen
Gesellschaft.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Tunis. Einer amtlichen Mitteilung
2ufolge ist die Einfuhr frischen Obstes
in die Regentschaft Tunis, welche bis-
her der Reblausgefahr wegen verboten
war,neuerdings wieder gestattet worden;
ausgenommen hiervon bleiben jedoch
Trauben soAvie Alles, was sonst von
Reben oder Rebstöcken herrührt, ins-
besondere dürfen keine Rebblätter zur
Verpackung benutzt werden.
Personal-Nachrichten.
Herr Ph. Echtermeyer, Ober-
gärtner und Lehrer an der deutsch-
schweizerischen Versuchsstation und
Schule für Obst-, Wein- und Gartenbau
(seit deren Gründung) in Wädensweil,
zugleich Redakteur des „Schweize-
rischen Gartenbau" und Mitredakteur
des Schweizerischen Gartenkalenders
pro 1895, hat den ehrenvollen Ruf als
Inspektor und Dozent an der König-
lichen Gärtnerlehranstalt zu Wildpark
bei Potsdam erhalten als Nachfolger
des in Fachkreisen gut bekannten
Herrn Inspektor Koopmann, welcher
an die durch Tod vakant gewordene
Stelle eines Hofgärtners in Wernigerode
berufen ist.
Herr Haupt, der bisher im botani-
schen Garten zu Berlin angestellt war,
hat sich am 10. August von Hamburg
aus im Auftrage der Regierung nach
Viktoria im Gouvernement Kamerun
begeben, wo er im kaiserlichen bo-
tanischen Garten in Vertretung des
Dr. Neuss thätig sein soll.
480
Sprechsaal.
Sprechsaal.
Ant^vo^t auf Frage 30, Orchideen-
aussaat betreffend. Die Reife der
Samenlvapseln der Orchideen zieht sich
meist mehr in die Länge als man es
vorher erwartet; es ist kein seltener
Fall, dass g Monate seit der Befruchtung
vergehen. Man erkennt die Reife am
Gelbwerden oder Platzen derselben.
Gegen den Verlust an Samen durch
Ausstreuen schützt man sich dadurch,
dass man die Kapsel mit einer Düte,
am besten aus Oelpapier, umgiebt.
Nach dem Abnehmen überzeuge man
sich zuerst durch das Mikroskop von
der Keimfähigkeit der Samen.
Unter den tausendenvonSamen, welche
die Kapsel enthält, ist häufig ein hoher
Prozentsatz oder alle taub. Das keim-
fähige Korn ist länglich rund und lässt
am einen Ende oder in der Mitte
deutlich durch eine Verschiedenheit
der Färbung die Lage des sehr rudi-
mentären Keims erkennen. Umgeben
ist derselbe von einer etwa vier Mal
so langen schmalen netzartigen Schale.
Die Engländer säeten sonst meist auf
ältere etablierte Orchideen aus, am
liebsten auf Cypripedien, und da mit
Vorliebe auf die freiliegenden Wurzeln.
Diese TöjDfe müssen jedoch mit grosser
Vorsicht gegossen werden, damit nicht
das unendlich kleine Samenkorn zwi-
schen Moos und Erde hinabgespült
und so der Möglichkeit, zu keimen,
entzogen wird. Es ist möglich, dass
in der letzten Zeit die Engländer eine
andere Manier anwenden. Früher
machten sie es so. Eine grosse Rolle
spielt auch der Zufall. Veitch &
Sons -London haben von den Algen,
die im Orchideen - Aussaathaus die
Wände bezogen, zu Zeiten mehr Säm-
linge abgenommen, als von den Saat-
töpfen. Meist lässt man die Sämlinge
möglichst lange auf dem alten Standort.
Macht sich jedoch das Bedürfnis
einer Verpflanzung" geltend, so piquicrt
man auf eine Mischung von ganz kurz
gehacktem Sphagnum und Fasererde,
welche vor der Verwendung mit
heissem Wasser abgebrüht wurde, um
alle organischen Wesen, besonders die
Algen, zu vertilgen.
Letztere ganz fernzuhalten, gelingt
wohl nie; sobald man Spuren davon
sieht, piquiere man um, das ist wohl
das einzige Mittel. Es ist merkwürdig,
wie verschieden der Erfolg bei den
Orchideenaussaaten ist und wie ver-
schieden gross die Mühe, welche man
sich damit giebt. Dem einen Züchter
gelingt trotz aller Mühe nichts, dem
anderen spielend unendlich viel. So
sagt man, dass Bleu, der erfolgreiche
französische Kultivateur, dem wir die
erste und vielleicht noch einzige
Gartenhybride von Odontogiossum ver-
danken, oft während acht Tagen aul
Reisen war imd niemand in der
Zwischenzeit das Aussaathaus betrat,
und doch standen seine Sämlinge in
den Schalen wie die Ilaare einer Bürste.
Mit Erfolg hat man in Deutschland
auf Holz gesäet. So hat Herr Web er -
Spindlersfeld seine schönen Stanhopea-
Hybriden durch Aussaat auf rauh-
gesägtes Tannenholz erzielt und ein
anderer deutscher Liebhaber, der wohl
bald mit Erfolgen wird vor dieOeffent-
lichkeit treten können, hatte zur Zeit
meines letzten Besuches vor 18 Mo-
naten hunderte von Sämlingen der ver-
schiedenartigsten Abstammung stehen,
welche auf gleiche Weise erzielt
waren. Die Anzucht von Orchideen
ist ein langwieriges, durch Misser-
folge häufig unterbrochenes Geschäft.
Wer sie beginnt, wappne sich mit Ge-
duld; denn mit Recht sagt der Eng-
länder: Geduld und Ausdauer ist der
halbe Erfolg". Tr.
rcirteiiflora 1894.
Taf. 1406,
Darwin-Tulpen von E.H. Krelage & Sohn, Haarlem
l.Ascanio. 2. Professor Wittmack. S.Bussy Rabutin. 4. Kate Greenaway.
Darwin-Tulpen.
Hierzu Tafel 1406.
Professor Wittmack. — 3. Bussy Rahutin. — 4. Kate Greenaway.
den Lesern dieser Zeitschrift nicht unbekannt sein, dass die
^l^ buntgestreiften oder gefleckten siJätblühenden Liebhabertulpen, welche
^ als Roses, Violettes und Bizarden im Handel sind, jiicht ursprünglich
panachiert waren, sondern durch plötzliches »Brechen« oder »Fein-
^^ werden« nach mehrjähriger Kultur aus den einfarbigen Sämlingen oder
^^ Muttertulpen entstehen können. Keine Sämlings-Tulpe ist sofort panachiert,
sondern sie wird es erst nach einer kürzeren oder' längeren Periode, welche
bisweilen fünfzig Jahre und mehr umfassen kann.
Von der Zeit des Tulpenschwindels bis vor einigen Jahren waren von den
spätblühenden Tulpen die panachierten Sorten Ziel, die Müttertulpen bloss Mittel.
Man züchtete dieselben nur, um sie fein werden zii lassen, keineswegs ihrer
eigenen Schönheit wegen. Freilich darf man^ sich darüber nicht wundern, da
doch nur einige wenige Sorten einigermassen leuchtende FaJrben hatten und
die meisten nur blasse oder matte Schattierungen zeigten.
Die »Darwin-Tulpen«, welche im Jahre 18S9 zum erslen Male von der Firma
E. H. Krelage & Sohn dem Handel angeboten w^urden, gehören bekanntlich
auch zu den einfarbigen Muttertulpen, unterscheiden sich jedoch, wie die Leser
der Gartenflora aus früheren redaktionellen Notizen wissen, durch ausserordent-
liche Grösse, leuchtende Farben und lebhafteSchattierung, und sind daher vor-
züglich zur Bepflanzung voa Beeten. Da die Blüteperiode in den Mai fällt, so
sind sie ganz geeignet, eine- Lücke in unseren Gärten auszufüllen, in einer
Jahreszeit, wo die Hyazinthen und die frühen" einfachen und doppelten Tulpen
verblüht sind und es für Auspflanzung ins Freie für zartere Florblumen noch
nicht Zeit ist. Um diese Tulpen von den alten'" untergeordneten Muttertulpen
zu unterscheiden, wurde denselben mit Erlaubnis, der Familie des berühmten
Gelehrten der Name »Darwin-Tulpen« verliehen.
Die an und für sich schöne Farbentafel genügt den gärtnerischen An-
sprüchen nicht ganz; es zeigt sich hier wieder, wie schwierig diese
farbenprächtigen Sorten der Wirklichkeit entsprechend zu zeichnen sind.
Was wir von denselben bis jetzt in Zeichnung sahen, gab stets nur ein
unvollkommenes Bild. Was uns in der Tafel sehr gut getroffen scheint,
ist der leuchtende Glanz, welcher von den einzelnen Blumenblättern abstrahlt.
^g2 Darwin-Tulpen.
Natürlich kann man auf einer solchen Tafel nicht die kräftige, robuste Haltung
und die breiten, grossen Laubblätter zur Anschauung bringen, welche diesen
Tulpen auf dem Felde einen so grossen Reiz verleihen.
Für den Handel ist es wichtig zu wissen, dass die Darwin-Tulpen sich sehr
rasch vermehren und sehr schöne, grosse Zwiebeln hervorbringen.
Unter den Farben giebt es alle möglichen Schattierungen von rot, violett,
lila, braun, rosa und weiss. Nur gelb fehlt bis jetzt; dagegen giebt es eine
Sorte, welche schwarz genannt werden kann, wenigstens scheint es die dunkelste
Schattierung zu sein, welche bis jetzt im Pflanzenreiche gesehen wurde. Ver-
schiedene Berichte in den Gartenbauzeitschriften haben diese Tulpe die Ver-
wirklichung der »Tulipe noire« von Alexander Dumas genannt!
Der schnellen Vermehrung der Zwiebeln zufolge sind verschiedene Sorten
von Darwin-TuljDen jetzt schon zu sehr billigen Preisen zu haben.
Hier folgen einige sorgfältig zusammengestellte Sortimente mit Angabe
der Farben. Ein Sortiment von schönen, jedoch sehr billigen Sorten ist z. B.
folgendes: William Copland, hellviolett, Willam Pitt, dunkelrot, General
Köhler, dunkelrot, Herold, helllilarosa, Herta, dunkelkarmin, Landelle,
lilaviolett, Leon Bonnat, karmin, Mr. W. Roberts, rötlichbraun, Valere,
blassviolett, Rev. Henry Ewbank, lila, Reve de Jeunesse, lila, Joseph
Israels, bräunlichschwarz.
In den mittleren Preisen könnte man folgende Sorten wählen: Arentine
Arendsen, rosa, Claude Gellot, schön braun, Vargas, lebhaft rot, G. de
Cordous, lebhaft rot, Goya, schwarzbraunviolett, Mr. J. Douglas, rötlich-
violett, Beyerinck, lilarot, Cabanel, rosalila, Laurentia, karmin, Reville,
lila, Theodor Jorissen, lila, lebhaft violett nuanziert, Van't Hoff, blauviolett.
Unter den etwas teureren Sorten, welche indess die schon genannten
Varietäten in Haltung und Farbenpracht noch übertreffen, könnten die hierunter
aufgeführten ein hübsches Sortiment bilden: Emmanuel Sweerts, rosaviolett,
Harry Veitch, dunkelbraun, Kate Greenaway, weiss mit zartrosa Schattierung
(Tafel 1406, Figur 4), La Candeur, fast ganz weiss, Nauticas, lilafarbig
weinrot, Pensee amere, flachsfarbig, Professor Marshall Ward, lila-
violettrot, Alcibiade, hellkarmin, Anton Roozen, lilaviolett, Isis, dunkelrot,
Madame de Grignan, schön zartrosa, Professor Balfour, lebhaft braunrot.
Der Vollständigkeit wegen werde hier mitgeteilt, dass von den oben auf-
geführten Sorten eine grosse Anzahl separat preisgekrönt sind auf den Ver-
sammlungen des Tulpen-Prüfungskomitees des Kön. Niederl. Vereins für Garten-
bau und Botanik in Amsterdam. Die Sorten Beyerinck, La Candeur,
Nauticas, Laurentia, Reville, Theodor Jorissen, Van't Hoff, Emmanuel
Sweerts erhielten Wertzeugnisse I. Klasse, während Verdienstzeugnisse zuerkannt
wurden für Mr. J. Douglas, Cabanel, Harry Veitch, Anton Roozen,
Alcibiade, Kate Greenaway, Madame de Grignon und Isis.
Haarlem. Ernst H. Krelage.
804. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 483
804. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
in den preussischen Staaten am 30. August 1894.
äln Abwesenheit des Direktors, Herrn Wirkl. Geh. Ober-Finanzrat von Pommer
^ Esche, wurde die Sitzun.t;- von Herrn Gartenbaudirektor C. Lackner
eröffnet.
I. Vorgeschlafen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Iloftraiteur R. Dressel, Hoflieferant, Berlin,
durch Herrn Urban.
2. Herr Baumschulbcsitzer AI fr. Metz in Steglitz,
durch Herrn Klar.
3. Herr Fabrikant R. Koepcke, Berlin,
durch Herrn Bacher.
4. Herr Kaufmann Hugo Naundorf, Berlin,
durch Herrn Landschaftsgärtner Brandt.
5. H*err Städtischer Obergärtner C. He icke, Aachen, und
6. Vereinigung selbständiger Gärtner in Landsberg a. W.,
durch Herrn Wittmack.
II. Ausgestellte Gegenstände waren, wie in der vorigen Sitzung, so auch dies-
mal in sehr grosser Zahl vertreten.
1. Herr Jan ick i führte 16 Sorten Nelken, beste Winterblüher, vor.
Als vorzüglichste weisse Remontant-Nelke rühmte derselbe Miss Moore,
welche niedrig bleibt, ungemein reich blüht, grosse, wohlriechende, regel-
mässige, beim Aufblühen cremefarbige, später weisse Blumen bringt und
gegen ungünstige Witterungseinflüsse etc. sehr widerstandsfähig ist. Von
den weiteren sehr schönen Sorten sei nur noch »President Carnot« er-
wähnt, welche bis zu 36 wohl entwickelte, lebhaft dunkelrote Blüten pro
Topf zeigte. Auch Bouton d'or (goldgelb) undAntoine Guillaume, fleisch-
farben, empfiehlt Herr Janicki u. a. besonders als gute Schnittsorten.
2. Herr Lenzke zeigte vortreffliche Anemonen mit 15—16 Blütenstielen,
eine Üppigkeit, welche durch reichliche Jauchedüngung befördert wor-
den war.
3. Herr Hientzsch hatte das Asternsortiment, welches der Verein s. Z.
zu Versuchen für die Rieselfelder bezogen hatte, ausgestellt. Wie schon
in der vorigen Nummer der »Gartenflora« erwähnt wurde, sind diese
Astern auf den Rieselfeldern durch den Hagelschlag am 7. August voll-
ständig vernichtetworden, dagegen beiHerrn Plientzsch prächtig gediehen.
Derselbe zeigte ausserdem Burpee's weisse Wundergurke vor, welche er,
obwohl es eigentlich eine Freilandgurke sein sollte, nicht nur als solche,
sondern auch als Treibgurke gezogen hat und zwar mit bestem Erfolge.
Dieselbe ist sehr reichtragend, aber kurzgedrungen, wohlschmeckend mit
festem Fleische und gut versendbar. Doch ist zu beachten, dass
weisse Gurken in Berlin nicht so beliebt sind. — Bezüglich der vom
Vereine auf den Rieselfeldern gezogenen Astern bemerkt noch Flerr Hof-
lieferant Klar, dass die besonders in England beliebte Aveisse Kometaster,
aSä- ^*^4' Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Avelche einen leichten Habitus besitzt, grössere Blumen als die anderer
Färbung hervorbringt. Als neuere gute Sorte sei die Triumph-Markt-
Aster zu erwähnen.
4. Herr Forch, Landsberg a. W., hatte Gurken von besonderer Üppig-
keit eingesandt. Derselbe hat die Sorte im Yorigen Jahre unter nach-
gebauten Klettergurken aufgefunden; sie zeichnet sich aus durch besonders
frühen Fruchtansatz, schnelle Entwickelung der Früchte, ungemein reichen
Ertrag, Grösse der Früchte, nicht zu grosses Laub, gesunden kräftigen
Wuchs und grosse Widerstandsfähigkeit gegen Witterungseinflüsse. Die-
selbe entspricht somit allen Anforderungen, welche man an eine Treib-
gurke stellen kann. Die Farbe der reifen Früchte ist grünlich gelb.
5. Herr Gartenbau-Inspektor Hampel, Koppitz, hatte Bohnen gesandt,
welche demselben von Herrn Otto Mann, Leipzig, zum versuchsweisen
Anbau überschickt waren. Herr Hampel empfahl besonders eine Wachs-
bohne No. 1, welche, am 24. Juni gelegt, schon am 42. Tage nach der
Aussaat vollständig verbrauchsfähige Früchte von feinstem Geschmack
lieferte. Diese und »Triumph der Warmbeete« wetteiferten in Bezug auf
frühe Entwickelung mit einander; letztere bleibt niedrig. ' Flerr Hampel
glaubt, dass diese beiden Sorten die besten Treibbohnen abgeben werden. —
In der sich hieran anknüpfenden längeren Diskussion über die früher von
Herrn Hampel gesandte grüne Bohne überwog die Meinung, dass dieselbe,
wenigstens grün, nicht zu empfehlen sei. Zwar trage dieselbe reich, es
sei aber ein 8 stündiges Kochen erforderlich, ehe die Bohnen weich
würden. Übrigens bemerkt Herr Kgl. Garten-Inspektor Perring, dass
schon Herr Hampel dieselben besonders zum Trockenkochen empfohlen
habe.
6. Herr Otto Mann, Leipzig-Eutritzsch, hatte ein Sortiment Lilium lanc,
Montbretia und neueste Ci-ozj Canna, ausserdem Blumen von Gladiolen,
Dahlien, Clematis etc. ausgestellt, worunter sich sehr bemerkenswerte
Stücke befanden.
7. Herr Inspektor Dressler zeigte Sämlinge von Knollen-Begonien,
gefüllt und einfach, sehr dankbar im Topf wie ausgepflanzt. Ausserdem
führte derselbe 15 Sorten Haselnüsse vor (im Becher), was im ver-
gangenen Jahre als Monatsaufgabe gestellt war, ohne Lösung zu finden.
Nach seinen Erfahrungen ist (unter den von ihm gezogenen Sorten) die
Ilallesche Riesen noch immer die beste. Herr Dressler zeigte ferner
Zapfen der Douglas-Fichte und Canna Ehmanni. Die Entwickelung der
letzteren ist kolossal, musaähnlich, namentlich die Blätter sind ungemein
gross, dabei die roten Blumen recht schön, doch ist diese Canna nicht
ganz so leicht zu überwintern wie andere Arten. — Herr Krüger em-
pfiehlt die C. Ehmanni gleichfalls als schöne Gruppenpflanze, nach seinen
Erfahrungen ist dieselbe ebenso hart wie die anderen.
8. Herr Königl. Obergärtner Habermann hatte eine Anzahl Chamaedorea
concolor zur Stelle, welche vortrefflich entwickelte Fruchtstände aufwiesen.
Derselbe wies darauf hin, dass man sich durch wiederholte künstliche Be-
fruchtung am besten selbst Samen zöge, da d-er käufliche meist wenig keim-
fähig sei. Durch Ausbeeren namentlich hätte er sehr gute Resultate erzielt.
Im übrigen könnte er die Pflanze als Dekorationsgewächs gar nicht uenug
8o4 Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. a8c
empfehlen, da sie im Zimmer nicht einginge und sich dadurch wirklich
rentabel machte. — In der Diskussion bemerkte Herr Kgl. Garten-
Inspektor Perring, dass dies in der That die beste Art sei, doch habe
man mit der Samenzucht nicht immer Glück. Auch Herr Thiess, Xauen,
empfahl sie als vortreffliche Dekorationspflanze und Herr Hofgärtner
Hoff mann fügte hinzu, dass auch Gh. Warczewitzi mit gefiedertem Blatt
sehr schön, allerdings nicht so hart sei.
9. Herr Gärtnereibesitzer Bluth, Lichterfelde, führte vorzüglich kul-
tivierte Myrten, und zwar die Hamburger Spielart, var. hört. Hamburgensis,
vor, welche sich nach demselben zu Kronen und Hochstämmen aus-
gezeichnet bewährt, doch darf man sie nicht auspflanzen, da sie sich
sonst nicht hält. Die echte Brautmyrte wächst nicht so gut und die
Hamburger Myrten werden in Berlin ebenso gern gekauft. Ausserdem
hatte Herr Bluth eine Stanhopea mitgebracht, welche er für eine natür-
liche Hybride hält.
10. Herr Obergärtner Ali seh hatte eine ausgezeichnete Pflaume
ausgestellt.
11. Herr Gärtnereibesitzer van der Smissen zeigte einen Strauss ab-
geschnittener Gladiolen, durchschnittliche Handelsware, ausnahmslos gross-
blumig und von schöner Färbung; ausserdem die von Herrn .Schwig-
lewski, Carow, gezüchtete Georgine Kaiserin Auguste Victoria, welche
sich ausgezeichnet bewährt. Die Sorte bleibt niedrig und ist mit Blumen
von herrlicher Form und Farbe (weiss) ganz bedeckt. Nach Herrn van
der Smissen werden übrigens die halbeinfachen Blumen fast noch lieber
genommen als die ganz gefüllten. — In der Diskussion wurde hervor-
gehoben, dass von den Händlern, der beliebten Langstieligkeit wegen,
die Gladiolen gegenwärtig oft so tief abgeschnitten würden, dass die
Zwiebeln litten.
12. Herr Gärtnereibesitzer Neu mann empfahl die von ihm ausgestellte
Begonia semperflorens fol. aureis; dieselbe bleibt niedrig und blüht sehr
dankbar. Herr Gärtnereibesitzer Schwarzburg pflichtete dem bei, hält
jedoch die B. semperflorens elegans von Direktor Siebert (Palmengarten
zu Frankfurt a. M.). für noch schöner. Herr Kgl. Garten-Inspektor P erring
teilte mit, dass nach seinen Erfahrungen die gelbe Farbe der von Herrn
Neumann ausgestellten Sorte bald sehr nachlässt, B. semperflorens
Vernon sei besser. Im übrigen habe er eine schön rosablühende B. ge-
zogen, welche gleichzeitig in Frankreich und in Erfurt (Erfurter Kind)
gefallen sei. Die B. Bavaria wäre bei Klissing zu haben, er könne die-
selbe jedoch nur da empfehlen, wo mit Teppichbeeten geglänzt werden
soll; viele Pflanzen verzweigten sich nicht. Herr Gartenbau -Direktor
Lackner bemerkte, dass Buchner-München der Vater der Bavaria sei,
von dem man sie auch erhalten könne. Von diesem sei sie an Pfitzer
gelangt, der aber kein rechtes Glück damit gehabt habe. Herr Neumann
erwähnte, dass seine ausgestellten Begonien bisher goldgelbe Blätter ge-
habt hätten, sie seien erst grüner geworden, nachdem sie verhagelt waren
und dann im Schatten gestanden haben. Plerr Landschaftsgärtner
O. Vügeler erwähnt, dass in diesem Jahre die Knollen-Begonien über-
haupt brillant ständen, was man von den Pelargonien nicht sagen könne.
486 ^°4- Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Herr Obergärtner Lentz (Charitee) hat dagegen gerade sehr schöne Pelar-
gonien. Herr Kgl. Garten-Inspektor Perring bestätigt letzteres, nach-
teilig sei nur. dass man einfache Pelargonien nicht so "wie die Begonien
jederzeit bei Bedarf auspflanzen könne. Herr O. \'ogeler hält die halb-
gefüllten für noch empfindlicher, die Pelargonien würden allgemein zu
hoch und sähen dann dürftig aus, nur in Töpfen blieben sie niedriger.
Dem widersprachen Herr Inspektor Perring, nach welchem sie auch in
Töpfen, wo sie durchwachsen, zu lang werden, sowie Herr Lentz, bei
dem auch ausgepflanzte Pelargonien nicht zu hoch werden. Herr
Schwarzburg hat 4 neue Sorten von Reid (London), welche nicht
hoch werden.
13. Herr Grass III. hatte Georginen -Sämlinge aus selbst gezogenen
Samen ausgestellt; es waren einige viel versprechende Sorten dabei.
14. Herr G. Mathieu zeigte ein ganzes Sortiment Birnen. So Glapp's
Liebling, die bekannte vorzügliche Frucht von besonderer Grösse und
Wohlgeschmack sowie prächtiger Färbung der Schale. Schöne Pyramiden
bildend ist diese Sorte besonders auch für kleinere Liebhabergärten zu
empfehlen. Ebenso gut ist die neue Mortillet's Butterbirne, welche mit
der vorigen in Grösse, Schönheit und Tragbarkeit wetteifert. Sie darf am
Baume nicht ganz reif werden, da sie dann öfters „mehlig" wird, doch
ist diesem Übelstande durch Pflücken S Tage vorher leicht abzuhelfen.
Die Frühbirne von Prevoux, eine neue, zuerst von Baltet empfohlene
Frucht, hat sich als eine der besten Birnen erwiesen; sie wird demnächst
vom Aussteller genau beschrieben werden. Die Windsor-Birne, eine alte
bekannte Frucht Hogg's, in England bereits im Jahre 1629 durch Par-
kinson beschrieben, wurde von Frankreich aus als „Montecat" neu (!)
eingeführt, d. h. Unkundigen aufgehängt. Ebenso wurde unsere alte
sächsische Birne, die Rostietzer, von Frankreich aus unter dem neuen
Namen Precoce de Juillet empfohlen, doch ist zweifelhaft, ob hier eine
Täuschung vorliegt, oder ob bei der schweren Aussprache des deutschen
Namens für die französische Zunge diese sich die Umtaufe zwecks Er-
leichterung der Bezeichnung geleistet hat. Die römische Schmalzbirne,
Jungfern-B., Franz Madam, Tafel-B., selbst Spar-B. fälschlich benannt, die
jetzt überall unter dem Namen Tafelbirne in Berlin zu haben ist, wird
vielfach mit der Windsor-, Erzherzogs- und Sommer-Königin-B. vermengt,
selbst von Baumschulbesitzern, und dadurch in der Pomologie eine grosse
Verwirrung angerichtet. Sie ist für die Wirtschaft unersetzlich, da sie
bei ihrer reichen Tragbarkeit dem Besitzer jährliche Ernten selbst in un-
günstigen Jahren liefert. Der Baum zeichnet sich oft durch die grindige
Rinde seiner Zweige und Triebe aus.
15. Herr Gartenbau -Direktor Lackner hatte eine ganze Anzahl Cypri-
pedien in prächtiger Kultur ausgestellt. A^or allem das C. Charlesworthii,
eine Neueinführung aus Ost-Indien (Rangun), welches wunderbar schön
ist, mit sehr grosser Fahne, ausserordentlich leicht und reich blüht und
zwar im Herbste zu einer Zeit, wo die Blumen am meisten gesucht sind.
Das ausgestellte Exemplar hatte schon die 2. Blüte. Diese Art ist als
eine ungewöhnlich gute Acquisition zu bezeichnen. Ferner waren dabei
das schöne C. Seegerianum (Spicerianum X Harrisianum), das originelle,
804. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 4^7
jedoch nicht so reich blühende C. euryandrum (barbatum >< Stone'i),
C. Stonei A^on Eorneo, C. oenanthum (Harrisianum ;■( insigne) und andere.
16. HerrHesdör ff er, Charlottenburg, zeigte nebenderS.497besprochenen
neuen Melone die Früchte verschiedener Xeuheiten von Dam mann & Co.,
San Giovanni a Teduccio bei Xeapel. vor. Zunächst 5 Tomaten, und zwar
1. Skamander (i!^94), gedrungen wachsend, sehr grossfrüchtig, reich-
tragend, aber spät. 2. Coriolan (1894), eine frühe schmackhafte, fest-
lleischige. wenig Samen enthaltende Sorte. Die prachtvoll gefärbten
Früchte sind kugelrund und sehr schmuckvoll. 3. Nordlicht (1893), eine
unglaublich reichtragende, frühe, ziemlich aufrecht wachsende Sorte mit
gleichfalls runden, gelblich gefärbten Früchten, die. wie bei der vor-
genannten Sorte, zwar nicht gross sind, aber immer in ganzen Büscheln
zusammen erscheinen. 4. Semperfructifera (1893), eine bei uns sehr späte
Sorte, die in Büscheln von 30, 40 bis zu 50 Stück ihre ganz kleinen birnen-
förmigen Früchtchen zur Entfaltung bringt. Sie wächst sehr üppig, will
aber unter Glas nicht fortkommen. 5. Dwarf Champignon, eine vor
einigen Jahren eingeführte, reichtragende, nicht rankende Sorte. Herr
Hesdörffer zeigte ferner die Eierfrucht Negerfürst (1894), eine reich-
tragende Sorte von hohem Schmuckwert, durch die schwarzen Früchte
besonders auffallend, und die M-eisse japanische Klettergurke (1894). Diese
Neuheit mit übrigens gelben Früchten war noch nicht ganz konstant. Eine
Pflanze, welche drei Mistbeetfenster füllte, hatte über 60 Früchte, andere
waren aber aus der Art geschlagen.
17. Herr Universitätsgärtner Rehnelt, Giessen, hatte eine ganze Menge
Frühlingsenzian, Gentiana verna, eingesandt, welcher gegenwärtig auf
kurzberasten Wiesen in der Nähe von Giessen im zweiten Flor steht.
Einsender empfiehlt diese reizende Art, welche sonnigen Stand, Aloorerde
und beständige Feuchtigkeit liebt, die man erreicht, indem man dem
Boden etwas Torfmull beimengt und bei Trockenheit reichlich giesst,
besonders für alpine Anlagen.
III. Hierauf begründete Herr Gärtnereibesitzer Neumann ausführlich seinen
Antrag auf Revision der Statuten. Nachdem derselbe eine Reihe von
Punkten aufgezählt hatte, welche teils veraltet, teils unerfüllbar, teils
sonstverbesserungsbedürftigseien, stellteHerr Gartenbau-Direktor Lackner
nach Darlegung der Gründe über die ablehnende Haltung des Vorstandes
zunächst die Frage zur Diskussion, ob überhaupt eine Statutenänderung
nötig sei. Nachdem die Herren Hoffmann, Bluth, v. d. Smissen und
Neumann für den Antrag, die Herren Garten - Inspektor Perring,
Gartenbau-Direktor Lackner und Inspektor Dressler gegen denselben
gesprochen hatten, wird Schluss der Debatte beantragt und der Antrag
Neumann bei der Abstimmung mit erheblicher Majorität abgelehnt.
IV. Hierauf berichtete Herr Kgl. Garten-Inspektor Per ring über die von
selten der vereinigten Ausschüsse unternommenen Schritte zur Milderung
der Notlage der von dem Hagelwetter am 7. August Geschädigten. Der
versandte und in der Gartenflora veröffentlichte Aufruf hat erfreulicher-
weise zahlreiche Spenden an Pflanzenmaterial wie an Geld eingebracht,
über die an anderer Stelle quittiert werden wird. Zwecks Verteilung
dieser Spenden wird sodann ein Komitee, bestehend aus den Herren
j^gg Die rote Stachelbeer-Milbe Bryobia nobilis C. L. Koch etc.
m
Gärtnereibesitzern Schwarzburg, Busse und Hapt, gewählt, mit de
Rechte der Kooptation. Die entstandenen Kosten des Aufrufs und der
Versendung wurden bewilligt.
V. Zum Delegierten für den internationalen Obstbau-Kongrsss in St. Peters-
burg wurdeHerr Gartenbau-Direktor Buntzel, Nieder-Schönweide, ernannt.
VI. In zweiter Beschlussfassung wird die Frühjahrsausstellung des Vereins
mit besonderer Berücksichtigung der Berliner Blumenzwiebeln endgiltig
genehmigt.
VII. Auf Antrag der Gartenbauvereine für den Kreis Steinburg in Wilster
und zu Angermünde wurde diesen je eine grosse und eine kleine sowie
eine bronzene, dem Märkischen Obstbau-Verein nach Antrag eine grosse
und eine kleine silberne Vereins-Medaille bewilligt.
Die weiteren Punkte der Tagesordnung mussten der vorgerückten
Si.unde wegen vertagt werden.
Das Preisgericht, bestehend aus den Herren E, Bernick, C. Junge,
C. Kotte, E.Scopi und J. Tübbecke, hatte folgende Preise zugesproc^hen:
1. Herrn Gärtnereibesitzer A. Janicki, Schöneberg, für Nelken, und
2. Herrn Gärtnereibesitzer F. Bluth, Gr. Lichterfelde, für ]\[yrten je
eine kleine silberne Vereins-Medaille.
3. HerrnKgi. Obergärtner Hab ermann, Monbijou, für Chamaedorea. und
4. Herrn Gärtnereibesitzer v. d. Smissen, Steglitz, für Gladiolen je
eine bronzene Vereins-Aledaille.
5. Herrn Obergärtner L. Ahlisch, Berlin, für Pflaumen ein Ehrendiplom.
6. Herrn Gärtnereibesitzer C. Lenzke, Berlin, für Anemonen den
jNlonatspreis von 15 Mark.
Die Herren Gartenbau-Direktor L a c k n e r , H i e n t z s c h und C. ]\1 a t h i e u
hatten sich ausser Konkurrenz erklärt.
Aufgenommen wurden die in der vorigen Sitzung Vorgeschlagenen.
C". Lackner. i. V. Waage.
Die rote Stachelbeer-Milbe, Bryobia nobilis C. L. Koch (?),
ein in Deutschland bisher nicht beachteter Schädiger des
Stachelbeerstrauches.
Von Prof. Dr. Fr. Thomas in Ohrdruf.
(Hierzu Abbildung 91.)
usserordentliche Witterungsverhältnisse bedingen ungewöhnliche Ent-
wickelung einzelner Spezies von Lebewesen, also auch von Schäd-
^2J^^ lingen. Zu den Folgen der abnormen Trockenheit des Jahres 1893,
__ . besonders des Frühjahrs, rechne ich das damalige vermehrte Auf-
^r^ treten der kleinen roten Milbe an den Stachelbeerbüschen, welches
sich auch im April und Mai dieses Jahres wiederholte. Wenngleich diese
Schädlinge für Deutschland sicher nicht neu sind, da ich sie in meinem Garten
(ebenso wie Prof. Haus skn echt in Weimar in dem seinigen) schon seit
Jahren bemerkt (z. B. im Mai 1889 in Ohrdruf laut Beobachtungsnotizen), so
Die rote Stachelbeer-Milbe, Bryobia nobilis C. L. Koch etc. 48c)
sind dieselben doch in der deutschen Litteratur über Garten- und Obstbau
sowohl M'ie über Pflanzenkrankheiten bisher meines Wissens nie erwähnt
worden.
Die nachteilige Wirkung der roten Milbe*) ist viel auffälliger als der
kleine Schädling selbst. Die beim Austreiben der Blätter befallenen Zweige
des Stachelbeerstrauches machen sich durch ihr kümmerliches Aussehen auch
auf einige Entfernung bemerkbar. Die Blätter bleiben viel kleiner und sind
nicht sattgrün, sondern bleich, oberseits weisslich, später nicht selten mit
gelbrötlichem, dürren Rande gesäumt. Den Grossenunterschied veranschau-
lichen die Figuren 1 und 2 (Darstellung auch des Farbenunterschiedes war bei
Zinkographie nicht möglich). Während die gesunden Blätter eines Stockes am
27. April d. J. in meinem Garten his zu 27 mm lang und 32 mm breit waren,
massen am gleichen Tage die grössten Blätter der befallenen Triebe desselben
Stämmchens nur 15 und 21 mm, so dass diese es nur auf reichlich Y3 des
Flächeninhalts jener gebracht hatten. Auf dieser Grösse beharrten sie, wo-
gegen die normalen noch bis auf 38 und 47 mm weiter wuchsen. Die Mehr-
zahl der durch das Saugen frühzeitig beeinträchtigten Blätter war aber weit
kleiner (10 und 13 mm) als die oben angegebenen Maximalmasse, so dass sich
die Reduktion der Blattfläche als noch beträchtlicher herausstellt.
Ein solcher Stock macht zunächst den Eindruck eines wurzelkranken. In
der Regel sind auch die obersten Triebe die am stärksten angegriffenen. Aber
es kommt nicht selten vor, dass gesunde, tiefer an demselben Stämmchen ent-
springende (also gleicher Wurzel zugehörige) Triebe jene kranken z. T. noch
überragen, d. h. bis zu grösserer vertikaler Höhe über dem Boden sich
strecken. Folglich kann mangelnde Wurzelfunktion nicht die Erklärung bieten.
Die Erkrankung der Zweige ist vielmehr dem Saugen der zahlreich vorhan-
denen Milben zuzuschreiben. Bemerkenswert ist es, dass die Milben nicht
alsbald auf die gesunden Triebe in gleicher Verteilung übergehen, sondern an
den zuerst befallenen auch dann noch lange Zeit in sehr viel grösserer Dich-
tigkeit gefunden werden, wenn deren Blätter bereits den Verfall deutlich
zeigen. Erst später erfolgt eine gleichmässigere Ausbreitung der Milben über
den grösseren Teil des Stockes. Mit der Verkümmerung der Blätter (vergi.
unten den letzten Abschnitt) geht die schlechte Ernährung der Früchte Hand
in Hand, die allermeist vorzeitig abfallen. An den schon im ersten Frühjahre
von den Milben befallenen Zweigen bleiben gar keine oder nur einige ver-
kümmerte Früchte hängen. Die Ernte wird daher durch diese Tiere ganz merk-
lich beeinträchtigt.
Man sammelt die Milbe am leichtesten ein, indem man ein weites Glas
unter den betreffenden Astteil oder Seitentrieb hält und letzteren durch
Schnippen (kurzes heftiges Stossen) erschüttert. Ende April d. J. hatte ich auf
solche Weise binnen einer Minute leicht einige hunderte lebender Milben im
Glase. Damit mir dieselben nicht entwischen konnten, stellte ich das Glas in
eine Schale mit Wasser (also in Wasserverschluss bei Luftzutritt). Am fol-
genden Morgen war die ringförmige Wasserfläche von roten Milben, die aus-
zuwandern gesucht hatten, besetzt. Die durch die Adhäsion steigenden Ränder
des Wassers liessen die Tiere aus der mittleren Ringzone nicht wieder empor-
*^ Nicht zu verwechseln mit der bekannten „roten Spinne" Tetran)'chus telarius, die aucii
eine Milbe ist.
AQO Di^ ^^^^ Stachelbeer-Milbe, Bryobia nobilis C. L. Koch etc.
kommen. Fast ausnahmslos lagen diese Tiere still, Avie leblos. Aber es ge-
nügte, sie nur lo Minuten auf das Trockene zu bringen, um die Hälfte der-
selben wieder zu beleben, und nach weiteren lo Alinuten waren alle Exemplare
davongelaufen oder im Begriffe, dies zu thun. Ahnlich verhalten sie sich nun
bei Regen auf den Blättern der Pflanze, und dadurch wird erklärlich, warum
sie durch lange Trockenheit zu besonders üppiger Entwickelung gelangen.
Gegen Benetzung haben sie offenbar keinen ausreichenden Schutz. Der lethar-
gische Zustand scheint darnach auf mangelnder Atmung zu beruhen. Exemplare,
die ich 8 Tage lang in solcher Lethargie auf Wasser hatte liegen lassen,
waren abgemagert, aber doch zumeist noch lebend. Die hufeisenförmig ge-
krümmte Furche, welche auf dem Rücken des Tieres die flach gewölbte Mittel-
linie vom Seiten- und Hinterrand trennt, ist dann tiefer als vorher.
Die einzigen, bisher erschienenen ausführlichen Darstellungen von Bryobia-
Arten finden sich in italienischer und amerikanischer Litteratur, über die ich
noch berichte (s. unten), weichen aber in einigen Punkten von meinen Befunden
ab. Deshalb gebe ich im nachfolgenden eine Beschreibung der Stachel-
beermilbe und füge derselben auch mehrere Abbildungen bei, die Herr
Ew. H. Rübsaamen für mich anzufertigen die Güte hatte.
Die Farbe des Tieres ist ein schmutziges Rot, am ehesten als dunkeles
Ziegelrot zu bezeichnen. Beim Zerdrücken auf Papier erhält man einen bräun-
lichroten bis blassblutroten Strich. Der Hinterleibsrücken erscheint rechts
und links oft dunkler als in der Mittellinie (infolge durchscheinenden Darm-
inhalts?) Das Vorderende des Körpers mit den Mundteilen, sowie die mit
weissen Borsten besetzten und in je zwei Krallen ausgehenden (am Ende auch
mit mikroskopisch zarten Klebehaaren oder Haftborsten versehenen) Beine sind
heller gefärbt, fleischrot, die Augen und der kegelförmige Saugzapfen (der
aber nur von unten gesehen werden kann) tiefer rot.
^'on den Beinpaaren ist das vorderste das längste, sogar etwas länger als
der Körper. Ende April hatten die Tiere in Ohrdruf durchschnittlich 0,56 mm
Körperlänge bei 0,39 mm Breite und die Beine des ersten Paares o,ö8 mm
Länge. Im Mai steigt die Körperlänge bis auf ca. 0,7 mm. Schon bei stärkerer
Loupenvergrösserung wird eine Reihe von weissen, kurzgestielten, flachen
Schüppchen (sq in Fig. 3 und 5) von eiförmigem bis keulenförmigem, z. T.
schief oder gekrümmt keulenförmigem (richtiger spatelförmigem) Umrisse und
durchschnittlich 0,028 mm Länge auffällig, die rings um den Körper ungefähr
in der Seitenrandlinie stehen und am Stirn- und Ilinterleibsrand sich am
meisten bemerkbar machen. Auch der Rücken trägt drei hintereinander-
stehende Paare derselben. Das vorderste dieser 3 Paare steht nahe dem
durch eine Furche bezeichneten Vorderrand des Abdomens. Von ihm nach
aussen auf derselben Ouerlinie des Rückens folgen dann noch jederseits zwei
Schüppchen, von welchen das innere die Reihe der acht Schüppchen des
Hinterleibsrandes (von der Alitte des stumpfen Hinterendes gezählt) beschliesst,
das äussere dagegen in der rückwärts gerichteten Verlängerung derjenigen
Schüppchenreihe liegt, welche an A'order- und Seitenrand des Kopfbruststücks
steht. Die Reihe der seitlichen Schüppchen erfährt somit, wie in Fig. 3 genau
dargestellt ist, in der Vorderecke des Abdominalrückens eine Verschiebung:
sie liegt von der bezeichneten Stelle ab nach vorn weiter aussen als nach
hinten. Zwischen der zweiten und dritten Schuppe der äusseren Reihe, d. i. der
2 ^
'M^*' Vv'^
Abb. 1)1. Rote Stachclbccr-Milbc, Brvobia nobilis C. L. Koch
Fig. I u. 2. Gesundes und von Bryohia befallenes Blatt desselben Stänimchens von Ribes
Grossularia zum Grössenvergleich (Ende April 1894).
Fig. 3. Die rote Stachelbeermilbe von oben gesehen mit Einzeichnung der erst durch Druck
und Verschiebung von oben sichtbar werdenden Mundteile und Atemhörnchen.
Fig. 4. Dieselbe in Seitenansicht.
Fig. 5. Die rechte Hälfte des Stirndaches von oben gesehen.
Fig. 6. Die am Tier aufeinanderliegenden, im Präparat durch Zurückschlagung' (Auseinander-
klappung in der punktierten Linie) getrennten Mundteile; Zeichnung genau nach
der Lage im Präparat.
Fig. 7. Ein Maxillartaster.
Es bezeichnen die Buchstaben c den Saugzapfen, est die Stigmenhörnchen, p die Maxillar-
taster, af deren letztes Glied (Tastläppchen), md die Stechborsten, tc das Stirndach, o die
Augen, sq die Schüppchen.
Fig. I. u 2 in natürlicher Grösse; die Vergrosserungszitler der übrigen beträgt ungefähr
55 bei Fig. 3 u. 4, iio bei Fig ö, 2S0 bei F'ig. 5 u. 7.
AQ2 I^is '"ote Stachelbeer-Milbe, Bryobia nobilis C. L. Koch etc.
ersten und zweiten des Kopfbruststückes (von hinten nach vorn gezählt) liegt
jederseits das Auge: ein tiefblutroter Fleck mit einigen glänzenden, ebenso
gefärbten Ocellen dicht am Seitenrand des Kopfbruststückes und näher dem
Hinterende dieser Randlinie als dem Kopfende des Tieres. Das Kopfbruststück
ist auf dem Rücken chagrinartig gerunzelt, der Hinterleib dagegen mit dichten
Liniensystemen aus tiefen, in Krümmungen verlaufenden Falten geziert.
Die Mundteile können von oben nur zum Teil durch gelinde Pressung
des Körpers sichtbar gemacht werden. Bei Rückenlage des Thieres fällt der
glänzende, fleischige, aus breiter kegelförmiger Basis entspringende Saugzapfen
durch seine tiefrote Farbe in die Augen. Neben ihm stehen beiderseits die
dicken, viergliedrigen Maxillartaster (Fig. 7; p in Fig. 4 und 6), deren drittes
Glied in eine starke Kralle ausgeht, während demselben Glied auf der Innen-
seite das mit Borsten besetzte Endglied (af) entspringt, welches die Gestalt
eines Tastläppchens hat und beim Suchen des Thieres nach einer geeigneten
vSaugstelle in steter Bewegung ist. Die beiden Stechborsten (md in Fig. 6) sind
hinten schlingenförmig umgebogen; sie werden so, wie sie in Fig. 3 gezeichnet
sind, erst durch Druck sichtbar. Bei völligem Zerdrücken des Tieres kommen
auch im Saugkegel noch zwei stark chitinisierte Stücke von ca. 0,020—0,045 mm
Länge (pg in Fig. ö) zur Anschauung, die Avie die Schliesszellen einer pflanz-r
liehen Spaltöffnung zu einander liegen und durch je sieben oder mehr parallele
Furchen ein kammähnliches Aussehen erhalten.
Über den Mundteilen und diese in der Ansicht von oben verdeckend
liegen, den Vorderrand des für die Gattung Bryobia charakteristischen Frontal-
daches (tc in Fig. 4 und 5) bildend, vier nach vorn gerichtete Zäpfchen, von
denen die zwei mittleren einander mehr genähert und an ihrer Basis ver-
wachsen sind, auch etwas weiter nach vorn reichen als die zwei äusseren.
Alle vier gehen in je eines der oben erwähnten weissen Schüppchen aus
(sq in Fig. 5). Die Gesamtzahl dieser Schüppchen am ganzen Körper wird
dadurch auf 32 gebracht.
Die Bauchseite des Tieres zeigt eine Querteilungsfurche zwischen den
beiden vorderen und den beiden hinteren Beinpaaren und am Hinterleib die
durch zwei Wulste auf einem annähernd viereckigen Räume umgrenzten
Sexualorgane. Die längere Diagonale des Vierecks liegt in der Mittellinie des
Körpers, die kürzere scheidet beim weiblichen Tier den vorderen ganz flachen
Teil (der nach Claparede's Nomenklatur als Geschlechtshof zu bezeichnen ist)
von der dahinter liegenden tiefen Höhlung der Vulva. An diese reiht sich
nach hinten ohne oberflächlich sichtbare Brücke die Analöffnung in Gestalt
eines schmalen Längsspaltes an, der von dem erwähnten Randwulst noch mit
umschlossen wird und die ausgezogene Hinterecke des Vierecks bildet. Ent-
wickelte Männchen sind mir nicht zur Beobachtung gekommen.
Das Tracheensystem ist noch stärker entwickelt als bei der Webermilbe
(Tetranychus). Kräftige Aste erstrecken sich nach allen Teilen des Körpers
und in jedes der 8 Beine. Die Verbindung des Röhrensystems mit der äusseren
Luft Avird aber nicht wie bei Tetranychus durch nur ein in der Mittellinie des
Körpers befindliches Stigma (cf. Claparede in Zeitschr. f. wiss. Zoologie XVIII
S. 485), sondern durch zwei auf beweglichen Hörnchen gelegene bewirkt, die
aber in gewöhnlicher Stellung bei Ansicht von oben durch das Frontaldach
noch mit verdeckt werden (est in Fig. 3, 4 und 0; in Fig. ö ist der Zusammen-
Die rote Stachelbeer-Milbe, Bryobia nobilis C. L. Koch etc. 493
hang mit dem Tracheenhauptstamm bei dem einen Hörnchen dargestellt, wie
ihn das Präparat zeigte, dessen Herstellung meinem Freunde Rübsaamen
gelang). Die meisten früheren Beobachter (siehe unten) haben diese Atem-
hörnchen von den oben besprochenen Schüppchen nicht unterschieden. Letztere
sind durchsichtig, daher im durchfallenden Lichte hauptsächlich durch ihre
Konturen auffällig, die Atemhörnchen sind im durchfallenden Lichte dunkel
und im auffallenden weiss (durch ihren Luftinhalt). Sie sind auch an der
Basis dicker als die Schüppchen und nach der Spitze nur schwach keulenförmig
und nicht llach. Ihre Länge ist 1Y2 bis 2 mal so gross als die der Schüppchen
der vier Dachfortsätze.
Das Material von Milben, welches mir im April und Mai zur Verfügung
stand, war sehr gleichartig. Während man an den durch Tetranychus telarius
zur Dürre gebrachten Blättern der Bohne im August alle Stadien der Milbe
von den Eiern ab gleichzeitig vorfindet, zeigt Ribes im Frühjahre nur eine einzige,
vermutlich aus Wintereiern hervorgegangene Generation. Am 23. April 1894
war bereits keine einzige sechsbeinige Larve mehr zu finden. Die ersten eier-
tragenden Weibchen sah ich 1894 am 5. Mai. Am 10. Juni waren lebende
Milben auf den Sträuchern nicht mehr zu finden und ebensowenig in der Erde
am Grunde der Stämmchen. Die kranken Zweige trugen aber jetzt rote, glatt-
schalige, glänzende Eier vom Aussehen und der Grösse (0,12 bis 0,18 mm
Durchmesser) jener, die ich an trächtigen Milben vorher gefunden. Diese Eier
Sassen bald einzeln an der Rinde oder an dort wachsenden Flechten, bald
zu mehreren in einer Reihe in den Winkeln und an den Rändern der häutigen
Reste alter Knospenschuppen. Daneben fanden sich gleichgrosse, farblose,
aufgebrochene, aus denen, wie ich annehme, die Frühjahrsgeneration der
Milben hervorgegangen war. Ob überhauj^t noch eine zweite Generation im
gleichen Jahre folgt, weiss ich nicht, bezweifle es aber, denn meine diesjährigen
Beobachtungen bieten keinerlei Anhaltepunkte für eine solche Annahme.
Litteratur. Das Vorkommen der Bryobia auf Grossularia ist meines
Wissens bisher nur aus England berichtet worden. Nach Klebahn's Referat
in der Zeitschr. f. Pflanzenkrankh. III, 1893, S. 210, findet sich eine Xotiz über
Häufigkeit des Tieres auf Stachelbeeren bei London in Gardeners' Chronicle XII,
1892, S. 111, in welcher Xotiz aber die Milbe als Bryobia speciosa bezeichnet
worden ist. Nach der Abbildung und Beschreibung, welche A. B erlese
(Acari, Myriopoda et Scorpiones hucusque in Italia reperta, Fascicolo LI.
X'^. 1., 1888) giebt, ist B. speciosa u. a. charakterisiert durch die Form der
vier schuppentragenden Fortsätze des Stirndaches. Die beiden mittleren Fort-
sätze sind viel breiter als die äusseren, ausserdem rundlich, nämlich nach
ihrer Basis zu wieder verschmälert. r)ie Determination M^urde alsdann von
Albert Michael in Br. praetiosa verändert und zwar auf Veranlassung von
Miss E. A. Ormerod, der um die Kenntnis und Bekämpfung der für Land-
und Gartenbau schädlichen Insekten hochverdienten Verfasserin der »Reports
of Observations of Injurious Insects«. Im 17. Report, welcher das Jahr 1893
behandelt und im Februar 1894 in London erschien, sind auf S. 32 — 38 die
bisherigen Beobachtungen verarbeitet.
C. L. Koch stellte die Gattung Bryobia mit 4 Arten auf. Darnach wurden
die Spezies Br. praetiosa und Br. speciosa von Canestrini und Fanzago
(Intorno agli acari italiani p. 91) beschrieben (die Einsicht in diese Publikation
IQ4 Dis rote Stachelbecr-Milbe, Bryobia nobilis C. L. Koch etc.
danke ich Herrn Prof. Dr. P. Kr am er in Magdeburg) und in Wort und Bild
dargestellt von Berlese (1. c. 1886 Fase. XXXIII Xo, 3 und 1S88 Fase. LI Xo. I).
B erlese hat die Atemhörnchen nicht in ihrer Funktion erkannt und, wie
es scheint, mit den Schüppchen für gleichartig" erachtet, denn seine Figur 1
zeigt ein Paar der letzteren da, wo jene stehen. I)as Verdienst, diese für die
Gattung typischen Organe erkannt zu haben, kommt P. Kramer zu (Archiv
für X^aturgeschichte XLIII, 1877, S. 228 — 230).
Eine ausführlichere, mit neuen Abbildungen versehene Darstellung einer
Bryobia-Art gaben darnach C. V. Riley und C. F. Marlatt in Insect life II,
i8go, S. 45 — 52, otfenbar gleich Berlese ohne Kenntnis der Kramer'schen
Publikation, Über die Berechtigung dieser von Garman 1885 aufgestellten
Art, Bryobia pratensis, ist ohne Typen ein abschliessendes Urteil nicht möglich.
Nach Beschreibung und Abbildung des Tieres ist jene Berechtigung nicht besser
begründet als die Aufstellung der Stachelbeermilbe als Bryobia ribis n. sp.
In der sehr weiten Berlese'schen Diagnose haben nämlich ebensowohl
B. pratensis wie B. ribis Raum, Wenn aber die Abbildungen, die Berlese
einerseits und Riley und Marlatt andererseits gegeben haben, zugrunde
gelegt werden, so ist Bryobia ribis von jenen beiden Arten verschieden
1. durch die gleiche Länge von Tastläj)pchen (Endglied af) und Kralle am
Maxillartaster (man vergleiche Fig. 7 mit Fig. 4 g bei Riley und mit Fig. 7 bei
Berlese) und 2. durch die Stellung der Schuppen. Berlese bildet ganz
deutlich 4 Paar Rückenschuppen ab, Bryobia ribis besitzt deren nur 3 Paar.
Riley 's Abbildung stellt 3 Paar auf dem Rücken des Abdomen und ein Paar
auf dem Rücken des Cephalothorax dar, der bei B. ribis nur am Rande Schuppen
trägt und nicht auf dem Rücken. Keine der beiden Abbildungen zeigt die von
mir hervorgehobene sechszählige Schuppenquerreihe nahe dem Vorderrand des
Abdominalrückens (Fig. 3). Und doch sind diese Schüppchen schon bei
schwacher Vergrösserung zu auffällig, um dem Zeichner leicht entgehen zu
können.
C. L. Koch's Diagnosen seiner 4 Bryobia-Arten (Deutschlands Crustaceen,
iMyriapoden und Arachniden, Heft 1 Xo. 8 und q, Heft 17 Xo. 10 und ii') ent-
halten nur Farbenangaben. Diejenige für B. praetiosa sowie die zugehörige
Abbildung stehen nun aber in Widerspruch mit der Färbung der Stachelb'eer-
milbe: weder der in seiner Farbengrenze vierzähnige Hinterrand des Thorax,
noch der ankerähnlich-dreiteilige, rötliche Streifen am Ende des Flinterleibs-
rückens ist vorhanden. Die vier reinweissen Punkte auf dem Abdominalrücken,
die Koch in seine Diagnose aufgenommen hat, sind jedenfalls 4 Schüppchen,
von denen die Stachelbeermilbe, wie oben mehrfach erwähnt, daselbst sechs
besitzt.
Dagegen giebt Koch (1. c, Heft 17 Xo, 11) für seine Bryobia nobilis
(deren spezifische Differenz von B. praetiosa Berlese zweifelhaft lässt) drei Paar
solcher Schüppchen, und zwar in der für B. ribis charakteristischen Stellung
an. Auffällig ist, dass er in der zugehörigen Beschreibung nach Erwähnung
der B. praetiosa von »denselben« weissen, punktartigen .vsechs« paarAveise ge-
*"! Die Einsicht in das seltene Werk von C. L. Koch danlvc ich der Güte des durch seine
Arbeiten über die Arachniden rühmlichst bekannten Dr. med. L. Koch sen. zu Nürnberg, des
Sohnes vom \'crfasser jenes Werkes.
Die rote Stachelbeer-Milbe, Bryobia nobilis C. L. Kuch etc. ^g^
stellten Rückenpapillen spricht, während er für B. praetiosa doch nur vier
weisse Flecken in Diagnose und Beschreibung erwähnt. Der Umriss von
B. nobilis ist nach K.'s Abbildung" etwas schlanker als der von B. ribis. doch
nennt er sie in der Beschreibung" »kürzer und breiter als die verwandten Arten«.
Auch der schwarze Flecken in der Mitte des Rückens vor der Abdominalgrenze
ist für B. ribis sicher nicht typisch. Aber von den vier Koch'schen Arten ist
B. nobilis meines Erachtens der Stachelbeermilbe am ähnlichsten. Die bisherigen
Bestimmungen derselben als B. praetiosa gründen sich augenscheinlich nicht
auf Koch's. sondern nur auf B erlese's Werk, dessen Abbildungen, wie ich
dargethan habe, deutliche Unterschiede von der Stachelbeermilbe aufweisen.
Wirtpflanzen. Ausser auf Ribes Grossularia, auf der das Vorkomme
in l)eutschland höchstwahrscheinlich ein verbreitetes ist, mir bisher aber nur
für eine Reihe von Orten in Thüringen nachzuweisen möglich war (Ohrdruf.
Zella, Friedrichroda, Mühlhausen, Weimar), ergreift die Stachelbeermilbe in
gleicher Weise Ribes alpinum, während sie den Johannisbeersträuchern, auf
welche sie in meinem Garten gleichfalls überging", keinen auffälligen Schaden
that. Die englischen Beobachter (cf. Ormerod 1. c.) berichten nun von gleich-
zeitigem Auftreten auf Hedera Helix. Michael glaubt sogar, die Ausrottung
des Epheus würde hinreichen, um die Stachelbeeren vor weiterer Schädigung
zu sichern. Mein an mehreren Orten und von April bis Juni wiederholtes
Bemühen, die ]\lilbe an Epheu nachzuweisen, welcher den kranken Stachelbeer-
büschen nahe stand, war vergeblich. (Auch die Fähigkeit der Milbe, zu spinnen,
die zwar von Miss Ormerod nicht als erwiesen dargestellt, aber von einigen
ihrer Korrespondenten erwähnt wird, konnte ich nie beobachten und bezweifle
sie). Berlese macht für B. praetiosa keine Substrate namhaft; er sagt nur:
»Habitat in agri Patavini muscis et arboribus.« C.L.Koch giel^t für B. nobilis
nur an, dass er sie bei Zweibrücken in Rheinbayern fand, und für B. praetiosa:
»in Gärten, zuweilen auf Gesträuch, bei Regensburg". « Für die rationelle Be-
kämpfung des Tieres fehlt somit noch die Gewissheit über den Kreis seiner
Xährpflanzen. In meinem Garten blieb es auf Ribes-Arten beschränkt.
Schaden und Gegenmittel. Die im Eingange geschilderte Schädigung
des Stachelbeerstrauches wird dadurch herbeigeführt, dass die Milbe durch ihr
Saugen die Zellen des Blattes tötet. Das gilt hauptsächlich für die oberseitige
Epidermis und das Palissadenparenchym, das auf grössere oder geringere
Erstreckung hin seinen grünen, für die Assimilation im Sonnenlicht so wichtigen
Inhalt verliert. Völlig erwachsene Blätter, auf welche die Milben gelangenn
werden weissfleckig, behalten aber immer noch einen hinreichenden Teil normal
funktionierender Zellen. Ganz junge Blättchen hingegen werden dadurch in
ihrer eigenen Grössenentwicklung (wie oben berichtet) gehemmt und diese
zuerst befallenen Sprosse sind es, deren krankes Aussehen für jedermann augen-
fällig ist und deren Früchte zumeist vor der Reife abfallen. Demnach würde
Bekämpfung im ersten Frühjahr noch vor dem Austreiben der Knospen an-
zustreben sein. Ein englischer Beobachter, Nixon, berichtet nun (bei Ormerod
1. c. p. 38), dass an mit Fett bestrichenen Stämmchen sich im Frühjahr der
zwischen dem Erdboden und den Fettstellen befindliche Stammteil sehr schnell
mit Milben bedeckt habe. Im Sommer habe er die Tiere im Erdboden ge-
funden. Falls sich diese Resultate bestätigen sollten, so würden ringförmig
aufzutragende Klebstoffe wohl das einfachste Hilfsmittel sein. Meine eigene
49Ö.
Die Zucht der Bambusaceen aus Samen.
Erfahrung weist hingegen bis jetzt sowohl bezüglich der Grenzen der Erkrankung
am Stock im ersten Frühjahr als auch bezüglich der Absetzung der Eier im
Mai und Juni nur auf die Zweige als Herde des Übels. Darnach ist das bei
grösseren Kulturen kaum durchführbare Abbürsten der Rinde angezeigt. Das
völlige Wegschneiden der infizierten Triebe verspricht keinen, die Entstellung
des Strauches aufwiegenden Radikalerfolg, weil die Milbeneier auch an be-
nachbarten Zweigen und tieferen Stammteilen abgelegt werden.
Andererseits geht aus meinen oben mitgeteilten Beobachtungen über das
Verhalten der Milben zu Wasser die Zweckmässigkeit des Bespritzens der
Sträucher hervor. Flüssigkeiten, die wie Seifenlösung einen Überzug hinter-
lassen, werden zuverlässiger auf die Tiere wirken als reines Wasser, aber auch
leichter der Pflanze schaden. (In England hat sich eine unter dem Namen
»Anti-pest« von Morris, Little & Son in Doncaster in den Handel gebrachte
Flüssigkeit von nicht näher bekannter Zusammensetzung gut bewährt, die den
Voi-zug hat, sich mit Wasser leicht mischen, also beliebig verdünnen zu lassen.)
Die Zucht der Bambusaceen aus Samen.
Von Baron Ferdinand von Müller, Melbourne.
|enn man bedenkt, dass schon etwa 180 wohl unterscheidbare Bambus-
1^4 gewächse specifisch beschrieben sind, so bleibt es auffallend, dass diese
für scenische Kultur so vortrefflichen Pflanzen noch in nur sehr beschränkter
Zahl in die Gärten der Welt übergegangen sind. Der ^>rkehr ist jetzt fast nach
allen Richtungen hin ein leichter, wo Bambusaceen vorkommen; aber dennoch
bleibt das Bringen bewurzelter Pflanzen im lebenden Zustand umständlich,
kostspielig und ungewiss. Das einfachste und billigste wäre, Bambusaceen aus
Samen zu ziehen, was allerdings auch zu\veilen geschieht. Gewiss gehen aber
in beiden Hemisphären viele Gelegenheiten verloren, Samen zu sichern, wenn
dies in leichtester Weise geschehen könnte. Freilich ist Australien ganz arm
in dieser Hinsicht, denn wir kennen nur eine hohe, etwas schlängelnde Bam-
busacee aus Waldschluchten des nordöstlischen Queensland; eine zweite, sehr
schlanke kommt in der Region des Staaten-River ander östlichen Seite des
Carpentaria-Golfes vor, aber von beiden kennen wir bisher nur Stämme und
Blätter, die letzterwähnte von den Autochthonen für Wurfspiesse gebraucht, und
so todbringend für Air. Gilbert in Dr. Leichhardts erster Expedition; — eine
dritte wächst am Adelaide-Flusse, von welcher Herr M. Holtze die Blüten
fand, so dass diese Pflanze als echte Bambusa bestimmt und als B. Arnhemica
beschrieben werden konnte. Es sollen noch 1 oder 2 andere Bambusen in
Arnhemsland vorkommen, aber Blüten sind auch von diesen noch nie beob-
achtet worden, wohl deswegen, weil Fachmänner selten zu dem entlegenen
Standorte kommen. Im grossen ganzen blühen aber doch viele Bambusaceen
sowohl in den östlichen als westlichen Tropen, und solche sind dann ja auch
gewöhnlich samenbringend. Wenn wir also auf so einfache und billige Weise,
wie Samen-Kultur immer, nur noch wenige Arten für unsere Gärten gewonnen
haben, so ist dies wohl dem Umstand zuzuschreiben, dass die Samen unbeachtet
an den meisten Stellen verloren gehen. Aber auch wenn solche zuweilen für
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
491
Gartenzwecke gesammelt werden,, so scheint der Erfolg aus folgenden C".rünclen
zu scheitern:
j. Sammeln abgefallener Samen vom Pjoden, wo solche bald durch
Feuchtigkeit leiden, anstatt des Abnehmens von den tragenden Pflanzen
und zwar während trockenen Wetters.
2. Altwerden des Samens, ehe noch die Verschickung ausgeführt wird.
3. Verpackung ohne vorherige Sorge für den lufttrockenen Zustand des
Samens.
4. Mangel an vorherigen Versuchen, ob sich überhaupt solche Samen in
keimfähigem Zustande befinden, was in kurzer Zeit durch ein direktes
Experiment an der Sammelstelle ermittelt werden könnte. Dazu kommt
noch unsere oft mangelhafte Kenntnis der Bodenverhältnisse, welche
am besten den verschiedenen Arten zusagen.
Dem einen oder anderen dieser Umstände schreibe ich es zu, dass wir hier
bisher nur einige wenige Dendrocalamus-Arten aus Samen haben ziehen können.
Es ist übrigens anzunehmen, dass Bambusaceen-Samen schnell die Keimkraft
verlieren. Viele dieser stattlichen und meistens auch sehr nützlichen Gewächse
blühen ja auch nur nach langem Zeitverfluss, einige sogar nur nach Intervallen
von vielen Jahren. Wahrscheinlich lässt sich auch bei manchen dieser Pflanzen
das Samentragen beschleunigen durch Anwendung von reichlichem und starkem
Dünger, wie ich dies z. B. bei Arundo Donax hier erzielt habe. Vielleicht könnten
auch gelegentlich bewurzelte und zurückgeschnittene Bambusaceen-Schösslinge,
zwischen Orchideen-Knollen verpackt, lebend über See verschickt werden.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Neue japanische Freiland-Melone.
Unter den Neuheiten, die noch der
Einführung harren, wird vielleicht die
obengenannte eine hervorragende Rolle
spielen, ja, es ist sogar möglich, dass
sie noch ein grösseres Aufsehen er-
regen wird wie s. Z. die japanische
Klettergurke. In den letzten Maitagen
dieses Jahres schickte mir der Samen-
händler C. Klepp in Moabit 4— 5 Körner
dieser Melone, die er aus Japan erhalten
hatte, und bat mich, dieselben aus-
zusäen. Ich kam diesem Verlangen
nach, brachte den Samen unter Glas
zum Keimen und pflanzte dann drei
der kleinen Melonen in einen kalten
Kasten aus. Dies geschah etwa am
10. Juni, und die Pflanzen, die nicht
unter Glas gehalten wurden, ent-
wickelten sich derart, dass sich bereits
Mitte Juli der erste Fruchtansatz zeigte.
Die 3 Pflanzen, die zusammen den
Raum von zwei Mistbeetfenstern ein-
nehmen, haben kaum irgend welche
besondere Pflege erhalten, sie sind
trotzdem vollständig ungezieferfrei ge-
blieben und brachten nicht weniger
als lö Früchte zur Ausbildung. Die
Frucht ist langgestreckt, grösser als
diejenige der japanischen Klettergurke,
annähernd doppelt so schwer und leicht
erkenntlich an ihrer ausgeprägten
Keulenform. Die Früchte aller Pflanzen
glichen sich vollkommen in Form,
Grösse und Färbung. Anfangs sind
sie mattgrün und dicht mit zartem
Flaum bewachsen, wenige Tage vor der
Reife nehmen sie aber eine gelb-
49A
Kleinere Mitteilungen.
liehe Färbung an. Die Früchte, ^reiche
ich in der Sitzung des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues am 30. August
vorzeigte, waren noch nicht ganz aus-
gereift. Die völlig reife Frucht, die
nur wenig auffallend kleine Samen
enthält, hat nach der Ansicht der Frau
Kommerzienrat Fledwig He vi, die auf
diesem Gebiete urteilsfähig ist, ein
feines Aroma. Ich persönlich habe
kein Interesse an der Einführung der
neuen jai^anischen Freiland - ?^Ielone,
ich werde den geernteten Samen Herrn
Klepp zustellen, der denselben ohne
Zweifel in den Handel Ijringen wird.
Max Hesdörffer. Charlottenburg.
Kleinere Mitteilungen.
Jubiläum.
Am 1. Oktober d. J. besteht die
Samenhandlung von J. Klar, Berlin,
Linienstrasse 80, 25 Jahre und es ist
erfreulich, dass es dem Inhaber ge-
lungen ist, das Geschäft in dieser Zeit
von kleinem Anfang zu der jetzigen
Höhe emporzubringen, und hierdurch
der aufgewendete Fleiss und die an-
strengende Arbeit belohnt worden ist.
Als langjähriges ^Mitglied des Vereins
und als treuer Mitarbeiter bei den
Versuchen auf dem Rieselfelde zu
Blankenburg beglückwünschen wir
Herrn J. Klar und freuen ims seines
Erfolges. E. D.
Obsternteaussichten dieses Jahres.
Über die Obsternteaussichten dieses
Jahres liegen jetzt die Ermittelungen
des deutschen Pomologenvereins vor.
Diese haben einen besonderen Wert,
weil sie von den Obstzüchtern Deutsch-
lands unmittelbar der Centralstelle
mitgeteilt worden sind. Darnach ist
die Aussicht der Obsternte in Süd-
deutschland im allgemeinen gut, in
Mitteldeutschland etwas besser, in
Norddeutschland etwas schlechter. Im
besonderen sind die Ernteaussichten
folgende: 1) Für Äpfel sehr gut bis
gut in Oldenburg; gut in Bayern, West-
falen, Thüringen, Braunschweig und
Anhalt, Königreich Sachsen. Schlesien.
Posen, Brandenburg.Hannover, Mecklen-
burg; gut bis mittelm.ässig in Württem-
berg, Hessen, Pfalz, Hessen-Nassau,
Rheinprovinz,Prov. Sachsen, Schleswig-
Holstein, Pommern; mittelmässig in
Baden, Elsass -Lothringen; gering in
Westpreussen und Ostpreussen. 2) Für
Birnen: sehr gut in Oldenburg; sehr
gut bis gut in Baden, Hessen, Hessen-
Nassau, Rheinprovinz, Westfalen, Braun-
schweig und Anhalt , Hannover,
Schleswig - Holstein; gut in Bayern,
Württemberg, Pfalz, Elsass-Lothringen,
Provinz Sachsen, Thüringen, Königreich
Sachsen, Schlesien, Posen, Brandenburg,
Mecklenburg; mittelmässig in Ost-
preussen, mittelmässig bis gering in
Westj)reussen; gering in Pommern.
3) Für Zwetschen : gut in Hessen, Pfalz
und Hessen-Nassau, Brandenburg und
Schleswig-Holstein ; gutbismittelmässig
in Baden, Rheinprovinz und Westfalen.
Braunschweig und Anhalt, Posen,
Oldenburg; mittelmässig in Bayern,
Elsass-Lothringen, Provinz .Sachsen,
Hannover, Mecklenburg; mittelmässig
bis gering in Thüringen und Ost-
preussen; gering in Württemberg,
Königr. Sachsen, Schlesien, Pommern,
Westpreussen. 4) Für Pflaumen: sehr
gut bis gut in Hessen; gut in Baden,
Bayern, Hessen-Nassau, Rheinprovinz,
Elsass - Lothringen, Brandenburg,
Schleswig-Holstein, Oldenburg; gut bis
Gewerbliche Angelegenheiten.
499
Obst- und Gemüse-Verwertungs-Anstalt in Kosten.
In Verbindung mit der Zuckerfabrik
in Kosten ist mit Unterstützung" des
Herrn Ministers für Landwirtschaft.
Domänen und Forsten daselbst eine
Obst- und Gemüse-^^erwertunofsanstalt
mittelmässigin Westfalen, Braunschweig
und Anhalt, Hannover; mittelmässig in
Provinz Sachsen, Posen, Mecklenburg;
mittelmässig bis gering in Thüringen,
Ostpreussen; gering in Württemberg,
Königr. Sachsen, Schlesien, Pommern,
Westpreussen. ,5) Für Pfirsiche: sehr
gut bis gut in Raden, Bayern. Pfalz.
Rheinprovinz, (Jldenburg: gut in
Württemberg, Hessen, Hessen-2<assau,
Westfalen, Elsass-Lothringen. Provinz
Sachsen, Braunschweig und Anhalt.
Königreich Sachsen, Schlesien, Branden-
burg, Hannover, Schleswig-Holstein;
gut bis mittelmässig in Posen. Mecklen-
burg; mittelmässig in Thüringen. Ost-
preussen; gering in Pommern und
Westpreussen. 6) Für Aprikosen: selir
gut bis gut in Bayern, Pfalz, Hessen-
Xassau, Provinz Sachsen, Oldenburg;
gut in Baden, Württemberg, Hessen,
Rheinprovinz , Westfalen , Elsass-
Lothringen, Thüringen, Braunschweig
und Anhalt , Königreich Sachsen,
vSchlesien, Posen, Brandenburg, Schles-
wig-Holstein; gut bis mittelmässig in !
Hannover; mittelmässig inMecklenburg,
Ostpreussen; gering in Pommern und
WestjDreussen. Die Provinz Branden-
burg ist darnach durch eine gleich-
massig gute Aussicht der Obsternte
für alle sechs Obstsorten ausgezeichnet.
eingeri(ditet Morden, von der für die
Hebung des Obst- und Gartenbaues,
für welchen die dortige Gegend be-
sonders geeignet erscheint, mit Recht
grosse Erwartungen, auch zu Gunsten
des Kleingrundbesitzes, gehegt werden
dürften.
Haushaltungsschule und Obstverwertungsanstalt
In Ottmuth.
Eine Haushaltungsschule und Obst-
verwertungsanstalt für junge Mädchen
wird, als die erste derartige Anstalt in
Schlesien, noch in diesem Herbst von
Fräulein Henriette Dannezki in Ott-
muth bei Krappitz in Oberschlesien ins
Leben gerufen werden. In dieser Schule
sollen Mädchen aller Stände praktische
Unterweisung erhalten in der Führung
eines bürgerlichen Haushalts, in der
Behandlung und Pflege des Hausgartens,
in der Blumen-, Gemüse- und Obstzucht,
in der Zubereitung und praktischen
"Verwertung des Obstes sowie in der
Blumenbinderei.
Fachschule für Gärtner.
Das Programm des Winterhalbjahres
1894/95 der Fachschule für Gärtner ist
erschienen und steht Interessenten,
welchen dasselbe nicht zugesandt sein
sollte, zur Verfügung. Der Unterricht
beginnt Dienstag den 9. (Jktober 1894.
Besonders erwähnt sei, dass der Besuch
dieser Fachschule nach Verfügung des
Amtsvorstehers von Steglitz als Ersatz
des Besuches der dortigen Fortbildungs-
schule angesehen wird.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Frankfurter Obstmärkte.
Das Komitee der Zentralstelle für
Obstverwertung und der Obstmärkte in
Frankfurt a. M. hat beschlossen, gleich
wie in früheren Jahren auch in diesem
Jahre wiederum zwei Obstmärkte ab-
zuhalten; dieselben finden statt am
19. September und 4. Olvtober in der
>00
Aus den Vereinen.
Stadthalle, Klostergasse Xo. 14. dort-
selbst. Nach der Marktordnung wird
nur ausschliesslich in Deutschland ge-
zogenes Obst u. s. w. zugelassen, und
zwar: sortiertes Tafelobst, gepflücktes
Wirtschafts- und Mostobst, gedörrte
und eingekochte Obstfrüchte, Obstweine,
Obstbranntweine, Obstliköre, Mus, Mar-
melade, Gelees sowie Verpackungs-
Material und Aufbewahi-ungsgegen-
stände für Obst. Der Verkauf geschieht
nach Proben, und zwar vollständig
kostenlos, auch Platzmiete wird nicht
erhoben. Die Proben von sortiertem
Tafelobst und sortiertem Wirtschafts-
obst dürfen bis 5 kg, diejenigen von
gewöhnlichem Wirtschafts- und Most-
obst bis 25 kg pro Sorte betragen.
Jeder Probe ist ein Begleitschein bei-
zufügen, der folgende Angaben ent-
hält: Xame und Sorte, Preis per 50 kg
ab nächster Bahnstation; das zur A'er-
fügung stehende Quantum, die ungefähre
Lieferzeit und der Name und Wohnort
des Verkäufers. Die Proben sind einige
Tage vor den Märkten an die Zentral-
stelle für Obstverwertung, Gneisenau-
strasse 15, Frankfurt a. AI., einzusenden.
Alle Verkäufe auf den Obstmärkten
finden durch vom Marktkomitee ab-
gestempelte Schlussscheine unentgelt-
lich statt. Für nicht anwesende Ver-
käufer und Käufer macht auf Wunsch
das Komitee die Abschlüsse, jedoch
unter ausschliesslicher Haftbarkeit des
Auftraggebers. Begleitscheine sind von
der Zentralstelle für Obstver-
wertung, Gneisenaustr. 15, erhält-
lich, woselbst auch jede weiter ge-
wünschte Auskunft schriftlich oder
persönlich erteilt wird. Nach den
vorjährigen Märkten zu schliessen,
dürfte die Beteiligung eine recht rege
werden und wird der grosse Nutzen
dieser gemeinnützigen Institution von
Produzenten und Konsumenten immer
mehr erkannt imd geMäirdigt.
Aus den Vereinen.
Exkursion nach Potsdam.
Am 0. September d. J. machten die
Mitglieder aller Ausschüsse des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues eine
Exkursion nach Potsdam. Auf Bahnhof
Charlottenhof waren der Herr Hof-
gärtner Wundel und die Königlichen
Obergärtner Rosenberg und Wiss
erschienen, um die Führung freundlichst
zu übernehmen und Herrn Hofgarten-
Direktor Vetter zu entschuldigen, der
verhindert war, zu erscheinen.
Es wurde zunächst die seit einigen
Jahren neuangelegte Baumschule bei
Charlottenhof besichtigt, welche den
Zweck hat, das Material heranzuziehen,
welches in den Königlichen Gärten
gebraucht wird. Man war allgemein
erstaunt, hier nicht allein die gewöhn-
lichen bekannten Gehölze zu sehen,
sondern hier waren ganz besonders
seltene und neue Sachen vermehrt und
aufgepflanzt. Ich möchte hier nur
einiges nennen: z. B. Betula alba
pendula, Acer Neg. fol. aureo varieg.,
Robinia Neomexicana, robust wachsend
und rot blühend, Rob. angustifolia
elegans, sehr zierlich, Rob. pendula
purpurea, mit sehr grossen Blättern
(Pinnen), Rob. tortuosa, FraxinusOrnus-
Varietäten, die Sämlinge von Ouercus
dentatavon v.St.Paul mit den herrlichen
grossen Blättern, Quere, pontica, sehr
selten , Quere. Haas mit feiner Be-
laubung, Tamarix dahurica, Rosa rugosa
alba (Regeliana), Cercis, Koelreuteria,
Lespedeza bicolor, eine zierliche
Papilionacee, Betula Ermani, Rhus
Aus den Vereinen.
50 1
Iloggi (Ampelopsis), Cercidiphillum
japonicum, Clematis Davidiana, l)lau
blühend, mehr Staude.. Cl. coccinea-
Varietäten, auch hlaue, Caragana cucu-
lata, sehr zierlich, Sambucus rac.
plumosus tenuifolius, Elaeagnus odoratus
edulis, Rhus glabra laciniata, Ulmus
campestris cuculata, ferner ein grosses
vSortiment der besseren Spiraeen, Ilibis-
cus, Weigelien, letztere noch blühend,
schöne Stauden etc. Wir wurden nun
durch die Anlagen von Charlottenhof
geführt, wozu sich der Königliche Ober-
gärtner Maillard beim Betreten seines
Reviers erbot. Das grosse Blumen-
parterre war in diesem Jahre in der
Hauptsache mit Pelargonien und Be-
gonien bepflanzt, und man wunderte
sich, dass hier ausnahmsweise die
Pelargonien in A^ollster Blüte standen.
Ausser der schönen Blumenanlage
nehmen hier die schönen Koniferen
das Interesse in Anspruch, ebenso die
grossen Rasenflächen mit den schönen
Gehölzgruppen und weiten Sichten.
Bei Charlottenhof beginnen nun, man
möchte sagen, die Renovierungsarbeiten
in den Parkanlagen, denn von hier an
haben die Anlagen zwischen dem Neuen
Palais und Sanssouci eine so vorteil-
hafte Veränderung erfahren, dass man
dies gar nicht lobend genug erwähnen
kann. Aus dem waldartigen Terrain
ist mehr und mehr eine Parkanlage
gemacht worden, wo nicht nur schöne
Rasenflächen das Auge entzücken,
sondern noch vielmehr dadurch, dass
prachtvolle Exemplare alter Bäume
frei geworden und in den Vordergrund
getreten sind. In der grossen Allee
sieht man denn auch den Wert der
neuen Baumschule an den Vor-
pflanzungen, da hier die herangezogenen
besseren Gehölze verwendet worden
sind. Die grosse Fontaine und deren
Umgebung hat auch eine Verschönerung
erhalten, da hinter den weissen Marmor-
bänken statt der alten Syringen jetzt
Thuja occidentalis angepflanzt worden
sind. Die Terrassen waren recht sauber
gehalten und prangten im vollen
Blumenschmuck, besonders aber er-
regten die dort aufgestellten Topf-
obstbäumchen mit den herrlichsten
Früchten die allgemeine Bewunderung.
Vom Schloss Sanssouci wurden wir
von Herrn Wiss in die Koniferen-
Baumschule, welche in der alten Kies-
grube angelegt ist, geführt und hier
waren ebenso wie in der Taubholz-
baumschule grosse Anzuchten der ver-
schiedensten und zum Teil noch seltenen
Koniferen aufgepflanzt. Ich nenne nur:
Juniperus rigida pendula, Jun. virg.
plumosaargentea,Jun.chin.procumbens,
prachtvoll goldig gefärbt, Chamaecy-
paris Beissneriana, Thuja occid. Rivers,
dieselbe Kiefer, Avelche, in Steglitz im
Garten des Herrn Schütte stehend,
von niemand erkannt wurde. Ausserdem
war diese Baumschule noch mit den
schönsten Obstsorten bepflanzt und
die Bäume sassen voller Früchte.
Unser Gang führte uns nun durch den
nordischen Garten, welcher auch ein
anderes Ansehen durch Veränderung
in der Bepflanzung erhalten hat: es
waren sehr viel Eriken, pontische
Azaleen u. s. w. zur Verwendung ge-
kommen, zu den Gewächshäusern des
Herrn Hofgärtner Wundel. Diese
Häuser bieten nun immer des Schönen
und Sehenswerten so viel, dass sich das
Flerz eines Gärtners hieran erfreuen
muss, und jeder Sachverständige wird
zugestehen müssen, dass hier eine
Stätte hoher gärtnerischer Kultur er-
richtet worden ist. Es mag den Mit-
gliedern des Vereins, die den Herrn
llofgärtnerWundel nicht näher kennen,
sonderbar vorgekommen sein, dass bei
der Besp)rechung der vorzunehmenden
Tour natürlich die Besichtigung dieser
Häuser in Vorschlag gebracht wurde,
und Herr Wundel in seiner Be-
scheidenheit sagte: Was wollen Sie
502
Aus den Vereinen.
bei mir, da ist nichts besonderes zu
sehen, während wir nun eine schöne
Gewächshausanlage mit den seltensten
und schönsten Kulturpllanzen zu sehen
bekamen.
Das Querhaus mit den sich hieran-
schliessenden vier Gewächshäusern
enthielt nur Pflanzen, wie man solche
nicht oft zu sehen bekommt. Z. B.
waren circa sechs Pflanzen von Poly-
podium Reinwardi in einer Schönheit
und Üppigkeit, mit über drei Meter
langen herabhängenden Wedeln vor-
handen, die nicht genug bewundert
werden konnten. Ebenso prachtvolle
Pflanzen der Vriesea hieroglyphica,
Tillandsia tesselata , Philodendron
cannaefolium, dann Blatt- und Knollen-
begonien, von letzteren besonders viel
gelbblühende, da diese von der Kaiserin
sehr bevorzugt werden. Ferner sahen
wir schöne Gloxinien, Adianten,
Orchideen, Dracaenen, Bromelien u.s.w.
und vor allen die Ampeln mit den
verschiedensten lang herabhängenden
Ranken und Trieben. Es war bei der
vorgerückten Zeit und dem weiten Weg
bis zur Wildparkstation nicht möglich,
mehr Notizen zu machen, obgleich noch
vieles sehr schön war und man doch
nur das Beste lobend erwähnen will.
Es wurden daher auch allerseits die
Kulturen des HerrnHofgärtnerWiindel
gebührend anerkannt und man freute
sich, dort gewesen zu sein.
Es wurde nnn der Weg um das
Neue Palais herum nach der Gärtner-
Lehranstalt genommen und hier,
freilich im Halbdunkel, eine kurze
Umschau gehalten, um dann die Wild-
parkstation zu erreichen, wo die er-
müdeten Wanderer bis Abgang des
Zuges sich stärken und erfrischen
konnten.
Ich kann wohl sagen, es war ein
schöner, genussreicher Tag für einen
Gärtner, der empfänglich für die Natur-
und Kunst-Schönheiten ist, und hierin
bietet Potsdam viel, ja mehr denn jeder
andere Ort. E. Dressler.
Berlin. Ausflug der vereinigten
Ausschüsse des Vereins zurBeförderung
des Gartenbaues nach Steglitz. (Schluss.)
Als drittes Ziel war die an Schnitt-
blumen, Treibsträuchern etc. reiche
Gärtnerei von J. G. Schmidt (Inhaber
Frau Kgl. Hoflieferantin Kuntze
und Söhne) in vStegiitz ausersehen,
besonders die neuen Häuser, die
geradezu als Muster gelten können.
Es sind im ganzen 12 neue Häuser
erbaut, je 6 zu beiden .Seiten eines
Mittelganges. Zwischen je 2 Häusern
ist ein Gang von ca. 2 m. Sehr
praktisch ist die Einrichtung, dass liier,
wie vielfach in Amerika, der Wagen, der
Pflanzen nach der Stadt bringen soll,
in den Mittelgang hineinfahren kann,
was namentlich im Winter wichtig ist.
Die Häuser haben Holzsparren, aber
eiserne Träger; sie sind 36 m lang
und nicht alle gleich breit; zwei Häuser
für Palmen und Cycadeen haben S, die
anderen 5 — 6 m Breite. Als Heizung
dient eine Wasserheizung mit zwei
englischen Kesseln. Die ganze Anlage
ist von Herrn Altenburg in Wands-
bek ausgeführt. Wir gedenken später
eine Abbildung von derselben zu
bringen. Für heute sei nur gesagt,
dass alles in den neuen Häusern vor-
züglich stand, besonders die aus-
gepflanzten Gardenien, die Eucharis
amazoni(^a, die Palmen, Cycadeen, die
vielen Orchideen und das Bindegrün, als
welches hier ausser Asparagus mede-
oloides (Medeola asparagoides) und Asp.
plumosus auch Asp. Spr enger i vor-
handen war. Nach unsererer Meinung
wird das selbstgewonnene Bindegrün
den Bedarf aber noch lange nicht
decken können.
Ausser den schon früher einmal be-
sichtigten Rosenhäusern, in denen der
Ausstellungen und Kongresse.
503
Obergärtner Herr Rieger die Töpfe
um den 25. Oktober aufstellt, sind auch
viele heizbare Kästen für spätere Rosen-
treiberei, ferner Azaleenhäuser etc. vor-
handen. Sehr gut standen in Kästen die
Poinsettien und prachtvoll machten
sich die hochstämmigen Hydrangea
paniculata, aus Holland bezogen, sowie
die Georgine »Jubelbraut«. — Dankbar
nahm man zum Schluss den von Frau
Kuntze angebotenen Imbiss entgegen,
um sich zum ' letzten weiten Gange,
dem zu Herrn Eduard Grass, zu
stärken.
In der 1Y2 ^^ grossen Gärtnerei des
Herrn Eduard Grass zu Marien-
felde bei Südende waren es besonders
die zahlreichen Sämlinge von Geor-
ginen aus selbstgewonnenem Samen,
welche aller Aufmerksamkeit in An-
spruch nahmen, wobei es eigentlich
auffallend erscheint, dass viele vSäm-
linge gleich schön gefüllt sind, ein
Beweis von der Konstanz, die der be-
treffenden Sorte in der Beziehung inne-
wohnen muss. Alle aber waren in
Farben und Formen verschieden und
doch stammten alle von einer und
derselben Sorte, der alten Mac Mahon.
