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Full text of "Gartenflora"

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ARTENFLORA 


ZEITSCHRIFT 


für 


Grarten-  und  Blumenkunde 

(Begründet  von  Eduard   Regel.) 

43.  Jahrgang. 


Organ  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preussischen  Staaten. 

LIBRARY 

Herausgegeben  von  ^BW  YOt^K 

80TANICAL 

Dr.  L.  Wittmack, 

Geh.  Regierungsrat,  Professor  an  der  Universität  und  an  der  Königl.  landwirtschaftl.  Hochschule 
in  Berlin,  General-Sekretär  des  Vereins. 


Mit  12  Tafeln  und  111  Textabbildungen. 


Berlin  1894. 

Selbstverlag  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preussisch.  Staaten,  N,,  Invalidenstr.  42. 
In   Kommission    bei  Paul  Parey,    Verlagshandlung   für  Landwirtschaft,   Gartenbau   und  Forstwesen, 

S\V.,  Hedemannstrasse. 


^n  die  lieser 


JBRARY 
,EW  YORK 

30TANICAL 
QARDEfS. 


der  „©arlenflora". 


er  im  Jahre  1S22  begründete,  unter  dem  Protektorate 
Sr.  Maj.  des  Kaisers  stehende  Verein  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  in  den  preussischen  Staaten  hat  beschlossen,  vom 
1.  Januar  1<S94  ab  die  bisher  im  Verlage  des  Herrn  Paul  Parey, 
Berlin,  erschienene  „Gartenflora",  welche  bereits  seit  1887  das  Organ 
des  Vereins  gewesen  ist,  nach  freundschaftlicher  Übereinkunft  mit 
Herrn  Parey,  in  eigenem  Verlage  herauszugeben.  Die  „Gartenflora"  wird  von 
jetzt  ab  auch  die  Verhandlungen  des  Vereins  in  ihrem  Texte  bringen  und  im 
Jahre  42  Bogen  im  bisherigen  Format  mit  zahlreichen  Abbildungen  und  durch- 
schnittlich 12  Farbentafeln  umfassen.  Während  somit  äusserlich  wenig  geändert 
wird,  soll  der  Inhalt  zufolge  zahlreich  geäusserter  Wiänsche  mehr  den  An- 
forderungen der  Liebhaber  und  praktischen  Gärtner  entsprechend  gestaltet  werden, 
ohne  dabei  die  Wissenschaft  aus  den  Augen  zu  verlieren.  Auch  Mitteilungen 
aus  anderen  Vereinen  sollen  mehr  als  bisher  gebracht  werden. 

Um  alles  dies  erreichen  zu  können,  ist  eine  rege  Beteiligung  unserer  Leser 
als  Mitarbeiter  dringend  erwünscht.  Jede,  auch  die  kleinste  Mitteilung,  soweit 
sie  allgemeines  Interesse  hat,  ist  willkommen,  lange  Artikel  sind  möglichst  zu 
vermeiden.  Allen,  welche  Fragen  zu  stellen  haben,  empfehlen  wir  den  Sprech- 
saal angelegentlichst;  für  sachgemässe  Beantwortung  soll  nach  besten  Kräften 
Sorge  getragen  und  überhaupt  alles  aufgeboten  werden,  um  die  nun  in  ihren 
43.  Jahrgang  eintretende  „Gartenflora"  als  ein  des  Vereins  würdiges  und  be- 
lehrendes Organ  erscheinen  zu  lassen. 

Der  Preis  des  Jahrganges  ist  von  20  M.  auf  12  M.  herabgesetzt.  Man 
bestellt  entweder  direkt  bei  der  Expedition,  Berlin  N.,  Invalidenstrasse  42, 
oder  bei  einer  beliebigen  Buchhandlung  oder  auch  bei  der  Post  (Zeitungsverzeichniss 
(So.  2443).  Den  kommissionsweisen  Vertrieb  durch  den  Buchhandel  hat  Herr 
f'-aul  Parey,  Berlin  SW.,  Hedemannstrasse   10,  übernommen. 


Mitglieder    des  Vereins    erhalten    die  „Gartenflora"    unentgeltlich    und 
>baben  ausserdem    freien  Zutritt    zu  allen  Ausstellungen   des  Vereins,    Recht    auf 


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9  Incarvillea   Delavayi  Bur.  et  Franch. 

unentgeltlichen  Bezug  von  Samen  und  auf  Benutzung  der  reichhaltigen  Bibliothek. 
Der  Mitgliedsbeitrag  beträgt  für  Berlin  und  Umgegend  jährlich  20  Mk.,  für 
das  übrige  Deutschland  und  Österreich  13  Mk.,  für  die  anderen  Staaten  15  Mk. 
und  ist  an  den  Schatzmeister,  Herrn  Kgl.  Hoflieferanten  F.  J.  M.  Plumpe, 
Berlin  SW.,  Kochstrasse  12  einzusenden. 

An  die  verehrten  Mitglieder  des  Vereins  ergeht  die  Bitte,  recht  thatkräftig 
zu  seiner  Vergrösserung  durch  Vorschlagen  von  neuen  Mitgliedern  beitragen  zu 
\ vollen.  Bei  den  grossen  Aufgaben,  die  dem  Verein  obliegen,  ist  ein  fortwährender 
Zuwachs  aus  den  verschiedensten  beteiligten  Kreisen  hoch  erwünscht. 

Alle  Sendungen  für  die  ,, Gartenflora",  Manuskripte,  Tauschexemplare  werden 
unter  der  Adresse  des  Vereins: 

Berlin  N.,  Invalidenstrasse  42 
erbeten. 

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Incarvillea  Delavayi  Bur.  et  Franch.'^) 

Hierzu  Tafel   1398. 

Wir  geben  auf  Tafel  1398  die  farbige  Abbildung  dieser  neuen  Einführung, 
von  der  wir  schon  in  Gartenflora  1893  S.  153  u.  577  unter  Beifügung  von 
schwarzen  Abbildungen  gesprochen  haben,  nach  dem  Exemplar,  welches  im 
Kgl.  bot.  Garten  zu  Berlin  blühte  und  von  Herrn  Garteninspektor  Perring  am 
25.  Mai  1893  den  Mitgliedern  des  Ver.  z.  B.  d.  G.  vorgeführt  wurde.  In- 
zwischen ist  am  1.  Dec.  1893  in  der  Revue  horticole  S.  544  auch  eine  farbige 
Abbildung  nach  einem  Aquarell,  welches  Herr  Maurice  de  Vilmorin  von 
einem  Exemplar  in  Barres  (Loiret)  aufnehmen  Hess,  erschienen. 

Herr  Maurice  de  Vilmorin  war  auch  so  freundlich,  die  Herren  Bureau 
und  Franchet  zu  veranlassen,  dass  sie  uns  die  Originalbeschreibung  schickten, 
welche  enthalten  ist  in  ihrer  Arbeit:  Plantes  nouvelles  du  Thibet  et  de  la  Chine 
occidentale  etc.,  Extrait  du  Journal  de  Botanique  1891,  S.  39  des  Sonder- 
abdrucks. Wir  geben  unter  bestem  Danke  an  die  Verfasser  die  Beschreibung 
im  Auszuge  wieder: 

Incarvillea  Delavayi  Bureau  et  Franchet  sp.  nov.  Krautartig,  aus- 
dauernd, glatt,  Wurzel  dick,  wenig  verzweigt,  an  der  Basis  knollen-  oder  spindel- 
ähnlich, dann  verlängert  und  endlich  schmal  cylindrisch.  Stengel  einfach  oder 
sehr  wenig  verzweigt,  sehr  kurz,  aufrecht,  unten  schuppig,  nach  oben  wenig 
beblättert.  Blätter  2 — 5,  fiederteilig,  Abschnitte  meist  zahlreich,  Blattstiel 
cylindrisch,  gestreift,  oberseits  eng  gefurcht,  Seitenabschnitte  meist  wechselständig, 
oft  mit  dem  Rande  der  Hauptrippe  verwachsen,  elliptisch  oder  ei-elliptisch,  un- 
gleichseitig, am  Rande  gekerbt  oder  gezähnt,  fiedernervig,  Endabschnitt  sehr 
veränderlich,  eiförmig  oder  verkehrt  eiförmig  (auf  hohen  Bergen  fehlen  die  seit- 
lichen Abschnitte).  Schaft  2 — 8  blumig.  Blütenstand  traubig,  die  unteren 
ältesten  Blumen  von  einander  abstehend,  die  oberen  ziemlich  geknäuelt.  Deck- 
blätter lang,    lineal-lanzettlich,    Kelch  glockenförmig,    5-eckig,    5-nervig,  5-lappig, 


*)  Bignoniaceae.  Benanntvon  Jussieu nach d'Incarville,  Jesuit, Missionär  inPeking,  f  12.  Junil75' 
M..  Delavay,  französischer  Abt  und  Reisender  in  China. 


Gartenflora  1894 


laf.  1398 


Heinrich  Gaerdt  f.  3 


Lappen  dreieckig,  mit  starkem  Nerv,  Krone  rot,  weit,  trichterförmig,  die  Röhre 
innerhalb  des  Kelches  cylindrisch,  dann  verbreitert  und  ausserhalb  fast  glocken- 
förmig. Lappen  der  Blumenkrone  5,  so  lang  als  der  sichtbare  Teil  der  Röhre. 
Staubbeutel  sehr  stumpf.  Kapsel  an  der  Basis  vom  bleibenden  Kelch  um- 
schlossen, 4-eckig,  2-klappig,  hinten  der  Länge  nach,  vorn  wenig  oder  un- 
ordentlich aufspringend.  Samen  schiefhängend,  zusammengedrückt,  verkehrt 
ei-kugelig,  runzelig,  geflügelt,  graubräunlich,  Naht  schwärzlich. 

China,  Provinz  Yun-nan,  gesammelt  von  J.  M.  Delavay  auf  Wiesen  am 
Gipfel  des  Berges  Hee-Chan-men,  oberhalb  Lan-hong,  auch  an  anderen  Orten  in 
3000  m  Höhe,   auf  Kalkboden. 

Bureau  und  Franchet  bemerken,  dass  diese  Pflanze  sich  wesentlich  von 
Incarvillea  sinensis  dadurch  unterscheidet,  dass  bei  letzterer  die  Kapsel  nur 
hinten,  wie  eine  Balgfrucht,  aufspringt.  Sie  ist  auch  nicht  1-  oder  2jährig  mit 
dünnem  verzweigten  Stengel  und  schmalen  oder  eingeschnittenen  Blättern  wie 
I.  sinensis  Lam.  und  I.  Olgae  Reg.,  sie  ist  ausdauernd  und  wächst  ungefähr 
wie  die  Primeln,  d.  h.  sie  hat  einen  kurzen  Stengel,  der  einfach  oder  wenig 
\-erzweigt  ist  und  oberwärts  nach  jedem  Winter  4 — 5  Blätter  und  1  oder  2 
mehrblumige  Blütenstiele  treibt. 

Nebenbei  sei  bemerkt,  dass  an  demselben  Ort  Bureau  und  Franchet 
noch  mehrere  neue  Arten  von  Incarvillea  beschreiben,  die  aber  noch  nicht  ein- 
geführt sind.  Sie  geben  eine  tabellarische  Übersicht  zur  Unterscheidung 
aller  Arten. 

Wir  haben  es  allem  Anschein  nach  mit  einer  sehr  schön  und  früh 
blühenden  Staude  zu  thun,  die  hoffentlich  bald  mehr  verbreitet  wird.  Ueber  die 
Kultur  ist  schon  Gartenflora  1893  S.  153  gesprochen,  Herr  G.-Insp.  Perring 
hat  sie  einfach  wie  alle  Topfstauden  behandelt,  Samen  ist  von  Vilmorin, 
Andrieux  et  Cie.,  Paris,  zu  beziehen.  L.  Wittmack. 


Heinrich  Gaerdt  f 

Nekrolog  von  L.  Wittmack, 

Hierzu  Abbildung  1. 

Am  14.  November  1893  ist  ein  Mann  dahingeschieden,  dessen  Name  in 
der  Geschichte  des  deutschen  Gartenbaues  stets  in  hohen  Ehren  gehalten  werden 
M'ird:  der  Königliche  Gartenbaudirektor  Heinrich  Gaerdt,  ein  Mann,  der  aus 
den  kleinsten  Verhältnissen  sich  zu]  einer  hoch  angesehenen  Stellung  auf- 
geschwungen. 

Am  7.  November  1813  zu  Drebkau,  Provinz  Brandenburg,  Kreis  Kalau, 
geboren,  erhielt  er  seine  erste  gärtnerische  Ausbildung  in  den  Gärten  des 
Fürsten  Lynar  zu  Lübbenau  und  machte  dann  weitere  Studien,  namentlich  in 
der  Landschaftsgärtnerei  in  den  grossartigen  Parkanlagen  des  Fürsten  Pückler- 
Muskau.  Im  Jahre  1834  kam  er  'am  1.  März  als  Gehilfe  in  die  Kunst-  und 
Handelsgärtnerei  des  Herrn  Ohm  zu  Berlin,  wo  er  bis  zum  1.  März  1836  ver- 
blieb,   um    dann    eine  Stellunu"    in  der  damals  höchst  bedeutenden  Kunst-  und 


Heinrich  Caerdt  f. 


Handelsgärtnerei  von  Louis  Mathieu,  Neue  Grünstrasse  31,  anzunehmen,  die 
er  bis  zum  1.  Januar  1838  inne  hatte.  Hierauf  war  er  im  damals  Königlich 
prinzlichen  Schlossgarten  zu  Bellevue  unter  der  Leitung  des  Hofgärtners  Brasch 
bis  zum  I.April  1842  thätig,  und  ging  dann  an  den  Königl.  botanischen  Garten, 
um  imter  der  Leitung  des  Garten-Inspektors  Otto  seine  Kenntnisse  zu  erweitern. 
wie  er  denn  überall  darauf  bedacht  war,  seine  Ausbildung  durch  Selbst- 
studium zu  fördern.  Hier  war  von  1839 — 1842  Ed.  v.  Regel  thätig  gewesen, 
mit  welchem  Gaerdt  enge  Freundschaft  schloss.  Indess  seines  Bleibens  im 
botanischen  Garten  war  nicht  lange;  der  Wunsch,  mehr  selbständig  thätig  zu 
sein,  veranlasste  ihn,  am  7.  Oktober  1843  auszuscheiden  und  eine  Stelle  bei 
dem  Kommerzienrat  Dannenberger  anzunehmen,  dem  er  Garten  und  Glashäuser 
einrichtete.  Hier  entfaltete  Gaerdt  so  ganz  die  ihm  eigene  Gabe,  selbst  die 
schwierigsten  Pflanzen  gut  zu  kultivieren,  und  von  seinen  Erfolgen  legen  am 
besten  die  vielen  Preise  Zeugnis  ab,  die  er  in  dieser  Stellung,  welche  er  bis 
zum  1.  Oktober  1854  i^^^  hatte,  vom  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
erhielt.  Ihre  Zahl  betrug  in  den  11  Jahren  nicht  weniger  als  92.  —  Hier 
führte  er  auch  am  25.  Juli  1846  die  Auserwählte  seines  Herzens,  Henriette 
Knabe,  als  Gattin  heim.  Aus  dieser  Ehe  entsprossen  2  Kinder.  Helene,  jetzt 
Gemahlin  des  Herrn  Stadtschulinspektors  Dr.  Zwick,  und  der  noch  jetzt  in  der 
Borsig'schen  Maschinenfabrik  thätige  Ingenieur  M.  Gaerdt. 

Kein  Wunder,  dass  Gaerdts  bedeutende  Leistungen  die  xVufmerksamkeit 
des  grossen  Gartenfreundes,  des  Geh.  Kommerzienrats  August  Borsig,  auf  sich 
zogen,  und  am  30.  Juni  1854  wurde  verabredet,  dass  Gaerdt  am  1.  Oktober  die 
Leitung  des  Borsig'schen  Gartens  übernehmen  solle.  Aber  schon  am  6.  Juli, 
wenige  Tage  nach  dem  Engagement,  war  der  grosse  Meister  A-erschieden. 
So  war  es  Gaerdt  nicht  mehr  vergönnt,  unter  den  Augen  des  Begründers  jenes 
berühmten  Gartens  zu  wirken.  Er  fand  aber  in  dem  Sohne,  dem  Geheimen 
Kommerzienrat  Albert  Borsig,  einen  ebenso  begeisterten  Blumenfreund,  der 
die  reichsten  Mittel  bewilligte,  um  den  Garten  immer  mehr  zu  verschönern. 
Gar  bald  ward  der  Borsig'sche  Garten  eine  der  grössten  Sehenswürdigkeiten 
Berlins,  und  das  ist  er  auch  nach  dem  Tode  Albert  Borsigs,  der  am  10.  April  1878 
erfolgte,  geblieben,  dank  der  Fürsorge  der  noch  heute  den  Garten  gleich  ihrem 
Gatten  so  hochhaltenden  Frau  Geheimrat  Anna  Borsig,  deren  ältester  Sohn 
ebenfalls  ein  begeisterter  Gartenfreund  ist. 

In  Anerkennung  seiner  Verdienste  ward  Gaerdt  1866  das  Patent  als  Kgl. 
Garten-Inspektor,  am  20.  November  1878  sogar  der  Titel  eines  KgL  Gartenbau- 
Direktors  verliehen.  Se.  Maj.  der  König  ehrte  ihn  am  18.  Januar  1888  durch 
Verleihung  des  Kronenordens  4.  Klasse,  viele  Vereine  durch  Ernennung  zum 
Ehren-  oder  korrespondierenden  Mitgiiede.  Bis  zum  Jahre  1888,  volle  34  Jahre, 
waltete  er  seines  Amtes,  ein  leuchtendes  Beispiel  für  die  jüngere  Generation, 
dann  aber  nahm  er  wegen  Altersschwäche  seinen  Abschied,  und  die  Familie 
Borsig  bewilligte  ihm  zur  Belohnung  für  seine  treuen  Dienste  das  volle  Gehalt 
als  Pension  und  die  Weiterbenutzung  seiner  Wohnung.  Sein  Nachfolger  Avard 
der  schon  unter  Gaerdt  im  Garten  thätige  Herr  Weidlich,  der  in  gleichem 
Sinne  die  grösste  Ehre  darin  setzt,  den  Garten  als  wahres  Schmuckkästchen 
zu  erhalten. 

Schon  früh,  im  Februar  1846,  war  Gaerdt  in  den  Verein  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  eingetreten  und  hier  bald  eins  der  beliebtesten  Mitglieder  ge- 


Heinrich  Gaerdt  f. 


worden,  alle  erfreuend  durch  seine  vorzüglichen  Kulturen,  seine  grosse  Pflanzen- 
kenntnis und  sein  freundliches  Weseii.  Vom  Jahre  1873  bis  1882  bekleidete 
er  die  Stelle  des  zweiten  stellvertretenden  Direktors,  von  1882  bis  1892  hatte 
er  sogar  die  Ehre,  das  Amt  des  ersten  Stellvertreters  führen  zu  können;  ausser- 
dem war  er  viele  Jahre  auch  der  ^"orsitzende  des  Blumen -Ausschusses.  Im 
Jahre  1892  zog  er  sich  von  diesen  Amtern  zurück  imd  gleichzeitig  auch  von 
seinem  Sitz  im  Kuratorium  der  Königi.  Gärtner-Lehranstalt  und  Landesbaum- 
schule, dem  er  als  Delegierter  des  ^'ereins  16  Jahre,  von  1877  bis  1892  ange- 
hört hatte.  —  Der  Verein  benutzte  jede  Gelegenheit,  um  dem  A'erdienten  Manne, 
der  so  treu  an  dem  Verein  hing,  wie  selten  Einer,  seine  Dankbarkeit  zu  be- 
weisen.    Im  Mai  1874   erkannte   er   ihm   die  ^"ermeil-Medaille  zu,  die  nur  ver- 


geben wird  »für 
Förderung  der 
Zwecke  des  Ver- 
eins durch  allge- 
meine Förderung 
desGartenbaues«, 
am  i.Oktoberi879 
überreichte  ihm 
eine  Deputation 
des  ^^ereins  und 
der     Gesellschaft 

der  Garten- 
freunde zur  Feier 
seiner  25  jährigen 
Thätigkeit  im 
Borsig'schen  Gar- 
ten einen  kost- 
baren Pokal.  Am 
Abend  dieses  Ta- 
ges ward  in  den 
Räumen  der  Ber- 
liner Gewerbe- 
Ausstellung  ein 
glänzendes  Fest- 
mahl abgehalten, 
womit         gleich- 


Abb.   1.     Heinrich  Gaerdt. 


zeitig  die  Ge- 
werbe-Ausstel- 
lung beschlossen 
wurde  (Monats- 
schrift d.  V.  z.  B. 
d.  G.  1879,5.467), 
im  Juni  1887  end- 
lich ernannte  der 
Verein  ihn  zu 
seinem  Ehrenmit- 
gliede. 

Mehr  als  die 
meisten  tüchtigen 
Praktiker         war 

Gaerdt  aucli 
Schriftsteller,  und 
eben  weil  er  ein 
tüchtiger  Prakti- 
ker Avar,  sind  alle 
seine  Bücher  aucli 
wahrhaft  prak- 
tische Ratgeber. 
Anfangs  mit  dem 

Gartendirektor 
Keide  zusammen, 
später  allein,  gab 


er  verschiedene  Auflagen  von  Wredow's  Gartenfreund  heraus,  ein  Werk, 
das  man  entschieden  als  die  beste  Anleitung,  namentlich  zur  Kultur 
von  Gewächshauspflanzen  bezeichnen  muss.  Als  die  Liebe  für  wSchnitt- 
blumen  im  Winter  erwachte,  schrieb  er  sein  Werk  »Die  Winter- 
blumen«, von  dem  er  noch  vom  Sterbebette  aus  die  zweite  1886  er- 
schienene Ausgabe  auf  die  Herbst-Ausstellung  des  Vereins  vom  9. — 12.  No- 
vember 1893  sandte.  Seine  Schrift  »Die  Aufl^ewahrung  frischen  01)stes  während 
des  Winters«  erlebte  1892  die  2.  Auflage,  und  endlich  legte  er  die  ganze  Summe 
seiner  Erfahrungen  als  A^ereideter  SacliA^erständiger  in  dem  grossen  Werke 
»Der  Garten -Taxator«  nieder.  Zahllos  fast  sind  seine  Aufsätze,  Avelche  er  in 
den  Schriften  des  \'ercins  und  an  anderen  Orten  veröffentlicht  hat. 


Zur  Geschichte  des  Borsig'schen  Gartens  in  Berlin. 


Der  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  kann  wahrhaft  stolz  darauf 
sein,  dass  dieser  Mann,  der  für  die  ganze  gärtnerische  Entwickelung  Deutsch- 
lands bahnbrechend  gewirkt  hat,  sein  Mitglied,  ja  sein  Vorstandsmitglied  war, 
und  er  wird  ihm  stets  ein  dankbares  Andenken  bewahren.  Viele  Mitglieder 
waren  ihm  eng  befreundet,  zwei  aber  standen  ihm  ganz  besonders  nahe:  der 
Kgl.  Hofgarten-Direktor  Jühlke,  dessen  Tod  unseren  Gaerdt  aufs  tiefste  be- 
wegte, und  der  Kgl.  Ökonomierat  Hoffmann,  dem  leider  bei  seiner  goldenen 
Hochzeit  am  5.  Dezember  1893  die  Freude  nicht  mehr  ward,  seinen  treuen 
Freund  an  seiner  Seite  zu  sehen.  Gaerdt  war  ein  Alann,  der  die  Ideale  hoch  hielt, 
der,  unbekümmert  um  Lob  oder  Tadel,  die  Ansicht  vertrat,  dass  der  Gärtner 
nicht  nur  Pflanzen  ziehen  möge  um  des  eitlen  Mammons  willen,  sondern  dass 
es  Tiel  edler  sei,  auch  schöne  Schaupflanzen  zu  erzielen,  alte  vergessene  Pflanzen 
an's  Licht  zu  ziehen  oder  endlich  seine  INIeisterschaft  in  der  Anzucht  schwierig  zu 
kulivierender  Pflanzen  zu  zeigen.  —  Der  Mensch  lebt  ja  nicht  vom  Brot  allein!  — 

Und  er  selbst  gab  das  beste  Beispiel,  namentlich  in  der  Kultur  der  Neu- 
holländer, der  Amaryllis,  der  Orchideen,  der  Palmen  u.  A.  Wir  können  nichts 
besseres  thun,  als  unmittelbar  diesem  Nekrologe  ein  hinterlassenes,  von  uns 
wenig  verändertes  Manuscript  über  den  Borsig'schen  Garten  folgen  zu  lassen, 
das  Gaerdt  noch  kurz  vor  seinem  letzten  Krankenlager  auf  unsere  Bitten 
niederschrieb.  Aus  ihm  geht  so  zu  sagen  stillschweigend  die  mannigfaltige 
Thätigkeit  Gaerdf  s  im  Borsig'schen  Garten  am  besten  hervor. 


Zur  Geschichte  des  Borsig'schen  Gartens  in  Berlin. 

Von  H.  Gaerdt.  f 
Hierzu  Abb.  2—6. 

Die  Gartenflora  bringt  5  Ansichten  aus  dem  Borsig'schen  Garten  zu  Berlin, 
dem  Garten,  der  in  der  Geschichte  des  Gartenbaues  durch  seine  Eigenartigkeit 
sich  einen  besonderen  Ruf  erworben  hat  und  der  hoffentlich  auch  in  Zukunft 
noch  lange  die  Bewunderung  auf  sich  ziehen  wird. 

Die  Entstehung  und  Entwickelung  des  Borsig'schen  Gartens  steht  im  innigen 
Zusammenhange  mit  dem  mächtigen  Aufschwünge  der  Eisenbahn-Industrie,  ins- 
besondere dem  Locomotivbaue,  auf  den  wir  daher  einleitend  unsere  Blicke 
richten  müssen. 

Das  Vaterland  unabhängig  zu  machen  von  der  Einfuhr  der  für  den  Eisen- 
bahnbetrieb erforderlichen  Maschinen,  war  der  leitende  Gedanke  des  mit  allen 
guten  Eigenschaften,  mit  scharfem  Verstand  und  unerschütterlicher  Willenskraft 
ausgerüsteten  Geistes  des  Herrn  Geh.  Kommerzienrats  August  Borsig.  Darum 
errichtete  derselbe  im  Jahre  1837  eine  den  Zwecken  entsprechende  Maschinen- 
bauanstalt, aus  welcher  1841  die  erste  Locomotive  hervorging.  Schnell  ver- 
breitete sich  der  Ruf  der  Borsig'schen  Maschinen  und  schon  nach  wenigen 
Jahren  durchliefen  die  Dampfrosse  seiner  Werlvstätten  über  Millionen  von 
Meilen,  nicht  nur  im  Vaterlande,  sondern  weit  über  die  Grenzen  des  Vater- 
landes hinaus.  Im  Todesjahre  des  unvergesslichen  Mannes,  im  Jahre  1854  ward 
die  500.  Locomotive  in  der  Anstalt  vollendet.  Das  waren  Resultate,  deren  keine 
ähnliche  Fabrik,  weder  in  England,  Belgien  noch  Frankreich  sich  rühmen 
konnte.  —  — 


Zur  Geschichte  des  Borsig'schen  Gartens  in  Berlin. 


Es  konnte  nicht  fehlen,  dass  nach  den  vielen  geistii;'en  Anstrengungen  sich 
(Jeist  und  Körper  nach  Erholung  sehnten,  und  um  diesen  Bedürfnissen  nach- 
zukommen, erwarb  der  grosse  Denker  in  der  Mitte  der  vierziger  Jahre  in 
Moabit,  einer  Vorstadt  von  Berlin,  ein  ländliches  Grundstück  mit  einem  ganz 
einfachen  Wohnhause  und  einem  ca.  13  Morgen  grossen,  ziemlich  wüsten  Garten. 
Aus  diesen  Grundflächen  entstand  der  jetzige  Schmuckkasten. 

Obwohl  das  Grundstück  zuerst  nur  ein  ruhiger  Sommersitz  sein  sollte, 
trieb  es  den  schaffenden  Geist  doch  sehr  bald  zur  Umwandelung  der  vorge- 
fundenen Verhältnisse.  Natürlich  konnte  dem  Charac^ter  des  Grundbesitzers 
entsprechend  nur  hervorragendes  geschaffen  werden. 

Bei  der  Umwandelung  der  Villa  und  der  Garten-Anlagen  wirkten  Capaci- 
täten  A'on  bedeutendem  Ruf  mit,  wie  Baurat  Prof.  Strack  und  General-Garten- 
Direktor  Lenne  in  Potsdam,  vor  allem  aber  der  schöpferische  Geist  des  Grund- 
besitzers selbst.  Stracks  zierliche  Formen  in  den  Fagaden.  Säulen  etc.  des 
Hauses  sind  den  angehenden  Architekten  vielfach  Vorbilder  gewesen.  Die 
Lenne'sche  Landschaftsgärtnerei  und  ihre  Schule  zeigen  sich  auch  hier  im 
Garten  characteristisch.  Die  herrlichen  Glashausanlagen  und  ihren  ebenso 
;ingenehmen  wie  praktischen  Anschluss  an  die  Villa,  etwas  für  damalige  Zeit 
ganz  neues,  ihre  Dimensionen  und  die  Konstruktionen  der  Eisenteile  verdankt 
man  dem  idealen  Geist  des  Geh.  Kommerzienrat  Bors  ig. 

Zu  jener  Zeit  hatte  man,  wie  auch  noch  heute,  oft  den  Wunsch,  das  Bild,  Avie  der 
Garten  einst  werden  soll,  schon  bei  der  Anlage  eines  solchen  vollendet  darzustellen 
und  suchte  dies  durch  Pflanzen  stärkerer,  ja  unter  Umständen  sogar  sehr  starker 
alter  Bäume  zu  erreichen.  Ein  Beispiel  dieser  Art  ist  die  auf  einem  grossen 
Rasenplatze  befindliche  Eiche  von  3.75  m  Stammumfang,  welche  im  Laufe  der 
Zeit  nicht  viel  stärker  geworden,  als  sie  am  Tage  der  Pflanzung  war.  Der 
Transport  auf  ca.  500  m  Entfernung  verursachte  einen  beträchtlichen  Kosten- 
aufwand; jedoch  die  Pflanzung  glückte,  allerdings  unter  sorgsamer  Pflege. 
Nach  jahrelangem  kümmerlichen  Wachsen  steht  die  Eiche  seit  langer  Zeit  in  voller 
Üppigkeit  da  und  dürfte  als  ein  Denkmal  alter  Zeiten  noch  unzählige  Beschauer 
erfreuen. 

Dieser  glückliche  Erfolg  war  das  Vorbild  zu  dem  weiteren  vielfachen  Ver- 
setzen der  alten  Bäume. 

Das  Nützliche  mit  dem  Schönen  zu  verbinden  und  etwas  ganz  Neues  zu 
schaffen,  w^ar  auch  bezüglich  des  Gartens  das  Ziel  des  Besitzers.  Neben  dem 
Wohnsitz  richtete  der  Geh.  Rat  Borsig  in  den  Jahren  1847 — 1849  ein  bedeuten- 
des Eisenwerk  ein  und  leitete  das  entweichende  warme  Kondensationswasser 
in  den  Garten,  speiste  zwei  Weiher  mit  dem  sonst  nutzlos  verlaufenden  Wasser 
und  machte  durch  diese  Herrichtung  es  möglich,  dass  die  herrlichen  tropischen 
Wasserpflanzen,  wie  Nelumbium  (Lotus),  Nymphaeen.  Limnocharis,  Papyrus  etc. 
im  freien  Grund  dieser  kleinen  Gewässer  ausgepflanzt  werden  konnten  und  in 
einer  unbeschreiblichen  Weise  gediehen,  wie  sie  es  nicht  üppiger  in  ihren 
Heimatsländern  vermögen.  Das  waren  Bilder,  die  vorher  kein  Garten  in  Europa 
aufzuweisen  hatte. 

Doch  damit  waren  die  grossen  Ideen  noch  nicht  erschöpft.  Das  grosse 
Palmenhaus  in  LIerrenhausen,  die  riesigen  Bauten  in  Chatsworth,  wie  die  all- 
gemeine Liebhaberei  für  Palmen  zu  jener  Zeit,  reiften  in  dem  Ideengange  des 
für  grossartige  Schöpfungen  lebenden  Mannes  sehr  bald  den   Plan,  mit  seinem 


8 


Zur  Geschichte  des  Borsig'schen  Gartens  in  Berlin. 


reizenden  Wintergarten  auch  noch  einen  Palmengarten  zu  verbinden.  Auf 
den  Entschluss  hatten,  wenn  auch  nur  nebensächlich,  mit  eingewirkt  die  vielen 
Schilderungen  der  Palmenpracht  im  ^"aterlande  von  Seiten  des  aus  Guatemala 
und  Bogota  zurückgekehrten  Reisenden  Jos.  von  Warscewicz.  der  viele 
Arten  von  Palmensamen  nach  Europa  brachte  und  sie  Herrn  Cleh.  Rat  Borsig, 
der  ihm  zur  Ausführung  seiner  Reisen  die  Hand  geboten  hatte,  aus  Dankbarkeit 
zur  Verfügung  stellte. 

Zur    Ausschmückung    des    Palmengartens    wurde    Material    aus    den    ver- 
schiedensten   Gärten    Europas    l)es('hafft.    ganz    licsonders    aber    l^ot   sich   dazu 


Abb.  2.     Wintergarten  der  \^illa  Borsig  in  Berlin,  rechte  Seite,  im  Hintergrund  blühende  Gamellien  etc. 
Photographisch  aufgenommen  von  L.  Wittmack  im  März   1893. 

Gelegenheit  l)ei  der  Rückkehr  des  Professor  Dr.  Hermann  Karsten  aus 
Columbien.  der  viele  Baumfarnstämme,  zu  jener  Zeit  seltene  Einführungen  in 
Europa,  mitbrachte,  ^'on  diesen  erwarb  C-eh.  Rat  Borsig  eine  grosse  Zahl  und 
zierte  damit  nicht  nur  seinen  Palmengarten,  sondern  unterstützte  dadurch  zu- 
gleich die  wissenschaftlichen  Bestrebungen,  für  die  er  .stets  eine  grosse  Teil- 
nahme bezeugte. 

Es  konnte  nicht  fehlen,  dass,  als  das  Wunder  der  Wasserpflanzen  >A'ictoria 
Regia«  durch  Robert  Schomburgk  in  Europa  von  neuem  eingeführt  wurde 
(siehe  Jahrgang  1892  der  Gartenflora  S.  651).  auch  in  dem  Borsig"schcn  Garten  ein 


Zur  Geschichte  des  Borsig'schen  Gartens  in  Berlin. 


<:igcncr  Tempel  für  die  Könl.nin  der  Wasserflora  erbaut  wurde.  Die  erste  Pflanze, 
am  9.  Mai  1852  in  den  Claspalast  gepflanzt,  gedieh  ganz  vortrefflich  und  ent- 
faltete bereits  am  19.  Juli  1852  die  erste  Blume.  Mithin  hatte  der  Borsig'sche 
Garten  die  Ehre,  die  erste  Victoria  Regia  in  Berlin  zur  Blüte   gebracht  zu  haben. 

Xeben  dem  Weltruf  der  Borsig'schen  Dami)frosse  verbreitete  sich  auch 
der  Ruf,  der  gute  Klang  des  Borsig'schen  Gartens  in  alle  Lande.  Das  ursprüng- 
liche idyllische  Stillleben  verschwand  durch  alle  die  umfangreichen  Schöpfungen, 
und    der  Garten  trat  in  den  Kreis  der  Sehenswürdigkeiten  Berlins. 

Immer    neue    Ideen    suchte    der    rege    Geist    des  Geh.  Rat  Borsig    zu    ver- 


Abb.    3.     Wintergarten    in    der    Villa    Borsig    in    Berlin,    Fcnsterseitc. 
Photographisch  aufgenommen  von  L.  Wittmack  im  März  1S93. 


Merklichen.  So  pflanzte  er  noch  Anfang  Juni  1854  mit  eigener  Hand  ein  Exemplar 
von  Araucaria  Cunninghami  und  einExcmplar  von  Araucaria  excelsa,  um  zu  sehen, 
welche  Hohe  die  fremden  Xadelhölzer  im  freien  Grunde  bei  sorgfältiger  Pflege 
und  winterlichem  Schutz  in  Berlin,  in  52°  33'  nördlicher  Breite  und  31°  2'  öst- 
licher Länge,  erreichen  würden. 

Leider  war  es  ihm  nicht  vergönnt,  sich  an  den  Erfolgen  seiner  Schöpfungen 
lange   zu  erfreuen. 

Noch  am  30.  Juni  1854  entrollte  der  stets  rege  und  denkende  Geist  gegen- 
über   dem  Schreiber  dieser  Zeilen  bei  Geleu-enheit  seines  Engagements  für  die 


IQ  Zur  Geschichte  des  Borsig'schen  Gartens  in  Berhn. 


Verwaltung  des  Gartens  vom  i.  Oktober  1854  «^t),  neue  Ideen  betreffs  Ein- 
richtungen im  Garten,  jedoch  konnten  die  Ideen  nur  Ideen  bleiben,  denn  schon 
wenige  Tage  darauf,  am  6.  Juli,  ereilte  den  gewaltigen  Förderer  der  Industrie 
wie  der  Gartenkunst  der  Tod. 

In  manchen  Fällen  gehen  derartige  Gartenanlagen  und  Pflanzenschätzc  in 
kurzer  Frist  nach  dem  Tode  ihres  Schöpfers  zu  Grunde.  liier  aber  begegnet 
uns  der  glückliche  Fall,  dass  der  Erbe  des  grossen  Ahnen  alles  heilig  hielt, 
was  von  dem  Vater  geschaffen,  dass  bei  ihm  auch  die  Liebe  für  Blumen  ein 
characteristisches  Erbteil  war,  dass  er  mit  ehrfurchtsvoller,  bewunderungswürdiger 
Pietät  so  ganz  im  Geiste  des  Verstorbenen  handelte,  was  sich  nicht  nur  auf 
das  Grosse,  sondern  auch  auf  kleine  nebensächliche  Dinge  erstreckte. 

Ich  erlaube  mir  aus  meinem  Wirkungskreise  zur  Bestätigung  dessen  folgendes 
anzuführen:  Die  Arabesken  um  die  grosse  Fontaine  im  Garten,  wie  die  Blumen- 
arrangements vor  der  Loggia  verursachten  alljährlich  viel  Zeitaufwand  und 
erforderten  grosse  Pflanzenmassen.  Ich  bat  daher  um  die  Erlaubnis  zu  Um- 
änderungen, erhielt  aber  die  Antwort:  »Die  Zeichnungen  sind  von  meinem 
verstorbenen  Vater  entworfen,  ich  wünsche,  dass  diese  zum  Andenken  an  ihn 
erhalten  werden,  so  lange  der  Garten  besteht.« 

Als  endlich  das  im  Winter  zum  Schutze  der  Araucarien  dienende  Bretter- 
haus hinfällig  wurde,  baute  der  Erbe  ganz  im  Geiste  seines  Vaters  ein  eigene.s, 
zunächst  14  m  hohes  Glashaus  aus  eisernem  Gerippe  derartig,  dass  bei  dem 
weiteren  Wachsen  mehrere  Etagen  aufgesetzt  werden  konnten. 

Noch  fehlten  dem  Garten  die  überall  in  Aufnahme  gekommenen  Orchideen. 
Um  diese  Lücke  auszufüllen,  bot  sich  eine  günstige  Gelegenheit  insofern,  als 
nach  einer  Anzeige  im  Gardeners  Chronicle  Herr  Hanbury  in  London  seine 
namentlich  an  Vandeen  reiche  vSammlung  zu  veräussern  beabsichtigte  und  zwar 
zu  dem  Preise  von  2000  £  =  40000  Mk.  Herr  Borsig  erwarb  diese  sensationelle 
vSammlung  und  sorgte  für  die  Unterbringung  derselben  durch  entsprechend 
grosse  Glashäuser,  die  in  dem  Garten  neu  erbaut  wurden. 

Nachdem  die  Ausschmückung  des  Gartens,  soweit  das  Pflanzenreich  sie 
bieten  konnte,  den  Höhepunkt  erreicht  hatte,  wandte  der  pietätvolle  Erbe  und 
grosse  Blumenfreund  zur  weiteren  Ausstattung  sich  an  das  Gebiet  der  Künste 
und  Wissenschaften.  Nach  dieser  Richtung  hin  begann  er  mit  der  Beschaffung 
einer  umfangreichen  Bibliothek,  enthaltend  die  vorzüglichsten  Werke  der 
englischen  und  französischen  Gartenbau-Litteratur.  Diese  prächtige  Bibliothek  er- 
warb er  aus  demNachlasse  des  Buchhändlers  E  d  u  a  r  d  H  a  e  n  e  1 ,  der  als  wissenschaft- 
licher Sammler  beispielsweise  zur  Vervollständigung  der  ältesten  Bände  von 
Curtis'  Botanical  Magazine  eigens  nach  England  reiste.  Alle  diese  kostbaren 
Werke  der  Haenel'schen  Bibliothek  befinden  sich  noch  heute  in  dem  Besitz  des 
Borsig'schen  Gartens  und  diese  Bibliothek  ist  ein  Juwel. 

Von  echt  künstlerischem  Geschmack  zeugt  eine  Loggia,  die  Albert  Borsig 
erbaute  und  mit  sieben  herrlichen  Gemälden  von  Prof.  Paul  Meyerheim 
schmückte.  Diese  Gemälde  wurden,  damit  sie  in  der  offenen  Halle  nicht  durch 
Witterungseinflüsse  leiden  möchten,  von  Meyerheim  auf  grossen  schweren 
Kupferplatten  ausgeführt,  und  haben  sich  die  Farben  vorzüglich  gehalten.  Sie 
stellen  die  Gewinnung  und  Verarbeitung  des  Eisens  auf  den  Borsigschen  Werken 
dar,  ferner  ein  Erntefest  auf  dem  Borsig'schen  Gute  Gross-Behnitz  und  die  Zeit 
der  Dampfschiffe  und  Eisenbahnen  im  Gegensatz  zur  alten  Postkutsche.  — 


Zur  Geschichte  des  Borsig'schen  Gartens  in  Berlin. 


11 


Unsere  Abbildungen  stellen  folgendes  dar: 

I. 

Den  Wintergarten  mit  einem  Springbrunnen,  rechts  vom  Eingange,  der 
Springbrunnen,  ein  -  Kunstwerk  des  Freiherrn  von  Prinz,  darstellend  die 
Thetis,  den  Knaben  Achilles  badend  und  ihn  an  der  Ferse  haltend.  Im  Hinter- 
gründe sind  die  grossen  Camellien  am  Spalier  und  der  lüngang  zui  Villa  sicht- 
bar. Im  A'ordergrundc  sieht  man  blühende  Rosen  und  Zwiebelgewächse  auf 
schwellendem  Rasen  von  Selaginella.  DieThür  links  führt  in  das  Ihblic^thekzimmer. 


Abb.  4.    Wintergarten  an  der  Villa  Borsig  in  Berlin.     Linke  Seite.     Blick  auf  den  Wald  von 

Baumfarnen  (Balantium  antarcticum),  Dracaenen  etc. 

Photographisch  aufgenommen  von  L.  Wittmack  im  März  1893. 


II. 
Ebenfalls  Ansicht  vom  Wintergarten.    Längs  der  Fensterseite,  gegenüber  der 
vorigen,   ebenfalls  blumenreiche  Dekorationen. 

III. 
Wintergarten,  links  vom  Eingange.  Im  Vordergrunde  eine  blühende 
ßeschorneria  yuccoides,  im  Hintergrunde  ein  wahrer  Wald  von  Baumfarnen, 
Balantium  antarcticum,  noch  weiter  nach  oben  grosse  Dracaena  australis. 
Sehr  schön  hebt  sich  von  dem  saftigen  Grün,  ein  .Meisterwerk  der  Bildhauer- 
kunst, ein  Ziegenbock  in  Marmor,  von  Gta.  Lombardi  in  Rom  1869  gefertigt,  ab. 


22  Richardia  Rehmanni. 


IV. 

Ansicht  im  Palmenhause.  Ein  vSpringln'unncn  iint;'r  den  Palmen,  »die 
badende  Nymphe«,  ein  Kunstwerk  von  Tandardini. 

Sowohl  dieses  Meisterwerk,  wie  der  Springbrunnen  von  Freiherrn  von  Prinz 
sind  von  dem  letztverstorbenen  A.  Borsig  erworben. 

^^ 

Veranda  mit  Freitreppe,  an  die  Wohnzimmer  sich  anschliessend,  mit  de- 
korativem Pflanzen-  und  Blumenschmuck,  von  wo  aus  zugleich  auch  die  Blumen- 
gruppen und  die  Fontainen  im  Garten  zu  überblicken  sind.  Links  die  Loggia 
mit  den  berühmten  Meyerheim'schen  Bildern  auf  Kupfcrplatten. 

Hatte  der  erste  Borsig  den  Garten  zu  den  Sehenswürdigkeiten  und  grössten 
Schönheiten  Berlins,  ja  Deutschlands  erhoben,  so  hat  der  pietätvolle  dankbare 
Erbe  nicht  nur  in  dem  Geiste  des  Vaters  fortgewirkt,  sondern  auch  den  Garten 
zu  einem  Hort  der  Wissenschaft,  der  Kunst  und  der  Littcratur  erschlossen 
Aber  auch  nach  dem  Hinscheiden  des  zweiten  Borsig  ist  der  Garten  nicht  ohne 
vSchutz  geblieben.  Frau  Geh.  Rat  Anna  Borsig  hat  in  demselben  Sinne  wie 
ihr  verstorbener  Gatte  weiter  gewirkt,  und  verstanden,  den  Garten  auf  der 
alten  Höhe  zu  erhalten.  Koch  heute  ist  der  Wintergarten  zur  Zeit,  wo  die 
Camellien  blühen,  ein  Wallfahrtsort  für  Berlin.  Haben  doch  selbst  I.  Maj.  die 
Kaiserin  und  viele  INIitgiieder  des  Kaiserlichen  Hauses  sich  an  dem  Blumen- 
schmuck öfter  erfreut. 

Ein  guter  Genius  waltet  über  dem  LIause  Borsig.  denn  die  Anzeichen  beweisen, 
dass  die  Liebe  für  den  Garten,  die  Liebe  für  die  Blumen  ein  edles  Erl)teil 
auch  der  nächsten  Generation  ist. 


Richardia  Rehmanni. 

Eine  neue  Calla  mit  ros;ifa  rl:)iger  Blütenscheide. 
Hierzu  Abb.  7. 

Im  lY.  Bande  seiner  »Botanischen  Jahrbü(-her«  {1S83)  beschrieb  Engler 
eine  neue  Aroidee.  welcher  er  den  Namen  Zantedeschia  Rehmanni  beilegte, 
und  von  welcher  dort  gesagt  wird  (Seite  63):  »Diese  Art  ist  durch  die  schmalen 
lanzettlichen  Blätter  von  allen  bisher  bekannten  Arten  verschieden,  noch 
viel  mehr  aber  durch  die  ein-  bis  zweifächerigen  Beeren,  wegen  derer  die 
Pflanze  vielleicht  als  Repräsentant  einer  eigenen  Gattung  gelten  könnte.  Da 
aber  die  Samen  selbst  mit  denen  anderer  Zantedeschien  grösstenteils  überein 
stimmen,  und  die  Blüten  der  Pflanze  noch  nicht  bekannt  sind,  so  will  ich  sie 
lieber  noch  zu  Zantedeschia  rechnen,  in  welcher  sie  allerdings  als  ^'ertreter 
einer  eigenen,  gut  charakterisierten  L^ntergattung  Oligosperma  dienen  kann.« 

Im  Juni  d.  J.  wurden  an  unsere  Firma,  aus  Süd-Afrika,  Knollen  einer  Calla 
geschickt;  welche  rosa  Spathen  hervorbringen  sollten.  I3ie  Sendung  kam  in 
sehr  guter  Beschaffenheit  an,  und  wurde  wie  gewöhnliche  Calla  behandelt. 
Seit  einigen  Wochen  steht  eine  Pflanze  in  voller  PUüte,  und  wirklich  zeigt  sich 
dieselbe  ganz  verschieden  von  allen  bis  jetzt  bekannten  Arten.  Zunächst  fällt 
die  zierlich  geformte  Spatha  (Scheide)  auf,    welche  sich    in    der    Knospe    ganz 


Richardia  Rehmanni. 


13 


deutlich  rosa  gefär 
Schattierung".  Die 
ohne  die  lanzett- 
förmigen Blät- 
ter. Avährend  alle 
bis  jetzt  bekann- 
ten Arten  pfeil- 
förmige  Blätter 
zeigen.  Es  handelt 
sich  somit  um 
eine  ganz  distinktc 
Pflanze,  von  Avel- 
cher  in  der  Kul- 
tur bis  jetzt  nicht 
die  Rede  gewesen 
war. 

Herr    X.    E. 
Bro  wn-Ke\v 
(London),    der 
bekanntlich     den 
Aroideen  ein  ein- 
Sprengel     der 
eingeführt     haben. 


bt  zeigte,  nach  der  Entfaltung  jedoch  weiss  war  mit  zart  rosa 
merkwürdigste  Eigenschaft  der  neuen  Species  bilden  zweifels- 

gchendes  Studium 
gewidmet  hat, 
meinte,  imsere 
Pflanze  sei  iden- 
tisch mit  Eng- 
ler's     Zantede- 

s  c  h  i  a 
Rehmanni.   und 
eine  genaue  Ver- 
gleichung  der  au- 
thentischenExem- 
plare    hat     diese 
]\Ieinungbestätigt. 
Nebenbei     sei 
hier  bemerkt,  dass 
Bai  Hon  und  spä- 
ter   Engler    den 
Namen  Zantede- 
schia,     welchen 
Richardia      gegeben      hatte,      wieder 
botanischen    Prioritätsgesetzes.       Es     ist 


Abb.  5.    Badende  Nymphe  im  Palmenhause 
des  Borsisf'schen  Gartens  zu  BerUn. 


etzigcn      Gattung 
auf     Grund     des 


Abb.  6.     Die  Veranda  an  der  Villa  Borsig  in  Berlin.     Links  Loggia. 

nicht     wahrscheinlich,     dass     im     Gartenbau     der    altbekannte    Aronskelch  je 
Zantedeschia  aethiopica  genannt  werden  wird,  obgleich  ziemlich  allgemein 


J4  Medeola  asparagoides  L. 


der  ältere  Name  Calla  aethiopica  durch  den  richtigeren  Richardia  africana 
ersetzt  ^vorden  ist.  Wir  glauben  daher  den  Gattungsnamen  Richardia  auch 
für  die  neue  Art  behalten  zu  müssen. 

Richardia  Rchmanni  ist  somit  der  erste  Aronskelch  mit  rosa  Spatha, 
welchen  "wir  kennen,  und  ist  eine  wertvolle  Bereicherung  dieser  Gattung,  deren 
neue  gelbblühende  Vertreter  kürzlich  die  allgemeine  Aufmerksamkeit  auf 
sich  gelenkt  haben.  Die  oben  erwähnte  Pflanze  wurde  am  ii.  NoA'ember  1.893  dem 
Prüfungskomitee  des  Kgl.  Niederländischen  Vereins  für  Gartenbau  und  Botanik 
in  Amsterdam  zur  Beurteilung  vorgeführt  und  erhielt  daselbst  das  Wertzeugnis 
erster  Klasse.  Obgleich  als  Ornamentpflanze  vielleicht  nicht  von  so  grossem 
Wert  wie  die  alte  Aronslilie,  ist  Richardia  Rehmanni  gewiss  der  Vorbote 
einer  schönen  Zukunft.  Es  scheint  uns  nämlich  nicht  unwahrscheinlicli.  dass 
bald  auch  rote  und  vielleicht  Scharlach  Calla  eingeführt  werden  können. 

Haarlem,  15.  November  1893.  Ernst  H.  Krelage. 


Medeola  asparagoides  L/) 

Spar  g  e  1  a  r  t  i  g  e  s  M }'  r  t  e  n  b  1  a  1 1. 
(Myrsiphyllum    asparagoides   Willd.     Asparagus   medeoloides   Thbg.) 

Von  H.  Schreiber,  Obergärtner  in  Steglitz. 

Auf  der  letzten  Herbstausstellung  zu  Berlin,  veranstaltet  vom  Verein 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  hatte  ich  eine  Gruppe  hochstämmiger  Cuphea 
jDlatycentra  ausgestellt.  Alle  aus  hochstämmig  gezogenen  Pflanzen  gebildeten 
Gruppen  sind  unstreitig  eine  grosse  Zierde  für  Gärten,  Parkanlagen,  Winter- 
gärten und  grössere  Palmenhäuser.  Erhöht  wird  aber  der  Effekt  dadurch,  dass 
man  die  einzelnen  oft  kahlen  Stämme  mit  irgend  einem  unserer  vielen  zierlichen 
Schlinggewächse    beranken    lässt    oder  sie   auch    guirlandenartig  verbindet.  — 

Eine  derartige  Dekoration  versuchte  ich  zum  ersten  Mal  mit  der  leider 
noch  A'on  vielen  so  stiefmütterlich  behandelten  und  doch  zu  allen  möglichen 
Dekorationszwecken  und  Bindereien,  sowie  zu  Tafelschmuck  so  sehr  geeigneten 
Medeola  asparagoides.  Bei  dieser  Gelegenheit  erfuhr  ich  nun  auch,  dass  sie 
den  meisten  Laien  und  auch  vielen  Gärtnern  nocli  gänzlich  unbekannt  war. 
und  da  das  »Smilax«,  wie  es  in  Amerika  genannt  wird,  allgemeinen  Beifall 
fand,  wie  mir  zu  meiner  grossen  Freude  versichert  wurde,  will  ich  versuchen, 
den  A'erehrten  Lesern  dieses  Blattes  etwas  über  die  Kultur  desselben  mitzuteilen. 

Das  vom  Kap  stammende  spargelartige,  zierliche  Gewächs  wird  aus  Samen 
gezogen.  Die  beste  Zeit  zum  Aussäen  ist  in  der  Zeit  vom  Januar  bis  März,  in 
mit  sandiger  Lauberde  gefüllten  Samenkästen  oder  Schalen.  Ist  der  Same  auf- 
gelaufen, so  werden  die  jungen  Pflänzchen,  wenn  sie  etwa  einen  Zoll  lang  sind, 
pikiert  und   zwar   entweder  wieder  in  Kästchen   oder  sogleich  in  kleine  Töpfe, 


*)  Der  Name  Medeola  wurde  von  Gronovius  der  indianischen  Gurkenwurzel,  Medeola 
Virginiana  L.  gegeben,  wegen  der  vermuteten  medizinischen  Wirkungen,  nach  der  Zauberin  Medea 
Unsere  Pflanze  wird  am  besten  Asparagus  medeoloides  Thunberg  bezeichnet,  da  sie  im 
Gattungscharakter  ganz  mit  dem  Spargel  übereinstimmt  und  sich  nur  durch  blattartige  Zweige, 
sog.  Phyllokladien,  vom  Spargel  unterscheidet.  Siehe  auch  Engler  &  Prantl,  Natürl.  Pflanzen- 
familien II,  5.     S.  78.     L.  W. 


Medeola  asparagoides  L. 


15 


um  sie  später  einzeln  und  in  etwas  grössere  Töpfe  nochmals  zu  verptlanzen. 
Die  so  behandelten  Pflanzen  erreichen  im  günstigsten  Falle  im  ersten  Jahre  eine 
Höhe  von  ungefähr  einem  Meter.  —  Doch  erst  schön  und  bedeutend  länger  werden 
die  Ranken  im  zweiten  Jahre,  und  zwar  kann  man  die  Knollen  entweder  auf 
Tabletten  oder  auch  im  freien  Grunde  eines  temperierten  Hauses  auspflanzen. 
Die    ausgetriebenen    und  eine  Länge   von    6  bis  lo  Fuss    erreichenden   Ranken 


Abb.  7.-    Richardia  Rehmanni  Hort.   (Zantedeschia  Rehmanni  Engl). 

Neue  Calla  mit  rosa  Blütenscheide. 

Nach  einer  Zeichnung  von  Ernst  H.  Krelage. 

können  in  einem  Jahre  2  bis  3  mal  geschnitten  werden,  nur  ist  dabei  Rücksicht 
auf  die  immer  wieder  aus  dem  Wurzelstock  erscheinenden  jungen  feinen  Triebe 
zu  nehmen,  damit  diese  nicht  mit  den  ausgewachsenen  Ranken  abgeschnitten 
werden.  Am  besten  lässt  man  die  Ranken  an  einem  am  Wurzelstock 
befestigten  Bindfaden  hochranken,  welchen  man  jedesmal  mit  der  ausgewachsenen 
Ranke  abschneidet.  Die  Blüten  erscheinen  in  den  Blattachseln  und  geben  je 
nach  Witterung  und  Befruchtung  in  roten  kleinen  Beeren  den  vSamen.  —  Der 
Charakter   der  Pflanze   ist  vollständig  dem   der  Spargelarten   gleich,   und  giebt 


]^  (j  Zur  Verherrlichung  der  Chrysanthemum. 


CS  Knollen,  Avclche  lo  bis  30  Jahi'c  alt  sind.  Am  besten  ist  es  aber,  alle 
3  Jahre  neue  Aussaaten  zu  machen. 

Der  den  IVIedeolen  zum  freudigen  und  kräftigen  Gedeihen  am  besten  zu- 
sagende  Standort  ist   ein   kühles  Haus,   bei   7   bis   10  Grad   und   guter  Lüftung, 

Da  die  gut  ausgewachsenen  Ranken  sich  tagelang,  ohne  in  Wasser  zu 
stehen,  frisch  halten  imd  nicht  leicht  welken,  so  ist  es  ein  sehr  wertvolles 
Material  zur  Binderei  und  zu  allen  Dekorationszwecken. 

Will  man  in  kürzester  Frist  einen  Kranz,  ein  Kreuz  oder  einen  Anker 
anfertigen,  so  giebt  es  kein  besseres  Material,  als  Medeola;  auf  der  Tafel 
guirlandenartig  auf  dem  weissen  Tischtuch  arrangiert,  die  silbernen  oder 
Porzellan-Kandelaber  damit  berankt,  sieht  es  entzückend  aus,  ohne  viel  Mühe 
und  Arbeit  zu  verursachen,  was  doch  gerade  bei  Tafeldekorationcn  eine  grosse 
Rolle  spielt. 

Während  man  Medeola-Ranken  zu  Anfang  des  Jahres  1893  zum  erstenmale, 
nur  vereinzelt,  in  einigen  besseren  Blumenläden  Berlins  zur  Ausschmückung 
des  Ladens  sah,  sieht  man  in  letzter  Zeit  fast  in  allen  Blumengeschäften  deren 
in  Massen  imd.  wie  ich  von  vielen  Blumenhändlern  höre,  ist  es  ein  sehr 
begehrter  Artikel  geworden. 


Zur  Verherrlichung  der  Chrysanthemum 

(Goldblume,   japanisch  Kiku) 
gelegentlich    der    Rüdesheimer    Chrysanthemum-Schau. 

Will  im  November  neu  der  Lenz  erblühen 
Und  vor  das  Auge  goldne  Blumenpracht 
Uns  zaubern  in  des  Nordens  Nebelnacht 
Mit  bunter  Farben  wunderbarem  Glühen? 

Goldblumen   sind  es,  die  so  strahlend  sprühen. 
Aus  Japan  über  England  uns  gebracht. 
Kühn  trotzend  schwachen  Winterfrostes  Macht, 
Und  lohnend  reich  des  Gärtners  Fleiss  und  ^Mühen. 

In  Japan  schmückt  als  Sinnbild  ew'gen  Lebens, 
Das  Kiku   stolz  des  Kaiserwappens  Glanz, 
Ein  Reich  so  alt  wie  keines  sonst  auf  Erden. 

Wir  legen  hoffend  sie  am  Ziel  des  Strebens 
Auf  teure  Gräber  gern  als  Totenkranz: 
O,  dass  unsterblich  dort  die  Geister  Averden! 

Oberlehrer   Gesky,   Geisenheim. 


Die  Chrysanthemum-  und  Winterflor- Ausstellung  in  Hamburg.  17 

Die  Chrysanthemum-  und  Winterflor-Ausstellung  in  Hamburg 
vom  16.— 19.  November  1893 

von  Fr.  B— r. 

In  den  Tagen  vom  16.  — 19.  November  stand  das  blumenliebende  Ham- 
burger Publikum  unter  dem  Zeichen  des  Chrysanthemum,  oder  besser,  es 
wurde  darunter  gestellt;  die  Fach-  wie  die  Tagespresse  hat  es  verstanden,  die 
Begeisterung  für  dasselbe  derart  zu  entfachen,  dass  ein  Blumenkorb,  ein  Strauss 
oder  irgend  ein  anderes  Blumenstück  ohne  Chrysanthemum  einfach  als  nicht 
modern  angesehen  wurde;  man  muss  also  wohl  oder  übel  die  Bezeichnung 
»Modeblume«  als  richtig  anerkennen,  obwohl  wiederum  ein  Teil  des  Publikums 
die  Verwendung  dieser  Blume  ganz  entschieden  ablehnt;  es  muss  aber  immerhin 
anerkannt  werden,  dass  die  Chrysanthemum -Züchter  in  einer  verhältnismässig 
kurzen  Spanne  Zeit  grosse  Erfolge  in  der  Vervollkommnung  der  Formen  und 
Farben  erzielt  haben;  hiervon  überzeugt  uns  schon  ein  Blick  auf  die  aus  dem 
Garten  der  Frau  Etatsrat  Donner,  Ottensen  (Garten -Inspektor  Reimers,  der 
in  Berlin  kürzlich  Preisrichter  war)  ausgestellte  Sammlimg  von  100  Sorten 
abgeschnittener  Blumen.  Dieselbe  zeigte  die  Entwickelung  des  Chrysanthemum 
von  der  einfachen,  unscheinbaren  Form  bis 'zu  den  grössten,  schönstgefärbten 
Blumen. 

Als  Ausstellungslokal  hatte  man,  wie  im  vorigen  Jahre,  Ludwig's  Konzert- 
haus gewählt.  Der  grosse  Konzertsaal  war  mit  Chrysanthemum  und  Winterflor- 
pflanzen gut  gefüllt;  auf  den  Gallerien  fanden  neben  einigen  Chrysanthemum- 
gruppen die  Orchideen  Platz,  während  in  drei  Nebensälen  die  Erzeugnisse  der 
Binderei  und  die  Schaublumen  aufgestellt  waren. 

Gleich  am  Eingange,  neben  sehr  starken,  blühenden  Callapflanzen,  bildete 
ein  Sortiment  Chrysanthemum,  Sommerstecklinge,  wegen  Formlosigkeit  und 
unvollständiger  Belaubung  ein  gerade  nicht  anziehendes  Bild.  Im  Gegensatz  zu 
diesem  sind  zwei  Gruppen  von  Götze  &  Hamkens,  Wandsbek,  rühmend  hervor- 
zuheben, welche  mit  je  einer  goldenen  Medaille  ausgezeichnet  wurden.  Vor  dem 
Orchester  und  an  einer  Längsseite  des  Saales  standen  die  Gruppen  der  Privat- 
gärtner, von  denen  der  von  Wriedt  in  Blankenese  mit  Recht  die  Auszeichnung 
»vorzüglich«  gebührt;  dieselbe  war  sortenreich  und  farbenprächtig,  die  einzelnen 
Pflanzen  kurz,  gedrungen  und  gut  belaubt. 

Auf  dem  Mittelbeete  standen  die  einzelnen  Schaupflanzen,  Flochstämme  von 
1V2  m  Höhe,  einige  Pflanzen  der  Sorte  Peter  the  Great  in  Fächerform  gezogen. 
Sämtliche  Pflanzen  waren  ohne  Tadel.  Auf  [dem  äusseren  Teile  des  Beetes 
waren  die  Winterflor-Pflanzen  u.  a.  aufgestellt.  Da  sind  zunächst  einige  grosse 
Cyclamen-Gruppen,  darunter  die  von  Berndt,  Wandsbek,  und  Schaden- 
dorf, Blankenese,  ausgestellten;  beide  Teile  von  gleich  guter  Beschaffenheit. 
Sehr  schön  dunkel  gefärbt  waren  die  Erica  gracilis  des  ersteren,  wohingegen 
seinen  Erica  hycmalis  teilweise  die  untere  Belaubung  fehlte;  trotzdem  hatten 
die  Pflanzen,  von  oben  gesehen,  ein  gutes  Aussehen.  Eine  Perle  der  Aus- 
stellung bildeten  die  von  Zieger,  Hamburg,  gebrachten  Citrus  sinensis,  zehn 
Pflanzen  von  ungefähr  1  —  1V2  m  Höhe.  Eines  dieser  Pracht-Exemplare  besass 
fünfundsiebenzig  Früchte.  F.  W.  Böttcher,  Hamburg,  führte  wiederum  eine 
grössere   Sammlungiseiner  ausgezeichneten  Amaryllis  robusta  (Hippeastrum 


2  g  Koehne's  deutsche  Dendrologie. 


robustum)  Hybriden  vor.  Die  feine,  entschiedene  Färbung  variierte  zwischen 
dem  schönsten  dunkelen,  leuchtenden  Rot  und  einem  fast  reinen  Weiss  oder 
Rosa.  Auch  die  Leistung  Thalacker's,  Leij)zig,  der  mit  einer  grossen  Anzahl 
blühender  Nelken  erschien,  war  gut.  Als  beste  neue  deutsche  Züchtung  führte 
der  Aussteller  eine  zartrosa  blühende  Pflanze  vor;  Bau  der  Pflanze  und  Blume 
war  gut,  letztere  etwas  gefranst,  aber  nicht  langstielig.  Die  Sorten  Frau  Major 
Lehmann,  Gruss  an  Lübeck  und  Anna  Elisabeth  sollten  als  drei  beste  neue 
deutsche  Züchtungen  der  letzten  drei  Jahre  gelten;  ob  dieselben  das  schon 
Vorhandene  übertreffen,  bleibt  fraglich,  —  das  zeigt  eine  andere  schöne,  inter- 
essante Gruppe  desselben  Ausstellers,  fünfundzwanzig  »sich  gut  tragende  Nelken 
in  fünf  Sorten«,  bestehend  aus  Oriflamme,  rot  mit  gelb;  Irma,  kirschrot;  Le 
Zouave,  dunkelrot;  Dr.  Reymond,  braunrot;  und  Rose  rivoire,  rosa,  sämtlich 
Vertreter  feinster  Farben.  Jedenfalls  ist  Thalacker's  Leistung  anzuerkennen. 
Eine  Aufgabe  bleibt  noch  zu  lösen  —  die  Züchtung  einer  wirklich  guten 
gelben  Remontant-Nelke.  (Schluss  folgt.) 


Koehne's  deutsche  Dendrologie."^) 

Von  Dr.  Dieck,  Zöschen. 

Vor  etwa  6  Wochen  ersuchte  mich  der  Herr  Redakteur  dieser  Zeitschrift, 
eine  Rezension  der  Koehneschen  Dendrologie **)  zu  liefern.  Ich  glaubte,  ihm 
damals  keinen  Korb  geben  zu  dürfen,  aber  ich  muss  gestehen,  dass  mir  die 
Erfüllung  meiner  Zusage  recht  schwer  wird.  Da  sagt  wohl  die  gedankenlose 
Menge,  dass  nichts  leichter  sei,  als  das  Kritisieren,  aber  wahrlich,  keine  Behaup- 
tung ist  unberechtigter  als  diese.  Nur  dem  Leichtfertigen  fällt  das  Kritisieren 
leicht,  dem  ernsten  und  geAvissenhaften  Manne  wird  nichts  schwerer,  selbst  wenn 
er  in  der  angenehmen  Lage  ist,  verhältnismässig  günstig  zu  urteilen.  Er 
sagt  sich,  dass  er  die  Arbeit  von  Jahren,  vielleicht  gar  eines  ganzen  Menschen- 
lebens auf  Grund  einer  oft  doch  nur  flüchtigen  Durchsicht  beurteilen  soll, 
während  die  Gerechtigkeit  erfordern  müsste,  den  Stoff  zunächst  einer  eben- 
so gründlichen  Durcharbeitung  zu  unterziehen,  um  das  Recht  zum  Urteilen 
sich  überhaupt  erst  erworben  zu  haben.  Nun,  es  hilft  nichts;  in  drei  Tagen  soll 
mich  das  Dampfross  nach  dem  Süden,  nach  den  Hochgebirgen  Albaniens  und 
Macedoniens  zu  neuen  botanischen  Forschungen  entführen,  in  Länder,  aus 
denen  schon  so  Mancher  nicht  Aviederkehrte ,  und  Angesichts  dieser  Thatsache 
bin  ich  geradezu  verpflichtet,   das  gegebene  Wort  vorher  einzulösen. 

Bedurfte  es  einer  neuen  Dendrologie,  trotzdem  das  Dippelsche  Handbuch 
noch  im  Erscheinen  begriffen  ist  und  auch  die  für  den  Praktiker  mit  so  manchen 
Vorzügen  ausgestatteten  Werke  eines  Jäger,  Hartwig  und  Beissner  noch 
nicht  veraltet  sind?  Wenn  wir  gerecht  sein  wollen,  so  müssen  wir  die  Frage 
mit  dem  Autor  bejahen.  Mag  das  DiiDpelsche  Buch  als  ein  mit  seltenem 
Fleisse    und    grosser    Sachkenntnis    ausgearbeitetes    Compendium     auch    noch 

*)  Aus  Mangel  an  Raum  verspätet. 

**)  Deutsche  Dendrologie.  Kurze  Beschreibung  der  in  Deutschland  im  Freien  aushaltenden 
Nadel-  und  Laubholzgewächse  zur  schnellen  und  sicheren  Bestimmung  der  Gattungen,  der 
Arten  und  einiger  wichtiger  Abarten  und  Formen  von  Dr.  Emil  Koehne,  Professor  am  Falk -Real- 
gymnasium zu  Berlin.  —  Mit  etwa  1000  Einzelfiguren  in  100  Abbildungen  nach  Originalzeichnungen 
des  Verfassers.     Stuttgart.     Verlag  von  Ferdinand  Enke   1893,   18«,  602  S. 


Koehne's  deutsche  Dendrologie.  ^9 


SO  warme  Anerkennung  verdienen,  so  ist  es  doch  für  den  strebsamen  jungen 
Dendrologen  und  gärtnerischen  Anfänger  zu  weitläufig  angelegt,  um  ihm 
ein  praktisches  und  schnell  förderndes  Handbuch  sein  zu  können.  Koehne 
befleissigt  sich  dagegen  einer  an  Laconismus  grenzenden  Knappheit  des  Aus- 
drucks, aber  die  Präcision  und  das  Geschick,  mit  dem  er  gerade  die  zur 
Unterscheidung  und  Bestimmung  der  Art  wichtigsten  Charaktere  herauszuheben 
und  zu  zeichnen  versteht,  scheint  mir  über  alles  Lob  erhaben  imd  sichert 
seinem  Buche  allein  schon  eine  weite  Verbreitung  und  einen  grossen  Ab- 
nehmerkreis. Gegenüber  diesem  unzweifelhaften  Vorzuge  berührt  eine  gewisse 
Vernachlässigung  um  so  peinlicher,  welche  der  Autor  sich  in  Bezug  auf 
Synonymie  und  Pflanzengeographie  zu  Schulden  kommen  lässt  und  die  auch 
mit  dem  Wimsche  oder  der  etwaigen  Forderung  des  Verlegers,  sich  möglichst 
kurz  zu  fassen,  nicht  ganz  entschuldigt  werden  kann.  In  dieser  Richtung  macht 
das  Buch  entschieden  den  Eindruck  der  Lückenhaftigkeit  und  Unfertigkeit.  Was 
zunächst  die  Synonymie  betrifft,  so  verweist  der  Autor  in  seiner  Vorrede  für  die 
bereits  von  Dippel  bearbeiteten  Gruppen  einfach  auf  dessen  Laubholzkunde 
und  muthet  somit  seinen  Lesern  zu,  sich  jenes  doch  ziemlich  kostspielige 
Werk  sozusagen  als  Erläuterung  zu  dem  seinigen  anzuschaffen  und  bei 
jedem  Pflanzennamen  erst  im  Dippel  sich  über  die  Synonymie  zu  orientieren. 
Damit  macht  er  die  in  der  Knappheit  seines  eigenen  Textes  beruhenden  Vor- 
teile seines  Buches  wieder  zu  Nichte  und  raubt  demselben  bis  zu  einem 
gewissen  Grade  den  Ruhm  der  Selbstständigkeit.  Bei  den  Vaterlandsangaben 
verlässt  sich  der  Autor  in  ähnlicher  Weise  auf  Andere.  So  vergisst  er  bei 
Quercus  alnifolia,  die  gerade  durch  ihr  isoliertes  Vorkommen  von  höchstem 
Interesse  ist,  ganz  und  gar  die  Angabe  ihres  olympischen  Wohnsitzes.  Rhodo- 
dendron Ungerni,  welches  auf  einen  einzigen  Kamm  der  lazischen  Berge  be- 
schränkt ist,  versetzt  er  nach  dem  Kaukasus,  wo  die  Art  sicher  fehlt.  Eben- 
dort  lässt  er  Salix  amplexicaulis  wachsen,  die  wohl  in  Deutschland  und 
mehreren  Gegenden  des  vSüdostens,  aber  meines  Wissens  nach  nirgends  im 
Kaukasus  gefunden  worden  ist.  Bei  Alnus  oblongata  Mill.  vergisst  er  neben 
dem  ostamerikanischen  Vorkommen  das  ostasiatische  zu  erwähnen,  welches 
für  den  Pflanzengeographen  gerade  von  höchstem  Interesse  ist.  Man  merkt 
auf  jeder  Seite  des  Buches,  dass  der  Autor  auf  die  Diagnose  den  Hauptwert 
legt,  was  ja  an  sich  nicht  tadelnswert  wäre,  aber  doch  nicht  zu  so  hochgradiger 
Beeinträchtigung  anderer  Giesichtspunkte  und  Interessen  führen  dürfte.  Wir 
PflanzengeograjDhen  sind  am  Ende  doch  ebenso  daseins-  und  rücksichtsberechtigte 
Botaniker  als  die  Herren  Systematiker!  — 

Lobenswert  und  auf  seiner  Vorliebe  für  scharfe  Diagnosen  fussend,  ist 
seine  Nichtanerkennung  der  Bastarde  als  den  Arten  gleichwertiger  Formen. 
Eine  Bastarddiagnose  ist  doch  nur  denkbar,  wenn  sie  einem  Individuum  auf 
den  Leib  geschrieben  ist  und  eine  treue  Selbstreproduktion  von  Bastarden  ist 
und  bleibt,  auch  im  Falle  der  Fortpflanzungsfähigkeit,  in  der  Natur  ein  seltenes 
Vorkommen.  In  solchen  seltenen  Fällen  also,  w^o  eine  Bastardgeneration  sich 
soweit  in  sich  befestet  hat,  dass  sie  sich  ebenso  treu  reproduziert,  als  die  alten 
bereits  als  Spezies  anerkannten  Formen,  ist  allein  eine  Habili-tierung  derselben 
zum  Range  einer  gleichberechtigten  Spezies  zulässig.  Das  Aufstellen  von 
Individuen- Arten  dagegen  'wollen  wir  lieber  Herrn  Cxan doger  und  seiner 
Schule  überlassen  und  anderseits  wollen  wir  auch  nicht  auf  künstlich  zusammen- 


9Q  Koehne's  deutsche  Dendrologie. 


geworfene  Kreuzungsprodukte  ebenso  künstliche  Sammel-Spezies  begründen. 
Solche  Kunstprodukte  haben  nur  so  lange  einen  Wert,  als  die  Kunst  des  Gärtners 
durch  ungeschlechtliche  Vermehrung  ihre  Fortexistenz  hinausfristet,  warum  also 
die  ohnehin  schon  überlastete  Systematik  mit  den  Massen  solcher  ephemeren 
Speziesnamen  weiter  belasten.  Ich  ^t^eiss  es  also  dem  Autor  aufrichtig  Dank, 
wenn  er  statt  Colutea  media  vorzieht,  in  einzig  praktischer  Weise  Colutea 
arborescens  X  orientalis  zu  schreiben.  Er  lässt  uns  damit  Spielraum,  auch 
einmal  C.  orientalis  X  arborescens  zu  schreiben,  wenn  wir  finden,  dass 
das  uns  gerade  vorliegende  Bastard-Individuum  mehr  nach  der  Colutea  orientalis 
geschlagen  ist,  als  nach  der  Colutea  arborescens. 

Wir  sind  hierdurch  ganz  ungesucht  auf  das,  nächst  der  Diagnostik  wichtigste 
Kapitel,  nämlich  auf  die  Namengebung  gekommen.  Was  mir  noch  vor  drei 
Jahren  aussichtslos  erschien,  ist  inzwischen  doch  glücklich  eingetreten.  Mein 
verehrter  Freund,  den  ich  vor  drei  Jahren  noch  für  meinen  unversöhnlichen 
Gegner  auf  dem  Gebiete  der  Nomenklatur  und  des  Prioritätskampfes  hielt, 
ist  mir  in  seinem  Buche  einen  gewaltigen  Schritt  entgegengekommen,  und  ich 
zweifle  keinen  Augenblick,  dass  er  schon  bei  der  zweifellos  bald  nötig  werdenden 
zweiten  Auflage  seiner  Dendrologie,  mir  schon  so  nahe  kommen  wird,  dass 
ich  ihmi  versöhnt  die  Hand  werde  reichen  können.  Dieser  Umschwung 
vom  Saulus  zum  Paulus  wird  dann  aber  nicht  so  sehr  mein  Verdienst  sein, 
als  dasjenige  Otto  Kuntze's,  dessen  mit  Keulenschlägen  zwingendester  Logik 
jeden  Gegner  übermannende  Dialektik  im  Verein  mit  einer  auf  erstaunlicher 
Belesenheit  und  Sachkenntnis  beruhenden  Unwiderlegbarkeit  einen  so  klaren 
Kopf,  wie  den  unseres  Autors  schliesslich  noch  vollständig  überzeugen  wird, 
dass  nur  im  Lager  der  Prioritätsverteidiger  striktester  Observanz  das  Zukunfts- 
heil der  botanischen  Systematik  zu  finden  ist!  Welche  Willkür  liegt  doch  in  dem 
Unterfangen,  alterworbenen,  zweiffellosen  Rechten  nachträglich  eine  möglichst 
späte  Jahreszahl  für  den  Beginn  ihrer  Rechtsgültigkeit  vorschreiben  zu  wollen, 
wo  allein  doch  die  Treue  der  Diagnose  und  Solidität  ihrer  Unterlage  den  Ausschlag 
haben  können!  Soll  die  Jahreszahl  allein  entscheiden,  nun,  so  würden  ja  die 
Herren  Reformatoren  unserer  Nomenklatur  auch  alle  Benennungen  von  faulen 
Speziesfabrikanten  anerkennen  müssen,  sobald  dieselben  eben  nur  nach  dem 
Jahre  1753  das  Licht  der  Welt  erblickten!  Eine  derartige,  zeitliche  Beschränkung  der 
Rechtsgültigkeit  unzweifelhaften  Rechtes  wird  eben  nie  allgemeine  Anerkennung 
finden,  denn  in  solchen  Fragen  entscheidet  nicht  die  Opportunität  oder  die 
Bequemlichkeit,  sondern  das  subjektive  Gerechtigkeitsgefühl,  welches  nun  einmal 
zu  den  unveräusserlichsten  Menschenrechten  gehört.  Ich  mache  rmserm  Autor 
einen  Vorschlag  zur  Güte.  Warum  wider  den  Stachel  löken,  der  doch 
nimmer  zu  beseitigen  ist!  Möge  er  bei  der  nächsten  Auflage  seinen  alten 
Freund  und  jetzigen  Gegner  Kuntze  noch  übertrumpfen,  ja  beschämen 
durch  eine  Konzession  an  die  nachstrebende,  botanische  Jugend,  welche  selbst 
Kuntze  zu  machen  bisher  Anstand  nahm  und  welche  das  nordamerikanische 
Komite  für  Nomenklatur  auf  dem  Rochester-Meeting  am  19.  August  1892,  sub  VIII 
zum  Gesetz  für  amerikanische  Botaniker  erhob.  Der  Passus  lautet:  -vWenn 
eine  Art  aus  einer  Gattung  in  eine  andere  versetzt  worden  ist,  muss  der 
ursprüngliche  Autor  stets  in  Parenthese  zitiert  werden,  auf  A\'elche  dann  der 
Autor  des  neuen  Binomens  folgt.«  Das  ist  eine  Bestimmung,  welche  ich  und 
sicher  tausende  von  Freunden  botanischer  Wissenschaft  mit  Freude  und  Genug- 


Zu  Salix  amplexicaulis  Bory  et  Chaubard.  21 

thuung  begrüssen,  denn  sie  schützt  vor  unzähligen  Missverständnissen  und 
entzieht  einem  Laster  den  Boden,  welches  ich  boshafter  Weise  als  »Mihilismus« 
zu  bezeichnen  mich  gewöhnt  habe.  Wenn  unsere  jungen  Dendrologen  und 
noch  mehr  die  einer  tieferen  botanischen  Vorbildung  entbehrenden  Gärtner, 
irgendwo  in  Katalogen  auf  Namen  stossen  wie:  Hicoria  alba  Britt.,  Hicoria 
Pecan  Britt.,  Aria  suecica  Koehne  etc.,  so  ist  lo  gegen  i  zu  wetten,  dass  sie 
neubeschriebene  Arten  hinter  diesen  Namen  suchen  und  vielleicht  viel  Zeit 
und  Geld  verschwenden,  um  sich  dieselben  zu  beschaffen.  Wie  einfach  wäre 
es.  solche  fatalen  Missverständnisse  unmöglich  zu  machen,  indem  man  mit  den 
Amerikanern  schriebe:  Hicoria  alba  (L)  Britt,  Hicoria  Pecan  (Mchx)  Britt, 
Aria  suecica  (L)  Koehne,  ganz  abgesehen  von  der  Befriedigung  des  Rechts- 
gefühls, welches  sich  gegen  den  Gedanken  empört,  die  alten  Autoren  sonst  in 
absehbarer  Zeit  gänzlich  von  der  Bildfläche  verschwinden  zu  sehen?  Wie 
unpraktisch  überhaupt,  gerade  bei  der  dendrologischen  Nomenklatur  sich  den 
Amerikanern  widersetzen  zu  wollen!  Nord- Amerika  ist  das  an  Holzgewächsen 
reichste  Land  und  .Sargents  grossartiges  Werk  über  die  amerikanischen  Gehölze 
wird  wenigstens  für  die  Benennung  amerikanischer  Arten  ausschlaggebend 
werden  und  wird  fremde  Dendrologien,  die  sich  anderer  Namengebung  be- 
fleissigen,  erdrücken  und  schnell  veralten  lassen.  Die  Dougiasfichte  z.  B.  wird 
trotz  Koehne  in  Zukunft  als  »taxifolia«  statt  als  Douglasii  passieren,  auch  wenn 
die  ganze  deutsche  dendrologische  Gesellschaft  wie  ein  Mann  sich  dagegen 
auflehnen  sollte!  Grcrade  in  der  Nomenclatur  der  Nadelhölzer  wird  Sargent 
durch  Ausmerzung  aller  Wiedertäuferei  furchtbare  Musterung  halten  und  mir 
eine  späte  Genugthuung  schaffen  für  die  Angriffe,  die  ich  in  Verteidigung 
seines  Standpunktes  schon  vor  Jahren  auch  in  dieser  Zeitschrift  über  mich 
ergehen  lassen  musste.  Ultimus  ridens,  optimus  ridens.  (Wer  zuletzt  lacht, 
lacht  am  besten).  Ich  wiederhole  immer  wieder:  Es  ist  nicht  gut  wider  den 
Stachel  zu  löken,  und  ohnmächtigem  Eifer  gegenüber  pflegt  der  Franzose  zu 
sagen:   II  n'y  a  qu'un  pas  du  majestueux  au  ridicule!  (Schluss  folgt.) 


Zu    Salix    amplexicaulis    Bory    et   Chaubard.^) 

Nouv.  Fl.  du  Pelep.  No.  1586.  T.  36.   1838. 

(Sal.  purpurea  S.  amplexicaulis  Boiss.  Fl.  or.  IV.  S.   1187.   1879) 

von  Prof.  D.  Leopold  Dippel,  Direktor  des  bot.  Gartens,  Darmstadt. 

Von  dieser  Weide  sandte  mir  Herr  Dr.  Dieck  s.  Z.  eine  junge,  krautartige, 
gepresste,  halbtrockene  Triebspitze  mit  vier  Blättern,  aus  der  in  Bezug  auf  ihre 
Zugehörigkeit  nichts  Bestimmtes  zu  entnehmen  war.  Da  als  Autor  fälschlich 
Boissier  angegeben  war.  suchte  ich  die  Pflanze  zunächst  in  der  Flora  orientalis, 
fand  aber  den  Namen  im  Register  M'eder  als  Art  noch  als  Abart  verzeichnet 
und  gelangte  so  zu  der  Vermutung,  dass  der  Autor  dieselbe  anderswo  be- 
schrieben habe.  Ich  nahm  nun  Wimmers  Salices  Euroi^aeae  und  als  ich  auch 
hier  eine  Salix  amplexicaulis  nicht  vorfand,  die  Monographie  Andersens  im 
I)e  Cand.  Prodromus  vor.  Hier  fand  ich  S.  318  unter  Species  exclusae  die 
Bemerkung:   „Salix   amplexicaulis  =  (ex  Buchinger  Mss.   in   Steud.  Nomencl.) 


*)    Vergl.  Gartennora    1893,  S.  673. 


99  Bericht  über  die  Frankfurter  Obstmärkte. 


Apocynum  venetum  L."  Mit  diesem  Ausspruche  des  bedeutenden  Weiden- 
kenners gab  ich  mich  umsomehr  zufrieden,  als  sich  event.  die  Diagnose  der 
Blattform  von  Apoc.  A'enetum  L.  auch  auf  die  mir  vorliegende  Triebspitze 
beziehen  liess.  Erst  als  ich  die  Neuheiten -Offerte  des  National -Arborets 
in  Zöschen  von  1892  mit  der  auf  S.  26  befindlichen  Abbildung,  und  dann 
später  auch  die  Weide  selbst  in  einem  lebenden  Exemplar  erhielt, 
nun  wiederholt  in  Boiss  Fl.  or.  IV.  S.  1187  unter  Sal.  purpurea  nachsah  und 
dort  unter  Sal.  purp.  S.  amplexicaulis  (Sal.  amplexicaulis  Bory  et  Chaub.)  die 
Diagnose  nebst  der  richtigstellenden  Bemerkung  vorfand,  konnte  ich  auf  Grund 
dieser,  sowie  eigener  Anschauung  mieine  Ansicht  ändern.  Damals  war  aber 
der  2.  Band  der  Laubholzkunde  bereits  erschienen  und  ich  behielt  mir  die 
weitere  Besprechung  dieser  Weide,  welche  ich  für  eine,  wohl  schon  früher 
aus  Südosteuropa  nach  England  und  dann  auch  zu  uns  gekommene,  kurz  und 
breitblättrige  Form  der  Salix  purpurea  var.  Lambertiana  und  zwar  für  die 
später  von  Forbes  in  dem  Salicetum  Woburnense  als  Sal.  monandra  be- 
schriebene halte.*)  für  die  Nachträge  vor. 

Dass  ich  die  Sal.  oppositifolia  Host  (Sal.  S.  11.  T.  38  u.  39)  nicht  über- 
sehen habe,  davon  würde  sich  Herr  Dr.  Dieck  überzeugt  haben  können,  wenn 
er  im  2.  Bande  der  Laubholzkunde  zunächst  das  Register  und  dann  S.  236  Sal. 
purpurea  c.  Lambertiana  nachgelesen  hätte. 

Die  Blätter  der  fraglichen  Weide  sind  übrigens,  wie  bei  der  typischen 
Lambertiana  imd  wie  man  sich  namentlich  auch  an  den  entlaubten  Zweigen 
im  Winter  durch  die  Stellung  der  Knospen  überzeugen  kann,  nur  fast  gegen- 
ständig. Da  nun  Sal.  Lambertiana  Sm.  Fl.  brit.  III  S.  1041  1804.  Sal.  oppo- 
sitifolia Host.  Sal.  S.  11.  1828,  Sal.  monandra"  Forb.  Sal.  Woburn.  S.  7.  1829 
und  Sal.  amplexicaulis  Bory  et  Chaub.  a.  o.  O.  1834  Formen  einer  Abart 
vorstellen,  so  dürfte  letzterer  Name  wohl  als  Synonym  zu  dem  ältesten  Namen 
vSal.  purpurea  var.  Lambertiana  zu  setzen  sein. 


Bericht  über  die  Frankfurter  Obstmärl<te 
und  über  die  Centralstelle  für  Obstverwertung  pro  1893. 

Die  Erwartungen  des  Komitees,  welches  in  Frankfurt  a.  M.  die  Veranstaltung 
von  Obstmärkten  seit  mehreren  Jahren  in  die  Hand  genommen  hat,  sind  in 
diesem  Jahre  im  vollsten  Maasse  erfüllt  worden.  Das  Komitee  kann  mit  dem 
erzielten  Erfolge  zufrieden  sein.  Es  ist  durch  ihn  die  Existenzberechtigung  der 
Obstmärkte  glänzend  dargethan  und  die  gegen  letztere  bis  dahin  immer  noch 
bestehenden  Bedenken  ein  für  allemal  —  hoffentlich  endgültig  —  widerlegt. 
Mag  man  auch  in  Betracht  ziehen,  dass  es  in  diesem  Jahre  sehr  viel  Obst  ge- 
geben hat,  und  dass  die  Produzenten  jede  sich  ihnen  bietende  Gelegenheit  be- 
nutzten, um  den  ihnen  zugefallenen  reichen  Obstsegen  zu  verwerten,  so  kann 
dies  doch  dem  Erfolge  keinen  Eintrag  thun  und  nicht  verkannt  Averden,  dass 
man  in  Frankfurt  a.  M.  auf  dem  Wege,  den  deutschen  Obstbau  zu  heben  ein 
gutes    Stück  vorwärts    gekommen    ist.      Aus    den  wenigen  Verkäufern,  die  die 


*)  Meine  Ansicht,  welche  ich  nach   Erscheinen  der  Abhandlung  von  Dr.  Dieck   in  Garten- 
flora  1893  S.  673  Herrn  Bornmüller  mittheilte,  wurde  mir  von  diesem  bestätigt. 


Bericht  über  die  Frankfurter  Obstmärkte.  23 


ersten  Märkte  vor  zwei  Jahren  beschickten,  ist  eine  stattliche  Zahl  ge\vorden; 
es  waren  auf  den  beiden  diesjährigen  Märkten  über  1500  Anmeldungen  ver- 
treten, und  es  hatten  sich  nicht  nur  die  Aussteller  aus  der  näheren  Umgebung 
Frankfurts  erheblich  vermehrt,  sondern  es  hatten  sich  thatsächlich  aus  allen 
Teilen  des  Deutschen  Reiches  die  Produzenten  eingefunden. 

Es  waren  auf  den  beiden  diesjährigen  Märkten,  welche  nach  Beschluss 
des  Komitees,  wegen  der  durch  die  grosse  Hitze  des  verflossenen  Sommers  ver- 
ursachten früheren  Reife  des  Obstes,  auch  früher  als  in  den  vorhergehenden 
Jahren  abgehalten  wurden  (am  5.  und  22.  September),  im  ganzen  angeboten: 

a)  Äpfel 2702712   kg 

b)  Birnen 181050    » 

c)  Zwetschen 11500    » 

d)  türk.  Ptlaumen 1300    » 

e)  Reineclauden 050    » 

t)  Mirabellen 400    » 

g)  Xüsse 1 300    » 

h)  amerik.   Preisseibeeren.     .     .  500    » 

i)  Schlehen 10000    » 

k)  Dörrobst 3  5 00    » 

zusammen  2912912  kg  Obst  und  Beeren, 
ausserdem  Marmelade  .  Zwetschen-  und  Kirschgeist .  Gelee  und  Obstweine. 
Ferner  wurden  noch  grosse  Posten  Mostobst  und  Brennzwetschen  ohne  Proben 
ausgeboten. 

Für  die  diesjährigen  Märkte  war  zum  erstenmal  auch  Verpackungsmaterial 
zugelassen,  und  es  hatten  viele  Firmen  von  dieser  Vergünstigung  Gebrauch 
gemacht. 

Die  so  geräumige  Stadthalle  bot  kaum  Platz  genug  zur  Ausstellung  der 
eingesandten  Proben,  von  denen  sich  viele,  und  zwar  namentlich  die  seitens 
mehrerer  Gemeinden  zu  einer  Kollektiv-Ausstellung  vereinigten,  durch  schönes 
Arrangement  auszeichneten. 

Verkauft  wurden  auf  den  beiden  Märkten  durch  das  Komitee  laut  Schluss- 
scheinen: 

a)  Äpfel 592545  kg- 

b)  Birnen 45  410    » 

c)  Zwetschen  (darunter  Brenn-Zwetschen).     .       20315    » 

d)  Trauben 110    » 

e)  Xüsse 305    » 

f)  Quitten 5o    » 

g)  Dörrobst io5    -- 

zusammen     658840  kg 
Hierbei    ist    zu    bemerken,    dass   eine  ]\Ienge  von  Verkäufen  abgeschlossen 
wurden,  ohne  dass,  des  grossen  Andrangs  wegen,  das  Komitee  hierüber  Schluss- 
scheine   ausstellen    konnte    und    dürfte    sich    unseres    Erachtens    der   Gesamt- 
umsatz auf  das  Doppelte  der  oben  angegebenen  Summe  belaufen. 

Auf  beiden  Märkten  waren  auch  von  einigen  Firmen  Obstgestelle,  Obst- 
pressen und  landwirtschaftliche  Maschinen  ausgestellt,  und  wurden  auch 
hierin  namhafte  Verkäufe  abgeschlossen.  (Fortsetzung  folgt.) 


24 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Cypripedium  villosum  var.  Measuresianum. 

Eine  neue  und  sehr  charakteristische 
Varietät,  im  Besitze  der  Herren 
F.  Sander  Sc  Co.  Ganz  abgesehen  von 
der  reichgefärbten  und  grossen  Blume, 
wird  dieselbe  dadurch  von  besonderem 
Interesse,  dass  uns  in  ihr  ein  deutliches 
Bindeglied  zwischen  Cypripedium  A^il- 
losum  und  Boxalli  vorgefülirt  wird, 
und  beide  entschieden  nur  eine  Art 
ausmachen. 

Card.  Chron.  1893.  IL  297. 


Nymphaea  Laydekeri  var.  rosea. 

Die  nicht  grossen,  aber  hübsch  ge- 
formten Blumen  zeigen  zunächst  eine 
rosarote  Färbung,  die  später  in  Karmin- 
rot übergeht.  Jedenfalls  eine  sehr 
wertvolle  Einführung  A'on  Japan. 
Card.  Chron.  1893.  II,  299. 

In  der  darauf  folgenden  Nummer  von  Gard. 
Chron.  weist  ein  anderer  Korrespondent  darauf 
hin,  dass  diese  Wasserlilie  eine  Hybride  sei, 
die  von  Herrn  Bary  Latour  -  Marliac  gezüchtet 
wurde.  (Sie  machte  auch  auf  der  Chicagoer  Aus- 
stellung Aufsehen.     L.  W.) 


Saxifraga  Macnabiana  X* 

Eine  im  Edinburglier  botanischen 
Garten  schon  vor  Jahren  gewonnene 
Hybride  zMHschenS.pyramidalis  (Samen- 
pflanze) und  S.Hostii  oder  auch  S.  lingu- 
lata  (Pollenpflanze).  Für  Steinpartien 
oder  zuEinfassungen  sehr  zu  empfehlen, 
bis  jetzt  aber  in  den  Gärten  noch 
selten  anzutreffen. 

Gard.  Chron.  1893.  I^^  -99-  ^-  5i- 


Solanum  Wendlandi. 

Herr  Oberhofgärtner  H.  Wendland 
führte  diesen  reizenden  Schlingstrauch 
von  CostaRica  ein,  und  da  sich  die  Pflanze 
durch  Stecklinge  leicht  vermehren 
lässt,  und  sich  bei  entsprechender 
Behandlung  durch  überreiches  Blühen 
auszeichnet,  ist  es  befremdend,  sie  noch 


verhältnismässig  so  selten  in  den  Ge- 
wächshäusern anzutreffen.  Während 
der  Wachstumsperiode  erheischt  die 
kultivierte  Pflanze,  trotzdem  dass  die 
Art  von  den  kälteren  Regionen  Costa 
Ricas  stammt,  eine  feuchtwarme  At- 
mosphäre (in  Kew  wird  sie  a  perfection 
im  Victoria-Hause  gezogen),  im  Winter 
dagegen  Trockenheit  von  oben  und  an 
den  Wurzeln. 

Gard.  Chron.   1893.  II.  339.  f.  55. 


Calanthe  gigas. 

Die  Krone  unter  den  Calanthe-Hy- 
briden  und  eine  ganz  neue  Züchtung 
der  Herren  Veitch.  (C.  Sanderiana 
var.  gigantea  X  C.  vestita  A\ar.  gigantea. 
C.  Sanderiana  stammt  von  Cochin-China. 
ist  eine  Varietät  von  C.  vestita  und 
darf  nicht  verwechselt  werden  mit  der 
unter  diesem  Namen  von  Rolfe  neuer- 
dings beschriebenen  Art  von  Ost- Afrika). 
Die  Kelch-  und  Blumenblätter  sind  fast 
reinweiss.  während  die  grosse  Lippe 
eine  liebliche  rosarote  Schattierung 
zeigt,  die  am  Grunde  in  Karmin  über- 
geht. Dass  die  Belaubung  während 
der  Blütezeit  frisch  und  gesund  bleibt, 
ist  ein  besonderer  ^\)rzug  dieser 
Hyl)ride. 

The  Garden  1893.  t.  926. 


Lilium  Dalhansoni. 

Diese  neue  Hybride  ist  das  Resultat 
einer  Kreuzung  des  L.  Martagon  dal- 
maticum  mit  dem  Pollen  vonL.Hansoni. 
Systematisch  sind  die  beiden  Arten 
nah  verwandt,  vom  geographischen 
Standpunkt  werden  sie  durch  weite 
Länderstrecken  von  einander  getrennt. 
In  Blatt-  und  Blütenfärbung  zeigt  diese 
Hybride  deutliche  Übergänge  von  der 
einen  zur  andern  der  Stammpflanzen. 
The  Garden   1893,  ^-  92  7- 


Kleinere  Mitteilungen. 


25 


Kleinere  Mitteilungen. 


Mittel,   um  sehr  hohen  Riesentabak,  Nicotiana 
colossea,  zu  erzielen 

vom  Komm. -Rat  K  o  e  h  1  e  r  -  Altenburg. 

Wegen  meiner  Nicotiana  colossea 
kann  ich  Ihnen  mitteilen,  dass  die 
Pflanzen  eine  Höhe  von  3V2  m  er- 
reicht haben! 

Es  Avaren  dies  im  April  1892  aus- 
gesäte Pflanzen,  welche,  zurückgehalten, 
bis  im  Oktober  etwa  30  cm  Höhe  er- 
reichten. Ich  nahm  die  Pflanzen  herein 
und  brachte  dieselben,  in  einen  Korb 
gepflanzt,  ins  freie  Land,  in  einem  Raum 
des  Überwinterungshauses,  wo  die 
Temperatur  nicht  unter  o,  aber  auch 
wenig  über  o  geht.  Das  heisst  also 
während  der  Hauptwintermonate. 

Das  Wachstum  bis  etwa  Ende  April 
betrug  10  cm,  so  dass  die  Pflanzen,  etwa 
40  cm  hoch,  ziemlich  bis  unten  Blätter 
hatten.  Ende  April  pflanzte  ich  die- 
selben (es  waren  3  Stück)  auf  stark 
A'errotteten  Pferdedünger;  allerdings 
hatte  icli  in  jedes  Loch  2  Karren  gethan. 
Xun  fingen  die  Pflanzen  an,  sich  zu 
entwickeln.  Bald  erhielt  ich  Blätter 
von  50  cm,  ja  solche,  wo  ich  die  Seiten- 
triebe ausgebrochen,  bis  1  m.  Geradezu 
imposant  als  Solitärpflanze! 

Allerdings  hatte  ich  die  Pflanzen 
sehr  geschützt  gestellt,  zwischen  Co- 
niferen,  an  die  wärmste  Stelle  meines 
Parks.  An  vielen  Plätzen  habe  ich 
diese  Pflanze  gesehen,  aber  immer  nicht 
annähernd  so.  wie  in  der  Gartenflora 
die  Abbildung.  In  Leipzig  war  eine 
Anzahl  ausgestellt,  aber  nur  der 
Schatten  von  den  meinigen.  Ich  habe 
mich  befragt,  wie  es  andere  gemacht 
haben.  Man  teilte  mir  stets  mit: 
»auf  warmem  Pf  er  de  dünge  r «.  Ich 
glaube,  dass  es  die  HaujDtursache  bildet, 
dass  solche  Pflanzen  nicht  zu  schnell 
ins  Zeug  gehen.  Ist  einmal  der  Pferde- 
dünger kalt,  so  ist  die  Entwickelung 
normal  und  bleibt  natürlicli  zurück,  da 


in  den  frischen  Dünger  die  Wurzeln 
nicht  so  leicht  eindringen,  als  in  den 
alten  verrotteten. 

Versuche,  ältere  grössere  Pflanzen 
zu  überwintern,  sind  als  misslungen 
zu  betrachten.  So  viel  ich  von  ver- 
schiedenen Seiten  in  Erfahrung  brachte, 
verlieren  dieselben  gewöhnlich  alle 
Blätter,  ja  selbst  der  Kopf  geht  manch- 
mal verloren.  Schneidet  man  die  Pflanze 
zurück,  so  bekommt  man  buschige 
Pflanzen  mit  kleinen  Blättern. 

Vielleicht  ist  es  noch  rätlicher,  den 
Samen  erst  Mitte  Sommer  in  die  Erde 
zu  bringen,  so  dass  man  im  Herbst 
etwa  25  —  30  cm  hohe  Pflanzen,  in 
Töpfen  oder  Schalen  kultiviert,  zur 
Verfügung  hat.  Die  Hauptsache  wäre 
alsdann  allerdings  immer  noch,  die 
Pflanzen  möglichst  kühl  zu  halten  und 
in  einem  möglichst  hellen  Räume  zu 
überwintern. 


FrUhtreiberei  der  Maiblumen. 

Herr  Dittmann,  Vorsitzender  des 
Vereins  Feronia  in  Eberswalde,  führte 
bereits  am  30.  November  1893  im  Ver- 
ein zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
in  Berlin  sehr  schöne  Maiblumen  vor, 
für  die  ihm  mit  vollem  Recht  der 
Monatspreis  zuerlvannt  wurde.  Der 
Versuch,  die  Maiblumen  früh  zu  treiben, 
war  also  gut  gelungen.  Es  wurden 
500  Keime  am  12.  November  aufge- 
stellt und  waren  diese,  bis  auf  40, 
die  ausgeblieben,  Ende  November  in 
Blüte.  Meist  kommen  frühe  Maiblumen 
bekanntlich  ohne  Blätter,  diese  aber 
hatten  die  Blätter  gut  entwickelt.  Die 
Keime  standen  in  gewöhnlicher  Garten- 
erde, sie  behielten,  da  sie  wegen  der 
Dürre  nicht  normal  sich  entwickelten, 
bis  zum  Spätsommer  ihr  Laub,  wurden 
dann  aber  auf  Haufen  geworfen,  damit 
die  Blätter  abfaulten;  hierauf  wurden 
sie  in  einen  lieizbaren  Kasten   gethan. 


26 


Kleinere  Mitteilungen. 


der  mit  Sägespähnen  gefüllt  ist  und 
hier  allmählich  angeregt.  Am  12.  No- 
vember kamen  sie  dann,  ^vie  erwähnt, 
auf  das  Treibbeet.  Herr  Dittmann 
treibt  sie  alle  in  Töpfen,  nicht  frei  im 
Beet,  und  zwar  zu  25  in  einem  grösseren 
Topf,  nachher  werden  diese  auf  zwei 
Töpfe  verteilt.  Herr  Dittmann  stellt 
die  früh  zu  treibenden  hell,  die  spät 
zu  treibenden  dagegen  dunkel. 


Bisher  konnten  die  Amerikaner  sich 
rühmen,  den  grössten  Baum  zu  be- 
sitzen, die  Sequoia  gigantea  in  Kali- 
fornien. In  Australien,  in  »Cape  Oteray 
Range«,  ist  jüngst  ein  Gummibaum 
(Eucalyptus  regnans)  entdeckt  worden, 
welcher  450  Fuss  hoch  ist. 


Ueber  die  Festgaben,  die  der 
Kaiserin  Friedrich  zu  ihrem  letzten 
Geburtstage  dargebracht  wurden,  macht 
die  »N.  A.  Z.«  einige  Mitteilungen. 
Die  Geburtstagstische  waren  in  jenem 
Räume  des  Palais  der  Kaiserin  auf- 
gestellt, dessen  Einrichtung  und  Aus- 
stattung die  Städte  der  Monarchie  den 
kronprinzlichen  Herrschaften  einst  zu 
ihrer  silbernen  Hochzeit  verehrt  haben. 
Schon  das  Äussere  der  Geburtstags- 
tische bildete  einen  künstlerischen 
Anblick  durch  Festons  von  Laub, 
Blumen  und  Früchten  auf  den  glänzen- 
den Damastmustern.  Dazu  der  Inhalt 
dieser  Tische,  Blumen  imd  Blumen 
überall  undinjederGestalt.  inSträussen, 
inKörben  und  in  allen  Phantasieformen, 
die  der  moderne  Geschmack  erfunden 
hat;  und  diese  Spenden  nicht  nur  von 
den  fürstlichen  Anverwandten,  sondern 
aus  allen  Schichten  der  Gesellschaft. 
Selbst  aus  Xizza  waren  Schätze  an- 
gekommen; aber  die  schönsten  waren 
aus  Sanssouci  und  Charlottenhof  ein- 
getroffen, die  Lieblingsblumen  der 
Kaiserin  Friedrich,  Orchideen  und 
Gardenien.  Ein  Strauss  von  den  ver- 
schiedenfarbigsten Orchideen  war  von 


einer  Engländerin  Fr.  übersandt.  Am 
häufigsten  kehrten  in  den  Spenden 
weisser  Flieder,  Orchideen,  rosa  und 
selbe  Rosen  wieder. 


Der  Plan  der  Errichtung  einer  vege- 
tarischen Obstbaukolonie  »Eden« 
soll  allem  Anschein  nach  zur  Aus- 
führung kommen.  Ein  Gelände  von 
175  Morgen  bei  Oranienburg  ist  für 
die  Kolonie  ausersehen,  zu  deren  ge- 
schäftlichem Betrieb  eine  Genossen- 
schaft mit  beschränkter  Haftpflic'ht 
schon  gebildet  worden  ist.  Genosse 
kann  jeder  Vegetarier  werden,  der 
mindestens  einen  möglichst  sofort  baar 
zu  zahlenden  Geschäftsanteil  von 
500  Mk.  erwirbt.  Dieser  Geschäfts- 
anteil, der  mit  4  pCt.  jährlich  verzinst 
werden  soll,  verleiht  das  Recht,  jeder- 
zeit eine  Heimstätte  in  Pacht  zu  er- 
werben. Eine  derartige  Kolonie  besteht 
bereits  in  der  Schweiz,  so  dass  dies 
Unternehmen  unserer  obstfrohen  Vege- 
tarier keineswegs  hotfnungslos  aussieht. 

Lübbenau,  17.  November.  Eigen- 
tümlich ist  es,  dass  Gemüse  und 
Obst  in  diesem  Jahre  schnell  ver- 
derben. Die  Bürger  und  Bauern, 
die  die  Böden  voll  Obst  haben,  sind 
dai'über  nicht  erfreut,  wenn  sie 
täglich  grosse  Körbe  verdorbenen 
Obstes  wegschütten  müssen.  Ahnlich 
ergeht  es  mit  den  eingelegten  Gurken; 
diese  beginnen  auch  zu  verderben. 
Am  traurigsten  ist  das  Faulen  der 
Kartoffeln.  Es  scheint,  dass  die  Kar- 
toffeln trotz  ihres  Mehlreichtums  doch 
noch  nicht  gehörig  reif  waren,  als  sie 
aus  der  Erde  genommen  wurden. 


Die  Garteninspektoren  an  den 
b  o  t  a  n  i  s  c  h  e  n  G  ä  r  t  e  n  d  e  r  U  n  i  v  e  r  s  i  - 
täten,  die  zu  den  sogenannten  mittleren 
Beamtenkategorien  gehören.  Avaren  bis- 
her einer  bestimmten  Gehaltsklasse 
nicht  eingereiht,  sondern  erhielten  an 
den   einzelnen  Instituten   verschiedene 


Litteratur. 


27 


Gehälter,  ohne  die  Aussicht  zu  haben, 
jemals  eine  Gehaltsaufbesserung"  zu 
bekommen.  Nach  dem  neuen  preussi- 
schen  Etatsentwurfe  soll  auch  für  diese 
Beamten  das  Aufsteigen  im  Gehalt  nach 
Alassgabe  ihres  Dienstalters  eingeführt 


werden,  und  zwar  sollen  sie  nach  acht- 
zehnjähriger Dienstzeit  das  '  Höchst- 
gehalt mit  3000  Alk.  neben  dem  gesetz- 
lichen Wohnungsgeldzuschuss  erhalten. 
Das  Anfangsgehalt  ist  auf  1800  Mk. 
festgesetzt. 


Litteratur. 


Der  Obst-  und  Gartenbau  in  Monrepos 

von  E.  V.  Lade.  General-Konsul  a.  D. 
Wiesbaden.  Verlag  von  J.  F.  Bergmann. 
1893.  — 

Monrepos!  Wer  von  den  Fach- 
genossen kennt  nicht  Monrepos  und 
wer  hat  nie  davon  gehört?  Monrepos. 
das  Sans-Souci  des  General-Konsuls 
von  I>ade,  des  Pomologen  xar  t^ox^ji' 
an  den  Ufern  unseres  herrlichen 
Rheinstromes?  Wer  kennt  nicht  die 
prächtigen  Anlagen,  die  herrlichen 
Einzelbäume,  die  unübertrefflichen  Obst- 
bäume in  allen  Formen,  und  was  für 
Formen,  die  ausgezeichnete  Rosen-  und 
Koniferen-Sammlung  dieses  Ruhe-Ortes, 
oder  vielmehr  Thätigkeits-Ortes.  trotz 
seines  französischen  Xamens?  Meine- 
Ruhe  sollte  eigentlich  heissen  Meine- 
Arbeit,  Mon-Repos,  Mon-Travail,  denn 
wenn  der  liebenswürdige  Besitzer 
dieses  Sans-Souci  auch  der  Sorgen 
wenige  hat,  so  glauben  wir  nicht,  dass 
die  Ruhe,  wohl  aber  die  Arbeit  und 
Thätigkeit  sein  Element  und  seine  Er- 
holung gCM^esen  und  noch  sind.  Seine 
reichen  Erfahrungen  während  über 
30  Jahre,  nicht  als  Kohl  bauender 
Diocletian  oder  als  Furchen  im  Acker 
ziehender  Cincinnatus,  sondern  als 
Flora's  und  Pomona's  Jünger  legte  er 
unter  obigem  Titel  in  einem  kleinen 
Werke  nieder.  Ähnlich  dem  pomolo- 
gischen  Werke  NattermüUer's  giebt 
der  Verfasser  die  Arbeiten  für  jeden 
Monat  an,  wie  sie  nicht  nur  in  Mon- 
repos stattfinden,  sondern  wie  sie  in 
jeder  anderen  Privat-Besitzung  in  Bezug 


auf  Obst-  und  Gartenbau  stattfinden 
können  und  sollen;  selbst  der  Fach- 
gärtner kann  sich  seine  Verhaltungs- 
maassregeln  daraus  entnehmen,  voraus- 
gesetzt, er  ist  nicht,  wie  leider  jetzt 
Aäelfach.  Mann  der  sogenannten  Spe- 
zi al-Kulturen. 

In  jedem  Monate  giebt  der  Herr 
Verfasser  die  Arbeiten  genau  an,  was 
gemacht  wird  und  wie  es  gemacht 
wird  für  die  verschiedenen  Zweige  des 
Gartenbaues;  Pflanzen, Gemüse, Blumen, 
Obstbäume,  Goniferen  etc.  finden  ihren 
Platz  und  die  Bearbeitung  des  Bodens 
ihre  Stelle,  selbst  Bildsäulen  und  Vasen 
werden  beachtet.  Nach  Behandlung 
der  einzelnen  Monate  geht  der  Herr 
Verfasser  auf  die  allgemeinen  Regeln 
im  Gartenbau  über,  auf  den  Schnitt 
der  Obstbäume,  auf  die  Formen  der- 
selben. Bezüglich  der  besten  Obst- 
sorten für  den  Garten,  besonders  für 
Monrepos.  ist  wohl  den  Pomologen 
die  Schrift  über  die  Mustersorten  des 
Besitzers  bekannt  und  führt  derselbe 
diese  Sorten  noch  einmal  auf;  dies 
Sortiment  ist  wohl  eins  der  gewissen- 
haftesten, denn  der  Herr  Verfasser 
war  darin  so  streng,  dass  er  Früchte, 
die  ihm  zweifelhaft  in  ihrer  vollen 
Güte  erschienen,  dem  Urteile  des 
ewig  Weiblichen  anvertraute,  da  er 
dem  Gaumen  der  Bier  trinkenden  und 
Tabak  rauchenden  Männer  mit  Recht 
die  Fähigkeit  absprach,  ein  richtiges 
Urteil  zu  fällen.  Den  Schluss  bildet 
eine  vorzügliche  Rosen-AusAvahl  und 
die  Ans:abe  von  Blumen- Anlagen,  wie 


28 


Ausstellungen  etc. 


sie  Monrepos   eigentümlich   und  nach- 
ahmungswert sind. 

Wir  können  nach  eigener  Anschauung 
der  Anlagen  diese  Arbeit  eines  welt- 
bekannten und  berühmten  Laien  jedem 
Liebhaber  und  Gärtner  angelegentlichst 
empfehlen.  Das  Werk  überhebt  den- 
selben der  Anschaffung  umfangreich 
geschriebener  Werke,  die  mehr  für  den 
Fachmann  passen;  ja,  selbst  der  Gärtner 
von  Fach  kann  getrost  seine  Arbeiten 
nach  dem  Werke  einrichten,  er  wird 
mutatis  mutandis  vieles  davon  dank- 
bar benutzen.  Wir  wünschen  dem 
Herrn  Verfasser  noch  eine  lange 
Reihe  von  Jahren  in  Gesundheit  und 
Freude  an  der  Arbeit  für  sein  scliönes 


Monrepos,  und  dem  Werke,  wie  es 
verdient,  bei  dem  geringen  Preise 
schnellen  Absatz.  C.  Mathieu. 


Deutscher  Garten  -  Kalender, 
XXI.  Jahrgang,  1894.  Herausgegeben 
von  CarlFIampel,  Vorstandsmitglied 
des  Vereins  deutscher  Gartenkünstler, 
Berlin,  Verlag  von  Paul  Parey.  — 
Dieser  altbewährte  Kalender  zeichnet 
sich  diesmal  namentlich  durch  Auf- 
nahme derBestimmungen  über  Kranken- 
kasse, Alters-  und  Invalidenversiche- 
rung, der  Grundsätze  bei  öffentlichen 
Wettbewerbungen  etc.  aus.  Max  Hess- 
dörffer  giebt  Mitteilungen  über  Steck- 
lingszucht und  Treiberei. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Schillingsfürst,  20.  Oktober.  Der  hiesige 
Obstbauverein  veranstaltete  in  den 
letzten  Tagen  im  Adler-Saale  eine  recht 
gelungene  Obstausstellung.  Die  Aus- 
stellung umfasste  nur  jenes  Obst,  das 
jüngst  bei  der  Ausstellung  des  Ver- 
bandes mittelfränkischer  Obstbau-Ver- 
eine von  hiesigen  Vereinsmitgliedern 
in  Nürnberg  ausgestellt  war  und  wo- 
durch sechs  Preise  hierher  kamen.  Es 
war  dies  die  Kollectivausstellung  des 
hiesigen  Vereins  mit  110  Sorten,  dann 
die  Ausstellung  des  fürstlich  Hohen- 
lohe'schen  Hofgärtners  Herr  mit  60, 
jene  des  Oekonomen  D äschner  mit  29, 
des  Gärtners  Lang  mit  81,  des  Oeko- 
nomen Mohr  mit  24,  des  Seilers 
Grüber  mit  16,  des  Bäckers  Bössen- 
ecker  mit  28,  des  Lehrers  Hauck  mit 
6  und  des  Lorenz  Knoll  mit  10  Sorten 
Obst.  Auf  264  Tellern  konnte  man 
das  Schönste,  was  der  Obstbau  an 
Aepfeln,  Birnen,  Quitten  etc.  hervor- 
bringt, bewundern.  Der  Eintritt  zu  der 
schön  arrangierten  Ausstellung  war  un- 
entgeltlich, da  der  Verein  beabsichtigt, 
seinen  Mitgliedern  und  den  Landleuten 


der  Umgegend  Sortenkenntnis  beizu- 
bringen und  zur  Liebe  zum  Obstbau 
anzuregen.  Hoffentlich  ist  dies  dem 
Verein  gelungen. 


Chicago.  Weitere  Preise:  Oldenburg, 
Grosshcrzogiiche  Garten  -Verwaltung, 
Garten -Inspektor  Ohrt,  für  Pläne.  — 
Wilhelm  Grüne,  Berlin,  Patentdruck 
auf  Flaschen;  Victor  Dürfeid  Nach- 
folger, Inhaber  A.  von  Clauson-Kaas, 
Oschatz  in  Sachsen,  Nachbildungen  von 
Früchten.  W.  Laaf,  Mainz,  Konserven. 
Gebr.  Adler -Schott,  Frankfurt  a.  M., 
Kirsch-  und  Zwetschenwasser.  J.  H. 
Pillmann  Nachfolger,  Inhaber  Karl 
Wagener,  Braun  schweig,  Konserven. 
C.  Clot  &  Co.,  Strassburg,  Konserven. 
G.  C.  Hahn  &  Co.,  Lübeck,  Konserven. 
W.  Nägeli,  Dr.,  Mombach-Mainz,  Kon- 
serven. Gebr. Freyeisen,  Frankfurt  a.M., 
Obstweine.  Max  Koch,  Braunschweig, 
Konserven. 

Es  ist  jetzt  ]3estimmt.  dass  jeder  Aus- 
steller nur  eine  Medaille  ei'halten  soll, 
auf     dem     Diplom     sollen     aber    die 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


29 


einzelnen  Gegenstände  angegeben 
werden.  Damit  werden  unsere  Be- 
denken, die  wir  in  Gartenflora  1893, 
S.  683  aussprachen,  hinfällig,  und  ist 
es  sogar  gut,  dass  die  einzelnen  Gegen- 
stände bezw.  die  Sorten  genannt  werden, 
für  die  der  Preis  erteilt  ist.  Ein  Aus- 
steller kann  dann  betonen,  dass  ihm 
gerade  für  diese  oder  jene  Spezialität, 
diese  oder  jene  Sorte  bezw.  Sorten  ein 
Preis  zuerkannt  ist.  —  Herr  Schiller, 
der  in  den  letzten  Wochen  riesig  zu 
arbeiten      hatte,      hoffte      bis      Weih- 


nachten mit  dem  Einpacken   fertig  zu 

werden.  

Antwerpen.  Weltausstellung  1894,  5.  Mai 
bis  12.  November.  Kl.  66  enthält  die 
Gartenbaukunde,  das  Programm  ist  aber 
bis  jetzt  nur  allgemein  gehalten.  Es 
ist  Platzmiete  zu  zahlen.  Diejenigen 
Produkte,  die  auf  der  Ausstellung  in 
Chicago  waren,  werden  durch  Ver- 
mittelung  und  auf  Kosten  der  Gesell- 
schaft in  den  Hallen  der  Ausstellung 
untergebracht.  —  Bureau  der  Verwal- 
tung 9  rue  Gerard,  Antwerpen. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


In  der  am  9.  Dezember  1893  ^^^~ 
gehaltenen  Generalversammlung  des 
Gemüsebau  -  Vereins  in  Braun- 
schweig wurden  nachfolgende  nie- 
drigste Preise  für  frisches  Ge- 
müse zur  Konservenfabrikation  im 
nächsten  Jahre  festgesetzt:  Spargel 
1.  Sorte  55  Pfg.,  3.  Sorte  37  Pfg.,  3.  Sorte 
16  Pfg.  für  V2  Kilo.  Erbsen  8  bezw. 
7V2  Pfg.  für  V2  Kilo.  Buschbohnen 
5,  bezw.  4V2  Pfg-  für  V2  Kilo.  Stangen- 
bohnen 8,  bezw.  7V2  Pfg-  für  ^'2  Kilo. 
Die  niedrigen  Preise  gelten,  wenn  der 
Konservenfabrikant  die  Gemüse  vom 
Produzenten  abholt. 

Bis  einschliesslich  den  15.  März  d.  Js. 
werden  wiederum,  wie  im  Winter 
1892/93,  auf  den  Strecken  Berlin-Röde- 
rau,  Berlin-Elsterwerda,  Berlin-Bitter- 
feld-Leipzig, Berlin-Halle-Bebra-Kassel, 
Leipzig-Zerbst-(Magdeburg)  in  einzelnen 
bestimmten  Zügen  erwärmte  Ge- 
päckwagen zur  Beförderung  frost- 
empfindlicher Stückgüter,  wie  Hefe, 
Wein,  SchaumAvein,  Liköre,  Blumen, 
Bier,  Mineralwasser,  Essig,  eingemachte 
Gurken,  Gemüse,  Karto f f e  1  n ,  S ä m e - 
reien,  flüssige  Farben,  frisches  Fleisch, 
in  Kisten  oder  Körben  verpackt,  laufen. 
Die  Beförderung  der  Güter  in  den  ge- 
heiztenWagen  findet  auf  ausdrücklichen. 


mündlich  oder  schriftlich  bei  der 
Güterabfertigungsstelle  angebrachten 
Wunsch  der  Versender  insoweit  statt, 
als  der  Laderaum  der  Heizwagen,  so- 
wie die  Betriebsverhältnisse  dies  ge- 
statten. Eine  Verantwortlichkeit  wird 
von  der  Eisenbahnverwaltung  nicht 
übernommen.  Frachtbrief-Vorschriften, 
welche  die  Beförderung  des  Gutes  in 
geheizten  Wagen  verlangen,  sind  un- 
zulässis'. 


Zur  Ausführung  der  beim  Neben- 
ZoUamt  Herbesthal  vorzunehmenden 
Pflanzenuntersuchungen  ist  an 
Stelle  des  von  Eupen  verzogenen 
Gärtners  Arnoldi  der  Gärtner  Johann 
Adam  ebendaselbst  zum  Sachverstän- 
digen ernannt  worden. 


Gewerbesteuer. 

Am  8.  December  fand,  wie  das 
Handelsblatt  für  den  deutschen  Garten- 
bau berichtet,  im  Club  der  Landwirte 
auf  Einladung  des  Vorstandes  des  Ver- 
bandes der  Handelsgärtner  Deutsch- 
lands eine  vonüber  100  Handelsgärtnern 
aus  Berlin  und  Umgegend  besuchte 
Versammlung  statt,  um  gegen  die  Ant- 
wort des  Herrn  Finanzministers  betr. 
der  Gewerbesteuer  Stellung  zu  nehmen. 
Diese  Antwort  lautet: 


30 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Berlin,  den  24.  Oktober  1893. 
Finanz-Ministerium. 

Auf  die  erneute  Eingabe  vom 
27.  Juli  d.  Js.  erwidere  ich  dem  Ver- 
bände, dass  ich  dem  Antrage,  die 
gärtnerischen  Betriebe  nur  insoweit 
als  sie  den  Verkauf  auf  fremde 
Erzeugnisse  ausdehnen,  als  Kunst- 
und  Handelsgärtnereien  im  Sinne 
des  Gewerbesteuergesetzes  anzu- 
sehen, imd  nur  nach  Massgabe  dieses 
Betriebes  zur  Gewerbesteuer  heran- 
zuziehen, nichtzu  entsprechen  vermag. 

Eine  solche  Beschränkung  des 
Begriffes  der  Kunst-  und  Handels- 
gärtnerei würde  der  klaren  Absicht 
des  Gesetzes  zuwider  die  völlige 
Gleichstellung  der  Kunst-  und  Han- 
delsgärtnereien mit  der  Land-  und 
Forstwirtschaft  und  dem  gewöhn- 
lichen Gartenbau  in  gewerbesteuer- 
licher Hinsicht  zur  Folge  haben,  und 
ist  schon  deshalb  unstatthaft. 

Abgesehen  hiervon  kann  es  keinem 
Bedenken  unterliegen,  solche  gewerb- 
liche Unternehmungen,  Avelche  in 
eigener  Kultur  Blumen-,  Gemüse-, 
Samen-,  Baumzucht  u.  dgi.  betreiben, 
um  mit  den  selbstgewonnenen  Er- 
zeugnissen in  weiten  Absatzgebieten 
und  in  den  Formen  kaufmännischer 
Geschäfte  Handel  zu  treiben,  der 
Steuerpflicht  auch  dann  zu  unter- 
werfen, wenn  sie  den  Verkauf  nicht 
auf  fremde,  zugekaufte  Erzeugnisse 
ausdehnen. 

Auch  andere  gärtnerische  Betriebe, 
welche  unzweifelhaft  den  Gharakter 
gewerblicher  Unternehmungen  an 
sich  tragen,  werden  nach  der  Art 
ihrer  Einrichtungen  imd  ihres  Ab- 
satzes zu  den  Kunst-  und  Handels- 
gärtnereien zu  rechnen  sein,  selbst 
wenn  sie  nicht  mit  fremden  Erzeug- 
nissen handeln. 

Die  hiebei  in  Betracht  kommenden 
Merkmale  (lamstvolle  Erzielung  und 
Herstellung  der  Absatzgegenstände  — 


Einrichtung  der  abgesonderten  Ge- 
schäftslokale —  Errichtung  von 
Filialen  —  Geschäftsbetrieb  in  kauf- 
männischen Formen  u.  s.  f.)  in  einer 
Begriffsbestimmung  der  Kunst-  und 
Handelsgärtnerei  zusammenzufassen, 
erscheint  bei  der  grossen  Mannig- 
faltigkeit der  Betriebe  nicht  rätlich. 
Es  darf  erwartet  werden,  dass  durch 
die  in  der  Praxis  zur  Erörterung 
gelangenden  Einzelfälle  und  ins- 
besondere durch  die  massgebenden 
Entscheidungen  des  Oberverwaltungs- 
gerichts bald  eine  ausreichende 
Sicherheit  in  der  Anwendung  der  in 
Rede  stehenden  Gesetzesvorschrift 
erzielt  werden  wird. 

Zu  diesem  Zwecke  habe  ich  nicht 
unterlassen,  die  erforderlichen  Er- 
hebungen über  die  zur  Sprache  ge- 
brachten Ungleichmässigkeiten  bei 
der  Besteuerung  der  fraglichen  Be- 
triebe anzuordnen,  und  werde  auf 
die  Herstellung  eines  gleichmässigen 
Verfahrens  hinwirken. 

Der  Finanz -Minister. 
Miquel. 
Nach  lebhafter  Debatte  wurde  be- 
schlossen, Jedem,  welcher  nur  die 
selbstgewonnenen  Erzeugnisse  seiner 
Gärtnerei  verkauft,  zu  empfehlen,  falls 
ihm  ein  Fragebogen  behufs  Veran- 
lagung zur  Gewerbesteuer  zugeschickt 
werden  sollte,  die  Frage  1,  welche 
lautet : 

»Welches  oder  welche  Gewerbe  be- 
treiben Sie  oder  beginnen  Sie  zu 
treiben«,  dahin  zu  beantworten,  dass 
er  schreibt:  »Kein  Gewerbe,  sondern 
Gartenbau«,  und  die  übrigen  Fragen: 
»Ergiebt  sich  aus  der  Antwort  zu 
Frage   1«. 

Ferner  soll  Jedem  nach  dem  oben 
ausgeführten  zu  Unrecht  veranlagten, 
empfohlen  werden,  zu  reklamieren, 
eventuell  durch  alle  Instanzen,  und 
drittens  wurde  beschlossen,  den  Vor- 
stand des  Verbandes  zu  bitten,  nötigen- 


Sprechsaal. 


31 


falls  dem  Abgeordnetenhaus  die  Lage 
der  Handelsgärtnerei  gegenüber  dem 
Gewerbesteuergesetze  in  einer  Denk- 
schrift klar  zu  legen. 

Die  Reklamationen  sind  zunächst  an 


den  Steuerausschuss  zu  richten,  falls 
sie  erfolglos  bleiben  ist  Berufung  an 
die  Bezirksregierung  und  gegen  diese 
die  Beschwerde  an  das  Oberverwal- 
tungsgericht zulässig. 


Aus  den  Vereinen. 


Der  Gartenbauverein  Feronia  in 
Eberswalde  hat  aus  den  Zinsen  einer 
Stiftung  3  Preise  für  Lehrlinge  be- 
stimmt: 1.)  für  das  beste  Tagebuch, 
2.)  für  den  besten  Aufsatz.  3.)  für  den 
besten  Blumenkorb. 


Der  Verband  der  Handelsgärtner 
Deutschlands  beabsichtigt  eine  Auf- 
forderung an  die  holländischen  Hya- 
zinthenzüchter zu  senden,  dass  die  Ver- 
schickung abgeschnittener  Hyazinthen 
nach  Deutschland  zu  Schleuderpreisen 
unterbleiben  möge.  In  England  hat 
man  längst  Ähnliches  gethan. 


Im  Verein  zurBeförderung  des  Garten- 
baues in  den  preussischen  Staaten  zu 
Berlin  wird  der  Kgl.  Gartenbaudirektor 
Haupt  aus  Brieg  am  Donnerstag,  den 
25.  Januar,  6  Uhr,  Invalidenstrasse  42, 
einen  Vortrag  über  Düngung  der 
Orchideen  halten. 


Die  Erfurter  Gärtnervereine  haben 
beschlossen,  sich  sämtlich  an  der  im 
Jahre  1894  stattfindenden  Gewerbe- 
ausstellung zu  beteiligen,  und  zwar  zwei 
grosse  Gartenbau -Ausstellungen  darin 
i  zu  veranstalten  1.)  vom  1  Mai  bis 
1   23.  Juni,  2.)  vom  1.  bis  30.  September. 


Sprechsaal. 


1.  Da  ich  beabsichtige,  den  Anbau 
von  Mahonien  im  grossen  behufs  Ge- 
winnung der  Blätter  auszuführen,  er- 
laube ich  mir  folgende  Anfragen: 

F.  S. 

a.  Ist  der  Anbau  lohnend?  — '  Ja,  in 
den  meisten  Fällen. 

b.  Wie  oft  kann  man  die  Blätter  ab- 
nehmen? —  Nach    und  nach. 

c.  In  welchem  Jahre  ist  die  An- 
pflanzung zum  Ernten  herange- 
wachsen? —  Im  dritten. 

d.  Welcher  Boden  ist  der  beste?  — 
Kräftiger  Lehmboden,    auf   Sand- 

.    boden  färben  sie  sich  aber  dunkler. 

e.  Welches  ist  die  beste  Sorte?  — 
Die  mit  glänzendem  Laub. 

f.  In  welcher  Weise  wird  die  Pflan- 
zung   am    zweckmässigsten    vor- 


genommen? Vor  Winter?  Wie 
alte  Pflanzen?  Reihenweite?  — 
Kaufen  Sie  sich  zweijährige  ver- 
pflanzte Sämlinge  und  pflanzen 
Sie  dieselben  in  Reihen,  15 — 20  cm 
jede  Pflanze  auseinander,  und 
stechen  Sie  später,  wenn  die 
Pflanzung  zu  dicht  geworden, 
einige  aus.  Grössere  Büsche  muss 
man  1  m  auseinander  pflanzen. 
Die  Pflanzung  ist  entweder  im 
September  wie  für  Nadelhölzer 
oder  im  Frühjahr  nicht  zu  früh, 
zur  gewöhnlichen  Pflanzzeit, 
g.  Existiert  Litteratur  über  die  Kultur? 
—  In  Lauches  Dendrologie,  Berlin, 
Verlag  von  P.  Parey  1880  und  in 
vielen  Gartenbauwerken,  z.  B. 
Wredows  Gartenfreund  und  in 
Zeitschriften. 


32 


Personalnachrichten. 


h.  Von  wem  sind  Mahonien  zu  be- 
ziehen? —  Aus  jeder  Baumschule. 

i.  Wann  werden  die  Blätter  abgemacht  ? 
—  Wenn  sie  braun   gefärbt    sind. 

2.  Eine  interessante  Frage,  welche 
vielleicht  noch  nie  erläutert  ist,  edler 
Freund,  möchte  durch  Sie  wohl  ihre 
Lösung  bekommen,  bei  den  Gelegen- 
heiten und  Mitteln,  welche  Ihnen  gerade 
in  dieser  Richtung  zu  Gebote  stehen. 
Es  ist  diese:  Leiden  Samen,  welche 
aus  warmen  Zonen  in  kältere  Länder 
so  geschickt  werden,  dass  solche  in 
der  kalten  Jahreszeit  ankommen  ?  Es 
ist  wohl  denkbar,  dass  Samen  von 
Pflanzen  frostfreier  Länder  leiden 
können,  wenn  bei  unrichtiger  Zeit  des 
Eintreffens  solche  Samen  bedeutenden 
Kältegraden  unterworfen  werden.  Mag 
dies  auch  zum  Teil  die  Ursache  sein, 
warum  so  oft  Samen  tropischer  Pflanzen 
in  den  Gewächshäusern  kalter  Länder 


nicht  zur  Keimung  kommen,  oder  ist 
Schaden  schon  entstanden,  wenn  solche 
Samen  in  ungeheizten  Magazinen  auf- 
bewahrt werden?  Sollten  noch  keine 
Beobachtungen  in  dieser  Richtung 
vorliegen,  so  wäre  es  wohl  des  Ver- 
suchs wert,  Samen  von  Tropen-Pflanzen 
der  Gefrier-Kälte  längere  Zeit  auszu- 
setzen, und  dann  zu  ermitteln,  ob  die 
Keimkr^ift  bei  allen,  bei  einigen  oder 
bei  keinen  gelitten  habe.  Nach  einigen 
Experimenten  dort  werden  Sie  gewiss 
in  der   Gartenflora   darüber  berichten. 

Sie    ehrend    und    Ihnen    alles    Gute 
wünschend,       Ferd.  von  Mueller. 
Melbourne. 

Vorläufige  Antwort.  Theoretisch 
müsste  man  annehmen,  dass  die  Samen, 
wenn  sie  trocken  sind,  durch  die  Kälte 
nicht  leiden.  Indess  ich  will  Versuche 
machen  und  bitte  mir  gefl.  Samen  zu 
schicken.  L.  W. 


Personal -Nachrichten. 


Es  wurden  ernannt:  Dr.  Adolph 
Engler,  ord.  Professor  an  der  Uni- 
versität und  Direktor  des  bot.  Gartens 
zu  Berlin  zum  Geheimen  Regierungs- 
rat, der  Prof.  Remele  an  der  Forst- 
akademie Eberswalde  desgleichen,  der 
Botaniker  Holst  zum  Beamten  der 
Deutschen  Kilimandscharo  -  Station. 
Dr.  L.  Wittmack  zum  ordentlichen 
Mitgiiede  der  Gesellschaft  natur- 
forschender Freunde  zu  Berlin  (es  sind 
deren  nur  12),  der  Geh. Ober-Regierungs- 
und vortragender  Rat  im  Ministerium 
für  Landwirtschaft,  Domänen  u.  Forsten 
Dr.  Singelmann  zu  Berlin,  Ehren- 
präsident des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  bei  seinem  Übertritt 
in  den  Ruhestand  zum  Wirklichen  Ge- 
heimen Ober-Regierungsrat  mit  dem 
Range  der  Räte  I.Klasse.  Dr.  Migula. 


Dozent  für  Botanik  und  Bakterienkunde 
an  der  technischen  Hochschule  Karls- 
ruhe zum  Professor.  Dem  städtischen 
Gartendirektor  Kowallek  in  Köln  ist 
der  Kronenorden  IV.  Kl.  verliehen. 

Es  sind  gestorben:  In  Wiesbaden 
Prof.  Dr.  Friedrich  Karl  Medicus, 
ehemaliger  Direktor  d.  landw.  Institutes 
Hof  Geisberg,  der  K.  und  H.- Gärtner 
A.  Tangermann,  Mitgl.  d.  V.  z.B.  d.  G., 
in  Stralau  bei  Berlin,  früher  in  Schöne- 
berg, am  25.  Dezember,  Francis  Park- 
mann, grosser  Historiker  und  ebenso 
eifriger  Blumenzüchter,  von  1875 — 1877 
Präsident  des  Gartenbauvereins  von 
Massachusets.  Nach  ihm  ist  u.  a.  Lilium 
Parkmanni  benannt. 

Hofgärtner  a.D.  Kirchhoff,  Freiburg 
i.  B.  hat  die  Präsidentschaft  des  dortigen 
Gartenbauvereins  übernommen. 


Cuphea  platycentra  als  Hochstamm. 

Von  H.   Schreiber,  Obergcärtner  in  Steglitz. 

Unter  den  vielen  zur  Hochstammfurm  sich  eignenden  Gewächsen  nimmt 
Cuphea  platycentra  Avegen  ihres  reichen  Ivorallenartigen  Blütenllors  und  ihrer 
schönen  Belaubung  sowohl  im  Sommer  als  im  Winter  mit  den  ersten  Platz  ein. 

Die  Anzucht  derselben  zu  Kronenbäumchen  ist  fast  dieselbe  wie  bei  den 
Fuchsien.  Die  Stecklinge  werden  frühzeitig  im  Januar — Februar  gesteckt  und 
nach  der  Bewurzelung  in  Töpfe  geiDtlanzt.  Die  sich  zeigenden  Blüten,  sowie 
alle  Seitentriebe  müssen  fortwährend  entfernt  werden,  der  Leittrieb  ist  an  einen 
Stab  anzubinden,  und,  sollen  die  Pflanzen  in  TöiDfen  kultiviert  werden,  ist  ein 
mehrmaliges  Verpflanzen  nötig.  Sie  lieben  eine  kräftige,  lockere  Erde,  halb 
Mistbeet-  und  halb  Lauberde,  mit  grobem  Sand  vermischt.  Ende  Juli  ungefähr 
ist  der  Trieb  bei  sorgfältiger  Behandlung  i — 1V2  ni  lang,  und  es  kann  nun- 
mehr die  Spitze  ausgekniffen  werden,  wonach  sich  alsbald  die  Verzweigung 
zur  Krone  ausbildet.  —  Auch  kann  man  anfangs  Juni  die  Pflanzen  in  ein  mit 
guter  nahrhafter  Erde  präpariertes  JMist-  oder  Freilandbeet  auspflanzen,  die- 
selben werden  dadurch  kräftiger  und  geben  fürs  nächste  Jahr  schon  ansehnliche 
Kronenbäumchen  ab.  Als  Gruppenpflanzen  mit  einer  entsprechenden  LTnter- 
pflanzung,  oder  auch  einzeln  auf  Rabatten,  mit  Guirlanden  von  Pilogynen, 
Maurandien,  Cobaeen  oder  dergleichen  verbunden,  sehen  die  Cupheen  reizend 
aus.  Aber  auch  zur  Dekorierung  von  Wintergärten,  grösseren  Palmenhäusern  etc. 
sind  sie  ein  wertvolles  Material. 


Die  Chrysanthemum-  und  Winterflor-Ausstellung  in  Hamburg 
vom  16.— 19.  November  1893 

von  Fr.  B— r. 

(Schluss.) 

Die  von  Bertram.  Flottbek,  auf  dem  Balkon  ausgestellte  Gruppe  von 
Chrysanthemum,  welche  einen  Ehrenpreis  erhielt,  gestattet  infolge  der  in 
ihr  enthaltenen  Neuheiten  dieses  Jahres  einen  Vergleich  unter  den  letzteren. 
Da  sind  zunächst  zu  nennen:  »Enfant  des  deux  mondes«,  die  weisse  »Louis 
Böhmer«,  deren  Blume,  halb  offen,  prächtig  aussieht;  »Edwin  Bekett«,  Blume 
schön  goldgelb,  Wuchs  sehr  gut;  »Duke  of  York«,  carminrosa,  Rückseite  silber- 
weiss,  gross,  einwärts  gebogen.  Die  Farbe  von  »Col.  W.  B.  Smith«,  goldgelb  mit 
terra  cotta,  einwärts  gebogen,  wirkt  am  Tage  gut,  verliert  aber  bei  Licht  an 
Wirkung;  »J.  Shrimpton«.  prachtvoll  rote  Blume.  Wuchs  der  Pflanze  niedrig 
und  schön;   >A'ellow  Avalanche«'  gelber  Sport  der  bekannten  weissen. 


34  Die  Chrysanthemum-  und  Winterflor-Ausstellung  in  Hamburg. 

Auf  den  Gallerien  ^var  Dr.  Xanne's  Gärtnerei  mit  einer  Orchideengruppr 
vertreten,  darin  ungefähr  fünfundzwanzig"  .starke  reichblühende  Cattleya  labiata 
autumnalis  und  ein  lixemplar  der  noch  sehr  teueren  Lyca.ste  Skinneri  alba. 
Au.sserdem  brachten  verschiedene  Aussteller  kleinere  Sammlungen. 

Neben  letzteren  hatte  Mönch,  Leipzig,  seine  beiden  Chrysanthemum- 
Neuheiten  in  einigen  Exemplaren  aufgestellt:  Frau  Kommerzienrat  Gruson. 
orangegelb,  lebhafte  Farbe,  vorzüglicher  Bau  der  Blume,  und  Germania, 
dunkelgelb,  ebenfalls  gut. 

In  abgeschnittenen  Schaublumen  hatten  Götze  &  Flamkens  grosses  ge- 
leistet; Blumen  von  bedeutender  Grösse,  Farbenreinheit  und  ausgezeichnetem 
Bau.  Denn  er 's  Garten  sandte,  wie  erwähnt,  eine  Sammlung  von  hundert 
Sorten  aus  allen  Klassen,  zwar  keine  Schaublumen,  aber  dadurch  interessant 
dass  sie  die  Entwicklung  des  Chrysanthemum  von  der  einfachsten,  unschein- 
baren Art  bis  zu  den  schönsten  Sorten  veranschaulichte.  Unter  den  Neuheiten 
dieser  Gruppe  fallen  auf:  Egerford  beauty.  Professor  Wittmack,  gelb,  gewirbelt, 
schöne,  graziös  gebaute  Blume,  und  Ludwig  Möller.  Einige  in  New-York  am 
26.  Oktober  geschnittene  Blumen  schienen  nur  gesandt  worden  zu  sein,  um  das 
Chrysanthemum  auf  seine  Versandfähigkeit  als  Blume  zu  prüfen.  Dieselben 
hatten  die  lange  Reise  sehr  gut  überdauert,  konnten  aber  mit  den  hiesigen 
nicht  konkurrieren. 

Die  Arrangements  aus  abgeschnittenen  Blumen  nahmen  drei  Räume  ein 
In  zwei  Sälen  standen  die  Tafel-Dekorationen,  von  denen  Flermann's  Dekoration 
mit  Recht  als  beste  ausgezeichnet  wurde;  dieselbe  ist  gelb  gehalten,  die  Arbeit 
sauber,  die  Formen  sämtlicher  Teile,  wie  Tischsträusse.  die  auf  Ideinen  Statfeleien 
befestigt  waren,  Tafelaufsätze,  Garnierung  des  Tafeltuchs  etc.  elegant,  leicht 
und  vollendet.  Das  Material  —  es  durften  zu  diesen  Sachen  nur  Chrysanthemum 
verwendet  werden  —  bestand  aus  Blumen  von  »Yellow  Avalanche«,  »Peter  the 
Great»  und  »Source  d'or«,  Cannablättern'),  Medeola  asparagoides,  Asparagus- 
Ranken  rmd  Stiele  von  Cyperus  Papyrus. 

Assi  an,  Wandsbek,  verwendete  zu  seinem,  dem  vorigen  ähnlichen  Ar- 
rangement braunfarbige  Chrysanthemum.  Sehr  hübsch  war  die  das  Tafeltuch 
zierende  Ranke  angeordnet,  und  zwar  derart,  dass  eine  Blume  immer  am 
Stielende  der  vorhergehenden  angeheftet  war.  Die  Guirlande  erhielt  den  ihr 
nötigen  Halt  durch  eine  Asparagus-Ranke,  die  Blumen  waren  also  auf  dieselbe 
aufgebunden.  Die  übrigen  Sachen  sind  in  ähnlicher  Weise  arrangiert;  ein  Uebel- 
stand,  und  zwar  kranken  an  ihm  sämtliche  Tisch -Dekorationen,  wäre  noch  zu 
bemerken:  die  Tafelaufsätze  waren  zu  hoch;  sie  würden  eine  bequeme  Unter- 
haltung der  sich  Gegenübersitzenden  beeinträchtigt  haben;  ausserdem  vermögen 
die  Blumenstücke  nur  dann  gut  zu  wirken,  wenn  das  Auge  sie  streift,  nicht  wenn 
sie  demselben  hindernd  im  Wege  stehen. 

Die  ßallgarnituren  nur  von  Chrysanthemum  zeigten,  dass  die  Chrysanthemum 
sich  für  erstere  nicht  recht  eignen;  man  hätte  hier  den  Ausstellern  freie  Pland 
in  der  Wahl  der  Blumen  lassen  sollen,  wie  bei  den  Kränzen,  die  in  einigen 
sehr  hübschen  Ausführungen  gezeigt  wurden.  Während  der  sch;mste,  mit 
braunen  Eichenblättern,  Freesienblumen,  Kamellien,  Cyi^ripedien.  Callablumen. 


*)  Canna  indica  bringt,  wenn  dunkel  getrieben,  elfenbeinweisse  Blätter  hervor,  welche  in  letzter 
Zeit  ein  geschätztes  Bindematerial  bilden.     D.  Verf. 


Ausschmückung  einer  Tafel  mit  Ciirysanthemum  bei  elektrischer  Beleuchtung.  35 

Medeola  und  Pandanusblättern  garniert.  au.s  weissen  Chrysanthemum  gebunden 
war.  wurden  zu  einem,  dem  vorigen  ähnlichen,  blauviolette  Krauskohlblätter 
verwendet.  Die  Idee  ist  originell  und  auch  gut.  Die  überaus  schöne  Füllung 
eines  Blumenkorbes  sei  noch  erwähnt.  Flieder,  Laelia  autumnalis  und  Perrinii. 
Oncidium  ornithorhynchum  und  Asparagus. 

Dieses  das  Erwähnenswerte  der  Bindereiabteilung.  Dieselbe  enthielt  noch 
vieles  schöne  und  gute,  dessen  Besprechung  aber  zu  weit  führen  würde,  doch 
sei  noch  des  sich  drehenden  Ferrja-ades  en  miniature  gedacht,  [dass  in  seiner 
Verwendung  als  Cotillon-Bouquetständer  ausgestellt  war. 

Schliesslich  wäre  noch  zu  bemerken,  dass  das  Lokal,  obgleich  es  das  schönste 
und  geräumigste  Hamburgs  ist,  sich  für  die  Abhaltung  von  Gartenbau -Aus- 
stellungen nicht  recht  eignet.  —  Wäre  es  nicht  möglich,  den  Bau  eines  mannig- 
fachen Zwecken  dienenden  Ausstellungsgebäudes  ins  Werk  zu  setzen? 


Ausschmückung  einer  Tafel 
mit  Chrysanthemum  bei  elel<trischer  Beleuchtung 

von  Wilhelm  Herzberg,  Berlin. 
Hierzu  Abb.  8. 

Bereits  im  Jahrgange  1892  S.  551  haben  wir  die  Beschreibung  einer  Tafel- 
dekoration mit  elektrischer  Beleuchtung  gegeben,  die  von  Herrn  Wilh.  Herz- 
berg, Berlin  W.,  Tiergartenstrasse  12,  iniHotelKaiserhof,  nur  aus  Chrysanthemum- 
blumen hergestellt  war.  Die  damals  gebrachte  Abbildung  war  ziemlich  dürftig, 
zeigte  auch  nicht  die  ursprüngliche  Anordnung  der  Preisrichter-Tafel  im 
Kaiserhof.  sondern  die  spätere  Aufstellung  derselben  in  einem  anderen,  dem 
Pul:)likum  zugänglichen  Raum.  Wir  haben  deshalb  auf  Grund  der  aller- 
ersten Skizzen  eine  neue  Abbildung  fertigen  lassen,  welche  namentlich  die  viel 
geschmackvollere  Anordnung  der  elektrischen  Drähte,  die  vom  Kronleuchter, 
nach  den  zur  Beleuchtung  dienenden  Vasen  führten,  veranschaulicht. 

Herr  Herzberg  schreibt  uns: 

Besten  Dank  für  die  grosse  Liebenswürdigkeit,  meine  s.  Z.  im  »Kaiserhof« 
dekorierte  Tafel  nochmals  und  in  bedeutend  schönerer  Ausführung  als  im  Jahr- 
gange 1892  S.  551  in  der  »Gartenflora«  erscheinen  zu  lassen.  Ich  komme  Ihrem 
Wunsch  betreffs  eines  kurzen  Textes  gern  nach. 

Im  Herbst  1891,  wo  Chrysanthemumblumen  schon  zu  fast  allen  Arrangements 
verwandt  wurden,  bezweifelten  viele  meiner  Kunden  hier  im  sogenannten  Tier- 
gartenviertel, dass  sich  diese  Blume  auch  für  Tafeldekorationen  eignen  würde. 

Man  befindet  sich  im  November  bekanntlich  noch  immer  in  grosser  Blumen- 
not und  weiss  nicht  recht,  was  man,  speziell  für  Tafeldekorationen,  verwenden 
soll.  Empfiehlt  man  Chrysanthemum,  so  begegnet  man  Zweifeln.  Da  kam  mir 
die  Chrysanthemum-Ausstellung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
sehr  gelegen  und  fasste  ich  den  Vorsatz,  dem  Publikum  vor  Augen  zu  führen, 
wie  gut  sich  Chrysanthemum  zum  Tafelschmuck  eignen. 

Ich  kann  sagen:  Mein  Ziel  ist  voll  erreicht  worden,  nicht  nur,  dass  davon 
grosse  Aufsätze  schön  ausfallen,  nein  —  auch  wirklich  schöne  Damen- 
sträusschen  etc.  für  die  Tafel  lassen  sich  daraus  herstellen. 


36  Koehne's  deutsche  Dendrologie. 


Nur  schade,  dass  die  Blütezeit  dieser  Blume  zu  kurz  ist,  denn  lange  nach- 
dem wir  keine  Chrysanthemum  mehr  haben,  ist  immer  noch  viel  Nachfrage 
danach. 

Am  empfehlenswertesten  ist  wohl  immer  Triomphante,  überhaupt  rosa. 
auch  allenfalls  die  goldbraune  Source  d'Or. 

Wilh.  Ilerzberg,  Berlin  W..  Tiergartenstrasse   12. 


Koehne's  deutsche  Dendrologie. 

Von  Dr.  Gr.  Dieck,  Zöschen. 
(Schluss.) 

Dochum  endlich  auf  den  bewusstenFreund  und  Autor  zurückzukommen,  wollen 
wir  sein  Werk  nochmals  zur  Hand  nehmen.  Da  fallen  uns  zunächst  die  Abbildungen 
ins  Auge.  Scheinbar  systemlos  bildet  Koehne  bald  Blätter,  bald  Früchte,  Blüten  und 
Blütenteile,  Durchschnitte  und  ganze  Zweige  ab,  aber  in  keinem  Falle  könnte 
man  behaupten,  dass,  wie  wohl  andere  Autoren  es  thun,  er  nur  Platz  füllen 
oder  etwa  alte  Cliches  hätte  verwerten  wollen,  sondern  jederzeit  hat  er  nur 
durchaus  wichtiges  oder  unbekanntes  gegeben.  Seine  Blüten  und  Frucht- 
diagramme sind  besonders  danlcenswerte  Beigaben,  und  ich  hätte  dem  Buche 
noch  mehr  solche  instruktiven  Tafeln  gewünscht  wie  die  der  Cotoneaster  oder 
die  der  Ulmussamen.  Koehne  gehört  glücklicherweise  zu  jenen  Botanikern, 
für  Avelche  das  »Sein«  erst  dann  das  rechte  Interesse  gewinnt,  wenn  das  »Ge- 
wordensein« ergründet  ist,  und  er  kennt  scheinbar  keine  grössere  Genugthuung. 
als  die  Erkenntnis  des  phylogenetischen  Zusammenhanges  durch  Studium  der 
früheren  Entwicklungsstadien  pflanzlicher  Organe.  Ich  beuge  mich  desshalb 
auch  gern  vor  den  Ergebnissen  solcher  eingehenden  Studien  und  schwöre 
hiermit,  durch  Koehne  bekehrt,  meinen  Irrtum  ab,  der  mich  zum  Beispiel  früher 
gegen  eine  generische  Trennung  von  Malus  und  Pirus  eifern  liess.  Nur  in  der 
vSchreibweise  Pjyrus  werde  ich  weder  ihm  noch  Sargent  folgen  können,  denn 
bei  aller  meiner  Ehrfurcht  vor  der  Priorität  kann  ich  orthographische  Schnitzer 
selbst  einem  Linne  nicht  nachschreiben.  Setzen  doch  auch  unsere  Philologen 
es  durch,  dass  dem  alten  Vergilius  sein  Recht  wird,  trotzdem  er  lange  Jahr- 
hunderte hindurch  durch  die  Willkür  seiner  Abschreiber  als  Vzrgilius  unsere 
Quartaner  und  Tertianer  zu  beklügeln  helfen  musste.  — 

Wo  viel  Licht  ist,  fehlt  auch  der  Schatten  nicht.  Neben  den  lichtvollen 
Bildern  finden  sich  im  Texte  auch  Dunkelheiten  und  Irrtümer,  welche  der 
Beleuchtung  bedürfen.  Ueber  die  für  uns  »Kulturmenschen«  wichtige  Frage 
der  Widerstandsfähigkeit  der  Gehölze  gegen  klimatischeEinflüsse  ist  Koehne. 
weil  in  erster  Linie  »Heusammler«,  öfters  sich  nicht  klar  geworden  und 
verfährt  daher  bei  Aufnahme  wie  Weglassung  von  Arten  ziemlich  inkonse- 
quent. Er  muss  noch  fleissiger  als  bisher  die  Gastfreundschaft  grosser 
Baumzüchter  in  Anspruch  nehmen,  um  Studien  an  lebenden  Pflanzen  zu 
machen,  und  kann  das  auch  getrost  thun,  denn  ein  Mann,  der  so  viel  geistige 
Anregung  ins  Haus  bringt,  wie  Koehne,  ist  überall  ein  gern  gesehener  Gast. 
Die  Aufführung  von  Araucaria,  Fitzroya,  Abies  Webbiana,  Ficus  stipulata,  Boeh- 
meria,  Vella  etc.  hätte  er  sich  schliesslich  sparen  können,  denn  diese  Sachen 
werden   doch   wohl  bei   uns  Kalthauspflanzen  bleiben,    während    er   durch  das 


23  Koehne's  deutsche  Dendrologie. 


Weglassen  derselben  eine  Menge  Platz  gefunden  hätte  für  Vaterlandsangaben 
und  Synonymie.  Während  er  Ephedra  altissima,  nebrodensis  und  fragilis  auf- 
führt, die  wohl  stets  nur  eine  kurze  Gastrolle  in  unsern  Gärten  spielen  werden, 
verdächtigt  er  die  seit  Jahren  als  absolut  winterhart  bekannte  E.  kokanika  der 
Zärtlichkeit.  Würde  er  solche  Fragen  der  Widerstandsfähigkeit  näher  studiert 
haben,  so  wäre  es  ihm  schwerlich  in  den  Sinn  gekommen,  Salix  elegantissima 
C".  Koch  und  Salix  babylonica  L.  in  einen  Topf  zu  werfen,  oder  gar  unsern 
kostbaren  halbimmergrünen  Rhamnus  sempervirens  h.  mit  Rh.  caroliniana  zu 
vereinen.  Salix  elegantissima  und  Rhamnus  sempervirens  verloren  bei  — 27  Va''  R. 
keine  Zweigspitze,  während  Salix  babylonica  und  Rhamnus  caroliniana  elend 
erfroren.  Auch  seine  Bemerkung  über  die  Veränderlichkeit  der  Blütenstände 
beiBerberisThunbergi  beruht  auf  mangelnder  Berücksichtigung  des  physiologisch- 
phaenologischen  Verhaltens  dieser  zwei  Formen,  die  sicher  zwei  Arten  dar- 
stellen, da  sie  sich  vollkommen  treu  reproducieren  und  nicht  einmal  sicli  ver- 
mischen können,  weil  die  eine  zu  blühen  anfängt,  wenn  die  andere  am  Ver- 
blühen ist.  Aehnlich  verhält  es  sich  mit  Koehne's  Betula  papyracea 
occidentalis  Dippel,  die  ich  vor  Jahren  durch  meine  Reisenden  aus  British 
Columbia  in  Samen  einführte,  die  einige  Tausend  ganz  gleiche  und  in  gleicher 
Weise  von  papyracea  abweichende  Pflanzen  ergaben.  Sollte  dieselbe  aber 
trotzdem  nicht  als  Art  gelten  können,  so  ist  wenigstens  der  Autorname  »Dippel« 
nicht  berechtigt,  da  diese  Birke  schon  lange  vorher  A'on  Lyall  beschrieben 
und  benannt  wurde. 

Der  Hauptvorwurf,  den  ich  endlich  dem  Buche  zu  machen  habe,  ist  ein 
Vorwurf,  den  ich  seinerseits  in  diesen  Blättern  auch  der  Dippel'schen  Laub- 
holzkunde machte.  Solche  Dendrologieen  sollen  doch  besonders  baumgärt- 
nerische Bestrebungen  fördern  und  die  Lust  und  Freude  an  der  Acclimatisation 
fremdländischer  Gehölze  vermehren.  Dazu  gehört  unter  allen  Umständen  eine 
Mitheranziehung  von  solchen  Gehölzarten,  die  zwar  noch  nicht  eingeführt  sind, 
deren  Einbürgerung  in  Deutschland  ihrem  Vorkommen  nach  aber  möglich  und  da- 
her wünschenswert  erscheint.  Olme  Berücksichtigung  dieses  Erfordernisses  haben 
alle  diese  Dendrologieen  nur  einen  beschränkten  Wert.  Ich  richte  daher  an 
Herrn  Professor  Koehne  und  an  seinen  Verleger  Herrn  Ferdinand  Encke  in 
Stuttgart  die  ernste  Mahnung,  eine  möglichst  schleunige  Ausfüllung"  dieser  Lücke 
ins  Auge  fassen  zu  wollen  und  in  einem  Supplementbande  die  Namen  und  kurzen 
Diagnosen  aller  in  botanischen  Werken  beschriebenen,  aber  noch  nicht  ein- 
geführten Gehölze  zur  Aufzählung  zu  bringen.  Eine  solche  Arbeit  kann  nur 
ein  Mann  leisten,  der  wie  Koehne  an  der  Quelle  sitzt,  d.  h.  grossstädtische 
Bibliotheken  zu  freiester  Benützung  zur  Hand  hat.  Möge  er  also  nicht  länger 
zaudern,  sondern  frisch  an's  Werk  gehen,  denn  er  könnte  sich  um  die  Dendrologie 
wie  für  die  Landeskultur  und  Acclimatisation  gar  kein  grösseres  Verdienst 
erwerben.  Erst  wenn  er  in  später  Zukunft  die  grosse  Masse  dieser  Gehölze 
in  lebendem  Zustande  vor  sich  gesehen  haben  wird,  kann  er  sich  ein  klares, 
reifes  Urteil  über  den  systematischen  Wert  oder  Unwert  derselben  bilden. 
Ich  will  mein  altgewohntes  »caeterum  censeo«,  die  Notwendigkeit  der  Schaffung" 
eines  Reichsarborets,  nicht  nochmals  wiederkäuen,  denn  ich  habe  seit  Jahren 
mit  steigender  Erbitterung  die  Ueberzeugung  in  mir  entwickelt,  dass  es  ver- 
lorene Liebesmühe  ist,  den  derzeitigen  Leitern  unserer  Regierung  ein  Interesse 
für  so  ideale  Interessen  einflössen  zu  wollen,  aber  ich  bleibe  dabei,  dass  allein  auf 


über  Salix  oppositifolia  etc.  3Q 


umfassende  Naturbeobachtungen  gestützte  Dendrologien  voll  befriedigen  und 
der  allgemeinen  Landeskultur  wie  der  Wissenschaft  zu  reichem  Segen  gereichen 
können,  während  alle  die  gezwungener  Weise  vorwiegend  auf  Herbarstudien 
begründeten  Arbeiten  trotz  aller  Vorzüge  im  einzelnen,  doch  allzeit  —  Stück- 
werk bleiben  müssen. 

Rittergut  Zöschen  bei  Merseburg,   i.  Juli   1893.  • 


Über  Salix  oppositifolia  Host  und  über  Weiden  mit 
gegenständigen  Blättern  im  allgemeinen. 

Von  Dr.  Karl  Fritscli,  Privatdozent  an  der  Universität  Wien. 

Des  22.  Heft  der  »Gartenflora«  (42.  Jahrg.  S.  673)  enthält  eine  Abbildung 
und  Besprechung  der  Salix  amplexicaulis  >'Boiss.«  von  G.  Di  eck,  in  welcher 
unter  anderem  die  Identität  dieser  letzteren  Weide  mit  Salix  oppositifolia  Host 
als  sehr  wahrscheinlich  hingestellt  ist  und  betont  wird,  dass  der  Host' sehe 
Name  als  der  ältere  voranzustellen  wäre.  Da  aber  Dieck  weder  Herbar- 
material noch  auch  die  Diagnose  dieser  Host'schen  Weide  vergleichen  konnte, 
so  konnte  er  diese  Frage  nicht  sicher  entscheiden.  Wenn  es  sich  um  eine 
Hosfsche  Art  handelt,  sind  wohl  wir  Wiener  Botaniker  in  erster  Linie  be- 
rufen, dieselbe  aufzuklären,  da  wir  in  unserer  Stadt  nicht  nur  den  Host'schen 
Garten,  sondern  im  Herbar  des  naturhistorischen  Hofmuseums  auch  die  Mehr- 
zahl der  von  Host  aufgestellten  Arten  in  Originalexemplaren  zu  vergleichen 
in  der  Lage  sind.  Dass  gerade  ich  in  dieser  Sache  das  Wort  ergreife,  hat 
noch  einen  weiteren  Grund  darin,  dass  ich  mich  schon  vor  mehreren  Jahren 
mit  der  Phylogenie  der  Gattung  Salix  und  speziell  mit  der  Gruppe  der  Salix 
purpurea  L.  beschäftigt  habe.') 

Zunächst  möchte  ich  konstatieren,  was  inzwischen  auch  Herr  Dr.  Dieck 
selbst  berichtigte,  dass  Boissier  nicht  der  Autor  der  Salix  amplexicaulis  ist, 
da  dieselbe  zuerst  von  Bory  und  Chaubard  in  der  »Nouvelle  Flore  du  Pelo- 
l^onnese«  im  Jahre  1838  beschrieben  und  abgebildet  wurde.  Salix  opj^ositifolia 
Host  ist  dagegen  schon  im  Jahre  1828  in  Host's  »Salix«  aufgestellt,  würde  also 
unbedingt  die  Priorität  haben,  M'enn  sie  mit  Salix  amplexicaulis  Bory  et  Chaub. 
identisch  wäre.  Diese  Identität  muss  ich  aber  entschieden  bestreiten.  Durch  Ver- 
gleich der  Host'schen  Diagnose,  Abbildungen  und  Originalexemplare  habe  ich  mit 
Bestimmtheit  ermittelt,  dass  Salix  oppositifolia  Host  nichts  anderes  ist  als  eine 
Form  der  Salix  purpurea  L.**)  mit  grösstenteils  gegenständigen  Blättern.  Ich 
möchte  hier  namentlich  noch  darauf  hinweisen,  dass  Plost  seine  Salix  oppo- 
sitifola  »in  Moravia,  Silesia,  ßohemia  ad  aquas;  copiose  ad  Albim«  angiebt, 
also  in  einem  Gebiete,  wo  Salix  amplexicaulis  Bory  et  Chaub.  gewiss  nicht 
wächst. 


")  Vergleiche  meinen  Aufsatz:  ^>Zur  Piiylogenie  der  Gattung  Salix«  in  Veriiandl.  d.  zoolog. 
botan.  Gesellsch.  in  Wien  1888,  Sitzungsberichte  S.  55.  Einen  Auszug  findet  man  im  botanischen 
Centralblatt  Band  XXXV  Seite  58  (wo  leider  »Phyllogenie«  statt  »Phylogenie«  steht). 

**)  Über  den  Namen  Salix  Helix  L.  vergl.  Kerner,  in  Verhandl.  d.  zoolog.  botan.  Gesellsch. 
in  Wien,   1860,  Abhandlungen  S.  272;   Wimmer,  Salices  Europaeae  p.  33. 


40 


über  Salix  oppositifolia  Host  etc. 


Die  Form  der  Salix  purpurea  L.  mit  gegenständigen  Blättern  kann  aber 
vom  Typus  dieser  Art  schon  deshalb  nicht  getrennt  werden,  weil  niemals  alle 
Blätter  eines  Strauches  gegenständig  sind  und  man  meist  nur  Sträucher  findet, 
bei  denen  ganz  regellos  die  Blätter  mancher  Zweige  gegenständig,  die  anderer 
schraubig  angeordnet  sind.  Dies  ist  auch  an  den  Originalexemiplaren  der  Salix 
oppositifolia  Host  der  Fall,  (übrigens  sind  auch  unter  den  Bornmüller 'sehen 
I^xsiccaten  der  anatolischen  Salix  amplexicaulis  Bory  et  Chaub.  Zweige  mit 
zum  Teil  schraubig  gestellten  Blättern  zu  finden.)  Dass  Host  diese  Form  als 
eigene  Art  aufgestellt  hat,  erscheint  begreiflich,  wenn  man  berücksichtigt,  dass 
derselbe  Autor  a.  a.  O.  hinter  einander  nicht  weniaer  als  fünf  Formen  der  Salix 


Abb.  9.     Crinum  Roozenianum,   Blumen  schneeweiss,  aussen  etwas  rosa  (nach  einer  Photographie). 

purpurea  L.  als  Arten  beschreibt:  Salix  Helix,  S.  oj)positifolia,  S.  purpurea, 
S.  mutabilis  und  S.  carniolica.  wSalix  oppositifolia  Host  wird  aber  mit  Recht 
von  den  Autoren  einfach  als  Synonym    zu    Salix   purjDurea  L.  citiert.*) 

Was  die  griechisch-kleinasiatische  Salix  amplexicaulis  Bory  et  Chaub.  an- 
belangt, so  will  ich  mit  meinem  Urteil  über  dieselbe  hier  zurückhalten,  da 
ich  Herrn  Dr.  E.  v.  Haläcsy,  welcher  diese  Pflanze  heuer  im  Peloponnes 
sammelte  und   seine   Ausbeute  selbst  bearbeitet,  nicht  vorgreifen  will.     Es    sei 


*)  Vgl.  beispielsweise  Neilreich,  Flora  von  Niederösterreich  S.  257;  Kerner,  Nieder- 
österreichische Weiden  (a.  a.  0.)  S.  272;  Wimmer,  Salices  europaeae  p.  30.  —  Vgl.  auch  meinen 
oben  citierten  Aufsatz  S.  58. 


über  Salix  oppositifolia  Host  etc. 


41 


nur  noch  erwähnt,  dass  sich  die  aus  England  beschriebene  und  in  »English 
Botany«  abgebildete  Salix  Lambertiana  Sm.  in  mehrfacher  Hinsicht  (Blattform. 
Verkürzung  des  Blattstieles,  Bereifung  der  jungen  Zweige)  der  Salix  amplexi- 
caulis  Bory  et  Chaub.  nähert.  Andere  sehr  interessante  Mitteilungen  über 
solche  annähernden  Formen  macht  Di  eck  in  dem  eingangs  citierten  Aufsatze, 
und  derselbe  ist  auch  vollständig  im   Reclite.  wenn   er    in    der    von    Host    als 


.Abb.  10.  Reid".s  kugclbl.  Röhr-Aster,  schwefelgelb. 


.Abb.    11.     Begonia  Erfordia. 
Karminrosa. 


Abb.    1 2.     Chamaepeuce  Afra. 


Abb.    {'■'>.     Eschscholtzia  maritima. 
Hellgelb  mit  dunkelorange  Flecken. 


Salix  oppositifolia  beschriebenen  Form    der    Purpurweide    eine    derartige    An- 
näherungsform erblickt. 

Am  Schlüsse  seines  Aufsatzes  spricht  Dieck  die  Vermutung  aus.  dass  die 
opponierte  Blattstellung  möglicher  Weise  eine  atavistische  Erscheinung  sein 
könnte.  Dies  ist  aber  ganz  gewiss  nicht  der  Fall.  Wie  ich  in  meine^  oben 
citierten  Besprechung  der  Phylogenie  von  .Salix  (und  Populu.s)  dargelegt  habe, 
sind  die  ältesten  Weidentypen  in  der  Cruppe  der  >4iumboldtianac«  zu  suchen, 


42  Bericht  über  die  Frankfurter  Obstmärkte. 


mit  denen  auch  die  im  Tertiär  fi^efundenen  Reste  übereinstimmen.*)  Aber  weder 
in  dieser  Artent;ruppe,  noch  bei  der  olfcnbar  phylo;a,enctisch  noch  älteren 
GattunjT  Populus  kommt  die  opponierte  Blattstellunt;-  vor.  Sie  findet  sich  fast 
ausnahmslos  nur  im  Formenkreise  der  Salix  purpurea  I..  (sensu  latissimo)  und 
ihrer  Hybriden.  (Auch  bei  letzteren  ist  sie  sehr  selten;  ich  sah  nur  ein  von 
Wimmer  bei  Breslau  gesammeltes  Exemplar  der  Salix  Doniana  Sm.  =  pur- 
purea X  repens  mit  teilweise  oppcmierten  Blättern.)  In  einem  einzigen  Falle 
beobachtete  ich  einzelne  ganz  und  nahezu  opponierte  Blattpaare  bei  einer  Weide 
einer  anderen  Artengruppe,  nämlich  an  Salix  fragilis  L.  bei  Salzburg,  aber 
auch  hier  nur  an  einigen  juhgen  Stocktrieben  eines  alten  Strunkes,  niemals 
an  Zweigen  der  Bäume  selbst.  Obschon  nun  das  ^"■orkommen  einer  Erscheinung 
bei  Jugendformen  und  Stocktrieben  sehr  oft  auf  Atavismus  hindeutet,  so  kann 
doch  in  diesem  speziellen  Falle  diese  Annahme  nicht  gelten.  Denn  gerade 
Salix  purpurea  L..  in  deren  Formenkreis  die  opponierte  Blattstellung  am 
häufigsten  —  ja  nahezu  ausschliesslich  —  zu  finden  ist.  entfernt  sich  von  dem 
Urtypus  der  Weiden,  wie  ihn  die  palaeontologischen  und  vergleichend  - 
morphologischen  Untersuchungen  als  nahezu  sicher  ergeben  halben,  in  zwei- 
facher Hinsicht  sehr  weit:  der  ursprünglich  becherförmige  Discus  ist  auf  einen 
einzigen  »Zahn«  reduziert:  die  ursprünglich  zahlreichen  freien  Staubblätter  sind 
auf  2  reduziert  und  ausserdem  noch  diese  zwei  mit  einander  verwachsen. 

Wir  können  also  die  opponierte  Blattstellung  bei  den  Weiden  wohl  nicht 
als  eine  atavistische,  sondern  nur  als  eine  neu  auftretende  —  progressive 
—  Erscheinung  aulfassen,  welche  in  diesem  ^\^rwandtschaftskreisc  früher  nicht 
existiert  hat.  aber  möglicherweise  bei  einstigen  Nachkommen  der  heutigen 
Salix-Arten  konstant  werden  kann. 

Es  ergiebt  sich  hieraus  auch  im  allgemeinen,  wie  vorsichtig  man  sein 
muss.  wenn  man  die  an  Jugendformen  vorkommenden  auffälligen  Erscheinungen 
mit  der  Phylogenese  in  Zusammenhang  Iningen  will.  Man  kann  dies  mit  wissen- 
schaftlichem Erfolge  nur  dann  thun.  -w  enn  man  gleichzeitig  alle  durch  die  ver- 
gleichende Morphologie  und  die  Paläontologie  sich  ergebenden  Tliatsachen  be- 
rücksichtigt. 

Wien,  den   25.  November   iSq3. 


Bericht  über  die  Frankfurter  Obstmärkte 
und  über  die  Centralstelle  für  Obstverwertung  pro  1893. 

(Schkiss.) 

Käufer  waren  aus  allen  Teilen  Deutschlands  erschienen,  auch  das  Aus- 
land war  vielfach  an  den  Käufen  beteiligt;  so  kaufte  eine  Pariser  Firma  von 
einem  Händler  aus  dem  Rheingau  30000  kg  Tafelobst. 

Die  Preise  waren  infolge  der  reichen  Obsternte  wohl  niedriger  als  im 
Vorjahre,  doch  fand  gute  Waare  lohnenden  Absatz. 

Gleich,  ja  noch  in  hciherem  Grade  erfolgreich  war  das  Komitee  mit  der 
erst  in  diesem  Jahre  errichteten,  dem  gleichen  Zwecke  gewidmeten 


')   Vgl.  Pa.x  in  Engier  und  Prantl,  natürl.  Pnanzcnlaiiiilien  I!I.    1.   S.  'M. 


Bericht  über  die  Frankfurter  öbstmarkte. 


43 


Ccntr  als  teile    für    ( iljstverAvertu  n  >j,-. 

Die  Ubstmärkte,  deren  Abhaltung;  natuigemäss  auf  gewisse  Zeiten  be- 
schränkt ist .  sollen  damit  zu  einem  ständigen  ,  ununterbrochen  das  ganze 
Jahr  hindurch  wirkenden  Vermittelungsoigan  vervollkommnet  werden.  Es  ist 
ohne  weiteres  einlcuihtcnd.  dass  Uljstmärkte  niclit  jedesmal  dann,  wenn  irgend 
eine  Obstsorte  reif  wird,  abgehalten  werden  können;  abgesehen  von  manchen 
anderen  Gründen  spricht  schon  der  Umstand  dagegen,  dass  verschiedene  Obst- 
sorten ein  längeres  Lagern,  wie  es  bei  dem  nach  Alustern  erfolgten  Verkauf 
auf  Obstmärkten  geschehen  müsste,  überhaupt  nicht  gestatten,  sondern  mög- 
lichst rasch  verkauft  werden  müssen.  Hier  nun  soll  die  Centralstelle  Abhülfe 
schaffen,  sie  soll  den  An-  und  Verkauf  von  Obst  zu  allen  Zeiten  ermöglichen 
oder  wenigstens  erleichtern.  Die  Produzenten  sollen  nicht  nötig  haben,  mit 
dem  Angebot  zu  warten,  bis  das  Obst  reif  ist.  sondern  sie  können  schon  \  or- 
her   der   Centralstelle   ungefähre   Mitteilungen   über  den   zu  erwartenden  Ertrag 


Abb.    14.     Gerardia  tenuifolia. 
Hellviolett. 


Abb.    15.     Lathyrus  odoratus     Bronce  King*. 
Fahne  kupferig-bronze,  Flügel  und  Schiffchen  weiss. 


machen,  so  dass.  ist  die  Reifezeit  erst  da,  sofort  mit  der  Versendung  an  die  von 
d:'r  Centralstelle  benachrichtigten  Konsumenten  vorgegangen  werden  kann. 
Jeder  Produzent  wird  also  in  der  Lage  sein,  das  zur  Reife  kommende  Obst 
sofort  zu  verwerten.  Er  hat  nicht  nötig,  sich  um  den  Verkauf  seines  Beeren-, 
Stein-  und  Kernobstes  zu  bemühen,  sondern  er  hat  nur.  wie  bereits  oben  besagt, 
der  Centralstelle  von  den  zu  erwartenden  Erträgen  oder  von  seinem  \'orrat 
Kenntnis  zu  geben,  um  von  dieser  mit  Konsumenten  unentgeltlich  in  Yer- 
bindung  gesetzt  zu  w^erden. 

Wie  sehr  die  Errichtung  der  Centralstelle  dem  allgemeinen  Bedürfnis  ent- 
sprochen hat.  geht  daraus  hervor,  dass  schon  in  der  ersten  Woche  nach  Er- 
öffnung derselben  die  Anmeldungen  und  Nachfragen  so  stark  einliefen,  dass 
dieselben  kaum  zu  bewältigen  waren.  Die  in  dieser  Zeit  angebotenen  Apfel 
etc.  beliefen  sich  auf  500000  kg.  Die  Nachfrage  nach  Obst  war  noch  be- 
deutend höher,  dieselbe  betrug,  ebenfalls  in  der  ersten  Woche,  bereits  über 
eine  Million  kg. 


AA  Bericht  über  die  Frankfurter  Obstmärkte. 


Im    ganzen    liefen    bei    der    Centralstelle    bis    incl.    20.    Oktober    d.  J:- 
Angebote  ein: 

a)  Äpfel 16009110  kg 

b)  Birnen 1067605  » 

c)  Aprikosen 52725  " 

d)  Himbeeren 6000  '> 

e)  Heidelbeeren 1100  >- 

f)  Erdbeeren —  « 

g)  Johannisbeeren 12235  » 

h)  Stachelbeeren 1175  -' 

i)  Kirschen 156540  >' 

k)  Mirabellen 23440  » 

1)  Pfirsiche 1350  « 

m)  Pflaumen 130050  » 

n)  Zwetschen    ...          1101140  » 

o)  Reineclauden 60125  » 

p)  Preisseibeeren 24750  » 

q)  Trauben 785  » 

r)  Nüsse 10250  » 

s)  Maulbeeren .     .     .  500  » 

t)  Hagebutten 9175  >' 

u)  Tomaten 3050  » 

v)  Schlehen.     .          .....               .  iSöoo  ■'> 

\v)  Haselnüsse 500  » 

x)  Quitten 1800  >■ 

y)  Weissdornbeeren 500  » 

z)   Fliederbeeren 2t5o  » 

sowie    Obst-    und   Beerweine    1515    1.    und 

Morcheln,   Champignons  und  Kastanien       

zusammen  19894655  kg 
(Jbst  und.  Beeren,  und  1515  1   Obst-  und  Beerweine. 
Bis  zum   gleichen  Zeitpunkte    liefen  Nachfragen  ein.   auf: 

a)  Apfel 4566900  kg 

b)  Birnen 369025  » 

c)  Aprikosen 4800  » 

d)  Kirschen 153210  » 

e)  Mirabellen 20017  » 

f)  Reineclauden 14100  » 

g)  Pfirsiche 3310  » 

h)  Pflaumen 43000  » 

i)  Trauben 365  » 

k)  Zwetschen 576750  » 

1)  Johannisbeeren 21700  » 

m)  Heidelbeeren 269315  » 

n)  Himbeeren 8000  » 

o)  Erdbeeren 1000  » 

p)  Stachelbeeren 1000  » 

q)  Preisseibeeren 47665  » 


Bericht  über  die  Frankfurter  Obstmärkte.  45 

r)  Brombeeren 125  ki; 

s)   Hagebutten 1  ooo    » 

t)  (Juitten 1 500    >' 

zusammen     0  102  7^2  kg 
^'icht  berücksichtigt  in  der  Aufstellung  der  Angebote  und  Nachfragen  sind 
die    zahlreichen    Anmeldungen    und    Nachfragen,    bei    denen    ein    bestimmtes 
Quantum    nicht   angegeben,    in  welchen  nur    von    grösseren    Posten    oder    von 
jedem  Quantum  die  Rede  war. 

Als  durch  unsere  Vermittelung  abgeschlossene  An-  bezw.  Verkäufe  sind 
uns  bis  jetzt  bekannt  geworden: 

a)  Äpfel 2330275  kg 

b)  Birnen 244085    » 

c)  Aprikosen i435o    " 

d)  Heidelbeeren 7  775 

e)  Himbeeren 3000    » 

f)  Erdbeeren 10    » 

g)  Johannisbeeren 10885    « 

h)  Kirschen 73025    » 

i)  Mirabellen 12770    » 

k)  Pfirsiche 2960    > 

1)  Pflaumen 32000    >• 

m)  Preisseibeeren 5465    ■> 

n)  Reineclauden 30025    » 

o)  Stachelbeeren 250    » 

p)  Trauben 215    > 

q)  Zwetschen 185700    » 

r)  Hagebutten    ...  2  500    » 

s)  Tomaten 2500    » 

t)  Quitten 1 000    « 

zusammen  2958790  kg 
Hierbei  ist  zu  berücksichtigen,  dass  1.,  noch  eine  grosse  Zahl  von  Anzeigen 
über  stattgefundene  An-  bezw.  Verkäufe  aussteht  und  zwar  haben  die  betr.  Pro- 
duzenten bezw.  Konsumenten  sich  vorbehalten,  uns  im  Spätherbste  eine  Zu- 
sammenstellung aller  von  ihnen  durch  unsere  Vermittelung  abgeschlossenen 
An-  resp.  Verkäufe  einzusenden,  und  dass  2.  von  vielen  Verkäufen  überhaupt 
keine  Kenntnis  an  das  Komitee  gelangen  wird.  So  laufen  denn  auch  noch 
täglich  derartige  Anzeigen  ein,  ebenso  wie  auch  noch  täglich  Angebote  bezw. 
Nachfragen  durch  uns  weiter  befördert  werden. 

Auch  vom  Ausland  waren  eine  Menge  Angebote,  namentlich  in  Äpfeln  ein- 
gelaufen, die  wir  aber,  da  wir  nur  die  Verwertung  von  in  Deutschland  ge- 
zogenem Obste   vermitteln,    unberücksichtigt  lassen  mussten. 

Der  durch  unsere  Vermittelung  erfolgte,  bis  jetzt  bekannte  Umsatz  ist 
demnach 

a)  der  der  Centralstelle  mit  2958790  kg 

b)  »       »     Obstmärkte       »        658840    » 

mithin  überhaupt  3617630  kg 


45  Bericht  über  die  Frankfurter  Obstmärkte. 

Diese  Summe  dürfte  sich  aber  mit  den  noch  ausstehenden  Anzei^^en  über 
bereits  erfolgte  Abschlüsse,  den  noch  täglich  durch  ^'^ermittelung  der  Central- 
stelle  zum  Abschluss  gelangenden  Verkäufen  und  den  auf  den  Übstmärkten 
ohne  Schlussschein  angekauften  Obstposten  sicherlich  auf  ca.  öoooooo  kg 
erhöhen. 

Dies  ist  gewiss  ein  Resultat,  auf  das  das  Obstmarkt-Komitee  mit  Befriedigung 
zurückblicken  darf. 

Ein  Beweis,  wie  sehr  die  Notwendigkeit  und  die  Nützlichkeit  unserer  Obst- 
märkte. so^^■ie  die  der  Centralstelle  für  Obstverwertung  allgemein  anerkannt 
wird,  ist  die  Thatsache,  dass  auch  in  Stuttgart,  \v\c  in  Dresden  und  noch  in 
verschiedenen  anderen  Städten  gleichartige  Institutionen  ins  Deben  gerufen 
werden  sollen.  Ebenso  im  Elsass,  wo  man  Weinmärkte  auf  Grundlage  bezw. 
nach  dem  Modus  der  Frankfurter  Obstmärkte  errichten  will.  Viele  Dankschreiben 
sind  uns  von  grösseren  Obstzüchtern  und  Obstbauvereinen,  sowie  auch  von 
Privaten  zugegangen,  worin  die  Nützlichkeit  unserer  Einrichtungen  lobend  an- 
erkannt wird.  Unter  anderen  schreibt  der  Obstbauverein  Schweinheim, 
dass  er  durch  unsere  Vermittelung  3415  Ctr.  Obst  verkauft  und  hierdurch 
einen  Vorteil  gegen  die  Nachbargemeinden  (welche  ohne  unsere  \>rmittelung 
verkauften)  von  ca.   1500  Mk.,    für  gleiche  Quantität  und  Qualität,  gehabt  hätte. 

Von  vielen  Landrats-Ämtern  wurde  in  den  Kreisblättern  auf  die  Central- 
stelle für  Obstverwertung  sowohl,  wie  auf  die  Obstmärkte  aufmerksam  gemacht. 

Das  Ministerium  in  Budapest,  welchem  wir  auf  sein  Ersuchen  unsere  Markt- 
ordnung einsandten  und  über  unsere  Organisation  Mitteilung  machten,  sagt 
in  einem  Dankschreiben  an  uns,  dass  es  aus  unseren  Mitteilungen  vieles  nütz- 
liche entnommen  habe  und  der  lobens\\'erten  Tendenz  des  Komitees  volle  An- 
erkennung zolle,  sowie  dass  auch  dort  derartige  Einrichtungen  getroffen 
werden  sollen. 

Das  K.  Württembergische  Ministerium,  resp.  die  Centralstelle  für  Land- 
wirtschaft hat  uns  mittelst  Schreiben  und  Uebersendung  der  Liste  aller  in 
Württemberg  in  Betracht  kommenden  Interessenten  die  LTnterstützung  unserer 
Sache  zugesagt  bezw.  angedeihen  lassen. 

Zur  Besichtigung  der  Obstmärkte  und  Einrichtungen  der  Centralstelle  war 
auch  von  Seiten  der  Dänischen  Regierung  Herr  Zeiner-Lassen  aus  Helsingör 
gesandt,  sowie  im  Auftrage  des  Sächsichen  Ministeriums  Herr  Öconomierat 
V.  Langsdorff.  Im  Auftrage  der  Stadt  Cöln  erschien  LIerr  Öconomierat  Herstatt 
und  im  Auftrage  der  Stadt  Stuttgart  Avaren  die  Herren  Beigeordneter  Herz  und 
Gemeinderat  Fischer  anwesend,  letztgenannte  Herren  zugleich  auch  im  Auf- 
trage des  Württ.  Landesobstbauvereins. 

Ausserdem  waren  von  vielen  ( )bst-  und  Gartenbauvereinen  A'orstands- 
mitglieder  zur  Besichtigung  der  Märkte  beauftragt. 

Alle  diese  Herren  sprachen  sich  in  hohem  Maasse  anerkennend  und  lobend 
über  unsere  Bestrebungen  aus. 

Die  Kosten  der  Obst-Märkte  und  der  Centralstelle  belaufen  sich  pro  1893 
auf  ca.  2500  Mk.,  welche  teils  durch  Subventionen  von  Seiten  des  Staates  und 
der  Stadt  und  teils  durch  die  hiesigen  land\\  irtschaftlichen  Vereine  gedeckt 
werden. 

Welche  Arbeit  allein  die  Centralstelle  zu  bewältigen  hatte,  beweist  der 
Aus-  und  Eingang  von   11   bis   12000  Briefen  und  Circularen. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


47 


Nach  dem  vorzüglichen  diesjährigen  Resultat  der  Obstmärkte  und  der 
Centralstellr  darf  das  dauernde  Fortbestehen  dieser  gemeinnützigen  Institutionen 
zum  Nutzen  und  Segen  der  Obst-Produzenten,  sowie  der  Obst-Konsumenten  als 
gesichert  betrachtet  werden,  vorausgesetzt,  dass  dem  Komitee  auch  für  das 
neue  Jahi"  mindestens  die  gleichen  Beiträge  wie  in  diesem  Jahre  bewilligt 
werden. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Crinum  Roozenianum. 

Hierzu  Abb.  9. 

Unter  den  verschiedenen  Crin um- 
Arten kann  wohl  eine  neue,  vor  2  Jahren 
von  Jamaica  eingeführte  Sorte  >^Crinum 
Roozenianum-  den  ersten  Platz  1k^- 
haupten. 

Die  Pflanzen  traten  im  November 
1893  hier  in  der  Ilandelsgärtnerei  der 
Herren  Ant.  Roozen  &  Son  in  Over- 
veen-flaarlem  zum  ersten  Mal  in  Blüte- 
Beschrieben  wurde  diese  Neuheit  be- 
reits in  (iarden.  Chronicle   1891  S.  7')i. 

Nicht  allein  die  Blüte,  sondern  auch 
die  Pflanze  an  und  für  sich  bietet  etwas 
elegantes  uud  entzückendes  für  das 
Auge,  die  Blätter  sind  dick  fleischig 
und  von  dunkelgrüner  Farbe,  2 — 3  Fuss 
lang  und  3 — 4  Zoll  breit,  der  dunkel- 
rote Blütenstiel  (2  Fuss  lang)  trägt 
6  —  12  schneeweisse  Blumen,  welche  auf 
der  Aussenseite  etwas  rosa  gefärbt  sind. 

Die  Kultur  gleicht  der  des  Crinum 
erubescens;  in  einem  temperierten  Hause 
etwas  feucht  gehalten,  haben  sich  die- 
selben prachtvoll  entwickelt.  Die 
Pflanze  vermehrt  sich  durch  Schösslinge, 
welche  sie  aus  der  Zwiebel  treibt;  alle 
Versuche,  um  Samen  zu  erzielen,  waren 
bis  jetzt  vergeblich. 

FI.  Tünge.  ( )bergärtner, 
Haarlem-IIoUand. 

Neuheiten    von  Samen   für  1894   von  Haage  & 
Schmidt,  Kunst-  und  Handelsgärtner  in  Erfurt. 

Hierzu  Abb.    10—15. 

Aster     sinensis     fl.     pl.,     Reids 
k  u  g  e  1  b  1  ü  t  i  g  e  R  ö  h  r  -  ^V  s  t  e  r .  s  c  h  ^\'  e  - 


feigelb.  O  Auffallende  Sorte  dieser 
reichblühenden  Gattung.  Die  kugeligen, 
geröhrten  Blumen  sind  dichtgefüllt  und 
unter  allen  Astcrklassen  zweifellos  von 
der  ausgesprochensten  gelben  Färbung. 

Begonia  Erfordia.  O  Ol  o  Neue 
Hybride  von  B.  Schmidti  und  B.  sem- 
perflorens  \>rnon.  Sie  ist  eine  der 
schönsten,  die  je  aus  B.  Schmidti  her- 
vorgegangen. Der  Bau  der  Pflanze 
entspricht  dem  der  B.  Schmidti.  ebenso 
die  Stellung  der  l'lüten,  die  in  leichten 
gefälligen  Trauben  zu  6  bis  8  aus 
jedem  Blattwinkel  hervorkommen.  Die 
Farbe  der  Blüte  ist  ein  zartes  Karminrosa. 
Die  Blätter  und  Blattstiele  sind  schwach 
behaart, und  die  dunkelbroncierte Unter- 
seite der  Blätter  erinnert  an  B.  semper- 
tlorcns  Vernon.  Das  Zusammenwirken 
der  Farben  der  Blüten  und  der  Blätter 
verleiht  der  Ptlanze  einen  eigentüm- 
lichen Reiz,  wie  solchen  keine  andere 
Gruppen-Begonia  aufzuweisen  A'ermag. 
Zum  Auspflanzen  auf  Beeten  ist  B.  Er- 
fordia ganz  besonders  geeignet,  sie  ist 
aber  auch  ebenso  gut  als  Winterblüher. 
Sie  bleibt  aus  von  uns  gelieferten 
Samen  vollständig  treu. 

Chamaepeuce  Afra.  rf  Prächtige 
2Jährige  Pflanze  aus  Armenien,  welche 
wir  von  Herrn  Max  Leichtlin  in  Baden- 
Baden  erhielten.  Aus  einer  Rosette 
von  30  bis  36  dunkelgrünen,  Aveiss 
gezeichneten  Blättern  steigen  h  bis 
10  Blütenstände,  mit  etwas  kleineren 
Blättern  geziert,  80  cm  hoch  empor, 
deren  jede  8  bis  12  hellpurpurne  Blüten- 
küi)fe  nach  Art  der  Disteln  trägt.    Das 


48 


Kleinere  Mitteilungen. 


auffallende  Blattwerk  und  der  elegante   | 

i 
Wuchs  werden    diese  Species  bald  zu   i 

einer  gesuchten  Zierpilanzc  machen. 

Delphin  ium       armen iac um.      D| 

Seltene    neue     asiatische    Spezies    mit 

leuchtend    azurblauen    Blumen.       r)er 

Wuchs  der  Pflanze  steht  dem  des  Del- 

phinium  Ajacis  am  nächsten,  doch  ist 

er    dichter,     und    der    Blütenreichtum 

ist  ein  grösserer. 

Eschschol  tzia  maritima.  O  Sie 
unterscheidet  sich  wesentlich  von  der 
bekannten  Eschscholtzia  californica 
durch  die  weisslichgraue  Belaubung 
und  die  hellere  Färbung  der  Blumen- 
blätter von  leuchtendem  Hellgelb  mit 
scharf  markierten  dunkelorange  Flecken 
an  der  Basis.  Sehr  zu  empfehlende 
Sommerblume. 

Gerard ia  tenuifolia.  O  cT  31  Sehr 
schöne,  mehrjährige,  halbharte  Pflanze 
aus  Mexico,  dem  Pentstemon  sehr  nahe 
stehend.     Sie  bildet  40  bis  50  cm  hohe. 


dicht-  und  feinbelaubte  Büsche.  An 
überwinterten  Pflanzen  erscheinen  die 
3  cm  langen,  3  cm  im  Durchmesser 
haltenden,  hellvioletten  Blumen  mit 
helllila  Schlund  schon  von  Juni  an 
ununterbrochen  bis  spät  in  den  Herbst. 
Eine  Pflanze  in  voller  Blüte  wird  leicht 
für  eine  Campanula  gehalten.  Wenn 
zeitig  im  Frühjahr  ausgesäet  und  wie 
Pentstemon  kultiviert,  blühen  die  Säm- 
linge im  ersten  Jahre  von  Ende  Juli 
an  sehr  reich.  Zur  Topflvultur  eben- 
falls sehr  empfehlenswert. 

Lathyrus  odoratus  »Bronze 
King«.  O  Unter  den  zahlreichen 
neuerdings  eingeführten  Varietäten  der 
bunten  Avohlriechenden  Wicke  befindet 
sich  nur  eine,  welche  unserer  neuen 
Sorte  in  der  Färbung  ähnelt;  es  ist  die 
schöne  Orange  Prince.  Während  diese 
orangerosa  mit  hellcarmin  blüht,  ist  die 
Fahne  unseres  neuen  L.  o.  »Bronze 
King«  kupfrigbronze,  die  Flügel  und 
Schiffchen  sind  weiss. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Der   japanische    Lackbaum,    Rhus    vernicifera, 
in  Frankfurl  a.  IVIain. 

Herr  Professor  Dr.  Rein -Bonn,  der 
als  Preisrichter  in  Chicago  thätig  war, 
hatte  dort  schöne  Photographien  und 
Zweige  des  durch  ihn  eingeführten 
Lackbaumes  ausgestellt.  Wie  derselbe 
mir  mitteilt,  ist  ein  Baum  im  Senken- 
berg'schen  Institut  zu  Frankfurt  a.  AI. 
jetzt  0  m  hoch  und  hat  ,s()  cm  Stamm- 
umfang in  Brusthöhe.  In  Bonn  halben 
die  Bäume  24°  C.  Kälte  ausgehalten  und 
nicht  eine  einzige  Knospe  ist  erfroren. 
Wenn  man  dabei  bedenkt,  dass  diese 
Art  in  Japan  selbst  höchstens  12"  C. 
Kälte  auszuhaltrn  hat,  so  ist  dies 
übrigens  ein  schönes  Beispiel  für  die 
Akkomodationsfähigkeit,  die  An- 
passungsfähigkeit einer  Pflanze.  Herr 
Stadtgärtner  Weber  und  Herr  Siebrrt. 


Direktor  des  Palmengartens  in  Frank- 
furt a.  M.,  beabsichtigen,  den  Lackbaum 
als  Zierpflanze  anzubauen,  wozu  er 
sich  wegen  seiner  gefiederten  Blätter 
sehr  gut  eignen  wird.  Jung  sieht  er 
Ailanthus  glandulosa,  dem  Götterbaum. 
ähnlich,  später  hat  er  in  seinem  kan- 
dclaberartigen  Bau  etwas  tropisches, 
[glätter  von  Wasserreisern  werden  bis 
75  cm  lang!  L.  W. 


Syringenblüten  an  Wurzelschössen. 

Sy  r  i  n  ge  n  ,  wenn  alsllochstämmchen 
gezogen,  treiben  jedes  Jahr  in  der 
Nähe  des  Stammes  eine  Menge  Wurzel- 
ausschlag. Darin  ersieht  man  wohl  un- 
angenehmes, aber  nichts  wunderbares. 
Wenn  aber  statt  des  Triebes  eine 
I  blattlose  Blüte  direkt  aus  der  Erde 
emporsteigt,    wie    ich    es    dieses   Jahr 


Litteratur. 


49 


40  cm  von  einem  Marly-Stämmchen 
entfernt  sah,  so  sieht  die  Sache  sehr 
possierlich  aus.  Als  ich  es  das  erste 
]\Ial  erblickte,  glaubte  ich,  es  habe 
sich  jemand  einen  Scherz  erlaubt  und 
eine  Blüte  in  die  Erde  gesteckt.  Ich 
grub  nach  und  fand  die  Blüte  aus  der 
Wurzel  heraufgewachsen;  sie  verblühte 
regelrecht,  und  später  kam  ein  Blatt- 
trieb unterhalb  des  Blütcnstieles  herauf. 
Es  ist  ja  wohl  jede  Blüte  ein  umgewan- 
delter Gipfeltrieb.  aber  eine  solche  Um- 
änderung dicht  über  der  Erde  war  mir 
bisher  noch  nicht  vorgekommen. 
Karlsruhe.  Graebener. 


Mittel  gegen  Hasenfrass. 

Das  beste  Mittel  gegen  Hasenfrass 
bei  Obstbäumen  ist,  wie  der  »Obst- 
markt« schreibt,  das  Bestreichen  der 
Stämme  mit  Speck  oder  einem  anderen 
nicht  harzenden  Fett.  Bestreicht  man 
nicht  zu  dick,  so  ist  es  völlig  unschäd- 
lich für  den  Baum. 


Kuhthurmgrund stück  zwischen  Leipzig- 
West  und  dem  Vorort  Lindenau,  wo 
im  letzten  Sommer  die  internationale 
Jubiläums  -  G  artenbauausstellung  statt- 
fand, ist  beschlossene  Sache.  Die 
pachtweise  Abtretung  dieses  Gebiets 
an  die  zu  begründende  Aktiengesell- 
schaft »Leipziger  Palmengarten«  ist 
bereits  in  der  letzten  Sitzung  der  Stadt- 
verordneten genehmigt  worden.  Der 
Pachtvertrag  soll  vorerst  auf  70  Jahre 
lauten  und  der  jährliche  Pachtzins  ist 
auf  4000  JNIk.  festgesetzt. 


Palmengarten  in  Leipzig. 

Leipzig.       Die     Errichtung      eines 
Palmengartens    auf   dem    sogenannten 


Harte  australische  Farne. 

Lomaria  alpina  und  Gleichcnia  di 
carpa  kommen  in  den  Alpen  Austra- 
liens bis  zu  Höhen  von  5  bis  6000 
Fuss  vor,  wo  solche  mehrere  Monate 
im  Jahr  mit  Schnee  bedeckt  sind,  sodass 
diese  beiden  Farne  in  Mittel-Europa 
ungeschützt  kultiviert  werden  könnten, 
namentlich,  wenn  man  von  G.  dicarpa 
die  Hochland-Form  wählt.  Beide  sollten 
naturgemäss  längs  kleiner  Wasser- 
läufe gepflanzt  werden. 

Melbourne.         Ferd.  von  Mueller. 


Litteratur. 


Die  Anwendung  künstlicher  Düngemittel  im  Obst- 
und  Gemüsebau,  in  der  Blumen-  und  Garten- 
kultur. 

Von  Prof.  Dr.  P.  Wagner.  Mit  21 
in  den  Text  gedruckten  Autotypien 
photographischer  Aufnahmen  von  Pflan- 
zenkulturen. Dritte  neubearbeitete  und 
vermehrte  Auflage  —  Berlin,  P.  Parey, 
1893.     Preis:   1.50  M. 

In  der  vorliegenden  Schrift  bietet 
der  Verfasser  seine  seit  einer  Reihe 
von  Jahren  in  Angriff  genommenen 
Forschungen,  inwieweit  der  Obst- 
und  Gemüsebau,  die  Blumen-  und 
Gartenkultur  durch  Verwendung  von 
Handelsdünger  vervollkommnet  werden 
kcmnen.  und  giebt  auf  Grund  seiner  bis- 


herigen Arbeiten  eine  kurze  Anleitung 
zur  Düngung  dieser  Pflanzen. 

Die  dritte  Auflage  des  Buches  ist 
eine  Neubearbeitung  und  Vervollständi- 
gung der  imFrühjahr  1892  erschienenen 
kleineren  Broschüre.  Sie  enthält 
wesentliche  Änderungen,  Zusätze  und 
Verbesserungnn.  zu  welchen  der  Ver- 
fasser durch  Ergebnisse  neuer,  in 
grossem  Massstabe  ausgeführter  For- 
schungsarbeiten veranlasst  ist.  Auch  ist 
eine  Reihe  ergänzender  Abschnitte  ein- 
gefügt und  ^'erfasser  bestrebt  gewesen, 
durch  möglichst  übersichtliche  Gliede- 
rung eine  leichte  und  allgemeine  Ver- 
ständlichkeit seiner  Darlegungen  zu  er- 
zielen. 


50 


Unterrichtswesen. 


Nach  einer  sehr  interessanten  Ein- 
leitung- behandelt  Verfasser  folgende 
Fragen : 

1.  Von  Avelchen  Stoffen  lebt  die  Ptlanze? 

2.  Welche  Stoffe  sind  für  die  Dün- 
gung der  Pflanzen  die  wichtigsten? 

3.  Welche  Düngemittel  sind  für  den 
Obst-  und  Gemüsebau,  für  die 
Blumen-  und  Gartenkultur  die 
^vichtigsten?  (Es  werden  hier  die 
Düngemittel:  Stallmist,  Thomas- 
schlacke, Chilisalpeter,  Chlor- 
kalium u.  s.  w.  im  einzelnen  näher 
besprochen). 

4.  Welche  Boden-  und  Kulturver- 
hältnisse  sind  für  die  Wirkung  der 
Düngemittel  die  günstigsten? 

5.  Können  die  Handelsdünger  auch 
eine  schädliche  Wirkung  auf  die 
Pflanzen  ausüben? 

6.  Specielle  Anleitung  zu  einer  ratio- 
nellen Verwendung  der  Handels- 
dünger im  Obst-  und  Gemüsebau, 
in  der  Blumen-  und  Garten kultur. 
(Die  Düngung  der  Reben.  Obst- 
bäume, Koniferen,  der  Zierbäume 
und  aller  strauchartigen  Gewächse, 
der  Kohlarten,  Rübenarten,  Erbsen 
und  Bohnen,  Gurken  und  Zwiebeln, 
der  Salatpflanzen,  Erdbeeren,  Spar- 
gel, Sellerie,  der  Sämlingspflanzen, 
die  Düngung  kleinerer  Obst-  und 
Gemüsegärten,  die  Düngung  des 
Gartenrasens,  der  Gartenblumen 
und   der  Topfgewächse). 


Die  instruktiven  zahlreichen  Abbil- 
dungen erhöhen  den  Wert  des  Büch- 
leins, das  nicht  genug,  ganz  besonders 
aber  dem  praktischen  Gärtner,  em- 
pfohlen werden  kann,  noch  ganz  be- 
deutend. Dr.  R.  Otto. 


Carl  Salomon.  Königl.  Garten- 
inspektor zu  Würzburg,  Wörterbuch 
der  botanischen  Kunstsprache  für 
Gärtner,  Gartenfreunde  und  Garten- 
bauzöglinge. Dritte,  wesentlich  ver- 
mehrte Auflage.  Stuttgart,  Verlag  von 
Eugen  Ulmer  1894.  Preis  1,20  Mk.  — 
Dieses  handliche  Büchlein  ist  jedem 
Clärtner  bestens  zu  empfehlen.  Im 
zweiten  Teile  hätten  auch  die  neuen 
von  Engler  eingeführten  Namen:  Sipho- 
nogama,  Schlauchehige,  für  Phanero- 
gamen  und  Zoidiogama,  tierehige. 
für  Cryptogamen,  aufgenommen  wer- 
den können.  L.  W. 


Dr.  Leopold  Dippel,  Professor  der 
Botanik  und  Direktor  des  botanischen 
Gartens  in  Darmstadt.  Handbuch  der 
Laubholzkunde,  Verlag  von  P.  Parey. 
Berlin,  ist  jetzt  vollständig  erschienen. 
Das  vorzügliche  Werk  enthält  nicht 
weniger  als  829  Originalabbildungen 
und  werden  wir  es  noch  ausführlicher 
besprechen.  Der  zuletzt  ausgegebene 
3.  Band  kostet  25  Mk..  das  ganze  Werk 
60  Mk. 


Unterrichtswesen. 


Geisenheim. 

L)er  eben  erschienene  »Bericht  der 
Kgl.  Lehranstalt  für  Obst-  und  Wein- 
bau (höhere  Gärtnerlehranstalt)  zu 
Geisenheim^  am  Rhein  für  das  Etats- 
jahr 1892/93.  erstattet  vom  Direktor 
R.  Goethe.  Königl.  Okonomierat,« 
Wiesbaden,  Druck  von  Rud.  Bechtold 
&  Co.   1893,    liefert    wieder    einen    er- 


freulichen Beweis  von  dem  Blühen 
dieser  Anstalt.  Die  Zahl  der  Eleven 
betrug  19,  die  der  Gartenschüler  36, 
ausserdem  3  Laboranten.  Das  Wein- 
bergsareal ist  auf  6V2  ha  gestiegen.  Die 
Sammlung  von  Obstmodellen  enthält 
1384  Nachbildungen.  Unter  den  vielen 
interessanten  Mitteilungen  seien  ge- 
nannt: Pomologischer  Wert  der  inneren 


Ausstellungen  etc. 


51 


Merkmale  der  Apfel  und  Birnen,  mit 
Ouerschnittcn  der  Kernhäuser,  Spiral- 
schnitt an  Apfelbäumen.  Düngungs- 
versuche bei  jungen  Obstbäumen, 
tierische  Feinde,  mit  Abbildung  der 
Pfirsichmotte  und  der  Beschädigungen 
durch  Benagung  des  roten  Knospen- 
wicklers,    das    Xest    der    Weinbergs- 


schnecke. —  Es  folgen  dann  Bericht 
der  Versuchsstation  für  Obstverwertung, 
Bericht  über  Weinbau.  Gartenbau 
(auch  Düngungsversuche),  über  die 
^'ersuchsstation  (Rcinzüchtung  von  Hefe, 
Krankheit  der  Aprikosenbäume,  Most- 
untersuchungen) und  über  die  meteoro- 
logische Station   mit  Tabellen.       LW. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Die  Chrysanthemum-Ausstellung  in  Chicago. 

Es  war  ein  glücklicher  f.cdanke  des 
Gartenbauvereins  in  Chicago,  in  Ge- 
meinschaft mit  dem  Klub  der  Handels- 
gärtner (Florist  Club)  von  Chicago 
daselbst  amSchluss  der  Weltausstellung" 
noch  eine  grosse  Chrysanthemum-Aus- 
stellung zu  veranstalten.  Die  Beteili- 
gung von  allen  .Staaten  war  eine  sehr 
rege  und  namentlich  auch  seitens  der 
Gärtner  aus  Chicago  selbst,  die  ge- 
wissermassen  wohl  das  nachholen 
wollten,  was  sie  während  der  Aus- 
stellung versäumt  hatten.  Da  die  Aus- 
stellungsräume nach  der  PZrmordung 
des  Bürgermeisters  Harrison  am  30.  Oct. 
geschlossen  wurden,  musste  die  Aus- 
stellung der  Chrysanthemum  plötzlich 
nach  einem  anderen  Räume,  nach  der 
Kunsthalle  in  der  .Stadt  verlegt  werden, 
was  den  Ordnern  vieleMühemachte,  aber 
doch  glücklich  gelang.  Sie  w^urde,  wie 
The  American  Florist  vom  16.  November 
berichtet,  von  17  531  zahlendenPersonen 
a  50  CS  (=  2  M.)  besucht  und  brachte 
noch  einen  kleinen  Überschuss,  der 
noch  w'eit  höher  gewesen  wäre,  wenn 
nicht  das  Wetter  in  den  letzten  Tagen 
der  Ausstellung  gar  zu  schlecht  sich 
gestaltet  hätte.  An  einem  Tage  war  ein 
Nebel,  wie  man  ihn  in  Chicago  seit 
Menschengedenken  nicht  erlebt  hat, 
und  nachher  entsetzlicher  Regen. 

Herr  Ludwig  Schiller  hat  im  Handels- 
blatt für  den  deutschen  Gartenbau 
einen  ausführlichen  Bericht  über  diese 


wahrhaft  grossartige  Ausstellung  ge- 
geben. Was  war  aber  fast  als  das  aller- 
grossartigste  bezeichnen  müssen,  ist, 
dass  der  American  Florist  schon  am 
16.  November,  9  Tage  nach  dem  Photo- 
graphieren.  3  farbige  Bilder  von  den 
neuen  preisgekrönten  Sämlingen  Ch al- 
lenge,Alajor  Bonnafon,  undEugene 
Dailledouze.  alle  drei  gelb,  in  seinem 
Texte  (nicht  als  Tafeln),  veröffent- 
lichte, ausserdem  schwarze  Abbil- 
dungen von  der  neuen  weisslich- 
roten  Interocean  und  der  weissen 
Mrs.  J.  Geo.  Ils. 

Wir  glaubten  anfangs,  es  sei  dies 
die  Anwendung  einer  neuen  deutschen 
Erfindung,  der  Anfertigung  farbiger 
Drucke  nach  unter  rotem,  gelbem  und 
blauem  Licht  aufgenommenen  Photo- 
grai^hien,  (Naturfarbendruck),  einer 
Erfindung,  an  der  unser  verehrter 
Freund,  Prof.  Dr.  PL  W.  Vogel,  Char- 
lottenburg, so  ausserordentlichen  An- 
teil hat. 

Die  Bilder  im  American  Florist 
sind  aber  nur  Zinkographien  mit 
Farbenüberdruck;  sie  w^aren  verhält- 
nismässig einfach  herzustellen,  da  sie 
nur  gelb  und  grün  enthalten,  und  sie 
lassen  auch  noch  manches  zu  wünschen 
übrig,  aber  das  erklärt  sich  einmal 
durch  die  Eile,  mit  der  sie  hergestellt 
wurden  und  andererseits  durch  die  Neu- 
heit des  Verfahrens. 

Als  eine  der  grössten  Erfindungen 
unseres     Jahrhunderts    wird     man    es 


52 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


aber  bezeichnen,  wenn  erst  die 
^'oo■e^sche  Methode  der  Anfertigung 
farbiger  Photographien  im  Wege  des 
Buchdruckes  allgemeiner  bekannt  sein 
wird. 

Wir  können  hinzufügen,  dass  es  ein 
deutscher  Photograph,  Herr  Kurz 
in  Xew-York  ist,  der  drüben  eine 
Gesellschaft  von  kapitalkräftigen 
^lännern  zusammengebracht  hat,  um 
die  Vogel'sche  Methode  auszuführen. 
Und  wir  können  weiter  sagen,  dass 
auch  in  Berlin  bald  von  selten  der 
Firma  Georg  Büxenstein  &  Co.,  bei 
Avelcher  der  Sohn  des  Herrn  Prof. 
Dr.  Vogel,  Herr  Dr.  Ernst  Vogel,  als 
Teilhaber  und  Leiter  dieser  Abteilung 
eingetreten  ist,  Bilder  in  Naturfarben- 
druck geliefert  werden  dürften. 

Den  ersten  Preis,  loo  Dollars,  für 
den  besten  Sämling  erhielten  E.G.  Hill  & 
Comp.,  Richmond,  Ind..  für  »Challenge«; 
eine  sehr  grosse,  ca.  15  cm  Durch- 
messer haltende,  anscheinend  späte 
Sorte.  Der  Sämling  »Major  Bonnaffon«, 
ebenfalls  gelb,  war  von  Fred.  Dorner  & 
Son,  Lafayette.  »Mrs.  J.  Geo.  Ils«  da- 
gegen von  John  Sievers,  S.  Francisco. 
Diese  Blume  ist  schön  weiss  und  mass 
5  Zoll  in  der  Breite,  und,  was  besonders 
bemerkenswert  ist,  auch  5  Zoll  in  der 
Tiefe,  dabei  hatte  sie  den  weiten  Trans- 
port gut  ausgehalten.  E.  G.  Hill  &  Co. 
stellten  auch  die  rahmweisse,  rosa  ge- 


tuschte »Interocean«,  mit  zurück- 
geschlagenen Blumenblättern,  aus,  eine 
Kreuzung  zwischen  Viviand  Morel,  be- 
fruchtet mit  L.  •Canning,  in  Form  der 
Mutter  ähnlich;  ebenso  stammt  von  ihnen 
Eugene  Dailledouze,  gelb,  eine  Kreuzung 
zwischen  Abbie  Mcndenhall  und 
Kioto.  —  Pitcher  &  Manda,  Shorthills, 
N.  Jersey,  hatten  einen  weissen  Sämling 
mit  gelbem  Zentrum,  eine  grosse  flache 
Blume,  nach  sich  selbst  benannt, 
John  N.  May  lieferte  einen  guten  rosa 
vSämling  Wm.  Simpson.  — 

Abweichend  von  unserm  Verfahren 
waren  die  abgeschnittenen  Blumen  in 
Vasen,  zu  50  Stück  verlangt;  hierin 
zeichneten  sich  besonders  aus  J.  C. 
Vaughan.  Chicago,  E.  G.  Hill.  O.  P. 
Bassett  u.  s.  w  ■ —  In  Rosen  war  O.  P. 
Bassett,  Hinsdale  bei  Chicago,  der  Herrn 
vSchiller,  Flerrn  G.  Lackner  und  mich 
so  freundli(~h  in  seinen  berühmten 
Rosenhäusern  führte,  der  erste;  in 
Nelken  Fred.  Dorner  &  Son,  Lafa- 
yette, Ind.,  in  Veilchen  O.  J.  Friedman, 
Chicago,  in  Alaiblumen  Corbrey  & 
Mc.  Kellar,  in  Reseda  Dailledouze 
Bros.  Fiatbush,  N.  York. 

Um  das  ganze  Zustandekommen  der 
Ausstellung  haben  sich  besonders  Herr 
K.  Craig.  Philadelphia,  Fred.  Kanst, 
Chicago,  Fr.  Holzapfel,  Chicago,  und 
viele  andere  unserer  verehrten  Freunde 
verdient  gemacht.  L.  Wittmack. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Belgische  Weintrauben  in  Berlin. 

Aus  Brüssel,  7.  Januar,  wird  der  V.  Z. 
geschrieben:  Als  der  belgische  Minister- 
präsident Beernaert  im  September  v.  J. 
sich  in  Berlin  aufhielt,  fiel  es  ihm  auf, 
dass  die  Weintrauben  sehr  teuer  sind. 
Der  Weinbau  hat  in  Belgien  einen 
grossen  tlmfang  angenommen:  in  den 
drei  Brabantcr  Gemeinden  La  IIulpc, 
Hoevlaert    und    ( )vervssche    uiebt     es 


allein  300  Weinbauer,  welche  1500  Ar- 
beiter beschäftigen,  18  ha  bedeckende 
Treibhäuser  besitzen  und  schöne  Wein- 
trauben liefern.  Da  die  Ausfuhr  ihrer 
Erzeugnisse  nach  Frankreich  infolge 
der  hohen  Flinfuhrzölle  nicht  mehr 
möglich  ist.  so  trug  kürzlich  eine  Ab- 
ordnung der  belgischen  Weinbauer  dem 
Minister  Beernaert  ihre  Leiden  vor. 
Herr  Beernaert  machte  die  Abordnung 


Aus  den  Vereinen. 


53 


darauf  aufmerksam,  dass  die  Preise  der 
Weintrauben  in  denI5erlinerMarkthallen 
sehr  hoch  seien;  er  riet  ihr,  ein  Syndikat 
zu  bilden  und  die  Ausfuhr  nach  Berlin 
undDeutschland.und  zwar  mittels  steuer- 
freier Sendimgen  von  fünf  Kilo  einzu- 
richten. Der  Rat  fand  Cehör:  241 
Besitzer  von  Weinbergen  und  Treib- 
häusern haben  ein  Syndikat  oebildet, 
In  ihrem  Auftrage  und  mit  Zustimmung 
der  Regierung  reist  morgen  der  Direk- 
tor der  Brüsseler  Markthallen  Dubois 
nach  Berlin,  um  dort  ein  belgisches 
Kontor  zu  errichten. 


In  der  Besteuerung  der  Gärtner 
in  der  Umgegend  Berlins  sollen 
Änderungen  bevorstehen,  die  eine 
schärfere  Heranziehung-  der  Beteiligten 
zur  Gewerbesteuer  bezwecken.  Nach 
den  von  der  Steuerbehörde  gemachten 
Wahrnehmungen  sind  bisher  vielfach 
Gärtner  aus  dem  Grunde  zur  Gewerbe- 
steuer nicht  herangezogen,  weil  die 
Betriebe  bei  einem  unter  1500  Mk. 
bleibenden  Ertrage  als  gewerbesteuer- 


frei angesehen  wurden,  ohne  dass  hier- 
bei indessen  das  vorhandene  Anlage- 
und  Betriebskapital  die  genügende  Be- 
rücksichtigung gefunden  hätte.  Nach 
dem  Gesetz  ist  jeder  Gewerbebetrieb 
mit  einem  Anlage-  und  Betriebskapital 
von  3000  Mk.  und  mehr  gewerbe- 
steuerpflichtig, und  die  Steuerbehörde 
nimmt  nun  an,  dass  bei  »richtiger 
Schätzung«  der  grössteTeil  der  Handels- 
gärtner, soweit  sie  Eigentum  besitzen, 
schon  auf  Grund  ihres  Anlage-  und 
Betriebskapitals  als  gewerbesteuer- 
pflichtig anzusehen  sein  wird,  selbst 
wenn  der  Ertrag  des  Betriebes  unter 
1500  Mk.  bleiben  sollte.  In  einzelnen 
Kreisen  sind  die  Ortsbehörden  bereits 
angewiesen,  ein  Verzeichnis  sämt- 
licher in  ihren  Bezirken  vorhandenen 
Handelsgärtner  unter  Angabe  der 
Grösse  und  des  nach  dem  gemeinen 
Kaufwert  geschätzten  Wertes  der  von 
jedem  derselben  eigentümlich  be- 
sessenen Grundstücke  und  des  in  jedem 
der  Betriebe  ausserdem  steckenden 
Anlage-  und  Betriebskapitals  einzu- 
reichen. 


Aus  den  Vereinen. 


Der  fränkische  Gartenbauver- 
ein hat  seinen  »Bericht  über  die 
Thätigkeit  im  Jahre  1892«  erst  gegen 
Ende  des  Jahres  1893  zu  Würzburg 
erscheinen  lassen.  Wenn  man  daraus 
schliessen  wollte,  dass  es  im  Verein 
vielleicht  etwas  langsam  zuginge,  so 
wäre  man  aber  in  grossem  Irrtum, 
denn  der  fränkische  Gartenbauverein 
ist  unter  der  altbewährten  Leitung 
seines  1.  Vorsitzenden,  Justizrat  J.  M. 
Seuflfert,  einer  derrührigsten  inDeutsch- 
land. Die  Versammlungen  sind  stets 
von  120 — 150  Mitgliedern  besucht,  die 
teilweise  wohl  wegen  der  Pflanzen- 
veiToosung     kommen,     denn     in      den 


12  Sitzungen  wurden  ca.  1500  Pflanzen 
veiioost,  pro  Sitzung  ca.  125,  Nieten 
also  fast  null.  Die  unterfränkische 
Kunst-  und  Handelsgärtnerei  hat  trotz 
der  ungünstigen  Zeitverhältnisse  auf- 
fällige Fortschritte  gemacht;  einen 
ganz  grossartigen  Aufschwung  nahm 
trotz  der  grossen  Einfuhr  aus  dem 
Süden  die  Frühgemüsekultur  in  Würz- 
burg. Anfang  der  sechsziger  Jahre 
betrug  die  Zahl  der  Frühgemüse 
ziehenden  Gärtner  30,  seitdem  ist  sie 
auf  50  gestiegen,  mit  etwa  15000  Treib- 
fenstern, die  grösseren  jeder  600  bis 
1000.  Von  diesen  getriebenen  Ge- 
müsen: Blumenkohl,  Bohnen,  Karotten. 


54 


Sprechsaal. 


Kohlrabi,  Rettichen,  Radieschen,  Gur- 
ken u.  s.  w.  kommen  alljährlich  aus- 
nehmend grosse  Quantitäten  zur  Ver- 
sendung. 

Als  Absatzgebiete  können  verschie- 
dene Städte  des  deutschen  Nordens: 
Berlin,  Magdeburg,  Chemnitz, 
Königsberg  und  Leipzig,  sodann 
zahlreiche  Orte  des  mittleren  und 
nördlichen  Deutschlands  bezeichnet 
werden,  und  dabei  behauptet  man  in 
Norddeutschland  oft,  Gemüsetreiberci 
sei  nicht  einträglich!  Würzburg  hat 
allerdings  schon  günstigeres  Klima. 
Ausserdem  erscheinen  zahlreiche  Händ- 
ler au.4  Frankfurt,  Bamberg  u.  s.  w. 

Auch  die  Freiland  -  Gemüsekultur 
hat  seit  einer  Reihe  von  Jahren  um 
das  Drei-  bis  Vierfache  zugenommen, 
und  werden  die  Erzeugnisse  ebenfalls 
nach  oben  genannten  Orten  abgesetzt. 
Im  allgemeinen  konkurriert  die  Ge- 
müsekultur der  Stadt  Würzburg  nahezu 
ebenbürtig  mit  den  grossen  Gemüse- 
kulturen zu  Sachsenhausen  und  Ober- 
rad bei  Frankfurt  a.  M. ,  zu  Mainz, 
Mannheim  und  Erfurt. 

Auch  der  Obstbau  ist  durch  den 
Verein,  der  hierauf  eigentlich  immer 
seinen  Schwerpunkt  legte,  bedeutend 
gehoben,  und  betindet  sich  die  Baum- 
schulen-Industrie Unterfrankens  in  sehr 
günstiger  Lage.  L.  W. 


In  Crossen  a.  O.  hat  nach  dem 
>->Obstmarkt«  auf  ^'eranlassung  des 
Obst-  und  Gartenbauvereins  Herr 
Dr.  Vogel,  von  der  Deutschen  Land- 
wirtschafts -  Gesellschaft,  einen  Vor- 
trag über  Torf- Fäkalien  gehalten, 
und  wird  hoffentlich  das  Torfstreu- 
kloset daselbst  jetzt  eingeführt  werden. 
Der  Verein  gedenkt,  den  Torfdünger, 
der  sich  so  sehr  zur  ^"ermehrung  des 
Zuckergehaltes  im  Wein  und  zur  Er- 
höhung der  Ernten  an  Wein  eignet, 
zu  einem  bestimmten  Preise  abzu- 
nehmen. In  Crossen  \\'ird  viel  Wein 
gebaut. 


Im  Gartenbauverein  zu  Freiburg  in 
Schlesien  empfahl  Iloffmann  in  Pil- 
gramshain  die  Gurkensorte  Juwel  für 
das  Treibhaus,  Hampels  Mistbeetgurke 
für  den  Kasten.  Simmering-Zirlau 
rühmte  die  Kartoffel  Juwel  als  sehr 
ertraureich  und  von  s,utem  Geschmack. 


Krotoschin.  Der  Kreis-Obergärtncr 
Reissert  erklärte  sich  bereit,  eine 
Stunde  Anschauungsunterricht  in  den 
Stadtschulen  zur  Belebung  des  Inter- 
esses für  Obstbaumzucht  zu  erteilen. 
Kantor  Storch  stellte  seinen  Garten  zur 
^\n"fügung. 


Sprechsaal. 


2.  Antwort  auf  Frage  2.  Soeben 
lese  im  Januarheft  S.  32  die  Frage, 
von  Herrn  Baron  Ferd.  von  Mueller, 
Melbourne,  ob  Samen  aus  wärmerem 
Klima  leiden,  wenn  sie  der  Winterkälte 
ausgesetzt  sind.  Hierzu  kann  ich  be- 
merken, dass  die  Samen  von  Ouercus 
rubra  und  coccinea,  wenn  sie  erst  ge- 
erntet werden,  nachdem  strengere 
Kälte  (etwa  —  S°R.)  eingetreten,  auchbei 


uns  erfrieren,  und  versenden  wir  diese 
Früchte  auch  nur  bei  gelinderem 
Wetter.  Die  erfrorenen  Eicheln  sind 
bald  daran  zu  erkennen,  da  sie  innen 
braun  werden. 

Mit  besonderer  Hochachtung 
ganz  ergebenst 

Ed.  Richter. 
Wörlitz.  Herzotii.  Hofgärtner. 


Personalnachrichten. 


55 


Frage  3.  Was  ist  zu  thun,  wenn 
Hyacinthenzwicbcln  auf  Gläsern  keine 
Wurzeln  bilden  wollen? 

D.  W.  in  H. 

A  n  t  w  o  r  t.  Man  lege  sie  auf  feuchten 
Sand,  da  machen  sie  unbedingt  Wurzeln, 
und  kann  man  sie  dann  wieder  auf  die 
mit  Wasser  gefüllten  Hyacinthengläser 
bringen. 

Gustav  Ad.  Schulz.  Berlin. 


Frage  4.  Ist  es  gut,  das  Wasser  in 
den  Flyacinthengläsern  öfter  ganz  zu  er- 
neuern oder  nur  frisches  zuzugiessen? 

D.  W.  in  H. 

Antwort.  Es  genügt,  neues  zuzu- 
giessen, ja  es  ist  oft  besser,  da  dann 
die  Wurzeln  nicht  beschädigt  werden. 
Xur  wenn  das  Wasser  faulig  geworden 
sein  sollte,  ist  es  natürlich  notwendig, 
es  ganz  zu  erneuern.     Um  das  Faulig- 


werden zu  verhindern  ist  es  bekannt- 
lich gut,  etwas  Salz,  auch  wohl  noch 
ein  Stückchen  Holzkohle  in  das  Wasser 
zu  thun.  C.  Taube,  Berlin. 


Wie  verhindert  man  das  Abfallen 
der  Knospen  bei  Kamellien,  die  ins 
Zimmer  kommen? 

Antwort:  Man  stelle  die  Kamellien- 
töpfe  erst  einige  Tage  in  die  Küche 
und  dann  erst  ins  Zimmer.  In  der 
Küche  hält  der  Wasserdampf  (Wasen 
oder  gar  Wrasen  sagt  der  Berliner), 
die  Luft  feuchter.  Am  besten  ist's, 
man  zieht  die  Kamellien  im  Zimmer 
selbst.  F.  Bluth-Stegiitz. 

Herr  Bluth  hat  geAviss  reclit,  in 
unserer  Küche  gedeiht  der  Myrtenstock 
der  Köchin  viel  besser  als  in  unserm 
Wohnzimmer  die  Kronen-Myrten. 

L.  W. 


Personal -Nachrichten. 


Es  wurden  ernannt:  Prof.  Dr.  War- 
ming  in  Kopenhagen  und  Direktor 
r)r.  Treub  in  Buitenzorg.  Java,  zu 
korresspondierenden  Mitgliedern  der 
Akademie  der  Wissenschaften  in  Mün- 
chen; der  Botaniker  Consul  a.  D.  L.  K  rüg, 
Gross-Lichterfelde  bei  Berlin,  der  sich 
sehr  um  die  Flora  von  Portorico  ver- 
dient gemacht  hat,  zum  Professor;  der 
Professor  Edson  S.  Bastin,  Chicago, 
zum  Nachfolger  des  verstorbenen 
Professors  der  Pharmacie  und  Botanik 
^laisch  an  dem  pharmaceutischen 
College  in  Philadelphia;  der  a.  o.  Pro- 
fessor Zacharias  an  der  Universität 
Strassburg  zum  Kustos  (Assistent  mit 
1.  Gehaltsklasse)  des  botanischen  Gar- 
tens in  Hamburg:. 


Es  sind  gestorben:  Der  Afrikareisende 
Sir   Samuel   White    Baker,    der    so 


viele  Pflanzen  einführte,  auf  seiner 
Besitzung  Sandford  (Orleigh.  Newton 
Abbot),  30.  Dezember;  der  Botaniker 
und  Reisende  Richard  Spruce  in 
Castle-Howard,  Malton,  30.  Dezember. 
66  Jahre  alt.  Im  Jahre  1849  wurde  er 
im  Interesse  der  Kgi.  Gärten  zu  Kew 
nach  Südamerika  gesandt,  wo  er 
15  Jahre  blieb  und  besonders  den 
Amazonenstrom  erforschte.  Man  ver- 
dankt ihm  die  Einführung  der  China- 
rindenbäume in  Ostindien.  Die 
Zahl  der  von  ihm  gesammelten  Pflanzen 
erstreckt  sich  auf  7000  Nummern. 
—  Dr.  Justus  Carl  Hasskarl,  ehe- 
maliger Gärtner,  Beamter  bei  der  China- 
kultur in  Niederl.  Ost-Indien,  zu  Cleve. 
5.  Januar.  Geboren  den  6.  Dezember 
i8ii  zu  Kassel,  ging  er  1836  nach 
Java,  wo  ihm  die  Leitung  des  bota- 
nischen   Gartens    in  Buitenzorü"    über- 


56 


Tagesordnung. 


tragen  wurde:  1S4Ö  in  die  Heimat 
zurückgekehrt,  erhielt  er  1852  von  der 
niederländischen  Regierung  den  Auf- 
trag, nach  Südamerika  zu  reisen  und 
den  Chinarindenbaum  von  dort  nach 
Java  zu  übersiedeln,  welcher  infolge 
seiner  Unternehmungen  seit  1854  dort 
kultiviert  wird.  Ihm  ist  also  die 
Einführung  de r  \\~  i ( •  h t i g e n  China- 
rindenkultur  in  Java  zu  danlcen. 
Schon  nach  2  Jahren  (1856)  kehrte  er 
nach  Cleve  zurück,  beschäftigte  sich 
aber  noch  sehr  viel  mit  der  ostindi- 
schen Flora,  besonders  mit  der  Deu- 
tung der  alten  Abbildungen  vonRheede, 
und  von  Rumpf.  Ihm  zu  Ehren  ist  ein 
Chinarindenbaum  Cinchona  Elasskar- 
liana  genannt,  ebenso  ist  die  Eu- 
phorbiaceen  -  Gattung  Hasskarlia  von 
H.  Baillon.  ferner  die  Flechten-Gattung 
Corallodendron  von  Otto  Kuntze  nach 
ihm  benannt.  Der  Name  Coralloden- 
dron, A^on  Kuntze  jetzt  in  seiner  Revisio 
Generum  für  die  Papilionacee  Erythrina 
eingesetzt,  ist  in  Hasskarlinda  um- 
gewandelt.    —     Dr.     Josef     Boehm, 


ord.  Prof.  der  Botanik  an  der  Univer- 
sität und  an  der  Hochschule  für  Boden- 
kultur in  Wien,  2.  Dezember  im 
63.  Lebensjahre.  —  Dr.  Max  Scholtz 
in  Karlsruhe,  Dozent  für  Botanik 
an  der  technischen  Hochschule  da- 
selbst. Scholtz,  1864  in  Breslau  ge- 
boren, bildete  sich  in  seinem  Son- 
derfache an  der  Universität  seiner 
Heimat  unter  Ferdinand  Cohn  und 
Engler  aus.  Er  promovierte  ebendort 
1887  mit  Studien  über  den  Einfluss  von 
Dehnung  auf  das  Längenwachstum  der 
Pflanzen.  Von  seinen  weiteren  Unter- 
suchungen sind  Forschungen  über  die 
Bewegungen  der  Blütenstiele  der 
Papaver -Arten  hervorzuheben. 


Der  Wirkliche  Geheime  Ober-Regie- 
rungsrat Dr.  Singelmann  hat  die 
ehrenamtliche  vStellung  eines  Vorsitzen- 
den der  Kuratorien  der  Lehranstalten 
zu  Potsdam,  Proskau  und  Geisenheim 
auch  nach  seinem  Eintritt  in  den  Ruhe- 
stand beibehalten. 


Tagesordnung 

für  die  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preussischen  Staaten 
am  Donnerstag,  den  25.  Januar  1894  6  Uhr 

im    grossen  Hörsaal    der    Königl.    landwirtschaftlichen  Hochschule,    Invalidenstrasse   42. 


1.  Ausgestellte  Gegenstände. 

2.  Vortrag    des   Fräulein   A.    de    Leeuw    aus    Flaarlem:     Über    die 
Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst. 

3.  Verschiedenes. 

In  dieser  Versammlung  sind  Damen  sehr  willkommen. 

Bemerkung:  Der  Vortrag  des  Klerrn  Königl.  Gartenbaudirectors  Haupt  in 
Brieg  über  »Düngung  der  Orchideen«  kann  wegen  Behinderung  desselben  erst 
am  Donnerstag  den  22.  Februar  stattfinden. 


Gartoiflora  i8g^. 


Der  Italien 


im  Park  des  Herrn  H.  H.  Hunnev 


Taf.  i^gg. 


:he  Garten 


1  in  Wellesley  bei  Boston,  Mass. 


Der  Park  des  Herrn  H.  H.  Hunnewell  in  Wellesley 
bei  Boston,  Mass. 

von  L.  Wittniack. 

Hierzu  Lichtdrucktafel   1399. 


Herrn  Hunneweirs  Park  in  Wellesley  müssen  Sie  sehen,  wenn 
Sie  auch  nur  wenig  Zeit  haben;  ich  gebe  Ihnen  ein  Empfehlungs- 
schreiben an  Herrn  Hunnewell  mit.«  So  rief  mir  am  Abend  des  8.  Ok- 
tober 1893  Herr  Professor  Sargent,  der  Direktor  des  berühmten  Arnold- 
Arboretums  in  Boston  zu,  als  ich  den  ganzen  Tag  in  seinem  gastlichen  Hause 
mit  Herrn  Henri  de  Vilmorin-Paris  und  seinem  Sohne  Philipp,  die  ich  als 
treue  Reisebegleiter  so  oft  ungesucht  wiedergefunden,  zugebracht  hatte.  »Sie 
können  schon  frühmorgens  hingehen,  denn  Herr  Hunnewell  steht  früh  auf.« 
Und  so  fuhr  ich  denn  am  andern  Morgen  6V2  Uhr  A^on  Boston  ab  und  langte 
7  Uhr  14  Minuten  in  dem  14  englische  Meilen  (ä  1,61  km)  entfernten  Wellesley. 
das  an  einer  der  Haupteisenbahnen  von  Boston  nach  New- York  liegt,  aber  auch 
Vorort-Verkehr  hat,  an.  Herr  Hunnewell  war  noch  beim  Frühstück;  ich  ging 
deshalb  so  lange  in  den  Park,  trat  auf  einen  kleinen  Balkon,  hart  am  Ufer  eines 
grossen  Sees,  und  schaute  da  das  Bild,  welches  in  einem  schönen  Lichtdruck 
von  Herrn  Albert  Frisch,  Berlin,  nach  einer  der  vielen  von  Herrn  Hunnewell 
mir  freundlichst  übersandten  Photographieen  wiedergegeben  ist.  Es  war  ein 
herrlicher  Blick.  Vor  mir  der  Waban-See  mit  seinem  abschüssigen  Ufer,  unter 
mir  ein  italienischer  Garten  mit  Terrassen  und  eigentümlich  in  allen  Formen 
geschnittenen  Bäumen,  rings  um  den  See  herrliche  Laubwaldungen,  die  im 
schönsten  Herbstschmuck  standen,  in  einer  Färbung,  die  alle  vSchilderungen  noch 
weit  übertrifft.  Glühendrot,  wie  Pelargonien,  leuchteten  die  niedrigen 
Sträucher,  besonders  das  Unterholz  der  Sumacharten,  Rhus  typhina  (Essig- 
baum), R.  giabra,  copallina,  der  oft  kletternde  Giftsumach,  R.  Toxicodendronu.s.w.. 
gelb  und  rot  erschienen  die  Ahorne,  die  Birken,  die  Ulmen,  die  Buchen  etc.,  während 
die  Eichen  sich  noch  nicht  ganz  gefärbt  hatten.  —  Kein  Maler  kann  diese  Farben- 
pracht wiedergeben.  Dazu  der  blaue  Spiegel  des  Sees  und  jenseits  desselben 
die  stattlichen  Gebäude  des  Wellesley-College,  einer  der  berühmtesten  amerika- 
nischen Universitäten  für  Frauen,  (700  Studentinnen),  in  einem  schönen  Park: 
kurz,  das  Bild  war  bei  dem  prächtigen  Herbstmorgen  unbeschreiblich  schön, 
und  ganz  wonnetrunken  stand  ich  da. 

Plötzlich  hörte  ich  Schritte;  es  war  Herr  Hunnewell,  ein  liebenswürdiger 
Greis  von  über  80  Jahren,  aber  noch  so  frisch  wie  ein  Jüngling.  »Sie  haben 
sich  beim  Frühstück  stören  lassja-<.  rief  ich.  »Nein«,  antwortete  er,  »ich  komme, 
um  Sie  dazu  einzuladen,  denn  Sic  können  ja,  da  Sie  so  früh  aus  dem  Hotel 
fortmussten,  noch  garnicht  gefrühstückt  haben«.  Er  hatte  recht,  und  dankbar 
nahm  ich  die  Einladung  an.  Wir  gingen  in  die  grossartige  Villa,  die  ganz 
aus  Stein  erbaut  ist,  während  die  meisten  Villen  in  dem  freundlichen  Wellesley, 
das  sogar  Asphalt  auf  den  Bürgersteigen  hat,  aus  Holz  oder  doch  nur  mit 
Stein-Unterbau  sind,  und  nahmen,  nachdem  dem  Magen  sein  Recht  widerfahren, 
.zunächst  den  Wintergarten  an  der  Villa  in  Augenschein. 


5J^  Der  Park  des  Herrn  H.  H.  Hunnewell  in  Wellesley  bei  Boston,  Mass. 

Passend  nennt  man  den  Wintergarten  im  Englischen  »Conservatory«  und  bicr 
verdiente  er  diesen  Namen  ganz  besonders,  denn  Herr  Hunnewell  benutzt  ihn,  um 
im  Schatten  seiner  schönen  Palmen  und  Blattpflanzen,  unter  denen  zwei  prächtige 
Seaforthtia  elegans  besonders  hervorzuheben  sind,  die  blühenden  Pflanzen  aus 
seinen  Gewächshäusern,  besonders  die  Orchideen,  während  ihres  Florcs,  auf- 
zustellen. Zur  Zeit  waren  es  namentlich  einige  recht  dunkelblaue  Vanda 
coerulea,  die  meine  Aufmerksamkeit  erregten. 

Dann  gings  hinaus  in  den  Park,  den  Herr  Hunnewell  selbst  vor  40  Jahren 
angelegt.  Zunächst  nach  den  Terrassen  am  See,  dem  italienischen  Garten. 
Hohe  gcschoreneWände  von  Lebensbaum,  zwischen  denen  Fenster  ausgeschnitten, 
um  hübsche  Perspektiven  auf  den  See  zu  erhalten,  schliessen  ihn  seitwärts  ein, 
auf  den  Terrassen  schaut  man  alle  möglichen  Arten  von  Bäumen,  in  allen 
möglichen  Formen,  denn  Herr  Hunnewell  hatte,  als  er  vor  30  Jahren  mit  dieser 
Anlage  begann,  einmal  sehen  wollen,  welche  Bäume  den  Schnitt  vertragen,  und 
er  hat  das  bis  in  die  neuere  Zeit  fortgesetzt.  Da  sieht  man  ausser  Thuya  orientalis 
und  occidentalis  auch  Tsuga  canadensis,  die  Hemlockstanne,  die  japanische 
Chamaecyparis  pisitera  squarrosa  (Retinispora  squarrosa),  ja  dieWeymouthkiefer, 
Pinus  Strobus,  und  sogar  unsere  Fichte  und  Rottanne,  Picea  excelsa,  die  man 
consequent  in  England  und  Amerika  Norway-Spruce,  norwegische  Fichte,  nennt, 
dazwischen   als  Kronenbaum   eine  Blutbuche   und  verschiedene   andere  Bäume. 

Aber  der  italienische  Garten,  mit  seinen  Terrassen,  ist  nur  ein  kleiner  Teil 
des  30  acres  (ca.  12  ha)  grossen  Parkes,  der  übrige  Teil  ist  im  natürlichen 
Stile  —  von  Herrn  Hunnewell  selbst  —  nach  Beseitigung  vieler  störender  Wege, 
angelegt.  Das  milde  Seeklima  Bostons  im  allgemeinen,  die  Nähe  des  Sees  Waban 
im  besonderen  ermöglicht  die  Kultur  vieler  bei  uns  nicht  aushaltenden  Gehölze, 
vor  allem  der  japanischen  Ahorne'),  von  denen  Herr  Hunnewell  viele  Varietäten 
kultiviert,  die  sich  vom  herrlichsten  Dunkelrot,  Acer  palmatum  atropurpureum, 
bis  zum  leuchtendsten  Gelb,  A.  p.  aureum,  zeigten.  —  Ganz  besonders  schön 
sind  die  Coniferen,  namentlich  Picea  pungcns  glauca,  1860  aus  Samen 
erzogen,  Picea  alba  coerulea  (glauca),  sehr  selten,  aber  auch  in  Kassel  schön,  Taxus 
baccata  adpressa  Carr.  (cuspidata  brevifolia),  eine  japanische  Form,  die  gut  aus- 
hält und  schnellerwächst  als  die  englischen  Taxus,  Abies  concolor  und  concolorvar. 
lasiocarpa,  letztere  (A.Parsonianallort.),  ähnlich  wie  A.  grandis,  aber  etwas  härter. 

Ferner:  Pinus  koraicnsis,  behält  die  Nadeln  drei  Jahre  und  sieht  deshalb  dichter 
aus  als  P.  vStrobus,  Abies  cilica,  die  am  frühesten  austreibende  Conifere,  die  be- 
kanntlich in  England  und  Frankreich  durch  Frühjahrsfröste  oft  leidet,  in  Massa- 
chusets  aber,  wie  meist  in  Deutschland,  unbeschädigt  bleibt,  Picea  polita,  Abies 
brachyphylla,  A.cephalonicavar.AppoUinis,  prachtvoll,  zum  ersten  Mal  mit  Zapfen, 
A.  Nordmanniana,  Alcoquiana,  Pseudotsuga  taxifolia  (Douglasii),  Thuya  Standishii, 
Chamaecyparis  pisifera  squarrosa,  Pinus  Bungeana,  Nadeln  zu  3  etc.  etc. 

Aber  auch  die  Laub  geh  ölze  sind  schön,  besonders  ein  Liquidambar 
styraciflua,  in  Massachusets  selten,  erst  südlicher  in  Connecticut  heimisch, 
Magnolia  macrophylla  mit  1 — 3  Fuss  langen  Blättern,  viele  Ahorne  und  Eichen, 
während  1852  auf  der  ganzen  Fläche  eine  einzige  Eiche  stand,  eine  Flängebuche, 
Sophora  japonica  pendula  etc.  An  mehreren  Stellen  klettert  der  wilde  Wein 
Ouinaria  quinquefolia  Koehne  (Ampclopsis  quinquefolia  Michaux)   hoch   in   die 


*)  Siehe  die  vielen  Formen  mit  Abb.  vom  Grafen  Schwerin  in  Gartentlora  1893,  S.  652  ff.  67fS  ff 


Der  Park  des  Herrn  H.  H.  Hunnewell  in  Wellesley  bei  Boston,  Mass.  59 

Bäume,  mit  seinen  roten  Blättern  einen  malerischen  Kontrast  bildend,  während 
man  an  den  Häusern  in  Boston  wie  in  Washington  und  Philadelphia,  ebenso 
aber  auch  in  Portland  in  Oregon  in  unglaublicher  Menge  die  sich  von  selbst 
haltende  Ouinaria  (Ampclopsis)  Veitchii  Koehne  sieht,  was  einen  herrlichen 
Eindruck  macht. 

An  einer  geschützten  Stelle  ist  Raum  für  ein  grosses  Zelt,  welches  im 
Frühjahr  errichtet  wird,  um  dort  die  Azaleen  in  Töpfen  in  die  Erde  zu 
lassen.  Ein  grosser  Rhododendron-Garten  schliesst  sich  an,  umgeben  von  einer 
mächtigen  Hecke  von  Kalmia  latifolia,  die  hier  in  ihrem  Vaterlande  noch  besser 
gedeiht  als  in  England. 

Eine  geschnittene  Hecke  aus  Thuya  occidentalis  umgiebt  einen  Raum,  auf 
welchem  sich  ein  riesiges  Zeltgerüst  erhebt,  um  die  halbharten  Rhododendron 
zur  Blütezeit  aufzunehmen. 

Nahe  der  Villa  ist  der  reich  geschmückte  Blumengarten,  selbstverständlich 
aufs  sauberste  gehalten. 

Ihm  schliessen  sich  die  Gewächshäuser  an;  zunächst  besahen  wir  das 
Pfirsichhaus,  in  welchem  Xectarinen  und  Aprikosen  gezogen  werden,  denn 
Nectarinen  gedeihen  im  Freien  nicht  mehr;  jetzt  war  das  Haus  als  Unterkunft 
für  die  indischen  Azaleen  benutzt,  von  denen  auch  grosse  Schaupflanzen  aus 
Gent  vorhanden.  Auch  das  zweite  Plaus  dient  für  Kectarinen  und  Aprikosen.  — 
Grossartig  ist  die  Orchideensammlung,  die  4 — 5000  Exemplare  zählt,  nächst  der 
des  kurz  zuvor  verstorbenen  Herrn  Ames  wohl  die  grösste  Privatsammlung  in 
den  Vereinigten  Staaten.  Das  erste,  nach  Norden  gelegene  Haus  ist  für  die 
kalten  Orchideen,  die,  wie  die  meisten  übrigen,  auf  eisernen  Rosten  stehen. 
auch  Lapageria  rosea  windet  sich  hier  am  Glase  entlang,  dann  folgen  die  wärmeren 
Häuser,  die  aber  zum  Teil  die  Orchideen  nicht  allein,  sondern  mit  anderen 
Pflanzen  untermengt  (wie  bei  Herrn  Bluth-Steglitz),  enthalten.  Anstatt  der 
Holzgestelle  verwendet  man  glasierte  Thongefässe  mit  durchbrochenen  Wänden 
für  die  nicht  in  Töpfen  stehenden  Orchideen.  Andere  Häuser  sind  für  Cycadeen. 
Neuholländer  und  Kappflanzen,  auch  ein  Wasserpflanzenhaus  ist  vorhanden, 
ferner  ein  Obsthaus,  ein  Weinhaus,  ein  Rosenhaus  etc.  Prächtig  machte  sich 
eine  Allamanda  Hendersoni,  mit  sehr  dickem  Stamm,  die  ein  ganzes  Haus  überzog, 
ebenso  eine  starke  Bignonie. 

Nur  zu  schnell  verstrich  die  Zeit,  ich  musste  noch  das  Boston  gegenüber- 
liegende Cambridge  mit  seiner  Harvard  University  besuchen,  sowie  die  Shady 
Hill  Nurseries.  und  sollte  am  Abend  wieder  bei  Herrn  Prof.  Sargent  speisen.  — 
Dankerfüllt  verliess  ich  darum  Herrn  Hunnewell  und  werde  nie  den  letzten  Tag  in 
Amerika,  der  zu  einem  der  allerschönsten  zählt,  vergessen.  —  Ueber  das  gross- 
artige  Arnold-Arboretum  und  den  schönen  Privatpark  des  Herrn  Professor  Sargent 
ein  ander  Mal.  —  Abends  11  Uhr  gings  mit  dem  Schnellzuge  von  Boston  nach 
New-York  und   am   andern  Morgen  11  Uhr  mit  der  »Spree«  heimwärts. 

Im  Gardeners'  Chronicle  1893  II  S.  654  rühmt  unser  verehrter  Freund  Geo. 
Nicholson,  Kew,  ebenfalls  den  Park  des  Herrn  Hunnewell,  von  dem  das  G.  Chr. 
im  Supplement  eine  Abbildung  giebt,  wegen  des  Reichtums  an  Pflanzenarten,  und 
bemerkt,  dass  man  der  Freigebigkeit  des  Herrn  Hunnewell  auch  das  schöne 
Museum  im  Arnold-Arboretum  verdankt.  Wir  können  hinzufügen,  dass  anderer- 
seits Herrn  Hunnewell's  Cousine,  Frau  Townsend,  und  Herr  Durant  alles  Land 
zur  Wellcslev-Universität  unentgeltlich  hergegeben  haben. 


50         Bericht  über  die  auf  den  Rieselfeldern  ausgeführten  Kulturversuche  im  Jahre   1893. 

Bericht 

über  die  unter  Leitung    des  Vereins    zur  Beförderung    des  Gartenbaues   in  den 

Königl.  preussischen  Staaten    auf   den  Rieselfeldern   der    Stadtgemeinde  Berlin 

zu  Blankenburg  ausgeführten  Kulturvcrsuche  im  Jahre  1893. 

Erstattet  vom  Obergärtner  JöriiS)  Blankenburg 
und  vom  Samenhändler  Josef  Klar^   Kgl.  Hoflieferant  in  Berlin. 

ievor  wir  zu  dem  Kulturbericht  übergehen,  sei  es  uns  gestattet,  einen 
kurzen  Rückblick  auf  die  äusserst  abnorme  Witterung  des  verflossenen 
Sommers  zu  werfen.  Die  anhaltende  Trockenheit  im  Frühjahr  und  Sommer 
hat  dem  Gartenbau  und  der  Landwirtschaft  zum  Theil  recht  erheblichen 
Schaden  zugefügt.  In  der  Landwirtschaft  speziell  trat  sehr  bald  Futtermangel  ein 
und  miusste  alles,  was  nur  einigermassen  zum  Füttern  geeignet  war,  zur  Aushilfe 
herhalten;  auch  Sommergetreide,  besonders  der  Hafer,  hat  stark  gelitten  und 
ist  die  Ernte  an  Stroh  und  Körnern  sehr  gering  ausgefallen. 

Im  Gartenbau  haben  besonders  die  Gemüse-  und  Samenzüchter  über 
schlechte  Ernten  zu  klagen  gehabt,  und  sind  daher  die  Preise  für  Sämereien 
äusserst  hoch  gestiegen. 

Wenn  nun  die  Kulturen  auf  den  Rieselfeldern  und  unsere  Versuchskulturen 
im  speziellen  auch  durch  obiges  in  Mitleidenschaft  gezogen  wurden,  so  können 
wir  im  grossen  und  ganzen  immerhin  mit  den  Resultaten  zufrieden  sein.  Der 
im  Spätsommer  eingetretene  Regen  hat  schliesslich  noch  wohlthätig  auf  das 
Wachstum  eingewirkt,  so  dass  diejenigen  Pflanzen,  welche  zuerst  nicht  recht 
vom  Flecke  wollten,    sich  zum  Herbst  hin  noch  recht  üppig  entwickelt  haben. 

Die  Einteilung  des  Versuchsfeldes  war  dieselbe  wie  in  den  Vorjahren;  es 
ist  auch  in  diesem  Jahre  von  der  speziellen  Ertragsberechnung  Abstand  ge- 
nommen, da  jede  Pflanze  nur  in  geringem  Umfange  angebaut  wurde,  und  daher 
eine  richtige  Verteilung  der  Kosten  nicht  durchführbar  war. 

I.    Gemüse. 

Wir  beginnen  zuerst  mit  dem  Gemüse  und  bemerken  gleich  vorweg,  dass 
wir  auch  in  diesem  Jahre  nicht  nur  neue,  sondern  auch  bekannte  vSorten  aus 
verschiedenen  Bezugsquellen  angebaut  und  auf  ihren  Wert  für  die  Rieselfelder 
geprüft  haben. 

Rote  Beete,  längliche  von  Cheltenham.  Eine  grün-  resp.  runkelrüben- 
blättrige Salatrübc,  mit  gesättigt  blutrotem  Fleisch,  sonst  ohne  besondere 
Vorzüge. 

Silberbeete,  Mangold.  Mit  grüner  Belaubung  und  dicken,  fleischigen 
weissen  Blattstielen  und  Blattnerven. 

Betterare  rouge  de  Conventgarden.    Gut. 

Mohrrübe,  Londoner  Markt-.  Eine  gute,  halblange,  abgestumpfte  hellrote 
Mohrrübe,  die  sich  aber  bei  uns  schwer  einbürgern  wird,  da  liier  die  dunkel- 
roten Rüben  den  Markt  beherrschen. 

Wirsing,  Oberrüden  (Sachsenhausen).  Ein  Wirsing  mit  spitzen,  losen 
Köpfen,  die  zwar  schön  gelb  gefärbt  waren,  aber  den  Vergleich  mit  unseren 
alten  Sorten  nicht  aushielten.  Dasselbe  lässt  sich  auch  von  den  beiden  folgen- 
den Sorten  sagen. 


Bericht  über  die  auf  den  Rieselfeldern  ausgeführten  Kulturversuche  im  Jahre   1893.         61 

Chou  de  Milan  tres-hatif  de  la  St.  Jean. 

Chou  de  Milan  tres-hatif  de  Paris. 

Blumenkohl,  früher  von  Xocera.  Ist  eher  als  späte  Sorte  zu  bezeichnen, 
macht  viel  Laub,  aber  die  grossen,  festen,  weissen  Blumen  waren  auch  nicht 
zu  verachten. 

Blumenkohl,  kurzl)ei  ni  gcr  allerfrühester  Lenormand.  Ein  sehr  M'ert- 
voller,  mittelfrüher  Blumenkohl  mit  grossen,  festgcschlossencn,  periweissen 
Blumen 

Ausserdem  haben  wir  die  sämtlichen  Blumenkohlsorten  vom  vorigen 
Jahre  (siehe  Gartenflora  1893,  Seite   13g)    nf)ch    einmal  geprüft   und  haben  sich 


Abb.    16.     Bindereien  der  Firma  Th.   Hübner,  Berlin, 
auf  der  Herbstausstellung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues   1893. 

Siehe  S.   70. 


folgende  Sorten  M'ieder  ganz  hervorragend  ausgezeichnet:  Früher  Berliner, 
von  J.  Klar,  ist  der  beste  frühe :  fr  ü  h  e  r  v  o  n  T  o  s  k  a  n  a ;  fr ü  h  e  r  K  a  i  s  e  r ;  Carters 
Defiance;  Eclypse  und  Xon  plus  ultra. 

Um  noch  einmal  der  Rotkohlfrage  näher  zu  treten,  bezogen  \\ir  direkt 
aus  Holland  Samen  vom  schwarzroten  frühen  Utrechter  und  vom  dunkelroten, 
grossen,  späten  holländischen  Rotkohl.  Beide  Sorten  entwickelten  sich  gut  und 
brachten  grosse,  feste,  runde,  ziemlich  gut  gefärbte  Köpfe,  die  nicht  so  leicht 
platzten.  Sehr  zu  bedauern  ist,  dass  die  Färbimg  hier  nicht  so  dunkel  wird 
wie  in  Holland  und  bleibt  daher  für  uns  der  Berliner  Rotkohl  immer  der 
empfehlenswerteste. 


52         Bericht  über  die  auf  den  Rieselfeldern  ausgeführten  Kulturversuche  im  Jahre   1893. 

Weisskohl,  Grasshoff\s  neuer,  weisser,  grosser,  runder,  aller- 
frühester  Hartkopf.  Der  Kohl  entwickelt  sich  äusserst  rasch  und  schliesst 
sehr  bald  grosse,  feste  Köpfe,  hat  nur  den  einen  Fehler,  dass  die  Köpfe  gegen 
andere  Weisskohlsorten  sehr  geringes  Gewicht  zeigten. 

Kohlrabi  ,,Noii  plus  ultra",  von  Mehne  in  Aschersleben,  zeichnete  sich 
durch  Sortenreinheit  und  schön  geformte  Knollen  rühmlichst  aus. 

Kohlrabi,  blauer  verbesserter  Riesen;  die  blauen  Knollen,  die  sich 
auch  weiss  kochen,  sind  zarter  als  alle  weissen  Sorten,  aber  nur  für  Privat- 
leute zu  empfehlen,  denn  auf  dem  Berliner  Markt  ist  die  blaue  Farbe  nicht 
beliebt. 

Blätterkohl,  halbhoher,  extra  krauser,  grüner.  Die  halbhohen  Grün- 
kohlsorten haben  den  ^^orteil,  dass  sie  bei  hohem  Schnee  leichter  zu  ernten 
sind,  als  die  niedrigen:  sie  haben  aber  auch  wieder  den  Nachteil,  dass  die 
Stauden  leichter  erfrieren  und  dass  die  Blätter"  auch  leichter  von  den  Hasen 
abgefressen  werden.  —  Diese  vSorte  eignet  sich  der  schönen  grün  -  gekrausten 
Blätter  wegen  vorzüglich  als  Einzelpflanze  auf  dem  Rasen  oder  als  Gruppen- 
pflanze und  können  wir  sie  wirklich  warm  dafür  empfehlen,  so  wäre  dann  das 
Schöne  mit  dem  Nützlichen  verbunden. 

Radies,  ovaler  weisser.  Ein  sich  rasch  entwickelndes  Radieschen,  von 
kräftigem  Geschmack,  das  aber  leider  bald  pelzig  wurde. 

Mairübe,  scharlachrote  von  Kaschmir  und  Mairübe,  weisse  frühe 
von  Mailand.  Brachten  sehr  bald  in  Form  und  Farbe  zu  empfehlende 
Rübchen  von  äusserst  zartem  und  angenehmem  Geschmack,  den  Liebhabern  zu 
empfehlen.  Auf  dem  Berliner  Markt  trifft  man  die  Mairüben  selten  und  mag 
dies  wohl  daran  liegen,  dass  die  Verwendung  wenig  bekannt  ist.  Ahnlich  wie 
Kohlrüben  bereitet,  liefern  sie  im  Frühjahr  eine  angenehme  Abwechslung  auf 
der  Tafel.  —  Sollten  sie  einen  bitteren  Geschmack  haben  —  was  auf  manchen 
Bodenarten  vorkommt  —  so  müssen  die  Rüben  vorher  in  Wasser  abgekocht 
werden.  Der  Geschmack  der  rohen  Rübe  ist  fast  identisch  mit  der  Teltowcr 
Rübe,  sie  ist  entschieden  besser  als  die  Wasserrübe,  die  in  einigen  Gegenden 
gegessen  wird,  und  wohl  nur  einen  faden  Geschmack  haben  dürfte. 

Porree  perpetuelle.  Eine  neue  Abart,  die  sich  durch  Nebentriebe  immer 
wieder  ersetzen  soll.  Einige  Exemplare  darunter  \\'aren  allerdings,  wie  an- 
gegeben, aber  solche  Pflanzen  kommen  auch  bei  den  schon  bekannten 
Sorten  vor. 

Krup-Bohue,  Lyon  er  Brech-.  Eine  mittelfrühe,  weisssamige  Bohne  mit 
langen,  fleischigen  Schoten  und  recht  reich  tragend. 

Krup-Bohne,  »Raide  vert«,  gerade  grüne.  Recht  volltragende  Bohne 
mit  langen,  flachen  Hülsen,  die  ziemlich  schmal  sind.  A\'odurch  sie  sich  zum 
Einmachen  besonders  eignen  dürfte.     Bohne  grünlich  weiss. 

Krup-Boline  „Flagcolet  naiu  liatif  feuille  goufree".  Eine  sehr  empfehlens- 
werte Bohne;  wenn  auch  die  Hülsen  nicht  so  gross  sind,  so  ersetzt  sie  diesen 
Nachteil  durch  grosse  Fruchtbarkeit.     Bohne   weiss. 

Krup  -  Bohne  „Haricot  iiaiii  blaue  unique".  Eine  sehr  empfehlenswerte, 
reichtragende  Brechbohne  und,  wie  schon  der  Name  sagt,  mit  weissen 
Bohnen. 

Krup  -  Bohne,  „Sclnrcri"-,  weisse,  allerfrüheste  holländische. 

Krup-Bohne,  alle  r  v  o  1 1 1  r  a  g  e  n  d  s  t  e ,  sehr  langhülsige,  mit  weissen  Bohnen.  Gut. 


Bericht  über  die  auf  den  Rieselfeldern  ausgeführten  Kulturversuche  im  Jahre   1 89:i 


63 


Wnchsstangenbohne  „Kaiser  Friedrich*'.  Wie  schon  bekannt,  reichtragend,  gut. 

Knip-Bohne,  rosafarbene  Zucker-  Brech-.  Die  früheste  von  den  Sorten 
mit  langen  Hülsen,  die  zum  Teil  rot  gestreift  waren,  was  nicht  zur  Empfehlung 
dienen  dürfte.     Bohnen  gelb. 

Kneifelerbse,  Scharpers  allcrfrüheste  weisse  und  Scharpers  aller- 
früheste  grüne.  Beide  Sorten  kamen  zu  gleicher  Zeit,  aber  besondere  Vor- 
züge waren  nicht  daran  zu  entdecken.  Die  alte  Kentish  Invicta  ist  uns  als 
frühe  Erbse  lieber. 

Schiiabelerbse,  Grasshoffs  allergrösste,  volltragende  echte  Türken- 
säbel.    Eine  neue  Einführung,   die  sich  durch  grosse  lange  Hülsen;   und    ganz 


Abb.   17. 


Sommerbepflanzung  einer  Teppichbeetgruppe,  von  W.  Hampel,  Koppitz. 
Siehe  S.  71. 


hervorragende  Tragbarkeit  von  den  übrigen  Erbsen  auszeichnet:  wir  können 
.selbige  warm  empfehlen. 

Tomate  „Ponderosa".  Eine  amerikanische  Tomate  mit  grossen  hellroten 
Früchten.  Für  Privatleute  zu  empfehlen,  für  den  Markt  dürfte  sie  sich  nicht 
eignen,  da  man  dort  die  hochroten  Tomaten  vorzieht. 

Tomate  „Nordliclit".  Mit  robustem,  niedrigem  Kraut,  aber  nur  kleinen, 
runden  Früchten.     Nichts  besonderes. 

Speiseliürbis  „Charles  Naudin".  Cucurbita  moschata  var.  Ein  neuer  Speise- 
kürbis, der  eher  zu  den  Zier-Kürbissen  zu  rechnen  ist.  Hier  bei  uns  auf  dem 
Versuchsfelde  setzte  er  nicht  an,   sondern  brachte  nur  eine  Menge  Ranken  mit 


54         Bericht  über  die  auf  den  Rieselfeldern  ausgeführten  Kulturversuche  im  Jahre   1893. 

weisspiinktierten  Blättern,  die  zur  Bekleidung  von  Wänden  und  Lauben  sich 
gut  eignen  dürften.  Anderweitig  sahen  wir  Früchte,  die  klein,  Aveiss  und  grün 
gestreift  waren,  aber  sich  nicht  als  Speisekürbis  verwerten  Hessen. 

Gfnrke  „Juwel  von  Koppitz".  Kam  hier  im  Mistbeetkasten  nicht  ordentlich 
zur  Entwicklung  und  blieb  daher  ohne  Resultat.  Da  sie  sehr  empfindlich 
scheint,  so  ist  sie  wohl  besonders  für  Hauskultur  zu  empfehlen. 

Cornichoii  yert  de  Paris.  Die  echte  Pariser  Traubengurke  hat  den  Er- 
wartungen nicht  entsprochen,  zeigte  sich  sehr  empfindlich  gegen  die  Berieselung 
und  ging  daher  bald  ein. 

Neue  amerikanische  Pflrsicliinelone.  Eine  kleine,  ovale,  gelbgrüne  Melone, 
ohne  besondere  Vorzüge,  die  nur  für  Sortimente  Wert  haben  dürfte. 

Mandarinen-Melone.  Eine  sehr  schön  gezeichnete  Melone,  die  nur  die  Grösse 
einer  Billardkugel  erreicht.  In  voller  Reife  ist  sie  hochgelb  gefärbt  und  braun 
gebändert,  sieht  einer  Mandarine  nicht  unähnlich.  Die  Frucht  schmeckte  leider 
nicht  so  gut  wie  eine  gewöhnliche  Melone  und  empfiehlt  sie  sich  daher  nur 
zur  Dekoration  von  Fruchtschalen. 

Lagenaria  Tulgaris  sylvestris.  Soll  die  wilde  Art  der  bisher  in  Kultur  be- 
findlichen Lagenarien  sein.     Blieb  hier  ohne  Fruchtansatz. 

Spargcisalat  „Lactuca  angustata".  Wird  selten  angepflanzt.  Die  Stengel 
werden  wie  Spargel  zubereitet  und  schmecken    leidlich.      Gedieh   bei  uns  gut. 

Amerikanischer  Pflncksalat  brachte  äusserst  zarte  und  wohlschmeckende 
Blätter  imd  ist  daher  allen  Salatfreunden  als  angenehme  Abwechslung  zu 
empfehlen;  er  wächst  nach,  und  kann  daher  das  Pflücken  der  Blätter  öfter 
wiederholt  werden. 

Runkelrübe;  Mohrenweisers  verbesserte  gelbe  sowohl  wie  rote.  Die 
veredelte  Sorte  der  alten  Walzen-Runkelrübe  macht  ihrem  Züchter  resp.  ^'er- 
besserer  alle  Ehre.  Die  konisch  gewachsenen  Rüben  waren  fast  ohne  Xcben- 
wurzeln  und  hatten  mächtige  Dimensionen  erreicht. 

Sorghum  saccharatum  „der  Schah".  Eine  neue  Sorte  Mohren-  oder  Zucker- 
hirse, »Durrah<'  oder  »Dari«,  wie  sie  mit  ihrem  arabischen  Namen  heisst. 
Die  Zuckerhirse  ist  nächst  dem  Mais  die  ergiebigste  Futterpflane,  leider  reift 
der  Samen  hier  bei  uns  nicht  aus.  Obige  Sorte,  »der  Schah«,  soll  früher  reifen, 
doch  wurde  auch  diese  nicht  reif.  Die  Pflanzen  wurden  über  3  m  hoch  und 
war  der  Anblick  dieser  kleinen  Anlage  ein  sehr  interessanter,  man  glaubte  ein 
Maisfeld  in  Virginien  vor  sich  zu  sehen.  Den  Landwirten  als  Futterpflanze 
besonders  zu  empfehlen. 

"\' on  Herrn  Professor  Dr.  Winkelmann  ans  Stettin  war  uns  ein  kleines  Quantum 
Sarepta  Senf  „Sinapis  juncea"  zur  Verfügung  gestellt  und  wurde  der  Samen  auf  dem 
^Versuchsfeld  ausgesäet.  Es  ist  ein  schwarzkörniger  Senf  und  wurden  mit  der 
Probe  16  qm  besäet,  die  einen  reichen  Ertrag  von  11V2  kg  Samen  brachten, 
=  pro  Morgen  ca.  18  Ctr.  Der  Senf  entwickelte  sich  äusserst  üppig  und 
wurde  ca.  1  m  hoch.  Als  Futter-  und  Gründüngungspflanze  zu  empfehlen.  Der 
geerntete  Samen  war  für  den  Droguenhandel  nicht  dunkel  und  nicht  scharf 
genug,  dürfte  sich  aber  vielleicht  zur  Senfölgewinnung  eignen.*) 


*)  Am  wünschenswertesten  wäre  es  freilich,  wenn  aus  den  geschälten  Samen  Senfmehl 
bereitet  werden  könnte,  um  die  grosse  Einfuhr  von  Senfmehl  aus  der  Gegend  von  Sarepta 
emzuschränken. 


Bericht  über  die  auf  den  Rieselfeldern  ausgeführten  Kulturversuche  im  Jahre   1893.         65 


Die  im  letzten  Sommer  ausgeführten  Anbauversuche  mit  verschiedenen  Früh- 
kartoffelsorten v/aren  sehr  interessant,  und  wenn  selbige  auch  noch  nicht 
definitiv  abgeschlossen  sind,  so  waren  die  Resultate  doch  immerhin  erfreulich. 


Abb. 


18.     Deutzia  parviflora  Bunge,  Blumen  weiss.     Nach  einer  Photographie. 
Siehe  S.   72. 


Wir  bemerken,  dass  von  jeder  Sorte  4  kg  Knollen  ausgepflanzt  sind,  die- 
selben wurden  vorher  angekeimt  und  dann  vorsichtig  mit  der  Hand  gepflanzt. 
Das  bepflanzte  Stück    hat    milden    Sandboden    mit    wenig  Humus;    den  Winter 


56         Bericht  über  die  auf  den  Rieselfeldern  ausgeführten  Kulturversuche  im  Jahre   1893. 


vorher  war  es   stark  berieselt    und    hatte    sich    daher    viel  Schlick   abgelagert, 
der  mit  untergegraben  wurde. 

Ausgepflanzt  wurden: 


Angepflanzte  Sorten. 


Bezugsquelle. 


Ertrag. 


Bemerkungen. 


Victor ,  allelfrüheste , 
gelbfleischig. 

Royal,  gelbe,  lialblange, 
sehr  frühe. 

Marjolin,  linlblaiige 
gelbe,  allerfrüheste. 

Marjolin,  Tetard,  halb- 
lange, gelbe,  flache, 
sehr  früh. 

Early  Puritaii. 


König  der  Frühen. 
Knaiier's  Rosen. 
Early  Sunriso. 

Early  Vermont. 
Carter's  8  Wochen. 
Knauer's  Pariser  Zucker. 

Blaue  runde    6  Wochen. 

Early  Mayfloiver. 
Kidney. 

Depgen's  weisse  Bisquit. 


Mlmorin- 
Paris. 

^'ilmorin- 
Paris. 

Mlmorin- 
Paris. 

Yilmorin- 
Paris. 


Neumann- 
Leutersdorf 


ßrettschneider 
Berlin. 

Neumann- 
Leutersdorf. 


Xeumann- 
Leutersdorf. 

do. 

Bcrth-Berlin. 

Xeumann- 
Peutersdorf. 


92 

74 
74 

46 

97 

66 
60 
64 

46 
42 
35 

27 

20 
20 


tel 


In  Bezug  auf  Frühreife,  Ertrag  und 
Geschmack  die  beste  Sorte. 

Geschmack  mittel. 

Ertrag  gut.     Geschmack  mittel. 

Schmeckt  gut,  fault  aber  leicht, 
daher  iür  Rieselfelder   nicht  geeignet. 

Hat  den  höchsten  Ertrag  geliefert, 
wird  hier  sehr  gross,  ist  aber  nicht 
wohlschmeckend  geworden. 

Verlangt  guten  Boden,  für  hiesige 
Verhätnisse  nicht  passend. 

Hat  sich  hier  schon  im  zweiten 
Jahre  gut  bewährt. 

Für  Rieselfelder  sehr  zu  empfehlen. 
Kartoffel  von  gutem  Geschmack  und 
gutem  Ertrag. 

Der  Rosenkartoffel  sehr  ähnlich, 
Knollen  sehr  gross. 

Nicht  wohlschmekend,  Knollen  sehr 
gross. 

Verlangt  besseren  Boden,  hier  nicht 
wohlschmeckend. 

Sehr  wohlschmeckend,  verlangt  aber 
schwarzen  humosen  Boden,  um  hohen 
Ertrag  zu  bringen. 

Verlangt  auch  besseren  Boden, 
do. 

Nur  für  guten  Boden  geeignet. 


Kartoffclsämlinge,  frühe  und  späte  Sorten,  gaben  22  kg  resp.  33  kg  Ertrag. 
Verlangen  beide  besseren  Boden;  Knollen  schön  rund  und  gelbflcischig. 

Die  Versuche  mit  den  Frühkartoffeln  sollen  im  nächsten  Jahre  wiederholt 
werden;  und  werden  wir  dann  über  jede  Sorte  ausführlich  berichten. 

Aus  Kopenhagen  waren  von  den  Sogncforeningernes  Fröhandel  dem  Verein 
verschiedene    Sämereien    zu    Anbauversuchen     übergeben;     leider    waren     die 


Bericht  über  die  auf  den  Rieselfeldern  ausgeführten  Kulturversuche  im  Jahre   1893.  57 


Portiönchen  so  klein,  dass  wir  von  manchen  Sorten  nur  3—4  Pflanzen  er- 
hielten. Als  empfehlenswert  bezeichnen  wir  folgende  Sorten:  Rotkraut,  blut- 
rotes,   ovales  Kopenhagen  er,    sehr    fest,    dunkel    braunrot    gefärbt,    platzt 


Wilhelm  PFltzer, 


Abb.   ly.     Canna  »Königin  Charlotte«.     Blumen  rot  mit  gelbem  Rand. 
Siehe  S.  75. 

nicht  leicht.  Weisskraut,  Amager,  spätes;  Blumenkohl,  allerfrühcster 
Schneeball  und  Blumenkohl,  grosser,  früher  Erfurter.  Die  Kohlrüben 
waren  nicht  so  besonders    hatten  keine  gute  Form. 

Carotte,  rote,  halblange  Amager.     Form  und  Farbe  sehr  uut. 


58  Einiges  über  hochstämmige  Kalthauspflanzen. 

Die  Futtermöhren  SteA^ensballe,  Champion  und  James  waren  gut 
ebenso  die  Runkelrübensorten,  und  zeichneten  sich  auch  hier  die  Ecken, 
dorfer  besonders  aus.  Die  Grassämereien  waren  rein  und  gut;  wir  erhielten 
folgende  Sorten:  Dactylis  glomerata,  »Hundgras«,  Lolium  perenne 
»Almindely  Raygras«,  Lolium  italicum  rmd  Bromus  arvensis 
»Lyerheyni«. 

Dem  Spender  der  Sämereien  sei  an  dieser  Stelle  unser  wärmster  Dank 
gebracht.  (Schluss  folgt.) 


Einiges  über  hochstämmige  Kalthauspflanzen 

von  J.  Biemüller. 

1.    Abutilon  vexillarium. 

ngcregt  durch  die  Mitteilung  des  Herrn  Schreiber  in  No.  3  der  Gartenflora, 
erlaube  ich  mir  auf  das  Abutilon  vexillarium  aufmerksam  zu  machen, 
denn  seine  einfache  Kultur,  williges  Blühen  und  schneller  Wuchs  machen  es 
zu  einer  Dekorationspflanze  ersten  Ranges. 

Die  fast  das  ganze  Jahr  erscheinenden,  eigentümlich  geformten  roten  und 
gelben  Blumen  hängen  wie  Glöckchen  an  jedem  Zweig;  selbst  wenn  die  gelben 
Blumenblätter  abgefallen,  so  bleibt  der  blasenartige  rote  Kelch  noch  so  lange 
hängen,  bis  die  Samen  reif  geworden  sind,  und  ist  demnach  die  ganze  Baum- 
krone übervoll  mit  Blumen  besetzt. 

Ich  habe  einen  Baum  von  iVani  Stammhöhe  und  8o  cm  Kronendurchmesser, 
dieser  Baum  wird  allgemein  bewundert  und  ist  von  hohem  dekorativen  Wert; 
hauptsächlich  im  Sommer  zur  Ausschmückung  der  Rasenplätze  und  für  nicht 
zu  warme  Wintergärten. 

Die  Anzucht  ist  s()  einfach,  dass  man  mit  leichter  Mühe  in  z  Jahren  recht 
schöne  Kronenbäumchen  haben  kann,  wenn  man  im  Sommer  auf  ein  recht 
kräftig  gedüngtes  Beet  ausgepflanzt.  Im  Frühjahr  verschaffe  man  sich  einige 
Kopfstecklinge  von  Abutilon  Thompsoni.  oder  sonst  einer  schnellwachsenden 
Art;  dieselben  wachsen  bekanntlich  leicht,;  im  Sommer  stelle  man  diese  Steck- 
linge zwischen  hohen  Pflanzen  auf,  damit  dieselben  immer  suchen  an  das  Licht 
zu  kommen;  im  Winter  nehme  man  dieselben  in  ein  temperiertes  Haus  und 
nicht  zu  nahe  an  das  Licht.  Oft  haben  diese  Stecklinge  schon  in  einem  Jahr 
die  gewünschte  Höhe  erreicht,  und  kann  zur  Veredelung  geschritten  werden, 
welche  durch  Oculieren ,  Einspitzen  oder  Copulieren  im  Frühjahr  bei  ge- 
spannter Luft  leicht  auszuführen  ist.  Am  besten  gelingt  das  Einspitzen,  und, 
setzt  man  gleich  2  Reihen  an  einen  vStamm.  so  ist  die  Krone  bald  fertig.  All- 
mählich gewöhnt  man  diese  Veredelungen  an  Luft  und  Licht,  bis  man  dieselben 
in  das  Freie  bringen  kann. 