Auch hier war die Georgine »Jubel-
braut«, von der oft gesagt wird, dass
sie schwer aufblüht, in schöner Ent-
wickelung. Thomas Ware, Tottenham,
London, führte sie als »delicata« ein,
Döppleb, Erfurt, aber brachte sie
darauf als »Jubelbraut« in den Handel. —
Eigentümlich ist an der Georgine Frau
H. Biller, dass sie sich des Abends
schliesst. Von Levkojen waren circa
20 000 Sommer-Levkoyen und 6 — 8000
spätere vorhanden. Auch schöne
Federnelken, Sämlinge von Mr. Sinkins,
ferner Zinnien, schöne Phlox, besonders
die leuchtend weisse »Jungfrau von
Orleans«, vortreffliche Myrten, Cycla-
men etc; waren beachtenswert.
Die Häuser beschränken sich einst-
weilen auf 4, die alle auf einen seitlich
liegenden Gang stossen. Das erste
Haus hat eiserne T- Sprossen, die
aussen mit Holz bekleidet sind. Die
Heizung ist von Malick, Berlin. —
Das angebotene Abendbrot that allen
sehr wohl und dankbar für alles
Gesehene kehrten die müden Wanderer
endlich heim, dabei sich vornehmend,
künftig nicht wieder so viel auf einmal
zu besichtigen.
L. Wittmack.
Ausstellungen und Kongresse.
Ausstellung des Märkischen
Obstbau-Vereins. Da die Kunst-
ausstellung schon am 16. d. M. und
nicht, wie geplant war, am 23. d. M. ge-
schlossen wird und damit die für die
Obstausstellung in Aussicht ge-
nommenen Räume frei werden, so
wird die genannte Ausstellung definitiv
am 20. d. M., vormittags 10 Uhr, in
der Maschinenhalle des Ausstellungs-
parkes eröffnet werden. Am 1 8., abends,
muss alles angemeldete Obst an Ort
und Stelle sein; am 19. findet die
Prämiierung und am 24. nach Schluss
der Ausstellung der freihändige Verkauf
des ausgestellten Obstes statt.
Rostock. Eingetretener Hindernisse
wegen kann die hiesige Obst- und
Gemüse-Ausstellung nicht wie erst
vorgesehen am 28., 29. und 30. Sep-
tember d. J. stattfinden, sondern erst
am 5., 6. und 7. Oktober.
304
Quittung. — Personal-Nachrichten. — Tagesordnung.
Verzeichnis der eingegangenen Geldbeiträge
für die durch Hagelschaden geschädigten Gärtner der Umgegend Berlins.
Frau Emilie Woellmer, Steglitz 20, — M.
Herr Chr. Bertram, Stendal 5o,
Frau Fabrikbesitzer Völker, Kleinburg 5o
Herr Hoflieferant J. F. Loock, Berlin i5
„ Ökonomierat Sievert, Westend 20.
„ Kommerzien-Rat Buckhardt, Schöneberg .... 20,
„ Böttchermeister Woith, Berlin 10,
„ Geh. Kommerzien-Rat Gruson, Buckau-Magdeburg . 100
„ Geh. Regierungs-Rat Professor Dr. Witt m ack, Berlin 20,
„ Dr. Freiherr von Landau, Berlin 20
Der Gartenbau-Verein Seelow 20
Herr Gärtner Scholz, Seelow 5
„ Garten-Inspektor Th. Reimers, üttensen 10
,, J. C. Schmidt, Hoflieferant, Berlin 3o.
Der Gartenbau-Verein in Aachen 40,
Die Gärtner-Vereinigung Landsberg a. W i975o
Der Gartenbau-Verein in Ratibor 26
Der Gartenbau-Verein in Magdeburg 100,
Herr Ökonomierat Noodt, Gr. Lichterfelde 5
„ Garten-Inspektor J. Wrede, Alt Geltow 6
„ Graf von der Schulenburg, Angern 20,
„ Kommerzien-Rat Köhler, Altenburg 25
,, Gustav Körner, Steglitz 20.
„ Prom. -Inspektor Kreiss, Braunschweig. ..... 5
Der Gartenbau-Verein in Stettin 5o
Herr Hoflieferant Gust. Schultz, Stettin i3
Der Gartenbau-Verein in Liegnitz 3o,
Herr F. Hos er, Warschau 20,
im Ganzen
■7i,5o M.
Dem
Oskar
Personal-Nachrichten.
städtischen Park - Inspektor
Willibald Sperling zu
Görlitz ist der Titel Königlicher Garten-
bau-Direktor verliehen worden.
Tagesordnung
für die VersaMlunö des Vereins zur Beförderunö des Bartenlaues in den preussisclien Staaten
am Donnerstag, den 27. September 1894, 6 Uhr
im grossen Hörsaale der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin, N. Invalidenstr. 42.
1. Ausgestellte Gegenstände.
2. Bericht des Herrn Hofgärtner Ho ff mann über die Erfurter Aus-
stellung und den Kongress deutscher Pomologen daselbst.
3. Reiseberichte des Herrn Kgi. Garten-Inspektor P erring.
4. Verschiedenes,
artenflora ISO''».
Taf. 1407.
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Syringa vulgaris FL. PL.,, Leon Slmon."
Syringa vulgaris fl. pl. ,,Leon Simon^
Hierzu Tafel 1407.
,u den vielen und zum Teil wirklich schönen neuen, einfach blühenden
Varietäten der Syringa vulgaris sind seit einer Reihe von Jahren auch
gefüllt blühende getreten, welche aber alle durch mehrere der neuesten,
in den Handel gebrachten Varietäten weit in den Schatten gestellt werden,
und welche thatsächlich hinsichtlich der Form, Haltung, Füllung, Grösse und
Färbung ihrer Blüten einen früher kaum für möglich gehaltenen Schönheitsgrad
zeigen, und auch in ihrem Wachstum und ihrem Bau den schönsten einfach
blühenden in keiner Weise nachstehen. Es war für mich nun interessant, zu
erfahren, wie sich diese neueren gefüllten Sorten in der Treiberei verhalten,
und wenn auch die Versuche, die ich in dieser Richtung angestellt habe, noch
lange nicht abgeschlossen sind, so kann ich doch als vorläufiges Resultat
besonders 3 Sorten bezeichnen, die sich bis jetzt bei mir als für die Treiberei
ganz vorzüglich erwiesen haben. Es sind dies: Michel Buchner, Leon Simon
und President Grevy. Alle drei sind von Natur rot- resp. bläulich gefärbte
Sorten, haben aber die Eigenschaft, ebenso wie der einfache Charles X, in
der Treiberei sehr leicht ihre Blüten weiss zu färben, nur bei massigerer Treib-
wärme färben sich, je nach der Höhe der Temperatur, die Blumen mehr oder
weniger in ihrer natürlichen Farbe. Bei sehr massiger Temperatur, d. h. bei
10 — 12^ R., erreichen die Blumen neben ihrer schönen Färbung eine ganz enorme
Grösse; so ergaben die einzelnen Blüten des Michel Buchner einen Durch-
messer von 2Y2 cm, und wenn auch die beiden andern oben genannten
Varietäten dem Michel Buchner nicht ganz an Grösse gleichkommen, so stehen
sie ihm doch darin sehr nahe. Die Blume des Leon Simon hat besonders
noch die Eigenschaft, dass ihre Zipfel zierlich und fein eingeschnitten sind
und dabei die einzelnen Blüten sehr dicht, fast bürstenartig, zu einander stehen.
Alle 3 Sorten bringen sehr grosse Blütenrispen, die bei Leon Simon so schwer
sind, dass sie von den längeren Jahrestrieben kaum aufrecht getragen, während
dieseBlütenrispen beiMichelBuchner undPresidentGrevy kräftig aufrecht gehalten
werden. Die Blütendauer ist bei allen eine ganz enorme, in einer Temperatur von
6 — lo^ R blühten dieselben absolut tadellos während voller 8 — 10 Wochen und
steigerte sich die Färbung während dieser Zeit von rein weiss bis in das
schöne tiefste rot^ sodass die Pflanzen einen herrlichen Anblick gewährten. Meine
Treibversuche habe ich von Mitte Januar mit allerbestem Erfolge gemacht,
dagegen fehlt mir bis jetzt noch Erfahrung darüber, ob die gefüllten Flieder
sich auch noch früher, so wie Charles X. und Marly, erfolgreich treiben lassen,
d. h. ob man sie bereits im Oktober, November und Dezember blühend
haben kann. Carl Lackner.
j-Qg Die amerikanische Handelsgärtnerei.
Die amerikanische Handelsgärtnerei.
Von M. Gehhardt.
m vorigen Jahre richtete mancher Gärtner, der mit Interesse die Vorgänge
in seinem Fache an der Hand der gärtnerischen Tagespresse verfolgt, sein
Auge auf die Leistungen des deutschen Gartenbaues im fernen Westen,
auf die unvergessliche Ausstellung zu Chicago. Zugleich hiermit liel aber auch
sein Blick auf die Entwicklung der Gärtnerei in jenem Lande, und wenn schon
über diesen Punkt viel in unserer Fachlitteratur geschrieben ist, so werden
immer einige auf den Wanderungen durch das amerikanische Gärtnerleben
gesammelte Notizen für diesen und jenen von Interesse sein. — Dem Schreiber
dieses ist aus eigener Erfahrung bekannt, wie man vor einigen Jahren und auch
jetzt mancher Orten im deutschen Lande noch über amerikanische Verhältnisse
dachte. Wie einem etwas »böhmisch« oder »recht spanisch« vorkommen kann,
so verband man auch immer mit der Bezeichnung »amerikanisch« die Idee
des höchst absonderlichen, unglaublichen, zuweilen auch lügenhaften u. s. w.
Alle Dinge, die man sich mit europäischen Verhältnissen nicht recht zusammen-
reimen konnte, brachte man zusammen in eine Kategorie, die man kurzweg
als »Humbug« bezeichnete. Nur Schilderungen über schlechte Zustände,
Unglücksfälle in Amerika und dergl. wurden leichter geglaubt: alles andere,
was den kurzsichtigen Philisterköpfen nicht einleuchten wollte, gehörte ins
Reich der Fabel. — Es ist jetzt schon weit besser in dieser Hinsicht; mit
Hilfe der Zeitungen ist die bessere Kenntnis auch bei uns bis in die unteren Volks-
schichten schon immer weiter vorgedrungen. Aber immer noch nicht weit
genug, denn viele tausende sind noch engherzig genug, nur das Land innerhalb
der schwarz -weiss-roten Grenzpfähle für das einzig richtige zu halten. Doch
nun wohin komme ich? Das sieht ja aus wie Politik! Nun ja, auch die
Gärtnerei hat eine Politik, wie leider in unserem engen Vaterland oft konstatiert
werden muss. Hier existieren eine alte und eine neue Schule, Praxis und
Wissenschaft liegen im Streit, keine will der andern weichen, jede will ihr
Recht behaupten. Wie sieht's nun bei den Berufsgenossen in den Vereinigten
Staaten aus? Kennt man dort auch diesen Zwiespalt? Nein! — Trotz der ge-
waltigen Ausdehnung des Landes sind alle Gärtner dort durch ein Organ ver-
bunden.*) Sie alle sind amerikanische »Floristen« und »Gardeners«, doch ein
gleichförmiges Arbeiten nach denselben Schablonen kennen sie nicht. Die Ver-
schiedenartigkeit der einzelnen Landesteile lässt dies aus sachlichen Gründen
nicht zu. Von allen dort praktisch thätigen Gärtnern sind nur wenige geborene
Amerikaner, die meisten sind von europäischen Ländern übergesiedelt. Sie
haben ihr Handwerk in Europa gelernt, und wenn sie es im neuen Lande fort-
setzen wollen, so passen sie sich halt den Verhältnissen, dem Klima an, welches
gerade dort herrscht, wo sie sich niederlassen, und wenn sie die Augen offen
haben und es an Fleiss nicht fehlen lassen, dann ist ihnen der Lohn für ihre
Mühen auch sicher. — Selbstverständlich entsprechen die Erfolge in den
Kulturen nur den vorhandenen Möglichkeiten, und ich wage zu behaupten,
dass jeder Gärtner, der in Europa seinem Beruf mit Verständnis obliegt, auch
*) Es giebt ausser diesem einen „The American Florist", Chicago, aber noch eine andere
sehr verbreitete Zeitung: „The Florist Exchange", New-York. (D. Red.)
Die amerikanische Handeisgärtnerei. C07
»drüben« bei demselben Weiterarbeiten erfolgreich ist. Eine grössere
Leistungsfähigkeit hat der amerikanische Gärtner nicht voraus. Einem Manne,
welcher sich in Europa unter bekannten sozialen Zuständen emporarbeitet,
muss dieselbe Achtung gezollt werden wie einem andern, der in ein fremdes
Land zieht, sich dessen Sitten und Gewohnheiten anpasst, Sprache und Gebräuche
der Einwohner erlernt, im übrigen aber leichteres Spiel hat, da die gesell-
schaftlichen \'erhältnisse dort günstiger liegen.
Vergleichsweise Betrachtungen der gärtnerischen Betriebe hier und dort
zeigen uns aber noch gewaltige Unterschiede. Bei uns giebt es zahllose
kleine Handelsgärtnereien, welche ein grosses Sortiment verschiedener Pflanzen
kultivieren, von denen viele keinen oder wenig Wert für den Verkauf haben.
Wohl hat man schon bei uns an geeigneter Stelle den Wert der Spezialkulturen
empfohlen, doch will es mir scheinen, dass die Verfolgung der Einzelkulturen
hier nicht dieselben glücklichen Resultate liefern wird, als man in Amerika in
so vielen derartigen Geschäften beobachten kann. — Das ungünstigere Gelingen
solcher Spezial-Betriebe, besonders bei uns in Deutschland, hat seinen ersten und
wichtigsten Grund in der stärkeren Konkurrenz im Lande selbst und auch vom Aus-
land her. — Zwar steigt die Zahl der Gärtnereien auch in den Vereinigten Staaten
von Jahr zu Jahr bedeutend, und es herrscht zu Zeiten schon ein rechter
Blumenüberfluss an manchen Plätzen, so dass die alten Preise nur noch schwer
oder nie erzielt werden. Immerhin lässt aber selbst eine niedrigere Bewertung der
gärtnerischen Erzeugnisse meist noch die gewinnbringende Fortführung des
Geschäftes zu. — Dass zuweilen zwei Geschäftsfreunde bezw. -Feinde sich un-
nützer Weise das Leben schwer machen, kommt auch drüben vor, doch
gehören solche Vorgänge zu den Seltenheiten. Durch Errichtung von Blumen-
börsen an den wichtigsten Plätzen der Staaten hat man den Vertrieb der
Blumen- und Pflanzenware für Züchter und Händler bedeutend erleichtert,
und gleichzeitig wurde eine einheitliche Preisregulierung geschaffen, welche
von beiden Parteien mit Freuden begrüsst wurde. Überall erfreuen sich diese
Börsen der regsten Teilnahme*), und sofort nach Zustandekommen derselben
wuchs der Verbrauch von Blumen. An den Börsen beteiligen sich natürlich
nur kleinere Geschäfte. Grössere Firmen, ich meine in Spezialkulturen wie
Rosen, Chrysanthemum, Nelken u. s. w., sieht man dort weniger. Sie
haben ihre bestimmten Abnehmer: meist solche Händler, die die Ware gleich
selbst zum Binden gebrauchen, oder auc^ in manchen Fällen Kommissionäre,
welche den weiteren Vertrieb besorgen. — Die Einrichtungen dieser Gärtnereien
mit Spezialkulturen ist die denkbar einfachste, doch da sie schon so oft hier
besprochen, brauche ich wohl nicht näher darauf einzugehen. Wie sich oft
derartige kleine Geschäfte entwickelt haben, lehrt eine Umschau in der Nähe
der amerikanischen Grossstädte. ~ Man kann dann finden, dass dasselbe
Geschäft in seiner vermehrten Häuserzahl nur dieselbe Anzahl von Sorten
anzieht, als es bei geringerem Umfange des Geschältes that. Es befinden sich
vielleicht sechs, zehn, zwölf oder mehr verschiedene Rosensorten in Kultur und
selbstverständlich wird die lohnendste Sorte die am meisten vertretene sein.
Ebenso verhält es sich mit den Chrysanthemum und Nelken sowie einigen
sommerblühenden Freilandblumen, unter denen Astern eine erste Stelle einnehmen.
*) Die Cliicagoer Blumenbörse ist inzwischen eingegangen. D. Red.
rQ§ Die amerikanische Handelsgärtnerei,
Unter den Rosen sind die nachstehend angeführten Sorten am häufigsten
vertreten: »Papa Gontier« oder dort kurz »Gontier« genannt; nebenbei
bemerkt, hat man überhaupt für die Namen, welche man so oft braucht, Ab-
kürzungen eintreten lassen, die aber vollkommen genügen imd keinen Zweifel
zulassen, welche Sorte gemeint, deshalb seien die Sorten hier auch gleich mit
den Namen genannt, wie sie dort gebräuchlich. Da sind z. B. noch die
»Hoste«, welche als guter Winterblüher geschätzt ist, ferner die »Niphetos«,
»Perle«, » C u s i n « , » W a 1 1 e v i 1 1 e « , » M e r m e t « , »Bride«, » B r i d e s m a i d « ,
»La France«, »Testout«, letztere schon beliebt, obwohl noch kein endgil-
tiges Urteil über sie abgegeben werden kann. Ihr Bau ist nicht wie der der
»Cusin«, die Stiele sind stark, die Farbe gleicht der »la Baronesse de
Rothschild« und deshalb gilt diese Sorte als wertvoll. Die ersten, welche
sie einführten, waren zufrieden mit ihr. wie z. B. ihr Züchter Asmus in Union
Hill (N. J.). Dagegen haben andere etwas gegen sie einzuwenden und finden
»Auguste Victoria« besser. Diese, dort kurzweg »Kaiserin« genannt, hat
die Feuertaufe glücklich überstanden. Man ist von ihr des Lobes voll, grosse
und kleine Züchter versprechen sich viel gutes von ihr. Sie wird wegen der
Blüte zuweilen mit der »Puritan« verglichen, deren grünen Hauch sie aber
nicht hat. Der Wuchs ist gut und im Blühen ist sie ebenfalls vorzüglich; zu
der auf langen Stielen stehenden Blume kommt die herrliche Belaubung, ein
starkes, lederartiges, wachsartiges Blatt. Bei der Aufzählung der Sorten darf
dann weiter die »Beauty« nicht vergessen werden, welche ja eine so bevor-
zugte Stellung einnimmt, ausserdem noch die neuere »Belle«, die »Meteor«,
»Wootton«, »Laing«, »Brunner«, »Guillot« und dann noch viele Sorten,
welche man unter dem Sammelnamen »Hybrids« in Kauf giebt und nimmt. —
In der Nähe New-Yorks, Chicagos, Bostons, Philadelphias und noch
mehrerer bekannter grosser Städte giebt es Plätze, deren Rosen unter einer
Glasfläche kultiviert werden, welche von 30 — 40 Häusern gebildet wird. L'nd
darunter sind manche, die in diesen vielen, 150 — 200, auch 250 Fuss langen
Häusern nur 8 Sorten kultivieren, von denen, die vorher angeführt wurden.
Die Konstruktion der Häuser ist verschieden. In neuerer Zeit werden viele
ganz mit eisernen Rippen gebaut. Als Glas wählt man möglichst grosse
Scheiben, als Beete entweder Erdbeete oder Tische. Bei den Erdbeeten liegen
die Heizröhren unter den Beeten in einer Schicht von vSteinen, welche das
bis 80 cm hohe Beet bis zur halben Höhe erfüllt, darüber kommt die Erde,
in Avelcher die Rosen stehen. Noch vielfach ist die Meinung, besonders unter
den Ivleinen Züchtern verbreitet, dass die Häuser jedes Frühjalir frisch bepflanzt
Averden müssen; Besitzer von umfangreicheren Pflanzungen sind jedoch bereits
zu der Einsicht gekommen, dass diese ungeheure Arbeit nicht notwendig ist ;
sie treiben daher manches Haus den zweiten, zuweilen auch den dritten und
vierten Winter ab. Und diese Züchter sagen, dass die Resultate nicht nur
nichts zu wünschen übrig lassen, sondern sogar bessere sind, als wenn junge
Rosen getrieben werden. Die Blumen werden viel vollkommener und die
Anzahl ist dieselbe, manchmal sogar grösser. Auf jeden Fall muss man die
Sorten kennen, jede eignet sich nicht dafür, und auch die Beschaffenheit der
einmal getriebenen Pflanzen muss in Betracht gezogen werden; nicht jedesmal
würde es sich lohnen, noch weiter Arbeit und Heizkosten auf sie zu verwenden.
Die Praxis lehrt hier jedem, was er zu thun hat. — Auch in Bezug auf die
Die amerikanische Handelsgärtnerei. 5^9
Richtung-, in welcher man die Häuser baut, herrscht eine grosse Verschieden-
heit. Der Schreiber dieses hat in ein und derselben Gärtnerei die eine Hälfte
der Häuser mit der Richtung von »West« nach »Ost«, die andere von »Nord«
nach »Süd« gesehen. Und bei einem Rückblick über alle Gärtnereien, die ihm
zu Gesicht gekommen sind, waltet die grösste Unregelmässigkeit sowohl in
der Baurichtung, als auch der sonstigen Lage der Häuser ob. Manche Züchter
sprechen jetzt sehr für diejenige Dachkonstruktion, bei der die kürzere steilere
Seite nach Süd, die andere nach Nord gerichtet ist. Die Versuche hierüber
sind immer noch nicht abgeschlossen. Im grossen und ganzen macht man bei
der Aufstellung der Häuser nicht viel Umstände mit dem Grund und Boden,
auf dem sie zu stehen kommen, da die Häuser alle ganz von Holz gebaut sind.
Zunächst werden für die Grundpfähle der Umfassungswände die Löcher aus-
gehoben und die Pfähle eingesetzt, dann werden die Bretter angenagelt, das
Glasdach kommt über diesen hölzernen Rahmen, und das Haus ist fertig. Mit
dem Ebnen des Bodens im Innern des Hauses giebt man sich keine Mühe. Der
Gärtner richtet sich nach seinem Belieben die Beete in der Längsrichtung des
Hauses her. Entweder sind dieselben tischartig, d. h. in Form der Tabletten,
welche man in Häusern für gemischte Pflanzen anwendet, oder man stellt aus
starken Bohlen einen hölzernen Kasten ohne Boden, in der Form, den das Beet
haben soll, und in der Höhe, wie schon oben weiter bei den Heizröhren an-
gedeutet war, her. Dieser Kasten oder Rahmen wird mit der zur Kultur be-
stimmten Erde angefüllt. Die Wege bleiben so, wie der Boden vor der Er-
richtung des Hauses war. Mitunter wird auch bei ansteigendem Boden gar
keine Ausschachtung der Erde vorgenommen, was dann ein Höherliegen des
einen Endes des Hauses veranlasst. Und so stehen manchmal die Häuser in
einer bedenklichen Neigung, was dann jedesmal eine ungleichmässige Erwär-
mung zur Folge hat, wie man diesen Uebelstand ja auch bei zu langen Häusern
gefunden hat. Ein vierhimdert Fuss langes Haus war in der Mitte abgeteilt.
Jede Hälfte wurde von einem anderen Kessel aus geheizt, aber die Temperatur-
Unterschiede waren dennoch sehr hoch. Die Wirkung, die das erwähnte Haus
zur Blütezeit auf den Beschauer machte, verdient noch hervorgehoben zu
werden. Die eine Hälfte war mit »La France«, die andere mit »Testout«
bepflanzt. Um ein zu starkes Ineinanderwuchern der Rosenbüsche zu verhindern
wird schon im August angefangen, die Pflanzen hochzubinden, sei es an
Bambusstäben oder an starken Drahtstäben; beide Stabsorten werden mit dem
unteren Ende, welches gegen Faulen bezw. Rosten imprägniert wird (die Draht-
stäbe sind meist verzinkt), neben der Pflanze in den Boden gesteckt, das obere Ende
wird an einem an den Sparren entlang gezogenen Draht befestigt; wenn das
Haus dann ordentlich im Wuchs ist, wird alle Woche ein paar Mal durch-
gesehen und aufgebunden, und wenn man die Blüte noch zurückhalten will,
durch Entknospen dem Entkräften der Pflanze vorgebeugt.
Nelken, Veilchen und Chrysanthemum werden in ebenso gebauten
Häusern gezogen. Von den im Winter auf dem Markt erscheinenden Nelken
sind neben den vielen ohne Namen zum Verkauf gelangenden Sorten die
folgenden die erwähnenswertesten: »Daybreak«, »Edna Craig«, »Sweet-
brier«, »H. Keller«, »Ophelia«, »Lizzie McGowan«, »Grace Darling«,
»Fred. Dorn er«.
Der Nelkenkenner wird sehen, dass hierunter einige recht hübsche rote
5to
Die amerikanische Handelsgärtnerei.
Sorten sind, und da dem Blumenbinder ausser diesen roten Blumen noch vor
allem rote Rosen zu Gebote stehen, so hat er auch in den Wintermonaten
reiche Auswahl, während es dann in Deutschland mit der roten Farbe gerade
etwas hapert. Und dies ist ein fühlbarer Mangel. Bei einem Blick in die
Blumenbinde-Werkstätten in den Hauptstädten Deutschlands sieht man zu dieser
Jahreszeit meist immer nur Material von matten, blassen Farben, vor allem in
Rosen. Man hat dann fast nur gelbe Rosen: »Marechal Xiel«, weisse,
»Niphetos«, einige rosafarbene, aber keine roten.
Für Veilchen sorgen die Züchter dort ebenso wie in Europa und es sind
die kultivierten Sorten die von Europa herstammenden.
Nun noch der Chrysanthemum in einigen Worten zu gedenken. Sie er-
fahren eine ähnliche Behandlung wie die Rosen. Die Anlage der Beete ist
eine ähnliche, oft auch zieht man die Blumen zur ebenen Erde. Die Sorten-
zahl unter den Chrysanthemum ist nachgerade in das Unendliche gewachsen und
jeder Herbst bringt mit seinen Ausstellungen noch neue hinzu. Immerhin kann man
unter der Unmenge eine Auslese treffen, die für einen Züchter genügt und deren
Anzucht lohnend ist. Nachfolgend sind sechsunddreissig Sorten angeführt, deren
Kultur sich bezahlt macht: »Ivory«, » V. H. Hallock«, »C.B. Whitnall«, »Col.
W. B. Smith«, »Charity«, »Grandiflora«, »Harry May«, »Yessica«,
»Gognag«, »White Cap«, »Harry Balsen«, »Mrs. N. Simpson«, »Frank
Thompson«, »W. H. Widener«, »Mrs. V. Gardiner«, »Mrs. Langtry«,
»Eldorado«, »Kiota«, »Mrs. H. Cannell«, »Vivian Morrell«, »Minnie
Wannamaker«, »S. W. Cranch«, »Pres. Smith«, »Jos. H. Smith«, »Clara
Bertermann«, »W. H. Lincoln«. »Mrs. J. N. Gerard«, »Evening Glow«,
»Geo Savage«, »Harry Balsley«, »Maud Dean«, »Mrs. R. Craig«, »Mrs.
E. D. Adams«, »Emma Hitzeroth«, »Eda Prass«, »Golden Wedding«.
Die Art der Verwendung dieser Königin des Herbstes im amerikanischen
Gesellschaftsleben ist schon oft in den deutschen Fachblättern erörtert;
eine Nachahmung findet aber doch hier nicht statt, und es wird auch nie zu
solcher Ausdehnung kommen, aus dem einfachen Grunde, Aveil man hier die
Preise nicht zahlt, um die ziemlich kostspielige Kultur der Chrysanthemum so
betreiben zu können, wie die Züchter in Amerika, Selbst im letzten Winter,
wo in den Vereinigten Staaten vielerorten bedrängte Zeiten herrschten, sah es
auf dem Blumenmarkte doch nicht so schlimm aus, als man befürchtet hatte.
Die Durchschnittsergebnisse der erzielten Weihnachtsumsätze sind sogar vieler-
orten höher und dies sogar trotz der Neueinrichtung vieler Gärtnereien und
der Zunahme der Glasfläche. Es ist eine sonderbare Erscheinung, hörte ich
neulich sagen: »Je ärmer die Zeiten werden, desto mehr Blumenläden öffnen
sich«. Mit anderen Worten also, man will Elend und Not, worüber täglich
geklagt wird, mit den Blumen verdecken. Gewiss ein sinniger Zweck, zu dem
da die Kinder Floras herhalten müssen. Doch wenn dies auch nicht die
Aufgabe der Blumen wäre, für die gesamte Gärtnerwelt hat der sich stetig
mehrende Verbrauch das eine Gute: die Hebung des ganzen Standes.
Halten wir noch Aveiter Umschau, welchen Bindestoff der amerikanische
Blumenkünstler verwerten kann, so müssen die Orchideen nicht unerwähnt
bleiben. Meist sind es Cattleyen und Cypripedien. Mehrere grosse Firmen
betreiben nur den Import frischer Ware aus den Heimatländern, und viele
kleinere Gärtner erwerben mehrere hundert solcher Pflanzen, die sie im Winter
Die amerikanische Handelsgärtnerei. 1 1 i
zum Abtreiben benutzen. Eine Cypripedium-Blume wird mit 25 — 30 Cents
(1 M. — 1,20 M.) bezahlt. Den Wert der Orchideenblume zum Binden unter-
schätzt man auch dort nicht und dabei ist wohl die aussergewöhnlich lange
Haltbarkeit der einzelnen Blumen der ausschlaggebendste Beweggrund, die
Orchideen so hoch zu bezahlen.
Maiblumen zieht fast jeder Rosenzüchter noch nebenbei in einem niedrigen
Anbau an ein Rosenhaus. Und sie werden gut bezahlt. Die Keime werden
wohl fast ausschliesslich aus Europa, speziell aus Deutschland bezogen.
Auch Lilium Harris i, dessen Zwiebeln vom Blumenzüchter stets erst
bezogen werden, kommen sehr viel zum Treiben. Von allen anderen Zwiebeln,
die man fast nur aus Holland bezieht, werden ungeheure Mengen abgetrieben.
Römische Hyazinthen, weisse Narzissen, Tulpen hat jeder Züchter; und mit den
Zwiebeln werden wenig Umstände gemacht: in niedrige Kästen werden sie in
eine leichte Erde oder reinen Sand gelegt und je nach Bedarf an einen warmen
Platz gestellt, so dass sie dann zum Gebrauch stets vorrätig sind. Calla bilden
eine llottgehende Ware in allen Blumenläden. Auch eine solche, deren Blätter
mit weissen Punkten besprengt sind, die aber sich nicht ganz so kräftig ent-
wickelt, befindet sich im Handel. Auch »Freesia« bilden einen gesuchten
Schnittartikel. Reseda fehlt ebenfalls nicht im Winter. Als Bindegrün ist
Farnlaub, vor allem »Adiantum«, sowie die Ranken von »Smilax« (Asparagus
medeoloides) und »Asparagus plumosus« überall gebräuchlich. Man sieht, es
bestehen also darin keine Unterschiede zwischen der alten und neuen Welt;
denn der Gebrauch des Asparagus vor allem, den die Amerikaner erst lehren
mussten, findet ja nun auch in Deutschland schon statt.
Nun noch einige Worte über den Stoff, den der Blumenbinder im Sommer
für seine Zwecke gebraucht. Da sind es vor allem Rosen, in den wenigen
Sorten, die dort im Freien gehalten werden; auch Nelken in allen Farben.
Die Blumen der Riecherbse (Lathyrus odoratus), dort »Süsse Erbsen«, „Sweat
peas", genannt, sind stets auf dem Markte. Lilium auratum und einige andere
Arten von sommerblühenden Lilien sind nicht zu vergessen. Auch Kornblumen
sind beliebt, wie noch einige andere ähnliche Kompositen, z.B. »Coreopsis«.
Mit dem Fortschreiten der Jahreszeit kommen Astern hinzu. Letztere waren
im vergangenen Sommer durch die Trockenheit ziemlich mitgenommen, denn
es hatte zwei Monate lang nicht geregnet. Dazu kam noch, dass an den Astern
ein kleiner schwarzer Käfer sein Unwesen trieb und in kurzer Zeit viele
Blumen vernichtete, indem er die Blütenblätter abfrass. Das Fressen geschieht
mit einer immensen Schnelligkeit und es erwächst dadurch dem Züchter ein
ziemlicher Schaden, da das Tier nicht gut zu vertreiben ist, ohne auch die
Blumen zu vernichten. Nur ein gründliches Abklopfen kann Abhilfe schaffen.
Wasserlilien (Nymphaeen) finden sich ebenfalls in allen Blumenläden. Die-
selben werden in den sumpfigen kleinen Seen gesammelt, in denen solche
Wasserpflanzen wuchern. Schon mit Anfang August sind stets Gladiolen und
Dahlien vorhanden, und all' die viele andere, geringfügigere Ware, welche beim
Nahen des Herbstes auf Deutschlands Blumenmarkt noch auftaucht, ist auch
drüben vertreten. Der Entwickelung im Freien wird nicht eher durch die
Natur ein Halt geboten, als in Deutschland. Und wenn in den Herbststürmen
die letzten bleichen Blumen geschnitten werden und dann im November über
die Stümpfe der Schnee niederfällt, alles gleich macht und nichi ahnen lässt,
IL 1 2 Die Sisal-Agave.
wie bunt es vor ein paar Monaten dort war, wo jetzt das weisse Tuch liegt,
auch dann ruht der amerikanische Blumenzüchter nicht. Nein, eigentlich
kommt nun erst die Zeit der Ernte für ihn, der Schnitt der Chrysanthemum
und später der Rosen beginnt; er schneidet, so lange es etwas giebt, bis in
den Februar und März hinein. Und dann fängt der Kreislauf wieder von vorne
an. Die ßlumenbörse bildet aber jahraus jahrein jeden Morgen den Sammel-
punkt der Züchter und Händler und auf dem amerikanischen Blumenmarkte
herrscht ununterbrochen reges Leben.
Die Sisal-Agave.
\'on E. Hayn.
betrachten wir die Fasern liefernden Pflanzen, so treten uns nach der
Lage des gebrauchten Materials mehrere scharf getrennte Gruj)pen
entgegen. Die Fasern der einen bestehen aus dem Bastgewebe diko-
tylischer Gewächse, welche den Holzkörper des Stengels umgeben, wie
bei dem Flachs, dem Hanf, der Nessel; die der anderen aus Haaren, die dem
Samen anhaften, wie bei der Baumwolle; die der dritten aus den Fasern der
Fruchtrinde, wie bei vielen Palmen, z. B. Cocos, Borassus; und endlich die der
letzten Gruppe aus den Faserbündeln der fleischigen Blätter vieler monokotyler
Pflanzen, wie bei dem neuseeländischen Flachs (Phormium) und einer grossen
Anzahl aus der Familie der Amaryllideen und Bromeliaceen, deren wichtigste
Vertreter auf diesem Gebiet die Agave und die Ananas sind. Selbst bei den
einheimischen Verwandten der letzteren, wie Schwertlilie, Gladiolus, linden
wir in das lose Gewebe der lanzettlichen Blätter viele Bündel starker Fasern
eingelagert; natürlich in unseren gemässigten Breiten viel zu schwach
und viel zu kurz zur technischen Verwertung. Anders dagegen bei den Kindern
der tropischen Flora! In der starren, stacheligen Agave ist ein gefähr-
licher Konkurrent unserem traditionellen Hanfe entstanden; sie liefert feinere,
weichere und glänzendere Produkte als dieser; und den Forderungen der In-
dustrie nachgebend, ist die Agave in die Reihen der feldmässig angebauten
Textilpflanzen eingerückt und bedeckt als solche seit einigen Jahrzehnten schon
tausende von Hektaren.
Eigentümlich mag es berühren, dass erst jetzt, im vierten Jahrhundert nach
der Entdeckung des neuen Weltteils, die Agave, als fasernliefernd, in ordnungs-
mässigen Anbau genommen wurde; denn schon unbestimmbare Zeit vor der
Ankunft der Europäer vertrat sie bei den Mexikanern. Azteken. Kariben die
Stelle unseres Hanfes, uralt in Kultur wie dieser. Sagt doch der erste Ge-
schichtsschreiber der neuendeckten Länder, Ferdinand de Oviedo, Kommandeur
von St. Domingo, in seiner »de la natura hystoria de las Indias« Toledo, den
16. Februar 1526 — welches Werk in Sevilla 1535, in Valladolrd 1557 und erst
vollständig nach 300 Jahren in Madrid 1851 erschien — im Nachtrage Bd. VII,
Kap. 10 von zwei Pflanzen: dass sie schmale Blätter haben, welche sich ringsum
vom Stamme ausbreiten. Sie treiben aus der Mitte einen geraden Schaft von
mehr als gewöhnlicher Mannslänge, der am Ende einen grossen Büschel gelb-
Die Sisal-Agave. t j £
lieber Blätter, gleich dem spanischen Affodil, trägt. Diese Pflanzen M'erden
vorzüglich »zu Fäden, Stricken, Flechtwerk verwendet«. Sowohl die Beschreibung
als die zugehörige Linearzeichnung lassen keinen Zweifel, dass Oviedo wirklich
eine Agavenart meint, was er später noch einmal bestätigt. In der Landschaft
von Araya, auf dem Festlande, wohnen Leute, die von der bei ihnen wachsenden
»Maguey« Magueycs genannt werden. Diese Pflanze wird angebaut, giebt viele
Frucht und verschiedenen Nutzen; denn in Neuspanien macht man aus ihren
Fäden »Mäntel und Schuhe«, und diese Maguey ist eben eine Agavenart. Lopez
de Gomara, der nächste Beschreiber der westindischen Inseln und des an-
grenzenden mittelamerikanischen Festlandes, giebt in der »historia general de
las Indias«, 1552 zu Saragossa erschienen, schon bessere Erklärung der Agave
und bemerkt zu ihrem sonstigen Nutzen: »Von den Blättern mache man Papier
aus den Fasern derselben Schuhe, Mäntel, Gürtel, Schnüre und Stricke.« Endlich
wiederholt diese Angaben noch Acosta in der »historia natural de las Indias«
1590 und zwar beschreibt er die angeführten Naturkörper so gut, dass noch
Pereiras »Politica indica« 1776 seine Angaben aufnimmt.
Welche Arten der Agave den Sisalhanf, den am meisten begehrten, so ge-
nannt nach dem Ausfuhrhafen Sisal auf der Halbinsel Yucatan, liefern, ist eine
Streitfrage, die nach doppelter Hinsicht schwierig zu lösen war. Einmal ist
jede der grösseren Agavenspecies als Lieferant von Fasern zu gebrauchen und
demnach wurden verschiedene Species gebaut, und Bestimmungen aus der
Faser konnten eben auch nur an Ort und Stelle der Kultur gelöst werden, und
das andere Mal stand dem die leichte Veränderlichkeit der Pflanzen im Wege,
sodass nur die Blüte, welche erst nach Jahren erscheint, ein ausschlaggebender
Faktor sein konnte. Man nimmt jetzt als Stammpflanze des besten Sisalhanfes
die Agave rigida und zwar in zwei Varietäten sisalana und longifolia an, von
denen die erste mit Stacheln bewehrt ist, die zweite dagegen stachellos er-
scheint. Die Agave rigida sisalana ist die Stammform und scheint schon seit
undenkbaren Zeiten in Kultur zu sein. Waren doch die Agaven den Ein-
geborenen dasselbe, was die Dattelpalme den Arabern, die Kokospalme den
Indiern war. Sie gaben Kleidung, Nahrung und Wohnung.
Der Anbau dieser Agaven und die Gewinnung der Fasern war seit jeher
eine Beschäftigung der mittelamerikanischen Landbewohner. Jedoch deckten
sie nur den eigenen Bedarf, und nur selten sah man in Europa Matten, Netz-
werke und andere Flechtereien daraus, wohl nie das Rohmaterial. Erst seit
den letzten Jahrzehnten hat man begonnen, den Forderungen der Industrie nach-
gebend, die unbearbeiteten Fasern auszuführen, zunächst 1845 nach den Ver-
einigten Staaten, Der anfänglich hohe Import dahin sank aber wieder durch
die Secessionskriege; bald aber fand er wieder willige Abnehmer und 1890
betrug die Einfuhr über 28000 Tonnen im Werte von 4 400 000 Dollars, Nicht
gleichen Schritt hielt der Import nach Europa, jedoch sollen nach oberfläch-
licher Berechnung jährlich ca, 10000 Tonnen hierher eingeschifft werden. Die
grossen Summen Geldes, welche dafür nach dem Auslande gingen, und die
Möglichkeit, die Sisal-Agave an geeigneten Orten im eigenen Lande zum Anbau
zu bringen, bestimmte das Ackerbau-Ministerium der Vereinigten Staaten von
Nord-Amerika, durch Fachleute an Ort und Stelle eingehende Untersuchungen
anzustellen und das gewonnene Resultat in einer Denkschrift zu veröffentlichen.
Nach derselben bemächtigte sich schon im Jahre 1836 der spekulative
5H
Die Sisal-A^ave.
Geist der Nord-Amerikaner dieser Industrie. Ein Dr. Perrine fülirte lebende
Pflanzen zuerst nach der Halbinsel Florida, deren klimatische Verhältnisse dem
Heimatlande der Agave am nächsten standen. Nach kurzem Bestehen ward
die Pflanzung und ihr Gründer von den Seminolen-Indianern überfallen und
letzterer getötet. Den Fesseln der Kultur entronnen, unternahm die Agave
einen Eroberungszug durch die Halbinsel selbst, indem sie durch Sprossen und
Samen sich schnell verbreitete und heute zum Habitusbild der dortigen Pflanzen-
welt gehört. Der Beweis, dass Bodenverhältnisse und Temperatur dieser Gegend
der Sisalpflanze i^assend waren, war somit durch sie selbst erbracht. Es waren
für die folgenden Kultivateure viel günstigere Bedingungen geschaffen, weil sie
das Gewächs schon an Ort und Stelle vorfanden, und etwa ein Jahrzehnt später
begann der feldmässige Anbau. Wir sind aus den Schilderungen und Zeich-
nungen der Reisebeschreibungen gewöhnt, die Agaven stets auf oder in der
Nähe von Felsen zu sehen. Das ist nicht stets der Fall. Ein sandiger, kalk-
und phosphorhaltiger Grund und die Meeresnähe sind die besten Faktoren ihres
Wachstums.
Die Kultur der Pflanze ist einfach. Nachdem durch Ausroden oder durch
Feuer das Land von Baum- und Strauchwerk gereinigt und das betreffende
Umgraben geschehen ist, werden die jungen Pflänzchen in weiten Abständen,
ca. 3 m, eingesetzt. Diese Zwischenräume sind erforderlich, weil sonst bei
dem schnellen Wachstum die Blätter sich gegenseitig durchbohren und dann
unbrauchbar werden. An einzelnen Orten, namentlich den Inseln der Antillen
und Bahamas, setzt man anfänglich einjährige Gewächse dazwischen, Avie Mais
und verschiedene Futterkräuter. Nach dem dritten Jahre beginnt die Ernte;
denn nun haben die Blätter die Länge von über einem Meter. Vom fünften oder
sechsten Jahre ab erfordern die Sisalfelder die unausgesetzte Aufmerksamkeit
des Pflanzers. Die Blütenbildung, die dann eintritt, muss unterdrückt werden,
oder das ganze Bestehen der Plantage wird in Frage gestellt. Die Agave rigida
sendet, ebenso wie A. americana, deren seltene Blüte bei uns noch genau in
den Zeitschriften registriert wird, einen 7—8 m hohen Blütenschaft in ganz
kurzer Zeit empor. Zu tausenden bedecken die weissen, glockenförmigen
Blüten den cypressenartig ausgebreiteten Blütenstand. Mittlerweile entstehen
in den Blattachseln und den Blütenstengeln, wo sie vom Schaft abzweigen, eine
grosse Anzahl völlig ausgebildeter Miniatur-Agaven, welche bei bestimmter
Grösse abgestossen und durch neue ersetzt werden. So reichlich strömt die
Lebenskraft, dass ein einziger Schaft 1200, 1500 und noch mehr ca. 10 cm
grosse Pflänzchen erzeugt! Sie sind auch das Material zu einer neuen Plantage.
Aber wehe der Pflanzung, wo sie an den alten Stätten erscheinen! Kaum ab-
gestossen, fassen sie Wurzel, füllen die Zwischenräume der Beete aus, bohren
mit ihren nadelscharfen Blättchen sich in die alten Blätter und hüllen alles in
ein undurchdringliches Dickicht. Geschieht das an mehreren Stellen, so ist
die Plantage verloren, da noch jede Agave so und so viel Wurzelsprossen
reibt. Sie ist sich selbst das schlimmste Unkraut. Zeigen sich Blütenstengel,
so Averden sie sofort entfernt, einmal, um sie an Pflänzchenbildung zu verhindern,
und das andere Mal, das Leben der Pflanze zu verlängern. Mit der Blüten-
und Fruchtbildung ist das Leben der Pflanze erschöpft; unterdrückt man sie,
so steigt das Alter von 7 Jahren auf 15 und 20, die für die Fruchtreife aufge-
speicherten Säfte kommen dem Blattansatz zu gute.
Die Sisal-Agave. ^ I ü.
Im dritten Jahre beginnt die Blatternte, welcdie am stärksten im siebenten Jahre
ist und bis zum Absterben der Pflanze sich etwa auf gleicher Höhe erhält. Je
dreimal des Jahres entnimmt man jedem Exemplar fünf Blätter im Gewicht
von 2 — 3 kg, einem Acre demnach, ca. 40,50 Ar, etwa 18 000 kg, mit etwa 4 pCt.
reiner Faser. Beim Schneiden der Blätter nimmt man stets die äussersien und
entfernt sofort die verwundenden Stacheln, was meist von Frauen besorgt wird.
So gewinnt ein Arbeiter täglich mehr als 2000 Blätter. Je fünfzig Blätter
werden gebündelt und auf Karren, Schleifen, Schmalspurbahnen nach dem
Arbeitshause transportiert, wo die Gewinnung der Faser vor sich geht. Diese
besteht im Zerquetschen des Pflanzenileisches und Blosslegung der Faser, wa
erst in neuester Zeit mittelst Maschinen geschieht. Ein Rad mit Querleisten,
stumpfen Messern oder Riefen zermalmt das Gewebe, ohne die Faser zu zerstören.
Bei den Eingeborenen von Mittelamerika und bei kleinem Betriebe wird noch
jetzt die Faser mittelst Handarbeit gewonnen. Ein starker Pflock erhält am
freien Ende, nachdem er eingegraben ist, einen der Breite der Blätter ent-
sprechenden senkrechten Ausschnitt, in den unten ein Täfelchen des härtesten
Holzes als Schneide eingesetzt wird, über welche das Blatt hin und her ge-
rieben M'ird. Weiter wird der Flanf in der Sonne getrocknet und im Abendtau
gebleicht und verbraucht. Frisch bereitet, ist die Faser weiss und seidig-
glänzend; durch Trocknen nimmt sie die Cremefarbe an, was wir bei den feinen
Seilerwaren sofort bemerken.
Xeben der Agave rigida, die den gangbarsten Hanf liefert, bieten, wie
schon angedeutet, noch eine ganze Reihe Arten einen mehr oder weniger
groben Faserstoff, so Agave Jacquiniana, Milleri, lucida, Ixtli, die feinste, dann
noch Fourcroya cubensis und einige Ananasspecies. Es herrscht darum auch
eine grosse Mannigfaltigkeit in der Namengebung. Der allgemeine Xame ist
Hennequen, nach Oviedo libr. VH, aus der Haytisprache, und von Agave cubensis
auf andere übertragen; dann unterscheidet man noch, nach Perrine, Sac-qui,
Yash-qui, Chulul-qui und Chelem — das Wort »qui« den Mayas-Indianern ent-
nommen. F)ie Rohware von Yucatan wird zu Kaffeesäcken, Stricken, Hänge-
matten, Tauen und dergl. nach den Antillen und Nordamerika eingeführt,
während die auf Florida gewonnenen Fasern meist im eigenen Lande ^"er-
wendung finden.
Wahrscheinlich wird die hanfliefernde Agave, wie so viele ihrer ameri-
kanischen Landesgenossen, auch einmal als Kulturpflanze in der alten Welt
angebaut werden, um so mehr, als die Agave americana schon Besitz ergriffen
hat von den Küsten des Mittelmeeres. Betrachten wir letztere doch als selbst-
verständlich im Habitusbild einer italienischen oder hellenischen Landschaft,
obgleich sie erst etwa 1560 in Italien eingeführt wurde! Viele der aus-
gebrannten Flächen Siziliens und der waldvcrwüsteten Felder Griechenlands
würden eine dankbare Ernte geben. Es scheint, als ob die Agaven sich den
klimatischen Einflüssen geneigter zeigen als manch anderes eingeführtes Ge-
wächs. Sie stehen noch bei Bozen in Tirol im Freien und ertragen leichten
Schneefall und 5— ö« R. Kälte, und als nördlichster Punkt der Blüte ist Wood-
ville, an der Südspitze von Devonshire in England, 50^ 48' nordl. Breite, beob-
achtet worden.
- j (5 Wegners Patent-Sauger.
Wegners Patent-Sauger.
(Hierzu Abb. 92 u. gS).
ine neue, aut dem Gebiete der Wasser- bezw. Flüssigkeitsbewegung von
Ort sehr wichtige Einrichtung! • — Betreffendes Instrument, in Form eines
Zylinders, bietet den Vorteil, auf möglichst einfachem, daher billigem Wege
die Beförderung aller Art Flüssigkeiten in beliebiger Menge zu bewerkstelligen.
Ohne besondere Einstellung einer Lokomobile, eines Motors, einer Pumpe etc.
können wir mit Hilfe dieser Einrichtung uns des Wassers, flüssiger Dungmassen
in der Bewegung vom Ort zu jeder beliebigen Zeit bedienen, also: wann
und wo wir diese zu verwenden wünschen. Gewiss eine für gärtnerische, land-
wirtschaftliche sowie für den Haushalt grösserer oder kleinerer Gemeinden
ausserordentlich wichtige Hilfeleistung. Und wenn man sich hierbei der auf dem
Gebiete der Ent- bezw. Bewässerung für ein Besitztum so mannichfaltig sich
entgegenstemmenden Schwierigkeiten bewusst bleibt, finden wir in dem Ge-
brauch dieser Vorkehrung ein Mittel, um auf wenig kostspielige Weise das
Gewünschte leicht zu erreichen.
Eine auf die Hauptpunkte sich beschränkende Erläuterung dieser Erfindung
dürfte für den verehrten Leser nicht ohne Interesse sein.
Wir vergegenwärtigen uns einen liegenden, aus starkem Eisenblech ge-
nieteten Zylinder, der, ähnlich unseren Spreng- bezw. Jauchewagen, entweder
im beweglichen Betriebe auf Rädern ruht (Abb. 92), oder im feststehenden Be-
triebe auf sicherem Fundament (in vorliegendem Falle bis zu 7 m Höhe über
dem Erdboden) Aufstellung gefunden hat (Abb. 93). Der innere Raum dieses
Zylinders, beliebig in Grösse, wird vermittelst einer sehr sinnreich getroffenen
Vorkehrung, und zwar durch Verbrennung eines dazu besonders geeigneten
Materials in einer oberhalb des Zylinders befindlichen Gaskammer, möglichst
luftleer gemacht. Durch ein in der Rückwand des Zylinders mittelst Verschluss-
ventils angebrachtes Saugerohr, welches in beweglichem Betriebe aus einer
mit Segeltuchlage umgebenen verzinkten Eisendrahtspirale, bei feststehendem
Betriebe aus einem luftdicht verschlossenen Eisen- oder Thonrohr bestehen kann,
dessen Ausgangspunkt, mit Saugekorb versehen, in der aufzunehmenden Flüssig-
keit ruht, strömt die entsprechende Flüssigkeitsmenge, je nach Stärke des be-
treffenden Saugerohres, alsdann ohne weiteres in den luftleer gemachten Raum.
Das, was diese einfach gestaltete Vorrichtung so wertvoll macht, ist wesent-
lich darin begründet, dass 1. zur Bedienung hier nur eine Hilfe, diejenige
des Kutschers des betreffenden Gefährtes, genügt. Der dabei erforderliche Zeit-
aufwand ist ein möglichst geringer. Zu 2 kbm Flüssigkeit gehört, einschliess-
lich der Vorbereitung, eine Zeitdauer von 5 bis 6 Minuten, im kontinuirlichen
Betriebe incl. des Ablaufens der gehobenen Flüssigkeit höchstens 3 Minuten;
sodass also in der Stunde 30000 1 Wasser gehoben werden, im ungefähren
Kostenaufwande von 5 — 7 Pfennig; 2) aber ist eine Abnutzung betreffender
Teile eigentlich nur in dem Prozess naturgemässer Oxydation der Eisen-
teile zu suchen. Ein maschineller Betrieb ist völlig ausgeschlossen, desgleichen
absolut jede Gefahr. Betreffender Patentsauger, den wir vor kurzem in voller
Thätigkeit sahen, arbeitet so exakt, dass das Experiment, öfters wiederholt,
stets in promptester Form seme Aufgabe erfüllte.
iS
Wegners Patent-Sauger.
Vermittelst dieser Einrichtung, welche sich in vorstehender Form, in der
Zeit von 6 Minuten auf eine Aussaugung von 2 kbm Wasser beschränkte, ver-
mag man nicht nur im gegebenen Falle die betreffende Wassersäule von Ort
auf 7 m hoch zu heben, sondern auch die Entfernung von dem Punkte, woher
Abb,
Richard Wegners Patent-Sauger (stehend}.
die Flüssigkeit genommen werden soll, in beliebiger Länge zu belassen. Das
betreffende Saugerohr besass im vorliegenden Falle, bei 10 m Länge, einen
lichten Durchmesser von 102 mm. Bei stehendem Betriebe, für welchen der
Sauger mit Vorrichtung zum selbstthätigen Arbeiten versehen werden kann,
ist ein erhöhtes Wasserquantum vorgesehen und vermag ein derartig weites
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
519
Saugerohr in einer vStunde bei einem räumlichen Inhalte des Zylinders von
4000 1 60 000 Liter zu heben,
Hinsichtlich des beweglichen Betriebes dienen bezüglich der zu trans-
portierenden Last noch folgende Angaben: 2 kbm Wasser repräsentieren an
sich eine Last von ca. 30 Zentner. Ein auf Rädern ruhender montierter Zylinder
mit Stange und Kutscherbock (zum Vorspann für 2 Pferde) wiegt ungefähr
35 bis 40 Zentner und dürfte daher eine solche Last (ca. 65 bis 70 Zentner)
naturgemäss nur auf festgepflasterten Wegen bequem zu bewegen sein. Für
leicht gebaute Parkwege etc. würde ein entsprechend nur ca. 1 bis 1Y2 kbm
Flüssigkeit haltender Zj'linder vorzuziehen sein. Bequem können an betreffendem
Wagen, der Rückwand des Zylinders, Sprengvorrichtungen angebracht und so
der Wagen als vStrassensprengwagen benutzt werden. Ebenso vermag man
durch Anbringung eines Spritzenschlauches, z. ß. bei einer Länge desselben
von etwa 20 m, ca. 1200 qm Bodenfläehe mit Wasser zu versorgen, innerhalb
desselben Zeitraumes, in dem man sich eines Hydranten zu diesem Behufe sonst
bedienen müsste.
Bemerkenswert ist noch, dass vermittelst dieser Einrichtung es ermöglicht
wird, eine Wassersäule von i kbm Inhalt in 2 Minuten höher als 7 m hinauf
zu befördern, sobald am betreffenden Absatz ein sogenannter Einschalter an-
gebracht wird. Zylinder, mit vielleicht einem Gehalt von ca. 1/2 kbm Wasser,
würden sich schliesslich auch behufs A'erwendung im Handbetrieb leicht her-
stellen lassen.
Die ganz neu für uns hier dastehende Erlindung ist in ihren Folgen in der
That von imberechenbarem Werte, und dies namentlich für Gärtnerei und
Parkanlagen, an der Stelle, wo man sich bisher zur Wasserbewegung einer
Lokomobile, eines Motors, Pumpe, oder der kostspieligen Anlage weitverzweigter
Rohrnetze und Hydranten bedienen musste. Nähere Mitteilungen betreffs Kosten-
punkt, Handhabung etc. sind durch den Erfinder, Herrn Fabrikant R. Wegner,
Britz bei Berlin, Chausseestr. 69/70, zu erhalten.*) Pr. 1500— 2750 M. Hoffmann.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Cypripedium >< Madame Jules Hye.
(C. tonsum S, X C. Spicerianum
superbum Q.)
Eine schöne, wenn auch nicht prächtig
gefärbte Llybride, die von Herrn Jules
Hye-Leysen gezüchtet wurde. Die
grosse Blume wird durch die Breite
ihrer Teile und ihr massives Aussehen
gekennzeichnet.
Gard. Chron. 1894, I, 198.
Cypripedium >< Anton Joly.
(C. vernixium 9, X C. Spicerianum 6.)
Diese schöne Kreuzung hält in ihren
Merkmalen gerade die Mitte zwischen
beiden Stammpflanzen. Im grossen
und ganzen erinnert die Blume sehr
an die C. vernixium, wird aber wesent-
lich verschönert durch das charakte-
ristische obere Kelchblatt von C.
Spicerianum. Gard. Chron. 1894, 1, 198.
*) Bemerkung. Der Sauger wird hei Gelegenheit der Gersten- und Hopfen-Ausstellung
zu Berlin in der Brauerei Friedrichshain am 17. u. 18. Okt. in Thätigkeit vorgeführt werden
und empfehlen wir allen Interessenten schon aus diesem Grunde den Besuch dieser Ausstellung.
520
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Abb. 94. Cypripedium Sanderianum superbiens.
Cypripedium Sanderianum superbiens.
(Hierzu Abb. 94-)
Diese schöne Pflanze ist der erste
Bastard, der von C. Sanderianum ge-
zogen wurde und ist von unserem
i.andsmann, dem berühmten Orchideen-
Importeur F. Sander & Co., St. Albans,
in den Flandel gegeben. Im allgemeinen
[ erinnert die Pflanze an C. Morganiae.
Das obere Kelchblatt ist gross, gut
geformt, mit karminroten Streifen und
Punkten, die beiden seitlichen Blumen-
Neue und empfehlenswerte Pflanzen. — Kleinere Mitteilungen.
521
blätter sind sehr lang, chokoladenbraun
gefleckt und hängen zierlich herab, die
Lippe ist sehr gross und braun gefärbt.
Stachelbeere „Früheste von Neuwied".
Von dieser, mit dem Wertzeugnisse
des Vereins zur Beförderung des Garten-
baues gelvrönten Stachelbeere versendet
Herr Grossherz. Garteninspektor L.
M a u r e r , in Firma HeinrichMaurer,
Jena, jetzt eine vortreffliche grosse
Farbentafel und bietet die Pflanze zu
massigen Preisen an. Der Züchter ist
P. Floppen in Neuwied.
Laelio-Cattleya >< The Hon. Mrs. Astor.
(Cattleya labiata Gaskelliana9,
Laelia xanthina S-)
Nach den bis jetzt erschienenen
Blumen dieser neuen Hybride steht sie
in Grösse und Farbe derselben gewiss
der C. 1. G. sehr nahe, sie blüht auch
ebenso reich.
Gard. Chron. 1894, I, 230, f. 24.
Kleinere Mitteilungen.
Exotische Wasserpflanzen im Freien. ='0
Es wird Sie und vielleicht auch
die Leser der »Gartenflora« interes-
sieren, dass meine exotischen Wasser-
pflanzen im Freien selbst in diesem
nasskalten Sommer, — wir hatten schon
Mitte August mehrmals nur noch
-f- 60 C. des Morgens und seit 11. Sep-
tember stets nur o^ — 4*^' C., ausserdem,
wie wohl allerwärts, Y-^ des Sommers
Regentage — sämtlich nicht nur gut
und stark gewachsen, sondern auch
die sonst im Blühen durchaus nicht
willige Pontederia crassipes ihre
hübschen Blütenstände entwickelt hat.
Ich besitze soviel Material, dass wir
bereit wären, an Liebhabern hiervon,
wie auch von sonstigen Wasserpflanzen,
abzugeben.
Botan. Garten Tübingen. F. Schelle.
17. 9. 94.
Abzugebende Wasserpflanzen aus dem botanischen
Garten Tübingen.
Folgende im Kaltwasserbassin ge-
wachsene Pflanzen sind abzugeben und
erwarten wir darauf bezügliche Wünsche
in nächster Zeit.
Vcrgl. Heft 5 d. J. S. 118.
Pontederia azurea.
„ crassipes (blühend).
Trianea bogotensis.
Pistia Stratiotes.
AzoUa caroliniana.
Myriophyllum proserpinacoides.
Thalia dealbata.
Tübingen, September 1894.
IL Vöchting. E. Schelle.
Direktor. K. Universitätsgärtner.
Polygonum sachatinense und cuspidatum.
Die Spalten der »Gartenflora« haben
sich schon so oft für Polygonum
sachalinense und P. cuspidatum ge-
öffnet, dass ich kaum wage, noch etwas
anzubieten. Sie erhalten anbei zwei
Zweige dieser Pflanzen mit den Blüten-
ständen. Von P. sachalinense be-
sitzen wir einen starken Stock, von
P. cuspidatum deren drei. Zur Deko-
ration in den Gärten halte ich P. cus-
pidatum als geeigneter; die Blätter sind
feiner, die Blüte hängt zierlich über
und der Wuchs ist dichter als bei
sachalinense. Im Höhenwachstum geben
sich beide nichts nach. Pflege ist keine
nötig, im Gegenteil: es müssen die
massenhaften Ausläufer entfernt werden.
Als Einzel gruppe, wie auch als Deck-
522
Litteratur.
material bis zu 2,5 m Höhe eignen sich
beide Pflanzen während des Sommers
vorzüglich. In Hohenheim wurden vor
einigen Jahren Fütterungsversuche mit
Polygonum gemacht, welche aber nach
einer Mitteilung des Herrn Ökonomie-
Rat Stirm, Stuttgart, einen negativen
Erfolg hatten. Trotzdem muss ich mir
sagen, dass Polygonum sach. und cusp.
im Frühjahr ein Notbehelf ist, bis
anderes Grünfutter vorhanden. Die
Pflanzen müssen im jungen Stadium,
ehe sie etwas verholzen, geschnitten
werden und schadet auch ein zwei-
maliger Schnitt nichts, denn ich be-
obachtete, wie die hiesigen Pflanzen
zweimal vom Frost im April und Mai
zerstört wurden und immer wieder
stark austrieben, blühten und Samen
reiften. Letzterer wird hier von den
Pflanzen in geringer Quantität gezeitigt.
P. sach. blüht 14 Tage früher als cusp.:
August bis September. Das Maximum
der Blattgrösse ist bei sachalinense
32 cm Länge und 23 cm Breite, das
bei cuspid. 16,5 : 12.5; natürlich ohne
Stiel.
Botan. Garten Tübingen, E. Schelle.
27. 8. 94.
Cacao in Deutschland mit Frucht.
In 8 — 14 Tagen schneide ich eine
Frucht des Cacaobaumes, Theobroma
Cacao L., was bei dieser Pflanze in
Gewächshauszucht meines Wissens
zu einer Seltenheit gehört. Dieselbe
entstand durch künstliche Befruchtung
zweier hier befindlichen, 2 m hohen
Pflanzen im Juli vergangenen Jahres.
Dieses Jahr hat ebenfalls wieder eine
Blüte angesetzt.- In beiden Fällen hängt
die Frucht am Stamme, kaum 10 cm
vom Wurzelhals entfernt.
Ich hoffe, keimfähigen Samen zu
erhalten, was mir um so angenehmer
wäre, als die Vermehrung durch Steck-
linge eine ziemlich schwierige ist.
Botan. Garten Tübingen, E. Schelle.
27. 8. 94.
Monodora Myristica Dunal.
Wenn wieder meine Calebassen-
Muskatnuss (Monodora Myristica Dun.),
eine Pflanze von gegenwärtig über 5 m
Höhe, in Blüte ist, will ich Ihnen —
wenn Sie wünschen — eine frische
Blüte senden. Die reinste Orchideen-
blüte! (Anbei eine alte zerbrochene.)
Leider besitze ich nur ein Exemplar,
weshalb mir alle meine bisherigen
Befruchtungsversuche misslungen sind.
Wissen Sie vielleicht ein zweites
blühbares Exemplar?
Botan. Garten Tübingen, E. Schelle.
27. 8. 94.
Wir bitten auch an dieser Stelle
unsere Leser um Nachricht. D. Red.
Litteratur.
Vilmorin's Blumengärtnerei,
Dritte Auflage, unter Mitwirkung von
A.Sieb er t, Direktor des Palmengartens
zu Frankfurt a. M., von A. Voss in
Berlin, früher Institutsgärtner in Göt-
tingen, Verlag von Paul Parey, Berlin.
Eine farbig illustrierte Deutsche
Gartenflora ist in der That die im Ver-
lage von Paul Parey in Berlin
erscheinende dritte Auflage von
Vilmorin's Blumengärtnerei, auf welche
wir unsere Leser bereits aufmerksam
machten. Es liegen uns jetzt die Liefe-
rungen 2 — 5 vor und wir nehmen gern
Veranlassung,auf dieses für jedenGärtner
und Gartenfreund unentbehrliche Werk
nochmals hinzuweisen.
Gleichwie in der ersten Lieferung
Litteratur.
523
den beliebtesten Pflanzen, wie den
Clematis, Anemonen, Paeonien, eine
ausführliche Behandlung, besonders
betreffs Kultur, Sortenwahl und Ver-
wendung zu Teil geworden, so ist in
der zweiten und dritten Lieferung vor-
züglich auf die Levkojen, Veilchen
(Freilandkultur, Treiberei, Anzucht von
Baum -Veilchen) und auf die vielen
nelkenartigen Gewächse hingewiesen.
Lieferung 4 bringt ausser einer wesent-
lich vereinfachten, durch Abbildungen
erläuterten Einteilung der Garten-Nelken
eine ausführliche Anleitung über Ver-
mehrung und Kultur als Freiland- und
Topfnelken, Sommer- und Winterblüher,
ferner die Kultur der beliebten Ka-
mellien. A. Voss teilt die Nelken ein
in 3 Klassen: Einfarbige, Zweifarbige
und Mehrfarbige oder Bizarden. Die
Unterabteilungen sind: farben-
randige und freirandige; die Zeich-
nungen auf der Grundfarbe werden in
6 Formen gebracht. — Die Remontant-
nelken sieht er als wohl von Dianthus
suffruticosus Willd., nicht von D. Caryo-
phyllus abstammend an, ohne den Be-
weis dafür anzutreten. Bei Lieferung 5
sei vor allem auf die erschöpfende
Behandlung der Pelargonien-, der Oxa-
lis-, der schönen Linum-, der selteneren
Balsaminen- und Tropaeolum -Arten,
sowie auf die Kultur der Orangenbäume
hingewiesen. Ueberall ist die Aus-
drucksweise knapp und klar; Fremd-
wörter sind möglichst vermieden.
Der neue Vilmorin wird in 50 Liefe-
rungen ä 1 Mark erscheinen imd bis
Ende des Jahres 1895 vollständig vor-
liegen. Jede Buchhandlung ist in der
Lage, die ersten erschienenen Liefe-
rungen zur Ansicht vorzulegen.
Von farbigen Abbildungen sind
immer 4 auf einer Tafel zusammen
und stellen diese meist nur einen kleinen
Teil des Blütenstandes dar, so dass
man keinen vollen Begriff von dem
Bau erhält. Im übrigen können wir
das Werk nicht genug empfehlen, be-
sonders weil es eine grosse Zahl von
Arten aufführt und einen übersicht-
lichen Schlüssel zu deren Bestimmung
gicbt. L. W.
Ackerbau einschliesslich Geräte-
lehre von Dr. Droysen und Dr.
Gisevius. Zweite, durchgesehene
Auflage. Mit 160 Textabbildungen.
Berlin, P. Parey, 1894.
Kaum ist ein Jahr verflossen, als
von dem vorliegenden Buche, welches
zwar in erster Linie für den Unterricht
an Landwirtschaftsschulen bestimmt
ist, eine zweite Auflage nötig wurde.
Gewiss ist dies das beste Zeichen dafür,
dass das Buch vollkommen seinen
Zweck erfüllt! — Aus dem reichlichen,
mit vielen guten Abbildungen ver-
sehenen Inhalte sei einiges hervor-
gehoben: Es wird zunächst der innere
Aufbau und das Leben der Pflanze be-
handelt. Hieran schliessen sich dieBoden-
kunde, sodann die Bodenbearbeitung,
die Düngung (a. Stalldünger, b. Grün-
düngung, c. künstliche Düngung, d. in-
direkte Düngemittel), Saat, Pflege und
Ernte und schliesslich dieMeliorationen.
Auch dem praktischen Gärtner dürfte
das Buch, welches trotz seines Umfanges
(208 Seiten) und der zahlreichen Text-
abbildungen im Preise äusserst billig
gestellt ist (1 M. 60 Pf.), bestens em-
pfohlen sein. R. Otto (Proskau).
Im Verlag von Johannes Briest,
Har sieben -Halb er Stadt, erschien
ein von dem praktischen Landwirt
Albert Arnstedt (Gross-Vargula in
Thüringen) verfasstes Schriftchen: »Die
Bekämpfung des Unkrautes«, wel-
ches durchwegs praktische Erfahrungen
zur Grundlage hat. Nebst allgemeinen
Massregeln zur Bekämpfung des Un-
krautes linden wir die verschiedenen
Unkräuter in ihrer besonderen Be-
524
Eingesandte Kataloge. — Gewerbliche Angelegenheiten.
kämpfungsweise behandelt. Wenngleich
das Werkchen durchwegs die landwirt-
schaftlichen Unkräuter und deren Ver-
tilgung durch zweckmässige Fruchtfolge,
Reinigung des Saatgutes u. s. w. be-
spricht, so finden sich bei der spe-
ciellen Bekämpfung der Unkräuter auch
für den Gärtner wertvolle Winke. Die
zur Bekämpfung der Unkräuter ge-
eignetsten Maschinen und Werkzeuge
sind je nach dem Grade ihrer Brauch-
barkeit ziemlich eingehend behandelt
und durch Abbildungen besonders an-
schaulich gemacht. Das Werkchen um-
fasst 43 Seiten und kostet 90 Pfg. Pfr.
Hermann Karsten, Prof. Dr., Flora
von Deutschland, Deutsch-Oesterreich
und der Schweiz. Mit Einschluss der
fremdländischen medicinisch und tech-
nisch wichtigen Pflanzen, Droguen und
deren chemisch-physiologischen Eigen-
schaften. Zweite vermehrte imd ver-
besserte Auflage. Vollständig in 2 Halb-
bänden ä 10 M. oder aoLieferungen äiM
Ca. 85 Bogen (1360 S.) in Lexikon S''
mit Abbildungen von über 1 300 Pflan-
zenarten in Holzschnitt. Gera-Unterm-
haus, Verlag von Fr. Eugen Köhler.
Die erste Auflage dieses Buches hiess
»Deutsche Flora.« Pharmaceutisch-me-
dicinische Botanik. Ein Grundriss der
systematischen Botanik zum Selbst-
studium für Aerzte, Apotheker und
Botaniker mit Abbildungen von 1138
Pflanzenarten, und erschien im Ver-
lage von J. M. Späth, Berlin, 1880 bis
1883. Die jetzige Auflage, die, wie oben
angegeben, bei Fr. Eugen Köhler in
Gera-Untermhaus erscheint, hatin vieler
Beziehung gewonnen. Der Druck vor
allem ist übersichtlicher, indem die
einzelnen Arten durch Absätze von
einander getrennt sind, während sie
früher alle hintereinander folgten.
Ebenso sind auch die Charaktere
der einzelnen Gruppen besser hervor-
gehoben. Die zur Unterscheidung ver-
wandter Arten dienenden Charaktere
sind wie früher fett gedruckt, aber da
jede Art für sich aufgeführt ist, tritt
das jetzt viel deutlicher hervor.
Die Holzschnitte sind mit wenigen
Ausnahmen (z, B. Capsella bursa pas-
toris) vortrefflich und wurden bereits
früher in einem besonderen Abzüge
verkauft. Sie sind jetzt noch um 140
vermehrt. — Das Buch ist in erster
Linie für Pharmaceuten und Botaniker
bestimmt, eignet sich aber auch für
Gärtner und Gartenfreunde. Man kann
sehr gut darnach bestimmen und der
Preis ist fabelhaft billig. Die allgemeine
Einleitung ist weniger empfehlenswert,
da Professor Karsten über den Bau
der Zelle Ansichten besitzt, die von
denen aller anderen Botaniker ab-
weichen.
Eingesandte Kataloge.
National-Arboretum Zoeschen bei
Merseburg (Dr. Dieck) Engros-Katalog,
auf die orientalischen Ölrosen und den
Edelrambour von Winnitza , den
besonders aufmerksam ist zu machen grössten Winterapfel der Welt.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Einfuhr nach Algier.
Nach einer unterm 10. März d. J.
sehen Republik erlassenen Verordnung
werden Baumpflänzlinge, Sträucher und
seitens des Präsidenten der französi- | sonstige nicht zur Klasse der Weinrebe
Gewerbliche Angelegenheiten. — Aus den Vereinen.
525
gehörige Gewächse zur Einfuhr nach
Algier zugelassen, wenn die betreffen-
den Sendungen mit einer Erklärung
des Absenders und einer Bescheinigung
der zuständigen Behörde des Ursprungs-
landes versehen sind, aus welcher
hervorgeht;
a) dass die Gegenstände von einer
ßodenfläche (einer offenen oder
umfriedigten Pflanzung) stammen,
die von jedem Weinstock durch
einen Zwischenraum von wenig-
stens 20 m oder durch ein Hinder-
nis getrennt ist, welches nach dem
Urteil der zuständigen Behörde
ein Zusammentreffen der Wurzeln
ausschliesst, wie ein Graben oder
eine Mauer;
b) dass jene Bodenfläche keinen
Weinstock enthält;
c) dass auf derselben keine Nieder-,
läge von Reben sich befindet und
dass, wenn auf derselben von der
Reblaus befallene Weinstöcke sich
befunden haben, eine gänzliche
Ausrottung der letzteren, ferner
Desinfektionen und drei Jahre lang
Untersuchungen erfolgt sind,
welche die vollständige Ver-
nichtung des Insekts und der
Wurzeln verbürgen.
Die auf Rebpflänzlinge, Rebholz,
Reiser, Schnittlinge mit oder ohne
Wurzeln, Fächser, Weinblätter, auch
zur Verpackung etc. benutzte, Tafel-
und Lesetrauben, Trester und alle Ab-
fälle der Rebe, schon gebrauchte Wein-
pfähle und Stützen, Dünger etc. sich
beziehenden Einfuhrverbote bleiben
indes in Geltung.
Berlin, 9. und 10. Oktober, Linden-
strasse 5, n Uhr, grosse Orchideen-
Atiktion von F. Sander & Co., St.
Albans.
Aus den Vereinen.
Besuch des Rosisten- Vereins zu Frankfurt am
Main im Garten des Versuchsgarten-Vereins
Sachsenhausen und in der Hoss'schen Rosen-
treiberei.*)
Auf freundliche Einladung des Ver-
suchsgarten-Vereins Sachsenhausen be-
gaben sich am Samstag den 14. April,
nachmittags zwischen 4 und 7 Uhr,
eine Anzahl Mitglieder des Franlc-
furterRosisten-Vereins in den Ver-
suchsgarten, an der Forsthausstrasse in
Sachsenhausen gelegen, um die Blüten-
prachtgenannten Gartens zu besichtigen.
Jeder der Anwesenden war erstaunt
über die enormen Fortschritte, die der
Versuchsgarten in letzter Zeit genommen,
und gereicht dieses dem Vorstande,
besonders aber seinem Obergärtner,
HerrnW eilmann, zurbesonderenEhre.
*) Aus Mangel an Raum verspätet.
Der ganze Garten ist systematisch
angelegt und vorwiegend dem Obstbau
gewidmet; der kleinere Teil dient den
Versuchen des Gemüsebaues, wovon
in der jetzigen Zeit noch nichts zu er-
blicken; dagegen sind die Obstbäume
in allen möglichen Gattungen und
Formen tadellos und von der pein-
lichsten Sauberkeit.
Der Blütenstand, zu dessen Be-
sichtigung wir eingeladen, war feen-
haft; besonders standen die Birnen in
voller Blüte, die Äpfel erst in ihrer
EntWickelung, die Aprikosen und
Pfirsiche waren ziemlich vorüber. Um
die Blüten vor etwa eintretenden Nacht-
frösten zu schützen, waren die umfang-
reichsten Vorkehrungen getroffen, teils
durch aufgestellte Stangen, um ge-
gebenen Falles Tücher daran zu be-
,26
Aus den Vereinen.
festigen, andernteils waren vSägespäne
und Teer in Bereitschaft, um Rauch
erzeugen zu können und dadurch
etwaige Nachtfröste abzuhalten.
Es würde hier zu weit führen, um
eine eingehende Schilderung, welche
dieses Institut verdient, zu geben.
Beschränken wir uns noch darauf, dem
Vorstand des Versuchsgarten-Vereins
für seine Einladung und Herrn Ober-
gärtner Wellmann für seine freund-
liche Führung an dieser Stelle den
Dank des Rosisten - Vereins auszu-
sprechen.
Sonntag den 15. April fanden sich
auf Einladung des Herrn Andreas
Hoss, Bornheimer Landstrasse dahier,
eine Anzahl Mitglieder mit ihren
Familien nebst einer Anzahl Gäste,
circa 60 Personen, zur Besichtigung
von dessen Rosentreiberei ein. Durch
herrliches Wetter begünstigt, verlief
dieser Ausflug zur ganz besonderen
Zufriedenheit der Erschienenen, denn
nicht wenig erstaunt waren selbst die
anwesenden Gärtner über diese mit
Recht als grossartig bezeichnete Rosen-
treiberei; sahen wir doch nicht weniger
als 13 Gewächshäuser, wovon jedes
eine Länge von 65 m hat. Hiervon
war ein Teil im Abblühen begriffen,
ein Teil stand in voller Blüte und ein
Teil mit der Blüte beginnend. Weitere
6 Häuser waren noch zurück und
kommen erst an die Reihe, wenn die
vorbenannten zu Ende sind. Man denke
sich also 845 laufende Meter blühende
Rosen in üppigster Farbenpracht in
der ersten Hälfte des April.
Die Einrichtung ist in Möllers
Deutscher Gärtnerzeitung schon ein-
gehend besprochen und abgebildet;
trotzdem verdient sie auch hier noch-
mals einer kurzen Erwähnung.
Die Rosentreiberei geschieht in viel-
fältiger Weise. Die älteste Methode
ist die Treibkultur in Töpfen; in neuerer
Zeit sucht man den Rosen den natür-
lichen Stand im freien Lande zu ge-
währen, indem man sie ins Freie
auspflanzt und ein Glasdach darüber
herstellt mit abnehmbaren Fenstern,
wodurch die Pflanzen im Sommer
gerade wie im Freien stehen. Die
Konstruktion ist ebenfalls wieder eine
vielfältige. Der eine überdeckt eine
grosse Fläche dadurch, dass er Pfosten
in die Erde stellt und auf dieselben mit
genügendem Gefälle sogenannte Sparren
oder Rippen als Unterlage für die
Fenster befestigt. Die Wände sind in
der Regel mit Dielen innen und aussen
verschalt und der Zwischenraum aus-
gefüttert, die Heizrohre sind in dem
ganzen Raum gleichmässig A'erteilt.
Bei anderen, wie z. B. hierbei Hoss,
ist das Prinzip dasselbe, nur ist es
nicht eine überdeckte Fläche, sondern
einzelne Häuser von 50 — 60 m Länge
und 3Y2 m Breite, mit sogenanntem
Satteldach, an denen dieFenster ebenfalls
zum Abnehmen eingerichtet; das ganze
wird durch eine Centralheizung geheizt
und dies kann auch abteilungsweise
vorgenommen werden.
Auch in Bezug auf Sortenwahl hat
man es hier besser in der Hand. Um
eine gleichmässige Ernte zu haben,
bepflanzt man ganze Häuser mit einer
Sorte. Hier bei Hoss sind 9 Häuser
ausschliesslich mit Papa Gontier be-
pflanzt, und zwar für den Herbstschnitt,
Oktober, November und Dezember.
Für den Frühjahrsschnitt sind haupt-
sächlichMarechalNiel, Gloire de Dijon,
La France, Kaiserin Auguste Victoria,
vSouvenir de la Malmaison, Prince
Camille de Rohan, Fisher Holmes,
Madame Victor Verdier und noch
andere ausgepflanzt.
Die Einrichtung für Hyazinthen,
Tulpen, JNIaiblumen, Flieder, Nelken,
Lilien, Bouvardien und so manches
andere sei hier nicht erwähnt.
Die Amerikaner treiben ihre Rosen,
nach denselben Grundsätzen ins Freie
Aus den Vereinen.
627
ausgepflanzt, nur mit dem Unterschiede,
dass die Erde auf Tabletten aufgebracht
ist. r)ie Erdschicht liegt 20 — 25 cm
hoch. die. Pflanzen bestehen ausschliess-
lich nur aus Stecklingspflanzen, keinen
Veredelungen. Der Amerikaner be-
hauptet, auf diese Weise weiter zu
kommen.
Es könnte hier noch eine ganze
Reihe weiterer Methoden aufgeführt
werden, solches würde aber den ver-
fügbaren Raum überschreiten.
Als die Besichtigung der Ho ss 'sehen
Gärtnerei zu Ende, begaben sich die
Teilnehmer in den nahen Schützenhof
nach Bornheim, wo ein Saal reserviert
war, und verbrachten den Abend
gemeinschaftlich in der fröhlich-
sten Stimmung. Hierbei dankte der
Vorsitzende Herr C. P. Strassheim
Herrn Hoss für die liebenswürdige
Aufnahme, besonders aber für die
rückhaltslose ErklärungundErläuterung
des ganzen Treibverfahrens (es giebt
nicht jeder seine Erfahrungen so fürs
iiUgemeine preis), und wünschte im
Xamen des Vereins und der sämtlichen
auAvesenden Gäste, die Hoss 'sehe
Gärtnerei möge in derselben Weise so
weiter blühen und gedeihen.
Herr Hoss glaubte den Dank nicht
annehmen zu können, da es ihm und
seiner Gärtnerei zur Ehre gereiche,
von dem Frankfurter Rosisten-Verein
mit einem Ausflug beehrt zu sein.
Erst in später Abendstunde trennten
sichdieErschienenen mit dem Wunsche,
sich recht bald wieder in ähnlicher
Weise zusammenzufi.nden.
Berlin. Der Märkische Obstbau-
Verein veranstaltete gelegentlich seiner
Ausstellung am 20. September einen
Kongress, der aber durch geschäftliche
Besprechungen so in Anspruch ge-
nommen wurde, dass wenig Zeit zu
praktischen Erörterungen blieb. In
Vertretuna: des Herrn Landes-Ükonomie-
rats Dr. Freiherrn von Canstein, der
wegen der Sitzungen des Deutschen
Landwirtschaftsrats in Dresden ver-
hindert war, leitete Herr Garten-
Inspektor Silex die Verhandlungen.
Seit dem i. Januar hat der Verein
einen eigenen Geschäftstührer in der
Person des allen Pomologen wohl-
bekannten Herrn Mathieu, der auch
den Geschäftsbericht vortrug. Der
Verein umfasst 163 einzelne Mitglieder
und 20 Vereine. Einnahmen 1244 M.
72 Pfennige, Ausgaben 7S0 M. 81 Pf.
Als Organ dient der »Obstmarkt« von
B. L. Kühn. Der Verein hat, wie Herr
Junge bemerlvt, an die betr. Behörden
ein Gesuch um Herabsetzung des
Tarifs für deutsches Obst gerichtet,
damit dasselbe ebenso billig ver-
frachtet werde, als das ausländische, und
eine ganze Zahl Vereine in Deutsch-
land hat sich dem angeschlossen. Die
Königliche Eisenbahn - Direktion hat
sich die nötigen Unterlagen erbeten.
Ehe nicht die Tarife herabgesetzt
werden, nutzt der vermehrte Anbau
von Obst in entlegenen Gegenden
nichts; wie Herr Winkler- Guben
ausführte, sagen die Leute in solchen
Gegenden, dass sie sich so cur noch
mehr Konkurrenten erziehen. — Eine
lebhafte Debatte erhob sich über die
Düngung der Obstbäume, Herr Koop-
mann wünschte die Frage verall-
gemeinert: Wie wirkt man auf den
Ertrag? Schliesslich wurde ein Antrag
Junge angenommen: Der landwirt-
schaftliche Provinzial-Verein wird ge-
beten, seine Versuchsstationen und
Versuchsgärten zu veranlassen, ver-
gleichende Versuche mit der An-
wendung der verschiedenenDüngemittel
in Bezug auf den Wuchs und die Trag-
barkeit der Obstbäume anzustellen.
Es folgte eine Debatte über Obstsorten.
Am 21. September machte eine kleine
Anzahl von Mitgliedern, an ihrer Spitze
der Reichsgraf zu Pü ekler, einen
528
Aus den Vereinen.
Ausflug nach der grossartigen Obst-
anlage des Herrn Molkereibesitzers
Carl Bolle in MarienhainbeiKöpenick,
über die wir besonders berichten werden.
Potsdam. Der Gartenbau-Verein für
Potsdam feierte am 22. September unter
sehr reger Beteiligung sein Stiftungs-
fest durch Festessen und Ball. Das
Hoch auf S. M. den Kaiser brachte
der Kgl. Gartenbau-Direktor Koop-
mann aus. Über die dem letzteren
bei dieser Gelegenheit erwiesenen
Ehren berichten wir unter Personalien.
Der Verein zur Beförderung des Garten-
baues war durch Herrn Hofgärtner
Hoff mann undL.Wittmack vertreten.
Sitzung der Russischen Obstbaugesellscliaft am
15. Dezember.
(Fortsetzung von Seite 363.)
Einen zweiten Vortrag hielt W. W.
P a s c h k e w i t s c h , im Kaiserlichen
botanischen Garten in St. Petersburg,
über Frucht-, besonders Beerenweine.
In Frankreich und Deutschland werden
zur Ciderbereitung besondere Arten
benutzt. Welche Arten man in Russ-
land dafür verwende, konnte Redner
nicht angeben, da dieselben hierauf
noch nicht genügend ausprobiert seien.
Der kürzlich vorgestellte Cid er ent-
spräche noch nicht ganz den gerechten
Anforderungen, zum grossen Leidwesen
des Fabrikanten. Der Vortragende
empfiehlt, die Mostbereitung möglichst
zu fördern, sie sei dessen wert. In
Charkow hätten 1887 zwei Weinhändler
seinen ausgestellten Kirschwein auf
1 Rubel 20 Kopeken pro Flasche
taxiert. Fürst Pless in Schlesien ver-
kaufe 15jährigen Johannisbeerwein zu
6 Mark. Direktor Göthe in Geisen-
heim, eine Autorität in dieser Frage,
normiere 75 Kopeken bis 1 Rubel als
Preis pro Flasche.
R. M. Hinckeldeyn.
Sitzung der Gesellschaft für Zimmerpfianzenkultur
in St. Petersburg.
Am 16. Dezember kamen die Mit-
glieder der neuen Gesellschaft von
Liebhabern der Zimmer-Pflanzenkultur
in Petersburg im Saale der Duma
(Rathaus) zusammen.
Herr W. N. Kutusow, früher Re-
dakteur des »Westnik Ssadowodstwa«,
hielt einen ^^ortrag über Zimmerkultur
von Aeschynanthus, Chloranthus in-
conspicuus, Xylophylla angustifoliaund
Sanseviera zeylanica, welche der Vor-
tragende den Liebhabern als sehr
anspruchslose, aber schönblühende
Pflanzen empfahl, und wurden gleich-
zeitig getrocknete Blätter und Blüten
von diesen Pflanzen vorgezeigt.
Herr A. A. Worobiew machte die
Mitglieder mit einer von ihm erfun-
denen Vorrichtung zur Heizung des
Raumes zwischen den Doppelfenstern
bekannt. Trotz der ziemlich hohen
Anlagekosten, 30 Rubel pro Fenster, ist
dieselbe doch der Vorteile wegen, die
sie für die Kultur im Zimmer bietet, zu
empfehlen.
Ausgestellt waren von Herrn Obrist
Schultz ein schönes blühendes Exem-
plar von Pancratium speciosum und
von Herrn Belotin drei Töpfe mit im
Zimmer getriebenen Maiblumen.