2.  Clianthus  puniceus. 
Auch  diese  prächtige  Kalthauspflanze  lässt  sich  zu  Hochstämmen  heranziehen 
und  zwar  ebenso  leicht,  wie  Abutilon.  nur  mit  dem  Unterschied,  dass  man  hier 
Sämlinge  benutzt,  die  möglichst  weit  vom  Licht,  in  einem  hohen  luftigen  Haus 
aufgestellt  werden,  bis  sie  die  gewünschte  Höhe  erreicht  haben,  worauf  man 
den   Kopf  behufs  Kronenbildung  herausschneidet.     Im  Sommer  mit  dem  Topf, 


Einiges  über  hochstämmige  Kalthauspflanzen. 


69 


dem  man  eine  gute  Dränierung  gegeben,  eingegraben,  und  öfter  mit  Jauche  be- 
gossen, entwickeln  sich  die  Clianthus  zu  Prachtbäumchen,  welche  hauptsächlich 
im  Frühjahr  dicht  mit  ihren  eigentümlichen  Blumen  geschmückt  sind.  Schneidet 
man  nach  der  Blüte  etwas  zurück,  so  blühen  dieselben  im  Sommer  nochmals. 
Im  Winter  ist  ein  recht  trockener,  nicht  über  4°R.  warmer  Stand  das  empfehlens- 
werteste, auch  sei  man  in  dieser  Zeit  recht  vorsichtig  mit  dem  Giessen. 

3.    Cytisus  Attleyanus. 
Dieser    Strauch    ist    ebenfalls    eine   recht  zu  empfehlende  Pflanze,  die  sich 


Abb.  20.     Ricinus  zanzibariensis,  hellgrün  mit  -weisslichen  Rippen. 
Siehe  S.  75. 


gut  zu  Hochstämmen  erziehen  lässt,  wenn  man  Stecklinge  oder  Sämlinge  dazu 
benutzt;  beide  lassen  sich  gut  verwcnien,  nur  habe  ich  gefunden,  dass  Säm- 
linge nicht  so  dankbar  blühen. 

Auch  hier  empfiehlt  sich  ein  Auspflanzen  und  das  Entfernen  aller  Neben- 
triebe, wenn  schnell  das  Ziel  erreicht  werden  soll.  Hat  der  Baum  die  ge- 
wünschte Kronenhöhe  erlangt,  dann  darl  er  nicht  melir  ausgepflanzt  werden,  sonst 
wird  die  Krone  beim  jedesmaligen  Eintopfen  einen  Teil  ihrer  Blätter  werfen; 
es  ist  daher  zu  empfehlen,  ihn  im  Topf  zu   lassen  und  öfter  zu  jauchen. 


70  Geschmackvolle  Bindereien. 


Man  kann  im  zeitigen  Frühjahr  die  Wintergärten  damit  schmüclven  und 
auch  im  Sommer  den  Garten,  wo  die  hübschen  gelben  wohlriechenden  Blumen 
recht  angenehm  wirken. 

4.  Polygala  grandis. 
Polygala  grandis  ist  ebenfalls  als  Hochstamm  zu  ziehen  und  da  dieselbe 
recht  schnellwüchsig  ist,  so  hat  man  auch  hier  in  3  Jahren  schon  recht  hübsche 
Bäumchen,  hauptsächlich,  wenn  man  die  jungen  Pflanzen  recht  dicht  stellt, 
damit  eine  die  andere  in  die  Höhe  treibt.  Wenn  hoch  genug,  entspitzt  man 
und  behandelt  sie  wie  Clianthus,  dann  wird  man  bald  für  die  gehabte  Mühe 
entschädigt,  denn  es  entwickelt  sich  ein  überaus  reicher  Flor  vom  Nachsommer 
bis  zum  Frühling. 


Villa  Spindler  (Gr.  Tabarz),  den  19.  Januar  1894. 


Geschmackvolle  Bindereien  von   der  Herbstausstellung  des 
Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

Hierzu  Abb.    16. 

auf  S.  721  der  ,,Gartentlora"  1893  ausgesprochene  Hoffnung,  den 
Lesern  der  Gartenflora  nach  imd  nach  die  schönsten  Bindereien  A^on  der 
Herbstblumen-Ausstellung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  1893  in 
Abbildungen  A-orführen  zu  können,  wird  jetzt  zum  Teil  erfüllt.  Herr  Photograph 
Rudolphi  hat  wenigstens  einige  gute  Aufnahmen  trotz  des  trüben  November- 
Himmels  erhalten  und  uns  freundlichst  dieselben  überlassen. 

Die  Firma  Georg  Büxenstein  &  Co.,  Berlin,  hat  sich  sodann  die  grösste  Mühe 
gegeben,  diese  Photographien  in  Zinkographie  gut  zur  Darstellung  zu  bringen, 
und  so  können  Avir  heute  die  ganz  hervorragende  Ausstellung  der  Firma  Th. 
Hübner,  Berlin  S.,  Prinzenstrasse  29,  welche  mit  der  grossen  silbernen 
Staatsmcdaille  gekrönt  wurde,  veranschaulichen. 

Es  Avaren  nur  3  Gegenstände,  aber  drei  sehr  grosse;  ein  Trauer-Schmuck, 
eine  vSpiegelausschmückung  und  ein  Gegenstand  zur  silbernen  Hochzeit,  alle  vor 
einer  mit  schAvarzem  Sammet  bespannten  Hinterwand  aufgestellt. 

I.  Das  Trauer-Arrangement  bestand  aus  einem  grossen  Kranz  schwarzer 
Stiefmütterchen,  über  den  sich  ein  Kreuz  aus  Aveissen  Chrysanthemum 
legte,  oben  befand  sich  eine  Dekoration  aus  5  Cycas-  und  2  Phönix-Wedeln, 
sowie  Farne,  unten  ein  riesiger  Strauss  Aveisser  Camellien,  Eucharis  und  Mai- 
blumen, untermengt  mit  verschiedenem  Grün:  Plectogynen-  und  Pandanus-Blättern, 
grossen  BlechnumAvedeln.  Cycas  u.  s.  \v.  Die  beiden  Blumendekorationen  Avaren 
durch  einen  schwarzen  Flor  verbunden,  der  unten  in  einer  grossen  Aveissen 
Schleife  endigte. 

IL  Das  Hauptstück  bildete  die  Spiegeldekoration:  Ein  grosser  oA'aler 
Rahmen,  bezogen  mit  hellgrünem  Peluche,  auf  einer  gleichfarbigen  Staffelei,  war 
in  zierlichster  Weise  mit  üppigen  Rosenranken  bekleidet,  zu  denen  man  die 
Theerosensorten  Marie  van  Houtte  und  Safrano  nebst  braunroten  Mahonia-ßlättern 
benutzt  hatte.  In  der  Mitte  der  Spiegelfläche  befand  sich  ein  grosser  Strauss 
aus    Aveissen    Camellien,    Eucharis,    weissen  Lapagerien,    Maiblumen,  Aveissem 


Sommerbepflanzung  einer  Teppichbeetgruppe. 


71 


Flieder  und  besonders  zahlreichen  und  schönen  ßlütenrispen  der  zarthell- 
blauen Orchidee  Vanda  coerulea,  die,  wie  wir  annehmen,  wohl  von  Herrn 
F.  Bluth,  Steglitz,  stammten.  Als  Bindegrün  dienten  einige  weisse  Plectogynen- 
Blätter,  gelbgefleckte  Crotonblätter,  zartgrüne  Adiantumwedel  und  Asparagus  plu- 
mosus.  Das  ganze  Arrangement  war  mit  einem  hellgrünen  breiten  Bande 
garniert,  das  rechts  unten  eine  Schleife  bildete. 

III.  Das  dritte  Stück  war  eine  Art  Häuschen  zur  Silber-Hochzeit,  aus 
weisser  Luffa;  die  Endstangen  silbcr  bronciert,  unten  eine  Füllung  von  weissen 
Chrysanthemum,  darüber  weisse  Camellienranken,  Tuberosen.  Eucharis,  weisser 
Flieder,  Maiblumen,  Datura  und  andere  weisse  Blumen,  durch  Plectogynen- 
blätter,  Asparagus,  Blechnum  und  hellgrüne  Farne  gehoben.  Dagegen 
schmückten  das  Dach  nur  Ranken  aus  Malmaison-Rosen  mit  weissem  Tüll  und 
gleichem  Band,  sowie  ein  grosser  Tuff  versilberter  Myrtensträusse   mit  Blüten 


Abb.  21.     Zurückdrehbares  Blumenbrett  von  Mejer  &  Michael,   Leipzig. 

Siehe  S.   79. 


Sommerbepflanzung  einer  Teppichbeetgruppe. 

Hierzu  Abb.  17. 
llmählich  wird  esZeit  für  den  Herrschaftsgärtner,  andie\'ermehrung  seine!- 
Ä^'^^  Teppichbeetpflanzen  zu  denken.  Zumal,  wenn  er  nur  über  mangelhafte 
Häuser  verfügt  und,  wie  es  leider  so  häufig  vorkommt,  dur('h  tropfende  Feuchtig- 
keit die  Zahl  und  Qualität  seiner  Vermehrungspflanzen  gelitten  hat.  muss  er  bei 
Zeiten  die  Vermehrung  beginnen.  In  erster  Linie  hat  er  sich  natürlich  klar 
darüber  zu  sein,  was  er  braucht,  und  wie  viele  Pflanzen  von  jeder  Sorte. 
Manche  Gärtner,  besonders  auf  abseits  gelegenen  Orten  und  Gütern  machen 
sich  die  Sache  leicht,  indem  sie  alljährlich  wiederkehrend  dieselbe  Bepflanzung 
für  dieselben  Beetformen  wiederholen;  das  ist  ja  sehr  bequem,  aber  durchaus 
nicht  dazu  angethan,  dem  Gärtner  Ehre  zu  bringen,  denn  die  Liebe  zum  Garten 
und  die  Lust,  für  denselben  Geldausgaben  zu  machen,  muss  bei  den  Herr- 
schaften  durch  Hinweis    auf  neues   und   schönes   und   Bieten   von   solchem   von 


"72  Ein  neuer  Treibstrauch,  Deutzia  parvlflora  Bunge. 

Seiten  des  Gärtners  stets  rege  erhalten  werden.  Nur  dadurch  ist  er  im  Stande, 
eine  angenehme  und  angesehene  Stellung  bei  seinen  Arbeitgebern  einzunehmen. 
Das  Selbsterfinden  und  Entwerfen  von  Anlagen  und  Teppichbeeten  ist  allerdings 
nicht  jedermanns  Sache,  aber  die  Litteratur  giebt  uns  heute  so  viele  Hilfs- 
mittel an  die  Hand,  dass  wir  nicht  in  Verlegenheit  kommen.  Wir  legen  den 
Liebhabern  und  Gärtnern  heute  nur  eine  Probe  vor  aus  dem  trefflichen  Werke 
des  Garten-Inspektors  W.  Hampel  in  Koppitz:  Die  moderne  Teppichgärtnerei') 

Die  Formen  sind  einfach  und  gefällig.  Die  Bepflanzung  lässt  sich  auf  die  ver- 
schiedenste Art  bewerkstelligen,  je  nachdem  man  blühende  oder  Blattpflanzen 
vorzieht. 

Wir  geben  hier  die  im  genannten  Werke  vorgeschlagene  wieder: 

1.  In    der    Mitte     eine     Vase     oder    Statue,     umgeben     von    rotblumigen 
Pelargonien  oder  roten  Canna. 

2.  Gelbblättrige  Pelargonien. 

3.  Rotblumige  Knollenbegonien. 

4.  In  der  Mitte  durch  die  Figur  ein  Streifen  von  Pelarg.  Mad.  Sallerey. 

5.  Iresine  Wallisi. 

6.  Eine  Reihe  von  Alternanthera  paronyrhoides  aurea. 

7.  Die  schmale  Rabatte  Zwerg-Ageratum  ..Cannes"  Tr. 


Ein  neuer  Treibstrauch,  Deutzia  parviflora  Bunge. 

Hierzu  Abb.  18. 
[ieser  durch  den  botanischen  Garten  zu  Petersburg  und  durch  das 
^  „Arnold  Arboretum"  zu  Cambridge,  Alass.  in  die  deutschen  Baumschulen 
(Dr.  Dieck  und  Späth)  eingeführte,  auch  im  botanischen  Garten  zu  Darmstadt 
vorhandene  Strauch  wurde  wiederum  von  V.  Lemoine  c^  Sohn  in  Nancy  1891  in 
Europa  eingeführt  und  wird  von  diesen  jetzt  zum  Treiben  empfohlen. 

Die  nebenstellende  Abbildung  (S.  65)  giebt  ein  getreues  Bild;  dieselbe  wurde 
nach  einer  von  den  Herren  Lemoine  &  Sohn  eingesandten  Photograpliie  einer  zwei 
Jahre  im  freien  Lande  stehenden  Pflanze  angefertigt. 

Der  Strauch  ist  etwa  1.5  m  hoch,  die  Stengel  sind  kräftig,  aufrecht,  die  Blätter 
elliptisch  oder  lanzettlich,  gezähnt  und  stark  netzaderig,  runzelig,  beiderseits 
dunkelgrün.  Die  im  Juni  erscheinenden  Blüten  sind  weiss  oder  rahmfarben. 
aufrecht,  in  Doldentrauben  geordnet  und  erscheinen  an  den  Augen  der  letzt- 
jährigen Triebe,  die  sie  beinahe  von  oben  bis  unten  bedecken.  Die  Blumen- 
blätter sind  5  an  Zahl,  rund,  am  Nagel  verschmälert  und  horizontal  stehend,  die 
Blüten  oifen,  so  dass  sie  in  ihrer  doldenförmigen  Anordnung  an  den  Weiss- 
dorn erinnern.  Da  Deutzia  parviflora  in  Nancy  den  Winter  1892/93  vollständig 
im  Freien  aushielt,  während  Deutzia  crenata  erfror,  ist  dieselbe  eine  angenehme 
Erwerburg  für  unsere  Gärten.  Zudem  lässt  sie  sich  nach  Lemoine  ebenso  leicht 
treiben  wie  D.  gracilis  und  blüht  noch  einige  Tage  früher  als  diese.  Sie  dürfte 
sich  demnach  auch  bald  in  unseren  Treibhäusern  einbürgern.    Die  Pflanze  stammt 


*)    Berlin,  bei  Paul  Parey.     4.  Auflage   1893.    Preis  6  Mark. 


Obstbau.  73 

aus  Nordchina  und  dem  Amurgebiet.  Auf  der  grossen  Ausstellung  zu  Gent 
im  April  1893  waren  von  Lemoine  &  Sohn  ausser  ihren  gefüllten  Fliedersorten 
auch  einige  abgeschnittene  Zweige  der  Deutzia  parviflora  in  voller  Blüte  aus- 
gestellt. Sie  stammten  von  einem  Frcilandexemplar.  das  im  März  eingetopft 
und  im  Warmhause  getrieben  wurde.  T. 


Obstbau. 

Bewährte  Obstsorten  in  Schleswig-Holstein. 

j|ine  allgemein  bekannte  Erscheinung  ist  das  Variieren  des  Obstes,  nicht  nur 
_  hinsichtlich  der  Grösse  und  der  äusseren  Form,  sondern  vielmehr  in  der 
Güte  und  Feinheit,  welche  hauptsächlich  durch  das  Aroma  bedingt  wird.  Von 
Alters  her  sind  einzelne  Gegenden  durch  ihre  hervorragenden  Obstsorten 
berühmt  gewesen ,  was  bei  der  früheren  primitiven  Handhabung  des 
Obstbaues  seine  Ursache  in  günstigen  Klima-  und  Bodenverhältnissen  hatte. 
Von  Schleswig-Holstein  gilt  dieses  ja  besonders  von  dem  Gravensteiner  Apfel, 
der  hier  Avegen  seiner  Saftfülle  imd  seines  Aromas  einen  weit  verbreiteten  Ruf 
erlangte;  von  derselben  Güte  sind  in  hiesiger  Provinz  noch  folgende  Sorten: 
Melonenapfel,  Kaiserl.  Tafel,  Hirschfelds  Grand  Richard,  weisser  und  rother 
Wintertaubenapfel.  Unvergleichlich  schön  entwickelt  sich  noch  im  östlichen 
Holstein  der  gelbe  Stettiner  unter  dem  Spezialnamen  Dresmer,  und  war  dieser 
in  früheren  Zeiten  sehr  begehrt  als  Exportapfel  über  die  Ostsee;  selbst  der  edelste 
aller  Aepfel,  der  weisse  Winter-Calvill,  gedeiht  am  Spalier  im  ganzen  Küsten- 
gebiet des  Ostens  so  vorzüglich,  dass  selbst  aus  Frankreich  bezogene  Früchte 
gegen  hiesige  zurückstehen. 

In  Birnen  sind  wir  weniger  hervorragend,  denn  die  köstliche  Sommer- 
Beurre  gris  hat  ihrer  kurzen  Dauer  wegen  nur  als  Lokalfrucht  einigen 
Wert,  ist  aber  auch  besonders  edel;  in  neuer  Zeit  Imdet  die  Köstliche  von 
Charneu  eine  grosse  Verbreitung  und  ersetzt  uns  halbwegs  die  hier  nicht  zur 
besonderen  Güte  ausreifenden  Winterbirnen,  denn  zu  Weihnachten  werden  nocla 
immer  köstliche  von  Charneu  angeboten.  Letztere  erlangt  ihre  volle  Güte  auch 
nur  in  geschützten  Lagen  auf  kräftigem  Boden;  auf  leichtem  Untergrund  ist  die 
rucht  rübenartig  und  stets  rissig. 

Dass  wir  auch  in  unserm  feuchten  Seeklima  edle  Pflaumen  ziehen,  die 
eine  unvergleichliche  Saftfülle  mit  dem  feinsten  Aroma  verbinden,  dürfte  weniger 
bekannt  sein.  Selbiges  hervorzuheben  ist  eigentlich  der  Hauptzweck  dieser 
Zeilen.  Die  Pflaumenkultur  ist  hier  allerdings  nur  unbedeutend,  denn  eine 
rationelle  Verwertung  existiert  nur  in  der  Ausfuhr  von  Reineclauden  und 
Zwetschen  aus  den  südlichen  Eibmarschen  nach  England,  auch  werden  mitunter, 
namentlich  aus  derProbstei,  amKieler  Hafen,  halbreife  Zwetschen  dahin  ausgeführt- 

Vor  Jahren  machten  mich  schon  süddeutsche  Offiziere  darauf  aufmerksam, 
dass  hier  geerntete  Reineclauden  weit  saftreicher  und  edler  seien  als  in  den 
südlicheren  Rheinländern.  Eine  solche  Anerkennung  veranlasste  mich  zu  einer 
fortgesetzten  Beobachtung,  und  ich  habe  gefunden,  dass  sämtliche  Abarten  der 
Reineclaude,  nicht  nur  in  dem  letzten  ungewöhnlich  heissen  Sommer,  welcher 
für  Pflaumen  im  allgemeinen  als  sehr  günstig  angesehen  wird,  sondern  auch  in 
normalen  Jahren  sehr  schön  sich  entwickeln  und  ihnen  von  Herrschaften  ent- 
schieden der  Vorrang  eingeräumt  wird.  Die  Reifezeit  beginnt  allerdings  bedeutend 


74  Obstbau. 

später,    infolge    dessen    die   Pflaumenzeit    sich    hier    in    denselben  Sorten    um 
2  Wochen  länger  bewegt. 

Ausser  den  genannten  Sorten  hat  sich  die  von  Amerika  eingeführte 
Ontario,  eine  gleichfalls  Reineclaudenartige  Damascene  als  sehr  edel  be- 
währt. Auch  der  Czar  und  Sultan  scheinen  besonders  empfehlenswert;  regel- 
mässig dankbar  im  Ertrag  und  vorzüglich  in  der  Güte  erscheinen  Decaisne,  Le 
Combes  Unvergleichliche  nebst  Jefferson;  die  ausserordentlich  dankbare 
Königin  Victoria  entwickelt  sich  nicht  immer  gleichmässig  in  der  Güte.  Alle 
frühreifen  Mirabellen-Sorten  lassen  sich  gewiss  auch  hier  zu  konkurrenzfähigen 
Konserven  verarbeiten,  wenn  nur  Gelegenheit  dazu  vorhanden  wäre,  denn  in 
Güte  sind  dieselben  beachtenswert,  namentlich  die  noch  ganz  neue  seltene 
Reine  des  Mirabeiles. 

Mit  Zwetschen  steht  es  nicht  so  günstig;  selbst  die  Hauszwetsche  er- 
reicht bei  weitem  nicht  die  Güte,  wie  in  der  benachbarten  Provinz  Hannover 
und  im  Thüringischen,  sogar  die  Eibmarschen  in  der  Gegend  von  Glückstadt 
ernten  weit  schönere  Früchte  als  das  nördlichere  Schleswig  -  Holstein.  Zum 
allgemeinen  Anbau  ganz  zu  verwerfen  ist  bei  uns  die  grösste  aller  Zwetschen. 
Anna  Späth,  die  sich  nur  in  günstigen  warmen  Flussthälern  halbwegs  ausbildet, 
und  verkrüppelt  erscheint,  wenn  wir  dieselbe  in  Berlin  ausstellen.  Die  viel- 
empfohlene Bühlerthaler  Frühzwetsche  bleibt  auch  in  der  Grösse  sehr  zurück, 
am  empfehlenswertesten  sind  für  das  hiesige  Klima  Wangenheims  und  die 
Jacobyzwetsche,  letzter«  eine  alte  Hannoversche  Sorte,  beide  reifen  regelmässig 
gut  aus,  entbehren  jedoch  mehr  oder  weniger  den  eigentümlichen  Zwetschen- 
geschmack.  An  unserer  Nordseeküste,  in  der  Marsch,  hat  sich  die  Bamberger 
Zwetsche  als  anbauwürdig  erwiesen,  indem  selbige  daselbst  vorzügliche 
Früchte  zeitigt. 

Alle  im  vorjährigen  Sommer  aus  südlicheren  Gegenden  nach  hier  im- 
portierten Damascenenartigen  Pflaumen  waren  fahl  und  trocken,  ohne  Saft  und 
Aroma,  jedenfalls  eine  Folge  der  anhaltenden  Dürre;  wir  wurden  jedocli  in 
unserm  feuchten  Seeklima  durch  die  anhaltende  Wärme  begünstigt,  denn  Pflaumen 
imd  Zwetschen  gediehen  ungewöhnlich  schön,  nur  schade,  dass  der  reiche 
Segen  keinen  entsprechenden  Nutzen  hatte:  Verwertungsanstalten  für  derartige 
Erzeugnisse  giebt  es  nicht,  die  zu  weit  entfernt  liegenden  hätten  allerdings 
unsern  Überfluss  mit  Nutzen  verarbeitet,  wenn  solches  bekannt  gewesen  wäre. 
Wie  weit  zurück  sind  wir  doch  in  einer  rationellen  Ausnutzung  des  Obstes? 
In  Äpfeln  wird  uns  Amerika  wohl  stets  überlegen  bleiben,  wenden  wir 
unsere  Aufmerksamkeit  mehr  an  Früchte,  um  die  uns  die  Amerikaner  beneiden. 
Sagt  doch  der  Deutsch-Amerikaner  Semler  in  seinem  Werk  mit  Recht:  »Hätten 
wir  die  deutschen  Zwetschen,  es  wäre  eine  unversiegbare  Goldquelle.« 

Meine  jahrelange  Beobachtung  berechtigt  zu  der  Annahme,  dass  alle 
saftreichen  Früchte,  für  welche  das  hiesige  Klima  eine  vollständige  Reife 
zulässt,  ein  ausgeprägt  vorzügliches  Aroma  besitzen,  sowohl  Kern-  wie  Steinobst; 
insonderheit  ragen  die  Küstengegenden  der  Ostsee  mit  der  Insel  Alsen  hervor, 
während  die  Eibmarschen  nebst  der  von  der  Nordsee  begrenzten  Marsch 
meistens  sehr  grosse  Früchte  erzeugten;  der  sandige  Mittelrücken  ist  bis  jetzt 
mit  Obst  noch  wenig  hervorgetreten,  denn  das  Gebiet  aller  grösseren  Aus- 
stellungen Schleswig-Holsteins  bildete  einen  vollständigen  Kranz  längs  der 
Elbe,  Ost-  und  Nordsee.  Kiel-Wik,  G.  Wo  hl  er. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


75 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Die  neue  Canna  „Königin  Charlotte". 

Hierzu  Abb.   19. 

Eine  Neuheit  ersten  Ranges,  die  sich 
sozusagen  im  Fluge  die  Welt  erobert, 
ist  die  von  dem  berühmten  Canna- 
züchter  Herrn  Wilhelm  Pfitzer.  Stutt- 
gart, in  den  Handel  gegebene  Canna 
»Königin  Charlotte«,  die  auch  von  der 
Stauden  -  Firma  Koll  &  vSonntag  in 
Hilden  zu  Originalpreisen  abgegeben 
^vird.  Wenn  schon  die  Canna  »Ma- 
dame Crozy«  und  die  Plitzer'sche 
»Germania«  wegen  ihres  gelben  Randes 
Aufsehen  erregten,  so  übertrifft  die 
»Königin  Charlotte«  sie  doch  beide 
dadurch,  dass  der  gelbe  Rand  viel 
breiter  ist.  Dabei  baut  sich  die 
Pflanze  hübsch  gedrungen,  ca.  80  bis 
90  cm  hoch;  ihre  breiten,  an  Bananen 
erinnernden  Blätter  sind  vom  schönsten 
Grün,  mit  stahlblauen  Schimmer.  Die 
Blütentrauben  ragen  über  dem  Blatt- 
werk hervor  und  bestehen  aus  grossen 
Blumen"  von  sammtig  -  granatroter 
Farbe,  deren  einzelne  Blätter  sehr 
breit  und  mit  leuchtend  hellkanarien- 
gelbem Rand  versehen  sind.  Herr 
Pfitzer  hebt  besonders  hervor,  dass 
diese  Sorte  nicht  variirt,  wie  z.  B. 
»Madame  Croszy«  und  dass  sie  auch 
im  Winter  im  Warmhause  ohne  Unter- 
brechung weiter  blüht. 

Herr  Pfitzer  hatte  auch  in  Chicago 
Canna-Sorten,  besonders  seine  »Ger- 
mania« ausgestellt  (»Königin  Char- 
lotte« war  damals  noch  nicht  im 
Handel),  und  hat  dafür  verdienter- 
massen  einen  Preis  erhalten.  Er 
schreibt  uns  darüber:  »Der  von  mir  für 
Chicago  gewählte  Artikel  »Canna« 
hat  sich  dort  als  eine  der  besten  Flor- 
blumen bewährt,  was  ich  besonders 
an  den  Bestellungen  auf  meine  neue 
Canna  »Königin  Charlotte«  sehe.  Alle 
grösseren  amerikanischen  Häuser  haben 


davon  erhalten.*)  Was  aber  besonders 
bemerkenswert,  ist,  dass  fast  alle 
grösseren  Lyoner  Handelsgärtner  da- 
von hübsche  Posten  bezogen  und  ich 
von  einem  der  ersten,  Herrn  Comtc, 
dem  ich  im  September  1893  ^i^c 
Pflanze  schickte,  ein  grosses  An- 
erkennungsschreiben erhielt.«     L.W. 


Neuheiten    von  Samen   für  1894   von  Haage  & 
Schmidt,  Kunst-  und  Handelsgärtner  in  Erfurt. 

Hierzu  Abb.  20,  22,  23. 
(Schluss). 
Ricinus  zanzibariensis.  O  Eine 
der  wertvollsten  Einführungen  dieser 
Saison,  Blatt-  und  Dekorationspflanze 
ersten  Ranges.  Nachdem  wir  uns  be- 
reits im  Frühjahr  von  Zanzibar,  Ost- 
afrika, Samen  einiger  dort  heimischen 
Ricinus-Sorten  senden  Hessen,  bot  sich 
uns  inzwischen  reichlich  Gelegenheit, 
in  unserem  Klima  Proben  damit  an- 
zustellen. Wir  erzielten  trotz  des  un- 
günstigen Sommers  die  glänzendsten 
Resultate,  da  die  Pflanzen  sich  ausser- 
ordentlich üppig  entwickelten,  und  die 
Blätter  eine  ungeahnte  Grösse  er- 
reichten. Unbestreitbar  übertrifft  diese 
Einführung  an  Schönheit  und  Eigenart 
alle  bis  jetzt  in  Cultur  befindlichen 
Spezies  und  Varietäten,  und  sie  jetzt 
j  dem  Flandel  übergebend,  glauben  wir 
annehmen  zu  können,  dass  damit  die 
Bahn  geebnet  ist,  auf  der  diese  neue 
Klasse  die  älteren  wahrscheinlich  nach 
und  nach  verdrängen  wird.  Auch  die 
vSamen  sind  in  Form  und  Färbung  von 
denen  der  älteren  Sorten  gänzlich  ver- 
schieden und  erscheinen  in  Ansehung 
ihrer     Grösse    und    Farbenpracht    für 


^')  In  der  That  widerstehen  Canna  und  Pe- 
largonien in  den  Vereinigten  Staaten  am  besten 
der  ausserordentlichen  Hitze  und  werden  daher 
überall  angepflanzt. 


76 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Samensammlungen  und  zu  Nipp- 
sachen verwendet,  besonders  wertvoll. 
Die  Blätter  der  hier  neu  angebotenen 
Sorte,  welche  am  leichtesten  mit  denen 
einer  riesigen  Aralia  Sieboldi  ver- 
glichen werden  können,  sind  70  bis 
80  cm  breit  und  von  hellgrünem  Co- 
lorit  mit  weisslichen  Rippen;  hellgrün 
sind  auch  der  Stamm,  die  Stengel  der 
Seitenzweige  und  die  Früchte;  die 
Färbung  der  Samen  ist  ein  schönes 
gesprenkeltes  Carminrot  auf  rötlich 
weissem  Grund. 

Die  nachstehend  offerierten  drei  neuen 
Sorten  weisen  andere    Färbungen    der 


Abb.  22.     Torenia  Fournieri  grandiflora 
coelestina,  weiss  mit  hellblauen  Flecken. 

ßelaubung  aut;  in  Bezug  auf  Schönheit 
und  Grössenverhältnisse  aber  stehen 
sie  der  ersten  Sorte  durchaus  eben- 
bürtig zur  Seite. 

Ricinus  zanzibariensis  macu- 
latus.  O  Wie  erwähnt, nebst  den  nach- 
stehenden Sorten  in  Schönheit  und 
Grösse  der  vorhergehenden  gleich, 
zeigen  die  jungen  Blätter  eine  kupfrig- 
bronze  Farbe,  die  in  Dunkelgrün  mit 
rötlichen  Rippen  übergeht.  Stamm  und 
Seitenzweige  sind  kupferbraun,  die 
Samen  weiss,  braun  gefleckt. 

Ricinus  zanzibariensis  cineras- 
cens.  O  Die  ebenfalls  riesigen  Blätter 


zeigen  im  jungen  Zustande  eine  purpur- 
braune Färbung,  die  später  in  ein 
schönes  Dunlvclgrün  mit  hellen  Rippen 
übergeht,  Stamm  bräunlichrot;  Samen 
grau,  Schwarzpurpur  gesprenkelt. 

Ricinus  zanzibariensis  niger.  O 
Die  auch  dieser  Varietät  eigentümliche, 
durch  ihre  Grössenverhältnisse  auf- 
fallende Belaubung  zeigt  sich  hier 
bronze  in  Dunkelgrün  übergehend, 
während  die  RijDpen  rötlich  damit  kon- 
trastieren, und  die  Stengel  sich  hell- 
braun mit  grauem  Schein  abheben. 
Die  Samen  sind  schwarz. 

Ricinus        zanzibariensis        ge- 


Abb.    2;).      Verbascum  Wiedemunnianum. 
blau. 

mischt.  O  Hiermit  bieten  wir  eine 
Mischung"  vorstehender  vier  Sorten. 

Torenia  Fournieri  grandiflora 
coelestina.  O  Reizende  Abart  dieser 
schönen  Annuelle,  von  lieblicher  Fär- 
bung. Blumen  weiss  mit  hellazur- 
blauen Flecken.  Sehr  empfehlenswert 
für  Toptlvultur  und  Gruppen. 

\'^  e  r  b  a  s  c  u  m  W  i  e  d  e  m  a  n  n  i  a  n  u  m . 
%  Neue  prachtvolle  Species  aus  Kur- 
distan in  Kleinasien.  Die  in  Rosetten- 
form erscheinenden  Blätter  sind  grün 
und  stark  geädert,  die  etwas  wolligen 
Blütenstengel  erreichen  eine  Höhe  von 
ca.  80  cm,   sind    candelaberartig    ver- 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


77 


zweigt  und  sehr  reich  mit  3V2  bis  4  cm 
grossen,  in  indigoblauer  bis  lilla- 
violetter  Färbung  erscheinenden 
Blumen  besetzt.  Der  Wuchs  der  Pflanze 
ist  gedrungener  als  bei  Verbascum 
phoeniceum,  sie  ist  deshalb  für  Blüten- 
Gruppen  sehr  schön. 


Phalaenopsis  fugax  Kränzlin  n.  sp. 

Eine  sehr  eigentümliche  Orchidee, 
deren  verwandtschaftliche  Beziehungen 
zu  anderen  Arten  der  Gattung  bisjetzt 
noch  wenig  bekannt  sind.  Die  weiss- 
lichen  oder  blassgelben  Blumen  öffnen 
sich  gegen  9  Uhr  morgens,  um  schon 
um  2  oder  3  Uhr  nachmittags  desselben 
Tages  zu  welken  anzufangen.  Diese 
in  der  That  bei  einer  Phalaenopsis 
höchst  auffällige  Erscheinung  ist  in 
zwei  auf  einander  folgenden  Jahren 
von  Herrn  White  bei  Sir  Trevor  Law- 
rence beobachtet  worden.  Doch  noch 
durch  ein  anderes  Merkmal  zeichnet 
sich  diese  Art  aus,^ — der  mittlere  Lappen 
ihrer  Lippe  ist  in  einen  kugeligen 
hohlen  Körper  zusammengezogen,  der 
an  der  Spitze  gefurcht  ist  und  nach 
vorne  einen  stumpfen,  zugespitzten 
Sporn  trägt. 

Gard.  Chron.   1893,  II.  360. 


Spiraea  Bumalda  „Anthony  Waterer'. 

Spiraea  Bumalda  stammt  von  Japan 
und  ist  wahrscheinlich  eine  Form  von 
S.  japonica,  alias  callosa,  alias 
Fortunei.  Die  hier  besprochene  V'arie- 
tät  zeichnet  sich  durch  ihren  äusserst 
zwergigen  Habitus,  namentlich  aber 
durch  die  tief  rosarote  Farbe  ihrer 
Blumen  aus.  Auf  Steingruppen,  am 
Rande  von  Gebüschgruppen  sehr  wert- 
voll. (Blüht  ausserdem  bis  spät  in  den 
Herbst  hinein). 

Gard.  Chron.  1893,  II,  365,  f.  57. 


Dischidia  Rafflesiana. 

Eine    höchst    interessante   Schlauch- 
pflanze   aus    der    Familie    der    Ascle- 


piadeen,  die  sich  schon  in  Wallich's 
»Plantae  Asiaticae  Rariores«  abgebildet 
findet.  In  ihrem  Vaterlande,  Borneo 
und  Java,  tritt  sie  als  Epiphyt  auf.  Die 
Einführung  der  lebenden  Pflanze  nach 
den  Kew-Gärten  verdankt  man  Dr.Treub, 
dem  Direktor  des  botanischen  Gartens 
in  Buitenzorg.  Die  Krüge  werden  auf 
kurzen  seitlichen  Trieben  getragen, 
zahlreiche  Adventivwurzeln  entspringen 
am  Grunde  derselben  und  tauchen  in 
ihre  Höhlungen  ein.  Der  Krug  ist  ein 
modifiziertes  Blatt,  dessen  innere  Fläche 
mit  der  unteren  eines  gewöhnlichen 
Blattes  übereinstimmt.  Beccari  meint 
dass  diese  Krüge  den  Ameisen  als 
Herberge  dienen,  von  Delpino  wurde 
die  Ansicht  aufgestellt,  dass  sie  als 
Insektenfänger  dienen.  Treub  glaubt 
dagegen,  dass  sie  dazu  bestimmt  sind, 
Regenwasser  aufzufangen  und  zu  be- 
wahren. 

Gard.  Chron.  1893,  II,  368.  f.  58. 


Casimiroa  edulis. 

Ein  kleiner  Baum  aus  der  Familie 
der  Rutaceae-Aurantiaceae,  im  nord- 
westlichen Mexiko  zu  Hause.  Wohl 
zum  ersten  Mal  hat  jetzt  dieser  Baum 
in  Europa  Frucht  getragen  und  zwar 
in  dem  Garten  des  Herrn  Hanbury  in 
La  Mortola  bei  Ventimiglia.  In  der 
Form  erinnert  diese  Frucht  an  jene 
von  Diospyros  Kaki,  ist  aber  von 
gelber  Farbe  und  misst  5  cm  im  Durch- 
messer. Die  Frucht  wird  gegessen, 
doch  soll  ihr  Genuss  Schlaf  herbei- 
führen, von  den  Samen  heisst  es,  dass 
sie  giftig  sind. 

Gard.  Chron.  1893,  II,  393,  f.  63. 


Kniphofia  pauciflora  X  Macowani. 

Eine  hübsche,  in  Kew  gezüchtete 
Hybride  von  zwergigem  Habitus.  Die 
zwei  Arten  stehen  sich  nicht  sehr  nahe 
und  da  diese  Hybride  gerade  die  Mitte 
zwischen   beiden   hält,    so   ist  sie  sehr 


78 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


charakteristisch  und  vom  gärtnerischen 
Standpunkte  aus  empfehlenswert. 
Gard.  Chron.  1893,  ^I?  424- 


Rhododendron  Falconeri  var.  eximia. 

Eline  fleischfarbig  blühende  Varietät 
dieser    prachtvollen    Art,    welche    be- 
kanntlich    zu    den    härtesten     Rhodo- 
dendren des  Sikkim-Himalaya  gehört. 
Botanical  Magazine  f.  7317. 


Dolichos  simplioifolia. 

Eine  sehr  eigentümliche  Bohne  vom 
tropischen  Afrika;  sie  hat  grosse 
fleischige  Wurzelstöcke,  aus  welchen 
lange  dünne  Triebe  hervorbrechen. 
Die  schmalen  lanzettlichen  Blätter 
zeigen  die  endständigen  Blättchen  eines 
zusammengesetzten  Blattes,  von  wel- 
chemi  aber  die  seitenständigen  nicht 
entwickelt  sind. 

Bot.  Mag.  f.  7318. 

Cypripedium  montanum. 

Eine  kalifornische  Art,  welche  sich 
von  C.  pubescens  namentlich  dadurch 
unterscheidet,  dass  ihre  Lippe  weiss 
und  nicht  gelb  ist. 

Bot.  Mag.  f.  7319. 

Tillandsia  microxiphion. 

Diese  neue  Bromeliacee  wurde  durch 
Ed.  Andre  in  Montevideo  entdeckt 
und  von  da  eingeführt.  In  ihren  viel 
kürzeren  Blättern  weicht  sie  von 
T.  stricta  ab.  Die  Blumen  sind  blau. 
Bot.  Mag.  f.  7320. 

Phalaenopsis  tetraspis. 

Mit  P.  speciosa  nahe  verwandt,  von 
dieser    unterschieden    in    den    Lappen 
und  Anhängseln  der  Lippe. 
Bot.  A'Iag.  f.  7321. 


Cymbidium  grandiflorum  var.  punctatum. 

Diese  schöne  Pflanze  stammt  vom 
Ilimalaya,  wo  sie  in  Höhen  zwischen 
5000  und  7500  F.  auftritt.    Die  2  Fuss 


langen  und  1  bis  1V2Z0II  breiten  Blätter 
sind  an  ihrem  scheidigen  Grunde  blass 
und  glänzend  grün  gestreift.  Die  5  bis  7 
Zoll  am  Durchmesser  haltenden  Blüten 
zeigen  auf  grüner  Grundfarbe  dunkel 
purpurne  Flecken.  Auch  die  glänzend 
gelbe  Lippe  ist  purpurn  punktiert. 
Lindenia,  Septemberheft. 

Odontoglossum  Triomphe  de  Rambouillet. 

Eine  prachtvolle  Form  von  natürlichen 
Hybriden,  die  mit  O.  crispum  verwandt 
sind.  Auf  rosafarbenem  Grunde  treten 
grosse  purpurne  Flecken  hervor. 

Lindenia,  Septemberheft. 


Galeandra  Claesll. 

Die  Pseudobulben  dieser  Art  sind 
ungemein  dünn,  10  bis  18  Zoll  lang, 
cylindrisch.  Ihnen  wie  auch  den 
Blättern  ist  eine  bläulich-grüne  Färbung 
eigen.  Kelch-  und  Blumenblätter 
weinj)urpurn,  Lippe  ebenso,  nur  nach 
dem  Sporn  hin  gelblich-grün. 

Lindenia,  Septemberheft. 


Cymbidium  Lowianum  var.  superbissimum. 

Durch  die  kupferig  purpurrote  Fär- 
bung des  vorderen  Teils  der  Lippe 
eine  ausgezeichnete  Varietät. 

Lindenia,  Septemberheft. 

Eine  neue  Beerenobstpflanze. 

Durch  "\'ermittelung  des  Herrn  Hof- 
gartendirektor Vetter  sind  mir  von 
Herrn  Hofgärtner  Hoppe  im  Neuen 
Garten  bei  Potsdam  eine  Partie 
reifer  Früchte  der  Actinidia  Kolomikta*) 
!  zugeschickt  worden,  und  ist  meine  Be- 
I  geisterung  für  diese  Pflanze  der  Zukunft, 
welche  ich  schon  damals  hegte,  als 
ich  vor  5  Jahren  das  erste  I\fal  sie 
am  Orangenhaus  daselbst,  reich  mit 
Früchten  bedeckt,  sah,  jetzt  noch  be- 
deutend erhöht  worden.  Es  ist  mir 
unbegreiflich,  wie  diese  Pflanze,  die 
doch  schon  viele  Jahre  in  Europa  be- 


"j  Mandschurischer  Strahlengriffel. 


Kleinere  Mitteilungen. 


79 


kannt  ist,  noch  nicht  infolge  ihrer 
wirtschaftlichen  Bedeutung  weitere 
Verbreitung  gefunden  hat.  Die  Acti- 
nidia  ist  eine  hoch  ranl^ende,  rasch 
wachsende  Schlingpflanze,  mit  hüb- 
schem Laub,  dabei  völlig  winterhart, 
die  Blüten  sind  unscheinbare  weisse 
Rispen,  die  Früchte,  in  Grösse.  Farbe 
und  Geschmack  der  Stachelbeere  ähn- 
lich, werden  reif,  wenn  ein  Frost  über 
sie  gegangen  ist,  dann  sind  sie  ausser- 
ordentlich süss .  wohlschmeckend  und 
haben  ein  nach  Ananas  duftendes 
Aroma.  Habe  ich  auch,  um  die 
kleinen  Körnchen  zum  Anbau  zu  ge- 
winnen, noch  keine  Gelegenheit  ge- 
habt, sie  auf  ihre  Verwendbarkeit  zu 
prüfen,  so  bin  ich  doch  der  festen 
Ueberzeugung,  dass  sie  für  Compot, 
Gelee  und  Weinbereitung,  wie  die 
Stachel-  und  anderen  Beeren,  sich  vor- 


trefflich eignen,  ja  vielleicht  diese  an 
Wohlgeschmack  noch  übertreffen.  Die 
Tragbarkeit  ist,  wie  ich  mich  selbst 
überzeugte,  eine  ausserordentlich 
grosse.  Ich  nannte  die  Actinidia  eine 
Pflanze  der  Zukunft  und  bin  fest  über- 
zeugt, dass  sie  ihren  Weg  durch  ganz 
Mittel-  und  Südeuropa  nehmen  wird, 
wenn  sie  erst  mehr  bekannt  ist;  ich 
habe  schon  in  Baden  eine  grosse  An- 
zahl junger  Pflanzen  an  Gärtner  und 
Gartenfreunde  abgegeben,  werde  auch 
eine  Partie  des  erhaltenen  Samens 
an  Herrn  Beissner  zur  Verteilung  an 
die  Mitglieder  derDendrologischen  Ge- 
sellschaft schicken,  und  auf  alle  Weise 
für  ihre  Verbreitung  Sorge  tragen, 
wozu  diese  Zeilen  gleichfalls  dienen 
sollen. 


Karlsruhe. 


Graebener. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Zuriickdrehbares  Blumenbrett 
von  Mejer  &  Michael,  Leipzig. 

Hierzu  Abb.  21. 
Die  FirmaMejer&Alichael.  Leipzig, 
Theaterplatz  i,  fertigt  einfache  und 
reich  ausgestattete  Blumenbretter, 
welche  sich  für  alle  Orte  empfehlen, 
in  denen  es  Sitte  ist,  die  Fenster  nach 
innen  schlagen  zu  lassen.  Man  braucht 
dann  die  Blumentöpfe  am  Fenster  nicht 
wegzunehmen,  wenn  man  das  Fenster 
öffnen  will,  da  auch  das  Blumenbrett 
nach  innen  zurückgedreht  wird.  Das 
Blumenbrett  wird  mit  Haken,  die  eine 
Öse  haben,  in  der  .Seitenwand  des 
Fensters  befestigt  und  am  freien  Ende 
durch  eine  schräge  Stange  getragen, 
die  ebenfalls  in  der  Wand  drehbar  ist. 
Schon  auf  der  Ausstellung  in  Leipzig 
1893  machten  diese  Blumenbretter  ver- 
dientes Aufsehen,  ebenso  in  der  Ver- 
sammlung des  Vereins  zur  Beförderuns; 


des  Gartenbaues  in  den  preussischen 
Staaten  am  26.  Oktober  zu  Berlin.  Nach 
Herrn  Dr.  Dammer  tragen  sie  selbst 
grössere  Pflanzen  gut,  für  Berlin  liefert 
die  Firma  stärkere  Haken.  —  Sie  sind 
schon  in  vielen  Eisenwaarenhandlungen 
zu  haben  und  ihre  Zweckmässigkeit  ist 
so  anerkannt,  dass  sie  bereits  in  grossen 
Mengen  nach  dem  Auslande  gehen. 


Die  städtische  Park-  und  Gartenverwaltung    in 
Berlin  im  Jahre  1891. 

Die  Veränderungen  in  den  städtischen 
Parkanlagen*)  beschränkten  sich  nach 
dem  »Stat.  Jahrbuch  der  Stadt  Berlin. 
18.  Jahrg.«  für  das  Jahr  1891  auf  die 
Fortführung  der  begonnenen  Ver- 
schönerungsanlagen und  auf  die  Be- 
einträchtigung einiger  Anlagen   durch 


*)  Vergl.  Gartenflora  1893,  S.  318. 


80 


Kleinere  Mitteilungen. 


Eisenbahn-  und  Kirchenbauten.  —  Die 
Baumschulen  hatten  am  Jahresschluss 
einen  Bestand  von  2759517  Stück; 
86  710  Stück  Bäume  und  Sträucher 
sind  im  Laufe  des  Jahres  für  die 
städtischen  Anlagen  abgegeben  im 
Werte  von  72761  M.  —  Neuan- 
pflanzungen von  Bäumen  wurden  in 
13  Strassen  angelegt.  Drei  Plätze  er- 
hielten Schmuckanlagen,  zwölf  Schulen 
neue  oder  verbesserte  gärtnerische 
Anlagen.  —  Die  Pflanzenbestände  der 
Gewächshäuser  enthielten  im  Sommer 
1891:  38642  Stück,  sie  lieferten  zur 
Ausschmückung  der  Schmuckplätze, 
Schulhöfe,  Turnplätze  und  "Hospitäler 
83  836  Stück  Pflanzen  im  Werte  von 
21  973  M. 

Die  Obsternte  von  den  Alleebäumen 
der  Rieselgüter  war  in  Osdorf  für 
1150  M.,  in  Falkenberg  für  850  M.  ver- 
pachtet (gegen  1130  bezw.  600  M.  im 
Vorjahre). 

Am  31.  März  1892  Ovaren  in  den 
Alleen  der  Rieselgüter  80  847  Obst- 
bäume und  4977  Wildbäume,  in  den 
Baumschulen  109310  Obstbäume  und 
120000  Wildlinge  vorhanden,  deren 
Gesamtwert  auf  415  366  M.  geschätzt 
wurde.  E.  M. 


Pteris  arguta,  ein  vorzügliches  Farn  für  Wolin- 
zimmer. 

Ein  vorzügliches  Farn  für  Wohn- 
zimmer ist  Pteris  arguta.  Es  steht  ein 
Exemplar  seit  dem  21.  Oktober  in 
meinem  Arbeitszimmer  in  der  Land- 
wirtschaftlichen Hochschule,  in  wel- 
chem infolge  der  Luftheizung  eine 
äusserst  trockene,  oft  sehr  warme  Luft 
herrscht.  Trotzdem  wächst  die  Pflanze 
so  freudig,  dass  sie  neulich  selbst  das 
Interesse  der  Ausschussmitglieder  des 
Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues erregte.  L.  W. 


Eine  Rieseneiche, 

die  bezüglich  ihrer  Grössendimensionen 
im  vergangenen  Jahre  das  Interesse 
höherer  Forstbeamten  auf  sich  lenkte, 
befindet  sich  auf  der  Feldmark  des 
Gutsbesitzers  M.  im  Kreise  Pillkallen. 
Die  »Kgsb.  Allg.  Ztg.«  berichtet  hier- 
über: Die  seitens  der  betreffenden  Be- 
amten vorgenommenen  Messungen  des 
Baumes  ergaben  einen  Umfang  von 
25  Fuss  am  unteren  Stammende,  sowie 
eine  Höhe  von  etwa  90  Fuss;  das  Alter 
schätzte  man  auf  etwa  1000  Jahre.  In 
jedem  Frühjahre  schmückt  sich  dieser 
Baumgigant  noch  stets  mit  frischem, 
üppigem  Blätterschmucke,  durch  den 
weder  Regen  noch  Schnee  fällt,  wie 
die  alten  Preussen  einst  von  dem 
dichten  Laubschmucke  ihres  alten 
Heiligtums  zu  Kornowe  sagen  konnten. 
Übrigens  weist  dieses  Wahrzeichen 
aus  grauer  Ahnenzeit  durchweg  kern- 
gesundes Holz  auf;  zwei  von  dem  alten 
Baume  im  vorigen  Jahre  zum  Bau  einer 
Windmühle  entnommene  Äste  lieferten 
sämtliches  für  dieselbe  erforderliche 
Material  anEichenholz.  Charakteristisch 
ist  es.  dass  der  Grossvater  des  zeitigen 
Besitzers,  welcher  im  Alter  von  108 
Jahren  starb,  erklärte,  dass  der  Riesen- 
baum bereits  zu  Anfang  dieses  Jahr- 
hunderts dieselben  Grössendimensionen 
wie  gegenwärtig  aufgewiesen  habe.  In 
den  dichten  Zweigen  des  Eichenbaumes 
befindet  sich,  so  lange  menschliche 
Erinnerung  zurückreicht,  ein  Storchnest. 
Nach  dem  Ausspruch  der  Forstbeamten 
lässt  sich  nur  eine  Eiche  zu  Cadienen 
bei  Elbing  mit  der  in  Rede  stehenden 
bezüglich  des  kolossalen  Wuchses  ver- 
gleichen. 


Nach  dem  Berichte  des  französischen 
Akademikers Chambrelent  hat  Frank- 
reich, und  im  besonderen  die  Gironde, 
in  diesem  ganzen  Jahrhundert 
keine   so   o^ute  Weinernte  gehabt. 


Litteratur. 


il 


wie  im  Jahre  1893.  Die  Reife 
trat  in  diesem  Jahre  früher  ein  als 
jemals  zuvor  während  dieses  ganzen 
Jahrhunderts.  Zumeist  findet  die  Wein- 
lese in  der  zweiten  Septemberhälfte 
statt;  zehn  Jahre  sind  verzeichnet,  wo 
sie  schon  in  der  ersten  Hälfte  dieses 
Monats,  aber  nur  eins,  wo  sie  bereits 
im  August  abgehalten  werden  konnte. 
Dies  war  am  31.  August  1822.  Im 
Jahre  1893  hat  die  Weinlese  noch  volle 
acht  Tage  früher,  am  24.  August,  statt- 
gefunden. Auch  hinsichtlich  der  Quali- 
tät, die  mit  der  Quantität  Hand  in  Hand 
zu  gehen  pflegt,  war  die  diesjährige 
Weinernte  eine  der  besten.  Das  nach 
Qualität  und  Quantität  beste  Jahr  war 
bisher  das  von  1875.  Damals  wurden 
geerntet  4  500  000  hl    auf  einer  Ober- 


fläche von  175000  ha,  also  25,70  hl 
auf  einen  ha.  Im  laufenden  Jahre 
betrug  die  Ernte  dagegen  5  500  000  hl 
auf  160000  ha,  also  34.35  hl  auf  einen  ha. 

Die  Geltungsdauer  des  im  Jahre  1889 
zwischen  Grossbritannien  und  Bulgarien 
abgeschlossenen  und  bereits  zweimal 
verlängerten  Handelsabkommens  ist 
erneut  bis  zum  31.  Dezember  (alten 
Stils)  1894  ausgedehnt  worden.  Die 
Vorteile  dieses  Abkommens,  welcher 
für  die  britische  Einfuhr  nach  Bulgarien 
einen  allgemeinen  achtprozentigen 
Wertzoll  festsetzt,  finden  während 
seiner  weiteren  Gültigkeitsdauer  auf 
Grund  der  Meistbegünstigung  auch  für 
die  deutsche  Einfuhr  ferner  An- 
wenduno-. 


Litteratur. 


„Der  Gartenbau  im  Deutschen  Reiche^' 

Adressbuch  handelsgärtnerischer  Fir- 
men, Gartenbauvereine  etc.  Heraus- 
gegeben von  F.  J.  M.  Plumpe,  K.Hof- 
lieferant. 4.  verm.  u.  verb.  Auflage. 
Berlin  1893.  —  Preis  4  Mk. 

Das  auf35oSeiten  über  12 000 Adressen 
enthaltende  Handbuch  hat  seit  der 
letzten  Auflage  vom  Jahre  1888  eine 
wesentliche  Bereicherung  erfahren  und 
trotzdem  an  Uebersicht  gewonnen. 
Letztere  beruht  darin,  dass  die  ein- 
zelnen Ortsangaben  klarer  von  einan- 
der gesondert  sind  und  am  Schlüsse 
des  Buches  in  alphabetischer  Reihen- 
folge einen  schnellen  Ueberblick  er- 
möglichen, sowie  darin,  dass  die  ein- 
zelnen Firmen  in  fetter  Schrift  vor- 
gedruckt sind,  und  so  das  Aufsuchen 
bedeutend  erleichtert  wird. 

Die  Bereicherung  besteht  einmal 
darin,  dass  in  der  4.  Auflage  über  5000 
Firmen  mehr  enthalten  sind,  als  in  der 
aus  dem  Jahre  1888  stammenden,  ausser- 


dem, dass  gegen  430  Gartenbauvereine 
hier  Aufnahme  gefunden  haben.  Es 
zählt  daher  die  4.  Auflage  über  100 
Seiten  mehr  als  die  3.  Auflage. 

Die  Ordnung  des  Adressbuches  ist 
ausser  der  Einschaltung  eines  alpha- 
betischen Ortsverzeichnisses  dieselbe 
wie  in  der  vorigen  Auflage  geblieben. 

Aus  dem  Allem  geht  hervor,  welchen 
ausserordentlichen  Zuwachs  das  Gebiet 
des  Gartenbaues  im  Deutschen  Reiche 
in  den  letzten  5  Jahren  erfahren  und 
wie  dementsprechend  die  gärtnerische 
Thätigkeit  ganz  bedeutend  an  Umfang 
gewonnen  hat. 

Wenn  der  Herausgeber  des  Buches 
etwaige  Ungenauigkeiten.  Fehler  etc. 
der  Adressen  daraufhin  entschuldigend 
begründet,  dass  er  bei  dem  Einsammeln 
derselben  in  den  Fachkreisen  viel- 
fach auf  Widerstand  bezw.  völliges 
Ignorieren  gestossen  sei,  so  ist  das  eine 
schwerwiegende  Anklage  gegen  den 
Geschäftsgeist    der  Gärtner    im    allge- 


82 


Litteratur. 


meinen  und  trägt  jedenfalls  nicht  dazu 
bei,  das  Ansehen  dieses  Standes  nach 
aussen  hin  zu  erhöhen! 

Wollte  man  an  dem  Buche  etwas 
tadeln,  so  wäre  es  nur  in  der  Be- 
ziehung, dass  hier  und  da  Adressen 
von  Firmen  künstlicher  Blumen  und 
Blätter  aufgenommen  sind,  ein  Betrieb, 
der  das  gärtnerische  Gewerbe  direkt 
beeinträchtigt.  (Die  Betreffenden  sind 
meist  auch  Gärtner.    Red.). 

Zu  loben  ist  an  dem  Buche  die  Ge- 
nauigkeit der  Adressen,  die  Aufführung 
nurthatsächlich  existierender  Geschäfte, 
die  nähere  Angabe  des  speziellen  Be- 
triebes und  kaufmännisch  richtige  Be- 
merkungen in  möglichst  knapper  Form. 

Wir  können  daher  den  Bezug  eines 
Buches,  wie  Avir  in  Deutschland  kein 
zweites  in  dieser  Beziehung  brauch- 
bares besitzen,  nur  gewissenhaft 
empfehlen.  H. 

Der  Chilisalpeter  und  die  Zukunft  der  Salpeter- 
industrie. 

Von  Dr.  H.  Polakowsky.  Heraus- 
gegeben vom  Direktorium  der  Land- 
wirtsch.  Hauptgenossenschaft  zu  Berlin. 
Berlin,  Kommissions-^'erlag  G.  S  c  h  uhr , 
1893.  — 

Verfasser  bezweckt  die  Aufmerksam- 
keit der  Consumenten  des  Chilisalpeters 
auf  die  Zukunft  und  voraussichtliche 
mächtige  und  baldige  Entwicklung  der 
Salpeter-Industrie  zu  lenken.  Es  Avird 
in  der  A^orliegenden  Schrift  die  Ent- 
stehung, Geschichte,  Entwicklung  und 
Zukunft  der  Salpeter-Industrie  im  nörd- 
lichen Chili  in  interessanter  Weise  ge- 
schildert. Diese  »Salpeterfrage«  muss, 
wie  im  Vorwort  treffend  bemerkt  wird, 
nicht  nur  den  deutschen  und  europä- 
ischen Landwirt  interessieren,  sondern 
—  alle  Menschen,  Avelche  Brot  essen. 
Der  Inhalt  des  Broschüre  ist  im 
Wesentlichen  folgender: 
I.  Zur  Geschichte  und  Geographie 
der  Salpcterlager. 


II.  Wie  lange  Averden  die  Salpeter- 
lager für  den  stets  Avachsenden 
Konsum  genügen? 

III.  Der  Verbrauch  und  die  Agitation 
zur  Vergrösserung  desselben. 

IV.  Das  englische  Salpeter-Monopol 
und  die  Mittel  zu  seiner  Bekämpfung. 

V.  Der  Preis  des  Chilisalpeters. 

VI.  Das  schAvefelsaure  Ammoniak. 
Statistische  Nachträge.  Die.  Ent- 
stehung der  Salpeterlager.  Chi- 
lenische Salpeterindustrie. 

Das  kleine  Werk  bietet  A'iel  Inter- 
essantes und  sei  daher  bestens  em- 
pfohlen. Dr.  R.  Otto. 


Katechismus  der  Rosenzucht 

A^on  P.  Lambert.  —  Im  Verlage  A-on 
J.  J.  Weber  in  Leipzig  ist  in  zAveiter 
verbesserter  und  vermehrter  Auflage 
der  Katechismus  der  Rosenzucht  A'on 
Hermann  Jäger ,  bearbeitet  A'^on 
P.  Lambert,  mit  70  im  Texte  ge- 
druckten Abbildungen  erschienen. 

Der  Name  des  Bearbeiters  giebt  dem 
Buche  schon  den  empfehlenden  Be- 
gleitschein auf  den  Weg.  —  Der  Ka- 
techismus der  Rosenzucht  umfasst  eine 
A^ollständige  Anleitung  über  Rosen- 
zucht. Behandlung  und  Verwendung 
der   Rosen    im  Lande    und  in   Töpfen. 

Die  A'erschiedenen  Arten,  Mischlinge, 
Hybriden  sind  in  ausführlicher  Weise 
beschrieben;  auch  die  Terminologie 
in  fasslicher  Weise  klar  gelegt,  ebenso 
die  Vermehrung  und  Anpflanzung  der 
Rosen.  Die  70  Abbildungen  zeugen 
von  dem  eigehendstcn  praktischen 
Studium  des  Bearbeiters. 

Der  zAveite  Teil  des  Katechismus  der 
Rosenzucht  i:mfasst  die  Kultur  im  freien 
Lande,  der  dritte  Teil  beschreibt  die 
Kultur  der  Rosen  in  Töpfen,  und  bieten 
beide  Laien  Avie  Gärtnern  einen  guten 
Wegweiser. 

Der  Aäerte  Teil  giebt  Anleitung  zum 
Treiben    der    Rosen,   und    Avenn    auch 


Ausstellungen  und  Kongresse.  —  Gewerbliche  Angelegenheiten. 


83 


nicht  alle  Anweisungen  nach  dem 
Buche  von  dem  Gärtner  so  ausgeführt 
werden  können,  so  wird  er  durch  Auf- 
merksamkeit und  Intelligenz  das  Beste 
herauszufinden  wissen. 

Der  fünfte  Teil  behandelt  die  An- 
lage des  Rosengartens. 

Sechster  Teil.  Die  Ilybridisierung 
der  Rosen,  Erzeugung  neuer  aus  Samen. 
Die  Erzeugung  neuer  Sorten  ist  eine 
der  interessantesten ,  wenn  auch 
schwierigsten  Arbeiten  und  sie  ge- 
währt die  Aussicht,  sich  einen  Gedenk- 
stein in  der  Rosen -Rangliste  zu  er- 
ringen. 

Der  siebente  Teil  zählt  uns  die  Feinde 
und  Krankheiten  der  Rosen  und  ihre 
Verhütung  vor. 

Achter  Teil.  Auswahl  vorzüglicher 
Rosen.  Ich  bemerke  hier:  »Prüfet 
Alles,  und  das  Beste  behaltet«,  denn  es 


wird  wohl  nie  eine  vollkommene 
Übereinstimmung  bezüglich  der  Sorten 
zustande  kommen,  weil  Ort,  Boden 
und  klimatische  Verhältnisse  den 
grossten  Einfluss  auf  das  Gedeihen  der 
Rosen  ausüben. 

Der  neunte  Teil  beschreibt  die 
schönsten  Rosen  aller  Arten.  Nach 
dieser  ausführlichen  Beschreibung  wird 
der  Laie  wäe  der  Gärtner  eine  viel 
sicherere  Auwahl  treffen  können,  als 
nach  manchen  Rosen  -  Verzeichnissen, 
weil  in  diesen  oft  die  hochtönenden 
Namen  mit  grossen  Geldopfern  bezahlt 
werden  müssen. 

Hiernach  kann  ich  den  Laien  wie 
den  Gärtnern  den  Katechismus  der 
Rosenzucht,  der  in  bequemem  Taschen- 
format gebunden  ist,  bestens  empfehlen. 

Lichtenberg  b.  Berlin.      A.  Drawiel. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


In  Ratibor  (Schlesien),  fand  eine 
sehr  gut  gelungene  Chrysanthemum- 
Ausstellung  statt.  Auch  die  Freiherr- 
lich Rothschild'sche  Gärtnerei  auf  der 
hohen  Warte  bei  Wien  hatte  dazu 
Blumen  von  der  Grösse  eines  Kinder- 
kopfes geschickt.  Sehr  zahlreich  w^aren 
die  Bindereien  und  meist  sehr  ge- 
schmackvoll. Yicl  Interesse  erregten 
ganze  Zweige  reifer  Himbeeren  vom 
Kunst-  und  Handelsgärtner  Gottfried 
Arlt  in  Altendorf. 


Lemberg.    Die  für  das  Jahr  1894  zu  ver- 
anstaltende   Allgemeine    Landes -Aus- 


stellung in  Lemberg  (Galizien-Öster- 
reich)  wird  im  Frühjahre  (April,  Mai) 
1894  eine  grössere  Anzahl  Zierpflanzen 
in  Kübeln  und  insbesondere  grössere 
Laurus  Exemplare  (luigelförmig  und 
pyramidal)  zur  Verzierung  des  über 
20  ha  messenden  Ausstellungsplatzes 
brauchen.  Es  wäre  nun  für  die  dor- 
tigen deutschen  Gartenetablissements 
vielleicht  erwünscht,  eine  gewisse  An- 
zahl solcher  Zierpflanzen  zu  liefern  und 
wolle  man  sich  deshalb  an  die 
»Ausstellungs  -  Direktion  in  Lemberg« 
wenden. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


pflanzen  Stäbe  für  Blumentöpfe 
nach  der  Konstruktion  von  G.  Krüger 
in  Stettin    werden    aus    einem  dünn- 


wandigen Metallrohr  gebildet,  welches 
unten  quer  in  mehrere  Arme  ausläuft, 
welche  mit  ihren  federnden  Enden  über 


84 


Aus  den  Vereinen. 


den  Rand  des  Blumentopfes  greifen 
und  so  die  Stütze  tragen,  ohne  dass 
diese  mit  der  Erde  in  Berührung 
kommt.  Der  hohle  Stab  endigt  oben 
in  einen  Trichter  oder  eine  Halbkugel, 
in  welche  Wasser  eingegossen  wird, 
welches  sich    in  die    ebenfalls  hohlen 


unteren  Ansätze  ergiesst  und  aus 
feinen  (jffnungen  derselben  austritt. 
so  dass  die  Erde  gleichmässig  benetzt 
wird.  (Mitgeteilt  vom  Patent-  und 
technischen  Bureau  von  Richard  Lüders 
in  Görlitz.) 


Aus  den  Vereinen. 


Breslau.  Der  schlesische  Central- 
Verein  für  Gärtner  und  Gartenfreunde 
hielt  seine  Versammlung  am  17.  Jan.  im 
Restaurant  „Zum  Tauentzien"  Breslau  ab. 

Berlin.  Auf  ^^eranlassung  des  Herrn 
Inspektor  Dressler  versammelten  sich 
am  18.  Januar  in  den  Germaniasälen  zu 
Berlin  eine  Anzahl  Mitglieder  des  Ver- 
eins zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
mit  ihren  Damen,  um  den  Jahre  lang 
gehegten  Wunsch,  einmal  gemütlich  zu 
einem  Tanzkränzchen  zusammen  zu 
kommen,  auszuführen.  Das  Fest  war 
von  ca.  120  Personen,  darunter  auch 
sämtliche  Vorstandsmitglieder,  be- 
sucht und  ward  Herrn  Dressler  durch 
Herrn  Garten-Inspektor  Perring  der 
wärmste  Dank  für  das  so  vorzügliche 
Gelingen ,  zu  dem  auch  der  Schatz- 
meister durch  seine  Ueberraschungen 
nicht  wenig  beigetragen,  ausgesprochen. 
—  Des  beschränkten  Raumes  wegen 
hatten  manche  leider  abgewiesen 
werden  müssen. 


Berlin.  Der  Gartenbauverein  Anger- 
münde hat  den  Vorstand  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in 
den  preussischen  Staaten  ersucht, 
eine  Petition  an  den  Regierungs- 
präsidenten in  Potsdam  betreffs  Erlass 
einer  Polizeiverordnung  zum  Sammeln 
der  Maikäfer  zu  unterstützen.  Der  Vor- 
stand ist  nach  Anhörung  der  Ausschüsse 


dem  nachgekommen  und  hat  ausserdem 
eine  Abschrift  der  Petition  an  den 
Oberpräsidenten  gesandt,  mit  der  Bitte, 
die  Verordnung  auf  die  ganze  Provinz 
Brandenburg  auszudehnen.  Der  letztere 
hat  bereits  geantwortet,  leider  ab- 
lehnend, indem  er  bemerkt,  dass  er 
dem  märkischen  P'orstverein  auf  einen 
ähnlichen  Antrag  erwidert  habe,  es 
erscheine  nach  Ansicht  fast  sämt- 
licher darüber  gehörter  Behörden  eine 
derartige  Polizeiverordnung  kaum  kon- 
trolierbar  und  lasse  sich  dasselbe  auch 
auf  anderem  Wege  erreichen.  So  habe 
sich  namentlich  die  Bekanntmachung 
des  Herrn  Regierungs-Präsidenten  in 
Frankfurt  a.  O.  vom  5.  Mai  1888  (Extra- 
blatt zum  Amtsblatt  Stück  18)  in  der 
Praxis  gut  bewährt.  —  Wir  werden 
uns  diese  Bekanntmachung  zu  ver- 
schaffen suchen. 

Jauer.  Der  Gartenbauverein  zu 
Jauer  hielt  eine  sehr  gut  beschickte 
Chrysanthemum-Ausstellung  ab. 


Görlitz.  Im  Gartenbauverein  hielt 
Kunstgärtner  Beck,  Schöneberg,  am 
7.  Dezember  einen  sehr  interessanten 
Vortrag  über  Gemüsezucht.  Da  in 
diesem  Jahre,  Ende  Juni,  in  Görlitz  die 
Rosenausstellung  des  Vereins  deutscher 
Rosentreunde  stattfindet,  so  ist  von 
einer  anderen  Ausstellung  Abstand 
genommen. 


Sprechsaal.  —  Personal-Nachrichten. 


«5 


Löwenberg  in  Schlesien.  Auf  Ver- 
anlassung" des  Vereins  für  Gartenbau 
und  Bienenzucht  werden  in  den  amt- 
lichen Marktberichten  daselbst  jetzt 
auch  die  Preise  für  Gemüse  bekannt 
gemacht. 


Rybnik  in  Schlesien.  Herr  Haupt- 
lehrer Sand  Jedlownik  sjjrach  über  die 
Kultur  der  Georgine,  die  im  Jahre  1804 
aus  Mexico  (in  England)  eingeführt  ist. 
(Schon  1789  in  Madrid  und  auch  in 
England  eingeführt,  ging  aber  wieder 
verloren.     L.  W.) 


Sprechsaal. 


Frage  6.  Ein  auswärtiger  Herr 
wünscht  von  mir  näheres  über  den 
Anbau  resp.  die  Kultur  der  essbaren 
Trüffel  zu  hören.  Könnten  Sie  mir 
vielleicht  ein  Buch  oder  eine  Schrift 
über  diesen  Gegenstand  vorschlagen, 
welche  ich  genanntem  Herrn  empfehlen 
könnte?  Von  einer  Litteratur  etc.  über 
diesen  Zweig  ist  mir  nichts  bekannt, 
nur  dass  die  künstlich  eingerichteten 
Kulturen  bis  jetzt  fehlgeschlagen  sind. 

Antwort:  Über  diesen  Gegenstand 
hat  Herr  Prof.  Dr.  Frank  an  der 
Landwirtschaftl.  Hochschule  in  Berlin 
viel  gearbeitet  und  im  Auftrage  des 
Ministeriums  an  vielen  Orten  Versuche 
eingeleitet.     Dieselben  sind  aber  noch 


nicht  abgeschlossen.  Im  allgemeinen 
kann  man  sagen,  dass  die  deutsche 
Trüifel  nur  in  Buchen  Waldungen  auf 
Kalkboden  gedeiht.  —  Als  Litteratur 
empfiehlt  sich  Ad.  Chatin,  La  Truffe, 
I  Paris  1892.  Verlag  von  J.  B.  Bailliere 
et  fils.  Preis  14  Francs. 


Frage  7.  Ist  das  Bestreichen  der 
Holzteile  in  Mistbeetkästen  und  Erd- 
häusern mit  Carbolineum  für  die 
Pflanzen  schädlich? 

Alter  Abonnent  in  Russland. 

«  • 

« 

Antwort:     Ja.     Carbolineum    lässt 

sich  nur  für  freistehende  Holzteile  ohne 

Schaden  verwenden. 


Personal  -  Nachrichten. 


Es  wurden  ernannt:  Der  Obergärtner 
Seeligmüller  an  der  Kgl.  Lehranstalt 
für  Obst-  und  Weinbau  zu  Geisenheim 
am    Rhein    zum    Kgl.  Garteninspektor. 


Auszeichnungen:  Die  Veitch-Memo- 
rial-Medaille  sollen  am  12.  Juni  er- 
halten: Col.  Trevore  Clarke.  A. 
H.  Kent,  J.  Martin.  C.  Moore,  Geo. 
A^icholson  in  Kew,  T.  F.  Rivers.  — 
Gelegentlich  des  Krönungs-  und 
Ordensfestes  haben  erhalten :  den  Roten 
Adlerorden  3.  Klasse:  Dr.  P  rings - 
heim.  Geh.  Regierungsrat  und  Pro-  \ 
fessor,     Mitglied     der    Akademie    der 


Wissenschaften,  Berlin;  den  Roten 
Adlerorden  4.  Klasse:  Bethge,  Garten- 
Intendantur  -  Sekretär.  Potsdam;  Dr. 
Cohn,  Geh.  Regierungsrat  und  ord. 
Professor  an  der  Universität  Breslau; 
Dr.  Grüner,  Professor  an  der  Land- 
wirtschaftlichen Hochschule,  Berlin; 
Dr.  Eilhard  Schulze,  Geh.  Re- 
gierungsrat, ord.  Professor  an  der 
Universität  Berlin,  Mitgl.  der  Akademie 
der  Wissenschaften.  —  Das  Kreuz  der 
Inhaber  des  Königlichen  Hausordens 
von  Hohenzollern:  Franz,  Kgl.  Ober- 
gärtner, Sanssouci;  Hab  ermann,  Kgl. 
Obergärtner,      Berlin;       Wiss,     Kgl. 


86 


Unentgeltlich  abzugebende  Samen  etc. 


Obergärtner,  Sanssouci.  —  Das  All- 
gemeine Ehrenzeichen:  Kosack,  Kgl. 
Schloss-undGartenverwalter  inSakrow; 
Michel,  Modelltischler  an  der  Land- 
wirtschaftlichen Hochschule  Berlin; 
Schiott,  Kgl.  Parkaufseher,  Wilhelms- 
höhe bei  Kassel.  —  Dem  berühmten 
Alpenforscher  Jacob  Georg  Agardh,  in 
Luna,  Schweden,  geboren  daselbst  1S13, 
ist  die  Friedensklasse  des  preussischen 
Ordens  pour  le  merite  verliehen. 


Es  sind  gestorben:  Am  18.  Januar 
der  Handelsgärtner  Heinrich  Mimus, 
Schöneberg,  im  56.  Lebensjahre.  — 
Kunst-  und  Handelsgärtner  Julius 
Schlieben    in    Ratibor,     Senior    der 


bekannten  Firma  Schlieben  &  Frank, 
am  1.  Januar  im  64.  Lebensjahre.  Der 
Verstorbene  gehörte  seit  einer  Reihe 
von  Jahren  dem  Vorstande  des  Pro- 
vinzial-Verbandes  Schlesischer  Garten- 
bau-Vereine an  und  war  überhaupt  für 
das  allgemeineWohl  sehr  thätig;  —  am 
24.  Jan.  im  öo.  Lebensjahre  der  Land- 
schaftsgärtner Julius  Haack,  Berlin, 
langjähriges  Mitglied  des  Vereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues,  dessen 
Ausstellungen  er  früher  als  Ordner  mit 
ausserordentlichem  Geschmack  zu  ge- 
stalten wusstc,  so  zuletzt  bei  der  grossen 
gemeinsamen  Ausstellung  in  der  Phil- 
harmonie 1883;  —  am  25.  Januar  A.  V. 
Le  Coq,    Berlin,    im  64.  Lebensjahre. 


Unentg^eltlich  abzugebende  Samen, 

nur  für 

Mitglieder  des  »Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues«. 

Meldungen  bis  15.  Februar  an  das  General-Sekretariat,   Berlin  N.,  Invalidenstr.  42. 

Nur  die  gewünschten  Nummern  aufschreiben.  —  Die  Samen  iverden  den  Bestellern  so  bald  als  mög- 
lich zugeschickt.  —  Für  Porto  sind  U\  bexiu.  25  oder  50  Pfg.  in  Marken  der  Meldung  beizufügen. 


I.    Gemüse- 

1 .  Blum  c  n  k  o  h  1.  kurzbcinigerRiesen . 

2.  Weisskohl,      Berliner,      früher, 
mittelgrosser. 

3.  Rotkohl,    Berliner,   mittelfrüher, 
dunkelroter. 

4.  Rosenkohl.  »Non  plus  ultra.« 

5.  Wirsing.    Blumcnthaler,    gelber, 
früher. 

6.  Blätterkohl,  halbhoher,  grüner, 
mooskrauser. 

7.  Glaskohlrabi,  Berliner,  weisser, 
kurzlaubiger. 

8.  Kohlrüben,  weisse,  kurzlaubige. 
Schmalz-. 

9.  Carotten,    Garentan,    halblange, 
scharlachrote,  stumpfe  Treib-. 

10.  Wurzeln,    Petersilien-,    Berliner, 

kurze,  dicke. 

11.  »     Scorzoner-      oder      vSchwarz- 

wurzel. 


Samen. 

13.  Sellerie,  Folgore,  neu. 

13.  Salat-Rüben  oder  Beete,  lange 
schwarzrote,  dunkellaubige. 

14.  Weisse  Ruinen  oder  Speise- 
rüben. Teltower  oder  Alärldsche, 
kleine. 

15.  Radi  es,  »Non  plus  ultra«. 

16.  »  Hamburger  Treib-. 

17.  Rettig.     Delikatess-,        weisser, 

schneeweiss. 

18.  »     Herbst-,  Münchener.  Icrchcn- 

farbener. 

19.  Zwiebeln,  Zittauer.  runde,  gelbe 
Riesen. 

20.  Kopfsalat  zum  Treiben.  Montrc, 
früher,  gelber. 

21.  Kopfsalat.  Dickkopf,  gelber. 

22.  Pflücksalat  ,  Amerikanischer, 
krausblättriger. 

23.  Endiviensalat,  Monreale. 


Unentgeltlich  abzuarebende  Samen  etc. 


87 


24.  Spinat,     rundblättriger     Riesen- 
(Viroflay). 

25.  Mangold  oder  Beisskohl. 

26.  Rhabarber,  Queen  Victoria. 

27.  Gurken,    Kletter-  oder    Spalier-, 
japanische. 

28.  Gurken,  Cornichon.  frühe  kurze. 

29.  Treibgurken,      Berliner     Aal-, 
lange,  grüne. 

30.  Melonen.  Amerikanische,  für  das 
freie  Land. 

31.  Speise  -Kürbisse  ,       Centner-, 
gelber. 

32.  Küchen-Kräuter,  Beifuss  (Arte- 

misia  vulgaris). 
Boretsch  oder  Gurkenkraut. 
Kerbel,  extra  mooskrauser. 
Lavendel  oder  Spike. 
Petersilie,  farnblättrige. 


33- 
34- 
35. 
36. 


37.  Spanis(;her      Pfeffer,     Riesen, 
Procopp's. 

38.  Sauerampfer,  grossblättriger. 

39.  Tomate,  Trophy. 

40.  Mark  -  Erbsen  ,      Wunder     von 
Amerika. 

41.  Kneifel-  oder  Pahlerbse,  Aller- 

früheste  Berliner  Markt-. 

42.  »     Schnabel-Riesen  oder   Säbel-. 

43.  Z  u  c  k  e  r  -  E  r  b  s  e  n ,  Fürst  Bismarck. 

44.  Stangen  -  Bohnen,       Schlacht- 

schwert. 

45.  »     Czar,    die    grösst-    und   dick- 

schotigste. 

46.  Stauden-    oder   Krup-Bohnen, 

früheste  Kaiser  Wilhelm. 

47.  »     Nieren-,       weisse,       nessel- 

blättrige. 

48.  >'     Zucker-Brech,Hinrich's  Riesen. 


II.    Blumen 

49.  Zwerg-Königin-Aster.  | 

50.  Victoria- Aster. 

51.  Königin-Aster.   Schneeljall. 

52.  G  r  o  s  s  b  1  u  m  i  g  e  R  i  e  s  e  n  -  B  o  m  - 
ben -Sommer  -  Levkoyen.  für 
das  freie  Land. 

53.  Goldlack,  dunkelbrauner,  gross- 
blumiger Zwergbusch-,  der  beste 
zum  Treiben. 

54.  Balsaminen,  grossblum.  Rosen-. 

55.  Delphinium  consolida  iL  pl. 

56.  Nelken,  Dianthus  caryophyllus 
fl.  pl.,  nanus  semperflorens  Mar- 
garitae.     (Margarethennelken.) 

57.  Amarantus  atropurpureus  , 
leuchtend,  blutrot. 

58.  Antirrhinum  majus.  Löwen- 
maul. 

59.  Asperula  azurea  setosa. 

60.  Brachycomc  iberidifolia. 

61.  Calliopsis  nana  semiplena. 

62.  Chrysanthemum  coronarium 
imbricatum  fl.  pl. 

63.  Chr)^santhemum  inodorum 
fl.  pl. 

64.  Chrysanthemum     frutescens 
M.  Aunier. 


-Samen. 

65.  Coreopsis  grandiflora. 

66.  Dianthus    Heddewigi     diade- 
matus  fl.  pl. 

67.  Gaillardia   picta   Lorenziana. 

68.  Godetia  Lady  Albemarle. 

69.  Gomphrena      globosa      rubra 
nana. 

70.  Gypsophila  elegans. 

71.  Helianthus,  Sonnenblume,  cucu- 

merifolius. 

72.  »     lenticularis,  neu. 

73.  Helichrysum  monstrosum 
fl.  pl. 

74.  Humulus    japonicus    fol.    va- 
riegatis. 

75.  Iberis  coronaria  (hesperidifol.). 

76.  Impomoea  purpurea,  Trichter- 
winde. 

77.  Lathyrus      odoratus.       Riech- 
erbsen. Eckford's  neue  Hybriden. 

78.  Leucanthemum  vulgare  gran- 
d  i  f  1  o  r  u  m . 

79.  Lobelia    erinus    erecta,    Kai- 
ser Wilhelm. 

80.  Lupinus,  in  Prachtmischung. 

81.  Riesentabak,  buntblättrig. 

82.  Nigella  damascena  fl.  pl. 


88 


Unentgeltlich  abzugebende  Samen  etc. 


83.  Panicum  spectabile  gigan- 
teum. 

84.  Papaver  paeoniflorum 
nanum  fl.  pl. 

85.  Petitnia  hybrida,  Inimitable, 
nana  comp  acta. 

86.  Petunia  hybrida  grandiflora, 
grossblumige  Petunien,  Pracht- 
mischung. 

87.  Phlox  Drummondi  grandi- 
flora. 

88.  Polygonum  Orientale  fol.  rar. 

89.  Rudbeckia  amplexi'caulis  la- 
ciniata. 

90.  Reseda  odorata  grandiflora 
Machet. 

91.  Ricinus  Gibsoni  (Duchess  of 
Edinburgh). 

92.  Ricinus  zanzibariensis,  ge- 
mischt. 

93.  Salpiglossis  variabilis  gran- 
diflora. Prachtmischung. 

94.  Scabiosa  atropurpurea.  major. 
Riesen-Mohrenkönig. 

95.  Thalictrum  adiantifolium. 

96.  Tagetes  erecta,  fl.  pl..  schön 
gemischt. 

97.  Tropaeolum  Tom  Thumb 

98.  Verbena  hybrida. 

99.  Viola  tricolor  maxima,  Pen- 
sees     Stiefmütterchen. 

100.  Zea  Mays  truncata  fol.  var. 

101.  Zinnia  elegans  fl.  pl. 

102.  Bellis  perennis  fl.  pl. 

103.  Gaillardia    grandiflora, 
Prachtmischung. 

104.  Primula  Auricula. 

105.  Primula  cortusoides. 

106.  Begonia    semperflorens    atro- 
purpurea (Vernon). 

Von  Herrn  Baron  F  e  r  d.  v  o  n  M  ü  1 1  e  r . 
Melbourne,  sind  uns  folgende  Samen 
in  kleinen  Mengen  übersandt,  dieselben 
eignen  sich  am  meisten  für  bot.  Gärten. 

107.  Acacia  decurrens,  echter  Syd- 
ney tan-wattle. 

io8.  Acacia  mollisima. 

Allen  gütigen  Spendern  sei 


109.  Backhousia   sciadophora  F.  v.  AI. 
109a.  Boronia  megastigma. 

110.  Casuaiina  Decaisneana  F.  v.  M., 
sandige  Wüste,  Central- Australien. 

111.  Cynodon  Dactylon,  Dub  Grass, 
ina.  Cyperus  esculentus. 

112.  Eucalyptus  diversicolor,  Riesen- 
Eucalyptus  von  Westaustralien. 

113.  Eucalyptus  pimctata. 

114.  »  siderophloea  var. 

115.  Kennedya  rubicunda. 
115a.         »  prostrata. 
H5b.  Moringa  pterygosperma. 

116.  Nuytsia  floribunda,  Westaustralien. 

117.  Sterculia  quadrifida. 

118.  Tecoma  jasminoides. 

119.  Terminalia  grandiflora. 

120.  »  platyphylla. 

121.  Veronica  macroura. 

Von  Herrn  Prof.  Naudin,  Dirccteur 
du  Laboratoire  de  la  Villa  Thuret  in 
Antibes.  Südfrankreich,  sind  dem  Verein 
ebenfalls  freundlichst  Samen  über- 
wiesen, von  denen  ein  Theil  schon  ver- 
theilt  ist.  Vorrätig  sind  noch  kleine 
Proben  von  folgenden: 

122.  Dolichos  Lablab  aus  China,  eine 
sehr  ertragreiche  Bohnenart  an 
Stangen,  für  wärmere  Gegenden. 

123.  Asimina  triloba. 

124.  Gossypium  herbaceum,  sehr  früh- 
reife Sorte  aus  China. 

125.  Iris  pabularia  aus  Kaschmir  (dem 
Namen  nach  Futterpflanze). 

126.  Phoenix  canariensis,  der  Riese  der 
Phoenix-Palmen,   sehr  hart. 

127.  Phoenix  melanocarpa  Naudin 
(Phoenix  senegalensis?),  hart. 

128.  Poinciana  Gilliesii,  sehr  hart  (in 
Südfrankreich). 

Endlich  sind  von  Herrn  Sidney 
Clack.  Suj)erintendent  der  Delmonte 
Gardens,  Monterey  Californicn.  über- 
geben: 

129.  Cupressus  macrocarpa,  Monterey- 
Cypresse. 

der  wärmste  Dank  gesagt. 


797.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues in  den  preussischen  Staaten 

am  25.  Januar  1894  im  grossen  Hörsaale  der  Königl.  landwirtschaftlichen  Hochschule. 

j^Hij-er  Direktor  des  Vereins,  Wirklicher  Geheimer  Oberfinanzrat  und  Provinzial- 
steuerdirektor  von  Pommer  Esche  eröffnete  die  ausserordentlicli  reich 
besuchte  Versammlung,  an  der  diesmal,  da  eine  Dame.  Frl.  de  Leeuw  aus 
Haarlem,  einen  ^'ortrag■  hielt,  auch  viele  Damen  teilnahmen. 

I.    Vorgeschlagen  wurden  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr  Landtags-Abgeordneter  Graf  von  l)ouglas,  Berlin, 

2.  Frau  Rentier  A.  vom  Rath.  Berlin, 

durch  Herrn  von  Pommer  Esche. 

3.  Herr  Rittergutsbesitzer    und  Landtags-Abgeordneter    von  Neumann, 

Ilanseberg  bei  Königsberg  i.  Xm., 
durch  Herrn  Lackner. 

4.  »       Landschaftsgärtner  A.  Söht.  Gr.  Lichterfelde, 

5.  der    Gartenbau-A'erein  in  Düsseldorf, 

durch  Herrn  F.  J.  M.  Plumpe. 

6.  »      Obergärtner  J.  Tropp,  Steglitz  bei  Berlin, 

durch  Herrn  Weidlich. 

7.  Herr  Kaufmann  Max  Moral.  Berlin. 

8.  »      Gärtnereibesitzer  W.  Pfitzcr.  Stuttgart, 

9.  »  »  W.  Kuntze,  Berlin. 

10.  »  »  C.  Stoldt,  Marienthal-Wandsbek, 

11.  »  Gartenkünstler  E.  Kaeber.  Berlin. 

12.  »  Obergärtner  und  Lehrer  P.  Dannenberg,  Koschmin.  Posen. 

13.  »  Dr.  med.  F.  Oppert.  Friedenau  bei  Berlin. 

14.  »  Kaufmann  G.  Wagner.  ^^leerane  i.  Sachs., 

15.  der    Gewerbe-  und  Gartenbau-Verein  in  Grünberg, 

16.  »       Gartenbau-A'erein  in  Düren. 

17.  »      Gartenbau-Verein  in  3*larburg, 

18.  »       Gartenbau-Verein  in  Freiburg  i.  Br.. 

19.  Herr  Kommerzienrat  H.  Bert  hold,  Berlin, 

durch  Herrn  Wittmack. 

20.  »      Fabrikbesitzer  Dr.  ]\Ierker.  Berlin. 

durch  Herrn  Teetz. 

21.  »      Fabrikant  W.  Brauns.  Quedlinburg. 

durch  Herrn  Grussdorf. 


90  "97.  Versammlung  des  X'ereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

32.        »      Kirchhofs-Inspektor  H.  Docring.  Berlin, 
durch  Herrn  Bacher. 

23.  »       Oberforstmeister  Alb.  Wiesmann  in  Tegel. 

24.  »       Kirrhhofs-Inspektor  C.  Franzke,  Berlin. 

25.  »      Maurer-  und  Zimmermeister  F.  Hoppe.  Berlin, 

durch  Herrn  Jawer. 

26.  >       Ziegeleibesitzer  \l.  Jung,  Berlin. 

durch  Herrn  Fasbender. 

27.  »      Obergärtner  G.  Albrecht.  Dom.  Schönfeldt  bei  Copenick, 

durch  Herrn  Nahlop. 

2S.        >       Gärtnereibesitzer  P.  Altrock  in  Pankow, 
durch  Herrn  Schwarzburg. 

11.  Ausgestellte  Gegenstände:  1.  ^'on  dem  I.  Stellvertreter  des  Direktors. 
Herrn  Kgl.  Gartenbaudirektor  Carl  Lackner,  Steglitz,  war  ein  Sortiment 
weisser  gefüllter  F^lieder  in  Töpfen  ausser  Preisbewerb  ausgestellt. 
Dieselben  erregten  wegen  ihrer  Schönheit  allgemeine  Bewunderung.  Herr 
Lackner  bemerkte,  er  habe  diese  Sorten  als  kleine  Pflanzen  vor  einigen 
Jahren  aus  Frankreich  erhalten,  um  sie  auf  ihre  Treibfähigkeit  zu  prüfen, 
erst  in  diesem  Winter  seien  sie  so  herangewachsen,  dass  dies  in  grösserem 
Masse  geschehen  konnte.  Einige  zeichnen  sich  durch  besonders  schöne, 
grosse  Blumen  aus.  so  namentlich  Michel  Buchner  mit  sehr  starken 
Rispen,  Leon  Simon  und  Alphonse  Lavallee.  —  Die  übrigen  noch  weiter 
zu  prüfenden  Sorten  sind:  Pyramidalis.  President  Grc'vy,  La  tour 
d'Auvergne.  hyacinthiflora  und  Le  Gaulois.  Alle  sind  von  Natur  dunkel- 
rote .Sorten,  sie  haben  aber  beim  Treiben,  selbst  beim  Treiben  am 
Licht,  eine  noch  grössere  Neigung,  weiss  zu  werden,  als  Charles  N.  und 
Marly  rouge.  Ja.  es  ist  fast  sch\verer.  sie  beim  Treiben  in  ihren  natür- 
lichen Farben  zu  erhalten,  als  weiss.  Ueber  die  Kultur  lässt  sich  noch 
nicht  viel  sagen,  fest  steht,  dass  sie  sich  leicht  treiben  lassen.  Zwar 
hat  Herr  Lackner  noch  keine  ^'ersuche  gemacht,  sie  bereits  um  Weihnachten 
in  Blüte  zu  haben,  zweifelt  aber  nicht.  d;iss  das  möglich  sein  wird. 

Ausserdem  führte  Herr  Lackner  eine  riesig  hohe  ( )rchidce,  Laelia 
anceps,  in  reichem  Blütenschmuck  vor.  Da  die  Blüten  sehr  dauer- 
halt sind,  eignet  sie  sich  als  Schnittblume  Bis  vor  drei  Jahren  hatte 
Herr  Lackner  sie  hängend  kultiviert,  seitdem  a.ber  im  Topf  und  damit 
viel  l:)essere  Resultate  erzielt. 

2.  Herr  Lutzcnbcrger,  Charlottenburg,  übergab  einen  abgeschnittenen 
Zweig  eines  gelben  Chrysanthemums,  das  wegen  seiner  späten  Blütezeit 
hohe  Beachtung^'erdient.  Dasselbe  ist  ein  Sämling,  vor  zwei  Jahren  von 
Herrn  Lutzenberger  gezogen:  die  Blumen  sind  etwas  weniger  behaart  als 
bei  Louis  Boehmer,  aber  etwas  mehr  als  bei  W.  A.  Manda.  Vor  zAvei 
Jahren  blühten  alle  im  Oktober  und  November,  im  vorigen  Jahre  wurden 
davon  .Stecklinge  gemacht  und  diese  haben  im  laufenden  Jahre  erst 
anfangs  Januar  begonnen  zu  Idühen.  Viele  Pflanzen  stehen  jetzt  noch  in 
Knospen,  ol)Wohl  dieselben  sich  in  einem  Hause  mit  8 — 12°  R.  Wärme 
befanden.     Würde    man    sie    kühler    halten,    so    würden    sie    noch  später 


797.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues.  91 

blühen,  und  man  kann  hoffen,  sie  selbst  im  März  noch  zu  haben.  Es  ist 
demnach  die  späteste  Sorte,  und  eröffnet  sie  eine  ganz  neue  Aussicht 
auf  die  Verwendung  der  Chrysanthemum  in  der  zweiten  Hälfte  des 
Winters.  Uabei  ist  der  Sämling  ein  guter  iJlüher  und  scheint  jetzt  etwas 
ins  Gefüllte  überzugehen.  l)ie  Pieisrichter.  die  Herren  Bluth.  Loock  und 
Schreiber,  ersuchten  Herrn  Lutzenberger,  die  Sorte  noch  weiter  dahin 
zu  prüfen,  ob  sie  auch  im  nächsten  Jahre  so  spät  blühen  werde. 

3.  Auf  ^'eranlassung  des  Herrn  Weidlich.  ( »l^ergärtner  im  Borsig'schen 
Garten,  war  von  seinem  Gehilfen,  Herrn  Alwin  Pospüschel,  ein  Pdumenkorb 
mit  künstlichen  Blumen,  aus  Kolonialerzeugnissen.  Samen,  Maiskörnern. 
Kürbiskernen  etc.  gebildet,  ausgestellt.  Ihm  ward  von  den  genannten 
Preisrichtern  eine  kleine  silberne  Medaille  zugesprochen. 

III.  liieraufhielt  Fräulein  Annie  de  Leeuw  aus  Ilaarlem,  die  sich  seit  einigen 
Jahren  in  Berlin  aufhält,  einen  höchst  interessanten  Vortrag  über  die 
Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst.  Derselbe  ward  durch  Malereien 
von  der  Hand  der  Rednerin  noch  erläutert  und  fand  allgemeinen  Beifall_ 
rief  auch  eine  sehr  lebhafte  Diskussion  hervor.  \'ortrag  und  das  Wesent- 
lichste aus  der  Diskussion  werden  in  der  Gartenflora  besonders  abgedruckt 
werden,  hier  sei  nur  bemerkt,  dass  P^rl.  de  Leeuw  den  natürlichen  Stil 
auch  auf  die  Blumen  angewendet  wissen  will  und  daher  die  Teppichbeete 
verdammt. 

R'.  Auf  Antrag  des  Ausschusses  für  Düngungsversuche,  der  mitteilte,  dass 
die  Versuche  mit  Cinerarien  und  Hortensien  im  Februar  zum  Abschluss 
gelangen  würden,  w^ard  beschlossen,  jetzt  Versuche  mit  anderen  Pflanzen 
zu  veranstalten,  das  Ministerium  für  Landwirtschaft,  Domänen  und  Forsten 
wieder  um  Bewilligung  von  200  Mk.  dazu,  wie  im  Vorjahre,  zu  bitten, 
und  den  Ausschuss  auch  weiter  mit  den  Arbeiten  zu  betrauen. 

y.  Herr  Obergärtner  Schreilx>r  wiederholte  seinen  bereits  vor  zwei  Jahren 
eingebrachten  Antrag,  den  tüchtigsten  Schülern  der  Fachschule  für 
Gärtner  am  Schlüsse  des  Kursus  Prämien  zu  gewähren.  Der  Dirigent 
der  P'achschule.  L.  Wittmack.  bemerkte,  dass  der  Antrag  sowohl  im 
Kuratorium  der  Fachschule  wie  in  der  Lehrer-Konferenz  wiederholt  er- 
wogen sei,  dass  man  aber  liisher  einstimmig  ihn  abgelehnt  habe,  einmal, 
weil  bei  keiner  andern  städtischen  P'achschule  Prämien  gegeben  werden, 
zweitens,  und  besonders  aber,  weil  man  in  dem  kurzen  Zeitraum  eines 
halben  Jahres  kaum  Zeit  habe,  die  Schüler  so  genau  kennen  zu  lernen, 
dass  man.  ohne  ungerecht  zu  sein.  Prämien  erteilen  könne.  P^ine  gewisse 
Auszeichnung  bilden  die  Censuren  in  den  am  Schlüsse  auf  Wunsch 
erteilten  Zeugnissen;  im  übrigen  solle  die  Sache  weiter  im  Auge  be- 
halten werden. 

VI.  Da  der  Beschluss  des  Vereins.  600  Mk.  im  Jahre  1893  zur  Herstellung 
eines  General  -  Registers  für  die  10  Bände  der  Gartenflora  1882  — 1891 
wegen  der  langen  Abwesenheit  des  General  -  Sekretärs  nicht  hatte  zur 
Ausführung  gebracht  werden  können,  andererseits  aber  immer  von 
neuem  der  Wunsch  nach  einem  solchen  Register  laut  wird,  zumal  für 
die  ersten  drei  Jahrzehnte  solche  Register  bestehen,    beschliesst  die  Ver- 


92  Bericht  über  die  auf  den  Rieselfeldern  ausgeführten  Kulturversuche  im  Jahre    189^. 


Sammlung,  die  600  Mk.  auf  das  neue  Jahr  zu  übertragen  und  das  Register 
herstellen  zu  lassen.*) 
VII.    Von    dem  Lokal-Komite    für    die  Rosen-Ausstellung    zu  Görlitz    und   vom 
Gartenbau  -  Verein    in  Magdeburg    sind  Einladungen    zur    Beteiligung    an 
ihren  Ausstellungen  ergangen. 

Pommer  Esche,  L.  Wittmack, 

Direktor.  General -Sekretär. 


Bericht 

über  die  unter  Leitung    des  Vereins    zur  Beförderung    des  Gartenbaues   in  den 

Königl.  preussischen  Staaten    auf   den  Rieselfeldern   der    Stadtgemeinde  Berlin 

zu  Blankenburg  ausgeführten  Kulturversuche  im  Jahre   1S93. 

Erstattet  vom  Obergärtner  Jörns,  Blankenburg, 

und  vom  Samenhändler  Josef  Kl.ar,  Kgl.  Hotlieferant  in  lierlin. 

(Schluss.) 

II.  Blumensamen. 

-'^^Ü^ster,  Comet  oder  Pudel,  reinweiss  und  pfirsichblüten.  Sind  schcuie  Be- 
<J^^  reicherungen  des  Sortiments  dieser  Astern-Klasse,  Avelche  in  England 
viel  h(")her  geschätzt  Averden  als  hier. 

Aster,  Juwel  oder  Ball,  dunkelrosa  oder  apfelblüten.  Auch  sie  zählen  zur 
Vervollständigung  dieser  jetzt  beliebten  neuen  Einführung.  Die  Farben  waren 
noch  nicht  treu. 

Chrysanthemum  carinaluiu  hjhridum  flmhriatum  11.  pl.  O  Verzeilien  .Sie  diesen 
langen  Namen.  Die  Blumen  dieser  Spielart  von  Chr.  car.,  der  bekannten 
Annuelle.  sind  schön  gefranst,  arten  aber  noch  aus.  Das  Farbenspiel  hält  sich 
in  den  bekannten  Grenzen,  doch  sahen  wir  auch  violett  angehauchte  Blumen. 
Als  Schnittpflanze  jetzt  modern  und  empfehlenswert. 

Bellis  i>erennis  11.  pl.  maxima.  Q|  Soll  von  der  Sorte  Prince  of  Wales  her- 
stammen. Es  enthielten  die  blühenden  Pllanzen  nur  zum  Teil  recht  grosse 
Blumen,  doch  dürfte  dies  Tausendschönchen  bei  weiterer  strenger  Kultur  sich 
einbürgern  und  gern  gekauft  werden.  Die  Bellis  gehen  bekanntlich  bei  Aus- 
saaten gern  wieder  in  die  einfache  P'orm  zurück. 

Amarauthus  superbus.  O  Ein  schnellwachsender  Coleusartiger  Amaranthus. 
der  bei  seiner  dreifarbigen  Belaubung  sich  als  Gruppenptlanze  gut  eignet.  Der- 
selbe lässt  sich  nach  Belieben  schneiden,  weshalb  er  auch  für  Teppichbeete> 
die  gross  gehalten  sind,  passt. 

Sommer -Levkoye,  Boiuiuet  Victoria,  weiss  und  purpurcarmin.  Der  eigen- 
artige, elegante  Bau  zeichnet  sie  vor  ;inderen  Abarten  aus:  die  Blumen  waren 
ziemlich  gefüllt. 


*)  Um  die  nötige  Auflage  übersehen  zu  können,  werden  alle,  die  ein  solches  Registei 
wünschen,  ersucht,  dem  General-Sekretariat  Mitteilung  zu  machen.  Das  Register  wird  den  Mitgliedern 
des  Vereins,  die  ein  solches  Register  wünschen,  unentgeltlich  zugehen.  Für  .Abonnenten  wird  der 
Preis  sich  auf  ca.  1  Mark  stellen. 


Bericht  über  die  auf  den  Rieselfeldern   ausgelührten  Kulturvcrsuclie  im  Jahre    1893. 


93 


Centaurea  Margaritae.  O  Ist  der  C.  suaveolens  ebenbürti.ü,'.  Die  milclnvcissen 
Blumen  marhen  sie  zum  Schnitt  begehrlich.  Leider  ist  die  Pflanze  sehr 
empfindlich  gegen  die  Unbilden  der  Witterung,  geruchlos,  und  der  Stiel  der 
Blumen  nicht  so  hart  wie  bei  suaveolens.    Sonst  sehr  zu  empfehlen. 

Cyperus  Ixia  flavcscens.  QJ  ^'on  Dammann  &  Co.,  San  Giovanni  a  Teduccio 
bei  Neapel.  Eine  Cyperaceae  mit  ganz  niedlichen  gelbgrünen  Ähren.  Scheint 
für  Malvartbindereien  sich  zu  empfehlen. 

Eragrostis  dentissima,  O  ^'on  denselben.  Eine  Grasart,  aus  den  Anden 
stammend,  mit  dunklen  Ahrchen,  die  sich  recht  gut  machten.  Für  Makart- 
binderei  gut,  allerdings  etwas  winzig. 


.\bb.  24.     Die  Handels-Gärtnerei  des  Herrn  William  K.  Harris  in  Philadelphia. 
22  Häuser  a  100'  X  2U'.  je  elf  zu  beiden  Seiten  eines  300'  langen,  24'  breiten  überdeckten  Ganges. 

Zwei  Häuser  mit  Spiegelglasscheiben. 

Siehe  S.  98. 

(Nach  einer  Photographie.) 


Caliiuclioe  Cassiopega.  %  Eine  niedliche  Succulente,  soviel  sich  bis  jetzt 
feststellen  liess.  Die  Blätter  sind  echeverienartig,  blaugrün  und  gezähnt.  Gleich 
der  folgenden  von  Dammann  S:  Co.,  San  Giovanni  a  Teduccio  bei  Neapel,  ein- 
geführt. 

Calanchoe  glaucescens.  Q|  Ähnlich  wie  vorhergehende,  eine  aus  Abessinien 
stammende  vSucculente,  die  aber  glatte  Blätter  hat.  Die  Pflanzen  sollen  von 
beiden  Arten  gut  als  Winterblüher  sein,  doch  kommen  sie  hier  nicht  zum 
Blühen. 

Heliotropiam  suareolens.     Ohne  jeden  Wert. 

Latliyrus  odoratus,  Eckford's  neue  Sorten.  Eine  jetzt  zu  den  Alode- 
pflanzen  zählende,    grossblumige.    spanische  Wicke,    die    früher    fast    nur  nach 


C)4  Bericht  über  die  auf  den  Rieselfeldern  ausgeführten  Kulturversuche  im  Jahre    1 893. 

Russland  und  Ostpreussen  Absatz   fand.      Wir    hatten    die  Wicke    in  folp^cndcn 
Spielarten: 

Couiitess  of  Radnor,  dunkclviolett.     Nicht  unser  Fall. 

Prinirose,  purpurrot  mit  azurblau. 

Beatre,  weiss,  rosa  Anhauch. 

Adonis,  dunkelrosa.     .Schön. 

Boreattoii,  dunkelbraun.     Jetzt  modern;  sehr  schön. 

Violett  King-,   violett  mit  purpur. 

Apple  Blossoin,  rot. 

The  Queen,   leuchtend  rot.     Schön. 

Invincible  carmine  (Cardinal),  leuchtend  rot. 

Abgeschnittene  Blumen  hiervon  standen  sechs  Tage  im  Wasser,  bevor  sie 
schlecht  wurden.     Lathyrus  odoratus  duftet  bekanntlich  sehr  angenehm. 

Inula  ensifolia.  %  Für  diese  "winzig  kleinblumige  gelbe  Staude  haben  wir 
keine  Verwendung;  sie  hat  höchstens  botanischen  Wert. 

Ipomoea  sauguinea  (Mina).  F)ies  unscheinbare  Schlinggewächs  erinnert  an 
Ouamoclit  und  ist  womöglich  identisch.     Entbehren  wir  gern. 

Huniulns  japonicus  fol.  var.  Eine  der  wohl  am  schnellsten  verbreiteten 
Neuheiten  ist  der  von  Fr.  Roemer,  Quedlinburg,  zuerst  in  den  Handel  gegebene 
bunte  japanische  Hopfen,  dessen  Blätter  weiss  und  rot  gefleckt  und  gestreift 
sind.  Der  japanische  Hopfen  ist  eine  einjährige  Schlingpflanze  ersten  Ranges 
—  er  wurde  hier  bis  2  m  hoch  — ,  nur  zur  Bekleidung  von  Lauben  und 
Veranden  dürfte  er  sich  nicht  eignen,  da  er  erst  gegen  den  Herbst  hin  wirk- 
lich Schatten  giebt. 

Lobelia  erinus  compacta  „Goldelse".  Eine  gelbblättrige  Lobelia,  die  mit 
ihren  blauen  Blumen  unseren  Beifall  fand,  und  sich  als  Teppichpflanze  ein- 
führen kann. 

Melotliria  Gärtneri.  Dürfte  mit  Pilogyne  suavis  identisch  sein,  wenn  nicht 
eine  A^rwechslung  vorliegt,  da  wir  keinen  L^nterschicd  fanden.  Diese  epheu- 
artige  Schlingpflanze,  zu  den  Cucurbitaceae  gehörig,  duftet  nach  ^Moschus. 

Malachra  palmata.     ¥Ane  Malvaceae.  die  nicht  zur  Blüte  kam. 

Plectranthus  herbaceus.  Schwachwachsende  Pflanze  mit  bescheidenen  rosa 
Pdumen.     (Jhne  Wert. 

raspalum  pulchrum.  O     Clrasart  und  zugleich  Unkraut. 

Pliacelia  Parryi  alba.  O     Weissblühend.  ähnlich  der  Whitlavia. 

Petunia  hybrida  stellaria  „Ernst  Socke".  Diese  Petunia  ist  niedrig,  rot- 
blühend, weiss  schattiert,  nur  kleinblumig.  Die  Petunia  hybrida  nana  ist  uns 
lieber. 

Phlox  Drummondi  hortensiaeflora  ,, Triumph".  Dieser  zinnoberfarbenl)lühende 
Phlox  ist  schön  und  zu  empfehlen. 

Pauicum  spectabile  giganteum  Qj  von  Dammann  t^  Co.,  San  Giovanni  a  Teduccio 
bei  Neapel  Gehört  schon  das  von  dieser  Firma  angeführte  gewöhnliche  P. 
spectabile  zu  den  schönen  dekorativen  Ziergräsern,  so  dieses  noch  um  so  mehr, 
da  die  Pflanzen  noch  etwas  höher  werden,  etwa  2  m.  Für  Gruppen  wie  ge- 
schaffen. Der  schlanke  leichte  Bau  der  Halme,  sowie  die  etwas  weiss  gerippten 
Blätter  nebst  rotbraunen  Blütenrispen  lassen  das  Panicum  zu  den  besseren 
Dekorationspflanzen  zählen. 


Bericht  über  die  auf  den  Rieselfeldern  ausgeführten  Kulturversuche  im  Jahre   1893.       Q5 


Pensteinon  liybridum  j?i-andiflorum.  Die  lUumcn  sind  beinahe  wie  Digitalis- 
Mumen  gross  und  in  recht  schönen  intensiven  Farben  vertreten.  Ilaben  uns 
ganz  ausserordentlich  gefallen. 

Reseda  odorata  „Urania".  Diese  Reseda  zeichnete  sich  durch  grosse  Trauben, 
welche  schön  braun  gefärbt  waren,  aus.     Dürfte  sich  einführen. 

Reseda  odorata,  (".  rashoff' s  rote  Riesen  und  R.  od.  puniila  erecta,  beide 
Sorten  waren  sehr  gut;  die  ersterc  zeichnete  sich  durch  enorm  grosse  Blumen 


Abb.  25.     Helianthus  lenticularis. 
Gelb  mit  schwarzer  .Scheibe. 


I       Siehe  Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen,  Seite   104.      || 

und  die  letztere  durch  Reichblütigkeit  aus.  Beide  sehr  emplehlenswert.  I5eide 
sind  Grashotfsche  Züchtungen. 

Alle  drei  Spielarten   stammen  jedenfalls  von  der  Reseda  ^'ictoria  ab. 

Scabiosa  atropurp.  major  ,, Riesen-Mohrenkönig"  von  Joseph  Klar.  Berlin. 
Zeigte  hier  ungemein  viele  Blumen,  die  tief  schwarzbraun  gefärbt  und  ohne 
Staubfäden   waren.     Diese  Scabiose  bleibt  noch   nicht  ganz  treu,    ist   aber  eine 


96         Bericht  über  die  auf  den  Rieselfeldern  ausgeführten  Kulturversuche  im  Jahre   1893. 

Schnittblume  allerersten  Ranges  und  in  Farbe  der  Neuzeit  entsprechend;  allen 
Scabiosenfreunden  warm  empfohlen. 

Solanum  duplosimiatum.  Ein-  auch  mehrjähriges  Solanum,  das  uns  an  S. 
robustum  erinnert.  Eine  gute  Delvorationspflanze.  Von  Dammann  &  Co., 
vSan  Giovanni  a  Teduccio. 

III.    Ältere  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 

Helianthus  aiinuns  cucumerifolius.  O  '^'o^'^  Dammann  &  Co.,  San  Giovanni 
a  Teduccio  bei  Neapel.  Zu  Bindezwecken  geeignete  Sonnenrose,  die  noch  einmal 
so  gross  wie  Calliopsis  Drummondi  ist.  mit  welcher  sie  auch  Ähnlichkeit 
hat.     Das  Centrum  ist  schwarz  und  die  Randblumcn  leuchtend  gelb. 

Ridens  atrosanguiiiea  (Dahlia  Ziniapanii).  Eine  sc-hwarzbraune  Schnittblume. 
sehr  wertvoll.     Von  Dammann  &  Co. 

Erythrochlaena  conspicua.  Distelartige,  gute  Dckorationsptlanze,  welche 
leider  nicht  zur  Blüte   kam. 

Eupatoriiim  ageratoides.  Bekannter  weisser  Herbstblüher.  In  den  früheren 
Jahren  gab  es  im  Herbst  und  Winter  Eupatorien  jeglicher  Art  in  unseren 
Häusern,  um  die  nötigen  Sträusse  zu  winden.     Heute  sieht  man  sie  nur  selten. 

Nierembergia  gracilis.  Dankbar  blühende  Topf-  wie  auch  Gruppenptlanzc, 
deren  Blumen  weiss  mit  violett  sind.     Auch  sie  wird  immer  seltener. 

Pennisetum  loiiglstylum  violacenm.  Von  Dammann  &  Co.,  San  Giovanni  a 
Teduccio  bei  Neapel.  Die  bekannte  Grasart  mit  violetten  anstatt  weissen 
Ähren;  sie  ist  sehr  geeignet.  Blattpflanzen-Gruppen  einen  leichten  Charakter 
zu  geben. 

IV.    Die  Obstabteilung 

hat  sich  auch  in  diesem  Jahre  weiter  entwickelt  und  haben  die  Äpfel  und  das 
Steinobst  ganz  besonders  reich  getragen.  Die  Birnen  hatten  durchweg  im 
letzten  Winter  durch  den  harten  Frost  gelitten  und  war  dadurch  auch  natürlich 
der  Fruchtansatz  in  Mitleidenschaft  gezogen.  Beerenobst  trug  sehr  reich.  Die 
Quittensträucher  sind  bis  auf  den  Schnee  herunter  gefroren.  Die  berühmten 
und  berüchtigten  japanischen  Pflaumen  sind  gut  durch  den  Winter  — 
—  34,50  c.—  gekommen  und  haben  sich  kräftig  entwickelt.  Den  Haselnüssen, 
hat  der  Frost  arg  mitgespielt  und  ergaben  selbige  daher  eine  voll.ständige 
Fehlernte. 

Das  Pyrus  baccata-Sortiment  bewährte  seinen  alten  Ruf  und  trug  wieder 
sehr  reich;  im  übriuen  verweisen  wir  auf  die  früheren  Berichte. 


Hauptergebnisse  der  bisherigen  Anbauversuche  auf  den 

Rieselfeldern. 

In  der  Sitzung  des  Ausschusses  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
für  das  Versuchsfeld  auf  den  städtischen  Rieselfeldern  zu  Blankenburg  bei 
Berlin  N.  am  11.  Januar  1S94,  in  welcher  obiger  Bericht  vorgelegt  wurde,  be- 
merkte Herr  A.  Seifert  (in  Firma  Brückner,  Lampe  &  Co.),  dass  man  bezüglich 
der  Arznei-  und  Gewürzpflanzen  die  Versuche  jetzt,  nach  3  Jahren,  im   wesent- 


Bericht  über  die  auf  den  Rieselfeldern  ausgeführten  Kulturversuche  im  Jahre    1893.  9" 


liehen   als  ahocsrhlnsscn  betrachten  könne.     Es  haben   sich    für  den  Anbau  im 
grossen  als  emi^l'chlenswei't  erwiesen: 

von   A  rzn  e  i  ^e  w  äc  h  se  n  :   nur  die   n  a  r  !■;  o  I  i  seh  e  n   Kräuter. 

von  C.e  würz  krau  lern:   nur  Majoran   und  Sadhei. 


Abb.  26.     F^ierfrueht,  sehr  frühe  von  Barbcnlane. 


.\bb.  27.     Gurke,  lanye  Sikkiiii, 


Abb.  28.     Endivien,  weisse  krause  Moos. 


Abb.  29.     Kopfkohl,  krausgeränderter  Winter. 


Siehe  Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen,  S.  104. 

Als  i;e  winnl)rinKend  kann  Herr  städtischer  ()l)eri:;ärtner  Jörns  nur  Majoran 
und  Bilsenkraut  empfehlen,  da  bei  den  anderen  Kräutern  das  Trocknen  zu  teuer 


Qf^  Die  Handelsgärtnereien  in  den  Vereinigten  Staaten. 


Avird,  weil  die  Trockcnvorrichtungen  zu  klein  sind.  Gewinnbringend  ist  auch 
E.stragon.  aber  der  Absatz  ist  beschränkt.  Die  ^'ersuche  mit  dem  Anbau  von 
offizineilen  Wurzeln,  Angelica.  Levisticum  und  Inula  sollen  noch  fortgesetzt 
werden,  auch  Belladonna  wird  noch  weiter  versucht  werden,  obwohl  das  Trocknen 
schwer  ist. 

Für  die  Grosskultur  können  den  Pächtern  der  städtischen  Rieselfelder  em- 
pfohlen werden: 

Majoran,  Bilsenkraut  und  Tollkirsche,  zumal  sie  auch  einen  grossen 
Markt  haben. 

Für  ausserordentlich  wichtig  hielt  man  die  ^"ersuche  mit  ganz  frühen 
Kartoffelsorten  und  ist  es  mit  Freude  zu  begrüssen,  dass  diese  \'ersuche  iaii 
allgemeinen  sehr  gut  ausgefallen  sind  (siehe  oben).  Für  die  Pächter  der  Riesel- 
felder würde  der  Anbau  solcher  früher  Kartoffeln,  von  denen  die  »Victor«  noch 
früher  scheint,  als  die  Sechswochenkartoffel,  gewiss  sehr  lohnend  werden. 

Dass  die  Erdbeeren  sich  ebenfalls  vorzüglich  zur  Kultur  auf  den  Riesel- 
feldern eignen,  ist  seit  längeren  Jahren  durch  die^xn■sucl^c  erwiesen  und  sollen 
wiederum  die  besten  neuen  Sorten  beschafft  werden.  Auch  diese  Kultur  krmnte 
eine  ergiebige  Einnahmequelle  für  die  Pächter  werden. 

Ferner  gedeihen  Schnittblumen  zum  Teil  vortrefflich,  desgleichen 
Rosen  und  Rosen  Wildlinge,  sowie  Laubgeholze  und  (Koniferen. 

Aus  alledem  erhellt,  dass  die  Frage,  welche  der  Verein  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  zu  beanworten  stellte: 

Wie  kann  ein  Ilandelsgärtn er  die  städtischen  Rieselfelder 
a  m  z  -w  e  c  k  m  ä  s  s  i  g  s  t  e  n  ä  u  s  n  u  t  z  e  n  ? 
durch  diese  Versuche  nach  den  verschiedensten  Richtungen  beantwortet  ist. 
und  dass  es  also  eine  ganze  Anzahl  von  Gewächsen  giebt,  die  sich  dort  mit 
Erfolg  ziehen  lassen,  so  dass  es  nicht  nötig  erscheint,  nur  Kohl,  Rüben  u.  dgl. 
zu  bauen. 

Herr  Jörns,  Herr  Klar  und  Herr  Seifert  sind  gern  bereit,  weitere  Aus- 
kunft zu  geben;  Herr  Seifert  besonders  betreffs  der  Verliiauchsfähigkeit  der 
Arznei-  und  Gewürzkräutcr. 


Die  Handelsgärtnereien  in  den  Vereinigten  Staaten 

von  L.  Wittmjick. 

Hierzu  Abb.  24. 
I.    Die  Gärtnerei   des  Herrn  William  K.  Harris  in  Philadelphia. 

''^^ie  llandelsgärtnerei  steht  in  den  Vereinigten  Staaten,  namentlich  im 
Osten,  in  den  mittleren  Staaten  und  in  Californien  meistens  auf  einer 
sehr  hohen  Stufe;  das  ist  eine  Folge  der  ausserordentlich  Aveit  getriebenen 
Arbeitsteilung.  Fast  in  jeder  Gärtnerei  werden  nur  wenige  Artikel  gezogen. 
diese  dafür  aber  auch  in  der  vorzüglichsten  Weise.  Eine  grössere  Vielseitig- 
keit findet  man  nur  in  einigen  riesig  grossen  Geschäften,  wie  namentlich  dem 
allergrössten  von  Pitchcr  &  Manda  in  Shorthills,  New-Jcrsey.  Dieses  (ieschäft 
ist  etwa  mit  dem  von  Haage  &  Schmidt,  Erfurt,  zu  vergleichen.  ]uan  kann  rjort 
eben    alles    haben.    Baumfarne.    Orchideen,    Palmen.    Chrvsanthemum.  Staudci^ 


Die  Handelsgärtnereien  in  den   Vereinigten  Staaten.  CjC) 

ja   selbst  Alpenpflanzen,    die    man  sonst  fast  niri^^ends  sieht,    Topfpflanzen  aller 
Art.   und  selbst  Baiimschulartikel.   daliei   alles   in   bester  Kultur. 

Unter  den  Spezialkulturen  steht  in  den  \'ereinigten  Staaten  die  Anzucht 
von  Schnittblumen,  und  zwar  langstieliger  Blumen  —  denn  angedrahtete 
Sachen  werden  nicht  gekauft*)  —  oben  an.  In  erster  Reihe  sind  zu  nennen: 
die   Rosen,  dann  folgen  die  Xelkcn,  in  dritter  Reihe  die  Chrysanthemum.     Aber 


Abb.  30.     Kartoffel,  Die  Czarina. 
Siehe  Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen,  S.   104. 

auch  i'arnc  und  sonstiges  Bindegrün  werden  viel  gebraucht,  vor  allem  Aspa- 
ragus  plumosus  und  Asparagus  medeoloides  Thunbcrg  (Medeola  aspara- 
goides  L.),  letzterer  in  Amerika  Smilax  genannt.'*) 


I  feil  laiiJ  freilich  bei  einem  Festessen  die  Riecherbsen,  Lathyrus  odoratus,  in  einem  Blumen- 
korbe an  —  Zahnstocher  angebunden. 

**)  Siehe   über  die  Anzucht  den  Artikel  des  Herrn  Schreiber  in  Gartcnflora  1894,  S.   14. 


]Q()  Uic   llandclsyärLiiercicn  in  den   Vereinigten  SUuiten. 


Andere  Gärtnereien  ziehen  wieder  Palmen  und  Blattpflanzen  für  Wohn- 
zimmer, und  sind  die  Leistungen  darin  so  grossartig,  dass  sie  selbst  die  Belgier 
fast  üfierflügeln.  namentlich  \vas  die  Kultui'  der  Areca  lutcscens  anbetrifft. 
Auch  Gummibäume  sind  ein  beliebter  Artikel.  Manche  importieren  noch.  Palmen 
und  IJlattpflanzen  aus  Belgien  und  Deutschland,  und  kultivieren  sie  dann  eine 
Zeit  lang,  um  sie  möglichst  stark  zu  erhalten,  denn  dei-  Amerikaner  will  gleich 
kräftige  Exemplare,  wenn  sie  auch  mehr  kosten:  andere  aber  ziehen  diese 
Exemplare  selbst.  Als  ein  Beispiel  der  letzteren  Art  möge  die  grosse  Gärtnerei 
des  Herrn  William  K.  Harris  in  Philadelphia  genannt  werden,  von  der  wir 
beifolgend  eine  Abbildung  nach  einer  uns  freundlichst  von  Herrn  Harris  zur 
Verfügung  gestellten  Photographie  geben.  Herr  Harris  zieht  übrigens  aucdi 
noch  Chr_\s;inthemum  und  einzelne  andere  Pflanzen,  mehr  aus  Eiebhaberei. 

I)as  ganze  Grundstück  des  Herrn  Harris  umfasst  7  acres  (a  40,5  ar  = 
ca.  2.835  ha  oder  11,25  preuss.  Älorgen)  und  liegt  in  einer  der  vornehmsten 
Vorstädte  von  Philadelphia.  Auf  diesem  Terrain  sind  22  Häuser  in  der 
Richtung  von  Nordost  nach  vSüdwest  errichtet,  so  dass  sie  besonders 
Südost  -  vSonne  erhalten,  je  elf  zu  beiden  Seiten  eines  weiten  Alittel- 
ganges.  Es  ist  dal)ei  Vorkehrung  getroffen,  erforderlichenfalls  noch  mehr 
Häuser  eibauen  zu  können.  E)er  Mittelgang  ist  300  englische  Euss  lang 
und  nicht  weniger  als  24  Euss  breit,  so  dass  die  Wagen  sehr  l)e(|uem 
hineinfahren  können,  ja  selbst  dort  wie  in  einem  Wagenschup^Den  verbleiben 
können.  Fast  in  jeder  grösseren  Gärtnerei  Ijefindet  sich  ein  solcher  Mittelgang, 
wie  das  ja  teilweise  aucdi  bei  uns  der  Fall  ist.  Falls  der  Terrainverhältnisse 
wegen  ein  Mittelgang  nicht  möglich  ist,  so  liegt  ein  Gang  an  der  Seite,  wie 
bei  Pitcher  &  Manda,  oder  A\'ie  bei  der  Societe  anonyme  L'Horticulture  inter- 
nationale, vormals  E.  Einden,  Brüssel,  oder  ■ —  wie  bei  Herrn  Bluth  in  Steglitz. 
—  VAn  solcljer  Gang  gewährt  den  grossen  Vorteil,  dass  man  im  Winter  nicht 
aUe  Augenblicke  an  die  freie  Euft  muss,  er  dient  ausserdem  als  vorzüglicher 
Platz  zum  Verpflanzen,  Verpacken  etc.  und  er  hält  die  Kälte  von  den  Häusern 
auf  einer  Seite   sehr  al). 

hast  alle  Gewächshäuser  sind  in  Amerika  aus  Holz  gebaut  und  meist  hülisch 
weiss  gestlichen;  alle  sind  sehr  geräumig  und  liegen  über  der  Ei'de.  während  wir 
uns  als  amerikanische  Holzhäuser  immer  enge,  in  dei"  Erde  liegende  (iebäude, 
um  nicht  zu  sagen  Buden,  bauen.  Alle  weiden  fast  niemals  beschattet  und 
niemals  gedeckt,  hikiistens  wird  im  Sommer  den  Scheilien  ein  Kalkanstrich 
gegeben. 

Gegossen  wird  stets  mit  dem  Schlauch,  die  Giesskanne  wird  nur  benutzt, 
um  allenfalls  nachzuhelfen.  l)urch  das  h^ortfallen  des  Eeckens  und  Schatlen- 
geliens.  die  einfache  Art  des  liegiessens,  wird  ungemein  \iel  Zeit  erspart,  und 
dass  ist  bei  den  hohen  ArbeitslTjhnen  notwendig.  Alles  das  krmnten  wir  bei  uns 
auch  einführen,  wenn  wir  wollten.  Eins  aljer  ktuinen  wir  nicht  geben,  und 
das  .s]jiell  bei  der  Kultur  im  Winter,  besonders  bei  der  Treiberei,  eine  grosse 
Rolle:   das  längere  und  kräftigere  Sonnenlicht. 

Man  bedenke,  dass  die  \'ereinigten  Staaten  \iel  südlicher  liegen  als  Mittel- 
Europa,  ]\ew  -  \oyk  40°,  44'.  etwa  auf  der  lireile  \on  Madrid.  40".  ^_\.'  und 
Neapel,  40°,  50',  Chicago  41",  50'.  ungefähr  auf  der  Breite  von  Constan- 
tinopel,  41°,  o'. 


Die  Handclsgärtnereien  in  den  Vereinigten  Staaten. 


101 


Die  Taoe  sind  deshall)  im  Winter  länL;er  als  liei  uns.  im  Sommer  freilich 
dafür  auch  kürzer.  In  Chicago  ist  es  im  Dezember,  wie  unser  Spezialbericht- 
erstatter  in  Gartentlora  1893,  S.  1S7  meldete,  schon  um  7  Uhr  hell  und  bleil)t 
es  Ins  beinahe  5  l'hr  abends;  dazu  kommt  noch,  dass  der  Himmel  im  Winter 
viel  weniger  beM'ölkt  ist.  als  Ijci  uns.  Freilich  ist  die  Kälte  oft  viel  strenger 
und  andauernder,  aber  Kohlen  und  C'oaks  sind  billig,  und  um  mehr  Sonne  zu 
hallen,  veizichtet  der  amerikanische  Handelsgärtner,  wie  erwähnt,  im  Winter 
auf  das  Decken  seiner  Häuser,  er  giebt  lieber  etwas  mehr  Geld  für  die 
heuerung  aus. 

Herr  Harris  ist  sogar  noch  M'eiter  gegangen  als  alle  übrigen,  er  hat 
Avenigstens  versuchsweise  zwei  seiner  Häuser  mit  belgischem  Spiegelglas 
decken  lassen,    teils    V4  zölligem,    teils    -Vs  z<">lligem   (ersteres  ist  teurer),    um  zu 


Abh.   31.      I\iii'his,  bmiizefiirbi^'cr  \'iiii   Mdiitlilcrv. 


Abb.  32.     Lattich,  Riimischer.  Gii^ogne. 


sehen,   ob  er  nicht  den   C.ummibäumen   dadurch   dieselbe    schtni   rote  h'arbe  der 
Triebspitzen  geben   kTinne.   wie   sie   diese   sonst  im  Freien   erhalten. 

Doch  wir  wollen  der  Reihe  nach  alle  22  Häuser  durchgehen.  \'orweg  sei 
bemerkt,  dass  sie  alle  100  Fuss  lang  und  20  Fuss  breit  sind,  mit  Ausnahme 
dei"  Palmenhäuser,  die  eine  hJreite  von  28  Fuss  haben.  Sie  liegen  nicht  un- 
mittelbar aneinander,  so  dass  alles  sozusagen  eine  Fläche  ist.  wie  man  das 
z.  ii.  bei  Herrn  Vincke-Dujardin  in  Brügge  sieht  und  wie  das  auch  in  den 
grossen  Rosentreibereien  Amerikas,  die  wii"  ein  ander  Mal  besprechen  wollen, 
meist  üblich  ist.  sondern  es  ist.  wie  auch  aus  der  Abbildung  ersichtlich,  ein 
Weg  zwischen  je  2  Häusern  gelassen,  der  etwa  4 — 5  Fuss  breit  ist.  Herr 
Harris  hält  das  für  besser,  da  die  Luft  mehr  Zutritt  hat.  Er  konnte  sich  auch 
nicht  entschliessen,  die  kurze  Seite  des  Satteldaches  nach  Süden  zu  legen, 
und  die  Ventilationsklappen  nach  aufwäits  auf  das  Dach  schlagen  zu  lassen, 
wie  das  mehrfach  in  den  amerikanir^chen  Rosentreibereien  jetzt  geschieht. 


1  (  lO  Die  Handelsgärtnereien  in  den  Vereinigten  Staaten 


Haus  No.  1*)  enthält  Chrysanthemum  für  den  Alarkt.  in  sechs- bis  acht- 
zölligen Töpfen;  jede  Pflanze  mit  etwa  lo  bis  15  Stenti,eln.  denen  alle  Knospen 
bis  auf  je  eine  genommen  werden.  Hier  ist  die  Sorte  Tvor_\'  (Elfenbein)  l>e- 
sonders  vertreten. 

Haus  No.  2  zeigt  die  Hau])tkultur:  die  Palmen.  Areca  lutescens.  l^iältige 
Pflanzen,  von  denen  immer  zwei  in  einem  Topf  stehen,  damit  der  Tojjf 
buschiger  aussieht.  Als  Erde  verwendet  man  Lehm  und  Sand  mit  etwa  ein 
r^rittel  peat  (Rasenerde).  Alle  Woche  einmal  erlialten  sie  Kuhdünger.  in  Wasser 
gelöst,  A\as  ihnen  eine  so  schöne  Farbe  giebt.  Sechs  Fuss  hohe  Palmen  werden 
mit  90  Dollars,  360  Mk.,  pr.  Dutzend  bezahlt.**)  Die  dreijinirigen  sind  ca.  30  Zoll 
breit  in  der  Krone.  Auch  junge,  einjährige  Palmen  sind  vorhanden  und 
ca.  22  Zoll  breit. 

Haus  No.  3.  Ebenfalls  Areca  lutescens.  vier  Jahre  alt;  einige  besonder.^ 
schöne  stehen  hier  wie  in  anderen  Iläusern  auf  eisernen  Säulen,  was  sehr 
hübsch  aussieht. 

Haus  No.  4.  Sämlinge  von  Chrysantliemum.  \  (jn  denen  gew  rihnlich  hier 
an   tooo  Töpte.  diesmal  aber  nur  300  vorhanden  sind. 

Haus  Xo.  5.  Dracaena  fragans  und  Gummibäume.  Herr  Harris  ver- 
mehrt die  Gummibäume  nicht  durch  Teilen  des  Stengels,  sondern  er  macht 
Kopfstecklinge,  indem  er  in  der  bekannten  Weise  den  Stengel  unterhalb  des 
Kopfes  mit  Moos  umwickelt.  Er  will  nämlich  hauptsächlich  keine  einfachen, 
sondern  verästelte  Gummibäume  erzielen,  und"  ist  derjenige,  der  diese  ver- 
zweigten in  Amerika  eingeführt  hat.  Die  Kopfstecklinge  werden  anfangs  Oktober 
gemacht  und  sind  narh   3 — 4  Wochen  l>ewurzclt. 

Haus  No,  0.     Areca  lutescens.  einjährig. 

[laui  No.   7.     Liesgleichen. 

Haus  No.  8.  Areca  lutescens,  grosse  Exemplare,  fünf  Fuss  Kroneu- 
durchmesser.  in  zwcJlfzriUigen  Töpfen,  das  Stück  zu  15  Dollar  =  60  Alk. 

Haus  No.  9.  Gummibäume  in  vorzüglichster  Kultur.  1 — i^^ährige.  vier 
Fuss  hoch,  ä  3  Dollar,  zweijährige  fünf  Fuss  hoch. 

Haus  No.  10.  Pandanus  Vcitchi.  der  etwas  Schatten  durch  Gaze 
erhält. 

Haus  No.  11  Cycas  siamcnsis.  von  Anthon>-  Watcrer  in  England  be- 
zogen, auch  Cocos  Wedelliana  und  Kentien.  Cycas  siamensis.  die  einen  schön 
bläulichen  Antlug  hat,  soll  zwei  bis  drei  Mal  im  Jahr  Triebe  bilden 

llau.>5  No.   12.     Rhapis  flabelliformis,  sehr  schöne  Pflanzen. 

Haus  No.  13.  Cycas  revoluta.  deren  Wedel  ä  Fuss  mit  50  es.  bezalüt 
werden;  Latania  borbonica,  selbst  gezogen,  niedriger  und  besser,  nach  lF\rrn 
Harris,  alb  die  belgischen,  wie  ihm  auch  die  belgischen  Areca  lutescens  zu 
dünn  sind,  und  Belgier  selber  haben  ihm  gesagt,  dass  sie  so  schöne  Areca 
lutescens  nicht  ziehen  könnten.  Pflanzen  der  Latania  mit  acht  Blättern  kosten 
2  Dollar  das  Stück. 


I    iJie  Nummericriing  in  der  Rciiientblge  un-sercr  Besiclitigung,  lrrti.imer  vorbclialten. 
■*■*)    Weitere  Preise    siehe  in  Gartentlora  1893,    S.  550.      Man  muss    dabei  iniiner  bedenken, 
dass  der  Dollar,    obwohl    er  4,25  Mk.  wert    ist,    doch  nur    nach  unseren  Verhältnissen  die  Kauf- 
kraft von  2  Mk.  hat,  da  fast  alles  drüben  teurer  ist. 


Die  Handelsgärtncrcicn  in  den  Vereinigten  Staaten»  103 


Haus  No.  14.  Junge  Sämlinge  von  TJruala  granclis  und  sodann  Cycas 
siamensis.  Auch  die  viel  umstrittene  Dracaena  Sandcriana,  die  das  Stück 
mit  3  Guincen,  63  Mk.,  bezahlt  Avurdc,  findet  sich  schon  hier,  wie  man  überhaupt 
in  den  grösseren  Gärtnereien  Amerikas  fast  alle  Neuheiten  der  Genter  Aus- 
stellung im  April  1893  schon  antraf. 

Haus  No.  15.  Chrysanthemum  Miss  iMinni  Wannemaker.  eine  sehr  be- 
liebte weisse  Sorte. 

Ilaus  No.  16.     Gummibäume  mit  vier  bis  fünf  Zweigen. 

Haus  No.  17.  Nelken,  besonders  Edna  Craig,  sehr  schon,  die  beste 
rosafarbene,  \o:i  A'ollkommenster  Form  und  sehr  gut  für  den  Handel,  ferner 
Miss  Laz.  Ale.  Gowan.  die  ertragsreichste  weisse  für  den  Handel,  aber  die 
Blumenblätter  leicht  zurückfallend. 

Haus  No.  18.  Chrysanthemum  Eva  Hoyt,  gelb,  sehr  gut  als  Schnitt- 
blume, von  Herrn  Harris,  der  bis  vor  zwei  Jahren  einer  der  eifrigsten  Kreuzer 
von  Chrysanthemum  war._  jetzt  aber  das  mehr  aufgegeben  hat.  gezogen,  und 
für  350  Dollar  —  jooo  Mk.  verkauft. 

Haus  No.  19.  Chrysanthemum-Sämlinge.  Für  einen  bronzefarbenen 
Sämling  No.  1  wurden  100  Dollar  geboten,  das  Gebot  aber  nicht  angenommen, 
Im  allgemeinen  findet  man,  dass  die  Riesen blumen  von  Chrysanthemum  in 
Amerika  gar  nicht  auf  so  hohen  vStengeln  gezogen  Averden  als  bei  uns;  man 
kann  auch  nach  Herrn  Harris  ebenso  grosse  Blumen  auf  drei  l)is  vier  Fuss 
hohen  Pflanzen  erzielen   als  auf  fünf  bis  sechs  Fuss  hohen. 

Haus  No.  20.  ,Vraucaria  excclsa,  einjährige  und  zweijährige  Pflanzen; 
zweijährige  Pflanzen  in  zchnzölligen  Töpfen  5  Dollar.  —  Aiuh  einige  r;enista 
racemosa  und  G.  canariensis  sind  vorhanden. 

Flaus  No.  21.  Mit  Spiegelglas  gedeckt.  Alles  Gummibaume  mit  vor- 
züglich gefärbten  rotbronzefarbigen  Trieben  und  bis  zu  20  Blättern.  Mit  Hilfe 
des  Spiegelglases  erreicht  es  Flerr  Harris,  dass  die  (iummilTäume  diese  schöne 
Farbe  auch  im  Winter  behalten.  Bei  zu  grellem  Sonnenschein  im  Sommer 
erhält  dies  Haus  etwas  Kalkanstrich. 

Haus  No.  22.  l^benfalls  mit  Spiegelglas,  und  gleich  Avie  voriges  Gummi- 
bäume enthaltend,  ausserdem  einige  Coleus  und  Lilium  Harrisii. 

Bemerkt  sei  noch,  dass  alle  Töpfe,  besonders  die  Palmen,  auf  zerkleinertem 
Coaks  stehen,  Avas  alle  Insekten  etc.   weit  jnehr  abhält  als  Lohe. 

Ausserdem  sind  noch  drei  jiits  (kalte  Kästen)  von  100  Fuss  Länge  und 
10  Fuss  Breite  vorhanden,  für  Azaleen.  Chrysanthemum  etc.  Diese  Averden 
im  Winter  mit  Stroh  umpackt. 

Unnötig  ist  es  Avohl,  hinzuzufügen,  dass  alles  aufs  sauberste  gehalten  A\ar, 
das  ist  überhaupt  in  fast  allen  amerikanischen  Gärtnereien  zu  finden  und  diesem 
Umstände  jnit  ist  das  vorzügliche  Gedeihen  der  Pflanzen  zuzuschreiben. 

Die  Heizung  geschieht  mittelst  Dampf  und  sind  drei  mächtige  Rrihrcnkessel. 
je  lö  Fuss  lang,  und  von  54  Zoll  Durchmesser  mit  je  60  Pferdekralt,  von  der 
Warder  Manufacturing  Co..  in  GermantoAvn-Junction  bei  Philadelphia  Aor- 
handen.  Als  Feuerungsmaterial  dient  Coaks,  da  die  Heizung  sich  dabei  billiger 
stellt  als  bei  Steinkohlen. 

Rosen  zieht  Herr  Harris  nicht  mehr,  da  sich  zu  viele  darauf  g<?legt  haben. 
er  hat   eben   deswegen   die  Kultur  der  Palmen,   speziell  dei"  Areca  Uitescens  und 


104 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


der  r'.ummibäiimc  cncrj^isch  in  die  Iland  gcnummen  und  man  muss  ;^estehen. 
mit  dem  grossai"ti.i4sten  lu'folgc. 

Sehr  .gespannt  muss  man  natürlich  auf  die  weiteren  Erfahrungen  sein,  die 
Herr  Harris  mit  dem  S])icg"clglas  macht,  und  jedenfalls  sind  ihm  alle  CLärtner 
zu  r)ank  verptlichtet.  dass  er  diese  Idee  zur  Ausführung  gebracht  hat.  wie  denn 
überhaupt,  die  amerikanischen  Ccärtncr  Herrn  Harris  viele  Anregungen  ver- 
danken. 

Wie  übrigens  der  ISodenwert  in  den  grossen  Städten  des  ( istens  ge- 
stiegen ist.  erhellt  daraus,  dass  in  der  Xähe  des  Herrn  Harris.  (55. — 56.  Strasse), 
der  acrc  (1V2  Morgen)  mit  20000  Mk.,  etwas  weiter  nach  der  Stadt  in  der 
49.  .Strasse  mit  130000 — 170000  Mk.  bezahlt  wird. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Helianihus  lenticularis. 

Linsen  form  ige  ."^c  )n  n  en  bl  u  me. 
Hierzu  .'Kbb.  25. 

Diese  in  Berlin  von  Herrn  Ilotlieferant 
Kropp,  in  Firma  Adolph  Schmidt  Nach- 
folger, und  Herrn  Hotlieferant  Joseph 
Klar,  in  den  Handel  gebrachte,  aus 
Amerika  stammende  Neuheit  des  Jahres 
1S03  soll  auf  gutem  Boden  einellöhe  von 
4  m  erreichen,  und.  wie  auch  die  Al)- 
bildung  zeigt,  übersäet  sein  mit  mittel- 
grossen, gelben  Blumen,  die  wegen 
der  dunklen  Staubbeutel  eine  schAvarze 
Scheibe  haben.  (lanz  vorzüglich  als 
liinzelpllanzc.  auch  als  vSchnittblume 
empfohlen.  Wenn  die  Pflanze  selbst 
nur  halb  so  reichf)lühend  ist.  wie  die 
Abbildung  verspricht,  so  dürfte  sie 
sehr  willkommen  sein. 

Wichtigste  Neuheiten   für    1894 
von  Vilmorin  -  Andrieux   &,  Co.,    Paris. 

Hierzu  Abb.  26-32. 
1.  ( ;  e  m  üse-Samen. 
Eierfrucht,  sehr  frülie  von  Bar- 
bentane  (\'ilm.)  l)ie  hiermit  ange- 
botene Sorte  stammt  aus  einer  für  ge- 
triebenes Gemüse  berühmten  Gegend, 
wo  man  immer  nach  frühesten  Arten 
strebt,  und  wird  dort  schrhochgeschätzt. 
In  Form  und  Farbe  der  langen  violetten 


frühen  E.  ähnelnd,  übertrifft  sie  dieselbe 
jedoch  noch  an  Fiühzeitigkeit.  Ausser- 
ordentlich frucjitltar.  kann  sie  überall 
gebaut,  wird  aber  besonders  in  solchen 
Gegenden  gepriesen  Averden,  wo  der 
.Sf)mmcr  zu  kurz  ist.  um  die  gewöhn- 
lichen Sorten   mit  1-lrfolg  zu  ziehen. 

( '.  u  r  k  e .  1  a  n  g  e  .S  i  k  k  i  m .  K  r ä  ft  i  ge . 
durch  11.  l'aillieux  eingeführte,  frucht- 
bare \'arietät.  die  3  bis  (^  c_\iinder- 
förmige.  30  bis  40  cm  lange,  schöne 
Früchte  auf  jeder  Pflanze  trägt.  Die 
Früchte  sind  grün,  wenn  jung,  gehen 
aber  zur  Reifezeit  in  eine  bräunliche 
Färbung  über  und  sind  mit  .Streifen 
durchzogen,  gleichwie  die  Russische 
Xetzgurke.  Fleisch  weiss,  fest  und 
wohLschmeckcnd.  Ist  sicherlich  die 
japanische  Klettergurke,  hier  aber  mit 
richtigem  Namen.  Siehe  Gartenflora 
1803.  Taf.   1392. 

Endivien.  weisse  krause  Moos. 
Zierliche,  sehr  gekrauste  Endivie.  die 
der  extra  krausen,  von  Natur  ganz 
gelben  ziemlich  gleicht,  aber  etwas 
kleiner  ist  und  sich  durch  ein  feiner 
geschlitztes  Laubwerk  unterscheidet. 
Da  diese  feinschmeckende,  hübsche 
Sorte  jedoch  nicht  sehr  ertragreich  ist, 
so  dürfte  sie  eher  für  Privat-Gärten  zu 
empfehlen   sein. 


Neue  und  empfehlenswerte   [pflanzen. 


105 


Kopfkohl.  k  r  a  u  s  g  e  r  ä  n  d  e  r  t  e  r 
Winter-  (\'ilm.)  Niedrige,  sehr  kurz- 
strunkige  Art.  deren  äussere  Blätter 
am  Rande  wellig-kraus,  fest  gegen  den 
Kopf  gedrungen  sind.  Kopf  fest  und 
voll,  rundlich,  sehr  haltbar  selbst  in 
den  härtesten  Wintern.  Diese  wertvolle 
Sorte  wird  als  spätes  Winter-Kraut  recht 
bald  ebenso  grosse  Anerkennung  finden, 
M'ie  der  Vaugirard-K..  mit  welchem  sie 
ziemlich  viel  Ähnlichkeit  hat,  von  dem 
sie  sich  aber  durch  die  gänzliche  Ab- 
wesenheit der  violetten  Färbung  an  den 
Blättern  und  Köpfen  unterscheidet. 

Kartoffel.  Die  Cz  arina.  Einer 
wiederholten  Prüfung  unterworfen, 
wurde  diese  schöne,  kräftige  K.  ein- 
stimmig durch  viele  Fachmänner  und 
vStärke-Fabrikanten  als  eine  der  hervor- 
ragendsten Wirtschafts-Sorten  in  Bezug 
auf  Ertragsfähigkeit,  Stärkegehalt  und 
Haltbarkeit  im  Winterlager  erklärt, 
und  der  Imperator -K.  vorgezogen. 
Die  Knollen,  oft  von  enormer  Grösse, 
sind  gelb,  in  der  Nähe  der  Augen  fast 
immer  rot  gefleckt.  Fleisch  blassgelb, 
fest  und  mehlreich.  Es  ist  dies 
gewisscrmassen  keine  Neuheit.  Niemand 
scheint  sich  aber  deren  richtigen 
Namens  und  Ursprungs  erinnern  zu 
können. 

Kürbis,  C  e  n  t  n  e  r  .  b  r  o  n  z  e  - 
farbiger  von  Monthlery  {^'ilm.). 
Diese  Neuheit  unterscheidet  sich  wesent- 
lich von  den  alten  Sorten  durch  die 
eigentümliche  Form  der  Früchte,  welche 
rund,  sehr  zierlich  gerippt  und  von 
einer  auffallend  grünlich  dunkelbraunen 
Farbe  sind.  Das  Fleisch,  von  schön 
gelber  Farbe,  ist  reichlich  vorhanden 
und  von  vorzüglicher  Beschaffenheit. 
Etwas  später  reifend  als  die  übrigen 
Kürbisse,  hat  diese  Sorte  den  grossen 
Vorteil,  sich  eine  lange  Zeit  zu  halten 
und  sich  spät  für  eine  Saison  aufzube- 
wahren, wenn  der  Etampes-K.  von  dem 
Markte  verschwunden  ist. 


Lattich.  römischer.  Gigogne 
Dieser  eigentümliche  Bindesalat,  auf 
welchen  Herr  Paillieux  die  Auf- 
merksamkeit der  Gartenfreunde  lenkte, 
soll  aus  Pamir  in  Zentral  -  Asien 
stammen.  Er  ist  vollkommen  hart  und 
übersteht  die  Trockenheit  ausserordent- 
lich gut.  Blätter  lang,  von  einer  matt 
blassgrünen  Färbung.  Diese  Rasse  bildet, 
so  zu  sagen,  keinen  Kopf,  sondern  ihr 
Hauptstamm  zeigt  sich  von  zahlreichen 
zarten  Seitentrieben  umgeben,  die  einen 
vortrefflichen  Salat  liefern  und  für 
Gegenden,  wo  die  übrigen  Römersalat- 
Sorten  zu  empfindlich  sind,  von  grossem 
Werte  sein  werden.  (Schluss  folgt.) 


Dracaena    Aubryana    Brongn.,    nicht    thalioides 
Hort.  Makoy. 

Gardeners'  Chrcmicle  No.  371  vom 
3.  Februar  1894  bringt  S.  137  eine  Ab- 
bildung von  Dracaena  thalioides.  um 
zu  beweisen,  dass  diese  Pflanze  nicht 
identisch  ist  mit  Dr.  Sanderiana.  Ich 
habe  schon  in  »Gartenflora«  1S93,  S.305, 
und  besonders  S.  31,5  sehr  starke 
Zweifel  bezüglich  der  Identität  aus- 
gesprochen, aber  S.  315  auch  darauf 
hingewiesen,  dass  der  Name  Dr.  tha- 
lioides überhaupt  nicht  gültig  ist.  Aut 
der  Abbildung  in  der  Belgique  horticole 
N.  1800.  t.  24.  p.  348  steht  zwar 
Dracaena  thalioides  Hort.  Makoy.  im 
Text  sagt  aber  Morren  ausdrücklich, 
dass  der  richtige  Name  D.  Aubry- 
ana Brongniart  sei.  und  er  veröffent- 
licht auch  die  bisher  nur  im  Manuskript 
vorhandene  (")riginal  -  Diagnose  Bron- 
gniarts.  Letzterer  benannte  sie  zu 
Ehren  des  Ilerrn  x\ubry  le  Gomte, 
Marine-Commissär,  der  sie  vom  Gabon 
in  den  botanischen  Garten  zu  Paris 
einführte,  und  den  auch  ich  1867  als 
Kommissar  der  Ausstellung  der  fran- 
zösischen Kolonien  kennen  lernte.  — 
In  der  Flore  des  serres  XV,  S.  47.  t.  15, 


106 


Kleinere  Mitteilunsj;en. 


22 — 23  trägt  die  Abbildung  die  richtige 
Unterschrift  Dracaena  Aubryana.  — 
S.  305  der  Gartenflora  1803  habe  ich 
auch     gesagt,     dass     Dracaena     G  od- 


seffiana  verwandt  mit  D.  surculosa 
und  cameronensis,  nie  aber,  dass  sie 
idcntiscli  sei. 

L.  Wittmack. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Solanum  Wendtandi  in   den  Kgl.  Gärten  zu  Kew. 

Bei  Erwähnung  dieser  Pflanze  in  der 
Xuramer  vom  i.  Januar  94,  S.  24.  dieser 
werten  Zeitschrift  haben  sich  zwei 
Irrtümer  eingeschlichen: 

1 )  In  derVermehrungdurchvStecklingc. 

2)  in  der  Angabe  des  Standortes. 

Die  Pflanze  befi.ndet  sich  in  der  Vor- 
halle des  Wasserlilien- (Nymphaeen-) 
Hauses  ausgepflanzt,  von  wo  der  Stamm 
ins  Haus  selbst  geleitet  wurde.  Hier 
hängen  die  überaus  üppig  und  schnell 
wachsenden  Triebe  im  Sommer,  von 
oft  1  Fuss  langen  Blumenbüscheln  be- 
laden, herab,  sich  im  Wasser  der 
Nymphaeen  spiegelnd,  eine  wirkliche 
Pracht!  Die  einzelnen  Blumen  sind  von 
3 — 4  cm  im  Durchmesser. —  Ein  zweites 
Exemplar  von  S.  Wendlandi  l")efindet 
sich  im  tropischen  Theile  des  Succu- 
lenten-Hauses,  welches  an  Blütenreich- 
tum wohl  fast  das  erstere  übertraf. 
(Jhne  Zweifel  hatte  der  trockenere 
Standort  Einfluss  auf  die  Entwickelung 
solcher  Blumenmassen  und  eines  zweiten 
Flors  im  Spät- Sommer.  Die  Pflanze 
liebt  aber  einen  feuchten,  warmen  und 
sonnigen  Standort,  und  wäre  ein  solcher 
in  einem  Wasserlilienhause  höchst  em- 
pfehlenswert. 

Sollte  jemand  es  verstehen,  dies 
prachtvolle  Solanum  durch  Stecklinge 
leicht  vermehren  zu  können  {wie  man 
wohl  aus  obigem  Artikel  S.24  schliessen 


dürfte),  so.  bin  ich  fest  überzeugt, 
würde  man  vielen  gewandten  und  er- 
fahrenen ^^ermehrern,  welche  es  bisher 
als  keine  leichte  Aufgabe  betrachteten, 
sehr  entgegenkommen,  die  erfolgreiche 
Behandlung  solcher  Stecklinge  zu  ver- 
öffentlichen. 

Wenig  geeignetes  Stecklingsholz  und 
dies  dann  noch  schwer  wurzelnd,  ist 
wirklich  nicht  das,  was  von  einer  solch 
robust  wachsenden  Pflanze  erwartet 
werden  sollte!  Nach  vielen  fruchtlosen 
^'ersuchen  wurzelten  eine  Anzahl  Steck- 
linge, welche  im  Juli-August  in  sandige 
leichte  Erde  mit  guter  Bodenwärme 
gesteckt  wurden.  Blätterlose  Zweige  im 
Frühjahr  oder  im  Herbst,  wenn  im 
Wachsen  begriffen,  sind  A\ohl  am 
meisten  empfehlenswert. 

Pinus.  Kew. 


Eine  Preisaufgabe 
für  die  beste  Kulturanweisung  für  Kakteen 

hat  die  Gesellschaft  der  Kakteenfreunde 
in  ihrem  Vereinsorgan,  der  »Monats- 
schrift für  Kakteenfreunde-'  (\'erlag  von 
J.  Neumann-Neudamm)  ausgeschrieben. 
Die  Abhandlung  soll  einen  Umfang 
von  2 — 3  Druckbogen  haben.  Der 
ausgesetzte  Preis  beträgt  150  Mark, 
Einreichungstermin  ist  der  1.  Juli  1S94. 
Die  näheren  Bedingungen  sind  aus  der 
genannten  Monatsschrift  zu  ersehen. 


Litteratur. 


107 


Litteratur. 


Pomologische  Monatshefte. 

Die  »Pomologischcn  Monatshefte«, 
Organ  des  Deutschen  Pomologcnvereins. 
sind  mit  dem  Jahre  i^()-\.  in  ihren 
40.  Jahrgang  getreten  und  giebt  der 
jetzige  Herausgeber.  Herr  Friedrich 
Lucas.  Direktor  des  pomologischen 
Instituts  in  Reutlingen  und  Geschäfts- 
führer des  Deutschen  Pomologenvereins 
in  einem  Prosi^ekl.  der  auch  dieser 
Nummer  der  >^Gartcnflora«  beiliegt, 
eine  interessante  Uebersicht  über  die 
(beschichte  dieser  weit  verbreiteten 
Zeitschrift.  Gegründet  von  J.  G.  G. 
Oberdieck.  Superintendent  zu  jeinsen 
in  Hannover  (Amt  Kaienberg)  und 
l{d.  Lucas,  damals  k.  württ.  Garten- 
Inspektor  in  Hohenheim.  erschien  die 
Zeitschrift  im  Laufe  der  Zeit  unter 
nachstehenden  Titeln:  1855  bis  1864: 
»Monatsschrift  für  Pomologie  und 
praktischen  Obstbau«;  18O5  bis  1874 
»Illustrierte  Monatshefte  für  ( »bst-  und 
Weinbau«:  1874  bis  heute:  »Pomolo- 
gische Monatshefte«.  Der  Deutsche 
Pomologische  Verein  verdankt  Herrn 
r)r.  Ed.  Lucas  und  Herrn  Professor 
K.  Koch  besonders  mit  sein  Entstehen. 
Die  ■Mitglieder  des  Deutschen  Pomo- 
logen  -  Vereins  erhalten  die  Zeit- 
schrift unentgeltlich,  andere  Personen 
können  sie  zu  dem  billigen  Preise  von 
4,50  Mk.  für  den  Jahrgang  erhalten. 
Sehr  gute,  siebenfarbige  Abbildungen 
zeichnen  die  Zeitschrift  aus.      L.  W. 


Regenfall  und  Blattgestalt. 

Ein  Beitrag  zur  Ptlanzcnljiologie  von 
E.  Stahl,  (l^xtrait  des  Annales  dujardin 
Botanique  de  Buitenzorg,  \'ol.  XI.  pag. 
98 — 182).    Leiden,  E.  J.  Brill,   1893. 

Die  hochinteressanten  Untersuchun- 
gen des  Verfassers,  zu  denen  derselbe 
im  Winter  1889 — 90  bei  seinem  Auf- 
enthalt in  Java  und  zwar  sowohl  in  den 


unvergleichlich  üppigen  Bergwäldern 
Westjavas  als  in  dem  prächtigen  Buiten- 
zorger  Garten  angeregt  wurde,  haben 
u.  a.  ergeben,  dass  die  in  den  Tropen 
mit  besonderer  Heftigkeit  niedergehen- 
den Regen  an  die  tlächenförmig  ausge- 
breiteten Organe,  an  die  Laubblätter, 
ganz  besondere  Anforderungen  stellen. 
r)iescn  Ansprüchen  werden  dieselben 
nicht  nur  durch  passende  innere 
Festigungseinrichtungen,  sondern  auch 
durch  die  Gestaltung  des  Sprcitcnum- 
risses  gerecht.  Das  Studium  dieser 
Erscheinungen  gewährt  dann,  nach 
Verfasser,  auch  einen  tieferen  Einblick 
in  die  biologische  Bedeutung  mancher 
noch  wenig  verstandener  Gestaltungs- 
verhältnisse der  Laubblätter. 

Die  vorliegende  hochinteressante  Ab- 
h;indlung.  auf  deren  Einzelheiten  wir 
hier  leider  aus  Mangel  an  Raum  nicht 
näher  eingehen  können,  behandelt  nach 
der  Einleitung: 

I.  die  ßlattspitze  als  wasserableiten- 
dcs  Organ.  (Bei  Gewächsen  aus  den 
verschiedensten  Familien  der  Berg- 
wälder Westjavas  sind  die  Blätter  aus- 
gezeichnet erstens  durch  die  hoch- 
gradige Benetzbarkeit  ihrer  Oberseite 
und  zweitens  durch  die  langausgezogene 
Spitze,  welche  in  vielen  Fällen  ganz 
abenteuerliche  Dimensionen  erreicht 
und  dieVerfasser  kurzweg  als  »Träufel- 
spitze« bezeichnet). 

II.  Hängeblätter  und  I längezweige. 

III.  Regenfall  und  Blattgestalt. 

IV.  Einige  mechanische  Eigenschaften 
der  Blattspreiten. 

Die  Ein'zelheiten  aller  dieser  sehr 
interessanten  Avissenschaftlichen  Unter- 
suchungen können,  wie  gesagt,  hier 
nicht  näher  in  knapper  Form  angegeben 
werden;  sie  werden  am  besten  gleich- 
zeitig mit  den  vielen,  trefflich  die 
Fragen  erläuternden  Abbildungen  aus 
dem  Oriofinal  ersehen.      Dr.  R.  Otto. 


108 


Unterrichtswesen. 


Ausstellunaren  und  Konarresse. 


Unterrichtswesen. 


Der  Vorstand  des  \"crcins  zur  Be- 
lörderung  des  Gartenbaues  hat  auf  An- 
trag der  technischen  Ausschüsse  den 
Magistrat  der  Stadt  Berlin  gebeten, 
fortzufahren     in    seinen    Bestrebung-en 


behufs  Fortbestehens  des  Fachunter- 
richtes an  den  Sonntag  Vormittagen 
und  besonders  daraufhingewiesen,  dass 
diese  Zeit  für  den  Zeichenunterricht 
allein  die  geeignetste  sei. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Görlitz,  Ende  Juni.  Dritte  grosse 
allgemeine  Rosenausstellung,  veran- 
staltet vom  Verein  Deutscher  Rosen- 
freunde.  —  Verbunden  damit  ist  eine 
Ausstellung  von  Coniferen,  Nelken. 
Pensees,  Knollenbegonien  und  Gla- 
diolen, Stauden  und  bunten  Gehölzen, 
Teppichbeeten,  Bindereien,  Plänen  und 
technischen  Hilfsmitteln  für  Rosen- 
kultur. —  Da  wäre  es  wohl  kürzer 
gewesen,  zu  sagen:  Verbunden  ist  da- 
mit eine  allgemeine  Gartenbau  -  Aus- 
stellung. Das  Ausstellungsterrain  ist 
4  ha  gross.  Die  Ausstellung,  welche 
voraussichtlich  Ende  Juni  eröffnet 
wird,  soll  etwa  drei  Monate  dauern. 
Anmeldungen  bei  Herrn  Carl  Druschki. 
Görlitz,  bis  i.  Juni,  für  die  im  Freien 
anzupflanzenden  Gegenstände  aber 
früher.  —  Rosen  und  Coniferen  bis 
15.  März,  Nelken,  Pensees.  Knollen- 
begonien und  Gladiolen  15.  April, 
Stauden  und  bunte  Gehölze  1.  März, 
Teppichbeete  1.  Mai.  —  Das  Programm 
ist  sehr  sorgfältig  ausgearbeitet.  Für 
etwaige  Wünsche  sind  noch  Nummern 
offen  gelassen. 


Magdeburg.  Der  Garteftbauverein 
Magdeburg  veranstaltet  zur  Feier  seines 
50jährigen  Bestehens  Ende  August 
oder  Anfang  September  1895  eine 
grössere  Ausstellung  und  fragt  in  sehr 
zweckmässiger  Weise  jetzt  in  den 
einzelnen  Städten  an,  welche  vSpezial- 
kulturen     dort     besonders      betrieben 


werden,   um  sie  im  Programm    zu  be: 
rücksichtigen. 


Stettin.  17.  und  18.  November  1894 
im  Konzert-  und  Vereinshause  Chry- 
santhemum-Ausstellung des  Stettiner 
Gartenbau-Vereins.  Besonders  schöne 
Kultur-Gegenstände  werden  auch  zu- 
gelassen. Anmeldungen  bis  9.  No- 
vember bei  Flerrn  Alb.  Wiese. 


Berlin.  Grosse  Frühjahrs  -  Aus- 
stellung 1897  zur  Feier  des  75  jährigen 
Bestehens  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues. 


Graz.  Allgemeine  Gartenbau-Aus- 
stellung der  k.k.  Gartenbau-Gesellschaft 
vom  1. — 6.  Mai.  Anmeldungen  an  Prof. 
Lorenz  Kristof  in  Graz.  Jahngasse  5. 


Abbazia.  Rosen-.  Pflanzen-  und 
Gemüse -Ausstellung  im  Mai.  Anmel- 
dungen an  die  Kur-Kommission  in 
Abbazia. 

Antwerpen.  Rosen-Ausstellung  des 
Cercle  des  Rosieristes  d'Anvers  in  Ver- 
bindung mit  der  Weltausstellung  Ende 
Juni.  Anmeldungen  an  J.  B.  Lenaerts, 
Vestingstraat  60,  in  Antwerpen. 


B  r  üs  sei.  Orchideen -Ausstellungen, 
veranstaltet  von  der  Gesellschaft  der 
Orchideenfreunde  »L'Orchideenne«,  am 
zweiten  Sonntag  und  Montag  Nach- 
mittag    eines     jeden     Monats     in     den 


Gewerbliche  Angelegenheiten.  —  Aus  den  Vereinen. 


109 


Räumen  der  Gärtnerei  der  >^Süt'iete  de 
l'Horticulture  Internationale«  im  Park 
Leopold. 


Gent.  Chrysanthemum-,  (»rchideen.- 
DekorationsiDllanzen-  u.  Blutenpflanzen- 
Ausstellung  der  Societe  Royale  d'Agri- 
culture  et  de  Botanique  Aom  ii.  bis 
13.  November.  Anmeldungen  an  E. 
Fierens,  Coupure  135  in  Gent. 


S  t.  P  e  t  e  r  s  b  u  r  g.  Internationale  Obst- 
Ausstellung  der  Russischen  Obstbau- 
Gesellschaft  im  Herbst.  Anmeldungen 
an  das  Bureau  der  internationalen 
Obst -Ausstellung  in  St.  Petersburg, 
Fontanka   lo. 


Mainz.  Grosse  allgemeine  Garten- 
bau-Ausstellung in  der  zweiten  Hälfte 
des  Monats  September.  Anmeldungen 
an  Stadtgärtner  SrhrcUler  in  Mainz. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Nach  demEntwurf  des  neuenrussisch- 
deutschen  Zolltarifes  ist  ..Gewöhn- 
liches Gemüse,  nicht  besonders  zu- 
bereitet: Zwiebeln  und  Knoblauch 
in  Schoten"  (soll  wohl  heissen  in  der 
Schale.  Red.),  die  nach  dem  allgemeinen 
russischen  Zolltarif  von  1,891  per  Pud 
=  40  Pfund  engl.  0.12  Rubel  =  ca.  25  Pf., 
nach  dem  gegenwärtig  für  die  deutsche 
Einfuhr  zur  Anwendung  kommenden 
Zollsatz  sogar  mit  o.iS  Ruljel  =  37  Pf. 
verzollt  werden  mussten,  frei.  —  Herab- 
gesetzt sind  ferner  Zichorie  auf  0.40. 
frische  Früchte  von  0.75  bezw.  1.35 
auf  0.40.   Hopfen   von   10  bezw.    15   auf 


3.50  Rubel.  Zuckerrübensamen,  der  jetzt 
mit  0,15  Rubel  verzollt  werden  muss, 
ist  wieder  auf  den  alten  Zoll  0,10  Rubel 
herabgesetzt.  Wir  lesen  leider  nichts 
von  abgeschnittenen  Blumen  und  leben- 
den Pflanzen.  Letztere  zahlen  jetzt 
0.90  Rubel  pro  Pud.  was  natürlich  die 
Ausfuhr  von  grösseren  Gehölzen  ganz 
unmöglich  macht.  Der  Verein  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  hatte  in 
seiner  durch  den  Herrn  Minister  für 
Landwirtschaft  etc.  dem  Herrn  Reichs- 
kanzler übergebenen  \'orstellung  auch 
um  Herabsetzung  dieses  Zolles  ge- 
beten. 


Aus  den  Vereinen. 


M  i  1 1  e  i  1  u  n  gen  der  Deut  s  c  h  e  n 
D  e  n  d  r  o  1  o  g  i  s  c  h  e  n  G  e  s  e  1 1  s  c  h  a  f  t. 
No.  2.  Aus  der  ständigen  K(.)mmission 
des  deutschen  Coniferen  -  Kongresses 
hat  sich  bekanntlich  die  obengenannte 
Gesellschaft  gebildet  unter  dem 
Präsidium  des  Herrn  Hofmarschalls  von 
Saint  Paul  Illaire  auf  Fischbach  in 
.Schlesien  und  unter  der  Geschäfts- 
lührung  des  Herrn  Königl.  Garten- 
inspektors Beissner  in  Bonn.  Diese 
beiden  Namen  bürgen  für  ernste  Be- 
strebungen und  ernste  Arbeit.  In  der 
That  bieten    die    beiden    bis    jetzt   er- 


schienenen Hefte  eine  erstaunliche 
Fülle  von  Beobachtungen.  Ueber  300 
Xamen  enthält  das  »Verzeichnis  der  in 
Xo.  1  und  No.  2  besprochenen  Pflanzen«. 
Das  Gebiet  des  Gartenbaues  ist  ein 
solch  ausgedehntes  und  in  seinem 
ganzen  Umfange  von  einem  Einzelnen 
so  Avenig  zu  beherrschendes,  dass  man 
solche  Sonderbestrebungen  herzlich 
willkommen  heissen  muss.  zumal  dann, 
wenn  gediegenes  geleistet  wird.  Die 
Mitgliederzahl  der  Gesellschaft  ist  zwar 
noch  eine  kleine,  wird  aber  sicher 
bald  wachsen.  Tr. 


110 


Sprechsaal. 


Sprechsaal. 


Zweite  Antwort  auf  Frage   7. 
Folgen  des  Carbolineums. 

Angeregt  durch  die  Frage  Xo.  7  auf 
Seite  85  dieser  Zeitschrift,  erlaube  ich 
mir,  folgendes  darüber  mitzuteilen: 
Carbolineum  wird  in  hiesiger  Fabrik 
in  vielen  Mengen  zu  den  Fisenbahn- 
signalstangen  und  zum  Barrierenbau 
verwertet  und  zwar  werden  sämtliche 
Ilolzteile,  wie  Leitungspfähle  und 
-Kanäle  damit  gestrichen,  um  sie  vor 
Fäulnis  zu  schützen. 

Vor  drei  Jahren  Hess  ich  melirere 
transportable  Mistbeet- Kästen  aus 
starken  Bohlen  herstellen:  auf  Anraten 
meines  Chefs  wurden  diese  aucli  mit 
Carbolineum  gestrichen.  Nachdem  der 
Anstrich  trocken  w^ar,  wurden  gleich 
die  Kästen  mit  Pferdedung  gepackt  und 
zur  Bepflanzung  vorbereitet,  im  ersten 
wurden  Gurken  und  Salat,  im  zweiten 
Kohlrabi  und  im  dritten  Bolmen  ge- 
pflanzt —  sämtliche  Pllanzen  fingen 
an  zu  kümmern  und  wollten  nicht  aus 
der  Stelle  wachsen.  —  Ich  glaubte  erst 
an  ein  \'ersehen  imd  bepflanzte  die 
Kästen  nochmals  mit  genannten  C.e- 
müsesorten.  machte  aber  dieselben 
Erfahrungen  wieder:  die  Blattränder 
fingen  an  einzuschrumj)fen  und  die 
Pflanzen  blieben  auch  im  Wachstum 
stehen,  vielleicht  nur  infolge  des  üblen 
Carbolineum -C.eruchs:  auch  alle  Un- 
kräuter, welche  während  der  Zeit  auf- 
gingen, verschwanden  gleich  wieder 
von  der  liildfläche.  So  blieb  mir 
weiter  nichts  übrig,  als  die  Kästen 
wieder  zu  entfernen  und  durch  neue 
zu  ersetzen,  in  denen  die  Pflanzen  dann 
prachtvoll  gediehen  sind. 

Noch  will  ich  bemerken  dass  mit 
Carbolineum  gestrichene  Ilolzteile 
mindestens  ein  Jahr  der  Luft  ausgesetzt 
sein  müssen,   ehe  sie  in  der  Gärtnerei 


verwertet  werden  können  und  kann  ich 
ko.rstaticren.  dass  ich  dann  keine  Nach- 
teile mehr  bemerkt  habe.  Auch  soll 
man  sich  hüten,  Stellagen  in  Gewächs- 
häusern oder  Baumpfähle  damit  zu 
streichen,  denn  es  gehen  sowohl  die 
Pflanzen  als  auch  die  Bäume  dadurch 
zu  Grunde. 

Andererseits  ist  Carbolineum  ein 
vorzügliches  Imprägnierungsmittel  für 
Bindfaden  zu  Stroh-  und  Schatten- 
matten, denn  der  Bindfaden  bleibt 
stets  geschmeidig  und  bricht  im  Winter 
nicht,  während  es  bei  anderen  Mitteln 
leicht  vorkommt,  dass  der  Faden  bricht 
und  fault,  wohingegen  das  Stroh  noch 
gut  l;)leil:)t,  Ijei  Carbolineum  haben 
wir  den  entgegengesetzten  Fall. 

L.  Ah  lisch.  Obergärtner,    Berlin. 


Frao-e  8. 


Wie    kultiviert    man    Juniperus  virginiana,    sog. 
Cedern-  oder  Bleistiftholz? 

1 .  A  u  f  A\'  e  1  c  li  e  r  B  n  d  e  n  a  r  t  g  e  - 
deiht  Juniperus  virginiana 
f  ü  r  d  i  e  G  r  o  s  s  k  u  1 1  u  r  a  m  besten  ? 

Antwort:  Juniperus  virginiana  ge- 
deiht auf  jedem,  nicht  zu  armen  Boden, 
zieht  sitndigen  Lehmboden  mit  etwas 
Humus  und  feuchtem  (nicht  nassem) 
Untergrund  vor.  .\.uch  auf  steinigem 
Lande  gedeiht  er  bei  genügender 
Feuchtigkeit. 

2.  Woher  bezieht  man  Samen 
o  der  P  f  1  ä  n  z  1  i  n  g  e  ? 

Antwort:  Samen  kann  nur  aus  dem 
Vaterlande  odei"  Italien  direkt,  sonst 
durch  Vermittelung  hiesiger  Samen- 
händler bezogen  werden.  Es  ist  zu  be- 
achten, dass  derSamen  ganzfrisch  gesäet 
werden  muss,  da  er  schnell  die  Keim- 
fähigkeit verliert:    auch   geht  derselbe 


Personal-Nachrichten. 


111 


sehr  unregelmässii^,'  auf.  Saat  an  Ort 
und  Stelle  empfiehlt  sich  niclit,  da  der 
Bestand  infolge  der  oft  sehr  geringen 
Prozente  an  keimfähigen  Samen  (häufig 
nur  30 — 35%)  sehr  Uickenhaft  würde. 
Wegen  der.  den  Juniperus  eigen- 
tümlichen Bewurzelung  können  zur 
Anpfianzung  nur  verpflanzte  junge 
zwei-  resp.  dreijährige  Pflanzen  mit 
\'orteil  verwandt  werden,  deren  Preise 
je  nach  den  J;dircn  zwischen  40  l:)is 
80  Mk.  per  Tausend  schwanken.  \'er- 
pflanzte  dreijährige  sollen  ca  15  bis 
20  cm  hoch  sein  und  bis  zum  Wurzel- 
halse belaubt,  wenn  solche  auf  gewöhn- 
lichem, nicht  überdüngtem  Boden 
gezogen  sind.  Unverpflanzte.  häufig 
sehr  IfiUig  angebotene  .Sämlinge  haben 
für  die  Grosskultur  keinen  Wert,  da 
es  unmöglich  ist,  nach  Bedarf  zu 
gicssen  oder  zu  beschatten.  Zu  haben 
sind  solche  Pflanzen  in  den  meisten 
grösseren    Baumschulen    und    Spezial- 

Coniferen-Züchtereien 

•  « 

3.  Wie  kultiviert  man  ihn 
(Pflanzzeit,  Rajolcn,  Pflügen 
etc.)? 

AntM'ort:  Es  ist  für  Grosskultur, 
also  für  forstmässige  Anpflanzung  ge- 
nügend, den  Boden  mit  tiefgehenden 
Pflügen      (Untergrund-      oder      Rajol- 


pflügen)  gut  zu  bearl)eiten.  Nach  dem 
Pflügen  lasse  man  den  Boden  sechs 
bis  acht  Wochen  ruhen  und  sich  setzen 
und  pflanze  anfangs  Mai  ca.  80 — 100  cm 
weit,  wobei  die  IMlanzen  gut  angegossen 
werden  müssen.  In  den  ersten  Tahien 
sind  Quecken  etc.  durch  Hacken  mittels 
des  Hackpfluges  zu  unterdrücken.  Da 
sog.  Durchforstungsholz  keinen  Wert 
haben  würde  und  es  bei  Grosskultur 
sich  um  Holzproduktion  handelt,  ist 
die  Entfernung  von  80 — 100  anzu- 
wenden, um  die  Pflanzen  genügend  er- 
starken zu  lassen,  so  dass  sie  zuerst 
langsam,  aber  kräftig  wachsen  und 
später  erst  im  Schuss  hochgehen, 

Br. 

Frage  9.  Giebt  es  eine  Geschichte 
über  die  Kew  Gardens? 

W.  J.  G.  in  N. 

Antwort:  Nein.  Sie  finden  aber  in 
dem    »Guide«    eine    kurze    Geschichte 

und  ebenso  in  >'Gartenflora«  1892. 
S-  431-  

Frage  10.  Sind  schon  in  Engier  & 
Prantl,  Natürliche  Pflanzenfamilien, 
die  Pittosporeen  behandelt? 

W.  J.  G.  in  N. 

AntM'ort:  Ja.  in  Lieferung  56,   1891. 


Personal  -  Nachrichten. 


Es  wurden  ernannt:  Der  städtische 
( iarteninspektor.  Herr.  Axel  Fintel- 
mann.  Berlin-Humboldthain,  zum  ge- 
richtlichen vSachver ständigen  für 
Gartenbau  an  Stelle  des  verstorbenen 
Gartenbaudirektors  Gaerdt  beim  Land- 
und  Amtsgericht  II,  Berlin,  Gharlotten- 
burg,  Cöpenick  und  Rixdorf.  —  Herr 
Karl  Bauer,  Gärtner  des  botanischen 
LTniversitätsgartens  in  Czernowitz.  zum 
Kaiserlichen  Rat.     Diese  Auszeich- 


nung ist  bisher  keinem  Gärtner  in 
Osterreich  zu  Teil  geworden,  ^'orlangen 
Jahren  erhielt  sie  der  Orchideen-Pieb- 
haber  Johann  G  e  o  r  g  B  e  e r  in  Wien.  — 
Stadtgärtner  Heiler  in  München  zum 
Stadt- Garteninspektor.  —  Jakob  G. 
Agardh.  vormals  Professor  der  Botanik 
an  der  Universität  zu  Lund,  zum  aus- 
wärtigen Ritter  des  Ordens  »Pour  le 
merite«  für  Wissenschaften  und  Künste. 
—  Alfr.  Ehmann  zum  Nachfolger  des 


112 


raaresordnuns 


Garteninspektors  Wagner  und  mit  der 
Leitung  der  Anlagen  Stuttgarts,  sowie 
des  dortigen  Stadtgartens  betraut. 


Auszeichnungen:  Den  preussischcn 
roten  Adlerorden  IV.  Klasse  erhielt  Hof- 
Garteninspektor  Leopold  Prochaska 
in  Wien.  —  Den  Kaiser  Franz-Joseph- 
Ordcn:  Professor  Lorenz  Kristof. 
Präsident  der  kaiserl.königl.  Gartenbau- 
gesellschaft in  Graz. 


Es  sind  gestorben :  Ende  des  vorigen 
Jahres  Garteninspektor  A.  Wagner  in 
Stuttgart,  ein  durch  seine  hervorragen- 
den gärtnerischen  Leistungen  bestens 
l)ekannter  und  allgemein  geschätzter 
Fachmann,  Schöpfer  uud  Plleger  des 
dortigen  Stadtgartens.  —  W^ilhelm 
Eubell.  früher  kurhessischer  Hof- 
gärtner, ^in  Veteran  aus  den  Freiheits- 
kriegen, in  Kassel  im  hohen  Alter  von 
Q5  Jahren.  Die  allgemeinste  Hoch- 
schätzung, deren  sich  der  Verstorbene 
erfreute,  fand  in  dem  zahlreichen,  aus 
allen  Bevölkerungsschichten  zusammen- 
gesetzten Trauergefolge  einen  erheben- 
den Ausdruck. 


Dr.  Schultz-Lupitz,  der  verdiente 
Landwirt,  ist  vom  Zentralausschuss  der 


königl.  Lan  dwirt  Schaft  sgc  Seil- 
schaft in  Hannover  zum  Ehren- 
mitgliede  erwählt  worden. 


Dr.  Richard  Otto,  unser  verehrter 
Mitarbeiter .  bi.sher  Assistent  am 
Pflanzenphysiologischen  Institut  der 
Kgi.  Landwirtschaftlichen  Ilochschulc 
in  Berlin,  ist  kommissarisch  vom 
1.  April  ab  als  Lehrer  der  Chemie  am 
Kgi.  Pomologischen  Institut  nach 
Proskau  berufen. 


Der  frühere  Staatsminister  Freiherr 
Lucius  von  Ballhausen.  Ehren- 
mitglied des  A'ereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  hat  eine  mehrmonat- 
liche Reise  nach  Ägypten  angetreten, 
begleitet  von  seinem  jüngsten  Sohn, 
der  im  braunschweigischen  Husaren- 
Regiment  als  Lieutenant  steht. 


Die  Erben  des  Landschaftsgärtners 
Haack  haben  nach  dem  letzten  Willen 
des  Verstorbenen  das  Geschäft  dem  bis- 
herigen Geschäftsführer,  Herrn  Land- 
schaftsgärtner Richard  Köhler,  ]\lit- 
giied  des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues,  Berlin  W.,  Xettelbeck- 
strasse  15,  übertragen. 


Tagesordnung 

für  die  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preussischen  Staaten 
am  Freitag,  den  23.  Februar  1894 

im    grossen    Hörsaal    der    Königl.  landwirtschaftlichen   Hochschule,    Invalidenstrasse   42. 


1.  Ausgestellte  Gegenstände. 

2.  \'ortrag  des  LIerrn  Dr.  Less,  Assistent  an  der  Kgi.  Landwirtschaft- 
lichen Hochschule:  Ȇber  die  abnorme  Witterung  der  letzten 
Wochen.« 

3.  Auszeichnung  bei  Jubiläen. 

4.  ev.  L.  Wittmack    '>Uber  den  Obstbau  in  den  Vereinigten  Staaten.« 
Bemerkung:   Herr  Gartenbaudirektor  Haupt.  Brieg,  ist  leider  abermals 

verhindert,  seinen  Vortrag  über  Düngung  der  Orchideen  zu  halten. 


Gartenflora  1894. 


Taf.  1400. 


Mamillaria  barbata  Engelmänn 


Mamillaria  barbata  Engelm. 

Von  Ed.  von  Regelf  und  Haage  &  Schmidt.  Hierzu  Tafel  1400. 
ie  Abbildung  der  beistehend  dargestellten  Mamillaria  hat  die  Firma 
Ilaage  &  Schmidt,  Erfurt,  seiner  Zeit  eingesendet.  Die  Pflanze  stammt  aus 
Texas,  wo  sie  bei  Cosi  wächst  und  von  Wislizenus  entdeckt  ward.  Dr.  Engel- 
mann in  St.  Louis,  leider  seit  mehreren  Jahren  verstorben,  beschrieb  dieselbe 
in  „Sketch  of  the  botany  of  Wislizenus  Expedition"  p.  13  in  einer  Anmerkung. 
Die  Pflanze  bildet'  nach  Engelmiann  einen  kugeligen  Stamm,  (nach  unserer  Abbil- 
dung ist  er  abgestutzt,  fast  kegelförmig)  mit  kahlen  Achseln  zwischen  den  Warzen 
und  mit  vielen  mehrreihigen  Stacheln  auf  der  Spitze  der  Warzen,  von 
denen  die  äusseren  weiss,  borstenförmig  und  ungefähr  40  an  der  Zahl,  während 
die  inneren  stärker,  bräunlich  und  ungefähr  je  10 — 15  an  Zahl,  der  Centralstachel 
stark,  aufrecht,  braun  und  an  der  Spitze  hakig.  Die  beerenartigen  Früchte 
länglich,   grünlich  und  auf  der  .Spitze    mit   dem  Rudiment   der  Blume   gekrönt. 

Unser  abgebildetes  Exemplar  hat  ziemlich  grosse  weisse,  in  der  Mittellinie 
und  an  der  Basis  rosenrote  Bkmienblätter.  In  Rümpler's  Ausgabe  von 
Försters  Handbuch  der  Kacteenkunde  findet  man  diese  Art  schwer  auf,  da 
im  Index  eine  falsche  Seitenzahl  citiert  ist.  (Es  ist  S.  244  citiert,  muss  aber 
heissen  S.  264;  übrigens  ist  dort  gesagt:  Blüten  unbekannt,  und  hat  Engelmann 
sie  also  nicht  gesehen.    Red.) 

Ueber  die  Kultur  schreiben  die  Herren  Haage  &  Schmidt,  Erfurt,  der  Re- 
udktion  folgendes: 

Mamillaria  barbata  Engelm.  verlangt  schon  eine  etwas  bessere  Beachtung 
in  der  Kultur,  als  man  dies  bei  dem  grössten  Teil  ihrer  Gattungsangehörigen 
iio  allgemeinen  gewöhnt  ist.  Namentlich  im  Winter  beansprucht  sie  einen 
Platz  bei  -+-  10 — 12  Gr.  R.  Wie  bei  fast  allen  kugelförmigen  Kacteen,  so  muss 
mr'i  auch  bei  dieser  mit  dem  Wasser  sparsam  umgehen;  ein  ein-  bis  zwei- 
maliges Ueberspritzen  in  der  Woche  genügt  vollkommen,  doch  darf  dieses  nur 
an  sonnigen  Tagen,  und  da  möglichst  in  den  Vormittagsstunden  geschehen, 
dari^üt  die  Pflanze  noch  vor  der  Nachtzeit,  wo  bekanntermassen  die  Temperatur 
heruntergeht,  gehörig  abtrocknet,  um  Fäulniss  zu  verhüten. 

Im  Sommer  ist  es  ratsam,  M.  barbata  ins  Freie  zu  bringen,  oder  ihr 
wenigstens  einen  Platz  zu  gewähren,  wo  volle  .Sonne  hinkommt,  und  die  Luft 
reichlichen  Zutritt  hat. 

Yon  Mitte  Juni  bis  Anfang  September  können  gesunde  Pflanzen  vollständig 
im  Freien  stehen,  nur  trage  man  Sorge,  dass  sie  vor  anhaltendem  Regenwetter 
geschützt  werden.  Auch  lasse  man  es  während  des  .Sommers  an  Wasser  nicht 
fehlen. 

Die  beste  Erdmischung  besteht  aus  2  Teilen  gut  verwester  Mistbeeterde, 
1  Teil  Rasenerde  und  1  Teil  Heideerde,  der  man  etwas  Flusssand  zusetzt.  Eine 
gute  Scherben-Unterlage  ist  Bedingung.  Zum  Frühjahr  ist  uns  ein  frischer 
Import  in  Aussicht  gestellt. 


jj^  Grammatop>iyllnm  Gnilelmi  II  Kränzlin. 

Grammatophyllum  Guilelmi  II  Kränzlin '^) 

von  Prof.  Dr.  F.  Kränzlin. 

jjramrnatophyllum  Guilelmi  II  ist  eine  der  wenigen  Orchideen-Neuheiten  der 
letzten  Jahre,  deren  Einführung  ein  „Ereignis"  ist.  Es  ist  ein  stattliches 
Gewächs  mit  verkürztem  massivem  Stamm,  mit  65  cm  langen  und  bis  10  cm 
breiten  Blättern.  Die  Blütenstände  sind  bis  1  m  hoch  und  tragen  30  bis  35 
Blüten,  jede  von  8  cm  Durchmesser.  Die  Farbe  ist  aussen  grün,  innen  purpur- 
braun mit  grünem  Rande,  das  Labellum  weiss  mit  purpurbraunen  Adern  auf 
den  Seitenlappen.  Aus  dem  vorliegenden  reichlichen  Herbarmaterial  geht  hervor, 
dass  die  Pflanze  ausserordentlich  gut  aussehen  muss.  —  Der  Entdecker  der 
Pflanze  ist  Herr  W.  Micholitz,  Sammler  für  F.  Sander  &  Co.  zu  St.  Albans. 
Diese  Firma,  deren  Inhaber  und  Gründer  bekanntlich  ein  Deutscher  ist,  be- 
auftragte den  für  sie  in  Ost  -  Asien  sammelnden  Herrn  Micholitz  damit,  eine 
Tour  nach  Neu-Guinea  zu  machen.  Auf  meine  Bitte,  diese  auch  für  die  Botanik 
viel  versprechende  Tour  nach  Kräften  zu  fördern,  ging  die  Neu-Guinea-Compagnie 
mit  grosser  Liebenswürdigkeit  ein  und  beauftragte  ihre  Beamten,  Herrn  W.  Micholitz 
erforderlichen  Falls  zu  unterstützen.  Die  lebenden  Exemplare  des  Grammatophyllum 
Guilelmi  II  werden  in  diesen  Tagen  in  London  bei  Protheroe  &  Morris  ver- 
steigert und  es  steht  zu  hoffen,  dass  der  Unternehmer  für  die  ganz  ausser- 
gewöhnlich  hohen  Kosten  des  Unternehmens  in  etwas  entschädigt  wird.  Die 
Durcharbeitung  des  von  Herrn  W.  Micholitz  gesammelten  wissenschaftlichen 
Materials  wird  hier  in  Berlin  stattfinden.  Dem  Verfasser  war  es  eine  grosse 
Genugthuung,  diese  Orchidee,  die  schönste  und  statflichste,  welche  bisher  aus 
unseren  Kolonien  bekannt  geworden  ist,  mit  Allerhöchster  Genehmigung  nach 
Sr.  Majestät  dem  Kaiser  zu  nennen. 

Die  Sammlung  enthält  noch  einige  hervorragend  schöne  Arten,  welche, 
soweit  ersichtlich,  neu  sind  und  eine  ganze  Anzahl  weniger  brillanter  Formen, 
welche  sicher  noch  nie  beschrieben  sind. 


*)  Habitu  Grammatophylli  Fenzliani  Rchb.  f.  sed  major.  Caulibus  —  foliis  e 
basi  lineari  lanceolatis  acuminatis  plicatis  ad  65  cm  longis  ad  10  cm  latis. 
Racemis  superbissimis  folia  excedentibus  ad  100  cm  altis  multifloris  (20 — 35); 
Bracteis  minutis  oblongis  quam  Ovaria  multoties  brevioribus.  Sepalis  oblongis 
basi  vix  attenuatis  obtusis,  petalis  augustioribus  cuneato-obovatis  obtusis  aequi- 
longis,  labelli  lobis  lateralibus  maximis  subquadratis  antice  oblongo-ligulatis, 
intermedio  deflexo  parvo  obovato  emarginatoque,  lineis  3  elevatis  inter  lobos 
laterales  quarum  intermedia  brevior,  lineis  humilioribus  2  in  lobo  intermedio, 
toto  labello  intus  dense  piloso  marginem  versus  sensim  calvescente;  gynostemio 
valde  curvato  inter  lobos  intermedios  abscondito.  —  Flores  speciosissimi  8  cm 
diametro  purpureo-brunnei  margine  et  extus  viridilutei,  labellum  album  purpureo- 
striatum. 


Dendrobium  Augustae  Victoriae  Kränzlin.  1 1  e 


Dendrobium  Augustae  Victoriae  Kränzlin'^^ 

von  Prof.  Dr.  F.  Kränzlin. 

\ie  Pflanze  ist  unzweifelhaft  eines  der  schönsten  Dendrobien  und  nebst 
Grammatophyllum  Guilelmi  II  die  schönste  Orchidee,  welche  aus  unserer  öst- 
lichen Kolonie  bekannt  geworden  ist.  Nur  der  obere  Teil  der  Pflanze  war  mir  über- 
sandt  worden  und  dieser  trug  an  drei  Blütenständen  weit  über  100  Blüten  und 
Knospen.  Die  Sepalen  sind  reinweiss,  die  Petalen  vermutlich  hellgelb  mit  purpurnen 
Adern,  das  Labellum  ist  purpurrot  und  im  Innern  mit  fünf  Längsleisten  versehen, 
welche  vorn  in  höchst  eigenartiger  Weise  gezähnt  sind.  Diese  merkwürdige 
Bildung  ist  das  augenfälligste  Unterscheidungsmerkmal  dieser  Art,  welche  sonst 
stark  an  Dendrobium  Goldiei  Rchb.  f.  und  Dendrobium  Imperatrix  Kränzlin  erinnert, 
an  Schönheit  aber  beide  übertrifft.  Mit  Dendrobium  Mirbelianum  Gaudich, 
D.  d'Albertisii  Rchb.  f.  und  D.  arachnostachys  Rchb.  f.  und  einigen  ähnlichen  bildet 
diese  Art  die  Gruppe  der  „Antennata",  d.  h.  der  Dendrobien  mit  Petalen,  welche 
wie  Fühler  eines  Insektes  vorgestreckt  sind.  Dieses  mehr  bizarre  als  schöne 
Merkmal  ist  bei  Dendrobium  Augustae  Victoriae  nicht  sehr  entwickelt,  denn  die 
Petalen  sind  wenig  länger  als  die  anderen  Teile  der  Blüte. 

Die  Pflanze  wurde  in  den  Wäldern  am  Berlin-Hafen  von  Herrn  Kärnbach, 
Mitglied  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  entdeckt,  die  Exemplare 
blühten  auf  dem  Wege  nach  Friedrich- Wilhelmshafen  auf  und  von  dort  erhielt 
ich  sie  durch  Herrn  Wilh.  Micholitz,  dem  glücklichen  Entdecker  vieler  wert- 
voller ostasiatischer  Pflanzen. 

Mit  Allerhöchster  Erlaubniss  habe  ich  diese  schöne  Pflanze  Ihrer  Majestät 
der  deutschen  Kaiserin  Auguste  Victoria  gewidmet. 


*)  Sectio  Antennata.  Planta  egregia  maxima.  Adest  parssupremabulbi  maximi 
racemos  3  gerens  50  cm  longos  divitifloros,  bracteis  minimis.  Sepalodorsali  linear! 
obtuso,  lateralibus  parte  libera  linearibus  obtusis  postice  pedi  gynostemii  alte 
adnatis;  petalis  medium  usque  linearibus  angustis  deinde  cuneato-obovatis 
obtusis  nervis  anastomosantibus  decoris,  quam  sepala  vix  longioribus;  labelli 
iobis  lateralibus  parte  libera  semiorbicularibus  margine  minutissime  serrulatis, 
iobo  intermedio  oblongo  obtuso  apiculato  margine  valde  undulato,  lamellis  5 
in  disco  a  basi  labelli  orientibus  lateralibus  paullo  brevioribus  omnibus  prae- 
sertim  3  medianis  in  cristas  lacero-dentatas  subito  abruptas  auctis,  calcaris 
ostio  callis  2  postice  in  lineas  elevatas  decrescentibus  subclauso,  calcari  ipso 
"brevi  vix  inflato  apice  emarginato;  gynostemio  brevi,  androclinio  dente  dorsali 
acuto  Iobo  obtuso  utrinque,  rostello  lato  orbiculari,  anthera  plana,  ovaria 
pedicellata  4  cm  longa.  Flores  speciosi  3  cm  ^diametro.  Sepala  alba  petala 
pallide  flava  purpureo-venosa.  labellum  roseo-purpureum. 


jjg  Geschmackvolle  Bindereien  von  der  Herbstausstellung  etc. 


Geschmackvolle  Bindereien  von  der  Herbstausstellung  des 
Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

Hierzu  Abb.  33. 
IL    Die  Bindereien   des  Herrn  H.  Fasbender. 

teifolgend  bringen  wir  die  Abbildung  der  Bindereien  des  Herrn  H.  Fas- 
bender, Berlin  N.,  Schönhauser  Allee  20,  die  mit  einer  goldenen  Medaille 
gekrönt  wurden. 

Die  gesamte  Aufstellung  war  als  eine  höchst  gelungene  zu  bezeichnen. 
Über  den  Ausstellungsgegenständen  erhob  sich  ein  Baldachin,  geschmückt  mit 
Tannenguirlanden  und  Lorbeerzweigen,  welcher  von  goldenen  Schnüren  mit 
ebensolchen  Quasten  gehalten  wurde.  Die  Hinterwand  war  mit  schwarzem 
Sammet  drapiert. 

Den  Mittelpunkt  des  Ganzen  bildete  eine  grosse  Trophäe  von  vierzehn  Cycas- 
Wedeln,  zwischen  denen  sich  bunte  Phormiumblätter  besonders  schön  abhoben. 
Sämtliche  Wedel  wurden  in  der  Mitte  von  einem  Bouquet  aus  Maiblumen, 
weissen  Kamellien,  Daturablumen,  Malmaisonrosen  und  weissen  Lilien  gehalten, 
durchwirkt  mit  verschiedenem  Grün  von  bunten  Plectogynen,  Blechnum  und 
Adiantumwedeln,  nebst  Asparagus-Ranken.  Das  ganze  Arrangement  war  auf 
einer  zwei  Meter  hohen  Stange  befestigt,  welche  von  einer  grossen  schwarzen 
Schleife  und  herabhängenden  Trauerschnüren  verdeckt  war.  Es  eignet  sich  eine 
derartige  Zusammenstellung  vorzüglich  zur  Aufstellung  hinter  einem  Sarge, 
sowie  zum  Tragen  bei  Trauerfeierlichkeiten  für  Vereine. 

Von  den  übrigen  Gegenständen  befand  sich  oben  zur  Linken  ein  Impera- 
torenkranz, aus  Lorbeerzweigen  gebunden;  rechts  davon  ein  Kreuz  von 
weissem  Chrysanthemum,  aul  welche  ein  Kranz  von  zwei  Cycas -Wedeln  mit 
Chamaeropswedeln,  weissen  Kamellien,Maiblumen,Vergissmeinnicht  und  leichtem 
Grün  gelegt  war.  Links  auf  einem  Tische  befand  sich  ein  Korb,  durchgehends 
in  Rot  gehalten,  der  ganz  besonderes^  Aufsehen  erregte,  weil  die  schönen 
Blütenähren  der  Vriesea  brachystachys,  die  ihn  füllten,  ^iUe  Schattierungen  von 
Grün  durch  Gelb  zum  Rot  darboten.  Dabei  waren  diese  Blumen  am  Schluss 
noch  ebenso  frisch  wie  am  Anfang.  Rechts  stand  ein  ähnlicher  Korb  in  Gelb, 
daneben  zwei  Brautkränze  mit  passenden  Bouquets,  der  eine  von  Myrten  für 
eine  Jungfrau,  der  andere  von  Orangen  für  eine  Wittwe  bestimmt,  ebenso  ein 
deutscher  Strauss  von  Rosen,  Maiblumen  und  Schiefblättern. 

Unten  links  befand  sich  ein  Kranz  in  runder  Form  aus  Lorbeerzweigen, 
tadellos  gebunden,  sowie  eine  Krone  von  Cycas -Wedeln.  Daneben  ruhte  auf 
einer  vergoldeten  Staffelei  ein  grosser,  ovaler  Lorbeerkranz,  welcher  mit  einem 
Fächer  von  Cycas -Wedeln,  verschiedenen  zarten  Blumen,  verschiedenem  Grün 
und  einer  grossen  weissen  Atlas-Schleife  geschmückt  war.  Als  Pendant  stand 
rechts  ein  Hauptstück:  eine  Staffelei  mit  einer  Adresse  zu  einem  25jährigen 
Jubiläum,  in  der  Mitte  die  kunstvoll  gearbeitete  Adresse  selbst,  in  violetten 
Sammet  gebunden;  der  Rahmen  mit  gleichfarbigen  Stiefmütterchen  geschmückt, 
an  seinen  Ecken  Bouquets  von  Marschall-Niel-Rosen,  gelben  Margueriten, 
Chrysanthemum  frutescens  Etoile  d'or  und  Adiantum -Wedeln,  sich  besonders 
schön  abhebend,  darüber  eine  Taube  mit  goldenem  Lorbeerzweig,  eine  An- 
spielung auf  den  einstigen  50jährigen  Gedenktag;  jedenfalls  eine  sehr  hübsche 


Frühjahrsbepflanzung  eines  Teppichbeetes. 


117 


neue  Idee,  da  eine  Adresse,  in  solchem  Blumenrahmen  überreicht,  gewiss  einen 
weit  grösseren  Beifall  findet. 

Die   Gesamtwirkung  der  Fasbender'schen  grossen  Ausstellung  wurde  noch 
dadurch  erhöht,  dass  der  untere  Teil  mit  Medeolaranken')   geschickt  verziert  war. 


Abb.  33.     Bindereien  des  Herrn  H.  Fasbender,  Berlin, 
auf  der  Herbstausstellung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  1893. 


Frühjahrsbepflanzung  eines  Teppichbeetes. 

-       -  Hierzu  Abbildung  34. 

jdLus  dem  höchst  empfehlenswerten  Werk  „Gartenbeete  und  Gruppen"")  von 
Carl  Hampel.  städtischer  Obergärtner  in  Berlin,  geben  wir  in  Abbildung 
No.  34  ein  geschmackvolles  Teppichbeet  (N.  200)  mit  Bezeichnung  einer  Früh- 
jahrsbej)flanzung.  Wir  wollen  dabei  hinzufügen,  dass  in  gedachter  Schrift  auch 
noch  eine  andere  Frühjahrsbepflanzung,  sowie  zwei  verschiedene  Sommer^eiDflan- 
zungen  angegeben  sind. 

1.  Ornament.     2.  Rosa  semperflorens  (16  Stück),  niedergehakt.   3.  Herniabria 


*)  Siehe  über  deren  Anzucht  Gartenflora  1894,  Heft  1,  S.  14. 

**)  (rartenbeete  und  Gruppen,  333  Entwürfe  für  einfache  und  reiche  Ausführung  mit  mehr- 
fachen und  erprobten  Bepflanzungen  in  verschiedenen  Jahreszeiten  nebst  zififernmässiger  Angabe 
des  Pflanzenbedarfs.  Von  Carl  Hampel,  Städtischer  Obergärtner,  Vorsitzender  des  Vereins 
Deutscher  Gartenkünstler  zu  Berlin.  —  Verlag  von  Paul  Parey,  Berlin  SW.  Hedemannstrasse  10. 
1893,  4«. 


ii8 


Exotische  Wasserpflanzen  im  Kaltwasserbassin. 


glabra  (180 St.).  4.  Rosa  Fellemberg  (30  St.).  nieclergehakt;   Knoten:  Rosa  poly- 
antha  „Clothilde  Soupert"  (je  4 — 8  Stück.) 

5.  Bellis  perennis  fl.  albo  pl.  (3  Teile  =  138  St.),  dazu  6.  Silene  pendula 
ruberrima  {3  T.  =  57  St.),  wechselt  mit  5.  Bellis  perennis  fl.  rubro  pl.  (2  T. 
^  94  St.),  dazu  6  Myosotis  alpestris  (2  T.  =  38  vSt.)  —  7.  Herniaria  giabra  (1590  St.). 
—  8.  Bellis  perennis  fl.  albo  pl.  (3  T.  =  15  St.)  wechselt  mit  Bellis  perennis  fl. 
rubro  pl.  (2  T.  =  10  St.).  —  9.  Buchsbaumlinien.  —  10.  Hyacinthus,  je  2  Beete 
..Amy"  (34  St.),  „alba  maxima"'  (34  St.),  ..Czar  Peter"  (34  St.).  —  11.  Viola 
tricolor  maxima  ..Fürst  Bismarck"  (105  St.). 


Abb.  34. 

Geschmackvolles    Teppichbeet.     Massstab   i  :  100.     Halbmesser  5  m. 

Die  Linien   sind   in   Buchsbaum    zu   fassen,    nur  10  und  11  liegen  frei  im  Rasen. 

Die  Figur  neigt  sich  dem  Profil  entsprechend. 


Exotische  Wasserpflanzen  im  Kaltwasserbassin. 

Von  E.  Schelle,  Tübingen, 
bwohl  unsere  einheimischen  Wasserpflanzen  nicht  nur  vielseitiges,  sondern 
auch  vielgestaltiges  Material  zur  Bepflanzung  von  natürlichen  wie  künst- 
lichen Wasserbehältern  bieten,  so  ist  doch  das  Verlangen  vorhanden,  ausländische 
Arten  • —  soweit  es  angängig  —  ebenfalls  anzubringen,  sei  es  auch  nur  während 
der  kurzen  Zeit  eines  Sommers.  — 

Dass  solches  leicht  möglich  ist,  dass  auch  der  Privatmann,  welcher  nicht 
im  Besitz  der  nötigen  Ueberwinterungsräume  ist.  durch  jährlich  frischen  Bezug 
Ton  Material  in  seinem  Wasserbassin  im  Garten  mit  Erfolg  exotische  Wasser- 
pflanzen ziehen  kann,  dies  zu  beweisen  ist  der  Zweck  der  folgenden  Zeilen. 


Exotische  Wa'^serpflanzen  im  Kaltwasserbassin.  iiq 


Der  hiesige  botanische  Garten  ist  leider  bis  heute  mit  keinem  Warmwasser- 
Haus  versehen,  und  so  ist  man  gezwungen,  das  zu  Demonstrationen  notwendige 
Material  in  Töpfen,  Schalen  u.  s.  w.  heranzuziehen,  ein  Verfahren,  das  nicht 
nur  höchst  umständlich  ist,  sondern  auch  in  der  Kultur  oft  keine  wesentlichen 
Erfolge  zulässt.  Kleinblättrige  Pflanzen  fristen  wohl  auch  hier  jahrelang  ihr 
Dasein  und  erfreuen  uns  durch  manchmal  sehr  üppiges  Wachstum;  grossblättrige, 
oder  sich  stark  ausbreitende  Pflanzen  jedoch,  wie  Nymphaeen,  Pontederien  etc.  etc. 
in  Töpfen  und  Kübeln  zu  ziehen,  geht  wegen  Platzmangel  für  diese  Pflanzen 
sehr  schlecht  oder  garnicht  und  machen  solch  eingezwängte  Exemplare  auf 
den  Beschauer  einen  eigentümlichen  Eindruck,  wie  es  auch  dabei  nicht  leicht 
möglich  ist,  sich  von  dem  Wachstum  dieser  Pflanzen  in  ihrer  Heimat  eine 
richtige  Vorstellung  zu  machen.  Ist  man  jedoch  im  Besitz  eines  nicht  allzu- 
kleinen Bassins,  in  welchem  der  naturgemässen  Ausbreitung  der  Pflanzen  nichts 
oder  wenig  im  Wege  steht,  so  zeigt  sich  uns  das  Leben  derselben  in  einem 
weit  zutreffenderen  Bilde,  als  im  ersteren  Falle. 

Bei  der  teilweisen  Neuanlage  des  hiesigen  botanischen  Gartens  (in  den 
Jahren  1887/89)  wurde  mir  zwecks  Anzucht  seltener  und  botanisch  wichtiger 
Wasserpflanzen  der  Bau  zweier  Bassins  genehmigt.  Dieselben,  vonsmDurchmesser 
und  70  cm  Tiefe,  liegen  zwischen  Rasenstücken  und  Staudenquartieren  vor  dem 
1885/87  neu  erbauten  grossen  Pflanzen-Schauhause.  Durch  Wege  zugänglich, 
mit  springendem  Wasser  und  weiten  Abflussröhren  versehen,  entsprechen  diese 
Bassins  während  des  Sommers,  wo  unter  den  gepflegten  Pflanzen  ein  üppiges 
Gedeihen  und  reiches  Blühen  herrscht,  vollkommen  allen  gestellten  An- 
forderungen. 

Rings  des  Bassinrandes,  in  bestimmten  Entfernungen  von  einander,  wurden 
durch  eigene  Arbeiter  Nischen  aus  Tuffstein  von  1  m  Durchmesser  und 
durchschnittlich  60  cm  Höhe  erbaut.  Die  Steine  —  mit  Cementmasse  .ver- 
bunden —  lassen  nur  solch  kleine  Öffnungen  zwischen  sich,  dass  wohl  das 
Wasser  leicht  hinzutreten  kann,  jedoch  der  in  den  Nischen  aufgefüllten  Erde 
das  Abflössen  erschwert  ist.  Sämtliche  Nischen  sind  transportabel,  so  dass 
weitere  eingefügt,  event.  auch  die  vorhandenen  vergrössert  werden  können, 
wobei  immer  Avieder  die  Bassinwand  den  Abschluss  der  sonst  offenen  Nische 
bildet.  Wie  bereits  angegeben,  sind  dieselben  mit  Erde  mehr  oder  minder 
hoch  versehen,  wie  auch  die  Nischenseiten  verschieden  hoch  gebaut  wurden, 
je  nach  der  hierin  zu  pflegenden  Pflanze;  teils  um  das  ungehinderte  Austreten 
in  den  freien  Raum  des  Bassins  —  sei  es  unter  oder  auf  der  Oberfläche  des 
Wassers  —  zu  ermöglichen,  teils  auch  um  kleine  freischwimmende  Pflänzchen, 
etwa  Azolla,  mehr  concentrieren  zu  können.  Der  übrige  Raum  des  Bassins  ist, 
mit  Ausnahme  eines  Tuffstein-Aufbaues  um  das  in  der  Mitte  befindliche  Zulauf- 
rohr, freigelassen  und  dient  nur  hier  und  da  noch  zur  Aufstellung  von  Ver- 
suchsexemplaren in  Töpfen,  im  übrigen  aber  für  die  freie  Ausbreitung  der 
Pflanzen. 

Was  nun  die  Bepflanzung  betrifft,  so  besteht  dieselbe  aus  Nymphaeen  und 
zwar  Nymphaea  Lotus,  N.  capensis,  N.  thermalis,  N.  cyanea,  N.  coerulea, 
N.  zanzibariensis  und  zanz.  rubra,  N.  scutifolia,  N.  dentata,  N.  hybrida  rubra 
u.  s.  w.,  wobei  jedes  Jahr  abgewechselt  wird;  ferner  aus:  Pontederia  azurea, 
P.  crassipes  (Eichhornia),  P.  cordata,  P.  tricolor,  aus  Pistia  Stratiotes,  Trianea 


2  20  Exotische  Wasserpflanzen  im  Kaltwasserbas'?in. 


bogotensis,  Azolla  carolineana  und  A.  filiculoides,  Oryza  sativa  und  O.  perennis, 
Hydrolea  spinosa,  Jussiaea  repens,  Thalia  dealbata,  Ceratopteris  thalictroides, 
Cyperus  Papyrus  und  C.  alternifolius,  Vallisneria  spiralis,  Houttuynia  cordata, 
Myriophyllum  proserpinacoides,  Marsilea  quadrilbliata,  Juncus  zebrinus  u.  s.  w. 
Mit  Nelumbium  habe  ich  wegen  Material-Mangel  noch  keinen  endgültigen  Ver- 
such machen  können;  da  jedoch  zur  Naturalisierung  desselben  das  Minimum 
der  mittleren  Sommertemperatur  -f  220  C  beträgt,  so  ist  also  während  eines 
Sommers  ein  guter  Erfolg  unausbleiblich.  — 

Was  den  Wuchs  und  die  Widerstandsfähigkeit  der  oben  genannten  Pflanzen 
betrifft,  so  sind  Pistia  Stratiotes  und  Ceratopteris  thalictroides  am  empfindlichsten, 
d.  h.  sie  wuchern  nicht  in  gleicher  Weise,  wie  die  meisten  anderen  Pflanzen. 
Sie  wachsen  wohl  gut,  erstere  teilt  sich  oft,  zeigt  ihre  kleinen  Blüten,  das 
Normale  übersteigen  sie  aber  niclit  leicht.  Dann  folgen  einige  Nymphaeen,  je- 
doch nur  mit  einer  Übergangsperiode;  ist  diese  gut  überstanden,  dann  quirlen 
fast  die  Blätter  hervor.  Ähnlich  ist  es  auch  mit  Trianea  bogotensis.  Dieselbe 
vermehrt  sich  event.  so  stark,  dass  bei  Platzmangel  der  Habitus  der  Pflanze 
verändert  wird,  d.  h.  die  Blätter  erheben  sich  auf  gestreckten  Stielen  über  die 
Oberfläche  des  Wassers,  ein  Zustand,  welcher  einen  meiner  auswärtigen  Be- 
kannten, dem  ich  unter  anderen  Exemplaren  auch  so  gestaltete  zusandte. 
eine  Unterart  vermuten  liess. 

Azolla  Carolineana  und  A.  fi.liculoides  sind  nach  kurzer  Zeit  so  dicht,  dass 
das  Entfernen  einiger  Hände  voll  Pflanzen  von  Zeit  zu  Zeit  unbedingt  notwendig 
wird,  sollen  die  Pflänzchen  überhaupt  weiter  wachsen  können.  Sie  helfen  sich 
allerdings  oft  selbst,  indem  sie  einfach  über  einander  wachsen,  allein  die 
unterdrückten  faulen  und  schädigen  hierdurch  unter  Umständen  die  oberen. 
Dass  Vallisneria,  Marsilea  etc.  nicht  nur  stark  wachsen,  sondern  geradezu 
wuchern,  darf  wohl,  da  sie  Südeuropäer  sind,  nicht  wundern.  Sämtliche  übrigen 
Pflanzen  zeigen  meist  ein  sehr  zufriedenstellendes  Wachstum.  Eigentümlich  ist 
es,  dass  manche  Spezies  in  einem  Sommer  wucherndes  Wachstum  zeigt,  im 
anderen  dagegen  das  Normale  nicht  übersteigt.  Als  einzigen  wesentlichen 
Grund  hierfür  betrachte  ich  bis  jetzt,  dass  bei  schlechtwachsenden  Pflanzen 
ältere  Exemplare  zur  Auspflanzung  benutzt  wurden. 

Betreffs  der  Blüte  wäre  zu  bemerken,  dass  Pontederia  azurea  und  die  meisten 
Nymphaeen  sehr  bald  ihre  Blüten  zeigen  und  auch  während  des  Sommers  und 
des  Frühherbstes  damit  fortfahren.  Die  beiden  Photographien,  die  in  den 
ersten  Tagen  des  September  gemacht  wurden,  zeigen  dies  zum  Teil  ganz  deutlich. 
12 — 15  Blumen  und  Blumenknospen  an  einer  Pflanze  sind  nicht  gerade  selten. 
Pistia  und  Trianea  blühen  ebenfalls  ziemlich  stark;  allerdings  ist  bei  diesen 
die  Blüte  für  den  flüchtigen  Beschauer  leicht  übersehbar.  Eben  ganannte  Pflanzen, 
sowie  die  Nymphaeen  etc.  setzen,  besonders  bei  der  Befruchtung  mit  der 
menschlichen  Hand,  sehr  gerne  Samen  an,  und  habe  ich  auch  bereits  vor 
3  Jahren  einen  Nymphaeen-Bastard  (N.  capensis  X  coerulea)  im  Freien  er- 
zogen, welcher  sich  durch  Rustizität  überhaupt,  wie  auch  durch  breite,  in  der 
Jugend  gefleckte  Blätter  und  durch  schöne,  blaue,  grosse,  mit  feinem  Geruch 
behaftete  Blüten  auszeichnet. 

Was  die  Anpflanzung  selbst  betrifft,  so  ist  es  von  Vorteil,  damit  hinzuhalten, 
bis  keine  Spätfröste  mehr  zu  erwarten  sind,  wie  auch  in  den  ersten  10  bis  14 
Tagen    nach    der   Pflanzung  eine  leichte  Bedeckung,  etwa  Bastmatten,  sehr  an- 


Exotische  Wasserpflanzen  im  Kaltwasserbassin.  j.2 1 


gewandt  ist.  Bei  starker  Sonnenbestrahlung  wäre  Beschattung  mit  Tannenreis 
angezeigt,  da  die  Pflanzen,  welche  sich  meist  vorher  nur  in  Warmhäusern  befanden, 
in  den  ersten  Tagen  sehr  empfindlich  sind.  Pünktliche,  das  Wachstum 
möglichst  wenig  unterbrechende  Pflanzung,  ungestörter  Standort  und  stete  Rein- 
lichkeit befördern  wesentlich  das  rasche  Anwachsen. 

Die  besonders  in  den  Sommermonaten  sich  zeigenden,  die  Ausbildung 
mancher  Pflanzen  hemmenden  Algen  werden  durch  scharfe  Bespritzung  mit 
Wasser  in  ihrer  rapiden  Entwickelung  gehemmt.  Zu.  diesem  Zwecke  werden 
die  Bassins  alle  3 — 4  Wochen  an  einem  trüben  Tage  rasch  abgelassen  und  nun 
mit  einem  dünnen  Wasserstrahl,  jedoch  unter  vollem  Druck  der  Wasserleitung 
überall,  wo  es  ohne  Pflanzenbeschädigung  geht,  gründlich  durchgespritzt.  Ich 
habe  dies  als  einziges,  einige  Zeit  nachwirkendes  Mittel  gegen  diese  mehr  als 
lästige  Plage  befunden.  Frisches  Wasser  kann  jeden  Tag  zugelassen  werden; 
in  der  ersten  Zeit  der  Pflanzung  und  an-  regnerischen  Tagen  kann  es  unter- 
bleiben. — 

Um  auch  ein  W^ort  über  das  hiesige  Klima  zu  sprechen,  welches  etwa  als 
Hauptgrund  für  die  gelungenen  Kulturen  angenommen  werden  könnte,  so 
möchte  ich  hierzu  bemerken,  dass  Tübingen  325  m  hoch  über  dem  JMeere  und 
an  der  Weinbaugrenze  liegt,  der  Wein  also  nur  in  anhaltend  warmen 
Sommern  reif  wird,  wenn  nicht  Frühfröste  störend  einwirken.  Die  Nächte 
sind  fast  durchwegs  kühl,  und  ist  eine  Temperatur-Differenz  von  18°  C  nichts 
seltenes.  Diese  Schwankungen  werden  durch  die  sogenannte  »rauhe  Alb«, 
einen  Höhenzug,  an  dessen  Fuss  Tübingen  liegt,  erzeugt.  Der  Winter  1893/93 
brachte  als  Kältemaximum  —  29°  C. 

Das  benützte  Wasser  ist  stark  kalkhaltig,  also  sehr  hart,  und  ist  die  Kultur 
z.  B.  von  Inscctivoren  mit  diesem  Wasser  nahezu  unmöglich  gemacht  und 
der  Gebrauch  von  Regen-  oder  sonstigem  weichen  Wasser  unbedingt  geboten. 

Es  sind  also  die  Gesamtverhältnisse  nicht  günstig  zu  nennen,  und  doch  bin 
ich  überzeugt,  dass  in  Gegenden,  woselbst  die  in  Berechnung  zu  ziehenden 
J-"aktoren  noch  ungünstiger  liegen,  mit  einer  Anzahl  von  Pflanzen,  wie  z.  B. 
Xymphaea  dentata,  N.  capensis,  N.  Lotus,  N.  scutifolia,  mit  Pontederia  azurea, 
cvent.  auch  P.  crassipcs,  mit  Azolla  carolineana,  Trianea  bogotensis,  Oryza 
sativa  und  O.  perennis,  mit  Vallisneria  spiralis,  Myriophyllum  proserpinacoides, 
Ilouttuynia  cordata,  Hydrolea  spinosa,  recht  lohnende  Erfolge  zu  erwarten  sind, 
sofern  man  denselben,  besonders  in  der  ersten  Zeit  der  Pflanzung,  nur  einiger- 
massen  jene  Aufmerksamkeit  schenkt,  welche  unbedingt  erforderlich  ist. 

Wem  es  möglich  ist,  das  zur  Auspflanzung  notwendige  Material  selbst  her- 
anzuziehen resp.  in  Pflanzenhäusern  etc.  zu  überwintern,  wäre  folgendes  noch 
mitzuteilen:  Sofern  man  es  überhaupt  nicht  vorgezogen  hat,  einen  Teil  der  Pflanzen 
während  des  Sommers  in  Kübeln  in  einem  kalten  Kasten  mit  oder  ohne  Fenster 
zu  pflegen,  wird  es  gut  sein,  im  Laufe  des  August  einige  frische  Pflanzen  aus 
dem  Bassin  in  Töpfe  zu  setzen  und  8 — 14  Tage  in  »leicht  gespannter  Luft«  zu 
halten.  Die  Nymphaeen  machen  eine  Ausnahme,  weil  von  diesen  entweder 
die  Knollen  im  Herbste  ausgehoben  werden,  oder  weil  sich  die  jährliche  Neu- 
zucht und  der  Gebrauch  der  zweijährigen  Pflanzen  ebenso  empfiehlt. 

Die  Ueberwinterung  der  Nymphaeen  ohne  Schaden  ist  entweder  —  bei 
gänzlichem  ^'erlust  der  Blätter  —  in  nicht  zu  trockener  Erde  unter  der  Stellage 
eines  temperierten  Hauses  möglich  oder  man  hält  sie,  besonders  die  jungenPflanzen, 


J22  Exotische  Wasserpflanzen  im  Kaltwasserbassin. 

in    sehr*  langsamem    Triebe,    wobei    gewöhnlich    nur    kleine  Blättchen    erzeugt 
werden.    Im  zeitigen  Frühjahr  wird  dann  umgepflanzt,  wärmer  und  heller  gestellt. 

Pistia  Stratiotes  und  Trianea  bogotensis  lasse  ich  ebenfalls  den  ganzen 
Winter  langsam  treiben,  bei  lichter  Stellung.  Man  beobachte  bei  letzteren 
grösste  Reinlichkeit  und  speciell  bei  Pistia  einen  Wasserstand,  der  nur  bis  an 
die  imteren  Blätter  der  Pflanze  reicht. 

Temperatur  des  Hauses  15—20"  C.  Von  Mitte  Dezember  bis  Ende  Januar 
ist  kritische  Zeit,  von  wo  ab  wieder  rasch  starkes  Wachstum,  vegetative  Ver- 
mehrung wie  auch  Blüte  und  Samenansatz  erfolgt.  Nebenher  sei  hier  bemerkt, 
dass  die  befruchteten  Pflanzen  mit  Gazestoff,  besonders  pünktlich  am  Wurzel- 
hals, eingebunden  werden  müssen,  da  sonst  die  kleinen  Samen  leicht  verloren 
gehen  und  später  schwer  zu  ßnden  wären.  Von  Februar  ab  kann  wieder  die 
alte  Menge  Wasser  gegeben  werden. 

Pontederien  bedürfen  zur  Ueberwinterung  bei  ebenfalls  hellem  Standort  nur 
ein  temperiertes  Haus,  da  sie  bei  Warmhaustemperatur  sehr  stark  Aveiter- 
wachsen,  auch  vergeilen,  wodurch  eine  Ruheperiode,  unter  welcher  das  langsame 
Wachstum  von  November  bis  anfangs  Februar  zu  verstehen  wäre,  gänzlich 
übergangen  wird.  Folgt  dann  im  Sommer  die  intensive  Wärme  eines  Warm- 
öder meist  des  Victoriahauses,  woselbst  Pontederien  und  Pistien  durchaus  nicht 
den  naturgemässen  Habitus  zeigen,  so  müssen  die  Pflanzen  nach  und  nach  zu 
Grunde  gehen. 

Für  Azolla  ist  meist  kein  eigener  Platz  vorhanden,  sondern  es  kommt  in 
jede  Schale  mit  Wasserpflanzen  eine  kleine  Anzahl,  woselbst  sie  sich  rasch 
vermehrt  und  nun  zum  Reinhalten  gegen  Algen  dient.  Wenngleich  sich  in 
ihren  Blatthöhlungen  eine  Schizophyte  (Spaltalge)  gern  ansiedelt,  so  duldet  sie 
doch  wiederum  nicht  leicht  neben  sich  eine  Aveitere  grössere  Alge,  wenigstens 
nicht  im  seichten  Wasser.  Allerdings  muss  man  bei  Pflanzen  mit  kleinen 
Blättern  Bedacht  haben,  ihre  Anzahl  von  Zeit  zu  Zeit  zu  verringern,  da  sie 
imter  Umständen  imstande  ist,  kleine  Nymphaeenblättchen,  Trianea  u.  s.  w. 
durch  Ueberwachsen  zu  unterdrücken. 

Tiefes  Wasser  behagt  Azolla  nicht,  sie  Avill  30—40  cm  unter  sich  Grund 
fühlen,  trotz  ihrer  kurzen  Wurzeln.  Auf  feuchtem  Schlamm  kommt  sie  auch 
sehr  gut  durch  den  Winter,  sei  es  im  Kalt-  oder  Warmhaus. 

Steht  sie  günstig,  so  entwickelt  sie  grosse,  grüne  Rosetten,  in  welchem 
Zustande  die  beiden  gewöhnlich  kultivierten  Sorten  carolineana  und  filiculoides 
durch  die  hellere,  leicht  gelbliche  Färbung  und  etwas  grössere  Rosetten  der 
letzteren  von  einander  zu  unterscheiden  sind.  Bei  Einwirkung  freier  Sonne, 
kühler  Temperatur,  bei  tiefem  Wasserstande  u.  s.  w.  nehmen  beide  Species 
eine  braunrote  Färbung  —  ähnlich  bei  der  Fructificierung  —  an  und  erzeugen 
kleine  Rosetten.  Sollte  je  ein  Absterben  der  Pflanzen  bemerkbar  sein,  gleichviel, 
ob  Azolla  oder  eine  der  sonst  besprochenen  Arten,  sei  es  nun  durch  Alter, 
ungünstigen  Standort,  Unreinlichkeit  u.  s.  w.  hervorgerufen,  so  ist  das  einzige 
Mittel:  Entfernen  aller  schlechten  Teile,  Umtopfen  in  reinliche  Behälter  und 
ein  wärmerer,  lichterer  Standort,  als  der  bisher  eingenommene.  Hierdurch 
wird  rasches  Wachstum  erzeugt  und  ist  meist  der  Schaden  bald  wieder  ersetzt. 
Die  Pflege,  resp.  Ueberwinterung  der  übrigen  aufgeführten  Pflanzen  ist 
so  bekannt,  dass  ich  glaube,  von  einer  Besprechung  derselben  absehen  zu 
dürfen. 


Exotische  Wasserpflanzen  im  Kaltwasserbassin.  122 

Wenn  alljähiiich  die  Herbst-Froste  kommen,  (und  diese  treten  hier,  meiner 
Erfahrung"  nach,  unter  Umständen  schon  vom  8.  September  ab,  gewöhnlich  aber 
vom  15.  vSeptember  ab  ein)  ganz  besonders  aber,  wenn  sich  im  Oktober  die 
steten  kalten  Nächte  und  ebenso  kalten  Tage  einstellen,  wenn  überall  für  den 
langen  Winter  vorbereitet  wird,  wenn  auch  das  starke  Wachstum  und  die 
IJlütenpracht  der  Wasserpflanzen  nachlässt,  dann  steht  man  wohl  mit  grossem 
IJedauern  vor  seinen  dem  sicheren  Tode  entgegengehenden  Pflänzlingen. 

Unwillkürlich  kommt  der  Gedanke,  ob  es  denn  auf  keine  Weise  möglich 
wäre,  wenigstens  einen  Teil  dieser  vSchätze  unter  guter  Deckung  durch  den 
Winter  zu  bringen. 

Diese  Frage  legte  ich  mir  auch  vor,  und  obgleich  mir  die  zu  überwindenden 
Hindernisse  fast  zu  gross  erschienen  und  obschon  ich  mir  bewusst  war,  dass 
alle  über  der  Wasseroberfläche  befindlichen  Pflanzenteile  infolge  ihrer  für 
Kälte-Einwirkungen  ganz  und  gar  nicht  eingerichteten  Organe  unbedingt  zu 
('.runde  gehen  würden,  so  machte  ich  trotzdem  in  dem  kalten  Winter 
1892-93  einen  Versuch,  um  wenigstens  eine  festgesetzte  Thatsache»  zu  haben. 

In  folgendem  will  ich  denselben  möglichst  kurz  beschreiben. 

Ueber  die  ersten  schweren  Fröste  und  durch  die  kalten  Oktobernächte 
überhaupt  wurden  sämtliche  Pflanzen  sehr  gut  durch  allabendliches  Decken 
mit  Bastmatten  und  dergl.  gebracht,  da  überdies  ja  durch  das  Verdunsten  des 
Wassers  eine  etwas  höhere  Temperatur  dicht  über  der  Wasserfläche  herrscht, 
als  wie  in  der  übrigen  Umgebung.  A''on  der  zweiten  Woche  des  November  an 
musste  jedoch  an  das  Einwintern  gedacht  werden,  zu  welchem  Zwecke  Bretter- 
deckel, mit  eingelassenen  beweglichen  Fensterchen,  aufgelegt  wurden. 

Alle  Ritzen  füllte  man  mit  Kitt  genau  aus  imd  bedeckte  später  die  Deckel 
mit  Laub  und  Weisstannenreis.  Gelüftet  wurde  in  der  Mitte  des  Bassins  und 
mittelst  der  Fenster. 

Bald  wurde  es  kalt  und  musste  nun  leider  die  Wasserleitung  wegen  des 
etwaigen  Einfrierens  der  Röhren  geschlossen  werden,  wodurch  eine  Wasser- 
zufuhr nur  noch  durch  Einschüttung  möglich  war.  Die  unterirdischen  Ablauf- 
röhren blieben  offen. 

A'om  2.  Dezember  ab  trat  Schneefall  ein,  bei  sehr  niedriger  Tagestemperatur, 
welch  beide  Naturereignisse  bald  so  anhaltend  wurden,  dass  es  nicht  mehr 
möglich  war,  regelrecht  zu  lüften.  Wenn  ich  auch  für  ein  starkes  Luftgeben 
nicht  besonders  eingenommen  war,  da  eigentlich  die  zwischen  Schutzdeckel 
und  Wasser  befindliche  Luftschicht  als  der  wirksamste  Schutz  betrachtet  werden 
musste,  die  bei  obiger  Arbeit  also  grösstenteils  abgezogen  wäre,  so  wirkte  doch 
wieder  anderseits  der  stete  Verschluss  in  Gemeinschaft  mit  der  unter  den 
Deckeln  immerhin  herrschenden  Dunkelheit,  der  mangelhaften  Erneuerung  von 
Wasser  und  der   etwas    eingedrungenen  Kälte    schädlich    auf   die  Pflanzen  ein. 

Waren  bis  Anfang  Dezember  sämtliche  Pflanzen,  mit  Ausnahme  von  Pistia 
und  Trianea,  welche  einige  faulende  Blätter  zeigten,  in  ganz  zufrieden  stellendem 
Zustande,  so  war  das  Ergebnis,  nachdem  fünf  Wochen  später  einigermassen 
wieder  ordentlich  gelüftet  werden  konnte,  ein  ziemlich  schlechtes.  Durch  die 
anhaltende  abnorm  tiefe  Temperatur  des  Winters  1892-93  war  —  wie  bereits  oben 
bemerkt  —  doch  die  Kälte  eingedrungen,  infolge  dessen  eine  8  mm  starke 
Eisschicht  das  Wasser  bedeckte.  Letzteres  war,  -wenn  auch  geruchlos  in  ge- 
wissem Sinne,  so  doch  nicht  mehr  rein. 


124 


Ueber  Obstbaum-Düngung. 


Pistia  und  Trianea  waren  verschwunden,  Azolla  sehr  dezimiert  und  der 
Zustand  der  über  und  in  dem  Eis  befindlichen  Ptlanzen  und  Pflanzenteile  ein 
solcher,  dass  alle  hohen  Erwartungen  aufgegeben  werden  konnten,  während  die 
unter  dem  Eise  befindlichen  Exemplare  teils  noch  ganz  gut,  teils  doch  in  einer 
Verfassung  waren,  dass  Rettung  möglich  zu  sein  schien.  Betreff  langsamen 
Auftauens  wurden  natürlich  alle  Vorsichtsmassregeln  gebraucht,  worauf  endlich 
Ende  März  die  Deckel  entfernt  werden  konnten.  Nun  zeigte  sich  Pontederia 
azurea  in  den  Stengeln  vollständig  gesund,  —  mit  geringen  Ausnahmen  — 
hielt  sich  auch  bis  Mitte  Mai,  ohne  jedoch  auszutreiben,  sodass  ich  wieder 
frische  Exemplare  pflanzte.  Pontederia  crassipes  u.  s.  w.  waren  weniger  gut 
als  azurea  und  faulten  auch  bis  Mai  nahezu  ganz  aus.  Die  Nymphaeen  zeigten 
sich  natürlich  ganz  ohne  Blätter,  jedoch  austriebsfähig;  eine  Samenkapsel 
meiner  Kreuzung  hatte  sich  entleert  und  der  Samen  keimte  bereits  wieder.  Was 
mich  sehr  wunderte,  war,  dass  Azolla  gänzlich  verschwunden  war.  Es  scheint, 
dass  imreines  Wasser,  geringes  Licht  und  wenig  frische  Luft  schnell  unter  ihnen 
aufräumte,  t^älte  konnte  es  nicht  sein,  denn  es  erhält  sich  immer  ein  Prozentsatz 
von  Pflanzen  in  einem  offenen  Kaltwasserbehälter  für  einheimische  Wasser- 
pflanzen, trotzdem  über  demselben  jeden  Winter  eine  starke  Eisschicht  lagert, 
wie  ja  auch  Herr  Professor  de  Bary  in  den  Eestungsgräben  Strassburgs  bis 
zum    strengen  Winter  1879-80  diese  Pflanze   sich    sehr    gut   durchbringen    sah. 

A'allisneria  spiralis  hatte  naturgemäss  die  alten  Blätter  abgeworfen  und 
trieb  nun  wieder  mit  der  ebenfalls  gut  erhaltenen  Ilouttuynia  cordata  um  die 
Wette,  sodass  bis  Ende  Juni  die  Nischen  mehr  als  dicht  gefüllt  waren.  Da 
dies  Südländer,  so  war  dieser  Zustand  und  Erfolg  eher  erklärlich.  Aehnlich 
war  es  mit  Juncus  zebrinus  und  T)'pha  stenophylla.  Alle  übrigen  Pflanzen 
waren  entweder  gänzlich  zu  Grunde  gegangen,  oder  doch  in  einem  solchen 
Zustande,  dass  dieselben  besser  entfernt  und  durch  neue  ersetzt  wurden. 
Darunter  befand  sich  auch  eigentümlicherweise  die  sonst  unempfindliche 
Marsilea  quadrifoliata. 

Bei  diesem  einen  A'ersuch  werde  ich  es  jedoch  nicht  bewenden  lassen,  da 
er  keineswegs  als  massgebend  angesehen  werden  kann,  wie  ja  auch  die 
Mühe  betreffs  Ueberwinterungsarbeiten  äusserst  gering  ist.  Da  sich  bei  dem 
alljährlichen  starken  Wachstum  der  Pflanzen  viel  Material  von  selbst  bietet, 
so  kann  nach  den  gemachten  Erfahrungen  in  etwas  milderen  Wintern  als  dem 
von   1892-93  immerhin  auf  einen  wesentlich  besseren  Erfolg  gerechnet  werden. 


Ueber  Obstbaum-Düngung. 


Auszug  aus  dem  Vortrage,  gehalten  in  der  Obst-  und  Weinbauabteilung  der  Deutschen  Landwirtschafts- 
gesellschaft in  München,  am   lO.  Juni   1893,  vom  Chemiker  Li  erke- Stassfurt. 

Äa^^^ach  den  Ausführungen  des  A'ortragenden  hat  der  Obstbaum  die  gleichen 
^lolp  Nährstoffe  wie  alle  anderen  Gewächse  nötig.  Aus  dieser  grossen  Zahl 
"^^gF^c^  sind  aber  insbesondere  drei,  Stickstoff,  Kali  und  Phosphorsäure  zu 
^T  X  berücksichtigen,  unter  gewissen  \>rhältnissen  auch  noch  der  Kalk. 
Beim  gänzlichen  Fehlen  auch  nur  eines  dieser  Nährstoffe  kann  der  Baum  nicht  ge- 
deihen. In  Wirklichkeit  kommt  dies  jedoch  nicht  vor.  denn  der  Boden  giebt  nie- 
mals seine  Nährstoffe  bis  auf  den  letzten  Rest  her.     Der  (Obstbaum  besitzt,  wie 


Ueber  Obstbaum- Diingunp.  125 


keine  andere  Pflanze,  ein  sehr  ausgebreitetes  Wurzelvermögen,  durch  welches  er 
auch  auf  armem  Boden  ohne  Düngung  fortkommt,  indem  die  zahlreichen  Wurzeln 
den  geringen  Nährstoffvorrat  auszunutzen  vermögen.  Es  machen  sich  daher 
die  Zeichen  der  Bodenerschöpfung  bei  den  Bäumen  nicht  so  schnell  be- 
merkbar. Dennoch  ist  der  Unterschied  des  gut  gedüngten  Baumes  gegen  den 
hungerleidenden  sehr  auffallend,  jedenfalls  lässt  Trieb,  Fruchtbarkeit  und  Ge- 
sundheit sehr  viel  zu  wünschen  übrig,  wie  auch  der  Baum  frühzeitig  abstirbt. 

Gegen  die  Bodenerschöpfung  wird  vielfach  ein  Wechsel  in  der  Obstart 
empfohlen.  Nach  Vortragendem  hat  ja  dies  etwas  für  sich,  indem  z.  B.  llach- 
wurzelndes  Steinobst  dort  noch  Nahrung  findet,  wo  das  tiefergehende  Kernobst 
nicht  mehr  fortkommt  —  oder  umgekehrt,  doch  wird  dadurch  der  Zustand  des 
Bodens  nicht  gebessert  und  tritt  dann  schliesslich  völlige  Erschöpfung  oder 
Obstbaum-Müdigkeit  ein. 

Eine  solche  Bodenerschöpfung,  die  auf  Nahrungsmangel  beruht,  lässt  sich 
nicht  durch  Zuführung  des  besten  Bodens  ausgleichen;  es  müssen  hier  Nähr- 
stoffe in  reichlicher,  leicht  aufnehmbarer  Form  zugeführt  werden.  Da  nun 
Kali  und  Phosphorsäure  vom  Oberboden  festgehalten  werden,  so  ist  durch 
möglichst  tiefe  Unterbringung  dieser  beiden  Nährstoffe  dafür  zu  sorgen,  dass 
die  Wurzeln  auch  in  den  tieferen  Schichten  daran  keinen  Mangel  leiden;  wo 
es  erforderlich  ist,  giebt  man  gleichzeitig  eine  entsprechende  Kalkgabe.  Grosse 
Mengen  Stallmist  oder  Kompost  in  die  Tiefe  zu  bringen  ist  eine  Verschwendung, 
weil  dieselben  dort  nicht  zur  Wirkung  kommen.  Man  wird  daher  auf  er- 
schöpftem Boden  durch  tiefe  Bearbeitung  und  Zufuhr  von  Kali,  Phosphorsäure 
und  unter  Umständen  auch  Kalk,  die  Bodenerschöpfung  rasch  und  billig  be- 
seitigen und  es  ist  dann  nur  nötig,  dass  man  in  die  Pflanzlöcher  verrotteten 
Stallmist.  Tortlatrine  oder  guten  abgelagerten  Kompost  bringt  und  mit  der 
übrigen  Erde  durcheinander  mischt.  In  derselben  Weise  sollte  man,  nach 
\'ortragendem,  bei  Neupflanzungen  überhaupt  vorgehen;  man  erreicht  dadurch 
im  ersten  Jahre  ein  gutes  Anwurzeln,  die  weitergehenden  Wurzeln  linden  aber 
später- genügend  mineralische  Nahrung  in  den  reichlich  gedüngten  tieferen 
Schichten.  Es  ist  dann  auf  armem  Boden  oder  je  nach  der  Obstart  in  den 
ersten  zwei  bis  drei  Jahren  nur  Zugabe  von  Stickstoff  erforderlich  und  wird 
erst  nach  dieser  Zeit  die  Kali-Phosphatdüngung  wiederholt. 

Durch  einseitige  Ernährung  lässt  sich  sowohl  der  Ilolztrieb  als  auch  der 
Fruchtansatz  besonders  beeinflussen.  Ein  Uebermass  von  Stickstoff  neben 
reichem  Kalivorrat  wirkt  auf  den  Ilolztrieb,  und  der  Fruchtertrag  geht  — 
wenigstens  bei  jungen  Bäumen  —  zurück.  Wird  nur  Kali  und  Phosphorsäure 
gegeben,  so  erhält  man  einen  grösseren  Fruchtertrag,  der  Trieb  hingegen  bleibt 
schwach  und  auch  die  Frucht  kann  bei  dauerndem  Stickstoflfhunger  sich  nicht 
voll  entwickeln.  Es  kommt  jedoch  bei  allen  diesen  Verhältnissen  sehr  viel 
auf  die  Bodenbeschaflfenheit  und  den  Wasservorrat  an. 

Aber  auch  das  Verhalten  der  einzelnen  Obstarten  ist  hierbei  zu  berück- 
sichtigen. So  gedeiht  z.  B.  der  auf  Wildling  veredelte  Birnbaum  auf  kalk- 
armem Boden,  wo  der  Apfelbaum  und  Ouittenveredelungen  nicht  lange 
gesund  bleiben.  Der  Apfelbaum  begnügt  sich  mit  einem  geringeren  Kali- 
und  namentlich  Stickstoffvorrat,  während  der  Birnbaum  hierin  grössere 
Ansprüche  stellt  u.  dgl.  mehr. 

Zur  Feststellung,   wieviel   Stickstoff,  Kali   und  Phos^ohorsäure  einem  Baume 


126  Eeber  Obstbaum- Düngung; 


je  nach  Art  und  Alter  zu  geben  sind,  kann  man  nach  ^'ortrag"endem  zwei  Wege 
einschlagen.  Der  erstere  ist  die  Bestimmung  der  Menge,  "welche  jährlich  indem 
Zu^yachs  an  Holz,  Blättern  und  Früchten  dem  Boden  entnommen  wird. 

Der  zweite  ist  der  Düngungsversuch,  welcher  beim  Obstbaum  bisher  noch 
wenig  in  Ausführung  kam.  (\'ortragender  bespricht  eingehend  diesen  letzteren 
als  den  aussichtsvolleren  und  erwähnt  u.  a.  sehr  ausführlich  die  Düngungs- 
versuche  auf  den  Obstanlagen  des  Rittergutes  Rottwerndorf,  welche  der 
Bezirks-Obstbauverein  zu  Dresden  unter  Anleitung  A'on  Dr.  Steglich 
vor  zwei  Jahren  begonnen.)  Bei  diesen  ^^ersuchen  wurde  für  die  Berechnung 
der  Düngermenge  der  Fruchtertrag,  welcher  von  sachverständiger  Seite  dem 
Stammumfange  der  Bäume  entsprechend  abgeschätzt  war,  zu  Grunde  gelegt. 
Gegeben  wurde  der  Stickstoff  als  schwefelsaures  Ammoniak,  das  Kali  als 
schwefelsaures  Kali  und  die  Phosphorsäure  als  16  procentiges  Superphosphat. 
Es  waren  19  Parcellen  A'orhanden,  die  das  Fehlen,  die  schwächere  und  stärkere 
Gabe  der  einzelnen  Nährstoffe  zeigen  sollten.  Ausserdem  noch  4  Parcellen  für 
folgende  Düngemittel:  Wagner'scher  Dünger,  Rinderguano,  Jauche,  Abort.  Als 
Versuchsbäume  dienten  Apfel,  Birne,  Kirsche  und  Pflaume.  (Ausführlicheres 
über  die  \'ersuchsanstellung  und  ^'erteilung  der  einzelnen  Nährstoffe  auf  die 
betreffenden  Parcellen  s.  die  Tabellen  im  Original-Aufsatz.) 

A'ortragender  konnte  sich  von  dem  Erfolge  der  zweckmässigen  Düngung 
überzeugen;  Kali-  und  Stickstoffwirkung  waren  deutlich  am  Laube  und  Triebe  zu 
erkennen,  selbst  bei  den  tragbaren  Bäumen  übertraf  der  PT-uchtansatz  der  gut- 
gedüngten Bäume  ganz  bedeutend  den  der  ungedüngten.  Von  dem  Rinderguano 
war  absolut  keine  Wirkung  zu  sehen;  überhaupt  ist  er.  nach  ^'ortragendem, 
im  Verhältnis  zu  seinem  Wirkungswert  viel  zu  teuer  und  zwar  nicht  allein  im 
Obstbau,  sondern  auch  im  Gartenbau. 

^lit  Rücksicht  auf  die  Wichtigkeit,  derartige  \'ersuche  in  möglichst  ein- 
facher Weise  und  unter  verschiedenartigen  Bodenverhältnissen  .  auszuführen. 
hat  Vortragender  im  Herbst  1892  an  mehreren  Orten  Obst-Düngungsversuche 
eingeleitet.  So  machte  u.  a.  auf  dem  Hedwigsberg  in  Frankfurt  a.  O.  der 
..praktische  Ratgeber  im  Obst-  und  Gartenbau'-'  für  den  ^'ersuch  eine  N.'S'uanlage. 
Es  Avurden  drei  Reihen  Wintergoldparmänen  und  drei  Reihen  Weisser  Winter- 
calvill,  einjährige  A'eredelungen  auf  Doucin,  gepflanzt,  welche  zu  Pyramiden 
erzogen  werden  sollen.  Das  ^'ersuchsfeld  ist  der  Fänge  nach  in  drei  Beete 
geteilt,  deren  jedes  zwei  Reihen  der  beiden  Apfelsorten  enthält.  Beet  1  erhielt 
nichts.  Beetil  wurde  gekalkt,  Beet  III  wurde  gekalkt  und  mit  Stallmist  gedüngt. 
Diese  drei  Beete  wurden  querüber  in  neun  Parzellen  geteilt,  deren  Düngung 
folgende  ist: 

1.  Unge düngt, 

2.  Latrine, 

3.  Stickstoff"  und  Kali. 

4.  Stickstoff  und  Phosphorsäure, 

5.  Kali, 

ö.  Kali    und    Stickstoff"   und    Phosphorsäure  =  volle  Düngung,   Kali 
in  P'orm  von  phosphorsaurem  und  salpetersaurem  Kali. 
.7.  volle  Düngung,  Kali  als  kohlensaures  Kali, 
8.      ..  ,.  ..        .,    schwefelsaures  Kali, 

9-      ..  ..  ...       ..    ("hlorkalium. 


Neue  Obstsprten  in  Amerika,  i27 


Die  eine  Hälfte  jeder  Parzelle  bekam  eint-  schwache  Gabe   und  zwar  für  jeden 
I'aum : 

20  i;-  Phosphorsäure  als  50  g  Doppelsuperphosphat, 
24  ..  Stickstoff  ,.     150  ,,  Chilisalpeter, 

75   ..  Kali  ..     150  .,  Chlorkalium, 

75  ..  Kali  ,.     150  ,,  Schwefelsaures.  Kali, 

75  ,,  Kali  .,     190  ,,  Pottasche-Mischung. 

Bei  Parzelle  0:  •,(>  g  Kaliphosphat.  140  g  Kalisalpeter  und  35  g  Chili- 
salpeter. 

Die  andere  Hälfte  bekam  die  dreifache  Gabe.  Dies  war  zu  viel  für  die 
jungen  Bäume,  indem  manche  davon  bei  dem  trockenen  Wetter  gelitten  haben. 
Die  Wirkung  der  Düngung  konnte  man  schon  an  dem  erstjährigen  Triebe 
beobachten. 

Alle  diese  \'ersuche,  welche  wir  hier  im  einzelnen  nicht  ausführlicher  an- 
führen können,  sollen  zeigen,  welche  Nährstoffe  in  dem  betreffenden  Boden 
für  den  Obstbaum  fehlen,  in  welcher  Form  rmd  Menge  dieselben  am  zweck- 
mässigsten  zur  Anwendung  kommen.  Wenn  auch  die  Ergebnisse  eigentlich  nur 
für  den  einzelnen  A'ersuchsansteller  von  Xutzen  sind,  so  können  sie  doch  bei 
vorsichtiger  Beurteilung  ähnlichen  Bodenverhältnissen  zu  Grunde  gelegt  werden. 
Sie  werden  jedenfalls  zur  Lösung  der  Obst-Düngungsfrage  beitragen,  wenn 
auch  Jahre  darüber  vergehen. 

Zum  Schluss  bespricht  ^'ortragender  die  bei  der  Düngung  in  den  Obst- 
gärten in  Betracht  kommenden  Düngemittel,  sowie  deren  Verwendung. '  Ferner 
erörtert  er  die  Frage,  ob  die  Düngemittel  aufgelöst  oder  trocken  anzuwenden 
sind.  Bezüglich  aller  dieser  interessanten  Ausführungen  sei  jedoch  aus  Mangel 
an  Raum  auf  das  Original  „Mitteilungen  der  Deutschen  Fandwirtschafts-Ge- 
sellschaft,  Jahrg.   1803-04  Xo.   12  S.   1Ö7—173""  verwiesen.') 

R:  Otto  (Berlin). 


Neue  Obstsorten  in  Amerika. 

Von    Carl    Malhieu. 

;uid  novi  ex  Africa"?  Was  giebt's  ncaies  aus  Afrika,  war  zu  den 
Zeiten  der  römischen  Weltherrschaft  die  stete  Frage  der  ruhm- 
süchtigen und  ruhelosen  Quirlten,  und  der  Hafen  von  Ostia  war 
selten  leer  von  einer  neugierigen  und  nach  Nachrichten  aus  Afrika 
dürstenden  Menge;  arm  und  reich,  Plebejer  und  Patrizier,  alle  waren 
einig  in  der  Frage  „Quid  novi  ex  Africa"?  —  Aehnlich  ergeht  es  uns 
jetzt  in  dem  alten  Europa  bezüglich  Amerikas,  „Quid  novi  ex  America"? 
rufen  wir  und  wir  wollen  uns  heute  specieller  mit  der  Frage  be- 
schäftigen: Was  giebt's  neues  aus  Amerika  in  Bezug  auf  OlDstbau?  —  Bei  der 
\'erschiedenheit  der  einzelnen  Staaten  der  amerikanischen  Republik  in  Rücksicht 
auf  geographische  Fage,  Boden-  und  Wasserverhältnisse  muss  die  Verschiedenheit 


*)  Auf  Ansuchen  versendet  das  Verkaufssyndikat  der  Kaliwerke  zu  Lepoldshall-Stassfurt  den 
vollständigen  Artikel,  ebenso  einen  Artikel  des  Herrn  Lierke  über  zweckmässige  Spargeldüngung 
ans  No.   39—41   des  praktischen  Ratgebers  unentgeltlich.     D.  Red. 


j  28  Neue  Obstsorten  in  Amerika. 


der  Erzeugnisse  natürlich  so  gross  wie  möglich  sein.  Da  finden  wir  eine  sehr 
interessante  Abhandlung  des  Regierungs-Pomologen  IL  E.  van  Dem  an  im 
Ministerium  (Department)  des  Ackerbaues  unter  dem  Titel  „Report  of  the 
pomologist  for  1892  by  H.  E.  van  Deman"  —  welche  die  Neuheiten  auf 
dem  Gebiete  des  Obstbaues  Amerika's  behandelt.  Amerika  sendet  uns  all- 
jährlich unter  den  schönsten  Beschreibungen  und  Anpreisungen  seine  Züchtungen, 
die  auch  bei  uns  kultiviert  werden  und  unter  Umständen  gedeihen  könnten. 
Doch  oft  weit  gefehlt.  Eine  Frucht,  die  in  Amerika  an  dem  Orte  oder  in  dem 
Staate  gut  gedeiht,  wo  sie  gezüchtet  bez.  gefunden  worden,  gedeiht  nicht  überall 
in  Deutschland;  einige  bevorzugte  Gegenden  werden  allerdings  für  viele  Sorten 
sich  eignen,  aber  von  allen  dies  zu  verlangen,  wäre  eine  nicht  zu  erfüllende 
Forderung.  Behalten  wir  unsere  erprobten  Sorten  und  prüfen  wir  die  Neuheiten 
von  dort,  aber  hüten  wir  uns,  sofort  grosse  Anlagen  und  Anpflanzungen  solcher 
Sorten  zu  machen,  die  dort  massenhaft  angebaut  und  angepriesen  werden,  wir 
würden  uns  eines  Tages  in  unseren  Erwartungen  arg  getäuscht  finden. 

Die  Abhandlung  des  Herrn  van  Deman  ist  sein  siebenter  jährlicher  Bericht 
über  die  Obstbauabteilung  des  Ministeriums.  Durch  die  Pomologen  der  ver- 
schiedenen Staaten  sind  die  Berichte  dem  allgemeinen  Zusammensteller  über- 
mittelt und  so  der  Report  des  Herrn  van  Deman  entstanden.  Dass  die  Früchte 
in  Amerika  auch  nicht  alle  Jahre  gleich  gut  gedeihen,  haben  die  Flerren  dort 
mit  uns  gemein;  so  ist  das  Jahr  1892  unter  einer Mittelernte  gewesen,  ja  einige 
Obstsorten  waren  sogar  selten. 

Aepfel  versagten  in  einem  grossen  Teile  der  Union,  wo  sie  sonst  reiche 
Erträge  lieferten;  verhältnismässig  gut  war  die  Ernte  in  den  Gebieten  von  Maine. 
Connecticut,  Colorado,  Oregon  und  Washington,  in  Nord-Michigan,  Süd-AIissouri, 
New-York  teilweise,  Virginien  und  West-Nord-Carolina  gut,  doch  war  der  Preis 
der  Ware  stets  hoch.  Pfirsich  waren  knapp.  Californien  stand  wie  gewöhnlich 
an  der  Spitze.  Süd-Connecticut  hatte  eine  gute  Ernte,  ebenso  West-Maryland, 
Michigan,  Colorado,  Süd-Missouri,  einige  Stellen  in  Arkansas,  Arizona  und 
Georgia. 

Birnen  von  den  Küsten  des  Stillen  Oceans  lieferten  sehr  gute  Erträge, 
dagegen  war  die  Ernte  der  Oststaaten  das  Gegenteil.  Für  die  Keiffer-Birne 
(Kieffer).  die  auch  bei  uns  bekannt  ist,  doch  bis  jetzt  keine  Bewunderer  für  die 
Tafel,  nur  für  die  Küche  gefunden,  findet  auf  den  amerikanischen  Märkten  immer 
grössere  Nachfrage  statt,  obgleich  auch  dort  sie  keine  Tafel-,  wohl  aber  vor- 
zügliche Kochfrucht  ist,  und  die  Pflanzer  A^ersuchen  durch  weitesten  Anbau  den 
Anforderungen  zu  genügen.  Vielleicht  wäre  für  uns  der  Anbau  auch  zu 
empfehlen,  denn  hat  sie  dieEigenschaften  unserer  Barons-,  Winter- Apotheker-Birne 
und  dergleichen,  so  wäre  eine  vorzügliche  Wirtschaftsfrucht  gewonnen.  Der 
Baum  mit  seinem  schönen  aufstrebenden  Wüchse,  dem  schönen  Blatte  und  seiner 
Widerstandsfähigkeit,  seinen  schönen  gelben,  reichlich  vorhandenen  FT'üchten 
wäre  es  wert,  für  den  Markt  gezüchtet  zu  werden.  In  den  Südstaaten  ist 
übrigens  die  Frucht  viel  besser,  als  in  den  Nordstaaten,  wird  grösser  und  auch 
schmackhafter,  ausserdem  befällt  der  Baum  nicht  durch  die  Laus  (fire-bligh't) 
und  trägt,  wenn  viele  Sorten  versagen. 

Pflaumen  waren  nicht  zu  viel.  Einheimische  Arten,  z.  B.  die  Wild-Goose, 
trugen  besser  als  die  grösseren  und  vorzüglicheren  europäischen  Arten, 
besonders  in  den  Oststaaten.     Die  japanischen  .Sorten  scheinen  gut  zu  gedeihen 


Neue'  Obstsorten  in  Amerika.  1 29 


und  werden  sowohl  im  Norden  wie  im  Süden  all<;emein  angepflanzt,  nur  die 
Kelsey-Ptlaume  und  einige  andere  sind  zu  zärtlich  und  nur  für  die  Staaten  am 
Oolfe  geeignet. 

Kirschen  sind  sehr  knapp  gewesen,  nur  die  Staaten  des  Stillen  Oceans, 
Oregon  und  Washington  lieferten  das  Meiste  und  Beste.  Quitten  dagegen 
waren  reichlich,  wohl  aus  dem  Grunde,  weil  der  Baum  spät  blüht  und  daher 
den  Nachtfrösten  nicht  so  au.sgesetzt  war,  welche  im  Jahre  1892  den  Blüten 
sehr  verderblich  wurden.  Aprikosen  werden  wenig  in  den  Staaten  des  Stillen 
Oceans,  die  von  den  Felsen-Gebirgen  begrenzt  werden,  gebaut,  da  Rüsselkäfer 
zu  viel  Schaden  anrichten.     Californien  hatte  eine  gute  Ernte. 

Weintrauben  waren  überall  gut  geerntet,  daher  bilKg.  In  Californien 
wird  indessen  bereits  über  den  Bedarf  gezüchtet,  sodass  die  Ernte  nicht  mehr 
lohnt  und  zu  Preisen  verkauft  wird,  die  den  Züchter  veranlassen,  andere  Er- 
zeugnisse zu  bauen. 

Es  folgen  nun  Berichte  über  die  Kultur  und  Ernte  der  Erdbeeren,  sowie 
deren  Verfrachtung:  Florida,  Süd-  und  Xord-Carolina  sind  die  hauptsächlich.sten 
Staaten  für  deren  Anbau.  Ferner  Berichte  über  Colorado  mit  seinen  reichen 
Apfel-,  Birnen-  und  Pflaumen-Kulturen.  Unter  den  Aepfeln  zeichnen  sich  in 
Colorado  durch  grosse  Fruchtbarkeit  aus:  Grimes  Golden,  Summer  Pearmain. 
Xorthern  Spy,  Yellow  Transparent,  welche  in  den  Oststaaten  diese  Eigenschaft 
weniger  besitzen;  letzterer  besonders  ist  von  solcher  Fruchtbarkeit  (bei  uns 
als  durchsichtiger  Sommer-Apfel  bekannt),  dass,  um  die  Bäume  sich  nicht  in 
einigen  Jahren  erschöpfen  zu  lassen,  man  gezwungen  ist,  auszubrechen.  Der 
Bericht  schliesst  mit  Aufzählung  und  Beschreibung  neuer  Obstsorten  für  das 
Jahr  1892  —  93- 

Ich  lasse  die  Liste  nebst  kurzer  Beschreibung  der  am  meisten  versprechenden 
neuen  Früchte  folgen,  zum  Nutzen  der  Anpflanzer  und  Versucher.  Es  unter- 
liegt keinem  Zweifel,  dass  im  nächsten  Jahre,  wenn  auch  nicht  alle,  so  doch 
viele  der  aufgeführten  Neuheiten  uns  von  dort  in  den  \'erzeichnissen  werden 
angepriesen  und  empfohlen  werden;  es  ist  daher  jedenfalls  für  uns  vorteilhaft, 
bei  jeder  Sorte  das  „cave  canem"'(HüteDich)zu  setzen,  denn  dass  sie  alle  bei  uns  ge- 
deihen werden,  ist  ausgeschlossen,  jeder  mag  nach  seiner  Lage  und  Provinz 
beurteilen,  ob  die  Neuheit  den  dortigen  Verhältnissen  entsprechen  würde. 
Früchte,  wie  Clapp's  Liebling,  der  Ontario-Apfel,  die  kleine  Seckels-Birne  halten 
mit  unseren  besten  Früchten  den  Vergleich  aus. 

Neue    Aepfel. 
Die  Reifezeit  gilt  für  die  Staaten,  wo  die  Frucht  entstanden. 

Brightwatre  (C.  F.  Kenman  &  Son,  Rogers,  Arkansas).  Gross,  rund  kegel- 
förmig. Haut  grünlich -gelb,  zuweilen  rostig,  dicht  mit  dunkelrot  bespritzt, 
gestreift  und  schattiert;  Fleisch  grünlich-gelb,  saftig,  fein,  säuerlich,  gut.  Winter. 
Bis  zum  Alter  von   12  — 15  Jahren  trägt  er  massig,  nachher  fruchtbar. 

Bryant  (G.  W.  Bryant,  Vienna.  \'irginia).  Gross,  fast  kugelförmig,  glatt, 
grünlich-gelb  mit  dunkelrot  bespritzt  und  schattiert,  auch  mit  dunkelroten 
Streifen  versehen;  Fleisch  gelb,  grobkörnig,  mildsäuerlich;  sehr  gut.  Winter 
bis  Frühjahr.     \"erspricht  viel  als  langdauernder  Apfel  für  den  Süden. 

Yacob  (IL  G.  Schantz,  Zionsville,  Pennsylvania).  Gross,  kugelig,  glatt, 
gelb  mit  karmoisin  gestreift  und  schattiert;  Fleisch  gelblich  weiss  mit  leichtem 
roten  Anflug,  zart,  saftig,  mildsäuerlich,  gewürzt:  gut.     Winter. 


[  OQ  Der  äujTwärtssteigende  Rosenbohrer. 

Mickel  ,\o.  I.  (A.D.Barnes,  Wanpea,  Wisconsin.)  (Iross,  rundlich,  glänzend, 
grünlich-weiss,  leicht  rot  gestreift;  Fleisch  weiss,  fein,  saftig,  leicht  säuerlich, 
gut.     September. 

Perry  (Ed.  W.  Perry,  Lattas,  Ohio).  Mittelgross,  rundlich,  glatt,  mit  zahl- 
reichen Rostpunkten,  gelb,  hellrot  gestreift  und  schattiert;  Fleisch  gelb.  fein, 
zart,  saftig,  mildsäuerlicli;  sehr  gut.     Bis  ins  Frühjahr. 

Story  (D.  B.  Story,  Hemlock  Grove,  Ohio).  Mittelgross,  rundlich  kegel- 
förmig, glatt,  hellrot  schattiert  und  dunkelrot  gespritzt.  Haut  dick.  Geschmack 
süss;  gut  bis  sehr  gut.     Bis  in  den  späten  Winter. 

Upp.  (IL    W.    Hope,    Paint,    Ohio.)     Mittelgross,  ,  rund    kegelförmig,    glatt, 
etwas    Rostwarzen,    gelblicli-grün,     meist    mit    rot     bedeckt;   Fleisch    gelblich, 
ziemlich  fein,  mildsäuerlich;  gut.     August — Januar. 
.    .  Russische    Aepfel. 

White  Russet  No.  981.  (Dr.  F.  H.  Floskins,  A'ermont.}  Gross,  rundlich, 
ölig,  grubig,  weiss  bis  gelb,  schwach  gerötet;  lebhaft  säuerlich.     Anfang  Winter. 

Gross.  Xo.  15,  (Prof.  J.  L.  Budd,  Ames,  Jowa.)  Alittelgross,  rundlich, 
glatt,  blass-grün  mit  leichten  Rost- Anflügen  am  Kelch,  und  ähnlichen  hervor- 
ragenden Flecken;  Fleisch  grünlich-weiss,  fest,,  doch  zart,  etwas  sauer;  gut. 
Winter. 

Holz-Aepfel.     (Grab  Apples.) 

Snyder  (A.  L.  Hatch,  Itliaka,  Wisconsin).  Grross,  rund  kegelförmig,  glatt, 
gelb,  glänzend  karminrot  gestreift  und  gespritzt;  Fleisch  saftig,  gelblich,  von 
mittlerer  Güte,  mildsäuerlich;  sehr  gut.     Septemlier.  (Schluss  folgt.) 


Der  aufwärtssteigende  Rosenbohrer. 

Von  Hermaun  Welcker,  Professor  der  Anatomie  in  Halle. 
Hierzu  Abb.  35. 

jin  einer  kleinen  Mitteilung  des  vorigen  Jahrgangs  dieser  Zeitschrift  (1S92. 
S.  506)  habe  ich  eine  bis  dahin  unbekannte  Art  des  Eindringens  •  eines 
Feindes  der  Rosen  kennen  gelehrt,  bei  welcher  die  aus  einem  in  den  Blattstiel 
abgelegten  Ei  ausschlüpfende  Larve  von  unten  her  in  den  jungen. Trieb  eindringt 
und  aufwärts  steigend  diesen  höhlt.  Ich  habe  die  diesjährige  Rosenzeit  zu 
weiterer  Untersuchung  dieser  Larven  benutzt  und  füge  der  vorigen  Mitteilung 
einige  Zusätze,  sowie  betreffs  der  Zugehörigkeit  der  Larve  eine  nicht  unwesent- 
liche Berichtigung  hinzu. 

Da  mein  ve;-ehrter  Kollege,  Herr  Professor  E.  Taschenberg,  meine  an 
ihn  gerichtete  Frage:  »welches  Insekt  es  sei,  dessen  Larve  die  jungen  Rosen- 
triebe höhle«,  mir  dahin  beantwortete,  dass  es  »die  bohrende  Rosenblatt- 
wespe,   Monophatnus*)  bipunctatus«     sei    und    auch    die  ihm  vorgelegten 


*)  Die  Autoren,  bei  welchen  ich  diese  Bezeichnung  finde  —  so  auch  Hartig,  der  dieselbe 
m.  W.  eingeführt  hat  [„Monophadnus  nob.";  Blatt-  und  Holzwespen,  Berl.  1837],  schreiben  das 
Wort  mit  d.  Wohl  mit  Unrecht.  Es  giebt  im  Griechischen  kein  Wort,  das  mit  (p  a  U  beginnt; 
dagegen  findet  sich  ri  cpaTJ'Tj,  =  Vertiefung,  Krippe,  Zahnlade,  Kiefer.  Offenbar  ist  das  Wort  aus 
UOJ'O^  und  (raTl')l   gebildet  und  „Monophatnus"  zu  schreiben. 


Der  auf\värtssteiq:ende  Kosenbohrer, 


m 


r.arven  als  die  des  Monophatnus  bipunctatus  bezeichnete,  so  habe  ich  in  jener 
Mitteilung  für  meine  Larve  diesen  Namen  gebraucht,  muss  aber  nun  be- 
richtigen, dass  der  von  mir  besprochenen  Larve,  die  im  Gegensatze  zu  Mono- 
phatnus, der  A'on  oben  her  einbohrt,  von  unten  her  aufsteigt,  jener  Name 
nicht  zukommt.  Ich  bezeichne  dieselbe  nun,  die  Zugehörigkeit  zunächst  dahin- 
gestellt sein  lassend,  als  den  »aufwärtssteigenden  Rosenbohrer •<  und 
gebe  vor  allem  eine  möglichst  genaue  Beschreibung  der  Larve,  unter  Hervor- 
hebung der  Unterschiede  von  Monophatnus  bipunctatus.*) 

Innerhalb  jener  auf  dem  Stipularteile  des  Blattstieles  sich  findenden  gallen- 
artigen Auftreibung,  die  ich  als  »Eibette«  bezeichnet  habe  (Abb.  105  in  Gartenflora 
1892,  S.  507,  a  und  a^),  hatte  ich  früher  stets  nur  das  Ei  unserer  Larve  gefunden; 
es  gelang  mir  im  Juni  dieses  Jahres,  aus  einem  unverletzten  Eibette  die  junge 
Larve  mittels  der  Nadel  zu  entnehmen.  Die  Länge  des  zarten  Würmleins  war 
1.8  mm:  der  Bau  desselben  stimmt  in  allem  wesentlichen  mit  dem  überein,  was 
von  der  halbAvüchsigen  und  nahezu  erwachsenen  Larve  unten  folgen  wird. 


Cx^Vi 


Abb.  35.  a  und  a'   Larve  des  aufwärtssteigenden  Rosenbohrers,     a"  obere,  a'"  untere  Afterklappe, 
m  und  m'    Larve  des  Monophatnus  bipunctatus. 


Wenn  die  gewöhnliche  Art  des  Aufstiegs  der  Larve  in  der  vorigen  Mitteilung 
geschildert  wurde  und  aus  Abb.  105  in  Gartenflora  1892,  S.507,  bei  b^  und  b  c  er- 
sichtlich ist,  so  habe  ich  nun  auch  Gänge  unserer  Larve  gefunden,  die  nicht  von 
einem  Stachel  ausgingen,  sondern  an  einer  beliebigen  Stelle  der  glatten  Rinde 
in  der  Nähe  des  Eibettes,  selbst  2  bis  3  cm  oberhalb  desselben,  beginnen.  Es 
scheinen  besonders  Rosenarten  mit  sehr  dünnen,  für  den  Durchgang  der  Larve  zu 
wenig  geräumigen  vStacheln  zu  sein,  bei  welchen  die  Larve  von  der  schlichten 
Rinde  aus  eindringt.  In  einem  Falle  fand  ich  auf  dem  Blattstielschilde  etwa  des 
zehntobersten  Blattes  ein  verlassenes  Eibette;  dicht  oberhalb  desselben  einige 
an  ihrem  unteren  Rande  angebissene  Stacheln,  von  deren  einem  ein  nur  8  mm 
langer,  eine  Larve  nicht  'enthaltender  Gang  begann.  Wenig  höher  oberhalb 
des  blinden  Endes  dieses  Ganges  zeigte  die  Rinde  ein  rundliches,  nicht  ganz 
1  mm  weites  Loch,  an  dessen  Rande  einige  Exkrementkrümchen  hingen.  Von 
hier  aus  aufwärts  spaltend  fand  ich  einen  1,8  mm  weiten,  6  cm  langen,  oben 
blind    endenden  Gang,    innerhalb    dessen    die    die  Breite    des  Ganges  ziemlich 


-  *)  Hiernach  behalten  die  von  Taschenberg  gegen  Monophatnus  empfohlenen  Mittel  ihren 
vollen  Wert,  und  es  sind  die  von  mir  angegebenen  Mittel  nicht  gegen  Monophatnus,  sondern 
gegen  die  aufwärtsh  obren  de  Rosenlarve  gerichtet. 


j^2  ^^^  aufwärtssteigende  Rosenbohrer. 


ausfüllende,  9  mm  lange,  mit  dem  Kopfe  nach  oben  gerichtete  Larve  mit 
grosser  Behendigkeit  auf-  und  abwärts  schlüpfte.  Da  an  dem  ganzen  Triebe 
ein  zweites  Eibette  sich  nicht  vorfand,,  so  ist  anzunehmen,  dass  hier  eine  und 
dieselbe  Larve  an  zwei  verschiedenen  Stellen  —  zuerst  an  einem  Stachel,  dann 
von  der  freien  Rinde  aus  —  eingedrungen  ist. 

Die  Larve  des  aufwärtssteigenden  Rosenbohrers,  wie  die  des  Monophatnus 
bipunctatus,  ist  in  diesem  Sommer  in  auffallend  geringer  Menge  aufgetreten; 
doch  konnte  ich  von  jeder  der  beiden  mehr  als  12  Exemplare  genau  unter- 
suchen. Abbildung  2  zeigt  bei  a  den  aufwärtssteigenden  Rosenbohrer,  bei  m 
Monophatnus  bipunctatus,  beide  in  fünfmaliger  Vergrösserung;  vier  weitere 
Zeichnungen,  welche  Herr  Dr.  Brandis  zu  fertigen  die  Freundlichkeit  hatte, 
füge  ich  in  a',  ",  '",  und  m'  hinzu. 

Beide  Larven  unterscheiden  sich  zunächst  durch  den  weit  schlankeren  Bau  der 
sich  geschmeidig  bewegenden  aufsteigenden  Larve  und  einen  weit  plumperen  Bau 
des  trägen  Monophatnus.  Die  Zahl  der  Leibesringe,  12,  ist  beiden  gleich.  Auch 
die  Zahl  der  Füsse  —  drei  Paar  Krallenfüsse  und  acht  hintere  Fusspaare  — 
scheint  dieselbe  zu  sein;  doch  war  bei  dem  aufsteigenden  Bohrer  das  erste 
Paar  der  Hinterfüsse  in  den  meisten  Exemplaren  wenig  deutlich.  Zwei  schwarze 
Punkte  am  Kopfe  —  die  Augen  —  treten,  da  der  Kopf  gelblich  braun  gefärbt 
ist,  weniger  hervor,  als  am  hellfarbigen  Kopfe  des  Monophatnus.  Wesentliche 
Unterschiede  zeigt  neben  dem  Kieferapparate  der  Hinterteil  beider  Larven 
(vgl.  a'  und  m').  Der  Rücken  der  Larve  des  aufwärtssteigenden  Rosen- 
bohrers ist  vom  9.  bis  10.  Leibesringe  an  etwas  abgeplattet,  der  obere  Teil 
der  drei  letzten  Leibesringe  ist  schwarz-bräunlich  gefärbt  und  mit  Borsten  be- 
setzt, während  bei  Monophatnus  bipunctatus  nur  das  Afterstück  wenige  Borsten 
trägt  und  mit  einer  Anzahl  kegelförmiger  Stiftchen  besetzt  ist.  Überdies  ist 
bei  der  aufsteigenden  Larve  (vgl.  a',  a"  und  a'")  die  obere  Afterklappe  weithin  ab- 
gespalten; die  untere  trägt  zwei  nach  hinten  divergierende  Spitzen,  welche  bei 
dem  behenden  Auf-  und  Abwärtsschlüpfen  des  Tieres  dienen  mögen. 

Ich  bin  nicht  ganz  sicher,  von  beiden  Arten  völlig  erwachsene  Tiere  ge- 
funden zu  haben,  doch  übertrifft  Monophatnus  bipunctatus  die  aufsteigende 
Larve  ohne  Zweifel  an  Grösse.  Bei  Monophatnus  fand  ich  die  Länge  13  bis 
16  mm,  die  Dicke  2  bis  2,5  mm;  das  grösste  Exemplar  des  aufwärtssteigenden 
Bohrers  war  nicht  ganz  15  mm  lang,  1,5  mm  dick. 

Mehrfach  habe  ich  in  demselben  Rosentriebe  beiderlei  Arten  der  Larve 
vorgefunden.  In  der  oben  schwärzlichen  Triebspitze  den  Monophatnus.  mit 
abwärts  gerichtetem  Kopfe,  innerhalb  eines,  wie  Taschenberg  richtig  be- 
merkt, nur  sehr  iurzen,  »höchstens  1V2  Zoll«  langen  Ganges;  während  der 
untere  Teil  des  Triebes  in  einem  Falle  in  drei  verschiedenen,  etagenartig 
übereinander  liegenden  Gängen  drei  Larven  des  aufwärtssteigenden  Bohrers 
enthielt.     Die  Länge  dieser  Gänge  betrug  3  bis  6  cm. 

■Bei  Taschenberg  (Praktische  Insektenkunde.  II,  S.  329)  findet  sich  die 
Angabe,  dass  die  weissgegürtelte  Rosenblattwespe,  »Emphytus  cinctus«,  deren 
Larve  vom  Juni  ab  auf  der  Rückseite  der  Rosenblätter  erscheine  und  diese 
befresse,  um  zu  überwintern,  >4n  das  ]\Iark  der  abgestutzten  Rosenzweige  ein- 
bohre und  hier  Clänge  von  2  bis  3  Zoll  Tiefe«  erzeuge  —  also  wie  Mono- 
phatnus bipunctatus  eine  abwärts  gehende  Larve  und  mit  der  von  mir  be- 
schriebenen auseinander  zu  halten. 


Der  aufwärtssteigende  Rosenbohrer.  13: 


Es  giebt  somit  mindestens  drei  die  Rosentrie])c  höhlende,  wahrscheinlich 
sämtlich  Blattwespen  anoehörige  Larven:  Monophatnus  l)ipunctatus  und 
Emphytus  cinctus,  beide  abwärts  bohrend;  daneben  die  von  mir  beschriebene, 
aufwärts  bohrende  Larve. 

Mehrmals  habe  ich  in  den  Gängen  von  Monophatnus,  wie  in  denen 
unserer  Larve,  kleine,  nur  3  bis  4  mm  lange,  madenartige  Larven  mit  spitzem 
Vorderende  und  von  grauweisser,  auch  graugelber  Färbung  aufgefunden;  diese 
kleinen  Maden  fanden  sich  namentlich  neben  Leichen  der  rosenbohrenden 
Larven. 

Gross-Tabarz,  9.  September  1893. 


Nachschrift. 

Unter  den  Rosenbohrern  aus  der  Familie  der  Blattwespen  waren  bis  jetzt 
bekannt 

1.  die  Larve  von  Monophatnus  bipunctatus  Kl. 

2.  die  Larve  von  Seiandria  candidata  Fall,  und 

3.  die  Larve  von  Emphytus  cinctus  L. 

Die  Larven  dieser  drei  Arten  steigen  im  Stengel  alle  abwärts. 

Die  Larve  von  Seiandria  candidata  scheint  eine  sehr  ähnliche  Lebens 
weise  zu  haben,  wie  diejenige  des  Monophadnus  bipunctatus.  SncUen 
von  VoUenhofen  macht  über  jene  Larve  im  19.  Stück  seiner  „Inlandschen 
Bladwespen"  (Tijdschrift  voor  Entomologie,  19.  Bd.  1876.  S.  258 — 263)  einige 
Mitteilungen,  die  indess  keinen  vollständigen  Aufschluss  über  die  Lebensweise 
iMeten.  weil  die  Beobachtungen  lückenhaft  blieben.  Es  scheint  jedoch,  dass 
die  Larve  im  Stengel  abwärts  steigt.  Der  Körper  ist  beinfarben,  hinten  dunkler; 
der  glatte  Kopf  ist  ockerfarben;  die  Fühler  sind  ziemlich  lang;  die  Luftlöcher 
an  den  Körperseiten  grau  umsäumt.  Der  ganze  Körper  ist  glatt,  von  Haaren 
ist  keine  Spur  zu  sehen.  Schon  hieraus  ergiebt  sich,  dass  die  Larve  der 
Seiandria  candidata  verschieden  ist  von  dem  aufwärtssteigenden  Rosen- 
bohrer. 