R. M. Hinckeldeyn.
Sitzung der Kaiserlichen Russischen Gartenbau-
gesellschaft am 18. Dezember 1893.
In der Sitzung der Kaiserlichen
Russischen Gartenbaugesellschaft vom
18. Dezember zeigte der Vizepräsident
HerrN. J. Rajewsky Abbildungen von
drei Neuheiten: Anemone coccinea von
der Riviera, Papaver umbrosum fl. pl.
aus der Umgegend Athens, durch Vil-
morin, Andrieux & Co., Paris, eingeführt,
und Papaver Orientale scarlet, ausser-
dem sprach derselbe über sehr reich
blühende französische Syringa und das
Ausstellungen und Kongresse.
529
Avieder in Mode kommende Färben der
Blumen.
W. W. Paschkewitsch hielt einen
Vortrag über den Zarizin (Kaiserin-)
Garten in Uman im Gouvernement
Kiew. Der Garten hiess früher nach
der Gräfin Potozky, derentwegen der-
selbe zu Ende des vorigen Jahrhunderts
mit ungeheurem Kostenaufwande in
einem einzigen Jahre unter der Leitung
des belgischen Ingenieurs de Metzel
geschaffen wurde — Sophiengarten.
Derselbe ist mit allem, was Natur und
Kunst bieten, geschmückt; Teiche,
Inseln, Fontainen, Cascaden, Bäche,
Wasserfälle beleben die felsige, ma-
lerische Landschaft, Statuen und Vasen
in Marmor, Grotten, Pavillons und
Lauben zieren den in natürlichem Stile
angelegten Park.
In den 20er Jahre wurde der Garten
konfisziert und der A^erwaltung der
Militärkolonien des Südwestens unter-
stellt; in den 50er Jahren kaufte die
Kaiserin Alexandra Fedorowna den-
selben, daher hiess er nunmehrKaiserin-
Garten, und sie schenkte ihn der
früheren Odessaer Hauptschule für
Gartenbau.
Diese Schule wurde zweimal reor-
ganisiert und in eine landwirtschaftliche
Anstalt umgewandelt, wodurch natür-
lich die Gärtnerei in den Hintergrund
trat, dennoch aber nicht ganz aufge-
geben wurde. Der circa 90 Dessjatinen
grosse Garten enthält interessante
Fruchtanlagen, alte, neue und neueste.
Der alte Fruchtgarten ist ein wahres
Museum aller möglichen bekannten
und unbekannten Apfel- und Birn-
sorten, an der Zahl etwa 300 und
höchst interessant für Pomologen. Die
4 bis 6 Dessjatinen grosse neue Ab-
teilung enthielt meistens russische Obst-
arten, denen das südliche Klima nicht
zusagte, es verblieb daher nur Vj ^^'^'
ersten Pflanzung, der Rest ist ganz neu,
und 1Y2 Dessjatinen sind mit Kirschen
und Pflaumen bestellt, während 2 Dess-
jatinen, unter den Obstbäumen mit
Beerensträuchern bepflanzt, reichliches
Alaterial zur Herstellung von Beeren-
wein liefern.
Elf Abteilungen Gewächshäuser
bergen in 20000 Töpfen und Kübeln
manche Schätze. Das Schönste bleibt
aber immer der Park, der, wenn auch
in ihm des Klimas wegen der Rasen
weniger schön ist, doch viele malerische
Baumgruppen bietet.
Der Einfluss, den diese Anlage auf
das Gartenwesen übte, war ein guter
und wächst an Bedeutung durch eine
neuerlich dort eingerichtete höhere
Gartenbauschule, deren Gedeihen durch
Ort und Klima und durch die vor-
handenen Kollektionen und Museen in
hohem Grade begünstigt wird.
Für 30 blühende Freesia refracta
erhielt H. W. Eilers eine mittlere
silberne Medaille, J. Tschistow er-
zielte für 6 prächtige blühende Syringa
und 1 1 Sorten Hyacinthen in 50 Töpfen
eine kleine silberne Aledaille, A. G.
Batschinsky erhielt für ein im
Zimmer gezogenes Oncidium haemato-
chilum und ein Anthurium Andreanum
roseum gleichfalls eine kleine silberne
Medaille.
R. M. Ilinckeldeyn.
Ausstellungen und Kongresse.
Berlin. Das Programm für die vom
Verein zurBeförderung des Gartenbaues
vom : 1.— 18. April 1895 im Kroll'schen
Saale am Königsplatz zu veranstaltende
530
Ausstellungen und Kongresse.
Ausstellung von blühenden Zwiebel-,
Knollen- und Staudengewächsen sowie
Spätobst hat der No. i8 der Garten-
flora beigelegen. Weitere Exemplare
sind vom General-Sekretariat Berlin N.,
Invalidenstrasse 42, zu erhalten.
Der Gartenbauverein für Steg-
litz und Umgegend veranstaltete am
25. und 26. d. M. zwei mit einander ver-
bundene Ausstellungen, und zwar erstens
eine Ausstellung solcher Topfpflanzen,
die Schülern der Steglitzer Gemeinde-
schulen im Frühjahr zur selbständigen
Pflege übergeben sind. Der Verein
hat seit fünf Jahren eine bestimmte An-
zahl Pflanzen an Schulkinder unent-
geltlich verteilt und im Herbst die
besten Gewächse in einer öffentlichen
Ausstellung prämiiert. Die hohe erzieh-
liche Bedeutung dieser Thätigkeit ist
nicht nur von berufenen Pädagogen
anerkannt, sondern auch von den Be-
hörden und Einwohnern von Steglitz
und Umgegend mit grossem Interesse
verfolgt worden. Die zweite Ausstel-
lung umfasste die jährliche Obstausstel-
iung. Die Obstausstellungen des Steg-
litzer Gartenbauvereins unterscheiden
sich von allen anderen Ausstellungen
gleicher Art dadurch, dass ihnen ein
anderer Zweck zugrunde liegt. Der
grösste Wert wird nicht auf reiche
Sortimente, auch nicht immer nur auf
ausgezeichnete Früchte gelegt, sondern
der Zweck der Ausstellung ist der, die
für die lokalen Verhältnisse von Steglitz
besten Obstsorten kennen zu lernen.
Der Besucher findet daher nicht einen
grossen Tisch mit Früchten eines Aus-
stellers, sondern er findet ,,die Obst-
sorte'* von mehreren Ausstellern zu-
sammengestellt. Selbst der Laie ist
dadurch in der Lage, den Wert einer
Obstsorte zu erkennen. ~ Die Obst-
ausstellung war eine ganz vortreffliche;
geradezu hervorragend waren die Wein-
trauben des Geh. Kom.-Rat Veit und
die Fruchtarrangements von den Herren
Dietze, Moldt und Podschun, sowie
das Teppichbeet von Herrn Körner
(Brodersen).
In Zehlendorf bei Berlin fand vom
15. bis 17. September die erste Garten-
bauausstellung, veranstaltet vom Orts-
verein, statt, die sehr reich von Pri-
vaten und Handelsgärtnern beschickt
war. Im Garten des Restaurants zum
Deutschen Kaiser war ein Teppichbeet
vom Landschaftsgärtner Fasquel aus-
gestellt, zu beiden Seiten des Einganges
standen gemischte Gruppen von W.
Fried el-SchlachtenseeundM.Magde-
burg (Obergärtner Konopacki), auch
einehohe isjährigeSparmannia africana
von B. Scheffler (Oberg. Schimmel-
pfeng), während Bouvardien, Fuchsien,
Nelken, Myrthen etc. auf Beeten an-
gebracht waren. Auf einem daneben
liegenden Platze hatten Baumschul-
artikel, Gemüse und Geräte Platz er-
halten, im grossen Saale war die Kaiser-
gruppe von Herrn Keck gestellt,
während Geheimrat Loehr (Ober-
gärtner Meisterfeld) prächtige Mina
lobata, sehr niedrige Fuchsien »Emma
Toepfer« etc. ausgestellt hatte. F.
Fasquel brachte Blattbegonien, W.
Friedel desgleichen, F. Fasquel und
G. Glas etc. Cyclamen, die von G.
Glas waren am schönsten in Blüte,
Kiausch eine grosse Palmengruppe,
Hans Ristig und Rieh. Müller schöne
Adiantum, H.We i gt Tuberosen, H o r n e-
mann-Schlachtensee hübsche Cacteen.
Die Bindereien waren im ganzen gut,
ein Kissen etwas zu hoch; recht hübsch
waren eine Tauftisch- und eine Tafel-
dekoration. Im allgemeinen bewegten
sich die Leistungen in Pflanzen im
mittleren Niveau, dagegen verdient die
Obstausstellung, die in einem Neben-
saal Platz erhalten, vollste Anerken-
nung. Hier hatten besonders auch
Ausstellungen und Kongresse.
531
viele Private ausgestellt; A. Wicneke
z.B. in einer hübschen Gnomen-Gruppe,
P. Moser brachte 34 Sorten Äpfel,
18 Birnen, Herr Keck 57 Sorten Äpfel,
35 Birnen, 8 Pflaumen, R. Sommer
führte ein fruchttragendes Bäumchen der
immerblühenden Kirsche vor; doch der
Raum mangelt, um mehr ins einzelne
zu gehen. Vergeben wurden 48 Preise.
Wir wünschen den Bewohnern von
Zehlendorf weiter so gute Erfolge. L.W.
Obst-Ausstellung. Der landwirt-
schaftliche Central -Verein für die
Provinz Sachsen, die Herzogtümer
Anhalt und Gotha, die Fürstentümer
Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarz-
burg-Sondershausen hält in der Zeit
vom 11. — 14. Oktober dieses Jahres in
Halle a. S. eine Obstausstellung und
in Verbindung damit einen Obstmarkt
und eine Wanderversammlung für
Obstbau-Interessenten ab.
Königsberg i. P. Die Ausstellung
zur Feier des 60 jährigen Bestehens des
Vereins erhob sich weit über den
Rahmen einer Provinzial-Ausstellung
und zeigte u. a. auch ganz vorzügliche
Bindereien. Ein besonderer Bericht
folgt.
Rostock. Obst- und Gemüse-Aus-
stellung vom 5. — 7. Oktober.
Berlin. Ausstellung der Gesellschaft
der Kakteenfreunde Deutschlands
Sonntag, den 14. Oktober im »Branden-
burger Haus«, Mohrenstrasse 47, 10 bis
4 Uhr. Gäste wollen sich beim Komitee
melden.
Magdeburg. Das vorläufige Pro-
gramm für die Allgemeine Gartenbau-
Ausstellung zur Feier des 50 jährigen
Bestehens des Magdeburger Gartenbau-
Vereins anfangs September 1895 ist
soeben erschienen rmd von Herrn
Garten-Ingenieur Lässig, Magdeburg,
Bahnhofstrasse, zu beziehen.
Die allgemeine Gartenbau - Aus-
stellung in Mainz war reich beschickt
und der Besuch Sr. Kgl. Hoheit des
Grossherzogs von Hessen trug nicht
wenig zur Hebung des Ganzen bei,
freilich that dieser Besuch der gleich-
zeitig tagenden Generalversammlung
der deutschen dendrologischen Ge-
sellschaft etwas Abbruch.
Die Ausstellung des Märkischen
Obstbauvereins zu Berlin vom 20. bis
24. September war mit ganz vorzüg-
lichen, meist auch sehr richtigbenannten
Früchten reich beschickt. Den höchsten
Ehrenpreis erhielt Herr Carl Math ieu-
Charlottenburg für eine Sammlung von
400 Sorten Birnen und 200 Sorten
Äpfeln. Ganz besonders erfreulich war
es, dass auch der Oberhessische Obst-
bauverein eine grosse Sammlung Obst
sowie Obstwein eingesandt hatte und
ebenso Herr Lucas, Direktor des pomol.
Instituts in Reutlingen, Württemberg,
eine reiche Sammlung. Erstere Samm-
lung war systematisch vortrefflich ge-
ordnet; für die norddeutschen Züchter
bot sich aber die erfreuliche Thatsache
kund, dass unser Obst in Bezug auf
Schönheit vollständig mit dem süd-
deutschen in Wettbewerb treten kann.
Ein besonderer Bericht folgt. Der am
20. September abgehaltene Kongress
bot nicht viel bemerkenswertes, da
viel Zeit mit geschäftlichen oder klein-
lichen Dingen vergeudet wurde. Eine
lebhafte Diskussion rief die Obstbaum-
düngung hervor und ward ein Antrag
des Herrn Junge einstimmig ange-
nommen, dahingehend: Der landwirt-
schaftliche Provinzialverein der Prov.
Brandenburg wird gebeten, seine Ver-
suchsstationen und Versuchsgärten zu
53^
Personal-Nachrichten.
A-eranlassen, vergleichende \'ersuche
mit der Anwendung verschiedener
Düngemittel in Bezug auf den Wuchs
und die Tragtaarkeit der Obstbäume
anzustellen. (Näheres siehe unter Ver-
einswesen).
Personal-Nachrichten.
Nekrolog.
Dr. Th. A. von Middendorff f-
Am lö. Januar starb auf seinem un-
weit der Universität Dorpat im Gou-
vernement Livland ^belegenen Gute
Hellenorm das Ehrenmitglied der Kaiser-
lich russischen Gartenbaugesellschaft,
der Ehren-Akademiker, Geheimrat
Dr. Theodor Alexandrowitsch von
Middendorff.
Dr. von Middendorff wurde als Sohn
eines Gutsbesitzers am 18. August 1815
in Livland geboren, erhielt seine erste
Erziehung im 3. St. Petersburger Gym-
nasium und später im pädagogischen
Institute in St. Petersburg, woselbst er
sich auch noch einige Zeit im De-
partement für Handel und Manufaktur
beschäftigte, bis er im Jahre 1833 die
Universität Dorpat bezog.
Nach Verteidigung seiner 1837 er-
schienenen medicinischen Dissertation
promovierte Middendorff zum Doktor
der Medicin und bezog als solcher zu
noch weiterer Ausbildung die Uni-
versitäten Berlin, Erlangen, Wien und
Breslau.
Das Jahr 1839 sah Dr. von Midden-
dorff als extraordinären Professor der
Zoologie an der Universität in Kiew,
von wo aus er schon nach einem Jahre
den berühmten Naturforscher Professor
von Baer als Adjunkt auf dessen Reise
nach Lappland begleitete; auf dieser
Reise sammelte er nicht nur Daten über
die geographische Verbreitung der
Vögel in Lappland, sondern brachte
auch höchst interessante Mitteilungen
über die geognostischen und geolo-
gischen Sonderheiten dieser Gegend.
1841 wurde Dr. von Middendorff als
Professor der Zoologie an der Wladimir-
Universität in Kiew bestätigt, doch
schon 1843 — 1844 unternahm er im
Auftrage der Akademie der Wissen-
schaften in St. Petersburg eine Reise
in den Norden und Osten Sibiriens.
Nach seiner Rückkehr wurde er zum
Mitglied der Akademie der Wissen-
schaften gewählt und beschäftigte sich
eifrig mit Ordnung und Beschreibung
seiner Sammlungen.
1855 wurde Dr. von Middendorff
Sekretär der Akademie der Wissen-
schaften und durch die mit diesem
Amte verbundenen administrativen
Pflichten vielfach von wissenschaftlichen
Arbeiten abgehalten, umsomchr, als er
noch von der Regierung den Auftrag
erhielt, die Kavallerie- und Artillerie-
Offiziere näher mit der Hippologie
bekannt zu machen.
Die sibirische Reise hatte jedoch
derart schädlich auf den Organismus
des Dr. von Middendorff gewirkt, dass
er sich gezwungen sah, schon im
Jahre 1857 seinen Dienst als Sekretär
der Akademie der Wissenschaften auf-
zugeben. Sein Gesuch wurde huldvollst
von Sr. Majestät bewilligt mit der Er-
laubnis, als Akademiker auf seinem
Gute Hellenorm in Livland zu leben.
Um jüngeren Kräften den Weg zu
bahnen, entsagte Dr. von Middendorff
im Jahre 1865 seiner Akademikerwürde.
1807 hatte er die hohe Ehre, den
Grossfürsten Alexei Alexandrowitsch
und 1809 den Grossfürsten Wladimir
Alexandrowitsch auf ihren Reisen durch
Russland zu begleiten. 1870 machte er
nochmals eine Reise mit dem Gross-
fürsten Alexei Alexandrowitsch in das
weisse Meer.
Personal-Nachrichten.
533
1865 wurde Dr. von Middendorff
Ehrenmitglied der Akademie der Wissen-
schaften. 1809 Mitglied der St. Peters-
burger Universität und anderer gelehrter
Gesellschaften, sowie mit dem Prädikate
eines Geheimrates Mitglied des Vete-
rinär-Komitees im Ministerium des
Innern.
Trotz seiner vielen dienstlichen
Pflichten wusste Dr. v. Middendorff
doch noch Zeit zu gewinnen, sich auch
als Schriftsteller auszuzeichnen durch
eine lange Reihe wissenschaftlicher
Arbeiten verschiedenen Umfanges in
lateinischer, deutscher und russischer
Sprache, die ihm einen unvergänglichen
Namen in der gelehrten Welt sichern;
doch das schönste Denkmal erwarb
sich Dr. von Middendorff in den Herzen
derer, die Gelegenheit hatten, ihm
näher zu treten, durch seine seltene
Liebenswürdigkeit gegen hoch und
gering, daher um so tiefer und auf-
richtiger die Trauer um sein noch
immer zu frühes Hinscheiden.
Seine Hauptschrift ist: Reise in den
äussersten Norden und Osten Sibiriens,
1843 und 1844, Band I Teil 2, Botanik,
bearbeitet von Trautvetter etc., noch
wichtiger für Botaniker imd Gärtner
Band IV. Teil 1, Ueb ersieht der
Natur Nord- und Ostsibiriens,
Petersburg 1807, eine der Hauptarbeiten
für die Pflanzengeographie,
R. M. Hinckeldevn.
Der ausserordentliche Professor der
Botanik Dr. Molisch an der techn.
Hochschule in Graz ist zum ordentlichen
Professor der Anatomie und Physiologie
der Pflanzen an d. deutschen Universität
Prag ernannt.
Der bisherige Inspektor der Kgl.
Gärtner-Lehranstalt zu Potsdam Carl
Koopmann ist bei seinem Abgange
zum Kgl. Gartenbau-Direktor ernannt,
was ihm bei der feierlichen ^'erab-
schiedung inGegenwart desivuratoriums,
der Lehrer und der Zöglinge am
22. September von dem Vorsitzenden
des Kuratoriums, Wirkl. Geh. Ober-
Regierungs-Rat Dr. Singelmann, der
eine tief zu Herzen gehende Rede hielt,
verkündet wurde. — Am Abend des
gedachten Tages überreichte ihm, als
bisherigen 1. Vorsitzenden des Garten-
bau-Vereins Potsdam, genannter Verein
bei Gelegenheit seines 28. Stiftungs-
festes durch den 2. Vorsitzenden, Herrn
R. Meyer, das Diplom als Ehrenmit-
glied und eine grosse Photographie
der Mitglieder in geschmackvollem
Rahmen.
Im Dienste der deutschen Kolonieen
in Westafrika sind gegenwärtig be-
schäftigt:
Wilhelm Haupt, Victoria im
Kamerungebiet;
Otto Nette, gärtnerischer Leiter
der Station Mole;
Alois Staudt auf der Station
Yaunde ;
Herm. Lembach, erster Gärtner
des botanischen Gartens zu \lctoria;
Fritz Weichelt im Gouvernements-
garten in Kamerun.
Karl Holst ist kürzlich in Darsues-
Salaam in Westafrika gestorben. Holst
war im Jahre 1865 in Flensburg ge-
boren, trat im Jahre 1883 in die Gärtner-
lehre, besuchte sodann die Gärtner-
Lehranstalt in Potsdam und arbeitete
darauf als Gehülfe, u. a. auch in dem
Donner 'sehen Garten in Neumühlen
bei Altona. Er ging dann als Gärtner
der Missionsstation Mlabo imUsambara-
Gebiete nach Ostafrika, wo er sehr
wertvolle Pflanzensammlungen anlegte.
Von der Regierung unterstützt, war er
längere Zeit in der Lage, sich nur dem
Sammeln zu widmen. Er brachte über
5000 Nummern zusammen, die von Pro-
fessor Engler-Berlin unter dem Titel:
»Die Gliederung der Vegetation von
Usambara und der angrenzenden Ge-
534
Personal-Nachrichten.
biete'< bearbeitet und in den Abhand-
lungen der königlich preussischen
Akademie der Wissenschaften veröffent-
licht worden sind.
Zorn in Bismarckburg in Tago.
Ausserdem ist noch der frühere
Gärtner (und als solcher im Gouverne-
mentsgarten in Kamerun beschäftigt
gewesen) :
Pfeil (aus Stuttgart) zum zweiten
Male in den Kolonialdienst getreten
und jetzt als Polizeimeister in Victoria
(Kamerun) thätig. Die Stelle ist eine
etatsmässige und für den Inhaber mit
Pensionsberechtigung verbunden, was
bei den Gärtnerstellen nicht der Fall
ist. Auch ist ihr Inhaber den der Ge-
sundheit nachteiligen Einwirkungen des
Klimas viel weniger ausgesetzt als die
Gärtner.
Alle diese Gärtner waren zuvor im
botanischen Garten zu Berlin und die
meisten im dortigen Kolonialpflanzen-
Revier als Reviergehülfen thätig, wo sie,
soweit dies möglich war, etwas für den
Kolonialdienst vorbereitet wurden.
G. Lange, Kunstgärtner, ist jetzt
Gefreiter der deutschen Schutztruppe
in Gr. Windhoeck in Deutsch-Südwest-
afrika.
Georg Steger leitet Privat-Plan-
tagen in Tanga in Deutsch-Ostafrika.
Die Samenhandlung, Kunst- und
Handelsgärtnerei von Karl Cropp in
Erfurt ist an Emil Doss übergegangen,
der das Geschäft unter unveränderter
Firma weiterführen wird.
Unter der Firma Köhler & Rudel
haben Ernst Köhler und Reinhold
RudelinWindischleuba (Sachsen- Alten-
burg) eine neue Staudengärtnerei be-
gründet, in der die Kultur von Schnitt-
blumen- und Dekorationsstauden, sowie
von Alpinen und Freiland-Neuheiten
betrieben werden soll.
W. Weissenborn, bisher Ober-
gärtner der Handelsgärtnerei von Fr.
Brenner in Cleve, hat am i. Sep-
tember die Leitung der Schloss-
gärtnerei »Bellevue« daselbst über-
nommen.
Leopold Giere, Obergärtner im
Dienste der Stadt Paris, ist zum Offizier
des Verdienstordens für Acker- und
Gartenbau ernannt worden.
W. Llugh Gower, einer der be-
kanntesten englischen Gartenbauschrift-
steller, seinerzeit Obergärtner über die
Gewächshäuser der königl. botanischen
Gärten in Kew, später Redakteur des
»Garden«, ist, 60 Jahre alt, Ende Juli
in Tooting bei London gestorben.
Joseph Jeffersohn, ein ausge-
zeichneter englischer Obstkenner und
Pflanzenzüchter, der fast 40 Jahre lang
als Gärtner in den Diensten des ver-
storbenen Joseph Garside, Esq., ge-
standen hat, ist im Alter von 64 Jahren
in Carlton House, Worksop, gestorben.
R. Hermann, königl. preussischer
Garteninspektor, vordem an der land-
wirtschaftlichen Akademie in Poppels-
dorf bei Bonn und zuletzt als Direktor
des Wein- und Obstgutes Liebfrauen-
thal bei Worms thätig, ist in den Dienst
der türkischen Regierung getreten, um
im Angora-Gebiete Rebenpflanzungen
und andere einschlägige Kulturen ein-
zurichten.
AugusteCharlesJosephLinden,
ältester Sohn des Herrn Jean Jules
Linden, geboren in Luxemburg im
Jahre 1850, ist daselbst am 10. August
nach längerer Krankheit verschieden.
Zuerst als Freiwilliger in die belgische
Armee eingetreten, konnte er dem
Forscherdrange nicht widerstehen und
verliess deshalb die militärische Lauf-
bahn als Lieutenant der Grenadiere,
um eine längere Reise nach dem ma-
layischen Archipel anzutreten. Dort
besuchte er u. a. die Inseln Ternate,
Batjan, Gilolo (Halmahera), Morotai und
verschiedene Punkte an der Küste von
Neu-Guinea, sowie die Insel Sandor.
Unter den Pflanzenschätzen, die Aug.
Personal-Nachrichten. — Sprechsaal.
535
Linden von dieser Reise heimbrachte,
sind die hauptsächlichsten :Dendrobium
Stratiotes und D. streptoceras, Vanda
Massaiana, V. Lindeni und V. Waroc-
queana. Aerides Augustianum, Cypri-
pediumpraestans,vSpathogiottisAugusto-
rum, Stauropsis Warocqueana u. a.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Europa
begab sich Aug. Linden nach dem
Kongo, dessen Gebiet um jene Zeit eine
grössere Aufmerksamkeit zugewandt
wurde, musste jedoch nach einer sechs-
monatlichen Forschungsreise infolge
einer Erkrankung nach Europa zurück-
kehren. Ansellia congoensis,derpracht-
voUe Haemanthus Lindeni und Lisso-
chilus giganteus waren die hauptsäch-
lichsten Ergebnisse dieser Reise. Wäh-
rend einer Reise in Spanien erlitt
Aug. Linden in Medina celi einen
Eisenbahnunfall, bei dem er sein rechtes
Bein einbüsste, welches Missgeschick
seinem thätigen Arbeiten ein Ziel setzte.
Nach zweijährigem Aufenthalt in Brüssel
kehrte er nach seiner Heimatstadt
Luxemburg zurück, wo er noch den
Jardin d'acclimatisation schuf, an dessen
Emporblühen er sich leider nur zwei
Monate erfreuen sollte.
wir in Heft 17 S. 475 beschrieben, ist
zum Kgl. Kommerzienrat ernannt.
Zu Ehren des scheidenden Kgl.
Garten-Inspektors Carl Koopmann
an der Kgl. Gärtner-Lehranstalt zu
Potsdam wurde am 15. September von
seinen Freunden und den Zöglingen
der Anstalt ein Festkommers veran-
staltet.
Der Kaufmann und Dampfmühlen-
besitzer F. W. Schutt, Steglitz- Berlin,
Mitglied des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues, dessen schönen Garten
Ernannt: Der ausserordentliche
Professor der technischen Mikroskopie
und Warenkunde an der technischen
Hochschule in Wien, Franz Ritter
von Höhnel zum ordentlichen Pro-
fessor der Botanik an der Hochschule
für Bodenkultur in Wien, und Dr. Carl
Wilhelm, ausserordentlicher Professor
der Naturgeschichte der Forstgewächse
an der Hochschule für Bodenkultur in
Wien unter gleichzeitiger Verleihung
des Titels und Charakters eines ordent-
lichen Professors zum ausserordent-
lichen Professor der Botanik an dieser
Hochschule.
Der Obergärtner am Kgl. bot. Garten
zu Berlin, Löbner, ist an Stelle des
Hrn. Echtermeyer als Obergärtner an
die Versuhcsstation und Schule für Obst-,
Wein- u. Gartenbau inWadensweil bei
Zürich berufen.
Der Schlossgarten - Inspektor R a -
dicke in Oliva, Kr. Danzig, erhielt den
Kgl. Kronenorden 4. Kl.
Sprechsaal.
Frage 31. Hat es wirklich Zweck,
Oleander-Stecklinge in ein Gefäss mit
Wasser zu setzen? H. W.
Frage 32. Ist irgendwo ein blühendes
oder wenigstens blühbares Exemplar
von Monodora Myristica Dun.? Ich
möchte dann um Blütenstaub bitten,
da unser Garten nur ein Exemplar
besitzt und mir alle meine bisherigen
Befruchtungsversuche misslungen sind.
Botanischer Garten Tübingen.
E. Schelle.
536
Quittungen. — Berichtigung.
Verzeichnis der eingegangenen Geldbeiträge
für die durch Hagelschaden geschädigten Gärtner der Umgegend Berlins.
(Fortsetzung.)
Herren Schmidt & Schlieder, Leipzig .... 20. — M.
Herr Kgi. Hoflieferant Gustav A. Schultz, Berlin 0., 20, — »
» Geh. Komm. -Rat Veit, Berlin 60, — »
» Kreistags -Abgeordneter, Kanzleirat Kaehne,
Berlin 100, — »
» Obergärtner Nord wich, Südende .... 20,-- »
Der Gartenbau-A^erein Freiburg in Baden .... 30, — »
Frau W. Hiby, Hau bei Cleve 20, — »
Herr BöttchermeisterWoith, Berlin, Potsdamerstr. 51 10,— »
» Handelsgärtner Otto Kieckhöfer, Stettin . . 3, — »
Summa . . . 283,^ — M.
mit den in Heft 18 quittirten . . . 771,50 »
1054,50 M.
Dazu von Herrn Radetzky gesammelt 400, — «
Berichtigung.
Im Verzeichnis der Gaben für die Verhagelten, Heft 18 der Gartenllora,
Seite 504, ist zu lesen statt Herr Böttchermeister Woith etc. Herr Böttcher-
meister ^W. Woiwode, Berlin, Lützow-Strasse 60 10 M.
Verzeichnis der eingegangenen Pflanzen-Spenden.
Gärtner-Vereinigung, Landsberg a. W.
Gertrud Cossmann, Berlin, Friedenstr.
Th. Eichler, Woltersdorfer Schleuse.
C. Klissing Sohn, Barth i. Pom.
Joh. Neuheisel, Pankow.
Ulrich Pitt, Wernigerode.
B. Schäffer, Herischdorf.
Garten-Inspektor Silex, Tamsel.
Gärtnereibesitzer T. J. Seidel, Dresden-Striesen.
Kgl. Oekonomierat Spaeth, Rixdorf-Berlin.
Gärtner-Vereinigung Altenburg.
Bethge, Halle a. S.
Th. Beyer, Gymnasial-Professor, Neustettin.
Gärtnereibesitzer Alb. Schwarzburg, Pankow.
J. C. Schmidt, Kgl. Hoflieferant, Erfurt.
Hofmarschall a.D. von St.Paul, Fischbach i.Schl.
Kgl. Oekonomierat Goethe, Geisenheim.
Gärtnereibesitzer Paul Nickel, Berlin.
Otto Prodelt, Handelsgärtner, Sinsleben.
Gärtnereibesitzer und Amtsvorsteher Martin
Hoffmann, Treptow.
& Bergemann, Gärtnereibesitzer und
Pape
Paul
Handelsgärtner,
Rud. Reichel,
Handelsgärtner,
Für alle freundlichen Beiträge
abgestattet.
Quedlinburg.
Gärtnereibesitzer
Kötschenbroda.
und
Carl Richter, Gärtnereibesitzer und Handels-
gärtner, Gumbinnen.
Graf V. Brühl, Standesherr, Pforten.
W. Peicker, Herzoglicher Hofgärtner, Räuden
in Schlesien.
Haage & Schmidt, Gärtnereibesitzer, Erfurt.
Chr. Mohrenweiser, Gärtnereibesitzer, Alten-
weddingen.
C. Schultz, Garten-Inspektor, Wittstock.
A. Meyer, Handelsgärtner, Zschoppach.
Otto Palm, Handelsgärtner, Zerbst.
C. Bachmann, Handelsgärtner, Trebsen i. S.
E. H. Meyer, Braunschweig.
G. Barkowsky, Handelsgärtner, Grabow a. O.
F. Karsten, Handelsgärtner, Stettin.
Rudy & Co., Handelsgärtner, Finkenwalde.
Gebr. Kock, Handelsgärtner, Grabow a. O.
Züllchower Anstalt, Züllchow.
S. Krolick, Berlin S., Prinzen-Allee.
Wilh. Budde jun., Kunstgärtner, Gelsenkirchcn.
Adolph .lausen, Handelsgärtner, Frankfurt a.M.
Jac. Sturm, Handelsgärtner, Erfurt.
Frau von Schöning, Sallentin b. CoUin.
Carl Görms, Potsdam.
Eduard Hertz, Hoyerswerda.
den Spendern der verbindlichste Dank
Das vollständige Register zu den vierten zehn
Jahrgängen der Gartenflora, 1882-91, Band XXXI- XL
ist soeben erschienen und wird gegen Einsendung von i Mark in Marken an das General-
Sekretariat des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, Berlin N., Invaliden-
strasse 42, frei zugeschickt.
805. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
in den preussischen Staaten am 27. September 1894.
Vorsitzender: Direktor, Herr Wirkl. Geh. Über - Finanzrat von Pommer
Esche.
I. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Baumeister C. Eichholz, Uferstr. 4.
2. » Kirchhofs-Inspektor A. Wobschal, N., Ackerstr. 37,
durch Herrn Teetz.
3. » Obergärtner Alb er s im bot. Garten, Berlin,
durch Herrn Per ring.
II. Ausgestellte Gegenstände waren erfreuliciierweise in grosser Zahl
vorhanden.
1. Herr Obergärtner Schreiber legte eine reiche Zahl herrlicher
Weintrauben aus dem Weinhause des Herrn Geh. Kommerzienrat
Veit-Steglitz vor. Derselbe fühlte sich veranlasst, wieder einmal Trauben
vorzuführen, weil der Verein zur Beförderung des Gartenbaues von Anfang
an dem Unternehmen das grösste Interesse entgegengebracht. Ferner
wollte er zeigen, dass es ihm gelungen, trotz des denkbar ungünstigen
Sommers selbst die spätesten und grossbeerigsten Sorten vollkommen
reif zu bekommen, an denen manche Beeren so gross wie Pflaumen waren.
Hauptsorten waren: Gros Colman, sehr spät, die grossbeerigste Sorte,
Trebiano, nicht leicht faulend, Gold Champion, eine der besten
frühen, von der 14 Zentner geerntet wurden, Fosters Seedling, auch eine
der besten frühen, im ungeheizten Raum Anfang Oktober reif, Madres-
field Court, eine der feinsten, Sweet Court, will warm stehen und
muss bald gegessen werden, Muscat of Alexandria, eine der spätesten,
verträgt das Ausbeeren nicht recht, Black Hamburgh (unser Franken-
thaler) 2Y2 kg, die übrigen meist 2 kg schwer, wird in Russland nächst
Muscat of Alexandria am meisten getrieben (auch in England,
Belgien etc.). Die grösste Traube war Miss Pince's Black Muscat, in
Schlesien viel getrieben, hält sich bis Februar. — Das Faulen der
Weintrauben erfolgt nach Herrn Schreiber z. T. infolge vielen Spritzens,
er spritzt gar nicht, sondern hält nur die Wege feucht; die Stengel -
krankheit aber ejitsteht .teils durch zu grosse Feuchtigkeit,, teüs durch
zu grosse Trockenheit und endlich auch nach Entfernen der Triebe und
rog 8o5. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Blätter, wenn der Wein üppig wächst. Zu der Zeit, wo der Wein sich
färbt, darf nicht mehr geschnitten werden, selbst wenn er dann unordentlich
aussieht. Gerade das Laub erzeugt ja die Stärke und dadurch den Zucker,
die Traube selbst braucht wenig oder keine Sonne. — Bei grosser Hitze
muss man Schatten geben, er schattiert schon nach dem Ausbeeren, damit
die Traube in die Länge wachsen kann. Herr Schreiber teilte ferner
mit, dass auch Herr Hofgarten-Direktor Vetter-Potsdam dem Erfolge
in der Weinkultur unter Glas das grösste Interesse entgegenbringt und
dort jetzt auch mehrere grössere loo m lange Weinhäuser nach der Art
desjenigen des Herrn Geh. Rat Veit erbaut werden sollen, und dass an
anderen Orten Deutschlands ca. 20 ebenfalls nach dieser Art erbaut
worden.
2. Ausserdem legte Herr Schreiber Pfirsiche vor: »Königin der
Obstgärten«, sehr schmackhaft, »Malta« eine der besten späten, »Schöne
von Baden«. Von den frühen, jetzt schon verspeisten sind die besten:
Rivers, rote Madeleine, früher Silberpfirsich und Noble. — Herr
Schreiber hält es für besser, bestimmte Sorten Pfirsiche zu bauen anstatt
wie in Werder sie aus Samen zu ziehen, da das immer unsicher sei.
Herr Kgl. Garten-Inspektor Perring bemerkte, er habe in England
vor einiger Zeit mehrere Weinhäuser gesehen, später auch das des Herrn
Veit, und müsse gestehen, dass er kein Plans besser imstande gefunden
habe, als das letztere. In der berühmten Treiberei des Herrn Baron
von Schröder waren die Trauben in keiner Weise grösser, die Stöcke
auch nicht voller; letztere sind allerdings älter. Manche Häuser dort
waren aber Mitte Juli schon abgeerntet. Man heizt in England die Wein-
häuser auch mitten im Sommer. Die belgischen Weintreibereien kenne
er nicht, dort wird der Wein aber mehr nur am Stocke konserviert.
3. Herr Gärtnereibesitzer Schwarzburg-Pankow stellte blühende
Blatt-Begonien aus, ältere Sorten, die ersten Kreuzungen von Begonia
discolor X rex, die sich noch immer gut bewähren. Die beste ist
Ed. Pynaert, die sehr viele Blätter erzeugt und deshalb für den Handel
wertvoll ist. Im Herbst hat sie Neigung einzuziehen, besonders wenn so
viele Blätter abgeschnitten werden. Er vermehrt sie durch Stecken von
Trieben. Die andere ist M. Pozzy, die er von Herrn Kretschmann
einst erhalten. Beide liefern schön gefärbte Blätter für die Binderei und
kann man von einem Topf zweimal im Jahr je bis 4 Dutzend Blätter
schneiden. Die Pflanzen wurden mit Klauenmehl gedüngt.
Herr Gartenbaudirektor Brandt-Charlottenburg teilte mit, dass er die
Begonie Eduard Pynaert vor ca. 15 Jahren eingeführt habe, und sie
sich als beste bewähre. Man kann die Begonia discolor X rex auch
sehr gut im Freien für Gruppen verwenden, selbst in der Sonne, dort
färben sich die Blätter noch schöner, bleiben aber kleiner, nur muss man
die Pflanzen allmählich an die Sonne gewöhnen.
4. Herr Obergärtner Usadel legte aus dem Garten des Herrn Hau-
kohl in Wannsee ganz vorzügliche Gurken vor, deren Samen Herr
Haukohl aus England erhalten. (Herr Hoflieferant Klar hielt sie für
Prescotts Wonder). Bereits am Stiftungsfest des Vereins am 21. Juni
hatte eine Anzahl Mitglieder Gelegenheit, das Gurkenhaus des Herrn
8o5. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc coq
TIaukohl mit dieser reichtragenden Sorte zu sehen. Die grosse Frucht-
harkeit wird dadurch mit erzielt, dass der Kopf der Pflanze abgeschnitten
und die Seitentriebe auf a Augen hinter der Frucht gestutzt werden,
besonders aber auch durch Begiessen mit Wasser, in M'elchem reiner
Pferdemist aufgelöst ist, Avas so stark erfolgen muss, bis das Wasser unten
durchläuft. Nach 2 Stunden muss dann mit abgestandenem Wasser nach-
gegossen werden.
5. Herr Gude sen. besprach ein von seinem in Britz bei Berlin wohn-
haften vSohne eingesandtes Exemplar der Eucharis amazonica. Diese
herrliche weisse Blume liebt eine leichte, nahrhafte, durchlässige Erde,
feuchte Wärme und recht viel Schatten; darum ist ihnen in Britz ein
Gemisch von Laub- und Ileideerde mit Unterlage von Kuhdünger und mit
gutem Abzug gegeben. Die Pflanzen blühen in diesem Jahre schon zum
dritten Male, zuerst kurz nachdem sie bei Auflösung der Chone'schen
Gärtnerei im März d. J. erworben waren, dann nachdem sie in die an-
gegebene Erde verpflanzt und auf einen warmen Fuss im Kasten gebracht
waren, Ende Juni, und jetzt wieder, vielleicht im Winter noch einmal. Ob
es immer dieselben Knollen sind, lässt sich nicht gut entscheiden. Im
Sommer haben sie 2 — 3 Alal einen warmen Fuss erhalten, die Blumen
werden aber im Sommer nicht bezahlt, im Januar dagegen am höchsten.
Herr Chone verpflanzte sie 2— 3 Jahre gar nicht, sondern entfernte nur die
oberste Erde und ersetzte diese durch verrotteten Kuhdünger.
Herr Hofgärtner Hoff mann berichtete, dass er kürzlich die Gude-
schen Eucharis-Kulturen gesehen habe und dass ein grosser Prozentsatz
von derselben Schönheit sei. Die Pflanzen stehen nicht unmittelbar auf
dem warmen Fuss, sondern auf Brettern, weil Herr Gude jun. gefunden
hat, dass, wenn man sie direkt auf den Dung stellt, leicht eine
Fäulnis der Wurzeln eintritt. Der verstorbene Eggebrecht habe em-
pfohlen, möglichst viele Knollen in einem Topf zu belassen.
6. Herr Obergärtner Amelung vom Joachimsthalschen Gymnasium
überbrachte einen grossen Strauss Blumen der alten Theerose Belle
Lyonnaise, die alle von einem Stocke geschnitten waren. Im Sommer
blüht sie wenig, dafür im Herbst bis zum Eintritt des Frostes um so mehr,
dabei öffnet sie sich trotz der Grösse gut und leidet fast gar nicht durch
Regen, während andere gelbe, z. B. Franziska Krüger, abfallen; auch gegen
Pilze und Ungeziefer ist sie wenig empfindlich. Im Winter muss sie mit
Stroh und Reisig gedeckt werden.
7. Herr Hoflieferant Klar legte eine ganz dunkle Kartoffel, wahrschein-
lich »Grobschmied«, vor, die ein Herr für Stachys gehalten hatte.
8. Herr Carl Mathieu-Charlottenburg machte auf die Lenzener Burg-
birne von Herrn Brodersen-Stegiitz aufmerksam, die jetzt reift und eine
ganz vorzügliche Frucht darstellt.
9. Herr Dr. U. Dammer, Friedenau, überbrachte eine Anzahl Äpfel
aus seinem Garten zum Bestimmen, da die Etiketten verloren gegangen.
Selten war die Ernte so reich wie in diesem Jahre, der Boden ist Lehm-
boden, die Bäume sind lojährig und meist Hochstämme. Herr C. Mathieu
übernahm die Bestimmung.
10. Herr Ivohlmannslehner, in Firma Kohlmannslehner & Schwenke,
540
8o5. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
führte die wunderbar schöne weisse Cactus-Dahlie »Mrs. A. Peart«
vor, die wenige Tage darauf farbig abgebildet in L'Illustration horticole
Nr. 279, t. XVIII erschien. Die Blumenblätter (richtiger die Zungen-
blüten) sind spitz und zapfenartig hervorragend, was der ganzen Blume
ein prächtiges Ansehen giebt, die Blume ist regelrecht rund, allerdings die
Zungenblüten nicht ganz gleichmässig geformt; die Pflanze wächst circa
1 — ii/j^ m hoch, hat hellgrünes Laub, blüht an ziemlich langen, 35 — 40 cm
langen Stielen und trägt die Blumen meist sehr gut. Es ist eine Züchtung
von Thomas Ware in Tottenham, London, und findet sich schon bei
mehreren Georginen-Spezialisten um Berlin, scheint sich hier, nach Herrn
Perring, sogar besser zu entwickeln als beim Züchter selber.
11. Derselbe zeigte ferner Blumen der Riesen-Komet-Aster, weiss,
vor, von denen er vor einiger Zeit Exemplare mit 18 cm Durchmesser
gehabt habe; die Zungenblüten erscheinen fast straussfedernartig, was
sehr schön aussieht, ferner niedrige Kometastern in Mischung, sodann
Neuheiten von Astern vom vorigen Jahre: Mignon, weiss, rosa und
lasurblau.
12. Endlich übergab Herr Kohlmannslehner einen Strauss blühender
Lupinen, L. mutabilis etc., die in einer solchen Schönheit als Ilerbst-
blüher immerhin Beachtung verdienen.
13. Herr Ökonomie-Rat Iloffmann zeigte sehr grosse, ganz vorzüg-
lich ausgeführte Photographieen von schönen Koniferen im Garten des
Hotel Beau rivage zu Lausanne, die er hatte anfertigen lassen: Sequoia
gigantea, S. sempervirens und Araucaria imbricata. Dieselben werden
in der Gartenflora wiedergegeben werden.
14. Herr Landschaftsgärtner Brodersen -Steglitz übergab sehr scharfe
Photographieen von der kürzlich stattgehabten Steglitzer Ausstellung
(siehe Gartfl., Heft 19, S. 530) und machte darauf aufmerksam, dass der
Photograph C. Niemeyer, Steglitz, Albrechtstr. ]6, sich besonders auf
Aufnahmen, solche Pflanzengruppen etc., eingeübt habe.
IIT. Herr Garten-Inspektor Per ring lobte das Verfahren in Steglitz, auf der
Ausstellung eine Sorte, z.B. »Forellenbirne«, von den verschiedensten
Ausstellern auf einem Tisch zusammen auszustellen, dann sehe man
recht, wie verschieden sie sich entwickeln. Herr Garten-Inspektor Linde-
muth gab Herrn Perring recht, nach einer Frucht lasse sich nicht sicher
bestimmen, er habe darum auch in seinem Handbuche gerade eine Anzahl
Forellenbirnen abgebildet. Herr Perring regte ferner an, bei Obstausstel-
lungen auch Kosthallen einzurichten, wo man sich 1 Teller Obst unter
richtigem Namen kaufen könne. — Herr Landschaftsgärtner Vogel er hielt
das für nicht durchführbar, da dann gar keine Kontrolle sei, ob die Leute, die
Obst essen, es gekauft oder — entwendet haben. Leider habe er als Ordner
darin oft traurige Erfahrungen gemacht, auf der letzten Ausstellung des
märkischen Obstbauvereins habe er sich für jedes Stück Obst, das
Besucher von den Tischen nahmen, 2 Mark Strafe zahlen lassen. — Herr
Hofgärtner Hoff mann bemerkte, dass auf grösseren Ausstellungen die
Aussteller ihr Obst nicht gern auseinander reissen lassen; man habe im
Pomologenvereine dann aber wenigstens ein Normal - Sortiment aus-
gestellt.
8o5. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. \^^i
IV. Eine lange Debatte erhob sich über das Etikettieren der Obstbäume.
Herr Schreiber wünschte, dass die Bauraschulenbesitzer dauerhaftere
Schilder, z.B. aus Zinkblech mit eingeprägten Buchstaben, liefern möchten.
Elerr Obergärtner Grunert (Metz'sche Baumschule) hielt das bei der
Schnelligkeit, mit der meist versandt werden muss, für nicht möglich.
Herr Hofgärtner Hoff mann empfiehlt, dass die Baumschule ein Lager
solcher gepresster Etiketten halte; wichtig sei aber auch das Befestigungs-
mittel, Schweinehaut habe sich am besten bewährt, allenfalls nehme man
geölten guten Bindfaden. — Herr Mehl empfiehlt Zink-Etiketten, auf die
mit chemischer Dinte geschrieben wird, und zum Anbinden Blei-, Kupfer-
oder Messingdraht. — Herr Ökonomierat Hoffmann bemerkte, dass ein
Privatmann Bleistreifen mit dem eingepressten Namen um die Bäume ge-
wickelt habe. — Herr Vogel er erklärte, er habe die Obstbäume beim
Vater des Herrn Dr. Damm er selbst gepflanzt; damals hatten sie alle
Etiketten, wie es aber in Privatgärten fast immer der Fall, sie gehen
verloren. Die Bäume stehen jetzt sehr eng imd die Sonne kann nicht
überall eindringen, da ist es Avohl möglich, dass eine Frucht im Innern
ganz anders aussieht, als eine von der Aussenseite. — Herr Per ring
empfiehlt als einziges sicheres Mittel das Nummerieren der Bäume und
das Anfertigen eines Grundplans mit den Nummern, sowie einer Liste,
in der die Namen zu den Nummern stehen. — Herr Geh. Rat Brix
bemerkte, dass bei Sortenbäumen dies nicht genüge.
V. Herr Schw^arzburg berichtete namens der betr. Kommission, zu der noch
die Herren Busse und Hapt gehören, über die Eingänge für die durch
Hagelschlag geschädigten Gärtner. Es war ein schwieriges Amt, genaue
Nachforschungen über die Bedürftigkeit anzustellen, erfreulich aber, dass
so viele Gaben eingingen. Die Geldbeiträge sind in der Flora bekannt
gemacht. Die Pflanzenspenden sollen später im einzelnen aufgeführt
werden.
Verteilt sind bis jetzt an Geld 1190 M. — Auf eine Anfrage des Herrn.
Perring bemerkte er noch, dass die geringsten Unterstützungen 34 M
betragen haben, die höchsten über 100 M., ausserdem die Pflanzen. Am
meisten Schaden ist auf den Rieselfeldern, sowie in Französisch-Buchholz,
Nieder-Schönhausen und Heinersdorf erfolgt, auch in Freienwalde. Unter
den Pächtern der Rieselfelder sind manche nicht eigentliche Gärtner,
doch auch diese haben Unterstützung erhalten. Der Pankow-Schönhauser
Gartenbauverein verteilt ausserdem noch Gaben an seine Mitglieder.
Der Direktor dankte den Flerren der Kommission verbindlichst für
ihr opferwilliges Bemühen.
VL Hierauf hielt Herr Hofgärtner Floffmann einen eingehenden Vortrag über
die Ausstellung und besonders über den Pomologen-Kongress in Erfurt.
In der Diskussion bemerkte Herr Dr. Dammer, dass die jetzt mit
Recht von Herrn Nathan in Rottweil so sehr zur Weinbereitung
empfohlene amerikanische Gebirgs-Stachelbeere, die übrigens nach Herrn
Hoffmann einen sehr stacheligen Strauch mit kleinen Beeren darstellt,
schon seit 20 Jahren in Deutschland gebaut werde. — Im Gard. Chronicle
vom 15. September, S. 317, das in der Sitzung auslag, habe er be-
bezüglich Weintrauben eine Angabe gefunden, dass ein Stock »Raisin
rA2 Fräulein A. de Leeuw und die Geschmacksfrage in der Gartenkunst.
de Calabre« in Basing Park, Altona Hampshire, 21 Trauben, zu 21/2 Pfund
durchschnittlich, getragen habe.
Das Preisgericht, bestehend aus den Herren: Hab ermann, Hapt,
Mehl, Weber und Weidlich, sprach nach Benehmung mit dem Vor-
stande folgende Preise zu:
1. Herrn Geh. Kommerzienrat Veit- Steglitz (Obergärtner Schreiber)
für Weintrauben 1 goldene Medaille,
2. Herrn Gärtnereibesitzer Schwarzburg-Pankow für Begonien den
Monatspreis von 15 M.,
3. Herrn Kaufmann Haukohl-Wannsee (Obergärtner Usadel) für
Gurken 1 Ehrendii:)lom.
Als Mitglieder wurden aufgenommen die in der August-.Sitzung Vor-
geschlagenen.
V. Pommer Esche. Wittmack.
Fräulein A. de Leeuw und die Geschmacksfrage in der
Gartenkunst.
iCnn an einer so hervorragenden Stelle, wie sie der Verein zur Be-
förderung des Gartenbaues in den preussischen Staaten bildet, Ansichten
geäussert und durch das Organ des Vereins, die Gartenflora,*) in weitere
''^ Kreise verbreitet werden, ähnlich den von Fräulein A. de Leeuw
zu dem Thema: »Die Geschmacksfrage in der Gartenkunst« aus-
gesprochenen, so erscheint es wohl natürlich, wenn von verschiedenen Seiten
dazu Stellung genommen und dieser Stellungnahme Ausdruck verliehen wird,
wenn auch bereits einzelne Sätze aus dem Vortrage des Frl. d. L. in der sich
an denselben anschliessenden Besprechung bekämpft oder richtig gestellt sind.
Zunächst mag bemerkt sein, dass es alle Anerkennung verdient, wenn auch
Vertreterinnen der Frauenwelt sich über gärtnerische Kunstfragen ein Urteil
bilden und ihre durch Studium und individuellen Geschmack begründete Ansicht
äussern und verteidigen. Die grosse Mehrzahl der Frauen pflegt mit einer
gewissen Gedankenlosigkeit an der Natur und an den Werken des Garten-
künstlers vorüberzugehen, und höchstens einmal bei einem grell in die Augen
fallenden Blumenarrangement zu erstaimen, oder eine besonders groteske Ge-
schmacklosigkeit »reizend« und »nett« zu linden, während die Reize und wirklichen
Schönheiten einer Landschaft oder einer unter Künstlerhand entstandenen land-
schaftlichen Gartenszenerie den meisten unter ihnen verborgen bleiben oder doch
nicht zum klaren Bewusstsein kommen. Dass ferner Frl. d. L. nicht unberufen
ihre Anregungen giebt, ist nicht allein darin begründet, dass sie ihre Ab-
stammung aus einer holländischen Landschaftsgärtnerfamilie herleitet, sondern
sie beweist es vornehmlich durch eine Anzahl in ihrem Vortrage enthaltener
Sätze, welche von einem gesunden Urteil und gründlichen Kenntnissen Zeugnis
ablegen und welche von jedem Landschaftsgärtner beherzigt werden sollten.
*) Gartenflora 1894, Heft i3, S. 338.
Fräulein A. de Leeuw und die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. ^ä-"^
So tadelt die Dame es unter anderm, dass jemand über Fragen der Gartenkunst
sich ausspricht, ohne selbst genügendes Verständnis von den Pflanzen, dem
hauptsächlichsten Material dieser Kunst, zu besitzen; sie ruft den Gärtnern zu:
Schafft euch eine freie Kunst, die sich stützt auf die Gesetze ihres eigenen
Materials, die also ausgeht von der Grazie und der Lebensfülle, die
dem vegetativen Material innewohnt. Es ist erstes Erfordernis für jeden,
welcher die Gartenkunst betreiben oder in Schrift und Wort über sie berührende
Fragen sich äussern will, gründliche Kenntnisse des Pflanzenmaterials zu
besitzen, nicht blos der einzelnen Pflanzenart, ihrer Pflege und Natur, sondern
vor allen Dingen ihrer ästhetischen Bedeutung. Nur dann wird er imstande
sein, wirklich vollendetes zu schaffen oder brauchbare Regeln und Ratschläge
für andere zu geben. Diese Kenntnis geht leider vielen Landschaftsgärtnern
ab, und daher kommt es, dass manche unserer Gartenanlagen einen wenig be-
friedigenden Eindruck hervorrufen. — Indessen kann man sich doch nicht mit
allem einverstanden erklären, was von Frl. d. L. gesagt worden ist.
Schon aus der Versammlung heraus wurde, namentlich von Herrn Garten-
Direlvtor Maechtig, Widerspruch dagegen erhoben, dass Frl. d. L. aus dem
Vorkommen regelmässig angeordneter Gartenteile und Anlagen die Folgerung
zieht, dass die heutige Gartenkunst noch ebenso wie in früheren Zeiten in
einem Abhängigkeitsverhältnis zu der Baukunst stände, und dass sie von der
Gartenkunst, gewissermassen zum Beweis ihrer Loslösung aus den Fesseln der
Baukunst, die vollständige ^'erwerfung der geraden Linien und geometrischen
Arrangements fordert. Jene Behauptung ist nicht richtig und die Forderung
geht zu weit.
Um dies zu erkennen, braucht man nur einen prüfenden Blick auf die
Werke der Gartenkünstler der neueren Zeit und auf die Geschichte der Garten-
kunst zu werfen. Man wird dann einsehen, dass die Gartenkunst es verstanden
hat, sich vollständig aus den Fesseln der Baukunst zu befreien und als eine
selbständige, auf eigenen Füssen stehende Kunst neben die Baukunst zu stellen.
Wenn trotzdem in den Werken der Gartenkunst Formen Anwendung finden,
welche auf architektonischer Gesetzmässigkeit beruhen, so geschieht dies nicht
aus einem bewussten oder unbewussten Gefühl der Abhängigkeit, sondern auf
Grund der Erkenntnis, dass, weil Gartenkunst und Baukunst in vielen Fällen in
enge Beziehungen zu einander treten und sich begegnen, beide einander ein
gewisses auf freier Entschliessung beruhendes Entgegenkommen erweisen
müssen, um die Gegensätzlichkeit, welche in den verschiedenen, von diesen
Künsten angewendeten Liniensystemen liegt, zu mildern und durch Übergänge
auszugleichen.
In früheren Zeiten stand allerdings die Gartenkunst in einer vollkommenen
Abhängigkeit zur Baukunst, und wurde auch vorzugsweise von Baukünstlern
ausgeübt. Am rücksichtslosesten war dies Verhältnis in den französischen
Gärten, welche durch Lenötre und nach seinem Beispiel von anderen angelegt
sind, durchgeführt. Hier war der Garten an und für sich vollständig Neben-
sache und diente, wenn auch noch so gross und ausgedehnt angelegt, nur dazu,
das Gebäude, welches er umgab, zu heben. Das Gebäude bildet den Schwer-
punkt, und nach ihm und seiner Gliederung richtet sich die Einteilung der
gesamten Gartenanlage. Nicht allein auf die Begrenzung der Flächen und die
Führung der Wege fand die gesetzmässige Strenge geometrischer Regel-
544
Fräulein A. de Leeuw und die Geschmacksfrage in der Gartenkunst.
mässigkeit Anwendung, sondern sogar die natürlichen Formen von Bäumen
und Sträuchern wurden unterdrückt imd letztere durch Stutzen und Schneiden
in regelmässige Gestalten gebracht. Diese an die Architektur sich anlehnende
Einteilung und Anordnung weisen alle Arten von Gartenanlagen früherer
Perioden auf, einerlei, ob man in Bezug auf den Stil Unterschiede zwischen
römischen, italienischen, holländischen Gärten u. s. w. macht.
Der Menseh verlangt eben, wenn er auf einer gewissen Kulturstufe
angelangt ist, nicht allein Behaglichkeit und Bequemlichkeit in Bezug auf seine
Wohnstätte, sondern auch einen gewissen Grad von künstlerischer Schönheit.
Dazu gehört vor allen Dingen eine planvolle Anordnung. Würde man die Um-
gebung des Wohnhauses mit dem schönsten Pflanzenmaterial, das sich finden
lässt, anfüllen, so würde die natürliche Schönheit der verschiedenen Pflanzen
in ihrer Gesamtheit uns erst dann vollkommen befriedigen, wenn dieselben
unter sich imd in Bezug auf das Haus planvoll einer nach bestimmten Gesichts-
punkten getroffenen einheitlichen Verteilung und Anordnung unterworfen wären.
So lange im Menschen noch nicht das richtige Verständnis und feine Gefühl für
Schönheit der uns umgebenden Xatur geweckt war, wie es in der heutigen
Zeit nach den grossen Fortschritten auf dem Gebiete der Kunst, Natur-
wissenschaft, Landschaftsmalerei u. s. w. der Fall ist, lag nichts näher, als dass
er bei der Einteilung des Gartens vom Hause ausging und die für dessen
schöne Gestaltung geltenden architektonischen Regeln und Gesetze auch auf
den Garten anwandte und letzteren dementsprechend behandelte. Daher finden
wir in allen aus früheren Perioden stammenden Gartenanlagen, soweit sie uns
erhalten oder durch Abbildungen und Beschreibungen bekannt geworden sind,
das Vorherrschen der geraden Linie mit ihren Zusammensetzungen zu geometrisch
regelmässigen Figuren; von gebogenen Linien kommt allenfalls der Kreis und
das Oblong vor, gleichfalls streng gesetzmässige Formen.
Diese bis zum Extrem durchgeführte Regelmässiglveit im Garten und die
damit bekundete Abhängigkeit der Gartenkunst von der Baukunst fand ihr Ende,
als in England der landschaftliche Gartenstil auflcam und sich schnell über alle
Kulturländer ausbreitete. Damit war nicht nur die Herrschaft der geradlinigen
Regelmässigkeit in den Anlagen gebrochen, sondern auch die Gartenkunst
selbst von der Herrschaft der Baukunst befreit. An Stelle der geraden Linie
trat die der Natur am meisten entsprechende gebogene Linie, die Kurve. In
gebogenen Linien wurden alle Wege geführt; die Ränder der Anpflanzungen, die
Uferlinien der Gewässer verliefen in Kurven, ebenso wie die Gestaltung der Ober-
fläche des Bodens unter Anwendung natürlich bewegter Flächen erfolgte. Am
Platze der durch die gerade Linie bedingten Regel- und Gesetzmässigkeit trat
ungebrmdene Freiheit und Bewegung ein, als deren Ausdruck eben die nicht
durch eng begrenzte Regeln bestimmte gebogene Linie anzusehen ist. Über
ihre richtige Anwendung lassen sich nicht leicht feste und allgemein giltige
Vorschriften aufstellen, es entscheidet darüber vielmehr die künstlerische
Feinfühligkeit und der gute Geschmack.
Gerade in dieser Freiheit von bindenden Regeln lag die Gefahr, dass das
landschaitliche Prinzip in der Gartenkunst zu Ausartungen führte. Alan
beschränkte sich nicht darauf, die starre Gesetzmässigkeit des früheren Stiles
im grossen und ganzen zu Aderlässen, sondern man verbannte alles aus dem
Garten, was an Ordnung und Gesetzmässigkeit erinnerte. Selbst Unschönheiten.
Fräulein A. de Leeuw und die Geschmacksfrage in der Gartenkunst. ^4^
sobald sie natürlich waren, wurden in den Garten aufgenommen; man nahm
keinen Anstoss, Urwaldszenen, Sümpfe, abgestorbene Baumstümpfe und dergl.
im Park und Garten nachzuahmen, und infolgedessen bot mancher nach dem
englischen Vorbild angelegter Garten nicht ein Bild idealisierter, dass heisst von
Künstlerhand unter Beseitigung aller natürlichen Unschönheit planvoll ge-
ordneter Landschaftsszenerie, sondern ein Bild der Natur in ihrer Ursprünglich-
keit und Wildheit, wie wir sie draussen ausserhalb des Gartens, ja ausserhalb
des der Kultur gewonnenen Gebietes, finden. Das Haus hatte vollständig auf-
gehört, der dominierende Mittelpunkt des Gartens zu sein, es lag vielmehr
zuweilen abseits hinter hohen Baumgruppen versteckt.
Nachdem in dieser Weise einmal das Übergewicht der Architektur über
die Gartenkunst sich bis zur vollständigen Knechtung der letzteren entwickelt
hatte, dann aber der eingetretene Rückschlag nicht allein die Befreiung der
Gartenkunst herbeigeführt, sondern, über das Ziel hinausschiessend, die Gefahr
einer Ausartung derselben in Aussicht gestellt hatte, gelang es einsichtsvollen
und begabten Meistern der neueren Zeit, diejenige Mittelstrasse zu finden, auf
welcher sich schönes und erspriessliches erreichen Hess. Haus und Garten,
die Produkte zweier Künste, welche auf grundverschiedenen Prinzipien beruhen,
sollen ein einheitliches Ganzes bilden. Dies ist aber nicht denkbar, wenn
beide Künste ihre Werke in der grossen Verschiedenheit ihrer Linien und Formen
ohne vermittelnden Übergang schroff neben einander stellen. Es muss danach
gestrebt werden, die Gegensätze zwischen ihnen — auf der einen Seite gesetz-
mässige Strenge in Linien und Formen, auf der anderen natürliche Freiheit und
Bewegung — weil sie sich nicht aufheben lassen, wenigstens an ihren Berührungs-
punkten zu mildern. Die Baukunst darf nicht schwere, durch wuchtige Massen
wirkende Monumentalbauten in den Garten stellen, sondern leichte, gefällige
Villen und Landhäuser. Die Gartenkunst muss in der unmittelbaren Umgebung
des Hauses die Freiheit in der Linienführung aufgeben und sich der
architektonischen Gesetzmässigkeit zu nähern suchen. In welchem Masse diese
Anpassung an die Architektur im Garten statt haben soll, richtet sich nach den
jeweiligen Verhältnissen. Kleine Gartenanlagen, wie Vorgärtchen vor den
Fläusern, können ganz regelmässig angelegt sein, Gartenflächen auf breiten Ring-
strassen, vor Monumentalbauten, auf öffentlichen Plätzen fordern in den meisten
Fällen eine regelmässige Anordnung. In Hausgärten und Parkanlagen beschränke
sich die regelmässige Einteilung auf diejenigen Partieen, welche das Gebäude
umgeben. Es müssen die Wege, welche um das Haus herum und auf seine
Eingänge hinführen, die von ihnen umschlossenen Rasenflächen mit ihren
Pflanzungen, Blumengruppen etc. dem Gebäude entsprechend angeordnet und
gegliedert sein. Dabei bleibt selbstredend die Verstümmelung der einzelnen
Pflanzen, wie sie im französischen Garten üblich war und im Stutzen der
Bäume und Sträucher zu Hecken und Mauern, Tiergestalten, Pyramiden u. dergl.
bestand, ausgeschlossen. Von einer Knechtschaft der Gartenkunst im Verhältnis
zur Baukunst oder auch nur in einer bewussten oder unbewussten Abhängigkeit
derselben kann aber durchaus nicht die Rede sein. Denn der Gartenkünstler
wendet in den besprochenen Fällen regelmässige Linien und Formen, wie sie
die Baukunst benutzt, an in voller Erkenntnis und mit Absicht und aus freien
Stücken, weil er es für schön, richtig und zweckmässig erachtet. Dieses
Verhältnis kann man unmöglich mit dem Ausdruck »Abhängigkeit« bezeichnen.
c.4.6 Fräulein A. de Leeuw und die Geschmacksfrage in der Gartenkunst.
und man wird zugeben müssen, dass Frl. A. d. L. mit ihrer Anschauung über
das Verhältnis zwischen Gartenkunst und Baukunst sich in einem Irrtum
befindet.
Wenn man sich ferner auch mit den Grundgedanken der in 8 Leitsätze
zusammengefassten Verbesserungsvorschläge einverstanden erklären kann,
welche Frl. d. L. in ihrem Vortrage aufgestellt hat, und welche darin gipfeln,.
im Garten im allgemeinen und in den Blumengruppen im besonderen
Künsteleien zu vermeiden und die natürlichen Formen mehr zur Geltung zu
bringen, so lassen sich im einzelnen berechtigte Einwendungen erheben.
Den unter I, II, III, IV ausgesprochenen Ansichten wird jeder verständige
Landschaftsgärtner beipflichten müssen. Wenn es heut noch hier und da in
Gärten vorkommt, dass Koniferen und andere Gehölze ihrer schönen natürlichen
Form beraubt und zu steifen regelmässigen Figuren zugestutzt werden, so ist das
als Ausnahme zu betrachten und darauf zurückzuführen, dass ein wenig kunst-
verständiger Gärtner, sei es um die Kundschaft nicht zu verlieren, sei es um
sich seiner Herrschaft willfährig zu erweisen, bereitwillig auf deren geschmack-
lose Anforderungen und Wünsche eingeht. Auch der Tadel, welcher im
Satz V über die Anordnung von Blumenbeeten ausgesprochen ist, welche
gleich Bonbons regellos über die Rasenfläche ausgestreut sind, hat seine
Berechtigung. Allein eine derartige Anordnung des Blumenschmuckes ist in
den deutschen Gärten und Parkanlagen so gut wie unbekannt und kommt
jedenfalls heute nicht oft mehr vor. Jedoch nicht unter allen Umständen ist es
richtig, die Blumen im Garten zu zwanglosen Gruppierungen ohne feste Form
zu vereinigen. Gewiss, am Rande von GehölzgruiDpen im landschaftlichen
Park erzielt man durch passend ausgewählte und natürlich gruppierte Blumen-
pflanzungen recht gute Wirkungen; indessen ist es etwas anderes im eigent-
lichen Blumengarten, welcher in der Regel in der Form eines sogenannten
Blumenparterres vor dem Hause oder an anderen Stellen in regelmässiger
Einteilung angelegt wird. Hier müssen die Blumen in scharf abgegrenzte
Beete zusammengefasst und diese unter sich in Beziehung gebracht und zu
einem regelmässigen Gesamtbild vereinigt werden. Darin verrät sich eben die
ordnende Künstlerhand. Diese Vereinigung des Blumenflors zu regelmässigen
Beeten, wobei Kreis- und Ellipsenform vorherrschen, hat ihre volle Berechtigung.
Die Blumen sind der beste, edelste und zarteste Schmuck für den Garten, und
es ist nur logisch, wenn derselbe in wirkungsvolle und bedeutsame Formen
von regelmässiger Umgrenzung zusammengefasst und in seiner Wirkung
gesteigert wird. Der vegetabilischen Natur ist eine derartige Umschliessung
des Edelsten und Besten gar nicht fremd: Am Ausgangs- und Endpunkt des
ganzen Lebensprozesses der Pflanzen, bei der Frucht und der Blüte, finden wir
regelmässige Formen, am häufigsten den Kreis und die Ellipse.
Ob, wie Frl. d. L. behauptet, der Takt der reinen Kurven aus der ersten
Hälfte des Jahrhunderts fast gänzlich verloren gegangen ist, dürfte mit Recht
bezweifelt werden, wenn man die grösseren öffentlichen und privaten Parkanlagen
der neuesten Zeit studiert. Hier zeigt sich oft eine Schönheit in der Linien-
führung, die billigerweise derjenigen der älteren Zeit des landschaftlichen
Gartenstils als ebenbürtig an die Seite gestellt werden kann.
Entschieden zu weit geht die Forderung in Satz VII in betreff der Linien-
führung bei grosser Nähe der Gebäude. Es ergiebt sich schon aus dem oben
Dipladenia atro-purpurea D. C. ^Aj
gesagten, dass, je näher das Gebäude, desto mehr die Linienführung im Garten
zu architektonischer Regelmässiglvcit übergehen muss, ganz besonders aber auf
dem engen Raum zwischen nahe zusammenstehenden Häusern. Hier ist der
Einfluss des Bauwerkes auf die Umgebung ein so gebieterischer, dass dem
Gartenkünstler gar nichts anderes übrigbleibt, um einen befriedigenden Eindruck
hervorzurufen, als mit regelmässigen Linien zu arbeiten. Es mag ja vorkommen,
dass ein Villengebäude sich auf sehr unregelmässig gestaltetem Grundriss auf-
baut, sodass auch die Einteilung der angrenzenden Gartentläche einen gewisssen
Grad von Freiheit in den Formen zeigen kann; allein dadurch wird dann nur
die Regel bestätigt, dass das Gebäude die allernächste Umgebung beeintlusst
und für dieselbe massgebend ist.
Warum sich endlich der Gartenkünstler die Wirkung" von Farbenspielen, wie
sie in den Teppichbeeten zum Ausdruck kommt, unter allen Umständen entgehen
lassen soll, ist nicht recht einzusehen. Gewiss ist es richtig, dass in der
Teppichgärtnerei grosse Geschmacklosigkeiten zu Tage gefördert werden, und
dass ein bedenklicher Missbrauch mit Teppichbeeten getrieben wird. Allein,
dieselben gänzlich zu verwerfen, ist meiner Ansicht nach zu Aveit gegangen.
Es werden in den Teppichbeeten nicht Pflanzen ihres natürlichen Wuchses
beraubt und durch den Schnitt in unschöne Formen gezwängt, sondern man
benutzt dazu Gewächse, welche einen niedrigen rasenartigen Wuchs haben.
Wenn nun die Natur diese sogenannten Teppichbeetpflanzen mit ihren schönen
Färbungen hat entstehen lassen, warum sollen wir sie nicht verwenden, und
wie soll diese Verwendung anders geschehen, als durch Zusammenstellung zu
schönen Farbenspielen. Für einen Fehler ist es zu halten, wenn es in allzu
künstlerischer Form oder unter Ausschluss jeglicher grünblättriger Blüten-
pflanzen geschieht, und wenn den Teppichbeeten ein zu grosser Spielraum im
Garten eingeräumt wird.
So sehr man. wie betont wurde, es anerkennen muss, dass die Fingerzeige
und Anregungen, welche Frl. A. de Leeuw in ihrem Vortrage gegeben hat,
viel beachtenswertes enthalten, so muss man doch andererseits zugeben, dass
die Dame eine Anzahl Forderungen aufstellt, welchen eine gewisse Einseitigkeit
nicht abzusprechen ist, andere dagegen, welche in der heutigen garten-
künstlerischen Praxis längst Geltung und Beachtung gefunden haben. Es sei
schliesslich noch in Bezug auf das in Rede stehende Thema auf meinen im
2. Band, Fleft 2 und 3 der »Zeitschr. f. bildende Gartenkunst« enthaltenen
Aufsatz: »Welche Mittel stehen dem Gärtner zu Gebote, um den Gegensatz
zwischen den Formen der Architektur und Gartenkunst zu mildern?« verwiesen,
welcher manches hierher gehörige enthält.
Aachen, August 1894. Heicke, Stadt-Obergärtner.
Dipladenia atro-purpurea D. C. (dunkelpurpurne Doppeldrüse).
(Hierzu Abb. qS.j
|ie grosse Familie der Apocynaceae, zu der auch das Immergrün, der
^^ Oleander u. s. w. gehören, weist in Südamerika einige Vertreter auf, die
als Schlingpflanzen des Warmhauses geeignet sind. Die neuerdings von
F. Sander & Co., St. Albans bei London, eingeführte imd am 1. Oktober in
548
Dipladenia atro-purpurea D. C.
den Handel gegebene Dipladenia atropurpurea D. C. ist eine der schönsten
unter ihnen. Bereits 1S42 wurde sie als Echites atropurpurea Lindl. in
Paxtons Mag. of bot. beschrieben und abgebildet, im nächsten Jahre unter
demselben Namen im Bot. Register 1843 t. 27, dann aber 1843 in Flore des
Abb. 95.
Dipladenia atro-purpurea D. C. (dunkelpurpurne Doppeldrüse).
serres I t. 30 als Dipladenia atropurpurea D. C. Seit jener Zeit hat man wenig
mehr von ihr gesehen, es ist daher um so erfreulicher, dass unser Landsmann
Sander sie neuerdings aus Brasilien wieder eingeführt hat, wo sie mit Laelia
zusammen wachsend aufgefunden wurde.
Alphonse de Candolle beschreibt die Pllanze in De Candolle Prodromus
VIII. (1844) S. 486 folgendermassen:
Glatt, Blätter eiförmig, spitz, Blütenstiele 2 blutig, wechselständig, etwas
länger als das Blatt, Stielchen der einzelnen Blüten gedreht, mit (2) kleinen
Die lo. jährliche Versammlung der Handelsgärtner Amerikas etc ^^y
Vorblättchen, Kelchzipfel lanzettlich zugespitzt, etwas kürzer als das Blüten-
stielchen, dreimal kürzer als der cylindrische Teil der Kronenröhre, Kronen-
röhre unterhalb der Mitte trichterförmig, Lappen des Saumes dreieckig wellig,
sehr ausgebreitet, etwas kürzer als die Röhre. — Windender Strauch in Süd-
brasilien. Blätter ca. 3 Zoll lang, Blattstiel 1/2 Zoll, die oberen an der Basis
spitz. Krone dunkelpurpurn, Röhre 2 Zoll lang. Die 2 Drüsen des Nek-
tariums, nach welchen die Gattung benannt ist, rundlich, viel kürzer als die
Fruchtknoten.*)
Nach Herrn Sander ist diese Art von allen Dipladenien am leichtesten
zu kultivieren und blüht am dankbarsten. Die Blüten von tief rot bis schwarz-
purpurner Farbe mit orange gestreiftem Schlünde zeigen sich in grosser Fülle
vom April bis November und selbst junge Pflanzen blühen mit grosser Willig-
keit. Einen ganz besonders schönen Kontrast geben die dunklen Blumen im
Verein mit den weissen der Stephanotis oder der Dipladenia boliviensis.
Die 10. jährliche Versammlung der Handelsgärtner Amerikas
in Atlantic City, New-Jersey, vom 21. bis 24. August 1894.
i
"^ inen besseren Platz hätten die Amerikaner als Versammlungsort wohl
kaum finden können; es ist eine Stadt, dazu angethan, um Menschen
anzuziehen Und die Beliebtheit des Ortes garantiert für ein Amüsement.
-X-.^"
■^^YM Denn wenn auch die jährlichen Versammlungen eigentlich nur dem
rY) Geschäfte dienen sollen, so bieten sie doch die beste Gelegenheit, den
oj^ Gärtner einmal aus seinen täglichen Arbeiten aufzurütteln und, wenn mit
den notwendigen Dollars versehen, ihn über die Stränge schlagen zu lassen.
Atlantic City liegt direkt südlich von New-York und östlich von Philadelphia
und somit im Mittelpunkt des geschäftlichen Ostens von Amerika. Auf diese
Lage hin glaubte man einer guten Besucherzahl sicher zu sein und noch mehr
rechnete man darauf, da Atlantic City (zur Winterzeit ungefähr 17000 Einwohner
und in der Saison circa 135—175000 Badegäste täglich) einer der beliebtesten
Badeorte des Ostens ist. Leider ist diese Berechnung nicht in Erfüllung ge-
gangen und selbst die nächsten Orte, wie New-York, Baltimore, waren infolge
der schlechten Zeiten nur spärlich vertreten. Chicago sogar hatte nur 4 Mit-
glieder aufzuweisen, Pittsburg und Milwaukee noch weniger. Ich glaube
kaum, dass mehr als 600 Gärtner im ganzen anwesend waren. Allgemein wird
die mit dieser Versammlung verbundene kommerzielle Ausstellung als die beste
hingestellt, die die Society of American Florists bis jetzt gehabt hat. Die
für die Ausstellung benutzte Halle »Morris Guards' Armory« hatte ungefähr eine
Breite von 50 Fuss (engl.) und eine Länge von 125 Fuss. In der Mitte befand
sich ein 8 Fuss breiter und 1 Fuss hoher Tisch, der für Pflanzen bestimmt war,
dann links und rechts je 2 Tische von 3V2 Fuss Höhe und 4 Fuss Breite, die
für Zwiebeln, Töpfe, Metallkränze etc. benutzt wurden. Ausserdem befand sich
in einer gegenüberliegenden Halle noch ein Anhängsel. Die Versammlungen
*) Diploos = doppelt, aden ^ Drüse.
rrQ Die lo. jährliche Versammlung der Handelsgärmer Amerikas, etc.
wurden in der nebenanliegenden Ilalle der Odd Fellow's Loge abgehalten.
Trotzdem nun die Ausstellung die reichhaltigste und beste bis jetzt war, so ist
dennoch etwas ausserordentlich bemei'kenswertes nicht zu berichten. Die ge-
zeigten Palmen, Areca, Kentia, Latania, Phoenix, Dracaena, Aletris zeugten alle
von guter Kultur, und Swainsonia alba, eine Neuholländer-Neuheit hat viele
Liebhaber gefunden und wird gar bald eine wertvolle Verbreitung besitzen.
Eine gute Kultur zeigten die von Rob. Craig, Philadelphia, im Freien ge-
zogenen Codiaeum (Croton), Als Neuheiten präsentierten sich nur Strobilanthes
Dyerianus, eine unset-er Justitia im Habitus gleichkommende Pflanze, jedoch mit
roter Zeichnung, und die Kletterrose »Crimson Rambler«, die im Winter ohne Be-
deckung aushalten und ihr Laub auch während des Winters behalten soll. Die
Blumen erscheinen in länglichen Büscheln, die Farbe ist leuchtend dunkelrot.
Die Zulmnft wird ja lehren, was die Pflanze wert ist. Von Seidewitz, Baltimore,
wurden sehr hübsche Cyclamen gezeigt. Cyclamen persicum ist hier eine
Pflanze, der man noch lange nicht volle Gerechtigkeit widerfahren lässt, im
Westen kennt man sie fast gar nicht und sehr viele Gärtner quälen sich noch
mit der Kultur alter Knollen.
Eine ganz hübsche Ausstellung bildeten die Nymphaeen imd Lotos, die
in Amerika eine bei weitem grössere ^''erbreitung haben, als bei uns, und wahr-
lich, diese Pflanzen sind es wert, mehr gepflegt zu Averden. Herr Professor
Wittmack wird mir hierin gewiss beistimmen und sich mit Vergnügen der in
Ameril^:a gesehenen Nymphaeen und Lotos erinnern.*)
In Zwiebeln hatte J. C. Vaughan, Chicago und New-York, die gross-
artigste Ausstellung, und verlieren die anderen Aussteller im Vergleich zu ihm
fast alle Bedeutung, sein Sortiment umfasste circa 120 verschiedene Species
und Varietäten. Besonders gut waren seine lilium Harrisi, und ist er darin
unstreitig der grösste Importeur (circa 500000 Stück). Ebenso steht er obenan
in Hyacinthen Romaine blanche, wovon er über eine Alillion importiert. Das
Aufblühen dieses Geschäftes, auf das ich später noch einmal in einem Spezial-
Artikel zurückkommen will, ist staunenswert und es wird nur wenige Jahre
dauern, bis bei ihm nur noch in Millionen importiert Avird. Es Avaren dann
noch mehrere Aussteller in Metallwaren, Herrmann-NeAV-York imd Bayers-
dörf er-PhiladeljDhia sind selir erAvähnensAvert, das letztere Geschäft dürfte
wohl das grössere sein.
Entschieden eines der grossartigsten Ausstellungsstücke Avar die selbstthätige
Lüftungsvorrichtung. Soweit haben Avär es also schon gebracht, dass Avir uns
nicht mehr um das Luftgeben bei Häusern zu kümmern brauchen. Wie nun
dieses A^or sich geht, kann ich nicht so recht erldären, da ich nicht die Fach-
ausdrücke für jeden Stift und jede Schraube kenne. Es geschieht folgender-
massen: Zwei ungefähr 3 mm dicke Platten Flartgummi Averden in kaltem Zu-
stande auf zAvei ebenso grosse Messingplatten aufgeschraubt. Erhöht sich nun
die Temperatur im Hause, so dehnen sich die Gummiplatten aus. Bei dieser
Ausdehnung wird ein Stift berührt, der mit der Wasserleitung in Verbindung
steht, das Wasser tritt in eine Röhre und presst den in der Röhre befindliclien
Kolben nach oben, der, mit den Lüftungsfenstern in Verbindung stehend, diese
hebt. Je mehr das Gummi sich ausdehnt, desto mehr Wasser tritt in die Röhre
*) Gewiss! In manchen Städten, z. B. New-York, hat man auf den öffentlichen Plätzen
Wasserbehälter mit diesen Nymphaeen etc., die aller Bewunderung erregen. L. W.
Die lo. jährliche Versammking der Handelsgärtner Amerikas etc. ^^1
und desto höher treibt der Kolben die Fenster. Kühlt sich nun die Temperatur
ab, so wird durch das Einziehen der Gummiplatten die gegenteilige Wirkung
hervorgebracht, d. h. das Wasser tritt zurück und der Kolben giebt nach. Diese
Lüftungsvorrichtung kann natürlich nur in solchen Gärtnereien gebraucht
werden, wo Wasserleitung ist (in Amerika Avird in fast jeder Gärtnerei mit
dem Schlauch gegossen) und kann l)is auf einen halben Grad Wirksamkeit
reguliert werden.
Eine andere neue Erfindung war die Kinney Pump; es ist dieses eine
T-Messingröhre, an welche 3 Schläuche angeschraubt werden, der eine Schlauch
wird mit dem anderen Ende an die Wasserleitung angeschraubt. Wird nun
das Wasser hineingelassen, so wird, ähnlich wie ein Dampfkessel mit Wasser
gespeist wird, aus dem zweiten Schlauch, der in ein Fass mit flüssigem Dünger
gesetzt wird, dieser Dünger aufgesaugt, in der Kinney Pump mit dem Wasser
vermischt und tritt aus dem dritten Schlauch als unschädliche Mischung auf
die Pflanzen.**)
Einen noch viel grösseren Wert hat diese Pumpe in Hinsicht auf die Ver-
tilgung von Ungeziefer an Bäumen, Sträuchern etc., da man, wenn der nötige
Wasserdruck vorhanden ist, sehr hoch spritzen kann. Man muss dann natürlich
irgend eine die Insekten tötende Flüssigkeit aufsaugen lassen.
Sonst ist nichts bemerkenswertes zu berichten, soweit Ausstellungsstücke
in Betracht kommen, und so wollen wir jetzt einmal sehen, was wir in den
Versammlungen lernen können.
Die Versammlung wurde, wie überall üblich in Amerika, mit einem Gebet
eröffnet und wurde hierauf von dem Bürgermeister der Stadt in ein paar
wenigen, recht nichtssagenden Worten begrüsst, Herr Scott von ßuffalo be-
antwortete die Willkommensrede des Bürgermeisters darauf in so enthusiastischer -
Weise, dass sich der Herr Bürgermeister gezwungen fühlte, noch einmal zu
sprechen und damit die gemachte Scharte vollständig auszuwetzen. In seiner
anfänglichen Begrüssungsrede wusste er ^vohl kaum, was er sprach, und Scott
war gerade der Mann, ihm die ideale Bedeutung unseres Standes durch seine
Worte beizubringen.
Grossartig war die Adresse des Präsidenten, Herrn Anthony von Chicago,
die nun folgte. Er betonte die Notw^endigkeit der Ausstellung von Wertzeug-
nissen für Hilfskräfte, ausgebildet als Vermehrer, Rosen- und Nelkenzüchter,
Kultivateur. Packer etc. Die Diskussion dieser Adresse zeigte, dass die Ameri-
kaner furchtbar darunter leiden, Hiltskräfte zu besitzen, die nichts ordentlich
können.
Nichts wurde in der Diskussion mehr berührt, als gerade unsere W'eise
(wenn auch nicht ausgesprochen), wie wir in Deutschland dergleichen hand-
haben, und ich hege die Hoffnung, dass in wenigen Jahren die Amerikaner zu
dem Lehrprinzip greifen werden, denn dieses allein gewährt ihnen Garantie
über die Qualifikation von Hilfskräften. Wie lernt man hier? Ein Junge von
12 — 16 Jahren geht in eine Gärtnerei, verrichtet Handlangerarbeit und nach
4 Wochen sucht er sich Stellung als Gehilfe, giebt sich für einen perfekten
Mann aus; war er hier ein paar Wochen, so wird er an die Luft gesetzt und
so geht es jahrelang fort, bis er schliesslich eine Idee hat von der Kultur von
**) Es ist also ein ähnliches Prinzip wie hei den Blumenspritzen, dem Wasser-Gebläse,
dem Injektor u. s. w. L. W.
rr2 Die io. jährliche Versammlung der Handelsgärtner Amerikas etc.
Pflanzen. Denn im allgemeinen steht der Amerikaner noch weit zurück in
eigentlicher Kultur, weit voran sind sie uns aber in der Ausnutzung aller
Pflanzen für den Blumenschnitt.
Fast dieselbe Diskussion entspann sich über den Vortrag: »Einige Not-
wendigkeiten für die Erhöhung unseres Berufes«. Ein Maler hielt einen Vor-
trag über »die Farbenbezeichnung bei Blumen«. Er legte mit Hilfe kolorierter
Abbildungen klar, dass wir alle nicht wissen, wie wir eine Farbe zu bezeichnen
haben. Eine Farbe, die wir blau nennen, ist gar nicht blau, wenn wir blau
dagegen halten, und ebenso geht es uns mit rötlichen und gelblichen Farben.
Bitte versuchen Sie es nur einmal selbst, nehmen Sie nur irgend eine Aster
und vergleichen Sie die Farbenbezeichnung, die Sie ihr geben, mit der Farbe,
die wirklich kommerziell diese Benennung führt und Sie werden Ihr blaues
Wunder erleben.
Wenn man darauf näher eingeht, so stellt sich die Notwendigkeit heraus,
dass Kataloge herausgebende Firmen eine einheitliche offizielle Farbentafel be-
sitzen und nach dieser die Farbenbenennung vornehmen sollten.
Unvermeidliche Vorträge sind die über Rosen und Canna und davon
konnte man auch hier wieder genügend hören. Hier eine Eiste der ameri-
kanischen Treibrosen:
American Beauty, American Belle, The Bride, Bridesmaid, Catharina Mermet.
Meteor, Gen. Jacqueminot, Perle des Jardins, Madm. Hoste. Madm. Cousin.
Watteville, Kais. Auguste Victoria, Madm. Testout, Papa Gontier, Mrs. Whitney.
La France.
Bei Canna wurde hervorgehoben, dass neue und gute \'arietäten jetzt wie
Pilze aus der Erde schiessen und dass es schon Zeit sei, die Sortenzahl zu
■reduzieren.
Ein hochinteressanter Vortrag wurde über die Chrysanthemum gehalten ;
dieser Vortrag war so reich an Enthusiasmus und wurde so vorzüglich ge-
halten, dass man allgemein bedauerte, als er beendet ward. Auch hier wurde
eine Auswahl eines kleinen, aber guten Sortimentes betont und gab der Redner
den festen Blumen den Vorzug, da sie sich besser verpacken lassen und be-
deutend länger halten.