Die  Larve  von  Emphytus  cinctus  findet  sich  nach  Taschenberg 
(Praktische  Insektenkunde  IL,  S.  329)  vom  Juni  ab  auf  der  Rückenseite  der  Rosen- 
blätter und  befrisst  diese.  Zur  Ueberwinterung  bohrt  sie  sich  in  das  Mark 
abgestutzter  Rosenzweige  ein,  etwa  zwei  bis  drei  Zoll  tief.  Xach  Kaltenbach 
(Pflanzenfeinde,  S.  222)  überwintern  manche  Larven  von  Emphytus  cinctus, 
frei  auf  der  Erde  liegend,  bis  zum  Frühjahr;  einige  fressen  sich  in  das  Mark 
der  trockenen  Rosenzweige  ein  und  entwickeln  sich  Ende  Mai.  Bouche  macht 
in  seiner  , .Naturgeschichte  der  Garteninsekten"  (1833,  S.  38)  die  kurze  Alit- 
teilung,  dass  die  Larve  im  Marke  der  Rosenzweige  lebe  und  sich  auch  darin 
verwandele.  • 

Die  obigen  Mitteilungen  Welcker's  über  einen  aufwärtssteigenden 
Rosenbohrer  behandeln  etwas  ganz  neues.  Es  bleibt  einer  eingehenden  Be- 
obachtung überlassen,  festzustellen,  zu  welchem  Insekt  diese  Larve  gehört. 
Hoffentlich  gelingt  es  Herrn  Professor  Welcker,  die  Larve  zur  Verwandlung 
zu  bringen  und  das  entwickelte  Insekt  zu  erzielen,  welches  ohne  Zweifel  einer 
längst  bekannten  Art  angehört,  deren  Lebensweise  und  Jugendzustände,  wie  bei 


134 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


nocli  Abelen  anderen  einheimischen  Insektenarten,  bisher  noch  unbekannt  ge- 
blieben sind.  Die  Aufzucht  der  Larve  geschieht  am  besten  durch  Einstellen  eines 
frischen,  von  der  Larve  besetzten  Rosenzweiges  in  einen,  mit  massig  feucht 
zu  haltender  Erde  gefüllten  Blumentopf,  der  sammt  dem  ZAveige  mit  einem 
Stück  Gaze  zu  umhüllen  ist,  auf  dass  das  entwickelte  Insekt  nicht  entweiclie. 
Die  Verwandlung  geht  vermuthlich  in  der  Erde  oder  am  Boden  vor  sich. 
Berlin,  den  20.  Januar  1894. 

EI.  J.  Kolbe, 

Kustos  an  der  zoologischen  Sammlung 

des  Kgl.  Museums  für  Naturkunde. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Polygonum  sachalinense  Max. 
Knöterich  von  Sachalin. 

Was  kann  aus  Sachalin  gutes  kommen ! 
So  denkt  man  unwillkürlich  und  er- 
innert sich  an  Korolenkos  Schilderungen 
der  traurigen  Unglücksjahre,  welche 
dieser  russische  Dichter  dort  als  Ver- 
bannter verlebte.  Und  doch  hat  der 
verstorbene  Akademiker  F.  Schmidt 
dort  eine  Pflanze  entdeckt,  welche  be- 
rufen scheint,  auch  bei  uns  eine  Rolle 
zu  sj)ielen. 

Es  ist  dies  ein  perennierender 
Knöterich,  Polygonum  sachalinense, 
welchen  Schmidt  bereits  im  Jahre 
1867  auf  der  sibirischen  Insel  fand, 
aber  dessen  hervorragende  Eigen- 
schaften erst  neuerdings  durch  Charles 
Baltet  in  Troyes  bekannt  wurden. 
Dieser  Knöterich  sendet  seine  kriechen- 
den Rhizome  in  den  härtesten  und 
sterilsten  Boden  aus  und  bildet  3  m 
hohe  Büsche  mit  hohlen  Stengeln  und 
ovalen,  zugespitzten  Blättern  von  30  cm 
Länge  und  20  cm  Breite. 

Die  Vegetation  beginnt  sehr  zeitig, 
und  bereits  in  2  bis  3  Wochen  haben 
die  Triebe  eine  Länge  von  2  m  erreicht 
und  bilden  somit  decorative  Büsche. 
Dabei  sollen  die  Pflanzen  von  der 
grössten  Anspruchslosigkeit  sein,  und 
40°  C.  Hitze  und  30°  C.  Kälte  gleich  gut 


ertragen.  Sie  dürften  sich  somit  zum 
Befestigen  steriler  Abhänge  vorzüglich 
eignen.  Zu  diesem  Zwecke  pflanzt  man 
am  besten  die  Rhizome  in  Entfernungen 
von  1  m  nach  jeder  Richtung.  Damit 
ist  die  Kultur  erledigt,  denn  Elacken 
und  Reinmachen  bedürfen  sie  nicht. 
Die  Rhizome  überziehen  den  Boden  wie 
mit  einem  Filze.  Frühjahrspflanzung 
scheint  vorzuziehen  zu  sein;  jedenfalls 
muss  bei  trockenem  Wetter  einige  Male 
gegossen  werden. 

Ein  zweiter  Vorzug  würde  der  Küche 
zu  gute  kommen.  Man  rühmt  die  Blätter 
als  vorzügliches  Gemüse,  dessen  Ge- 
schmack zwischen  Spinat  und  Sauer 
ampfer  liegt,  das  heisst  j)ikant  ist, 
ohne  scharf  zu  sein. 

Der  dritte  und  Hauptvorzug  der 
Pflanze  ist  jedoch  ihr  Wert  als  Futter 
für  Wiederkäuer  und  für  Pferde,  die 
die  jungen  Triebe  mit  grosser  ^^orliebe 
fressen.  Da  Gartenbau  und  Land- 
Avirtschaft  so  nahe  verwandt  sind, 
wollen  wir  das  hier  zugleich  erwähnen. 
Zu  dem  Zweck  mäht  man  die  Triebe 
ab,  sobald  sie  die  Höhe  von  1,00  bis 
1.50  m  erreicht  haben.  In  dieser  Höhe 
sind  sie  noch  weich  und  zart  und 
eignen  sich  sowohl  zu  Grünfutter  als 
zum  Trocknen  und  Einsäuern.  Im 
ersten  Jahre    erzielt    man  2 — 3.  später 


.Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzenl 


i.^"; 


3 — 4  Schnitte,  und  das  Gewicht  dei" 
grünen  Ernte  berechnen  die  Franzosen 
auf  looo  bis  2000  Ctr.  per  preussischen 
Morgen  A'on  25  a. 

In   den    Handel  gegeben    wurde   die 
Pflanze  A'on  Ch.  Baltet  in  Troyes,  Frank- 
reich. Tr. 
• 

Nachschrift  der  Redaktion:  Polygonum 
sachalinense  F.  Schmidt  in  Maximowicz 
Primitiae  Florae    Amurensis,    Versuch 
einer  Flora    des  Amurlandes,    Leipzig 
1859,  S.  233,  ist  von  Regel  beschrieben 
und    abgebildet    in    Gartenflora    1864, 
S.  68  t  429,   auch    in   Gartenflora   1875, 
S.  67  noch  einmal  abgebildet  (aus  dem 
Katalog     von    Haage  &  Schmidt,    Er- 
furt,   welche    die  Pflanze    in  Deutsch- 
land    einführten),    um     den     Habitus 
zu     zeigen.       Es     ist     mit     P.     cuspi- 
datum  Siebold  et  Zuccarini  (bekannter 
als    P.  Sieboldi  Hortorum)    sehr    nahe 
verwandt.      Es    wird   jetzt  gewöhnlich 
Maximowicz  als  Entdecker  angegeben. 
Doch   sagt  Regel   in    Gartenflora  1875 
S.  87,  dass  dei  Akademiker  F.  Schmidt 
die  Art    auf  Sachalin  entdeckt  und  in 
den    Petersburger     Garten     eingeführt 
habe,  von  wo  sie  sich  reissend  schnell 
verbreitete.       Sie     unterscheidet     sich 
nach  Regel  von  P.  cuspidatum  vorzugs- 
weise durch  bedeutend  grössere,  länger 
gestreckte,     am    Grunde     herzförmige 
Blätter,  die  unterhalb  blaugrau  sind.  Es 
ist  im  Wuchs  noch  üppiger  als  P.  cuspi- 
datum   und  vermehrt    sich    durch    die 
kriechenden  Wurzelstöcke   so    schnell, 
dass    Regel    schon     1875    sagte,     man 
könne  sie  nicht  zur  Mittelpflanzung  von 
Staudenbeeten  verwenden,  weil  sie  bald 
das  ganze  Beet  einnehmen  würde. 

Wie  sie  sich  als  landwirtschaftliche 
Futterpflanze  verhält,  müssen  weitere 
Versuche  lehren.  In  Frankreich  hat 
sie  sich  1893  gut  bewährt.  Nach  einer 
uns  von  Herrn  Charles  Baltet  mit- 
geteilten Analyse  enthalten  Stengel 
und  Blätter  lufttrocken: 


Wasser .  36,4    % 

Rohprotein)  Stickstoffsubstanz  19,06  % 

Rohfett 4,4    % 

Holzfaser 8,i    °/o 

Stickstofffreie  Extraktstoffe      .  24,64  7o 

Asche 7,4    °/o 

darin  Phosphorsäure        .     .     .     1,57  °/o 

Mittelgutes  Luzerneheu  enthält  nur 
16  °/o  Wasser,  14,4  Rohprotein,  33  Holz- 
faser, 27,9  stickstofffreie  Extraktstoffe. 
2,5  Rohfett,  6,2  Asche. 

Es  empfiehlt  sich,  jetzt  Samen  oder 
Rhizome  zu  beziehen  und  letztere  in 
Sand  frostfrei  aufzubewahren. 


Wichtigste  Neuheiten  für  1894 
von  Vllmorin-Andrieux  &  Co.,    Paris. 

Hierzu  Abb.   36  —  42. 

IL  B 1  u m  e n  -  S  am  e n . 
Aster  Triomphe  des  Marches. 
(Vilm.)  Diese  neue  Rasse  ist  ganz  ver- 
schieden von  den  sich  in  Kultur  be- 
findlichen Sorten.  Sie  ist  mittelhoch, 
von  starkem,  verzweigtem  Wuchs;  deren 
zahlreiche,  auf  sehr  festen  Stielen 
getragenen  Blumen  sind  gross,  leuchtend 
rot  mit  kupferfarbigen  Reflexen.  Die 
langen,  breiten  und  leicht  gekräuselten 
Kronblätter  verleihen  der  Blume  einen 
eigentümlichen  Reiz.  In  Töpfen 
kultiviert,  bildet  diese  schöne,  kräftige 
Aster  ein  enormes  natürliches  Bouquet, 
was  sie  als  Marktpflanze  oder  für  effekt- 
volle Gruppen  höchst  wertvoll  machen 
wird. 

Dianthus  caryophyllus  semper- 
florens,  gefüllte  immerblühende 
Remontant-Nelke  (Chabaud).  Diese 
auffallende  Remontant-Nelke,  welche 
uns  von  dem  erfolgreichen  Nelken- 
züchter, Herrn  Chabaud,  zur  A^erbreitung 
überlassen  wurde,  dürfte  ihres  kräftigen 
Wuchses,  ihrer  Härte,  Frühzeitigkeit, 
Dauer  der  Blütezeit,  des  tadellosenBaues 
und  Blütenreichtums  wegen,  grosses 
Aufsehen  erregen.  Sie  ist  40  bis  50  cm 
hoch,  von  kompaktem,  verzweigtem 
Wüchse  und  blüht  etwa  7  Monate  nach 


n.6 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


der  Aussaat.  Ihre  auf  festen,  aufrechten 
Stielen  getragenen  Blumen  sind  gross, 
gut  gefüllt  und  farbenreich.  Wenn 
Ende  Januar  gesäet,  erscheinen  dieselben 
im  August,  und  bei  Ueberwinterung 
unter  Glas  oder  sorgfältigem  Schutze 
gegen  strenge  Kälte  dauert  die  Flor- 
zeit, so  zu  sagen,  ununterbrochen  fort. 
Jedenfalls    wird    diese    hervorragende 


zu  \'errieres  gewonnen,  bildet  diese, 
aus  Samen  zufriedigend  treu  kommende 
neue  Sorte  hübsche,  nahezu  kugel- 
förmige, niedrige  Büsche.  Deren  zahl- 
reiche Blütenstengel  bringen  schöne, 
grosse,  azurblaue  Blumen  hervor, 
welche,  in  kurzen  Trauben  angeordnet, 
sich  aus  der  leichten,  tief  ein- 
geschnittenen Belaubung    gut    aufrecht 


Abb.  36.     Aster  Triomphe  des  Marche>. 


Abb.  37.  Dianthus  caryophyllus  seniperflorens  fl.  pl. 


Neuheit,  welche  etwa  80 — qo  pCt.  ge- 
fülltblühender Blumen  hervorbringt  und 
die  Eigenschaften  der  Remontant-Xelke 
mit  der  Frühzeitigkeit  der  Alarguerite- 
Xelke  vereinigt,  beide  letztere  Sorten 
in  den  Hintergrund  setzen  und,  nach 
genauer  Prüfung,  zweifellos  allen  älteren 
Rassen  vorgezogen  werden.  Man  kann 
den  Samen  im  Herbst  oder  im  Januar- 
Februar  säen. 

Delphinium  sinense  grandi- 
tlorum  nanum  compactum,  blau. 
(\Mlm.)      In    unseren  A^ersuchs- Gärten 


erheben.  Im  Juli  gesaet,  im  Herbst 
pikiert  und  im  folgenden  Frühjahr 
ausgepflanzt,  wird  diese  sehr  dankbar 
blühende  Rasse  für  Ausstattung  von 
Gartenbeeten.  Rabatten  während  des 
Sommers  von  grosser  Wirkung  sein. 

Lunaria  biennis  grandiflora. 
purpur  (\'ilm.).  —  Eunaria  foliis 
variegatis  (A'ilm.).  Zwei  höchst  be- 
merkenswerte Xeuzüchtungen  der  all- 
gemein bekannten  Mondviole.  Die 
eine  bringt  schön  purpurviolette,  weit 
grössere  Blumen  als  die  Stammart;  die 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


137 


andere  hat  eine  ganz  eigentümliche, 
auf  grünem  Untergrunde,  weiss  und 
gelb  gestreifte  oder  gerandete  Be- 
laubung. Beide  Sorten,  welche  von 
April  bis  Ende  Juni  blühen,  könnten 
im  Frühjahr  in  Gruppen  oder  auf  Beeten 
eine  der  schönsten  Zierden  unserer 
Blumen-Gärten  sein.  Die  getrockneten 
Blütenstengel,  mit  ihren  glänzend 
weissen,  flachen,  abgerundeten  vSamen- 
Kapseln,  bieten  ein  wertvolles  Material 
für  Winterbouquets  oder  eignen  sich 
ausnehmend  gut,  entweder  einzeln  oder 
in  Verbindung  mit  anderen  getrockneten 


bringen  die  schönen  Dolden  zur  vollen 
Geltung.  Wir  geben  die  Hoffnung  nicht 
auf,  recht  bald  in  dieser  Rasse  das  leb- 
hafte Farbenspiel  der  Chinesichen 
Primel  hervorbringen  zu  können.  Auch 
ist  den  Liebhabern  die  Aussicht  ge- 
boten, aus  offerierten  Samen  eine  An- 
zahl vorzüglicher  ^'arietäten  erziehen 
zu  können. 

Tropaeolum,  Hybride  von  Ma- 
dame Gunter  (Vilm.).  Einige  künst- 
lich befruchtete  Samen,  welche  wir 
1890  in  unseren  Versuchs-Gärten  zu 
Xeuilly  von  dem  so  hübschenTropaeolum 


Abb.  38.  Delphinium  sinense  grandifl.  nanum  com]).,  blau.  Abb.  39.  Lunaria  biennis  foliis  variegatis. 


Blumen  oder  Gräsern,  zur  Ausstattung 
der  Vasen  oder  Blumenkörbchen. 

Primula  obconica,  verbesserte 
grossblumige.  (Mim.)  Diese  zier- 
liche Errungenschaft  hat  nicht  allein 
den  gehegten  Erwartungen  durchaus 
entsprochen,  sondern  durch  eine  fort- 
gesetzte, strenge  Auswahl  ist  es  uns 
gelungen.  Pflanzen  mit  viel  grösseren 
Blumen  und  einem  guten  Prozentsatze 
neuer  rosa  und  lila  Farbentönen  zu 
ziehen.  Die  Blütenstiele  erheben  sich 
aus    den    Blättern     gut     aufrecht    und 


Mme.  Gunter  sammelten,  erlaubten  uns 
eine  Bastardvarietät  zu  beständigen, 
die  sich  durch  eine  dunkle  Belaubung 
und  einen  Farbenreiclttum  auszeichnet, 
wie  man  in  den  älteren  Rassen  der 
Tropaeolum  keine  vorfindet.  Das 
Farbenspiel  bewegt  sich  zwischen  rosa, 
lachsfarben,  feuerrot,  braunrot,  hell- 
gelb etc.,  mit  zuweilen  einfarbigen, 
gefleckten  oder  gut  gestreiften  Tönen. 
Durch  die  Dauer  und  Reichhaltigkeit 
ihrer  Blüten  wird  diese  Hybride  als 
Schlingpflanze    für    Lauben,    Spaliere, 


13«^ 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Balkons     u.    clgl.     von     sehr     reicher 
Wirkung  sein. 

Myosotis  alpestris  nana  com- 
pactaaurea.  (Vilm.)  Niedrige,  kom- 
pakte und  interessante  Varietät  des 
Alpen  -  Vergissmeinnicht,  mit  eigen- 
tümlich grüner  Belaubung,  wovon  sich 
das  hellblaue  Kolorit  der  zierlichen 
Blumen  lebhaft  abzeichnet.  Diese 
elegante  Miniaturpflanze  wird  sich  zur 
Bildung    von    Einfassungen     oder    zur 


der  kleinen  weissen  Blüten  machen 
eine  Doldentraube  aus.  Die  Frucht  ist 
eine  etwas  fleischige  Beere.  Durch 
Antreiben  kann  man  die  Pflanze  schon 
im  Januar — Februar  in  Blüte  haben. 
Von  den  Herren  Lemoine  et  fils,  Nancy, 
wurde  diese  Einführung  des  Abbe 
Delavay  kürzlich  in  den  Handel  ge- 
bracht. 

Gard.  Chron.   1893,  II,  522. 


Abb.  40.   Primula  obconica,   verbesserte  grossblumige.      Abb.  41.  Tropaeolum,  Hybride  von  Madame  Gunter. 


Topllvultur  nützlich  verwenden  lassen, 
und  in  Kontrast  mit  dunkelfarbigen 
Pflanzen  einen  hübschen  Effekt  hervor- 
rufen. 

Osteomeles  anthyllidifolia. 

Ein  hübscher  Rosaccen-Strauch,  der 
auf  den  Sandwich-Inseln,  in  Japan  und 
China  zu  Hause  ist.  Die  Blätter  sind 
abfällig,  fiederspaltig,  etwas  filzig  und 
weisslich  grün;    fünfzehn    bis   zwanzig 


Kniphofia  citrina  Baker  n.  sp. 

Eine  Einführung  des  Herrn  Max 
Leichtlin  von  den  Gebirgen  nördlich 
von  Grahamstown.  Die  linealischen 
Blätter,  den  dünnen  Blütenstiel  teilt 
sie  mit  K.  Macowani,  die  Blüte  ist 
aber  kürzer,  blassgelb  imd  treten  die 
Staubgefässe  ebenso  deutlich  hervor, 
wie  bei  der  alten  K.  pumila.  Blüte- 
zeit Oktober. 

Gard.  Chron.   1893,  II-  552- 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


139 


Cattleya  X  Chloris. 

Diese  schöne  Hybride  ist  eine 
Züchtung  der  Herren  J.  Vcitch  &  Söhne. 
In  jeder  Beziehung  ausgezeichnet;  die 
Pflanze  wächst  ebenso  leicht,  blüht 
ebenso  reich  wie  C.  Bowringiana,  von 
welcher  sie  auch  die  herrliche  rosa- 
purpurne Schattierung  hat,  während 
die  Blumen  so  gross  sind,  um  mit 
jenen  der  C.  labiata-Sektion  rivalisieren 
zu  können.  Die  Lippe  ist  glänzend 
violett-purpurfarbig,von  noch  dunkleren 
Linien  durchzogen,  am  Grunde  ocker- 
gelb. 

Card.  Chron.   1893,  II,  525,  f.  88. 


Centaurea  ruthenica. 

Diese  in  Galizien  und  Ungarn  hei- 
mische Art  verdient  wegen  ihrer  statt- 
lichen Belaubung  und  der  sehr  grossen 
gelben  Blütenköpfe,  auch  in  anbetracht 
ihres  hohen  Wuchses  einen  Platz  unter 
den  schönen  Stauden  des  Gartens. 
The  Garden,  1893,  372,  t.  932. 


Lycaste  aromatica. 

Eine  längst  bekannte  Art  von  Mexiko, 
die  aber  ihrer  hübschen  Blumen  wegen 
in  jeder  Sammlung  vertreten  sein 
sollte. 

The  Garden,  1893,  395,  t  933. 


Abb.  42.  Myosotis  alpestris  nana  compacta  aiirea. 


Coryanthes  Wolfii  Lehmann. 

Im  botanischen  Garten  von  Glas- 
nevin  blühte  [diese  Art  kürzlich  zum 
ersten  Mal  in  Europa.  Dieselbe  ist 
bemerkenswert  wegen  ihrer  flachen 
oder  schwachkonkaven,  vollständig 
festen  Kappe,  in  welcher  Beziehung 
sie  C.  elegantium  nahe  steht.  Bei 
allen  übrigen  Arten  ist  diese  Kappe 
helmförmig  und  nach  innen  hohl.  Die 
Hörner  am  Grunde  der  Säule  sind  ver- 
hältnismässig gross,  —  5  Linien  lang, 
während  die  Kappe  nur  9  Linien  breit  ist. 
Gard.  Chron.  1893.  II,  424. 


Cypripedium  Charlesworthii. 

Eine  ganz  neue  und  sehr  schöne 
Einführung,  die  auf  der  letzten  Aus- 
stellung der  Kgl.  Gartenbau  -  Gesell- 
schaft allgemeine  Bewunderung  erregte. 
Im  Wuchs  erinnert  diese  Art  an 
C.  Spicerianum,  die  Blume  lässt  sich 
aber  mit  keiner  der  vielen  anderen 
vergleichen.  Das  schöne  flache  obere 
Kelchblatt  ist  2^/2  Zoll  weit,  breit  kreis- 
förmig, weiss,  auf  der  oberen  Seite 
hell  rosa-purpurn  gefärbt  und  geädert; 
nach  der  Spitze  zu  tritt  eine  weisse 
Marmorierung  auf.    Die  unteren  Kelch- 


140 


Neue  und.  empfehlenswerte  Pflanzen. 


blätter,  etwa  1  Zoll  breit,  sind  grün- 
lich-weiss.  Die  Blumenblätter,  jenen 
von  C.  insigne  ähnlich,  sind  über 
1V2  Zoll  lang,  gelblich,  braun  schattiert, 
eine  ähnliche  Farbe  zeigt  die  Lippe. 
Das  sehr  seltsame  Staminodium  er- 
innert an  reinweisses  Porzellan. 
Gard.  Chron.  1893,  ^>  406,  f.  70. 


sie    vor    dem    Austrocknen     sorgfältig 
behütet  werden. 

The  Garden,  1893,  418.  t.  934.. 


Montbretia  crocosmiaeflora  fl.  pl. 

Herr  Martinet  sucht  in  Le  Jardin 
nachzuweissen,  dass  diese  Pflanze  durch 
Kreuzung  der  Montbretia  Pottsii  mit 
M.  crocosmia  aurea  entstanden  ist. 
Die  daraus  gezüchteten  Sämlinge 
wurden  nach  verschiedenen  Richtungen 
hin  gekreuzt  und  abermals  gekreuzt 
und  entstanden  derart  die  zahlreichen, 
jetzt  in  den  Gärten  angetroffenen  Formen. 
Bei  einer  derselben  —  »Pluie  d'Or«. 
bemerkte  Herr  Lemoine  die  Neigung, 
gefüllte  Blumen  hervorzubringen;  dies 
wurde  weiter  Axrfolgt  und  sorgfältige 
Auswahl  getroffen,  bis  schliesslich  die 
jetzt  in  den  Gärten  so  beliebte  gefüllte 
Form  entstand. 


Schizocodon  soldanelloides. 

Von  der  kleinen  Familie  der 
Diapensiaceae  kennt  man  bis  jetzt 
sechs  Gattungen  und  fünf  derselben 
befinden  sich  bereits  in  den  Gärten 
vertreten,  nämlich:  Pyxidanthera  (bar- 
batula),  Diapensia  (lapponica),  Shordia 
(galacifolia),  Galax  (aphylla)  und  die 
vorgenannte.  Dieselbe  wächst  an 
Schwefelquellen  in  Japan  und  wurde 
vor  zwei  Jahren  durch  Kapitän  Torrens 
in  drei  oder  vier  Exemplaren  lebend 
nach  Europa  gebracht.  Die  Blumen 
erinnern  an  jene  einer  grossen  Sol- 
danella, sie  sind  hübsch  gefranst,  in 
der  Mitte  tief  rosarot,  nach  den 
Rändern  geht  diese  Farbe  fast  in  Weiss 
über.  —  In  England  wird  sie  im  kalten 
Kasten  überwintert,  Heideerde  und  Sand 
sind  die  ihr  zusagende  Mischung, 
"Während   der  Wachstumsperiode  muss 


Laelia  anceps  Schroederiana  u.  L  a.  Sanderiana. 

Neuerdings  üben  die  weissblühenden 
Varietäten  dieser  mexikanischen  Art 
eine  ganz  besondere  Anziehungs- 
kraft aus  und  können  die  obigen 
beiden  wohl  als  die  schönsten  unter 
den  schönen  angesehei?  werden.  Bei 
der  zuerst  genannten  sind  Kelch-  und 
Blumenblätter,  der  vordere  Lappen  der 
Lippe  wie  auch  das  Äussere  der  seit- 
lichen Lappen  vom  reinsten  Atlasweiss. 
In  der  Reichenbachia  bemerkt 
Sander,  dass  diese  und  andere  weisse 
Formen  in  den  Wäldern  nicht  wild- 
wachsend angetroffen  werden,  sondern 
dass  die  mexikanischen  Indianer  die- 
selben seit  Jahrhunderten  schon  auf 
Bäumen  kultivieren,  die  sich  vor  ihren 
Hütten  oder  in  der  Nähe  derselben 
befanden,  mithin  musste  auch  jedes 
einzelne  Exemplar  käuflich  erworben 
werden. 

Garden  1893,  IL  284,  f.  938, 


Gamellia  Sasanqua. 

Es  giebt  von  dieser  Art  Formen  mit 
einfachen  und  gefüllten  Blumen,  auch 
kennt  man  eine  Varietät  mit  bunter 
Belaubung.  In  Blumen  und  Blättern 
weichen  dieselben  aber  von  den  in 
Europa  kultivierten  Formen  der 
C.  japonica  wesentlich  ab.  Die  Blätter 
von  C.  Sasanqua  dienen  auch  zur  Ver- 
fälschung des  Thees,  was  um  so 
schwerer  nachzuweisen  ist,  da  die 
Gattung  Thea  von  neueren  Autoren 
(Bentham  und  Hooker  »Genera  Plan- 
tarum«)  zu  Gamellia  gebracht  ist. 
Garden,  1893,  II,  329,  f.  930. 


Cirrhopetalum  ornatissimum. 

Eine  ebenso  schöne  wie  seltsame 
Art.  Die  gelblichen  Blumen  haben 
purpurne     Zeichnungen.      das     obere 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


141 


Segment  ist  mit  einer  purpurnen 
Franse  verziert  und  haben  die  zwei 
seitlichen  Quasten  von  derselben  Farbe. 
Die  Struktur  der  Blume  ist  höchst 
eigentümlich. 

Gard.  Chron.  1893,  II,  553,  f.  91. 


Anthurium  Wambeckianum. 

Eine  von  dem  Herrn  Linden  in 
London  ausgestellte  Varietät,  deren 
Blütenscheide  von  aussen  weiss  ist, 
während  der  Kolben  rötlich  weiss  ist. 
Als  Gegensatz  zu  den  Anthurium- 
Varietäten  mit  glänzend  farbigen  Schei- 
den sehr  zu  empfehlen. 

Gard.  Chron.   1893,  II,  557,  f.  92. 


Apple,  Hambling's  Seedling. 

Nach  Aussagen  des  Züchters,  Major 
Hambling,  lässt  sich  dieser  neue  und 
empfehlenswerte  Apfel  nicht  mit 
Sicherheit  auf  seinen  Ursprung  zurück- 
führen, möglicherweise  dass  er  von 
Lane's  Prince  Albert  oder  White 
Admirable  abstammt.  Vor  etwa 
15  Jahren  ging  Hamblings  Seed- 
ling aus  einer  von  genanntem  Herrn 
gemachten  Aussaat  hervor;  als  der 
Zeitpunkt  gekommen  war,  versuchte 
man  mehrere  Jahre,  diesen  Sämling 
durch  Pfropfen  auf  Wildlinge  weiter 
fortzupflanzen,  doch  immer  ohne  Erfolg. 


Paphinia  grandis. 

Nur  wenige  Arten  dieser  Gattung 
sind  bis  jetzt  in  Kultur.  Die  oben- 
genannte Art  hat  «^ehr  grosse  Blumen; 
die  Kelch-  und  Blumenblätter  sind 
rahmweiss,  mit  tief  schwärzlich-pur- 
purnen Flecken  besetzt.  Die  Säule  ist 
blassgelb  und  purpurn  gefleckt,  die 
weisse  Lippe  gefranst. 

Gard.  Chron.  1893,  II-  5^0,  f.  93. 


Arum  sanctum. 

Über  diese  stattliche  Art,  auch  als 
A.  palaestinum  bekannt,  welche  bereits 
1864    nach    Europa     eingeführt,     aber 


erst  in  neuerer  Zeit  bekannt  wurde, 
ist  bereits  in  der  Gartenflora  ausführ- 
lich berichtet  worden.  In  »The  Garden« 
wird  auf  die  sämtlichen,  in  Kultur  be- 
findlichen Arten  und  Varietäten  dieser 
Pflanze  hingewiesen. 

The  Garden,  1893,  348,  f.  931. 


Eine  rosafarbige  Calla^O 
(Ricliardia  „De  Waal"  Hort.  Krelage). 

Die  bekannte  Firma  E.  H.  Krelage 
&  Sohn  erhielt  im  verflossenen  Juni 
von  Süd  -  Afrika  eine  Richardia,  die 
ganz  neu  sein  und  rosarote  Blüten- 
scheiden hervorbringen  sollte.  Vor 
kurzem  hat  dieselbe  nun  geblüht  und 
hat  man  es  hier  mit  einer  Pflanze  zu 
thun,  die  von  allen  bis  jetzt  eingeführten 
Calla -Arten  ganz  und  gar  abweicht. 
Die  Blätter  sind  nicht  pfeilförmig  mit 
grundständigen  Lappen,  sondern  lanzett- 
lich, 11V2  bis  15V2  Zoll  lang  und  3  bis 
2V2  Zoll  breit,  von  glänzend  blassgrüner 
Farbe,  ohne  irgend  welche  Flecken, 
und  werden  von  7V2  bis  11V2  Zoll 
langen  Stielen  getragen.  Der  Schaft 
misst  15V4  Zoll,  die  4V2  Zoll  lange 
Scheide  von  gefälligerer  Form  als  bei 
R.  albo-maculata  ist  weiss,  zeigt  aber 
zart  rosarote  Schattierungen,  nament- 
lich auf  der  Aussenseite.  In  der 
Knospe  herrscht  dagegen  die  rosarote 
Farbe  ausschliesslich  vor.  Mit  Ein- 
führung dieser  neuen  Art  darf  man  in 
bälde  einer  Umwälzung  in  den  Garten- 
Callas  entgegensehen,  da  sie  höchst 
wahrscheinlich  nicht  die  einzigste  von 
dem  Typus  mit  lanzettlichen  Blättern 
und  rosafarbigen  Scheiden  ist.  — 
Möglicherweise  handelt  es  sich  hier 
um  die  von  N.  E.  Brown  beschriebene 
R.  Kehmanni,  die  der  Cambridge  bota- 
nische Garten  vor  einiger  Zeit  als  eine 
rosarote  Varietät  der  R.  aethiopica 
erhielt. 

Gard.  Chron.  18Q3,  II,  574,  f.  94. 


*)  (Ist  abgebildet  in  Gartn.  1894,  S.  15.    Red.) 


142 


Kleinere  Mitteilungen.  —  Litteratur. 


Kleinere  Mittheilungen. 


Nochmals  Solanum  Wendlandi. 

Alit  Bezug  auf  den  letzten  Artikel, 
S.  106,  über  Solanum  Wendlandi  in  den 
Gärten  zu  Kew  erlaube  ich  mir  mit- 
zuteilen, dass  die  Pflanze  sehr  leicht 
aus  halbausgereiftem  Holz  Wurzeln 
bildet. 

Durch  die  Güte  des  Herrn  Oberhof- 
gärtner Wendland  in  Herrenliausen 
wurde  uns  mit  einigen  anderen  Pflanzen 
auch  ein  Exemplar  des  genannten 
Solanum  übersandt,  das,  kaum  25  cm 
gross  und  A'OUständig  blätterlos,  in  den 
ersten  Tagen  des  April  in  einer  Ecke 
unseres  Wasserpflanzenhauses  aus- 
gepflanzt wurde.  Die  Pflanze  ent- 
wickelte sich  hier  bald  so  üppig,  dass 
der  A^erfügbare  Raum  kaum  ausreichte 
und  ich  wiederholt  fusslange  Triebe 
ausschneiden  liess.  Da  ich  befürchtete, 
dass  eine  so  üppig  wachsende  Pflanze 
schwer  durch  den  Winter  kommen 
würde,  zumal  ich  Ende  September 
gezwungen  war  dieselbe  einzutopfen, 
liess  ich  bereits  vorher  in  einem  halb- 
warmen mit  sandiger  Erde  gelullten 
Frühbeetkasten  einige  20  cm  lange 
Triebe  stecken,  die  sich  in  etwa  vier 
Wochen  willig  bewurzelten  und  bis  jetzt 
sehr  gut  erhalten  blieben.  Auch  das  im 
Aquarium  während  des  Sommers  aus- 
gepflanzte   Exemplar,    das    zu    meiner 


grössten  Verwunderung  nicht  blühte, 
hat  sich  über  Winter  sehr  gut  gehalten 
und  erfreut  uns  hoffentlich  diesen 
Sommer  mit  seinen  schönen  Blüten. 

Die  Pflanze  macht  relativ  wenig 
Wurzeln  und  muss  in  der  Ruhezeit 
möglichst  trocken  gehalten  werden, 

Hölscher, 
Kg],  botan.  Carlen  in  Breslau. 


Düngung  der  Obstbäume  mit  Mineraldünger. 

.  Xach  den  Mitteilungen  des  Oek.-Rat 
Goethe,  Direktor  der  kgl.  Lehranstalt  für 
Obst-  und  Weinbau  zu  Geisenheim  a./Rh. 
in  der  Obst-  und  Weinbauabteilung 
der  Deutschen  Landwirtschafts-Gesell- 
schaft zu  München  hat  sich  bei  jungen 
Obstbäumen  auf  der  Eltviller  Aue, 
einer  Besitzung  des  Herrn  Freiherrn 
von  Stumm  auf  Heiberg,  von  drei  ver- 
schiedenen Recepten  ein  älteres  Recept 
von  Prof.  Wagner  am  besten  bewährt. 
Dies  ist:  für  jeden  Baum  75  g  Chili- 
salpeter, 100  g  Kainit  und  100  g  Thomas- 
schlacke. Im  Frühj  ahr  wurde  der  Dünger 
auf  die  vorher  sorgfältig  gelockerte 
und  gereinigte,  2  m  im  Durchmesser 
haltende  Baumscheibe  aufgestreut  und 
danach  leicht  untergehackt.  —  Es  ist 
jetzt  bald  Zeit,  dies  vorzunehmen. 


Litteratur. 


Die  Obstweinbereitung,  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  Beerenobstweine.  Anleitung  zur 
Herstellung  weinartiger  und  schaumweinartiger 
Getränke  aus  den  Früchten  der  Gärten  und 
Wälder. 

Von  Dr.  Max  Barth,  Direktor  der 
Versuchsstation  für  Elsass-Lothringen 
in  Rufach.  3.  Auflage.  71  Seiten, 
20  Holzschnitte.  Mk.  1.  Stuttgart  1894. 
Eugen  Ulm  er. 

Es  ist  ein  wirkliches  Vergnügen,  ein 


Werkchen  zu  kritisieren,  in  welchem 
jede  Zeile  es  bekundet,  dass  der  Ver- 
fasser nicht  nur  seinen  Gegenstand 
vollständig  beherrscht,  sondern  dass 
er  auch  voll  und  ganz  berufen  ist, 
durch  seine  Anweisungen  allen  Inter- 
essenten zu  nützen.  Das  ganze  Buch 
ist  so  klar,  so  leicht  fasslich  ge- 
schrieben, dass  es  recht  wohl  geeignet 
ist,  dem  Liebhaber,  welcher,  ohne  Vor- 
kenntnisse, sich  anschickt,  sein  ver- 
fügbares Beerenobst,   seine  unverkäuf- 


Unterrichtswesen . 


M3 


liehen  Aepfel  in  Wein  zu  verwandeln, 
um  sich  und  die  Seinigen  des  Genusses 
eigenen  Produktes  zu  erfreuen,  als 
sicherer,  treuer  Ratgeber  zu  dienen, 
der  ihm  sogar  die  Bereitung  des  vor- 
nehmen Schaumweines  zuverlässig 
lehrt. 

Aber  auch  die  Besitzer  grösserer 
Keltereien  finden  in  dem  Büchlein  ihre 
Rechnung,  denn  die  Abschnitte,  in 
w^elchem  der  Herr  Verfasser  in  licht- 
voller Weise  über  Säurebestimmungen, 
über  die  Beschaffung  guter  Fermente 
für  die  Gährung,  durch  welche  ein 
erfolgreicher  gesunder  Verlauf  der- 
selben, die  Herstellung  eines  vorzüg- 
lichen Produktes  mehr  wie  seither  ge- 
sichert ist,  die  Prüfung  des  Weines 
auf  seinen  Vergärungsgrad,  das  Ab- 
lassen, die  »sogenannte«  zweite 
Gärung,  das  Lagern,  die  Schaumwein- 
bereitung, die  Krankheiten  der  Weine 
und  ihre  Behandlung,  werden  allen 
Keltereibesitzern      willkommen      sein. 


Vor  allen  Dingen  ist  das  Kapitel  vom 
Klären  und  Schäumen  so  belehrend, 
dass  jeder  Weinproduzent  sich  die  nach 
dieser  Richtung  hin  erforderlichen 
Kenntnisse,  deren  Übertragung  m  die 
Praxis  z.  B.  den  grossen  Frankfurter 
Keltereien  ihr  Übergewicht  verleiht, 
bequem  und  zuverlässig  aneignen  kann. 

Das  kleine  Büchlein  ist  eines  der 
besten  auf  diesem  Gebiete  und  verdient 
die  wärmste  Empfehlung. 

Rixdorf.  B.  L.  Kühn. 


Das  Rebhuhn,  seine  Aufzucht  und  Lebensart 

von  Carl  Schinke.  Halberstadt  bei 
Joh.  Briest.  Wem  es  an  lebendiger 
Staffage  für  seinen  Park  fehlt  oder  wer 
in  wildarmer  Gegend  lebt,  der  wird  gut 
thun,  sich  dieses  Büchlein  für  50  Pfg. 
zu  kaufen.  Das  lebendige  Kribbeln 
und  Krabbeln  gehört  in  den  Park  und 
auch  in  der  Voliere  macht  das  Reb- 
huhn Freude.  Tr. 


Unterrichtswesen. 


Ihre  Majestät  die  Kaiserin  besuchte 
am  Sonntag,  den  18.  Februar,  die 
städtischen  Fortbildungs-  und  Fach- 
schulen in  der  Gemeindeschule  hinter 
der  Gafnisonkirche  2  zu  Berlin,  und 
nahm  u.  a.  auch  die  Fachschule  für 
Gärtner  eingehend  in  Augenschein, 
wobei  sie  sich  sehr  befriedigt  über  die 
Ziele  und  Leistungen  der  Schule  aus- 
sprach. Begleitet  war  die  Hohe  Frau 
von  dem  Oberbürgermeister  Zelle  und 
dem  Geh.  Regierungs-  und  Schulrat 
Prof.  Dr.  Bertram.  Die  Führung  über- 
nahm der  Rector  Drehmann. 


Der  „erste  Bericht  über  die  Gartenbau- 
schule des  Gartenbau-Verbandes  für 
das  Königreich  Sachsen,  eingetragene 
Genossenschaft,    zu    Dresden,     für  die 


Jahre  1892-93,  1893-94  erstattet  A^on  dem 
Director  AI.  Bertram,  Kgl.  Gartenbau- 
director",  ist  soeben  erschienen.  Der- 
selbe giebt  zunächst  eine  Geschichte 
des  Entstehens  der  am  16.  Mai  1892 
eröffneten  Anstalt,  die  unter  dem  Kgl. 
sächsischen  Ministerium  des  Innern 
steht  und  dann  ein  ^'erzeichnis  der 
Schüler  der  oberen  und  unteren  Ab- 
teilung (8  +  7)  des  Kuratoriums  und  der 
Lehrer.  Es  folgt  eine  genaue  Angabe 
des  Lehrganges,  der  sich  auf  2  Jahre 
erstreckt  etc.  und  schliesslich  werden 
alle  Interessenten  zur  öffentlichen  Prü- 
fung am  14.  März  (obere  Abteilung) 
und  am  19.  März  (untere  Abteilung) 
eingeladen.  —  Möge  die  junge  Anstalt 
freudig  aufblühen!  —  Erwünscht  wären 
künftig  noch  die  Aufnahmebedingungen. 


144 


Ausstellungen  und  Kongresse.  —  Sprechsaal.  —  Personal-Nachrichten. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


München.  Blumenausstellung  vom 
28.  April  bis  6.  Mai  1894.  Anmeldungen 
bis  1.  April  an  den  Ausschuss  der 
„Bayerischen  Gartenbau  -  Gesellschaft" 
(Freiherr  v.  Pfeufer).  Der  von  dem 
Protektor  der  Ausstellung,  dem  Prinzen 
Luitpold  von  Bayern  ausgesetzte  Preis 
beträgt  400  Mk.  für  die  beste  Leistung, 
der  Staatspreis  beträgt  300  Mk.  für  best- 
kultivierte blühende  Rosen,  der  Ehren- 
preis 300  Mk.  für  die  grösste  Gruppe 
schönblühender  Rhododendron  arborea, 
hybrida  und  Himalaya,  ausserdem  sind 
84  Preise  von  der  Gesellschaft  aus- 
geschrieben, worunter  2  von  je  50  und 
30  Alk.  für  ein  charakteristisches  Vege- 
tationsbild aus  der  Flora  von  China 
und  Japan. 


Königsberg  i.  Pr.  Grosse  allge- 
meine Gartenbau-Ausstellung  zur  Feier 
des  60jährigen  Bestehens  des  Garten- 
bau-Vereins in  Königsberg,  Mitte  Sep- 
tember. 


M  a  g d  e  b  u r  g.  Allgemeine  Gartenbau- 
Ausstellung  zur  Feier  des  50jährigen 
Bestehens  des  Gartenbauvereins  Anfang 
September  1895.  Anmeldungen  be- 
treffs Specialkulturen,  die  in  das  Pro- 
gramm aufgenommen  werden  sollen, 
an  Obergärtner  W.  Rössing,  Magde- 
burg-Buckau. 

E b  e r  s  w  al d e.  10.  und  1 1 .  November 
Ausstellung  von  Chrysanthemum  und 
anderen  blühenden  Pflanzen. 


Sprechsaal. 


Frage  10.  Giebt  es  einen  umfang- 
reicheren Arbeitskalender  für  Garten- 
liebhaber? F.  B.  in  S. 

Ja.  „Immerwährender  Gartenkalen- 
der"'  von  J.  G.  Meyer,  Handelsgärtner 
in  Ulm.  Verlag  von  Paul  Parey,  Berlin. 
Preis    geb.    2    Mk.    50    Pf.     Ausserdem 


flnden  sich  bekanntlich  auf  der  J^ück- 
seite  der  Blätter  mehrerer  Abreiss- 
kalender genauere  Angaben. 

2.  Antwort  zu  Frage  9.  Sie  linden 
eine  Geschichte  der  Kew  Gardens  in 
dem  Bulletin   of  the   Kew  Guild   1893. 


Personal-Nachrichten. 


Es  sind  ernannt:  Stadtgärtner  Heiler 
in  München  zum  Stadtgarten-Inspektor. 
—  Hofgartenassistent  Sommer,  bisher 
in  Karlsruhe,  zum  Hofgärtner  und  Leiter 
des  Schlossgartens  in  Mannheim;  an 
seiner  Stelle  ist  Hofgartenassistent 
Ähren s  von  der  Insel  Mainau  nach 
Karlsruhe  versetzt.  —  Der  Gärtnerei- 
besitzer Fr.  Brinckmann  in  Rostock 
zum  Grossherzoglich  -  Mecklenburg- 
Schwerinschen  Hof  -  Kunstgärtner.  — 
Der  Herausgeber  des  Obstmarktes,  B. 
L.  Kühn,   Rixdorf,  zum  Ehrenmitglied 


des  Gartenbauvereins  in  Crossen  a.  O. 

Heinrich  Noack,  Handelsgärtner  in 
Bessungen  bei  Darmstadt,  langjähriger 
Schriftführer  des  Gartenbauvereins  in 
Darmstadt,  feierte  im  December  1893 
das  öojährigeBestehen seines  Geschäftes. 

Es  sind  gestorben:  Prof.  Gressent, 
Lehrer  an  der  Gartenbauschule  zu 
Versailles,  Verfasser  zahlreicher  Werke 
über  Obst-  und  Gemüsebau,  die  auch 
zum  Teil  in's  Deutsche  übersetzt  und 
von  P.  Parey,  Berlin,  verlegt  wurden. 


798.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
in  den  preussischen  Staaten  am  22.  Februar  1894. 

Vorsitzender:    Herr  Königl.  Gartenhaudirektor  Lackner,    i.  Steilvertreter  des  Direktors. 

I.  Vorgeschlagen  wurden  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr     Professor,  Konsul  a.  D.  L.  Krug,  Gr.  Lichterfelde. 

2.  »  Oberlehrer  Dr.  Siebert,  Gr.  Lichterfelde. 

3.  »  Kaufmann  G.  Krehl,  Berlin. 

4.  »  Kunst-Buchdruckereibesitzer  G.  Leutzsch,  Gera. 

5.  »  Guts-  und  Fabrikbesitzer  E.  Cohn,  Berlin. 

6.  »  W.  J.  Goverts,  Xiendorf  b.  Breitenfelde-Lauenburg. 

7.  »  Rittergutsbesitzer  Ph.  v.  Nathusius,  Ernsthausen. 

8.  »  W.  Werner,  in  Firma  Werner  &  Co.,  Berlin. 

9.  Der     Gartenbau- Verein  für  den  Kreis  Steinberg    in  Wilster,' 

durch  Herrn  Geh.  Reg.  Rat  Dr.  Wittmack. 

10.  Herr     Dr.  med.  E.  Maren,  Berlin, 

durch  Herrn  Gartenbaudirektor  C.  Lackner. 

11.  Herren  Herb  &  Wulle,  Exporteure,  Neapel. 

12.  Herr     Realienbesitzer  H.  M.  Vlüller,  Wien. 

13.  Der     Gartenbau-Verein  in  Coburg. 

14.  »        Verein  der  Gärtner  und  Gartenfreunde  in  Anclam, 

durch  Herrn  Hoflieferant  Plumpe. 

IL  Zu  Ehren  der  verstorbenen  Mitglieder  Jul.  Haack  und  A.  von  Le  Coq 
erhoben  sich  die  Anwesenden  von  ihren  Sitzen. 

III.  Ausgestellte  Gegenstände:  i.  Von  Herrn  Gartendirektor  Hampel,  Koppitz, 
Schlesien,  waren  mehrere  Exemplare  seiner  ., verbesserten  Mistbeetgurke'"' 
ausgestellt  und  zugleich  eine  grosse  Menge  Samen  derselben  unentgeltlich 
beigelegt,  der  den  lebhaftesten  Absatz  bei  den  Mitgliedern  fanden.  Der 
Vorsitzende  sprach  seinen  besten  Dank  im  Namen  des  Vereins  hierfür 
aus.  Von  demselben  lagen  auch  2  Canna  in  Knospen  aus:  „Königin 
Charlotte'-'  (siehe  Gartenflora  1894  No.  3  S.  75)  und  „Gartendirektor 
Hampel",  eine  dunkelbraunblättrige  Sorte  mit  dunkelroten  Blüten.  2.  Herr 
A.  W.  Schulz,  Obergärtner,  legte  aus  dem  Garten  des  Herrn  Geh.  Rat 
Y.  Siemens  in  Charlottenburg  einige  sehr  wohlerhaltene  Birnen  und  Aepfel 
vor:  Olivier  von  Serres,  Passe  Crassanne,  Josephine  von  Mecheln,  Späte 
von  Toulouse  und  die  Aepfel  Kaiser  Alexander  und  Gravensteiner.  Ferner 
stellte  Herr  Schulz  die  gelbe  Holländische  Zwiebel  aus,  welche  er  aus 
Samen  1893  gezogen  und  die  bei  ihm  auf  nicht  gedüngtem  Boden  viel  bessere 
Resultate  gebracht  hatte,  als  auf  gedüngtem.  Ihm  wurde  von  den  Preis- 
richtern, den  Herren  Bluth,  Hapt  und  C.  Mathieu  der  Monatspreis  von  15  Mark 


^Aß  798.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


zuerkannt.  3.  Herr  Klempnermeister  Hildebrandt-Lankwitz  führte  ver- 
schiedene G'iesskannen  vor,  darunter  eine  Gewächshausgiesskanne,  bei 
der  der  Henkel  ^  nicht  hinten  sass,  sondern  in  Form  eines  Bügels  oben 
über  die  Kanne  wegging,  was  das  Halten  und  Tragen  sehr  erleichtert. 
Er  erhielt  dafür  eine  bronzene  Medaille. 

A'.  Herr  Dr.  Less,  Assistent  an  ^der  Landwirtschaftlichen  Hochschule  und 
Vorsteher  der  Wetterstation,  hielt  hierauf  einen  sehr  interessanten  Vortrag 
über  die  abnorme  Witterung  der  letzten  Wochen.  Derselbe  wies  namentlich 
darauf  hin,  dass  wir  durchaus  kein  Recht  hätten,  alljährlich  ein  weisses 
Weihnachten  zu  verlangen,  sondern  dass  nach  langjährigen  Aufzeichnungen 
es  in  Berlin  im  Dezember  wie  im  Januar  durchschnittlich  nur  sechs  bis 
sieben  Mal  schneie  und  somit  nach  den  Regeln  der  Wahrscheinlichkeits- 
rechnung nur  alle  4 — 5  Jahre  auf  Schneefall  am  heiligen  Abend  zu  rechnen 
sei.  [^Im  übrigen  wird  der  Vortrag  im  Auszuge  besonders  abgedruckt 
werden. 
V.  Für  zwei  50jährige  Gärtner  -  Jubiläen  wurde  eine  Vermeil  -  Medaille 
beziehungsweise  eine  grosse  silberne  Medaille  bewilligt. 

VI.  Dem  Gartenbauverein  Feronia  zu  Eberswalde  ward  für  seine  Chrysan- 
themumausstellung am  10.  und  11.  November  d.  J.  eine  grosse  silberne 
und  eine  kleine  silberne  Medaille  überwiesen. 
VIT.  Verlesen  wurde  die  Antwort  des  Herrn  Ministers  für  Landwirtschaft  etc. 
auf  die  Eingabe  des  ;Vereins  betreffs  eines  eigenen  Dezernates  für 
Gartenbau.  Der  Herr  Minister  erklärt  in  derselben,  dass  er  alle  vom 
Verein  angeführten  Fragen  von  geeigneten  Dezernenten  bearbeiten  lasse,  ein 
eigenes  Dezernat  für  Gartenbau  aber  zunächst  nicht  in  Aussicht  nehmen  könne. 
Vni.  Herr  städtischer  Obergärtner  Carl  Hampel  teilte  mit,  dass  Ihre  Majestät 
die  Kaiserin  am  Sonntag,  den  18.  Februar,  die  Fortbildungs-  und  Fach- 
schulklassen in  der  Gemeindeschule  Hinter  der  Garnisonkirche  2  besichtigt, 
bei  der  Gelegenheit  auch  mit  grossem  Interesse  die  Fachschule  für 
Gärtner  besucht  und  sich  dabei  in  eingehendster  Weise  über  den  Zweck 
der  Schule  und  die  Art  des  Unterrichts  erkundigt  habe. 

IX.  Herr  Garten-Inspektor  Perring  fragt,  ob  jemand  hier  Asparagus  medeo- 
loides  (Medeola  asparagoides)  ausgepflanzt  kultiviere?  Herr  Studier  in 
Lichterfelde  habe  ihn  früher  gepflanzt,  aber  keine  Rechnung  dabei  ge- 
funden. Jetzt  aber  beziehen  hiesige  Händler  viel  aus  Hamburg,  Frankfurt 
a.  M.  und  Wiesbaden. 

Herr  Direktor  Lackner  teilt  mit,  dass  er  hier  keinen  habe  erhalten 
können. 

Der  General-Sekretär  bat  die  Mitglieder,  den  Sprechsaal  recht  eifrig 
zu  benutzen,  was  Herr  Hofmarschall  a.  D.  v.  St.  Paul  Illaire  auf's  leb- 
hafteste unterstützte. 

Herr  Garten  -  Inspektor  Perring  empfahl  noch  weitere  Massnahmen 
bezüglich  Einteilung  des  Stotfs  in  der  Gartenflora. 

Carl  Lackner.  Wittmack. 


Ueber  Altersschwäche  und  Lebensmüdigkeit  der  Pflanzen.  iA'j 


Ueber  Altersschwäche  und  Lebensmüdigkeit  der  Pflanzen. 

Von  L.  Thücr,  Neustadt  in  Mecklenburg. 
IP 

'eber  Altersschwäche  und  Lebensmüdigkeit  der  Pflanzen  einige  Betrach- 
tungen anzustellen,  scheint  mir  von  grossem  Xutzen  zu  sein,  nicht  bloss 
für  die  Wissenschaft,  sondern  hauptsächlich  für  den  praktischen  Gärtner, 
sowie  überhaux)t  für  jeden  Pflanzenzüchter. 

Der  Schöpfer  hat  jedem  lebenden  Wesen  auf  dieser  Erde  eine  gewisse 
Lebensdauer  zugewiesen,  über  die  es  nicht  hinaus  kann,  aber  je  nach  der  Art 
des  Wesens  eine  verschiedene,  kürzere  oder  längere  Lebensdauer.  Das  Leben 
des  Menschen  dauert  70,  80,  90,  in  äusserst  seltenen  Fällen  100  Jahre;  das  des 
Pferdes  etwa  30  Jahre,  des  Hundes  15 — 20  Jahre  u.  s.  w.  —  Eichen-  und  Linden- 
bäume sollen  in  einzelnen  Fällen  1000  Jahre  alt  werden  können.  Im  allge- 
meinen aber  ist  die  Lebensdauer  der  einzelnen  Pflanze  eine  viel  kürzere,  Apfel- 
und  Birnbäume  werden  ungefähr  100  Jahre  alt,  Kirschbäume  werden  in  der 
Regel  nicht  so  alt,  und  Pflaumenbäume  haben  durchweg  eine  noch  kürzere 
Lebensdauer.  Mit  dem  berühmten  tausendjährigen  Rosenstock  am  Dome  zu 
Hildesheim  hat  es  doch  noch  eine  eigene  Bewandtnis,  obgleich  man  glaubt,  das 
tausendjährige  Alter  nachweisen  zu  können.  Zunächst  ist  nicht  der  Rosenstock, 
den  wir  wirklich  vor  uns  sehen,  1000  Jahre  alt,  sondern  die  Pflanze  hat  sich 
im  Laufe  der  Zeit  fortwährend  durch  junge  Wurzeltriebe  verjüngt,  während 
die  alten  Triebe  wieder  abgestorben  sind.  Aber  auch  das  wäre  schon  wunderbar 
genug,  wenn  man  nämlich  konstatieren  könnte,  dass  die  Pflanze  in  diesem  Sinne 
1000  Jahre  alt  sei.  Es  ist  indessen  zu  berücksichtigen,  dass  die  Rose  eine 
wilde,  einfach  blühende  Art  ist,  die  Samen  trägt.  Wie  leicht  fällt  da  nicht 
ein  Samenkorn  aus,  kommt  zum  Keimen  und  wächst  als  eine  Pflanze  zwischen 
dem  vielstengeligen,  alten  Busch  empor,  von  der  alten  Pflanze  nur  durch  eine 
äusserst  sorgfältige  Untersuchung  zu  unterscheiden.  Wer  wollte  das  wohl 
beachtet  haben,  dass  eine  neue  Pflanze  den  Platz  behauptet,  während  die  alte 
allmählich  eingeht?*) 

Die  Lebensdauer  der  Pflanzen  ist  sehr  verschieden,  je  nach  der  Art,  wir 
haben  2jährige,  ijährige  Pflanzen,  ja  das  Leben  der  Pilze  berechnet  sich  nach 
Wochen,  zuweilen  nur  nach  Tagen.  —  Bei  allen  lebenden  Wesen  stellt  sich 
aber  vor  deren  Ende  Altersschwäche  und  Lebensmüdigkeit  ein,  bis  schliesslich 
auch  der  letzte  Lebensfunk^  erlischt.  Alle  angewandten  Kunstmittel,  Zuführung 
neuer  Nahrung,  Beschneiden,  Flicken,  Stützen  u.  s.  w.  nützen  zur  „^'erjüngung•■ 
zwar  etwas,  um  die  letzten  Lebenskräfte  nochmals  aufflackern  zu  lassen,  aber 
—  ,.für  den  Tod  kein  Kraut  gewachsen  ist."  —  Das  bisher  Gesagte  sind  all- 
gemein bekannte  Thatsachen,  die  aus  alltäglicher  Erfahrung  jeder  weiss;  und 
selbst  wenn  wir  einmal  einen  alten  Baum  mit  unserer  Kunst  zu  „verjüngen" 
suchen,  so  wissen  wir  doch  recht  gut,  dass  ihm  damit  nur  für  kurze  Zeit 
geholfen  ist. 

Es  weiss  aber  nicht  jeder,  oder  er  denkt  nicht  daran,  dass  er  seine  Mühe 
an  einer  altersschwachen  Pflanze  verschwendet,  wenn  die  Kultur  derselben 
trotz  aller  Aufmerksamkeit  keinen  rechten  Erfolg  hat.     Wenn  wir  von  Fuchsien 


*)  Ueber  den  sogenannten  tausendjährigen  Rosenstock  in  Hildesheim  siehe  den  Auszug  aus 
der  trefflichen  Schrift  des  leider  kürzlich  verstorbenen  Senators  Dr.  Roemer  in  Gartenflora  i8Q3S.4q5. 


j^g  Ueber  Altersschwäche  und  Lebensmüdigkeit  der  Pflanzen. 

und  HeliotrojD  durch  Stecklinge  junge  Pflanzen  erziehen,  so  haben  wir  in  Wirk- 
lichkeit keine  junge  Pflanzen,  ja  es  können  im  Gegenteil  rechte  Greise  sein. 
Die  Fortpflanzung  durch  Stecklinge  ist  das  Fortleben  ein  und  desselben  Indi- 
viduums. Um  das  Alter  des  Individuums  zu  ermitteln,  muss  man  zurück- 
gehen bis   zu  der  Zeit,  wo  es  aus  Samen  gezüchtet  wurde. 

Die  Pyramiden-Pappel  (Populus  fastigiata  Desf.  —  italica  AInch.)  ist  heutigen 
Tages  noch  allgemein  gekannt,  ist  aber  im  Absterben  begrilfen  und  wird  immer 
seltener.  Xach  älteren  dendrologischen  Werken  soll  dieselbe  aus  Italien 
stammen,  nach  anderen  aus  Persien;  A.  \.  Humboldt  glaubt  in  Xordamerika 
am  Mississippi  das  Vaterland  gefunden  zu  haben.  Die  Pappeln  sind  getrennten 
Geschlechts  (XXII  Kl.  Lin.  Systems),  männliche  Blüten  auf  der  einen,  weibliche 
Blüten  auf  der  anderen  Pflanze.  Xun  kennt  man  aber  von  der  Pyramiden- 
Pappel  nur  männliche  Bäume.  Die  Angabe  einiger  dendrologischer  Werke, 
dass  man  im  Braunschweigischen,  in  Frankfurt  a.  0.,  in  Italien  u.  s.  w.  auch 
weibliche  Exemplare  hätte,  scheint  haltlos;  ich  wenigstens  habe  trotz  eifriger 
Nachfrage  keinen  Menschen  linden  können,  der  mir  diese  nachzuweisen  ver- 
möchte. In  neuerer  Zeit  sind  aber  wohl  die  meisten  Sachverständigen  der 
Ansicht  geworden,  dass  die  P3^ramiden-Pappel  überhaupt  kein  Vaterland  hat, 
keine  Art  ist,  sondern  eine  Spielart.  \\arietät,  ein  durch  Zufall  aus  Samen  einer 
verwandten  Art  entstandener  Blendling.  Da  nun  unsere  Pyramiden-Pappel  als 
männliche  Pflanze  keinen  vSamen  bringt,  so  ist  dieselbe  immer  weiter  durch 
Stecklinge  fortgepflanzt  worden.  Xun  ist  aber  ziemlich  glaublich  nachgewiesen, 
dass  die  Pyramiden-Pappel  um  1680  aus  der  Lombardei  eingeführt  wurde. 
Folglich  berechnet  sich  das  Alter  derselben  auf  etwas  über  200  Jahre.  Und 
nun  frage  ich:  Wo  findet  man  noch  gesunde  Bäume?  —  Alle,  grosse  und  kleine, 
leiden  an  Altersschwäche.  —  Paul  Guillemin  in  ,,Comptes  rendus"  1889  I.  vS.  632 
(wiedergegeben  in  der  Gartenflora  1891  S.  250.)  will  das  Absterben  der  Pyra- 
miden-Pappel auf  die  Wirkung  eines  Pilzes  zurückführen.  Die  Allgemeinheit 
aber,  mit  der  das  Absterben  überall  auftritt,  dürfte  schon  das  Gegenteil  be- 
weisen. Der  Pilz  ist  die  Folge  der  Altersschwäche;  auf  dem  kranken,  alters- 
schwachen Holze  findet  der  Pilz  seine  Heimat  und  X'ahrung.  Es  ist  ja  die 
gewöhnliche  Erscheinung  in  der  X^atur,  dass  auf  altersschwachen,  kranken  oder 
schwachen  Lebewesen,  sei  es  Pflanze  oder  Tier,  die  Schmarotzer,  Ungeziefer 
und  Pilze,  das  geeignetste  Feld  für  ihre  X^ahrung  finden. 

Das  Beispiel  mit  der  Pyramiden-Pappel  giebt  einen  der 'schlagendsten  Be- 
weise dafür,  dass  auch  junge  Stecklingspflanzen  der  Altersschwäche  unterworfen 
sind.  Leider  ist  es  nur  selten  möglich,  das  Alter  einer  durch  Stecklinge  immer 
weiter  fortgepflanzten  Pflanze  bestimmt  nachzuweisen.  Wenn  wir  auch  das  Jahr 
der  Züchtung  (aus  Samen)  so  wie  den  X^amen  des  Züchters  bestimmt  wissen, 
so  können  wir  zwar  bei  erheblichem  Alter  und  schlechtem  Gedeihen  der 
Pflanze  wohl  auf  Altersschwäche  schliessen,  aber  —  der  Xachbar  kultiviert 
dieselbe  Art  mit  bestem  Erfolge  und  lacht  uns  aus  mit  imserer  Meinung.  Wer 
vermag  in  solchem  Falle  nachzuweisen,  dass  seine  Art  eine  viel  spätere  X^eu- 
züchtung  ist?  Vielleicht  ist  sie  gleich  mit  der  älteren  Art,  oder  zeigt  nur  so 
geringe  Unterschiede,  dass  solche  nicht  gefunden  werden  können. 

Die  Fortpflanzung  durch  Stockteilung,  durch  Wurzelausläufer  (namentlich 
bei  Stauden  und  Sträuchern),  durch  Wurzelstecklinge  und  ähnliche  INIethoden  ist 
im  Grunde    genommen    dasselbe  Verfahren    als  die  Fortpflanzung  durch  Steck- 


Ueber  Altersschwäche  und  Lebensmüdigkeit  der  Pflanzen.  i/ig 


linge,  denn  auch  hier  haben  wir  es  nur  mit   dem  Fortleben  ein  und  desselben 
Individuums  zu  thun. 

Die  "efüllte.  weisse  Nachtviole  (Molenmaternalen,  Hesperis  matronalis  tl. 
albo  pl.)  ist  ziemlich  allgemein  bekannt  und  beliebt,  und  wird,  da  sie  keinen 
Samen  trägt,  nur.  durch  Stockteilung  fortgepflanzt.  Eben  so  bekannt  dürfte  es 
sein,  dass  sie  nicht  leicht  gedeiht,  gerne  ausgeht  und  unter  Ungeziefer  schwer 
zu  leiden  hat;  insgesamt  Anzeichen,  dass  die  Pflanze  an  Altersschwäche  leidet. 
Aicht  so  allgemein  bekannt  dürfte  es  indessen  sein,  dass  man  A'on  dieser  schönen 
Blume  zwei  Varietäten  hat,  die  eine  etwas  gedrungener  im  Bau  und  in  der 
Blütentraube  und  mit  etwas  kürzeren  Blättern,  die  andere  etwas  höher,  mit  mehr 
lockeren  Blütentrauben  und  längeren  Blättern,  auch  nicht  ganz  so  gut  gefüllt. 
Die  letztere  gedeiht  aber  bedeutend  leichter  als  erstere.  Die  Ursache  ist  sehr 
wahrscheinlich    eine    viel    spätere  Xeuzüchtung    aus  Samen   der  einfachen  Art. 

In  den  vierziger  und  fünfziger  Jahren  gab  es  in  der  Gegend  von  Münster 
(Westfalen)  und  vielleicht  auch  anderswo,  eine  Lychnis  fulgens  fl.  pleno,  eine 
Florblume  von  grosser  Schönheit,  die  ebenfalls  nur  durch  Stockteilung  und 
•Stecklinge  vermehrt  werden  konnte.  Dieselbe  ist  wahrscheinlich  an  Alters- 
schwäche eingegangen,  denn  meine  langjährigen  Bemühungen,  dieselbe  wieder 
zu  erlangen,  sind  ohne  Erfolg  geblieben,  und  nur  unter  älteren  Leuten  findet 
man  solche,  die  sie  gekannt  haben.  —  In  den  fünfziger  Jahren  habe  ich  auch 
eine  Tritoma  (Kniphofia)  gekannt,  von  ganz  zwergigem  Charakter.  Ich  fragte 
dieserhalb  einmal  bei  einem  Kenner  an,  der  sich  mit  Neuzüchtungen  von  Knip- 
hofia befasst,  und  der  mir  ant)vortete:  „Da  haben  Sie  die  echte  Kniphofia  nana 
gesehen;  loo  Mark  zahle  ich  für  eine  Pflanze!"'  —  Aber  sie  ist  sicherlich  auch 
an  Altersschwäche  gestorben.  Uebrigens  hat  man  inzwischen  eine  ähnliche 
neu  gezüchtet. 

^'or  Jahren  wurden  die  ^"erbenen  fast  ausschliesslich  nur  durch  Stecklinge 
fortgepflanzt.  Die  alten  Gärtner  werden  sich  mit  mir  der  vSchwierigkeit  er- 
innern, die  diese  StecklingsjDflanzen  hinsichtlich  ihres  Gedeihens  hatten.  —  Das 
bekannte  Adiantum  cuneatum,  welches  massenweise  zum  Schnitt  gezogen  wird, 
ist  ein  durchaus  perennierendes  Farn.  Welch  Unterschied  in  der  Ueppigkeit 
ist  aber  zwischen  Samenpflanzen  und  geteilten  Pflanzen?! 

Unseren  Maiblumen,  die  fortwährend  durch  Wurzelbrut  vermehrt  werden, 
steht  wahrscheinlich  auch  das  Schicksal  der  Altersschwäche  bevor.  Dasselbe 
hat  sich  aber  meines  Wissens  noch  nicht  bemerkbar  gemacht,  was  wohl  dem 
Umstände  zu  verdanken  ist,  dass  Maiblumen  leicht  Samen  tragen.  Weil  sich 
um  diesen  selten  jemand  kümmert,  so  fällt  er  leicht  in  die  Erde,  kommt  zum 
Keimen  und  die  Samenpflanzen  vermischen  sich  unbemerkt  mit  der  Wurzelbrut. 
Weil  nun  aber  die  jugendfrischen  Pflanzen  besser  gedeihen,  so  werden  sie  beim 
Sortieren  unbewusst  bevorzugt,  und  so  findet  unbeabsichtigt  eine  Regeneration 
statt.  —  Wir  haben  aber  auch  eine  gefüllt  blühende  Maiblume,  die  keinen 
Samen  trägt.  Dieselbe  gedeiht  aber  nicht  schön,  ihr  Wachstum  ist  kraftlos 
und  sie  bringt  deshalb  nur  wenig  Blüten  und  Vermehrung,  ist  auch  zum  Sterben 
sehr  geneigt:  sie  leidet  augenscheinlich  an  Altersschwäche.  Ihr  Alter  ist  aber 
auch  erheblich;  in  einem  Kataloge  von  1831  von  Aug.  Schelhase  in  Cassel  ist 
sie  schon  mit  2  Gutegroschen  angeführt.  Wer  weiss  aber,  ob  nicht  im  Laufe 
der  Zeit  Xeuzüchtungen  stattgefunden  haben?  —  Ich  habe  oft  im  stillen  lächeln 
müssen,    wenn  so    ein    eifriger  Spekulant    nach  dem  Preise   der    gefüllten  Mai- 


j  r  o  Der  deutsche  Gartenbau  auf  der  Weltausstellung  zu  Chicago  etc. 

blumen  fragt,  bei  Entnahme  meines  ganzen  ^'orrates!  —  sich  auch  gleich- 
zeitig nach  der  Adresse  anderer  Züchter  erkundigt,  wo  er  es  Avohl  ebenso  zu 
machen  denkt.  Er  wiegt  sich  behaglich  in  dem  Gedanken  an  das  schöne 
Profitchen,  wenn  er  nach  einigen  Jahren  (er  allein)  plötzlich  tausende  Blüh- 
keime der  gefüllten!  Alaiblume  auf  den  Markt  werfen  kann.  Aber!  —  man 
hört  nichts  wieder  von  ihm,  er  hat  nicht  daran  gedacht,  dass  er  ein  alters- 
schwaches Geschlecht  pflanzt.  Nach  dem  ersten  Jahre  bemerkt  er  mit  Schrecken, 
dass  sein  ^'orrat  statt  grösser  —  kleiner  geworden  ist.  Dann  erhöht  er  die 
Pflege  und  Kultur,  aber  ■ —  zum  Grossbauer  bringt  er  es  nie!  Es  ist  mir  aber 
selber  so  ergangen. 

Denken  wir  hier  auch  einmal  an  unsere  Weinrebe,  die  fort  und  fort  nur  durch 
Ableger  fortgepflanzt  wird;  —  solche  aus  Samen  fortzupflanzen  ist  ja  verpönt! 
wer  wollte  wohl  solche  Wildlinge  dulden?  Wir  sind  aber  mit  ersteren  nun 
richtig  „auf  den  Hund"  gekommen,  wir  haben  ein  altersschwaches  Geschlecht, 
das  dem  Ungeziefer,  der  Reblaus,  nicht  Aviderstehen  kann. 

Bei  dieser  Betrachtung  wirft  sich  aber  noch  eine  andere  Frage  auf,  die  ich 
hier  als  Problem  hinstelle:  Haben  die  Sämlinge,  welche  direkt  von  alters- 
schwachen Pflanzen  abstammen,  die  vollste  Jugendkraft?  Oder  nimmt  die 
Jugendkraft  im  Verlauf  mehrerer  Generationen  noch  zu?  Ich  vermag  diese 
Frage,  nicht  zu  beantworten,  möchte  aber  für  das  letztere  stimmen. 

Auch  die  Fortpflanzung  durch  Zwiebeln  und  Knollen  ist  in  ähnlicher  Weise 
das  Fortleben  ein  und  desselben  Individuums,  und  kann  nicht  bis  ins  unend- 
liche fortgesetzt  werden,  ohne  dass  die  Lebenskraft  erlischt.  Man  will  durch 
Beobachtung  und  Erfahrung  wissen,  dass  die  Kartoffel,  immer  nur  durch  Knollen 
fortgepflanzt,  nach  50 — 60  Jahren  an  Altersschwäche  allmählich  eingeht.  Fragen 
wir  nur  einmal  die  alten  Gärtner,  Liebhaber  und  andere,  die  sich  lange  mit  dem 
Anbau  von  Kartoffeln  oder  Erdbeeren  (die  durch  Ausläufer  vermehrt  werden) 
beschäftigt  haben,  was  aus  den  alten  guten  Sorten  geworden  ist?  Sie  wissen 
nicht  genug  des  Ruhmes  zu  erzählen  von  deren  guten  Eigenschaften,  aber  — 
sie  wollten  schliesslich  nicht  mehr  gedeihen,  verloren  an  Qualität  und  Quantität 
und  wurden  durch  neue  Sorten  verdrängt;  allmählich  sind  sie  ganz  und  gar  von 
der  Bildfläche  verschwunden.  —  (Fortsetzung  folgt.) 


Der  deutsche  Gartenbau  auf  der  Weltausstellung  zu  Chicago 
und  Vergleiche  mit  dem  Gartenbauianderer  beteiligter  Staaten. 

Von   Ludwig    Schiller. 

^ä^.ur  Beurteilung  der  Gartenbau-Ausstellung  in  Chicago,  die  durchaus  nicht 
ÜLLi-  den  Ansprüchen,  die  man  an  eine  Weltausstellung  stellen  muss,  genügte,  ist 
es  vor  allen  Dingen  notwendig,  sich  die  geographische  Lage  Chicagos  zu  ver- 
gegenwärtigen; man  erhält  dann  eher  einen  Begriff  davon,  unter  welchen  un- 
günstigen Verhältnissen  die  Gartenbauausstellung  abzuhalten  war. 

Chicago  liegt  unter  dem  42«  nördlicher  Breite,  sein  Klima  ist  das  extremste, 
das  man  sich  nur  denken  kann.  So  zeigte  der  Winter  1892-93  fast  regelmässig 
eine    Kälte    von    is  bis  20°  Fahrenheit    unter    Xull.    d.  h.   — 26  bis  29°  C.    und 


Der  deutsche  Gartenbau  auf  der  Weltausstellung  zu  Chicago  etc.  I  ü  i 

währte  das  kalte  Wetter  fast  bis  in  die  Mitte  des  Mai  hinein.  Demgegenüber 
stand  eine  aussergewöhnlich  lange  heisse  Temperatur,  die  eine  Zeit  lang  zwischen 
--  80  bis  95°Fahrenheit  (26 — 35" C.) schwankte;  dazu^kam  eine  regenlosePeriode  von 
86  Tagen.  Aus  allen  diesen  Gründen  ist  wohl  die  Frage  berechtigt,  ob  unter 
solchen  Umständen  eine  Pflanzenausstellung  für  ein  volles  halbes  Jahr  lebens- 
fähig erhalten  werden  kann  und  ob  es  möglich  ist,  fortwährend  neues  hierfür 
zu  schaffen?  Wir  können  diese  Frage  nur  mit  einem  entschiedenen  „Nein" 
beantworten,  weil  zunächst  eine  vorhergehende  mehrjährige  Kultur  des  Landes 
resp.  Bodens  dazu  gehört,  ferner  aber  auch  ein  vorheriges  vStudium  des 
Klimas,  um  zu  wissen,  welche  Pflanzen  ein  solches  Klima  aushalten. 

Es  ist  dies  alles  nicht  so  leicht;  dagegen  ist  es  sehr  leicht,  zu  irgend  einer 
Zeit  zu  kommen  und  zu  schauen.  Aber  dann  ist  vielleicht  gerade  das  nicht  in 
Blüte,  was  man  zu  schauen  wünscht,  da  heisst  es  denn:  Das  könnte  so  oder  so  sein 
und  eine  Unzufriedenheit  entspringt  der  anderen.  Kommt  man  aber  zu  einer 
Zeit,  wo  gerade  das,  was  einen  am-  meisten  interessiert,  gut  ist,  so  wird  schon 
mit  dieser  Zufriedenheit  im  Flerzen  anderes,  das  gerade  nicht  recht  ist,  mit  viel 
milderem  Urteil  bedacht,  als  im  ersteren  Falle. 

Und  für  wen  ist  es  wohl  schwieriger,  »alles  zu  jeder  Zeit«  oder  auch  nur 
»alles  zu  seiner  Zeit«  in  ordentlichem  Zustande  zu  haben,  als  für  den  Gärtner? 
Ohne  alle  diese  klimatischen  Verhältnisse,  Land  und  Leute,  Sitten  und 
Gewohnheiten  zu  kennen,  nur  im  Vertrauen  auf  mieine  Kenntnisse,  mit  Liebe 
zur  Sache,  festem  Willen  und  mit  dem  Vertrauen  derer,  die  mich  gewählt, 
ging  ich  nach  Chicago. 

Wenn  ich  mir  heute  noch  die  Gefühle  zurückrufe,  die  mich  beseelten,  ehe 
ich  nach  Chicago  kam,  wenn  ich  heute  noch  einmal  die  Berechnungen  über- 
fliege, die  ich  zu  jener  Zeit  machte,  so  habe  ich  mich  wohl  in  vielen  Sachen 
geirrt,  im  Grunde  jedoch  ist  mir  die  Genugthuung  geworden,  in  der  Hauptsache 
recht  gehabt  zu  haben. 

Die  Amerikaner  hatten  uns  gesagt,  dass  acht  grosse  Gewächshäuser  und 
Mistbeetkästen  in  Hülle  und  Fülle  vorhanden  seien,  damit  alle  eingehenden 
Pflanzen  einer  geeigneten  Vorkultur  unterworfen  werden  könnten.  Welche 
Versprechungen  wurden  ferner  noch  in  bereitwilligster  Weise  gemacht  und 
wie  wurden  dieselben  gehalten?  Nur  mit  Widerwillen  denke  ich  daran,  als 
mir  gesagt  wurde  „Wenn  Ihnen  das  nicht  genügt,  so  jwerden  Sie  überhaupt 
keine  Hilfe  erhalten".  Auf  diese  Weise  erfuhr  ich  gleich  im  Anfang  eine  mir 
höchst  unangenehme  Enttäuschung,  da  iöh  meine  Aussteller  nicht  befriedigen 
zu  können  glaubte. 

Nachdem  ich  nun  im  Januar  1893  vom  Comite  als  Vertreter  gewählt  war, 
begann  ich  zuerst  meine  Arbeit  in  Berlin.  Bis  zu  diesem  Zeitpunkt,  den 
10.  Januar,  waren  die  Anmeldungen  noch  nicht  alle  eingelaufen  und  erst  bei 
meinem  Abgange  nach  Chicago  konnte  ich  mir  ein  Bild  von  dem  machen,  was 
gezeigt  werden  sollte.  Der  grösste  Teil  unserer  Anmeldungen  erstreckte  sich 
auf  Pflanzen,  die  im  offenen  Grunde  kultiviert  werden  sollten. 

So  kam  ich  dann  nach  Chicago,  meldete  mich  beim  Reichskommissar, 
Herrn  Geheimen  Regierungsrat  O.  Wermuth  und  ging  hierauf  am  selben  Tage, 
2.  März  1893,  zum  Chef  des  Gartenbau-Departements,  Herrn  L  M.  Samuels  und 
dann  zum  Superintendenten  der  Blumenabteilung,  Herrn  John  Thorpe,  darauf  zum 
Superintendenten    der    Weinabteilung,    Herrn    La    Rue    und    schliesslich    zum 


1.5^ 


Der  deutsche  Gartenbau  auf  der  Weltausstellung  zu  Chicago  etc. 


vSuperintendenten  für  die  Obstabteilung,  Herrn  Chas.  Wright.  Mit  Air.  Thorpe, 
der  bei  den  Cyclamen  beschäftigt,  unternahm  ich  einen  grösseren  Rundgang, 
bei  welchem  mir  bereitwilligst  alle  Plätze  zur  Verfügung  gestellt  wurden. 
Anders  war  es  mit  der  Platzverteilung  in  der  Haupthalle.  Hier  erhielt  ich  an 
der  Westseite  des  nördlichen  Verbindungsflügels  ein  Stück  zuerteilt,  mit  dem  ich 
durchaus  nicht  zufrieden  war,  aber  da  ich  zu  Anfang  nur  hundert  Azaleen 
und  einige  tausend  Maiblumen  zur  Verfügurg  hatte,  so  musste  ich  mich  hiermit 
schliesslich  befriedigen.  Ich  erhielt  sodann  unseren  Platz  auf  dem  ..Wooded 
Island",  der  bewaldeten  Insel,  aber  obwohl  derselbe  sehr  günstig  gelegen  war. 
so  entsprach  er  in  Bezug  auf  seine  Raumverhältnisse  meinen  Anforderungen 
nicht  im  geringsten;  durch  fortwährendes  Drängen  wurde  mir  schliesslich 
noch  mehr  Terrain  zuerkannt,  sodass  ich  im  Laufe  der  Zeit  genügend  Platz 
erhielt. 

Von  Herrn  Geheimrat  Wermuth  wurde  mir  stets  bereitwilligste  Unter- 
stützung zu  teil,  im  übrigen  liess  man  mir  aber  in  allen  meinen  Handlungen 
vollständig  freie  Hand.  Nachdem  die  Platzfrage  endlich  erledigt  war,  ging  ich 
an  eine  Verteilung  meines  Materials.  Dies  war  der  schwierigste  Punkt,  denn  bei  der 
Alelseitigkeit  der  Aussteller  und  doch  wieder  Einseitigkeit  des  Stoffs  eine  effektvolle 
Gesamtgruppe  zu  bilden,  hielt  schwer.  Jeder  der  Aussteller  sollte  berück- 
sichtigt werden,  alle  mussten  so  neutral  als  möglich  behandelt  werden  und 
alles  sollte  dem  Besucher  gleich  gut  in  die  Augen  fallen.  Xach  meiner  Ansicht 
ist  mir  dieses  gelungen,  und  wenn  die  betreffenden  Aussteller  es  selbst  gesehen 
hätten,  so  glaube  ich  nicht,  dass  sie  viel  zu  tadeln  gehabt  hätten.  Wegen  der 
furchtbaren  Kälte  jedoch  war  es  mir  nicht  möglich,  so  wie  ich  es  wohl  ge- 
wünscht hätte,  an  die  ^'erarbeiten  rechtzeitig  heranzutreten,  und  so  begnügte 
ich  mich  damit,  die  mitgenommenen  Sämereien  einzusäen  und  wartete  dann 
die  Sendungen  ab.  A'on  O.  Tiefenthal-Wandsbek  waren  bereits  Maiblumen  ein- 
getroffen. Dieselben  waren  in  einen  Kasten  eingelegt  und  gehörig  eingefroren, 
sodass  ich  mit  dem  Pflanzen  noch  etwas  warten  musste;  ebenso  hatten  Sattler 
&  Bethge,  Quedlinburg,  Ausstellungsachen,  bestehend  in  Georginen,  Begonien- 
knollen, Gloxinien  und  Tydaeen,  eingesandt,  die  zum  Teil  sehr  schlecht  ange- 
kommen waren.  \'on  den  Georginen  und  Begonien  waren  kaum  die  Hälfte 
noch  brauchbar,  die  Gloxinien  und  Tydaeen  dagegen  waren  in  vollständig  er- 
frorenem Zustande  angekommen.  Dann  häuften  sich  die  Sendungen,  namentlich 
an  Rosen,  Maiblumen  und  Azaleen  mehr,  und  mehr  und  ich  hätte  oft  viel  darum 
gegeben,  wenn  jeder  der  Herren  Aussteller  seine  Sachen  selbst  hätte  auspacken 
können.  Ich  will  den  Zustand  der  Pflanzen  hier  lieber  mit  Stillschweigen  übergehen 
und  nur  erwähnen,  dass  die  Rosen  Triebe  bis  zu  18  cm  gemacht  hatten  und  die  Mai- 
blumen zum  grössten  Teil  bereits  blühten.  Dass  hieran  nicht  die  Jahreszeit 
schuld  war,  sondern  dass  die  Ursache  am  Verpacken  lag,  erhellt  daraus,  dass 
eine  Sendung  Maiblumen  und  eine  Kiste  Rosen  in  ganz  vorzüglichem  Zustande 
angekommen  sind.  Im  nachfolgenden  will  ich  nach  meinen  auf  der  Worlds 
Fair  gemachten  Erfahrungen  zu  erklären  versuchen,  welche  Verpackung  ich 
für  die  beste  erachte;  es  kommen  hier  nicht  allein  die  Sendungen  unserer 
Aussteller,  sondern  die  aller  beteiligten  Xationalitäten  in  Betracht. 

Für  das  beste  Packmaterial  erachte  ich  »Holzwolle«,  und  wenn  dieselbe 
dem  Moos  oder  alten  Stroh  im  Preis  gleichkommt,  sollte  sie  stets  genommen 
werden,  ich  würde  sie  sogar  nehmen,  selbst  wenn  sie  um  100  pCt.  teurer  wäre. 


Der  deutsche  Gartenbau  auf  der  Weltausstellung  zu  Chicago  etc.  '  i  ^g 


Holzwolle  ist  erstens  das  sauberste  Material,  hält  die  Feuchtigkeit  am  aller- 
längsten  und  hat  ferner  eine  bei  weitem  grössere  Elastizität,  sodass  sie  schon 
aus  diesem  Grunde  anderem  Material  vorzuziehen  ist;  die  Sachen  mögen  dann 
Monate  unterwegs  sein,  es  wird  sich  nie  eine  schlechte  Luft  durch  Fäulnis 
bilden. 

Da  Moos  und  Stroh  nie  frei  von  leicht  in  Fäulnis  übergehenden  Bestand- 
teilen sind,  so  ist  ein  Faulwerden  des  Packmaterials  schon  bei  kurzen  Ent- 
fernungen gar  nicht  zu  verhüten.  Wie  nun  aber  erst  bei  so  weiten  Distanzen 
als  Chicago.  Die  gesunden  Pflanzen  werden  jedenfalls  oft  genug  von  verrottetem 
Packmaterial  angesteckt  und  auf  diese  Weise  selbst  dem  Verderben  preisgegeben. 
Dasselbe  möchte  ich  auch  von  grossen  Zwiebeln  und  Knollen  sagen,  wie  z.  B. 
Georginen.  Für  andere  Pflanzen  ist  und  wird  stets  unser  altes  Material  das 
beste  bleiben.  Soweit  das  Packmaterial,  und  nun  einiges  über  das  Packen 
selber. 

Es  ist  völlig  falsch,  wenn  man  glaubt,  durch  festes  Umwickeln  aller  Zweige 
etc.  mit  Moos  eine  gute  Ankunft  zu  erzielen,  ich  erachte  dies  gerade  als  das 
V^erkehrteste,  Es  sind  auf  diese  Weise  alle  Rosen,  mit  Ausnahme  einer  Kiste, 
verpackt  gewesen,  ja  O.  Tiefenthal  scheint  sein  Moos  noch  vorher  nass  gemacht 
zu  haben,  infolgedessen  fast  alle  Rosen  schwarz  waren.  Bei  dieser  Art  und 
Weise  der  Verpackung  kommt  den  Pflanzen  absolut  keine  Luft  zu,  und,  wird  auf 
irgend  eine  Weise  das  Moos  in  der  Kiste  einmal  nass,  so  gerät  es  in  Hitze  und 
die  Pflanzen  verderben. 

Man  sollte  daher  von  der  Pflanze  stets  nur  die  Wurzel  einpacken,  alles  übrige 
völlig  frei  lassen,  und  ferner  mehrere  Löcher  in  die  Kiste  bohren.  Auch  glaube  ich, 
dass  man  auf  diese  Weise  ebenso  viele  Pflanzen  in  die  Kiste  einpacken  kann, 
und  gehen  wirklich  nicht  so  viele  hinein,  so  ist  der  Verlust  so  minimal,  dass 
es  sich  wohl  bezahlt  macht. 

F'erner  ist  bei  Sendungen  nach  Amerika  darauf  zu  achten,  dass  die  Kisten 
nicht  einfach  mit  Zeichen  und  Nummer,  sondern  auch  mit  der  vollen  Adresse 
des  Empfängers  versehen  werden;  sie  werden  dann  eher  transportiert,  da  es 
der  Amerikaner  nicht  liebt,  sich  viele  Umstände  zu  machen  und  es  oft  vor- 
kommt, dass  eine  ungenügend  signierte  Kiste  Wochen  lang  stehen  bleibt. 

Auch  ist  es  von  grösster  Wichtigkeit,  auf  eine  Kiste  lebender  Pflanzen  die 
Worte  »Keep  cool«  (halte  kühl!)  und  »perishable«  (verderblich!)  anzubringen. 
Es  kamen  Kisten  an,  auf  denen  sich  solche  Bemerkungen  in  deutsch  zur 
Genüge  vorfanden,  aber  die  Bahnarbeiter  können  hier  ebenso  wenig  Deutsch, 
wie  unsere  drüben  Englisch. 

In  betreff  der  Zeit  kann  man  von  drüben  nach  hier  noch  bis  Ende 
April  versenden,  da  die  Vegetation  hier  eine  bedeutend  spätere  ist,  und  somit 
ein  zu  weites  Austreiben  bei  zweckentsprechender  Verpackung  nicht  so  leicht 
zu  befürchten  ist. 

Dieses  möge  hinsichtlich  der  Verpackung  genügen;  ich  kann  jedenfalls  nur 
raten,  dies  zu  beherzigen,  denn  gerade  uns  thut  es  am  allermeisten  not,  in 
der  Verpackung  etwas  besseres  zu  leisten,  wollen  auch  wir  Exportgeschäfte 
nach  Amerika  machen.  (Fortsetzung  folgt.) 


154 


Verkehrt-Linden. 


Verkehrt-Linden. 

Von    Carl  Bolle. 

Ml, 

Is  ein  eiireuliches  Zeichen  der  Zeit  darf  betrachtet  werden,  dass  sich  bei 


uns  gegenwärtig  viel  Eifer  für  Beobachtungen,  ja  sogar  für  Experimeute 
kundgiebt,  welche  Erforschung  der  Pflanzenwelt  auch  ausserhalb  der  mit 
dieser  sich  beschäftigenden  eigentlichen  Fachkreise  zum  Zweck  hat.  Ist  ja  doch  die 
Botanik  eine  Wissenschaft,  deren  Strahlenbrechung  nach  sehr  verschiedenen 
Seiten  hin  sich  geltend  macht  und  die  von  ihren  Jüngern  in  der  mannigfaltigsten 
Weise  aufgefasst  werden  kann  und  es  auch  wirklich  wird.  Dergestalt  leiht  sie 
sich  zu  den  fesselndsten  Ideen-Associationen,  die  zumal  da  einen  überaus  an- 
ziehenden Charakter  annehmen,  wo  sich  das  Grenzgebiet  der  seientia  amabiUs 
mit  Geschichte  und  Altertumskunde  einerseits,  mit  Ethnographie  und  Folkloristik 
andererseits,  aufthut.  So  manche  rätselhaft  scheinende  Thatsache  ist  schon  auf- 
geklärt, so  manche  Sage  A^erständnisvoller  erläutert  worden;  selbst  wichtige 
Fingerzeige  für  frühe  Pflanzenwanderungen  konnten  durch  Forschungen  erzielt 
werden,  die  anscheinend,  dennoch  aber  zum  grössten  Vorteil  unseres  Wissens, 
die    bisher  innegehaltenen   Grenzen   der  Botanik  in  etwas  übersprungen  hatten. 

Für  eine  Musterarbeit  dieses  Genres  darf,  nicht  unter  anderem,  nein  allem 
anderen  voran,  die  vor  kurzem  erschienene  Studie  Professor  Aschersons  über 
die  Mandragora  gelten.  Wenn  ein  Systematiker  von  mehr  als  europäischem 
Ruf  es  nicht  verschmäht,  solche  Gebiete  so  zu  sagen  auf  Seitenwegen  zu  be- 
treten, darf  dies  wohl  als  eine  Ermunterung  für  andere  angesehen  werden, 
einem  so  glänzenden  Beispiele,  sei  es  auch  nur  in  bescheidener  Weise,  zu 
folgen. 

Ja,  es  wird  erlaubt  sein,  von  der  Schilderung  und  dem  Raisonnement  zu 
Experimenten  vorwärts  zu  schreiten,  wo  die  Ckmst  der  Umstände  solches 
gestattet. 

Heut  wollen  wir  einfach  über  die  Anbahnung  eines  Versuchs  berichten, 
dessen  Initiative  von  dem  Vorstande  des  Märkischen  Provinzial-Museums  aus- 
geht. An  der  Spitze  dieses  Instituts  wirkt  mit  ebensoviel  Liebe  wie  gründ- 
licher Sachkenntnis  Herr  ^Stadtrat  Friedel,  und  er  ist  es,  der  innerhalb  des 
Rahmens  der  von  ihm  verwalteten  Anstalt  auch  den  Naturwissenschaften  gern 
den  weitesten  Spielraum  gewährt.  Als  langjähriger  Vorsitzender  der  städtischen 
Parkdeputation  konnte  er  überdies  für  die  vegetative  Ausschmückung  von 
Stadt  und  Bannmeile  eine  Wirksamkeit  entfalten,  die  unserem  öifentliiiien 
Gartenwesen  aufs  höchste  förderlich  gewesen  ist. 

Zur  Stunde  stellt  er  die  Frage  einer  folkloristischen  Tradition  in  den 
Vordergrund  und  wird,  was  bisher  in  blassen  Umrissen  fast  märchenhaft  er- 
schien, hoffentlich  unverweilt  einer  wissenschaftlichen  Klärung  entgegenführen. 

Wer  kennt  nicht  die  durch  Europa  gehende  Sage  von  den  verkehrt  ge- 
pflanzten Bäumen,  dem  Volksglauben  nach  meist  Finden;  hie  und  da,  zumal, 
wo  der  Katholicismus  vorwaltet,  auch  St.  Gertrudslinden  geheissen?  Was  man 
als  solche  zeigt,  sind  durchweg  seltsam  gestaltete  Bäume  von  abweichender 
Verästelung.  Von  diesen  wird  dann  erzählt,  sie  seien  aus  einem  Verpflanzen 
hervorgegangen,  welches  Wurzel  zur  Krone  und  vice,  versa  gemacht  habe. 
I)em  I)unkel  der  Zeit  gemäss,  der  sie  entstammen,  knüpft  sich  an  sie  auch  stark 


Verkehrt-Linden.  i  c  c 


Der  träumerische  Glaube  unsrer  Alten 
Für  die  Geheimniss  Alles  war  und  Omen. 

Als  ein  Gottesgericht  sollten  sie  dastehen,  welches  unschuldig  Verurteilte 
sterbend  zu  ihrer  Rechtfertigung  vor  der  Welt  angerufen  hatten.  Ein  Wandel 
in  den  Gesetzen  der  Natur  ward  heraufbeschworen  zu  vielhundertjähriger 
Sühne  ungerechten  Richterspruchs.  Erinnern  solche  Linden  nicht  dem  Ursprung 
nach  an  jenen  dürren  Stab  des  Pabstes  Urban,  den  dieser  in  die  Erde  stiess, 
als  er  dem  reuigen  Tannhäuser  die  Absolution  weigerte,  und  der  dennoch  Mäder 
Erwarten  grünte? 

Gezeigt  werden  so  absonderliche  Linden  an  nicht  wenigen  Orten  Deutsch- 
lands, selbst  in  unserer  Nachbarschaft.  Berlin  hat  vor  Zeiten  eine  solche 
Riesenlinde  auf  dem  Friedhof  bei  dem  Ileiligengeist-Spital,  vielleicht  sogar 
mehrere  derselben,  besessen.  Die  ungeheure  Linde  nahe  der  Kapelle  der  heiligen 
Gertrud  vor  dem  Teltow  zuführenden  Thore.  lange  für  ein  Wahrzeichen  der 
Stadt  geltend,  mag  gleicher  Kategorie  angehört  haben. 

Ob  der  Versuch  des  Verkehrtpflanzens  in  neuerer  Zeit  jemals  anders  als 
etwa  mit  Weiden  angestellt  worden  sei,  bleibe  dahingestellt.  Mit  letzteren 
mag  er,  wenn  auch  mühsam,  hie  und  da  geglückt  sein;  genaueres  liegt  indes 
hierüber  nicht  vor.  Erfolg  davon  klingt  überhaupt  wahrscheinlicher  bei  Holz- 
gewächsen, deren  junges  llolz  sich  leicht  bewurzelt:  zu  solchen  gehören  indes 
Linden  am  wenigsten,  weil  sie  ungern  als  Stecklinge  annehmen. 

Mein  dendrologisches  Bewusstsein  mahnt  mich  zugleich  auch  an  den  weit 
verbreiteten  Gärtnerglauben,  die  Traueresche,  dieser  nur  allzu  häufige  Schmuck 
unserer  Kirchhöfe,  sei  ursprünglich  aus  gleicher  Verwechslung  der  Baum- 
dimensionen hervorgegangen. 

.Stadtrat  Friedel  will  nun  die  in  Rede  stehende  pflanzenphysiologische 
Frage,  statt  theoretisch,  auf  praktischem  Wege  gelöst  wissen  und  rückt  ihr 
scharf  auf  den  Leib.  Er  hat  damit  sicher  den  richtigen  Weg  eingeschlagen. 
Auf  seine  Anregung  und  mit  Bewilligung  der  kompetenten  städtischen  Behörde, 
Averden,  sobald  der  Winter  vorüber,  6  Stück  dreijähriger  Linden  im  Treptower 
Park  kopfunter  gesetzt  werden.  Da  die  Legende  stets  vom  Pflanzen  sommer- 
grüner Bäume  spricht,  so  sollen  auch  die  unseren,  allerdings  ein  stark  er- 
schwerender Umstand,  erst  vollbelaubt  der  Erde  anvertraut  werden.  Das  Aus- 
keimen sogenannter  schlafender  Augen  aus  den  Wurzeln  liegt  vollkommen  im 
Bereich  der  Möglichkeit;  nur  dürfte  es  je  nach  Art  und  F^amilie  des  abnorm 
zu  pflanzenden  Baumes  thatsächlich  verschiedene  Grade  der  Wahrscheinlichkeit 
durchlaufen.  Ich  kann  übrigens  aus  Erfahrung  bezeugen,  dass  schon  das  regel- 
rechte Verj)flanzen  von  Linden  in  vollem  Laubschmuck  nur  selten,  immerhin 
jedoch  leichter  als  ein  solches  bei  Buchen  oder  Eschen,  gelingt.   Nun,  qui  viira  vcrra. 

Als  unumgängliche  Vorsichtsmassregel  wäre  zu  empfehlen:  das  Einstutzen 
des  Astwerkes  und  sodann  das  Einhüllen  der  gleichfalls  gestutzten  Wurzeln 
erst  in  Stroh,  dann  längere  Zeit  in  feucht  zu  haltendes  Moos.  —  Da,  wie  wir 
hören,  Herr  Stadtgartendirektor  Mächtig  in  gewohnter  zuvorkommender  Weise 
sich  für  die  Sache  interessiert  und  die  Au.sführung  derselben  in  die  Hände  des 
Herrn  städtischen  Obergärtners  Ilampel  zu  legen  beabsichtigt,  so  darf  mit  Ge- 
wissheit erwartet  werden,  dass  dieser  ebenso  erfahrene  wie  glückliche  Kulti- 
vateur  sein  möglichstes  thun  wird,  um  Erfolg  zu  erzielen. 


j  cQ  Der  Washington-Park  in  Chicago. 

Von  der  Witterung  des  1894er  Sommers  wird  viel  dabei  abhängen.  Die 
anhaltende  Dürre  von  1893  hätte  das  Gelingen  sicher  vereitelt. 

Welche  Lindenspecies  zu  wählen  sei,  erscheint  beim  ersten  Blick  gleich- 
gültig. Bei  genauerem  Nachdenken  kommt  man  indes  zu  der  Ansicht,  dass 
die  Sommerlinde  (Tilia  platyphyllos)  oder  die  holländische  Linde  (T.  intermedia) 
der  trägewüchsigeren  Winterlinde  (T.  microphylla)  ihrer  kraftvolleren  Wüchsig- 
keit  halber  vorzuziehen  sein  dürften. 

Nur  ganz  besonders  sorgfältige  Pflege  kann  in  vorliegendem  Falle  zum 
Ziele  führen.  Bei  allem  Optimismus  der  Wünsche  muss  man  sich  übrigens 
auch  auf  ein  negatives  Resultat  gefasst  machen;  nie  aber  vergessen,  dass  Iloff- 
nungsfreudigkeit  die  Chance  des  Gelingens  allezeit  mehrt. 

In  seinem  löblichen  Eifer  für  die  gute  Sache  will  Herr  Direktor  Alächtig, 
wie  ich  höre,  auch  ein  noch  unbelaubtes  Bäumchen  beim  Beginn  des  Frühlings 
der  Procedur  unterwerfen,  ein  Fall,  bei  dem  die  Schwierigkeit  sich  um  ein 
Geringes  mindern  würde.     Glück  auf  dazu! 

Auch  ein  Gelingen  des  Experiments  würde  übrigens  die  Thatsache  nicht 
aus  der  Welt  schaffen,  mögen  die  .Sagen  nun  positiven  Grund  haben  oder  auf 
Täuschung  beruhen,  dass  nämlich  unsere  allzu  wundergläubigen  Vorfahren 
den  meisten  ihrer  Verkehrtlinden  allein  aus  dunkelphantastischem  Drange  und 
aus  Verwunderung  über  seltsamen  Kronenbau  jenen  bekannten  miraculösen 
Ursprung  angedichtet  haben. 

Lassen  Sie  uns  zum  Schluss  in  ernsterer  Stimmung  an  die  schwebende 
Frage  herantreten  als  dieselbe  schon  früher  einmal,  allerdings  unter  etwas 
veränderten  Umständen,  von  französischer  Spottsucht  angesehen  worden  ist. 
Eine  ganz  kleine  darauf  hinzielende  Anekdote  aus  dem  Pariser  Gelehrtenkreise, 
die  mir  von  den  oft  pikanten  Plaudereien  meines  seligen  Freundes  Berthelot  her 
im  Gedächtnis  geblieben  ist,  mag  hier  nicht  unangebracht  erscheinen: 

Der  Vicomte  de  la  Pylaie,  ein  enthusiastischer  Botaniker,  übrigens  ein 
Mann  von  ganz  respektablem  Wissen  und  Florist  von  Neufundland,  galt  unter 
seihen  Fachgenossen  für,  nun  wir  wollen  sagen:  etwas  naiv.  Nach  einer  Vor- 
lesung Jussieu's,  in  welcher  von  verkehrt  gepflanzten  Bäumen  die  Rede  gewesen 
war,  kam  er  lebhaft  erregt  nach  Hause.  Um  der  Sache  auf  den  Grund  zu 
kommen,  Hess  er  allsogleich  auf  seinem  Gute  in  der  Normandie  die  schönsten 
Apfelbäume  ausgraben  und  mit  der  Krone  nach  unten  wieder  einpflanzen,  weil 
er  gehört  hatte,  sie  wüchsen  dergestalt  ebenso  gut.  Es  versteht  sich,  dass  sie 
ausgingen  oder  doch  arg  verkümmerten.  Von  den  schadenfrohen  Parisern  aber 
ward  de  la  Pylaie  entsetzlich  ausgelacht,  von  seinen  Nachbarn  auf  dem  Lande 
wohl  nicht  minder. 


Der  Washington -Park  in  Chicago. 

Von  L.  Wittmack. 
Hierzu  Abbildungen  43  bis  45. 
'ie  Parkanlagen  spielen  in  Amerika  eine  noch  grössere  Rolle  als  selbst 
5^  bei  uns,  die  wir  schon  so  sehr  viel  Wert  darauf  legen.  Abgesehen  von 
der  Liebe  für  schöne  Anlagen,  die  dem  Amerikaner  so  gut  eigen  wie 
uns,  kommt  noch  ein  Grund  hinzu,  der  das  Verlangen  nach  solchen  sehr 
lebhaft  erscheinen  lässt:  man  hat  eben  nicht  viel  anderes,  um  sich  am  Sonntage 


Der  Washington-Park  in  Chicago. 


JL67 


zu  erholen,  als  den  Park.*)  l^^xtrazüge  oder  Extra-Dampfer,  wie  bei  uns,  die  zu 
Ausflügen  benutzt  werden  könnten,  giebt  es,  abgesehen  von  einigen,  die  in  die 
B.'ider  etc.  führen,  nicht,  oder  doch  selten;  im  Gegenteil,  die  Zahl  der  Züge  und 
Dampfer  wird  bei  der  strengen  Sonntagsheiligung  noch  sehr  beschränkt. 
Vergnügungsorte  ausserhalb  der  Städte  sind  wenig  vorhanden,  Biergärten 
in  den  Städten  fehlen  mit  wenigen  Ausnahmen  ganz,  da  ist  es  also  kein  Wunder, 
wenn  alles  in  die  Parke  geht  und  sich  dort  ein  echtes  Bild  amerikanischen 
Lebens  entfaltet.  Im  Washington-Park  zu  Chicago  sind  an  schönen  Sonntag- 
Nachmittagen  gegen  80000  Personen,  die  teils  fahren,  teils  gehen,  teils  auf  dem 
Rasen  liegen,    teils   spielen;    im  Lincoln-Park    ist   die  Zahl   noch   grösser.     Das 


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Abb.  4^.     Teppcchbecte  im  Washington-Park  zu  Chicago.     Ostscite. 
Photographisch  aufgenommen  von  L.  Wittmack. 

Betreten  des  Rasens  ist,  wie  in  England,  dem  Publikum  gestattet,  es  wird  nur 
ersucht,  nicht  auf  den  Kanten  zu  gehen  und  ebenso  ist  das  Betreten  in  der 
Nähe  von  Teppichbeeten  untersagt. 


*)  Garden  and  Forest  vom  3i.  Januar  1894  S.  41  erwähnt  in  freundlicher  Weise,  an- 
scheinend nach  einem  Bericlit  einer  politischen  Zeitung,  meines  Vortrages  über  die  Park- 
anlagen in  Amerika  im  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  im  Dezember  iSgS,  will  aber 
den  Grund,  dass  der  Mangel  an  anderen  Vergnügungen  am  Sonntag  mit  dazu  beigetragen  habe, 
auf  Parkanlagen  grösseren  Wert  zu  legen,  nicht  gelten  lassen.  Ich  habe  nicht  gesagt,  dass 
das  der  einzige  Grund  sei  und  Garden  and  Forest  will  auch  nicht  glauben,  dass  icli  das  gesagt 
habe;  ich  muss  aber  meine  Ansicht  aufrecht  erhalten,  dass  es  mit  ein  Grund  ist,  so  gut  wie 
in  England. 


X  t8  Der  Washington-Park  in  Chicago. 

In  Bezug"  auf  Teppichbeeto  und  Blumengruppen  giebt  es  in  Amerika  zwei 
Richtungen;  die  eine  mehr  in  den  nordöstlichen  Staaten,  unterFührung  des  grössten 
Landschaftsgärtners  der  ^"ereinig•ten  Staaten,  Herrn  Olmstedt  in  Brooklin  bei 
Boston,  verbannt  alle  Teppichbeete,  z.  Teil  selbst  alle  Blumen  und  buntblättrigen 
Gehölze,  obwohl  gerade  in  Amerika  der  grosse  Alaler  Herbst  selber  die  Gehölze 
so  bunt  färbt;  die  andere  dagegen  will  das  Auge  der  Besucher  durch  zahlreiche 
Teppichbeete  oder  Blumengruppen  fesseln,  und  diese  hat  ihren  Hauptsitz  in 
den  mittleren  Staaten,  A^or  allem  in  der  Stadt  Chicago,  wo  man  die  Teppich- 
beetc  zum  Teil  bis  ins  übertriebene  gestaltet  und  die  seltsamsten  Motive  dazu 
erwählt  hat.  In  Californien  herrschen  in  den  Parkanlagen  mehr  Blumen- 
gruppen vor,  während  in  dem  Garten  des  Hotel  del  Monte  zu  IMonterey  in  Süd- 
californien  die  Tepi)ichbeete  wieder  in  grossartigster  Weise  und  in  den  schönsten 
klassischen  Formen  ausgeführt  sind. 

Man  muss  das  amerikanische  Leben,  speziell  das  in  Chicago  erst  etAvas 
kennen  gelernt  haben,  um  die  Teppichbeete,  wie  sie  sich  dort  gestaltet  haben, 
verstehen  zu  kiumen.  Die  Besucher  wollen  alle  Jahre  etwas  neues;  da  ist  es 
schwer  für  den  Landschaftsgärtner,  stets  etwas  derartiges  zu  finden,  er  sinnt 
nach  neuen  Mustern,  und  dass  mitunter  diese  nach  unseren  Begriffen  seltsam 
ausfallen,  ist,  genauer  betrachtet,  nicht  so  wunderbar. 

Unsere  erste  Abbildung  (43)  zeigt  z.  B.  hinter  einem  sich  lang  hinziehenden 
Beet  von  Pelargonien  und  Malven  an  einer  Böschung  auf  Avohlgepflegtem  Rasen 
ein  geöffnetes  Thor  mit  Treppe  und  einem  Läufer  auf  derselben,  das  Thor  aus 
graugrüner  Echeveria  secunda  glauca,  die  Füllungen  aus  Sempervivum,  umgeben 
von  schwarzbrauner  Oxalis  tropaeoloides,  die  Treppenwangen  aus  EcheA'eria, 
die  Stufen  aus  Oxalis,  der  Läufer  aus  gelben  und  roten  Alternantheren  und 
weissbunten  Thymus.  Der  deutsche  Leser  wird  sagen:  Was  soll  das?  Ja,  wer 
aber  in  Amerika  einem  Begräbnis  beigewohnt  hat,  der  weiss,  dass  solche  Thore, 
in  kleiner  Ausgabe  aus  Drahtgittern  mit  Blumen  dekoriert,  ein  sehr  beliebtes 
Symbol  sind,  um  den  Eintritt  des  Dahingeschiedenen  in  die  ewige  Seligkeit 
anzudeuten.  —  Und  die  beiden  Schmetterlinge,  die  links  und  rechts  neben  dem 
Thore  befindlich  (das  Bild  zeigt  nur  den  rechten),  die  wird  doch  gewiss  ein 
Jeder  auch  bei  uns  als  schönes  Sinnbild  der  Auferstehung  hinnehmen. 

LTnser  zweites  Bild  (Abb.  44)  zeigt  allerdings  schon  Gegenstände,  die  bei 
uns  auffallend  sein  würden,  es  drüben  aber  durchaus  nicht  sind,  im  Gegenteil 
sich  grosser  Beliebtheit  erfreuen.  Links  ist  ein  Kalender  aus  Blatt-Teppich- 
pflanzen. Er  zeigt  die  Inschrift:  The  Calendar.  Saturday,  August  19.  1893. 
Die  einzelnen  Buchstaben  und  Ziffern  werden  je  in  einem  besonderen  Kasten 
gezogen  und  täglich  ausgewechselt.  In  der  Mitte  auf  der  Böschung  ist  ein 
hübsches  Kreuz  und  dann  folgt  rechts  das  Hauptstück,  von  dem  wir  in  Abb.  45 
eine  grössere  Darstellung  geben,  ein  riesiger  Globus  aus  Teppichpflanzen,  um- 
geben A^on  sechs  schönen  Vasen,  ebenfalls  aus  Teppichpflanzen  und  einem 
hübsch  geschwungenen  Blumenbeet.  Der  Globus  ist  aus  Holzlatten,  nach 
Art  der  Fassdauben,  gebaut  und  mit  einem  Aveitmaschigen  Drahtgeflecht  über- 
zogen, in  Avelches  man  die  Pflanzen  setzt  und  alles  mit  Erde  füllt. 

Alles  ist  von  dem  Inspektor  (Superintendent)  des  Parkes,  unserm  Lands- 
mann, Herrn  Fred.  Kanst,  der  auch  Mitglied  des  Vereins  zur  Bef()rderung  des 
Gartenbaues  ist,  auf  das  sorglichste  gepflegt  und  macht  die  schAvierige  Unter- 
haltung der  Pflanzen    an   dem  Globus    ihm    gCAviss   Aiele  Mühe.      Der  Fuss  des 


i 


Der  Washington-Park  in  Chicago. 


159 


Globus  ist  aus  Oxalis  tropaeoloides,  die  mit  ihren  schwarzbraunen  Blättern 
sich  wirkungsvoll  von  der  Säule  aus  Othonna  crassifolia  abhebt.  Das  Wasser 
ist  auf  dem  Globus  durch  Echeverien,  das  Land  wieder  durch  Oxalis  tropaeo- 
loides dargestellt. 

Noch  viele  andere  Teppichbeete  sind  vorhanden:  eine  Spirale,  ein  auf- 
gerollter Läufer,  orientalische  Arabesken,  die  amerikanische  Flagge  etc.  Leider 
gedeihen  Lobelien  in  den  heissen  Sommern  von  Chicago  nicht,  man  musste  das 
Blau  in  der  Flagge  deshalb  aus  blauen  Steinchen  herstellen,  im  übrigen  sind 
überall    nur  Pflanzen    benutzt.    —    Das  Allerneueste    vom  Jahre   1893   war  eine 


Abb.  44.     Teppichbecte  im  Washington-Pariv  zu  Chicago.     Westseite. 

Linlvs  der  Kalender,  rechts  der  Globus. 

Photographisch  aufgenommen  von  L.  Wittmack. 


Verherrlichung  der  Weltausstellung  durch  Wiedergabe  der  Noten  zu  dem  Liede 
„Hail  Columbia"  (Heil  Columbia).  Da  erlaubte  ich  mir  aber  Herrn  Kanst  zu 
sagen,  das  ginge  im  Realismus  doch  wohl  zu  weit. 

Die  meisten  Teppichbeete  liegen  an  einer  grossen  fast  kreisrunden  Böschung, 
oder  wenn  man  will,  an  der  Böschung  eines  Kraters,  dessen  oberer  Rand  mit 
schönen  Canna,  Stauden  etc.  besetzt  ist.  Das  Innere  des  Kraters  bekommt  nur 
der  Eingeweihte  zu  Gesicht.  Es  ist  nämlich  eine  alte  Kiesgrube,  die  zur  An- 
zucht der  Kalenderpflanzen  etc.  benutzt  wird.- 

Aber    auch    schöne  Blumenbeete    nach    unserem  Geschmack    sieht  man    in 


l  Qq  Der  Washington-Park  in  Chicago, 

grosser  Zahl  in  der  Nähe  der  Teppichbeete,  Pelargonien  (sehr  schön  S.  A.  Nutt, 
dunkelrot),  wStiefmütterchen,  sehr  gut,  Phlox,  Petunien,  besonders  schön  die  weisse 
„Snowflake"  (Schneeflocke),  Verbenen,  viele  Canna,  z.  B.  Alphonse  Bouvier, 
Gustav  Sennholz,  Cabos  etc.  und  einen  gelben  Sämling,  sehr  schön,  sehr  niedrig, 
der  nach  Herrn  Nicholson,  Kew,  getauft  wurde.  Keine  Pflanze  eignet  sich  so 
für  die  heissen  amerikanischen  Sommer  wie  die  Canna  und  hat  W.  Pfitzer, 
Stuttgart,  auch  von  seiner  „Königin  Charlotte"  viel  dahin  verkauft.  Auch  niedrige 
Rosen  im  Freien  sind  vorhanden,  deren  man  sonst  in  den  mittleren  Staaten  meist 
entbehren  muss,  darunter  die  allerbeliebteste  Mme.  Ferd.  Jamin  (American 
Beauty  drüben  genannt),  ferner  John  Laing,  Magna  Charta  etc.  Georginen 
gedeilien  in  dem  sandigen  Boden  nicht  gut.  Interessant  ist  für  uns,  dass  man 
Croton  in  Amerika  sehr  viel  im  Freien  verwendet,  sie  dürfen  aber  in  Chicago 
erst  zwischen  dem  lo.  und  15.  Juli  ausgepflanzt  werden.  Auch  Acalypha  zieht 
man  viel  im  Freien. 

Ganz  besonders  schön  sind  im  Washington-Park  die  Bassins  für  Nymphaeen 
und  andere  Wasserpflanzen  und  bedauere  ich  nichts  mehr,  als  dass  eine 
Photographie,  die  ich  davon  aufgenommen  —  es  war  die  beste  —  verloren 
gegangen  ist.  In  der  Kultur  der  Nymphaeen  leistet  man  in  Amerika  ganz 
ausserordentliches.  Das  warme  Wetter  begünstigt  ausserdem  die  Entwickelung 
natürlich  sehr. 

Das  eine  Bassin,  von  viereckiger  Gestalt,  ist  heizbar.  Man  sieht  darin 
Victoria  regia,  Nymphaea  hybrida  Sturtewantii,  sehr  grossblumig,  Eichhornia 
(Pontederia)  crassipes  major,  E.  azurea,  Limnocharis  Ilumboldtii,  Nelumbium 
speciosum,  Euryale  ferox  (Blumen  purpurn)^  Cyperus,  aus  Samen  gezogen, 
Myriophyllum  proserpinacoides  etc.  Das  Wasser  wird  im  Winter  abgelassen 
und  die  meisten  Pflanzen  werden  herausgenommen.  Nelumbium  speciosum 
aber  bleibt  im  Boden,  nur  mit  etwas  Laub  gedeckt. 

Das  zweite  Bassin  ist  rund  und  wird  nicht  geheizt.  In  ihm  stehen 
Nymphaea  Manglesi,  chromatella,  odorata  rosea,  alba,  var.  Candida,  sehr  gross- 
blumig, prachtvoll,  wahrscheinlich  ein  Sämling,  Sagittaria  montevideensis, 
Acorus  Calamus  fol.  var.  Um  schöne  Nymphaeen  zu  haben,  muss  man  sie  nach 
Herrn  Kanst  alljährlich  verpflanzen  und  ihnen  frische  Erde  geben. 

Unmittelbar  vor  den  Gewächshäusern  stehen  zwei  grosse  Vasen,  wenn  ich 
mich  recht  erinnere  aus  Sedum  sarmentosum  Bunge  (S.  carneum  variegatum 
Hort.)  mit  einer  Agave  oben  darauf. 

Auch  die  Gewächshäuser  sind,  wie  in  den  meisten  Parkanlagen,  dem 
Publikum  zugänglich.  Ganz  besonders  schön  sind  in  ihnen  die  Schaupflanzen 
von  Adiantum  cuneatum,  die  Blattbegonien,  die  Hortensia  Thomas  Hogg,  welche 
sich  ausgezeichnet  für  das  Gewächshaus  eignet,  Knollenbegonien,  die  man 
drüben  wegen  der  grossen  Hitze  meist  nicht  im  Freien  halten  kann.  Das 
Palmenhaus  enthält  hohe  Palmen  und  Bananen  (Musa),  zu  ihren  Füssen  pracht- 
volle Farne.  Herr  Kanst  machte  mich  bei  dieser  Gelegenheit  darauf  auf- 
merksam, dass  Musa  sapientum  dunkelpurpurne,  M.  paradisiaca,  die  sonst  schwer 
davon  zu  unterscheiden,  hellrote  Blüten  hat.  Musa  Ensete  kann  man  im  Freien 
dort  nicht  halten,  der  grossen  Hitze  und  der  starken  Winde  wegen.  Herr 
Kanst  beschattet  auch  seine  Häuser,  was  die  Handelsgärtner  drüben  bekanntlich 
meistens  nicht  thun;  er  erhält  dafür  nach  seiner  Meinung  auch  viel  bessere 
Latanien. 


Der  Washington-Park  in  Chicago. 


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l52  ^^^  Washington-Park  in  Chicago. 

In  der  Nähe  der  Gewächshäuser  liegen  die  Kästen.  Diese  sind  dojDpel- 
wandig  und  ist  der  Zwischenraum  mit  Hobelspänen  ausgefüllt.  Andere 
Kästen  sind  unmittelbar  in  einen  grossen  flachen  Düngerhaufen  eingelassen. 
Die  Alternantheren-Stecklinge,  deren  man  ca.  40 — 50000  Stück  bedarf,  werden 
Glitte  August  schon  gemacht. 

In  der  Xähe  der  Gewächshäuser  ist  der  sog.  Missionsgarten,  eine  sehr 
hübsche  Einrichtung.  Aus  ihm  erhalten  nämlich  Damen,  die  zu  einer  Missions- 
gesellschaft gehören,  Blumen,  die  sie  sich  selbst  abholen,  um  sie  den  Kranken 
in  den  Hospitälern  ans  Bett  zu  bringen.  Das  verdiente  auch  bei  uns  Nach- 
ahmung! 

Alles  bisher  besprochene  liegt  in  der  Nähe  des  Haupteinganges,  an  der 
Cottage  Grove  Avenue,  wo  auch  eine  Inschrift  aus  Teppichpflanzen  den  Namen 
„Washington  Park"  angiebt.  Die  übrigen  Teile  sind  mehr  parkartig  gehalten. 
Zu  bedauern  bleibt,  dass  im  Park  so  wenig  Terrainbewegung  vorhanden  ist, 
das  Ganze  bildet  mit  wenigen  Ausnahmen  eine  grosse  Ebene,  aber  alles  vor- 
züglich gehalten.  Der  Washington-Park  ist  mit  der  Midway-Plaisance,  dem 
^'erbindungsweg  zwischen  Washington-Park  und  Jackson-Park,  dem  letzteren 
selbst  und  dem  Southpark  (Südpark),  einer  besonderen  städtischen- Behörde, 
der  „South-Park-Commission",  unterstellt.  Der  Washington-Park  ist  370  acres 
(ä  ca.  1%  Morgen,  36  ar)  gross,  der  Jackson-Park,  in  welchem  bekanntlich  die 
Ausstellung  stattfand,  680  acres.  Ein  grosser  Spielplatz  im  Washington-Park 
hat  nicht  weniger  als  100  acres  Fläche,  ein  Teich  mit  Böten  und  einem  Boot- 
hause 20  acres.     Beschäftigt  werden  350  Personen,  darunter  15  in  den  Häusern. 

Die  Parkverwaltung  hat  auch  ein  geschmackvolles  Gebäude  errichtet, 
in  welchem  sie  die  130  Pferde  und  die  Park  -  Wagen  aufstellt,  die  sie 
gebraucht.  Die  meisten  Pferde  werden  zum  Wasserfahren  verwendet,  ein 
Teil  aber  auch  für  die  Wagen  zum  Spazierenfahren.  Es  besteht  nämlich 
hier  und  auch  in  einigen  anderen  Parkanlagen  die  löbliche  Einrichtung, 
dass  besondere  Parkwagen  von  der  Verwaltimg  selbst  gestellt  werden,  in  denen 
clie  Besucher  den  Park  durchfahren  können.  Im  Washington-Park  kostet  die 
7  englische  (ca.  1.5  deutsche)  Meilen  lange  Rundfahrt,  die  etwa  1V4  Stunde  in 
Anspruch  nimmt,  30  es,  ca.  1  M.  25  Pf.  Nicht  weniger  als  22  reitende 
Polizisten  und  zahlreiche  zu  Fuss,  welche  auch  von  der  Parkverwaltung  an- 
gestellt sind,  sorgen  für  die  Aufsicht. 

Während  der  Washington-Park  nach  Osten  durch  eine  breite  Allee,  Midway- 
Plaisance,  mit  dem  Jackson-Park  verbunden  ist,  hat  er  nach  Westen  und 
Norden  durch  den  „Grand  Boulevard",  der  2  englische  Meilen  lang  ist  und 
durch  den  3  Meilen  langen  „Garlield  Boulevard"  Anschluss  an  den  Douglas- 
Park,  der  wieder  durch  einen  andern  Boulevard  mit  dem  Garfield-Park.  dieser 
mit  dem  Humboldt-Park  und  endlich  der  letztere  mit  dem  im  Norden  von 
Chicago  befindlichen  Lincoln-Park  in  Verbindung  steht,  sodass  ein  ganzer 
Gürtel  von  Boulevards  Chicago  im  Westen  im  Halbkreis  umschliesst.  Zu  den 
Seiten  mancher  dieser  Boulevards  sieht  man  schöne  Villen,  an  anderen  und 
zwar  den  meisten  Stellen  aber  auch  noch  ganz  wüstes  Feld,  alles  ist  für  die 
Zukunft  berechnet.  Die  neu  gepflanzten  Bäume  an  einigen  Boulevards  sind 
nach  unseren  Begriffen  „Ueberständer",  man  will  aber  in  Amerika  alles  gleich 
gross  haben.  Freilich  bemerkte  Herr  Kanst  dem  Herrn  Georg  Lackner,  den  er 
gemeinsam    mit    mir    in   seinem  leichten   Buckey   (amerikanischer  Wagen)   den 


Neue  Obstsorten  in  Amerika. 


163 


Grand  Boulevard  und  auch  den  wegen  seiner  schönen  Villen  bekannten 
Drexel-Boulevard  zeigte,  dass  die  Anpflanzungen  an  den  Mindestfordernden  ver- 
geben werden  und  daher  oft  schlechte  Ware  aus  dem  Walde  geliefert  wird. 
Für  das  Pflanzen  guter  grosser  Bäume  in  Gärten  zahlt  man  sehr  hohe  Preise, 
ein  grosser  Ahorn  kostet  z.  B.  50 — 75  Dollars  (300 — 300  M.),  eine  Ulme  bis 
150  Dollars  (600  M.).  Das  sind  natürlich  ganz  starke  Exemplare  mit  riesigen 
Ballen  und  ist  dabei  der  Transport  etc.  einbegriffen.  Am  berühmtesten  im 
Verpflanzen  solcher  grossen  Bäume  ist  Herr  P.  L.  Peterson  in  Rosehill  bei 
Chicago,  der  gleich  Plerrn  Kanst  uns  Deutsche  so  freundlich  aufgenommen.  Er 
hat  ganz  grosse  Transportwagen  zu  dem  Zwecke  konstruirt,  von  denen  später 
eine  Abbildung  folgen  soll. 


Neue  Obstsorten  in  Amerika. 

(Fortsetzung  aus  No.   5). 
Birnen, 
itzwater.     (H.  A.  Jones,  Himrods,  New  York.)   Klein,   stumpf birnförmig. 
glatt,  gelb,  rostig;  Fleisch  gelblich  weiss,  saftig,  butterhaft,  fein,  mild, 
süss,  gewürzt.     Gut.     Winter. 

Longworth.  (M.  J.  Graham.  Adel,  Jowa.)  Ueber  mittelgross,  ziemlich 
glatt,  grünlich  gelb,  Sonnenseite  rötlich  angehaucht,  etwas  rostig;  Fleisch 
weisslich,  ziemlich  feinkörnig,  trocken,  süss,  von  mittlerer  Güte.  September. 
Gut  für  den  Nord-Osten,  wo  der  Winter  die  meisten  Sorten  tötet. 

Max  (L.  M.  Ayers,  Urbana,  Ohio).  Mittelgross,  rundlichbirnförmig,  glatt, 
glänzend,  gelblich  grün,  Sonnenseite  schön  rot;  Fleisch  weiss,  weinsäuerlich. 
Ziemlich  gut.     September.     Sämling  der  holzfarbigen  B.  B.  u.  Louise-Birne. 

Mission  (J.  B.  Mathews,  Capistrano,  California).  Unregelmässig  spitz- 
birnförmig,  gelb,  feinrostig,  Sonnenseite  bräunlich,  vielfach  hellbraun  punktiert; 
Fleisch  weiss,  feinkörnig,  butterhaft,  sehr  mild,  fast  süss.  Gut.  Zum  Kochen 
und  Einmachen.     September-October. 

Victor  (Gebr.  Stark,  Louisiana,  Montana).  Gross,  birnförmig,  sehr  glatt, 
grünlich  gelb,  Sonnenseite  leicht  rötlich;  Fleisch  gelblich,  sehr  mild,  fast  süss. 
Gut.     .September. 

Kirschen. 

Bing  (Seth  Lewelling,  Alilwaukee,  Oregon).  Sehr  gross,  breitherzförmig, 
etwas  eckig,  dunkelkarmin  bis  schwarz;  Fleisch  dunkelkarmin,  sehr  fest,  saftig, 
wenig  süss.  Sehr  gut.'  Mitte  Juli.  Die  grösste  Kirsche,  vorzüglich  zum 
Versandt. 

Hoskins  (C.  E.  Hoskins,  Newberg,  Oregon).  Gross,  rundlich  herzförmig. 
Fleisch  purpurrot,  leicht  geädert,  fest,  anregend  süss.  Gut.  Mittlere  Reifezeit. 
Vorzüglich  zum  Versandt. 

Matilda  (C.  E.  Hoskins,  Newberg,  Oregon).  Mittelgross,  breitherzförmig, 
dunkelrot,  fast  schwarz;  Fleisch  leberfarbig,  fest,  süss.  Sehr  gut.  Mitte  Juni. 
Versprechende  Marktfrucht. 

Mercer  (J.  H.  Black,  Son  &  Co.,  Highstown,  N.-Jersey).  Mittelgross,  un- 
regelmässig herzförmig,  hellrot  mit  dunkleren  Flecken;  Fleisch  blass,  rot, 
fleischig,  säuerlich.  Sehr  gut.  Mitte  Juni.  Früchte  2—3  in  Büscheln,  sehr 
fruchtbar. 


iQa  Neue  Obstsorten  in  Amerika. 


Quaker  (C.  E.  Hoskins.  Kewberg,  Oregon).  Mittelgross,  dunkelrot,  fast 
schwarz;  Fleisch  fast  dunkelpurpurn.     Süss.    vSehr  gut.     Anfang  Juli. 

Vesta  (C.  E.  Hoskins,  Newberg,  Oregon).  •'  Mittelgross,  stumi^flierzförmig, 
sehr  dunkel.  Fleisch  fest.  süss.     Gut.     Mitte  Juni. 

Pfirsiche. 

Guadelupe  (G.  Onderdonk,  Nursery,  Texas).  Rundlichkegelförmig,  mittel- 
gross, dunkelrahmweiss;  Fleisch  weis's,  schwach  gerötet,  löst  nicht  vom  Stein, 
wenig  gewürzt.     Sehr  gut.     Spät,  im  August  in  Süd-Texas  reifend. 

Oro.  (C.  S.  Bell,  Oroville,  California).  Gross,  rundlichkegelförmig;  Fleisch 
gelblich,  löst  vom  Stein,  Haut  glatt,  rötlich  gelb,  Sonnenseite  leuchtend  rot, 
dünn,  zart;  Fleisch  rötlich  gelb,  schmelzend,  saftig,  fast  säuerlich.  Ende 
September. 

Rose  (G.  Onderdonk,  Nurser)',  Texas),  Mittelgross,  rundlichkegelförmig,  glatt, 
dunkelrot;  Fleisch  grünlich  weiss,  schmelzend,  saftig,  wenig  anregend.  Gut. 
Eine  der  frühesten. 

Stinson  Late  (H.  E.  Mackay,  Madison,  vStation  Mississippi).  Gross,  breit- 
eiförmig, rahmweiss,  Sonnenseite  dunkelpurpurn.  Haut  dünn;  Fleisch  weiss,  rot 
geädert,  am  Steine  rot,  mild,  säuerlich.     Gut.     Anfang  October. 

Zane  (J.  Morrison,  Cadiz,  Ohio).  Mittelgross,  rundlich,  gelb,  Sonnenseite 
hellrot  und  dunkelpurpurn;  Fleisch  gelb,  am  Stein  rot,  schmelzend,  saftig,  mild, 
säuerlich.     Gut.  ;^  Anfang  September. 

Pflaumen. 

Grace  (W.  R.  Grace,  Garden-City,  Kansas),  lieber  Mittelgrösse,  länglich, 
gelbrot  gestreift  und  dunkelrot  schattiert;  Fleisch  gelb,  durchsichtig,  schmelzend, 
saftig,  hängt  am  .Steine.  Wenig  süss.  Sehr  gut.  SejDtember.  Eine  köstliche 
Pflaume. 

Golden  (Luther  Burbank,  Santa  Rosa,  California).  Gross,  rundlich,  glatt, 
gelb,  leicht  rot  schattiert;  Fleisch  goldgelb,  weiss  geädert,  süss.  Sehr  gut. 
September.     Von  Kelsey-Burbank. 

Harlow  (S.  C.  Harlow,  Bangor,  Maine).  Gross,  länglich,  oval,  glatt, 
glänzend  rot  bis  dunkelpurpurn;  Fleisch  grünlich  ambrafarben,  schmelzend, 
mild  säuerlich.  Haut  leicht  bitter.  Sehr  fruchtbar.  Aehnlich  der  Bradshaw. 
Anfang  September. 

Jessie  (Martin  Xursery  Co.,  Winfield,  Kansas).  Gross,  eirund,  wachsartig, 
weinrot;  Fleisch  rötlich  gelb,  leicht  säuerlich,  fast  süss,  wenn  reif.  Sehr  gut. 
Juli — August. 

Perfection  (L.  Burbank,  Santa  Rosa,  California).  Sämling  .der  Kelsey- 
Burbank,  über  Mittelgrösse,  herzförmig,  rot  bis  dunkelrot.     Sehr  gut.     August. 

Sophie  (J.  W.  Kerr,  Denton,  Maryland).  Sämling  der  German  Prune- 
Wild  Goose,  mittelgross,  eirund,  glatt,  glänzend,  mit  weisslichem  Duft,  dunkel- 
ambrafarbig,  vielfach  hell  punktiert;  Fleisch  orange,  fest,  doch  schmelzend,  weinig. 
Gut.  Verspricht  gute  Marktfrucht  zu  sein,  da  sie  sich  besser  als  Wild  Goose 
versenden  lässt.     Anfang  Septem-ber. 

Theresa  (Mrs.  Th.  M.  Morris,  Bloomingburg,  Ohio).  Mittelgross,  rundlich 
oval,  rötlich  purpurn;  Fleisch  gelblich  grün,  sehr  mild,  ziemlich  süss,  wenn  reif. 
Gut.     Anfang  August. 

Weintrauben. 

Critic,    Hosford,    Lawrence,    Ohio    sind    vier  Neuheiten,    die  von   den   ein- 


Neue  Obstsorten  in  Amerika.  iß^ 


heimischen  durch  Hybridisierung  abstammen,  doch  sich  mit   den  europäischen 
Arten  wohl  nicht  messen  können,  für  uns  daher  wohl  nur  Xamen. 

Brombeeren. 

Unter  den  Neuheiten  befindet  sich  ein  Bastard  zwischen  Rubus  crataegifolius 
und  Rubus  ursinus.  Er  wird  zu  den  Brombeeren  gerechnet,  weil  er  ihnen  im 
Aeussern  ähnelt  und  die  Frucht  am  Blütenboden  haftet. 

Ausserdem  Eldorado  und  Truman  Thornless. 

Himbeeren. 

vSchwarze.     Babbitt  und  Hannibal. 

Dunkelrote.     Colossal. 

Rote.     Cardinal,  King,  Royal  Church. 

Stachelbeeren. 

Columbus. 

Erdbeeren. 

California,  Columbia,  JMurray,  Omega.  Erdbeeren  haben  wir  in  vorzüglicher 
Auswahl  in  Europa,  können  daher  die  der  neuen  Welt  recht  gut  vermissen; 
ebenso  ist  es  mit  den  Brombeeren,  Himbeeren  und  dergl. 

Tropische  und  subtropische  Früchte  erzeugt  Amerika  in  verschiedenster 
Auswahl;  von  diesen  Früchten  werden  als  empfehlenswert  erachtet:  Sorten  der 
Kaki-Pflaume  (Diospyrus  Kaki),  als  Neuheit  die  Costata  in  Florida  entstanden; 
Eriobotrya  japonica,  Loquat,  Giant  von  Californien;  Orangen,  Limonen;  die 
Buffalo-Beere,  Shepherdia  argentea,  eine  wilde  Beerensorte  von  Dacota.  Diese 
könnte  in  Europa,  ähnlich  der  Elaeagnus  edulis,  versucht  werden,  da  das  Land 
ihrer  Geburt  kalt  genug  ist,  der  Strauch,  sehr  fruchtbar  und,  mit  Johannisbeer- 
ähnlichen Früchten  dicht  bedeckt,  einen  sehr  hübschen  Anblick  gevv^ährt.  Der 
Strauch  erreicht  eine  Höhe  von  5  bis  18  Fuss,  die  Blätter  sind  länglich  keil- 
förmig, auf  beiden  .Seiten  silbergrau,  die  Früchte  hängen  fest  am  Stamm  bis  in 
den  Winter,  sind  rot  und  gelb,  mit  säuerlichem  Fleische,  worin  sich  ein  einzelnes 
kleines  Samenkorn  befindet.  Man  macht  aus  der  Frucht  eine  vorzügliche 
Gallerte,  welche,  zum  Nachtisch  mit  Zucker  genossen,  köstlich  schmeckt.  Aus 
Samen  leicht  zu  erziehen,  ist  es  jedoch  besser,  da  die  Pflanze  zweihäusig  ist, 
von  weiblichen  Pflanzen  die  Ableger  oder  Ausläufer  zu  entnehmen,  nebst 
einigen  männlichen  Pflanzen,  damit  die  Befruchtung  stattfindet. 

Einige  Hickory-Nüsse  machen  den  Schluss. 

Ein  Werk,  welches  die  Durchsicht  der  amerikanischen  Nomenklatur  an- 
strebt, ist  im  Gange;  die  Aepfel  sind  soweit  gediehen,  dass  die  Veröffentlichung 
stattfinden  kann,  es  sollen  alle  Spielarten  mit  ihren  Doppelnamen,  so  viel  wie 
möglich,  aufgeführt  und  ihr  Ursprung  angegeben  werden.  Da  die  amerikanische 
pomologische  Gesellschaft  bestimmte  Regeln  für  Benennung  neuer  Sorten  auf- 
gestellt, so  folgt  die  Aufzählung  der  Bedingungen,  unter  welchen  benamset 
werden  soll,  und  wonach  sich  jeder  richten  muss. 

Den  Schluss  des  Werkes  macht  die  Beschreibung  eines  Baumschützers 
sowie  eine  Abhandlung  über  die  Obstkultur  in  Minnesota,  Wiskonsin,  Süd-Dacota 
und  Jowa,  und  Berichte  über  dort    stattgefundene  Ausstellungen    von  Aepfeln. 

C.   Alathieu. 


i66 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen.  — •  Kleinere  Mitteilungen. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Neuheiten    für  1894 
von  Sattler  &  Bethge,  A.-G.,  Quedlinburg. 

Treibgurke  „Bundesmann's  Un- 
vergleichliche''. Unter  den  ver- 
schiedenen Gemüse -Neuheiten,  welche 
uns  für  das  kommende  Frühjahr  in 
Aussicht  stehen,  dürtte  die  neue  Treib- 
gurke „Bundesmann's  Unvergleichliche" 
einen  hervorragenden  Platz  einnehmen. 
Ihre  Stammmutter  ist  die  Reinhard'sche 
weisse  Treibgurke,  welche  aber  der 
kleinen  Früchte  wegen  weniger  begehrt 
ist.  obige  Sorte  dagegen  trägt  Früchte 
von  durchschnittlich  42 — 44  cm  Länge. 
Nicht  mit  Unrecht  ist  dieser  Sorte  der 
Name :  „Unvergleichliche"  gegeben 
worden,  denn  sie  hat  ihren  Anbau 
mit  unvergleichlicher  Fruchtbarkeit 
belohnt.  In  den  kommenden  Jahren 
wird  diese  Neuzüchtung  jedenfalls  den 
ersten  Rang  unter  den  Treibgurken 
einnehmen  und  sollten  daher  auch  die 
kleinen  Handelsgärtner,  welchen  nur 
wenig  Platz  zur  Verfügung  steht  und 
welche  recht  zeitig  Gurken  haben 
wollen,  einen  Versuch  mit  dieser 
Sorte  machen.  Ihren  ersten  Preis  hat 
sich  „Bundesmann's  Unvergleichliche" 
auf  der  1893er  Obst-  und  Gemüse-Aus- 
stellung zu  Nordhausen  in  Gestalt  einer 
bronzenen  Staatsmedaille  erobert. 

Pelargonium  zonale  fol.  var. 
»Gruss  aus  dem  Algäu.«  Diese  pracht- 
volle    Neuheit      stammt      aus      einer 


Kreuzung  zwischen  Empress  of  India 
und  Grand  Chanceller  de  Faidherbe. 
Die  dunkelrot  gefüllten  Blumen  heben 
sich  wirkungsvoll  von  den  weissbunten 
Blättern  ab.  Ausgezeichnet  ist  diese  Neu- 
heit als  Gruppenpflanze  zu  verwenden. 

Ageratum  multiflorum  nanum 
comp,  coeruleum.  Eine  vorzüg- 
liche Neuzüchtung.  Sie  bildet  das 
genaue  Gegenstück  zu  »Ageratum 
multiflorum  nanum  comp,  album»  und 
eignet  sich  auch  im  Winter  als  vor- 
zügliche Schnittblume. 

A 1 1  e  r  n  a  n  t  h  e  r  a  »H  e  r  m  s  d  o  r  f « . 
Diese  neue  Alternanthera  ist  für  Teppich- 
beetgärtnerei sehr  zu  empfehlen.  Sie 
zeichnet  sich  vor  Alternanthera  amabilis, 
mit  welcher  sie  im  Bau  Ähnlichkeit 
hat,  durch  eine  herrlich  zartrote  Be- 
laubung aus  und  braucht  ihres  massigen 
Wuchses  wegen  fast  garnicht  geschnit- 
ten zu  werden. 

Alternanthera  metallica  au- 
rea.  Sie  ist  nicht  ganz  neu,  doch 
wenig  bekannt  und  sollte  ihrer  metall- 
grünen Blätter  wegen  mehr  Verwendung 
finden.   . 

Heliotrop  »Kaiser  Wilhelm  II.« 
Neuheit  I.  Ranges,  blüht  den  ganzen 
Winter  hindurch. 

Myosotis  dissitiflora  grandi- 
flora.  Vorzügliches  Vergissmeinnicht 
mit  ungeheuer  grossen  himmelblauen 
Blumen. 


Kleinere  Mittheilungen. 


Bitte! 


Die  No.  1  der  Gartenflora  1894  ist 
infolge  der  unerwartet  steigenden  Zahl 
der  Leser  gänzlich  vergriffen.  Wir 
bitten  deswegen  diejenigen  unserer 
Freunde,  welche  die  Zeitschrift  nicht 
einbindenlassen,besagte  Nummer  an  den 
Unterzeichneten  gütigst  zurücksenden 
zu  wollen.  L.  Wittmack. 


Viktoriapark  zu  Berlin. 

Der  Alagistratbeabsichtigt,  den  Wasser- 
sturz im  Viktoriapark  in  der>Zeit  vom 
1.  Mai  bis  15.  Oktober,  also  168  Tage, 
täglich  8  Stunden  stattfinden  zu  lassen, 
was  einen  Kostenaufwand  von  31  891  Mk. 
erfordert  und  hat  deshalb  rund  32000 
Mark  nach  Gillscher  Berechnung  in  den 
Etat  für   1894-95  eingestellt. 


Ausstellungen  und  Kongresse.  —  Aus  den  Vereinen. 


167 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Charlottenburg.  Eine  grosse 
Hyazinthenausstellung  wird  Montag, 
19.  März,  in  der  Flora  zu  Charlotten- 
burg eröffnet  werden.  Es  werden 
auch  Sammlungen  von  Krokus,  Tulpen 
und  Narzissen  zu  schauen  sein.  Die 
Veranstalter  sind  grössere  Zwiebel- 
gewächszüchter in  Berlin,  u.  a. 
G.  A.   Schulz. 


Genthin.     Ausstellung.    Der  Verein 
der    Gärtner    und    Gartenfreunde    der 


Aus  den 

Festsitzung  der  Bayrischen  Gartenbaugesellschaft. 

Am  24.  Februar  d.  J.  fand  in  Mün- 
chen eine  Festsitzung  statt,  welche  die 
Bayrische  Gartenbaugesellschaft 
zu  Ehren  ihres  langjährigen  ersten 
Präsidenten,  des  Regierungspräsidenten 
Freiherrn  von  Pfeuffer  aus  Anlass 
seines  an  dem  Tage  stattfindenden 
70  jährigen  Geburtsfestes  veranstaltet 
hatte.  In  dem  sehr  geschmackroll  mit 
Blumen  und  Pflanzen,  sowie  der  Büste 
des  Jubilars  geschmückten  Parterresaal 
der  »Centralsäle«  wurde  die  Fest- 
versammlung abgehalten.  Flerr  Ober- 
inspektor Max  Kolb  (der  2.  Vorstand) 
hielt  eine  Festrede.  Er  gedachte  in  der- 
selben der  geschichtlichen  Entwickelung 
des  Vereins,  an  dessen  Spitze  Herr  von 
Pfeuffer  seit  22  Jahren  steht,  und  zu- 
gleich hob  er  die  Verdienste  des  Jubi- 
lars hervor.  Wie  er  alljährlich  thätig 
gewesen  sei,  den  Ausstellungen  des 
Vereins  die  Verleihung  des  Königs- 
und des  Staatspreises,  sowie  des 
Preises  der  Stadt  München  zu  sichern, 
und  dadurch  die  Zwecke  der  Gesell- 
schaft nicht  wenig  förderte.  Dass  ferner 
der  Prinz -Regent  das  Protektorat  der 
Gesellschaft  übernommen  habe,  und 
dass  dem  Gartenbau  bei  der  Landes- 
Ausstellung  in  Nürnberg  der  gebühren- 
de Raum  gewährt  wurde,  verdanke  man 
den  Befürwortungen  von  Pfeuffers.  Auch 


Jerichowschen  Kreise  veranstaltet  vom 
7 — 9.  incl.  Septbr.  d.  J.  eine  Gartenbau- 
ausstellung. 

Der  Obst-  und  Gartenbauverein 
zu  Leobsc hütz  hat  beschlossen,  im 
September  d.  J.  eine  allgemeine  Gar- 
tenbauausstellung zu  veranstalten. 


Liege.  39.  grosse  Ausstellung  der 
Societe  Royale  d'Horticulture  de  Liege 
15 — 17.  April  94  im  Casino  Gretry. 
Boulevard  d'Avroy. 


Vereinen. 

für  die  Hebung  des  Obstbaues  sei  er 
durch  Einrichtung  von  Wanderlehr- 
instituten eingetreten,  und  die  Obst- 
ausstellung in  den  siebenziger  Jahren 
wurde  durch  seine  Alithilfe  verwirk- 
licht. Der  seit  Jahren  im  Ausschuss 
angeregten,  allerdings  noch  nicht 
durchgeführten  Gründung  einer  Garten- 
bauschule habe  von  Pfeuffer  stets  das 
Wort  geredet.  Und  ein  Hauptverdienst 
dieses  Mannes  sei  die  Gründung  eines 
Unterstützungs  -  ^'ereins  für  invalide 
Gärtner,  die  in  den  siebenziger  Jahren 
stattfand.  In  der  Geschichte  des  Vereins 
wird  die  Zeit  der  Thätigkeit  dieses 
Präsidenten  für  immer  einen  glänzen- 
den Abschnitt  bilden,  und  wird  derselbe 
sich  dort  wie  auch  überhaupt  in  der  Ge- 
schichte des  bayrischen  Gartenbaues 
einen  hervorragenden  Platz  sichern. 
Als  äussere  Erinnerung  an  diesen  Fest- 
tag überreichte  der  ^>rein  dem  Jubilar 
eine  Adresse  und  einen  Tafelaufsatz. 
Herr  von  Pfeuffer  war  selbst  nicht 
erschienen,  da  er  den  Festabend  im 
Kreise  seiner  Familie  beging.  — 
Nachdem  der  Festredner  geendigt, 
hielt  noch  der  Herr  Privatdozent 
Dr.  Giesenha gen,  Kustos  am  König- 
lichen botanischen  Garten  zu  München, 
über  den  »Einfluss  der  Kultur  auf 
die  Pflanzen«  einen  viel  interessantes 
bietenden  ^'ortrag.  M.  G; 


l68       Sprechsaal.  —  Personal-Nachrichten.  —  Tagesordnung.  —  General-Register  etc. 


Sprechsaal. 


Frage  ii.     Zu    welcher    Art    Rosen 
gehört  die  ganz  niedrige  sog.  Damen- 


rose: 


O.  S.  in  F. 


Antwort:  Zu  Rosa  indica  La- 
wrenceana Red.  et  Th.  Sie  heisst 
auch  Rosa  Lawrenceana  Sweet,  R.  indica 
acuminata  Red.  et  Th.,  R.  semperflorens 
minima  Sims.  —  Es  giebt  von  dieser 
Art  mehrere  Sorten,  Ihre  ist  Ladies 
Whim,  französisch:  Caprice  des  Dames, 
deutsch:  das  Damenröschen. 


Frage  12.  Kann  man  den  in  Sand 
stratificierten  Samen  von  Rosa  canina 
schon  jetzt  aus  der  Kiste  nehmen  und 

säen?  X. 

«  • 

* 

Antwort:  Gemäss!  Es  wäre  aber 
besser  gewesen,  falls  kein  Mäusefrass 
zu  befürchten,  sie  gar  nicht  in  feuchten 
vSand  einzuschichten,  sondern  sie  schon 
im  Herbst  auszusäen,  dann  würden  sie 
schon  in  diesem  Sommer  keimen.  So 
liegen  die  meisten  wahrscheinlich  ein 
Jahr  über. 


Personal-Nachrichten. 


Aufruf. 


Eine  Anzahl  Freunde  des  Garten- 
Inspektors  Ortgies  in  Zürich  sind 
zusammengetreten,  um  ihm,  der  am 
1.  Mai  d.  J.  sein  50  jähriges  Gärtner- 
Jubiläum  feiert,  eine  Ehrengabe  zu 
überreichen.  Weiteres  in  der  nächsten 
^'ummer.  Beiträge  nimmt  einstweilen 
entgegen  ^   Wittmack, 

Berlin  N..  Invaliden-Strasse  42. 


Es  sind  ernannt:  Der  Privatdozent 
Dr.  Schütt-Kiel  zum  ausserordent- 
lichen Professor,  der  Obergärtner 
Erich  Wocke  am  Königlich  bota- 
nischen Garten  zu  Berlin  zum  Ober- 
gärtner des  botanischen  Gartens  in 
Zürich  an  Stelle  des  Garten-Inspektors 
E.  Ortgies. 

Dem  herrschaftlichen  Gärtner  Kappel 
zu  Münster  i.  W.  ist  das  allgemeine 
Ehrenzeichen  verliehen. 


Tagesordiiimg 

für  die  Versainniliiiiö  des  Vereins  zurBeförderuiio  des  Garteiil]aues  in  den  preussisclien  Staaten 

am  Donnerstag,  den  29.  März  1894,  6  Uhr 

im  grossen  Hörsaal  der  Königl.  landwirtschaftlichen  Hochschule,  Invalidenstrasse  42. 

1.  Ausgestellte  Gegenstände. 

2.  L.  "Wittmack.     Obstbau  und  Obstverwertung  in  den  ^'erein.  Staaten. 

3.  Verschiedenes. 


General-Register  für  die  10  Jahrgänge  der  Gartenflora  1882-1891. 

Auf  vielfach  geäusserten  Wunsch  hat  der  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  beschlossen, 
für  die  10  Jahrgänge  1882-1891,  wie  das  für  je  10  frühere  Jahrgänge  geschehen,  ein  General- 
Register  anzufertigen,  obwohl  die  Gartenflora  erst  seit  1887  Vereinsorgan  ist.  Das  Register  ist 
bereits  im  Satz;  um  aber  die  Auflage  übersehen  zu  können,  werden  alle  Diejenigen,  welche  ein 
solches  wünschen,  gebeten,  dies  baldigst  dem  Unterzeichneten  anzuzeigen.  Das  Register  wird 
für  Abonnenten  höchstens  I  Mark  kosten.  Mitglieder,  welche  das  Register  wünschen,  erhalten  es 
unentgeltlich. 

L.  Wittmack,  Invallden-Strasse  42. 


l 


Gai-tenflora  1S94. 


Taf.1401. 


Solanum  muticum  HooK.fil. 


Solanum  muticum  N.  E.  Brown. 

\'c)n  C.  Si^ren^er,  in  Firma  Dammann  &  Co.,  San  Giovanni  a  TecTuccio 

bei  Neapel. 

^f^^^**  Hierzu  Tafel    1401. 


in  Strauch  von  1,50  m  Höhe,  reich  und  vom  Boden  auf  a* erzweigt,  sehr 

?wr^  variabel  und  völlig  dornenlos.  Stengel  holzig,  eckig,  gefurcht,  braun- 

>   häutig,  sonst  glatt;  Blätter  einzeln,  eilanzettlich,  stumpf,  an  den  Blatt- 


stielen  herablaufend,  freudig  grün,  oben  glänzend  mit  unterseits  stark  hervor- 
^/  tretenden  Xerven;  12 — 20  cm  lang.  Blumen  einzeln  oder  zu  zweien  in  den 
Blattwinkeln,  viel  kürzer  als  die  Blätter,  schön  veilchenblau  mit  goldgelben 
Antheren.  Kelchzähne  lang,  pfriemlich.  Blumenkrone  buchtig  ausgeraixdet, 
winkelig  und  aussen  gefurcht.  Früchte  so  gross  wie  eine  Haselnuss,  herab- 
hängend, rundlich,  etwas  zusammengeschnürt,  rötlich.  Bringt  wenig  Früchte 
in  Neapel.  Samen  klein,  weiss.  Stammt^  aus  den  Bergen  oberhalb  Buenos- 
Ayres,  wurde  durch  uns  eingeführt  und  in  Kew  bestimmt. 

Der  sehr  schöne  vStrauch  steht  dem  S.  lycioides  L.  aus  Peru  nahe,  blüht 
bereits  im  5.  Monate  nach  der  Aussaat,  ist  hier  in  Neapel  völlig  winterhart 
und  blüht  vom  Mai  bis  Dezember  —  im  Gewächshause  wahrscheinlich  das 
ganze  Jahr.  Er  variiert,  wächst  meist  geschlossen,  doch  kommen  auch  sperrig 
wachsende,  immer  aber  sehr  verzweigte  Exemplare  vor.  Man  kann  ihn  aber 
durch  den  Schnitt  zu  jeder  beliebigen  Höhe  und  Breite  erziehen.  Er  schmückt 
sich  fortgesetzt  mit  einer  grossen  Anzahl  Blumen,  die  immer  an  den  .Spitzen 
und  jungen  Trieben  erscheinen,  den  .Strauch  zu  einer  prächtigen  Toj^f-  und 
Zimmerpflanze  stempelnd,  der  wahrscheinlich  von  grossem  Werte  für  den 
Handel  sein  wird.  Man  vermehrt  ihn  durch  Samen  und  Stecklinge.  Er  ist 
genügsam,  gedeiht  in  jedem  Erdreich,  liebt  sonnigen  Standort  und  ist  äusserst 
dankbar. 

Nachschrift  der  Redaktion.  Auf  unserer  Tafel  ist  irrtümlich  Hook.  til. 
als  Autor  angegeben,  weil  das  auf  der  Vorlage  so  stand.  Als  wir  Sir  Joseph 
D.  Hooker  baten,  uns  anzugeben,  wo  er  die  Pflanze  beschrieben  habe,  ant- 
wortete er  uns,  dass  nicht  er,  sondern  N.  E.  Brown  im  Kew  Bulletin  No.  85 
1894  S.  6  sie  beschrieben  habe,  und  hatte  die  grosse  Freundlichkeit,  mit  eigener 
Hand  die  Beschreibung  zu  kopieren,  wofür  wir  ihm  den  verbindlichsten  Dank 
sagen.  Es  wäre  das  nicht  einmal  nötig  gewesen,  da  der  Verein  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  dies  Bulletin  selbst  erhält.  —  Wir  geben  nachstehend  die 
lateinische  Diagnose  von  N.  E.  Brown  und  in  Uebersetzung  dessen  Bemerkungen. 

Solanum  muticum,  N.E.  Brown  [Solanaceae] ;  S.  lento  affine,  caule  erecto 
ramoso  angulato  pubescenti  pilis  simplicibus,  foliis  petiolatis  lanceolatis 
acuminatis  apice  subobtusis  basi  in  petiolum  cuneatis  viridibus  moUiter  pubes- 
centibus  pilis  simplicibus  vel  furcatis  nee  stellatis,  floribus  pedicellatis  umbellato- 
fasciculatis  in  axillis  foliorum  vel  in  furcis  ramorum  vel  terminalibus,  calyce 
cyathiformi  5—10  dentato  pubescenti   dentibus    filiformibus    alternis    minoribus 


inQ  Gesuch  des  \'ei"eins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 


infra  apicem  tubi  affixis,  coroUa  late  infundibulariformi  magna  pentagona  plicata 
violacea  glabra  apice  dentorum  pubescenti,  staminibus  5  subaequalibus  coroUa 
ter  brevioribus,  lilamentis  brevissimis.  stylo  staminibus  a^quilongo  apice  arcuato 
leviter  incrassato,  bacca? 

Habiat. — Paraguay  (cultivated  in  Monte  Video),  Gibert,  50  and  041. 

Petiolus  V3 — V4  poU.  longus,  Lamina  foliorum  iV4~3  poll.  longa,  ^/-j — 1V4 
poll.  lata.  Pedicelli  Y2 — '74  poll.  longi.  Calycis  tubus  1  —  1V2  ün.  longus, 
dentibus   1 — 3  lin.  longis.     Corolla  1  —  1V2  poll.  diam.     Stamina  2 — 2Y2  ün.  longa. 

Specimens  of  this  plant  were  first  sent  to  Kew  by  Gibert  in  185S,  with 
a  note  that  it  is  a  native  of  Paraguay,  but  is  cultivated  in  Monte  Video  as  an 
ornamental  plant.  Living  specimens  were  received  from  Glasnevin  Botanic 
Garden  in  September  1872,  and  in  the  same  month  of  1893  it  was  sent  to  Kew 
by  Messrs.  Dammann  &  Co.,  who  received  it  from  Buenos  Ayres.  But  it  does 
not  appear  to  have  been  previously  described  or  recorded,  unless  it  has  been 
mistaken  for  S.  lentum,  Cav.,  which  is  a  much  more  woody  plant  with  terete 
(not  angular)  stems  and  one  of  the  stamens  about  twice  as  long  as  the  other 
four.  To  judge  from  the  dried  specimens,  S.  muticum  is  rather  a  showy  free 
flowering  species,  and  likely  to  prove  a  useful  plant  for  summer  bedding. 

Uebersetzt:  Vaterland:  Paraguay  (kultiviert  in  Monte  \^ideo),  Gibert,  56 
und  641.  Blattstiel  1/3 — ^4  Zoll  lang,  Spreite  der  Blätter  1Y4 — 3  Zoll  engl,  lang, 
1/2 — 1V4  2oll  breit,  Blütenstiele  1/2 — V4  Zoll  lang,  Kelchröhre  1 — 1Y2  Zoll  lang 
mit  1 — 3  Zoll  langen  Zähnen,  Krone  1  —  1Y2  Zoll  Durchmesser,  Staubgefässe 
2 — 2Y2  Zoll  lang.  , 

Exemplare  dieser  Pflanze  wurden  zuerst  von  Gibert  1858  nach  Kew  gesandt 
mit  der  Bemerkung,  dass  sie  in  Paraguay  heimisch  sei,  aber  in  Monte  Video 
als  Dekorationspflanze  kultiviert  würde.  Lebende  Exemplare  erhielt  Kew  vom 
botanischen  Garten  in  Glasnevin  im  vSeptember  1872  und  in  demselben  Monate 
des  Jahres  1893  schickte  sie  die  Firma  Dammann  &  Co.,  welche  sie  A'on 
Buenos-Ayres  erhalten  hatte,  nach  Kew.  Sie  scheint  aber  A'orher  nicht  be- 
schrieben oder  erwähnt  zu  sein,  es  sei  denn,  dass  sie  für  Solanum  lentum 
Cavanilles  gehalten  wurde,  welches  eine  weit  holzigere  Pflanze  mit  rundem 
(nicht  eckigem)  vStamm  und  m.it  einem  ungefälir  zweimal  so  langen  Staubgefäss 
als  die  übrigen  vier  ist.  Nach  den  getrockneten  Exemplaren  zu  urteilen,  scheint 
Solanum  muticum  eine  ansehnliche  und  reich  blühende  Species  und  wird 
sich  voraussichtlich  als  sehr  geeignet  für  vSommerbeete  erweisen. 


Gesuch  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den 

preussischen  Staaten 

an  Se.  Excellenz 

den  Herrn   Ali  ni  st  er   für   Eandwirtschaft, 

Domänen  und   Forsten 

betreffs  Bildung  eines  eigenen  Dezernats  für  Gartenbau. 

Der  Vorstand  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  hat  am  0.  Januar 

1894    einen    eingehenden    Bericht    an    den    Herrn  Alinister    für    Fandwirtschaft, 

Domänen  und  Forsten  betreffs  Bildung  eines  eigenen  Dezernats  für  Gartenbau 

eingereicht,  den  wir  im  wesentlichsten  nachstehend  wiedergeben. 


Gesuch  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues.  j  -y  i 


Zu  dieser  Bitte  hat  —  abgesehen  von  den  weiter  zu  erörternden,  durch 

die  Ausführungsbestimraungen  zu  der  neuen  Gesetzgebung  hervorgerufenen  Be- 
schwerden—  besonders  der  Umstand  den  Anlass  gegeben,  dass  derWirkl.Geh.Ober- 
Reg.-Rat  Dr.  Singehnann,  der  frühere  Direktor  des  Vereins  und  dessen  Ehren- 
präsident, der  neben  dem  Dezernate  über  die  Gärtnerlehranstalt  zu  Potsdam, 
die  Anstalten  zu  Proskau  und  Geisenheim,  auch  die  übrigen  Gartenbau-Angelegen- 
heiten bearbeitet  und  dabei durchseinereichenKenntnisse  sowie  durch  sein  warmes 
und  wirksames  Interesse  für  den  Gartenbau  sich  den  Dank  aller  Gärtner 
erworben  hat,  am  i.  d.  Mts.  in  den  Ruhestand  übergetreten  und  desswegen  bei 
dem  Personen-  und  Dezernat-Wechsel  in  den  beteiligten  Kreisen  die  Besorgnis 
hervorgerufen  ist,  ob  auch  im  Hinblick  auf  die  weittragenden  Fragen,  die  jetzt 
und  wohl  noch  mehr  inder Folgein demMinisteriumfürLandwirtfchaftzubearbeiten 
sind,  dem  Nachfolger  des  Herrn  Dr.  Singelmann  neben  seinen  sonstigen  Ge- 
schäften auch  die  Zeit  bleiben  wird,  die  den  Gartenbau  betreffenden  An- 
gelegenheiten nur  im  Nebenamte  zu  bearbeiten.  In  dieser  Besorgnis  hat  sich 
bereits  der  ^'orstand  des  Verbandes  der  Handelsgärtner  Deutschlands  in  einer 
uns  zur  Befürwortung  in  Abschrift  mitgeteilten  Vorstellung  an  E.  E.  mit  der 
Bitte  gewendet. 

„das  bisherige  Dezernat  für  die  gärtnerischen  Lehranstalten  zu  einem 
allgemeinen  Dezernat  für  Garten-,  Obstbau  u.  s.  w.  erweitern  zu 
wollen." 

Diese  Bitte  erlauben  wir  uns  unter  Bezugnahme  auf  die  in  der  Vorstellung- 
gemachten  thatsächlichen  Anführungen,  die  auch  nach  unserer  Auffassung  in 
der  Hauptsache  überall  zutreffen,  angelegentlichst  und  ganz  gehorsamst  zu  unter- 
stützen. Es  herrscht  —  wie  wir  nicht  verschweigen  dürfen  —  in  allen 
gärtnerischen  Kreisen  besonders  über  die  in  anderen  Ressorts  getroffenen  Be- 
stimmungen zu  den  neuen  Gesetzen  eine  grosse,  zum  Teil  begründete  Un- 
zufriedenheit, die  um  so  bedauerlicher  ist,  als  gerade  die  Gärtner,  schon  ihrem 
Berufe  nach,  von  jeher  ihre  Loyalität  und  ihren  Patriotismus  bewährt  haben. 
Es  würde  zur  Beruhigung  in  diesen  Kreisen  und  zur  Stärkung  des  Vertrauens 
der  Kgl.  Staatsregierung  in  der  wirksamsten  und  erfreulichsten  Weise  beitragen, 
Avenn  E.  E.  geneigen  möchten,  der  vorgetragenen  Bitte,  soweit  irgend  thunlich 
Folge  zu  geben  und  uns  durch  eine  wohlwollende  Bescheidung  dahin  zu  erfreuen, 
dass  E.  E.  auch  fernerhin  Hochdero  Interesse  dem  Gartenbau  und  seiner 
Förderung  zuwenden  und  für  die  Vertretung  desselben  in  Hochdero  Alinisterium 
durch  den  dafür  bestimmten  Dezernenten  Sorge  tragen  würden. 

Die  vornehmlich  in  dem  Ausschusse  für  gewerbliche  Angelegenheiten  unseres 
Vereins  ausgesprochenen  Wünsche  gehen  weiter  dahin,  dass  künftig  die  etwa 
in  anderen  Ressorts  aufzustellenden  Entwürfe  zu  Gesetzesvorlagen,  die  auch  die 
gärtnerischen  Interessen  berühren,  zunächst  E.  E.  zur  Begutachtung  vorgelegt 
und  dann  durch  den  betr.  Dezernenten  einer  eingehenden  Prüfung  unterzogen 
würden,  um  die  Gärtner  vor  Nachteilen  zu  bewahren,  und  dass  der  Herr 
Dezernent  in  den  dazu  angethanenen  Fällen  Veranlassung  nehmen  möchte, 
hierbei  auch  die  sachverständigen  Gärtner,  eventuell  durch  die  Vermittelung 
unsers  Vereins,  zu  hören.  In  jedem  Falle  würde  der  Vorstand  es  für  seine 
wichtigste  Pflicht  halten,  sich  hierzu  jederzeit  dem  Herrn  Dezernenten  zur 
Verfügung  zu  stellen  und  aus  der  grossen  Zahl  der  ]\Iitglieder,  besonders  der 
Ausschüsse,  die  geeignetsten  Persönlichkeiten  zu  bezeichnen,  die  zweifellos  be- 


j'72  Gesuch  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 

fähigt  sein  würden,  die  entstehenden  Fragen  sachverständig  und  objektiv  zu 
begutachten.  Es  dürfte  nicht  zu  verkennen  sein,  dass  in  den  neueren  Gesetzen 
und  in  den  dazu  in  andern  Ressorts  erlassenen  Ausführungsbestimmungen 
mehrfach  Vorschriften  erteilt  sind,  die  von  einer  nicht  zutreffenden  Kenntnis 
der  gärtnerischen  Verhältnisse  ausgehen  und  deshalb  als  grosse  Härten  und 
Beeinträchtigungen  dieser  Interessen  empfunden  werden  und  die  voraussichtlich 
verhütet  oder  doch  erheblich  gemildert  worden  wären,  wenn  vorher  die  Fragen 
durch  Anhörung  von  Sachverständigen  aus  den  betreffenden  Kreisen  erörtert 
und  das  Ergebnis  durch  E.  E.  vielvermögenden  Einfluss  zur  Geltung  gebracht 
worden  wäre.  Es  gilt  dies  vorwiegend  hinsichtlich  der  folgenden  Punkte,  die 
zum  Teil  auch  schon  in  der  Vorstellung  des  Verbandes  der  Handelsgärtner 
Deutschlands  in  der  Hauptsache  zutreffend  geschildert  sind: 

1.  Die  Gärtnerei,  welche  früher  [ohne  weiteres  zur  Landwirtschaft  gerechnet 
wurde,  wird  jetzt  bezüglich  einzelner  Zweige  zum  Gewerbe  gezählt  und  hat 
namentlich  die  Bestimmung  des  Gewerbesteuergesetzes  vom  24.  Juli  1891,  dass 
die  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  Gewerbesteuer  zahlen  soll,  während  der  Obst-, 
Wein-  und  Gartenbau,  wie  die  Landwirtschaft,  von  derselben  befreit  sind,  den 
grössten  Anlass  zu  Beschwerden  gegeben.  Es  ist  im  Gesetz  wie  in  den  Aus- 
führungsbestimmungen gar  keine  Definition  des  Begriffes  „Kunst-  und  Handels- 
gärtnerei" aufgestellt  und  darum  die  Veranlagung  zur  Gewerbesteuer  in  sehr 
ungleichmässiger  Weise  erfolgt.  Der  Verband  der  Handelsgärtner  Deutschlands 
hatte  Se.  Exzellenz  den  Herrn  Finanzminister  um  eine  Delinition  gebeten  und 
als  diese  nicht  erfolgte,  ihn  ersucht  zu  bestimmen,  dass  die  Gärtnerei  für  die 
selbstgewonnenen  Erzeugnisse  von  der  Gewerbesteuer  befreit  bleiben  möge, 
da  t  dieselbe  Befreiung  auch  beim  Obst-  und  Weinbau  wie  bei  der  Landwirt- 
schaft stattfindet.  Der  Herr  Finanzminister  hat  leider  ausweislich  der  anbei 
überreichten  Abschrift  der  Verfügung  A'om  24.  October  (Gartenflora  1894  S.  30) 
dies  abgelehnt  und  zwar  aus  Gründen,  die  nach  der  allgemeinen  Auflassung 
der  Gärtner  auch  in  thatsächlicher  Beziehung  nicht  zutreffend  sind  und  die  — 
das  ist  ein  dringender  Wunsch  —  einer  genauen  Klarlegung  und  Prüfung 
durch    Sachverständige  bedürfen. 

2.  Auch  bei  der  bevorstehenden  Organisation  des  Handwerks  und  des 
Lehrlingswesens,  wie  sie  seitens  des  Herrn  Ministers  für  Handel  und  Gewerbe 
geplant  ist,  würde  die  Gärtnerei  in  eine  ungünstige  Lage  kommen,  da  sie  sich 
nicht  in  den  Rahmen  des  Handwerks  zwängen  lässt;  weit  besser  wäre  es, 
besondere  Kammern  für  Gartenbau  zu  errichten. 

3.  Die  bevorstehende  Revision  der  Gewerbeordnung  in  Bezug  auf  den 
Hausierhandel  erfordert  auch  eine  sorgfältige  Prüfung  in  Bezug  auf  den  Handel 
mit  Bäumen,  Sträuchern  und  .Sämereien,  da  nach  Ansicht  der  meisten  Fach- 
männer durch  diesen  Hausierhandel  den  Käufern  nur  minderwertige  Ware, 
Bäume  und  Sträucher,  die  nicht  anwachsen  und  die  nicht  die  richtigen  Namen 
tragen,  sowie  Samen,  die  nicht  sortenecht  sind,  in  die  Hände  gespielt  Averden 
und  die  Lust  und  Liebe  zum  Gartenbau  bei  den  später  folgenden  Enttäuschungen 
untergraben  wird. 

4.  Das  Gesetz  über  die  Sonntagsruhe  bedarf  bezüglich  der  Gärtnerei  ent- 
schieden der  Abänderung,  da  bei  der  Gärtnerei  und  dem  Blumenhandel  ganz 
andere  Gesichtspunkte  in  Betracht  kommen  als  z.  B.  in  einem  gewöhnlichen 
kaufmännischen  oder  Fabrikbetriebe,    wenn  auch  nicht    verkannt  werden    soll. 


Gesuch  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues.  ina 


dass    an    einigen  Orten    in  einzelnen  Punkten    bereits    gewisse  Erleichterungen 
gewährt  sind. 

5.  Trotz  aller  Beschwerden  findet  an  manchen  Orten  noch  immer  ein  Ver- 
kauf von  Gartenbauerzeugnissen  aus  fürstlichen  Gärten  und  aus  den  Gärten 
öffentlicher  Anstalten,  wie  aus  Kreis-  und  Gemeindebaumschulen  statt,  was  dem 
Handelsgärtner  und  dem  Baumschulbesitzer,  der  so  viele  Steuern  zu  zahlen  hat, 
während  jene  meist  davon  befreit  sind,  die  Existenz  sehr  erschwert. 

6.  Bei  dem  Abschlüsse  der  Handelsverträge  mit  Oesterreich  sind  die 
Wünsche  des  Gartenbaues  leider  nicht  berücksichtigt  worden,  indem  bei  der 
Ausfuhr  nach  Oesterreich  die  einheimischen  Gartenerzeugnisse  dort  einem  Zoll 
unterliegen,  während  die  aus  Oesterreich  eingehenden  bei  uns  davon  befreit 
sind,  wie  wir  in  unserer  Vorstellung  vom  17.  März  v.  J.  hervorgehoben  haben. 
In  dieser  Vorstellung  haben  wir  auch  die  Bitte  ausgesprochen,  dass  bei  dem 
mit  Russland  abzuschliessenden  Handelsvertrage  dieser  Gesichtspunkt  Berück- 
sichtigung finden  möge,  und  es  hat  E.  E.  hochgeneigte  Mitteilung  vom 
28.  März  V.  J.,  dass  unser  Gesuch  von  E.  E.  dem  Herrn  Reichskanzler  über- 
reicht sei,  im  Verein  allseitigen  Dank  hervorgerufen. 

7.  Die  Frage  des  gärtnerischen  Unterrichtes  bedarf  dringend  der  durch- 
greifenden behördlichen  Regelung.  Es  fehlt  an  einem  planmässigen  und  gleich- 
artigen Vorgehen  auf  diesem  Gebiete,  sowohl  in  Bezug  auf  den  niederen  wie 
auf  den  höheren  Unterricht.  Ja,  der  niedere  Unterricht  ist  ganz  ohne  jede 
Regelung,  und  wenn  nicht  die  Vereine  und  Gemeinden  hier  und  da  sich  der 
Sache  annähmen,  wie  es  z.  B.  unser  Verein  in  Gemeinschaft  mit  der  Stadt 
Berlin  gethan,  wäre  es  um  die  Ausbildung  der  jungen  Gärtner  traurig  bestellt. 

Aber  auch  bei  den  so  blühenden  höheren  Anstalten  vermisst  man  eine 
Einheitlichkeit  in  der  Organisation.  Ist  doch  schon  die  geforderte  Vorbildung 
bei  der  Kgl.  Gärtnerlehranstalt  zu  Potsdam  eine  höhere  als  bei  den  Anstalten 
in  Proskau  und  Geisenheim,  und  dabei  sind  umgekehrt  die  aufgewendeten  Mittel 
in  Potsdam  viel  geringer  als  bei  den  beiden  anderen  Anstalten.  Es  erscheint 
ferner  dringend  wünschenswert,  dass  die  so  bewährte  Potsdamer  Gärtner- 
lehranstalt aus  ihrer  Zwitterstellung  befreit  und  voll  und  ganz  zum  Staatsinstitut 
wie  Proskau  und  Geisenheim  erhoben  würde. 

S,  Endlich  ist  auch  die  Frage  des  Obergärtner-Examens,  wie  wir  uns  früher 
bereits  erlaubten  auszuführen,  allgemein  zu  regeln,  da  bis  jetzt  weder  feststeht, 
ob  und  welche  Vorbildung  nachzuweisen  ist,  in  welchen  Fächern  geprüft 
werden  soll,  ob  ein  Einzelner  oder  eine  Kommission  die  Prüfung  abnehmen 
soll,  ob  schriftliches  oder  mündliches  Examen  oder  nur  ersteres  gefordert 
wird  und  noch  manches  andere. 

Sicherlich  werden  im  Laufe  der  Jahre  noch  viele  wichtige  Fragen  hinzu- 
treten, und  um  so  mehr  erscheint  es  uns  geboten,  dass  ein  allgemeines  Dezernat 
für  Garten-  und  Obstbau,  dem  eventuell  auch  der  Weinbau  unterstellt  würde, 
eingerichtet  werden  möchte. 

Euerer  Excellenz  wohlwollender  Erwägung  stellen  wir  hiernach  die  Prüfung 
und  Entscheidung  ehrerbietigst  anheim,  indem  wir  uns  der  Hoffnung  hingeben, 
dass  E.  E.  in  unserm  Schritte  nicht  einen  Mangel  an  A^ertrauen  oder  eine  un- 
befugte Einmischung  in  die  Ressortverhältnisse,  sondern  nur  das  Bestreben 
erblicken    möchten,    in    Erfüllung    der    uns    durch    die    Allerhöchsten    Statuten 


j  '-4  Aechmea  macracantha  Brongn.,  die  grossstachelige  Aechmea. 


obliegenden  Pflicht  die  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  im  Staate  geeigneten 
Massnahmen  vorzuschlagen  imd  durch  Herbeiführung  der  Abänderungen  das 
Vertrauen  in  die  Kgl.  Staatsregierung"  zu  stärken. 

Euerer  Exzellenz 

von  Pommer   Esche, 
Wirkl.  Gell.   Ober-Finanzrat,  Direktor. 
An 
den  Kgl.  Staatsminister,  Minister 
für    Landwirtschaft,    Domänen 
und  Forsten 

Herrn    von  Heyden-Cadow, 
Excellenz. 


Antwort  des  Herrn  .Ministers  auf  A'orstehendes  Gesuch. 

Berlin,  den  2ö.  Januar  1894. 
Auf  die  Eingabe  vom  6.  d.  Mts.,  betreffend  die  Einrichtung 
eines  eigenen  Dezernats  für  Garten-,  Obst-  und  Weinbau  im 
^diesseitigen  Ministerium,  erwidere  ich  dem  "\'orstande  ergebenst, 
dass  ich  allen  von  Wohldemselben  angeregten  Fragen  die 
grösste  Aufmerksamkeit  widme  und  dieselben  in  meinem 
Ministerium  nicht  nur  durch  einen  ständigen  Dezernenten, 
sondern  auch  je  nach  der  Natur  der  einzelnen  Angelegenheiten 
durch  die  betreffenden  Fachdezernenten  bearbeiten  lasse.  Die 
Bestellung  eines  eigenen  Dezernenten  für  Garten-,  Obst-  und 
Weinbau-vSachen  ist,  wie  ich  auch  dem  Vorstande  des  Ver- 
bandes der  Handelsgärtner  Deutschlands  bereits  unterm 
28.  Dezember  v.  J.  mitgeteilt  habe,  zunächst  nicht  in 
Aussicht  genommen. 

Der  ^Minister 
für  Landwirtschaft,  Domänen   und  T-Ytrsten. 
An  V.   Hey  den. 

den  Vorstand    des  Vereins    zur 
Befördeiamg  des   Gartenbaues 
in    den    preussischen  Staaten, 
hier 
Invalidenstrasse  42. 

Aechmea  macracantha  Brongn.,  die  grossstachelige  Aechmea.'^ 

Von  H.  Witte-Leiden. 
Hierzu  Abb.  46. 
'Is  ich  vor  sechs  Jahren  den  botanischen  Garten  in  Lüttich  besuchte, 
hauptsächlich  um  die  reiche  imd  schöne  Bromeliaceen- Sammlung  zu 
bewundern,  fand  ich  daselbst  eine  Aechmeaart  mit  Früchten,  welche 
durch  ihren  Habitus  sehr  imponierte,  und  ihrem  Namen  »grossstache- 
lige«  Ehre  machte.  Ich  kannte  die  Aechmea  macracantha  bis  jetzt  noch  nicht, 
und  es  war  mir  A^on  Interesse,  diese  schöne  Spezies  auch  für  unseren  Garten 
zu  erlangen.     Mein  Freund  und  Kollege  Marechal,    der  Inspektor  des  Lütticher 


*)  Aechmea,  vom  griechischen  aichme    ^^   Spitze,    wegen   der  spitzen    Kelchblatter,  macros 
gross,  acanthus  der  Dorn. 


Aechmea  macracantha  Brongn.,  die  grossstachelige  Aechmea. 


176 


Abb.  4(1.     Aechmea  macracantha  Brongn.     Hochblätter  lackrot,  Blumen  grünlich. 


Gartens,  besass  davon  leider  nur  ein  einziges  Exemplar,  doch  war  er  so 
freundlich,  mir  eine  der  reifen  Beeren  zu  überlassen,  und  aus  dem  Samen 
erzielte  ich  im  Sommer  188S,  wenn  ich  nicht  irre,  acht  junge,  aber  schon 
kräftige  Pflanzen,  von  welchen  die  meisten  nach  und  nach  an  andere  botanische 
Gärten  abgegeben  wurden 


jnQ  Aechmea  macracantha  Brongn.,  die  grossstachelige  Aechmea. 

Eine  von  den  übrig  gebliebenen  blühte  zum  ersten  Male  im  Mai  1892.  und 
machte  ich  davon  das  Lichtbild,  von  welchem  eine  sehr  getreue  Kopie  in 
Abb.  46  hier  wiedergegeben  ist. 

Auch  diese  Pflanze  setzte  gut  Früchte  an;  die  Samen  wurden  in  unserem 
Samenkatalog  offeriert,  und  bis  auf  das  letzte  Korn  an  verschiedene  botanische 
Gärten  verteilt.  Da  die  Samen  gut  keimfähig  waren,  darf  man  annehmen,  dass 
diese  schöne  Pflanze  jetzt  durch  eine  Anzahl  junger  Individuen  in  den  Samm- 
lungen verbreitet  ist. 

Die  dekorative  Schönheit  dieser  nicht  sehr  allgemein  bekannten  Pflanze 
wird  nicht  bezweifelt  werden;  auch  die  sehr  verkleinerte  Photographie  zeigt 
dieses  genugsam.  Ohne  Blüte  ist  sie,  wenn  gut  entwickelt,  schön,  während 
die  an  sich  nicht  anspruchsvolle  Infloreszenz  doch  die  Schönheit  des  Ganzen 
sehr  erhöht. 

Die  kräftigen,  steifen  Blätter  bilden  eine  Rosette  von  1  m  Durchmesser; 
sie  sind  ungefähr  1  m  lang  und  bis  10  cm  breit,  der  Rand  mit  starken,  schwärz- 
lichen oder  sehr  dunkelbraunen  Dornen  auf  1  —  2  cm  Entfernung  besetzt.  Ob- 
wohl die  Blätter  an  beiden  Seiten  dicht  mit  sehr  feinen,  grauen  Schuj^pen 
besetzt  sind,  haben  sie  doch  eine  bräunliche  Farbe,  und  zeigen  ausserdem 
noch  zahlreiche,  unregelmässig  verbreitete,  dunkelbraune  grössere  und  kleinere 
Flecken. 

Der  Blütenstiel,  welcher  um  30 — 40  cm  den  unteren  Teil  der  Pflanze  über- 
ragt, ist  schön  lackrot  und  mit  sehr  feinen,  weisslichen  Schüppchen  besetzt. 
Die  3 — 4  Übergangsblätter  (Brakteen)  sind  schmal,  nach  oben  gerichtet  und 
glänzend  lackrot.  Die  sehr  unbedeutenden,  grünen  Blümchen  bilden  eine 
ährenförmige  Rispe. 

Im  allgemeinen  hat  die  Infloreszenz  viel  Ähnlichkeit  mit  der  von  Aechmea 
Barleei.'*)  Der  Blütenstiel  ist  aber  viel  kürzer,  und  die  Brakteen  sind  bedeutend 
kleiner,  obwohl  nicht  weniger  schön. 

Besteht  hinsichtlich  der  Schönheit  dieser  Pflanze  wohl  kein  Zweifel,  so  ist 
bezüglich  des  Namens  ein  Zweifel  nicht  ausgeschlossen. 

Ich  sagte  oben,  dass  sie  aus  der  berühmten  vSammlung  des  Lütticher  bo- 
tanischen Gartens  stammt,  und  das  war  kurz  nach  Morrens  Tod,  als  diese  Samm- 
lung noch  die  Morrensche  war  und  als  authentisch  angesehen  ward. 

Dass  Morren  diese  Pflanze  für  die  Aechmea  macracantha  von  Brongniart 
gehalten  hat,  halte  ich  für  sicher,  denn  eine  so  sehr  ins  Auge  fallende  Art 
kann  er  nicht  übersehen  haben. 

Ich  kultivierte  sie  denn  auch  ruhig  unter  diesem  Kamen,  welcher  auch  gut 
mit  ihrem  Charakter  übereinstimmt,  und  verbreitete,  wie  erwähnt,  erst  einige 
Pflanzen,  später  eine  Anzahl  Samen  nach  links  und  rechts. 

Nun  kommt  aber  Baker  und  nennt  in  seinem  Handbook  of  Bromelia- 
neae  S.  36,  Xo.  8  die  Aechmea  macracantha  Brongn.  (ined.)  synonym  mit  Aech- 
mea Schiedeana  Schlecht.  Wäre  dieses  nun  eine  einfache  Synonymenfrage, 
so  könnte  man  dem  englischen  Autor  folgen.  Es  kommt  aber  hier  leider  etwas 
anderes  dazu,  und  das  ist,  dass  Bakers  Beschreibung  von  Aechmea  Schiedeana 
nicht  genau  auf  unsere  Pflanze  passt. 

Baker  hat  die  Pflanze  nicht  lebend  gesehen.  Seine  Diagnose  fertigte  er 
nach  einer  Abbildung  von  Morren  und  einem  Herbar-Exemplar  von  Brongniart, 


**)  Siehe  Gartenflora    1892,  S.   36o  mit  Abb. 


Ueber  Altersschwäche  und  Lebensmüdigkeit  der  Pflanzen. 


// 


wahrscheinlich  (er  sagt  es  aber  nicht)  nach  einer  Zeichnung  von  Aechmea 
Schiecleana  und  einem  getrockneten  Exemplar  A^on  Brongniart.  Vielleicht 
brauchte  er  für  seine  Beschreibung  einzelne  Charaktere  der  ersten  und  einzelne 
der  zweiten. 

Ich  linde  es  darum  nicht  gerechtfertigt,  den  Namen,  unter  welchem  Brongniart 
diese  Pflanze  unterschied,  und  welchen  Morren,  obwohl  nicht  öffentlich,  aner- 
kannte, zu  verwerfen,  um  so  weniger,  da  es  sehr  gut  möglich  ist,  dass  Baker 
sich  durch  ungenügendes  Material  irrte,  und  Aechmea  Schiedeana  und  macra- 
cantha  wirklich  verschiedene  Spezies  sind. 

Unter  diesem  letzteren  Namen  ist  die  Pflanze  von  hier  auch  verbreitet, 
und  es  wird  gut  sein,  es  so  zu  lassen,  um  späteren  neuen  Verwirrungen  vorzu- 
beugen. 


Ueber  Altersschwäche  und  Lebensmüdigkeit  der  Pflanzen. 

0^^^)/^  ^01^  b.  Thüer,  Neustadt  in  Mecklenburg. 

»kIIi  (Schluss  aus  No.  6.) 

fiH^Äiilium  auratum.  diese  Königin  der  lilien,  ist  der  Stolz  und  die  Freude  so 
vieler  Blumenliebhaber.  Die  Zwiebeln  werden  jetzt  in  Massen  aus  dem 
Vaterlande,  aus  Japan  und  China  importiert.  Aber,  möchte  ich  fragen, 
welcher  Liebhaber  hätte  nicht  schon  traurige  Erfahrungen  damit  gemacht? 
Plötzlich  keimen  die  Zwiebeln  nicht  wieder,  ja  sie  sind  verschwunden,  oft  spurlos 
verschwunden,  sie,  die  doch  so  schön  gediehen  und  blühten.  Wo  sind  sie  geblieben, 
gestohlen?  verfault?  erfroren?  oder  von  Mäusen  verzehrt?  —  Die  Antwort  liegt 
sehr  nahe:  Sie  sind  naturgemäss  eingegangen,  ihre  Lebensdauer  wälirt  nur  4  bis 
7  Jahre.  Nach  Zahl  der  Jahre  ist  die  Lebensdauer  nicht  genauer  festzustellen,  denn 
wenn  unter  günstigen  Umständen,  etwa  im  Vaterlande,  die  Zwiebel  schneller 
wächst,  so  erreicht  sie  auch  eher  den  Höhepunkt  ihrer  Lebensdauer.  Die  von  mir 
aus  Samen  erzogenen  (womit  ich  mich  seit  Jahren  beschäftige)  dauern  ungefähr 
7  Jahre.  Einen  Unterschied  zwischen  diesen  letzteren  und  den  importierten 
Zwiebeln  finde  ich  darin,  dass  die  importierten  Zwiebeln  meistens  spurlos 
A'erschwinden,  ohne  Brutzwiebeln  am  Wurzelstock  zu  hinterlassen,  oder  im 
glücklichen  Falle  ist  die  Hinterlassenschaft  nur  eine  sehr  geringe.  Hingegen 
ist  die  Anzahl  der  Brutzwiebeln  bei  den  selbstgezogenen  erheblich  grösser  und 
haben  diese  sich  regelmässiger  angesetzt.  Die  grossen  Zwiebeln  teilen  sich  zwar 
auch  oft,  aber  diese  geteilten  Zwiebeln  dauern  dann  nicht  mehr  lange,  sondern 
gehen  bald  ein.  Bisher  habe  ich  die  kleinen  Brutzwiebeln,  die  sich  ausserdem 
auch  an  der  Basis  des  Blütenstengels  bilden,  mit  den  vSamenzwiebeln  ver- 
mengt; fernerhin  will  ich  jede  Sorte  für  sich  kultivieren,  um  über  ihre  Lebens- 
kraft ein  Urteil  zu  haben. 

Als  Spezialist  in  Stauden  und  Alpinen  mache  ich  auf  diesem  Gebiete  recht 
viele  und  interessante  Beobachtungen,  namentlich  in  Bezug  auf  die  Lebensdauer 
und  Altersschwäche.  Man  ist  gewohnt,  alle  krautartigen  Pflanzen  entweder  als 
ijährig  G,  —  oder  als  2 jährig  0,  —  oder  als  perennierend  %  zu  bezeichnen;  in 
einzelnen  Fachschriften  findet  sich  auch  wohl  noch  die  Bezeichnung  ©  drei- 
jährig. Mit  dem  Zeichen  %  für  Perennen  (=  ausdauernde  Pflanzen)  geht  man 
gar  zu  freigebig  um,    denn    diejenigen  Pflanzen,    die  länger   als  2  oder  3  Jahre 


j-yg  Ueber  Altersschwäche  und  Lebensmüdigkeit  der  Pflanzen. 

dauern,  sind  noch  keineswegs  alle  ausdauernd,  sondern  es  giebt  4,  5,  ö  und 
7jährige  Pflanzen  u.  s.  w.,  nur  dass  sich  bei  längerer  Lebensdauer  diese  mit 
Zahlen  nicht  mehr  so  scharf  begrenzen  lässt.  Vielen  Stauden  ist  bei  der  Fort- 
pflanzung durch  Stockteilung  auch  nach  einer  Reihe  von  Jahren  nichts  nach- 
teiliges anzumerken.  Dahingegen  giebt  es  auch  viele,  die  in  sehr  kurzer  Frist 
lebensmüde  werden.  So  glaube  ich  (meine  Beobachtungen  sind  noch  nicht 
abgeschlossen)  diese  Beobachtung  gemacht  zu  haben  bei  Chelone  barbata.  Seit 
5 — 6  Jahren  durch  Teilung  fortgepflanzt,  wollen  sie  nun  nicht  mehr  gedeihen, 
Avährend  die  aus  Samen  neu  erzogenen  sehr  üppig  sind.  Dieselbe  Erscheinung 
beobachte  ich  bei  Pardanthus  chinensis,  Helenium  Hoopesi,  Erigeron  aurantiacus, 
Erinus  alpinus,  Leontopodium  alpinum  und  vielen  anderen.  Recht  auffallend 
ist  diese  Erscheinung  bei  Achillea  moschata,  einer  echten  Alpine.  Die  aus 
Samen  erzogenen  Pflanzen  gedeihen  ohne  alle  Umstände  bei  mir  im  freien 
Gartenlande,  welches  an  sich  allerdings  gut  geeignet  ist,  sehr  üppig,  und 
wuchern  wie  Unkraut.  Nach  der  Teilung  lässt  aber  die  Üppigkeit  von  Jahr  zu 
Jahr  nach,  und  wenn  man  nicht  sehr  aufpasst,  gehen  die  Pflanzen  nach  4  bis 
5  Jahren  ganz  ein.  Max  Kolb  beschreibt  in  seinem  neuen  Werke  „Die  Alpen- 
pflanzen" die  Kultur  der  Achillea  moschata  als  eine  sehr  schwierige.  Höchst 
wahrscheinlich  ist  diese  Ansicht  auf  Unkenntnis  der  genannten  Fernstände 
zurückzuführen.  Man  hört  überhaupt  gar  zu  viel  Klagen  über  schlechtes  Ge- 
deihen der  Alpenpflanzen  und  dass  solche  meistens  nach  ein  paar  Jahren  wieder 
eingehen.  Mit  dem  Urteil  ist  man  auch  in  der  Regel  sehr  schnell  fertig:  „Es 
gefällt  den  Alpenbewohnern  hier  unten  bei  uns  nicht,  sie  können  hier  die  Luft 
nicht  ertragen«.  In  den  meisten  Fällen  reicht  aber  die  natürliche  Lebensdauer 
nicht  weiter,  sie  gehen  an  Altersschwäche  zu  Grunde,  ebenso  wie  in  ihrer 
Heimat  auch,  nur  mit  dem  FTnterschiede,  dass  sie  dort  leichter  durch  Selbst- 
aussaat ersetzt  werden.  Es  liegt  mir  nun  fern,  alle  Fälle  von  schlechtem 
Gedeihen  auf  Lebensmüdigkeit  zurückzuführen,  aber  ich  wollte  nur  darauf  auf- 
merksam gemacht  haben,  dass  dies  gar  zu  oft  die  wahre  Ursache  ist,  und  eine 
Regeneration  aus  Samen  geboten  oder  mindestens  anzuraten  ist.  —  Von  3  bis 
6jährigen  Pflanzen,  also  solchen,  die  öfter  durch  Samen  erneuert  werden  sollten, 
möchte  ich  noch  nennen:  Primula,  viele  Sorten,  Pentstemon,  viele  Sorten, 
Aquilegia,  Dianthus  alpinus,  Veronica,  viele  Sorten,  Campanula,  viele  Sorten, 
Geranium,  Kitaibelia  u.  s.  w.  Diese  Beispiele  dürften  genügen;  ein  ausfühiiiches 
Verzeichnis  würde  zu  weit  führen. 

Die  Fortpflanzung  durch  Pfropfen,  Okulieren  und  verwandte  Methoden  ist 
zwar  auch  eine  ungeschlechtliche,  aber  dennoch  wesentlich  verschieden  von 
der  durch  Stecklinge.  Ich  möchte  sagen,  das  Fortleben  wäre  hier  zur  Hälfte 
ein  individuelles,  während  die  andere  Hälfte  aus  einem  lebenskräftigen  Wild- 
ling besteht,  der  immer  regeneriert  wird.  Aber  beim  Edelreis  wird  immer 
Reis  vom  Reis  genommen  bis  in  unbestimmte  Zeiten.  Wie  lange  kann  das  so 
weiter  gehen,  kann  das  bis  ins  unendliche  fortgesetzt  werden,  ohne  dass  das 
Edelreis  unter  Altersschwäche  zu  leiden  hätte?  Das  widerspräche  allen  Natur- 
gesetzen, denn  jedes  lebende  Wesen  wird  alt  und  muss  schliesslich  sterben.  — 
Ich  teile  mit  mehreren  praktischen  und  erfahrenen  Leuten  hiesiger  Gegend  die 
Ansicht,  dass  in  unserer  Jugendzeit  die  Gravensteiner  :\pfelbäumc  ein  viel 
gesunderes  Wachstum  zeigten  und  bessere  Ernten  lieferten  als  in  jetziger  Zeit. 
Ja,  vor  einigen  Jahren  sahen  alle  Gravensteiner  hiesiger  Gegend   so  trül^e  aus. 


Ueber  Altersschwäche  und  Lebensmüdigkeit  der  Pflanzen.  iWn 


dass  man  allgemein  glaubte,  sie  würden  eingehen.  Sie  haben  sich  zwar  wieder 
erholt,  sind  aber  keineswegs  so  gesund  wie  andere  Obstbäume.  Xun  habe  ich 
aber  in  meinem  Garten  ausser  4  Bäumen  des  echten  Gravensteiners  noch  zwei 
andere  Bäume,  die  unverkennbar  auch  Gravensteiner  sind,  aber  Abweichungen 
von  der  echten  Sorte  zeigen.  Bei  der  einen  Sorte  ist  die  Frucht  mehr  rot  von 
Farbe,  auch  im  allgemeinen  grösser,  aber  nicht  so  gut  im  Geschmack;  unter 
dem  Xamen  >>Roter  Gravensteiner«  nicht  ganz  unbekannt.  —  Die  andere  Sorte 
ist  äusserlich  in  der  Frucht  kaum  verschieden,  aber  das  Heisch  ist  wesentlich 
härter  und  nicht  so  saftig,  ist  auch  dauerhafter  als  die  echte  Sorte  und  auch 
im  Geschmack  noch  etwas  anders.  Diese  beiden  Bäume  haben  aber  ein  auf- 
fallend besseres  Wachstum  als  die  4  echten  Gravensteiner  und  sind  auch  dank- 
barer im  Ertrag.  Ich  halte  diese  unbedingt  für  eine  spätere  Xeuzüchtung  aus 
Samen,  d.  h.  nicht  meine  Exemplare  sind  Samenpllanzen,  sondern  ich  will 
sagen,  die  Xeuzüchtung"  dieser  Sorten  datiert  nicht  so  weit  zurück  als  die  der 
alten,  echten  Sorte. 

Die  Kunst  des  Pfropfens  ist  bekanntlich  sehr  alt,  man  will  wissen,  dass 
sogar  die  alten  Römer  sie  schon  geübt  haben.  Jedenfalls  haben  im  Mittelalter 
die  Klöster  den  Obstbau  und  das  Pfropfen  sehr  eifrig  betrieben.  Wenn  nun 
unsere  Obstarten,  durch  Pfropfen  fortgepflanzt,  wirklich  sehr  alt  werden  könnten, 
so  müssten  aus  dieser  alten  Zeit  doch  manche  Sorten  auf  uns  gekommen  sein, 
die  durch  allerlei  Merkmale,  z.  B.  charakteristische  Xamen,  ihr  Alter  verraten. 
Die  alten  Mönche  würden  gewiss  hier  und  da  ihre  guten  Obstsorten  nach  von 
ihnen  verehrten  Personen  oder  zeitgemässen  Gegenständen  benannt  haben. 
Davon  ist  aber  meines  Wissens  nichts  zu  linden,  im  Gegenteil  deuten  Xamen 
und  andere  Umstände  auf  neueren  Ursprung  hin.  Die  alten  Sorten  sind  wohl 
so  allmählich  ohne  Sang  und  Klang  verschwunden,  während  wieder  neue  Sorten 
an  ihre  .Stelle  traten. 

In  der  Pomologie  werden  viele  Sorten  als  »trägwüchsig«  bezeichnet.  Warum 
sind  sie  trägwüchsig?  Freilich  kann  das  in  der  X'atur  der  Art  liegen,  aber  es 
giebt  doch  zu  denken.  —  Wie  oft  aber  sieht  man  einen  Obstbaum  im  besten 
Lebensalter  mit  kränklichem  Äussern,  und  einen  gleichaltrigen  daneben  vqn 
Gesundheit  strotzend!  Mit  dem  Urteil  ist  man  in  der  Regel  schnell  fertig: 
»Die  Sorte  gedeiht  hier  nicht,  oder  der  Boden  passt  nicht!«  Das  giebt  auch 
zu  denken.  —  In  meinem  Garten  habe  ich  mehrere  grosse  Obstbäume,  bei 
welchen  es  mir  in  den  25  Jahren  meines  Hierseins  noch  nicht  gelungen  ist, 
die  Sorten  zuverlässig  zu  bestimmen.  Es  sind  wahrscheinlich  Samensorten, 
aber  gerade  diese  haben  das  beste  Wachstum. 

Die  Pomologen-Vereine  bemühen  sich  in  anerkennenswerter  Weise,  die 
vorhandenen  und  neuen  (Obstsorten  auf  ihren  Wert  zu  prüfen  und  die  Resultate 
bekannt  zu  geben.  Man  richtet  sich  auch  bei  der  Auswahl  der  anzubauenden 
Sorten  seitens  des  Publikums  und  der  Baumzüchter,  sehr  gerne  danach. 
Xach  dem  bisher  Angeführten  kann  aber  die  Liste  der  anbauwürdigen  Sorten 
nicht  für  immerwährende  Zeiten  massgebend  bleiben,  sondern  es  wird  nötig 
sein  oder  nötig  werden,  Sorten  wegen  Lebensmüdigkeit  auszumerzen  und  andere 
dafür  aufzunehmen,  bezw.  auch  dieselben  Sorten  zu  regenerieren,  insofern  es 
gelingen  sollte.  Ich  bin  der  Meinung,  dass  es  für  die  Pomologen-^'ereine  eine 
dankenswerte  Aufgabe  wäre,  dieser  Frage  näher  zu  treten,  und  namentlich  die 
vorhandenen  Obstsorten  auf  ihr  Alter  bezM'.  Lebensmüdigkeit  zu  prüfen. 


jgo  lieber  Altersschwäche  und  Lebensmüdigkeit  der  Pflanzen. 


Dass  die  vorstehenden  Betrachtungen  über  Altersschwäche  und  Lebens- 
müdigkeit von  grosser  Tragweite  und  Wichtigkeit  sind,  wird  der  Leser  dieser 
Zeilen  bereits  eingesehen  haben.  Indessen  darf  man  die  Wichtigkeit  auch  nicht 
übertreiben,  denn  —  die  Natur  (ich  weiss  augenblicklich  keinen  besseren  Aus- 
druck) hilft  sich  von  selbst!  —  Wenn  die  alten  Sorten  nicht  mehr  gedeihen 
wollen,  so  wirft  man  sie  über  Bord,  unbekümmert  um  die  T^rsarhe,  weshalb 
sie  nicht  gedeihen  wollen,  und  man  schafft  sich  neue  Sorten  an.  —  Unsere 
Rosenkultur  blüht  zur  Zeit  in  rechter  Vollkommenheit.  Sie  würde  nicht  auf 
diesem  vStandpunkt  der  Vollkommenheit  sein  oder  bleiben,  wenn  die  Sucht  und 
Jagd  nach  neuen  Sorten  nicht  alle  Rosenfreunde  beherrschte.  Durch  fort- 
währendes Einführen  aus  Samen  neugezüchteter  Sorten  und  Ausmerzen  der 
abgelebten  Sorten  bleibt  dieser  Standpunkt  erhalten.  Bei  der  allgemein  an- 
gewandten Fortpflanzung  durch  Stecklinge  und  (Jculation  müsste  sonst  l)ald 
Altersschwäche  bemerkbar  werden. 

Es  gab  seit  jeher  Geschäftsleute  A'on  Beruf,  die  sich  die  Xeuzüchtung  von 
Nutz-  und  Zierpflanzen  angelegen  sein  lassen.  Der  eine  züchtet  neue  Rosen, 
der  andere  neue  Erdbeeren,  ein  anderer  Kartotfeln,  oder  Georginen,  A'elken 
u.  s.  w.  Die  Resultate  solcher  Züchtungen  werden  mit  hohen  Preisen  in  den 
Llandel  gebracht.  Nun  begegnet  man  häufig  der  Meinung,  nicht  blos  in  den 
Kreisen  des  Publikums,  sondern  sogar  der  Gärtner,  dass  solche  Geschäfte 
lediglich  auf  Geldschneiderei  beruhten,  so  zu  sagen  auf  Kosten  des  Publikums. 
Denjenigen,  die  dieser  Meinung  sind,  möchte  ich  doch  zu  bedenken  geben,  dass 
solche  Züchter  sich  Verdienste  um  das  Nationalwohl  erwerben  und  den  Dank 
des  Publikums  verdienen.  Wo  wären  wir  wohl,  oder  wo  kämen  wir  wohl  hin. 
wenn  wir  noch  mit  unseren  alten  Kartoffel-  und  Erdbeersorten  u.  s.  w.  labo- 
rierten? Wir  kämen  unfehlbar  ins  Hintertreffen.  Wenn  nun  die  neu  auftauch- 
enden Sorten  die  alten  an  guten  Eigenschaften  übertreffen,  so  ist  das  dankbar 
anzuerkennen;  aber  auch  schon  durch  den  Erwerb  gleich  guter,  aber  jugend- 
frischer vSorten  hat  das  Publikum  rationellen  Vorteil,  indem  sie  das  gute  Ge- 
deihen und  den  Ertrag  sichern.  Der  pekuniäre  Gewinn,  den  der  Züchter  etwa 
dabei  findet,  ist  ihm  wohl  zu  gönnen,  denn  es  darf  nicht  übersehen  werden, 
dass  oft  grosse  Unkosten  und  Risikos  damit  A^erbunden  sind,  da  nicht  jeder 
Versuch  den  erwünschten  Erfolg  hat. 

Aber  nicht  blos  das  Leben  des  einzelnen  Individuums  ist  auf  eine  gewisse 
Dauer  beschränkt,  sondern  auch  das  Leben  des  ganzen  Geschlechtes,  welches 
in  naturgemässer  Weise  fort  imd  fort  regeneriert  wird.  Alles  Irdische  ist  ver- 
gänglich! Es  kommt  das  Alter  und  die  Altersschwäche;  das  altersschwache 
Geschlecht  hat  schliesslich  nicht  mehr  die  Kraft,  seinen  natürlichen  Feinden: 
Ungeziefer,  Schmarotzern,  Pilzen  u.  s.  w.  zu  widerstehen,  welche  seinen  Untergang 
beschleunigen.  Die  Naturforschung  beschreibt  eine  Menge  Geschlechter,  so- 
wohl aus  dem  Tier-  als  Pflanzenreiche,  die  längst  ausgestorben  sind,  und  giebt 
für  die  frühere  Existenz  derselben  unwiderlegliche  Beweise.  Ja,  sie  kennt  so- 
gar Arten,  deren  ^''orkommen  nicht  bis  in  die  sogenannte  Urzeit  zurückdatiert, 
sondern  die  erst  in  (relativ)  neuerer  Zeit  ausgestorben  sind.  Die  ausführliche 
Behandlung  dieses  Themas  geht  indess  über  den  Rahmen  dieser  Zeitschrift  hin- 
aus, jedoch  dürfte  es  am  Platze  sein,  die  Aufmerksamkeit  auf  diesen  Gegen- 
stand zu  lenken,  um  das  Nachdenken  und  Forschen  in  dieser  Richtung  anzu- 
regen. 


Ueber  Altersschwäche  und  Lebensmüdigkeit  der  Pflanzen.  j^I 


Das  Leben  der  Geschlechter,  bezw.  das  Aussterl^en  derselben,  l)emisst  sich 
nach  grossen  Zeiträumen,  und  ist  ein  so  allmähliches,  dass  die  Lebensdauer  des 
einzelnen  ^Menschen  absolut  nicht  ausreicht,  um  das  Aussterben  oder  den  Nieder- 
gang einer  Art  konstatieren  zu  können.  Auch  unsere  Pllanzenkunde  ist  noch 
nicht  alt  g<nug,  um  mittelst  derselben  die  nötigen  Beweise  zu  liefern.  Wir 
müssten  überdem  einen  Massstab  haben  für  die  Lebenskraft  überhaupt,  der 
uns  aber  auch  heute  noch  fehlt.  Wer  könnte  uns  wohl  sagen,  welchen  Grad 
von  Lebenskraft  eine  bestimmte  Pflanzenart  vor  loo  oder  looo  Jahren  hatte? 
Vielleicht  war  diese  damals  so  üppig,  so  kräftig,  dass  wir  sie  heute  als  die- 
selbe Art  kaum  wiedererkennen  würden;  mit  anderen  Worten,  wir  stehen  viel- 
leicht vor  einer  lebensmüden  Art,  ohne  es  zu  ahnen.  Ist  dies  nun  eine  ange-  ] 
liaute  Pllanze,  aus  der  Avir  Nutzen  ziehen,  und  sie  will  uns  den  erwarteten 
Ertrag  nicht  mehr  geben,  so  geben  wir  den  weiteren  .Anbau  auf,  und  wenden 
uns  einer  anderen  Pflanze  zu,  während  wir  die  alte  bald  vergessen.  Ich  will 
damit  sagen,  dass  die  Welt  noch  nicht'aus  ihren  Fugen  geht,  wenn  wir  auch 
für  die  Lebenskraft  der  Pflanzen  keinen  Massstab  haben,  sondern  die  Welt  hilft 
sich  unbewusst  und  instinktiv  selber,  indem  sich  jeder  am  liebsten  dem  Anbau 
derjenigen  Pflanzen  zuwendet,  die  am  leichtesten  gedeihen,  bezüglich  die  ihm 
den  grössten  Ertrag  liefern.  Indessen  ist  auch  nicht  zu  verkennen,  dass  es 
von  enorm  praktischem  Nutzen  sein  würde,  wenn  die  Wissenschaft  uns  sagen 
könnte,  diese  Pflanzenart  ist  im  Abnehmen  begriffen,  sie  hatte, vor  lOo  Jahren 
so  und  soviel  Lebenskraft,  jetzt  nur  sp  viel,  und- wird  hach  weiteren  loo  Jahren 
nur  noch  so  viel  Kraft  haben..         '  -i'     '  " 

Unsere  Weinrebe  ist  wahrlich  alt  genug,  um  den  A'erdacht  der  'Alters- 
schwäcbc:  des  ganzen  Geschlechtes  aufkommen  zu  lassen,  wenn  schon  Noah  vor 
4000  Jähren  dieselbe  kultivierte.  Durch  das  Auftreten  der  Reblaus  möchte 
man  wirklich  glauben,  wir  ständen  am  Anfange  des  L'nterganges  des  ganzen 
Geschlechter  d'^ir  Weinrebe.  Mag  man  darüber  auch  anders  denken,  dann 
möchte  ich  do'ch  fragen,  woher  stammt  die  Phylloxera,  die  man, doch  früher 
nicht  kannte,  sonst  hätte  sie  doch  längst  den  ganzen  Weinbau  umgebracht? 
Dass  s^^,aus  A^nerii^a  ijj^  sei,,  i§|.*jTieines  Erachtens  nicht  gejiügen'd  be- 

wiesen*; äl^er  auch  das  zugegeben,  wie  kommt  sie  denn  nach  Amerika-?  Wenn 
man  nicht  annehmen  will,  dass  der  Schöpfer  noch  fort  und  fort  neue  Lebewesen 
schafft,  so  sind  wir  genötigt  anzunehmen,  dass  die  Phylloxera  seit  jeher  und 
zwar  an  der  W^einrebe  (ihrem  Element)  existiert  hat,  und  dann  kommen  wir 
zu  dem  Resultat,  dass  letztere  früher  widerstandsfähiger  war.  ^  Giebt  man 
aber  andererseits  die  Neuschaffung  lebender  Wesen  zu,  so  hat  man  dadurch 
auch  indirekt  das  Aussterben  alter  Geschlechter  anerkannt. 

Ich  bin  mir  nun  wohl  bewusst,  dass  ich  bei  vielen  meiner  Leser  mit 
meinen  Ansichten  Widerspruch  hervorrufen  werde.  Indessen  hoffe  ich,  dass 
die  meisten  mit  mir  darin  übereinstimmen,  dass  es  nützlich  ist,  diesen  Gegen- 
stand zur  Diskussion  zubringen.  Das  Thema  ist  ja  an  sich  ein  heikles,  weil  es 
zu  schwer  ist,  durchschlagende  Beweise  beizubringen,  sei  es  für  die  eine  oder 
für  die  gegenteilige  Ansicht.  Wie  es  scheint,  berühren  eben  deshalb  auch  die 
besseren  Kräfte  diese  Fragen  nur  ungern.  In  der  »Erfurter  lUstr.  Garten-Ztg.« 
1893,  No.  3,  S.  33,  ist  die  Frage  behandelt,  betreffend  Altersschwäche  der  Obst- 
baumvarietäten, mit  dem  Versprechen  einer  Fortsetzung,  die  ich  aber  nie 
gefunden    habe.      De   Candolle    wird    da    zitiert,    der    diese  Frage   (der  Alters- 


l82 


Ueher  Altersschwäche  und  Lehensmüdiskeit  der  Pflanzen. 


schwäche)  mit  einer  gelehrten  Beweisentwickelung  bestreitet,  und  die  »immer 
währende  Dauer  der  Varietäten,  so  lange  der  Mensch  sie  in  seiner  Pflege  be- 
hält« behauptet,  »da  uns  viele  Obstvarietäten  aus  den  ältesten  Zeiten  überliefert 
imd  erhalten  geblieben  sind.«  Der  letzte  Satz  ist  aber  mindestens  sehr  angreif- 
bar, denn  wer  A^ermöchte  wohl  nachzuweisen,  dass  sich  von  derselben  Sorte 
keine  gleiche  oder  ähnliche  Neuzüchtungen  eingeschoben  haben?  —  Vom 
bekannten  Prinzenapfel  giebt  es  mehrere  Varietäten,  wovon  einige  besser  als 
andere  gedeihen.      Jeder  vernünftige  Veredler  wird   selbstA'erständlich  von  der 


Abb.  47- 

Vanda  coerulea  und  einige  andere  Orchideen  im  Palmenhause  des  Herrn  Franz  Bluth,  Gr.-Lichterfclde. 

Photographisch  aufgenommen  von  L.  Wittmack. 


bestgedeihenden  Sorte  die  Edelreiser  nehmen.  —  Wenn  De  Candolle  »immer- 
währende Dauer«  behauptet,  wer  möchte  es  wohl  glauben,  trotz  seiner  gelehrten 
Deduktion?  Ich  kann  es  nicht,  ich  stehe  (und  mit  mir  wohl  die  meisten 
Menschen)  zu  sehr  unter  dem  Eindruck  der  Vergänglichkeit  alles  Irdischen, 
der  Sterblichkeit  aller  irdischen  Lebewesen,  mit  voraufgehender  Altersschwäche 
und  Mara.smus.  —  Möchte  jeder  für  seinen  Teil,  besonders  die  autoritativen 
Kräfte,  Erfahrungen  und  Beweise  auf  diesem  Gebiete  sammeln  und  zur  allge- 
meinen Kenntnis  bringen,  so  wäre  der  Zweck  dieser  meiner  Arbeit  erreicht. 


Vanda  coerulca  Grirt'.  —  Der  deutsche  Gartenbau  auf  der  Weltausstellung  zu  Chicago  etc.     i'ß'2 

Yanda  coerulea  Griff,  bei  Herrn  Franz  Bluth,  Gross-Lichterfelde. 

\'ün  L.  Wittmark. 

«'  Mit  Abbild.  47. 

n  Gartentlora  1N93,  S.  OOi,  haben  wir  der  100  trefflichen  Exemplare 
'  von  Vanda  coerulea  Grifüth,  eine  der  wenigen  blan  gefärbten  Orchideen, 
des  Herrn  Gärtnereibesitzer  Franz  Bluth  in  Gross-I.ichterfelde  (Post-  und 
Eisenbahnstation  Steglitz)  gedacht  und  die  dortige  Kulturmethode  angegeben. 
Herr  Bluth  zieht  sie,  wie  die  Cattleyen,  hängend,  in  Körben  aus  Zierkork  ohne 
Boden,  die  mit  Sphagnum  gefüllt  sind,  teilweise  auch  nur  an  Kork.  Er  hält 
ferner  seine  Orchideen  nicht  in  besonderen  Häusern,  sondern  kultiviert  sie  mit 
anderen  Pflanzen  zusammen,  die  Vanda  coerulea  mit  Gardenien,  da  er  der 
Ansicht  ist,  dass  sie  sich  am  wohlsten  fühlen,  wenn  sie,  wie  im  Vaterlande,  mit 
anderen  Gewächsen  gemeinsam  leben. 

Ich  fand  bei  Herrn  Bluth  am  24.  Oktober  1893  von  den  100  Exemplaren 
der  ^'anda  coerulea  etwa  40  in  seinem  Palmenhause  aufgehängt,  davon  Aiele 
mit  14  bis  16,  selbst  einzelne  mit  18  Blumen.  Der  Anblick  war  so  herrlich,  dass 
ich  mich  entschloss,  ihn  an  einem  der  nächsten  Tage  photographisch  fest- 
zuhalten, und  so  folgt  anbei  das  Bild,  auf  dem  auch  noch  Cattleya  labiata 
autumnalis  und  einige  andere  Orchideen  sichtbar  sind.  —  Es  spricht  so  für 
sich  selbst,  dass  wir  nichts  weiter  hinzuzufügen  haben. 


Der  deutsche  Gartenbau  auf  der  Weltausstellung  zu  Chicago 
und  Vergleiche  mit  dem  Gartenbau  anderer  beteiligter  Staaten. 

Von    Ludwig    Schiller. 


m/i^ 


II. 


er  1.  Mai,  der  Tag  der  Eröffnung,  rückte  immer  näher,  und  mir 
wurde  recht  unbehaglich  zu  Mute,  da  ich  doch  auch  bis  dahin  fertig 
werden  sollte  und  weder  Geld  noch  genügend  Pflanzen  hatte. 
Hätten  mir  zu  jener  Zeit  noch  einige  hundert  Dollars  zur  Verfügung 
gestanden,  ich  hätte  mich  nicht  gescheut,  sie  für  dekorative  Zwecke  zu 
!^  verwenden,  und  wenn  auch  ohnehin  schon  unsere  Abteilung  in  der  Halle 
zu  den  anziehendsten  gehörte,  man  hätte  den  Reiz  dann  noch  bedeutend 
erhöhen  können.  Um  diese  Zeit  hatte  ich  mehrere  tausend  Maiblumen  in  Blüte 
und  einige  Azaleen  von  Otto  Olberg-Dresden.  Ich  muss  auch  hier  an- 
erkennen, dass  wir  namentlich  der  Opferfreudigkeit  Otto  Olbergs  und  der 
Dresdener  Herren  im  allgemeinen  unseren  Erfolg  zu  verdanken  haben. 
Im  grossen  und  ganzen  waren  die  von  O.  Olberg  gesandten  Azaleen  keine 
Musterware,  nur  die  grösseren  Exemplare  waren  von  vorzüglicher  Kultur. 
Nichts  destoweniger  waren  die  Preise  sehr  hoch  gestellt  und  ist  es  unmöglich, 
hierbei  mit  den  Belgiern  konkurrieren  zu  können.  Die  Maiblumen  dagegen 
waren  mit  Ausnahme  der  von  Tiefenthal  alle  la  Qualität.  Die  besten  hatte 
Julius  Hansen,  Pinneberg,  ausgestellt,  ihm  folgte  C.  van  der  Smissen. 
Steglitz-Berlin  und  Gust.  A.  Schultz,  Eckartsberg-Berlin. 


l^jt  Der  deutsche  Gartenbau  auf  der  Weltausstellung  zu  Chicago  etc. 


Es  war  nur  zu  bedauern,  dass  man  trotz  der  vielen  eingesandten  Alai- 
blumen  dieselben  nicht  so  recht  zur  Schau  bringen  konnte,  da  nur  ein  Brvichteil 
in  brauchbarem  Zustande  angekommen  war.  Die  gut  erhaltenen  aber  und  die 
andern  eben  angeführten  Sachen  waren  wirkliche  Ausstellungsgegenstände  bei 
der  Eröifnung.  Das  Material  war  natürlich  so  ein  zu  geringes,  und  so  entschloss 
ich  mich  denn,  einen  Teil  Palmen,  Farne  etc.  zuzukaufen,  mit  welchen  ich  den 
Springbrunnen  von  A.  Castner  Nachfolger,  Martin  &  Piltzing,  Berlin,  der  mir 
nebst  andern  Ornamenten  von  dieser  Firma  freundlichst  zur  Verfügung  gestellt 
Avar,  wie  Ihnen  ja  von  der  Photographie  her  bekannt  ist  (Gfl.  1893,  S.  417,  424,  425) 
dekorierte.  Effektvoll  war  diese  Gruppe  sehr,  im  Vordergrunde  standen  blühende 
Stiefmütterchen,  ferner  eine  hübsche  kleine  Gruppe  Levkojen  und  links  vomvSpring- 
briinnen  Lilium  tlarrisi  und  blühende  Chrysanthemum  frutescens.  Hieran 
schlössen  sich  Azaleen  vonOlberg,  die  zur  Zeit  der  Blüte  den  entschieden  fesselndsten 
Punkt  im  Gartenbau-Gebäude  bildeten.  Am  Ende  hatten  wir  noch  eine  sehr 
hübsche  Bronzegruppe  von  A.  Castner  Nachfolger  aufgestellt,  umgeben  von 
blühendem  Flieder,  im  Vordergrund  waren  blühende  Calceolarien  und  Cinerarien, 
die  auf  der  Ausstellung  von  im  vorigen  Jahr  von  deutschen  Ausstellern  ge- 
schicktem Samen  gezogen  waren.  Dieses  war  unsere  Gruppe  bei  der  Eröffnung 
der  Ausstellung  in  der  Haupthalle,  sie  machte  einen  sehr  guten  Eindruck  und 
wurde  zu  Zeiten  förmlich  von  Besuchern  umlagert.  In  der  Samenabteilung 
waren  am  1.  Mai  die  Gegenstände  von  J.  C.  Schmidt,  Erfurt,  Böttcher  &  Völker 
und  J.  M.  Helms  Söhne,  beide  von  Gross-Tabarz,  ferner  O.  Knopf  &  Co.,  Erfurt, 
fertig  gestellt.  Die  Kisten  von  E.  Benary,  Erfurt,  waren  leider  in  die  Industrie- 
Halle  gesandt  worden,  ohne  dass  ich  davon  eine  Ahnung  hatte;  so  kam  es,  dass 
diese  Sachen  erst  später  ausgestellt  wurden. 

Ich  möchte  hier  gleich  erwähnen,  dass  der  Begriff  »Gartenbau«  hier  in 
Amerika  ein  bedeutend  weiterer  ist,  als  dies  bei  uns  der  Fall  ist.  In  den 
Gartenbau  gehört  alles,  was  überhaupt  nur  entfernt  damit  zusammenfällt. 
So  Avaren  hier  inbegriffen:  Pflanzenkultur  und  Baumschule,  Obstbau,  Obst- 
verwertung (Einmachen  der  Früchte  und  Obstweine),  Beerenkultur,  Gemüse- 
kultur, Weinbau,  Samenbau  imd  Forstkultur,  ferner  alle  hierfür  benötigten 
Handwerkzeuge  und  Möbel.  Daran  schliessen  sich  Planzeichnungen,  Botanik, 
Gewächshausbau  und  Gewächshausheizung.  Die  Art  und  Weise,  einen  jeden 
dieser  Zweige  in  gesonderte  Abteilungen  einzuteilen,  ist  sehr  lobend  an- 
zuerkennen und  erschien  mir  als  am  allervorteilhaftesten  und  praktischsten. 
Man  erhielt  dadurch  auch  bei  nur  oberflächlicher  Betrachtung  eine  volle 
Einsicht  in  alles  und  war  im  Augenblick  orientiert. 

Was  nun  unsere  Samenaussteller  betrifft,  so  finden  wir  auch  hier  Vorzüge 
und  Mängel.  Am  praktischsten  und  dabei  doch  gut  aussehend  war  die  Art  und 
Weise,  wie  Böttcher  &  Völker  ausgestellt  hatten.  Es  war  dieses  eine  einfache 
Treppenstellage,  auf  welcher  die  Samen  familienweise  in  Gläsern  aufgestellt 
waren,  natürlich  vollkommen  übersichtlich  geordnet.  Auch  die  von  Helms 
Söhne  ausgestellten  Samen  waren  zwar  gut  geordnet,  das  Ganze  aber  hatte  kein 
so  elegantes  Aussehen.  Es  waren  einfache  schräge  Kästen,  in  denen  regelmässige 
Fächer  den  betreffenden  Samen  aufnahmen. 

Die  Ausstellung  von  O.  Knopf  &  Co.  dürfte  wohl  die  eleganteste  gewesen 
sein,  wenn  nicht  infolge  der  pyramidenförmigen  Aufstellung  die  Übersicht 
beeinträchtigt  gewesen  wäre.     Auch  hatte  sie  den  Fehler,  dass,  wenn  man  den 


Der  deutsche  Gartenbau  auf  der  Weltausstellung  zu  Chicago  etc.  i^z 


Samen  näher  betrachten  wollte  und  zu  diesem  Zweck  ein  Glas  aufhob,  der 
Boden  herausfiel,  infolge  dessen  auch  der  Samen  nachgab  und  so  mit  der 
Zeit  weniger  wurde;  es  war  dieses  gar  nicht  zu  verhüten. 

Die  eleganteste  und  effektvollste  Samenausstellung  hatte  entschieden 
I.  C.  Schmidt,  Erfurt,  geliefert,  nur  hatte  sie  wohl  den  grossen  Fehler,  dass  sie 
von  der  grossen  Masse  gar  nicht  als  Samenausstellung  angesehen  wurde.  Herr 
Schmidt  hatte,  um  einem  jeden  gleich  zu  zeigen,  welche  Pflanze  dem  betreffenden 
Samen  entsi^ringt,  resp.  wie  die  Blüte  aussieht,  die  betreffenden  künstlichen 
Blüten  dazu  gesandt,  die  dann  auf  die  Gläser  gesteckt  wurden.  Da  die  Blüten  nun 
entschieden  mehr  Effekt  machten,  wurden  die  Samen  häufig  übersehen,  und 
Ijesonders  geschah  dies  bei  den  weiter  hinterstehenden,  die  fast  vollständig 
durch  die  Blumen  verdeckt  wurden.  Die  Anerkennung  muss  man  jedoch  der 
Firma  j.  C.  Schmidt  lassen,    »sie    weiss,    wie  man   effektvoll  auszustellen  hat.« 

Yon  der  Firma  Benary  will  ich  noch  erwähnen,  dass  dieselbe  ein  grosses 
Tableau  mit  Ansichten  ihres  Etablissements  in  einem  wundervollen  Holzrahmen 
ausgestellt  hatte,  was  eben  wohl  nur  den  Zweck  hatte,  dass  die  Firma  ver- 
treten sein  wollte. 

In  der  Aljteilun^;;  für  Pläne  waren  wir  im  Anfang  noch  nicht  fertig,  da 
die  dafür  nötigen  ^\ände  wegen  der  vielen  Arbeit  seitens  der  Regierung  noch 
nicht  gezogen  waren.  So  gingen  nun  die  ersten  Tage  der  Ausstellung  dahin. 
Die  Pflanzen  für  die  spätere  Zeit  wurden  vorbereitet  und  dann  wurden  auch  die 
konservierten  Gemüse  und  Obstweine  des  Obstbaukomitees  aufgestellt.  Nachdem 
diese  Sachen  fertig  waren,  konnte  ich  auch  an  das  Aufliängen  der  Pläne  gehen 
und  schon  nach  3  Wochen  war  alles  im  Gebäude  in  bester  Ordnung. 

Nachdem  ich  mich  bei  Herrn  John  Thorpe  gemeldet,  übernahm  ich  zu 
gleicher  Zeit  die  weitere  Sorge  für  die  dort  gezogenen  Pflanzen,  als  Cyclamen 
persicum,  Calceolaria  hybrida,  Cineraria  hybrida. 

Freilich  konnte  ich  den  Platz,  den  ich  sonst  für  die  Vorkultur  meiner 
Sachen  gebrauchte,  nicht  erhalten,  und  somit  gelang  es  mir  auch  nicht,  aus  den 
meisten  das  zu  machen,  was  sonst  der  Fall  gewesen  wäre.  Ein  Auftreten  da- 
gegen hätte  für  mich  nur  die  Folge  gehabt,  dass  mir  während  der  ganzen 
Dauer  der  Ausstellung  nie  wieder  Hilfe  gegeben  wäre,  ich  bei  denen,  die  ich 
zu  nötig  brauchte,  vielleicht  unbeliebt  geworden  wäre  und  somit  unserer  Sache 
noch  bei  weitem  geschadet  hätte. 

Jetzt  wurde  mir  noch  der  Platz  um  das  deutsche  Haus  zugewiesen,  um 
einen  Garten  daselbst  anzulegen.  Auf  diesen  Vorschlag  eingegangen  zu  sein, 
war  entschieden  sehr  thöricht  von  mir,  denn  die  Schwierigkeiten,  die  ich  dort 
zu  überwinden  hatte,  haben  mich  in  dem  Masse  erregt,  dass  ich  mich  nachher 
gar  nicht  mehr  um  die  Sache  gekümmert  habe.  Ich  übergehe  gern  diese  un- 
erquickliche Angelegenheit,  besonders  da  sie  für  das  Komitee  von  gar  keinem 
oder  doch  nur  geringem  Interesse  ist. 

Das  Wetter  wurde  nun  endlich  l^esser  und  ich  konnte  anfangen,  auf  der 
Insel  zu  arbeiten.  Wie  dies  ausgeführt  wurde,  wissen  Sie  ja  aus  der  seinerzeit 
gesandten  Zeichnung.  Es  war  dies  der  einzige  Weg,  um  den  Ausstellern  gerecht 
zu  werden.  Ich  hatte  lange  hin  und  her  überlegt,  wie  es  wohl  am  besten  sem 
könnte,  hätte  auch  den  Ausstellern  gern  mehr  Gerechtigkeit  widerfahren  lassen, 
aber  es  ging  eben  nicht  so,  wie  ich  gern  gewollt  hätte. 

Es  ist  zwar  auch  so  jedem  Aussteller  Genüge   gethan  worden   und  betreffs 


l35  D"^'"  deutsche  Gartenhau  auf  der  Weltausstellung  zu  Chicago  etc. 


sorgfältiger  Behandlung  seiner  Pflanzen  könnte  sich  Avohl  keiner  beklagen, 
freilich  hätte  ich  es  für  jeden  von  Herzen  gern  noch  besser  gemacht.  Einen 
vorzüglichen  Platz  hatten  die  Rosen  und  ganz  speziell  die  Dresdener  Rosen 
und   die  von  Carl  Gör  ms,  Potsdam.     Diese  ^varen    auch    unsere    Paradebeete. 

Wie  eignen  sich  nun  aber  deutsche  Rosen  für  amerikanisches  Klima  und 
speziell  für  das  in  Chicago?  Diese  Frage  möchte  ich  fast  dahin  beantworten, 
dass  sie  sich  gar  nicht  eignen  und  sich  auch  M^ohl  niemals  eignen  werden. 
Es  ist  dies  eigentümlich,  lässt  sich  aber  nicht  ändern.  Nehmen  wir  zuerst 
einmal  die  hochstämmigen  Rosen,  so  sind  diese  noch  viel  schwerer  zu 
akklimatisieren,  als  die  niedrigen.  Es  muss  freilich  nicht  ausser  acht  gelassen 
werden,  dass  das  Wasser  uns  sehr  sparsam  zubemessen  wurde,  seitdem  das 
Kaltwarenhaus  ein  Raub  der  Flammen  geworden  war.  Ich  hatte  die  Rosen  auf 
folgende  Weise  geptlanzt:  Die  Wurzel  wurde  in  einen  Lehmbrei  getaucht  und 
dann  der  Stamm  i  —  2  Hand  breit  tiefer  gesetzt,  als  er  ursprünglich  gestanden; 
der  Abstand  betrug  etwas  über  einen  Fuss.  Als  die  Witterung  es  dann 
gestattete,  pflanzte  ich  Tagetes  und  Astern  zwischen  die  Hochstämme.  Sobald 
die  Pflanzen  getrieben  hatten,  bildeten  sie  einen  ziemlich  dichten  Laubkranz, 
sich  gegenseitig  berührend,  wodurch  ich  verhindern  wollte,  dass  die  Sonne  die 
Stämme  direkt  treffe.  Denselben  Zweck  A^erfolgte  ich  mit  dem  Zwischen- 
pflanzen von  Sommerblumen.  Ich  hatte  mich  auch  in  meiner  Berechnung 
nicht  geirrt,  die  Rosen  wuchsen  sehr  gut  an,  wuchsen  willig  so  lange  als  wir 
genügend  Wasser  hatten,  dann  aber  hörten  sie  auf,  ja  bekamen  sogar  etwas 
Aleltau.  Die  erste  Blüte  der  Hochstämme  war  sehr  mangelhaft  imd  finden 
wir  die  Ursache  wohl  darin,  dass  die  Rosen  in  Deutschland  geschnitten  waren, 
darauf  in  Kisten  mit  Moos  gepackt  wurden  imd  nun  in  sehr  ausgetriebenem 
Zustande,  vielfach  mit  Knospen  besetzt,  hier  ankamen.  Durch  ein  nochmaliges 
Zurückschneiden  meinerseits  mussten  notgedrungen  die  durch  die  anderen 
Triebe  geschwächten  Augen  austreiben  und  blühten  eben  nicht  nach  W^unsch. 
Die  zweite  Blüte  dagegen  war  prachtvoll.  Der  Zustand  aber,  in  dem  sich  die 
Rosen  befanden,  nachdem  sie  im  Herbst  wieder  herausgenommen  waren,  bewies 
mir,  dass  das  üppige  Wachstum  weiter  nichts  als  sogenannte  Angsttriebe  waren 
und  für  ein  Gedeihen  im  nächsten  Jahre  möchte  ich  keine  Garantie  über- 
nehmen. Allerdings  war  der  Boden,  in  dem  die  Rosen  gepflanzt  waren,  ein 
sehr  mangelhafter,  ein  aus  Schlamm  und  Morast  gewonnener  Boden,  aber  auch 
alle  anderen  Rosen  im  Freien  in  und  um  Chicago  bewiesen  mir  dasselbe. 

Es  liegt  auch  nicht  etwa  an  dem  Unverständnis  der  Chicagoer  Gärtner, 
Herr  Geheimrat  Wittmack  und  Herr  Georg  Lackner  können  gewiss  auch  bezeugen, 
dass  die  Chicagoer  im  Hause  uns  alle  als  Lehrmeister  dienen  können.  Auch 
hatte  ich  die  hochstämmigen  Rosen  selbstverständlich  in  verschiedene  Posi- 
tionen gepflanzt,  schon  aus  eigenem  Interesse.  So  standen  ein  Teil  völlig  frei, 
einzelne  in  der  vollen  Sonne,  ein  Teil  im  Halbschatten  ohne  Zwischenpflanzung 
und  ein  Teil  im  Halbschatten  mit  Zwischenpflanzung.  Es  bewährten  sich  nun 
die  im  Halbschatten  mit  Zwischenpflanzung  am  besten,  auch  ist  nicht  zu  leugnen, 
dass  die  einzeln  gepflanzten  wider  Erwarten  gut  waren,  und  glaube  ich  die 
Ursache  darin  suchen  zu  müssen,  dass  diese  aus  dem  Norden  stammten  und  zwar  von 
VoUert-Lübeck,  sie  schienen  mir  entschieden  widerstandsfähiger.  Es  wäre  ja 
interessant  gewesen,  hätte  man  dergleichen  Versuche  weiter  ausdehnen  können. 
Dieselbe  Bemerkung  habe  ich  auch  bei  den  niedrigen  Rosen  gemacht,  hier  war 
dieses  sogar  sehr  auffallend. 


Einfuhr  nach  dem  Kaplande. 


7 


Die  Pflanzung"  der  niedrigen  Rosen  geschah  in  ganz  derselben  Weise,  wie 
die  der  Hochstämme  und  zeigten  bei  der  Pflanzung  die  Dresdener  Rosen  eine 
bei  weitem  bessere  Qualität,  denn  irgend  welche  anderen.  Ich  hatte  da  ein 
grosses  Revier,  auf  welchem  die  Rosen  aus  Dresden,  Lübeck,  Hamburg  und 
Trier  beisammen  standen.  Beim  Empfang  waren  die  Dresdener  die  stärksten, 
die  aus  Trier  die  schwächsten,  obgleich  sich  letztere  im  Verhältnis  am  wohlsten 
zu  fühlen  schienen.  Zum  Schluss  waren  die  Lübecker  entschieden  die  besten, 
wenn  auch  die  ausgewählten  Sorten  sehr  starkwachsende  waren.  Hier  glaube 
ich,  liegt  jedoch  auch  sehr  viel  an  der  Verpackung,  denn  alle  Rosen  wurden 
von  der  Kaiserin  Auguste  \"iktoria  übertroffen,  die.  der  brennenden  vSonne  aus- 
gesetzt, sich  ganz  vorzüglich  bewährten.  Ein  eigentümliches  Aussehen  zeigten 
am  Schluss  die  Dresdener  Rosen,  sie  hatten  nicht  das  gesunde,  freudige  Aus- 
sehen, wie  die  anderen,  blühten  auch  später  nicht  mehr  so  reich.  Soweit  über 
die   Rosen.  (Fortsetzung  folgt.) 


Einfuhr  nach  dem  Kaplande. 


Ministerium 

für 

Landwirtschaft.  I)omänen  und  Forsten. 

Berlin,  den  8.  März  1894. 
Wie  ich  den  Vorstand  im  Anschluss  an  die  Mitteilung 
vom  21.  Juli  V.  J.  I.  15  156  benachrichtige,  sind  seitens  der 
Regierung  der  Kapkolonie  über  die  Absperrung"  der  von  der 
Reblaus  befallenen  Gebiete  und  die  Einfuhr  von  Reben  und 
anderen  Gewächsen  unter  Aufhebung  der  seither  in  Kraft 
gewesenen  Bestimmungen  neue  Vorschriften  erlassen  worden. 
Nach  diesen  neuen  Bestimmungen  dürfen  Rebpflanzen. 
Schnittlinge  und  Rebholz  nicht  eingeführt  werden.  Eine  Aus- 
nahme Avird  nur  für  diejenigen  Rebpflanzen  u.  s.  w.  gemacht, 
welche  von  der  Regierung"  eingeführt  werden.  Die  Einfuhr 
aller  Bäume  imd  nicht  zur  Kategorie  der  Rebe  gehörigen 
Pflänzlinge,  sowie  aller  Knollen-,  Wurzel-  und  Zwiebelgewächse 
erfolgt  unter  Aufsicht. 

Jede  derartige  Sendung  muss  von  der  eidlichen  Erklärung 
des  Absenders  begleitet  sein,  dass 

1.  sich  keine  Rebpflanzen  oder  Schnittlinge  davon  und 
kein  Rebholz  darunter  befinden, 

2.  die  zur  Einfuhr  bestimmten  Vegetabilien  in  einer 
Entfernung  von  mindestens  50  Ellen')  von  Reb- 
pflanzen oder  Rebwurzeln  gewachsen  sind, 

3.  die  Reblaus  sich  dort  nicht  gezeigt  hat,  und 

4.  die  zur  Einfuhr  bestimmten  Vegetabilien  von  der 
Reblaus  nicht  befallen  sind. 

Alle  Vegetabilien,  welche   dieser  Erklärung  unter  4  zu- 
wider,   sich  bei   der  Durchsuchung    als    mit  Reblaus   behaftet 

■'')    1   Elle  (yard)  =  o,qi4  m. 


i88 


Neue  und  empfehlenswerte  PHanzen. 


erweisen,  werden  vernichtet.  Eine  Erleichterung"  in  den  Be- 
stimmungen über  die  Einfuhr  kann  von  dem  landwirtschaft- 
lichen Minister  für  diejenigen  Vegetabilien  bewilligt  werden, 
die  zur  Einfuhr  in  einen  von  der  Reblaus  befallenen  Bezirk 
bestimmt  sind  und  von  dem  Zollamt  unmittelbar  und  ohne 
"S'erzug  dorthin  gebracht  werden. 

Der  ^Minister 

für  Eandwirtschaft,  Domänen  und  Forsten. 

Im  Auftrage. 

Sterneberg. 


An 


den  Vorstand  des  Vereins  zur 
Beförderung"  des  Gartenbaues 
I.  3  lOö  hierselbst. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Neuheiten  für  1894 
von  Pape  &  Bergmann,  Quedlinburg. 

Kopfkohl,  f  r  ü  h  c  r  w  e  i  s  s  e  r  platt- 
r  u  n  d  e  r  E  i  s  e  n  k  o  p  f.  Diese  neue  .Sorte 
ist  sehr  kurzstrunkig,  ungemein  früh, 
sehr  zart  und  feinrippig.  Die  sich 
schnell  entwickelnden  Köpfe  werden 
mittelgross,  sind  dicht  geschlossen, 
äusserst  fest  und  sehr  haltbar.  Der 
Geschmack  ist  ganz  vorzüglich.  Ganz 
besonders  empfehlen  wir  diese  Sorte 
allen  Gemüsezüchtern,  da  dieselbe 
früher  als  alle  anderen  und  sehr  er- 
giebig ist. 

Krupbohne,Dippe's  verbf'sserte 
weisse  dickfleischige  Speck.  Be- 
deutend ertragreicher  als  die  alte  Sorte, 
die  Schoten  sind  dickfleischiger  und 
sehr  zart.  Ausserdem  besitzt  die  Sorte 
den  besonderen  Vorzug  grosser  Wider- 
standsfähigkeit gegen  ungünstige  Witte- 
rung und  dass  sie  nicht  befällt. 

Porree,  perennierender  oder  re- 
montierender. Sehr  ergiebige  neue 
Varietät.  Um  den  alten  Stamm  bilden 
sich  im  Frühjahr  zahlreiche  junge 
Triebe,  welche  für  den  Küchenbedarf 
abgelöst  werden.  Die  Triebe  sind 
sehr   dick,    weiss,    zehr  zart  und  von 


feinstem  Geschmack.  Die  Belaubung 
ist  üppig  dunkelgrün.  Der  besondere 
Wert  dieser  Sorte  liegt  noch  darin, 
dass  man  das  ganze  Jahr  hindurch 
stets  frischen  Porree  haben  kann.  Der 
perennierende  Porree  ist  vollständig 
winterhart.     vSehr  zu   empfehlen. 

Wirsing"  Long-Island,  runder 
grüner  krauser.  Eine  ganz  vor- 
zügliche Marktsorte,  welche  von  den 
Gemüsezüchtern  in  der  Umgegend  von 
New-York  mit  besonderer  ^^orliebe  kulti- 
viert wird.  Die  schönen  dunkelgrünen 
Köpfe  sind  rund,  ungemein  fest  und 
zart.    Ganz  besonders  zu  empfehlen. 

Neue  silberweisse  Delicatess- 
Zwiebel,  Hundert  für  eine.  Diese 
neue  Zwiebel  hat  in  Bezug  auf  ihre 
Verwendung  Ähnlichkeit  mit  der 
Schalotte.  Die  Form  der  Zwiebel  ist 
rund,  resp.  oval,  von  glänzend  silber- 
weisser  Farbe.  Der  Geschmack  ist 
mild  und  äusserst  angenehm.  Im 
Frühjahr  gesteckt,  setzt  sie  sofort  am 
Wurzelboden  eine  Menge  kleiner 
Zwiebeln  an,  welche  äusserst  schnell 
wachsen  und  binnen  kurzer  Zeit  für 
Wirtschaftszwecke     verwendbar     sind. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


189 


Die    Z^viebel    ist    sehr    dauerhaft    und 
eignet  sich  gut  zum  Einmachen. 

Begonia  semperflorens  nana  fol. 
aureis.  Eine  neue  Begonia  mit  gold- 
gelben Blättern.  Diese  Neuheit  ist 
eine  sehr  wertvolle  Bereicherung"  der 
niedrigen  Einfassungsptlanzen.  Sie  wird 
kaum  20  cm  hoch,  baut  sich  sehr 
kompakt  und  wächst  sehr  gedrungen,, 
wodurch  sie  noch  besonderen  Wert 
für  die  Teppichgärtnerei  erhält.  Die  Be- 
laubung ist  glänzend  gelb,  von  Avelcher 
sich  die  zart  rosenroten  und  fleisch- 
farbenen Blüten  äusserst  wirkungsvoll 
abheben.  In  Verbindung  mit  Begonia 
Vernon  oder  ähnlichen  Pflanzen  wird 
man   stets   grossartige  Eifekte  erzielen. 

Lathyrus  odoratus  Emily  Hen- 
derson.  Schneeweisse,  wohlriechende 
Wicke.  Eine  ganz  hervorragende  Neu- 
heit aus  Amerika.  Blumen  schneeweiss, 
klar  wie  Alabaster  und  glänzend  wie 
Satin,  sehr  gross  und  langstielig.  Sehr 
reichblühend  bis  spät  in  den  Herbst 
hinein.  Nach  der  Versicherung  des 
Züchters  lässt  sich  diese  herrliche 
Sorte  auch  unter  Glas  treiben. 

Myosotis  dissitifloragrandiflora 
(Perfection).  Die  hellblauen  Blüten- 
sterne dieser  neuen  A^arietät  sind  aus- 
nehmend gross  und  erscheinen  in 
kräftigen,  gedrungenen  Dolden,  dabei 
ebenso  frühblühend  Avie  die  Stamm- 
form M.  dissitiflora.  Eignet  sich  eben- 
so gut  zur  Land-,  als  auch  zur  Topf- 
kultur. Im  Kalthause  oder  in  einem 
massig  warmen  Zimmer  lässt  sich 
diese  vSorte  mit  Leichtigkeit  treiben. 

Petunia  grandiflora  »Riesen  von 
Californien«.  Die  meisten  Blumen 
dieser  Neuheit  sind  tadellos  gefranst 
und  von  erstaunlicher  Grösse;  Blüten 
von  25  cm  Durchmesser  gehören  gar 
nicht  zu  den  Seltenheiten.  Ausserdem 
erhält  diese  Sorte  noch  einen  be- 
sonderen Wert  durch  ihr  grossartiges 
Farbenspiel.  Der  tiefe  Schlund  ist 
prächtig    weiss,    schwarz,    gelb,     grün 


oder  kastanienbraun  geädert  oder  ge- 
streift, während  der  Rand  die  zarte- 
sten bis  lebhaftesten  Farben  in  allen 
Nuancen  zeigt.  Überhaupt  kommen 
Farbenzusammenstellungen  vor,  welche 
bei  den  Petunien  vollständig  neu  sind. 

Pyrethrum  parthenifol.  aureum 
crispum.  Die  Blätter  sind  von  in- 
tensiv gelber  Farbe  und  gleichen  in 
Form  denen  der  alten  Stammform, 
unterscheiden  sich  jedoch  durch  fein 
gezackte  imd  wellenförmig  stark  ge- 
kräuselte Blätter,  welche  grosse 
Ähnlichkeit  mit  gefüllter  Petersilie 
haben.  I^ie  Pflanzen  zeigen  einen 
kräftigen,  gefälligen  Wuchs. 

Prinzess-Aster.  Rein  weiss  oder 
Schneeball.  Prachtvolle,  der  Mignon- 
Aster  sehr  ähnliche  Sorte,  mit  kürzeren 
Petalen.  Sehr  lange  und  reichblühend. 
Ganz  vorzüglich  zur  Binderei. 

Abutilon  »Sawitzer's  Neuzüch- 
tung«. Die  Belaubung  dieser  herr- 
lichen Varietät  erinnert  an  Acer  ne- 
gundo  fol.  var.,  doch  ist  die  Färbung 
noch  lebhafter.  Der  zierliche  und 
kompakte  Wuchs,  verbunden  mit  ihrer 
wunderbaren  oft  rein  weissen  Be- 
laubung, macht  sie  zu  einer  Dekora- 
tions-  und  Marktpflanze  ersten  Ranges. 
Überall,  wo  diese  prächtige  Neuheit 
ausgestellt  wurde,  erhielt  sie  die  ersten 
Preise  und  erregte  allgemeine  Be- 
wunderung. Wir  empfehlen  diese 
herrliche  Blattpflanze   angelegentlichst. 

Abutilon.  Andenken  an  Bonn. 
Die  grossen  dunkelgrünen  Blätter  haben 
eine  breite  rein  weisse  Einfassung. 
Zur  Einzelpflanzung  und  auch  in  ge- 
mischten Gruppen  verwendet,  wird 
diese  wundervolle  Sorte  stets  den 
grössten  Effekt  hervorbringen  und  die 
erste  Stelle  unter  unseren  Blattpflanzen 
mit  einnehmen.  Zur  Anzucht  von 
Kronenbäumchen  ist  diese  herrliche 
Sorte  ebenfalls  zu  empfehlen. 

Alternanthera  Reichardii.  Von 
unvergleichlich  schöner,  leuchtender,  in 


\99_ 


Kleinere  Mitteilungen. 


ziegelrot  übergehender  Färbung.  Wuchs 
und  Blätter  wie  bei  A.  paronychioides, 
jedoch   noch   niedriger  und  krauser. 

Begonia  Präsident  Carnot, 
Blätter  gross,  hellgrün  mit  weissen 
Flecken  und  Punkten.  Blumen  korallen- 
rot, in  Dolden   stehend.     Prachtvoll. 

Dianthus  >'Pride  of  Great  Bri- 
tain«.  Neuheit  ersten  Ranges.  Die 
gelbe  Malmaison- Nelke.  Die  grösste 
gelbe  Nelke,  welche  bis  jetzt  bekannt 
ist.  Die  Blumen  zeigen  ein  reines 
zartes  Schwefelgelb,  tragen  sich  leicht 
und  frei  auf  steifen  Stielen.  Der  Wuchs 
ist  ziemlich  robust  und  kräftig.  Diese 
neue  Prachtsorte  ist  in  England  ge- 
zogen und  erregte  dort  auf  allen  Aus- 
stellungen die  grösste  Sensation.  Sie 
erhielt  in  London,  im  Regents  Park, 
im  Krystal  Palace,  im  Earl's  Court,  auf 
der  Forestry  Exhibition,  auf  der  Royal 
Horticultural  Exhibition  und  in  Alan- 
ehester  stets  die  höchsten  Auszeich- 
nungen und  lirst  -  class  Certificate. 
Allen  Nelken-Ei ebhabern  empfehlen  wir 
diese  Neuheit  angelegentlichst. 

Bismarck-Nelke.  Neu!  Diese  neue 
winterharte  Nelke  dürfte  das  Kreuzungs- 
produkt   von    Dianthus    barbatus    und 


chinensis  sein.  Sie  hat  den  gedrungenen 
Bau  der  Bartnelken,  die  Reichblütigkeit 
und  Blumenstellung  der  D.  chinensis 
und  den  herrlichen  Duft  des  D.  cary- 
ophyllus.  Die  leuchtend  karminroten 
Blumen  erheben  sich  frei  über  dem 
Blattwerke  in  dichten  Dolden  und  sind 
von  sehr  langer  Blütendauer.  In  Töpfen 
und  auch  auf  Beeten  ausgeptlanzt  giebt 
die  Bismarck-Nelke  einen  zweimaligen 
Flor  und  zwar  im  Herbst  und  im  Früh- 
jahr. (Abgeb.  Cartenll.  1S93  Taf.  1389). 

Heliotrop  ,, Kaiser  Wilhelm  II.'' 
Prächtige  sehr  kompakt  und  ge- 
drungen wachsende  Varietät  mit  grossen 
Dolden  tief  dunkelblauer  Blumen. 
Sehr  reichblühend.  Der  Bau  ist 
ziemlich  kugelig.  I>aub  klein  und 
etwas    wollig. 

Myosotis  palustris  grandiflora 
>'Nixenauge«.  Ein  neues  riesenblumi- 
ges Vergissmeinnicht  von  prächtiger 
himmelblauer  Farbe.  Die  Blumen  sind 
noch  einmal  so  gross,  wie  die  des  an 
Bächen  und  Gräben  vorkommenden, 
beliebten  Sumpfvergissmeinnicht.  Die 
Belaubung  ist  glänzend  hellgrün,  wo- 
durch die  grossen  himmelblauen  Blüten 
äusserst  wirkungsvoll  zur  Geltung 
kommen. 


Kleinere  Mittheilungen. 


Der  getriebene  Flieder  von  Fr.  Harms,  Hamburg. 

Alit  einer  vSendung  köstlichen  Flieders 
und  einer  Photographie  erhielten  wir 
am  11.  März  folgendes  Schreiben: 

»Ew.  Hochwohlgeboren  wollen  mir 
gütigst  gestatten,  eine  kleine  Probe 
meines  Treibflieders  zur  geneigten  An- 
sicht und  Beurteilung  ganz  ergebenst 
zu  übersenden.  Es  sind  z.  T.  Blumen, 
die  ich  bereits  am  5.  d.  \l.  in  unserer 
Monats-Versammlung  (des  Gartenbau- 
Vereins)  ausgestellt  hatte  und  die  dabei 
etwas  gelitten  haben.  Die  Blumen  von 
Charles  N.  und  Marly  sind  den  weniger 


guten  und  kräftigen  Pflanzen  entnommen, 
da  die  beste  Ware  zuerst  getrieben  wird; 
auch  ist  der  Marly  nicht  der  echte 
Marly  rouge,  sondern  eine  der  Syr. 
vulg.  näher  stehende,  weniger  gross- 
blumige A'arietät.  Charles  N.  hat  z.T.  die 
Färbungen,  wie  sie  hier  beliebt  sind, 
ins  rötliche,  nicht  ins  bläuliche  fallend, 
welche  letztere  Nuancen  verpönt  sind. 
Ich  begreife  nicht,  wie  Herr  Garten- 
bau-Direktor Lackner  dem  Alarly- 
Flieder  solch  untergeordneten  Wert 
beilegen  kann,  d.  h.  als  LIandelsware, 
und    um    A'orteil.    A'erdienst    aus    der 


Kleinere  Mitteilungen. 


19i 


Flirdcrtrcibt-rei  zu  ziehen.  Ich  schneide 
von  einer  Fläche  von  ca.  2  qm  von 
Marly  in  16  bis  2\  auch  24  Tagen  regel- 
mässig für  ca.  Mk.  100  Blumen,  und 
Mühe  und  Kosten  macht  derselbe  wenig, 
auch  ist  die  Ware  regelmässig  gut  zu 
verkaufen. 

Sollten  Sie  gerade  Gelegenheit  haben, 
Herrn  Lackner  die  Blumen  zu  zeigen, 
so  dürfte  er  in  dieser  Beziehung  viel- 
leicht in   etwas   seine  Ansicht   ändern. 

Die  gefüllten  Flieder  sind  z.  T.  noch 
nicht  in  bester  oder  vollkommener 
Kultur,  auch  haben  sie  durch  doppelten 
Transport,  d.  h.  nach  und  von  der 
Ausstellung  etwas  gelitten.  Teils  sind 
sie  durch  Original-Kultur  (durch  eigen- 
artiges ^'eredeln)  erzeugt. 

Über  meine  Erfahrungen  in  der 
Fliedertreiberei  habe  einen  Artikel  in 
Möllers  Gärtnerztg.  (Xo.  S  vom  10.  März 
d.  J.)  veröffentlicht.« 

Die  Herren  Gartenbaudirektor  R. 
Brandt,  Th.  Jawer  und  Carl  Mathieu 
sahen  den  Flieder  noch  am  n.  Alärz 
und  waren  namentlich  über  die  ge- 
füllten Sorten  sehr  erfreut.  Herr  Garten- 
baudirektor Lackner  erschien  am  12. und 
brachte  auch  von  seinem  Flieder  mit. 
Es  war  schwer  zu  sagen,  welcher 
besser  war.  Sein  Charles  X  erschien 
uns  schöner,  seine  gefüllten  Flieder  an 
dem  Tage  auch.  Als  aber  am  Don- 
nerstag den  15.  März  Herr  Kuntze,  in 
Firma  J.  C.  Schmidt,  Berlin,  mir  im 
Auftrage  des  Herrn  Harms  einen  Strauss 
vorzugsweise  gefüllten  Flieders  über- 
sandte, den  ich  dem  gerade  tagenden 
Ausschuss  für  gewerbliche  Angelegen- 
heiten vorlegen  konnte,  musste  man 
sagen,  dass  beide  sich  in  gefülltem 
Flieder  gleichkommen,  freilich  waren 
die  Lacknerschen  inzwischen  3  Tage 
alt  geworden. 

Jedenfalls  sind  die  Harmsschen  Flieder 
sehr  gut  abgehärtet,  denn  sie  haben 
sich  sehr  lange  frisch  gehalten,   nach- 


dem sie  öfter  wieder  abgeschnitten 
waren. 

Was  sagte  nun  aber  Herr  Lackner 
zu  Syringa  vulgaris  Marlyensis,  zum 
Marly  rouge?  Er  sagte  einfach:  Solche 
Blumen  mit  so  schmalen  spitzen  Zipfeln 
wie  ihn  der  dunkel  getriebene  zeigt, 
würde  mir  niemand  abkaufen,  und 
ausserdem  halte  ich  die  Rentabilität 
des  Treibens  von  Marly  rouge  noch 
nicht  für  erwiesen,  wenn  man  bedenkt, 
dass  man  ihn  8  Jahre  erst  kultivieren 
muss,  während  man  bei  Charles  X  in 
3  Jahren  Blüten  erntet.  —  Herr  G. 
Ad.  Schultz  war  im  Ausschuss  derselben 
Ansicht.  Bei  Berlin  käme  noch 
wegen  des  leichten  Sandbodens  der 
Umstand  hinzu,  dass  sie  schlecht  Ballen 
halten  würden. 

Wir  sind  Herrn  Harms  für  seine 
Sendungen  sehr  dankbar,  und  ist  es 
hoch  erfreulich,  dass  er  so  rührig  in 
Hamburg  mit  der  Fliedertreiberei  vor- 
geht. Wir  wünschen  ihm  so  guten 
Erfolg,  wie  Herr  Lackner,  der  Pionier 
der  modernen  Fliedertreiberei,  und 
seine  Xachfolger  hier  gefunden  haben. 
—  Die  Gartenflora  hat  schon  1893, 
S.  289,  einen  ausführlichen  A'ortrag  des 
Herrn  Lackner  über  Fliedertreiberei 
veröffentlicht,  und  empfehlen  wir  drin- 
gend, ihn  nachzulesen. 


Das  unter  der  Leitung  des  Professors 
Frank  stehende  bisherige 
pflanzenphysiologische   Institut    der   königlichen 
landwirtschaftlichen  Hochschule  in  Berlin 

soll,  wie  wir  hören,  auf  Verfügung  des 
Ministers  für  Landwirtschaft  von  jetzt 
ab  seinen  Wirkungskreis  dahin  er- 
weitern, dass  es  in  den  unmittelbaren 
Dienst  der  praktischen  Landwirtschaft 
als  Auskunftsstelle  für  auftretende 
Pflanzenbeschädigungen  tritt  und  dem- 
entsprechend fortan  die  Bezeichnung 
»Institut  für  Pflanzenphysiologie  und 
Pflanzenschutz«  zu  führen  hat.     Die  zu 


102 


Kleinere  Mitteilungen. 


der  bisherigen  Lehrthätigkeit  liinzu- 
tretende  neue  Aufgabe  besteht  auch 
darin,  dass  auf  Anfragen  von  Privaten 
über  vorkommende  Krankheiten  oder 
sonstige  Beschädigungen  der  Kultur- 
pflanzen unentgeltlich  Auskunft  und 
Rat  erteilt  Avird. 


Hampels  verbesserte  Mistbeetgurke. 

Herr  Cartcndircktor  llampel  in 
Koppitz,  der  hiervon  dem  Verein  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  Früchte 
und  Samen  übersandte,  schreibt  darüber 
uns  folgendes:  Die  Pflanze  erfordert 
weiten  vStand,  sehr  viel  Nahrung, 
wiederholt  Dungguss  und  mehrmaligen 
Schnitt,  sie  ist  nicht  empfindlich  bei 
Witterungseinflüssen,  widerstandsfähig 
gegen  Blattläuse  und  trägt  vom  Früh- 
jahr bis  sie  im  Herbst  vom  Frost  zer- 
stört wird,  unaulhörlich  schöne  grosse 
Früchte  von  feinstem  Geschmack.  Für 
das  Mistbeet  unübertrefflich,  auch  für 
das  freie  Land  sehr  gut. 


Tuberosen. 

Diejenigen,  welche  Zwiebeln  von 
Tuberosen  und  Lilium  Harrisii,  Gladi- 
olen etc.  direkt  importieren  wollen, 
machen  wir  auf  Vaughan's  Seed  Store 
146 — 148  W.  Washington  Street  Chicago 
aufmerksam.  Inhaber  sind  J.  C.Vaughan 
und  C.  Cropp,  letzterer  Sohn  des  Herrn 
Cropp  in  Erfurt. 


Aus  Koppitz. 

In  Kop]3itz  ist  Adel  neues  geschaffen 
worden;  ich  habe  grössere  Alpcnpartien 
angelegt  und  diesen  Winter  einen 
mächtigen  Felsen  in  dem  Schlossteich 
aufgebaut.  Es  war  dies  eine  Riesen- 
arbeit, welche  alle  meine  Kräfte  in 
Ansi^ruch  genommen  hat.  Für  die 
nächste  Versammlung  werde  ich  mir 
erlauben,    reife  Erdbeeren    zu   senden. 

Mit  der  Treiberei  geht  es  in  diesem 


Winter  aussergewöhnlirh  gut,  die  Pflr- 
siche  haben  reichlich  angesetzt;  die 
Früchte  haben  bereits  die  Grösse  einer 
Welschennuss  und  werden  spätestens 
Mitte  April  zur  Reife  gelangen.  Wein 
steht  in  voller  Blüte.  Wir  halben  hier 
vor  zwei  Jahren  ein  grosses  Wcinliaus 
mit  Satteldach  erbaut,  in  dem  wir 
ausserge wohnliche  Ernten  machen. 
W.  Hampel. 


Verkehrt- Linden! 

Zu  dem  Artikel  >-Verkehrt-Lindcn'< 
von  Herrn  Dr.  Bolle,  in  Heft  0  der 
Gartenflora  S.  154,  erlaube  ich  mir  zu  be- 
merken, dass  ich  im  Frühjahr  iSS(), 
auf  Veranlassung  des  Herrn  Geheimen 
Regierungsrat  Prof.  Dr.  Ferd.  Cohn, 
Direktor  des  pflanzenphysiologischen 
Gartens,  Breslau,  den  Versuch  machte, 
eine  verkehrt  gepflanzte  Linde  und 
Weide  zum  Weiterwachsen  zu  bringen. 
Ich  hatte  die  Bäume  in  den  Asten  ge- 
kürzt und  die  WTirzeln  sowohl,  wie 
den  Stamm  mit  Moos  umhüllt  und 
dieses  massig  feucht  gehalten. 

Der  Standort  war  so  gewählt,  dass 
diese  Stämme  durch  den  Schatten 
anderer  Bäume  gegen  die  Aüitagssonne 
geschützt  waren.  Auf  diese  Weise  er- 
zielte ich,  wie  voraus  zu  sehen  war, 
zuerst  bei  der  Weide  junge  Triebe  am 
Stamm  und  an  den  Wurzeln.  l)ie 
Linde  kam  auch  in  Trieb,  aber  be- 
deutend später  und  nur  am  Stamm; 
jedoch  gingen  die  Triebe  der  Linde 
nach  einiger  Zeit  wieder  ein,  welchen 
Umstand  ich  einem  zu  zeitigen  Lösen 
des  Mooses  zuschreibe.  Die  Weide 
hingegen  ist  gut  gediehen  und  steht 
heut  noch  im  pflanzenphysiologischen 
Garten  zu  Breslau. 

Obergärtner  Diedler, 
Koschmin  i.  P. 


Litteratur. 


193 


Litteratur. 


Plygienische  Winke  Ton  Eduard 
von  Lade  in  Geisenheim.  Erkenntnis 
ist  der  Anfang  der  Weisheit.  Zu  rich- 
tiger Erkenntnis  dessen,  was  den  Men- 
schen vorKrankheit  bewahrt  —  gewiss 
eine  höchst  wertvolle  Erkenntnis  im 
Leben  —  leitet  uns  ein  kleines  Schrift- 
chen unseres  verehrten  Mitgliedes, 
Herrn  Eduard  von  Lade  zu  Mon- 
rejDOS  am  Rhein:  „Hygienische  Winke." 
Mit  klaren,  treffenden  Worten  sagt  uns 
der  ^'erfasser,  wodurch  und  wie  sich 
jeder  Mensch,  besonders  in  vor- 
gerückten Jahren,  am  besten  vor  Er- 
krankung bewahrt.  Denn  Kranksein 
zu  verhüten,  sei  viel  wichtiger,  als 
Krankheit  zu  heilen.  Wem  schon  das 
Grau  um  die  Schläfe  spielt,  wird  dem 
Verfasser,  welcher  selbst  schon  an  der 
Schwelle  der  Achtzig  steht.  Dank  für 
seine  treu  gemeinten,  vortreftlichen 
Winke  wissen  und  ihm  gern  glauben, 
was  er  durch  seine  eigene  Erscheinung 
beweist.  von  St.  Paul. 


Meteorologich  -  botanische  Berichte 

über  den  Luftkurort  Arco  in  Süd-Tirol. 
Januar  bis  April  1893,  von  Hugo  Köhler, 
Kommerzienrat.  Altenburg  S.  A.  bei 
Oscar  Baude.  —  Herr  Kommerzienrat 
Köhler  ist  den  Gärtnern  wohl  bekannt 
durch  seine  jahrelangen  Versuche  der 
Akklimatisation  von  Palmen,  für  die 
er  eine  grosse  Vorliebe  hegt.  Dieselbe 
hat  ihn  wohl  auch  bewogen,  ausser  in 
Altenburg  in  Arco,  wo  er  eine  Besitzung 
hat,  seine  Versuche  fortzusetzen,  und 
teilt  er  die  Resultate  derselben  zu- 
gleich mit  seinen  sonstigen  klimatischen 
Beobachtungen  in  dieser  kleinen  Bro- 
schüre mit;  dieselbe  ist  16  vSeiten  stark, 
im  liebenswürdigen  Plaudertone  ge- 
halten und  erzählt  uns  manches  wissens- 
Averte.  Tr. 


W.  Allendorf.  Kulturpraxis  der 
besten  Kalt-  und  Warmhaus- 
pflanzen. Berlin  bei  Paul  Parey.  Es 
giebt  leider  wenigPraktiker,  welche  ihre 
eigenen  Kulturerfolge  mitteilen,  und  ist 
es  desto  erfreulicher,  wenn  ein  anerkannt 
tüchtiger  Gärtner,  wie  Herr  Allendorf, 
mit  einem  Werke  wie  das  A^orliegende 
an  die  Oeffentlichkeit  tritt.  In  knappen, 
aber  treffenden  Ausdrücken  schildert 
er  uns  die  besten  Kulturmethoden  un- 
serer Gewächshausptlanzen,  stets  die 
Praxis  im  Auge  behaltend,  und  sind 
diese  Schilderungen  teilweise  vortreff- 
lich. Ich  verweise  z.  B.  auf  den  Artikel 
,,Primel."  Die  Botanik  wird  nicht  ganz 
vernachlässigt,  aber  von  jeder  Pflanze 
nur  soviel  gesagt,  dass  man  imstande 
ist,  sich  ein  Bild  derselben  vorzustellen. 
Die  lexikographische  Anordnung  er- 
leichtert  den  Gebrauch.  Tr. 


De  Terra's  Adressbuch  des  Pri- 
vat-Gartenbaues  in  Deutschland. 
Erste  Ausgabe,  Schöneberg-Berlin  bei 
P.  de  Terra,  1893.  Der  Herausgeber 
des  Buches  teilt  den  Inhalt  ein  in  Herr- 
schaftsgärtnereien.  Gartenbauvereine, 
botanische  Gärten  und  gärtnerische 
Unterrichtsanstalten  und  stellt  dem 
gärtnerischen  Handelsstande  ca.  Sooo 
Adressen  zur  Verfügung,  erwirbt  sich 
somit  ein  grosses  Verdienst  um  den- 
selben; denn  für  jedes  Geschäft,  dessen 
Produkte  für  einen  grossen  Abnehmer- 
kreis berechnet  sind,  ist  das  Adressen- 
material vom  höchsten  Werte.  Ueber 
die  Art  der  Aufstellung  der  Adressen 
selbst  lässt  sich  jedoch  streiten.  Der 
Herausgeber  giebt  bei  den  Gütern  und 
Schlössern,  welche  in  dem  Buche  die 
Mehrheit  bilden,  mit  wenigen  Aus- 
nahmen nur  an:  Gutsgärtnerei  oder 
Schlossgärtnerei  unter  der  Motivierung, 
dass  die  Gärtner  häutig  wechseln.   Nach 


194 


Unterrichtswesen.  —  Aus  den  Vereinen. 


meiner  Ansicht  hätte  er  stets  den 
Namen  der  Besitzer  angeben  müssen, 
zumal  dieselben  aus  den  Adressbüchern 
des  Grossgrundbesitzes  leicht  ersicht- 
lich sind  und  Güter  doch  meist  längere 
Jahre  in  den  Händen  desselben  Be- 
sitzers bleiben.  Die  Adressenangabe 
der  Liebhaber  imd  Gärtenbesitzer  ist 
sehr  ungleich.  Für  Ems  z.  B.  giebt  er 
ca.  140  Adressen,  während  am  Orte 
nur  eine  grössere  Privatgärtnerei  be- 
steht. Die  ander#n  Namen  sind  solche 
von  kleinen  A'illen-  und  Gartenbesitzern 
Bei  Mülhausen  im  Elsass  wird  jedoch 
nur  die  Gartenbaugesellschaft  erwähnt; 
dabei  existieren  dort  etwa  20  grössere 
Privatgärtnereien  und  der  A'erein  der 
Herrschaftsgärtner  zählt  ca.  40  Mit- 
glieder. Auch  Berlin  ist  ziemlich  stief- 
mütterlich behandelt.  Der  Herausgeber 
erkennt  die  teilweise  Unvollständigkeit, 
welche  bei  einem  solchen  Compilations- 
werk  unvermeidlich  ist,  auch  an  und 
erbittet  die  Mitarbeit  seiner  Abnehmer. 


Im  ganzen  überwiegen  die  Vorzüge 
des  Buches  seine  Schwächen  und  wird 
es  den  Versandtgeschäften  unentbehr- 
lich werden.  Tr. 

Carl  Schubert,  Direktor  der  K.  K. 
Gartenbau -Gesellschaft  in  Wien  und 
Leiter  der  Anlagen  in  Abbazia.  Der 
Park  von  Abbazia,  mit  einer  Schilderung 
der  Vegetation  A'on  Dr.  Günther  Ritter 
von  Beck.  Wien,  Pest  und  Lei^^zig. 
A.  Hartlebens  Verlag.    1894.    i2^\ 

Gerade  zur  rechten  Zeit,  wo  unsere 
Kaiserliche  Familie  in  Abbazia  weilt,  ist 
dies  kleine,  113  Seiten  und  1  Plan  nebst 
mehreren  Abbildungen  enthaltende, 
hübsch  gebundene  Buch  erschienen. 
Herr  Schubert  giebt  hauptsächlich  ein 
Verzeichnis  der  Bäume  und  Sträucher 
des  Parkes,  von  denen  die  wichtigeren 
auf  dem  Plan  eingetragen  sind.  Dr. 
Günther  Ritter  von  Beck  schildert  in 
schöner  Sprache  die  herrliche  A'egeta- 
tion  der  Umgegend.  W. 


Unterrichtswesen. 


In  Eisgrub  i.  Mähren  wird  eine  höhere 
Gartenbauschule  errichtet  werden,  die 
erste  ihrer  Art  in  Österreich,  mit 
Unterstützung  des  K.  K.  Ackerbau- 
ministeriums. Angeregt  wurde  die 
Sache  von  dem  Garten-Direktor  Lauche. 
Derselbe  fand  freundlichste  Unter- 
stützung bei  der  Regierung  und  bei 
seinem  Chef,  dem  reg.  Fürsten  A'on 
Liechtenstein;  die  Gai"tenbaugesel]  Schaft 
in  Wien  schloss  sich  dem  Projekte  an 
und  ist  dieses  jetzt  gesichert.     In  diesem 


Sommer  wird  gebaut  und  kann  hoffentlich 
im  nächsten  Frühjahr  mit  dem  Unter- 
richt begonnen  werden.  Um  den  Abi- 
turienten das  Recht  des  einjährigen  frei- 
willigen Militärdienstes  zu  verschaffen, 
musste  man  einen  dreijährigen  Kiirsus 
vorschlagen  imd  glaubt  man,  auch  in- 
folge dieser  längeren  Unterrichtszeit 
besonders  gute  fachliche  Resultate  er- 
zielen zu  können.  Die  Direktion  des 
Institutes  wird  Herr  Direktor  Lauche 
übernehmen. 


Aus  den  Vereinen. 


Wien.  Es  weht  jetzt  im  ganzen  ein 
besserer  Wind  in  den  gärtnerischen 
Kreisen  Österreichs,  die  dumpfe,  gleich- 
giltige  Stimmung  ist  vorüber.  Platzen 
jetzt  auch  Gegensätze  aufeinander,  so 
hat  dies  mehr  förderlichen  Einfluss. 
Es  ist  gelungen,  gärtnerisch-botanische 


Diskussionsabende  in  Wien  einzuführen, 
und  sind  Dr.  von  Beck,  der  sich  warm 
der  Sache  annimmt  und  Direktor 
Lauche  die  Leiter  dieser  Abende,  die 
so  interessante  Themata  zur  Erörterung 
bringen  und  so  befruchtend  wirken, 
wie     selten     solche     auf    freier    Basis 


Aus  den  Vereinen. 


195 


geschaffenen  Unternehmungen.  Es 
kommen  die  ^'orstände  der  grösseren 
öffentlichen  und  privaten  Gärten,  eben- 
so Botaniker  nach  dort  und  beteiligen 
sich  mit  Feuereifer  an  den  Debatten. 
So  linden  jetzt  Debatten  über  gärtne- 
rischen Unterricht  statt,  wie  sie  wohl 
kaum  in  irgend  welchem  Gartenbau- 
verein vorgekommen  sind. 


In  Augsburg  hat  sich  ein  Obstbau- 
\' er  ein  für  den  Kreis  Schwaben 
und  Xeuburg  gebildet.  Dem  neu- 
gegründeten Vereine  traten  mehrere 
Lokah^'ereine  bei,  z.  B.:  der  Rieser 
Obstbau -Verein,  der  Obstbau-  und 
Bienenzüchter- Verein  in  Donauwörth, 
und  der  Obstbau -Verein  in  Zusmars- 
hausen.  Der  Anschluss  noch  weiterer 
Vereine   steht  in  Aussicht.         AI.  G. 


Freiburg  i.  B.  Unsere  Alonatsver- 
sammlungen  (Familienabende)  kommen 
rasch  in  Aufnahme,  es  beteiligen  sich 
Damen  und  Herren  lebhaft  dabei.  Die 
schönen  Blumenausstellungen,  die  inter- 
essanten Vorträge,  sowie  die  Pflanzen- 
und  Blumem'erloosungen  bieten  des 
Schönen  und  Nützlichen  so  viel,  dass 
die  Gesellschaft  bis  1  Uhr  und  länger 
beisammen  A^erweilt.  Im  November 
ist  eine  Chrysanthemum -Ausstellung 
in  der  1.  Hälfte  des  [^Monats  in  der 
vSängerhalle  hier  vorgesehen,  wobei 
andere  Herbstblüher,  wie  Binderei  und 
Dekoration  von  nur  Chrysanthemum 
zur  Vorführimg  gelangen  werden! 
Hoffe,  die  Sache  wird  dem  Verein  zur 
Ehre  gereichen,  und  kommt  die  städti- 
sche Behörde  sehr  freundlich  entgegen. 
Am  3.  April  ist  wieder  Familienabend 
mit  Vorträgen  über  »die  Pflanzen  im 
Haushalte  der  Natur«  und  »Landschafts- 
gärtnerei«. —  Dabei  Orchideenaufstel- 
lung,  Rosen  etc.,  was  eine  grosse  Zug- 
kraft übt.  —  Floffe  auch  da  für  die 
Gartenflora  noch  Liebhaber  zu  ge- 
winnen. C.  E.  Kirchhoff. 


Jahres  -  Bericht  der  Pankow- 
Schönhausener  Gartenbau  -  Ver- 
eins 1893.  Der  Verein  —  mit  82  Mit- 
gliedern —  entwickelte  im  verflossenen 
Jahre  eine  besonders  rege  Thätigkeit, 
denn  es  brachte  ihm  die  Feier  seines 
25jähr.  Bestehens,  die  in  einer  Ju- 
biläums-Ausstellung in  den  Tagen  vom. 
10.  bis  14.  Mai  und  dem  eigentlichen 
glanzvollen  Stiftungsfest  am  11.  No- 
vember Ausdruck  fand.  Die  reichliche 
Verausgabung  von  Ehrenpreisen,  Mt- 
daillen  und  Vereinspreisen  sichern  die 
Erinnerung  an  dieverdienstvolle Thätig- 
keit für  das  Fest. 

In  den  22  Sitzungen  des  Vereins  war 
eine  reiche  Auswahl  von  lehrreichen 
Unterhaltungen  und  Vorträgen,  sowie 
Vorführungen  von  Pflanzen  geboten. 

Seh. 


Jahres-Bericht  über  die  Ver- 
handlungen des  Stettiner  Garten- 
bau-Vereins 1893-  E)er  Bericht  um- 
fasst^die  Thätigkeit  des  143  Mitglieder 
zählenden  Vereins  im  31.  Jahre  seines 
Bestehens.  Die  beigefügten  Protokolle 
der  General-  und  10  Monats-Versamm- 
lungen zeigen  das  Bestreben,  die  \'er- 
handlungen  für  Fachgärtner  und  Laien, 
auch  durch  die  dabei  veranstalteten 
Ausstellungen    lehrreich    zu    gestalten. 

Am  13.  Juli  fand  ausserdem  eine 
Ausstellung  für  Rosen  und  Beeren-Obst, 
am  13.  November  für  Chrysanthemum 
statt. 

Ein  Winterkursus  für  gärtnerisches 
Pflanzenzeichnen  und  ein  Sommerkursus 
für  Feldmessen  und  Nivellieren  er- 
freuten sich  reger  Beteiligung  der  Ge- 
hülfen  und  Lehrlinge. 

Besondere  Aufnahme  im  Bericht  hat 
ein  Vortrag  des  Herrn  Otto  Rüdy- 
Finkenwalde  über  Chrysanthemum-Kul- 
tur gefunden.  Seh. 


Geschäfts-Bericht  des  Leipziger 
Gärtner-Vereins  für  1892-93.     Das 


[g6_ 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


war  ein  grosses  Jubeljahr  für  den 
Verein;  es  bildet  den  Abschluss  des 
ersten  halben  Jahrhunderts  seines  Be- 
stehens. Möge  er  die  hochgeachtete 
Stellung,  die  er  sich  errungen,  be- 
haupten alle  Zeit  Die  Erinnerung  an 
die  Jubelfeier  und  die  allgemein  be- 
wunderte internationale  Ausstellung 
wird  allen  Mitgliedern  und  Besuchern 
uevergänglich  —  die  prachtvolle  Ver- 
einsfahne, von  denFrauen  der  Mitglieder 
gespendet,  wird  ein  ferneres  Band  sein, 
in  dem  einmütigen  zielbewussten 
Streben. 

Im  Verein,  der  181  Mitglieder  zählt, 
fanden  im  letzten  Jahre  45  Versamm- 
lungen statt,  in  denen  reichhaltig  ge- 
staltete Ausstellungen,  Vorträge,  Refe- 
rate und  Besprechungen  das  rege 
Leben  und  Streben  bezeugten.     Seh. 


lung  ist  ein  neuer  ^"orstand  gewählt. 
Leider  bestehen  Zerwürfnisse  zwischen 
den  Städten  Crossen  und  Grüneberg, 
so  dass  der  junge  Verein  wenig  Ge- 
deihen zeigen  wird,  wenn  diese  nicht 
aufhören. 


Im  November  v.  J.  hat  sich  in  Gold- 
berg i.  Schi,  ein  Verein  für  Obst-  und 
Gartenbau  konstituiert.  Der  genannte 
Verein  hat  sich  dem  Provinzial-Ver- 
bande  Schlesischer  Gartenbau-Vereine 
als  Mitglied  angeschlossen. 


In  Franlvfurt  a.  M.  hat  sich  ein 
»Frankfurter  Rosisten-Verein'<,  unter 
Vorsitz  des  Herrn  C.  P.  Strassheim. 
gebildet. 


Ostdeutscher  W  e  i  n  b  a  u  v  e  r  e  i  n. 
Bei  der  am  4.  Februar  in  Rothenburg 
a.  Oder  stattgehabten  Generalversamm- 


Petersburg.  Am  10.  Oktober  1893 
erfolgte  die  feierliche  Erölfnung  der 
neuen  Gesellschaft  von  Liebhabern  der 
Zimmer-Kultur.  ZumPräsidenten  wurde 
Generalmajor  P.A.Danilewsky  erwählt. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Die  Hyacinthen-Ausstellung  in  der  Flora  zu 
Charlottenburg. 

Am  19.  ]^lärz  ward  die  2.  Berliner 
I-Iyacinthen- Ausstellung  in  der  Flora 
zu  Charlottenburg  durch  Herrn  Garten- 
inspektor Brandt  mit  einem  Hoch  auf 
den  Kaiser  eröffnet.  Nicht  weniger  als 
20000  Töpfe  Hyacinthen  imd  einige 
Tulpen,  Crocus  etc.  sind  von  3  Berliner 
Züchtern  allein  ausgestellt,  den  Herren 
Gust.  Ad.  Schultz,  Kgi.  Hoflieferant, 
Eckartsberg,  A.  Clotofski,  Frankfurter 
Allee  151  und  Paul  Götze,  ^'or  dem 
Stralauer  Thor  23,  während  auf  der 
Ausstellung  1891  (Gartenflora  1890, 
S.  190  und  211)  von  11  Ausstellern 
nur  soviel  zusammengebracht  war. 
Ja,  in  diesem  Jahre  waren  noch  mehr 
Räume  notwendig  als  damals:  die  grosse 
Halle  nach  der  Gartenseite,  die  beiden 
anstossenden  Ecksäle   und  der  Speise- 


saal. Die  Namen  der  Aussteller  waren 
absichtlich  nicht  angegeben,  da  keiner 
vor  dem  anderen  hervortreten  wollte, 
wir  möchten  aber  zur  Orientierung  be- 
merken, dass  die  des  Herrn  Schultz  in 
der  Halle,  die  des  Herrn  Götze  im 
nördlichen,  die  des  Herrn  Clotofski  im 
südlichen  Ecksaal  und  im  Speisesaal 
aufgestellt  waren,  in  welch  letzterem 
noch  seitens  des  Herrn  Lindeman, 
Obergärtner  der  Flora,  eine  geschmack- 
volle Kaisergruppe  aus  Palmen  und 
anderen  Blattpflanzen  arrangiert  Avar. 
Die  Blumen  standen  meist  auf  Ter- 
rassen, in  einzelnen  Fällen  waren 
hübsche  Farbenzusammenstellungen  in 
Kreuzform  etc.  gebildet.  Die  Grösse 
der  Trauben  und  der  Glocken  war  bei 
der  Kleinheit  der  Zwiebeln  oft  staunens- 
wert, was  z.  T.  wohl  dem  trockenen 
Samen  1893  zu  danlcen  ist,  wo  sich  die 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


i97 


Blüten  gut  ausbilden  konnten.  Hinsicht- 
lich der  Farben  giebt  man  jetzt  den 
helleren  im  Gegensatz  zu  den  dunkelen 
den  Vorzug.  Dunkelblau  und  dunkel- 
rot sah  man  weniger,  doch  fanden  wir 
gerade  das  Veilchenblau  von  Willem  I. 
undivingof  theblues,  CharlesDickens  etc. 
l:»esonders  schön.  Höchst  auffallend  ist 
bei  dem  Schwarzblau  an  Lord  Melville 
das  weisse  Auge.  Von  den  hellblauen 
nennen  wir  als  vorzüglich  entwickelt: 
Regulus,  iMarie,  Couronne  de  Celle, 
Czar  Peter,  Lord  Derby,  Grande  Vedette 
van  Speycle,  gefüllt.  Amarantrot  ist 
Monsieur  van  Vree,  leuchtend  hell- 
rosa:  Charles  Dickens,  Lord  Wellington 
(gefüllt,  sehr  grossglockig,  eine  der 
schönsten),  Gigantea,  schmalröhrig, 
Cornelia,  eine  der  wichtigsten  Markt- 
sorten, rosa:  Gertrude,  sehr  dicht, 
Moreno,  die  dickste  Traube  von  allen, 
rot:  Lord  Macaulay,  lachsfarbig: 
Duc  de  Malakoff,  diinkelrot:  General 
Pelissier,  weiss:  Montblanc,  Miss 
Plimson,  Paix  de  l'Europe,  violett: 
Hayden,    gelb:     Lord    Australie,    Ida. 

Herr  von  Heyden,  Minister  für  Land- 
wirtschaft, Domänen  und  Forsten,  be- 
suchte die  Ausstellung  schon  am  ersten 
Tage,  desgleichen  Herr  von  Boetticher, 
Staatssekretär  des  Innern.  Bei  dem 
fortgesetzt  schönen  Wetter  erfreute  sich 
dieselbe  andauernd  guten  Besuches. 
Herr  Klotofsky  hatte  auch  Tulpen, 
weisse  Duc  van  Tholl  und  Scharlach- 
tulpen, sowie  Crocus,  Baron  Bruno, 
blau,  Walter  Scott,  blau  und  weiss, 
und  den  kleinen  gelben  ausgestellt. 

Bei  dieser  Gelegenheit  wollen  wir 
nicht  unterlassen  zu  erwähnen,  dass 
Herr  Wirkl.  Geh.  Ober  -  Finanzrat 
von  Pommer-Esche  in  Berlin  wohl  die 
edelsten  und  neuesten  Hyacinthen, 
Tulpen  und  Crocus  zieht.  Wir  haben 
sie  kürzlich  wiederum  geradezu  be- 
wundert. (Siehe  die  Abb.  seines  Blumen- 
fensters in  Gartenflora  1891 S.  505  U.1355.) 


Genthin  Ausstellung.  Der  Verein 
der  Gärtner  und  Gartenfreunde  der 
Jerichowschen  Kreise  veranstaltet  am 
7 — 9.  incl.  September  d.  J.  eine  Garten- 
bauausstellung. 


Antwerpen.  Weltausstellung  1894. 
Das  ausführliche  Programm  der  Garten- 
bau-Abteilung ist  erschienen.  Platz- 
miete wird,  entgegen  früherer  Bestim- 
mung, nicht  gezahlt.  Es  linden  eine 
dauernde  und  mehrere  zeitweilige  Aus- 
stellungen statt.  Die  erste  der  letzteren 
vom  13. — 15.  Mai  mit  171  Aufgaben; 
die  zweite  (Rosen  etc.)  am  1.  u.  2.  Juli, 
die  dritte  (Obst-  und  Handelspilanzen) 
vom  7. — 9.  Oktober.  —  Anmeldungen 
an  Alphonse  de  Cock,  Präsident  der 
Sektion  für  Gartenbau,  rue  Alontigny, 
Anvers. 


Hyacinthen -Ausstellung    am   Tylweg  (Overveen) 
bei  Haarlem,  April  1894. 

In  dem  Garten -Etablissement  von 
E.  H.  Krelage  &  Sohn  am  Tylweg 
(Overveen)  bei  Haarlem  sind  letzten 
Herbst  zwei  Paradebeete  mit  Hyacinthen 
bepflanzt.  Jedes  dieser  Beete  enthält 
600  Zwiebeln,  aus  den  schönsten, 
neuesten  und  seltensten  Sorten  gewählt, 
deren  Gesamtheit  ein  sehr  vollkom- 
menes Bild  giebt  von  der  Entwicklung 
der  Kultur  dieser  so  sehr  beliebten 
Pflanzenart  und  einen  neuen  Anziehungs- 
punkt bilden  wird  für  die  zahlreichen 
Besucher  aus  der  Nähe  und  der  Ferne, 
welche  gewöhnlich  im  Frühjahr  Haar- 
lems  Hyacinthenflor  kennen  lernen 
wollen.  Wahrscheinlich  werden  die 
Beete  Mitte  April  in  Blüte  stehen.  Der- 
artige Paradebeete  fand  man  in  allen 
grösseren  Haarlemer  Gärtnereien  des 
achtzehnten  Jahrhunderts.  In  den 
älteren  Werken  über  Hyacinthen  sind 
sie   erwähnt    und    abgebildet,    so  z.  B. 


A9§_ 


Persünal-Nachrichtcn.  —  Sprechsaal. 


beiSaint  Simon  (1768)  undVoorhelm 
(1753).  Auch  noch  in  der  ersten  Hälfte 
dieses  Jahrhunderts  wurden  sie  hier 
und  da  gefunden.  Im  Krelage'schen 
Etablissement  wurde  dieser  alte  Brauch 
am  längsten  beibehalten.  Man  fand 
dort  in  der  Gärtnerei  »Bloemhof«  am 
Kleinen  Houtweg  in  Haarlem  solche 
Paradebeete  noch  bis  zum  Jahre  1878 
rmd  aufs  neue  in  den  Jahren  1880  bis 
18S4.  1889  und  1892.  Die  Beete  wurden 
seit    1880    während    der   Blütezeit    von 


einem  sehr  geräumigen  Zelte  über- 
spannt, sodass  sie  eine  wahre  Blumen- 
Ausstellung  bildeten,  welche  von  tau- 
senden  von  Blumenfreunden  und  Fach- 
männern des  In-  und  Auslandes  besucht 
und  bewundert  wurde.  Es  ist  zu  er- 
erwarten,  dass  die  jetzt  bevor- 
stehende Hyacinthen  -  Ausstellung  be- 
sonders prachtvoll  sein  wird,  da  in- 
folge des  günstigen  vSommers  von 
1893  die  Hyacinthen  bisher  einen  aus- 
gezeichneten Flor  gezeigt  haben. 


Personal-Nachrichten. 


Gestorben.  Der  Landschaftsgärtner 
F.  Koerner  in  Steglitz  bei  Berlin,  lang- 
jähriges Mitglied  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  am  17.  März 
im  65.  Lebensjahre.  Er  w^ard  vor  etwa 
25  Jahren  durch  Herrn  Dampfmühlen- 
besitzer F.  W.  Schutt,  ebenfalls  Vereins- 
mitglied, nach  Steglitz  gezogen  und 
ein  grosser  Teil  der  dortigen  schönen 
Villengärten  ist  von  ihm  angelegt. 


Den  10.  Oktober  1893  entschlief  in  Se- 
wastopol  der  Präsident  der  Kaiserlichen 
Russischen  Gartenbaugesellschaft,  Gene- 
ralmajor Michael  Nikolajewitsch  Ra- 
jewsky.  Der  Verstorbene  war  früher 
Direktor  des  Ackerbau-Departements 
und  seit  1884  Conseils-Mitglied  im 
Ministerium  der  Reichs-Domänen. 


Generalmajor  M.  X.  Rajewsky  befür- 
wortete stets  die  \'erbreitung  land- 
wirtschaftlicher Kenntnisse  durch  Er- 
richtung elementarer  Spezialschulen 
zur  Heranbildung  praktischer  Land- 
wirte. 

Im  Jahre  1884  gab  er  ein  grösseres 
Werk  »Die  Obstbaumschule  und  der 
Garten«  heraus,  welches  sich  bald  all- 
gemeiner Verbreitung  im  vSüden  Russ- 
lands erfreute. 

^^or  zwei  Jahren  zum  Präsidenten 
der  Kaiserlichen  Russischen  Garten- 
baugesellschaft erwählt,  hielt  der  \>r- 
storbene  verschiedentlich  wertvolle 
Vorträge  in  derselben;  für  einen  seiner 
Vorträge  »Der  Obstbau  in  der  Krim« 
erhielt  er  die  Prämie  des  Präsidenten 
Greigh. 


Sprechsaal. 


Frage  13.  Als  Drucksache  sende 
Ihnen  eine  Beschreibung  mit  Abbil- 
dung*) einer  Theerose  (Chromatella), 
welche  hier  bei  Handelsgärtner  Wehrle 
ein   ganzes  Gewächshaus   ausfüllt    und 


*)  Ist  aus  Ludwig  Möllers  Deutsche  Gilrtner- 
zeitung   1804,  S.  245.     D.  Red. 


wohl  ohne  gleichen  sein  wird!  Habe 
dieser  Tage  den  Stock  angesehen  und 
über  10000  Knospen  entdeckt,  glaube 
sogar,  dass  über  12  000  Blumen  zur 
Entwickelung  kommen?  Ist  Ihnen  ein 
annähernd  ähnlicher  Rosenstock  im 
deutschen  Vaterlande  bekannt?  Wehrle 


Sprechsaal. 


K)Q 


möchte  gerne  die  Frage  beantwortet 
sehen,  weshalb  das  Nötige  einzuleiten 
bitte! 

C.  E.  Kirchhoff,  Freiburg  i.  Bad. 
Wh'    bitten    unsere    Leser    um    gefl. 
Auskunft.     D.  Red. 


Frage  14.  a)  Da  ich  beabsichtige, 
für  die  Bodenbearbeitung,  wie  Pflügen, 
Hüufeln,  Grubbern  und  Hacken  meines 
grossem  Gemüsegartens  ein  passendes 
Bodenbearbeitungs-Werkzeug  fürHand- 
re.sp.  Pferdebetrieb  anzuschaffen,  so 
möchte  ich  wissen,  welches  System 
sich  dazu  am  besten  empfiehlt  und  von 
wem  selbiges  zu  kaufen  ist? 

b)  Welche  Handsäemaschine  ist  zum 
Säen  des  Gemüse-,  Blumen-  etc.  Samens 
am  besten  zu  gebrauchen  und  von 
wem  ist  selbige  zu  beziehen? 

Wegen  vorgerückter  Zeit  bitte  um 
baldige  Antwort.  FI.  52. 


Antwort:  a)  Zum  Pflügen,  Häufeln, 
Grubbern  und  Hacken  eines  grösseren 
Gemüsegartens  für  Hand-  resp.  Pferde- 
betrieb eignen  sich  am  besten  die 
Planet  jr.  Geräte  und  deren  ver- 
besserte Formen,  welche,  leicht  A'er- 
stellbar,  zu  jeder  dieser  Arbeiten 
einzeln  verwendet  werden  können; 

b)  Was  die  Handsäemaschine  betrifft, 
so  ist  Planet  jr.  ebenfalls  sehr  zu 
empfehlen;  besser  noch  wie  diese  ist 
die  von  der  Plow  Co  von  mir  in 
Deutschland  eingeführte  Drillmaschine. 
Alle  diese  Maschinen  kann  sich  Frage- 
steller jederzeit  bei  mir  im  Laden  oder 
auf  meinem  Lager  besehen. 
Hochachtungsvoll 

Adolph  Schmidt  Nchf.,  Floflieferant, 

Samen  -  Ftandlung, 
Berlin  SW.,  Belle -Allianceplatz   18. 


Frage  15,  Kann  man  noch  die 
Generalregister  der  Gartenflora  1859 
bis   1871   erhalten?  H.  . 


Antwort:  Zur  ergebenen  Nachricht, 
dass  die  Generalregister  der  Garten- 
flora 1859-71    gänzlich  vergriffen   sind. 

Achtungsvoll 
Verlagsbuchhandlung  von  Paul  Parey. 


Frage  16.  Nach  wem  ist  Cypripe- 
dium  Spicerianum  benannt?  (Unter- 
schrift fehlte,  Poststempel  Altona). 

•  • 

Antwort.  C.  Spicerianum  ist  von 
Reichenbach  filius  zu  Ehren  eines 
Herrn  Herl:)ert  Spicer  —  the  Woodlands 
near  Godalming  —  benannt. 

F.  Kränzlin. 


Frage  17.  Welcher  Unterschied  ist 
zwischen  Cypripedium  und  vSelenipe- 
dium?    (Derselbe  Fragesteller). 

• 
Antwort.  Der  Hauptunterschied 
zwischen  Cypripedium  und  Selenipe- 
dium  beruht  darin,  dass  bei  Cypri- 
pedium das  Ovarium  einfächerig,  bei 
Selenipedium  dagegen  dreifächerig  ist. 
Da  die  sonstigen  Laiterschiede  sehr 
untergeordneter  Art  sind,  so  scheint 
es  nur  unnatürlich,  diese  sonst  sehr 
natürliche  Gattung  zu  zerspalten.  Es 
versteht  sich,  dass  ich  damit  auch 
Paphiopedilum  Pfitz.  verwerfe.  In  der 
nächsten  Lieferung  der  »Xenia  Orchi- 
dacea«  werde  ich  in  eine  genaue  Dis- 
cussion  dieser  Frage  eintreten.  Für 
heute  genügt  dies  wohl,  was  ich  Ihnen 
mitteile  und  was  Sie  mit  meiner  aus- 
drücklichen Bewilligung  überall  ver- 
breiten können.  F.  Kränzlin. 


200  Aufruf. 

Aufruf! 

er  Garteninspektor  Eduard  Ortgies   in  Zürich  feiert  am   i.  Mai  d.  J. 

sein  5ojähriges  Gärtner-Jubiläum.  Bei  den  grossen  Verdiensten, 
welche  sich  derselbe  um  den  Gartenbau  erworben,  insbesondere 
durch  die  Zucht  von  Orchideen  \ind  Alpenpflanzen,  bei  der  Sorgfalt, 
mit  welcher  er  die  Einführungen  von  Roezl,  Wallis,  Lehmann 
und  vielen  anderen  Reisenden  hegte  und  pflegte,  erscheint  es  angemessen, 
demselben  an  seinem  Jubelfeste  ein  allgemeines  Zeichen  der  Dankbarkeit 
zu  übergeben.  Umsomehr  dürfte  dies  angebracht  sein,  als  der  weithin  be- 
kannte Jubilar  nach  38J ähriger  Thätigkeit  am  Botanischen  Garten  in  Zürich 
veranlasst  worden  ist,  seine  Stellung  zum  1.  April  d.  J.  aufzugeben  und  in  den 
Ruhestand  zu  treten,  mit  welchem  in  der  Schweiz  eine  Pension  leider  nicht 
verbunden  ist.     Beiträge  nimmt  jeder  der  Unterzeichneten  gern  entgegen. 

Eine  Liste  der  Geber,  ohne  Bezeichnung  der  Höhe  des  Betrages,  wird  mit 
überreicht  werden.  Bei  der  Kürze  der  Zeit  bitten  wir  um  möglichst  baldige 
Einsendung,  insbesondere  ersuchen  wir  noch  die  verehrlichen  Gartenbauvereine, 
in  ihren  Kreisen   auf  eine   rege  Beteiligung  freundlichst  hinwirken   zu   wollen. 

E.  Andre,  Redakteur  der  Revue  horticole,  rue  Jacob   22,  Paris. 
J.   Bacher,  Gärtnereibesitzer,  Pankow,  Berlinerstrasse    12. 
Friedrich  Benary,  Gärtnereibesitzer,  Erfurt. 

R.  Brandt,  Kgl.  Gartenbaudirektor,  Ciiarlottenburg,  Schlossstrasse   19. 

Fr.   Brettschneider,    Geschäftsführer   der   Lorbergschen  Baumschulen,    Berlin,    Oder- 

bergerstrasse  5 7/59. 
Dr.  Dammer,  Gustos  am  Kgl.  botanischen  Museum  Berlin,  Friedenau,  Wielandstrasse  3i. 
H.  F.  Eilers,  Gärtnereibesitzer,  St.  Petersburg. 
Ed.  Pynaert  van  Geert,  Professor  und  Gärtnereibesitzer,   Gent. 
C.  E.  Haupt,  Kgl.   Gartenbau-Direktor,  Brieg. 

Jul.  Hoffmann,  Kgl.  Oekonomierat,  Berlin,  Köpnickerstrasse    i3i. 
Louis  van  Houtte,   Gent. 

Kesselring,  Baumschulbesitzer,  St.  Petersburg. 
C.  E.  Kirchhoff,    Hofgärtner  a.  D.,   Präsident  d.  Gartenbauvereins    Freiburg  i.  Baden, 

Brombergstrasse   34. 
Max  Kolb,  Kgl.  Garten-Ober-Inspektor,  München,  Bot.  Garten. 
Prof.  Dr.  F.  Kränzlin,  Kgl.  Oberlehrer,  Gross-Lichterfelde,  Anhalter  Bahn. 
J.  H.  Krelage,  Haarlem. 

Carl  Lackner,  Kgl.  Gartenbaudirektor,  Steglitz,  Albrechtstrasse  5 7. 
W.  Lauche,   Garten-Direktor,  Eisgrub  in  Muhren. 
Max  Leichtlin,  Stadtrat,  Baden-Baden. 

H.  Lindemuth,  Kgl.  Garteninspektor,  Berlin,  Dorotheenstr.,  Universitätsgarten. 
George  Mantin,  Privatier,  Paris,  Quai  de  Billy  54. 

Dr.  Maxwell  Masters,  Redakteur  des  Garaeners  Chronicle,  London,  41  Wellingtonstreet. 
Hofmarschall  a.  D.  v.  St.  Paul,  Präsident  der  Deutschen  dendrologischen  Gesellschaft, 

Fischbach  in  Schlesien. 
W.  Perring,  Kgl.  Garteninspektor,  Berlin,  Potsdamerstrasse  75. 

F.  J.  Pfister,  Grossherzoglicher  Hofgartendirektor,  Karlsruhe. 
Wilhelm  Pfitzer,  Kunst-  und  Handelsgärtner,  Stuttgart. 

F.  J.  M.  Plumpe,  Kgl.  Hotlieferant,  Berlin,  Kochstrasse    12. 

A.   C.  Rosenthal,  K.  u.  K.  Hof-Kunstgärtner,  Baumschule  Albern  bei  Wien. 

F.   Sander,  Orchideenzüchter,  St.  Albans  bei  London. 

Julius  Schütze,  Obergärtner,  Breslau. 

Carl  Sprenger,    in    Firma   Dammann  &  Co.,    San    Giovanni    a   Teduccio    bei    Neapel. 

Prof.  Dr.  L.  Wittmack,  Geh.  Regierungsrat,  Berlin  N.,  Invalidenstrasse  42. 

Wir  empfehlen  obigen  Aufruf  dringend  der  Beachtung  unserer  werten 
Leser.  Es  handelt  sich  um  eine  Ehrenpflicht!  Auch  die  kleinste  Gabe  ist  will- 
kommen!    Die  Red. 


799.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
in  den  preussischen  Staaten  am  29.  März  1894. 

L  Der  Vorsitzende,  Wirkl.  Geh.  Ober-Finanzrat  von  Pommer  Esche, 
widmete  dem  verstorbenen  Landschaftsgärtner  F.  Körner  warme  Worte 
der  Erinnerung.  Die  Anwesenden  erhoben  sich  zu  I-lhren  des  \^erstorbenen 
von  ihren  Sitzen. 

li.  A'orgeschlagen  zu  wirklichen  Mitgliedern  wurden: 

1.  Der  Grossherzogliche  Garten-Inspektor  Herr  L.  Maurer,    Jena. 

2.  Die  Zwirnerei  und  Nähfadenfabrik  in  Göggingen. 

3.  Die  Wein-  und  Obstbauschule  in  Crossen  a.  O. 

4.  Der  Gärtner- Verein  in  Schleswig 

durch  Herrn  Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  Wittmack. 

5.  Herr  Paul  Schahl,  Lichtdruck-Institut,  Berlin, 

durch  Herrn  Jawer. 
0.      »       Lieutenant    im   2.   Garde-Dragoner-Regiment    von    Hoverbeck, 
genannt  von  Schönaich,  Berlin, 
durch  Herrn  Premier-Lieutenant  von  Dycke. 

7.  »      Gärtnereibesitzer  A.  Voigt,  Jüterbog, 

durch  Herrn  Bacher. 

8.  »      Obergärtner  Grunert,  Steglitz, 

durch  Herrn  Brettschneider, 
y.      >'      Fabrikbesitzer  F.  Pretzel,  Berlin, 
durch  LIerrn  Fasbender, 

10.  >'      Obergärtner  Müller,  Nieder-Schönhausen, 

durch  Herrn  R.  Schulze. 

11.  »      Rentier  W.  Walentowitz,  Berlin, 

durch  Herrn  Schwiglewski. 

12.  »      Professor  Dr.  med.  Krause,  Berlin, 

durch  Herrn  Jörns. 
III.  Ausgestellte  Gegenstände:  Die  Zahl  der  ausgestellten  Gegenstände  war 
erfreulicher  Weise  so  gross,  dass  ihre  Besprechung  fast  die  ganze  Zeit 
der  Sitzung  in  Anspruch  nahm,  sodass  der  in  Aussicht  gestellte  Vortrag 
nicht  gehalten  werden  konnte.  Aus  weiter  Ferne,  London,  Hamburg, 
Koppitz  und  Eckersdorf,  beide  letzteren  in  Schlesien,  waren  höchst 
interessante  Sendungen  erfolgt,  nicht  minder  aber  auch  aus  der  nächsten 
Nähe  vortreffliche  Kulturen  vorgeführt.  —  1.  Herr  Obergärtner  Kittel. 
Eckersdorf  bei  Neurode,  Schlesien,  hatte  vier  blühende  Sämlinge  einer 
Vriesea  Kitteliana  gesandt,  welche  mit  dem  Blütenstaub  von  Vriesea 
Wittmackiana  befruchtet  war.  Vriesea  Kitteliana  ist  eine  Kreuzung 
zwischen  V.  Barilletii  und  Saundersii  und  ist  abgebildet  in  der  Garten- 
llora  1890,  Seite  327  und  328.  V.  Wittmackiana  ist  ein  Bastard  von 
V.Barilletii  und  Morreniana  und  ist  abgebildet  Gartenllora  1888,  Taf.  1283. 


202  799-  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


Alle  vier  übersandten  Sämlinge  stammten  aus  einer  Kapsel  und  sind  doch 
sehr  verschieden;  drei  sind  dem  Vater  ähnlich,  der  V.  Wittmackiana 
indem  sie  eine  einfache,  schön  rot  und  gelb  gefärbte,  dunkel  punktierte 
Ähre  besitzen,  einer  dagegen  der  Mutter,  welche  eine  braunrot  gefärbte 
Rispe  trägt.  Man  sieht,  dass  durch  diese  zweite  Kreuzung  kein  neues 
Mittelprodukt  erzielt,  sondern  ein  Rückschlag  auf  die  Eltern  eingetreten 
ist.  —  2.  Herr  Gartendirektor  Ilampel,  Koppitz,  hatte  ver- 
sprochener Massen  (s.  Gartenflora  1894,  Heft  7,  Seite  192)  getriebene 
Erdbeeren  gesandt,  ausserdem  getriebene  Pfirsiche,  Kohlrabi  und  Mohr- 
rüben und  eine  grosse  Menge  Samen  einer  neuen  Buschbohne 
»Königin  der  Grünen,«  alles  ohne  Preisbewerb.  Die  Samen  fanden 
bei  den  anwesenden  Mitgliedern  lebhaften  Absatz.  Ausserdem  hatte  Herr 
Hampel  noch  einmal  Blüten  von  der  Canna  »Königin  Charlotte«  beigelegt, 
um  dadurch  den  Beweis  zu  liefern,  dass  diese  schöne  Varietät  den  ganzen 
Winter  hindurch  blüht.  Ganz  besondere  Aufmerksamkeit  erregten  die 
Körbe,  in  denen  die  Sachen  verj)ackt  waren.  Es  sind  Postversandt- 
Körbe  aus  Holzstoif  von  Paul  Plesse,  Brieg,  die  auch  von  Herrn 
Direktor  Lackner  sehr  gerühmt  wurden.  Preis  No.  9  mit  g  Liter  Inhalt 
35  Pf.,  No.  13  mit  ca.  13  Litern  Inhalt  41  Pf.  —  3.  Herr  G.  Reid, 
London,  hatte  herrliche  Cyclamen-,  Pelargonien- und  einige  Primel- 
blüten in  ausgezeichneter  Verpackung  übersandt  und  wird  hierüber  in 
einem  besonderen  Artikel  berichtet  werden.  —  4.  Herr  Fr.  Harms, 
Hamburg,  hatte  auf  besondere  Bitte  des  Generalsekretärs  noch  einmal 
Flieder  übersendet  (vergL  Gartenflora  1894,  Heft  7,  Seite  190*),  damit 
auch  die  Hauptversammlung  sich  an  den  schönen  Blumen  erfreuen  könnte. 
Sein  daraufhin  bezügliches  Schreiben  und  die  von  Herrn  Gartenbau- 
direktor Lackner,  Steglitz,  gemachten  Bemerkungen  werden  besonders 
abgedruckt  werden.  —  5.  Herr  Garteninspektor  Lindemuth  stellte 
ausser  Preisbewerb  sehr  schöne  Lachenalia  tricolor  Jacq.  aus,  ferner 
prachtvolle  Calla  aethiopica,  die  er  aus  Knollen  aus  Italien  gezogen 
hatte,  und  empfahl  er  diese  Methode  gegenüber  der  meist  bei  uns  üblichen. 
Die  Pflanzen  Avaren  bis  1,47  m  hoch,  hatten  nahe  der  Basis  23  cm  Stengel- 
umfang und  8  cm  Umfang  des  Blütenstieles.  Näheres  nebst  den  von  den 
Herren  Direktor  Lackner,  Perring,  Louis  Mathieu  und  Dressler 
gemachten  Bemerkungen  in  einem  besonderen  Artikel.  Herr  Plof- 
gärtner  Hoffmann  fragte,  ob  nähere  Erfahrungen  über  Arum  sanctum 
(welches  richtiger  Arum  Palacstinum  Boiss.  heissen  muss,  s.  Garten- 
flora 1892,  Seite  76  und  633  mit  Abbildung),  die  sogenannte  Trauerkalla, 
vorliegen.  Herr  Perring  bemerkte,  dass  dieselbe  1890  auf  der  Aus- 
stellung des  Vereins  vorgeführt  wurde.  Jetzt  stehen  2  Exemplare  im 
botanischen  Garten  in  Knospen;  treiben  lässt  sie  sich  nicht  und  eine 
grosse  Schönheit  ist  es  auch  nicht.  —  6.  Herr  Gärtnereibesitzer 
Studier,  Gross-Lichterfelde,  führte  herrliche  rosa  Nelken,  eine  neue 
Sorte  »Hildegard«  vor,  die  schon  seit  Ende  August  ununterbrochen  in 
Blüte  ist  und  sich  seit  5  Jahren  vorzüglich  bewährt  hat.  Der  Direktor 
des  Vereins,    Herr  von   Pommer  Esche,  bemerkte,  dass  er,  selber  ein 


*)  Es  ist  zu  S.    191    noch  naclizutragen,    dass    auch    der    Liehliaber-Ausschuss    die  Flieder 
der  Herren  Fr.   Harms  und  C.  Lackner  am    14.   März  sali. 


799'  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  20*? 


grosser  Nelkenliebhaber,  nur  das  bestätigen  könne,  was  Herr  Studier 
gesagt,  er  habe  auch  andere  Nelken  des  Herrn  Studier  von  der  letzten 
Herbst-Ausstellung  fast  ununterbrochen  bis  jetzt  in  Blüte  gehabt.  — 
7.  Herr  Hofgärtner  Janke,  Königlicher  Schlossgarten  Bellevue, 
führte  ausser  Preisbewerb  8  grosse  Exemplare  eines  hoch  interessanten 
Nadelholzes  in  Töpfen  vor,  einen  zufällig  vor  8  Jahren  im  nordischen 
Garten  zu  Sanssouci  entstandenen  Bastard  zwischen  Abies  Nordmanniana 
und  Pinsapo. .  Während  die  Nummern  1  und  2  mehr  den  Typus  der 
Nordmanniana  tragen,  haben  No.  7  und  8  mehr  den  der  Pinsapo,  obgleich 
sie  noch  nicht  so  dichte  Nadeln  besitzen;  die  übrigen  halten  etwa  die 
Mitte.  Herr  Hofgärtner  Janke  wird  hierüber  selbst  berichten.  —  8.  Herr 
.Obergärtner  Amelung  führte  ein  weissblühendes  Lamium  macu- 
latum,  das  sonst  bekanntlich  rotblühend  ist,  in  einem  schön  getriebenen 
Exemplar  in  reichem  Blütenschmuck  vor  und  machte  damit  auf  einen  ganz 
neuen  Winterblüher  aufmerksam.  —  9.  Herr  Dr.  Graf  und  sein  Sohn, 
Gärtnereibesitzer  Graf,  Steglitz,  stellten  eine  neue  Orchidee  aus  West- 
Afrika  aus,  welche  Herr  Professor  Kränzlin  zu  Ehren  des  Plerrn 
Dr.  Graef,  Lissochilus  Graefii  benannt  hat.  Herr  Professor  Kränzlin 
berichtete  selbst  eingehend  über  diese  stattliche  Pflanze.  —  10.  Herr  Professor 
Kränzlin  führte  hierauf  den  Blütenstand  von  Dendrobium  Imperatrix 
aus  Neu-Guinea  vor,  den  er  von  Herren  Sander  &  Co.,  St.  Albans,  erhalten  hatte. 

IV.  Herr  Hofgärtner  Hoff  mann  berichtete  darauf  namens  des  Ausschusses 
für  Düngungversuche  über  die  an  Cinerarien  gemachten  Erfahrungen, 
und  hatten  die  Herren  Obergärtner  Weber  und 'Weidlich  dazu  sehr 
schöne  Exemplare  ausgestellt.  Der  Bericht  wird  besonders  abgedruckt 
werden.  Als  einige  Hauptergebnisse  seien  folgende  genannt:  1)  Schlcmm- 
kreidezusatz  ist  bei  Topfkulturen  zu  vermeiden;  2)  Düngung  mit  schwefel- 
saurem Amnion  allein  ist  bei  krautartigen  Pflanzen  nicht  angezeigt;  3)  Ein 
kühlerer  regnerischerer  Sommer  als  der  von  1893  würde  gewiss  viel 
bessere  Resultate  hervorgerufen  haben.  —  In  der  Diskussion  bemerkte 
Herr  Dr.  Dammer,  er  halte  Schlemmkreide  nicht  ohne  weiteres  für 
schädlich,  da  in  vielen  Topferden  es  an  Kalk  mangele,  besonders  bei 
Heideerde  habe  er  nach  Zusatz  von  Schlemmkreide  gute  Erfolge  gehabt. 
Er  könne  auch  nicht  anerkennen,  dass  vergorene  Jauche  besser  sei  als 
frische,  man  dürfe  von  letzterer  nur  nicht  zu  viel  geben;  es  sei  überhaupt 
ein  grosser  Fehler,  bei  der  künstlichen  Düngung  zuviel  zu  geben,  1—2 
pro  mille,  d.  h.  1  bis  2  g  auf  1  Liter  Wasser  sei  vollständig  genügend  pro 
Woche;  er  habe  vorzügliche  Resultate  mit  gewöhnlichem  Salpeter  erhalten 
und  nur  1/2  Pi"o  mille  genommen.  Herr  Plofgärtner  Hoffmann  entgegnete, 
Herr  Geheimrat  Märcker  habe  selbst  empfohlen,  den  Schlemmkreidezusatz 
künftig  zu  unterlassen,  da  in  der  Erde  nach  der  Analyse  genügend  Kalk 
vorhanden  ist.  Dass  frische  Jauche  besser  wirke,  könne  er  nicht  an- 
erkennen. Herr  Weber  bemerkte,  dass  er  sehr  kalkhaltiges  Wasser 
habe  und  deswegen  schon  ein  Schlemmkreidezusatz  überflüssig  sei.  Er 
wie  auch  Plerr  Weidlich  halten  vergorene  Jauche  für  besser.  Nach 
letzterem  bildet  Kuhjauche  eine  verfilzte  Schicht  auf  dem  Topfe. 

V.  Der  Stadt.   Obergärtner  Hampel,    Delegierter   des  Vereins  im  Kura- 
.     torium  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  zu  Potsdam  (Wildpark),  berichtete 


204  799»  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


über  das  am  12.  März  daselbst  abgehaltene  Examen,  das  von  9 — 6%  Uhr 
mit  einer  einstündigen  Unterbrechung  gedauert  habe.  Von  den  Prüflingen 
haben  S  das  Zeugnis  erhalten.  Im  allgemeinen  waren  die  Resultate  gute, 
bei  einem  sogar  sehr  gute,  dabei  zeigte  sich  im  mündlichen  wie  im 
schriftlichen  Examen  eine  ziemliche  Gleichmässigkeit,  was  auf  die  Güte 
des  Unterrichtes  schliessen  lässt.  Es  ist  hocherfreulich,  dass  Herr  Ge- 
heimrat Singelmann,  obwohl  aus  seinem  Staatsamt  geschieden,  noch  das 
Ehrenamt  eines  Vorsitzenden  der  Gärtner-Lehranstalten  des  Staates  bei- 
behalten hat,  und  ist  er  eifrigst  bemüht,  die  Potsdamer  Anstalt  zu  fördern. 
Früher  gehörten  bekanntlich  die  Kgl.  Landesbaumschule  in  Alt-Geltow  und 
die  Gärtner-Lehranstalt  zusamrhen.  Mit  dem  Aulhören  der  ersteren  im 
vorigen  Jahre  ist  die  Gärtner-Lehranstalt  als  Erbin  eingetreten,  jedoch  ist 
das  ererbte  Kapital  nicht  bedeutend,  der  Etat  befindet  sich  wenigstens 
auf  derselben  Höhe,  wie  im  Vorjahre.  Es  ist  der  Wunsch  rege,  das  der 
Lehrer  für  Gartenkunst  im  Sommer  eine  Reise  zum  Studium  der  Gärten 
Deutschlands  unternehme,  um  dann  den  Schülern  um  so  anschaulicher 
die  verschiedenen  Anlagen  beim  Unterricht  vorführen  zu  können.  Ein 
entsprechendes  Gesuch  ist  an  den  Herrn  Minister  eingereicht.  Herr 
Direktor  Langholf,  bisher  Lehrer  für  Physik  und  Chemie  ist  ausgeschieden 
und  sind  dafür  zwei  neue  Lehrer  ernannt,  auch  für  Botanik  wurde  ein  neuer 
Lehrer  eingestellt,  und  sind  diese  drei  Lehrer  nach  Kräften  bemüht,  den 
Unterricht  in  lebendiger  Form  und  mit  Bezug  auf  die  gärtnerische  Praxis 
zu  erteilen. 

VI.  Herr  Dr.  Pflug  legte  eine  Anschwellung  eines  Apfelzweiges  aus 
dem  Garten  Giarina  bei  Feldkirch  in  Vorarlberg  vor.  Herr  Hampel  ge- 
denkt ähnlicher  Erscheinungen  an  Pirus  baccata  im  Treptower  Park. 
Herr  Mathieu  hält  es  nicht  für  Wirkungen  der  Blutlaus.  Der  Gegenstand 
wurde  dem  Generalsekretär  zur  weiteren  Untersuchung  übergeben  und 
ergab  diese,  dass  die  krebsartigen  Anschwellungen  durch  eine  .Schikl- 
laus,  den  Micsmuschelschildträger,  Coccus  conchaef  ormis 
Gmelin  erzeugt  sei. 

VII.  Auf  Antrag  des  Ausschusses  für  Obst-  und  Gehölzkunde  wurde  Herrn 
Gärtnereibesitzer  Lentz  in  Xeuendorf  bei  Potsdam  für  seine  vor- 
züglichen gefüllten  Cyclamen  eine  grosse  silberne  Medaille  zuge- 
sprochen. —  Leider  hatten  dieselben  dem  Blumenausschusse  nicht  recht- 
zeitig vorgeführt  werden  können.  —  Dem  Gartenbauverein  Frank- 
furt a.  Oder  und  dem  für  die  Jerichowschen  Kreise  zu  Genthin 
wurde  für  ihre  Ausstellungen  je  eine  grosse  silberne,  eine  kleine  silberne 
und  eine  bronzene  Aledaille  bewilligt. 

\\U.  Beschlossen  wurde,  das  Werk  »Die  Wasserkünste  von  Sanssouci«, 
»Vilmorins  illustrierte  Blumengärtnerei«.  3.  Autlage,  von  Voss  und 
A.  Siebert,  Verlag  von  Paul  Parey,  und  den  grossen  Index  Kewensis 
anzukaufen. 

IX.  Herr  Gordel  teilte  namens  der  Deutschen  Schriftstellergenossenschaft 
mit,  dass  die  deutsche  Schriftstellergenossenschaft  beabsichtige,  im 
Mai  oder  Juni  im  Ausstellungspark  ein  Fest  zu  veranstalten,  das  unter 
dem  Zeichen    der  Blumen    stehen    solle    und  für    leistungsfähige  Blumen- 


Justiis  Karl  Hasskarl.  20^ 

händler  ein  dankbares  Feld  bieten  würde.    Herr  Cordel  erklärte  sich  bereit, 
nähere  Auskunft  zu  geben. 

X.  Herr  Direktor  Brandt  teilte  mit.  dass  die  Ausschüsse  am  5.  April  eine 
Besichtigung  der  Rosenkulturen  des  Herrn  Thiel  in  Plötzensee  vor- 
nehmen werden,  wozu  auch  die  übrigen  Mitglieder  eingeladen  seien. 
Derselbe  machte  auch  auf  die  Hyacinthenausstellung  in  der  Flora  auf- 
merksam, die  bei  dem  günstigen  Wetter  noch  verlängert  sei. 
XI.  Wegen  vorgerückter  Zeit  konnte  der  General-Sekretär  seinen  Vortrag  über 
Obstbau  und  Obstverwertung  in  den  Vereinigten  Staaten  nicht  halten, 
sondern  erläuterte  nur  die  an  der  Wandtafel  entworfenen  Zeichnungen 
der  wichtigsten  amerikanischen  Dörrapparate:  Ryder  oder  American, 
Williams,  Trescott,  Stutzmann,  Zimmermann,  Dosh,  Granger  etc. 
XII.  Das  Preisgericht  bestand  bei  der  grossen  Zahl  der  ausgestellten  Gegen- 
stände diesmal  aus  5  Personen,  den  Herren  Emil  Dietze,  Ernst  Drawiel, 
C.  Dressler,  M.  Hoffmann  und  S.  Tübbecke.  Dieselben  haben  fol- 
gende Preise  zuerkannt:  1)  Herrn  Gärtnereibesitzer  H.  Studier,  Gr. 
Lichter felde,  für  die  Nelken  Hildegard  als  Winterblüher  den  Monats- 
preis von  Mk.  Jö.  2)  Herrn  Dr.  med.  Graef- Steglitz,  für  die  Orchidee 
Lissochilus  Graefii  die  grosse  silberne  Vereinsmedaille.  3)  Herrn 
Georg  Reid-London,  für  Cyclamen-,  Pelargonien-  und  Primel-Blüten 
eine  kleine  silberne  Vereinsmedaille.  4)  Herrn  Fr.  Flarms-Ham- 
burg,  für  abgeschnittenen  Flieder  eine  kleine  silberne  Vereins- 
medaille.  5)  Herrn  Obergärtner  Amelung-Berlin  für  Lamium  macu- 
latum  eine  bronzene  Vereinsmedaille.  6)  Herrn  Obergärtner 
G.  Kittel-Eckersdorf,  für  Vriesea-Kreuzungen  ein  Ehrendiplom. 
XIII.  Aufgenommen  wurden  als  wirkliche  Mitglieder  die  in  der  letzten  Ver- 
sammlung Vorgeschlagenen  (siehe  Heft  ö  S.  14,=;). 
V.  Pommer  Esche.      Wittmack. 


Justus  Karl  Hasskarl. 

Von    H.    Ort. 
Hierzu  Abbild.  48. 
er  mächtige  Bildungsdrang",  welcher  aus  der  Friedericianischen  Zeit  bis 
|P^^    ins    erste  Drittel  unseres  Jahrhunderts   seinen  Einfluss   in  Deutschland 


ausübte,  machte  sich  auch  in  sehr  hervorragender  Weise  in  der 
(rärtnerei  geltend.  Eine  grosse  Anzahl  junger  Männer,  welche  damals  in  der 
Gärtnerei  das  Ideal  ihres  Lebens  sahen,  hielten,  in  richtiger  Erkenntnis  der 
grossen  Anforderungen,  welche  die  (rärtnerei  an  das  Geistesleben  ihrer  Jünger 
stellt,  es  für  notwendig,  ihre  Schulkenntnisse  bis  zum  Reifezeugnis  für  die 
Universität  auszudehnen,  ehe  sie  ihre  praktische  Lautbahn  begannen,  und 
wussten  der  körperlich  ermüdenden  Lehrlingsarbeit  noch  soviel  freie  Zeit  abzuge- 
winnen, um  wenigstens  einige  Spezialcollegs  an  der  Universität  zu  hören.  Eine 
Reihe  dieser  so  gründlich  vorgebildeten  Gärtner  haben  später  Jahrzehnte  lang  als 
leuchtende  Sterne  der  Gärtnerei  dagestanden  und  sind  vielen  von  uns  jüngeren 


2o6  "  Justus  Karl  Hasskarl. 


noch  in  frischer  Erinnerung,  wie  der  vor  zwei  Jahren  heimgegangene  Regel 
in  Petersburg  oder  der  nun  schon  ein  Jahrzehnt  in  Frieden  schlummernde 
Bouche  in  Berlin,  eine  grosse  Zahl  aber  ist  aus  dem  Kreise  der  gärtnerischen 
Praxis  heraus  in  die  streng  wissenschaftliche  Botanik  hinübergetreten.  • 

Zu  diesen  Höherstrebenden,  die  aber  mit  Leib  und  Seele  noch  an  dem 
\'orschreiten  der  Gärtnerei  teilnahmen,  gehörte  als  einer  der  sich  am  wenigsten 
in  den  Vordergrund  schiebenden  Gelehrten  Justus  Karl  Hasskarl,  dessen  im 
75.  Lebensjahre  aufgenommenes  Bild  unsere  Zeichnung  getreu  wiedergiebt. 
Hasskarls  Lebenslauf  war  ein  buntbewegtes  Ringen,  dessen  Bienenfleiss  und 
Wagemut  ihm  Ehre  und  Anerkennung  auf  der  einen  Seite,  aber  fast  noch  mehr 
Missgunst  und  Undank  auf  der  anderen  Seite  eintrug.  Am  0.  Dezember  iSii 
erblickte  er  in  Kassel  das  Licht  der  Welt,  wohin  sein  Vater  kurz  vorher  als 
Mitglied  der  Oberrechnungskammer  des  Königreichs  Westfalen,  das  der  »alleweil 
lustik«  Jeröme  regierte,  berufen  worden  war.  Der  eigentliche  Familiensitz  war 
Naumburg  a.  S.,  woselbst  sich  ein  als  Offizier  mit  Gustav  Adolf  nach  Deutsch- 
land gezogener  Hasskarl  niedergelassen  hatte.  Unser  Justus  zog  mit  dem  an 
das  Oberbergamt  Bonn  berufenen  Vater  als  sechsjähriger  Junge  nach  Bonn, 
wo  er  bis  1S27  das  Gymnasium  absolvierte  und  dann  als  Lehrling  in  den 
botanischen  Garten  in  Poppeisdorf  eintrat,  und  sich  nebenbei  eifrig  der  deutschen 
Floristik  widmete.  1831-32  diente  er  als  Pionier  und  hätte  gern  die  Offiziers- 
laufbahn eingeschlagen,  wenn  der  Vater  nicht  energisch  nein  gesagt  hätte.  So 
trat  er  1832  als  Gehilfe  in  den  kleinen  botanischen  Garten  Düsseldorfs  ein, 
welchem  Gartendirektor  Weyhe,  der  bekannte  rheinische  Florist,  vorstand, 
wurde  aber  schon  im  Herbst  als  Reservist  zu  der  Beobachtungs-Armee  ein- 
gezogen, welche  Preussen  unter  General  von  Müffling  während  der  Belagerung 
Antwerpens  durch  die  Franzosen  am  Niederrhein  zusammenzog.  Militärischen 
Ruhm  gab  es  dort  nicht  zu  erringen,  dagegen  holte  sich  Hasskarl  eine  schwere 
Brustfellentzündung,  die  ihn  für  lange  Zeit  schwächte.  Im  März  1833  übertrug 
ihm  Weyhe  die  Leitung  des  Düsseldorfer  Gartens  und  benutzte  ihn  als 
Assistenten  für  seine  Vorlesungen,  entliess  ihn  aber  im  Oktober  1834,  als 
Flasskarl  selbständig  Vorträge  halten  wollte.  Eine  in  dieser  Zeit  in  der 
Otto 'sehen  Gartenzeitung,  dem  Vorläufer  unserer  Gartenflora,  veröffentlichte 
Arbeit  über  die  zum  ersten  Male  in  Europa  erscheinenden  Blüten  von 
Cunninghamia  sinensis  trug  ihm  so  viel  Anerkennung  ein,  dass  der  A^ater 
ihm  die  Erlaubnis  zum  weiteren  Studium  gab.  Hasskarl,  dessen  Sehnsuchtsziele 
Reisen  in  die  Tropenwelt  waren,  studierte  nunmehr  in  Bonn  hauptsächlich 
Medizin  und  Botanik  und  veröffentlichte  in  dieser  Zeit  in  der  Regensburger 
Flora  eine  Reihe  kleiner  botanischer  Aufsätze.  Während  dieser  Studienzeit 
tagte  in  Bonn  die  Versammlung  deutscher  Naturforscher  und  Aerzte,  bei  welcher 
Hasskarl  einen  Rheder  aus  Rotterdam  kennen  lernte,  der  ihm  freie  LIin-  und 
Rückfahrt  auf  einem  seiner  Schiffe  nach  Java  versprach,  wo  er  ausserdem  zwei 
Jahre  bei  einem  Vetter  des  Rheders  „als  Kind  vom  Hause"  leben  sollte.  Im 
November  1836  verliess  Hasskarl  an  Bord  der  Anna  infolge  dieser  Einladung 
von  Bremen  aus  Europa,  voll  froher  Hoffnungen.  Der  Kapitän  der  Anna  aber 
war  ein  unfähiger  Trunkenbold,  und  so  brauchte  das  Schiff  75  Tage,  um 
Baltimore  zu  erreichen,  es  musste  dort  drei  Monate  liegen  bleiben  und  traf  erst 
im  September  nach  weiteren  135  Tagen  Fahrt  in  Batavia  ein,  wo  der  Vetter 
des  Rotterdamer  Rheders  dem  ihm  empfohlenen  »Kinde   des  Hauses«  die  Thür 


Justus  Karl  Hasskarl. 


207 


vor  der  Nase  zuschlug.  Fremd  und  mittellos  stand  Hasskarl  da,  aber  deutsche 
I.andsleute  nahmen  sich  seiner  an  und  verschafften  ihm  endlich  die  wissen- 
schaftliche Leitung  des  heut  weltbekannten  botanischen  Gartens  in  Buitenzorg. 
Damals  aber  hatte  es  mit  der  Wissenschaft  in  diesem  Garten  gute  Wege,  denn 
mitten  im  Garten  lag  der  Palast  des  Gouverneurs,  von  Obst-  und  Gewürz- 
Plantagen    umgeben,    an    die    sich    der    als   Tierpark    benutzte   äussere   Garten. 


anschloss.  Plasskarls  Versuche,  dort  wissenschaftliche  Ideen  und  Reformen 
einzuführen,  stiessen  überall  auf  harten  Widerspruch,  und  selbst  der  leitende 
Gärtner,  Teysmann,  war  nur  zögernd  zu  Änderungen  zu  bewegen,  die  erst 
20  Jahre  später  von  Hasskarl's  Nachfolgern  benutzt  werden  konnten.  Unser 
junger  Gelehrter  hatte  inzwischen  noch  1837  in  Batavia  die  Entdeckung  der 
Wärme-Entwickelung    in    der   Colocasia-Blüte    gemacht    und    vom    folgenden 


2o8  Justus  Karl  Hasskarl. 


Jahre  an  mit  der  Veröffentlichung  der  Decades  plant arum  rariorum  horti 
Bogoriensis  begonnen,  sowie  zahlreiche  kleinere  Arbeiten  in  der  Tijdschrift 
voor  Nederl.  Indien  und  in  der  Regensburger  Flora  publiziert.  Seine  Haupt- 
arbeit, der  Catalogus  plant,  h.  bogoriensis  war  druckfertig  vollendet,  als 
Hasskarl  1843  am  Tropenfieber  erkrankte  und  im  September  nach  Europa 
gebracht  werden  musste.  wo  er  im  März  1S44.  durch  die  Seefahrt  fast  wieder 
hergestellt,  eintraf  Der  holländische  Kolonialminister  versprach  persönlich  dem 
jungen  strebsamen  Arbeiter  die  Selbständigkeit  seiner  Stellung"  und  den  gesamten 
wissenschaftlichen  Arbeitsapparat;  als  aber  Ilasskarl  1845  wieder  in  Java  eintraf, 
verweigerte  der  Gouverneur  rundweg  die  Erfüllung  der  Zusagen  und  dem 
Gouverneur  gegenüber  liess  ihn  auch  der  Minister  im  Stich.  Tief  gekränkt 
c|uittierte  Hasskarl  den  Dienst  und  liess  sich  in  Düsseldorf  nieder,  nachdem  er 
sich  in  Holland  184Ö  mit  einem  Fräulein  von  Medenbach  verehelicht  hatte. 
Seine  Hoffnung,  an  einer  deutschen  Universität  unterzukommen,  scheiterte  und 
er  lernte  in  den  nächsten  Jahren  das  ganze  Elend  des  unbemittelten  Privat- 
gelehrtentums  kennen.  Zwar  ergriff  er  jeden  Verdienst,  ward  Stenograph. 
Reporter,  Chiffreur  und  Dolmetscher  für  das  Landgericht,  vSekretär  der  Handels- 
kammer und  des  konservativen  Wahlcomites  und  gab  nebenbei  eine  Reihe 
botanischer  Arbeiten  heraus,  darunter  1848  seine  Plantae  javanicae  rariores 
imd  die  Bearbeitung  der  Commelinaceae,  Amarantaceae  und  Polygalaceae  in  den 
Plantae  Junghuhnianae.  aber  die  Sorge  sass  immer  mit  am  Familientische. 

Da  erhielt  er  1852  von  der  holländischen  Regierung  die  Anfrage,  ob  er 
geneigt  sei,  den  Chinarindenbaum  aus  Peru  nach  Java  zu  überführen.  Sofort 
sagte  Hasskarl  zu,  obgleich  die  Sache  einen  bedenklichen  Haken  hatte,  denn  in 
Peru  standen  die  härtesten  Strafen  auf  den  \'ersuch,  Cinchonen  auszuführen, 
sodass  kein  Zweifel  darüber  walten  konnte,  dass  Hasskarl  am  nächsten  passenden 
Aste  aufgehängt  wurde,  wenn  man  ihn  bei  seinem  Wagnis  abfasste.  Die 
Chinarinde  war  eine  Goldquelle  für  Peru  und  das  damals  noch  schwieriger 
zugängliche  Bolivia,  in  deren  Andengebieten  zwischen  1500 — 2000  m  Höhe  die 
etwa  30  Arten  der  Rubiaceen- Gattung  Cinchona.  von  denen  etwa  10  Arten 
der  Unterabteilung  Ouinquina  Condamine  die  kostbare  Rinde  liefern.  Wald 
oder  Busch  bildend  wachsen.  Nach  echt  spanischer  Manier  schlug  man  die 
Bäume  einfach  nieder  und  schälte  die  Rinde  ab,  ohne  jemals  an  Xachzucht  zu 
denken.  Infolge  dieses  Raubbaues  waren  gerade  diejenigen  drei  Arten,  welche 
die  an  Chinin  reichsten  Rinden  lieferten:  Cinchona  Calisaya  mit  der  var. 
Ledgeriana.  C.  succirubra  und  C.  lancifolia,  schon  gegen  Mitte  unseres 
Jahrhunderts  so  selten  geworden,  dass  an  ihrer  schliesslichen  Ausrottung  nicht 
zu  zweifeln  war.  Gleichzeitig  wurden  die  Rinden  von  Jahr  zu  Jahr  natürlich 
teurer  und  der  Bedarf  an  Chinin,  dem  1820  zuerst  von  Pelletier  und  Caventou 
hergestellten  Alkaloid  der  Chinarinde,  stieg  trotz  der  enormen  Preise  immer 
mehr,  da  das  Chinin  neben  dem  nicht  immer  anwendbaren  Arsenik  das  einzige 
Mittel  war,  welches  das  Sumpflieber  in  allen  seinen  Formen,  Wechselfieber, 
kaltes  Fieber,  Malaria,  Tropenfieber,  wirklich  brach  und  dem  Körper  dauernde 
Heilung  brachte.  Unter  diesen  ^>rhältnissen  war  von  selten  Hollands  die  Aus- 
führung der  Cinchonen  aus  Peru  zwar  ein  reines  Handelsinteresse,  von  Seiten 
Ilasskarls  aber  eine  That  reiner  Alenschenliebe.  denn  der  Lohn,  der  ihn  er- 
wartete, war  geradezu  winzig,  besonders  gegenüber  der  Lebensgefahr,  der  er 
sich  aussetzte.     Als  nach  Abschluss  der  \'erhandlungen  Ilasskarl  sich  persönlich 


.lustus  Karl   Hasskaii.  20() 


hei  dem  Minister  im  Haai;"  meldete,  le^^te  ihm  dieser  spanische  Zeitungen  vor, 
welche  den  Plan  des  holländischen  Ministeriums  veröffentlichten  und  unter 
Nennung  von  Ilasskarls  Xamen  Peru  und  Bolivia  vor  dem  gefährlichen  Reisenden 
warnten.  Natürlich  hielt  der  Minister  infolge  dessen  die  Reise  für  unmöglich, 
aber  Ilasskarl  liess  den  Plan  nicht  fallen.  Er  bewog  den  Minister,  ihm  falsche 
Pässe  zu  verschaffen,  und  schiifte  sich  eine  Woche  später  von  England  aus  als 
unschuldiger  deutscher  Wollhändler  Karl  Müller  nach  Lima  ein.  Er  fand  Peru 
in  voller  Revolution.  al)er  glücklicdi  passierte  er  die  r>inien  der  beiden  feind- 
lichen Heere  und  überstieg  ohne  Unfall  die  Anden.  Fast  ein  Jahr  lang  zog  er 
handelnd  und  tauschend  im  China-Distrikt  hin  und  her,  bis  er  überall  eine  be- 
kannte Figur  war,  auf  deren  Kommen  und  C.ehen  niemand  mehr  achtete. 
Unbemerkt  verstand  er  es,  400  junge  C'alisaya-Ptlanzen  zusammenzubringen,  die 
er  entblätterte,  bis  zur  möglichsten  Kleinheit  zurückschnitt  und  dann  in  das  Innere 
von  ,so  Wollballen  verpackte.  Xun  ging  der  Zug  über  die  Anden  zurück, 
geführt  von  dem  inzwischen  völlig  heimisch  gewordenen  Wollhändler,  und,  ohne 
irgendwo  \'erdacht  zu  erregen,  ward  Callao  erreicht,  in  dessen  Hafen  schon 
seit  bald  einem  Jahre  eine  holländische  Kriegsfregatte,  angeblich  zum  Schutze 
des  holländischen  Handels,  den  aber  niemand  gefährdete,  lag.  Der  Kommandant 
war  nicht  wenig  überrascht,  als  eines  schönen  Tages  ein  furchtbar  verwildert 
aussehender  deutscher  Händler  an  Bord  erschien  und  ihm  die  Ordre  der 
Admiralität  überreichte,  den  Uelierbringer  samt  seinen  Waaren  sofort  an  Bord 
zu  nehmen  und  etwaigem  Widerstand  der  Landesbehörden  nötigenfalls  Gewalt 
entgegenzusetzen.  Mit  echt  seemännischem  Humor  ward  das  Wagestück 
Ilasskarls  zu  Ende  geführt;  ehe  die  Zollbehörden  noch  recht  wussten,  was  da 
eigentlich  vorging,  lagen  die  50  Wollballen  in  dem  Boden  des  Kriegsschiffes, 
das  inzwischen  zur  Ausfahrt  klarte,  und  während  der  Anker  hochging  und  die 
üblichen  Salutschüsse  wie  zum  Hohn  für  das  übers  Ohr  gehauene  Peru  er- 
tönten, kniete  der  wieder  in  den  echten  Hasskarl  verwandelte  falsche  Müller 
vor  den  Ward'schen  Kästen,  die  die  Fregatte  im  Lagerraum  bewahrt  hatte  und 
pflanzte  die  aus  der  Wollhülle  erlösten  Cinchonen  hinein.  Der  Capitän  nahm 
seine  Ordre,  in  nächster  Linie  Ilasskarl  nach  Java  zu  bringen,  wörtlich,  obgleich 
Ilasskarl  auf  dem  weiteren  Wege  durch  kühlere  Klimate  seiner  Ptlanzen  wegen 
bestand.  Oestlich  der  Philippinen  bestand  das  Schilf  einen  so  schweren 
Typhon,  dass  der  Capitän,  als  sie  am  4.  December  1S54  Macassar  anliefen,  die 
AVeiterfahrt  verweigerte.  Hasskarls  Energie  gelang  es.  einen  Kriegsdampfer  zu 
requirieren,  der  ihn  einige  Tage  später  auf  Java  landete.  Von  den  400  Cinchonen 
waren  noch  40  am  Leben,  die  nun  sofort  in  dem  schon  vorbereiteten  Terrain 
im  Ilochgebirge  ausgepflanzt  wurden,  wo  nun  Hasskarl  die  Kultur  begann. 
Mitten  in  den  anstrengenden  Arbeiten  erhielt  der  Aermste  die  furchtbare  Nach- 
richt, dass  an  demselben  4.  December.  an  welchem  er  in  Macassar  landete, 
das  Schiff  Hendrika.  wehTies  seine  Frau  und  seine  vier  Kinder  zu  ihm  nach 
Java  tragen  sollte,  noch  angesichts  der  holländischen  Küste  vor  Amsterdam 
mit  Mann  und  Alans  gesunken  war,  ohne  dass  auch  nur  eins  der  300  Menschen- 
leben, die  an  Bord  waren,  gerettet  werden  konnte.  Die  Aufregung  und  Strapazen 
in  Peru,  die  Anstrengungen  in  den  Kulturarbeiten  auf  Java,  vereint  mit  dieser 
fürchterlichen  Botscdiaft.  warfen  Hasskarl  nieder,  und  halb  sterbend  trug  man 
ihn  aus  dem  grossen  Hospital  zu  Weltevreden  auf  einen  nach  Europa  heim- 
kehrenden Dampfer.     Die  Seeluft  wirkte  abermals  segensreich  auf  den  Kranken, 


2IO  Justus  Karl  Hasskaii. 


der  im  October  1856  wesentlich  gebessert  in  Europa  eintraf,  wenn  er  auch 
noch  lange  leidend  blieb.  In  Java  hatte  inzwischen  sein  deutscher  Kamerad, 
Dr.  Junghuhn,  es  verstanden,  sich  in  Hasskarls  Stelle  zu  drängen  und  den  in 
der  Ferne  Weilenden  von  Grund  aus  zu  verlästern,  sodass  der  Minister  Hasskarl 
die  Wahl  stellte,  nach  Java  zurückzukehren  und  die  Kulturen  wieder  zu  über- 
nehmen oder  aus  dem  Dienste  zu  scheiden.  Da  seine  zerrüttete  Gesundheit 
eine  Rückkehr  in  die  Tropen  für  lange  Zeit  verbot,  nahm  Hasskarl  seinen 
Abschied  und  erhielt  als  »Ehrenpension«  das  Spottgeld  von  looo 
Guld.  holl.  =  1700  Mark  etwa!  das  war  der  Lohn  für  all'  die  Arbeit,  all'  das 
Elend,  das  er  durchgemacht  und  dafür,  dass  Holland  jetzt  jährlich  Millionen 
Reingewinn  aus  den  Chinakulturen  zieht!  Der  gutmütige  Deutsche  hatte  eben 
wieder  einmal  aus  Menschenliebe  dem  schlauen  Händler  die  Kastanien  aus  dem 
Feuer  geholt.  Zu  allem  Ueberfluss  musste  Hasskarl  vor  Erhalt  der  Pension 
noch  für  sich  und  seine  Rechtsnachfolger  feierlich  allen  Ansprüchen  entsagen, 
die  etwa  einmal  auf  die  Erträge  der  Chinakulturen  von  ihnen  hätten  erhoben 
werden  können.  Allerdings  hatte  er  schon  als  Anerkennung  das  Ritter- 
kreuz des  niederländischen  Löwenordens  und  später  sogar  das  Kommandeur- 
kreuz der  luxemburgischen  Krone  erhalten. 

Tief  gekränkt  liess  sich  Hasskarl  in  Königswinter  am  Rhein  nieder  und 
übersiedelte  dann  seiner  Frau  zu  Liebe,  er  hatte  inzwischen  Julie  von  Meden- 
bach,  die  Schwester  seiner  ersten  Gattin,  heimgeführt,  in  die  Nähe  der 
holländischen  Grenze  nach  Cleve  am  Rhein,  wo  er  sich  ein  behagliches  Tusculum 
schuf,  in  dem  er  unermüdet  seinen  botanischen  Arbeiten  oblag.  LTnmittelbar 
nach  dem  Einzug  in  Cleve  ernannte  ihn  die  Universität  Greifswald  am 
20.  December  1858  honoris  causa  zum  Doktor  der  Philosophie,  eine  Ehren- 
bezeugung, die  ihn  allen  Undank  Hollands  verschmerzen  liess.  1855-56  hatte 
er  in  Hookers  Journal  of  botany,  in  der  Regensburger  Flora  und  im  Nederlandsch 
Kruidkundig  Archief  der  kgl.  Akademie  te  Amsterdam  kleinere  Arbeiten  ver- 
öffentlicht; dann  erschien  seine  Retzia  sive  Observationes  botanicae  und 
die  beiden  ersten  Bände  des  grossen  Werkes:  Filices  javanicae,  und  in  der 
Bonplandia  der  Hortus  bogoriensis  descriptus,  wofür  ihm  dieLeopoldinische. 
-Vkademie  unter  Verleihung  des  Namens  Retzius  zum  Mitgliede  ernannte. 

Das  Stillleben  in  Cleve,  wo  in  einer  durch  keinen  Schatten  getrübten  kinder- 
losen Ehe  die  innig  waltende  Gattin  alle  häuslichen  Sorgen  allein  übernahm 
und  dadurch  LIasskarl  das  vollständige  Aufgehen  im  Studium  seiner  geliebten 
Pflanzen  ermöglichte,  zeitigte  eine  grosse  Reihe  systematischer  Arbeiten,  vor- 
wiegend natürlich  die  indische  Pflanzenwelt  behandelnd  oder  die  Spezial- 
lieblinge  des  unermüdeten  Forschers,  die  Commelinaceae  und  Polygalaceae, 
sowie  die  niederländischen  Chinakulturen  betreffend.  Für  letztere  beklagte  er 
^yiederholt,  dass  durch  die  Handlungsweise  Junghuhns,  der  Hasskarls  erste 
Kulturen  auf  Java  anfänglich  systematisch  ruinierte,  um  sich  später  als  Retter 
hinstellen  zu  können,  England  mit  seinen  Kulturen  beinahe  Holland  den  Rang 
ablief.  Seine  That  der  China-Ausführung  und  seine  fortgesetzten  kleinen  Be- 
richte über  diese  Kulturen  verschafften  Hasskarl  in  weiten  Kreisen  den  Scherz- 
namen A^ater  des  Chinins«,  trugen  ihm  aber  auch  vielseitige  Ehren  ein,  so  von 
Frankreich  1864  die  grosse  goldene  Medaille  für  Akklimatisations-^'erdienste, 
und  18Ö7  ebenfalls  die  grosse  goldene  Medaille  der  internationalen  Jury  der 
Industrie-Ausstellung  und  1870  von  König  Wilhelm  den  Kronenorden. 


Der  deutsche   Gartenhau  auf  der  Weltausstellung  zu  Chicago  etc.  21  1 

Hasskarl  vermiccl  die  Utfentlichkeit,  nur  an  den  Versammlungen  der 
deutschen  A'aturforscher  und  Ärzte  nahm  er  regelmässig  teil,  sonst  lebte  er, 
still  arbeitend,  seinen  lebenden  und  seinen  trocknen  Garten  (Herbar)  pflegend 
in  seinem  von  Ruhe  und  Glück  durchstrahlten  Heim,  bis  zum  80.  Jahre  sich 
vollen  Wohlseins  erfreuend.  Dann  begann  der  rastlose  Geist  nachzulassen, 
aber  glücklicherweise  so  allmählich,  dass  es  der  liebevollen  Gattin  gelang, 
ilm  über  seinen  Zustand  hinweg- zu  täuschen.  Noch  wenige  Tage  vor  seinem 
Tode  lustwandelte  der  Greis  an  der  Seite  seiner  getreuen  Lebensgefährtin  in 
seinem  Garten,  sich  des  bei  der  milden  Witterung  schon  beginnenden  Knospens 
erfreuend,  dann  fesselte  ihn  ein  scheinbar  leichtes  Unwohlsein  ans  Zimmer 
und  am  5.  Januar  1894,  im  begonnenen  83.  Jahre,  schlummerte  er  friedlich  ins 
Jenseits  hinüber,  neben  der  tieferschütterten  Wittwe  einen  grossen  Kreis 
trauernder  Freunde  und  den  stillen  Wohlthäter  tief  beklagender  Schütz-  und 
Pfleglinge,  aber  keinen  einzigen  Feind  hinterlassend.  Der  Gärtnerei  war  er 
während  seines  langen  Lebens  stets  ein  treuer  Freund,  in  den  Annalen  der 
Wissenschaft  ist  sein  Name  für  alle  Zeit  feststehend,  unendlich  glänzender  aber 
leuchtet  er  als  derjenige  eines  der  wenigen  wirklichen  Wohlthäter  der  Mensch- 
heit; denn  allein  Hasskarls  uneigennütziger  Aufopferung  verdanken  Fiundert- 
tausende  rasche  Genesung  von  den  Qualen  des  den  Körper  zerrüttenden  Fiebers, 
dessen  Frost  und  Hitze  das  Chinin  brach,  welches  er  der  Alenschheit  für  immer 
erhielt. 


Der  deutsche  Gartenbau  auf  der  Weltaussteilung  zu  Chicago 
und  Vergleiche  mit  dem  Gartenbau  anderer  beteiligter  Staaten. 

\'on    Lud  wig    S  chiller. 
III. 


'ie  haben  sich  nun  die  F)ahlien  bewiesen?  Was  kann  aus  ihnen  gemacht 
werden,  sind  sie  von  kommerziellem  Nutzen?  Mit  ruhigem  Gewissen 
^  '--'v^  kann  ich  da  antworten:  »Dahlien  sind  völlig  zwecklos!«  Ich  habe 
zu  verschiedenen  Zeiten  Dahlien  gepflanzt;  Mitte  Mai,  Ende  Mai  und  Mitte  Juni,  und 
die  am  spätesten  gepflanzten  waren  die  besten,  ja  es  wäre  noch  viel  besser  gewesen, 
hätte  ich  sie  erst  Mitte  Juli  gepflanzt.  Die  zuerst  gepflanzten  fingen  gut  an  zu  treiben, 
aber  ungefähr  fusshoch,  hatten  sie  furchtbar  von  der  Hitze  zu  leiden,  und 
blühten  nachher  nicht  ganz  so  gut,  wie  die  anderen  später  gepflanzten.  Die 
ersten  Blüten  zeigten  sich  sehr  bald,  aber  dann,  als  die  Hitze  so  stark  war, 
hörten  sie  auf  zu  blühen,  bis  sie  Mitte  September  und  Mitte  Oktober  vom  Frost 
gänzlich  zerstört  wurden.  Ja,  wenn  man  wenigstens  noch  während  dieser  Zeit, 
d.  i.  von  Mitte  September  bis  Mitte  Oktober  schöne  üppige  Pflanzen,  die  das  Auge 
erfreuten,  hätte  haben  können,  so  würde  man  ja  genügend  entschädigt  werden 
für  alle  Mühe,  die  man  verwendet  hat,  aber  hin  und  wieder  eine  Blume  an  matt 
aussehenden  Pflanzen  vertreibt  alle  Lust  und  Liebe,  die  man  zur  Weiterkultur 
hat.  Am  besten  zeigte  sich  »Alba  imbricata«,  die  von  Brandt,  Elbing  in  den  Flandel 
gebrachte  Zwerg-Georgine.  Hatte  diese  auch  et\\^as  von  der  Hitze  gelitten,  so  ist 
es  doch  verschwindend  wenig  gewesen  und  der  Herbstflor  war  geradezu  gross- 
artig, die   Pflanzen  prangten  in  einem    weissen   Blütenkleide,  das    üppige    Grün 


2  I  2  Dßr  deutsche  Gartenbau  auf  der  Weltausstellung  zu  Chicago  etc. 


harmonierte  sehr  wohl  mit  den  Avohl  geformten  weissen  Blumen  und  sie  er- 
regten die  Bewunderung  aller  Fachleute. 

Wesentlich  besser  zeigten  sich  die  einfachen  Dahlien,  sie  blühten  bedeutend 
besser  denn  die  gefüllten  und  zeigten  sich  auch  widerstandsfähiger  gegen 
Hitze  und  sonstige  Witterungsverhältnisse.  Vielleicht  lag  es  bei  den  ge- 
füllten auch  an  der  J^ortenauswahl;  die  Blüten  blieben  meistens  stecken. 

Jetzt  kämen  nun  die  Canna  zur  Besprechung.  Keine  Pflanze  eignet  sich 
wohl  mehr  für  amerikanische  Verhältnisse,  wie  gerade  die  Canna,  welche  von 
Deutschland  durch  3  Aussteller  vertreten  war,  von  denen  nur  einer,  Wilhelm 
Ptitzer,  Stuttgart,  wirklich  ausstellungsfähige  Ware  gesandt  hatte.  Derselbe 
zeigte  uns  seine  wertvolle  Neuheit  »Germania«.  Wertvoll  insofern,  dass  die 
Farbe  besser  ist,  wie  bei  Madame  Crozy,  während  im  übrigen  keine  Verbesse- 
rung zu  bemerken  ist.  Alle  anderen  ausgestellten  Canna  stehen  weit  hinter 
den  amerikanischen  Sorten  zurück,  denn  in  der  Cannakultur  stehen  die  Ameri- 
kaner obenan,  und  leisten  wirklich  etwas  grossartiges.  Herr  Geheim  rat 
Wittmack  und  ich  haben  oft  diese  Sachen  angestaunt  und  wir  haben  uns 
gefreut,  wie  wunderbar  die  Canna  verwertet  werden  kann,  und  bis  zu  welcher 
A'ollkommenheit  und  Prachtentfaltung  man  es  hier  durch  Kultur  bringen  kann. 

Knollenbegonien  haben  sich  nicht  gut  bewährt,  es  war  aber  auch 
zu  heiss  für  dieselben,  und  hatten  auch  die  Amerikaner  hierin  wenig  gute 
Pllanzen  aufzuweisen.  Wir  hatten  3  Aussteller  und  wurden  die  Begonien  zuerst 
in  Töpfen  kultiviert,  später  aber,  da  der  Platz  in  den  Häusern  anderweitig  ver- 
wertetet wurde,  ins  Freie  gepflanzt.  Während  der  Hitze  blieben  dieselben  etwas 
zurück,  entwickelten  sich  aber  bei  Eintritt  der  kühlen  Witterung  sehr  gut  und 
gaben  noch  einen  schönen  Blütenflor.  Die  Begonia  »Bavaria«  bewährte  sich 
gar  nicht,  sie  wollte  durchaus  nicht  wachsen  und  kam  kaum  zum  Blühen. 
Ich  hatte  dieselben  solange  im  Hause  stehen,  bis  sie  etwa  fingerlang  waren, 
pflanzte  sie  nachher  in  eine  schattige  Lage  in  gute  Erde  aus,  konnte  aber 
nichts  erzielen.  Einzelne  blühten  später,  Hessen  jedoch  kein  rechtes  Urteil  zu 
Stande  kommen. 

Dagegen  bewährte  sich  Rochea  falcata  sehr  gut.  Bei  Ankunft  derselben 
hatte  ich  die  grösste  Lust,  dieselben  auf  den  Komposthaufen  zu  werfen,  pflanzte 
sie  aber  doch  noch  in  eine  halbschattige  Lage  ins  Freie.  Hier  trieben  die- 
selben neue  Blütenstiele  und  bildeten  später  einen  förmlichen  Blütenteppich, 
weshalb  auch  dieselben  gar  bald  einen  Abnehmer  fanden.  Ich  glaube,  dass 
drüben  Rochea  falcata  eine  grosse  Zukunft  hat. 

Wie  ist  Amerika  für  Sommerpflanzen  geeignet?  Ich  bemerke  hierbei,  dass 
ich  nur  von  meinen  Erfahrungen  in  Chicago  spreche  und  beziehen  sich  meine 
Forteile  nur  auf  diese  Gegend. 

An  Sommerpflanzen  standen  mir  zur  Verfügung:  Levkojen,  Astern,  Phlox, 
Lobelien  (wenn  ich  letztere  hinzurechnen  darf)  und  Zinnien.  Im  Anfang  machten 
mir  diese  Sachen  eine  ausserordentliche  Freude.  Sie  wuchsen  alle  so  üi^pig, 
dass  ich  schon  im  stillen  die  Worte  verlachte,  die  mir  von  ansässigen  Gärtnern 
betreffs  der  Sommerblumen  gesagt  waren.  FJie  Levkojen  waren  Pflanzen,  die 
zu  den  schönsten  Hoffnungen  berechtigten,  aber  sowie  die  Hitze  kam,  hörten 
sie  auf  zu  wachsen,  einzelne  Pflanzen  sahen  aus,  als  ob  sie  zurückwuchsen; 
diejenigen  aber,  die  zur  Blüte  gelangten,  waren  sehr  gut.  Hätte  ich  eine 
schattige  I,age    für  dieselben  zur  \'erfügung  gehabt,    und  sie  dorthin  gepflanzt, 


Der  deutsche  Gartenhau  auf  der  Weltausstellung  zu  Chicago  etc.  21^ 


Avas  ich  wohl  kaum  gethan  hätte,  ein  ander  Mal  aber  thun  würde,  so  wären 
die  Levkojen  alle  grossartig"  gewesen.  Zwar  waren  unsere  Levkojen  auch  so 
schon  die  besten,  aber  sie  hätten  eben  noch  besser  sein  können.  Dagegen 
waren  die  Astern  sehr  gut  und  lieferten  einen  vorzüglichen  Flor.  Die  Zinnien 
waren  mangelhaft  in  der  Blüte,  sonst  aber  gut.  Phlox  >'Star  of  Quedlinburg« 
war  gleichfalls  gut,  dagegen  wollten  die  Lobelien  nicht  so  recht  gedeihen.  Ich 
glaube,  dass,  wenn  man  erst  mehrjährige  Plrfahrungen  in  Amerika  gesammelt  hat, 
man  es  zu  glänzenden  Resultaten  in  .Sommerblumen  bringen  kann.  Auch  Phlox 
decussata  ist  sehr  gut  geeignet  für  hiesige  Verhältnisse,  wie  dieses  überhaupt 
alle  Stauden  bewiesen. 

Plumulus  japonicus  var.  ist  vorzüglich,  zeigte  sich  sehr  konstant  und 
ziemlich  üppig  im  Wachstum,  dagegen  wollte  aus  der  japanischen  Klettergurke 
gar  nichts  werden. 

Wenn  wir  in  vorstehendem  einen  Überblick  erhalten  haben  über  das,  was 
wir  im  Freien  ausgestellt  hatten,  so  wollen  wir  jetzt  einmal  daran  gehen,  unsere 
bedeckten  Räume  näher  zu  betrachten,  und  da  wir  gerade  uns  bei  den  Pflanzen 
befinden,  so  können   wir  wohl   die  Sämereien  etc.   bis   auf  später  verschieben. 

Da  will  ich  zunächst  einige  Sachen  erwähnen,  die  ich  doch  nicht  gern 
übersehen  möchte.  P^s  sind  dies  die  von  Dresden  zur  Schau  gebrachten  Rhodo- 
dendron und  Syringa  >AIarly  rouge<.  Die  Rhododendron  kamen  in  gutem  Zu- 
stande an,  die  Sorte  Prof.  Dr.  Reichenbach  war  schon  weit  vorgerückt  und 
verlor  etwas  Laub  und  auch  Blüten,  sobald  sie  in  Behandlung  genommen  wurde. 
Die  übrigen  4  Sorten  bewährten  sich  sehr  gut  und  namentlich  erregte  »Helene 
Schiffner«  wohlverdiente  Aufmerksamkeit.  Es  ist  aber  auch  eine  grossartige 
Sorte,  das  eigenartig  schöne  Alilchweiss  und  der  immense  Blütenreichtum  machen 
sie  unstreitig  zu  der  besten  je  gezüchteten  Sorte  und  der  wohlverdiente  Preis 
ist  da  natürlich  nicht  ausgeblieben.  Es  war  eine  Freude,  dieselbe  blühen  zu 
sehen.  Interessant  ist  mein  Resultat,  das  ich  mit  Syringa  erzielt  habe.  Die- 
selben kamen  mit  den  Rosen  in  einer  Kiste  verpackt  in  unausgetriebenem  Zu- 
stande hier  an  und  da  dieselben  nicht  in  die  Kiste  gingen,  so  war  der  obere 
Teil  abgeschnitten.  Meine  Pflicht  wäre  es  nun  gewesen,  dieselben  noch  weiter 
zurückzuschneiden,  um  im  Herbst  eine  gut  geformte  Pflanze  zu  haben.  Ich 
kam  jedoch  zu  dem  P^ntschluss,  dieselben  so  wie  sie  waren  zu  lassen  und 
pflanzte  sie  aus,  und  zwar  aus  dem  Grunde,  um  den  Fachleuten  den  Wuchs 
zu  zeigen,  denn  dieses  erschien  mir  wichtiger.  Der  Flieder  erhielt  nun  im 
Anfang  viel  Wasser,  doch  da  uns  später  das  Wasser  entzogen  wurde,  so  stand 
er  ziemlich  trocken,  besonders  da  der  Boden  sehr  schlecht  war.  Infolge  dessen 
machte  er  nur  sehr  schwache  Triebe  und  setzte  so  reichlich  Knospen  an,  dass 
ich  im  Herbst  an  manchen  75  Blütenknospen  zählte.  Es  ist  dies  ein  Resultat 
an  dreijährigen  Pflanzen  gewesen,  wie  es  jedenfalls  nicht  so  oft  vorkommt,  und 
glaube  ich  auch  nicht,  dass  ein  Herausreissen  aus  der  Erde  von  so  ungeheurem 
Eintluss  auf  die  Qualität  sein  kann,  da  doch  bekanntlich  in  Paris  aller  Flieder 
auf  diese  Weise  getrieben  wird. 

Das  Gesamt-Arrangement  auf  dem  »Wooded  Island«  hat,  soweit  ich  es 
beurteilen  kann,  einen  günstigen  Eindruck  gemacht.  Es  wäre  wohl  schwer 
gewesen,  dasselbe  anders  zu  gestalten,  und  ich  muss  gestehen,  dass,  wenn  ich 
dieses  Jahr  wieder  anfangen  sollte,  ich  es  genau  ebenso  machen  würde. 

(Schluss  folgt.) 


2 JA  Crataegus  tanacetifolia  (Lam.)  Pers.  und  Cr.  Orientalis  Pall» 


Crataegus  tanacetifolia  (Lam.)  Pers.  und  Cr.  Orientalis  Pall. 

Ahh.  40. 
bwohl  von  Herrn  Professor  Haussknecht,  dem  vorzüglichsten  Kenner 
orientalischer  Flora,  bereits  vor  vier  Jahren  in  den  »Mitteilungen  des 
botanischen  Vereins  für  Gesamtthüringen«')  aufs  ausführlichste  klar- 
gelegt worden  ist,' welcher  Crataegusart  allein  der  Xame  »tanacetifolia  < 
zuerkannt  werden  darf,  so  herrscht  trotzdem  unter  den  deutschen  Dendro- 
logen,  denen  diese  Frage  in  hohem  Grade  von  Interesse  sein  dürfte,  noch 
der  gleiche  Irrtum  wie  zuvor,  und  es  ist  anzunehmen,  da  neuere  hervor- 
ragende dendrologische  Werke  gar  keine  Xotiz  von  genannter  Abhandlung 
genommen  haben,  dass  den  Herren  Dendrologen  diese  Publikation  gar  nicht  vor 
Augen  gelangt  ist. 

Wenn  ich  mir  erlaube,  behufs  weiteren  Bekanntwerdens  dieses  von  Pro- 
fessor Haussknecht  gelieferten  Nachweises  das  Wort  zu  ergreifen,  so  mag  dies 
darin  gerechtfertigt  erscheinen,  dass  es  mir  beschieden  war,  auf  meiner  ersten 
asiatischen  Reise  1889  den  wirklichen,  lange  verschollenen  und  verkannten 
Crataegus  tanacetifolia  (Lam.)  in  seiner  Heimat,  und  zwar  an  dem  klassischen 
Standorte  Tourneforts,  welcher  denselben  im  südlichen  Pontus  vor  nunmehr 
193  Jahren  entdeckte,  wieder  aufzufinden  und  reichliches  Quantum  gutgereiften 
Samen  für  unsere  Gärten  mitzubringen. 

Crataegus  tanacetifolia  (Lam.)  und  Crataegus  Orientalis  Pall.  sind  zwei  so 
gut  geschiedene  Arten,  die  sich  nie  und  nimmermehr  unter  einer  Art  ver- 
einigen lassen,  auch  nicht  derart,  dass  die  eine  der  anderen  Art  als  Subspecies 
oder  Varietät  untergeordnet  werden  könnte.  Wenn  letzteres  häufig  von  hervor- 
ragenden Forschern  geschah,  so  ist  allein  darin  der  Grund  zu  finden,  dass 
weder  ein  De  CandoUe,  Grisebach  und  Boissier,  noch  ein  C.  Koch,  Lauche 
und  andere  die  eigentliche  tanacetifolia  gekannt  haben,  welche  anno  1702 
durch  Tournefort  nach  Paris  eingeführt,  A'on  da  wohl  verbreitet,  bald  aber 
höchst  selten  wurde.  So  unterscheidet  Smith  in  Prodr.  flor.  Graec.  eine  tana- 
cetifolia b.  Orientalis  als  häufig  auf  dem  Athos  etc.,  und  Alton  in  Hort.  Kew. 
lässt  wiederum  diese  Varietät  fallen,  giebt  aber  M.  tanacetifolia  nach  Smith  in 
Griechenland  an.  —  Dass  die  griechische  »tanacetifolia«,  so  auch  die  Pflanze  in 
Grisebachs  Spicileg  I.  p.  88,  auch  nur  typische  Grat.  Orientalis  Pall.  ist,  davon 
konnte  ich  mich  an  Ort  und  Stelle  (auf  dem  Athos  und  Hipsariongebirge  der 
Insel  Thasos  anno  1891)  überzeugen,  ebenso  wie  die  vom  benachbarten  bithy- 
nischen  Olymp  von  mir  (anno  1886)  gesammelte  Pflanze  hierhergehört.  —  Da 
sich  De  CandoUe  der  Ansicht  Smiths  anschliesst,  so  erscheint  es  mindestens 
höchst  zweifelhaft,  dass  auch  diesem  Autor  eine  echte  Pflanze  vorgelegen  haben 
mag.  Was  jetzt  allgemein  in  den  dendrologischen  Sammlungen  und  Baum- 
schulen als  C.  tanacetifolia  und  Orientalis  kultiviert  wird,  ist  eben  ein  und 
dieselbe  C.  Orientalis  Pall.,  wie  sie  in  Kochs  Dendrologie  (I.  jd.  1Ö3 — 164)  oder 
E.  Koehnes  (1893  p.  241  als  C.  tanacetifolia  DG)  beschrieben  ist.  Die  Kochsche 
»C.  tanacetifolia«  ist  nichts  als  eine  etwas  verkahlende  Form  der  C.  Orientalis 
mit  mehr  keilförmigem  Blattzuschnitt  und  gelben  Früchten;  er  selbst  bekennt, 
dass  ihm  oft  Fälle  vorgekommen  sind,  wo  ihm  die  Unterscheidung  beider  Arten 
fast  gar  nicht  möglich  war. 


*)  Enthalten  in  Mitteilung  der  geogr.  Gcselisch.  in  Jena    i8qo. 


Abb.  49. 

la  und    ib.     Crataegus  tanacctifolia  (Lam.)  vom  Sana-dagh  (Kleinasien).   2.  Juli    1889. 

2a  und   2b.     Dieselbe  nach  Tourneforts  Original-Abbildung. 

3a  und  3b.     Crataegus  Orientalis  Fall.    Amasia  in  Kleinasien. 

Gesammelt  und  gezeichnet  von  J.  Bornmüller. 


2  1  (5  Crataegus  tanacetifolia  (Lam.)  Pers.  und  Cr.  Orientalis  Pall. 


Was  ist  nun  die  echte  C.  tanacetifolia?  Diese  Frage  konnte  nicht  schla- 
gender als  durch  Neueinführung  der  in  Anatolien  heimischen  Pflanze  gelöst 
werden. 

Es  war  der  lOoo  m  hohe  Schluchten-  und  M'aldreiche  Sana-dagh,  dem  ich, 
von  Amasica  kommend,  einen  mehrtägigen  Besuch  abstattete.  Hier,  auf  dem 
ersten  Plateau,  einem  Bergsattel  bei  1200  m  Seehöhe,  angelangt,  lenkte  ich 
eben  (2.  Juli)  meine  Schritte  resp.  die  meines  keuchenden  Rössleins  einem  ab- 
seits vom  Wege  stehenden  schattenspendenden  Baume  zu.  Ich  hielt  denselben 
von  ferne  für  eine  Pirus  elaeagrifolia  Pall.,  die  hier  in  jenen  Gebirgen  sehr 
häufig  ist,  und  gedachte  hier  eine  kurze  Mittagsrast  abzuhalten,  bevor  die  letzten 
400  Meter  steilaufsteigenden  Gebirgshanges  erklettert  werden  sollten.  Welch 
Erstaunen  aber,  als  die  vermutliche  Pirus  sich  sofort  als  eine  mir  ganz  fremd- 
artige, anscheinend  neue  Crataegusart  entpuppte,  welche  von  der  selbigen  Tags 
häufig  gesehenen  C.  Orientalis  grundverschieden  war.  Leicht  waren  frische 
Zweige  der  C.  Orientalis  beschafft,  und  der  Vergleich  ergab  nun  zwei  merk- 
würdig differierende  Arten.  Während  bei  Grat.  Orientalis  Pall.  die  Blätter 
dicht-weich-grauhaarig  sind,  die  jungen  Triebe  deutlich  weissh aarig  schimmern, 
die  Blattabschnitte  an  der  Spitze  mit  einigen  tiefen  Zahneinschnitten  versehen, 
und  die  Kelchzipfel  sowie  Bracteen  meist  ganzrandig  sind,  waren  bei  der  mir 
neuen  Art  (Grat,  tanacetifolia)  folgende  augenfällige  Merkmale  zu  konstatieren: 
die  Bekleidung  von  Blatt  und  Stengel  war  total  verschieden,  erstere  von  dunkel- 
grünem Aussehen,  kurzhaarig,  die  Zweige  rotbraun  und  selbst  die  jungen  Triebe 
nur  schwach  grau;  am  merkwürdigsten  erschienen  die  Blattabschnitte,  die  ihrer 
ganzen  Länge  mit  vielen  kleinen  (S— 20)  Sägezähnen,  deren  Spitzen  in  eine 
schwielige  Drüse  enden,  versehen  sind.  Ganz  abnorm  sind  die  in  feine  Zipfel 
und  Franzen  gespaltenen  Bracteen  und  Kelchzähne  (jeder  wiederum  mit  der 
schwieligen  Drüse  versehen),  die  lebhaft  an  die  gewisser  Hypericum-Arten 
erinnerten.  —  Weiter  auf  die  Frage  an  Ort  und  Stelle  einzugehen,  war  nicht 
geboten,  auch  andere  interessante  Funde  verdrängten  bald  mein  lebhaftes  In- 
teresse, das  dieses  Gehölz  momentan  in  Anspruch  genommen  hatte;  jetzt 
wurden  Pressen  von  den  Pferden  geladen  und  reichlich,  wohl  gegen  80  Exem- 
plare, um  alle  grösseren  Museen  damit  zu  beglücken,  eingelegt.  Selbigen 
Tags  begegnete  ich  noch  häufig  diesem  interessanten  Azarolbaum,  auf  der  Höhe 
des  Berges  in  Kieferwaldungen  bei  löoo  m  auch  noch  in  voller  Blüte,  wo  er 
meist  mit  G.  Orientalis  gesellschaftlich  auftrat.  Es  sei  bemerkt,  dass  die  dem 
G  Orientalis  oft  sehr  ähnliche  Grataegus  Azarolus  L.  gleichfalls  in  jenem  Ge- 
birge zu  Hause  ist,  so  wie  eine  anno  1890  von  mir  dort  entdeckte  neue  Art 
aus  der  Verwandtschaft  von  Grat,  lagenaria  F.  et.  M.  (C.  orthosepala  Ilsskn.  und 
Born.,  charakteristisch  durch  die  schmal-walzenförmigen  Früchte  und  die  auch 
bis  zur  Fruchtreife  aufrechten  Kelchzipfel),  von  welcher  keimfähige  Samen 
leider  nicht  zu  beschaffen  Avaren. 

Im  Oktober  1889  nach  Europa  zurückgekehrt,  übergab  ich  auch  den  frag- 
lichen Grataegus  Herrn  Prof.  Ilaussknecht,  welcher  ihn  einer  kritischen  Prüfung 
unterzog  und  ihn  als  eine  von  allen  beschriebenen  Arten  durch  die  schwieligen 
Drüsen  der  zahlreichen  kleinen  Zähne  der  Blattabschnitte  ausgezeichnete  Art 
erkannte.  So  wurden  diese  Exemplare  unter  dem  bezeichnenden  Xamen  Gra- 
taegus callidens  Hsskn.  und  Bornm.  von  mir  ausgegeben.  (Exemplare  hiervon 
liegen  u.  a.  auch  im  botanischen  Museum.  Berlin). 


Crataegus  tanacetifolia  (Lam.)  Pers.  und  Cr.  Orientalis  Pali.  2 17 


Erst  ein  halbes  Jahr  später,  als  ich  mich  schon  längst  wieder  im  Innern 
Kleinasiens  befand,  auch  mehrfach  jener  Crataegus  begegnet  war,  stiess  Herr 
Professor  Haussknecht  auf  eine  Abbildung,  die  er  in  Tourneforts  Beschreibung 
einer  Reise  in  die  Levante,  Band  III  tab.  43.  a.  1777«  vorfand  und  auf  den  ersten 
Blick  als  die  pontische  Crataegus  erkannte.  Jene  Abbildung,  die  weder  von 
C.  Koch  noch  Boissier  citiert  worden  ist,  ist  mit  der  Phrase  versehen: 
»Mespilus  Orientalis  Tanaceti  folio  villoso,  magno  fructu  pentagono,  e  viride 
llavescente«.  Die  Lokalität  Tourneforts  stimmt  mit  der  meinigen  überein. 
Tournefort  kam  aus  Armenien  von  Erzerum  und  ging  mit  seiner  Karawane  über 
Tokat  (28.  September  1701)  nach  Angora,  ohne  Amasia  zu  berühren,  welches 
eine  Tagereise  entfernt  rechts  am  Wege  liegen  blieb. 

Ausser  der  Zeichnung  in  Tourneforts  Werke  liefert  die  dazu  gegebene  Be- 
schreibung genügendes  Beweismaterial;  nur  die  wichtigsten  .Stellen  seines 
Wortlautes  mögen  hier  Platz  linden: 

25.  September  1701.  »Auf  diesen  Gebirgen  (vor  Tokat)  wachsen  schöne 
Azarolbäume  (Mespilus).  Einige  derselben  sind  so  gross  wie  die  Eichen.  Ihr 
vStamm  ist  mit  einer  rissigen  und  grau-lichten  Rinde  bedeckt  ....  Die  Blätter 
stehen  büschelweise  beisammen  ....  sind  blassgrün  glänzend,  auf  beiden 
Seiten  etwas  haarig,  insgemein  bis  an  die  Rippe  in  drei  Teile  geschnitten, 
welche  Teile  an  dem  Rande  sehr  fein  gezähnt  und  den  Rainfarnblättern 
sehr  ähnlich  sind.  Derjenige  Teil,  welcher  am  Ende  der  Blätter  steht,  ist 
abermals  in  drei  Teile  geschnitten  .  .  .  Die  Früchte  sehen  kleinen  Aepfeln 
gleich,  von  1  Zoll  Durchmesser  .  .  .  sind  haarig,  blassgrün,  in  das  Gelbe  fallend 
und  haben  einen  Nabel,  von  welchem  5  Blätter  in  die  Höhe  steigen,  die  wie 
die  Blätter  des  Baumes  gezähnt  sind'.«  »Die  andere  Gattung  des  Azarol- 
baumes  hat  rote  Frucht  .  .  .  .«  und  damit  beschreibt  er  ausführlich 
C.  Orientalis  Pall.  mit  »haarigen  auf  beiden  Seiten  wolligen  Blättern  und 
roten  Früchten.« 

In  Abbildung  4g  giebt  No.  1  einen  Zweig  mit  halbausgewachsenen 
.Scheinfrüchten  von  Crat.  tanacetifolia  (Lam.)  vom  Sana-dagh  bei  Amasia,  No.  2 
die  reife  Frucht  und  Blatt,  Copie  der  Tournefortschen  Abbildung,  No.  3  Crat. 
Orientalis  Pall.     Blatt.     (Sana-dagh.) 

Was  die  Namenklatur  betrifft,  so  ist  (cnf.  Flaussknecht  loc.  cit.)  Lamarck*), 
nicht  Poiret,  wie  allgemein  gebräuchlich  ist,  anzunehmen,  da  die  ersten  vier 
Bände  der  Encyclopaedie  von  Lamarck  (1783 — 1797)  verfasst  sind  und  nicht  von 
Poiret,  welcher  von  da  an  das  Werk  fortsetzte.  Persoons  geringes  Verdienst  ist  es, 
diese  Art  den  Crataegus-Arten  eingereiht  zu  haben.  »Crat.  tanacetifolia  (Lam.) 
Pers.«  würde  also  die  korrekteste  Schreibweise  sein. 

Verbreitet  ist  diese  Art  im  westlichen  Pontus  und  Paphlagonien,  wo  ich 
sie  am  Yildiz-dagh  bei  Tokat  und  Siwas,  auf  dem  Sana-dagh,  Abadschi-dagh 
und  Ak-dagh  bei  Amasia,  ferner  im  Ilkas-dagh  bei  Tossia  in  Paphlagonien  (1890) 
antraf.  An  letztgenanntem  Orte  wurde  sie  auch  das  Jahr  darauf  vom  Botaniker 
Sintenis  wiederaufgefunden,  im  Verein  mit  C.  Azarolus  und  C.  Orientalis,  deren 
Verbreitungsgebiete  unvergleichbar  grössere  sind. 

Der  einheimische  Name  von  C.  tanacetifolia  ist  Sary  aludsch  (»gelbe«), 
der    von  C.  Orientalis  Kirmisi  aludsch  (»rote«);    wo    nur    eine  Art   auftritt,    ist 


*)  Lamarck.  Encyclop.  tom.  IV  pag.  440.   (1797.) 


2i8  Crataegus  tanacetifolia  (Lam.)  Pei-s.  und  Cr.  Orientalis  Fall. 


Aludsch  allein  gebräuchlich.  Die  Armenier  und  Türken  bezeichnen  die  Früchte 
als  wohlschmeckend;  schon  Tournefort  berichtet,  dass  seine  Leute  »nicht  nur 
viele  von  den  Früchten  assen,    sondern  auch    ihre  Quersäcke  damit  anfüllten. '< 

Beide  Crataegus-Arten  trifft  man  meist  an  freigelegenen  Plätzen,  selten 
unter  1200  Meter  Meereshöhe;  in  höheren  Lagen  flüchten  sie  sich  an  offene 
Stellen  der  Kiefernwaldungen,  denen  häufig  Juniperus  excelsa  MB.  und  Juniperus 
Oxycedrus  L.  untermischt  sind. 

Im  Anschluss  daran  mag  noch  folgende  kleine  Aufzählung  der  dortigen 
Gehölzflora  hier  am  Platze  sein.  Die  freiliegenden  Hochgebirgshalden  beherrscht 
Juniperus  nanaW.  und  J.  foetidissima  W.  in  niederliegender  Zwergform,  auch 
Pinus  Laricio  Poir.  tritt  hier  noch  auf,  während  Pinus  Brutia  Ten.  nur  die  warmen 
Schluchten  bewohnt,  wo  mannshohe  Ephedra-Sträucher  (E.  Nebrodensis  Tin.) 
heimisch  sind.  Abies  Nordmanniana  Stev.  ist  mir  in  jenem  Gebiet  nur  im 
Ilkas-dagh  in  Paphlagonien  und  in  grossartigen  Waldungen  auf  dem  bithynischen 
Olymp  in  früheren  Jahren  (i88ö)  begegnet.  Letztgenannter  Platz  ist  der  östlichste 
bekannte  Standort,  denn  auf  den  Inseln  (Thasos.  legi  1891)  sowie  auf  dem 
Athos  und  thessal.  Olymp  wird  diese  Edeltanne  durch  die  am  Zapfen  sehr 
leicht  erkennbare  Abies  ApoUinis  Link  vertreten.  —  Die  wichtigsten  Laub- 
bäume jenes  Gebirges  sind  folgende:  Acer  Llyrcanum  Fisch.,  Evonymus  latifolia  L., 
Colutea  melanocalyx  Boiss.,  Pirus  Syriaca  Boiss.,  P.  communis  (beide  ver- 
bastardiert=P.Armud  Hsskn.&Born.),  P.  elaeagrifolia  Pall.,  Sorbus  Graeca  Lodd.. 
Rosa  Anatolica  Crep.  sp.  nov.,  Cotoneaster  pyracantha  Sp.,  Colon,  numulariae- 
folia  F.  et  M.,  Spiraea  crenata  L.,  Cornus  australis  C.A.M.,  Lonicera  Etrusca 
Santi,  L.  Orientalis  Lam,,  Vaccinium  Arctostaphylus  L.,  Rhododendron  flavum 
Don  (beide  an  Nordabhängen),  Arbutus  Unedo  und  A.  Andrachne  L.  (warme 
Felsschluchten),  Ilex  Aquifolium  L.,  Fraxinus  oxyphylla  MB..  Jasminum 
fruticans  L.,  Periploca  Graeca  L.  (an  Flussdickichten),  Hippophae  rhamnoides  L. 
(Fels-Plätze),  Juglans  regia  L.,  Platanus  Orientalis  L.  (Gebirgsbäche),  Fagus 
silvatica  L.  (Hochgebirge)  zusammen  mit  Corylus  Colurna  L.,  Carpinus 
Duinensis  Scop,  C.  Betulus  L.  —  Die  Eichenflora  ist  vertreten  durch  die 
herrliche  Ouercus  macranthera  F.  et  M.,  O.  Cerris  L.,  O.  jDubescens  W., 
Q.  infectoria  Oliv.,  O.  Pfaeflingeri  Ky,  O.  Armeniaca  C.  Koch,  und  in  Flussthälern 
durch  O.  Haas  Ky  var.  atrichoclados  Borb.  et  Born.  Ein  herrlicher  Strauch  ist 
die  breitblättrige  Smilax  excelsa  L.,  die  leider  unsere  Winter  nicht  immer 
vertragen  wird. 

Noch  wäre  diesen  Gehölzen  Salix  purpurea  L.  var.  amplexicaulis  Bory 
(als  Art)  anzureihen,  die  sowohl  im  Gebirge,  zusammen  mit  Salix  incana  Schrnk., 
Salix  Caprea  L.,  Salix  Medemi  Boiss.  auftritt  und  da  in  merkwürdig  breit- 
blättrigen Formen  vorherrschend  ist,  während  im  Tiefland  (am  Irisflusse  bei 
Amasia,  wo  Salis  Babylonica  L.  nicht  ursprünglich  wild,  Salix  alba  L.,  die 
prächtige  weisswollige  Salix  Bornmülleri  Hsskn.,  S.  triandra  L.  die  Ufer  be- 
kleiden) diese  Varietät  der  Purpurweide  alle  Uebergänge  zum  Typus  aufweist. 
Diese  Weide,  die  jetzt  gerade  gar  zu  viel  von  sich  reden  macht,  obgleich  solche 
Formen  auch  in  Deutschland  (Nordthüringen)  aufgefunden  sind,  entdeckte  ich 
für  Kleinasien  zuerst  im  Jahre  1880  bei  Brussa  am  Fusse  des  bithynischen  Olymps 
und  habe  s.  Z.  Gelegenheit  genommen,  in  der  Österreich,  botanischen  Zeitschrift 
(1888  XL  p.  397— 398)  meine  Meinung  abzugeben,  die  ich  noch  bis  heute  behaupte. 

Wie   ich  mich  kürzlich  im  National-Arboretum  zu  Zöschen,  dieser  Metropole 


Bericht  über  die  vom  Gartenbau-Verein  zum  Versuch  etc. 


2  IQ 


aller  neueren  hervorragenden  dendrologischen  Einführungen,  mit  Freuden 
überzeugen  konnte,  sind  aus  den  Herrn  Dr.  Dieck  übergebenen  Samen  eint- 
stattliche  Zahl  kräftiger  junger  Ptlanzen  hervorgegangen,  die  auch  das  Entzücken 
des  grossen  Kultivators  sind.  Demnächst  wird  wohl  auch  Crat.  tanacetifolia 
(Lam.)  Vera!  in  dem  umfangreichen  Neuheitenkatalog  erscheinen  und  den  Erweis 
bringen,  ob  von  jener  ursprünglichen  Tournefortschen  Einführung  her,  die  einst 
vor  fast  zwei  Jahrhunderten  im  Jardin  des  plantes  dem  Samen  entsprossen  war, 
noch  Überbleibsel  der  alten  guten  Art  in  unseren  Geholzsammlungen  vor- 
handen sind  oder  nicht. 

Jos.  Bornmüll  er,  Weimar,  2O.  Februar   1894. 


Bericht  über  die  vom  Gartenbau-Verein  zum  Versuch  erhaltenen 

Samen  pro  1893. 


\'()n  E. 

1 .  R  a d i  e s .  lange  weisse  Treib-.  Macht 

grosses  Laub  wie  ein  vSommerrettich 

und  wird  sehr  gross,    so   dass   sie 

auf  den  Xamen  eines  Treib-Radies 

keinen  Anspruch  machen  kann. 

3.  Spinat  de  Gaudry,  bekannte  gute 

.Sorte. 

3.  ^'  Viroflay,  der  vorigen  ganz 

ähnlich. 

4.  »         Hennings    Cotillon,    macht 

sehr  grosse  Blätter  und  ist 
aus  diesem  Grunde  sehr 
zu  empfehlen. 

5 .  lU  u  m  e  n  k  o  h  1  Choulleur Eenormand 

ist    sehr  niedrig,  wie  Haages 
Zwerg,  aber  nicht  besser. 

6.  »     Wiener,  früher,  hat  keine  be- 

sonderen Vorzüge. 

7.  Kopfkohl,    schwarzer     Utrechter 

ist  schön  dunkelrot  und  gross. 

8.  »     Amager,  bekannte  frühe  Sorte, 

war  auf  dem  Rieselfeld  besser 
als   auf  gewöhnlichem  Lande. 

9.  >■■     Hennings     frühestes     verbess. 

Wiener  Kraut  ist  eine  frühe 
niedrige  Sorte,  mit  mittel- 
grossen Köpfen. 
10.  Wirsing,  Oberrader,  eine  schöne 
krause  Sorte,  die  ziemlich 
grosse  Köpfe  macht,  zu  em- 
pfehlen. 


Dressier. 

!  11.  Wirsing,  Hennings  verbesserter 
früher  glatter  Wiener  ist  ein 
schlechter  Wirsing  und  auch 
kein  guter  Weisskohl,  nicht 
kraus,  spitzköpfig. 

12.  »    Grasshofs  allerfrühester  weisser 

runder  Hartkopf,  war  irrtüm- 
lich als  Wirsing  bezeichnet, 
ist  ein  schöner  niedriger  und 
grosser  Weisskohl. 

13.  Kohlrabi,  Hennings  früher  blauer 
Wiener,  ein  schöner  blauer  Kohl- 
rabi, der  sehr  grosse  Knollen  macht. 

14.  Porree  perpetuel,  war  etwas  spät 
ausgesäet.  und  hat  sich  nicht  so 
entwickelt,  dass  darüber  dies  Jahr 
ein  Urteil  abgegeben  werden  kann, 
ebensowenig  darüber,  wie  der  Er- 
trag  im   nächsten  Jahre  sein  wird. 

15.  Sellerie,  Hennings  Triumpf,  wie 
beim  Porree  zu  spät  ausgesäet,  und 
daher  keine  Yorzüge  zu  verzeichnen. 

16.  Kohlrübe,  Drontheimer,  hat  sich 
hier  nicht  bewährt,  trotzdem  ich 
sie  in  Blankenburg  als  eine  em- 
pfehlenswerte Sorte  kennen  gelernt 
hatte. 

17.  Gurke,  Pariser  Trauben,  trägt  voll 

und  ist  etwas  länger  als  die 
Russische  Trauben-Gurke. 

18.  »     Hennings  ertragsreichste  Frei- 


220 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


land  hat  sich  durch  nichts 
ausgezeichnet. 
](;.  Gurken.  Hennings  Freiland-Xeu- 
heit;  habeauchbei  dieser  Sorte 
keine  Vorzüge  A"or  anderen  ge- 
sehen. 

20.  Runkeln   (weisse),  gelbe    A'erbess. 

walzenförmige      Riesen      und 

21.  >'     rote  verbess.   sind    zwei    sehr 

empfehlensw.  Sorten,  welche 
einen  1)edeutend  hr)heren  Er- 
trag liefern,  als  gewühnli(-he 
walzenförmige. 

22.  Erbsen     Scharpers      allerfrüheste 

grüne  (v.  Kaiser)  und 


23.  '      Scharpers     allerfrüh.     weisse 

(y.  Pabst)  sind  zwei  gute 
Erbsen-Sorten,  jedoch  beson- 
dere Eigenschaften,  die  ihren 
:Vnbau  als  wünschenswert  er- 
scheinen lassen,  sind  nicht 
bemerkt  worden. 

24.  >      Grasshofs     neue     allergrösste 

vollste  Türken-Säbel  hat  sehr 
grosse  lange  vSchoten,  em- 
pfehlenswert. 

25.  inätterkohl  (mooskrauser)  ist 
wirklich  ein  extra  fein-  und  dicht 
gekrauster  Kohl,  und  kann  zum 
weiteren  Anbau  empfohlen  werden. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Begonia  semperflorens   atropurpurea.     Teppich- 
königin (Pf  ister). 
Lobelia  Zwergkönigin  (Hoitmann). 

Von  der  Firma  Daiker  &  Otto  in 
Lanfenweddingen  kommt  zur  Jetztzeit 
eine  Neuheit  für  Teppichbeete  in  den 
Handel,  auf  die  ich  Liebhaber  hiermit 
aufmerksam  machen  möchte.  Es  ist 
dies  die  Begonia  semperflorens  atro- 
purpurea »Teppichkönigin«.  Dieselbe 
stammt  aus  einer  Befruchtung  der 
Begonia  Vernon  und  Begonia  Schmidti 
hybr.  rosea,  die  im  Jahre  i8q2  vor- 
genommen ist,  hat  den  denkbar  nie- 
drigsten Wuchs  und  wird  nicht  höher 
wie  Alternanthera  amoena  spectabilis, 
selbst  unter  Glas  bleibt  sie  niedriger 
als  irgend  eine  Alternanthera.  Die 
Pflanze  verzweigt  sich  ungemein 
reichlich,  d.  h.  aus  dem  Wurzelstock 
treiben  eine  Masse  junger  Triebe  her- 
vor, so  dass  sie  aufs  leichteste  und 
schnellste  vermehrt  werden  kann. 
Blatt-  und  Blütenfarbe  ist  wie  bei 
Begonia  Vernon,  man  könnte  die 
Pflanze  überhaupt  als  eine  Begonia 
\'ernon  en  miniature  bezeichnen.  Sie 
ist    von    reizendem    l^ffekt    und    eignet 


sich     so     gut     wie     Alternanthera     zu 
Teppichbeeten. 

Eine  weitere  schätzenswerte,  für 
Teppichbeete  unentbehrliche  Neuheit, 
die  von  oben  genannter  Firma  zum 
Angebot  gelangt,  ist  die  Lobelia 
>^ Zwergkönigin«.  Das  Laub  derselben 
ist  weissbunt,  der  junge  Trieb  er- 
scheint gelblich  weiss,  besonders  im 
Sommer  tritt  die  Aveissliche  Färbung 
recht  lebhaft  hervor.  Ganz  niedrig 
bleibend,  breitet  sie  sich  wie  Mentha 
kriechend,  moosartig  und  wurzel- 
schlagend über  der  Erde  aus.  Die 
höchste  Höhe,  welche  sie  erreichte. 
war  6  cm,  die  Blumen  mit  inbegriffen, 
welche  sich  über  die  Pflanze  nicht  er- 
heben, sondern  dicht  auf  dem  Laube 
aufliegen.  Die  Blüten  erscheinen  nicht, 
wie  bei  anderen  Lobelien,  in  einer  ge- 
wissen Hauptblütenperiode  massenhaft, 
um  dann  später  wieder  nachzulassen, 
sondern  vielmehr  blüht  die  Pflanze 
regelmässig  und  gleichmässig  stark 
den  ganzen  Sommer  hindurch,  dabei 
sind  die  Blumen  locker  über  der 
ganzen  Pflanze  verteilt  und  lassen 
überall   das   helle  Laub    durchblicken. 


Kleinere  Mitteilungen. 


212  1 


.Sie  bedarf  durchaus  keines  Schnittes, 
bleibt  immer  gleich  niedrig  und 
breitet  sich  nur  seitwärts  aus.  Alle 
diese  guten  Eigenschaften  ermöglichen 
dieser  Lobelia  einen  Platz  auf  den 
feinsten,      niedrigsten     Teppichbeeten. 


Die  Blumen  sind  blau  mit  weissem 
Stern  und  bilden  mit  dem  weisslich- 
schimmernden  Laub  einen  schönen 
Farben-Kontrast. 

Louis   11  aase  in  Langen weddinuen. 


Kleinere  Mittheilungen. 


Nochmals  der  getriebene  Flieder  von  Fr.  Harms- 
Hamburg. 

Beifolgend  sende  aufihren  Wunsch  zur 
Versammlung  am  39.  März  noch  etwas 
Flieder, wie  ihn  das  lebhafteOstergeschäft 
noch  zurückhalten  liess.  Der  gefüllte  ist 
meistens  geräumt,  als  Probe  sende 
einige  Nachzügler,  auf  die  keine  Sorg- 
falt verwendet  wurde.  Die  meisten 
Blumen  sind  von  Pfröpflingen,  die  mit 
Knospenreisern  Anfang  Februar  ge- 
pfropft sind;  einige,  wie  Mme.  Lemoine, 
bilden  einen  kleinen  Teil  der  grossen 
llaupt-Risi^e,  auch  haben  die  Einzel- 
blüten nur  etwas  über  halbe  Normal- 
grüsse.  Die  betreffende  Pflanze  war 
schon  zu  den  abgeernteten  gestellt  und 
weniger  aufmerksam  behandelt,  ge- 
MHSsermassen  vernachlässigt.  Charles  X, 
frisch,  gut  rötlich  gefärbt,  ist  leider 
gänzlich  geräumt,  habe  etwas  hell- 
überhauchten beigefügt.  Dieser,  sowie 
Marly  rouge,  weiss,  ist  von  den  letzten, 
weniger  kräftigen  Pflanzen  geschnitten, 
da  die  gute  Ware  zu  früh  geräumt 
war  und  nicht  ausreichte. 

Der  Marly  rouge  ist  ca.  10  Tage 
dunkel  getrieben,  dann  massigem  Lichte 
ausgesetzt.  Ich  muss  mein  Urteil, 
welches  dem  der  meisten  hiesigen  Kon- 
sumenten desselben,  der  Blumenläden- 
Inhaber,  entspricht,  auch  heute  noch 
voll  und  ganz  aufrecht  erhalten  und 
Herrn  Lackner  entschieden  wider- 
sprechen, dass  dieser  Flieder,  der 
Marly,   eine    ausgezeichnete    Verkaufs- 


ware repräsentiert,  dass  nur  mit  diesem 
ein  grosses,  auch  lohnendes  Geschäft 
zu  machen  ist;  ja,  dass  er  zu  manchen 
Bindereien  etc.  sogar  bei  weitem 
passender,  also  schöner,  ist  als  Ch.  X- 
Flieder,  der  doch  immer  etwas  plumper 
erscheint;  der  Marly  dagegen  ist  durch 
seine  leichte,  gefällige  zierliche  An- 
ordnung der  einzelnen  Rispenteile  zu 
Sträussen  (Ansteck-)  u.  s.  w.  geradezu 
wie  geschaffen.  So  wie  Theerosen, 
wenn  auch  leicht  gefüllt,  sich  für 
manche  Bindereien  besser  eignen,  als 
Paul  X^eyron,  Baronne  de  Rothschild, 
Ulrich  Brunner  etc.,  zu  den  meisten 
Orchid_een- Arrangements  neben  den 
kompakten  grösseren  Sorten,  wie  Catt- 
leyen  etc.,  die  zierlichen,  leichter  ge- 
formten Arten  sehr  erwünscht  sind, 
so  nimmt  man  hier  mit  Vorliebe  auch 
schönen  Marly-Flieder  zu  vielen  Sachen 
und  würden  die  Berliner  Blumenhändler 
sich  fast  ein  Armutszeugnis  aus- 
stellen, wenn  sie  behaupten,  dass 
Marly-Flieder,  wie  beifolgende  Ware, 
unverwendbar  oder  minderwertiger 
für  viele  vSachen  sei,  denn  Ch.X.-Flieder. 
Über  Rentabilität  lässt  sich  streiten; 
dies  ist  eine  Frage,  die  auf  ein  anderes 
Feld  gehört  und  die  nicht  mit  einigen 
Worten    erschöpfend  zu    erledigen  ist. 

Fr.  Harms. 

In  der  Versammlung  des  Vereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  am 
29.  März,  wo  dieser  Flieder  vorgezeigt 


222 


Litteratur. 


und  das  obige  Schreiben  des  Herrn 
Harms  nebst  dem  in  Heft  7  Seite  190 
abgedruckten  verlesen  wurde,  drückte 
Herr  Gartenbaudirektor  Lackner  seine 
Freude  darüber  aus,  dass  Herr  Harms 
der  Fliedertreiberei  so  ergeben  sei 
und  sie  so  zu  verbreiten  suche.  Er 
würde  sich  freuen,  wenn  er  auch  solche 
finanziellen  Resultate  erzielen  könnte; 
Herr  Harms  nähme  von  1  qm  Marly- 
Flieder  50  Alk.  in  3 1  Tagen  ein.  Wenn 
ich,  sagte  Herr  Lackner,  meine  Häuser 
auf  300  qm  nutzbare  Fläche  anschlage, 
so  kämen  in  einer  Treibperiode  von, 
6  Monaten  120000  Mark  heraus  oder 
monatlich  20  000  Mark. 


Was  die  Frage  zwischen  Marly  und 
Charles  X.  anbetrifft,  so  wissen  wir 
alle,  dass  Marly-Flieder  in  imgeheueren 
Massen  von  Paris  hierher  geschickt 
wird,  wohl  5  mal  soviel,  als  in  Berlin 
Flieder  gezogen  wird,  unbekannt  ist 
der  Marly-Flieder  den  Berliner  Bindern 
garnicht.  Wenn  ich  aber  Marly  und 
Charles  X.  neben  einander  habe,  so 
bekomme  ich  dasDoppelte  für  Charles  X. 
Im  grossen  zahlt  man  hier  für  1  Bund 
(1  Dutzend)  Charles  X.  -  Blütenstiele 
ö  M.,  für  Marly  nur  3  M.,  und  glaubt 
man  mir  dann  noch  einen  besonderen 
Gefallen  zu  thun,  dass  man  sie  über- 
haupt abnimmt. 


Litteratur. 


M  o  n  a  t  s  b  1  a  1 1  d  e  r  G  c  s  e  1 1  s  c  •  h  a  f  t  f  ü  r 
Heimatkunde  der  Provinz  Bran- 
denburg. Herausgegeben  vom  ^'or- 
stande.  Berlin  bei  P.  vStankiewicz.  Die 
Veröffentlichungen  dieses  jungen  Ver- 
eins bringen  manches  interessante  für 
den  Bewohner  der  Mark  und  der  an- 
grenzenden Provinzen.  Das  uns  gerade 
vorliegende  Heft  bringt  einen  inter- 
essanten A^ortrag  des  Herrn  I^r.  Bolle 
über  den  Schwan  in  der  Mark,  den 
Vogel,  der  dem  Landschaftsgärtner  bei- 
nahe unentbehrlich  ist  und  der  Spree 
und  Havel  ihr  eigentümliches  Gepräge 
verleiht.  Tr. 

Dr.  Ed.  Lucas,  Vollständiges 
Handbuch  der  Obstkultur,  III.  Auf- 
lage, bearbeitet  von  Fr.  Lucas,  Direktor 
des  pomologischen  Instituts  zu  Reut- 
lingen. Stuttgart.  Eugen  Ulmer.  M  (>. 
Das  bekannte  Werk  Dr.  Ed.  Lucas'  er- 
lebt in  diesem  Jahre  seine  dritte  Aut- 
lage, der  beste  Beweis  für  die  \'or- 
trefflichkeit  des  Werkes.  Das  Buch  ist 
wohl  so  allgemein  bekannt,  wenigstens 
sollte  es  bei  den  Interessenten  bekannt 
sein,  dass  wir  zum  Lobe  und  zur  Iim- 


pfehlung   desselben   nicht  nötig   haben, 
viele  Worte  zu  verlieren. 

Eine  A'^eränderung  hat  die  dritte  Auf- 
lage dadurch  erhalten,  dass  auch  der 
Theorie  ein  wichtiger  Platz  eingeräumt 
wurde,  so  dass  dem  gebildeten  Gärtner 
und  Gartenfreund  ausser  der  Praxis 
auch  interessantes  für  Geist  und  Gemüt 
geliefert  wird.  Das  Werk  ist  allseitig 
so  durchgreifend  bearbeitet  und  alles, 
was  für  die  (3bstzucht  und  ihre  Folgen 
nötig  ist,  so  vortrefflich  erwogen,  dass 
man  das  Buch  allen  Kreisen  der  Gärt- 
nerei und  Landwirtschaft  als  ein  vor- 
zügliches Handbuch  in  engem  Rahmen 
bestens  zu  recht  ergiebigem  Gebrauch 
empfehlen  kann.  Das  Werk  zeichnet  sich 
besonders  auch  durch  die  guten  Zeich- 
nungen, welche  den  verschiedenen 
Zweigen  des  Obstbaues,  den  Frucht- 
arten, den  Freunden  und  Feinden  der- 
selben, den  Dörr-  und  Trocken-Ap- 
paraten,  Obstverpackungen  u.  s.  w. 
beigegeben  sind,  sehr  verteilhaft  aus. 
Papier  und  Druck  sind  ohne  Tadel 
und  der  Preis  für  jedermann  er- 
schwinglich. C.  Mathieu. 


Sprechsaal. 


223 


Vilmorins  Blumengärtnerei.  Be- 
schreibung, Kultur  und  Verwendung 
des  gesamten  Pflanzenmaterials  für 
deutsche  Gärten.  Dritte,  neubearbeitete 
Auflage,  mit  looo  Holzschnitten  im 
Text  und  400  bunten  Blumenbildern 
auf  loü  Farbendrucktafeln.  Unter  Mit- 
wirkung von  A.  Siebert,  Direktor 
des  Palmengartens  zu  Frankfurt  a.  M., 
herausgegeben  von  A.  Voss  in  Berlin; 
früher  Instituts-Gärtner  in  Göttingen. 
Berlin,  Verlag  von  Paul  Parey,  Ver- 
lagshandlung für  Landwirtschaft,  Gar- 
tenbau und  Forstwesen,  SW.,  lo  Hede- 
mannstrasse.    1894. 

Endlich  ist  das  1.  Heft  dieses  seit 
mehreren  Jahren  vorbereiteten  Werkes 
erschienen!.  Wer,  wie  wir,  Gelegenheit 
hatte,  die  Sorgfalt  und  Gründlichkeit 
zu  beobachten,  welche  die  Herausgeber 
beim  Zusammentragen  des  zerstreuten 
Materiales  entwickelten,  der  musste  von 
vornherein  etwas  Gutes  erwarten,  und 
wir  sind  nicht  getäuscht.  Von  dem 
ursprünglichen  Werk  ist  wenig  mehr 
als  der  Name  imd  viele  Clichcs  ge- 
blieben; während  früher  nur  die  Blumen 
des  freien  Landes  aufgenommen  waren, 
sind  jetzt  auch  die  des  Kalt-  und  Warm- 
hauses hinzugekommen  und  was  ganz 
besonders  hervorzuheben,  ausser  vielen 


neuen  Textabbildungen  (im  Ganzen 
1000  Abb.)  auch  Farbentafeln,  von 
denen  100  erscheinen  sollen,  auf  denen 
400  der  wichtigsten  Blumen  dargestellt 
sind. 

Das  Buch  ist  in  erster  Linie  für 
Gärtner  und  Laien  geschrieben,  aber 
nicht  in  der  hergebrachten  Weise  alpha- 
betischgeordnet, sondern  nach  Familien, 
und  um  zu  finden,  zu  welcher  Familie 
eine  Ptlanze  gehört,  ist  ein  ganz  eigen- 
artiger Schlüssel  aufgestellt,  der  für 
Laien  wohl  praktisch  erscheint;  man 
kann  darnach  auch  ohne  Blüten  be- 
stimmen. —  Ebenso  findet  sich  ein 
Schlüssel  am  Kopf  jeder  Familie  und 
jeder  Gattung,  der  schliesslich  auf  die 
einzelnen  Arten  oder  doch  wenigstens 
Gruppen  von  Arten  führt.  Die  Kultur 
ist  überall  angegeben.  Im  zweiten 
Teile  soll  das  Allgemeine  folgen.  Im 
Ganzen  sollen  100  Druckbogen  in 
50  Lieferungen  ä  i  Mark  vierzehn- 
tägig erscheinen.  Die  erste  Lieferung 
behandelt  besonders  die  Ranunculaceen. 
—  Wir  werden  auf  dieses  treffliche 
Buch,  welches  gegen  10000  Arten  und 
Unterarten  bringen  wird  und  das  jedem 
Blumenfreunde  willkommen  sein  muss. 
noch  öfter  zurückkommen.        L.  W. 


Sprechsaal. 


Frage  18.  Von  wo  ist  behufs  Kultur 
als  Futterkraut  Polygonum  sachalinense 
zu  beziehen?  Bemerke,  das  dasselbe 
bei  Haage  &  Schmidt  in  Erfurt  nicht 
mehr  A^orrätig  ist,  wie  mir  auf  An- 
frage erwidert  wurde.  Es  wäre  mir 
um  Samen  resp.  Wurzelstöcke  zu  thun. 
Pastor  Wellmann 
in  Rörchen  hei  Königsberg  i.' Neumark. 

» 
A n  t  w  o  r  t.  \^on  Herrn  Charles  Baltet 
in  Troyes,  Frankreich,  und  Herrn 
Pynaert  van  Geert,  Gent.  Herrn  Baltet 
gebührt  das  Verdienst,  im  vorigen  Jahre 
auf  die  grosse  Widerstandsfähigkeit  des 


Polygonum     sachalinense    zuerst     auf- 
merksam gemacht  zu  haben. 

Frage  19.  Ich  habe  in  meinem  Park 
eine  lange  Allee  alter  50  jähriger  sog. 
Tannen  (Fichten),  eine  Gruppe  22  jähriger 
und  verschiedene  Gruppen  ca.  2  m  hoher, 
(alles  Picea  exelsa).  Seit  5 — ö  Jahren 
fangen  eine  nach  der  anderen  an  die 
Nadeln  zu  verlieren  und  sind  sie  nach 
ca.  1)^  Jahren  abgestorben;  dann  werden 
rechts  und  links  die  Nachbarn  be- 
fallen u.  s.  w.  ohne  gracia  in  inf.  Es 
ist  ein  Jammer  um  die  schönen  Anlagen. 
Meine  bescheidene  Anfrage  deshalb 
richtet  sich  auf  folgende  Punkte: 


224 


Personal-Nachrichten.  —  Tagesordnung. 


a.  Ist  diese  Erscheinung  durch  Para- 
siten hervorgerufen  oder  wodurch 
sonst? 

b.  Giebt  es  in  Berlin  eine  Person 
(Forstmann?)  oder  Ort  (Pllanzenschutz- 
stelle?)  die  darüber  ein  sicheres  Urteil 
abgeben  kann? 

c.  Welche  Pflanzenteile  wären  dahin 
einzusenden?  vS.  in  W.  W. 


Antwort,  a.  Lässt  sich  so  nicht 
sagen,  wahrscheinlich  durch  Chryso- 
myxa  abietis,  Fichtennadelrost. 

b.  Ja.  Professor  Dr.  Frank,  Institut  für 
Pflanzenphysiologie  und  Pflanzenschutz 
in  der  Landw.  Hochschule,  Invaliden- 
strasse  42.  Siehe  Gartenflora  Heft  7, 
Seite  191. 

c.  Die  Zweige  mit  Xadeln. 


Personal-Nachrichten. 


Ernannt:  Dr.  E.  Jost  zum  ausser- 
ordentlichen Professor  der  Botanik  an 
der  Universität  Strassburg.  —  Professor 
Dr.  Frederico  Delpino  in  Bologna 
zum  Direktor  des  botanischen  Gartens 
und  ausserordentlichen  Professor  der 
Botanik  an  der  Universität  Xeapel.  — 
Professor  D.  Mattirolo  zum  Professor 
der  Botanik  und  Direktor  des  botanischen 
Gartens  in  Bologna,  desgl.  Dr.  C. 
ÄA'etta  an  der  LTniversität  Parma.  — 
Dr.  Casali  zum  1.  Assistenten  in  Rom. 

Der  Kaufmann  CarlDippe,  Quedlin- 
burg, ist  zum  Königlichen  Kommerzien- 
rat  ernannt. 

Dem  in  der  Verwaltung  der  Kgl. 
Ilauslideikommissherrschaft  Gramenz 
angestellten  Gärtner  August  Reichow 
zu  Gramenz  ist  das  Allgemeine  Ehren- 
zeichen verliehen. 

Rud.  Niemann,  16  Jahre  Gehilfe 
des  ältesten  Konservators  am  Herbarium 
des  Kaiserlichen  botanischen  Gartens 
hat  seinen  Abschied  genommen  und  ist 
als  botanischer  Clärtner  am  botanischen 


Garten  der  Kaiserlichen  Universität  zu 
Petersburg  angestellt.  —  Dr.  Robert 
V.Regel,  seit  1891  als  zweiter  jüngerer 
Konservator  am  Herbarium  des  Kaiser- 
lichen botanischen  Gartens  angestellt, 
hat  seinen  Abschied  genommen  und  ist 
jetzt  Privatdocent  an  der  Universität 
Petersburg. 

Der  1.  Obergärtner  Carl  Becker  im 
Geschäfte  von  Martin  Grassholf  (Inhaber 
Herm.  Grussdorf)  Quedlinburg,  feierte 
am  9.  April  sein  50 jähriges  Gärtner- 
Jubiläum.  Derselbe  ist  während  dieser 
50  Jahre  immer  in  demselben  Geschäft 
thätig  gewesen  und  zeichnete  der  Verein 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  dieses 
seltene,  hocherfreuliche  Ereignis  da- 
durch aus,  dass  er  dem  Jubilar  durch 
Herrn  Grussdorf  die  grosse  silberne 
Vereinsmedaille  mit  entsjDrechender 
Inschrift  überreichen  liess. 

Herr  August  Teetz,  Berlin,  Mitglied 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues, feierte  am  11.  April  sein  25 jähr. 
Geschäftsjubiläum. 


Tagesordnung 

für  fle  Versammlunö  Ö6s  Vereins  zurBeföräeruiiö  des  ßartentiaues  in  öen  preussisclien  Staaten 

am  Donnerstag,  den  26.  April  1894,  6  Uhr 

im  Königlich  botanischen  Museum,  Grunewaldstrasse  6  und  7  (im  botanischen  Garten). 

Vom  April  bis  August  finden  die  Versammlungen  im  Königlich  botanischen  Museum  statt. 

1.  Ausgestellte  Gegenstände. 

2.  L.  Wittmack.     Obstbau  und  Obstverwertung  in  den  Verein.  Staaten. 

3.  Etat. 

4.  Antrag,  den  Preis  des  General-Registers  für  die  Abnehmer  zu  erhöhen. 

5.  ^Verschiedenes. 

Der  Gcneral-Sekretiir  ist  bereit,  an  Stelle  des   leider    erkrankten   Schat;^meisters  die  Beiträge 
vor  der  Sitzung  entgegenzunehmen. 


Gartenflora  1894. 


Taf.  1402. 


,ru 


^0sm.'        \ 


PRIMULA  CHINENSIS  FIMBRIATÄ  FILICIFOLIA. 


Primula  chinensis  limbriata  „Schwarzauge''. 

Von  Ermanno  Bredemeier-Pallanza. 
^'.^"fgirS;^  Hierzu  Tatel    1402. 

*','ri*^i)l|,  ic  Chineser-Primeln   erireuen   sich  einer  so  allgemeinen  und  berech- 

M'^ül'   tigten  Gunst  bei  den  Blumenliebhabern,    dass  es  nur  allzu  natürlich 

^^^  ist,    wenn  sich  viele  Kultivateure   sehr  ernst  mit  Vervollkommnung: 


der  existierenden  und  mit  Versuchen  zur  Erzielung  neuer  Varietäten  und 
äjLJ  Formen  beschäftigen.  Bedeutendes  ist  denn  auch  in  der  verhältnismässig 
\lß  kurzen  Spanne  Zeit  von  ca.  70  Jahren  in  dieser  Hinsicht  geleistet  worden. 
Aus  den  für  jetzige  Ansprüche  unscheinbaren  kleinen  ganzrandigen  rosalila 
Blumen  auf  langen  Stielen  sind  jetzt  kräftige,  gedrungene  Gebilde  geworden. 
In  grossen  Doldenbouquets  bis  zu  20  cm  Durchmesser  stehen  jetzt  die  hübsch 
gefransten  und  gewellten  grossen  Blumen  in  allen  möglichen  Farbentönen,  vom 
reinsten  Weiss  bis  zum  feurigsten,  sattesten  Rot,  zartfleischfarbig,  hell-  und 
dunkelrosa,  mit  und  ohne  Auge  und  Schlund.  Wie  bei  den  einfachen  Petunien 
solche  durch  Auslese  erhalten  sind,  die  sich  durch  einen  grossen  prächtigen 
weissen  und  goldgelben  Schlund  auszeichnen  (intus  alba  und  intus  aurea),  so 
sind  wir  auch  bei  den  Chineserprimeln  auf  dem  besten  Wege  zu  ähnlichen 
Resultaten.  Die  von  meiner  Firma  vor  drei  Jahren  eingeführte  »Primula  chin. 
var.  Pallanzae«,  welche  auf  der  Weltausstellung  in  Chicago  prämiiert  wurde, 
ist  ein  grosser  Schritt  in  jeder  Beziehung  gewesen  und  von  den  Amerikanern 
als  eine  ganz  neue  Rasse  erklärt  Avorden.  In  diesem  Jahre  konnte  icli  eine 
weitere  wertvolle  Xeuheit  dem  Flandel  übergeben: 

»Primula  chin,  fimbr.  Schwarzauge«.  Wie  der  Name  sagt  und  beifolgende 
Tafel  zeigt,  ist  der  Hauptunterschied  dieser  Neuheit  von  allen  anderen  Sorten 
in  dem  scharf  hervortretenden  schwarzen  Auge  jeder  einzelnen  Blüte  zu  suchen. 

Die  Blume  von  prachtvoller  tief  purpurroter  Farbe  besitzt  einen  intensiven 
violett  leuchtenden  Schimmer  mit  leuchtendemi  goldgelbem  Centrum,  umgeben 
A'on  einem  fast  schwarzen  Ringe.  Die  Stengel  sind  ebenfalls  dunlcelrot,  das 
Laub  farnblättrig  stark  geschlitzt  und  steif  aufrecht  stehend.  Die  ganze  Pflanze 
von  kompaktem  Wuchs  ist  eine  hübsche  Erscheinung  und  diese  Neuheit  eine 
wertvolle  Einführung,  die  sicher  wie  die  »Pallanzaer  Primel«  allgemeinen  Bei- 
fall finden  wird. 


Eduard  Ortgies. 


S'  Hierzu  Abbild.  5o. 

^''■'     duard   Ortgies    wurde   geboren   den    19.  Februar  182Q   in  Bremen. 

M««^  Auf   Wunsch    seines    Vaters,    der    als    eifriger    Blumenfreund    einen 


W^^^0  grossen  Garten  besass,  erwählte  er  den  Gärtnerberuf  und  trat  am 
^jM^""^*^  1.  Alai  1S44  in  der  grossen  Handelsgärtnerei  von  H.  Böckmann  in 
r'^j  Hamburg  in  die  Lehre.  —  Nach  vollendeter  3Jähriger  Lehrzeit  blieb  er 
^^  noch  bis  Ende  Dezember  1847  bei  Böckmann,  durfte  dann  vor  seiner 
Rückkehr  ins  Vaterhaus  die  bedeutendsten  Gärtnereien  von  Berlin,  Potsdam, 


220  Eduard  Ortgies. 


Magdeburg,  Leipzig,  Dresden,  Erfurt  und  HannoYer  besuchen  und  ging 
darauf  nach  London,  wo  er  am  i .  Alärz  1 848  bei  A.  H  e  n  d  e  r  s  o  n  &  Cie.,  P  i  n  e  a  p  p  1  e 
Place  Nursery,  als  Gehülfe  eintrat.  Der  Revolutionssturm,  der  gleich  darauf 
von  Paris  aus  über  Deutschland  und  Oesterreich  hinbrauste,  aber  in  England 
in  der  Chartistenbewegung  nur  schwache  Wellen  erregte^  hinderte  den  jungen 
lernbegierigen  Gärtner  nicht,  fleissig  an  seiner  Fortbildung  zu  arbeiten  und 
die  gebotene  reiche  Gelegenheit  zur  Vermehrung  seiner  Kenntnisse  eifrig 
auszunützen. 

Im  Mai  1849  land  er  Anstellung  in  Chatsworth*),  dem  mit  ver- 
schwenderischer Pracht  hergestellten  Landsitze  des  Herzogs  von  Devonshire. 
Chatsworth,  wegen  seiner  grossartigen  Wasserwerke,  seiner  Riesenfontaine, 
seines  Wintergartens,  damals  und  wohl  jetzt  noch  das  grösste  Gewächshaus  der 
Welt,  wegen  seiner  für  damalige  Zeit  schon  sehr  bedeutenden  Orchideen- 
sammlung  u.  s.  w.  einen  Weltruf  geniessend,  das  alljährlich  viele  tausende 
Besucher  anzog.  Der  geniale  Schöpfer  dieses  Fürstensitzes,  der  Obergärtner 
Joseph  Paxton,  einige  Jahre  später  von  der  Königin  geadelt  als  Sieger  in 
der  Konkurrenz  für  die  Pläne  eines  Weltausstellungsgebäudes  (erste  Welt- 
ausstellung in  London  1851)  und  des  Krystallpalastes  in  Sydenham,  übergab  dem 
jungen  Deutschen  als  ein  Zeichen  seines  Wohlwollens  imd  Vertrauens  die 
spezielle  Pflege  der  Victoria  regia.  Diese  Königin  der  Wasserpflanzen 
existierte  im  Sommer  1849  erst  in  6  aus  importierten  Samen  im  k.  bo- 
tanischen Garten  von  Kew  erzogenen  Exemplaren.  Drei  dieser  Sämlinge 
wurden  anfangs  August  verschenkt  an  die  3  grossen  Gärten  von  Chatsworth, 
Syonhouse  und  Regents  Park,  und  diese  wetteiferten  nun  mit  Kew  um  die 
Ehre,  die  erste  Blüte  der  Victoria  regia  in  Europa  zu  erzielen.  —  In  diesem 
Wettstreit  siegte  Chatsworth.  Am  Abend  des.  8.  November  1849  konnte  Ortgies 
seinem  Chef  die  Meldung  machen,  dass  die  erste  Knospe  im  Aufblühen 
begriffen  sei.  Sofort  Avurde  die  Freudenbotschaft  an  Ihre  Majestät  die  Königin 
telegraphiert  und  ebenfalls  die  ersten  englischen  Botaniker,  Hook  er,  Lindley, 
Bentham  etc.,  benachrichtigt  und  eingeladen,  nach  Chatsworth  zu  kommen. 
Am  folgenden  Abend  war  eine  illustre  Gesellschaft  im  hell  erleuchteten 
Victoriahause  versammelt,  um  dem  zweiten  Aufblühen  beizuwohnen.  Die 
Zeitungsreporter  beeilten  sich,  die  sensationelle  Botschaft  vom  ersten  Blühen 
der  Victoria  regia  aller  Welt  mitzuteilen.  —  Van  Houtte,  der  unternehmende 
Gründer  einer  schnell  zu  Weltruf  gelangten  Handelsgärtnerei  und  eines 
illustrierten  Gartenjournals,  der  »Flore  des  serres  et  jardins  de  rEuroi^e«, 
das  ebenfalls  nicht  wenig  zum  raschen  Emporblühen  des  Etablissement 
Van  Houtte  in  Gent  beitrug,  brannte  vor  Verlangen,  aut  dem  Kontinent  der 
erste  zu  sein,  der  die  Victoria  regia  in  Kultur  hätte.  Sein  Kulturchef 
Roezl.  der  sj^äter  durch  seine  zahlreichen  Einführungen  berühmt  gewordene 
Reisende,  hatte  Ortgies  im  Sommer  1848  in  London  kennen  gelernt. 
Van  Houtte  beauftragte  ihn  im  Februar  1850,  an  Ortgies  zu  schreiben,  er 
möge  Paxton  um  einen  Sämling  der  Victoria  bitten;  falls  Paxton  einwillige, 
würde  er  Ortgies  unter  günstigen  Bedingungen  engagieren  für  die  Kultur  der 
Wasserpflanzen  und  Orchideen.  —  Obwohl  damals  erst  4  Samen  gekeimt  hatten 


*)  Siehe  Heinrich  Fintehnann's  Beschreibung  von  Chatsworth  mit  Abbildungen  in  W'ittmack's 
Gartenzeitung    1882,  S.   3i    und  76. 


Eduard  Ortgies. 


227 


und  Paxton  von  allen  Seiten  mit  Anfragen  bestürmt  wurde,  entsprach  er  doch 
sofort  diesem  Wunsche,  dabei  ausdrücklich  betonend,  dass  Ortgies  als 
Pfleger  der  Victoria  und  Erzieher  der  Sämlinge  das  erste  Anrecht  habe,  bei 
Verteilung  der  Pflanzen  berücksichtigt  zu  werden.  Am  i.  April  1850  trat 
Ortgies  l3ei  Van  Ploutte  ein  und  nach  seinen  Plänen  wurde  der  Bau  des 
Victoriahauses    begonnen.     Erst  am  6.  August  konnte   die    bisher    im  Kübel  in 


Ahh.  5o. 


^M 


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einem  kleinen  Bassin  provisorisch  untergebrachte  ^'ictoria  in  das  neue 
geräumige  Bassin  ausgepflanzt  werden,  wo  sie  alle  Bedingungen  zu  einem  üppigen 
Gedeihen  vorfand  und  rasche  Fortschritte  machte,  so  dass  schon  am  S.September, 
also  nur  4  Wochen  später,  sich  die  erste  Blüte  öffnete,  umgeben  von  einem 
Hofstaat  von  Nymphaea- Arten  in  voller  Blütenpracht.  —  Durch  Kreuzung 
der  Nymphaea  dentata  mit  N.  rubra  erzog  Ortgies  im  Sommer  1851  den 
ersten    Nyjnphaea-Bastard,    die    in    der    »Flore    des   serres  8t.  775,  776«  ab- 


228  Eduard  Ortgies. 


gebildete  Nymphaea  Ortgiesiano-rubra  PI.**),  und  einen  weiteren  Erfolg 
erzielteer  später  mit  der  prachtvollen  australischen  N.  gigantea,  die  er  zuerst 
zum  Blühen  und  Samentragen  brachte. 

Schon  im  Frühjahr  1851  nahm  Van  Houtte  ihn  ins  Bureau  und  übergab 
ihm  die  deutsche  und  englisclie  Korrespondenz,  die  Ausarbeitung  der  Kataloge 
etc.,  neben  der  Oberleitung  der  Wasserpflanzen-  und  Orchideenkulturen,  die 
Ortgies  sich  ausdrücklich  ^vorbehalten  hatte,  um  nicht  ganz  ans  Bureau  ge- 
bunden zu  sein.  Zwischen  hinein  machte  O.  Geschäftsreisen  nach  England, 
Deutschland,  Dänemark  etc.  und  erwarb  sich  einen  grossen  Bekannten-  und 
Freundeskreis.  —  Im  Sommer  1855  erhielt  er  einen  Ruf  als  Obergärtner  an 
den  botanischen  Garten  in  Zürich,  dem  er  Folge  leistete,  so  ungern  er  das 
Etablissement  und  die  ihm  lieb  gewordene  Familie  Van  Houtte  verliess.  — 
Sein  Vorgänger  in  Zürich,  der  unermüdlich  fleissige  Dr.  E.  Regel,  der  es  als 
Direktor  des  Kais,  botanischen  Gartens  in  St.  Petersburg  zu  hohen  Ehren  und 
Würden  brachte,  hatte  ihm  keine  leichte  Stellung  hinterlassen.  Der  Züricher 
botanische  Garten,  schwach  dotiert,  sollte  durch  Pflanzen- und  Samenhandel  sich 
die  nötigen  Subsistenzmittel  verschaffen,  ohne  die  eigentlichen  wissenschaftlichen 
Zwecke  zu  A^ernachlässigen,  da  er  nicht  nur  der  kantonalen  Universität,  sondern 
auch  dem  damals  neu  gegründeten,  aber  rasch  aufblühenden  eidgenössischen 
Polytechnikum  das  für  die  botanischen  Vorlesungen  nötige  Pflanzenmaterial  zu 
liefern  hatte.  —  Ortgies  verstand  es,  durch  den  Handel  nicht  nur  die  nötigen 
Subsistenzmittel  zu  beschaffen,  sondern  darüber  hinaus  bedeutende  Erträge  zu 
erzielen,  die  im  Umbau  der  alten  Gewächshäuser,  im  Neubau  weiterer  Gewächs- 
häuser, in  Anlage  einer  Wasserleitung,  einer  Felspartie  für  Alpenpflanzen  u.  s.  w. 
ihre  nützliche  Verwendung  fanden.  —  In  Anerkennung  seiner  Leistungen  erhielt 
er  nach  aojähriger  Dienstzeit  von  der  hohen  Regierung  den  Inspektortitel  und 
eine  namhafte  Aufbesserung  seines  Gehaltes.  Er  interessierte  sich  besonders 
für  Einführung  neuer  oder  doch  seltener  Pflanzen  und  wusste  bald  überseeische 
Verbindungen  anzuknüpfen,  die  ihm  persönlich  allerdings  nur  Extraarbeit, 
Mühe  und  Sorgen,  der  Gartenkasse  aber  namhaften  Gewinn  und  dem  Garten 
einen  Zuwachs  an  seltenen  Pflanzen,  namentlich  an  Orchideen,  und  einen  ehren- 
werten Ruf  im  In-  und  Auslande  eintrugen.  —  Alle  die  zahlreichen  Sendungen 
von  Roezl  kamen  durch  seine  Vermittlung  an  den  Markt,  von  Zürich  aus 
leitete  er  ein  grosses  Importgeschäft,  hielt  zahlreiche  Auktionen  in  London  und 
stand  mit  den  ersten  Handelsgärten  Englands,  Belgiens  und  Deutschlands  in 
regem  Geschäftsverkehr.  Wenn  Roezl  seine  letzten  Lebensjahre  als  wohl- 
habender Hausbesitzer  in  behäbiger  Ruhe  verleben  durfte,  ein  Loos,  das  leider 
wenigen  Sammlern  vergönnt  ist,  so  verdankte  er  das  ganz  allein  seinem  ge- 
wissenhaften, treubesorgten  Freunde  Ortgies.  Nach  Roezl  bewarb  sich  der 
verdiente  Reisende  Wallis  um  den  Beistand  des  bewährten  Agenten.  Leider 
konnte  Ortgies  ihm  nur  wenige  Jahre  seine  Hülfe  gewähren,  da  Wallis  bald 
erkrankte  und  langsam  hinsiechte,  bis  er  im  Spital  von  Guayaquil  die  müden 


**)  Die  Tafel  trägt  die  Bezeiclmung  Nympliaea  h3'brida  Ortgiesii  V.  H.  Im  Text  S.  ('17, 
der  von  J.  E.  P.  (Planchon)  geschrieben  ist,  steht  aber  Nymphaea  Ortgiesiano-rubra  und 
dieser  Name  findet  sich  später  auch  überall;  so  ist  die  Tafel  auch  in  Pritzel  Icones  Plantarum 
citiert,  wo  freilich  als  Autor  Van  Houtte  gesetzt  ist.  Planchon  sah  die  N.  dentata  des 
Van  Houtte'schen  Gartens  als  verschieden  von  der  N.  dentata  Hooker  an  und  nannte  sie 
N.  Ortgiesiana,  daher  der  Name  Ortgiesiano-rubra. 


Die  Todea-,  Trichomanes-  und  Hymenophyllum-Arten  etc.  22C) 

Augen  schloss.  —  Nach  Wallis  meldeten  sich  Lehmann  in  Columbien  und 
Pfau  in  Costa  Rica,  beide  sandten  ihre  wertvollsten  Funde  dem  Züricher  bo- 
tanischen Garten  und  zwischen  hinein  sind  noch  Fuchs  in  Guatemala,  Garnier 
in  Cuba,  Gaibrois  und  Bruchmüller  in  Columbien,  Besserer  in  Mexico 
zu  nennen,  die  ebenfalls  die  Agentur  von  Ortgies  gerne  benutzten.  —  Es 
würde  hier  zu  weit  führen,  näher  einzugehen  auf  die  zahlreichen  Einführungen 
der  genannten  Reisenden,  die  durch  Ortgies  im  Laufe  der  38  Jahre  seiner 
Amtsthätigkeit  in  Zürich  vermittelt  wurden.  Wenn  er  heute  sich  ins  Privat- 
leben zurückzieht  und  sein  sojähriges  Gärtnerjubiläum  in  seiner  bescheidenen 
Häuslichkeit  in  Kilchberg  bei  Zürich  im  Kreise  der  ^Seinen  feiert,  wird  er 
mit  Befriedigung  zurückblicken  dürfen  auf  ein  Leben  voller  Mühe  und  Arbeit, 
dem  ein  freundlicher  Lebensabend  folgen  möge!  — 

Eine  Anzahl  seiner  Freunde  ist  zusammengetreten,  um  dem  verdienten 
Mann  an  seinem  Jubiläumstage,  den  1.  Mai,  eine  Adresse  und  eine  Ehrengabe  zu 
überreichen.  Möge  er  darin  einen  Beweis  sehen,  dass  sein  rühmliches  Streben, 
sein  rastloser  Eifer  in  den  weitesten  Kreisen,  in  allen  Landen  die  wärmste  Aner- 
kennung gefunden  haben,  und  diese  Anerkennung  seiner  Fachgenossen  wird  der 
schönste  Lohn  für  ihn  sein.  Wir  werden  in  nächster  Num.mer  genauer  über 
den  Verlauf  des  Festes  berichten. 


Die  Todea-,  Trichomanes-  und  Hymenophyllum-Arten  des  Herrn 
Rob.  Mil.  Sloman  in  Altena- Othmarschen. 

Hierzu  Abbild.  5i. 

ohl  in  jeder  grossen  oder  grösseren  Privatgärtnerei  findet  man  eine 

■^W^  mehr   oder  weniger  umfangreiche  Kollection   sogenannter  Wasser- 

'  farne,    in    einem    hierzu    im  temperierten  oder    fälschlicher   Weise 

gar     im     warmen     Gewächshause     hergerichteten     Schwitzkasten. 

■(^j^   Jedoch  selten  trifft  man  eine  so  auserwählte  und  reichhaltige  Sammlung 

g£,     genannter  Farne,    als   die  des  Herrn  Rob.  Mil.  Sloman,    welche   ich  hier 

kurz  beschreiben  möchte. 

Hat  man  den  reizend  am  Elbuter  gelegenen  Slomanschen  Park  sowie  die 
darin  befindlichen  umfangreichen  Fruchttreibereien  und  Warmhäuser  in  Augen- 
schein genommen,  so  wird  man  auch  jedenfalls  das  A'or  etlichen  Jahren  unter 
Leitung  des  Herrrn  Obergärtners  Lüdecke  erbaute  Farn-Grottenhaus  besichtigen, 
welches  das  Juwel  der  genannten  Gärtnerei  bildet. 

Man  betritt  zuerst  ein  im  Sattelstil  gebautes  Kalthaus,  innerhalb  dieses 
Hauses  befindet  sich  das  bewusste  Farnhaus,  in  welchem,  zu  beiden  Seiten 
des  mit  Sandsteinfliesen  ausgelegten  Weges  (d),  auf  ca.  2/4  m  hoch  errichteten 
Grotten  (a)  von  Sand-  und  Tuffstein  die  Farne  ausgepflanzt  sind  und  einem 
jeden  Besuchei^,  ob  Liebhaber  oder  Gärtner,  wegen  ihres  schönen  und  inter- 
essanten Baues  sowohl  als  durch  ihr  äusserst  üppiges  und  kräftiges  Wachstum 
ein  Wort  der  BeAvunderung  entlocken.  Den  Glanzpunkt  der  Sammlung  bilden 
einige  grosse  Exemplare  von  Todea  superba,  Todea  pellucida  (beide  aus  Neu- 
seeland), Trichomanes  radicans  (Ost-Indien,  West-Indien,  Brasilien,  Madeira  etc.), 


230^ 


Die  Todea-,  Trichomanes-  und  Hymenophyllum-Arten  etc. 


Hymcnophyllum  nitens  (Jamaica,  Tasmania),  welche  durchschnittlich  einen 
Durchmesser  von  1  — 1.50  m  haben.  Zwischen  ihnen  stehen  in  dekorativer, 
ungezwungener  Anordnung  mehr  oder  weniger  grosse  Exemplare  von  Todea 
Wilkesiana  (Fidschi-Inseln),  Trichomanes  angustatum(West-Indien),Tr.  auriculatum 
(Java),    Tr.    crispum    (West-Indien).    Tr.   humile    (Xeu-Seeland),    Tr.  javanicum 


V^^^cle^ 


'^dGce-^^  . 


Abb.   5i. 
Farnhaus  in  einem  Kaltliause  bei  Herrn  Rob.  Mil.  Sloman   in  Altona-Othmarschen. 

(Java  etc.),  Tr.  Luchnatianum  (Brasilien)  und  seine  Varietäten  huldidum  und 
praelongum  (Brasilien),  Tr.  maximum  umbrosum  (Java),  Tr.  radicans  dissectum 
(Brasilien,  Wales  etc.),  Tr.  reniforme  (Neu-Seeland),  Tr.  trichoideum  (West- 
Indien),  Hymenophyllum  asplenioides  (West-Indien),  H.  caudiculatum  (Brasilien), 
H.  cruentum,  selten  (Neu-Sceland),  H.  crispatum  (Neu-Seeland),  IL  demissum 
nitidum  (Neu-Seeland),  H.  dilatatum  (Neu-Seeland),  Tl.  flabellatum  (Tasmania), 
H.  llexuosum  (Neu-Seeland),  H.  pulcherrimum  und  magellanicum  (Neu-Seeland). 


Cyclamen,  Pelargonien  und  Primeln  etc.  23  l 


Ausser  diesen  sind  an  den  Ilolzteilen  der  hauptsächlich  aus  quadratmeter- 
grossen  Fensterscheiben  bestehenden  Seitenwände  des  Farnhauses  Korkrinden 
befestigt  (b)  und  mit  verschiedenen  Farnen,  als:  Adiantum  cuneatum,  Ad. 
gracillimum,  Asplenium  bulbiferum,  Pteris  grandis,  Pt.  cretica  albo-lineata  und 
Polypodium  glaucum,  bepllanzt,  deren  herabgefallene  Sporen  auf  den  Steinen  der 
Grotten  (a)  aufgelaufen  sind  und  dort  in  einer  so  üppigen  Weise  gedeihen, 
dass  fast  kein  Stein  vorhanden  ist,  auf  dem  sich  nicht  eine  Alenge  kleiner 
Farnsämlinge  angesiedelt  hat. 

Ueber  dem  Wege  ist  ein  mit  der  Wasserleitung  in  Verbindung  stehendes 
Sprengrohr  (e)  angebracht,  welches  das  Wasser  je  nach  Bedürfnis  auf  den  Weg 
hernieder  rieseln  lässt,  Avodurch  fortwährend  die  unbedingt  notwendige  feuchte 
Luft  erzeugt  wird. 

Durch  zwei  nach  oben  führende  Fuftrohre  (f)  wird  der  nötige  Luftwechsel 
bewirkt,  ohne  die  Farne  der  Zugluft  auszusetzen. 

Eine  grosse  Rolle  bei  der  Kultur  der  Wasserfarne  spielt  vor  allen  Dingen 
auch  der  Schatten,  weshalb  auch  das  Haus  oben  sowohl  als  auoh  an  den 
Seiten  mit  Schattenrouleaux  (c)  versehen  ist,  welche,  sobald  morgens  die 
Sonnenstrahlen  in  dies  Raritätenhaus  zu  dringen  suchen,  in  Wirksamkeit  treten: 
müssen  und  erst  dann  wieder  aufgerollt  werden,  wenn  von  der  Sonne  nichts 
mehr  zu  fürchten  ist.  In  heissen  Sommertagen  kann  man  auch  den  Schatten 
des  Nachts  ruhig  liegen  lassen;  auch  werden  an  solchen  Tagen  die  W^asser- 
farne  1 — 3  Mal  mit  direkt  der  Leitung  entnommenem  Eibwasser  überspritzt, 
auch  das  Kalthaus,  welches  das  Farnhaus  umgiebt,  gut  feucht  gehalten 
und  schattiert. 

Auf  diese  W^eise  erzielt  man  in  dem  Farnhause  immer  eine  angenehme 
Kühle,  welche  den  Bewohnern  dieses  Hauses  ganz  besonders  zuzusagen  scheint; 
besonders  die  kriechenden  Rhizome  der  Trichomanes  und  Flymenophyllum 
wuchern  förmlich  über  die  Steinblöcke  hinweg,  als  befänden  sie  sich  in  den 
heimatlichen  Felsgrotten  und  Urwäldern.  Fast  glaubt  man  sich,  getäuscht 
durch  das  ganze  Arrangement  dieses  Hauses  und  die  berückende  Schönheit 
dieser  kostbaren  und  interessanten  Pflanzen,  in  eine  andere  Welt  versetzt. 

Hermann   Sandhack.   Altona-Othmarschen. 


Cyclamen,  Pelargonien  und  Primeln  von  E.  Geo.  Reid, 
Sydenham  London. 

]_^in'  März-Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den 
^^  preussischen  Staaten  hatte  Herr  Geo.  Reid,  London,  herrliche  Cyclamen-, 
Pelargonien-  und  Primel-Blüten  übersandt,  die  mit  einer  silbernen  Medaille 
prämiiert  wurden. 

Zunächst  einige  W^orte  über  die  ganz  ausgezeichnete  Verpackung.  In  kleinen, 
als  Muster  ohne  Wert  entsandten  Pappkartons  lagen  die  Blumen,  die  Cyclamen 
ziemlich  locker,  die  Pelargonien  am  Boden  mit  Draht  befestigt.  Die  Stiele 
waren  mit  Moos  umwickelt  und  von  einem  ganz  besonders  feinen  und  schönen 
Oelpapier  fest  umgeben,  die  Blüten  der  Cyclamen  steckten  in  einer  Art  kleinen 


232  Cyclamen,  Pelargonien  und  Primeln  etc. 


Düte,  die  oben  zugedrahtet  war,  während  die  Pelargonienblüten  frei  gelassen 
waren.  Die  Primelblüten  waren  mittelst  einer  langen  Stecknadel  auf  frischem 
Moose  aufgesteckt. 

Es  waren  16  Cyclamen sorten.  von  jeder  zwei  schöne  grosse  Blüten,  alle 
von  gleich  schöner  Farbenpracht.  Die  meisten  dieser  Sorten  waren  von  der 
Königlichen  Garten-Gesellschaft  oder  von  derKöniglichen  botanischen  Gesellschaft 
in  London  durch  Wertzeugnisse  ausgezeichnet  worden,  ebenso  waren  alle  aus 
garantiert  echten  Samen,  von  denen  ausser  3  Sorten,  die  später  besonders 
erwähnt  werden,  50  Korn  5  Mark  kosten.  Von  reinweissen  war  zunächst 
Dame    Blanche   sehr    schön,    Blumenblätter    6,5    cm    lang    und    4  cm    Ijreit. 

Dann   waren  noch 
Mont  Blanc  und  Baroness  Burdett  Cratto,    alle   3  Sorten  weiss,    und  von 

der  Königlichen  Gartenbau-Gesellschaft  in  London  ausgezeichnet. 
»Picturatum«,    rosa    mit    dunkelkarminrotem    Auge,    von    beiden    genannten 

Gesellschaften  ausgezeichnet. 
»Duke   oT  Fife«,  helUila  mit  etwas  dunklerem  Auge,  ebenfalls  prämiiert. 
»Princess  May«,  eine  Neuheit  von  1892,  rosa-violett,  prämiiert,  50  Korn  7,50  M. 
»Mauve  Queen«,   die  Malven-Königin,  rosa-violett  mit  dunklem  Auge. 
»Leonay«,  rosa-violett  mit  karminrotem  Auge,  hatte  ebenfalls  das  Wertzeugnis 

der  Gartenbau-Gesellschaft  erhalten. 
»Grandiflora«,  weiss  mit  rotem  Auge  und  rosa  Mittelstreifen. 
»Excelsior«,    ganz    besonders    schöne    Blumen,    5,2  cm  lang  und   5  cm  breit, 

weiss  mit  rötlichem  Anflug  mit  lilarotem  Auge. 
»Rosy    Morn«,    violett    mit    dunkellila    Auge,     mit    dem    Wertzeugnis    beider 

Gesellschaften  prämiiert. 
»Prince  of  Wales«,  eine  prämiierte  Neuheit  von  1892,  karmin  mit  lila  Anflug 

und  dunklem  Auge.     Die  Blütenblätter    waren  6  cm    lang    und  3,5  cm 

breit  und  kosten  Samen  per  50  Korn  7,50  M. 
»Duke    of   Connaught«,    ganz    besonders    dunkellila    mit  karminrotem  Auge, 

ebenfalls  von  der  Gartenbau-Gesellschaft  in  London  prämiiert. 
»Grandiflorum  Roseum«,  violett,   mit  dunkelkarminrotem  Auge,   5  cm  lang, 

3V2  cm  breit. 
»KriiTVson  King«  und  »Brilliant«  waren  wohl  die  schönsten,  erstere  dunkel- 
karminrot, letztere  tief  dunkelbordeauxrot,  purpurn  sammetartig,  sowohl 

von  der  botanischen  Gesellschaft  als  auch  im  Krystall-Palast  in  London 

ausgezeichnet. 
Nun  noch  einiges  über  die  Pelargonienblüten.  Die  schönste  der  über- 
sandten war  entschieden  die  von  Herrn  G.  Reid  nach  Flerrn  Professor 
Wittmack  benannte,  eine  eigene  Züchtung  von  1S94  und  mit  Recht  als  die 
grösstblumige  scharlachrote  Pelargonie  bezeichnet,  sie  hatte  einen  Durchmesser 
von  5  cm,  wird  aber  bei  guter  Kultur  6  cm  gross.  Der  Preis  pro  Pflanze 
beträgt  3,50  M. 
»Sydenham  Blush«  ist  ebenfalls  eine  vonllerrnReid  gezüchteteNeuheitvoniS94, 

rosa  mit  weiss,  3,50  M.  pro  Pflanze.     Es  folgen 
»Livry«,  dunkelziegelrot,  3  M.     Ferner  ebenfalls  eine  Neuheit  von  1894. 
»O.  W.  Holmes«,  lebhaft  rot,  3,50  M. 
»I^leonor«    ist  eine  niedrige,  reichblumige  Pelargonie,    schön    orangeziegelrot, 

3,50  .AI. 


Bericht  über  die  Düngungsversuche  mit  Cineraria  hybrida.         "  2^*^ 


»Eucharis«  und  »Percival''<,  beide  weiss. 

»Lord  Salisbury«   eine  schöne,  tief  karminrote  Varietät,  3  M. 

»Hecla«  ist  ebenfalls  dunkelkarmin,  1,50  M. 

»Golden  Ball«,  orangezinnoberrot,  stark  gefüllt,  1,50  M. 

»Florence  Farmer«,  zartrosa  mit  dunkelrosa  Adern,  3,50  M. 

»Black  Vesuvius«,  zinnoberrot  mit  sehr  hübschem  dunkelbraunem  Laub,  0,75  M. 

»Miss  Madge  Clarke«,  hellzinnober  mit  rosa  und  weissem  Anflug.     Endlich 

»Louis  Rons s et«,  lachsrosa,  gefüllt,  1,50  M. 

Die  drei  Primelsorten  waren:     »Sydenham  white«,  »Sydenham  blush«, 
»Sydenham  rose«,  alle  durch  ihre  grossen  Blumen  ausgezeichnet. 


Bericht  über  die  Düngungsversuche  mit  Cineraria  hybrida, 

erstattet    in    der    Sitzung   am    29.    März    1894   unter   gleichzeitiger   Vorführung    einzelner   Probe- 
Pflanzen     sämtlicher    Dungreihen     von    den    Herren    Obergärtnern    Weber-Spindlersfeld     und 

Weidlich-Moabit. 

§ip  n  Ermangelung  der  Einzelheiten  (Listen  der  4  Versuchs-Stationen)  enthält 
^Ip  nachstehender  Bericht  nur  in  allgemeinen  Umrissen  die  Versuchs-Ergeb- 
'  —  nisse,  soweit  das  hierzu  erforderliche  Material  aus  den  Protokollen  der 
in  Angelegenheit  dieser  Versuche  stattgehabten  sechszehn  Sitzungen  seinem 
wesentlichen  Inhalte  nach  sich  ergiebt.  Es  sei  hier  bemerkt,  dass  die  erste  Sitzung 
den  3.  Februar  1893,  die  letzte  den  27.  bezw.  28.  März  1894  stattfand.  —  Die 
zu  diesen  Versuchen  verwendete  Erde  (2  verschiedene  Mischungen)  wurde 
2  mal  analysiert  und  zwar  durch  die  landwirtschaftliche  Versuchsstation  Dahme 
seitens  des  Lierrn  Prof.  Dr.  Ulbricht;  dagegen  die  betr.  Wasser-  (Giesswasser-) 
Analyse  sämtlicher  4  Stationen  seitens  des  Herrn  Geh.  Regierungsrates 
Professor  Dr.  Märcker-Halle  a.  S.  aufgestellt. 

Als  Vorbedingung  dieser  Versuche  galt  die  Vorschrift  einer  ganz  gleich- 
massigen  Behandlung  der  Versuchspflanzen  an  sämtlichen  4  Stationen:  bei 
Gärtnereibesitzer  Fr.  Bluth-Gr.  Lichterfelde,  2)  Obergärtner  Weber-Spindlers- 
feld; 3)  Obergärtner  Weidlich-Moabit;  4)  Hofgärtner  Hoffmann-Berlin;  der 
genauen  Beobachtung  in  Aufstellung  sämtlicher  5  Versuchsreihen  zu  je  zehn 
Pflanzen.     Diese  Reihen  waren: 

Reihe  1  Kontrollreihe,  ungedüngt; 

»       3  Kuhdunglösung  ca.  V2  1  zu  ^/^  1  Wasser; 

»       3  schwefelsaures  Amnion  5  g  und  phosphorsaures  Kali  2V.  g; 
»       4  salpetersaures  Ammon  2^/2  g  und  phosphorsaures  Kali  2'/^  g; 
»       5  schwefelsaures  Ammon  5  g; 
die    Gaben    der   Reihen   3 — 5   wurden    in    je    1   1    Wasser    1    Stunde    vor 
Gebrauch  aufgelöst. 

Es  galt  ferner  die  Beschaffung  einheitlicher  Erdmischung  und  Beschaffung  ein- 
heitlichen Pflanzenmaterials,  Sämlingspflanzen  (Samen  von  Benary-Erfurt).  Die 
Versuche  begannen  am  1.  April  1893,  als  Giesswasser  wurde  das  am  Orte  der 
Station  sonst  gebräuchliche  Giesswasser  verwendet.     Die  Erdmischung  zu  diesen 


noA  Bericht  über  die  Düngungsversuche  mit  Cineraria  hybrida. 

Versuchen,  welche  infolge  besonderer  Umstände  zweimal  unternommen  werden 
mussten,  was  weiterhin  begründet  werden  soll,  bestand  bei  dem  ersten  Versuche 
aus  %,  verrotteter  Mistbeeterde,  Vs  Lehm  und  vSand,  sowie  auf  loo  kg  Gewicht 
dieser  Mischung  s'/a  kg  Schlemmkreidezusatz.  Dieser  Zusatz  erfolgte  nach  An- 
ordnung des  Herrn  Prof.  Dr.  Märcker-Ilallc  a.  S.,  welcher  überhaupt  die 
einzelnen  A''ersuchsreihen  festgestellt  hatte. 

Ohne  näher  auf  die  Einzelheiten  der  betr.  Analysen  einzugehen,  sei  bemerkt, 
dass  die  betr.  Erde  sich  bereits  durch  ziemlichen  Kalkgehalt  und  zwar  2,58  "/o 
auszeichnete  (ein  Umstand,  der  indess  zur  Zeit  der  Erdmischung  noch  nicht 
bekannt  war). 

Das  betr.  Giesswasser  der  4  Stationen  wies  die  grösste  Differenz  in  den 
beiden  Bestandteilen  kohlensauren  Kalk  und  Gips  dergestalt  nach,  dass  in 
looooo  Teilen  Wasser  auf  Station  Gr.  Lichterfelde-Fr.  Bluth,  bei  74,48  T.  Ein- 
dampfrückstand 24,05  T.  kohlensaurer  Kalk  und  8,04  T.  Gips  enthalten  sind, 
während  das  Wasser  auf  Station  Moabit-Obergärtner  Weidlich,  bei  20,24  T. 
Eindampfrückstand  nur  10,18  T.  kohlensauren  Kalk  und  2,50  T.  Gips  nachweis- 
bar enthielt.  Die  Wasser  der  beiden  anderen  Stationen  standen  bezw. 
ihres  Gehaltes  derart  in  der  Mitte,  dass  der  Wassergehalt  der  Berliner  Station 
(Hofgärtner  Hoffmann)  sich  ähnlich  dem  der  letztgenannten  verhielt,  dagegen 
derjenige  der  Station  Spindlersfeld-Obergärtner  Weber  bez.  Gehalt  an  kohlen- 
saurem Kalk  hinter  demjenigen  von  Lichterfelde  um  5,84  T.  zurückblieb,  d.  h. 
Kj.ii  T.  betrug:  an  Gips  den  in  Lichtertelde  um  0,75  T.Gehalt  übertraf,  d.h. 
8,79  Teile  ergab.  Auf  der  Station  Gr.  Lichterfelde  (Bluth)  wurde  eine  zweite 
Parallel-Versuchsreihe,  unter  den  sonst  gleichen  Bedingungen  mit  sogenanntem 
Kondenswasser  errichtet,  ein  Wasser,  dessen  Analyse  im  wesentlichen  bei 
20, Q2  T.  Eindampfrückstand  3,06  T.  Gips  und  9,81  T.  kohlensauren  Kalk 
nachwies. 

Unter  solchen  Umständen  nimmt  es  nicht  wunder,  wenn  der  anscheinend 
zuerst  sich  als  sehr  günstig  anlassende  Düngungsversuch  mit  Schlemm- 
kreidezusatz, infolge  der  hieraus  sich  ergebenden  kleisterartigen  Beschaffenheit 
der  Erde,  imd  des  damit  im  Zusammenhange  stehenden  geringen  Wurzelver- 
mögens der  Versuchspflanzen,  bereits  am  9.  August  aufgegeben  werden  musste; 
die  Versuchspflanzen  starben  zu  dieser  Zeit  gänzlich  ab.  Der  Verlauf  ist  in 
kürze  folgender:  die  zuvor  zweimal  piquierten  Sämlinge  wurden  zweimal  ver- 
pflanzt und  zwar  am  22.  April  in  6V2  cm,  am  29.  A^Iai  in  10  cm  grosse  Töpfe. 
Der  erste  Dungguss  erfolgte  am  i.Mai,  von  da  ab  8tägig,  mit  Ausnahme  einer 
i4tägigen  Ruhepause  zur  zweiten  Verpflanzzeit,  d.  h.  vom  27.  Mai  bis  14.  Juni, 
dann  wiederum  8tägig.  Anfangs  in  kräftiger  Entwickelung  begriffen,  zeigten 
die  Pflanzen  der  Reihe  2  —  5  von  Mitte  Juni  ab  einen  auffälligen  Stillstand  — 
allerdings  am  geringsten  in  der  Gegenreihe,  Reihe  1.  Ausser  dem  zuerst  er- 
wähnten Umstand,  dem  der  starken  Düngung,  wirkte  auf  die  Versuchspflanzen 
namentlich  die  zur  Zeit  herrschende  Hitze  ein.  Gleichzeitig  mit  dem  mangelnden 
Fortschritt  im  Wachstum  zeigte  sich  ein  erhöhtes  Auftreten  des  Ungeziefers 
sowie  starke  Salpeterabsonderung  an  der  Aussenwand  der  Töpfe;  der  Versuch 
wurde  auf  allgemeinen  Beschluss  demnach  am  9.  August  eingestellt. 

Der  zweite  Versuch,  am  15.  August  begonnen,  erlitt  dahin  eine  Ycr- 
änderung,  dass  zu  der  bisherigen  Erde  zur  Hälfte  Laub-Erde  zugesetzt  wurde 


Bericht  über  die  Düngungsversuche  mit  Cineraria  hybrida.  2'^c. 


dieser  Boden  also  eine  liedeutend  lockerere  Mischung  enthielt,  die,  wie  schon 
oben  bemerkt,  ebenfalls  in  Dahme  analysiert  wurde.  Der  Kalkgehalt  tritt 
hiernach  um  0,74%  zurück;  Magnesia,  Phosphorsäure  und  gesamter  Stick- 
stoffgehalt erfahren  eine  wesentliche  Erhöhung  um  0,20  7o,  an  Stickstoff  sogar 
um  0,50  °/o.     Die  weiteren  Entwickelungen  ergaben  sich  aus  folgendem: 

Unter  Belassung  der  Reihen  wie  vorher,  des  gleichen  Giesswassers,  derselben 
Behandlung,  Heranzucht  der  Sämlingspflanzen  (Spittel-Arnstadt)  in  drei 
Sorten,  a)  englische  Riesen,  b)  I.  Qualität,  c)  Zwergformen,  werden  die 
Pflänzchen  am  15.  August  in  lo  cm  und  am  lö.  Oktober  in  15  cm  grosse 
Töpfe  verpflanzt.  Gelegentlich  des  zweiten  Umpflanzens  erzeigen  sich  die 
Pflanzen  als  reich  bewurzelt.  Düngungsgaben  in  oben  angegebener  Form 
erfolgen  vom  33.  September  ab  Stägig,  mit  Innehalten  einer  i4tägigen 
Ruhepause  zur  Verpflanzzeit. 

Das  Aussehen  der  Pflanzen  ist  ein  im  allgemeinen  wenig  verschiedenes, 
sämtlich  fast  gleich  kräftig,  daher  gicichmässig  entwickelt;  hervortritt 
allerdings  Reihe  4.  Reihe  i  und  2  bleiben  zurück.  Bei  den  mit  soge- 
nanntem Kondens-Wasser  behandelten  Reihen  finden  Mir  die  Reihen  3 
und  4  am  meisten  entwickelt;  im  allgemeinen  ist  aber  hier  der  Ausdruck 
der  gesamten  Pflanzen  stumpfer  in  Blattfärbung  (dies  Wasser  war  seitens 
des  Herrn  Geh.  Regierungsrates  Prof.  Dr.  Maercker  als  ein  besonders 
reines  Wasser  bezeichnet).  Die  Verhältnisse  in  der  Behandlungsweise 
blieben  bis  zum  Hereinbringen  der  Pflanzen  in  das  Haus  —  infolge 
plötzlich  auftretender  Kälte  —  Mitte  Dezember  —  die  gleichen.  Von 
diesem  Zeitpunkte  ab  tritt  dahin  eine  Änderung  ein,  dass  die  Herren 
Weber  und  Weidlich  ihre  Pflanzen  wärmer,  d.  h.  +  7—8"  R.  halten,  da- 
gegen die  Herren  Bluth  und  Ploffmann  die  Pflanzen  nur  bei  +  3 — 4O  R., 
Herr  Bluth  sogar  freistehend  im  Japan  behandeln. 

So  zeigen  die  Pflanzen  der  zuvor  genannten  beiden  Stationen  zum  Teil 
bereits  am  23.  Januar  1894  Knospenbildung,  während  an  letzteren  beiden 
Orten  sich  noch  keine  derartige  Bildung  bemerklich  macht;  ja,  die 
Pflanzen  des  Herrn  Bluth  gehen  plötzlich,  infolge  zu  niedriger  Tempe- 
ratur zurück  und  sterben  ab.  Bei  den  Pflanzen  des  Herrn  Weber  tritt 
jetzt  die  Kuhdung-Rcihe  wesentlicli  hervor,  dagegen  die  Reihe  5  (schwefel- 
saures Ammon)  am  meisten  zurück;  gleiches  Aussehen  bekunden  die 
Pflanzen  der  Station  Berlin,  sowie  diejenigen  der  Gegenreihe  (Reihe  1). 
Die  im.  Monat  Februar  erhoffte  Blütenerscheinung  lässt  sehr  auf  sich 
warten.  Die  Pflanzen  gruppieren  sich  bez.  ihrer  Entwickelung  im  all- 
gemeinen dahin:  a)  Pflanzen  des  Herrn  Weber,  als  die  besten,  b)  Pflanzen 
des  Herrn  Weidlich,  c)  diejenigen  der  Station  Berlin.  Bei  letzteren  zeigt 
sich  teilweises  Eingehen  der  Pflanzen  und  zwar  in  der  äusseren  Er- 
scheinung: Schlaffwerden  der  Blätter,  welche  sich  auch  nach  dem  Giessen 
nicht  wieder  aufrichten,  leichte  Neigung  zur  Fäulnis  oberhalb  des  Wurzel- 
halses, vermehrtes  Auftreten  von  Ungeziefer. 

Der  Dungguss  wird  hier  noch  bis  zum  17.  März  fortgesetzt,  die  Pflanzen 
sterben  schnell  ab.  Die  Aussenwandung  der  Töpfe  zeigt  auch  hier  Aviedcr 
starke  Salpeter-Absonderung  (in  schmieriger  Form;  die  Töpfe  stammen 
aus  einer  der  besten  Thonwarenfabriken  in  der  Nähe  Berlins.) 


236 


Bericht  über  die  Düngungsversuche  mit  Cineraria  hybrida. 


Die  Herren  Weber  und  Weidlich,  bei  denen  sich  ähnliche  Vorgän-^e 
bemerkbar  machen,  und  als  Überfütterungs-Erscheinungen  der  Pilanzen 
angesehen  werden,  stellen  infolge  dessen  bereits  Ende  Februar  das 
weitere  Düngen  der  Pflanzen  ein.  Auch  belumdet  sich  bei  den  Versuchen 
des  Herrn  Weidlich  (mit  anderen  Cinerarien)  bezüglich  der  Kuhdunggabe 
der  bemerkenswerte  Umstand,  dass  letztere  mit  Irischer  Kuhdung- 
lösung behandelt  ein  auffallendes  Gelbwerden  der  Blätter  zeigen,  ein 
Umstand,  der  bei  der  mit  vergorener  Lösung  behandelten  eigentlichen 
Versuchsreihe  (Reihe  2)  nicht  auftritt. 

Die  nun,  in  der  Sitzung  aufgestellten,  durch  Herren  Weber  und  Weidlich 
erzielten,  seit  Mitte  März  in  Blüte  befindlichen  Pflanzen,  zeigen  bei  recht 
lebhaftem  Farbenspiel,  glänzender  Blattfärbung,  bezüglich  ihrer  Farben- 
töne in  den  einzelnen  Reihen  keine  auffälligen  Unterschiede.  Hinsichtlich 
der  Grösse  der  Blüten  wechselt  diese  von  3V2— 7  cm  Durchmesser.  Der 
Doldenstand  ist  als  ein  voller,  reicher,  bei  einem  Gesamtdurchmesser 
YQn  30—40  cm  zu  bezeichnen.  Der  Breiten-  wie  Höhendurchmesser 
sämtlicher  Pflanzen  ist  gegenüber  demjenigen  allgemein  ortsüblich 
kultivierter  Pflanzen  (Markt-Ware)  im  ganzen  sehr  hervortretend,  und  nur 
bezüglich  der  Streckung  der  einzelnen  Teile  (Stamm  wie  Blattstiele)  lassen 
die  Pflanzen  der  Reihe  5  zu  wünschen  übrig;  dies  auch  mit  Rücksicht 
auf  die  eingangs  erwähnten  drei  verschiedenen  Sorten  Cinerarien.  Es  er- 
scheint nicht  angängig,  auf  Grund  der  gewonnenen  Resultate  jetzt  schon 
vorgreifende  Urteile  in  der  Topfdüngungsfrage  festzulegen.  Indessen 
dürften  sich  folgende  4  Punkte  aus  den  beiden  letzten  Versuchen  er- 
geben, dass:  1)  Schlemmkreidezusatz  zu  einer  der  bei  Topfpflanzenkulturen 
zur  Verwendung  gelangenden  Erdarten;  2)  die  Anwendung  alleiniger 
Düngung  mit  schwefelsaurem  Ammon  bei  krautartigen  Pflanzen  nicht 
angezeigt  erscheinen.  Denn  bezüglich  des  letzteren  Punktes  steht  dazu 
im  auffallenden  Gegensatz  das  Verhalten  der  Pflanzen  mit  holzartigen 
Trieben  (Hortensien),  bei  welchen  letzteren  sich  gerade  die  Versuchs- 
pflanzen mit  dieser  Düngung  wesentlich  hervorthaten;  3)  bei  den  stark 
gedüngten  Pflanzen  zeigt  sich  der  Eintritt  des  Blütenansatzes  später,  jedoch 
intensiver  in  der  weiteren  Entfaltung  fortschreitend,  als  bei  nicht  oder 
nur  gering  gedüngten  Pflanzen;  4)  ist  gelegentlich  der  Dunggabe  mit  Kuh- 
dung die  vergorene  Lösung  entschieden  der  frischen  Lösung  vorzu- 
ziehen. 
Der  Umstand,  dass  bei  Cinerarienkultur  eine  sogenannte  Frühjahrs-Heran- 
zucht  ausgeschlossen  ist,  mag  angesichts  der  ersten  fehlgeschlagenen  Versuche 
wohl  ins  Gewicht  fallen,  aber  auch  dies  nur  unter  der  Vorbedingung  eines  so 
ausserordentlich  heissen  Sommers,  wie  derjenige  des  Jahres  1893  war.  Ein 
gemässigt  warmer,  feuchter  Sommer  würde  für  diese  Kultur  voraussichtlich 
der  Wirkung  nach  sich  günstiger  erwiesen  haben. 

I.  A. :     M.  Hoffmann, 
Schriftführer  des  Versuchs-Ausschusses. 


Glossopetalon  meionandrum  n.  sp.  237 


Glossopetalon  meionandrum'^  n.  sp. 

Von  E.   Koehne. 
Hierzu  Abbild.  52. 


JUihrcnd  des  Druckes  meiner  Dendrologie  im  Winter  1892-93  \vurde  ich 
_  I  von  Herrn  H.  Jensen  benachrichtigt,  dass  in  den  Baumschulen  des 
O^^;  Herrn  Oekonomierats  L.Späth  Coleogyne  ramosissima  Torr,  aus 
^  ^  Samen  angezogen  werde,  die  Herr  Purpus  aus  Colorado  eingesandt 
hatte.  Ich  fügte  deshalb  diese  merkwürdige  Rosaceengattung  auf  Seite  364  und 
Seite  273  meines  Buches  noch  ein,  da  ich  nicht  annahm,  dass  der  Sammler 
eine  so  charakteristische  und  leicht  kenntliche  Pflanze  mit  einer  andern  ver- 
wechselt haben  könnte.  Als  ich  aber  ein  Jahr  später  von  Herrn  Späth  die 
von  Purpus  gesammelten,  zugehörigen  Herbarexemplare  erhielt,  musste  4ch 
mich  alsbald  überzeugen,  dass  die  vermeintliche  Coleogyne  etwas  ganz 
anderes  war,  denn  die  Drüsenscheibe  umschloss  den  Fruchtknoten  nicht  röhren- 
förmig, sondern  war  schüsseiförmig  ausgebreitet,  es  waren  nicht  4,  sondern 
5  Kelchzipfel  vorhanden,  die  Blüten  waren  nicht  blumenblattlos,  sondern  hatten 
fünf,  die  Kelchzipfel  weit  überragende,  weisse  Blumenblätter,  die  Staubblätter 
waren  nicht  zahlreich,  sondern  auf  5—7  beschränkt,  indem  stets  5  vor  den 
Kelchblättern,  und  ausserdem  zuweilen  1—2  vor  Blumenblättern  standen,  statt 
eines  verlängerten  Griffels  fand  sich  eine  sitzende  Narbe,  statt  einer  hängenden 
Samenknospe  zwei  aufrechte.  Die  Ermittelung  der  richtigen  Gattung  bot  einige 
Schwierigkeiten,  da,  wie  sich  schliesslich  herausstellte,  eine  neue,  noch  dazu 
von  dem  bisher  bekannten  Gattungscharakter  abweichende  Art  einer  innerhalb 
ihrer  Familie  ohnehin  schon  abnormen  Gattung  vorlag,  nämlich  der  Celastracee 
Glossopetalon.  Diese  wurde  1853  von  dem  ausgezeichneten  Altmeister  der 
nordamerikanischen  Botaniker,  Asa  Gray,  auf  Grund  einer  in  Neumexiko, 
Süd-Utah  und  Texas  aufgefundenen  Art,  G.  spinescens  A.  Gr.  aufgestellt,  in 
den  Plantae  Wrightianae  II.  Seite  29  beschrieben  und  auf  Tafel  12  abgebildet. 
Eine  Kopie  der  Abbildung  befindet  sich  in  Engler  et  Prantl,  Natürliche 
Pflanzenfamilien  III,  5,  S.  219.  Die  Pflanze  besass  5  zählige  Blüten  mit  10  in 
den  Einkerbungen  der  Drüsenscheibe  perigynisch  eingefügten  Staubblättern, 
wurde  aber  trotz  dieser  Staubblattzahl  aus  der  Ähnlichkeit  der  Frucht  mit  den 
Teilfrüchten  von  Euscaphis  als  verwandt  mit  den  Celastraceen  erkannt.  Als 
Asa  Gray  1876  eine  zweite  Art,  G.  nevadense  aus  Nevada,  kennen  lernte, 
welche  4zählige  Blüten  mit  8  Staubblättern  besass,  äusserte  er  Zweifel  an  dieser 
verwandtschaftlichen  Beziehung  und  meinte,  dass  Glossopetalon  sich 
schliesslich  als  nächst  verwandt  mit  der  Rosaceengattung  Purshia  erweisen 
würde.  Oliver  glaubte  1886  in  der  neuen  Gattung  Plagiospermum  aus  Chma, 
eine  nahe  Verwandte  von  Glossopetalon  zu  erkennen;  die  Abbildung  m 
Hooker's  Icones  plantarum  3.  Ser.  Bd.  VI,  Teil  2,  Tafel  1526,  zeigt  aber,  dass 
davon  nicht  die  Rede  sein  kann,  sondern  dass  Plagiospermum  unzweifelhaft 
eine  Rosacee  ist  und.  von  Glossopetalon  in  sehr  wesentlichen  Merkmalen 
weit  abweicht.  Alle  Zweifel  über  die  Stellung  der  letzteren  Gattung  wurden 
dann  1890  durch  Radlkofer  behoben,  der  auf  Grund  anatomischer  Unter- 
suchungen   in    den    Sitzungsberichten    der    Akademie    der    Wissenschaften    zu 


*)  Vom  griech.  glossa  Zunge  und  petalon  Blumenblatt,  von  meion  weniger  und  aner  Mann. 


2^8  Glossopetalon  meionandrum  n.  sp. 


München,  Math.-jDhys.  Klasse,  Bd.  XX,  vSeite  135,  die  ursprüngliche  Ansicht 
Asa  Gray 's  als  richtig  erwies. 

Die  folgende  Gattungsdiagnose  ist  mit  einigen  Verbesserungen  und  den 
durch  die  Kenntnis  unserer  neuen  Art  bedingten  Erweiterungen  nach 
Th.  Loesener's  Bearbeitung  der  Celastraceen  in  Engler  et  Prantl  a.  a.O.  (iS()2) 
und  nach  S.  Watson  in  Botany  of  California  I.  Seite   loS  (18S0)  entworfen: 

Glossopetalon  A.  Gray.  Blüten  zwitterig.  Kelch  etwa  bis  zur  Mitte 
4 — 5 spaltig,  bleibend,  seine  Abschnitte  eiförmig  oder  dreieckig,  sein  Becher 
fast  flach  bis  schüsselformig  und  innen  von  einer  lokerbigen  Drüsenscheibe 
ausgekleidet.  Blumenblätter  4  oder  5,  viel  länger  als  die  Kelchblätter, 
linealisch-  bis  länglich-zungenförmig,  in  den  Kelchbuchten  in  Kerben  der 
Drüsenscheibe  perigynisch  eingefügt,  lange  bleibend.  Staubblätter  ,s — 10, 
ebenfalls  in  den  Kerben  der  Drüsenscheibe  eingefügt,  bei  Fünfzahl  mit  den 
Blumenblättern  abwechselnd,  kürzer  oder  so  lang  wie  die  Kelchabschnitte; 
Staubfäden  pfriemlich,  Staubbeutel  breit  oval,  seitlich  aufspringend.  Frucht- 
knoten ganz  oberständig,  nur  aus  einem  Fruchtblatt  gebildet,  mit  deutlicher 
Kaht,  einfächerig,  Narbe  fast  sitzend,  scheibenförmig,  mit  schAvacher  Mittel- 
rinne. Samenknospen  2,  aufrecht  nebeneinander,  wenig  nach  der  Nahtseite  des 
Fruchtknotens  hingerückt,  gegenläufig.  Frucht  (bei  der  neuen  Art  noch  nicht 
bekannt)  lederig,  schief  eiförmig  und  gespitzt,  gestreift,  an  der  Naht  auf- 
springend (?),  1  — 2  sämig').  Samen  verkehrt-eiförmig,  etwas  zusammengedrückt, 
mit  derber,  glatter  Flaut  und  kleinem,  zweilappigem  Nabelwulst. 

Niedrige  stark  verästelte  Dornsträucher.  Blätter  wechselständig,  klein, 
ganzrandig,  mit  1 — 2  steilen  Fiedernerven  jederseits,  kurz  gestielt,  die 
der  Laubtriebc  mit  kleiner,  in  2  kleine  spitze  Nebenblätter  endigender 
Scheide,  zuletzt  sich  über  der  stehenbleibenden  vScheide  abgliedernd.  Blüten 
gestielt,  übergebogen,  zahlreich,  einzeln  in  wenigblättrigem  Blattbüschel,  das 
aus  der  Achsel  einer  solchen  Scheide  entspringt  und  mit  2  seitlichen  Knospen- 
schuppen beginnt.     Blumenblätter  weiss. 

A.  Staubblätter  doppelt  so  viele  wie  Kelchabschnitte.  Kelchbecher  flach. 
Blumenblätter  linealisch-zungenförmig. 

1.  G.  sjDinescens  A.  Gray.  Kahl.  Blüten  5 — özählig.  Staubblätter  10.  — 
Neumexiko,  Süd-Utah,  Texas. 

2.  G.  nevadense  A.  Gray.  Von  kurzen  Härchen  grau.  Blüten  4 zählig. 
Staubblätter  8.  —  Nevada. 

B.  Staubblätter  (5  —  7)  weniger  als  Kelchabschnittc.  Kclchbecher  schüssei- 
förmig.    Blumenblätter  länglich-zungenförmig. 

3.  G.  meionandrum  n.  sp.  Kahl.  Ältere  Aste  grau,  mit  absplitternder 
Rinde,  jüngere  graugelblich-weiss.  Blätter  graugrün,  die  der  Blattbüschel  etwa 
bis  8,  die  der  Laubtriebe  bis  15  mm  lang  und  2,  bezw.  4  mm  breit,  keilförmig- 
länglich bis  verkehrt  lanzettlich.  Blüten  5 zählig.  Kelch  etwa  3  mm  lang, 
hell  grünlichgelb.  Blumenblätter  5 — 6  mm  lang.  2  mm  breit.  —  Kolorado: 
Mesa  grande,  Delta,  Nordabhänge  der  Hügel  am  Surface  Creek  bei  öooo  F., 
Purpus  No.  71,  Mai  1892   (im  Herbar  L.  Späth;  im  Herbar  E.  Koehne  No.  10031). 

Wie  G.  meionandrum,  von  der  es  mir  nicht  ausgeschlossen  erscheint, 
dass  sie  nebst  G.  nevadense  sich  einst  nur  als  Varietät  von  G.   spinescens 

*)  Bei  der  geringen  Samenzahl  ist  ein  Aufspringen  der  Frucht  sehr  unwahrscheinlich, 
wird  aber  bei  Watson  angegeben.     Loesener  setzte  dazu  ein  Fragezeichen. 


Glossopetalon  meionandrum  n.  sp. 


A39 


herausstellen  möchte,  in  unseren  Kulturen  sich  entwickeln  wird,  darüber  lässt 
sich  noch  nichts  bestimmtes  sagen.  In  Wuchs  und  Blütenreichtum  lässt  sie 
sich  vielleicht  einigermassen  Peraphyllum  ramosissimum  und  Fendlera 
rupicola  an  die  Seite  stellen,  sie  ist  aber  noch  dichter  verzweigt  und  mit 
kleineren  Blättern  und  Blüten  besetzt.  Die  Blüten  sind  gewiss  nicht  sehr  auffällig, 
dürften  aber  bei  ihrer  grossen  Anzahl,  gieichmässigen  Verteilung  und  der 
langen  Dauer  der  etwas  sich  kräuselnden  Blumenblätter  dem  Sträuchlein  ein 
zierliches  Aussehen  und  einen  gewissen  ornamentalen  Wert  verleihen.  Das 
wissenschaftliche  Interesse  der  Pflanze  ist  allerdings  wohl  noch  grösser  als  das 


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Abb. 


Glossopetalon   meionandrum  Koehne   (nach  Herbarmaterial). 


I.  Ein  Dornenzweiglein  mit  Blattbüscheln  und  Blüten.  —  II.  Junger  Laubtrieb.  — ■  III.  Ein  Blatt- 
büschel mit  Blüte.  —  IV.  Eine  Blüte  mit  den  Blumenblättern.  —  V.  Eine  Blüte  ohne  die  Blumen- 
blätter halbiert.  —  VI.  Dieselbe  des  Fruchtknotens  beraubt.  —  VII.  Der  Fruchtknoten.  — 
VIII.  Dessen  untere  Hälfte.  —  IX.  Der  Blattgrund  mit  Scheide  und  Nebenblättern,  von  einem 
Blatte  des  Laubtriebs.  —  X.  Der  Blattgrund,  wie  er  nach  Abgliederung  der  Blattfläche  stehen 
geblieben  ist;    in    der  Achsel  solcher  stehen  gebliebenen  Scheiden  entspringen    die  Blattbüschel 

oder  die  Laubtriebe. 


gärtnerische,  da  sie  eine  Gattung,  die  bisher  durch  ihre  Staubblattzahl  und 
durch  das  einzige  Fruchtblatt  innerhalb  der  Celastraceen  eine  abnorme  Stellung 
einnahm,  mit  den  übrigen  Gliedern  der  Familie  durch  das  Sinken  der  Staub- 
blattzahl in  einen  deutlicheren  Zusammenhang  bringt.  Übrigens  ist  die  Gattung 
neuerdings  in  Nordamerika  von  E.  L.  Greene  in  Forsellesia  umgetauft 
worden  nach  dem  Grundsatz:  »once  a  synonym,  always  a  synonym«,  d.  h.  ein 
einmal  unter  die  Synonyme  geratener  Name  ist  für  immer  von  jeder  Benutzung 
ausgeschlossen.  Da  es  nun  ein  Glossopetalon  Schreber  giebt,  so  soll,  ob- 
gleich der  Schrebersche  Name  als  Svnonvm  ein  Ende  genommen  hat,  Glosso- 


240'  Dsr  deutsche  Gartenbau  auf  der  Weltausstellung  zu  Chicago  etc. 

petalon  Gray  nicht  mehr  anwendbar  sein.  Zur  Illustration  des  neuen  Grund- 
satzes diene,  dass  Halesia  Ellis  (wegen  Halesia  P.  Browne  =  Guettarda  L.) 
im  Jahre  1893  dreimal  umbenannt  wurde.  N.  L.  Britton  nannte  sie  Mohria, 
dann  (wegen  Mohria  Swartz  1806)  musste  sie  in  Carlomohria  E.  L.  Greene 
und  5  Tage  später  in  Mohrodendron  N.  L.  Britton,  umgetauft  werden. 
Mohria  Sw.  ist  nun  aber  nach  Greene  homonym  mit  Morea  und  muss 
deshalb  von  jetzt  ab  Coli  na  Greene  heissen.  Man  sieht,  welche  Wellenkreise 
der  von  O.  Kuntze  in  den  leidlich  ruhigen  Teich  der  Nomenklatur  geworfene 
schwere  Stein  schliesslich  hervorruft.  Wo  bleiben  da  die  sogenannten  »wohl 
erworbenen  Rechte«  älterer  Autoren? 

Zum  Schluss  sei  noch  darauf  hingeAviesen,  dass  Coleogyne  ramosissima 
zur  Zeit  in  unseren  Kulturen,  wenigstens  soweit  mir  bekannt,  noch  nicht  vor- 
handen ist. 


Der  deutsche  Gartenbau  auf  der  Weltausstellung  zu  Chicago 
und  Vergleiche  mit  dem  Gartenbau  anderer  beteiligter  Staaten. 

Von   Ludwig    Schiller. 

-^  vv'^jjll  etzt  kämen  wir  nun  zu  den  Pflanzen  in  bedeckten  Räumen,  woselbst  wir 
Azaleen,  Rhapis  flabelliformis  und  Camellien  ausgestellt  hatten.  Die 
von  Olberg  gesandten  Azaleen  waren,  wie  ich  schon  oben  erwähnte, 
i^^V^^  Mittelware,  die  einiges  zu  wünschen  übrig  liess,  seine  grossen 
^^^  Azaleen  jedoch  waren  gut.  Die  Zeit,  in  der  dieselben  ankamen,  war 
^  wohl  die  ungünstigste  des  ganzen  Jahres.  Es  wurde  auch  der  Fehler 
des  zu  dichten  Packens  gemacht,  sonst  wären  sie  auch  besser  an- 
gekommen. Ein  grosser  Teil  hatte  daher  das  Laub  geworfen,  einige  hatten 
auch  durch  Frost  gelitten  und  es  hielt  schwer,  etwas  ansehnliches  mit 
denselben  zu  arrangieren.  Als  dieselben  dann  in  vollen  Flor  kamen,  sahen  sie 
aber  sehr  schön  aus  und  die  Blüten  bedeckten  alles  so,  dass  von  der  Form 
der  Pflanzen  wenig  zu  sehen  war.  Neben  denselben  standen  die  aus  Belgien, 
welche  diejenigen  von  Olberg  allerdings  noch  übertrafen. 

Die  Rhapis  flabelliformis  dagegen  kamen  in  vorzüglicher  Beschaffenheit  an 
und  waren  wirklich  ausgezeichnete  Ware,  aber  zu  teuer.  Es  ist  überhaupt, 
wie  ich  hier  gleich  bemerken  möchte,  ein  grosses  Versehen  darin  gemacht 
worden,  dass  fast  alle  Sachen  zu  hoch  im  Preise  gehalten  waren.  Allerdings 
muss  zugegeben  werden,  dass  der  Amerikaner  sehr  gern  zahlt,  wenn  nämlich 
die  Ware  dementsprechend  ist. 

Betreffs  der  Azaleen  und  Camellien,  die  im  Herbst  gesandt  wurden,  ging 
man  von  einer  falschen  Auffassung  aus,  denn  aus  der  gesandten  Ware  trat  klar 
zu  Tage,  dass  einzelne  Aussteller  glaubten:  »die  Pflanzen  sind  gut  genug  für 
Chicago«.  Es  thut  mir  sehr  leid,  dieses  hier  niederschreiben  zu  müssen,  aber 
diese  Überzeugung  hat  sich  mir  dabei  aufgedrängt  und  ich  erachte  es  für  meine 
Pflicht,  mit  meiner  Meinung  nicht  hinter  dem  Berge  zu  bleiben.  Ein  Teil  der 
Ware  war  gut,    aber  als  Marktware  zu  teuer.      Alle  diese  kamen  in    ganz  vor- 


Der  deutsche  Gartenbau  auf  der  Weltausstellung  zu  Chicago  etc.  24 1 

züglichem  Zustande  an,  mit  Ausnahme  der  auf  Rhododendron  veredelten.  Die 
Versandtzeit  war  eine  ausserordentlich  frühe  und  den  allgemeinen  Ansichten 
widersprechende,  liess  sich  aber  hier  nicht  abändern,  da  sie  eben  zu  dieser 
Zeit  hier  sein  mussten.  Ich  glaube  aber,  dass  diese  Versandtzeit  entschieden 
einer  späteren  vorgezogen  werden  sollte,  natürlich  ginge  dies  nur  mit  in 
Töpfen  kultivierten  Pflanzen.  Ende  August  ist  gewöhnlich  die  Azalea  mit  halt- 
baren Knospen  besetzt,  sie  verlangt  also  nicht  mehr  sehr  reiche  Bewässerung 
und  kommt,  wenn  sie  gut  verpackt  ist,  wie  es  sich  hier  zeigte,  in  sehr  gutem 
Zustande  an.  Hier  wird  sie  dann  in  Töpfe  gepflanzt  und  reift  im  Hause  vor- 
züglich nach.  Dagegen  waren  die  auf  Rhododendron  veredelten  Pflanzen  nicht 
so  gut  beim  Versandt  ausgebildet,  also  noch  weich.  Naturgemäss  verlangt 
Rhododendron  mehr  Wasser  und  die  Pflanzen  sind  in  den  Kisten  noch  ge- 
wachsen. Bei  Ankunft  wässerte  ich  die  Pflanzen  reichlich  und  der  plötzliche 
Saftzufluss  stiess  die  Blätter  dieser  Pflanzen  ab,  ich  hatte  leere  Strünke.  Die 
Camellien  waren  gut  angekommen  und  die  Knospen  hatten  sich  vorzüglich  ge- 
halten, aber  die  Ware  war  nicht  gut  genug,  wenigstens  haben  sie  die  Dres- 
dener besser. 

Für  die  Syringa  und  andere  derartige  Baumschul-Artikel  war  die  Versandt- 
zeit zu  früh,  es  trifft  aber  hier  keinen  die  Schuld,  die  Ware  war  gut  und 
preiswert. 

Dieses  waren  also  unsere  Pflanzen,  es  war  ja  nur  exportfähige  Ware  für 
den  Handel  und  daher  konnten  wir  nichts  grossartiges  für  den  Laien  bieten. 
Es  war  ja  auch  nur  unsere  Absicht,  dem  Fachmann  zu  zeigen,  was  wir  leisten 
können.  Leider  war  die  Ware  nicht  darnach  angethan,  Belgien  aus  dem 
Felde  zu  schlagen,  und  so  Hessen  sich  leider  nur  sehr  wenige  Handels- 
beziehungen anknüpfen. 

Glänzend  dagegen  war  unsere  Landschafts-Gärtnerei  mit  Plänen  vertreten, 
und  diese  zeigten  uns,  dass  der  Hauptsitz  der  Gartenkunst  in  Deutschland  ist. 
Es  wäre  wünschenswert  gewesen,  hätte  man  von  mehreren  Plänen  besonders 
effektvolle  Partien  in  Photographie  vorführen  können,  wie  es  vom  Bürgerpark 
in  Bremen,  vom  Grossherzoglichen  Park  in  Oldenburg  und  von  den  König- 
lichen bayerischen  Hofgärten  gethan  wurde.  An  einigen  wurde  auch  scharfe 
Kritik  geübt,  aber  hierin  hielt  ich  den  Preisrichter  nicht  für  genügend  kom- 
petent und  dürfte  Herr  Geheimrat  Dr.  Wittmack  wohl  meiner  Meinung  bei- 
treten. Es  ist  allerdings  schwer,  über  einen  Plan  ein  Urteil  zu  fällen,  wenn 
man  sich  nicht  in  die  Ideen  des  betreffenden  Gartenkünstlers  versetzen  kann. 
Es  mag  uns  aber  genügen,  dass  wir  hierin  das  Beste  geleistet  haben,  was  auf 
der  Ausstellung  vertreten  war. 

Unsere  Samenabteilung  war  gut,  aber  mangelhaft  in  Bezug  auf  die  geringe 
Anzahl  der  Aussteller,  und  habe  ich  bereits  oben  erwähnt,  welche  Art  und 
Weise  der  Schaustellung  ich  für  die  beste  halte.  Wir  hatten  2  Aussteller  mit 
Gemüse  und  Blumensämereien,  1  mit  Cyclamensamen  und  2  mit  Forst-  und 
landwirtschaftlichen  Sämereien.  Alle  waren  reichhaltig  und  sehr  wertvoll  als 
Sammlung.  Flierüber  näher  zu  urteilen  halte  ich  mich  nicht  für  berechtigt,  da 
meine  Kenntnisse  hierin  nicht  genügend  sind,  um  mir  ein  Urteil  erlauben  zu 
können. 

Recht  auffallend  war  es,  dass  auch  nicht  einer  der  Grosshändler  Amerikas 
sich  nach  Preisen  erkundigte,  sie  scheinen  eine  Ausstellung  durchaus  nicht  als 


242  Der  deutsche  Gartenbau  auf  der  Weltausstellung  zu  Chicago  etc. 


Markt  zu  betrachten  und  dann  haben  sie  allerdings  bereits  ihre  Verbindungen 
und  hatten  beim  Besuch  der  Ausstellung  wohl  auch  nicht  das  genügende 
Interesse. 

Jetzt  hätten  wir  nun  noch  die  Abteilung  für  konservierte  Gemüse,  Früchte. 
Fruchtsäfte  und  Fruchtweine.  Hiervon  verstehe  ich  leider  garnichts  und  kann 
nur  sagen,  dass  dieselbe  sehr  reichhaltig  war. 

Wie  verhält  sich  nun  aber  unser  Gartenbau  zu  dem  der  anderen  be- 
teiligten Staaten?  Ein  massgebendes  Urteil  hierüber  zu  geben,  ist  nicht  möglich 
und  so  soll  im  nachstehenden  nur  meiner  Meinung  Ausdruck  gegeben  sein. 

Beteiligt  waren  Deutschland,  Frankreich,  Belgien,  Australien.  Holland, 
Irland.  Japan  und  Amerika,  Mexico  nur  mit  Orchideen  und  Cacteen.  die  aber 
hier  nicht  in  Betracht  kommen,  da  die  Pllanzen  alle  frisch  gesammelt  waren 
und  hier  quasi  nur  an  den  Mann  gebracht  werden  sollten. 

Australien,  Japan  und  Mexico  hatten  nur  Naturprodukte,  Australien  speziell 
Baumfarne,  Japan  Cycas  revoluta,  Aspidistra  elatior.  Ferner  zeigte  uns  Japan 
eine  vorzügliche  Sammlung  Acer  und  eine  gute  Kollektion  Paeonia  arborea. 
die  beiden  einzigen  Pflanzen,  die  mit  Fleiss  erzogen  werden  müssen,  die  also 
somit  in  den  Gartenbau  gehören.  Dass  die  Japaner  einen  feinen  Geschmack 
haben,  wurde  auch  hier  wieder  bewiesen,  aber  Gärtner  in  unserem  Sinne  sind 
es  nicht.  Je  mehr  eine  Pflanze  ihrem  natürlichen  Wüchse  entfremdet  wird,  als 
desto  höhere  Gartenkunst  wird  es  dort  betrachtet.  Die  bizarresten  Formen 
konnte  man  hier  an  Nadelbäumen  bewundern,  aber  schön  eine  solche  Yer- 
stümmelung  zu  nennen,  wäre  wohl  falsch.  Holland  wie  Belgien  hatten  Azalea 
mollis,  pontica  und  Rhododendron  ausgestellt,  wie  diese  beschaffen  sind,  wissen 
wir  ja  alle  zur  Genüge,  und  dass  wir  das  nicht  leisten  können,  was  dort  die 
Natur  zu  erziehen  in  so  reichem  Masse  mithilft,  liegt  auf  der  Hand. 

Frankreich  dagegen  hatte  wirklich  grossartiges  geleistet,  es  hatte  eben  dit> 
Ausstellung  richtig  aufgefasst.  Während  wir  fast  nur  Export-Ware  lieferten, 
hatte  Frankreich  ausgestellt,  um  aller  Welt  zu  zeigen,  was  es  leisten  kann. 
Flier  ist  selbst  dem  Laien  fast  jede  Pflanze  in  die  Augen  gefallen  und  es  war 
nur  Musterware,  die  gezeigt  wurde. 

Die  Obstbäume  Frankreichs  waren  sehr  gut,  doch  nicht  besser,  als  wir  sie 
haben,  aber  unsere  waren  eben  nicht  da.  Es  wäre  gut  gewesen  und  hätten 
wir  nur  gewinnen  können,  wenn  auch  unsere  Baumschulenbesitzer  denselben 
Patriotismus  gezeigt  hätten,  wie  ihn  die  Dresdener  und  viele  andere  Ilandels- 
gärtner  bewiesen. 

Und  ich  schäme  mich  nicht  einzugestehen,  dass  wir  von  Frankreich  lernen 
können;  ein  eigentlicher  Vergleich  lässt  sich  freilich  nicht  ziehen,  denn  ein 
jedes  Land  hatte  nach  seiner  Art  und  Weise  ausgestellt  und  war  ohne 
Konkurrenz.  Das  aber  glaube  ich  feststellen  zu  können,  dass  wir  Europäer 
uns  in  den  Kulturen  gleich  sind,  die  der  Geist  des  Gärtners  züchtet  und  wo 
nicht  durch  die  Natur-Verhältnisse  eine  üppigere  Vegetation  hervorgerufen  wird. 

Und  wie  ist  es  mit  Amerika?  Noch  beiludet  sich  dort  die  Gärtnerei  im 
allgemeinen  in  ihren  Entwicklungsjahren,  aber  in  den  Kulturen  ist  uns  der 
Amerikaner  über,  besonders  da,  wo  die  Geldverhältnisse  mitsprechen,  er  hat 
mit  seinem  praktischen  Sinn  das  Richtige  erfasst! 

Und  so  lassen  Sie  uns  hoffen,  dass  die  Weltausstellung  in  Chicago  für  uns 
eine    gute  Schule    gewesen    ist.    dass    sie  uns  gezeigt  hat.    woran    es  fehlt  und 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


243 


lassen  Sie  uns  unermüdlich  daran  arbeiten,  unsere  hervorragende  Stellung 
immer  mehr  und  mehr  zu  befestigen.  Sollte  ich  einen  kleinen  Teil  hierzu 
beigetragen  haben,  so  soll  diese  Zeit,  in  der  man  mich  mit  so  grossem  Ver- 
trauen beehrt  hat,  die  glücklichste  meines  Lebens  gewesen  sein. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Neue  Cinerarien. 

Auf  der  internationalen  Jubiläums- 
Gartenbauausstellung  im  April  1892  zu 
Karlsruhe  hatten  die  Herren  Gebrüder 
Neubronner  in  Xeu-Ulm  unter  anderen 
prachtvollen  Pilanzcn  eine  neue  Cine- 
raria  hybrida  ausgestellt,  die  ob  ihrer 
hervorragenden  vSchönheit  sofort  meine 
Aufmerksamkeit  auf  sich  zog.  Herr 
Xeubronner,  der  die  Pflanze  nicht  als 
Neuheit  angemeldet  hatte,  sie  nur  als 
Füllmaterial  benutzte,  freute  sich  über 
meine  Bewunderung  und  schenkte  mir 
einige  Pflanzen,  als  er  einpackte.  Die- 
selben lieferten  etwas  Samen,  blieben 
im  Jahr  1893  konstant,  und  jetzt,  wo 
wir  eine  Menge  blühender  Pflanzen 
haben,  bleibt  jedermann  bewundernd 
davor  stehen;  ja  von  den  ursprünglich 
nur  roten  Blüten  habe  ich  jetzt  durch 
Kreuzung  mit  gewöhnliclien  anders- 
farbigen Cinerarien  auch  blaue,  violette, 
helle  und  dunkle  erzielt.  Das  neue 
und  auffallende  an  diesen  Cinerarien 
ist,  dass  die  Röhrenblümchen  der 
Scheibe  rein  weiss  sind,  von  gelben 
Staubfäden  etwas  überragt,  so  dass  die 
Farben  der  vStrahlblüten  um  so 
leuchtender  hervortreten;  vorteilhaft 
treten  diese  neuen  Neubronner'schen 
Cinerarien  aus  den  andern  heraus,  die 
Blüten  sind  ebenso  gross,  als  die  gut- 
blühender englischer  Blumen.  Ich 
wundere  mich,  dass  Herr  Neubronner 
mit  dieser  Neuzüchtung  nicht  schon 
längst  hervorgetreten  ist,  die  Engländer 
verstehen  besser  Kapital  aus  Neuheiten 
zu  machen,  der  Deutsche  ist  immer  zu 


bescheiden,  lässt  sich  seine  Mühe  von 
andern  oft  abkaufen,  imd  unter  fremdem 
Namen  führen  wir  Deutsche  es  wieder 
ein.  Es  ist  mir  nicht  bekannt,  ob  Herr 
Neubronner  seine  Züchtungsversuchc 
fortgesetzt  und  vervollkommnet  hat, 
ich  schreibe  dies  ohne  sein  Wissen, 
wollte  aber  dem,  dem  Ehre  gebührt, 
dieselbe  nicht  vorenthalten. 
G  r  a  e  b  c  n  e  r , 
Hofgärtner  in  Karlsruhe. 
Herr  Hofgärtner  Ciraebener  über- 
sandte uns  Blumen.  Dieselben  sind  in 
der  That  sehr  schön,  besonders  wenn 
die  Scheibenblüten  noch  in  Knospen 
sind.  Auch  die  Staubbeutelröhre  ist 
nicht  dunkel  wie  sonst,  sondern 
weisslich.  L.  W. 


Nelken  des  Herrn  Studier,  Gr.-Lichterfelde 
bei  Berlin. 

Schon  auf  der  Herbst-Ausstellung  zu 
Berlin  1893  erregten  die  trefflichen 
Nelken  des  Herrn  Studier  allgemeine 
Aufmerksamkeit.  Kürzlich  hatte  der 
Verein  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues in  der  Sitzung  am  29.  März 
wieder  die  Freude,  eine  Anzahl  seiner 
Nelken  bewundern  zu  können.  Ausser 
den  bekannten  Sorten  war  es  besonders 
eine  neue  »Hildegard«.  Herr  Studier 
bemerkte  dazu:  Diese  Nelke  ist  seit 
Ende  August  ununterbrochen  in  Flor, 
und  trotzdem  dass  der  März  der  denkbar 
ungünstigste  Monat  ist,  zeigt  ein  Ver- 
gleich mit  den  älteren  Sorten,  von  denen 
gleich  viel  Exemplare  ausgestellt  sind, 
dass  sie  selbst    jetzt    viel  besser   sind. 


244 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Die  alten  Herbsttriebe  sind  vorüber, 
die  im  Winter  gebildeten  noch  nicht 
ganz  entwickelt,  diese  bringen  aber 
viel  schönere  Blüten  als  die  im  Herbst 
gebildeten  Triebe.  Im  März  haben  wir 
dazu  sehr  heisse  Tage  mit  kalten 
Nächten  imd  durch  das  starke  Lüften 
w^erden  die  Blumen  in  ihrer  Ausbildung 
beeinträchtigt.  Die  Hildegard  blüht 
ununterbrochen  das  ganze  Jahr,  wie 
ich  es  seit  5  Jahren  erprobt  habe, 
ist  als  Schnitt-  und  Toj)fptlanze  zu  ver- 
wenden und  bildet  sich  als  letzte  am 
ersten  von  allen  andern  aus,  sodass 
sie,  wenn  sie  eingetopft  ist,  dadurch 
sehr  auffallend  wird.  Keine  Knospe 
wird  taub  und  alle  sind  gleichmässig 
schön.     Die  Farbe    ist  schön    rosarot. 


Chrysanthemum  „John  Noble". 

Ein  in  England  gewonnener  Sämling, 
der  zu  der  einwärts-gekrümmten  japa- 
nischen Sektion  gehört.  Die  ungewöhn- 
liche Breite  und  Grösse  der  einzelnen 
Blumen,  ihr  massives  Aussehen  machen 
diese  Varietät  zu  einer  sehr  charakte- 
ristischen. Die  Farbe  ist  dunkel- 
chokolade-karmoisinrot,  die  Rückseite 
der  Blumen  bronzig-golden. 

Gard.  Chron.  I,  1894,  S.  14,  f.  2. 


Buschbohne  „Königin  der  Grünen". 

Eine  neue,  sehr  reichtragende 
Bohne,  von  dem  feinsten  Geschmack 
aller  bisher  bekannten  Bohnen. 
Die  Pflanze  verjüngt  sich  lange  Zeit, 
bringt  fortwährend  neue  Blüten,  aus 
denen  sehr  zarte  Hülsen  hervorgehen. 
Die  reifen  Bohnen  behalten  zumeist 
den  Geschmack  einer  grünen  Schnitt- 
bohne. Die  beifolgenden  Bohnen  sind 
im  vorigen  Jahre  geerntet  worden  und 
haben  infolge  der  grossen  Dürre  nicht 
den  zarten  Geschmack  als  in  dem  vor- 
hergehenden Jahre.  Diese  Bohne  ist 
noch  nicht  im  Handel;  ich  bitte,  die- 
selbe    an     die     verehrten     Mitglieder 


unseres  Vereins  verteilen  zu  wollen. — 
(Ist  in  der  Versammlung  am  29.  März 
geschehen.) 

KopjDitz,   den  28.  März   1894. 

W.  Hampel. 


Neue  Tomate  Fordhook  First. 

In  dem  Kataloge  von  Allee  Burpee 
&  Co.,  Philadelphia,  Pa.  Fordhook  Farm 
Do3destown  Pa.,  der  schön  ausgestattet 
und  mit  vielen  kolorierten  Abbildungen 
versehen  ist,  ist  auch  diese  neue  Tomate 
Fordhook  First  dargestellt,  eine  runde 
glatte  Sorte,  die  sich  durch  ihre  dunkel- 
rote Farbe  auszeichnet.  Auch  eine 
ganze  Anzahl  Riecherbsen,  Lathyrus 
odoratus,  der  ,, Sweet  Peas'"  in  Amerika, 
sind  auf  einer  Tafel  abgebildet.  Die 
Firma  hat  inzwischen  auf  besonderes 
Ersuchen  dem  Verein  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  Samen  übersandt. 

Japanische  Klettergurke. 

Chr.  Bertram,  Stendal,  bringt  in 
seinem  hübsch  ausgestatteten  Kataloge 
unter  der  Neuheitenliste  auch  die  »Japa- 
nische Klettergurke«,  deren  erstaun- 
liche Tragbarkeit  gerühmt  wird  und 
die  gerade  für  das  norddeutsche  Klima 
als  überaus  ergiebig  hingestellt  wird. 
Auch  Martin  Grasshoff,  Quedlinburg, 
hat  mehrere  Rassen  davon  gezogen, 
die  in  seinem  Kataloge  eingehend  be- 
sprochen werden. 


Poiygonum  sachaiinense  im  Warschauer 
botanischen  Garten. 

Es  könnte  vielleicht  von  Interesse  sein 
zu  erfahren,  dass  der  in  Heft  5  der 
Gartenflora  d.  J.  erwähnte  und  schon 
1804  in  derselben  Zeitschrift  von  Regel 
sehr  richtig  beschriebene  und  abgebil- 
dete Knöterich  von  Sachalin  bereits  seit 
vielen  Jahren  im  Warschauer  botani- 
schen Garten  im  freien  Lande  kultiviert 
wird.  Seine  Ausdauer  daselbst  be- 
stätigte sich  aufs  glänzendste,  ungeachtet 
oftmals   sich  wiederholender   sehr  un- 


Kleinere  Mitteilungen. 


245 


günstiger  Witterungsverhältnisse.  Als 
vieljährige  Pflanze  entwickelt  dieser 
Knöterich  sehr  früh,  rasch  und  reich- 
lich seine  oberirdischen  Sprosse.  Die 
Produktivität,  Ausdauer  und  Wider- 
standsfähigkeit gegen  Fröste  und 
trockene  Sommerhitze  (bei  uns  wird 
er  nie  begossen)  sind  wirklich  stau- 
nenswert. Dessen  Bedeutung  als  Futter- 
pflanze unterliegt  wohl  keinem  Zweifel; 
aber  auch  als  dekorative  Pflanze  — 
mit    seinen    3    m    und    höher    empor- 


sprossenden Stengeln  und  grossem 
Laube  —  imponiert  dieser  Knöterich 
ungemein. 

Die  Vermehrung  geschieht  am  besten 
durch  Wurzelstöcke. 

Der  erwähnte  Knöterich  ist  in  der 
Gartenflora  zum  zweiten  Mal  nicht 
1875,5.67  abgebildet  (laut  Nachschrift 
auf  S.  135,  1894),  sondern  1874,  S.87— 88, 
nebst  Beschreibung. 

A.  Fischer  v.  Waldhcim.    ■ 


Kleinere  Mitteilungen. 


Aus  alten  Zeiten. 

Der  warme  Nekrolog  in  Gartenflora 
No.  1  S.  ö,  der  den  Lebensgang  eines 
wackeren  Fachgenossen,  unseres  ent- 
schlafenen Heinrich  Gaerdt,  zeichnet 
und  sein  ehrendes  Andenken  in  weite 
Kreise  trägt,  sowie  die  Geschichte  des 
Borsigschen  Gartens  heimeln  mich  so 
an,  dass  ich  zur  Feder  greife.  Re- 
miniscenzen  aus  längst  vergangener 
Zeit  tauchen  auf;  sie  niederzuschreiben, 
hat  zwar  keinen  Zweck,  aber  vielleicht 
unterzieht  sich  die  so  taktvolle  Re- 
daktion der  Aufgabe,  daraus  eine  Aus- 
lese zu  machen,  vorausgesetzt,  dass 
sie  es  für  der  Mühe  wert  erachtet. 

Es  war  in  den  Jahren  zwischen  1S43 
und  1846,  in  der  Zeit,  als  die  Baron 
Hügelsche  Gärtnerei  in  Hietzing  bei 
Wien  einen  derartigen  Weltruf  hatte, 
dass  junge  Gärtner  aus  aller  Herren 
Länder  davon  angezogen  wurden  und 
es  als  Glück  erachteten,  daselbst  be- 
schäftigt zu  sein.  Darunter  war  auch 
ein  junger  Berliner,  Namens  Priem, 
seinen  Vornamen  habe  ich  leider  ver- 
gessen, mir  scheint,  er  hiess  August, 
das  war  eine  sympathische  Persönlich- 
keit und  eine  fleissige  Biene,  was  man 
von  vielen  anderen  nicht  sagen  konnte. 
Unsere    jungen    Gemüter    hatten    sich 


zusammengefunden,  mich  verschlug 
das  Schicksal  nach  Warschau  und 
Priem  siedelte  sich  in  Berlin  an.  Es 
mag  wohl  um  das  Jahr  1854  herum 
gewesen  sein,  als  mich  die  Begierde 
anwandelte,  etwas  mehr  von  unserer 
schönen  Erde  kennen  zu  lernen,  als 
bis  dahin  möglich  war.  Ich  reiste 
nach  Berlin,  und  dort,  in  einem  Hotel 
in  der  Klosterstrasse  einlogiert,  war 
mein  erstes  Beginnen,  Priem  autzu- 
suchen.  Derselbe  hatte  ein  Grundstück, 
das  ehemalige  Westphalsche  in  Pacht, 
Eingang  vom  Alexanderplatz.  Sofort 
besorgte  er  meine  Sachen  aus  dem 
Hotel  zu  sich,  14  Tage  war  ich  sein 
Gast  und  diese  Tage  gehören  zu  den 
schönsten  meines  Lebens.  Fast  täglich 
wurden  Ausflüge  gemacht,  meist  in 
Gesellscliaft  seiner  jungen  Frau.  Pots- 
dam und  Umgebung,  zoologischer 
Garten,  damals  ein  grosser  Wildpark 
mit  weit  von  einander  entfernten 
Tierbehältern,  botanischer  Garten 
wurden  besucht  und  natürlich  auch 
Borsigs  Garten.  Schon  damals  war 
dieser  prachtvoll  und  es  blühten  bereits 
verschiedenfarbige  Nymphaeen  im 
Freien  in  der  Wasserpartie;  in  einem 
Schauhause  standen  prächtige  Pflanzen, 
u,  a.  eine  ganze  Bordüre  von  Eucharis. 


246 


Kleinere  Mitteilungen. 


Der  Obergärtner  war  aber  damals  noch 
nicht  Gaerdt,  mir  däucht  er  hiess Fiedler. 
(Ja!  L.W.)  Ausserdem  wurden  diverse 
Handelsgärtnereien  besichtigt;  Hoff- 
mann ist  mir  noch  im  Gedächtnis. 
Das  Territorium,  welches  Priem  inne  ' 
hatte,  grenzte  an  der  hinteren  Ouerseite 
mit  Bouche;  die  Grenze  war  mehr 
ideal,  nur  einige  Stangen  waren  ge- 
zogen, über  die  wir  mit  Leichtigkeit 
hinwegstiegen,  um  das  Sommertheater, 
das  auf  Boucheschem  Grunde  errichtet 
war,  zu  besuchen,  in  welchem  Heimer- 
ding meinen  Enthusiasmus  erregte. 
Ich  wäre  aber  heute  nicht  imstande, 
die  Lokalität  aufzufinden,  wo  das  alles 
existierte,  vermute  sogar,  dass  es  vielen 
Berlinern  nicht  besser  erginge:  ich  bin 
nicht  einmal  ganz  sicher,  ob  der  Ein- 
gang vom  Alexanderplatz  war:  man 
ging  durch  Häuser  und  Hofräume. 
Überhaupt  kann  ich  mir  heute  noch 
keinen  Situationsplan  von  Berlin  im 
Gedächtnisse  bilden,  während  ich  von 
Wien  einen  zeichnen  könnte,  trotz 
aller  Neubauten  und  Veränderungen; 
allerdings  lebte  ich  8  Jahre  in  Wien. 
Auch  Prag  ist  mir  sehr  gut  bekannt, 
Berlin  bietet  aber  stets  für  mich 
Grientierungsschwierigkeiten. 

Eine  spätere  zweite  Reise  führte 
mich  natürlich  wieder  zu  Priem,  der 
sich  inzwischen  auf  der  Frankfurter 
Allee  angekauft  hatte  und  dahin  über- 
siedelt war.  Er  grenzte  mit  Chone, 
es  war  ein  gemütliches  Verhältnis; 
Grenzschranken  gab  es  da  nicht,  einer 
ging  zum  andern  hinüber  und  herüber. 
Auch  das  Verhältnis  mit  den  Blumen- 
händlern war  patriarchalisch,  die 
hatten  damals  nur  Keller-  imd  Sou- 
terrainräume inne  und  kamen  mit  ihren 
Körben  zu  den  Gärtnern.  Priem  blieb 
dann  ruhig  bei  seiner  Arbeit  und  liess 
sie  das  Nötige  selbst  aufsuchen  und 
abschneiden;  wenn  sie  dann  wieder 
mit  den  gefüllten  Körben  zu  seinem 
Verpflanztisch   kamen,   sagten  sie:    ich 


habe  soviel  und  soviel  Dutzend  von 
diesem  und  jenem.  E)ie  Rechnung 
wurde  mit  wenigen  Worten  gemacht 
und  bezahlt,  von  Nachsehen  und  Nach- 
zählen war  keine  Rede. 

Leider  hat  der  Tod  ihn  so  bald  von 
seiner  irdischen  Laufbahn  abgerufen 
und  ich  habe  nicht  erfahren,  was  aus 
seiner  Familie  geworden  ist.  Zur  Zeit 
der  grossen  Ausstellung,  als  ich  das 
dritte  Mal  in  Berlin  war,  zog  es  mich, 
die  Stätte  zu  besuchen,  wo  er  gewirkt 
hatte,  ich  habe  sie  aber  kaum  wieder 
erkannt  und  die  Nachbargärtnerei 
von  Chone  schien  auch  in  der  Auf- 
lösung begriffen. 

Das  sind  die  traurig  stimmenden  Er- 
innerungen, die  sich  an  jene  Aufsätze 
knüpfen,  und  zugleich  die  Wahrneh- 
mung, dass  die  Menschen  in  dem 
kleineren,  bescheideneren  Rayon,  in 
dem  sich  damals  alles  bewegte, 
humaner,  glücklicher,  zufriedener 
waren;  doch  ist  es  nicht  vernünftig, 
nach  der  alten  Zeit  zu  seufzen,  die 
Welt  zu  schelten,  die  sie  verlor.  Die 
neue  Zeit  hat  ja  soviel  gutes  gebracht, 
hat  die  Menschheit,  wie  vielleicht  keine 
andere  Epoche  in  der  Geschichte, 
emanzipiert,  die  Herrschaft  über  unge- 
ahnte Naturkräfte  erlangt  und  ihre 
Sichdienstbarmachung  ist  ein  Triumph 
der  ]\lenschhcit;  dem  Einzelnen  bleibt 
nur  übrig,  sich  damit  in  Kontakt  zu 
erheilten,  die  grossen  Schritte,  die  die 
Menschheit  macht,  auf  materiellem  wie 
geistigem  Gebiete  gewissermassen  mit- 
zumachen, dann  wird  die  Versöhnung 
der  neuen  mit  der  alten  Zeit  nicht  aus- 
bleiben. 

Es  Hessen  sich  Betrachtungen  ohne 
Ende  über  diese  Themata  fortspinnen, 
zumal  die  Frage  »wo  liegt  das  Endziel 
bei  diesen  rapiden  Fortschritten,  die 
zugleich  die  Menschheit  in  andere 
Formen  pressen«  u.  s.  w.,  aber  ich  will 
schliessen  mit  Vertrauen  auf  die  Welt- 
ordnung,    die     die    Bedingungen     zur 


Kleinere  Mitteilungen. 


_247 


heutigen  Existenz  schuf,  bevor  mit 
Geist  begabte  Kreaturen  unseren  Erd- 
ball bevölkerten. 

.Mit  stetem  Kontakt  und  Sympathie 
verharrt 

Peter  I  los  er. 
Warschau,  den  4.  März   i8()4. 


Passiflora  alata. 

Die  im  Card.  Chron.  abgebildete 
Frucht  dieser  Art  ist  wenigstens  zwei- 
mal so  gross  wie  ein  Hühnerei,  dem 
sie  auch  Inder  Form  gleicht,  und  von 
gelber  Farbe.  Reift  im  Winter  und  ist 
zu  dieser  Jahreszeit  als  Tafelfrucht  sehr 
zu  empfehlen;  eingemacht  soll  sie  noch 
mehr  geschätzt  werden. 

Card.  Chron.  I,  1894,  S.  iS,  f.  .3 


Explosion   bei   Vilmorin,  Andrieux  &  Co.,  Paris. 

Am  12.  Februar.  2  Uhr  nachmittags, 
fand  eine  grosse  Explosion  im  Magazin 
der  Firma  A" i  1  m  o  r  i  n ,  A n  d r  i  e u  x  &  C o. 
inderRueReuilly  inParis  statt.  ImKeller 
befand  sich  ein  Behälter  mit  Hydro- 
carbure.  Ein  Arbeiter  hatte  aus  dem 
Behälter  eine  Quantität  der  Flüssigkeit 
geschöpft:  dieselbe  entzündete  sich  auf 
bis  jetzt  unbekannte  Weise.  Die  Lösch- 
mannschaft löschte  den  Brand  schnell, 
aber  die  .Arbeiter  des  Hauses,  die  ihnen 
behilflich  waren,  begingen  die  LTn- 
vorsichtigkeit,  Licht  anzuzünden,  wo- 
durch das  Gas,  welches  infolge  der 
Hitze  im  Kellerraum  sich  verflüchtigt 
hatte,  in  Brand  geriet  und  die  Explosion 
hervorrief.   Ein  Feuerwehrmann  wurde 


getötet.     8    seiner    Kollegen     und     17 
Arbeiter  schwer  verwundet. 

Herr  Henri  de  Vilmorin  schreibt  uns, 
dass  glücklicherweise  nicht  viel  zer- 
stört ist,  dass  aber  leider  die  braven 
Feuerwehrleute  viel  gelitten  haben. 


Früheres  Reifen  an  der  Nordseite. 

Kurz  vor  Leschnitz  in  Oberschlesien 
befindet  sich  jenseits  des  Chaussee- 
körpers der  Kosel-Leschnitzer  Chaussee, 
und  zwar  parallel  mit  der  Bordkante 
derselben,  eine  im  Privatbesitz  be- 
findliche Allee  älterer  Pflaumenbäume, 
in  der  Richtung  von  Ost  nach  West, 
welche  reiche  Ernten  liefern.  Auf  dem 
Chausseekörper  selbst  befinden  sich 
Birnenbäume,  welche  vor  4  Jahren 
gepflanzt  wurden,  also  unwesentlichen 
und  nicht  beeinflussenden  Schatten 
geben.  Während  der  Reifezeit  machte 
ich  nun  alljährlich  die  Wahrnehmung, 
dass  die  auf  der  Nordseite  befindlichen 
Früchte  um  circa  10  bis  12  Tage 
früher  reiften,  als  die  auf  der  Südseite, 
und  kann  ich  mir  diesen  Umstand 
durch  nichts  erklären.  Eine  gleiche 
oder  ähnliche  Beobachtvmg  bei  den 
auf  den  Chausseen  des  Koseier  Kreises 
seit  4  Jahren  gepflanzten  Pflaumen- 
bäumen Ivonnte  schon  aus  dem  Grunde 
nicht  wahrgenommen  werden,'  A\'eil 
die  Erstlingsfrüchte  aller  Obstbäume, 
etwaiger  Beschädigungen  letzterer 
wegen,  bis  zu  dem  Zeitpunkt,  liei 
welchem  sich  die  Verpachtung  lohnt, 
entfernt  werden.  B.  Strauwald. 


Litteratur. 


Gartenbau-  A  d  r  e  s  s  b  u  c  h  von 
C)  e  s  t  e  r  r  e  i  c  h  -  U  n  g  a  r  n  .  (Enthält 
über  10000  Adressen.)  Preis  für  Oester- 
reich-Ungarn  6  fl..   für  Deutschland    10 


Mark.  Zu  beziehen  durch  Otto  Pfeiffer's 
Verlag,  Wien,  XVII,  Hernais,  Bergsteig- 
gasse 9.  Dieses  soeben  zum  ersten  Male 
erschienene  Gartenbau-Aaressbuch  re- 


248 


Litteratur. 


präsentiert  für  jedermann,  welcher  in 
oder  mit  Oesterreich- Ungarn  gärtne- 
rische Verbindungen  unterhält  oder 
solche  eingehen  will,  einen  höchst  wert- 
vollen Behelf,  dessen  Anschaffung  wir 
bestens  empfehlen.  Die  Einteilung  ist 
eine  vorzügliche  und  das  Adressen- 
Material  mit  einem  wahren  Bienen- 
fleiss  zusammengetragen.  Der  Inhalt, 
welcher  den  Wert  des  Buches  am 
besten  illustriert,  ist  folgender;  I.  Nach- 
weis. Adressen  der  Zier-,  Handels-  und 
Küchengärtner,  Samenhändler,  INTatur- 
blumenhändler,  Naturblumen-Ex-  und 
Importeure  und  gärtnerischen  Agenturen 
von  Wien  und  nächster  Umgebung. 
IL  Nachweis.  Adressen  von  Privatgärt- 
nern (Hofgärtnern,  Herrschaftsgärtnern, 
Obergärtnern  u.  s.  w.)  von  Wien  und 
nächster  Umgebung.  HI.  Nachweis. 
Adressen  der  Kunst-  und  Handelsgärt- 
ner, Gemüsegärtner,  Baumschulbesitzer, 
Samenhändler,  Naturblumenhändler  etc. 
von  Oesterreich-Ungarn.  IV.  Nachweis. 
Adressen  von  Privatgärtnern  (Hofgärt- 
nern, Schlossgärtnern,  Herrschaftsgärt- 
nern, Obergärtnern  etc.)  von  Oester- 
reich-Ungarn. V.  Nachweis.  Adressen 
von  Gartenfreunden  Oesterreich-Un- 
garns.  VI.  Nachweis.  Die  Gartenbau- 
schulen, land-  und  forstwirtschaftlichen 
Lehranstalten  in  Oesterreich-Ungarn. 
VII.  Nachweis.  Die  Gartenbau-Zeit- 
schriften von  Oesterreich  -  Ungarn. 
Vin.  Nachweis.  Die  gärtnerischen,  land- 
und  forstwirtschaftlichen  Gesellschaften 
imd  Vereine  von  Oesterreich-Ungarn. 
IX.  Nachweis.  Verzeichnis  von  Bezugs- 
quellen und  Specialkulturen  diverser 
Gartenbauj)rodukte  und  gärtnerischer 
Bedarfsartikel.  X.  X^achweis.  Sach- 
register. O. 


A^'ilmorin,  Philippe  de.  Les  fleurs 
ä  Paris.  Culture  et  Commerce.  (Die 
Blumen  in  Paris  —  Kultur  und  Handel.) 
Paris,  1892,  324  S.  und  20S  Abd.  in  8» 
Introduktion    par  Henry    de   A'ilmorin. 


Das  vorliegende  Bändchen,  die  Erst- 
lingsarbeit des  ältesten  Sohnes  des 
Herrn  Henry  de  Vilmorin,  ist  einer 
Serie  entnommen,  welche  als  „Biblio- 
theque  scientifique  contemporaine"  er- 
scheint. Es  giebt  uns  ein  Bild  davon, 
welche  Rolle  „Blumen"  im  Leben  des 
französischen  Volkes,  d.  h.  in  dem 
Pariser  Leben  spielen.  Insbesondere 
wird  bei  der  Darstellung  die  Art  des 
Blumenhandels,  mit  historischen  Rück- 
blicken vereint,  behandelt.  Wir  durch- 
wandeln im  Geiste  die  „Hallen",  in 
welchen  sich  reiche  Blumenschätze  an- 
sammeln, wir  besuchen  die  „Blumen- 
märkte", deren  sich  nicht  weniger  als 
11  in  der  Stadt  befinden,  auf  denen 
vornehmlich  Topfgewächse  feilgehalten 
werden,  wir  sehen  uns  die  Prachtläden 
der  Blumenhändler  an  und  erkennen 
auf  unserer  Wanderung  doch  immer 
noch,  dass  alle  diese  Einrichtungen 
dem  Blumenbedürfnis  der  Pariser  Be- 
völkerung nicht  genügen  —  eine  LTn- 
zahl  von  ambulanten,  wir  müssten  wohl 
sogar  von  „fliegenden"'  Blumenhändlern 
sprechen,  verstehen  es,  in  geschmack- 
voller und  ansprechender  Weise  auf 
der  Strasse,  an  den  belebtesten  Orten 
ihre  duftende  Ware  an  die  Leute  zu 
bringen. 

Wir  lernen  aus  dem  Buche  auch,  wo- 
her alle  die  Blumenschätze  der  fran- 
zösischen Metropole  zuströmen.  In 
erster  Linie  sind  es  die  imerschöpf- 
lichen  Blumenkulturen  in  Südfrank- 
reich, welche  das  Material  des  Handels 
liefern,  und  daneben  schaffen  die 
Blumengärtnereien  in  der  nächsten 
Umgebung  von  Paris  einen  beträcht- 
lichen Teil  der  Lieblingsblumen  herbei. 

X'achdem  uns  der  Verfasser  auch  noch 
mit  der  Art  des  Blumentransportes  und 
der  Art  der  Blütentreiberei,  wie  sie  in 
Frankreich  gehandhabt  werden,  bekannt 
gemacht  hat,  schildert  er  uns  die  Lieb- 
linge der  Blumenfreunde  unter  Beigabe 
von    zahlreichen    Holzschnitten.       Wir 


Litteratur. 


249 


finden  hier  in  gewissem  Sinne  eine 
Gartenflora  zusammengestellt,  die  sich 
freilich  nicht  an  ein  botanisches  System 
kettet.  Die  den  Gegenstand  des  Handels 
bildenden  Pflanzen  werden  vielmehr 
einfach  alphabetisch  (mit  ihren  lateini- 
schen Benennungen)  aufgezählt  und  be- 
sprochen. Wir  wollen  es  uns  freilich 
versagen,  hier  alle  Xamen  —  von 
Ag  erat  um  anfangend  —  aufzuzählen. 
Um  einigermassen  die  Uebersicht  zu 
erleichtern,  sind  in  besonderen  Ab- 
schnitten die  zu  Ornamentzwecken  be- 
nutzten, die  zweijährigen  Zierpflanzen, 
ausdauernde,  Zwiebel-  und  Treibhaus- 
gewächse, Zierbäume  und  Ziersträucher, 
Specialitäten  des  Südens,  die  Gräser  und 
die  für  Trockenbouquets  benutzten 
Blüten  und  endlich  die  vornehmlich 
den  Kryptogamen  angehörigen  Blatt- 
pflanzen besprochen.  C.  Mr. 


Jahres-Bericht  über  den  Zu- 
stand der  Landeskultur  in  der 
Provinz  Brandenburg  für  das 
Jahr  1892,  erstattet  durch  das  Plaupt- 
Direktorium  des  landwirtschaftlichen 
Provinzial  -  A^ereines  für  die  Mark 
Brandenburg  und  die  Xieder-Lausitz. 
1893.    A.  Mi  eck,  Prenzlau. 

Der  vorliegende  Jahresbericht  ent- 
hält auch  manches,  was  für  den 
gärtnerischen  Betrieb  von  Interesse 
ist.  Der  erste  Abschnitt  behandelt 
die  Faktoren  des  landwirtschaft- 
lichen Betriebes,  der  zweite  das  land- 
wirtschaftliche Y  er  eins  wesen,  der 
dritte  den  landwirtschaftlichen 
Betrieb.  Es  werden  hier  u.  a.  be- 
handelt: ]\Ioorkulturen,  Getreide-  und 
Futterbau,  Tabakbau,  Zuckerrübenbau, 
Kartoffelbau,  Gartenbau,  Obstbau,  Wein- 
bau und  Forstwirtschaft.  Der  letzte 
Abschnitt  enthält  die  Resultate  des  land- 
wirtschaftlichen Betriebes. 

R.  Otto,  Berlin. 


Giuseppe  Gaeta.  Conifere.  Florenz 
bei  M.  Ricci  1893.  Nachdem  Dr.  Masters 
und  Nicholson  in  Kew  und  Hansen  in 
Kopenhagen  die  Beissnersche Koniferen- 
benennung in  der  Hauptsache  ange- 
nommen haben  und  für  diese  beiden 
Länder  deren  definitive  Einführung 
gesichert  ist,  liegt  uns  hier  ein  neuer 
Erfolg  des  „Handbuchs  der  Nadelholz- 
kunde"'  vor.  Der  Verfasser  dieses 
systematischen  Katalogs  folgt  Beissners 
vSpuren  ganz  und  gar,  das  heisst  stellt 
die  von  demselben  gewählte  Benennung 
allen  andern  voraus  und  erwähnt  die 
anderen  nur  als  Synon3'me.  So  wird 
das  Koniferenchaos  wohl  auch  in  Italien 
bald  zu  Ende  sein.  Es  ist  der  Katalog 
mit  grosser  Liebe  ausgearbeitet  und 
ein  A'orzügliches  Nachschlagewerk. 

Tr. 


Das  Pflanzcnmaterial  für  den 
botanischen  Unterricht.  Seine  An- 
zucht und  die  an  demselben  anzu- 
stellenden Beobachtungen  in  bio- 
logischer, anatomischer  und  physio- 
logischer Hinsicht.  Von  Dr.  P.Esser, 
Realgymnasiallehrer  zu  Köln,  Druck 
von  J.  P.  Bachem. 

Das  Werk  giebt  eine  Anweisung,  wie 
das  für  den  botanischen  Unterricht  an 
Lehranstalten,  z.  B.  Gymnasien,  Real- 
gymnasien u.  s.  w.,  notwendige  Material 
zu  beschaffen  ist,  und  in  welcher  Weise 
dasselbe  dann  mit  den  Mitteln,  wie  sie 
wohl  in  jeder  Anstalt  vorhanden,  für 
längere  Zeit  oder  dauernd  erhalten  und 
kultiviert  werden  kann.  A'erfasser  hat 
in  der  vorliegenden  Schrift  seine  Er- 
fahrungen, die  er  früher  in  praktisch- 
gärtnerischer Thätigkeit  sammelte,  in 
geeigneter  Weise  verwandt,  so  dass  die 
gemachten  Angaben  sich  auch  praktisch 
und  leicht  durchführbar  erweisen. 

Bezüglich  des  reichen  Inhalts  sei  aut 
das  Werk,  welches  seinen  Zweck  in 
jeder  Weise  erfüllen  dürfte,  selbst  ver- 
wiesen. R.  Otto.    Berlin. 


252_ 


Unterrichtswesen. 


C.  ]\Iohr,  die  Insektengifte  und  pilz- 
tötenden Heilmittel  für  Landwirte, 
Gärtner,  Blumenzüchter,  Winzer  und 
Forstmänner.  Eine  Anleitung  zur  Her- 
stellung und  zum  Gebrauch  derselben. 
Stuttgart.  Verlag  von  Eugen  Ulmer. 
1893. 

Der  Verfasser,  Chemiker  Carl  Mohr 
in  Mons,  Belgien,  hebt  mit  Recht  her- 
vor, dass  es  ein  Universalmittel  gegen 
alle  Insekten  und  Pilze  nicht  giebt,  er 
führt  daher  bei  jedem  einzelnen  Insekt 
oder  jeder  Gruppe  von  Insekten  das  ge- 
eignete Mittel,  wie  dessen  Bereitung  an 
und  fügt  selber  zwei  Formeln  seiner 
Mohrschen  Insektengiftessenz  bei.  Das 
Buch  scheint  sehr  empfehlenswert.  — 
Die"  Nesslersche  Flüssigkeit  ist  aber 
sehr  kurz  behandelt.  In  Wittmack  und 
Perrings  Deutsche  Gartenzeitung  i886 
S.  358,  Verlag  von  Beuckert  &  Radetzky, 
ist  die  Bereitung  anders  und  viel  ge- 
nauer angegeben.  L.  W. 


Dictionnaire  Pratique  d'IIorti- 
culture  et  de  Jardinage.  Illustre 
de  plus  de  3500  ligures  dans  le  texte  et 
de  80  planches  chromolithographiques 
hors  texte  par  G.  Nicholson,  Conser- 
vateur  des  Jardins  royaux  de  Kew 
a  Londres.  Traduit,  mis  ä  jour,  et  adapte 
ä  notre  climat  et  ä  nos  usages,  etc.,  etc. 
Par  S,  Mottet,  avec  la  Collaboration  de 
Mm.  Vilmorin ,  Andrieux ,  Alluard, 
Andre,  Bellair,  Legros,  etc.  etc. 
Le  Dictionnaire  d'Horticulture,  public 
dans  le  format  petit  in-4'^,  est  im- 
prime  ä  2  colonnes.  II  parait  par 
livraisons  de  48  pages  confenant 
chacune     une     planche     chromolitho- 


graphique.  Prix  de  chaque  livraison 
i,5ofrancs.  —  II  seracomjDlet  enSolivrai- 
sons.  II  parait  plus  d'une  livraison  par 
mois.  On  peut  souscrire  des  maintenant 
ä  l'ouvrage  complet,  mais  en  payant 
d'avance.  Prix  90  francs.  Librairie 
Octave  Doin,  8,  Place  de  l'Odeon,  Paris. 
Lange  schon  liegen  die  bis  jetzt  er- 
schienenen circa  20  Hefte  dieses  treff- 
lichen praktischen  Wörterbuches  des 
Gartenbaues  auf  unserem  Redaktions- 
tische. Wir  wollten  immer  eine  recht 
ausführliche  Besprechung  geben,  aber 
immer  wieder  musste  aus  Mangel  an 
Raum  davon  Abstand  genommen 
werden.  So  sei  denn  auch  für  heute  nur 
kurz  auf  dies  französische  Werk  hin- 
gewiesen, das  in  Deutchland  seines 
gleichen  nicht  hat.  Ursprünglich 
englisch  herausgegeben,  von  unserm 
verehrten  Freund  Nicholson,  ist  es  von 
Herrn  S.  Mottet  übersetzt,  aber  nicht 
wörtlich,  sondern  unter  Berücksichti- 
gung der  in  Frankreich  herrschenden 
klimatischen  Verhältnisse,  dazu  vom 
Verleger  Herrn  O.  Doin  reich  aus- 
gestattet und  jedes  48  Seiten  um- 
fassende Heft  mit  einer  prachtvollen 
Farbentafel  geziert.  Unsere  deutschen 
Wörterbücher  behandeln  die  Sachen 
oft  zu  oberflächlich;  hier  kann  man 
wirklich  gründlicheres  lernen;  man 
sehe  z.  B.  die  vielen  Arten  von  Cattleya, 
von  denen  auf  über  12  Seiten  grössten 
Lexikonformates  die  besten  Arten  und 
Varietäten  wirklich  beschrieben  sind. 
—  Das  Werk  erscheint  in  80  Lieferungen 
ä  1  tr.  50  CS  (=  1  M.  20  Pf.).  Wenn 
man  im  voraus  bezahlt,  erhält  man 
das  Ganze  für  90  fr.,  ein  für  das  Ge- 
botene sehr  niedriger  Preis.       L.  W. 


Unterrichtswesen. 


Kursus  über  Pflanzenkrankheiten  in  Proskau. 

An  dem  Königlichen  pomologischen 
Institute  zu  Proskau  findet  in  diesem 
Jahre  wiederum  für  praktische  Gärtner, 


Landwirte,  Forstmänner  und  sonstige 
Interessenten  vom  18.  bis  23.  Juni  ein 
Kursus  zur  Verbreitung  der  Kenntnisse 
über  das  Wesen   und    die   Bekämpfung" 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


251 


der  verbreitetsten  Krankheiten  unserer 
Kulturgewächse  statt.  Er  wird  in  ^'or- 
trägen,  Demonstrationen  und  in  Exkur- 
sionen in  die  Felder  der  Königlichen 
Domäne  und  in  die  Königlichen 
Forsten  bestehen. 

Der  nähere  Plan   zu    diesem   Kursus 
ist  folgender: 

Montag,    den    iS.   Juni:    Theoretischer 
und     praktischer    Unterricht     unter 
Zuhilfenahme  des  Mikroskops:  Unter- 
scheidung zwischen  parasitären  und 
nichtparasitären    Krankheiten,   Gelb- 
sucht, Sommerdürre,  Lohekrankheit, 
Gummifluss,Frost,Wundverheilungen. 
—   Phanerogame    Parasiten :    Mistel, 
Kleeseide,  Orobanchen. 
Nachmittags:  Tierische  Feinde. 
Dienstag,  den  iq.  Juni:  Fortsetzung  des 
Unterrichts  vom  Montag.  Allgemeines 
über  Bau  und  Leben  der  Pilze.  Pilz- 
liche   Krankheiten     der    Obstbäume 
und   des    Weinstockes,    sowie    deren 
Bekämpfung  und  Verhütung. 
Nachmittags:  Tierische  Feinde. 
Mittwoch,    den    20.    Juni:    Fortsetzung 
der  Krankheiten  der  Obstbäume  und 
des  Weinstockes. 
Nachmittags:  Exkursionen. 
Donnerstag,  den  21.  Juni:    Brand-  und 
Rostkrankheiten    des    Getreides    und 
deren  Verhütung. 
Nachmittags:  Tierische  Feinde. 
Freitag,     den     22.     Juni:     Krankheiten 
einiger  anderer  landwirtschaftlicher 
Kulturpflanzen:      Kartoffel,      Erbse, 
Bohne,  Rübe,  etc. 
Nachmittags:  Exkursionen. 
Sonnabend,  den  33.  Juni:   Krankheiten 


der  Waldbäume.  Allgemein  ver- 
breitete Krankheiten:  Russtau,  Alel- 
tau  etc.  Gesichtspunkte  für  Beurtei- 
lung von  Pflanzenkrankheiten. 
Die  Teilnahme  an  dem  Kursus  ist  un- 
entgeltlich. 

Anmeldungen  nimmt  entgegen  und 
weitere  Auskunft  erteilt  Direktor  StoU 
in  Proskau. 


Aus  dem  Grossherzogtum  Hessen. 

In  Hessen  ist  der  Weinbau  haupt- 
sächlich auf  Rheinhessen  und  einen 
Teil  der  Provinz  Starkenburg,  die 
Bergstrasse,  beschränkt.  Er  bildet 
hier  einen  höchst  wichtigen  Teil  der 
landwirtschaftlichen  Bodenbenutzung, 
und  seine  Erzeugnisse  nehmen  nach 
Menge  und  Güte  eine  hervorragende 
Stellung  ein.  Zur  Förderung  des  Wein- 
und  Obstbaues  soll  nunmehr  eine 
Wein-  und  Obstbauschule  in 
Oppenheim  (Rheinhessen)  errichtet 
werden.  Die  auf  232  276  Mk.  ver- 
anschlagten Kosten  der  ersten  Ein- 
richtung verringern  sich  durch  die 
Beiträge  der  Stadt  Oppenheim  auf 
17  000  Mk,,  der  jährliche  Zuschuss 
aus  Staatsmitteln  wird  22  666  Mk.  be- 
tragen. Für  den  Direktor,  zugleich 
Lehrer  für  Obst-  und  Weinbau,  sind 
4000  Mk.,  für  einen  Lehrer  der  Natur- 
wissenschaften 3000  Mk.  vorgesehen. 
Oppenheim  erscheint  als  Sitz  der 
Schule  besonders  geeignet,  weil  in 
seiner  Umgegend  Wein-  und  Obstbau 
gepflegt  wird  und  es  mitten  in  den 
Hauptweingebieten  Hessens  liegt. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Der    Reichstag    hat    den    Vorschlag 
der  Regierung,    die   Sonntagsruhe    für 


die  Fortbildungschulen   erst  1897   ein- 
zuführen, abgelehnt. 


2s2 


Aus  den  Vereinen. 


Aus  den  Vereinen. 


Steglitz.  Der  hiesige  Gartenbau- 
verein besichtigte  am  16  April  den 
Borsigschen  Garten  in  Berlin. 


Einige  Mitglieder  des  Vereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues,  darunter 
auch  der  Direktor,  folgten  am  15.  April 
einer  Einladung  des  Herrn  Garten- 
baudirektors Carl  Lackner  -  Steglitz, 
um  seine  gefüllten  Flieder,  die  nun 
in  natürlicher  Farbe  dastanden,  und 
seine  Orchideen  zu  besichtigen.  — 
Der  Anblick  des  Flieders  war  geradezu 
grossartig.  Michel  Buchner  ist  wohl 
der  grossblumigste,  seine  Blüten  hatten 
einen  Durchmesser  von  zHi  cm  und 
dabei  hoben  sich  die  dicken  dunklen 
Knospen  herrlich  von  den  roten  auf- 
geblühten Blumen  ab.  Sehr  schön 
waren  ferner  Leon  Simon,  ganz  dicht, 
und  President  Grevy.  —  Unter  den 
Orchideen  fielen  am  meisten  die  kräf- 
tigen, bis  unten  belaubten  ^''anda  suavis 
ins  Auge,  an  denen  im  ganzen  nicht 
Aveniger  als  25  Blütentrauben  iDrangten; 
ferner  heben  wir  hervor:  Cattleya 
Schroederiana,  Cypripedium  politum 
(venustumXbarbatum),  C.  hirsutissimum 
sehr  schön,  C.  Argus  desgl.,  C.  Sedeni  can- 
didulum,  überaus  üppige  C.  barbatum, 
einen  neuen  Import  von  C.  bellatulum 
und  C,  Charlesworthii,  C.  Parishii, 
ein  ganzes  Haus  voll  C.  insigne,  Den- 
drobiumjenkinsii,  nach  derBestimmung 
des  mit  anwesenden  Professors  Kränzlin 
eine  australische  Art  mit  Bulben  einer 
Coelogyne,  einen  grossen  Import  A'on 
Vanda  coerulea,  die  prachtvoll  unter 
dem  Schutze  von  Selaginella  gediehen, 
eine  rosa  angehauchte  Form  von 
Odontogiossum  Ruckerianum,  O.  trium- 
phans  und  O.  luteo  -  purpureum, 
Masdevallia  Lindeni,  Vanda  Kim- 
balliana  mitrunden  zusammengefalteten 


Blättern,  \ .  Amesiana  ähnlich,  B.  etM'as 
breiter,  Coelogyne  cristata  und 
C.  flaccida.  —  vSehr  gesund  waren  auch 
die  zahlreichen  Araucaria  excelsa  und 
die  zahlreichen  Clivien  (Imantophyllum). 
von  denen  die  Samenpflanzen  schöne 
dunkle  grossblumige  Sorten  erwarten 
lassen. 


Freiburg,  7.  ApriL  Der  Garten- 
bauverein hier  hatte  an  seinem 
Familien -Abend,  den  3.  d.  AI.,  eine 
sehr  schöne  Blumenausstellung  in  der 
Harmonie  veranstaltet,  wovon  wir  be- 
sonders hervorheben  wollen  von  der 
vStadtgärtnerei :  die  neueste  Canna, 
Königin  Charlotte  von  Württemberg, 
eine  Neuzüchtung,  von  W.  Pfitzer  in 
Stuttgart  in  den  Handel  gegeben,  in 
Leipzig  prämiiert  und  zum  ersten  Mal 
in  Freiburg  in  Blüte  ausgestellt,  eine 
niedere  Sorte  in  prächtigen  Farben, 
rot  mit  gelber  Einfassung,  ausserdem 
noch  3  neuere  Crozy-Varietäten.  — 
Von  Orchideen:  eine  herrliche  Vanda 
suavis,  Odontogiossum  Alexandrae, 
schöne  Cyprij)edien,  Bletia  purpurea, 
5  neue  Scarlet- Geranien,  1  Dracaena 
Youngi  mit  bunten  Blättern,  Massangea 
tigrina,  eine  der  schönsten  Zimmer- 
pflanzen, einen  entzückend  schönen 
Lotus  peliorhynchus*)  von  den  Cana- 
rischen  Inseln,  mit  langen  Schweifen 
von  1V2  Meter  Länge  und  scharlach- 
roten Blumen  (die  schönste  Hänge- 
pflanze), sowie  ein  grosser  Korb, 
Tafelaufsatz,  und  ein  Frühlingsstrauss 
in  schönstem  Farbenspiel.  Vom  bota- 
nischen Garten:  ein  herrliches  Den- 
drobium  densiflorum  mit  grossen, 
gelblichweissen      Blumen       in      Form 


•••)    Farbig    abgebildet  Gartentiora   1890  Taf. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


253 


grosser  Trauben.  Herr  Handelsgärtner 
Hoifmann  hatte  einen  Tisch  voll 
prächtig  getriebener,  blühender Remon- 
tant-Rosen  in  Töpfen  aufgestellt,  Herr 
Berie:    eine  gemischte  Gruppe  blühen- 


der Pllanzen,  worunter  sehr  schöne 
blühende  Rosen  sich  befanden.  Das 
Ganze  fand  ungeteilten  Beifall,  be- 
sonders da  auch  von  den  herrlichen 
Rosen  mehrere   zur  Verlosung  kamen. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Berlin.  Grosse  Kartoffelausstellung 
in  der  Ausstellung  der  deutschen  Land- 
wirtschafts-Gesellschaft im  Treptower 
Park  vom  7 — 11.  Juni. 


Frankfurt  a.  O.  Frühjahrs-Garten- 
bau-Ausstellung vom  2.  bis  6.  Mai  im 
Gesellschaftshause  zu  Frankfurt  a.  O. 
Das  Programm,  welches  erst  spät  zur  Ver- 
sendung gelangt,  enthält  78  Konkurrenz- 
nummern. Es  stehen  52  Medaillen, 
darunter  4  Staatsmedaillen,  ferner 
7  Ehrenpreise,  zahlreiche  Diplome  und 
Geldpreise  zur  Verfügung.  Die  Aus- 
stellung ist  hauptsächlich  für  den 
Regierungsbezirk  Frankfurt  a.  O.  be- 
stimmt. Anmeldungen  zur  Beschickung 
sind  an  Redakteur  Böttner  in  Frank- 
furt a.  O.  zu  richten. 


Görlitz.  Die  Rosenausstellung  An- 
fangjuli wird  grossartig;  2Ü000  Rosen 
sind  schon  geptlanzt.- 


Graz.  Steiermark  2.  bis  6.  Mai. 


Paris.  10.  Gartenbau-Kongress  vom 
23.  bis  28.  Mai  1894  gelegentlich  der 
Jahresausstellung  der  Societe  nationale 
d'horticulture  de  France.  Gegenstände: 
1)  Einlluss  des  Chlorophylls.  2)  Ca- 
pillarität  des  Bodens.  3)  Mittel,  um  die 
Salpeterbildung    der    stickstoffhaltigen 


Körper  zu  befördern.  4)  Beste  Treib- 
methoden. 5)  Ersparnis  bei  der  Obst- 
treiberei. 6)  Früh  -  Gemüse.  7)  Ein- 
heiten bei  der  Beurteilung  von  Heiss- 
wasser-Heizunaen. 


Petersburg.  Internationale  Obst- Aus- 
stellung. Russlands  Obstbau-Verein  ver- 
anstaltet im  Jahre  1894  vom  10.  {22.)  Sept. 
bis  31.  Oktbr.  (12.  Novbr.)  eine  inter- 
nationale Obstausstellung,  welche  in 
Erzeugnissen  des  Obst-  und  Gemüse- 
baus bestehen  wird,  ferner  in  Kon- 
serven, Wein-  und  Hopfenbau,  Säme- 
reien, Maschinen,  Obstbäumen  und 
Sträuchern,  Litteratur  und  Unterrichts- 
mitteln. Anmeldungen  sind  bis  spä- 
testens 1.  (13.)  Mai  er.  an  das  Land- 
wirtschaftliche Museum  in  St.  Peters- 
burg, Fontanka  10,  zu  machen,  doch 
dürfte  der  Termin  zu  früh  erscheinen. 
Von  dem  Herrn  Minister  für  Land- 
wirtschaft sind  dem  Verein  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  mehrere 
Programme  und  Anmeldungen  zur 
Verteilung  übersandt. 


Chicago.  In  dem  Nachtrage  zur 
Liste  der  Prämiierten  finden  sich  noch: 
Vereinigung  der  Dresdener  Handels- 
gärtner. —  Grossherzogiiche  Garten- 
Verwaltung  Oldenburg  (Garten  -  In- 
spektor Ohrtj,  Oldenburg.  —  N.  L. 
Chrestensen.  Erfurt. 


254 


Personal-Nachrichten. 


Personal-Nachrichten. 


A.  Fischer,  bisher  im  zoologischen 
Garten  in  Breslau  thätig,  wurde  als 
Stadtgärtner  in  Gr.  Glogau  in  Schlesien 
angestellt. 

Gottl.  Perlenfein,  Obergärtner  des 
botanischen  Gartens  des  Sencken- 
bergschen  Stiftes  in  Frankfurt  a.  Main, 
feierte  am  12.  März  sein  25 jähriges 
Dienstjubiläum. 

F.  Lad  ewig,  Obergärtner  des  von 
Dr.  E.  Regel  begründeten,  von  Anfang 
an  durch  J.  Kesselring  geleiteten 
pomologischen  Gartens  in  vSt.  Peters- 
burg, feierte  am  29.  März  sein  2 5j ähriges 
Dienstjubiläum. 

Victor  Lemoine,  Kunst-  und 
Handelsgärtner  in  Nancy,  wurde  zum 
Offizier  und 

Maurice  de  Vilmorin  in  Paris 
zum  Ritter    der    Ehrenlegion    ernannt. 

Hugh  Gower,  seit  50  Jahren  Ge- 
schäftsführer derFirma  Jackson&Son, 
ist  am  30.  I^iärz,  82  Jahre  alt,  in  Kings- 
ston-on-Thames  gestorben. 

Franpois  Delaux,  der  Vater  des 
berühmten  Chrysanthemum  -  Züchters 
Simon  Delaux,  ist  in  seinem  acht- 
zigsten Lebensjahre  gestorben. 

An  die  Stelle  des  im  Mai  1893  ver- 
storbenen Obergärtners  E.  Enders  im 
Kaiserlichen  botanischen  Garten  zu 
Petersburg  ist  Herr  Parkhjewich  er- 
nannt. 

Dr.  Weiss,  Professor  für  Anatomie 
und  Physiologie  der  Pflanzen,  in  Prag 
gestorben  am  17,  März.  Er  war  ein 
eifriger  Vertreter  der  deutschen 
Interessen. 

Zu  Hildesheim  starb  am  24.  Februar 
der  frühere  langjährige  Vertreter 
Hildesheims  im  Reichstag,  Dr.  Römer. 
Hermann  Römer  war  1816  geboren  imd 
studierte  Rechtswissenschaft,  Er  unter- 
nahm grosse  Reisen.  Als  Assessor 
beim    Stadtgericht     Ilildesheim     stand 


er  in  den  Reihen  der  Opposition 
gegen  die  Verfassungsbrüche  Ernst 
Augusts  und  Georgs  V.  und  gegen 
die  Missregierung  des  hannoverschen 
Landes.  Um  einer  Strafversetzung  zu 
entgehen,  trat  er  1852  aus  dem  Staats- 
dienste und  wurde  Senator  in  Hildes- 
heim. Er  war  der  Begründer  und 
Leiter  des  städtischen  Museums  in 
Hildesheim  und  Vorstandsmitglied  des 
germanischen  Museums  in  Nürnberg. 
1882  ernannte  ihn  die  philosophische 
Fakultät  in  Göttingen  zum  Ehrendoktor. 
Er  war  Mitglied  des  Reichstages  von 
18Ö7  bis  1890  und  gehörte  zur  national- 
liberalen Partei.  Römer  war  zugleich 
ein  tüchtiger  Botaniker  und  grosser 
Gartenfreuud.  Am  bekanntesten  ist  von 
seinen  Arbeiten  die  kritische  Geschichte 
des  sog.  1000  jährigen  Uildesheimer 
Rosenstocks.  Siehe  Abbild,  in  Garten- 
flora 1893  S.  495. 


Zwei  würdige  Vereinsmitglieder, 
Professor  Dr.  Paul  Ascherson, 
korrespondierendes  und  auch  wirkliches 
Mitglied  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  Verfasser  der  Flora 
derProvinz  Brandenburg,  und  Professor 
Dr.  August  Garcke,  Verfasser  der 
bereits  in  50000  Exemplaren  ver- 
breiteten Flora  Deutschlands,  von  der 
die  17.  Auflage  jetzt  in  Druck  ist, 
feierten  fast  gleichzeitig  ihr  25  jähriges 
Docenten-Jubiläum,  Ascherson  am  12.. 
Garcke  am  13.  April.  Zu  Ehren 
Garckes  fand  am  20.  April  ein  Fest- 
kommers statt,  zu  Ehren  Aschersons 
wird  am  5,  Mai  ein  solcher  veranstaltet. 
Ausserdem  wird  am  4.  Juni,  an  welchem 
Tage  Ascherson  das  öo.  Lebensjahr 
vollendet,  um  5  Uhr  ein  Festessen  im 
Englischen  Hause  stattfinden.  —  An- 
meldungen nimmt  u.  a.  der  Unter- 
zeichnete gern  entgegen. 

L.  Wittmack. 


Sprechsaal. 


253 


Bericht  über  die  von  der  Firma  Martin  Grashotf 
iiirem    ersten  Obergärtner  Carl  Becl<er   veran- 
staltete Festliclil<eit  zu  seinem  50jährigen  Dienst- 
jubiläum. 

Die  so  seltene  Feier*)  wurde  im  festlich 
geschmückten  Saale  des  Herrn  Gruss- 
dorf, Sonntag,  den  8.  April,  Nach- 
mittags gegen  3  Uhr,  abgehalten. 
Nachdem  sich  die  Gäste  im  an- 
schliessenden Konversationszimmer  ver- 
sammelt, ergriff  Herr  Grussdorf  das 
Wort,  schilderte  die  Arbeitsfreudig- 
keit und  Pflichttreue  des  Jubilars 
und  überreichte  ihm,  auf  seine  Pünkt- 
lichkeit im  Dienste  hinweisend,  eine 
prachtvolle  Stutzuhr  mit  ausgefertigtem 
Ehrend iplom  von  der  Firma. 

Hierauf  erfolgte  die  Übergabe  der 
weiteren  Angebinde,  die  in  folgendem 
bestanden: 

Der  grossen  silberne  Verdiensfr- 
medaille  vom  Verein  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  in  den  Königl.  Preuss. 
Staaten  mit  Zueignungsdiplom,  wobei 
Herr  Grussdorf  bekundete,  dass  es  ihm 
zur  besonderen  Freude  gereiche,  ihm 
gerade  diese  hochehrende  Auszeichnung 
von  dem  hervorragendsten  Fachvereine 
Deutschlands     erwirken     zu      können, 

einem  künstlerisch  ausgeführten  Be- 
lobigungsschreiben, Buntkalligraj)hie 
in  Prachtledermappe   seitens  des  A^er- 


*)  Vergl.  Gartenflora  Heft  8,  S.   224. 


eins  zur  Besserung  der  ländlichen 
Arbeiterveihältnisse  zu  Halle  a.  S., 

einem  prachtvollen  Rauchtisch  vom 
Komptoirpersonal, 

einem  mit  Guirlanden  ausge- 
schmückten fein  gepolsterten  Sorgen- 
stuhl vom  Gärtnerpersonal, 

einer  Büste  Sr.  Majestät  Kaiser  Wil- 
helm II  auf  Postament  von  Frau  Ober- 
amtmann Grashoff,  vertreten  durch 
Herrn  Steuerinspektor  Weniger 

einer  langen  Pfeife  als  Sorgenbrecher 
von    Herren   Steuerinspektor  Weniger. 

Für  alle  diese  Beweise  der  Aufmerk- 
samkeit dankte  der  Jubilar  in  bewegten 
Worxn  und  verteilten  sich  hiernach 
die  Gäste  in  dem  Speisesaal,  wo  ein 
vortreffliches  Menü  für  dieselben  be- 
reitet worden  war.  —  Oberjn'ediger 
Jesse  sprach  das  Tischgebet. 

Anregende  Toaste  auf  Kaiser  und 
Reich,  Jubilar,  Jubilarin,  Firma  und 
Ehrengäste  trugen  ihr  bestes  zur  Ver- 
herrlichung des  Festes  bei. 

Am  Mittwoch,  den  11.  April,  wurde 
dem  Jubilar  durch  den  Magistrat  das 
AUgemeineEhrenzeichen  feierlich  über- 
reicht. —  Wir  beglückAvünschen  den 
Jubilar  zu  allen  diesen  Auszeichnungen 
auf  das  herzlichste  und  zugleich  auch 
die  Firma  Martin  Grashoff,  die  dem 
50  Jahre  treu  ihr  dienenden  Beamten 
ihm   ein   so  schönes  Fest  bereitet  hat. 


Sprechsaal. 


Frage  20.  Kann  man  schon  diesen 
Plerbst  Rosen  Wildlinge  aus  den  Knicks 
(Hecken  in  Holstein  und  Lauenburg), 
jetzt  verpflanzt,  veredeln?      G.  in  N. 

*  * 

• 

Antwort.  Jetzt  gepflanzte  Rosen- 
wildlinge können  im  Laufe  des 
Sommers  veredelt  werden,  sobald 
dieselben    genügend    Trieb     und    Saft 


haben,    dass   sie  lösen,    was  vor  JNIitte 
Juni  nicht  zu  erwarten  ist. 

Carl  Görms,  Rosenschule,  Potsdam. 


Frage  21.  Werden  Wedel  von 
Polypodium  A'Ulgare  im  Winter  zu 
Bouquets  gebraucht?  G.  in  N. 

Antwort.     Ja,  aber  nicht  viel. 


25Ö 


Unentgeltlich  abzugebende  Samen. 


Unentg^eltlich  abzugebende  Samen, 

nur  an  die 

Mitglieder  des  „Vereins  zur  Beförderung  des  Grartenbaues". 

Meldungen  bis  15.  Mai  beim  General-Sekretariat,  Berlin  N.,  Invalidenstrasse  42. 
Nur  Nummern  aufschreiben. 