Auch über Veilchenkultur und Wasserpflanzen wurden zwei sehr gute \^orträge
gehalten, über die ich mich aber weiter nicht aussprechen kann, da ich sie
nur teilweise gehört. Ausser den erwähnten wurden noch eine Reihe ver-
schiedener Vorträge gehalten, denen ich jedoch nicht beigewohnt habe. Es
sind dieselben ausführlich allerdings im »American Florist« wiedergegeben,
doch scheue ich mich, mich desselben zu bedienen.
Der Schluss der Versammlung wurde auf dem Wasser gefeiert, d. h. auf
einer in das Meer hinausgebauten Landungsbrücke, durch Theater ä la Reichs-
hallen, und verlief in schönster Weise.
Für Speisen und Getränke wurde stets von selten der Philadelphiaer Gärtner
als Gastgeber gesorgt und fand noch ausserdem ein Preiskegeln und -Schiessen
statt, die in heiterster Weise verliefen, und es ist erfreuend zu sehen, wie Prinzipal
und Gehilfe bei solchen Gelegenheiten völlig eins sind und keinen L'nterschied
kennen.
Die auf dieser Ausstellung erwarteten Geschäfte sind infolge der schlechten
Zeiten vollständig ausgeblieben und wohl keiner der Aussteller dürfte den zehnten
Ausdauernde Sonnenblumen.
553
Teil der Unkosten aus den gemachten Geschäften decken können. Die neue
Tarifgesetzgebung wird vom gärtnerischen Standpunkte sehr gern gesehen und
wäre jedem lieb, auch noch auf Blumenzwiebeln, die nicht besteuert wurden,
Zoll zu erhalten.
Auf unserer Rückreise nach Xew-^'ork besuchten wir in Philadelphia noch
unsere alten Freunde W. K. Harris und Robert Craig und wurden von beiden
auf das freundlichste aufgenommen. Herrn Harris' Gärtnerei wurde ja in
Heft No. 4 S. 98 der Gartenflora 1894 von Herrn Prof. Wittmack mit Illustrationen
vorgeführt. Mein allgemeiner Eindruck über amerikanische Kulturgärtncreien
(bitte nicht mit Schnittblumengeschäften zu verwechseln) ist der, dass Amerika
von den eigentlichen rationellen Kulturen, wie wir sie kennen, noch Aveit ent-
fernt ist und es noch geraume Zeit währen wird, ehe es europäische Voll-
kommenheit darin aufweisen kann. L. .Schiller.
fö.
Ausdauernde Sonnenblumen.
Von L. Wittmack.
Hierzu Abb. qG.
ic schönen Herbsttage, die uns dieses Jahr in den meisten Teilen
Deutschlands schliesslich doch noch beschieden waren, haben aufs neue
den hohen Wert der staudenartigen, ausdauernden Sonnenblumen er-
kennen lassen. Da sie alle kleinblumiger als die gewöhnliche einjährige
^^~ Sonnenblume sind, die ich übrigens in ihrem wilden Zustande in Amerika
auch nicht grossblumiger sah als die staudigen, so eignen sie sich viel besser für
Bindereien, und ist es erfreulich, dass sich viele Geschäfte auf ihre Kultur
legen. — Eines der ersten, welches darin vorging, war die Firma Goetze &
Hamkens, Wandsbek-Marienthal bei Hamburg. Wir geben anbei nach einer
von der genannten Firma erhaltenen Photographie eine Abbildung eines
Strausses solcher Stauden-Sonnenblumen, die da recht zeigt, wie wirkungsvoll
diese »goldenen« Blumen, die fast alle ihre Heimat in Nordamerika haben, sind.
In Asa Gray. Manual of the ßotany of the Northern United States, östlich
vom Mississippi und nördlich von Nord-Karolina und Tennessee, 6. Aufl. von
Sereno Watson und John M. Coulter, werden nicht weniger als 22 Helianthus-
arten aufgeführt, davon 20 ausdauernde und nur 2 einjährige (H. annuus und
EI. petiolaris). Dazu kommen dann noch viele Arten im Westen, in Texas etc.
Im ganzen giebt es nach Hoff mann in Engler und Prantl Nat. Pflanzen-
familien, 54. Lief, S. 236 etwa 55 Arten, meist in Nordamerika.
Die empfehlenswertesten Arten sind nach den Herren Goetze cV: Hamkens
H. rigidus, sehr früh, H. laetiflorus. sehr spät, und EI. multiilorus
maximus, sehr hoch; doch sind auch mehrere andere zu empfehlen. Für
Parkanlagen und grössere Bindereien sind sie alle schön; man darf aber keine
grossen einjährigen Sonnenblumen daneben pflanzen, um Kreuzbefruchtungen zu
vermeiden.
Elelianthus rigidus Desl. (syn. Ilarpalium rigidum Cass.), starre
Sonnenblume, ist die früheste Art, l^lüht schon Ende Juli bis September. Aus-
läufer bildend, Stengel 1 — 1,25, im \'ateiTande 1—2 m hoch, wenig verzweigt,.
Abb. 96.
Ein Strmiss (msdauernder Sonnenhlumcn, HcUanihns vndtiflorus maxinius
von Goetze & Hamkens, Wandsbek-Marienthal.
(Nach einer Photographie )
Ausdauernde Sonnenblumen. ^c,^
Blätter sehr dick und starr, auf beiden Seiten rauh, länglich lanzettlich,
grau-grün, gegenständig, 3 nervig, die unteren eiförmig. Köpfe meist einzeln,
ca. 8 cm gross, Schuppen des Hüllkelches angedrückt, dachig, eiförmig
oder länglich, stumpf oder meist spitz, gewimpert, Randblüten im wilden
Zustande 20 -25, dunkelgelb, Scheibenblüten dunkel, bräunlich, Griffel gelb. —
Trockene Prairien von Michigan und Illinois westwärts. Liebt trockenen, warmen,
aber frischen Boden. Lässt sich im Frühjahr leicht durch die Ausläufer
vermehren.
Helianthus laetiflorus Pcrs., die »schönblumige Sonnenblume«, hat
nach Asa Gray gelbe, nicht dunkle Scheibenblüten, ist sonst H. rigidus
sehr ähnlich, Blätter etwas dünner, Köpfe einzeln oder in Ebensträussen,
Schuppen weniger zahlreich, in 2—3 Reihen, schmäler und spitz oder meist zu-
gespitzt. Die gelben Randblüten sind sehr ansehnlich und 3—6 cm lang.
Trockene offene Plätze von Ohio nach Wisconsin und südwärts. Vilmorin,
Andrieux & Co., Les Fleurs de pleine terre, 4. Aufl., 1S94, S. 977, geben
die Alittelblüten als schwarz an, und diese Form, die sehr viel Ausläufer macht,
scheint auch am meisten in unseren Gärten verbreitet, ob sie aber wirklich zu
H. laetiflorus gehört, müsste noch näher untersucht werden. Auch die H. lae-
tiflorus der Flerren Goetze & Hamkens haben, wie diese mir schreiben, eine
schwarze Scheibe.
H. multiflorus L. wird 0,80—1,50 m hoch, Blätter Wechsel- oder gegen-
ständig oder zu 3, eiförmig, spitz, rauh, gezähnt. Blüten einzeln auf 10—15 cm
langen Stielen, alle gleich gross, 8—10 cm, Hüllkelch aus 3 Reihen linealer,
zurückgebogener Schuppen bestehend, Strahlenblüten orangegelb, Mittel-
blüten gelb und bräunlich. — Die Randblüten stehen in 1—3 Reihen, die
Blume ist also im wilden Zustande mitunter schon halb gefüllt, daher erklärt
sich leicht, dass auch eine gefüllte Form in Gärten vorkommt. Die Varietät
maximus wird bis 2 m hoch und trägt grössere Blumen, welche für grössere
Bindereien von hohem Wert sind. — Wie Herr Körner in Rixdorf b. Berlin
durch Ausbrechen der seitlichen Blüten aus der gewöhnlichen einjährigen
Sonnenblume wahre Riesenblumen erzielt hat, so lassen sich auch bei den
mehrjährigen solche erziehen, besonders bei H. multiflorus maximus.
Als weitere empfehlenswerte Arten möchten wir nennen: H. cucumeri-
folius Hort., gurkenblätterige Sonnenblume, von Herrn Schwiglewski in
Carow bei Berlin N. kultiviert, H. argophyllus, silberweissblättrige Sonnen-
blume, H. orgyalis D. C., Riesen-Sonnenblume, bis 3 m hoch, H. doro-
nicoides Lamk., H. mollis Lamk., H. atrorubens L. etc., letztere 3 noch
nicht im Handel. Man vermehrt sie alle durch Teilung. Sie verlangen guten,
nicht zu nassen Boden, während die einjährigen Sonnenblumen feuchten, selbst
sumpfigen Boden vorziehen. — Für den Landschaftsgärtner wie für den Schnitt-
blumenzüchter sind sie von der grössten Wichtigkeit. Es wäre wohl des
Versuchs wert, zu erproben, ob sie sich nicht bis zum Winter zurückhalten oder
ob sie sich nicht gar treiben lassen.
Bei dieser Gelegenheit sei erwähnt, dass nach der schon oben genannten
6. Auflage von Vilmorins Fleurs de pleine terre, die wir allen, welche
französisch lesen, nicht genug empfehlen können, die jetzt als Neuheit ver-
breitete Helianthus lenticularis Dougl. von einigen Botanikern nur als
Varietät der gewöhnlichen Sonnenblume angesehen wird. Herr Henri
556
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
de Vilmorin, mein lieber Reisegefährte im fernen Westen 1893, hat mir
erzählt, dass er bei seinem Aufenthalt in Nordamerika vor einigen Jahren die
Samen von dieser wildwachsenden Sonnenblume selbst gesammelt habe. Die
Pflanze wird in der Kultur 2 m hoch und an der Spitze sehr verzweigt, die
Blütenköpfe sind lang gestielt, viel kleiner als die der gewöhnlichen Sonnen-
blume, haben aber dieselben goldgelben Randblumen, die Scheibenblüten
purpurn-schM'arz.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Cornus mas Mietzschii.
Blätter mit zahlreichen weissen,
grau, auch grün bestäubten Längs-
streifen, die, in einander laufend, die
Oberfläche reich marmoriert erscheinen
lassen. Besonders schön im Spätherbst,
wo auf dem rotgefärbten Herbstlaub
die dann rosenfarbene Zeichnung-
prächtig hervortritt. Entstanden in den
Wendisch-Wilmersdorfer Parkanlagen,
und benannt nach Herrn Mietzsch,
dem bekannten DresdenerDendrologen.
F. Graf v. Schwerin.
Laelio-Cattleya >' Pittiana.
(Cattleya guttata Prinzii )< Laelia*)
grandis).
Diese natürliche Hybride stammt
aus der Nähe vonPernambuco und wurde
von da durch die Pierren F. Sander
& Co. eingeführt. Die Abstammung
kann nur gemutmasst werden, doch
weisen das trompetenförmige Aussehen
der Lippe und noch andere Merkmale
auf die obengenannten Arten als Stamm-
eltern hin. Eine sehr hübsche Neuheit.
Gard. Chron. 1894, I, 264, Fig. 27.
Dendrobium Wardianum pictum.
Bei dieser neuen \'arietät kommt
eine prächtige Farben-^'ariation in den
schön geformten Blumen zur Geltung.
Mit Ausnahme der purpur-karmoisin-
roten Spitzen sind die Blumenblätter
reinweiss; die hell amethystfarbigen
Kelchblätter haben einen schmalen
reinweissen Rand und an der Spitze
einen dunkelkarmoisinroten Flecken.
Gard. Chron. 1S94, I, 298.
Cypripedium >' Gravesiae.
(C. Argus X C. niveum).
Eine der schönsten bis jetzt ge-
züchteten Kreuzungen aus der C. con-
color Sektion. Die 4Y2 Zoll langen
und 1V2 2oll breiten Blätter zeigen auf
weissem Grunde eine dunkelgrüne
schachbrettartige Zeichnung. Die sehr
schön gefärbten Blumen stehen zu
zweien auf einem Stiel und halten fast
5 Zoll im Durchmesser.
Gard. Chron. 1S94, I, 298, Fig. 34.
*) Lies Laelio-Cattleya hyhrida Pittiana.
Dendrobium Phalaenopsis var. Schroederiana.
Seitdem durch die Herren P.Sander
& Co. grosse Massen von dieser
Varietät eingeführt wurden, hat die-
selbe vielleicht mehr Bewunderer ge-
funden als irgend eine andere neuer-
dings eingeführte Orchidee. In einer
ziemlich warmen Temperatur gedeiht
sie leicht, blüht sehr reichlich und
sind ihre Blumen bald fast reinweiss.
bald blass lila, rosa, karmoisinrot oder
purpurn.
Gard. Chron. 1894, I, 33S, Fig. 41.
Kleinere Mitteilungen.
557
Kleinere Mitteilungen.
Zur Krankheit der Kirschbäume.
Mit grossem Interesse las ich im
11. Hefte der Gartenllora S. 303 Ihren
Artikel über eine gefährliche Krankheit
der Sauerkirschen. Ich bin kein Pilz-
kenner und kann deshalb nicht be-
haupten, ob der Pilz die Ursache oder
die Folge der betr. Krankheit ist, will
Ihnen jedoch gern meine Meinung
darüber mitteilen. Schon im Jahre
1848, als ich in Potsdam in der Kgi.
Gärtner-Lehranstalt war, teilte uns
Eleven der Hofgärtn erNietn er, welcher
damals der Gemüsetreiberei in Sans-
souci vorstand, mit, dass er vor einigen
Jahren eine Kirschplantage angelegt
hätte, deren Bäume in grosse, sehr
gut gedüngte Löcher gepflanzt seien
und die seitdem vorzüglich gediehen
wären. Im Vorjahre wäre jedoch der
Besitzer derselben in grosser Auf-
regung zu ihm gekommen, um ihn zu
bitten, seine Bäume zu besehen, er
wüsste nicht, was ihnen fehlte, sie
liessen aber teilweise die jungen Blätter
und Blüten hängen. Nach Besichtigung
hätte er an einigen Stellen der Stämme
und Aste Beulen bemerkt, aus deren
Ritzen der verdickte Saft hervortrat
und erkannt, dass die Bäume durch
Saftstockung eine Art Schlagfluss, wie
man es nennen könnte, bekommen, er
hätte deshalb sofort die Rinde sämt-
licher Bäume geritzt und hierdurch
fast alle gerettet. Ich selbst bemerkte
später ähnliche Erscheinungen an
jungen Kirschbäumen und zwar in ver-
schiedenen Jahrgängen, und habe durch
Ritzen der Rinde dieselben stets
erhalten. — Derartige Erscheinungen
kommen aber auch an andern Pflanzen
vor. So hatte ich einst in einem
kleinen Warmhause die damals neu
erschienenen Blattbegonien, die ich
gern zu recht grossen schönen Pflanzen
ziehen wollte, kultivierte sie deshalb
in recht nahrhafter Erde in grossen
flachen Töpfen und sie gediehen vor-
züglich. Als jedoch anfangs September
feuchtes kühles Wetter eintrat, be-
merkte ich, dass einige der Blätter
welk erschienen. Ich untersuchte die
Töpfe, die Wurzeln waren vollständig
gesund und die Erde gut und feucht;
dessenungeachtet liessen fast alle
Pflanzen nach und nach die Blätter
hängen und gingen trotz Heizens und
sonstiger Pflege ganz zugrunde.
Was nun die Kirschbäume betrifft,
so glaube ich, dass wenn dieselben im
Frühjahr durch anhaltend warmes
Wetter angeregt sind und eben an-
fangen auszutreiben, sie durch Eintritt
von kaltem nassen Wetter leicht eine
Saftstockung erleiden. Der unter der
Rinde angehäufte Saft bildet grössere
oder kleinere Beulen, die dann sofort
geritzt werden müssen; auf diese Weise
werden gewiss viele derartige Bäume
zu retten sein, die Pilzbildung ist viel-
leicht nur eine Folge der Saftstockung.
G. Burmester, Braunschweig.
Begonia semperflorens Ll<. et Otto var. atro-
purpurea Vernon.
Dieses wertvolle Pflänzchen, welches
meines Wissens vor 4 Jahren in den
Handel gegeben wurde, hat sich seiner
guten Eigenschaften wegen rasch in
sehr vielen Gärten Eingang verschafft.
Es ist aber auch ein herrlicher Anblick:
diese braunrot gefärbten Blätter mit
ihrem Metallglanz, sowie ihren lebhaft
karminroten Blüten, gleich schön, ob
sonniges Wetter oder anhaltender Regen
herrscht, ein Vorteil, den sehr wenig
Gruppenpflanzen mit ihr teilen, zudem
ihr Flor von Mai bis Eintritt der Fröste
ohne Unterbrechung dauert. Wo durch
55l
Gewerbliche Angelegenheiten.
rote Farbe anhaltend — auch für
grössere Entfernung — kräftig gewirkt
werden soll, eignet sich diese Begonia
vorzüglich. Eine sehr passende Ein-
fassung ist Begonia semperflorens var.
nana Alauch. von äusserst gedrungenem
Wachstum und weissen, ganz leicht
mit rosaweiss geränderten Blüten.
Beide Pflanzen sind schon im jugend-
lichen Zustande erkennbar, erstere
durch die rotgeränderten Blätter,
letztere durch ihren auffallend niederen
Wuchs und ihre hellgrünen Blätter.
Schelle, Tübingen.
Gewerbliche Angelegenheiten.
Der neue amerikanische Zolltarif vom
I. August 1894.
Farm- und Feldprodukte.
Bohnen, 20 pCt. ad valorem.
Bohnen, Erbsen, Champignons und
andere Vegetabilien, präpariert oder
präserviert in Blechkannen, irdenen
Kruken, Flaschen oder in anderen
Gefässen, sowie Pickles und Saucen
aller Art, 30 pCt. ad valorem.
Hopfen, 8 c. per Pfund.
Zwiebeln, 20 c. per Bushel.
Getrocknete Erbsen, 20 c. per Bushel,
gespaltene Erbsen, 50 c. per Bushel
im Gewicht von 60 Pfund; Erbsen
in Kartons, Papierumschlag oder in
anderer kleinerer Verpackung 1 c.
per Pfund.
Kartoffeln, 15 c. per Bushel im Gewicht
von 60 Pfund.
Samen.
Garten-, Ackerbau- und andere Säme-
reien nicht speziell aufgeführt, 10 pCt.
ad valorem.
Gemüse in ihrem natürlichen Zustande,
nicht speziell aufgeführt, 10 pCt. ad
valorem.
Früchte und Nüsse.
Äpfel, grüne oder reife, getrocknete,
gedörrte, gedämpfte oder in anderer
Weise präpariert, 20 pCt. ad va-
lorem.
Pflaumen, Zwetschen, Feigen, Rosinen
und andere getrocknete Trauben,
einschliesslich Zante-Korinthen, 1V2C.
per Pfund.
Konfitüren, Konfekt und in Zucker,
Syrup oder Molasses präservierte
Früchte, nicht speziell aufgeführt,
präparierte oder getrocknete Kokos-
nuss oder Kopra und Gelees aller
Art, 30 pCt. ad valorem.
In ihrem eigenen Safte eingemachte
Früchte, 20 pCt. ad valorem.
Apfelsinen- und Zitronenschale, prä-
serviert oder kandiert, 30 pCt. ad
valorem.
Mandeln in der Schale. 3 c. per Pfund;
geschälte, 5 c. per Pfund.
Hasel- und Wallnüsse aller Art, in der
Schale, 2 c. per Pfund, geschält, 4 c.
per Pfund,
Peanuts oder Erdnüsse, 20 pCt. ad
valorem.
Kokosnüsse in der vSchale und Nüsse
aller Art, in der Schale oder un-
geschält, nicht speziell aufgeführt,
20 pCt. ad valorem.
Verschiedene Produkte.
Orchideen, Maiblumen, Azaleen, Palmen
oder andere Pflanzen, welche in
Treibhäusern als Schnittblumen oder
zu Dekorationszwecken gezogen
werden, 10 j)Ct. ad valorem.
Nicht moussierende Weine, einschliess-
lich Ingwer - Wein oder Ingwer-
Liqueur und Wermuth in Fässern
oder anderer Verpackung als in
Flaschen oder Krügen, wenn 14 pCt.
oder weniger reinen Alkohol ent-
haltend, 50 c, per Gallone.
Kirschen- und Pflaumensaft oder
Pflaumenwein und anderer Frucht-
saft, nicht speziell in diesem Gesetz
aufgeführt, wenn nicht mehr als
Ausstellungen und Kongresse. — Personal-Nachrichten.
359
i'S pCt. Alkohol enthaltend, 50 c.
per »Proof Gallon«; wenn mehr als
18 pCt. Alkohol enthaltend, 1,80 Doli,
per »Proof Gallon«.
Freiliste.
Abschnitt 2. \"om 1. August 1894
ab sollen, wofern in diesem Gesetz
nicht anders bestimmt ist, die folgenden
Artikel bei ihrer Einfuhr von jedem
Zoll befreit sein:
587. Pflanzen, Bäume, Sträucher und
Reben aller Art, als Baumschulen-
Material bekannt, nicht besonders in
diesem Gesetz aufgeführt.
Abschnitt 3. Von allen in diesem
Gesetz nicht besonders aufgeführten
Rohstoffen oder unbearbeiteten Artikeln
soll ein Zoll von 10% vom Werte, und
von allen in diesem Gesetz nicht be-
sonders aufgeführten, ganz oder teil-
weise bearbeiteten Artikeln soll ein Zoll
von 20% vom Wert erhoben werden.
Ausstellungen und Kongresse.
Mainz. Die Ehrenpreise des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues wurden
wie folgt vergeben: Grosse silberne
Medaille: Martin Becker-Mainz für die
schönste Dekorationsgrup]3e auf 100 qm
Bodenfläche; kleine silberne Medaille
J. Diel & H. Seyffert-Bretzenheim-
Mainz (im Verein mit 50 M.) für eine
Gruppe Ilandelspflanzen; die bronzene
Medaille J. Rothmüller-Mainz für
eine Dekorationsgruppe von blühenden
und grünen Pflanzen, für den Markt-
verkehr geeignet.
St. Petersburg. Internationaler
Pomologen-Kongress vom 1 5-/2 7. Ok-
tober bis 21. Oktober/2. November. Aus-
kunft erteilt der Präsident der Organi-
sationssektion Wladimir Xicolajewitsch
Woj eiko w, St. Petersburg, Fontanka kj.
Personal-Nachrichten.
Der berühmte Botaniker, Geh. Reg.-
Rat Prof. Dr. Nathanael Pringsheim,
der Nestor der deutschen Pflanzen-
physiologen, f ö. Oktober. Erst im
vorigen Jahre ist sein 70. Geburtstag
glänzend gefeiert worden. (Siehe
Gartenflora 1893, S. 736 und 744.) —
Geboren am 30. November 1823 zu
Wziesko in Obersclilesien, studierte er
anfangs Medizin, ging dann aber zur
Botanik über, promovierte in Berlin,
hielt sich darauf in Paris auf und
habilitierte sich als Privatdozent an
der Berliner Universität 1851. Schon
1856 wurde er zum Mitglied der
Akademie der Wissenschaften in Berlin
ernannt. z:tim Beginn des Winter-
semesters 1864/65 übernahm P. die
durch Schleidens Abgang von Jena
verwaiste ordentliche Professur der
Botanik, und hier war es, wo der Unter-
zeichnete als einer der ersten Zuhörer
die bescheidene Weise seines lieben
Lehrers und späteren Freundes so recht
schätzenlernte. (Freund Strasburger,
Geh. Reg. -Rat in Bonn, war damals
sein Assistent.) Pringsheim richtete
in Jena das erste joflanzenphysio-
logische Institut ein und so einfach
es war, es ist die Grundlage gewesen
für alle heutigen. Schon i868 kehrte
P. nach Berlin zurück , da ihn der
Unterricht zu sehr angriff, und lebte
hier als Privatgelehrter, in seinem
eigenen Hause ein botanisches Labora-
torium errichtend, in welchem viele
junge Botaniker nach und nach als
Assistenten thätig waren. Pringsheim
560
Personal-N.achrichten. — Tagesordnung.
gab seit 1S57 die Botanischen Jahr-
bücher-heratfs, er war Begründer -und
Pfas^ident - der Deutschen bpta-
nisciieti^ Gesellschaft und beschäf-
•itigte sich besonders mit dem Studium
,der Pilze Algen. Ihm verdankt man
;"nebenThuret die ersten Untersuchungen
über die . Befruchtung der niederen
"Cryptogamen. Auch über das Blattgrün
" hat P..; viel gearbeitet. -Allen jüngeren
Botanikern war Pringsheim ein treuer
Ratgeber, allen älteren gegenüber ein
treuer Freund.
,. Sein. Name wird in der Geschichte
der Botanik stets mit in erster Reihe
genannt werden. L. W.
Dem Gärtner Gottfried Schmitt
zu Strassburg i. E. ist das Allgemeine
Ehrenzeichen verliehen.'
Dem Kaiserlichen Bezirksamtmann in
Tanga, Hauptmann v. St. Paul-Illaire,
(Sohn des Hofmarschall v. St. Paul-
Illaire) ist das Ritterkreuz 2. Klasse
des vSachsen-Weimarschen Ordens vom
Weissen Falken verliehen.
Dr. Koch, Privatdozent fürPllanzen-
physiologie an der Universität Göttingen,
ist an die jetzt begründete Lehranstalt
für Wein- und Obstbau zu Oppenheim
berufen worden.
Alexander Wundel, bisher 1. Ge-
hilfe im Chatsworthgarden in England,
dem Herzog von Devonshire gehörig,
übernahm am 1. Oktober die Ober-
gärtnerstelle beim Herrn von Arnim-
Suckow auf Suckow bei Wilmersdorf
in der Uckermark.
Das 25jährige Geschäfts-Jubiläum
des Kgl. Hoflieferanten, Samenhändler
Klar -Berlin, wurde am 1. Oktober
festlich begangen. Die vereinigten
Ausschüsse für Blumen- und Gemüse-
zucht sprachen ihm den Dank für seine
rege\'ereinsthätigkeit und seinen grossen
Eifer für das Versuchswesen in einer
Adresse aus, welche vom Herrn In-
spektor Dressler verfasst war und
von diesem nebst den Herren Grass I,
H a p t , H i e n t z s c h , P e r r i n g und W i 1 1 -
mack überreicht wurde.
Tagesordmmg
fürdieVersaMlunoüesVereinnurBeMeruiio(lesßartenl)auesliiäeiipreussisclienS^^^^^
am Donnerstag, den 25. October 1894, 6 Uhr
im grossen Hörsaale der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin, N. Invalidenstr. 42.
1. Ausgestellte Gegenstände.
2. Reiseberichte des Herrn Kgl. Garten-Inspektor Perring.
3. Wahl eines Raumes für die Blumen-Zwiebel- Ausstellung im April
iSy5, da KroUs Etablissement verkauft ist.
Das vollständige Register zu den vierten zehn
Jahrgängen der Gartenflora, LS 82- 91 Band XXXI- XL
ist soeben erschienen und wird gegen Einsendung von i Mark in Marken an das General-
Sekretariat des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, Berlin N.,' Invaliden-
str asse 42, frei zugeschickt.
rartenf'lora 1S94.
Taf. 1408.
¥
„Tita"
Traube
Die Tita-Traube. (Fingertraube mit dickschaligen Beeren.)
Hierzu Tafel 1408.
ine sehr geschätzte Tafeltraube in der Umgegend von Tiflis. Pflanze sehr
starkwüchsig, wenig empfindlich gegen Boden und Klima, reichtragend
und um Tiflis sehr verbreitet. Eine Form der Titatraube mit zartschaligen
Beeren wird zum Keltern benutzt. — Reben mittelstark, hellfarbig. Blätter im
Umriss ziemlich lang gezogen, spitz, nicht pergamentartig hart. Wickelranken
besonders stark entwickelt. Traube locker und lang, mittelfrüh. Beeren fast
doppelt so lang als breit, walzenförmig, reif gelb mit braungelbem Schein,
fleischig, süss. Die Farbentafel stellt die Traube in halber natürlicher Grösse dar.
Diese Traube ist hauptsächlich in den mittleren Weindistrikten, in dem Kreise
Tiflis und den benachbarten, verbreitet, im Osten und Westen dagegen selten.
Die mehr fleischige als saftreiche Beere wie die für deutsche Verhältnisse
verspätete Reifezeit wird sie für die Zucht im Freien bei uns nicht geeignet
erscheinen lassen, ausgenommen in geschützten Lagen Süddeutschlands. Für
die Zucht im Weinhause würde sie aber eine originelle und wertvolle Errungen-
schaft sein.
Crossen a. Oder. Scharrer,
kais. russ. Garteninspektor a. D.
Vanda Kimballiana Rchb. f. var. Lacl<nerae.
F. Kränzlin-Gr. Lichterfelde.
Vanda Kimballiana Rchb. f. ist mit Recht als eine der schönsten neueren
Arten dieser durch Schönheiten ersten Ranges ausgezeichneten Gattung gepriesen
worden. Die Stammart ist nachgerade so oft abgebildet worden, dass sie als
bekannt angesehen und hier von einer genauen Beschreibung abgesehen werden
kann. Die Varietät, welche ich hiermit bekannt mache, unterscheidet sich von
dem Typus durch ihre absolut schneeweissen Blüten; kaum, dass in der Mündung
des Spornes eine Anzahl zarter goldgelber Pünktchen zu bemerken ist. Die
Blüten kommen an Grösse den grossesten der typischen Form mindestens gleich.
Bemerkenswert ist, dass die ganze Pflanze sich schon vor der Blüte unschwer
von den typischen Formen unterscheiden lässt. Vanda Kimballiana hat bekannt-
lich an Blättern, Stämmen und sogar an den älteren Teilen der Wurzeln einen
kupfer- oder bronzefarbigen Ton, und die Spitzen der Wurzeln sind dunkelgrün.
Es rührt diese düstere Färbung von braunroten Flecken her, welche mit den
Rändern in einander verlaufen, dergestalt, dass die grüne Grundfarbe so gut
wie ganz verdeckt wird. Bei der Varietät Lacknerae sind diese roten Flecken
auf Pünktchen reduziert oder ganz verschwunden. Die Pflanze erscheint
r(32 Zum 70. Geburtstage von J. H. Krelage in Haarlem.
normal grün und die Spitzen der Wurzeln hellgrün. Wenn man nach den
bisherigen Importen schliessen darf, ist die Varietät sehr viel seltener, als der
Typus; unter einer grossen Menge typischer Exemplare von Vanda Kimballiana,
welche Herr Gartenbaudirektor Lackner importiert hatte, befand sich nur diese
eine einzige weisse Form. Es verdient bemerkt zu werden, dass Vanda Kim-
balliana sonst recht wenig zur Bildung" von Varietäten neigt, und dass somit
die hiermit publizierte so scharf abweichende Varietät ausserordentlich an
Wert gewinnt. Die Pflanze war zufällig mit einer gewöhnlichen Vanda Kim-
balliana in denselben Topf gebracht; der Kontrast, welchen die beiden gleich-
zeitig blühenden Rispen darboten, war ein ausserordentlich schöner. — Indem
ich diese Varietät Frau Gartenbaudirektor Lackner widme, erfülle ich eine Pflicht
der Dankbarkeit gegen sie und ihr Haus, in welchem wissenschaftliche An-
regung und liebenswürdige Gastfreundschaft diejenigen erfreuen, welche den
Vorzug geniessen, dort zu verkehren.
Prof. Dr. F. Kränzlin, Gr. Lichterfelde.
M)M)
Zum 70. Geburtstage von J. H. Krelage in Haarlem.
Hierzu Abb. 97 — 102.
m 1. November d. J. feiert der Nestor der niederländischen Blumen-
zwiebelzüchter, der weit und breit bekannte Herr J. H. Krelage zu
Haarlem seinen 70. Geburtstag. Daist es uns eine angenehme Pflicht,
diesemrüstigenVorkämpferauf jenem wichtigen Gebiete die herzlichsten
Glückwünsche zu diesem Tage auszusprechen, und wir sind sicher, dass
der ganze Gartenbau sich dem von Herzen anschliesst. — Unseren
Lesern aber wird es von Interesse sein, bei dieser Gelegenheit etwas näheres
über das Haus Krelage und die Blumenzwiebelzucht im allgemeinen zu er-
fahren. FrL Amy de Leeuw hat die Güte gehabt, eine Uebersetzung im
Auszuge aus einem diesbezüglichen Aufsatze von Dr. H. J. Calkoen, betitelt:
»Ein Blick in eine Gartenbau-Einrichtung«, in der in Haarlem erscheinenden
Zeitschrift »Eigen Haard« (Eigener Herd) No. 11, 1894 zu machen, die wir
nachstehend mit einem Teil der dort veröffentlichten Abbildungen folgen lassen.
Schon seit Jahrhunderten zeichnen sich bekanntlich die Holländer durch
ihre Blumenkultur aus. Der rege Handelsverkehr mit den verschiedenen Welt-
teilen veranlasste die Ueberbringung ausländischer Pflanzen, und wissenschaft-
licher Drang trieb zu deren Kultur. Früher als in vielen anderen europäischen Län-
dern wurden hier Gärten zu ausschliesslich botanischen Zwecken angelegt. Leiden
bekam seinen »Hortus botanicus« schon 1587, Utrecht 1638, Amsterdam sowie
Groningen 1646, Breda 1647, Haag 1690. Berühmt war im Anfang des acht-
zehnten Jahrhunderts der Garten in Harderwyk, wo Linne seiner Zeit den
Doktortitel erwarb, sowie der Beaumont'sche Garten in Haarlem und das dem
englischen Gesandten Clifford gehörige Landgut Hartekamp bei Bennebroek,
Avo Linne von 1736 bis 1738 arbeitete.
Allerhand Ursachen haben zusammengewirkt, um im nordwestlichen Teil
der Niederlande und zumal in der Nähe von Haarlem die Kultur verschiedener
Zum 70. Geburtstage von J. H. Krelage iu Haarlem.
363
Gewächse aus den Familien der Liliaceen, Irideen, Ranunculaceen u. s. w.
zu einer sonstwo ungeahnten Höhe zu bringen.
Das Hauptmoment war ohne Zweifel der für diese Gewächse günstige
Boden, abgegrabener Dünenboden: Torf und Sand. Dazu kam eine tüchtige
Drainierung, so dass die Wurzeln viel Feuchtigkeit zu sich nehmen können, die
Zwiebeln selbst aber nicht im Wasser liegen. Weiter merkt sich jeder Züchter
mit grosser Sorgfalt die Arten, die für sein spezielles Grundstück am passend-
Abb. 97.
Ernst Heinrich Krelage,
Begründer der Firma E. H. Krelage & Sohn, Haarlem.
sten sind; er wechselt jährlich seine Kulturen und lässt seinen Aeckern die
nötige Ruhe. Und endlich mag wohl eine Art traditioneller Erfahrung und
Geschicklichkeit in den verschiedenen zur Zwiebelveredelung gehörigen Mani-
pulationen mitspielen, die sich von Geschlecht zu Geschlecht vererbt hat.
Trotz allem, was sich im Laufe der Welt seit zweihundert Jahren ver-
ändert, trotz Dampf und Elektrizität, die so manchen Industriezweig vernichtet
haben,' um neue in's Leben zu rufen, — behält die Haarlemer Zwiebelkultur
564
Zum 70. Geburtstage von J. H. Krelage in Haarlem.
nicht nur ihren Charakter, sondern es leben davon noch immer Tausende der
Bewohner von Nord- und Südholland. Und sie ist noch immer in der Zunahme
begritfen; denn gegen 600 Hektar, die 1882 mit Zwiebelgewächsen bepflanzt
waren, kamen deren 1890 700. Nach Nordamerika wurde 1884/85 für 85 360 Dol-
lars, 1888/89 für 174970 Dollars ausgeführt.
Abb. 98.
Jakoh Heinrich Krclof/r,
geb. I. Nov. 1824.
Eine 1888 herausgegebene Namenliste der Blumenzüchter umfasste 2500
Namen, deren Anzahl sich gewiss in den letzten Jahren noch vermehrt hat.
Interessant ist die Geschichte einiger alten Firmen, von denen verschiedene
mehr als hundert Jahre hinter einander geblüht haben und welche noch bestehen.
Zum 70. Geburtstage von J. H. Krelage in Haarlem.
565
An der Spitze der grösseren Einrichtungen steht heute die, welche i8ii
von Ernst Heinrich Krelage, einem geborenen Hannoveraner, gegründet
wurde. (Abb. 97.)
Schon 1S30 schrieb darüber J. Ring in The Gardener's Magazine:
»Um eine Vorstellung von der Haarlemer Blumenzüchterei zu erteilen, gebe
ich am besten eine Uebersicht von den Zwiebelarten, welche im Garten des
Herrn E. H. Krelage kultiviert werden. Dieser Garten ist vor kaum 20 Jahren
gegründet und kann jetzt als einer der ersten betrachtet werden. Herr K. hat
einen grossen Enthusiasmus für seinen Beruf; er sammelt alles, was gut und
schön ist und hat seit 1818 gegen 300 neue Hyacinthen-Varietäten aus Samen
gewonnen. Für eine derselben, die in diesem Frühling zum zweiten Mal blühte.
Abb. CK).
Lese.ummer uu Hause E. H. Krelage & Salin, Haarlciii.
Nach einer Photographie von L. J. Cordes, Haarlem.
ist ihm 100 Pfund Sterling geboten worden. Keine dieser Varietäten kann aber
verkauft werden, ehe sie sich in genügendem Masse vermehrt hat. . . .«
Um diese Zeit fing Krelage an, sich auf Ausstellungen um Bekrönungen
zu bewerben: seinen ersten Preis erwarb er 1833, und mag er damals wenig
geahnt haben, dass sechszig Jahre später sein Nachfolger deren achthundert
würde zeigen können.
Das Geschäft breitete sich von einem Jahr zum andern Avesentlich aus.
Im Jahre 1850 trat des Inhabers einziger Sohn Jakob Fleinrich (Abb. 98.) als
Mitglied der Firma ein und wurde dieselbe seitdem unter dem Namen
E. H. Krelage & Sohn fortgeführt, welchen Namen sie nach dem Tode des
Begründers, 1855, behalten hat.
566
Zum 70. Geburtstage von J. H. Krelage in Haarlem.
Der Sohn trat in seines Vaters Fusstapfen und A'ersäumte nichts, um seine
Einrichtung zu verbessern und zu vervollkommnen. So legte er 1858 seinen
Wintergarten — den ersten in Holland — an, beteiligte sich mit gutem Erfolg
an allen wichtigen einheimischen und internationalen Ausstellungen und wurde
bald der anerkannte Hauptvertreter des. Haarlemer Blumenzwiebelhandels,
nachher auch des niederländischen Gartenbaues in weiterem Sinne. Schwer-
lich hätten auch die allgemeinen Berufsinteressen von einem anderen
mit grösserem Eifer und wärmerer Hingebung wahrgenommen werden
können. Die guten Erfolge seiner wiederholten Bestrebungen, um den vater-
ländischen Gartenbau von drückenden Fesseln zu befreien oder vor inter-
nationalem Unrecht zu hüten, sind für seine Berufsgenossen von unberechen-
Abh. 100.
Bihlioflick -ifud aiiffrcnx-ciidr Riiioiic i)u Hause E. IL Krclrujc cf- Saint, Haarion.
Nach einer Pliotographie von L. J. Cordes, Haarlem.
barem Nutzen gewesen. Wo er die Niederlande auf auswärtigen Ausstellungen
oder Kongressen vertrat, konnten sie immer seiner Fürsorge gewiss sein.
Die Periode der grossen internationalen Gartenbau-Ausstellungen — die
seitdem durch kleinere Spezial - Ausstellungen verdrängt worden ist — fiel
eben in die Jahre von Krelage's Vollkraft. Als erster Sekretär war er der
Urheber und Einrichter der bekannten Amsterdamer Ausstellung von 1865, deren
• grosser Erfolg im nächsten Jahr eine gleiche Ausstellung in London zur Folge
hatte.
Ausserdem fand Krelage immer Zeit zu schriftstellerischer Thätigkeit für
in- und ausländische Fachblätter und zur regen Beteiligung an zahlreichen
Vereinen.
Zum 70. Geburtstage von J. H. Kre'age in Haarlem.
5Ö7
Die Zahl der kultivierten Arten und \'arietäten in den Krelage'schen
Gärten überschreitet ohne Zweifel die Totalzitfer von 20 000. Hiervon kommen
auf Hyacinthen ungefähr 1000, Tulpen 4000, Crocus 300, Narzissen 500,
Anemonen 300, Ranunkeln yjo, Fritillaria 200, Lilium 300, Iris 1200, Gladiolus
2500, Amaryllis 500, Paeonien öoo, Gesneraceen 500, Canna 200, Georginen 300,
Ixia 300 und Begonia 150, von kleineren Pflanzengruppen ganz zu schweigen.
Jährlich sind diese alle in vielen Alillionen von Zwiebeln und Knollen
vorrätig.
Zu den ältesten Gewohnheiten der Haarlemer Blumenkultur gehört das
Einrichten und Zurschaustellen sogenannter »Pronkbakken«*) (Prachtkästen),
nicht nur für Hyacinthen und Tulpen, sondern auch für Ranunkeln und Aurikeln.
Dergleichen Kästen oder Beete bildeten so zu sagen eine Musterkarte der
ganzen Sammlung und es zeigte sich ehemals in dieser Hinsicht ein lobens-
Abb. I o I .
Titlpenfeld in der Gärtnerei von E. H. Krelage cf' Sohn, Haarlem.
werter Wettkampf zwischen professionellen Gärtnern und Dilettanten. Heut zu
Tage werden nur von der Firma Krelage Pronkbakken angepflanzt, und es
kann daher leider augenblicklich von Wettkampf nicht die Rede sein. Allein
Fachmänner wie Blumenfreunde schätzen umsomehr die Gelegenheit, die ihnen
hier jährlich geboten wird, sich das Beste und Neueste oder in sonstiger
Hinsicht Seltenste auf dem Gebiete der Hyacinthen- und Tulpenkultur
anzusehen.
Von altersher besass die Firma eine grosse Sammlung spätblühender
Tulpen. Dieselbe gewann an Interesse durch den Ankauf einer der besten
flämischen Privatsammlungen. Legte man sich doch vormals in Flandern mit
grosser Sorgfalt auf die Züchtung und Variierung dieser Arten; in verschiedenen
Familien hat man 100 Jahre hinter einander diese Liebhaberei betrieben, aber
jetzt hat sie aufgehört.
*) Siehe Gartenflora i8q2 S. 278.
,68
Zum 70. Geburtstage von J. H. Krelage in Haarlem.
Die Eigentümlichkeit dieser und anderer sogenannter »feiner« Tulpen
besteht in der wissenschaftlich noch nicht erklärten Thatsache des »Variierens«,
d. h. der plötzlichen Erscheinung weisser Streifen oder Flecken auf der ein-
farbigen Blume einer aus Samen gewonnenen Tulpe. Für die Kultur dieser
einfarbigen oder Muttertulpen, die vormals immer nur des »Variierens« wegen
gezüchtet wurden, gab sich die Firma Krelage seit einigen Jahren viel Mühe,
und hatte die Genugthuung, unter dem Namen »Darwintulpen«*) eine Rasse auf
den Weltmarkt zu bringen, welche die ursprünglichen Muttertulpen in Farben-
pracht und Haltung bei weitem übertraf. Auf der Pariser Weltausstellung
erlebten die Darwintulpen einen grossen Erfolg und werden sie, zumal ihre
Blütezeit in die letzte Hälfte des Monats Mai fällt, wo unsere Gärten durch-
gehends arm an larbenkräftigen Blumen sind, für grosse Gartenbeete sehr
geschätzt. (Abb. 101.)
Abb. 102.
Giehelstehi von 1755
am Giebel des Bibliothekgebäudes von E. H. Krelage & Sohn, Haarlem.
Wenn selbstverständlich überhaupt in Haarlem und also auch im
Kr elage'schen Garten Hyacinthen und Tulpen in geschäftlicher Hinsicht Haupt-
sache sind, so sind doch auch die sogenannten Nebenkulturen stark vertreten.
Verschiedene Zwiebelgewächse, die jetzt allgemein kultiviert werden, sind
von dieser Firma zuerst in Holland, manche auch zum ersten Male in Europa
eingeführt worden. So z. B. die Galtonia candicans (Hyacinthus candicans),
die bekannte Riesenhyacinthe aus dem Kapland, mit schönen, reinweissen,
glockenförmigen Blüten; dann die Scylla-ähnliche »Sneenwroem« — »Schnee-
ruhm« — (Chionodoxa Luciliae) und die noch seltene blaue Tecophylaea.
Daneben wurden in diesem Garten viele neue Formen aus Samen gewonnen,
welche seither Aäelbeliebte Handelsartikel geworden sind. unter den
*) Siehe Gartenflora i8(_)4, Heft iS, S. 481 mit Farbentafel 1406.
Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königsberg, Ostpr. L(5q
Ilyacinthen-Sämlinoen nennen wir u. a. die einfach-rote »Maria Catharina«,
die einfach-weisse »Paix de TEurope«, die einfach-blaue »Mimosa«, die gefüllt-
gelbe »Goethe«, die gefüllt-blaue »Van Speyk« und »Carl, Kronprinz von
Schweden«. — Auch wirkte die Firma tüchtig mit zur Verbreitung der
Asclepias tuberosa, der Montbretia, der Tritoma, die, obgleich schon
seit einiger Zeit im Handel, erst allmählich Anerkennung fanden.
Aussergewöhnliche Sorgfalt wird von Krelage auf eine gewissenhafte
Nomenklatur der von ihm gezüchteten Pflanzen gelegt. Zu diesem Zwecke hat
er eigens auf seinem Terrain einen Probegarten, wie man sie sonst in Holland
nur in öffentlichen Einrichtungen findet. Eine mehrere Tausende von Büchern
umfassende und auf dem Gebiete des Gartenbaues, besonders der Blumenzwiebel-
zucht, vielleicht kompletteste Bibliothek (Abb. 99 und 100) und eine schöne
Bildersammlung leisten bei der ^^ergleichung neuerer mit älteren Varietäten
und also zur Kontrolierung der Xamen ausgezeichnete Dienste.
Unser letztes Bild (Abb. 102.) stellt eine Rarität vor: einen Giebelstein von 1755,
an einem Hause in der holländischen Stadt Eloorn angebracht, das zur Zeit des
berüchtigten Tulpenschwindels — in 1643 — für drei Tulpen verkauft worden
war. Als vor einigen Jahren dieses alte Haus niedergerissen wurde, hat Herr
Krelage den Stein gekauft und in den Giebel seines Bibliothekgebäudes
einfassen lassen.
Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königs-
berg, Ostpr.
ass Flora, die klassische Schutz]Datronin aller Gärtner, auch im Nord-
osten des deutschen Reiches eifrige Jünger und Mitarbeiter
besitzt, hat uns die Gartenbau-Ausstellung in Königsberg bewiesen,
die zur Feier des 60 jährigen Bestehens des dortigen Gartenbau-
vereins veranstaltet worden. In erster Reihe war es die Zwillings-
schwesterprovinz Westpreussen, welche ihre leistungsfähigsten Vertreter des
Gartenbaues hinübergesandt hatte, aber auch Hamburg, Lübeck, Bremen, Leipzig,
Dresden, Potsdam, Erfurt, Frankfurt a. O. und manche andere Städte noch
fanden wir. Aus Königsberg selber waren leider mehrere Firmen zurück-
geblieben, aus persönlichen Gründen etc., wie das ja anderswo auch vor-
kommt, w^as nichtsdestoweniger sehr bedauerlich ist und jenen doch sicher
nicht zum Nutzen gereicht.
Das Ausstellungslokal, der Park des Schützenhauses, in der Stadt
gelegen, war insofern günstig, als den Besuchern ein weiter Weg erspart
worden. Die schattigen Bäume des Parks erschienen uns jedoch für den Aus-
stellungszweck etwas zu zahlreich und beeinträchtigten den Überblick und den
Gesamt-Eindruck. Auch die Innenräume liessen manches zu wünschen übrig,
sie lagen etwas zerstreut, winkelig versteckt. Die beiden grössten Räume
innerhalb, davon der eine das Sommertheater und ein zweiter reichlich so
grosser, neugeschaffener proAdsorischer Anbau, wurden von Dekorations- und
Warmhauspflanzen gefüllt. Wir fanden dort eine sehr schöne Cycas-Gruppe
von Hübner, Königsberg, Dracaenen, grün und buntblättrig, von A. Rathke
r -jQ Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königsberg, Ostpr.
& Sohn, Praust, Wirth & Ziegenbalg, Dresden, M. Lorgus, Stralsund,
Hermann Krantz, Königsberg und Axel Haagström, Wandsbek; Pandanus
in vorzüglichster Kultur von A. Rathke & Sohn, Praust, Hermann Krantz,
Königsberg, und wiederum Axel Haagström, Wandsbek.
Palmen als Handelsware waren in grossen Mengen und guter Be-
schaffenheit von Paulig, Lübeck, und Wirth & Ziegenbalg, Dresden, aus-
gestellt. Ebenso vorzüglich aber waren die selbstgezogenen Palmen des
Herrn Dreubert aus Pr. Holland. Derselbe brachte auch Plectogynen (Aspi-
distra) in schönen Pflanzen, letztere waren dann noch mehrfach vertreten von
Fritz Lenz, Schidlitz bei Danzig, und Albert Brandt, Elbing. Grössere
Palmen und sonstige Dekorationspflanzen hatten Paulig, Lübeck, und Wirth
&Ziegenbalg, Dresden, sowie Hermann Krantz und C. Hübner aus Königs-
berg ausgestellt.
Ebenso zahlreich als schön fanden Avir Begonia Rex von Hermann
Krantz, Mittelhufen bei Königsberg, C. Hüb n er und Gustav Rohde,
Königsberg. Hermann Krantz hatte hier auch ein hübsches Farnsortiment
gezeigt. Adiantum cuneatum in vorzüglichsten Kulturpflanzen war in fünf
Einsendungen vertreten. Die grössten und schönsten von Ad. cuneatum fanden
wir bei Herrn Fritz Raabe, Langfuhr; Hugo Schleichers (Königsberg)
Adiantum waren nur wenig kleiner, aber jünger und mit lichteren Wedeln.
Die Selaginellen von Hermann Krantz und Hübner und wiederum Raabe,
Langfuhr, zeigten gleichfalls gute Kultur.
Asparagus brachten drei Aussteller zur Anschauung, unter denen Fritz
Lentz, Schidlitz bei Danzig, wohl das reichste Sortiment zeigte: Asparagus
plumosus nanus, A. acutifolius, A. tenuissimus und A. comorensis, letztere beide
über Drahtballons gezogen; im ganzen enthielt die Gruppe ca. 40 Pflanzen.
Ampel- und Schlingpflanzen fanden wir vonPaulig, Lübeck, aus-
gestellt, darunter besonders bemerkenswert das neue Asparagus Sprengeri
mit seiner zierlichen lichtgrünen Belaubung, ein ebenso trefflicher Werkstoff
zur Binderei als auch als Ampelpflanze von hübscher Wirkung. Desgleichen
wären noch zu nennen das hübsche Vitis diversifolius mit den hübsch ge-
formten und bunt gezeichneten Blättern, Mühlenbeckia compacta. Ficus radicans
und repens, Cissus discolor und Tradescantien in einigen Sorten.
Wunderschöne Araucarien in grossen Gruppen und mehreren Sorten, wie
Napoleon Baumann und excelsa giauca sahen wir gleichfalls von Philipp
Paulig, Lübeck; auch diejenigen von Wirth & Ziegenbalg liessen nichts zu
wünschen übrig, wie auch die weiterhin im Park aufgestellten von Hermann
Krantz, Königsberg, guten, regelmässigen Wuchs zeigten. Leider erst ein paar
Tage nach Eröffnung der Ausstellung kamen auch die längst als vorzüglich
bekannten Araucaria excelsa von W. Runde aus Wandsbek an.
Ficus elastica, in guten Kulturen, brachten 3 Aussteller: Gustav Rohde,
Königsberg, A. Rathke & Sohn, Praust, und M. Lorgus, Stralsund, von denen
Rathke den ersten Preis erhielt.
Des weiteren befanden sich in den inneren Räumen noch ein grösserer
Saal mit den Bindereien aus frischen Blumen und an anderer Stelle ein paar
Zimmer mit trocknen Arrangements von Makartmaterial sowie Stoffblumen und
alle jene Hilfsmittel, deren unsere Binderei nicht entbehren kann, wie Korb-
und Drahtwaren, Manschetten, Bandschleifen etc. Diese letzteren entstammen
Die grosse allgemeine Gartenbau-Austeilung in Königsberg, Ostpr. l^i
den Berliner Firmen M. Vollmer und Adolph Weissmann sowie A. Fober
Nachf., Tambach. Die Leistungen in der Binderei waren wirklich grossartig
und ausserordentlich und wollen wir derselben noch am Schlüsse ausführlicher
gedenken.
Gartenpläne fanden eine überaus lebhafte Beteiligung zum Wettbewerb und
waren ausserdem noch mehr als zahlreich eingesendet. Auch die wissenschaft-
liche Abteilung war durch Litteratur und geeignete Darstellungen zu Demon-
strationszwecken vertreten, wie z. B. diejenigen der landwirtschaftlichen Ver-
suchsstation Königsberg, welche die Ausdehnung der Wurzelfasern ver-
schiedener Pflanzen an getrockneten Exemplaren zur vielseitigsten Anschauung
vorführte.
Der Park, in welchem Baumschulerzeugnisse und F'reilandpflanzen sowie
Florblumen zunächst ihren ästhetischen und praktischen Wert zeigten, war
gleichfalls reich besetzt, und waren auch hier namentlich im Baumschulfach
wahrhalt grossartige Leistungen zu verzeichnen, die weit über den Rahmen
einer Provinzialausstellung durch die Beteiligung so vieler auswärtiger Aussteller
hinausgingen.
Da ist zuerst der kleine Spalierobst-AIustergarten von H. Jungclaus sen-
Frankfurt a. O. erwähnenswert, im verkleinerten Massstabe dessen, den wir
zuerst 1887 in Dresden von Gaucher bewunderten. Die ausgestellten Spaliere,
alle kräftig imd schon gezogen, unter den Äpfeln besonders reizvoll der neue
Eva-Apfel und Bismarck-Apfel, von denen die Früchte teilweise an den Form-
bäumen selbst hingen, teilweise daneben lagen. Auch die Obst-Hochstämme desselben
Ausstellers, sowie die der Herren A. Rathke& Sohn-Praust Hessen nichts zu
wünschen übrig. Beerenobst in Hochstamm- und Strauchform fanden wir dort
gleichfalls von A. Rathke & Sohn, Wilhelm Kliem-Gotha und in treff-
lichster Beschaffenheit von Max Buntzel, Niederschönweide. Eine hübsche
Kollektion schöner, formvoller Trauerbäume brachte A. Rathke & Sohn,
Praust.
Coniferen waren durch 3 Firmen in bedeutenden Leistungen ausgestellt.
Die Herren Peter Smith & Co.-ßergedorf bei Hamburg brachten ein sehr
grosses Sortiment kleiner Pflanzen, und die Herren A. Rathke & Sohn grössere
Pflanzen im allgemeinen Sortiment laut der gestellten Aufgabe für die reich-
haltigste Sammlung Coniferen. Da nun hier im Programm eine Lücke ge-
blieben und die bei weitem wichtigere Aufgabe »Ausdauernde für das Klima
Ost- und Westpreussens geeignete Coniferen« vergessen worden, sah sich
Herr Otto Riss aus Herrmannshof bei Langfuhr in Westpreussen genötigt,
seine ebenso zahlreiche, als reichhaltige Kollektion solcher Coniferen, die sich
als eigene Zucht seiner Baumschulen und dort als winterhart bewährt,
»ausser Programm« auszustellen. Spezialität ebengenannter Baumschule
ist die Anzucht und Kultur grösster Coniferen, wie sie der Land-
schaftsgärtner zur Anlage solcher Gärten braucht, die sofort ein möglichst
fertiges Bild darstellen sollen, und so Avaren denn die in Königsberg ausgestellten
Coniferen, wie Abies Nordmannianna, Pinus laricio austriaca. Picea ajanensis,
Thuya occidentalis und deren verschiedene Abarten, Thuya gigantea und Chamae-
cyparis Lawsoniana und andere Chamaecyparisarten, Thuyopsis dolobrata etc.
meist Pflanzen von 3 bis 4 m Höhe, alle gut verpflanzbar und ballenhaltend,
ebensogut durch ihren tadellosen Wuchs zu Solitärpflanzen geeignet wie als
n^2 Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königsberg, Ostpr.
Gruppenpflanzen. Picea pungens glauca argentea zeichnete sich in mehreren
Exemplaren durch ihre hellblaue Färbung aus. Eine kleine 2jährige Pflanze,
aus Samen erzogen, Pinus monophylla Torr, et Fremont, erregte durch ihre
Seltenheit die Aufmerksamkeit der Coniferenkcnner und Liebhaber, sie ist
botanisch interessant dadurch, dass sie nur 1 Xadel in der Scheide trägt, ob-
gleich auch hier und da an der Pflanze 2. ausnahmsweise einmal auch 3 Nadeln,
respektive Blätter vorkommen.
Rosen, sowohl Topf- als Freilandrosen, hatten gleichfalls eine ausreichende
Beteiligung gefunden. Unter den Topfrosen können wir als besonders aus-
gezeichnet die hübsche Gruppe niedriger Marechal-Xielrosen, mit grossen gut
ausgebildeten Blumen reichbesetzt, von Aug. Plaumann-Königsberg i. Pr. her-
vorheben. Diese Rosen hätten zu jener Zeit jeder grösseren Ausstellung zur
Ehre gereicht. Auch Otto Bauer, Gustav Rohde und Hermann Krantz,
alle aus Königsberg, brachten gute Topfrosen zur Schau, Hochstämmige Rosen
in Töpfen in bester Beschaffenheit hatte der bewährte und über,all bekannte
Herr Carl Görms aus Potsdam ausgestellt. Dieser Sieger in manchem Rosen-
turnier hatte auch seine schönen Freilandrosen in Hochstämmen mitgebracht,
musste dieselben aber, da dafür gleichfalls keine Programmnummer existierte,
ausser Programm ausstellen. Xiedrig veredelte Freilandrosen, ebenso »ausser
Programm«, sahen wir sehr gute von Walter & Lehmann-Steinfurth bei Bad
Nauheim. Es sei hier gleich bemerkt, dass durch das Fehlen so mancher
wichtigen Aufgabe im Programm für die »ausser Programm« ausstellenden
Herren der Nachteil erwächst, sich für ihre mitunter bedeutenden Leistungen
mit den Preisen begnügen zu müssen, die übrig bleiben, also mit den Brosamen,
die von der Herren Tische fallen.
Dieser Uebelstand hätte in Königsberg vermieden werden können. Die
Herren des Komitees haben sich keine Mühe verdriessen lassen, die Aussteller
aus weitester Ferne einzuladen und für ihre Ausstellung" zu interessieren; sie
haben für viele Ehrenpreise gesorgt, von denen eben ein gut Teil die Aus-
steller selber gestiftet haben, und so hätten auch die Konkurrenzaufgaben etwas
weiter wie für provinziale Zwecke gesteckt werden können, um dem Namen
»grosse allgemeine« Ausstellung zu entsprechen. Die Leistungen der aus-
wärtigen Aussteller "fentsprachen dem genügend und haben auch wohl überall
beim Publikum entsprechende Würdigung und, was nicht am wenigsten
in's Gewicht fällt, geschäftlichen Nutzen gebracht. Nach dieser kleinen Ab-
schweifung wollen wir uns von den Rosen zunächst in das kleine am Ende des
Gartens befindliche, A^on der Firma Schott in Breslau errichtete Gewächshaus
begeben, das zunächst 2 Cacteen-Lieferanten als Ausstellungsraum diente.
Friedrich Adolph Haage junior aus Erfurt hatte hier eine Sammlung kleiner,
sehr hübscher Cacteen in 450 Sorten ausgestellt, die allgemeines Interesse er-
regten. Grössere, seltene, wohl eben importierte kamen von Otto Heyneck-
Cracau-Alagdeburg, doch war deren Anzahl gering. Ausser Cacteen hatten
beide obengenannte Aussteller noch andere hübsche Sukkulenten daneben ge-
stellt. Des weiteren enthielt dieses kleine Alusterhaus noch einmal Asparagus
Sprengen von Lorgus, Stralsund, und eine kleine Kollektion der tropischen
Nutzpflanzen des unter der Leitung des Herrn Professor Dr. Luerssen stehen-
den botanischen Gartens in Königsberg, wie Coffea arabica, Capsicum annuum,
Zingiber officinale, PijDer nigrum, Gummiakazie, Baumwollstaude, Reis, Jute-
pflanze. Tamarindus indica und einige andere.
Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königsberg, Ostpr. cno
Sehr schöne Gloxinien von Hermann Krantz-Königsberg. und Ilübner,
Königsberg, von denen ersterc die schöneren waren, und einfache und gefüllte
Primula japonica, der Zeit entsprechend noch nicht in Blütenflor, aber ganz
gut ausgebildet, und Anthurium Scherzerianum von Krantz hatten dort gleich-
falls Platz gefunden, während in der kleinen Nebenabteilung des Gewächshauses
ein unvermeidlicher Alesserfabrikant seine Ware an den Mann, respektive
seine Kartoffelschäler, Brotmesser etc. an die Frau brachte. Diese, wie man
sagt, notwendigen Fabrikanten fehlten dieser Ausstellung auch sonst nicht;
eine ganze Reihe von Jahrmarktstischen mit Bronzetinktur, Kartoffelschälern,
Messerschärfern und wer weiss sonst noch was, alles war im Park auf-
gestellt und merkwürdigerweise herrschte dort stets der gewaltigste Andrang,
wo die Pappschächtelchen mit 3 blechernen Gemüseschneidern (1 Gurkenhobel,
1 Rübenschneider und 1 Kartoffelschäler) zusammen für 1 Alk. verkauft wurden.
In den Händen fast jeder rückkehrenden Dame sahen wir ein Pappschächtelchen
mit solchen Kücheninstrumenten, vielleicht ein Beweis, dass es in Königsberg
viel praktische Hausfrauen und solche, die es werden wollen, giebt. Aber noch
eine andere Industrie blühte ebenso lebhaft auf der Königsberger Ausstellung.
Eine Hamburger Firma fabrizierte dort ganz entsetzliche japanische Palmblatt-
fächer mit — Alakart-Dekoration — ein j)aar grell rot oder blau gefärbte
Gräser mit einigen bronzierten Alohnkapseln — als »Andenken an die Ausstel-
lung« von 50 Pfg. bis 6 Alk. und noch höher, alle gleich abschreckend hässlich,
und diese Ungeheuer fanden reissenden Absatz. —
Vor dem Gewächshaus aber erfreute sich unser Auge an einigen wenigen,
aber vortrefflich kultivierten Remontant-Nelken von Robert Schlesier, Königs-
berg. Es waren nur eine hellgelbe (Germania oder Kanarienvogel?) und ein
paar andere Sorten. Sonst waren Remontantnelken in Fülle imd auch in be-
kannt vorzüglichster Kultur von Thalacker-Leipzig, in einem kleinen Tempel
zu linden, es waren alles vollbesetzte, kurz und gedrungen wachsende Pflanzen
unter denen 2 Sorten, eine dunkelrote Präsident Carnot und eine rosa, Neu-
züchtungen des Ausstellers, hervorragten. Alargarethen-Nelken sahen wir nur
von 3 Königsbergern, Hübner, Krantz und Carl Rossbiegal senior. Pelar-
gonium scarlett und Fuchsien waren zwar vertreten, aber nicht als hervor-
ragend zu bezeichnen. Eine kleine Gruppe hochstämmiger Heliotrop und
eine Gruppe Hortensien von Robert Schlesier ist gleichfalls erwähnenswert.
Hortensien in Kulturpflanzen sahen wir noch von Rathke & Sohn, Praust
Begonien, knollenbildende, sowohl einfache als gefüllte, hatten Krantz, Hübner
und Ottmar Alodel aus Königsberg in hübschen, grossen Blumen und leuchten-
den Farben ausgestellt. Camellia japonica waren von Otto Olberg, Striesen-
Dresden, in guter marktfähiger Ware und Gustav Scheibe, Holzhausen, ein-
gesendet, Olberg sandte ausserdem noch ausser Konkurrenz Erica gracilis,
Camellia Chandleri elegans und Dracaena terminalis rosea. Ausser von Olberg
waren Eriken noch von Rob. Otto Scheibe, Probstheida, ausgestellt.
Auch Epheu in Handelspflanzen war reich vertreten, und Epheuspaliere
als Dekorationspflanzen brachte Philipp Paulig aus Lübeck. Letzterer sowie
Wirth & Ziegenbalg hatten auch eine Alenge Lorbeeren in allen Formen,
Hochstamm und Pyramiden, mitgebracht.
Sehr schöne Lilium auratum sahen wir von Otto Bauer-Königsberg, und
Hermann Krantz, letzterer hatte noch Lilium lanzifolium seiner Gruppe bei-
cnA Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königsberg, Ostpr.
gesellt. Agapanthus umbellata zeigten gleichfalls Otto Bauer und Gustav
Roh de aus Königsberg in schönen blühenden Exemplaren.
Polyanthus tuberosa führten Hübner und Robert Schlesier zur Ansicht
vor. Georginen als Freilandpflanzen brachten Fritz Lenz, Schidlitz bei Danzig,
und Adolph Schwiglewski, Carow bei Berlin, während Albert Brandt,
Elbing, seine reizenden Zwerg- Georginen für Töpfe, alba imbricata und
splendens imbricata zeigte. Von A. Rathke & Sohn-Praust sind noch be-
sonders erwähnenswert eine Grupj^e frühblühender Chrysanthemum, die aber
jetzt, wo noch die prunkenderen, in glühender Farbenpracht stehenden Flor-
blumen daneben stehen, nicht recht zur Geltung kommen wollen. Das Chry-
santhemum kann seine Reize nur dann voll entfalten und gewürdigt sehen,
wenn seine freundlicheren Schwestern im Reiche Flora's vom Frost getötet
sind. In einigen Marktsorten weisser Farbe hatten auch Hübner-Königsberg
und M. Lor gus -Stralsund Chrysanthemum ausgestellt. Cyclamen waren zwar
recht reichhaltig vertreten, aber nicht mehr als gewöhnliche Marktware; wenn
man diesen Massstab anlegt, freilich gut gezogen. Myrten in der Sorte Königs-
berger Zwergmyrte sahen wir in mehreren Gruppen, die besten davon waren, wenn
wirnicht irren, vonGustav Rohde-Königsberg, abernur in kleinsten Exemplaren.
Grössere Kronenbäumchen oder kleine Hochstämme waren aber wirklich nicht
bemerkenswert und sahen wir in der Privatpflege eines alten Junggesellen in
Königsberg in jenen Tagen sowie an den Fenstern einer Privatwohnvmg be-
deutend schönere, wirklich lobenswerte Kulturpflanzen. Für Privat -Kultur-
Leistungen waren übrigens auch mehrere Programm-Xummern ausgeschrieben
und auch angemeldet, doch haben wir nichts weiteres davon zu Gesicht be-
kommen als mehrere Topf-Obstbäume mit Früchten, die aber mit ihren un-
sauberen Kübeln keinen angenehmen Eindruck machten und uns wenigstens
um keinen Preis verlockt hätten, die Früchte aus so unapjDetitlicher Umgebung
zu pflücken.
Zwei Gruppen blühender Canna, schon im Frühjahr ausgepflanzt, gehörten
Fritz Lenz, Schidlitz, und Flermann Krantz, die Blumen hatten aber durch
den vorangegangenen Regen so gelitten, dass sie nicht zur Geltung kamen.
Hermann Krantz hatte auch noch an anderer Stelle zwei alte beliebte
Pflanzen zur Schau gestellt, es waren das die hübsche Lobelia cardinalis und
die zu den Succulenten gehörende Rochea falcata, die mit ihren feinblütigen.
brennendroten Blütendolden auf dem steifen, bläulich grauen Blätterstand immer
hübschen Effekt macht.
Für Gartendekoration war sonst noch durch 3 hübsche Teppichbeete von
Succulenten gesorgt, die von der Hand des Obergärtners des Grafen Dönhoft
zu Friedrichstein, Krebs, ausgeführt waren. Eine Grotte aus Korkholz,
die hier eine kahle Mauer am Ende des Gartens, den ehemaligen Scheibenstand
verdecken sollte, verdankte demselben Herrn ihren Aufbau. Zwischen den
imitierten Felsen und davor hatten Rathke & Sohn-Praust ein reiches Sortiment
Freilandfarne ausgepflanzt. Der Gartenrasen, zu dem die Firma Scherwitz.
Königsberg, den Grassamen geliefert hatte, war leider kurz vor und während
der Ausstellung nicht gemäht, er war unverantwortlich lang nnd machte darum
keinen schönen Eindruck, überhaupt hätten auch die Anlagen und Wege sauberer
gehalten werden können; bis in die Nachmittagsstunden des Eröffnungstages
dehnten sich noch die Aufräumungsarbeiten von Packstroh etc. aus. Das war
Die Ausstellung des Vereins der Cakteenfreunde etc. L-yL
für die Premiere der Ausstellung nicht sehr vorteilhaft. Eine Gruppe Gunnera
scabra, eine solche von Arundo Donax und Eulalia zebrina, von A. Rathke
& Sohn, zwei Beete von Bouvardien, einfach und gefüllt, und eine Gruppe
Marguerites Etoiles d'or, importiert von Fritz Lenz, Schidlitz, waren auch
noch erwähnenswert, sbenso wie die kleinen hochstämmigen Chamaecyparis
Andelyensis in Topfen von Carl Mauch, Göppingen. (Fortsetzung folgt)
Die Ausstellung des Vereins der Cacteenfreunde
Deutschlands am 14. October 1894.
ie erste Ausstellung" dieses unter dem ^'orsitze des Prof. Dr. Carl
Schumann, Kustos am Kgl. bot. Museum, stehenden, rührigen
^'^^^^^ jungen Vereins hat ein gutes Zeugnis für seine Leistungsfähigkeit
iSl^/^ abgelegt. Im Saale des Brandenburger Hauses, Mohrenstrasse 47.
ä\\;-^ waren 3 lange Tafeln, im ganzen 38 qm, mit Cacteen und anderen
<^^ Sukkulenten bedeckt, teils von Liebhabern, teils von Händlern, teils von
handeltreibenden Liebhabern. Viele Anmeldungen hatten aus Mangel an Raum
zurückgewiesen werden müssen. Den Ehrenj)reis errang sich Adolph
Bennecke, Birkenwerder, Nachfolger von H. Hildmann, Mitglied des Vereins
zur Beförderung des Gartenbaues, der u. a. kleine Sämlinge verschiedener
Cacteen, 4 Monate alt und schon recht stark, ausstellte, ebenso zweijährige
Pflanzen und kräftige Phyllocactus-Stecklinge vom Juli. Von grösseren oder
sonst bemerkenswerten Pflanzen seien hervorgehoben: Grusonia cereiformis,
die aber eher wohl ein Cereus oder eine Opuntia ist, Echinocactus gibbosus
var. Schlumbergeri, E. sinuatus, E. Monvillei mit sehr langen gelben vStacheln,
E. Wislizenii, gross, E. gibbosus nobilis und E. myriostigma, Echinopsis Decais-
neana flore roseo in Blüte, E. Zuccariniana fl. roseo, desgleichen, E. tubiflora,
turbinata und oxygona, E. Engelmanni, sehr schön. Sehr hoch und cylindrisch
gewachsen waren die Mamillaria polythele, die durch ihre ovalen roten
Früchte sehr zierend sind; Cereus militaris zeichnet sich durch roten Gipfel
aus, Cereus giganteus, selbst gezogen, durch fast schwarze Stacheln, Euphorbia
capricornis durch interessanten Bau.
Den ersten Preis erhielt C. Liebner, Berlin N., Prinzenallee 77. Seine
Sammlung umfasste u. a. Echinocactus Mc Dowellii (ganz neu), 2 grosse I-].
Grusoni, E. ingens, 4 E. Wislizenii, Echinocereus Engelmanni, 1 grosses Anhalo-
nium prismaticum und eine grosse Zahl Greisenhäupter, Pilocereus senilis.
— Sein Genosse Walter Mundt, Pankow, Mühlenstrasse 25, 3. Preis brachte u. a.
Opuntia clavarioides, 1 grossen Echinocactus Grusoni und 1 E. helophorus
(^ ingens) etc. Sehr husch machten sich seine Othonna crassifolia als Ampel-
pflanzen.— Den zweitenPreis für Liebhaber erhieltPostinspektorMaul,Gr.-Lichter-
telde.der u.a. viele Sämlinge in grossartiger Kultur (Cereus pruinosus vom Februar,
ca. 3 cm hoch), ferner Echinopsis cereiformis, Anhalonium prismaticum und
eine blühende Fluernia lineata (Asclepiadee) ausstellte. — Ein EhrendiiDlom
errang der Schriftführer des Vereins Karl Hirscht, speziell für Sämlingskulturen.
— Der Architekt Urban, Berlin. Mitglied des ^'ereins zur Beförderung des
r-(5 ßßi Herrn Lackner in Steglitz.
Gartenbaues, der sich um das Zustandekommen der Ausstellung sehr bemüht,
führte eine Anzahl gut kultivierter Agaven, Echeverien und andere Crassulaceen
vor, für die ihm auch ein Ehrendiplom zuteil wurde. Die alte Firma Friedrich
Adolph Haage junr., Erfurt, die jetzt von dem Enkel des Begründers geleitet
Avird, war ausser durch Sämlinge des Pilocereus senilis vom Juli (schon 1Y2
bis 2 cm hoch, Vorrat 3000 Stück) noch vertreten durch Crassula Bolusi, eine
Miniaturpflanze mit rötlichen Zweigen und hellrosa, wohlriechenden Blüten,
C. Cooperi, ähnlich, heller im Laub, Mesembrianthemum tigrinum, eine aller-
liebste Pflanze, Echeveria pulverulenta, sehr gut entwickelt, obwohl beim Im-
port fast verfault angekommen, etc. — Grossartig war die ausser Preisbewerb
ausgestellte Sammlung von Importen von F. Reichenbach, Dresden-Plauen, der
voriges Jahr selber in Mexico war, darunter sehr grosse Echinocactus Wislizenii,
E. Grusoni, Grusonia (Echinocereus) cereiformis, Echinocereus chloranthus,
caespitosus Roetteri, Mamillaria micromeris, sowie eine grosse Anzahl rosa
blühender Anhalonium fissuratum, — Capeller, Hannover, brachte u. a. abge-
schnittene Blüten von Phyllocactus -Arten, Adolph Ehrlich, Berlin, stellte
Echinocactus texensis etc. aus. Fr. Henschel, Potsdam, u. a. Echinocactus
cylindraceus, turbiniformis, Pottsii und hyptiacanthus.
Sehr erfreulich ist es, dass alle Cacteen-Züchter in ihren Preisverzeichnissen
die Namen der Autoren hinter den einzelnen Arten angeben; das von A. Bennecke
zeichnet sich ferner noch dadurch aus, dass die Gattungen systematisch (nicht
alphabetisch) geordnet sind.
Herr Fleese, Steglitz, und Tischlermeister Fiedler, Gross -Lichterfelde,
führten ihre Cacteen auf Terrassen sehr hübsch gruppiert vor; Herr Fiedler war
der einzige, welcher ein schönes Exemplar der Prinzessin der Nacht, Cereus
nycticalus ausstellte.
Th. Müller, Mohrenstrasse 13, brachte in seinen bekannten hübschen Glas-
häuschen für Zimmer eine grosse Anzahl Miniatur-Cacteen und Crassula-Arten.
meist in hübschen roten Töpfchen, auch eine Bank, mit Einsatzkasten aus Zink, in
welchen Cacteen gepflanzt waren, der auch aufs Fensterbrett gestellt werden kann.
Ihm ward ein Ehrendiplom zuteil. Der Reichsbankbuchhalter Thomas,
Berlin, brachte verschiedene Sempervivum auf Tuffstein und in Schalen, Herr
Wahl, Berlin u. a. einen Cereus pruinosus, ca. 30 cm hoch, der Goldschmied
Berger, Berlin, Echinopsis imd Cereen eigener Kultur, besonders Stecklings-
pflanzen.
Der Verein der Cacteenfreunde bittet die Reisenden in Amerika, Samen
von Cacteen und anderen Sukkulenten gefl. an Herrn Prof. Schumann, Berlin W.,
Kgl. botanisches Museum, senden zu wollen.
L, Wittmack.
Bei Herrn Lackner in Steglitz.
Q|^ inen Anblick, der das Herz des Orchideenfreundes, überhaupt das eines
(t^:^ Pflanzenliebhabers erfreuen muss, bieten jetzt die Gewächshäuser des
Herrn Gartenbau-Direktors Lackner in Steglitz. Seine vorzüglichen Kulturen
sind ja bekannt, aber die Pracht, welche zur Zeit seine Cypripedium Char-
Bei Herrn Lackner in Steglitz. ^yy
lesworthi in Blüte zeigen, wirkt umsomehr, weil sie ganz unerwartet ist. Von
seinen 200 Pflanzen ist gegen die Hälfte in Blüte, und so viel die Pflanzen unter
sich auch variieren, jede Varietät ist reizend. Man vergegenwärtige sich ein
Cypripedium Spicerianum mit leuchtend ^-osafarbener Fahne, deren (Juerdurch-
messer 7,6 cm beträgt, dann hat man das beste Bild davon. Doch ist dieses
wunderbare Rückensepal nicht an den Seiten zurückgeschlagen, sondern meist
vollständig flach, mehr breit als hoch, und stets von reinen Farbentönen, welche
bis ins weisse hinübergehen, teilweise auch als marmoriert weiss und rosa
auftreten. Eine Pflanze war darunter und zwar die, welcher ich den grössten
Vorzug geben würde, eben ihrer Eigenart halber, mit hellbrauner marmorierter
Fahne. Die übrigen Teile der Blume sind hübsch geformt, glänzend hellbraun
und erinnern ebenfalls so wie der ganze Habitus der Pflanze an L. Spicerianum.
Wie dieses hat C. Charlesworthi lange schmale, mattgrüne Blätter, die an
der Basis auf der Unterseite schwarz gefleckt und getönt sind. Diese
Zeichnung dringt bei einzelnen Pflanzen bis zur ( )berseite durch. Die Triebe
sind zahlreich und die Pflanze raschwüchsig. Zahlreiche kurzblättrige Triebe,
denen man es kaum zutrauen sollte, zeigen Blüten. Jedenfalls ist C. Charles-
worthi ein dankbarer Zuwachs für unsere Gärten und hat Herr Direktor
Lackner mit dieser Importation einen vorzüglichen Griff gethan. Die
englischen Importe dieser Art sind nicht sehr zahlreich und lässt das wohl
darauf schliessen, dass es auch die Heimat mit C. Spicerianum gemein hat.
Foerstermann, der Sammler, welcher dieses zuerst herüberbrachte, und dem
wir auch zahlreiche andere indische Neueinführungen verdanken, erzählte, dass
er C. Spicerianum in einem Gebiete sammelte, das der englischen Oberhoheit
noch nicht unterworfen sei. Es wachse an steilen Felsen des Flussufers und
habe er es vom Kahn aus mit langen Bambusstangen heruntergestossen. In
der That lässt das Aussehen frisch importierter C. Spicerianum diese Aussage
glaubwürdig erscheinen, die älteren Blätter hängen alle nach einer Seite, während
das ]\Iittelblatt nach oben steht. Das Vorkommen von C. Charlesworthi dürfte
ein ähnliches sein rmd giebt das uns zugleich einen Wink für seine Kultur.
Die übrigen Orchideen standen wie immer vorzüglich. Von der grossen
CypripedienkoUektion waren zahlreiche in Knospen und Blüte, so C. Curtisi,
C. Seegerianum, C. Laforcadei, C. politum und andere.
Die C. insigne kommen auch schon teilweise in Blüte, und die unüber-
treffliche Schnittblume Cattleya autumnalis lässt einen guten Winterflor er-
warten. Von einer guten Importation von Vanda coerulea zeigen schon zahl-
reiche Pflanzen Blütentriebe; es wurde gerade ein solcher mit 14 tiefblauen,
grossen Blumen geschnitten. Alan sieht hier so recht, dass die Wurzeln dieser
Art reine Luftwurzeln sind; mit wahrer Lust senden die importierten Pflanzen
ihre dicken Ernährer horizontal hinaus. Diese Eigenschaft hat sie mit Vanda
Kimiballiana gemein, von denen etwa 300 Pflanzen in selten schöner Kultur
stehen. Blütentriebe mit 15 Blumen habe ich dazwischen gezählt. Mit Vanda
Amesiana und V. Kimballiana haben wir vor drei Jahren einen ganz neuen
Typus in unsere Kulturen bekommen, der sich als williger Blüher bewährt. Die
rundlichen Blätter, welche etwas den Gedanken an Vanda teres aufkommen
lassen, liessen in der ersten Zeit nach der Einführung die Befürchtung einer Ver-
wechselung entstehen, welche sich glücklicher Weise nicht bewahrheitete. Herr
Georg Lackner lenkte meine Aufmerksamkeitauf eine Pflanze in Knospen, welche
r-yg Obstbau-Ausstellung des Märkischen Obstbau-Vereins etc.
rein M^eisse Blüten erwarten lässt, da der sonst überall auf Wurzeln und
Knospen vorhandene rotbraune Lackgianz hier vollständig fehlt. Bei \'anda
Amesiana habe ich derartige Albinos. Avie er diese Varietäten wohl ganz recht
bezeichnet, schon häufig gefunden, bei V. Kimballiana noch nicht. (Vgl. S. 561.)
Die Cymbidien haben auch dieses Jahr wieder einen schönen Trieb gemacht
und zeigten bereits vereinzelte Blütenstiele. Wie sind diese Pflanzen in wenig
Jahren zu Schaupflanzen geworden! Tropp.
Obstbau-Ausstellung des Märkischen Obstbau-Vereins im Aus-
stellungspark Berlin vom 20. bis 23. September 1894.
■^^v>y Hierzu Abb. io3 u. 11J4.
in Jeder, der aus Erfahrung weiss, welch grossen Segen die Obstfrucht
■vjgj!^ nicht allein bezüglich unserer leiblichen Gesundheit in sich birgt.
^1 sondern auch demjenigen, der den Obstbau rationell betreibt, äusser-
n-iv)^ '**^" liehe Vorteile zu gewähren im stände ist, wird schon aus diesen
f*^ beiden Gründen der Obstfrucht sein Interesse a'oU entgegenbringen,
daher auch einer mit diesem Erzeugnis versehenen Ausstellung. Und
geht man einen Schritt weiter — bedenkt man, mit Rücksichtnahme auf die
Bewohner eines Landes, ein wie inniger Zusammenenhang zwischen dem Obst-
bau und dem Wohlstande derselben besteht, so muss man doch billig staunen,
weshalb von Behörde wie Bürgern ein so bedeutendes KajDital zumeist noch
als toter Schatz im Acker versenkt liegt und nicht viel mehr gehoben wird.
Dem Einsichtsvolleren bleibt daher die Pflege dieses Feldes überlassen, seinen
Bemühungen allein ist es auch schliesslich zu danken, wenn dieser Gegenstand
nach und nach in ein helleres Licht gerückt Mürd. So hat der Märkische
Obstbau-\'erein schon seit einer Reihe von Jahren in der Hebung des heimat-
lichen Obstbaues unentwegt seine Lebensaufgabe erblickt, und eine jede hiermit
in Zusammenhang stehende Ausstellung bedeutet einen Fortschritt auf der
Linie seiner Bestrebungen. Es hängt das Plus wie Minus des Ausstellungs-
wertes dabei vielfach von der richtigen Fassung der Programm-Aufgaben
ab. Die diesjährigen Aufgaben lassen sich kurz in 3 Hauptzügen
verdeutlichen: 1. Obst zum örtlichen Massenanbau geeignet; 2. Vorführung
A^on Belehrungs-Sortimenten mit möglichst richtiger Bezeichnung und über-
sichtlicher Einteilung; 3. Obstverwertung, unter Betonung eines nach allen
Seiten hin geregelten Obstmarktes. Sobald wir den letzteren Punkt mehr als
eine Lösung der Frage rein wirtschaftlichen Gebietes ansehen, treten No. 1
und No. 2 als Hauptgegenstände des Programms imd damit auch der Ausstellung
selbst in den Vordergrund. Ich rechne dahin in erster Linie die Lösung der
Aufgabe: Obst zum Massenanbau in der Provinz Brandenburg geeignet. Inmitten
einer grösseren Zahl von Bewerbern um diese Lösung gelang es vornehmlich
den Herren: Wilhelm und August Kassin-Werder, Emil und Louis
Lendel-Bornstedt, Gartenbau-Direktor M. Buntzel-Nieder-Schönweide und
Koopmann-Wildpark, Meiereibesitzer Bolle-AIarienhain bei Cöpenick, Ober-
gärtner Mende-Osdorf und Schulz-Charlottenburg. Geh. Rat Braun-Charlotten-
Obstbau-Ausstellung des Märkischen Obstbau-Vereins etc.
579
bürg sowie dem Gartenbau-Verein Crossen, dieser Aufgabe gerecht zu werden.
Die allgemein gehaltene Fassung der Aufgabe hatte den bestimmten Begriff
der Alassenanzucht hinsichtlich der hierfür geeigneten Baumformen zu nennen
unterlassen, und so konnte es wohl geschehen, dass auch unter den einzelnen
Sortimenten sich Spalier-Früchte mit eingeschlichen hatten. Im ganzen aber
zeigten sämtliche Kollektionen sehr gut ausgebildete Früchte und nur bezüglich
der Sortenwahl herrschte wenig Übereinstimmung. Infolge einer genauen, von
mir zusammengestellten Liste erwiesen sich die vorhandenen, der Mehrzahl
nach als für obigen Zweck meist anerkannt, in der Abteilung für Birnen:
a) gute Luise von Avranches und Diels B. B., b) Bergamotte Esperen, Williams
Abb. io3.
Ausstellung d. Mark. Obstbau- Vereins i. d. Maschinenhalle d. Ausstellungsparks :[u Berlin.
Photographiert von L. Wittmack.
Christb., c) Bosc's Flaschenbirne, Lenzener Burgbirne, rote Bergamotte, Napoleon.
Köstliche von Charneux, d) neue Poiteau, Blumenbach, Liegeis W. B. B., Forellen-
birne, e) Schöne von Ezee, Minister Dr. Lucius, Marie Louise, Herzogin von
Angouleme, Gr. Katzenkopf, Grumbkower, Gellerts B. B., Colomas Herbstbirne.
Clairgeau's B. B. II. In der Abteilung Äpfel: gefl. Cardinal, Gr. Casseler,
Prinzenapfel, Wintergoldparmaine, b) Baumanns R., c) Landsberger R., roter
Eiserapfel, d) Gravensteiner, Danziger Kantapfel, e) grüner Fürstenapfel.
Weidners Goldr., Scharlach Parmaine. K. Alexander, Charlamowsky, gelb.