Herr  Ulrich  Pitt  in  Wernigerode  hat  uns  freundlichst  nachstehende,  ihm 
aus  Hawai  übersandte  Samen  zur  Verfügung"  gestellt.  Viele  hatten  nur  Vulgär- 
namen; soweit  als  möglich  haben  wir  sie  z.  T.  mit  Unterstützung  des  Herrn 
Hennings,  Custos  am  botanischen  Museum  in  Berlin,  und  des  Herrn  Ober-Hof- 
gärtners H.  Wendland  in  Herrenhausen  bestimmt.  —  Die  Proben  sind  so  klein, 


nur  für  botanische  Gärten  geeignet. 

130.  Anona  species*). 

131.  Bignonia    sp.,     gelb     blühender 
Baum. 

132.  Bauhinia     sp.,     Schmcttcrlings- 
blüte. 

133.  Bauhinia,  weissblühend. 

134.  Bixa  orellana. 

135.  Coffea  arabica. 

136.  Carica  Papaya. 

137.  Cassia  sp.,  rotblühend. 

138.  Chandler  Tree.  Leguminosae. 

139.  Euphorbiaceae  sp. 

140.  Capsicum  annuum,   spanischer 
Pfeffer. 

141.  Elaeis  guineensis. 

1-42.  Hyophorba  Alexandrae. 

143.  Hawaian      Cypress.      Arthro- 
taxis  sp. 

144.  Hawaian  Canna. 

145.  Hawaian  Acacia. 

146.  Hawaian  Ccder.    Arthrotaxis. 

147.  Hawaian  Helianthus. 

148.  Hawaian  Rose  (2  Arten). 

149.  Kentia  sp. 

150.  Caryota  sp. 

151.  Loulu  -  Palme,       Pritchardia 
pacifica(?).  Ob  Soulu? 


*)  species  (abgekürzt  sp.)  bedeutet  irgend 
eine  nicht  näher  bekannte  Art. 


152.  Lantana  coccinea. 

153.  Leguminosae  sp. 

154.  Terminalia  Catappa. 

155.  Mexican  Myrte,  gelb. 

156.  Nicotiana  sp. 

157.  Oreodoxa   regia  Royal  Palm. 

158.  Ponctata  (?)  Brede  of  Bormah 
(Burmah?).     Leguminose. 

159.  Capsicum  annuum,  spanischer 
Pfeffer,  kirschförmig. 

160.  Sabal  Blackburniana. 

161.  Thrinax  argentea. 

162.  Terminalia  Catappa. 

163.  Schinus  moUe. 

Ferner  sind  eingegangen : 

164.  Eucalyptus  diversicolor, 
Riesen-Eukalyptus,  von  West-Aus- 
tralien,   von    Herrn    Ferdinand 
von  Alüller  in  JMelbourne. 

165.  Phoenix  melanocarpa  (hy- 
brid) Yon  Herrn  Prof.  Naudin, 
1  Portion. 

166.  Phoenix  senegalensis  (hy- 
brid) von  Herrn  Prof.  Naudin, 
1  Portion. 

Vorrätig'  ist  ferner  noch  etwas  alter 
Samen  von: 

167.  Cryptomeria  japonica  von 
dem  Kaiserl.  japanischen  Ge- 
sandten. 


800.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
in  den  preussischen  Staaten  am  26.  April  1894. 

I.  Der  Vorsitzende,  Herr  Königlicher  Gartenbau-I )irektor  Lackner  Hess 
zunächst  das  Dankschreiben  des  Herrn  Carl  Becker,  der  seit  50  Jahren 
im  Geschäft  der  Firma  Martin  Grashoff,  Ouedlinburg,  thätig,  für  die  ihm 
anlässlich  seines  50  jährigen  Jubiläums  zuerkannte  grosse  silberne  Medaille 
verlesen,  und  verkündete  dann  als  zu  neuen  Mitgliedern  vorgeschlagen: 

1.  Herrn  Direktor  Ed.  Sander  in  Potsdam, 

2.  Frau  Direktor  Hiby,  Villa  Bellevue  bei  Cleve, 

3.  Den    Gartenbau-^'erein  in  Coethen, 

durch  Herrn  Geh.  Regierungs-Rat  Dr.  Wittmack, 

4.  Herrn  Baumeister  H.  Theising,  Gr.-Lichterfelde, 

durch  Herrn  "Bacher, 

5.  Die  Firma  Spielberg  und  de  Coene,  in  Französ.  Buchholz, 

durch  Herrn  Busse. 
11.  Ausgestellte    Gegenstände    waren    auch    diesmal    wieder    in    reicher  Zahl 
vorhanden. 

1.  Herr  Königlicher  Garteninspektor  Perring  hatte  aus  dem  Königlich 
botanischen  Garten  eine  interessante  Gruppe  von  Xeuholländern 
ausgestellt  und  bedauerte  nur,  dass  infolge  der  ausserordentlichen  Wärme 
die  schönsten  Pflanzen  schon  verblüht  seien.  Immerhin  waren  noch 
hübsche  Chorizema  ilicifolia,  Ilardenbergia  monophylla  etc.  vorhanden. 
Die  vollständige  Liste  wird  an  anderer  Stelle  der  Gartenflora  veröffentlicht. 
Auch  Tulipa  Greigii  mit  ihren  schwarzfleckigen  Blättern  aus  Kleinasien 
ward  vorgeführt  und  endlich  ein  Zweig  von  Syringa  oblata,  die  immer 
die  erste  ist  und  vor  S  Tagen  im  schönsten  Schmuck  stand.  Die  Rispen 
sind  dies  Jahr  sehr  klein,  weil  das  bereits  alte  Exemplar  verpflanzt  und 
nicht  zurückgeschnitten  wurde. 

2.  Herr  Obergärtner  II.  Nord  wich  stellte  aus  dem  Garten  des  Herrn 
Oberstlieutenant  Steinmetz  zu  Südende  a)  12  Töpfe  gefüllte  Aveisse 
Xachtviolen,  Ilesperis  matronalis  fl.  alba  pl.,  aus,  die  wegen  ihrer 
Schönheit  und  kräftigen  Entwickelung  allgemeines  Erstaunen  hervorriefen, 
b)  12  Töpfe  Erdbeeren,  Laxtons  Noble.  Diese  wurden  aus  Ranken 
erzogen,  die  von  Stecklingspflanzen  stammten,  die  Ranken  wurden  auf 
einem  mit  Strassenabraum  stark  gedüngten  Beet  ausgepflanzt,  Mitte 
September  in  Töpfe  gepflanzt  und  den  Töpfen,  als  die  Pflanzen  durch- 
gewurzelt waren,  Untersätze  gegeben,  damit  die  Regenwürmer  nicht  hinein- 
konnten. Sie  wurden  dann  im  Mistbeetkasten  überwintert  und  Anfang 
Januar  zum  Treiben  aufgestellt. 


2i:g  800.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

3.  Herr  Obergärtner  Schultz,  Charlottenburg,  übergab  in  dem  Garten 
der  Frau  Geheimrat  Dr.  Werner  A'On  Siemens  erzogene  und  über 
Winter  in  Kisten  aufbewahrte  Aepfel:  1)  Grüner  Fürstenapfel,  guter 
Tafel-  und  Wirtschaftsapfel,  2)  London  Pepping,  Tafelapfel,  3)  Danziger 
Kantapfel,  Wirtschaftsapfel,  4)  grosse  Casseler  Reinette,  5)  Canada- 
Reinette,  ö)  Carmeliter-Reinette,  Tafelapfel,  hat  sich  ausgezeichnet  ge- 
halten und  ist  ebenso  saftig  wie  der  weisse  Winter-Calvill,  7)  ]\luskat- 
Reinette,  Tafelapfel,  8)  Weisser  Winter-Calvill,  Tafelapfel,,  9)  Purpurroter 
Cousinot,  Wirtschaftsapfel,  auch  von  Herrn  Späth  vor  einigen  Jahren 
empfohlen,  10)  Schieblers  Taubenapfel,  Wirtschaftsapfel,  hält  sich  bis 
August.  Ausserdem  war  noch  die  Kochbirne  Späte  A^on  Toulouse  beigefügt.  — 
Die  Aepfel  wurden  am  13.  Oktober  1893  abgenommen,  z.  T..  wie  z.  B.  die 
Carmeliter-Reinette  mit  den  Zweigen,  in  Papier  gewickelt  und  mit  Holz- 
wolle in  Kisten  gepackt,  die  zugenagelt  und  heute  erst  geöffnet  wurden. 
Sie  standen  in  einem  kühlen  Raum,  im  Erdgeschoss  an  der  Nordseite,  wo 
die  Fenster  geschlossen  gehalten  wurden  und  die  Temperatur  nur  5 — ö" 
betrug.  —  In  Herrschaftsgärten  wird  leider  oft  wenig  für  einen  guten 
Obstaufbewahrungsraum  gesorgt;  oft  macht  die  Köchin  ein  Fenster  auf 
und  dann  werden  die  Aepfel  wie  Schwämme. 

Herr  Garteninspektor  Perring  empfahl  den  Herrschaften,  ihre  Obstvorräte 
lieber  dem  Gärtner  zur  Aufbewahrung  zu  übergeben  als  dem  Hauspersonal; 
die  Dienstboten  haben  meist  nicht  die  Zeit  und  das  Verständnis,  es  wird  das 
Obst  auch  unter  ihrer  Aufsicht  nicht  mehr.  In  grossen  herrschaftlichen 
Gärtnereien  hat  der  Gärtner  täglich  den  nötigen  Bedarf  zu  liefern.  A'illen- 
besitzer,  die  im  Winter  in  der  Stadt  wohnen,  könnten  sich  ihren  Vorrat 
vielleicht  wöchentlich  hineinschicken  lassen.  —  Herr  Vogeler  meint, 
dass  auf  grösseren  Gütern  stets  der  Gärtner  das  Obst  zur  Aufbewahrung 
erhalte,  dass  es  aber  oft  an  geeigneten  Räumlichkeiten  mangele. 

4.  Herr  städtischer  Obergärtner  Jörns  erläuterte  an  abgeschnittenen 
Zweigen  die  Blütenpracht  der  Zieräpfel  in  dem  Versuchsgarten  des 
Vereins  auf  den  städtischen  Rieselfeldern  zu  Blankenburg  bei  Berlin  N: 
Malus  floribunda,  baccafa,  Kaido  (Ringo  X  spectabilis).  die  .Sorten 
Chicago,  Blüte  gross,  weiss,  rosa  angehaucht,  Malus  prunifolia  fructu 
flava,  Hysslops  Grab,  M.  baccafa  (sibirica)  var.  coccinea  mit  weissen 
Blüten,  aber  roten  Früchten  etc.  Die  liebhaberei  hierfür  nimmt  ent- 
schieden zu  und  in  Nordamerika  sind  sie  viel  verbreitet.  —  Herr 
Lackner  bemerkte,  dass  sie  sich  auch  sehr  gut  treiben  lassen,  wenn  sie 
im  Topf  leidlich  eingewachsen  sind,  und  dann  im  Winter  einen  schönen 
Eindruck  machen.  Für  das  Grossgeschäft  eignen  sie  sich  aber  nicht.  — 
Ferner  legte  Herr  J(')rns,  v.-ie  vorige  ausser  Preisbewerb,  den  Apfel 
von  Halder  vor,  der  zuerst  von  dem  verstorbenen  Lauche  sehr  empfohlen 
wurde  und  es  auch  wirklich  verdient,  was  Herr  Gartenbaudirektor 
Brandt  bestätigte.  Er  stammt  aus  Holland,  wächst  gut  als  Pyramide 
sowie  als  Hochstamm  und  hält  sich  vorzüglich.  Bezüglich  der  Auf- 
bewahrung des  Obstes  bemerkte  Herr  Jörns,  dass  er  sein  Obst  in  einem 
feuchten  Keller  auf  Stellagen  sehr  gut  erhalte,  hin  und  wieder  selbst- 
verständlich auslese. 

Herr  Professor  Dr.  Sorauer  liemerkte,    dass  er  vor  einigen  Jahren  in 


8oo    Versaniiiiluni^  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


'■^59 


l'roskau  \^-i'siichr  ül)er  die  beste  Autbewahi-unj^-  des  ()l)Stes  ani!;estelU 
habe,  daliei  sei  das  l^r.^ebnis  Seewesen,  dass  es  wenij^cr  auf  die  Art  der 
Umliülluni;-  als  auf  die  Art  des  Abnelimens  ankomme.  Sobald  die  Früchte 
etwas  verletzt  sind,  ist  die  sorgfältigste  Aufbewahrung  von  keinem  Nutzen. 
\'orsiohtig  abgenommene  Früchte  halten  sich  in  einem  feuchten  Keller; 
füi"  Wirtschaftsz wecke  empfiehlt  er  Einschichten   in  Sand  in  einem  Keller. 

,s.  \'()n  Herrn  Gartendirektor  Hampel-Koppitz  war  eine  grosse  Zahl 
getriebener  Erdbeeren  und  mehrere  Pfirsiche  übersandt,  auch  hatte 
er  dem  General-Sekretär  noch  Samen  der  Bohne  »Königin  der  Grünen«*) 
zur  Verfügung  gestellt,  von  dem  dieser  bereit  ist,  kleine  Proben  ab- 
zugeben. Herr  Jörns  bemerkte,  dass  er  diese  Bohne  auf  dem  Versuchs- 
felde baue  und  sie  sehr  empfehlen  könne. 

().  Von  Herrn  Geo.  Reid,  20  Kent  Ilouse  Road,  Power  Sydenham, 
Pondon,  waren  riesige  Exemplare  der  neuen  Erdbeere  Royal 
Sovcreign.  circa  5 — ö  cm  breit  und  von  vortrefflichem  Geschmack, 
übersandt,  desgleichen  mehrere  gefüllte  Zonale-Pelai-gonium ;  besonders 
schön:  Rospail  improved,  leuchtend  dunkel  teuerrot,  und  mehrere  englische 
Pelargonien,  welch  letztere  jedoch  meist  ihre  Blumenblätter  auf  der 
Reise  hatten  fallen   lassen. 

7.  Herr  Geh.  expedierender  Sekretär  Max  R  ichter-Cir.-Pichterfelde.  als 
Gast,  legte  eine  Blume  von  einer  im  Zimmer  gezogenen  Mare'chal 
Niel-Rose  vor,  die  gegen  40  Blüten  und  Knospen  trug.  Es  ist  eine 
2  jährige  Veredelung,  die  ii{,  Jahre  in  dem  stets  ungeheizten  Zimmer  stand. 
Gespritzt  ist  die  Pflanze  niemals  und  doch  ist  die  Belaubung  sehr  schön.  — 
Die  Blume  erregte  wxgen  ihrer  Schönheit  allgemeines  Erstaunen  und 
der  Vorsitzende  beglückwünschte  Plerrn  Richter  zu  einem  derartigen 
Erfolge  der  Zimmerkultur. 

8.  Plerr  P.  Thies-Xauen  führte  die  Erdbeere  >/Peutonia'<  in  Töpfen 
vor.  die,  wenn  auch  noch  nicht  ganz  reif,  doch  vollständig  einen  Begriff 
gab  von  der  grossen  Tragbarkeit  dieser  Sorte.  Herr  Thies  bemerkte: 
Teutonia  ist  die  einzige  Erdbeere,  welche  bei  mir  wirklich  Geld  bringt, 
zumal  ich  auch  für  Topfpflanzen  50 — 60  Pf.  erhalte.  —  Es  sind  Ausläufer 
vom  August,  die  dann  in  Tcjpfen  im  Kalthaus  kultiviert  wurden.  Ich 
habe  keine  Treiberei.  Herr  Schultz- Charlottenburg  hat  10000  Pflanzen 
von  mir  erhalten.  (Kultur  und  Abbild,  eines  Beetes  der  Teutonia  bei 
Herrn  Thies  in  Gartenflora  1891,  S.  414.)  —  Herr  Lenz  berichtet,  dass 
die  Teutonia  früher  reife  als  die  meisten  andern  und  sich  für  den  Verkauf 
wegen  ihres  hübschen  Äusseren  sehr  eigne,  der  Geschmack  sei  aber 
wässerig.  —  Herr  Thies:  Das  habe  ich  schon  von  mehreren  Seiten 
gehört,  ich  kann  aber  nur  sagen,  dass  in  Xauen  ein  Jeder  von  meiner 
Teutonia  haben  will,  obwohl  gerade  in  kleineren  Städten  die  Käufer  viel 
mehr  mäkeln  als  in  grossen. 

(j.  Herr  van  der  Smissen  legte  einen  neuen  Schlauch,  genannt 
Panzerschlauch,  vor,  einen  Gummischlauch,  der  aussen  mit  verzinktem 
Spiraldraht  umgeben  ist.  (Siehe  die  Abbildung  auf  S.  3  des  Umschlages 
der  Gartenflora  No.  y  d.  J.)  Px-r  fertige  Schlauch  wird  in  die  Spirale 
hineingetrieben,    dadurch  wird  eine    viel  grössere  Dauerhaftigkeit  erzielt. 


^•)  Siehe  Gartenflora  Heft  9,  S.  244. 


25o  800.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


als  wenn  die  Spirale  nachträglich  umgewickelt  wird.  Ein  Schlauch  mit 
Spirale  ist  viel  haltbarer  als  einer  ohne  Spirale,  da  seine  Wand  dann 
nicht  auf  dem  Erdboden  schleift.  Mit  dem  vorliegenden  kann  man  die 
kleinsten  Krümmungen  ausführen,  ohne  ein  Einknicken  befürchten  zu 
müssen.  —  Preis  bei  2/4"  Weite  und  3  mm  Wandstärke  pro  Stück 
2  M.  50  Pf.,  bei   1"  Weite  und  4  mm  AVandstärke  pro  Stück  4  M. 

10.  Herr  E.  Bluth-Gr.-Lichterfelde  überbrachte  einen  herrlichen  Strauss 
Gardenien.  Im  ganzen  ist  der  Elor  nicht  völlig  so  reich  wie  im  Vorjahr, 
vielleicht  weil  bei  einer  grossen  Zahl  Pflanzen  nach  den  wenigen  Tagen 
strenger  Kälte  im  Januar  d.  J.  bei  starkem  Ostwind  die  Blütenknospen 
wieder  durchwuchsen.  Kultiviert  wurden  sie  wie  früher;  Hauptsache  ist 
eine  gute  nahrhafte,  aber  nicht  zu  schwere  Erde,  denn  die  Gardenie  will 
zwar  immer  Feuchtigkeit,  aber  keine  Nässe.  Das  ist  auch  wohl  der 
Grund,  weshalb  man  sie  vielfach  ausgepflanzt  zieht.  Die  Kultur  in  Topfen 
ist  aber  interessanter,  auch  hat  man  es  dann  in  seiner  Gewalt,  einige 
etwas  wärmer,  andere  etwas  kühler  zu  halten,  auch  Topfpflanzen  zu  ver- 
kaufen. Die  Triebe  an  Topfexemplaren  werden  auch  länger  und  das  ist  bei 
der  heutigen,  nicht  genug  anzuerkennenden  Mode,  langgesticlte  Blumen 
zu  verwenden,  sehr  wichtig,  denn  sie  werden  doppelt  so  hoch  bezahlt. 
Entgegen  früheren  Behauptungen  findet  Herr  Bluth,  dass  sich  die  Blumen 
abgeschnitten  im  Wasser  4  Tage  halten,  ohne  gelb  zu  werden,  dass  sie 
den  Geruch  aber  noch  3 — 5  Tage  nach  dem  Gelbwerden  behalten.  Die 
Hauptblütezeiten  sind  im  September  sowie  im  März  und  April,  doch  kann 
man  einzelne  den  ganzen  Winter  schneiden.  In  diesem  Frühjahr  kamen 
sie   14  'Jage  bis  3  Wochen  später  als  voriges  jähr. 

11.  r)er  General-Sekretär  legte  mit  Dausen  Ijehaftete  Zweige  von 
Abies  Nordmanniana  vor,  die  ihm  Herr  Rittergutsbesitzer  von  Freier 
auf  Hoppenrade  bei  Grosswclle  in  der  Priegnitz,  Provinz  Brandenburg, 
übersandt.  Die  Bestimmung  ergab:  Coccus  racemosus  Ratzeburg,  die 
Fichtenquirl-Schildlaus,  bestätigt  von  Dr.  Rörig,  Dozent  für  Ento- 
mologie an  der  landwirtschaftlichen  Hochschule.  Er  habe  Abläirsten  oder 
Bespritzen  mit  insektentötenden  Mitteln  empfohlen.  —  Herr  Jörns  teilt 
mit,  dass  die  Abies  Nordmanniana  auch  bei  Herrn  .Stadtrat  Marggratf 
in  Gr.-Lichterfelde  und  bei  Pierren  Martens  &  Söht  daselbst  sehr  durch 
solche  Pause  leiden  und  dass  trotz  aller  Gegenmittel  Herr  Stadtrat  M. 
sie  noch  nicht  ganz  beseitigt  hätte.  —  HerrAmelung  empfiehlt  Anstrich 
des  Stammes  und  der  Zweige  mit  dünner  Kalkbrühe  und  dann  tüchtiges 
AbsiJritzen  mit  kaltem  Wasser.  Er  habe  vor  13  Jahren  es  an  Koniferen 
aus  lioUand,  die,  wie  so  häufig,  ballentrocken  ankamen  und  dann  schwer 
Wasser  aufnahmen,  auch  erlebt.  Solche  ballentrockene  Exemplare  werden 
am  leichtesten  von  den  Schildläusen  befallen. 

Herr  Inspektor  Dressler  warnt  vor  Kalkbrühe,  er  habe  zwar  damit  die 
Läuse  an  Rüstern  vertilgt,  aber  die  Bäume  (Pyramiden)  hatten,  soweit  der 
Anstrich  ging,  alle  Triebe  verloren.  —  Herr  Prof.  Sorauer  m.cint,  dass 
sonst  Kalkmilch  ganz  günstig  wirke,  besser  sei  wohl  Kupferkalk-Brühe. 
Herr  Dressler  bemerkt,  dass  man  sonst  zur  Kalkmilch  oft  Kuhdung  setze, 
das  habe  er  nicht  gethan. 

12.  Herr  Baron  Dr.  von  Landau    übergab    dem  Verein   seine   Schrift: 


8oo.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  26 1 


»Beiträge  zur  Altertumskunde  des  (Jrients«  und  ein  Werk  von 
Sauvaigo  über  die  Blumen  an  der  Riviera,  er  fügte  hinzu,  dass  es 
sehr  schwer  sei,  an  der  Riviera  genaueres  über  die  Kulturen  zu  erfahren. 
Herr  Direktor  Lackner  bestätigt  das,  die  Züchter  fürchten  immer,  man 
könne  ihnen  »Geheimnisse«  ablauschen.  —  Herr  Schönfliess  meint,  das 
sei  bei  uns  ebenso. 

13.  DerGeneral-Sekretär  besprach einenBlütenstand  einer  ßeschorneria 
von  Herrn  Hauptmann  a.  I).  Strack  aut  Grube  Ilse,  die  dieser  s.  Z.  als 
B.  yuccoides  var.  Schlechten  dalii  aus  dem  Nachlass  des  Herrn 
Killisch  A'on  Hörn,  Berlin,  erworben. 

14.  Desgleichen  legte  er  eine  neue  weisse  Primula  chinensis  von 
Heinrich  Mette,  Quedlinburg,  mit  tief  geschlitzten  Blumenblättern  vor. 

III.  Herr  Garteninspektor  Perring  übergab  Prospekte  der  Heimstätten-Gesell- 
schaft in  Mahlow,  die  dort  Villen  und  Gärtnereien  errichten  will.  Die  Gärtner 
brauchen  nur  2000  Mark  Kapital  zu  besitzen,  davon  1000  ]\Iark  zur  An- 
zahlung, 1000  Mark  als  Betriebskapital.  Das  Terrain,  5  Morgen  mit  einfachem 
Haus,  kostet  loooo  Mark,  von  denen  9000  Mark  als  Hypothek  stehen 
bleiben.  Die  Herren  Schönfliess  und  Bluth  konnten  sich  nicht  für  die 
Sache  erwärmen. 

IV.  Plerr  Garteninspektor  Ferring  sprach  hierauf  über  das  Erfrieren  einiger 
Pflanzen  trotz  des  im  allgemeinen  milden  Winters.  Das  gemeine  Unkraut  auf 
dem  Rasen,  Bellis  perennis,  das  Gänseblümchen,  ist  im  botanischen  Garten 
vollständig  verschwunden,  während  das  sonst  trotz  häufigen  Scheerens 
des  Rasens  nicht  gelang.  In  diesem  Jahre  wurde  er  von  dem  Obergäriner 
unseres  Mitgliedes,  Herrn  Geh.  Kommerzienrat  Schwab  ach,  darauf  auf- 
merksam gemacht,  dass  auf  dessen  Besitzung  die  Gänseblumen  im  Rasen 
verschwunden  seien,  und  fand  dann  dasselbe  im  botanischen  Garten.  Die 
A'orjährige  Dürre  kann  nicht  die  Ursache  sein,  denn  der  Rasen  wurde 
stets  gesprengt,  wahrscheinlich  ist  es  der  schneelose  Winter  mit  an- 
haltender Kälte  im  Januar.  Die  gefüllten  Gänseblumen  sind  bekanntlich 
empfindlicher,  besonders  die  buntblättrigen.  —  Herr  städt.  Obergärtner 
Hampel  bemerkt,  dass  ähnliches  sich  ab  imd  zu  im  Frühjahr  auf  demi 
Leipziger  Platz  zeige,  dass  aber  im  August  die  Gänseblumen  doch  wieder- 
erscheinen. Plerr  Perring  selbst  meint,  dass  vielleicht  noch  Tausende 
von  Samen  im  Boden  liegen. 

Plerr  van  der  Smissen  wies  darauf  hin.  dass  auch  Primula  veris 
vielfach  erfroren  ist.  namentlich  da,  wo  sie  auf  nassem  Boden  stand. 
Die  Staudenzüchter  haben  nichts  von  Bellis  und  Primula  A'eris  abzu- 
geben. 

Herr  GarteninsjDektor  Lindemuth  fragt,  wie  es  mit  den  anderen 
Stauden  sei.  Die  Gehölze  haben  anscheinend  sehr  wenig  gelitten,  aber 
eine  grosse  Anzahl  Stauden  ist  im  Universitätsgarten  erfroren,  so  Finger- 
hut, Tollkirsche  etc.,  im  ganzen  30 — 4-)  Arten.  —  Herr  ^'^ogeler  erinnert 
daran,  dass  wir  einen  verhältnismässig  sehr  trockenen  Winter  nach 
einem  trockenen  vSommer  hatten,  dazu  vom  5. — 7.  Januar  bis  lO*^  R.  Kälte, 
einesteils  hat  wohl  dieser  starke  Blachfrost,  andererseits  die  Trockenheit 
des  Bodens  den  vStauden  so  geschadet, 

Herr  Professor  Dr.   Sorauer    berichtet,    dass    ihm    von    einem    Land- 


,7()2  800.  Versammlung  des  Vereins  zut  Beförderung  oes  Gartenbaues  etc. 


Schaftsgärtner  Zweige  von  Apfel-  und  Birnbäumen  übergeben  seien,  die 
Frostbeulen  trotz  des  milden  Winters  zeigten.  Die  Zweige  waren  üppig 
und  schön  gewachsen,  zeigten  aber  kleine  kaum  fühlbare  Erhabenheiten. 
Die  mikroskopische  Untersuchung  ergab,  dass  die  Rindenzellen  dort  viel 
üppiger  gewachsen  waren.  Während  sie  sonst  unter  dem  Korkmantel 
ganz  flach  erscheinen  und  an  den  Ecken  verdickt  sind,  hatten  sie  sich 
hier  schlauchartig  nach  aussen  gestreckt  und  dadurch  die  Erhabenheiten 
der  Rinde  veranlasst.  Aus  Erfahrung  wissen  wir,  dass  solche  Anregungen 
zu  abnormem  Wachstum  während  der  Vegetation  durch  Wasser  und 
Nahrungszufuhr  zur  ungelegenen  Zeit  hervorgerufen  werden,  und  es  ergab 
sich  auch,  dass  die  Bäume  auf  ein  stark  gedüngtes  Land  gepflanzt  und 
im  Sommer  bei  der  Dürre  starlv  gespritzt  wurden;  sie  wurden  dadurch 
verweichlicht.  Möglicherweise  ist  es  bei  Bellis,  Primula  und  anderen 
Stauden,  da  wo  sie  viel  bewässert  wurden,  ähnlich. 

Herr  Amelung,  Obergärtner  am  Joachimsthalschen  Gymnasium,  teilte 
mit,  dass  auch  dort  die  Bellis  erfroren,  im  ganzen  aber  von  den  etwa 
1200  Staudenarten  wohl  200,  besonders  Labiaten  und  Compositen,  auch 
viele  zweijährige,  z.  B.  Lunaria.  Er  bestätigt  Prof.  Sorauers  Ansicht, 
dass  das  Spritzen  mit  die  Schuld  trage.  Da  wo  die  Stauden  im  Herbst 
gespritzt  wurden,  sind  sie  eingegangen,  wo  sie  trocken  standen,  sind  sie 
wohl  erhalten.  Dianthus  barbatus  ist  ganz  erfroren,  besonders  da,  wo  er 
reichlich    gedüngt    hatte. 

Herr  Garten-Inspektor  P  erring:  Audi  im  botanischen  Garten 
haben  viele  Stauden  gelitten.  Die  zweijährigen  Pflanzen  werden  seit 
einigen  Jahren  in  Kästen  überwintert,  die  man  leicht  deckt,  denn  hier 
in  der  Stadt  bei  der  eingeschlossenen  Lage  erfrieren  sie  nach  sonniger 
Witterung  leicht.  Die  im  Herbst  ins  Freie  gepflanzten  Exemplare  sind 
entschieden  kräftiger,  abej:  man  kann  es  nicht  wagen,  sie  auszupflanzen. 
Ebenso  muss  von  den  Stauden,  die  leicht  erfrieren,  immer  etwas  in 
Kästen  in  Reserve  gehalten  werden.  Audi  die  Stiefmütterchen  haben 
fast  überall  sehr  gelitten.  Die  Bellis  sind  im  botanischen  Garten 
gerade  an  natürlicher  feucliter  Lage,  am  Teich,  gesund  geblieben.  Nach 
Herrn  Prof.  vSorauer  ist  es  am  Teicli  vielleicht  etwas  wärmer  gewesen. 
V.  Hierauf  hielt  der  General-Sekretär  seinen  Vortrag  über  Obstbau 
und  Obstverwertung  in  den  Vereinigten  Staaten,  der.  sobald  die 
Ueberfülle  von  Manuskripten  es  gestattet,  in  der  Gartenflora  erscheinen 
wird. 
VI.  Der  von  dem  Etats-Ausschuss  genehmigte  Etats-Entwurf  lag  in  metallo- 
graphierten  Exemplaren  aus.  Die  zweite  und  definitive  Beschlussfassung 
darüber  erfolgt  in  der  ^Sitzung  am  31.  Mai. 
VII.  Auf  Antrag  des  General-Sekretärs  bescliloss  die  Versammlung,  das  General- 
Register  für  die  10  Bände  der  Gartenflora  18S2  — 1891,  da  es  so  sehr 
umfangreich  wird  und  so  bedeutende  Kosten  verursacht,  auch  den  Mit- 
gliedern nicht  unentgeltlich  zu  verabfolgen  und  den  Preis  überhaupt  zu 
erhöhen.  Genaues  lässt  sich  noch  nicht  feststellen,  da  der  schwierige  Druck 
noch  mehrere  Monate  in  zVnspruch  nehmen  wird. 
\'III.  Vorgelegt  wurden  verschiedene  Preisverzeichnisse,  so  über  Schatten- 
decken von  A.  W.  Gay,  Pfungstadt  bei  Darmstadt. 


Der  Victoria-Park  in  Berlin. 


2(53 


IX.  Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Herren  Dietze,  Gude,  C.Mathieu. 
C.  van  der  S missen  und  F.  Weber,  hatte  folgende  Preise  zuerkannt: 
1.  Herrn   Oberstlieutenant  Steinmetz  (Übergärtner    Xordwich)    in 
Südende  für  Plesperis  matronalis  fl.  pl.  und  Erdbeeren  die 
grosse  silberne  Vereins-Medaille. 
3.       »       Ilandelsgärtner  Georg  Reid,    London,  für  neue  Erdbeer- 
züchtungen, eine  kleine  silberne  Vereins-AIedaille. 

3.  »        ObergärtnerH.E.  Schulz,  Charlottenburg,  für  konserviertes 

Obst  »Aepfel«,   eine  kleine  silberne  Vereins-AIedaille. 

4.  »        Gärtnereibesitzer    F.  Bluth,     Gr.  -  Lichterfelde,    für    abge- 

schnittene Gardenien,  den  Alonatspreis  von  15  Mark. 
3.       »        Gärtnereibesitzer    L.    Thies    in  Nauen,    für    die  Erdbeere 
»Teutonia'<,  ein  Ehrendiplom. 
X.  Als  wirkliche  Mitglieder  aufgenommen  wurden  die  in  voriger  Versamm- 
lung Vorgeschlagenen   (siehe  Gartenflora  S.  202).      Hierbei    ist    indess   zu 
bemerken,  dass  nicht,  wie  unter  Xo.  3  aufgeführt,  die  Wein-  und  Obstbau- 
schule in  Crossen  a./Oder,  sondern  ihr  Direktor,  Herr  Haeckel,  perstnüich 
Mitglied  geworden  ist. 

Carl  Lackner.  L.  Wittmack. 


Der  Viktoria-Park  in  Berlin. 

Hierzu  Abb.  53 — 3". 
i  dem  seinerzeit  von  den  städtischen  Behörden  gefassten  Beschluss, 
'/>.^^  auf  dem  Kreuzberge,  diesem  trotz  des  dort  errichteten  Nation al- 
_WM^  denkmales  wie  vergessen  daliegenden  Gelände,  Parkanlagen  zur 
V;^^^^--  Ausführung  zu  bringen,  ist  nicht  nur  die  Sorge  für  die  Erholung  der 
0^^  Bürger  massgebend  gewesen,  sondern  es  hat  auch  die  Stadt  Berlin,  zur 
^p^ti^  Reichshauptstadt  emioorgewachsen.  es  für  ihre  Ehrenpflicht  gehalten, 
dem  wie  ein  glänzend  Ehrenschild  des  deutschen  Volkes  emporragenden 
Erinnerungszeichen  an  die  grosse  Zeit  der  Befreiungskriege  eine  würdige  Um- 
gebung zu  schaffen. 

Es  ist  bezeichnend,  dass  der  Finanzminister  Hobrecht,  früher  Oberbürger- 
meister der  Stadt,  es  war.  welcher  den  Magistrat  veranlasste,  der  Sache  näher 
zu  treten,  indem  er  die  Abtretung  des  Kreuzbergterrains  und  die  Überweisung 
eines  für  ähnliche  Zwecke  vorhandenen  E^onds  als  Beitrag  zu  den  Herstellungs- 
kosten gärtnerischer  Anlagen  in  Aussicht  stellte:  er  fand  in  seinem  Nachfolger, 
dem  Oberbürgermeister  Dr.  von  Forkenbeck,  einen  begeisterten  Eih'derer  dieser 
Angelegenheit. 

Freilich  verging  noch  ein  Jahrzehnt,  bis  die  Übergabe  des  fiskalischen 
Teiles  des  Kreuzberges  bis  zum  sogenannten- Aufmarschterrain  an  der  Möckern- 
strasse  perfekt  und  an  die  Herstellung  der  Anlagen  gegangen  wurde.  Die 
Stadt  hatte,  um  die  Erbauung  hoher  Mietshäuser  vom  Osten  her  bis  nahe  an 
das  Denkmal  heran  zu  verhindern,  was  der  Fiskus  verlangte,  verschiedene 
Privatgrundstücke  zwischen  dem  Kreuzberge  und  der  Lichterfelder  Strasse  er- 
werben müssen,  w^elchc  allerdings  wieder  zur  Bebauung  mit  Villen   verwertet 


264 


Der  Viktoria-Park  in  Beriin. 


werden  konnten  und  anfangs  auch  werden  sollten,  um  das  notgedruno-en 
geopferte  Geld  dem  Stadtsäckel  wieder  zuzuführen.  Allein  bald  sah  man  ein, 
dass  es  ein  arger  Missgriff  wäre,  wenn  man  aus  diesem  Grunde  die  einzig  in 
ihrer  Art  dastehende  Idylle,  welche  die  erworbenen  Gärten  zusammen  bildeten, 
zerstören  wollte,  und  so  wurden  nicht  nur  diese  Grundstücke  (mit  der  soge- 
nannten Wolfsschlucht)  für  Parkzwecke  hergegeben,  sondern  auch  noch  ein 
anderes  sich  den  Berg  hinaufziehendes  Terrain,  nahe  der  Kreuzbergstrasse, 
und  die  in  der  Kreuzbergstrasse  selbst  vor  dem  vom  Fiskus  übernommenen 
Areal  liegenden  Privatgrundstücke  erAvorben  und  nach  Abbruch  der  alten 
Häuser  zur  Erweiterung  der  Anlagen  bestimmt. 

Hierdurch  wurde  es  möglich,  den  an  sich  immer  noch  kleinen  Park  nicht 
äno-stlich  abgeschlossen  erscheinen  zu  lassen,  und  es  blieb  der  schöne,  durch 
die  alten  Baumbestände  der  Wolfsschlucht  gebildete  waldartige  Vordergrund 
für  den  Blick  vom  Denkmal  nach  der  Stadt  erhalten.  Aus  den  schon  ange- 
führten Gründen,  die  zuerst  beabsichtigten  A-'illenbauten  betreffend,  musste 
zunächst  das  Projekt  auf  das  vom  Fiskus  überwiesene  eigentliche  Kreuzberg- 
terrain beschränkt  und  eine  von  der  städtischen  BauverA\'altung  für  die  Auf- 
schliessung des  MUenterrains  als  notwendig  erkannte  Fahrstrasse  berücksichtigt 
werden.  Diese  letztere,  an  der  Lichterfelderstrasse  beginnend,  wurde  aucli, 
bevor  man  mit  den  gärtnerischen  Arbeiten  begann,  das  Parkterrain  nahe  dem 
Fusse  des  Berges  durchschneidend  und  in  die  Kreuzbergstrasse  einmündend, 
hergestellt.  L>eshalb  wurde  auch  beim  Entwurf  der  Einrichtung  für  herab- 
stürzendes Wasser  zunächst  nur  der  obere,  steile  Teil  des  der  Grossbeeren- 
strasse  zugewendeten  Abhanges  in  Frage  gezogen,  aber  die  Ausführung  des- 
selben noch  der  Erwägung  der  Städtischen  Behörden  vorbehalten.  Das  Haupt- 
wasserquantum sollte  nach  diesem  Projekt,  nachdem  es  diesen  Teil  des 
Abhanges  hinabgestürzt,  in  Röhren  eingeschlossen,  zu  einer  Gentrifugal-Pumpe 
am  Fusse  des  Berges  geführt  werden,  um  durch  seinen  eigenen  Druck  die 
Leistung  der  letzteren  zum  Zwecke  des  Wiederhinaufschaffens  des  Wassers 
entsjjrechend  zu  erhöhen,  während  ein  kleinerer  Teil,  offen  nochmals  in  einer 
seitlichen  Schlucht  hinabstürzend,  nach  einem  natürlichen  Sammelbecken  und 
von  dort  in  den  Strassenkanal  geführt  resp.  aus  Tiefbrunnen  ersetzt  werden 
sollte.  Dieses  Sammelbecken  wurde,  noch  ehe  die  Herstellung  eines  Wasser- 
sturzes endgiltig  beschlossen,  zur  Ausführung  gebracht,  denn  dasselbe  war  zu- 
gleich zur  Aufnahme  des  von  den  Wegen  al^lliessenden  Tagewassers  notwendig 
und  ebenso  der  kleine  Bach,  welcher,  am  westlichen  Abhänge  entspringend 
und  aus  der  vSprengwasserleitung  gespeist,  in  dem  kleinen  Weiher  den  Wasser- 
stand auf  immer  gleicher  Höhe  erhält. 

Die  übrigen  Anlagen  auf  dem  bisher  liskalischen  Terrain  waren  beinahe 
fertig  gestellt,  als  der  Beschluss  gefasst  wurde,  nunmehr  den  Wassersturz  in 
der  Richtung  der  Grossbeerenstrasse  auszuführen  und  bis  an  die  Kreuzberg- 
strasse auszudehnen. 

Es  wurde  zunächst  eine  Überbrückung  des  Gewässers  im  Zuge  der.  wie 
schon  erwähnt,  bereits  ausgeführten  Fahrstrasse  in  Aussicht  genommen,  ob- 
gleich letztere,  da  die  angekauften  Terrains  gleichzeitig  endgiltig  dem  Park- 
terrain zugelegt  und  die  Villenbauten  aufgegeben  wurden,  nicht  mehr  notwendig 
war,  schliesslich  ist  man  jedoch  davon  zurückgekommen:  das  Wasser,  über 
diese   Stelle    der    aufgeo'ebenen   Fahrstrasse    hinweyiliessend    und    nochmals  in 


Der  Viktcuia-Park  in  Berlin. 


•iC)' 


ein  natürliches  Becken  abstürzend,  bietet  sich  jetzt  in  seiner  ganzen  Länge  frei 
dem  Auge  des  Beschauers  vom  Anfange  der  C.rossbeerenstrasse  bis  zur  Höhe 
des  Kreuzberges  dar.  welche  rund  30  Meter  über  der  Strasse  liegt,  während 
der  Wassersturz  einige  .Meter  tiefer  beginnt. 


7        ^^^^^^^""^-^^  ^  1^^^      .>A-m 


Abb.  53.     Plan  und  Profil  des  Viktoriaparks  am  Kreuzberge  zu  Berlin. 

Von  dem  letzten  Abschlussbecken  lliesst  es  nach  den  Pumpen  (2  Gasmotoren 
von  je  50  Pferdekräften)  und  wird  wieder  auf  die  Höhe  hinaufgepumiDt, 
wenigstens  der  grösste  Teil  desselben,  da  V4  bis  Vs  des  herabgestürzten  Ge- 
samtquantums von  über  10  Kubikmeter  in  der  Minute,  um  das  Wasser  rein 
zu  erhalten,  nach  dem  Schifffahrtskanal  abfliesst  und  aus  6  Tiefbrunnen  am 
Fusse  des  Berges  ersetzt  wird.     Ein  kleiner  seitlicher  Absturz  in  der  gleich  zu 


266 


Der  Viktoria-Park  in  Berlin. 


Anfang  geplanten  Weise  mündet  in  das  zuerst  hergestellte^  mehr  westlich 
gelegene  Becken  und  hier  stellt  eine  steinerne  Brücke  die  Verbindung  der 
durch  die  Schlucht  getrennten  Teile  des  sanften  und  breiten  Ilauptaufganges 
zur  Höhe  her.  Auch  das  Wasser  dieses  Seitensturzes  fliesst  zur  Wiederhinauf- 
schaftung  den  Pumpen  zu. 

Ward  bei  den  zuerst  ausgeführten  Anlagen  schon  durch  das  scharfe  An- 
schneiden des  Bergabhanges  bei  der  Herstellung  der  Wege,  durch  die  Anlage 
des  Weihers  und  Baches  (resp.  der  Quelle  desselben)  und  der  Wegeentwässerungs- 
rinnsale mannigfache  Gelegenheit  geboten,  natürliches  Gestein  zur  Bildung  von 
Felswänden,  steinigen  Wasserrissen  und  Ufervorsprüngen,  sowie  zur  Herstellung 


Abb.   54.     Gesamtbild  des  grossen  Wassersturzes  im  Viktoria-Park-Berlin. 


kleiner  Wasseranstauungen  im  Bache  zu  verwenden,  so  trat  nun  das  Bedürfnis 
der  Benutzung  von  Natursteinen  in  ausgedehnterem  Masse  zur  Herstellung  der 
Schlucht  für  den  Wassersturz  und  zum  Zwecke  der  Hineinziehung  der  Wolfs- 
schlucht in  das  Promenadennetz  der  übrigen  Parkanlagen  hervor.  Es  ergab 
sich  also  der  gebirgsartige  Charakter  des  Mktoria-Parkes  ganz  von  selbst  aus 
den  vorhandenen  Terrainverhältnissen  und  den  Anforderungen,  welche  gestellt 
Avurden,  und  diesen  Umständen,  sowie  der  "\'erwendung  von  in  unserer  Mark 
vorkommenden  Gesteinsarten  zur  Felsbildung,  neben  dem  Bestreben,  nicht 
gegen  bestimmte  geologische  Formationen  zu  Verstössen  und  dem  ganzen  Auf- 
bau der  Katur  entnommene  Motive  zu  Grunde  zu  "legen,  ist  es  wohl  zuzu- 
schreiben,   dass    die    Anlagen    eine    absprechende    Beurteilung    bis    jetzt    nicht 


Der  Viktoria-Park  in  Berlin. 


267 


erfahren  haben,  sondern  gerade  durch  ihren  aussergewöhnlichen  Charakter 
gefallen.  Es  sind  Rüdersdorfer  Kalkbruchsteinc,  ^velche  Verwendung  gefunden 
haben,  sowohl  bei  der  Begrenzung  der  Schlucht  für  den  Wassersturz,  als  auch 
für  die  Herstellung  von  Felswänden  in  scharf  in  die  Abhänge  hineinschneidenden 
Wegen,  während  die  Sohle  der  Schlucht  des  Wassersturzes  einen  sich  unter 
die  Kalkwände  fortsetzenden  Granitgang  zeigt,  wie  er  wohl  speziell  im  Muschel- 
kalk noch  nicht  beobachtet  sein  mag,  aber  doch  möglich  ist.  Der  Kontrast 
des  kompakten  Primärgesteines  mit  dem  verhältnismässig  jungen,  sedimentären 
Kalkstein,  welcher  bis  auf  den  Granit  durch  die  Gewalt  des  Wassers  und  durch 


Abb.  53.   Oberer  (Haupt-)  Teil  des  grossen  Wassersturzes  im  \'iktüria-Park-Berlin. 


A'erwitterung  zum  Teil  beseitigt  erscheint,  sowie  die  Lagerung  mächtiger 
Granitblöcke  in  den  Becken  tragen  dazu  bei,  die  Illusion  zu  erhöhen. 

Das  Wasser  nimmt  auf  der  Höhe  seinen  Ausgang  aus  den  Wänden  der 
dort  hergestellten  Einsenkung,  an  zwei  Stellen  in  starkem  Schwalle  hervor- 
strömend,  an  mehreren  anderen  Punkten  aus  Steinrissen  hervorquellend,  so 
dass  das  plötzliche  Heraustreten  desselben  nichts  unnatürliches  hat,  sondern  an 
die  in  Kalksteingebirgen  so  häufig  vorkommenden  unterirdischen  Wasserläufe 
erinnert.  Auch  die  kleine  Quelle  des  Baches  auf  der  Westseite,  aus  Kalkstein 
hervorbrechend,  kann  auf  dieselbe  Ursache,  die  Erosion  des  Gesteines,  zurück- 
geführt werden. 

Die  schon  mehrmals    erwähnte  Wolfsschlucht,    deren  Abhänge   mit  älteren 


268 


Der  Viktoria-Park  in  Berlin. 


Bäumen  locker  bestanden  und  unter  diesen  mit  Epheu  übersponnen  sind. 
welcher  an  vielen  Stämmen  bis  zur  Spitze  hinaufklettert,  verdankt  ihren  Ur- 
sprung jedenfalls  ebenso  wie  der  schroffe  nfjrdliche  Kreuzbergabhanti;  dem 
Umstände,  dass  hier  lange  Zeit  Sand  und  Lehm  ausgegraben  wurde,  und  auch 
von  oben  her  hat  Menschenhand  die  Steilheit,  w^enigstens  des  Kreuzberghanges, 
durch  Vorschüttung  von  Boden  verstärkt,  welcher  bei  der  Ausgrabung  der 
Kellereien  der  Tivoli-Brauerei  gewonnen  w^urde.  Dadurch  erhielt  dieser  Teil 
des    südlichen   Spreethalrandes    die    schroffe  Formation,    welche   ihn    zur  Her- 


Abb.  56.     Felsentreppe,    in    der   Nähe    des  Hauptwassersturzes  zur  Höhe  führend. 

Viktoriapark-Berlin. 


Stellung  von  Parkanlagen  gebirgsartigen  Charakters  geeignet  machte,  ja  geradezu 
zu  einer  derartigen  Haltung  herausforderte. 

Was  die  Wegeführung  betrifft,  so  war  zur  Feststellung  derselben  ein  um- 
fassendes Nivellement  des  ganzen  Berges  notwendig,  um  genau  die  Steigungs- 
verhältnisse, zweckmässige  Entwässerung  und  den  Umfang  der  mit  der  Wege- 
anlage verbundenen  Erdarbeiten  feststellen  zu  können.  Ein  sanft  ansteigender 
Weg  vom  Fusse  des  Berges  nach  der  Höhe  war  erstes  Erfordernis.  Man  gelangt 
auf  diesem,  die  Brücke  über  dem  kleinen  Wasserfall  überschreitend,  an  Fels- 
wänden und  einigen  von  diesen  getragenen  kleinen  Rasenmatten  vorbei,  sodann 
an  der  Oberkante  des  Berges,  Ausblicke  nach  der  Stadt  geniessend,  entlang 
gehend  zum  Vorplatze  des  Denkmals,  kann  aVier  auch,    auf  dem  noch  ziemlich 


Der  \'iktoria-Park  in  Berlin. 


2()t) 


geneigten  Bcro-platcau  an<;-clanL;t.  andere  \Ve.i;e  zwischen  grossen  saftig  grünen 
R;isenllächen  Avählcn.  um  zum  Denkmal,  einer  gotisclien  Spitzsäule  mit,  die 
Hauptschlachten  versinnl:*ildlichenden  Figuren,  zu  gelangen. 

Andere  Wege  ermöglichen  einen  schnelleren  Aufstieg  resp.  berühren 
interessante  Punkte  am  Fusse  des  Berges  und  im  Hange  selb.st.  Einer  der 
wichtigsten  Punkte,  gewissermassen  ein  Knotenpunkt  der  ganzen  Anlage,  ist  in 
dem  unteren  Teile  des  Hanges  die  Stelle,  wo  der  obere,  der  Hauptteil  des 
Wassersturzes  seinen  Abschluss  findet  und  der  Pjesucdrer  dessen  Gliederung, 
sowie  die  aus  der  Beschaifenheit  der  Sohle  und  der  Pelswände  der  Schlucht 
resultierenden  Ursachen  der  letzteren  l)eobachten  kann.     Es  musste  dafür  gesorgt 


Abb. 


.Seitlicher  \\  assersturz   im  \'iktoria-Park-Berlin. 


werden,  dass  man  auf  möglichst  kurzem  Wege  von  allen  Seiten  her  an  diesen 
Punkt  gelangt;  auch  ist  dies  die  Stelle,  wo  eine  Verbindung  der  durch  den 
Wasserlauf  getrennten  Anlageteile  am  besten  herzustellen  war.  Diese  ist  in 
der  Weise  ausgeführt,  dass  man  über  eine  anscheinend  vom  Wasser  noch  nicht 
fortgenagte  Steinbank  hinweggeht,  welche  kaum  fusshoch  über  den  Spiegel  des 
Wasserbeckens  am  Fusse  des  Hauptsturzes  hervorragt,  aber  dem  Wasser  ver- 
mittelst weiter  Cementröhren  den  Durchgang  gestattet.  Hierdurch  und  durch 
den  Umstand,  dass  sich  das  Wasser  auch  nach  der  Thalseite  zu  in  demselben 
Niveau  ziemlich  weit  vorzieht,  ehe  es  weiter  abfällt,  ist  für  das  Auge  auch 
aus    weiter  Ferne    eine   Durchschneidung    des  Wasserlaufes    durch    den   Über- 


2-^0  Der  Viktoria-Park  in  Berlin. 


gang  nicht    bemerkbar,    der  Wassersturz    erscheint   vom  Anfang  bis  zum  Ende 
ununterbrochen. 

Man  Avird  jedoch  diese  Verbindung  nur  in  der  Zeit,  in  welcher  der  Betrieb 
des  Wassersturzes  eingestellt  ist,  aufrecht  erhalten  können,  denn  bei  der  ange- 
stellten Probe  ergab  sich,  dass,  trotzdem  rechts  und  links  von  dieser  Stelle 
viel  günstigere  Standpunkte  für  die  Betrachtung  des  oberen  Wassersturzes 
vorhanden,  gerade  an  der  beschriebenen  Übergangsstelle  Menschenmassen  sich 
aufstellten,  welche  den  Totaleindruck  von  unten  aus  aufs  unangenehmste  beein- 
trächtigten. Eine  kleine  Anstauung  des  Beckens,  wodurch  der  Übergangsweg 
ganz  flach  vom  Wasser  überspült  wurde,  genügte,  die  Bahn  frei  zu  machen, 
nur  hier  und  da  sprang  ein  Übermütiger,  ein  Paar  hervorstehende  Steine  be- 
nutzend, über  das  selbst  den  Polizeidienst  ausübende  Wasser  hinweg.  vSo 
wie  der  Betrieb  eingestellt  wird,  läuft  das  Wasser  so  weit  ab.  dass  der  Weg 
trocken  liegt. 

An  diesen  Punkt  gelangt  man  auch,  wenn  man  von  der  Belle-Alliance- 
strasse  aus.  die  Lichterfelderstrasse  benutzend,  (von  welcher  sich  auch  die 
Auffahrt  zum  Denkmal  abzweigt)  den  Park  betritt  und  den  ursprünglich  als 
Eahrstrasse  gedachten  Weg  verfolgt,  wobei  man  über  einen  frischen  Rasen- 
teppich hinweg  in  die  tiefschattige  Wolfsschlucht  hineinsieht,  welche  durch  an 
den  Hängen  sich  hinaufziehende  Wege  zugängig  gemacht  ist,  die  zum  Denkmal 
führen.  Stufen  sind  nur  in  den  beiden  seitlich  vom  Wassersturz  hinauf- 
führenden Wegen  an  den  steilsten  Stellen  in  Anwendung  gebracht,  sonst  aber 
wegen  des  ungemein  starken  Besuches  der  Anlagen  vemiieden. 

Deshalb  liegen  aber  an  den  Abhängen  gewisse  Wegeteile  in  der  Situation 
einander  ziemlich  nahe,  um  durch  scharfe  Wendungen  genügende  Länge  für 
eine  massige  Steigung  zu  erhalten,  in  Wirklichkeit  liegen  dieselben  jedoch  in 
verschiedenen  Höhen,  sodass  die  Besucher  oft  über  einander  erscheinen,  als 
interessante  Statfage  der  Bilder,  welche  die  Abhänge  von  unten  gesehen  bieten. 
Die  letzteren  sind  mit  Ausnahme  weniger  mit  kleinen  Rasenmatten  abschliessenden 
A'orsprüngen  dicht  mit  Gehölz  besetzt,  so,  dass  zusammenhängende  Flächen  nur 
teils  kriechende,  teils  ganz  niedrig  bleibende  Sträucher.  auf  einzelnen  Strecken 
ähnlich  wachsende  immergrüne  Gehölze,  wie  breitwachsende  Taxusvarietäten, 
Buxus  arborescens,  Juniperus  tripartita  und  Sabina,  Mahonia  etc.  aufweisen,  an 
anderen  Stellen  dagegen  bilden  Bäume  und  Sträucher  emporragende  Gruppen, 
damit  der  Hang  nicht  als  einfache  zusammenhängende  Gehölzmasse  erscheine, 
sondern  einen  anmutigen  Wechsel  verschiedener  Entwickelungsformen  seines 
Pflanzenwuchses  zeige  und  mannigfache  Licht-  und  Farbeneffekte  hervortreten. 
Selbstverständlich  sind  auch  höhere  Koniferen,  besonders  Fichten,  reichlich  ange- 
wandt und  an  den  felsigen  Stellen  Epheu,  Rankrosen,  Clematis,  Caprifolien, 
wilder  Wein,  in  geeigneten  Lagen  Rhododendron,  pontische  Azaleen,  Hex,  an 
den  Rinnsalen  Tamarix.  Weiden  und  Gebirgsstauden  aller  Art  und  Sumpf-  und 
Wiesenpflanzen  am  Bache  und  an  den  W^eihern. 

Auf  dem  Plateau  überwiegen  im  Gegensatz  zu  den  Abhängen  die  Rasen- 
flächen, und  hier  war  besonders  sorgfältig  bei  der  Aufstellung  der  Gehölz- 
massen zu  verfahren,  um  freie  Ausblicke  nach  der  Umgebung  zu  behalten  und 
die  Einzelbilder,  Avelche  für  den  Beschauer  am  Denkmale  selbst  zu  einem 
grossen  Panorama  zusammentreten,  angemessen  zu  gliedern  und  einzurahmen. 
In  der  Rundsicht    erscheint    im  Norden    die  Stadt  mit  ihren    hervorragendsten 


Das  Examen  an  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt  zu  Potsdam.  27  I 


Baudenkmälern,  dem  Reichstas^sgebäude.  der  Siegessäule,  dem  Königlichen 
Schlosse,  den  Kuppelbauten  des  Gensdarmen-Marktes.  dem  Rathause  und  zahl- 
reichen Kirchen,  während  im  Westen  die  Nachbarstadt  Charlottenburg  und 
dahinter  die  hochgelegene  Villenkolonie  Westend  mit  I>aulichkeiten  der  gross- 
artigsten Werke  sichtbar  werden,  welche  das  Wasser  vom  Tegeler  See  erhalten, 
um  es  von  hier  nach  der  Reichshauptstadt  strömen  zu  lassen. 

An  Westend  schliesst  sich  der  C.runewald  an  mit  seinen  die  Havel  beglei- 
tenden Höhenzügen,  und  mehr  südlich  treten  die  Vororte  Steglitz,  Lichterfelde 
und  Tempelhof  hervor  —  Steglitz  mit  einem  imposanten  Kuppelbau  als  Hoch- 
reservoir für  die  Wasserversorgung  der  Vororte  und  schöner  Kirche,  Lichter- 
felde mit  dem  grossartigen  Institut  der  Kadettenanstalt.  Tempelhof  mit  vielen 
Kasernen-  und  Lazarethbaulichkeiten  der  Berliner  Garnison.  Dann  erblickt  man 
das  Riesendorf  Rixdorf,  durch  die  Hasenheide,  die  Schiessstände  in  sich  bergend, 
von  Berlin  getrennt  und  dahinter  die  Müggelsberge  als  schmalen,  den  Horizont 
begrenzenden  Streifen,  an  deren  Fuss  der  Müggelsee,  eine  Erweiterung  der 
Gberspree,  liegt,  aus  welchem  die  neuen  Wasserwerke,  wohl  die  grossartigsten 
des  Kontinents,  das  Hauptc[uantum  des  Wassers  für  die  immer  riesigere  Dimen- 
sionen annehmende  Metropole  entnehmen. 

Leider  ist  die  Begrenzung  des  Viktoria-Parkes,  so  genannt  zu  Ehren  der 
damaligen  Kronprinzessin  A'iktoria.  der  nun  verwittweten  Kaiserin  Friedrich, 
im  Westen  ein  ödes  Stück  Land  (zum  Tempelhofer  Exerzierfelde  gehörig), 
dessen  Hinzuziehung  zum  Park  hoffentlich  in  nicht  langer  Zeit  gelingen  wird, 
wenigstens  insoweit,  als  es,  ohne  den  Truppen  zeitweise  den  Durchmarsch  zu 
Ijehindern.  mit  Rasen,  einigen  Anpflanzungen  und  Promenaden  zu  versehen  ist. 

Mächtig. 
Städtischer  Gartendirektor. 


Das  Examen  an  der  Königlichen  Gärtner-Lehranstalt 

zu  Potsdam. 

Das  schriftliche  Examen  fand  in  der  Woche  vom  26.  Februar  bis  zum 
3.  März  statt.  Die  ö  Themata,  über  welche  je  3  bis  3I/2  stündige  Klausur- 
arbeiten geschrieben  wurden,  waren  folgende:  1.  Tag.  Botanik  (Rösler).  Die 
Lebensvorgänge  der  Pflanzen:  a)  Ernährung,  b)  Wachstum,  c)  Bewegungen- 
2.  Tag.  Obstbau  (Koopmann).  Die  Vermehrung  sämtlicher  Obstgehölze  in 
kurzem  Abriss.  Bem.  Die  Anzucht  der  benötigten  Wildlinge  ist  ebenfalls  kurz 
zu  berühren.  3.  Tag.  Boden-  und  Dünger  lehre  (Schulz).  Nach  welchen 
Gesichtspunkten  beurteilen  wir  die  Fruchtbarkeit  einer  Gegend  und  nach 
welchen  Prinzipien  ist  eine  Bodenanalyse  anzustellen?  4.  Tag.  Chemie  (Schulz). 
Die  Salze,  ihre  chemische  Konstitution  und  ihre  Eigenschaften,  besonders 
diejenigen,  die  für  Gesteins-  und  Bodenbildungen  und  für  das  Pflanzenleben 
von  Wichtigkeit  sind.  5.  Tag.  Mathematik  (Marbach).  Aufgabe  1.  Von 
einem  Fünfeck  sind  die  auf  rechtwinkelige  Coordinaten  bezogenen  Auf- 
messungen gegeben.  Es  ist  die  Formel  für  die  Berechnung  einer  solchen  Fläche 
zu  entwickeln  und  das  nachstehende  Zahlenbeispiel  auszurechnen: 


272 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


1.44  m 

213,^4  ^, 

405,62  ,, 

337,59  „ 

62,94  „ 


N 


462,89  m 

52743    » 
312,36    .. 

5^-15     .-, 
5-2  1     ., 

C 


N.    I         Xn  ^n  Auft;-abc  2.     Für    ein     Grundstück    bietet 

-^-  33  500  M.   ohne  Zinsen  zahlbar  in  3  Jahren. 
"  und  B.  40  ooü  M..  zahlbar  in  7  Jahren;  welches 

von  beiden  Geboten   ist  das  grössere,  wenn  die 
.,  Zinsen  zu  ö^'o  gerechnet  werden. 

Aufgabe  3.  Von  einem  Punkt  X  Avisiert  man  nach 
den  Punkten  A.  B,  C.  welche  in  derselben  Ebene  mit 
X  liegen  und  deren  Entfernungen  A'on  einander 
A  B  =  c  =  73,24  m:  B  G  ^  a  =^  ''^2.73  m  und 
A  C  =  b  =  65,48  m  bekannt  sind.  B  und  G  erscheinen, 
von  X  aus  gesehen,  in  gerader  Linie,  und  zwar  B 
zwischen  X  und  G,  A  dagegen  erblickt  man  von  X 
aus  gegen  B  oder  G  unter  einem  Winkel  B  X  A  =  27°  iS'.  Wie  weit  ist 
X  von  B  entfernt?  0.  Tag.  Landschaftsgärtnerei.  (Vom  Kuratorium 
gegeben.)  Die  Grundprinzipien  bei  der  Anpflanzung  gärtnerischer  bezw.  Park- 
anlagen unter  Berücksichtigung  der  zu  Gebot  stehenden  Büttel,  um  die  Szenerie 
weiter  und  tiefer  erscheinen  zu  lassen. 

Das  mündliche  Examen  fand  am  ig.  März  statt  und  dauerte  von  früh  9  Uhr 
bis  nachmittags  5  Uhr.  Die  Prüfung  in  der  Treiberei  umfasste  die  Treiberei 
der  Erdbeeren,  des  Spargels  und  der  Llülsenfrüchte  (Poosch).  Aus  dem  Gebiete 
des  Obstbaues  wurde  besonders  über  die  Pflanzung  und  Pflege  von  Obstanlagen 
geprüft  (Koopmann).  Aus  den  Pflanzenkulturen  hatte  das  Kuratorium  die  Kultur 
und  die  geographische  Verbreitung  der  Palmen  als  Thema  gewählt  (Koopmann). 
In  der  Mathematik  wurden  Fragen  über  planimetrische  und  trigonometrische 
Flächenberechnungen  gestellt  (Marbach),  während  daran  anschliessend  in  der 
Physik  Fragen  aus  der  Mechanik  über  Fontänenanlagen  u.  dergl.  vorgelegt 
wurden  (Marbach).  LJie  botanische  mündliche  Prüfung  behandelte  Systematik 
und  Physiologie  (Rösler).  In  der  Landschaftsgärtnerei  wurde  neben  dem 
gegebenen  Prüfungsthema:  »Die  üebertragung  des  Planes  auf  das  Terrain«,  über 
die  Geschichte  der  Gartenkunst  examiniert  (Encke).  In  der  Ghemie  endlich 
waren  die  Salze  und  deren  Xachweis  im  Boden  Gegenstand  der  Prüfung. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Calpurnia  aurea. 

Ein  hübscher  Papilionacecn- Strauch 
oder  kleiner  Baum  von  X'atal,  der  im 
Flabitus  und  seinen  Blüten  an  den 
gemeinen  Goldregen  erinnert.  P"ür 
grosse  Kalthäuser  dürfte  er,  in  Kübel 
oder  ins  freie  Land  gepflanzt,  eine  wert- 
volle Acquisition  ausmachen.  Gard. 
Ghron.  1893,  II.  750,  Fig.   115. 


Romneya  Coulteri. 

r)iese  hübsche  Papaveracee,  auch 
als  »kalifornischer  Mohn«  bekannt, 
eignet  sich  nicht  nur  fürs  freie  Land, 
sondern  empfiehlt  sich  noch  mehr  als 
Topfpflanze  fürs  Kalthaus,  wo  sie  bei 
geeigneter  Pflege  den  grössten  Teil 
des  Jahres  in  voller  Blüte  steht. 
Gard.  Ghron.   1893,  V,  752. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


273 


Vitis  Coignetiae. 

Keine  Schlingpflanze.  .Vmpelopsis 
tricuspidata  oder  ^'eitchii  vielleicht 
ausgenommen,  lässt  sich  zu  dieser 
Jahreszeit,  ^vas  Pracht  der  Belaubunii,' 
betrifft,  mit  der  Weinrebe  des  nörd- 
lichen Japan,  Mtis  Coignetiae,  ver- 
gleichen. Im  allgemeinen  Aussehen 
und  auch  vom  l^otanischen  Stand- 
punkte steht  dieselbe  der  nord- 
amerikanischen y.  Labrusca  sehr 
nahe.  In  den  Wäldern  von  Jezo  er- 
klimmt Y.  Coignetiae  die  Gipfel  der 
höchsten  Bäume,  selbige  zierend  mit 
ihren  enorm  grossen  Blättern,  die  im 
Herbste  die  glänzendsten  scharlach- 
roten Schattierungen  annehmen.  Spät 
im  Jahre  werden  die  Früchte,  wenn 
sie  Frost  bekommen  haben,  gegessen, 
doch  soll  ihr  Geschmack  nur  ein 
mittelmässiger  sein.  Gard.  Chron. 
1893,    II,    781. 

Solanum  Guatemalense. 

Man  kennt  die  Früchte  dieser  Art 
als  »Melonen  -  Birne«,  und  dieselben 
sollen,  namentlich  mit  etwas  Streu- 
zucker genossen,  sehr  schmackhaft 
sein,  ausserdem  einen  hübschen  Tafel- 
schmuck ausmachen.  Die  xVrt  lässt 
sich  gut  im  Kalthause  ziehen  und 
die  Früchte  reifen  spät  im  Jahre. 
Gard.  Chron.   1S93,  II,  781. 

Polygonum    sachalinense 

sah  ich  vor  24  Jahren  zuerst  in  dem 
Garten  der  Königl.  Gärtnerlehranstalt 
an  der  Wildpark -Station  bei  Potsdam. 
Ich  erhielt  auch  später  nach  Genthin 
durch  die  Güte  des  verstorbenen 
Königl.  Hofgartendirektors  Jühlke  eine 
Pflanze  davon.  Bei  meiner  L'^eber- 
siedelung  nach  hier  nahm  ich  eine 
Pflanze  mit.  Diese  hat  nun  im 
Laufe  der  Jahre  eine  Ecke  des 
vStaudengartens  ganz  durchwuchert 
und  wurde  nur  ab  und  zu  ein  Stück 
behufs    ^'erkauf    als    Blattpflanze     alj- 


gestochen.  Ich  werde  dieser  Pflanze 
in  diesem  Jahre  mehr  Aufmerksam.- 
keit  schenken  und  hoffe  im  Flerbste 
einen  grösseren  Vorrat  davon  dis- 
ponibel zu  haben. 

R.   Müller, 

Obergärtner  bei  A.  Rathke  &  Sohn 

in  Praust,  Kr.  Danzig. 

Lycaste  Imschootiana. 

Xach  Aussagen  des  Züchters.  Herrn 
Alf  van  Imshoot  in  Gent,  wurde  diese 
sehr  schöne  Hybride  durch  Kreuzung 
der  Lycaste  Skinneri  mit  Maxillaria 
nigrescens.  erzielt,  wenn  auch  d;is 
Aussehen  der  Blumen  mehr  auf  eine 
^'erwandtschaft  zwischen  L.  Skinneri 
und  L.  cruenta  schli essen  lässt.  Die 
breiten  grünlichen  Sepalen  sind  fein 
purpurn  punktiert.  Fetalen  blassgelb 
mit  rotgefleckten  Linien  am  Grunde. 
LijDpe  glänzend  gelb,  am  Grunde  und 
auf  der  Schwiele  orangerot  gefleckt. 
Gardeners'  Chronicle  1893,  II, 
775,  Fig.   119. 


Lycaste  Luciani. 

Wahrscheinlich  eine  natürliche  Hy- 
bride von  Peru.  Die  Blumen  gleichen 
jenen  von  L.  lasiogiossa,  mit  welcher 
sie  auch  die  schwarzen  Lippen  ge- 
mein hat.  Sepalen  blass  fleichfarbig 
gefleckt.  Fetalen  weiss  mit  einigen 
rosaroten  Punkten,  Lippe  rosa  und 
weiss.  —  Diese  zwei  hervorragenden 
Neuheiten  wurden  von  den  Herren 
Linden  neuerdings  in  London  aus- 
gestellt. Gard.  Chron.  i8(.)3.  II, 
750. 

Lycium    barbanim    fol.    aureis    und    fol.    aureo 
variegatis. 

(Bocksdorn  mit  goldgelben  und  bunten 
Blättern. j 
In  der  Gartenbau-Abteilung  auf  der 
Jubiläums-Ausstellung  zu  Prag  1893 
stellten  die  städtischen  Anlagen  unter 
anderen  eine  neue  Sorte  gewöhnlichen 
Lvcium    aus.      Über    deren    Ursprung 


274 


Kleinere  Mitteilungen. 


teile  ich  folgendes  mit:  Im  Jahre  1.S8S 
fand  man  in  dem  früheren  Vorrats- 
garten der  Prager  städtischen  Anlagen 
einen  Strauch,  welcher  aus  einem  alten 
Ziegelhaufen  hervorwuchs.  Dieser  er- 
weckte die  Aufmerksamkeit  dadurch, 
dass  er  mit  seinen  goldgelben  Blättern 
prächtig  glänzte.  Bei  näherer  Besich- 
tigung fand  man,  dass  die  eine  Hälfte 
ganz  grün  war  (Lycium  barbarum), 
die  andere  Hälfte  dagegen  wies  zwei 
Färbungen  auf.  Der  eine  Zweig  war 
ganz  gelb,  das  heisst  wie  das  Blatt  so 
der  Trieb,  und  beim  anderen  zeigte 
das  Blatt  eine  breitgelbe  Einfassung. 
Dies  war  im  Monat  Juli.  Trotz  dieser 
vorgeschrittenenZeit  wurde  der  Strauch 
doch  herausgegraben  und  nach  Be- 
seitigung des  grünen  Teiles  wurde  er 
auf  einen  z\veckmässigeren  Ort  einge- 
setzt. Das  nicht  zeitgemässe  Umsetzen 
dieses  Strauches  verletzte  ihn  in  keiner 
Weise,  so  dass  nach  14  Tagen  sein 
Wachstum  Fortschritte  machte.  Da 
aber  der  grüne  Teil  bis  zum  Stamm 
abgeschnitten  war,  so  zeigten  sich 
keine  grünen  Triebe  mehr.  Im  künftigen 
Frühjahr  kamen  neue  Triebe,  die 
Blätter  wie    im  Vorjahre  gefärbt.      Im 


Jahre  1890  bei  der  Verlegung  des 
Vorratsgartens  auf  die  jetzigen  Gründe 
wurde  auch  das  buntblättrige  Lycium 
versetzt.  Auch  nach  dieser  Verpflanzung 
behielt  der  Strauch  seine  Farbe,  es 
wurden  von  demselben  Zweige  zu 
^>redlungen  auf  das  gewöhnliche  Ly- 
cium barbarum  genommen  und  auf 
diese  Art  erhielten  wir  zwei  niedrige 
Sträucher;  der  eine  war  bis  in  die 
Hälfte  der  Blätter  gelb  eingefasst  und 
der  andere  hatte  ganz  goldgelbe  Blätter. 
Diese  Sträucher  sind  jetzt  gegen  drei 
Jahre  alt.  Im  vorigen  Jahre  wurden 
einige  Absenker  gemacht  und  auch 
diese  behielten  ihre  Farben  nach  der 
Verwurzelung.  So  haben  wir  zwei 
neue  Sorten  von  Sträuchern,  welche 
für  uns  schon  dadurch  einen  Wert 
haben,  dass  sie  gut  überwintern  und 
selbst  dem  strengen  Winter  wider- 
stehen. Die  specifischen  Eigenschaften 
der  beiden  stimmen  mit  der  ursprüng- 
lichen Art  überein,  der  Wuchs  dagegen 
ist  viel  kleiner.  Beide  Sorten  eignen 
sich  gut  zur  Auspflanzung  als  einzeln- 
stehende Strauchgruppen  auf  Bösch- 
ungen und  Abhängen,  besonders  auf 
Felsengestein  u.  s.  w.     W.  Körber,  Prag. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Die    weisse   Nachtviole,    Hesperis   matronalis  fl. 
alb.  pl.  als  späte  Treibpflanze. 

Die  weisse  Nachtviole  ist  ein  fast 
vergessenes  Gewächs,  man  sieht  sie 
nur  noch  im  Sommer  hin  und  wieder, 
besonders  in  Bauerngärten;  dass  sie 
sich  aber  auch  als  späte  Treibpflanze 
vorzüglich  eignet,  bewies  Herr  Ober- 
gärtner H.  Nord  wich  in  der  Ver- 
sammlung des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  vom  2b.  April,  in 
welcher  er  aus  dem  Garten  des  Herrn 
Oberstlieutenant  Steinmetz,  Südende 
bei  Berlin,  ein  Dutzend  herrlicher  ge- 


füllter Exemplare  ausstellte.  Sie 
wurden  aus  Stecklingen  im  Juni  bis 
August  V.  J.  im  Mistbeet  in  leichter, 
mit  Sand  gemischter  Erde  angezogen, 
bewurzelten  sich  schnell,  kamen  im 
Herbst  in  Töpfe,  überwinterten  ziemlich 
trocken  in  einem  ganz  kalten  Kasten 
und  wurden  am  15.  Februar  in  ein 
ganz  kleines  Rosenhaus  gestellt,  wo 
sie  bei  sehr  massiger  Wärme  nach 
und  nach  erblühten.  Mit  Recht  ver- 
dient diese  Pflanze  wieder  ans  Licht 
gezogen  zu  werden.  Die  Blumen 
gleichen    den    schönsten  weissen  Lev- 


Kleinere  Mitteilungen. 


27 


Zb 


koyen  und  dabei  haben  die  Pllanzen 
das  Gute,  dass  man  sie  jederzeit  ver- 
pflanzen kann. 


Ausgestellte  Pflanzen  aus  dem  Königlichen 
botanischen    Garten    zu    Berlin    im    Verein    zur 
Beförderung   des  Gartenbaues   in   den   Königlich 

preussischen  Staaten  am  26.  April  1894. 

1  Astartea  fascicularis  DC.  var.  rosea, 
West- Australien. 

2  Aotus  gracillima  Meissn.,  Australien, 
i  ßrachysema    undulatum.    Australien. 

2  Correa  speciosa  Ait.  var.  major.  Hort.. 
Australien. 

i  Chorizema  cordatum  Ldl.,  West- 
Australien. 

1  Chorizema  cordatum  Ldl.  v.  splendens, 
West- Australien. 

1   Chorizema  varium  Benth..  Australien. 

3  Eutaxia  myrtifolia  R.  ßr.,  West- 
Australien. 

1  GoodialotifoliaSalisb.,  Ost- Australien. 

2  Hardenbergia  monophylla  Benth.. 
Australien. 

1  Lasiopetalum  bracteatum  Benth.. 
Australien. 

1   Oxalis   articulata   Savign.,    Brasilien. 

1  Pelargonium  roseum  Ait.  und  P. 
quinquevulnerum,  Willd. 

1  Pimelea  hypericina  Hook..  Ost- 
Australien. 

1  Pomaderris  ligustrina  Sieb..  Ost- 
Australien. 

1   Pultenaea  tenuifolia  R.Br., Tasmanien. 

3  Swammerdamia  antennaria  DC,  Tas- 
manien, N.  Seeland. 

3  Stylidium  adnatum  R.  Br.,  Australien. 
1   Tulipa  Greigii  Regel,  Turkestan. 
1   \'aleriana  Dioscoridis  Sibth.  u.  Sm.. 
Orient.  II.  Strauss. 


Zur  Vorsicht  bei  Ankauf  frischer  und 
getrockneter  Pilze 

ermahnt  jetzt  wieder  eine  Bekannt- 
machung des  Polizeipräsidenten  von 
Berlin.  Als  »getrocknete  Morcheln« 
werden  hier  des  öfteren  die  ihnen 
äusserlich  ähnlichen  Lorcheln  feilge- 
halten,   deren    Genuss    leicht    für    die 


Gesundheit  gefährliche  Folgen  haben 
kann.  Ebenso  werden  als  »getrocknete 
Champignons«  häufig  die  zerschnittenen 
Stiele  und  Hüte  des  Steinpilzes  ver- 
kauft, denen  gelegentlich  auch  giftige 
Pilze  beigemengt  sind.  Es  empfiehlt 
sich  daher,  die  frischen  wie  die  ge- 
trockneten Pilze  vor  der  Zubereitung 
durch  kochendes  und  kaltes  Wasser 
zu  reinigen  und  alle  ungesund  aus- 
sehenden Stücke  zu  entfernen.  Be- 
merkt wird  noch,  dass  das  Fleisch  der 
essbaren  Steinpilzarten  nach  dem 
Trocknen  weiss  bleibt,  während  die 
gefährlichen  Nebenarten  beim  Ein- 
sammeln an  der  Bruchfläche  blau  und 
beim  Trocknen  meist  dunkel  zu  werden 
pflegen. 


Centralstelle  für  Obstverwertung 
in  Frankfurt  a.  IVI. 
Die  Centralstelle  für  Obstver- 
wertung in  Frankfurt  a.  M.,  die  im 
vorigen  Jahre  gegründet  wurde  und  die 
bekanntlich  so  vorzügliche  Resultate  zu 
verzeichnen  hatte,  hat  ihre  Thätigkeit 
während  des  Winters  nicht  eingestellt. 
Es  lag  dazu  auch  gar  kein  Anlass  vor, 
denn  fortwährend  liefen  noch  Angebote 
und  Nachfragen,  insbesondere  für 
Aepfel.  Birnen,  Nüsse,  Dörrobst,  ein. 
und  es  wurden  seit  der  Verölfentlichung 
des  Berichtes  pro  1893  Abschlüsse  in 
den  genannten  Obstsorten  von  ca. 
570000  Kilo  vermittelt.  Wenn  während 
der  Wintermonate  noch  eine  solche 
grosse  Menge  Obstes  durch  Vcrmit- 
telung  der  Centralstelle  verkauft  wurde, 
so  dürfte  wohl  jeder  Zweifel,  wenn 
solcher  überhaupt  nach  dem  Jahres- 
bericht pro  i8q3  noch  bestanden,  be- 
seitigt sein,  dass  die  Errichtung  einer 
solchen  Stelle  ein  dringendes  Bedürfnis 
war.  Es  kann  aber  auch  jedem  Pro- 
duzenten und  Konsumenten  (hier  ins- 
besondere auch  Konservenfabriken)  nur 
wiederholt  anempfohlen  werden,  sich 
der    Frankfurter    Centralstelle    zu    be- 


276^ 


Litteratur. 


dienen,,  denn  auf  einfachere,  bequemere 
und  billigere  Weise  kann  er  sein  Obst 
nicht  los  werden  bzw.  seinen  Bedarf 
decken.  Er  hat  nur  das  zur  Verfügung- 
stehende  Quantum  oder  die  benötigte 
Menge  der  Centralstelle  anzugeben  und 
wird  sofort  von  dieser  mit  einer 
grösseren  Zahl  von  Interessenten,  ohne 
dass  er  irgendwelche  Gebühr  zu 
zahlen  hätte,  in  Verbindung  gesetzt. 
Einzige  Bedingung  ist,  dass  das  abge- 
setzte oder  erworbene  Quantum  immer 
sofort  der  Centralstelle  mitgeteilt  wird. 
Auch   in   diesem   Jahre  wird  das  Obst 


wieder  früher  reif,  in  kurzer  Zeit  wird 
das  Beerenobst,  Erdbeeren.  Stachel- 
beeren, Johannisbeeren  u.  s.  w..  auf 
den  Markt  kommen,  und  es  seien  daher 
alle  Interessenten  auf  die  Frankfurter 
Centralstelle  aufmerksam  gemacht.  Es 
dürfte  gut  sein,  schon  jetzt  von  dem 
erwarteten  Ertrage  bzw.  der  benötigten 
Menge  der  Centralstelle  Mitteilung  zu 
machen,  damit  die  ^'orverhandlungen 
vor  der  Reifezeit  erledigt  werden 
können  und  seinerzeit  auf  Crund  der 
geschehenen  Abschlüsse  sofort  mit  dem 
Versand  begonnen  werden  kann. 


Litteratur. 


Grundzüge  der  Gartenkultur. 
Wachstumsbedingungen.  Bodenberei- 
tung, Anzucht,  Schnitt  und  Schutz.  Ge- 
mieinverständlicher  Leitfaden  für  l'nter- 
richt  und  Praxis.  Bearbeitet  von  A.Voss 
in  Berlin;  früher  Instituts-Gärtner  in 
Göttingen.  .Mit  74  Textabbildungen  und 
einer  Karte.  Berlin.  P.  Parey.  1894. 
Preis  M  3.50. 

Mit  der  Bearbeitung  der  vorliegenden 
Grundzüge  der  Gartenkultur  hat  der 
Verfasser  sicherlich  einen  guten  Clriff 
gethan  und  gleichzeitig  auch  einen  bis 
dahin  wirklich  vorhandenen  Mangel  in 
der  Litteratur  des  Gartenbaues  besei- 
tigt. Gerade  dadurch,  dass  der  Ver- 
fasser jahrelang  als  A'orstandsmitglied 
des  Göttinger  Gartenvereins  vollauf 
Gelegenheit  hatte,  die  Lücken  (wie  er 
selbst  sagt)  seiner  eigenen,  A\'ie  die  der 
gärtnerischen  Berufsbildung  im  allge- 
meinen kennen  zu  lernen,  selbst  auch  zu 
unterrichten,  war  er  umsomehr  in  der 
Lage,  einen  wirklich  guten,  gemeinver- 
ständlichen Leitfaden  zu  schreiben,  der 
für  den  L^nterricht  von  ebenso  grossem 
Nutzen  sein  wird,  wie  allen  Garten- 
liebhabern   willkommen,    welche    sich 


näher  für  das  Leben  und  die  Lebens- 
bedingungen der  Pilanze  interessieren. 

Nach  der  Ansicht  des  Referenten 
hat  der  ^'erfasser  den  in  der  \'orrede 
ausgesprochenen  Zweck:  >- seinen  Each- 
genossen  nach  Kräften  zu  nützen,  die 
Berufsbildung  derselben  fördern  zu 
helfen,  den  Gartenfreunden  einen  Leber- 
blick und  klaren  Zusammenhang  über 
das  >. Warum«  und  »Weil!«  bei  den 
Kulturmassnahmen  zu  ermöglichen 
u.  s.  w.«,  vollkommen  erreicht;  ja  es 
dürtten  sich  diese  Grundzüge  auch  für 
höhere  Gärtnerlehranstalten  als 
Leitfaden  beim  Unterricht  nützlich  er- 
weisen. 

Der  Inhalt  des  Buches  ist  folgender: 
1.  Allgemeines.  2.  Das  Sonnenlicht. 
3.  Die  Wärme.  4.  Das  Wasser.  5.  Die 
Luft.  0.  Der  Erdboden.  7.  Die  Pflanze 
und  der  Erdboden.  S.  Die  Pflanze  und 
der  Dünger.  9.  Das  Wetter.  10.  Das 
Klima  Deutschlands.  11.  Die  Anzucht 
der  Pflanzen  aus  wSamen.  12.  Die  Ver- 
mehrung der  Pflanzen  durch  Knospen, 
Zwiebeln.  Knollen,  Ausläufer  und 
Teilung.  13.  Die  \^ermehrung  der 
Pflanzen    durch    Ablieser,    Stecklinge 


Aus  den  Vereinen. 


_277 


und  Schnittlin!4(\  14.  I  )ic  ^'c^mcl■lrunL;■ 
der  GchTilzc  ilurch  Pfropfen  und  Ab- 
säui^fln.  15.  Das  Ptlanzon  und  \'er- 
pllanzen.  lO.  Der  Schnitt.  17  Das  Wein- 
si)alier.    iS.  Die  Bcscliädit;unt;en. 

Wir  i;lauben  diese  (".rundzü.ue  dcr 
Cartenkultur  auf  tlas  wärmste  em- 
pfehlen zu   ktuTuen.  Dr.   R.   <  )tto. 


Die  Pflanzen-A^e  rL!,"iftu  n,e,'en.  Ihre 
Erscheinuni^'en  und  das  vorzunehmende 
Heilverfahren,  i^'eschildert  an  den  in 
Deutscdiland  heimischen  ('.iftptlanzen 
von  Dr.  med.  II.  Sc^h  ü  n  eman  n.  Stalis- 
arzt  a.  D.,  prakt.  Arzt  in  Brauns(di\veig'. 
Mit  iS  Abbildunt^'en.  Verlat;'  A'on  (Jtto 
Salle  in  Braunschweit;-.     Preis   1  jMark. 

Ein  kurzes,  für  jedermann  leicht 
verständliches  und  übersichtlich  ant;e- 
ordnetes  Buch  über  die  häufiger  vor- 
kommenden        ^A'r!J,■iftun^■en         durch 


Ptlanzen.  ihre  l-'rkennung  und  Heilung, 
ist  ohne  Zweifel  eine  empfehlenswerte 
litterarischc  Erscheinung  für  weitere 
Kreise.  Nach  einer  allgemeinen  Ein- 
leitung beschreibt  hier  der  Ilerr  Ver- 
fasser kurz,  abei-  ausreichend  und 
anschaulich  11  giftige  Pilze  und  4S 
höhere  Giftpflanzen,  welche  derselbe 
in  narkotisch  oder  betäubend  wirkende 
und  in  scharfe  oder  Entzündung  er- 
regende einteilt.  Dabei  sind  nicht  nur 
allgemeine  \erhaltungsmassregeln  Ijei 
Vergiftungen,  sondern  in  jedem 
einzelnen  Falle  die  spezifischen  Gegen- 
mittel angegel)en  und  in  gemeinver- 
ständlicher Weise  ihre  Anwendung 
und  Wirkung  erläutert.  Somit  kann 
das  Büchlein  treffliche  Dienste  leisten. 
Vergiftungen  zu  verhüten,  und,  wo 
solche  eingetreten,  dieselben  in  ge- 
eigneter Weise  behandeln  zu  helfen. 
Dr.  Th.  Waage. 


Aus  den  Vereinen. 


Der  Jahresbericht   1893-94 
des  Gartenbau-Vereins  zu  Potsdam. 

Unter  dem  X'orsitz  des  Herrn  Kgi. 
Garteninspektor  Koopmann  wurden  im 
Eaufe  des  Jahres  24Sitzungen  abgehalten, 
ausserdem  fanden  zwei  r)ffentliche 
Sitzungen  statt.  Die  Mitgiiederzahl  l)e- 
trägt  71.  Herr  Ober-Ilofgärtner  Reuter 
wurde  zum  Ehrenmitgiied  ernannt. 
Exkursionenfanden mehrere  statt.  Sechs 
iMonatspreise  für  Vorträge  wurden 
verliehen,  ferner  die  kleine  silberne 
Medaille  fünfmal;  viermal  die  grosse 
bronzene,  desgleichen  zwei  kleine 
bronzene  und  fünf  Diplome.  Grössere 
Vorträge  wurden  10  gehalten,  ebenso 
Avurden  in  den  Sitzungen  mannigfache 
Sachen  ausgestellt.  Die  Einnahmen  des 
Vereins  stellten  sich  auf  2200,11  M.  und 
die  Ausgaben  betrugen  711,29  M.,  so 
dass  ein  Bestand  von  1494,82  M  bleibt. 
Die  Bibliothek  besitzt  549  Bände,  es 
wurden  6  neue  Bücher  angeschafft.  Den 


I  X'orsitz  für  das  Jahr  1S94  behält  Herr 
Inspektor  Koopmann,  1.  stellvertre- 
tender Vorsitzender  ist  Herr  Rud(df 
Meyer,  Wildpark,  Schriftführer  Herr 
Gartenverwalter  Reuter  jun.  Es  folgen 
dann  zum  Schlüsse  drei  grössere  Yor- 
träge,  und  zwar  1.  »Rauch  und  seine 
Wejke<  gehalten  vom  Oberlehrer  Herrn 
Dr.  Marbach.  2.  >'Obstverwertung«,  ge- 
halten von  Herrn  Inspektor  Koopmann. 
3.  >dJie  Gewächse  unserer  Landschaft 
und  unserer  Gartenanlagen  vom  pflan- 
zenphysiognomischen  Gesichtspunkt  aus 
betrachtet'-<,  gehalten  von  Herrn  Enke. 


Rosisten-Verein  zu  Frankfurt  a.  M. 

In  dem  neu  begründeten  Frankfurter 
Rosisten  -  \^-rein  empfahl  der  Vor- 
sitzende Herr  C.  Strassheim  die  Rosa 
canina  P'roebelii  (Rosa  laxa  hört.)  ganz 
besonders  fürWurzelhals-Veredelungen. 
weniger  für  Flochstämme,  da  diese  an 
der    Sonnenseite    leicht    gelb    werden 


278 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


und  nach  einigen  Jahren  absterben,  für 
Wurzelhals-Veredelungen  sei  es  aber 
wohl  die  beste  aller  Wildrosen.  Januar- 
Veredelungen  von  hartem  Holz  standen 
im  April  teilweise  in  Blüten  und  Knos- 
pen, krautartige  Veredelungen,  vor  5 
Wochen  ausgeführt,  hatten  Knospen 
auf  Stielen  von  05  cm  Höhe.  —  Die 
Anzucht  aus  Samen  ist  leicht,  man 
muss  die  Frucht  im  Herbst  in  Wasser 
faulen  lassen,  dann  zerreiben,  die  Samen 
absj)ülen  und  nicht  trocken  werden 
lassen,  sondern  gleich  auf  ein  Saatbeet 
säen,  dann  keimen  sie  schon  im 
nächsten  Frühjahr.  Die  übrigen  40 
Wildlingssorten  konnten  aus  Mangel  an 
Zeit  nicht  besprochen  werden.  —  Rosa 
Uralensis  ist  nichts  anderes  als  eine 
Rosa  canina,  die  bei  Herrn  Hofgärtner 
Freundlich -Petersburg  als  Unterlage 
einer  zurückgefrorenen  Edelrose  aus- 
trieb.    Die    Edelrosen     stammten    aus 


la'furt,  die  Unterlage  also  wohl    auch, 
iedcnfalls  nicht  vom  Ural. 


Besichtigung  von  Rosenl<ulturen. 

Nachdem  die  technischen  Ausschüsse 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues am  5.  April  die  ausgedehnten 
Rosenanlagen  mit  Spüljauchen-Düngung 
des  Herrn  E.  Thiel,  Plötzensee,  be- 
sichtigt hatten,  besuchten  sie  am  8.  Mai 
die  grossartigen  Rosenhäuser  des  Herrn 
Gramms  und  seines  Nachbarn,  des  Herrn 
Kerckow  in  Pankow,  die  gleichfalls 
zeigten,  dass  Berlin  in  Bezug  auf 
Deistungen  in  der  Rosentreiberei,  sowie 
besonders  auch  in  Einfachheit  und 
Zweckmässigkeit  der  I^inrichtungen 
dabei  hinter  keiner  Stadt  Deutschlands 
zurückstehen  dürtte.  Nähere  Berichte 
folgen. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Zölle  In  Schweden  und  Dänemark. 

Herr  Gustav  A.  Schultz.  Kgi.  Flof- 
lieferant,  Berlin,  hat  freundlichst  uns 
die  Zollsätze  in  Schweden,  wie  sie  ihm 
von  den  Herren  Kgl.  Hoflieferanten 
Jacobsson  &  Go.  in  Gothenburg  ge- 
meldet sind,  zur  Veröffentlichung  über- 
lassen, desgleichen  die  für  Dänemark, 
mitgeteilt  von   Ilerrn  Theodor  Jensen. 

I.  Schweden. 
Blumen:       lebende,      abgeschnittene, 

frische     oder     getrocknete     per     kg 

Kronen  3, —  *) 
Blätter  und  Zweige  (Bindegrün)  per 

kg  Kr.  0,50. 
Künstliche  Blumen,    lUätter  etc.   per 
kg  Kr.   15,—- 

Emballage  wie  Papier,  Schachteln 
un d  d ergl.  w  i  r  d  m  i  t  g  e  r  e  c  h  n  e  t. 

Blumenzwiebeln,  Blumen-  und  Ge- 
müse-Samen frei. 


*)    I   Krone  ä   loo  Oerc  =    i   M.    i2i/._j  Pf. 


G  e  w^  ä  c  h  s  e ,    Top  f  p  f  1  a  n  z  e  n ,    B  ä  u  m  e 
etc.  aller  Art  per  kg  Kr.  0,10. 
Nähere  Emballage  als  Töpfe  mit  lüxle, 
Bastmatten  etc.  wird   mitgerechnet. 
Falls  eine  Pflanze  über  10  kg  wiegt, 
kostet  was  darüber  ist  per  kg  0,03  Kr. 
K  ü  n  s  1 1  i  c  h  e  P  f  1  a  n  z  e  n  aller  Art  kosten 
dasselbe  wie  künstliche  Blumen,  per 
kg  Kr.   15,—. 
Gemüse  und  Früchte 

frische  pr.  kg  Kr.  0,10 

getrocknete    »      »      »     0,25. 

II.  Dänemark. 

Lebende  PHumen,  Pflanzen,  Blumen- 
zwiebeln und  Gemüse  aller  Art, 
zollfrei. 

G  e  t  r  o  c  k  n  e  t  e  o  d  e  r  k  ü  n  s  1 1  i  c  h  e 
[Humen  und  St  rauch  er,  nicht  ge- 
färbt 33  öre  (37  Pf.)   per  kg. 

G  e  t  r  o  cTv  n  e  t  e  oder  künstliche 
Blumen  und  Strauch  er,  gefärbt 
67  öre  (75  Pf.)  per  kg. 


Personal-Nachrichten.  —   Sprechsaal. 


279 


Personal-Nachrichten. 


O  r  t  g"  i  e  s  -  Feier.  1  )cr  Hcricht  ü  her 
die  sehr  würdig  verlaufene  Feier  ist 
uns  leider  wegen  Erkrankung  des  Herrn 
Hofgärtner  Kirchhoff,  Freiburg,  der 
die  Ehrengabe  überreichte,  zu  welchen- 
gegen  iqoo  Mk.  beigesteuert  waren,  so 
spät  zugegangen,  dass  wir  ihn  leider  erst 
in  No.  1 1  bringen  können.  Die  Ehren- 
gabe ist  derart,  dass  auch  noch  weitere 
Beiträge  hinzutreten  können  und  sind 
die  in  Heft  7,  S.  200  genannten  C'omite- 
mitgiieder  zur  Annahme    gern    bereit. 


Frau     Hedwig    Drescher,      geb. 
Froemgen,    die    kunstgewandte    Gattin 


des  wegen  seiner  schönen  Kriuize  weit- 
hin bekannten  Ku nstgärtners  C h  r i  s  t i  a  n 
Drescher,  Berlin,  \  u.  Mai,  erst 
3S  Jahre  alt. 


Der  Carteninspektor  Adam  Koch, 
bis  vor  wenigen  Jahren  langjähriger 
Geschäftsführer  des  deutschen  Pomo- 
logenvereins,  f  1.  Mai. 


Dem  Kunst-  und  Handelsgärtner 
Ernst  Müller,  Inhaber  der  Firma 
J.  C.  Schmidt,  lu-furt,  ist  vom  Kaiser 
das  Prädikat  eines  Kgl.  Hoflieferanten 
verliehen. 


Sprechsaal. 


Frage  23.  Wir  erlauben  uns,  Ihnen 
einen  Fruchtstand  von  uns  unbekannter 
Abstammung  zu  übersenden  mit  der 
Bitte,  uns  den  Namen  der  Pflanze  mit- 
teilen zu  wollen.  R.  in  P. 

• 
Antwort.  Ist  Limaria  annua  L.  syn. 
D.  biennis  Jacq.,  die  Alondviolc  aus 
Südeuropa;  sie  hcisst  auch  Atlasblume, 
Judas-Silberling,  vSilberblume,  preussi- 
sche  Pfennigl)lumc,  Flitterchen  u.  s.  w. 

Frage  33.  Beehre  mich  anliegend 
ergebenst  einen  Zweig  von  einer  Abies 
Nordmanniana  zu  übersenden,  welcher, 
wie  die  ganze  Pflanze,  stark  mit  Pausen 
besetzt  ist.  Ich  bitte  mir  gütigst  mit- 
teilen zu  wollen,  wie  dieses  Ungeziefer 
heisst  und  welche  Mittel  ich  zu  seiner 
Vertilgung  anwenden  könnte.  Dassellu> 
findet  sich  auch  auf  anderen  Pflanzen, 
wenn  auch  nicht  in  dem  gleichen 
Masse,  vor.  Den  Bestimmungen  vom 
15.  Oktober  iSqo  gemäss  füge  ich  eine 
Mark    in    Briefmarken    ergebenst    bei. 

V.  F.  in  II. 

*  * 

A  n t  w  o  r  t.  Ihre  Abies  Nordman n ian a 
ist    von    der    Fichtenquirl-SchikPaus, 


Coccus  racemosus  Ratzeburg,  befallen, 
vielleicht  angesteckt  durch  nahe- 
stehende Fichten.  Ist  der  Baum  nicht 
zu  hoch,  so  empliehlt  sich  trockenes 
Abbürsten  mit  einer  steifen  Bürste, 
eA^entuell  Abbürsten  mit  Seifenwasser 
und  Tabaksaufguss.  Die  Tiere  sind 
zum  Teil  jetzt  noch  im  Eizustand, 
einige  sind  aber  schon  ausgeschlüplt 
und  es  ist  daher  die  höchste  Zeit. 
Ist  der  Baum  zu  hoch  und  sind  auch 
die  oberen  Zweige  befallen,  so  müsste 
gesi:)ritzt  werden  mit  Nesslersciiem 
Mittel,  Sapokarbol,  Kreolin  oder  dgl.  — 
Das  Nessler'sche  Mittel  erhalten  Sie 
bei  Julius  Dehn  in  Karlsruhe  in  Baden, 
10  1  zu  3  M.,  Sapokarbol  bei  Th.  Lutz 
in  Stuttgart,  Tübingerstrasse  3  b, 
ä  1  1,00  M.  —  Siehe  Gartenflora  1S87, 
Seite  424.  —  Ein  neueres  Mittel  ist 
die  Insektengiftessenz  von  C.  Mohr, 
Chemiker  in  Mons,  Belgien,  in  Blech- 
büchsen von  5  1  an  zu  3  M.  per  Liter. 
Siehe  dessen  in  Heft  c)  S.  350  be- 
sprochene Schritt. 


Frage  24.  Seit  einiger  Zeit  lese 
ich  in  Berliner  Annoncenzeitungen,  dass 
man    dort    allgemein    bei    Fabrikation 


28o 


Städtische  Fachschule  für  Gärtner  in  Berlin.  —  Tagesordnung. 


der  Mistbeetfenster  die  Zajofen  im- 
prägniert. Da  dies  bei  uns  nicht 
gescliieht,  möchte  ich  einen  hiesigen 
Fensterfabrikanten  dazu  animieren,  der 
aber  die  hierzu  verwendete  Masse 
nicht  kennt.  Irli  wäre  dalier  sehr 
■yerlnniden,  wenn  Sie  dies  ermittebi 
und  mir  mitteilen  könnten. 

Friedricli  Ducke.  Wien. 


Antwort.  Die  einfacliste  Im- 
])rägnierung  der  Zaj^fen  geschieht 
durcli  mehrstündiges  Tränken  der- 
selben in  ( )1,  wie  es  auch  seitens  der 
Konkurrenz,  soweit  uns  l^ekannt, 
gehandhabt     wird. 

Wir  lienützen  für  unsere  Fabrikate 
nicht  reines  (  )1,  sondern  eine  Alischung 
von  ( )1  und  einigen  intensiver  im- 
prägnierenden    vSubstanzen,      die     wir 


aus  geschäftlichen  Rücksichten  nicht 
angelien  können,  zumal  Avir  in  Wien 
zur  Frülijahrs  -  Ausstellung  unsere 
Fenster  ausstellen  wollen.  Inter- 
essenten geben  wir  aber  unsere 
Mischung  gern  ab.  Preis  pro  kg 
3  Mk.  excl.  Fastage,  welche  zum 
SelbstkosteniDreise  berechnen. 

P.  Liebe now  &  Jarius. 
Rixdorf-Bcrlin. 


2.  Antwort  auf  Frage  iS.  A^on 
Polygonum  sachalinense  hat  F^erd. 
Jühlke  Nachfolger,  f]rfurt,  noch 
kleine  Posten  Rhizomstücke  ä  ooPfennig 
abzugeben,  llaage  &  Schmidt  haben 
jetzt  wieder  .Samen,  loo  Korn  6  Mark. 
—  Daiker  Ä-  Otto  in  Fangenweddingen- 
Magdeburg  2.=;  Korn  3  M.  —  Einzelne 
Stücke  haben  auch  Rathkc  ^.^  Sohn  in 
Praust  bei  Danzig  abzugeben. 


Städtische  Fachschule  für  Gärtner  in  Berlin. 

F)ie  L'l)ungen  im  Feldmessen  finden  während  des  Sommers  an  12  Sonntagen 
von  S — 10  Khr  in  der  städtischen  Baumschule  vor  dem  Schlesischen  Thor 
unter  Leitung  des  städtischen  (")bergärtners  C.  Ilampel  statt.  Flonorar  3  Mark. 
Anmeldungen  entweder  bei  Herrn  Kektor  Drehmann,  Hinter  der  ('.arnison- 
kirche  2,  Abends  7  — N  Uhr,  ausser  Sonnabends,  oder  bei  Herrn  C.  Hami^el 
vor  den  Unterrichtsstunden. 

Dr.  C.  Deite,  Prof.    Dr.    L.    Wittmack, 

Vorsitzender  des  Kuraloriunis.  Geh.   Rej^ierungsral,   Dirigent. 


Tagesordnung 

für  die  Versamiiiliiiiö  des  Vereins  ziirBeförderuiiö  des  ßarteiiijaiies  in  den  preussisclien  Staaten 

am  Donnerstag,  den  31.  Mai  1894,  6  Uhr 

im  Königlich   botanischen  Museum,   Grunewaldstrasse   5   und   7   (im  botanischen   Garten). 
\'(ini  April  bis  August  finden  die  Versammlungen  im  Königlich   botanischen  Museum  sUiU. 

1.  Ausgestellte  Gegenstände. 

2.  Neuwahl  sämtlicher  Ausschüsse. 

3.  Zweite  und  endgültige  Beratung  des  Etats. 

4.  Feier  des  Stiftungsfestes. 

5.  L.  Wittmack:    F)er  Gemüsebau   in   den  Vereinigten  .Staaten. 

6.  Verschiedenes. 

Der  General-Sekretär  ist  bereit,  vor  der  Sitzung  die  Beiträge  entgegenzunehmen.  hu 
Uebrigen  wird  gebeten,  sie  an  Herrn  Kgl.  Hoflieferanten  F.  J.  M.  Plumpe,"Berlin  SW.,  Koch- 
strasse    12,  einzusenden. 


Gartenflora  1S94. 


Taf.1403. 


CocHLioDA  NoEZLiÄNA Rolfe 


Cochlioda  Noeziiana  A.  Rolfe.*^ 

Hierzu  Tafel    1403. 

ie  auf  unserer  Tafel  1403  abgebildete  Orchidee  ist  seit  einigen  Jahren  etwas 
häufiger  geworden,  sie  hat  sich  wegen  ihres  zierlichen  Wuchses  und  ihrer 

1<y'  prächtigen  Blütenstände,  welche  für  Binderei-Zwecke  Verwendung  finden 
können,  ziemlich  schnell  eingebürgert.  Wie  aus  der  Abbildung  hervor- 
geht, beansprucht  die  Ptlanze  keinen  grossen  Platz,  ihre  Bulben  und  Blätter  sind 
vergleichsweise  winzig  und  erinnern  an  kümmerliche  f^xemplare  irgend  eines 
Oncidium.  Gerade  der  Umstand,  dass  die  Ptlanze  gewissermassen  mehr  erfüllt, 
als  sie  zu  versprechen  scheint,  hat  wohl  dazu  beigetragen,  sie  so  schnell  beliebt 
zu  machen.  Wie  wir  nun  einmal  zu  empfinden  pfiegcn,  suchen  wir  eine  ge- 
wisse Übereinstimmung  zwischen  vegetativem  Aufbau  und  Blütenfülle.  Bringt 
eine  Pflanze,  welche  wie  eine  stattliche  Vanda  oder  Acrides  anzuschauen  ist, 
eine  Rispe  winziger  Blüten,  so  wird  sie  mit  Bemerkungen,  welche  oft  recht  hart 
klingen,  an  irgend  einen  Professor  der  Botanik  verschickt,  welcher  sich  für 
solchen  Schund  interessiert;  entdeckt  dieser  hinterdrein  an  dem  Dinge  botanische 
Vorzüge;  nun,  um  so  besser  für  ihn.  Hier  liegen  nun  die  Dinge  umgekehrt, 
denn  die  Ptlanze  ist  entschieden  unendlich  viel  besser  als  ihr  Ruf,  d.  h.  das 
Aussehen  ihres  vegetativen  Aufbaues. 

In  die  Erläuterung  botanischer  Details  einzutreten,  ist  in  einer  Zeitschrift 
wie  diese  um  so  weniger  Veranlassung,  als  die  Abbildung  ganz  vorzüglich  ist 
und  besser  für  sich  selber  redet  als  eine  langatmige  Diagnose.  Kein  Gärtner 
wird  angesichts  einer  solchen  Abbildung  im  Zweifel  über  die  Identität  sein, 
um  so  mehr,  als  die  Zahl  der  etwa  damit  zu  verwechselnden  Arten  augen- 
blicklich in  Europa  sehr  gering  ist  und  einzig  und  allein  schon  die  Farbe, 
welche  meist  hell  scharlachrot  mit  einem  leichten  Anflug  von  bläulich  zu  sein 
pflegt,  kaum  je  wieder  in  dieser  Nuance  vorkommt.  Des  Oncidium-ähnlichen 
Aufbaues  und  der  nickenden  langgestielten  Blütenstände  sei  noch  einmal  ge- 
dacht.    Eigenartig  ist  das  Labellum,    dessen  Mittellappen    auffallend   schmal  ist 


*)  Cochlioda  Noeziiana.  Fseudobulbis  uvoideo-oblongis,  compressis,  foliis  lineari- 
oblongis  acutis,  scapo  arcuato  paniculato,  bracteis  lanceolatis  acutis,  sepalis  liberis  lineari- 
ohlongis  mucronatis,  petalis  latioribus,  labello  trilobo,  lobe  medio  late  oblonge  suLtruncato 
emarginato,  lobis  lateralibus  late  rotundatis,  callis  duobus  linearibus  in  disco,  columna  subclavata. 
Rolfe  in  Lindenia  VI  (1890)  S.  55  T.  2(j(").  Odontoglossum  Noezlianum  Hort.  Gard.  Chron. 
1890   vol.    2,   S.   570   und   ()02.   —  Journ.   d.   Orch.   1   S.    294. 

Der  Name  Cochlioda  wäre  am  besten  mit  ,,Muschelorchis"  zu  übersetzen.  Lindley,  welcher 
ihn  aufstellte,  verglich  die  beiden  Lamellen  unterhalb  der  Säule  mit  den  beiden  Schalen  einer 
Muschel.  Der  Speciesname  „Noezhana"  ist  der  Pflanze  zu  Ehren  des  Entdeckers  gegeben 
worden,  des  Schweizers  Johannes  Noezli,  welcher  im  Auftrage  der  Firma  Linden  Orchideen 
sammelte. 


232  Die  Ortgies-Feier. 


und  welches  mit  2  Längskielen  der  Säule  angewachsen  ist.  Die  Gattung 
Cochlioda  besteht  aus  4  bis  5  sehr  ornamentalen  Arten,  welche  alle  aus  kleinen 
Bulben  ihre  schönen  Blütenrispen  entwickeln  und  somit  zu  den  hinsichtlich  des 
Platzes  anspruchslosesten  Arten  gehören.  Sie  alle  erfordern  dieselbe  Kultur  wie 
die  wärmeren  Odontoglossen  und  viel  Licht,  sie  alle  stammen  aus  den  Gebirgen 
Columbiens  und  des  nördlichen  Ecuador.  Eine  von  ihnen,  Cochlioda  vulcanica 
(auch  als  Mesospinidium  vulcanicum  bekannt),  ist  jetzt  in  ihrer  Heimat  nahezu 
vernichtet,  aber  in  diesem  Falle  nicht  durch  die  Rücksichtslosigkeit  der  Sammler, 
sondern  durch  einen  Lavastrom,  der  aus  einem  der  Kegel  des  Tunguragua- 
Vulcanes  seitlich  hervorbrach  und  gerade  den  Teil  der  Wälder  niederbrannte, 
in  welchem  diese  reizende  Cochlioda  verhältnismässig  häufig  war.  Soweit  wir 
über  die  Höhenlagen  unterrichtet  sind,  müssen  wir  folgern,  dass  eine  absolut 
kühle  Kultur,  wie  sie  für  Masdevallien  und  manche  Odontoglossen  angezeigt 
ist,  den  Cochlioden  nicht  zusagen  würde  und  dass  sie  etwas  höhere  Anforde- 
derungen  an  Wärme  stellen,  ohne  deshalb  gerade  Warmhauskultur  zu  ver- 
tragen. Unsere  Abbildung  ist  nach  einem  im  Jahre  1893  im  Kgl.  botanischen 
Garten  zu  Berlin  blühenden  Exemplar  gemalt  worden. 

F.  Kränzlin-Gr.-Lichterfelde. 


Die  Ortgies-Feier. 


m  I.Mai  war,  wie  schon  in  der  Lebensbeschreibung  von  Ortgies,  Heft  9, 
S.  225  berichtet,  der  Tag,  an  welchem  Herr  Ed.  Ortgies,  bis  vor 
kurzem  Inspektor  des  botanischen  Gartens  in  Zürich,  sein  50J ähriges 
Gärtner-Jubiläum  feierte.  Herr  Hofgärtner  a.  D.  Kirchhoff,  früher  in  Donau- 
eschingen, jetzt  in  Freiburg  in  Baden,  Herr  Professor  Gramer,  der  frühere 
Direktor  des  botanischen  Gartens  in  Zürich,  und  Herr  Apotheker  Haerlin, 
Zürich  begaben  sich  um  9  Uhr  A^on  Zürich  nach  Kilchberg  und  Herr  Kirch- 
hoff  hielt  folgende  Anrede: 

Lieber  Freund  und  Berufsgenosse! 
Mir    ist    die    ehrenvolle  Aufgabe  geworden,    am  heutigen  Feste    der 
Dolmetsch  aller  treuen  Kollegen  und  Freunde  ausserhalb  der  Schweiz 
sein  zu  dürfen.     Es  ist  für  mich  eine  doppelte  Freude,  meinem  ältesten 
Freunde    und  Fachgenossen    bei  diesem  Anlass    die  Hochachtung  und 
die    Glückwünsche    aller    Freunde    und    Kollegen    aller    Länder    aus- 
sprechen zu  dürfen,  um  so  mehr,   als   wir  halbe  Namensbrüder   sind*) 
und  unsere  Wege   fast  gleichlaufend  waren.      Ich   bin  beauftragt,    dem 
Jubilar  als  Anerkennung    seiner  Verdienste   diese  Adresse    nebst  einer 
Ehrengabe  zu  überreichen,   und   gestatte  mir,  die  Adresse  zu  verlesen. 
Die  Adresse,    welche    von    gegen    100    Gärtnern    und   Gartenfreunden    aus 
Deutschland,  Österreich,  Belgien,  Frankreich,  Russland,  Italien  unterzeichnet  ist, 
lautet  wörtlich: 

Berlin,  den  i.  Mai  1894. 
Hochgeehrter  Herr  Garteninspektor! 
An  dem  Tage,  an  welchem  Sie  auf  eine  fünfzigjährige  unermüdliche 
Thätigkeit  im  Dienste    des  Gartenbaues  zurückschauen,    erlauben  sich 


*)   Beide  heissen  Carl  Eduard,  beide  arbeiteten  gleichzeitig  in  Hamburg. 


Die  Ortgies-Feier.  283 


die  Unterzeichneten,  Ihnen  ihre  laerzlichsten  Glückwünsche  zu  diesem 
schönen  Feste  auszusprechen  und  Ihnen  zugleich  ihren  verbindlichsten 
Dank  zu  sagen  für  alles,  was  Sie  auf  dem  gärtnerischen  Gebiete  ge- 
leistet. Ein  Sohn  deutscher  Erde,  haben  Sie  im  Auslande  Ihre  grössten 
Erfolge  errungen.  Sie  waren  es,  der  in  England  die  erste  Victoria  regia 
zur  Blüte  brachte;  Sie  waren  es,  der  in  Belgien  die  ersten  Nymphaea- 
Hybriden  erzog.  Und  sie  waren  es  wieder,  den  man  als  würdigen 
Nachfolger  des  Altmeisters  Regel  zur  technischen  Leitung  des 
botanischen  Gartens  nach  Zürich  berief.  Achtunddreissig  Jahre  haben 
Sie  dort  segensreich  gewirkt  und  aus  kleinen  Anfängen  den  Garten 
immer  mehr  und  mehr  gehoben.  Ganz  besonders  aber  haben  Sie  treu 
die  Sendungen  der  berühmtesten  Sammler  gehegt  und  gepflegt  und  auf 
diese  Weise  ganz  ausserordentlich  zur  Bereicherung  unseres  Ptlanzen- 
schatzes  beigetragen.  Gerne  hätten  wir  Sie  in  Ihrem  alten  Wirkungs- 
kreise heute  begrüsst  —  es  hat  nicht  sollen  sein.  —  Wir  aber  hoffen, 
dass  Sie  nun,  frei  von  Geschäften,  um  so  mehr  Zeit  finden  werden, 
Ihre  reichen  Erfahrungen  zum  Nutzen  der  Allgemeinheit  zu  verbreiten. 
Männer  aus  den  verschiedensten  Landen  sind  zusammengetreten,  um 
Ihnen  am  heutigen  Tage  eine  Ehrengabe  zu  überreichen,  und  bitten 
Sie,  dieselbe  freundlichst  hinnehmen  zu  wollen.  Möge  der  gütige 
Himmel  Ihnen  noch  viele  Jahre  in  Glück  und  Gesundheit  im  Kreise 
Ihrer  Familie  schenken  und  Sie  sich  noch  lange  der  warmen  An- 
erkennung Ihrer  Fachgenossen  erfreuen!« 

(Folgen  die'  Unterschriften.) 

Hierauf  sprach  Herr  Professor  Dr.  Gramer,  bis  1893  Direktor  des  bo- 
tanischen Gartens,  folgendes: 

Mein  lieber  Herr  Ortgies! 

Indem  auch  ich  Ihnen  zu  Ihrem  50jährigen  Jubiläum  von  Herzen 
gratuliere,  bedaure  ich  nur,  Ihnen  für  die  trefflichen  Dienste,  die  Sie 
während  38  Jahren  dem  Züricher  botanischen  Garten  geleistet 
haben,  nicht  ebenfalls  ein  äusseres  Zeichen  der  Anerkennung  und  des 
Dankes  überreichen  zu  können. 

Sie  wissen,  dass  ich  mir  zu  dem  Zweck  Mühe  genug  gegeben  habe, 
leider  aber  ohne  Erfolg. 

Glauben  Sie  indessen  darum  nicht,  dass  in  Zürich  niemand  Ihre 
diesbezüglichen  Verdienste  würdige!  Alle,  welche  die  Verhältnisse 
kennen,  wissen  sehr  wohl,  dass  bei  den  zahlreichen  Neubauten  oder 
Umbauten  sowie  übrigen  Verbesserungen,  die  während  Ihrer  langen 
Amtsperiode  im  hiesigen  botanischen  Garten  ausgeführt  worden  sind, 
Ihre  Ansichten  und  Vorschläge  meist  massgebend  waren.  Es  kann 
auch  nicht  vergessen  bleiben,  dass  Sie  resp.  der  von  Ihnen  mit  so 
viel  Einsicht  und  Erfolg  betriebene  Pflanzenhandel  es  war,  der  dem 
Garten  zum  grossen  Teil  die  nötigen  Subsistenzmittel  verschafft  hat. 
Allein  dies  ist  ja  lange  nicht  alles.  In  der  That,  wer  kennt  nicht 
Ihre  Verdienste  um  unsere  Sammlung  lebender  Orchideen,  um  die 
Sammlung  von  Koniferen,  Cycadeen  etc.!  Wieviele  interessante  Novi- 
täten aus  diesen  und  andern  Pflanzenfamilien  sind  durch  Sie  voran 
in    unsern    botanischen  Garten    eingeführt  worden,    wie   sehr  hat  die 


2^A  Die  Ortgies-Feier. 


Reichhaltigkeit  unseres  Pflanzeninventars  überhaupt  unter  Ihnen  zu- 
genommen! Wie  Aäele  fruchtbare  Anregungen  verdankt  ferner  die 
hiesige  Gärtnerwelt  Ihrem  Beispiel,  nur  kurz  auch  zu  gedenken  der 
grossen  Dienste,  die  Sie  während  viele  Jahre  durch  den  Handel 
mit  landwirtschaftlichen  Sämereien  unserer  Bauernsenne  geleistet 
haben! 

Was  ich  hiermit  gesagt,  ist  nur  das  Echo  dessen,  was  der  Gründer 
und  vieljährige  frühere  Gartendirektor  Professor  Oswald  Heer  schon 
im  Jahre  1882  schriftlich  bezeugt  hat.  Möge  es  Sie  darum  nicht  weniger 
wohlthuend  berühren,!  Zur  vollen  Genugthuung  aber  mögen  Ihnen  die 
hohen  Auszeichnungen  gereichen,  die  Ihnen  der  heutige  Tag  aus  den 
weitesten  Kreisen  Ihrer  Fachgenossen  entgegenbringt! 

In  dieser  Ploffnung  wiederhole  ich  meine  innigen  Glückwünsche  zu 
Ihrem  heutigen  Ehrentag. 
Alsdann  ergriff  Herr  Hofgärtner  Kirchhoff  noch  einmal  das  Wort  und  über- 
reichte die  vergoldete    grosse  silberne  Medaille,    die  sog.  Vermeilmedaille    des 
Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  die  nur  verliehen  wird  für  Förderung 
der  Zwecke  des  Vereins  durch  allgemeine  Förderung  des  Gartenbaues. 

Endlich  folgte  die  Rede  des  Herrn  Apotheker  Ilaerlin,  der  im  Namen  der 
Schweizer  Freunde  die  Glückwünsche  darbrachte. 
Der  Jubilar  antwortete  hierauf: 

Geehrte  Herren  und  liebe  Freunde! 
Gefühle  sehr  gemischter  Art  waren  es,  die  auf  mich  einstürmten, 
als  ich  die  erste  Kunde  erhielt,  meine  Freunde  im  Ausland  hätten 
einen  Aufruf  erlassen,  um  mir  bei  Anlass  meines  Rücktrittes  vom 
Amte  und  meines  50jährigen  Gärtnerjubiläums  ein  Zeichen  wohl- 
wollender Teilnahme  und  freundlicher  Anerkennung  zukommen  zu 
lassen.  Zunächst  war  es  das  Gefühl  der  Beschämung,  das  BeAvusst- 
sein,  dass  meine  geringen  Verdienste  kaum  hinreichen,  um  eine  solche 
öffentliche  Anerkennung  zu  rechtfertigen  —  weit  überwog  aber  das 
Gefühl  tiefer  Rührung,  das  mich  ergriff  bei  dem  Gedanken,  trotz  dieser 
bescheidenen  Verdienste  einer  solchen  Auszeichnung  würdig  befunden 
zu  werden,  gepaart  mit  dem  Gefühle  inniger  Dankbarkeit  gegenüber 
diesen  Freunden,  die  in  so  freundlich  anerkennender  Weise  meiner 
gedacht  haben.  Ich  will  es  nicht  verhehlen,  auch  das  Gefühl  freudigen 
Stolzes  mischte  sich  ein,  das  Gefühl  erhebender  Genugthuung,  die 
über  erlittene  Unbill  schliesslich  triumphierend  hinwegblicken  kann. 
Heute  nun  wird  mir  die  grosse  Freude  und  hohe  Ehre,  Sie,  meine 
verehrten  und  lieben  Freunde,  in  meiner  bescheidenen  Häuslichkeit 
begrüssen  zu  dürfen  als  Überbringer  der  mir  aus  aller  Herren  Länder 
zufliessenden  Zeichen  freundschaftlichen  Wohlwollens  und  kollegialer 
Teilnahme.  In  dieser  Stunde  fühle  ich  so  recht,  wie  treffend  und 
schön  Goethe  gesagt  hat: 

»Die  Welt  ist  so  leer,  wenn  man  nur  Berge,  Flüsse  und  Städte 
darin  denkt:  aber  hier  und  da  jemanden  zu  wissen,  der 
mit  uns  üljereinstimmt,  mit  dem  wir  auch  stillschweigend 
fortleben,  das  macht  uns  dies  Erdenrund  zu  einem  bewohnten 
Garten.« 


Das  Denkmal  .1.  M.   Hikiebraiidts. 


285 


Hoch  beglückt  mich  der  Gedanke,  dass  ein  gütiges  Geschick  mir 
vergönnt  hat,  einen  solchen  Garten  anzulegen,  treue  Freunde  und  wohl- 
wollende Gönner  in  weitesten  Kreisen,  in  fast  allen  Ländern  Europas 
zu  erwerben,  und  so  Gott  will,  auch  ferner  bis  an  mein  Ende  zu  be- 
wahren ! 

Wollen    Sie    gefälligst    allen    Beteiligten    meinen    herzlichsten  Dank 

übermitteln    und    als    freundliche    Überbringer    selber    innigsten  Dank 

empfangen    für  Ihr  Bemühen,    mir  den  heutigen  Tag  zu    einem  unver- 

gesslichen  Ehren-  und  Freudentage  zu  machen.    Seien  Sie  mir  herzlichst 

willkommen! 

Alsdann  wurde  ein  Frühstück  eingenommen,  bei  dem  edler  deutscher  Wein 

gar    bald    eine    fröhliche  Stimmung  erweckte,    während  Briefe  und  Depeschen, 

auch  manche  wertvolle  Gaben  von  den  verschiedensten  Seiten  einliefen. 


Das  Denkmal  J.  M.  Hildebrandts. 

Von  K.  Rensch,  Berlin. 
Hierzu  Abbild.   38. 


in  schlichtes  Denkmal  ist  es,  welches  wir  in  Abb.  58  unsern  Lesern  vor- 
führen, das  Denkmal  des  verstorbenen  Forschungsreisenden  Johann 
Maria  Hildebrandt,  errichtet  von  seinen  Freunden  in  der  Heimat. 
Auf  einem  langwürfeligen  Unterbau  erhebt  sich  eine  abgebrochene 
Säule  aus  Granit.  An  einer  Seite  des  Unterbaues- ist  eine  Syenit-Tafel 
mit  Inschrift  befestigt.  Der  ganze  Fond  der  Platte  ist  ausgemeisselt, 
sieht  also  roh  und  grau  aus,  nur  die  Buchstaben  treten  hervor;  sie  sind  poliert 
und  erscheinen  demnach  dunkel.  Ein  ebensolcher  polierter  dunkler  Rand  um- 
giebt  die  ganze  Platte.  Dieselbe  wurde  in  Hamburg  gearbeitet  und  durch  die 
Güte  des  Hauses  O'Swald  &  Co.  nach  Madagascar  geschafft. 

Herr  Dr.  med.  Pastor  Borchgrewink  in  Tananarivo,  der  die  Güte  hatte, 
die  Herstellung  des  Denkmals  zu  überwachen,  schreibt  uns  unter  dem 
25.  September  1888:  »Ich  bin  erfreut,  Sie  benachrichtigen  zu  können,  dass  der 
prächtige  Stein  am  letzten  Sonnabend  in  unser  Haus  gekommen  ist.  Er  wurde 
vor  dem  Fenster  des  Zimmers,  in  welchem  Hildebrandt  aushauchte,  aus 
dem  Kasten  genommen.  Es  ist  nach  jeder  Hinsicht  ein  geschmackvolles  Stück 
Kunst  und  hat  nicht  den  geringsten  Schaden  auf  seinem  Wege  erfahren.« 
Die  Inschrift  der  Tafel  lautet: 

Dem  Andenken 

J.  M.  Hildebrandt's, 

des  rastlosen  Forschers  in  Ost-Afrika, 

geb.    am    19.    März    1847    zu    Düsseldorf  a.  Rh., 

gest.  am  29.  Mai   i88i   zu  Tananarivo, 

gewidmet 

von  seinen  Freunden. 

Hildebrandt  hat  3  Forschungsreisen  nach  Afrika  unternommen,  zwei  davon 

nach  Ustafrika.  die  dritte  letzte  nach  Madagascar. 


2Ög  Das  Denkmal  J.  M.  Hildebrandts. 

Die  erste  Reise  nach  Ostafrika  währte  vom  5.  März  1872  bis  4.  September  1874. 
Hildebrandt  begab  sich  über  Triest,  Alexandrien,  Suez,  Geddah,  Hodeidah  und 
Mocha  nach  Aden.  Von  hier  kehrte  er  auf  einem  englischen  Kriegsschiffe 
nach  Massua  zurück,  lernte  dort  Munzinger-Bey  kennen  und  schloss  sich  im 
Juli  1872  dessen  militärischer  Expedition  nach  den  Grenzländern  Abessiniens  an. 
Im  Oktober  mit  reicher  Ausbeute  nach  Massua  zurückgekehrt,  unternahm  er  einen 
kurzen  Ausflug  nach  der  Salzebene  Ragad  und  dem  noch  thätigen  Vulkan  Orteale, 
kehrte  dann  über  Rac-Arar  zu  Kamel  nach  Aden  zurück.  Von  hier  aus 
besuchte  er  das  Somaliland,  die  Städte  Berbera  und  Bulhar  und  das  Ahl- 
gebirge, die  Heimat  des  Weihrauchs  und  der  Myrrhe,  der  Aloe  und  des 
Drachenbaumes.  Nun  begab  er  sich  in  sein  eigentliches  Forschungsgebiet  nach 
Sansibar.  Hier  durchforschte  er  bis  zu  seiner  Rückreise,  August  1874,  die 
Insel  und  das  Festland  von  Sansibar,  besonders  auch  das  Gebiet  der  beiden 
Flüsse  Wami  und  Kingani. 

Die  zweite  Reise  trat  Hildebrandt  am  27.  Februar  1875  an.  Die  Zeit  seines 
Aufenthaltes  in  Berlin  hatte  der  Reisende  benutzt,  um  seine  Gesundheit  zu 
kräftigen,  sich  eine  bessere  Ausrüstung  zu  beschaffen  und  die  Litteratur  über 
die  Galaländer  und  sein  Forschungsgebiet  zu  studieren.  Am  18.  Februar  langte 
Hildebrandt  in  Aden  an,  unternahm  von  hier  aus  wenige  Tage  später  eine 
abermalige  Reise  nach  dem  Somalilande,  diesmal  über  Meith  im  Gebiete  der 
Habr-Gehardyis-Somalen  nach  dem  Serrut-Gebirge,  Dann  begab  er  sich  nach 
Sansibar  und  von  dort  aus  nach  der  Comoro-Insel  Johanna,  die  er  in  den 
Monaten  Juni-September  durchstreifte.  Im  September  nach  Sansibar  zurück- 
gekehrt, ging  er  an  die  Lösung  seiner  für  diese  Reise  gestellten  Aufgabe,  die 
Erforschung  des  Kenia.  Ein  Versuch,  denselben  von  Lamu  aus,  dem  Tana 
entlang,  zu  erreichen,  misslang.  Die  Furcht  seiner  Leute  vor  dem  Somal  sowie 
eigne  Krankheit  zwangen  ihn  zur  Rückkehr.  Im  Hospitale  des  englischen 
Stationsschiffes  London  fand  er  Aufnahme  und  Heilung.  Erst  im  Januar  1877 
konnte  er  den  zweiten  Versuch  zur  Erreichung  des  Kenia  unternehmen.  Er 
gelangte  zwar  bis  Kitni  in  Ukamba,  allein  den  Kenia  erreichte  er  nicht.  Eine 
Horde  Wakwali  versperrte  den  Weg.  Bei  seiner  kleinen  Schar  Leute  war  an 
Gewalt  nicht  zu  denken.  Ein  Versuch  der  Einwohner,  ihn  durch  vergiftete 
Milch  zu  vergiften,  gelang  zwar  nicht,  allein  die  sofort  angewandten  Gegen- 
mittel schienen  doch  nicht  alles  Gift  aus  dem  Körper  beseitigt  zu  haben.  Seit 
jenem  Tage  litt  Hildebrandt  an  Magenblutungen,  die  auf  der  3.  Reise  in 
Madagascar  wohl  die  Veranlassung  zu  seinem  Tode  geworden  sind.  Krank  an 
Körper  und  Geist  kehrte  er  über  Sansibar  nach  Berlin  zurück,  wo  er  am 
13.  November  1877  anlangte. 

Seine  dritte  letzte  Reise  nach  Madagascar  trat  Hildebrandt,  gestärkt  durch 
den  Aufenthalt  in  der  Heimat,  am  20.  Februar  1879  an.  Am  21.  April  nach 
Nosi-be  gelangt,  schlug  er  dort  sein  Standquartier  anf,  unternahm  eine  Expedition 
nach  Beravi  und  lichtete  das  Dunkel,  welches  das  Ende  des  Bremenser  Arztes 
Dr.  Rutenberg  umgab.  Einen  weiteren  Ausflug  unternahm  er  dann  nach  dem 
nördlichsten  Theile  Madagascars,  nach  dem  Ambergebirge.  Im  Mai  1880 
brach  er  dann  nach  Tananarivo  auf  und  langte  dort  schwer  krank  im  Juni  an. 
Durch  die  thatkräftige  Hilfe  und  treue  Pflege  des  Dr.  Borchgrewink,  sowie 
durch  den  Besuch  der  heissen  Quellen  in  Sirabe  wurde  sein  Gesundheitszustand 
soweit    gehoben,    dass    er    im    Oktober,    November    und    Dezember    im    Wald- 


Das  Denkmal  J.  M.  Hildebrandts. 


287 


gebirge  von  Andrangoloaka  eifrig  sammeln  konnte.  Am  18.  Januar  i88i 
unternahm  er  noch  einen  Ausflug  nach  dem  Ankaratragebirge  und  Süd- 
Betsileo.  Hier  hatte  er  viel  von  Nässe  und  Kälte  und  auch  von  Fieber 
zu    leiden,    auch    stellten    sich    wieder    Magenblutungen    ein.      Die    Rückreise 


Abb.   58.     Denkmal  J.  M.  Hildebrandts  in  Madagascar. 

nach  Tananarivo  ging  langsam  vorwärts,  sie  stärkte  ihn  aber  so,  dass  er  am 
25.  April  bei  verhältnismässig  guter  Gesundheit  in  Tananarivo  anlangte  und 
sich  schon  mit  neuen  Plänen  beschäftigte. 

Allein  am  15.  Mai    trat  eine  neue  Magenblutung  ein,    die    sicn   am  21.  und 


288 


Das  Öenkmal  J.  M.  Hildebrandts. 


27.  Mai  wiederholte.  Seine  Kräfte  sanken  schnell.  Trotz  der  treuen  Pflege 
und  ärztlichen  Hilfe  des  Dr.  Borchgrewink  war  keine  Rettung  mehr.  Am 
Sonntag,  den  29.  Alai,  morgens  3'^  Uhr,  verstarb  er,  nachdem  er  vorher  noch 
die  nötigen  Verfügungen  über  den  Transport  seiner  Sammlungen  u.  s.  w. 
getroffen  hatte. 

Am  30.  Mai  wurde  er  unter  allgemeiner  Beteiligung  der  dort  anwesenden 
Europäer  auf  dem  Kirchhofe  der  norwegischen  Mission  zn  Ambatovinaky  bei 
Tananarivo  begraben.  Dr.  Borchgrewink  sprach  die  Grabrede.  Nach  ihm 
hielt  der  französische  Konsul  und  Kommissär  der  französischen  Republik,  Herr 
Th.  Meyer,  der  einzige  in  Tananarivo  anwesende  diplomatische  Vertreter,  in 
deutschen  Worten  folgende  herzliche  Ansprache: 

»In  Abwesenheit  eines  Vertreters  des  deutschen  Reiches  und  als 
der  einzige  in  Tananarivo  anwesende  Konsul  erfüllt  der  Kommissär 
der  französischen  Republik  eine  traurige  Pflicht,  indem  er  am  Grabe 
Johann  Maria  Hildebrandts  das  Wort  ergreift.  Wissenschaft  kennt 
keine  Grenzen.  Ein  Zufall  erlaubt  es,  dass  in  fernster  Fremde,  weit 
von  der  heimatlichen  Erde,  die  letzten  Worte  auf  Hildebrandts  Grab 
in  Hildebrandts  Sprache  fallen.  Es  ist  mir  nicht  vergönnt,  Hildebrandts 
Verdienste  um  die  europäische  Wissenschaft  weiter  zu  erörtern,  noch 
zu  würdigen,  hierzu  fehlen  Zeit  und  Dokumente.  In  der  Heimat  wird 
ihm  das  verdiente  Lob  gezollt  werden.  Acht  Jahre  in  Ostafrika  und 
seit  ungefähr  zwei  Jahren  in  Madagascar,  durch  Krankheit  und  Leiden 
nie  entmutigt,  wirkte  er  unermüdlich  für  die  Wissenschaft.  Er  war 
ein  Vorkämpfer  europäischer  Kultur  in  fernsten  Ländern.  Wie 
Livingstone  und  so  viele  andere  unter  den  Besten,  ereilte  ihn  das  Loos 
des  grossen  Reisenden.  Doch  er  ist  zu  früh  gestorben.  Ein  Trost 
aber  wurde  ihm  und  den  Seinigen  gewährt.  Treue  Pflege  linderte 
seine  Qualen,  und  Freunde,  zum  Teil  unbekannte  Freunde  umringen 
sein  Grab.  Glückselig  diejenigen,  die  wie  er  im  Bewusstsein  erfüllter 
Pflicht  die  Augen  schliessen  können.  Sie  haben  ihr  Werk  gethan  und 
die  Nachwelt  wird  ihrer  gedenken.  Im  Namen  Deines  fernen  Vater- 
landes, im  Namen  der  europäischen  Wissenschaft,  im  Namen  der 
civilisierten  Welt  —  für  sie  waren  Deine  letzten  Grüsse  —  Johann 
Maria  Hildebrandt  sage  ich  Dir  ein  feierliches  letztes  Lebewohl. 
Ruhe  sanft  in  Madagascars  Erde«. 
Ein  grosser  Eucalyptus-Baum  senkt  trauernd   seine  Zweige  über  das  Grab. 

•  • 

* 

Wir  können  nicht  schliessen,  ohne  der  Worte  zu  gedenken,  die  Herr 
Geheimrat  Professor  Dr.  Virchow  in  der  Gesamtsitzung  der  Königlichen 
Akademie  der  Wissenschaften  am  10.  November  1881  dem  Verstorbenen  widmete: 
»So  endete  dieser  treue  und  glückliche  Forscher,  9  Jahre  nachdem  er  seine 
erste  Afrika-Reise  angetreten  hatte.  Keiner  von  allen  Afrika-Reisenden  hat  mit 
so  geringen  Mitteln  so  viel  geleistet.  Jahrelang  war  er  fast  nur  auf  sich  selbst 
und  die  Erträge  seiner  Sammlungen  angewiesen,  und  doch  hat  er  keine  seiner 
Reisen  ausgeführt,  ohne  der  Wissenschaft  neue  Früchte  heimgebracht  zu  haben. 
Die  Akademie  übernahm  es  zuerst,  ihn  mit  ihren  .Mitteln  zu  unterstützen.  Auf 
ihre  Veranlassung  entschloss  er  sich,    nachdem  sein  \'ersuch,    zum  Kenia  vor- 


Einiges  über  die  neuen  Erdbeerzüchtungen  der  Gebr.  Laxton. 


_289 


zudringen,  durch  die  feindselige  Haltung  der  Eingebornen  abgeschlagen  worden 
war,  nach  Madagascar  zu  gehen  und  dieses  grosse,  so  wichtige  und  doch  noch 
so  wenig  gekannte  Gebiet  zu  erschliessen.  Auch  hier  sind  alle  seine  Unter- 
nehmungen von  Erfolg  gekrönt  gewesen.  Nur  sein  Vertrauen  auf  seinen  Körper 
hat  ihn  getäuscht.« 


Einiges  über  die  neuen  Erdbeerzüchtungen  der  Gebr.  Laxton. 

Von  E.  Geo.  Reid,  Sydenham,  London. 
Hierzu  3   Abbildungen. 

m  Anschluss  an  die  von  mir  zur  Monatsausstellung  am    36.  Apri)    in 
„^  —       Berlin    eingesandten   Früchte   der  Erdbeerneuheit  Laxtons    >^Royal 
W^  Sovereign«  erlaube  ich  mir,  die  letzten  5  Erdbeer-Neuheiten  dieser 

^/®   berühmten  Züchter  zu  beschreiben. 


Abb.  59. 
Erdbeere  „Laxtons  Latest  of  All". 

»Royal  Sovereign«  (Abb.  60).  Ist  durch  Kreuzung  der  so  allgemein  beliebten 
vSorte  »Noble«  und  »King  of  the  Earlies«  entstanden.  Es  ist  durch  diese  Varietät 
eine  Treibsorte  zur  Frühtreiberei  gewonnen,  welche  in  kurzer  Zeit  ihre  ver- 
diente Stellung  einnehmen  wird.  Die  schönen  Scharlach  gefärbten  Früchte 
haben  einen  saftigen,  ungemein  reichen  weinartigen  Geschmack.  Das  Fleisch 
ist  weiss. 

Dadurch,  dass  die  Samen  in  flachen  Vertiefungen  sitzen,  schützen  sie  die 
Oberfläche  der  Frucht  beim  Verpacken  und  machen  Royal  Sovereign  zu  einer 
guten  Versandfrucht. 

Die  ungemein  reiche  Tragbarkeit  im  Verein  mit  den  schon  erwähnten 
Eigenschaften    macht  sie  zu  einer  Marktsorte  ersten  Ranges. 

Die  Reifezeit  ist  einige  Tage  später  als  bei  »King  of  the  Earlies«. 


290 


Einiges  über  die  neuen  Erdbeerzüchtungen  der  Gebr.  Laxton. 


Als  Treibsorte,  möchte  ich  noch  einmal  erwähnen,  ist  sie  unerreicht,  und 
wer  eine  prachtvolle  Erdbeere  treiben  will,  die  allgemeine  Bewunderung  erregt, 
treibe  »Royal  Sovereign«.  Die  am  36.  April  ausgestellten  Früchte  hatten  6  cm 
Durchmesser. 


Abb.  60. 

Erdbeere   „Royal  Sovereign" 


Erdbeere  „Laxtons  Sensation". 


Abb.  62. 
Erdbeere  „Laxtons  Scarlet  Queen". 


Abb.  63. 
Erdbeere  „Laxtons  Competitor" 


Laxtons  »Sensation«  (61)  ist  eine  Erdbeere,  welche  in  der  Mitte  der  Erdbeer- 
zeit reift.  Diese  enorm  grosse,  wahrscheinlich  grösste  aller  Erdbeeren  hat  ein 
dunkelrotes  Fleisch.  Die  Blätter  und  Triebe  sind  ausserordentlich  kräftig, 
die  Früchte  erscheinen  in  wunderbaren  kräftigen,  reichtragenden  Büscheln. 


Bemerkungen  zu.  J.  Bornmüllers  Aufsatz  über  Crataegus  etc.  2Q1 

I.axtons  »Sc arl et  Queen«  (62).  Eine  hübsch  geformte,  leuchtend  zinnober- 
scharlachrote, wohlschmeckende  Frucht,  ausserordentlich  reichtragend. 

Zum  Versand  vorzüglich  geeignet.  Das  Fleisch  ist  fest,  aber  dennoch 
saftig,    als   Markt-   und    frühe  Tafelfrucht    wird   sie   allgemein   beliebt  werden. 

Laxtons  »Competitor«  (63).  Ist  in  der  Form  »Noble«  gleich.  Fleisch 
orange-scharlach,  fest  und  von  einem  ganz  bestimmten  Geschmack,  welcher 
ausserordentlich  kräftig  für  eine  frühe  Erdbeere  ist.  Die  äussere  Farbe  ist 
karmin-scharlach.  Ist  ein  Sämling,  entstanden  durch  Kreuzung  der  amerikanischen 
Sorte  >.Kerr's  Prolilic«  mit  dem  Pollen  der  Sorte  »Forman's  Excelsior«.  Als 
Treibsorte  wird  sie  die  bekannte   »Xicaise«  verdrängen. 

Laxtons  »Latest  of  All«.  Eine  herrliche  Frucht,  welche  entschieden 
die  späteste  Erdbeere  ist;  schon  allein  deswegen  ist  sie  ausserordentlich  wert- 
voll. Das  Aroma  ist  gleich  dem  der  bekannten  Sorte  »British  Queen«,  die  Frucht 
ist  sehr  gross,  bedeutend  grösser  als  diejenige  ihrer  Eltern,  welche  »British 
Queen«  und  »Flelena  Globe«  sind.  Es  sollte  mich  freuen,  wenn  diese  wenigen 
Zeilen  dazu  beitragen  würden,  dass  auch  in  Deutschland  diese  Erdbeersorten, 
welche  hier  in  I-^ngland  ein  so  allgemeines  wohlverdientes  Interesse  erregen, 
ihre  \'erbreitung  linden. 


Bemerkungen  zu 
J.  ßornmüllers  Aufsatz  über  Crataegus  tanacetifolia  (Lam.)  Pers. 

^'on  E.  Koehne. 
Abb.  64. 
Jjlerr  J.  Bornmüller  hat  in  seinem  Aufsatz  in  Heft  8  dieser  Zeitschrift, 
Seite  214,  über  Crataegus  tanacetifolia  vollkommen  recht  mit  der 
Bemerkung,  dass  ich  diese  Pflanze  bei  Abfassung  meiner  Dendrologie 
echt  nicht  gekannt  habe.  Ich  bin  inz\vischen  schon  eines  besseren 
belehrt  worden  durch  die  Freundlichkeit  des  Herrn  Professor  J.  Lange,  dem 
ich  brielliche  kritische  Bemerkungen  über  diese  Art  und  ihre  Unterscheidung 
von  C.  orientalis  sowie  treffliches  Material  von  beiden  Arten  aus  dem 
Garten  der  Landbau-Hochschule  zu  Kopenhagen  verdanke.  Dort  ist  demnach 
die  C.  tanacetifolia  echt  vorhanden.  Ich  erkannte  dann  auch,  dass  ein  ganz 
winziges  Zweigstückchen  mit  einer  Frucht,  welches  ich  schon  1889  im  Späthschen 
Arboret  einem  noch  sehr  kleinen  Strauch  entnommen  hatte  und  wegen  der 
Geringfügigkeit  des  Materials  nicht  richtig  beurteilen  konnte,  ebenfalls  un- 
zweifelhaft zu  derselben  Art  gehört.  Es  wurde  unter  dem  Namen  »C.  tanaceti- 
folia fructu  albo«  kultiviert,  die  Frucht  war  aber  gelb,  eine  Farbe,  die,  wie 
Herr  Bornmüller  sehr  richtig  bemerkt,  auch  bei  C.  orientalis  vorkommen 
kann.  Ich  bin  in  der  Lage,  aus  meiner  Sammlung  von  Zeichnungen  —  die  von 
C.  tanacetifolia  wurde  am  1.  März  1894  angefertigt  —  hier  einige  Figuren 
zu  geben,  welche  zur  Ergänzung  der  Bornmüller' sehen  Abbildung  dienen 
können  und  ohne  weitere  Ausführungen  die  grossen  Unterschiede  in  Blüten, 
Früchten  und  Steinen  zwischen  den  beiden  in  Rede  stehenden  Arten  ver- 
anschaulichen.    Ich  schliesse  mich  also  jetzt  der  Ansicht  an,  dass  diese  beiden 


2q2 


Das  Chrysanthemum  indicum  auf  der  Herbstblumen-Ausstellung  etc. 


Pflanzen  nicht  Varietäten  einer  Art,  sondern  unbedingt  verschiedene  Arten 
sind.  Crataegus  orientalis  gar  als  einfaches  Synonym  zu  C.  tanaceti- 
folia  zu  stellen,  wie  ich  es  in  meiner  Dendrologie  gethan,  ist  ganz 
ungerechtfertigt. 


Abb.  64. 
A     Blüte    von    Crataegus    tanacetifolia    mit  4  drüsig-gefransten  Hochblättern 

am  Kelchgrunde  (die  Staubbeutel  sind  fortgelassen),   3  fach  vergrössert  (k  sind 

die  Kclchzipfel). 
B     Frucht  in  natürlicher  Grösse,  eines  der  Hochblätter  am  Grunde  sichtbar. 
C     Stein,   3  fach  vergrössert,  mit  weit  herabreichendem  Vorhemd  (v). 
Aj,  Bj,  Cj  die  entsprechenden  Fig.  von  C.  orientalis  in  denselben  Vergrösscrungen. 


Das  Chrysanthemum  indicum  auf  der  Herbstblumen-Ausstellung 
(9.  bis  12.  November)  1893. 

|ic  in  lieft  22  der  Cartenllora  vom  15.  Xov.  i8g3  S.  691  ff.  gegebene  ein- 
gehende Schilderung  der  Herbstblumen-Ausstellung  seitens  des  Geh.  Reg. 
Rates  Herrn  Professor  Dr.  Wittmack  überhebt  mich  einer  näheren 
Aufzählung  der  einzelnen  Gruppen  der  Chrysanthemum  -Abteilung.  Viel- 
mehr handelt   es   sich  in  nachstehender  Besprechung  darum,  einen  klaren  Blick 


Das  Chrysanthemum  indicum  auf  der  Herbstblumen-Ausstellung  etc.  2Q^ 


über  die  Bedeutung-  des  Chrysanthemum  als  Kultur-  wie  Marktptlanze  und  im 
besonderen  der  Blume,  als  ein  für  die  Bindekunst  wichtiges  Material,  zu  ge- 
winnen. Dass  dabei  eine  .Ausstellung  in  der  Anhäufung  so  reichen  Materials 
eine  doppelte  \'eranlassung  zu  einer  in  diesem  Sinne  führenden  Darstellung 
bietet,  ist  ebenso  natürlich,  als  seitens  des  Darstellers  nicht  beabsichtigt  wird, 
etwa  bisher  noch  gänzlich  unbekannte  Wahrheiten  hier  an  das  Licht  zu  ziehen, 
sondern  nur  an  der  Hand  einfacher  Thatsachen  fehlerhafte  Urteile  zu  be- 
richtigen, und  zwar  möglichst  zum  Nutzen  allgemeiner  Interessen.  Ich  vermag 
die  ziemlich  allgemein  vorhandene  Ansicht:  dass  die  Ileranzucht  der  Chrysan- 
themum als  Herbstblüher  in  kultureller  wie  besonders  handelsgärtnerischer 
Beziehung  ein  überwundener  Standpunkt,  ein  bereits  völlig  abgegrastes  Feld 
sei.  keineswegs  zu  teilen.  Die  Thatsache,  dass  betreffende  Blumen  im  Handel 
bereits  den  denkbar  niedrigsten  Preis  (das  Tausend  zu  4  M.)  erreicht  haben  und 
als  Topfpflanze  auf  dem  heutigen  Markt  einen  nur  geringen  Preis  zu  erzielen 
vermögen,  ist  doch  wohl  insofern  schon  nicht  beweisführend,  als  bei  diesen 
niedrigen  Preisen  Blumen  wie  Pflanzen  zu  verstehen  sind,  welche  den  Anspruch 
auf  »Kultur«  durchaus  nicht  machen  können.  Wie  bei  allen  anderen  unserer 
Artikel,  die  ja  auch,  und  dies  nebenbei  bemerkt,  wenig  »rentieren«,  handelt 
es  sich  bezüglich  der  Chrysanthemum  darum,  festzustellen,  inwieAveit  das 
ptlanzenliebende  Publikum  bereits  an  dieser  »Modeart«  thatsächlich  sich  satt 
gesehen,  oder  ob  nicht  vielmehr  der  ganze  Kreis  der  Herbstblüher,  A^ornehm- 
lich  auch  das  Chrysanthemum,  seine  Liebhaber  gefunden,  bei  denen  diese 
letzteren  Blumen  infolge  ihrer  reichen  Farben-  wie  Formen-Auswahl  zur  Aus- 
schmückung der  Zimmer  wie  als  Gegenstand  künstlerischer  Darstellung  all- 
gemein Anklang  und  Verwertung  gefunden  habe.  Fällt  die  Antwort  hierauf 
bejahend  aus,  so  ist  dieser  Umstand  für  den  Züchter  von  ganz  wesentlicher 
Bedeutung.  Es  wird  sich  als  Folgerung  daraus  für  ihn  ergeben,  wie  eine  ent- 
sprechend gute  Kultur  dieser  Pflanze  anzustreben  sei,  um  auch  für  sie  den 
Markt  ferner  behaupten  zu  können.  Ohne  hier  speziell  auf  die  Herstellungs- 
kosten einzugehen,  sei  doch  auf  einige  der  nächsten  Umstände  dabei  hin- 
gewiesen. Pflanzen,  welche  im  Spätherbst,  der  sogenannten  Uebergangszeit. 
verhältnismässig  leicht  und  willig  blühen,  werden  schon  aus  praktischen 
Gründen  solchen  vorzuziehen  sein,  welche  erst  unter  Zuhilfenahme  künstlicher 
Mittel  (also  ein  erhöhter  Kostenpunkt  für  den  Züchter)  zum  Blühen  zu  bringen 
sind.  Ein  zweiter  nicht  zu  unterschätzender  L-mstand  liegt  im  Betrieb  der 
Spezial-Kultur.  Noch  immer  ist  die  Ansicht  unter  unseren  Geschäftsleuten 
gang  und  gäbe,  als  gehe  es  ohne  Sortiments-Geschäft  nicht  vorwärts,  als  müsse 
das  Vielerlei  immer  mehr  dem  Etw^as  einbringen.  Das  Schielen  »nach  den 
Fleischtöpfen  Egyptens«.  als  der  einzig  verheissungsvoll  wirkenden  Zukunft  gilt 
mehr,  wie  das  sich  Beschränken  auf  eine  aufmerksame,  streng  zu  verfolgende 
Kultur  und  die  hierbei  sich  ergebenden  mannigfachen  Winke  und  Beobachtungen, 
welche  wahrlich  nicht  innerhalb  eines  kurzen  Zeitraumes  zu  erlernen  sind,  um 
nutzenbringend  für  den  praktischen  Betrieb  verwendet  zu  werden.  Das  Beispiel 
unseres  Vetters  jenseits  des  Kanals,  der  in  praktischer  Hinsicht  meist  konsequent 
handelt  und  hauptsächlich  der  Spezial-Kultur  seine  Erfolge  zu  verdanken  hat, 
weisen  wir  stets  von  der  Hand  mit  dem  Bemerken:  ja.  da  drüben  sind  ganz 
andere  Verhältnisse,  mit  den  unsrigen  gar  nicht  zu  vergleichen!  In  der  That 
eine  wenitr  oenüuende  Entschuldigung,  ein  geringer  Trost,  die.  wenn  man  ihnen 


2QA  Das  Chrysanthemum  indicum  auf  der  Herbstblumen-Ausstellung  etc. 

näher  auf  den  Leib  rückt,  sehr  bald  zerfallen;  am  wenigsten  dann  berechtigt, 
wenn  so  oft  hierbei  der  in  England  vorhandene  Reichtum  geltend  gemacht 
wird.  Denn  nicht  der  Mammon,  sondern  das  Verständnis  des  Liebhabers  ist 
der  springende  Punkt,  und  den  sich  gross  gezogen  zu  haben  wohl  das  Ilaupt- 
verdienst  des  englischen  Kollegen.  Unser  Publikum,  noch  nicht  in  jenem 
Masse  für  Sonder-Ausstellungen  interessiert,  als  dies  für  den  geschäftlichen 
Verkehr  zu  wünschen  w^äre,  muss  durch  die  Kunst  des  Gärtners  für  die  oder 
jene  Pflanzenart  gewonnen  werden.  Dazu  gehören  in  erster  Linie  Sonder- 
Kulturen  bez..  als  Produkt  derselben,  schöne  Kultur-Pflanzen.  Ich  bin  mir  wohl 
bewusst  hierbei,  dass  vor  allem  dazu  3  Dinge  gehören:  ein  tüchtiger  Kultivateur, 
ein  fester  Grundsatz  in  dem  sich  »Beschränken«  und  —  Mittel!  Aber  in 
letzteren  allein  berühre  ich  schon  einen  wunden  Punkt;  wir  kranken  an  dem, 
misslichen  Grundsätze,  aus  »nichts«  »etwas«  machen  zu  wollen,  ein  bei  der 
heutigen  Geschäftslage  vergebliches  Beginnen.  Das  »sich  Beschränken«  habe 
ich  zuvor  bei  dem  Begriff  der  Spezial-Kultur  anzudeuten  versucht,  und  der 
tüchtige  Kultivateur?  Nun,  der  ist  eben  noch  ein  »Seltener«.  Möge  dieser 
Hinweis  die  nachstehende  Besprechung  über  Chrysanthemum  rechtfertigen.  — 
Das  für  die  Herbst-Ausstellung  entworfene  Programm  enthielt  in  circa 
10  Nummern  Chrysanthemum-Aufgaben,  wohl  schon  aus  dem  Grunde,  dass 
man  ohne  blühende  Chrysanthemum  eines  Hauptanziehungspunktes  auf  der 
Herbstblumen-Ausstellung  entbehrt  haben  würde.  Die  Zahl  der  in  Kultur  be- 
findlichen Sorten  hat  bereits  eine  solche  Ausdehnung  angenommen,  dass  es 
selbst  dem  hierin  arbeitenden  Fachmanne  sehr  erschwert  wird,  »brauchbares« 
heraus  zu  finden.  Unter  den  vielen  kommt  es  darauf  an,  diejenigen  Sorten 
der  Früh-  wie  Spät-IUüher  kennen  zu  lernen,  welche  edelgebautc,  exakt  ge- 
färbte Blumen  liesitzen.  Edelgebautc')  Blumen,  welche  gleichmässig  gerundet, 
nach  englischem  Muster  zur  höchsten  Vollkommenheit  sich  ausbilden  lassen: 
exalvtgefärbte,  deren  Farbenton,  nach  meinem  Dafürlialten,  in  bestimmter 
Farbenzone,  als  ein  in  sich  gesättigter  erscheint.  Eine  möglichst  volle,  kräftige 
Belaubung,  guter  Wuchs  in  der  ganzen  Haltung  der  Pflanze,  tragen  entsprechend 
zu  dem  Werte  der  ganzen  Erscheinung  bei.  Diese  Grundsätze  sind  für  Kultur- 
wie  Marktpflanzen  der  Hauptsache  nach  zu  fordern,  soll  die  Pflanze  an  sich 
anders  einen  Wert  besitzen.  An  der  Hand  des  auf  der  Ausstellung  vorhandenen 
Materials  ergiebt  sich  ungesucht  die  Einteilung:  Neuheiten,  Schaublumen, 
Kultur-Pflanzen,    Markt-Sorten,  für  die  Bindekunst  brauchbare  Sorten. 

An  hiesigen  selbst  gezogenen  Sämlingen  interessieren  uns:  ein  rosa 
Sämling  von  Weber-Spindlersfeld  (noch  unbenannt),  ein  chromgelber  von 
A.  Fehmer-Berlin  (ebenfalls  unbenannt),  die  einfach  hellgelbe  mit  dunkelgelbem 
Knopf  versehene  Sorte:  Kaiserin  Auguste  Victoria,  sowie  ein  gelb-brauner  Sport 
der  la  Triomphante  von  Lutzenberger-Zehlendorf,  die  uns  bereits  seit  voriger 
Ausstellung  bekannte  gelbe  »Germania«  sowie  eine  neueste  dunkel-goldgelbe 
»Frau  Geh.  Komm.  -  Rt.  Gruson«,  Züchtungen  von  Mönch-Leipzig.  Blüten  von 
10 — 12  cm  Durchmesser,  deren  Stammformen:  Bouquet  des  Dames  und 
la  TriomjDhante  sind.  Neuheiten:  rosa,  grossblumig  Mlle  \^alentine  de 
Lamartine;  rotbraun:  Souvenir  de  M.  Meunier:  goldgelb,  altgold:  Mons.  G. 
de  Dubour.  früher  Ijlühend  wie  die  bekannte  Source  d'or;  Mdme  \we  Pastjuier, 


*)   Nach   Angabe   des   Herrn   (Jbergartner   Weber-Spindlersfeld. 


Das  Chrysanthemum  indicum  auf  der  Herbstblumen-Ausstellung  etc.  2QR 


crem£!,clb  mit  rosa.  Einführungen,  von  Rcid  &:  I'^ornemann  stammend,  durch 
Herrn  Weber- vSpindlersfcld  voroeführt:  weiss:  (".ladics  Routh.  mit  geröhrten 
Pctalcn;  Miss  Mary  Millers,  breitpetalig,  Beauty  of  Exmouth;  stumpfgelb: 
Ludwig  Möller,  breitpetalig;  braunchromgelb:  Colon.  W.  P.  vSmith.  Charles 
Dawis;  stumpfrosa:  W.  H.  Atkinson;  rosa:  l'amie  Etienne;  silbrig  rosa:  G.  Dir. 
Kowalleck;  dunkel  silber-rosa:  Duke  of  York;  94  Neuheiten  und  Schaublumen 
von  G.  Reid-Sydenham.  Eine  grössere  Anzahl  Schaublumen  —  bis  zu  15  cm 
Durchmesser  haltend,  rührten  von  L.  Ahlisch-Köpenick  her,  Blumen,  welche 
den  Beweis  einer  guten  Kultur  lieferten,  und,  nach  Farben  übersichtlich  ge- 
ordnet, durch  die  Mahonienblätter-Unterlage  nur  gewannen.  Ich  notierte  hier 
u.  A.  weiss:  Leda,  Royal  aquarium,  MUe  Blanche  Prigny;  rosa:  Kry-Kung, 
mit  strahlendem  Stern,  Mons.  Jean  Plitzer,  Mons.  Chretien,  breitpetalig,  Superba 
Flora;  dunkel-samet-lila:  Mons.  Jules  Humbert,  Mons.  Bouchin,  William 
Elliot;  gelb:  Frederic  Maronet.  grosse  Blume,  Guernsey  Nugget,  rund  gebaut; 
Chromgelb:  Romeo;  bräunlich-gelb:  H.  Shoesmith,  Coronet;  braunrot: 
Veit  Anton. 

Die  Thatsache.  dass  unter  Fortlassung  der  2  Firmen  mit  ihren  Neuheiten: 
Mönch-Leipzig  und  Lutzenbergcr-Zehlendorf,  sowie  der  beiden  Aussteller  mit 
nur  abgeschnittenen  Blumen:  Reid-Sydenham,  Ahlisch-Köpenick,  in  Summa 
12  Aussteller  und  unter  diesen  mit  eigentlichen  Kultur-Pflanzen  nur  3  hervor- 
traten —  also  %,  beweist  doch  wohl  zur  Genüge  die  eingangs  aufgestellte  Be- 
hauptung, dass  wir  es  in  der  Chrysanthemum-Kultur  noch  nicht  sonderlich 
weit  gebracht  haben.  Es  muss  darauf  aufmerksam  gemacht  werden,  dass  der 
Termin  der  Ausstellung  unter  Vorhergang  eines  ungew()hnlich  heissen  Sommers 
als  ein  zu  früher  bezeichnet  wurde,  und  er  die  einzelnen  Aussteller  infolge 
dessen  veranlasste,  ihre  für  die  Ausstellung  bestimmten  Pflanzen  »heran- 
zuköschern«.  Dass  lässt  sich  aber  das  Chrysanthemum  nicht  gefallen,  und  als 
Endresultat  erseheinen  dann  die  kaum  halb  ausgebildeten  Blumen  auf  dünnem, 
geilgeschossenem  Triebe,  dessen  mangelhaft  gefärbte  Blätter  keineswegs  den 
Eindruck  normaler  Beschaffenheit  hervorzurufen  vermögen. 

Bei  dieser  »Procedur«  sterben  gleichzeitig  die  unteren  Blätter  am  Stamm 
oder  an  den  Zweigen  ab,  oder  im  günstigeren  Falle  treten  die  schwarzeBlattlaus  etc. 
auf.  welche  selbstredend  zum  Gedeihen  der  Pflanze  nicht  beitragen. 

Unter  den  Kultur-Pflanzen  des  Herrn  Weber,  welche  in  Hoch-PIalbstamm. 
buschig.  Schirm-  und  Ballonform,  sowie  als  einstielige  Spätsommer-Stecklinge 
hier  vorhanden  waren,  nenne  ich  nachfolgende  neuere  Sorten,  mit  besonderer 
Berücksichtigung  für  den  Schnitt-  wie  Topf-Verkauf:  weiss:  Ismael.  zuweilen 
Cremfarben,  sehr  empfehlenswert  für  Binderei.  Lady  Mathewson.  mit  rosa 
Anflug;  hellrosa:  Bouquet  fait,  Coquettes  des  Castilles,  später  weisslich 
werdend,  Maidens  Blush,  Rose  Laing,  untere  Seite  der  Fetalen  dunkler,  früh- 
blühend; rosa:  Annie  Cliebran.  ziemlich  früh,  reichblühend.  Sport  der  bekannten 
Mdme.  Lacroix,  la  Triomphante.  Belle  Castillane.  hochrosa,  sehr  reichblühend; 
leuchtend  kirschrot:  Mons.  Jules  Humbert,  untere  Seite  der  Fetalen  silbrig, 
ziemlich  früh,  ebenfalls  früh  To  Kio,  Jules  Toussaint,  mit  weiss  gemischt, 
niedrig  im  Wüchse;  rotbraun:  Souvenir  de  Fexposition  de  Roubaix,  mit  gold- 
gelben Spitzen,  ziemlich  früh,  William  Holmes  (auch  M.  W.  Flolmes),  lebhaft 
gefärbt,  untere  Petalenseite  altgold,  frühblühend;  goldgelb:  Source  d'or, 
dunkler  beschattet. reichblühend,  ziemlich  früh;  cremfarben:  Elsie.  reichblühend. 


;2q^  Das  Chrysanthemum  indicum  auf  der  Herbstblumen-Ausstellung  etc. 

Unter  denjenigen  des  Herrn  A.  F'ehmcr  erwähne  ich  hier  die  als  grosser 
Fächer  von  circa  4  m  Spannung  vorhandene,  lilablühende  Bouquet  fait,  die  gleich- 
falls in  Fächerform,  wie  auch  als  runder  Tisch  und  Hochstamm  gezogene,  weiss- 
gelblich  blühende  Mdme.  Marie  Humbert,  in  \'asenform  die  goldbraungelbe 
TEbouriffee.  Von  Ilochstammformen  namentlich:  dunkel  rosa:  Jean  Delaune. 
Mons.  Freemann:  dunkelhellrosa:  Melanie  Favre,  Päonia,  Gloire  de  Toulouse: 
dunkelbraunrot:  William  Elliot;  sammetbraun:  Cullingfordi;  braunrot: 
Val  d'Andorre;  Chromgelb  vSource  d'or;  gelbbraun:  vSara  Owen,  Friedr. 
Siessmayer;  gelb:  Jardin  des  plantes.  Dagegen  zeigte  uns  Herr  Obergärtner 
Schreiber-Steglitz  seine  Kultur-Pflanzen  nur  in  Hochstammform,  unter  denen 
ich  als  ältere  Sorten  folgende  erwähnenswert  halte:  dunkellila:  Dr.  Audiguer, 
mit  grau  gemischt,  Prince  of  Wales;  hellrosa:  Maidens  blush,  Hiver  fleurie; 
rosa:  Bouquet  fait;  dunkel  rosa:  Marechal  Duroc,  Alfred  Salter  sehr  gross- 
blumig; dunkelbraunrot:  Jules  Lagravere,  Präsident  Lavallier,  mit  kräftigem 
Blattwuchse;  gelb:  Peter  the  Great;  weissgelb:  vSabine;  weiss:  Eclaire, 
Elaine,  Lady  Salborne,  Rolph  Brockleby. 

Unter  den  Marktpflanzen-Gruppen  traten  namentlich  die  des  Herrn 
A.  Fe  hm  er -Berlin  hervor,  A'orherrschend  mit  der  sehr  früh  und  reichblühenden 
lilafarbenen  Sorte:  October  Beauty,  die  in  sehr  grossen  Massen  auf  dem  Markte 
Absatz  findet;  die  des  Herrn  P.  Nickel  -  Berlin  SO.  mit  vorherrschend  älteren 
Sorten,  wie:  Mandarin,  Dixon,  Elsie,  Tokio,  Mrs.  Patrolin;  des  Herrn  H.  Mickley- 
Köpenick  mit  nur  3  Marktsorten,  sowie  des  Herrn  Dietze-Stegiitz,  haupt- 
sächlich in  den  Farben  rosa,  Aveiss,  gelb  vertreten.  —  Eine  Veränderung  zu 
Gunsten  der  Blumen  bezüglich  des  Wohlgeruches  steht  uns  noch  bevor 
infolge  der  Einführung  des  wohlriechenden  Chrysanthemum,  einer  einfach, 
aber  dankbar  blühenden  Art  des  freien  Landes,  ausgestellt  durch  Herrn 
Koehler-Bockum  bei  Crefeld,  unter  der  Bezeichnung  »Elisabeth«.  Auch  be- 
züglich des  hierbei  mit  in  Frage  kommenden:  Chrysanthemum  frutescens,  wie 
sie  uns  Herr  Obergärtner  Schnitze  (Geh.  Rätin  W.  v,  Siemens) -Charlotten- 
burg, in  hübschen  Exemplaren  vorführte,  eine  namentlich  auch  für  unsere  Spät- 
Sommerbeetanlagen  wichtige  Erscheinung,  können  wir  gewiss,  unter  der  Hand 
des  glücklichen  Züchters,  noch  auf  so  manche  wertvolle  Erscheinung  rechnen. 
Was  nun  in  letzter  Linie  die  Verwendung  der  Chrysanthemum-Blume  bei  der 
Binderei,  bei  losen  Zusammenstellungen  etc. anbetrifft,  so  entsprach  der  allgemeine 
Eindruck  bezüglich  dieser  Abteilung  auf  genannter  Ausstellung  durchaus  nicht 
den  für  diese  Blume  gehegten  Erwartungen.  Unter  den  6  hierfür  in  Betracht 
kommenden  Ausstellern  hatten  nur  2  Firmen:  Herr  Drescher-Berlin  und  Herr 
Dietze-Stegiitz  zu  ihren  mehrfachen  Arrangements  (Lyra,  Kränze,  Kreuz),  im 
deutschen  Strauss  nur  Herr  Dietze-Stegiitz,  sich  der  Chrysanthemum  bedient; 
die  andern  4  Firmen  dagegen  nur  bei  ein  oder  der  andern  Einzelleistung.  Die 
Anwendung  der  Blume  zur  Herstellung  von  Massenwirkung:  wie  abgebrochene 
Säule  und  Kreuz  (Trauersymbole),  grosses  Rad  mit  Speichen,  Ausführung 
eines  ganzenFirmenschildes  sind  allerdings  als  so  aussergewöhnliche Geschmacks- 
verirrungen zu  bezeichnen,  dass  man  sich  wundern  muss,  wie  so  etwas  hier 
am  Platze  noch  möglich  ist,  d.  h.  Anfertiger  und  Anbeter  findet.  Will  man 
eine  frische  Blume  ihres  eigentlichen  Reizes  nach  Form  und  Farbe  hin  berauben, 
so  wende  man  nur  das  Mittel  einer  »Dampfpressmaschine«  an  —  und  das 
Gemeine    ist    geboren!     Auf   solchem  Wege    »verekelt  man«,    um    mich    dieses 


Witterung  und  Resultate  des  Jahres    1893.  207 


zwar  trivialen,  doch  hierfür  treffenden  Ausdruckes  zu  bedienen,  gewiss  dem 
Liebhaber  sehr  bald  den  eigentlichen  Genuss.  Gerade  hier  in  der  Bindelvunst 
soll  sich  die  Kunst  der  Hand  und  des  Geschmackes  zeigen,  und  haben  diese 
nur  unter  steter  Rücksichtnahme  auf  ihren  so  zarten  Gegenstand  zusammen  zu 
arbeiten.  Denn  die  Bindekunst,  so  zu  sagen  die  letzte  Staffel  der  Kultur- 
leistung, hat  darin  eine  so  hohe  Aufgabe  zu  erfüllen  übernommen,  unter  all  den 
Mitteln  der  Darstellung,  Verwendung  und  Zusammenstellung  gerade  immer  das 
Beste  und  Geschmackvollste  auszusuchen,  wodurch  bei  dem  Liebhaber  das 
Interesse,  der  vSinn  für  das  Schöne  geweckt  und  erhalten  bleibe,  eine  Aufgabe, 
die  darin  besteht:  Die  Blume  selbst  als  das  geweihte  Symbol  der  Kunstausübung 
anzusehen  und  dementsprechend  zu  behandeln.  Mit  dem  Hinuntertreten  dieses 
so  edlen  Materials  in  den  Staub,  das  Gemeine,  wird  auch  die  ganze  Kunst  ver- 
unglimpft und  schädigt  in  letzter  Linie  den  Kultivateur  am  allermeisten.  Das 
sollten  doch  die,  welche  sich  dem  Berufe  der  Bindekunst  widmen,  sich  immer 
vorzuhalten  bemüht  bleiben! 


Witterung  und  Resultate  des  Jahres  1893. 

MM: 


\\^ip4(nser  Mitglied  Herr  Wartenberg  giebt  uns  einen  sehr   interessanten  Artikel 


über  die  Witterung  und  deren  Resultate  im  Jahre  i<S93.  Wir  bringen  des 
beschränkten  Raumes  wegen  nur  nachstehenden  Auszug. 

Im  Anfange  seiner  Abhandlung  weist  der  Verfasser  darauf  hin,  dass  sich 
Witterung  und  Erträge  des  Jahres  1893  in  den  grössten  Extremen  bewegt 
haben.  Er  hat  schon  seit  einer  Reihe  von  Jahren  beobachtet,  dass  die  Regen- 
menge in  Berlin  eine  bei  weitem  grössere  ist  als  in  Bernau,  wo  von  Anfang 
April  bis  Mitte  Juli  nur  einige  leichte  Regenschauer  fielen.  Anfang  Oktober 
fiel  dann  so  viel  Regen,  dass  die  Kartoffelernte  fast  gehindert  wurde.  Am 
20.  Juni  war  es  noch  ziemlich  stark  gefroren  und  Anfang  September  wurde 
der  erste  Reif  beobachtet,  jedoch  ist  erst  am  2.  Januar  1894  starlcer  Frost  ein- 
getreten. Herr  Wartenberg  spricht  nun  weiter  von  dem  Verhältnis  der  Garten- 
und  Feldprodukte  bei  dieser  extremen  Witterung.  Die  Dürre  des  Frühjahrs 
war  sehr  hinderlich,  ebenso  schadeten  die  Nachtfröste,  doch  verhältnismässig 
wenig,  da  die  Luft  trocken  war.  Später  zeigten  sich  bei  Kohlrabi  und  Wirsing 
viele  Maden  und  konnten  erstere  nur  durch  fortwährendes  Abschneiden  der  Blüten- 
stengel leidlich  gerettet  werden.  Die  spätere  Kohl  ernte  war  gut,  namentlich 
Weisskohl,  ebenso  Grünkohl.  Die  Rübenernte  war  infolge  der  Dürre  mangelhaft, 
ebenso  die  Frühkartoffelernte  (Wispel  1200  kg  Rosenkartoffeln  öo  M.),  selbst  auch 
noch  die  späteren  Sorten  mangelhaft.  Wo  es  geregnet  hat.  wie  an  der  Oder 
und  in  Pommern,  war  die  Ernte  eine  überaus  gute  (Wispel  30 — 33  M.);  dort 
lohnte  auch  Roggen,  Hafer  gab  allerdings  Missernte. 

In  Bezug  auf  landwirtschaftliche  Produkte  sind  in  der  Gegend  von  Bernau 
nasse  Jahre  besser  wie  trockene.  Früherbsen  waren  leidlich,  Bohnen  schlecht, 
da  die  Dürre  das  Keimen  beeinträchtigte  (Stangenbohnen  pro  100  kg  320  M.). 
Die    Beerenobsternte    war    gut.    Kirschen    knapp,    Ptlaumen    reichlich,    ebenso 


*)   Aus  Mangel  an  Raum  verspätet. 


Die  Gärtnerei  des  Herrn  Otto  Sachs  etc. 


Frühbirnen,   während  der  Winterbirnen  nur  wenige  waren.     Die  Apfelernte  ist 
eine  gute  zu  nennen,  alle  Obstsorten  wurden  aber  sehr  schnell  lagerreif. 

Wunderbarer  Weise  litten  die  Obstbäume  weniger  von  der  Boden-  als 
von  der  Lufttrockenheit,  die  Blätter  blieben  grün,  ein  Beweis,  dass  der  Boden 
in  der  Tiefe  genügend  feucht  war.  alle  Bäume  färbten  sich  aber  sehr  zeitig  und 
warfen    bald    das  Laub,    man    musste    deshalb  auch    früh    das  Ol^st  abnehmen. 


Die  Gärtnerei  des  Herrn  Otto  Sachs  in  Fredersdorf  an  der 

Ostbahn  bei  Berlin. 

i|m  7.  März  besuchte  ich,  einer  freundlichen  Einladung  folgend,  die  Gärtnerei 
des  Herrn  Otto  Sachs  in  Fredersdorf  an  der  Ostbahn  bei  Berlin  und  fand 
in  dieser  erst  einige  Jahre  bestehenden  Gärtnerei  eine  ganze  Anzahl  gut 
kultivierter  Pflanzen,  die  namentlich  deshalb  Interesse  erregten,  als  Herr  Sachs 
sie  meist  mit  Wagnerschem  Dünger  (1  g  auf  1  1  Wasser)  alle  8  Tage  düngt 
und  vorzügliche  Resultate  erzielt. 

Im  ersten  Hause,  das  aus  Eisen  erbaut  ist,  standen  auf  Holztischen  niedrig 
veredelte  Rosen,  die  im  vorigen  Sommer  und  auch  vor  dem  Beginn  der  Treiberei 
nicht  verpflanzt  waren,  sondern  nur  Wagnersches  Düngesalz,  ab  und  zu  auch 
etwas  Abortwasser  erhalten  hatten  und  sehr  schön  blühten.  Es  ist  dadurch 
also  viel  Arbeit  erspart.  Gespritzt  werden  die  Rosen  gar  nicht,  nur  die  Wege.  — 
Im  zweiten  Teil  dieses  Hauses  standen  Gyclamen-Sämlinge,  zu  verschiedener 
Zeit  ausgesäet,  und  es  zeigte  sich,  dass  die  im  November  ausgesäeten  ebenso  gross 
waren  als  die  im  August  gesäeten.  Auch  einige  Erdbeeren,  die  im  vorigen 
Frühjahr  getrieben  und  im  Topf  belassen,  standen  infolge  des  Wagnerschen 
Düngers  sehr  gut  wieder  in  Blüte.  Tomaten  waren  schon  gesäet,  sie  kommen 
dann  in  kleine  Töpfe  und  werden  nach  Mitte  Mai  an  einer  sonnigen  Wand 
ausgepflanzt. 

Im  zweiten  Hause  wurde  Flieder  getrieben.  Charles  X.  und  Syringa  vulgaris. 
Charles  X.  war  sehr  gut:  beide  waren  absolut  nicht  vorbereitet,  einfach  aus  dem 
Lande  genommen  und  ohne  Töpfe  in  die  Erde  eingesetzt.  Einzelne  waren  sehr 
grossblumig.  Seit  Weihnachten  ist  der  Raum  zum  vierten  Male  besetzt.  Zum 
Frühtreiben  eignen  sich  aber  Topf-Exemplare  besser.  Weiter  folgten  Mai- 
blumen, von  denen  500  000  Stück  abgetrieben  werden.  Herr  Sachs  treibt  sie 
nicht  in  Töpfen,  sondern  je  1  Dutzend  Keime  in  Moos  verpackt,  auf  diese  Weise 
erspart  er  viel  Raum;  wo  800  Töpfe  a  1  Dutzend  stehen  können,  finden  jetzt 
2300  Bündel  a  1  Dutzend  Platz.  Zum  Verkauf  werden  sie  dann  in  Töpfe 
gebracht. 

Die  grosse  Dürre  des  Jahres  1893  hat  übrigens  bekanntlich  bewirkt,  dass 
blühbare  Keime  für  1 894  sehr  knapp  werden  und  fast  gar  keine  aufzutreiben  sind. 

Eine  Spezialität  des  Herrn  Sachs  sind  die  Farne,  besonders  Adiantum 
fragrantissimum,  das  er  wohl  fast  allein  in  der  Umgegend  von  Berlin  besitzt 
und  auch  im  vorigen  Llerbst  im  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  aus- 
stellte. Ausserdem  werden  gezogen  Ad.  cuneatum.  Pteris  argyrea,  Lomaria 
gibba  etc.  Die  Aussaat  erfolgt  z.  T.  auf  kleinen  Hügeln  von  der  Grösse  eines 
kleinen  umgestülpten   Blumentopfes  aus  zweimal  gebrühter  Heideerde.     Bei  der 


Die  Gärtnerei  des  Herrn  Otto  Sachs  etc.  '2Q() 


Aussaat  von  A.  l'ragrantissimum  erhält  man  viele  A.  Farlayense,  ein  Beweis 
mehr,  dass  dies  ein  Bastard  ist. 

Weiter  sah  ich  I'ouvardien,  aus  dem  Wurzelstock  vermehrt,  Aussaaten  von 
Asj)aragus  medeoloides,  von  denen  die  Hälfte  frei  ausgepflanzt,  die  andere 
Hälfte  in  Töpfe  gebracht  werden  soll.  Frei  ausgepflanzt,  kann  man  sie  im 
Jahre  zweimal  schneiden,  in  T()pfen  nur  einmal. 

Sehr  schön  waren  die  Clivion,  die  aber  Kuhdung  erhielten,  und  prächtig 
standen  die  Hortensien  und  Dcutzia  graciiis,  die  beide  Wagnerschcn 
Dünger  erhalten. 

Im  dritten,  40  m  langen,  6)^  m  tiefen  Hause  mit  Pultdach  fanden  sich 
wieder  Hortensien,  ebenso  behandelt,  dann  neuere  Kacteen,  Dahlien,  Fuchsien, 
letztere  erhalten  nur  Taubendünger,  sehr  verdünnt,  Dracaena  nutans  (es  mangelt 
an  Samen  von  dieser  Art),  sehr  schöne  Odier-  und  andere  Pelargonien  für  die 
Friedhöfe,  P.  Henry  Jacobi  blüht  den  ganzen  Winter,  schön  rot,  Chrysanthemum 
indicum-Sorten  und  Chrysanthemum  frutescens  Etoile  d'or,  die  wohl  sonst 
wenig  in  Deutschland  zu  haben  und  von  der  Herr  Sachs  noch  junge  Pflanzen, 
Stecklinge  vom  Januar,  abgeben  kann,  Erica-Arten,  eine  Liebhaberei  des  Herrn 
Sachs,  dreijährige  Pflanzen  von  E.persoluta  alba,  strotzend  vor  Gesundheit,  soStück 
sollen  mit  Kuhdung,  50  mit  künstlichem  Dünger  behandelt,  die  übrigen  ver- 
kauft werden;  ferner  Myosotis  oblongata  vera,  von  der  einen  Tag  um  den  andern 
für  30  M.  Blumen  geschnitten  werden.  Um  das  dessen  der  Myosotis  und 
Hortensien  zu  erleichtern,  erhalten  die  Pflanzen  Untersätze,  wodurch  nur  einmal 
gegossen  werden  braucht. 

Unter  den  Nelken  zeichnete  sich  Gloire  de  Nancy  aus,  wohl  die  schönste 
weisse,  und  zu  einer  Zeit  blühend,  wo  wenige  andere  weisse  zu  haben,  Juli  und 
August,  wenn  Her  iMajesty  aufgehiut  hat  zu  blühen;  auch  viele  andere  neue 
waren  vorhanden. 

Grossartig  waren  die  Samenpflanzen  von  Cyclamen.  besonders  schön  Mont- 
blanc, bei  der  die  Stiele  schön  herauskamen,  was  sonst  bei  dieser  Sorte  oft 
nicht  der  Fall.  Ebenso  schön  waren  die  kleinen  Knopfloch-  oder  Damen- 
rosen,  Rosa  indica  Lawrenceana. 

In  den  Kästen  wurden  besonders  Veilchen  getrieben,  vorzugsweise  Kaiserin 
Auguste  Viktoria  und  Czar,  am  besten  ist  für  Kästen  Viktoria;  später  sollen 
auch  Rosen  hineinkommen.  Auch  viel  Epheu  stand  in  Kästen,  im  vorigen 
Jahre  im  freien  Lande  mit  künstlichem  Dünger  behandelt  und  im  Herbst  ein- 
gesetzt, jetzt  1  jährig  und  verkaufsfähig,  1  —  1,50  ni  hoch,  schön  belaubt. 

In  der  Baumschule  standen  viele  Mahonien,  die  sich  auf  dem  feuchten 
Boden  prachtvoll  braun  färben. 

Ein  neues  Haus  soll  für  Nicl-Rosen  erbaut  werden. 

Der  schneelose  Winter  hat  den  Bellis  pcrennis  vielen  Schaden  gethan, 
Stiefmütterchen  und  Vergissmeinnicht.  die  sonst  überall  erfroren,  sind  hier  un- 
versehrt geblieben. 

Im  letzten,  ganz  aus  Holz  erbauten  Hause  finden  wir  Deutzien,  Viburnum 
Tinus,  sehr  dunklen  Goldlack,  Freesia  refracta  alba,  Nielrosen,  5000  bewurzelte 
Stecklinge  von  der  Nelke  Her  Majcsty.  eigene  Aussaaten  von  Remontantnelken  etc. 

Ein  grosses  Terrain,  4  Morgen,  ist  mit  Maiblumen  bepflanzt,  ein  anderes  soll 
mit  Rosen  besetzt  und  diese  mit  Glas  überdacht  werden. 


OQQ  Magnolien  in  dem  Norden  der  Vereinigten  Staaten. 

Magnolien  in  dem  Norden  der  Vereinigten  Staaten. 

'Is  ein  Erfolg  der  columbisclien  Ausstellung  ist  es  anzusehen,  dass  die 
Kataloge  der  nordamerikanischen  Firmen  jetzt  öfter  als  früher  in 
unsere  Hände  kommen.  Von  Ländern,  welche  gleich  kalte  und  noch 
strengere  Winter  als  Norddeutschland  haben  und  dabei  über  eine  so 
formenreiche  einheimische  Gehölzwelt  verfügen .  können  wir  auch  in 
Bezug  auf  die  Akklimatisation  japanischer  und  chinesischer  Formen  lernen, 
die,  je  nachdem  sie  aus  dem  Norden  oder  Süden  dieser  Länder  stammen,  sehr 
verschiedenes  Verhalten  zeigen. 

Die  Summen,  welche  in  der  neuen  Welt  für  Landschaftsgärtnerei  aus- 
gegeben werden,  sind  horrende,  und  ermöglichten  den  dortigen  Baumschulen 
ein  äusserst  rasches  Aufblühen,  so  dass  uns  die  Preisverzeichnisse  einzelner 
Firmen  geradezu  verblüffen. 

Vor  uns  liegt  der  elegant  ausgestattete,  mit  No.  30  bezeichnete  Katalog  von 
Fr.  W.  Kelsey,  145  Broadway,  New-York.  Die  Firma  zeichnete  sich  auf  der 
Chicagoer  Schau  aus  durch  ihre  Riesenprachtpflanzen  selbstgezogener  Koniferen 
und  ihre  Rhododendron-Ausstellung,  welche  allgemeinste  Aufmerksamkeit  erregte. 
Die  Pflanzen  waren  zum  Schutze  gegen  Sonne  und  Regen  unter  einem  Zelt- 
dache auf  »Wooded  Island«  gruppiert  und  übertrafen  den  Zeitungsberichten 
nach  alles,  was  in  dieser  Art  bis  dahin  in  den  Vereinigten  Staaten  geboten 
worden  war.  Es  waren  circa  100  Varietäten.  Aus  dem  Kataloge  greife  ich 
eine  kleine  Gruppe  von  Pflanzen  heraus,  welche  nach  meiner  Ansicht  bei  uns 
viel  zu  wenig  kultiviert  werden.  Dort  sind  dieselben  als  »hardy«.  winterhart 
für  den  Staat  New-York  bezeichnet,  sollten  es  demnach  bei  uns  auch  sein. 

Chinesische  frühblühende  Magnolien: 
M.  conspicua,    eine  der  schönsten,    buschig,    mittelgross,    im  Mai  mit  Massen 

schneeweisser  Blüten  bedeckt,  welche  vor  den  Blättern  erscheinen. 
M.  Lennei,    Blattwerk  gross,  Blumen   becherförmig,    dunkelpurpurn,    sehr  auf- 
fallend, die  schönste  der  dunkeln. 
AI.    Norbcrtiana    (AI.    conspicua    obovata),     starkwüchsig.    schön    belaubt. 

Blumen  purpurn. 
M.  obovata  (purpurea).  niedrige  Varietät.    I^lättcr  dunkelgrün.  Blumen  dunkel- 
rot, verlangt  im  Winter  Schutz. 
M.  speciosa,  ähnelt  AI.  Soulangeana  im  Wuchs  und  Laub,  aber  die  Blumen 
sind  heller  in  der  Farbe,    kleiner  und    erscheinen    eine  Woche  später. 
AI.  Soulangeana.  bekannte  Pflanze,  strauchartig  und  stark  verzweigt,  aber  sehr 
hoch    werdend.    Blätter    gross    und    glänzend.     Blumen     rot    mit  weiss. 
Japanische    Alagnolien.     neue,     von    niedrigem    Wüchse,    blühen    wie    die 

chinesischen  zeitig  im  Frühling. 
M.  conspicua  rosea.  grosse  weissePctalen.  karminrotes  Centrum,  wohlriechend. 
AI.  hypoleuca.    rotstieligc  M.,    Blätter    fusslang,    blaugrün    unten,    grün    oder 
rötlich    oben.     Stiel    und    Alittelrippe    hellrot.     Blumen    gross,    weiss, 
wohlriechend. 
M.  parviflora,  runde  weisse  Blumen,  duftend. 
M.  stellata.  zart  rosaweisse  sternförmige   Blumen,  blüht  sehr  frühzeitig. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


302 


Andere  Magnolien: 
M.  glauca,    Sumpf lorbeer,    ein    kleiner    Baum    von  New-Jersey,    Blätter  unten 

Aveisslich,  oben  glänzend  grün,    die  wohlriechenden  Blüten   erscheinen 

im  Mai  und  Juni. 
M.  macrophylla,    mittelgross,  herrlich.    Blätter  behaart.  Blumen  (S  bis  10  Zoll 

im  Durchmesser,  erscheinen  im  Juni. 
M.  Thompsoniana  (M.  glauca    tripetala.)   mittclhoch,    grosslaubig.  Blumen 

rahmweiss.  wohlriechend,  erscheinen  im  Juni. 
M.  acuminata.  Gurken-Magnolie,  hüscher  pyramidal  wachsender  Baum,    wird 

60  bis  90  Fuss  hoch,    blaugrüne  Blätter  0— 9  Zoll  lang.    Blumen    gelb, 

purpurn  angehaucht,  blüht  im  Juni.  Tr. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Gefüllter  Flieder  von  A.  Rathke  &  Sohn  in 
Praust  bei  Danzig. 

Praust  b.  Danzig,  16.  Mai  1S04. 

Soeben  erlaubte  ich  mir,  Ihnen  ein 
Packet  mit  abgeschnittenen  Blumen 
von  gefüllten  Flieder-Sorten  zu  über- 
senden. Die  Sendung  bezweckt  zunächst, 
Ihnen  die  schöne  Sorte  »Madame 
Lemoine«  zu  zeigen,  welche  zum  ersten 
Male  richtig  blüht,  obwohl  schon 
früher  einige  schwache  Rispen  die 
Schönheit  ahnen  Hessen.  Die  übrigen 
Spielarten,  welche  ich  beilegte,  sind 
auch  sehr  empfehlenswert,  und  ich 
habe  einige  davon  schon  im  vorigen 
Jahre  gesandt;  dieselben  sind  auch  von 
jungen  Pflanzen  geschnitten,  deren  Ver- 
edelungen erst  im  August  2  Jahre  alt 
werden. 

Der  verflossene  Winter,  welcher  im 
allgemeinen  als  ein  milder  Winter 
gepriesen  wird,  war  gerade  für  unsere 
Gegend  der  verhängni.svollste  und  in 
seinen  Folgen  schädlichste,  den  ich 
bisher  erlebt  habe.  Ich  habe  bisher 
keine  Zeit  gehabt,  etwas  zu  schreiben, 
ich  würde  aber  gerne  meine  Be- 
obachtungen mitteilen,  wennSiemeinen, 
dass  sie  von  Interesse  für  die  Leser 
der  Gartenflora  sein  würden.*)   Manches 


Sehr  gern,  aber  bitte   kurz.     L.  W. 


hat  auch  nicht  gelitten,  was  sonst  ge- 
wöhnlich schlecht  durch  den  Winter 
kam,  während  z.  B.  die  gewöhnliche 
Pyramideneiche,  Ouercus  Cerris,  Morus 
alba,  Cytisus  Laburnum  etc.  stark 
zurückfroren.  R.  Müller. 

Anmerkung     der      Redaktion. 
Über    den    weissen     gefüllten    Flieder 
»Madame     Lemoine«     berichtet     Flerr 
Obergärtner    R.  Alüller    in   der  Baum- 
schule   von  A.   Rathke    &    Sohn    noch 
selbst.      Die    übrigen  Sorten   erwiesen 
sich    auch    als   sehr  schön;    es  waren: 
»LaTour  d'Auvergne«,  hellblau,  Knospe 
dunkler,  Rispe  klein,  ziemlich  dicht, 
»Mad.  Jules  Finger«,  grosse  lockere  hell- 
rote Rispe,  2  fach  gefüllt,  zeigt  sehr 
schön    die    gekreuzten   Quirle   der 
zweimal  4  Blumenzipfel, 
»Pyramidal«,  dicht,  ßfach  gefüllt,  grosse 

Rispe,  hellrotblau, 

»Virginite«  klein,  locker,  2  fach  gefüllt, 

»Mme.  Lemoine«,    weiss,    Rispe    klein, 

Blüten  gross,  weiss,  2—3  fach  gefüllt, 

die  Quirle  z.  T.  einander  gegenüber, 

»Leon  Simon«,  sehr  schön  dicht  gefüllt, 

2—3  fach,  meist  die  Quirle  gekreuzt, 

doch   auch   etwas  Drehung,    so  dass 

sie  fastübereinander  fallen,  prachtvoll, 

»Mons.    Maxime    Cornu«,     sehr    gross, 

Quirle    gekreuzt,     2—3  fach    gefüllt, 

Knospen  dunkelrot, 


302 


Kleinere  Mitteilungen. 


»Comte  Horace  de  Choiseul«,  herrlich 
dunkelrot,  Rispe  pyramidal,  die 
dunlvelste  von  allen, 

»President  Grevy«,  blaurot,  aufgeblüht 
rotblau,  Rispe  gross,  pyramiden- 
förmig, 

»Condocet«,  Knospen  rosa,  Blume  auf- 


geblüht oberseits  prachtvoll  h  i  m  m  e  1  - 

blau,    von   der  Farbe  der  Veronica 

Chamaedrys., 
»Alphonse  Lavallee«,  Rispe  zu  locker, 

rot. 
»Jean  Bart«,   sehr  schön,   gross  rispig, 

Rispe  cylindrisch. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Schmidts  Nicotina. 

Seit  Jahren  wird  mit  bestem  Erfolg 
in  botanischen  Gärten  wie  in  Handels- 
gärtnereien »Schmidts  Nicotina«  zum 
Vertilgen  von  Insekten  und  Pilzen 
gebraucht,  und  diese  dürfte  sich  auch 
zum  Töten  der  Fichtenschildlaus,  die 
in  Heft  lo,  S.  279  besprochen  wurde, 
empfehlen.  Die  Firma  Martin  Gras- 
hoff hat  den  Alleinvertrieb  von 
»Schmidts  Nicotina«  übernommen.  Der 
Gehalt  an  Nicotin  ist  7 — 8  %  und  genügt 
eine  50 — 100  fache  Verdünnung  mit 
Wasser,  um  sowohl  rote  Spinnen,  Blatt- 
läuse, Erdflöhe,  Pilze  etc.,  aber  auch 
Schafzecken,  Räude  etc.  bei  Tieren  zu 
vertilgen. 


Eine  gefährliche  Krankheit   der  Sauerkirschen. 

Herr  Obergärtner  Ilclbig,  Blanken- 
felde  bei  Mahlow,  Berlin-Dresdener 
Bahn,  überbrachte  mir  vor  Pfingsten 
und  am  21.  Mai  Avicder  Zweige  von 
Sauerkirschen  (Ostheimer  Weichsein), 
die,  nachdem  sie  schön  geblüht,  plötz- 
lich die  Blüten  Avelken  Hessen,  welche 
dann  vertrocknet  am  Baume  hängen 
blieben.  An  einzelnen  Blütenstielen 
zeigten  sich,  wie  mein  verehrter  Kollege 
Herr  Prof.  Frank  bemerkte,  weissgraue 
Pusteln,  Avie  ich  sie  schon  1891  bei 
Schattenmorellen  in  Oranienburg  ge- 
funden. Vor  Pfingsten  waren  diese 
noch  nicht  gut  entwickelt,  am  19.  Mai 
fanden  aber  Herr  Prof.  Dr.  Sorauer, 
der  zufällig  zu  mir  gekommen,  und  ich, 


dass  schon  Pilzgewebe  in  d'-n  Pusteln 
zu  erkennen;  heute  am  21.  Mai,  an 
dem  frischen  Material,  das  Herr 
Heibig  brachte,  fand  ich  massenhafte 
unzweifelhafte  Monilia  fructigena,  wie 
in  Oranienburg,  wovon  sich  auch  Herr 
Prof.  Frank  überzeugte. 

Die  Kirschbaumzweige  zeigen  ferner 
Gummifluss  und  gebräuntes  Cambium, 
sie  sind  von  Pilzfäden,  wie  Frank 
zuerst  sah,  durchzogen,  aber  es  ist 
noch  nicht  ganz  sicher,  ob  die  Mo- 
nilia die  Ursache  des  Gummiflusses 
und  des  Absterbens  oder  die  Folge 
ist.  Allein  da  die  Krankheit  in  Mahlow, 
im  .Süden  von  Berlin,  in  Dieders- 
dorf  und  der  ganzen  Umgegend  ver- 
heerend auftritt  und  seit  3  Jahren, 
wo  sie  anfangs  nur  vereinzelt  bemerkt 
Avurde,  immer  mehr  zunimmt,  glaube 
ich  fast,  dass  nicht  Frost  die  Ursache, 
sondern  der  Pilz,  zumal  in  SchlesAvig- 
Ilolstein  sich  ebenfalls  ein  verheeren- 
des Auftreten  der  Monilia  an  Schatten- 
morellen zeigte.  (Siehe  Adolf  von 
Drahlen,  Kölln  bei  Elmshorn,  eine  neu 
entdeckte  Kirschbaumkrankheit  in  der 
Schleswig-IIolsteinischen  Zeitschrift  für 
Obst-  und  Gartenbau  1891,  S.  53.)  Als 
Gegenmittel  hatte  ich  einstweilen  das 
Ausschneiden  aller  befallenen 
Zweige  und  Verbrennen  derselben 
möglichst  an  Ort  und  Stelle  empfohlen; 
doch  hiesse  das  bei  vielen  Pjäumen 
sie  fast  ganz  A^erstümmeln. 

Am  24.  Mai  haben  die  Herren  Prof. 
Dr.    Frank    und    Prot.    Dr.    .Sorauer 


Kleinere  Mitteilungen. 


303 


sowie  der  Unterzeichnete  die  zahl- 
reichen Sauerkirschenanlagen  in  Blan- 
kenfelde  besichtigt.  Der  Anblick  der 
Bäume  ist  teilweise  ein  sehr  trauriger, 
im  allgemeinen  zeigt  sich,  dass  die 
unteren  Teile  der  Krone  mehr  gelitten 
als  die  oberen,  öfter  auch  eine  Seite 
besonders.  Danach  ist  vielleicht  nicht 
ausgeschlossen,  dass  doch  ein  Frost, 
ein  sog.  »Kriechfrost«  die  Ursache. 
Ein  sicheres  Urteil  konnte  man  noch 
nicht  gewinnen  und  muss  das  die 
weitere  Untersuchung  ergeben. 

Es  wäre  wichtig  zu  hören,  ob  auch  an 
anderen  Orten  ähnliches  beobachtet  ist. 
L.  Wittmack. 

Darwin-Tulpen. 

Die  rühmlichst  bekannte  Firma 
E.  II.  Krelage  &  Sohn  in  Haarlem,  deren 
Ilyacinthen-Paradebeetc  am  11.  April 
von  der  Königin  von  EloUand  und  der 
Königin-Regentin  besucht  wurden,  hat 
uns  am  ii.  Mai  2  Kisten  ab- 
geschnittener Darwin-Tulpen  geschickt, 
deren  Schönheit  nicht  genug  zu  preisen 
ist.  DieDarwin-Tulpen  sind  bekanntlich 
eine  von  der  genannten  Firma  erzogene 
vSorte  Freiland-Tulpen,  die  später 
blühen  als  alle  andern  und  den  be- 
liebten Tulpenflor  bedeutend  ver- 
längern. Dabei  sind  sie  hoch  im 
Wuchs,  kräftig  in  den  Stielen  und  sehr 
gross  in  den  Blumen.  Leider  war 
keine  Sitzung  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  oder  seiner 
Ausschüsse,  so  dass  nur  wenige,  dar- 
unter aber  Herr  Kropp,  in  Firma 
Ad.  Schmidt  Nachfolger,  Berlin,  ein 
grosser  Tulpenkenner,  sie  sehen 
konnten.  Alle,  auch  unsere  Malerin, 
Fräulein  Amberg,  waren  hocherfreut 
über  die  Mannigfaltigkeit  und  feine 
Schattierung  der  Farben,  ganz  ab- 
gesehen von  der  ausserordentlichen 
Grösse.  Die  meisten  Blumen  hatten 
eine  Höhe  von  8  bis  9  cm  und  einen 
Durchmesser    von   7    bis   8,    ganz    ge- 


öffnet bis  15  cm.  Die  einzelnen 
Blumenblätter  waren  8  bis  10  und 
11  cm  lang  und  0  bis  8  cm  breit. 
Eine  Ausnahme  davon  machten  einige 
weissliche  Sämlinge,  die  kleiner  waren, 
in  den  nächsten  Jahren  aber  wohl  die- 
selbe Grösse  erreichen  werden. 

Von  den  vSämlingen  waten  die 
Nummern  118/6  weiss,  innen  lila, 
110/5,  ähnlich,  108/3,  weiss,  an  den 
Spitzen  rosa,  38/3  dunkelrot,  180/4 
weisslich,  innen  rosa,  56/1  dunkelrot, 
4/6  prachtvoll  rosa,  sehr  gross. 

Von  den  übrigen  mit  Namen  ver- 
sehenen sind  hervorzuheben: 

No.  346  van  Zompel,  blauviolett, 
eine  der  grössten,  239  Rev.  Wolley 
Dod,  blaurot  (wie  blauer  Rotkohl),  235 
Paul  Baudry,  schwarz  purpurn,  215 
J.  Reynault,  ganz  dunkel  violett,  236 
Rev.  Ellacombe,  dunkelrot,  328  Peter 
Barr,  dunkelviolett,  310  Giotto,  blau- 
violett, 3 1 1  Plarry  Veitch,  schwarzpur- 
purn, innen  am  Grunde  mit sternfömiger 
schwarzer,  weiss umrandeterZeichnung, 
366  La  Fiancee,  rosa,  an  den  Rändern 
weisslich,  218  Miss  Ormerod,  ähnlich, 
et\vas  heller  rosa,  230  Nauticas,  rosa, 
von  der  Farbe  der  La  France  Rose,  287 
Ph.  de  Comminet,  tief  purjDurn,  fast 
schwarz,  und  viele  andere.  Einzelne, 
so  z.  B.  1  Blume  von  Sophrosyne  No. 
295,  zeigten  anstatt  eines  3blättrigen 
einen  4blättrigen,  4kantigen  Frucht- 
knoten und  dem  entsprechend  statt  3 
Narben  4.  L.  W. 


Die  Bleichsucht  der  Obstbäume. 

Jene  krankhafte  Erscheinung,  welche, 
als  Bleichsucht  bezeichnet,  bei  unseren 
Obstbäumen,  namentlich  aber  bei 
auf  Ouittenunterlage  veredelten  Birn- 
stämmen  sich  durch  frühes  Gelb- 
werden der  Blätter  oft  schon  bei  der 
Entfaltung  derselben  äussert,  ist  nach 
im  Ilohenheimer  Landwirtschaftlichen 
Institute  angestellten  Versuchen  durch- 
aus nicht  immer   auf  Mangel  an  Eisen 


304 


Kleinere  Mitteilungen. 


oder  Dünger  im  Boden  zurückzuführen. 
Die  Untersuchung  ergab  vielmehr  dort, 
dass  es  sich  um  eine  Erkrankung  des 
Wurzelsystems  handelte,  zumal  Eisen - 
und  Düngergaben  nichts  halfen  und 
tierische  Schädlinge  durchaus  fehlten. 
Nichtsdestoweniger  waren  nur  die  nahe 
der  Erdoberfläche  befindlichen  Wurzeln 
gesund,  die  tiefer  gehenden  dagegen 
tot  oder  im  Absterben  begriffen.  Es 
wurde  nun,  etwa  unter  der  Kronen- 
traufe, ringsherum  ein  Graben  ca  i  m 
tief  ausgehoben,  die  Erde  nach  innen 
zu  soweit  entfernt,  bis  man  auf  gesunde 
Wurzeln  stiess,  alle  kranken  Wurzeln 
abgeschnitten,  dann  30  cm  hoch  unge- 
siebter  Kompost  (Abzug)  hinein  ge- 
bracht, das  übrige  mit  der  ausgeho- 
benen Erde  angefüllt,  welcher  ein 
Drittel  sandiger  Kompost  beigegeben 
war.  Der  Erfolg  dieser  Lockerung  des 
Bodens  war  ausgezeichnet,  die  Blätter 
ergrünten  zusehends  und  eine  kräftige, 
gesunde  neue  Bewurzelung  war  nach 
wenigen  Monaten  zu  konstatieren. 
(Württ.  landw.  Wochcnbl.  1894.)     Wge. 


Nochmals  Polygonum  sachalinense. 

Durch  viele  Garten-  und  landwirt- 
schaftliche Zeitschriften  wird  unsere 
Aufmerksamkeit  auf  Polygonum  sacha- 
linense rege  gemacht. 

Die  Frage,  ob  diese  Pflanze  wirklich 
von  so  hervorragendem  Werte  als 
Futterpflanze  ist,  wird  so  rasch  sich 
nicht  entscheiden, denn  die  Möglichkeit, 
grössere  Anpflanzungen  als  Probe- 
pflanzungen zu  machen,  scheitert  an 
der  Schwierigkeit,  grössere  Mengen  zu 
billigem  Preise  zu  beschaffen.  Es  soll 
hier  auch  nicht  in  einer  oder  der 
andern  Weise  Stellung  von  mir  in  der 
schwebenden  Frage  genommen  werden, 
sondern  ich  will,  indem  ich  die  Frage 
des  Wertes  der  Pflanze  für  die  Eand- 
wirtschaft  offen  lasse,  hier  die  Frage 
anregen:    Warum     wendet    man    nicht 


das  gleiche  Interesse  dem  Polygonum 
cuspidatum  zu,  das  jedenfalls  unter 
gleichen  Bedingungen  verwendbar  und 
ebenso  nutzbringend  zu  kultivieren  ist 
als  das  wenig  verbreitete  Polygonum 
sachalinense. 

Im  vorigen  Jahre  wurde  meine 
Aufmerksamkeit  durch  die  Empfehlung 
dieser  Pflanze  durch  Hrn.  Baltet  als 
Futterpflanze  wieder  hingelenkt.  Ich 
hatte  die  Pflanze  vor  mehr  als  10  Jahren 
kennen  gelernt  und  ihren  Wert  als 
dekorative  Pflanze  geschätzt.  Aber 
der  Standort,  den  sie  einnahm,  wurde 
als  ungeeignet  erkannt,  weil  die  weit- 
auslaufenden Wurzeln  auch  da  Pflanzen 
zu  Tag  förderten,  wo  man  sie  nicht 
brauchen  konnte.  Von  der  Annahme 
ausgehend,  dass  die  Pflanze  auch  unter 
bescheideneren  Bodenverhältnissen 

sich  noch  günstig  entwickeln  werde, 
wurde  dieselbe  an  eine  etwas  exponierte 
Stelle  gepflanzt,  wo  sie  heute  noch 
steht.  Die  Entwickelung  blieb  aber 
auf  dem  sterilen  Boden  weit  hinter  den 
Erwartungen  zurück.  Es  soll  damit 
ein  Urteil  über  den  Wert  der  Pflanze 
als  Futterpflanze  nicht  ausgesprochen 
werden,  die  Frage  wird  ja  vielseitig 
geprüft  werden,  aber  als  Zierpflanze 
möge  Polygonum  sachalinense  neben 
Polygonum  cuspidatum  .Sieb,  et  Zucc. 
empfohlen  werden.  Dass  beide  Pflanzen 
ihre  Ausläufer  weithin  entsenden,  ist 
allerdings  ein  Missstand.  Wenn  man 
aber  alle  2  bis  3  Jahre  die  Pflanze  im 
Frühjahre  umgräbt,  die  auslaufenden 
Wurzeln  absticht,  dann  Avird  man 
Avenig  imter  dieser  Kalamität  zu  leiden 
haben;  mähet  man  dann  den  Rasen 
alle  8  bis  10  Tage,  dann  kommen  die 
sich  entwickelnden  Triebe  nicht  zur 
Ausbildung. 

Es  war  im  vorigen  Jahre  meine 
Absicht,  einen  grösseren  Ani^flanzungs- 
versuch  mit  Polygonum  sachalinense 
zu  machen.  Die  Absicht  scheiterte 
an    der  Schwieriokeit   der  Beschaffung 


Kleinere  Mitteilungen. 


305 


der  benötigten  Pflanzen.  Yoa  der 
Firma  Haltet  zu  beziehen,  war  mir  zu 
teuer,  von  der  Stelle,  wovon  ich  ein- 
gangs sprach,  die  wenigen  dort  vor- 
handenen Pflanzen  zu  entnehmen,  hätte 
jener  Stelle  die  Möglichkeit  benommen, 
Kulturversuche  anzustellen,  und  vonden 
Herrenllaage&Schmidt  in  Erfurt  erhielt 
ich  als  Restbestand  nur  lo  Pflanzen. 
Davon  trieben  10  Stück  in  diesem 
Jahre  aus.  Diese  sind  in  der  Nacht 
vom  5.  auf  ö.  Mai  d.  J.,  wo  wir  vor- 
übergehend —  zwischen  4  und  5  Uhr 
morgens  —  o^  Reaumur  hatten,  er- 
froren, während  Polygonum  cuspidatum 
nicht  litt.  Ich  will  nun  aus  diesem 
Umstand  keine  unanfechtbareFolgerung 
ziehen.  Es  ist  möglich,  dass  Polygonum 
sachalinense  nur  deshalb  später  in  den 
Trieb  kam  und  deshalb  weicher  war 
als  Polygonum  cuspidatum,  weil  ersteres 
im  vorigen  Spätjahr  erst  gepflanzt 
wurde,  aber  Thatsache  ist,  dass  unsere 
Exemplare  Schaden  genommen  haben. 
Die  Empfehlung  des  Polygonum  sacha- 
linense als  Futterpflanze  veranlasste 
viele,  ihr  Interesse  auch  dem  so  warm 
empfohlenen  Lathyrus  silvestris  Wagneri 
zuzuwenden;  es  ist  dieses  zweifelsohne 
ein  Gewinn,  da  dadurch  der  Ver- 
breitung einer  Futterpflanze,  die  jeden- 
falls unter  ungünstigeren  Verhältnissen 
gedeiht  als  Polygonum  sachalinense, 
möglichst  Vorschub  geleistet  wird. 
Pfister, 
Grossh.  Gartendirektor,  Karlsruhe. 


Beschädigung  der  Pflanzen  durch  Nachtfrost 
im  IVIai. 

Der  Nachtfrost  vom  19.  zum  20.  Mai 
hat  in  der  Umgegend  von  Berlin 
ausserordentlichen  Schaden  gethan. 
Ganz  besonders  haben  die  Frühkartoffeln 
und  die  Bohnen  gelitten.  Auf  den 
Moorwiesen  bei  Zehdenick  waren  sogar 
die  Ähren  des  Timotheegrases  (Phleum 
pratense),  die  noch  tief  in  den  Scheiden 
steckten,  erfroren,  während  man  äusser- 


lich  nichts  sah.  Selbst  Adele  wild- 
wachsende Pflanzen,  Leucanthenium 
vulgare,  die  grosse  wilde  Kamille  oder 
Wucherblume,  Veronica  Chamaedrys, 
der  Ehrenpreis.  Cerastium  arvense, 
das  Hornkraut.  Fotos  uliginosus,  Sumpf- 
hornklee und  andere  Kleearten,  Equi- 
setum  palustre  etc.  waren  erfroren. 
Glücklicherweise  zeigte  sich  diese  ver- 
derbliche Wirkung  des  Frostes  nur 
stellenweise.  —  Die  Floffnung,  dass  das 
warme  Wetter  im  März,  April  und  in 
der  ersten  Hälfte  des  Mai,  welches  die 
Vegetation  so  früh  w^achgerufen,  dauernd 
bleiben  werde,  hat  sich  somit  nicht 
erfüllt.  Die  »gestrengen  Herren«  haben 
sich  doch  sehen  lassen.  Auch  2jährige 
Maiblumen  haben  sehr  gelitten. 

Oncidium  phymatochilum. 

Bei  Herrn  Dr.  Reichenheim  in  Wann- 
see bei  Berlin,  einem  grossen  (Jrchideen- 
liebhaber,  Mitglied  des  V.  z.  B.  d.  G., 
blühten  kürzlich,  und  z.T. noch,  mehrere 
Exemplare  dieser  Species.  Eins  hatte 
einen  Blütenstand  von  2,5  m  Länge  und 
wurde  in  meiner  Vorlesung  vorgezeigt. 

L.  W. 


Kultur  der   Cattleya  citrina. 

Ich  habe  in  Deutschland,  Belgien 
und  England  sehr  wenige  gut  kultivierte 
Cattleya  citrina  gesehen,  eben  so  wenig 
habe  ich  sie  auch  übereinstimmend 
behandelt  gesehen.  Bei  dem  einen 
stand  sie  im  Warmhaus,  bei  dem  andern 
im  temperierten,  am  besten  fand  ich 
sie  bei  denen,  die  sie  im  Kalthaus 
hatten.  Nachdem  ich  jetzt  diese  Or- 
chidee hier  in  wildem  Zustande  ge- 
sehen, weiss  ich  auch  sehr  gut,  worin 
der  Fehler  liegt. 

Die  Cattleya  citrina  kommt  hier  in 
einer  Höhe  von  2— 4000  m  vor  und 
zwar  meist  in  lichten  Wäldern.  Die 
Temperatur  geht  häufig  bis  auf  wenige 
Grad  über  Null  oder  sogar  bis  zu  Null 
herab.     Auf  diesen  Höhen  brennt  zwar 


3o6 


Litteratur. 


die  Sonne  sehr  stark,  doch  ist  stets 
genügender  kühler  Luftzug  vorhanden. 
Während  ich  dies  schreibe,  liegt  vor 
mir  ein  Exemplar,  das  mit  einem  Onci- 
dium  ornithorhynchum  eng  verwachsen 
ist;  daraus  geht  hervor,  dass  die  Catt- 
leya  citrina  ins  Odontoglossum-  oder 
Oncidium-Haus  gehört.  Von  Ende  Mai 
bis  Ende  August  dauert  hier  die  Regen- 
periode, in  welcher  Zeit  sie  ihre  neuen 
Bulben  ansetzen  und  anschwellen. 
Nach  dieser  Zeit  regnet  es  alle  zwei 
Wochen  etwas,  doch  sind  die  Berge 
fast  jeden  Abend  in  eine  Nebelwolke 
gehüllt.      Am    Tage    wehen    in    dieser 


Zeit  oft  recht  heisse  und  trockene 
Winde,  die  alles  ausdörren,  daher  ist 
am  Abend  die  Erfrischung  durch  die 
Nebel  sehr  notwendig.  Über  die 
Pflanze  selber  brauche  ich  nicht  viel 
zu  sagen;  dass  sie  mit  den  Bulben  ab- 
wärts wächst,  und  schöne,  grosse  por- 
zellanartige, gelbe  Blumen  hat,  weiss 
ein  Jeder.  Gewöhnlich  bringt  jede 
Bulbe  nur  eine  Blume  hervor,  doch 
habe  ich  viele  Exemplare  gesehen, 
von  denen  zwei  mächtige  Blumen  herab- 
hingen. Sie  blühen  hier  von  Ende 
Januar  bis  Mitte  April. 

F.  Bussler,  Orizaba,  Mexico. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Beschleunigung  der  Zollabfertigung  an  der 
russischen  Grenze. 

Dem  Verein  beehren  wir  uns  im 
Auftrage  des  Herrn  Provinzial-Steuer- 
Direktors  hierselbst  sehr  ergebenst 
mitzuteilen,  dass  nach  §  12,  vierter 
Teil  des  Schlussprotokolls  zum  Handels- 
und Schifffahrtsvertrage  mit  Russland 
vom  10.  Februar  d.  J.  beiderseits 
Blumen  und  lebende  Pflanzen,  frische 
Früchte  und  frische  Fische,  sowie  alle 
einem  raschen  Verderben  ausgesetzten 
Waren  vorbehaltlich  Fälle  höherer 
Gewalt,  binnen  24  Stunden,    vom  Ein- 


bringen der  Waren  in  die  Zolllager  an 
gerechnet,  verzollt  werden  sollen  und 
die  preussischen  Zollstellen  demzufolge 
durch  Erlass  des  Herrn  Finanz- 
Ministers  vom  2.  d.  M.  angewiesen 
sind,  die  zollamtliche  Abfertigung,  so- 
fern es  einer  solchen  überhaupt  bedarf, 
binnen  24  Stunden  nach  der  Gestellung 
und  vorschriftsmässigen  Deklaration 
zu  bewirken. 

Königliches  Haupt-Steuer-Amt  für  ausl. 

Gegenstände. 

Meier. 


Litteratur. 


Anlage  und  Erhaltung  von  Blumen- 
parterres, Bosquets  und  Parkgärten 
nach  ästhetischen  Grundsätzen  und 
praktischen  Erfahrungen  nebst  be- 
währten speziellen  Anschlägen  und 
Angaben  der  für  jeden  Zweck  geeig- 
neten Pflanzen.  Gartenfreunden  und 
Landschaftsgärtnern  gewidmet  von  Dr. 
Ed.  Brinckmeier,  Herzogl.  Hofrat  etc. 
Oppeln  1892.  Eugen  Franck's  Buch- 
handlung (Georg  Maske). 

Es  ist  recht  erfreulich,  wenn  ein 
Gartenfreund  nach  eigenen  glücklichen 
Erfahrungen      andern    gute  Ratschläge 


erteilt;  wenn  aber  jemand,  wie  der 
Herr  Verfasser,  sich  einen  keineswegs 
allzu  grossen  Parkgarten  derart  angelegt 
hat,  dass  ihm,  wie  er  selbst  Seite  79 
schreibt,  ein  erfahrener  Fachmann 
in  betreff  seiner  Pflanzungen  das 
Schlimmste  prophezeihte,  andern  ein 
Lehrmeister  der  bildenden  Gartenkunst 
sein  will,  so  muss  er  sich  bei  so  lücken- 
haften Erfahrungen  und  Kenntnissen, 
wie  sie  aus  dem  hier  vorliegenden  Buche 
hervorgehen,  gefallen  lassen,  in  die 
Schranken  gewiesen  zu  werden. 

Die  ästhetischen  Grundsätze  sind  die 


Litteratur. 


307 


von  Pückler  und  Meyer  aufgestellten 
allbekannten,  nur  sind  dieselben  etwas 
lückenhaft  behandelt. 

So  weist  der  Verfasser  vSeite  56  ganz 
richtig  darauf  hin,  dass  Licht  und 
Schatten  in  jeder  Scene  zweckmässig 
verteilt  sein  müssen,  denn  darauf  be- 
ruhe die  Hauptwirkung.  Er  bezeichnet 
den  Rasen,  das  Wasser  und  auch  die 
Blumenstücke,  weil  sie  keinen  Schatten 
geben,  als  das  Licht,  und  die  Bäume, 
den  Wald,  das  Gesträuch,  auch  die 
Felsen,  Hügel  und  ein  Haus  als  den 
Schatten  einer  Scene.  Dass  der  freie 
Horizont,  das  höchste  Licht  in  der  Scene, 
je  nach  der  Stellung  des  Beschauenden, 
ist  und  dass  darauf  grosse  Rücksicht  zu 
nehmen  ist,  davon  scheint  der  Verfasser 
nichts  zu  wissen.  Auch  ist  nach  meiner 
Ansicht  ein  Haus  nicht  als  Schatten, 
sondern  als  ein  lichter  Gegenstand 
einer  Scene  zu  betrachten. 

Ferner  sagt  der  Herr  Verfasser  S.  63 
und  64,  man  solle  in  jeder  Abteilung 
eine  besondere  Baum-  oder  Strauchart 
vorherrschen,  eine  ganze  Partie  aber 
nicht  aus  einer  und  derselben  Baumart 
bestehen  lassen,  während  er  von  Be- 
rücksichtigung der  Blattformen  und 
Färbung  der  Blätter  garnichts  erwähnt. 

Seite  58  giebt  er  folgende  Erklärung: 

»Bosquet,  Bosquetterie,  Shrubbery, 
Buschwerk,  Gesträuchpartie  nennt  man 
in  kleinen  Lustgärten  einenPromenaden- 
weg,  der  von  Gesträuchen  und  Bäumen 
eingefasst  ist,  vor  welchen  sich  ent- 
weder Blumen    befinden    oder    nicht.« 

Somit  wäre  ein  Garten  von  einem 
bis  anderthalb  Morgen  Grösse,  in  natür- 
lichem Stile  angelegt,  ein  Bosquet. 

Er  führt  auch  einen  neuen  Terminus 
technicus  ein,  indem  er  einen  Park- 
garten auch  einen  Bosquetgarten  nennt. 

Nach  dem  A^erfasser  soll  man  grosse 
Flächen  pflügen,  rigolen  und  eggen, 
bei  einer  kleinen  Anlage  wäre  somit 
das  Rigolen  überflüssig! 


In  dem  speziellen  Teil  bespricht  der 
Verfasser  zuerst  die  Anlage  der  Wege. 

Alle  Wege  müssen  darnach  drainiert 
werden,  selbst  wenn  trockener  Boden 
auf  porösem  Untergrund  liegt!  Sodann 
müssen  die  Wege  in  Sandboden 
1V2  Fuss,  in  Lehmboden  bis  2  Fuss 
tief  ausgeschachtet  werden,  darauf  bis 
9  Zoll  unter  Terrainhöhe  mit  ge- 
schlagenen Mauersteinen,  darüber  3  Zoll 
hoch  mit  grobem  ausgesiebtem  Kies 
und  6  Zoll  hoch  mit  bestem  Kies- 
sand befestigt  werden.  Die  Wege 
sollen  alle  verhältnismässig  breit  sein. 
Ein  Mass  ist  nirgends  dafür  ange- 
geben. —  Also  möglichst  breite  Wege 
und  dieselben  9  resp.  15  Zoll  hoch 
mit  Schutt  und  9  Zoll  hoch  mit  Kies 
anfüllen.  Wie  viel  Schutt  etc.  würde  da 
wohl  gebraucht  werden!  Und  in  6  Zoll 
Sand  zu  gehen,  ist  gewiss  nicht  ange- 
nehm, selbst  wenn  gewalzt  wird. 

Alle  Masse  sind  beim  Verfasser  noch 
in  Fuss  und  Zoll! 

Zur  Auswahl  der  Gehölze  empfiehlt 
der  Verfasser  zuerst  die  Koniferen  und 
dann  von  hohen  Bäumen  den  Tulpen- 
baum und  die  Ahornarten,  besonders 
die  mit  weisspanaschierten  und  mit 
roten  Blättern.  —  Der  weissbunte 
Ahorn,  wenn  es  Acer  Negundo  fol. 
var.  sein  soll,  wird  gar  nicht  so  sehr 
hoch,  um  zu  den  hohen  Bäumen  ge- 
rechnet werden  zu  können.  —  Ferner 
rechnet  er  noch  dazu  die  grünen  und  die 
Blutbuchen,  die  weissen  und  die  roten 
Rosskastanien  und  Catalpa,  ebenso  den 
Faulbaum,  Rhamnus  Frangula  mit 
schöner  hoher  Krone  und  der  unend- 
lichen Menge  seiner  maiblumenartig 
an  langen  hängenden  Stielen  sitzenden 
Blumen,  und  endlich  die  Robinien  und 
Gleditschien  und  die  Vogelbeere,  Sorbus 
aucuparia! 

Von  den  minder  hoch  werdenden 
Bäumen  und  Sträuchern  empfiehlt  er 
die  Rhusarten,  Kirschen,  Äpfel, Mandeln, 
Pfirsich,    Hex.  Ailanthus,     ebenso    den 


3o8 


Litte  ratur. 


Goldregen,  Cytisus,  besonders  elon- 
gatus,  und  die  eleganten  Platanen,  die 
mitunter  eine  ansehnliche  Höhe  er- 
reichen, ausserdem  noch  die  Pimper- 
nuss,  Staphylea,  Syringen  u.  s.  w. 

Nun,  wenn  jemand  ein  Buch  zur 
Belehrung  anderer  schreibt,  so  ist 
wohl  die  erste  Bedingung,  dass  der- 
selbe das,  worüber  er  schreibt,  selbst 
kennt,  aber  die  wenigen  hier  auf- 
geführten Gehölze  beweisen  wohl  zur 
Genüge,  dass  dies  bei  dem  Verfasser 
nicht  der  Fall  ist;  denn  Catalpa  und 
Sorbus  werden  ungefähr  25  Fuss  hoch 
und  der  Faulbaum,  Rhamnus  Frangula, 
entpuppt  sich  nach  der  sorgfältigen 
Beschreibung  als  eine  Traubenkirsche, 
Prunus  Padus,  welche  aber  auch  nur, 
und  zwar  selten,  bis  35  Fuss  hoch 
wird,  somit  doch  kein  hoher  Baum  ist 
wie  Ahorn,  Buchen  und  Birken.  Von 
den  als  minder  hoch  empfohlenen 
Gehölzen  wird  Ailanthus  50 — öo  Fuss 
hoch  und  die  Platane,  einer  unserer 
höchsten  Bäume,  bis  100  Fuss  hoch, 
soll  nur  mitunter  eine  ansehnliche 
Höhe  erreichen.  Dagegen  ist  Cytisus 
elongatus  nur  als  \^orstrauch,  nicht  als 
baumartiger  vStrauch  zu  bezeichnen, 
da  er  ca.  5  Fuss  hoch  wird. 

Hieraus  geht  wohl  deutlich  hervor, 
dass  der  Verfasser  nicht  einmal  das 
nötigste  zu  einer  Park-  oder  Garten- 
anlage gehörige  Material  kennt. 

Als  Solitairbäume  empfiehlt  der  Ver- 
fasser solche  von  10-12  Fuss  Stammhöhe. 

Sind  nicht  solche,  deren  Zweige  bis 
auf  den  Rasen  hängen,  schöner? 

Nun  aber  genug,  denn  der  Raum  in 
der  Gartenflora  ist  kostbar,  und  ein 
solches  Buch  zu  kritisieren  ist  kein 
Vergnügen. 

Als  Blumengärten  beschreibt  der 
Verfasser  die  Anlage  von  botanischen 
Blumengärten  und  empfiehlt  sehr 
richtig,  dass  die  Pflanzen  streng  nach 
irgend  einem  System  der  botanischen 
Wissenschaft    zu     ordnen     sind.       Als 


Noten  unter  dem  Strich  giebt  er 
einige  Beispiele  und  beschreibt  nach 
dem  natürlichen  System  die  Blumen- 
krone der  Cruciferen  und  aus  dem 
Linneschen  System  die  dritte  Klasse, 
die  er  Trigynia  nennt  und  welche 
nach  dem  Verfasser  alle  Pflanzen  um- 
fasst,  deren  Blumen  drei  Pistille  haben. 
Also   auch   in  Botanik  schwach. 

Als  Anhang  enthält  das  Buch  eine 
Beschreibung  und  einen  Plan  des  neuen 
Stadtparkes  von  Braunschweig,  da  der 
Plan  aber  nicht  das  Werk  des  Ver- 
fassers ist,  so  soll  derselbe  hier  nicht 
weiter  besprochen  werden.  Es  mag 
genügen,  dass  der  Verfasser  die  Anlage 
für  mustergiltig  erklärt. 

Wie  mag  es  nur  kommen,  dass  so 
viele  Schreibselige  sich  das  Gebiet  des 
Gartenbaues  als  Tummelplatz  wählen, 
und  da  der  spezielle  Gartenbau  nun 
schon  zu  sehr  beackert  ist,  sich  jetzt 
auf  das  Gebiet  der  schönen  Gartenkunst 
wagen  ? 

Im  Laufe  eines  Jahres  ist  dies  der 
zweite  Verfasser,  welcher  sich  darin 
versucht  hat,  um  glänzend  Fiasko 
z  u  m  a  c  h  e  n. 

Im  verflossenen  Frühjahr  gab  der 
Hoflieferant  Müller,  Inhaber  der 
Firma  J.  C.  S  c  h  m  i  d  t  in  Erfurt, 
eine  Broschüre  heraus,  betitelt  »des 
Hauses  A^orgarten«,  welche  20  Pläne 
und  dazu  gehörige  Bepflanzungspläne 
nebst  Beschreibung  enthält,  die  aber 
einer  Besprechung  nicht  wert  sind. 
Herr  Müller  fühlte  dies  gewiss  und 
legte  deshalb  jedem  Büchelchen  gleich 
eine  wohlgesetzte  vorzügliche  Rezension 
bei,  welche  von  A^erschiedenen  Tages- 
blättern in  naivster  Weise  abgedruckt 
wurde.  Krasser  kann  nun  bald  keine 
Reklame  gemacht  Averden.  Herrn 
Müller  möchte  ich  jedoch  den  Rat 
erteilen,  doch  das  alte  gute  Renomme 
des  Geschäfts  zu  wahren  und  bei 
fernerer  Herausgabe  solcher  Broschüren 
sich  an  einen  erfahrenen  Gartenkünstler, 


Aus  den  Vereinen. 


309 


behufs  Anfertigung"  der  Pläne,  zu 
wenden.  Mit  solchen  kindlichen  Mach- 
werken, wie  diese  Broschüre  enthält, 
ist  weder  seinem  Geschäft  gedient, 
noch  wird  dadurch  der  Gartenbau 
bezw.  die  Gartenkunst  gefördert. 

An  alle  Herren  Kollegen  richte  ich 
aber  die  dringende  Bitte,    wenn  ihnen 


solche  Werke  wie  die  beiden  vor- 
stehend beschriebenen  vor  die  Augen 
kommen,  dieselben  unnachsichtlich  in 
einer  Fachzeitschrift  zu  kritisieren  und 
in  das  rechte  Licht  zu  stellen,  viel- 
leicht werden  dadurch  die  Unberufenen 
vom  Bücherschreiben  abgeschreckt. 
Otto  Vogeler. 


Aus  den  Vereinen. 


Herbstsitzung  der  russischen  Obstbau- 
Gesellschaft  am  13.  Oktober  1893. 

In  der  ersten  Ilcrbstsitzung  der 
r  u  s  s  i  s  c  h  e  n  O  b  s  tb  a  u-G  esellschaft 
am  13.  Oktober  1893  hielt  General 
Majcn  einen  sehr  interessanten  Vortrag 
über  »Obstbau  in  Turkestan«.  Hier  im 
Herzen  Mittelasiens,  sagt  er,  giebt  es 
jedwedes  Kern-  und  Steinobst,  dazu 
Wein,  Nüsse,  Pistazien  und  Feigen. 
Ausser  einigen  einheimischen  Sorten 
Äpfel  und  Birnen  werden  auch  euro- 
päische Arten  mit  Erfolg  gezogen. 
Besonders  gut  gedeiht  das  Steinobst, 
Pfirsiche,  Aprikosen,  Pflaumen  und 
Kirschen:  nicht  minder  der  Wein, 
dessen  Anbau  für  die  Zukunft  grossen 
Erfolg  verspricht.  Zum  Gedeihen  aller 
Pflanzungen  jedoch  ist  die  erste  und 
wichtigste  Bedingung:  Wasser!  Ohne 
Wasser  kein  Obst!  Die  Kultur  ist  noch 
e^ne  sehr  primitive;  der  Wein  wird 
meist  in  Laubenform  gezogen,  auf  % 
zurückgeschnitten;  in  Samarkand 
schneidet  man  kürzer  und  hält  den 
Wein  niedrig.  Man  hat  gegen  40 
Sorten,  teils  Tafel-,  teils  Presstrauben,, 
viele  Trauben  werden  auch  getrocknet, 
wie  auch  Aprikosen,  Pflaumen  und 
Kirschen.  Seit  einigen  Jahren  leiden 
die  Obstanlagen  sehr  von  Insekten. 
Luc  turkestanischc  Filiale  der  Kaiserl. 
russischen  Gartenbau-Gesellschaft  wird 
sich  recht  lebhaft  an  der  internationalen 


Obstausstellung  im  Jahre  1SQ4  in  vSt. 
Petersburg  beteiligen. 

Herr  C.  F.  Mitscherlich ,  Kom- 
missar des  Domänen-Ministeriums  in 
Ghicago,berichtetüber  die  erstaunlichen 
Obstmassen,  welche  aus  allen  Staaten 
Nordamerikas  ausgestelltgewesen  seien. 
Dabei  hob  er  hervor,  dass  das  aus- 
gestellte russische  Obst,  welches  im 
Herbste  1892  geerntet,  trotzdem  es  lange 
und  unter  ungünstigen  Bedingungen 
unterwegs  war,  dennoch  wie  frisch 
vom  Baume  gepflückt  im  Mai  1893  auf 
der  Ausstellung  die  allgemeine  Be- 
wunderung erregt  habe.  Die  ameri- 
kanischen Pomologen  werden  sich  an 
der  Ausstellung  und  dem  Kongress  in 
Petersburg  1894  in  grosser  Anzahl  be- 
teiligen. In  Chicago  bildete  sich  auch 
eine  internationale  Gartenbau- 
G  CS  ellschaft.  Der  Mitglieds-Beitrag 
ist  4  Dollars;  jedes  Land  soll  seinen 
Viccpräsidcnten,  Sekretär  und  Kassierer 
haben. 

Frankreichs  Beteiligung  an  unserer 
Ausstellung  wird,  dank  den  Be- 
mühungen des  Professors  Vimond,  sehr 
gross  sein.  Derselbe  wird  nächstens 
nach  St.  Petersburg  kommen,  um  sich 
weiter  zu  informieren,  damit  er  durch 
sein  Bureau  nach  Möglichkeit  für  die 
Ausstellung  arbeiten  kann. 

Die  Ausstellung  wird  am  10.  Sep- 
tember    1894     eröffnet    und    bis     zum 


3to 


Aus  den  Vereinen. 


31.  (3ktober  dauern,  dieselbe  verspricht 
eine  sehr  reiche  zu  werden. 


Sitzung  der  Kaiserlichen  russischen 
Gartenbaugesellschaft  vom  30.  Oktober. 

Die  erste  Sitzung  der  Kaiserlichen 
russischen  Gartenbau  -  Gesell- 
schait  nach  dem  Tode  des  Präsidenten 
M.N.  Rajewsky  erfolgte  am  30.  Oktober. 
Die  Tochter  des  Verstorbenen,  Frau 
M.  M.  Plantina,  sandte  eine  noch  von 
ihrem  Vater  für  die  Sitzung  der  Gesell- 
schaft auf  seinem  Gute  Partenik  in  der 
Krim  gepflückte  Kollektion  von  10 
schönen  Apfel-  und  3  Birnensorten, 
welche  mit  der  grossen  Silbermedaille 
prämiiert  wurde. 

Die  Lyoner  Gartenbau-Gesellschaft 
erhielt  als  Antwort  auf  ihre  sympathische 
Kundgebung  ein  Danktelegramm. 

Aus  den  Jahreszinsen  der  von  Frau 
E.  D.  Regel  der  Gesellschaft  vermachten 
3000  Rbl.  Silber  erhält  der  beste 
Schüler  der  Gartenbauschule  der 
Gesellschaft  bei  seinem  Abgange  2/^, 
der  zweitbeste  1/3- 

Preise  wurdenzuerkannt:  eine  mittlere 
silberne  Medaille  Herrn  H.  F.  Eilers 
für  600  blühende  Maiblumen,  je  eine 
kleine  silberne  Medaille  Herrn  Piep, 
Gärtner  bei  der  Grossfürstin  Katharina 
Michailowna,  für  i4Stück  Ixoracoccinea 
in  Blüte,  Herrn  Handelsgärtner  Ai"nold 
für  200  blühende  Maiblumen,  Herrn 
H.  Koppe  in  Wilna  für  50  Chry- 
santhemum in  Blüte.  Je  eine  Bronze- 
medaille erhielten:  Herr  R.  Leubner 
für  10  blühende  Eucharis  amazonica, 
Herr  Tscherewinsky  für  25  Grenadier- 
nelken in  Blüte. 


Magdeburg.  VII.  Hauptversamm- 
lung des  Vereins  Deutscher  Garten- 
künstler 17—19.  Juni.  Unter  den  An- 
trägen ist  hervorzuheben  No.  7  Antrag 
auf     Kündigung      des      Vereinsorgans 


(Zeitschrift  für  Gartenbau  und  Garten- 
kunst), No.  8  Bericht  der  Kommission 
betreffend  die  Gärtner-Lehranstalt  in 
Potsdam,  No.  9  Eingabe  wegen  des 
Obergärtner-Examens. 


Auf  Einladung  des  Herrn  Ruleman- 
Hientzsch  besuchten  am  21.  Mai 
der  Vorstand  und  eine  Anzahl  Freunde 
die  Anlagen  des  Herrn  Hientzsch, 
»Clarahöh«  bei  Lindenberg,  im  Norden 
von  Berlin,  jenseits  Weissensee  und 
Malchow.  Clarahöh  ist  ein  Mühlen- 
grundstück, das  einst  König  Friedrich 
dem  Grossen  gehörte.  Es  umfasst 
circa  17V2  ha  ^  70  Morgen,  ist  seit 
1873  ini  Besitze  des  Herrn  Hientzsch, 
der  hier  ursprünglich  ein  ländliches 
Heim  für  seine  leidende,  inzwischen 
verstorbene  Gattin  schaffen  wollte, 
schliesslich  dasselbe  aber  zu  einer  mit 
Obst  -  und  Gemüsebau  verbundenen 
Landwirtschaft  umgewandelt  hat.  Es 
ist  hier  so  zu  sagen  das  amerikanische 
Kleinfarm  -  System  eingeführt,  nur 
sind  bei  der  Anlage  des  Beerenobstes 
die  Reihen  zu  dicht  gepflanzt,  so  dass 
Beackerung  mit  Pferden  nicht  mehr 
möglich  ist.  Dagegen  wird  das 
amerikanische  Gerät  Planet  viel  ver- 
wendet. 

Vorhanden  sind  1800  Obstbäume, 
meist  Hochstämme,  davon  500  Sauer- 
kirschen, 400  Birnen,  600  Apfel, 
200  Pflaumen,  100  Reineclauden,  1  ha 
Himbeeren,  0,75  ha  Johannisbeeren, 
0,06  ha  schwarze  Johannisbeeren  (die 
besser  bezahlt  werden),  0,75  ha  Stachel- 
beeren. Das  Grossartigste  sind  die 
Spargelkulturen,  die  1879  nach  der 
Methode  von  Lherault  in  Argenteuil  an- 
gelegt sind.  Sie  umfassen  10  Morgen,, 
und  liefern  jetzt  täglich  2  —  3  Centner 
Ertrag.  Der  Spargel  von  Argenteuil 
zeichnet  sich  durch  seine  Feinschalig- 
keit  aus  und  war,  trotzdem  er  schon 
seit  12  Jahr  gestochen    wird,  wie   das 


Sprechsaal. 


.311 


nachfolgende  »Spargelessen«  ergab, 
von  ausserordentlicher  Zartheit.  —  Die 
Stachelbeeren  werden  von  Kindern  in 
Akkord  grün  (halbreif)  gepflückt,  und 
werden  dann  zwischen  den  Sträuchern 
Kohlrüben  gebaut.  Ausserdem  finden 
sich  Gewächshäuser  mit  Gurken  und 
Schnittblumen  -  Kulturen,  desgleichen 
viele  Nelken  (Her  Majesty  etc.),  Stief- 
mütterchen (eine  eigene  Züchtung, 
ganz  veilchenblau)  und  dergleichen 
im  Freien.  Das  Ganze  zeugt  von 
kaufmännischem  Geschick  und  von 
guter  Kultur,  welch  letztere  be- 
sonders der  treuen  Unterstützung  des 
Obergärtners  Gabriel  zu  danken  ist. 


Deutsche  dendrologische  Gesellschaft. 

Jahres-Versammlung  in  Mainz   wäh- 
rend   der    Gartenbau-Ausstellung     am 


Sonntag  den  16.  September,  vormittags 
10  Uhr. 

Tagesordnung: 

a)  Bericht  der  Organisations-Kom- 
mission    und  Rechnungs-Ablage. 

b)  Mitteilungen  über  einige  neuere 
oder  seltene  Bäume  und  Gehölze 
von  V.  St.  Paul. 

c)  Bericht  über  Koniferen  von 
L.  Beissner. 

d)  Mitteilungen  aus  dem  Kreise  der 
Versammlung,  unangemeldet. 

Deutsch -dendr elegischer 
Tauschverein. 
Unterzeichneter    bittet    alle  Freunde 
der    Gehölzkunde,    sich    dem    Tausch- 
vereine der  deutschen  dendrologischen 
Gesellschaft  anzuschliessen. 

W,  Mönkemeyer, 
Botanischer  Garten,  Leipzig. 


Sprechsaal. 


Frage  25.  Herr  Dr.  Potonie, 
Redakteur  der  Naturw.  Wochenschrift, 
übersendet  uns  folgende  Frage:  Erlaube 
mir  anbei  (als  »Muster  ohne  Wert«)  ein 
Exemplar  einer  Pflanze  einzusenden, 
welche  der  hiesige  Gärtner  als  Primula 
obconica  bezeichnet.  Durch  Berührung 
derselben  mit  blossen  Händen  beim 
Umpflanzen  erhielt  derselbe  am  Unter- 
arm und  Händen  einen  schmerzhaften 
Ausschlag  mit  Hautentzündung.  Nach 
länger  anhaltender  Beschäftigung  mit 
dieser  Pflanze  stellten  sich  auch  noch 
beissende  Schmerzen  in  den  Augen 
ein.  Ein  ganz  ähnlicher  Fall  soll  nach 
dem  Berichte  einer  Gärtner -Zeitung 
sich  in  Petersburg  zugetragen  haben, 
indem  sich  die  Hautentzündung  über 
den  ganzen  Körper  des  damit  befallenen 
Arbeiters  ausgebreitet  haben  soll! 
Wollte  mir  daher  die  Frage  erlauben, 
ob  diese  Eigentümlichkeit  der  Pflanze 
schon  länger  bekannt  und  studiert  ist 


und     worauf    diese     heftige    Wirkung 
zurückzuführen  sei? 

G.  Schmidt,  Pharmazeut, 
Wohlen,  Kanton  Aargau,  Schweiz. 

• 
Antwort.  Über  die  Giftigkeit  der 
Primula  obconica  liegen  recht  wider- 
sprechende Angaben  vor.  D.  Reuter 
in  Osnabrück  berichtet  in  L.  Möllers 
Deutscher  Gärtnerzeitung  1890,  S.  205, 
da  SS  er  im  Winter  geschwollene  Hände 
wie  nach  Berührung  von  Brennnesseln 
nach  dem  Putzen  der  Primeln  er- 
halten und  durch  Baden  in  heissem 
Wasser  mit  etwas  Salz  dies  geheilt 
habe.  Einer  seiner  Gehülfen,  der  sie 
vorher  behandelt,  habe  nichts  verspürt 
oder  vielleicht  so  wenig,  dass  er  es 
nicht  beachtet  hatte.  —  G.  Weygandt 
in  Wiesbaden  und  A.  Kropff  in  Freiburg 
in  Baden  erklären  ebenso  bestimmt, 
dass  sie  nie  davon  gelitten  hätten. 
Offenbar  erzeugen   die  Haare   die  Ent- 


312 


Personal-Nachrichten. 


Zündung,  wie  die  der  Platanen.  Aber 
auch  A'on  letzteren  leiden  viele  Personen 
gar  nicht.  L.  W. 


Frage  26.  Ich  habe  an  meinen 
Stachelbeersträuchern  derartig  viel 
Raupen,  dass  die  Sträucher  zur  Zeit 
infolge  des  Raupenfrasses  vollständig 
entblättert  sind  und  dastehen  wie  im 
Winter.  Durch  Knaben  liess  ich 
tausende  und  abermals  tausende  von 
Raupen  absuchen  und  immer  wieder 
tritt  die  Raupe  auf.  Daneben  stehende 
Johannisbeersträucher  sind  von  Raupen 
vollständig  befreit  geblieben.  Was 
mag  dies  für  eine  Raupe  sein  und 
welches  Radikalmittel  ist  anzuwenden? 

O.  S.  in  F. 

• 
Antwort.  Ist  wahrscheinlich  die 
20  füssige  grüne  Afterraupe  der  Stachel- 
beer-Blattwespc,  Nematus  ventricosus, 
die  sich  unter  den  vSträuchern  flach  in 
der  Erde  verpuppt.  x\blesen  ist  das 
einzige  Gegenmittel,  ausserdem  häufiges 
Plarken  und  Umgraben  unter  den 
Sträuchern,  sonst  erscheint  im  Nach- 
sommer die  zweite  Generation. 


3.  Antwort  zu  Frage  18.  Teile  er- 
gebenst  mit,  dass  wir  von  dem  in  No.  8 
erwähntenPolygonum  sachalinense 
abzugeben  haben. 

H.  Henkel,   Hoflieferant, 
Darmstadt. 


Friedenau,  16.  Mai  1894. 

In  Nr.  10  der  Gartenflora  S.  273  findet 
sich  wieder  einmal  der  ganz  falsche 
Name  Lycium  barbarum  (S.  273/274) 
für  eine  Pflanze  angewendet,  die  sicher 
L.  halimifolium  Mill.  sein  wird.  Es 
wäre  wünschenswert,  dass  darauf  auf- 
merksam gemacht  würde,  damit  endlich 
einmal  der  Name  L.  barbarum  für 
unsern  gemeinen  winterharten  Bocks- 
dorn ausgemerzt  wird.  (Vgl.  K.  Koch, 
Dendrol.  II,  1,  S.  347,  Dippel,  Laubholz- 
kunde I,  S.  22,  Koehne,  Dendrol.  S.  518.) 

E.  Koehne. 

(Wir  kommen  sehr  gern  dem  Wunsche 
nach.  Schon  beim  Nachsehen  in  der 
Litteratur,  ob  es  solche  Form  bereits 
gäbe,  wollten  wir  es  im  Manuskript 
ändern,  unterliessen  es  aber,  um 
zunächst  verständlicher  zu  sein. 

D.  Red.) 


Personal-Nachrichten. 


Der  Ritterschaftsrat  von  Pfuel  auf 
Jahnsfelde  bei  Lebus,  langjähriges  Mit- 
glied des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues,  ist  zum  Ritterschafts- 
direktor  der  Mittelmark  erwählt  und 
diese  Wahl  von  S.  M.  dem  Kaiser  be- 
stätigt worden. 


Dem  Kastellan  Milling  an  der  land- 
wirtschaftlichen Hochschule  Berlin. 
Sekretär  d.  V.  z.  B.  d.  G.,  ist  der  Titel 
eines  Hausinspektors  verliehen. 


Danksagung. 

Allen  Freunden,  Bekannten  und  ins- 
besondere auch  den  mir  persönlich 
unbekannten  Gönnern,  sowie  auch  den 
zahlreichen  Gartenbau- Vereinen,  die 
mir  mein  50  jähriges  Jubiläum  zu 
einem  unvergesslichen  Ehren  -  und 
Freudentage  machten,  sage  ich  hier- 
mit meinen  herzlichen,   innigen  Dank. 

K  i  1  c h b  e r  g  bei  Z  ü  r  i  c h ,  im  Mai  1 S94. 
E.   Ortgies, 
Garteninspektor  a.  D. 


801.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
in  den  preussischen  Staaten  am  31.  Mai  1894. 

Vorsitzender  der  Direktor,  Herr  Wirkl.  Geti.  Ober-Finanzrat  von  Po  mm  er 
Esche. 

I.  Vorgeschlagen  wurden  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr  Bankier  C.  Schwartz,  Berlin-Steglitz, 

3.      »      Gärtnereibesitzer  C.  Brose,  Pankow-Berlin, 

3.  »  »  Edw.  Seidewitz,  Annapolis,  Maryland,  V.St. 

durch  Herrn  Geh.  Regierungsrat  Prof.  Dr.  Wittmack, 

4.  »      Gärtnereibesitzer  W.  Grams.  Pankow-Berlin, 

durch  Plerrn  Schwarzburg, 

5.  der  Gartenbau-Verein  in  Mainz, 

durch  Herrn  Geh.  Regierungsrat  Prof.  Dr.  Wittmack. 
II.  Ausgestellte  Gegenstände. 

1.  Herr  Kgl.  Garteninspektor  Lindemuth  stellte  ausser  Preisbewerb 
aus:  a)  ein  ausserordentlich  kräftiges,  blühendes  Exemplar  der  Balsamine 
von  Zanzibar,  Impatiens  Sultani  Hook.,  einer  Pflanze,  die  seit  ihrer 
Einführung  1883  (siehe  Gartenfl.  1883,  S.  34  und  345  mit  Abb.)  sich  be- 
kanntlich im  Fluge  die  Welt  erobert  hat;  b)  eine  seit  mehreren  Jahren  sich 
nur  kümmerlich  entwickelnde  und  nur  sehr  kleine  Blätter  bildende  Hor- 
tensie, deren  Untersuchung  Herr  Professor  Dr.  Sorauer  zu  übernehmen 
sich  bereit  erklärte;  c)  kleinblättrigen  Epheu  für  Kirchhöfe,  stets  im  Topfe 
gezogen,  um  das  Anwachsen  zu  erleichtern  und  die  vielen  Klagen  über 
häufiges  Ausgehen  desselben  abzuwenden.  Über  diesen  Gegenstand  wird 
Herr  Lindemuth  selbst  berichten. 

Herr  A.  Drawiel  fürchtete,  dass  für  Handelsgärtner  die  stete  Topf- 
kultur zu  teuer  käme,  da  sie  beim  Begiessen  schon  viel  mehr  Arbeit 
mache.  Er  kultiviere  den  Epheu  im  Freien,  decke  ihn  mit  Tanger  (Kiefern- 
Reisig),  pflanze  ihn  im  nächsten  Frühjahr  in  Töpfe  und  stelle  diese  in  die 
Häuser,  wenn  sie  leer  sind. 

3.  Herr  Geo.  Reid,  36  Kent  House  Road,  Tower  vSydenham,  London, 
hatte  30  trefflich  in  Wachspapier  verpackte  Blumen  der  neuen,  ganz 
.  dunkel  sammetroten  Nelke  »Uriah  Pike«  übersandt,  die,  wie  in  England 
und  in  Graz,  so  auch  hier,  allgemeinen  Beifall  wegen  ihrer  tiefdunklen 
Farbe  und  ihres  ausserordentlich  starken,  an  Gewürznelken  oder  Nelkenöl 
erinnernden  Geruchs  fand.  Derselbe  hatte  auch  2  Photographien  zweier 
grossen,  löoFuss  langen  und  3oFuss  breiten  Häuser  des  Züchters,  Herrn 
George  May  übersandt.  Beide  sind  nur  mit  dieser  Nelke  gefüllt  und 
May  schneidet  seit  2  Jahren  nicht  weniger  als  ca.  40  Dutzend  Blumen 
täglich,    Winter  und  Sommer.      Stecklingspflanzen   sind    von  Herrn  Reid 


Q]  I  SiJi.  \'crsammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


zu  bezichen,  kleine  ä  2,50  Alk.,  grössere  zu  5  Alk.  —  Auch  Herr  Studier, 
Lichterfclde,  hat  sich  günstig  über  diese  Nelke  ausgesprochen,  obwohl  er 
nur  ein  etwas  welkes  Exemplar  vor  einigen  Wochen  vom  General-Sekretär 
erhielt. 

3.  Auch  aus  Südfrankreich  waren  abgeschnittene  Nelken  eingesandt, 
und  zwar  von  unserm  Landsmanne  Gustav  Knoderer,  Nizza.  55  ruc  de 
la  Paix,  von  dem  der  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  kürzlich 
Primelsamen  zu  vergleichenden  Versuchen  bezogen.  Es  waren  dies 
Nelken  einer  neuen  remontierenden  Rasse,  sog.  Guillaud-Nelken,  Hy- 
briden der  schönen  Lyoner  Nellve  und  der  alten  Nizzaer  Nelke,  die  auch 
Genueser  Nelke  genannt  wird.  Die  Blumen  waren  in  verschiedenen,  meist 
aber  sehr  zarten  hellen  Tönen,  auch  gestreift.  —  Am  Tage  nach  der  Ver- 
sammlung kam  von  Herrn  Knoderer  noch  eine  Sendung  Alusterblumen 
anderer  Nelken:  Alignardises  frangaises  remontantes.  Es  ist  das 
eine  der  schönen  Züchtungen  des  berühmten  Nelkenzüchters  Alphonse 
Alegatiere,  der  im  November  1S92  in  seiner  Vaterstadt  Lyon  starb. 
vSie  entstand  durch  künstliche  Befruchtung  der  alten  nicht  remontierenden 
Federnelke  mit  der  Remontantnelke  und  bleibt  konstant,  zuerst  einfach, 
dann  mit  2  Reihen  Fetalen  und  endlich  gefüllt.  Diese  Alischung  von  ein- 
fachen, halb  und  ganz  gefüllten  wird  Herr  Knoderer  nach  der  neuen 
Ernte  anbieten  können.  Er  zieht  sie,  seitdem  die  Neuzüchtung  erschien. 
Die  Pflanzen  wachsen  nicht  so  buschig  wie  andere  Federnelken,  ihr  Bau 
ähnelt  mehr  dem  der  Remontantnelken  und  die  Stengel  sind  ca.  40 — 50  cm 
hoch.     (Die  Blumen  sind  sehr  schön.     L.  W.) 

4.  Herr  Obergärtner  Georg  Kittel  in  Eckersdorf  bei  Neurode, 
Schlesien,  stellte  aus  dem  Garten  des  Herrn  Grafen  v.  Alagnis  drei 
herrlich  gefärbte  Exem.plare  der  neuen,  von  Sander  &  Co.,  St.  Albans. 
1893  zuerst  auf  der  Gartenbauausstellung  vorgeführten  Blattpflanze  Str  ob i- 
lanthes  Dyerianus  hört.  Sander  aus,  die  aller  Augen  wegen  ihrer  schönen 
rotvioletten,  grüngeaderten  Blätter,  wie  wegen  ihrer  vorzüglichen  Kultur 
auf  sich  zog  und  von  mehreren  gern  angekauft  sein  würde,  wenn  sie  nur 
verkäuflich  gewesen  wäre.  Es , gehört  diese  Acanthacee  mit  zu  den  sechs 
neuen  Pflanzen,  mit  welchen  Sander  in  Gent  den  1.  Preis  für  Neuheiten 
errang  (siehe  Gartenfl.  1893,  S.  305  u.  344). 

5.  Von  Herrn  Gärtnereibesitzer  H.  Mickley-Köpenick  war  eine  sehr 
schöne  gefüllte  Petunie,  rosarot  mit  weisslichem  Rand,  ausgestellt,  die  bei 
ihm  aus  Samen  gefallen  war.  Sie  baut  sich  sehr  niedrig,  eignet  sich  gut 
zum  Auspflanzen  und  ist  für  Handelsgärtner  sehr  wertvoll,  zumal  sie 
bis  spät  in  den  Herbst  blüht.  —  Herr  Schwarzljurg  bemerkte,  dass 
ganz  dieselbe  Petunie  in  Pankow  bereits  im  Handel  sei,  sie  verdiene  aber 
in  vollstem  Alasse  Empfehlung. 

6.  Von  Herrn  Gärtnereibesitzer  Carl  Bros e,  Pankow,  Alühlenstrasse  18, 
war  eine  herrliche  weisse  gefüllte  Petunie  ausgestellt,  mit  welcher  er 
sich  um  ein  Wertzeugniss  beworben  hatte.  Dies  konnte  ihm  allerdings 
nicht  erteilt  werden,  da  die  Preisrichter  einen  Einfluss  der  Nicotiana 
affinis,  welche  Herr  Brose  als  Vaterpflanze  benutzt  hatte,  um  womöglich 
eine  wohlriechende  Petunie  zu  erzielen,  nicht  finden,  auch  eine  neue 
Rasse  darin  nicht  erkennen  konnten;  für  seine  vielfachen  Bestrebungen  in 


8üi.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


115 


der  Hybridisation  besonders  der  Petunien  wurde  ihm  aber  eine  grosse 
silberne  Medaille  verliehen. 

7.  Herr  königlicher  Garteninspektor  Perring  erläuterte  die  aus  dem 
königlichen  botanischen  Garten  ausgestellten  Pflanzen,  meist  solche,  die  zur 
Vervollständigung  der  Sammlung  erst  kürzlich  aus  England  bezogen  waren, 
darunter  das  schöne  grossglockige  gelbe  Heidekraut,  Erica  Caven- 
dishii.  das  vorherrschend  in  England  gezogen  wird,  in  abgeschnittenen, 
von  dort  imi:)orticrten  Blütentrauben  sich  mitunter  auch  in  unseren  feineren 
Blumenläden  findet.  Ferner  Helichrysum  humile  Less.  var.  purpureum, 
eine  prachtvoll  dunkelrosa  gefärbte  Strohblume,  die  früher  mehr  gezogen 
wurde,  in  England  aber  noch  heute  zu  grossen  Schaupflanzen  heran- 
gebildet wird.  Sie  ist  wahrscheinlich  auch  eine  gute  Zimmerpflanze. 
Weiter  Boronia  elatior  Barth,  rosa,  und  Pimelea  ferruginea.  Im  all- 
gemeinen, bemerkte  Herr  Perring,  sind  die  Kulturbedingungen  für  die 
Kultur  von  feineren  Neuholländern  undKaj)pflanzen  in  England  viel  günstiger 
als  anderswo,  selbst  die  Belgier  können  nicht  damit  konkurrieren,  und 
die  meisten  derartigen  Pflanzen,  die  man  von  Belgiern  auf  Ausstellungen 
sieht,  sind  in  England  gekauft. 

Sehr  viel  Interesse  erregte  eine  insektenfressende  Pflanze,  Droso- 
phyllum  lusitanicum,  die  Herr  Obergärtner  Strauss  im  botanischen 
Garten  aus  Samen  gezogen.  Dieser  portugiesische  Sonnentau  gedeiht  nicht 
in  Sumpf-  oder  feuchtem  Boden,  wie  unsere  Drosera-Arten,  sondern  auf 
trockenen,  unfruchtbaren  Hügeln.  Er  wird  im  botanischen  Garten  in 
sandiger  Heideerde  kultiviert  und  muss  im  Winter  trocken,  kühl  und  hell 
stehen.  Herr  Strauss  hat  ihn  deshalb  wiederholt  in  seiner  eigenen 
Wohnung  überwintert.     Die  stattliche  Pflanze  war  erst  1  Jahr  alt. 

8.  Herr  de  Terra  legte  die  neue  Auflage  seines  Gartenbau-Adressbuches 
vor  und  bemerkte,  dass  er  sich  alle  Mühe  gegeben  habe,  möglichst 
genau  zu  sein. 

9.  Herr  Dr.  Freiherr  Wilhelm  von  Landau  übergab  dem  Verein  als 
Geschenk  Andres  Handatlas  und  No.  10  der  Revue  horticole  1893,  in 
welcher  auf  Seite  224  ein  Aufsatz  von  Henri  de  Vilmorin  die  gross- 
artige Rosengärtnerei  des  Herrn  Antoine  Mari  in  Nizza,  von  welcher 
auch  Herr  Dr.  von  Landau  in  letzter  Sitzung  gesprochen,  unter  dem 
treffenden  Titel  »Eine  Rosenfabrik«  beschrieben  hat. 

III.  Hierauf  schritt  man  zur  Wahl  der  Ausschüsse.  Herr  Bluth  beantragte, 
nicht  dem  Bureau  zu  Hause  die  Zählung  der  Stimmen  zu  überlassen, 
sondern  diese,  wenn  es  auch  lange  aufhalte,  in  der  Versammlung  vor- 
zunehmen. Die  Versammlung  lehnte  mit  allen  gegen  5  Stimmen  diesen 
Antrag  ab.  Das  Ergebnis  der  Wahl  wird  wie  im  vorigen  Jahre  erst  ver- 
öffentlicht werden,  wenn  auch  die  Zuwahlen  erfolgt  sind,  damit  eine 
vollständige  Uebersicht  gegeben  werde. 

IV.  Der  Etat  wurde  hierauf  in  2.  Lesung  genehmigt.  Derselbe  schliesst  in 
Einnahme  mit  30600,  in  Ausgabe  mit  17200  M.  ab.  so  dass  ein  mut- 
masslicher Überschuss  von  3400  M.  verbleibt. 

Herr  Hofgärtner  Hoff  mann  bittet,  auch  die  Kaiser  Wilhelm-  und 
Augusta-Jubelstiftung  im  Etat  mit  aufzuführen.  Der  Direktor  bemerkt, 
dass  diese    eine    besondere  Kasse  bilde,    über  welche    beim  Stiftungsfest, 


oiß  80 1.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

bei  Erstattung  des  Kassenberichtes  im  Juni  jeden  Jahres  Rechenschaft 
abgelegt  werde.  Leider  sei  das  Vermögen  noch  so  klein,  dass  die  Zinsen 
noch  zum  Kapital  geschlagen  würden.  Er  habe  vorgeschlagen,  das 
Kapital  lieber  mit  dem  Vermögen  des  Vereins  zu  vereinigen  und  dann 
alljährlicli  eine  grössere  Summe,  als  die  Zinsen  ergeben,  zu  Unter- 
stützungen etc.  in  den  Vereins-Etat  einzustellen,  allein  die  Statuten  der 
Stiftung  Hessen  das  nicht  recht  zu. 
V.  Herr  Hofgärtner  Hoffmann  hielt  hierauf  einen  interessanten  Vortrag 
über  die  »Winter-  und  Frühjahrs-Erscheinungen  1893-94«.  Derselbe 
wird  besonders  abgedruckt  werden. 

Herr  Dr.  Freiherr  von  Landau  bemerkte,  dass  an  der  Riviera,  wo  er 
bis  vor  wenigen  Monaten  geweilt,  das  Klima  diesmal  viel  Übereinstimmung 
mit  dem  hiesigen  gehabt  habe.  Auch  dort  war  der  Herbst  sehr  feucht, 
dann  traten  Anfang  Januar  starke  Fröste,  bis  — 4O  C,  ein  und  später 
während  des  ganzen  Februars  war  sehr  grosse  Trockenheit.  Nur  kurze 
Zeit  war  kein  gutes  Wetter  und  um  dieselbe  Zeit  starker  Schneefall  im 
Riesengebirge.  Gegen  Ende  Mai,  wo  es  bei  uns  so  kalt,  war  es  auch 
dort  sehr  kühl.  Es  wird  immer  behauptet,  Nizza  habe  ein  kühleres 
Klima  als  San  Remo,  das  ist  nicht  richtig,  Nizza  hat  im  Nordwesten 
durch  Berge  bedeutenden  Schutz;  dort  findet  sich  auch  der  obenerwähnte 
Rosengarten  des  Herrn  Mari. 

Herr  A.  Drawiel  macht  auf  die  aussergewöhnlich  warme  Witterung 
im  April  aufmerksam,  man  konnte  schon  Mitte  April  Spargel  stechen, 
was  wohl  eine  grosse  Seltenheit  sei.  Früh  morgens  waren  schon  13  —  15O 
Wärme  und  mittags  bis  25O.  Der  Obstsegen  wird  nicht  so  gross  werden, 
als  man  erst  erwartete,  viel  Obst  ist  abgefallen. 

Hierauf  berichtete  L.  Wittmack  über  das  iDlötzliche  Erkranken  der 
Sauerkirschen  zu  Blankenfelde  bei  Mahlow  (siehe  Gartenflora  Heft  11, 
Seite  302).  Herr  Professor  Sorauer  machte  darauf  aufmerksam,  dass 
die  Vegetation  der  Kirschen  infolge  der  grossen  Wärme  vielleicht  zu 
früh  geweckt  sei.  Schon  im  März  bildet  das  Cambium  bei  Kirschbäumen 
oft  neue  Zellen;  eine  Temperaturerniedrigung  von  wenigen  Graden  genügt 
dann,  um  die  Zellen  zu  tödten.  Bestimmte  Lagen  scheinen  von  der  Kälte 
besonders  getroffen  zu  sein,  an  einer  Stelle  auf  der  Höhe  ist  nur  ein  Baum 
krank,  alle  andern  sind  gesund.  Die  Folgen  des  Frostes,  der  Gummifluss, 
zeigen  sich  auch  an  den  Zweigen  in  Blankenfelde,  oft  ist  die  Spitze  gesund, 
der  Teil  darunter  krank. 

Der  Direktor  dankt  Herrn  Hofgärtner  Hoff  mann  für  den  interessanten 
Vortrag  und  bittet,  alljährlich  solche  Übersichten  zu  geben. 

Zu  Festordnern  für  das  bevorstehende  vStiftungsfest  werden  die  Herren 
Gartenbau-Direktor  Brandt  und  Hofgärtner  Hoff  mann  erwählt. 

Die  Preisrichter,  die  Herren  Grass  II,  Dietze,  Drawiel  II,  Hofgärtner 
Hoffmann  und  Gärtnereibesitzer  Mehl,  hatten  für  die  ausgestellten 
Pflanzen  folgende  Preise  zuerkannt: 

Herrn  Gärtnereibesitzer  C.  Brose,  Pankow,  für  eine  weisse  gefüllte 
Petunia  eine  grosse  silberne  Vereinsmedaille. 
>'       Obergärtner  G.  Kittel,  Eckersdorf  b.  Neurode,  fürStrobilanthes 
Dyerianus  eine  kleine  silberne  Vereins-Medaille. 


Der  Gartenbau  auf  der  Ausstellung  zu  Erfurt.  oi-y 


Herrn  llandelsgärtncr    Geo.    Reid,    London,    für    eine    neue    Nelke, 
Uriah  Pike,  eine  bronzene  Vereins-Medaille. 
»       Kunst-  und  Handelsgärtner  H.  Mickley ,  Köpenick,  für  eine  rote 
gefüllte  Petunia  den  Monatspreis  von  15  Mark. 
Aufgenommen    als    wirkliche   Mitglieder    wurden    die    in    der    vorigen 
Sitzung  Vorgeschlagenen. 

von   Pommer  Esche.  L.  Wittmack. 


Der  Gartenbau  auf  der  Thüringer  Gewerbe-   und   Industrie- 
Ausstellung  zu  Erfurt. 

he  sich  die  erste  Periode  gärtnerischer  Ausschmückung  auf  der  Gewcrbe- 
und  Industrie-Ausstellung  zu  Erfurt,  den  Frühjahrsflor  und  die  Schau- 
f,jAv^<-  Stellung  in  der  Gartenbauhalle  umfassend,  ihrem  Ende  zuneigt,  wäre 
■^  es  wohl  an  der  Zeit,  auch  den  Lesern  der  Flora  einen  kurzen  Bericht 
über  die  Leistungen  der  hiesigen  Gartenfirmen  zu  geben,  denen  sich  in  wür- 
diger Weise  einige  auswärtige  angeschlossen  haben.  Es  war  keine  leichte 
Sache,  welche  die  Herren  des  hiesigen  Handelsgärtner-Vereins  übernahmen, 
als  sie  sich  bereit  erklärten,  für  die  gärtnerische  Ausschmückung  des  Aus- 
stellungsgeländes während  der  Dauer  von  5  Monaten  zu  sorgen,  eine  Aus- 
schmückung, die,  schon  des  Namens  der  Gartenstadt  Erfurt  wegen,  eine  in  jeder 
Beziehung  mustergiltige  sein  musste.  Schon  an  dem  ersten  Anlauf,  der  Früh- 
jahrsbepflanzung  der  Beete,  der  Schaustellung  der  Frühjahrsblumen  in  Töpfen 
und  der  Dekoration  der  Gartenbauhalle,  des  einzigen  Teiles  der  Ausstellung, 
welcher,  gewiss  zum  Bedauern  des  grössten  Teiles  der  Ausstellungsbesuchcr, 
nur  ö  Wochen  gezeigt  wird  —  konnte  man  den  ganzen  Ernst  erkennen,  mit 
dem  die  Herren  an  die  Erfüllung  ihrer  Arbeit  gingen,  ohne  Ansehen  der  Ver- 
luste, der  Kosten,  die  ihnen  erwuchsen.  Alle  Firmen  guten  Klangs  sind  ver- 
treten, E.  Benary,  Haage  &  Schmidt,  J.  C.  Schmidt,  Chr.  Lorenz,  Ferd. 
Jühlkes  Nachfolger,  O.  Knopff,  J.  Döppleb,  Jacob  Sturm,  Fr.  Adolph 
Haage,  Franz  Anton  Haage,  N.  L.  Chrestensen  und  Platz  &  Sohn. 
Die  Vorführungen  sind  dem  Lokalcharakter  entsprechend  meist  auf  blumistischem 
Gebiete  zu  suchen;  auf  den  Beeten  stehen  Pensees,  Levkojen,  Myosotis,  Silenen, 
Primeln  und  Aurikeln  zwischen  einzelnen  immergrünen  oder  blühenden  Ge- 
hölzgruppen und  einigen  herrlichen  Frühjahrs-Staudcnbeeten,  darunter  eines 
aus  Heuchera  sanguinea  und  eines  mit  dieser  Pflanze  und  Hoteia  astylboides. 
Teppichbeete  ähnlichen  Arrangements  sind  dem  Eingange  in  die  Gartenbauhalle 
vorgelagert.  Auf  einer  von  der  Firma  Chr.  Lorenz  erbauten  Stellage  stehen 
hauptsächlich  Goldlack  und  Levkojen  von  fast  allen  Firmen,  viel  bewundert 
und  viel  berochen.  Auch  diese  Stellage  ist  eine  Eigenart  Erfurter  Gartenbau- 
ausstellungen, sie  ist  ein  unentbehrliches  Anhängsel  der  Erfurter  Kulturen. 

Nach  diesem  Überblick  ist  es  wohl  angezeigt,  etwas  näher  auf  die  Garten- 
bau-Ausstellung einzugehen,  die  einen  ganz  entschiedenen  Glanzpunkt  unserer 
Thüringer  Industrie-  und  Gewerbe-Ausstellung  bildet,  Sie  zerfällt  gewisser- 
massen  in  drei  Teile:  1.  Die  Felspartie  am  Haupteingang,  die  einen  ruinen- 
ähnlichen  Charakter    hat    und,     von    dem    Verwaltungsgebäude    flankiert,    den 


Q  j  g  Der  Gartenbau  auf  der  Ausstellung  zu  Erfurt. 

Besucher  auf  hoher  Treppe  auf  das  Plateau  der  zum  Ausstellungsgelände  um- 
gewandelten ehemaligen  Daberstädter  Schanze  hinaufführt,  wo  dann  der  2.  Teil 
mit  der  Ausschmückung  des  der  Haupthalle  und  dem  Kunst-  und  Kunst- 
gewerbe-Pavillon vorliegenden  Terrains  beginnt,  und  3.  dem  etwa  3—4  Morgen 
grossen  Stück,  das  ursprünglich  von  den  Erfurtern  zu  ihren  Ausstellungen  vor- 
gesehen war.  Es  ist  von  der  Gartenbauhalle  im  Osten  begrenzt,  während  es 
westlich  sich  an  die  Bäume  des  ehemaligen  Glacis  anschliesst,  vor  denen  noch 
einzelne  Gebäude,  so  z.  B.  der  Pavillon  für  Erauenfleiss  u.  s.  w.,  stehen.  Das 
Terrain  selbst  war  Acker  und  steigt  allmählich  nach  dem  schon  vorher  er- 
wähnten Plateau  an,  ist  aber  von  diesem  aus  erst  sichtbar,  wenn  man  die  vor- 
gedachten Gebäude  passiert  hat.  Die  Anordnung  ist  im  natürlichen  Stil  ge- 
halten, auf  saftigem  Rasen  sind  die  Beete  verteilt. 

In  die  Bepflanzung  der  Felspartieen,  die  aus  zum  Teil  gewaltigen  Stein- 
blöcken hergestellt  sind,  haben  sich  die  Firmen  Haage  &  Schmidt,  Platz 
&Sohn,  Erfurt,  K.Kaiser,  Nordhausen,  und  Eriedhofsinspektor  Rebenstorff. 
der  Arrangeur  des  Ganzen,  geteilt.  Man  sieht  da  eine  Menge  Pflanzen  und 
Pflänzchen,  die  zusammen  einen  sehr  guten  Eindruck  machen  und  den  Ein- 
tretenden angenehm  bewillkommnen.  Auf  dem  Plateau,  welches  ursprünglich 
den  nicht  in  Erfurt  ansässigen  Gärtnern  überlassen  werden  sollte,  deren  aber 
sich  nicht  in  genügender  Anzahl  fanden,  haben  in  bereitwilligster  Weise  unsere 
hiesigen  Handelsgärtner  die  Lücken  gefüllt  durch  Schmückung  des  Parterres 
vor  der  Haupthalle,  das  mit  grosser,  becherförmig  springender  Fontaine  ver- 
sehen ist,  mit  Blumen,  und  seiner  Umgebung  mit  Lorbeerbäumen.  Der  Grossh. 
Hoflieferant  K.  Rabe  in  Weimar  hat  sowohl  für  das  Parterre  als  auch  für  die 
eine  Seite  der  Haupthalle  sehr  schöne  Koniferen  in  vielen  Sorten,  Gruppen 
von  Kalthaus-Dekorationspflanzen  und  hübsche  Hochstämmchen  von  Evonymus 
radicans  geliefert.  Mit  Koniferen  die  andere  Front  der  Haupthalle  schmückend, 
hat  sich  Menz  &  Sohn  aus  Gotha  eingefunden.  Vor  der  Kunst-  und  Kunst- 
gewerbehalle stehen  zwei  grosse  Gruppen  prächtiger  hochstämmiger  Rosen 
aus  den  Baum-  und  Rosenschulen  von  B.  Stoss  aus  Sondershausen.  Leider 
haben  dieselben  durch  den  am  5.  Mai  wüthenden  Sturm  und  den  darauf  folgenden 
Nachtfrost  sehr  gelitten.  Zwei  kleine  Beetchen  von  W.  Kliem,  Gotha,  zeigen 
Primula  elatior  mit  prächtig  scharlachrotem  Blütensaum  und  leuchtend  gelbem 
Schlünde. 

Wir  kommen  nun  zu  der  schon  eingangs  erwähnten  Ausstellung  der 
Erfurter  Handelsgärtner  zurück.  ES' würde  hier  zu  weit  führen,  wenn  ich 
jedes  Beet  einzeln  aufführe,  ich  kann  nur  nochmals  sagen,  alles  dargebotene 
ist  gut  und  nimmt  sich  vorzüglich  auf  dem  saftig  grünen  Rasen  aus.  Das 
Einzige,  was  man  vermissen  könnte,  sind  grössere,  das  ganze  Farbenbild  unter- 
brechende massive  Einzelpflanzen  oder  Trupps  dunkler  grosser  Pflanzen  als 
Ruhepunkte  für  das  Auge  in  dem  Farbenmeere,  doch  wird  diesem  Fehler 
jedenfalls  bei  der  Sommerpflanzung  abgeholfen  werden.  Vor  der  Gartenbau- 
halle und  vor  der  Stellage  stehen  zahlreiche  Lorbeeren  von  Chr.  Lorenz, 
J.  C.  Schmidt  und  N.  L.  Chrestensen.  Für  die  Halle  ist  das  sehr  gut,  denn 
dieses  von  den  Architekten  misshandelte  Ungetüm  wird  dadurch  etwas  ver- 
deckt. Ist  sie  von  aussen  nicht  schön,  so  ist  sie  es  im  Innern  erst  recht  nicht, 
sie  iDesitzt  eine  solche  Höhe,  dass  die  grössten  Pflanzen  kaum  zur  Geltung 
kommen,    und    ist    so    schmal,   dass    eine  wirksame   landschaftliche  Anordnung 


Der  Gartenbau  auf  der  Ausstellung  zu  Erfurt.  ^IQ 


kaum  m(")glich  war.  Dass  die  Besucher  trotzdem  wenig  davon  merken,  zeigt, 
dass  an  sehenswertem  kein  Mangel  ist.  Von  einer  Anhöhe  beim  Eingang,  die  mit 
einer  Veranda  aus  Naturholz  versehen  ist,  blickt  man  über  Blüten-  und  Blatt- 
pflanzen hinweg  auf  einen  kleinen  See  mit  Grotten  und  vorzüglich  arrangierten 
Blattpflanzengruppen,  über  denen  sich  transparent  die  Wartburg,  leider  in  zu 
blassen  Farben,  erhebt.  Dicht  unter  dem  Beschauer  sind  grosse  Cycas  in  herr- 
licher Kultur  von  N.  L.  Chrestensen,  in  der  Veranda  selbst  hängen  Ampeln 
mit  Lotus  peliorhynchus*),  Asparagus  Sprengeri**),  Ütonna  u.  dergl.;  auch  ein 
Epiphyllum  Russellianum  Gärtneri  ist  vorhanden.  Die  beiden  Ecken  des  Vor- 
baues decken  Palmen  von  Platz  &  Sohn.  Wenden  wir  uns  zur  Rechten,  so 
stellt  sich  uns  an  der  Wand  eine  Gruppe  von  Palmen,  Aroideen,  Pandaneen 
u.  s.  w.  in  bester  Gesundheit  von  Chr.  Lorenz  und  gegenüber  eine  prächtige 
Gruppe  des  Lilium  Ilarrisi .  eingefasst  von  Gladiolus  gandavensis  Colvillei, 
ausgestellt  von  J.  C.  Schmidt,  dar.  Da  die  Gladiole  von  rein  weisser  Farbe 
ist,  so  ist  sie  für  Binderei  nicht  genug  zu  empfehlen.  Dicht  sich  anschliessend 
sieht  man  eine  Gruppe  schönblühender  Fuchsia  triphylla  von  J.  Döppleb. 
Dieser  Gruppe  folgt  eine  solche  von  Cacteen  mit  vielen  schönen  und  seltenen 
Sorten  aus  der  Gärtnerei  von  LIaage  &  Schmidt,  während  die  südwestliche 
Ecke  einen  durch  Palmen  umgebenen  Autbau  birgt  mit  getuschten  und  ge- 
tigerten hybriden  Calceolarien  der  Firma  E.  Benary,  die  von  einer  Voll- 
kommenheit sind,  dass  sie  wohl  schwerlich  übertroffen  werden  können.  Der 
Nachbar  dieses  Ausstellers  ist  J.  C.  Schmidt  mit  einem  Spiegeltisch  zur  Auf- 
stellung von  Bindereien  und  lebenden  Blumen,  der  in  eine  Gruppe  Neuholländer 
eingebettet  ist  und  vor  sich  eine  Gruppe  von  Rosen,  seitlich  aber  ein  Riesen- 
exemplar von  Phoenix  canariensis  hat.  Hinter  dem  Phoenix  sind  eine  Anzahl 
sogenannter  hochstämmiger  Isolepis  von  A.  Meyer,  LIandelsgärtner  in  Sonders- 
hausen, und  Aralia  Sieboldi  in  vorzüglicher  Kondition  vom  LIandelsgärtner 
Schubert,  Rudolstadt.  LTns  umwendend,  erblicken  wir  auf  dem  Mittelstück, 
dessen  L^ntergrund  aus  Selaginellen  gebildet  ist,  ein  schönes  Sortiment  Rex- 
Begonien  von  Haage  &  Schmidt  und  Cinerarien  von  Ferd.  Jühlkes  Nach- 
folger (Otto  Putz);  dieselbe  Pflanzenart  zeigen  auch  E.  Benary  und  Oskar 
Knopff.  Die  Benaryschen  bilden  das  Mittelstück  des  ganzen  Arrangements, 
und  sind,  wie  alles,  was  diese  Firma  liefert,  in  bester  Kultur.  Dieses  Mittelbeet, 
das  durch  einige  Blattpflanzen-Arrangements  von  den  letztgenannten  Beeten 
getrennt  ist,  ist  umgeben  von  zwei  Bändern  aus  ausgesucht  guten  und  wert- 
vollen Cacteen  der  Firma  Chr.  Lorenz,  einer  Spezialität  dieser  Firma.  Einige 
besonders  grosse  Exemplare,  einzeln  im  Rasen  stehend,  bilden  den  Hintergrund 
dieses  Hauptteils,  der  sein  Ende  findet  mit  der  gleich  anfangs  erwähnten,  von  J. 
C.  Schmidt  hergestellten  Wartburgdekoration.  Weiterschreitend  sehen  wir 
ein  prachtvolles  Anthurium  Veitchi,  Musa  Martini  sowie  neue  starke  Chamaerops 
von  E.  Benary.  und  gelangen  dann,  eine  Grupj)e  untadelhafter  Ficus  elastica 
der  Firma  Platz  &  Sohn  passierend,  zu  mehreren  Palmenaufstellungen  von 
Benary  und  einer  abermaligen  Eckdekoration,  die  allerhand  seltene  Pflanzen: 
Orchideen,  Gloxinien,  Begonien,  Lilien  u.  s.  w.  enthält;  auch  sind  daselbst  drei 
blühende  Exemplare   der  niedlichen  Saintpaulia  ionantha*'*)  zu  sehen.  An  diese 


*)   Farbig  abgebildet  in  Gartentiora  Sg.  Bd.   (1890)  Taf.  i3?4,  S.  boi. 
^•*)  Abgebildet  in  Gartentiora    i8()o  S.  4(1 1. 
'-*"■■)  Farbig  abgebildet  in  GartenHora  42.  Bd.   (1893)   Tat',    i'.vji,  S.   32 1. 


020  Die  Rosentreiberei  des  Herrn  E.  Thiel  in  Plötzensee  bei  Berlin. 

Gruppe  reiht  sich  Jacob  Sturm  mit  frischen  Bindereien  und  Fr.  Adolph 
Haage  jun.  mit  Cacteen  in  Miniaturtöpfen.  Vor  der  Sturmschen  Ausstellung 
steht  ein  schönes  grosses  Exemplar  von  Chamaerops  excelsa  von  Sauerbrey 
aus  Gotha.  Dann  kommen  Haage  &  Schmidt  mit  einer  Gru^Dpe  aus  blühenden 
und  Blattpflanzen  mit  vielen  guten  und  seltenen  Dingen,  die  fast  die  Wand  bis 
zum  Eingang  füllt.  Auf  dem  Mittelbeet  ist  an  dieser  Stelle  noch  zu  erwähnen 
von  E.  Benary  ein  grosses  ExemjDlar  von  Anthurium  Scherzerianum  und  eine 
buntblättrige  Dracaenengruj)pe,  aus  der  besonders  Dracaena  Robinsoniana 
Goldieana,  Massangeana,  Lindeni  und  gloriosa  hervorleuchten.  Haage 
&r  Schmidt  zeigen  hier  eine  hübsche  Gruppe  Odier-Pelargonien,  welche  mit 
der  gelbbunten  Petunia  Mad.  Morosoff  eingefasst  ist. 

Einige  trockene  Bindereien  von  wenig  hervorragender  Leistung  hatten  sich 
in  die  Gartenbauhalle  mit  eingeschlichen,  in  der  ausdrücklich  nur  lebende 
Pflanzen  und  Bindereien  sich  befinden  sollten,  da  diese  Industrie  auf  einer 
solchen  Ausstellimg  von  anderen  Gesichtspunkten  aus  betrachtet  werden  muss, 
als  auf  einer  Gartenbauausstellung  im  wahren  vSinne  des  Wortes.  Es  haben 
denn  auch  J.  C.  Schmidt  und  Jacob  Sturm  in  der  Haupthalle  ihre  Plätze 
eingenommen,  ersterer  mit  einem  imRococostil  gehaltenen,  prächtigen  Schaustück 
mit  drei  grossen  Nischen,  in  deren  mittelster  die  Fabrikation  künstlicher  Blumen 
vorgeführt  wird,  während  die  seitlichen  Arrangements  solche  Blumen  fertig 
zeigen. 

Unsere  Wanderung  ist  beendet,  wir  wenden  uns  wieder  dem  Ausgang  zu 
und  damit  auch  dem  .Schluss  meines  heutigen  Berichtes.  Wenn  die  vSommer- 
pflanzung  geschehen  ist  oder  wenn,  wie  geplant,  eine  Frühobstausstellung  ins 
Leben  gerufen  wird,  werde  ich  mir  erlauben,  nochmals  in  kurzen  Zügen  zu 
berichten.  G.  B. 


Die  Rosentreiberei  des  Herrn  E.  Thiel  in  Plötzensee  bei  Berlin. 

Von    L.    Wittmack. 

"^c^'^^  j:C^  Hierzu  Abb.  63  u.  Gb. 

m  5.  April  nahmen  die  technischen  Ausschüsse  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  nach  mehrjähriger  Unterbrechung  einmal 
wieder  die  Rosentreiberei  des  Herrn  Thiel  in  Plötzensee  in  Augen- 
schein und  waren  hocherfreut  über  die  Vergrösserung  des  Betriebes 
und  die  höchst  praktischen  einfachen  Einrichtungen.  Herr  Thiel  liegt 
nahe  der  Strafanstalt  Plötzensee  und  hat  das  Rieselwasser  dieser 
Anstalt  gepachtet,  das  sich  in  24  Stunden  auf  800  kbm  beläuft.  Man  rechnet 
pro  Kopf  10  Kubikfuss,  ca.  270  1,  täglich,  das  ist  sehr  viel  (in  Berlin  nur  Oo  1 
pro  Kopf),  und  das  Rieselwasser  ist  daher  sehr  verdünnt,  so  dass  Herr  Thiel 
für  die  Rosen  etwa  alle  drei  Wochen  auch  noch  Kuhdünger  dem  Wasser  zu- 
setzt. Zwei  grosse  Grundstücke,  zusammen  ca.  15  ha  (60  Morgen),  von  denen 
ein  weiter  vom  Hause  entferntes,  ca.  22  Morgen  (5V2  ha)  grosses  besonders  zur 
Spargel-  und  Gemüsekultur  dient,  können  mit  diesem  Wasser  berieselt  werden. 
In  dem  Hauptgrundstück,  das  ca.  38  Morgen  (9V2  ha)  umfasst,  von  denen 
30  Morgen  der  Anstalt  gehören,    sind   es   im  Freien  ausser  Gemüse  namentlich 


Die  Rosentreiberei  des  Herrn  E.  Thiel  in  Plötzensee  bei  Berlin. 


32J 


Xelkcn  und  Sommerl:»lumcn,  auch  Obstbäume,  Stachel-  und  Johannisbeeren,  die 
berieselt  werden,  frülier  besonders  auch  lü-dbeeren.  Allein  auffallenderweise 
wollen  die  Erdbeeren  trotz  alles  Düngens  mit  Rieselwasser  nicht  mehr  tragen 
und  Herr  Thiel  hat  deren  Kultur  fast  ganz  aufgegeben,  während  er  früher  von 
5 — 6  Morgen  oft  täglich  l)is  lo  Scheffel  (500  1)  erntete  und  zentnerweise 
Marmelade  herstellte.  —  Auf  den  städtischen  Rieselfeldern  zu  Blankenburg 
gedeihen  die  Erdbeeren  im  Versuchsstück  des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  noch  immer  sehr  gut  und  es  wäre  interessant,  näher  nach  den 
Ursachen  des  verschiedenen  Verhaltens  an  beiden  Orten  zu  forschen. 

Das  Hauptinteresse    findet    aber    bei    allen    Fachleuten    die    Rieselung    der 
Rosenhäuser,  oder  sagen  wir  richtiger:  Rosenkästen.     Herr  Thiel  zieht  näm- 


Abb.  65.     Die  Rosentreiberei  des  Herrn  E.  "Thiel  in  Plötzensee  bei  Berlin. 
Photographisch  aufgenommen  von  L.  Wittmack. 

lieh  seine  Rosen  nicht  in  eigentlichen  Häusern,  sondern  in  einfachen  Doppel- 
Kästen,  von  denen  8  oder  16  parallel  nebeneinander  liegen  und  innen  mit- 
einander in  Verbindung  stehen.     Diese  werden  mit  Mistbeetfenstern  gedeckt. 

Er  fing  an  im  Jahre  1882  mit  16  Kästen,  welche  wir  als  Gruppe  I  be- 
bezeichnen wollen;  im  Jahre  1890  errichtete  er  an  einer  anderen  Stelle,  nicht 
weit  von  der  ersten,  16  neue  (Gruppe  II),  endlich  im  Jahre  1893  an  einer 
dritten  Stelle  8  neue  (Gruppe  III).  Die  alten  Kästen  sind  aus  Holz  gebaut,  das 
geteert  ist,  die  neuen  (Gruppe  III)  dagegen  aus  doppelten  Magnesitplatten, 
welche  eine  Luftschicht  von  ca.  8 — 10  cm  zwischen  sich  haben.  Die  äussere 
Magnesitplatte  ist  stärker  als  die  innere,  beide  sind  geteert,  wie  auch  die  aus 
IIolz  gefertigten  Sparren  und  Thüren.  In  die  Erde  dürfen  die  Magnesitplatten 
nicht  kommen,  da  sie  sonst  zerfallen,  es  ist  daher  ein  gemauerter  Sockel  nötig. 


0  22  I^i^  Rosentreiberei  des  Herrn  E.  Thiel  in  Plötzensee  bei  Berlin. 

Jeder  Kasten  ist  ein  Doppelkasten,  er  f^leicht  also  einem  Erdhause  mit  Sattel- 
dach, nur,  dass  die  Fenster  abgenommen  werden  Ivönnen,  \vas  während  des 
ganzen  Sommers  geschieht.  Ein  solcher  Doppclkasten  ist  in  der  neuen  Anlage 
(Gruppe  III)  ca.  3  m  breit,  am  First  etwa  2  m  hoch,  an  den  Seiten  etwa  1  m 
hoch.  Wie  schon  gesagt,  stehen  die  einzelnen  Kästen  einer  Gruppe  miteinander 
in  Verbindung;  es  sind  statt  der  Seitenwände  nur  in  gewissen  Entfernungen 
Stiele  in  die  Erde  gesetzt,  welche  die  zum  Auflegen  der  Fenster  dienenden 
Latten  und  die  Laufbretter  zwischen  zwei  benachbarten  Kästen  tragen.  Diese 
Laufbretter  dienen  zugleich  als  Rinne  für  das  Regenwasser.  Von  der  Anord- 
nung der  Kästen  giebt  beifolgende  Zeichnung  eine  ungefähre  Vorstellung.  Die 
neuen  Kästen  haben  28  Fenster  (auf  jeder  Seite),  jedes  94  cm  breit  (3  Fuss). 
Geheizt  werden  diese  bis  jetzt  gar  nicht,  doch  soll  eine  Rohrleitung,  wie  sie 
bei  GrujDpe  I  vorhanden,  hineingelegt  werden,  um  wenigstens  etwas  heizen  zu 
können.  —  Zusammen  nehmen  die  8  neuen  Kästen  (Gruppe  III)  60  Quadratruten 
oder  Vs  Morgen  ein;  ebenso  viel  Grundfläche  haben  auch  die  16  Kästen  der 
Gruppe  II  und  etwas  mehr  (90  Quadratruten)  die  der  Gruppe  I. 

Die  Höhenverhältnisse  sind  auch  etwas  verschieden.  In  der  ältesten 
Gruppe  I  sind  die  Doppelkästen  an  den  Seiten  nur  öo  cm  hoch,  in  der 
Gruppe  II  75  cm,  dafür  ist  der  Mittelgang  in  den  Kästen  der  Gruppe  I  V2  m 
in  die  Erde  gegraben,  so  dass  die  Beete  erhöht  sind. 

Wie  aber  wird  nun  gerieselt?  —  LJurch  das  ganze  Grundstück  gehen 
unterirdische  Röhren,  welche  die  Rieselung  an  allen  Stellen  gestatten.  Vor 
den  Rosenkästen  laufen  sie  an  der  Stirnseite  entlang,  durch  einen  Schieber 
tritt  das  Wasser  in  eine  Längsrinne  in  den  zu  berieselnden  Kasten,  der  durch 
einen  kleinen  Damm  aus  Erde  von  den  beiden  Nachbarkästen  getrennt  ist,  und 
überflutet  den  ganzen  Boden  etwa  handhoch,  so  dass  die  Rosenstöcke,  welche 
überall  (mit  Ausnahme  einiger  Kästen  der  Gruppe  I)  frei  ausgepflanzt  sind,  in 
Wasser  stehen.  Dies  ist  nach  etwa  10  Minuten  erfolgt,  dann  wird  der  betreffende 
Schieber  abgestellt  und  der  nächste  für  den  folgenden  Kasten  geöffnet. 

Man  könnte  auch  alle  8  oder  16  Doppelkästen  auf  einmal  berieseln,  da  sie 
ja  miteinander  in  Verbindung  stehen,  allein  das  würde  sehr  lange  dauern  und 
das  Wasser  würde  viel  länger  stehen,  ehe  es  die  nötige  Höhe  erreicht  hätte; 
je  länger  es  aber  steht,  desto  mehr  Schlickabsatz,  der  nachher  sorgfältig  auf- 
gehackt oder  abgehackt  w^erden  muss,  erzeugt  es. 

Wann  wird  gerieselt?  Man  fängt  an  im  Januar,  wenn  mit  dem  Treiben 
der  Rosen  begonnen  werden  soll,  und  rieselt  sie  alle  8  Tage,  falls  heiteres 
Wetter  ist,  bei  trübem  aber  nur  alle  14  Tage,  bis  Imrz  vor  der  Blütezeit.  — 
Alle  3  Wochen  wird,  wie  schon  gesagt,  dem  Rieselwasser  etwas  Kuhdünger 
zugesetzt. 

Die  Rosen  sind  meist  veredelte,  weniger  wurzelechte  Pflanzen:  dadurch 
unterscheidet  sich  diese  Methode  des  Herrn  Thiel  wesentlich  von  der  der 
Amerikaner.  Übereinstimmend  ist  bei  beiden,  dass  die  Rosen  frei  ausgepflanzt 
werden,  freilich  in  Amerika  meist  auf  Tischen,  die  etwa  25  cm  hoch  mit  stark 
gedüngtem  Erdboden  bedeckt  sind,  aber  doch  auch  viel  auf  Erdbeeten,  wie 
hier;  letzteres  aber  gestattet  auch  drüben  dann  nur  ein  späteres  Treiben.  — 
Ein  weiterer  Unterschied  ist,  dass  in  Amerika  mehr  Lleizröhren  liegen  und 
dass  die  Fenster  nicht  abgenommen  ^verdcn  können.  —  Die  originelle  Beriese- 
lung   findet    man    wohl    nirgends  wieder    und  dadurch   unterscheidet    sich    die 


Die  Rosentreiberei  des  Herrn  E.  Tiiiel  in  Plötzensee  bei  Berlin. 


323 


Methode  des  Herrn  Thiel  wesentlich  von  der  in  I-'rankfurt  am  Main  bei  Herrn 
Hess  etc.  üblichen,  die  sonst  viel  ähnliches  bieten  dürfte. 

In  Bezug  auf  praktische  Einrichtung  und  Sauberkeit  der  Kästen  sowie  auf 
kräftigen  Wuchs  der  Rosen  dürfte  die  Thielsche  Anlage  ihres  gleichen  suchen 
und  nicht  minder  ist  der  Blütenreichtum,  was  ja  die  Hauptsache,  hervorzuheben. 
Ganz  besonders  schön  machte  sich  zur  Zeit  unseres  Besuches  ein  Doppelkasten  mit 
Reine  Marie  Henriette,  ein  zweiter  rechts  mit  derselben  Rose,  links  mit  Gloire  de 
Dijon  (siehe  Abb. 66),  ein  dritter  undviertermitLaFrance.  Die  einzelnenBlütenstiele 
konnten  40—50  cm  lang  geschnitten  werden.  Dabei  strotzte  alles  von  Gesundheit. 
Nur  Marcchal  Niel  erträgt  das  Rieseln  nicht,  die  Blumen  faulen  zu  leicht. 


^-fs^-^;^n^;^^ 


Abb.  66.     Inneres    eines  Rosenhauses   bei    Herrn  E.  Thiel  in  Plötzensee   bei  Berlin. 

Links  Gloire  de  Dijon,  rechts  Reine  Marie  Henriette. 

Photographisch  aufgenommen  von  L.  Wittmack. 

Vielfach  werden  die  Rosen  an  horizontalen  Lattengerüsten  befestigt,  so  in 
einem  ganzen  Kasten  die  Gloire  de  Dijon;  an  anderen  Stellen  ist  verzinkter 
Eisendraht  verwendet. 

Hauptsorten,  die  sich  für  Rieselung  eignen,  sind:  Für  frühe  Treiberei: 
Ulrich  Brunner,  Grace  Darling,  La  France,  Reine  Marie  Henriette  (in  Berlin 
nicht  so  beliebt),  Mad.  M.  Rodocanacky,  Souvenir  d\in  ami,  Reine  Nath.  de  Serbie, 
Alba  rosea,  Mdm.  Lambard,  Devoniensis,  Niphetos,  Madm.  Eug.  Verdier,  Hans 
Makart,  M.  D.  Wettstein,  Grossherzogin  Mathilde,  Perle  de  Lyon,  Perle 
de  Jardin,  The  Bride  u.  a.  m.  Für  spätere  Treiberei:  General  Jacqueminot, 
Duc  de  Wellington,  Marie  Baumann,  Fisher  Holmes,  van  Iloutte.  Lady  Mary 
Fitzwilliam  erträgt  das  Rieseln  nicht,  Madame  Victor  Verdier  wuchert  zu  stark. 
Frangois  ^lichelon  will  ausgepflanzt  nicht  gedeihen,  nur  in  Töpfen. 


ooA  E''^  Prachtexemplar  der  Rotbuche. 

Die  allerersten  Rosen,  die  getrieben  werden,  sind  aber  nicht  frei  aus- 
gepflanzt, sondern  stehen  in  Töpfen,  etwa  aooo,  diese  finden  sich  in  der  ältesten 
Abteilung,  die  etwas  stärker  geheizt  werden  kann. 

Die  in  Töpfen  stehenden  werden  nicht  gerieselt. 

Ein  gemauertes  Wasserbassin  von  25  kbm  Inhalt  nimmt  sämtliches  Regen- 
wasser von  Wohnhaus  und  Wirtschaftsgebäude  auf,  mit  welchem  die  Topfrosen 
während  der  Treibperiode  gegossen  werden. 

Herr  Thiel  baut  ausserdem  Frühgemüse,  in  diesem  Jahre  zuerst  Kohlrabi, 
in  ähnlichen,  aber  niedrigeren  Kästen  mit  Rieselung,  Hier  fliesst  das  Wasser 
erst  in  eine  Mittelrinne  und  steigt  von  dort  in  leichte  Seitenfurchen,  die 
zwischen  den  einzelnen  Pflanzrcihen  mittelst  einer  schmalen  Hacke  gemacht  sind. 

In  einem  Hause  mit  Pultdach  standen  sehr  schöne  Pelargonium  zonale,  an 
der  Fensterseite  junge  Gurken,  die  später,  wenn  die  Pelargonien  entfernt  sind, 
das  ganze  Haus  überziehen.  Unter  diesem,  beziehungsweise  einem  daneben 
liegenden  Hause  ist  der  erwähnte  grosse  A^erdcckte  Behälter  für  Regenwasser 
zum  Begiessen,  das  von  dort  in  alle  Kästen  der  Grupj)e  I  geleitet  wird. 

Von  der  Grossartigkeit  der  Thielschen  Rosentreiberei  kann  m.an  sich 
einen  Begriff  machen,  wenn  man  hört,  dass  im  Durchschnitt  täglich  45 — 50 
Dutzend  Rosen  geschnitten  werden.  Die  Ijilligen  .Sorten,  wie  Gloire  de  Dijon, 
werden  Anfang  April  mit  1,50—1,80  M.,  die  besseren  mit  3 — 4  M.,  zum  Oster- 
feste mit  5  M.  bezahlt.  Im  ganzen  sind  ca.  2500  Fenster  Rosen  vorhanden  und 
dabei,  was  wir  besonders  hervorheben  möchten,  in  jedem  Kasten  meist  nur 
eine  oder  zwei  Sorten,  was  den  Betriel)  ausserordentlich  vereinfacht. 

Eine  interessante  Erscheinung  im  Garten  sind  einige  auf  Ebereschen  ver- 
edelte Birn-Hochstämme,  die  überreichlich  tragen.  Der  Stamm  selbst  ist  ein 
glatter  Ebereschenstamm,  der  bei  weitem  nicht  so  stark  geworden  ist  wie  der 
oben  befindliche  des  Edelreises.  Die  Krone  kann  natürlich  nicht  so  gut 
ernährt  werden  und  nach  15  Jahren  stirbt  sie  ab;  dafür  hat  sie  aber  in  der 
Zwischenzeit  sich  durch  ihre  grosse  Fruchtbarkeit  schon  genug  verdient 
gemacht;  es  wären  in  der  Beziehung  wohl  weitere  Versuche  erwünscht. 

Zum  Schluss  ward  den  Ausschüssen  noch  in  liebenswürdigster  Weise 
Gelegenheit  gegeben,  den  trefflichen  selbstbereiteten  Johannisbeerwein  des 
F[eiTn  bezw.  der  Frau  Thiel  kosten  zu  können,  und. freudig  stimmten  alle  An- 
wesenden ein,  als  Herr  Gartenbaudirektor  Lackner  dem  Hause  Thiel  auch 
ferner  so  glückliche  Erfolge  wünschte.  Herr  Garteninspektor  Per  ring  wies 
noch  darauf  hin,  dass  man  nicht  nötig  habe,  nach  Frankfurt  a.  M.  zu  reisen, 
um  einfache  Rosentreiberei  zu  studieren,  sondern  dass  man  das  noch  origineller 
und  höchst  zweckmässig  bei  Herrn  Thiel  schauen  könne. 


Ein  Prachtexemplar  der  Rotbuche  (Fagus  sylvatica). 

(Hierzu  Abb.  ü~.) 

"^m  reussischen  Oberlande,    nicht  weit  von   Schleiz,  befinden   sich   auf  einer 
^    Anhöhe,  dem  sogenannten  Kirschbühl,  500  m  hoch  über  dem  Meeresspiegel, 
mehrere  prächtige  Exemplare  von  Rotbuchen,  unter  anderen  die  in  Abb.  67  dar- 
gestellte als  allerschönste.     Um  den  Stamm  derselben  befinden  sich  Ruhebänke 


Ein  Prachtexemplar  der  Rotbuche. 


325 


und  man  hat  von  hier  aus  aui  den  Frankenwald  und  das  Saalegebiet  einen  selten 
schönen  Rundblick,  der  gern  von  Kollegen  und  Naturfreunden  in  Augenschein 
genommen  wird. 

Diese  Rotbuche  ist  wohl  400  Jahre  alt  und  hat  einen  Umfang  von  7  m. 
Die  Stammhöhe  ist  3  m,  dann  beginnen  die  Riesenäste,  die  am  stärksten 
Ende  3  m  und  2^l->  m  Umfang  haben.     Der  Kronendurchmesser    ist  21    m    und 


Ab.  67.     Rotbuche  bei  Schleiz. 
7  m  Stammumfang,   35 — 40  m  Höhe,  21   m  Kronen-Durchmesser. 


die  Höhe  des  Baumes  35 — 40  m.  Die  Buche  macht  den  Eindruck,  als  ob  bei 
der  Pflanzung  mehrere  Exemplare  zusammengesetzt  wurden  und  zusammen- 
gewachsen sind,  vielleicht  auch  durch  künstliche  Zusammenhaltung;  solches 
nimmt  man  bei  einem  der  andern  Bäume  wahr.  Es  wäre  wirklich  interessant, 
•zu  hören,  ob  wohl  solche  Manipulation  früher  gepflegt  wurde.         M.,  Schleiz. 


326 


Ostern  und  der  Londoner  Blumenmarkt. 


Ostern  und  der  Londoner  Blumenmarkt. 


I  ler  Verlust  von  ein  paar  Stunden  vSchlaf  und  ein  möglicherweise  ziemlich 
Mgß  langer  Spaziergang  bei  für  London  allerdings  nur  wenig  dichtem  Nebel 
^  wurde  für  jeden  Blumenfreund  reichlich  durch  den  herrlichen  Anblick 
aufgewogen,  den  ihm  der  Blumenmarkt  in  Covent  Garden  an  den  letzten  Markt- 
tagen, Donnerstag  und  Sonnabend  vor  dem  Feste,  bot.  Trotzdem  Ostern  in 
diesem  Jahre  sehr  zeitig  fiel,  war  die  für  den  Engroshandel  bestimmte  grosse 
Halle  mehr  als  je  mit  den  herrlichsten  Kindern  Floras  überfüllt;  dasselbe  konnte 
man  auch  von  dem  darangrenzenden  Detailmarkte  sagen.  Allerdings  hatte  das 
milde  Wetter  der  letzten  zwei  Monate  dem  Gärtner  vielfach  geholfen,  aber 
Sonnenschein  so  zeitig  im  Jahre  hat  kaum  Kraft  genug,  um  solche  Schätze 
hervorzuzaubern,  die  Kunst  und  Wissenschaft  des  Gärtners  muss  dafür  ein- 
treten und  beide  haben  sich  in  diesem  Falle  überaus  grossartig  bewährt.  Die 
uncrmessliche  Menge  und  Ausdehnung  der  Gewächshäuser  in  und  um  London 
macht  uns,  in  den  ersten  Monaten  des  Jahres  wenigstens,  von  der  Witterung 
einigermassen  unabhängig,  und  selbst  warmes  Wetter  in  dieser  Zeit  ist  für 
Blumen  unter  Glas  von  nur  partiellem  Nutzen,  denn  jeder  Gärtner  weiss,  dass 
er  dann  um  so  sorgfältiger  für  die  Nächte  sorgen  muss. 

Es  ist  gerade  die  Osterzeit,  für  Avclche  die  englischen  Gärtner  schon  seit 
Monaten  vorher  ihre  ganze  Kunst  und  Sorgfalt  verwendet  haben.  Auch  zu 
Weihnachten  ist  der  Blumenmarkt  wohlversehen,  es  sind  aber  dann  vorzugs- 
weise Importationen  von  Südfrankreich  etc.,  zu  Ostern  aber  tritt  englisches 
Produkt  in  den  Vordergrund. 

Endlich  in  die  Halle  gekommen,  was  übrigens,  der  dieselbe  anfüllenden 
Menschenmenge  wegen,  nicht  so  leicht  war,  und  dem  draussen  die  Luft  an- 
füllenden, nässenden  Nebel  entrückt,  vergessen  wir,  dass  wir  im  Monat  März 
leben,  und  dünken  uns  in  den  Juni  oder  Juli  versetzt. 

Vcrhältnismäsig  am  besten  vertreten  waren  die  Azaleen,  von  denen  ein 
Züchter  nicht  weniger  als  40  Dutzend  grosse  Pflanzen  auf  den  Markt  gebracht 
hatte.  Von  diesen  war  eine  jede  so  mit  Blüten  überdeckt,  dass  man  weder 
Zweige  noch  Blätter  sehen  konnte.  Besonders  die  weissblühenden  waren  ge- 
sucht und  fanden  schnell  Käufer. 

Es  sind  überhaupt  hier  weisse  Blumen  zu  Ostern  am  gesuchtesten,  was 
zum  Teil  in  der  englischen  Sitte,  die  Kirchen  mit  denselben  auszuschmücken, 
seinen  Grund  hat.  Ein  grosser  Liebling  der  Engländer  für  diesen  Zweck  ist 
die  Calla  aethiojDica,  die  er  Osterlilie  nennt;  diese  war  auf  dem  Markte  in 
ungeheuren  Mengen  vertreten. 

Wenngleich  wir  jetzt  daran  gewöhnt  sind,  Rosen  aller  Arten  und  von  den 
verschiedensten  Farben  das  ganze  Jahr  hindurch  in  den  Blumenläden  anzu- 
treffen, so  ist  es  doch  selbst  im  Juni  etwas  ungewöhnliches,  dass  der  Markt 
zu  einer  Zeit  solche  Überfülle  davon  enthält.  Wer  hätte  noch  vor  verhältnis- 
mässig kurzer  Zeit  daran  gedacht,  dass  eine  Rosengärtnerei,  die  von  Iloddesdon. 
an  einem  Tage  in  Mitte  März  davon  nicht  Avcniger  als  20  000  in  Form,  Farbe 
und  Geruch  vollkommene  Blüten  auf  den  Markt  schicken  könnte,  wie  es  hier 
geschah. 

In  allen  Ländern,  bei  Hoch  und  Niedrig,  ist  das  INIaiglöckchen  (Convallaria) 
beliebt,    und  dies  mit  vollem   Recht.      Fast   ein    jeder    bedeutendere    englische 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


3^ 


Gärtner  kultiviert  dieselben  und  sucht  sie  für  die  Weihnachtszeit  zur  Blüte  zu 
bringen,  wenn  sie  hohe  Preise  bringen.  Von  da  ab  bis  in  den  Sommer  hinein 
fehlen  sie  in  keinem  Blumenladen.  Auf  dem  Ostermarkt  waren  sie  in  imge- 
heuren  Mengen  vorhanden  und  wurden,  wenn  auch  nicht  mit  Weihnachtspreisen, 
doch  mit  dem  Gärtner  lohnenden  guten  Preisen  verkauft. 

\"on  den  hunderterlei  anderen  Pflanzen  und  Blumen  waren  die  Cinerarien 
durch  ihre  Farbenpracht  und  Verschiedenheit  wohl  einer  genaueren  Betrachtung 
wert,  und  eben  so  schön  waren  die  Cyclamen,  Tulpen,  Hyacinthen  u.  s.  \v.  Die 
Scilly-Inseln  hatten  ungeheure  Massen  von  Narzissen  der  verschiedensten  Sorten, 
von  Cheiranthus  und  Anemone  fulgens,  und  der  Süden  Englands  Riesenbündel 
von  Schneeglöckchen  auf  den  Markt  gesendet. 

Alles  fand  Käufer  und  doch  hören  wir  von  den  Gärtnern  nichts  als  Klagen. 
Die  immer  kühner  werdende  Konkurrenz  drückt  die  Preise  so  herunter,  dass 
die  Kultur  dem  Züchter  kaum  noch  lohnend  ist,  und  sie  erzeugt  ausserdem  viel 
zu  viel  Blumen  für  eine  gesunde  Marktlage.  Trotzdem  dass  die  Anzahl  von 
Käufern  von  Tag  zu  Tag  zunimmt,  so  wird  diese  doch  durch  die  ungleit  h 
grössere  Vermehrung  der  Produktion  bei  weitem  übertroffen.  Blumen  sind 
eine  Ware,  die  man  nicht  aufspeichern  kann.  Die  Ladenfenster  der  Blumen- 
handlungen zeigen  uns  viel  schönes;  ein  grosser  Teil  davon  südfranzösisches 
Gewächs,  lange  Zweige  von  blauer  oder  w'eisser  Syringa,  Acacia  ver- 
schiedener Art,  Camellien,  Gardenien  und  Orchideen,  besonders  Cypripedien, 
Veilchen  in  wahrhaft  fabelhaften  Massen,  schön  anzusehen,  aber  sie  können 
uns  unsere  alte  Freundin  Viola  odorata  nicht  ersetzen,  denn  es  fehlt  ihnen  der 

schöne  Geruch. 

Rudolph  Schuck. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Syringa  vulgaris  var.  Madame  Lemoine. 

Syringa  vulgaris  var.  Madame  Le- 
moine hat  sich  in  diesem  Jahre  zum 
ersten  Male  in  ihrer  Vollkommenheit 
gezeigt  und  hat  das  gehalten,  was  der 
glückliche  Züchter  Victor  Lemoine  in 
Nancy  versprochen  hat  und  was  im 
vorigen  Jahre  einige  dürftige  Blüten 
ahnen  liessen.  Das  Weiss  der  Blume 
ist  rein  und  blendend,  die  Blume 
schön  gebaut  und  gut  gefüllt,  die 
Rispe  schön  geformt  und  dicht  mit 
Blüten  besetzt.  Sämtliche  Blumen, 
welche  in  diesem  Frühjahre  sich  ent- 
falteten, befanden  sich  an  Pflanzen, 
welche  im  August  1892  veredelt 
(nicht  okuliert)  worden  waren.  Einige 
derselben    wurden    im    I*'rühjalire    1893 


verpflanzt  und  trug  gerade  ein  Exemplar 
von  diesen  8  gut  ausgebildete  Rispen, 
ein  Zeichen  der  Blühwilligkeit  dieser 
herrlichen  Spielart.  Wenn  es  sich 
nun  noch  dazu  bewährt,  dass  dieselbe 
sich  gut  zur  Treibkultur  eignet,  so 
steht  derselben  noch  eine  grosse 
Zukunft  bevor.       R.  Mülle r-Praust. 


Ricinus  var.  von  Zanzibar. 

Von  der  Firma  Haage  &  Schmidt, 
Erfurt,  wurden  neuerdings  neue  Spiel- 
arten des  »Wunderbaums«  von  Zanzibar 
eingeführt,  welche  die  bis  dahin  be- 
kannten durch  Schönheit  der  Blätter 
und  imposanten  Wuchs  noch  bei 
weitem  übertreffen  sollen.  Man  unter- 
scheidet   je     nach    Farbe     der    Samen 


328 


Kleinere  Mitteilungen. 


und  Blätter  verschiedene  Sorten,  wie 
R.  zanzibarensis  maculatus  mit  weissen, 
braungeileckten  Samen  und  zunächst 
kupferbronzenen,  später  dunkelgrünen, 
rötlich  gerippten  Blättern.  —  R.  zanzib. 
cinerascens,  Samen  grau  und  schwarz- 
purpurn gefleckt,  Blätter  purpurbraun, 
später  dunkelgrün  mit  hellen  Rippen. 
R.  zanzib.  niger,  Samen  schwarz.  Be- 
laubung bronze-dunkelgrün  mit  röt- 
lichen Rippen.  Gard.  Chron.  1893, 
II,   783,  Fig.    120. 


Fagus  silvatica  atropurpurea  Rohanii. 

Über  den  Ursprung  dieser  neuen 
Varietät  der  Blut -Buche  ist  nach  dem 
Gutachten  des  Gartenbau -Direktors 
Wzl.  Masek  in  Sichrow  folgendes 
mitzuteilen.  Diese  schöne  Buche  wird 
einer  natürlichen  Befruchtung  zu- 
geschrieben, welche  sich  zwischen 
Fagus  silvatica  atropurpurea 
und    Fagus    silvatica    qucrcifolia 


vollzogen  hat.  Herr  Masek  säete  den 
Samen  von  Fagus  silvatica  querci- 
folia  im  Jahre  1888  und  dieser  Saat 
entstammt  diese  neue  Buche,  welche 
hinsichtlich  der  Blattform  an  die 
Fagus  silvatica  asj)lenifolia  erinnert, 
deren  Farbe  aber  an  die  Fagus  sil- 
vatica atropurpurea  gemahnt.  Das 
Wachstum  des  Bäumchens  ist  ein 
gutes,  die  Zweige  sind  einigermassen 
ausgebreitet  und  hängend  wie  bei 
Fagus  silvatica  asplenifolia.  Das  Blatt 
ist  im  Frühjahre  dunkelrot  und  im 
Herbste  graugrün,  wie  bei  unserer 
Fagus  silvatica  atropurpurea.  Diese 
neue  Abart  benannte  Masek  nach 
dem  Fürsten  Rohan.  Hier  wird  also 
der  Leser  mit  einer  ursprünglich 
l;)öhmischen  Gehölz  -  Neuheit  bekannt 
gemacht,  welche  sicher  eine  zahl- 
reiche Anwendung  in  Parkanlagen 
finden  wird.  (Selbe  werden  erst  jetzt 
in  Verkauf  kommen.) 

Wzl.  Körber  in  Prag. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Lachenalia  luteola  Jacq. 

Vom    Königl.  Garten -Inspektor    Lindcmuth. 

In  der  Versammlung  des  »Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues«  am 
29.  März  führte  Herr  Königlicher  Gar- 
ten-Inspektor Linde  muth  aus  dem 
Königlichen  Universitätsgarten  ausser 
Preisbewerb  eine  Anzahl  schöner 
Lachenalia  luteola  vor,  über  die  er 
folgende  Bemerkungen  machte. 

Die  Lachenalien,  zur  Familie  der 
Liliaceae,  Unterfamilie  Lilioideae,  Ab- 
teilung Scilleae  gehörig,  entstammen 
sämtlich  dem  Kap  und  spielten  zu  An- 
fang dieses  Jahrhunderts,  wie  andere 
Kappflanzen,  eine  viel  grössere  Rolle 
als  jetzt.  Lachenalia  luteola,  eine  der 
schönsten  Arten,  dürfte  aber  vielleicht 
in    der  Zukunft    wieder    mehr    in  Auf- 


nahme kommen,  da  sie  sich  auch  zur 
Binderei  eignet,  und  die  Binderei  lässt 
manche  fast  vergessene  Blume  wieder 
auferstehen.  Schon  Dietrich  erwähnt 
sie  1S05  in  seinem  Lexikon  und  em- 
pfiehlt, Versuche  mit  der  Zimmerkultur 
zu  machen.  Die  Blütenstände  halten 
sich  abgeschnitten  im  Wasser  Wochen 
lang,  selbst  ohne  Wasser  fast  acht 
Tage,  vollkommen  frisch. 

Am  besten  erzieht  man  sie  in  Töpfen 
oder  Schalen  von  15 — 20  cm  Durch- 
messer, in  die  man  7 — 8  Zwiebeln 
legt;  sie  blühen  sicher,  vermehren 
sich  aber  nur  spärlich  durch  Zwiebel- 
brut. 

Wenn  sie  abgeblüht  sind,  ziehen  die 
Pflanzen  ein  und  im  Mai  und  Juni 
sieht  man  kein  Laub  mehr.     Ich  lasse 


Kleinere  Mitteilungen. 


319 


sie  dann  in  einem  kleinen  Kalthausc 
vollständig  trocken  stehen;  erst  An- 
fang September  werden  sie  wieder  an- 
gegossen und  blühen  dann  im  März. 

In  diesem  Jahre  sind  sie  besonders 
schön  geworden,  weil  ich  sie  während 
der  Ruhezeit,  im  August,  in  neue  Erde, 
ein  Gemisch  von  Laub-  und  Mistbeet- 
erde nebst  Lehm  und  Sand,  gesetzt 
habe.  Man  muss  sie  stets  ziemlich 
kalt  und  recht  dicht  unter  dem 
Glase  halten,  damit  weder  die  Blätter 
noch  die  Blütenstiele  zu  lang  werden. 
Bei  einem  Versuche,  sie  im  Warm- 
hause zu  treiben,  stellte  sich  bald  Un- 
geziefer ein,  die  Blütenstiele  wurden 
lang,  und  wellenförmig  gekrümmt. 

Sehr  empfindlich  sind  die  schön 
glänzenden,  dunkelgrünen,  länglichen 
Blätter.  Man  sagt:  »Glück  und  Glas,  wie 
bald  bricht  das«,  aber  die  Blätter  der 
Lachenalia  sind  fast  noch  zerbrech- 
licher als  Glas;  die  leiseste  Berührung 
verursacht  einen  Knick. 

In  manchen  Büchern  findet  man 
Lachenalia  luteola  nur  als  Varietät 
von  Lachenalia  tricolor  Thunberg  auf- 
geführt, die  sich  durch  länglich  lan- 
zettliche, stets  gefleckte  Blätter  von 
Lachenalia  lutea,  welche  verlängert 
lanzettliche  meist  ungefleckte  Blätter 
hat,  unterscheidet.  Auch  wird  eine 
Lachenalia  lutea  var.  maculata  mit 
braunen  Fleckeil  auf  den  Blättern  an- 
geführt. Das  scheint  gelegentlich  vor- 
zukommen. Schon  Dietrich  erwähnt 
das  und  Kunth  sagt  in  seiner  Enume- 
ratio  plantarum  IV,  1843,  S.  290  bei 
Lachenalia  lutea:    »häufig   ungefleckt«. 

Es  soll  unter  den  Lachenalien  auch 
einige  später  blühende  Arten  geben, 
doch  habe-  ich  darüber  keine  Er- 
fahrung. 

Herr  Königlicher  Garten-Insi^ektor 
Perring  bemerkte  hierzu,  dass  man 
Lachenalia-Zwiebeln  aus  dem  Süden 
beziehen  könne,  Dammann  &  Co.  in 
San      Giovanni      a     Teduccio      haben 


grössere  Flächen  damit  besetzt,  nament- 
lich mitLachenalia  tricolor  und  quadri- 
color.  Vor  einigen  Jahren  habe  er 
Mitte  April  bei  Herrn  Ober-Hofgärtner 
Herrn.  Wendland  in  Herrenhausen 
die  Lachenalien  in  Ampeln  dicht  unter 
dem  Glase  eines  hellen  Hauses  auf- 
gehängt gesehen;  die  Blätter  hingen  über 
den  Topfrand  hinweg,  die  Blütenstiele 
blieben  sehr  kurz  und  das  Ganze  sah 
sehr  schön  aus.  Im  botanischen 
Garten  blühen  sie  jetzt  noch  nicht, 
weil  sie  in  einem  sehr  kalten  Hause 
stehen. 

Herr  Louis  Mathieu  spricht  seine 
Freude  darüber  aus,  dass  Herr  Linde- 
muth  die  Lachenalien  der  Vergessen- 
heit wieder  entrissen;  früher  sei  viel 
Lachenalia  pendula  kultiviert  worden. 

Herr  Inspektor  Dressler  erinnert 
daran,  dass  der  verstorbene  Ober- 
gärtner Eggebrecht  dem  Verein  fast 
alljährlich  seine  Lachenalien  vorgeführt 
habe;  sie  seien  noch  immer  bekannte 
Pflanzen. 

(Die  Gartenflora  hat  wiederholt  Ab- 
bildungen von  Lachenalien  gegeben. 
So  Lachenalia  Comesii,  Jahrgang  40, 
S.  358,  Lachenalia  luteola,  Jahrgang  38, 
S.  15Ö,  Lachenalia  Nelsoni,  Jahrgang  38, 
S.  15Ö,  Lachenalia  pendula,  Jahrgang  38, 
S.  156,  Lachenalia  quadricolor  var. prae- 
cox, Jahrgang  38,  Taf.  1312,1.  In  dem 
Artikel  von  G.  Reuthe,  Gartenflora, 
Jahrgang  38,  (1889),  S.  155  sind  zahl- 
reiche Arten  aufgeführt.     D.  Red.) 


Calla  aethiopica  L.  aus  Knollen. 

\'oni  Königl.  Garten-Inspektor  Lindem uth. 
Herr  Königlicher  Garteninspektor 
Lindem  uth  führte  aus  dem  königlichen 
Universitätsgarten  in  der  Versammlung 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues am  29.  März  wahre  Riesen- 
exemplare der  bekanntenZimmerpflanze 
Calla  aethiopica  L.,  welche  richtiger 
jetzt  Zantedeschia  aethiopica  (L.) 
Sprengel    heissen    muss,     nicht    mehr 


330 


Litteratur. 


Ricliardia  africana  Kunth,  wie  sie  auch 
oft  genannt  wird,  vor.  Dieselben  sind 
aus  vollkommen  eingezogenen  Knollen 
im  Kalthause  erzogen,  welche  der 
ihm  befreundete  Herr  Konrad  Leh- 
mann auf  Schloss  Hünegg  am  Thuner 
See  im  August  v.  Js.  aus  Italien  er- 
halten und  geschenkt  hatte. 

Die  angewandten  Töpfe  sind  17  bis 
20  cm  weit.  Eine  der  stärksten  Pflanzen 
zeigt  dicht  über  dem  Topfe  einen  Um- 
fang von  20  cm,  der  Blütenstiel,  un- 
gefähr in  der  Mitte,  da,  wo  er  vom 
Spross  sich  trennt,  8  cm.  Die  Höhe 
des  Blütenstieles  beträgt,  vom  Rande 
des  Topfes  gemessen,  1,50  m,  der  Um- 
fang der  geöffneten  Blüte,  um  den 
äusseren  Rand  herum  gemessen,  0.50  m. 
Die  kräftigsten,  jüngsten  Blätter  sind 
bis  zur  Blattspreite  1  m  lang.  Die 
stärksten  Pflanzen  entwickeln  eine 
zweite  Blüte  aus  demselben  Spross. 

Es  würde  vielleicht  nach  I-Ierrn 
Lindemuth  sich  empfehlen,  überhaupt 
die  Calla  aus  eingezogenen,  aus  Italien 
eingeführten  Knollen  zu  erziehen,  die, 
wie  es  scheint,  dort  imEreien  kultiviert 
werden.  Man  würde  dadurch  viel  Mühe 
und  Arbeit  ersparen.  Bei  uns  lässt  man 
die  Calla  nie  vollkommen  einziehen, 
sondern  reisst  die  jungen  Pflanzen  ab 
und  pflanzt  sie  in  Töpfe  oder  in  einen 
Mistbeetkasten.  Im  letzteren  Falle 
werden  sie  im  Herbst  wieder  in  Töpfe 
gepflanzt. 

Herr  Direktor  Lackner  bemerkte: 
Die  Kultur  ist  bei  uns  sehr  verschieden. 


manche  lassen  sie  einziehen,  andere 
erhalten  sie  fortwährend  im  Wuchs; 
ich  habe  in  England,  namentlich  bei 
Bahwith  in  Tottenham,  50 — 100000 
Pflanzen  in  Töpfen  gesehen,  die  man 
hatte  völlig  einziehen  lassen.  Man  fing 
im  August  an,  sie  umzupflanzen  und 
anrücken  zu  lassen,  damit  sie  zu  Weih- 
nachten blühen,  wo  sie  ausserordent- 
lich begehrt  sind.  Bei  uns  zieht  man 
die  Zwerg-Calla  vor,  weil  sie  weniger 
Raum  wegnimmt.  Herr  v.  Pommer 
Esche  hat  im  Frühjahr  1893  auf  der 
grossen  Ausstellung  in  Gent  prachtvolle 
Calla  ausgestellt  gesehen.  Herr  Linde- 
muth betonte,  dass  seine  Calla  ganz 
kalt  und  am  vollen  Lichte  gestanden 
hätten  und  ihre  riesige  Grösse  nur 
den  kräftigen  Knollen  verdankten,  wie 
ja  auch  der  Augenschein  lehre,  ^da 
sie  nicht  verspillert,  sondern  höchst 
kräftig  entwickelt  seien,  auch  nur 
kleine  Töpfe  und  nur  wenig  Erde 
haben.  Herr  Per  ring  bemerkte, 
trockene  Knollen  von  Calla  zu  be- 
ziehen, dürfte  wohl  rentabeler  sein, 
bei  uns  pflanzt  man  die  Calla  im 
Sommer  frei  aus,  kann  sie  dann  aber 
nicht  frühtreiben ;  in  England,  wo  man 
sie  schon  zu  Weihnachten  haben  wolle, 
müsse  man  sie  ein  ganzes  Jahr  im 
Topfe  kultivieren.  Die  schwachen  wer- 
den im  Freien  oder  auf  alten  Mist- 
beeten ausgepflanzt,  einen  Sommer 
kultiviert,  dann  in  Töpfe  gepflanzt  und 
wieder  noch  ein  ganzes  Jahr  kultiviert; 
frisch  eingetopft  lassen  sie  sich  nicht 
treiben. 


Litteratur. 


Die  strauchigen  Spiräen  der 
deutschen  Gärten  von  H.  Zabel, 
Kgl.  Gartenmeister  in  Hann.  Münden. 
Berlin.  Verlag  von  Paul  Parey. 
128  Seiten.     Preis  4  Mk. 


Wenn  C.  Koch  in  seiner  Dendrologie 
I.  S.  331  sagt:  »Wenige  Genera  unter 
den  Gehölzen  gehen  so  leicht  Kreuz- 
ungen ein,  als  die  Spiersträucher,  ein 
LTmstand.    der  ihre  Bestimmung  unge- 


Litteratur. 


331 


mein  erschwert«,  so  wird  man  dem 
Verfasser  obiger  Schrift  für  seine 
klare  und  auf  praktischen  Erfahrungen 
und  Versuchen  beruhende  Darstellung 
der  in  den  deutschen  Gärten  vor- 
kommenden strauchigen  Spiräen  die 
höchsteAnerkennung  nicht  vorenthalten 
können.  Botaniker  und  Gärtner  dürften 
gleicher  Weise  ihre  Freude  an  dem 
Werkchen  haben. 

Die  Spiräen  im  engeren  Sinne  teilt 
der  Verfasser  in  4  gut  unterschiedene 
Untergattungen,  und  giebt  zu  den  Arten 
und  Bastarden  jeder  dieser  Untergat- 
tungen einen  übersichtlichen  Schlüssel, 
der  das  Bestimmen  derselben  ungemein 
erleichtern  wird.  Jede  Art  und  jeder 
Bastard  ist  dann  unter  Vermeidung 
aller  überflüssigen  Angaben  ausführlich 
beschrieben  mit  Bezeichnung  der  Ab- 
stammung, Synonyme,  des  Vaterlandes, 
vSchönheitswertes  und  sonstigen  Ver- 
haltens, so  dass  mancher  Gärtner  und 
Gartenfreund,  der  das  handliche  Büch- 
lein durchblättert,  dadurch  angeregt 
werden  wird,  diesem  gestaltenreichen 
und  dankbaren  Geschlechte  seine  Auf- 
merksamkeit wieder  mehr,  als  es  bis- 
her geschehen,  zuzuwenden.  Sie  dürften 
sich  reichlich  belohnt  fühlen  durch 
die  Freudigkeit  des  Gedeihens,  den 
unerschöpflichen  Blütenreichtum,  die 
zierliche  Belaubung  und  den  graziösen 
Bau  vieler  ihrer  Pfleglinge.  Bei  dem 
Abschluss  der  Gehölzkonturen  sind 
sie  dem  Gartenkünstler  fast  unentbehr- 
lich geworden. 

In  betreff  der  aufgenommenen  Arten 
wünschte  ich,  dass  der  Verfasser  sich 
nicht  so  streng  an  die  Begrenzung  der 
Gattung  Spiraea  bei  C.  Koch  gehalten 
und  auch  einem  unserer  schönsten 
Ziersträucher,  den  man  leider  viel  zu 
selten  antrifft,  der  Exochorda  grandi- 
flora  Lindl.  (Spiraea  grandifl.  Hook.) 
mit  ihren  4  cm  im  Durchmesser  grossen 
reinweissen  Blüten,  ein  Plätzchen  in 
seiner  Monographie  gegönnt  hätte,  zu- 


mal diese  in  einem  engeren  Verwandt- 
schaftsverhältnisse zu  den  vSpiräen 
steht,  als  der  mit  Recht  angeführte 
herrliche  Holodiscus  (Spiraea  ariae- 
folia). 

Zum  Schluss  sei  es  mir  gestattet, 
darauf  hinzuweisen,  wie  fruchtbringend 
auch  auf  dem  Gebiete  der  Dendrologie 
eine  Arbeitsteilung  sein  könnte,  wenn 
sich  besonders  befähigte  Männer  mit 
dem  gründlichen  Studium  nur  einer 
Familie  oder  grösseren  Gattung  be- 
schäftigten und  ihre  Erfahrungen  dann 
in  einem  grossen  dendrologischen 
Werke  zusammengestellt  würden.  Für 
einen  einzelnen  Menschen  ist,  meiner 
Ansicht  nach,  die  Beherrschung  des 
ganzen  dendrologischen  Materials  fast 
ein  Ding  der  Unmöglichkeit.  Was 
hierin  durch  das  Zusammenwirken  ge- 
eigneter Kräfte  hervorragendes  geleistet 
werden  kann,  zeigen  am  besten  »die 
natürlichen  Pflanzenfamilien«  von 
Engler  undPrantl,  Vielleicht  erkennt 
nach  dieser  Richtung  hin  die  dendro- 
logische  Gesellschaft  einen  Vorwurf 
zu  einer  erspriesslichen  Thätigkeit. 

Giemen. 


Louise  Riss,  Die  Blumenbinde- 
kunst.  Anwendung  lebender  Blumen 
zu  Sträussen,  Kränzen,  Korbfüllungen 
und  plastischen  Blumenbildern.  Mit 
157  Textabbildungen.  Berlin,  Verlag 
von    Paul    Parey,    1893.      8^.     270     S. 

Mit  wahrer  Freude  zeigen  wir  dieses 
Buch  an.  Eine  Gärtnersfrau,  Frau 
Louise  Riss  zu  Herrmannshof  bei 
Danzig,  hat  es  geschrieben,  mitten  aus 
dem  praktischen  Leben  heraus,  und 
alle  ihre  Genossinnen,  aber  auch  Ge- 
nossen sollten  das  Werk  studieren; 
sie  werden  genussreiche  Stunden  da- 
durch sich  verschaffen  und  viel  lernen. 
In  schöner  Sprache,  durchhaucht  von 
innigster  Liebe  zur  Blumenwelt  und 
vom  feinsten  \'erständnis  für  die  Ivunst 


332 


Aus  den  Vereinen. 


cler„Blumenbildnerei",wieFrauRiss 
ihre  Kunst  nennen  möchte,  führt  sie, 
wie  schon  in  ihren  früheren  Artikeln 
über  den  Lorbeerkranz  (Garten- 
flora 1888,  S.  82)  und  den  deutschen 
Strauss  (Gartenflora  1887,  S.  165), 
ihren  Gegenstand  vor.  Mit  dem 
Frühling  beginnend,  geht  sie  die 
einzelnen  Jahreszeiten  durch,  um  die 
geeignetsten  Blumen  hervorzuheben, 
bespricht  dann  das  Bindegrün,  die 
Hilfsmittel  bei  der  Binderei  und  er- 
läutert darauf  eingehend  an  der  Hand 
zahlreicher  Abbildungen  die  ver- 
schiedenen Arten  des  Blumen strausses. 
Weiter  folgen :  Der  Kranz,  Laub-  und 
Blumengewinde  für  den  Festschmuck, 
Trauer-  und  Totenkranz  (gehört  doch 
auch  zum  Kranz),  Trauersymbole, 
Blumenschalen  und  -Körbe,  plastischer 
Blumenschmuck  (Kissen  etc.),  Blumen- 
schmuck in  Festräumen,  endlich  die 
japanische  Bindekunst  sowie  das  A^er- 
packen,  die  Manschetten  etc. 

Sehr  lesenswert  ist  auch  die  Ein- 
leitung, in  welcher  sie  mit  Recht 
hervorhebt,  dass  das  Gesamtgebiet  der 
Gärtnerei  sich  für  die  Frau  nicht  eignet, 
dass  aber  die  Bindekunst  sehr  wohl 
von  Damen  auch  der  besseren  Stände 
ausgeübt  werden  könne.  Und  wir  be- 
dauern mit  ihr,  dass  bisher  so  wenig 
junge  Damen  der  besseren  Stände  sich 
diesem  reizvollen  Beruf  hingeben; 
wären  sie  doch  bei  ihrer  guten,  oft 
künstlerischen  Vorbildung  dazu  sehr 
geeignet.  Freilich  müsste  dann  auch 
die  soziale  Stellung  der  Bindemädchen 


eine   andere  werden;   doch  das  würde 
sich  von  selbst  ergeben. 

Ist  denn  nun  an  diesem  Buch  nichts 
zu  tadeln?  0  doch.  Wir  finden  z.  B. 
die  Abbildungen  bei  den  Blumen  nicht 
immer  gut  gewählt.  Was  soll  Peristeria 
elata,  diese  so  selten  blühende  Orchidee, 
in  solchem  Werk?  Warum  ist  Cypri- 
pedium  Calceolus  abgebildet?  Giebt 
es  doch  so  viele  Abbildungen  von 
Cypripedium  insigne,  barbatum  etc. 
Auch  das  seltene  Oncidium  Papilio  und 
selbst  Cattleya  citrina,  die  auf  dem 
Bilde  viel  zu  steil  hängt,  könnten  fehlen, 
dafür  hätten  aber  Odontoglossum 
crispum  (Alexandrae)  und  Cattleya 
labiata  abgebildet  werden  müssen. 
An  Vorlagen  dazu  hätte  es  ja  nicht 
gefehlt.  Andererseits  freut  es  uns,  so 
häufig  Darstellungen  aus  den  Aus- 
stellungen des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  besonders  aus  der 
grossen  allgemeinen  Gartenbau  -  Aus- 
stellung in  Berlin  1890  zu  begegnen, 
die  als  Afuster  eines  guten  Geschmackes 
hingestellt  werden  und  die  zuerst  in 
der  Gartenflora  erschienen  sind. 

Frau  Riss  hat  recht,  die  Kunst  lässt 
sich  nicht  lehren,  aber  eine  ge\visse  An- 
leitung muss  jeder  haben,  und  diese 
ist  in  ihrem  Werke  in  ausgezeichneter 
Weise  gegeben.  Schon  die  vielen 
Abbildungen  können  manchem  als 
Vorbild  dienen,  um  die  deutsche  Binde- 
kunst, die  schon  so  grosses  leistet, 
immer  noch  mehr  zu  heben. 

L.  Wittmack. 


Aus  den  Vereinen. 


Sitzung   der   Obst-    und  Weinbau-Abteilung    der 

Deutschen  Landwirtschafts-Gesellschaft  zu  Berlin 

am  7.  Juni. 

In  dieser  Sitzung,    an   welcher  auch 
die    Herren     Prof.    Dr.    P.    Wagner, 


Darmstadt,  Prof.  Dr.  Stutzer,  Bonn, 
und  mehrere  andere  Männer  der 
Wissenschaft  teilnahmen,  berichtete 
der  Vorsitzende,  Herr  Ökonomierat 
Goethe,  Geisenheira,  zunächst  über  die 


Aus  den  Vereinen. 


333 


Thätigkeit  der  Abteilunp,-.  Es  hat  sich 
eine  besondere  Kommission  für  Wein- 
bergsdüngung gebildet,  es  sind  die 
farbigen  Abbildungen  der  103  besten 
Obstsorten  in  2  Bänden  zu  12  Mk.  er- 
schienen und  es  sollen  die  weniger  ge- 
lungenen Abbildungen  durch  bessere 
ersetzt  werden,  es  sind  endlich  von 
Herrn  Zwirn  er  zu  Rautenbach  im 
Renchthal  Modelle  der  103  Obstsorten 
aus  Wachs  hergestellt,  die  zu  100  Mk. 
verkauft  werden. 

Hierauf  hielt  Herr  Prof.  Dr.  Barth 
aus  Rufach,  Elsass,  einen  sehr  inter- 
essanten Vortrag  über  die  Düngung 
der  Obstbäume,  den  Herr  Chemiker 
Lierke,  Stassfurt,  durch  Mitteilungen 
über  die  Versuche  auf  dem  Iledwigs- 
berge  bei  Frankfurt  a./Oder  und  Herr 
Dr.  Steglitz  über  die  in  Rottwerndorf 
geführten  ergänzten. 

Nach  einer  langen  interessanten  De- 
batte wurden  die  Ergebnisse  derselben 
folgendermassen  festgestellt: 

1.  Die  Mengenverhältnisse  der  chemi- 
schen Bestandteile  der  Obstbäume 
sind  noch  lange  nicht  genügend 
bekannt  und  bedürfen  noch  weiterer 
gründlicher  Untersuchung. 

2.  Die  Obstbäume  sind  stark  kali- 
bedürftig. 

3.  Einseitiger  Stickstoff  -  Überschuss 
giebt  zu  üppiges  Wachstum. 

4.  Für  Kali-  und  Phosphorsäure-Dün- 
gung ist  die  Ilerbstzeit  vorzuziehen, 
für  leicht  lösliche  Stickstoffdünger 
das  Frühjahr. 

5.  Erst  nach  einer  längeren  Reihe  von 
Jahren  kann  man  die  Resultate  mit 
Sicherheit  erkennen. 

6.  Kalidüngung  begünstigt  die  Qualität, 
Frühjahrsdüngung  in  Form  unreiner 
Kalisalze  ist  nicht  unbedenklich. 

7.  Für  jeden  Versuch  sollte  eine 
grössere  Zahl  von  Bäumen  der- 
selben Obstart  und  Sorte  zur  Ver- 
fügung stehen. 


-S.  Die  physikalische  Bodenbeschaffen- 
heit verdient  die  grösste  Berück- 
sichtigung. 

9.  Organische  Dünger  in  fester  Form 
tief  untergebracht  sind  wirkungs- 
los. 

10.  Die  Düngung  ist  (bei  Hochstämmen) 
soweit  als  möglichunterderKroncn- 
traufe  zu  geben. 

11.  Die  Zufuhr  von  Wasser  ist  bei  den 
Düngungsversuchen  möglichst  zu 
berücksichtigen. 

Die  »Brandenburgia«  Gesellschaft  für 
Heimatkunde  der  Provinz  Brandenburg 
besuchte  in  der  Zahl  von  120  Personen 
(Damen  und  Herren)  am  6.  Juni  die 
Baumschulen  des  Ökonomie-Rat  Späth 
in  Rixdorf-Berlin.  Am  9.  Juni  veran- 
staltete auch  die  Deutsche  Landwirt- 
schafts-Gesellschaft einen  Ausflug  dahin. 


Die  Frage,  ob  ein  Verein  berechtigt 
ist,  ein  ihm  unbequem  gewordenes 
Mitglied  aus  dem  Vereine  auszu- 
schliessen,  ist  von  dem  Liegnitzer 
Amtsgerichte  verneinend  beantwortet 
worden.  Der  Liegnitzer  Gartenbau- 
verein hatte  ein  mit  der  Rechnungs- 
revision bei  der  Chrysanthemum- 
ausstellung betrautes  Mitglied,  das  sich 
scharf,  aber  sachlich  über  einige  Un- 
regelmässigkeiten im  Bericht  geäussert 
hatte,  auf  Antrag  von  15  Mitgliedern 
aus  dem  Vereine  ausgeschlossen,  weil 
es  sich  nicht  zu  einem  Widerruf  ver- 
stand, von  dem  zwei  angesehene  aus- 
wärtige Fachmänner  ihr  Verbleiben 
im  Verein  abhängig  machten.  Der 
Ausgeschlossene  klagte  auf  An- 
erkennung seiner  Mitgliedschaft  unter 
Berufung  darauf,  dass  das  Statut  in 
§  7  Gründe  für  die  Ausschliessung 
nicht  anführt.  Der  verklagte  Vorstand 
hielt  den  Rechtsweg  für  ausgeschlossen 
und  folgerte  aus  der  Nichtangabe  von 
Gründen  für  die  Ausschliessung  im 
Statut,  dass  diese  an  Gründe  nicht  ge- 


334 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


blinden  sei.  Das  Amtsoericht  erklärte 
die  Klage  gegen  den  Vorstand  für  ge- 
rechtfertigt, da  er  den  Verein  nach 
den  Satzungen  vertrete.  Die  Ansicht, 
dass  der  Rechtsweg  ausgeschlossen 
sei.  widerlegte  es  mit  Hinweis  auf  die 
privatrechtliche  Xatur  der  Gesellschaft, 
die  es  mit  sich  bringe,  dass  der  Aus- 
gestossene  »rechtliches  Gehör  fordern 
kann«,  zumal  er  auch  ein  vermögens- 
rechtliches Interesse  daran  hat,  dass 
er  Mitglied   des  Vereins   bleibt.     Nach 


gesetzlichen  Vorschriften,  die  in  Er- 
mangelung von  satzungsmässigen 
Gründen  für  die  Ausstossung  in  An- 
wendung kommen,  kann  {§  ii  43  II  6 
ALR.)  ein  Mitglied  nur  dann  ausge- 
schlossen Averden,  wenn  es  vorsätzlich 
oder  beharrlich  dem  gemeinsamen 
Zwecke  zuwiderhandelt.  Das  hat  aber 
der  Ausgestossene  nicht  gethan  und 
deshalb  ist  der  Ausschluss  ungerecht- 
fertigt. Das  Urteil  ist  bereits  rechts- 
kräftig geworden. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Antwerpen.  Rosen  -  Ausstellung 
des  »Cercle  des  Rosieristes  d'Anvers« 
in  Verbindung  mit  der  Weltausstellung 
Ende  Juni.  Anmeldungen  an  J.  B. 
Lenaerts,  Vestingstraat  in  Antwerpen. 


Görlitz.  III.  grosse  allgemeine 
Rosen-Ausstellung  des  Vereins  deutscher 
Rosenfreunde,  verbunden  mit  Aus- 
stellung von  Koniferen,  Nelken, 
Pensees,  Knollenbegonien  und  Gladi- 
olen, Stauden  uud  bunten  Gehölzen, 
Teppichbeeten  und  Bindereien,  vom 
Juni  bis  September  (1.  Ausstellung 
7. — 10.  Juli).  Anmeldungen  an  Karl 
Druschki   in   Görlitz. 


Erfurt.  Kirschen-,  Beeren-  und 
Frühobst  -  Ausstellung  in  Verbindung 
mit  der  Thüringer  Gewerbe  -  und 
Industrie- Ausstellung  vom  5. — 12.  Juli. 
Anmeldungen,  auch  für  Wohnungen,  an 
Stadt-Garteninspektor  Bergfeld.  Die 
hiermit  verbundene  Versammlung  des 
Deutschen  Pomologen -Vereins  findet 
am  Freitag,  den  ü.  und  Sonnabend, 
den  7.  Juli  (nicht  am  7.  und  8.)  statt. 
Programm:  Beratungen  über  Stein-  und 
Beerenobst.  Statutenänderung.  Sonntag: 
Ausllug  nach  dem  Thüringer  Walde. 


Die   der   Internationalen    Obstbauausstellung    in 
St.  Petersburg  gewährten  Vergünstigungen. 

1.  Alle  Ausstellungsgegenstände  mit 
alleiniger  Ausnahme  von  Weinreben 
und  amerikanischen  Kartoffelnpassieren 
alle  Grenzzollämter  transito. 

3.  Die  Zollbesichtigung  erfolgt  im 
Ausstellungsgebäude. 

3.  Nur  diejenigen  Gegenstände  zahlen 
Zoll,  welche  entweder  auf  der  Aus- 
stellung verkauft  wurden  oder  im 
Laufe  von  2  Monaten  nach  Schluss  der 
Ausstellung  nicht  wieder  ins  Ausland 
zurückgeliefert  worden  sind. 

4.  Lebende  Pflanzen,  frische  Gemüse 
und  Früchte,  welche  auf  Verfügung 
der  Ausstellungsadministration  infolge 
Verderbens  vernichtet  wurden,  sind  von 
der  Zollzahlung  befreit. 

5.  Ausländische  Ausstellungsgegen- 
stände, welche  nach  Schluss  der  Aus- 
stellung an  Museen,  Gesellschaften 
oder  ähnliche  Institutionen  geschenkt 
wurden,  sind  von  derZollzahlungbefreit. 

6.  Ausstellungsgegenstände,  welche 
auf  russischen  Eisenbahnen  nach  St. 
Petersburg  kommen,  zahlen  den  vollen 
Tarif;  ihre  Rückbeförderung  geschieht 
unentgeltlich. 

7.  Lebende  Pflanzen,  frische  Gemüse 
und  Früchte,    welche  auf  der  Ausstel- 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


335 


lung-  infolge  ^"erderhcns  vernichtet 
werden  könnten,  mithin  die  im  vorigen 
Punkte  erwähnte  freie  Rückfahrt  ver- 
lieren würden,  werden  auf  den  Eisen- 
bahnen nach  St.  Petersburg  resp.  zurück 
mit  50O/0  Rabatt  für  jede  Tour  befördert. 

8.  Der  Transport  der  Ausstellungs- 
gegenstände von  den  St.  Petersburger 
Landungsplätzen  und  Bahnhöfen  ge- 
schieht auf  Kosten  des  Vereins  durch 
die  Ausstellungsadministration. 

9.  Aussteller,  welche  nach  St.  Peters- 
burg zur  Ausstellung  reisen,  haben  das 
Recht  unentgeltlicher  Rückreise 
in  der  3.  Klasse  bis  zu  der  Grenz- 
station, welche  sie  auf  der  Herreise 
passierten. 


10.  Personen,  welche  als  Mitglieder 
des  Kongresses  zur  Ausstellung 
reisen,  genicssen  die  eben  erwähnte 
Vergünstigung  in  allen  3  Klassen. 

11.  Personen,  welche  alle  oben  er- 
wähnten Vergünstigungen  zu  geniessen 
wünschen,  erhalten  auf  ihr  Ansuchen 
vom  Vorstande  von  Russlands  Obst- 
bauverein besondere  Bescheinigungen. 

13.  DiePlatzpreise  auf  der  Ausstellung 
sind  vom  Vereinsvorstande  bestimmt 
und  zwar  unabhängig  von  der  Art  des 
betreffenden  Gegenstandes,  sowie  von 
dem  durch  ihn  eingenommenen  Platze, 
d.  i.  jenachdem  dieser  freisteht  oder 
mehr  oder  weniger  durch  Nachbarn 
begrenzt  ist. 


Die  Platzmiete 

auf   der  Internationalen   Obstbauausstellung  in   St.  Petersburg    beträgt    für    die 

Guadratarschin,  fast  genau  %  Quadratmeter: 


tr. 

Ausstellungs  -  Gegenstände 

fiir  den  Stand  mit 

_3 

r, 

einer  offenen 
Seite 

zwei  offenen 
Seiten 

drei  offenen 
Seiten 

vier  offenen 
Seiten 

^ 

Rubel 

Kop. 

Rubel 

Kop. 

Rubel 

Kop. 

Rubel 

Kop. 

I. 

Frisches  Obst  und  Beeren    . 

3 

4       — 

6       — 

8 



IL 

Gemüse 

1 

— 

3 

— 

3      — 

5 

— 

III. 

Obst    und   Gemüse,    gedörrt, 
eingemacht    und    alle    Fa- 
brikate. 
A.  Konserven,  Konfekt,  Mar- 

melade, Pastillen  u.  s.  w. 

3 

50 

5 

— 

7 

50 

10 

— 

B.  Trockenes  Gemüse   .     . 

3 

— 

4  :  — 

6 

— 

8 

— 

IV. 

Wein. 

A.  Traubenwein  u.  Likör  . 

5 

— 

7 

— 

9 

— 

10 

— 

B.  Beerenwein  u.  Oider     . 

3 

— 

5 

— 

7 

50 

9 

— 

V. 

Hopfen  und  Arzneii^flanzen. 

A.  Hopfen 

— 

75 

1 

5'> 

3 

35 

3 

—  - 

B.  Arzneipflanzen       .     .     . 

3 

— 

4  '   - 

6 

— 

8 

— 

VI. 

Samenzucht 

3 

50 

5    '    — 

7 

50 

10 

- 

VII. 

Geräte  und  Maschinen      .     . 

1 

— 

3    '    — 

4 

— 

6 

— 

VIII. 

Litteratur  und  wissenschaft- 

liche Gegenstände     .     .     . 

1 

50 

3 

^ 

4 

50 

6 

— 

IX. 

Obstbäume       und       Beeren- 

sträucher (mit  Sand)      .     . 

— 

50 

1 

- 

1 

^^'> 

3 

— 

NB.  Wer   keinen    Sand,   aber  Erde  wünscht,  hat  sich  solche   zu    kaufen  und 
anzufahren. 


336 


Sprechsaal.  —  Personal-Nachrichten.  —  Tagesordnung. 


Sprechsaal. 


Frage  27.  Beiliegend  sende  ichihnen 
ein  paar  Blätter  meiner  Toj)f-Rosen  im 
Freien.  Dieselben  sind  plötzlich  von 
einer  mir  unbekannten  Krankheit  be- 
fallen, die  sich  schnell  zu  verbreiten 
scheint.  Ich  habe  Schwefel  und  Seifen- 
wasser dagegen  versucht,  doch  an- 
scheinend ohne  Erfolg.  Jetzt  lasse  ich 
die  befallenen  Blätter  abschneiden 
und  verbrennen.  Sie  würden  mich  zu 
grossem  Danke  verpflichten,  wenn  Sie 


mir  möglichst  bald  mitteilen  würden, 
wie  ich  diese  Krankheit  am  besten 
bekämpfen   kann.  C.  C.  in  N.  W. 

Antwort.  Ist  der  Rosenrost,  Phrag- 
midium  subcorticium.  Ihr  Radikal- 
mittel ist  das  einzige  wirklich  empfeh- 
lenswerte. Das  Schwefeln  scheint  frei- 
lich die  Sporen  auch  etwas  beeinflusst 
zu  haben.  L.  W. 


Personal-Nachrichten. 


W.  Rössing,  bisher  Obergärtner  der 
Gärtnerei  des  Herrn  Geheimen  Kom- 
merzienrat  H.  Gruson  in  Buckau- 
Magdeburg,  hat  seine  vStcllung  auf- 
gegeben, um  sich  als  Ilandelsgärtner 
niederzulassen. 


A.  Marwitz  ist  als  Nachfolger  Rös- 
sing's  mit  der  Leitung  der  Gruson- 
schen  Gärtnerei  betraut  worden. 


Au gu s tPe t r i f k e , Gärtner  in Ladziza, 
wurde  das  allgemeine  Ehrenzeichen 
verliehen. 


Thomas  Lobb,  der  älteste  Sammler 
der  Firma  James  Veitch  &  Sons  in 
London,  dem  wir  die  Einführueg  vieler 
neuer  und  schöner  Orchideen,  wie  z.  B. 
Vanda  coerulea,  Aerides  multiflorum 
Lobbi  und  anderer  verdanken,  ist  hoch- 
betagt in  Devoran  (Cornwall)  gestorben. 


Tagesordnung 


für  die 

Jalires-Versaininlunöäes  Vereins  zurBeförderiuiö  desGartenlaiißsln  äenpreussisclienStaaten 

am  Donnerstag,  den  28.  Juni  1894,  6  Uhr 

im  Königlich  botanischen  Museum,  Grunewaldstrasse   6  und   7   (im  botanischen  Garten). 

/om  April  bis  August  finden  die  Versammlungen  im  Königlich  botanischen  Museum  statt. 

1.  Ausgestellte  Gegenstände. 

2.  Jahresbericht. 

3.  Kassenbericht. 

4.  Neuwahl  des  Vorstandes. 

5.  Antrag  des  Herrn  O.  Neumann  auf  Revision  der  Statuten. 

6.  Verschiedenes. 


Gartenflora  1894. 


Tat:  1404. 


VAXDÄ     TERES     LIXDL, 


Yanda  teres  Ldl.     Stielrunde  Yanda. 

Von  F.  I.edien,  Dresden. 
■,r=^  Hierzu  Tafel    1404. 

^er  Gegenstand  des  farbigen  Bildes  dieses  Heftes  ist  nichts  neues  in  Europa 
^^  und  wir  können  von  einer  Angabe  der  botanischen  Merkmale  umsomehr 
absehen,  als  die  Pflanze  in  jeder  besseren  Orchideen-Sammlung  zu  linden,  in 
jedem  Orchideenbuche  beschrieben  und  mit  ihren  stielrunden  Blättern  kaum 
mit  einer  anderen  Orchidee  zu  verwechseln  ist.  In  dem  einen  Falle,  wo  eine 
Verwechselung  stattfinden  könnte,  nämlich  mit  Vanda  Hookeriana  Rchb., 
ist  die  Verschiedenheit  in  der  Blüte  doch  so  bedeutend,  dass  man  nur  unsere 
Abbildung  zu  vergleichen  braucht,  um  zu  wissen,  welche  Pflanze  man  vor  sich 
hat.  Die  Blätter  von  V.  Hookeriana  sind  von  denen  der  V.  teres  dadurch  unter- 
schieden, dass  sie  noch  eine  Andeutung  einer  Mittelrippe  in  Gestalt  einer 
Rinne  an  der  Oberseite  des  sonst  stielrunden  Blattes  zeigen,  während  das  Blatt 
von  V.  teres  völlig  stielrund  ist.  Bei  den  Blüten' von  V.  Hookeriana  ist  noch 
zu  bemerken,  dass  deren  Petalen  nicht  so  merkwürdig"  nach  vorn  bis  in  fast 
horizontale  Lage  herunter-  und  zusammengebogen  sind,  wie  manche  Arten  und 
besonders  V.  teres  dies  zeigt,  bei  der  man  bei  normaler  Haltung  der  Blume 
überhaupt  nur  die  Rückseite  der  Petalen  sieht.  Auch  ist  bei  V.  Hookeriana  die 
Lippe  breit  fächerförmig  entwickelt  und  gewissermassen  das  schönste  und 
auffälligste  an  der  Blüte;  die  Seitenlappen  der  Lippe  schön  anilinpurpurn  und 
auseinandergeschlagen.  Bei  V.  teres  ist  die  Lippe  weniger  entwickelt,  wie 
unser  Bild  zeigt,  die  Seitenlappen  goldgelb  und  über  der  Säule  zusammen- 
geschlagen. 

In  der  Kultur  sind  dazu  die  Blüten  von  V.  Hookeriana  niemals  so  gross, 
wie  die  von  V.  teres. 

Doch  über  die  Kultur  der  Vanda  teres  sind  wohl  einige  Worte  an- 
gebracht. 

Die  Form  der  Blattorgane  ist  von  einigen  anderen  Pflanzengattungen  her 
bekannt  und  deutet  ausnahmslos  auf  einen  heimatlichen  Standort  mit  exzessiven 
Hitzegraden  und  ebensolchen  Dürreperioden  sowie  grosse  Gewöhnung  an  direkte 
Sonnenwirkung.  Und  so  ist  auch  nach  allen  Beschreibungen  der  heimat- 
liche Standort  der  Vanda  teres  auf  den  heissen  Ebenen  von  Assam,  Ober-Birma 
und  Sylhet,  wo  sie  die  Äste  der  höchsten  Bäume  beklettert,  immer  der  Sonne 
ausgesetzt. 

Über  die  Kultur  ist  ein  Irrtum    verbreitet,    nämlich    dass    die    Pflanze    ein 
bedeutendes  Nahrungsbedürfnis  hätte,  was  mit  ihrem  natürlichen  Standorte  sehr 
wenig  in  Einklang  zu  bringen  wäre.      Entstanden    ist    diese    Meinung  wohl  da- 
durch, dass  man  in  England  mehrfach  die  besten  Erfolge  mit  einem  Atispflanz- . 
verfahren  sieht.     Untersucht  man  aber  das  betreffende  Auspflanzbeet,  so  findet 


oog  lieber  die  Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst. 

man,  dass  dasselbe  keine  Erde  enthält,  sondern  bei  einer  Tiefe  von  ca.  40  cm 
zu  ^4  mit  Scherben  und  Ziegelbrocken  und  im  oberen  Viertel  mit  Holzkohle 
ausgefüllt  ist,  auf  welcher  Schicht  die  Pflanzen  stehen;  die  ganze  Oberfläche 
ist  dann  4 — 6  cm  hoch  mit  frischem  Sphagnum  bedeckt. 

Eine  Hauptsache  bei  der  Kultur  ist  nur,  und  das  wird  bei  den  englischen 
Kulturen  in  ausgiebigster  Weise  beachtet:  niemals  irgend  welcher  Schatten 
und  in  der  Vegetationsperiode  fortwährendes  Nasshalten  durch  Spritzen,  am 
besten  durch  eine  mit  der  Wasserleitung  verbundene  Spritzvorrichtung.  Ge- 
lüftet wird  lieber  gar  nicht;  mag  das  Thermometer  ruhig  über  50^  C.  steigen; 
bei  tüchtigem  Spritzen  schadet  das  nicht;  die  vorher  geschilderte  Drainage 
hält  nicht  mehr  fest  als  nötig  ist.  Im  Winter  steigt  die  Sonnentemperatur  von 
selbst  nicht  mehr  so  hoch  und  man  heizt  ohne  Sonne  nicht  über  22^  C.  In 
dieser  Zeit  der  Ruhe  spritzt  man  natürlich  auch  nicht  mehr  so  stark  und  lässt 
die  Wärme  nachts  nicht  unter  15 — 18^  C.  sinken.  Dann  hört  die  Vegetation 
durchaus  nicht  völlig  auf,  aber  die  Pflanze  bekommt  soviel  Ruhe,  um  die  Blüten 
anzulegen,  die  dann  noch  bis  zum  Mai  ungefähr  brauchen,  um  zur  Entwickelug 
zu  kommen. 

Für  die  Topfkultur  des  Eiflzelexemplares  empfehle  ich,  dasselbe  nicht 
blos  an  einen  Stab  zu  binden,  wie  man  es  oft  sieht,  sondern  die  Pflanze  an  eine 
recht  rauhe,  tiefgefurchte  und  durchlöcherte  Korkröhre  von  etwa  80 — 90  cm 
Höhe  so  zu  befestigen,  dass  sie  möglichst  dicht  daran  liegt,  und  diese  Korksäule 
dann  in  einen  entsprechend  grossen  Topf  mit  Farnwurzeln,  Scherben  und 
Sphagnum  zu  pflanzen.  Die  von  Natur  an  Stämme  sich  anschmiegende  Pflanze 
macht  bei  feuchter  Kultur  bei.  jedem  Blatte  bandförmige  Wurzeln,  welche  sich 
gern  in  die  Furchen  der  Korkrinde  legen  und  eine  ziemliche  Länge  erreichen. 
An  einer  niemals  zu  schattierenden  Stelle  des  Hauses,  möglichst  dicht  am  Glase, 
hält  man  diesen  Kork  im  Sommer  womöglich  dauernd  feucht  und  wird  sicher 
gute  Resultate  erlangen.  Wächst  die  Pflanze  über  das  Korkrohr  hinaus,  so 
schneidet  man  das  Überstehende  ab,  sobald  es  eine  Wurzel  besitzt,  und  steckt 
es  unten  neben  die  Hauptpflanze  und  erhält  so  bald  ein  starkes  Exemplar. 

Die  Dauer  der  herrlichen  Blumen,  wenn  man  sie  vor  Nässe  schützt,  ist 
4  bis  5  Wochen  und  auch  im  abgeschnittenen  Zustande  erstaunlich. 


i 


Lieber  die  Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst. 

Vortrag,    gehalten  von  Fräulein    An  nie    de    Leeuw    aus    Haarlem    im  Verein   zur  Beförderung 
des  Gartenbaues   am  25.  Januar   1894. 

Hierzu    14  Abb.  68 — 81. 

eine  Damen  und  Herren!  Ich  gehöre  nicht  zu  den  Damen,  die  auf- 
treten, um  aufzutreten,  sondern  nur,  um  etwas  zu  sagen,  was  sonst 
nicht  gesagt  wird.  Herr  Prot.  Wittmack  hat  mich  schon  vor  drei 
Jahren  angeregt,  einmal  meine  Ansichten  in  einer  Ihrer  Versammlungen  aus- 
zusprechen; jetzt  ist  eine  Veranlassung  dazu,  und  zwar  infolge  des  Vortrages, 
den  Herr  Wittmack  kürzlich  hier  über  die  Parkanlagen  von  Chicago  gehalten 
hat.  Ich  freute  mich  über  seinen  Vortrag,  aber  ich  habe  etwas  dagegen  ein- 
zuwenden.    Er    erzählte    uns    von    dem  Globus    im  Washingtonpark,    von    dem 


Ueber  die  Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst.  qqq 

Kalender,  von  dem  »Heil  Columbia«  in  Noten  etc.,  alles  aus  Teppichpflanzen, 
und  meinte,  letzteres  namentlich  ginge  zu  weit.  Da  lag  es  mir  auf  dem  Herzen, 
zu  sagen:  Nein!  Das  geht  nicht  zu  weit!  Aber  das  ist  auch  der  einzige  Fall, 
wo  ich  Teppichbeete  und  geometrische  Anlagen  für  berechtigt  halte.  Der 
Spass,  der  Witz,  die  Sinnigkeit,  den  Besuchern  als  eine  Art  Willkommensgruss 
einen  Globus  oder  das  »Heil  Columbia«  vorzuführen,  macht  in  diesem  Falle 
etwas  an  sich  unschönes  gut. 

Im  Jahrgang  1S90  der  »Gartenflora«  S.  603  und  638  hatte  ich  die  Ehre, 
unter  meinem  Schriftstellernamen  Geertruida  Carelsen  einen  Aufsatz  über  »Still- 
stand, Rückgang  und  hoffentliche  Weiterentwickelung  der  freien  Gartenkunst« 
veröffentlichen  zu  dürfen.*)  Unter  »frei«  verstehe  ich  die  Freiheit,  die  Loslösung 
von  der  Baukunst,  deren  Gehülfin,  ja  deren  Dienstmagd  die  Gartenkunst  früher 
war,  als  welche  sie  mitunter  noch  angesehen  wird.  Im  vorigen  Winter  habe 
ich  mit  grossem  Interesse  den  Vorträgen  des  Herrn  Dr.  Jaro  vSpringer  über 
Gartenbaukunst  im  Kunstgewerbemuseum  beigewohnt  und  hörte  da  viele 
geschichtliche  Bemerkungen;  aber  der  Vortragende  erklärte  gleich,  dass  er  von 
den  Pflanzen  selbst  kein  Verständnis  habe,  und  so  war  es  begreiflich,  dass  auch 
dort  der  Gartenbau  vom  architektonischen  Standpunkte  aus  behandelt  wurde. 
Das  gab  mir  am  meisten  \"eranlassung,  auch  einmal  meine  Ansichten  aus- 
zusprechen. 

Ich  möchte  zu  allen  Gärtnern  sagen:  Schafft  Euch  eine  eigene,  freie 
Gartenkunst,  die  sich  stützt  auf  die  Gesetze  ihres  eigenen  Materials;  die  also 
ausgeht  von  der  Grazie  und  der  Lebensfülle,  die  dem  vegetativen  Material 
innewohnt,  anstatt  unbewusst  oder  bewusst  sich  zu  halten  an  die  Traditionen, 
die  herstammen  aus  der  Zeit,  als  die  Baukunst  noch  völlig  die  Gärtnerei  be- 
herrschte, die  Baukunst,  die  sich,  vollkommen  berechtigt,  nach  ihrem  Material 
dem  toten  Holz  oder  dem  Stein,  richtet. 

Die  ganze  Geschichte  der  Gartenkunst  zeigt  uns  ein  Freimachen  von  der, 
Baukunst.  In  der  allerersten  Zeit  hat  man  nur  einzelne  Gartenpflanzen  gezogen; 
als  man  aber  anfing,  wirkliche  Anlagen  zu  machen,  waren  es  immer  Anlagen 
in  der  Nähe  der  Gebäude.  Le  Nötre  war  der  Erste,  Avelcher  das  ganze 
Pflanzenmaterial  seiner  Zeit  beherrschte,  aber  wenn  er  heute  lebte,  würde  er 
sagen:  Seht  nicht  mehr  nach  mir,  nachdem  so  viel  besseres  geschalfen. 

Wie  die  Sternkunde  sich  von  der  Astrologie,  wie  überhaupt  jede  Kunst, 
die  sich  mächtig  entwickelt,  sich  von  derjenigen,  mit  der  sie  früher  verbunden 
war,  losgelöst  hat  und  noch  loslöst,  so  soll  es  auch  die  Gartenkunst  thun.  Die 
genialen  Künstler  des  englischen  Parkes  haben  angefangen,  jetzt  hat  man  nur 
weiter  zu  gehen. 

Wenn  ich  es  wage,  in  diesem  Sinne  anzuregen,  so  liegt  meine  erste  Ver- 
anlassung dazu  wohl  in  meiner  Herkunft  aus  einer  altbekannten  Landschafts- 
gärtnerfamilie. Die  Zocher,  Mitinhaber  der  Firma  Zocher  &  Voorhelm 
Schneevogt,  waren  tüchtige  Landschaftsgärtner,  und  als  ich  sechs  Jahre  alt 
war,  wurde  ich  oft  schon  mit  in  die  Anlagen  genommen.  Ich  habe  einige  far- 
bige Zeichnungen**)  entworfen,  welche  die  Gegensätze  zwischen  wahrer  und 
falscher  Kunst  vergegenwärtigen  sollen. 


*)  Wir  empfehlen  dringend  das  Nachlesen  dieses  Artikels.     D.  Red. 
**)  Wir    können    diese    höchst    charakteristischen,    z.  T.    sehr    grossen  Skizzen    leider    nur 
schwarz  wiedergeben;  farbig  wirken  sie  natürlich  viel  mehr.     D.  Red. 


,  Ueber  die  Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst. 


I.  Hier  (Fig.  68)  ist  ein  Tannenbaum  »mit  grünen  Finoem«  (Heine),  gegen 
das  Blau  des  Himmels  lebensvoll  sich  abhebend,  hier  dagegen  (Fig.  09)  tannen- 
baumartige Koniferen  mit  amputierten  Gliedern,  zu  Pyramiden  geschoren, 
nüchtern  und  kalt. 

AVie  ist  es  möglich,  dass  jemand,  der  einmal  die  Schönheit  eines  Tannen- 
Avaldes  emplunden,  je  Lust  hat  an  einer  so  geschorenen  Pyramide?  Es  i.st 
immer  be^vusst  oder  unbewusst  der  Zusammenhang  der  Gartenkunst  mit  der 
Baukunst,  der  noch  in  solchen  Geschmacklosigkeiten  spukt. 

IL  Ob  eine  Pflanze  strauch-  oder  stammförmig  gezogen  werden  soll,  ist 
Geschmacksache.  Der  richtige  Geschmack,  der  sich  von  der  Natur  führen 
lässt,  sagt:  Jedes  Gewächs  soU  so  gezogen  werden,  wie  es  seine  Natur,  sein 
Charakter,  sein  natürlicher  Habitus  mit  sich  bringt.  (Fig.  3  und  4.)  Wenn  ein 
Gehölz  zu  viel  Raum  einnimmt  und  man  es  kleiner  machen  will,  so  geschehe 
das  immer  im  Einverständnis  mit  seinem  Naturell. 

III.  Ich  möchte  in  der  Gartenkunst  von  Grazie  ersten  und  niederen  Ranges 
sprechen  und  unter  Grazie  ersten  Ranges  diejenige  verstehen,  welche  von 
dem  Material  selbst  angegeben  wird,  während  die  Grazie  niederen  Ranges 
ohne  Rücksicht  auf  das  Material  ausgeführt  ist.  (Fig.-  5  und  6.)  Baukunst  und 
Gartenkunst,  jede  frei  nebeneinander,  können  eine  grosse  Schönheit  liefern, 
wie  es  die  hohen  Baumgruppen  neben  oder  hinter  manchem  Palast  zeigen. 
Leider  ist  man  bei  den  hohen  Bäumen  stehen  geblieben  und  regiert  die 
kleineren  Bäume,  Sträucher,  Schlingpflanzen  u.  s.  w.  lieber  nach  einer  der 
Baukunst  entlehnten  Regel  als  nach  den  Gesetzen  der  Natur. 

IV.  Wenn  man  von  holländischen  Gärten  spricht,  so  handelt  es  sich  durch- 
gehends  um  die  steifen,  alten,  nur  als  Antiquitäten  merkwürdigen  Gärten  des 
17.  Jahrhunderts. 

Weniger  bekannt  ist  es,  dass  in  Holland  in  diesem  Jahrhundert  das  Prinzip 
des  englischen  Parkes  viel  konsequenter  als  sonst  irgendwo  durchgeführt  worden 
ist  durch  die  Zocher  in  drei  Generationen. 

Fig.  7  und  8  zeigen  uns  eine  flache  Blumenanordnung,  man  möchte  sagen: 
Blumentorte,  im  Gegensatz  zu  einer  geschmackvollen  Blumenanordnung  um 
eine  Statue. 

Die  Zocher  sind  viel  weiter  gegangen  als  Pückler,  Lenne  und  Sckell;  sie 
haben  auch  auf  die  kleineren  Pflanzen  und  Gruppen  das  natürliche  Prinzip 
angewendet,  anstatt  das  des  Figürchenlegens.  Wenn  man  Pückler  liest,  so 
sieht  man,  dass  er  die  Blumen  als  etwas  sehr  nebensächliches  behandelt;  ich 
sah  jetzt  in  Muskau  allerlei  kleine  Figürchenlegerei;  das  ist  ein  Frevel  an 
Pückler,  die  geometrische  Anordnung  im  Park  sollte  ein  überwundener 
Standpunkt  sein. 

V.  Der  englische  Park  aus  der  ersten  Hälfte  unseres  Jahrhunderts  war 
verhältnismässig  arm  an  Blumen.  Daher  mag  es  wohl  gekommen  sein,  dass 
die  meisten  seiner  Vertreter  die  Blumen  als  etwas  nebensächliches  betrachtet 
haben.  Alsdann  ein  Aufschwung  der  Blumenkultur  kam,  wusste  man  nicht 
recht,  was  mit  dem  farbigen  Material  anzufangen  sei,  und  machte  Fehler. 
Weshalb  verfährt  man  bei  ihrer  Gruppierung  nicht  wie  bei  der  von  Bäumen? 
Fig.  9  und  10  sollen  dieses  veranschaulichen,  und  zwar  zeigt  uns  Fig.  9  Blumen- 
beetchen, die  wie  Bonbons  auf  dem  Grase  ausgestreut  sind,  und  Fig.  10  stellt 
eine  Blumengruppierung  ohne  jede  Spur  von  Figurenlegen  dar. 


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Fig.  68.  Tannenbaum   ,.11111  yruiicn  Fingern."  '-         Fig.  (3().    Konifere  mit  amputierten  Gliedern. 


5 


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V 


Fig.  71.     Stammförmig  "gezogene  Sträucher. 


Fig.  70.     Natürlich  ausgewachsener  Strauch. 


V. 


« 


Fig.  73.     Grazie  niederen  Ranges. 


Fig.  72.     Grazie  ersten  Ranges. 


342 


Ueber  die  Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst. 


VI.  Der  Takt  der  reinen  Kurven  aus  der  ersten  Hälfte  dieses  Jahrhunderts 
ist  fast  gänzlich  verloren  gegangen.  Meistens  ist  die  Schönheit  der  Pfade  der 
Form  des  Rasens  geopfert,  oder  umgekehrt.  Es  gehört  dazu  ein  künstlerisches 
Fühlen,  und  viele  haben  früher  vom  Arbeiten  unter  den  grossen  Künstlern 
dieses  Gefühl  sich  angeeignet.  Wer  es  lernen  will,  kommt  vielleicht  am 
weitesten  mit  einem  Studium  des  v.  Sckell'schen  Werkes. 

Seit  den  Zeiten  des  Fürsten  Pückler  hat  sich  vieles  geändert;  es  sind  vor 
allem  die  Villen-Kolonien  hinzugekommen,  in  den  grossen  Städten  die  Volks- 
gärten und  kleineren  Parks.  Früher  waren  es  meist  grosse  Güter,  auf  denen 
Parks  angelegt  wurden,  da  konnte  man  leichter  schöne  Linien  schaffen;  aber 
wenn  die  wahre  Kunst  vorhanden  ist,  lässt  sich  das  auch  bei  den  Ideineren 
Flächen  thun. 

VII.  Die  zu  grosse  Nähe  der  Gebäude  in  den  modernen  Villen-Kolonien 
und  dazu  die  Mode  der  flachen  Grasränder  bewirken,  dass  man  zu  sehr  den 
architektonischen  Linien  folgt.  Man  macht  unschöne  kleine  Rasenbeete  um  die 
Wohnungen    und    steckt    einige  Töpfe    hinein.     Die    alten  Meister    machten    es 


Fig.  74.     Blumentorte  Fig.  yS.     Blumengruppierung 

um  eine  Statue. 

anders,  sie  bildeten  hübsche  Gruppierungen.  Wie  viel  mehr  könnte  jetzt  aus 
dem  so  viel  reicheren  Material  geschaffen  werden,  wenn  man  nur  so  verständ- 
nisvoll wie  jene  Künstler  sich  in  die  Forderungen  des  Materials  vertiefte. 

Fig.  11  zeigt  uns  solche  Schwierigkeit  zwischen  zwei  Gebäuden,  Fig.  13, 
wie  dieselbe  überwunden  werden  kann. 

Vni.  Das  Schlimmste,  Unnatürlichste  an  den  Mosaik-  und  Teppichbeeten 
sowie  sonstigen  geometrischen  Anlagen  ist,  dass  dabei  nur  auf  Farbenspiel, 
nicht  auf  den  hübschen  Wuchs  der  Pflanzen  geachtet  wird.  Allein  auch  das 
Farbenspiel  ist  meistens,  der  Sauberkeit  wegen,  hart.  Das  Grün  fehlt  am  richtigen 
Platz,  das  heisst  zwischen  den  Blumen,  zu  denen  es  gehört.  Ich  denke  oft: 
Sollte  diese  harte  Mode  durch  die  schlechten  Augen  kommen,  die  leider  heute 
so  verbreitet  sind?  Sehen  viele  das  Harte  nicht?  Sobald  man  gruppiert,  an- 
statt Figürchen  zu  legen,  wird  alles  gleich  besser, 

Fig.  13  und  14  sollen  die  Gegensätze  zwischen  mosaikartiger  und  natürlicher 
Gruppierung  veranschaulichen.  In  diesen  Figuren  liegt  die  Hauptsache  von 
dem,  was  ich  zu  sagen  habe. 

Ich  stehe  hier  nicht  aus  Rechthaberei,  sondern  um  Gedanken  anzuregen, 
und  es  sollte  mich  freuen,  wenn  mir  das  in  schwachem  Masse  gelungen  wäre. 
(Allgemeiner  Beifall.) 


Ueber  die  Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst. 


343 


Diskussion. 
Herr  städtischer  Gartendirektor  Mächtig:  Es  ist  sehr  dankenswert,  gerade 
aus  dem  Munde  einer  hochgebildeten  Dame  ein  Urteil  zu  hören,  welches  sehr 
selten  ausgesprochen  wird;  im  allgemeinen  ziehen  sich  diejenigen,  welche  ebenso 
denken,  zurück,  weil  sie  wissen,  dass  sie  damit  nicht  durchkommen.  Die  ganze 
Gärtnerei  ist  jetzt  darauf  zugeschnitten,    gegen  die   Regeln    der  Gartenkunst  zu 


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Fig.  76.  Blumenbeetchen,  wie  Bonbons  auf  dem  Grase  ausgestreut. 


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Fig.  77.  Blumengruppierang  ohne  jede  Spur  von  Figurenlegen. 

Verstössen.  Man  erzieht  Formen,  die  durchaus  unschön  sind,  mag  das  Material 
auch  noch  so  edel  sein.  In  manchen  Fällen  wirkt  die  Blütenpracht  selber  darauf 
hin.  Eine  reich  blühende  Azalea  mit  geschorener  Krone  ist  imponierend  in 
Bezug  auf  Blütenerzielung,  aber  eine  Verunzierung  der  Pflanze  in  ästhetischer 
Beziehung.  So  haben  wir  ferner  die  beschnittenen  Koniferen,  die  nieder- 
gebundenen   Pflanzen,    welche    gar    nicht  rasenartig  wachsen  wollen,    also  un- 


344 


Ueber  die  Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst. 


natürliche  Verhältnisse.  Wir  haben  auch  in  Bezug  auf  die  Einteilung  der 
Flächen  manche  Fehler  zu  verzeichnen,  zum  Teil  mögen  sie  begründet  sein  in 
der  unverhältnismässig  geringen  Grösse  der  meisten  Gärten  in  den  Vororten; 
aber,  wie  g'anz  richtig  bemerkt,  man  wird  auch  da  es  besser  machen  können. 
Wurstartige  Festons  zwischen  Kugeläkazien  sind  leider  allgemein  Mode,  ein 
rotblühender  Weissdorn  wird  nicht  angesehen,  wenn  er  nicht  kugelig  ist;  die 
hochstämmige  Rose  wächst  auch  nicht  als  Hochstamm,  man  kann  sie  aber  in 
der  Weise  verwenden,  nur  in  der  richtigen  Art;  auch  der  Dorn  kann  zusammen- 


Fig.  78.     Steifiieit  infolge  zu  grosser  Näiie  zweier  Gebäude. 


Fig.  79.     Die  Schwierigkeit  überwunden. 

gehalten  werden,  ohne  kugelig  beschnitten  zu  sein.  Alle  diese  Dinge  grenzen 
an  Geschmacklosigkeit  und  sind  gewissermassen  ein  Zeichen  der  Zeit,  ich  will 
nicht  sagen  des  Rückganges.  Man  will  eben  alles  in  strengen  Formen  erziehen, 
es  soll  aussergewöhnlich  erscheinen,  das  Natürliche,  das  GeAvöhnliche  imponiert 
nicht.  Eine  Pyramide  ist  nichts,  es  muss  ein  breiter  Zuckerhut  oder  eine  Kugel 
sein.  Es  ist  die  allerhöchste  Zeit,  dass  einmal  ein  entschiedenes  Wort  dagegen 
gesprochen  wird.  In  Bezug  auf  Teppichbeete  möchte  ich  sagen:  Die  Bändigung 
der  Blumen  ist  keine  Anwendung  der  Blumen. 

Bezüglich    der    Umgebung    der    Gebäude    bin    ich  anderer  Ansicht  als  das 


Ueber  die  Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst. 


345 


verehrte  Fräulein  de  I.eemv.  Hier  muss  der  Form  des  Gebäudes  entsprechend 
die  geometrische  Clii'derung  vorwalten,  aber  darin  gebe  ich  ihr  recht,  dass 
man  oft  gegen  die  Schönheit  verstösst,  indem  man  zu  vielerlei  in  einen  kleinen 
Garten  bringt.     Eine  regelmässige  Bepflanzung  ist  indess  dort  angebracht. 

Fräulein  de  Leeuw  lässt  den  regelmässigen  vStil  gar  nicht  gelten,  sie  geht 
darin  wohl  zu  weit.  Man  muss  den  Gesetzen  der  Aesthetik  Rechnung  tragen 
und  die  Schöpfungen  der  Gartenkunst  müssen  ebenso  streng  kritisiert  werden 
können  wie  die  der  Baukunst. 

In  noch  einem  Punkte  muss  ich  widersprechen.  Wir  brauchen  uns  eine 
freie  Gartenkunst  nicht  erst  zu  schaffen,  wir  haben  sie  bereits;  die  Gartenkunst 


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Fig.  80.     Pflanzenmosaik. 


Fig.  81.     Natüiiiciie   Gruppierung 


ist  nicht  mehr  abhängig  von  der  Architektur,  dieser  Standpunkt  ist  längst 
überwunden.  Nicht  nur  Pii ekler.  Lenne.  Meyer  etc.  sind  nach  eigenen 
Prinzipien  verfahren,  sondern  es  hat  sich  auch  eine  ganz  ansehnliche  Schule 
gebildet,  die,  wo  sie  durchdringen  kann,  in  demselben   Sinne  arbeitet. 

Seitdem  ]\Ieyers  Lehrbuch  der  schönen  Gartenkunst  erschien,  ist  erst  eine 
Theorie  aufgestellt.  Pü ekler  hat  kein  Lehrbuch  geschrieben,  sondern  nur 
Anregungen  gegeben,  auch  grosse  Fehler  begangen,  indem  er  gewissermassen 
erlaubte,  mit  den  Blumen  zuspielen,  Regenwürmer,  Pfauenfedern  etc.  aus  ihnen 
darzustellen  gestattete.  Dass  aber  auch  regelmässige  Blumenbeete  in  einem 
Park  sich  schön  ausnehmen  können,  erhellt  wohl  am  besten  aus  dem  Blumen- 
berge im  jMarly-Gartcn.     Abgesehen  von  solchen  Fällen  muss  freilich  die  Ver- 


o^(3  lieber  die  Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst. 

Avendung  der  Blumen  im  Park  mehr  nach  natürlichen  Prinzipien  erfolgen. 
Eine  Anlage,  die  am  meisten  den  Wünschen  der  Rednerin  entsprechen  wird, 
dürfte  der  Viktoria-Park  auf  dem  Kreuzberge  sein,  dort  musste  ich  die  Blumen 
so  pflanzen,  dass  es  den  Anschein  gewinnt,  als  wenn  sie  von  selbst  dort  ge- 
wachsen wären,  die  steilen  Aufstiege,  die  Felsen,  die  Abhänge,  alles  lud  dazu 
ein,  dem  Ganzen  einen  mattenartigen  Charakter  zu  geben,  nicht  den  des  wohl- 
gepflegten Parkes,  aber  überall  möchte  ich  das  nicht  als  ein  Muster  empfehlen. 

Die  Gesetze,  welche  Meyer  der  Gartenkunst  zu  Grunde  legte,  beziehen  sich 
nicht  nur  auf  den  Zug  der  Linien  und  Wege,  auf  die  Begrenzung  der  Gruppen. 
es  sind  viel  tiefer  liegende  Grundsätze,  die  nur  teilweise  in  der  Wegeführung 
ihren  Ausdruck  finden.  Xicht  nur  die  Verteilung  von  Rasen  und  Gehölz, 
Führung  der  Wege  etc.,  nein  auch  die  Gruppierung  regelmässiger  Formen  be- 
ruht auf  bestimmten  Grundsätzen,  und  wir  werden  stets  schöne  regelmässige 
Anlagen  behalten.  Der  Ausdruck  Teppichbeet  ist  mir  freilich  auch  zuwider, 
ein  Blumen-Teppich  ist  etwas  anderes;  aber  Teppichbeete  aus  bunten  Pflanzen 
ist  widersinnig.  Unter  Meyer  und  Lenne  wurde  auch  nicht  davon  gesprochen, 
erst  als  man  die  TeiDpichpflanzen  zog,  hat  sich  der  Ausdruck  eingebürgert. 
Man  sollte  statt  Teppichbeete  »Blumenbeete«  sagen. 

Im  allgemeinen  aber  möchte  ich  \vünschen,  dass  dieser  Vortrag  von 
Fräulein  de  Leeuw  in  den  weitesten  Kreisen  anrege  und  dass  namentlich  die- 
jenigen, Avelche  sich  mit  der  Anzucht  von  Material  beschäftigen,  ihre  Worte 
recht  beherzigen. 

Fräulein  de  Leeuw:  Es  freut  mich,  dass  Herr  Direktor  Mächtig  in  der 
Hauptsache  mit  mir  einverstanden  ist,  aber  jedes  Kunstwerk  ist  eine  Art  Kom- 
promiss  zwischen  Natur  und  menschlichem  Geist.  In  der  jetzigen  Gartenkunst 
ist  der  Einfluss  der  Natur  zu  wenig  geschätzt  und  der  eines  menschlichen 
Geistes,  beziehungsweise  der  Baukunst,  zu  gross.  So  lange  noch  ein  Orange- 
baum oder  eine  Akazie  kugelförmig  geschnitten  wird,  so  lange  stecken  wir 
noch  unbewusst  in  der  Baukunst. 

Herr  Koopmann:  Die  Handelsgärtner  sind  auf  einen  kleinen  Raum  be- 
schränkt und  dadurch  gezwungen,  Topfpflanzen,  wie  Azaleen  undKamellien  etc. 
eine  gekünstelte  Form  zu  geben.  In  grossen  Privatgärtnereien  kann  man  frei- 
lich viele  Gewächse  frei  im  Gewächshause  auspflanzen  und  da  geht  einem  das 
Herz  auf,  wenn  man  die  natürlichen  Formen  sieht.  Im  Obstbau  und  überhaupt 
in  der  Nutzgärtnerei  gilt  es  immer,  den  Raum  möglichst  auszunützen  und  da  muss 
die  freie  Entwickelung  der  Gehölze  zurückstehen.  Aber  in  Bezug  auf  die  Ge- 
hölze sollten  wir  den  Worten  der  Rednerin  Gehör  schenken,  in  der  Baum- 
schule freilich  ist  enger  Raum  geboten,  aber  im  Park  und  Garten  sollte  man 
sie  sich  frei  entwickeln  lassen;  wir  leiden  an  zu  enger  Pflanzung  und  müssen 
dann  nachher  die  Scheere  zu  sehr  benutzen.  Ich  verlange  von  einem  Blüten- 
strauch, dass  seinem  natürlichen  Wuchs  vollständig  Rechnung  getragen  werde, 
bei  der  Verjüngung  darf  nicht  die  Peripherie  desselben  geschädigt  werden, 
sondern  man  muss  von  innen  heraus  die  überflüssigen  Zweige  herausschneiden. 
Jeder  Blütenstrauch  wird  im  achten  bis  zehnten  Jahre  seine  grösste  Schönheit 
erreichen,  dann  wird  er  abnehmen  und  muss  verjüngt  werden,  aber  nicht  mit 
der  Heckenscheere  von  aussen  geschoren. 

Fräulein    de  Leeuw:     Von  wem    soll    die  A'erbesserung  ausgehen,    vom 
Publikum  oder  vom  Fachmanne?     Ich  meine,    doch    von    letzterem.     Wie  geht 


Ueber  die  Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst.  94-7 

es  denn  bei  den  Moden?  1-jner  erfindet  sie.  hat  die  Energie,  sie  anzubringen, 
mögliclist  in  hohen  Kreisen,  und  dann  geht  es  >-tick  tacli,  tick  tack'<  die  ganze 
soziale  Stufenleiter  hinab. 

Herr  Ilofgärtner  Iloffmann:  Die  Blumenbeete,  die  Fräulein  de  Leeuw 
in  Aluskau  vermisste.  kann  sie  in  grosser  Schönheit  in  Branitz  sehen,  wo  das 
ganze  Schloss  von  Blumen  eingehüllt  ist.  Was  die  geschlossenen  Pdumen- 
gruppen,  die  sie  tadelt,  anbetrifft,  so  sind  wir  drauf  und  dran,  den  Tadel  von 
uns  abzuwälzen.  Wir  gehen  vor  mit  der  Umwandlung  der  Teppichbeete  in 
Blumenbeete.  Auch  die  neuen  Entwürfe  von  Carl  Ilampel:  Blumenbeete  und 
Gruppen  laufen  darauf  hinaus.  Nicht  die  Pflanzen  sollen  die  Farben  geben, 
sondern  die  Blumen;  aber  die  Blumenarrangements  sollen  dem  natürlichen 
Wesen  der  Blumen  angepasst  werden.  Ein  grosser  Teil  unserer  Landschafts- 
gärtner hatte  eine  verhältnismässig  geringe  Kenntnis  von  blühenden  Sträuchern, 
und  daher  werden  nur  die  gewöhnlichsten  genommen,  während  man  doch 
für  jedes  Verhältnis  andere  nehmen  könnte:  das  aber  muss  ich  auch 
bestreiten,  dass  wir  noch  im  Banne  der  Architektur  stehen.  Wenn  eine  Akazie 
kugelig  geschnitten  wird,  so  ist  das  keine  Anhänglichkeit  an  die  Architektur, 
und  wenn  wir  in  geschlossenen  symmetrischen  Verhältnissen  Anlagen  machen, 
müssen  wir  symmetrisch  bleiben. 

Herr  Bluth:  Wenn  Herr  Garten  -  Inspektor  Koopmann  meint,  die 
Handelsgärtner  seien  nicht  in  der  Lage,  die  Pflanzen  natürlich  zu  ziehen,  weil 
sie  nicht  so  verlangt  werden,  so  stimme  ich  mit  Fräulein  de  Leeuw  überein. 
Der  Gärtner  ist  dazu  da,  dem  Publikum  Geschmack  beizubringen,  sei  er  Land- 
schaftsgärtner, Topfpflanzengärtner  oder  Schnittblumenhändler.  Besonders 
sollte  man  die  bunten  Papiere  um  die  Töpfe  fortlassen.  Man  kann  auch 
Azaleen  natürlich  ziehen  und  braucht  sie  darum  nicht  auszupflanzen.  Die 
Kunst  soll  die  Natur  verschönern,  selbst  in  einem  Glashause.  Ich  kann  mich 
nicht  damit  befreunden,  dass  man  die  Orchideen,  diese  schöne  Dekoration  der 
Tropenbäume,  dazu  degradiert,  in  einem  Blumentopfe  zu  wachsen;  eine 
Orchidee  wirkt  ganz  anders,  wenn  sie  so  natürlich  wie  möglich,  in  einem 
hohlen  Baumstamme,  in  einem  Korkkorbe  wächst. 

Flerr  Schulz  macht  auf  zwei  altholländische  Werke,  La  triomphante 
riviere  de  Vecho  und  Le  Jardin  hollandais,  aufmerksam,  welche  den  damaligen 
Gartenstil  sehr  gut  veranschaulichen. 

Fräulein  de  Leeuw:  Ich  kenne  diese  Bücher,  aber  ich  halte  ihren  Inhalt 
für  einen  überwundenen  Standpunkt.  Branitz  kenne  ich  noch  nicht  und  werde 
mich  darüber  nächsten  Winter  aussprechen.  Es  ist  wohl  selbstverständlich, 
dass  ich  über  die  kleineren  Blumenarrangements  ebenso  denke  wie  über  die 
grösseren,  und  ich  hoffe,  dass  auch  bei  Ihnen  ein  freierer  und  besserer  Ge- 
schmack sich  geltend  machen  wird.  Die  Kunst  ist  ein  Kompromiss.  Ich  hoffe, 
dass  hfer  ein  Kopipromiss  geschlossen  werden  Avird,  in  welchem  für  die  Natur 
mehr  herauskommt. 

Herr  Garteninspektor  Perring:  Die  Blumendekorationen  um  das 
Muskau  er  Schloss  waren  früher  anders;  es  war  der  sogenannte  blaue  Garten, 
der  vielleicht  manches  enthielt,  was  nicht  allgemein  gefiel.  Dieser  Garten  ist  in 
neuerer  Zeit  wohl  aus  Sparsamkeit  sehr  beschränkt;  er  war  früher  sehr  reich 
•dekoriert,  enthielt  aber  keine  Teppichbeete,  sondern  eine  vollständige  Samm- 
lung   blühender    Pflanzen,    zum  Teil    ganz    alter,    z.  B.  Humea  elegans   u.  s.  w. 


QAß  lieber  die  Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst. 

Vor  lo  Jahren  war  die  Blumendekoration  noch  sehr  reich,  wenn  auch  nicht  so 
wie  in  Branitz,  was  schon  durch  den  engen  Raum  um  das  Schloss  bedingt  ist. 

Herr  Prof.  Sorauer:  Ich  gebe  als  Laie  meine  Stimme  für  die  Teppich- 
beete ab;  wir  wollen  nicht  nur  die  grossen  Formen,  wir  wollen  auch  das 
Zierliche  haben;  wir  vergnügen  uns  an  der  kleinen  Pflanze  und  an  der  Zu- 
sammenstellung derselben,  auch  an  der  der  Farben;  nicht  nur  derjenigen 
der  Blumen,  auch  der  der  Blätter,  und  wer  in  der  Lage  ist,  nur  über 
einen  kleinen  Raum  zn  verfügen,  der  wird  den  Wunsch  haben,  möglichst  viel 
darauf  zu  sehen,  und  zu  Teppichbeeten  greifen. 

Würde  es  nicht  unser  Auge  beleidigen,  Avenn  wir  die  Sträucher  in  einem 
kleinen  Garten  naturgemäss  wachsen  lassen,  ganz  unbeschnitten?  Sie  wachsen 
dann  oft  sparrig  und  bringen  unbeschnitten  viel  weniger  Blumen,  so  Ribes, 
Weigelia  etc.  Einigermassen  muss  die  Kunst  eingreifen  und  das  von  Natur 
unschöne  verdecken  bez.  beseitigen.  Wir  müssen  dem  TejDpichbeet  volle 
Giltigkeit  lassen,  so  lange  es  in  der  Umgegend  des  Hauses  bleibt.  Die  regel- 
mässigen Linien  können  wir  in  kleinen  Räumen  nicht  entbehren. 

Frl.  de  Leeuw:  Es  wundert  mich,  dass  Herr  Professor  Sorauer,  wenn  er 
so  sehr  am  schönen  hängt,  nicht  einsieht,  dass  man  es  noch  schöner  haben  kann, 
wenn  man  die  Pflanzen  in  natürlicher  Form  zieht  und  dadurch  eine  tiefere 
Einsicht  in  die  Xatur  gewinnt.  Wenn  die  Menschen  Teppichbeete  bewundern, 
so  kommt  es,  weil  das  blühende  Material  an  sich  etwas  so  schönes  ist,  dass 
es  selbst,  wenn  man  es  auch  in  noch  so  unnatürliche  Formen  zwängt,  doch 
schön  ist.  Je  tiefer  man  aber  in  das  Material-  eindringt,  desto  weniger  wird 
man  den  Linien  der  Baukunst  folgen. 

Der  Direktor  des  ^'ereins,  Wirkl.  Geh.  Ober-Finanzrat  und  Provinzial- 
Steuerdirektor  von  Pommer  Esche:  Die  Wahrheit  liegt  in  der  -Mitte.  Das 
meiste  richtet  sich  nach  Raum  und  Geld. 

Herr  königlicher  Garteninsjoelvtor  Perring:  Über  den  Geschmack  lässt 
sich  nicht  streiten.  Wir  werden  z.  B.  die  Amerikaner  nicht  überzeugen, 
dass  das,  was  Fräulein  de  Leeuw  gesagt  hat,  das  richtige  sei.  Ich  möchte  die 
Teppichbeete  nicht  entbehren,  sie  brauchen  ja  nicht  aus  farbigen  Blattpflanzen 
hergestellt  zu  sein.  Es  hat  allerdings  eine  solche  Zeit  gegeben  und  für  den 
Gärtner  war  das  sehr  einlach,  er  brauchte  die  Pflanzen  nur  zu  pflanzen  und 
später  etwas  zu  schneiden.  Man  geht  aber  neuerdings  dazu  über,  Beete  in 
regelmässiger  Form  mit  schönblühenden  Pflanzen  zu  besetzen.  Indess  ganz 
entbehren  kann  man  die  niedrigen  Pflanzen  mit  schönen  Blättern,  z.  B.  Alter- 
nantheren,  nicht. 

Glauben  Sie  z.  B.,  dass  der  Palmengarten  in  Frankfurt  a.  M.  eine  solche 
Anziehungskraft  hätte,  wenn  man  die  Teppichbeete  fortliesse?  Vor  dem  An- 
halter Bahnhof  in  Berlin  sind  seitens  der  städtischen  Gartenverwaltung  eben- 
falls kleine  niedliche  Beete  angelegt.  —  Vor  dem  Hotel  Schweizerhof  in  Luzern, 
in  welchem  unserm  Kaiserpaar  bei  seiner  Rückkehr  aus  Italien  bekanntlich 
ein  glänzendes  Frühstück  dargeboten  wurde,  befindet  sich  eine  höchst  auf- 
fallende Blumendekoration  in  Form  eines  Obelisken  aus  Teppich^Dflanzen  von 
etwa  4  m  Höhe.  Es  wäre  im  höchsten  Masse  unschön,  wenn  man  einen  solchen 
Obelisken  in  einem  Park  errichten  wollte;  in  dem  Vorgarten  des  grossartigen 
Hotels,  in  welchem  die  reichsten  Leute  verkehren,  die  etwas  auffallendes  sehen 
w^oUen,    ist   er  ganz  an   seinem  Platze,    zumal  in    der  Verbindung    mit    grossen 


Winter-  bezw.  Frühjahrs-Erscheinuni^en    iS()3,c)4.  ^4Q 

Palmen  etc.,  die  ihn  umgeben,  namentlich  grossartig  Mnrkend  bei  der  elek- 
trischen Beleuchtung  am  Abend.  Meinen  Sie,  dass  die  Krinoline  schön  sei 
oder  dass  die  heutigen  Puffärmel  schön  sind?  Emanzipieren  Sie  sich  doch  da- 
A'on,  wenn  Sie  es  können.  Die  allmächtige  Mode  ist  da  imd  jeder  beugt  sich 
vor  ihr.  Die  Teppichbeete  waren  Mode,  aber  die  Zeit  der  eigentlichen  Teppich- 
beete nur  aus  Blatti^tlanzen  und  buntem  Kies  ist  vorüber.  Die  Puffärmel 
werden  auch  verschwinden,  wenn  aber  die  Krinoline  wiederkommen  sollte, 
werden  die  Damen  sich  auch  der  Mode  wieder  imterwerfen  müssen.  Ein  jeder 
Zweig  der  menschlichen  Thätigkeit  ist  von  der  Mode  abhängig  und  wir  können 
uns    ihr    nicht    entziehen. 

Frl.  de  Leeuw.  In  Kleidern  soll  man  schon  zum  Teil  der  Mode  folgen, 
die  Ptlanzenwelt  aber  ist  ein  neutrales  Gebiet,  auf  dem  man  sich  freier 
entwickeln  kann  als  auf  dem  der  Kleiderkunst.  Die  Pflanzenwelt  ist  aber 
zugleich  ein  gutes  Übungsfeld,  um  zu  lernen,  sich  von  der  Sklaverei  un- 
natürlicher Moden  zu  befreien! 

Xach  einem  nochmaligen  Dank  des  iJirektors  des  Vereins  an  Frl. 
de  Leeuw  für  den  hochinteressanten  ^'ortrag  wurde  die  Diskussion  ge- 
schlossen. 


Winter-  bezw.  Frühjahrs-Erscheinungen  189394. 

'J'  ur  besseren  Erläuterung  der  nachstehend  mitgeteilten,    auf   die   Vegetation 
I^L  sich   beziehenden  Thatsachen    seien  in  kürze   die  Witterungs- Verhältnisse 
(^    des  Herbstes   1893,    die    des    Winters  1893/94,    sowie    des   Frühjahrs  1894 
hier  vorausgeschickt. 

Im  Durchschnitt  wies  die  Herbstwitterung  1893,  bei  durchgehend  feuchtem 
Wetter,  einen  ziemlich  hohen  Feuchtigkeitsgehalt  der  Luft  nach,  und  als  dement- 
sprechende  Folgerung  eine  bis  tief  in  den  November  1893  hinein  anhaltende 
Entwickelung  der  meisten  Pflanzentriebe.  Der W'inter  1893/94  verlief  mit  Ausnahme 
einiger  besonders  hervortretend  kalter  Tage  (am  4.  und  5.  Januar,  wo  \vir 
Ijis  — löO  R  verzeichneten)  ziemlich  mild  und  schneelos.  Ebenso  ist  im 
Monat  Februar  eine  vorherrschend  trockene  Witterung  zu  bestätigen.  Erst  Ende 
des  Monats,  am  20.  Februar,  stellte  sich  nachts  ein  milder  Regen  ein.  Gleich 
trockene  Witterung  herrschte  auch  im  darauffolgenden  Monat  März,  mit  Aus- 
nahme des  ö.  März,  an  dem  Schnee,  und  des  7.  und  16.,  wo  etwas  Regen 
beobachtet  wurde.  Nachtfröste  stellten  sich  in  diesem  Monat  in  den  ersten 
Tagen,  1. — 5.,  und  sodann  Ende  des  Alonats,  am  19.,  20.,  25.  und  20.,  ein.  Im  April, 
in  dem  als  Regentage  nur  der  18.  und  21.  zu  verzeichnen  sind,  machte  sich  in 
diesem  Jahr  eine  besonders  hohe  Temperatur  geltend:  nicht  selten  zeigte  der 
Thermometerstand  abends  ö  Uhr  —  S— 10''  R,  hinwiederum  am  Morgen 
+  7 — 9**  R,  so  dass  also  über  Nacht  nur  ein  geringer  Fall  des  Standes  zu 
verzeichnen  war.  Mittags  stieg  der  Stand  am  lO. — 27.  auf  +15,  +16,1  +18", 
am  25.  April  sogar  bis  auf  +19*'  R,  b<?i  vorherrschenden  S-  und  SW- Winden; 
trotzdem  aber  war  die  Luft  bei  etwaiger  Windbewegung  kühlend.  Die  Temperatur 
im  Mai,  im  Durchschnitt  gieichmässig  warm,  stieg  an  einigen  Tagen,  15.  und 
16.  Mai,  bis  zu  +24"  R  und  +25^  R  im  Schatten.  Gegen  Ende  Mai  hin  zeigte  sich 
die  Witterung  in  hiesiger  Gegend  schwankend,  d.h.  es  wechselten  Regenschauer 


ocQ  Winter-  bezw.  Frühjahrs-Erscheinungen   1893/94. 


mit  heiterem,  ruhigem  Himmel.  Anfang  Mai,  am  5,  und  0.,  sowie  in  der  Xacht 
vom  IQ.  zum  30.,  zeigten  sich  Frostersclieinungen,  welche  in  der  ausserhalb  Berlins 
liegenden  Umgebung"  in  ersterer  Zeitangabe  sich  als  Frost  schlechthin,  im 
zweiten  Falle  dagegen  als  sogenannte  >  Strichfröste«  fühlbar  machten. 
Während  der  erstere  Frost  im  wesentlichen  den  jungen  Platanen-Triel^en  ge- 
schadet, im  allgemeinen  die  schnellere  Entwickelung  in  der  Vegetation  etwas 
gehemmt,  traf  der  Strichfrost  in  der  letzten  Hälfte  Mai  am  härtesten  unsere 
jungen  Gemüse:  Kohlrabi.  Bohnen.  Kartoffeln:  unter  den  Obstfrüchten  die 
Sauerkirschen,  ferner  die  in  der  Blütenentwickelung  stehenden  Akazien,  teilweise 
auch  zum  zweiten  Male  die  frisch  ausgetriebenen  Platanen,  welche  durch  diesen 
zweiten  Frost  an  verschiedenen  Stellen  ganz  bedeutend  gelitten  haben,  sodann  aber 
auch  Eichen,  Buchen  etc.  A^erheerender  wirkte  dabei  der  Strichfrost  mehr  auf 
die  Pflanzen  tiefer  liegender  Ackerflächen  als  auf  Höhenlagen.  Der  Thermo- 
meterstand in  beiden  Zeitabschnitten  ist  hier  in  der  Stadt  auf  +2^ — 2^/2^ R  im 
Minimum  stehen  geblieben,  ausserhalb  dagegen  an  den  vom  Froste  getroffenen 
Stellen  bis  unter  den  Eispunkt  o^  herunter  gesunken.  Die  Schäden  bezüglich  des 
Frühgemüses  sollen  hier  und  in  der  nächsten  Umgebung  z.  T.  sehr  beträchtliche 
gewesen  sein.  Weshalb  wendet  man  als  Verhütungsmittel  gegen  derartige 
Ausfälle  bei  uns  nicht  mehr  das  Schmokfeuern  an,  eine  \'orkehrung,  deren 
man  sich  doch,  z.  B.  am  Rhein,  schon  seit  Jahrzehnten  mit  grossem  Nutzen 
bedient.  Einer  Ausführung  des  Schmokfeuers  hatte  jedenfalls  Flerr  Gärtnerei- 
besitzer Bluth-Gr. -Lichterfelde  die  Erhaltung  seiner  in  reichster  Knospen- 
entwickelung  stehenden  Rosen  zu  verdanken,  d.  h.  den  bevorstehenden  Rosen- 
flor sich  dadurch  gesichert.  Wollte  man  gelegentlich  der  aus  den  wieder- 
kehrenden Beobachtungen  sich  ergebenden  Winke  Xutzen  ziehen,  so  hindert  es 
nicht,  gerade  solche  Nutzanwendungen  auszuführen,  schon  um  dadurch  die 
Zuverlässigkeit  ihrer  Wirkung  festzustellen.  Noch  sei  erwähnt,  dass  das  erste 
diesjährige  Gewitter,  aus  NW.  kommend,  tagsüber  am  8.  Februar  in  geringem 
Umfange  hier  auftrat  und  in  der  nachfolgenden  Zeit  sich  eine  erhebliche  "\"er- 
minderung  der  Durchschnitts-Temperatur  einstellte. 

Bezüglich  der  Vegetations-Erscheinungen  im  Winter  und  Frühjahr  1894  zeigen 
im  Anbeginn  dieser  Entwickelung  stehend:  Corylus  Avellana  Anfang  Februar 
(5.  und  6.)  ihre  Blütenkätzchen  —  eine  angesichts  der  milden  Witterung 
auffallend  späte  Erscheinung.  In  der  Abteilung  der  »Obstbaumentwickelun  g- 
fortfahrend,  notieren  wir  als  in  2.  Linie  blühend,  5. — ö.  März,  die  Stachel-  und 
Johannisbeere,  dann  am  15.  März  diejenige  der  Aprikose,  am  23.  März  des 
Piirsichs,  am  30.  März  der  Pflaume ;  am  2.  April  frühzeitige  Birnen  (auch 
Malvasier),  am  5.  April  diejenige  der  Süss-,  am  10.  ,\i3ril  der  Sauerkirsche, 
am  15.  April  diejenige  der  späten  Birnen  (Winter-Sorten),  der  Apfel,  am 
20.  April  die  der  Erdbeere,  am  25.  April  die  der  Wallnuss,  zuerst  die  der  früh- 
tragenden kleinen  runden.  Fruchttragender  Wein  verspricht  dagegen  erst 
Anfang  Juni  seine  Blütenrispen  zu  entfalten,  wog'egen  sein  \'orläufer  ^Ttis  odora- 
tissima  bereits  Ende  ]\Jai  mit  seinen  stark  duftenden  Blütenmassen  unsere  so 
wonnige  Mailuft  würzt.  Sowohl  der  Blütenflor  wie  Frucht-Ansatz  war  bei  last 
allen  Obstsorten  als  ein  ausserordentlich  reicher  zu  bezeichnen:  leider 
schüttelten  dann  Aequinoctial-Stürme*)  z.  Zt.  des  ersten  Frucht-Ansatzes  eine  er- 
hebliche .Menge  junger  Früchte  von  den  Bäumen. 


*)  Diesmal  in  die  erste   Hälfte  des  Monats  Mai  lallend 


Winter-  bezw.  Frühjahrs-Erscheinungen   1893/94.  Qti 


Nach  der  ersten  Blütenerscheinung  AnfangFebruar  traten  bald  darauf  unter  den 
L  a  u  li  b  ä  u  m  e  n  die  Erlen  mit  ihren  Blütenkätzchen  auf.  Anhaltend  trockene  Witterung 
7M  dieser  Zeit  hält  die  Wgetation  dieser  Abteilung  gebannt,  die  erst  nach  dem  Ende 
Februar  fallenden  Regen  in  Bewegung  gelangt  und  eine  Triebwirkung  sich  erst 
nach  dieser  Zeit  bei  Ahorn,  Pappeln,  Weiden  etc.  geltend  macht.  Anfang 
März  beginnt  den  Reigen  der  Blütenentfaltung  die  Krach-Weide,  ungefähr 
10  Tage  später  (c.  12.  März)  die  Pappel,  die  einzelnen  Arten  kurz  aufeinander 
folgend,  bald  darnach  Acer  Platanoides  und  Negundo,  indessen  A.  Pseudo- 
platanus  noch  auf  sich  warten  lässt.  Anfang  April,  8.  April,  finden  wir  unter 
den  Laubbäumen  der  Reihe  nach  mit  ihrem  meist  zartgrünen  Blattschmuck 
entwickelt:  Weide,  dann  Birke,  dann  Pappel,  Kastanie.  Gegen  Mitte  April 
rücken  an  Esche  und  Platane,  beide  sehr  früh:  Xussbaum,  Acer  japonicum- 
A'arietäten.  Die  frühtreibende  Linde:  Tilia  platyphyllos,  Akazie  kommen  später, 
darnach  erst  Ulmus  effusa,  die  Sommer-Stieleiche,  Ouercus  sessiliflora,  dann 
Gleditschia.  Esche  und  mit  ihr  Acer  Pseudoplatanus  blühen  gegen  den  15.  April, 
sowie  den  24.  April:  Aesculus  Hippocastanum,  rubicunda  dagegen  ca.  8  Tage 
später,  d.  h.  Anfang  Mai.  Am  5.  Mai  blüht  (Juercus  sessilitlorus,  während  rubra, 
palustris,  coccinea  erst  ca.  10  Tage  später  dazu  gelangen.  Ende  April  beginnt 
der  Weissdorn  an  geschützten  Stellen  seine  Blüten  zu  entfalten,  während  der 
Rotdorn  erst  gegen  Mitte  Mai  in  seiner  rotgefärbten  Blütenfülle  namentlich  in 
der  Sorte   »Pauls  new  scarlet«   dazu  in  vollen  Ciegensatz  tritt. 

Unter  den  Sträuchern  strecken  bereits  ihre  Blattknospentriebe  Anfang 
Februar  hervor:  Spiraea  sorbifolia,  Lonicera  tartarica,  Syringa  vulgaris,  diverse 
Philadelphus-Arten;  am  8. — 10.  Februar  blühen  bereits  Jasminum  nuditlorum, 
Daphne  Mezereum;  Mitte  Februar  Forsythia  suspensa  im  reichsten  Blütentlor, 
F.  viridissima  dagegen  erst  ca.  14  Tage  später;  ferner  Ribes  alpinum,  indessen 
aureum  seine  stark  duftenden  Blüten  (Gewürznägelchen)  erst  Mitte  April  entfaltet, 
sogar  gegen  Ende  April  erst  R.  rubrum  und  atrorubrum  in  die  Blütenreihe  ein- 
treten. Am  15.  März  blühen  dann:  Prunus  Davidiana,  Pissardi  und  divaricata,  Pr. 
triloba  und  chinensis;  Prunus  Padus  dagegen  erst  nach  ca.  4  Wochen.  Am 
10. — 12.  April  blühen  Cydonia  japonica,  Cyd.  vulgaris  erst  ca.  14  Tage  später. 
:Mahonia  aquifolium.  Amygdalus  pers.  11.  pl.,  Buxus  arborescens;  ferner  mit 
reichem  Blütenbehang  Spiraea  prunifolia,  grandillora  Hook.,  (Exochorda  grandi- 
llora  Lindl.  (Kloster  Choriner  Garten).  Ende  April,  24.  April,  beginnt  Syringa 
vulgaris  ihre  Blütenpracht  zu  entfalten,  etwa  8  Tage  später  dagegen  Syr.  dubia- 
Abarten;  persica  ungefähr  14  Tage  später;  Josikaea  sogar  erst  nach  3  Wochen. 
Anfang  Mai  (10.  Mai)  entfaltet  der  Goldregen  seine  herrlich  gelben  Blüten- 
trauben und  ihm  zur  Seite  steht  der  Schneeball  mit  dem  blendenden  Weiss 
seiner  Blutendolden.  Und  bereits  am  25.  Mai  finden  wir  im  Freien  die  Rose 
in  ihrem  Blütenschmuck:  Gloire  de  Dijon,  neben  ihr  Rosa  hermosa  sowie 
capreolata  beginnen  mit  ihren  immer  schönen  Blütengestalten  die  fortlaufende 
Reihe  des  eigentlichen  Schmuckes  unseres  heimatlichen  Blütentlors.  Un- 
unterbrochen den  Mai  hindurch  entwickeln  diesmal  unsere  im  Freien  aus- 
dauernden Rhododendron-Arten:  arboreum-Hybriden,  rigidum  etc.,  ihre  herrlich 
zart  gefärbten  BlütenbüscheL  Philadelphus  laxus  und  coronarius  schmücken 
gleichfalls  bereits  den  Wonnemonat  in  seinen  letzten  Tagen. 

An  Stauden  blühen  zu  Beginn  Februar  (5. Februar) :  Erianthushiemalis,  Peta- 
sitesniveus:  sämmtliche  Helleborus-Arten.  wie  viridis,  niger,  caucasicus:  ferner 


oü,2  Winter-  bezw.  Frühjahrserscheinungnn    1893/94. 

Erica  carnea;  Galanthus  nivalis;  Leucojum  vernum:  Scilla  sibirica.  Weiterhin 
Anfang  April:  Corydalis  bulbosa,  Tulpen.  Hyazinthen.  Unterdessen  sind  Scilla  und 
Crocus  längst  abgeblüht.  Alitte  April  Ajuga  reptans,  Mola  tricolor,  Bellis,  Myosotis, 
Primula,  Spartium  scoparium  in  ganz  hervorragender  rjlütenfülle,  Phlox  nivalis, 
verna,  Drummondi,  Anfang  ]\Iai:  Saxifraga  sowie  Aquilegia-Arten. 

Hinsichtlich  der  Gemüse  beginnt  diesmal  bereitsjNiitte  April  das  Spargelstechen, 
ein  ausnahmsweise  früher  Zeitpunkt,  und  bezüglich  der  Getreidearten  beginnt 
bereits  Ende  April  der  Roggen  zu  Idühen,  eine  gleichfalls  auffallend  frühe 
Erscheinung. 

Die  trockene  Witterung  der  Monate  März  und  April,  im  allgemeinen,  hatte 
die  Vegetation  anfangs  zu  langsamer  Entwickelung  genötigt:  unser  nordischer 
Wald  bot  anlässlich  der  Trockenheit  ein  Bild  trostloser  Dürre.  Das  entzückende 
Bild  der  eigentlichen  Frühjahrs-Blütenpracht  trat  erst  nach  dem  am  18.  April 
niederfallenden  Regen  ein  und  mit  neu  belebender  Pracht  verjüngte  sich  das 
schöne  Gewand  unserer  lieben  Mutter  Erde.  Auch  der  andauernde  Blütenllor 
unserer  Blüten,  Sträucher  und  Bäume,  wie  der  Syringen,  des  Cytisus,  Opulus, 
andererseits  des  Aesculus,  Crataegus  bot  uns  den  Genuss  seiner  Schönheit  in 
ausgiebigster  Fülle. 

Die  Erscheinung  vollwichtiger  Blütenpracht  namicntlich  bei  Deutzien,  Prunus, 
Spiraeen,  Cytisus,  Rhododendron  etc.  ist  wohl  darauf  zurückzuführen,  dass  die 
Triebe  dieser  Strauch-Arten,  infolge  der  Sommerwärme  1893  gut  ausgereift,  und 
Grund  dessen  reichen  Knospenansatz  gezeitigt  hatten.  In  der  Gesamt-Entfaltung 
vegetativer  Erscheinungen  hat  die  rasche  Aufeinanderfolge  der  gesamten 
Blütengebilde  diesmal  in  kürze  die  gewöhnliche  Durchschnittszeit  ihrer  Einzel- 
Erscheinungen  w^ohl  um  ca.  3  Wochen  überholt,  ein  Umstand,  welcher  dem 
Gesamt-V erlauf  nach,  in  der  Reihe  von  etwa  30  Jahren,  in  diesem  Jahre  einzig 
dastehen  dürfte. 

Die  Frost-Schäden  des  Winters  1892/93  machen  sich  auch  in  diesem 
Frühjahr  1894  noch  bemerkbar,  besonders  bei  Buxus  arborescens,  verschiedenen 
Koniferen  sowie  namentlich  auch  bez.  des  Stein-  und  Kern-Obstes,  der  Kirschen, 
Pflaumen,Aprikosen, bei  Wallnussbäumen:  bei  den  Straucharten  wie:Deutzia  scabra, 
Kerria  japonica,  Cytisus  Laburnum  etc.  Aber  auch  der  schneelose  Winter  1893/94 
forderte  seine  Opfer  namentlich  bezüglich  des  Ausfrierens  unserer  Buxus-Ein- 
fassungen,  des  Epheus,  feinerer  Gräser  sowie  unter  dem  Rasen unkraut  vorzugs- 
weise Bellis  perennis. 

Ganz  besonders  aber  ist  der  teilweise  Verlust  unseres  in  so  vieler 
Hinsicht  wertvollen  Stauden  -  Materials  zu  beklagen.  Bei  dem  gänzlichen 
Mangel  an  Schneedecke  —  sowie  andererseits  der  durch  Bodennässe  ge- 
bildeten Eisschicht  —  vermochten  auch  bereits  geringe  Frostgrade  das 
empfindliche  Leben  der  Pflanze  am  Wurzelhals  hinreichend  zu  schädigen. 

H. 

Einiges  über  die  schädlichen  Folgen  des  letzten  Winters. 

,    I .,  \'on  R.  Müller  in  Praust. 

ll||:;ohl    viele,    vielleicht    die    meisten    werden    den  Winter    1893/94    einen  un- 

1^?   gewöhnlich    milden    nennen.     Kurz    war    er  ja  hier  auch  nur,    aber  nach 

allen    Berichten    von    anderen    Gegenden,    ja  sogar  aus  dem  Xorden   und 

Nordosten  hat   gerade   der  Regierungsbezirk  E)anzig,    und  zwar  speziell  die  der 


Einiges  über  die  schädlichen  Folgen  des  letzten  Winters.  ot'J- 


Stadt  Danzig  zunächst  liegenden  Kreise  in  diesem  Winter  mit  die  höchsten  Kälte- 
grade, — 23  bis  — 25O  Reaumur,  gehabt,  während  wir  bisher  in  fast  allen  strengen 
Wintern  verhältnismässig  gut  wegkamen.  In  der  Stadt  Danzig  selbst  und  den 
derSeenähergelegenen  Orten  fiel  das  Thermometer  nur  bis  auf — i70Reaumur.  Eine 
gleiche  Höhe  wie  im  letzten  Winter  hat  die  Kälte  hier  auch  zuweilen  schon  früher 
erreicht,  ohne  jedoch  so  verderbliche  Folgen  wie  in  diesem  Jahre  gehabt  zu  haben. 

Die  Ursache  dieser  schädlichen  Folgen  müssen  Avir  in  dem  späten  Ab- 
schluss  der  Vegetation  des  vorigen  Jahres,  sowie  der  Plötzlichkeit  des  Eintritts 
der  starken  Kälte  bei  ungefrorenem  Boden  und  noch  nicht  vollständig  ab- 
geschlossenem Saftumlauf  suchen.  Xach  dem  vorjährigen  trockenen  Sommer 
kam  ein  mehr  feuchter  Herbst,  wodurch  viele  Gewächse  nochmals  in  Trieb 
kamen.  Einige  leichte  Frosttage  mit  Schnee  im  November  thaten  dem  Wachs- 
tum wenig  Einhalt,  und  so  hatten  wir  mildes  Wetter  bis  zum  letzten  Tage  des 
Jahres.  Am  1.  Januar  trat  leichter  Schneefall  bei  geringer  Kälte  ein.  aber 
schon  in  der  Nacht  vom  3.  zum  4.  Januar  fiel  das  Thermometer  bis  auf 
— 23  und —35"  Reaumur,  je  nach  der  mehr  oder  weniger  geschützten  Stelle.  Die 
folgenden  Xächte  brachten  ähnliche  Kältegrade,  während  am  Tage  die  Sonne 
schien.  Der  Boden  war  dabei  trotz  der  nur  leichten  Schneedecke  (durch- 
schnittlich 20  cm)  nicht  gefroren. 

Die  ersten  Zeichen  von  Frostschäden  bemerkte  man  schon  Mitte  Januar  an 
den  Edeltannen,  Abies  pectinata,  deren  Nadeln  besonders  an  der  Sonnenseite 
rot  geworden  waren.  Auch  Abies  Nordmanniana  zeigte  ähnliche  Frosteinwir- 
kungen, wenn  auch  in  geringerem  Grade. 

Die  ganze  Grösse  des  durch  den  Frost  angerichteten  Schadens  liess  sich 
erst  im  April  und  Mai  vollständig  übersehen.  Ich  will  nun  kurz  diejenigen 
Gewächse  nennen,  welche  mehr  oder  weniger  vom  Froste  gelitten  haben,  und 
dabei  auf  einige  andere  aufmerksam  machen,  welchen  früheren  Erfahrungen  ent- 
gegen der  Frost  nicht  geschadet  hat. 

Was  zunächst  die  Obstbäume  anbelangt,  so  haben  ältere  gesunde  Stämme 
im  ganzen  weniger  gelitten.  Besonders  hart  sind  aber  die  einjährigen,  1  bis  1,25  m 
hohen  Veredelungen  von  Birnen  und  Äpfeln  mitgenommen  worden,  welche  zum 
grossen  Teile  ca.  30  cm  über  dem  Erdboden  abgeschnitten  werden  mussten. 
Es  sind  nur  wenig  Sorten,  welche  einen  grösseren  Teil  weniger  beschädigte 
Stämmchen  zeigten,  und  ich  nenne  von  diesen  besonders:  die  Römische  Schmalz- 
birne, Liegeis  Winterbutterbirne,  Colomas  Herbstbutterbirne,  Oberdiecks  Butter- 
birne, Pelpliner  Sommerbirne  und  Birne  von  Pabbeln  (ostpreussische  Lokalsorte). 
Birnen  auf  Quitten  haben  noch  mehr  gelitten.  So  sind  zwei  ältere,  seinerzeit 
aus  Reutlingen  bezogene  Pyramiden  der  Birne  König  Karl  von  Württemberg 
total  erfroren,  während  eine  hier  gezogene  5 — ojährige  Kronenveredelung  der- 
selben Sorte,  die  im  Vorjahre  getragen  hat,  vollständig  gesund  geblieben  ist. 

Auch  von  einjährigen  Äpfeln  haben  sehr  viele  abgeschnitten  werden  müssen 
und  sogar  Sorten,  welche  als  vollständig"  akklimatisiert  gelten.  Am  Avenigsten 
haben  Schaden  genommen:  Gravensteiner,  Fraas  Sommer- Calvill,  Calvill 
Garibaldi,  Kaiser  Alexander,  Parkers  Pepping,  Grosse  Kasseler  Reinette,  Reinette 
von  Bihorel,  Werdersche  Wachs-Reinette  und  Oberdiecks  Reinette.  Letztere 
ziehe  ich.  wie  schon  öfters  von  mir  erwähnt,  hauptsächlich  zu  Zwischen- 
veredelungen, und  hat  mich  bisher  noch  keine  andere  zu  diesem  Zwecke  em- 
pfohlene vSorte  in  gleichem  Alasse  befriedigt.     Der  A'ielberühmte  imd  begehrte 


or^  Einiges  über  die  schädlichen  Folgen  des  letzten  Winters. 

»Bismarckapfel«  hat  die  Kälte  ganz  ohne  vSrhaden  ausgehalten.  Bemerken  will 
ich  noch,  dass  unsere  sämtlichen  einjährigen  ^'el■edelungen  auf  einem  neuen, 
erst  kürzlich  zur  Baumschule  genommenen,  vollständig  freiliegenden  Grund- 
stücke mit  mehr  leichtem  Boden  und  sandigem  Untergrund  stehen.  In  der  alten 
Baumschule  mit  mehr  lehmigem  Boden  sind  die  zwei-  und  mehrjährigen  Ver- 
edelungen, abgesehen  von  Birnen  auf  Quitten,  ziemlich  gut  durch  den  Winter 
gekommen.  Jüngere  Wallnussbäume  sind  teilweise  ziemlich  weit  herunter- 
gefroren, doch  hauptsächlich  solche,  welche  seinerzeit  als  einjährige  Sämlinge 
aus  Frankreich  bezogen  Avurden,  während  hier  aus  Xüssen  gezogene,  noch  nicht 
veri^flanzte  keinen  Schaden  erlitten. 

Von  Gehölzen  sind  stark  zurückgefroren,  abgesehen  von  denjenigen,  die 
hier  regelmässig  gedeckt  werden:  Acer  Pseudoplatanus  in  jüngeren  Exemplaren, 
Colutea  arborescens,  Cytisus  Laburnum.  Cydonia  vulgaris,  sämtliche  Deutzien 
mit  Ausnahme  von  D.  gracilis,  Ligustrum  vulgare  erectum,  Alalus  floribunda 
Scheideckeri,  Malus  Parkmanni  fl.  pl.,  Morus  alba,  Platanus'occidentalis,  Ouercus 
Cerris,  O.  pedunculata  fastigiata  und  atropurpurea.  (4 — 5jährige)  Rosa  villosa, 
wSpiraea  argentea  und  Thunbergi. 

Eine  eigentümliche  Erscheinung  ist  es  auch,  dass  von  ein  und  derselben 
Pflanzenart  einzelne  Exemplare  sehr,  andere  fast  garnicht  gelitten  haben,  trotz- 
dem Standort  und  sonstiger  Kulturzustand  ganz  dieselben  waren.  Ich  nenne  von 
diesen:  Ailanthus  glandulosa,  die  Catalpa-Arten,  Ligustrina  amurensis  und 
pekinensis.  Aber  sogar  Weissbuchenhecken  zeigten  stellenweise  Einwirkungen 
des  starken  Frostes,  indem  der  obere  Teil  erst  sehr  spät  austrieb  und  auch 
dann  kein  freudiges  Wachstum  zeigte,  während  der  untere  vom  Schnee  um- 
geben gewesene  Teil  3  Wochen  früher  vollständig  belaubt  war.  F)agegen  sind 
ganz  unbeschädigt  durch  den  Winter  gekommen:  Berberis  cretica  und  Darwini. 
Acer  Colchicum  rubrum,  Alagnolia  acuminata,  welche  zum  Decken  zu  gross 
geworden  waren. 

Was  die  Koniferen  anbelangt,  so  sind  ausser  den  eingangs  erwähnten  keine 
erheblichen  Schäden  zu  beklagen.  Douglastannen  haben  wohl  gelitten,  treiben 
aber  sogar  aus  dem  alten  Holze  wieder  aus.  Abies  concolor  lasiocarpa  hat 
teihveis  unter  Decke  gelitten,  während  A.  concolor  unter  der  gleichen  Decke 
vollständig  gut  geblieben  sind.  Dass  die  Einwirkung  der  Sonne  grossen  Ein- 
lluss  auf  das  Erfrieren  der  Koniferen  hat,  zeigte  sich  auch  bei  zwei  4  resp.  5  m 
hohen  Abies  lasiocarpa,  welche  schon  seit  Jahren  nicht  mehr  gedeckt  werden 
konnten.  F)ie  grössere  derselben  steht  nördlich  von  einem  etwa  35jährigen 
hochstämmigen  Birnbaum  und  hat  nur  unten  rote  Xadeln  bekommen,  soweit 
sie  die  volle  Sonne  am  Stamme  des  Baumes  vorbei  treffen  konnte,  während 
der  leichte  durch  die  unbeblätterten  Zweige  bewirkte  Schatten  genügte,  den 
übrigen  Teil  der  Tanne  vollständig  vor  Schaden  zu  schützen.  Die  andere  steht 
in  derselben  Richtung  etwa  13  m  weiter  entfernt  und  zeigt  ziemlich  bedeutende 
Frostschäden,  von  denen  sie  sich  aber  auch  erholen  wird.  Gingko  biloba, 
welche  zu  gross  zum  Decken  geworden  sind,  blieben  vollständig  gesund.  Die 
Staudengewächse  sind  bei  der  gleichmässigen  Schneedecke  ganz  unbeschädigt 
durch  den  Winter  gekommen.  In  Ostpreussen  ist  anfangs  Januar  fast  gar  kein 
vSchnee  gefallen,  so  dass  ein  Freund  von  mir  in  der  Tilsiter  Gegend  sich  ge- 
nötigt sah,  auch  die  gewöhnlichen  Stauden  bei  15  bis  16  Grad  Kälte  zu  decken, 
um  sie  vor  dem  Auswintern  zu  schützen. 


Die  Kultur  des  kleinblättrigen  Epheu.  occ, 


Die  Kultur  des  kleinblättrigen  Epheu. 

\'on  H.   Lindeniuth,  KOuit;!.   Garten-Inspektor. 

JB^Per  kleinl)lättrige  Epheu  bildet  in  lierlin  einen  nicht  unbedeutenden 
Ip-^^  Handelsartikel.  Abnehmer  sind  hauptsächlich  die  hiesigen  grossen 
%  '  Kirchhöfe.  Es  ist  hier  Gebrauch,  die  Böschungen  der  hohen  Grab- 
hügel mit  dieser  Pflanze  zu  bekleiden.  Grossblättriger  Epheu,  der  emplindlicher 
ist,  namentlich  in  strengen  Wintern  viel  leichter  zu  Grunde  geht,  wird  nur 
ausnahmsweise  und  auf  besonderen  Wunsch  verwendet. 

Seit  mehreren  Jahren  habe  ich  als  Mitglied  des  Kuratoriums  der  drei 
grossen  Kirchhöfe  der  Dorotheenstädtischen  Gemeinde  vielfach  mit  der  An- 
zucht, Erhaltung,  Anschaffung  und  Verwendung  grosser  Mengen  von  Epheu  zu 
thun  und  dabei  Gelegenheit  gehabt,  mancherlei  Versuche  anzustellen  und  Er- 
fahrungen zu  sammeln. 

Handelsgärtner  vermehren  den  Epheu  gewöhnlich  im  August  durch  Steck- 
linge, die  in  Töpfe  oder  Kästen  gesteckt  werden.  In  Mistbeetkästen  überwintern 
nun  diese  Stecklinge,  um  im  nächsten  Frühjahre  auf  gut  gedüngte  Beete  in 
geringen  Abständen  aus  den  Töpfen  oder  Kästen  in  das  freie  Land  gepflanzt 
zu  werden.  Hier  bleiben  die  Pflanzen  ohne  weitere  Pflege  unaufgebunden  bis 
zum  Spätherbst  stehen,  werden  notdürftig  oder  reichlich  begossen  und  wachsen 
oft  mit  dem  Unkraut  um  die  Wette.  Alan  pflanzt  den  Epheu  möglichst  spät 
im  Herbste,  weil  man  noch  einen  nicht  unbeträchtlichen  Zuwachs  erwartet, 
in  Töpfe,  und  hofft  für  grössere  Pflanzen  einen  höheren  Preis  zu  erzielen. 

Dieser  Epheu  wird  nun  um  die  genannte  Zeit  von  den  Kirchhofsverwaltungen 
gekault,  in  genügend  tiefe  Kästen  eingebracht,  die  im  Winter  mit  Brettern  und 
Laub  bedeckt  und  nach  Bedarf  gelüftet  werden.  Im  folgenden  Frühling  werden 
die  Pflanzen  dann  zur  Bekleidung  der  Grabhügel  verwendet.  Die  Preise  dieses 
Iqjheu,  der  ein  Alter  von  ungefähr  1-4  Monaten  hat,  schwanken  mit  Rücksicht 
auf  Güte,  Angebot  und  ^s achfrage  etwa  zwischen  4  und  g  Mark  für  das 
Dutzend,  oder  35  ijis  70  Mark  für  100  Stück.  Es  ist  mir  auch  schon  Epheu  zu 
76  Mark  für  100  Stück  angeboten  worden.     In  einem  Topf  stehen  5 — S  Pflanzen. 

Bei  der  beschriebenen  Behandlung  haben  die  kurz  vor  Eintritt  des  Winters 
in  Töpfe  gesetzten  Pflanzen  nicht  mehr  Zeit,  anzuwachsen  und  die  Erde  mit 
jungen  Wurzeln  zu  durchsetzen.  Die  Folge  ist,  dass  im  Winter  regelmässig 
bedeutende  Verluste  eintreten  und  im  Frühjahr  sich  oft  mehr  als  die  Hälfte 
der  Pflanzen  tot,  ganz  oder  halb  verstockt  erweist.  Damit  nicht  genug!  Beim 
Pflanzen  an  die  Grabhügel  ist  noch  immer  der  Erdballen  nicht  durchwurzelt, 
die  Erde  fällt  ab  und  die  Wurzeln  zeigen  sich  noch  so,  wie  sie  im  Herbst  in  den 
Topf  gestopft  wurden.  Es  tritt  ein  weiterer  Verlust  dadurch  ein,  dass  auch 
noch  an  den  Grabhügeln  viele  Pflanzen,  oft  sämtliche  an  einzelnen  Hügeln, 
absterben.  Das  bedeutet  nicht  nur  den  Verlust  des  Epheu,  sondern  auch 
doppelte  Arbeit,  mühsame  Beschaffung  von  teuerem  Epheu  zu  einer  unpassenden 
Zeit  und  unangenehme  Erörterungen  mit  den  Auftraggebern. 

Ich  nehme  an,  dass  die  genannten  Friedhöfe  jährlich  ungefähr  5000  Töpfe  be- 
dürfen. Das  Hundert  zu  50  Mark  gerechnet,  ergiebt  die  Summe  A'on  2500  Mark. 
Ein  Drittel  bis  die  Hälfte  dieses  Bedarfs  setze  ich  auf  Rechnung  der  erwähnten 
Verluste. 

Viele    Kirchengemeinden    ziehen    jetzt    ihren    Epheu    selbst,    nach    meinen 


org  Die  Kultur  des  kleinblättrigen  Epheu. 

Beobachtungen  alDcr  in  derselben  üblichen  Weise.  Die  eigene  Anzucht  ist  natürlich 
nur  so  lange  möglich,  als  neue  Kirchhöfe  genügenden  Raum  dazu  bieten. 

Gärtner,  die  ihren  Epheu  im  Herbst  zu  verlvaufen  nicht  Gelegenheit  haben, 
lassen  ihn  häufig  im  Freien  unter  der  aus  Bohnenstangen  gebildeten  Schatten- 
stellage, imd  decken  die  Pflanzen  noch  leicht  mit  geeignetem  Alaterial. 

Ich  legte  mir  nach  diesen  Erfahrungen  die  Fragen  vor:  Zieht  man  nicht 
besser  den  Epheu  dauernd  in  Töj)fen?  Kommt  man  durch  die  Topfzucht  ebenso 
schnell  oder  vielleicht  schneller  zum  Ziele?  Leidet  der  in  Töpfen  gehaltene 
Epheu  im  zweiten  Winter  ebenso  stark  als  der  eingepflanzte?  Bietet  die  Topf- 
kultur wesentlich  grössere  Schwierigkeiten  und  erfordert  sie  erheblich  mehr 
Mühe.  Zeit  und  Arbeit,  und  würde  der  Topfepheu  teurer  verkauft  werden  müssen? 

Ich  hatte  in  früheren  Jahren  hin  und  ^wieder  von  dem  vortrefflichen, 
sehr  kleinblättrigen  und  harten,  an  meinem  Dienstgebäude  wachsenden  Epheu 
einige  Töpfe  mit  Stecklingen  besetzt,  die  unausgepflanzt  immer  zu  prächtigen 
Pflanzen  herangewachsen  waren.  Im  August  1892  machte  ich  einen  etwas 
umfangreicheren  Versuch.  In  durchschnittlich  4 zöllige  Töpfe  wurden  etwa 
je  8  Stecklinge  gesteckt  und  auf  einen  kalten  Kasten  gesetzt;  zum  Teil  in 
einem  ungeheizten  Erdhause,  zum  Teil  im  Mistbeetlvasten  wurden  die  Pflanzen 
überwintert.  Im  folgenden  Frühjahre  setzte  ich  die  Pflanzen  in  5 — 5Y2Zöllige 
Töpfe  und  band  sie  an  Stäbe.  Eine  Anzahl  von  Exemplaren,  die  sogleich  als 
vStecklinge  in  5  zöllige  Töpfe  gesteckt  worden  waren,  blieben  unverpflanzt.  Die 
Töpfe  wurden  an  verschiedenen  Stellen  des  Gartens  verteilt  und  entwickelten 
sich  so  vortrefflich,  dass  schöneren  gleichaltrigen,  im  freien  Lande  erzogenen 
Ejjheu  kaum  jemand  aufzuweisen  haben  dürfte.  Nach  der  zweiten  Überwinterung 
hatte  ich  auch  nicht  den  Verlust  eines  Topfes  zu  beklagen.  Es  zeigte  sich  keine 
Spur  von  Fäulnis  und  Schimmelbildung.  Ich  kann  fast  wörtlich  behaupten, 
dass  kein  Blatt  abgestorben  war.  Die  Stöcke  zeigen  jetzt  Triebe  von  1,40  m  Länge. 
Auf  dem  Kirchhofe  in  Reinickendorf  lies^  ich  in  diesem  Frühling  eine  Partie 
Töpfe,  und  zwar  die  schwächsten  Exemplare,  nicht  auspflanzen.  Es  zeigte  sich 
die  überraschende  Erscheinung,  dass  die  in  Töpfen  gebliebenen  Individuen  die 
ausgepflanzten  weit  überholt  haben. 

Das  AutT>inden  ist  wichtig.  Durch  aufrechte  Richtung  der  Triebe  wird 
deren  Längenwachstum  sehr  gefördert.  Das  Aufbinden  darf  nicht  unterlassen 
w^erden. 

Kräftige,  lange  und  in  frischer  Entwicklung  sich  befindende  Stecklinge 
geben  von  vornherein  kräftig  wachsende  und  später  stärkere  Pflanzen. 

Es  empfiehlt  sich,  für  die  Stecklinge  kleinere,  etwa  4zöllige  Töpfe  zu 
wählen  und  im  nächsten  Frühjahre  in  5 — 5Y22öllige  zu  verpflanzen.  Man  kann 
aber  auch,  ohne  wesentlichen  Nachteil,  sogleich  grosse  Töpfe  anwenden  und 
das  Verpflanzen  im  nächsten  Frühjahre  unterlassen.  Ich  empfehle  aber  erstere 
Methode;  die  Stecklinge  kommen  besser  durch  den  Winter  und  wachsen  auch 
im  nächsten  Jahre  nach  dem  Verpflanzen  freudiger  weiter. 

iJie  Erde  soll  aus  kräftiger  Mistbeet-  und  Lauberde  mit  Sand  bestehen. 
Eine  Beimischung  von  etwas  Heideerde  und  Lehm  erweist  sich  vorteilhaft. 

Ausgepflanzten  Epheu  überwintert  man  am  besten  im  freien  Lande  und 
setzt  ihn  erst  im  Frühjahre  in  Töpfe. 

Im  Spätherbst  eingepflanzten  Epheu  sollten  Kirchhofsverwaltungen  niemals 
kaufen. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


357 


Soll  und  muss  Epheu  im  Herbst  eingepflanzt  werden,  so  muss  diese  Arbeit 
zeitig  genug  ausgeführt  werden,  damit  ein  Anwachsen  noch  möglich  ist. 

Die  Topfkultur  bietet  keine  grösseren  Schwierigkeiten  dar  und  erfordert 
kaum  mehr  Arbeit  und  Mühe  als  die  Kultur  im  Freien.  Eine  etwas  grössere  Arbeit 
könnte  vielleicht  in  einem  etwa  notwendigen  häufigeren  Begiessen 
gefunden  werden.  Es  ist  daher  auch  nicht  einzusehen,  dass  Tojjfepheu  teuerer 
als  Landepheu  bezahlt  werden  müsste. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Verbascum  Wiedemannianum. 

Eine  neue  l{inführung  der  Herren 
Haage  &  Schmidt,  Erfurt.  Diese 
Art  vom  nördlichen  Kurdistan  wird 
2^2  Fuss  hoch,  verzweigt  sich  stark 
und  bringt  eine  Menge  indigoblauer 
Blumen  hervor,  die  später  eine 
purpur  -  lilafarbige  Schattierung  an- 
nehmen. Gard.  Chron.  iNgs,  IF  785, 
Fig.  131. 


Graderia  subintegra  Mast.   n.  sp. 

Diese  aulfallend  schöne  Scrophula- 
riacee  von  Transvaal  ist  perennierend 
und  zeigt  einen  etwas  schlingenden 
Habitus.  Die  Gloxinia  -  ähnlichen, 
fleischfarbigen  Blumen  mit  helleren 
Schattierungen  im  Innern  stehen  in 
aufrechten  beblätterten  Trauben;  die 
kleinen,  ziemlich  dicken  Blätter  sind, 
am  Rande  wie  auf  der  Mittelrippe 
mit  weisslichen,  rauhen  Haaren  be- 
deckt. Bei  uns  im  temperierten 
Gewächshause  zu  ziehen.  Gard. 
Chron.   1S93,   II,   798,  Fig.   122. 


Nerine  excellens  Moore. 

Eine  wunderhübsche  Amaryllidee 
lind  wahrscheinlich  eine  Flybride  der 
schon  zu  Anfang  dieses  Jahrhunderts 
vom  Cap  nach  Europa  eingeführten 
Nerine  rosea.  Die  lanzettförmigen 
Blumenblätter  sind  zartrosenrot,  im 
Sonnenschein  violett  und  metallisch 
schimmernd,  und  jedes  Segment  ist 
v^on     einer     tief    karminroten    Längs- 


linie durchzogen.  —  iJass  die  präch- 
tigen Xerine- Arten  und  Varietäten, 
welche  für  unsere  im  Herbste  so 
blumenarmen  Kalthäuser  einen  herr- 
lichen Schmuck  liefern,  wieder  mehr 
angezogen  werden,  darf  jedenfalls  mit 
Freuden  begrüsst  werden.  (Wiener 
Illustr.  Gart.-Ztg.,  Dezbr.-Heft,  color.T.) 


Reine  Claude  Diaphane. 

Es  wird  diese  vorzügliche  Sorte 
in  den  Baumschulen  -  Verzeichnissen 
auch  häufig  als  > Reine  Claude  Trans- 
parente« aufgeführt.  Die  recht  grosse 
Frucht  von  sphärischer  Form  ist  oben 
und  unten  abgeflacht.  F)ie  dünne,  dem 
Fleische  anhaftende  Haut  von  gelb- 
grünlicher, mit  Rot  verwaschener 
Farbe  wird  von  einem  reichlichen 
Duft  überzogen.  Das  sehr  feine,  grün- 
gelbliche Fleisch  ist  sehr  zuckerhaltig 
und  von  köstlichem  Aroma.  —  F)er 
kräftig  wachsende  Baum  verzweigt 
sich  ziemlich  unregelmässig.  (Bulletin 
d'arboriculture,  Nov.-Heft,  color.  T.) 


Melittis  melissopliylium. 

Diese  Eabiate,  welche  in  vielen 
Teilen  Europas,  so  namentlich  Eng- 
lands, heimisch  ist,  wird  von  den 
Imkern  ihres  in  den  Blumen  reichlich 
vorhandenen  Honigs  wegen  sehr  ge- 
schätzt, verdient  aber  auch  als  Zier- 
pflanze, so  namentlich  die  Varietät 
grandiflorum,  vollauf  Beachtung. 

The  Garden  1893,  T.  943. 


338__ 


Kleinere  Mitteilungen. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Die  Haltbarkeit  des  Spargels  unter  Wasser. 

Beim  letzten  Hochwasser  in  Böhmen 
wurden    in    einem    Orte    an    der  Elbe 
auch  Spargelbeete  überschwemmt,  und 
zwar  in  den  ersten  Tagen  des  September. 
Nach    dem    Fallen    hatte    das    Wasser 
nicht  genügenden  Ablauf,  so  dass  das- 
selbe     stellenweis     bis      zum     Froste 
stehen    blieb.      Allgemein    hatte    man 
gefürchtet,    dass   die  Pflanzen  gänzlich 
ausgestorben      seien.       Aber      welche 
Überraschung    und    Freude:    als    man 
im  Dezember  die  unter  dem  Eise  sich 
befindenden  Setzlinge  heraushob,  waren 
sie     ganz     unversehrt.      Die     Pflanzen 
waren    im    Frühjahr    desselben  Jahres 
ausgesetzt  worden,   standen  dann  über 
ein     Vierteljahr     unter     Wasser      und 
trotzdem    blieben   die  Wurzeln   unver- 
sehrt; ausserdem  haben  sich  auch  die 
Knospen      noch      schön      ausgebildet. 
Nach  dem  Gutachten   der  Fachmänner 
in   dieser  Gegend  gedeiht  der  Spargel 
auf    der    Sonnenseite    der    Weinberge 
vortrefflich,  wächst  aber  wild  auf  der 
nahe    gelegenen  Insel,    obgleich    diese 
manchmal     die     ganze    Woche     unter 
Wasser  steht.  K- 


Frühjahr  die  Entwickclung  vieler 
Blüten  beschleunigt  hat,  zeigt  sehr 
deutlich  nachstehende  Tabelle. 

Erste  Blüte  offen      1894  1893 

Galanthus   ni- 
valis L  .  .  .  4.  Febr.       15.  Febr. 
Helleborus 


Das  Unkraut  an  den  Wegen 

kann  man  leicht  abschaffen,  wenn 
nachstehendes  befolgt  wird:  Nimm 
3  kg  Kalk  und  1/2  kg  zu  Staub  zer- 
pulverten Schwefel,  gieb  dies  in  40  1 
Wasser  und  koche  es  in  einem  eiser- 
nen Gelasse,  mische  es  ordentlich 
durch  und  gieb  dann  noch  zweimal  so 
viel  Wasser  hinzu.  Mit  dieser  Mischung 
werden  die  mit  Unkraut  besetzten  Wege 
begossen  und  nach  mehrmaligem  Be- 
giessen  erhält  man  reine  Wege,  da 
das  sich  bildende  Schwefelcalcium  die 
Vegetation  zerstört.  K. 


Phänologische  Beobachtungen  in  IVliddelburg, 
Holland. 

Wie  ganz  ausserordentlich  das  warme 


viridis  L  .  . 
Alnusglutinosa 

Gärtn.    .  .  . 

Primula    offi- 

cinalis  L     . 

Ficaria  ranun- 

culoidesMch. 
Cydonia  japo- 
nica  Prs.  . 
Primula  acau- 
lis  Jacq.  .  . 
OrobusvernusL 
Amygdalus 

persica  L   . 
Petasites   ofli- 
cinalis  Mch. 
Sanguinaria 

canadensisL 
Viola  odorataL 
Pulmonaria 

oflicinalis  L 
BellisperennisL 
Ribes  grossu- 
laria  L  .  .  . 
Rosmarinus 

oflicinalis   . 
Saxifraga    tri- 
dactylitis  L 
Androsace 
septentrio- 
nalis  L  .  .  . 
Ribes  rubrum   L 
Eranthis  hye- 
malis  Sal.  . 
Asarum  euro- 
paeum  L  .  . 
Forsythiaviri- 
dissimaLdl. 


10.      „ 
13-      " 

13-  - 

14-  '. 

20.  März 


20. 

24. 
22. 

22. 
24. 

25- 

28. 


26. 


26. 
29. 

29. 


29. 


15- 


März 


25. 
23- 

24. 


21. 


12. 


25- 


lü.  April 


29.  März 


11.  April 
L.  Buysman, 


Kleinere  Mitteilungen. 


339 


Enthüllung  des  Denkmals  für  Ludwig  Brehm. 

Das  Denkmal,  das  man  in  den  An- 
lagen des  »Plateaus'<  zu  Altenburg 
den  Naturforschern  Christian  Lud- 
wig Brehm  und  dessen  Sohn 
Alfred  Edmund  Brehm  errichten 
will,  wird  voraussichtlich  Ende  Sep- 
tember enthüllt  werden.  Es  wird 
die  Form  eines  Obelisken  erhalten,  der 
mit  den  Medaillonbildern  der  beiden 
Forscher  versehen  werden  soll.  Die 
Ausführung  der  Aledaillonbilder  ist  dem 
Bildhauer  Pfretzschner  in  Charlotten- 
burg übertragen  worden.  Unser  Mitglied, 
Herr  Komm. -Rat  Hugo  Köhler  ist 
einer  der  Leiter  im  Comitc'. 


Mamillaria  barbata. 

Es  war  in  dem  Heft  vom  i.  März 
der  »Gartenflora«,  S.  113  Taf.  1400,  ein 
sehr  schönes  Bild  einer  Wüsten-Pflanze, 


der  Mamillaria  barbata  Elnglm.  Dieselbe 
ist  gemein  in  den  dürren  und  wüsten 
Gegenden  Nord-Amerikas.  Mit  ihr 
wachsen  auch  mehrere  andere  Arten, 
die  ganz  so  schön  wie  Mamillaria  bar- 
bata sind.  In  den  äussersten  südwest- 
lichen Gegenden  Nord-Amerikas  linden 
sich  bekanntlich  Kaktus- Arten,  die  sehr 
hoch  und  stark  werden.  Einige  werden 
so  gross  wie  Bäume,  40  bis  50  Fuss 
hoch. 

Manche  von  diesen  Arten  werden  von 
den  amerikanischen  Handelsgärtnern 
verkauft.  Sie  sind  aber  mehr  merk- 
würdig als  zierend  oder  nützlich  und 
sie  werden  nur  in  kleiner  Zahl  ange- 
pflanzt. In  Amerika  lieben  wir  sie 
nicht  so  sehr,  weil  sie  zu  gemein  sind. 

Stillwater  in  (Jklahoma,  Ver.  St. 
Prof.  F.  A.  Waugh. 


Litteratur. 


E.  W.  Hilgard  und  L.  Paparelli: 
Report  of  the  Viticultural  Work  during 
the  Seasons  18S7/89  with  data  regarding 
the  Vintage  of  1890.  Part  I.  Red- 
Wine  Grapes.  Sacramento,  1892.  Gr.  8^. 
31Ü  S. 

Der  vorliegende  Bericht  über  die  von 
der  »California-Universität«  geleiteten 
Arbeiten  bezüglich  der  Weinkultur  ist 
natürlich  für  unseren  Weinbau  mehr 
von  wissenschaftlichem  als  von 
praktischem  Interesse.  Der  erste  Ab- 
schnitt, von  Hilgard  bearbeitet,  be- 
handelt die  Anlage  und  die  Aufgaben 
der^'ersuchsstationen,  die  Art  der  Wein- 
prüfung und  der  Weingewinnung.  Ein 
besonderer  Abschnitt  ist  der  Färbung 
der  Weine  und  der  Analyse  der 
Färbungsmittel  gewidmet. 

Der  von  Paparelli  bearbeitete  Teil 
des  Berichtes  betrifft  die  in  den  Jahren 
1887/89      ausgeführten     Weinanalysen, 


welche  sich  auf  Marken  vom  Bordeaux- 
Typus,  vom  Burgunder-Typus,  vom 
Typus  norditalienischer  Weine,  süd- 
französischer, österreichischer,  portu- 
giesischer und  ungarischer  Weine  be- 
ziehen. Ein  grösserer  Abschnitt  ist 
der  Behandlung  gekelterter  Weine  ge- 
widmet, doch  gehört  die  Betrachtung 
dieser  Resultate  nicht  in  den  Rahmen 
dieser  Zeitschrift.  Dr.   C.  Müller. 


PrantUs  Lehrbuch  der  Botanik; 
9.  vermehrte  und  verbesserte  Auflage. 
Herausgegeben  und  neu  bearbeitet 
von  Dr.  Ferdinand  Pax,  Professor 
der  Botanik  und  Direktor  des  botanischen 
Gartens  in  Breslau.  Mit  355  Figuren 
in  Holzschnitt.  8°.  365  S.  Verlag  von 
Wilhelm  Engelmann,  Leipzig,  1894. 
4  M.,  geb.  5,30  M. 

Dem  Unterzeichneten,  der  seit  vielen 
Jahren    seinen    Vorlesungen    PrantUs 


300 


Litteratur. 


Lehrbuch  der  Botanik  zu  Grunde  legt, 
gereicht  es  zur  besonderen  Freude, 
darauf  aufmerksam  machen  zu  können, 
dass  die  Neubearbeitung  desselben  durch 
den  Nachfolger  des  verstorbenen  Prof. 
Prantl  in  der  That  wesentliche  Ver- 
besserungen enthält.  Der  kurze  klare 
Text  ist  geblieben,  aber  naipentlich  die 
Anatomie  ausführlicher  und  mehr  in 
Verbindung  mit  der  Physiologie  be- 
handelt, und,  was  das  Buch  besonders 
wertvoll  für  Studierende  macht:  in 
der  Systematik  sind  gute  Übersichten 
und  zahlreiche  Abbildungen  tech- 
nischer und  oflizineller  Pflanzen,  meist 
.aus  dem  immer  wieder  als  muster- 
gültig zu  bezeichnenden  Werk  Engler 
und  Prantl,  Natürliche  Pflanzen- 
familie, gegeben.  —  Wünschenswert 
wäre  bei  einer  neuen  Auflage,  dass  die 
behandelten  Reihen  am  Kopf  jeder 
Seite  genannt  würden,  da  der  Studierende 
dann  leichter  die  Übersicht  behält. 
Das  mechanische  System  müsste  dann 
auch  noch  etwas  eingehender  dargestellt 
werden.  L.  W. 


The  American  Florist  Company's 
Directory  ofFlorists,  Nurseryman  and 
Seedsmen  of  the  United  States  and 
Canada  and  Reference  Book.  4.  Auflage. 
Preis  2  Dollars.  ,  .- ■. 

Was  Plumpes  Adressbuch  der  Gärtner 
für  Deutschland,  das  ist  das  von  der 
American  Florist  Company  heraus- 
gegebene Directory  für  Nordamerika, 
und  auf  meiner  vorjährigen  Reise  habe 
ich  nur  zu  oft  Gelegenheit  gehabt,  mich 
von  der  Zuverlässigkeit  und  Zweck- 
mässigkeit dieses  Adressbuches  zu 
überzeugen;    es    war    mein    steter   Be- 


gleiter. —  Die  eben  erschienene 
4.  Auflage  hat  aber  noch  manche  Vor- 
züge vor  den  früheren  voraus  und  ich 
wünschte  wohl,  iclr  hätte  sie  schon 
voriges  Jahr  gehabt.  Sie  ist  nämlich 
viel  handlicher,  anstatt  hoch  Oktav- 
format hat  sie  klein  Oktavformat  er- 
halten, so  dass  sie  sich  bequem  in  der 
Tasche  tragen  lässt,  was  früher  nicht 
möglich  war.  Alit  Stolz  kann  unser 
verehrter  Freund  Grant,  der  Heraus- 
geber des  American  Florist,  der 
grössten  Gärtner-Zeitung  Amerikas,  die 
einer  Aktien-Gesellschaft  gehört,  deren 
Aktionäre  alle  Flandelsgärtner  sind, 
sagen,  es  sei  wohl  kein  Selbstlob, 
wenn  er  annehme,  das  dies  Directory 
alle  anderen  Adressbücher  in  Amerika 
und  Europa  übertreffe. 

In  mancher  Hinsicht  hat  er  recht, 
man  hat  aber  auch  in  Amerika  die 
Herausgabe  eines  solchen  Buches 
leichter,  die  Zahl  der  Gärtner  ist  noch 
nicht  so  gross  wie  in  Deutschland  und 
da  kann,  zumal  der  Druck  recht  eng, 
mehr  Raum  für  sonstige  nützliche  Mit- 
teilungen benutzt  werden.  Man  hat 
ferner  drüben  eine  ausführliche  Statistik 
des  Gartenbaues,  die  uns  noch  ganz 
fehlt.  Wir  sind  so  ängstlich  und 
fürchten,  dass  die  Angaben  zu  leicht 
ungenau  werden,  darum  geben  wir 
lieber  gar  keine  Statistik;  in  Amerika 
hat  man  1X9(3  beim  11.  zehnjährigen 
Census  zum  ersten  Mal  wegen  seiner 
grossen  Wichtigkeit  den  Obstbau 
imd  einzelne  andere  Zweige  des 
Gartenbaues,  namentlich  die  Handels- 
gärtnerei, die  Baumschulen  und  die 
Samenzuchtanstalten,  berücksichtigt. 

(Schluss  folgt.) 


Aus  den  Vereinen. 

Programm  für  die  Versammlung  des  Deutschen  I    1.  Sitzung:  Begrüssung  durch  den  Vor- 

Pomologen -Vereins  in  Erfurt  vom  6.  bis  8.  Juli.  sitzenden,    Ök.  -  Rat   Späth.    Beratung 

Freitag    den  b.  Juli,  9  bis   12  Uhr:  über    die  vom  Deutschen   Pomologen- 


Aus  den  Vereinen. 


361 


verein  zum  allgemeinen  Anbau  em- 
pfohlenen Steinobstsorten,  Referat  des 
Herrn  Garteninspektors  L.  Maurer  in 
Jena  über  empfehlenswerte  Stachel- 
und  Johannisbeersorten.  —  3  bis  5  Uhr 
2.  Sitzung:  Fortsetzung  der  Beratung 
über  die  zum  Anbau  empfohlenen 
Steinobstsorten.  —  Sonnabend  den 
7.  Juli:  9  bis  12  Uhr  3.  Sitzung:  Be- 
ratung über  die  zum  allgemeinen  An- 
bau empfehlenswertesten  Beerenobst- 
sorten. 3  bis  5  Uhr  4.  Sitzung:  Be- 
ratung über  die  Änderung  der  Statuten 
desDeutschen  Pomologenvereins  durch 
die  auf  der  Generalversammlung  in 
Breslau  gewählte  Kommission  und  die 
Vorsitzenden  der  Sektionen  oder  deren 
Stellvertreter.  —  Sonntag  den  S.  Juli 
Ausflug  nach  dem  Thüringer  Walde. 


Verein  deutscher  Rosenfreunde. 

Tagesordnung  für  den  Kongress  zu 
Görlitz  A'om  7.  bis  10.  Juli  d.  J.  (Das 
Fest-Programm  wird  in  Görlitz  bekannt 
gemacht.  Der  Kongress  beginnt  am  8. 
Die  Preisrichter  treten  am  7.  morgens 
zusammen.)  1.  Eröffnung  durch  den 
Präsidenten.  2.  Jahresbericht  durch 
den  Geschäftsführer.  3.  Rechnungs- 
ablage durch  den  Geschäftsführer. 
4.  Neuwahl  des  Vorstandes  und  der 
Revisoren.  5.  Wahl  des  nächsten  Ver- 
sammlungsortes. 6.  Aufstellung  der 
Liste  der  einander  gleichen  und  ähn- 
lichen Rosen.  7.  Einheitliche  Benennung 
der  Rosenfarben  auf  Grund  der  vor- 
gelegten Farbentafel.  8.  Zuerkennung 
des  Vereins -Ehrendiploms  1.  für  an- 
gemeldete Neuheiten,  2.  für  andere 
hervorragende  Leistungen.  9.  Auf- 
stellung der  für  den  Blumenschnitt 
und  die  Treiberei  je  10  wertvollsten 
Rosen.  10.  Prüfung  der  deutschen 
Neuheiten,  ehe  sie  dem  Handel  über- 
geben werden.  11.  Besprechung  der 
Mittel  gegen  Pilze  und  Ungeziefer  der 
Rose.  12.  Die  Rosenunterlagen  der 
verschiedenen  Länder    und   Gegenden. 


13.  Orts-Gruppenbildungen.  14.  Ver- 
schiedenes und  Anträge  aus  der  Ver- 
sammlung. 


Steglitz.  AmA-Iittwoch  den30.Maicr., 
nachmitt.  5  Uhr,  fand  in  »Albrechtshof« 
die  feierliche  4.  Pflanzenverteilung  des 
Gartenbau-^'ereins  für  Steglitz  und  Um- 
gegend an  die  Kinder  der  dortigen 
Gemeindeschule  statt 


Sitzung  der  Kaiserlichen  Russischen 
Gartenbaugesellschaft  am  6.  November  1893. 

Beim  Vortrag  der  Abrechnung  der 
Akkermanschen  Filiale  für  1892  stiess 
die  Frage  auf:  ob,  wann  und  wie  der 
Weinbauer  dem  Weinstocke  Blätter 
nehmen  könne  oder  solle,  um  höhere 
Reife  und  schönere  Farbe  zu  erzielen? 
Die  Entscheidimg  wurde  als  von  der 
Oertlichkeit,  wo  der  Wein  wächst,  ab- 
hängig erklärt.  In  Mittelasien,  Samar- 
kand,  Buchara  u.  s.  w.  braucht  die 
Traube  alle  Blätter  als  Schutz  gegen 
die  brennende  Sonne;  in  Südrussland 
entfernt  man  nur  das  die  Traube  un- 
mittelbar beschattende  Blatt,  schont 
dagegen  die  oberhalb  derselben  sitzen- 
den und  sie  nährenden  nachMöglichkeit; 
dann  wird  der  Wein  süsser;  in  Wein- 
häusern hat  die  Rebe  selten  so  viel 
Blätter,  dass  Entfernung  derselben 
notwendig  würde. 

Herr  Ossipow  aus  Kijew  erwähnt 
hierbei,  dass  man  Beerenfrüchte  durch 
künstliches  Beschatten  zu  späterer  Reife 
bringe  und  sie  bis  in  den  September 
und  Oktober  frisch  erhalte. 

Der  Vicepräsident  R.  I.  Rajewsky 
sprach  über  Polygonum  sachalinense, 
welches  Alaximowitsch  nach  Russland 
brachte  und  E.  Andre  aus  Moskau  1869 
an  Baltet  inTroyes  sandte,  von  wo  es  als 
Dekorations-undFutterpflanze  in  Frank- 
reich Verbreitung  fand;  die  allgemeine 
Futternot  in  diesem  Jahre  richtete  die 
Aufmerksamkeit     der    Landwirte     auf 


302 


Aus  den  Vereinen. 


diese  genügsame,  in  jedem  Boden  rasch 
und  üppig  wachsende  Pflanze. 

Herr  H.  Koppe  in  Wilna  erhielt  für 
43  Chrysanthemum  in  30  Sorten  die 
mittlere,  Fürstin  E.  K.  Kantakusen 
Speranskaja  für  geschnittene  Chrysan- 
themum, Cyclamen  u.  s.  w.  die  kleine 
silberne  Medaille;  H.  Koppe  für  einen 
einjährigen  grossen  Stock  von  Marechal 
Niel,  und  Th.  Gerstner  für  eine  neue 
reichblühende  karmoisinrote  Ranken- 
rose Ch.  Turners  cramoisi  ramblei  den 
Dank  der  Gesellschaft.  Die  Zeichnung 
der  letzteren  nach  einer  Photographie 
und  ein  getrockneter  Zweig  mit  einer 
Anzahl  von  Blüten  zeigen  den  hohen 
Wert  dieser  Rose,  die  Th.  Gerstner 
bei  seinem  Aufenthalte  in  London  in 
diesem  Sommer  Gelegenheit  hatte,  in 
voller  Schönheit  zu  bewundern. 

In  der  Versammlung  A^om  20.  Novem- 
ber wurde  den  Mitgliedern  der  Kaiserl. 
Russischen  Gartenbaugesellschaft  be- 
kannt gegeben,  dass  die  Oberpressver- 
waltung das  Programm  des  Organs  der 
Gesellschaft  bestätigt  habe,  letzteres  vom 
1.  Januar  1894  »Bote  der  Kaiserlichen 
Russischen  Gartenbaugesellschaft«  ge- 
nannt werde,  ohne  Kaution  und  Censur 
erscheinen  und  vom  Sekretär  der  Ge- 
sellschaft, I.  I.  Mestschersky  redigiert 
werden  würde.  Erscheinen  wird  der 
Bote  mindestens  6  Mal  im  Jahre,  den 
Mitgliedern  wird  er  unentgeltlich  zu- 
gehen, sonst  wird  er  mit  Zusendung 
3  Rbl.  kosten. 

Für  detaillierte  belehrende  schrift- 
liche Beantwortung  der  von  dem  Vor- 
stande der  Gesellschaft  gestellten 
Frage:  welcher  Schaden  wurde  durch 
den  strengen  Winter  1892—93  in  der 
Pflanzenwelt  angerichtet?  erhielten  je 
eine  kleine  silberne  Medaille  die 
Arbeiten  der  Herren:  Poggenpohl  in 
Uman,  Schröder  und  Andrejew  in 
Moskau;  den  übrigen  Einsendern  wurde 
der  Dank  der  Gesellschaft  votiert. 

Dem  bisherigen  Lehrer  der  Garten- 


bauschule der  Gesellschaft,  F.  K.  Ka- 
laida  wurde  in  Anerkennung  seiner 
in  kaum  Jahresfrist  erworbenen  emi- 
nenten Verdienste  um  die  Organisation 
der  Schule  der  herzliche  Dank  der 
Gesellschaft  zuteil,  wobei  ihm  gele- 
gentlich seines  nunmehrigen  Abgangs 
nach  dem  Nikita-G  arten  eine  Muster-Kol- 
lektion aller  möglichen  Garteninstru- 
mente überreicht  ward. 

Baron  N.  A.  Witte  schlug  der  Gesell- 
schaft vor,  jedem  Gartenbesitzer  aus 
der  Vertilgung  der  dem  Obstbau  schäd- 
lichen Insekten  eine  gesetzliche  Pflicht 
zu  machen.  Freilich  erkannte  man  die 
Wichtigkeit  der  beregten  Frage  allge- 
mein an,  doch  stiess  sich  der  eine  an 
dem  unangenehmen  Zwang,  der  den 
einzelnen  Besitzer  zu  Opfern  für  das 
Gemeinwohl  verpflichte,  der  andere 
wünschte  noch  Belehrungen  von  dem 
entomologischen  Verein,  ein  dritter  will 
vorerst  durch  Verbreitung  populärer 
Broschüren  wirken,  und  so  blieb  ein 
nützlicher  Vorschlag  ohne  Folgen. 

Herr  R.  E,  Regel  hielt  einen  hochin- 
teressanten Vortrag  über  »die  Theorie 
der  Pflanzenvermehrung  durch  Steck- 
linge und  Ableger«  nach  Dr.  H.  Voech- 
tings  eingehenden  Untersuchungen,  und 
gelangte  dabei  zu  dem  noch  interes- 
santeren Schlüsse,  dass  die  bisher  ver- 
folgte Praxis  bei  Piersteilung  von  Steck- 
lingen und  Ablegern  durch  die  Wissen- 
schaft als  vollkommen  richtig"  anerkannt 
würde. 

Ausgestellt  waren  von  H.  F.  Eilers 
30  Stck.  englische  Remontantnelken. 
6  Cyclamen  persicum,  100  Maiblumen 
von  1892,  erst  jetzt  in  Blüte,  100  eben- 
solcher von  1893,  schon  jetzt  in  Blüte, 
und  10  prachtvolle  Epiphyllum  trunca- 
tum  in  seltener  Blütenfülle,  wofür  Herr 
Eilers  die  grosse  silberne  Medaille  er- 
hielt. Herr  Böttcher  beim  Fürst  Golizin 
erzielte  für  28  Sorten  Chrysanthemum 
in  72  Töpfen  die  mittlere  silberne 
Medaille.    Herrn  C.  F.  Ruppert  wurde 


Aus  den  Vereinen. 


363 


für  7  Azalea  indica  die  kleine  silberne 
Medaille  zuerkannt. 

R.  M.  Hinckeldeyn. 


Sitzung  der  Russischen  Obstbaugesellschaft  am 
15.  Dezember  1893. 

Gelegentlich  der  Sitzung  der  Russi- 
schen Obstbaugesellschaft  am  15.  De- 
zember hielt  Herr  A.  J.  Grebnizky 
einen  Vortrag  über  seine  im  Auftrage 
des  Domänen-Ministeriums  gemachte 
Reise  zur  Ausstellung  in  Chicago.  Seine 
Beobachtungen  über  den  Obstbau  in 
Nordamerika  beschränkten  sich  nicht 
auf  die  Resultate  desselben,  ^vie  sie 
die  Ausstellung  bot,  sondern  be- 
schäftigten sich  auch  mit  der  Art  und 
Weise,  wie  der  Amerikaner  überhaupt 
seinen  Obstbau  betreibt. 

Der  erste  Blick  auf  die  Obstgärten 
und  Märkte  weist  auf  Massenproduktion 
weniger,  aber  bewährter  Sorten  hin. 
Dadurch  haben  sich  die  amerikanischen 
Obstarten  im  Fluge  den  Marlvt  erobert, 
und  wurden  ein  notwendiger  Bestand- 
teil der  allgemeinen  Xahrung,  so  dass 
jetzt  jeder  Amerikaner  durchschnittlich 
für  circa  20  Rubel  Obst  pro  Jahr 
verbraucht. 

In  den  von  ihm  durchreisten  Staaten 
fand  der  Vortragende  hauptsächlich 
Apfelbäume  angeiDflanzt.  In  grossen 
Gärten  mit  wenig  Sorten,  als  Halbstamm 
gezogen,  ungleichmässig  in  der  Krone, 
nicht  eben  sorgfältig  von  trockenem 
Holze  gereinigt,  die  Stämme  vielfach 
vermoost,  standen  die  Bäume  in  3  bis 
4  Faden  Entfernung  von  einander  auf 
einem  Land,  bewachsen  mit  Unkraut, 
ohne  besondere  Einzäunung.  Diese  im 
ganzen  wenig  sichtliche  Pflege  ist  wohl 
eine  Folge  der  hohen  Arbeitslöhne. 

Die  ausgestellten  Obstarten  waren  in 
stattlicher  Anzahl  vorhanden,  und  zwar 
von  Äpfeln  von  der  1892er  und  auch  der 
1891er  Ernte,  teils  frisch,  teils  in  Gläsern 
konserviert,schön  gefärbt,  sehr  schmack- 


haft und  von  harter  Art.  Ähnlich 
sind  die  anderen  Obstsorten  sämtlich 
den  Anforderungen  des  Publikums  an- 
gepasst.  Getrocknete  und  eingemachte 
Früchte  und  Cider  waren  in  guter 
Qualität  und  in  Masse  vorhanden.  Der 
Vortragende  fand,  dass  viele  der  ameri- 
kanischen Äpfelsorten  sich  auch  für 
Russland  eignen  würden  und  dass  man 
besser  thäte,  lieber  nicht  so  viele  Arten 
zu  ziehen.  Amerika  exportiert  grosse 
Massen  getrockneten  Obstes,  so  1891 
allein  nach  Deutschland  1  2oooooD.-Ctr. 
ä  6  Pud.  Der  Export  frischer  Äpfel 
erreichte  aus  Nordamerika  und  Canada 
1  230000  Ctr.,  von  denen  500000  allein 
aus  Canada  kamen.  Weiter  wurde  er- 
wähnt, dass  in  Böhmen  viel  Obst 
konsumiert  wird.  Das  Mitglied  Kos- 
tromitow  teilte  mit,  dass  im  König- 
reich Polen  allein  durch  Einfluss  und 
Beispiel  der  Geistlichkeit,  ohne  staat- 
liche Obstbaumschulen  und  Unter- 
stützung seitens  der  Regierung,  der 
Obstbau  in  hohem  Grade  floriere. 


Berlin.  Der  Verein  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  feierte 
am  21.  Juni  sein  72.  Stiftungsfest  durch 
eine  Festfahrt  mit  Dampfer  von  Wann- 
see, an  der  Pfaueninsel  vorüber,  nach 
Nedlitz.  Trotzdem  es  fast  den  ganzen 
Tag  in  Strömen  regnete  und  die  Fahrt 
in  doppelter  Beziehung  eine  „Wasser- 
fahrt" genannt  werden  konnte,  hatten 
sich  doch  nicht  weniger  als  152  Teil- 
nehmer, davon  über  die  Hälfte  Damen, 
eingefunden.  Nach  der  Rückkehr  be- 
sichtigte eine  Anzahl  Herren  noch  den 
sehr  geschmackvoll  angelegten  Garten 
unseres  Mitgliedes,  des  Herrn  Hau- 
kohl,  der  mit  einem  Trunk  edlen 
Rheinweins  in  seiner  Villa  „Auf  der 
Höh"  seine  Gäste  verabschiedete.  Abends 
war  Festessen  im  Kaiserpavillon  zu 
Wannsee,  bei  welchem  Herr  Kgl.  Garten- 
baudirektor   Carl   Lackner    in    Ver- 


3^4 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


tretung  des  durch  Un^vohlsein  ver- 
hinderten Herrn  Wirkl.  Geh.  Ober-Fin.- 
Rats  V.  Pommer  Esche  das  Hoch  auf 
3.  M.  den  Kaiser,  den  Protektor  des  Ver- 
eins,, ausbrachte. 

GrossenAnklangfanden  3  Tafellieder, 
gedichtet  von  der  Gattin  des  ersten 
Ordners,  des  Herrn  Gartenbaudirektor 
JBrandt,  der  in  seinem  schwierigen 
Amte  von  Herrn  Hofgärtner  Hoff- 
mann unterstützt  wurde.  Mele  weitere 
Tischreden  würzten  das  Alahl.  Herr 
Mitterdorfer,  Schatzmeister  des  Ver- 
eins fürDeutsches  Kunstgewerbe,  sprach 
auf  den  Vorstand,  Herr  K.  G.-Insp. 
Per  ring,  2.  Stellvertreter  des  Direktors, 
antwortete  mit  einem  Toast  auf  den 
Verein,  Herr  Insp.  Dressler  gedachte 
der    treuen  Damen,  Herr  Hofg.  Hoff- 


mann  sprach  der  Dichterin  das  wohl- 
verdiente Lob,  Herr  Cordel  den  Ord- 
nern. Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor 
B  r  a  n  dt  dankte  Herrn  Gartenbaudirektor 
Buntzel  tür  die  schönen  Rosen,  Herrn 
Klaeber  für  die  schönen  Blumen- 
sträusse,  die  sie  gespendet,  und  ge- 
dachte zugleich  dankbar  des  abwesen- 
den Schatzmeisters. 

Und  so  ging  es  weiter,  bis  ein  Tänz- 
chen das  schöne  Fest  schloss.  Als  An- 
denken aber  trug  eine  jede  Dame  ein 
hübsches  Tambourin,  gefüllt  mit  Pra- 
lines, jeder  Herr  eine  Gurke,  gefüllt  mit 
Cigarren,  nach  Hause.  In  altgewohnter 
Weise  hatte  der  leider  erkrankte  Schatz- 
meister Herr  Kgl.  Floflief.  Plumpe 
dies  besorgt  und  sich  selbst  die  Muster 
nach  Bad  Oevnhausen  schicken  lassen. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Erfurt.  Frühobst-  und  Frühgemüse- 
Ausstellung  in  Erfurt.  Vom  5.  bis 
9.  Juli  wird  in  Erfurt  im  Rahmen  der 
Thüringer  Gewerbe-  und  Industrie-Aus- 
stellung eine  allgemeine  deutsche  Früh- 
obst- undFrühgemüse-Ausstellung  statt- 
finden, die  vorzugsweise  bestimmt  ist, 
eine  Uebersicht  der  in  Deutschland 
angebauten  besten  Stein-  und  Beeren- 
obst-Sorten und  damit  gleichzeitig  eine 
Unterlage  für  die  Verhandlungen  des 
Deutschen  Pomologen-Vereins  zu  geben, 
der  am  6.  und  7.  Juli  in  Erfurt  seine 
Versammlung  abhalten  wird.  Der  Ver- 
ein wird,  nachdem  er  auf  der  im  Herbst 
des  Jahres  1893  in  Breslau  statt- 
gefundenen Versammlung. mit  der  Sich- 
tung des  zum  allgemeinen  Anbau  zu 
empfehlenden  Kernobst-Sortiments  zu 
einem  bestimmten  Abschlüsse  gelangt 
ist,  in  Erfurt  in  die  Arbeiten  zur  Son- 
derung der  Stein-  und  Beerenobst- 
Sorten  eintreten,  um  die  für  die  Gross- 


kulturen, z.  B.  zum  Zwecke  der  in  der 
Jetztzeit  zu  grosser  Bedeutung  gelangten 
Beerenweinbereitung,  geeignetsten  Sor- 
ten zu  ermitteln  und  allgemein  bekannt 
zu  geben.  Es  ist  deshalb  eine  recht 
rege  und  allgemeine  Beteiligung  aus 
ganz  Deutschland  wünschenswert,  um 
unter  den  verschiedenartigsten  Ver- 
hältnissen für  bestimmte  Verwendungs- 
zwecke erprobte  Sortimente  in  recht 
umfassender  Weise  vertreten  zu  sehen. 

Ein  anderer  Zweck  der  Ausstellung 
ist  die  Ermittlung  der  besten  frühen 
Kernobst-  und  Frühgemüse-Sorten,  also 
zweier  Spezialitäten,  die  für  die  Kul- 
turen unserer  Zeit  von  hervorragender 
Bedeutung  sind. 

Da  nun  die  Thüringer  Gewerbe-  und 
Industrie  -  Ausstellung  gleichwie  die 
gärtnerischen  Kulturen  Erfurts  so 
vielerlei  interessantes  bieten,  das  an 
und  für  sich  schon  eine  Reise  nach 
Erfurt    lohnend    macht    und    eine    be- 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


365 


deutende  Anziehung  auf  die  weitesten 
Kreise  ausilbt,  so  wird  es  der  Früh- 
obst- und  Frühgemüse  -  Ausstellung 
sicher  nicht  an  einem  zahlreichen  Be- 
suche fehlen,  so  dass  unter  Berücksich- 
tigung der  obwaltenden  Verhältnisse 
die  Beteiligung  an  der  Ausstellung  nur 
dringend  empfohlen  werden  kann. 

Programme  sind  von  dem  Stadt- 
Garteninspektor  G.  Bergfeld  in  Erfurt 
zu  erlangen. 

Die  Gartenllora  liegt  im  Lesezimmer 
des  Gartenhauses  daselbst  aus. 


Antwerpen.  Rosen  -  Ausstellung 
des  »Cercle  des  Rosieristes  d'Anvers» 
in  Verbindung  mit  der  Weltausstellung 
Ende  Juni.  Anmeldungen  an  J.  B. 
Lencerts,    Vestingstraat  in  Antwerpen. 


Görlitz.  III.  grosse  allgemeine 
Rosen-Ausstellung  des  Vereins  deutscher 
Rosenfreunde,  verbunden  mit  Aus- 
stellung von  Koniferen,  Nelken, 
Pensees,  Knollenbegonien  und  Gladi- 
olen, Stauden  und  bunten  Gehölzen, 
Teppichbeeten  und  Bindereien,  vom 
Juni  bis  September  (Haupt-Ausstellung 
7. — 10.  Juli.).  Anmeldungen  an  Karl 
Druschki  in  Görlitz. 


Augburg.  Gartenbau  -  Ausstellung 
der  schwäbisch-bayerischen  Gartenbau- 
Gesellschaft  vom  8. — 16.  September. 


E b  e r  s w  a  1  d  e.  Chrysanthemum-Aus- 
stellung des  Vereins  Feronia  am  10. 
und   11.  November. 


Settin.  Chrysanthemum-Ausstellung 
des  Gartenbau  -  Vereins  am  17.  und 
18.  November.  Anmeldungen  an 
Albert  Wiese  in  Stettin. 


Genthin.  Gartenbau  -  Ausstellung 
des  Vereins  der  Gärtner  und  Garten- 
freunde der  Jerichowschen  Kreise. 
Anmeldungen  an  den  Handelsgärtner 
Leopold  Gleitsmann  in  Genthin. 


Königsberg  in  Preussen.  Grosse 
allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  zur 
Feier  des  60  jährigen  Bestehens  des 
Gartenbau  -  Vereins  vom  8. — 16.  Sep- 
tember. Anmeldungen  an  die  Aus- 
stellungsleitung   in    Königsberg    i.    Pr. 


M  a  g  d  e b  u r  g.  Allgemeine  Garten- 
bau-Ausstellung zur  Feier  des  50  jäh- 
rigen Bestehens  des  Gartenbau-Vereins 
Anfang"  September  1895.  Anmeldungen 
an  W.  Rössing,  IMagdeburg,  Band- 
strasse 8. 


Mainz.  Grosse  allgemeine  Garten- 
bau-Ausstellung in  der  zweiten  Hälfte 
des  Monats  September.  Anmeldungen 
an  Stadtgärtner  Schröder  in  Mainz, 


Le  ob  schütz.  Allgemeine  Garten- 
bau-Ausstellung des  Obst-  und  Garten- 
bau-Vereins im  September. 


Rostock.  Obst-  und  Gemüse -Aus- 
stellung des  Obst  -  und  Gemüsebau- 
Vereins  im  Herbst.  Anmeldungen  an 
K.  Bonstedt,  Obergärtner  in  Rostock, 
Doberanerstrasse  10. 


C h r i s t i  a n i a(Norwegen).  Allgemeine 
norwegische  Gartenbau  -  Ausstellung 
der  Gartenbau-Gesellschaft  »Flavedyr- 
kningens  Venners«  vom  27.— 30.  Sep- 
tember. Anmeldungen  an  Peter 
Növik  in  Christiania,  Hausmanns- 
gaden  23. 


Gent.  Chrysanthemum-,  Orchideen-, 
Dekorationspflanzen  -  und  Blüten- 
pflanzen-Ausstellung der  »Societe 
Royale  d'Agriculture  et  de  Botanique« 
vom  n.  —  13.  November.  An- 
meldungen an  E.  Fierens,  Coupure  135 
in  Gent. 


366 


Personal-Nachrichten. 


Teplitz  (Böhmen).  Erste  Gartenbau- 
Ausstellung  in  Teplitz  für  das  nord- 
Avestliche  Böhmen,  veranstaltet  vom 
»Verein  der  Gärtner  von  Teplitz  und 
Umgebung«  vom  15. — 22.  Juli.  An- 
meldungen an  den  Ausstellungs- 
Sekretär  G.  A.  Ressel  in  Teplitz. 


Brüssel.  Orchideen-Ausstellungen , 
veranstaltet  von  der  Gesellschaft  der 
Orchideenfreunde  »L'Orchideenne«,  am 
zweiten  Sonntag  und  Montag  Nach- 
mittag eines  jeden  Älonats  in  den 
Räumen  der  Gärtnerei  der  »Societe 
de  l'Horticulture  Internationale«  im 
Park   Leopold. 


Genf.  Allgemeine  Gartenbau -Aus- 
stellung der  kantonalen  Gartenbau- 
Gesellschaft  in  der  ersten  Hälfte  des 
Monats  September.  Anmeldungen  an 
Gebrüder  Forestier,  Tour  de  l'ile  in 
Genf. 


St.  Petersburg.  Internationale  Obst- 
bauausstellung. Anmeldetermin  ist  auf 
den  1/13.  August  d.  J.  verlegt.  Ge- 
meinnützige Institute,  Schulen  etc.  zahlen 
keine  Platzmiete,  auch  Liebhaber 
nicht,  wenn  dies  A^on  Herrn  Ökonomie- 
rat L.  Späth,  der  für  Deutschland  zum 
General  -  Kommissar  seitens  des  Aus- 
stellungs-Kommites  ernannt  ist,  befür- 
wortet wird. 


Personal-Nachrichten. 


Am  4.  Juni  wurde  in  feierlicher  Weise 
der  60.  Geburtstag  des  Herrn  Professor 
Dr.     Paul    Asche rson,    Berlin,    des 
berühmten     Floristen     und     Pflanzen- 
geographen,   korrespondierendes     und 
wirkliches    Mitglied    des    Vereins    zur 
Beförderung  des  Gartenbaues,  und  da- 
mit    zugleich     eine    Nachfeier    seines 
25  jährigen     Dozenten  -  Jubiläums     be- 
gangen.     Nachdem    am    Mittag    dem- 
selben verschiedene  Adressen  und  Er- 
nennungen   zum    Ehrenmitglied    über- 
reicht waren,  fand  um  5  Uhr  im  Eng- 
lischen Hause  ein  glänzendes  Festessen 
statt,    bei    dem  Geh.  Rat  Engler    und 
Geh.  Rat  Pringsheim    als    geschäfts- 
führender Vorsitzender  bezw.  Präsident 
der  Deutschen  bot.  Gesellschaft,  Prof. 
Schumann    als  Vorsitzender  des  bot. 
Vereins  der  Provinz  Brandenburg,  Geh. 
Rat  Virchow    im  Namen  der  Gesell- 
schaft für  Erdkunde    und    der   Gesell- 
schaft   für    Anthropologie    und    viele 
andere  sprachen.    Sehr  launig  war  der 
Toast    des    Herrn    Professor    Dam  es, 


der  im  Namen  der  Gesellschaft  natur- 
forschender Freunde  redete,  und  der 
des  Herrn  Trojan.  L.  Wittmack 
sprach  im  Namen  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues. 


Am  25.  Mai  starb  der  Garteninspektor 
Eichler  in  Wernigerode. 


Am  17.  März""  d.  Js.  ist,  wie  wir 
schon  kurz  mitteilten,  in  Prag  der 
Universitäts-Professor  Herr  Gustav 
Adolf  Weiss,  einer  der  tüchtigsten 
Botaniker,  im  Alter  von  57  Jahren  ver- 
schieden. Am  9.  August  1860  habili- 
tierte er  sich  an  der  Wiener  Universi- 
tät als  Dozent  für  physiologische  Bo- 
tanikundzwei Jahrespäter  wurde  erzum 
Direktor  des  botanischen  Gartens  in 
Lemberg  ernannt.  Am  3.  Januar  1871 
erfolgte  seine  Berufung  als  ordentlicher 
Professor  der  allgemeinen  Botanik  so- 
wie als  Direktor  des  pflanzenphysio- 
logischen Institutes  an  der  Prager  Uni- 
versität.     Der    Verewigte    war     auch 


Personal-Nachrichten. 


3Ö7 


Mitglied  der  Societe  imperiale  d'Horti- 
culture  de  France  und  zahlreicher  an- 
derer wissenschaftlicher  Vereine.  Auch 
als  Schriftsteller  war  er  sehr  thätig. 
Die  Abteilung  der  deutschen  Universi- 
tär verlor  in  ihm  einen  eifrigen  und 
vielbegabten  Mann.  K. 


Garteningenieur  Karl  Hirlinger, 
Vertreter  der  Kunst-  und  Handels- 
gärtnerei von  Gebrüder  Siesmayer, 
Gartenarchitekten  inBockenheim, feierte 
am  5. Juni  sein  40J  ähriges  Dienstjubiläum. 
Der  Genannte  gehört  schon  seit  seiner 
Lehrzeit  dieser  Firma  an,  in  der  er 
jetzt  die  Stelle  des  ersten  Technikers 
bekleidet.  Seitens  der  Firmeninhaber 
wurde  dem  Jubilar  für  die  treuen  und 
selbstlosen  Dienste  eine  künstlerisch 
ausgestattete  Glückwunschadresse  nebst 
einem  anderen  wertvollen  Geschenke 
überreicht. 


Peter  Schilhan,  ein  verdienter 
Pomologe,  starb  im  Ö2.  Lebensjahre  in 
Horpäcs  in  Ungarn. 


E.  Claus,  bisher  Anstaltsgärtner  in 
Geisenheim,  übernahm  eine  Stelle  als 
herrschaftlicher  Obergärtner  zu  Höchst 
am  Main. 


Fr.  Grobben  trat  als  Gärtner  der 
Lehranstalt  für  Obst-  und  Weinbau  in 
Geisenheim  an  die  Stelle  des  Vor- 
genannten. 


W.  M  ö  n  k  e  m  e  y  e  r,  bisher  Obergärtn  er 
des  botanischen  Gartens  in  Leipzig, 
wurde  vom  sächsischen  Kultusministe- 
rium zum  Garteninspektor  ernannt. 


S.  R  e  h  d  e  r ,  fürstl.Schönburg-Walden- 
burgscher  Flofgärtner  in  Waidenburg 
in  Sachsen,  trat  am  1.  Mai  nach  35J äh- 
riger, arbeits-  und  erfolgreicher  Dienst- 
zeit in  den  wohlverdienten  Ruhestand. 
Durch  die  von  ihm  in  den  sechsziger 
Jahren  ausgeführten  grossartigen  neuen 
Anlagen  hat  er  nicht  allein  seiner  hohen 
Herrschaft,  sondern  auch  dem  Publikum 
grosse  Dienste  geleistet,  denn  diese 
Anlagen  sind  ein  Anziehungspunkt  des 
herrlichen  Muldethaies  geworden.  Der 
grossartige  Wintergarten,  in  dem  seiner- 
zeit wohl  die  grössten  Neuholländer- 
Pflanzen  Sachsens  standen,  bot  ein  Bild 
des  ausgezeichnetsten  gärtnerischen 
Könnens. 


Als  Nachfolger  des  pensionierten  Hof- 
gärtners S.  Reh  der  zu  Waidenburg  in 
Sachsen  ist  der  seitherige  Schloss- 
gärtner Wildner  angestellt  worden. 


Sprechsaal. 


Frage  28.  Von  einem  Kunden  wurde 
mir  beifolgende  Lobelia  überbracht 
und  erlaube  mir,  Ihnen  selbige  zu 
übersenden,  es  hat  sich  diese  Seide- 
ähnliche Bildung  an  vielen  Pflanzen 
derselben  Sorte  gezeigt.     Was   ist   es? 

A.  D.  in  B. 

* 
Antwort.  Ist  wahrscheinlich  Cuscuta 
glomerata  Choisy,    die  auch    an  Phlox 


vorkommt;  doch  lässt  sich  die  Art  erst 
bestimmen,  wenn  die  Seide  blüht. 


Weitere  Antwort  aut  Frage 
No.  26,  betreffend  die  Stachelbeerraupe. 
Wie  Fragesteller,  so  hatte  auch  ich 
vor  mehreren  Jahren  sehr  von  den 
Stachelbeerraupen  zu  leiden,  die  erstere 
ist  wahrscheinlich,  wie  imllcft  11,5.312, 
schon  angegeben,  die  grüne   2ofüssige 


368_ 


Sprechsaal. 


Afterraupe  der  Stachelbeer-Blattwespe, 
Nematus  ventricosus,  oder  auch  die 
Afterraupe  der  schwarzen  Stachelbeer- 
Blattwespe,  Emphytus  grossulariae, 
welche  ich  in  diesem  Jahre  mehrfach 
angetroffen  und  die  ihr  Vernichtungs  werk 
arg  betrieben  haben.  Ferner  möchte 
ich  noch  auf  die  lofüssige  Raupe  des 
Stachelbeerspanners,  Zerene  grossu- 
lariata,  hinweisen,  welcher  in  manchen 
Jahren  ebenso  verheerend  auftritt  als 
dieersteren.  Der  Stachelbeerspanner, ein 
leicht  erkennbarer  Nachtschmetterling, 
ist  weiss  mitOuerreihen  grosser,  runder, 
zumTeilzusammenfliessendersch\varzer 
Flecken;  Vorderflügel  mit  einem  gelben 
Ouerstreif,  40 — 50  mm  Spannbreite,  die 
Raupen,  ca,  30 — 35  mm  lang,  welche 
beim  Kriechen  den  Körper  bogenförmig 
krümmen,  als  ob  sie  eine  Spanne  ab- 
mässen,  halten  sich  in  der  Ruhe  ge- 
wöhnlich mit  den  Nachschiebern  fest 
und  erheben  den  Körper  frei  in  die 
Luft. 

Die  Vertilgung  kann  verschiedenartig 
geschehen,  erstens  durch  Abschütteln 
und  Aufsammeln  der  Raupen,  welches 
ganz  frühmorgens  geschehen  muss: 
indem  sie  während  der  kühleren  Nacht 
etwas    verklammt    sind    und    deshalb 


leichter  herabfallen,  auch  muss  dies 
mehrmals  wiederholt  werden,  indem 
sich  immer  wieder  Nachzügler  ein- 
finden. Da  sich  die  Raupen  sehr  flach 
in  der  Erde  verpuppen,  so  ist  es  ratsam, 
den  Boden  im  Winter  unter  den 
Sträuchern  mehrmals  umzuhacken  und 
mit  etwas  Kalkstaub  zu  bestreuen. 

Ein  zweites  sehr  bewährtes  Mittel  be- 
steht in  40  1  Wasser,  1/2  k&  Schmierseife 
und  1/4  1  Tabaksaft,  dieses  gut  durch- 
einander gemischt  und  mit  einer  feinen 
Spritze  damit  die  Sträucher  durchsj)ritzt, 
es  gehen  sowohl  die  Raupen  wie  das 
übrige  Ungeziefer,  was  daran  haftet, 
dadurch  zu  Grunde.  Als  drittes  Mittel 
habe  ich  zu  gleichen  Teilen  Benzin 
und  Amylalkohol  (Fuselöl)  angewandt, 
dies  in  kleine  Näpfe  gegossen  und  je 
drei  Stück  unter  einen  vStrauch 
gestellt,  was  ebenfalls  eine  recht  gute 
Wirkung  hatte,  denn  die  Raupen  fielen 
betäubt  zu  Boden  und  gingen  darauf 
zu  Grunde;  leider  darf  man  es  nur  bei 
recht  windstillen  Tagen  anwenden,  weil 
es  leicht  verfliegt,  und  da  es  sehr 
feuergefährlich  ist,  so  muss  man  vor- 
sichtig damit  zu  Werke  gehen. 

Berlin,  den  10.  Juni  1894. 

Louis  Ahlisch,  Oberg. 


Ausflug  nach  Görlitz. 


Auf  vielfachen  Wunsch  hat  der  Unterzeichnete  sich  an  die  königliche  Eisenbahndirektion 
Berlin  mit  der  Anfrage  gewandt,  oh  Sonderzüge  nach  Görlitz  während  der  Zeit  vom  7. — 10.  Juli, 
der  Zeit  der  Haupt-Ausstellung  und  des  Kongresses  deutscher  Rosenfreunde,  veranstaltet  würden. 
Eine  Antwort  konnte  noch  nicht  eingehen  und  werden  die  Tageshlatter  s.  Z.  wohl  das  Nähere 
angeben.  Für  den  Fall,  dass  keine  Sonderzüge  eingelegt  werden,  möchte  sich  empfehlen,  mit 
dem  fahrplanmässigen  Zuge  Sonntag,  den  8.  Juni,  früh  8  Uhr  45  Minuten  vom  Bahnhof  Friedrich- 
strasse zu  fahren.  Ankunft  in  Görlitz  i  Uhr  28  Minuten.  Rückfahrt  nachts  i  Uhr  i5  Minuten. 
Ankunft  in  Berlin  Montag  früh  6  Uhr  4  Minuten.  —  Um  halbe  Preise  zu  erlangen,  müssen 
mindestens  3o  Fahrkarten  auf  einmal  gelöst  werden.  Der  Unterzeichnete  wird  dies  besorgen 
und  bittet,  sich  bei  ihm  bis  Sonnabend,  den  7.  Juli,  mittags,  durch  Postkarte  anzumelden.  Die 
Karten  sind  eine  halbe  Stunde  vor  Abgang  des  Zuges  in  Empfang  zu  nehmen.  Die  Teilnehmer 
wollen  auch  ihre  Mitgliedskarte  gefälligst  mitbringen. 

L.  Wittmack,    Berlin  N.,  Invalidenstrasse  42. 


802.  und  zugleich  Jahresversammlung  des  Vereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues    in  den  preussischen  Staaten 

am  28.  Juni  1894. 

I.  Der  Direktor  des  Vereins,  Herr  Wirkl.  Geli.  Ober-Finanzrat  von  Pommer 
Esche,  verkündete  folgende  Herren  als  zu  wirklichen  Mitgliedern  vor- 
geschlagen: 

1.  Herr  Rentier  C.  Kressin,  Ritterstrasse  42. 

2.  Frau  Emma  Gerres,  SW.  Tempelhof  er  Ufer  ib. 

durch  Frau  Louise  Koppe, 

3.  Herr  Kunst-  und  Handelsgärtncr  Paul  Seh  wandt,  Pankwitz, 

durch  Herrn  Schreiber, 

4.  Herr  Landschaftsgärtner  F.  Gude,  Düsseldorf, 

durch  Herrn  Kaehler, 

5.  Flerr  Fabrikbesitzer  Paul  Herz,  NW.  Dorotheenstrasse  1, 

durch  Plerrn  Dr.  Max  R  e  i  c  h  c  n  h  e  i  m , 

6.  Herr  Rentier  Franz  Günzel,  Potsdamerstrasse   112a, 

durch  Herrn  Ja  wer, 

7.  Herr  Obergärtner  Max  Loebner,  Potsdamerstrassc  75, 

durch  LIerrn  Perring. 
Mit  diesen  ist  die  Zahl  der  Mitglieder  genau  auf  700  gestiegen  und  wird 
hoffentlich  bald  noch  höher  steigen. 
II.  Ausgestellte  Gegenstände. 

1.  Flerr  Jan  ick  i  führte  eine  reiche  Zahl  blühender  Canna-Sorten  in 
Töpfen  vor,  die  wegen  ihrer  schönen  Entwickelung  allgemein  gefielen. 
Es  waren:  Xo.  149  Floriferc,  117  Pierre  Avour,  110  Antonie  Crozy, 
120  Ulrich  Brunner,  195  Präsident  Carnot  (2  Exemplare),  Kaiser  Wilhelm 
(2  Exemplare),  194  Mme.  Crozy  (5  Exemplare),  124  Mont  Chindre, 
160  Flamboyaut,  136  Guillaume  Coustou,  199  Comte  Horace  de  Choiseul 
(2  Exemplare),  197  Trocadero  (2  Exemplare),  196  Mme.  Laforcade,  die  neue 
noch  nicht  aufgeblühte  »Königin  Charlotte«  und  eine  eigene  Züchtung, 
ein  Bastard-Sämling  von  Kaiser  Wilhelm  und  Mme.  Crozy.  Diesen  nannte 
Herr  Janicki  »Geheimrat  Wittmack«.  Der  Same  wurde  im  Januar  aus- 
gesät, die  Pflanze  bleibt  niedrig  und  zeichnet  sich  aus  durch  eine  leuchtend 


370 


8o2.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


hellzinnoberroteFarbe  dcrBlumenblätter,  die  einen  äusserst  schmalen  gelben 
Rand  haben,  was  jedenfalls  ein  Einlluss  des  Vaters  Mme.  Crozy  ist. 

2.  Herr  Wilhelm  Bürger,  Ilalberstadt,  hatte  auf  Veranlassung  des 
Ilcrrn  Brennecke,  Obergärtners  des  Herrn  Amtsrat  R  i  m  p  au  in  Schlanstedt, 
17  einjährige  Sämlinge  und  33  Winterstecklingspflanzen  von  englischen 
Pelargonien  eingesandt,  die  einen  besonderen  Gegenstand  seiner  Zucht 
bilden.  ObAvohl  die  Jahreszeit  für  englische  Pelargonien  nicht  die 
geeignetste  und  obwohl  auf  dem  Transport  manche  Blumen  abgefallen 
waren,  konnte  man  doch  bei  vielen  grosse  Blumen  und  treffliche  Farben 
bewundern.  Ganz  besonders  auffallend  war  der  niedrige  Wuchs;  Herr 
Bürger  stutzt  die  Sämlinge  niemals  und  doch  sind  sie  reich  verzweigt. 
—  Herr  Moncorps,  Hohen-Schönhausen,  selbst  ein  tüchtiger  Pelargonium- 
Züchter,  bemerkte,  dass  ihm  die  Pflanzen  für  handelsgärtnerische  Zwecke 
nicht  wüchsig  genug  erschienen.  Sämlinge  brauchten  überhaupt  nicht 
geschnitten  zu  werden,  die  verzweigten  sich  von  selbst.  Der  Bericht  des 
Herrn  Bürger  nebst  seiner  Entgegnung  wird  besonders  abgedruckt 
werden. 

3.  Herr  W.  Bürger  hat  ferner  von  der  grossblumigen  Dresdener 
Levkoye,  die  bisher  nur  in  weiss  bekannt  war,  durch  Kreuzung  die 
verschiedensten  Farben  erhalten  und  hatte  auch  davon  schöne  Exemplare, 
abgeschnitten,  übersandt. 

4.  E[err  A.  Schwiglewski  in  Carow,  der  bekannte  Georginenzüchter, 
der  sich  aber  auch  für  andere  Schnittl)lumen  interessiert,  führte  sehr 
schöne  Varietäten  des  hohen  Rittersporns,  Delphinium  elatum,  vor.  Es 
zeigte  sich  übrigens,  dass  der  Rittersporn,  abgeschnitten  und  nur  in  Sand  ge- 
steckt, bald  welkt.  Ausserdem  führte  Plerr  Schwiglewski  die  ganz  all- 
gemein an  Flussufern  u.  dergi.  wachsende  gelbblühende  Lysimachia 
vulgaris,  eine  Primulacee,  vor,  welche  er  anbaut,  da  sie  gern  für  den 
Schnitt  genommen  wird. 

5.  Herr  Geo  Reid,  Sydenham,  London,  hatte  sehr  schöne  Nelken  über- 
sandt, über  die  wir  gelegentlich  näher  berichten. 

6.  Flerr  Ilofmarschall  a.  D.  von  St.  Paul  Illaire,  Fis'chbach  in  Schlesien, 
Präsident  der  Deutschen  dendrologischen  Gesellschaft,  überschickte  Zweige 
mit  sehr  grossen  Blättern  von  einer  amerikanischen  Eiche,  Ouercus 
dentata.  Ein  Blatt  war  27  cm  lang  und  18  cm  breit.  Herr  Garten-In- 
spektor A.  Fintelmann  meinte,  es  sei  vielleicht  O.  alba;  Herr  Professor 
Dr.  Koehne,  der  ein  Blatt  nachher  untersuchte,  schreibt,  dass  es  sehr 
wohl  O.  dentata  sein  könne,  O.  alba  keinesfalls. 

7.  Herr  Hofmarschall  v.  St.  Paul  fragte  ferner  an,  was  für  ein  Pilz  es 
sei,  der  die  Pflaumen  wie  mit  Zucker  überzieht  und  sie  vorzeitig  ver- 
dorren mache.  Der  General-Sekretär  bemerkte,  dass  das  Taphrina 
pruni  (auch  Exoascus  jiruni  genannt)  sei,  welcher  in  den  Zweigen 
schmarotze.  Man  müsse  die  Bäume  bis  ins  zweijährige  Holz  zurück- 
schneiden, sonst  trete  die  Krankheit  alle  Jahre  wieder  auf. 

8.  Von  höchstem  Interesse  waren  für  die  zahlreichen  Anwesenden  die 
Ausführungen  des  Herrn  Dr.  Max  Reichenheim,  Wannsee,  über  die 
von  ihm  in  schönster  Kultur  vorgeführten,  auf  Torfsoden  nach  G.  Kittels 
Methode    gezogenen    Orchideen,    Epidendrum    vitellinum,    die  aber 


Bo2    Versammlung  des  Vereins  zui"  Befüi'derung  des  Gartenbaues  etc. 


mit  künstlichem  Dünger  gedüngt  waren,  und  noch  mehr  die 
Bemerkungen  über  ein  auf  Wasser  mit  Nährlösung,  nach  Art  einer 
Hyacinthenzwiebel  gezogenes  junges  Dendrobium  nobile.  Dieselben 
werden  besonders  veröffentlicht  werden. 

9.  Herr  Professor  Dr.  Sorauer,  der  am  Erscheinen  verhindert  war, 
machte  brieflich  auf  eine  anscheinend  weit  verbreitete  Krankheit  der 
Chrysanthemum  (Pyrethrum)  frutescens  aufmerksam,  die  durch  die 
Made  einer  Fliege,  wahrscheinlich  Phytomyza  geniculata  (nach  der 
Bestimmung  im  Museum  für  Naturkunde)  veranlasst  wird,  indem  diese 
die  Blätter  miniert.     (Siehe  S.  3S7.) 

10.  Die  Firma  J.  A.  Henkels,  Berlin  W.,  Leipzigerstrasse  118  (und 
Solingen)  hatte  auf  Veranlassung  des  General-Sekretärs  mehrere  Exemplare 
einer  patentierten  Gartenscheere  in  verschiedener  Grosse  eingesandt, 
die  sich  durch  einen  ausgezeichneten  ziehenden  Schnitt  auszeichnet. 
Ahnliche  Scheeren  sind  zwar  schon  bekannt,  die  Bauart  der  vorliegenden 
ist  aber  doch  anders  und  besser  als  bei  den  früheren. 

11.  Flerr  städtischer  Obergärtner  Jörns  legte  aus  dem  Versuchsgarten 
des  \"ereins  eine  ausserordentlich  frühe  Kohlrübe  vor,  deren  Samen  von 
\ibnorin,  Andrieux  &  Co.,  F^aris,  stammt. 

12.  Von  Herrn  Landschaftsgärtner  Jänicke  war  ein  Topf  mit  Loljelien- 
stecklingen  übergeben,  welche  ganz  von  einer  Seide,  vielleicht  Cuscuta 
glomerata,  vielleicht  auch  Cuscuta  Gronowii,  übersponnen  waren,  so  dass 
die  Pflanze  zu  Grunde  gerichtet  werden  wird.  Die  Erscheinung  zeigte 
sich  bei  allen  Stecklingen  des  Herrn  F)ahms,  von  dem  Flerr  Jänicke 
den  Topf  erhalten  hatte.  Wahrscheinlich  sind  die  Samen  der  Seide  in 
der  Erde  gewesen. 

III.  Flierauf  folgte  die  Verlesung  des  Jahresberichtes,  welcher  besonders 
abgedruckt  wird  (Siehe  Seite  374).  Am  Schluss  desselben  brachte  der 
Direktor  das  Hoch  auf  Se.  Majestät  den  Kaiser,  den  Allerhöchsten 
Protektor,  aus. 

IV.  Vermeil-Medaille.  Der  1.  Stellvertreter  des  Direktors,  Herr  König- 
licher Gartenbau-Direktor  Lackner,  bat  den  Direktor,  Herrn  v.  Pommer 
Esche,  auf  kurze  Zeit  den  Saal  zu  verlassen.  Nachdem  dies  geschehen, 
teilte  Herr  Lackner  der  \'ersammlung  mit,  dass  der  Vorstand,  mit 
Ausschluss  des  Herrn  v.  Pommer  Esche,  und  die  Vorsitzenden  der  sämt- 
lichen technischen  Ausschüsse  in  einer  vor  Beginn  der  Versammlung 
stattgehabten  Sitzung  beschlossen  hätten,  für  die  am  Stiftungsfest  zu  ver- 
teilenden beiden  Vermeilmedaillen,  diese  höchste  Auszeichnung  des 
Vereins,  welche  verliehen  wird  »für  Förderung  der  Zwecke  des  Vereins 
durch  allgemeine  Förderung  des  Gartenbaues«  vorzuschlagen: 

1.  als  Liebhaber:  Herrn  Wirklichen  Geheimen  Ober-Finanzrat  und 
Provinzial-Steuerdirektor  v.  Frommer  Esche, 

2.  als  Gärtner  Herrn  Garten-Inspektor  Ed.  Ortgies  in  Kilchberg 
bei  Zürich. 

Herr  Ortgies  hat  die  Medaille  bereits  am  1.  Mai  gelegentlich  seines 
50jährigen  Gärtner- Jubiläums  erhalten.  —  Flerr  Lackner  schilderte 
hierauf  die  aussergewöhnlichen  Leistungen  des  Herrn  v.  Pommer  Esche 
auf  dem  Gebiete  der  Blumenzwiebel-  und  der  Alpcnpflanzenkultur  etc.,  sowie 


on2  802.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


dessen  grosse  Sachkenntnis  und  betonte  ausdrücklich,  dass  die  Auszeichnung 
nicht  dem  Herrn  v.  Pommer  Esche  für  seine  Vereinsleitung  gegeben 
werden  solle,  sondern  für  seine  Leistungen  als  Liebhaber.  Die  Ver- 
sammlung beschloss  einstimmig  dem  Antrage  gemäss. 

Der  Direktor  ward  nun  wieder  hereingerufen  und  ihm  von  Herrn 
Lackner  die  Verleihung  der  Vermeilmedaille  angezeigt.  Tief  gerührt 
dankte  Herr  v.  Pommer  Esche,  dabei  betonend,  das  er  durch  diese 
hohe  Auszeichnung  fast  beschämt,  aber  auch  hoch  erfreut  sei  und  dass 
ihm  das  ein  neuer  Sporn  sein  werde,  zur  Förderung  des  Gartenbaues 
beizutragen,  soweit  es  in  seinen  Kräften  stehe. 

Herr  Louis  Schiebler-Celle  hatte  in  einem  .Schreiben  vom  12.  Juni 
gebeten,  seinem  Obergärtner  Busch,  der  bereits  vor  3  Jahren  das 
50  jährige  Jubiläum  seiner  Thätigkeit  in  der  Baumschule  des  Herrn 
Schiebler  feierte  und  damals  von  Sr.  Majestät  dem  Kaiser  das  Allgemeine 
Ehrenzeichen  erhielt,  jetzt  gelegentlich  seiner  goldenen  Hochzeit  am 
23.  Juni  eine  Auszeichnung  seitens  des  Vereins  zuteil  werden  zu  lassen. 
Da  keine  Vereinsversammlung  stattfand,  konnte  erst  nachträglich  hierüber 
beraten  werden.  Der  Direktor  hob  hervor,  dass  langjährige  treue  Dienste 
vom  Vereine  anerkannt  werden  müssten  und  bedauerte,  dass  der  Verein  von 
dem  50  iährigen  Jubiläum  s.  Z.  keine  Kenntnis  erhalten  hatte.  —  Herr 
Bluth,  A^orsitzender  des  gewerblichen  Ausschusses,  teilte  mit,  dass  der 
Ausschuss  in  seiner  letzten  Sitzung  beschlossen  habe,  diese  Frage  generell 
zu  regeln  und  sich  weitere  Anträge  vorbehalte.  Man  müsse  vielleicht 
einen  Unterschied  machen  zwischen  selbständigen  Leitern  und  An- 
gestellten. Er  emj)fahl,  in  diesem  Falle  eine  grosse  silberne  Medaille 
zu  verleihen  und  trat  die  Versammlung  dem  einstimmig  bei.  —  Herr 
Floflieferant  Klar  regte  an,  ob  vielleicht  auch  schon  bei  25jährigen 
Jubiläen,  namentlich  von  Obergärtnern  und  Gehilfen,  eine  Auszeichnung 
verliehen  werden  könne. 

Ebenso  wurde  dem  Görlitz  er  Comite  für  die  dortige  Rosenausstellung, 
dem  Mainzer  Gartenbau-Verein  für  seine  Ausstellung  in  der  zweiten 
Hälfte  des  September  (verbunden  mit  der  Jahresversammlung  der 
Deutschen  dendrologischen  Gesellschaft)  und  dem  Gartenbau-Verein  in 
Leob schütz  für  seine  Ausstellung  im  September  je  1  grosse  silberne, 
1  kleine  silberne  und  1  bronzene  Medaille  verliehen. 

Hierauf  ernannte  der  Direktor  die  Herren  Gärtnereibesitzer  Bluth, 
Inspektor  Dressler  und  städt.  Oberg.  Hampel  zu  Stimmzählern  und 
man  schritt  zur  Neuwahl  des  Vorstandes.  Es  wurde  ausdrücklich  fest- 
gestellt, dass  Vertreter  eines  Vereins,  der  dem  unseligen  angehört,  falls 
sie  auch  persönlich  Mitglieder  sind,  das  Recht  haben,  2  Stimmzettel  ab- 
zugeben, und  aufBefragen  ergab  sich,  dass  dies  bei  Herrn  Dittmann  — 
Eberswalde  der  Fall  war.  Ebenso  wurde  festgesetzt,  dass  nur  die  vom 
Verein  versendeten  Stimmzettel  Gültigkeit  haben.  Abgegeben  wurden 
97  Stimmzettel  und  erfolgte  mit  sehr  grosser  Majorität  die  Wiederwahl 
des  alten  Vorstandes,  mit  Ausnahme  des  Kgl.  Hoflieferanten  Herrn  Plumpe, 
der  aus  Gesundheitsrücksichten  eine  Wiederwahl  abgelehnt  hatte.  An 
seine  Stelle  trat  Kgl.  Hoflieferant  Herr  J.  F.  Loock.  Es  besteht  sonach  der 
neue  Vorstand  aus  folgenden  Herren: 


8o2.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartentiaues  etc.  r27"i 


Direktor:  Herr  Wirkl.  Geh.   Ober-Finanzrat    und    Provinzial- 

Steuerdirektor  von  Po  mm  er  Esche. 

1.  Stellvertreter:  Herr  Kgl.  Gartenbaudirektor  Carl  Lackner. 

2.  »  Herr  Kgl.  Garten-Inspektor  W.  Perring. 
Schatzmeister:       Herr  Kgl.  Hof  lief.  J.  F.  Loock,  Chausseestrasse  sE. 
General-Sekretär: Geh.  Regierungs-Rat,  Prof.  Dr.  L.  Wittmack. 

Alle  Gewählten  nahmen  unter  verbindlichstem  Dank  die  WahP  an. 

Herr  Hofgärtner  Hoff  mann  regte  an,  dem  bisherigen  Schatzmeister, 
Herrn  Hof lieferanten  Plumpe,  dessen  bewährter  Thätigkeit  zwar  schon  im 
Jahresbericht  gedacht  sei,  in  einer  besonderen  Adresse  den  wärmsten 
Dank  des  Vereins  auszusprechen,  was  einstimmig  genehmigtwurde.  Derselbe 
gab  ferner  anheim,  dem  Beamten  des  Herrn  Plumpe,  der  namentlich 
während  dessen  Krankheit  das  Kassengeschäft  geführt,  eine  Anerkennung 
zukommen    zu    lassen,     was  in    nähere    Erwägung    gezogen    werden  soll. 

Auf  Antrag  des  Herrn  Inspektor  Dressler  gab  hierauf  die  Versammlung 
ihrem  Dank  an  den  Vorstand  für  die  tüchtige  Leitung  während  des  ab- 
gelaufenen Jahres  durch  Erheben  von  den  Sitzen  Ausdruck. 

Wegen  vorgerückter  Zeit  wurde  der  Antrag  des  Herrn  O.  Xeumann 
wegen  Revision  der  Statuten  auf  die  nächste  Tagesordnung  gesetzt. 
Der  Direktor  hob  hervor,  dass  die  einzelnen  Vorstandsmitglieder  schon 
im  vorigen  Jahre  begonnen  hätten,  etwaige  Abänderungsvorschläge  auf- 
zusetzen, dass  sie  aber  kürzlich  in  einer  gemeinsamen  Sitzung  zu  der 
Ansicht  gekommen  wären,  es  sei  besser,  alles  beim  alten  zu  lassen.  Neue 
Statuten  würden  auch  bald  wieder  Mängel  zeigen,  und  man  sei  mit  den 
alten  Statuten  ganz  gut  ausgekommen,  da  ja  der  Schwerpunkt  in  den  Be- 
schlüssen des  Vereins  liege.  Auch  formell  dürfte  die  Einführung  neuer 
Statuten  grosse  Schwierigkeiten  haben,  da  sie  von  Sr.  Alaj.  dem  Kaiser  ge- 
nehmigt werden  müssen.  Er  bat  Herrn  Xeumann,  genau  die  Punkte  zu 
bezeichnen,  die  er  für  abänderungsbedürftig  halte. 

Der  General-Sekretär  machte  hierauf  die  Mitteilung,  dass  er  auf  vielfach 
geäusserten  Wunsch  eine  gemeinsame  Fahrt  nach  Görlitz  am  Sonntag 
den  S.  Juli  eingeleitet  habe,  ferner,  dass  eine  Frühjahrsausstellung 
1895,  mit  besonderer  Berücksichtigung  der  Berliner  Blumenzwiebeln, 
vom  Ausschuss  für  gewerbliche  Angelegenheiten  angeregt  sei. 

Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Herren  Dittmann.  Kropp 
und  Moncorps,  hatte  folgende  Preise -zuerkannt: 

1.  Herrn  Gärtnereibesitzer  Bürger  in  Ilalberstadt  für  englische  Pelar- 
gonien  1  kleine  silberne  Medaille. 

2.  Herrn  Dr.  AI.  Reichenheim-Wannsee  für  Orchideen,  auf  Torf  und 
in  Nährlösung  kultiviert,   1  kleine  silberne  Medaille. 

3.  Herrn   Gärtnereibesitzer  A.  Janicki-Schöneberg,    für   Canna  den 
Monatspreis  von  15  AI. 

4.  Herrn  Gärtnereibesitzer  Geo  Reid.  Lower-Sydenham,  London,  tür 
abgeschnittene  Nelken  1  Ehrendiplom. 

Aufgenommen  wurden  als  wirkliche  Mitglieder  die  in  der  letzten  Ver- 
sammlung vorgeschlagenen.     (Siehe  Gartenflora  S.  313.) 

V.  Pommer  Esche.     Carl  Lackner.     L.  Wittmack. 


'2nA  Jahresbericht  über  die  Thätigkeit  des  Vereins  etc. 

Jahresbericht  über  die  Thätigkeit  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  im  Geschäftsjahre  vom  29.  Juni  1893   bis 

dahin  1894, 

erstattet  vom  Vorstande  am  28.  Juni  1894. 


ä) 


as  abgelaufene  Jahr  war  für  den  ^"erein  ein  höchst  wechselvolles.  Anfäng- 
lich ruhig  dahinfliessend  wurde  der  Strom  des  Vereinslebens  bald  durch 
ein  unerwartetes  Ereignis  —  die  Kündigung  der  Gartenflora  seitens  des 
bisherigen  Verlegers  —  zu  einem  Wirbelstrom  aufgestaut.  Aber  nicht  lange 
dauerte  dieser  Wirbel,  der  Strom  schuf  sich  bald  ein  neues  eigenes  Bette  und 
floss  breiter  und  ansehnlicher  denn  seit  langen  Jahren  dahin,  von  allen  Seiten 
Nebenflüsse,  neue  Mitglieder,  in  sich  aufnehmend. 

Der  Bestand  der  wirklichen  Mitglieder  betrug  am  2q.  Juni  1S93  .      O58 

Abgang  durch  den  Tod 11 

durch  freiwilligen  Austritt 34       45 

l)leiben  013 

Zugang   durch  Neuaufnahme 87 

also  Bestand  700 

Ehrenmitglieder  zählte  der  Verein lö 

Abgang:  Gartenbau-Direktor  Gaerdt,vonThile - W i n k  1  e r  2 


bleiben        14 

Korrespondierende    Mitglieder    sind  geblieben  .      .      .        20 

Von  den  700  wirklichen  Mitgliedern    sind    hiesige      432 

auswärtige      268 
Liebhaber       .     .     276    gegen    241  im  \'orjahre, 
Berufsgärtner      .     360         ,,       3Ö0     ,,  ,, 

Vereine       .     .     .       04         ,,         54     ,. 

Die  hohe  Zahl  von  87  neu  eintretenden  wirklichen  Mitgliedern  ist  mit 
Ausnahme  des  Vorjahres,  wo  infolge  der  Auflösung  der  Gartenbau-Gesellschatt 
zu  Berlin  von  dieser  etwa  100  IMitglieder  übei'traten  und  im  ganzen  150  neue 
Mitglieder  zu  verzeichnen  waren,  seit  vielen  Jahren  nicht  erreicht  und  berech- 
tigt zu  den  besten  Hoffnungen  für  das  fernere  Wachsen.  Vor  10  Jahren  betrug 
die  Zahl  der  Mitglieder  nur  476.  Ganz  besonders  erfreulich  ist,  dass  unter  den 
neu  Hinzugetretenen  sich  auch  viele  Liebhaber  befinden,  so  dass  die.  langjährige 
Klage,  die  Zahl  der  Liebhaber  im  Verein  nehme  ab,  glücklicherweise  jetzt  ver- 
stummen kann. 

Zwei  Mitglieder  wurden  im  abgelaufenen  Jahre  besonders  ausgezeichnet, 
indem  der  Vorstand  ihnen  im  Namen  des  Vereins  Adressen  überreichte.  Am 
10.  Oktober  Herr  Lehrer  und  Waisenvater  R.  Schulze  am  Pestalozzistift  in 
Pankow  bei  Berlin,  der  sein  50  jähriges  Lehrer- Jubiläum  feierte,  und  Herr  Kö- 
niglicher Oekonomierat,  Rittergutsbesitzer  Julius  Hoffmann,  Berlin,  der  am 
5.  Dezember  das  Fest  der  goldenen  Hochzeit  beging. 

Ausserdem  wurden  an  ehrenden  Auszeichnungen  gelegentlich  ihres  50  jähri- 
gen Jubiläums  verliehen:  Herrn  Carl  Becker  im  Geschäft  von  Martin  Gras- 
hoff  in  Quedlinburg    am   9.  April  die  grosse  silberne  Vereins-Medaille.  Herrn 


Jahresbericht  über  die  Thiitigkeit  des  Vereins  etc.  "^7^ 


Garten-Inspektor  Ed.  Ortgies  in  Kilchberg  bei  Zürich  am  i.  Mai  die  ver- 
goldete grosse  silberne  Medaille,  sogenannte  Vermeil-Medaille,  welch'  letztere 
Herr  Hofgärtner  Kirchhoff  in  Freiburg  i.  Baden  zu  überreichen  die  Güte 
hatte. 

Ganz  vor  kurzem,  am  4.  Juni,  feierte  unser  hochverdientes  korrespondie- 
rendes und  wirkliches  Mitglied,  Herr  Professor  Dr.  Paul  Ascherson,  seinen 
60.  Geburtstag  und  sein  25  jähriges  Dozenten-Jubiläum.  Ihm  wurden  die  herz- 
lichsten Glückwünsche  des  ^'ereins  durch  den  General-Sekretär  überbracht. 

2.  Vorträge  wurden  im  abgelaufenen  Jahre  sehr  viele  gehalten.  Es 
sprachen : 

Am    27.    Juli:  Herr  Hofgärtner  M.  Hoffmann    über  Düngungsversuche 

mit  Hortensien. 
„  Herr  Dr.    Rörig    über   den  Einfluss  der  Trockenheit  auf 

die  Vermehrung  der  Insekten. 
,,  Herr  Marggraff,  Apothekenbesitzer,  über  die  Gewinnung 

von  Rosenöl  auf  den  Berliner  Rieselfeldern. 
Am    31.    August:         Herr    Inspektor    Dressler    über    die    grosse    Leipziger 

Jubliläums-Ausstellung,    zu  welcher  der  Verein   ihn  zum 

Delegierten  ernannt  hatte. 
Am   2S.  September:  Herr  Garteninspektor    Per  ring    über   Schnittblumen    im 

Herbst. 
Am    20.   (Jktober:        Herr  Professor  Frank  über  einen  neuen  Rosenfeind,  die 

rote  Okuliermade,  Diphsis  oculiperda? 
,,  Herr  Inspektor    Dressler    über  die  Obstausstellung  des 

Märkischen  Obstbauvereins. 
Am    7.  Dezember:      Herr  L.  Wittmack  über  die  Weltausstellung  in  Chicago 

und     über     die     öffentlichen    Anlagen     der    Vereinigten 

Staaten. 
Am  2S.  Januar  1894:  Fräulein    Annie    de    Leuw    aus  Haarlem  über  die  Ge- 
schmacksfrage in  der  Gartenkunst. 
Am  22.  Februar:         Herr    Dr.    Less    über    die    abnorme  Witterung    in    den 

letzten  Wochen. 
Am    29.  März:  Herr  Hofgärtner  Hoffmann    über  Düngungsversuche  zu 

Cinerarien. 
Am    26.  April:  Herr  L.  Wittmack  über  den  Obstbau  in  den  Vereinigten 

vStaaten. 
Am    31.  Mai:  Herr  Hofgärtner  Hoffmann  über  die  Winter-  und  Früh- 

jahrserscheinungen dieses  Jahres. 

3.  Monats-Versammlungen.  Alle  Monats-Versammlungen  waren  mehr 
oder  minder  reich  beschickt,  oft  so  reich,  dass  infolge  der  daran  sich 
knüpfenden  Debatten  der  angekündigte  grössere  Vortrag  auf  die  nächste 
Sitzung  verschoben  werden  musste.  Dabei  zeigte  sich  öfter,  dass  die  ge- 
stellten Monatsaufgaben  nicht  erfüllt,  dafür  aber  zahlreiche  andere  Gegen- 
stände vorgeführt  wurden.  Der  Verein  hat  deshalb  beschlossen,  von  der 
Stellung  besonderer  Aufgaben  einstweilen  wieder  Abstand  zu  nehmen.  Es 
möge  bei  dieser  Gelegenheit  darauf  hingewiesen  sein,  dass  der  Verein  seine  Ver- 
sammlungen immer  am  letzten  Donnerstag  im  Monat  abhält,  und  zwar  vom 
April  bis  August  im  Königlichen  botanischen  Museum,  in  den  übrigen  Monaten 


376 


Jahresbericht  über  die  Thätigkeit  des  Vereins  etc. 


in  der  Königlichen  landwirtschaftlichen  Hochschule,  Invalidenstrasse  42.  Sen- 
dungen für  die  Sommermonate  sind  deswegen  am  besten  direkt  an  Herrn  Kö- 
niglichen Garten-Inspektor  W.  Perring,  Berlin  W.,  Potsdamerstr.  75  zu  richten. 
Nur  zu  oft  bleiben  die  schönsten  Pflanzen  von  der  Hauptversammlung  ungesehen, 
weil  sie  zur  unrechten  Zeit  ankommen. 

4.  Herbstausstellung.  Vom  9.  bis  12.  November  veranstaltete  der 
Verein  im  Restaurationsgebäude  des  Ausstellungsparkes  und  einer  anstossenden 
zu  dem  Zweck  verglasten  Halle  eine  Ausstellung  blühender  Pflanzen,  unter 
denen  zwar  das  Chrysanthemum  einen  grossen  Raum  einnahm,  jedoch  auch 
viele  andere,  besonders  Nelken  sich  befanden,  die  den  Beweis  erbrachten,  dass 
in  dem  als  blumenarm  bezeichneten  November  doch  eine  ganze  Anzahl 
blühender  Gewächse  sich  vorführen  lassen. 

Die  Ausstellung  wurde  von  den  bewährten  Ordnern  Herrn  Königlichen 
Gartenbau-Direktor  Brandt- Charlottenburg  und  Herrn  Landschaftsgärtner 
Maecker  geleitet,  und  dürfte  ihren  Zweck  im  grossen  und  ganzen  wohl  erfüllt 
haben,  so  dass  die  namhaften  Opfer,  welche  der  Verein  gebracht,  nicht  ver- 
geblich gewesen  sind.  Das  Unglück  wollte,  dass  gerade  zu  der  Zeit  starker 
Nebel  mit  Frost  eintrat  und  die  nicht  heizbaren  Räume  in  aller  Eile  in  sehr 
primitiver  Weise  erwärmt  werden  mussten.  Eine  ganz  besondere  Auszeichnung 
ward  dem  Verein  dadurch  zuteil,  dass  Ihre  Majestät  die  Kaiserin  in  gewohnter 
huldvoller  Weise  die  Ausstellung  mit  AUerhöchstihrem  Besuche  beehrte  und 
sich  sehr  anerkennend  über  dieselbe  aussprach. 

5.  Wertzeugnis.  Das  Wertzeugnis  ist  im  abgelaufenen  Jahre  nur  einmal 
verliehen  worden  und  zwar  an  Herrn  A.  Seh w igle wsky  in  Carow  für  seine 
neue  Georgine  »Kaiserin  Auguste  Victoria«.  Alle  übrigen  Bewerber  wurden 
abgewiesen  oder  traten  von  selbst  zurück.  In  mehreren  Fällen  wurde  ihnen 
aber  anheimgegeben,  die  betreffende  Pflanze  im  nächsten  Jahre  noch  einmal 
zur  Bewerbung  zu  stellen. 

6.  An  Preisen  für  andere  Vereine  wurden  vergeben: 

dem    Gartenbau  -  Verein    zu    Königsberg  i.   Pr.     zu     seinem     60  jährigen 

Jubiläum   1  goldene,  1  grosse  silberne.  1  kleine  silberne,  1  bronzene 

Medaille ; 
dem    Obst-    und    Gartenbau-Verein    in  Koscl   1  grosse  silberne,    1  kleine 

silberne,  1  bronzene  Medaille: 
dem  Märkischen    Obstbau -Verein    1    grosse    silberne,    1    kleine    silberne 

Medaille; 
dem  Gartenbau -Verein    in    Frankfurt  a.  O.    1    grosse    silberne,    1    kleine 

silberne,  1  bronzene  Medaille; 
dem  Gartenbau-Verein    in    Genthin    1   grosse   silberne,    1   kleine  silberne, 

1  bronzene  Medaille; 
dem  Gartenbau-Verein  »Feronia«,  Eberswalde,  1  grosse  silberne,  1  kleine 

silberne  Medaille; 
in  Summa  1  goldene,  6  grosse  silberne,  6  kleine  silberne,  4  bronzene  Medaillen. 

7.  Ausflüge.  Teils  seitens  der  technischen  Ausschüsse,  teils  auch  seitens 
des  ganzen  Vereins  wurden  im  abgelaufenen  Jahre  verschiedene  Ausflüge  ver- 
anstaltet, so  nach  den  Rieselfeldern  in  Blankenburg,  nach  den  Privatgärten  von 
Westend,  nach  den  Rosenanlagen  des  Herrn  Oekonomie-Rat  Späth  in  Britz, 
nach    der    Rosentreiberei    des  Herrn  E.  Thiel  in  Plötzensee,    nach  der  Rosen- 


Jahresbericht  über  die  Thätigkeit  des  Vereins  etc.  Q'7'7 

treiberei  des  Herrn  Gramms  in  Pankow  etc.  Die  weiteste  Reise  war  die  nach 
Leipzig  zur  grossen  Jubiläums-Ausstellung  des  dortigen  Vereins,  an  der  sich 
73  Mitglieder  beteiligten. 

8.  Vereins-Organ.  Während  der  General -Sekretär  im  Auftrage  des 
Alinisteriums  für  Landwirtschaft,  Domänen  und  Forsten  in  den  Vereinigten 
Staaten  weilte,  traf  den  \'erein  plötzlich  die  Nachricht,  dass  Herr  Parey,  der 
bisherige  Verleger,  die  Gartenflora  nicht  ferner  herauszugeben  gedenke.  Ver- 
schiedene Anerbieten  von  anderen  Zeitschriften  wurden  dem  Verein  gemacht, 
der  Verein  hielt  es  aber  für  das  beste,  sein  eigener  Herr  im  vollsten  Sinne 
des  Wortes  zu  werden,  und,  da  Herr  Parey  sich  bereit  erklärte,  die  Gartenflora 
dem  Verein  unentgeltlich  zu  überlassen,  sie  in  eigenen  Verlag  zu  übernehmen. 
Herr  Parey  behielt  sich  nur  den  kommissionsweisen  Vertrieb  durch  den  Buch- 
handel bis  zum  Ende  des  Jahrhunderts  vor.  Das  geschah  nur  aus  dem  Grunde, 
weil  er  als  Verleger  seine  bisherige  Zeitschrift  nicht  gern  in  den  Händen  eines 
andern  Buchhändlers  sehen  wollte. 

So  ist  nun  seit  dem  i.  Januar  die  Gartenflora  Eigentum  des  Vereins. 
Seine  Verhandlungen,  die  sonst  besonders  gedruckt  wurden,  haben  Aufnahme 
in  dem  Hauptblatt  selbst  erhalten,  der  Wunsch  der  Mitglieder  nach  mehr 
praktischen  Artikeln  hat  nach  Kräften  Berücksichtigung  gefunden  und  die 
Zunahme  an  Mitgliedern,  die  namentlich  seit  dem  i.  Januar  erfolgt  ist,  wie  die 
Zunahme  an  Abonnenten  dürfte  vielleicht  nicht  auch  zum  kleinsten  Teile  der 
Veränderung  in  dem  Inhalt  der  Gartenflora  zuzuschreiben  sein.  Ohne  Zweifel 
hat  etwas  auch  die  Herabsetzung  des  Preises  der  Gartenflora  von  20  M.  auf 
13  Mark  mit  zur  Vermehrung  der  Abonnenten  beigetragen.  Es  erscheint 
übrigens  bei  dem  höheren  Porto  nach  dem  Auslande  vielleicht  angezeigt,  den 
Preis  für  das  Ausland  künftig  etwas  zu  erhöhen. 

Dem  lange  gefühlten  Bedürfnis  nach  einem  General-Register  der  10  Bände 
von  1882 — 1891  (31. — 40.  Jahrgang),  welches  eigentlich  schon  1892  hätte  vom 
Verleger  herausgegeben  werden  müssen,  da  die  früheren  Verleger  alle  10  Jahre 
eins  veröffentlichten,  hat  der  Verein  jetzt  abgeholfen,  indem  er  600  M.  zu  den 
Herstellungskosten  bewilligte.     Das  Register  wird  in  einigen  Wochen  erscheinen. 

9.  Bibliothek.  Auf  Antrag  des  Ausschusses  für  Revision  der  Kasse  und 
der  Bibliothek  soll  die  Versicherungssumme  für  die  Bibliothek  von  13  500  M. 
auf  20000  M.  erhöht  werden.  Die  Bibliothek  wurde  von  65  Personen  benutzt 
und  334  Bücher  aus  derselben,  vielfach  auch  nach  auswärts,  entliehen. 

10.  Versuchsgarten.  Der  Versuchsgarten  auf  den  städtischen  Riesel- 
feldern in  Blankenburg  ist  wie  bisher  unter  der  bewährten  Leitung  des  LIerrn 
städtischen  Obergärtners  Jörns  und  des  Königlichen  Hoflieferanten  J.  Klar 
weiter  geführt  worden,  wobei  dieselben  von  den  einzelnen  Mitgliedern  des 
Ausschusses  für  das  Versuchsfeld  rege  unterstützt  worden.  Über  die  Resultate 
ist  in  Heft  3  und  4  der  Gartenflora  d.  J.,  S.  60  und  92,  von  den  genannten 
Herren  eingehend  berichtet  und  sei  ihnen  wie  allen  Beteiligten  der  wärmste 
Dank  des  ^^ereins  ausgesprochen. 

Für  dieses  Jahr  ist  u.  a.  ein  grosser  vergleichender  Versuch  mit  Tomaten 
sowie  mit  allen  Sorten  Astern,  von  mehreren  Firmen  bezogen,  eingeleitet. 

Der  Verein  beschafft  ausserdem  alljährlich  Neuheiten,  die  sich  zur  Topf- 
kultur eignen  und  die  Spezialisten  zur  Kultur  übergeben  werden.  In  diesem 
Jahre  sind  u.  a.  umfassende  Versuche  mit  Cyclamen,  Primula  chinensis  und 
Cinerarien  begonnen. 


37^ 


Jahresbericht  über  die  Thätigkeit  des  Vereins  etc. 


Um  den  Mitgliedern  auch  für  ihren  eigenen  Bedarf  gute  Sämereien  zu 
beschaffen,  lind  et  alljährlich  eine  unentgeltliche  ^'erteilung  von  solchen  statt. 
Es  war  der  Wunsch  ausgesprochen,  beim  Ankauf  dieser  Samen  alljährlich 
oder  doch  alle  2  Jahre  zu  wechseln  und  ist  diesmal  an  Stelle  des  Herrn  Hof- 
lieferanten J.  Klar,  der  seit  Jahren  die  Samen  zur  vollsten  Zufriedenheit  ge- 
liefert, Herr  Königlicher  Hoflieferant  F.  W.  Kropp,  in  Firma  Adolph 
Schmidt  Naclafolger,  getreten.  Derselbe  hat  auch  eine  ganze  Anzahl  z.  T. 
wertvoller  Neuheiten  unberechnet  geliefert.  Ebenso  sind  von  den  Herren  Baron 
Ferd.  von  Müller  in  Melbourne,  Professor  Xaudin,  Direktor  des  botanischen 
Gartens  der  Villa  Thuret  in  Antibes,  von  Herrn  Sydney  Clack,  Super- 
intendent (Inspektor)  der  Delmonte  Gardens  in  Monterey,  Californien,  Garten- 
Inspektor  Hampel  in  Koppitz,  Schlesien,  und  anderen  verschiedene  Samen 
unentgeltlich  zur  ^>rfügung  gestellt;  allen  Herren  sei  der  verbindlichste  Dank 
hierfür  ausgesprochen.  ErMäinscht  wäre  nun  auch,  wenn  die  Mitglieder  über 
die  als  Neuheiten  bezeichneten  oder  sonst  interessanten  Pflanzen,  die  aus  diesen 
Samen    erwachsen  sind,    berichten  wollten. 

11.  Fachschule  für  Gärtner.  An  Stelle  des  Herrn  Geh.  Reg.-Rat  Prof. 
Dr.  Bertram  ist  Herr  Dr.  Deite  von  der  Gewerbe-Deputation  des  Magistrats 
zum  Kurator  der  A^on  der  Stadt  Berlin  und  dem  Verein  gemeinsam  unterhaltenen 
Fachschule  gewählt  und  hat  derselbe  sich  den  übernommenen  Pflichten  mit  dem 
grössten  Eifer  hingegeben.  Wiederholt  hat  er  dem  Unterrichte  beigewohnt  und 
sich  sehr  befriedigt  über  die  Leistungen  ausgesprochen.  Der  schönste  Hohn 
ward  aber  Lehrern  und  Schülern  durch  Ihre  Majestät  die  Kaiserin,  welche  am 
18.  Februar  gelegentlich  des  Besuchs  der  Fortbildungs-  und  Fachschulen  in 
der  Gemeindeschule  hinter  der  Garnisonkirche  auch  unserer  Fachschule  eine 
Besichtigung  zuteil  werden  liess  und  mit  den  besten  Wünschen  für  das  fernere 
Gedeihen  schied. 

Das  Kuratorium  hat  in  seiner  Sitzung  vom  17.  Mai,  an  welcher  auch  Herr 
Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  Bertram  als  Dezernent  für  das  gesamte  Fach-  und 
Fortbildungsschulwesen  teilnahm,  einen  höchst  wichtigen  Beschluss  gefasst.  Es 
soll  hinfort  nicht  mehr  die  Fachschule  aus  2  Klassen  bestehen,  sondern  es  soll 
jedem  Schüler  überlassen  bleiben,  sich  die  Fächer  selbst  zu  wählen,  wobei 
selbstverständlich  ein  Rat  seitens  der  Leiter  und  der  Lehrer  bezüglich  der  zu- 
nächst zu  hörenden  Fächer  nicht  ausgeschlossen  ist.  Man  hofft  auf  diese  Weise 
vielen  Wünschen  entgegen  zu  kommen  und  namentlich  auch  ältere  Teil- 
nehmer, die  vielleicht  in  schriftlichen  Arbeiten  schwach  sind  und  deswegen  bis- 
her in  die  zweite  Klasse  kommen  mussten,  mehr  zu  fesseln.  Die  Hauptklage 
bleibt  immer  noch  die,  dass  manche  Prinzipale,  wie  es  scheint,  immer  noch  ihre 
Lehrlinge  von  der  Fachschule  fern  zu  halten  suchen. 

12.  LTeber  die  Kassenverhältnisse  des  ^^ereins  kann  leider  noch  nicht 
endgültig  berichtet  werden,  da  infolge  der  Erkrankung  des  Schatzmeisters 
Herrn  Hoflieferanten  F.  J.  M.  Plumpe  die  Rechnung  pro  1893  noch  nicht  ge- 
legt ist.  —  Herr  Plumpe  hat  für  das  nächste  Jahr  wegen  seiner  Gesundheits- 
verhältnisse eine  Wiederwahl  abgelehnt.  So  sehr  der  ^'orstand  das  bedauert, 
so  muss  er  die  Gründe  vollkommen  billigen;  gleichzeitig  ist  es  aber  ihm  eine 
angenehme  Pflicht,  Herrn  Plumpe  für  seine  ausserordentliche  Mühewaltung 
und  grosse  Sorgfalt  bei  Führung  der  Kassengeschäfte,  nicht  minder  aber  auch 
für  seinen  YAfer  und  seinen  Geschmack  bei   der  Verschönerung  unserer  Stiftungs- 


Ergebnis  der  Ausschuss-Wahlen  etc.  ^70 


feste  den  herzlichsten  Dank  namens  des  ganzen  Vereins  auszusprechen.  Wünschen 
wir  ihm  aber  vor  allem,  dass  er  bald  wieder  genesen  möge! 

Von  den  übrigen  Vorstandsmitgliedern  ist  der  General- Sekretär  4  Monate 
abwesend  gewesen,  da  er  im  Auftrage  des  Herrn  Ministers  für  Landwirtschaft, 
Domänen  und  Forsten  nach  Chicago  reiste,  wo  er  auch  auf  Einladung  des  Herrn 
Reichskommissars  als  Preisrichter  thätig  war.  Für  den  Verein  dürfte  dieser  Be- 
such dauernd  gute  Früchte  tragen,  da  viele  Beziehungen  mit  den  hervor- 
ragendsten Fachmännern  drüben  angeknüpft  sind. 

Während  seiner  Abwesenheit  hat  Herr  Dr.  Waage  mit  vielem  Geschick 
die  Geschäfte  geleitet  und  gebührt  auch  ihm  unser  Dank.  Vor  allem  aber  hat 
der  General-Sekretär  den  Vereinsmitgliedern  zu  danken  für  die  Nachsicht,  die 
sie  während  seiner  Abwesenheit  geübt  haben.  — 

Zu  den  aus  Wahl  hervorgegangenen  altbewährten  Ausschüssen  sind  seit 
Januar  1893  zwei  neue  getreten:  Ein  Ausschuss  für  die  Interessen  der  Liebhaber 
und  einer  für  gewerbliche  Angelegenheiten.  Ausserdem  ist  ein  aus  Freiwilligen 
gebildeter  Ausschuss  für  Düngungsversuche  zu  Topfpflanzen,  welcher  schon 
bei  der  Gesellschaft  der  Gartenfreunde  bestanden  hatte,  mit  übernommen 
Avorden,  und  wird  der  ausführliche  Bericht  desselben  nächstens  erscheinen. 
Der  Herr  Minister  hat  hierzu  eine  Beihilfe  bewilligt,  was  ebenso  dankbar  an- 
zuerkennen ist,  wie  die  grosse  Mühe,  welche  sich  die  Versuchsansteller 
geben. 

So  ist  denn,  wie  schon  zu  Anfang  gesagt,  das  Jahr  ein  recht  wechselvolles 
gewesen;  eines  aber  ist  beständig  geblieben:  die  Liebe  der  Mitglieder  zu  ihrem 
Verein!  Ein  frischer  Wind  schwellt  unsere  Segel  und  vertrauensvoll  steuert 
unser  Schiff  dem  nächsten  grösseren  Hafenplatze,  dem  75jährigen  Jubiläum  im 
Jahre  1897  zu!  Glücklich  wird  es  ihn  erreichen  und  hoffentlich  reiche  Ladung 
zu  der  dann  geplanten  Ausstellung  mitbringen,  wenn  uns  der  Friede  bewahrt 
wird.  Unser  Protektor  aber,  der  Erhalter  des  Friedens,  Se.  Majestät  der 
Kaiser  und  König  Wilhelm  IL.  er  lebe  hoch!  lioch!  hocli! 


Ergebnis   der  Ausschuss-Wahlen  im  Verein  zur   Beförderung 

des    Gartenbaues    am  31.  IVlai  1894    nebst   Verzeichnis   der 

inzwischen  kooptierten  Mitglieder. 

1.  Ausschuss  zur  Vorbereitung  der  Neuwahl  des  Vorstandes. 

1.  Herr  Gilrtnereibcsitzcr   F.   Bluth.  4.   Herr  Rentier  C.   Crass. 

2.  „     Gartenbau -Direktor  R.   Brandt.  3.      „      Stadt.  Obergärtner  C.   Hampel. 

3.  „      Schriftsteller  0.   Cordel. 

2.  Ausschuss  für  Revision  der  Kasse  und  der  Bibliothel<  etc. 

1.  Herr  Stadt.  Garten-Inspektor  A.  Fintelmann.     4.   Herr  Kgl.  Geh.  Rechnungsrat  Schmidt. 

2.  „      Garten-Inspektor  H.  Lindemuth.  3.      „      Obergartner  H.  Schreiber. 

3.  „      Hoflieferant  J.   F.   Loock. 

3.  Ausschuss  für  Erziehung  von  Blumen  und  für  Treiberei. 

I.   Herr  Gartenbau-Direktor  R.   Brandt.  7.  Herr  Kunst-  und  Obergärtner  H.  Weidlich. 
Gartenbau-Direktor  C.  Lackner. 

Garten-Inspektor  W.   Perring.  kooptiert:   Herr  Gärtnereibesitzer  Bacher. 
Obergärtner  H.  Schreiber.  „  „  Crass  II. 

Gärtnereibesitzer  A.  Schwarzburg.  ,,  „  Tietze. 

Kunst-  und  Obergärtner  F.  Weber.  „  „  Kretschmann. 


ogo  Ergebnis  der  Ausschuss-Wahlen  etc. 

4.  Ausschuss  für  Gehölzkunde  und  bildende  Gartenkunst. 

Herr  Dr.   C.   Bolle.  <i.   Herr  Stadt.   Obergartner  0.   Mends. 

„      Geschäftsführer  F.  Brettschneider.  7.      ,,      Ober-  u.  Landschaftsgartner  0.   Vogeler, 

„      Stadt.  Obergärtner  E.   Giemen.  kooptiert:  Herr  Obergärtner  Klaeber. 
„     Stadt.  Garten-hispektor  A.  Fintelmann.  „     Prof.  Dr.  Koehne. 

„      Stadt.  Obergärtner  C.   Hampel.  „      Prof.  Dr.  Kuhn. 

5.  Ausschuss  für  Obstbau. 

Herr  Gartenbau-Direktor  M.   Buntzel.  7.  Herr  Kgl.  Oekonomierat  F.  Späth. 

Stadt.  Obergärtner  H.    Jörns.  kooptiert:   Herr  Dr.  Freiherr  von  Canstein. 

Gärtnereibesitzer  C.   Kotte.  „      Garten-Inspekt.   H.   Fintelmann. 

4.      ,,      Garten-hispektor  H.   Lindemuth.  ,,      Garten-hispekt.  Koopmann. 

Gärtnereibesitzer  C.   IVIathieu.  ,,      Gärtnereibesitzer  JVIehl. 

6.      „      Lehrer  und  Hausvater  R.  Schulze.  „     Stadtrat  H,  TÖbelmann. 

6.  Ausschuss  für  Gemüsezucht. 

1.  Herr  Gärtnereibesitzer  W.  Busse.  3.  Herr  Kaufmann  R.   Hientzsch. 

2.  „      Rentier  C.  Crass.  <3.      „      Hoflieferant  Josef  Klar. 

3.  ,,      Inspektor  E.   Dressier.  7.      ,,      Gärtnereibesitzer  R.  IVloncorps. 

4.  ,,      Gärtnereibesitzer  E.   Hapt. 

7.  Ausschuss  für  gewerbliche  Angelegenheiten. 

1.  Herr  Gärtnereibesitzer  F.   Bluth.  •')•  Herr  Gärtnereibesitzer  0.   Neumann. 

2.  ,,      Landschaftsgärtner  A.   Brodersen.  7.      ,,      Gärtnereihesitzer  H.  Tita. 

3.  „      Geschäftsftihrer    C.   iunge.  kooptiert:   Herr  Hoflieferant  J.   F.   Loock. 

4.  „     Obergärtner  J.  Kahler.  „  „  G.A.Schultz. 

5.  „      Hoflieferant  F.  W,   Kropp.  „      Gärtnereibes.  J.  Tübbecke. 

8.  Ausschuss  für  die  Interessen  der  Liebhaber. 

I.  Herr  Geh.  Reg. -Rat  Dr.   Brix.  kooptiert:   Herr  Dr.  Udo  Dammer. 

1.      „      Schriftsteller  0.   Cordel.  „      Schriftsteller  J.  Trojan, 

3.  „     Rentier  Ph.  Eichler.  „     Borsig  jr. 

4.  ,,     Hofgärtner  M.  Hoffmann.  ,,     Ingenieur  0.  Peschke. 

5.  ,,      Dr.  Freiherr  von   Landau.  ,,      Dampfmühlenbesitzer  Schutt. 

6.  ,,      Geh.  exped.  Sekr.  Dr.  Pflug,  „      Kommerzienrat   E.   Veit. 

7.  „     Architekt  L.  Urban.  „     Dr.  M.  Reichenheim. 

9    Ausschuss  für  Redaktions-Angelegenheiten. 

1.  Herr  Geschäftsführer  F.   Brettschneider.  3.   Herr  Hofgärtner  M.   Hotfmann. 

2.  ,,      Schriftsteller  0.  Cordel.  6.      ,,      Gärtnereibesitzer  C.   Mathieu. 

3.  „      Inspektor  E.   Dressier.  7.      ..      Gärtnereibesitzer  R.   IVIoncorps. 

4.  ,,      Stadt.   Obergärtner  C.   Hampel. 

30.  Ausschuss  für  das  Versuchsfeld. 

1.  Herr  Geschäftsführer  F.   Brettschneider.  3.  Herr  Gärtnereibesitzer  C.   Mathieu. 

2.  „      Gärtnereibesitzer  W.   BuSSe.  <>.       ,,      Gärtnereibesitzer  A.  Schwarzburg. 

3.  ,,      Stadt.  Obergärtner  H.  Jörns.  7.      „      Kaufmann  R.  Seifert. 

4.  ,,      Hoflieferant  J.   Klar. 

!1.  Mitglieder  des  Vereins  im  Kuratorium  der  Fachschule  für  Gärtner. 

1.  Herr  Gärtnereibesitzer  F.  Bluth.  3.  Herr  Garten-Inspektor  H.   Lindemuth. 

2.  „      Rentier  F.  Gude.  6.      ,,      Gartenbau-Direktor  C.   Lackner. 

3.  „      Stadt.  Obergärtner  C.   Hampel.  7.      „      Geh.  Reg.-Rat  Prof.  Dr.  L.  Wittmack. 

4.  „     Hofaärtner  JVI.  Hotfmann. 


Der  Wintergarten  von  J.  C.  Schmidt,  Erfurt,  auf  der  Thüringer 

Gewerbeaussteliung. 

Hierzu  Abb.  82. 

^im  Anscliluss  an  den  Artikel  in  Heft  12  Seite  319  über  die  mit  der  Thüringer 
^  Gewerbe-  und  Industrieausstellung  in  Erfurt  verbundene  Gartenbau-Aus- 
stellung bringen  wir  hiermit  eine  Abbildung  der  von  J.  C.  Schmidt  aus- 
gestatteten, 15  m  breiten  und  10  m  tiefen  Nische,    die  in  der  Mitte  der  Längs- 


o32  Der  New-Yorker  Pflanzenmarkt  am  Union-Square 

Seite  der  Halle  in  einem  Ausbau  eingerichtet  war.  Es  lag  die  Idee  zu  Grunde, 
ein  Vorbild  für  einen  Wintergarten  in  der  MUa  eines  reichen  Pflanzenliebhabers 
zu  schatfen  und  es  lag  nahe,  sich  als  Lage  das  benachbarte  Eisenach  zu  denken. 
Dadurch  bot  sich  Gelegenheit,  die  Wartburg,  das  Wahrzeichen  Thüringens,  in 
weiter  Ferne,  durch  ein  Bogenfenster  gesehen,  erscheinen  zu  lassen.  Die  Ver- 
bindung der  Pflanzen,  die  alle  in  nur  musterhafter  Auswahl  zur  ^"erwendung 
kamen,  mit  dem  Diorama  erwies  sich  als  eine  sehr  glückliche,  imd  das  Aus- 
stellungsobjekt bildete  einen  Hauptanziehungspunkt  in  der  Halle. 


Der  New-Yorker  Pflanzenmarkt  am  Union-Square. 

t'xa<i-v<rT  Von  Ludwig  Schiller. 

(5,)LiL^^n5^eit  ungefähr  14  Tagen,  mit  Eintritt  der  wärmeren  Witterung,  hat  auch 
der  Handel  mit  Topfpflanzen  hier  begonnen.  Wenn  ich  in  einem  vor- 
_^^  ^  hergehenden  Bericht,  der  im  »Handelsblatt  für  den  deutschen  Gartenbau« 
ÄfvMlf^  veröffentlicht  wurde,  etwas  viel  zum  Lobe  der  Blumenbörse  New- 
(0^  Yorks  gesprochen,  so  steht  dieser  Pflanzenmarkt  weit  hinter  dem  unsrigen 
sW^  zurück.  Auf  weitere  Vergleiche  will  ich  vollständig  verzichten,  sondern 
hiesigen  Markt  beschreiben. 

Der  Union-Square  liegt  im  Centrum  der  eigentlichen  City  und  ist  somit 
von  jedem  leicht  zu  erreichen.  Des  Morgens,  mit  Tagesgrauen,  beginnt  es 
sich  dort  zu  regen,  von  weit  und  breit  kommen  die  Gärtner  mit  ihren  Wagen 
herbei.  In  zwei  Reihen  wird  aufgefahren  und  die  Pflanzen  M'erden  dann  so 
aufgestellt,  dass  inmitten  eine  weite  Strasse  bleibt.  Das  Ganze  wird  von 
einigen  Schutzleuten  überwacht. 