Bellefleur, Pariser RambourR. III. In der Abteilung Pflaumen und Reineclauden,
Anna Späth, Hauszwetsche, b) gr. grüne Reinecl., italienische Zwetsche.
rgQ Ohstbau-Aasstellung des Märkischen Obstbau-Vereins etc.
c) Diamant, Jefferson, K. Victoria. YJ. In der Abteilung Pfirsi ch treten im Massen-
anbaii vorwiegend Sämlinge und sodann Nectarinen ohne nähere Sorten-
bezeichnung auf. Sonstige Sorten, je nur einmal von betr. Aussteller vor-
geführt, lassen bez. ihrer Tauglichkeit daher zu wünschen übrig. Ferner
gehört aber auch in diese erstgenannte Abteilung die Lösung von No.- '8 der
Programm-Aufgabe, welche Strassenobst, zunächst »Apfel«, bedingt. Nur ein
einziger Aussteller, Herr Obergärtner Mende-Osdorf. hatte von den auf den
Wegezügen der städtischen Rieselfelder stehenden Obstbäumen, und zwar an
Äpfeln: Wintergoldparmaine. Ananas, Baumanns, Burchardts, Champagner, Gaes-
donker, Jägers, Landsberger Spital Reinette, van Mons Küchenapfel, roter
Oster Calvin, roter Eiserapfel, König!. Kurzstiel, purpur. Cousinot, Montmorency,
Possarts Nalivia, Steirischer Winter-Borsdorfer, Parkers Pepping, Langtons
Sondergleichen, süsser Holaart, gelber Edelapfel in lauter gut ausgebildeten,
und bez. Nomenklatur, eingehend bezeichneten Früchten zur Konkurrenz ein-
gesandt, trotz alledem aber hierfür keine Auszeichnung erhalten! Wenn zur
Entschuldigung dieser Thatsache etwa angeführt wird, dass ein einzelner geist-
reich sein wollender Kopf das Obst von den Wegen der Rieselländereien nicht
für Strassenobst erklären konnte, daher die Aufgabe nicht mit dem JMendeschen
Sortiment als gelöst betrachtete, so kann man das dem betreffenden Philosophen
nicht übel nehmen; für die Mehrzahl der Preisrichter aber müssen in
Beurteilung der Sachlage doch wohl andere Gründe massgebend gewesen
sein? Drittens gehr)rt in diese I.Abteilung die Lösung der Aufgabe von Koch-
birnen, No. 9 des Programms; leider indessen ohne Vorschrift der Zahl der
Sorten. So nur erkläre ich mir die 40 verschiedenen Sorten von nur 4 Ausstellern,
und zwar der Pierren: Mathieu, Geh. Rat Braun, Obergärtner .Schulz-
Charlottenburg, sowie des Obergärtner Herrn Mende-Osdorf, unter denen der
Begriff einer Kochbirne selbstverständlich hin und her schwankte. Rechnet
man die rote Winter-Bergamotte, Winter Apotheker, Kampervenus, Pastoren-
birne, Späte von Toulouse, Königsgeschenk von Neapel (sog. Pfundbirne),
Kuhfus (namentlich auch zum Abbacken geeignet), Gr. Katzenkopf, Nassauer
Pfundbirne, als die uns bekannteren Sorten hierher, so bleibt die Frage offen:
in wie weit die uns z. T. von Frankreich überkommenen Sorten, wie: Suzette
de Bavay, Jonas d'hiver, Duc de Morny, Duchesse de Montmorency, Philippot,
Ghay, Fortunee, welche namentlich in Spindelform an der Wand gezogen
brauchbare Früchte liefern soll, Bergamotte de Hollande, hierzu zu rechnen
sind? Nur von letzterer sowie Philippot behauptet A. Leroy in seinem Dictionaire
de Pomologie, dass diese anerkannte Kochfrüchte seien. — Gelegentlich der
Hauptaufgabe II: Aufstellung eines der Belehrung dienenden Obst-Sortimentes,
unbeschränkt in Sortenzahl, traten die grösste Zahl der Aussteller (17) hierbei
hervor, und nahmen in Hinblick auf dieses umfangreiche Material auch den
weitaus grössten Raum in der Ausstellungshalle ein. Es dürfte den verehrten
Leser unserer Zeitschrift indes zu sehr ermüden, wollte ich hier nur die hervor-
ragenden neueren und neuesten Frucht-Erscheinungen auf dem Gebiete des
Obstbaues erwähnen. Ich beschränke mich statt dessen auf die Mitteilung
eines summarischen Berichtes, und diesen auch nur den Umrissen nach. Herrn
Mathieu's Sortiment wies allein: 400 Sorten Birnen und 200 Apfelsorten,
des Herrn Gartenbau-Direktor M. Buntzel 110 Birnen und 140 Apfel, des
Herrn ]\Ieiereibesitzer Bolle-Marienhain 130 Birnen und 115 Apfel, des
Obstbau-Ausstellung des Märkischen Obstbau- Vereins etc.
581
Oberliessischen Gartenbau-^'el■cins, Gebiet desselben bis zu 700 m über dem
Meeresspiegel aufsteigend, loo Birnen und 133 Äpfel, des Herrn Direktor
F. Lukas-Reutlingen 97 Birnen und r,o Apfel, des Herrn C. Puhlmann-
Werder 72 Birnen undOoÄpfel, des Herrn K.-R. S p i n d 1 c r , Obcrg. Webe r-Spindlers-
feld 60 Birnen und 60 Apfel auf. Aber auch die kleineren Sortimente, wie
die des Herrn V. Fasqu el -Zehlendorf 24 Birnen, 51 Äpfel, des Herrn Direktor
Hiindrich und des Herrn Geh. Rat Braun- Charlottenburg, des Herrn Mehl-
Weissensee, Obergärtner Schulz - Charlottenburg , Hoffm an n - Werder,
F.W.Böttcher-Rohrbeck-Spandau, IL Pape-Frankfurt a. O., alle diese zeigten
uns im Durchschnitt recht gut ausgebildete Früchte, und kann man \vohl mit
Abb. 104.
Topfspaliere d. Kgl. Gartenbaudir. M. B-imt:{el. Davor elnjälir. Veredelungen d. Bismarkapfcls.
Photographiert von L. W'ittmack.
gutem Recht daraus den Schluss folgern, dass nicht nur die Obstfrucht im
allgemeinen bei uns in diesem Jahr gut geraten, sondern vornehmlich auch
die Mark Brandenburg als ein für den (Obstbau recht günstig gelegener Land-
strich angesehen werden muss. Um nun das Bild der Ausstellung seiner
wesentlichen Erscheinung nach zu vervollständigen, bedarf es noch im weiteren
der Anführung hervorragender Einzelerscheinungen, sodann der Neuheiten, des
Obstmarktes, der Baumschulartikel und endlich eines kurzen Überblickes der
Ausstellung selbst. — Als hervorragende Einzelerscheinung sind die Pyramiden-
und Palmettenformen, Topfobst des Gartenbau-Direktor Herrn M. Buntzel zu
bezeichnen, eine Leistung ganz hervorragender Art, a'oII besetzt mit Früchten,
namentlich bei den Apfelsorten: K.Alexander, Buntzels Wachs-, Redners Gold-,
Ananas -Reinette und Cellini. sowie den Birnensorten: Esperens Herrn-
birne, Holzfarb. und Diels Butterbirne. Bei dieser Gelegenheit fanden wir
r g2 Obstbau-Ausstellung des Märkischen Obstbauvereins etc.
auch eine stattliche Anzahl einjähriger Topfveredelungen des Bismarck-Apfels,
die, mit Früchten versehen, besonders in die Augen fielen, den Beweis der
zeitigen Tragfähigkeit dieser Sorte somit nicht schuldig blieben. (Abb. 104) Eine
nicht minder einzeln dastehende Leistung wurde uns seitens des Herrn H. Mehl-
Weissensee sowohl in 2 jährigen Topfreben wie in zahlreichen Fruchtexemplaren
der Topfweintreiberei vorgeführt, desgl. auch 1 jährige Veredelungen von Topf-
weinen mit Trauben. Eine dritte hervorragende Einzelleistung bestand in der
25 Sorten enthaltenen Haselnuss-Sammlung des Gartenbau-Direktors Herrn
M. Buntzel, mit meist sehr wohl ausgebildeten Früchten. Das Gebiet der
Neuheiten beschränkte sich diesmal nur auf eine Nummer, einen mittelgrossen,
stark geröteten, mit gelber Vorderseite versehenen Apfel; Stiel lang, dünn, tief
sitzend, Blüte tief sitzend, halb geschlossen; eine Neueinführung (Sämling) von
C. Haerecke-Eberswalde. Die lebhafte Färbung sowie reiche Tragbarkeit
der Sorte dürfte den Apfel wohl empfehlen.
Dass man übrigens auch das Arrangement in Früchten hier nicht hinten-
ansetzte, bewiesen die 3 Aussteller in Bewerbung eines hierfür ausgesetzten
Preises, und zwar seitens der Frau Mathieu-Charlottenburg (Obst-Arrangement
in Form eines Segelschiffes, Abb. 103, links), des Herrn E.Lendel-Bornstedt (runde
Fruchtschale), sowie des Herrn Obergärtners Eberth, Wolff'sche Kattunfabrik-
Nieder-Schönweide (Obstteller, mit Blumengewinde verzierenden Henkel), sämt-
liche in geschmackvoller Anordnung. — Wenden wir unsere Aufmerksamkeit
wenige Augenblicke auf die Abteilung des Obstmarktes, so finden wir unter
den 4 Ausstellern u. A. Angebote von 500 Ctr. bis zu 1 Ctr., und trat als
besonders leistungsfähig u. a. hier der Oberhessische Gartenbau - Verein
(Schafsnase zu 500 Ctr. ä 6 M., Canada - Reinette 300 Ctr. 7, 9 und 15 M.,
Gr. Rheinischer Bohnapfel 50 Ctr. ä ö M., Goldrein. 50 Ctr. ä 20 M., Feigenbirne
von Alen9on 21 Ctr. ä 15 AI., rühmlichst hervor. Die am besten ausgebildeten
Früchte zeigte uns C. Jaehne-Landsberg a. W., namentlich in: Pitmastons,
Clairgeau's B.B., Köstliche v. Charneux, Vereins Dechantsb., Congressb., Harden-
ponts W. B. B., an Äpfeln vorzugsweise: Rosenhäger, Grosse R. Berliner Schafs-
nase. Indessen auch L. Lendel-Bornstedt und Rittmeister Aletzel-Casekow
wiesen erhebliche Mengen in gut ausgebildeten Früchten nach. — Unter den
Baumschulartikeln, welche vorzugsweise durch die beiden Firmen: Metz & Co. -
Steglitz mit hochstämmigen Obstbäumen und Kl iem- Gotha mit Johannisb.-,
Stachelb.-, Himbeer- und Erdbeer- sowie Brombeerpflanzen Vertretung fanden,
fiel das Brombeer-Sortiment, namentlich amerikanische Züchtungen: Schaffers
colossal, Ohio, Tylor, Johnstons sweet, Agawam, Erie, Kittatiny, Miners trailing,
Wilson early, Snyders, Taylors prolific, Earley harvest — ganz besonders
auf. — Das gesamte Arrangement der Ausstellung, durch Herrn Obergärtner
Vogel er- Charlottenburg geleitet, trug den Charakter eines übersichtlich ge-
ordneten Ganzen. Die lange Reihe der Tische wurde wohlthuend durch
dazwischen aufgestellte einzelne Palmen unterbrochen, die Abgrenzungen sowie
Pfeiler der Ausstellungshalle vermittelst Wacholderschmuckes, der Hintergrund
mit den Büsten I. K. K. Majestäten geschmückt, eingerahmt von frischen Grün
grösserer und kleinerer Dekorationspflanzen, verliehen dem Gesamt-Bilde ein
angenehmes Äussere. Herrn Vogel er gebührt für seine hingebende Thätigkeit
um die Ausstellung, gleichzeitig im Verein mit Herrn Mathieu, der vollste
Beifall. M. Hoff mann.
Die Obst-Ausstellung in Halle a. S. ^83
Die Obstausstellung in Halle a. S. vom II. bis 14. Oktober 1894.
Vf)ii L. Wittrnack.
er landwirtschaftliche Zentrah'erein der Provinz Sachsen, der Herzog-
tümer Anhalt und Gotha, der Fürstentümer Schwarzburg-Sondershausen
^ und Schwarzburg-Rudolstadt, einer der angesehensten landw. Vereine
Deutschlands, hat eine besondere Deputation zur Förderung des
' Obstbaues für die Provinz Sachsen etc. eingesetzt, die ihre erste
Ausstellung vom n. bis 14. Oktober im Wintergarten zu Halle veranstaltete.
Wie grosses Gewicht man auch höheren Ortes dem Obstbau beilegt, erhellt
am besten daraus, dass der Oberpräsident der Provinz Sachsen, Herr
von Pommer Esche, selber die Ausstellung eröffnete, dass der Landeshaupt-
mann Graf von Wintzingerode, Merseburg, der Oberbürgermeister von
Quedlinburg Dr. Brecht, der Rittergutsbesitzer Dr. Albert, Münchenhof bei
Quedlinburg, der Rittergutsbesitzer von Helldorff, Baumeroda, und viele nam-
hafte Pomologen und Baumschulbesitzer wirklich thätige Mitglieder der
Deputation sind, deren Vorsitz der rührige Landes-Oekonomierat von Mendel-
Steinfels, General-Sekretär des Vereins, führt.
Die Anordnung der Ausstellung war eine ganz andere als gewöhnlich, denn
die Schau verfolgte in erster Reihe den Zweck, einen Gesamt -U eberblick
über die im Gebiete des Zentral-Vereins am weitesten verbreiteten Sorten zu
gewähren. Ausserdem sollte freilich auch den Obstfreunden und Züchtern Ge-
legenheit gegeben werden, ihre Lieblings-Sortimente zur Schau zu bringen,
aber nur bis zu 25 Sorten Aepfel und Birnen, was sehr wichtig ist. —
Endlich waren die Verwertung des Obstes, Geräte und ein Obstmarkt vorgesehen.
Zur Erzielung des Gesamt- Qeberblicks waren die einzelnen Sektionen
aufgefordert, je bis zu 10 Sorten Aepfel, bis zu 10 Sorten Birnen und bis zu
5 Sorten Zwetschen, alles vom Hochstamm und nur Sorten, die in ihrem Be-
zirk die grösste Verbreitung haben, einzusenden. 26 Sektionen (im Katalog
stehen 25) waren diesem Ersuchen gefolgt und auf 3 langen Mitteltafeln war
dies Obst als Abteilung Ja, nach den Sektionen geordnet, ausgestellt.— Als
Abteilung Tb war das Obst von Provinzial-Pflanzungen, meist Land-
strassen, ausgestellt. — In Abteilung II wurden die einzelnen Sorten nach ihrer
Verbreitung im Gebiet vorgeführt, in Abteilung III aber das im Obstmuster-
garten zu Diemitz erzogene Muster-Sortiment.
Sehr zweckmässig war, dass in der sich anschliessenden Wand er- Ver-
sammlung, in welcher Herr Landes-Oekonomierat von Mendel u. a. eine
Geschichte des Obstbaues in dem Vereinsgebiet und der Bestrebungen des
Vereins gab, und Herr Oekonomie - Rat Goethe einen eingehenden Vor-
trag über Obstbau im allgemeinen hielt, auf den Avir noch zurückkommen,
auch ein kritischer Bericht über die Obstausstellung von den Herren Obst-
baulehrer Müller in Diemitz, Oberbürgermeister Brecht, Quedlinburg, Obst-
baulehrer Bissmann in Gotha und Stadtgärtner Krütgen, Halle, erstattet
wurde.
Herr Müller gab eine allgemeine Ueber sieht und empfahl ein besseres
Bezeichnen der Ausstellungs-Kisten (dazu hätte die Deputation Anleitung geben
müssen. L. W.) und bemerkte, dass Frühobst natürlich fehle, dass aber das
584
Die . Obst-Ausstellun2 in Halle a. S.
vorher in den Sektionen selbst ausgestellt sei, der Obstmarkt sei nicht gut be-
schickt, weil der Termin zu spät und die meisten ihr Obst schon verpachtet
hätten. In mancher Abteilung sehe man einige der neueren hervorragenden
Sorten noch nicht, es müsse andererseits fast bezweifelt werden, ob alle die
schönen Früchte an Hochstämmen gewachsen, aber im allgemeinen sei ein
grosser Fortschritt zu erkennen. — Die Benennung des Obstes an den älteren
Strassenpflanzungen lässt noch zu wünschen übrig; gar manche Sorte könnte
auch noch fehlen. Da der Landeshauptmann Graf von Wintzingerode sich
sehr für den Obstbau interessiert, so ist auf diesem Gebiet viel zu erhoffen. —
Die Abteilung IV, Liebhaber-Obst, zeigte so schöne Früchte, wie sie kaum auf
anderen Ausstellungen besser zu finden sein dürften. — Die Obstprodukte waren
schwach vertreten, obwohl die Provinz jüngere Firmen besitzt, die mit älteren
Fabriken konkurrieren können. Abteilung VI, Geräte, war gut beschickt.
Abteilimg VII, Wissenschaft, bot durch Vorführung von Obstbaum-Pilzen und
Insekten auch viel beachtenswertes.
Herr Oberbürgermeister Rrecht-Ouedlinburg hob hervor, dass alles noch
im Flusse sei; es sind noch alte Sorten da, die nicht zu empfehlen sind, es
fehlen auch neue, empfehlenswerte; aber letzteres ist kein Wunder, die Bäume
sind noch zu jung. In 3 bis 6 Jahren werden wir um so besser erkennen,
was durch die Thätigkeit der Behörden, Vereine und Privaten geleistet ist. —
Eine grosse Zersplitterung herrscht noch in den Sorten, man sollte doch für
die Strassen und für Obstverwertung, ja selbst für die Tafel nur wenige
Sorten bauen. — Von den 26 Sektionen waren im ganzen 66 Aepfelsorten und
64 Birnensorten eingeliefert, also ist noch keine Einheitlichkeit da; 36 mal
kommt eine Apfelsorte nur einmal vor, 3 Sorten kommen nur zweimal, 4 drei-
mal vor, von Birnen kommen 40 Sorten nur einmal vor, 5 zweimal, ebenso
5 dreimal. — Die verbreitetsten Aepfel sind: Winter-Goldparmäne 17 mal.
Gravensteiner 15, geflammter Kardinal 13, roter Eiserapfel 10, roter
Stettiner 9, Canada-Reinette 9, Danziger Kantapfel 8 mal.
Die beliebtesten Birnen sind: Forelle lö mal, Napoleons Butterbirne
13, Diel 12, Grumbkower 12, Liegeis Biftterbirne 10, grosser Katzen-
kopf 18. weisse Herbstbutterbirne 7, Colomas Herbstbutterbirne 6,
Köstliche von Charneux 5, rote Bergamotte 5 mal. Herr Brecht wünscht,
dass auch einige wenige Sorten für Landstrassen und für Obstweinbereitung
genannt werden möchten.
Obstbaulehrer Bissmann, Gotha, bemerkte, dass da, wo Tafelobst nur
geringe Frucht liefert, man lieber Mostobst bauen solle. Die Früchte, die
für den Obstmarkt als Proben gesandt, seien z. T. zu früh abgepflückt worden,
auch müsse auf besseres Pflücken und bessere Aufbewahrung gehalten werden
und vor allem mehr sortiert Averden. Die Preise waren in Halle ziemlich
niedrig, Gravensteiner 6 — 10 M., am Harzrande 6 M., in Erfurt dagegen, gut
sortiert: 17 M. Der weisse Winterkalvill wurde in letzterer Stadt mit 20 — 32 M.
bezahlt. Er empfiehlt einen ständigen Obstmarkt in Halle. Nachfrage nach
gutem Obst ist reichlich da, aber kein Angebot. (Schluss folgt.)
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
585
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Corynostilis hybanthus.
Ein hübscher vSchlinL;strauch fürs
Warmhaus, vor gut 20 Jahren durch
Linden von Para eingeführt. Die
Violaceae haben nur sehr wenige hol-
zige Vertreter aufzuweisen, dieser hier
empfiehlt sich durch die Schönheit der
lieblichen Trauben weisser Blüten,
die gerade zur \¥interszeit das Auge
doppelt erfreuen. Die einzelnen Blumen
halten 1 — 2 Zoll im Durchmesser, das
untere Blumenblatt der unregel-
mässigen Blume nimmt eine sporn-
ähnliche, zolllange Gestalt an. Die
eiförmigen Blätter mit gesägten Rändern
sind von dickem Gewebe.
Gard. Chron. L, 1S94, S. 170.
Barringtonia samoensis.
Ein prachtvoller Myrtaceen-Baum
von Java und anderen polynesischen
Inseln. Die herabhängenden viel-
blütigen Trauben werden 2 Fuss lang,
die einzelnen Blumen messen etwa
3 Zoll, die zurückgekrümmten, läng-
lichen, fleischfarbenen Blumenblätter
gegen 1 Zoll Länge; auffallend ist noch
die dichte Masse gelber Staubgefässe
mit sehr dünnen Staubfäden, die fast
zweimal so lang werden wie die Blumen-
blätter. Schade ist, dass die Blumen
sich abends öffnen und schon am
nächsten Morgen abfallen, — durch
künstliche Befruchtung könnte diesem
Übelstande vielleicht abgeholfen
werden. Botanical Magazine, T. 7337.
Maranta majestica.
Blätter herzförmig, länglich spitz,
auf der Oberfläche dunkelgrün, einge-
fasst mit rosaroten und rahmweissen
Streifen, auf der unteren Seite purpurn.
Eine sehr schöne Einführung der
Herren Linden.
Illustration Horticole, 15. Januar,
color. T.
Veronica lycopodioides.
Eine neuseeländische Art von zwer-
gigem Habitus. Sie ist besonders be-
merkenswert durch ihre dimorphe
Belaubung, bald ist selbige angedrückt,
schuppenförmig wie bei Cypressen,
bald wieder ausgebreitet und geschlitzt,
— Klima und Verdunstung mögen
hierzu wohl das ihrige beitragen.
Bot. Mag. T. 7338.
Dyckia Desmetiana.
Eine brasilianische Bromeliacee,
bisher unter dem Namen Bromelia
kultiviert, die jetzt aber als Dyckia
erkannt wurde. Abweichend von den
bis dahin bekannten Arten sind die
Blumen nicht gelb, sondern rot. Die
aufrechte, viel verzweigte Blütenrispe
trägtzahlreiche rosa-lilafarbige Blumen.
Bot. Mag. T. 7340.
Laelia anceps var. Ashworthiana.
Die Herren Sander führten diese
neue Varietät ein von einem bei Ori-
zaba bis dahin noch unerforschten
Gebiete, und steht zu erwarten, dass
sich sämtliche Pflanzen dieser Ein-
führung von L. a. Stella und L. a.
Sanderiana, die beide von der anderen
Seite und über Manzanilla kamen,
wesentlich unterscheiden werden. Es
ist diese neue Varietät in der That
ein Unikum. Die Kelch- und Blumen-
blätter sind reinweiss, erstere zeigen
einen grünen Anflug auf der Rückseite,
der Vorderlappen der Lippe zeigt gelbe
Triebe, die vom Grunde ausgehen,
eine feine schieferblaue Verzierung
zeigt sich auf den Seitenlappen, eine
Färbung, wie sie wohl nie zuvor bei
einer weissen L. anceps beobachtet
wurde.
Gard. Chron. 1, 1894, S. 103, T. 10.
586
Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Zur Rosentreiberei.
Der Königliche Gartenbau-Direktor
Herr Haupt in Brieg hielt am S.Juli d.J.
in der Wander-Versammlung schle-
sischer Gartenbauvereine in Görlitz
einen hochinteressanten Vortrag: Ȇber
Rosentreiberei». Da ich dienstlich be-
hindert war, derselben beizuwohnen,
um mich an der Debatte zu beteiligen
(in den Mitteilungen des Verbandes
schlesischer Gartenbauvereine liegt der
Vortrag gedruckt vor), so will ich im
nachfolgenden »zur Sache« etwas mit-
teilen.
Es wird das Bestreben der Kultiva-
teure für die Zukunft sein, einen mög-
lichst ununterbrochenen Rosenflor zu
erzielen, um einesteils den Import zu
beseitigen und anderenteils auch im
Winter schön ausgebildete Rosenblüten
der verschiedensten Farben und für die
A^erschiedensten Verwendungen zu er-
halten. Wie ich aus dem Vortrage
entnehme, ist Herr Haupt der Ansicht,
dass bisher zwischen den eigentlichen
Treibmonaten Januar bis März und dem
Beginn der Freilandblüte nur die An-
zucht in kalten Kästen üblich wäre,
durchweiche die Lücke ge Wissermassen
nur unvollkommen ausgefüllt würde.
Im grossen und ganzen mag es so sein,
jedoch giebt und gab es auch Aus-
nahmen.
In der den meisten werten Lesern
wohlbekannten Gärtnerei der Firma
Emil Liebig in Dresden wurde seiner-
zeit der Rosentreiberei die grösste Auf-
merksamkeit gewidmet. Nachdem nach
und nach, allerdings erst vom Januar
ab, mit der Treiberei der Rosen in den
Häusern begonnen, welche bei grosser
Aufmerksamkeit gut gelang — schön
gebaute Blüten und schön entwickelte
Blätter lieferte — , wurde Ende Februar
bez. Anfang März mit einer Treiberei
.begonnen, welche ich sonst nicht vor-
fand, die uns jedoch grossen Nutzen
abwarf. Zu dieser Treiberei wurden
tiefe Kulturkästen mit Satteldach ver-
wandt. Ende Februar, spätestens An-
fang März wurden die Kästen mit Laub-
packung in derartiger Stärke erwärmt,
dass für mehrere Wochen die Wärme
zum genannten Zwecke anhielt. Nach-
dem die höchsten Wärmegrade in den
Beeten vorüber waren, wurden die in
Töpfen befindlichen Rosen, welche vor-
her in Überwinterungskästen gestanden,
in obenauf gebrachte Erde eingesenkt,
nachdem sie vorher mit Kuhdungauf-
lösung stark angegossen worden waren.
Die sich entwickelnde Beetwärme, ver-
bunden mit der natürlichen, der Sonnen-
wärme, brachte die Rosen zur baldigen
Blüte. Durch fleissiges Lüften. Schwefeln,
sorgfältiges Giessen und Spritzen, Fern-
halten der Blattläuse sorgten wir für
eine gute Entwickelung. — Bei dem nun
zu verfolgenden Ziel, auch in der Zeit
vom Oktober bis Mitte Januar stets
blühende Rosen zu haben, sind alle
Züchter beteiligt. Es ist das Verdienst
des Herrn Gartenbau-Direktor Haupt,
diese so wichtige Sache angeregt zu
haben, und es ist nur zu wünschen,
dass die Bemühungen der deutschen
Züchter von Erfolg gekrönt werden:
erstens Sorten auszuwählen resp. aus-
zuprobieren, welche sich zu dieser
zeitigen Treiberei eignen. (Herr Hauj)t
empfahl Homere, Lady Mary Fltzwilliam,
Mlle. Francisca Krüger, Reine Natalie
de Serbie, The Bride, Grace Darling
und Kaiserin Auguste Viktoria) ; zwei-
tens die Treiberei mit reichlicher Dün-
gung, Bewässerung und Lüftung ohne
Anwendung der Töpfe vorzunehmen und
drittens für eine angemessene Ruhe-
periode nach vollendetem Treiben
Sorge zu tragen. Strauwald.
Kleinere Mitteilungen.
587
Heterocentron roseum A. Braun.
(Ileeria rosea Triana.) Eine Blume für
Spätherbst und Winter.
Von J. H Öls eher, botanischer Garten Breslau.
Es ist nicht zu leugnen, dass bei der
jetzt herrschenden Sucht nach Neu-
heiten eine grosse Anzahl Pflanzen,
die früher in den' Ge\yächshäusern
kultiviert und gei^flegt wurden, der
Vergessenheit anheimgefallen, ver-
nachlässigt oder gar ganz aus unseren
Gärten verscliAvunden sind. Zu ersteren
zählt auch die in Rede stehende Pflanze
Heterocentron roseum, eine zur
Familie der Melastomaceen ge-
hörende Blütenpflanze ersten Ranges,
die, früher vielfach in den Gärten ver-
breitet, jetzt noch hier und da unter
den Namen: Heterocentron roseum,
Heterocentron mexicanum, Heteronoma
subtriplinervium, Heeria rosea und
Rhexia rosea angetroffen wird. Die
Gattung Heterocentron ist nach der
ungleichen Form der Staubbeutel in
der gleichen Blume von Hooker und
Arnott von den verwandten Gattungen
Rhexia und Heteronoma getrenntworden,
hat aber seitdem durch Schlechten dal,
Meissner und andere mannigfaltige
Veränderungen erfahren. Ersterer nannte
die Pflanze dem früheren Botaniker und
Paläontologen Heer zu Ehren Heeria
rosea, unter welchem Namen sie heute
noch in den englischen Gärten an-
getroffen wird, während Dr. Krasser
in einer im Engler-Prantl erschienenen
Bearbeitung der Familie der Melasto-
maceen den Gattungsnamen Hetero-
centron beibehält.
DiePflanzebewohnt die BergeMexicos
in einer Höhe von 6 — 8000 Fuss über
dem Meere und kann deshalb bei uns
mit Erfolg in temperierten Häusern
kultiviert werden.
Es ist umsomehr zu bewundern, dass
diese Pflanze vernachlässigt ist, da sie
durchaus keiner besonderen Pflege
bedarf und gerade im Spätherbst und
zu Anfang des Winters, wo schon oft
an wirklich schönen Blumen in den
Gewächshäusern Mangel ist, einen
überaus reichen Flor entwickelt und
mit ihren schönen rosaroten Blumen
eine überaus zweckmässige Verzierung
der Gewächshäuser bildet.
Über die Kultur ist nur zu erwähnen,
dass eine nicht zu leichte nahrhafte
Erdmischung aus Heide-, Lehm- und
Mistbeeterde für sie am geeignetsten
ist. Während des Sommers pflanzt
man sie am besten in einem kalten
Mistbeetkasten aus und setzt sie nach all-
mählicher Abhärtung später der vollen
Sonne aus. Die Pflanze verlangt während
der Vegetationszeit viel Nahrung und
Wasser. Schwache Dunggüsse sagen
ihr sehr zu; ausserdem darf man, um
möglichst gedrungene Pflanzen zu er-
halten, in der ersten Zeit ein öfteres
Pincieren der jungen Triebe nicht ver-
gessen. Ende August hebt man die
Ballen vorsichtig heraus und pflanzt
sie, ohne die feinen Wurzeln stark zu
schädigen, in entsprechende Gefässe,
worauf die Pflanzen in ein temperiertes
Haus gebracht werden, um hier bis
zum Eintritt des Winters reichlich zu
blühen.
Nach dem Abblühen wird Hetero-
centron bei 4— 60 R in einem niedrigen
Gewächshause durchwintert, im April
dann verpflanzt und zugleich zurück-
geschnitten.
Ueberwinterung von Canna Ehmanni.
In den A\n-handlungen des Preuss.
Gartenbauvereins (Nr. i8d.Gartfl.S.4S4)
ist durch Herrn Inspektor Dressler
bemerkt, dass die von meinem
Schwiegervater vor Jahren wieder-
gefundene Canna Ehmanni nicht so
leicht wie andere C. zu überwintern
sei. Diesem Umstände kann dadurch
abgeholfen werden, dass man den
Pflanzen die Stengel belässt in einer
Länge, wie es der Ueberwinterungs-
588
Aus den Vereinen.
räum zulässt und in der Zeitrechnung
so lange, wie die Pflanze selbst sie be-
hält. Beim Einwintern schüttle man
soviel Ballen ab, als gern abfallen. Erst
nach 4 — 8 Wochen entfernt man die
von selbst abbröckelnde Erde. Ein
Antreiben im Frühjahr in einem kalten
Kasten erzeugt frühe Blüte und bald
kräftiges Wachstum.
C. Schelle, Tübingen.
Aus den Vereinen.
Jahresversammlung d. Deutschen Dendrologischen
Gesellschaft.
Die Dendrologische Gesellschaft
hielt unter dem Vorsitze des Hof-
marschalls von St. Paul am i6. Sep-
tember zu Älainz in der Stadthalle ihre
Jahresversammlung ab. Ausser den
beiden Vize - Präsidenten Professor
Dippel und Geheimrat Pfitzer waren
einige 30 Mitglieder erschienen.
Die Verhandlungen gestalteten
sich dadurch interessant, dass von
Herrn von St. Paul und Herrn Pur-
pus eine ganze Reihe neu eingeführter
oder seltener Pflanzen in frischem Zu-
stande vorgezeigt und besprochen
wurden und dass Herr ProfessorKo eh ne
unter Vorzeigung sehr reichen Herbar-
Materials einen Vortrag über Philadel-
phus sowie besonders aucli über neu
eingeführte Bäume und Sträucher, und
Professor Dippel einen solchen über
Deutzia hielt. Beide werden im Druck
erscheinen.
Die interessantesten neueren Pflanzen,
welche Herr von St. Paul vorzeigte,
waren folgende:
Tragopyrum lanceolata var. latifolia
Regel,
Magnolia Watsoniana,
Styrax Obassia,
Eine Form von Pyrus Toringo Koch,
Rhamnus crenata Sieb, et Zucc,
Crataegus species vom Poi f*injal
Pass (sehr schön),
Astragalus species vom Himalaya,
Berberis virescens Hooker,
Betula Maximowicziana,
Berberis nervosa,
Berberis Murrayana,
A'itis Coignetiae,
Acer Xikkoense, f
Acer Miyahe'i,
Symplocos crataegoides,
Cotinus americanus=Rhus cotinoides
und andere.
Herr Purpus zeigte besonders
Pflanzen aus Colorado vor: Ceanothus
Fendleri, Atriplex spec, Artemisia tri-
dentata, Eurotia lanata etc.
Einer der interessantesten Bäume,
welcher zur Besprechung gelangte, war
der japanische Bastbaum Ulmus mon-
tana var. laciniata Trautv., von welchem
Herr R. Gärtner zu Halle a. d. Saale
soeben eine Quantität Samen eingeführt
hat imd zu massigem Preise anbietet.
Aus dem Baste dieses Baumes, welcher
bei uns unzweifelhaft winterhart ist,
fertigen die Ainos im äussersten Xorden
von Japan Stoffe von ausserordentlicher
Dauerhaftigkeit an, so dass Anbau-
Versuche bei uns sehr zu empfehlen
sind. Herr von St. Paul zeigte einen
Zweig mit Blättern und Früchten, so-
wie Bast und Stoffe vor, die Herr
R. Gärtner und Prof. Alayr zur Ver-
fügung gestellt hatten.
Herr Max Leichtlin aus Baden-
Baden hatte Crataegus Korolkowi majus
ausgestellt und dafür den silbernen
Ehrenbecher der Gesellschaft erhalten.
Zu Ehrenmitgliedern wurden Professor
C. L. Sargent zu Boston und Baron
F. V. Müller zu Melbourne gewählt;
zum korrespondierenden Mitgliede Mr.
J. G. Jack vom Arnold Arboretum zu
Boston.
Litteratur. — Eingesandte Kataloge. — Unterrichtswesen.
389
Litteratur.
de Terra's Deutsches Handels-
gärtner-Adressbuch für 1894 —
1895, Steglitz-Berlin 1894. Nach-
dem im Jahre 1893 die 4. Auflage des
bewährten gärtnerischen Adressbuchs
des Kgl. Hoflieferanten F.J.M. Plumpe,
Berlin, das den etwas unbestimmten
Titel: »Der Gartenbau im Deutschen
Reiche« führt, erschienen, könnte es
zweifelhaft sein, ob es notwendig war,
schon wieder ein neues Adressbuch
herauszugeben, indes es ist selbst-
verständlich, dass ein neueres Buch
auch die neuesten Veränderungen be-
rücksichtigen konnte und insofern wird
es jedem willkommen sein. Im all-
gemeinen ist die Anordnung dieselbe
wie im Plumpe'schcn Adressbuch,
eine Anzahl Orte sind mehr auf-
genommen, auch einige Firmen mehr,
dafür fehlen wieder andere Namen,
z. B. G. Burmester, Braunschweig,
den man imPlumpe'schenBucheündet.
Bei den Ortschaften fehlt gegenüber
Plumpe die Angabe der Ein\vohnerzahl,
was doch mitunter wichtig ist. Die
Namen der Rechtsanwälte und Spedi-
teure etc. sind auch oft andere als bei
Plumpe. Störend wirken einige An-
noncen im Text. Im übrigen wird
jeder dieses Adressbuch wie das
Plumpe'sche mit vielem Nutzen ge-
brauchen können. L. W.
Eingesandte Kataloge.
P. Lambert, Trier, Rheinprovinz,
Rosenverzeichnis 1894 — 95. Mit einer
kurzen Belehrung; Winke über Rosen-
kultur.
Oscar Tiefenthal, Wandsbek, Haupt-
verzeichnis 1894—95. Grosse Auswahl
in Neuheiten: Rosen, Gewächshaus-
Pflanzen, Stauden und Knollen etc.
Vaughan's Seedstore, Chicago und
New-York 1894. Blumenzwiebelkatalog.
Zeigt auf dem Umschlage hübsche
farbige Abbildungen von neuen Darwin-
Tulpen und neuen Hyacinthen.
V. Lemoine et fils, Nancy, Rue
du Montet: Extrait du Prix-Courant
No. 127 et Supplement de plantes nou-
velles. 1894.
Unterrichtswesen.
Städtische Fachschule für Gärtner zu Berlin.
Die Eröffnung der Fachschule fand
im städtischen Schulgebäude, Hinter
der Garnisonkirche 2, in Gegenwart
des Kuratoriums und des Lehrkörj^ers
sowie einer ansehnlichen Schülerzahl
statt. Infolge der strengeren Gesetze
wegen der Sonntagsruhe darf am Sonn-
tage nur im Zeichnen unterrichtet
-werden. Dafür wird Dienstags um
6 Uhr, statt um 7 begonnen, Freitags,
wie angekündigt, um 7, Sonntags um
10, anstatt um 9 Uhr. Die Herren
Prinzipale werden nochmals gebeten,
ihre Lehrlinge und Gehilfen auf die
Fachschule aufmerksam zu machen.
Anmeldungen im Schulgebäude A'or
dem Unterricht. Die Teilnehmerzahl
beträgt jetzt 82.
69A
Ausstellungen und Kongresse. — Personal-Nachrichten.
Ausstellungen und Kongresse.
Eberswalde. Chrysanthemumaus-
stellung des Vereins Feronia am lo.
und 11. November.
Stettin. Chrysanthemum - Aus-
stellung des Gartenbau-Vereins am i 7.
und 18. November. Anmeldungen an
Albert Wiese in Stettin.
Gent. Chrysanthemum-, Orchideen-,
Dekorationspflanzen- und Blütenpflan-
zen-Ausstellung der »Societe Royale
d'Agriculture et de Botanique« vom
11. — 13. November. Anmeldungen an
E. Fierens, Coupure 135 in Gent.
Brüssel. Orchideen-Ausstellungen,
veranstaltet von der Gesellschaft der
Orchideenfreunde »L'Orchideenne« am
zweiten Sonntag und Montag Nachmittag
eines jeden Monats in den Räumen
der Gärtnerei der »Societe de l'Horti-
culture Internationale« im Park Leopold.
Ausstellung des Gartenbau-Vereins für
Freiburg und Umgegend vom 10. bis
13. November. Anmeldungen an Otto
Schreiber, Freiburg i.B., Münsterplatz 18.
Freiburg i. B. Chrvsanthemum-
B erlin. Ausstellung von blühenden
Zwiebel-, Knollen- und Staudenge-
wächsen, sowie Spätobst, veranstaltet
vom Verein zur Beförderung des Garten-
baues in den preussischen Staaten zu
Berlin vom 11. — 18. April 1895. An-
meldungen an die Geschäftsstelle
Berlin N., Invalidenstrasse 42.
Magdeburg. Allgemeine Garten-
bau-Ausstellung zur Feier des sojähr.
Bestehens des Gartenbau-Vereins, An-
fang September 1895. Anmeldungen
an Garten Ingenieur Lässig, Magdeburg.
Bahnhofstrasse,
Genthin. Gartenbau -Ausstellung
des Vereins der Gärtner und Garten-
freunde der jerichow'schen Kreise. An-
meldungen an den Handelsgärtner
Leopold Gleitsmann in Genthin.
Personal-Nachrichten.
Der weltbekannte Handelsgärtner
H. F. Eilers-St. Petersburg feierte am
19. Oktober das 25jährige Bestehen
seines grossen Geschäfts, das 22. Iloch-
zeitsfest und dieHochzeit seinerTochter.
Wir rufen unserem verehrten Lands-
mann ein dreifaches Glückauf zu diesem
dreifachen Feste zu!
Herr Schriftsteller O. Cordel, Mit-
glied des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues, wegen seiner treff-
lichen Berichte über Gartenbau -An-
gelegenheiten weit uud breit bekannt,
feierte mit seiner Gattin am 28. Oktober
seine silberne Hochzeit.
Der Königliche Hofgärtner Adolph
Wundel starb im Alten von 57 Jahren
zu Sanssouci den 25. Oktober 1894.
Carl Peters, Gehilfe im Kgl. bot.
Garten zu Berlin, ist am 25. Oktober
zum etatsmässigen dritten Obergärtner
daselbst, an Stelle des nach Wädens-
weil berufenen Obergärtners Löbner
ernannt.
Personal-Nachrichten. — Sprechsaal.
_59I
Dem Kgl. Hoflieferanten Gustav
Adolph Schultz, Eckartsberg-Berlin,
ist gelegentlich der Einweihung der
Samariter-Kirche am 20. Oktober der
Kronenorden 4. Kl. verliehen.
Der Kgl. Ober-Hofgärtner Theodor
Xietner, Verfasser des Buches „die
Rose etc." starb zu Potsdam den
13. Oktober.
Der Kgl. Garteninspektor A. Lorgus
in Stralsund hat seine Samenhandlung
I und Handelsgärtnerei in Stralsund
(Firma M. Lorgus) an Herrn Ernst
Hilzheimer, Neffe des G eh. Regierungs-
Rat Pringsheim, verkauft, welcher sie
unter der Firma: Samenhandlung und
Handelsgärtnerei Ernst Hilzheimer
(vormals Handelsgärtnerei M. Lorgus)
weiter führen wird. — Flerr Inspektor
Lorgus wird unter derFirmaM.Lorgus,
Stralsunder Baumschulen und Land-
schaftsgärtnerei, sich ausschliesslich
dem Baum- und Rosenschulbetriebe,
der Landschaftsgärtnerei und Samen-
zucht widmen.
Sprechsaal.
Antwort auf Frage 31. Die Ver-
mehrung des Oleanders, Xerium
Oleander L., im Wasser ist schon
eine sehr alte und ratsame Methode;
denn ich kann über dieselbe schon
30 Jahre zurück denken, auch ist der
<Jleander wohl nebst der Fuchsie und
der Pelargonie mit die verbreitetste
Pflanze, Avelche man fast in jedem Hause
antrifft. Er lässt sich fast das ganze
Jahr hindurch vermehren mit Aus-
nahme der Wintermonate, wo die ße-
wurzelung etwas länger dauert. Man
bediene sich dazu, wo es sich um einige
Stecklinge für den Haushalt handelt,
der Medizin- oder der Bierflaschen;
diese werden gut gereinigt und mit
klarem Wasser gefüllt. Je nach der
Oeffnung des Halses kann man einen
oder mehrere Stecklinge hinein stecken
und zwar muss das so geschehen, dass
der Steckling 4 — 5 cm im Wasser zu
stehen kommt, auch ist darauf zu
achten, dass hin und wieder Wasser
nachgegossen wird, weil die Oleander-
stecklinge viel Wasser in sich auf-
nehmen.
Zur M a s s e n a n z u c h t vermehrt man
den Oleander am besten in 12 — 15 cm
weiten Blumentöpfen, indem man das
Abzugsloch mit Cement verschmiert
und die Töpfe drei Viertel a^oII mit
gewaschenem Flusssand füllt. Man
steckt je nach der Stärke der Steck-
linge in jeden Topf 10 — 15 Stück und
füllt dann die Töpfe ebenfalls voll
Wasser. Diese Töpfe stellt man ent-
weder in ein Vermehrungshaus oder
auf einen halbwarmen Mistbeetkasten,
wo man sie täglich noch überspritzt
und vor der Sonne durch Schattieren
schützt. Nach der Bewurzelung werden
sie in etwas sandige Laub- oder Mist-
beeterde in nicht zu grossen Töpfen
gepflanzt und wieder geschlossen ge-
halten, bis sie angewurzelt sind; als-
dann werden sie nach und nach an
die Luft gewöhnt und später ins Freie
gesetzt, wo sie bei guter Kultur und
Pflege schon im zweiten und dritten
Jahre blühen.
Zum Schlüsse möchte ich, da man
immer noch nur die gewöhnliche alte
Sorte verbreitet findet, noch besonders
auf die schönen Oleander -Varietäten
hinweisen, welche man u. a. billig
in der Handelsgärtnerei von C. L.
Klissing in Barth (Pommern) erhalten
kann:
album plenum, weiss gefüllt,
DeBrun, karmin, weiss gestreift, gefüllt,
592
Sprechsaal. — Quittuns
Madoni grandiflorum, grossblumig,
weiss, gefüllt,
Mad. Peyre, Knospe gelb, Korolle rein-
weiss, gefüllt,
Professeur Durant, hellschwefelgelb,
gefüllt,
rubrum plenum, gefüllt,
gloriosum, dunkelrosa, gefüllt,
kermesinum plenum, karmoisinrot,
gefüllt,
luteum plenum, gelb, gefüllt,
album maximum, einfach, reinweiss.
L. Ahlisch, Berlin NO.
Frage 33. Ein vielgereister Fach-
genosse versichert, in einem Wein-
hause in Norddeutschland Trauben von
6 — 8 Pfund vSchwere gesehen zu haben.
Ist dieses möglich?
H. Neu mann, Puttbus a. R.
Antwort auf Frage 33. Der in der
letzten Monatsversammlung von mir
vorgeführte Zweig mit 2 Trauben wog
3V2 kg, also 7 Pfund. Meine schwerste
Einzeltraube 1894 er Ernte wog 6 Pfd.
Vor zwei Jahren wog das auf der
Chrysanthemum-Ausstellung im Kaiser-
hof ausgestellte Exemplar (1 Traube)
Gros-Colmann 7 Pfd.
Steglitz, 23. Oktober 1894.
Schreiber, Obergärtner.
Villa des Geh. Kommerzien-Rat Veit.
Weitere Beiträge für die durch Hagelschiag Geschädigten.
(Siehe Heft 19, S. 536.)
Herr Ad. D emmier jun., Samenhandlung, Berlin 30.— M.
» C. A^enettich, Berlin-Westend 10, — »
Gartenbau-Verein Darmstadt 25, — »
Verein der Kunst- und Ilandelsgärtner, Berlin . . 100, — »
Gärtnerverein Charlottenburg, Ueberschuss eines
Festes 31, — »
Gartenbauverein für den Kreis Steinburg in Holstein 20, — »
Gartenbau-Verein Landsberg a. d. Warthe .... 30, — »
246,— M.
Dazu die früheren Beiträge mit 1054.50 »
Sa. 1300,50 M.
Von Herrn Geh. Kommerzienrat Conrad- Wannsee sind in dankenswerter
Weise 80 3 — 4jährige hochstämmige Obstbäume, 8 Sorten ä 10 Stück, ange-
boten, ebenso vom Kgl. botanischen Garten in Dresden durch Herrn Obergärtner
Ledien Thuja in hüscher Form.
Wir schliessen hiermit unsere Liste und danken nochmals allen Gebern
auf das verbindlichste.
Der Vorstand des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues.
Das vollständige Register zu den vierten zehn
Jahrgängen der Gartenflora,, 1882-91, Band XXXI-XL
ist soeben erschienen und wird gegen Einsendung von i Mark in Marken an das General-
Sekretariat des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, Berlin N., Invaliden-
strasse 42, frei zugeschickt.
806. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
in den preussischen Staaten am 25. Oktober 1894.
Vorsitzender: Der Direktor Herr Wirklicher Geli. Ober-Finanzrat von
Pommcr Esche.
I. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Fabrikant G. Wehner, Berlin,
durch Herrn Geh. R.-R. Wittmack:
2. >j Handelsgärtner Max Wilczek, Berlin,
durch lierrn Dr. P. Merk er;
3. » Ingenieur W. Wedding, Berlin,
durch Herrn Jörns;
4. » Handelsgärtner Th. Hübner, Berlin.
durch Herrn Schwiglewski.
li. Ausgestellte Gegenstände lagen in grosser Zahl vor.
1. Herr Obergärtner Amelung (Joachimsthalsches Gymnasium) stellte
reich tragende Töpfe Monatserdbeeren aus. um zu zeigen, wie schnell
die rote Monatserdbeere sich aus Samen heranziehen lässt und wie sehr
sie sich auch für Zimmerkultur eignet. Die Samen wurden im Frühjahr
ausgesäet, die Pflanzen blühten z. T. Ende Juli, wurden Ende August in
Töpfe gepflanzt und einige Tage geschlossen gehalten. — Ein Topf hatte
4 Wochen im Zimmer gestanden, dort geblüht und gefruchtet. — In
Sanssouci wird die Münchener Gebirgs-Monatserdbeere vom Oktober bis
Februar getrieben, die Samen derselben werden schon im Januar aus-
gesäet und dann in Töpfe pikiert, Avas sehr zeitraubend ist, dabei macht
diese Sorte auch viele Ranken. — Da in den Monaten Oktober und
November das Interesse des Publikums für blühende Topfgewächse nicht
sehr vorhanden ist, so sollte man mehr solche Erdbeertöpfe ziehen.
2. Herr van der Smissen-Steglitz hatte holländische Rohrmatten
ausgelegt, die er zu i M. 20 Pf. für den Quadratmeter, bei gemeinsamem
Bezüge im Waggon für 1 M. 10 Pf. liefert. Dieselben sind sehr^haltbar
und empfehlenswert. Westlich von Berlin, wo die Fracht von Holland
den Preis erträglich macht, werden sie viel gekauft.
3. Die Firma Daiker & Otto-Langenweddingen hatte mehrere Töpfe
von ihrer ganz neuen, erst 1895 in den Handel kommenden Begonia
semperflorens atropurpurea »Teppichkönigin« übersandt. Es ist
dies wohl die niedrigste und zierlichste aller Begonien und in Wahrheit
eine Miniaturpflanze. Die kleinen Blumen sind schön karminrot. Im
Sommer sind die Blätter noch mehr bronzefarben. Auch eine farbige
Abbildung war beigegeben; ebenso eine grosse farbige Abbildung eines
'Q4 ^^^^' Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
A'on genannter Firma im Frühjalir in den Handel zu gebenden Coleiis
»Bernhard Spicker«.
4. Herr P. Stock-Frankfurt a. ]\Iain hatte auf Empfehlung des Herrn
Gartendirektors Siebert, Palmengarten, Frankfurt a. M., einen Topf einer
sehr grossblumigen, gefransten und wellig gefalteten, einfach rosa-farbenen
chinesischen Primel eingeschickt, welche er schon im vorigen Jahre der
Frankfurter Handelsgärtner-Verbindung und der Gartenbaugesellschaft
vorgeführt hatte, auch Herrn Direktor Siebert für eine Gruppe zur Aus-
stellung im Palmenhause leihweise überlassen hatte. Seit einer Reihe
von Jahren zeigten sich bei der Primelsorte alba globosa hin und wieder
rosa Farben; er befruchtete 1890 mit einer solchen die Sorte magnifica
und erzielte damit die Mutterpflanze der jetzigen rosa Primel.
5. Herr städtischer Obergärtner Jörns legte ein grosses Sortiment
Tomaten vor, deren Samen der Verein z. T. von einigen grossen
amerikanischen Firmen: Attlee Burpee & Co., Philadelphia, undLiving-
stone Son's inColumbus, Ohio, erhalten hatte. Leider haben die schönen Aus-
saaten sehr durch den Hagel am 7. August gelitten und ausserdem sind
viele bei dem nassen, kühlen Sommer nicht reif geworden. Trotzdem
aber hat sich ergeben, dass die amerikanischen Sorten die europäischen
an Grösse bedeutend überragen, sie sind fast alle rund und sehr gleich-
massig, dabei sehr früh, früher als unsere Sorten und sollten die Gemüse-
gärtner es auch mit den amerikanischen versuchen. Die grösste ist
Paragon, ausserdem sind beachtenswert Turner Flybrid, Matchless, sehr
gross, Lion, mittelfrüh, Livingstons frühe Acme, Livingstons Golden
Queen (Goldkönigin), eine schöne grosse goldgelbe Frucht, die wie alle
gelben wohlschmeckender, namentlich für Salat ist, als die roten. — Auch
die sehr empfehlenswerte Sorte »Prinz von Neapel« von Dammann & Co.,
San Giovanni a Teduccio bei Neapel, fehlte nicht.
6. Ausserdem überbrachte Herr Jörns Sämlinge des Chrysan-
themum indicum nanum, deren Samen er von Herrn Hoflieferanten
J. Klar erhalten hatte. Obwohl es die ersten Blumen sind, konnte man mit
denselben sehr zufrieden sein und lohnt sich wohl, mehr Chrysanthemum
aus Samen zu ziehen. Die Pflanzen standen fast immer im freien Fände
und sind erst zuletzt in Kästen gekommen.
7. Endlich machte Herr Jörns auf eine neuere Einführung, deren
Samen der Verein ebenfalls von Flerrn Klar bezogen, aufmerksam:
Primula Forbcsi. Es ist eine zierliche, sehr reich blühende Alpen-
pflanze aus China und für Liebhaber interessant.
8. Herr A. Drawiel-Lichtenberg überreichte einen Strauss herrlicher
Blüten von Pelargonium zonal«, die er ganz besonders auch als vor-
trefflichen Schmuck für Privat-Gewächshäuser empfiehlt. Die Pflanzen
fangen, wenn sie im Herbst ins Gewächshaus kommen, so zu sagen
eigentlich erst reichlich an zu blühen und dazu halten sich die ab-
geschnittenen Blumen 8—14 Tage im Zimmer. In Frankreich (auch in
Hamburg etc.) sagt man statt Pelargonium: Gcranium, das ist aber un-
richtig, Pelargonium hat das obere Kelchblatt gespornt, der Sporn ist
aber dem Blütenstiel angewachsen, so dass man ihn oft kaum bemerkt,
Geranium hat keinen Sporn.
_8o6^VersammUmgJ«^Ver^^
o Sodinn besprach Herr Dra^viel ein von ihm ausgelegtes Obst-
sortimena Äpfel: .. Bismarckapfel, kann nicht genug empfohlen
verto Yor Wethnachten z.-ar wenig genicssbar, aber im März und Apiü
du satt™ ud »ohlschmeckcnd, dabei tragen die Bäumchen sehr früh
Maybiers Goldparmäne, erste Frucht; 3. Coulons »'=''' = ";. ^"^^
'errte Frucht, sehr schmackhaft; 4. Muskat-Reinette, schon vor 40 b
-iTahren von ihm im Pfannigerschen Garten in Potsdam gezogen, ^val
dlnirseh- gefragt und wurde die Metze (ca. 5 D mit z5 Sübergrosche
, , Thaler bezahlt ist auch heute noch aut dem Markt beliebt.
W Birnen Pitmaston Duchess, ötog schwer, von einerPyram.de,
w'elc;r:4 rrhchte im Gewicht von «V. H trug. -'- J-'^^f ^-;^,:^''^
für November und Dezember, Schale äusserst dünn ""^/^^ /f ^"^^^"^
der Früchte zu verhindern, wurden s>e in Packlemwand gehangt -1«^='^^;
Chaudy, Erstlingsfrucht, sehr schön, auch von Herrn Ökonom -Rat Spat^h
celobt' -i Premice Marie Lesueur, neu, sehr zu empfehlen. Maiie Louise.
?on Uklfeln .anz mit braunem Rost überzogen, nicht so wohlschmeckend
v e ™r ge ' 4 Morels Liebling; 5. Charles Ernest. eine unserer bes e„
Winterbirn n für Dezember, ganz goldgelb, ohne Steine, auch von He n
K te Südende, sehr empfohlen; 0. Six' ß""-^.'"-/-^.«f ^.^ ,
^ /-^iri^r, "Rncjcplet eine lapanische Bune [\oi\ iuus
für J— ^> '■ G ,";- .f^rdn Pappelblat't. trägt sehr voll und kann im
Mä"' d Apl ^ m KoXn benutzt werden; H. Regentin. gute bekann^
WintcrWri« mussaber guten Standort haben, weil sie sonst schwel ie,l.
Tm me L^l^e BalteT. wie Herr Drawiel annimmt wainsc ein id,
::!:ZtZ"-^r.Z r Sommerbirne aus dem Hannoverschen:
Raymonds Mylord.' in Form von Morels Liebling.
o. Endlich legte Herr Drawiel kranke ^V^;^^^ ™ ' ^
:i diriu^titrn" ^ ^t^^St-
Är^-:r:^^eirsjh5^^^^
sich die Herren Schönfliess, Lacknei Bl"'^' 7" '"»; . ,„,„,|,tor
Thicss-\auen lunge beteiligten und die Heu Galten Inspeia
P . durcii lie Bemerkung abschloss, dass die Versammlung do^h
Lc'h't darüber entscheiden kOnne. «an mOge das den SpeziaUst n tu
Pflanzenkrankheiten überlassen, Herr P-^^^'^^l So^aue^i - B^ ^^_
!:-ren,Tsf der^;intättie-E:r^^^^^^ ml-tf n ..erde a.s der
rrrr^cQP mie Blättcr sind Avahrend dei \ cibdiiiuuuut,
körn ;n; w IrscheinUch handdt es sich um Ascochyta maculans Fuck^
oder um Gloeosporium Hederae, ev. Gloeosporium P"^^»™^^^;^^,^;,!-!
,1 Herr Obergärtner Kahler legte aus «i™ T"iipelhotei ba
sc,;ulen eine Birne .König Karl -° ^«^l'^^^.^J^ä'l' ^„^ T
WO"- von einem Topfstamm, vor. Sie ist ,m Geschmack „anz „ut.
-t.'He:;i;."dW;rK;r:ünsch.e den Xamen eines sehr schönen
^q6 ^°^- Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
roten Apfels von der mecklenburgischen Grenze zu wissen. Herr
C. Mathieu übernahm die Bestimmung.
13. Herr Maurermeister Krefeldt stellte eine Anzahl Stachelbeer-
Sämlinge aus. die in seinem Garten unter Bäumen aufgegangen; er
besitzt im ganzen 3000 Stück, die einen ganz ausserordentlich kräftigen
Wuchs zeigen. Die Samen stammten von selbst verspeisten Stachelbeeren
her und sind offenbar mit der Kloake als Dünger unter die Bäume ge-
kommen. Ihm wurde geraten, die schönsten stehen zu lassen; vielleicht
erhalte er einmal eine ähnlich schöne Sorte wie die früheste von Neuwied. —
Herr Klar bemerkte, dass auf dem Versuchsfelde des Vereins in Blanken-
burg auch sehr viel Stachelbeeren aufgingen. Herr Jörns bestätigte,
dass aitf den Rieselfeldern sich viele finden, er habe manche pikiert und
sie im Garten 6—8 Jahre gezogen. Sie tragen sehr reichlich und sind
alles gute Sorten zu nennen, ein Beweis dafür, dass die Berliner meist
gute Sorten essen, wozu wohl Werder nicht \vcnig beiträgt.
14. Herr vSchönfliess, Deutsch-Wilmersdorf, stellte eine stattliche Zahl
von Erica gracilis und E. persoluta L. (assurgens Hojt.) aus und
bemerkte, nachdem er im allgemeinen sein Bedauern über den Rückgang
der Zucht von Heidekräutern gegen früher ausgesprochen, dass er nur
3 Arten baue, die beiden vorgeführten und E. hiemalis. Da bei ihm
die E. gracilis von Jahr zu Jahr blassroter wurden, habe er schliesslich
der Erdmischung (Grunewalderde und Ilavelsand) Knochenmehl zugesetzt
und dadurch wieder eine tief dunkelrote Farbe erzielt, während Kontrol-
pflanzen ohne Knochenmehl blass blieben. Unsere Grunewalderde ist
also zu arm an Nahrung. — E. persoluta blüht leider etwas zu früh, schon
im August beginnt sie, und später, wenn man sie haben möchte, ists vorbei.
Herr .Schönflies s .sprach dann über eine Eriken-Krankheit. In
einem lafenstrigen Kasten hätten im vorigen Jahre auf dem einen Ende
alle Pflanzen trockene vSpitzen erhalten, als wenn sie verbrannt wären
— Herr Bluth bemerkte, das sei die Trockenfäule und diese entstehe
teils durch falsches Giessen, teils durch Ueberdüngung oder zu schweren
Boden. In dem Leipziger schweren Boden erhalten die Eriken schon
Trockenfäule, wenn es einige Tage stark regnet, darum deckt man dort
die E. mit Laden. Die Trockenfäule zeichnet sich dadurch aus, dass die
Spitzen, mitunter auch die Mitte der Zweige braun werden. — Nach Herrn
Lackner tritt sie ein, wenn die Pflanzen einmal zu trocken geworden
oder wenn durch zu grosse Nässe die Wurzeln verfault sind. Herr Bluth
entgegnete, dass weder in Leipzig, Dresden noch bei ihm die Wurzeln
faul wären, die Pflanzen werden von oben an schlecht und oft wächst
die eine Hälfte einer Pflanze gesund weiter. Es scheint etwas ähnliches
wie die früher so berüchtigte Stammfäule. — Herr Schönflicss liess
sich, als vor 2 Jahren die Krankheit bei ihm auftrat, Stecklinge von
anderen Gärtnereien kommen und hält dies für gut. — Erscheint bei
etwa einen Finger langen Stecklingen die Spitze wie verbrannt, so kann
man solche nur gleich fortwerfen, denn wenn man selbst die Spitze ab-
schneidet, kommt die Krankheit meist doch wieder.
15. Herr Gartenbau-Direktor Carl Lackner-Steglitz führte prächtige
Exemplare von Van da Kimballiana Rolfe vor, einer Orchidee,
8o6. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. ^597
welche erst vor einigen Jahren eingeführt ist. Er erhielt sie aus Hmter-
indien in ganz verschrumpftem Zustande, indes die Pflanzen entwickelten
sich rasch und erwiesen sich als willige Blüher. Die aufrechten Trauben
machen mit ihren weissen Blumen und der karminroten Lippe einen
schönen Eindruck und blühen volle 7 Wochen, auch eignen sich die
Blumen sehr gut für die Binderei. Die Kultur ist sehr leicht und wird
diese Art in England und Belgien schon viel gezogen. Nirgends hat sich
aber bis jetzt eine ganz weisse Varietät gefunden, und dieses Glück
ist Herrn Lackner zuteil geworden. Herr Prof. Kränzlin hat diese
Varietät nach Frau Lackner: Vanda Kimballiana var. Lacknerae benannt
(siehe die Beschreibung Gartfl. d. J. lieft 21 S. 561 und dieses Heft S. 616).
Herr Prof. Dr. Kränzlin bemerkte: Es liegt hier ein ähnlicher Fall von
Albmisraus vor wie bei Coelogyne cristata alba und Cattleya Schroederae
alba. Im allgemeinen sind die Vanda-Arten nicht sehr geneigt zu Farben-
variationen, abgesehen von V. suavis und tricolor. Die Arten haben
meist keinen grossen Verbreitungsbezirk, was den Mangel an Variation
wohl erklärt. Wenn daher ein solcher Fall auftritt, so ist er um so
interessanter, und da man weisse Varietäten jetzt nach Damen zu benennen
pflegt, so habe er sie nach Frau Gartenbau-Direktor Lackner benannt.
Sie scheint sehr selten. Amanda Kimballiana und V. Amesiana sehen
frisch importiert wie ein Flauten Besenreiser aus, um so schöner sind sie
zur Blütezeit. Vanda suavis, tricolor, tesselata etc. haben den eigentlichen
Vanda-Typus, d. h. einen hohen kräftigen Stamm mit zweizeiligen grossen
Blättern, die beiden genannten haben aber fast stielrunde, rinnige Blätter.
Sie scheinen auch etwas auszuhalten, V. Kimballiana stammt aus Ober-
Birma in 5000 Fuss Meereshöhe, und da die Gebirge dort von Norden
nach Süden verlaufen und die Feuchtigkeit der Südwest-Monsunwinde auf-
fangen, so wird sie an trockene Luft und massige Wärme gewöhnt sein.
V. Amesiana wächst in einer Gegend, wo die Temperatur von 2" C. bei
Sonnenaufgang bis 18« C. mittags, Tag für Tag, schwankt, und wo die
Pflanze zur trockenen Jahreszeit ganz einschrumpft. Die Wurzeln sind
aber mit einer sehr dicken Oberhautschicht, welche Wasser aufspeichert
(Velamen) versehen, die zur trockenen Zeit die Pflanze mit Wasser ver-
sorgt. Bei Vanda Kimballiana ist das Velamen etwas schwächer, aber
noch stark genug, um die Pflanze in den Stand zu setzen, grosse Sprünge
in Bezug auf Trockenheit und Feuchtigkeit zu ertragen. — Es wäre
wünschenswert, die Orchideen mit stielrunden Blättern mehr zu kultivieren,
schon um vergleichende LTntersuchungen über das Vorkommen der Spalt-
öffnungen auf den Blättern zu ermöglichen, was auch für die Praxis
wichtig wäre. Es wären die drehrunden Blätter einfach zu erklären,
wenn diese Pflanzen alle in einem Kontinentalklima lebten, da man^an-
nimmt, dass drehrunde Blätter die Verdunstung verringern; aber V. Hoo-
keriana wächst in Borneo auf Pandanus, im regelrechten Djungel, dort ist
Feuchtigkeit im Uebermass und doch hat auch sie drehrunde Blätter.
— Oft kann man bei Ankäufen dürrer unscheinbarer Orchideen zu
schönen Arten kommen. Ein Oncidium Ceboletta wurde für 60 Pfennige
verkauft und ergab sich nachher als das schöne Oncidium Jonesianum.
(Färb. Abb. in Gartfl. 1888 S. 249 t. 1272.)
-QÖ 806. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Die Zahl der Orchideen mit stielriinden Blättern ist nicht gross,
von Vanda sind es 4; ausser den 3 genannten noch V. teres, von Aerides 4:
vandarum, mitratum, cylindricum itnd longicornum, von Luisia alle 13 be-
kannten Arten. — Alle genannten haben schöne Blumen.
16. Von Herrn Privatdozenten Ur. Carl Mez in Breslau, dem Alono-
graphen der Bromeliaceen, war eine von seiner Gattin gemalte grosse
Tatel einer neuen Art: Nidularium Paxianum Mez, eingesandt, die
aus Samen von Dr. Fritz Müller in Blumenau, Südbrasilien, im bot.
Garten zu Breslau erwachsen und nach dem Direktor des Gartens, Herrn
Prof. Dr. Pax. benannt ist. Diese Art zeichnet sich durch gelbgrüne
Blätter, leichte Kultur und grosse Widerstandstähigkeit aus.
III. Hierauf hielt Herr Kgl. Garteninspektor Perring einen sehr interessanten
Vortrag über eine Reise nach Belgien und Holland, der in der »Garten-
flora« besonders erscheinen wird. Ein zweiter Teil, England betreffend,
wird in der nächsten Versammlung folgen.
IV. Da das Krollsche Etablissement verkauft ist und der grosse Saal zu einem
Theater eingerichtet wird, kann die Blumenzwiebel- Ausstellung des Vereins
vom 11. — 18. April 1895 (Ostern) dort nicht stattfinden. Auf Antrag des
Herrn Gartenbaudirektor Brandt wird letzterer beauftragt, mit dem
Generalpächter der Flora in Charlottenburg, Herrn Franke, zu verhandeln,
der sich erboten hat, die Ausstellung aufzunehmen, wenn jeder Teil die
Hälfte der Kosten trägt. — Hierbei wurde von Herrn Garteninspektor
Perriug und dem Vorsitzenden betont, die Kosten für Dekoration der
Räume möglichst niedrig zu halten, was in der Flora auch sehr leicht
angeht.
V. Dem Verein der Cacteenfreunde Deutschlands, dessen Ausstellung grössere
Leistungen aufwies als der Verein selber erwartete, werden zur Belohnung
besonders guter Kulturen 1 grosse und 1 kleine silberne Medaille be-
willigt.
VI. Ebenso wird auf Antrag der vereinigten Ausschüsse für Gehölz- und Obst-
zucht, die, weil der Blumenausschuss nicht tagte, eine reiche Sammlung abge-
schnittener gefüllter Knollenbegonien-Blüten der Firma Ag. Fleym in
Schleusingen, Thüringen, geprüft hatten, für 4 Neuheiten der Firma ein
Anerkennungsdiplom bewilligt. Es sind dies: Kaiser Wilhelm IL. Kaiserin
Auguste Viktoria, Fürst Bismarck und »die Sonne«, welche sich .durch
ausserordentliche Grösse der Blumen wie der Blätter und durch schöne
Farben auszeichnen. Sie werden Frühjahr 1895 in den Handel gegeben.
VII. Herr A. Drawiel regte an, der Verein möge doch auf ein eigenes Heim,
das sich auch zu Ausstellungen eigne, Bedacht nehmen. Herr Gartenbau-
Direktor Lackner bemerkte, dass die meisten Vereine, die ein solches
besitzen, damit kein Glück haben. Auf Antrag des Herrn Garten-Inspektor
Perring wird der Gegenstand von der Tagesordnung abgesetzt, soll aber
weiter erwogen werden.
VIII. Die Deputation für die Verwaltung der Kanalisationswerke hat mittels
Schreibens vom 5. Oktober angezeigt, dass sie die Ziele, die sich der
Verein bezüglich der Berliner Rieselfelder gestellt hat, als gelöst ansehe
und sie demgemäss in Zukunft das Versuchsfeld in anderer Weise ver-
wenden werde, sie sei aber bereit, dem Verein unter den alten Beding-
Die Gärtnerei von Gustave Vincke-Dujardin etc. z.qq
ungen eine Fläche von 8 — 12 ar zur Prüfung von Neuheiten von Blumen,
Gemüsen etc. weiter zu gewähren. — Herr städt. Obergärtner Jörns er-
klärte in einem Schreiben an den ^'orstand vom zs- Oktober, dass er
selbst den Antrag gestellt habe, da thatsächlich alle Kulturen auf dem
RieselA'ersuchsfelde durchgeprobt seien und die meisten gute Erfolge
ergeben haben, wenn die Berieselung den betr. Kulturen ange^Dasst wurde.
Er erklärte sich zugleich bereit, auch ferner die Kulturversuche zu leiten.
IX. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren: Bluth, Hapt, Mathieu, vSchwarz-
burg, E. S"chulz, Weber und Weidlich hatte folgende Preise zugesprochen.
Herrn A. Drawiel für Obst eine bronzene Medaille, Herrn Schön-
fliess für Eriken eine bronzene Medaille, Herrn Obergärtner Amelung
für Monatserdbeeren den Monatspreis von 15 Mk.
V. Pommer Esche. Wittmack.
Die Gärtnerei von
Gustave VincJce-Dujardin in Scheepsdaele bei Brügge.
\'()n L. Wittmack.
'^/^^» Hierzu 3 Abbildungen No. io5 — 109.
öjJLnmittelbar vor dem alten Thore Brügges, der Porte des Baudets, in
der Vorstadt Scheepsdaele, an der Chaussee nach Blankenberghe liegen
J^B^i verschiedene Gärtnereien, unter denen die von Gustave Vincke-
^.,=^^^0^ Dujardin so hervorragend ist, dass sie das Ziel vieler tausender
^i-i von Besuchern bildet. Wurde doch auch sogar am 3. August 1891 dem
"§) Etablissement die Ehre des Besuchs vS. AI. des Königs der Belgier, I. M.
der Königin und I. K. II. der Prinzessin Clementine von Belgien zuteil.
Gleich dem Herrn Ed. Pynaert van Geert-Gent, dessen Gärtnerei S. 398
beschrieben, und dem Plerrn Vuylsteke in Loochristi bei Gent, ist Herr
Vincke - Dujardin auch in Deutschland gar wohl bekannt, namentlich
seit der grossen Ausstellung zu Berlin 1S90, wo er, wie Herr Vuylsteke,
grosse herrliche Sammlungen von Orchideen vorführte. Man würde aber sehr
irren, wenn man glauben wollte, dass Orchideen das einzige Produkt dieser
beiden Männer seien. Herr Vuylsteke zieht noch Palmen, Azaleen etc., und
Herr Vincke kultiviert, wie wir schon 1888 bei Beschreibung der damaligen
grossen Genter Ausstellung (Gartenflora 1888 S. 308) berichtet haben, auch ganz
bedeutende Mengen Lorbeeren und geradezu ungeheure Massen jüngerer Palmen.
Wir haben damals durch einfache Striche eins der aus 5 Häusern kombinierten
Palmenhäuser wiederzugeben gesucht, heute, nachdem wir im April 1803 das
lierrliche Etablissement zum zweiten Alale besichtigt haben, und zwar in Ge-
sellschaft des Herrn Garten-Inspektor Reimers aus Ottensen bei Altena, können
wir ausführlicher dasselbe besprechen und durch bessere Zeichnungen erläutern.
Die Zeichnungen entnehmen wir der bei Gelegenheit der Genter Ausstellung 1893
erschienenen und uns von Ilerrn Vincke zur Verfügung gestellten Schrift
unseres verehrten Freundes, des Herrn Charles de Bosschere'), der s. Z.
*) L"etablissement d'horticulture Gustave Vincke-Dujardin ä Scheepsdaele-Bruges. Description
<ietaill6e par Charles De Bosseliere, Anvers. Imprimerie Ve. De Biiker, rue Zirk 35. — i8g3.
«0 43 S. mit 5 Abb.
6oo
Die Gärtnerei von Gustave Vincke-Dujardin etc.
den Antwerpener botanisch-gärtnerischen Kongress mit so grossem Geschick
leitete und auch jetzt bei der Antwerpener Ausstellung sich so bemühte.
Dieser Schrift entnehmen wir auch z. T. folgende Angaben:
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E7d
Abb. io5.
Plan der Gärtnerei von Gustave Vincke-Dnjnrdin in ScJieejhsdaelc bei Brügge, Belgien.
A bis D I. bis 4. Teil des Etablissements, E Teil an der Chaussee, F Wohnung des Obergärtners»
6 Wohnhaus des Herrn Vincke-Dujardin, H Ziergarten, I grosse Orangerie, J Reihe von
7 Orangerieen, L Park der Lorbeeren, M Packschuppen für Blumen, N desgl. für Pflanzen,,
0 Schutzraum für Araucaria excelsa, P Kohlenlager. I bis V fünf Alleecn mit Lorbeeren.
I. Allgemeines. Das Terrain umfasst 4 Hauptteile, Abb. 105 A— D, welche
durch breite Wege, an deren Seiten Lorbeeren in Kübeln stehen, getrennt
Ayex-den. Es ist ein grossartiger Anblick, wenn man auf der Chaussee nach
Blankenberghe (bei E) vorfahrt und diese langen Lorbeer-Alleen schaut. Teil A
Die Gärtnerei von Gustave Vincke-Dujardin etc. 5oi
enthält 6 Häuser für Palmen, No. 43—48, einen Sommerplatz für Araucarien (O),
einen grossen Schuppen (J) für die Lorbeeren im Winter, 60 m lang und
5,50 m breit, ii Orchideenhäuser, No. 05— 75, und grosse Plätze (L) für Lorbeer-
bäume im Sommer. — Teil B enthält die Wohnung des Obergärtners (F),
lO Orchideenhäuser, No. 49 — 04, und wieder Raum für Lorbeeren. — Teil C
weist auf: ein grosses Haus für Palmen, No. 15, das Wohnhaus des Herrn
Vincke-Dujardin (G) mit einem kleinen Ziergarten davor (H), 17 Häuser für
Palmen, No. 16—42; L sind Plätze für Lorbeeren, M Packschuppen für Blumen,
N desgleichen für Pflanzen, Haus für die Dampfmaschine zum Wasserpumpen,
die Heizkessel (M); endlich der Teil Dein altes verlassenes Gewächshaus (N. 1),
das erste auf der ganzen Anlage, 13 Häuser für Cycas und Palmen, 7 Schuppen
mit zusammen 45 >< 25 m Oberfläche für Lorbeeren und entsprechende freie
Plätze (L) für letztere.
Der Teil E, welchen die Chaussee nach Blankenberghe begrenzt, ist mit
hochstämmigen Dracaena lineata, Phormium tenax und Chamaerops Fortunei
geschmückt.
II. Die Lorbeeren. Die Zahl der Lorbeerbäume beträgt ca. 10000, dar-
unter viele grosse Exemplare mit herrlichen kugeligen bezw, pyramidenförmigen
Kronen, die musterhaft geschnitten werden. In den drei Alleen stehen die
stärksten, in jeder ca. 140— 150 Stück, mit einer Höhe (ohne Kübel) von 2— 2,40m
und einer Krone von 2,20— 2,50 m Durchmesser, der Stamm selbst 1,25 — 1,60 m
hoch und 40—60 cm im Umfang. Hundertjährige Exemplare sind nicht selten,
vor allem pflegt Herr Vincke das jetzt 125 Jahre alte Exemplar, welches sein
Grossvater erzogen.
Infolge der grossen Überproduktion an Lorbeeren, die sich namentlich
auch in Brügge, dem alten Sitz der Lorbeerlaütur, geltend macht, haben die
Züchter sich seit längerer Zeit genötigt gesehen, auch andere Pflanzen, nament-
lich Palmen und Araucarien, in Kultur zu nehmen.
Um die 10000 Lorbeerbäume zu begiessen, sind 60 Wasserbehälter im
Garten verteilt, die unter sich in Verbindung stehen und ihr Wasser von einem
über dem Packschuppen befindlichen Reservoir erhalten. Die meisten der
Wasserbehälter (53) sind aus Beton und von Picha freres-Gent hergestellt.
III. Araucaria excelsa und Odontoglossum grande im Freien.
Hinter der grossen Lorbeerhalle i.st ein Platz (O) von 27 X i7 m mit Latten von den
Seiten und oben überdeckt, in welchem die Araucaria excelsa gegen zu starke
Sonne geschützt sind. Ein Teil des Raumes wird aber auch zur Aufnahme von
Odontoglossum grande benutzt, dieser aus den kühlen schattigen Berg-
gegenden Guateirialas stammenden, wegen der gelb und braunen Blüte jetzt so
beliebten Orchidee, und wir linden hier im grossen, was Herr Gartenbaudirektor
Brandt-Charlottenburg im kleinen, aber mit mehr Arten ausgeführt hat: die
Kultur der tropischen Orchideen während des Sommers im Freien.
Die Blütezeit der Od. grande ist dadurch bis in den Dezember verlängert
worden! Auch im Winter hält Herr Vincke sie bei nur 8 — lo^ C.
IV. Die Gewächshäuser Im ganzen sind 75 Häuser vorhanden, davon
42 für Palmen und einige andere Pflanzen und 27 für Orchideen; zusammen
nehmen diese 75 Häuser eine Grundfläche von 8369 qm ein und haben über
loooo qm, das heisst über 1 Hektar! verglaste Oberfläche.
Das älteste Haus No. 1, 33 X 2,80 m, stand, wie erwähnt, in Abteilung D,
6o2
Die Gärtnerei von Gustave Vinclve-Dujardin etc.
und ist schon Tom Vater des gegenwärtigen Besitzers benutzt worden. Es ist jetzt
abgebrochen und dafür sind 3 neue Häuser von 15X3 m errichtet, weshalb
die Zahl der Häuser von 75 auf 78 gestiegen ist.
1. Palmenhäuser. Hinter No. 1 liegen 4 Häuser, No. 2—5 neben einander,
zusammen 23 X 2ö,6o m. In No. 2 sind 2 seitliche Beete mit Cycas revoluta
gefüllt, kein Mittelbeet (mittlere Temperatur loO C). No. 3—5 haben jedes ein
K^
IH 1^^^P4 >^-M^^
Abb. 106.
Gnindriss und Aufriss der Palmenhätisev No. /O — 14
bei Herrn Gustave Vincke-Dujardin
in Scheepsdaele bei Brügge, Belgien.
Massstab i : 400.
Abb. 107.
Gnindriss und Aitfriss der grossen
Orchideenhäiiser No. >(j — j^
bei Herrn Gustave Vincke-Dujardin
in Sciieepsdaele bei Brügge , Belgien.
Massstab i : 400.
Mittelbeet und 2 schmale Seitenbeete, alle mit Lohe gefüllt, Temperatur auch \cfl C.
No. 3 enthält ca. 150 Latania borbonica von 1,50—2 m Höhe und 400 Phoenix
tenuis von 50—75 cm Höhe, in No. 4 finden sich 550 Phoenix tenuis, reclinata
und senegalensis, in No. 5 150 grosse Latania borbonica von 1,50—2 m, 200 Ideme
Areca sapida, 200 kleine Phoenix tenuis.
Hinter diesen 4 folgen nochmals 4 Palmenhäuser, No. 6 mit 400 Latania
Die Gärtnerei von Gustave Vincke-Dujardin etc. 603
borbonica, Xo. 7 mit 150 Chamaerops cxcelsa und 400 Phoenix tenuis, No. S
150 P. reclinata von 1,50 — 2 m und 400 P. tenuis von 50 — 75 cm, Xo. 9 mit
150 Cliamaerops excelsa, 1,50—2 m. und 200 Aspidistra elatior (Plectogyne).
Die grösste Merkwürdigkeit des Vi ncke' sehen Etablissements sind, wie
schon 1888S.308 erwähnt, die zusammenhängenden Gewächshäuser, wie sie
Xo. 10— j 4, 77—81 und vor allem No. 23—42, sowie 49—58 zeigen, von denen
mehrere erst in den letzten Jahren erbaut sind.
Solche zusammenhängende Häuser sind natürlich nur da von Xutzen, wo
es sich um die Kultur einer Gattung oder noch besser einer Art von Ptlanzen
handelt. Betrachten wir zunächst X^o. 10 — 14, die uns in Fig. loö im Durchschnitt
und im Grundriss noch näher erläutert werden.
Die ö Häuser sind jedes 31,30 m lang und zusammen 25 m breit, jedes
einzelne also 0,20 m breit.. Durch jedes Haus geht ein Mittelweg von 85 cm
Breite, zu dessen beiden Seiten, 85 cm vom Boden, ein Tisch (Tablette) von
2,20 m Breite läuft. Jedes Haus hat ein Satteldach von 3,85 m Höhe und be-
trägt die Entfernung der Tablette vom Glase im Minimum 1,50, im Maximum
2,05 m. Das Dach ruht auf 2,10 m hohen Stützen.
Der ganze Bau ist aus Holz, nur die Träger der Tische sind aus Eisen
und die Tische aus Schieferplatten (carreaux), die auf T-Eisen ruhen.
Das Dach ruht auf den Dachrinnen, die von 2 zu 2 m durch eiserne
Säulen gehalten werden, wie Fig. 106 zeigt, wo auch das quer durch alle Häuser
laufende Wasserreservoir angedeutet ist.
Diese grosse »Glashalle«, wie man wohl sagen könnte (Xo. 10 — 14), enthält
ca. 2000 Kentia, Areca und Rhapis von 1 — 2 m Höhe.
Teil C. Hinter dem Wohnhause des HerrnVincke liegen wieder 27 Palm en-
h aus er, Xo. 16—42, die 2892 qm bedecken. Die ersten 7 stehen miteinander
in Verbindung und ebenso die folgenden 20. Letztere 20 gewähren ein gross-
artiges Bild und nehmen 63 m in der Länge und 35 m in der Breite ein. In
den ersten Eläusern, 16—27, werden 1400 Kentia Belmoriana und Forsteriana
meist auf Mitteltischen bei 12 — 15O C. gezogen. Die grosse >'Zickzack-Glashalle«,
so möchten wir sie nennen, weil das Dach im Zickzack verläuft, X. 23 — 42, wird
nur auf 8— loOC. gehalten. In jedem ist ein Mittelbeet aus Lohe, in welche 6000
Palmen in Töpfen eingefüttert werden. Es sind Kentia, Areca, Corypha, Rhapis
und Phoenix-Arten, alle von besonderer Kultur. Endlich finden sich noch
Palmen in Xo. 43 —46, Abteilung A.
IL O r c h i d e n h ä u s e r.
Die 27 Orchideenhäuser liegen in 2 Reihen rechts und links vom 8 m
breiten Wege, der die Abteilungen A und B trennt. Die einzelnen Häuser jeder
Seite stehen wiederum mit einander in Verbindung und nehmen zusammen
75 m in der Ouerrichtung ein, während jedes Haus 18 m lang ist. Herr
Vincke will vielleicht den 8 m breiten Weg auch noch überdachen, um
blühende Orchideen dort aufzustellen. Die Orchideenhäuser sind übrigens nicht
alle gleich breit.
1. Die grossen Orchideenhäuser (Abb. 107.)
Die 17 grossen Orchideenhäuser stehen, wie gesagt, unter einander in Ver-
bindung. Sie haben jedes eine Breite von 6,5 m, die Länge ist bei einigen 18,
bei anderen 18,5 m.
Die beiden Seitenmauern, sowie die Tragpfeiler für die Dachrinnen sind
6o4
Die Gärtnerei von Gustave Vincke-Dujardin etc.
:ö]
Ml
1 m, der First 3,30 m hoch. Hier ist kein Mittelweg, sondern ein 2,40 m breiter
Mitteltisch mit Terrassen, umgelDen von einem Wege, an dessen Seiten 1,20 m
breite Tische sich befinden. Die imterste vStufe des Mitteltisches ist 1,3, die
oberste 1 m, die Seitentische vorn 75, hinten 30 cm vom Glase entfernt. Der
Mitteltisch ist an den Enden abgerundet und wird dort, wie in den meisten
Gärtnereien geschieht, mit schönen blühenden Pflanzen besetzt.
Die Heizung erfolgt bei den kleinen Häusern durch zwei 0,095 m starke
Röhren unter jedem Tisch (im ganzen 720 m), in den grossen sind ebenfalls
2 unter dem Seiten-, aber ö unter dem Mitteltisch (im ganzen 3100 m). Dass
überall die peinlichste Sauberkeit herrscht, muss noch ganz besonders hervor-
gehoben werden.
2. Die kleinen Orchideenhäuser (Abb. 108.)
Es sind deren 10 (rechts) vorhanden, nur 3 m
breit, die untereinander in Verbindung stehen. Die Rinne
zwischen je 2 Satteldächern ist V2 ™ breit und dient als
Weg beim Beschatten etc. — Jedes Haus hat in der Mitte
einen Weg von 70 cm Breite, der nicht vertieft ist, sondern
in gleicher Elöhe mit dem Aussenterrain, damit er
nicht so nass werde bei Regen, zumal das Terrain
niedrig und feucht ist. Jederseits ist 70 cm über dem
Boden ein Tisch (Tablette) von 1,15 m Breite, der vorn
1 m, hinten 1/2 ^'^ vom Satteldach entfernt ist. Die
Häuser sind aus Holz und nur 2 m im First hoch, damit
Wärme und Feuchtigkeit erhalten bleiben. Die Sattel-
dächer ruhen auf 1,20 m hohen Pfosten; da sie, wie gesagt,
im First 2 m hoch sind, so folgt daraus, dass die Neigung
nur eine geringe, 0,53 m auf den laufenden Meter ist.
Das Glas ist meistens Doppelglas, Doppelscheiben werden,
wie meist in Belgien, nicht angewendet. Die Beschattung
erfolgt durch Rolljalousien, die wir in Deutschland noch
viel zu wenig anwenden. Es ist das imserer Meinung
nach eine verkehrte ^Sparsamkeit.
Zur Ventilation dienen kleine rechteckige Thüren,
50 X 35 cm, deren zwei zu jeder Seite des Einganges
eines Hauses sind, und ausserdem Klappfenster am First.
Das so wertvolle Regenvvasser wird in Cementbassins,
welche rechtwinklig zur der Achse der Häuser verlaufen,
aufgefangen, Abb. 108. Die Heizröhren werden mit Tabaks-
blättern bedeckt, um das Ungeziefer fern zu halten.
Die Hauptpflanzen in diesen Häusern sind die Odonto-
giossum crispum (Alexandrae), die bekanntlich kühle
Luft brauchen, da sie auch im Vaterlande, den Wäldern
von Santa Fe de Bogota in Columbien, 2250 — 2700 m
über dem Meere, an viel und reine Luft gewöhnt sind.
3. Die Heizung.
Alle Häuser werden durch Wasserheizung erwärmt; eine Zentralheizung ist
nicht vorhanden, wahrscheinlich, weil die Häuser nach und nach gebaut sind
und weil man so auch unabhängiger von plötzlichen Störungen in der Zentral-
Abb. 108.
Gruiidriss und Aitfriss
der kleinen Orcliideeen-
häiiser No. 4y — s*^
bei Herrn GustaveVincke-
Dujardin in Scheepsdaele
bei Bi'ügge, Belgien.
Massstab i :400.
Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königsberg, Ostpr.
605
heizung ist. Haus Xo. 1 hatte seine besondere Heizung. Der Kessel a (siehe
den Gesamtplan) heizt die Häuser 2- — 5, Kessel b No. 6 — 9. Haus Xo. 15 hat
einen besonderen Kessel, Xo. 43 — 46 werden durch m geheizt, 47 — 48 durch n.
Im Keller des Magazins M sind 6 Kessel und 1 Kessel für die Wasserpumpe.
Die 4 Kessel d e f g heizen die Häuser 23 — 42, d. h. 2205 qm mit 3500 m
Röhren. Der fünfte Kessel h heizt Xo. lö — 22, die 550 (|m mit 105Ö m Röhren
haben, der sechste, i, Xo. 4O — 59, d. h. 1350 qm mit 720 m Röhren.
Abb. 109.
Schematische Darstellung des neuen Heizkessels
bei Herrn Gustave Vincke-Dujardin in Scheepsdaele bei Brügge, Belgien.
Massstab i : 3o.
Von den grossen Orchideenhäusern werden Xo. 60 — 61 durch 1, 62 — 64
durch k geheizt. Kessel o versorgt Xo. 05— 66, p 67 — 69, q 70—72, r 73 — 75.
Der Kessel j, links bei Xo. 42, dient als Hilfskessel und kann die Wirkung
von d e f g verstärken. — Im ganzen sind 20 Heizkessel und 9000 m Röhren
vorhanden, durch den Umbau des Hauses No. 1 sind es aber ca. 10 000 m ge-
worden, also 2 km.
Verbraucht werden ca. 60 — 70 tons Steinkohlen. Der Dampfschornstein
ist 23 m hoch. Die Wasserpumpe hebt das Wasser auf das Dach des Pack-
schuppens in ein Reservoir, von wo es, nachdem es abgestanden, nach allen
Teilen der Anlage fliesst.