Das  Geschäft  beginnt,  noch  ehe  alles  in  Ordnung  ist:  die  ersten  und 
grössten  Käufer  sind  die  sogenannten  Peddler  (Hausierer).  Diese  Menschen 
kaufen  alles  auf,  was  nur  denkbar  ist.  Sowie  die  warme  Zeit  herannaht,  kaufen 
sie  sich  ein  Pferd,  die  in  Masse  jetzt  für  13  —  15  Dollars  zu  haben  sind,  einen 
Wagen,  den  sie  ebenfalls  für  einen  Spottpreis  erhalten,  und  ein  wandernder 
Blumenladen  ist  fertig.  Es  sind  meistens  junge,  verwahrloste  Menschen  von 
14—25  Jahren,  die  aber  mit  ihrer  Frechheit  und  ihrem  dem  Amerikaner  an- 
geborenen Geschäftseifer  ganz  gut  zurechtkommen.  Sie  sind  es  zufrieden,  wenn 
sie  2—3  Dollars  per  Tag  verdienen.  Ein  Blumengeschäft  kann  gegen  solche 
Leute  gar  nichts  machen,  denn  diese  nehmen  die  Pflanzen  und  tragen  sie  bis 
in  die  höchsten  Häuser,  um  sie  dort  anzubieten. 

Zum  Markt  zurückkehrend,  finden  wir  alle  hier  feilgebotenen  Pflanzen  zu 
je  einem  Dutzend  in  flache  Stecklingskisten  gepackt.  Weniger  als  ein  Dutzend 
wird  nicht  abgegeben.  Werden  nicht  alle  verkauft,  so  werden  die  Pflanzen  am 
Schluss  des  Marktes.  8  Uhr  morgens,  an  die  bewussten  Peddler  verschleudert. 
Teurere  Pflanzen,  Rosen  in  Töpfen,  Palmen,  Ficus  etc.,  werden  auch  einzeln  ver- 
kauft.    Die  Preise  variieren    zwischen  40  Cents  und   1.50  Dollar    per    Dutzend. 

Stiefmütterchen  und  andere  Stauden  40  Cents  (per  Dutzend), 

Alyssum  50  Cents, 

Heliotrop  75  Cents  bis  1,00  Dollar, 

Geranium,  Fuchsien,  Petunien   i.of)  Dollar, 


Die  Rosenausstellung  in  Görlitz.  ßga 


Verbenen,  Tagetes  75  Cents, 

Deutzien  3 — 5,00  Dollars, 

Rosen  3 — 6,00  Dollars,  , 

Palmen  je  nach  Stärke. 

Man  findet  alles  vertreten,  was  man  sich  nur  denken  kann.  Die  Kultur 
dieser  Pflanzen  ist  gut.  jedoch  lassen  die  Rosen  A'iel  zu  wünschen  übrig:  Rosen 
in  Töpfen  kann  der  Amerikaner  überhaupt  nicht  gut  ziehen,  es  muss  ihm  wohl 
zu  langweilig  sein.  Sehr,  schön  sind  dagegen  die  Nelken,  Fuchsien,  Pelargonien 
und  dergleichen  Ware,  besonders  schön  sind  Heliotrop  und  Tagetes. 

Im  \'erhältnis  zur  Grösse  der  Stadt  ist  der  Markt  sehr  klein.  Ich  glaube, 
dass  ich  wohl  kaum  zu  Aiel  sage,  wenn  ich  annehme,  dass  200  Dutzend 
Pelargonien  auf  dem  Alarkte  jeden  Tag  zu  finden  sind,  und  was  ist  dies  im 
Verhältnis  zur  Grösse  New-Yorks?  Es  sollen  die  Geschäfte  besonders  in  diesem 
Jahr  sehr  schlecht  sein,  allgemein  wird  überhaupt  geklagt,  dass  dieses  Jahr 
noch  schlechter  als  das  vorige  ist,  und  man  sieht  hier  einer  furchtbaren  Zeit 
entgegen. 

Jetzt  ist  nun  Pfingsten,  aber  von  Geschäft  keine  Rede,  es  ist  allerdings 
Pfingsten  hier  überhaupt  kein  Feiertag,  sondern  nicht  mehr  als  gewöhnliche 
Sonntage.  Dagegen  soll  am  30.  Mai,  dem  sogenannten  Decoration  day, 
wo  die  Gräber  der  im  Bürgerkriege  A'on  1S60 — 05  Gefallenen  geschmückt  werden, 
ein  flottes  Geschäft  sein.  Die  Sitte  hat  sich  auch  auf  die  Gräber  aller  An- 
gehörigen übertragen  und  ist  dann  somit  ein  grosser  nationaler  Festtag. 

Dieses  über  den  Markt,  über  den  man  eigentlich  nicht  viel  sagen  kann. 

Xoch  möchte  ich  aber  erwähnen,  dass  hier  Ampelopsis  Veitchii  ganz 
allgemein  Verwendung  findet,  und  in  den  Avenuen,  die  vom  reicheren 
Publikum  bewohnt  werden,  sind  viele  Häuser  damit  bekleidet.  Es  sieht  dieses 
reizend  aus  und  A'erleiht  den  Häusern  ein  so  anheimelndes  Aussehen.*) 

Über  die  öffentlichen  Plätze  lässt  sich  noch  nicht  viel  sagen,  sie  alle  waren 
voll  von  Hyacinthcn  und  Tulpen,  und  wir  wollen  damit  warten,  bis  denselben 
ein  anderes  Kleid  angezogen  ist. 


Die  Rosenausstellung  in  Görlitz. 

\on  L.  Wittmack. 
I. 

iemals  hat  Deutschland,  ja  vielleicht  die  Welt,  eine  so  schöne  Rosen- 
ausstellung gesehen  als  die,  welche  gegenwärtig  (bis  September)  in 
Görlitz  stattfindet  und  deren  erste  Hauptzeit  in  die  Tage  vom  7. — 10.  Juli  fiel. 
Schön  in  doppelter  Beziehung,  einmal  in  Bezug  auf  die  grosse  Mehrzahl  der 
ausgestellten  Pflanzen,  zweitens  in  Bezug  auf  die  herrliche  Lage  und  das  ge- 
geschickte Arrangement.  Zu  dem  Schönen  kam  aber  auch  das  Grossartige, 
denn  nicht  weniger  als  30  000  Rosen,  Hochstamm  und  niedrige,  waren  aus- 
gepflanzt.    Die  Ehre,    diese    herrliche  Ausstellung  zustande  gebracht  zu  haben, 

*)  Aehnlich  ist  es  in  Baltimore,  Philadelphia,    Boston   etc.,    auch    in  Portland,    in  Oregon; 
es  sieht  wirklich  reizend  aus.     L.  W. 


og^  Die  Rosenausstellung  in  Görlitz. 


gebührt  einerseits  dem  Verein  deutscher  Rosenfreunde,  andererseits  dem 
Görlitzer  Lokal-Comite,  ganz  besonders  dem  Herrn  Rentier  Druschki,  welcher 
im  Vertrauen  auf  das  gute  Gelingen  grosse  Summen  hergab,  um  aus  einem 
alten  Steinbruch  ein  Ausstellungsgelände  herzurichten,  wie  es  schöner  sich 
selten  finden  dürfte.  Herrn  städtischen  Parkinspektor  vSperling,  Görlitz,  aber 
gebührt  der  Ruhm,  die  Terrainverhältnisse  so  glücklich  benutzt  zu  haben,  dass 
eine  meisterhafte  Schöpfung  der  Landschaftsgärtnerei  hier  entstanden  ist. 
Vielleicht  sieht  man  eine  so  schöne  Ausstellung  nirgends  wieder,  denn  so 
günstige  Terrainverhältnisse  sind  selten  zu  finden. 

Am  rechten  Ufer  der  Neisse,  der  Stadt  Görlitz  gegenüber,  bildet  der  ehe- 
malige Steinbruch  eine  halbkreisförmige  nach  dem  Fluss  hin  offene  Mulde, 
die  am  Grunde  mit  schönen  Rasenflächen,  einem  grossen  Teppichbeet  und  vielen 
Rosengruppen  geschmückt  ist,  während  an  den  steileren  Abhängen  sich  Xelken, 
Stiefmütterchen  und  dergi.  hinziehen.  Das  Hauptausstellungsterrain  aber  be- 
findet sich  auf  dem  Plateau  des  vSteinbruches,  von  dem  wieder  ein  schmaler 
Weg  nebst  Brücke  auf  einen  Aussichtspunkt  führt,  von  dem  man  einen  herr- 
lichen Blick  auf  Görlitz,  besonders  aber  auf  eine  tiefe  Schlucht  hat,  die  wieder 
ganz  mit  Rosen  bepflanzt  ist. 

Auf  einer  breiten  Freitreppe  gelangt  man  vom  Hochplateau  dem  Haupt- 
eingange zu.  an  dessen  einer  Seite  sich  die  Halle  mit  abgeschnittenen  Rosen 
und  Bindereien  etc.  befindet  (beide  nur  in  geringer  Zahl  vorhanden),  während 
das  ganze  Terrain  vom  Eingange  bis  zum  Hochplateau  wiederum  mit  Rosen 
bepflanzt  ist.  Die  Einförmigkeit  ist  geschickt  vermieden  durch  die  weiten 
Rasenflächen,  auf  denen  sich  die  Beete  befinden,  sowie  durch  Anbringung  von 
Koniferen  unserer  tüchtigsten  Züchter,  meist  als  Einzelpflanzen;  dazu  treten 
noch  Nelken,  Begonien,  Levkoyen  etc.,  welche  Abwechslung  in  das  Ganze 
bringen. 

Trotzdem  die  Rosen  sämtlich  im  Frühjahr  erst  gepflanzt  waren,  zeigten  sie. 
Dank  der  freien  Lage,  des  trefflichen  neu  aufgefahrenen  Bodens,  der  feuchten 
Witterung  und  der  sorgfältigen  Pflege  seitens  des  Görlitzer  Comites  einen  so 
üppigen  Wuchs  und  so  vorzügliche  Blumen,  dass  die  Züchter,  freudig  überrascht, 
vielfach  bemerkten,  bei  ihnen  selbst  seien  die  Rosen  nicht  so  schön.  Ganz 
besonders  sah  man  das  auch  an  den  abgeschnittenen  Rosen  des  Herrn  Garten- 
bau-Direktor Buntzel-Xieder-Schönweide,  die  mit  den  an  seinen  ausgepflanzten 
Hochstämmen  fast  gar  nicht  in  Vergleich  gezogen  werden  konnten.  Herr 
Buntzel  hatte  ganz  ausserordentliche  Opfer  gebracht,  nicht  minder  aber  auch 
die  Herren  Görms-Potsdam,  F.  Harms-Hamburg,  Raue-Dresden,  Ruschpier- 
Dresden,  Lambert  &  Reiter-Trier,  Peter  Lambert-Trier,  Paulig-Lübeck 
und  viele  andere.     Im  ganzen  waren  ca.  95  Aussteller. 

Die  Einzelheiten  für  nächste  Xummer  versjDarend  raten  wir  jedem,  den 
sein  Weg  in  den  nächsten  Monaten  nach  Görlitz  führt,  ja  diese  Ausstellung", 
die  wie  oben  gesagt,  bis  September  geöftnet  bleibt,  zu  besuchen.  Manche 
Stöcke  standen  am  8.  Juli  noch  nicht  in  voller  Blüte,  sodass  es  in  den  nächsten 
Wochen  an  Blumen  nicht  fehlen  wird. 

Wünschen  wir  vor  allem  aber  den  Görlitzern  besseres  Wetter,  als  ihnen 
bisher  zuteil  geworden,  damit  sie  für  die  vielen  Opfer  entschädigt  Averden. 


Succulenten-Gruppe  im  Park  von  Monrepos-Geisenhcim. 


385 


Succulenten-Gruppe  im  Park  von  Monrepos-Geisenheim. 

Hierzu  Abb.  83. 
[nter  den  vielen  schonen  Gruppierungen  in  den  Gärten  des  Herrn  General- 
^"i  Konsul  Eduard  von  Lade  zu  Monrepos  bei  Geisenheim  am  Rhein  ragt 
die  in  Abb.  83  dargestellte  ganz  besonders  hervor.  Ihre  Eigentümlichkeit  besteht 
darin,  dass  der  Grund  durchweg  aus  niedrig  gehaltenem  Rasen  besteht,  so  dass 
die  Pflanzen  aus  diesem  hervorzmvachsen  scheinen. 

Die  Gruppe  liegt  an  der  Westseite  der  Villa  am  Anfang  einer  grossen 
Rasenfläche,  von  dem  vor  derselben  hinlaufenden  Wege  aufsteigend,  so  dass 
die  feinen  Einzelheiten  deutlich  sichtbar  sind  und  besteht  aus  folgenden  Pflanzen: 


I  Vi// 


i<^ 


^y^ 

'^^ 


d 


\46 


Abb.  83.     Succulenten-Gruppe  im  Park  von  Monrepos-Geisenlieim. 

a.  Agave  longifolia  picta, 

b.  Echeveria  Scheideckeri, 

c.  Echeveria  Scheideckeri  und  dazwischen  Lobelia  ,,Ruhm 
von  Coblenz", 
Echeveria  metallica  rosea, 
Echeveria  secunda  glauca, 
Sempervivum  arachnoideum, 
Echeveria  Desmetiana. 

das  auch  innerhalb  der  Gruppe  den  Rasen  bildet. 
Das  Raygras,  Lolium  perenne,  hält  sich  bekanntlich  trotz  seines  Namens  nur 
2  Jahre,  giebt  aber  im  ersten  Jahre  einen  feinen,  freudig  grünen  Rasen,  und 
wird  in  Monrepos  alljährlich  neu  gesäet. 

Auf  dem  Rasen,  zwischen  b  und  f  stehen  einige  weisse  Echeveria  bracteosa 
und  verschiedene  neue  und  seltene  Echeveria-Arten. 


d. 
e. 

f. 

R  bedeutet  Raygras, 


386 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Magnolia  Watsoni  Hook. 

Vor  einigen  Tagen  hat  hier  Magnolia 
Watsoni  Hooker  geblüht.  Es  ist  eine 
sehr  schöne  Blume,  wesentlich  ver- 
schieden von  allen  anderen  Magnolien. 
Die  Blüte  öifnet  sich  zu  einer  Schale 
von  lo — 15  cm  Durchmesser,  etwa 
in  Untertassenform.  Die  reinweissen 
Fetalen  decken  sich  gut.  In  der  Mitte 
erhebt  sich  das  zapfenförmige  grüne 
Pistill,  umgeben  von  einem  dicken 
Kranz  blutroter  Staubgefässe,  so  dass 
die  Blüte  einer  riesigen  Passionsblume 
gleicht. 

Der  Umstand,  dass  diese  Magnolia 
mit  den  Blättern  blüht,  macht  sie  um 
so  wertvoller. 

Eine  der  ersten  Pflanzen  dieser 
Magnolie  in  europäischen  Gärten  wurde 
von  Kew  Gardens  iSSt)  von  der 
japanischen  Ausstellung  in  Paris  er- 
worben. 

Die  Engländer  halten  sie  für  eine 
neue  gute  Art,  während  Garden  and 
Forest  der  Ansicht  zuneigt,  dass  es 
eine  Varietät  von  Magnolia  parviflora 
sei,  welche  in  amerikanischen  Gärten 
schon  lange  existiere. 

Wie  dem  auch  sei,  der  Baum  ist  sehr 
schön  und  verwendbar. 

Fischbach  (Schlesien),  Ende  Juni  1S94. 
von  St.  Paul. 


Cypripedium  Mrs.  Tautz,   gard.  hyb. 

Eine  der  schönsten  und  bemerkens- 
wertesten Hybriden,  welche  von  dieser 
Gattung  bis  jetzt  gewonnen  wurden, 
und  es  ist  um  so  mehr  zu  bedauern, 
dass  über  ihren  Ursprung  keine 
bestimmten  Daten  vorliegen.  Der 
besten  Form  von  Cypripedium  insigne 
Chantinii,  d.  i.  C.  i.  violaceo  -  pimc- 
tatum,  steht  sie  jedenfalls  am  nächsten, 
überragt  dieselbe  aber  bei  weitem 
durch      die      Grösse      ihrer      Blumen, 


welche  auch  von  dickerer  Textur  und 
noch  schönerer  Färbung  sind.  Gard. 
Chron.   1893,  II,     798. 

Laelia  Finckeniana. 

Eine  natürliche  Hybride,  die  auf 
grosse  Schönheit  Anspruch  erheben 
kann.  Als  wahrscheinliche  Eltern 
werden  genannt  Laelia  autumnalis 
alba,  L.  albida  oder  vielleicht  eine 
weisse  Form  von  L.  anceps.  Die 
Blumen  sind  reinweiss,  am  Grunde 
der  Lippe  zeigen  sich  einige  purpurne 
Linien,  die  sich  halbwegs  über  die 
Seitenlappen  ausbreiten.  Auf  dem 
Vorderlappen  mit  breitem  weissem 
Rande  zeigt  sich  halbmondförmig  eine 
rosa-purpurne  Schattierung.  Gard. 
Chron.    1893,  II,  8oö,  Fig.   123. 


Musa  Hillii  F.  von  Muell. 

Von  dieser  aus  Quensland  stammen- 
den xVrt  blühte  kürzlich  ein  12  Fuss 
hohes  Exemplar  in  dem  Kewer 
Palmenhause.  Dieselbe  gehört  zu  der 
M.  sapientum  -  Gruppe.  Der  dicke, 
aufrechte,  ellenlange  Blütenstiel  ist 
mit  Wirtein  weisser,  A'^on  grünen, 
runden  Deckblättern  eingeschlossenen 
Blüten  besetzt.  Die  kleinen  eiförmigen 
Früchte  sollen  nicht  essbar  sein.  Gard. 
Chron.  1893,  II,  743- 


Lonicera  Hildebrandiana. 

Eine  neue  Gaisblattart  von  Ober- 
Birma.  Ein  sehr  ins  Auge  fallender 
Strauch  mit  grossen,  dunklen,  glänzen- 
den Blättern  und  schönen  karmesin- 
roten, 7  Zoll  langen  Blumen.  Zur 
Ausschmückung  der  Tempel  in  Pin- 
diah  linden  die  Blumen  vielfache  Ver- 
wendung. Gard.  Chron.  1893,  II, 
743- 


Kleinere  Mitteilungen. 


387 


Pelargonium  -  Neuheiten. 

Zuerst  möchte  ich  bemerken,  dass 
die  vom  Verein  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  angekauften,  mir  zur  Kultur 
übergebenen  Pelargonien  sich  ver- 
schieden verhielten.  Die  von  Crousse 
bezogenen  haben  sich  viel  besser 
akklimatisiert,  als  die  zur  Zeit  von 
Lemoine  gekauften.  Viel  Schreiberei 
und  Blätter-  und  Blumenversenden  ver- 
anlasste eine  unter  dem  Namen  Jeanne 
d'Arc  hier  eingegangene  Sorte,  die  sich 
schliesslich  als  eine  in  Frankreich  unter 
dem  Namen  Mad.  Thibaut  bekannte 
Sorte  entjDuppte,  aber  sehr  wesentlich 
anders  aussieht,  als  die  in  Deutschland 
bekannte  Mad.  Thibaut,  sonst  aber  die 
schönste  Sorte  war  von  den  aus  Nancy 
bezogenen  Neuheiten??  Jeanne  d'Arc 
ist  eine  gute  helle  Sorte  von  kompaktem 
Bau  und  hübscher  Färbung,  wird  jeden- 
falls gute  Handelssorte  werden.  Mad. 
Steffen,  gute  weisse  Sorte,  zeigte  sich 
hier  zur  Hälfte  als  Mad.  Thibaut,  wurde 


aber  während  meiner  Unpässlichkeit 
entwendet.  Astre,  weisse  Sorte,  als 
Handelssorte  ihres  unschönen  Wuchses 
wegen  nicht  zu  gebrauchen.  Le  Vesuve, 
Aveiss  mit  rot,  eine  der  schönsten,  aber 
nicht  neu.  Feu  d'artifice,  weiss  mit 
rot,  nicht  ganz  so  gut  wie  die  letztere 
und  schon  ziemlich  lange  im  Handel. 
Beauty  of  Oxton,  Granville  und  Gloire 
de  Tours  sind  drei,  oder  richtiger, 
sollen  drei  gefüllte  Sorten  sein;  die 
einzelnen  Blumen  sind  von  Avunder- 
barer  Schönheit,  sowohl  in  der  Färbung 
als  in  der  Haltbarkeit,  es  werden  aber 
deren  von  den  Pflanzen  so  wenig  und  so 
spät  hervorgebracht,  dass  sie  für  das 
Handelsgeschäft  kaum  in  Betracht 
kommen;  es  sind  dieses  die  in  eng- 
lischen Katalogen  so  oft  abgebildeten, 
so  sehr  empfohlenen  Sorten.  (Herr 
Reid  zeigte  sie  uns  auch  auf  seinen 
kolorierten  Tafeln.)  Die  Pflanzen  selbst 
Avachsen  sehr  lang. 

R.  Mo n Corps. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Erkrankung  von  Chrysanthemum  (Pyrethrum) 
frutescens. 

Unsere  beliebte  Marktpflanze  Chry- 
santhemum (oder  Pyrethrum)  frutescens 
erschien  mir  im  Frühjahr  in  einzelnen 
BlumenlädenBerlins  teils  wenig  belaubt, 
teils  am  unteren  Drittel  der  Zweige  mit 
braun  gescheckten  und  vertrockneten 
Blättern  besetzt.  Bei  näherer  Be- 
sichtigung zeigte  sich  diese  Verfärbung 
des  Laubes  dadurch  hervorgerufen,  dass 
verhältnismässig  breite  Miniergänge 
die  Blätter  durchziehen.  Diese  Gänge 
sind  wellig  unregelmässig  und  werden 
nur  geradliniger,  wenn  sie  sich  den 
Blattrippen  nähern.  Bevorzugt  ist  die 
Peripherie  der  Zipfel  des  fiederschnit- 
tigen Blattes,  dessen  Zähne  manchmal  in 
grösserer  Anzahl    hintereinander    ver- 


trocknet erscheinen.  Das  scheckige 
Ansehen  der  Blätter  entsteht  vorzugs- 
weise dadurch,  dass  die  Gänge  auf  der 
Blattoberseite  hellbraun  sind,  während 
sie  unterseits  ziemlich  weiss  erscheinen. 
In  den  Gängen  findet  man  milchweisse, 
2 — 4  mm  lange,  fusslose  Larven,  die 
wie  weissliche  Schwielen  über  die 
Oberfläche  hervorragen  und  die  häufig 
in  grösserer  Anzahl  in  einem  Blatte 
(ich  fand  bis  9  Stück)  gleichzeitig  auf- 
treten. Um  die  jetzige  Zeit  erkennt 
man  ausser  diesen  weisslichen  Schwielen 
auch  braune  Tonnenpuppen  am  Ende 
einzelner  Miniergänge. 

Die  erste  Beobachtung  machte  ich 
am  10.  April,  und  entnahm  damals  aus 
einem  Garten  Material  zur  Züchtung 
des  Tieres.     Der  Versuch   gelano"  und 


388 


Litteratur. 


aus    den    Tonnenpuppen    ist    eine   fast 
durchgängig  schwarzbraune,  am  ganzen 
Körper  stark  behaarte,    2,5  mm  lange 
Fliege  hervorgegangen.     Nach  der  von 
Herrn  Geheimrat  Moebius  freundlichst 
veranlassten     Bestimmung     im    zoolo- 
gischen Museum  gehört   das   Tier  zur 
Gattung  Phytomyza  und  hatdiegrösste 
Ähnlichkeit  mit    der  von  Crambe  und 
Papaver  her  bekannten  Ph.  geniculata. 
Eine    Betrachtung    unserer    hiesigen 
Marktpflanzen,  die  doch  sicherlich  aus 
verschiedenen    Gärtnereien     stammen, 
zeigt,      wie      weit     verbreitet      dieser 
Schädiger     ist.       Vor    einigen     Tagen 
erhielt      ich      dieselbe     Krankheitser- 
scheinung aus  Schlesien  und  der  Rhein- 
provinz.    Daraus   dürfte    zu  schliesscn 
sein,   dass  die  Fliege  auch  in  anderen 
Gegenden     noch     und    wahrscheinlich 
allgemein  zu  finden  sein  wird.     Wenn 
man  betrachtet,    wie    sparrig    die    er- 
griifenen  Pflanzen    werden    und    wenn 
man  bedenkt,  dass  eine  so  weitgehende 
Schädigung  des  Laubes    notwendiger- 
weise auf  die  Grösse  der  Blumen  einen 
Einfluss  haben  muss,  so  dürfte  man  in 
den  Kreisen    der    Handelsgärtner    der 
Sache  Beachtung  schenken,  bevor  das 


Übel      noch      grössere      Dimensionen 
annimmt. 

Aus  den  bei  der  Züchtung  gemachten 
Beobachtungen  geht  hervor,  dass  das 
Tier  mehrere  Generationen  in  einem 
Jahre  haben  muss.  Wenn  man  also, 
wie  dies  jetzt  geschieht,  die  kranken 
Blätter  abreisst  und  weg'wirft,  so  ent- 
fernt man  nicht  die  Krankheit  aus  der 
Gärtnerei,  sondern  vermehrt  sie.  Die 
Blätter  müssen  also  sofort  verbrannt 
werden.  Je  mehr  Züchter  gleichzeitig 
diese  Arbeit  vornehmen,  desto  mehr 
wird  eine  Ansteckung  von  benachbarten 
Grundstücken  ausgeschlossen. 

Prof.  Dr.  Paul  Sorauer. 


Orchideen  -  Spezialgeschäft. 

In  Magdeburg  hat  Paul  Wolter, 
Kleine  Strasse  1  (20  Minuten  vom 
Central  -  Bahnhof)  ein  Orchideen- 
Spezi  a  1  -  G  e  s  c  h  ä  ft  begründet  und  den 
ersten  Katalog  herausgegeben.  Dabei 
ist  durch  Zeichen  angedeutet,  ob  die 
Pflanze  für  Kalthaus,  mittleres  oder 
Warmhaus  sich  eignet.  Wir  wünschen 
dem  Unternehmen  besten  Erfolg. 


Litteratur. 


The  American  Florist  Company's 
Directory.  (Schluss  von  Seite  3Ö0.) 
Wenn  auch  bei  diesem  ersten  Versuch 
manche  Fehler  untergelaufen  sein 
mögen,  so  hat  man  doch  eine  gewisse 
Unterlage. 

Der  reiche  Inhalt  bringt :  Ver- 
zeichnis der  Anzeigenden,  fachliches 
Verzeichnis  der  Anzeigen,  Schlüssel 
zu  den  Abkürzungen,  ^'ereine,  haupt- 
sächlich Plandelsgärtner-Vereinigungen, 
Statistik  der  Handelsgärtnereien,  der 
Baumschulen,  der  Samenzüchter,  immer 
mit  Angabe  der  Fläche,  Firmen,  die 
Kataloge  herausgeben,  Kirchhöfe,  Park- 
vorsteher,   botanische    Gärten.      Dann 


folgt  die  Hauptsache,  das  Verzeichnis 
der  Ilandesgärtner  nach  Staaten  ge- 
ordnet, Canada  nach  seinen  Provinzen 
(fehlte  früher).  Hierauf  kommt  ein 
ausführlicher  Arbeitskalender  (Wieder- 
abdruck der  Seasonable  hints  von 
William  Scott,  Buffalo,  New-York,  im 
American  Florist),  bis  auf  die  neuesten 
Züchtungen  vervollständigte  alpha- 
betische Verzeichnisse  der  Rosen,  der 
Chrysanthemum  und  derNelken,Express- 
(Packet-)  und  Post-Taxen  und  darauf 
die  Organisation  des  Vereins  der 
Handelsgärtner,  des  Nelken- Vereins,  des 
Chrysanthemum-Vereins  und  der  haupt- 
sächlichsten   Gartenbauvereine.      Plier 


Unterrichtswesen.  —  Aus  den  Vereinen. 


389 


sind  nur  solche  aufu,enümmen,  welche 
Ausstellunii,'en  dckorativiT  Art  ver- 
anstalten, und  das  sind  in  i^anz  Xord- 
amerika  nur  9!  Kaum  t^hiublich!  .  . 
Endlich  folgt  die  Hagelversicherungs- 
gesellschaft  der  Ilandelsgärtner  (50S 
Mitglieder)  und  die  wichtige  Florists' 
Telegraph  Delivery  Association,  deren 
Mitglieder  mit  Hilfe  eines  Schlüssels 
telegraphische  Bestellungen  zu  billigen 
Preisen  aufgeben  können.  Weiter  der 
Verein   amerikanischer  Samenhändler, 


der  Verein  amerikanischer  Baum- 
schulenbesitzer. Eins  mangelt  aber: 
es  fehlen  in  den  einzelnen  Städten  die 
Angaben  eines  Rechtsanwalts,  eines 
Spediteurs,  eines  Bankiers  etc.,  wie  sie 
in  Plumpes  Adressbuch  so  genau  ge- 
geben sind,  ebenso  die  Angaben  über 
die  Vereine  in  den  einzelnen  Städten. 
Jeder,  der  mit  Nordamerika  Geschäfte 
machen  will,  sollte  dieses  Buch  sich 
anschaffen,  es  ist  geradezu  für  ihn 
unentbehrlich.  L.  Wittmack. 


Unterrichtswesen. 


Pomologisches  Institut  Reutlingen. 

Die  Frequenz  ist  stets  eine  sehr  rege 
imd  beteiligten  sich  an  dem  Baum- 
wärter- und  Sommerkursus  Ö3  Schüler 
aus  den  verschiedensten  Gegenden 
Deutschlands  und  des  Auslandes.  Wie 
in  anderen  Jahren,  so  Hess  auch  in 
diesem  Frühjahr  dielvönigiicheWürttem- 


bergische  Centralstelle  für  die  Land- 
wirtschaft einen  Obstbaumwärter-Lehr- 
Ivursus,  der  von  15  Teilnehmern  besucht 
war,  abhalten.  Die  ausgedehnten  Baum- 
schulen, Obst-  und  Gartenanlagen  bieten 
den  jungen  Leuten  neben  dem.  theo- 
retischenllnterricht  reiche  Gelegenheit, 
sich  zu  tüchtigen  Gärtnern  auszubilden. 


Aus  den  Vereinen. 


Kongress  des   Vereins   deutscher   Rosenfreunde 
in  Görlitz  am  8.  und  9.  Juli. 

Derselbe  war  nur  schwach  besucht, 
da  viele  Mitglieder  durch  ihre  Thätig- 
keit  als  Preisrichter  bei  der  Rosen- 
ausstellung noch  behindert  waren,  die 
schlesischen  Mitglieder  aber  durch  die 
gleichzeitig  tagende  Versammlung  des 
Verbandes  schlesischer  Gartenbau-Ver- 
eine abgehalten  wurden.  Es  ist  doch 
dringend  zu  wünschen,  dass  sich  die 
Veranstalter  von  Versammlungen  vor- 
her mit  einander  ins  Einvernehmen 
setzen,  damit  solches  gleichzeitiges 
Tagen  vermieden  werde.  Zu  beklagen 
war  es  auch,  dass  fast  gleichzeitig"  mit 
der  Görlitzer  Rosenausstellung  in  Erfurt 
eine  Frühobst-  und  Frühgemüse-Aus- 
stellung, sowie  eine  Versammlung  des 
Deutschen  Pomologenvereins  stattfand, 
und  so  die  Görlitzer  und  Erfurter  \'er- 
sammlungen  sich  gegenseitig  beein- 
trächtigten. —  Die  wichtige  Frage  der 


einheitlichen  Benennung  der  Rosen- 
farben auf  Grund  einer  von  Herrn 
Gör  ms  in  Potsdam  nach  Rücksprache 
mit  Malern  und  anderen  Farbenverstän- 
digen entworfenen  Tafel  wurde  leider 
mit  11  gegen  11  Stimmen  abgelehnt. 
—  Näheres  in   der  folgenden  Nummer. 


Versammlung  des  Verbandes  schlesischer  Garten- 
bauvereine in  Görlitz  am  8.  Juli. 

Diese  war  im  Gegensatz  zum  Rosen- 
Kongress  sehr  stark,  von  ca.  97  Teil- 
nehmern, besucht,  wozu  wohl  auch 
nicht  wenig  die  beiden  trefflichen  Vor- 
träge des  Herrn  Kgl.  Gartenbaudirektor 
Haupt,  Brieg,  über  neuere  Methoden 
in  der  Rosentreiberei  und  des  Herrn 
Flofmarschall  v.  St.  Paul  Illaire  über 
Anzucht  winterharter  Rosen,  besonders 
unterBerücksichtigung  der  Rosa  rugosa, 
mit  beitrugen.  Wir  werden  beide  Vor- 
träye  s.  Z.  bringen. 


390 


Aus  den  Vereinen. 


Verein  Deutscher  Gartenkünstler. 

Der  Verein  Deutscher  Gartenkünstler 
mit  dem  Sitz  zu  Berlin  hielt  am  17., 
18.  und  19.  Juni  seine  VIT.  Hauptver- 
sammlung zu  Magdeburg  ab.  Die  Ver- 
handlungen, welche  in  dem  reizend 
gelegenen  und  durch  die  Stadt  in 
prächtiger  Weise  ausgeschmückten  Ge- 
sellschaftshause des  Friedrich-Wilhelm- 
Gartens  stattfanden,  begannen  am  Sonn- 
tag Vormittag  9  Uhr  15  Minuten. 

Nach  einem  herzlichen  Willkommen- 
gruss  seitens  des  Garten -Direktors 
Schoch  -  Magdeburg  begrüsste  der 
erste  Vorsitzende,  Stadt -Obergärtner 
Hamp el-lierlin,  die  Versammlung  und 
eröffnete  dieselbe. 

Dem  Jahresberichte,  welcher  von 
dem  ersten  Schriftführer  Brodersen- 
Berlin  erstattet  wurde,  ist  zu  entnehmen, 
dass  im  verflossenen  Jahre  der  Vor- 
stand 23  Sitzungen  abgehalten  hat  und 
die  Mitgiiederzahl  zur  Zeit  262  beträgt. 

Das  Preisausschreiben  »Die 
Gartenkunst  in  Beziehung  zum 
modernen  Städtebau'<  ist  den  Be- 
stimmungen der  vorjährigen  Haupt- 
versammlung gemäss  erlassen  und  hat 
die  Einlieferung  der  Arbeiten  bis  zum 
1.  Juli  d.  J.  zu  erfolgen. 

Eine  besonders  rege  Thätigkeit  hatte 
sich  in  den  auf  der  vorjährigen  Haupt- 
versammlung gewählten  Kommissionen 
entwickelt.  Der  Ausschuss  für  eine 
anderweitige  Gestaltung  des  Ober- 
gärtner-Examens hat  seine  Aufgabe 
beendet  und  sind  Vorschläge  in  dem 
Eingabebericht  festgestellt  und  an 
massgebender  Stelle  eingereicht  worden. 

Der  Bericht  für  eine  Reorgani- 
sation der  Gärtner-Lehranstalt 
ist  zur  nochmaligen  Durchsicht  einem 
Ausschuss  übergeben  worden  und  wird 
demnächst  zur  Erledigung  gelangen. 
Aus  dem  sich  hieran  anschliessenden 
Bericht  desSchatz  meiste  rsKaeh  1er- 
Berlin  ist  zu  entnehmen,  dass  einer 
Einnahme    von   3554,39   M.    eine    Aus- 


gabe von  2889,81  M.  gegenüberstand, 
so  dass  ein  Barbestand  von  004,58  M. 
verbleibt. 

Alsdann  wurde  nach  Darbringung 
eines  Vertrauensvotums  für  den  alten 
Vorstand  der  neueVor  stand  gewählt, 
und  zwar  Landschaftsgärtner  Hoppe- 
Berlin  zum  ersten,  Landschaftsgärtner 
Klaeber-Wannsee  zum  zweiten  und 
Garten -Direktor  vSchoch  -  Magdeburg 
zum  dritten  Vorsitzenden;  Stadt-Ober- 
gärtner We  i  ss-Berlin  zum  Schriftführer, 
Stadt  -  Garten  -  Inspektor  Stämmler- 
Liegnitz  zu  dessen  Stellvertreter  und 
Landschaftsgärtner  Rohlfs  -  Gross- 
Lichterfelde-Berlin  zum  Schatzmeister. 

Im  Anschluss  hieran  erfolgte  die 
Wahl  der  Ausschüsse  für  Garten- 
kunst, Gartentechnik,  Gehölzkunde, 
Kasse  und  für  die  Presse.  Bei  dem 
nächsten  Punkte  —  das  V  e  r  e  i  n  s  o  r  g a  n 
betreffend  —  entspann  sich  eine  längere 
Debatte,  die  mit  der  Beibehaltung  der 
bestehenden  »Zeitschrift  für  Garten- 
kunst imd  Gartenbau«  im  Verlage  von 
Neu  mann  in  Neudamm  endigte. 

Als  Preisautgabe  für  das  Jahr  1894/95 
soll  die  »gärtnerische  Umgestal- 
tung des  K ö n i g s p  1  a t z e s  in  Berlin 
in  Beziehung  zu  dem  neuen 
R  e  i  c  h  s  t  a  g s  g  e  b  ä  u  d  e «  ausgeschrieben 
werden. 

Nach  Feststellung  des  Ilaushaltungs- 
planes  für  das  folgende  Rechnungsjahr 
wurde  Liegnitz  als  Vorort  für  die 
nächste    Hauptversammlung  bestimmt. 

Hieran  schlössen  sich  noch  die  Be- 
sichtigung der  städtischen  Garten- 
anlagen, welche  zum  Teil  ein  Werk 
Lenne's  sind,  und  die  des  Grus 011- 
schen  Gartens  zu  Buckau,  der  sich 
durch  seine  grossartigen  Kulturen  einen 
Weltruf  erworben  hat.  Die  Beteiligung 
seitens  der  Mitglieder  war  eine  äusserst 
reiche.  Nicht  nur  aus  allen  Teilen 
Deutschlands,  sondern  auch  aus  Öster- 
reich und  Russland  waren  Vertreter 
erschienen. 


Ausstellungen  und  Kongresse.  —  Personal-Nachrichten. 


39A 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Die  Frühobst-  und  Frühgemüse-Aussteliung  in 

Erfurt    und    die    Versammlung    des    Deutschen 

Pomologen-Vereins  daselbst 

Als  vorläutii^c  Nachricht  diene,  cTass 
die  am  5.  Juli  in  Erfurt  eröffnete  Früh- 
obst- und  Frühgemüse-Aussteliung  eine 
gut  gelungene  war.  Als  Hauptaus- 
steller  sind  zu  nennen:  Garten inspektor 
Maurer-Jena,  L.Späth-Rixdorf-Berlin, 
Wilh.  Kliem-Gotha,  C.Platz  &  Sohn- 
Erfurt,  die  Pomologische  Gesellschaft 
des  Westerlandes  in  Altenburg  und 
bezüglich  Frühobst  die  Erfurter  Firmen. 

Erfreulicher  Weise  war  die  Ver- 
sammlung des  Deutschen  Pomologen- 
^'^ereins  sehr  gut  und  von  den  ersten 
Autoritäten  besucht.  Besonderen  Bei- 
fall fand  der  Vortrag  des  Garten-In- 
spektors Maurer  über  die  für  die 
verschiedenen  Verwendungszwecke 
empfehlenswertesten  Stachel-  und 
Johannisbeeren.  Ein  eingehender  Be- 
richt folgt. 


Rostock.     Obst-  und  Gemüse -Aus- 
stellung in  Verbindung  mit  dem  Obst- 


und  Gemüsemarkt  im  Herbst  1  S()4.  Da 
der  Rostocker  Obstmarkt,  das  erste  der- 
artige Unternehmen  in  Deutschland, 
stets  gut  beschickt  war,  dürfte  auch 
die  diesmal  damit  verbundene  Aus- 
stellung viel  lehrreiches  bieten.  An- 
meldungen an  Obergärtner  C.  Bon- 
stedt,  Rostock,  Doberaner  Strasse, 
Schriftführer  des  Obst-  und  Gemüse- 
bauvereins. 


Darm  Stadt,  5-— 12.  August.  Aus- 
stellung von  Erzeugnissen  der  Gärtnerei 
in  Verbindung  mit  einer  gewerblichen 
Ausstellung  aus  Anlass  des  9.  Gast- 
wirtstages des  vSüddeutschen  Gastwirt- 
Verbandes.  Ausstellungsbureau  :Nieder- 
ramstädterstrasse  71. 


In  Antwerpen  veranstalteten  die 
Gärtner  gelegentlich  der  am  1.  Juli 
begonnenen  Ausstellung  abgeschnitte- 
ner Blumen  eine  grosse  Manifestation 
zu  Ehren  des  Königs  und  der  Königin 
der  Belgier,  auf  Veranlassung  des  Herrn 
Charles  de  Bopschere. 


Personal-Nachrichten. 


Der  Stadtgärtner  Martens  in  Kol- 
berg ist  auf  Vorschlag  der  Bade- 
direktion in  Anerkennung  seiner  her- 
vorragenden Verdienste  um  die  Ver- 
schönerung des  Bades  von  den  städti- 
schen Kollegien  zum  Stadt  -  Garten- 
Inspektor  ernannt. 


Professor  J.  Jäggi,  Direktor  des 
botanischen  Museums  des  eidgenössi- 
schen Polytechnikums  in  Zürich,  starb 
am  21.   Juni. 


Joseph      K  ü  n  s  b  e  r  g,       königlicher 
Obergärtner    in    Hofgarten     zu    Würz- 


burg, erhielt  die  silberne  Medaille  des 
Verdienstordens  vom  heiligen  Michael. 


Otto  Froebel  siegte  in  dem  Wett- 
bewerb, betreffend  Anlage  des  neuen 
Tonhalle  -  Gartens  am  Alpenquai  in 
Zürich. 

Andr.  Singer,  k.  'Hofgärtner  in 
Kissingen,  wurde  durch  die  Verleihung 
des  »Verdienstkreuzes  vom  heiligen 
Michael«  ausgezeichnet. 

H.  Zeininger  giebt  seine  Stellung 
als    Stadtgärtner    in    Magdeburg    zum 


391. 


Sprechsaal. 


1.  Juli  auf  und  tritt  in  das  Geschäft 
seines  Vaters  zu  Ilomburg  vor  der 
Höhe  ein. 


Louis  L'hcrault.  Handelsgcärtner  in 
Argenteuil  (Frankreich),  einer  der  er- 
folgreichsten Spargelzüchter  Frank- 
reichs, ist  anfangs  Mai  gestorben. 


Tgnaz  Oehlkern,  einer  der  ältesten 
Angestellten  der  Firma  Vilmorin- 
Andrieux  et  Cie.  in  Paris,  ist  nach 
60 jährigem  treuem  Dienste  im  90. 
Lebensjahre  gestorben.  Für  seine  aus- 
gezeichneten Leistungen  erhielt  der 
Verstorbene  schon  im  Jahre  1878  von 
der  französischen  Regierung  eine  gol- 
dene Medaille. 


Der  Königliche  Garten  -  Inspektor 
Koopmann,  Wildpark  bei  Potsdam, 
tritt  am  1.  Oktober  in  die  Stelle  des 
verstorbenen  Hofgärtners  Eichler  in 
Wernigerode.  Wenn  wir  einerseits 
Flerrn  Koopmann  zu  dieser  Ver- 
besserung von  ganzem  Herzen  Glück 
wünschen,    so    bedauern  wir   anderer- 


seits seinen  Abgang  im  Interesse  der 
von  ihm  so  tüchtig  geführten  Pots- 
damer Gärtner  -  Lehranstalt  auf  das 
lebhafteste. 


Dem  Gärtner  Friedrich  Krumm- 
haar  zu  Mahndorf  (Landkreis  Llalber- 
stadt)  wurde  das  allgemeine  Ehren- 
zeichen verliehen. 


Oskar  II  üb  er  aus  Flamburg  wurde 
vom  Flauptdirektorium  des  landwirt- 
schaftlichen Provinzialvereins  für  die 
Mark  Brandenburg  zum  Obergärtner  am 
Provinzialgarten  zu  Wittstock  gewählt. 


Berichtigung. 

Auf  dem  Festessen  zu  Ehren  des 
Herrn  Professor  Ascherson  (Heft  13 
Seite  366)  hat  Herr  Prof.  Schumann 
nicht  gesprochen.  Dieser  hatte  am 
Mittage  die  höchst  geschmackvolle 
Adresse  des  botanischen  Vereins  für 
die  Provinz  Brandenburg  verlesen 
Dagegen  brachte  Herr  Prof.  Dr.  Paul 
Magnus  einen  sehr  humoristischen 
Toast  auf  Herrn  Schriftsteller  Trojan 
aus. 


Besichtigung  des  Viktoria-Parks 

mit  Damen,  am    Mittwoch,  den    18.  Juli,  pünktlich  SVo  Uhr, 

unter  gefl.  Führung  des  Herrn  städtischen  Gartendirektors  M  ä  c  h  t  i  g.  Zusammen- 
kunft am  Eingang  des  Parkes,  Kreuzbergstrasse.  —  Abends  gemütliches  Bei- 
sammensein in  der  Tivoli-Brauerei. 

Der  Vorstand  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 


Tagesordnung 

für  äle  Versammlunö  fles  Vereins  zur  Beförderuno  äes  Bartentiaues  in  öen  preussisclienStaaten 

am  Donnerstag,  den  26.  Juli  1894,  6  Uhr 

im  Königlich  botanischen  Museum,  Grunewaldstrasse  6  und  7  (im  botanischen  Garten). 

1.  Ausgestellte  Gegenstände. 

2.  Beschluss    über    eine    Frühjahrs-Ausstellung    1895    mit     besonderer 
Berücksichtigung  der  Berliner  Blumenzwiebeln. 

3.  Antrag  des  Flerrn  Otto   Neu  mann  auf  Revision  der  Statuten. 

4.  Verschiedenes. 


Gartenflora  ISO* 


Taf.  1405. 


BILLBERGIA    x  WITTMACKIANÄ      H.  L.  B. 


Billbergia  x  Wittmackiana  H.  L.  B.'^ 

Hierzu  Tafel    1405. 

JTLn  Gartenllora  1891,  Seite  328,  wurde  von  meinem  Vater  ein  neuer  Bro- 
i?>  meliaceen-Blendling  besprochen,  welcher  von  dem  Leidener  botanischen 
Garten  dem  General-Sekretär  des  Vereins  zur  Beförderung"  des  Gartenbaues  in 
de'n  preussischen  Staaten,  Professor  Dr.  L.  Wittmack,  zu  Ehren  Billbergia 
X  Wittmackiana  H.  L.  B.  benannt  wurde.  Dieser  Blendling  war  gewonnen 
aus  Samen  einer  Billbergia  amoena  Ldl.,  die  mit  dem  Pollen  der  Bill- 
bergia vittata  Brongn.  befruchtet  war.  Schon  damals  wurde  daraufhingewiesen, 
wie  deutlich  dieser  Bastard  den  Charakter  beider  Eltern  in  sich  vereinigt  und 
die  jetzige  farbige  Tafel  wird  dies  den  Lesern  der  Gartenflora  noch  viel 
besser  zeigen. 

Im  Habitus  hält  die  Billbergia  X  Wittmackiana  gerade  die  Mitte 
zwischen  B.  amoena  und  B.  vittata.  Die  Pflanze  wird  zwar  grösser  als  die 
Mutter,  aber  bleibt  doch  niedriger  als  der  Vater;  die  Farbe  der  Blätter  ist 
dunkler  als  bei  der  IMutter,  aber  nicht  so  graugrün  wie  bei  dem  Vater,  dabei 
hat  sie  auch  die  weissen  Bänder  auf  den  Blättern  wie  B.  vittata,  aber  nicht 
so  zahlreich  und  deutlich  markiert. 

Auch  in  dem  Blütenstande  zeigt  sich  der  Charakter  der  Eltern  recht 
deutlich.  Während  B.  amoena  eine  aufgerichtete,  ziemlich  lockere  Ähre  hat 
und  B.  vittata  eine  hängende  Inflorescenz  besitzt,  hat  der  Bastard  einen  ge- 
bogenen, ziemlich  gedrungenen  Blütenstand. 

Mit  der  Blüte  ist  es  derselbe  Fall.  Die  Sepalen  zeigen  den  Charakter  der 
Mutter,  während  die  Petalen  wie  bei  B.  vittata  etwas  spiralig  zurück- 
geschlagen sind.  Der  Fruchtknoten  ist  kürzer  als  bei  der  Alutter,  aber  länger 
als  bei  dem  ^^ater.  Die  Brakteen  am  Ende  sind  breiter  als  bei  B.  amoena, 
aber  haben  mehr  von  der  karminroten  Farbe  derselben  als  von  der  steinroten 
Farbe  der  B.  vittata. 

Die  Pflanze,  welche  1891  im  Leidener  Garten  blühte,  stammte  aus  dem 
Berliner  botanischen  Garten  und  interessierte  uns  um  so  mehr,  weil  auch  der 
hiesige  botanische  Garten  im  Besitze  von  Sämlingen  gleicher  Herkunft  war. 
Verschiedene  dieser  Sämlinge  haben  in  der  Zeit  geblüht  und  alle  sind  der 
B.  X  Wittmackiana  ganz  ähnlich.  Die  Kreuzbefruchtung  hat  daher  in  beiden 
Gärten  dasselbe  Resultat  gegeben. 


*)  Lies:   Billbergia  hybrida  Wittmackiana  Horti  Lugduno-Batavi. 


394l 


Orchideen  auf  gedüngtem  Torf  und  in  Nährlösung. 


Gleichzeitig  mit  der  Kreuzung,  welche  B.  Wittmacl^iana  geliefert  hat, 
ist  in  Leiden  eine  umgekehrte  Probe  gemacht,  da  man  B.  vittata  mitB.  amoena 
befruchtet  hat.  Von  diesem  Blendling  haben  auch  schon  mehrere  Exemplare 
geblüht  und  ganz  wunderbar  ist  es,  da'^s  diese  gar  keinen  Unterschied  mit  der 
B.  X  Wittmackiana  zeigen;  wenn  nicht  etikettiert,  ist  es  unmöglich,  "beide 
auseinander  zu  kennen. 

Bedeutend  mehr  Unterschied  ist  zu  sehen  zwischen  B.  >:  Wittmackiana 
und  B.  Breauteana  Ed.  Andre  (B.  Cappei  Ed.  Morr.)  Da  dieser  Unterschied 
in  Gartenflora  1891  von  meinem  Vater  schon  ausführlich  besprochen  wurde, 
so  wird  es  wohl  unnötig  sein,  ihn  hier  zu  wiederholen. 

Die  Billbergia  ><  Wittmackiana  ist  ein  Blendling,  welcher  den  Lieb- 
habern hübscher  Bromeliaceen  gewiss  willkommen  sein  wird,  weil  es  eine 
schöne  Pflanze  ist,  welche  sich  leicht  kultivieren  lässt.  In  einem  nicht  zu 
hohen  und  guten  Warmhause,  z.  B.  warmen  Orchideenhause,  lässt  sie  sich  sehr 
leicht  zu  schönen  Pflanzen  erziehen.  Sie  liebt  eine  lockere,  doch  nahrhafte  Erde; 
am  besten  ist  eine  Mischung  von  Peat  (Rasenerde)  mit  Sphagnum  und  Lauberde; 
ein  wenig  flüssiger  Dünger,  wenn  die  Pflanze  in  vollem  Wachstum,  ist,  kommt  ihr 
sehr  zu  statten. 

Wenn  sie  gut  gepflegt  wird,  bildet  die  Billbergia  X  Wittmackiana  in 
einem  einzigen  Jahre  recht  schöne  mehrköpfige  Exemplare,  welche  durch  ihre 
hübsche  Blüte  die  aufgewandte  Mühe  reichlich  lohnen. 

Leiden,   21.  Juli  1894.  E.  Th.  Witte. 


Orchideen  auf  gedüngtem  Torf  und  in  Nährlösung. 

Von  Dr.  M.  Reichenheim. 

^Wßn  der  Jahresversammlung"  des  Vereins    zur  Beförderung  des   Gartenbaues 
^Ml?   am    28.  Juni    stellte    Herr  Dr.  M.  Reichenheim- Wannsee    3  prachtvoll 
""    entwickelte  blühende  Epidendrum  vitellinum,  auf  Torfstücken  kultiviert, 
aus,  und  ausserdem  1  kleines  Dendrobium  nobile  auf  einem  Hyazinthen- 
glase in  Nährlösung.     Derselbe  bemerkte  dazu  etwa  folgendes: 

Die  Epidendrum  vitellinum  sind  Importen  vom  März  1893.  Dem  Rate  des 
Herrn  Georg  Kittel  folgend,  habe  ich  dieselben  auf  Lüneburger  Torf  gepflanzt; 
sie  haben  sich  auch  in  den  ersten  10—12  Wochen  gut  entwickelt,  dann  aber 
trat  ein  Stillstand  ein.  GlTenbar  mangelte  es  den  Pflanzen  an  genügender 
Nahrung.  Der  Lüneburger  Torf,  hauptsächlich  aus  Sphagnum,  Torfmoos,  be- 
stehend, ist  ja  seiner  äusseren  Beschaffenheit  nach  und  wegen  seiner  Fähigkeit, 
das  Wasser  gut  zu  halten,  ein  vorzügliches  Pflanzmaterial  für  Orchideen,  aber  es 
fehlen  ihm  wie  allen  Sphagnumtorfen  (E[ochmoortorfen)  die  wesentlichsten  Nähr- 
stoffe in  löslicher  Form;  Kali  und  Phosphorsäure  enthält  er  überhaupt  in  un- 
genügender Menge;  Stickstoff  ist  zwar  etwas  mehr  vorhanden,  aber  wie  die 
beiden  anderen  Nährstoffe  in  sehr  schwer  löslicher  Form.  Die  Torfstücke  wurden 
nun  in  eine  Nährlösung  von  1  :  10000  getaucht,  bestehend  aus  salpetersaurem 
Ammoniak,  salpetersaurem  Kali  und  phosphorsaurem  Ammoniak,  wie  dieselbe 


Orchideen  aar  gedüngtem  Torf  und  in  Nährlösung.  "^QS 

von  Herrn  Haupt  angegeben  worden  ist*);  nur  die  Art  der  Anwendung  war 
eine  andere,  nämlich  eine  begrenzte.  Da  Analysen  über  die  Zusammen- 
setzung dieser  Orchidee  nicht  vorhanden  sind,  so  machte  ich  mir  eine  — 
allerdings  nicht  streng  zu  begründende  —  \'orstellung,  wie  viel  sie  wohl  an 
Nährstoffen  gebrauchen  könnte  und  stellte  ihr  an  Salzen  im  Verlaufe  der  Ent- 
wickelung  des  Triebes  Yiqoo  ihres  Gewichtes  zur  Verfügung. 

Die  Pflanzen  wogen  60 — 100  g  und  erhielten  0,05 — 0,1  g  an  Salzen. 
Jedenfalls  haben  sie  daran  ausreichend  gehabt  und  sich  für  das  Gereichte 
dankbar  erwiesen.  Auf  die  Farbe  der  Blätter  liess  sich  ein  Einfluss  der 
Düngung  fesstellen;  dieselben  sind  dunkeler  grün  geworden  und  geblieben. 

Das  Dendrobium  nobile,  welches  auf  dem  Patent-Hyazinthenglase  steht, 
wurde  am  5.  Juni  d.  J.  von  einer  alten  Pflanze  abgenommen  und  dient  einem 
Versuche,  eine  Orchidee  mit  Luftwurzeln  auf  einer  Nährlösung,  welche  alle 
Bestandteile,  die  zum  Leben  der  Pflanze  nötig  sind,  enthält,  zu  kultivieren. 

Diese  Wasserkulturen  sind  zuerst  für  Erdpflanzen  von  Sachs  angegeben 
worden.     Die  Zusammensetzung  der  Lösung  (nach  Sachs)  ist  die  folgende; 

Salpetersaures  Kali 1,0  g 

Schwefelsaurer  Kalk   (Gips) 0,5   « 

Schwefelsaure  Magnesia 0,5   « 

Phosphorsaurer  Kalk 0,5   « 

Kochsalz 0,5   « 

10  pCt.  lusenchlorid-Lösung 1    Tropfen 

Destilliertes  Wasser 2000  g 

Das  Kochsalz  ist  kein  Nährsalz;  es  hat  nur  einen  chemischen  Zweck, 
nämlich  die  Entwickelung  von  Schwefelwasserstoff,  welcher  die  Pflanze  töten 
würde,  zu  verhindern. 

Der  phosphorsaure  Kallv  ist  in  Wasser  nur  spurenweise  löslich,  er  liegt 
als  Pulver  im  Wasser  und  löst  sich  in  dem  Masse,  als  er  von  den  Wurzeln 
verbraucht  wird,  wieder. 

Die  Pflanze  ist  in  den  4  Wochen  um  1V2  cm  gewachsen;  die  Wurzeln  um 
2I/2  cm;  ursprünglich  tauchte  nur  die  Spitze  der  einen  Wurzel  in  die  Lösung, 
jetzt  geht  dieselbe  2Y2  cm  weit  hinein  und  zwei  andere  haben  das  Wasser 
erreicht. 

Merlvwürdig  ist  bei  solchen  Versuchen  die  Thatsache,  dass  die  Luftwurzeln 
den  ständigen  Aufenthalt  im  Wasser  vertragen  und  nicht  faulen;  in  den 
Kulturen  sucht  man  doch  immer  durch  starke  Scherbenunterlage  zu  verhindern, 
dass  das  Wasser  an  den  Wurzeln  stehen  bleibt,  weil  man  dadurch  einen 
Nachteil  für  die  Pflanzen  fürchtet,  während  nun  dieser  und  andere  derartige 
Versuche  zeigen,  dass  die  ihrer  Bestimmung  nach  zum  Aufenthalte  in  der  Luft 
organisierten  und  deshalb  so  benannten  Luft-Wurzeln  auch  wie  Wasserwurzeln 
zu  leben  befähigt  sind. 


*)  Möllers  Deutsche  Gärtnerzeitung    i<S()3   Seite   29: 

Salpetersaures  Kali 100  Teile. 

,,  Ammoniak 20        „ 

Phosphorsaures  Ammoniak 100        ,, 

hl  diesen   220  Teilen  sind  enthalten  41,5  Teile  StickstotT 

53,0         „       Phosphorsäure 
45,0         „        Kali. 


qqQ  Plaudereien  über  Hybridisation. 


Plaudereien  über  Hybridisation. 


ie  Vorgänge  bei  der  künstlichen  Befruchtung  sind  nicht  allein  so  zahl- 
reich, dass  ein  eifriger  Beobachter  eines  möglichst  umfangreichen 
Notizbuches  benötigt,  sondern  sind  auch  von  so  grosser  Bedeutung, 
dass  von  einem  Studium  derselben  oft  allein  die  guten  Erfolge  der 
Zukunft  abhängen.  Die  gärtnerische  Litteratur  ist  noch  zu  arm,  um 
schematisch  das  Hybridisieren  betreiben  zu  können;  dem  sich  damit  Be- 
schäftigenden bleibt  es  zumeist  selbst  überlassen,  darüber  nachzudenken,  wie  er 
es  anzufangen  resp.  wie  er  die  einzelnen  Vorgänge  aufzufassen  und  sich  nutzbar 
zu  machen  hat. 

Die  Geduld  spielt  eine  grosse  Rolle.  Es  ist  nicht  gesagt,  dass  ein  dies- 
jähriger Misserfolg  nächstes  Jahr,  in  anderer  Weise  gehandhabt,  nicht  die 
günstigsten  Resultate  zeitigt;  ebenso  aber  will  manchmal  eine  Operation  nicht 
mehr  gelingen,  die  anfangs  glückte  und  in  deren  Verfolg  die  schönsten  Hoffnun- 
gen gesetzt  wurden.  Die  Augen  offen  halten,  keinen  Vorgang  unbeachtet  und 
unaufgeklärt  lassen,  führt  auf  die  richtigen  Wege. 

Es  ist  wohlbekannt,  dass  der  fortgesetzten  Bastardierung  höherer  Tier- 
arten durch  absolute  Sterilität  oft  ein  natürliches  Halt  geboten  wird;  in  einzelnen 
Pflanzenfamilien  ist  dies  ebenso.  Die  Theerose  Marechal  Niel  ist  ebenso  steril 
w^ie  viele  der  besseren  Remontanten.  —  Diejenigen  Pflanzen,  welche  willig  an- 
setzen, bezeichnet  der  Züchter  einfach  als  »gute  Samenträger»,  zumeist  nicht 
ahnend,  dass  dies  häufig  natürliche  Folgen  der  Kreuzung  sind,  da  oft  die  ge- 
schlechtlichen Organe  in  der  steril  bleibenden  Blume  ebenso  gut  ausgebildet 
sind  als  bei  der  sogenannten  »willigen  Samenträgerin«.  Bei  feinsamigen 
Pflanzengattungen,  z.  B.  bei  den  Orchideen,  scheint  diese  Sterilität  noch  eher 
einzutreten.  Obgleich  die  Orchideen  gegenüber  den  Rosen  in  Bezug  des 
Hybridseins  noch  keine  Parallele  zulassen,  ist  es  jedenfalls  schon  jetzt  ratsam, 
immer  lieber  eine  gute  Art  anstatt  einer  Hybride  oder  gar  einer  Doppelhybride 
als  Samenträgerin  zu  wählen,  zumal  wenn  die  Herkimft  nicht  genügend  be- 
kannt ist. 

Bei  Bromeliaceen  waren  derartige  Kreuzungen  immer  noch  mit  guten  Er- 
folgen gekrönt,  d.  h.  es  gelang,  keimfähigen  vSamen  zu  ernten,  die  Sämlinge  aber 
fielen  in  einer  Weise  verschieden,  dass  sich  wenige  vollständig  gleichkamen. 
Diese  oder  jene  Art,  welche  dabei  im  Sj^iele,  ist  mehr  oder  weniger  deutlich 
wieder  zu  erkennen,  so  dass  oftmals  die  Hälfte  einem  der  Gross-  oder  Ur- 
grosseltern  zugesprochen  werden  muss.  Am  meisten  ist  der  letzte  Pollen- 
lieferant, der  Vater,  vorherrschend,  am  Avenigsten  aber  das  zu  finden,  was  man 
bezwecken  wollte  und  erwartete  • —  das  Mittelding  der  zwei  gekreuzten  Spezies. 
Ein  Beispiel  giebt  die  Kreuzung  zwischen  Vriesea  Kitteliana,  abgebildet 
Gartenflora  39.  Bd.  (1890)  S.  495,  mit  Vr.  Wittmackiana,  Gartenflora  37.  Bd. 
(1888)  S.  553  Taf.  1283;  beides  Hybriden,  von  denen  die  erstere  aus  1/2  V.  Baril- 
letii  9  und  V2  V.  Saundersi  cT,  die  letztere  aus  V2  V.  Barilletii  $  und  1/2  V. 
Morreniana  cT  bestand.  Die  Vereinigung  beider  sollte  somit  1/2  V.  Barilletii, 
1/4  Morreniana  und  1/4  Saundersi  sein.*) 


*)  Bemerkung  der  Redaktion.     Wir  haben    bereits  in  Heft  8  ds.  Js.  S.   201    bemerkt,    dass 
Herr  Obergärtner  Kittel  dem  Verein  4  Exemplare    dieser   Kreuzung   übersandt   hatte,    die    alle 


Plaudereien   über  Hybridisation.  ogy 


Eine  Kreuzung  unter  reinen  Arten  ergiebt  zumeist  genau  ein  Mittelding 
zwischen  beiden  Eltern;  wenn  ein  Übergewicht  zu  verzeichnen  ist,  so  ist  es 
gewiss  auf  der  Seite  des  Vaters.  So  wurde  einst  durch  zwei  Kreuzungen 
Selenipedium  Sedeni  gewonnen,  indem  S.  longifolium  X  S.  Schlimii  und  vice  versa 
gekreuzt  wurde.  Beide  Male  fiel  genau  das  Mittelding;  keiner  der  Eltern  war 
vorherrschend,  ein  Beweis,  dass  man  es  hier  mit  reinen  Arten  zu  thun  hatte; 
während  eine  Kreuzung  zwischen  der  Hybride  Cypripedium  Harrisianum  mit 
C.  insigne  var.  Maulei  schon  so  verschieden  fiel,  dass  die  4  unterscheidbarsten 
ausgewählt  und  unter  den  Namen  \p.  Galatea  (Rolfe),  C.  oenanthum  (Rchb.) 
C.Orestes  (Veitch)  und  Thibautiänum  (Rchb.)  verbreitet  wurden.  Die  Gross- 
eltern, C.  villosum  und  C.  barbatum,  aus  denen  C.  Harrisianum  zusammen- 
gesetzt ist,  zeigen  sich  in  den  Sämlingen  wieder  mehr  oder  weniger  vor- 
herrschend. 

Das  Erkennen  einer  vermeintlichen  Art  als  eine  natürliche  Hybride  ist 
durch  Kreuzung  somit  sicher  zu  erreichen,  da  ein  grosser  Teil  der  Sämlinge 
zurückfallen  und  nach  dem  Gesetz  des  Atavismus  (Rückschlag  auf  die  Gross- 
eltern) die  Merkmale  der  fraglichen  Grosseltern  tragen  wird,  so  dass  sich  nun 
leicht  die  Originale  feststellen  lassen,  aus  denen  der  Vater  beziehungsweise  die 
Mutter  zusammengesetzt  war. 

Die  Uebertragung  einer  guten  Eigenschaft  muss  stets  von  der  Pollenpflanze 
aus  geschehen.  Man  wird  leicht  zu  glauben  verleitet,  wenn  z.  B.  Vriesea  splen- 
dens  mit  einer  grünblättrigen  Vriesea  gekreuzt  wird,  müsste  die  schöne  Blatt- 
färbung der  ersteren  am  besten  in  den  Sämlingen  hervortreten;  dem  ist  aber 
nicht  so;  die  grüne,  als  Samenträgerin  genommen,  liefert  besser  gefärbte  Säm- 
linge. Ebenso,  wenn  ein  verzweigter  Blütenstand  durch  Übertragung  eine  Form 
mit  einfachem  Blütenstand  verbessern   soll,    muss   der  Vater   diese  Eigenschaft 


von  Samen  aus  einer  und  derselben  Kapsel  erzogen  waren.  Und  doch  waren  sie  ganz  ver- 
schieden. Drei  trugen  Aehren  wie  V.  Barilletii,  die  Grossmutter,  und  wie  V.  Wittmackiana,  der 
Vater;  eine  trug  Rispen  wie  V.  Saundersi,  der  Grossvater  mütterlicherseits,  und  wie  V.  Kitteliana, 
die  Mutter.  Wenn  wir  aber  damals  S.  202  gesagt  haben,  dass  durch  diese  zweite  Kreuzung 
nichts  neues  erzielt  sei,  so  müssen  wir  das  jetzt,  nachdem  die  Pflanzen  3  Monate  auf  unserem 
Arbeitstische  stehen  und  sich  immer  mehr  entwickelt  haben,  bezüglich  des  vierten  Sämlings 
zurücknehmen.  Der  letztgenannte,  eine  Rispe  tragende  Sämling  ist  zwar  auf  die  Mutter,  V.  Kitte- 
liana, zurückgefallen,  aber  er  ist  niedriger,  mit  dem  Blütenstand  kaum  60  cm  hoch,  nicht 
70  cm  bis  i,3o  m,  die  Blätter  nur  35  cm  lang  und  vor  allem  sind  die  Blütendeckblätter 
nicht  grün  und  weinrot  getönt,  sondern  schön  scharlach-weinrot,  dabei  mit  schmalem 
gelbem  Saum,  der  sich  hübsch  von  der  Grundfarbe  abhebt.  Die  weinroten  Tupfen  sieht  man  fast 
nicht  mehr,  sie  sind  sozusagen  zu  einer  einheitlichen  Grundfarbe,  der  scharlachweinroten,  ver- 
schmolzen, und  offenbar  hat  die  Bestäubung  mit  V.  Wittmackiana  den  scharlachroten  Ton 
hineingebracht.  Diese  verbesserte  V.  Kitteliana  verdient  entschieden  weitere  Verbreitung,  zumal 
sie  sich  monatelang  im  Zimmer  schön  erhält. 

Die  drei  anderen  ährentragenden  sind  nicht  so  schön.  Die  eine  gleicht  der  langährigen, 
in  Gartenflora  1888  S.  553  Taf.  i283  unter  c  abgebildeten  V.  Wittmackiana,  die  weniger  schön  ist 
als  die  kurz-  und  breitährige  (daselbst  unter  b).  Die  Basis  der  Deckblätter  ist  rot,  die  Spitzen  aber 
mehr  grünlich,  nicht  so  schön  gelb,  dafür  ist  aber  die  Aehre  kräftiger,  26  cm  lang,  6  cm  breit.  Die 
zweite  ist  ähnlich,  etwas  lockerer,  20  cm  lang.  Die  driUe  hat  fast  ganz  grüne  Deckblätter, 
nur  an  der  äussersten  Basis  weinrot,  ihre  Aehre  ist  20  cm  lang  und  7 — 8  cm  breit  wie  die 
vorige.  Sie  zeigt  aber  am  deutlichsten  die  weinroten  Tupfen  von  V.  Barilletii,  an  die  sie 
überhaupt  sehr  erinnert.  Uebrigens  fehlen  die  Tupfen  auch  an  den  anderen  beiden  ähren- 
tragenden nicht.  L.  Wittmack. 


oq3  Ein  Besuch  hei  Pynaert  van  Geert  in  Gent. 

zeigen,  soll  die  Kreuzung  zur  Zufriedenheit  ausfallen.  —  Wie  gross  die  Ein- 
wirlvung  des  Vaters  ist,  bewiesen  schon  die  ersten  Kreuzungen  von  Begonia 
Diadema  x  Rex.  Während  Diadema  als  Vater  ca.  2/g  Diadema  und  i/g  Rex  ergab, 
lieferte  sie  als  Samenträgerin  %  Rex  und  i/s  Diadema,  so  dass  eine  Doppel- 
kreuzung, d.  h.  noch  einmal  Pollen  von  den  Ptlanzen  der  letzten  Kreuzung  auf 
Diadema  übertragen,  erst  das  ergab,  was  durch  richtige  Wahl  des  Vaters  schon 
bei  dem  einfachen  Versuch  gelang. 

Kreuzungen  unter  Gattungen  und  Untergattungen  (welche  belvanntlich  nach 
geschlechtlichen  Unterschieden  aufgestellt  sind)  verhalten  sich  in  vielen  Familien 
recht  inkonsequent,  so  dass  ein  Ko]3fschütteln  von  Seiten  des  Hybridiseurs  oft 
gerechtfertigt  ist.  Inwiefern,  mag  folgendes  BeisiDiel  erklären.  Xehmen  wir 
unsere  jetzigen  Modepllanzen,  die  Familie  der  Orchideen,  so  finden  wir  in  der 
Abteilung  Epidendreae  schon  Cattleya  mit  Sophronitis  als  Sophrocattleya, 
Laelia  mit  Cattleya  als  Laeliocattleya  etc.  vereinigt,  während  z.  B.  eine  Kreuzung 
von  Selenipedium  Sedeni  X  Cypripedium  barbatum  oder  Cypripedium  vil- 
losum  X  Selenipedium  longifolium  etc.  trotz  der  grössten  Mühen  nicht  gelingt. 
Führt  dies  nicht  zu  der  Meinung  —  wenn  nicht  zu  der  Ueberzeugung  — ,  dass 
da  geschlechtliche  Differenzen  vorliegen,  welche  im  ersten  Falle  Professor  Dr. 
Reichenbach's  Zusammenfassung  sämtlicher  Epidendreen  unter  Bletia  recht- 
fertigen, dagegen  ein  Zusammenwerfen  von  Cypripedium,  Selenipedium  und 
Uropedium  in  einen  Sack  mit  der  Bezeichnung  Paphiopedilum  als  eine  Ver- 
frühung  kennzeichnen.  —  Dass  dieses  Stutzigwerden  dem  Hybridiseur,  welcher 
sich  behufs  Neuzüchtungen  auf  andere  Pflanzenfamilien  legt,  ebenfalls  vor- 
kommen wird,  ist  wohl  anzunehmen,  bis  Resultate  rmd  Nichterfolge  Klärung 
in  die  geschlechtliche  Zusammengehörigkeit  bringen  und  dem  Züchter  eine 
grössere  Garantie  für  seine  Versuche  bieten  werden. 

Wenig  bekannt  ist,  in  wie  weit  sich  die  Pollen  konservieren  lassen.  Es 
ist  dies  eine  Frage  von  grosser  Bedeutung,  da  die  Blütenzeiten  in  den  Familien 
nicht  immer  zusammenfallen,  und  gar  zu  oft  fehlt  der  Partner,  wenn  etwas 
schönes  geschaffen  werden  könnte.  Bei  in  Papier  eingeschlagenem  Blütenstaub 
von  Bromelien  war  mikroskopisch  nach  14  Tagen  noch  keine  \'eränderung  der 
Pollenkörner  zu  erkennen  und  die  damit  unternommenen  Kreuzungen  gelangen 
vollkommen,  während  z.  B.  die  harzigen  Pollenmassen  der  Cypripedien  sich 
schon  in  48  Stunden  als  untauglich  zeigten. 

Es  wäre  zu  erproben,  ob  die  trockenen  Pollen,  in  geeigneter  Weise  kon- 
serviert, nicht  nach  längerer  Zeit  noch  lebensfähig  sind,  damit  die  Zeit  ab- 
gewartet werden  kann,  bis  sich  eine  Gelegenheit  zur  Verwendung  findet. 

G.  Kittel,  Eckersdorf  bei  A'eurode  (Schlesien). 


Ein  Besuch  bei  Pynaert  van  Geert  in  Gent. 

Von  Alex  Mathieu,  Gent. 
Hierzu  Abh.  84  u.  85. 

ynaert!     Wer  kennt  nicht  diesen  Namen  in  Deutschland?  Pynaert,  der  Autor 
^ß    der  Serres-Vergers,  des  gediegenen  Werkes  über  Früchte  unter  Glas,  welches 
Y     seine  dritte  Auflage  längst  erreicht  hat,   das  Mitglied   des   bekannten  vier- 
blättrigen   pomologischen    und    gärtnerischen  Kleeblattes    Belgiens,    Burvenich, 


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AQQ  Ein  Besuch  bei  Pynaert  van  Geert  in  Gent. 

Pynaert,  Rodigas  und  van  Hülle,  welches  das  so  interessante  und  unübertroffene 
Bulletin  d'Arboriculture  etc.  und  die  bekannte  Revue  d'Horticulture  Beige 
herausgiebt,  und  schliesslich  auch  das  korrespondierende  Mitglied  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  preussisclien  Staaten. 

Nachdem  wir  den  Pferdebahnwagen  nach  Gentbrugge  verlassen,  treten  wir 
in  diese  am  nächsten  der  Stadt  befindliche  und  am  schönsten  gelegene  Gärtnerei 
der  Rue  de  Bruxelles  ein.  Ein  unregelmässiges  Dreieck  bildend,  werden  die 
beiden  Langseiten  des  Grundstückes  durch  die  Scheide  bespült  und  nur  an 
der  Grundseite  ist  die  dreieckige  Landzunge  mit  dem  Lande  verbunden.  Mir  wurde 
durch  die  Liebenswürdigkeit  des  Besitzers  hier  eine  Stelle  zu  teil,  an  die  ich  stets 
mit  Freude  zurückdenken  werde,  da  sie  mir  Gelegenheit  bot,  nicht  nur  meine 
gärtnerischen  Kenntnisse  zu  vervollkommnen,  sondern  auch  in  sprachlicher 
Hinsicht  Fortschritte  zu  machen.  Der  geehrte  Leser  macht  mit  der  Pynaert- 
schen  Gärtnerei  nicht  nur  die  Bekanntschaft  einer  der  wichtigsten  Sortiments- 
Gärtnereien  Belgiens,  sondern  erhält  auch  eine  Vorstellung  von  den  hiesigen 
gärtnerischen  Geschäften  überhaupt,  denn  hat  er  eines  derselben  gesehen,  d.  h. 
eines  der  grösseren,  so  hat  er  alle  gesehen,  da  sie,  um  sich  im  Volksmunde 
auszudrücken,  alle  über  einen  Kamm  geschoren  sind,  etwa  wie  in  Dresden 
und  wie  auch  viele  Gärtnereien  bei  Berlin.  Die  Pynaertsche  Gärtnerei  wurde 
1816  von  Jean  und  Auguste  van  Geert  gegründet  und  im  Jahre  1872  von  Herrn 
Ed.  Pynaert  übernommen.  Beim  Eintritt  in  die  Gärtnerei  lässt  man  rechts 
an  der  Strasse  ein  Rosenparterre  und  das  Wohnhaus  des  Besitzers  liegen,  und 
gelangt  in  ein  vor  den  Gewächshäusern  und  dem  Wohnhause  gelegenes  Vor- 
gärtchen,  wo  auf  einer  etwas  hügeligen  Rasenfläche  Blumenbeete,  Koniferen- 
gruppen und  pontische  Azaleen-  und  Rhododendron-Dickichte  schön  verteilt 
liegen.  Diesem  Garten  schliessen  sich  die  grossen  Gewächshäuser  an.  Siehe 
Abb.  84.  Die  Häuser  sind  meist  aus  Holz,  und  zwar  aus  pitch  pine,  der  be- 
kannten amerikanischen  Pinus  rigida  Mill  (P.  Fraseri  Lodd.)  erbaut;  das 
Holz  dieser  Pinus  ist  sehr  harzig,  weisslichrot,  hart  und  dichten  Wuchses;  es 
widersteht  besser  der  Witterung  etc.  als  das  Eichenholz,  wird  durch  Insekten 
nicht  angegriffen  und  wirft  sich  nicht,  ebenso  widersteht  es  gleich  gut  der 
Nässe  wie  der  Trockenheit.  Die  Häuser  sind,  wenn  man  so  will,  ohne  jeden 
Anspruch  auf  Zierlichkeit,  aber  sie  lassen  nichts  zu  wünschen  übrig,  um  als 
gute  Kulturhäuser  gelten  zu  können.  Die  ganze  Gruppe  der  Gewächshäuser  ist 
durch  einen  Gang  derartig  verbunden,  dass  der  Besucher  von  dem  einen  Hause 
in  alle  andern  gelangen  kann,  ohne  dabei  ins  Freie  treten  zu  müssen.  Dies 
ist  eine  grosse  Vervollkommnung  und  bewirkt  eine  beträchtliche  Ersparnis  an 
Brennmaterial. 

Besichtigen  wir  zuerst  das  grösste  Haus,  das  der  Mitte:  den  Wintergarten. 
Es  ist  ein  mächtiges  Gebäude  von  24  m  Breite  und  ungefähr  30  m  Länge 
sowie  7  m  Höhe  in  der  Mitte.  Die  darin  enthaltene  Palmen- Sammlung  in 
grossen  Exemplaren  ist  sehr  interessant  und  mannigfaltig.  Die  schönsten  Arten 
sind:  Kentia  australis,  Corypha  Gebanga,  Chamaerops  stauracantha,  Chamaerops 
humilis  gracilis,  Cocos  Bonneti,  Areca  sapida  etc.  etc.  Zu  beiden  Seiten  des 
Hauses  befinden  sich  1  m  breite  Pflanzentische,  auf  denen  die  für  den  Handel 
bestimmten  mittelgrossen  Pflanzen  stehen.  Es  sind:  Kentia  Belmoreana,  Forste- 
riana  und  Canterburyana.     (Abb.  85.) 

Das  Haus  zur  Rechten    des  Wintergartens    dient    verschiedenen  Zwecken. 


Ein  Besuch  bei  Pynaert  van  Geert  in  Gent.  AOl 

Es  enthält  hauptsächlich  eine  vSammlung  derjenigen  Palmen,  die  zum  Zimmer- 
schmuck bestimmt  sind,  ausserdem  viele  Hunderte  Clivien  (Himantophyllum) 
und  Aspidistren  (Plectogynen)  mit  grünen  und  bunten  Blättern.  Von  Clivien 
(Himantophyllen),  welche  in  Belgien  zu  den  Ilauptkulturen  zu  rechnen  sind, 
besitzt  das  Pynaertsche  Geschäft  eine  der  reichsten  Sammlungen  in  gross- 
blumigen Spielarten,  die  wohl  mit  eine  der  ältesten  und  schönsten  im  Lande 
ist.  Die  Sorten  Lindeni,  Mme.  v.  Houtte,  robustum,  splendens  etc.  sind  unüber- 
troffen. Die  Bastarde  aus  diesen  grossblumigen  Spielarten  werden  von  Herrn 
Pynaert  das  Dutzend  einjährige  Pflanzen  zu  3  Mk.,  das  Hundert  zu  24  Mk. 
verkauft.  Desgleichen  giebt  er  Samen  davon  das  Hundert  zu  20  Francs  ab. 
letztere  bis  Februar  zu  beziehen.  Ferner  besitzt  die  Gärtnerei  noch  vier 
Häuser,  welche  ausschliesslich  den  Palmen  gewidmet  sind.  Das  eine  der- 
selben liegt  ausserhalb  dieser  Iläusergruppe  und  enthält  nur  die  schon  ange- 
führten drei  Kentienarten.     Von  den  andern  enthält  das  erste  eine  grosse  Anzahl 


_«.«f  RMOttKdl  »ULK: 

Abb.  85.     Die  Hauptgewachshäuser  bei  Ed.  Pynaert  van  Geert  in  Gent. 

von  Pflanzen  mittlerer  Grösse,  den  verschiedenen  Kentien,  Latanien,  Coryphen 
etc.  angehörig  und  zum  Schmuck  der  Zimmer  bestimmt.  In  dem  zweiten 
werden  alle  besseren  Palmenarten  gezüchtet,  wie  Latania,  Corypha,  Rhapis, 
Areca,  Cocos  etc.  Das  dritte  Haus  enthält  die  Sammlungen  oder  Sortimente. 
Dort  begegnen  uns  die  am  häufigsten  kultivierten  Arten,  wie  z.  B.  Areca 
Verschaffelti,  Bismarkia  nobilis,  Pritchardia  macrocarpa,  P.  grandis,  Astrocaryum 
argenteum,  Ceroxylon  niveum,  Cocos  australis,  C.  plumosa.  Kentia  rupicola, 
Phoenix  Sanderiana.  Wallichia  nana.  Plychoraphis  augusta  etc.  etc. 

Es  folgt  dann  das  Haus  für  die  Vermehrung  der  Azaleen  und  Rhodo- 
dendren. Wir  sehen  hier  Tausende  junger  Veredelungen  unter  Glas.  Die 
Veredelung  wird  zweimal  vorgenommen,  im  April  und  im  August — September. 
Auf  diesen  Punkt  näher  einzugehen,  würde  zu  weit  führen. 

In  einem  folgenden  Hause  finden  wir  alle  die  Arten  von  Pflanzen,  welche  die 
Engländer  als  Florist  Flowers,  wir  als  Schmuckpflanzen  bezeichnen:  Bouvardien, 


.„2  Ein  Besuch  bei  Pynaert  van  Geert  in  Gent. 

Pelargonien,  Pentstemon,  Petunien,  Fuchsien  etc.  etc.,  ausserdem  noch  Aäele 
grosse  und  kleine  Pflanzen  der  Clivia.  —  Wir  gelangen  von  hier  vor  das 
o-rosse  Haus  der  Azaleen.  So  herrlich  der  Anblick  desselben  im  Laufe  des 
April  ist,  so  öde  ist  es  dort  im  Sommer.  Im  Mai  werden  die  Azaleen  in  die 
mit  Lauberde  gefüllten  sog.  Parks  (Beete)  gepflanzt,  wo  sie  bis  Anfang  Oktober 
bleiben;  dann  werden  sie  wieder  eingetopft  oder  in  den  Häusern  ausgepflanzt. 
Diese  Art  und  Weise  der  Kultur  ist  allgemein  in  Gent  gebräuchlich.  Während 
des  Sommers  dient  das  Azaleenhaus  verschiedenen  samentragenden  Pflanzen 
zum  Aufenthalt,  z.  B.  Gloxinien,  Tydaeen,  Begonien,  Achimenes  etc.,  oder  auch 
solchen  Pflanzen,  die  zum  Verkauf  geeignet  sind,  wie:  Aspidistra  (Plectogynen), 
Clivia,  Ophiopogon,  Dracaenen  etc. 

Wir  treten  von  hier  in  das  Orchideenhaus  ein,  welches  mehr  als  650 
Arten  und  Spielarten  enthält.  Alle  wichtigen  Gattungen  sind  hier  vertreten: 
Cypripedien  mit  ihren  prächtigen  und  so  verschiedenen  Bastarden,  Cattleyen, 
Masdevallien,  Vandeen  etc.  Das  Haus  selbst  ist  sehr  zweckmässig  gebaut,  hat 
6  m  Breite,  3  m  50  cm  Höhe  und  über  30  m  Länge.  Es  zerfällt  in  drei  Ab- 
teilungen. Die  kalte  Abteilung  weist  eine  Temperatur  von  8  bis  loO  C.  auf, 
die  mittlere  12  bis  14^'  C.  und  die  warme  14  bis  17O  C. 

Wir  gelangen  von  hier  zum  Vermehrungshause.  Es  ist  ein  kleines, 
niedriges  Haus,  entspricht  aber  so  vollkommen  allen  Anforderungen,  dass  wir 
demselben  einige  Zeilen  mehr  widmen  wollen.  Es  hat  nur  3  m  Breite  und 
doppelte  Wände  mit  einigen  Centimetern  Zwischenraum.  Die  Luftschicht 
zwischen  den  beiden  Wänden  verhindert  natürlich  das  Entweichen  der  Wärme 
und  den  Eintritt  der  Kälte.  Die  Heizung  besteht  aus  einem  Rohre  von  0,09  m, 
welches  längs  der  Fenster  auf  dem  Mauerwerk  auf  beiden  Seiten  hinläuft 
und  drei  anderen  Rohren,  die  sich  unter  den  \>rmehrungsbeeten  befinden. 
Der  Boden  in  den  Beeten,  der  aus  gesiebtem  Hammerschlag,  weissem  Sande 
und  Kokosfasern  besteht,  erhält  dadurch  eine  Wärme  bis  zu  40O  C.  Die  Kokos- 
fasern  sind  ausgezeichnet  für  die  Stecklinge  gewisser  Pflanzen,  da  diese  sich 
hierin  sehr  schnell  bewurzeln.  Leider  aber  begünstigen  sie  auch  sehr  das 
Ungeziefer.  —  Gegenüber  der  Vermehrung  sehen  wir  ein  Azaleenhaus,  das 
im  Winter  ca.  5000  Azaleen  enthält.  Im  Sommer  nehmen  Aspidistra,  Gloxinien. 
Pelargonien,  Begonien  dasselbe  ein.  Das  letzte  Haus  dieser  geschlossenen 
Gruppe  beherbergt  die  Farnkräuter,  in  vielen  Tausenden  von  Selagin eilen, 
Adiantum,  Pteris  etc. 

Verlassen  wir  nun  diese  Gesamtheit  von  Häusern  und  besichtigen  wir  die 
übrigen  Einrichtungen. 

Wir  fi.nden  zuerst  ein  gegen  Norden  gerichtetes,  aus  Eisen  gebautes  Haus, 
das  sich  gegen  eine  Mauer  lehnt.  Im  Sommer  dient  es  den  Farnkräutern,  im 
Winter  den  vielen  Araucarien  zum  Aufenthalt.  Im  folgenden  Hause,  einem 
Warmhause,  finden  wir  prächtige  und  kostbare  Exemplare  der  verschiedensten 
Kinder  der  heissen  Zone,  z.  B.  Aralien,  Anthurien,  Philodendron,  viele  Pandanus- 
arten,  ebenso  die  verschiedensten  Dracaenenarten  und  Bastardformen,  eine 
reiche  Auswahl  der  verschiedenartigen  Bromeliaceen,  Alocasien  u.  s.  w.  — 
Sechs  Azaleenhäuser,  von  denen  vier  ein  gemeinschaftliches  Dach  haben, 
bilden  den  Schluss.  Die  sämtlichen  Häuser  werden  im  Sommer  mit  dünner 
Leinwand  schattiert,  wogegen  im  Winter  eine  stärkere  Xummer  gegen  die  Kälte 
schützen  muss. 


Ergebnisse  der  Düngungsversuche  etc.  ^O^ 

Werfen  wir  noch  schnell  einen  Blick  auf  die  Baumschule  des  Geschäfts. 
Den  Anfang"  derselben  machen  zahlreiche  Parks  (Beete)  mit  Rhododendron- 
Hybriden,  Azalea  mollis  und  sinensis.  In  der  eigentlichen  Baumschule  schenkt 
man  nur  solchen  Bäumen  seine  Aufmerksamkeit,  die  wegen  ihres  schönen 
pjlätterschmuckes  einem  Garten  zur  Zierde  dienen,  wie:  Prunus  Pissardi,  Acer 
Reitenbachii,  Populus  Bolleana,  Gingko  biloba  u.  dergl.,  lerner  der  Kultur  der- 
jenigen Staudengewächse,  die  sich  besonders  durch  ihre  Schönheit  auszeichnen, 
sowie  der  Anzucht  der  besten  und  neuesten  Erdbeeren. 

Der  Besuch  ist  jederzeit  gern  gestattet,  geheime  Abteilungen  giebt  es  nicht. 


Ergebnisse   der  Düngungsversuche   mit   Hydrangea  hortensis 

und  Cineraria  hybrida. 

,m  Zusammenhang"  mit  dem  in  der  Gartentlora  1892,  pag.  125  if.  er- 
statteten Bericht  über  Versuchskulturen  im  Jahre  1891  stehen  die  hier 
folgenden  Ergebnisse.  Ihrem  wesentlichen  Inhalte  nach  unterscheiden 
sich  indessen  beide  Massnahmen  insofern,  als  in  dem  ersten  Versuchs- 
^^  1/  Jahre  nur  von  einem  mehr  theoretischen  Vorversuch*)  die  Rede  sein  konnte, 
^  bei  dem  jetzigen  dagegen  auf  Grund  der  in  praxi,  d.  h.  im  handels- 
gärtnerischen Betriebe  üblichen  Kulturverfahren  seitens  des  dazu  gewählten 
Ausschusses")  vorgegangen  wurde. 

Der  Grund  für  ein  Vorgehen  nach  dieser  Richtung  war  in  dem  Gedankengang 
vorgezeichnet,  dass  Beobachtungen  etwaiger  Düngungsversuche  nur  dann  eine 
wirkliche  Bedeutung  haben  dürften,  wenn  wir  uns  die  praktische  und  wissenschaft- 
liche Behandlung  bei  dieser  Veranlassung  als  ein  gemeinsam  durchführbares  Ziel 
zur  Aufgabe  stellten,  gleichzeitig"  aber  auch  die  Versuche  selbst  nur  unter  der 
persönlichen  Ausführung  der  Mitglieder  eine  Gewährleistung  für  die  Zuver- 
lässigkeit ihrer  Beobachtungen  zu  bieten  vermochten.  Und  damit  scheint  auch 
der  Weg  angedeutet,  auf  welchem  eine  spätere,  in  ausgedehnterem  Maasse  ar- 
beitende gärtnerische  ^'ersuchstation  erfolgreiches  zu  leisten  imstande  sein  wird. 

Dass  der  Versuchsausschuss,  von  dieser  Grundidee  geleitet,  in  Thätigkeit 
treten  konnte,  hat  er,  abgesehen  von  der  Opferwilligkeit  seiner  Mitglieder,  des 
Zugeständnisses  des  Vereins,  in  erster  Linie  dem  bereitwilligen  Entgegen- 
kommen des  königlichen  Ministeriums  für  Landwirtschaft,  Domänen  und  Forsten, 
speziell  des  Dezernenten,  Herrn  Geh.  Ober-Regierungsrat  Dr.  Thiel,  sowie  der 
persönlichen  Beteiligung  des  Herrn  Geh.  Regierungsrat  Professor  Dr.  Maercker- 
Halle  a.  d.  S.  zu  verdanken. 

Nach  der  ersten  Anregung  der  Versuche,  welche  von  der  im  Jahre  1893 
aus  Zweckmässigkeitsgründen  aufgelösten  Gartenbaugesellschaft  zu  Berlin  aus- 
ging, übernahm  der  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  in  den  könig- 
lich preussischen  Staaten  in  geeigneter  Weise  die  weitere  Fortsetzung  dieser 
Versuche. 


*)  Pag.   126  des  Jahrganges   1892. 
**)  Der  betreffende  Ausschuss  1892/93  bestand  aus  den  Herren  Fr.  BIuth-Gr.  Lichterfelde, 
H.  "Weidlich-Moabit-Berlin,    M.  Hoffmann-Berlin  \V.,    F"r.  Webt  r-Spindlersfeld   bei  Berlin. 
Der  Ausscliuss  war  so  gewählt,    dass  als  Hauptaussenpunkte  zur  Stadtlage    sich  West  und  Ost 
gegenüber,  Berlin  NW  und  W,  diese  wiederum  als  Innenpunkte,  ergänzen  sollten. 


^Q^  Ergebnisse  der  Düngungsversuche  etc. 

Es  liegt  vorstehendem  Bericht  die  Aufgabe  ob:  einmal  den  Vorgang  dieser 
Versuche  zu  skizzieren  und  sodann  die  aus  den  gewonnenen  Ergebnissen  hervor- 
tretenden Schlussfolgerungen  festzustellen.  Das  Material  des  hier  folgenden 
Gesamtberichtes  giebt  in  gedrängter  Übersicht  den  Inhalt  der  in  24  Sitzungen 
o-eführten  Protokolle  sowie  denjenigen  der  auf  Scämtlichen  4  Stationen  schrift- 
lich ausgeführten  Tageslisten  betreffs  der  Versuchspflanzen  wieder. 

Zum    Gegenstand    seiner    Versuche    wählte   der  Ausschuss  2  Pflanzenarten: 

A.  Hydrangea  hortensis,  einen  im  handelsgärtnerischen  Betriebe  als   2  jährig, 

B.  C  i  n  e  r  a  r  i  a  hy  b  r  i  d  a,  einen  als  einjährigheranzuziehendenBlüher,  beidesPflanzen, 
deren  Heranzucht  mit  besonderen  Schwierigkeiten  nicht  verbunden  sein  sollte. 

Das  im  allgemeinen  bei  beiden  Versuchen  auf  allen  4  Stationen  einheit- 
lich einzuhaltende  Kulturverfahren  richtete  sich  nach  den  im  handelsgärtnerischen 
Betriebe  üblichen  Ausführungen.  Ausserdem  wurden  für  sämtliche  4  Stationen 
die  zur  Heranzucht  nötige  Erdmenge,  sowie  die  bei  den  einzelnen  Versuchs- 
reihen in  Betracht  kommenden  Düngungsmittel  aus  ein  und  derselben  Bezugsquelle 
beschafft.  Als  Giesswasser  gelangte  das  an  jeder  einzelnen  der  4  Stationen 
sonst  im  Betriebe  gebräuchliche  Wasser  zur  Anwendung. 

Um  nun  bezüglich  der  Beobachtungen  und  Vergleiche  sowie  aus  den  am 
Ende  der  Versuche  sich  ergebenden  Schlussfolgerungen  zu  einem  möglichst 
klaren  Urteil  über  den  Wert  der  Düngungsfrage  bei  Topfpflanzen  gelangen  zu 
können,  galten  in  erster  Linie  drei  Dinge:  §  1:  Erd-,  §2:  Wasser- Analysen, 
als  notwendige  Vorbedingung;  §  3:  eine  planmässig  geordnete  Aufstellung 
der  betreffenden  Versuchsreihen. 

I.  §   1. 
Erd-Analysen. 

Die  betreffenden  Erd-Analysen*)  zerfallen  in  3  einzelne  Abteilungen: 
a)  Erde  für  Hortensien-,  b)  und  c)  Erde  für  Cinerarien-Kultur: 

a)  Zahnaer  Moorerde  in  Mischung  zu  75  pCt.  Moorerde  und  25  pCt  reinem 
Havelsand  (von  Herrn  W.  Weidlich)  enthielt: 

1,07  pCt.  Steinchen.     Die  hiervon  befreite  Erde  enthielt: 
35,75      ,,     Wasser, 

i2,io      „     organische  (verbrennliche)  Substanz, 
52,15      „     Sand,  Thon  u.  s.  w. 
An  Pflanzen-Nährstoffen  sind  vorhanden: 
0,034  P^t  Kali, 
1,125     „      Kalkerde, 
0,065     „      Magnesia, 
0,046     „      Phosphorsäure. 
0,005     „      Stickstoff  als  Ammoniak, 
0,362     „  ,,         in  Form  organischer  Substanz. 

Schwefelsäure,  Chlor  und  Salpetersäure  waren  in  nicht  bestimm- 
baren Mengen  vorhanden;  vSchwefeleisen  überhaupt  nicht. 


*)  Analysen  unterm  2?.  Februar  1892,  3.  und  27.  Mai,  sowie  12.  September  1893 
von  der  landwirtschaftlichen  Versuchsstation  Dahme  seitens  des  Herrn  Professor  Dr.  Ulbrich 
aufgestellt. 


Ergebnisse  der  Düngungsversuche  etc.  405 


an  Pflanzen-Nährstoffen 


b)  Erdmischuno-  für  Cineraria  hybrida:  %  verrottete  Mistbeeterde,  1/3  Rasen- 
lehm unter  entsprechendem  Zusatz  von  scharfem  Havel-Sand  (Weidlich), 
sowie  unter  Zufügung  von  2V2  kg  Schlemmkreide  zu  je  100  kg  dieser 
Alischung'),  enthielt: 

12,28  pCt.  Feuchtigkeit, 
7,47     „      verbrennliche  Substanz  (Humus)  mit 

0,19  pCt.  Stickstoff, 
0,17     ,,      Phosphorsäure, 
0,14     ,,      Kali, 
2,58     „      Kalkerde, 
Spur  von  Magnesia, 
0,005  pCt.  Chlor, 
0,029     V      Schwefelsäure, 
0,025     ;,      Salpetersäure. 

c)  Erdmischung  in  der  vorigen  Zusammensetzung,  unter  weiterer  Bei- 
fügung von  1/2  Teil  Lauberde  (von  Herrn  W.  Weber)  enthielt: 

24,67  pCt.  Wasser, 

20,04     „      verbrennliche  Substanz  mit 

0,11  pCt.  Stickstoff  als  Ammoniak, 


an  Pflanzennährstoffen  < 


Von  Chlor  und  Schwefelsäure  waren  nur  Spuren,  von  Salpeter- 
säure eine  merkliche  Menge  vorhanden.  Zweifach-Schwefeleisen 
war  nicht  nachzuweisen. 


Wasser -Analysen. 

Die  Wasser-Analysen**)  der  4  Versuchs-Stationen  lauten  folgendermassen: 
in   100000  Teilen  sind  enthalten: 
a)  Station    Bluth-Gr.    Lichterfelde.     Bäkewasser    (d.  h.    Wasser    aus 
einem   kleinen   Bach,   die  »Bake«): 
74,48  Teile  Eindampfrückstand, 

8,04  Teile  Gips, 
24,95  Teile  kohlensaurer  Kalk. 

Deutliche  Reaktion  auf  Eisen. 
Ein  ziemlich  hartes  Wasser, 
a)  Desgl.     Kondensations-Wasser  aus  dem  Heizungs-Bassin:***) 


0,60 

5? 

Gesamt-Stickstoff, 

0,22 

5J 

Phosphorsäure, 

0,12 

jr 

Kali, 

1,74 

j; 

Kalkerde, 

0,21 

JJ 

Magnesia. 

*)  Auf  Anraten  des  Geh.  Regierungsrat  Herrn  Professor  Dr.  Maercker-Halle  a./S. 
**)  Analysen  erst  im  2.  Versuchs-Jahre  unter  den  Nrn.  1 2()G —  1 3oo  vom27.  März  iSgS  der  agric- 
chem.  Versuchs-Station  Halle  a./S.   seitens  des  Geh.  Reg.-Rat  Hrn.  Prof.Dr.Maercker  ausgeführt. 
***)  in  der    Gärtnerei  des  Herrn   Bluth-Gr.  Lichterfelde,    wo    teilweise    auch  Kondensations- 
Wasser  benutzt  wird,  empfahl  sich  infolge  dessen  anlässlich  der  Cinerarien-Kultur   die  Aufstellung 
von  Parallel-Versuchs-Reihen. 


4o6 


Hexenbesen  an  einer  Birke. 


20,92  Teile  Eindampfrückstand, 
3,06  Teile  Gips, 
9,81  Teile  kohlensaurer  Kalk. 
Spuren  von  Eisen. 
Ein  ausserordentlich  reines  Wasser. 

b)  Station    Hoffmann-Berlin,   W.     Leitungswasser    (Müggel-See) : 

21,08  Teile  Eindampfrückstand, 
5,10  Teile  Gips, 
12,86  Teile  kohlensaurer  Kalk. 
Spuren  von  Eisen. 
Ein  sehr  reines  weiches  Wasser. 

c)  Station  Weidlich-Moabit,  Berlin  N.W..  Leitungswasser  (Tegeler  See): 

20,24  Teile  Eindampfrückstand, 
2,50  Teile  Gips, 
10,18  Teile  kohlensaurer  Kalk. 
Spuren  von  Eisen. 

Ein  sehr  reines  weiches  Wasser. 

d)  Station  Weber-Spindlersfeld  bei  Cöpenick,    Brunnenwasser  (An- 
lage in  unmittelbarer  Nähe  der  Spree): 

55,32  Teile  Eindampfrückstand, 
8,79  Teile  Gips, 
19,11  Teile  kohlensaurer  Kalk. 
Spuren  von  Eisen. 
Ein  mittelhartes,  aber  immerhin  gut  brauchbares  Wasser. 


Hexenbesen  an  einer  Birke. 

Von  Hofgärtner  Roese-Eutin  und  Prof.  Paul  Magnus-Berlin. 

Hierzu  Abb.  86. 
|er  beistehenden  Abbildung  gestatte  ich  mir  einige  Worte  der  Erläuterung 
beizufügen.  Die  betreffende  Birke  muss,  dem  Stammdurchmesser  nach, 
ein  Alter  von  mindestens  80 — 90  Jahren  haben.  Der  Baum  ist  etwa  18  m 
hoch,  hat  1  m  über  dem  Boden  einen  Stammumfang  von  ungefähr  1,20  m  und 
steht  im  hiesigen  Schlossgarten  nahe  dem  Eingang  in  denselben  vom  »Jungfern- 
stieg«  aus  —  einer  an  ihm  entlangführenden  breiten  Lindenallee  —  auf  einem 
niedrig  gelegenen  Rasenstück,  dessen  Oberfläche  kaum  60  cm  über  der  Wasser- 
fläche eines  9  m  davon  entfernten  Bassins  erhöht  liegt.  Der  Untergrund  ist  (stellen- 
weise blauer)  Lehm  und  das  Rasenstück  selbstverständlich  stets  ziemlich  feucht 
—  im  Frühjahr  steht  Wasser  auf  demselben  — .  Der  höchst  interessante  Baum 
fällt  jedem  Vorübergehenden  sofort  in  die  Augen  und  wird  von  Fremden  viel 
angestaunt.  Man  hat  jetzt  unter  demselben  eine  Tafel  mit  folgender  Aufschrift 
angebracht: 

»Die  eigentümlichen,  von  der  Ferne  grossen  Nestern  nicht 
unähnlichen  Missbildungen    der  Birke    —    in    der  Lehre 


Hexenhesen  an  einer  Birke. 


407 


von  den  Baumkrankheiten    als  »Hexenbesen«  bekannt  — 

werden  durch  einen  mikroskopisch  kleinen  Schlauchpilz, 

Taphrina  turgida,    erzeugt,    welcher  sich    nur    in   diesen 

Wucherungen  ausbreitet.« 


Abb.  86.     Hexenbesen  an  einer  Birke. 


Die  auf  der  Abbildung  sichtbaren  Hexenbesen  stellen  sich  dar  als  ein 
Wirrsal  von  durcheinandergewachsenen  und  vielfach  verzweigten,  von  Feder- 
kiel- bis  zur  Stricknadeldicke  starken  Zweigen,  sind  schon  recht  alt,  d.  h.  ich 
fand  sie  schon  vor  40  Jahren  fast  in  derselben  Grösse  hier  vor,  und  bedecken 
in  allen  Grössen  von  den  kleinsten  Anfängen  an  in  Menge  fast  alle  Zweige  des 
Baumes    bis    zur  Spitze,    die    grössten    von    fast    1  m  Durchmesser    unten,    die 


4o8 


Hexenbesen  an  einer  Birke. 


kleinsten  im  Gipfel,  doch  sind  schon  mehrere  der  stärksten  von  Stürmen  ab- 
gebrochen Avorden.  Die  grösseren  dienen  mancherlei  Vögeln  (Meisen)  zum 
willkommenen  Xistplatz  und  Unterschlupf.  Die  die  Hexenbesen  bildenden 
dünnen  Zweige  sind  innen  natürlich  trocken,  die  äusseren  bedecken  sich  je- 
doch alljährlich  mit  jungem  Laube,  dessen  Blättchen  allerdings  nur  klein 
bleiben.  Übrigens  ist  es  nicht  diese  Birke  allein,  welche  Hexenbesen  trägt, 
sondern  auch  2  unweit  des  Schlossgartens  in  einem  PriA'atgarten  stehende  be- 
deutend jüngere  Bäume  weisen  solche  in  geringerem  Umfange  auf,  und  eine 
ähnliche  Erscheinung  fand  ich  vor  Jahren  an  einem  Süsskirschbaum  im  Küchen- 
garten, wo  sich  an  der  Spitze  eines  dünnen  Astes  mehrere  —  etwa  8 — 10  — 
kandelaberartig  gebogene  Zweige  gebildet  hatten,  deren  Entstehung  ich  derselben 
Ursache  wie  bei  den  Birken  zuzuschreiben  geneigt  bin. 

• 
Bemerkung  zu  vorstehender  Mitteilung,  von  P.  Magnus. 

Wie  schon  vorstehend  richtig  angegeben  ist.  werden  diese  grossen 
Hexenbesen  der  hohen  baumartigen  Birke  (ßetula  verrucosa  Ehrh.  —  Bet.  alba 
[L.  z.  T.]  Willd.)  hervorgebracht  durch  die  Wucherung  des  mikroskopischen 
Pilzes  Exoascus  turgidus  Sadeb.  in  den  Trieben  des  Hexenbesens.  Während 
der  jung  verstorbene  schwedische  Botaniker  C.  J.  Johanson  alle  dem  am 
meisten  bekannten  Exoascus  Pruni  Fckl.  (dessen  Vegetation  in  den  Frucht- 
knoten unserer  Hauspflaume,  Prunus  domestica,  die  schon  lange  vor  der  Reife 
stark  vergrösserten,  innen  hohlen  Früchte,  die  man  deshalb  Narren  oder 
Taschen  des  Pflaumenbaumes  nennt,  hervorbringt)  nahe  verwandten  Arten  in 
die  alte  Friessche  Gattung  Taphrina  vereinigte,  hat  Sadebeck  sie  1893  im 
X.  Bande  des  Jahrbuchs  der  hamburgischen  wissenschaftlichen  Anstalten  auf 
Grund  der  Ausbildung  des  Myceliums  und  der  Fruchtschicht  Avieder  in  die  drei 
Gattungen  Exoascus  Fckl.,  Taphrina  Fr.  und  Magnusiella  Sadeb.  geteilt  und 
stellt  den  die  abgebildeten  grossen  Hexenbesen  der  baumartigen  Birke  hervor- 
bringenden Pilz  in  die  Gattung  Exoascus. 

Auf  der  Unterseite  der  Blätter  der  im  Frühjahre  ausgetriebenen  Zweige  des 
Hexenbesens  erscheinen  im  Mai  und  Juni  die  Fruchtträger  des  Pilzes.  Es  sind 
keulenförmige  längliche  hyaline  Schläuche,  welche  aus  dem  Innern  der  Blätter 
zwischen  und  über  den  Oberhautzellen  der  Blattunterseite  hervorbrechen. 
Diese  Schläuche  nennt  man  »Ascus«;  sie  bilden  im  Innern  8  einzellige  Fort- 
pflanzungskörper, die  man  Sporen  nennt  und  die  sich  durch  seitliche  Aus- 
sprossung  vermehren.  Durch  die  Sporen  wird  der  Pilz  verbreitet  und  vollzieht 
sich  die  Anlage  neuer  Hexenbesen.  Die  später  angelegten  Blätter  tragen  wahr- 
scheinlich keine  Schläuche  und  sind  anscheinend  gesund. 

Diese  Hexenbesen  der  Birke  sind  in  Deutschland  sehr  verbreitet.  Sadebeck 
giebt  sie  1.  c.  speziell  als  sehr  verbreitet  im  südlichen  Holstein  und  nördlichen 
Hannover  an.  Ich  selbst  habe  sie  vor  der  Arnimer  Forst  bei  Stendal  zahlreich 
gesehen,  Sadebeck  giebt  sie  von  den  Tiroler  Alpen  an,  von  wo  sie  auch  der 
verstorbene  Prof.  Peyritsch  von  seinem  Diener  Zarli  erhalten  hatte. 

Diese  Art  tritt,  wie  gesagt,  auf  Betula  verrucosa  Ehrh.  auf.  Auf  unserer  anderen 
bäum-  oder  strauchartigen  Birke,  der  Betula  pubescens  Ehrh.  oder  Bet.  odorata 
Bechst.,  werden  auch  grosse  Hexenbesen  von  einem  Exoascus,  dem  Ex.  betulinus 
(Rostr.)  Magnus  (s.  Deutsche  Garten-Zeitung,  herausgegeben  von  L.  Wittmack 
und    W.   Perring,    1886    S.   200 — 201),  gebildet,    den    Sadebeck    von    seinem 


Frühobst-Ausstellung  zu  Erfurt.  400 


Exoascus  turgidus  jetzt  streng    unterscheidet.      Auch  dieser    ist  in  Deutschland 
sehr  verbreitet,  wie  auch  Sadebeck  schon  1.  c.  angiebt. 

Auch  der  von  Herrn  Hofgärtner  Roese  erwähnte  Hexenbesen  an  einem 
Süsskirschbaum  wird  durch  einen  Exoascus,  den  Kx.  Cerasi  (Fckl.)  Sadeb.  er- 
zeugt. Dieser  Exoascus  bildet  auf  den  süssen  und  sauren  Kirschen  (Prunus 
avium  und  Pr.  Cerasus)  grosse  Hexenbesen.  Er  ist,  wie  Sadebeck  1.  c.  an- 
giebt, durch  ganz  Mitteleuropa,  Dänemark  und  Skandinavien  verbreitet  und 
tritt  speziell  häufig  in  unserer  Mark  sowie  auch  der  sächsischen  Schweiz  auf, 
wo  man  von  der  Eisenbahn  aus  leicht  die  nestartigen  Hexenbesen  der  Kirsch- 
bäume beobachten  kann.  Auch  auf  der  Weissbuche  (Carpinus  Betulus  L.)  und 
Weisserle  (Alnus  incana  [L.]  DC.)  werden  Hexenbesen  durch  Exoascus  Carpini 
(Rostr.)  Sadeb.  und  Exoascus  epiphyllus  Sadeb.  gebildet. 


Frühobst-Ausstellung  zu  Erfurt  vom  5.  bis  9.  Juli  1894. 

\'on  Hofgärtner  Hoffmann. 

m  Rahmen  der  Thüringer  Gewerbe-  und  Industrie- Ausstellung  1894  zu  Erfurt 
auf  dem  Gebiete  des  Gartenbaues  drei  Sonder- Ausstellungen!  Was  konnten 
wir  wohl  auch  besseres  von  der  alten  Gartenstadt  Erfurt  erwarten?  Zur 
Zeit  der  Frühjahrsbepflanzung  No.  1,  von  der  ja  in  No.  12  unserer  Zeitschrift 
bereits  näheres  mitgeteilt;  z.  Zt.  der  Sommerbepflanzung  No.  2,  die  Frühobst- 
Ausstellung;  z.  Zt.  der  Tag-  und  Nachtgleiche  No.  3  eine  auf  den  Samenbau  und 
Ilerbstflor  bezugnehmende  Schau-Stellung!  Die  in  Rede  stehende  No.  2  wurde 
gleichzeitig  in  Veranlassung  der  zu  Erfurt  tagenden  Zusammenkunft  des  Deutschen 
Pomologen-Vereins  unternommen.  Bereits  auf  der  1893  in  Breslau  abgehaltenen 
Versammlung  vorgenannten  Vereins  war  der  Wunsch  rege  geworden:  die  seit 
dem  Gothaer  Kongress  schlummernde  Kirschenfrage  und  mit  ihr  zugleich  die 
Abteilung  des  Beerenobstes  der  Vergessenheit  zu  entreissen  und  dieses  noch 
so  öd  daliegende  Feld  der  Pomologie  zu  beackern.  Nun  die  Furchen  sind, 
soweit  es  Zeit  und  Material  gestattete,  wohl  hier  gezogen  worden,  die  Einsaat 
harrt  des  Sämanns! 

Angesichts  des  frühen  Zeitpunktes  (Anfang  Juli),  des  ziemlich  spät  ver- 
öffentlichten Ausstellungsprogrammes,  und  dies  namentlich  mit  Beziehung  auf 
die  in  den  Provinzen  Obstbau  treibenden  Bezirke,  durfte  ein  umfassendes 
Material  wohl  nicht  erwartet  werden. 

Konkurrierten  doch  in  Kirschen  und  in  Stachelbeeren  nur  18  Aus- 
steller, in  Johannisbeeren  10;  in  Erdbeeren  7;  in  Himbeeren  3;  in 
Brombeeren  war  sogar  nur  eine  Firma  erschienen.  Aber,  wenn  man  deshalb 
glauben  wollte,  es  habe  die  Ausstellung  besonderes  nicht  bieten  können,  so  ist 
das  eine  irrtümliche  Annahme.  Das  Beerenobst  und  in  dieser  Abteilung  die 
Stachelbeere,  in  der  Steinobst- Abteilung  die  Kirschen,  traten  ganz  besonders 
hervor,  sowohl  bezüglich  Reichhaltigkeit  der  Sortimente  Avie  Ausbildung  der 
Früchte ! 

Das  Beeren-Obst  und  mit  ihm  besonders  eine  Abteilung  des  Stein-Obstes: 
die  Kirsche,  bisher  die  Stiefkinder  der  Pomologie,  sollten  nun  doch  auch  in 
die  Reihen  der  Erbberechtigten  treten.  Seit  Aufstellung  eines  Kirschen-Systems 
von  Truchsess  war    in  der  betreffenden  Systematik    deutscherseits   nichts  ge- 


AjQ  Frühobst- Ausstellung  zu  Erfurt. 


schehen,  und  doch  betonte  Leroy  in  seiner  1877  erschienenen  Pomologie,  dass 
die  Kirsche,  gewissermassen  eine  Domäne  der  Deutschen,  deutscherseits  be- 
arbeitet werden  müsse.  Die  Klassifizierung  des  Beerenobstes  wartete  bisher 
gleichfalls  vergeblich  auf  eine  ordnende  Hand.  Wenn  nun  auch  auf  dem 
Kongress  zu  Erfurt  die  System-Entwickelung  der  Kirsche,  durch  Direktor 
Fr.  Lucas-Reutlingen*)  an  der  Hand  des  ihm  von  Oberdiek  überkommenen 
Steinsortimentes,  das  in  der  Ausstellung  vorhanden,  noch  nicht  allgemein  zur 
Annahme  gelangen  konnte,  so  ist  doch  mit  derselben  der  Weg  angebahnt. 
Weniger  in  den  Grenzen  eines  Systems,  als  vielmehr  von  praktischen  Gesichts- 
punkten geleitet,  legte  gleichzeitig  Garten-Inspektor  H.  Maurer-Jena  eine  Ein- 
teilung der  Stachel-  und  Johannisbeeren  vor,  die  im  wesentlichen  lautet: 
1.  Sorten  für  die  Tafel  und  Anpflanzung  im  Hausgarten,  nach  Farben  ein- 
geteilt; 2.  Sorten  zum  Massenanbau  für  den  Markt,  zur  Weinbereitung  und 
Einkochen;  3.  sehr  früh  reifende  Sorten  für  den  Klein-  und  Massenanbau; 
4.  sogenannte  Preis-Stachelbeeren,  zu  Ausstellungszwecken  geeignet.  Diese  Art 
der  Einteilung  schliesst  sich  im  wesentlichen  den  von  der  Londoner  Gartenbau- 
Gesellschaft  1891  empfohlenen  an.  Dies  zur  Ergänzung  der  Bedeutung  der 
Erfurter  Frühobst- Ausstellung. 

Im  einzelnen  diene  folgendes  der  Darstellung: 

Aprikosen,  Früh-Pflaumen  und  Pfirsich  konnten  anlässlich  des  frühen 
Termines  nicht  in  Betracht  kommen. 

Von  Obstbau  treibenden  Bezirken  war,  um  dies  anfangs  gleich  zu  erwähnen, 
nur  eine  Sammel-Ausstellung:  in  Kirschen,  Johannis-,  Stachel-  und  Erdbeeren 
von  dem  Obstbauverein  Eisenach,  III.  Verwaltungs-Bezirk,  erschienen.  In 
Kirschen  dagegen  konkurrierten  3  Vereine:  a)  der  Obstbauverein  Dresden- 
Ober-Elbthal:  Loschwitz,  Wachwitz,  Rottwerndorf,  Probschütz -Weisstropp; 
b)  der  Thüringische  Gartenbau-Verein  Gotha;  c)  die  Pomologische  Gesellschaft 
des  Oster-Landes  (Sachsen-Altenburg)  zu  Altenburg. 

Als  Glanzpunkt  der  Ausstellung,  bezüglich  Sortimentsumfang  wie  Frucht- 
ausbildung galt  die  Stachelbeer- Abteilung;  in  zweiter  Linie  folgten  die  Kirschen, 
dann  die  Johannisbeeren,  zuletzt  die  Erdbeeren.  Die  Abteilung  Himbeeren  mit 
drei  Ausstellern  Hess  in  beidem,  Sortiment  wie  Ausbildung  der  Frucht,  zu 
wünschen  übrig  und  die  Brombeeren  traten  nur  durch  ein  18  Nummern  ent- 
haltendes Sortiment  von  J.  C.  Schmidt-Erfurt,  also  bezüglich  der  Reichhaltig- 
keit, in  den  Vordergrund.  Die  mangelnde  Fruchtreife  liess  ein  eingehendes 
pomologisches  Studium  nicht  zur  Geltung  kommen,  inzwischen  versicherte  uns 
aber  der  Aussteller,  dass  die  Sorte  »Philadelphia«  als  die  fruchtbarste  zu  em- 
pfehlen sei.  Wesshalb  wir  aber  hier  überhaupt  diese  Abteilung  erwähnen,  ist 
in  dem  Umstände  begründet,  dass  der  Brombeere  eine  weitere  Zukunft  noch 
bevorsteht,  sie  daher  unsere  vollste  Aufmerksamkeit  verdient. 

Bezüglich  der  Erdbeeren  beteiligten  sich  vorwiegend  die  Firmen:  J.  C. 
Schmidt-Erfurt,  Kliem-Gotha,  Louis  Haage-Erfurt,  C.  Platz  &  Sohn-Erfurt. 
Unter  den  Neuheiten  sind  nennenswert:  Kaisers  Sämling,  hellrosa;  Waterloo 


*)  Nach  Lucas  ist  folgende  Einteilung  aufgestellt:  6  Süsskir sehen:  I.  schwarze  Herz- 
kirsche, 11.  schwarze  Knorpelkirsche,  111.  bunte  Herzkirsche,  IV.  bunte  Knorpelkirsche,  V.  gelbe 
Herzkirsche,  VI.  gelbe  Knorpelkirsche.  4  Weichsein:  VII.  Süssweichsel,  VIII.  Glaskirsche, 
IX.  Weichsel-Amarelle,  X.  Kreuzung  zwischen  Süsskirsche  und  Weichsel,  XL  sog.  Halbkirsche, 
XII.  Hybrid-Weichsel   oder  Halb-Weichsel.     Nach  Kernform  rund,  spitz,  ovalsteinig. 


Die  Rosenausstellung  in  Görlitz.  411 


und  Sensation,  dunkelrot;  Garten-Inspektor  Koch,  gross,  rot  und  reichtragend. 
Als  beste  Tafelfrüchte:  König  Albert  v.  Sachsen,  Laxton's  Noble,  Professor  Dr. 
Liebig,  Abricotee,  Sharpless,  Ehlers  Fruchtbare.  Als  grossfrüchtige  zum 
Einmachen  geeignete  Sorten:  White  pineapple,  Abricotee,  König  Albert, 
Kaisers  Sämling,  Garten-Inspektor  Koch;  als  4  beste  Treibsorten:  Ehlers 
Fruchtbare,  König  Albert  A^on  Sachsen,  Lucida  perfecta,  Boule  d'or. 

Bei  der  Johannisbe er- Abteilung  waren  in  erster  Linie  vertreten:  Maurer- 
Jena,  J.  C.  Schmidt-Erfurt,  Kliem-Gotha,  und  gelangte  hierbei  auch  die 
schwarze  Johannisbeere  zur  vollsten  Geltung.     Ich  notierte  als  Sorten: 

a)  Für  den  Hausgarten  und  für  Tafelzwecke:  grossbeerig,  langtraubig, 
von  milder  Säure:  4  rotfrüchtige:  holländische  grosse  rote,  rote  Versailler, 
Kaukasische  langtraubige;  1  rosafrüchtige:  Holländische  rosa;  2  weissfrüchtige: 
Holländische,  grosse  weisse,  weisse  Versailler;  1  schwarzfrüchtige :  Lees  schwarze. 

b)  Zum  Massenanbau,  für  den  Markt,  zur  Weinbereitung:  3  rot- 
früchtige: Holländische  grosse  rote,  rote  Versailler;  weissfrüchtige:  grosse  weisse 
holländische;  1  schwarzfrüchtige:  Lees  schwarze. 

Herr  Böttger-Gräfentonna  empfiehlt  als  frühe,  gute  Wirtschaftsfrucht,  auch 
für  kalte  Lagen  geeignet,  die  Sorte:  hochrote  frühe  (Reifezeit  Mitte  Juni),  und 
als  besondere  Tafelfrucht:  die  kaiserliche  rote  grosse  volltragende.  Von 
schwarzen  Johannisbeeren,  unter  denen  Maurer-Jena  der  Sorte  Lees  schwarze 
den  Vorzug  einräumt,  führte  die  Firma  J.  C.  Schmidt-Erfurt  als  9  der  besten 
vor:  Cassis  Bang  up;  Cassis  Lees  prolific;  Cassis  Baldwin;  Merveille  de  la  Gironde; 
Cassis  royal;  Cassis  communis;  Cassis  blanche  (ambrafarbig);  Cassis Ogdens  black, 
Cassis  de  Naples,  unter  denen  Merveille  de  la  Gironde  und  Cassis  Ogdens  black 
als  grösstfrüchtigste  zu  bezeichnen  sind. 


Die  Rosenausstellung  in  Görlitz. 

\'on  L.  Wittmack. 

n. 

ii^>K<3^ie  endgültige  Zahl  der  Aussteller  beträgt  über  100.  Als  besonders  her- 
vorragend in  Rosen  nennen  wir:  Max  Buntzel,  Berlin,  Carl  Görms, 
Potsdam,  Bernhard  Llähnel,  Dresden-Strehlen,  Fr.  Harms,  Ham- 
burg-Hoheluft,  Hugo  Herzberg,  Görlitz,  Peter  Lambert,  Trier, 
Lambert  &  Reiter,  ebenda,  E.  L.  Meyn,  Uetersen,  Philipp  Paulig,  Lübeck, 
Hermann  Raue,  Dresden-Strehlen,  J.  Reiter  jun.,  Trier,  Oskar  Sperling, 
Görlitz.  Dazu  treten  die  Aussteller  von  Gehölzen:  Theodor  Jawer,  Nieder- 
Schönhausen  bei  Berlin,  der  sowohl  bunte  Gehölze,  wie  prächtige  Koniferen  in 
grosser  Zahl  geliefert,  desgleichen  Peter  Smith  &  Co.,  Bergedorf,  mit  vor- 
züglichen Koniferen,  und  W.  Weise,  Kamenz  in  Sachsen,  wohl  der  grösste 
Koniferenzüchter  Mitteldeutschlands.  —  Georginen  waren  von  Brandt,  Elbing, 
Schwiglewski,  Carow  bei  Berlin  etc.  aber  noch  nicht  in  Blüte.  Ebenso  standen 
einige  Nelkengruppen    noch    nicht,  in  Flor. 

Es  ist  unmöglich,  auf  alle  einzelnen  Sorten  der  Rosen  näher  einzugehen. 
Als  wahre  Herrscherin  im  edelsten  Sinne  des  Wortes  tritt  »Kaiserin  Auguste 
Viktoria«     hervor,     Bourbon-     und     Theehybride     von    1891,    die    bekanntlich 


412 


Die  Rosenausstellung  in  Görlitz. 


eine  Züchtung  von  Lambert  &  Reiter,  Trier.  Diese  besonders  als 
Knospe  schöne  Rose,  welche  auch  jenseits  des  Ozeans  schon  sich  aller 
Herzen  erobert  hat  und  in  vielen  Tausenden  getrieben  wird,  war  in 
Görlitz  in  fast  jedem  Sortiment  vertreten.  Alit  ihr  in  Bezug  auf  allgemeine 
Anerkennung,  wenn  auch  noch  nicht  in  Verbreitung  wetteifernd,  ist  Mme. 
Caroline  Testout  zu  nennen,  die  ebenfalls  in  den  Vereinigten  Staaten  sehr 
viel  getrieben  wird  und  in  Görlitz  u.  a.  sehr  gut  in  der  Harms 'sehen  Samm- 
lung vertreten  war.  Sie  ist  zart  rosa,  hat  eine  schöne  längliche  Knospe  und 
ist  fast  schöner  als  La  France.  Marie  Lambert  ist  eine  schöne  weisse 
Theerose  auf  ganz  dunklem  Stiel,  die  sich  in  der  Sammlung  von  E.  L.  Meyn, 
Uetersen,  Holstein,  sehr  aufrecht  trug.  Sehr  beliebt  ist  die  ältere  Theerose 
Mme.  Franziska  Krüger,  gelb,  äussere  Blätter  rötlich  angehaucht,  ferner 
Mme.  Honore  Defresne,  welche  als  die  schönste  gelbe  Theerose  angesehen 
wurde.  Sie  trägt  die  Knospen  schön  aufrecht,  ist  edel  in  Form,  sehr  reich 
blühend  und  war  besonders  gut  bei  Paul  Ruschpier,  Dresden.  Ihr  Züchter 
ist  Gl.  Levet,  1886,  Ein  Sämling  von  Peter  Lambert,  Trier,  No.  2123 
konnte  uns  nicht  sehr  begeistern,  da  die  Blume  bald  blau  zu  werden  scheint, 
im  übrigen  ist  sie  ähnlich  der  W.  F.  Bennett,  die  auch  diese  Eigenschaft  hat. 

Unter  dem  Namen  MUe.  Eugenie  Verdier  giebt  es  nach  G.  Mathieu') 
drei  ganz  verschiedene  Rosen.  Die  älteste,  schon  1859  "^'O'^  E.  Verdi  er  ge- 
zogen, ist  Aveiss,  mit  rosa  Anflug,  die  mittlere,  1869  von  Guillot  gezüchtet,  ist 
synonym  mit  Mlle.  Marie  Finger,  blassrosa.  die  neueste,  1872  von  Schwartz 
in  den  Handel  gegeben,  ist  karmoisinrot.  Die  von  L.  Raue,  Dresden,  L.  Meyn, 
Uetersen,  u.  s.  w.  ausgestellte  dürfte  die  mittlere  sein,  hellrosa  mit  dunklerem 
Herzen.  Die  Buntzel'schen  Hochstämme  waren  zum  Teil  etwas  niedrig,  doch 
war  auch  ein  Beet  besonders  hoher  vorhanden;  sehr  schön  machten  sich  bei 
ihm  die  Beete  mit  nur  einer  Sorte:  Kaiserin  Auguste  Viktoria,  La  France, 
Grace  Darling. 

Rob.  Zöhmisch,  Weischlitz  in  vSachsen,  brachte  niedrige  La  France 
und  Fisher  Holmes,  Paul  Voigt,  Guben,  auch  Rosenwildlinge,  C.  Schmidt, 
Kltville,  Rheinprovinz,  niedrige.  Peter  lltenbach,  Pallien  bei  Trier, 
desgleichen,  Philipp  Paulig,  Lübeck,  ebenso,  darunter  besonders  schön 
Paul   Neyron,    Fisher    Holmes. 

Unter  den  niedrigen  Rosen  des  Hrn.  F.  Harms,  Hamburg,  trat  eine  durch 
ihr  leuchtendes  Rot  sehr  hervor:  Marie  Susanne  Rhodocanachi,  ferner 
Mr.  John  Laing,  Victor  Hugo  etc.,  unter  seinen  Hochstämmen  Mme.  Pernet, 
Ducher,  Gloire  de  Alargottin,  leuchtend  rot,  aber  etwas  locker,  Princesse 
Beatrice,  schöne  gelbe  Theerose,  Baronne  G.  de  Noirmont  (Cochet  1891), 
ähnlich  wie  La  France,  alba  rosea  (Mme.  Bravy),  Mme.  Pierre  Cochet 
gelb.  Sehr  schön  machte  sich  eine  in  reichster  Blütenfülle  stehende  Gloire 
de  Polyantha,  mit  rosa  Blumen. 

Unter  den  Rosen  von  Ilerm.  Raue,  Dresden,  zeichneten  sich  aus:  Paul 
Neyron,  Airs.  John  Laing,  schön  rosa,  Mlle.  Eugenie  Verdier,  Mme. 
James    Hennesey,    Knospe  dunkelrosa,  Blume   atlasrosa,    etwas  locker,    The 


*)  C.  Mathieu,  Verzeichnis  der  im  Handel  und  Kultur  befindlichen  Rosen  und  die  Recht- 
schreibung ihrer  Namen.  Berlin,  Hofbuchhandlung  von  Gebr.  Radetzki,  Ritterstr.  77/78. 
Die  Schritt  ist  nicht  genug  zu  empfehlen.  Gerade  bei  solchen  Ausstellungen  lernt  man  ihren 
Wert  wegen  ihrer  Genauigkeit  schützen. 

/ 


Die  Rosenausstellung  in  Görlitz.  41*^ 


Bride,  Princessc  de  Bearn,  schwärzlich  dunkelrot,  eine  der  besten  neueren 
Treibrosen,  in  der  Knospe  heller,  Louise  de  Savoy,  sehr  schöne  gelbe  Thee- 
rose,  die  in  Dresden  bei  Herrn  Raue  meist  nicht  gut  aufblüht,  hier  aber  sehr 
schön  entwickelt  Avar,  Dr.  Andry,  kirschrot,  gute  Treibsorte,  leicht  daran  zu 
erkennen,  dass  die  Triebe  immer  einen  Knick  machen,  Charles  Lefebre, 
karmin,  sehr  langstielig,  von  Reynold  Hole  als  beste  empfohlen,  Pride  of 
Waltham,  schön  rosa,  Mme.  Pierre  Oger,  Bourbonrose,  hellrosa,  oder  nach 
der  Beschreibung  weiss,  mit  chamois  und  rosa  schattiert,  wechselt  die  Farbe, 
Lieblingsrose  der  Königin  von  Sachsen,  .Sport  von  Reine  Victoria, 
Viscountess  of  Falkestone,  nach  Herrn  Raue  schöner  als  La  France, 
Mme.  Caroline  Testout  1891,  Theehybride,  zart  rosa,  mit  langen  Stielen, 
die  deswegen,  wie  oben  gesagt,  im  Fluge  in  Amerika  verbreitet  worden  ist. 

Peter  Lambert,  Trier,  brachte  u.  a.  schöne  Ulrich  I' runner  fils, 
Princesse  de  Monaco,  eine  zart  rosa  Theerose,  F.  Reiter  jun.,  Trier,  ver- 
schiedene hohe  und  niedrige,  in  z.  T.  bekannteren  Sorten.  Lambert  &  Reiter, 
Trier,  die  sehr  reich  ausgestellt  hatten,  führten  u.  a.  vor:  Duke  of  Albany, 
Lord  Beaconsfield  (wird  leicht  blau),  Dr.  Guillot.  zart  rosa,  Reine 
Natalie  de  Serbie,  zart  rosa  wie  die  Malmaison,  aber  im  Wuchs  an  dem^ 
betreffenden  Exemplar  nicht  besonders,  Charles  Darwin,  dunkelrot,  Ferd. 
Chaffolte,  etwas  heller,  Mme.  Ed.  Michel,  rosa,  etwas  locker,  Comtesse 
d"Oxford,    Prof.    Chargueron,    rosa,    etc. 

Die  Rosen  der  Schlossgärtnerei  Kuhnern  (Gustav  Richter)  waren  noch 
nicht  sehr  in  Blüte. 

Paul  Ruschpier,  Dresden,  brachte  sehr  schöne  Mme.  Honore  Defresne 
Duc  de  Wellington,  Princesse  de  Sarsina,  Comtesse  Cecile  de 
Charbillant.  Lady  Zoe  Brougham,  neue  prachtvolle  gelbe  Theerose  etc.  — 
Walther  c^  Lehmann,  Steinfurth  bei  Nauheim,  hatten  sehr  unleserliche  Be- 
zeichnungen. Emil  Weinhold,  Hirschberg,  zeigte  u.  a.  Mr.  Tillier,  lachsrot, 
Grossherzogin  von  Luxemburg,  weiss,  ähnlich  der  Grossherzogin 
Mathilde,  aber  der  Stiel  dunkler.  Joseph  Mock,  Trier,  dagegen  u.  a: 
Mme.  Devert,    rosa,    schalenförmig,    Mme.  Jsaac  Pereires,   leuchtend  rosa. 

Doch  wir  können  nicht  alle  einzelnen  Firmen  durchgehen,  nur  nennen 
wollen  wir  noch  Oscar  Sperling.  Görlitz,  Conrad  Sieben  haar,  Greiffen- 
berg  in  Schlesien,  C.  Weber,  Bolkenhain  in  Sachsen,  Welter  e^  Rath,  Trier, 
vor  allen  aber  Carl  Görms,  Potsdam,  dessen  Hochstämme  hier  wie  in  Chicago 
ganz  besonders  hervorragten. 

Die  Neuheiten  waren  zumeist  in  abgeschnittenen  Exemplaren  in  der  Halle 
ausgestellt,  Herr  Dr.  Müller  in  Weingarten  (Pfalz),  der  berühmte  Neuheiten- 
Züchter,  der  streng  wissenschaftlich  dabei  verfährt,  hatte  die  seinigen  aber 
ausgepflanzt.  Wir  haben  sie  des  starken  Regens  wegen  nicht  mehr  sehen 
können.  In  der  Halle  war  besonders  interessant  eine  grossblumige  w^eissliche 
Polyantha-Hybride.  Perle  d"Or  (polyantha),  )<  Marie  van  Houtte  (Thee), 
die  den  Namen  „Wilhelm  Raabe"  erhalten  hat,  gezogen  von  H.  Stegmann 
in  Braunschweig,  ferner  die  noch  unbenannten  Neuheiten  von  Jacob  Hansen 
inSkine,  Dänemark,  darunter  ein  wxisslich  blühender  Sport  der  fleisch- 
farbenen Captaine  Christy,  weisslich.  —  Nach  dem  Urteile  der  gewiegtesten 
Rosenkenner  waren  die  meisten  der  neuesten  Neuheiten  nicht  so  hervorragend, 
und  die  älteren  Neuheiten:    Kaiserin    Auguste    ^'iktoria,    Mme.   Caroline 


AiA  Rehlaps-Angelegenheit. 


Testout,  Duchess  of  Albany,  The  Bride,  Viscountess  of  Falkestone, 
Grace  Darling,  Luciole,  Honorable  Edith  Gifford,  Mme.  Chedanne 
Guinoisseau,  Mme.  Pierre  Oger  etc.  sind  noch  nicht  übertroffen. 

Das    grösste    Sortiment    an    abgeschnittenen    Rosen    hatte    j\Iax    Buntzel 
Xieder-Schönweide,  geliefert.     Ausserdem  sind  zu  nennen:  M.  Geisler,  Görlitz, 
Jul.  Werner,  Bäckermeister,  Gross-Schönau  in  Sachsen,  sehr  schöne  Blumen, 
Carl  Druchki,  Görlitz,  gleichfalls  sehr  schön. 

Zur  Aufnahme  der  abgeschnittenen  Rosen  hatte  man  an  beiden  Längs- 
Avänden  der  Halle  Tische  aufgestellt  mit  flachen  Wasserkästen,  die  mit  durch- 
lochtem  Oelpapier  bedeckt  ^varen.  Dass  das  schön  aussah,  zumal  viele  .Stellen 
leer  waren,  kann  man  nicht  behaupten.     Vielleicht  ist  es  aber  praktisch. 

Von   den  erteilten  Preisen  erwähnen  wir  nur  folgende: 

Den  Kaiserpreis  —  eine  silberne  Medaille  —  errang  sich  der  Gartenbaudirektor 
Max  Buntzel  für  Gesamtleistung,  den  Preis  Ihrer  Majestät  der  Kaiserin  Friedrich, 
Protektorin  des  Vereins,  —  eine  Vase  —  Parkinspektor  Sperling  für  Herstellung 
der  Ausstellungs-Anlagen,  die  grossen  silbernen  Staatsmedaillen:  Herm.  Raue, 
Dresden,  Peter  Lambert,  Trier,  die  grossen  bronzenen  Staatsmedaillen:  Herm. 
Thiel,  Görlitz,  Dr.  Müller,  Weingarten,  für  Neuheiten,  H.  Engel,  Ludwigs- 
lust, für  Marschall  Niel.  —  Die  Preise  der  Stadt  Görlitz  a.  silberner  Tafelaufsatz: 
Paul  Ruschpier,  Dresden-Striesen;  b.  Pokal:  C.  Görms.  Potsdam,  für  ein 
Sortiment  hochstämmiger  Rosen,  Preise  der  Handelskammer  Görlitz:  a.  goldene 
Uhr:  E.  L.  Meyn,  Uetersen,  b.  12  silberne  Esslöffel:  Karl  Lange,  Görlitz, 
12  silberne  Theelöffel:  Joh.  Wagner  für  Teppichgärtnerei,  den  Preis  des 
General-Konsuls  von  Lade,  Geisenheim.  ein  Säulenaufsatz:  Beruh.  Hähnel, 
Dresden-Striesen,  für  hochstämmige  Rosen,  Preis  des  Gartenbaudirektors 
Buntzel,  6  silberne  Esslöffel:  W.  Weise,  Kamenz,  für  Koniferen.  Preis  des 
Bürgermeisters  a.  I).  Müller,  Wiesbaden,  bisheriger  1.  Vorsitzender,  ein 
Säulenaufsatz:  Theodor  Jawer,  Xieder-Schönhausen,  für  Koniferen. 


Reblaus-Angelegenheit. 

Ministerium 

für 

Landwirtschaft,   Domänen  imd  Forsten. 

Berlin,  den  18.  Juli  1894. 
Den  Zollstellen,  über  welche  die  Ein-  und  Durchfuhr  aller 
zur  Kategorie  der  Rebe  nicht  gehörigen  Pflanzen.  Sträucher  und 
sonstigen  Vegetabilien  seitens  der  königlichen  Xiederländischen 
Regierung  zugelassen  werden,  ist  neuerdings  das  Zollamt  Kerkrade 
hinzugetreten. 

Dem  Vorstand  gebe  ich  ergebenst  anheim,  dies  durch  das 
Vereinsblatt  zur  Kenntnis  der  beteiligten  Gewerbetreibenden  zu 
bringen. 

Der  Minister 
für   Landwirtschaft,    Domänen    und   Forsten. 
Im  Auftrage: 
Sterneberg. 
An 
den  Vorstand  des  Vereins  zur 
Beförderung    des    Gartenbaues 
L  1635L  hierselbst 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


4^5 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Rhododendron  Roylei. 

In  dem  ^'o^^vürt  seines  Pracht- 
werkes: »Rhododendrons  of  Sikkim- 
Himalaya»  sagt  Sir  Joseph  Hooker:  »Ihr 
Hauptquartier  befindet  sich  auf  jenen 
Höhenzügen,  wo  die  milde  und  feuchte 
Atmosphäre  ihren  Gewohnheiten  un- 
gemein zusagt».  Obengenannte  Art 
ist  etwas  zärtlicher  als  manche  andere, 
wie  z.  B.  R.  arboreum,  R.  barbatum  oder 
B.  campanulatum,  liebt  vorzugsweise 
Feuchtigkeit  um  die  Wurzeln.  Aus- 
gezeichnet durch  kleine  Büschel  tief 
purpurroter  Blumen,  welche  auf  der 
äusseren  Seite  der  Blumenröhre 
einen  eigentümlich  bläulichen  Schein 
haben.  Diese  und  viele  andere  Arten 
vom  Himalaya  scheinen  in  manchen 
Gärten  Irlands  ein  ihnen  ganz  besonders 
zusagendes  Heim  gefunden  zu  haben. 
The  Garden,  1893,  T.  940. 


Nymphaea  Marliacea  carnea. 

Unter  den  neuen,  im  Freien  aus- 
dauernden Wasserlilien,  zum  grossen 
Teil  sehr  wertvollen  Züchtungen  des 
Herrn  B.  Latour-Marliac  (vergl.  Garten- 
flora 1894,  S.  24),  dürfte  die  hier  be- 
schriebene ihrer  Schönheit  wegen  mit 
obenan  stehen.  Höchst  interessant  sind 
die  Mitteilungen,    welche    der  Züchter 


über  seine  Kreuzungsversuche  bezw. 
Erfolge  zwischen  harten  und  tropischen 
Arten  in  der  englischen  Zeitschrift 
»The  Garden«  veröffentlicht. 

The  Gard.  1893,  T.  941. 


Polygonum  sachalinense. 

In  Japan  versteht  man  es  noch  weit 
besser,  die  Aufmerksamkeit  auf  neue 
Gegenstände  hinzulenken  als  bei  ims. 
Wir  erhielten  von  Keuzo  Saito  in 
Kosobe  near  Takutsuki  Station,  Osaka, 
Japan,  die  Supplemental  Price  List 
seiner  vSamen,  Knollen  und  Zwiebeln, 
die  wir  bestens  empfehlen  können, 
da  sie  sehr  viele  interessante  Sachen: 
Koniferen  -  Samen.  Zwiebeln,  Vitis 
Cognetiae  (echt)  etc.  enthält.  Der- 
selben war  beigelegt  eine  Abbildung 
eines  Blattes  von  Polygonum  sacha- 
linense in  natürlicher  Grösse  und  nicht 
schwarz,  sondern  in  grüner  Farbe, 
sehr  tyj)isch.  Das  Blatt  ist  nicht  weniger 
als  35  V2  cm  lang  und  26  cm  breit,  und 
hat  die  charakteristische  herzförmige 
Gestalt,  also  mit  einer  spitzen  Einbuch- 
tung am  Stiel,  während  das  verwandte 
Polygonum  cuspidatum  (Sieboldi  hört.) 
am  Grunde  horizontal  abgestutzt  ist. 
Solche  riesigen  Dimensionen  erreichen 
die  Blätter  bei  uns  wohl  selten. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Die  englischen  Pelargonien  und  die  Levkoyen  des 
Herrn  Wilhelm  Bürger,  Halberstadt. 

Vorbemerkung  von  L.  Wittmack. 
Gelegentlich  der  grossen  Ausstellung 
der  Deutschen  Landwirtschafts  -  Ge- 
sellschaft in  Berlin  vom  7. — 12.  Juni 
erzählte  mir  Herr  Brenn  ecke,  Ober- 
gärtner des  Herrn  Amtsrat  Rimpau 
auf   Schlanstcdt,    Prov.    Sachsen,    viel 


rühmliches  von  den  grossen  Kulturen 
englischer  Pelargonien  des  Herrn 
Wilh.  Bürger,  Halberstadt,  und  fragte 
an,  ob  er  nicht  einmal  Exemplare  an 
den  »Verein  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues«  schicken  könne.  Ich  er- 
klärte selbstverständlich  das  als  hoch- 
erwünscht, und  zur  Versammlung  am 
28.  Juni  kam  auch  eine  grosse  Sendung 


4IÖ 


Kleinere  Mitteilungen. 


sowie  einige  Levkoyen   mit  folgendem 
Schreiben  an: 

Halberstaclt,  den  25.  Juni   1894. 
Sehr  geehrter  Herr! 

Ihrem  mir  durch  Herrn  B  r  e  n  n  e  c  k  e- 
Schlanstedt  mitgeteilten  Wunsche,  eine 
Kollektion  meiner  englischen  Pe- 
largonien morgen  zur  Prüfungs- 
Kommission  dort  zu  haben,  bin  ich 
sehr  gerne  nachgekommen,  obgleich 
jetzt  für  mich  die  allerungünstigste 
Zeit  ist,  etwas  zu  zeigen! 

Meine  Kulturpflanzen  sind  verkauft 
oder  künstlich  befruchtet  und  abge- 
blüht; meine  Sortimentspflanzen  sind 
zurückgeschnitten  und  werden  zur  Ver- 
mehrung angetrieben;  meine  Sämlinge, 
welche  ich  besonders  zur  Samen- 
gewinnung wieder  benutze,  stehen  in 
Samen,  wovon  schon  täglich  gesam- 
melt wird. 

Trotzdem  habe  ich  an  Herrn  Garten- 
Inspektor  Per  ring  zwei  Körbe  mit 
1 7S  tu  c  k  e i n j  ä h r i g e  n  S ä m  1  i n  g e  n  und 
23  Stück  Winterstecklingspflan- 
zen von  1891  er  und  92  er  Sämlingen, 
welche  ich  als  Sorten  weiterführen 
will,  abgeschickt  und  hoffe,  dass  Sie 
daran  einigermassen  den  Charakter 
derselben  erkennen  können.  Der  besse- 
ren Übersicht  und  leichteren  Beurtei- 
lung wegen  wollen  Sie  gefälligst  die  17 
Samenpflanzen  und  23  Steck- 
lingspflanzen allein  für  sich  in 
zwei  Gruppen  gesondert  auf- 
stellen. Die  Stecklingspflanzen  sind 
aus  den  zur  Vermehrung  bestimmten 
Pflanzen  ausgesucht  und  dadurch  der 
Wuchs  länger  geworden,  weil  aus  ge- 
schlossenem Hause  entnommen;  gern 
hätte  ich  Ihnen  hiervon  mein  ganzes 
Sortiment,  circa  110  Sorten,  vorge- 
führt, jedoch  gehört  jetzt  eine  blühende 
Pflanze  unter  diesen  zur  Seltenheit  und 
sind  mir  Blüten,  die  doch  nur  auf 
Kosten  des  Stecklingssatzes  gedeihen, 
nicht  einmal  lieb.  Auf  der  anderen 
Seite    ist    es    aber    auch    wieder     ein 


Zeichen  von  der  willigen  Blüten- 
Ent Wickelung  der  Sorten ,  welche 
ich  nur  durch  Warmhaustemperatur 
unterdrücke  und  welche  sich  später 
wieder  zeigt,  sobald,  nachdem  die  Ver- 
mehrung aufhört,  die  Pflanzen  wieder 
luftig  kultiviert  werden. 

Entweder  schicke  ich  Ihnen  dann 
einmal  mein  Sortiment,  oder  aber  im 
nächsten  Frühjahre  ein  Sortiment 
schöner  Kulturpflanzen;  eine  solche, 
so  gut  solche  noch  in  Blüte  war,  fügte 
ich  bei,  (»Albert  Klietz«).  Sie  wollen 
damit  die  junge  angetriebene  Ver- 
mehrungspflanze gleicher  Sorte  ver- 
gleichen! 

Meine  Sorten  führe  ich  grössten- 
teils noch  unter  Nummern,  da  dann 
ein  Austausch  mit  späteren,  vielleicht 
noch  verbesserten  Sämlingen  leichter 
ist;  doch  beginne  ich  nun  auch,  die 
jahrelang  beobachteten  und  nur  be- 
währtesten Sorten  zu  taufen  und  dem 
Handel  zu  übergeben.  So  habe  ich 
mir  auch  erlaubt,  eine  Ihnen  mit- 
gesandte, sehr  aparte  Sorte  nach 
Ihnen  zu  nennen,  doch  wählen  Sie, 
bitte,  nach  Ihrem  Geschmacke  eine 
heraus  und  bezeichnen  Sie  mir  die- 
selbe, bitte,  dann! 

Durch  die  zehnj ährigen  Kulturen 
mit  ihren  guten  Erfolgen  sind  meine 
Ansprüche  sehr  gestiegen;  ich  ver- 
lange heute:  Eine  üppige  glänzende 
Belaubung,  niedrigen  Wuchs,  willige 
Verzweigung  ohne  Einstutzen, 
reichliches  und  bei  richtiger  Kultur 
immerwährendes  Blühen,  steife 
Blüte,  grosse  Dolde,  reine  Farben, 
schöne    Form. 

Wie  weit  mir  dies  bis  heute  ge- 
lungen ist,  können  Sie  ja  eigentlich 
nur  bei  mir  sehen  an  dem  ganzen  aus- 
gewählten Sortimente  und  besser  noch 
an  den  über  2000  diesjährigen  Säm- 
lingen, worunter  kaum  10  Pflanzen 
sich  befinden,  die  ungenügend  blühen 
und  kaum  50  Pflanzen,   deren  Bau  nur 


Kleinere  Mitteilungen. 


All 


zu  lang  oder  zu  dünn  ist,  so  dass  ich 
sie  von  der  Weiterzucht  ausschliessen 
muss. 

Allen  meinen  Besuchern  fällt  sofort 
der  niedrige  Wuchs  und  Blütenreich- 
tum meiner  Pelargonien  in  die  Augen; 
Kenner  sehen  sofort,  dass  mein  aus- 
gewähltes Sortiment  (circa  loo  Sorten) 
etwas  anderes  ist  als  unser  älteres, 
wenn  auch  die  Blüten  an  bekannte 
Sorten  erinnern,  so  z.  B.  gleicht  die 
Blüte  meiner  »Johanna«  der  von 
»Mabel«,  meiner  »Perle  A^on  Halber- 
stadt« der  von  »Perle  von  Wien«,  je- 
doch die  Eigenschaften  derselben  sind 
sehr  verschieden. 

»Perle  von  Halberstadt«  hat  eine 
viel  üppigere  Belaubung,  schöneren 
Wuchs  und  eine  edlere,  steifere  und 
grössere  Blüte    als  »Perle   von  Wien«. 

Gegen  die  Belaubung  und  den  Wuchs 
von  »Mabel«  lässt  sich  ja  nichts  ein- 
wenden, hierin  ist  mir  im  Gegenteil 
diese  Sorte  bei  meinen  Neuzüchtungen 
stets  ein  Vorbild  gewesen,  dennoch 
hoffe  ich  in  »Johanna«  eine  Verbesse- 
rung erzielt  zu  haben,  da  letztere 
dankbarer  blüht. 

Die  Charakter  -  Eigentümlichkeiten 
meiner  Pelargonien  treten  am  deut- 
lichsten bei  meinen  Sämlingen  hervor. 
Junge  Pflanzen  mit  lo  bis  15  Blättern 
sind  fast  stengellos,  einer  Primelpflanze 
nicht  unähnlich;  erst  mit  der  Blüten- 
entwickelung  scheint  Leben  und  Wachs- 
tum in  die  Pflanzen  zu  kommen.  Aus 
der  Mitte  der  Pflanze  bildet  sich  die 
erste  Blütenkrone  mit  3 — 5  Blumen- 
dolden und  dieser  folgen  dann  gleiche 
aus  den  Blattwinkeln. 

Diese  Eigenschaft  können  Sie  übri- 
gens auch  deutlich  an  den  Ihnen  über- 
sandten 17  Sämlingen  beurteilen.  Wür- 
den diese  Pflanzen  weiter  in  Kultur 
genommen  sein,  etwa  vor  circa  vier 
Wochen  nochmals  verpflanzt  sein  etc., 
so  hätte  man  daraus  bis  zum  Herbste 
grossartige      Schaupflanzen        erzielen 


können,  woran  mir  jedoch  zum  Herbst 
nichts  gelegen  ist  und  ich  deshalb 
diese  Pflanzen  besonders  zur  Samen- 
gewinnung benutze. 

Wie  ich  zu  diesen  Resultaten  ge- 
kommen bin,  werde  ich  Ihnen  gern  in 
längerer  Auseinandersetzung  mitteilen, 
jedoch  fehlt  mir  heute  dazu  die  Zeit  — 
stehe  aber  Ihren  diesbezüglichen  Wün- 
schen stets  gern  zu  Diensten.  Die  Er- 
fahrungen sind  teilweise  sehr  interes- 
sant und,  soviel  ich  weiss,  ganz  neu, 
wenigstens  hat  sich  wohl  noch  nie- 
mand der  Mühe  dieser  Beobachtungen 
unterzogen  —  so  bin  ich  auch  bis 
heute  noch  der  einzige,  der  Levkoyen 
und  Astern  künstlich  mit  Erfolg  be- 
fruchtete. —  Alle  Neuheiten  in  diesen 
Gattungen  sind  Zufälligkeiten  gewesen, 
die  bei  grossem,  massenhaftem  Anbau 
öfter  sich  bilden.  Erfurter  und  Oued- 
linburger  sind  durch  meine  Befruch- 
tungen und  Resultate  sehr  überrascht, 
da  sich  in  meinen  Neuzüchtungen  ganz 
bestimmte  Absichten  erkennen  lassen, 
so  z.  B.  sende  ich  Ihnen  morgen  per 
Post  ein  Sortiment  Levkoyen  als  Be- 
weis meiner  Behauptungen. 

Diese  Levkoye  ist  circa  14  Tage 
früher  in  Blüte  als  alle  übrigen  Levkoyen- 
sorten,  dabei  auch  viel  grossblumiger, 
wahrhaft  riesenblumig,  verzweigt  sich 
selten,  treibt  aber  einen  sehr  kräftigen, 
bis  70  cm  hohen  Stengel,  woran  sich 
bis  zum  Spätsommer  Blüten  bilden. 

Seit  den  letzten  Jahren  führen  einige 
Erfurter  und  Quedlinburger  Samen- 
handlungen diese  Levkoye  in  »weiss« 
als  »verbesserte  Dresdener  Rem.  S.  L. 
schneeweiss«.  Vor  4  oder  5  Jahren 
fand  ich  diese  zufällig  gebildete 
Varietät  unter  meinen  Dresdener  rem. 
schneeweiss;  sobald  ich  die  vorzüg- 
lichen Eigenschaften  derselben  erkannte, 
bemühte  ich  mich,  diese  konstant  zu 
bekommen  und  ein  ganzes  Farbensor- 
timent davon  zu  erzielen,  was  mir, 
wie     Sie     sehen,     nun     gelungen     ist. 


4i8 


Kleinere  Mitteilungen. 


Ferner  ist  es  mir  gelungen,  eine  gross- 
blumige Verbesserung  der  Viktoria- 
Bouquet-vSommer-Levkoye  zu  erzielen 
und  zwar  in  einem  sehr  reichen 
(circa  ,  12  Farben)  Farbensortimente, 
Diese  Sorte  ist  ursprünglich  eine 
Abart  der  gewöhnlichen  Englischen 
Sommer-Levkoye,  zeichnet  sich  jedoch 
durch  einen  prächtigen  geschlossenen 
Bau  aus,  leider  war  ihr  aber  das  Klein- 
blumige und  das  frühzeitige  Abblühen 
von  ihrer  starren  Form  vererbt;  meinem 
heutigen  Sortimente  entsprechen  da- 
gegen mehr  die  Eigenschaften  der 
grossblumigen  Sommer-Levkoye.  — 

(Die  Pflanzen  waren  zum  grossen 
Teil  sehr  schön  —  einige  hatten  leider 
die  Blüten  verloren.  Wir  haben  in 
»Gartenflora«  Heft  14  Seite  387  schon 
die  Ansichten  eines  anderen  tüchtigen 
Pelargonienzüchters,  des  Herrn  Mon- 
corps  ,  über  die  Bürger'schen 
Pflanzen  ausgesprochen.  Herr  ]\Ion- 
corps  meinte,  sie  seien  für  Handels- 
gärtner nicht  wüchsig  genug  und  Säm- 
linge brauchten  überhaupt  nicht  ge- 
stutzt zu  werden,  die  verzweigten  sich 
von  selbst.  Darauf  schreibt  uns  Herr 
Bürger:) 

Auf  das  Urteil  des  Hrn.  Moncorps 
muss  ich  erwidern,  dass  das  Bedenken 
des  Herrn  M. :  »meine  Pelargonien- 
sorten seien  nicht  starkwüchsig  genug« 
wohl  nur  hervorgerufen  ist  durch  die 
kleinen,  nicht  in  Kultur  sich  be- 
findlichen Pflanzen,  welche  ich  nur 
noch  zur  Ansicht  schicken  konnte  und 
worauf  ich  in  meinem  Begleitschreiben 
noch  besonders  aufmerksam  gemacht 
habe,  dass  dieses  Bedenken  aber  sofort 
schwinden  wird,  wenn  ich  zur  passen- 
den Zeit  einmal  meine  Kulturpflanzen 
vorführen  kann :  Denn ,  wenn  man 
Pflanzen  mit  über  100  Blütendolden  er- 
zielen kann,  so  müssen  doch  diese 
Pflanzen  auch  Lust  zum  Wachsen  ge- 
habt haben.  Im  übrigen  ist  mir  das 
Urteil  des  Herrn  M.  lieb.     Mir    lag  ja 


gerade  daran,  Sorten  zu  haben,  welche 
bis  zur  grössten  Pflanze  keines  künst- 
lichen Stutzens  bedürfen;  eine  solche 
Sorte  zu  einer  üppigen  Pflanze  zu  er- 
ziehen, halte  ich  für  weniger  schwie- 
rig, als  eine  starkwüchsige  Sorte  zu 
einer  niedrigen,  vollblühenden! 

iJie  Kultur  des  Pelargonium  zonale 
ist  nicht  einmal  so  schwierig  und  doch 
werden  auch  hier  stets  die  niedrig- 
blühenden Sorten  bevorzugt. 

Ferner  behauptet  Herr  M. :  »Säm- 
linge brauchten  überhaupt  nicht  ge- 
stutzt zu  werden«.  Ich  will  auch 
hierauf  meiae  Erfahrungen  zum  besten 
geben,  die  mir  auch  immer  von  an- 
deren Züchtern  bestätigt  sind. 

Vor  circa  10  Jahren,  als  ich  mit  den 
englischen  Pelargonien  anfing,  wuchsen 
meine  ersten  Sämlinge  wie  ein  Stock 
1  m  hoch,  ehe  sie  blühten  und  dann 
verzweigten  sie  sich  zu  einer  schlottri- 
gen Krone  —  die  Pflanzen  waren  nichts 
weniger  als  schön. 

Mit  beharrlichem  Einstutzen  aller 
Triebe  bekam  ich  wenigstens  eine 
runde,  aber  immer  noch  grosse  lange 
Pflanze  mit  verhältnismässig  wenig 
Blüten. 

Jetzt  macht  es  mir  ein  Vergnügen, 
Sämlinge  zu  ziehen,  da  ich  lauter 
kurze,  verkäufliche  Pflanzen  gewinne. 
Die  Arbeit  ist  einfach  und  lohnend; 
und  wenn  überall  so  günstige  Resultate 
erzielt  werden,  wie  bei  mir,  so  wun- 
dert es  mich,  dass  diese  Kulturmethode 
nicht  allgemein  angewendet  wird.  Es 
muss  doch  wohl  noch  ein  »Aber«  dabei 
sein!  Max  Bürger. 


Kunstgriffe  beim  Dörren  der  Pflaumen  in  Amerika. 

Von  allem  was  ich  bezüglich  desObst- 
dörrens  in  Amerika  sah,  hat  mich  am 
meisten  die  Behandlung  der  Pflaumen 
vor  dem  Dörren  interessiert.  Zuerst 
werden  sie  durch  weitmaschige  Rüttel- 
werke (Siebe)  in  verschiedene  Grössen 
sortiert,  was  auch  jetzt  in  Serbien  etc. 


Litteratur. 


419 


geschieht,  dann  aber  eine  halbe  Alinute 
in  heisse  Pottaschen!  äuge  ge- 
than.  Diese  bereitet  man  sich,  indem 
man  1/2  kg  Pottasche  in  72 — 90 1  Wasser 
löst.  Man  benutzt  zum  Eintauchen  ent- 
weder durchlöcherte  Blechgefässe  oder 
hat,  wie  ich  es  in  Los  Gatos,  Californien, 
in  der  grossen  Dörransalt  des  Herrn 
Hume  sah,  eigene  Elevatoren,  welche 
die  Pflaumen  in  die  Lauge  und  dann 
sie  sofort  wieder  in  reines  kaltes  Wasser 
zum  Abspülen  bringen.  Das  Abspülen 
ist  natürlich  nötig,  damit  die  Pflaumen 
keinen  Laugengeschmack  annehmen. 
Durch  die  Lauge  wird  der  Wachsüber- 
zug, der  sogenannte  Reif,  beseitigt,  so 
dass  das  Wasser  aus  der  Frucht  besser 
verdunsten  kann.  Dies  erfolgt  um.  so 
mehr,  als  die  geschrumpfte  Haut  durch 


das  plötzliche  Abkühlen  auch  wohl 
kleine  Risse  erhält.  —  Nur  in  des  ver- 
storbenen Dr.  Heyers  Schrift  über 
Obstbau  und  Benutzung  in  den  Ver- 
einigten Staaten,  Berlin,  Verlag  von 
Paul  Parey,  1886,  S.  103,  fmde  ich 
diese  Methode  erwähnt. 

L.  Wittmack. 


Erste  Blüte  der  Victoria  regia  in  Berlin. 

Im  Bors  ig' sehen  Garten  zu  Berlin 
(Obergärtner  Weidlich)  entfaltete  sich 
die  erste  Blume  der  Victoria  regia 
bereits  am  3.  Juli.  Die  Blätter  hatten 
einen  Durchmesser  von  2,03  m. 

Im  königlich  botanischen  Garten 
erschloss  sich  die  erste  Blüte  am 
15.  Juli. 


Litteratur. 


Neue  Schriften.*) 

Mitteilungen  aus  dem  hotanischen  Labo- 
ratorium mit  Samen-Prüfungsanstalt  von 
Dr.  O.  Burchardt,  Hamburg.  (Verlag 
Mauke  Söhne,  Hamburg.)  Enthält  eine 
Übersicht  über  die  Samenprüfungen, 
ferner  eine  Prüfung  von  Mehlen  und 
Kleien,  drittens  wissenschaftliche  Unter- 
suchungen betreffend  Beobachtungen 
von  Knaulgrassaaten  und  Kulturver- 
suche mit  fremdländischem  Unkraut, 
und  zuletzt  einiges  über  die  lehrende 
und  litterarische  Thätigkeit  der  Anstalt. 

Die  Bekänijjfung  des  Unkrautes,  von 
A.  Arnstadt.  (Verlag  von  Seh.  Briest, 
Harsleben-Halberstadt.)  Es  wird  zu- 
nächst über  die  Schädlichkeit  des  Un- 
krautes gesprochen,  dann  folgen  all- 
gemeine Massregeln  zur  Bekämpfung 
desselben  und  schliesslich  werden  die 
verschiedenen  Unkräuter  und  ihre  ent- 


*)  Bei  der  grossen  Zahl  der  uns  zugehenden 
Schriften  können  wir  manche  nur  kurz  anzeigen. 


sprechende  Bekämpfung  behandelt. 
Der  Preis  beträgt  pro  Exemplar 
— ,90  M.,  25  Stück  20, —  M. 

Die  Gebirgswälder  Javas,  von  Dr.  W. 
Schimper,  Bonn.  (Verlag  der  Rieger- 
schen  Univ. -Buchhandlung,  München, 
Odeonsplatz  2.)  Eine  kurze  Abhand- 
lung betreffs  der  Flora  in  den  besagten 
Gebirgswäldern,  woraus  wir  ersehen, 
dass  dieselbe  in  vieler  Hinsicht  einen 
tropischen  Charakter  annimmt.  Ebenso 
wird  im  Zusammenhange  damit  zu- 
gleich das  Klima  dieses  Teiles  von 
Java  berührt. 

Anleitung  zur  lohnenden  Kultur  der 
Sehn itthlu nie n  und  zu  der  Massenkultur 
derselben,  von  Dr.  A.  Brinkmeier. 
(Verlag  von  Georg  Maske,  Oppeln  und 
Leipzig.)  Handelt  von  der  Behandlung 
der  Gräser,Farne, Immortellen, Zwiebel- 
und  Knollengewächse,  von  Gewächs- 
hauspflanzen und  Gartengesträuchen, 
—  Gut  gemeint,  aber  schwach! 

W.  Ätlee-Burpee  &  Co.,    Farm  Annurd 


42  o 


Litteratur. 


1894  Philadelphia.  vSehr  herrlich  und 
schön  ausgestatteter  Katalog  mit  kolo- 
rierten Abbildungen  von  mancherlei 
wertvollen  Neuheiten,  so  die  Tomate 
Fordhook  First. 

Sugar  MapJes  and  Maples  in  Winter, 
by  William  Trelease,  St.  Louis. 
Eine  sehr  hübsche  Abhandlung  über 
die  Zucker-Ahornarten  mit  sehr  genauen 
Abbildungen  von  Acer  saccharinum 
und  den  Varietäten  und  vielen  anderen. 

Tlie  Agricultiiral  Grasses  of  the  United 
States,  by  Dr.  G.Vasey  also  The  Chemical 
Composition  of  American  Grasses,  by  C. 
Richardson.  Dieses  treffliche,  vom 
Department  of  Agriculture  heraus- 
gegebene Werk  ist  zwar  schon  1884 
erschienen,  aber,  wie  es  scheint,  wenig 
bei  uns  bekannt.  Es  bringt  u.  a.  auf 
120  Tafeln  gute  schwarze  Habitusbilder 
der  amerikanischen  Gräser. 

Lcs  Orchidees  de  Georges  Mantin,  von 
Theod.  Marie  et  J.  Lormoy,  Paris. 
Die  Verfasser  geben  in  ihrem  kleinen 
Buche  Aufschlüsse  über  Herrn  Mantin, 
Mitglied  des  Vereins  zur  Bef.  des  Gart., 
der  sich  um  die  Orchideen  und  ihre 
Kultur  grosse  Verdienste  erworben  hat, 
und  darüber,  wie  dieser  Orchidologe 
seine  Kulturen  gehandhabt  wissen  will, 
Mantin  wird  demnächst  ein  Buch  über 
die  geographische  Verbreitung  der 
Orchideen  herausgeben. 

Contrihuto  alla  Conoscenza  delV Appa- 
recchio  Albuminoso  -  Tannico  delle  Legu- 
minose.  (Sonderabdruck  aus  Malpigia 
1892), von  Pasquale  Baccarini,  Genova 
1893,  mit  6  Tafeln. 

Die  Varietäten  der  Gattung  ,,Acer",  von 
Fr.  Graf  v.  Schwerin.  (Verlag  von 
P.  Parey,  Berlin.)  In  diesem  Buche, 
das  ein  Sonderabdruck  aus  Garten- 
flora 1893  ist,  sind  kjö  Arten  und  von 
ihnen  insgesamt  378  verschiedene 
Formen  beschrieben,  mit  zahlreichen 
Blattabbildungen.  Verfasser  sagt,  dass 
sein  Buch  namentlich  die  bisher  stief- 
mütterlich behandelten  Varietäten  be- 


handeln soll  und  da  er  dabei  von  den 
besten  Dendrologen  und  Botanikern 
unterstützt  ist,  selber  aber  ein  ausge- 
zeichneter Kenner,  so  ist  die  Schrift 
zum  Nachschlagen  unentbehrlich.  In 
manchen  Fällen  ist  der  Verfasser  wohl 
zu  weit  in  der  Zersplitterung  gegangen, 
da  sich  an  einem  und  demselben  Baume 
oft  mehrere  Formen  finden, 

Baiionelle  Stickstoffdängung  landwirt- 
schaftlicher Kulturpflanzen,  unter  Berück- 
sichtigung des  Chilisalpeters,  von  Pro- 
fessor Dr.  Wagner,  Darmstadt.  (Ver- 
lag von  P.  Parey,  Berlin.)  Eine  nament- 
lich für  den  kleineren  Landwirt, 
aber  auch  für  den  Gärtner  interessante 
Behandlung  der  Düngungen  und  der 
dabei  erzielten  Resultate,  namentlich 
aber  betreffs  des  Chilisalpeters,  über 
dessen  Anwendung  bei  den  einzelnen 
Getreide-,  Rüben- imd  anderen  Pflanzen- 
arten sehr  eingehend  berichtet  wird. 

El mn icratio  Myrtaceanim  Brasilic > is ium, 
von  Hjalmar  Kiaerskou,  Kopenhagen 
1893. 

Les  Pianies  de  grande  cultnre,  cereales, 
plantes  fourrageres  industrielles  et 
economiques,  von  Vilmorin,  An- 
drieux  et  Cie.,  Paris. 

Etüde  sur  la  ndtiire  de  l'Ax,alea  indica, 
von  G.  Truffaut  fils.  Der  Name  des 
Verfassers  bürgt  schon  für  sein  kleines 
Buch  und  finden  wir  zunächst  eine 
kurze  und  recht  übersichtliche  Ge- 
schichte der  1733  eingeführten  Azalea 
indica,  ferner  aber  besonders  Mit- 
teilungen über  die  einzelnen  Versuche 
in  Versailler  und  Genter  Heideerde 
und  Analysen  nebst  5  Tafeln,  welche 
die  Erfolge  der  Kultur  je  nach  den 
einzelnen  Erdarten  und  den  hinzuge- 
setzten Substanzen  bildlich  darstellen. 

Die  Orchidaceen  Deutschlands,  Deutsch- 
Österreichs  und  der  Schweiz,  von  Max 
Schulze.  (Verlag  von  Fr.  Eugen 
Köhler,  Gera-Untermhaus.)  Erscheint 
in  10—12  Lieferungen  ä  1  M.  mit  je 
7 — 8  Chromotafeln.    Das  Buch  soll  alle 


Aus  den  Vereinen. 


421 


Orchideen-Arten  und  auch  mr\u,lichst 
viele  Varietäten  in  Bild  und  Text  brin- 
gen, die  im  deutschen  Reich,  in  Deutsch- 
Österreich  und  der  Schweiz  bisher  auf- 
gefunden wurden.  Die  Beschreibungen 
sind  sehr  ausführlich  und  die  Abbil- 
dungen sehr  natürlich,  sowohl  in  der 
Gesamtansicht,  als  auch  in  der  Zer- 
gliederung.    Die  Beschreibung  enthält 


ausserdem  das  jedesmalige  Synonym, 
Blütezeit,  Standort,  Vorlvommen,  Volks- 
namen und  eventuelle  Varietäten.  Der 
Verfasser  ist  der  beste  Kenner  der 
Erdorchideen  und  sein  Werk  für  Lieb- 
haber derselben  nicht  genug  zu  em- 
pfehlen. 

Cafalogo  Jardineria    Central,     Richard 
Pfau,  San  Jose,  Costarica. 


Aus  den  Vereinen. 


Besichtigung  des  Viktoriaparkes. 

Der  A^erein  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  unternahm  am  18.  Juli  mit 
Damen  unter  Führung  des  Herrn  städti- 
schen Gartendirektors  Mächtig  eine 
Besichtigung  des  Viktoriaparkes  am 
Kreuzberge.  Es  waren  wohl  150 — 200 
Personen  anwesend,  die  alle  imhöchsten 
Maasse  entzückt  waren  über  die  Gross- 
artigkeit des  Wasserfalles  oder  „Wasser- 
sturzes", wie  er  amtlich  heisst,  wie  über 
die  geschmackvolle  Anlage,  die  eine 
Fülle  der  wechselndsten  Bilder,  bald 
idyllische  Thäler,  bald  felsigeSchluchten 
und  herrliche  Aussichten  bietet.  Vom 
Denkmal  auf  dem  Kreuzberge  hat  man 
bekanntlich  den  schönsten  Ueberblick 
über  Berlin  und  durch  die  Anlagen  hat 
dieses  schöne  Kunstwerk  ganz  unge- 
mein gewonnen.  Einstimmig  war  man 
der  Ansicht,  dass  Berlin  durch  den 
Viktoriapark  eine  ganz  hervorragend 
schöne  Gartenanlage  erhalten,  und 
dass  Herr  Direktor  Mächtig  sich  durch 
ihn  ein  Denkmal  für  alle  Zeiten  gesetzt 
hat.  —  Grossartig  sind  auch  die  Ma- 
schinenanlagen am  Fusse  des  Kreuz- 
berges zur  Hebuug  des  Wassers.  —  Da 
Herr  Direktor  Mächtig  selbst  in 
Heft  10  der  Gartenflora  d.  J.  S.  263  den 
Parlv  genau  beschrieben,  so  können 
wir  hier  darauf  verweisen  und  wollen 
nur  hinzufügen,  dass  bei  dem  feuchten 


Wetter  alles  in  üppigstem  Grün  prangte 
und  alles  vortrefflich  angewachsen  ist. 


Versammlung  des  Vereins  deutscher  Rosenfreunde 
in  Görlitz  am  8.  und  9.  Juli. 

Nach  dem  Bericht  des  Geschäfts- 
führers Herrn  P.  Lambert,  Trier,  be- 
trug die  Einnahme  1893:  6077,  der 
Kassenbestand  ist  3610  M.  Neu  hin- 
zu traten  117  Mitglieder,  so  dass  die 
Zahl  jetzt  1470  beträgt.  Zum  Vorsitzen- 
den wurde  Herr  K.  Druschki,  Görlitz, 
gewählt,zumstellvertretendenVorsitzen- 
den  Herr  Gartenbau-Direktor  Buntzel, 
Niederschönweide,  und  Herr  C.  Brett- 
schneider, Berlin,  zum  stellvertreten- 
den Geschäftsführer  Baron  von  Palm, 
LLohenkreuz.  Die  Vereins-Ehrenurlvunde 
für  die  schönste  Rose  wurde  den  Herren 
Lambert  &  Reiter.  Trier,  für  die 
Rose  Kaiserin  Auguste  Victoria  ver- 
liehen.    Weiteres  in  nächster  Nummer. 


Centralstelle    für  Obstverwertung  in    Frankfurt 
a.  Main. 

Die  Nachfrage  übersteigt  bei  weitem 
das  Angebot  und  empfehlen  wir  allen 
Obstzüchtern,  die  ihr  Obst  nicht  ab- 
setzen können,  sich  an  die  Centralstelle 
zu  wenden.  Besonders  gesucht  werden : 
grüne  Nüsse,  Preisseibeeren,  Aprikosen, 
Pfirsiche,  Mirabellen  und  Pflaumen. 


4'22 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Berlin.  Ausstelluno- blühender  Zwie- 
bel-, Knollen-  und  Staudengewächse 
im  Frühj  ahr  1 895,  abgehalten  vom  Verein 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 


Görlitz.  25.  Juli.  Heute  Vormittag 
um  10 Uhr  traf  Se.  Majestät  derKönig 
Albert  von  Sachsen  in  Begleitung  des 
Hofmarschalls  von  Vitzthum  und  des 
Majors  von  Kriegern  zum  Besuch  der 
Rosenausstellung  hier  ein  und  wurde 
von  dem  Bürgermeister  Heyne  und 
dem  Stadtrat  Ts  Chi  er  schky  am  Bahn- 
hof empfangen.  In  der  Ausstellung 
hatte  sich  das  Komitee  zur  Begrüssung 
aufgestellt.  Der  Vorsitzende,  Justizrat 
Bethe,  hielt  eine  kurze  Begrüssungs- 
ansprache.  Der  König  äusserte  sich 
sehr  erfreut  über  die  Ausstellung,  nahm 
dann  ein  Frühstück  ein  und  kehrte  um 
12  Uhr  nach  Dresden  zurück.      (V.  Z.) 


Auf  der  Erfurter  Frühobst-  und 
Frühgemüse- Ausstellung  ist  die  grosse 
silberne  Medaille  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  der  Firma 
J.  C.  Schmidt,  Erfurt,  für  die  richtigst 
benannte,  mannigfaltigste  Johannis- 
beer-Sammlung  in  mindestens  15 
Sorten  zugesprochen.  Die  kleine 
silberne  Medaille  erhielt  Baumschul- 
besitzer Kliem,  Gotha,  für  die  besten 
Tafel-Johannisbeeren  in  5  Sorten, 
die  bronzene  Medaille  Carl  Gärtner, 
Landwirt  und  Obstzüchter  in  Dachwig. 
für  das  beste  Sortiment  Einmac h e- 
Kir  sehen. 


Leobschütz.  Allgemeine  Garten- 
bau-Ausstellung, 8. — 1  I.September.  An- 
meldungen bis  1.  August  an  Herrn 
Lehrer  Leichter  daselbst. 


lnternationalerPomologen-Kongress,St.Petersburg. 

Russlands  Obstbauverein,  unter  dem 
unmittelbaren  Vorsitze  des  Ehrenpräsi- 


denten, Sr.  Kaiserlichen  Hoheit  des 
Grossfürsten  Nicolai  Michailowitsch 
stehend,  veranstaltet  im  Flerbste  dieses 
Jahres  in  St.  Petersburg  eine  inter- 
nationale Obstbau- Ausstellung  mit  einem 
Pomologen-Kongresse. 

Der  internationale  Kongress  beginnt 
am  i'y-.'T  Oktober  und  dauert  7  Tage. 

Es  sind  folgende  Sektionen  vor- 
gesehen: I.  Obstbau:  a)  Kultur  der  Obst- 
bäume, b)  Pomologie  (Sortenkunde), 
c)  Kultur  derBeerensträucher,  d)  Beeren- 
weine, e)  Treibkultur,  f)  Obsthandel. 
II.  Weinbau:  a)  Rebenkultur,  b)  Wein- 
bereitung. III.  Gemüsebau:  a)  Gemüse- 
kultur, b)  Aufbewahrnng,  resp.  Kon- 
servierung des  Gemüses,  c)  Gemüse- 
handel. IV.  Arzneiptlanzen:  a)  Kultur 
derselben,  b)  Ihre  Verwertung.  V.  He- 
bung des  Obstbaues:  a)  Massregeln  zur 
Verbreitung  des  Verständnisses,  b)Mass- 
regeln  zur  Verbesserung  des  Pflanz- 
materials, c)Regierungs-  und  öffentliche 
Massnahmen. 

Gleichzeitig  mit  den  Sitzungen  der 
Sektionen  sind  internationale  Sitzungen 
projektiert  mit  französisch  als  offizielle 
Sprache,  jedoch  sind  Vorträge  und 
Debatten  in  allen  gebräuchlichen 
Sprachen  statthaft. 

Wer  einen  Vortrag  zu  halten  wünscht, 
wolle  den  Titel,  oder  womöglich  den 
kurzen  Inhalt  desselben,  nicht  später, 
als  zum  15.  August  einsenden,  was  für 
die  rechtzeitige  Drucklegung  des  Pro- 
grammes  notwendig  ist. 

Auch  über  Fragen,  welche  nicht  vor- 
gemerkt sind,  können  Vorträge  gehalten 
werden,  sie  müssen  sich  jedoch  eng 
an  die  Aufgaben  des  Kongresses  an- 
schliessen. 

Jedes  Mitglied  des  Kongresses  zahlt 
einmalig  drei  Rubel  und  erhält:  Ein- 
trittsbillet  für  die  Ausstellung,  Mitglieds- 
Abzeichen,  Nachschlagebuch  und  das 
Programm  des  Kongresses. 


Personal-Nachrichten. 


423 


Mit  allen  Anmeldungen  resj).  An- 
fragen inbetreff  des  Kongresses  wolle 
man   sich    wenden    an:    Präsident   der 


Organisationssektion  Wladimir  Nie o- 
lajewitsch  Wojeikow,  St. -Peters- 
burg, Fontanka  10. 


Personal-Nachrichten. 


Der  Geh.  Kommcrzienrat  Veit, 
Berlin,  ältester  Chef  des  Bankhauses 
Robert  Warschauer  &  Co.,  beging 
am  19.  Juli  in  vollster  Rüstigkeit  seinen 
70.  Geburtstag.  Der  Verein  zur  Be- 
förderimg des  Gartenbaues  sprach  dem 
um  den  Gartenbau  so  verdienten  Jubilar 
seine  Glückwünsche  in  einer  geschmack- 
vollen Adresse  aus,  die  von  dem 
Direktor  Herrn  v.  Pommer  Esche  in 
Begleitung  des  neuen  Schatzmeisters 
Herrn  Hoflieferanten  J.  F.  Loock  und 
des  General-Sekretärs  Wittmack  über- 
reicht wurde.  Wir  haben  in  Garten- 
flora 1893  mehrere  Abbildungen  der 
herrlichen  Koniferen  im  Park  des 
Herrn  Geh.  Rat  Veit  zu  Steglitz  ge- 
geben, und  die  Besucher  der  Berliner 
Ausstellungen  haben  wiederholt  Ge- 
legenheit gehabt,  die  von  seinem  Ober- 
gärtner Schreiber  gezogenen  pracht- 
vollen Weintrauben  zu  bewundern. 


Am  29.  Juni  starb  E.  Dubiel,  Stadt- 
ältester und  Baumschulbesitzer  inOhlau 
in  Schlesien,   im  Alter  von  70  Jahren. 

Der  wohl  nur  in  engeren  Berufs- 
kreisen bekannter  gewordene  Hin- 
geschiedene hatte  vor  etwa  30  Jahren 
lediglich  aus  Liebhaberei  mit  der 
Anzucht  von  Obstbäumen  begonnen, 
doch  veranlassten  ihn  die  hierbei  er- 
zielten Erfolge,  sich  von  Jahr  zu  Jahr 
mehr  dieser  ihm  lieb  gewordenen 
Tätigkeit  zu  widmen,  um  schliesslich 
seinem  von  Haus  erlernten  Berufe  ganz 
zu  entsagen.  Das  aus  kleinen  Anfängen 
hervorgegangene  Geschäft  gewann 
immer  grössere  Bedeutung  und  stand 
besonders     bei    den    Chausseeverwal- 


tungen der  Ileimatprovinz  in  hohem 
Ansehen. 

Der  Heimgegangene  hat  ein  sehr 
arbeitsreiches  Leben  hinter  sich;  er 
verband  mit  der  rastlosesten  Thätigkeit 
eine  bewundernswerte  Liebe  zum 
Obstbau  und  erfreute  sich  noch  im 
hohen  Alter  der  grössten  Rüstigkeit. 
Ein  schweres  Leiden  setzte  seinem 
Leben  ein  Ziel;  er  wurde  am  ersten 
Jahrestage  der  Geschäftsübergabe  an 
seinen  Nachfolger  zur  ewigen  Ruhe 
bestattet.  Sein  biederes  Wesen  und 
sein  gerader  Charakter  sichern  dem 
Dahingeschiedenen  ein  ehrendes  An- 
denken. 

Die  Baumschule  des  Verstorbenen 
ging  vor  einem  Jahre  in  den  Besitz 
des  Herrn  P.  Paesler  über,  der  bis 
dahin  in  der  Redaktion  von  Möllers 
Deutscher  Gärtner-Zeitung  tätig  war. 


H.  Skrodzki,  seither  Obergärtner 
und  Leiter  der  im  Jahre  1893  neu  er- 
richteten Gärtner  -  Lehranstalt  der 
Provinz  Ostpreussen  zu  Tapiau,  wurde 
als  Direktor  der  genannten  Anstalt 
seitens  des  Provinzial-Ausschusses  an- 
gestellt. 


Ernst  Nusspickel,  Herzoglicher 
Schlossgärtner  in  Greinburg  a.  d.  D., 
erhielt  vom  Herzoge  von  Sachsen- 
Koburg-Gotha  die  Verdienst-Medaille 
in  Silber  verliehen. 


Franz  Eichling,  Kunst-  imd  Han- 
delsgärtner in  Kaiserslautern,  wurde 
von  Sr,  Konigl.  Hoheit  dem  Prinz- 
regenten von  Bayern  zum  Königlich 
bayerischen  Hoflieferanten  ernannt. 


424 


Sprechsaal.    —  Berichtigungen. 


Hofrat  Prof.  Dr.  Pfitzer,  Direktor 
des  Bot.  Gartens  in  Heidelberg,  ist 
zum  Geheimen  Hofrat  ernannt. 


Max  Wirth,  Königlicli  sächsischer 
Hoflieferant,  Kunst-  undHandelsgärtner 
in  Chemnitz,  starb  im  besten  Mannes- 
alter am  25.  Juni. 


Karl  Janke,  Blumenhändler  in 
München,  wurde  vom  Prinzen  Louis 
Ferdinand  von  Bayern  zum  Hof- 
lieferanten ernannt. 


F.  Vetter,  königlicher  Hofgarten- 
Direktor  zu  Sanssouci,  wurden  die 
Ritter  -  Insignien  erster  Klasse  des 
herzoglich  anhaltischen  Hausordens 
Albrechts  des  Bären  verliehen. 


Die  Professoren  Dr.  L.  Kny,  Berlin, 
und  Geh.  Hofrat  Pfeffer,  Leipzig, 
folgen  als  Ehrengäste  einer  Einladung 
der  englischen  Naturforscher-Gesell- 
schaft zu  ihrer  Versammlung  in  Oxford 
im  August  d.  J.  Herr  Geh.  Rat  Engler, 
der  auch  eingeladen,  hat  wegen  Be- 
hinderung abgelehnt. 


Sprechsaal. 


Frage  29.  Wie  behandeln  die  Eng- 
länder Samenkapseln,  Aussaaten  und 
Sämlinge  tropischer  Orchideen?  Wie 
schützen  dieselben  letztere  vor  den 
alles  überspinnenden  Algen? 


Frage  30.    Warum  wendet  man  bei 


uns  die  Anzucht  wurzelechter  Rosen 
aus  Stecklingen  für  die  Treiberei  wie 
in  Amerika   gar  nicht    oder    so  wenig 


Antwort.      Weil    bei     uns    die    auf 
Rosa  canina  veredelten  reicher  blühen. 


Berichtigungen. 


Heft  14  S.  369  bei  den  neu  vorgeschlagenen  Mitgliedern  lies:  Nr.  3  Herr 
Kaufmann  Paul  Schwandt,  Lankwitz,  vorgeschlagen  durch  Herrn  Pusch  (an- 
statt Herr  Kunst-  und  Handelsgärtner  P.  Schwandt,  vorgeschlagen  durch  Lierrn 
Schreiber). 

Heft  14  S.  375  beim  Vortrag  am  26.  Oct.  1893  lies:  Diplosis  oculiperda 
(statt  Diphsis  oculiperda?) 


In  dem  Bericht  über  die  Jahres-Versammlung  des  Vereins  am  28.  Juni  er., 
Heft  14  Seite  370,  ist  es  ein  Irrtum,  dass  ich  Blätter  einer  amerikanischen 
Eiche  eingesandt  hätte.  Die  Blätter  stammen  von  Ouercus  dentata  Thunbg., 
welche  ich  hier  aus  Samen  erzogen  habe,  den  ich  vor  etwa  8  bis  10  Jahren 
direkt  aus  Japan  erhielt. 

Fischbach,  Schlesien,  den    16.  Juli    1894.  V.   St.   Paul. 


Die    Verwechselung    beruht    darauf,  dass    in    der    A^ersammlung    geäussert 
war,   es  sei  vielleicht  die  amerikanische  Eiche  Ouercus  alba.  D.  Red. 


803.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
in  den  preussischen  Staaten  am  26.  Juli   1894. 

Direktor:    Herr  Wirkl.  Geh.  Ciber-Finanzrat  von   Po  mm  er  Esche. 
T.  Vorgeschlagen  wurden  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr  Obergärtner  F.  Ledien,  Dresden  (botanischer  Garten), 

2.  »      Gärtnereibesitzer  M.  Bürger,  Halberstadt, 

3.  »      Obergärtner  Max  Hessdörfer,    Charlottenburg,    Englische- 

strasse 32,  durch  Herrn  Wittmack, 

4.  Fräulein  Blohm,  Berlin,  Alte  Jacobstrasse  17, 

durch  Herrn  Bacher, 

5.  Flerr  C.  Venettisch,  Verlags-Anstalt,  U.  d.  Linden  68, 

durch  Herrn  Brandt, 

6.  »      General-Direktor    Ad.    Rosen  er,    Friedrichstrasse    143/149, 

Central-Hotel,  durch  Herrn  Weidlich. 
II.  Ausgestellte  Gegenstände  waren  in  sehr  grosser  Zahl  vorhanden. 

1.  Von  I-Ierrn  Otto  Mann,  Leipzig,  waren  vortreffliche  Sortimente 
abgeschnittener  Gladiolen  und  Iris  Kaempferi,  sowie  einige  Lilien 
ausgestellt,  Lilium  tigrinum  splendens,  L.  canadense  flavum  etc.  —  Iris 
Kaempferi  verlangt  einen  feuchten  Standort. 

2.  Herr  Crass  III  führte  bereits  in  voller  Blüte  stehende  Cyclamen 
vor.  Der  Same  ist  nach  ihm  im  Dezeml)er  ausgesäet.  —  Herr  Hofgärtner 
Iloffmann  fragt,  ob  es  gewinnbringend  sei,  jetzt  schon  blühende  Cyclamen 
zu  haben.  Herr  Crass  antwortet:  In  der  jetzigen  stillen  Zeit  nicht,  bald 
aber  werden  sie  schon  begehrt  werden. 

3.  Ilerr  Röhl  zeigte  die  beiden  neuen  Begonienzüchtungen 
von  J.  C.  Schmidt,  Erfurt,  vor:  Erfurter  Kind  und  Erfordia,  beides 
Kreuzungen  von  Begonia  Schmidtii  und  B.  semperflorens  Vernon. 
Die  Samen  wurden  im  Januar  ausgesäet  und  brachten  bereits  im  Juli 
schöne  niedrige  Pflanzen.  Sie  blühen  den  ganzen  Sommer  reichlich  und 
empfehlen  sich  als  Zimmerpflanzen,  auch  fürs  Freie.  Im  Juli  ausgesäet, 
sollen  es  auch  schöne  Winterblüher  werden.  —  Herr  Hofgärtner  Hoff- 
mann erinnert  daran,  dass  die  Kreuzungen  mit  Begonia  semperflorens 
Vernon  voriges  Jahr  auf  der  Leipziger  Ausstellung  allgemeine  Bewunderung 
hervorgerufen  hätten. 

4.  Herr  C.  Mathieu,  Charlottenburg,  legte  Frühobst  vor:  1.  Pflaumen, 
Bonne  de  Bry  (Damascener),  vom  Verein  bezogen  und  zum  ersten  Male 
tragend,  sehr  gut  im  Geschmack.  2.  die  ähnliche  Rivers  Early  Prolific. 
die  noch  etwas  früher  ist.  3.  Äpfel,  roter  xVstrachan,  bekanntlich 
wegen    seines    schönen    Aussehens    ein    begehrter  Apfel    in  Grossstädten. 


A2ß  8o3.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

4.  Apfel  Tran si:)arent  jaune  Yon  Leroy  in  Angers.  5.  Birne  Kolstock, 
wird  in  Belgien  massenhaft  zum  Export  nach  England  gebaut,  da  sie  sich 
gut  verschicken  lässt;  Farbe  gelb  mit  roter  Backe,  Fleisch  abknackend. 
6.  bunte  Julibirne,  die  beste  Birne  dieses  Monats,  die  mit  der  Juli- 
Dechantsbirne  zu  gleicher  Zeit  reift.  7.  Malus(Pirus)  baccata  fructu  flavo, 
ein  Zierapfel,  mit  schön  gelber  Frucht.  8.  Acher's  Weichsel  (Griotte 
Acher),  eine  sehr  schöne  rote  Weichselkirsche,  die  sehr  reichlich  trägt, 
nicht  ganz  so  gross  wie  die  doppelte  Schattenmorelle,  ähnlich  der 
»Brüsseler  braunen.« 

5.  Herr  Tübbecke,  .Stralau,  besprach  3  von  ihm  ausgestellte  Gurken- 
sorten: a)  Prescott's  Wonder,  b)  Ilampels  Juwel  von  Koppitz, 
c)  die  japanische  Klcttergurke.  Beide  ersteren  wurden  am  10.  Mai 
im  Kasten  ausgesäet,  dann  in  Töpfe  gepflanzt  und  am  28.  Mai  im  Hause 
frei  ausgepflanzt.  Bei  gut  geschlossener  Luft  und  hoher  Temperatur 
waren  sie  in  14  Tagen  bis  zum  First  des  Hauses  gewachsen  und  mussten 
geköpft  werden.  Die  ersten  Früchte  waren  bei  Prescott's  Wonder  am 
10.  Juli.  Nach  Herrn  T.  bewährt  sich  Prescott's  Wonder  mehr  im  Hause, 
Juwel  von  Koppitz  dagegen  ist  im  Kasten  eine  der  tragbarsten.  Bezüglich 
der  Rentabilität  bleibt  für  den  Kasten  aber  die  alte  Berliner  Aalgurke  bei 
uns  die  beste,  fürs  Haus  eignet  sie  sich  nicht.  Gurken  im  Sommer  in 
Häusern  zu  ziehen,  empfiehlt  sich  nur,  um  die  Häuser  auszunutzen,  im 
Kasten  ist  die  Kultur  leichter,  der  Ertrag  grösser.  —  Die  japanische 
Klettergurke,  deren  Samen  er  ganz  echt  von  Herrn  Reinhold  Gärtner 
in  Halle  selbst  erhalten  hat,  ist  nach  Flerrn  T.  für  Handclsgärtner  nicht 
geeignet,  nur  für  Liebhaber.  Man  soll  Sorten  ziehen,  die  besser,  nicht 
solche,  die  minderwertig  sind,  weil  sie  weniger  ertragreich  sind. 

Hierüber  erhob  sich  eine  sehr  lebhafte  Debatte.  Die  Herren  Hofgärtner 
Hoffmann,  Inspektor  Dressler,  Direktor  Brandt  und  Hoflieferant 
Klar  verteidigten  die  japanische  Klettergurke.  Herr  Dressler  bemerkte, 
dass  sie  für  den  Privatgärtner  sehr  wertvoll  sei.  In  diesem  Jahre  sind 
bei  der  Kälte  Anfangs  Juli  die  anderen  Gurken  ganz  zurückgeblieben,  die 
japanische  Klettergurke  ist  2  m  hoch  gewachsen  und  sitzt  voll  Früchte. 
Der  Liebhaber  kann  bei  ihr  ziemlich  sicher  auf  einen  lü'trag  rechnen, 
dabei  ist  sie  zart,  wenn  sie  zeitig  abgeschnitten  wird.  Juwel  von  Koppitz 
ist  die  beste  Kastengurke,  was  auch  Herr  Brandt  bestätigt;  die  ver- 
besserte Mistbeetgurke  wird  dagegen  leicht  gelbfleckig. 

Herr  Gartenbau-Direktor  Brandt  betonte,  dass  er  die  japanische 
Klettergurke  vor  einigen  Jahren  zu  grosser  A'ollkommenheit  gebracht 
habe,  sie  eigne  sich  auch  für  Balkons,  in  diesem  Jahre  hat  sie  aber  bei 
ihm  des  kalten  Wetters  wegen  keinen  guten  Ertrag  gegeben.  Herr 
Moncorps  ist  als  LIandelsgärtner  sehr  gegen  die  japanische  Gurke.  — 
Die  Treibgurke,  von  welcher  Herr  W.  Hampel-Koppitz  dem  Verein 
Samen  gesandt,  wächst  sehr  wild,  man  muss  sie  erst  einige  Male  schneiden 
und  schlecht  behandeln,  dann  wächst  sie  üppig,  als  Treibgurke  ist  sie 
aber  nicht  früh  genug. 

Herr  Hofgärtner  Hoff  mann  giebt  zu  bedenken,  dass  es  sich  bei  der 
Gurkenzucht  darum  handele,  wohlschmeckende  bekömmliche  Früchte  und 
diese    recht    lange  zu  erzeugen.     Die  japanische  Gurke  ist  eine  Freiland- 


8o3    Versanuiiluni;  des  Vereins  zur  Bcförderunti  des  Gartenbaues  etc. 


427 


gurke,  man  darf  sie  also  nicht  mit  einer  Kastengurke  vergleichen.  Von 
keiner  Freilandgurke  kann  man  aber  so  lange,  bis  September,  wohl- 
schmeckende Früchte  ernten  wie  von  ihr,  und  hat  sie  sich  auch  in  diesem 
Sommer  gut  entwickelt.     Sie  ist  für  Liebhaber  sehr  empfehlenswert. 

Herr  Hoflieferant  J.  Klar  bemerkt,  dass  die  vorgelegte  japanische 
r.urke  sehr  klein  sei,  diejenigen,  welche  er  von  Herrn  Brandt  früher  er- 
halten, waren  viel  grösser.  Es  giebt  jetzt  auch  schon  eine  weisse  Form 
davon. 

Herr  Moncorps:  Und  wenn  die  japanische  Klettergurke  hundertmal 
so  viel  trüge,  wäre  sie  für  Handelsgärtner  doch  nicht  geeignet.  Wenn 
das  Publikum  solch  kurze  Gurken  kaufen  \\ill,  nimmt  es  lieber  die  aus 
Schlesien  oder  Zerbst,  das  ganze  Schock  für  50  Pf.;  für  Liebhaber  mag 
sie  gut  sein,  für  Ilandelsgärtner  erfordert  sie  zu  viel  x\rbeit. 

Herr  A.  Drawicl  tritt  der  Ansicht  der  Herren  'Lübbecke  und 
Moncorps  bei;  er  hat  noch  immer  die  alte  Berliner  Schlangengurke,  die 
er  einst  vom  alten  Peter  Bouche  erhalten,  und  hat  schon  manchem 
Gärtner  davon  abgegeben.     Das  Publikum  will  lange  Gurken. 

Llerr  Hofgärtner  Hoffmann  verteidigt  nochmals  seine  Ansicht.  Die 
Gurke  ist  reichtragend,  wenig  empfindlich,  sehr  wohlschmeckend  und 
macht  nicht  viel  Arbeit.  Für  Liel)haber  ist  sie  jedenfalls  sehr  zu 
empfehlen. 

().  llerr  ]\Lix  llessdörfer,  Charlottenburg,  zeigte  vor:  a)  ein  pracht- 
volles Exemplar  von  Asparagus  Sprengeri  Regel  von  Dammann 
c'<:  Co.,  vSan  Giovanni  a  Teduccio  bei  Neapel  (Gartenflora  1890,  S.  491 
mit  Abb.),  im  Kalthause  kultiviert,  dazu  eine  ca.  2  m  lange  Ranke 
von  einem  im  Warmhause  kultivierten  Exemplar.  Die  Kalthauspflanze 
ist  Anfang  Februar  ausgepflanzt  und  mit  Ivuhmist  gedüngt,  im  Sommer 
hat  sie  Wagnerisches  Nährsalz,  aber  auch  noch  Kuhdung  erhalten  und 
hat  schon  50  Wedel  getrieben;  ähnlich  die  im  LIause,  welche  noch  länger 
ist  und  60 Wedel  getrieben  hat.  Im  Kasten  bekommen  die  Ranken  Stacheln,  im 
Hause  nicht.  Die  Ranken  bleiben  abgeschnitten  ohne  vVasser  14  Tage  frisch 
und  eignen  sich  ausgezeichnet  zu  Tafeldekorationen.  Die  roten  Beeren 
bleiben  ein  ganzes  Jahr.  Am  besten  ist  es,  die  Pflanze  ganz  kalt  zu 
kultivieren. 

Ausserdem  legte  Herr  Llessdörfer  vor:  b)  einen  gelben  Coleus- 
Sämling  eigener  Zucht,  c)  Kalanchoe  grandiflora  von  Dammann 
&  Co..  San  Giovanni  a  Teduccio  bei  Neapel,  farbig  abgebildet  in  Garten- 
flora 1893.  S.  513  T.  1394.  Diese  Pflanze  ist  von  Professor  Schweinfurth 
eingeführt  und  soll  ein  guter  Winterblüher  sein.  Die  Blätter  sind  schön 
aschgrau  und  gefleckt.  —  Sie  ist  im  Winter  im  Kalthaus,  im  Sommer  im 
Freien  in  voller  Sonne  erzogen,  d]  Lobelia  »Goldelse«,  bleibt  nur  im 
Schatten  gelb,  blüht  ziemlich  undankbar,  e)  Tagetes  patula  nana 
»Ehrenkreuz«,  baut  sich  sehr  gedrungen,  Farbe  leuchtend,  f)  Lathyrus 
odoratus,  Riecherbsen  in  verschiedenen  schönen  Farben,  g)  Marga- 
rethennelken, Anfang  Mai  1893  ausgesäet,  im  Winter  im  kalten  Kasten 
ausgepflanzt,  blühen  seit  Anfang  April  ununterbrochen;  jede  Pflanze  bringt 
hunderte  sehr  langstieliger  Blumen  und  remontiert  fortwährend,  h)  Ama- 
rantus     speciosus     Sims,,     Zweig    von    einer    3Y2    ^     hohen     Pflanze, 


A2S  ^°-"  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

i)  Pyrethrum  Parthenium  aureum  muscoides,  selaginoides  und  var. 
eximia  foliis  crispis,  alle  3  von  Vilmorin,  Andrieux  &  Co.,  Paris. 

Herr  Hoflieferant  Klar  bemerkte,  dass  Lobelia  Goldelse  im  vorigen 
Jahr  im  Freien  sehr  konstant  geblieben  sei.  Amarantus  speciosus  ist  der 
einzige  Amarant,  der  den  Schnitt  verträgt.  Auf  eine  Anfrage  des  Plerrn 
Weidlich  bemerkt  Herr  Hessdörfer,  dass  Asparagus  Sprengeri 
Sommer  und  Winter  treibe. 

7.  Herr  Obergärtner  Haase  überbrachte  aus  dem  Garten  des  Herrn 
Lieutenant  Sommer  in  Sommerswalde  eine  ganze  Anzahl  Orchideen- 
blüten, a)  Aerides  crassifolium  Parish  et  Rcichb.,  blüht  seit  sechs 
Wochen,  ist  eine  ganz  kleine  Pflanze  mit  nur  5  Blättern  und  trägt  2  Blüten- 
zweige, davon  einer  wieder  verzweigt,  b)  A.  odoratum  Loureiro,  eben- 
falls eine  kleine  Pflanze  mit  2  Blütentrauben  und  auch  bereits  sechs  Wochen 
blühend,     c)  Cattleya    labiata    Mendelii     (C.    Mendelii    Backhouse), 

d)  Coelogyne  speciosa  Lindley,  bleibt  klein,  blüht  ununterbrochen, 
hat    5 — 7    hübsche    gelbe    Blumen    und    ist    in    der    Kultur    anspruchslos, 

e)  Cypripedium  Veitchianum  (syn.  superbiens  Rchb.  f.)  und  f)  C. 
Curtisii  Rchb.  f.  —  Ausserdem  g)  eine  ganze  Pflanze  von  Brassia 
c  au  data  Lindley. 

8)  Herr  Obergärtner  Schultz  führte  aus  dem  Garten  der  Frau  Geh. 
Regierungs-Rat  Dr.  Werner  v.  Siemens,  Charlottenburg,  vor:  a)  eine 
Anzahl  Exemplare  eines  frühen  Aj)fels,  der  ihm  als  Braunschweiger 
Milchapfel,  auch  als  Jakobs-  oder  Ernteapfel  bezeichnet  war;  es  ist 
nach  Herrn  C.  Mathieu  der  Sommer-Gewürzapfel.  Hält  sich  nur 
3 — 3  Tage,  für  den  Anbau  im  grossen  nach  Herrn  Schultz  nicht  zu 
empfehlen,  b)  Trachelium  coeruleum  L.,  eine  alte  vergessene 
Campanulacee,  die  aus  Samen  sowohl  die  blaue  Art  als  auch  eine  weisse 
Varietät  geliefert  hatte,  d)  Canna  >Tvönigin  Charlotte,«  seit  März 
in  schönster  Blüte,  ist  später  vor  dem  Hause  auf  einem  Erdhaufen  aus- 
gepflanzt und  blüht  ununterbrochen,  e)  eine  Melone  von  der  zweiten  Ernte. 
Die  erste  ist  seit  6  Wochen  vorüber.  Obwohl  es  schwer  ist,  in  grossen 
Städten  gute  Melonen  zu  ziehen,  da  sie  leicht  von  Blattläusen  befallen 
werden,  war  diese  sehr  gut  entwickelt,  f)  einen  grossen  v  erb  änderten 
Spargelstengel,  g)  mehrere  Sj)alierbäume,  die  abgestorben. 
Herr  vSchultz  bemerkte,  dass  diese  Birnspaliere  vor  ca.  13  Jahren  von 
Lepere  gepflanzt  seien;  er  habe  schon  6  Stück  herausnehmen  müssen, 
und  im  nächsten  Jahre  dürften  weitere  lolgen.  —  Herr  C.  Mathieu  hält 
das  Absterben  für  Nachwirkung  des  Frostes  1892/93,  es  geht  anderswo 
ebenso.  —  Herr  Klar  bestätigt  das  bezüglich  der  Formbäume  auf  dem 
Versuchsfelde.  —  Herr  Hofgärtner  II  off  mann  hält  es  auch  für  Frost- 
wirkung. Übrigens  seien,  soweit  er  Lepcre'sche  Anlagen  kenne,  die 
Bäume  alle  nach  und  nach  zugrunde  gegangen,  z.  B.  in  Babelsberg.  — 
Herr  Weidlich  bemerkt,  dass  auch  bei  ihm  die  Lepere  sehen  Birnen, 
die  alle  auf  Quitten  veredelt  sind,  absterben.  —  Herr  Obergärtner 
Grunert  hält  es  eher  für  Folge  des  letzten  schneelosen  Winters,  er  habe 
ganze  Quartiere  Formobst  verloren,  nicht  nur  Birnen,  sondern  auch 
Apfel  auf  Doucin  und  Paradies,  selbst  Apfelsämlinge.  —  Das  Rauhe  an 
der    Rinde    des    einen    Birnenspaliers,    auf   welches    Herr    Schultz    auf- 


8o3.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  42Q 

merksam  gemacht,  ist  nach   Herrn    Grunert  der  Schwesternbirne   eigen- 
tümlich. 

9.  Herr  städtischer  Obergärtner  Mende,  Heinersdorf,  überreicht  einen 
Strauss  prachtvoller  weisser  Riecherbsen  »Emily  Henderson«, 
diese  berühmte  Neuheit  von  Peter  Henderson  &  Co.,  35  und  37  Cort- 
land  Street,  Xew-York.  Wie  die  Beschreibung  auf  der  Samenkapsel  mit 
Recht  sagt,  ist  dies  die  Königin  unter  den  weissen  Riecherbsen,  die 
Pflanzen  sind  wie  mit  Schnee  übersäet  und  der  Geruch  ist  ein  sehr  an- 
genehmer. Lässt  sich  auch  gut  treiben.  Nach  Henderson  sollen  von 
einer  Pflanze  1530  Blumen  geschnitten  sein.  Ohne  Wasser  bleibt  sie 
lange  frisch,  die  vorgelegten  waren  mittags  2  Uhr  geschnitten.  In  Wasser 
halten  sich  Riecherbsen  8  Tage.  Sie  verlangen  nur  leichten  Sandboden, 
selbst  ohne  Dünger.  —  Herr  Plofgärtner  Hoff  mann  hat  gefunden,  dass 
Riecherbsen  auch  in  Lehmboden  gedeihen,  am  besten  aber  in  gedüngtem 
Sandboden.  Er  kultiviert  sie  seit  vielen  Jahren,  da  sie  so  vielfach  ver- 
wendbar sind  und  sich  so  lange  halten.  —  Herr  Obergärtner  Schreiber: 
Es  ist  wirklich  lohnend,  sie  zu  ziehen,  nicht  nur  der  schönen  Blumen, 
sondern  auch  des  schönen  Geruches  wegen.  Eine  A^ase  mit  solchen 
Blumen  erfüllt  das  ganze  Zimmer  mit  Wohlgeruch.  In  Karlsbad  hat  ein 
spekulativer  Kopf  täglich  in  den  Hotels  Sträusschen  von  Riecherbsen 
A'erschenkt  und  dann  den  Herrschaften  bei  ihrer  Abreise  eine  kleine 
Schachtel  Samen  zu  1  Gulden  verkauft.  —  Herr  Hoflieferant  Klar  hat 
früher  den  meisten  Samen  nach  Russland  verkauft,  jetzt  scheint  sich  die 
Riecherbse  auch  bei  uns  wieder  mehr  einzubürgern.  —  Herr  Inspektor 
Dressler  hat  1893  24  Sorten  rein  gebaut,  jetzt  aber  alle  gemischt,  was 
viel  schöner  aussieht.  Sie  verlangen  etwas  Feuchtigkeit.  —  Nach  Herrn 
Mende  müssen  nur  die  jungen  Pflanzen  Wasser  haben.  —  L.  Wittmack 
machte  auf  den  riesigen  Verbrauch  an  Riecherbsen  (sweet  peas)  in 
Amerika  wie  in  England  aufmerksam.  Fast  jede  Dame  trägt  in  Amerika 
ein  Sträusschen  am  Busen. 

10.  Herr  A.  Drawiel  lenkte  die  Aufmerksamkeit  auf  alte  Stauden,  die 
er  von  Herrn  W  itte,  Inspektor  des  botanischen  Gartens  in  Leiden,  erhalten 
und  die  alle  gut  durch  den  Winter  gekommen  sind.  Sie  eignen  sich 
besonders  auch  für  den  Park,  so  Erigeron  purpureum,  blüht  seit  Mitte  Mai, 
Senecio  Fuchsii,  Silphium  perfoliatum  mit  prächtigem  Blatt,  Aster  Novae 
Belgiae,  für  Anlagen  Rudbeckia  laciniata  und  R.  perfoliata,  Helianthus 
cumerifolius  etc.  An  letzterer  beobachtete  Herr  D.  deutlich,  dass  die 
Blume  in  ihrer  Stellung  der  Sonne  folgt. 

in.  Der  Direktor  verlas  die  Übersicht  über  die  Einnahmen  und  Ausgaben, 
wie  über  den  Vermögensstand  nach  dem  von  dem  bisherigen  Schatz- 
meister, Herr  Hoflieferant  F.  J.  M.  Plumpe,  und  dessen  Beamten,  Herrn 
Sallmann,  aufgestellten  Kassenabschluss.  Derselbe  wird  nebst  der 
Rechnung  dem  Revisions-Ausschuss  übergeben  werden.  Aus  den  Zahlen 
sind  folgende  hervorzuheben:  Einnahme  22  333,58  M.,  Ausgabe  15  881,64 M., 
Barbestand  4408,82  M.  Vermögen:  93671,83  M.  Vermögen  der  Kaiser 
Wilhelm-  und  Augusta- Jubel-Stiftung  5  620  M.  —  Die  Versammlung  über- 
lässt  es  dem  A'orstande,  die  Höhe  der  Herrn  Sallmann  zu  zahlenden 
Remuneration  zu  bestimmen. 


A'iO  ^°^-  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

IV.  Herr  Gartenbaudirektor  Brandt  berichtete  namens  des  Programm-Aus- 
schusses über  die  in  Anregung  gebraclite  Ausstellung  blühender  Zwiebeln, 
Knollen  und  Stauden,  sowie  Spätobst,  im  April  1895,  zu  welcher  das 
KroUsche  Lokal  in  Aussicht  genommen  sei. 

Plerr  Hofgärtner  Hoffmann  ist  gegen  eine  Ausstellung  1895  und 
wünscht  die  Mittel  lieber  zu  Preisen  bei  der  Gartenbau-Abteilung  der 
Berliner  Gewerbe- Ausstellung  1896  verwendet;  1897  würde  dann  die 
grosse  Ausstellung  des  Vereins  bei  Gelegenheit  seines  75jährigen  Be- 
stehens folgen.  —  Herr  Tübbecke  ist  gleichfalls  gegen  eine  Ausstellung. 
Herr  O.  Neumann  wäre  dafür,  fürchtet  aber,  dass  die  Kräfte  sich  zer- 
splittern. Herr  Schönfliess  ist  dagegen,  weil  Berlin  wenig  Zwiebeln 
baue  wegen  der  Made  und  weil  die  Ausstellung  bei  Kroll  schon  eine 
grosse  werden  müsse.  Man  möge  erst  die  Züchter  befragen.  Plerr  In- 
spektor Dressler  macht  darauf  aufmerksam,  dass  es  Pflicht  des  Vereins  sei, 
seinen  Mitgliedern  auch  etwas  zu  bieten;  viele  sind  besonders  nur  deshalb 
Mitglied,  um  auch  die  Ausstellungen  zu  sehen.  Die  vereinigten  Ausschüsse 
haben  sich  einstimmig  für  die  Ausstellung  ausgesprochen.  Herr  Vogel  er 
ist  ebenfalls  dafür,  weil  es  nur  eine  Spezialausstellung  sein  soll. 

Der  Direktor  erinnert  daran,  dass  es  Tradition  und  den  Vereins- 
Statuten  entsprechend  sei,  thunlichst  durch  Ausstellungen  dem  Publikum 
zu  zeigen,  was  in  dem  Gartenbau  geleistet  wird  und  dadurch  zugleich 
dem  Gärtner  Gelegenheit  zum  Absatz  zu  verschaffen. 

Kleinere  Ausstellungen  müssten  möglichst  alle  Jahre  wiederkehren, 
grössere  nur  alle  5 — 7  Jahre.  Die  Berliner  Blumenzwiebeln  fangen  an, 
wieder  ihren  alten  Ruf  zu  erhalten;  darum  erscheint  es  gerechtfertigt,  im 
Interesse  derselben  und  zur  weiteren  Förderung  eine  Spezialausstellung 
A^on  Zwiebelgewächsen  etc.  zu  veranstalten.  Die  Geldfrage  spiele  im 
Hinblick  auf  die  Jahreseinnahmen  und  die  für  die  kleineren  Ausstellungen 
bisher  erwachsenen  nicht  bedeutenden  Ausgaben  keine  so  grosse  Rolle; 
der  Verein  mache  keine  Ausstellungen,  um  Geld  zu  verdienen.  Wenn  der 
Verein  aber  einmal  recht  erstarkt  sei,  dann  empfehle  es  sich,  ein  Grund- 
stück zu  erwerben,  um  sich  ein  eigenes  Heim  und  eine  feste  reale  Grund- 
lage für  sein  Bestehen  imd  für  seine  weitere  Entwickelung  zu  schaffen. 
Das  sei  sein  Ideal,   auf  dessen  Erfüllung  man  hinstreben  müsse.     (Bravo.) 

Herr  Moncorps  wie  der  General-Sekretär  erinnern  daran,  das  die 
Gewerbeausstellung  1896  erst  am  1.  Mai  eröffnet  wird,  folglich  keine  Berliner 
Zwiebelgewächse  vorgeführt  werden  können.  Herr  Schreiber  weist  auf  die 
vielen  Ausstellungen  in  England  hin,  nur  dadurch  wird  die  Liebhaberei  ge- 
fördert. Hr.  Bluth  ist  nicht  für  die  Ausstellung,  er  habe  eine  Blumenzwiebel- 
Ausstellung  nur  empfohlen,  um  den  Berliner  Züchtern  Gelegenheit  zur 
Vorführung  zu  geben  und  um  zu  verhindern,  dass  die  Ausstellung,  welche 
eigentlich  vom  General-Sekretär  vorgeschlagen  sei,  eine  grosse  werde.  — 
Im  Programm-Ausschuss  hat  Herr  Bluth  fleissig  mitgearbeitet  und  hatte 
Herr  C.  Mathieu  das  fertige  Programm  zur  Stelle. 

Hierauf  wurde  in  erster  Lesung  die  Frage:  Soll  anfangs  April  1895 
eine  Ausstellung  von  blühenden  Zwiebeln,  Knollen  und  Stauden 
sowie  von  Spätobst  stattfinden,  mit  grosser  Majorität  bejaht  und  dafür 


Die  Winterschiiden   i8(|3  Q4  etc.  aoi 

ein  Summe  von  8— 10  000  M.  ausgesetzt.     Die  zweite  Abstimmung  über  die 
Geldbewilligung  findet  am  30.  August  statt. 
V.  Herr  O.  Neumann  bittet,  seinen  Antrag  wegen  Revision  der  Statuten  als 

ersten  Gegenstand  auf  die  nächste  Tagesordnung  zu  setzen. 
VI.  An  Stelle  des  zum  Schatzmeister  erwählten  Herrn  Hoflieferanten  Loock, 
Chausseestrasse  2  E,  wird  Herr  Architekt  Urban,  der  s.  z.  nach  ihm  die 
meisten  Stimmen  erhalten  hatte,  in  den  Ausschuss  für  Revision  der 
Kasse  und  der  Bibliothek  erwählt. 
VIT.  Der  General-Sekretär  beantragt,  eine  Anzahl  minder  wichtiger,  besonders 
älterer  landwirtschaftlicher  Werke  zu  veräussern  event.  zu  verschenken, 
um  mehr  Raum  in  der  Bibliothek  zu  erlangen.  Der  Vorstand  hat  dies 
bereits  genehmigt.  Der  Ausschuss  für  Revision  der  Kasse  und  der 
Bibliothek  soll  die  bezeichneten  Bücher  einsehen  und  entscheiden. 

Das  Preisgericht,  bestehend   aus  den  Herren:  Bacher,  Junge,  Ullrich, 
Weidlich,  hatte  folgende  Preise  zugesprochen: 

1.  Herrn  Obergärtner  Max  Hessdörfer,  Charlottenburg,  für  Aspa- 
ragus  Sprengeri    1  kleine  silberne  Vereins-Medaille. 

2.  Herrn  Otto    Mann,    Kunst-  und  Handelsgärtner   in   Leipzig,   für 
Gladiolen  1  kleine  silberne  Medaille. 

3.  Herrn  Gärtnereibesitzer  J.  T üb b ecke,   Stralau,   für  Gurken  den 
Monatspreis  von  fünfzehn  Mark. 

4.  Herrn  Obergärtner  F.  Haase,  Sommerswalde,  für  Orchideen  ein 
Ehrendiplom. 

Aufgenommen  wurden   die  in  voriger  Sitzung  Vorgeschlagenen. 
V.  Pommer  Esche.  Wittmack. 


Die  Winterschäden  189394  mit  meteorologisch-botanischen 

Reflexionen. 

(^^  Von  Kommerzienrat  H.  Köhler. 

ch  komme  in  diesem  Jahre  etwas  spät  zu  meinen  Mitteilungen,  indem  ich 
durch  längeres  Verweilen  im  Süden  verhindert  war,  Bericht  zu  erstatten. 
Im  grossen  und  ganzen  können  wir  mit  dem  letzten  Winter  wohl  zu- 
frieden sein,  denn  besonders  hohe  Kältegrade  hatten  wir  nicht  zu  verzeichnen. 
Xur  etwa  das  erste  Drittel  des  Januar  brachte  intensivere  Kälte  zwischen 
12  und  19  Grad  Celsius  unter  Null.  Diese  würden  nun  gewiss  in  keiner  Weise 
Schaden  verursacht  haben,  hätte  nicht  mehrere  Tage  hintereinander  ein  ganz 
abscheulicher  Ostwind  gewütet,  welcher  besonders  infolge  des  geringen  Schnees 
da  und  dort  Schaden  anrichtete. 

Meine  Befürchtungen,  dass  besonders  Koniferen  dadurch  gelitten  haben 
müssten,  sind  jedoch  so  gut  wie  unbestätigt  geblieben,  denn  selbst  die  im 
zentralen  Deutschland  empfindliche  Pseudotsuga  Douglasii  und  Tsuga  Mertensiana 
haben  gut  Stand  gehalten.  Nur  einige  von  mir  von  neuem  angeschaffte  Varietäten 
der  Chamaecyparis  Lawsoniana  haben  sich  auch  in  diesem  Winter  nicht  als 
genügend  hart  erwiesen  und  sind  von  mir  aus  der  Liste  der  hier  verwendbaren 


Ä02  Diß  Winterschäden   1893/94  etc. 


Koniferen  gestrichen  worden.  Ebenso  habe  ich  die  letzten  Exemplare  der 
Picea  sitchensis  (Menziesi  Carr.)  entfernt.  Dieselben  haben  mir  nie  Freude  be- 
reitet, denn  selbst  die  schönsten  Exemplare  gehen  in  wenigen  Jahren  zugrunde, 
oder  fristen  höchstens  ein  elendes  Dasein.  Es  ist  dies  eben  eine  Konifere, 
welcher  nur  das  Seeklima  behagt,  und  die  bezüglich  des  Bodens  mehr  Ansprüche 
macht,  als  sämtliche  anderen  Piceen. 

Bei  den  Laubhölzern  liegen  die  Verhältnisse  merkwürdiger  Weise  un- 
günstiger, was  insofern  nicht  zu  begreifen  ist,  als  das  Ausreifen  des  Holzes  in 
diesem  warmen  Sommer  doch  hätte  stattfinden  müssen.  Selbst  Ailanthus 
glandulosus  hat  teilweise  gelitten;  noch  mehr  Morus  und  Tamarix.  Auch  Edel- 
kastanien und  Platanen  haben  viele  tote  Aste  aufzuweisen.  Selbst  an  den 
Obstbäumen  findet  man  allenthalben  viel  trockenes  Holz.  Möglich,  dass  nicht 
alle  diese  Schäden  auf  Frost  zurückzuführen  sind;  vielmehr  möchte  ich  glauben, 
dass  infolge  der  Trockenheit  die  Holzbildung  keine  so  widerstandsfähige  wurde. 
Sogar  Buschwerk  hat  teilweise  gelitten,  Budleya  curviflora  z.  B.  ist  fast  ganz 
erfroren,  trotzdem  3  Exemplare  in  meinem  Arboretum  eine  Reihe  von  Jahren 
fast  alle  Winter  gut  überstanden  haben.  Unmöglich  ist  es  auch  nicht,  dass 
ein  weiterer  Grund  in  dem  meist  schneefreien  Boden  zu  suchen  ist,  durch 
welchen  der  Frost  im  Januar  tief  ins  Erdreich  gedrungen  sein  muss.  Ich 
folgere  dies  umsomehr,  als  besonders  der  Epheu  hier  zu  Lande  abermals 
stark  gelitten  hat  und  eine  Anzahl  Stauden  und  überhaupt  perennierende 
Pflanzen  zugrunde  gingen. 

Was  nun- die  Überwinterung  meiner  Palmen,  der  Chamaerops  excelsa 
anlangt,  so  habe  ich  zu  berichten,  dass  dieselben,  allerdings  nur  in  Stroh 
gepackt,  nicht  ganz  tadellos  überwintert  sind.  Wenn  ich  sage,  nicht  ganz 
tadellos,  so  bezieht  sich  dies  jedoch  nur  auf  das  Zugrundegehen  einer  Anzahl 
von  Blättern,  welche  unbedingt  erhalten  bleiben  müssen.  Zwei  bis  drei  gute 
Blätter  sind  nicht  genügend,  denn  die  Pflanze  soll  von  Anfang  April  ab,  wenn 
sie  von  ihrer  Winterhülle  befreit  ist,  eben  ein  tadelloses  Ansehen  haben. 
Schwierigkeiten  bereitet  eben  immer  noch  eine  geeignete  Verpackung  während 
der  Winterzeit.  Die  betreffenden  Pflanzen  mit  doppelten  Holz-  oder  Thonzylindern 
zu  schützen,  halte  ich  für  überflüssig,  nachdem  erwiesen  ist,  dass  der  Winter 
1892/93  die  Pflanzen  nicht  zugrunde  richtete,  und  deshalb  schlage  ich  vor,  von 
der  früheren  Überwinterungsmethode  ganz  abzusehen  und  nur  eine  gute  Stroh- 
verpackung vorzunehmen,  welche  jedenfalls  am  besten  folgendermassen  aus- 
geführt wird:  Man  binde  erst  die  Herzblätter  separat  mit  Stroh  ein,  alsdann 
füge  man  1  bis  2  Blätter  um  die  Strohpackung  und  gebe  abermals  Stroh  um 
die  fest  zusammengebundenen  Blätter;  dies  setze  man  fort  bis  sämtliche  Blätter 
eingebunden  sind.  Man  sehe  darauf,  dass  das  Ganze  einen  geraden  Strohzylinder 
bildet,  so  dass  man  bei  ganz  aussergewöhnlicher  Kälte  unter  10  Grad  noch 
einen  Reservestrohzylinder  oder  auch  Holzzylinder  mit  Deckel  darüber  stülpen 
kann.  Bei  eintretendem  wärmeren  Wetter  über  Null  entferne  man  den  be- 
treffenden Zylinder.  Durch  diese  Manipulation  wird  der  Palme  leichter  Luft 
und  Wärme  zugeführt  und  ich  glaube,  dass  fast  mit  absoluter  Bestimmtheit  auf 
ein  Gelingen  durch  diese  Überwinterungsmethode  zu  rechnen  ist,  besonders 
wenn  die  Pflanze  mehrere  Jahre  auf  einem  Standort  verweilte.  Im  ersten 
Winter  werden  stets  eine  Anzahl  Blätter  zugrunde  gehen,  doch  mit  der  Zeit 
werden  die  Blätter  eben  widerstandsfähiger. 


Die  Winterschäden   1893/94  etc.  A33 

Bezüglich  der  Rhododendron  möchte  ich  mir  noch  einige  Mitteilungen 
erlauben,  da  ich  meine,  dass  dieselben  von  allgemeinem  Interesse  sind.  Es 
herrschten  in  früheren  Zeiten,  wie  bekannt,  ganz  verkehrte  Anschauungen  be- 
züglich der  Winterhärte  dieser  Pflanzen,  denn  während  vor  25  Jahren  höchstens 
R.  Cunninghami  für  winterhart  gehalten  wurde,  haben  sich  im  Laufe  dei  Zeit 
auch  R.  ponticum  und  R.  Catawbiense  dazugesellt.  Seit  einer  Reihe  von  Jahren 
habe  ich  diese  zwei  Spezies  ebenfalls  ungedeckt  gelassen  und  ich  kann  nur  sagen, 
dass  sich  dieselben  besser  als  R.  Cunninghami  gehalten  haben,  denn  im  Winter  1892/93 
haben  letztere  ohne  Ausnahme  gelitten,  während  die  ersteren  den  Winter  vor- 
züglich überdauerten,  abgesehen  von  einigen  2  bis  2Y2  m  hohen  Exemplaren, 
welche  in  voller  Sonne  standen,  und  heute  noch  stehen,  aber  wieder  vollständig 
intakt  sind,  was  ich  von  R.  Cunninghami  nicht  sagen  kann. 

Dadurch  ermutigt,  habe  ich  vor  zwei  Jahren  auch  einige  Exemplare  von 
Rhododendron-Hybriden  (es  dürfen  jedoch  keine  Pflanzen  sein,  welche  durch 
künstliche  Mittel  im  Winter  erhalten  werden,  es  müssen  eben  Exemplare  sein, 
welche  bisher  im  Freien  ohne  Winterschutz  erzogen  wurden)  in  den  Gruppen 
an  schattiger  Stelle  verwendet,  und  ich  kann  nur  berichten,  dass  dieselben  in 
diesem  Jahre  in  voller,  üppigster  Blüte  stehen.  Im  Winter  1892/93  sind  aller- 
dings die  Knospen  erfroren,  allein  die  Pflanzen  haben  sonst  fast  garnicht  ge- 
litten, trotzdem  wir  ein  Minimum  von  28  Grad  hatten.  Ich  bedauere  nur,  dass 
ich  die  Sorten  nicht  bezeichnen  kann,  werde  mich  aber  bemühen,  dies  weiter 
zu  verfolgen,  indem  gerade  dunkelrote  Sorten  zur  Abwechslung  zwischen 
R.  ponticum  und  R.  Catawbiense  sich  vorzüglich  eignen,  auch  weisse  im  Gemisch 
ein  prächtiges  abwechselndes  Bild  bieten.     (R.  Cunninghami  blüht  früher.) 

Allerdings  pflanze  ich  meine  Rhododendron  in  die  beste  sich  eignende 
Moorerde.  Thut  man  dies  nicht,  so  gehen  nach  und  nach  die  Pflanzen  zurück. 
Die  Blätter  werden  kleiner  und  die  Blüten  ärmlicher,  was  alsdann  auch  un- 
günstig auf  die  Widerstandsfähigkeit  der  Pflanzen  wirkt.  Ich  möchte  deshalb 
den  vor  einiger  Zeit  gegebenen  Vorschlag  eines  gärtnerischen  Blattes  nicht 
acceptieren,  Rhododendron  in  jeder  beliebigen  Erde  zu  kultivieren,  wenn  ich 
auch  zugebe,  dass  sich  im  Notfälle  eine  leichte  sandige  Erde  dazu  eignet. 

Wie  ich  nun  schon  früher  andeutete,  dürfte  die  Einführung  und  Ent- 
wickelung  solcher  empfindlicher  Pflanzen  nicht  allein  der  Akklimatisation, 
sondern  auch  der  allmählichen  Erwärmung  unserer  W^intertemperaturen  zu 
danken  sein,  und  ich  habe  bereits  in  meiner  Schrift;  »Die  Pflanzenwelt  und 
das  Klima  Europas«*)  diese  Frage  eingehender  behandelt.  Wie  ich  schon  in 
derselben  hervorhob,  ist  durch  den  russischen  Meteorologen  Woiekoff  nach- 
gewiesen worden,  dass  sich  das  Klima  in  Petersburg  seit  etwa  150  Jahren  er- 
wärmt hat. 

Ich  habe  mich  leider  bis  jetzt  vergeblich  bemüht,  meteorologische,  lang- 
jährig fortlaufende  Tabellen  von  deutschen  Stationen  zu  erhalten.  Leider  ist 
mir  dies  noch  nicht,  wenigstens  nicht  in  ausreichender  Weise,  gelungen.  Ich 
habe  mich  deshalb  nach  Berlin  gewendet,  aber  auch  dort  befinden  sich  die- 
selben noch  in  Arbeit,  und  Averde  ich,  sobald  dieselben  erschienen  sind,  den 
zweiten  Teil  meiner  »Pflanzenwelt«  beginnen. 

Erst  vor  einigen  Tagen  kam  mir  nun  doch  eine  Arbeit  des  bekannten 
Meteorologen  P.  Polis  in  Aachen  zu  Gesicht.     Dieselbe  behandelt  die  Sonnen- 


Erschienen  bei  Paul  Parey  in  Berlin. 


434 


Die  Winterschäden    i8q3/()4  etc. 


flecken    und    ihren    Einfluss    auf  die  Temperaturverhältnisse  in  der  meteorolo- 
gischen Zeitschrift:    »Das  Wetter«,  (herausgegeben  von  Prof.  Dr.  Assmann). 

Dieselben  sind  in  zwei  Rubriken  geteilt,  und  zwar  sind  es  zunächst  die 
Jahre  1830—1860  und  1861  —  1891  (resp.  1893).  Ich  gebe  dieselben  untenstehend 
wie  folgt: 


Jahresmittel 

Wintern! 

Sommerm. 

83o  +    9,4  C. 

—  1,9  c 

+  16,4  c. 

83.  +10,7  „ 

+  2,6  , 

+  17,2  „ 

832  -)-    9,5  „ 

-i-3,i   , 

+  iö,q 

, 

833  -f    8,9  „ 

+  3,0, 

,          +i5,5 

, 

834  -\-    9,1  „ 

+  0,8  , 

+  19,5 

, 

835  4-    7,8  „ 

+  0,3  , 

,           +  r6,7 

, 

836  +    8,1   „ 

—  1,2   , 

+  i5,2 

, 

837  +    M  „ 

—  1,4  , 

+  i5,8 

, 

838  +    7,8  „ 

—  3,4  , 

+  i5,8 

, 

839  +    9,2  „ 

+  1,4, 

+  17,0 

, 

840  +    8,3  „ 

+  2,8, 

,          +i5,7 

, 

841   -)-  io,q  „ 

—  0,8  , 

+  16,8 

, 

842   +    q,8  „ 

+  3,1   , 

+  18,6 

, 

843  +  q,Q  „ 

+  3,1  , 

+  16,5 

, 

844  +    8,7   „ 

+  2,0  , 

+  i5,4 

, 

845   +    8,4  „ 

—  1,3  , 

+  16,6 

, 

846  -|-  10,7   „ 

+  5,0  , 

+  19,7 

, 

847  +    9,2   „ 

—  0,Q    , 

,          +17,5 

, 

848  +    9,5  „ 

+  .,6  , 

+  16,5 

, 

849  +    9,7  „ 

+  3,2    , 

+  16,6 

, 

85o  +    9,2  „ 

+  2,0  , 

,          +17,1 

, 

85 1  '+    9,4  „ 

+  3,5  , 

,          +  >7,3 

, 

852  +  10,2  „ 

+  3,4, 

+  18,0 

, 

853  4-    8,5  „ 

+  4,2  , 

,          +'7,i 

, 

854  +    9,5  „ 

+  0,7  , 

+  16,1 

, 

855  +    8,0  „ 

—  0,4  , 

,          +17,2 

, 

856  -j-  10,2  „ 

+  2,6  , 

+  17,9 

, 

857  -|-  11,0  „ 

+  3,5  , 

,          +  19,3 

, 

858  +    9,8  „ 

+  3,0  , 

+  18,4 

, 

85q  4-  10,9  „ 

-^4,5   , 

+  19,3 

, 

860  +    8,9  „ 

+  2,0  , 

+  i5,8 

, 

S.  +288,1  C. 

S.+72,7  C 

].     S. +5  29,4  C. 

minus    11, 3 

+  61,4  ( 

Jahresmittel 
8(H   +10,1  C 

862  +11,0 

863  -]-  io,q 

864  +    9,0 

865  +  10,8 

866  -^  10,8 

867  +  10,0 
$68  +  1 1,7 

869  +  10,2 

870  +    9,1 

871  +    q,o 

872  +.1,4 

873  +  10,4 

874  +  10,4 

875  +  10,4 

876  -f  10,8 

877  +  10,5 

878  +  10,6 

879  +    9,0 

880  +  10,8 

881  +    9,8 

882  +  10,1 

883  -}-  10,0 

884  +  10,7 

885  +    9,6 

886  +  10,0 

887  +    9,2 

888  +    q,3 

889  +    9,2 

890  +    8,8 
8qi    +    q,2 


Wintern! 
+  2,4C 

+  3,8 
+  5,3 

+  2,5 

+  1,5 
+  5,3 
+  5,1 
+  3,0 
+  M 
+  1,5 
+  0,3 

+  3,9 
+  4,'3 
+  4,4 


+  b,5 
+  4,0 
+  1,8 
+  o,q 
+  3,0 
+  3,4 
+  4,3 
+  4,0 
+  3,6 
+  1,0 
+  2,0 

+  0,9 

+  2,8 
+  2,1 
—  1,2 


Som 

+ 
+ 
+ 


+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 
+ 


+ 

1 

-r 
+ 
+ 


+ 


+  3i2,8C.    S.+97,i  C.     S.+5 
minus    1,2   „ 


nerm 
8,1  C 
(j,4 

7,5 
6,0 

7,4 
7,4 
6,8 

9,7 
'"',7 
7,4 
7,1 
6,5 
8,2 

7,9 
8,1 
8,6 
8,3 
7,7 
7,4 
7,7 
7,8 
6,0 

7,' 
7,8 
7,1 
7,0 

8,3 
6,5 

7,-"' 
5,8 
6,0 


7,6  C. 


-L  95,9  C. 

Aus  diesen  Tabellen  geht  zur  Genüge  hervor,  dass  sich  auch  in  Aachen 
die  klimatischen  "^""erhältnisse  verschoben  haben,  und  dass  die  Jahre  1^30 — 1860 
wesentlich  kälter  waren,  als  die  darauffolgenden  1860—1891.  Summieren  wir 
sämtliche  Jahresmittel  von  1830—1860,  so  erhalten  wir  die  Gesamtzitfer  von 
288,1  Grad  Celsius.  Summieren  wir  dagegen  die  von  1861  — 1891,  so  erhalten 
wir  312,8  Grad,  oder  es  ist  in  den  letzten  31  Jahren  um  24,7  Grad  wärmer  ge- 
worden, was  einer  Erhöhung  der  Temperatur  um  circa  '-'/^  Grad  entspricht. 

Summieren  wir  weiter  das  Wintermittel,  so  stellt  sich  der  Beweis  noch  Aiel 
überzeugender,  denn  in  den  Jahren  1S30 — 1860  stellt   sich    das   Gesamtplus  auf 

61.4  Grad,  während  sich  dasselbe  von  1861  — 1891    auf  95,9  stellt.     Das  ist  also 

34.5  höher.     Diese  Ziffern  beweisen  zur  Genüge  meine  früheren  Behauptungen, 


Die  Winterschäden    i8q3/()4  etc. 


435 


dass  lediglich  die  Wärmezunahme  den  Wintermonaten  zugute  gekommen  ist, 
ja  noch  mehr,  der  Winter  absorbierte  noch  weitere  10,2  Grad  von  der  gesamten 
Jahreswärme  zu  seinen  Gunsten,  und  wie  aus  dieser  Tabelle  noch  ganz  be- 
sonders hervorgeht,  sind  die  Temperaturen  ausgeglichenere  geworden,  da  in 
der  ersten  Tabelle  von  1830—1860  die  meisten  Minus,  aber  auch  die  grössten 
Plus  zu  finden  sind,  denn  die  Minus-Temperaturen  sind  8  mal  verzeichnet, 
und  die  Maxima  3  mal  über  19  Grad,  während  die  Tabelle  1861  —  1891  nur  eine 
einzige  Minustemperatur  und  eine  einzige  über  19  Grad  bringt. 

Die  Sommertemperaturen  stehen  sich  in  beiden  Tabellen  ziemlich  gleich, 
denn  dieselben  betrugen  1830— 1S60  529,4  und  1861  —  1891  537,7,  also  eine  kaum 
nennenswerte  Ditferenz.  Immerhinist  sie  doch  interessant,  indem  sie  ebenfalls 
den  bestehenden  Anschauungen  widerspricht,  dass  es  nämlich  im  Sommer 
kühler  geworden  sein  solL  Man  führt  neben  so  manchem  anderen  in's 
Feld,  dass  die  Trauben  nicht  mehr  so  wie  früher  reifen,  oder  man  sagt  auch, 
der  Weinbau  ist  in  Deutschland  merklich  zurückgegangen.  Ich  will  dies  gern 
zugeben,  allein  ich  suche  den  Grund  in  einem  ganz  anderen  Vorkommnis,  näm- 
lich dem,  dass  eine  Ausdehnung  des  ozeanischen  Klimas  von  Westeuropa  aus 
stattgefunden  hat,  und  mit  einer  gleichmässigeren  Verteilung  der  Wärme  und 
einer  Vermehrung  trüber  Tage  und  grössererFeuchtigkeiteinverminderterSonnen- 
schein  eingetreten  ist,  welcher  zum  Reifen  der  Trauben  eben  nicht  mehr  genügt. 
Aber  auch  das  von  Berlin  erhaltene  geringe  Material  beweist,  dass  schon 
früher,  also  vom  Jahre  1730 — 1830,  ganz  ausserordentlich  tiefe  Monatsmittel 
verzeichnet  wurden.  Jch  gebe  diese  nochmals  mit  einigen  Erläutervmgen,  muss 
aber  leider  bemerken,  dass  mir  dieselben  nur  für  die  Jahre,  wo  das  Mittel 
unter  5"  sank,  zur  Verfügung  standen,  immerhin  geben  diese  aber  doch 
ein  Bild  von  den  damals  extremen  Temperaturschwankungen. 

Januar 

1740  .   .     8,4  C. 

1755  •   •     5,8    » 

1767  .   .     7,0    » 

1776  .    .     8,9    » 

1784  .   .     6,8    » 

1795  •  .     8,4    » 

—  1803  .  .     8,5    » 

—  1805  .  .     6,8    » 

—  1809  .  .     6,0    » 

—  1823  .  .  11,5    » 

—  1826  .  .     6,4    » 
Stellen  wir  nun  in  derselben  Weise  die  Monatsmittel  unter  5  Grad  Celsius 

der  letzten  61  Jahre  zusammen,  so  ergeben  sich  von  den  Jahren  1830—1891, 
also  in  derselben  Zeit,  in  welcher  die  Aufnahmen  in  Aachen  gemacht  worden, 
folgende  Monatsmittel 
unter  5  Grad  Celsius:         keines         i8qo  .  .  7.^  C.       18-^8  .  ,  .s.2  C. 


61 
Jahren. 


Dezember 

1788  .  .  11,2 

C 

1799  .  •  5,1 

» 

1804  .  .  5,2 

» 

1808  .  .  5,9 

» 

1812  .  .  7,2 

» 

1829  .  .   8,5 

» 

Februar 

1740  .  .  7,8 

C.  ] 

1755  •  •  6,7 

» 

1799  •  •  5,8 
1814  .  .  7,1 

» 
» 

in 

1827  .  .  6,7 

» 

— 

■  hundert 

Jahren. 


Dezember. 

Januar. 

Februar. 

keines 

1830  .  .  7,3  c. 

1838  .  .  5,2 

— 

1838  .  .  9,9  » 

1841  .  .  5,7 

— 

1840  .  .  6.5  » 

1845  •  •  6,3 

— 

1848  .  .  9,4  » 

1855  •  .  8,1 

— 

— 

18Ö5  .  .  5,7 

— 

— 

1870  .  .  5,9 

Anß  Die  Winterschäden   1893/94  etc. 

Vergleichen  wir  nun  diese  Monatsmittel  der  letzten  61  Jahre  mit  denen  der 
Jahre  1730 — 1830,  so  finden  wir  eine  ganz  entschiedene  Abnahme  der  geradezu 
unglaublichen  Temperaturmittel,  denn  während  in  der  oben  genannten  Zeit  von 
100  Jahren  22  mal  solche  unter  5  Grad  verzeichnet  wurden,  und  sogar  solche 
mit  —  11,2  und  — 11,5  Grad,  finden  wir  in  den  letzten  61  Jahren  nur  solche  10  mal 
verzeichnet.  Der  Dezember  bringt  diese  gar  nicht  mehr,  der  Januar  nur  4  mal. 
dagegen  der  Februar  6  mal.  Es  ist  deshalb  anzunehmen,  dass  infolge  der  Ver- 
schiebung der  tiefsten  Monatsmittel  mehr  nach  dem  Ende  des  Winters,  also 
nach  dem  Februar  zu,  auch  eine  Verschiebung  der  Winter  stattgefunden  hat, 
also  demzufolge  eine  Verschiebung  der  Herbste  eingetreten  sein  muss,  und 
folgerichtig  auch  ein  späterer  Eintritt  des  Frühjahres. 

Diese  eingetretenen  Witterungsverhältnisse  bringe  ich  nun  mit  der  Akklimati- 
sation der  Pflanzen  im  allgemeinen  in  Verbindung;  denn  würden  wir  solch 
extreme  Monatsmittel,  wie  wir  sie  in  den  Jahren  1788  und  1823  hatten,  wieder 
zu  verzeichnen  haben,  ich  bin  überzeugt,  unsere  Gärten  würden  mit  einem 
Male  ganz  ungeheure  Verluste  aufzuweisen  haben.  Gerade  die  langsame 
Erwärmung  hat  es  ermöglicht,  nach  und  nach  eine  ganze  Anzahl  Pflanzen  ein- 
zuführen, welche  im  entgegengesetzten  Falle  zugrunde  gegangen  wären.  Eine 
Pflanze  geht  selten  in  einem  Winter  zugrunde,  sondern  allmählich,  denn  erst 
bei  eintretenden  sich  wiederholenden  kälteren  Wintern  erliegt  sie  lang- 
sam den  ungewohnten  Witterungsverhältnissen. 

Ich  schliesse  mich  deshalb  den  Worten  des  Herrn  Dr.  Günther  Ritter 
Beck  von  Mannaghetta  in  Wien  an,  welcher  in  seinem  Vortrage  über  die  Akkli- 
matisation von  Pflanzen  zum  Schluss  sagt:  „Die  Akklimatisation  von 
Pflanzen  ist  kein  Hirngespinst,  sondern  sie  ist  heute  eine  mit  Erfolg 
betriebene  Kunst  des  menschlichen  Wissens,  insbesondere  ist  sie 
ein  Triumph  der  Gartenkunst  geworden",  und  sie  ist  es  um  so  mehr, 
als  dieselbe  durch  das  Ausnahmeklima  Nordeuropas  ausserordentlich  begünstigt 
ist,  und  scheinbar  noch  begünstigt  wird.  Hätten  wir  statistische  Tabellen  über 
Temperaturmessungen  des  Golfstromes  resp.  des  atlantischen  Ozeans,  in  Ver- 
bindung mit  einer  meteorologischen  vStation  auf  Island,  so  müssten  diese  einfach 
eine  allgemeine  Erwärmung  ergeben,  und  nicht  allein  eine  solche  des  Wassers, 
sondern  auch  der  Luft.  Die  allgemeine  Erwärmung  der  Luft  über  dem  atlan- 
tischen Ozean  ist  die  Ursache  für  das  Zurückdrängen  des  kontinentalen  Klimas. 
Die  dort  fast  stets  bestehenden  Minima  verursachen  jenes  ausgleichende  Klima, 
welches  eben  insbesondere  der  Akklimatisation  zugute  kommt,  und  trotz  einer 
allgemeinen  Erwärmung  den  Sommer  infolge  des  Fehlens  der  Sonnenstrahlen 
kühler  erscheinen  lässt.  Dies  ist  aber  kein  Fehler,  wenigstens  nicht  für  die 
bei  Aveitem  grössere  Zahl  der  Gartenpflanzen,  sondern  ein  Nutzen.  Eine  grössere 
Feuchtigkeit  im  Winter  und  weniger  intensive  Kältegrade  werden  besonders 
den  Koniferen  und  vielen  anderen  Pflanzen  zugute  kommen,  und  die  Versuche 
des  Herrn  John  Booth,  welche  mehr  und  mehr  Anerkennung  finden,  sind  eben 
auch  durch  diese  klimatischen  Vorkommnisse  begünstigt  worden. 

Wenn  man  übrigens  glaubt,  dass  die  Ueberführung  erwärmter  Luft  und 
Feuchtigkeit  mit  dem  südlichen  Kamme  des  Alpengebietes  ihren  Abschluss 
findet,  so  ist  man  vollständig  im  Irrtum.  Ich  habe  nun  schon  seit  Jahren  in 
Arko  Beobachtungen  gemacht,  welche  mir  den  Beweis  brachten,  dass,  wenn  es 
in  Nordeuropa  kalt  ist,    dies  auch  in    Südeuropa    der  Fall  ist,    besonders  aber 


Frühohstausstellung  zu  Erfurt.  4^7 


im  nördlichen  Italien;  auch  an  der  Riviera  kommen  unsere  Witterungsverhältnisse 
meistens  zur  Geltung.  Finden  in  Deutschland  ergiebige  Niederschläge  statt,  so 
haben  wir  sie  meistens  auch  dort.  Haben  wir  strenge  Winter,  dann  ist  es  auch 
gewöhnlich  im  Süden  kalt.  Die  zweite  Hälfte  des  Alai  und  Anfang  Juni  waren  im 
Süden  in  diesem  Jahre  ebenfalls  kühl  und  regnerisch.  Der  A^ergangene  Winter 
war  dort  wie  hier  ziemlich  mild.  Der  abnorme  Winter  1892/93,  welcher  jedoch 
in  Deutschland  nicht  annähernd  jene  ganz  enorm  anhaltenden  Kältegrade  er- 
reichte, als  in  früherer  Zeit,  war  auch  in  Italien  ein  ganz  abnorm  kalter,  denn 
Turin  brachte  ein  Minimum  von  20  Grad  unter  Xull,  an  der  Riviera  bis  8  Grad, 
Mailand   16 ^  u.  s.  w. 

Ich  muss  deshalb  voll  und  ganz  bei  meiner  Anschauung  beharren.  Den 
Einwirkungen  des  Golfstromes  und  des  ganzen  atlantischen  Ozeans  mit  seinem 
ungeheuren  Luftgebiet  wird  viel  zu  wenig  Beachtung  inbezug  der  klimatischen 
Einflüsse  auf  ganz  Europa  geschenkt.  Der  atlantische  Ozean  ist  der  Wetier- 
macher  der  alten  Welt,  und  je  nachdem  die  erwärmten  ganz  unglaublichen 
Luft-  und  Wassermassen  die  Küsten  Europas  berühren,  und  schon  berührt 
haben,  werden  sich  die  Temperaturverhältnisse  in  steigender  oder  fallender 
Linie  bewegen,  und  auch  früher  bewegt  haben.  Würde  der  Golfstrom 
anstatt  nach  der  europäischen,  nach  der  amerikanischen  Seite  fliessen,  wie  dies 
vielleicht  vor  der  Bildung  der  Halbinsel  Florida  der  Fall  war,  so  würden  wir 
unser  Ausnahmeklima  sofort  verlieren;  vielleicht  würde  sich  Europa  langsam 
in  die  Eiszeit  zurückversetzt  sehen,  denn  es  soll  nach  der  Aussage  von 
Meteorologen  eine  nur  4 — 6  gradige  Durchschnitts-Minderwärme  dazu  gehören, 
um  dies  zu  bewerkstelligen.  Doch  vor  der  Hand  ist  dazu  keine  Aussicht  vor- 
handen, und  deshalb  müssen  Gärtner  und  Laien  der  Akklimatisationsfrage  m^ehr 
Aufmerksamkeit  schenken  als  bisher,  denn  allem  Anschein  nach  befinden 
wir  uns  thatsächlich  in  einer  Periode  der  Erwärmung,  oder  min- 
destens in  einer  solchen  der  Ausgleichung  des  Klimas. 


Frühobst-Ausstellung  zu  Erfurt  vom  5.  bis  9.  Juli  1894. 

Von  Hofgärtner  Hoff  mann. 
'^^^ffp  (Fortsetzung.) 

'ngleich  lebhafter  war  indessen  die  Beteiligung  der  Aussteller  bei  den 
Kirschen.  Hatte  doch  allein  eine  Firma:  L.  Späth-Rixdorf,  eine 
92  Kirschen-Sorten  enthaltende  Sammlung  ausgestellt,  unter  denen  als 
besonders  gut  ausgebildete  Früchte:  Hedelfinger  Riesen  (schw.  Knorpelkirsche), 
Büttners  späte  rote  (bunte  Knorpelkirsche),  Königin  Hortense  (Glaskirsche, 
Hybride),  doppelte  Glaskirsche  (Glaskirsche),  süsse  Amarelle  (Amarelle), 
Werder'sche  frühe  LIerzkirsche  (schw.  Herzkirsche)  hervortraten.  Die  ganze 
Aufstellung  erhielt  aber  besonders  infolge  der  nach  Klassen  geordneten  Ein- 
teilung der  Früchte  ein  klares,  übersichtliches  Gepräge,  und  wurde  das  Interesse 
noch  mehr  hervorgerufen  unter  Angabe  betr.  Reifezeit  durch  je  eine  Zeich- 
nung zweier  Durchschnittsfrüchte  der  94er  Ernte  sowie  Beifügung  betreffen- 
der Kerne  im  Glasbehälter  nebst  durchschnittl.  Gewichtsangabe  von  je 
10  Früchten  sowie  je  10  Steinen  betreff.  Sorte.     Man  ist  wohl  berechtigt  zu  sagen, 


438 


Frühobstausstelluna  zu  Erfurt. 


dass  wenn  ein  jeder  der  Aussteller  in  so  exakter  Weise  seine  Produkte  aus- 
stellen würde,  nicht  nur  damit  die  Uebersicht  und  Einteilung  dieses  so 
schwierigen  Materials  erleichtert,  sondern  auch  —  und  das  scheint  mir  von 
besonderer  Wichtigkeit — alle  die  Ausstellung  besuchenden  Liebhaber  und  Laien 
würden  mit  einem  viel  grösseren  Interesse  und  mit  viel  grösserer  Beachtung 
unseren  gärtnerischen  Erzeugnissen  sowie  Arbeiten  im  allgemeinen  begegnen. 
Unordnung  und  Unsicherheit,  Mangel  an  übersichtlicher  Einteilung  unserer 
Erzeugnisse  werden  nie  die  Hochachtung  des  Publikums  auf  die  Dauer  zu 
erwerben  imstande  sein. 

Ausser  bereits  genannten  Obstbaugenossenschaften  beteiligten  sich  hier  als 
Aussteller:  E.  Stoll-DöUstädt  (mit  12  Sorten),  J.  C.  Schmidt-Erfurt, 
Rob.  Lutz  und  Gott,  Zentgraf-Gr.  Eahnern,    A.  Witter-Gierstädt    bei  Gotha, 

E.    Schütz     und     O.    Degenhardt -Kl.    Fahnern,     Landesbaumschule -Gotha, 

/ 
Giesler-Witterda.     L'nter  den  Lokalsorten  j^aradierte  namentlich  die  hier  und 

in  Gotha  bekanntere  Sorte:  Türlvine,  und  zwar  in  den  2  Abarten  frühe  und  späte 
oder  sogenannte  Zotteltürkine,  eine  schon  vor  zirka  100  Jahren  durch  einen 
Pfarrer  Siecler  zum  allgemeinen  Anbau  empfohlene  Frucht,  welche  in  Gotha  und 
Umgegend  als  ausserordentlich  reichtragend  bezeichnet  wird.  Ausserdem  trat 
noch  eine  2.  Sorte:  Fahner'sche  frühe  Maikirsche,  eine  sehr  grosse  schwarz- 
braune Frucht,  wesentlich  hervor.  Als  zum  Massenanbau  geeignet  werden 
von  L.  Späth  nachstehende  Sorten  empfohlen:  unter  den  schwarzen  Herz- 
kirschen: Früheste  der  Mark,  Schleihahn's  Kirsche;  als  bunte  Herzkirsche: 
Eltonkirsche;  als  schwarze  Knorpelkirsche:  Walpurgiskirsche,  Hedelfinger  Riesen, 
Schreckenskirsche;  unter  den  bunten  Knorpelkirschen:  grosse  Prinzessinnen- 
kirsche; an  Süssweichseln:  rote  Maikirsche,  Süssweichsel  von  Olivet;  unter 
den  Glaskirschen:  Schöne  A'On  Choisy,  grosser  Gobet;  an  Amarellen:  Königliche 
Amarelle.  In  erster  Stelle  aber  stand  die  Beteiligung  in  Stachelbeeren,  und 
unter  den  namhaften  Einsendungen  traten  jedenfalls  die  Früchte  der  Beeren- 
und  Schalen-Obstschulen  des  Garten-Inspektor  Maurer-Jena  in  erster  Linie 
hervor,  sodann  die  Firma  C.  Platz  &  Sohn-Erfurt  mit  einem  170  Xummern 
zählenden  Sortiment  sowie  der  ca.  72  Sorten  haltenden  hochstämmigen  Stachel- 
und  Johannisbeeren-Sammlung,  in  der  Ausstellung  in  freiem  Grunde  aus- 
gepflanzt; ferner  Ad.  Stolze  -  Eisleben  mit  gleichfalls  gut  ausgebildeten 
Früchten;  J.  C.  Schmidt-Erfurt;  Kliem-Gotha;  G.  Ruge-Bussleben;  Gottfr. 
Haage  sen. -Erfurt  mit  einer  ca.  60  Sorten  haltenden  Sammlung;  Pomologen- 
Gesellschaft- Altenburg  mit  ca.  30  Sorten,  sowie  C.  Huber-Kassel,  Pomologisches 
Institut.  Mit  Neuheiten  traten  auf:  H.Maurer-Jena,  J.C.Schmidt-Erfurt.  Von 
letzterer  Firma  war,  um  die  Neuheit  zu  besprechen,  eine  grüne  langgeformte  Säm- 
lingsfrucht ohne  Namen  und  leider  ohne  Angabe  des  Aromas.  Reifezeit  und 
Tragfähigkeit  ausgestellt,  von  H.  Maurer- Jena  dagegen  eine  ganz  vorzügliche 
Frucht:  Früheste  von  Neuwied,  welche  als  eine  der  frühesten  Sorten  sehr  grosse 
längliche,  grün-gelbe  Früchte,  vorzüglich  an  Aroma,  zeitigt,  und  als  reichtragend 
bezeichnet  wird.  Zu  den  für  die  Tafel  und  zur  Anpflanzung  in  Haus- 
gärten empfohlenen  Sorten  gehören  nach  Maurer:  rotfr.:  Jolly  miner,  Roaring 
lion,  Sämling  von  Maurer:  grünfr.:  Smiling  beauty,  nettle  green,  Green  overall; 
gelbfr.:  Prince  of  Orange,  Two  to  one,  Golden  yellow:  weissfr.:  Shannon, 
Primrose,  Whitesmith.  Zu  den  Sorten  zum  Massenanbau,  Weinbereitung  etc.; 
frühe:  Jolly  miner,  Sämling  von   Maurer,    Globe  yellow;    mittelfrüh:    Industry, 


Frühobstausstellung  zu  Erfurt.  4*^0 


Whitesmith;  spät  reifend:  Jolly  Angler,  und,  von  Nathan-Rottweil  besonders 
zur  Weinbereitung  empfohlen:  Mountain  seedling.  Zum  Einmachen  eignen 
sich  besonders:  Green  willow,  Green  Ocean,  Emeralde.  Als  „Preise-Stachel- 
beeren, also  Ausstellungsfrüchte,  sind  zu  nennen:  Leveller,  Antagonist,  Green 
Overall,  Roaring  lion,  Wonderful.  Die  gleichzeitig  von  Maurer  vorgeführten 
amerikanischen  Sorten:  Cluster,  Cluster  seedling,  mountain  seedling,  Houghton 
seedling,  alles  verhältnismässig  kleine  Früchte  und  zu  Weinbereitungszwecken 
empfohlen,  bedürfen  wohl  noch  zunächst  einer  längeren  Beobachtung.  Die 
Antwort  auf  die  Fragen  bezüglich  Fressens  und  Pflückcns  lautet  an  sich  un- 
günstig, sofern  das  Pflücken  sehr  zeitraubend  und  bezüglich  des  Fressens  die 
kleinen  Früchte  bei  ihrer  dickschaligen  Beschaffenheit  viel  Rückstände  liefern. 
Zum  Beweise  der  Zuchtformen  und  Tragbarkeit  hatte  Maurer  die  Sorten:  Jolly 
Angler,  Industry,  Yellow  lion,  früheste  von  Neuwied,  in  zweiarmigen  Kordons  ge- 
zogen, vorgeführt  und  dürfte  jedenfalls  diese  Form  sich  bald  viele  Freunde 
erobern.  Als  lo  beste  rauhschalige  empfiehlt  J.  C.  Schmidt-Erfurt:  grün- 
gelbe: deutsche  runde  rauhe  grüne,  deutsche  rauhe  gelbe,  deutsche  frühe  rauhe, 
weisse:  XuUo;  rote:  Sportsmen,  Prince  Albert,  deutsche  grosse  rauhe,  Red 
Orleans,  Whinhams  Industry.  Zu  den  lo  wirtschaftlich  besten  Sorten  rechnet 
Kliem-Gotha:  Roaring  lion.  Golden  brown.  Yellow  lion,  Duke  of  Bedford, 
Whinhams  Industry,  Prinz  Regent,  Emeralde.  Maid  of  the  mill,  Mahlesfield, 
Shanon.  —  Dass  es  an  Obstsäften,  Fruchtweinen  etc.  sowie  den  üblichen  Garten- 
geräten nicht  mangelte,  durfte  wohl  erwartet  werden.  Ein  Umstand  aber,  der 
nicht  als  nachahmungswert  bezeichnet  werden  kann,  bekundete  sich  darin,  dass 
die  Ausstellungshalle,  die  vor  dieser  Zeit  der  Hunde-Ausstellung  gedient,  als  eine 
gewissermassen  hinter  den  Coulissen  plazierte,  sowohl  bezüglich  Lage  wie  ihrer 
ganzen  Ausstattung  nach  ziemlich  unleidlich  war.  Die  volle  Sonne  brannte  dem 
Beschauer  hier  auf  den  Rücken  oder  in's  Angesicht,  Wind  und  Luft  hatten  un- 
gehindert Zutritt,  sodass  bereits  nach  3  Tagen,  von  der  Eröffnung  ab,  die 
Früchte  ihr  Ansehen  zum  grössten  Teil  eingebüsst  hatten.  Angesichts  der 
grossen  Anstrengung,  welche  die  Gärtner  Erfurts  zur  Ausschmückung  des 
ganzen  Ausstellungsplatzes  aufgewendet,  ja  der  Ausstellung  durch  ihre  A^er- 
mittelung  erst  der  entsprechende  Reiz  verliehen  worden  war,  stand  die  Aus- 
stellungshalle für  Obst  im  hintersten  der  Winkel  im  schreienden  Missklang. 
Bescheidenheit  ist  ja  eigentlich  ein  Charakteristikum  des  deutschen  Gärtners, 
an  sich  gewiss  eine  grosse  Tugend  —  aber  bei  solchen  Gelegenheiten  dünkt 
mir  diese  Tugend  vom  Uebel!  Der  Industrie  gegenüber  dürfen  wir  unsere 
Arbeiten  und  Errungenschaften  mindestens  mit  der  gleichen  Berechtigung  sehen 
lassen!  —  Die  Mühe  und  Arbeit  aber,  welche  die  an  der  Ausstellungs- 
leitung beteiligten  gehabt,  sowie  das  jederzeit  liebenswürdige  Entgegenkommen 
der  gärtnerischen  Kreise  Erfurts,  uns,  den  Gästen  gegenüber,  werden  jeder- 
zeit in  allen  Herzen  der  Besucher  den  vollsten  Ausdruck  des  Dankes  zurücklassen! 


Die  neue  Nelke  ,,Uriah  Pike''. 

Hierzu  Abb.  87. 
[^ur  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  am  31.  Mai  d.  J. 
waren,    wie  wir  Heft  12,  Seite  313  berichtet  haben,    20  Blumen  der  ganz 
dunklen,  tief-  und  doch  leuchtend  sammetroten  Nelke  „Uriah  Pike'-',  von  Herrn 


440 


Die  neue  Nelke  „Uriah  Pike." 


Geo  Reid,  26  Kent  House  Road,  Lower  Sydenham,  London,  trefflich  in  Wachs- 
papier  gehüllt,  angekommen,  desgleichen  2  Photographien  der  Häuser  des  Züchters 
dieser  Nelke,  George  May.  Heute  geben  wir  die  Abbildung  des  einen  dieser 
Häuser.     Sie  sind  beide  ziemlich  gleich  und  jedes   160  Fuss   englisch  lang  und 


Abb.  87.     Nelkenhaus  für  die  Nelke  „Uriah  Pike"  beim  Züchter  George  May. 


20  Fuss  breit.  Die  Nelke  „Uriah  Pike"  ist  wohl  die  dunkelste  und  spielt  schon 
seit  einigen  Jahren  in  England  eine  grosse  Rolle,  da  sie  früh  ist,  reich  und  an- 
dauernd blüht,  nicht  platzt  und  einen  ausserordentlich  starken  Geruch  hat.  Im 
übrigen  siehe  Seite  313.  Sie  ist  fast  auf  allen  Ausstellungen  mit  den  ersten 
Preisen  gekrönt. 


Ergehnisse  der  Düngungsversuche  etc.  /j/|  T 


Ergebnisse  der  Düngungsversuche   mit   Hydrangea  hortensis 

und  Cineraria  hybrida.  [Fortsetzung. 

§   3- 
Reihen -Aufsteilung. 

Bezüglich  Aufstellung    der  ^'el"suchs-Reihen    wurden,    dem  Vorschlage   des 
Herrn    Geh.    Regierungsrat    Prof.  Dr.  Mae  reker    zufolge,     nachstehende,     auf 
die  Hortensien-Kultur  bezugnehmende  6  Reihen  angenommen: 
(I.)  Stalldünger*)  (Kuhdung). 
(IL)  Rübesam'sche  Pllanzennahrung.**) 
(III.)  mineralische  Salze  (Mischung  mit  Superj^hosphat): 
5  Teile  Chlorkalium, 
5  Teile  Chilisalpeter, 
1  Teil     schwefelsaure  Magnesia, 
2,5  Teile  Superphosphat. 
(IV.)  Mischung  mit  phosphorsaurem  Kali: 
5  Teile  phosphorsaures  Kali, 
5  Teile  Salpeter, 
1  Teil     schwefelsaure  Magnesia, 
1  Teil  Gips. 
{y.)  Schwefelsaures  Ammon. 
(M.)  Kontroll-Reihe  (d.  h.  ohne  jede  Dunggabe). 
Die  Reihen  II — V,    jede  Reihe    zu    lo    Topfpflanzen,    haben    im    \'erhältnis 
von  5  Gramm    auf    i  Liter  Wasser    (jeder  Topf  Vio  Liter),    jeden    8.  Tag    eine 
Dunggabe  zu  erhalten;  die  Mischung  ist  eine  Stunde  vor  Ausführung  zusammenzu- 
setzen.    Bezüglich  Reihe  I  erfolgte  die  Düngung  im  Verhältnis  von  i  :  3  Teilen, 
also  0,25  Liter  Kuhdunglösung    zu  0,75  Liter    Wasser,    ein  Verhältnis,    das,  am 
Schlüsse    der    1S92  er    Versuche    als  zu  schwach  wirkend    erkannt,    im  darauf- 
folgenden  2.  Jahre    durch    volle    Gährungslösung    ersetzt    wurde.     Es   erfuhren 
daher    nur    die  in  Reihe  I    gedüngten  Pflanzen    bei    den  Versuchen  1893    eine 
Veränderung,  für  alle  übrigen  Reihen  blieb  es  bei  der  einmal  1892  aufgestellten 
Anordnung.     Die  Pflanzen  der  Kontroll-Reihe,  hier  wie  bei  B.,  wurden  an  einem 
jeden  Düngungstage  sämtlich  mit  Wasser  gegossen. 

Behufs     Aufstellung    der    Versuchs  -  Reihen    für    Cineraria    hybrida    nahm 
der  Ausschuss  folgende  Reihen  in  Aussicht: 

1.  Kontroll-  oder  Gegen-Rcihe. 

2.  Kuhdung-Reihe  (Kuhdung-Lösung). 

3.  Schwefelsaures  Ammon  5  Gramm  1  ,^,  ,        ....,        , 
„,        ,                   ,^  ,.     1,    ^,                 sogen.  Wagnersches  Aahrsalz. 
Phosphorsaures  Kali  27.2  Gramm  J 

4.  Salpetersaures  Ammon  2Y2  Gramm. 


*)  Die  Kuhdung-Lösung  wurde  derart  hergestellt,  dass  je  i  Teil  Kuhdung  mit  i  Teil  Wasser 
gemischt,  diese  Mischung  circa  14  Tage  warm  gestellt  und  alsdann  von  allen  festeren  Bestand- 
teilen, wie  Stroh  u.  dergl.,  gereinigt  wurde. 

**)  Ein  von  Dr.  C.  Rühesam-München  1886  erfundenes  Präparat  mineralischer  Salze, 
seit  1892  von  C.  W.  Mietzsch-Dresden  in  den  Handel  gebracht  und  von  betr.  Firma  in  Handels- 
gärtner-Kreisen auf  Grund  sechsjähriger  eigener  Versuche  sehr  empfohlen,  wurde  aus  dieser 
Veranlassung  gleichzeitig  einer  Probe  unterworfen. 


I  <o  Ergebnisse  der  Düngungsversuche  etc. 


Phosphorsaures  Kali  2 1/2  Gramm. 
5.  Schwefelsaures  Ammon  5  Gramm. 

Jede  Reihe  zu  lo  Topfpflanzen. 

Auch  hier  wurden  die  Reihen  4  und  5  im  Verhältnis  von  je  5  Gramm 
Mischung  zu  1  Ltr.  Wasser  sowie  Reihe  3  im  Verhältnis  von  je  7I/2  Gramm 
Mischung  zu  1  Ltr.  Wasser,  Reihe  2  in  voller  Lösung,  mit  einer  jeden  8.  Tag  zu 
erfolgenden  LJunggabe  bedacht. 

II. 

Versuchs-Ausführungen. 

Hortensien. 

Der  Vorgang  der  Versuche  stellte  sich  nun,  der  Ordnung  nach,  für 
Hydrangea  hortensis  in  2  jähriger  Kultur,  folgendermassen: 

Das  erforderliche  Stecklingsmaterial,  in  der  Vermehrung  des  Herrn 
Fr.  Bluth-Gr.  Lichterfelde  herangezogen,  bestand  den  Abarten  nach  aus  den 
3  Sorten:  1.  grossdoldige  mit  grosser  Blume,  2.  grossdoldige  mit  kleiner  Blume, 
3.  kleindoldige.  Diese  3  Sorten  gelangten  für  alle  4  Stationen  zur  gieichmässigen 
Verteilung.  Ebenso  fand  an  allen  4  Stationen  die  gieichmässige  Behandlung 
dahingehend  statt,  dass  die  Pflanzen  anfangs  nach  dem  Verpflanzen  schattig  zu 
stellen,  dann  der  vollen  Sonne,  dem  Regen  etc.  auszusetzen,  über  Mittag  zu 
schattieren,  vom  20.  Alai  ab  frei  zu  bringen  seien.  Ein  jedes  der  4  Ausschuss- 
Mitgiieder  hatte  eingehende  tabellarisch  geordnete  Aufzeichnungen  zu  bewirken. 
Beginn  der  Versuche  am  1.  J\lai,  wo  die  Stecklingspflanzen  in  11cm  Töpfe  ge- 
pflanzt wurden.  Mit  Beginn  der  1.  Dunggabe  am  14.  Mai  stutzten  wir  die 
Pflänzchen  über  dem  3.  Blattpaare.  Anfang  Juni  (3.)  konnte  man  an  den 
Pflanzen  eine  besondere  Entwickelung  nicht  bemerken,  die  Bewurzelung  war 
im  allgemeinen  nicht  besonders*),  Färbung  der  Blätter  nur  in  den  Reihen 
I.  und  V.  etwas  dunkeler  hervortretend,  welche  Färbung  jedoch  gegen  Ende  des 
Monats  sich  in  Reihe  V.  als  besonderes  Dunkelgrün  geltend  machte.  Die  Pflanzen 
wurden  am  27.  Juni  in  15  cm  Töpfe  eingepflanzt,  und  vom  9.  Juli  ab  erst  wieder 
gedüngt.  Gelegentlich  der  Besichtigung  Ende  Juli  (29.)  stellten  Avir  fest,  dass 
bezüglich  des  Höhen wuchses  der  Pflanzen  ein  Unterschied  im  allgemeinen 
von  8 — 16  cm  bestand;  bezüglich  derStärke,  d.h.  Durchmesser  ca.  20 — 25  cm, 
erwiesen  sich  die  Pflanzen  der  Reihe  IV.  am  Ivräftigsten  und  dann  abnehmend: 
diejenigen  der  Reihen  Y.,  111. .  IL,  I.  und  am  geringsten  Reihe  VI. 

Bezüglich  Blatt-Färbung  tritt  als  dunkelste  die  Reihe  V.  auf;  hellgrün  die 
Reihe  IV.;  gewöhnlich  grün  die  Reihen  L,  IL  und  III.;  Reihe  VI.  zeigt  eine  her- 
vortretend gelbliche  Färbimg. 

Bez.  Bewurzelung  ist  diejenige  der  Reihen  IL,  III.  und  IV.  am  reichsten, 
die  der  Reihe  V.  am  geringsten  und  sind  hier  die  Wurzeln  kurz  gedrungen, 
auffallend  gelblich  gefärbt.  Der  Umstand,  dass  bei  der  Kontroll-Reihe  VI.  die 
Bewurzelung,  und  dementsprechend  das  Wachstum  der  oberirdischen  Teile,  im 
Durchschnitt  zu  den  anderen  Reihen  sich  schwächer,  Neigung  der  Blattfarbe  ins 
gelblich  grüne  sich  erweist,  lässt  auf  eine  in  der  Zahnaer  Moorerde  gering  A^or- 
handene  Nährstoffsubstanz  schliessen. 


*)  Eine    vielleicht    durch   die  zur    damaligen    Zeit    eingetretene    kältere  Regen-  und  Luft- 
einwirkung zu  erklärende  Erscheinung. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc.  —  Kleinere  Mitteilungen. 


443 


Bez.  Verzweigung  steht  diejenige  der  Reihe  V.  obenan,  dann  folgen  die 
Reihen  IV.,  III.  und  IL,  dann  Reihe  L  und  zuletzt  Reihe  VI. 

Die  letzte  Dunggabe  erfolgte  am  17.  September  und  die  Pflanzen  der  Reihen 
I.— VI.  traten  in  die  Ueberwinterungsperiode  (im  kalten  Kasten)  mit  reicher 
Vegetation  der  Reihen  I. — V.  ein.*) 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Zwei  neue  Ziersträucher. 

Lemoine  in  Nancy  bietet  uns  zwei 
weitere  Neueinführungen  aus  dem 
Amurgebiete  an,  welche  bei  uns  winter- 
hart sind  und  mit  denen  ein  Anpflan- 
zungsversuch sich  lohnen  dürfte. 

1.  Panax  seniliflorum  Rupr. 
et  Max. 

Der  Strauch  wird  0,50 — 1  m  hoch, 
die  Stengel  sind  aufrecht,  unbewehrt, 
die  Blätter  elliptisch,  klein,  doppelt 
gesägt.  Die  Blüten  sind  purpurbraun 
und  erscheinen  in  Dolden  oder  kleinen 
Trauben  in  den  Blattwinkeln  der  obe- 


ren Blätter.  Die  Blütezeit  erstreckt 
sich  über  den  ganzen  Herbst,  vom 
September  bis  zum  Eintritt  des  Frostes. 
Die  glänzend  schwarzen  Beeren  blei- 
ben während  des  ganzen  Winters  am 
Strauch. 

2.  Viburnum    dilatatum    Thunb. 

Die  Höhe  der  Pflanze  beträgt  circa 
3  Meter;  die  Blätter  sind  verkehrt  herzför- 
mig gezähnt.  Die  Blüten  sind  weiss, 
stehen  in  Rispen  und  fangen  im  Juni 
an  sich  zu  öffnen.  Die  orangeroten 
Früchte  reifen  im  Se|)tember  und  sind 
eine  Plauptzierde  des  Strauches.       Tr. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Grösse  der  Blumen  im  Norden  von  Europa. 

Hierzu  Abb.  88. 
Allgemein  bekannt  ist,  dass  im 
Norden  und  andererseits  auch  auf  den 
Alpen,  überhaupt  auf  allen  Gebirgen 
die  Blumen  sehr  gross  werden.  Ein 
Beispiel  dafür  liefert  auch  umseitig 
abgebildetes  Stiefmütterchen,  dessen 
Original  nebst  einer  Photographie  ich 
dem  verstorbenen  Prof.  Schübeier, 
Christiania,  verdanke.  Dasselbe  ist 
1891  erwachsen  imLyngen-Kirchspiel 
in    West  -  Finmarken     69  *'    36'    nördl. 


Breite 
Paris. 


und    17*^*  53'    östl.    Länge    von 


Die  gepresste  natürliche  Blume  hat 
7,2  cm  Breite  und  7  cm  Höhe,  die 
oberen  beiden  Blumenblätter  sind 
»penseefarbig«  (hier  ist  das  Wort 
doch  wohl  an  seinem  Platze,  oder 
klingt  es  besser:  »stiefmütterchen- 
farbig«?), die  drei  unteren  gelb  mit 
blauem  Grund.  Es  gehört  die  Blume 
also  zu  der  sogenannten  Cassier-Race. 

Leider  wissen  wir  nicht,  von  wem 
die  Samen  bezogen  worden  sind.  Herr 
Schwanecke-Oschersleben  berichtet  ims 
in  Gartenflora  1891  S.  431,  dass  seine 
Cassier  7 — 8  cm  Durchmesser  haben, 
Herr  Wrede-Lüneburg  hat  wohl  ebenso 


*)  Eine  Vorführung  der  Pflanzen,  4  Töpfe  von  jeder  Reihe,  fand  1892  in  der 
Oktober-Sitzung  der  Gartenbau-Gesellschaft  zu  Berlin  statt.  S.  Verhandlungen  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  und  der  Gartenbau-Gesellschaft    i8(;)2.  p.  gS. 


444 


Kleinere  Mitteilungen. 


grosse.  Wie  wäre  es,  wenn  sie  Saat 
nach  dem  Norden  schickten?  Da 
würden  die  Blumen  vielleicht  noch 
grösser  und  könnten  dann,  falls  dort 
der  Same  reift,  als  verbesserte  Rasse 
zurückkommen. 


Abb.  88. 

Stiefmütterchen  aus  dem  Lyngen-Kirchspiel  in  West- 

Finmarken    1 89 1 . 

69'-^  3(7  nördl.  Breite,    17^  52' östl.  Länge  von  Paris. 

7,2   cm  breit,  7  cm  hoch. 

Wir  sehen  übrigens  zugleich,  dass 
die  Bewohner  jenes  hohen  Nordens 
auch  noch  ihre  Freude  an  Blumen  in 
ihren  Gärten    haben,    so    gut  wie  wir. 


Neue  Rosenvermehrung.    Vorsicht! 

Vielen  Gärtnern  ist  folgender  Pro- 
spekt zugegangen:  Neu!  Soeben  er- 
schienen: Neue  praktische  Vermeh- 
rungsmethode für  Rosen.  Eine  leicht 
fassliche  Darstellung  für  Gärtner  und 
Rosenliebhaber.       Herausgegeben    von 


R  i  c  h  a  r  d  D  i  e  n  e  r ,  Bergedorf-Ilamburg. 
Preis  3,50  Mk.  Im  Selbstverlage  des 
Verfassers. 