Der Heizkessel für die neuesten Häuser 10 — 14 (Abb. 109) ist 2,5 m lang,
1 m breit, 0,80 m hoch. Die Feuergase strömen, nachdem sie unter dem Kessel
Aveggegangen, durch 13 Röhren zurück, von denen 7 unten, 6 oben liegen und
der Rauch zieht dann in den Schornstein. Der Kessel ist ausserordentlich
wirksam und heizt 7S0 qm durch über 1800 m Röhren.
Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königs-
berg, Ostpr. [Fortsetzung.
Das Gemüse, in einer kleinen Seitenhalle aufgestellt, hatte nur durchweg
gute Einsendungen zu verzeichnen. Emil und r)tto Jaques aus Königsberg
brachten hervorragend schönen Blumenkohl, darunter besonders die Sorte
Algier, Weisskohl und Wirsing, Rotkohl und alle Arten Blätterkohl, das Wurzel-
gemüse, die Gurken, alles verdiente das Prädikat vorzüglich. Auch ein ost-
QqQ Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königsberg, Ostpr.
preussischer Gutsbesitzer, B ehren d-Arnau, hatte gutes Gemüse, darunter ein
Sortiment Melonen und Kartoffeln ausgestellt. Melonen kamen ausserdem noch
von Carl Rowe-Waldburg und Aug. Bitterhof-Bcrlin. Ein sehr reiches und
schönes Sortiment Kartoffeln sandte F. H. Mayke aus Konitz ein, während
H. G. Trenckmann Nachf., Inhaber Gustav Fricke-Weissenfels, ein Sortiment
Gurken, Land- und Treibsorten, und ein vSortiment Futterrunkelrüben ausser
Konkurrenz ausstellte.
Das an einer anderen Stelle als Anbau an den Saal aufgeführte Zelt barg
ausser den Erzeugnissen des ostpreussischen Obstbaues noch die ab-
geschnittenen Blumen. Von letzteren waren Rosen von Görms-Potsdam
und Walter und Lehmann -Steinfurt zu nennen, Gladiolen und Xelken von
Thalacker-Leipzig, Georginen von Schwiglewski-Carow bei Berlin und
Albert Brandt-Elbing, sowie die eine Sorte Kaiserin Auguste Victoria von
van der Smissen -Steglitz, ein Sortiment abgeschnittener buntblättriger Zier-
gehölze von 200 Sorten von Georg Schnibbe-Kl. Schellmühl und ein Sortiment
Staudenblumen von Xonne & Hoepker-Ahrensburg in Holstein. Blumen-
zwiebeln von Anton v. Velsen-Haarlem und August Bitterhof-Berlin, auch an-
getriebene Maiblumen von Rud. Grobba-Gartz a. d. Oder fanden wir. Die
weiterhin im vorher erwähnten Palmensaal ausgestellten Maiblumen von
A. Rathke & Sohn-Praust waren kräftig entwickelt und vollblühend, einen
lieblichen Anblick unter den grünen Blattpflanzen gewährend.
Das ostpreussische Obst, von jeher bekannt als eines des besten — siegte es
doch 1891 in Stuttgart über alles andere — war zwar auch hier in guten Ein-
sendungen vertreten, aber verhältnismässig vit-l zu gering. Daran trägt
zunächst die schlechte Ernte dieses Jahres schuld und auch die etwas frühe
Jahreszeit; Winterobst und einige spät reifende Pflaumensorten mussten doch
noch an den Bäumen hängen, wenigstens konnten sie in den ersten Tagen des
September noch nicht reif zur Schau vorgelegt werden. Birnen waren auch
dort wie in Westpreussen besser fortgekommen, Äpfel giebt es in Westpreussen
mit wenigen Ausnahmen fast gar keine, wie dies auch die sonst so leistungs-
fähige Firma A. Rathke & Sohn-Praust auf diesem Gebiet durch ihr Fehlen
bewies. Ein sehr hübsches Sortiment gut ausgebildeter Früchte, auch schöne
Pflaumen, brachte der Obergärtner Herr Sommermeyer aus Dönhofstädt, der
Besitzung des Grafen v. Stolberg-Wernigerode, des Oberpräsidenten der
Provinz Ostpreussen, unter dessen Protektorat die Ausstellung stand. Ausser
diesem kamen noch Sortimente aus der Baumschule des Herrn Vogel-Lyck, der
auch zu der Aufgabe »die 10 besten Äpfel- und 10 Birnensorten für ostpreussische
geschützte Lagen« ausgestellt hatte. Behrend - Arnau. L. Müller-Elbing und
Frau Emmy Müller-Heinrichsw^aldau sowie noch mehrere andere Privat-
besitzer aus Ostpreussen waren ausser Jungclaussen-Frankfurt a. d. Oder
mit mehr oder weniger Einsendungen vertreten. Die Gärtnerlehranstalt zu
Tapiau stellte ausser Konkurrenz gleichfalls gutes Obst und Obstprodukte wie
getrocknetes Obst aus und hatte auch die verschiedenartigen Verpackungsarten
für frisches Obst sehr anschaulich und lehrreich vorgeführt. Weintrauben
waren wenig vorhanden, unter diesen wenigen aber zwei ungeheuer grosse
Schautrauben von Barbarossa, welche viel bewundert und angestaunt wurden.
Sie entstammten der Zucht des ELerrn Obergärtner Krebs aus Friedrichsstein.
Eine Versammlung der Pomologen fand in jenen Tagen in Königsberg in
Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königsberg, Ostpr. 607
den oberen Räumen des Ausstellungslokals statt und soll dieselbe sehr gut
besucht gewesen sein im Gegensatz zu der von der ostpreussischen Gruppe
des Handelsgärtncrverbandes in eben jenen Tagen dortselljst anberaumten Ver-
sammlung, zu welcher sich — drei Herren eingefunden hatten.
Die Ausstellung hatte die hohe Ehre des Besuches Ihrer Majestät der
Deutschen Kaiserin zu verzeichnen, welche sich sehr anerkennend geäussert
haben soll.
Die Bindereien.
Wollen wir zum Schlüsse nun noch der Blumenbinderei gedenken, so
müssen wir bekennen, dass Königsberg darin auf einer nicht erwarteten
Höhe der Leistungsfähigkeit steht. Allen voran die Firma A. Waschke, die
wahrhaft geniale Arbeiten auf allen Gebieten vorführte. Da war ein überaus
schöner Korb mit Orchideen gefüllt, nur in den Farben zartlila und weiss
gehalten, der Korb selbst mit zartlila Sammet bekleidet, die Füllung Cattleya
Gaskelliana und Odontoglossum Alexandrae, der Strauss auf dem hohen Bügel
mit lila ^loireebandschleife gehalten. Am Fusse des sehr grossen hohen
Korbes ein kleineres Sträusschen von demselben Material. Eine Staffelei von
bronziertem Holz, auf welcher eine Art Tasche aus einem scheinbar nach
zwei Seiten umgeschlagenen Viereck gebildet worden, gefiel uns gleichfalls aus-
nehmend. Auf dem inneren, von schwarzen Stiefmütterchen gebildeten Fond
ruhte ein feuerroter Strauss von Anthurium Scherzerianum und anderen roten
Blumen, die beiden imigeschlagenen Ecken, zwei Dreiecke, waren mit grauem
Moos gefüllt.
Ein Glücksrad, dessen Form eine dichte Füllung von ganz dunklen
Scabiosen bezeichnete, trug oben einen Strauss von Xielrosen, Crotonblättern
und Odontoglossum Alexandrae, unten Gardenien und Tuberosen, davor an
schmalen, weissen Atlasband-Leinen 5 weisse Tauben gespannt. Ebensoviel
Bewunderung erregte der Korb mit Dach, wie ein LIaus aussehend, ganz mit
Orchideen gefüllt, vom Dach herabhängend weisse Lapageria alba, wie Glocken
aussehend. Es sind die beiden erwähnten Formen, ebenso wie die weiterhin
bei einigen anderen Ausstellern vertretenen Schiffe Schaustücke, über deren
eigentliche Berechtigung der Herstellung der Grundformen aus Blumen man
verschieden denken mag, die aber verlangt werden und immer noch eher
unseren Beifall finden, als die gleichfalls an anderer Stelle befindlichen Sonnen-
schirme aus Blumen, über deren Zweck sich eben nichts denken lässt, und
dass so ein aufgespannter Schirm auf einem Geburtstagstisch oder dergleichen
eine anmutige Dekoration bilde, wie z. B. ein Fächer, lässt sich gerade nicht
behaupten. Anhänger der Theorie von der »reinen Vernunft« sind es jedenfalls
nicht, die dergleichen bewundern, und dass es trotz »Kant« in Königsberg
noch eine ganze Masse gedankenloser Zuschauer giebt, konnten wir auch in
jenen Tagen genug beobachten.
Eine grosse Spiegelstaffelei von Waschke war ein ebenso effektvolles
Schaustück, von zartester Farbenwirkung als leichtester Anordnung. Der
Rahmen, mit ganz blassgrünem Sammet bekleidet, zeigte an der linken Seite
eine Garnitur von Nielrosen, Crotonblättern und Asparagus tenuissimus, an der
rechten Seite unten einen Strauss von Lilium auratum und Eucharis amazonica
und mitten auf der Spiegelfläche einen leichten Strauss von Odontoglossum
Alexandrae mit lang herabfallenden Bändern in hellgrün garniert. Diese
(5o8 Die Obstausstellung in Halle a. S. vom ii. bis 14. Oktober 1894.
Dekoration der eigentlichen Spiegelfläche können wir nur gelten lassen, wo
das Ganze den Charakter als Bild tragen soll, bei einem Spiegel selber würden
wir nur eine Rahmengarnitur, die nicht das vSpiegelbild behindernd wirkt, das
der Spiegel zurückwerfen soll, gestatten mögen. Waschke bindet nicht nur
mit feinstem Farbensinn und nicht nur mit kostbarstem edelsten Material,
sondern auch ausserordentlich leicht und genial mit einfachem Werkstoff; das
bewies uns des weiteren jener Kranz aus grossen, dunklen Begonienblättern
mit Farnen und Dracaenen, die wir schon oft zu gleichem Zweck verwendet
sahen, aber noch selten in solcher eleganten Bindeweise, die diesen Kranz so
vornehm erscheinen liess, dass derselbe durch seine edle Einfachheit so viele
andere prunkvollere Kränze im Saal übertraf.
Ein deutscher Strauss, zwanglos und leicht geordnet, bestand aus Mai-
glöckchen, Veilchen und Cypripedium insigne. Ganz besonders ausgezeichnet
aber durch Feinheit und leichteste Bindeweise war der Myrtenkranz, der
nur wenig Blüten enthielt, aber über und über übersät von Knospen, fast nur
aus knospenbesetzten Zweigen gebunden. Das Gewicht desselben war ein
Minimum, ein nicht zu unterschätzender Vorzug für die Trägerin.
Den zweitbesten Myrtenkranz sahen wir bei C. Rossbiegal junior aus
Königsberg. Dieser Aussteller brachte aber wiederum einen Brautstrauss, der
sich durch Zierlichkeit besonders auszeichnete. Es wird in diesem Fall eben
noch oft durch übergrosse Form gesündigt, solche Kolossalsträusse ermüden
ja die Hand der Trägerin. Dieser Brautstrauss in schräger Form bestand nur
aus halberschlossenen Rosen und Knospen, wozu Niphetos mit ihrem leicht
gelblichen Schein, Maiglöckchen und blühende Myrte verwendet worden.
Die Manschette, nur mit Blondentüll bekleidet, statt der Spitze eine Tüllrüsche,
leichte vSchleierenden und schmales Band vollendeten das Ganze.
Die Obstausstellung in Halle a. S. vom II. bis 14. Oktober 1894.
(Schluss.)
Stadtgärtner Krütgen-IIalle besprach Abteilung VIII, das zum Bestimmen
eingeschickte namenlose Obst. Von manchen Sorten waren zu wenig Exemplare
eingeschickt, oft fehlten auch nähere Angaben über Gedeihen, Form des
Baumes, Boden, Lage etc. Das Bestimmen müsse künftig in einem vom Publikum
abgeschlossenen Raum erfolgen und das Obst längere Zeit liegen bleiben,
damit man es in voller Ausbildung sehen könne; auch Zweige des Baumes
seien oft notwendig. Er emj)fiehlt eine feste Kommission zum Bestimmen.
Hauptmann a. D. Kurt Crarcke auf Wittgendorf regte an, in den nächsten
Jahren im Januar und Februar eine Ausstellung von Winteräpfeln, die viel
wichtiger sind als Herbstäpfel, zu veranstalten und zwar in Packkisten in den
Schaufenstern der Obst- und Delikatessenhändler, damit das Publikum
sehe, dass manche in Deutschland gezogenen Äpfel völlig mit den Tirolern in
Wettbewerb treten können; Parkers Pepping ersetzt z. B. den Tiroler Leder-
aptel, der Londoner Pepping den rotbackigen gelben Tiroler.
Gehen wir nun auf die Ausstellung selbst ein, so ist Abteilung la, das
vcrbreitetste Obst in der Provinz Sachsen, schon durch die obigen Bemerkungen
Die Obstausstellung in Halle a. S. vom ii. bis 14. Oktober 1894. ^'OQ
des Oberbürgermeisters Brecht erledigt; wir wollen nur noch hinzufügen,
dass von der Obstbausektion des landwirtschaftlichen Vereins in der Schmücke
im Thüringer Walde, also in rauher Lage, sogar weisser Winter-Kalvill aus-
gestellt war. Die Chausseeverwaltungcn (Landes-Bauinspektionen) hatten z. T.
recht gutes Obst ausgestellt. Von einzelnen Ausstellern ist besonders hervor-
zuheben die Provinzial-Irrenanstalt Alt-Scherbitz (Obergärtner Wichmann,
früher am Congo thätig), welche die preussische grosse silberne Staatsmedaille
errang; die Äpfel Cox Pomona, Landsberger Reinette, Werderscher Wachs-
apfel etc., die Birnen General Tottieben, neue Crassanne, Esperen und besonders
die Herzogin von Angoulcme, sowie die holzfarbige B. B. waren vorzüglich.
Auch die Ackerbauschule Badersleben sowie die Provinzial-Irrenanstalt Niet-
leben brachten gute Sortimente, letztere ein kleineres. Weiter nennen wir;
W. Hummel in Gentz mit sehr grossen Birnen: »Kronprinz Ferdinand von
Oesterreich«, die Obstzüchterei der Herrschaft Seeburg und Wormsleben (sehr
schöne Grumbkower Birnen und Winter -Virgouleuse. letztere eine der vor-
züglichsten Winterbirnen), Otto ßergemann, Planena. dessen Sonderfach feines
Tafelobst, Erdbeeren und getriebenes Gemüse bilden, mit sehr schönen Birnen :
Aremberg, Six, Williams Victoria, sehr gross, Graf Moltke, sehr lang, und
Äpfeln: ßedfordshire Findling, »schwerer Gravensteiner«, Ribston Pepping etc.
R. Demelius-Sangerhausen führte Photographieen von Bäumen mit Erstlings-
früchten vor aus einer 1887 vom Pomologen Reinhold Gaertncr-Halle an-
gelegten und nach seiner Methode geschnittenen 11 Morgen grossen Anlage mit
Selbstbewässerung. Selbstverständlich fehlten auch die Früchte dazu nicht.
Rechtsanwalt Mohr, der bekannte Pomologe, brachte Tafelobst aus Rudolstadt,
Ed. Poenicke-Delitzsch u. a. schöne Birnen: Dr. Lucas. Dr. Albert Münche-
hof verschönerte die hübsche Ausstellung" des Obstbauvereins des Unterharzes
durch Photographieen seiner Bäume — doch es Avürde zu weit führen, mehr
Namen zu nennen.
Von Dörrobst war last nur im Flausbetrieb erzeugtes ausgestellt, darunter
auch von der Landwaisenanstalt Langendorf, der Ackerbauschule Badersleben
(u. a. Obstpasten), dem Landrat Freiherr von Muff ling auf Ringhofen, dem Obst-
bauverein Prettin etc. Mit Obstweinen war u.a. die bedeutende Firma Wesche
in Quedlinburg erschienen. — Sehr interessant waren die unter Glastafeln aus-
gestellten schädlichen Pilze von Rud. Thiele, cand. rer. nat. in Halle, der auch
Birnen, mit dem Eischimmel Monilia fructigena geimpft, vorführte, ferner die
Insekten von der Landesbaumschule in Gotha und zahlreiche Tafeln mit Dar-
stellung" der Veredelungsmethoden von Adalbert Marcs, Herrschaftsgärtner
in Neu-Bydzow, Böhmen; auch die Obstnachbildungen von \'ictor Dürrfeld
Nachfolger in Niedervogelgesang", sächsische Schweiz, fehlten nicht. — Von
Geräten sei besonders der Wegner'sche Patentsauger erwähnt (abgeb.
Gartenflora Heft 19. S. 516), der eine preussische silberne Staatsmedaille er-
rang", die Mayfarthschen Pressen, die Rydersche Dörre etc. — Als
praktische Obst - Versandkörbe nennen wir die von Wilhelm Götze-Naum-
burg, die aus Holzstoff gefertigt sind. (Vergl. Gartenfl. Heft 8 S. 202).
L. Wittmack.
6io
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Dendrobium y[ Ainsworlhii.
(D. nobile elegans ■; aureum).
Nach Herrn Cypher"s Ausspruch,
des Züchters dieser Hybride und einer
Autorität für Dendrobien, ist dieselbe
unter den vielen, mehr oder weniger
verschiedenen Varietäten der aureo-
nobileAbteilung die beste, die charakte-
ristischste und die am reichsten ge-
färbte. Gard. Chron. 1894, I, 330.
Miltonia < Bleuana nobilior.
(M. vexillaria " AI. Roezlii).
Man kann sich kaum etAvas schöneres
vorstellen als dieses neue Kreuzungs-
Produkt. Die sehr grossen Blumen sind
weiss, die inneren Hälften der Fetalen
von einem zarten Rosarot. Die Lippe
ist am Grunde Chromgelb mit einem
zimmetfarbigen Streifen.
Gard. Chron. 1894, I, 366.
Odentoglossum crispum var. apiatum.
Die sehr grossen Blumen dieser
A'^arictät, welche man in England als
die »gold-Medal Orchid« bezeichnet,
sind weiss, mit reich chokoladefarbigen
Flecken ausgestattet.
Gard. Chron. 1894, I, 375, Fig. 47.
Crinum Roozenianum.
Diese neue Art von Jamaica blühte
kürzlich bei den Herren A. Roozen
&Son, Haarlem. Die weissen Blumen
stehen in einer grossen Doldentraube;
die etwas gekrümmten Röhren sind
purpur-karmoisinrot gefärbt und auf
den Rückseiten der Segmente kommt
eine kann oisinrote Färbung zur Geltung.
C. purpurascens ist wohl die nächst-
verwandte Art. (Sieh. S. 47 Abb. 9.)
Card. Chron. 1894, I, 199, Fig. 20.
Nymphaea Leydekeri rosea.
Herrn Latour -Marliac verdankt man ,
wie s. Z. bereits hervorgehoben wurde,
die erfolgreiche Kreuzung solcher
Wasserlilien-Arten und Varietäten, die
sich im Freien ziehen lassen, und mit
Bestimmtheit darf man auf diesem Ge-
biete noch weit grösseren Erfolgen
entgegensehen. Die obenbenannte neue
Hybride zeichnet sich zunächst durch
die prächtige, lebhaft rosarote Färbung
aus, dann sind ihre Blumenblätter zu-
gespitzt, wodurch die Blumen ein stern-
artiges Aussehen erhalten.
The Garden 1894, I, 154. T. 950.
Clemalis orientalis.
(C. graveolens Lindl.)
Unter den Clematis kann man für
Gartenzwecke zwei Klassen unter-
scheiden, die erste schliesst die gross-
blumigen Varietäten ein, welche durch
Zuchtwahl oder durch Kreuzungen von
C. patens, C. lanuginosa und C. hake-
nensis entstanden und mehr oder
minder empfindlich sind. Diejenigen
der zweiten Klasse zeichnen sich trotz
ihrer viel kleineren Blumen durch be-
sondere Reize aus, die sie auch in der
Kultur behalten haben. Zu ihnen ge-
hört die obenbenannte Art, welche
schon vor über 100 Jahren vom Hima-
laya eingeführt wurde. Die glänzend
gelben Blumen halten iV2~"2 Zoll im
Durchmesser und sind fast geruchlos;
sie stehen einzeln auf ziemlich langen
Stielen, bilden aber in den Blattwinkeln,
seltener an den Spitzen der Triebe,
ganze Büschel.
The Garden 1894, I, 241, T. 954.
Scoliopus Bigelowi.
Eine höchst zierliche Melanthacee
von Californien. Die grünlichen herab-
gebogenen Kelchblätter sind mit
schmalen purpurnen Streifen durch-
zogen, während die linealen aufrechten
Blumenblättervon purpurner Farbe sind.
Gard. Chron. 1894, I, 267, Fig. 28.
Kleinere Mitteilungen.
6i I
Kleinere Mitteilungen.
Samen an Gymnocladus dioicus.
Gymnocladus dioicus L. ist. Avic der
Name schon sagt, zweihäusig, d.h. die
Geschlechter sind nach den Pflanzen
getrennt, es müssen also, ^venn eine
Befruchtung von statten gehen soll,
weibliche und männliche Pflanzen nicht
zu weit von einander stehen. Im
botanischen Garten zu Karlsruhe findet
sich, wie ich im früheren Jahrgang-
schön beschrieb, ein 03 cm im Durch-
messer starker, ausserordentlicli schön
gewachsener stattlicher Baum. Der-
selbe ist so hoch und die Blüten so
klein, dass ich ihn auch mit dem
Opernglas noch nie blühen sah. Ein
anderes, ganz kleines Bäumchen steht
etwa 500 m davon, durch hohe Häuser
getrennt, sonst weit und breit kein
Gymnocladus mehr. Trotzdem wurden
im Jahre 1892 einige grosse, dicke
Hülsen auf den höchsten Spitzen unseres
Baumes entdeckt und voriges Jahr war
der Baum rundum mit ziemlich vielen
Früchten geschmückt. Als die No-
vember- und Dezemberwinde den
Baum schüttelten, fielen mehrere herab,
es waren je 1, 2 oder 3 grosse reife
Körner in den Hülsen; als später den
Raben die Nahrung ausging, pickten
sie die noch hängenden Hülsen an und
brachten sie zu Fall. So konnte ich
zwei Schalen voll Samen anbauen,
welche sehr schön aufgingen, also be-
weisen, dass der Samen durch regel-
rechte Befruchtung entstanden war.
Ist dieser Baum ein Weibchen, woher
kam der Blütenstaub? Ist er ein
Männchen, dann hat es Zwitterblüten
gegeben und Gymnocladus ist nicht
ganz dioicus.
Karlsruhe. L.Gra ebener.
(Zwitterblüten könnten sich auch ge-
bildet haben, wenn der Baum ein
Weibchen wäre. L. W.)
Düngung der Obstbäume.
Wie alle anderen Pflanzen bedarf
der Obstbaum der drei Hauptnährstoffe :
Pliosphorsäure, Kali und Stickstoff in
dem ihm zusagenden Verhältnis: den
Stickstoff für kräftiges Wachstum, die
Phosphorsäure und das Kali für ge-
sunde Holz-, Blätter-, reichliche Blüten-
imd Fruchtbildung.
Es giebt wenig Bodenarten, welche
von Natur aus diese drei Nährstoife in
richtigem und genügendem A'erhältnis
bieten: will man auf sichere Ernten
reclmen und die Ertragsfähigkeit be-
stehender Obstanlagen steigern, die-
selben ferner widerstandsfähiger gegen
Krankheiten, Ungeziefer und schroffen
Witterungswechsel machen, so ist es
Aufgabe des Obstzüchters, hier helfend
mit einzugreifen.
Als vorzügliches und erj^robtes
Düngemittel bietet sich nun das von der
Firma H. & E. Albert in Biebrich a. Rh.
hergestellte reine Nährsalz dar, be-
stehend aus einer Alischung von je zur
Hälfte aus phosphorsaurem und salpeter-
saurem Kali; — es kommt unter der
Marke PKN in den Handel und enthält
durchschnittlich :
19% Phosphorsäure,
33 » Kali und
7 » Stickstoff
in leichtlöslichster, tief in den Boden
eindringender Form.
Die günstigste Zeit zum Düngen ist
der Spätherbst (November bis De-
zember): je nach Alter und Grösse des
Baumes streut man um den Stamm
herum, soweit die Äste reichen, 1 bis
3 Pfund der Marke PKN und bringt
sie mittels Spaten oder Pflug unter; —
oder man man macht um den Stamm
herum, ca. Y2 t>is 1 m von demselben
entfernt bis zur mittleren Kronen-
peripherie eine Anzalil von 20 —25 cm
tiefen Kuten oder Gräben, streut den
6l2
Kleinere Mitteilungen.
Düngerein und lässt sie zur Aufnahme
von Regen oder Schnee längere Zeit
offen; — die Salze lösen sich dann
bald, dringen bis zu den tieferen
Wurzeln, verteilen sich im ganzen
Wurzelgebiete und gewährleisten somit
die sichere Zuführung der Nährsalze
an ihren Bestimmungsort und somit
eine sichere Wirkung.
Auf reichhaltigen, humosen Böden,
wo die Bäume ohnehin schon grossen
Holz- und Blätterwuchs zeigen oder
auf Gartenböden, die reichlich mit
Stallmist gedüngt werden, giebt man
statt der stickstoffhaltigen Marke PKN
die keinen Stickstoff enthaltende Marke
PK (phosphorsaures Kali) in der gleichen
Weise und Menge, wie oben an-
gegeben; — die beiden ebenfalls in
reinster und leichtlöslicher Form darin
enthaltenen Nährstoffe, Phosphorsäure
und Kali, bewirken reiferes Holz und
durch vermehrte Pflanzeneiweissbildung
reiches Ansetzen fruchttragender Blüten-
knospen und eine sehr vermehrte
Fruchtbildung.
Bei der grossen Rolle, die also nach
dem Gesagten und erfahrungsgemäss
die Phosphorsäure bei der Obstzucht
spielt, ist es von Vorteil, den Baum
schon für seine ersten Lebensjahre mit
der genügenden Menge dieses Nähr-
stoifes zu versehen und zwar auf die
sehr einfache Weise, dass man die Erde
der genügend breit und tief aus-
gegrabenenSetzlöcher mitetwa loPfund
Thomasphosphatmehl vermischt und
1 Jahr später nach dem Anwachsen der
Setzlinge die oben angegebenen Dün-
gungen vornimmt; etwa 50 gr. genügen
pro Stamm; später 100 gr. und mehr.
Man erreicht dadurch in der halben
Zeitdauer (gegen sonst) kräftige, früh-
tragbare Stämme von guter Gesundheit,
und man wird seine Mühe mit ver-
hältnismässig geringen Kosten durch
reichlichen, kein Jahr versagenden
Obstsegen belohnt sehen!
In Hausgärten lohnt sich die Mit-
anlage von verschiedenen Beerenobst-
sträuchern, die für eine Düngung
von 50 — 100 gr. pro Quadratmeter
Land sich sehr dankbar zeigen, und
zwar mit Marke PKN als ^'olldünger;
wird der Boden regelmässig mit Stall-
mist versehen, so gebe man 30 bis
So gr. pro Quadratmeter von der
Marke PK, Gremüse, Erdbeeren etc.,
die in den Obstgärten mitgezogen
werden, dünge man mit Marke ACr —
Alberts Gartendünger — , circa
50 gr. auf den Quadratmeter, wo-
mit eine weit grössere Entwickelung,
als mit Stalldünger allein, erreicht
wird. R.
Vorweltiicher Wald bei Gr. Raschen.
Am Sonntag, den 4. November,
machten imter Leitung des Herrn
Landesgeologen Dr. Potonie ca. 45
Männer der Wissenschaft, z. T. mit
ihren Damen, einen Ausflug nach
Gr. Raschen bei Lübbenau, um in dem
als offenen Tagebau betriebenen Braun-
kohlenwerk des Herrn Baurat Hoff-
mann, des Erfinders der Ringöfen,
der die Gesellschaft in gastlichster
Weise aufnahm, die wohlerhaltenen
Baumstümpfe von grossen Dimensionen
bis 4,2 m Durchmesser, zu sehen, welche
wohl erhalten vollständig senkrecht
in dem dortigen Lager stehen. xUler
Wahrscheinlichkeit nachhandelt es sich
um riesige Stammreste von Taxodium
distichum, der nordamerikanischen
Sumpf-Cypresse, und das Ganze wäre
darnach aus einem vorweltlichen Cy-
pressensumpf hervorgegangen.
Aus den Vereinen.
613
Aus den Vereinen.
Hamburg-Altonaer Gartenbau-Verein.
In der ersten \'ersammlung' dieses
Geschäftsjahres, am 1. Oct., hielt Prof.
Dctmerausjena einen sehr unterhalten-
den Vortrag über das Thema: »Die Er-
nährung der Pflanzen«. Seine Aus-
führungen erläuterte der Vortragende
durch eine Anzahl Photographieen,
welche darthun sollten, welcher Ent-
wickelung eine Pflanze fähig ist, wenn
ihr die zu ihrem AutlDau notwendigen
vStoffe in richtigem Verhältnis gereicht
werden.
Im Vergleich zu den Ausstellungen
der Versammlungsabende im ver-
flossenen Jahre war die heutige reich
beschickt. Dahlien waren in einigen
Sortimenten vorhanden. Ansorge-
Flottbek zeigte neueste englische
Züchtungen von schönem Bau und
feinen Farben. Ein Korb mit wohl-
ausgebildeten, sogar mit grossen reifen
Früchten besetzten Fruchtständen der
Erdbeersorte »Laxton's Noble«, sowie
eine Schale blühenden Flieders erregten
Aufsehen. Bezüglich der Erdbeeren
teile ich mit, dass ich in der Gärtnerei
des Ausstellers (Denker, Hoheluft)
einen Kasten von 25 Fenstern mit voll-
tragenden Erdbeerpflanzen sah. Die-
selben waren im Frühjahr abgetrieben
und trugen nun nochmals. Die Frucht
erreicht zwar nicht mehr die normale
Grösse, besitzt selbstverständlich auch
nicht das Aroma, wie im Frühjahr,
bringt dem Züchter aber doch 2 — 3 M.
per Pfund und mehr ein. Der aus-
gestellte Flieder war schön, scheint
aber nicht sonderlich haltbar zu sein. —
Die Idee, die Vegetationszeit von Treib-
sachen zu verschieben, kommt hier
immer mehr zur Ausführung, zumal
durch Anlage eines Gefrierhauses hier
sich dazu die beste Gelegenheit bietet,
und wir werden esbald den Amerikanern
gleich thun können, welche das uanze
Jahr über blühende Maiblumen etc.
verfügen können.
Ausserdem erschienen einige Aus-
steller mit Marktpflanzen, wieCyclamen,
Ophiopogon u. a. m.. in bester Be-
schaffenheit. F. B— r.
Gartenbau-Verein zu Landsberg a. Warthe.
Über die Sitzung vom 18. Oktober
wird uns berichtet: Nach Verlesung
eines Artikels aus dem Obstmarkt
über die im September d. J. stattgehabte
Obstausstellung des »Märkischen Obst-
bau-Vereins« in Berlin in der Maschinen-
halle des Ausstellungsparkes am Lehrter
Bahnhof sprach Herr Brahtz erst im
allgemeinen über die Ausstellung selbst;
er schilderte das dort ausgestellte Obst
als so vorzüglich, wie es wohl selten
auf Ausstellungen gesehen worden ist.
Es sei das auch nicht zu verwundern,
da unter den Ausstellern sich auch
die Kommerzienräte Spindler, Bolle,
Veit befunden hätten, welche weder
Kosten noch Mühe scheuten, um das
Obst zu einer nie gekannten Voll-
kommenheit zu bringen, was den
kleineren und grösseren Obstzüchtern,
die den Obstbau als Erwerbszweig be-
trachten, nicht gut möglich sei. Es
würden künstliche Berieselungen, Be-
spritzungen, Düngungen vorgenommen,
kurz alles, was irgend nur denkbar sei
und dem Baum nützen könne. Ob der
Nutzen die Kosten aufwiege, danach
würde in den seltensten Fällen gesehen.
Von denPIerren Jahne, Brahtz, Ebert
und Forch wurde es sehr getadelt,
dass der »Märkische Obstbau-Verein«
schon seit einigen Jahren seine Aus-
stellungen in Berlin veranstalte, da
Berlin nicht der Ort ist, wo das Interesse
und die Liebe zum Obstbau gefördert
werde. (? Red.) Die Herren, welche
dort die Ausstellung beschickten (zum
grösseren Teil aus Berlins nächster
ÖI4
Aus den Vereinen.
Umgebung) verfolgten nur Sonder-
interessen. (Ist entschieden unrichtig.
Red.) Es könnte also nicht das All-
gemeine gefördert und der Obstbau
nicht zum Eigentum des Volkes
gemacht werden- Man war allgemein
der Ansicht, dass nur fördernd und
nutzbringend gewirkt werden könne,
wenn man die Obstausstellungen in
Provinzialstädten veranstalte. Herr
Ökonomierat Ebcrt berichtete auch in
diesem Sinne über die in Neudamm
stattgefundene Obstschau, welche allen
Erwartungen entsprochen hätte. Es
wurde von dem Redner die Beteiligung
an der Bildung eines Obstbauvereins
für die Xeumark bezw, den Regierungs-
bezirk Frankfurt a. O. angeregt. Die
Vereinigung soll den Zweck haben,
die für diesen Bezirk geeigneten Obst-
soiien auszuwählen und auch für die
zweckmässige Verwertung des Obstes
Sorge zu tragen. Die Ausstellung sei
doch wohl, wie Herr Adolf Forch
ausführte, bestimmt, dem Publikum
nur kleinere Obstsortimente, welche
sich bewährt haben, vorzuführen. Es
sei nun zu bedauern, dass einzelne
Aussteller mit einem Sortiment von
6 — 700 Sorten aufträten, um dem Obst-
züchter die Auswahl der Sorten zu
erschweren. Herr Forch ist der An-
sicht, dass derartige Sortimente ent-
weder ganz von der Ausstellung fort-
zuweisen oder doch nicht beim Wett-
bewerb zuzulassen seien. Derartiges
zu fördern, dazu seien der Obstbauverein
und die Beihilfe des Staates nicht da.
Er habe den »Märkischen Obstbau-
Verein« ersucht, seine Ausstellungen
in diesem Sinne auszuführen, dieser
Wunsch sei aber nicht sehr freundlich
vom Verein beantwortet worden. Herr
C. Jahne berichtet über den Obstbau
in der Gegend von Meran. Dort seien
nur 10 Sorten Äpfel und 10 Sorten
Birnen zu linden. Eine Obstplantage
von 14 Morgen wäre nur mit der Apfel-
sorte: »Weisser Winter-Kalvill« (Cal-
ville blanche) bepflanzt. Von dieser
Anpflanzung, die erst vor 5 Jahren aus-
geführt ist, sind in diesem Jahre schon
etwa 140 000 Früchte geerntet worden.
Der Preis j)ro Stück beträgt je nach
Grösse und Schönheit 30 — 140 Pfg.
Zum Unterbringen dieser Früchte hat
der Besitzer der Anlage ein grosses
Magazin gebaut, welches etwa 25 000
Mark kostet. — Von Herrn Ebert
wurde der Antrag gestellt: Der Garten-
bau-Verein möge dem Vorbilde des
Gartenbau-Vereins Frankfurt a. Main
folgen, der eine ganze Anzahl Pflanzen
den Schulkindern zur Pflege über-
weist und für die bestgej)flegten Pflanzen
Prämien gicbt. Der Antrag wurde
angenommen, der Vorstand ermächtigt,
die weiteren Schritte zu veranlassen
und sich mit den Leitern der Bürger-
und Volksschulen in Verbindung zu
setzen behufs Vorschlägen von Schülern,
denen Pflanzen übergeben werden
könnten. — Für die nächste Versamm-
lung wurde eine Besprechung über
die nützlichen und schädlichen Insekten
in Aussicht genommen; Herr Ebert
versprach, die naturgetreuen Ab-
bildungen dieser Insekten vorzulegen.
— In der heutigen Versammlung waren
wiederum einige Erzeugnisse des Obst-
und Gartenbaues ausgelegt, und zwar
von Herrn Schattling eine Birne
»St. Germain« von aussergewöhnlicher
Grösse, von Ilerrn H.S c h u 1 1 z e » Vcreins-
Dechants-Birne«. von Herrn A. Forch
Birne »Rote Dechants - Birne« , von
Äpfeln »Landsberger Reinette«, »König-
licher Kurzstiel«, »Schmidtbergers« und
»Kasseler Reinette« und »Geflammter
Kardinal«; ausserdem prachtvolle
Blumen der »Bellis perennis«, »Morgen-
blümchen«, von seltener Grösse und
Schönheit. Besonders fielen die Blumen
der »Tritomauvaria«,auch »\'eltheimia«
oder »Aletris uvaria« durch ihreFarben-
prachtundvSchönheitauf. Die »Tritoma«
Litteratur.
Personal-Nachrichten.
6l!
ist eine bei uns im Freien unter leichter
Dcclve ausdauernde Staude von seltener
Schönheit, sie sollte daher eigentlich
in keinem Garten fehlen.
Litteratur.
C. a t a 1 o g u e des B r o m e 1 i a c e e s
c u 1 1 i Y c e s au j a r d i n b o t a n i q u e de
Tuniversite a Leide. (2e edition,
revue et augmentt'c) i. Janvier 1804.
Leide. Imprimerie de A. W. Sijthoff.
Eine vortreffliche, alphabetisch gehal-
tene Zusammenstellung der im bot.
Garten zu Leiden befindlichen zahl-
reichen Bromeliaceen, verfasst von
Ed. Th. Witte, dem Sohne des Haupt-
gärtners an jenem Garten, des LIerrn
IL Witte, mit einer Einleitung vom
Direktor des Gartens, Prof. Suringar.
Was das Verzeichnis besonders wert-
voll macht, ist die Angabc der StclU'n,
wo die Originalbeschreibung und wo
Abbildungen zu finden sind. Dass auch
die »Gartenflora« oft zitiert wird, ist
selbstverständlich.
Hybrides de Bromeliacees cul-
tivees en Europe par E. Th. Witte.
Leide. Janv. 18Q4. Bildet gewisser-
massen einen Anhang zu vorstehendem
Werk. Hier ist auch der llortus Magnis,
der Garten des Grafen Magnis in Eckers-
dorf bei Neurode, avo Herr Obergärtner
Kittel mit so vielem Glück Brome-
liaceen kreuzt, oft genannt. L. W.
Personal-Nachrichten.
Der durch seine Weintreiberei im
Garten des Geh. Kommerzienrats Veit
zu Steglitz wohlbekannte Obergärtner
Schreiber hat einen Rut nach den
königlichen Gärten in Potsdam er-
halten, um an Stelle des verstorbenen
Ilofgärtners Wundel die Wein-
treiberei etc. zu übernehmen.
Dem Hofgärtner Friedrich G o e b e 1
im Ilerrengarten zu Darmstadt wurde
A'on Sr. Majestät demKönig vonPreussen
der Kronenorden IV. Klasse verliehen.
Joh.Kroppe, Baumschulgehilfe der
Stadtgärtnerei in ^München, wurde zum
städtischen Obergärtner befördert.
Dem Schlossgärtner a. D. E. Gruhle
in Lampertswalde in Sachsen ist das
allgemeine Ehrenzeichen verliehen
Avorden.
Als Obergärtner und Lehrer der
Gartenbauschule in Köstritz wurde
O. Kunze, in der letzten Zeit in Tempel-
hof bei Berlin beschäftigt, angestellt.
August Wilhelm Freiherr von
Babo, geboren am 28. Januar 1827 zu
Weinheim inBaden, starb am i6.0ktol)er
in Klosterneuburg bei Wien. Babo
wurde im Jahre i8öo von dem am
Kaiserstuhl in Breisgau gelegenen Hofe
Lilienthal, wo er damals thätig Avar,
als Leiter der in Klosterneuburg zu
begründenden Obst- und Weinbauschule
berufen, die er bis zum 1. November 1893
leitete, in Avelchem Jahre er auf sein
Ansuchen in den Ruhestand A^ersetzt
Avurde. Im Jahre 1885 feierte er unter
grosser Beteiligung" seiner Schüler und
Verehrer sein 2 5j ähriges Dienstjubiläum.
Babo leitete verschiedene Fachzeit-
schriften, u. a. die »Weinlaube« von
1869—1893, die »Wiener Obst- und
Gartenbauzeitung« von 1876—1878, den
»Obstgarten« a'-qu 1879—1883, »Auf dem
Lande« von 1884—1893 und Avar auch
sonst, besonders durch die Herausgabe
verschiedener sehr geschätzter Werke
über Weinbau und KellerAvirtschaft
litterarisch vielfach thätig.
Qlf) Personal-Nachrichten. — Werlzeugnis. — Tagesordnung.
Am u. November starb nach langen, infolge eines Schlaganfalles hervor-
gerufenen Leiden der
Kgl. Hoflieferant P. J. M. Plumpe,
in Firma Emil Petersen,
Berlin. Derselbe war bis zum Juni d. J. Schatzmeister des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues und hat sich wegen seiner regen Thatigkeit in dieser
Stellung, die er leider nur 3 Jahre ausüben konnte, nicht minder aber wegen
seiner seit vielen Jahren bewiesenen Opferwilligkeit bei der Verschönerung der
Vereinsfeste den wärmsten Dank des Vereins erworben. Der Verein Avird sein
Andenken stets dankbar in Ehren halten.
Der Vorstand des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
in den preussisoiien Staaten.
Wertzeugnis für Yanda Kimballiana var. Lacknerae.
Die unterzeichneten Preisrichter haben einstimmig beschlossen:
(kr Vanda Kimballiana var. Lacknerae Kränzlin
des Herrn Königlichen Gartenbau - Direktors Carl Lackner in Steglitz
das Wertzeugnis
des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues zu erteilen, weil dieselbe eine
neue Einführung von hervorragendem Wert sowohl für den Orchideen-Liebhaber
wie für den Orchideen-Hand elsgärtncr darstellt; die reinweisse Farbe macht
sie für Sträitsse und dergleichen, in denen die weisse Farbe Bedingung ist,
ganz besonders geeignet.
gez.: F. Bluth. R. Brandt.
C. Grass. A. Fintelmann. W. Perring.
H. Weidlich. L. Wittmack.
Tagesordnung
für die Versaininliiiig des Vereins zur Beförderuiiö des ßartenliaiiGs in den preussisclien Staaten
am Donnerstag, den 29. November 1894, 6 Uhr
im grossen Hörsaale der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule zu Berlin, N. Invalidenstr. 42.
1. Ausgestellte Gegenstände. Die Herren Schwarzburg und Kretsch-
mann werden eine grosse Anzahl Primeln, aus englischem und fran-
zösischem Samen gezogen, vorführen.
2. Reisebericht des Herrn Kgl. Garten-Inspektors Perring (Forts.)
3. Verschiedenes.
Das vollständige Register zu den vierten zehn
Jahrgängen der Gartentlora, 1882-91, Band XXXI-XL
ist soeben erschienen und wird gegen Einsendung von i Mark in Marken an das General-
Sekretariat des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues, Berlin N., Invaliden-
Strasse 42, frei zugeschickt.
artenflora 1894
Taf. 1400.
Syringa viLa^Ris F^L. PL.,. Maxime mCornu."
Gefüllter Flieder „Michel Buchner".
(Hierzu Tafel 1409, die irrtümlich die Unterschrift Maxime Cornu trägt'.
,^^— ^^ Von L. Wittmack.
^Ig niAnschluss an die Tafel 1407 clesOktoberheftes,S. 505, geben wirheutc unseren
(Sr§a* Lesern abermals ein Bild eines wunderbar schönen gefüllten Flieders
aus der Treiberei des Kgl. Gartenbaudirektors Carl Lackner, Steglitz.
Wir hielten ihn für die Sorte Maxime Cornu und Hessen so die Unter-
schrift drucken, LIerr Lackner belehrt uns aber, dass es Michel Buchner sei.
Beide sind sich sehr ähnlich und gehören mit zu den besten Treibsorten. Tafel
1407 und 1409 sind im Frühjahr gemalt nach Exemplaren, die fast ohne künst-
liche Wärme erblüht waren, daher ihre schöne lila Farbe; Michel Buchner
ist als Knospe noch dunkler. Im Winter im Dunkeln (oder am Licht, dann aber
bei höherer Temperatur) getrieben, sind sie rein weiss.
Wir verdanken alle gefüllten Treibllieder Herrn Victor Lemoine in A'ancy,
der, wie aus Revue horticole 1883 S. 550 hervorgeht, schon 18Ö9 begann, die
einzige sicher existierende Sorte gefüllten Flieders »azurea plena«, die er von
A. Wilhelm, Luxemburg, gekauft hatte und die vereinzelt einen Griffel zeigte,
mit Blütenstaub von einfachen Sorten zu befruchten. In 2 Jahren erhielt er
40 Samenpflanzen, welche um 1877 blühten. Die erste öffnete ihre Blumen
12 Tage vor der einfachen und hatte in Laub, Farbe und allgemeinen Charak-
teren den Charakter des Vaters, vSyringa oblata; sie wurde als Syringa hyacinthi-
flora plena in den Handel gebracht;*) dann folgten Lemoinei, Renoncule, rubella
plena, Mathieu de Dombasle etc. etc. Mit Recht hob schon 1883 E. A. Carriere
a. a. O. hervor, dass die gefüllten Flieder ihre Blumen lange nicht so rasch ab-
werfen als die einfachen und sich deshalb für Sträusse und als Zimmerschmuck
noch viel besser eignen. — Seine Voraussicht, dass man sie einst zum Treiben
verwenden werde, hat sich jetzt glänzend erfüllt, und Herrn Lackner, Berlin,
wie Herrn Friedrich Harms, Hamburg, gebührt das Verdienst, zuerst in Deutsch-
land in grösseremMassstabe die gefüllten Flieder zur Treiberei verwendet zu haben.
>I^
Ueber die Forsythien.
Von Prof. Dr. F. Hildebrand, Direktor des bot. Gartens in Freiburg i. B.
^vlS'S^*? (Hierzu Abb. iio.)
^^chon A. Reh der hat in dieser Zeitschrift — Jahrgang 1891 S. 395 —
einen Aufsatz über den Dimorphismus bei Forsythia veröffentlicht, zu
1^^^^ einer Zeit, wo ich meine Experimente über denselben Gegenstand
%^^^ schon begonnen hatte, welche ich nunmehr abgeschlossen habe und
fl^ von denen ich an diesem Ort nur einiges besonders bemerkenswertes
.5^ zusammenlassen mochte.
*) Siehe V. Lemoine's Preisverzeichnis N. 80, Herbst 1878, S. 11. — Michel Buchner er-
scheint zuerst in N. 10?, 1886, S. 33.
zr o Ueber die Forsythien.
Schon durch andere Autoren war die Heterostylie in der Gattung Forsythia
festgestellt, es fehlten aber die in dieser Beziehung schon längst an Arten von
Primula Linum, Lythrum, Oxalis etc. angestellten Experimente in Bezug auf die
geschlechtliche Fortpflanzung, und es wurde sowohl die bei uns in den Gärten
allein in kurzgriffeliger Form vorhandene Forsythia suspensa, als auch die
allein in langgriffeliger Form vorhandene Forsythia viridissima nur durch
Stecklinge fortgepflanzt. Wurden an diesen Pflanzen Samen gewonnen, so er-
o-aben sie die von Zabel in dieser Zeitschrift, 1885, S. 35, als F. intermedia
beschriebenen Bastarde zwischen F. suspensa und F. viridissima.
Es crelang mir nun vor einer Reihe von Jahren, in dem botanischen Garten
von Kew die langgriffelige Form von F. suspensa ausfindig zu machen, und ich
benutzte darauf die aus Stecklingen derselben gezogenen Pflanzen zu meinen
Experimenten.
An einem Busche der kurzgriffeligen Form von F. suspensa, der bis dahin
im Freiburger botanischen Garten nur spärlich Früchte gebildet hatte, welche
ihren Ursprung der durch Insekten vollzogenen Bestäubung mit der benach-
bart wachsenden langgriffeligen Form von F. viridissima verdankten, bestäubte
ich an 2 Aesten die eiizelnen Blüten mit dem Pollen der aus Kew erhaltenen
langgriffeligen Form, und es gewährte nun einen interessanten Anblick, als im
Herbst nur diese Aeste ganz dicht mit Früchten besetzt waren, während an
den anderen alle Blüten abgefallen waren. Aus den so gewonnenen Samen
erzog ich in den folgenden Jahren Pflanzen, welche in mehrfacher Beziehung
Interesse boten. Als Samenpflanzen, welche ja meist üppiger als Stecklinge
wachsen, entwickelten sie sich ungemein kräftig, machten schon im zweiten
Jahre sehr lange Schösslinge und zeigten an diesen noch eine ganz besondere
Blattform, welche von dieser Pflanzenart noch nicht bekannt sein dürfte.
Während nämlich in den Diagnosen angegeben wird, dass hier die Blätter ein-
fach oder dreizählig seien, so fanden sich an diesen starken Schösslingen zwei
ganz andereFormen, nämlich fussförmige fünfzählige, Abb. iio,Fig. 1, und gewisser-
massen unterbrochen gefiederte, Fig. 2, welche wohl kaum jemand für For-
sythiablätter halten würde, wenn man sie ihm vereinzelt vorlegte. Sie bildeten
sich aber nur an den kräftigen Schösslingen, weswegen sie wohl in keinem
Herbar vorhanden sein dürften. Man kann sie übrigens auch an Stecklings-
pflanzen durch starkes Zurückschneiden derselben an den durch letzteres her-
vorgerufenen starken langen Schösslingen erzielen.
Von den nach 3 Jahren zur Blüte gelangenden Sämlingen zeigte sich ein
Teil langgriffelig, ein anderer kurzgriffelig, wie zu erwarten stand; ein anderes
interessanteres Verhältnis fand sich aber darin, dass die Blüten der einzelnen
Büsche in ihrem Gelb Verschiedenheiten zeigten, einige waren heller, andere
dunkler gelb als die Stammpflanzen, während ja das Gelb der bis dahin in
unseren Gärten nur durch Stecklinge vermehrten Forsythia suspensa überall
das gleiche ist. Es war also hier bei der geschlechtlichen Fortpflanzung
sogleich die Variation eingetreten!
Die Erfolge der gegenteiligen Bestäubung, nämlich der langgriffeligen mit
der kurzgriffeligen Form von Forsythia suspensa, fielen ganz ähnlich aus wie
die beschriebenen, so dass ich es für überflüssig halte, hier auf sie näher
einzugehen.
Wohl möchte ich aber noch einige Worte über die Bastarde zwischen
Ueber die Forsythien.
619
F. suspensa und F. viridissima, von Zabel F. intermedia genannt, hinzufügen.
welche ich sowohl aus dem Samen der kurzgriifeligen Form von suspensa als
aus Samen der ianggriffeligen Form von F. viridissima erzogen habe und
welche sich durch ungemein grosse Üppigkeit auszeichnen. An einzelnen
Exemplaren bildeten sich in diesem Jahre Schösslinge bis zu 3 m Länge, und
auch an diesen erschienen die fussförmigen und unterbrochen gefiederten
Blätter, wie sie oben von der reinen F. suspensa abgebildet worden, nur mit
dem die Elternschaft von F. viridissima verratenden Unterschiede, dass hier
die einzelnen Teilblättchen mehr in die Länge gezogen sind.
Der Blütenreichtum an diesen Bastarden ist, wie auch schon sonst be-
kannt, ein ganz ungemein grosser; aber wie es die Natur vieler Barstarde ist,
unfruchtbar zu sein, so auch hier; denn obgleich die beiden Formen der
Abb. iio, Forsytliia suspensa Sämlinge mit besonderer Blattform.
I fussförmig-rünfzählig, 2 unterbrochen gehindert.
Bastarde, die langgritielige und die kurzgriffelige untereinander vermischt
standen und daneben auch die langgriffelige und kurzgriffelige Form der reinen
F. suspensa, so beobachtete ich doch trotz der emsigen Thätigkeit der
bestäubenden Insekten an diesen Bastardbüschen keine einzige Frucht.
In den Gärten, sowohl den botanischen als den Handelsgärten, herrscht in
Beziehung auf die Namen der Forsythien eine starke Verwirrung. Nach meinen
Experimenten und Beobachtungen muss ich mich der schon von Reh der,
Koehne und Zabel ausgesprochenen Meinung anschliessen, dass die unter
dem Namen Forsythia Fortunei Lindl. und F. Sieboldi hört, angeführten Pflanzen
keine besonderen Arten sind, sondern zu F. suspensa Vahl gehören. Die Ab-
weichungen im Wuchs, durch welchen diese vermeintlichen Arten sich von
einander unterscheiden sollen, sind, so viel ich beobachtet habe, nur durch
äussere Einflüsse, nämlich Standort und Ernährung, hervorgebracht.
(J2o Dis grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königsberg, Ostpr.
Schliesslich sei noch hinzugefügt, dass die beiden Formen von F. suspensa,
die langgriffelige und die kurzgriffelige, reichlich Samen tragen, nachdem sie
im botanischen Garten zu Freiburg nebeneinander stehen, und dass ich so
durch Aufnahme derselben in das nächste Samenverzeichnis des Gartens jedem
Gelegenheit geben werde, sich aus diesen Samen neben der kurzgriffeligen
Form die bis dahin in den deutschen, belgischen und holländischen Gärten
nicht vorhandene langgriffelige Form zu ziehen, wobei dann vielleicht bei
manchem Züchter noch neue Abschattierungen und Aenderungen in der Blüten-
farbe sich zeigen dürften.
Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königs-
berg, Ostpr. [schiuss.j
Bei Rossbiegal fanden wir auch einen sehr hübschen Vasenstrauss aus
Gladiolen, Montbretien und Farnwedeln. Desgleichen war ein Staffelkorb
erwähnenswert von vergoldetem Korbgeflecht mit Füllung von Lilium auratum,
Maiglöckchen, Eucharis amazonica, Marantenblättern, Pteriswedeln, Sanchezia
nobilis. Oben ein Strauss von Gladiolen, Odontoglossum Alexandrae und Catt-
leya Gaskelliana, dazu blasslila Schleife und Schleiertüll-Garnitur.
Ein Schiff, mit Weintrauben, Pfirsichen und anderen Früchten gefüllt, als
Dekorationsstück auf dem Büffet oder Nachtisch im Speisezimmer denkbar,
war ganz in feuerrot und gelb ausgeführt und waren dazu Dahlia Juarezi haupt-
sächlich verwendet, oben Pelargonien und Begonien mit gelben Blättern und
Ranken.
Von Hübner-Königsberg fiel vor allem ein Kolossalkranz in die Augen.
Farne, Begonien, Lilium auratum, Maiglöckchen und Odontoglossum Alexandrae
waren das Material, die Garnitur bestand aus breiter, von oben herabhängender
Moirebandschleife von blasslila Farbe mit Silberdruck der Widmung. Ein
anderer Trauerkranz von weissen Astern als Grundform gefiel uns noch eben-
sogut. Die Auflage bildeten 8 Cycas revoluta-Wedel, Niel-Rosen, Crotonblätter,
Begonien und Adiantumwedel, an der rechten Seite oben befand sich noch ein
Strauss von Odontoglossum grande und Crotonblättern.
Jean Müller-Königsberg brachte viel Trauerbindereien von durchweg
eleganter Ausführung; die ganze Kollektion betrug an 16 Stück; wir heben
daraus besonders hervor einen grossen Kranz aus Cycas revoluta-Wedeln mit
Lilium auratum und Eucharis amazonica. Die Wedel lagen ausserordentlich
schwungvoll und hübsch geordnet.
Ein Trauerkissen aus weissen Georginen, mit einer schwarzen Krepprüsche
begrenzt, auf den 4 Ecken kleine Sträusschen von Rosen, in der Mitte Cycas-
wedel zum Kranz gebogen, Eucharis amazonica, Lapageria alba und Niphetos-
Rosen, gefiel uns gleichfalls ausnehmend, wie auch noch mehrere Kränze von
Mahonienblättern, Begonienblättern und anderem bunten Laube. Ausserdem
waren noch symbolische Trauerstücke, wie Anker. Kreuz und Herz, und mehrere
Kreuze vorhanden; leider waren diese Sachen aber so versteckt und ungünstig
plaziert und hatten so mangelhafte Beleuchtung, dass sich die Einzelheiten nicht
genügend betrachten Hessen. Eine Staffelei mit Füllhorn desselben Ausstellers
Die grosse allgemeine Gartenbau-Ausstellung in Königsberg, Ostpr. f)2 l'
war nur in leuchtend rot und gelb gehalten und von vorzüglichem Etfckt.
Dahlia Juarezi, Montbretien und Tritoma Uvaria waren haui^tsächlich dazu ver-
wendet. Auch eine Majolikaschalc, mit Lilium auratum, Montbretien, Cyclamen,
Pteriswedeln und Tuberosen gefüllt, legte Zeugnis von den auf hoher Stufe
der künstlerischen Vollendung stehenden Arbeiten dieses Geschäftes ab.
Fräulein Marie Ender brachte gleichfalls recht gute Arbeiten zur An-
schauung, unter denen uns ein Korb in lila und gelb, gefüllt mit (Jrchideen in
den bereits viel genannten Sorten, und Asparagus Sprengeri am erwähnens-
wertesten erschien.
Eine Danziger Firma,'' Raab e Nachfolger, Inhaber Johannes Brüggemann,
stellte gleichfalls eine ^anze Menge von Blumenarrangements aus, die eine
ganze Querwand des Saales einnahmen. Der genannte Herr hatte aber dort
weniger Glück mit seinen Arbeiten als in Danzig, wo er ein sehr bedeutendes
Geschäft besitzt. Die Sachen waren alle zu kcmj^akt, zu kolossal und ent-
behrten ganz jener idealen Leichtigkeit, die wir vorhin überall bewunderten,
und die eine der ersten Grundbedingungen der Blumenbinderei ist.
Die Coniferenkränze dieses Herrn litten an Farblosigkeit, nur dunkles
Grün mit den schwärzlichen Zapfenklumpen darin sah zu trist, selbst für einen
Trauerkranz, aus, obgleich selbst Araucaria excelsa dazu geköpft waren. Ge-
bunden waren die Kränze zwar ganz hübsch breit und voll, aber etwas mehr
Licht hätten sie haben können.
Reizend in ihrer Ausstattung und ihrem farbenfreudigen Blumenschmuck
nahmen sich z. T. die Speisetafeln aus, von denen vier an der Zahl ausgestellt
worden. Eine davon, von einem ostpreussischen Gutsbesitzer ausgestellt, war
von so hässlicher Dekoration, dass sie eigentlich hätte zurückgewiesen werden
sollen. Die mit Rosen dicht nebeneinander vollgestopften Compotnäpfchen
und ebenfalls nur hineingestopften Blumen auf den Tafelaufsätzen hätten als
Kinderarbeit gelten können. Allen voran aber mit seiner genialen Dekoration
war wiederum Waschke, den wir hervorheben müssen. Der mittlere Tafel-
aufsatz hatte in seiner Höhe und schlaniien Form nichts beschränkendes, die
untere Schale desselben war mit Früchten gefüllt, die Weintrauben rundum
am Rande herabhängend. Das obere Kelchglas und noch 4 weitere hohe Ivelch-
gläser trugen Orchideensträusse,Cattleya Gaskelliana, einige Farnwedel. Maranten
und Dracaenenblätter, wie Odontoglossum Alexandrae und'Cypripedium insigne,
nur wenige Blumen und ganz zwanglos und natürlich geordnet. Ranken A"on
Medeola asparagoides in Bogen garnierten das Tafeltuch, auf welchem lange
Veilchenranken sich ausbreiteten; Sträusschen von Nielrosen, Maiglöckchen
und Orchideen zierten abwechselnd die Servietten.
Eine eigenartig hübsche Speisezimmer - Dekoration, von demselben Herrn
herrührend, wollen wir gleich erwähnen, obgleich sie nicht von lebenden
Blumen ausgeführt worden. Aber es einten sich doch Kunst und Natur^ denn
es waren nicht alles nachgebildete Früchte, welche die beiden braun gebeizten
Holzplatten in hübscher Plattform schmückten, Maiskolben, Tannenzapfen, Wein-
trauben, Aepfel, Birnen, Tomaten und künstliche Pilze waren darauf befestigt
und bildeten so ein Relief bild zur Wanddekoration. Es hat uns doppelt ge-
freut, als wir darin die Ausführung eines Wunsches erblickten, den Avir selbst
einmal an anderer Stelle ausgesprochen.
Die zweite Tafel von schönster Wirkung und tadellosester Ausführung bot
^22 HibisGUS esculentus Lin, var. speciosus hört.
]ean Müller dar. Drei Tafelaufsätze trugen Sträusse von Nielrosen und Cypri-
pedium insigne, der mittlere herabhängende Ranken von Odontoglossum
Alexandrae. Veilchenranken und Sträusse von Nielrosen, Veilchen und Mai-
glöckchen garnierten auch hier die Servietten.
Fräulein Marie Enders Tafel hatte nicht unseren Beifall. Das Mittelstück,
eine Spiegelplatte, sollte einen See darstellen, auf dem blumengefüllte
Schwäne sich befanden; die Füllhörner von Glas, mit buntem Laub und Früchten
gefüllt, waren eben auch nicht schön.
Auch aus Alienstein waren Bindereien, aber leider von untergeordneter
Bedeutung, gekommen, und ein grosser Kranz aus Altenburg, mit Asparagus-
ranken garniert, kam leider mehrere Tage zu spät und auch nicht mehr frisch an.
Drei Kränze von buntfarbigen Coniferen aller Art und Blättern von Mahonien,
Epheu imd Evonymus sowie anderen, gebunden als — »Deutsche Trauerkränze ohne
Blumen«, brachteLouise Riss aus Danzig, und konstatieren wir nur, dass die-
selben vielen Beifall fanden, insbesondere den Ihrer Excellenz der Frau Ober-
präsident Gräfin von Stolberg-Wernigerode, welche sich sehr anerkennend
über diese auch durch Dauerhaftigkeit bevorzugten Kränze äusserte.
Fassen wir zum Schluss das Gesamtresultat zusammen, so können wir
nur noch einmal sagen, in der Blumenbinderei war viel und das Beste geleistet;
im ganzen war die Ausstellung durch die zahlreiche Beteiligung so vieler aus-
wärtiger Firmen mehr als eine Provinzialausstellung, Avenngleich wir im all-
gemeinen nur den Massstab einer solchen anlegen können.
Preise sind reichlich verteilt worden, wie die Preisliste ergiebt; die
wenigsten Aussteller sind leer ausgegangen.
Sollte irgend jemand Uebelstände zu rügen haben, so wollen wir eben
nachsichtig bedenken, dass den Königsbergern noch die Routine in Gartenbau-
Ausstellungen fehlt, sie haben ihr möglichstes nach Kräften geleistet und das
wollen wir anerkennen, und glauben auch, dass sie selbst zufrieden sein werden.
Hibiscus esculentus Lin. var. speciosus hört,
(syn. Abelmoschus esculentus speciosus.)
(Hierzu Abb. 1 1 1.)
^^ s giebt nicht sehr viele Pflanzen, die sich mit dieser prächtigen Mal-
k^^=- vaceae an Schönheit und Brauchbarkeit für die Gärten messen
^.^ könnten, vorausgesetzt, dass Boden, Klima und Behandlung die rich-
*^ tigen sind, um sie zu voller Entwickelung gelangen zu lassen. Die
r:rj Pflanze bleibt mir noch etwas zweifelhaft. Sie wurde von Berlin aus,
'^ wohin wir ihre Blüten zur Bestimmung sendeten, als Abelmoschus esculentus
Lin. bestimmt, und es ist wohl kein Zweifel, dass sie es auch ist; allein sie ist
doch so* abweichend von der mir vorliegenden Diagnose, dass wir hier min-
destens eine berechtigte F^orm annehmen müssen, und dieser möchte ich die
Bezeichnung »speciosus« beilegen, denn sie ist sehr schön. Wir erhielten die
Samen von P, Schuhmann aus Mexiko, dem Entdecker und Lieferanten der
schönen Mina lobata, der dieselbe im wilden oder »verwilderten«? Zustande an-
Hibiscus esculentus Lin. var. speciosus hört.
623
traf und sammelte. Die kurzgefasste Diagnose des H. esculentus Lin. ist genau
lolgendermassen :
H. esculentus Lin. Annuell. Stengel 60— 70 cm hoch, einfach; Blätter herz-
förmig, 5 lappig, Lappen stumpf, gezähnt; Blattstiele länger als die Blumen,,
blüht im Juni und Juli, Blumen schwefelgelb, einzeln, achselständig; Kapseln
kegel- oder pyramidenförmig, Samen im unreifen Zustande essbar. Stammt
aus West-Indien und wurde 1693 eingeführt. Jetzt überall in tropischen und
subtropischen Ländern, besonders im Orient, als „Gombo" kultiviert und zwar in
sehr vielen Varietäten.
Geben wir nun zunächst die kurze Beschreibung unserer Form, so wird
es gleich klar, dass man es mit einer absolut abweichenden Pflanze zu thun
hat, welche man für alles andere, nur nicht für eine einfache Form des Gombo
halten möchte.
Abb. III. Hibiscits esculentus speciosus.
Blumen gelb mit blutrotem Grunde.
Hibiscus esculentus var. speciosus. Ausdauernd, strauchartig, ja selbst
kleine Bäume bildend. Stengel resp. Stamm 3—4 m hoch, verholzt, einfach;
der weichere Teil der Zweige, die Blattstengel, Rippen, Blütenstiele, Kelch und
Kapseln mit borstigen Flaaren besetzt; Blätter sehr lang, gestielt, wenig herz-
förmig, 7 lappig, Lappen schmal, s];)itz zulaufend, scharf gezähnt, unterseits
blaugrün, oberseits dunkelgrün; Blattstiele solang oder kürzer als die Blumen;
blüht vom Juni bis November— Dezember; Blumen 10 cm im Durchmesser,
sehr gross, schwefelgelb, atlasglänzend, mit blutroten Flecken am Grunde, einzeln
achselständig; Kapseln klein, pyramidenförmig; Samen klein, hellbraun, Blumen
nach dem Verblühen chokoladenfarbig.
Man erkennt auch ohne Bild, dass man es hier mit einer stolzen Blatt- und
Blütenpflanze zu thun, die jedem Garten zur Zierde gereicht. Die Pflanze
wird in einem Sommer 2 — 3 m hoch und öffnet täglich einige ihrer schönen
bew-undernswürdigen Blumen; sie ist schön auch ganz ohne Blüten und reiht
ß2A. Allgemeine Deutsche Gartenbau-Ausstellung zu Mainz.
sich den schnellwachsenden Blattpflanzen, wie Solanum, Wigandia etc. an. Man
kultiviert sie zu solchem Zwecke auch ebenso wie diese, d. h. säet ihre Samen
warm und zeitig im Hause aus und erzieht und kultiviert die jungen Sämlinge
im ersten jähre in Töpfen, durchwintert dieselben im kalten Hause imd pflanzt
sie kommenden April — Mai in den freien Grund mit einem Abstände von So cm.
Die Pflanze hält sich bei gutem Wassergeben von unten stets belaubt und
macht einen wundervollen Effekt auch als Einzelpflanze an geeigneter Stelle.
Ganze Gruppen aber sind sehr schön und edel. Sie heben die Monotonie der
Wigandien, Musa, Canna etc., die alle gleiche Blattformen haben oder doch
nur wenig von einander abweichen. Wenn die schönfarbigen Blüten sich eben
öffnen, gleichen sie in etwas schönen Knospen von Marcchal Niel-Rosen und
sind zur feinsten Blumenarbeit und auch für Tafeldekorationen verwendbar.
Die Pflanze nimmt mit jedem Boden fürlieb und ist in keiner Weise empfindlich.
Die Pflanze ist 1893 in den Handel gekommen.
C. Sprenger, in Firma Dammann & Co.,
in San Giovanni a Teduccio bei Neapel.
Die vom „Mainzer Gartenbau-Verein'^
veranstaltete Allgemeine Deutsche Gartenbau-Ausstellung
vom 15. bis 23. September 1894.
m 15. September wurde die wahrhaft grossartige Ausstellung in An-
wesenheit der staatlichen und städtischen Behörden feierlichst eröffnet,
und waren bis zur festgesetzten Stunde alle Arbeiten soweit beendet,
dass die Preisrichter ihre mühevolle Arbeit ungestört beginnen konnten.
Dem urteilsfähigen Beobachter bot sich ein Gesamtbild dar, so be-
zaubernd und malerisch und in kultureller Beziehung so bedeutend,
wie wir es zu sehen nur selten Gelegenheit hatten. Dies durfte ja eigentlich
nicht wunder nehmen, hatten sich doch aus allen Gauen unseres deutschen
Vaterlandes (einige sogar aus dem Auslande — natürlich ausser Preis-
bewerbung) Aussteller angemeldet.
Ihre besondere Weihe erhielt die Ausstellung durch das Erscheinen ihres
hohen Protektors, Sr. Kgi. Hoheit des Grossherzogs A^on Hessen nebst
hoher Gemahlin und der Prinzessin AI ix von Hessen am Sonntag nach der
Eröffnung. Die hohen Herrschaften legten für alles, auch die kleinsten Einzel-
heiten, das lebhafteste Interesse an den Tag und Hessen sich in leutseligster
Weise über alles Bericht erstatten.
Die Räumlichkeiten, welche den Pflanzen, dem Obst, dem. Gemüse und der
Binderei zur Aufnahme dienten, waren die Stadthalle, der sogenannte Circus,
3 Gewächshäuser und eine eigens erbaute Halle. Der Stadthallegarten war für
Cyclamen bestimmt. Der grosse Platz vor der Halle sollte ausser der Sonder-
ausstellung von Gebr. Veiten -Speyer und einigen Rosengruppen, die
Gewächshäuser, ferner Heizeinrichtungen und sonstige maschinelle Ein-
richtungen aufnehmen. Der den Circus umschliessende Teil des Messplatzes
Avar zum Zwecke des Einschiagens der Bäume und Sträucher mit Erde und
Allgemeine Deutsche Gartenbau-Ausstellung zu Mainz. 625
Kies befahren worden, "während der übrige Platz den weniger empfindlichen
Pflanzen zur Aufstellung zugewiesen wurde.
Wenden wir uns nun demjenigen Teil der Ausstellung, der zum Gelingen
einer solchen nicht das wenigste beiträgt, den Dekorationsgruppen zu, so
geht man nicht zu weit, wenn man behauptet, dass hierin geradezu hervor-
ragendes geleistet wurde. So z. B. bot die links vom Haupteingange des
Circus gelegene Gruppe von Josef Wolf II ein vollendetes Bild. In derselben
befanden sich eine Fülle der wertvollsten Dekorationspflanzen, darunter an-
sehnliche alte Exemplare von Medinilla magnifica, prächtige Asparagus Sprengeri.
Ferner Tillandsia tesselata, Cochliostemma Jacobiana, Bonapartea juncea, Pour»-
retiamexicana, Euphorbia coccinea, Pincenectitia tuberculata. Oben angeführte
Pflanzen sind Seltenheiten, welche selbst Fachleute nicht alle Tage zu sehen
bekommen.
Die Pendantgruppe hatte J. Rose-Mainz gestellt; ein nicht minder ge-
schmackvolles Arrangement, bestehend aus sehr guten Handelspalmen, Cocos
Weddelliana, Araucarien, Montbretien u. a. m. Diese Gruppe diente zugleich
als dekorative Umgebung eines höher gelegenen Pavillons, von welchem aus
man einen wundervollen Ueberblick von dem Inneren des Circus gewann.
Die in einem Nebenraum einen Wintergarten darstellende Dekorations-
gruppe von A. Weber & Comp., Wiesbaden, war eine Leistung, die über
alles Lob erhaben ist. Hier sah man neben einer prächtigen Gruppe von
Araucaria excelsa grosse Palmen, blühende Agapanthus, selten grosse Hirsch-
hornfarne, Baumfarne, gut kultivierte Blattbegonien, mehrere interessante Farn-
sorten und endlich sehr gute Orchideen, wie Odontoglossum grande, O. vexil-
larium, O. Pescatorei u. s. w.
Besonders erwähnenswert war das in demselben Räume aufgestellte, innen
geschmackvoll mit Korkrinde ausgestattete kleine Speisezimmer mit einer
vollständigen Tafeldekoration und stets frischer Binderei. Weber & Comp,
erhielten für die beste Gesamtleistung auch den Kaiserpreis.
Weitere Dekorationsgruppen waren gestellt von Martin Becker-Mainz,
J. O. Braum-Gonsenheim, Peter Becker-Weisenau, Anton Holzem-Rheydt
und J. Diel & H. Seyffert-Bretzenheim. Als beste wurden die von IL Becker
und Anton Hölzern mit ersten Preisen ausgezeichnet.
Weitere sehr gut gelungene Dekorationen waren die von H. Henkel-
Darmstadt mit bekanntem Geschmack ausgeführte Dekoration des Wasserfalles
und endlich zwei Dioramen, welch letztere herrliche Tropenlandschaften
darstellten.
An denAussenseiten desCircusgebäudes hatten rechts Peter Smith &Comp.-
Hamburg und links Weber & Comp.- Wiesbaden ganz bedeutende Sammlungen
von Coniferen aufgestellt. A-u Reichhaltigkeit und Seltenheit der Arten über-
traf die von Peter Smith & Comp, alles was da war.
Wenden wir uns jetzt den Warmhauspflanzen zu, so fallen uns in erster
Linie die Asparagus als Schau- und Kulturpflanzen auf. 11 Aussteller waren
damit erscliienen, und ernteten den ersten Preis für Schaupflanzen Max Hes-
dörffer-Charlottenburg und für Kulturpflanzen Lambert & Söhne in Trier.
Aspidistra waren in dankenswerter Zahl vertreten und trug Peter Becker
für bunte und grüne je einen ersten Preis davon.
Blattbegonien sowohl wie Caladien waren nur in geringer Anzahl ein-
iT^g Allgemeine Deutsche Gartenbau-Ausstellung zu Mainz.
gesandt worden und hatten die letztgenannten der kühlen Witterung halber das
gute Aussehen verloren und die Blätter gerollt. Die Begonien hingegen waren
gut zu nennen und hat sich Lucie Closson ihres robusten Wuchses und ihrer
Haltbarkeit halber die meisten Sympathieen erworben.
Auch Beg. Credneri und Erfordia waren schön, besonders von Jean Diel-
Bretzenheim.
Coleus als Schaupflanzen wurden von 6 Ausstellern gezeigt und liessen
die Pflanzen eine gute Kultur erkennen; auch die Blattzeichnung war einiger-
massen gut.
Bunte und grüne Dracaenen wurden in äusserst üppigem Kulturzustande
vorgeführt. Ausnahmsweise schön waren die Dracaenen von Franz Kunze-
Altenburg und die Aletris von Lambert & Söhne -Trier.
Mit Ficus elastica traten 14 Firmen in den Wettbewerb und wurde der
erste Preis Petec Becker-Weisenau zuerkannt.
Palmen, Philodendron und Maranta zeigten ebenfalls beachtenswerte
Resultate und hatten Weber & Comp.-Wiesbaden Prachtpflanzen zur Stelle ge-
bracht, doch hätte man eine lebhaftere Beteiligung erwarten dürfen.
Orchideen waren ausser den eingangs erwähnten, von Weber & Comp.
ausgestellten nur von 2 Firmen gebracht, aber sehr gut. Wir bemerkten
darunter sehr dankbare Arten, wie Laelia pumila, Odontoglossum grande, über
und über mit Blumen, O. Schlieperianum, die rosa blühende Cattleya Harri-
soniae, ferner C. Gaskelliana, C. gigas, C. Warneri, Zygopetalum brachypetalum
und andere gute Sorten. Den erten Preis, eine goldene Medaille, erhielt Georg
Weygan dt- Wiesbaden.
Ueberaus zahlreich und schön vertreten waren die Frauenhaar-Farne,
Adiantum cuneatum und verwandte Spezies. Von 20 Ausstellern erhielt Peter
Becker-Weisenau auf Schau- wie auf Kulturpflanzen je einen ersten Preis,
Andere Farne, ferner Aralien, Camellien, Azaleen waren gut, Camellien
sogar teilweise blühend, und ernteten für Camellien Gustav Scheibe -Holzhausen
bei Leipzig und für Azaleen Peter Becker-Weisenau den ersten Preis.
Bei den Knollenbegonien waren staunenswerte Leistungen zu verzeichnen,
besonders von E. Oser-Diez a. d. Lahn.
Nicht knollenbildende Beg. hybr. in den besten Varietäten brachte Alo ritz
König- Wiesbaden in bester Qualität.
Nirgends war die Preisbewerbung eine so umfangreiche, wie bei den Cy-
clamen, unserm dankbarsten Winterblüher im Zimmer. 25 Aussteller waren
mit gegen 60 Gruppen in den Wettbewerb getreten, darunter die ersten Mainzer
und Frankfurter Firmen. Die Blumen liessen hinsichtlich der Grösse und der
Farbenreinheit einen bedeutenden Fortschritt nicht verkennen und war über-
haupt der Knospenansatz ein so reichlicher und die Kultur eine so vorzügliche,
dass unsere Erwartungen bei weitem übertreffen wurden. Erste Preise er-
hielten Jul. Kropff- Frankfurt, Carl Claus-Frankfurt, Franz Dienst-Zahlbach.
Vor wenigen Jahren hätte man sicher nicht geglaubt, in so kurzer Zeit so
weitgehende Resultate zu erzielen. Erica in mehreren Sorten wurden von 4
Firmen zur Stelle gebracht, besonders von Ph. Ruh 1- Frankfurt, einem bekannten
Spezialisten. — Die Beteiligung mit Fuchsien hätte eine lebhaftere sein können.
Hydrangea hört, waren ziemlich zahlreich und auch in guten Exemplaren
zu sehen.
Allgemeine Deutsche Gartenbau- Ausstellung zu Mainz. 027
Laurus nobilis in Kronenbäumen und Pyramiden wurden von 2 Firmen
zur Schau gestellt, besonders von J. Rose-Mainz.
Besonderer Beachtung wert waren die prächtigen Lilium lancifolium von
Andreas Hos s -Frankfurt. Die Beteiligung mit Myrten war keine allzugrosse
Remontant-Nelken waren von 12 Ausstellern sehr gut vorgeführt. Aus-
gezeichnete Sorten waren Bouton d'or (gelb), die beiden weissen Miss Moore
und Purity, ferner Dr. Reymond (dunkelrot). Ganz besonders hervorzuheben
ist Uriah Pike, eine englische Züchtung von starkem Wuchs und prächtig grossen
dunkelroten Blumen, eine Sorte, welche sich immer mehr Eingang verschaffen
Avird. (S. Gartenflora 1894, S. 439.) InScarlet-Pelargonien Waranerkennungswertes
geleistet, während Odier-Pelargonien und P. peltatum bedauerlicherweise
ganz fehlten.
Unter den Scarlet-Pelargonien waren auch einige Neuheiten zu verzeichnen,
unter denen uns eine Sorte »Gustav Emih'< besonders gefiel. Die Blumen
waren gross und scharlachrot gefüllt und scheint diese Neuheit für den Markt
sowohl wie für Gruppen gleich wertvoll zu sein. Franz Dienst-Zahlbach
hatte eine fleischfarbige Sorte ausgestellt, welche »Frau Clara Racke« getauft
Avurde und die für Gruppen gut verwendbar sein dürfte. Auch buntblätterige
Pelargonien waren in guten Sammlungen gesandt.
Wie es zu erwarten war, hatten sich auch Primula chin. fl. pl. und fl. pl.
compacta eingefunden und waren die Pflanzen durchweg gut.
Bei Salvia splendens und Tuberosen war eine merkwürdige schwache
Beteiligung vorhanden, trotzdem doch die ersteren immerhin viel dekorativen
xmd auch blumistischen Wert besitzen. Die Preisbewerbung bei Bouvardien,
Lantanen, Evonymus, Viburnum und Petunien war eine sehr geringe.
Friedrich Adolf Haage jr. - Erfurt hatte eine überaus reichhaltige
Sammlung von Cacteen und Succulenten ausgestellt. Ausserdem hatten sich
hierzu Liebhaber gefunden, wodurch der Aussteller ein sehr gutes Geschält
gemacht zu haben scheint, denn es sind erstaunliche Mengen von seinen
Miniaturpflanzen in Mainz geblieben, und wollen wir hoffen, dass dieselben recht
gut gepflegt werden, damit die Pflänzchen bald zu Pflanzen heranwachsen.
In dem Programm erging auch an Private die Aufforderung, sich mit
Zimmer-Pflanzen zu beteiligen, und die Resultate der Zimmerkultur konnte man
durchweg als gute bezeichnen.
Mit Stauden hatten sich Goos & Koenemann-Nieder-Walluf hervorragend an
der Ausstellung beteiligt. Canna wurden besonders gut von Pfitzer-Stuttgart
und Thomas Holzschuh-Hanau ausgestellt.
Ein reichhaltiges Sortiment Veilchen brachte Wrede-Lüneburg, Clematis
in sehr guten Sorten und mit sehr grossen schönen Blumen Walter Duesberg-
Nieder-Walluf. Blumenzwiebeln und Samen waren nicht in allzu grosser Menge
vertreten, doch war das Vorhandene gut.
Abgeschnittene Blumen hatten in der Stadthalle Aufstellung gefunden,
und waren es äusserst reichhaltige Sortimente, welche sich unsern Blicken
darboten. Besonders erwähnenswert sind ausser den Staudenblumen die Blumen
von Dahlien, Montbretien, Gladiolen, Tritomen und Rosen. Die ersten Preise
fielen für Sortimente Goos & Koenemann-Nieder-Walluf und Wilh.
Pfitzer-Stuttgart zu. Bei den abgeschnittenen Rosen siegte Peter Lambert-
Trier. H. Wrede-Lüneburg hatte Stiefmütterchen in bekannter Reichhaltigkeit
ß28 Allgemeine Deutsche Gartenbau-Ausstellung zu Mainz.
gebracht und dieselben in origineller und praktischer Weise aufgestellt, so
dass sich dieselben lange frisch erhielten und auch bequem bewundert werden
konnten.
Den bedeutendsten Anziehungspunkt bildete wohl, namentlich für die
Damenwelt, die prächtige Binderei in der Stadthalle, wozu sich viele Aussteller
mit nahezu 150 Nummern angemeldet hatten.
Ganz bedeutend hatten sich hieran Mainzer Firmen beteiligt und sind davon
n erster Linie Josef Wolf IL, J. Rose, H. W. Schmidt, Franz Wolf und
Gebr. Boland zu nennen. J. Rose hatte seine Binderei in einem eigens zu
diesem Zwecke dekorierten Raum untergebracht.
Vor dem Circus war ein Teppichbeet angelegt worden, das sehr geschmack-
voll von Theodor Steinhauer-Laubenheim ausgeführt war.
Zierge holze waren nur in geringer Zahl vertreten; doch waren dafür
um so schönere Kollektionen von Allee- und Trauerbäumen zur Stelle, besonders
von Gebr. vSiesmayer. Ausser Verkaufsware von Rosen aus dem freien
Lande waren auch blühende in sehr guten Exemplaren vertreten. Ganz
besonders gefiel eine Gruppe Theerosen in schönster Blüte. Auch die niedrigen
Rosen waren gut entwickelt, wenn auch die unfreundliche kalte Witterung das
gute Aussehen sehr beeinträchtigt hatte.
In der Abteilung für Obst war die Bewerbung eine phänomenale. Die in
der Stadthalle ausgestellten Früchte waren in einer Grösse und Güte und in
einer Menge vertreten, wie sie nur das gesegnete Rheinland zu bieten vermag.
Der Rheingauer Verein trug für das reichhaltigste Sortiment den Ehrenpreis
der Stadt Mainz als Siegespalme heim.
Auch Topfobstbäumchen und Weinreben in Körben boten sich dem
Auge des Beschauers dar, und haben wohl besonders die Bismarckaplelbäumchen,
kaum 1 m hoch und schon mit 10 Früchten beladen, die Blicke eines jeden
auf sich gelenkt; Aussteller waren Mart. Kiefer-Laubenheim und Kloster-
Worms. Die ausgestellten Obstbäume stellten durchgehend gesundwüchsige,
ja teilweise hervorragend schöne Ware dar und waren ebenfalls in sehr
grosser Zahl zur Aufstellung gelangt. Ebenso waren einige gute Sammlungen
von Johannis- und Stachelbeeren vertreten. In dieser Abteilung fielen die
meisten ersten Preise auf Müller-Langsur bei Trier und Goos & Koene-
m ann-Nieder-Walluf.
Die Gemüse-Ausstellung hat wohl, ausser für den Fachmann, hauptsächlich
anziehendes für unsere Hausfrauen gehabt und waren auch wirklich gute
Resultate zu verzeichnen; erste Preise erhielten Jacob Koerber-Frankfurt.
Adolf Stolze-Eisleben, Karl Kampf-Mainz, J. IL L, Klaffki-Neuzelle und
Karl Hecker-Haiger und die Obst- und Gemüseverwertungsanstalt Gonsenheim.
Auch mit Gartenplänen und Modellen war die Ausstellung gut
beschickt, und sind als hervorragende Leistungen zu nennen die der Garten-
architekten Fr. Schulz-Köln und E. Petersen-Frankfurt.
Blühende Maiblumen, die bei dem grossen Publikum jedenfalls Be-
wunderung erregt haben werden, und das mit Recht, waren ausser Programm
ausgestellt. Denn Maiblumen anfangs September blühend zu haben, ist nur durch
ein besonderes Verfahren möglich, und zwar muss man die Keime in Eis legen
und sie so auf künstliche Art und Weise in der Vegetation zurückhalten, um
zu so später Zeit blühende Maiblumen zu haben.
Bericht über die Kunst- und Handelsgärtnerei von Berlin. 62C)
vSchäfer in Köln stellte ein grosses eisernes Gewächshaus aus und errang
sich den ersten Preis. Ausserdem waren noch ein hölzernes und ein kleines eisernes
Gewächshaus zur Aufstellung gelangt und endlich wurden die verschiedensten
Maschinen-Heizkessel und sonstige Geräte in grosser Anzahl ausgestellt.
Das linanzielle Ergebnis war ein gutes, und steht eine Kinnahme von
circa 41000 M. einer Ausgabe von 39000 M. gegenüber.
Alles in allem darf man wohl der Ansicht zuneigen, dass die Ausstellung
dem Gartenbau-Verein Mainz zur Ehre gereicht, und dass der innere wie der
äussere Erfolg ein gleich guter ist.
Bericht über die Kunst- und Handelsgärtnerei von Berlin
im Jahre 1893.*)
(Aus dem Bericht über Handel und Industrie von Berlin nehst einer Cehersicht über die
Wirksamkeit des Aeltesten-Kollegiums im Jahre i8g3, erstattet von den Aeltesten der Kauf-
mannschaft von Berlin.)
1. Das Topfpflanzengeschäft war, wie gewöhnlich, im Frühjahr ein
lebhaftes, insbesondere wurden viel Marlvtpflanzen für den Schmuck der Gräber
und der Balkons gebraucht, und die Liebe hierfür scheint im Publikum zu-
genommen zu haben. Trotzdem sind aber die Preise nicht höher geworden.
da einerseits die Ueberproduktion sich immer mehr bemerklich macht und
andererseits immer mehr Pflanzen von anderen deutschen Orten nach Berlin
gehen.
Der Export von Maiblumen nach Amerika hat sehr abgenommen, infolge
der dqrtigen ungünstigen finanziellen Verhältnisse. Auch nach England ging
nicht so viel ab; man verlangt dort jetzt nur Keime erster Qualität, zahlt freilich
dann auch den entsprechenden Preis. Die trockene Witterung des Jahres 1S93
hat es leider veranlasst, dass viele Keime zu schwach geblieben und als z. und
3. Qualität unverkäuflich waren. Das Geschäft wird von Jahr zu Jahr schlechter.
Der Handel in Blumenzwiebeln war noch bedeutend geringer als im
Vorjahre, denn da Amerika aus Holland viel weniger bezog, wurden grosse
Massen aus letzterem Lande zu billigen Preisen nach Deutschland gebracht.
Die Treiberei von Flieder hat wieder gute Fortschritte gemacht, sodass
sich die hier getriebenen Blumen ganz gut dem abgeschnittenen Pariser Flieder
an die Seite stellen können.
Die Mode für Chrysanthemum hat abgenommen. Die Eriken halien
nicht die Preise erzielt wie sonst und auch nicht den Absatz gefunden, M-eil
der lange Herbst die Sommerblumen noch schöner erblühen liess als der
Sommer selbst.
Blattpflanzen. Für harte Palmen war guter Absatz, bunte Dracaenen
jedoch wurden gar nicht gefragt, weil diese Pflanzen sich zu schlecht im Zimmer
halten. Der Frühjahrsversand in bewurzelten Stecklingen von Gummibäumen
nach Skandinavien war ziemlich bedeutend, da wegen der dortigen Zollverhält-
nisse die Abnehmer keine fertigen Verkaufspflanzen mehr beziehen. Am Platz
ist gar kein Begehr für Gummibäume mehr vorhanden.
*) Dieser Bericht ist von einem besonderen Ausschuss des Vereins zur Beförderung des
Gartenbaues erstattet.
ß-jQ Bericht über die Kunst- und Handelsgärtnerei von Berlin.
Der Export von Pflanzen nach Russland ist wegen des hohen Zolles sehr
erschwert.
2. Gemüse. Das Geschäft war zu Anfang des Jahres infolge der Auf-
hebung der Massnahmen gegen die Cholera, nach welchen der Versand frischer
Gemüse bekanntlich nicht gestattet war, ein überaus schleppendes, da die auf-
gespeicherten Massen nach dieser Aufhebung den Markt vollständig über-
schwemmten. Mit Eintritt des Frühlings aber und der damit auftretenden
abnorm trockenen Witterung in ganz Europa wurden sämtliche produzierten
Gemüse flott abgesetzt, welche Konjunktur auch während des Sommers trotz
sehr reicher Obsternte anhielt. Mit Beginn des Herbstes und der um diese
Zeit stattgehabten überreichen Niederschläge aber war wieder eine derartige
Massenanfuhr von Gemüsen zu verzeichnen, dass das Geschäft bis zum Jahres-
schluss als sehr schleppend bei gedrückten Preisen genannt werden konnte.
3. Baumschulartikel. In diesem Geschäftszweige machten sich die
Schäden, welche der überaus harte Winter 1892/93 sowohl den Baumschulen,
öffentlichen Pflanzungen etc., als dem Privatbesitze zugefügt hatte, besonders
bemerkbar. Da dem Winter ein regenloses, warmes Frühjahr und ein heisser
Sommer, welcher erst Ende Juli Niederschläge brachte, folgten, so vergrösserten
sich die Schäden noch erheblich, und somit waren sowohl Frühjahrs-, Avie
Herbslumsatz zu einem grossen Teile zur Ausbesserung und Ergänzung der er-
littenen Verluste sehr rege. Neupflanzungen haben besonders im Herbst infolge
der darniederliegenden Bauthätigkeit in und um Berlin nicht den Umfang der
Vorjahre erreicht. Dass das Geschäft durch die eigenen Verluste der Baum-
schulen an sich sehr erschwert war, hat seinen Grund in dem auffallenden
Mangel einzelner Artikel, deren Kultur infolge zurückgegangener Preise nach
erfolgter Ueberproduktion aufgegeben ist, und die z. T. nicht mehr in einer
Qualität, wie solche hier gefordert wird, zu beschaffen sind.
Alleebäume wurden in guter Ware rege begehrt und zu entsprechenden
Preisen abgesetzt. Die Forderungen aus der Provinz, für billige Preise zu
liefern, wie sich solche nach und nach infolge der Angebote der Forst- und
Gutsbaumschulen dort eingebürgert haben, konnten nicht befriedigt werden,
da hier bessere Preise zu erzielen waren.
Ziergehülze und Nadelhölzer. Durch die schon erwähnten ungünstigen
Witterungseinflüsse hatten sehr viele, selbst als hart bekannte ausländische,
auch einheimische Gehölze gelitten, sodass an vielen Stellen der gesuchte Plr-
satz nicht zu liefern war. Die z. T. in Auktionen dem Publikum überlassenen
Sachen, sowohl laubabwerfende wie immergrünende, haben besonders da, wo
nicht eine ganz aufmerksame Pflege stattfand, zu guten Resultaten nicht geführt,
und die Klagen über ^'erluste im Herbste wiederholten sich mehrfach. Dass
das Publikum, öfters durch sogenannte Landschaftsgärtner dazu veranlasst, die
Auktionen immer noch bevorzugt, ist schon oft beklagt worden; dies wird sich
aber bei den heutigen Verkehrsverhältnissen, wo Deutschland als offener Ab-
ladeort übermässiger ausländischer Baumschulproduktion betrachtet wird, schwer-
lich so bald ändern.
Junge Ziergehölze. Forstpflanzen und Obstwildlinge. Die schon
oft beobachtete Erscheinung, dass nach eingetretenem Mangel einzelner Artikel
deren Massenanzucht sofort von vielen Seiten in die Hand genommen wird,
wiederholte sich hierin; namentlich war im Herbstgeschäft eine starke Nach-
Bericht über die Kunst- und Handelsgärtnerei von Berlin. 63 I
frage festzustellen, sodass einzelne Artikel entweder schon im Herbst geräumt
oder zur Frühjahrslieferung 1894 festgelegt wurden. Das Ausland versieht sich
mit grossen Mengen Obstwildlingen, deren Massenpflanzungen sich in einigen
Jahren, wenn die daraus erzogenen Bäume verpflanzfähig sein werden, im
Handel mit fertiger Ware voraussichtlich unangenehm bemerkbar machen
werden.. Die Entnahme junger Pflanzen ist z. T. anf den hohen russischen
Eingangszoll (90 Kop. p. Pud) zurückzuführen, welcher fertige "Ware unter Hin-
zurechnung der sonstigen Spesen allzusehr verteuert.
Rosen und Treibgehölze. Nachdem schon im Jahre 1892 viele Rosen
stark gelitten hatten, wurden die Verluste im Winter 1892/93 noch vergrössert.
Es war daher schon im Frühjahr 1893 die Nachfrage eine sehr starke, und die
Preise für I-Iochstämme zogen gut an. Leider war gute Ware schnell ver-
griffen, und geringere Qualitäten wurden von vielen Stellen der Provinz dem
Publikum aufgedrängt. Die Erfolge mit der geringeren Ware waren auch
dieser entsprechend, und da der Sommer noch das seinige dazu that, war
schon die Herbstnachfrage durch Private stärker als gewöhnlich, sodass das
'Frühjahr 1804 noch grösseren Mangel an guter Ware bringen dürfte als das
^^orjahr.
Niedrig veredelte Rosen waren infolge der Dürre nicht so gut entwickelt
wie sonst, wurden jedoch in beliebten Treibsorten bald untergebracht, soweit
sich die Pflanzen noch im Nachsommer und Herbst ansehnlicher ausbildeten.
Freilich ist der Prozentsatz der zweiten Qualität in diesem Jahre sehr hoch,
imd der Ertrag der Kulturen, da eine Steigerung der gewöhnlichen Preise nicht
zu erzielen war. ein geringerer.
Sonstige Treibgehölze, Syringa, Prunus, Deutzia etc., waren im
Herbst gut begehrt, obwohl auch hierin das unglaublichste vom Auslande und
der Provinz geleistet wird. Dass es noch Treibereien giebt, welche das oft
ganz ungeeignete Material immer noch der Schleuderpreise wegen sich auf-
bürden lassen, ist bedauerlich, aber ein Zeichen, dass gewisse Kreise dem
scheinbar billigeren Angebot nicht widerstehen können. Dass bei der ferneren
Kultur grössere Ausfälle entstehen und demnach auch der Erlös der Treiberei
sich vermindert, oft so weit, dass der Verkauf die Kosten nicht deckt, wird
leider oft nicht bedacht. Dass das Inland und so auch Berlin imstande ist,
eine bessere, einträglichere und ansehnlichere Ware zu liefern, ist erwiesen
und auch in dem konsumierenden Auslande anerkannt.
In diesen Artikeln dürfte mit marktfähiger Ware geräumt sein.
Gute Obstbäume waren sehr begehrt, und man hätte, wenn Vorräte vor-
handen gewesen wären, leicht bedeutend mehr absetzen können.
Auch Beerenobst wird von Jahr zu Jahr mehr angebaut, weil die Fabri-
kation von Beerenobstweinen immer mehr zunimmt und man schon jetzt für
einen massigen Preis einen sehr guten Beerenwein kaufen kann, der überall
und leicht Liebhaber findet.
Sehr zu bedauern ist, dass viele Behörden und namentlich die Militär-
Verwaltung ihre grossen Lieferungen, wie z. B. die Herstellung der Garten-
anlagen bei den neuen Kasernements bei Jüterbog und für das 4. Garde-
Regiment zu Moabit, sowie die Bepflanzung der Konservenfabriken in Hasel-
horst bei Spandau den Mindestfordernden übergeben. Es sind für diese An-
lagen grösstenteils bedeutende Summen ausgesetzt, doch unterbieten sich die
^92 Bericht über die Kunst- und Handelsgärtnerei von Berlin,
Lieferanten gewöhnlich so sehr, dass nur die allermässigste Ware in ganz un-
geeigneter Qualität geliefert werden kann. Der Wert dieser Bepllanzungen
steht in gar keinem Verhältnis zu den grossartigen Bauten und trägt nicht im
geringsten zur Verschönerung derselben bei.
Samenhandel. Im allgemeinen liess sich das Geschäft in diesem Zweige
ziemlich gut, zum Teil sogar gut an. Die Ernte in Gartensämereien war 1892
besser als 1891 eingebracht und hatte zum grössten Teil eine normale Höhe.
Die Bohnenlager, die nur kleine zu nennen waren, räumten sich schnell, und
Bohnen wurden, da sie überhaupt ausverkauft waren, zum Teil ver-
geblich verlangt. Cichorien-Wurzel war ein gefragter Artikel, der selbst in
der Magdeburger Gegend fehlte. Die Preise der Runkeln waren niedriger,
aber noch nicht normal; die Getreidepreise dagegen waren niedriger. Die
grosse Dürre zu Anfang des Sommers hatte eine wahre Kalamität in der Futter-
produktion zur Folge, sodass Samen schnellwachsender Futterpflanzen, wie
Senf, eine schwindelhafte Höhe der Preise erreichte, wie denn z. B. 100 kg mit
loo Mk. bezahlt wurden, während der normale Preis 30 Mk. beträgt. Bei dem
grossen Begehr konnte der Bedarf nicht gedeckt werden. Wasserrüben, deutsche
Saat, kamen bis über 200 Alk. pro 100 kg und waren kaum zu beschaffen, die
englischen Sorten hatten diese Höhe längst überschritten. Unsere Sandwicke,
Vicia villosa, setzte etwa mit dem normalen Preis, 30 bis 54 Mk. per 100 kg
ein; doch da bekannt wurde, dass Frankreich die ganzen Vorräte für den enormen
Preis von 100 Mk. per 100 kg vom Markt nahm, erreichte die Saat dieses Grün-
futters eine Preishöhe, die selbst bei günstigsten Verhältnissen den Nutzwert
übersteigen musste. Der Bedarf an Saaten für Zwecke des Grünfutters und der
Gründüngung war überhaupt nicht in vollem Umfange zu decken. Die in Aus-
sicht stehende gute Ernte von 1893 sollte einigermassen diese Härte mildern.
Die Kleepreise waren ebenfalls abnorm, und da die Vereinigten Staaten
von Nordamerika ebenfalls eine schlechte Ernte in Rotklee hatten, so wirkte
dies auch auf den hiesigen Markt. Die Preise für gute Mittelware variierten
zwischen 130—140 Mk. per 100 kg seidefreier Ware; Weissklee bei guter
Mittelqualität per 100 kg 140—150 Mk.; Schwedenklee bei gleicher Qualität
60 — 70 Mk. per 100 kg; Incarnatklee, roter bei guter Mittelqualität per loo kg
130—140 Mk. (derselbe, weissblühend, war kaum erhältlich);
Wund- oder Tannenklee, gute Mittelware 110—120 Mk.
Gelbklee, (gelber Hopfenklee) gute Mittelware 50— öo »
Luzerne oder ewiger Klee, Provencer 108 — 120 »
Sandluzerne, Medicago media 125—130 »
Serradella (ebenfalls hoch im Preise) 30— 35 »
Timotheegras, sächsische Saat 42— 45 »
» amerikanische Saat 38 — 40 »
Ray gras, englisches 36 — 42 »
» italienisches 40 — 45 »
» französisches, importiertes . . 78^ — 85 «
Fioringras, Agrostis stolonifera, schwere Saat 90 — 95 «
" » » leichte Saat 58 — 62 »
Wiesenrispengras, Poa pratensis, la. 100 kg 86— 90 «
Knaulgras, Dactylis glomerata, la. 100 kg 70— 80 »
Honiggras, Holcus lanatus Ja. 100 kg 40— 50 »
Bericht über die Kunst- und Handelsgärtnerei von Berlin. • 6^^
Kamm<4ras, Cynosurus cristatus, (fehlte so j^ut wie ganz am
Markte, daher die sehr hohen Preise) 220—280 Mk.
Schafschwingel, Festuca ovina, (war zum Teil wieder durch
England aufgekauft) 30 — 40 »
Trespe, weiche, Bromus moUis 24 — 30 »
Rasenschmele, Aira caespitosa 50 — 54 »
Wiesenfuchsschwanz, Alopecurus pratensis 96 — loo »
Geruchgras, Anthoxanthum odoratum und A. Puelii . . . 40 — 45 »
Havelmilitz, Phalaris arundinacea ... 180 — 190 »
Canarienglanzgras, Phalaris canariensis 38 — 40 »
Blumenhandel. Der Handel in abgeschnittenen Blumen war für das
Jahr 1893 ein mittelmässiger. Den Hauptartikel bildeten frisch getriebene Rosen
])ei bedeutendem Umsatz. Es erzielten im Durchschnitt:
Rosen in Sorten, per Dutzend 6, — Mk.
Flieder, Umsatz bedeutend, per Dutzend .... 4. —
Maiblumen wurden in grossen Posten verkauft, jedoch
war der Preis niedrig.
Nelken waren sehr beliebt, per Dutzend . . . . 1, — >'
Camellien, vernachlässigt, » » .... 3, — >
Amaryllis, per Dutzend 4, —
Chrysanthemum, vernachlässigt.
Veilchen, Regina, jjcr 1000 Stück 7, — »
» semperflorens, bedeutender Umsr.*.-: . . . 4, — »
» russische, Umsatz gering 5, — »
Primeln, gefüllte, vernachlässigt, kein fester Preis.
Abgeschnittene Orchideen aus den hiesigen Gärtnereien werden immer
mehr gesucht und sind oft kaum zu haben, ein Beweis, dass die Liebhaberei
für diese Blumen zunimmt.
Die Einfuhr vom Süden Frankreichs und von Italien war noch bedeutender
als früher, der Preis niedrig; es erzielten:
Safrano-Rosen per Dutzend 0,40 Mk.
Rosen in Sorten per Dutzend o,öo >•-
Anemonen und Ranunkeln per Dutzend 0,40 >■■
Margueriten und Reseda per Dutzend 0,20 »
Orangen und Mimosa per kg 2, — »
Levkoyen und Hyacinthen per Dutzend 0,30 »
Narcissen per Dutzend 0,20 »
Getrocknete Blumen und Gräser. In trockenen Blumen, Immortellen,
Gräsern und anderen Hilfsmitteln der Binderei w^ar das Geschäft zu Anfang des
Jahres ziemlich belebt. Hauptsächlich entwickelte sich das Geschält in deutschen
Immortellen imd Capblumen, und diese erzielten einen für Produzenten und
Händler sehr günstigen Preis. Gegen Beginn des Sommers erlahmte das Ge-
schäft total, weil die sonst um diese Zeit aus Amerika eintreffenden Aufträge
gänzlich ausblieben und auch später nicht mehr eintrafen. Gründe dazu waren
wohl die Silberbill in den Vereinigten Staaten, die Unruhen und Revolutionen
in Süd-Amerika. Das Geschäft in obigen Artikeln blieb daher still bis Anfang
September, wo dann für Deutschland, England und Russland sich einiges Ge-
schäft entwickelte.
QoA Die Chrysanthemum- Ausstellung in Eberswalde.
Trotzdem die Ernte an deutschen Immortellen und Gräsern eine ganz ge-
ringe war, wie solclie in einzelnen Artikeln seit Jahren nicht gewesen ist, so
waren die Preise nicht höher, und der Artikel Bromus brizaeformis musste
selbst zu gedrückten Preisen unverkauft bleiben. Dagegen waren Agrostis,
Statice incana, Xeranthemum und Ammobium auf sämtlichen Lägern geräumt.
Pampas-Wedel (californische) sind lange nicht mehr so beliebt wie ver-
gangenes Jahr, der Preis blieb indes derselbe, weil die Produzenten ihre Felder
zu anderen Kulturen verwenden, mithin nicht zu viel Ware am Markt war.
Die aus diesen und anderen Gräsern angefertigten Sträusse werden nur noch
in billigen Exemplaren verlangt.
Die Industrie in künstlichen Blumen verwendet die Gräser für ihre Fabri-
kation nur noch ganz wenig, die Mode ist eine ganz andere geworden.
Capblumen wurden zu Anfang des Jahres im Preise gehalten, weil die
Importeure die Ware festhielten. Zum Oktober hin änderte sich die Situation
gewaltig, weil die Nachfrage nach diesem Artikel sich nicht steigerte. Die
Gründe hierfür waren mehrfacher Art. Erstens blieb die Witterung bis in den
November hinein ohne Frost, es grünte und blühte überall, und dazu lieferten
Italien und Südfrankreich so viel und so billige frische Blumen, dass solche,,
obwohl halb verdorben, doch den Capblumen vorgezogen wurden. Zweitens
wurden grosse Posten, welche in England lagerten und dort unverkauft ge-
blieben waren, hier auf den Markt gebracht. Drittens hatten sich für diesen
Artikel Syndikate gebildet, welche die 1893 er Ernte schon auf den Markt
brachten, sodass es den Händlern sehr schwer wurde, ein Geschäft zu machen.
Besonders erschwert wurde aber auch das Geschäft für Produzenten und
Händler durch die Königliche Eisenbahn-Verwaltung, die vom 1. Januar 1893
den Frachttarif für Palmenzweige, getrocknete Gräser und Blumen um 50%
erhöhte. Dies ist um so mehr zu beklagen, als diese Artikel im Verhältnis
nicht einmal sperrig sind und ausserdem den Frachtaufschlag nicht tragen
können. — Im übrigen ist der Verkehr dieser Gegenstände so gering, dass die
Mehreinnahme für den Staat nicht in Betracht kommt; dagegen werden Produ-
zenten und Händler durch den Tarifsatz erheblich geschädigt.
Die Erwartungen und Hoffnungen, welche man bezüglich der Columbischen
Weltausstellung gehegt hatte, sind bis jetzt noch nicht recht in Erfüllung ge-
gangen, trotzdem die Aussteller in und um Berlin sämtlich prämiiert wurden.
Dies liegt offenbar an den ungünstigen finanziellen Verhältnissen in Amerika.
Verschiedene Anfragen sind übrigens schon eingegangen, und so gut wie Erfurt
und Stuttgart schon direkte Erfolge zu verzeichnen haben, sind alle Aussteller
in Berlin und Umgegend der Ansicht, dass auch für sie die Weltausstellung in
Chicago ohne Frage noch Vorteile im Gefolge haben wird.
Die Chrysanthemum -Ausstellung in Eberswalde
gjk am 10. und iL November 1894.
M|f/iie im Mewes'schen Etablissement zu Eberswalde vom Gartenbauverein
^if Feronia veranstaltete Ausstellung von Chrysanthemum und anderen
Pflanzen bot ein höheres Interesse als manche sonstige Lokalausstellung.
Zunächst waren schon vom Orte selbst recht gute Leistungen zu ver-
Die Chrysanthemum-Ausstellung in Eberswalde. ßo;
zeichnen, insbesondere u. a. von dem so rührigen Vorsitzenden H. Di ttmann,
der an Zahl Avohl das meiste geliefert, so\vie A'on Carl Haerecke, in Firma
F. Haerecke, der auch die Kaisergruppe gestellt hatte, Th. Baltzer, Kom-
merzienrat Ebart, Spechthausen bei Eberswalde, der Landirrenanstalt Eberswalde,
Obergärtner Flügel, Rittergut Sydow, Obergärtner Wire, A. Beeskow (Zimmer-
kultur), Gartenverwaltung Eanke u. a. mit 13 Sämlingen etc. Aber auch von
Steglitz war E. Dietze (mit sehr niedrigen Pflanzen), A. Herzberg-Charlotten-
burg u. a. erschienen und unter den Ausstellern abgeschnittener Blumen
sah man Kommerzienrat Spindler-Berlin (Obergärtner Weber) mit vielen
Neuheiten in grossblumigen Exemplaren. G. Bornemann-Blankenburg a./Harz
mit eigenen Züchtungen, während H. Koehler- Bochum bei Crefeld das ein-
fache wohlriechende Chrysanthemum »Elisabeth« in nur massiger Kultur vor-
führte. Die gr össteLeistun g war indess von einem Privatmann C ar 1 S c h u m a ch e r
in Eilbeck beiHamburg(Obergärtner F.Büchner), der ausser einigen sehr kräftigen
Hochstämmen eine ganze Anzahl niedriger Pflanzen in den neuesten Sorten
in wundervoller Ausbildung der Blumen überbrachte, die er auch noch in
Stettin am 17. November vorzuführen gedachte. Wir nennen unter seinen
neuesten: Souvenir de petite Anne, engröhrenförmig, weiss, Florence Davis,
Souv. de petite Madeleine, röhrenförmig, weiss, L'Jsere, japanisch, weiss, Mr.
A. Moulin, zurückgebogen, weiss, Mmc. Ed. Key, zartrosa, Mme. Leblanc, weiss,
Mr. William Holmes, sehr niedrig, dunkelrot, weiss, Louis Boehmer, hellrosa,
behaart, Mme. Bernard, dunkelrot etc., President Borel, ähnlich Cullingfordi.
Von den Spindler'schen Blumen seien nur die 1893er Neuheiten hervor-
gehoben, wobei bemerkt werden muss, dass Herr Obergärtner Weber viele
noch nicht bringen konnte, da sie noch zu weit zurück waren: Duke of York,
braunrot, unterseits gelb, ähnlich Cullingfordi, Rosy Morn, rosa, weisslich
Gladys Routh, zurückgebogen, weiss, Mrs. W. P. Routh, eingebogen, gelb, Charles
Davis, orange, Baron Hirsch, eingebogen, sehr dicht, purpurn, Mrs. C. Har-
man Payne, eingebogen, dunkel rosa, sehr gross. G. Bornemann-Blanken-
burg a./Harz hatte unter seinen eigenen Züchtungen: Ludwig Möller, dicht ein-
gebogen, gelb, in den anderen Sammlungen nicht so gut entwickelt, Mrs. Bon-
ville-Were, zurückgebogen, schmalblätterig (blutig), gelb, Charles Davis, Gladys
Routh, weiss, sehr schön dicht, King of Hirsutes, gelb, an der Spitze sehr be-
haart, aber nicht schön, Grare Darling, gelb, die Enden der schmalen Zungen-
blüten eingebogen, Mr. W. H. Caldwell, ganz engröhrig.
Von anderen Pflanzen sind nur die Cyclamen und Primeln hervorzuheben.
Grossartig waren aber die Leistungen in Bindereien. Allen voran Hübener-
Berlin, der ganz gewaltige Anstrengungen gemacht hatte. Vor einem Hintei^-
grunde aus schwarzem Sammet stand u. a. ein weisser Kranz mit einem un-
mittelbar darauf gelegten Wedel von Polyj)odium Reinwardti, ein Spiegel mit
lila Rand und mit ebensolchen lila Blüten von ()ncidium ornithorhynchum
prachtvoll, ein Brautstrauss mit weissen Rosen und Maiglöckchen, eine Art
Haus? mit Mahonien, La France Rosen, Lilium auratum und Tuberosen, ein
spiegelartiger Gegenstand mit rosa Sammet-Einfassung, weissen und gelben Chry-
santhemum, gelbbraunen Plectogyne-Blättern und einer Cattleya labiata-Blüte, ein
grosser Korb mit langstieligen Chrysanthemum, Lycaste Skinneri etc- Sehr viel
war Polypodium Reinwardti verwandt. — Auch Ch. Dressler stellte reich
aus, ebenso H. Dittmann-Eberswalde und viele andere, auch ein Lehrling.
L. Wittmack.
QoQ Die Chrysanthemum-Ausstellung in Stettin.
Die Chrysanthemum-Ausstellung in Stettin.
er Stettiner Gartenbau-Verein veranstaltete am 17. und 18. November
seine erste Chrysanthemum-Ausstellung. Wenn es auffällig erscheinen
mag, dass der sonst so rührige Verein nicht schon längst mit einer
\^^)ß? solchen Veranstaltung in die Oetfentlichkeit getreten ist, so liegt dies
iT^ikrJ daran, dass das Chrysanthemum sich hier noch immer nicht so viel
'^ Freunde im grossen Publikum erworben hatte, als dass die Anzucht
desselben lohnend gewesen wäre. Da waren es einige grössere Privatgärtnereien,
die Konsul Kiskersche und die GraM'itzsche, welche bahnbrechend vor-
gingen, indem sie in der Novembersitzung des Vereins 1893 ihre vortrefflichen
Kulturen zur Schau ausstellten. Diese Schaustellung wurde auch dem Publikum
unentgeltlich zugängig gemacht und fand so reichen Zuspruch, dass der Verein
nunmehr es an der Zeit fand, seine Mitglieder zu einer grosseren Veranstaltung
für 1894 aufzumuntern. Diese Ausstellung war als eine nach jeder Richtung hin
wohlgelungene zu betrachten und machte bei der Schönheit der Säle des
Konzert- und Vereinshauses einen geradezu imponierenden Gesamteindruck.
Das Arrangement war mit Ausnahme einiger weniger zur Einfassung ver-
wendeter Farne, Selaginellen und kleiner Palmen ohne jedes andere gärtne-
rische Beiwerk, sodass die Betrachtung durch nichts gestört wurde.
Im grossen Saale, welcher in der Hauptsache für Restaurationszwecke re-
serviert und von Plerrn Gust. Schultz mit Lorbeerbäumen, Phönix etc. ge-
schmackvoll dekoriert war, befand sich an der 15 V2 ™ langen Querwand die
Einsendung der Herren Otto Rudy & Co. -Finkenwalde, aus einer grossen
76 Sorten starken Mittelgruppe bestehend, die auf beiden Seiten von Neuheiten
und Schaupflanzen flankiert war, sämtlich von vortrefflicher Kultur. Hervor-
zuheben sind: die grossblumige, schön gefiederte White Louis Böhmer, Charles
Davis, Robert Owen und die anemonenblütige Madame Robert Owen, Avalanche,
Robert Bottomley, Charles Bonstedt, Etoile de I>yon, ca. 20 cm im Durchmesser,
die zur Schnittblumenkultur vorzüglich geeignete dunkelscharlachrote John
Shrimpton und die mittelgrosse hellrosa William Tricker. ferner die für Topf-
kultur sehr zu empfehlende blutrote George W. Childs und die gelblich-orange
Val d'Andorre; ausserdem noch die rosakarminfarbene G. C. Schwabe, Wm.
Holmes, Baron Hirsch etc. Eine ganz vorzügliche Leistung war ferner die Ein-
sendung von Carl G. A. Schumacher-Hamburg-Eilbeck, welche in einer
Mittelgruppe des angrenzenden zweiten Saales Aufstellung gefunden hatte. Die-
selbe zeichnete sich nicht nur durch eine sorgfältige Sortenauswahl, sondern
auch durch musterhafte Kultur aus, indem jede einzelne Pflanze, tadellos ge-
zogen, mit sattem dunkelgrünem Laub versehen war und jede einzelne der
zahlreichen Blumen als Schaublume gelten konnte. Bemerkenswert war ferner
auch die äusserst saubere Herrichtung der Pflanzen, indem jeder einzelne Zweig
bis dicht unter die Blume an Piassava-Stielen aufgebunden war, sodass jede
Blume ordentlich zur Geltung kam, ohne dass der Eindruck durch weisse
Blumenstäbe oder dergleichen gestört worden wäre. Unter den prächtigen
Sorten sind besonders hervorzuheben: Lilian B. Bird, rosa, grossblumig, strahlen-
förmig. Triomphe de la rue de Chalets, goldgelb, W. IL Lincoln, gelb, Ada
Spauding, rosa, Waban, rosa mit langen Blumen]:»lättern, La Triomphante, rosa.
Die Chrysanthemum-Ausstellung in Stettin. ßoy
weisslich, sehr grossblumig, Stanstead White, reinweiss, einwärts gebogen, und
Mrs. William Walters, tiefdunkelrot. Von den prächtigen Neuheiten französischer
Züchtung seien erwähnt: Souvenir de petita Madeleine und Souvenir de petite
Anne, beide reinweiss, Antoinette, reinweiss, und le Rhone, gelb, beide einwärts
gebogen, Mad. Ad. Moulin, reinweiss, mit sehr langen Zungenblüten, Mad. Henry-
Robert, weiss mit rosa Endspitzen, L'Isere, reinweiss mit langen Fetalen,
M. Tournier, lachsfarbige Riesenblume, Mad. Charles Capitant, glänzend rosa,
Souvenir de l'Exposition de Grenoble, rosa, und Vicepresident Calvat, dunkel-
rot, einwärts gebogen.
In drei grossen Eckgruppen befanden sich die schönen Züchtungen der
Grawitzschen Gärtnerei (Oberg. Hoffmann), Grabow a. O., Konsul Kiskerschen
Gärtnerei (Oberg. Gronwald), Stettin, und Kommerzienrat Ab eischen Gärtnerei
(Oberg. Ruhnke), Frauendorf, sowie in einer kleineren Seitengruppe ein Sorti-
ment der Kaufmann Mützellschen Gärtnerei (Oberg. Schlieter), Stettin. Auch
in diesen befanden sich eine grosse Anzahl bemerkenswerter Sorten, so in der
Grawitzschen Gruppe: Louis Böhmer mit seinen hübsch behaarten silberrosa
Blumen, Ismail, weiss gefedert, Comraandant Maraignon, Vivian Morel, Alberic
Lunder, La France, Mons. Basse, Mrs. Harmann Payne, Superbaflora, Rosea
perfecta, Georg Hamkens, Admiral Sir T. Lymonde und Lady Churchill. Inder
Kiskerschen Gruppe gefielen namentlich: Anni Clibran, Cullingfordii, tiefdunkel-
rot mitgoldgelberUntcrseitederBlumenblätter, CarewUnderwood,prächtig■bronze-
farben, Edwin Molineux, einwärts gebogen, prächtig dunkelrote Blumenblätter mit
gelber Unterseite, Mrs. C. H. Wheeler, Lilian ß. Bird, Vivian Morel und
Val d'Andorre. In dem Abelschen Sortimente zeichneten sich besonders aus:
Dr. Chas. Brigham, Sulphureum superbum, Charlotte de Montecabrier, die zart-
rosa Mad. Clemence Audiguier, Dr. Macary, weisslich rosa, Hiver fleuri, milch-
weiss, Cythere, Avalanche und viele andere.
Die Einsendungen an Marktpflanzen entsprachen nicht ganz den an solche
zu stellenden Anforderungen. Wir nennen F. Engelmann, die Grawitzsche
Gärtnerei und als beste O. Teubner.
Sehr zahlreich waren die Einsendungen von abgeschnittenen Blumen.
Das in Bezug auf Sortenauswahl und Ausbildung der Blumen beste und grösste
Sortiment hatte die Firma Schuck & Go., Marienfliess, ausgestellt. Wir
bemerkten in demselben: die tiefdunkelrote William Seeward, Gartendirektor
Kowaleck, die in Dahlienform gebaute Baron Hirsch, Duke of York, Pirata
Eimer D. Schmidt, Alfred Lee u. a. Die Sortimente von Carl G. A
Schumacher, Hamburg-Eilbeck, E. Geo. Reid, London, und E. Hilzheimer
(Lorgus Nachf.), Stralsund, zeichneten sich ebenfalls durch vorzügliche Sorten,
sämtlich Schaublumen ersten Ranges, aus. Während wir aus dem Schumacher-
schen Sortimente noch hervorheben wollen: Le Geant des Alpes, Triomphe
de Laurent und Le grand Serre, fielen in dem Reid sehen Sortimente u. a.
besonders auf: die reinweisse Florence Davis, Lilian B. Bird, Miss
Dawkins, die hellgelbe Charles Blick, Mons. Bernard und Vivian Morel;
in dem Hilzheimerschen Sortimente: Margot, rosa, nach der Mitte zu chamois,
Vishnu, Niniveh, die weiss mit lila gefleckte Jeanne d'Arc und die reinweisse,
zartrosa angehauchte Maidens Blush. Zu erwähnen sind ferner noch die
Sortimente von Ad. Stolze, Eisleben, C. Wüstenberg, Lanke, und Ober-
gärtner Nahlop, Britz.
^og Die Chrysanthemum-Ausstellung in Stettin.
Ganz besonderer Fleiss war auf die Bindereien verwendet worden und
thatsächlich giebt es, um die Einfülirung des Chrysanthemum zu fördern, nichts
wichtigeres, als dem grossen Publikum zu zeigen, in welch graziöser Art sich
diese Blume für Arrangements verwenden lässt. Es waren denn auch von den
Stettiner Binderei-Firmen wahre Prachtstücke geliefert worden. Dass freilich
bei dem Suchen nach neuem auch mitunter auf Kosten des guten Geschmacks
selbst von sonst tüchtigen Bindern gesündigt wird, zeigte sich auch hier. Es
hatten ausgestellt: H. Kyaw einen Toilettenspiegel, der Rahmen aus weissen
Chrysanthemum mit Cattleyen garniert; einen grossen Kranz auf einer Staffelei,
eine Palette, verschiedene Blum^enkörbe und ein grösseres auf einer Staffelei
befindliches Arrangement aus Lapagerien, Flieder und Chrysanthemum;
P. Wer nicke einen Wandteller aus weissen Chrysanthemum mit La France-
Rosen garniert, einen Fächer, ein Füllhorn und verschiedene Blumenkörbe.
M. Schröder ein Blumenstück aus gelben und mattrosa Chrysanthemum in
einem aus bronzefarbenen Chrysanthemum hergestellten Rahmen; ein grosses
Kreuz aus weissen Chrysanthemum mit einer Dekoration von Cycas-Wedeln,
einen Blumenkorb und einen Trauerkranz; F. Engelmann geschmackvolle
Hochzeits- und Ballgarnituren, sowie mehrere Trauerarrangements; F. Papke
ine grosse aus weissen Chrysanthemumblumen gefertigte Blumenvase mit
einem grossen Strauss gelber Chrysanthemumblumen. Zu erwähnen sind noch:
Gebr. Koch und Wittwe Wettwer mit verschiedenen Kränzen, Kissen und
anderen Gegenständen.
Ausser den Chrysanthemum waren auch noch einige andere sehr hübsche
Leistungen zur Ausstellung gebracht worden; so von der Mützellschen
Gärtnerei (Obergärtner Schliefe r) eine prächtige grosse Latanien-Gruppe als
Dekoration des Vestibules, sowie eine Anzahl üppig blühender gross-
blumiger Cyclamen »Käthchen Stoldt« und Primula chin. cristata. Mit Cyclamen
waren ferner noch erschienen die Herren Rudy & Co., Finkenwalde, und
Otto Teubner, Stettin; erstere ausserdem mit blühenden weissen Azaleen,
letzterer noch mit Eriken und Dracaenen. Von E. Geo. Reid, London, waren noch
ausgestellt: abgeschnittene Pelargonien und eine Anzahl der neuen dunkelpurpur-
roten Remontant-NelkeUriahPike, die einen köstlichen Vanillegeruch verbreitete,*)
sowie ferner von Fräulein Martha Rowald, Stettin, herrliche Chrysanthemum-
Malereien auf einem Ofenschirm und einem grossen Albumdeckel; von Herrn
Victor Karbe, Stettin, zwei geschmackvoll entworfene und ausgeführte Garten-
pläne und von Herrn Oscar Tiefenthal, Wandsbek, farbige Abbildungen
A'on Neuheiten in Chrysanthemum, Iris, Lilien, Paeonien und einigen Gehölzarten.
Als Preisrichter fungierten die Flerren C. Kotte, Südende-Berlin, FL Mehl
Weissensee, und C. Bonstedt, Rostock.
Die Ausstellung wurde am 17. November, vormittags 11 Uhr, durch ein
Mitglied des Vereins-Vorstandes mit einer Ansprache, die in einem Hoch auf
S. M. den Kaiser ausklang, eröffnet. Der Redner wies namentlich darauf hin,
wie jahrelange Mühe und Arbeit dazu gehört haben, um in der Chrysanthemum-
Kultur das heute Gebotene leisten zu können.
An beiden Tagen sorgte die Kapelle des Artillerie-Regiments für musikalische
Unterhaltung.
*) Gartenfl. d. J. S. 489 Abb. 87.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen.
639
Das Ergebnis der Ausstellung dürfte für Veranstalter und Aussteller ein
befriedigendes sein, denn lässt einerseits der zahlreiche Besuch (3000 Personen!)
auf einen günstigen Kassenabschluss schliessen, so zeigte sich andererseits
seitens des Publikums schon während der Ausstellung, noch mehr aber am
darauffolgenden Tage, eine rege Kauflust — ein Beweis dafür, dass es nur eines
energischen Anstosses bedarf, um ein im Publikum herrschendes Vorurteil zu
verscheuchen und eine sonst wenig beachtete Blume zu seiner Lieblingsblume
zu machen. A. Wiese, Stettin.
Neue und empfehlenswerte Pflanzen etc.
Cypripedium >< Pandora.
(C. Argus X Dayanum.)
Eine reizende Kreuzung, welche als
C. Argus, ausgestattet mit vielen der
bei C. Dayanum hervortretenden Merk-
male, hingestellt werden kann.
Gard. Chron. 1894, I, 230.
Gattleya X Arthuriana (Dormaniana 9,
luteola S)-
Diese eigentümliche neue Garten-
Hybride steht im Habitus zwischen
beiden Eltern, in der Färbung der
Blume hat sie aber mehr von dem
glänzenden Gelb der C. luteola als von
dem Olivengrün der Kelch- und
Blumenblätter der anderen Art. Jede
Blume hält bis 2 1/2 Zoll im Durch-
messer.
Gardeners Chronicle 1, 1894, S. 102.
Pentaraphia longiflora.
Eine westindische Gesneracee mit
unbehaarten lanzettlichen gezähnten
Blättern und gestielten Dolden glänzend
roter Blumen, von welchen jede etwa
zwei Zoll lang ist. Bot. Mag. T. 7339.
Tigridia lilacea.
Eine sehr empfehlenswerte Hybride
zwischen T. Pavonia und T. Pavonia
alba. Die rosa-karminroten Kelch- und
Blumenblätter sind am Grunde weiss
gescheckt. Auch bei dieser Irideen-
Gattung hat man neuerdings eine Reihe
prachtvoller Hybriden erzielt.
The Garden 1894, I, 263, T. 955.
Rosa rugosa.
Ganz abgesehen von ihren vielen
anderen guten Eigenschaften kann diese
japanische Art ihrer grossen leuchtend
roten Früchte wegen, die ein vorzüg-
liches Eingemachte etc. liefern, sehr
empfohlen werden, und übertrifft sie
hierin bei weitem die Rosa villosa
pomifera, deren Früchte mit schwarzen
steifen Haaren besetzt sind, überdies
nicht so gross werden.
Bulletin d'arboriculture 1894, No. 2,
Thomsonia nepalensis.
Eine knollige Aracee vom Himalaya,
Es treibt ein gefleckter Blattstiel aus
der Knolle hervor und zeigt das Blatt
drei Haupt- und zahlreiche sekundäre
Einschnitte. Die vor der Blattentwicke-
lung erscheinende Inflorescenz steht
ebenfalls auf einem gefleckten Stiel.
Die 6 — 12 Zoll lange nachenförmige
Blütenscheide von grünlicher Farbe
schliesst einen ebenso langen Kolben
ein. Botanical Magazine, T. 7342.
Eranthemum Anderson!.
Eine reizende Acanthacee, die es in
der Schönheit ihrer reinweissen, pur-
purgefleckten Blume mit manchen
Orchideen aufnimmt. Die kräftigen
Ähren erreichen oft eine Länge von
9 bis 10 Zoll. Die Pflanze blüht fast
das ganze Jahr hindurch, namentlich
aber zeitig im Herbste.
The Garden, 6. Januar, color. Taf.
640
Kleinere Mitteilungen.
Kleinere Mitteilungen.
Winterharte Cacteen.
(Von E. Schelle -Tübingen.)
Jeder Besucher eines Gartens bleibt
fast unwillkürlich vor einer Gruppe
Freiland-Opuntien stehen, speziell noch
zur Blütezeit, und ebenso ist er über-
rascht, wenn im Winter bei nicht zu
liefern Schnee ihm einzelne Glieder
dieser Pflanzen entgegenblicken. Es
muss wohl deshalb wunder nehmen,
dass bei der geringen Pflege, dem ge-
ringen Raum, den solche Opuntien bean-
spruchen, wie auch bei dem steten
Bestreben, Abwechselung in dieBepflan-
zung eines Gartens zu bringen, nicht
weit öfters nach diesem Material ge-
griffen wird, zudem der einmalige Kos-
tenpunkt nicht direkt in Betracht ge-
zogen werden kann.
Ein Abhang oder ein gegen Süden
abfallendes Beet sind die geeignetsten
Plätze, ganz besonders, wenn die Sonne
ungehindert einwirken kann. Leichte,
durchlässige Erde ist — besonders auch
der Blüte wegen — besser als schwere.
Zwischen die Pflanzen bringe man
Steine , etwa Tuffsteine. Dieselben
absorbieren die Wärme, um sie bei
Nacht wieder langsam abzugeben,
dienen als Schutz der Wurzeln event.
als Pflanzungsmaterial, als Standort z. B.
bei Opuntia vulgaris Mill. Eine Be-
deckung im Winter ist nicht notwendig.
Gut ist es jedoch, vor Eintritt strengerer
Kälte etwaige durch Regen entblösste
Wurzelteile mit etwas Erde zu bedecken.
Als widerstandsfähig gegen anhal-
tende Kälte bis zu — 29*^ C. zeigten sich:
Opuntia brachyarthra Englm. von
Mexico. Rundlich-walzenförmi-
ge Gestalt der Blattgebilde.
Kleine Glieder.
„ camanchica Englm. Am Ar-
kansas zu Hause. Breiter Habi-
tus. (12:18 ctm). lüne der un-
empfindlichsten; äusserst üppig
wachsend.
Opuntia humilis DC. In der Form ähn-
lich brachyarthra, doch mehr
länglich und flachgedrückt,
auch die Bestachelung nicht so
dicht.
„ Rafinesquii Englm. Mississippi-
thal. Länglich -runde Form.
Besitzt meist nur Borsten, sehr
selten ein paar Stacheln. Bildet
jedoch kleine Blättchen.
,, var. arkansana Englm. Gestalt
ähnlich der Art, mehr länglich :
stark mit Stacheln bewehrt.
Weniger empfindlich als die
Art selbst, d. h. eine der un-
empfindlichsten Opuntien. Üp-
piges Wachstum. Diese Form
machte noch immer den Ein-
druck auf mich, dass es kein
Abkömmling der Rafinesquii ist,
sondern der camanchica. O. Ra-
finesquii, camanchica und R.
arkansana benütze ich hier auch
als Einfassung der ins Freie ge-
stellten Warmhaus - Opuntien,
wozu dieselben sich vorzüglich
eignen.
„ vulgaris Mill. Massachusetts
(und SüdeurojDa). Ähnlich Ra-
finesquii, nur herrscht die runde
F^orm der Glieder vor. Verlangt
Schutz für die Wurzeln, wes-
halb dieselbe zwischen englie-
genden Steinen oder deren Rit-
zen, ohne viel Wasser zu be-
kommen, vorzüglich gedeiht.
Nasser Herbst und dann kalter
Winter räumen unter dieser
Art oft rasch auf.
Mit O. arborescens Englm. und O.
Engelmanni S. habe ich ebenfalls Ver-
suche gemacht; nach zwei scharfen
Wintern waren beide zugrunde gegan-
gen. Eine weitere Art, welche ich
Kleinere Mitteilungen.
641
aber hier noch nicht genügend geprüft:
C. missouriensis D C, hält verbürgten
Notizen nach ebenfalls eine Kälte von
26 — z'j^ C. aus, wie auch die gleichen
Aufzeichnungen besagen, dass Cereus
phoeniceus Englm. die gleiche Kälte
unbeschädigt ausgehalten . Letztere Pflan-
ze ist wohl nicht mehr viel in Kultur zu
linden, vielleicht weil dieselbe zu warm
«ehalten wurde? Herr L. Späth, Baum-
schulenbesitzer in Rixdorf bei Berlin, bie-
tet unter seinen alljährlichen Neuheiten
winterharte Cacteen an, die durch Herrn
Purpus in den Koloradobergen gefun-*
den wurden. In erster Linie ist es
obiger Cereus phoeniceus, dann Echi-
nocactus glaucus Schum.; Mamillaria
Purpusi Schum.; Mamill. Spaethiana
Schum., Mamill. missouriensis Sweet,
sowie noch sechs erst näher zu bestim-
mende Opuntien. Erstere fünf Ptlanzen
sind für manchen wohl noch etwas zu
teuer.
Die nicht mehr überall zu erhaltende
Opuntia humilis DC. sowie die von
R. H. Müller, Handelsgärtner in Striesen
bei Dresden in den Handel gegebenen
aus Samen entstandenen Formen von
O. camanchica : olbispina, major und
minor, welche sich schon bei ihrem
Züchter vor 20 Jahren als winterhart
gezeigt haben, bietet Herr Späth ganz
billig an.
Dahlien in Steglitz.
Die Besucher der Steglitzer Obst-
ausstellung hatten Crelegenheit, die
reichhaltige Sammlung abgeschnittener
Dahlienblumen zu bewundern, welche
die Firma Metz & Co. dort ausgestellt
hatte. Ein richtiges Bild aber bietet
und die gärtnerische Wertschätzung
ermöglicht nur derBesuch der Kulturen;
in kaum glaublichen Mengen und einer
riesigen Sortenzahl finden wir diese
Kinder des Herbstes hier beisammen.
Ich höre, dass mehr als 500 benannte
Varietäten vorhanden sind. Dass diese
nicht alle gleichwertig sind, liegt auf
der Hand. Manche sind äusserst arm an
Blüten, bei anderen, häufig den gross-
blumigen Arten, verstecken sich die
Blumen ganz im Laube. Solche sind für
landschaftsgärlnerische Zwecke natür-
lich nicht verwendbar. Aber die zahl-
reichen Arten, deren Blüten in reicher
Zahl an steifen autrechten Stielen über
das Laub erhaben sind, dürften wir
wohl etwas öfter in grösseren Parks
treffen, zumal der Wuchs vieler nicht
mehr der unbändige ist, den man
gewohnt ist, sich bei Dahlien vor-
zustellen, sondern etwa meterhohe
Kugelformen zahlreich sind. Und was
für Farben und Formen finden sich
da. Fliederfarben, gold-, hell-, orange-
gelb, hochbordeaux-, neu-, grell-
rot, gestreift, gesprenkelt, gewellt,
gelockt, gezähnt und so fort. — Auch
Herr van der S missen kann seine
sensationelle neue Cactusdahlie jetzt
in ganzer Vollkommenheit zeigen. L)ie
Kaiserin Auguste Victoria ist reinweiss
und von ausserordentlicher Grösse,
etwa 10, selbst bis 14 cm im Durch-
messer. Die Staude wird 1 bis 1,30 m
hoch, blüht sehr reich und trägt die
Blumen bis 25 cm über dem Laube.
Die 10 cm grossen Blumen machen
sich nach Herrn v. d. Smissen schöner
als die ganz grossen. Tr.
Heterocentron roseum A. Braun.
Anknüpfend an den die Vorzüge
obengenannter Pflanze beleuchtenden
Artikel in Heft 21 S. 587 der Gartenflora
möchte auch ich diese schöne, sich durch
ausserordentlichen Blütenreichtum aus-
zeichnende Melastomacee jedem Fach-
manne recht warm empfehlen — • und
zwar zur Bepflanzung der Blumenbeete
im Herbst. Dem Reigen der sich uns
zur Pflege eines abwechselungsreichen
Blumenflors zur Verfügung stellenden
Pflanzen mag auch das Heterocentron
roseum eingefügt werden. Zeitig im
642
Kleinere Mitteilungen.
März alten überwinterten Pflanzen ent-
nommene Stecklinge wurden nach
ihrer Bewurzelung in kleinen Töpfen
auf einen warmen Mistbeetkasten ge-
bracht, nach Bedarf in grössere mit
nahrhafter Mistbeeterde gefüllte Töpfe
gepflanzt und im August auf einem
sonnig gelegenen Beete ausgetopft.
Mehrmaliges Entspitzen der Triebe zur
Erzielung recht buschiger Pflanzen ist
Bedingung, und blühen sie dann bis
zum Eintritt des Frostes sehr dankbar.
A. Fintelmann, Berlin.
Begonia semperflorens Lk. et Otto var. atro-
purpurea Vernon
ist, wieHerr Schelle inHeft 20S. 557 der
Gartenflora mit Recht rühmend hervor-
hebt, eine der wertvollsten Begonien,
die uns zur Bepflanzung der Blumen-
beete zur Verfügung stehen. Leider
bleibt sie durch Aussaat nicht konstant;
von 100 Pflanzen, aus Samen gezogen,
erhielt ich nur 10 mit dunkelroter
Blüte und eben solchen Blättern. Ich
überwintere deshalb stets einige
Pflanzen im temperierten Hause dicht
unter Glas, und treibe sie im März im
warmen Hause oder auf einem warmen
Mistbeetkasten an, um sie dann durch
Stecklinge zu vermehren.
A. Fintelmann, Berlin.
Samen an Gingko biloba.
Im botanischen Garten und Schloss-
garten zu Karlsruhe stehen wohl einige
der grössten und ältesten Gingko-Bäume
Deutschlands. Im Schmuck der Herbst-
färbung sind die Bäume nebst den
Liriodendron und amerikanischen
Eichen eine Zierde unseres Gartens.
Es ist keine Seltenheit mehr, dass
Gingko in Europa Samen ansetzen,
aber uns hatte das Glück noch nicht
geblüht; die grossen alten Bäume, die
einzeln stehen, sind Männchen, das vor
etwa 35 Jahren gesetzte weibliche
Exemplar hat sich schlecht entwickelt,
ist niedrig geblieben. Etwa zu gleicher
Zeit gepflanzte Samenpflanzen hielt man
ihres straffen Wuchses wegen gleichfalls
für Männchen. Wie gross war deshalb
unsere Überraschung, als nach dem
Blattabfall auch eine Menge gelber,
pflaumengrosser Früchte von dem
kräftigsten, schönsten Baum herabfielen,,
und oben in den Ästen noch alles
vollhing; zwei Körbe voll Samen
konnten gesammelt werden; natürlich
schaute ich nun auch nach der be-
kannten weiblichen Pflanze, richtig,
auch hier hingen einige Zweige dick
voll Früchte. Es ist das erste Mal,
dass Gingko hier Samen ausreifte, es
beweist aber auch, dass die allgemein
verbreitete Ansicht, die weiblichen
Bäume seien niedriger, und von
sparrigerem Wüchse als die Männchen,
falsch ist. Der Samen ist voll und
völlig reif, so dass kein Zweifel ist,
dass derselbe auch gut keimen wird.
Karlsruhe. Graebener.
Streptooalyx Vallerandi E. Morr.
Von dem eifrigen Bromeliaceen-Lieb-
haber Herrn O. J. Qu intus in Helpman
bei Groningen, Kiederlande, erhielten
wir kürzlich die Photographie dieser
schönen Bromeliaceae imd auch den
abgeschnittenen Blütenstand, welcher
die Gestalt eines riesigen Zapfens mit
schön roten Deckblättern und blauen
Blumen hat. Es ist auch eine sehr
dankbare Zimmerpflanze.
Herr Duval jr., Sohn des bekannten
Bromeliaceenzüchters Duval in Ver-
sailles, weilte am 17. November in
Berlin und besichtigte unter Führung von
L.Wittmack den Borsigschen Garten,
sodann den botanischen Garten etc.
Aus den Vereinen.
643
Aus den Vereinen.
Ausflug des Frankfurter Rosisten-Vereins am
Sonntag den 10. Juni 1894 nach Homburg v. d. H.
zur Besichtigung des Rosariums des Herrn
Freiherrn von Gremp.*)
Die Anlage des Herrn von Gremp
ist nach zwei Richtungen hin interessant
und unterscheidet sich von so vielen
anderen dadurch, dass die Pflanzen
nicht, wie in der Regel auf Beeten oder
als Rosarium ausgepflanzt, sondern in
landschaftlichem Stil auf Rasen und
zwar der grösste Teil in einer Durch-
sicht zwischen Gehölzgruppen plaziert
sind, auch zum Teil als Vorpflanzung
vor grösseren Gehölzgruppen Verwen-
dung gefunden haben. Die Rosen heben
sich infolgedessen von dem saftigen
Grün sehr gut ab, zumal die ganze An-
lage eine nach Süden geneigte ist und
man infolgedessen einen sehr schönen
Blick sowohl von unten als auch von
oben über das Ganze geniesst.
In zweiter Linie ist die Sammlung
interessant, weil sie eine Menge alter
Sorten birgt, die man heute in keinem
Katalog mehr findet. Hiermit soll nicht
gesagt sein, dass Sammlung von Sorten
stattfindet, welche nicht wert sind, dass
sie erhalten bleiben, im Gegenteil, es
sind die besseren alten Sorten, und auf
welchen Exemplaren findet man sie?
Wahre Rosenbäume! Dagegen aber
auch die neueren Sorten bis in die
jüngste Zeit werden sorgfältigst geprüft
und, wenn als gut befunden, Aveiter
kultiviert.
Herr Freiherr von Gremp, der in
der liebenswürdigsten Weise die Füh-
rung selbst übernommen, desgl. seinen
Gärtner zur Verfügung gestellt hatte,
gab bei jeder Gruppe eine eingehende
Erklärung ab, was ihm nicht schwer
fällt, da er jede Rose genau kennt,
nicht allein nach der Sorte, sondern
auch nach dem Standort.
*) Aus Mangel an Raum verspätet.
Sitzung des Franicfurter Rosisten-Vereins am
20. Juni 1894.
Ausgelegt war von dem Vorsitzenden
Herrn Strassheim eine Rose eigener
Züchtung. Derselbe teilte mit, dass die-
selbe denNamen»ProfessorDr. Schmidt«
tragen soll. Herr Professor Dr. Schmidt
hat die Rose in dem Garten des Herrn
Strassheim selbst in Blüte gesehen und
ist mit der Benennung derselben ein-
verstanden. Die Rose selbst ist ein
Sämling aus dem Jahre 1892, in die
Klasse der Remontantrosen gehörig,
von dunkel sammetig purpurrot nach
der Mitte in feuerrot übergehend.
Die Pflanze ist von kräftigem Wuchs
imd schöner, dunkelgrüner Belaubung.
Herr Strassheim teilte noch ferner
mit, dass bei einem etwaigen Verkauf
der Rose, sei es auch durch wen es
will, der Erlös dafür der Vereinskasse
zu gute kommen soll, was von sämt-
lichen Anwesenden mit Befriedigung
entgegengenommen wird.
Es wird zu Punkt 2 der Tagesord-
nung übergegangen:
Nützliche und schädliche Insek-
ten der Rosen kultur.
Der Vorsitzende lässt schon längere
Jahre von der Malerin Fräulein Lina
Michel, welche auch für die deutsche
Rosenzeitung bis jetzt die meisten
Aquarelle gemalt hat, Insekten, die er
an den Rosen findet und zwar in allen
ihren Lebensstadien undEntwickelungs-
perioden nach der Natur als Aquarell
malen. Dieselben wurden sämtlich
vorgezeigt und erklärt. Die Anwesenden
waren alle erstaunt, mit welcher pein-
lichen Gewissenhaftigkeit die einzelnen
Aquarelle hergestellt sind, z. B. erklärte
Herr Strassheim als eines der nütz-
lichsten Insekten für Rosenkultur den
Marienkäfer. Derselbe wird auch noch
im Volksmunde mit verschiedenen
anderen Namen bezeichnet, als Herr-
644
Aus den Vereinen.
gottskälbchen, Sonnenkälbchen, Sieben-
punkt. Sein richtiger Name ist „Coci-
nella septempunctata". Der Käfer nicht
allein, besonders sind es die Larven
desselben, welche dem kleinen Unge-
ziefer der Rosenlaus an den Rosen
nachstreben. Die Larve des Marien-
käfers verzehrt in einem Tag eine ganze
Menge Blattläuse; leider ist sie von
d-en wenigsten gekannt. Herr Strass-
heim hatte deshalb eine Anzahl der
verschiedensten Insekten lebend mit-
gebracht rmd vorgezeigt. Den Marien-
käfer in seiner ganzen Lebensgeschichte,
den Käfer, die Larve und die Puppe.
Die Larve ist braungrau, auf dem
Rücken einige gelbe Punkte, auch zu-
weilen Streifen. Die Form des ganzen
Tierchens gleicht in sehr verkleinertem
Massstabe einerEidechse, in gedrungener
Form gedacht. Man sieht die Larve
häufig sehr rasch und geschäftig auf
den Zweigen und Blättern der Rosen
herumlaufen, wo sie leider in vielen
Fällen aus Unkenntnis vertilgt wird,
in der Meinung, es sei ein schädliches
Ungeziefer, was nicht auf die Pflanze
gehörte. Diesem Schicksal verfällt
auch häufig die Puppe. Dieselbe
hängt an der Unterseite der Rosen-
blätter, als sei sie eine Unreinlichkeit
von irgend einem Insekt; sie hat die
Form einer Kugel, ähnlich wie eine
Kellerassel, die sich verfolgt sieht und
sich zusammenrollt. Von schädlichen
Insekten war eine grössere Menge auf-
gelegt als:
der Gold- oder Rosenkäfer (Cetonia
aurata),
der Junikäfer (Amphimallus solstitialis),
der kleine Junikäfer Phyllopertha (Ano-
mala horticola),
der Springkäfer (Lacon murinus),
die Rosenblattwespe (Hylotoma rosa-
rum),
die Rosenblattwespe (Emphytuscinctus),
die Larve und ausgehöhlten Triebe
durch dieselbe.
der goldgelbe und der graue Rosen-
wickler, Argyrotexa (Tortix) Berg-
manniana und rosana,
die Rosensc'habe, Coleophora gryphi-
penella u. n. a.
Kirschenfest des Frankfurter Rosisten-Vereins
bei seinem Mitglied, Herrn Kunst- und
Handelsgärtner Franz Schäfer, Born-
heimer Landwehrweg Xo. 150, am
24. Juni d. J.
Herr Schäfer hatte schon zeitig
im Frühjahr den Wunsch geäussert, bei
ihm resp. in seiner Gärtnerei zur Zeit
der Kirschenreife eine kleine Festlich-
keit zu veranstalten, was in der dankens-
wertesten Weise angenommen wurde.
Es fanden sich auf nochmalige Ein-
ladung am 24. Juni nachmittags eine
grössere Anzahl Mitglieder mit ihren
Familien und Freunden in seiner
Gärtnerei ein. Die Familie Schäfer
hatte die umfangreichsten Vorberei-
tungen getroffen und verlief die kleine
Feier bei herrlichstem Wetter und in
der heitersten vStimmung. Während
sich die Frauen und Kinder an den
frisch vom Baum gebrochenen Kirschen
labten, die in überaus reichem Masse
vorhanden, erquickten sich die Herren
an einem kühlen Glas Bier nebst Imbiss.
Berlin. Wie im letzten Winter
hatte auch kürzlich, am 15. November,
Herr Inspektor Dre ssler eine Anzahl
Mitglieder des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues mit ihren Damen zu
einem Tanzkränzchen vereint, um so
den Damen eine gewisse Entschädigung
für die häufige Abwesenheit ihrer
Männer in Vereinsangelegenheiten zu
bieten. Das Fest verlief vortrefflich
und wurde durch 2 Theatervorstellungen
noch besonders verschönt. Herr In-
spektor P e r r i n g sprach Herrn
Dressler den wärmsten Dank der
Teilnehmer aus.
Ausstellungen und Kongresse. — Litteratur.
64s
Ausstellungen und Kongresse.
Am 20. November ist derjenige Teil
des städtischen Treptower Parkes, der
für die Gartenbau-Ausstellung bestimmt
ist, an die Herren Kommerzienrat
Kühnemann, Baumeister P"" eh lisch
und Geheimer Kommerzienrat Gold-
berger, als Mitglieder des Arbeits-
ausschusses der Berliner Gewerbe-
Ausstellung 1896, übergeben worden.
Von der Stadt waren zu diesem Akt
abgeordnet die Herren Stadtverordneter
Loewel, städt. GartendirektorMächtig
und Obergärtner Hampel.
Auf derRosen-Ausstellung zu Görlitz
sind die Ehrenpreise des Vereins zur
Beförderung des Gartenbaues folgender-
massen verteilt: 1) grosse silberne
Medaille Herrn Emerich König,
Baumschule Niederlösnitz bei Dresden
für eine Gruppe hochstämmiger Rosen,
2) kleine silberne Medaille Herrn Rud.
Kierski, Inspektor der städtischen
Friedhöfe, Potsdam, für Entwürfe zu
einem Rosarium etc. 3) bronzene
Medaille Herrn Gärtner Weidlich
in Görlitz für ein aus Farnen etc.
zusammengestelltes Bild.
Anger münde. Die vom Verein
zur Beförderung des Gartenbaues
für unsere Ausstellung vom 29. und
30. September gestifteten Ehrenpreise
sind folgendermassen verteilt: a) die
grosse silberne Medaille als 1. Preis
dem Gärtner Hintze hierselbst für
Gemüse; b) die kleine silberne Medaille
als 1. Preis dem Kaufmann H. Wolff
hierselbst für ein reichhaltiges Obst-
sortiment mit Rücksicht auf Frucht-
vollkommenheit (Laien); c) die grosse
bronzene Medaille als 2. Preis dem
Gärtnereibesitzer Wünn hierselbst für
ein reichhaltiges Obstsortiment mit
Rücksicht auf Fruchtvollkommenheit
(Gärtner).
Der neue Verein Hamburger Chrysan-
themum-Freunde veranstaltete vom
20, bis 23. November eine grosse
Chrysanthemum-Ausstellung im Sage-
bielschen Etablissement. Die Firma
Götze & Hamkens lud dazu im Aut-
trage des Vereins ein.
Der Gartenbauveretn für den Kreis
Steinburg in Wüster (Holstein) hat die
vom Verein zur Beförderung des Garten-
baues gestifteten Ehrenpreise folgender-
massen verteilt: 1. grosse silberne Me-
daille für die beste gärtnerische Ge-
samtleistung: Kunst- und Flandels-
Gärtner A. Groht in Wilster. 2. kleine
silberne Medaille für die beste Gesamt-
leistung in Obst: Graf zu Rantzau,
Breitenburg. 3. bronzene Medaille für
die beste Gesamtleistung in Gemüse:
Gemüsebau - Verein in der Engel-
brechtschen Wildnis.
F"'reiburg in Baden. Die erste
Chrysanthemum-AusstellungdesGarten-
bau-Vereins ist eine ganz grossartige
geworden. Se. Kgl. Hoheit der Erb-
grossherzog beehrte sie mit einem ein-
gehenden Besuch und sprach sich sehr
günstig darüber aus. Fast 1200 M. für
Preise wurden verteilt, was schoa
einen Ivleinen Belag für die Leistungen
bietet.
Litteratur.
Williams. The Orchid Grower's
Manual 7. edit. London 1894.
Welche Fortschritte die Orchideen-
kunde gemacht und wie sehr die An-
zahl der neuen Arten und Hybriden
zugenommen hat, lehrt ein Vergleich
646
Litteratur,
zwischen dieser neuen und der im
Jahre 1885 erschienenen sechsten Auf-
lage. Damals ein Band in Ivlein Oktav
von ca. 660 Seiten, heute ein Band in
klein Quart mit breiterem Satz von
nahezu 800 Seiten, von welchen 72 auf
die Einleitung kommen. In diesem
Teile ist, wie wir beim Durchblättern
gesehen haben, kaum etwas geändert.
Es sind hier die allgemeinen Kultur-
bedingungen, die Anlage der Häuser,
die Zusammenstellung von Samm-
lungen, die Bekämpfung der Insekten
und sonstiger Schädlinge und andere
Fragen von allgemeinem Interesse be-
handelt. Es folgen dann in alpha-
betischer Anordnung die Gattungen,
■deren Arten wiederum nach dem
Alphabet angeordnet sind. Die Vorteile
für das schnelle Nachschlagen und die
offenbaren Mängel dieser Anordnung
liegen auf der Hand, uns will diese
gar zu schablonenhafte Behandlung
wenig behagen. Jeder Gattung geht
eine kurze Diagnose voraus und An-
gaben über die Kultur, bei w^elchen
aber nur die Verhältnisse Englands
berücksichtigt sind. Hierbei ist natür-
lich nicht zu vermeiden, dass bei
.grösseren und grossen Gattungen diese
Regeln etwas gar zu allgemein gehalten
sind, um einen besonders hohen Wert
zu haben, und dies trifft besonders dann
zu, wenn es sich um solche Gattungen
handelt w^ie Dendrobium und Epiden-
■drum, welche in allen möglichen
Höhenlagen und über einen ganzen
Erdteil hin verbreitet sind. Beigefügt
sind Litteraturangaben, besonders Citate
aus Illustrationswerken, und es bildet
das Werk somit einen teilweisen guten
Ersatz für den längst veralteten Index
Iconum von Pritzel. Dielllustrationen,
Avelche dem Text in grosser Menge
beigegeben sind, sind meist alte Be-
kannte aus Gardener's Chronicle und
Veitch's Manual of Orchidaceous-
plants; viele stammen aus dem Journal of
horticulture und wieder andere aus
englischen Gartenkatalogen. Bekannt-
lich sind diemeisten dieser Abbildungen
gut und charakteristisch, aber es wirkt
auf die Dauer doch ermüdend, wenn
man stets wieder dieselben unvermeid-
lichen Illustrationen antrifft. Das An-
wachsen gewisserGattungen ist vielleicht
das am meisten Auffallende an dieser
neuen Auflage. So nahm Cypripedium
in der sechsten Auflage 27 Seiten
kleineren Formates mit 14 Illustrationen
ein, in der jetzigen sind es 92 Seiten
grösseren Formates mit 35 meist grossen
Illustrationen. Dendrobium, obwohl
weniger Modepflanze, hat es von 40
auf 50 Seiten gebracht, Odontoglossum
von 50 Seiten auf 62, Masdevallia aber
von 15 auf 28. Dass bei allen diesen
Gattungen nur die gärtnerisch wert-
vollen Arten aufgenommen , die
»botanical Orchids« aber bei Seite ge-
lassen sind, versteht sich von selbst,
ebenso, dass die Beschreibungen sich
nur auf der obersten Oberfläche
habitueller Merkmale halten. Dass das
Buch ein unentbehrliches Hilfsmittel
gerade für deutsche Gärtner abgeben
wird, möchten wir bezweifeln, nicht
etwa, w'eil es in englischer Sprache ab-
gefasst ist, sondern, weil es gerade
betreffs der Kulturangaben zu sehr
englisch ist; sodann ist es bei der
alphabetischen Anordnung nur dann
möglich, eine etwa unbekannte Art zu
ermitteln, wenn man von vornherein
sehr genau weiss, wo und in welcher
Verwandtschaft man sie zu suchen hat,
und durch Vergleichen der oft über
viele Seiten verstreuten Beschreibungen
sich ein Urteil bildet. Dagegen ist
das Werk ein unter Umständen nütz-
liches Nachschlagebuch, um Litteratur-
angaben und Tafelcitate zu finden,
genau wie dies einer der Vorzüge des
in der ganzen Anlage äusserst ähnlichen
aber viel teureren Manual von J.
Veitch ist. F. Kran zl in.
Personal-Nachrichten.
647
Deutscher Gartenkalender,
XXII. Jahrgang 1895, Verlag von Paul
Parey, Berlin. — Dieser jetzt im
22. Jahrgange stehende Kalender hat
sich so bewährt, dass kaum noch ein
Wort der Empfehlung nötig ist. Be-
sonders sind es die vielen nützlichen
Tabellen, von denen wieder mehrere
neue hinzugekommen sind, und das
Verzeichnis der Vereine wie der Unter-
richtsanstalten, die ihn unentbehrlich
machen.
Ph. Held, Kgl. Garteninspektor
und Vorstand der Gartenbauschule in
Hohenheim. Das Schreibwerk des
Gärtners. Kurze Anleitung zur Ab-
fassung der schriftlichen Arbeiten des
gärtnerischen Betriebes, nebst zahl-
reichen Beispielen. Berlin, Verlag
von Paul Parey, 80 S. — Zur
rechten Stunde, wo der Unterricht für
jüngere Gärtner an vielen Orten be-
gonnen, ist dieses sehr praktische
Büchlein erschienen. Wir empfehlen
dasselbe bestens. Die gegebenen Bei-
spiele sind meist gut gewählt, die
Briefe oft etwas lang. N. 22 S. 57 ist
wohl keine General-Vollmacht zu
nennen. L. W.
Anleitung fürPflanzensamm 1er
von Dr. U. Dammer, Kustos am Kgl.
bot. Garten zu Berlin. Mit 21 in den
Text gedruckten Holzschnitten. Stutt-
gart. Verlag von F. Enke. 1894. Preis
M. 2,00. Ein recht wertvolles und wirk-
lich praktisches Büchelchen, das seinen
Zweck, dem Schüler, Lehrer, wie auch
nicht fachmännischen überseeischen
Reisenden ein praktischer Ratgeber bei
und nach ihren botanischen Excur-
sionen zu sein, voll und ganz erfüllt
und von jedem kundigen Pflanzen-
sammler nur stets bestens weiter em-
pfohlen werden kann. Ein dem Stoffe
nach gleichartiges, jedoch grösseres,
ausführlicheres, den theoretischen Teil
noch ins Auge fassendes Werk ist
bereits erschienen und sei auch auf
dieses hier noch gleichzeitig aufmerk-
sam gemacht. H. Lauck.
Considerations Generales sur
les Anom alles des Orchidees par
Mr. le Prof. O. Penzig, Directeur du
Jardin botanique de Genes. (Extrait
des Memoires de la Societe nationale
des Sciences naturelles et mathe-
matiques de Cherbourg, Tome XXIX.)
Gherbourg 1894. H. Lauck.
Personal-Nachrichten.
Ökonomie-Rat Dr. Bürstenbinder,
geboren 1840 zuBerlin, General-Sekretär
des landwirtschaftlichen Centralvereins
für das Herzogtum Braunschweig,
\ 19. November. Von seinen vielen
Schriften ist gärtnerisch besonders
»Feldmässiger Spargelbau« 1890, Preis-
schrift, Verlag von Paul Parey,
Berlin, wichtig.
Dem Baumschulen-Verwalter C. R.
Peicker zu Hertwigswalde in Schlesien
ist von Ihrer KgL Hoheit der Frau
Grossherzogin von Sachsen der Titel
»Obergärtner« verliehen.
Dem Parkgärtner B o e h m zu
Heinrichau wurde in gleicher Weise
der Titel »Obergärtner« verliehen.
Dem kgl. Obergärtner Goerth zu
Proskau wurde die 2. Obergärtner-
stelle am k. pomologischen Institut
daselbst definitiv übertragen.
Pierre Etienne Simon Duchartre,
Mitglied des Instituts, Offizier der
Ehrenlegion, Honorarprofessor an der
Fakultät der Wissenschaften zu Paris,
Secretaire-redacteur der Societe
648
Personal-Nachrichten. — Berichtigungen.
nationale d'Horticul tu re deFrance
seit 1856, f 5. November, im Alter
von 83 Jahren, in der ihm vom Garten-
bau-Verein Frankreichs seit langem in
dessen eigenem Hause, Rue de
Grenelle 84, eingerichteten Dienst-
vv^ohnung. -- Geboren am 2 7. Oktober 1811
zu Portiragnes (Herault), wurde er als
Nachfolger Payers Professor der
Botanik in Paris. Sein bekanntestes
Werk ist: Elements de botanique 1867.
Er war der Erfinder des Schwefeins
der Reben zur Vertilgung des Mel-
taues (Oidium Tuckeri) und hat sich
schon dadurch die grössten Verdienste
erworben. Seit dem Jahre 1886 lebte
er als Professor im Ruhestande, als
Sekretär und Redakteur des fran-
zösischen Gartenbau-Vereins aber war
er bis zu seinem Ende, 38 Jahre lang,
thätig.
L. Ziege 1er, bisher in der Landes-
baumschule zu Braunschweig thätig,
wurde, unter Ernennung zum Ober-
gärtner, mit der Leitung derselben, als
Nachfolger Kochs betraut.
Den Inhabern der Samenhandlung
Liebau & Co., Erfurt, wurde vom
Herzog von Anhalt der Hoflieferanten-
Titel verliehen.
Zu Offizieren des französischen Ver-
dienstordens für Acker- und Gartenbau
wurden ernannt: Andre Laurent,
Baumschulenbesitzer in Limoges und
J. B. Baillot, Handelsgärtner daselbst..
Geh. Hofrat Pfeffer, Leipzig, und
Geh. Reg.-Rat Professor Dr. Stras-
burger, Bonn, haben die Redaktion
von Pringsheim's »Jahrbücher für
wissenschaftliche Botanik« über-
nommen.
Dr. Karl Schilbersky, Assistent
am botanischen Institut der Universität
in Budapest, wurde zum ordentlichen
Professor für Botanik und Pflanzen-
krankheiten an der kg], ungarischen
Gartenbaulehranstalt ernannt.
Professor l)r. August Garcke^
Berlin, dessen bekannte Flora . von
Deutschland demnächst in 17. Auflage
erscheint, beging am 25. Oktober seinen
75. Geburtstag in voller Rüstigkeit. —
Demselben ist inzwischen der KgL
Kronenorden 3. Kl. verliehen.
William LuntA^om kgl. botanischen
Garten inKew wurde zum Hilfsinspektor
am kgl. botanischen Garten in Trinidad
ernannt.
Berichtigungen.
Gartenflora Heft 21 S, 570 lies selbstgezogene Palmen des Herrn Neubert.
Pr. Holland, nicht Dreubert.
Heft 2 3 S. 593. Die Rohrmatten des Flerrn v. d. Smissen-Steglitz kosten
nicht der qm 1,20 M., sondern das Stück; der qm kostet 36 Pfg.
Heft 22 S. 599 Zeile 3 von unten bei Besprechung der Gärtnerei des Herrn
G. Vincke-Duj ardin, Brügge, könnte der Ausdruck: »Die Zeichnungen ent-
nehmen wir der Schrift des Herrn Bosschere«, so verstanden werden, als seien
die Stöcke entliehen; in Wirklichkeit haben wir aber nach den grossen Zeich-
nungen der gedachten Schrift kleinere eigens für die Gartenflora anfertigen
lassen. L. W.
807. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues
am 29. November 1894.
I. Der Direktor, Wirkl.Geh.Ober-Finanzrat von Pommer Esche widmete dem
entschlafenen früheren Schatzmeister, Kgi. Hof lieferanten F. J. M. Plumpe
sowie dem gleichfalls verschiedenen Kgl. Hofgärtner Wundel-Potsdam
warme Worte der Anerkennung und ehrte die zahlreiche Versammlung
das Andenken der Verstorbenen durch Erheben von den Sitzen.
II. Vorgeschlagen wurden zu wirklichen Mitgliedern:
1. Herr Baumeister Hahn, Berlin,
durch Herrn Obergärtner Müller;
2. » Gärtnereibesitzer PI. Keyssner, Zossen,
durch Herrn Geh. Justizrat Keyssner;
3. » Landschaftsgärtner A. Dalskov, Kopenhagen,
durch Herrn Wittmack;
4. » Freiherr von Fürstenberg L, Sekonde-Lieutnant im Garde-
Kürassier-Regiment, Berlin,
durch Herrn von Pommer Esche;
5. » Lieut. d. Res., Gutsbesitzer A. Wollank, Schloss P)amms-
mühle bei Schönwalde,
durch Herrn Jörns;
6. » Gartenbesitzer H. Hinz, Kiel-Wik,
durch Herrn Loock;
7 » Kalkbrennereibesitzer E. Lehmann, Berlin,
durch Herrn Loock;
8. » Landschaftsgärtner Ch. Rolfs, Friedenau-Berlin,
durch Plerrn Kaehler.
III. Ausgestellte Gegenstände waren in so grosser Zahl vorhanden, dass
deren Besprechung fast 2 1/2 Stunden in Anspruch nahm und der Vortrag
des Plerrn Garten-Inspektor Perring über seine Reise nach Englahd
auf die nächste Sitzung am 27. Dezember verschoben werden musste.
1. Die Herren Schwarzburg und Kretschmann -Pankow ~ führten
mehrere Hundert Primula chinensis in Sorten vor, deren Samen der
Verein von denjenigen englischen Firmen, welche auf der Chicagoer
Weltausstellung preisgekrönt waren: H. Cannell & Sons-Swanley-Kent,
James Carter & Co. -London, Kelway & Son-Langport, John
Laing & Son-Chiswick-London, sowie von Herrn Knoderer in Nizza
bezogen hatte, und diese erregten wegen der schönen Farben und grossen
Blumen allgemeines Erstaunen. Leider war versäumt, von den besten
deutschen Züchtern Samen zum Vergleich zu beziehen; in Chicago fanden
die Pflanzen aus deutschem Samen nicht allgemeinen Beifall, die Ameri-
QrQ 807, Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
keiner fanden sie zu kleinblumig und die Farben nicht verlockend für
Ilandelsgärtner. Es M'urden aber Ernst Benary-Erfurt für seine Samm-
lung, die als »beste gemischte Sammlung« bezeichnet wurde, und H. Mette-
Quedlinburg für eine Primula sinensis fimbriata lilacina albo marginata
auch mit einem Preise ausgezeichnet. (Siehe die prämiierten Sorten
Gartfl. 1893 S. 636 und 686.)
Herr Schwarzburg bemerkte, dass in Berlin die Primeln meist aus
französischem Samen gezogen werden. Hervorzuheben seien von den
ausgestellten: von Knode rer-Nizza: kermesina splendens und rouge
vif, besonders aber coerulea. die bei Tage ein schönes Lilablau
und eine grosse Vervollkommnung gegen das frühere Blau zeigt. Die
englischen zeichnen sich alle durch einen vorzüglichen, dichten,
kräftigen Habitus aus, meist aber blühen sie später als die französischen,
ausgenommen Crimson. Besonders zu loben sind: » Cannells pink« und
Carters »Holborn Magenta«, tief dunkelrot. Die englischen Samen sind
aber sehr teuer, 50 Korn von den Neuheiten kosten im Durchschnitt 3,50 AI,
während man bei Herrn Kn od er er dafür ein ganzes Gramm erhält.
Herr Kretschmann erklärte: Die Leuchtend roten sind alle in der Farbe
trotz ihrer verschiedenen Xamen einander fast gleich, John Laings
»Chiswick red« würde ich eventl. den Vorzug geben. Die früheste war
Kelways »Crimson«. Die gefüllte weisse von John Laing zeichnet sich
durch besonders kräftigen Wuchs und grosses Blatt aus, auch alba oculata
hat einen solchen Wuchs, das gelbe Auge tritt aber nicht viel mehr
hervor als bei anderen. (Wurde in Chicago besonders hervorgehoben
als zukünftige gelbe Primel. D. W.) Unter sämtlichen gefüllten Pflanzen
aus englischem Samen war keine einzige einfache, dagegen aus
französischem Samen mehrere. Carters Holborn Magenta ist schöner als
die alte Magenta, welche oft nur 20% Blumen, die auch Lichtfarbe be-
sitzen, brachte. Leider ist bei den heutigen .Primelpreisen der englische
Samen für Handelsgärtner zu teuer. Die Knodererschen kommen den
englischen z. T. gleich, seine rouge vif ist hier schon bekannt, von 36
gefüllten, deren Samen Herr K. gratis mitgesandt, waren aber nur 5 ge-
füllt.— Hr. Schwai'zburg undHr. Kretschmann stellten ihre vorgeführten
Pflanzen den Mitgliedern zur Verfügung, diedavon dankbar Gebrauch machten.
Herr Garten -Inspektor Perring fügte hinzu, dass er kürzlich die
Primeln bei Herrn Kretschmann am Tage gesehen habe, wo die Farben
noch viel schöner sind, mit Ausnahme der Magenta, die abends schöner
ist. Er regt einen nochmaligen Vergleich, bei dem auch deutscher Samen
zur Verwendung komme, an.
Herr Schönfliess und Herr A. Drawiel bedauerten, dass die Primeln
so schlecht bezahlt werden, billige Marktware kommt das ganze Dutzend
Töpfe, 1,25 M (bessere freilich bis 3 M).
2. Herr Keyssner-Zossen führte eine Anzahl schöner Cattleya
autumnalis (C. Warocqueana) vor. Er betreibt die Orchideenkultur
erst seit 1893, ist aber mit den Erfolgen zufrieden. C. Warocqueana
wurde durch Bungeroth in Südamerika entdeckt und von Linden-
Brüssel eingeführt. Um nicht zu viel Mittel aufzuwenden, habe er zur
Hälfte etablierte, zur Hälfte , importierte Pflanzen, die viel billiger sind,
807. Versammlung des \'ereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. (5c, j
gekauft. Unter letzteren sei eine weisse, für" die rtlan ihm 200 M ge-
boten, während er 8 M gegeben habe. Der Absatz könnte manchmal
besser sein, manchmal reicht aber der Vorrat nicht aus, so jetzt vor
Weihnachten. Je heisser die Cattleya autumnalis zur Zeit, wo die Blüte
in der Scheide steckt, gehalten wird, desto blasser ist die Farbe, je lang-
samer man sie kommen lässt, desto dunkler. Er empiiehlt, recht viel
Orchideen zu kultivieren und das Publikum dafür zu interessieren.
Herr Gartenbaudirektor C. Lackner wies auf den grossen Wert der
Cattleya autumnalis als Handelsptlanze hin, sie blüht zu einer Zeit, wo
Orchideen gesucht sind, während andere Cattleyen im Sommer blühen.
Die Grösse der Blumen scheine auch nach den Standorten im
Vaterlande zu wechseln . er habe von einigen Distrikten gross-
blumige, von anderen solche mit schmalen Blumenblättern. Herr
Vincke-Dujardin - Brügge, dessen Etablissement in Gartentlora 1894
S. 59Q abgebildet ist, soll zu Garnots 'I'od für 68 000 Fr. Odontoglossum
Alexandrae -Blüten nach Frankreich geschickt haben. — Herr Keyssner
bedauert, nicht noch mehr Orchideen gekauft zu haben, für gute Ware
erhalte man auch gutes Geld und man müsse die Ware nicht verschleudern,
Er bekomme für eine Cattleya-Blüte 1,50 M vom Händler (Herr Lackner.
Bluth und Brandt 1 M)
Herr Gartenbaudirektor Brandt empfahl, importierte Orchideen zu
kaufen, zumal die Händler von etablierten meist nur schwächere weg-
geben. Die Kultur ist einfach, wenn man nur das Vaterland weiss, und
wer Liebe zu Blumen hat, sollte Orchideen pflanzen, die Entwickelung
der importierten zu verfolgen, ist höchst interessant. Cattleyen-Blüten
halten sich 3 Wochen, Odontoglossum - Blüten 4 Wochen, Cypripedien
2 — 3 Monate! Die Nachfrage steigt, Orchideen wachsen viel mehr ins
Geld als Palmen.
Herr F. Bluth warnte, doch nicht zu stark sich auf Orchideen zu legen.
Wenn wir bei Primeln teureren Samen nehmen, Averden wir auch bessere
Ware und einen höheren Preis erhalten. Herr Keyssner sieht zu
rosig in der Orchideenkultur, ihm sind wahrscheinlich noch keine übrig ge-
blieben, wie das im Sommer vorkommt. Indess lindct man vielleicht
noch mehr Orchideen heraus, die sich als vorzügliche Handelspflanzen
eignen, besonders für die blumenarmen Monate, und nach Jahren kann
man das angelegte Kapital herausschlagen. Die Preise des Herrn K cy s s n er
erhalten andere hiesige Orchideenzüchter nicht. Zufälligkeiten, wie der
Tod Carnots und des russischen Kaisers mögen da mitgespielt haben.
Der Händler zahlt meist 1 M, nimmt dafür 1,25—1,50 M und der
Blumenhändler dann 2,50 M. Das können nicht viele bezahlen.
Herr Garten -Inspektor Perring wies darauf hin, dass der Name
Cattleya Warocqueana gestrichen und dafür der ältere C. autumnalis ge-
setzt werden müsse. Im hohen Sommer sind übrigens auch in Eng-
land die Blumen nicht gesucht, darum ist die von .Sander wieder ein-
geführte C. autumnalis (identisch mit der von Linden eingeführten
C. Warocqueana) so wertvoll, sie blüht von Oktober Ijis Weihnachten.
Im allgemeinen wird sich die Beschaffung von Orchideen bei uns in
engen Grenzen halten, da nicht jedem Anfänger genügend Kapital zur
Verfügung stehe.
gr2 807. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
L. Wittmack wies darauf hin, dass der Bedarf Berlins an Orchideen
noch lange nicht durch die Züchter in und um Berlin gedeckt werde und
viel aus anderen Städten Deutschlands, auch aus Belgien hergesandt
werde.
3. Herr Obergärtner Weber hatte eine Anzahl vSchaublumen von
Chrysanthemum indicum aus dem Garten des Herrn Kommerzienrat
Spindler-Spindlersfeld ausgestellt, die so hervorragend waren, dass sie
in Grösse und Füllung den englischen, früher von G. Reid -London vor-
geführten vollständig gleichkamen. Er hat dies besonders dadurch er-
reicht, dass er gleich von vorn herein düngt, damit sie sich gleich kräftig
aufbauen und man die besten Knospen leichter erkennen kann; bei den
verschiedenen Sorten sitzen diese verschieden. Die Blumen stammten
nicht von Pflanzen mit 1 Blume, sondern von solchen, die mindestens
6 Blumen haben. Er bedauert, dass man namentlich in Privatgärtnereien
nicht mehr Wert auf grosse Blumen legt, denn nur an grossen Blumen
kommt der charakteristische Bau und die schöne Färbung voll zur
Geltung. Besonders schön sind: die weisse »Tangarita«, deren Samen
Herr Hofmarschall v. St. Paul-Illaire-Fischbach aus den kaiserlichen
Gärten zu Tokio erhielt (farbig abgebildet Gartenflora 1892 S. 449 t. 1378b,
damals zum ersten mal blühend, jetzt viel grösser), Sämling X 8. und
andere Sämlinge , alle ebendaher , ferner Leon Frache , Waban,
Ada Spaulding, Duke of York, Robert Owen, Miss Mary Weighmann, gelb,
G. C. Schwabe, rot, MUe. Marie Host, Geheimrat Wittmack, violett-rosa,
eingebogen, ganz dichtdachig etc.
4. Herr Obergärtner A. Kleemann-Düren hatte aus dem Garten des
Plerrn Kommerzienrat Ph. Schöller daselbst ebenfalls Chrysan-
themum-Blumen eingeschickt und liess fragen, ob diese schon die voll-
kommene Grösse erreicht hätten. Einzelne, darunter ein Waban, hatten
das allerdings, andere noch nicht ganz. Herr K. berichtete, dass er
Etoile de Lyon bis 24 cm Durchmesser gehabt habe. Er düngt erst nach
dem Knospenansatz kräftig. LIerr Weber übernahm die Beantwortung
der Kleemann sehen Fragen.
5. Flerr Obergärtner Amelung vom Joachimsthalschen Gymnasium,
wo zum Zwecke des Unterrichts Chamioignons gebaut werden, erläuterte
eme ganz neue, von ihm erfundene Methode der Zucht in liegenden alten
Cementtonnen, in einem Keller von 6^ R. in mehreren Etagen auf-
geschichtet, die wegen ihrer Einfachheit allgemeines Aufsehen erregte.
Dieselbe wird in Gartenflora Heft 1 1895 mit Abbildungen beschrieben
werden.
Herr E. Dietze-Steglitz erklärte, er habe Herrn Amelungs Anlagen
gesehen und sei erstaunt über die praktische Einrichtung; Stellagen halten
nur 3 — 4 Jahre und daran scheitert oft die Kultur. Die vorgelegte
Tonne ist nicht etwa eine Ausnahme, nein, alle sind so gut mit Pilzen
besetzt. Auch für Handelsgärtner ist das sehr zwerkmässig, wie auch
Herr Hofgärtner Hoffmann meint.
6. Herr Prof. Dr. Paul Sorauer sprach über die in voriger Versammlung
besprochene Epheukrankheit bei Herrn Drawiel-Lichtenberg. Nach
seiner Untersuchung ist es ein Pilz, eine Phoma-Art, der sie veranlasst. Die
jy. 'Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc. 653
Blätter zeigen erst rötliche Punkte, die in der Mitte bald gelb werden,
später zerreisst das Blatt. Die Ursache scheint eine zu gute Ernährung,
das Rindengewebe war sehr dick und schwammig.
Herr Kgi. Obergärtner Habermann-Schloss Monbijou, der sehr viel
Epheu treibt, ist der Ansicht, dass die Krankheit durch lokale Verhält-
nisse bedingt sei, er habe einem Bekannten, der auch in Schloss Mon-
bijou wohnt, öfter Epheu gegeben, der ihn in einem Keller überwinterte,
immer sei er krank geworden, bei ihm selbst nie, da er ihn im Freien
überwintere.
Herr Bluth: Jeder Handelsgärtner hört auf, Epheu zu ziehen, sobald
er sieht, dass er krank wird. Das sollte man auch bei anderen Pflanzen
thun; die Krankheit ist alt, in geschlossenen Lagen tritt sie nicht auf.
Herr Dr. Damm er: Es giebt verschiedene Epheukrankheiten, die sich
ähnlich sehen, bei Elerrn Weigt wurden die Stengel weich und fielen
um, das ist nach Prof. So r au er der Epheukrebs. Dr. Lindau am Kgl.
bot'. Museum hat gefunden, dass er durch Bakterien veranlasst wird, und
ich habe ELerrn Weigt geraten, das Fass, aus dem er giesst, gründlich
zu reinigen.
Herr Hab ermann ist nicht der Ansicht, dass durch Düngung die
Krankheit entstehe, stimmt aber Herrn Bluth bei, dass sie in geschlossenen
Lagen nicht erscheint. Man muss den Epheu nicht in der Sonne auf-
stellen, auch durch zu spätes Einpflanzen und Vernachlässigung des
Giessens bei Ueberwintt-rung im Keller wird viel gesündigt. Er pflanzt
den Epheu schon im Juli, wenn die grösste Hitze ist, in Töpfe, nicht
im August und September, und lässt dabei gar keinen Ballen an den
Pflanzen. Wenn dann die Nächte länger werden, bildet der Epheu dicht
unter der Erde wieder schöne Wurzeln; man muss es eben so einrichten,
dass er diese, die er sonst im Freien bildet, im Topf erzeugt.
Herr Tübbecke berichtete, dass Epheu unter Bäumen weniger leide als
freistehender, Elerr Neuheisel hat das Gegenteil gefunden. Herr
Weidlich bestätigt Herrn Tübbeckes Ansicht.
Herr A. Dawiel: Seit 40 Jahren werden auf meinem Grundstück in
Lichtenberg jährlich 4— 5000 Epheu gezogen und die Stecklinge dazu alle
Jahre neu vom Friedhof geholt Der Epheu überivintert im Freien unter
Reisigdecken, im nächsten Frühjahr, wenn die Häuser leerer werden, wird
er in Töpfe gepflanzt und in die Häuser gestellt, nach 14 Tagen bis
3 Wochen bilden sich dann neue Blätter. Nie ist Krankheit bei mir vor-
gekommen; mein Sohn hat aber jetzt mit Kloake giessen lassen und
dazu kam die nasse Witterung, diesen beiden Umständen schreibe
ich die Krankheit zu (also zu reichliche Ernährung, wie Herr Professor
Sorauer vermutete).
Flerr C. Grass IL hat seit langen Jahren den Epheu im Sommer um
11 oder iiV2Uhr mit kaltem Wasser bespritzt, wenn die einzelnen Blätter
gelb wurden, und so nie Krankheit erhalten.
Herr Professor Sorauer: Die Krankheit, von der Herr Grass spricht,
ist jedenfalls eine andere, bei unserer werden die Blätter rot. — Herr
Hab ermann hat ganz recht, wenn er sagt, die Ursachen seien lokale,
wir wissen sie aber nicht. Bei allen parasitären Krankheiten wirken zwei
()LA 807. Versammlung des Vereins zur Beförderung des Gartenbaues etc.
Faktoren: 1) eine günstige Entwicklung des Parasiten; 2) eine für ihn
günstige Disposition der Pflanze. In unserem Fall scheint, eine gewisse
Weichheit des Gewebes die Ansiedelung oder mindestens die Ausbreitung
zu begünstigen. Der Epheu ist von Natur eine Schattenpflanze, es kann
auch möglich sein, dass er an der Sonne eine andere Wachstumsrichtung
bekommt. Alan muss sich immer fragen; 1) Ist die Krankheit parasitär?
2) Welches sind die begleitenden Umstände? Auf letztere bitte ich stets
besonders zu achten.
7. Herr F. Bluth übergab eine Gallenbildung von einer Weide, deren
Untersuchung Herr Professor Sorauer übernahm.
8. Herr Nor wich überreichte Kropfmasern an 4-jährigen Eirn-
pyramiden, auf Quitte veredelt, welche Herr Professor Sorauer
ebenfalls übernahm.
9. L. Wittmack zeigte noch sehr wohl erhaltenes Holz von den vor-
weltlichen Baumstümpfen in der Braunkohlengrube Victoria zu
Gross-Räschen bei Senftenberg vor (s. Gartenflora 894, Heft 22,
S. 612), welches Herr Kgl, Baurat Hoffmann, der Besitzer der Grube,
ihm freundlichst hatte übersenden lassen. Wahrscheinlich ist es Taxodium
distichum, vielleicht auch Sequoia Langsdorfii; die Stümi3fe erinnerten
den Vortragenden sehr an die Stümpfe der Sequoia sempervirens in
Santa Cruz, Süd-Californen, auch das wellige Holz.
Zum Vergleich gab er Photographieen eines Cypressen-Sumpfes bei
Neu-Orleans herum, der aus Taxodium distichum besteht,
10. Herr Professor Dr. Conwentz. Direktor des westpreussischen
Provinzial-Museums, Danzig, hatte für das Museum der landwirtschaftlichen
Hochschule und für den botanischen Garten je 1 ExemjDlar eines ganz
kurzen Besens aus der Zwergbirke, Betula nana, übersandt, die er aus
Finland mitgebracht. Dort ist die ZAvergbirke allgemein verbreitet, wie
sie ja mit Salix polaris die am weitesten nach Norden gehende Gehölz-
art ist. Sie findet sich noch in Sibirien, Grönland etc.
Die Besen sind nur 37 cm lang und die ganze Pflanze wird meist nur
30 — 60 cm hoch. Interessant ist, dass die kleinen kreisrunden, nur 1 cm
breiten Blätter sowie die Kätzchen noch an den Besenruten sitzen.
IV. Die Frage, ob die von der DeiDutation für die Kanalisationswerke anstatt
der früheren 1 ha Fläche angebotenen 8 — 12 ar zur Prüfung von Neu-
heiten auf dem Rieselfelde zu Blankenburg angenommen Averden sollen,
rief eine lebhafte Debatte hervor, an der sich die Herren Jörns,
Perring, Dressler, Vogel er. Hoff mann. Lackner etc. beteiligten.
Schliesslich wurde auf Antrag der Herren Perring und Lackner be-
schlossen, die Angelegenheit in einer gemeinsamen Sitzung aller Aus-
schüsse noch einmal zu prüfen.
V. Der Schatzmeister, Herr Kgl. Hoflieferant J. F. Loock berichtete, dass für die
durch Plagel geschädigten Gärtner 1328 M 50 Pf. eingegangen und an
34 Geschädigte verteilt seien. Der Vereinskasse sind für Druckkosten
und Porto ca. 135 M Ausgaben erwachsen. — Herr Schwarzburg fügte
hinzu, dass der Bericht der Kommission über diese Angelegenheit nächstens
veröffentlicht werden würde.
Aus den Vereinen. — Ausstellungen und Kongresse.
655
VI. Das Preisgericht, bestehend aus den Herren Brandt, Busse und
A. Drawiel, sprach folgende Preise zu:
1. Herrn Obergärtner Weber für Chrysanthemum i grosse silberne
Medaille;
2. » Keyssner, Zossen, für Cattleya autumnalis 1 kleine silberne
Medaille;
3. » Obergärtner Amelung für Champignonzucht in Cement-
tonnen den Monatspreis von 15 M.
Die in der letzten Sitzung Vorgeschlagenen wurden als Mitglieder auf-
genommen.
V. Pommer Esche. Wittmack.
Aus den Vereinen.
Versammlung des Hamburg-Altonaer Gartenbau-
vereins im November.
Dr. Zacharias hielt einen Vortrag
über die Fortpflanzung der Blüten-
pflanzen und demonstrierte seine Aus-
führungen an einigen interessanten
Präparaten. Ausgestellt waren Chry-
santhemum in vorzüglicher Beschaffen-
heit, und Cyclamen in grossen vollblü-
henden Exemplaren, Zwei Pflanzen von
Cattleya labiata autumnalis trugen auf
jedemvSchaft sechs ausgebildete Blumen.
In einigen Exemplaren ist Carex jap. fol.
var., eine Glumaceae, vorhanden. Die-
selbe scheint für Jardiniere oder zur
Bepflanzung von Grotten in Winter-
gärten sehr verwendbar zu sein.
F. B— r.
Ausstellungen und Kongresse.
Chrysanthemumausstellung in Hamburg.
Durch eine Chrysanthemumausstel-
lung wurde am 20. November im Sage-
bi ersehen Marmorsaal die Gründung
eines Vereins von Chrysanthemum-
freunden wäirdig eingeleitet. Die Firma
Götze &Hamkens, deren Verdienste
auf dem Gebiete der Kultur dieser
Pflanze ich schon früher Veranlassung
nahm, in dieser Zeitschrift zu gedenken,
sandte im A^erein mit der Gärtnerei
des Privatmannes Schuhmacher eine
Ivollektion Schaupflanzen, welche den
mächtigen .Saal vollends füllte und
zeigte, w^elcher Entwickelung eine
Blume, deren Anfangsform einer Ca-
millenblüte nicht unähnlich ist, durch
aufmerksame, sachgemässe Behandlung
fähig ist.
Unter S c h uh m a c h e r s Pflanzen finden
wir einigeNeueinführungen. »Le colosse
grenoblois« trägt in der That eine sehr
grosse Blume, weiss, lilakarmin ge-
streift und leicht gebaut, »L'Isere«,
weiss, einwärts gebogen, »Lincoln«,
gelb, »Alberich Lund«, weinrot,
»M.H.Roberts«, hellrosa, innen gelb u. a.
Einige waren noch zu wenig entwickelt,
um ein Urteil über ihre Güte aus-
sprechen zu können.
Dass Götze & Hamkens in der
Kultur von Schaublumen Avohl hier
unerreichtes leisten, dürfte bekannt
sein. Ihre Sammlung umfasste ca. 100
Sorten in je 3—5 Exem plaren von tadel-
loser Form und Farbe und bedeutender
Grösse. Es war nicht nur ein gewähltes
Sortiment, sondern auch vollendete
Kultur. Die Berichte über Chrysan-
themumausstellungen in der Fachpresse
überheben mich wohl der Aufzählung
der besten Sorten; nicht unerwähnt
lassen will ich ihre eigene Züchtung,
Blume zart weisslich rosa, anemonen-
6^5
Personal-Nachrichten.
Berichtigunaen.
blutig, »Club Flora« benannt. Zu Binde-
zwecken scheint dieselbe äusserst
schätzenswert zu sein. — In welch'
rationeller Weise in dieser Gärtnerei
die Kultur gehandhabt wird, zeigen
uns die grossen Gruppen von Schau-
pflanzen, mit denen der Saal bestellt
A\'ar.
H. F. C. Sander zeigt die ver-
schiedenartige Anwendung der Chry-
santhemumblume an einigen, mit
grossem Geschmack gefertigten Blumen-
stücken. Auffallend ist unter diesen
ein grosser, mit hellbraunen Blumen
umrahmter Spiegel. Das denselben
zierende Bouquet l^esteht aus Mar-
guerites, Canna- und Crotonblättern
und gelben Chrysanthemum. Sehr zart
und duftig ist die Garnierung einer
Lyra mit zersprungenen Saiten, als
Symbol zerstörten Glücks. Den oberen
Teil des Rahmens bilden weisse Chry-
santhemum; die Farbe geht nach unten
hin in zartes lila über. Schmückung
Aveisse Clarysanthemum und Odonto-
glossum Alexandrae. Ein Trauerkranz
von grossen Dimensionen wäre eben-
falls zu vermerken. Das Licht zahl-
reicher farbiger Glühlampen • — die
Chrysanthemumblume bedarf,um durch
ihre Farbe zu wirken, einer intensiven
Beleuchtung — trug dazu bei, jedes
Stück in seiner Schönheit recht her-
vortreten zu lassen.
Jedenfalls haben sich die genannten
Herren um das Zustandekommen einer
Ausstellung verdient, gemacht, die von
Fachleuten und vom Publikum als her-
vorragende Leistung anerkannt werden
muss. F. B — r.
Personal-Nachrichten.
Der rühmlichst bekannte Verlags-
buchhändler Paul Parey-Berlin ist
am 7. Dezember gelegentlich seines
25jährigen Jubiläums von der Uni-
versität Halle zum Ehrendoktor er-
nannt.
L. Wittmack ist zum Ehrenmitglied
des Gartenbau-Vereins zu Potsdam er-
nannt.
Der Hoflieferant Klings stellte bei
dem lüo jährigen Jubiläum der kauf-
männischen Ressource von 1794 im
Verein mit Herrn Janicki am 8. De-
zember eine so grossartige Dekoration
der Treppe und des Festsaals her, wie
sie Berlin wohl noch nie gesehen hat.
Andreas Treffehn, Obergärtner
und Magazin-Verwalter zu Quedlinburg
ist das Allgemeine Ehrenzeichen ver-
liehen.
Joh. Georg Wunderlich, Kauf-
mann und ßaumschulenbesitzer zu
Frankfurt a. M. ist das Prädikat als
Hoflieferant verliehen.
Berichtigungen.
Seite 539 ad 9 muss es heissen: Herr Dr. U. Dammer, Fricdenau, über-
brachte eine Anzahl Aepfel aus seinem elterlichen Garten.
Auf Seite 541 ad VI muss es heissen: Im Gard. Chronicle vom 22. Sep-
tember, S. 35i, das in der Sitzung auslag, habe er (Dr. Dammer) bezüglich
Weintrauben eine Angabe gefunden, dass in England eine Traube von Gros
Guillaume im Gewichte von 23 Pfund 5 Unzen (engl. Gew.) und von Black
Hamburgh eine Traube im Gewichte von 21 Pfund 12 Unzen einmal ausgestellt
gewesen sei und fragt an, wie schwer die von Herrn Schreiber ausgestellten
Trauben sind.
S. 635 Zeile 2 von unten muss es heissen: Chr. Drescher, Berlin, anstatt
Dressler.
Inhalt.
I. Abbildungen.
a) Tafeln.
(Die Zahlen bedeuten die Nummer der Tafel).
Billbergia X Wittmackiana H. L. B. 1405.
Cochlioda Noezlian- Rolfe 1403.
Darwin-Tulpen V. E.H. Krelage & Sohn 1406.
Flieder, gefüllter, „Michel Buchner" 1409.
Incarvillea Delavayi Bur. et Franch. iSgS.
Italienischer Garten im Park des Herrn
H. H. Hunnewell in VVellesley bei
Boston, Mass. iSqq.
Mamillaria barbata Engelmann 1400.
Primula chinensis fimbriata ,, Schwarzauge"
1402.
Solanum muticum N. E. Brown 1401.
Syringa vulgaris fl. pl. „Le'on Simon" 1407.
Tita -Traube 140S.
Tulpen, Darwin-, von E. H. Krelage Sc Sohn
1406.
Vanda teres Lindl. 1404.
b) Abbildungen im Text.
(Die Zahlen bedeuten die Seite).
Abelmoschus esculentus speciosus 622.
Aechmea macracantha Brongn. 175.
Aster, Reids kugelblUtige Rühr- 41.
Aster, Triomphe des Marche's i36.
Ausschmückung einer Tafel mit Chrysan-
themum bei elektrischer Beleuchtung 3j.
Ausstellung des Märkischen Obstbau-Vereins
in der Maschinenhalle des Ausstellungs-
parkes zu Berlin 579, 58i.
Begonia Erfordia 41.
Bibliothek und angrenzende Räume im
Hause E. H. Krelage & S. in Haarlem 566.
Bindereien der Firma Th. Hübner, Berlin 61.
Bindereien, geschmackvolle, auf der Herbst-
ausstellung 1S93 des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues 117.
Blumenbeetchen 343.
Blumenbrett, zurückdrehbares 71.
Blumengruppierung ohne Figurenlegen 343.
Blumengruppierung um eine Statue 342.
Blumentorte um eine Statue 342.
Bryobia nobilis C. L. Koch (?) 491.
Calla, neue, mit rosa Blutenscheide (Reh-
manni), i5.
Canna „Königin Charlotte" bj.
Chamaepeuce Afra 41.
Chicago, Teppichbeete im Washington-
Park 157, 159, 161.
Crataegus orientalis 292.
Crataegus tanacetifolia Lam. 21 5. — tana-
cetifolia Pers. 292. —
Crinum Roozenianum 40.
Cypripedium Sanderianum superbiens 52o.
Delphinium sinense grandiflorum nanum
compactum 137.
Denkmal J. M. Hildebrandts auf Madagas-
kar 287.
Deutzia parviflora Bunge 65.
Dianthus caryophyllus semperflorens i36.
Dipladenia atro-purpurea D. C. (dunkel-
purpurne Doppeldrüse) 548.
Eierfrucht, sehr frühe von Barbentane 97.
Endivie, weisse krause Moos- 97.
Erdbeere ,,Laxtons Competitor" 290. —
„Laxtons Latest" of All 289. — „Lax-
tons Scarlet Queen" 290. — ,,Laxtons
Sensation" 290. — „Royal Sovereign" 290.
Eschscholtzia maritima 41.
Fagus silvatica bei Schleiz 325.
Farnhaus in einem Kalthause bei Herrn
Slomann in Altona-Othmarschen 2J0.
Forsythia suspensa, Sämlinge mitbesonderer
Blattform 619.
Gaerdt, Heinrich, Königlicher Gartenbau-
direktor 5.
Gärtnerei von Ed. Pynaert van Geert In
Gent 399, 401.
Gerardia tenuifolia 43.
Giebelstein von 1755 am Giebel des Bi-
bliothekgebäudes von E.H. Krelage «& Sohn
in Haarlem 568.
Glossopetalon meionandrum Koehne 239.
Grazie ersten Ranges 341.
Grazie niederen Ranges 341.
Gruppierung, natürliche 345.
Gurke, lange, Sikkim- 97.
Handelsgärtnerei von William K. Harris in
Philadelphia 93.
Hasskarl, Justus Karl 207.
Helianthus lenticularis 95.
Helianthus multiflorus maximus 554.
Hexenbesen an einer Birke 407.
Hibiscus esculentus speciosus 623.
Kartoffel „Die Czarina" 99.
Konifere mit amputierten Gliedern 341.
Kopfkohl, krausgeränderter, Winter- 97.
Krelage, Ernst Heinrich 563.
Krelage, Jacob Heinrich 564.
Kürbis, bronzefarbiger von Monthlery loi.
66o
Sachverzeichnis.
Lathyrus odoratus „Bronce King" 48.
Lattich, römischer Gigogne loi.
Lesezimmer im Hause E. H. Krelage & Sohn
in Haarlem 565.
Liquidambar styraciflua L. im Forstgarten
bei Cleve 457.
Lunaria biennis foliis variegatis 137.
Monophatnus bipunctatus i3i.
Nelke „Uriah Pike" 440.
Nymphe, badende, im Pahnenhause des
Borsigschen Gartens in Berhn i3.
Ortgies, Eduard 227.
Pflanzenmosaik 845.
Pinus Strobus L., Weymouthkiefer im
Forstgarten bei Cleve 456.
Primula obconica i38.
Rasenbeete in der Nähe der Wohnungen 844.
Richardia Rehmanni Hort. i5.
Ricinus zanzibariensis 69.
Rosenbohrer, aufwärtssteigender i3i.
Rosentreiberei von E. Thiel in Plötzensee
hei Berlin 32i, 323.
Rotbuche bei Schleiz 325.
Sommerbepflanzung einer Teppichbeet-
gruppe 63.
Stachelbeer-Milbe, rote 491.
Stiefmütterchen aus dem Lyngen-Kirch-
spiel in West-Finmarken 444.
Sträucher, stammförmig gezogene 341.
Strauch, natürlich ausgewachsener 341.
Sukkulentengruppe im Park von Monrepos-
Geisenheim 385.
Tannenbaum „mit grünen Fingern" 341.
Teppichbeet, geschmackvolles 118.
Topfspaliere des Gartenbau-Direktors M.
Buntzel auf der Ausstellung des Märki-
schen Obstbau-Vereins 58i.
Torenia Fournieri grandiflora coelestina 76.
Tropaeolum, Hybride v. Madame Gunter i38.
Tulpenfeld in der Gärtnerei von E. H.
Krelage & Sohn in Haarlem 56j.
Vanda coerulea im Palmenhause des Herrn
Bluth 182.
Veranda an der Villa Borsig in Berlin i3.
Verbascum Wiedemannianum 76.
Viktoriapark in Berlin 265, 266, 267, 268, 269.
Vincke-Dujardinsche Gärtnerei in Scheeps-
daele bei Brügge 600, 602, 604, 6o5.
Wegner's Patent -Sauger 517, 5 18.
Wintergarten in der Villa Borsig in Berlin
S, 9, II.
Wintergarten von J. C. Schmidt aut der
Thüringer Gewerbe-Ausstellung in Er-
furt 38 1.
Zantedeschia Rehmanni Engl. i5.
2. Sachverzeichnis.
Abbazia, der Park von 194.
Abelmoschus esculentus speciosus 622.
Abies Nordmanniana mit Coccus racemosus
Ratzeburg behaftet 260, 27q.
Abies Nordmanniana X Pinsapo 2o3.
Abutilon „Andenken an Bonn" 189.
Abutilon „Sawitzers Neuzüchtung" 189.
Abutilon vexillarium 68.
Acer, die Varietäten der Gattung 420.
Ackerbau, einschliesslich Gerätelehre 523.
Actinidia Kolomikta 78.
Adam, Johann,Sachverständiger für Pflanzen-
untersuchungen in Herbesthal 29.
Adressbuch des Privat - Gartenbaues in
Deutschland von de Terra 193.
Aechmea macracantha Brongn. 174.
Aerides crassifolium Parish et Reichb. 428.
Aerides odoratum Loureiro 428.
Agardh, Jacob Georg 86, in.
Agave rigida 5i5.
Agave, Sisal- 5i2.
Ageratum multiflorum nanum compactum
coeruleum 166.
Ahrens, Hofgarten-Assistent 144.
Algier, Einfuhr nach 524.
Alpenpartie-Anlagen in Koppitz 192.
Alphand, Direktor der Arbeiten von Paris 448.
Alternanthera „Hermsdorf"' 166.
Alternanthera metallica aurea 166.
Alternanthera Reichardii 189.
Altersschwäche und Lebensmüdigkeit der
^Pflanzen 147, 177.
Amarantus speciosus Sims. 427.
Amarantus superbus (yi.
American Florist Company's Directory of
Florists, Nurserymen and Seedsmen of
the United States and Canada and
Reference Book 36o, 388.
Amerikanische Handelsgärtnerei 5o6.
Anthurium Wambeckianum 141.
Apfel: Bismarck 595. — Braunschweiger
Milch- 428. — Brightwatre 129. — Bryant
129. — Coulons Reinette 595. — Crab-
Apples i3o. — Gross i3o. • — Ernte 428.
— von Halder 258. — Hamblings Seedling
141. — Holz- i3o. — Jacobs- 129, 428.
Maybiers Goldparmäne 595. — Mickel No.I
i3o. — Muskat-Reinette 595. — Perry
i3o. — Snyder i3o. — Sommer-Gewürz-
428. — Story i3o. — Upp i3o. — White
Russet i3o.
ApfeIzweig,Anschwellung an einem
Arbeitskalender für Gartenliebhaber
Aronskelch i3.
Aronslilie 14.
Arum sanctum 141.
Ascherson, Paul, Professor Dr. 254,
Asparagus medeoloides Thnbg. 14.
Asparagus Sprengeri Regel 427.
Aster, Comet- oder Pudel- 92. —
oder Ball- 92. — Aster, Prinzess-
Riesen-Komet- 540. — sinensis
Reids kugelblütige Röhraster 47.
204.
144.
36(5.
Juwel-
189. —
fl.- pl.,
- Tri-
omphe des Marche's 1 35. — weisse Komet483.
Sachverzeichnis.
66 1
Atlantic City, NcAv-Jersey 549.
Ausflug der Vereins-Ausschüsse nach Pots-
dam 5oo. — nach StegHtz 5o2.
Ausflug d. Vereinsmitglieder nach Görlitz 368.
Ausschluss eines Vereinsmitgliedes, Berech-
tigung 333.
Ausschmückung einer Tafel mit Chrysan-
themum bei elektrischer Beleuchtung 35.
Ausschüsse, vereinigte, des Vereins zur Be-
förd. d. (lartenbaues, Ausflüge 474, 5oo, 5o2.
Ausschusswahlen des Vereins zur Beförde-
rung des Gartenbaues 3y>j.
Ausstellung v. blühenden Zwiebeln, Knollen
und Stauden iSq5 430.
Ausstellungen von Obst 540.
Ausstellungen und Kongresse 28, 5i, 83,
108, 144, 167, 196, 253, 334, 3Ö4, 391, 422,
476, 5o3, 529, 559, 590, 645.
Australisches 472.
Avetta, C, Professor Dr. 224.
Azalea indica, e'tude sur la culture 420.
AzoUa caroliniana 120. — flliculoides 120.
Babo, August Wilhelm Freiherr von f 6i5
Baillot, J."B. 648.
Baker, Samuel White f 55.
Ballhausen, Lucius v., Staatsminister a.D. 112.
Bambusaceen, Zucht derselben a. Samen 496.
Barringtonia samoensis 585.
Bastin, Edson S., Professor 55.
Bauer, Carl, Kaiserlicher Rat in.
Baumstümpfe, vorweltliche, aus der Braun-
kohlengrube Viktoria b. Gross-Räschen654.
Bayerische Gartenbaugesellschaft, Fest-
sitzung 1Ö7.
Becker, Carl, Obergärtner 224.
Becker, Obergärtner, 5ojähriges Dienst-
jubiläum 255.
Beer, Johann Georg iii.
Beerenobstpflanze, eine neue 78.
Beete, rote längliche von Cheltenham 60.
Beete, Silber- 60.
Begonia Bavaria 485.
Begonia discolor X rex Ed. Pynaert 538.
Begonia Erfordi 47.
Begonia „Präsident Carnot" 190.
Begonia semperflorens Lk. et Otto, var.
atropurpurea Vernon 220, 55/., G42.
Begonia semperflorens atropurpurea „Tep-
pichkonigin''- 593.
Begonia semperflorens nana fol. aureis 189.
Begonia semperflorens elegans 485.
Bekämpfung des Unkrauts 523.
Belgische Weintrauben in Berlin 52.
Bellis perennis fl. pl. maxima 92.
Bericht über die Kulturversuche auf den
Rieselfeldern zu Blankenburg »io, 92, 598.
Bericht über vom Verein zur i^eförderung
des Gartenbaues zum Versuch erhaltene
Samen pro 1893 219.
Bericht über die Kunst- und Handelsgärtnerei
von Berlin im Jahre 1893 029.
Berichtigungen 648.
Berlin, botanischer Garten, am 26. April 1894
im Verein zur Beförderung des Garten -
baues ausgestellte Pflanzen 275.
Berlin, Obstbau-Ausstellung des Märkischen
Obstbau-Vereins 578.
Berlin, siädtische Park- undGartenverwaltung
im Jahre iS()i 7<).
Berlin, Stiftungsfest des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues 363.
Berlin, der Victoriapark 166, 2^)3.
Beschädigung der Pflanzen durch Nachtfrost
im Mai 1893 3o5.
Besuch, ein, bei Pynaert van Geert in Gent 398.
Besteuerung der Gärtner 53.
Bethge, Garten-Intendantur-Sekretär 85.
Betterave rouge de Conventgarden 60.
Betula nana 654.
Bidens atrosanguinea 90.
Birke, Zwerg-, Besen aus der 654.
Billbergia amoena X vittata 393.
Billbergia X Wittmackiana H.' L. B. 393.
Bindereien, geschmackvoüe, auf der Herbst-
Ausstellung 1893 des Vereins zur Be-
förderung des Gartenbaues 70, 116.
Birne: Blumenbachs Butter- 595. — Charles
Ernest 595. — Clairge^-U 595 — Clapp's
Liebling 486. — Directeur Alphand 467.
Fitzwater iö3. — Früh-, von Pre'voux 486.
Golden Russelet 595. — Hardenponts
Leckerbissen 5q5. — japanische 595. —
König Karl von Württemberg 595. —
L'e'veque 595. — Longworth i63. — Ma-
dame Chaudy 595. — Madame Louise
Baltet 595. — Marie Louise von Ukkeln
595. — Max i63. — Mission i63. — Monte'cat
864. — Morels Liebling 595. — Pitmaston
Duchess 595. — - Pre'coce de Juillet 486.
— Pre'mice Marie Lesueur 595. — Re-
gentin 595. — römische Schmalz- 486. —
Six' Butter- 595. — Tafel- 48G. — Victor
i63. — Windsor- 486. — auf Quitte ver-
edelt 448.
Birnspaliere, abgestorbene 42S.
Blankenburg, weitere Benutzung des Riesel-
feldes zu Kulturversuchen 654.
Blattfallkrankheit der Reben und ihre Be-
kämpfung 446.
Blätterkohl, halbhoher, extra kra viser,
grüner 62.
Blätterkohl, mooskrauser 220.
Bleichsucht der Obstbäume 3o3.
Bleistiftholz iio.
Blumen, die, in Paris. Kultur und Handel 248.
Blumenbindekunst 33 1.
Blumenbrett, zurückdrehbares 79.
Blumengärtnerei, Vilmorins 223, 522.
Blumenkohl, Ghou fleur Lenormand 219. —
früher von Nocera bi. — kurzbeiniger
allerfrühester Lenormand 61. — Wiener
früher 21Q.
Blumenparterres etc., Anlage und Erhal-
tung 3o6.
Blumentempel, ein 472.
Blutbuche 328.
Blutbuche im Forstgarten bei Cleve 456.
Bocksdorn 273.
Boehm, Obergärtner 647.
Bohne, Busch- „Königin der Grünen" 202,
244, 259. — grüne 484.
662
Sachverzeichnis.
Bohne, Krup-, allervolltragendste 62. — Dip-
pes verbesserte weisse dickfleischige Speck-
188. — Flageolet nain hatif feuille goufre'e
62. — Haricot nain blanc imique 62. —
Lyoner Brech- 62. — „Raide vert" 62. —
rosafarbene Zucker -Brech- r)3. — Schwert-
62. — Bohne, Triumph der Warmbeete
484. — Bohne, Wachs- 484. — Bohne,
Wachs-Stang.- „Kaiser Friedrich" G3.
Borsigs Garten in BerHn, zur Geschichte
desselben 6.
Botanisches Laboratorium und Samen-
prüfungsanstah in Hamburg 419.
Brassia caudata Lindl. 428.
Brehm, Ludwig, Enthüllung des Denkmals
für 35q.
Brinckniann, Fr. Gärtnereibesitzer 144.
Brombeeren, amerikanische i65.
Bromeliaceen-Kultur 61 5.
Bryobia nobilis C. L. Koch (V 488.
Bürstenbinder, Oekonomierat Dr. f 647.
Cacao in Deutschland in Frucht 522.
Cacteen, winterharte 640.
Cacteenfreunde, die Ausstellung des Vereins
der, in Berlin 575.
Cacteenkultur, Preisaufgabe loG.
Calanthe gigas 24.
Calebassen-Muskatnuss 522.
Calla aethiopica 14.
Calla aethiopica L. aus Knollen 829.
Calla, eine neue mit rosafarbiger Blüten-
scheide 12, 141.
Calonchoe Cassiopega 93.
Calonchoe glaucescens 93.
Calonchoe grandiflora 427.
Calpurnia aurea 272.
Camellia Sasanqua 140.
(>anna Ehmanni, Ueberwinterung 587.
Canna „Königin Charlotte von Württem-
berg" 75, 202, 252, 428.
Carbolineum schädlich für Pflanzen 85.
Casimiroa edulis 77.
Catalogo jardineria central 421.
Catalogue des Bromeliacees cultive'es au
jardin botanique dcTuniversite'ä Leide 61 5.
Cattleya )< Arthuriana 63q. — autumnalis65o.
— X Chloris i3q. — citrina 3o5. — guttata
Prinzii 556. — labiata Gaskelliana 52 1. — •
labiata Mendelii 428. — Warocqueana 65o.
Cedernholz iio.
Census Orchidacearum 474.
Centaurea Margaritae q3.
Centaurea ruthenica iSq.
Centralstelle für Obstverwertung in Frank-
furt a. M. 421.
Ceratopteris thalictroides 120.
Cereus phoeniceus Englm. 641.
Chamaedorea concolor 484.
Chamaepeuce Afra 47.
Champignon - Zucht in Cementtonnen ö52.
Charlottenburg, Hyacinthen-Ausstellung in
der Flora 196.
Chemical Composition of American
Grasses 420.
Chicago,die Chrysanthemum-Ausstellung 5i.
Chicago, der deutsche Gartenbau auf der
Weltausstellung i5o, i83, 211, 240.
Chicago, der Washingtonpark i56.
Chilisalpeter, der, und die Zukunft der Sal-
peterindustrie 82.
(2hinarindenbäume, Einführung derselben in
Java 56. — in Ostindien 55.
Chrysanthemum- Ausstellung in Chicago 5i.
— Eberswalde 634. — Hamburg 17, 33.
— Stettin 636.
Chrvsanthemum carinatum hybridum fim-
briatum fl. pl. q2. — fiuctescens, Er-
krankung 371, 387. — gelbes 90. — indi-
cumnanum594. — indicum auf der Herbst-
blumen-Ausstellung 292. — indicum mit
grossen, gefüllten Blumen 652. — indicum
Tangarita 652. — „John Noble" 244.
Chrysanthemum, zur Verherrlichung der 16.
Chrysomyxa abietis 224.
Ciderbereitung in Russland 528.
Cineraria hvbrida, Ergebnis der Düngungs-
versuche 4o3, 441, 461.
Cinerarien, neue 243.
Cirrhopetalum ornatissimum 140.
Clarke, Col. Trevore 85.
Claus, E., Obergärtner 367.
Clematis graveolens Lindl. 610.
Clematis orientalis 610.
Clerc, Leopold, Obergärtner 534.
Clianthus puniceus 68.
Coccus conchaeformis Gmelin 204.
Coccus racemosus Ratzeburg 260, 279.
Cochlioda Noezliana A. Rolfe 281.
Coelogvne speciosa Lindl. 428.
Cohn, Geh. Regierungsrat , Prof Dr. S5.
Considerations ge'nerales sur les anomalies
des Orchide'es 647.
Contributo alla Conoscenza delP Apparecchio
Albuminoso -Tannico delle Leguminose420.
von le Coq, A. f 86-
Cordel, O. 590.
Cornichon vert de Paris 64.
Cornus mas Mietzschii 55G.
Coryanthes Wolffii Lehmann 139.
Corvnostylis hybanthus 585.
Crataegus orientalis Pall. 214, 291.
Crataegus tanacetifolia (Lam.) Pers. 214, 291.
Crinum Roozenianum 47, 610.
Cropp, Carl 534.
Cuphea platvcentra als Hochstamm 33.
Cuscuta glomerata Choisy 367.
Cuscuta auf Lobelien 371.
Cyclamen von E. Geo. Reid in Sydenham-
London 23i.
Cvmbidium grandiflorum var. punctatum jS.
CvmbidiumLowianumvar.superbissimum78.
Cyperus Ixia flavescens 93.
Cvpripedium X Anton Joly 519. — Argus
639. — Charlesworthii 139, 486, 577. —
Cürtisii Rchb. fil. 428. — Dayanum 639.
— X Gravesiae 556. — X Madame Jules
Hye 519. — montanum 78. — X Pandora
639. — Sanderianum superbiens 520. —
Spicerianum 199, 519. — Mrs. Tautz 386.
— tonsum 519. — Veitchianum 428. —
vernixium 519. — villosum var. Measu-
Sachverzeichnis.
^663
resianum 24. — Unterschied desselben
von Selenipedium 199.
Cytisus Attleyanus 69.
DahHe, Cactus-, „Mrs. A. Peart" 540.
Dahhen in Steglitz (41.
Dammrose iö8.
Dari 64.
Darwin-Tulpen 481.
Dccernat für Gartenhau im Ministerium
für Landwirtschaft pp., Gesuch um Er-
richtung eines solchen 170.
Delaux, Francois f 254.
Delphinium srmeniacum 48.
Delphinium sinense grandiiiorum nanum
compactum i36.
Delpino, Frederico, Professor Dr. 224.
Dendrobium >( Ainsworthii 610.
Dendrobium Augustae Victoriae KrUnzlin 1 1 5.
Dendrobium nobile elegans )< aureum 610.
Dendrobium Phalaenopsisvar.Schroederiana
556.
Dendrobium Wardianum pictum 55G.
Dendrologie, Koehne''s deutsche 18, 36.
Dendrologische Gesellschaft, Jahresver-
sammlung 588.
Dendrologische Gesellschaft, Mitteilungen
derselben 109.
Dendrologisches aus Cleve 455.
Denkmartur J. M. Hildebrandt 285.
Deutzia parviflora Bunge, ein neuer Treib-
strauch 72.
Dianthus carvophyllus semperflorens i35.
Dianthus-Pride of Great Britain 190.
Dictionnaire pratique d'horticulture et de
jardinage 25o.
Dipladenia atro-purpurea D. C. 547.
Diplosis oculiperda 375, 424.
Dippe, Carl, Kommerzienrat 224.
Dischidia Ral^lesiana 77.
Dolichos simplicifolia 78.
Dörren der Pflaumen, Kunstgriffe in
Amerika 418.
DoppeldrUse, dunkel purpurne 547.
Doss, Emil 534.
DracaenaAubryana Brongn., nicht thalioides
Hort. Makoy io5.
Drescher, Frau Hedwig f 279.
Drosophyllum lusitanicum 3i5.
Dubiel, E. f 423.
Duchartre, Pierre Etienne Simon 647.
Düngemittel, die Anwendung künstlicher
im Obst- und Gemüsebau, in der Blumen-
und Gartenkultur. 49.
Düngung der Obstbäume 611.
Düngungsversuche an Cinerarien 2o3, 233,
4o3, 441, 461.
Durrah 64.
Duval jun. 642.
Dyckia Desmetiana 585.
Eberswalde, die Chrysanthemum - Aus-
stellung 634.
Echtermeyer, Ph., Garteninspektor 479.
Ehmann, Alfr., Garteninspektor iii.
Eiche, amerikanische 370, 424.
Eichler, Garteninspektor f 3<i6.
Eichling, Franz 423.
Eierfrucht, sehr frühe von Barbentane 104.
Eierfrucht, Negerrürst 487.
Eilers, H. F. 590.
Einfluss der Kälte auf versandte Samen 32, 54.
Einfuhr mch Algier 524.
Eisenbahntarif für Obst 471.
Emphytus cinctus L. i33.
Endivien, weisse krause Moos- 104.
Engler, Adolph, Geheimer Regierungsrat
Professor Dr. 32.
Enumeratio Myrtacearum Brasiliensum 420.
Epheublätter, kranke 595.
Epheu, kleinblättriger, die Kultur 355.
Epheukrankheit 595, 653.
Epheukrebs 653.
Epheukultur 653.
Eragrostis dentissima 93.
Eranthemum Andersoni 639.
Erbse, Grasshofs neue allergrüsste vollste
Türkensäbel- 220.
Erbse, Kneifel-, Scharpers allerfrüheste
grüne 63, 220.
Erbse, Kneifel-, Scharpers allerfrüheste
weisse 63, 220.
Erbse, Schnabel-, Grasshofs allergrüsste,
volltragende echte Türkensäbel 63.
Erdbeere, woher kam die kultivierte 469. —
amerikanische i65. — getriebene 202. —
„Laxtons Competitor" 291. — „Laxtons
Latest of AU" 29 1. — „Laxtons Scarlet
Queen" 291. — „Laxtons Sensation" 290.
— „Royal Sovereign" 259, 289. — für
Zimmerkultur 593.
Erdbeerzüchtungen, neue, der Gebrüder
Laxton 289.
Erfurt, Frühobst-Ausstellung 409, 437.
Erfurt, die Thüringer Gewerbeausstellung
in 476.
Erfurt, der Gartenbau auf der Thüringer
Gewerbe- und hidustrie-Ausstellung 317,
Erfurt, der Wintergarten von J. C. Schmidt
auf d. Thüringer GewerbeAusstellung 38o.
Erfrieren der Pflanzen 261.
Erica assurgens Hort. 596. — Cavendishii
3i5. — gracilis 596. — persoluta L. 596.
— Trockenfäule 596.
Erythrochlaena conspicua 96.
Eschscholtzia maritima 48.
Etat, Genehmigung 3i5.
Etikettieren der Obstbäume 541.
Eubell, Wilhelm, Hofgärtner a. D. 112.
Eucalyptus regnans, hoher 26.
Eucharis amazonica 539.
Eulenraupen, die, als Rebfeinde 449.
Eupatorium ageratoides 96.
Exoascus Pruni Fckl. 370, 408.
Exoascus turgidus Sadeb. 406.
Exotische Wasserpflanzen im Freien 52 1.
Fachschule, städtische für Gärtner in Berlin
280, 378, 499, 589.
Fagus sylvatica 324.
Fagus sylvatica atropurpurea Rohanii 328.
Farm-Annual 419.
664
Sachverzeichnis.
Farne, harte australische 49.
Festgaben zum Geburtstage der Kaiserin
Friedrich 26.
Fichtennadelrost 224.
Fichtenquirl-Schildlaus 260, 279.
Fingertraube mit dickschaligen Beeren 56i.
Fintelmann, Axel, Stadt. Garteninspektor in.
Fischer, A., Stadtgärtner 254.
Flieder: „Charles X" 221. — „Marly rouge"
221. — gefüllter 90, 3oi. — gefüllter, des
Herrn Carl Lackner 252. — getüUter,
„Michel Buchner" 617. — getriebener,
von Fr. Harms, Hamburg i9o, 221. —
Flora von Deutschland von Medicus 446,
von Karsten 524.
Forstgarten, der, bei Cleve 455.
Forsythia, Dimorphismus 617.
Forsythia Fortunei Lindl. 619. ^intermedia
617. — Sieboldi hört. 619. — suspensa
617. — viridissima 617.
Fränkischer Gartenbau-Verein in Würzburg.
Bericht für 1892 53.
Frankfurt a. M., Öbstmärkte u. Centralstelle
für Obstverwertung 22, 42, 275, 421, 499.
Franz, Obergärtner 85.
Freiburg, Chrvsanthemum- Ausstellung 478.
Froebel, Otto 391.
Frühjahrsbepflanzung eines Teppichbeets
117 , ' _
Frühjahrserscheinungen 1894 349.
Frühobst-Ausstellung in Erfurt 409, 437.
Fumure, la, des champs et des jardins 445.
Gaerdt, Heinrich, Königlicher Gartenbau-
Direktor, Nekrolog 3.
Gärtnerei von Ed. Pynaert van Geert in
Gent 398.
Gärtnerei von Otto Sachs in Fredersdorf 298.
Gärtner-Fachschule 280, 378, 4g9, 589.
Gärtner-Lehranstalt in Wildpark, Examen
2o3, 271.
Galeandra Claesii 78.
Garcke, August, Professor, Dr. 254, 648.
Gardenien-Kultur 260.
Gartenanlagen, die, am neuen Reichstags-
Gebäude in Berlin 469.
Gartenbau, der, im Deutschen Reiche 81.
Gartenbau - Adressbuch von Oesterreich-
Ungarn 247.
Gartenbaugesellschaft, russische, Sitzung
3 10, 528.
Gartenbauschule in Eisgrub i. Mähren 194.
Gartenflora 377.
Gartenflora, an die Leser der i.
Garteninspektoren an den botanischen
Gärten der Universitäten 26.
Gartenkalender, deutscher 28, 647.
Gartenkünstler, Verein deutscher 390.
Gartenkultur, Grundzüge der 276.
Gartenkunst, über die Geschmacksfrage in
der 91, 338. 543.
Gartenscheere von J. A. Henkels 371.
Gebirgswälder, die, Javas 419.
Geisenheim, Königliche Lehranstalt für
Obst- und Weinbau 5o.
Geldbeiträge und Pflanzenspenden für die
durch Hagelschlag geschädigten Gärtner
der Umgegend Berlins 487, 504, 53*"), 541.
Gemüse und Obst, schnelle Verderblich-
keit 20.
Generalregister der Gartenflora pro 1882
bis 1891 91.
Gentiana verna 487.
Georginen aus Samen 5o3.
Gepäckwagen, erwärmte 29.
Gerardia tenuifolia 48.
Geschmacksfrage in der Gartenkunst 91,
338, 543.
Gewerbesteuer für Handelsgärtner 29.
Gewerbliche Angelegenheiten 29, 52, 83,
109, 25 1, 278, 3o6, 479, 524.
Gingko biloba, Samenansatz in Karlsruhe 642.
Gleichenia dicarpa 49.
Glossopetalon meionandrum 237.
Glüssopetalon nevadense A. Gray 238.
Glossopetalon spinescens, A. Gray 238.
Goebel, Friedrich, Hofgärtner 61 5.
Görlitz, Rosenausstellung 383, 411.
Goerth, Obergärtner 647.
Gombo fv22.
Gower, Hugh f 254, 534.
Graderia subintegra Mast. n. sp. 357.
Grammatophyllum Guilelmi II Kränzlin 114.
Grasses, the agricultural, of the United
States 420.
Gressent, Professor f 144.
Grobben, Fr., Anstaltsgärtner 367.
Grösse der Blumen im Norden v. Europa 443.
Gruhle, E., Schlossgärtner a. D. 61 5.
Grüner, Professor Dr. 85.
Gurke, Burpees weisse Wunder- 483.
Gurke, Hampels Juwel von Koppitz 426.
Gurke, Hampels verbesserte Mistbeet- 54, 192.
Gurke, Hennings ertragreichste Freiland- 219.
Gurke, Hennings Freiland-Neuheit 220.
Gurke, japanische Kletter- 244, 426, 484.
Gurke, japanische Kletter-, weisse 487.
Gurke, „Juwel für das Treibhaus" 54.
Gurke, „Juwel von Koppitz" 64.
Gurke, lange Sikkim- 104.
Gurke, Pariser Trauben- 219.
Gurke, Prescotts Wonder 426.
Gurke, Treib-, „Bi-mdesriiann's Unvergleich-
liche" 166.
Gurken, Erzielung grösserer Fruchtbar-
keit 539.
Gymnacladus dioicus, Samenansatz 611.
Haack, Julius, Landschaftsgärtner f 86, 112.
Habermann, Obergärtner 85.
Hagelwetter, Massnahmen zur Milderung
der Notlage der davon Betroffenen 487,
5o-J, 536, 541, 592.
Halle a. S., die Öbstausstellung 583, 608.
Hamamelis virginiana 456.
Hamburg, die Chrysanthemum- und Winter-
flor-Ausstellung. 17, 33, 6b X
Hamburg-Altona, Gartenbau-Verein 6i3,655.
Handelsgärtner-Adressbuch 589.
Handelsgärtner Amerikas, die zehnte jähr-
liche Versammlung 54Q.
Handelsgärtnerei, die amerikanische 5o6.
Sachverzeichnis.
665
Handelsgärtnereien, die, in den Vereinigten
Staaten 98.
Harpalium rigidum Cass. 553.
Harris Gärtnerei in Philadelphia 98.
Hasenfrass, Mittel gegen 49.
Hasskarl, Justus Carl, Dr. f 55, 2o5.
Heupt, Gärtner, 479, 533.
Haeria rosea Triana 587.
Heiler, Stadtgarten-Inspektor iii, 144.
Helianthus annuus cucumerifolius 96. —
argophyllus 555. — atrorubens L. "555. —
cucumerifolius Hort. 555. — doronicoides
Lamk. 555. — laetiflorus Pers. 553. —
lenticularis Dougl. 104, 555. — moUis
Lamk. 555. — multiflorus L. 553. —
orgyalis D. G. 555. — rigidus Desf. 553.
Heliotrop „Kaiser Wilhelm II." 166, 190.
Heliotropium suaveolens 93.
Herbstblumen-Ausstellung 292.
Hermann, R., Garteninspektor 534.
Hesperis matronalis ti. alb. pl. 274.
Heterocentron mexicanum 587.
Heterocentron roseum A. Braun 587, 641.
Heteronoma subtriplinervium 587.
Hexenbesen an einer Birke 406.
Hibiscus esculentus spcciosus hört, 622.
Hildebrandt, J. M., das Denkmal für den-
selben 285.
Hilzheimer, Ernst 591.
Himbeeren, amerikanische i65.
Hirlinger, Karl, Garteningenieur 367.
Hippeastrum brackyandrum 655.
Höhnel, Franz Ritter von, Professor Dr. 535.
Holst, Botaniker 32.
Holst, Carl, Gärtner 533.
Huber, Oscar, Obergärtner 392.
Humulus japonicus fol. var. 94.
Hunnewclls Parkin Wellesley bei Boston, 57.
Hyacinthen Ausstellung 196, igl.
Hyacinthenzwiebeln auf Gläsern 55.
Hybrides de Brome'liacees en Europa 61 5.
Hybridisation, Plaudereien über 396.
Hydrangea hortensis,Ergebnis der Düngungs-
versuche 233, 403, 441, 461.
Hygienische Winke 193.
Hymenophyllumarten des Herrn Slomann
in Altona-Othmarschen 229.
Impatiens auricoma Baillon 467.
Imprägnieren der Zapfen der Mistbeet-
tenster 279.
Incarvillea Delavayi Bur. et Franch. 2.
Insekten, der Rosenkultur schädliche und
nützliche 643.
Insekten, Vertilgung der dem Obstbau
schädlichen 362.
Insektengifte und pilztötende Heilmittel für
Landwirte, Gärtner etc. 25o.
Institut für Ptlanzenphvsiologie und Pflanzen-
schutz iqi.
Inula ensifolia 94.
Ipomoea sanguinea 94.
Jäggi, J., Professor f 391.
Jahrbücher türwissenschaftliche Botanik 648.
Jahresbericht des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues 374.
Janke, Karl 424.
Jeff"ersohn, Joseph f 534.
Jost, L., Professor, Dr. 224.
Jubiläum, 25 jähriges Geschäfts-, des Herrn
J. Klar 498, 56o.
Juniperus virginiana, Kultur 1 10.
Kaiserin-Garten in Uman 529.
Kalanchoe Cassiopega 93.
Kalanchoe glaucescens r)3.
Kalanchoe grandiflora 427.
Kalthauspflanzen, hochstämmige 68.
Kamellien, Abfallen der Knospen 55.
Kapland, Einfuhr nach dem 187.
Kartoffel „Die Czarina" io5.
Kartoff"eln, Früh-, Kulturversuche 66.
Kassenbestand des Vereins, Uebersicht 430.
Kataloge, eingesandte 58q.
Kern, A. H. 85.
Kerkrade, Zollamt 414.
Kew-Garden iii, 144.
Kirchhoff', Hofgärtner a. D. 32.
Kirschbäume, zur Krankheit der 557.
Kirsche: Bing i63. — Hoskins i63. — Matilda
i63. — Mercer i63. — Quaker 164. —
Schattenmorelle, verkümmerte. — Vesta
164. — Früchte 447.
Kirschenfest des Rosisten-Vereins zu Frank-
furt a. M. 644.
Klettergurke, japanische 244, 426, 484.
Klettergurke, japanische weisse 487.
Kniphofia citrina Baker i38.
Kniphofia pauciflora X Macowani jj.
Knöterich von Sachalin 134.
Kny, L., Professor Dr. 424.
Koch, Adam, Garteninspektor 279.
Koch, Dr. 56o.
Köhler, Ernst 534.
Köhler, Richard, Landschaftsgärtner 112.
Koehne's deutsche Dendrologie 18.
Königsberg, die grosse allgemeine Garten-
bau-Ausstellung 569, 6o5, 620.
Koerner, E., Landschaftsgärtner f 198.
Kohlrabi, blauer verbesserter Riesen- 62.
Kohlrabi, Hennings früher blauer Wiener 219.
Kohlrabi non plus ultra 62.
Kohlrübe, Drontheimer 2iq.
Koopmann, Garteninspektor 392, 533.
Kopfkohl, Amager 219.
Kopfkohl, früher weisser plattrunder Eisen-
kopf 188.
Kopfkohl, Hennings frühester verbesserter
219.
Koptkohl, krausgeränderter Winter- io5.
Kopfkohl, schwarzer Utrechter 219.
Kosack, Schloss- und Gartenverwalter 86.
Kosten, Obst- und Gemüse-Verwertungs-
Anst< 491).
Kowalleck, Gartendirektor 32
Krelage, J. H., zum 70. Geburtstage 562,
Kriechfrost 3o2.
Kristof, Lorenz, Professor 112.
Kroppe, Joh., städtischer Obergärtner 61 5.
Krug, L., Konsul a. D. 55.
Krummhaar, Friedrich, Gärtner 392.
Kühn, B. L. 144.
666
Sachverzeichnis.
Künsberg, Joseph, Obergärtner 3gi.
Kürbis, Zentner-, bronzefarbiger von
Monthler}^ io5.
Kürbis, Speise-, „Charles Naudin" 63.
Kuhurpraxis der besten Kalt- und Warm-
hauspflanzen 193.
Kunstgrifl:e beim Dörren der Pflaumen in
Amerika 418.
Kunze, O., ObergUrtner 61 5.
Lachenalia luteola Jacq. 328.
Lackbaum, japanischer 48.
Lackner, Carl, ein Besuch bei 5j6.
Ladewig, F., Obergärtner 254.
Laelia anceps var. Ashworthiana 585.
Laelia anceps Sanderiana 140.
Laelia anceps Schroederiana 140.
Laelia Finckeniana 386.
Laelia grandis 556.
Laelia xanthina 52i.
Laelio-Cattleya X Pittiana 556.
Laelio-Cattleya >( The Hon. Mrs. Astor 52 1.
Lagenaria vulgaris sylvestris 64.
Lamium maculatum 2o3.
Landeskultur, Jahresbericht über den Zustand
in der Provinz Brandenburg pro I892 249.
Landsberg a. W., Gartenbau-Verein 61 3.
Lange, C, Kunstgärtner 534.
Lathyrus odoratus 427, 42().
Lathyrus odoratus „Bronce King" 48.
Lathyrus odoratus, Eckfords neue Sorten 93.
Lathyrus odoratus, Emily Henderson 189.
Lathyrus silvester 475.
Lattich, römischer, Gigogne io5.
Laubholzkunde, Handbuch der 5o.
Laurent, Andre', Baumschulenbesitzer 648.
Lebensmüdigkeit der Pflanzen 147, 177.
Lehrbuch der Botanik 359.
Leipzig, der Palmengarten 49.
Lembach, Hermann, Gärtner 533.
Lemoine, Victor 254.
Leser der Gartenflora, an die, i.
Levkoyen von M. Bürger in Halberstadt 415.
Levkoye, Sommer- „Bouquet Victoria" 92,
L'herault, Louis f 392.
Liebau & Co., Hoflieferanten 648.
Lilium Dalhansoni 24.
Lilium Parkmanni 32.
Linden, A., C, J. f 534.
Linden, verkehrt gepflanzte 154, 192.
Liquidambar styraciflua 456.
Lissochilus Graefii 2o3.
Litteratur 27, 49, 81, 107, 142, igS, 222, 247,
276, 3o6, 33o, 359, 388, 419, 445, 473, 522,
589, 61 5, 645.
Lobb, Thomas f 336.
Lobelia erinus compacta „Goldelse" Q4.
Lobelia „Goldelse" 427.
Lobelia „Zwergkönigin" 220.
Löbner, Obergärtner 535.
Lomaria alpina 40.
London, Blumenmarkt 326.
Lonicera Hildebrandiana 386.
Lorgus, A. 591.
Lunaria annua 279.
Lunaria biennis Jacq. 279.
Lunaria biennis grandiflora i36.
Lunt, William, Hilfsgarteninspektor 648.
Lycaste aromatica i3o.
Lycaste Imschootiana 273.
Lycaste Luciani 2y3.
Lycium barbarum 3 12.
Lycium barbarum fol. aureis 273.
Lycium barbarum fol. aureo-variegatis 273.
Lycium halimifolium Mill. 3 12.
Magnolia Watsoni Hook. 386.
Magnolien im Norden der Vereinigten
Staaten 3oo.
Mahonia, Anbau derselben 3i.
Maiblumen, Frühtreiberei 25.
Mainz, allg. deutsche Gartenbau-Ausst. 624.
Mairübe, scharlachrote von Kaschmir 62.
Mairübe, weisse frühe von Mailand 62.
Mais, Nanerottolo 475.
Maisch, Professor f 55.
Malachra palmata 94.
Malus baccata 258.
Malus floribunda 258.
Malus Kaido 258.
Mamillaria barbata Engelm. ii3, 359.
Mangold 60.
Maranta majestica 585.
Margarethen-Nelken 427.
Martens, Stadtgarteninspektor 3qi.
Martin, J. 85.
Marwitz, A. 336.
Mattirolo, Professor 224.
Medaillen-Verleihung an Gärtner etc. für
langjährige treue Dienste 372.
Medeola asparagoides L. 14.
Medicus, Friedrich Carl, Prof. Dr. f 32.
Melittis melissophyllum 357.
Melone, Mandarinen 64.
Melone, neue amerikanische Pfirsich- 64.
Melone, neue japanische Freiland- 497.
Melone von der zweiten Ernte 428.
Melothria Gärtneri 94.
Meteorologisch - botanische Berichte über
den Luttkurort Arco iq3.
Michel, Modelltischler 86'.
Middendorff", Dr. Th. A. von f 532.
Miesmuschelschildträger 204.
Migula, Professor Dr. 32.
Milting, Hausinspektor 3 12.
Miltonia X Bleuana nobilior 610.
Miltonia vexillaria X M. Roezlii 610.
Mimus, Heinrich, Handelsgärtner f 86.
Mitgliederzahl des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues 374.
Mönkemeyer, W., Garteninspektor 367.
Mohrrübe, Londoner Markt- 60.
Molisch, Professor Dr. 533.
Monatsblatt der Gesellschaft für Heimat-
kunde der Provinz Brandenburg 222.
Mondviole 279.
Monodora Myristica Dunal 522.
Monophatnus bipunctatus i3i.
Montbretia crocosmiaeflora 140.
Moore, C. 85.
Müller, Ernst, Kunst- und Handelspartner
Hoflieferant 279.
Sachverzeichnis.
662
Musa Hillii F. von Muell. 386.
Myosotis alpestris nana compacta aurea
i38, iSq.
Mvosotis dissititlora grandiflora iGü, 189.
Myosotis palustris grandiflora „Nixenauge"
Myrsiphyllum asparagoides Willd. 14.
Myrte, var. hört. Hamburgensis 485.
Mvrtenblatt, spargelartiges 14.
Nachtfrost im Mai iSgS 3o5.
Nachtviole, weisse 274.
Narren des Pflaumenbaumes 408.
Nelke, Bismarck- 190.
Nelke, „Guillaud-"- "314.
Nelke, „Hildegard" 202, 243.
Nelke, Margarethen- 427.
Nelke, „Mignardises francaises remontantes"
314.
Nelke, Remontant-, „Miss Moore" 483.
Nelke, Remontant-, „President Carnot" 483.
Nelke, Remontant-, gefüllte immerblLihende
i35.
Nelke, „Uriah Pike" 3i3, 439.
Nelken des Herrn Studier, Gr.-Lichter-
felde 243.
Nematus ventricosus 3 12.
Nerine excellens Moore 357.
Nerium Oleander L., Vermehrung im
Wasser 591.
Nessler's Insektenvertilgungs-Mittel 279.
Nette, Otto, Gärtner 533.
Neuheiten von Samen für 1894 von Haage
& Schmidt in Erfurt 47, jS.
Neuheiten für 1894 von Pape & Bergmann,
Quedlinburg 188.
Neuheiten für 1894 ^'O'"' Sattler & Bethge
in Quedlinburg 166.
Neuheiten für 1894 von Vilmorin, Andrieux
& Co. 104, i35.
New-York, der Pflanzenmarkt am Union-
Square 382.
Nicholson, Geo 85.
Nicotiana colossea 25.
Nicotina, Schmidt's 3o2.
Nidulrrium Paxianum Mez 598.
Niemann, Rud., Botanischer Gärtner 224.
Nierembergia gracilis 96.
Nietner, Theodor, Ober-Hofgärtner f 591.
Noack, Heinrich, Handelsgärtner 144.
Nusspickel, Ernst, Schlossgärtner 423.
Nymphaea capensis >' coerulea 120.
Nymphaea Leydekeri var. rosea 24, 610.
Nymphaea Marliacea carnea 40.
Obstausstellungen 540.
Obstausstellungen, Errichtung von Kost-
hallen auf 540.
Obstbäume, die Bleichsucht derselben 3o3.
Obstbäume, Düngung Gii.
Obstbäume, Etikettieren derselben 541.
Obstbau in Nordamerika 363.
Obstbau in Schleswig-Holstein 73.
Obstbau - Gesellschaft, russische, Sitzung
309, 528.
Obstbaukolonie „Eden" 26.
Obstbaum - Düngung mit Mineraldünger
124, 142.
Obstbau -Verein, Märkischer,Obstausstellung,
verbunden mit Kongress 527, 53 1, 578.
Obsteinfuhr nach Tunis 479.
Obst, Eisenbahntarife 471.
Obsternteaussichten 498.
Obstkultur, vollständiges Handbuch der.
Von Ed. Lucas 222.
Obstmärkte inFrankfurt a.M. 22,42,275,42 1 ,499.
Obstsorten, neue, in Amerika 127, iG3.
Obstsorten,in Schleswig- Holstein bewährte73.
Obstverwertung, Centralstelle für, in Frank-
furt a. M. 22, 42, 421.
Obstvorräte, Aufbewahrung 2 58.
Obst- und Gartenbau in Monrepos 27.
Obst- und Weinbau- Abteilung der deutschen
Landwirtschaftsgesellschaft, Sitzung 332.
Obstweinbereitung, mit besonderer Berück-
sichtigung der Beerenobstweine 142.
Odontoglossum crispum var. apiatum Gio.
OdontoglossumTriomphe de Rambouillet 78.
Oehlkern, Jgnaz f 392.
Oelrosen 447.
Oleander, Vermehrung im Wasser 591.
Oncidium phymatochilum 3o5.
Oppenheim, Errichtung emer Wein- und
Obstbauschule 25i.
Opuntia arborescens Englm. 640.
Opuntia brachyarthra Englm. 640.
Opuntia camanchica Englm. 640.
Opuntia Engelmanni S. 640.
Opuntia humilis D. C. 640.
Opuntia missouriensis D. C. 641.
Opuntia Rafinesquii Englm. 640.
OpuntiaRafinesquii var. arkansana Englm.640.
Opuntia vulgaris Mill. 640.
Orangerie in Potsdam 471.
Orchidaceen, die, Deutschlands, Deutsch-
Oesterreichs und der Schweiz 420.
Orchideen-Aussaat 480.
Ochideen auf gedüngtem Torf und in Nähr-
lösung 394.
Orchideen-Spezial-Geschäft von Paul Wolter
in Magdeburg 388.
Orchideen, tropische, Behandlung 424.
Orchideen-Verbrauch 65 1.
Orchideenwurzeln, die Pflege derselben 457.
Orchide'es les, de Georges Mantin 420.
Orchid Growers Manual 645.
Ortgies, Ed. 168, 200, 225, 279, 282, 3 12.
Osteomeles anthyllidifolia i38.
Ostern und der Londoner Blumenmarkt 326.
Ottmuth, Haushaltungsschule und Obst
verwertungs-Anstalt 499.
Otto, Richard, Dr. 112.
Paesler, P. 423.
Panax sessiliflorum Rupr. et Max. 443.
Panicum spectabile giganteum 94.
Panzerschlauch 259.
Paphinia grandis 141.
Parey, Dr. Paul 656.
Park^l der, des Herrn H. H. Hunne-\\ell in
Wellesley bei Boston 5j.
Parkhjewich, Obergärtner 254.
668
Sachverzeichnis.
Parkmann, Francis -j- 32.
Paspalum pulchrum 94.
Passiflora alata 247.
von St. Paul-Illaire, Bezirksamtmann 56o.
Peicker, C. R., Obergärtner 647.
Pelargonien, englische, von M. Bürger in
Halberstadt 40.
Pelargonien von E. Geo. Reid in Sydenham-
London 23 1.
Pelargonien-Neuheiten 387.
Pelargonien, Stutzen derselben 370.
Pelargonium zonale 594.
Pelargonium zonale fol. var. „Gruss aus
dem Algäu" 166.
Pennisetum longistylum violaceum 9b.
Penttraphia longiflora 639.
Pentstemon hybridum grandiflorum q5.
Perlenfein, Gottl., Obergärtner 254.
Personalnachrichten 32,55,85,111,144, 168,
198, 224, 254, 279, 3 12, 336, 366, 391, 423,
448, 479, 504, 532, 559, 590, 61 5, 647.
Peters, Carl, Gartengehülfe 590.
Petrifke, August, Gärtner 336.
Petunia grandiflora „Riesen- von Cali-
fornien" 189.
Petunia hybrida Stellaria „Ernst Socke'' 94.
Pfeffer, Geheimer Hofrat 424, 648.
Pfeil, Polizeimeister 534.
Pfirsich : Guadelupe 164.
Pfirsich : Oro 164.
Pfirsich : Rose 164.
Pfirsich: Stinson Late 164.
Pfirsich: Zane 164.
Pfitzer, Geheimer Hofrat Professor Dr. 424.
Pflanzenkrankheiten, Kursus über, in Pros-
kau 25o.
Pflanzenmarkt in New-York 382.
Pflanzenmaterial, das, für den botanischen
Unterricht 249.
Pflanzensammler, Anleitung für 647.
Pflanzenstäbe für Blumentöpfe 83.
Pflanzenvergiftungen 277.
Pflaume: Golden 164.
Pflaume: Grace 164.
Pflaume: Harlow 164.
Pflaume: Jessie 164.
Pflaume: Perfection 164.
Pflaume: Sophie 164.
Pflaume: Theresa 164.
Pflaumenbaum, Narren oder Taschen 408.
Pfuel, von, Ritterschaftsrat 3 12.
Phacelia Parryi alba 94.
Phänologische Beobachtungen in Middel-
burg 358.
Phalaenopsis fugax Kränzlin 'j-].
Phalaenopsis tetraspis 78.
Phlox Drummondi hortensiaeflora, „Tri-
umph" 04.
Phragmidium subcorticium 336.
Phytomyza geniculata 371, 387.
Picea excelsa, Erkrankung 223.
Pilze, Vorsicht bei Ankauf frischer und
getrockneter 275.
Pilzflora von Württemberg 473.
Pinus Strobus L. 455.
Pistia Stratiotes 120.
Planet jr., Geiäte 199.
Plectranthus herbaceus 94.
Plumpe, F. J. M., Hoflieferant f 616.
Polygala grandis 70.
Polygonum cuspidatum 52 1.
Polygonum sachalinense Max. 134, 223, 244,
273, 280, 304, 36 I, 415, 521.
Polypodium vulgare aisBouquetmaterial255.
Pomologenverein, deutscher 36o.
Pomologische Monatshefte 107.
Pontederia azurea 120.
Porree, perennierender 188.
Porree, remontierender 62, 188, 219.
Poslversandtkörbe aus Holzstoff 202.
Potsdam, Excursion der Vereinsausschüsse
nach 5oo.
Potsdam, die Orangerie 471.
Prämien für tüchtige Schüler der Fach-
schule 91.
Primel, chinesische 594.
Primeln von E. Geo Reid in Sydenham —
London 23 1.
Primula chinensis 649. Cannels pink 65o.
Primula chinensis Chiswick red 65o.
Primula chinensis coerulea 65o.
Primula chinensis Crimson 65o.
Primula chinensis fimbriata „Schwarzauge"
225.
Primula Forbesi 5q4.
Primula chinensis Holborn Magenta 65o.
Primula chinensis kermesina splendens 65o.
Primula chinensis rouge vif 65o.
Primula obconica 137, 3ii.
Pringsheim, Geheimer Regierungsrat Pro-
fessor Dr. 85, 55q.
Proch:^ska, Leopold, Hof-Garteninspekt. 1 12.
Prunus pumila L. 447.
Prunus Susquehannae 447.
Pteris arguta So.
Ptychosperma elegans (ibb.
Pynaert van Geert's Gärtnerei in Gent 3q8.
Pyramideneiche, eine neue 451.
Pyrethrum parthenifolium aureum crispum
189.
Quercus dentata 370, 424.
Quercus pedunculata var. Ahlfvengreni 451.
Radickc, Schlossgarten- Inspektor 535.
Radies, lange weisse Treib- 219.
Radies, ovales weisses 62.
Rajewsky, M. N., General-Major f 198.
Rasendüngung 475.
Rebfeinde 449.
Rebhuhn, das, seine Aufzucht und Lebens-
art 143.
Reblaus 414.
Regel, Privatdocent, Dr. Robert von 224.
Regenfall und Blattgestalt 107.
Rehder, S., Hofgärtner 367.
Reichow, August, Gärtner 224.
Reifen, früheres, an der Nordseite 247.
Reine Claude Diaphane 357.
Remele, Geheimer Regierungsrat, Prof. 32.
Report of the viticultural work during the
seasons 1887/89 with data regarding the
vintage of I890 (in California) 359.
Sachverzeichnis.
_669.
Reseda odorata, Grasshoffs rote Riesen- gS.
Reseda odorata pumila erecta 95.
Reseda odorata „Urania" q5.
Reutlingen, pomologisches Institut 389.
Revision der Statuten 'ij3, 487.
Rhexia rosea 587.
Rhododendron Falconeri var. eximia 78.
Rhododendron Roylei 415.
Rhus vernicifera 48.
Richardia africana 14.
Richardia „De Waal" 141.
Richardia Rehmanni Hort. 12.
Ricinus var. von Zanzibar 327.
Ricinus zanzibariensis jS.
Riecherbse, weisse, „Emily Henderson" 42q.
Rieselfelder bei Berlin, Verpachtung der
Obsternte 471.
Rieselfeld zu Blankenburg, weitere Be-
nutzung zu Kulturversuchen 654.
Rieseneiche, eine 80.
Riesentabak 25.
Rivers, T. F. 83.
Römer, Dr. f 254.
Rössing, W. 336.
Rohrmatten, holländische 5q3, 648.
Romneya Coulteri 272.
Rosa canina 168.
Rosa gallica damascena forma triginti
petala 447.
Rosa indica Lavrenceana Red. et Th. 168.
Rosa rugosa (53q.
Rosarium des Freiherrn von Gremp in Hom-
burg V. d. H. 643.
Rose: „Marechal Niel" 259.
Rose: „Professor Dr. Schmidt" 643.
Rose: Theerose Belle Lyonnaise 539.
Rosen, Anzucht wurzelechter 424.
Rosenausstellung in Görlitz 383, 411.
Rosenbohrer, der aufwärtssteigende i3o.
Rosenfreunde, Verein deutscher 3(5i, 389, 421.
Rosenkultur, die derselben schädlichen und
nützlichen Insekten 643.
Rosenrost 336.
Rosentreiberei 586.
Rosentreiberei von E. Thiel in Plötzensee
bei Berlin 320.
Rosenvermehrung, neue 444.
Rosenwildlinge, Zeit der Veredelung 255.
Rosenzucht, Katechismus der 82.
Rosisten-Verein zu Frankfurt a. M., Aus-
flüge 525, 643.
Rotbuche, ein Prachtexemplar 324.
Rotkohl, dunkelroter, grosser, später, hol-
Rotkohl, Utrechter 61. [ländischer 61.
Rudel, Reinhold 534.
Runkelrübe, gelbe verbesserte walzen-
förmige Riesen- 220.
Runkelrübe, Mohrenweiser's verbesserte 64.
Runkelrübe, rote verbesserte 220.
Runkelrübe, weisse 220.
Russische Gartenbaugesellschaft, Sitzung
3 10, 36 1, 528,
Russische Obstbaugesellschaft, Sitzung 309,
. 363, 528.
Salat, amerikanischer Pflück- 64.
Salat, Spargel- „Lactuca angustata" 64.
Salix amplexicaulis Bory et Chaubard 21.
Salix oppositifolia Host und über Weiden
mit gegenständ. Blättern im allgemeinen 39.
Salix purpurea 21.
Samen, unentgeltlich abzugebende 86, 256.
Sauerkirschen, eine gefährliche Krankheit
derselben 3o2.
Sauger, Patent-, Wegners 5 16.
Saxifraga Macnabiana X 24.
Scabiosa atropurpurea major „Riesen-
Mohrenkönig" 95.
Schädliche Folgen des Winters 1893/94 352.
Schilbersky, Professor, Dr. 648.
Schilhan, Peter f "i^?-
Schizocodon soldanelloides 140.
Schlieben, Julius, Kunst- und Handels-
gärtner t 86.
Schiott, Parkaufseher 86.
Schmitt, Gottfried, Gärtner 56o.
Schnittblumen-Kultur, Anleitung 4iq.
Scholtz, Max, Dr. f 56.
Schreiber, Obergärtner 61 5.
Schreibwerk des Gärtners 647.
Schubert, Carl 194.
Schutt, F. W., Kommerzienrat 535.
Schutt, Professor, Dr. 168.
Schultz, Gustav Adolph, Hoflieferant 591.
Schultz-Lupitz, Dr. 112.
Schulze, Eilhard, Geheimer Regierungsrat,
Professor Dr. 85.
Schweden, Zollsätze, 278.
Scoliopus Bigelowi 610.
Seeligmüller, Garteninspektor 85.
Seiandria candidata Fall. i33.
Sellerie, Hennings Triumpf- 219.
Senf, Sarepta- „Sinapis juncea" 64.
Sequoia sempervirens 654.
Singelmann, Wirklicher Geheimer Ober-
Regierungsrat Dr. 32, 56.
Singer, Andr., Hofgärtner 391.
Sisal- Agave 5 12.
Sisalhanf 5 12.
Skrodzki, H., Direktor 423.
Sobralia macrantha 469.
Solanum duplosinuatum 96.
Solanum guatemalense 273.
Solanum muticum N. E. Brown 109.
Solanum Wendlandi 24, 106, 142.
Sommer, Hofgärtner 144.
Sommerbepflanzung einer Teppichbeet-
gruppe 71.
Sonnenblumen, ausdauernde 553.
Sonnenblume, linsenförmige 104.
Sorghum saccharatum „der Schah" 64.
Spargel, Haltbarkeit unter Wasser 358.
Sperling, Oscar Willibald, Königl. Garten
baudirektor 504.
Spinat de Gaudry 219.
Spinat, Hennings Cotillon 219.
Spinat Viroflay 219.
Spiraea Bumalda „Anthony Waterer" yj.
Spiräen, die strauchigen der deutschen
Gärten 33o.
Sprechsaal 3i, 54, 85, iio, 144, 168, 198,
223, 255, 279, 3ii, 336, 367,424,480, 535, 591.
öyo
Sachverzeichnis.
Spruce, Richard f 33.
Stachelbeeren, amerikanische i65.
Stachelbeere ,, Früheste von Neuwied" 32 1.
Stachelbeere, Gebirgs- 541.
Stachelbeer-Blattwespe 3 12.
Stachelbeer-Milbe, die rote 488.
Stachelbeer-Raupe 367.
Stachelbeer-Sämlinge 5gb.
Statuten-Revision 373, 487.
Staudt, Alois, Gärtner 533.
Steger, Georg, Gärtner 534.
Steglitz, Ausstellung von Pflanzen und
Obst 53o.
Steglitz, Excursion der Vereinsausschüsse
nach 3o2.
Stickstoff - Düngung landwirtschaftlicher
Kulturpflanzen, rationelle, unter Berück-
sichtigung des Chilisalpeters 420.
Strahlengriffel, mandschurischer 78.
Strasburger, Geheimer Reg.-Rat, Professor
Dr. 648.
Streptocalvx Vallerandi E. Morr. 642.
Strobilanthes Dyerianus hört. Sander 314.
Sugar Maples and Maples in Winter 420.
Sukkulenten-Gruppe im Park von Monre-
pos-Geisenheim 385.
Syringa vulgaris fl. pl. „Le'on Simon" 3o5,
Michel Buchner 617.
Syringa vulgaris var. Madame Lemoine 327.
Syringenblüten an Wurzelschössen 48.
Tagetes patula nana „Ehrenkreuz" 427.
Tangermann, A. f 32.
Taphrina pruni 370.
Taschen des Pflaumenbaumes 408.
Taxodium distichum 654.
Teetz, August 224.
Teppichbeet, Frühjahrs-Bepflanzung 1 17.
Teppichbeetgruppe, Sommerbepflanzung7i .
Teppichkönigin 220.
Thomsonia nepalensis 63g.
Tigridia lilacea 639.
Tillandsia microxiphion 78.
Tita-Traube 56i.
Todea-Arten des Herrn Sloman in Altona-
Othmarschen 229.
Tomate: „Coriolan" 487.
Tomate: ,.Dwarf Champignon" 487.
Tomate: „Fordhook First" 244.
Tomate: „Nordlicht" 63, 487.
Tomate: „Ponderosa" 63.
Tomate: „Semper fructifera" 4S7.
Tomate: „Skamander" 487.
Tomaten vom Versuchsfelde in Blanken-
burg 594.
Torenia Fournierigrandiflora coelestina ^6.
Torf-Fäkalien 54.
Trachelium coeruleum L. 428.
Treub, Dr. 55.
Trianea bogotensis 120.
Trichomanes -Arten des Herrn Sloman in
Altona-Othmarschen 229.
Trockenfäule an Erica 596.
Trockenschuppen für Sammelmassen 473.
Tropaeolum, Hybride v. Madame Gunter 1 37.
Trüffel-Kultur 83.
Tuberosen-hnport 192.
Tübingen, botanischer Garten, abzugebende
Wasserpflanzen 52i.
Tulpen, Datwin-. 3o3, 481.
Tylweg (Overveen) , Flyacinthen-Ausstel-
'lung 197.
Üeberwinterung von Canna Ehmanni 587.
Unkraut, die Bekämpfung desselben 419, 523.
Unkraut an Wegen, Vertilgung 358.
Unterrichtswesen 5o, 108, 143, 194, 25o,
389, 589.
Unterstützung der durch Hagelschlag ge-
schädigten Gärtner, Aufruf 468.
Unwetter am 7. August bei Berlin 445.
Vanda coerulea Griff, bei Herrn Franz
Bluth in Gross-Lichterfelde i83.
Vanda Hookeriana Rchb. 337.
Vanda Kimballiana var. Lacknerae 56i,
597, 616.
Vanda teres Lindl. 337.
Vanda, stielrunde 337.
Veit, Geheimer Kommerzienrat 423.
Verband schlesischer Gartenbauvereine, Ver
Sammlung in Görlitz 389.
Verbascum Wiedemannianum 76, 357.
Vereinswesen 3i, 33, 84, 167, 194, 252, 277,
309, 332, 36o, 389, 421, 447, 474, 323, 588,
6i3, 643.
Verkehrt-Linden 154, 192.
Vermeil-Medaille, Verleihung 371.
Veronica lycopodioides 585.
Versammlung des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues 797. 89, — 798. 145, —
799. 201, — 800. 257, — 801. 3i3, — 802.
369, (zugleich Jahresversammlung) — 8o3.
425, — 804. 483, — 8o5. 537, — 806. 593.
— 807. 649.
Versuchsfeld bei Blankenburg, Kulturver-
suche 60, 92, 598.
Versuchsgarten des Vereins zur Beförderung
des Gartenbaues 377.
Vetter, F. Hofgarten-Direktor 424.
Viburnum dilatatum Thunb. z|43.
Victoria regia, Blüte in Berlin 419.
Victoriapark in Berlin 166, 263, 421.
Vilmorin, Maurice de 254.
Vincke-Dujardin, Gärtnerei 599.
Vitis Coignetiae 273.
Vorstand, Neuwahl 372.
Vorweltlicher Wald bei Gr. Raschen 612.
Vriesea Kitteliana 201.
Wagner, A., Garteninspektor 112.
Wald, vorweltlicher bei Gr. Raschen 612.
Warming, Professor Dr. 55.
Wasserpflanzen, exotische im Freien 52 1.
Wasserpflanzen, exotische, im Kaltwasser-
bassin 118.
Wegner's Patent-Sauger 5 16.
Weichelt, Fritz, Gärtner 533.
Weiden mit gegenständigen Blättern 39.
Wein, amerikanischer 164.
Weinbergsdüngung 333.
Weinernte 1893 in der Gironde So.
Weinstock, Abnehmen der Blätter 36i.
Verzeichnis der Mitarbeiter.
671
Weintrnuben aus dem Weinhause des Geh.
Kommerzienrats Veit in Steglitz 53y.
Weintrauben, F^aulen derselben 53~.
Weintrauben, grosse 5q2.
Weiss, Gustav Adolf, Professor f 254, 366.
Weissenborn, W., Obergärtner 534.
Weisskohl, Grasshoft's neuer weisser grosser
runder allerfrUhester Hartkopf 62.
Wertzeugnis, Verleihung 376.
Wertzeugnis für Vanda Kimballiana var.
Lacknerae 616.
Wildner, Schlossgärtner 367.
Wilhelm, Carl, Professor Dr. 535.
Winter 1893/94, schädliche Folgen 352.
Wintcrerscheinungen 1893/94 349.
Wintergarten von J. C. "^Schmidt in Erfurt
auf der Thüringer Gewerbe - Aus-
stellung 38o.
Winterschäden 1893/94 mit meteorologisch-
botanischen Reflexionen 43i.
Wirsing, Chou de Milan tres-hätif de la
St. Jean 61.
Wirsing, Chou de Milan tres-hätif de Parisöi.
Wirsing, Grasshoffs allcrfrühester weisser
runder Hartkopf 219.
Wirsing, Henning's verbesserter früher
glatter Wiener 219.
Wirsing, Long-Island, runder grüner krauser
188. '
Wirsing, Oberrader 219.
Wirsing, Oberrüden 60.
Wirth, Max f 424.
Wiss, Obergärtner 86.
Witterung und Resultate des Jahres 1893
297.
Wittmack, Gehemier Regierungsrat Pro-
fessor Dr. 32.
Wocke, Erich, Obergärtner 168.
Wörterbuch der botanisch. Kunstsprache 5o.
Wunde!, Adolph, Hofgärtner j 5rp.
Wunde), Alexander, Obergärtner 56o.
Zacharias, Professor 55.
Zantedeschia aethiopica i3.
Zantedeschia Rehmanni Engl. 12.
Zarizin-Garten in Uman 529.
Zehlendorf, Gartenbau-Ausstellung 53o.
Zeininger, H., Stadtgärtner 391.
Zeiten, aus alten 245.
Ziegeler, L., Obergärtner 648.
Zimmerpflanzenkultur, Gesellschaft für, in
St. Petersburg 528.
Zollabfertigung an der russischen Grenze,
Beschleunigung 3o6.
Zolltarif, der neue amerikanische 558.
Zolltarif, russisch-deutscher 109.
Zorn, Gärtner 534.
Zwergbirke, Besen von der 654.
Zwergkonigin 220.
Zwiebel, neue silberweisse Dehkatess- 188.
3. Verzeichnis der Mitarbeiter und der besprochenen Schriftsteller.
Ahlfvengren, Fr. E. 452.
Ahlisch, L. HO, 367, 591.
Allendorf, W. 193.
Arnstedt, Albert 419, 523.
Atlee-Burpee & Co. 419.
Baccarini, Pasquale 420.
Baker 446.
Barth, Max 142, 446.
BiemüUer, J. 68.
Bluth, F. 55.
Bode, Alexander 457.
Bolle, Carl i54, 45 1.
Bredemeier, Erme.no 225.
Brinckmeier, Ed. 3o6.
Brinkmeier, A. 419.
Bürger, Max 416. •
Burchardt, O. 419.
Burmester, G. 557.
Bussler, F. 3o5, 469.
Buysmann, L. 358.
Giemen 33o.
Cogniaux, Alf. 474.
Dammer, U. 647.
Dieck, G. 18, 36.
Diedler 192.
Dippel, Leopold 21, 5o.
Drawiel, A. 82.
Dressler, E. 219, 5oo.
Droysen 523.
Durand, Em. 474.
Durand, Th. 474.
Eichler, J. 473.
Esser, P. 249.
Fintelmann, A. 642.
Fischer von Waldheim, A. 244.
Fritsch, Karl 39.
Gaerdt, H. 6.
Gebhardt, M. 5o6.
Gesky-Geisenheim 16.
Gisevius 523.
Graebener, C. 48, 78, 243, 611, 642.
Grandeau, L. 445.
Haage 11 3.
Hampel, Carl 28.
Hampel, W. 244.
Harms, Fr. 221.
Hayn, E. 5i2.
Heicke 543.
Held, Ph. 647.
Herzberg, W. 35.
Hesdortfer, Max 497.
Hildebrand, F. 617. ^
Hilgard, E. W. 359.
Hinckeldeyn, R. M. 309, 36i, 363, 528, 532.
Hölscher, J. 142, 587.
Hortmann, M. 409, 437, 461, 5i6, 578.
Hoser, Peter 245.
672
Verzeichnis der Mitarbeiter.
Jörns 60, 92.
Karsten, Hermann 524.
de Kerchove de Denterghem, Osw. 474.
Kiaerskou, Hjalmar 420.
Kirchner, O. 473.
Kittel, G. 396.
Klar, Josef 60, 92.
Köhler, H. 25, 43 1.
Koehne 18, 237, 291.
Körber, Wzl. 273, 328.
Kolbe, H. J. i33.
Kränzlin, F. 114, ii5, 199, 281, 56i.
Krelage, Ernst H. 12.
Kühn, B. L. 142.
Kuntze, Otto 446.
Lackner, Carl 5o5.
Lade, Eduard von 27, 193.
Lambert, P. 82.
Lauck, H. 647.
Ledien, F. 337.
Leeuw, Amy de 338.
Lierke 124.
Lindemuth, H., 328, 329, 355.
Lormoy, J. 420.
Lubbers, L. 474.
Lucas, Ed. 222.
Mächtig 263.
Magnus, Paul 406.
Marie, The'od. 420.
Mathieu, Alex. 398.
Mathieu, C. 27, 127, i63, 222.
Medicus, W. 446.
Micheli, Marc 446.
Mohr, C. 540, 447.
Moncorps, R. 3S7.
Müller, C. 359, 445.
von Mueller, Ferd. 32, 49, 496.
Müller, R. 273, 3oi, 327, 352.
Nicholson 25o.
Oliver, W. 446.
Ort, H. 2o5.
Otto, R. 49, 82, 124, 249, 276.
Paparelli, L. 359.
von St. Paul 193, 386.
Pax, Ferdinand 359.
Pfau, Richard 421.
Pfister 304.
Penzig, O. 446, 647.
Perring, W. 468.
Pinus 106.
Plumpe, F. J. M. 81.
Polakowsky, H. 82.
Prantl 359.
Regel, Ed. von 11 3.
Reichenheim 394.
Reid, E. Geo 289.
Rensch, K. 285.
Richardson 420.
Richter, Ed. 54.
Riss, L>ouise 33 1.
Roese 406.
Salomon, Carl 5o.
Sandhack, Hermann 229.
Sarauw, Georg 447.
Scharrer 56i.
Schelle, E. 118, 52 1, 557, ^87, 640.
Schiller, Ludwig i5o, i83, 211, 240, 382, 549.
Schimper, W. 419.
Schinke, Carl 143.
Schmidt 1 1 3.
Schreiber, H. 14, 33.
Schubert, Carl 194.
Schuck, Rudolph 326.
Schule, W. 449.
Schünemann, H. 277, 447.
Schulz, Gustav Ad. 55.
Schulze, Max, 420.
von Schwerin, Graf, 420, 556.
Siebert, A. 522.
Sorauer, Paul 388.
Spencer, Herb. 446.
Sprenger, C. 169.
Stahl, E. 107.
Strauwald, Bruno 586.
Taube, C. 55.
de Terra 193, 589.
Thomas, Fr. 488.
Thüer, L. 147, 177.
Trelease, William 420.
Tropp 576.
Truti'aut, G. 420.
Vasey, G. 420.
Vilmorin, H. 223, 522.
de Vilmorin, Philippe 248.
Virchow, Ernst 455.
Vogeler, Otto 3o6.
Voss, A. 276, 522.
Waage, Th. 277.
Wagner, P. 49.
Wagner 420.
Waugh, F. A. 359.
Weber 233.
Weidlich 233.
Welcker, Hermann i3o,
Wiese, A. 636.
Williams 645.
Witte, E. Th. 393, 61 5.
Witte, H. J74.
Wittmack, L. 2, 3, 5i,
3o2, 320, 33 1, 383,
599, 608, 617, 634.
Wohler, G. 73.
5y, 98, 106, i56, i83,
411, 476, 5o2, 553,
Zabel, H. 33o.
New York Botanical Garden Library
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