Durch  die  grossen  Misserfolge  bei 
der  Rosenvermehrung  sah  ich  mich 
veranlasst,  die  Fehler,  welche  bis  jetzt 
bei  derselben  gemacht  wurden,  zu  er- 
forschen und  eine  Methode  zu  schaffen, 
welche  nicht  nur  die  bis  jetzt  vor- 
handenen Übelstände  aufhebt,  sondern 
auch  alles  bisher  dagewesene  bei 
weitem  übertrifft.  Dasselbe  ist  mir 
nun  nach  mehrjährigen  Versuchen  voll- 
ständig gelungen,  so  dass  ich  mit  Recht 
sagen  kann:  Ich  garantiere  dafür,  dass 
jeder  Steckling,  welcher  nach 
meiner  Methode  gemacht  wird, 
wächst.  Die  Stecklinge  werden  nach 
meiner  Methode  nicht  mehr  auf 
Beete  gesteckt,  auch  sind  dazu 
weder  Gewächshaus  noch  Mistbeet 
oder  sonst  eine  besondere  Vorrichtung 
nötig.  Jeder  im  Wohnhause  oder  sonst 
einem  andern  Gehöft  unbenutzbare 
Raum  eignet  sich  am  besten  zum  A^er- 
mehrungsplatz.  Auf  einer  Fläche 
von  1  Quadratmeter  lassen  sich 
4 — 5000  Stecklinge  nach  meiner 
Methode  innerhalb  i4Tagen  sicher 
zum  Bewurzeln  bringen.  Die  Ver- 
mehrung kann  ausser  in  den  Winter- 
monaten das  ganzejahr  erfolgen,  während 
der  ganzen  Vermehrungszeit  brauchen 
die  Stecklinge  weder  bespritzt,  noch 
begossen  zu  werden,  sie  bedürfen 
während  derselben  überhaupt  keiner 
Pflege,  ein  Umstand,  welcher  für  jeden 
Ilandelsgärtner  von  unschätzbarem 
Wert  ist.  Meine  Methode  ist  praktisch 
sowohl  wie  theoretisch  vollständig  klar- 
gelegt und  wird  jeder  Leser  derselben 
über  alles  bei  der  Rosenvermehrung 
vorkommende  belehrt  und  genau  unter- 
richtet. Noch  praktischeres,  ein- 
facheres und  schnelleres  als  meine 
Vermehrungsmethode  kann  es  niemals 
geben,  das  wird  sich  jeder  Leser  der- 
selben selbst  sagen  müssen.     Auch  bei 


Litteratur. 


445 


anderen  Gehölzen  lässt  sich  diese 
Methode  in  Anwendung  brinj^en.  Lehr- 
lingen und  Gehilfen  ist  dieses  Werk  ganz 
besonders  zu  eini^fehlen.  Der  Versandt 
geschieht  per  Nachnahme  innerhalb 
Deutschland  und  Österreich  -  Ungarn 
portofrei.  —  — 

Wir  müssen  es  unsern  Lesern  über- 
lassen, hiervon  zu  denken,  was  sie 
wollen!     D.  Red. 


Unwetter. 

Am  7.  August  entlud  sich  über 
Berlin  und  Umgegend  ein  heftiges 
Gewitter,  das,  von  einem  cyklonartigen 
Sturmwind  eingeleitet,  durch  schweren 
Hagelschlag  besonders  in  einem  Teile 
der  nördlichen  Vororte,  Weissensee, 
Blankenburg,  Franz.  Buchholtz,  Carow 
bis  nach  Freienwalde,  entsetzlichen 
Schaden  angerichtet  hat.  Die  noch 
nicht  abgeernteten  Acker  sowohl  als 
namentlich  die  zahlreich  dort  vor- 
handenen Gärtnereien  gewähren  ein 
Bild  grässlicher  Verwüstung.  Die  Obst- 
ernte der  betroffenen  Gegend  ist  so 
gut  wie  vernichtet.  Die  wenigen  an 
den  Bäumen  gebliebenen  Früchte  sehen 
aus  wie  mit  Steinen  zerhackt.  Der 
Hafer  ist  da,  wo  er  noch  nicht  ge- 
schnitten war,  dem  Boden  förmlich 
aufgewalzt,  an  Abmähen  ist  gar  nicht 
zu  denken.  Auf  den  Kartoffeläckern 
sieht  man  kaum  ein  Blatt,  das  ganze 
Kraut  ist  dem  Erdboden  gleich  gemacht. 
Die  Rübenköpfe  sind  entblättert  und 
förmlich  zersplittert.  Die  schwersten 
Kohlköpfe  sind  zerfetzt.  Zahlreiche 
Bäume  wurden  entwurzelt,  alle  sehen 
an  der  Windseite  wie  mit  Messern  be- 
arbeitet   aus,    vielfach    sind    sie    auch 


mehr  oder  weniger  entlaubt.  Das 
Formobst  ist  grösstenteils  ruiniert.  Die 
ausgedehnten  prächtigen  Georginen- 
kulturen unseres  Mitgliedes  Seh w ig- 
le wski  sind  völlig  zerschlagen,  nicht 
eine  Pflanze  ist  erhalten  geblieben; 
der  sich  auf  gegen  10  000  M.  belaufende 
Schaden  ist,  wenigstens  zum  grössten 
Teile,  durch  Versicherung  gedeckt. 
Die  ausgedehnten  Versuche  des  Vereins 
mit  Astern  auf  den  Rieselfeldern  bei 
Blankenburg  sind  einfach  von  der  Erde 
verschwunden.  Die  Pächter  des  Riesel- 
landes sind  meist  um  ihre  ganze  Ernte 
gebracht.  Auch  bei  unserem  Mitgliede 
Busse  in  Franz.  Buchholz  beläuft  sich 
der  Schaden  auf  ca.  6000  M. 

Es  ist  nicht  möglich,  hier  weitere 
Details  der  entsetzlichen  Verlieerungen 
zu  geben,  die  in  einer  so  kurzen 
Spanne  Zeit  über  sonst  lachende 
Fluren  hereingebrochen  sind.  Jammernd 
stehen  zahlreiche  Gärtner,  vielfach 
Mitglieder  unseres  Vereins,  an  dem 
Grabe  ihres  Vermögens,  an  dem  Rande 
ihrer  Existenzfähigkeit.  Wahrlich,  wer 
die  Verwüstungen  gesehen  hat,  wird 
sich  des  Mitgefühls  nicht  erwehren 
können.  Helfen  zu  können  in  der  Not 
ist  sicherlich  das  schönste  Bewusstsein 
des  Menschen.  Wohlan,  möge  es  sich 
aufs  neue  bethätigen;  tragen  wir  dazu 
bei,  unseren  Freunden,  Vereinsmitgiie- 
dern,  Berufsgenossen,  Mitbürgern  diese 
schwere  Stunde  zu  erleichtern! 

Die  vereinigten  Ausschüsse  werden 
dieser  Tage  über  die  zu  ergreifenden 
Hilfsmassnahmen  sich  schlüssigmachen. 
Der  bezügliche  Aufruf  wird  am  ersten 
August  erscheinen  und  ist  bis  dahin 
das  Generalsekretariat  gern  bereit, 
Beiträge  entgegenzunehmen. 


Litteratur. 


L.  Gran  de  au:  La  fumure  des 
champs  et  des  jardins.  Paris,  1893. 
8«.     151  S. 


Der  rühmlichst  bekannte  Verfasser, 
Direktor  der  landw.  Versuchsstation  in 
Nancy,  sucht  an  der  Hand  statistischer 


44Ö 


Litteratur. 


Nachweise  in  den  Kreisen  aller 
Pflanzenzücliter  die  hohe  Bedeutung 
der  geeigneten  Bodendüngung  klar- 
zulegen. In  den  ersten  Abschnitten  wird 
die  Notwendigkeit  der  Stickstoft-  und 
Phosphorsäurezutuhr  für  das  Gedeihen 
aller  Gewächse  nachgewiesen,  ins- 
besondere aber  darauf  aufmerksam 
gemacht,  dass  es  sich  um  geeignete 
K  o  m  b  i  n  a  t  i  o  n  e  n  d  e  r  D  ü  n  g  e  mittel 
handelt,  wenn  der  erhoffte  Erfolg 
eintreten  soll.  Die  Phosphorsäurezufuhr 
wird  durch  Thomasschlackendüngung, 
die  Stici^stoffzufuhr  durch  Chilisalpeter 
gewährleistet.  Dass  danelx^n  Stall- 
dünger mit  grösstem  Vorteil  ^'er- 
.wenclung  findet,  braucht  kaum  betont 
zu  werden.  Welcher  Art  die  beste 
Düngung  ist,  lässt  sich  fcilich  nicht 
durch  ein  Generalreccpt  vorschreiben. 
Es  wird  deshalb  in  besonderen  Ab- 
schnitten die  Düngung  der  Getreide- 
felder, der  Kartotfel-  und  Küljcnböden^ 
der  Küchengärten,  der  Ziergärten  und 
Baumschulen,  sowie  der  Zimmer- 
pflanzen besprochen.  Für  die  letzteren 
empfiehlt  sich  die  AuAvendung  des 
Wagn  ersehen  ^'erfahrens  der  Be- 
wässerung mit  Düngerauflösungen.  Zur 
Ergänzungder  praktischen  Erörterungen 
wird  auch  auf  die  Methoden  der  Boden- 
analysen und  auf  die  Düngerkontrolle 
hingewiesen.  Den  Grosszüchtern  wird 
endlich  aufs  wärmste  die  Anlage  von 
Demonstrationsfeldern  (die  nicht 
mit  »Versuchsfeldern«  verwechselt 
werden  dürfen)  anempfohlen.  Solche 
Demonstrationsfelder  sind  nicht  nur 
für  die  Kontrolle  der  eigenen  lu'trags- 
erhöhung  von  Wert,  sie  werden  auch 
dazu  dienen,  die  Notwendigkeit  der 
koml^inierten Mineral-  und  Stalldüngung 
weiteren,  geistig  weniger  regsamen 
Kreisen  klar  zu  machen,  wodurch 
naturgemäss  die  Gesamthebung  des 
Landeswohlstandes  gefördert  werden 
wird.  Dr.  Carl  Müller. 


Flora  von  DpiitsrhUind.  Illustriertes 
Pflanzenbuch  von  Dr.  W.  Medicus. 
(Verlagsbuchhandlung  von  Aug.  Gott- 
hold, Kaiserslautern.)  Eine  Anleitung 
zur  Kenntnis  der  Pflanzen  nebst  An- 
weisung zur  i:>i''il^tischen  Anlage  von 
Herbarien.  Erscheint  in  lo  Lieferun- 
gen ä  1  M.,  jede  Lieferung  mit  7 — 8 
feinkolorierten  Abbildungen,  im  ganzen 
73  Farbendrucktafeln.  Ist  jetzt  vollendet. 
Wir  haben  das  Buch  mehrmals  ge- 
tadelt und  haben  leider  nichts  zurück- 
zunehmen. 

Tlie  lii(i<]f(jii(i(ii  (if  X'ifiinil  Sfjpctifjii, 
von  Herb.  Spencer.  (Verlag  Williams 
&  Norgate,  Henriettastreet  14,  Covent- 
Gard  London.) 

0)1  ihr  effects  of  Urban  fog  vpon  eiilti- 
mfcd  plaiits,  by  Prof.  W.  Oliver.  (Ver- 
lag Sportiswoode  &  Co.,  New  vStreet 
.Square,  London.)  (Wirkung  des  Nebels 
auf  Pflanzen.) 

Dir  l)l(ifif(illLiiml:]icH  (/er  Rehoi  und 
iJ/re  Bckiinipfimg,  von  Dr.  M.  Barth. 
(Verlag  von  Dreyfus,  Gebweiler.)  Der 
falsche  Meltau,  Peronospora  viticola, 
die  Blattfallkrankheit,  wird  zunächst  in 
ihrem  Auftreten  geschildert  und  ferner 
giebt  das  kleine  Buch  noch  betreffs 
der  Bekämpfung  derselben  einige 
Mittel  an. 

A  Si/nojjsis  of  ilic  Goicra  and  Spccies 
of  Mnseac,  by  Baker.  (Verlag  Henry 
Trowde,  Auren  Corner,  London.)  Eine 
genaue  Beschreibung  aller  Spezies  von. 
Heliconia,  Strelitzia,  Ravenala  und 
Musa,  von  letzterer  sind  32  angegeben 
mit  vielen  Subspezies. 

Afli  dcl  CongressQ  botaniro  intrriuitioualc 
de  Gcnoval892,  per  Prof.  P  e  n  z  i  g.  (Verlag 
Tipografia  del  R.  Istituto  Sordo  Muti, 
Genova.) 

Revisio  Gencnnn  liantarnrn  sccunduni 
nonioidaturae  intcrnationalis  cum  enwne- 
rationr  plant,  exoticarinn,  von  Dr.  Otto 
Ku  n  tz e.  (Verlag  Arthur  Felix,  Leipzig.) 

Alphonsc  De  (VnidoUc  et  scni  orvrre 
scicntifiqKe,  par    Marc    Micheli,     (Im- 


Aus  den  Vereinen. 


447 


primcrie  Aubcrt-Schuchaicll,  Gencve.) 
Mit  Portrait  De  Candolles. 

Dir  hisektriiiiifle  iiiid  pil -.tülriideii  Ileil- 
niillcl.  von  C  Mohr.  (Vcrlai;- von  Eui^-cn 
Ulm  er.) 

Die    rflaii-icn-Vriy/l/hiin/ci/,    von     I)r. 


S eil ü n  e  in  a n  n.   (Verlag  von  (Jtto  vSalle, 
Braunschweig.) 

WKVirlsipuhiosc  oder  Mi/l,yin'l/i\ri/,  von 
Georg  Sarauw.  (\'erlag  Kopenhagen. 
Det  Hoffenljerg.ske  Etablissement.) 
(Dänisch.) 


Aus  den  Vereinen. 


Sitzung   der  vereinigten  Ausschüsse  für  Gehölz- 

und  Obstzuclit  des  Vereins  zur  Beförderung  des 

Gartenbaues  in  Berlin   am  15.  Juni  1894. 

Herr  städtischer  Obergärtner  M  e  n  d  e  - 
Pleinersdorf  legte  abgeschnittene, 
blühende  Oelrosen:  Rosa  gallica 
damascena,  forma  trigintipetala, 
von  Dr.  Dieck  von  den  städtischen 
Rieselfeldern  in  Heinersdorf  vor.  Die- 
selbe hat  einen  ausserordentlich  starken 
Centifolien  -  Geruch  und  wird  bei 
Kazanlik  in  Bulgarien  fast  ausschliess- 
lich gebaut. 

Herr  städtischer  Obergärtner  Jörns- 
Blankenburg  bemerkte,  dass  er  ausser 
dieser  noch  alba  suaveolens  (unsere  alte 
alba),  oleifera  und  conditorum  ziehe. 
Er  hält  die  ausgestellte  für  oleifera. 
Die  R.  trigintipetala  gedeiht  bei  uns 
schlecht  und  wächst  nur  durch  Oku- 
lation.  Am  besten  gedeiht  R.  byzantina 
und  diese  wächst  auch  sehr  gut  aus 
Stecklingen.  Die  Firma  Schimmel 
&  Co.-Leij)zig  bereitet  das  Oel  aus 
Centifolien  und  aus  R.  gallic^a. 

Herr  Jörns  ladet  zur  Besichtigung 
seiner  Oelrosen,  die  in  ca.  8 — 14  Tagen 
ijlühen,  ein. 

Verlesen  wird  der  Artikel  über 
Deutsches  Rosenöl  aus  Gartenflora  1893 
Seite   733. 

In  Osdorf  waren  1893  im  ganzen  10  ar 
bepflanzt,  jetzt  sind  aber  ca.  0,75  ha 
junger  Pflanzen  vorhanden. 

Herr  Garten-Inspektor  Axel  Fintel- 
mann  fragt,  ob  und  welcher  Unter- 
schied zwischen  Prunus  pumila  L.  und 


P.  Susc[uehannae  sei.  Nach  Koch  sind 
die  Namen  synonym,  im  Humboldthain 
ist  P.  Sustiuehannae  ganz  niederliegend, 
P.  pumila  aufrecht.  Auf  dem  Zentral- 
friedhof finden  sich  aber  beide  Formen 
an  demsell:)en  Strauch. 

NachPIerrn  Giemen  kommt  das  auf 
den  Standort  an,  Exemplare,  die  er  aus 
der  Treptower  Baumschule  erhielt, 
waren  sehr  niedrig,  im  Viktoriapark 
auf  besserem  Boden  sind  sie  dagegen 
höher  und  wachsen  sehr  üppig.  Im 
Herbst  färbt  der  Strauch  sich  scIk'ui  rot. 

Plerr  Giemen  legt  verkümmerte,  ab- 
gefallene Früchte  der  Schattenmorelle 
vor.  Nach  Herrn  Rotte  sind  sie  nicht 
befruchtet  und  kommt  das  gerade  bei 
der  Schattenmorelle  oft  vor. 

Herr  Jörns-Blankenburg  teilt  mit. 
dass  bei  ihm  die  Amarellen  ähnliche 
Krankheitserscheinungen  zeigen,  wie 
in    Blankenfelde    bei    Mahlow. 

Herr  Mende  hat  die  Krankheit  auch 
bei  seinen  Bäumen  etwas,  trotzdem 
sind   diese  sehr  voll. 

Nach  Flerrn  Rotte  tragen  die  Apri- 
kosen so  stark  wie  noch  nie,  wahr- 
scheinlich ist  es  eine  Folge  des  Flerbstes 
1892/93. 

Herr  Jörns  bemerkt,  dass  bei  Birnen 
es  ähnlich  sei,  auch  sie  haben  1892/93 
sehr  gelitten  und  dafür  im  Sommer  18(^3 
viel  Holztrieb  gemacht. 

Herr  Vogeler  glaubt,  dass  die  grosse 
Dürre  und. Wärme  des  vorigen  Sommers 
die  Blütenaugen  besser  zur  Fntwickelung 
gebracht  habe. 


448 


Personal-Nachrichten.  —  Tagesordnung. 


Herr  Jörns  erwidert,  dass  bei  ihm 
die  Bäume  berieselt  werden. 

Wittmack  weist  darauf  hin,  dass 
die  grosse  Wärme  1893  alle  Blüten- 
knospen sehr  begünstigt  habe.  In 
Amerika,  wo  immer  grosse  Hitze, 
bilden  sich  die  Blütenaugen  fast  regel- 
mässig gut  aus,  das  Holz  reift  auch 
sehr  gut  aus  imd  daher  schadet  selbst 
ein  strenger  Winter  meist  nicht. 

Herr  Mendc  erwähnt,  dass  schon 
in  Frankreich,  der  grösseren  Wärme 
wegen,  das  Obst  reicher  trage.  Herr 
Kotte  sah  bei  Herrn  Tornow-Char- 
lottenburg ,  dass  Bäume ,  die  von 
Baltet  in  Troyes  bezogen  waren,  nicht 
erfroren,  die  eigenen  Bäume  dagegen 
litten. 

Von  verschiedenen  Seiten  werden 
weitere  Mitteilungen  über  Frost  ge- 
macht. 

Herr  Vogel  er  teilt  mit,  dass  in  einem 


Garten  eine  Birne,  auf  Quitte  veredelt, 
abstarb.  Nach  Herrn  Kotte  sterben 
die  Birnen  auf  Quitten  erst  dann  ab, 
nachdem  die  Quitte  noch  Blätter  ge- 
trieben. 

Nach  Herrn  Kotte  ist  es  nicht  mög- 
lich, durch  Zwischenveredelungen  ge- 
wisse Birnen  zum  Wachsen  auf  Quitten 
zu  bringen.  Er  veredelte  Winter-Dechant 
auf  Diel,  die  auf  Quitte  stand.  Diese 
gedieh  gut,  aber  Marie  Guisse,  auch 
l'Assomption  stirbt  jetzt  ab.  Diel  und 
Amanltis  wachsen  auf  Quitte  besser  als 
auf  Wildling. 

Herr  Axel  Fintelmann  berichtet, 
dass  1870/71  bei  Lauche  alle  auf 
(Juitten  veredelten  Birnen  erfroren, 
auch  bei  L.  vSpäth  sind  sie  vor  2  Jahren 
erfroren.  Im  Humboldthain  gedeiht  die 
(Juitte  auch  nicht. 

Nach  Flerrn  Mende  gedeiht  die 
Quitte  auf  Sandboden  überliaupt  nicht. 


Personal-Nachrichten. 


Statue  für  Alphand. 

Man  beabsichtigt,  dem  verstorbenen 
Direktor     der     Arbeiten     von     Paris, 


den  Viktoriapark  von  Paris,  eingerichtet 
hat,  auf  einem  der  Pariser  Plätze,  die 
er  hergestellt,    ein   Denkmal  zu  setzen 


Alphand,  dem  Manne,  der  auch  so  viel  und  nimmt  die  Societe  nationale 
für  den  Gartenbau  gethan  und  unter  d'horticulture  de  France,  84  rue  de 
anderem  dieberühmtenButtesChaumont,      Grenelle  Paris,  Beiträge  entgegen. 


Ta^esorrtmmg 

für  die  Versainniluiiö  öes Vereins  zur  Beföräeruiiö  öes ßarteiiliaiies  in  äen  preussisclienStaaten 

am  Donnerstag,  den  30.  August  1894,  6  Uhr 

im  Königlich  botanischen  Museum,  Grunewaldstrasse  6  und  7   (im  botanischen  Garten). 

1.  Ausgestellte  Gegenstände. 

2.  Antrag  des  Flerrn  Otto  Neumann  auf  Revision  der  Statuten. 

3.  Zweite  Beschlussfassung    über    eine  Frühjahrs-Ausstellung  1895  mit 
besonderer  Berücksichtigung  der  Berliner  Blumenzwiebeln. 

4.  Ernennung     eines     Delegierten    für    den     internationalen     Übstbau- 
Kongress  in  St.  Petersburg. 

5.  Bericht    des    Flerrn  Hofgärtner  Hoffmann   über   die  Erfurter   Aus- 
stellung und  den  Kongress  deutscher  Pomologen  daselbst. 

6.  Verschiedenes. 


Die  Eulenraupen  als  Rebfeinde. 

\'on  Dir.  W.  Schule  in  Brumath  i.  E. 

f'n  den  verschiedensten  politischen  Zeitungen  und  Fachzeitschriften  las  man 
während  des  Monats  Mai  Abhandlungen  über  das  Auftreten  von  Reb- 
v_^  Schädlingen,  welche  in  der  Entfaltung  begriffene  Knospen,  die  jungen  Triebe 
und  Blätter  so  vollständig  abfressen,  dass  die  betreffenden  Rebstöcke  wochen- 
lang, weil  kahl  (blattlos),  schon  von  weitem  zu  erkennen  seien  —  und  zwar 
erfolgte  dies  von  berufener  und  unberufener  Seite.  Zu  letzterer  rechne  ich 
alle  diejenigen,  welche,  ohne  genau  zu  beobachten  und  den  Feind  selbst  auf- 
gefunden zu  haben,  nur  nach  Vermutungen  oder  oberflächlichem  Nachschlagen 
in  Büchern  oder  gar  nach  zufällig  am  Orte  des  vorgekommenen  Schadens 
sich  vorfindenden  Geschöpfen  über  diese  Rebfeinde  ihre  Verölfentlichungen 
machen  und  dadurch  unrichtige  Auffassungen  seitens  der  Landwirte  und 
Winzer  veranlassen.  Vermutete  doch  ein  Korrespondent  in  den  für  die  Rebe 
so  harmlosen  langbeinigen  Haarmücken  (Bibio-Arten)  die  »Kahlfresser«  der 
Rebstöcke;  ein  anderer  bezeichnete  als  den  »Ursächer'<  die  Raupe  des  grossen 
Weinschwärmers,  Sphinx  celerio  L.,  welcher  am  Mittelmeer  und  in  ganz  Afrika 
heimisch  ist,  in  warmen  Jahrgängen  (wie  der  Oleanderschwärmer)  als  Zugvogel 
l^ei  uns  eintrifft  und  von  welchem  bisweilen,  namentlich  an  Spalierreben, 
Raupen,  welche  Sammler  ihrer  Seltenheit  halber  teuer  bezahlen,  auch  bei  uns 
—  jedoch  meist  nur  im  Spätsommer  —  aufgefunden  werden!  Noch  andere 
nahmen  an,  es  handle  sich  —  ähnlicli  der  Reblaus  —  um  einen  aus  Frankreich 
eingewanderten  Feind  und  ist  wohl  auch  anzunehmen,  dass  dies  bezüglich  der 
in  diesem  Jahre  aufgetretenen  Eulenraupen  bei  einzelnen  Arten  der  Fall  ist, 
wozu  ich  namentlich  die  dicke  (fette)  Ackereule,  Agrotis  (Noctua)  crassa  Hb., 
rechne,  eine  Eulenart,  welche  an  den  meisten  Orten  Deutschlands  zu  den 
Seltenheiten  gestellt  wird,  wogegen  sie  in  Frankreich  sehr  verbreitet  sein  soll 
Es  kommen  nämlich,  wie  dies  in  gleicher  Weise  auf  Tabak-,  Kartoffel-,  Runkel- 
und  Zuckerrüben-.  Reps-  und  Getreideäckern,  in  Gemüsegärten  und  auf  Blumen- 
beeten beobachtet  worden  ist,  mehrere  Eulenarten  in  ein  und  demselben  Wein- 
berge als  Rebschädlinge  vor  und  nicht  etwa  blos  die  Saateule,  Agrotis  (Noctua) 
segetum  vSch.,  wie  die  Einen  behaupten,  oder  nur  die  Weizeneule,  Agrotis 
(Noctua)  Tritici  L.,  die  adlerbraune  Ackereule  oder  W^aldstroheule,  Agrotis 
(Noctua)   aquillina  Hb.,  endlich  die  Säuleneule,  Agrotis  (Noctua)  cbelisca  W.  Y., 


A'-Q  Die  Eulenraupen  als  Rebfeinde. 


wie  von  den  Anderen  angegeben  wird,  sondern  es  linden  sicli  in  all  dieser 
Gesellschaft  häufig  noch  andere  Arten  voi,  ai?  Die  Kreuzwurzackereule 
oder  das  Ausrufungszeichen,  Agrotis  (Noctua)  exclanidtionis  L.,  die  rindenfarbige 
Ackereule  oder  Ypsiloneule,  Agrotis  (Noctua)  corticea  Esp.,  A.  Ypsilon  Hb. 
die  rauchfarbene  oder  schwärzliche  Ackereule,  Agrotis  (Noctua)  fumosa  Hb., 
A.  nigricans  L.  und  noch  mehrere  andere  Arten.  All  die  genannten  Eulen- 
(Noctua-) Arten  sind,  wie  schon  der  Name  andeutet  —  und  zwar  nicht  allein 
als  Schmetterlinge,  sondern  auch  als  Raupen  —  Nacht-Insekten,  welche  sich 
tagesüber  an  schattigen  Stellen  verbergen,  und  zwar  die  Raupen  unter  Steinen, 
Erdschollen,  Rasen,  Laub,  Moos,  Dünger  etc.  Man  nimmt  sie  daher  bei  Tag 
nicht  wahr,  sondern  bemerkt  nur  den  von  ihnen  verursachten  Schaden.  Man 
muss  sie  deshalb  auch  entweder  bei  Nacht,  unter  Anwendung  von  Laternen, 
an  den  Pflanzen  selbst  ablesen  und  vernichten  oder  bei  Tag  in  ihren  Schlupf- 
winkeln aufsuchen,  was  mir  von  allen  bis  jetzt  empfohlenen  Mitteln  das 
empfehlenswerteste  erscheint  und  auch  durchaus  nicht  so  viel  Mühe  verursacht, 
wie  man  dies  anzunehmen  geneigt  ist,  besonders  dann  nicht,  wenn  man  Ziegel- 
oder sonstige  Steinplatten  oder  ausgehöhlte  grosse  Kartoffeln,  Rüben,  etc.  —  je 
mit  der  Höhlung  nach  unten  und  etwas  an  den  Boden  festgedrückt  —  neben 
den  beschädigten  Stöcken  vorher  auslegte,  indem  unter  und  in  diese  Gegen- 
stände die  Raupen  recht  gerne  sich  verkriechen.  So  habe  ich  in  meinem 
Privatweinberge,  von  dessen  etwas  über  looo  Stöcken  ungefähr  zwei  Dutzend 
Icahlgefressene  Bögen  hatten,  in  kaum  1/2  Stunde  last  an  jedem  Stocke,  an  dem 
ich  einige  Centimeter  tief  nachgrub,  ja  meist  schon  unter  dem  um  die  Stöcke 
herumgelegten  Stallmiste,  je  eine  Raupe  aufgefunden.  Bedenkt  man,  dass  diese 
Arbeit  auch  schwächere  Personen  (Frauen  und  Kinder),  und  zwar  etwa  mit 
einem  alten  Blechlöffel  ausführen  können,  so  wird  diese  Art  des  Yernichtens 
des  Schädlings  jedenfalls  sich  besser  empfehlen,  als  das  Aufsuchen  der  fressen- 
den Raupen  während  der  Nachtzeit  unter  Zuhilfenahme  von  Laternen,  ferner 
als  die  weiter  empfohlenen  Mittel,  wie  Anlegen  A^on  Klebringen  um  die  Stöcke 
und  Rebpfähle  herum,  das  Einstossen  glattwandiger  Löcher  (in  welche  die 
Raupen  bei  ihrer  Plumpheit  und  Unbeholfenheit  allerdings  leicht  lallen  und 
dann  mit  Pfählen  zerstossen  werden  können)  in  der  Nähe  der  Stöcke  pder 
endlich  die  An\\endung  übelriechender  Öle  (z.  B.  Petroleum),  sodann  von 
Naphtalin  oder  ranzig  geM'ordenem  Ülkuchenmehl.  Letzteres  verursacht 
wenigstens  nicht,  wie  das  Petroleum,  das  NajDhtalin  und  gar  die  gleichfalls 
empfohlenen  Teergürtel,  vor  deren  Anwendung  nicht  genug  gewarnt  werden 
kann,  noch  Schaden,  sondern  dient  zugleich  dem  Rebstock  zur  Ernährung. 

In  der  gleichen  Zeit,  in  welcher  die  meisten  der  oben  aufgeführten  Ab- 
haltungs-,  Fang-  und  Vertreibmittel  sich  anwenden  lassen,  kann  man  auch  die 
Schädlinge  aufsuchen  und  durch  Zertreten  vernichten  oder  in  Gelasse  sammeln 
und  zur  Fütterung  des  Geflügels  verwenden.  Wo  es  durchführbar  ist,  hat  sich 
auch  das  Eintreiben  von  Hühnern  und  namentlich  von  Enten  ausgezeichnet 
bewährt,  wie  auch  Schonung  des  Maulwurfs  und  Einsetzen  desselben  nicht 
warm  genug  empfohlen  werden  kann. 


Eine  neue  Pyramideneiche.  ^c,  i 


Eine  neue  Pyramideneiche.     (Quercus  pedunculata  var. 

Ahlfvengreni.) 

^^PfW  ^"'"  '^ß""*"'S  gebracht  und  genannt  durch    Dr.    Carl    Bolle. 

//W^)|'lfcmehr  eine  Flora  ihrem  Artenreichtum  nach  durch  Studium  erschöpft 
'  jj^^^^  worden  ist,  desto  eher  werden  an  Stelle  der  Spezies  die  Varietäten 
feSr^  an  die  Reihe  kommen  ihrerseits  grösserer  Aufmerksamkeit  ge- 
^^^  würdigt  zu  werden,  und  sie  verdienen  das  reichlich. 

1^  Mit  Recht    ist  von  dendrologisch  massgebender  Seite    ausgesprochen 

worden,  dass,  namentlich  von  Bäumen,  vSpielarten  nicht  selten  die  ursprüngliche 
Stammform  an  Wüchsigkcit  und  Schönheit  weit  übertreffen  und  daher  A'orzugs- 
weisse  einen  Platz  in  den  Kulturen  Ijeanspruchen.  Jedenfalls  wohnt  denselben 
in  grosser  Anzahl  von  Fällen  ein  besonderer  Reiz  ästhetischer  Natur,  eben  der 
der  Originalität,  bei.  Es  darf  daher  jede  wesentlich  eigenartige  Neugestaltung 
aus  diesem  Kreise  mit  Teilnahme  begrüsst  und  gern  in  den  Schatz  imseres 
Tegetativen  Inventars  aufgenommen  werden. 

Wenn  dies  schon  in  jenen  weit  häufigeren  Fällen  geschieht,  wo  Gehölze 
sich  unter  dem  Einflüsse  pflegender  Menschenhand  in  vielfache  Formen  zer- 
splittern, ohne  dass  jedoch  der  Integrität  der  Spezies  selbst  Beeinträchtigung 
widerführe,  dürfte  das  Interesse  hierfür  da  noch  grösser  sein,  wo  Mutter  Natur 
in  eigener  Person  es  ist,  die  freiwillig  ein  solches  Werk  vollbringt,  indem  sie 
in  voller  Wildnis  diese  oder  jene  auffallende  Abweichung  von  der  Normal- 
bildung in  die  Erscheinung  ruft.  Allerdings  begegnet  dem  Beobachter  nur 
selten  ein  solches  Phänomen;  wo  es  stattfindet,  spricht  es  aber  dafür  auch  um 
.so  lebhafter  zu  seinem  Gemüt  und  gilt  zweifelsohne  als  eine  noch  wertvollere 
Bereicherung  des  Vorhandenen.  Blutbuche,  Trauerhasel,  Schlangenfichte 
u.  a.  m.  sind  dergestalt  zu  festgegründetem  Rufe  gelangt.  Augenblicklich  ist 
■es  nun  ein  kaum  minder  überraschendes  wie  fesselndes  Beispiel  ähnlicher  Art, 
Avelches    hiermit    zur  Kenntnis    gebracht    werden  soll. 

Wie  gewaltig  ist  nicht  die  Zahl  deiner  Nachkommenschaft,  du  alte  Schön- 
eiche von  Harreshausen,  die  du  anfangs  dich  überhaupt  zu  weigern  schienst 
solcher  das  Leben  zu  geben.  Seit  der  Zeit  des  siebenjährigen  Krieges  hast  du 
sie,  aus  dem  Walddunkel  des  Chattenlandes  hervortretend,  über  die  zivili- 
sierte Welt  ausgestreut.  Wenn  dieser  Baum,  der  das  Abbild  der  Cypresse  in 
noch  edlerer  Bildung  als  die  zuerst  mit  so  enthusiastischem  Beifall  auf- 
genommene, später  in  Misskredit  gefallene  lombardische  Pappel  in  die  trans- 
alpine Landschaft  hineintrug,  seinerzeit  Epoche  machen  konnte,  so  mag  heute,  bei 
durch  Uebermass  des  Gegebenen  abgestumpfterer  Empfänglichkeit  wenigstens 
ein  Teil  der  Aufmerksamkeit,  die  er  erregt  hat,  sich  einem  Seitenstück  seiner- 
selbst  zuwenden,  welches  sich  der  Aktualität  frischester  Entdeckung  rühmen 
darf. 

Allbekannt  ist,  dass,  wenn  auch  die  so  allgemein  gepflanzte  Vermehrung 
so  gut  wie  ausschliesslich  von  ihr  abstammt,  die  hessische  Pyramideneiche 
dennoch  analogen  Vorkommnissen  auch  in  anderen  Ländern  Europas  gegen- 
übersteht. Die  Lande  des  südwestlichen  Frankreich,  Navarra,  Portugal  und 
Calabrien  sind  in  dieserllinsicht  genannt  worden;  obigem  schliesst  sich  ausserdem 
ein  von  mir  persönlich  wahrgenommener  Fall  solcherSpontaneität  aus  der  nächsten 


AT- 2  Eine  neue  Pyramideneiche. 


Xachbarschaft  Berlins  an.*)  Meist  fehlt  es  jedoch  an  genauen  Angaben  über 
die  Details  des  Vorkommens  dieser  Varietät  an  ausserdeutschen  Standorten. 
Sind  es  nun  angedeuteten  Orts  selbständige  Rassen  von  bedeutender  Individuenzahl 
oder  sind  es  vereinzelte  Vorkommnisse,  vermittelst  welcher  die  Pyramideneiche 
spontan  auftritt?  Erscheint  dieselbe  inmitten  des  normalen  Verbreitungs- 
bezirks der  Art  selbst  oder  alleinstehend?  Niemand  weiss  das  so  recht.  Noch 
Aveniger  aber,  ob  dann  und  wann  vielleicht  Neigung  vorwaltet,  so  etwas  wie 
eine  Brücke  vom  alten  Typus  zur  Bildung  einer  neuen  Art  hinüberzuschlagen, 
als  welche  Lamarck  ja,  wie  man  weiss,  seine  Ouercus  fastigiata  kühn  hin- 
zustellen beliebt  hatte. 

Hiermit  würden  wir  uns  der  Sphäre  jener  dunklen  Rätsel  kosmischer 
Qualität  nähern,  welchen  gegenüber  die  Neuzeit  so  viel  Subtilität  der  Argu- 
mente und  so  viel  schöne  Worte  verschwendet  hat,  ohne  indes  durch  Klar- 
legung der  ersten  Ursachen  viel  weiter  vorwärts  zu  kommen. 

Also  keine  Theorien,  nichts  Spekulatives,  zu  dessen  Ausmalung  der  Gegen- 
stand unserer  Betrachtung  allenfalls  einlüde.  Bleibe  derartiges  weniger 
Skeptischen,  als  wir  es  sind,  überlassen.  Schlichte  Erzählung  einer  Thatsache, 
und  was  sich  daran  knüpft,  genüge  uns  und  möge  nicht  minder  unseren  Lesern 
vor  der  Hand  Genüge  leisten. 

Man  kennt  die  Insel  Gothland,  jenes  grosse  Eiland  des  Baltenmeeres,  der 
Ostküste  Schwedens,  dem  es  zugehört,  in  mächtiger  Kalkformation  vorgelagert. 
Eben  dies  Gothland  mit  dem  ihm  benachbarten  Oeland,  scheint  die  letzten 
Ausstrahlungen  südlicher  Vegetation  in  höhere  Breiten  hineintragen  zu  wollen. 
Seine  reiche  Flora  bietet  Züge  dar,  die  dem  skandinavischen  Nord  sonst  fremd 
sind;  auch  ist  es,  von  Linne's  Epoche  an  beginnend,  eine  Fundgrube  exqui- 
siter Seltenheiten  geblieben.  Hier  nun  ist  die  Heimstätte  des  Baums,  von  dem 
gehandelt  werden  soll. 

Es  geschieht,  ohne  denselben  thatsächlich  oder  auch  nur  abgebildet  ge- 
sehen zu  haben,  dass  wir  es  wagen,  ihn  auf  Grund  von  Herbarien-Exemplaren 
und  von  allerdings  kurz  gefasster  Schilderung  eines  Augenzeugen,  der  zugleich 
der  Entdecker  sothaner  Neuheit  ist,  zu  charakterisieren.  Alles  Lückenhafte  und 
Unvollkommene  möge  hierdurch  Entschuldigung  finden. 

Es  war  im  Jahre  1889,  zur  Sommerzeit,  als  auf  Gothland  ein  dendrologisch 
glücklicher  Fund  in  Gestalt  einer  Eiche  gemacht  wurde,  die  für  das  verständ- 
nisvolle Auge  des  Findenden  sich  von  vornherein  als  etwas  durchaus  Fremd- 
artiges offenbarte.  Bevorzugter  Finder  war  der  damalige  Lunder  Student, 
Herr  Fr.  E.  Ahlfvengren,  gegenwärtig  Amanuensis  am  Reichsmuseum  von 
Stockholm.  Es  kommt  diese  Eiche  nur  in  einem  einzigen  mittelgrossen  Baum 
mit  länglich-pyramidaler  Krone  zwischen  ihr  der  Art  nach  heterogenen  Stein- 
eichen (Ouercus  sessiliflora),  der  gewöhnlichen  Eichenspezies  Gothlands,  auf 
einer  hochgelegenen  Wiese  beim  Hofe  Gervalls  im  Kirchspiele  Hejde,  vor. 
Diese  Lokalität  liegt  innerhalb  der  Westhälfte  der  Insel,  wenige  Meilen  von 
der  Meeresküste  entfernt. 

Art  und  Weise  seines  Auftretens  verbürgen  für  den  Baum  ein  vollkommenes 
Wildwachsen;  sie  schliessen  absolut  jeden  Gedanken  an  Einwirkung  irgend 
welchen  Kulturfaktors  aus. 


*)  cfr.  Meine  Andeutungen    über   die    freiwillige  Baum-  und  Strauchvegetation  der  Provinz 
Brandenburg,  pag.  83  u.  84. 


Eine  neue  Pyramideneiche.  4S^ 


Die  Stieleiche  (Ouercus  pedunculata),  mit  der  die  unsere  sich  spezifisch 
deckt,  ist  in  Gothland  nur  äusserst  spärlich  vorhanden,  ja  nur  durch  ^venige 
Stämme  an  zwei  Orten  vertreten,  von  denen  der  nächste  circa  30  Kilometer 
von  der  Fundstelle  entfernt  liegt.  Von  etwaiger  Existenz  kultivierter  deutscher 
Ouercus  fastigiata  nirgend  eine  Spur;  wohl  aber  ist  in  nicht  unplausibler 
Weise  die  Ansicht  laut  geworden,  es  möchte  der  Xeubaum  zu  älterer  Zeit  bei 
Gervalls  auf  den  nahen,  nun  längst  der  Beackerung  anheimgefallenen  Flächen 
häufiger  gewesen  sein,  so  dass  man  es  jetzt  nur  noch  mit  einem  durch  günstige 
Fügung  des  Zufalls  erhaltenen  Relikt  einer  Vorzeitvegetation  zu  thun  hätte. 

Ziemlich  langgestieltes  Laub,  an  dem  Blattstiel  und  primärer  Blattnerv 
gelbliches  Kolorit  zeigen,  könnten  beim  ersten  Blick  mehr  an  die  Stein-  als 
an  die  Stieleiche  als  Artgenossin  denken  lassen;  mit  Unrecht.  Gleiches  dürfte 
wohl  auch  an  hybriden  Ursprung  mahnen,  wenn  der  Annahme  eines  solchen 
nicht  an  Ort  und  Stelle,  abgesehen  von  eminent  verlängerter  Bildung  des 
Fruchtstiels,  hauptsächlich  das  totale  Fehlen  des  einen  Gliedes  des  präsumtiven 
Stammelternpaares  widerspräche.  Jedwede  Vermutung  ähnlicher  Art  ist  also  von 
der  Hand  zu  weisen.  Von  absolut  nichts  anderem  als  einer  Varietät  der  Stiel- 
eiche kann  die  Rede  sein.  Hierin  stimmt  die  unsrige  mit  den  Epigonen  des 
hessischen  Baumes  und  mit  diesem  selbst  überein.  Keine  pyramidale  Form 
der  Steineiche  ist  bisher  je  gesehen  worden. 

Nun  zur  Beschreibung. 

Wuchs  wie  oben  lakonisch  präzisiert.*)  Blätter  schmal,  am  Grunde  all- 
mählich keilförmig  in  einen  ziemlich  langen  gelblichen  Stiel  verschmälert 
vorn  stumpf,  meist  dreilappig,  am  Rande  weitläufi.g  tiefgelappt  mit  vorn  rund- 
lich endenden  Segmenten,  ein  wenig  lederartig,  glatt,  anscheinend  von  nicht 
glänzendem  Grün,  unten  matter  gefärbt,  Blattnerv  stark  hervortretend  als  Fortsetzung 
des  Stiels,  gleich  diesem  gelblich.  Eicheln  sehr  langgestielt,  auffallend  klein,  von 
rundlich  ovaler  Form,  1  bis  höchstens  1V2  cm.  lang  (also  kaum  halb  so  gross 
wie  zumeist  bei  der  Normalform  und  auch  bei  Ouercus  fastigiata),  einzeln  oder  zu 
zweien  stehend  und  von  einem  sehr  dünnen  Stiel  getragen,  der  dreimal  länger 
als  die  Frucht  ist,  deren  Cupula  eine  ganz  kurze  und  flache,  aussen  rauh- 
schuppige Schale  bildet.  Schüppchen  der  Cupula  spitziger  als  bei  der 
typischen  Form,  bei  der  solche  im  allgemeinen  mehr  dreieckig  werden. 

Aus  Obigem  ist  leicht  zu  ersehen,  dass,  wenn  auch  Ouercus  fastigiata 
ihrerseits  in  etwas,  für  die  Pflanzung  von  Alleen  dem  Bau  nach  immer  noch 
allzusehr,  variiert,  wenn  auch  andererseits  schon  das  Arboretum  muscaviense 
drei  verschiedene  Blattformen  an  derselben  nachweisen  will,  an  unserer  Stelle 
doch  eine  noch  viel  grössere  Abweichung  in  Gestalt  des  Laubes  vorwaltet, 
gekennzeichnet  durch  Schmalheit  der  am  Grunde  keilförmigen,  weit  tiefer  ge- 
lappten Blätter  mit  ihren  stumpfen  Segmenten  und  ihrem  weit  längeren  Stiel. 
Ausserordentliche  Kleinheit  der  Eicheln  nebst  Länge  des  Fruchtstiels  konstituiert 
nicht  minder  ein  hervorstechendes  Unterscheidungsmerkmal,  dem  sich  noch 
andere  geringerwertige  anschliessen. 

Vom  Totaleindrucke  des  Baumbildes  weiss  man  zu  wenig;  wahrschein- 
lich dürfte    indes   auch  der  Gesamthabitus,  von  dem  ich  nicht  als  Augenzeuge 


*)  Bei  einem  im  botanisclien  Garten  zu  Lund  bereits  gepflanzten  Bäumchen  dieser  Varietät  sollen 
indess,  als  Ahschwächung  der  Pyramidenform,  die  unteren  Aeste  ziemlich  breit  ausgreifen. 


Ar  4  Eine  neue  Pyraniideneiche. 


reden  kann,  etwas  besonderes,  von  dem  uns  vertrauten  abweichendes  dar- 
bieten. Dem  Finder  schien  zuerst  für  seine  Entdeckung,  in  liUen's,  der  Name  var. 
cuneata  angezeigt.  Da  derselbe  mir  indess  definitive  Xamenstaufe  gönnen  will 
und  mich  mit  solcher  speziell  beauftragt  hat,  ziehe  ich  aus  verschiedenen 
Gründen  vor,  die  Gothlands-Pyramideneiche  gebührenderweise  ihm  zu  Ehren 

Ouercus  pedunculata,  Hoffm.,  var.  Ahlfvengreni 
zu  nennen.   Falls  eine  lateinische  Diagnose  lege  artis  verlangt  werden  sollte,  würde 
dieselbe  lauten: 

Quercus  pedunculatae,  Hoffm.,  varietas  gothlandica:  coma  pyramidata 
basi  dilatata,  folio  angustiori,  basi  sensim  cuneato,  in  petiolum  satis  longum 
flaA^escentem  decurrente,  apice  obtuso,  plerumque  trilobo,  margine  profunde 
lobato,  segmentis  rotundatis,  (folio)  subcoriaceo,  glabro,  discolore,  nervo  medio 
prominenti-flavido.  Glandibus  minutis,  longe  pedicellatis  ■  singulis  vel  binis, 
rotundato-ovalibus,  breviter  acuminatis;  cupulabrevi,  planiuscula  extus  squamulis 
acutis  obsita.  Crescit  in  Sueciae  insula  Gothlandia  prope  villam  Gervalls 
paroeciae  Hejde,  arbor  unica. 

Ueber  das  Alter  des  Baumes  verlautet  nichts.  Es  ist  nicht  nötig,  seinet- 
wegen an  eine  direkte  Neubildung  in  absehbarer  Zeit  zu  denken.  Dergleichen 
sich  in  mehr  oder  minder  hohem  Masse  fixierende  Aberrationen  können,  wo 
wir  ihnen  begegnen,  atavistische  Wiederholungen  aus  dem  Formenkreise  eines 
uralten  Polymorphismus  darstellen.  Als  solche  mögen  sie  entstanden,  wieder 
erloschen  und  aufs  neue,  vielleicht  an  entfernter  Stelle  und  im  Verlauf  der 
Jahrtausende,  ins  Leben  gerufen  worden  sein,  bis  so  fluktuierenden  Existenzen  der 
wissenschaftlich  geläuterte  Sinn  der  Gegenwart  zuletzt  zu  S3'stematischer  Fest- 
stellung verhilft,  während,  wie  es  bei  Quercus  fastigiata  geschah,  von  der  Lieb- 
haberei geförderter  Anbau  ihnen  eine  gesicherte  Verbreitungssphäre  neben 
gesteigerter  Vermehrung  in  Garten  und  Hain  verbürgt. 

Man  darf  berechtigt  sein,  baldiger  Einführung  der  —  nennen  wir  sie  kurz 
so  —  Quercus  Ahlfvengreni  mit  jenem  Frohgefühl  entgegenzusehen,  welches 
jede  wesentliche  Bereicherung  der  Arborikultur  dem  Dendrologen  einflösst, 
eine  Empfindung,  welche  sich  mit  verhältnismässiger  Nähe  des  Standorts  nur 
steigern  kann.  Allerdings  wird  berichtet  rmd  erscheint  als  Hemmnis,  dass  das 
gothlander  Unikum  seit  1888  keine  oder  doch  nur  spärliche  Mast  getragen 
habe,  überhaupt  also  sich  als  wenig  fruchtbar  erweist.  Ähnliche  Unter- 
brechungen im  Fruktifizieren  ereignen  sich  indes  auch  bei  Ouercus  fastigiata, 
ohne  in  der  Regel  dauernd  zu  sein. 

Der  Vergleiche  mit  dem  Verhalten  letztgenannter  dürften  noch  mehrere 
anzustellen  sein,  so  beispielsweise  hinsichtlich  des  Laubfalls,  den  die  ältere 
Form,  ge Wissermassen  subsempervirent,  im  Klima  Deutschlands  meist  erst 
bei  stark  vorgerückter  Herbstwitterung  beMerkstelligt;  ferner  in  Betreff  der 
Beibehaltung  oder  des  Abwerfens  dürren  Blattwerkes  im  Winter. 

Nicht  minder  wird  es  von  Interesse  sein,  die  Samenbeständigkeit  der  Neu- 
heit zu  prüfen.     Alles  Dinge,  die  einer  nahen  Zukunft  vorbehalten  bleiben. 

Sei  es  nun  Varietät  oder  Subvarietät,  als  welche  sich  der  gothländische 
Baum  darstellt,  was  natürlich  subjektivem  Ermessen  anheimfällt,  mit  vollem 
Recht  lässt  uns  derselbe  erkennen,  dass  wiederum  einmal  dem  weitgreifenden 
Formenkreise  einer  unserer  deutschen  Eichen  ein  hervorragendes  Glied  angefügt 
worden  ist.     Herzerfreuend  für  den  historischen  Sinn    ist    es,    dass  solches  auf 


Dendrologisches  aus  Cleve.  alz. 


dem  klassischen  Boden  Linneischer  Tradition  und  in  einem  Lande  geschehen 
konnte,  welches  Anspruch  erheben  darf  als  die  Wiege  moderner  Botanik  an- 
gesehen zu  werden. 

Schliesslich  bewillkommnen  wir  Herrn  Ahlfvengren  in  der  Mitte  von 
uns  Dendrologen,  indem  wir  demselben  für  seine  schone  Entdeckung,  die  eine 
so  wesentliche  Bereicherung  der  vSylva  Schwedens  in  sich  schliesst,  sowohl 
Dank  wie  Glückwunsch  aussprechen. 

Geschrieben  zu  Scharfen!) er g,    im  Juli  1894. 


(S 


Dendrologisches  aus  Cleve. 

Von    E  r  n  s  t  V  i  r  c  h  o  w    in   R  a  s  t  e  d  e. 

r^  (Hierzu  Abb.  80  u.  qo.) 

Ußie  einstige  Haupt-  und  Residenzstadt  Cleve,  zu  ihrer  Blütezeit  die  dritte 
S?)  Stadt  des  preussischen  Staates,  hat  von  ihrer  früheren  Bedeutung  nicht 
mehr  viel  übrig  behalten;  erhalten  aber  blieben  ihr  die  Schöpfungen  des 
Prinzen  Moritz  von  Nassau  -  Siegen,  der  vom  Jahre  1649  bis  1679  in  Cleve 
residierte,  nämlich  die  schönen  Anlagen  des  Tiergartens  und  des  Stern- 
busches. 

Doch  nicht  von  den  angenehmen  Waldpromenaden,  nicht  von  den  lieblichen 
Aussichten  auf  die  Rheinniederung  mit  ihren  üppigen  Wiesen  und  Feldern  und 
freundlichen  Ortschaften,  oder  von  dem  stets  malerischen  Anblicke  der  alten 
Schwanenburg  hoch  über  dem  Flüsschen  Kermesdaal  wollte  ich  erzählen,  ob- 
wohl es  wohl  wert  wäre,  die  Aufmerksamkeit  auch  für  diese  Sehenswürdigkeiten 
aufzufrischen.  Meine  Gedanken  lenken  sich  auf  einen  kleineren  Teil  der  An- 
lagen bei  Cleve,  nämlich  auf  den  sogenannten  Forstgarten. 

Im  Jahre  1784  wurde  von  dem  Kammerpräsidenten  Herrn  von  Buggen - 
hagen  dieser  Park  unter  dem  Namen:  »Die  neue  Plantage«  angelegt.  Ab- 
gesehen davon,  dass  der  Geschmacksrichtung  jener  Zeit  entsprechend  Wasser- 
künste, Lusthäuschen,  ein  Irrgarten  und  ähnliches  nicht  fehlen  durften,  wurden 
zur  Bepflanzung  dieser  Plantage  fremde  und  seltene  einheimische  Gehölze  ver- 
wendet. 

Seine  jetzige  Gestalt  erhielt  der  Forstgarten,  wie  die  Anlage  später  ge- 
nannt wurde  —  abgesehen  von  wenigen  Neuerungen  —  durch  den  Llofrat 
Weyhe  in  Düsseldorf,  ungefähr  im  Jahre  1825;  frei  von  allen  Spielereien, 
allerdings  mit  den  wunderlichsten  Wegeführungen,  bietet  er  nun  das  Bild  eines 
modernen  Parkes. 

Von  den  alten  Bäumen  dieses  Parkes,  welche  nun  vielleicht  auch  ihre  beste 
Zeit  hinter  sich  haben,  machen  die  Pinus  Strobus,  welche  —  ursprünglich 
als  Einfassung  des  ganzen  Parkes  gepflanzt  —  mit  ihren  mächtigen  Stämmen, 
überragt  von  malerisch  verzweigten  Asten,  eine  ganz  wunderbare  Allee  bilden, 
einen  besonderen  Eindruck. 

Ich  verdanke  meinem  Vater  mehrere  Aufnahmen  von  Bäumen  des  Forst- 
gartens und  giebt  das  ausgewählte    Bild    einen    allerdings   nicht    in    der    Allee 


456 


Dendrologisches  aus  Cleve. 


stehenden  Pinus  Strobus  wieder.  Leider  scheinen  die  Bäume  in  der  Allee  all- 
mählifh  zurückzugehen  und  haben  jedenfalls  die  schönste  Entwickelungsstufe 
hinter  sich. 

Von  ganz  besonderer  Schönheit  ist  eine  mächtige  Blutbuche  am  Eingange 
des  Parkes;  interessant  dadurch,  dass  es  ein  vSämling  ist,  die  Mutterpflanze 
vieler  tausender  schöner  Blutbuchen,  welche  von  der  Tiergarten-Baumschule 
nicht  nur  in  die  Clever  Gärten,  sondern  auch  weiterhin  verbreitet  wurden. 

Hamamelis  virgini an a,  jener  interessante  im  Herbst  seine  gelben  Blumen 
entwickelnde  Strauch,  steht  hier  in  seltener  Grösse,  leider  war  er  jahrelang 
unterdrückt  von  anderem  Gesträuch  und  nur  mit  besonderer  Pflege  kam  er 
zu  voller  Geltung. 


Abb.  89.     Pinus  Strobus  L.,  Weymouthkiefer,  im  Forstgarten  bei  Cleve. 
Photographisch    aufgenommen    vom   Geh.   Medicinalrath  Prof.  Dr.  Rudolph   \'ircho\v,  Berlin, 

im  August    1888. 


Von  den  schönen  mächtigen  Platanen,  den  verschiedenen  Eichensorten, 
Tsuga  canadensis  und  anderen  will  ich  heute  nicht  erzählen.  Was  aber  der 
besonderen  Erwähnung  noch  wert  ist,  das  ist  ein  starker  Liquidambar 
styraciflua,  von  dessen  Dimensionen  Abb.  90  eine  Vorstellung  giebt. 
Herrlich  ist  dieser  an  sich  schon  schöne  Baum  anzusehen,  wenn  sich  seine 
Blätter  im  Herbst  färben,  in  allen  Schattierungen  von  gelb  und  orange  zum 
leuchtendsten  rot,  bis  ins  schwarzrote.  Heute  würde  übrigens,  da  inzwischen 
die  den  Baum  von  rechts  her  bedrängende  Buche  beseitigt  ist,  das  Bild 
günstiger  ausfallen. 

Hoffentlich  haben  diese  wenigen  Angaben  das  Gute,  manchen  Leser  auf 
seinem  Wege  nach  Holland    oder  Belgien    nach  Cleve  zu  einem  Abstecher    zu 


Zur  Pflege  der  Orchideenwurzeln. 


457 


veranlassen,  und  sicherlich  wird  die  Besichtigung  des  Forstgartens  sowie  des 
Tiergartens  und  des  Sternbusches  eine  bleibende  schöne  Erinnerung  ^hinter- 
lassen. 


Abb.  qo.     Liquidambar  styraciflua  L.  im  Forstgarten  bei  Cleve. 
Photographiscli    aufgenommen    vom    Geh.'  Medicinalrat  Prof.    Dr.    Rudolph   Virchow,   Berlin, 

im  August   1888. 


Zur  Pflege  der  Orchideenwurzeln. 


läge    zur 


ie  Thatsache,  dass  viele  Orchideen  ohne  irgend  welche  lebensfähige 
Wurzeln  weiter  wachsen  und  auch  ihren  Blumenflor  entfalten,  führt 
nicht  selten  zu  einer  Vernachlässigung  in  der  Pflege  derselben, 
deren  Folgen  jedoch  niemals  ausbleiben.  Ebenso  wie  bei  jeder 
anderen  Pflanze,  bildet  ein  gutes  Wurzelvermögen  die  Hauptgrund- 
Ausbildung    gesunder,    kräftiger    und    blühfähiger  Pseudobulben    und 


^-g  Zur  Pflege  der  Orchideenwurzeln. 

Triebe  bei  den  Orchideen,  und  wenn,  wie  oben  gesagt  wurde,  die  Pflanze 
auch  ohne  dasselbe  noch  lange  Zeit  weiter  vegetiert,  so  darf  daraus  dennoch 
keine  Regel  gemacht  werden.  Die  Reservestoffe  der  älteren  Bulben,  aus 
"welchen  sich  der  neue  Trieb  aufbaut,  werden  schliesslich  auch  aufgebraucht 
und.  dann  wird  eine  Pflanze,  die  mit  gesunden  Wurzeln  versehen  und.  fähig  ist, 
neue  Nährstoffe  aufzunehmen,  weit  kräftigere  Bulben  erzeugen  können  als  eine 
solche  ohne  dieselben. 

Aus  diesem  Grunde  allein  schon  ist  die  Erziehung  und  Pflege  der  Orchideen- 
wurzeln ein  höchst  wichtiger  Punkt  bei  der  Kultur  dieser  Pflanzen,  und  es  muss 
demselben  die  grösste  Aufmerksamkeit  zugewendet  werden,  umsomehr,  als  auch 
die  natürliche  Befestigung  der  Pflanzen  durch  die  Wurzeln  an  Holz-,  Rinden- 
oder Korkstücken  und  dergl.  die  vorteilhafteste  ist. 

So  wie  nun  die  Bildung  der  jungen  Wurzeln  möglichst  begünstigt  werden 
muss,  so  notwendig  ist  es  auch,  die  Entwicklung  zu  einer  wirklichen  Voll- 
kommenheit, besonders  in  Bezug  auf  die  Länge,  zu  fördern,  damit  dieselben 
während  der  Wachstumsperiode  ihre  Dienste  in  ausgiebigster  Weise  verrichten 
können. 

Die  sorgfältige  Beachtung  dieser  Regeln  wird  zu  g-uten  Resultaten  führen, 
ebenso  auch  umgekehrt,  und  diese  Fälle  sind  nicht  selten. 

Ein  schwer  zu  überwindendes  Hindernis  wird  der  völligen  Entwicklung 
der  Wurzeln  durch  unzweckmässiges  Einpflanzen  in  Gefässe  bezw.  Befestigen 
auf  Holz  entgegengestellt.  Es  genügt  nicht  allein,  die  Pflanzen  so  hoch  auf  das 
Verpflanzmaterial  zu  stellen,  dass  die  jungen  Wurzeln  ungehindert  hervor- 
brechen können,  dieselben  müssen  auch  genügend  Raum  zum  Weiterwachsen 
A'orfinden. 

Bei  Cattleyen,  Laelien  und  ähnlichen  Arten  ist  dies  leicht  ausführbar, 
indem  dieselben  so  hoch  gestellt  werden,  dass  die  jungen  Wurzeln  in  der 
Richtung  über  den  Topfrand  hinaus  wachsen  müssen.  Sind  dieselben  gezwungen, 
in  den  Topf  hineinzuwachsen,  so  stellen  sie  ihre  Thätigkeit  oder  doch  das 
Wachstum  bald  ein,  falls  sie  hier  nicht  einen  weiten  Hohlraum  linden,  indem 
sie  sich  an  den  Scherben  und  Ziegelstücken,  die  als  Unterlage  dienen,  selbst 
beschädigen. 

Vorteilhafter  ist  es,  wenn  sich  die  Wurzeln  an  den  äusseren  Seiten  des 
Gefässes  anlegen,  welches  dann  beim  nächsten  Verpflanzen  entweder  vorsichtig 
zerschlagen  wird,  ohne  die  Wurzeln  zu  zerreissen,  oder  mit  in  ein  grösseres 
eingepflanzt  wird,  wodurch  dann  eine  Störung  völlig  vermieden  wird. 

Die  Pflanzen  müssen  nun  unter  sich  auch  weit  genug  von  einander  entfernt 
stehen,  um  zu  verhindern,  dass  sich  die  Wurzeln  der  einen  an  das  Gefäss  der 
andern  anlegen.  Beim  Umstellen  oder  Verpflanzen  würden  dieselben  unbedingt 
verloren  gehen;  ebenso  muss  das  Anwachsen  an  die  Stellage  imd  Wände  ver- 
hindert werden,  wenn  die  Pflanzen  hier  nicht  für  immer  bleiben  können,  was 
aber  des  Verpflanzens  und  Waschens  wegen  nicht  möglich  ist. 

Arten  wie  Aerides,  Angraecum,  ^"anda,  deren  Wurzeln  aus  dem  Stamme 
entspringen,  pflanzt  man,  so  lange  sie  klein  sind,  am  besten  in  Körbe  zum  Auf- 
hängen, woselbst  die  Wurzeln  unbeschränkten  Raum  haben,  sich  auszubreiten. 
Grössere  Pflanzen,  die  leicht  umfallen,  müssen  hingegen  in  entsprechende 
Gefässe  gepflanzt  werden. 

Für  genannte  Arten  eignen  sich  am  besten  die  in  der  Länge  durchbrochenen 


Zur  Pflege  der  Orchideenwurzeln.  45Q 


Gefässe  von  cylindrischer  Form.  Stehen  dieselben  nicht  zur  Verfügung  und  ist 
man  gezwungen,  gewöhnliche  Töpfe  zu  verwenden,  so  muss  auch  auf  die  Her- 
stellung von  grossen  Zwischenräumen  Rücksicht  genommen  werden,  in  welchen 
die  fleischigen  Wurzeln  einer  Beschädigung  weniger  ausgesetzt  sind.  Trotzdem 
werden  sich  dieselben,  schon  wegen  Mangel  an  Raum,  oft  auch  wegen  Überiluss 
an  Feuchtigkeit,  weniger  gut  entwickeln  als  die  ausserhalb  des  Gefässes,  und 
müssen  um  so  sorgfältiger  geptlegt  werden.  Phalaenopsis-  und  Oncidium- 
Arten,  ferner  Laelia  autumnalis,  Cattleya  citrina  und  andere  pflegt  man  in  der 
Regel  auf  ein  Stück  Holz,  Kork  oder  Rinde  zu  binden.  Von  diesen  Materialien 
ist  ein  festes  Stück  Holz  mit  nicht  zu  rauher  Rinde  oder,  noch  besser,  ein 
solches,  welches  vor  dem  Gebrauch  teilweise  verkohlt  wurde,  allen  andern 
vorzuziehen.  Namentlich  an  letzterem  entwickeln  sich  die  Wurzeln,  unbehindert 
von  übermässiger  Feuchtigkeit  und  Überhandnehmen  von  Pilzen,  sehr  gut. 

Den  grössten  Nachteil  besitzt  die  Verwendung  von  Kork,  ganz  besonders 
während  der  Wachstumsperiode.  Beim  Bespritzen  und  Bewässern  bleibt  nur 
auf  der  Oberfläche  desselben  etwas  Wasser  haften  und  auch  dieses  verdunstet 
zu  schnell,  so  dass  die  Pflanze  an  Feuchtigkeitsmangel  leidet;  ausserdem  bilden 
die  zahlreichen  Vertiefungen  ein  grosses  Hindernis  in  dem  Wachstum  der 
Wurzeln.  Die  Spitzen  derselben  senken  sich,  der  Feuchtigkeit  nachgehend,  in 
dieselben  ein,  vermögen  den  Kork  aber  nicht  zu  durchdringen.  Wenn  sie  nun 
auch  nicht  gleich  zu  Grunde  gehen,  können  sie  dennoch  nicht  weiter  fort- 
wachsen, sondern  verkrüppeln,  bevor  die  Pflanze  ihre  Wachstumsperiode 
beschlossen  hat. 

Ganz  besonders  nachteilig  ist  dies  für  Phalaenopsis,  deren  Wachstum  nur 
kurze  Zeit  unterbrochen  ist  und  die  sehr  lange  Wurzeln  bilden.  Im  Vaterlande 
sieht  man  diese  in  einer  Länge  von  iVo — 2  m  und  mehr;  sie  bei  uns  annähernd  zu 
dieser  Vollkommenheit  zu  erziehen,  muss  das  Bestreben  des  Züchters  sein 
wenn  ein  vollkommener  Flor  erzielt  werden  soll. 

Einige  Dendrobium- Arten,  wie  D. nobile,  Pierardi,  ßmbriatum,  oculatum  u.  a 
besitzen  die  Eigenschaft,  auf  den  alten  Stämmen  junge  Pflanzen  zu  bilden,  die 
von  hier  aus  zahlreiche  Wurzeln  entsenden.  Dieselben  werden  sich  um  so 
schöner  entwickeln,  wenn  man  ein  Stück  Holz  so  befestigt,  dass  sie  sich 
anlegen  können.  Die  ganze  Pflanze  erhält  auch  dadurch  eine  sichere  Stütze 
Dasselbe  ist  auch  der  Fall  bei  Arten,  bei  denen  die  Bulben  auf  einem  langen  dünnen 
Rhizom  sitzen,  wie  z.  B.  Burlingtonia  decora  und  Oncidium  flcxuosum;  letztere 
sind  überhaupt  am  vorteilhaftesten  auf  ein  langes  Stück  Holz  zu  binden.  Die 
Wurzeln  der  Erdorchideen,  welche  meist  sehr  zahlreich  und  von  fleischiger 
Beschaffenheit  sind,  wie  bei  Cypripedium,  verlangen  zu  ihrer  Entwicklung  vor 
allem  einen  entsprechenden  Raum.  In  engen  Gefässen,  dicht  an  einander 
gedrückt,  gehen  sie  leicht  zu  Grunde,  ebenso,  wenn  das  Verpflanzungsmaterial 
zu  fest  und  undurchdringlich  ist.  Die  Drainage  darf  bei  diesen  nicht  zu  viel 
Raum  einnehmen  und  es  empfiehlt  sich,  dieselbe  pyramidenförmig  aus  einem 
umgestülpten  kleineren  Toj^f  und  Scherben  herzustellen,  über  welche  die 
Wurzeln  strahlenförmig  ausgebreitet  werden. 

Zur  Erzielung  und  Erhaltung  eines  guten  Wurzelvermögens  genügt  nun  die 
Bewässerung  des  Gefässes,  in  welchem  die  Pflanze  steht,  nicht  allein,  die  Um- 
gebung muss  ebenfalls  mit  Wasserdampf  gesättigt  sein,  der  das  Hervorbrechen 


.Qq  Zur  Pflege  der  Orchideen. 


der  jungen  Wurzeln  aus  den  Bulben  befördert  und  ebenso  die  bereits  über  den 
Topfrand  hinausragenden  vor  dem  Eintrocknen  schützt. 

Längere  und  wiederholte  Trockenheit  A^erkürzt  das  Wachstum  bald.  Im 
ersteren  Falle  wird  ein  Auflegen  von  lebendem  Sphagnum  sehr  zweckdienlich 
sein,  nur  darf  ein  zuviel  auch  nicht  stattfinden,  denn  ein  Übermass  von  Nässe 
ist  den  jungen  Wurzeln  ebenso  nachteilig.  Nicht  weniger  verderblich  ist  die 
direkte  Einwirkung  der  heissen  Sonnenstrahlen  auf  die  Wurzeln. 

In  einseitigen  Gewächshäusern  kann  man  häufig  die  Wahrnehmung  machen, 
dass  die  der  Wand  zugekehrte  Seite  der  Gefässe  von  einem  förmlichen  Wurzel- 
netz umsponnen  ist:  Wiirzeln  von  Angraecum  sesquipedale,  Vandeen.  Aerides 
wachsen  auffällig  der  Schattenseite  zu,  und  solche,  die  durch  eine  Öffnung  in 
der  Stellage  durchwachsen  konnten,  erreichen  unter  derselben  eine  bedeutende 
Länge  und  Stärke.  Auch  im  Vaterlande  der  Orchideen  ist  derselbe  Vorgang 
zu  bemerken,  insofern  als  die  Wurzeln  an  den  Schattenseiten  der  Bäume 
länger  und  üppiger  wachsen  als  auf  der  Sonnenseite,  so  z.  B.  bei  Phalaenopsis 
Diese  Erscheinung  ist  leicht  erklärlich;  auf  der  Schattenseite  ist  die  Feuchtigkeit 
der  Luft  oder  sonstiger  Gegenstände  grösser  und  die  Wurzel  strebt  derselben 
zu.  In  Gewächshäusern  muss  man  daher  die  Wurzeln  vor  dem  direkten 
Bescheinen  der  Sonne  schützen  und  ihnen  die  Gelegenheit  geben,  sich  auf  der 
Schattenseite  richtig  und  vollkommen  entwickeln  zu  können. 

Eine  genügende  Feuchtigkeit  der  Luft  muss  dabei  durch  Bewässern  der 
Stellagen,  Wege  und  Wände  geschaften  werden. 

Alle  Beschädigungen  der  Wurzelspitzen  sind  sorgfältig  zu  vermeiden;  denn 
die  Verzweigung  der  Hauptwurzel  und  die  Bildung  von  neuen  Spitzen  geht  langsam 
vor  sich,  und  da  die  Wurzelbildung  nur  immer  in  gewissen  Zeitabschnitten 
erfolgt,  müssen  die   vorhandenen  umsomehr  beschützt  und  gepflegt   werden. 

Bei  der  Befestigung  der  Pflanzen  mit  Draht  wähle  man  nur  solchen  von 
weichem  Kupfer,  das  sich  leicht  verarbeiten  lässt.  Bei  Eisendraht  ist  dies 
weniger  der  Fall,  ausserdem  ist  der  sich  bildende  Rost  den  Wurzeln  sehr 
schädlich. 

Ebenso  wie  vSchimmelpilze  sind  auch  Algen  und  Flechten  von  grossem 
Nachteil,  indem  sie  einen  völligen  Luftabschluss  bilden  und  dadurch  die 
Wurzeln    beeinträchtigen;    sie    müssen    schon    im    Entstehen    entfernt    werden. 

Nicht  zu  unterschätzende  Zerstörer  der  Wurzeln  finden  sich  auch  im  Tier- 
reiche. In  erster  Linie  sind  es  die  orientalischen  Schaben,  Blatta  orientalis,  welche 
mit  Vorliebe  die  Wurzelspitzen  benagen.  Dadurch,  dass  sie  Flügel  besitzen, 
sind  auch  die  hängenden  Pflanzen  ihrer  Zerstörungswut  ausgesetzt,  und  um  so 
eifriger  muss  ihnen  nachgestellt  werden. 

Das  beste  Vertilgungsmittel  ist  Syrup,  mit  Arsenik  oder  Cyankali  vermischt, 
oder  man  füllt  hohe  Glasbüchsen  mit  etwas  Syrup.  in  welche  sie,  nach  der 
Süssigkeit  gehend,  hineinfallen  imd  in  dem  Syrup  umkommen,  da  sie  an  den 
Glaswänden  nicht  emporlaufen  können. 

Diesen  fast  gleich  kommen  die  Schnecken;  durch  Auflegen  von  Gurken- 
stückchen oder  Aufstellen  von  Schalen  mit  Kleie  kann  man  sich  vor  denselben 
schützen.  Auf  letzteren  müssen  sie  nachts  gesammelt  werden:  auf  ersteren 
hingegen  bleiben  sie,  bohren  sich  tief  ein  und  sind  dann  sehr  leicht  zu 
vertilgen.  Asseln,  die  ebenfalls  die  Wurzeln  benagen,  fängt  man.  wie  bekannt, 
am  besten  unter  ausgehöhlten  Kartoffeln  oder  Rüben. 


Ergebnisse  der  Düngungsversuche  etc.  aQi 

Um  diese  Feinde  schon  im  Entstehen  zu  bekämpfen,  ist  es  sehr  empfehlenswert, 
das  zur  Verwendung  gelangende  Verpflanzungsmaterial  genau  zu  untersuchen, 
besonders  das  Moos;  die  faserige  Heideerde  setzt  man  grosser  Hitze  aus  oder 
übergiesst  sie  zuvor  mit  heissem  Wasser,  wodurch  denn  auch  alle  Larven  und 
Eier  getödtet  werden. 

Alexander  Bode. 


Ergebnisse   der  Düngungsversuche   mit   Hydrangea  hortensis 

und  Cineraria  hybrida.  [Fortsetzung. 

j^^ie  Wiederaufnahme  der  Versuche  fand  im  Jahre  1893  am  1.  A^Dril  statt. 
^1^  Ein  weiteres  Umpflanzen  wurde  nicht  beschlossen;  die  Pflanzen  in  ihrer  bis- 
herigen Erde  belassen,  im  kalten  Kasten  frei  aufgestellt,  bei  starker  Sonne  zu 
der  Mittagszeit  beschattet.  Der  1.  Dungguss  erfolgte  gleich  am  1.  April;  von 
hier  ab  Stägig  bis  zum  1.  Juli.  —  Die  Pflanzen  waren  mit  Ausnahme  derjenigen 
der  Reihe  V.  gut  durch  den  Winter  gekommen;  bei  Reihe  V.  zeigten  die  End- 
triebe mehrfache  Absteckung,  darnach  directes  Abfaulen  der  krautartigen 
Stengelteile.  Im  weiteren  ^'erlaufe  der  Behandlung  bekunden  bereits  gegen 
Ende  ]ilai  sämmtliche  Pflanzen  der  Reihen  I. — Y.  einen  wesentlichen  Fortschritt 
ihrer  Entwickelung  gegenüber  den  Pflanzen  der  Kontroll-Reihe  VI.  Einen  Monat 
später  haben  die  Pflanzen  der  Aussenstationen  (Lichterfelde,  Spindlersfeld)  die- 
jenigen der  Innenstationen  Berlin  W.  und  Berlin  N.W.  merklich  an  Ausbildung 
überholt.  Sehr  kräftig  entwickelt  bezüglich  Trieb-  und  Blütenansatz  zeigen 
sich  die  Pflanzen  der  Reihe  V.  in  Spindlersfeld;  hier  ist  der  Knospenansatz  ein 
durchweg  gleichmässigerer  als  der  der  übrigen  Reihen.  Die  Pflanzen  der  Gegen- 
reihe Yl.  treten  in  ihrer  ganzen  Entwickelung  in  Bau  und  Knospenansatz  wesent- 
lich zurück,  mit  der  einzigen  Ausnahme  auf  Station  Moabit  (Weidlich),  wo  der 
Knospenansatz,  gleichfalls  später  eintretend,  doch  zahlreich  erscheint.  Eine 
Besichtigung  sämtlicher  Pflanzen  der  anderen  drei  Stationen*)  ergab  als 
solche  betreffs  der  Grösse  wie  Gesammtentwickelung  am  besten  ausgebildete 
Pflanzen,  diejenigen  von  Station  Gr. Lichterfelde,  dann  folgen  diejenigen  der  Station 
Berlin  N.W.  und  zuletzt  diejenigen  der  Station  Berlin  W.;  unter  den  letzteren 
fällt  nur  ihrer  verhältnismässig  besseren  Ausbildung  halber  die  Gegenreihe  VI, 
auf.  Der  Blütenansatz,  welcher  in  jeder  der  einzelnen  Reihen  als  ein  an  sich 
regelrechter  bezeichnet  werden  muss,  schwankt  relativ,  in  Prozenten  ausgedrückt, 
hier  und  da  recht  stark. 

Hinsichtlich  der  Blütenfarbe  der  Pflanzen  der  Station  Gr.  Lichterfelde  ist 
zu  bemerken,  dass  hier  die  Blüten  der  Reihe  V")  ein  bläuliches  rosa  zeigen, 
welches  indessen  bald  nach  dem  Giessen  in  rosa  Färbung  umschlägt.  Im  All- 
gemeinen bekundeten  die  Blüten  der  betreffenden  Versuchs-Pflanzen,  mit  Ausnahme 
der  Reihe  Y,  in  welcher  bei  den  Versuchs-Pflanzen  der  anderen  .Stationen  die 
rosa  Färbung    sonst  sehr    intensiv   auftritt,    eine  ziemlich  gleichmässige  rosa 


*)  Sitzung  vom    14.  Juli    i8q3.     Gross-Lichterfelde,  Berlin  N.W.  und  W. 
**)     Unter  den  mit  Bäke-Wasser  seaossenen  Reihen. 


402 


Ergebnisse  der  Düngungsversuche  etc. 


Färbung.     Die    Versuchs-Pflanzen    ergaben  Ende    Juli    als  Endresultat    folgende 
Verhältnisse  (prozentualiter  ausgedrückt)    und  zwar    in  Bezug  u)    auf  das  Ver- 
hältnis der  Triebe  zu  den  Blütenständen: 
Gr.  Lichterfelde. 


Reihe  I 
»  II 
»  III 
»  IV 
»  V 
»     VI 


Triebe 
öl 
60 
68 
67 
67 
43 


Blüten 
50 

52 
55 
55 
55 
17 


pCt.  V. 
80,00  % 
86,32  % 
80,88  % 
83,500/0 
82,50% 
40,80  % 


Summarisches  Durchschnitts- 
Verhältnis    77,82  0/0 

Spindlersfeld. 

pCt.  V. 

87,000/0 
80,00  0/0 
78,000/0 
70,00  0/0 
8 1, 00  0/0 
37,00  0/0 


Triebe 

iihe  I 

46 

»      II 

50 

»     III 

64 

»     IV 

57 

»      V 

64 

»     VI 

53 

Blüten 
40 
40 
50 
40 
52 
20 


B( 

;rlin  XW. 

Triebe 

Blüten 

pCt.  V. 

77 

69 

89,70  0/0 

83 

78 

93,60  0/0 

70 

60 

84,000/0 

65 

54 

83,000/0 

85 

78 

91,260/0 

52 

43 

85,000/0 
87,00  0/0 

E 

erlin  \V 

Triebe 

Blüten 

pCt.  V. 

42 

26 

62,40% 

56 

39 

70,200/0 

58 

32 

55,36% 

44 

20 

46,000/0 

36 

26 

70,800/0 

38 

15 

39,45  % 

57,670/0 


Summarisches  Durchschnitts- 

Verhältniss 72,600/0 

Hiernach  stehen  sich  die  beiden  Aussen-Stationen  Gr.  Lichterfelde  und 
Spindlersfeld  ziemlich  normal  gegenüber,  die  beiden  Innen-Stationen  Berlin  N.W. 
und  Berlin  W.  differieren  dagegen  um  genau  3opCt.  zu  Ungunsten  von  Berlin  W. 

Der  Blumendolden-Durchmesser  schwankt  unter  den  am  meisten  aus- 
gebildeten Blumen  (Berlin  W.  und  Spindlersfeld)  zwischen  12  und  30  cm.  den  am 
wenigsten  ausgebildeten  (Berlin  W.  und  Spindlersfeld)  zwischen  9  und  24  cm. 

Das  Verhältnis  des  Blütenansatzes  speziell  unter  den  gedüngten  Reihen 
ergiebt  ungefähr  (bei  den  3  Stationen  Gr.  Lichterfelde,  Spindlersfeld,  Berlin  W.) 
volle  40pCt.  mehr  als  bei  denen  der  Kontrol-Reihe.  Bei  Station  Berlin  N.W. 
ist  indessen  nur  eine  Differenz  bis  zu  8  pCt.  zu  Ungunsten  des  Blütenansatzes 
der  Kontroll-Reihe  gegenüber  den  gedüngten  zu  verzeichnen.  Allerdings  ist 
hier  die  Ausbildung  der  Blüten  der  gedüngten  Reihen  als  eine  erheblich 
grössere,  bessere  gegenüber  denen  der  Kontroll-Reihe  hervorzuheben.  Besonders 
bemerkt  muss  dazu  werden,  dass  infolge  Abfaulens  einer  besonders  grossen 
Zahl  von  Endknospen  sich  viele  Seiten -Triebe  entwickelten,  welche  sämtlich 
Blüten,    w^enn   auch  von    geringer  Dimension  ansetzten. 

Hinsichtlich  des  Höhenwuchses  der  Triebe  ergeben  sich  im  Durchschnitt 
folgende  Abstufungen: 


Reihe 


Es  ist  also  zwischen  der  höchsten  mit  65  cm  und  der  niedrigsten  mit  35  cm 
bei  den  Reihen  III  und  VI  eine  Differenz  von  30  cm  vorhanden. 


niedrigste 

höchste 

Reihe    II 

50  cm 

62  cm 

»       III 

45  cm 

65  cm 

»       IV 

45  cm 

55  cm 

niedrigste 

höchste 

Y        40  cm 

55  cm 

I        40  cm 

45  cm 

VI        35  cm 

50  cm 

Ergebnisse  der  Düngungsversuche  etc.  46*^ 

Bezüglich  der  allgemeinen  EntAvickeliing,  d.  h.  des  Gesamt-Habitus  der 

einzelnen    Reihen,    gruppieren    sich    die    Pflanzen   der  4  Stationen  betreffs    des 

Marktwertes,  der  Güte  nach,  folgendermassen: 

Stat. Spindlersfeld  1.  ReiheV  3. Reihe!  s.Reihe  IllundIV  4.  Reihell  5.  Reihe  VI 
»    Berlin  N.W.  >>    IV  »    V  »        11     >    III  »       I  >>       VI 

»    Gr.  Lichterfelde      »    IV  »    V  »        III  >>      II  »      I.  u.Vl. 

»    Berlin  W.  »    IV  »     V  »        II  und  III  »    VI  »      I. 

Es  stehen  hiernach  die  Pflanzen  der  Reihe  V  in  erster  bezw.  zweiter  Linie, 

diejenigen  der  Reihe  VI  (Kontroll-Reihe)    in   letzter  bezw.  vorletzter  Linie  sich 

gegenüber. 

In  Ermangelung  einer  photographischen  Wiedergabe  der  Hortensien-\'er- 
suchs-Pflanzen  sei  es  versucht,  die  erfolgte  Wirkung  betreffender  Düngungs- 
reihen mit  Rücksicht  auf  den  Gesamteindruck  der  Pflanzen  dahin  zu  skizzieren, 
dass  diese,  im  Gegensatz  zu  den  Pflanzen  der  Kontroll-Reihe,  im  allgemeinen 
ganz  wesentlich  hervortreten,  und  zwar  bezüglich  Aufbau,  Färbung  wie  Ge- 
samt-Entwickelung.  Der  Aufbau  der  Versuchspflanzen  bekundete  sich  mit 
Ausnahme  derjenigen  der  ReiheV.  und  VI.  als  ein  in  seinen  einzelnen  Teilen 
(Stamm,  Zweigen  etc.)  hervorragend  gestreckter,  die  Verzweigung  als  eine  vor- 
wiegend dichte,  d.  h.  zahlreiche,  dabei  der  Mehrzahl  der  Fälle  nach  gleich- 
massig  ausgebildete.  Die  Färbung  der  Blätter  zeigte  bei  den  Pflanzen  der 
Reihen  IL,  III.,  I.  ein  kräftiges  Grün,  tiefes  Dunkelgrün  bei  denen  der  Reihe  V., 
lebhaftes  Gelbgrün  bei  denen  der  Reihe  IV.,  Hellgrün  bei  denen  der  Reihe  VI. 
Die  rosa  Farbe  der  Blüten  musste  als  eine  im  allgemeinen  sehr  lebendige  be- 
zeichnet werden,  natürlich  gleichzeitig  mit  Rücksicht  aut  die  betreffenden  drei 
verschiedenen  Sorten.  Die  Gesamt-Entwickelung  der  Pflanzen  in  ihren  ober- 
irdischen Teilen  wies  im  1.  Jahre  der  Versuchs-Kulturen  keine  nennens- 
werten Fortschritte  auf,  dagegen  trat  kurz  nach  Beginn  der  im  2.  Jahre  wieder 
aufgenommenen  Kultur  hierin  eine  wesentliche  Änderung  ein,  eine  Erscheinung, 
die  sichtlich  im  Zunehmen  begriffen  war,  nachdem  der  erste  Blütenknospen- 
ansatz  eine  erkennbare  Gestalt  angenommen,  noch  mehr,  nachdem  die  Blüten- 
entfaltung eintrat.  Die  Gesamt-Entwickelung  trat  d^emnach  bei  den  Pflanzen 
der  Reihen  IV.  und  V.  am  deutlichsten  hervor,  indessen  diejenigen  der  Reihen 
III.,  IL,  I.  nicht  minder  zurückblieben.  Entfaltung  imd  Grösse  der  Blütendolden, 
des  Gesamt-Habitus  der  Pflanze  mit  seinen  reichen  Verzweigungen,  dem  vollen 
kräftig  entfalteten  Blätterschmuck  und  den  über  ihn  hervorragenden  grossen, 
lebhaft  gefärbten  Blütendolden  Hess  kein  Bedenken  darüber  aufkommen,  dass 
die  gedüngte  Pflanze  der  ungedüngten  gegenüber  als  eine  z.  T.  ganz  hervor- 
ragende Erscheinung  sich  behauptete.*) 

Dass  die  Pflanzen  der  Aussen-Stationen:  Gr.  Lichterfelde,  Spindlersfeld, 
auch    Moabit    (im    besond.  Falle),    im    Gegensatze    zu    denen    der    Tnnenstation 


*)  Es  sei  hierzu  bemerkt,  dass  die  in  der  Sitzung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues am  27.  Juli  1893  vorgeführten  Pflanzen  den  Liebhabern  nach  der  Sitzung  zur  Verfügung 
gestellt  werden  sollten,  dass  indessen  noch  vor  Schluss  der  Sitzung  die  anwesenden 
Handelsgärtner  sich  bereits  der  grössten  Zahl  der  Pflanzen  versichert  hatten  —  ein  nur  zu 
sprechender  Beweis  für  die  im  Text  behaupteten  Vorzüge  der  betreflenden  Pflanzen.  Waren 
es  doch  immer  nur  erst  Pflanzen,  welche  im  2.  Jahre  ihrer  Entwickelung  standen,  und  3  bezw. 
4 jahrig  getriebene  Marktpflanzen  bei  weitem  überholt  hatten. 


AßA  Ergehnisse  der  Düngungsversuche  etc. 


Berlin  W.,  ein  an  sich  wesentlich  besseres  Wachstum  (Ausbildung  und  Aufbau 
sowie  lebhaftere  Färbung  in  Blatt  und  Blüte)  der  einzelnen  Reihen  bekundeten, 
darf  nicht  Wunder  nehmen.  Mangel  an  vollem  Sonnenlicht  (d.  h.  vom  Auf- 
gang —  bis  Niedergang),  der  erheblich  an  Ozongehalt  geringwertigeren,  dagegen 
durch  vermehrte  Staub-  und  Russteile  bedeutend  verdickteren  Luftschichten, 
des  Mangels  einheitlicher  Luftbewegung,  an  Stelle  dessen  Ersatz  durch  Zug- 
luft, ein  damit  in  nächster  Wechselwirkung  stehendes  geringeres  Austrocknen  des 
Wurzelballens,  als  Folge  dessen  spärlichere  Entwickelung  des  Wurzelgeflechtes, 
mangelhaftere  Ausbildung  des  Holztriebes  an  der  Pflanze,  dies  alles  bestätigt 
nur  allzu  sehr  die  von  Jahr  zu  Jahr  sich  hier  mehrende  Erfahrung,  dass  die 
Pflanze  in  eingebauter  Stadt-Lage,  trotz  hinreichender  Stoffzufuhr  (wie  in  den 
vorliegenden  Fällen)  doch  nicht  den  Vorzug  der  Entwickelung  zu  erreichen 
imstande  ist  wie  die  Pflanze  der  freien  Lage.  Wenn  irgend,  so  hat  dieser 
Versuch  mit  Hortensien  diese  Gegensätze  schlagend  dargethan. 

Was  den  Wert  der  vorstehenden  Dunggaben  bei  den  Hortensien-Versuchs- 
Pflanzen  auf  ihren  Erfolg  hin  anbetrifft,  so  stehen  in  erster  Linie  die  Gaben 
mit  schwefelsaurem  Amnion  an  Wirkung  denen  mit  phosphorsaurerKali-Mischung 
gegenüber,  wobei  jedoch  besonders  zu  betonen,  dass  sich  zunächst  nur  für 
Hortensien  (Pflanze  mit  holzigem  Gerüst)  eine  Düngung  mit  schwefelsaurem 
Ammon  —  im  richtigen  Verhältnis  gegeben  —  als  eine  für  den  Aufbau,  Blatt- 
färbung wie  Blüten- Anlage  sehr  vorteilhaft  wirkende  erweist.  Ferner  gruppieren 
sich  die  Dunggaben:  mineralische  Salze,  Reihe  III,  d.  h.  vorwiegend  Chlorkalium 
und  Chilisalpeter,  in  Mischung"  mit  Superphosphat  und  schwefelsaurer  Magnesia, 
gegenüber  der  Mischung  in  Reihe  II,  der  sogen.  Rübesam'schen  Pflanzennahrung"; 
indess  die  mit  Kuhdung-Gährungslösung  behandelte  Reihe  bez.  des  Erfolges  der 
Dimgwirkung  als  besondere  Erscheinung  für  sich  steht. 

II.  B.  Cinerarien. 

Der  Vorgang"  für  die  Cineraria  hybrida-Versuchs-Pflanzen  in  einjähriger 
Kultur  gestaltet  sich  wie  folgt:*) 

Die  zuvor  zweimal  piquierten  Sämlinge,  Samen  von  Benary-Erfurt,  wurden 
zweimal  verpflanzt,  und  zwar  am  22.  April  in  6V2  cm.  am  29.  Mai  in  to  cm  grosse 
Töpfe.  Der  erste  Dungguss  erfolgte  am  1.  Mai,  von  da  ab  stets  achttägig, 
mit  Ausnahme  einer  vierzehntägigen  Ruhepause  zur  zweiten  Verpflanzzeit, 
d.  h.  A'Om  27.  Mai  bis  14.  Juni.  Anfangs  in  kräftiger  Entwickelung  begritfen. 
zeigten  die  Pflanzen  der  Reihe  2  —  5  von  Mitte  Juli  ab  einen  auffälligen  Stillstand  — 
allerdings  am  wenigsten  in  der  Gegenreihe,  Reihe  1.  Ausser  dem  zuerst  er- 
wähnten Umstand,  dem  der  starken  Düngung,  wirkte  auf  die  Versuchspflanzen 
namentlich  die  zur  Zeit  herrschende  Hitze  nachteilig  ein.  Gleichzeitig  mit  dem 
mangelnden  Fortschritt  im  Wachstum  zeigte  sich  ein  erhöhtes  Auftreten  des 
Ungeziefers  auf  den  Pflanzen  sowie  starke  Salpeterabsonderung  an  der  Aussen- 
wand  der  Töpfe;  der  Versuch  wurde  auf  allgemeinen  ßeschluss  demnach  am 
9.  August  eingestellt. 

Der  zweite  ^^ersuch,  am  15.  August  begonnen,  erlitt  dahin  eine  Ver- 
änderung, dass  zu  der  bisherigen  Erde  zur  Hälfte  La  üb -Erde  zugesetzt  wurde, 


*)  Vergl.  Bericht  in  Gartentlora    1894,  Heft  9,  S.   233   u.  ff. 


Ergebnisse  der  Düngungsversuche  etc.  465 

dieser  Boden  also  eine  bedeutend  lockerere  Mischung  enthielt,  die,  wie  schon 
oben  bemerkt,  ebenfalls  in  der  Versuchsstation  Dahme  analysiert  wurde.  DerKalk- 
gehalt  tritt  hiernach  um  0,74  pCt.  zurück;  Magnesia,  Phosphorsäure  und  gesamter 
Stickstoffgehalt  erfahren  eine  wesentliche  Erhöhung  um  0,20  pCt.,  an  Stickstoff 
sogar  um  0,50  pCt.     Die  weiteren  Entwickelungen  ergeben  sich  aus  folgendem: 

Unter  Belassung  der  Reihen  wie  bei  dem  ersten  Versuche,  desgleichen  des 
Giesswassers,  derselben  Behandlung,  Heranzucht  der  Sämlingspflanzen  (Spittel- 
Arnstadt)  in  drei  Sorten,  a)  englische  Riesen,  b)  I.  Qualität,  c)  Zwergformen, 
werden  die  Pflänzchen  am  15.  August  in  10  cm  und  am  16.  Oktober  in  15  cm 
grosse  Töpfe  verpflanzt.  Gelegentlich  des  zweiten  CJmpflanzens  erzeigen  sich 
die  Pflanzen  als  reich  bewurzelt.  Düngungsgaben  in  oben  angegebener  Form 
erfolgen  vom  23.  September  ab  achttägig,  mit  Innehalten  einer  vierzehntägigen 
Ruhepause  znr  Verpflanzzeit. 

Das  Aussehen  der  Pflanzen  ist  ein  im  allgemeinen  wenig  verschiedenes, 
sämtlich  fast  gleich  kräftig,  daher  gleichmässig  entwickelt;  hervortritt  aller- 
dings Reihe  4.  Reihe  1  und  2  bleiben  zurück.  Bei  den  mit  Konden- 
sations-Wasser behandelten  Reihen  linden  wir  die  Reihen  3  und  4  am  meisten 
entwickelt;  im  allgemeinen  ist  aber  hier  der  Ausdruck  der  gesamten  Pflanzen 
von  stumpfgrüner  Blattfärbung  (dies  Wasser  war  seitens  des  Herrn  Geh. 
Regierungsrates  Prof.  Dr.  Maercker  als  ein  besonders  reines  Wasser  be- 
zeichnet). Die  Verhältnisse'-in  der  Behandlungsweise  blieben  bis  zum  Herein- 
bringen der  Pflanzen  in  das  Haus  —  infolge  plötzlich  auftretender  Kälte  — 
JMitte  Dezember  —  die  gleichen.  Von  diesem  Zeitpunkte  ab  tritt  dahin  eine 
Änderung  ein,  dass  die  Herren  Weber  und  Weidlich  ihre  Pflanzen  wärmer, 
d.  h.  -f  7— 80  R.  halten,  dagegen  die  Herren  Bluth  und  Hoffmann  die  Pflanzen 
nur  bei  -|-  3 — 4O  R.,  Herr  Bluth  sogar  freistehend  im  Japan  behandeln. 

So  zeigen  die  Pflanzen  der  zuvor  genannten  beiden  Stationen  zum  Teil 
bereits  am  23.  Januar  1894  Knospenbildung,  während  an  letzteren  beiden  Orten 
sich  noch  keine  derartige  Bildung  bemerklich  macht;  ja,  die  Pflanzen  des  Herrn 
Bluth  gehen  plötzlich  infolge  zu  niedriger  Temperatur  zurück  und  sterben  ab. 
Bei  den  Pflanzen  des  Herrn  Weber  tritt  jetzt  die  Kuhdungreihe  wesentlich 
laervor,  dagegen  die  Reihe  5  (schwefelsaures  Ammon)  am  meisten  zurück; 
gleiches  Aussehen  bekunden  die  Pflanzen  der  Station  Berlin  sowie  diejenigen 
der  Gegenreihe  (Reihe  1).  Die  im  Monat  Februar  erhoffte  Blütenerscheinung 
lässt  sehr  auf  sich  warten.  Die  Pflanzen  gruppieren  sich  bez.  ihrer  Ent- 
wickelung  im  allgemeinen  dahin:  a)  Pflanzen  des  Herrn  Weber,  als  die  besten, 
b)  Pflanzen  des  Herrn  Weidlich,  c)  diejenigen  der  Station  Berlin.  Bei  letzteren 
zeigt  sich  teilweises  Eingehen  der  Pflanzen,  und  zwar  in  der  äusseren  Er- 
scheinung: SchlaffAverden  der  Blätter,  welche  sich  auch  nach  dem  Giessen 
nicht  wieder  aufrichten,  leichte  Xeigung  zur  Fäulnis  oberhalb  des  Wurzel- 
halses, vermehrtes  Auftreten  von  Ungeziefer. 

Die  Herren  Weber  und  Weidlich,  bei  denen  sich  ähnliche  Vorgänge,  welche 
als  Überfütterungs-Erscheinungen  der  Pflanzen  angesehen  werden,  bemerkbar 
machen,  stellen  infolge  dessen  bereits  Ende  Februar  das  weitere  Düngen  der 
Pflanzen  ein.  Auch  bekundet  sich  bei  den  Versuchen  des  Herrn  Weidlich  (mit 
anderen  Cinerarien)  bezüglich  der  Kuhdunggabe  der  bemerkenswerte  Umstand, 
dass  letztere  mit  frischer  Kuhdunglösung  behandelt,  ein  auffallendes  Gelbwerden 


Aßß  Ergebnisse  der  Düngungsversuche  etc. 

der  Blätter  zeigen,  ein  Umstand,  der  bei  der  mit  vergohrener  Lösung  behandelten 
eigentlichen  Versuchsreihe  (Reihe  2)  nicht  auftritt. 

Der  Dungguss  wird  auf  Station  Berlin  noch  bis  zum  17.  März  fortgesetzt^ 
die  Pflanzen  sterben  schnell  ab.  Die  Aussen\vandung  der  Töpfe  zeigt  auch  hier 
wieder  starke  Salpeter-Absonderung  (in  schmieriger  Form).') 

Die  nun  in  der  Sitzung**)  aufgestellten,  durch  Herren  Weber  und  Weidlich 
erzielten,  seit  Mitte  März  in  Blüte  befindlichen  Ptlanzen  zeigen  bei  recht  leb- 
haftem Farbenspiel,  glänzender  Blattfärbung,  bezüglich  ihrer  Farbentöne  in  den 
einzelnen  Reihen  keine  auffälligen  Unterschiede.  Hinsichtlich  der  Grösse  der 
Blüten  wechselt  diese  von  3Y2 — 7  cm  Durchmesser.  Der  Doldenstand  ist  als 
ein  voller,  reicher,  bei  einem  Gesamtdurchmesser  von  30 — 40  cm  zu  be- 
zeichnen. Der  Breiten-  wie  Höhendurchmesser  sämtlicher  Pflanzen  ist  gegen- 
über demjenigen  allgemein  ortsüblich  kultivierter  Pflanzen  (Markt-Ware)  im 
ganzen  sehr  hervortretend  und  es  lassen  nur  bezüglich  der  Streckung  der  einzelnen 
Teile,  (Stamm  wie  Blattstiele)  die  Pflanzen  der  Reihe  5  zu  wünschen  übrig;  dies 
auch  mit  Rücksicht  auf  die  eingangs  erwähnten  drei  verschiedenen  vSorten 
Cinerarien. 

Der  Umstand,  dass  bei  Cinerarienkultur  eine  sogenannte  Frühjahrs-Heran- 
zucht  ausgeschlossen  ist,  mag  angesichts  der  ersten  fehlgeschlagenen  Versuche 
wohl  ins  Gewicht  fallen,  aber  auch  dies  nur  unter  der  Vorbedingung  eines  so 
ausserordentlich  heissen  Sommers,  wie  derjenige  des  Jahres  1893  war.  Ein 
gemässigt  warmer,  feuchter  Sommer  würde  für  diese  Kultur  voraussichtlich  der 
Wirkung  nach  sich  günstiger  erwiesen  haben. 

Gleich  den  Hortensien  boten  auch  diese  Cinerarien-Versuchs-Pflanzen 
bezüglich  Aufbau,  Blütenflor  sowie  im  ges.  Habitus  eine  vor  der  ortsüblichen. 
Ware  ganz  hervortretende  Erscheinung;  auch  hier  trat  die  Streckung  der  ein- 
zelnen Pflanzenteile  in  Stamm  und  Blattstielen  wie  Blattausbildung  erkennbar 
hervor.  Die  Blütenausbildung  trat  bezüglich  Grösse,  sowie  lebhafter  Farbenzonen 
vor  allem  in  den  Vordergrund. 

Bezugnehmend  auf  die  bei  den  \'ersuchen  angewendeten  Zusatzteile  zur 
Erde  verdient  der  Umstand  besonderer  Erwähnung,  dass  hier  ein  Zusatz 
von  Schlemmkreide  zu  der  bei  der  Kultur  in  Betracht  kommenden  Erde,  anderer- 
seits aber  die  Düngung  allein  mit  schwefelsaurem  Ammon  (Reihe  5)  als  nicht 
vorteilhaft  sich  erwiesen.  In  dem  Erfolg  der  Einzel-Wirkung  der  Dunggaben 
traten  in  erster  Linie  die  Pflanzen  der  Reihe  4  (salpeters.  Ammon  und  phosphors. 
Kali)  in  zweiter  Linie  diejenigen  der  Reihe  2  u.  3  (Kuhdung  -  Gährungslösung» 
Reihe  3  schwefeis.  Ammon  in  Verbindung  mit  phosphors.  Kali.)  hervor.  Erst  in 
3.  Linie  standen  dann  die  Erfolge  der  Reihe  5  und  dicht  daneben  die  der  Reihe  1, 
der  ungedüngten  Pflanzen.  Auch  fiel  hier  der  Umstand  auf,  dass  die  ge- 
düngten Pflanzen  zu  ihrer  weiteren  EntM'ickelung  einer  im  allgemeinen  etwas 
höheren  Temperatur  bedürftig  erscheinen.  —  Bezüglich  der  aus  diesen  Ver- 
suchen gezogenen  Schlussfolgerungen  dürften  sich  folgende  Gesichtspunkte  all- 
gemeiner Xatur  ergeben:  Dass  bei  Pflanzenkulturen  solcher  mit  geringwertigerem 
Nährstoffgehalt  versehener  Erde  (Haide-.  Moor-.  Holz-Erde  etc.)  eine  Düngung  für 
die  vorteilhaftere  Entwickelung  der    Pflanze    sich  als  imumgänglich    notwendig 


*)  Die  Topfe  stammen  aus  einer  der  besten  Thonwarenfabriken  in  der  Nähe  BerUns. 
**)  Am   29.  Milrz    1804. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


467 


herausstellt.  Ferner,  dass  die  Düngung,  vorzugsweise  mit  Nährsalzen  schlecht- 
hin verstanden,  in  den  beiden  vorliegenden  Fällen  die  Entwickelung  der 
Pflanzen  anfangs  verzögert,  dann  aber,  im  Blütenstadium  angelangt,  sich  inten- 
siver vollzieht  als  bei  ungedüngten  Pflanzen.  Gelegentlich  der  Kuhdung-Gabe  ist 
eine  sogen,  vergohrene  Lösung  gegenüber  der  frischen  Lösung  vorzuziehen. 

Es  soll  nicht  verschwiegen  werden,  dass  im  Laufe  unserer  Versuche 
als  Ausgangspunkt  zu  gewinnender  Resultate  noch  besondere  Ausführungen  und 
Wahrnehmungen  als  zunächststehende  berücksichtigt  werden  müssten.  Handelt 
es  sich  doch  in  erster  Linie  darum,  den  Gewichtsgehalt  der  Pflanzen  zwischen 
gedüngten  und  nicht  gedüngten  bei  den  ober-  wie  unterirdischen  Pflanzenteilen 
festzustellen;  3.  darüber  zu  entscheiden:  wie  sich  der  Zeit  und  dem  Verhältnis 
nach  komparative  Düngeversuche  zu  fortlaufend  geringeren  Gaben  verhalten; 
3.  wann  der  für  Düngungsgaben  geeignete  Zeitpunkt  im  Entwickelungsgange  der 
Pflanze  einzutreten  habe;  4.  wie  alle  dahingehenden  Ausführungen  für  den 
handelsgärtnerischen  Betrieb  möglichst  einfach  und  wenig  Kosten  verursachend 
zu  gestalten  seien;  5.  in  welchem  Masse  hierbei  die  mit  organischen  Substanzen 
so  unterschiedlich  vermengten  Giesswässer  auf  die  Entwickelung  der  Pflanze 
Einfluss  zu  üben  vermögen?  Alle  diese  Fragen  mit  einem  Versuche  beantworten 
zn  wollen,  ist  indessen  weder  praktisch  durchführbar,  noch  für  eine  strenge 
Beobachtung  im  gleichen  Zeiträume  irgend  empfehlenswert.  Vielmehr  ist  eine 
jede  dieser  genannten  Fragen  nur  gesondert  zu  behandeln,  will  man  anders 
auch  nur  zu  einigermassen  sicheren  Ergebnissen  gelangen.  —  Der  Ausschuss 
betrachtet  daher  auch  die  Versuche,  obschon  solche  für  die  vorliegenden  Auf- 
gaben sich  als  erfolgreich  erwiesen,  durchaus  nicht  für  abgeschlossen.  Er  ist 
vielmehr  der  Meinung,  dass  nur  aus  den  mehrere  Jahre  hindurch  fortgesetzten 
Versuchen  und  aus  den  Vergleichen  der  Resultate  dieser  sich  ein  allgemeines 
LTrteil  bezüglich   des  Wertes    der  Topfdüngung  werde  folgern  lassen  können. 

J.  A. 

M.  Hoff  mann, 

Schriftführer   des  Versuchs-Ausschusses. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Impatiens  auricoma  Baillon. 

Diese  neue  Art  dürfte  den  schon  be- 
kannten J.  Sultani,  platypetala,  Hawkeri 
etc.  durch  ihr  rasches  Blühen,  die  schön 
goldgelbe  Farbe  ihrer  Blumen  mit 
purpur  gestreiftem  Schlünde  zur  Seite 
gestellt  werden.  Die  fleischigen  hell- 
weinroten  Zweige,  die  dunkelgrünen 
Blätter  mit  rosaroten  Rippen  sind  weitere 
Merkmale  dieser  Art,  welche  im  Som- 
mer bei  halbschattigem  Standort  auch 
sehr  gut  im  Freien    gedeiht,    während 


der  übrigen  Zeit  das  Warmhaus  bean- 
sprucht. Bulletin  d'arboriculture, 
1894,  Xo.  2,  Tafel  3. 


Poire  Directeur  Alphand. 

Seit  10  Jahren  befindet  sich  diese 
hervorragende  Sorte  im  Handel.  Die- 
selbe ist  ein  Sämling  der  Doyenne 
d'hiver  oder  Bergamotte  de  Pentecöte. 
Die  grüngoldgelbe  Schale  ist  mit  Rost- 
punkten durchzogen.  Das  feste,  ziem- 
lich feine,    sehr    zuckerhaltige  Fleisch 


468 


Kleinere  Mitteilungen. 


besitzt  ein  ganz  besonderes  Aroma. 
Die  ungewöhnlich  grosse  Frucht  hält 
sich  sehr  gut  bis  zum  Februar,  ja  es 
kommt  vor,  dass  man  noch  im  April 
schöne  Exemplare  davon  besitzt.  Das 
Wachstum    des    Baumes    ist   ein  recht 


kräftiges,  er  zeichnet  sich  durch  grosse 
Fruchtbarkeit  aus  und  seine  Verzwei- 
gungen sind  so  regelmässig,  dass  alle 
Formen  aus  ihm  gebildet  werdenkönnen. 
Bulletin  d'arboriculture  1S94,  No.  3, 
color.  Tafel. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Aufruf. 

In  einer  ausserordentlichen  Sitzung 
der  vereinigten  Ausschüsse  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  wurde 
eingehend  besprochen,  in  welcher  Weise 
den  durch  Hagelschlag  schwer  ge- 
schädigten Gärtnern  in  der  Umgebung 
Berlins  am  geeignetsten  zu  helfen  sei. 
Zunächst  wurde  festgestellt,  dass  aus 
der  Vereinskasse  eine  direkte  Unter- 
stützung nicht  gezahlt  werden  könne, 
da  es  bisher  Prinzip  gewesen,  nur  dann 
in  dieser  Weise  helfend  einzugreifen, 
wenn  die  Geschädigten  nicht  in  der 
Lage  gewesen  seien,  sich  dagegen  zu  ver- 
sichern, z.  B.  bei  Überschwemmungen. 
In  vorliegendem  Falle  hätte  es  indessen 
Jedem  freigestanden,  sich  bei  derlTagel- 
versicherung  zu  versichern.  Gleich- 
^^'ohl  wurde  beschlossen,  von  Vereins- 
wegen einen  Aufruf  zu  erlassen,  dass 
die  Geschädigten  durch  Ueberweisung 
von  Pflanzen  u.  s.  w.  dahin  nach  Kräften 
unterstützt  werden  möchten,  dass  ihr 
Geschäftsbetrieb  die  .Stockung  bald- 
möglichst überwunden  habe.  Dieser 
Aufruf  hatte  folgenden  Wortlaut: 

Am  7.  August  entlud  sich  über 
Berlin  und  Umgegend  ein  heftiges  Ge- 
witter, das,  von  einem  cyklon artigen 
Sturmwind  eingeleitet,  durch  schweren 
Hagelschlag  entsetzlichen  Schaden  an- 
gerichtet hat.  Die  zahlreich  in  dem 
so  arg  betroffenen  Striche  belegenen 
Gärtnereien  gewähren  ein  trauriges 
Bild  grässlicher  Verwüstung.    Die  Obst- 


ernte ist  so  gut  wie  vernichtet,  das 
Formobst  auf  Jahre  hinaus  ruinirt.  Die 
wenigen  an  den  Bäumen  gebliebenen 
Früchte  sehen  aus  wie  mit  Steinen 
zerhackt.  Zahlreiche  Bäume  wurden 
entwurzelt,  an  vielen  starke  Äste  zer- 
splittert und  auf  der  Windseite  zeigen 
alle  die  N^arben  des  Hagelschlags,  zu- 
dem sind  sie  mehr  oder  weniger  ent- 
laubt. Ausgedehnte  prächtige  Geor- 
ginen- und  AsternkultureU;  Gladiolen, 
Lilien  und  unzählige  Topfgewächse  sind 
völlig  zerschlagen.  Die  Scheiben  der 
schützenden  Fenster  sind,  selbst  da  wo 
sie  mit  Rohrdecken  etc.  belegt  waren, 
zertrümmert.  Die  Pächter  des  Riesel- 
landes, vielfach  Gärtner,  sind  meist  um 
ihre  ganze  Habe  gebracht. 

Es  ist  nicht  möglich,  hier  alle 
Details  der  furchtbaren  ^'erheerungen 
zu  verfolgen,  die  in  einer  so  kurzen 
Spanne  Zeit  über  sonst  lachende  Fluren 
hereingebrochen  sind.  Jammernd  stehen 
zahlreiche  Gärtner,  vielfach  Mitglieder 
unseres  Vereins,  an  dem  Grabe  ihres 
Vermögens,  an  dem  Rande  ihrer  Existenz- 
fähigkeit. Wahrlich,  wer  die  Verwüstun- 
gen gesehen  hat,  der  wird  sich  des 
Mitgefühls  nicht  erwehren  können. 

Wir  richten  deshalb  an  alle  Gärtnerei- 
besitzer imd  Liebhaber  die  dringliche 
Bitte,  die  so  arg  Geschädigten  durch 
Überlassung  irgend  entbehrlicher 
Pflanzen,  Stecklinge  u.  s.  w.  thunlich 
unterstützen  zu  wollen.  Zum  Zwecke 
entsprechender  Verteilung  bitten    wir, 


Kleinere  Mitteilungen. 


469 


derartige  Beiträge  nach  Zahl  und.Vrt  zu- 
nächst dem  Generalsekretariate  des 
\'ereins  nur  anmelden  zu  Avollen,  damit 
der  Versandt  dann  direkt  an  die  be- 
treibenden Adressen  erfolgen  kann. 

Helfen  zu  können  in  der  Not,  ist 
sicherlich  das  schönste  Bewusstsein 
des  Menschen.  Wohlan,  möge  es  sich 
aufs  neue  bethätigen;  tragen  wir  dazu 
nach  besten  Kräften  bei,  unseren 
Freunden,  Vereinsmitgliedern,  Berufs- 
genossen, Mitbürgern  diese  schwere 
Stunde  zu  erleichtern! 

i.  A.  Perring. 

Sobralia  macrantha  in  ihrer  Heimat. 

Ich  habe  bis  jetzt  die  Sobralien  für 
echte  Sumpfpflanzen  gehalten,  doch 
bin  ich  darin  jetzt  eines  besseren  be- 
lehrt worden.  In  den  Bergen  um 
Orizaba  kommt  die  Sobralia  macrantha 
sehr  häufig  vor,  und  zwar  am  meisten 
dort,  wo  die  Felsen  recht  zerklüftet 
sind  und  ein  angehender  Wald  sie  be- 
deckt, d.  h.  wo  die  Bäume  noch  nicht 
höher  als  20 — 30  Fuss  sind  und  licht 
stehen.  Ich  habe  diese  Pflanze  sogar 
auf  Felsvorsprüngen  in  voller  Sonne 
wachsend  gefunden.  In  den  Klüften 
der  Felsen  sammelt  sich  die  Humus- 
erde von  den  verwesten  Blättern  und 
hier  ist  es,  wo  die  Sobralia  macrantha 
ihre  Heimat  hat.  Diese  Erde  ist  zwar 
stets  feucht,  doch  fliesst  das  Wasser 
sofort  ab,  zumal  sie  nur  die  steilsten 
Stellen  liebt.  Die  Sobralia  macrantha 
wird  hier  bis  x'^jo  m  hoch  und  gewährt 
einen  durchaus  rohrähnlichen  Anblick. 
Es  ist  Ende  April  und  Anfang  Mai  die 
Zeit,  wo  sie  sich  mit  den  grossen 
dunkelroten  Blumen  bedecken.  Ich 
habe  hier  vStellen  gefunden  von  mehr 
als  einem  Quadratmeter  Ausdehnung, 
die  ganz  damit  bedeckt  waren. 

Es  giebt  hier  noch   andere    kleinere 

Sobralien,    die    epiphytisch     auf    den 

Bäumen  wachsen,   doch  habe   ich   die 

Spezies    noch   nicht   ermitteln   können. 

F.  Bussler,  Orizaba,  Mexico. 


Woher  kam  die  l<ulti vierte  Erdbeere? 

Diese  Frage  beantwortet  Prof.  L. 
H.  Bailey  von  der  Cornell  Universität 
zu  Ithaca  im  Staate  Xew-York,  der 
sich  besonders  für  Gartenpflanzen 
interessiert,  in  einem  interessanten 
Aufsatz  in  The  American  Naturalist 
April  1804,  S.  293 — 306.  Wir  müssen 
vorausschicken,  dass  Bailey  dabei  nur 
an  die  jetzt  in  Amerika  gebauten 
Ananaserdbeeren  denkt  und  die  euro- 
päischen. z.T.  von  Fragaria  vesca  und  I-'. 
moschata  (elatior)  abstammenden  aus- 
schliesst.  Es  handelt  sich  also  eigent- 
lich nur  um  die  sogenannte  Ananas- 
Erdbeere  (Pine)  und  Bailey  weist 
überzeugend  nach,  dass  diese  kein 
Kreuzungsprodukt,  auch  nicht  die 
grossfrüchtige  Form  von  der  F.  virgi- 
niana,  welche  1624  zuerst  in  Frank- 
reich von  Jean  und  Vespasien  Robin, 
Gärtner  Eudwigs  XIII.,  erwähnt  wird 
(F.  virg.  var.  Illinoensis),  ist,  sondern 
einfach  eine  Kulturform  der  Chili- 
Erdbeere,  Fragaria  Chiloensis, 
die  um  1712  durch  Capitain  Frezier 
von  Chili  nach  .Marseille  gebracht 
wurde  und  um  1727  England  erreichte. 
Diese  Art  wächst  nicht  blos  in  Chili, 
sondern  an  der  pacilischen  Küste  von 
ganz  Amerika,  und  Bailey  liess  sich 
wilde  Pflanzen  aus  Oregon  kommen.  — 
Das  Einzige,  was  uns  nicht  zu  stimmen 
scheint,  ist,  dass  Bailey  S.  296  sagt,  die 
F.  Chiloensis  sei  mehrfach  von  wilden 
Standorten  in  die  östlichen  Gärten  ver- 
pflanzt, aber  sie  verschwinde  immer 
wieder  und  sie  sei  wenig  versprechend 
für  den  amerikanischen  Gärtner.  Warum 
lässt  sie  sich  denn  heute  nicht  ver- 
ändern, wenn  das  früher  möglich  war? 

L.  W. 


Die  Gartenanlagen  am  neuen  Reichstagsgebäude 
in  Berlin. 

Zu  dem  Bericht  über  das  Wallot- 
sche  Projekt,  betreffend  die  Umwand- 
lung des  Königsplatzes,  ist  der  »Vossi- 
schen Zeitung«  von  gartenkünstlerisch 


47o_ 


Kleinere  Mitteilungen. 


massgebender  Seite  folgende  Zuschritt 
zugegangen:  Wohl  ist  eine  Umände- 
rung des  Königsplatzes  dringend  ge- 
l)oten,  um  ihn  in  Beziehung  zu  dem 
neuen  Reichstagsgebäude  zu  bringen; 
ob  aber  das  Wallotsche  Projekt  die 
richtige  Lösung  ist,  muss  starlv  be- 
zweifelt Averden.  Machen  sich  doch 
sogar  in  hohen  Architelvtenkreisen  be- 
reits Stimmen  und  mit  Recht  geltend, 
■dass  mit  der  Beseitigung  der  Bäume 
.auf  dem  Platze  sehr  überlegt  vor- 
gegangen \verden  muss.  Trägt  der 
Entwurf  auch  dem  Wagenverkehr  viel- 
leicht genügende  Rechnung,  so  ist  auf 
seine  Gestaltung  selbst  doch  viel  zu 
wenig  Rücksicht  genommen  Avorden. 
Man  denke  sich  den  Platz  in  seiner 
ungeheuren  Länge  von  über  400  Meter 
ohne  irgend  welchen  Schatten  und 
ohne  jedwede  Abwechslung;  in  seiner 
Längsrichtung  von  einem  breiten  Wege 
•durchschnitten,  der  mit  Ballustraden 
•eingefasst  ist,  welche  die  Rasenflächen 
ohne  Baum  und  Strauch  einschliessen. 
Diesen  Weg  nun  bei  vSonnenschein 
gehen  zu  müssen,  um  von  dem  Kroll- 
schen  Etablissement  nach  dem  Reichs- 
tagsbau zu  gelangen,  wird  niemand 
zugemutet  werden  können.  Wohl 
spenden  entgegengesetzt  der  Wallot- 
schen  Meinung  2 — 3  m  hohe  Sträucher 
Schatten,  was  durch  das  Naturgesetz 
begründet  und  überall  zu  sehen  ist. 
Sie  geben  aber  auch  eine  wohlthuende 
Abwechslung,  da  durch  sie  landschaft- 
liche Szenerien  entstehen.  Bei  einem 
so  grossen  Platze  muss  eine  reiche, 
mit  der  Architektur  des  Reichstags- 
bau freilich  harmonische  Glieder- 
ung der  Rasenflächen,  sei  es  durch 
Gruppierungen  von  Gehölzen  und 
Sträuchern  in  Verbindung  mit  Blumen- 
arrangements oder  gar  durch  Baum- 
trupps, stattfinden.  Das  Ganze  darf 
natürlich  nicht  eine  unruhige  Wirkung 
hervorbringen  und  es  müssen  von  den 
Ilauptstellen    aus     freie    Durchsichten 


nach  dem  Bauwerk  vorhanden  sein. 
Höchst  sonderbar  ist  die  seitliche  Be- 
grenzung gedacht.  Hier  sollen  hohe 
Bäume  angepflanzt  werden  ,  deren 
Stämme  durch  Hecken  verdeckt  wer- 
den sollen.  Gerade  die  Stämme  der 
Alleebäume  bieten  angenehmes  und 
ersetzen  in  der  Gartenkunst  die  verti- 
kalen Linien,  die  bekanntlich  in  der 
Baukunst  bei  der  Fassadengliederung 
durch  Säulenstellung  u.  s.  w.  erzielt 
werden.  Der  an  und  für  sich  spitze 
Aufbau  der  Siegessäule  erfordert  in 
ihrer  Nähe  die  Anwendung  von  hohen 
pyramidalen  Baummassen,  z.  B.  Pyra- 
mideneichen. Durch  geschickte  Ver- 
teilung dieser,  verbunden  mit  anderen 
Gehölzgruppen,  kann  die  Loslösung" 
der  Siegessäule  von  dem  Reichstags- 
bau, die  unbedingt  nötig  ist,  bewirkt 
werden.  Man  stelle  sich  ausserdem 
eine  400  m  lange  Hecke  in  Mannes- 
höhe vor.  die  nur  hin  und  wieder  von 
Statuen  u.  s.  w.  unterbrochen  ist.  Der 
echte  altfranzösische  Gartenstil,  ein 
Pariser  Platz,  hat  auch  als  Vorbild 
gedient,  in  Verbindung  mit  dem  im 
modernsten  Renaissancestil  erbauten 
Reichstagsgebäude.  Der  Platz  mit 
seinem  stolzen  Namen  wird  in  dieser 
Ausführung  niemals  eine  königliche 
Würde  zur  Schau  tragen,  da  das  Volk. 
das  ihn  betritt,  durch  die  Monotonie 
und  kalte  Stimmung,  hervorgerufen 
durch  den  breiten  Mosaikweg,  die 
langen  Hecken  und  vielen  Ballustraden. 
nicht  an  die  glorreiche  Zeit  unserer 
Vorfahren  erinnert  wird.  Hier  muss 
im  Einklang"  zur  Siegessäule  und  zum 
Reichstagsbau  nicht  nur  reiches  archi- 
tektonisches Schmuckwerk,  sondern  es 
muss  auch  eine  natürliche  landschaft- 
liche Abwechslung  in  der  Szenerie 
und  eine  dem  vornehmen  Charakter 
des  Platzes  entsprechende  blumen- 
reiche Ausschmückung  Anwendung 
finden.  Schon  mit  Rücksicht  auf  das 
Bismarck-Denkmal     wäre     es     zweck- 


Kleinere  Mitteilungen. 


47' 


massig,  die  Fahrstrasse  unmittelbar  an 
der  Westseite  des  Gebäudes  fallen  zu 
lassen.  Rasen  und  ein  grosser  Blumen- 
flor muss  das  Denkmal  mit  den  Yor- 
stufen  umgeben,  so  dass  es  von  der 
Siegessäule  aus  gesehen  sich  gleich- 
sam aus  dem  Grünen  erhebt,  wodurch 
eine  ästhetisch  schönere  Wirkung  als 
in  dem  Wallotschen  Projekt  erzielt 
werden  wird.  Dass  übrigens  Archi- 
tekten nicht  immer  in  der  Lösung  der 
Verkehrswege  glücklich  sind,  beweist 
so  recht  drastisch  der  Schillerplatz, 
wo  der  wirklich  lebhafte  und  zahl- 
reiche Fussgängerv erkehr  am  Schau- 
spielhause in  eine  nur  2  m  breite  Fck- 
gasse  gedrängt  wird. 


Die  Eisenbahntarife  für  Obst. 

In  der  Versammlung  des  deutschen 
Pomologenvereins  vom  5.  bis  9.  Juli  in 
Erfurt  wurde  den  Teilnehmern  die 
IMitteilung  gemacht,  dass  die  Tarif- 
kommission die  Herabsetzung  derEisen- 
bahntarife  für  Obst  und  Obstbauprodukte 
abgelehnt  habe.  Dieses  ablehnende 
Verhalten  hat,  nach  der  »Voss.  Ztg.«, 
unter  den  ostpreussischen  Obstzüchtern 
lebhaften  Unwillen  hervorgerufen.  Man 
hatte  auf  ein  solches  Ende  der  allge- 
meinen Bewegung  gegen  die  übermässig 
hohen  Tarife,  wonach  z.  ß.  der  Fracht- 
satz für  200  Zentner  Obst  auf  1350  km 
793  Mark  beträgt,  umsovveniger  ge- 
rechnet, als  von  dem  Verbände  der 
Handelsgärtner  Deutschlands  zustän- 
digen Orts  eine  Herabsetzung  der  Tarife 
für  rohes  Obst  mit  den  Gründen  bean- 
tragt war,  dass  der  Süden  seinen  ganzen 
Obstbedarf  aus  Österreich  und  der 
Schweiz  beziehe,  weil  dort  die  Fracht 
viel  billiger  sei,  während  im  Osten 
unseres  Vaterlandes  das  Obst  aus 
Mangel  an  Absatz  verderben  müsse, 
wie  dieses  thatsächlich  in  den  Jahren 
1889  und  1891  der  Fall  gewesen  sei, 
und  doch  würde  der  Süden  lieber  ost- 
preussisches  Obst  kaufen,  weil  es  besser 


sei  als  das  südliche.  Auch  die  beiden 
landwirtschaftlichen  Zentralvereine  Ost- 
preussens  hatten  ähnliche  Anträge  ge- 
stellt und  eingehend  begründet.  Der 
einzige  schwache  Trost,  den  die  ost- 
preussischen \"ertreter  in  dieser  An- 
gelegenheit den  Freunden  des  ein- 
heimischen Obstbaues  aus  Erfurt  mit- 
bringen konnten,  war  die  Annahme  des 
dort  gestellten  Antrages:  >Dem  Eisen- 
bahnrat ein  Gesuch  zu  unterbreiten, 
für  rohes  Obst  von  Ostpreussen  Staffel- 
tarife nach  dem  Westen  (Berlin  und 
Hamburg)  einzuführen.«  In  den  nächsten 
Sektionssitzungen  für  Obstbau  wird 
man  die  nötigen  Schritte  zur  Verwirk- 
lichung dieses  Antrages  thun  und  hofft 
auf  einen  Erfolg,  da  einmal  die  Zentral- 
stelle der  Eisenbahnen  den  Staffel- 
tarifen überhaupt  geneigt  ist,  und  da 
man  ja  während  und  nach  den  hierher 
unternommenen  Ministerreisen  höheren 
Orts  wiederholt  versichert  hat,  dass 
für  den  Osten  etwas  geschehen  müsse. 


Obsternte  der  Rieselfelder. 

Die  diesjährige  Obsternte  auf  den 
südlich  belegenen  Rieselgütern  der 
Stadt  ist  für  4800  M.  verpachtet  wor- 
den, gegen  3600  M.  im  ^'orjahr. 

Die  Orangerie  in  Potsdam. 

Die  Überführung  einer  grossen  Anzahl 
(Jrangenbäume  aus  der  Orangerie  in 
Charlottenburg  nach  den  königlichen 
Gärten  in  Potsdam  ist  notwendig  ge- 
worden, weil  auch  das  Neue  Palais 
auf  seiner  vorderen  Terrassenanlage 
reicheren  Schmuck  an  Orangenbäumen 
erhält.  Die  Orangerie  in  Charlottenburg 
ist  die  älteste  unter  den  bezüglichen 
Anlagen  der  preussischcn  Könige.  Der 
Orangeriesaal  ward  in  den  Jahren 
1709 — 1712  von  Eosander  in  einer 
Länge  von  700  Fuss  erbaut.  Besondere 
Vorliebe  für  Orangenbäume  hatte 
Friedrich  der  Grosse.  Zeitweise  betrug 
die  Zahl  der  Orangenbäume  in  Sanssouci 


471 


Kleinere  Mitteilungen. 


mehr  als  looo  Stück,  und  hiervon  waren 
550  Stück   in   der  Zeit  von  1742—1776 
angekauft    worden.     Unter   diesen  An- 
käufen    befand     sich     auch    der    aus- 
gezeichnete Bestand  des  Grafen  Henckel 
zu  Goldschmiede  beiLissa.    Der  Gärtner 
Hillner.,    der  vordem    in  Diensten   des 
Grafen  gestanden,  trat  nunmehr  in  die 
Dienste  des  Königs,  da  dieser  scherzend 
meinte,  er  habe  den  Gärtner  mitgekauft. 
Von  den  stattlichen  Exemplaren  unter 
des  Königs  Orangenbäumen  erzählt  man 
Wunderdinge.     Es  sollen  Bäume  bis  zu 
22  Fuss  Höhe  und  mit  einem  Kronen- 
durchmesser   von    14  Fuss    vorhanden 
gewesen    sein.       Zwei    dieser    Bäume, 
unter    denen    der  König    mit  Vorliebe 
den  Thee  einzunehmen  pflegte,    sollen 
mehr    als  400  Jahre   alt  gewesen  sein. 
Man  nannte  diese  uralten  Orangenbäume 
späterhin    >Der    alte    Fritz«    und  »Der 
alte  Dessauer«.     Grosse  Verluste  fügte 
dem  Bestände    im  Frühjahre  1747  der 
Frost  zu,  da  man  die  Bäume  auf  Geheiss 
des  Königs  vorzeitig  aus  den  Orangen- 
häusern   auf    die    Terrassen    gebracht 
hatte.  Auch  bei  der  Ilofgärtnerwohnung 
des  Neuen  Palais   liess   der  König   ein 
grosses  Orangeriehaus  anlegen.     Unter 
Friedrich  Wilhelm  IL  wurde   1791  das 
Orangenhaus      mit      dem      berühmten 
Konzertsaale  im  Neuen  Garten  erbaut. 
Die  Orangenbäume  hatte  man  vorzugs- 
weise, und  zwar  60  Stück,  dem  Bestände 
von     Sanssouci      entnommen.       Unter 
Friedrich  Wilhelm  IV.  wurde  dann  der 
grossartige     Orangeriepalast     westlich 
von  Sanssouci  als  Ersatz  für  die  alten 
Orangeriehäuser      aus     der     Friederi- 
cianischen  Zeit  nach   den  Plänen  von 
Stüler  und  Plesse    in    einer  Länge  A'on 
fast  loüoFuss  im  Charakter  italienischer 
Hochrenaissance     erbaut.       Hier    ver- 
bleiben   die    Orangenbäume    während 
der  kalten  Jahreszeit.     Gewöhnlich  am 
Ende  des  Maimonats,  wenn  Nachtfröste 
nicht  mehr  zu  befürchten  sind,  werden 
die  Bäume  auf  die  Terrassen  gebracht. 


Dies  Gelände  ist  jedem  Besucher  Pots- 
dams als  »Neues  Orangeriehaus  be- 
kannt«. Es  enthält  in  der  Mitte  auch 
Wohnräume  für  fürstliche  Gäste  und 
den  berühmten  »Raphael-Saal«,  mit 
Kopien  sämtlicher  Gemälde  Raphaels. 
—  Vom  Dache  hat  man  herrliche 
Blicke  auf  Sanssouci  und  die  ganze 
Umgegend  von  Potsdam.  Es  sollte 
Niemand  den  Aufstieg  versäumen. 

(V.  Z.) 


Ein  Blumentempel. 

Vor  einigen  Tagen  ist  ein  Blumen- 
tempel von  blendender  Pracht  in  dem 
dem  Hoflieferanten  J.  C.  Schmidt  ge- 
hörigen palastartigen  Hause  Unter  den 
Linden  16  in  Berlin  eröffnet  worden. 
In  dem  beinahe  7  m  breiten  und  25  m 
langen  Verkaufsräume  ist  eine  Garten- 
bauausstellung im  kleinen  eröffnet,  die 
in  mehrfacher  Beziehung  als  eine 
Sehenswürdigkeit  bezeichnet  zu  wer- 
den verdient.  Der  ganze  Innenraum, 
dessen  Wände  mit  Holztäfelung  in 
pompejanischem  Rot  mit  einer  origi- 
nellen Bambusdekoration  bedeckt  sind, 
dient  zur  Aufnahme  der  verschiedenen 
kunstvollen  Blumenarrangements,  wie 
Bouquets,  Blumenkörbe,  Jardinieren, 
Blumenkissen,  botanischen  Atrappen  etc. 
Aus  diesem  Verkaufsräume  gelangt  man 
in  einen  kreisrunden  Wintergarten,  der 
mit  exotischen  Pflanzen  und  einem 
prachtvoll  modellierten  Springbrunnen 
fast  überreich  geschmückt  ist. 


Australisches. 

Der  Freundlichkeit  unseres  berühmten 
Landsmannes  bei  den  Antipoden,  des 
Barons  Ferdinand  von  Müller  in  Mel- 
bourne, verdanken  wir  einige  austra- 
lische Drucksachen.  So  eine  Nummer 
des  »Oueenscliff  Sentinal«  mit  einem 
Berichte  über  die  dortige  Blumenschau 
am  25.  November  1893. 

Oueenscliff   ist   ein    kleiner  Ort  von 


Litteratur. 


473 


2000  Einwohnern .  und  dem  Berichte 
nach  war  anscheinend  die  Beteiligung 
von  Seiten  der  Gärtnerwelt  keine  grosse, 
aus  dem  Grunde,  weil  es  nur  einen 
Gärtner  und  einen  Blumenladen  im 
Orte  gietat.  Aber  was  wir  von  den 
Australiern  lernen  können,  das  ist  die 
allgemeine  Beteiligung  an  solchen  Aus- 
stellungen. Jeder  Privatmann  und  vor 
allem  die  Damen  bringen  ihre  gut 
kultivierton  Zimmerpflanzen  zur  Prä- 
miirung,  und  so  erfahren  wir,  dass 
Fräulein  Cangiit  für  ö  Farne  den  ersten 
Preis  von  5  Mark  erhielt,  Fräulein 
Lucas  für  Mohnblumen  den  ersten  Preis 
A'on  1,50  Mark  u.  s.  f.  Um  die  vSchau 
noch  anziehender  zu  machen,  brachte 
man  an  Gemälden  und  Kunstgegen- 
ständen hin,  was  man  im  Orte  auf- 
treiben konnte.  Bei  einem  Eintritts- 
geld von  50  resp.  25  Pfennigen  betrugen 
die  Einnahmen  an  den  beiden  Tagen 
1600  Mark. 

Die  zweite  Drucksache  ist  eine 
Nummer  des  »Mctorian  Naturalist«, 
einer  kleinen  Zeitschrift  für  den  süd- 
australischen Naturfreund.  Sie  enthält 
neben    dem  zoologischen  Teil  die  Be- 


schreibung einiger  neuer  australischer 
Pflanzen:  Atriplex  lobativalve,  Bassia 
longicuspis,  LeucophytaLessingi.  Auch 
erfahren  wir,  dass  Flerr  von  Müller 
von  einer  Anzahl  europäischer,  meist 
französischer  Gesellschaften  zum  Ehren- 
mitgliede  und  Directeur  gewählt  wurde. 
Das  darf  uns  um  so  mehr  freuen,  da 
wir  wissen,  dass  unsere  Fachgenossen 
jenseits  der  Vogesen  deutsche  Gründ- 
lichkeit und  deutsche  Kenntnisse  auch 
dann  zu  schätzen  wissen,  wenn  die- 
selben ihnen  nicht  auf  dem  Umwege 
über  Australien  geboten  werden.     Tr. 


Trockenschuppen  für  Sammelmassen. 

Zum  Trocknen  von  Heu  und  Ge- 
treide, namentlich  bei  nassem  Wetter, 
hat  Friedrich  Pelz  er,  Dortmund, 
Maschinenfabrik,  einen  einfachen,  leicht 
aufzustellenden  Schuppen  mit  leicht 
herausnehmbaren  Drähten,  die  als 
Horden  dienen,  erfunden,  der  auch  für 
grössere  gärtnerische  Betriebe,  be- 
sonders Samenzucht  -  Anstalten ,  sich 
empfehlen  möchte.  Der  Preis  stellt 
auf  ca.  2  Mk.    pro   Kubikmeter  Raum. 


Litteratur. 


Preisverzeichnisse  sind  eingegan- 
gen von:  Dippe  Gebr.,  Quedlinburg 
(Haarlemer  Blumenzwiebeln,  Knollen- 
gewächse, Sämereien);  Froebel  O., 
Zürich  (Baumschulartikel);  Klissing 
Sohn  C.  L.,  Barth  (Samenknollen, 
Zwiebeln,  Pflanzen);  Krelage  E.  PI.  & 
vSohn,  Haarlem  (Haarlemer  Blumen- 
zwiebeln, Knollengewächse);  Schmidt 
Ad.  Nachf.,  Berlin  (Berliner  und  Haar- 
lemer Blumenzwiebeln,  Knollen- 
gewächse, Stauden  und  Sämereien); 
Vuylsteke  Gh.,  Loochristi  -  Gent 
(Pflanzen);  Z  och  er  &  Co.,  Haarlem 
(BlumenzM'iebeln). 


Beiträge  zur  Pilzflora  von 
Württemberg  von  O.  Kirchner 
und  J.  Eichler.  (Separat-Abdruck  aus 
>' Jahresheft  des  Vereins  für  vater- 
ländische Naturkunde  in  Württem- 
berg 1894«  Seite  291 — 492.)    I.  Teil. 

Bei  dem  grossen  Mangel  an  einem 
guten  handlichen  Buche  zum  Bestim- 
men der  Schwämme  (nur  Wunsches 
Werk:  Die  Pilze,  ist  hier  rühmend 
hervorzuheben)  ist  es  eine  Freude, 
auf  diese  Schrift  aufmerksam  machen 
zu  können.  Sie  setzt  jeden,  der 
etwas  botanisch  geschult  ist,  in  den 
Stand,     sicher    zu     ermitteln,     welche 


474. 


Aus  den  Vereinen. 


Pilzart  ihm  vorliegt.  In  der  Einleitung 
ist  auch  die  Methode  zum  Anfertigen 
von  Sporenpräparaten  genau  angegeben. 
—  Professor  O.  Kirchner  in  Hohen- 
heim  hat  die  Ausarbeitung  des  syste- 
matischen Teils  übernommen,  Julius 
Eichler,  am  k.  Xaturalienkabinet 
Stuttgart,  Bruder  des  f  Professors 
Eichler,  sammelte  die  Angaben  über 
Vorkommen  und  Verbreitung.  Da  die 
meisten  der  württembergischen  Pilze 
auch  anderswo  vorkommen,  so  ist  die 
Schrift  auch  von  allgemeinerem  Inter- 
esse. L.  W. 


Census  Orchidacearum 

von    Th.    Durand,     Aide    naturaliste 


au  Jardin  botanique  de  Bruxelles,  et 
Em.  I)urand,  Professeur  de  sciences 
naturelles,  avec  la  collaboration  de 
MM.  Alf.  Cogniaux  et  L.  Lubbers. 
Preface  par  le  Comte  Osw.  De 
Kerchove  De  Denterghem.  Dieses 
wichtige  Verzeichnis  der  Namen 
sämtlicher  Orchideen  erscheint  in 
5  Heften  zu  je  6  Fr.  für  die  ersten  500 
Unterschreiber.  Jedes  Heft  wird  1000 
Seiten  umfassen.  Bei  jeder  der  8000 
Arten  ist  das  Werk  oder  die  Zeitschrift 
angegeben,  in  welchen  sie  zuerst  be- 
schrieben oder  abgebildet  ist,  das 
Datum  der  Publikation,  die  Synonymie, 
Vaterland,  Zeit  der  Einführung  in 
Europa. 


Aus  den  Vereinen. 


Berlin.  Die  vereinigten  Aus- 
schüsse des  Vereins  zur  Beför- 
derung des  Gartenbaues  machten 
am  2.  August  einen  Ausflug  von 
Berlin  nach  Steglitz.  Versammlungs- 
ort war  die  Baumschule  der  Herren 
Metz  &  Co.,  in  welcher  Herr  Metz 
und  sein  Herr  Sohn  die  nach 
und  nach  Eintreffenden  mit  einem 
kühlen  Trünke  empfingen.  Das  rühm- 
lichst bekannte  Geschäft,  das  sowohl 
Samenhandel  wie  Baumschule 
umfasst,  kann  gerade  auf  ein  vierzig- 
jähriges Bestehen  zurückblicken, 
denn  am  1.  August  1854  ist  es  be- 
gründet worden.  Im  Jahre  1857  wurde 
die  Gärtnerei  erworben  und  1882  das 
bis  dahin  in  der  Stadt  (Linienstrasse) 
bestandene  Samengeschäft  mit  hinaus 
verlegt.  Vor  dem  stattlichen  Gebäude 
des  letzteren  ist  1883  eine  hübsche 
Anlage  entstanden,  einschliesslich 
welcher  das  Ganze  an  77  Morgen 
(ca.  19  ha)  umfasst.  In  der  Parkanlage 
vor  dem  Hause  fiel  besonders  eine  gut 
durch  die  letzten  Winter  gekommene 
Abies  Pinsapo    sowie  eine  hohe  Abies 


Xordmanniana  auf,  welch  letztere  nicht 
von  der  Schildlaus  gelitten,  wie  so 
viele  in  der  Umgegend  von  Berlin. 

Unmittelbar  daran  stossend  ist  der 
Form  Obstgarten,  in  welchem  be- 
sonders die  Birnspaliere  von  Clapps 
Liebling,  Schwesternbirne,  Amanlis 
Butterbirne,  Gellerts  Butterbirne  etc. 
reich  behangen  waren.  Sehr  schön 
und  l^esonders  hoch  gewachsen  waren 
die  aus  Samen  erzogenen  Hochstämme 
der  Pflaume  »Schöne  von  Löwen«,  die 
bekanntlich  viel  zu  Zwischenverede- 
lungen dient. 

In  der  Baumschule,  die  unter  Leitung 
des  Herrn  Obergärtners  Grüner t  steht, 
zeigten  u.  a.  die  Früh  Jahrspflanzungen 
einjähriger  amerikanischer  Ulmen  einen 
ganz  besonders  starken  Wuchs,  ebenso 
Frühjahrspflanzungen  von  Gehölzwild- 
lingen. Viel  Formobst,  ebenso  ge- 
wöhnliche und  schwarze  Wallnüsse  sind 
im  letzten  Winter  erfroren,  wie  Herr 
Grün  er t  schon  in  der  Versammlung 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues am  26.  Juli  berichtete.  Als 
Zwischen  Veredelung  wird  viel  die 


Aus  den  Vereinen. 


473 


Leipziger  Rettichbirne  benutzt,  die 
vor  der  normannischen  Ciderbirne 
wegen  ihres  kräftigeren  Wuchses  den 
Vorzug  verdient.  Trefflich  standen  die 
zweijährigen  Birnenveredelungen.  — 
Höchst  interessant  war  es,  die  Quitten 
nicht  so  sehr  durch  Ableger  als  durch 
Stecklinge  vermehrt  zu  sehen,  wie 
es  Herr  Grunert  schon  seit  30  Jahren 
zu  thun  pflegt.  —  Auffallend  stark  hat 
der  Sonnenbrand  in  den  letzten  Wochen 
auf  einige  Früchte  geAvirkt.  Die  Apfel 
Charlamowsky  hatten  fast  centimeter- 
grosse  gelbe  Brandstellen,  die  mitunter 
auch  1  cm  tief  ins  Fleisch  gehen  sollen. 
Die  Früchte  von  Prunus  Simoni  waren 
z.  T.  noch  stärker  verbrannt. 

In  der  2.  Abteilung  der  Anlage 
findet  sich  u.  a.  das  Versuchsfeld 
unter  Leitung  des  Herrn  Obergärtners 
Stobje.  Hier  werden  die  verschie- 
densten landwirtschaftlichen  und 
gärtnerischen  Neuheiten  zur  Kontrolle 
gebaut.  Besonders  gefiel  eine  aus 
Samen  entstandene  weisse  Kartoffel, 
die  1896  in  den  Handel  gegeben  werden 
soll.  Von  den  amerikanischen  Rot- 
kleesorten waren  nur  einige  stark  be- 
haart. Lathyrus  Silvester,  die  be- 
rühmte Platterbse,  gedieh  sehr  schön, 
in  nassen  Jahren,  wie  dem  jetzigen, 
fault  sie  aber  unten;  auf  mageremBoden 
wird  sie  das  nicht  thun  und  lür  diesen 
ist  sie  ja  eigentlich  nur  bestimmt. 
Von  Mais  ist  allein  der  von  Dammann 
&  Co,  in  San  Giovanni  a  Teduccio  bei 
Neapel  eingeführte  Nanerottolo  bei- 
behalten, weil  er  so  früh  reift  und 
ganz  niedrig  ist.  Auch  auf  dem  Ver- 
suchsfelde des  Vereins  hat  er  sich 
vor  einigen  Jahren  sehr  bewährt.  Von 
Blumen  fielen  besonders,  ca.  Y2  ^""S) 
schöne  Georginen ,  darunter  Emil 
Dietzc,  hellrosa,  auf. 

Hierauf  ging  es  nach  dem  Fichten- 
berge, nach  dem  1V4  ha  grossen 
Garten  des  Herrn  Dampfmühlenbesitzers 
F.  W.  Schutt,  dessen  Obergärtner  Herr 


Tropp  namentlich  auf  die  schönen 
Koniferen  aufmerksam  machte.  .So 
eine  Abies  cephalonica  mit  Zapfen, 
eine  sehr  hohe  Abies  Nordmanniana 
und  Picea Parryana,  Thuya  gigan- 
tea,  Thuya  Lobbii  u.  s.  w.  Die 
meisten  grösseren  Bäume  stammen 
noch  aus  dem  früheren  Garten  des 
Besitzers  am  Schiffbauerdamm,  sie  er- 
halten fast  alle  4  Wochen  Wasser  und 
das  scheint  auf  ihr  Gedeihen  einen 
ganz  besonderen  Einfluss  gehabt  zu 
haben. 

Fast  mehr  aber  noch  als  all  die 
schönen  Bäume,  deren  fast  zu  viel  auf 
dem  Rasen  standen,  erregte  der  Rasen 
selbst  die  Bewunderung,  ja  geradezu 
das  Staunen  der  Besucher.  Solch  ein 
Rasen  dürfte  selten  gefunden  werden, 
einmal  in  Bezug  auf  die  Dichtigkeit 
und  dunkelgrüne  Farbe,  andererseits 
in  Bezug  auf  die  Wegeführung  in 
demselben.  Dieselbe  ist  so  gehalten, 
dass  man  eben  von  den  schönsten 
Punkten  die  Wege  nicht  sieht:  ein 
Meisterwerk  des  verstorbenen  Mit- 
gliedes, Landschaftsgärtners  Körner. 
Er  wird  alle  4  Wochen  mit  Guano 
gedüngt  (wir  nehmen  an:  Peruguano- 
Superphosphat).  Davon  wird  1/2  ^g 
in  100  1  Wasser  gelöst  und  so  verteilt, 
dass  auf  jeden  Quadratmeter  20  g 
Dünger  kommen.  Die  Düngung  erfolgt 
je  nach  der  Wirkung  alle  4—5  Wochen, 
sie  wirkt  nachhaltiger  als  Chilisalpeter, 
der  bekanntlich  nur  Stickstoff  (15,5  pCt.) 
als  wirksamen  Bestandteil  enthält, 
während  Peruguano  -  Superphosphat 
ausser  7  pCt.  Stickstoff  auch  noch 
10,5  pCt.  Phosphorsäure  und  4  pCt. 
Kali  aufweist. 

In  den  Gewächshäusern  fand  sich 
ein  prächtiges  Exemplar  von  Adiantum 
Farlayense,  während  Orchideen,  die 
Lieblingskinder  des  Herrn  Tropp, 
wenig  vorhanden  waren.  Hauptwert 
wird  eben  auf  den  Park  gelegt. 

(Schluss  folgt.) 


476 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Die  Thüringer  Gewerbe-Ausstellung. 

»Selbst  das  Unterbrechen  seiner 
Reise  auf  wenige  Stunden  genügt,  um 
ein  Bild  von  der  Erfurter  Gewerbe- 
Ausstellung  zu  erhalten,«  so  ungefähr 
sagt  der  Fremdenführer,  der  den  Rei- 
senden in  Erfurt  in  den  Eisenbahn- 
wagen geAvorfen  wird.  Und  so  machte 
ich  es;  in  2  Stunden  hatte  ich  so  ziem- 
lich das  Ganze  gesehen,  die  Industrie 
nur  flüchtig,  den  Gartenbau  aber,  dank 
der  freundlichen  Orientierung  durch 
das  dienstthuende  Vorstandsmitglied, 
Herrn  John  Benary,  den  ich  zu- 
fällig gleich  traf,  eingehender.  —  Es 
ist  schon  A^on  Herrn  Garten-Inspektor 
Bergfeld  des  Frühlingsschmuckes 
dieser  Ausstellung  in  gärtnerischer 
Beziehung  gedacht  worden  und  unsere 
Leser  haben  den  schönen  Wintergarten 
von  J.  C.  Schmidt,  Erfurt,  der  da- 
mals die  Gartenbauhalle  zierte,  im 
Bilde  geschaut,  —  sie  haben  von  Herrn 
Hofgärtner  Hoffmann  die  Beschrei- 
bung der  Frühobst-  und  Frühgemüse- 
Ausstellung  gelesen,  die  Anfang  Juli 
darin  stattfand.  Jetzt  war  von  deni 
nichts  vorhanden;  eine  Kunstausstellung 
war  in  der  I-Ialle  ^veranstaltet,  die 
50  Pfennig  besonderes  Eintrittsgeld 
kostete,*)  Doch  im  Herbst  wird  noch 
einmal  sie  den  Jüngern  Floras  und 
Pomonas  geöffnet  werden,  da  dann 
spätes  Obst  etc.  zur  Schau  gestellt 
werden  soll.  Selbst  in  der  Garten- 
stadt Erfurt  hat  man  es  also  nicht  für 
möglich  gehalten,  den  ganzen  Sommer 
eine  Gartenbau  halle  im  Stande  zu  er- 
halten. Die  Aufgabe  allein,  die  An- 
lagen im  Freien  während  fünf  voller 


*)  Wenn  man  schon  1  Mark  Eintrittsgeld 
in  die  Ausstellung  nimmt,  wie  das  an  drei 
Tagen  geschieht,  sollte  man  nicht  noch  5o  Pf. 
extra  erheben,  ebenso  sollte  man  die  Garde- 
robengelder abschaffen.  In  der  Berliner  Kunst- 
Ausstellung  ist  nie  Garderobenzwang.      L.  W. 


Monate  zu  unterhalten,  welche  die 
Erturter  Gärtner  freiwillig  übernommen, 
ist  schon  eine  ausserordentlich  grosse 
und  erfordert  von  dem  einzelnen  ganz 
gewaltige  Opfer.  Rühmend  ist  hervor- 
zuheben, dass  ihnen  das  im  besten 
Masse  gelungen  ist.  Freilich  bedeckt 
die  Gewerbe -Ausstellung  im  ganzen 
nur  9  ha,  aber  ein  grosses  Stück  ist 
doch  dem  Gartenbau  gewidmet; 
schwere  Gewitter  zerstörten  manche 
Gruppe,  und  abgesehen  davon  musste 
alles  abgeblühte  selbstverständlich 
immer  wieder  durch  anderes  ersetzt 
werden. 

Zur  Zeit  meiner  Anwesenheit,  am 
3.  August,  fanden  sich  auf  dem  grossen 
Rasen  vor  der  Haupthalle  Beete  mit 
ganz  ausserordentlich  niedrigen,  schön- 
farbigen Petunia  hybrida  nana 
compacta  multiflora  von  Ernst 
Benary,  mit  Begonia  Vernon  und 
Pelargonien  von  Platz  &  Sohn,  mit 
Begonia  semperflorens  rosea,  umgeben 
von  Lobelia  Crystal  Palace  compacta, 
mit  Begonia  Erfordia  und  Lobelia 
Goldelse,  sowie  Gazania  splendens  fol. 
var.  von  Haage  &  Schmidt. 

Vor  der  Kunsthalle  (nicht  der  ehe- 
maligen Gartenbauhalle)  hatte  J.  C. 
Schmidt  eine  geschmackvolle  Ver- 
zierung der  Büste  Kaiser  Wilhelms  IL 
angebracht,  darunter  hervorragend 
schön  die  hochstämmigen  Evonymus 
japonicus  fol.  var.  Wilh.  Kliem, 
Gotha,  stellte Oenothera  tetraj)tera  rosea 
und  Pelargonien  aus,  B.  Stoss,  Son- 
dershausen, Rosen,  Lorenz,  Erfurt, 
Stiefmütterchen,  J.  D.  Menz  &  Sohn, 
Gotha,  Koniferen,  desgl.  Rabert, 
Weimar,  in  zahlreichen  Exemplaren, 
Robert  Sauerbrey  Pelargonien   etc. 

Die  Hauptmasse  der  gärtnerischen 
Leistungen  findet  sich  aber  in  einem 
anderen  Teile  der  Ausstellung,  nahe 
der  Maschinenhalle. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


477 


Uns  interessiert  vor  allem,  als  echt 
Erfurter  Gärtner  -  Wahrzeichen  ,  die 
»neue  Blumen-vStellage,  konstruiert 
und  ausgestellt  von  Chr.  Lorenz. 
Erfurt«.  Es  ist  das  eine  jener  so  viel- 
fach in  Erfurt  zum  Aufstellen  der 
Topfpflanzen.  Levkoyen,  Nelken,  Pe- 
tunien etc.  dienenden  langen  Stella- 
gen, die  oben  durch  ein  weit  vor- 
springendes Glasdach  gegen  Regen 
geschützt  sind.  Die  Vorderwand  ist 
offen,  Rückwand  und  Seitenwände  sind 
bei  dieser  neuen  Form  durch  Rohr- 
matten gebildet.  Die  Stellage  hat  acht 
Stufen,  deren  jede  ca.  lo  cm  hoch  und 
12  cm  breit  ist. 

Auf  dieser  Stellage  standen  pracht- 
volle Canna  von  Ernst  Benary, 
Erfurt,  welche  diese  Firma  von  Crozy 
zur  Ausstellung  erhalten,  die  aber 
z.  T.  noch  nicht  im  Handel  sind, 
ähnlich  wie  in  Chicago  1893  Vaughan 
Crozy  sehe  Neuheiten  noch  , nicht  im 
Handel,  ausstellte.  Besonders  schön 
war  ein  Sämling  105,  ähnlich  Kaiser 
Wilhelm,  aber  mit  breiteren  Blumen- 
blättern, van  den  Heede,  gelb,  mit 
braunen  Flecken,  ähnlich  der  Florence 
Vaughan,  Mme.  Siebert,    rosa,  etc. 

Geradezu  bewunderungswürdig  im 
Bau  und  im  Farbenspiel  waren  die 
Nelken  von  Ernst  Benary,  darunter 
die  gelbe  Germania,  eigene  Züchtung, 
Gustav  Freitag,  gelb  mit  rosa  Hauch, 
Theodor,  schieferblau,  Jessika.  rot, 
sowie  No.  893,  leuchtend  granarot. 
Von  den  vielen  schönen  Pikolten  sei 
eine  gelbgrundige  mit  zarten  Strichen, 


Sämling  No.  21  voo  1! 


genannt. 


Chr.  Lorenz,  der  Stifter  der 
Blumenstellage,  brachte  ebenfalls  viele 
Nelken,  die  aber  zur  Zeit  meiner  Be- 
sichtigung schon  z.  T.  verblüht  waren. 
J.  C.  Schmidt  stellte  Petunien  in 
Sorten  aus,  O.  Platz  &  Sohn  Pelar- 
gonium  zonale,  nur  mit  Nummern, 
das  hat  für  den  Besucher  wenig  Wert. 


Haage  &  Schmidt  brachten  schöne 
Petunien,  Ernst  Benary  ebenfalls 
Petunien,  darunter  die  tief  dunkel- 
blaue P.  grandiflora  violacea,  Oscar 
Knopff&  Co. Pelargonien. 'darunter  einP. 
peltatum,  gefüllt  mit  schöner  Flie- 
derfarbe, ferner  Petunien,  Nel- 
ken etc.,  J.  Döpplcb  hatte  wiederum 
Nelken,  darunter  die  schöne  Pi- 
kotte  Augusta  Victoria,  weissgrundig 
mit  roten  Strichen,  Kreisgerichtsrat 
Storand,  schön  rund  gebaut,  weiss- 
grundig, mit  ganz  dichten  roten 
Strichen,  Anna  vSieber,  schön  zart 
rosa;  eine  schieferblaue  mit  roten 
Streifen  ist  unserer  Meinung  nach 
mehr  merkwürdig  als  schön.  Die 
»weisse  Dame«  ist  eine  schön  weisse 
edle  Blume,  »Alida«  zart  rosa,  »Deut- 
scher Goldstern«,  heller  als  »Ger- 
mania«. —  Ferd.  Jühlke,  Nach  f. 
führte  nur  Pelargonien,  darunter  »Kö- 
nigin Olga  von  Württemberg«,  rosa, 
White  Vesuvius  etc.  vor.  Ganz  besonders 
verdient  aber  von  dieser  Firma  her- 
vorgehoben zu  werden  eine  grosse, 
unter  Glas  und  Rahmen  befindliche 
»Darstellung  aus  natürlichen 
Blumenblättern  der  Dr.  O.  Weiss- 
mantelschen  Klasseneinteilung 
der  Topf-  oder  Chornelken«. 

Wir  werden  vielleicht  einmal  auf 
dieses  System  zurückkommen.  Für 
heute  seien  aus  dem  Sortiment  von 
Platz  &  Sohn  besonders  genannt: 
Freund  Schreiber,  Deutscher  Kron- 
prinz, tief  dunkelbraun,  fast  wie  die 
neue  Uriah  Pike.  —  Jac.  Sturm  lie- 
ferte frühblühende  Herbst  -  Levkoyen 
mit  Lackblatt,  weisse,  schottische. 

Die  grossen  Rasenflächen  vor 
der  Stellage  waren  z.  T.  mit  Lor- 
beern  besetzt,  die  durch  Guirlanden 
und  blühenden  Eccremocarpus  scaber 
verbunden  waren.  Ausserdem  fanden 
sich  viele  Beete  einzelner  Aussteller; 
darunter  ein  Beet  Stauden  von 
Haage    &   Schmidt,    Erfurt,  das  von 


47l_ 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


dem  gerade  am  i.  August  30  Jahre  im 
•Geschäft  thätigen  ObergärtnA  Liebe- 
trau  neu  angelegt  wurde.  —  Wir 
notierten  hier:  Monarda  didyma, 
Achillea  ptarmica,  The  Pearl,  die 
nicht  so  hoch  wird,  Artemisia  Stelleri, 
schön  silbergrau  und  winterhart,  wenn 
auch  das  junge  Holz  zurückfriert, 
Lychnis  chalcedonica  tlore  rubro 
pleno,  Zygadenia  glaberrima.  Lysi- 
machia  ephemerum,  mit  weissen  Blu- 
men, Teucrium  Chamaedrys,  Trauben- 
Gamander.  Die  interessante  Veronica 
cupressoides,  mit  Blättern  wie  eine 
Cypresse,  schön  pyramidal  gebaut,  hat 
noch  nie  geblüht.  Sempervivum  Re- 
tinae Amaliae,  echt,  etc.  —  O.  Knopff 
brachte  ein  Beet  Heliotrop,  J.  C. 
Schmidt  ein  Teppichbeet,  Chr. 
Lorenz  vor  der  ehemaligen  Garten- 
bau- jetzt  Kunsthalle  eine  sehr 
schöneKacteensammlung,  in  geschmack- 
voller Anordnung,  die  schon  in  der 
»Leipziger  Illustrirten  Zeitung«  gleich- 
wie J.  C.  Schmidts  Wintergarten  ab- 
gebildet ist.  — 

C.  Platz  &  Sohn  hatten  eine  Riesen- 
Tase  schön  geschmückt,  Chr.  Lorenz 
brachte  Lorbeern ,  J.  C.  Schmidt 
■ein  Canna-Beet,  Montbretia,  Palmen 
und  Rosen,  C.  Platz  &  Sohn  Reseda 
Matchet ,  Silene  pendula  Bonetti , 
Erythrina  crista  galli  und  Petunien, 
Jac.  Sturm  ein  Teppichbeet  und 
Carapanula  pyramidalis,  O.  Knopff 
gefüllte  Pelargonien.  E.  Benary  Petunia 
fimbriata  maculata  und  schöne  Canna. 
wiederum  Crozysche  Züchtungen.  — 
Alle  Pflanzenschilder  waren  gleich- 
massig  aus  gelb  gestrichenem  Holz 
mit  schwarzer  Schrift  und  jede  Gruppe 
war  sehr  genau  benannt. 

Die  ganze  Anlage  macht  dem  Herrn 
Garten-Inspektor  Rebenstorff,  der 
den  Entwurf  fertigte  und  die  Aus- 
führung leitete,  alle  Ehre;  den  Erfurter 
Gärtnern  sei  aber  für  ihre  grosse 
Opferwilligkeit    ein    besonderer    Dank 


dargebracht.  Wenn  Berlin  im  Jahre 
189Ö  den  ganzen  Sommer  die  Garten- 
bau -  Abteilung  seiner  Gewerbe  -  Aus- 
stellung in  gutem,  sehenswerten  Zu- 
stande erhalten  will,  so  müssen  die  ein- 
zelnen Aussteller  sich  an  den  Erfurter 
Kollegen  em  Muster  nehmen.  Es  wird 
ihnen  vielleicht  noch  schwerer  wer- 
den als  den  Erfurtern,  denn  solche 
Massen  von  Freilandblumen  und  solehe 
Verschiedenheiten,  wie  sie  die  grossen 
Erfurter  Firmen  besitzen,  sucht  man 
anderswo  oft  vergebens.  Eins  aber 
wird  das  wieder  ausgleichen:  die 
grössere  Zahl  der  Aussteller.  Wenn 
jeder  etwas  bringt,  der  eine  heute, 
der  andere  in  4  Wochen,  so  kann  bei 
richtiger    Einteilung    es    nie    an    Stoff 

mangeln. 

L.    W^ittmack. 


Chrysanthemum-Ausstellung  des  Gartenbauvereins 
für  Freiburg  und  Umgegend. 

Die  Ausstellung  beginnt  am  Sonn- 
abend, den  10.  November,  vormittags 
11  Uhr,  und  endet  am  Dienstag,  den 
13.  November,  abends  um  5  Uhr.  Die 
Anmeldungen  der  Gegenstände  sind 
bis  spätestens  10.  Oktober  unter  An- 
gabe des  benötigten  Raumes  an  den 
Sekretär  des  Vereins,  Herrn  ()ttü 
Schreiber,  Münsterplatz  18,  zu  richten. 
Später  eingehende  nicht  angemeldete 
Gegenstände  können  nur  dann  berück- 
sichtigt werden,  wenn  der  Raum  es 
gestattet.  Die  angemeldeten  Pflanzen, 
welche  mindestens  3  Monate  im  eigenen 
Geschäft  kultiviert  sein  müssen,  sind 
bis  zum  9.  November  in  das  Ausstellungs- 
lokal einzuliefern  und  haben  sich  die 
Aussteller  den  Anordnungen  der  Aus- 
stellungskommission unbedingt  zu 
fügen.  Bindereien  können  bis  zum 
10.  November,  vormittags  10  Uhr,  auf- 
gestellt werden.  Die  Prämiierung  be- 
steht aus  L,  IL,  III.  Geldpreisen  und 
Diplomen  für  den  IV.  Preis,  welche 
von    Preisrichtern    tnbezug     auf    gute 


Gewerbliche  Angelegenheiten.  —  Personal-Nachrichten. 


479 


Kultur  und  Vollkommenheit  der  Blüte 
bestimmt  werden.  Ausser  Chrysan- 
themum können  auch  andere  blühende 
Pflanzen,  Obstbäume  und  Obst  aus- 
gestellt werden,  welche  gleichfalls  bei 
der  Preisverteilung  Berücksichtigung 
finden.  Gartengerätschaften  sind  zu- 
lässig. Bindereien  und  Blumenarrange- 
ments von  Chrysanthemum  haben  bei 
der  Prämiierung  den  Vorzug. 

Königsberg  i.  Pr.  Grosse  allge- 
meine Gartenbau  -  Ausstellung  vom 
8.  bis  16.  September  zur  Feier  des 
60jährigen  Bestehens  des  Vereins. 


Der  Märkische  Obstbauverein 
veranstaltet  vom  20.  bis  23.  September 
dieses  Jahres  in  Berlin  eine  Aus- 
stellung von  märkischem  Obst,  ver- 
bunden mit  einem  Obstmarkt,  auf  dem 
den  Besuchern  der  AusstellungGelegen- 


heit  gegeben  wird,  ihren  Obstbedarf 
direkt  bei  den  Obstzüchtern  nach  den 
ausgestellten  Proben  zu  bestellen.  Der 
Kultusminister  hat  die  Maschinenhalle 
des  Ausstellungsparkes  für  die  Aus- 
stellung zur  Verfügung  gestellt.  Die 
Geschäftsführung  der  Ausstellung  hat 
Herr  C.  Mathieu  in  Charlottenburg, 
Orangenstrasse  9,  übernommen,  an  den 
Anmeldungen  und  Anfragen  zu  richten 
sind.  Die  Beteiligung  an  der  Aus- 
stellung und  an  dem  Markt  ist  jedem 
Bewohner  der  Provinz  Brandenburg 
gestattet.  Platzmiete  wird  nicht  er- 
hoben. 


Mainz.  Grosse  allgemeine  Garten- 
bau-Ausstellung in  der  zweiten  Hälfte 
des  September.  Anmeldungen  an  Herrn 
Stadtgärtner  Schröder  in  Mainz.  — 
Hiermit  verbunden:  Generalversamm- 
lung der  Deutschen  dendrologischen 
Gesellschaft. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Tunis.  Einer  amtlichen  Mitteilung 
2ufolge  ist  die  Einfuhr  frischen  Obstes 
in  die  Regentschaft  Tunis,  welche  bis- 
her der  Reblausgefahr  wegen  verboten 
war,neuerdings  wieder  gestattet  worden; 


ausgenommen  hiervon  bleiben  jedoch 
Trauben  soAvie  Alles,  was  sonst  von 
Reben  oder  Rebstöcken  herrührt,  ins- 
besondere dürfen  keine  Rebblätter  zur 
Verpackung  benutzt  werden. 


Personal-Nachrichten. 


Herr  Ph.  Echtermeyer,  Ober- 
gärtner und  Lehrer  an  der  deutsch- 
schweizerischen Versuchsstation  und 
Schule  für  Obst-,  Wein-  und  Gartenbau 
(seit  deren  Gründung)  in  Wädensweil, 
zugleich  Redakteur  des  „Schweize- 
rischen Gartenbau"  und  Mitredakteur 
des  Schweizerischen  Gartenkalenders 
pro  1895,  hat  den  ehrenvollen  Ruf  als 
Inspektor  und  Dozent  an  der  König- 
lichen Gärtnerlehranstalt  zu  Wildpark 
bei  Potsdam  erhalten  als  Nachfolger 
des     in     Fachkreisen     gut     bekannten 


Herrn  Inspektor  Koopmann,  welcher 
an  die  durch  Tod  vakant  gewordene 
Stelle  eines  Hofgärtners  in  Wernigerode 
berufen  ist. 


Herr  Haupt,  der  bisher  im  botani- 
schen Garten  zu  Berlin  angestellt  war, 
hat  sich  am  10.  August  von  Hamburg 
aus  im  Auftrage  der  Regierung  nach 
Viktoria  im  Gouvernement  Kamerun 
begeben,  wo  er  im  kaiserlichen  bo- 
tanischen Garten  in  Vertretung  des 
Dr.  Neuss  thätig  sein  soll. 


480 


Sprechsaal. 


Sprechsaal. 


Ant^vo^t  auf  Frage  30,  Orchideen- 
aussaat betreffend.  Die  Reife  der 
Samenlvapseln  der  Orchideen  zieht  sich 
meist  mehr  in  die  Länge  als  man  es 
vorher  erwartet;  es  ist  kein  seltener 
Fall,  dass  g  Monate  seit  der  Befruchtung 
vergehen.  Man  erkennt  die  Reife  am 
Gelbwerden  oder  Platzen  derselben. 
Gegen  den  Verlust  an  Samen  durch 
Ausstreuen  schützt  man  sich  dadurch, 
dass  man  die  Kapsel  mit  einer  Düte, 
am  besten  aus  Oelpapier,  umgiebt. 
Nach  dem  Abnehmen  überzeuge  man 
sich  zuerst  durch  das  Mikroskop  von 
der  Keimfähigkeit  der  Samen. 

Unter  den  tausendenvonSamen,  welche 
die  Kapsel  enthält,  ist  häufig  ein  hoher 
Prozentsatz  oder  alle  taub.  Das  keim- 
fähige Korn  ist  länglich  rund  und  lässt 
am  einen  Ende  oder  in  der  Mitte 
deutlich  durch  eine  Verschiedenheit 
der  Färbung  die  Lage  des  sehr  rudi- 
mentären Keims  erkennen.  Umgeben 
ist  derselbe  von  einer  etwa  vier  Mal 
so  langen  schmalen  netzartigen  Schale. 

Die  Engländer  säeten  sonst  meist  auf 
ältere  etablierte  Orchideen  aus,  am 
liebsten  auf  Cypripedien,  und  da  mit 
Vorliebe  auf  die  freiliegenden  Wurzeln. 
Diese  TöjDfe  müssen  jedoch  mit  grosser 
Vorsicht  gegossen  werden,  damit  nicht 
das  unendlich  kleine  Samenkorn  zwi- 
schen Moos  und  Erde  hinabgespült 
und  so  der  Möglichkeit,  zu  keimen, 
entzogen  wird.  Es  ist  möglich,  dass 
in  der  letzten  Zeit  die  Engländer  eine 
andere  Manier  anwenden.  Früher 
machten  sie  es  so.  Eine  grosse  Rolle 
spielt  auch  der  Zufall.  Veitch  & 
Sons -London  haben  von  den  Algen, 
die  im  Orchideen  -  Aussaathaus  die 
Wände  bezogen,  zu  Zeiten  mehr  Säm- 
linge abgenommen,  als  von  den  Saat- 
töpfen. Meist  lässt  man  die  Sämlinge 
möglichst  lange  auf  dem  alten  Standort. 
Macht      sich      jedoch     das     Bedürfnis 


einer  Verpflanzung"  geltend,  so  piquicrt 
man  auf  eine  Mischung  von  ganz  kurz 
gehacktem  Sphagnum  und  Fasererde, 
welche  vor  der  Verwendung  mit 
heissem  Wasser  abgebrüht  wurde,  um 
alle  organischen  Wesen,  besonders  die 
Algen,  zu  vertilgen. 

Letztere  ganz  fernzuhalten,  gelingt 
wohl  nie;  sobald  man  Spuren  davon 
sieht,  piquiere  man  um,  das  ist  wohl 
das  einzige  Mittel.  Es  ist  merkwürdig, 
wie  verschieden  der  Erfolg  bei  den 
Orchideenaussaaten  ist  und  wie  ver- 
schieden gross  die  Mühe,  welche  man 
sich  damit  giebt.  Dem  einen  Züchter 
gelingt  trotz  aller  Mühe  nichts,  dem 
anderen  spielend  unendlich  viel.  So 
sagt  man,  dass  Bleu,  der  erfolgreiche 
französische  Kultivateur,  dem  wir  die 
erste  und  vielleicht  noch  einzige 
Gartenhybride  von  Odontogiossum  ver- 
danken, oft  während  acht  Tagen  aul 
Reisen  war  imd  niemand  in  der 
Zwischenzeit  das  Aussaathaus  betrat, 
und  doch  standen  seine  Sämlinge  in 
den  Schalen  wie  die  Ilaare  einer  Bürste. 
Mit  Erfolg  hat  man  in  Deutschland 
auf  Holz  gesäet.  So  hat  Herr  Web  er - 
Spindlersfeld  seine  schönen  Stanhopea- 
Hybriden  durch  Aussaat  auf  rauh- 
gesägtes Tannenholz  erzielt  und  ein 
anderer  deutscher  Liebhaber,  der  wohl 
bald  mit  Erfolgen  wird  vor  dieOeffent- 
lichkeit  treten  können,  hatte  zur  Zeit 
meines  letzten  Besuches  vor  18  Mo- 
naten hunderte  von  Sämlingen  der  ver- 
schiedenartigsten Abstammung  stehen, 
welche  auf  gleiche  Weise  erzielt 
waren.  Die  Anzucht  von  Orchideen 
ist  ein  langwieriges,  durch  Misser- 
folge häufig  unterbrochenes  Geschäft. 
Wer  sie  beginnt,  wappne  sich  mit  Ge- 
duld; denn  mit  Recht  sagt  der  Eng- 
länder: Geduld  und  Ausdauer  ist  der 
halbe  Erfolg".  Tr. 


rcirteiiflora  1894. 


Taf.  1406, 


Darwin-Tulpen  von  E.H.  Krelage  &  Sohn,  Haarlem 

l.Ascanio.  2. Professor  Wittmack.  S.Bussy  Rabutin.  4.  Kate  Greenaway. 


Darwin-Tulpen. 

Hierzu  Tafel  1406. 
Professor  Wittmack.    —    3.  Bussy  Rahutin.   —  4.  Kate  Greenaway. 


den    Lesern   dieser  Zeitschrift  nicht  unbekannt  sein,   dass  die 


^l^  buntgestreiften  oder  gefleckten  siJätblühenden  Liebhabertulpen,  welche 


^  als  Roses,  Violettes  und  Bizarden  im  Handel  sind,  jiicht  ursprünglich 
panachiert  waren,  sondern  durch  plötzliches  »Brechen«  oder  »Fein- 
^^  werden«  nach  mehrjähriger  Kultur  aus  den  einfarbigen  Sämlingen  oder 
^^  Muttertulpen  entstehen  können.  Keine  Sämlings-Tulpe  ist  sofort  panachiert, 
sondern  sie  wird  es  erst  nach  einer  kürzeren  oder'  längeren  Periode,  welche 
bisweilen  fünfzig  Jahre  und  mehr  umfassen  kann. 

Von  der  Zeit  des  Tulpenschwindels  bis  vor  einigen  Jahren  waren  von  den 
spätblühenden  Tulpen  die  panachierten  Sorten  Ziel,  die  Müttertulpen  bloss  Mittel. 
Man  züchtete  dieselben  nur,  um  sie  fein  werden  zii  lassen,  keineswegs  ihrer 
eigenen  Schönheit  wegen.  Freilich  darf  man^  sich  darüber  nicht  wundern,  da 
doch  nur  einige  wenige  Sorten  einigermassen  leuchtende  FaJrben  hatten  und 
die  meisten  nur  blasse  oder  matte  Schattierungen  zeigten. 

Die  »Darwin-Tulpen«,  welche  im  Jahre  18S9  zum  erslen  Male  von  der  Firma 
E.  H.  Krelage  &  Sohn  dem  Handel  angeboten  w^urden,  gehören  bekanntlich 
auch  zu  den  einfarbigen  Muttertulpen,  unterscheiden  sich  jedoch,  wie  die  Leser 
der  Gartenflora  aus  früheren  redaktionellen  Notizen  wissen,  durch  ausserordent- 
liche Grösse,  leuchtende  Farben  und  lebhafteSchattierung,  und  sind  daher  vor- 
züglich zur  Bepflanzung  voa  Beeten.  Da  die  Blüteperiode  in  den  Mai  fällt,  so 
sind  sie  ganz  geeignet,  eine-  Lücke  in  unseren  Gärten  auszufüllen,  in  einer 
Jahreszeit,  wo  die  Hyazinthen  und  die  frühen" einfachen  und  doppelten  Tulpen 
verblüht  sind  und  es  für  Auspflanzung  ins  Freie  für  zartere  Florblumen  noch 
nicht  Zeit  ist.  Um  diese  Tulpen  von  den  alten'" untergeordneten  Muttertulpen 
zu  unterscheiden,  wurde  denselben  mit  Erlaubnis,  der  Familie  des  berühmten 
Gelehrten  der  Name  »Darwin-Tulpen«  verliehen. 

Die  an  und  für  sich  schöne  Farbentafel  genügt  den  gärtnerischen  An- 
sprüchen nicht  ganz;  es  zeigt  sich  hier  wieder,  wie  schwierig  diese 
farbenprächtigen  Sorten  der  Wirklichkeit  entsprechend  zu  zeichnen  sind. 
Was  wir  von  denselben  bis  jetzt  in  Zeichnung  sahen,  gab  stets  nur  ein 
unvollkommenes  Bild.  Was  uns  in  der  Tafel  sehr  gut  getroffen  scheint, 
ist  der  leuchtende  Glanz,  welcher  von  den   einzelnen  Blumenblättern  abstrahlt. 


^g2  Darwin-Tulpen. 


Natürlich  kann  man  auf  einer  solchen  Tafel  nicht  die  kräftige,  robuste  Haltung 
und  die  breiten,  grossen  Laubblätter  zur  Anschauung  bringen,  welche  diesen 
Tulpen  auf  dem  Felde  einen  so  grossen  Reiz  verleihen. 

Für  den  Handel  ist  es  wichtig  zu  wissen,  dass  die  Darwin-Tulpen  sich  sehr 
rasch  vermehren  und  sehr  schöne,  grosse  Zwiebeln  hervorbringen. 

Unter  den  Farben  giebt  es  alle  möglichen  Schattierungen  von  rot,  violett, 
lila,  braun,  rosa  und  weiss.  Nur  gelb  fehlt  bis  jetzt;  dagegen  giebt  es  eine 
Sorte,  welche  schwarz  genannt  werden  kann,  wenigstens  scheint  es  die  dunkelste 
Schattierung  zu  sein,  welche  bis  jetzt  im  Pflanzenreiche  gesehen  wurde.  Ver- 
schiedene Berichte  in  den  Gartenbauzeitschriften  haben  diese  Tulpe  die  Ver- 
wirklichung der  »Tulipe  noire«  von  Alexander  Dumas  genannt! 

Der  schnellen  Vermehrung  der  Zwiebeln  zufolge  sind  verschiedene  Sorten 
von  Darwin-TuljDen  jetzt  schon  zu  sehr  billigen  Preisen  zu  haben. 

Hier  folgen  einige  sorgfältig  zusammengestellte  Sortimente  mit  Angabe 
der  Farben.  Ein  Sortiment  von  schönen,  jedoch  sehr  billigen  Sorten  ist  z.  B. 
folgendes:  William  Copland,  hellviolett,  Willam  Pitt,  dunkelrot,  General 
Köhler,  dunkelrot,  Herold,  helllilarosa,  Herta,  dunkelkarmin,  Landelle, 
lilaviolett,  Leon  Bonnat,  karmin,  Mr.  W.  Roberts,  rötlichbraun,  Valere, 
blassviolett,  Rev.  Henry  Ewbank,  lila,  Reve  de  Jeunesse,  lila,  Joseph 
Israels,  bräunlichschwarz. 

In  den  mittleren  Preisen  könnte  man  folgende  Sorten  wählen:  Arentine 
Arendsen,  rosa,  Claude  Gellot,  schön  braun,  Vargas,  lebhaft  rot,  G.  de 
Cordous,  lebhaft  rot,  Goya,  schwarzbraunviolett,  Mr.  J.  Douglas,  rötlich- 
violett, Beyerinck,  lilarot,  Cabanel,  rosalila,  Laurentia,  karmin,  Reville, 
lila,  Theodor  Jorissen,  lila,  lebhaft  violett  nuanziert,  Van't  Hoff,  blauviolett. 

Unter  den  etwas  teureren  Sorten,  welche  indess  die  schon  genannten 
Varietäten  in  Haltung  und  Farbenpracht  noch  übertreffen,  könnten  die  hierunter 
aufgeführten  ein  hübsches  Sortiment  bilden:  Emmanuel  Sweerts,  rosaviolett, 
Harry  Veitch,  dunkelbraun,  Kate  Greenaway,  weiss  mit  zartrosa  Schattierung 
(Tafel  1406,  Figur  4),  La  Candeur,  fast  ganz  weiss,  Nauticas,  lilafarbig 
weinrot,  Pensee  amere,  flachsfarbig,  Professor  Marshall  Ward,  lila- 
violettrot,  Alcibiade,  hellkarmin,  Anton  Roozen,  lilaviolett,  Isis,  dunkelrot, 
Madame  de  Grignan,  schön  zartrosa,  Professor  Balfour,  lebhaft  braunrot. 

Der  Vollständigkeit  wegen  werde  hier  mitgeteilt,  dass  von  den  oben  auf- 
geführten Sorten  eine  grosse  Anzahl  separat  preisgekrönt  sind  auf  den  Ver- 
sammlungen des  Tulpen-Prüfungskomitees  des  Kön.  Niederl.  Vereins  für  Garten- 
bau und  Botanik  in  Amsterdam.  Die  Sorten  Beyerinck,  La  Candeur, 
Nauticas,  Laurentia,  Reville,  Theodor  Jorissen,  Van't  Hoff,  Emmanuel 
Sweerts  erhielten  Wertzeugnisse  I.  Klasse,  während  Verdienstzeugnisse  zuerkannt 
wurden  für  Mr.  J.  Douglas,  Cabanel,  Harry  Veitch,  Anton  Roozen, 
Alcibiade,  Kate  Greenaway,  Madame  de  Grignon  und  Isis. 

Haarlem.  Ernst  H.  Krelage. 


804.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  483 

804.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
in  den  preussischen  Staaten  am  30.  August  1894. 

äln  Abwesenheit  des  Direktors,  Herrn  Wirkl.  Geh.  Ober-Finanzrat  von  Pommer 
^  Esche,  wurde  die  Sitzun.t;-  von  Herrn  Gartenbaudirektor  C.  Lackner 
eröffnet. 

I.  Vorgeschlafen  wurden  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr  Iloftraiteur  R.  Dressel,  Hoflieferant,  Berlin, 

durch  Herrn  Urban. 

2.  Herr  Baumschulbcsitzer  AI  fr.  Metz  in  Steglitz, 

durch  Herrn  Klar. 

3.  Herr  Fabrikant  R.  Koepcke,  Berlin, 

durch  Herrn  Bacher. 

4.  Herr  Kaufmann  Hugo  Naundorf,  Berlin, 

durch  Herrn  Landschaftsgärtner  Brandt. 

5.  H*err  Städtischer  Obergärtner  C.  He  icke,  Aachen,  und 

6.  Vereinigung  selbständiger  Gärtner  in  Landsberg  a.  W., 

durch  Herrn  Wittmack. 

II.  Ausgestellte  Gegenstände  waren,  wie  in  der  vorigen  Sitzung,  so  auch  dies- 
mal in  sehr  grosser  Zahl  vertreten. 

1.  Herr  Jan  ick  i  führte  16  Sorten  Nelken,  beste  Winterblüher,  vor. 
Als  vorzüglichste  weisse  Remontant-Nelke  rühmte  derselbe  Miss  Moore, 
welche  niedrig  bleibt,  ungemein  reich  blüht,  grosse,  wohlriechende,  regel- 
mässige, beim  Aufblühen  cremefarbige,  später  weisse  Blumen  bringt  und 
gegen  ungünstige  Witterungseinflüsse  etc.  sehr  widerstandsfähig  ist.  Von 
den  weiteren  sehr  schönen  Sorten  sei  nur  noch  »President  Carnot«  er- 
wähnt, welche  bis  zu  36  wohl  entwickelte,  lebhaft  dunkelrote  Blüten  pro 
Topf  zeigte.  Auch  Bouton  d'or  (goldgelb)  undAntoine  Guillaume,  fleisch- 
farben, empfiehlt  Herr  Janicki  u.  a.  besonders  als  gute  Schnittsorten. 

2.  Herr  Lenzke  zeigte  vortreffliche  Anemonen  mit  15—16  Blütenstielen, 
eine  Üppigkeit,  welche  durch  reichliche  Jauchedüngung  befördert  wor- 
den war. 

3.  Herr  Hientzsch  hatte  das  Asternsortiment,  welches  der  Verein  s.  Z. 
zu  Versuchen  für  die  Rieselfelder  bezogen  hatte,  ausgestellt.  Wie  schon 
in  der  vorigen  Nummer  der  »Gartenflora«  erwähnt  wurde,  sind  diese 
Astern  auf  den  Rieselfeldern  durch  den  Hagelschlag  am  7.  August  voll- 
ständig vernichtetworden,  dagegen  beiHerrn  Plientzsch  prächtig  gediehen. 
Derselbe  zeigte  ausserdem  Burpee's  weisse  Wundergurke  vor,  welche  er, 
obwohl  es  eigentlich  eine  Freilandgurke  sein  sollte,  nicht  nur  als  solche, 
sondern  auch  als  Treibgurke  gezogen  hat  und  zwar  mit  bestem  Erfolge. 
Dieselbe  ist  sehr  reichtragend,  aber  kurzgedrungen,  wohlschmeckend  mit 
festem  Fleische  und  gut  versendbar.  Doch  ist  zu  beachten,  dass 
weisse  Gurken  in  Berlin  nicht  so  beliebt  sind.  —  Bezüglich  der  vom 
Vereine  auf  den  Rieselfeldern  gezogenen  Astern  bemerkt  noch  Flerr  Hof- 
lieferant Klar,  dass  die  besonders  in  England  beliebte  Aveisse  Kometaster, 


aSä-  ^*^4'  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

Avelche  einen  leichten  Habitus  besitzt,  grössere  Blumen  als  die  anderer 
Färbung  hervorbringt.  Als  neuere  gute  Sorte  sei  die  Triumph-Markt- 
Aster  zu  erwähnen. 

4.  Herr  Forch,  Landsberg  a.  W.,  hatte  Gurken  von  besonderer  Üppig- 
keit eingesandt.  Derselbe  hat  die  Sorte  im  Yorigen  Jahre  unter  nach- 
gebauten Klettergurken  aufgefunden;  sie  zeichnet  sich  aus  durch  besonders 
frühen  Fruchtansatz,  schnelle  Entwickelung  der  Früchte,  ungemein  reichen 
Ertrag,  Grösse  der  Früchte,  nicht  zu  grosses  Laub,  gesunden  kräftigen 
Wuchs  und  grosse  Widerstandsfähigkeit  gegen  Witterungseinflüsse.  Die- 
selbe entspricht  somit  allen  Anforderungen,  welche  man  an  eine  Treib- 
gurke stellen  kann.     Die  Farbe  der  reifen  Früchte  ist  grünlich  gelb. 

5.  Herr  Gartenbau-Inspektor  Hampel,  Koppitz,  hatte  Bohnen  gesandt, 
welche  demselben  von  Herrn  Otto  Mann,  Leipzig,  zum  versuchsweisen 
Anbau  überschickt  waren.  Herr  Hampel  empfahl  besonders  eine  Wachs- 
bohne No.  1,  welche,  am  24.  Juni  gelegt,  schon  am  42.  Tage  nach  der 
Aussaat  vollständig  verbrauchsfähige  Früchte  von  feinstem  Geschmack 
lieferte.  Diese  und  »Triumph  der  Warmbeete«  wetteiferten  in  Bezug  auf 
frühe  Entwickelung  mit  einander;  letztere  bleibt  niedrig.  '  Flerr  Hampel 
glaubt,  dass  diese  beiden  Sorten  die  besten  Treibbohnen  abgeben  werden.  — 
In  der  sich  hieran  anknüpfenden  längeren  Diskussion  über  die  früher  von 
Herrn  Hampel  gesandte  grüne  Bohne  überwog  die  Meinung,  dass  dieselbe, 
wenigstens  grün,  nicht  zu  empfehlen  sei.  Zwar  trage  dieselbe  reich,  es 
sei    aber    ein    8  stündiges    Kochen    erforderlich,    ehe    die    Bohnen    weich 

würden.  Übrigens  bemerkt  Herr  Kgl.  Garten-Inspektor  Perring,  dass 
schon  Herr  Hampel  dieselben  besonders  zum  Trockenkochen  empfohlen 
habe. 

6.  Herr  Otto  Mann,  Leipzig-Eutritzsch,  hatte  ein  Sortiment  Lilium  lanc, 
Montbretia  und  neueste  Ci-ozj  Canna,  ausserdem  Blumen  von  Gladiolen, 
Dahlien,  Clematis  etc.  ausgestellt,  worunter  sich  sehr  bemerkenswerte 
Stücke  befanden. 

7.  Herr  Inspektor  Dressler  zeigte  Sämlinge  von  Knollen-Begonien, 
gefüllt  und  einfach,  sehr  dankbar  im  Topf  wie  ausgepflanzt.  Ausserdem 
führte  derselbe  15  Sorten  Haselnüsse  vor  (im  Becher),  was  im  ver- 
gangenen Jahre  als  Monatsaufgabe  gestellt  war,  ohne  Lösung  zu  finden. 
Nach  seinen  Erfahrungen  ist  (unter  den  von  ihm  gezogenen  Sorten)  die 
Ilallesche  Riesen  noch  immer  die  beste.  Herr  Dressler  zeigte  ferner 
Zapfen  der  Douglas-Fichte  und  Canna  Ehmanni.  Die  Entwickelung  der 
letzteren  ist  kolossal,  musaähnlich,  namentlich  die  Blätter  sind  ungemein 
gross,  dabei  die  roten  Blumen  recht  schön,  doch  ist  diese  Canna  nicht 
ganz  so  leicht  zu  überwintern  wie  andere  Arten.  —  Herr  Krüger  em- 
pfiehlt die  C.  Ehmanni  gleichfalls  als  schöne  Gruppenpflanze,  nach  seinen 
Erfahrungen  ist  dieselbe  ebenso  hart  wie  die  anderen. 

8.  Herr Königl. Obergärtner  Habermann  hatte  eine  Anzahl  Chamaedorea 
concolor  zur  Stelle,  welche  vortrefflich  entwickelte  Fruchtstände  aufwiesen. 
Derselbe  wies  darauf  hin,  dass  man  sich  durch  wiederholte  künstliche  Be- 
fruchtung am  besten  selbst  Samen  zöge,  da  d-er  käufliche  meist  wenig  keim- 
fähig sei.  Durch  Ausbeeren  namentlich  hätte  er  sehr  gute  Resultate  erzielt. 
Im  übrigen  könnte  er  die  Pflanze  als  Dekorationsgewächs  gar  nicht  uenug 


8o4    Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  a8c 


empfehlen,  da  sie  im  Zimmer  nicht  einginge  und  sich  dadurch  wirklich 
rentabel  machte.  —  In  der  Diskussion  bemerkte  Herr  Kgl.  Garten- 
Inspektor  Perring,  dass  dies  in  der  That  die  beste  Art  sei,  doch  habe 
man  mit  der  Samenzucht  nicht  immer  Glück.  Auch  Herr  Thiess,  Xauen, 
empfahl  sie  als  vortreffliche  Dekorationspflanze  und  Herr  Hofgärtner 
Hoff  mann  fügte  hinzu,  dass  auch  Gh.  Warczewitzi  mit  gefiedertem  Blatt 
sehr  schön,  allerdings  nicht  so  hart  sei. 

9.  Herr  Gärtnereibesitzer  Bluth,  Lichterfelde,  führte  vorzüglich  kul- 
tivierte Myrten,  und  zwar  die  Hamburger  Spielart,  var.  hört.  Hamburgensis, 
vor,  welche  sich  nach  demselben  zu  Kronen  und  Hochstämmen  aus- 
gezeichnet bewährt,  doch  darf  man  sie  nicht  auspflanzen,  da  sie  sich 
sonst  nicht  hält.  Die  echte  Brautmyrte  wächst  nicht  so  gut  und  die 
Hamburger  Myrten  werden  in  Berlin  ebenso  gern  gekauft.  Ausserdem 
hatte  Herr  Bluth  eine  Stanhopea  mitgebracht,  welche  er  für  eine  natür- 
liche Hybride  hält. 

10.  Herr  Obergärtner  Ali  seh  hatte  eine  ausgezeichnete  Pflaume 
ausgestellt. 

11.  Herr  Gärtnereibesitzer  van  der  Smissen  zeigte  einen  Strauss  ab- 
geschnittener Gladiolen,  durchschnittliche  Handelsware,  ausnahmslos  gross- 
blumig und  von  schöner  Färbung;  ausserdem  die  von  Herrn  .Schwig- 
lewski,  Carow,  gezüchtete  Georgine  Kaiserin  Auguste  Victoria,  welche 
sich  ausgezeichnet  bewährt.  Die  Sorte  bleibt  niedrig  und  ist  mit  Blumen 
von  herrlicher  Form  und  Farbe  (weiss)  ganz  bedeckt.  Nach  Herrn  van 
der  Smissen  werden  übrigens  die  halbeinfachen  Blumen  fast  noch  lieber 
genommen  als  die  ganz  gefüllten.  —  In  der  Diskussion  wurde  hervor- 
gehoben, dass  von  den  Händlern,  der  beliebten  Langstieligkeit  wegen, 
die  Gladiolen  gegenwärtig  oft  so  tief  abgeschnitten  würden,  dass  die 
Zwiebeln  litten. 

12.  Herr  Gärtnereibesitzer  Neu  mann  empfahl  die  von  ihm  ausgestellte 
Begonia  semperflorens  fol.  aureis;  dieselbe  bleibt  niedrig  und  blüht  sehr 
dankbar.  Herr  Gärtnereibesitzer  Schwarzburg  pflichtete  dem  bei,  hält 
jedoch  die  B.  semperflorens  elegans  von  Direktor  Siebert  (Palmengarten 
zu  Frankfurt  a.  M.).  für  noch  schöner.  Herr  Kgl.  Garten-Inspektor  P erring 
teilte  mit,  dass  nach  seinen  Erfahrungen  die  gelbe  Farbe  der  von  Herrn 
Neumann  ausgestellten  Sorte  bald  sehr  nachlässt,  B.  semperflorens 
Vernon  sei  besser.  Im  übrigen  habe  er  eine  schön  rosablühende  B.  ge- 
zogen, welche  gleichzeitig  in  Frankreich  und  in  Erfurt  (Erfurter  Kind) 
gefallen  sei.  Die  B.  Bavaria  wäre  bei  Klissing  zu  haben,  er  könne  die- 
selbe jedoch  nur  da  empfehlen,  wo  mit  Teppichbeeten  geglänzt  werden 
soll;  viele  Pflanzen  verzweigten  sich  nicht.  Herr  Gartenbau -Direktor 
Lackner  bemerkte,  dass  Buchner-München  der  Vater  der  Bavaria  sei, 
von  dem  man  sie  auch  erhalten  könne.  Von  diesem  sei  sie  an  Pfitzer 
gelangt,  der  aber  kein  rechtes  Glück  damit  gehabt  habe.  Herr  Neumann 
erwähnte,  dass  seine  ausgestellten  Begonien  bisher  goldgelbe  Blätter  ge- 
habt hätten,  sie  seien  erst  grüner  geworden,  nachdem  sie  verhagelt  waren 
und  dann  im  Schatten  gestanden  haben.  Plerr  Landschaftsgärtner 
O.  Vügeler  erwähnt,  dass  in  diesem  Jahre  die  Knollen-Begonien  über- 
haupt brillant  ständen,  was  man  von  den  Pelargonien  nicht  sagen  könne. 


486  ^°4-  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


Herr  Obergärtner  Lentz  (Charitee)  hat  dagegen  gerade  sehr  schöne  Pelar- 
gonien. Herr  Kgl.  Garten-Inspektor  Perring  bestätigt  letzteres,  nach- 
teilig sei  nur.  dass  man  einfache  Pelargonien  nicht  so  "wie  die  Begonien 
jederzeit  bei  Bedarf  auspflanzen  könne.  Herr  O.  \'ogeler  hält  die  halb- 
gefüllten für  noch  empfindlicher,  die  Pelargonien  würden  allgemein  zu 
hoch  und  sähen  dann  dürftig  aus,  nur  in  Töpfen  blieben  sie  niedriger. 
Dem  widersprachen  Herr  Inspektor  Perring,  nach  welchem  sie  auch  in 
Töpfen,  wo  sie  durchwachsen,  zu  lang  werden,  sowie  Herr  Lentz,  bei 
dem  auch  ausgepflanzte  Pelargonien  nicht  zu  hoch  werden.  Herr 
Schwarzburg  hat  4  neue  Sorten  von  Reid  (London),  welche  nicht 
hoch  werden. 

13.  Herr  Grass  III.  hatte  Georginen -Sämlinge  aus  selbst  gezogenen 
Samen  ausgestellt;  es  waren  einige  viel  versprechende  Sorten  dabei. 

14.  Herr  G.  Mathieu  zeigte  ein  ganzes  Sortiment  Birnen.  So  Glapp's 
Liebling,  die  bekannte  vorzügliche  Frucht  von  besonderer  Grösse  und 
Wohlgeschmack  sowie  prächtiger  Färbung  der  Schale.  Schöne  Pyramiden 
bildend  ist  diese  Sorte  besonders  auch  für  kleinere  Liebhabergärten  zu 
empfehlen.  Ebenso  gut  ist  die  neue  Mortillet's  Butterbirne,  welche  mit 
der  vorigen  in  Grösse,  Schönheit  und  Tragbarkeit  wetteifert.  Sie  darf  am 
Baume  nicht  ganz  reif  werden,  da  sie  dann  öfters  „mehlig"  wird,  doch 
ist  diesem  Übelstande  durch  Pflücken  S  Tage  vorher  leicht  abzuhelfen. 
Die  Frühbirne  von  Prevoux,  eine  neue,  zuerst  von  Baltet  empfohlene 
Frucht,  hat  sich  als  eine  der  besten  Birnen  erwiesen;  sie  wird  demnächst 
vom  Aussteller  genau  beschrieben  werden.  Die  Windsor-Birne,  eine  alte 
bekannte  Frucht  Hogg's,  in  England  bereits  im  Jahre  1629  durch  Par- 
kinson beschrieben,  wurde  von  Frankreich  aus  als  „Montecat"  neu  (!) 
eingeführt,  d.  h.  Unkundigen  aufgehängt.  Ebenso  wurde  unsere  alte 
sächsische  Birne,  die  Rostietzer,  von  Frankreich  aus  unter  dem  neuen 
Namen  Precoce  de  Juillet  empfohlen,  doch  ist  zweifelhaft,  ob  hier  eine 
Täuschung  vorliegt,  oder  ob  bei  der  schweren  Aussprache  des  deutschen 
Namens  für  die  französische  Zunge  diese  sich  die  Umtaufe  zwecks  Er- 
leichterung der  Bezeichnung  geleistet  hat.  Die  römische  Schmalzbirne, 
Jungfern-B.,  Franz  Madam,  Tafel-B.,  selbst  Spar-B.  fälschlich  benannt,  die 
jetzt  überall  unter  dem  Namen  Tafelbirne  in  Berlin  zu  haben  ist,  wird 
vielfach  mit  der  Windsor-,  Erzherzogs-  und  Sommer-Königin-B.  vermengt, 
selbst  von  Baumschulbesitzern,  und  dadurch  in  der  Pomologie  eine  grosse 
Verwirrung  angerichtet.  Sie  ist  für  die  Wirtschaft  unersetzlich,  da  sie 
bei  ihrer  reichen  Tragbarkeit  dem  Besitzer  jährliche  Ernten  selbst  in  un- 
günstigen Jahren  liefert.  Der  Baum  zeichnet  sich  oft  durch  die  grindige 
Rinde  seiner  Zweige  und  Triebe  aus. 

15.  Herr  Gartenbau -Direktor  Lackner  hatte  eine  ganze  Anzahl  Cypri- 
pedien  in  prächtiger  Kultur  ausgestellt.  A^or  allem  das  C.  Charlesworthii, 
eine  Neueinführung  aus  Ost-Indien  (Rangun),  welches  wunderbar  schön 
ist,  mit  sehr  grosser  Fahne,  ausserordentlich  leicht  und  reich  blüht  und 
zwar  im  Herbste  zu  einer  Zeit,  wo  die  Blumen  am  meisten  gesucht  sind. 
Das  ausgestellte  Exemplar  hatte  schon  die  2.  Blüte.  Diese  Art  ist  als 
eine  ungewöhnlich  gute  Acquisition  zu  bezeichnen.  Ferner  waren  dabei 
das  schöne  C.  Seegerianum   (Spicerianum  X  Harrisianum),   das   originelle, 


804.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  4^7 

jedoch    nicht    so   reich    blühende    C.   euryandrum    (barbatum  ><  Stone'i), 
C.  Stonei  A^on  Eorneo,  C.  oenanthum  (Harrisianum  ;■(  insigne)    und    andere. 

16.  HerrHesdör  ff  er,  Charlottenburg,  zeigte  nebenderS.497besprochenen 
neuen  Melone  die  Früchte  verschiedener  Xeuheiten  von  Dam  mann  &  Co., 
San  Giovanni  a  Teduccio  bei  Xeapel.  vor.  Zunächst  5  Tomaten,  und  zwar 
1.  Skamander  (i!^94),  gedrungen  wachsend,  sehr  grossfrüchtig,  reich- 
tragend, aber  spät.  2.  Coriolan  (1894),  eine  frühe  schmackhafte,  fest- 
lleischige.  wenig  Samen  enthaltende  Sorte.  Die  prachtvoll  gefärbten 
Früchte  sind  kugelrund  und  sehr  schmuckvoll.  3.  Nordlicht  (1893),  eine 
unglaublich  reichtragende,  frühe,  ziemlich  aufrecht  wachsende  Sorte  mit 
gleichfalls  runden,  gelblich  gefärbten  Früchten,  die.  wie  bei  der  vor- 
genannten Sorte,  zwar  nicht  gross  sind,  aber  immer  in  ganzen  Büscheln 
zusammen  erscheinen.  4.  Semperfructifera  (1893),  eine  bei  uns  sehr  späte 
Sorte,  die  in  Büscheln  von  30,  40  bis  zu  50  Stück  ihre  ganz  kleinen  birnen- 
förmigen Früchtchen  zur  Entfaltung  bringt.  Sie  wächst  sehr  üppig,  will 
aber  unter  Glas  nicht  fortkommen.  5.  Dwarf  Champignon,  eine  vor 
einigen  Jahren  eingeführte,  reichtragende,  nicht  rankende  Sorte.  Herr 
Hesdörffer  zeigte  ferner  die  Eierfrucht  Negerfürst  (1894),  eine  reich- 
tragende Sorte  von  hohem  Schmuckwert,  durch  die  schwarzen  Früchte 
besonders  auffallend,  und  die  M-eisse  japanische  Klettergurke  (1894).  Diese 
Neuheit  mit  übrigens  gelben  Früchten  war  noch  nicht  ganz  konstant.  Eine 
Pflanze,  welche  drei  Mistbeetfenster  füllte,  hatte  über  60  Früchte,  andere 
waren  aber  aus  der  Art  geschlagen. 

17.  Herr  Universitätsgärtner  Rehnelt,  Giessen,  hatte  eine  ganze  Menge 
Frühlingsenzian,  Gentiana  verna,  eingesandt,  welcher  gegenwärtig  auf 
kurzberasten  Wiesen  in  der  Nähe  von  Giessen  im  zweiten  Flor  steht. 
Einsender  empfiehlt  diese  reizende  Art,  welche  sonnigen  Stand,  Aloorerde 
und  beständige  Feuchtigkeit  liebt,  die  man  erreicht,  indem  man  dem 
Boden  etwas  Torfmull  beimengt  und  bei  Trockenheit  reichlich  giesst, 
besonders  für  alpine  Anlagen. 

III.  Hierauf  begründete  Herr  Gärtnereibesitzer  Neumann  ausführlich  seinen 
Antrag  auf  Revision  der  Statuten.  Nachdem  derselbe  eine  Reihe  von 
Punkten  aufgezählt  hatte,  welche  teils  veraltet,  teils  unerfüllbar,  teils 
sonstverbesserungsbedürftigseien,  stellteHerr  Gartenbau-Direktor  Lackner 
nach  Darlegung  der  Gründe  über  die  ablehnende  Haltung  des  Vorstandes 
zunächst  die  Frage  zur  Diskussion,  ob  überhaupt  eine  Statutenänderung 
nötig  sei.  Nachdem  die  Herren  Hoffmann,  Bluth,  v.  d.  Smissen  und 
Neumann  für  den  Antrag,  die  Herren  Garten  -  Inspektor  Perring, 
Gartenbau-Direktor  Lackner  und  Inspektor  Dressler  gegen  denselben 
gesprochen  hatten,  wird  Schluss  der  Debatte  beantragt  und  der  Antrag 
Neumann  bei  der  Abstimmung  mit  erheblicher  Majorität  abgelehnt. 

IV.  Hierauf  berichtete  Herr  Kgl.  Garten-Inspektor  Per  ring  über  die  von 
selten  der  vereinigten  Ausschüsse  unternommenen  Schritte  zur  Milderung 
der  Notlage  der  von  dem  Hagelwetter  am  7.  August  Geschädigten.  Der 
versandte  und  in  der  Gartenflora  veröffentlichte  Aufruf  hat  erfreulicher- 
weise zahlreiche  Spenden  an  Pflanzenmaterial  wie  an  Geld  eingebracht, 
über  die  an  anderer  Stelle  quittiert  werden  wird.  Zwecks  Verteilung 
dieser  Spenden    wird  sodann    ein    Komitee,    bestehend    aus    den  Herren 


j^gg  Die  rote  Stachelbeer-Milbe  Bryobia  nobilis  C.  L.  Koch  etc. 


m 


Gärtnereibesitzern  Schwarzburg,    Busse   und  Hapt,   gewählt,  mit  de 
Rechte  der  Kooptation.     Die  entstandenen   Kosten    des    Aufrufs    und    der 
Versendung  wurden  bewilligt. 
V.  Zum  Delegierten  für  den   internationalen  Obstbau-Kongrsss  in  St.  Peters- 
burg wurdeHerr  Gartenbau-Direktor  Buntzel,  Nieder-Schönweide,  ernannt. 
VI.  In  zweiter  Beschlussfassung    wird    die  Frühjahrsausstellung    des    Vereins 
mit  besonderer  Berücksichtigung    der  Berliner    Blumenzwiebeln  endgiltig 
genehmigt. 
VII.  Auf   Antrag    der    Gartenbauvereine    für    den   Kreis   Steinburg    in   Wilster 
und  zu  Angermünde  wurde  diesen  je  eine  grosse    und  eine  kleine    sowie 
eine  bronzene,  dem  Märkischen  Obstbau-Verein  nach  Antrag    eine  grosse 
und  eine  kleine  silberne  Vereins-Medaille  bewilligt. 

Die    weiteren    Punkte    der    Tagesordnung    mussten    der    vorgerückten 
Si.unde  wegen  vertagt  werden. 

Das  Preisgericht,    bestehend    aus  den  Herren  E,  Bernick,    C.  Junge, 
C.  Kotte,  E.Scopi  und  J.  Tübbecke,  hatte  folgende  Preise  zugesproc^hen: 

1.  Herrn  Gärtnereibesitzer  A.  Janicki,  Schöneberg,  für  Nelken,  und 

2.  Herrn  Gärtnereibesitzer  F.  Bluth,   Gr.  Lichterfelde,   für    ]\[yrten    je 
eine  kleine  silberne  Vereins-Medaille. 

3.  HerrnKgi. Obergärtner  Hab  ermann,  Monbijou,  für  Chamaedorea.  und 

4.  Herrn  Gärtnereibesitzer  v.  d.  Smissen,    Steglitz,    für    Gladiolen    je 
eine  bronzene  Vereins-Aledaille. 

5.  Herrn  Obergärtner  L.  Ahlisch,  Berlin,  für  Pflaumen  ein  Ehrendiplom. 

6.  Herrn    Gärtnereibesitzer    C.    Lenzke,    Berlin,    für    Anemonen    den 
jNlonatspreis  von   15  Mark. 

Die  Herren  Gartenbau-Direktor  L  a  c  k n  e  r ,  H i  e  n  t z  s  c  h   und  C.  ]\1  a t h  i  e  u 
hatten  sich  ausser  Konkurrenz  erklärt. 

Aufgenommen  wurden   die  in   der  vorigen  Sitzung  Vorgeschlagenen. 
C".  Lackner.  i.  V.  Waage. 


Die  rote  Stachelbeer-Milbe,  Bryobia  nobilis  C.  L.  Koch  (?), 
ein    in   Deutschland    bisher   nicht   beachteter  Schädiger  des 

Stachelbeerstrauches. 

Von  Prof.  Dr.  Fr.  Thomas    in  Ohrdruf. 

(Hierzu  Abbildung  91.) 
usserordentliche  Witterungsverhältnisse  bedingen  ungewöhnliche  Ent- 
wickelung  einzelner  Spezies  von  Lebewesen,  also  auch  von  Schäd- 
^2J^^  lingen.  Zu  den  Folgen  der  abnormen  Trockenheit  des  Jahres  1893, 
__  .  besonders  des  Frühjahrs,  rechne  ich  das  damalige  vermehrte  Auf- 
^r^  treten  der  kleinen  roten  Milbe  an  den  Stachelbeerbüschen,  welches 
sich  auch  im  April  und  Mai  dieses  Jahres  wiederholte.  Wenngleich  diese 
Schädlinge  für  Deutschland  sicher  nicht  neu  sind,  da  ich  sie  in  meinem  Garten 
(ebenso  wie  Prof.  Haus skn echt  in  Weimar  in  dem  seinigen)  schon  seit 
Jahren  bemerkt    (z.  B.    im  Mai  1889    in  Ohrdruf   laut  Beobachtungsnotizen),    so 


Die  rote  Stachelbeer-Milbe,  Bryobia  nobilis  C.  L.  Koch  etc.  48c) 

sind  dieselben  doch  in  der  deutschen  Litteratur  über  Garten-  und  Obstbau 
sowohl  M'ie  über  Pflanzenkrankheiten  bisher  meines  Wissens  nie  erwähnt 
worden. 

Die  nachteilige  Wirkung  der  roten  Milbe*)  ist  viel  auffälliger  als  der 
kleine  Schädling  selbst.  Die  beim  Austreiben  der  Blätter  befallenen  Zweige 
des  Stachelbeerstrauches  machen  sich  durch  ihr  kümmerliches  Aussehen  auch 
auf  einige  Entfernung  bemerkbar.  Die  Blätter  bleiben  viel  kleiner  und  sind 
nicht  sattgrün,  sondern  bleich,  oberseits  weisslich,  später  nicht  selten  mit 
gelbrötlichem,  dürren  Rande  gesäumt.  Den  Grossenunterschied  veranschau- 
lichen die  Figuren  1  und  2  (Darstellung  auch  des  Farbenunterschiedes  war  bei 
Zinkographie  nicht  möglich).  Während  die  gesunden  Blätter  eines  Stockes  am 
27.  April  d.  J.  in  meinem  Garten  his  zu  27  mm  lang  und  32  mm  breit  waren, 
massen  am  gleichen  Tage  die  grössten  Blätter  der  befallenen  Triebe  desselben 
Stämmchens  nur  15  und  21  mm,  so  dass  diese  es  nur  auf  reichlich  Y3  des 
Flächeninhalts  jener  gebracht  hatten.  Auf  dieser  Grösse  beharrten  sie,  wo- 
gegen die  normalen  noch  bis  auf  38  und  47  mm  weiter  wuchsen.  Die  Mehr- 
zahl der  durch  das  Saugen  frühzeitig  beeinträchtigten  Blätter  war  aber  weit 
kleiner  (10  und  13  mm)  als  die  oben  angegebenen  Maximalmasse,  so  dass  sich 
die  Reduktion  der  Blattfläche  als  noch  beträchtlicher  herausstellt. 

Ein  solcher  Stock  macht  zunächst  den  Eindruck  eines  wurzelkranken.  In 
der  Regel  sind  auch  die  obersten  Triebe  die  am  stärksten  angegriffenen.  Aber 
es  kommt  nicht  selten  vor,  dass  gesunde,  tiefer  an  demselben  Stämmchen  ent- 
springende (also  gleicher  Wurzel  zugehörige)  Triebe  jene  kranken  z.  T.  noch 
überragen,  d.  h.  bis  zu  grösserer  vertikaler  Höhe  über  dem  Boden  sich 
strecken.  Folglich  kann  mangelnde  Wurzelfunktion  nicht  die  Erklärung  bieten. 
Die  Erkrankung  der  Zweige  ist  vielmehr  dem  Saugen  der  zahlreich  vorhan- 
denen Milben  zuzuschreiben.  Bemerkenswert  ist  es,  dass  die  Milben  nicht 
alsbald  auf  die  gesunden  Triebe  in  gleicher  Verteilung  übergehen,  sondern  an 
den  zuerst  befallenen  auch  dann  noch  lange  Zeit  in  sehr  viel  grösserer  Dich- 
tigkeit gefunden  werden,  wenn  deren  Blätter  bereits  den  Verfall  deutlich 
zeigen.  Erst  später  erfolgt  eine  gleichmässigere  Ausbreitung  der  Milben  über 
den  grösseren  Teil  des  Stockes.  Mit  der  Verkümmerung  der  Blätter  (vergi. 
unten  den  letzten  Abschnitt)  geht  die  schlechte  Ernährung  der  Früchte  Hand 
in  Hand,  die  allermeist  vorzeitig  abfallen.  An  den  schon  im  ersten  Frühjahre 
von  den  Milben  befallenen  Zweigen  bleiben  gar  keine  oder  nur  einige  ver- 
kümmerte Früchte  hängen.  Die  Ernte  wird  daher  durch  diese  Tiere  ganz  merk- 
lich beeinträchtigt. 

Man  sammelt  die  Milbe  am  leichtesten  ein,  indem  man  ein  weites  Glas 
unter  den  betreffenden  Astteil  oder  Seitentrieb  hält  und  letzteren  durch 
Schnippen  (kurzes  heftiges  Stossen)  erschüttert.  Ende  April  d.  J.  hatte  ich  auf 
solche  Weise  binnen  einer  Minute  leicht  einige  hunderte  lebender  Milben  im 
Glase.  Damit  mir  dieselben  nicht  entwischen  konnten,  stellte  ich  das  Glas  in 
eine  Schale  mit  Wasser  (also  in  Wasserverschluss  bei  Luftzutritt).  Am  fol- 
genden Morgen  war  die  ringförmige  Wasserfläche  von  roten  Milben,  die  aus- 
zuwandern gesucht  hatten,  besetzt.  Die  durch  die  Adhäsion  steigenden  Ränder 
des  Wassers  liessen  die  Tiere  aus  der  mittleren  Ringzone  nicht  wieder  empor- 


*^  Nicht  zu  verwechseln   mit  der  bekannten  „roten  Spinne"  Tetran)'chus  telarius,  die  aucii 
eine  Milbe  ist. 


AQO  Di^  ^^^^  Stachelbeer-Milbe,  Bryobia  nobilis  C.  L.  Koch  etc. 

kommen.  Fast  ausnahmslos  lagen  diese  Tiere  still,  Avie  leblos.  Aber  es  ge- 
nügte, sie  nur  lo  Minuten  auf  das  Trockene  zu  bringen,  um  die  Hälfte  der- 
selben wieder  zu  beleben,  und  nach  weiteren  lo  Alinuten  waren  alle  Exemplare 
davongelaufen  oder  im  Begriffe,  dies  zu  thun.  Ahnlich  verhalten  sie  sich  nun 
bei  Regen  auf  den  Blättern  der  Pflanze,  und  dadurch  wird  erklärlich,  warum 
sie  durch  lange  Trockenheit  zu  besonders  üppiger  Entwickelung  gelangen. 
Gegen  Benetzung  haben  sie  offenbar  keinen  ausreichenden  Schutz.  Der  lethar- 
gische Zustand  scheint  darnach  auf  mangelnder  Atmung  zu  beruhen.  Exemplare, 
die  ich  8  Tage  lang  in  solcher  Lethargie  auf  Wasser  hatte  liegen  lassen, 
waren  abgemagert,  aber  doch  zumeist  noch  lebend.  Die  hufeisenförmig  ge- 
krümmte Furche,  welche  auf  dem  Rücken  des  Tieres  die  flach  gewölbte  Mittel- 
linie vom  Seiten-  und  Hinterrand  trennt,  ist  dann  tiefer  als  vorher. 

Die  einzigen,  bisher  erschienenen  ausführlichen  Darstellungen  von  Bryobia- 
Arten  finden  sich  in  italienischer  und  amerikanischer  Litteratur,  über  die  ich 
noch  berichte  (s.  unten),  weichen  aber  in  einigen  Punkten  von  meinen  Befunden 
ab.  Deshalb  gebe  ich  im  nachfolgenden  eine  Beschreibung  der  Stachel- 
beermilbe und  füge  derselben  auch  mehrere  Abbildungen  bei,  die  Herr 
Ew.  H.  Rübsaamen  für  mich  anzufertigen  die  Güte  hatte. 

Die  Farbe  des  Tieres  ist  ein  schmutziges  Rot,  am  ehesten  als  dunkeles 
Ziegelrot  zu  bezeichnen.  Beim  Zerdrücken  auf  Papier  erhält  man  einen  bräun- 
lichroten bis  blassblutroten  Strich.  Der  Hinterleibsrücken  erscheint  rechts 
und  links  oft  dunkler  als  in  der  Mittellinie  (infolge  durchscheinenden  Darm- 
inhalts?) Das  Vorderende  des  Körpers  mit  den  Mundteilen,  sowie  die  mit 
weissen  Borsten  besetzten  und  in  je  zwei  Krallen  ausgehenden  (am  Ende  auch 
mit  mikroskopisch  zarten  Klebehaaren  oder  Haftborsten  versehenen)  Beine  sind 
heller  gefärbt,  fleischrot,  die  Augen  und  der  kegelförmige  Saugzapfen  (der 
aber  nur  von  unten  gesehen  werden  kann)  tiefer  rot. 

^'on  den  Beinpaaren  ist  das  vorderste  das  längste,  sogar  etwas  länger  als 
der  Körper.  Ende  April  hatten  die  Tiere  in  Ohrdruf  durchschnittlich  0,56  mm 
Körperlänge  bei  0,39  mm  Breite  und  die  Beine  des  ersten  Paares  o,ö8  mm 
Länge.  Im  Mai  steigt  die  Körperlänge  bis  auf  ca.  0,7  mm.  Schon  bei  stärkerer 
Loupenvergrösserung  wird  eine  Reihe  von  weissen,  kurzgestielten,  flachen 
Schüppchen  (sq  in  Fig.  3  und  5)  von  eiförmigem  bis  keulenförmigem,  z.  T. 
schief  oder  gekrümmt  keulenförmigem  (richtiger  spatelförmigem)  Umrisse  und 
durchschnittlich  0,028  mm  Länge  auffällig,  die  rings  um  den  Körper  ungefähr 
in  der  Seitenrandlinie  stehen  und  am  Stirn-  und  Ilinterleibsrand  sich  am 
meisten  bemerkbar  machen.  Auch  der  Rücken  trägt  drei  hintereinander- 
stehende  Paare  derselben.  Das  vorderste  dieser  3  Paare  steht  nahe  dem 
durch  eine  Furche  bezeichneten  Vorderrand  des  Abdomens.  Von  ihm  nach 
aussen  auf  derselben  Ouerlinie  des  Rückens  folgen  dann  noch  jederseits  zwei 
Schüppchen,  von  welchen  das  innere  die  Reihe  der  acht  Schüppchen  des 
Hinterleibsrandes  (von  der  Alitte  des  stumpfen  Hinterendes  gezählt)  beschliesst, 
das  äussere  dagegen  in  der  rückwärts  gerichteten  Verlängerung  derjenigen 
Schüppchenreihe  liegt,  welche  an  A'order-  und  Seitenrand  des  Kopfbruststücks 
steht.  Die  Reihe  der  seitlichen  Schüppchen  erfährt  somit,  wie  in  Fig.  3  genau 
dargestellt  ist,  in  der  Vorderecke  des  Abdominalrückens  eine  Verschiebung: 
sie  liegt  von  der  bezeichneten  Stelle  ab  nach  vorn  weiter  aussen  als  nach 
hinten.     Zwischen  der  zweiten  und  dritten  Schuppe  der  äusseren  Reihe,  d.  i.  der 


2    ^ 


'M^*'  Vv'^ 


Abb.  1)1.  Rote  Stachclbccr-Milbc,  Brvobia  nobilis  C.  L.   Koch 


Fig.    I   u.   2.     Gesundes    und    von  Bryohia    befallenes    Blatt    desselben    Stänimchens    von  Ribes 

Grossularia  zum  Grössenvergleich  (Ende  April   1894). 
Fig.   3.     Die  rote  Stachelbeermilbe    von    oben  gesehen  mit  Einzeichnung  der  erst  durch  Druck 

und  Verschiebung  von   oben  sichtbar  werdenden  Mundteile  und  Atemhörnchen. 
Fig.  4.     Dieselbe  in  Seitenansicht. 

Fig.  5.     Die  rechte  Hälfte  des  Stirndaches  von  oben  gesehen. 
Fig.   6.     Die    am  Tier  aufeinanderliegenden,    im  Präparat  durch  Zurückschlagung'  (Auseinander- 

klappung    in    der    punktierten    Linie)     getrennten    Mundteile;     Zeichnung     genau    nach 

der  Lage  im  Präparat. 
Fig.  7.     Ein  Maxillartaster. 

Es  bezeichnen  die  Buchstaben  c  den  Saugzapfen,  est  die  Stigmenhörnchen,  p  die  Maxillar- 
taster, af  deren  letztes  Glied  (Tastläppchen),  md  die  Stechborsten,  tc  das  Stirndach,  o  die 
Augen,  sq   die  Schüppchen. 

Fig.  I.  u  2  in  natürlicher  Grösse;  die  Vergrosserungszitler  der  übrigen  beträgt  ungefähr 
55   bei  Fig.   3   u.  4,    iio  bei  Fig  ö,   2S0  bei  F'ig.  5    u.   7. 


AQ2  I^is  '"ote  Stachelbeer-Milbe,  Bryobia  nobilis  C.  L.  Koch  etc. 

ersten  und  zweiten  des  Kopfbruststückes  (von  hinten  nach  vorn  gezählt)  liegt 
jederseits  das  Auge:  ein  tiefblutroter  Fleck  mit  einigen  glänzenden,  ebenso 
gefärbten  Ocellen  dicht  am  Seitenrand  des  Kopfbruststückes  und  näher  dem 
Hinterende  dieser  Randlinie  als  dem  Kopfende  des  Tieres.  Das  Kopfbruststück 
ist  auf  dem  Rücken  chagrinartig  gerunzelt,  der  Hinterleib  dagegen  mit  dichten 
Liniensystemen  aus  tiefen,  in  Krümmungen  verlaufenden  Falten  geziert. 

Die  Mundteile  können  von  oben  nur  zum  Teil  durch  gelinde  Pressung 
des  Körpers  sichtbar  gemacht  werden.  Bei  Rückenlage  des  Thieres  fällt  der 
glänzende,  fleischige,  aus  breiter  kegelförmiger  Basis  entspringende  Saugzapfen 
durch  seine  tiefrote  Farbe  in  die  Augen.  Neben  ihm  stehen  beiderseits  die 
dicken,  viergliedrigen  Maxillartaster  (Fig.  7;  p  in  Fig.  4  und  6),  deren  drittes 
Glied  in  eine  starke  Kralle  ausgeht,  während  demselben  Glied  auf  der  Innen- 
seite das  mit  Borsten  besetzte  Endglied  (af)  entspringt,  welches  die  Gestalt 
eines  Tastläppchens  hat  und  beim  Suchen  des  Thieres  nach  einer  geeigneten 
vSaugstelle  in  steter  Bewegung  ist.  Die  beiden  Stechborsten  (md  in  Fig.  6)  sind 
hinten  schlingenförmig  umgebogen;  sie  werden  so,  wie  sie  in  Fig.  3  gezeichnet 
sind,  erst  durch  Druck  sichtbar.  Bei  völligem  Zerdrücken  des  Tieres  kommen 
auch  im  Saugkegel  noch  zwei  stark  chitinisierte  Stücke  von  ca.  0,020—0,045  mm 
Länge  (pg  in  Fig.  ö)  zur  Anschauung,  die  Avie  die  Schliesszellen  einer  pflanz-r 
liehen  Spaltöffnung  zu  einander  liegen  und  durch  je  sieben  oder  mehr  parallele 
Furchen  ein  kammähnliches  Aussehen  erhalten. 

Über  den  Mundteilen  und  diese  in  der  Ansicht  von  oben  verdeckend 
liegen,  den  Vorderrand  des  für  die  Gattung  Bryobia  charakteristischen  Frontal- 
daches (tc  in  Fig.  4  und  5)  bildend,  vier  nach  vorn  gerichtete  Zäpfchen,  von 
denen  die  zwei  mittleren  einander  mehr  genähert  und  an  ihrer  Basis  ver- 
wachsen sind,  auch  etwas  weiter  nach  vorn  reichen  als  die  zwei  äusseren. 
Alle  vier  gehen  in  je  eines  der  oben  erwähnten  weissen  Schüppchen  aus 
(sq  in  Fig.  5).  Die  Gesamtzahl  dieser  Schüppchen  am  ganzen  Körper  wird 
dadurch  auf  32  gebracht. 

Die  Bauchseite  des  Tieres  zeigt  eine  Querteilungsfurche  zwischen  den 
beiden  vorderen  und  den  beiden  hinteren  Beinpaaren  und  am  Hinterleib  die 
durch  zwei  Wulste  auf  einem  annähernd  viereckigen  Räume  umgrenzten 
Sexualorgane.  Die  längere  Diagonale  des  Vierecks  liegt  in  der  Mittellinie  des 
Körpers,  die  kürzere  scheidet  beim  weiblichen  Tier  den  vorderen  ganz  flachen 
Teil  (der  nach  Claparede's  Nomenklatur  als  Geschlechtshof  zu  bezeichnen  ist) 
von  der  dahinter  liegenden  tiefen  Höhlung  der  Vulva.  An  diese  reiht  sich 
nach  hinten  ohne  oberflächlich  sichtbare  Brücke  die  Analöffnung  in  Gestalt 
eines  schmalen  Längsspaltes  an,  der  von  dem  erwähnten  Randwulst  noch  mit 
umschlossen  wird  und  die  ausgezogene  Hinterecke  des  Vierecks  bildet.  Ent- 
wickelte Männchen  sind  mir  nicht  zur  Beobachtung  gekommen. 

Das  Tracheensystem  ist  noch  stärker  entwickelt  als  bei  der  Webermilbe 
(Tetranychus).  Kräftige  Aste  erstrecken  sich  nach  allen  Teilen  des  Körpers 
und  in  jedes  der  8  Beine.  Die  Verbindung  des  Röhrensystems  mit  der  äusseren 
Luft  Avird  aber  nicht  wie  bei  Tetranychus  durch  nur  ein  in  der  Mittellinie  des 
Körpers  befindliches  Stigma  (cf.  Claparede  in  Zeitschr.  f.  wiss.  Zoologie  XVIII 
S.  485),  sondern  durch  zwei  auf  beweglichen  Hörnchen  gelegene  bewirkt,  die 
aber  in  gewöhnlicher  Stellung  bei  Ansicht  von  oben  durch  das  Frontaldach 
noch  mit  verdeckt  werden  (est  in  Fig.  3,  4  und  0;  in  Fig.  ö  ist  der  Zusammen- 


Die  rote  Stachelbeer-Milbe,  Bryobia  nobilis  C.  L.  Koch  etc.  493 


hang  mit  dem  Tracheenhauptstamm  bei  dem  einen  Hörnchen  dargestellt,  wie 
ihn  das  Präparat  zeigte,  dessen  Herstellung  meinem  Freunde  Rübsaamen 
gelang).  Die  meisten  früheren  Beobachter  (siehe  unten)  haben  diese  Atem- 
hörnchen von  den  oben  besprochenen  Schüppchen  nicht  unterschieden.  Letztere 
sind  durchsichtig,  daher  im  durchfallenden  Lichte  hauptsächlich  durch  ihre 
Konturen  auffällig,  die  Atemhörnchen  sind  im  durchfallenden  Lichte  dunkel 
und  im  auffallenden  weiss  (durch  ihren  Luftinhalt).  Sie  sind  auch  an  der 
Basis  dicker  als  die  Schüppchen  und  nach  der  Spitze  nur  schwach  keulenförmig 
und  nicht  llach.  Ihre  Länge  ist  1Y2  bis  2  mal  so  gross  als  die  der  Schüppchen 
der  vier  Dachfortsätze. 

Das  Material  von  Milben,  welches  mir  im  April  und  Mai  zur  Verfügung 
stand,  war  sehr  gleichartig.  Während  man  an  den  durch  Tetranychus  telarius 
zur  Dürre  gebrachten  Blättern  der  Bohne  im  August  alle  Stadien  der  Milbe 
von  den  Eiern  ab  gleichzeitig  vorfindet,  zeigt  Ribes  im  Frühjahre  nur  eine  einzige, 
vermutlich  aus  Wintereiern  hervorgegangene  Generation.  Am  23.  April  1894 
war  bereits  keine  einzige  sechsbeinige  Larve  mehr  zu  finden.  Die  ersten  eier- 
tragenden Weibchen  sah  ich  1894  am  5.  Mai.  Am  10.  Juni  waren  lebende 
Milben  auf  den  Sträuchern  nicht  mehr  zu  finden  und  ebensowenig  in  der  Erde 
am  Grunde  der  Stämmchen.  Die  kranken  Zweige  trugen  aber  jetzt  rote,  glatt- 
schalige,  glänzende  Eier  vom  Aussehen  und  der  Grösse  (0,12  bis  0,18  mm 
Durchmesser)  jener,  die  ich  an  trächtigen  Milben  vorher  gefunden.  Diese  Eier 
Sassen  bald  einzeln  an  der  Rinde  oder  an  dort  wachsenden  Flechten,  bald 
zu  mehreren  in  einer  Reihe  in  den  Winkeln  und  an  den  Rändern  der  häutigen 
Reste  alter  Knospenschuppen.  Daneben  fanden  sich  gleichgrosse,  farblose, 
aufgebrochene,  aus  denen,  wie  ich  annehme,  die  Frühjahrsgeneration  der 
Milben  hervorgegangen  war.  Ob  überhauj^t  noch  eine  zweite  Generation  im 
gleichen  Jahre  folgt,  weiss  ich  nicht,  bezweifle  es  aber,  denn  meine  diesjährigen 
Beobachtungen  bieten  keinerlei  Anhaltepunkte  für  eine  solche  Annahme. 

Litteratur.  Das  Vorkommen  der  Bryobia  auf  Grossularia  ist  meines 
Wissens  bisher  nur  aus  England  berichtet  worden.  Nach  Klebahn's  Referat 
in  der  Zeitschr.  f.  Pflanzenkrankh.  III,  1893,  S.  210,  findet  sich  eine  Xotiz  über 
Häufigkeit  des  Tieres  auf  Stachelbeeren  bei  London  in  Gardeners'  Chronicle  XII, 
1892,  S.  111,  in  welcher  Xotiz  aber  die  Milbe  als  Bryobia  speciosa  bezeichnet 
worden  ist.  Nach  der  Abbildung  und  Beschreibung,  welche  A.  B erlese 
(Acari,  Myriopoda  et  Scorpiones  hucusque  in  Italia  reperta,  Fascicolo  LI. 
X'^.  1.,  1888)  giebt,  ist  B.  speciosa  u.  a.  charakterisiert  durch  die  Form  der 
vier  schuppentragenden  Fortsätze  des  Stirndaches.  Die  beiden  mittleren  Fort- 
sätze sind  viel  breiter  als  die  äusseren,  ausserdem  rundlich,  nämlich  nach 
ihrer  Basis  zu  wieder  verschmälert.  r)ie  Determination  M^urde  alsdann  von 
Albert  Michael  in  Br.  praetiosa  verändert  und  zwar  auf  Veranlassung  von 
Miss  E.  A.  Ormerod,  der  um  die  Kenntnis  und  Bekämpfung  der  für  Land- 
und  Gartenbau  schädlichen  Insekten  hochverdienten  Verfasserin  der  »Reports 
of  Observations  of  Injurious  Insects«.  Im  17.  Report,  welcher  das  Jahr  1893 
behandelt  und  im  Februar  1894  in  London  erschien,  sind  auf  S.  32 — 38  die 
bisherigen  Beobachtungen  verarbeitet. 

C.  L.  Koch  stellte  die  Gattung  Bryobia  mit  4  Arten  auf.  Darnach  wurden 
die  Spezies  Br.  praetiosa  und  Br.  speciosa  von  Canestrini  und  Fanzago 
(Intorno  agli  acari  italiani  p.  91)  beschrieben  (die  Einsicht  in  diese  Publikation 


IQ4  Dis  rote  Stachelbecr-Milbe,  Bryobia  nobilis  C.  L.  Koch  etc. 


danke  ich  Herrn  Prof.  Dr.  P.  Kr  am  er  in  Magdeburg)  und  in  Wort  und  Bild 
dargestellt  von  Berlese  (1.  c.  1886  Fase.  XXXIII  Xo,  3  und  1S88  Fase.  LI  Xo.  I). 
B erlese  hat  die  Atemhörnchen  nicht  in  ihrer  Funktion  erkannt  und,  wie 
es  scheint,  mit  den  Schüppchen  für  gleichartig"  erachtet,  denn  seine  Figur  1 
zeigt  ein  Paar  der  letzteren  da,  wo  jene  stehen.  I)as  Verdienst,  diese  für  die 
Gattung  typischen  Organe  erkannt  zu  haben,  kommt  P.  Kramer  zu  (Archiv 
für  X^aturgeschichte  XLIII,  1877,  S.  228 — 230). 

Eine  ausführlichere,  mit  neuen  Abbildungen  versehene  Darstellung  einer 
Bryobia-Art  gaben  darnach  C.  V.  Riley  und  C.  F.  Marlatt  in  Insect  life  II, 
i8go,  S.  45 — 52,  otfenbar  gleich  Berlese  ohne  Kenntnis  der  Kramer'schen 
Publikation,  Über  die  Berechtigung  dieser  von  Garman  1885  aufgestellten 
Art,  Bryobia  pratensis,  ist  ohne  Typen  ein  abschliessendes  Urteil  nicht  möglich. 
Nach  Beschreibung  und  Abbildung  des  Tieres  ist  jene  Berechtigung  nicht  besser 
begründet  als  die  Aufstellung  der  Stachelbeermilbe  als  Bryobia  ribis  n.  sp. 
In  der  sehr  weiten  Berlese'schen  Diagnose  haben  nämlich  ebensowohl 
B.  pratensis  wie  B.  ribis  Raum,  Wenn  aber  die  Abbildungen,  die  Berlese 
einerseits  und  Riley  und  Marlatt  andererseits  gegeben  haben,  zugrunde 
gelegt  werden,  so  ist  Bryobia  ribis  von  jenen  beiden  Arten  verschieden 
1.  durch  die  gleiche  Länge  von  Tastläj)pchen  (Endglied  af)  und  Kralle  am 
Maxillartaster  (man  vergleiche  Fig.  7  mit  Fig.  4  g  bei  Riley  und  mit  Fig.  7  bei 
Berlese)  und  2.  durch  die  Stellung  der  Schuppen.  Berlese  bildet  ganz 
deutlich  4  Paar  Rückenschuppen  ab,  Bryobia  ribis  besitzt  deren  nur  3  Paar. 
Riley 's  Abbildung  stellt  3  Paar  auf  dem  Rücken  des  Abdomen  und  ein  Paar 
auf  dem  Rücken  des  Cephalothorax  dar,  der  bei  B.  ribis  nur  am  Rande  Schuppen 
trägt  und  nicht  auf  dem  Rücken.  Keine  der  beiden  Abbildungen  zeigt  die  von 
mir  hervorgehobene  sechszählige  Schuppenquerreihe  nahe  dem  Vorderrand  des 
Abdominalrückens  (Fig.  3).  Und  doch  sind  diese  Schüppchen  schon  bei 
schwacher  Vergrösserung  zu  auffällig,  um  dem  Zeichner  leicht  entgehen  zu 
können. 

C.  L.  Koch's  Diagnosen  seiner  4  Bryobia-Arten  (Deutschlands  Crustaceen, 
iMyriapoden  und  Arachniden,  Heft  1  Xo.  8  und  q,  Heft  17  Xo.  10  und  ii')  ent- 
halten nur  Farbenangaben.  Diejenige  für  B.  praetiosa  sowie  die  zugehörige 
Abbildung  stehen  nun  aber  in  Widerspruch  mit  der  Färbung  der  Stachelb'eer- 
milbe:  weder  der  in  seiner  Farbengrenze  vierzähnige  Hinterrand  des  Thorax, 
noch  der  ankerähnlich-dreiteilige,  rötliche  Streifen  am  Ende  des  Flinterleibs- 
rückens  ist  vorhanden.  Die  vier  reinweissen  Punkte  auf  dem  Abdominalrücken, 
die  Koch  in  seine  Diagnose  aufgenommen  hat,  sind  jedenfalls  4  Schüppchen, 
von  denen  die  Stachelbeermilbe,  wie  oben  mehrfach  erwähnt,  daselbst  sechs 
besitzt. 

Dagegen  giebt  Koch  (1.  c,  Heft  17  Xo,  11)  für  seine  Bryobia  nobilis 
(deren  spezifische  Differenz  von  B.  praetiosa  Berlese  zweifelhaft  lässt)  drei  Paar 
solcher  Schüppchen,  und  zwar  in  der  für  B.  ribis  charakteristischen  Stellung 
an.  Auffällig  ist,  dass  er  in  der  zugehörigen  Beschreibung  nach  Erwähnung 
der  B.  praetiosa  von  »denselben«  weissen,  punktartigen    .vsechs«  paarAveise  ge- 


*"!  Die  Einsicht  in  das  seltene  Werk  von  C.  L.  Koch  danlvc  ich  der  Güte  des  durch  seine 
Arbeiten  über  die  Arachniden  rühmlichst  bekannten  Dr.  med.  L.  Koch  sen.  zu  Nürnberg,  des 
Sohnes  vom  \'crfasser  jenes  Werkes. 


Die  rote  Stachelbeer-Milbe,  Bryobia  nobilis  C.  L.  Kuch  etc.  ^g^ 


stellten  Rückenpapillen  spricht,  während  er  für  B.  praetiosa  doch  nur  vier 
weisse  Flecken  in  Diagnose  und  Beschreibung  erwähnt.  Der  Umriss  von 
B.  nobilis  ist  nach  K.'s  Abbildung"  etwas  schlanker  als  der  von  B.  ribis.  doch 
nennt  er  sie  in  der  Beschreibung"  »kürzer  und  breiter  als  die  verwandten  Arten«. 
Auch  der  schwarze  Flecken  in  der  Mitte  des  Rückens  vor  der  Abdominalgrenze 
ist  für  B.  ribis  sicher  nicht  typisch.  Aber  von  den  vier  Koch'schen  Arten  ist 
B.  nobilis  meines  Erachtens  der  Stachelbeermilbe  am  ähnlichsten.  Die  bisherigen 
Bestimmungen  derselben  als  B.  praetiosa  gründen  sich  augenscheinlich  nicht 
auf  Koch's.  sondern  nur  auf  B erlese's  Werk,  dessen  Abbildungen,  wie  ich 
dargethan  habe,  deutliche  Unterschiede  von  der  Stachelbeermilbe  aufweisen. 

Wirtpflanzen.  Ausser  auf  Ribes  Grossularia,  auf  der  das  Vorkomme 
in  l)eutschland  höchstwahrscheinlich  ein  verbreitetes  ist,  mir  bisher  aber  nur 
für  eine  Reihe  von  Orten  in  Thüringen  nachzuweisen  möglich  war  (Ohrdruf. 
Zella,  Friedrichroda,  Mühlhausen,  Weimar),  ergreift  die  Stachelbeermilbe  in 
gleicher  Weise  Ribes  alpinum,  während  sie  den  Johannisbeersträuchern,  auf 
welche  sie  in  meinem  Garten  gleichfalls  überging",  keinen  auffälligen  Schaden 
that.  Die  englischen  Beobachter  (cf.  Ormerod  1.  c.)  berichten  nun  von  gleich- 
zeitigem Auftreten  auf  Hedera  Helix.  Michael  glaubt  sogar,  die  Ausrottung 
des  Epheus  würde  hinreichen,  um  die  Stachelbeeren  vor  weiterer  Schädigung 
zu  sichern.  Mein  an  mehreren  Orten  und  von  April  bis  Juni  wiederholtes 
Bemühen,  die  ]\lilbe  an  Epheu  nachzuweisen,  welcher  den  kranken  Stachelbeer- 
büschen nahe  stand,  war  vergeblich.  (Auch  die  Fähigkeit  der  Milbe,  zu  spinnen, 
die  zwar  von  Miss  Ormerod  nicht  als  erwiesen  dargestellt,  aber  von  einigen 
ihrer  Korrespondenten  erwähnt  wird,  konnte  ich  nie  beobachten  und  bezweifle 
sie).  Berlese  macht  für  B.  praetiosa  keine  Substrate  namhaft;  er  sagt  nur: 
»Habitat  in  agri  Patavini  muscis  et  arboribus.«  C.L.Koch  giel^t  für  B.  nobilis 
nur  an,  dass  er  sie  bei  Zweibrücken  in  Rheinbayern  fand,  und  für  B.  praetiosa: 
»in  Gärten,  zuweilen  auf  Gesträuch,  bei  Regensburg". «  Für  die  rationelle  Be- 
kämpfung des  Tieres  fehlt  somit  noch  die  Gewissheit  über  den  Kreis  seiner 
Xährpflanzen.     In  meinem  Garten  blieb  es  auf  Ribes-Arten  beschränkt. 

Schaden  und  Gegenmittel.  Die  im  Eingange  geschilderte  Schädigung 
des  Stachelbeerstrauches  wird  dadurch  herbeigeführt,  dass  die  Milbe  durch  ihr 
Saugen  die  Zellen  des  Blattes  tötet.  Das  gilt  hauptsächlich  für  die  oberseitige 
Epidermis  und  das  Palissadenparenchym,  das  auf  grössere  oder  geringere 
Erstreckung  hin  seinen  grünen,  für  die  Assimilation  im  Sonnenlicht  so  wichtigen 
Inhalt  verliert.  Völlig  erwachsene  Blätter,  auf  welche  die  Milben  gelangenn 
werden  weissfleckig,  behalten  aber  immer  noch  einen  hinreichenden  Teil  normal 
funktionierender  Zellen.  Ganz  junge  Blättchen  hingegen  werden  dadurch  in 
ihrer  eigenen  Grössenentwicklung  (wie  oben  berichtet)  gehemmt  und  diese 
zuerst  befallenen  Sprosse  sind  es,  deren  krankes  Aussehen  für  jedermann  augen- 
fällig ist  und  deren  Früchte  zumeist  vor  der  Reife  abfallen.  Demnach  würde 
Bekämpfung  im  ersten  Frühjahr  noch  vor  dem  Austreiben  der  Knospen  an- 
zustreben sein.  Ein  englischer  Beobachter,  Nixon,  berichtet  nun  (bei  Ormerod 
1.  c.  p.  38),  dass  an  mit  Fett  bestrichenen  Stämmchen  sich  im  Frühjahr  der 
zwischen  dem  Erdboden  und  den  Fettstellen  befindliche  Stammteil  sehr  schnell 
mit  Milben  bedeckt  habe.  Im  Sommer  habe  er  die  Tiere  im  Erdboden  ge- 
funden. Falls  sich  diese  Resultate  bestätigen  sollten,  so  würden  ringförmig 
aufzutragende  Klebstoffe   wohl    das    einfachste    Hilfsmittel    sein.     Meine    eigene 


49Ö. 


Die  Zucht  der  Bambusaceen  aus  Samen. 


Erfahrung  weist  hingegen  bis  jetzt  sowohl  bezüglich  der  Grenzen  der  Erkrankung 
am  Stock  im  ersten  Frühjahr  als  auch  bezüglich  der  Absetzung  der  Eier  im 
Mai  und  Juni  nur  auf  die  Zweige  als  Herde  des  Übels.  Darnach  ist  das  bei 
grösseren  Kulturen  kaum  durchführbare  Abbürsten  der  Rinde  angezeigt.  Das 
völlige  Wegschneiden  der  infizierten  Triebe  verspricht  keinen,  die  Entstellung 
des  Strauches  aufwiegenden  Radikalerfolg,  weil  die  Milbeneier  auch  an  be- 
nachbarten Zweigen  und  tieferen  Stammteilen  abgelegt  werden. 

Andererseits  geht  aus  meinen  oben  mitgeteilten  Beobachtungen  über  das 
Verhalten  der  Milben  zu  Wasser  die  Zweckmässigkeit  des  Bespritzens  der 
Sträucher  hervor.  Flüssigkeiten,  die  wie  Seifenlösung  einen  Überzug  hinter- 
lassen, werden  zuverlässiger  auf  die  Tiere  wirken  als  reines  Wasser,  aber  auch 
leichter  der  Pflanze  schaden.  (In  England  hat  sich  eine  unter  dem  Namen 
»Anti-pest«  von  Morris,  Little  &  Son  in  Doncaster  in  den  Handel  gebrachte 
Flüssigkeit  von  nicht  näher  bekannter  Zusammensetzung  gut  bewährt,  die  den 
Voi-zug  hat,  sich  mit  Wasser  leicht  mischen,  also  beliebig  verdünnen  zu  lassen.) 


Die  Zucht  der  Bambusaceen  aus  Samen. 

Von  Baron  Ferdinand  von  Müller,  Melbourne. 
|enn  man  bedenkt,  dass  schon  etwa  180  wohl  unterscheidbare  Bambus- 
1^4  gewächse  specifisch  beschrieben  sind,  so  bleibt  es  auffallend,  dass  diese 
für  scenische  Kultur  so  vortrefflichen  Pflanzen  noch  in  nur  sehr  beschränkter 
Zahl  in  die  Gärten  der  Welt  übergegangen  sind.  Der  ^>rkehr  ist  jetzt  fast  nach 
allen  Richtungen  hin  ein  leichter,  wo  Bambusaceen  vorkommen;  aber  dennoch 
bleibt  das  Bringen  bewurzelter  Pflanzen  im  lebenden  Zustand  umständlich, 
kostspielig  und  ungewiss.  Das  einfachste  und  billigste  wäre,  Bambusaceen  aus 
Samen  zu  ziehen,  was  allerdings  auch  zu\veilen  geschieht.  Gewiss  gehen  aber 
in  beiden  Hemisphären  viele  Gelegenheiten  verloren,  Samen  zu  sichern,  wenn 
dies  in  leichtester  Weise  geschehen  könnte.  Freilich  ist  Australien  ganz  arm 
in  dieser  Hinsicht,  denn  wir  kennen  nur  eine  hohe,  etwas  schlängelnde  Bam- 
busacee  aus  Waldschluchten  des  nordöstlischen  Queensland;  eine  zweite,  sehr 
schlanke  kommt  in  der  Region  des  Staaten-River  ander  östlichen  Seite  des 
Carpentaria-Golfes  vor,  aber  von  beiden  kennen  wir  bisher  nur  Stämme  und 
Blätter,  die  letzterwähnte  von  den  Autochthonen  für  Wurfspiesse  gebraucht,  und 
so  todbringend  für  Air.  Gilbert  in  Dr.  Leichhardts  erster  Expedition;  —  eine 
dritte  wächst  am  Adelaide-Flusse,  von  welcher  Herr  M.  Holtze  die  Blüten 
fand,  so  dass  diese  Pflanze  als  echte  Bambusa  bestimmt  und  als  B.  Arnhemica 
beschrieben  werden  konnte.  Es  sollen  noch  1  oder  2  andere  Bambusen  in 
Arnhemsland  vorkommen,  aber  Blüten  sind  auch  von  diesen  noch  nie  beob- 
achtet worden,  wohl  deswegen,  weil  Fachmänner  selten  zu  dem  entlegenen 
Standorte  kommen.  Im  grossen  ganzen  blühen  aber  doch  viele  Bambusaceen 
sowohl  in  den  östlichen  als  westlichen  Tropen,  und  solche  sind  dann  ja  auch 
gewöhnlich  samenbringend.  Wenn  wir  also  auf  so  einfache  und  billige  Weise, 
wie  Samen-Kultur  immer,  nur  noch  wenige  Arten  für  unsere  Gärten  gewonnen 
haben,  so  ist  dies  wohl  dem  Umstand  zuzuschreiben,  dass  die  Samen  unbeachtet 
an    den    meisten    Stellen    verloren  gehen.  Aber   auch  wenn  solche  zuweilen  für 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


491 


Gartenzwecke  gesammelt  werden,,  so  scheint  der  Erfolg  aus  folgenden  C".rünclen 
zu  scheitern: 

j.  Sammeln  abgefallener  Samen  vom  Pjoden,  wo  solche  bald  durch 
Feuchtigkeit  leiden,  anstatt  des  Abnehmens  von  den  tragenden  Pflanzen 
und  zwar  während  trockenen  Wetters. 

2.  Altwerden    des    Samens,    ehe  noch  die  Verschickung  ausgeführt  wird. 

3.  Verpackung  ohne  vorherige  Sorge  für  den  lufttrockenen  Zustand  des 
Samens. 

4.  Mangel  an  vorherigen  Versuchen,  ob  sich  überhaupt  solche  Samen  in 
keimfähigem  Zustande  befinden,  was  in  kurzer  Zeit  durch  ein  direktes 
Experiment  an  der  Sammelstelle  ermittelt  werden  könnte.  Dazu  kommt 
noch  unsere  oft  mangelhafte  Kenntnis  der  Bodenverhältnisse,  welche 
am  besten  den  verschiedenen  Arten  zusagen. 

Dem  einen  oder  anderen  dieser  Umstände  schreibe  ich  es  zu,  dass  wir  hier 
bisher  nur  einige  wenige  Dendrocalamus-Arten  aus  Samen  haben  ziehen  können. 
Es  ist  übrigens  anzunehmen,  dass  Bambusaceen-Samen  schnell  die  Keimkraft 
verlieren.  Viele  dieser  stattlichen  und  meistens  auch  sehr  nützlichen  Gewächse 
blühen  ja  auch  nur  nach  langem  Zeitverfluss,  einige  sogar  nur  nach  Intervallen 
von  vielen  Jahren.  Wahrscheinlich  lässt  sich  auch  bei  manchen  dieser  Pflanzen 
das  Samentragen  beschleunigen  durch  Anwendung  von  reichlichem  und  starkem 
Dünger,  wie  ich  dies  z.  B.  bei  Arundo  Donax  hier  erzielt  habe.  Vielleicht  könnten 
auch  gelegentlich  bewurzelte  und  zurückgeschnittene  Bambusaceen-Schösslinge, 
zwischen  Orchideen-Knollen  verpackt,  lebend  über  See  verschickt  werden. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Neue  japanische  Freiland-Melone. 

Unter  den  Neuheiten,  die  noch  der 
Einführung  harren,  wird  vielleicht  die 
obengenannte  eine  hervorragende  Rolle 
spielen,  ja,  es  ist  sogar  möglich,  dass 
sie  noch  ein  grösseres  Aufsehen  er- 
regen wird  wie  s.  Z.  die  japanische 
Klettergurke.  In  den  letzten  Maitagen 
dieses  Jahres  schickte  mir  der  Samen- 
händler C.  Klepp  in  Moabit  4— 5 Körner 
dieser  Melone,  die  er  aus  Japan  erhalten 
hatte,  und  bat  mich,  dieselben  aus- 
zusäen. Ich  kam  diesem  Verlangen 
nach,  brachte  den  Samen  unter  Glas 
zum  Keimen  und  pflanzte  dann  drei 
der  kleinen  Melonen  in  einen  kalten 
Kasten  aus.  Dies  geschah  etwa  am 
10.  Juni,  und  die  Pflanzen,  die  nicht 
unter     Glas     gehalten     wurden,     ent- 


wickelten sich  derart,  dass  sich  bereits 
Mitte  Juli  der  erste  Fruchtansatz  zeigte. 
Die  3  Pflanzen,  die  zusammen  den 
Raum  von  zwei  Mistbeetfenstern  ein- 
nehmen, haben  kaum  irgend  welche 
besondere  Pflege  erhalten,  sie  sind 
trotzdem  vollständig  ungezieferfrei  ge- 
blieben und  brachten  nicht  weniger 
als  lö  Früchte  zur  Ausbildung.  Die 
Frucht  ist  langgestreckt,  grösser  als 
diejenige  der  japanischen  Klettergurke, 
annähernd  doppelt  so  schwer  und  leicht 
erkenntlich  an  ihrer  ausgeprägten 
Keulenform.  Die  Früchte  aller  Pflanzen 
glichen  sich  vollkommen  in  Form, 
Grösse  und  Färbung.  Anfangs  sind 
sie  mattgrün  und  dicht  mit  zartem 
Flaum  bewachsen,  wenige  Tage  vor  der 
Reife    nehmen    sie      aber    eine    gelb- 


49A 


Kleinere  Mitteilungen. 


liehe  Färbung  an.  Die  Früchte,  ^reiche 
ich  in  der  Sitzung  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  am  30.  August 
vorzeigte,  waren  noch  nicht  ganz  aus- 
gereift. Die  völlig  reife  Frucht,  die 
nur  wenig  auffallend  kleine  Samen 
enthält,  hat  nach  der  Ansicht  der  Frau 
Kommerzienrat  Fledwig  He  vi,  die  auf 


diesem  Gebiete  urteilsfähig  ist,  ein 
feines  Aroma.  Ich  persönlich  habe 
kein  Interesse  an  der  Einführung  der 
neuen  jai^anischen  Freiland  -  ?^Ielone, 
ich  werde  den  geernteten  Samen  Herrn 
Klepp  zustellen,  der  denselben  ohne 
Zweifel  in  den  Handel  Ijringen  wird. 
Max  Hesdörffer.  Charlottenburg. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Jubiläum. 

Am  1.  Oktober  d.  J.  besteht  die 
Samenhandlung  von  J.  Klar,  Berlin, 
Linienstrasse  80,  25  Jahre  und  es  ist 
erfreulich,  dass  es  dem  Inhaber  ge- 
lungen ist,  das  Geschäft  in  dieser  Zeit 
von  kleinem  Anfang  zu  der  jetzigen 
Höhe  emporzubringen,  und  hierdurch 
der  aufgewendete  Fleiss  und  die  an- 
strengende Arbeit  belohnt  worden  ist. 
Als  langjähriges  ^Mitglied  des  Vereins 
und  als  treuer  Mitarbeiter  bei  den 
Versuchen  auf  dem  Rieselfelde  zu 
Blankenburg  beglückwünschen  wir 
Herrn  J.  Klar  und  freuen  ims  seines 
Erfolges.  E.  D. 


Obsternteaussichten  dieses  Jahres. 

Über  die  Obsternteaussichten  dieses 
Jahres  liegen  jetzt  die  Ermittelungen 
des  deutschen  Pomologenvereins  vor. 
Diese  haben  einen  besonderen  Wert, 
weil  sie  von  den  Obstzüchtern  Deutsch- 
lands unmittelbar  der  Centralstelle 
mitgeteilt  worden  sind.  Darnach  ist 
die  Aussicht  der  Obsternte  in  Süd- 
deutschland im  allgemeinen  gut,  in 
Mitteldeutschland  etwas  besser,  in 
Norddeutschland  etwas  schlechter.  Im 
besonderen  sind  die  Ernteaussichten 
folgende:  1)  Für  Äpfel  sehr  gut  bis 
gut  in  Oldenburg;  gut  in  Bayern,  West- 
falen, Thüringen,  Braunschweig  und 
Anhalt,  Königreich  Sachsen.  Schlesien. 


Posen,  Brandenburg.Hannover,  Mecklen- 
burg; gut  bis  mittelm.ässig  in  Württem- 
berg, Hessen,  Pfalz,  Hessen-Nassau, 
Rheinprovinz,Prov. Sachsen,  Schleswig- 
Holstein,  Pommern;  mittelmässig  in 
Baden,  Elsass -Lothringen;  gering  in 
Westpreussen  und  Ostpreussen.  2)  Für 
Birnen:  sehr  gut  in  Oldenburg;  sehr 
gut  bis  gut  in  Baden,  Hessen,  Hessen- 
Nassau,  Rheinprovinz,  Westfalen,  Braun- 
schweig und  Anhalt ,  Hannover, 
Schleswig  -  Holstein;  gut  in  Bayern, 
Württemberg,  Pfalz,  Elsass-Lothringen, 
Provinz  Sachsen,  Thüringen,  Königreich 
Sachsen,  Schlesien,  Posen, Brandenburg, 
Mecklenburg;  mittelmässig  in  Ost- 
preussen, mittelmässig  bis  gering  in 
Westj)reussen;  gering  in  Pommern. 
3)  Für  Zwetschen :  gut  in  Hessen,  Pfalz 
und  Hessen-Nassau,  Brandenburg  und 
Schleswig-Holstein ;  gutbismittelmässig 
in  Baden,  Rheinprovinz  und  Westfalen. 
Braunschweig  und  Anhalt,  Posen, 
Oldenburg;  mittelmässig  in  Bayern, 
Elsass-Lothringen,  Provinz  .Sachsen, 
Hannover,  Mecklenburg;  mittelmässig 
bis  gering  in  Thüringen  und  Ost- 
preussen; gering  in  Württemberg, 
Königr.  Sachsen,  Schlesien,  Pommern, 
Westpreussen.  4)  Für  Pflaumen:  sehr 
gut  bis  gut  in  Hessen;  gut  in  Baden, 
Bayern,  Hessen-Nassau,  Rheinprovinz, 
Elsass  -  Lothringen,  Brandenburg, 
Schleswig-Holstein,  Oldenburg;  gut  bis 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


499 


Obst-  und  Gemüse-Verwertungs-Anstalt  in  Kosten. 

In  Verbindung  mit  der  Zuckerfabrik 
in  Kosten  ist  mit  Unterstützung"  des 
Herrn  Ministers  für  Landwirtschaft. 
Domänen  und  Forsten  daselbst  eine 
Obst-  und   Gemüse-^^erwertunofsanstalt 


mittelmässigin  Westfalen,  Braunschweig 
und  Anhalt,  Hannover;  mittelmässig  in 
Provinz  Sachsen,  Posen,  Mecklenburg; 
mittelmässig  bis  gering  in  Thüringen, 
Ostpreussen;  gering  in  Württemberg, 
Königr.  Sachsen,  Schlesien,  Pommern, 
Westpreussen.  ,5)  Für  Pfirsiche:  sehr 
gut  bis  gut  in  Raden,  Bayern.  Pfalz. 
Rheinprovinz,  (Jldenburg:  gut  in 
Württemberg,  Hessen,  Hessen-2<assau, 
Westfalen,  Elsass-Lothringen.  Provinz 
Sachsen,  Braunschweig  und  Anhalt. 
Königreich  Sachsen,  Schlesien,  Branden- 
burg, Hannover,  Schleswig-Holstein; 
gut  bis  mittelmässig  in  Posen.  Mecklen- 
burg; mittelmässig  in  Thüringen.  Ost- 
preussen; gering  in  Pommern  und 
Westpreussen.  6)  Für  Aprikosen:  selir 
gut  bis  gut  in  Bayern,  Pfalz,  Hessen- 
Xassau,  Provinz  Sachsen,  Oldenburg; 
gut  in  Baden,  Württemberg,  Hessen, 
Rheinprovinz ,  Westfalen ,  Elsass- 
Lothringen,  Thüringen,  Braunschweig 
und  Anhalt ,  Königreich  Sachsen, 
vSchlesien,  Posen,  Brandenburg,  Schles- 
wig-Holstein; gut  bis  mittelmässig  in  ! 
Hannover;  mittelmässig  inMecklenburg, 
Ostpreussen;  gering  in  Pommern  und 
WestjDreussen.  Die  Provinz  Branden- 
burg ist  darnach  durch  eine  gleich- 
massig  gute  Aussicht  der  Obsternte 
für  alle  sechs  Obstsorten  ausgezeichnet. 


eingeri(ditet  Morden,  von  der  für  die 
Hebung  des  Obst-  und  Gartenbaues, 
für  welchen  die  dortige  Gegend  be- 
sonders geeignet  erscheint,  mit  Recht 
grosse  Erwartungen,  auch  zu  Gunsten 
des  Kleingrundbesitzes,  gehegt  werden 
dürften. 


Haushaltungsschule   und  Obstverwertungsanstalt 
In  Ottmuth. 

Eine  Haushaltungsschule  und  Obst- 
verwertungsanstalt für  junge  Mädchen 
wird,  als  die  erste  derartige  Anstalt  in 
Schlesien,  noch  in  diesem  Herbst  von 
Fräulein  Henriette  Dannezki  in  Ott- 
muth bei  Krappitz  in  Oberschlesien  ins 
Leben  gerufen  werden.  In  dieser  Schule 
sollen  Mädchen  aller  Stände  praktische 
Unterweisung  erhalten  in  der  Führung 
eines  bürgerlichen  Haushalts,  in  der 
Behandlung  und  Pflege  des  Hausgartens, 
in  der  Blumen-,  Gemüse-  und  Obstzucht, 
in  der  Zubereitung  und  praktischen 
"Verwertung  des  Obstes  sowie  in  der 
Blumenbinderei. 


Fachschule  für  Gärtner. 

Das  Programm  des  Winterhalbjahres 
1894/95  der  Fachschule  für  Gärtner  ist 
erschienen  und  steht  Interessenten, 
welchen  dasselbe  nicht  zugesandt  sein 
sollte,  zur  Verfügung.  Der  Unterricht 
beginnt  Dienstag  den  9.  (Jktober  1894. 
Besonders  erwähnt  sei,  dass  der  Besuch 
dieser  Fachschule  nach  Verfügung  des 
Amtsvorstehers  von  Steglitz  als  Ersatz 
des  Besuches  der  dortigen  Fortbildungs- 
schule angesehen  wird. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Frankfurter  Obstmärkte. 

Das  Komitee  der  Zentralstelle  für 
Obstverwertung  und  der  Obstmärkte  in 
Frankfurt  a.  M.  hat  beschlossen,  gleich 


wie  in  früheren  Jahren  auch  in  diesem 
Jahre  wiederum  zwei  Obstmärkte  ab- 
zuhalten; dieselben  finden  statt  am 
19.  September  und  4.  Olvtober    in   der 


>00 


Aus  den  Vereinen. 


Stadthalle,  Klostergasse  Xo.  14.  dort- 
selbst.  Nach  der  Marktordnung  wird 
nur  ausschliesslich  in  Deutschland  ge- 
zogenes Obst  u.  s.  w.  zugelassen,  und 
zwar:  sortiertes  Tafelobst,  gepflücktes 
Wirtschafts-  und  Mostobst,  gedörrte 
und  eingekochte  Obstfrüchte,  Obstweine, 
Obstbranntweine,  Obstliköre,  Mus,  Mar- 
melade, Gelees  sowie  Verpackungs- 
Material  und  Aufbewahi-ungsgegen- 
stände  für  Obst.  Der  Verkauf  geschieht 
nach  Proben,  und  zwar  vollständig 
kostenlos,  auch  Platzmiete  wird  nicht 
erhoben.  Die  Proben  von  sortiertem 
Tafelobst  und  sortiertem  Wirtschafts- 
obst dürfen  bis  5  kg,  diejenigen  von 
gewöhnlichem  Wirtschafts-  und  Most- 
obst bis  25  kg  pro  Sorte  betragen. 
Jeder  Probe  ist  ein  Begleitschein  bei- 
zufügen, der  folgende  Angaben  ent- 
hält: Xame  und  Sorte,  Preis  per  50  kg 
ab  nächster  Bahnstation;  das  zur  A'er- 
fügung  stehende  Quantum,  die  ungefähre 
Lieferzeit  und  der  Name  und  Wohnort 


des  Verkäufers.  Die  Proben  sind  einige 
Tage  vor  den  Märkten  an  die  Zentral- 
stelle für  Obstverwertung,  Gneisenau- 
strasse  15,  Frankfurt  a.  AI.,  einzusenden. 
Alle  Verkäufe  auf  den  Obstmärkten 
finden  durch  vom  Marktkomitee  ab- 
gestempelte Schlussscheine  unentgelt- 
lich statt.  Für  nicht  anwesende  Ver- 
käufer und  Käufer  macht  auf  Wunsch 
das  Komitee  die  Abschlüsse,  jedoch 
unter  ausschliesslicher  Haftbarkeit  des 
Auftraggebers.  Begleitscheine  sind  von 
der  Zentralstelle  für  Obstver- 
wertung, Gneisenaustr.  15,  erhält- 
lich, woselbst  auch  jede  weiter  ge- 
wünschte Auskunft  schriftlich  oder 
persönlich  erteilt  wird.  Nach  den 
vorjährigen  Märkten  zu  schliessen, 
dürfte  die  Beteiligung  eine  recht  rege 
werden  und  wird  der  grosse  Nutzen 
dieser  gemeinnützigen  Institution  von 
Produzenten  und  Konsumenten  immer 
mehr  erkannt  imd  geMäirdigt. 


Aus  den  Vereinen. 


Exkursion  nach  Potsdam. 

Am  0.  September  d.  J.  machten  die 
Mitglieder  aller  Ausschüsse  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  eine 
Exkursion  nach  Potsdam.  Auf  Bahnhof 
Charlottenhof  waren  der  Herr  Hof- 
gärtner Wundel  und  die  Königlichen 
Obergärtner  Rosenberg  und  Wiss 
erschienen,  um  die  Führung  freundlichst 
zu  übernehmen  und  Herrn  Hofgarten- 
Direktor  Vetter  zu  entschuldigen,  der 
verhindert  war,  zu  erscheinen. 

Es  wurde  zunächst  die  seit  einigen 
Jahren  neuangelegte  Baumschule  bei 
Charlottenhof  besichtigt,  welche  den 
Zweck  hat,  das  Material  heranzuziehen, 
welches  in  den  Königlichen  Gärten 
gebraucht  wird.  Man  war  allgemein 
erstaunt,  hier  nicht  allein  die  gewöhn- 


lichen bekannten  Gehölze  zu  sehen, 
sondern  hier  waren  ganz  besonders 
seltene  und  neue  Sachen  vermehrt  und 
aufgepflanzt.  Ich  möchte  hier  nur 
einiges  nennen:  z.  B.  Betula  alba 
pendula,  Acer  Neg.  fol.  aureo  varieg., 
Robinia  Neomexicana,  robust  wachsend 
und  rot  blühend,  Rob.  angustifolia 
elegans,  sehr  zierlich,  Rob.  pendula 
purpurea,  mit  sehr  grossen  Blättern 
(Pinnen),  Rob.  tortuosa,  FraxinusOrnus- 
Varietäten,  die  Sämlinge  von  Ouercus 
dentatavon  v.St.Paul  mit  den  herrlichen 
grossen  Blättern,  Quere,  pontica,  sehr 
selten ,  Quere.  Haas  mit  feiner  Be- 
laubung, Tamarix  dahurica,  Rosa  rugosa 
alba  (Regeliana),  Cercis,  Koelreuteria, 
Lespedeza  bicolor,  eine  zierliche 
Papilionacee,     Betula     Ermani,     Rhus 


Aus  den  Vereinen. 


50 1 


Iloggi  (Ampelopsis),  Cercidiphillum 
japonicum,  Clematis  Davidiana,  l)lau 
blühend,  mehr  Staude..  Cl.  coccinea- 
Varietäten,  auch  hlaue,  Caragana  cucu- 
lata,  sehr  zierlich,  Sambucus  rac. 
plumosus  tenuifolius,  Elaeagnus  odoratus 
edulis,  Rhus  glabra  laciniata,  Ulmus 
campestris  cuculata,  ferner  ein  grosses 
vSortiment  der  besseren  Spiraeen,  Ilibis- 
cus,  Weigelien,  letztere  noch  blühend, 
schöne  Stauden  etc.  Wir  wurden  nun 
durch  die  Anlagen  von  Charlottenhof 
geführt,  wozu  sich  der  Königliche  Ober- 
gärtner Maillard  beim  Betreten  seines 
Reviers  erbot.  Das  grosse  Blumen- 
parterre war  in  diesem  Jahre  in  der 
Hauptsache  mit  Pelargonien  und  Be- 
gonien bepflanzt,  und  man  wunderte 
sich,  dass  hier  ausnahmsweise  die 
Pelargonien  in  A^ollster  Blüte  standen. 
Ausser  der  schönen  Blumenanlage 
nehmen  hier  die  schönen  Koniferen 
das  Interesse  in  Anspruch,  ebenso  die 
grossen  Rasenflächen  mit  den  schönen 
Gehölzgruppen  und  weiten  Sichten. 
Bei  Charlottenhof  beginnen  nun,  man 
möchte  sagen,  die  Renovierungsarbeiten 
in  den  Parkanlagen,  denn  von  hier  an 
haben  die  Anlagen  zwischen  dem  Neuen 
Palais  und  Sanssouci  eine  so  vorteil- 
hafte Veränderung  erfahren,  dass  man 
dies  gar  nicht  lobend  genug  erwähnen 
kann.  Aus  dem  waldartigen  Terrain 
ist  mehr  und  mehr  eine  Parkanlage 
gemacht  worden,  wo  nicht  nur  schöne 
Rasenflächen  das  Auge  entzücken, 
sondern  noch  vielmehr  dadurch,  dass 
prachtvolle  Exemplare  alter  Bäume 
frei  geworden  und  in  den  Vordergrund 
getreten  sind.  In  der  grossen  Allee 
sieht  man  denn  auch  den  Wert  der 
neuen  Baumschule  an  den  Vor- 
pflanzungen, da  hier  die  herangezogenen 
besseren  Gehölze  verwendet  worden 
sind.  Die  grosse  Fontaine  und  deren 
Umgebung  hat  auch  eine  Verschönerung 
erhalten,  da  hinter  den  weissen  Marmor- 
bänken statt  der    alten    Syringen    jetzt 


Thuja  occidentalis  angepflanzt  worden 
sind.  Die  Terrassen  waren  recht  sauber 
gehalten  und  prangten  im  vollen 
Blumenschmuck,  besonders  aber  er- 
regten die  dort  aufgestellten  Topf- 
obstbäumchen  mit  den  herrlichsten 
Früchten  die  allgemeine  Bewunderung. 
Vom  Schloss  Sanssouci  wurden  wir 
von  Herrn  Wiss  in  die  Koniferen- 
Baumschule,  welche  in  der  alten  Kies- 
grube angelegt  ist,  geführt  und  hier 
waren  ebenso  wie  in  der  Taubholz- 
baumschule grosse  Anzuchten  der  ver- 
schiedensten und  zum  Teil  noch  seltenen 
Koniferen  aufgepflanzt.  Ich  nenne  nur: 
Juniperus  rigida  pendula,  Jun.  virg. 
plumosaargentea,Jun.chin.procumbens, 
prachtvoll  goldig  gefärbt,  Chamaecy- 
paris  Beissneriana,  Thuja  occid.  Rivers, 
dieselbe  Kiefer,  Avelche,  in  Steglitz  im 
Garten  des  Herrn  Schütte  stehend, 
von  niemand  erkannt  wurde.  Ausserdem 
war  diese  Baumschule  noch  mit  den 
schönsten  Obstsorten  bepflanzt  und 
die     Bäume     sassen     voller     Früchte. 

Unser  Gang  führte  uns  nun  durch  den 
nordischen  Garten,  welcher  auch  ein 
anderes  Ansehen  durch  Veränderung 
in  der  Bepflanzung  erhalten  hat:  es 
waren  sehr  viel  Eriken,  pontische 
Azaleen  u.  s.  w.  zur  Verwendung  ge- 
kommen, zu  den  Gewächshäusern  des 
Herrn  Hofgärtner  Wundel.  Diese 
Häuser  bieten  nun  immer  des  Schönen 
und  Sehenswerten  so  viel,  dass  sich  das 
Flerz  eines  Gärtners  hieran  erfreuen 
muss,  und  jeder  Sachverständige  wird 
zugestehen  müssen,  dass  hier  eine 
Stätte  hoher  gärtnerischer  Kultur  er- 
richtet worden  ist.  Es  mag  den  Mit- 
gliedern des  Vereins,  die  den  Herrn 
llofgärtnerWundel  nicht  näher  kennen, 
sonderbar  vorgekommen  sein,  dass  bei 
der  Besp)rechung  der  vorzunehmenden 
Tour  natürlich  die  Besichtigung  dieser 
Häuser  in  Vorschlag  gebracht  wurde, 
und  Herr  Wundel  in  seiner  Be- 
scheidenheit   sagte:    Was    wollen    Sie 


502 


Aus  den  Vereinen. 


bei  mir,  da  ist  nichts  besonderes  zu 
sehen,  während  wir  nun  eine  schöne 
Gewächshausanlage  mit  den  seltensten 
und  schönsten  Kulturpllanzen  zu  sehen 
bekamen. 

Das  Querhaus  mit  den  sich  hieran- 
schliessenden  vier  Gewächshäusern 
enthielt  nur  Pflanzen,  wie  man  solche 
nicht  oft  zu  sehen  bekommt.  Z.  B. 
waren  circa  sechs  Pflanzen  von  Poly- 
podium  Reinwardi  in  einer  Schönheit 
und  Üppigkeit,  mit  über  drei  Meter 
langen  herabhängenden  Wedeln  vor- 
handen, die  nicht  genug  bewundert 
werden  konnten.  Ebenso  prachtvolle 
Pflanzen  der  Vriesea  hieroglyphica, 
Tillandsia  tesselata ,  Philodendron 
cannaefolium,  dann  Blatt-  und  Knollen- 
begonien, von  letzteren  besonders  viel 
gelbblühende,  da  diese  von  der  Kaiserin 
sehr  bevorzugt  werden.  Ferner  sahen 
wir  schöne  Gloxinien,  Adianten, 
Orchideen, Dracaenen,  Bromelien  u.s.w. 
und  vor  allen  die  Ampeln  mit  den 
verschiedensten  lang  herabhängenden 
Ranken  und  Trieben.  Es  war  bei  der 
vorgerückten  Zeit  und  dem  weiten  Weg 
bis  zur  Wildparkstation  nicht  möglich, 
mehr  Notizen  zu  machen,  obgleich  noch 
vieles  sehr  schön  war  und  man  doch 
nur  das  Beste  lobend  erwähnen  will. 
Es  wurden  daher  auch  allerseits  die 
Kulturen  des  HerrnHofgärtnerWiindel 
gebührend  anerkannt  und  man  freute 
sich,  dort  gewesen  zu  sein. 

Es  wurde  nnn  der  Weg  um  das 
Neue  Palais  herum  nach  der  Gärtner- 
Lehranstalt  genommen  und  hier, 
freilich  im  Halbdunkel,  eine  kurze 
Umschau  gehalten,  um  dann  die  Wild- 
parkstation zu  erreichen,  wo  die  er- 
müdeten Wanderer  bis  Abgang  des 
Zuges  sich  stärken  und  erfrischen 
konnten. 

Ich  kann  wohl  sagen,  es  war  ein 
schöner,  genussreicher  Tag  für  einen 
Gärtner,  der  empfänglich  für  die  Natur- 
und  Kunst-Schönheiten   ist,  und  hierin 


bietet  Potsdam  viel,  ja  mehr  denn  jeder 
andere  Ort.  E.  Dressler. 


Berlin.  Ausflug  der  vereinigten 
Ausschüsse  des  Vereins  zurBeförderung 
des  Gartenbaues  nach  Steglitz.  (Schluss.) 

Als  drittes  Ziel  war  die  an  Schnitt- 
blumen, Treibsträuchern  etc.  reiche 
Gärtnerei  von  J.  G.  Schmidt  (Inhaber 
Frau  Kgl.  Hoflieferantin  Kuntze 
und  Söhne)  in  vStegiitz  ausersehen, 
besonders  die  neuen  Häuser,  die 
geradezu  als  Muster  gelten  können. 
Es  sind  im  ganzen  12  neue  Häuser 
erbaut,  je  6  zu  beiden  .Seiten  eines 
Mittelganges.  Zwischen  je  2  Häusern 
ist  ein  Gang  von  ca.  2  m.  Sehr 
praktisch  ist  die  Einrichtung,  dass  liier, 
wie  vielfach  in  Amerika,  der  Wagen,  der 
Pflanzen  nach  der  Stadt  bringen  soll, 
in  den  Mittelgang  hineinfahren  kann, 
was  namentlich  im  Winter  wichtig  ist. 
Die  Häuser  haben  Holzsparren,  aber 
eiserne  Träger;  sie  sind  36  m  lang 
und  nicht  alle  gleich  breit;  zwei  Häuser 
für  Palmen  und  Cycadeen  haben  S,  die 
anderen  5 — 6  m  Breite.  Als  Heizung 
dient  eine  Wasserheizung  mit  zwei 
englischen  Kesseln.  Die  ganze  Anlage 
ist  von  Herrn  Altenburg  in  Wands- 
bek  ausgeführt.  Wir  gedenken  später 
eine  Abbildung  von  derselben  zu 
bringen.  Für  heute  sei  nur  gesagt, 
dass  alles  in  den  neuen  Häusern  vor- 
züglich stand,  besonders  die  aus- 
gepflanzten Gardenien,  die  Eucharis 
amazoni(^a,  die  Palmen,  Cycadeen,  die 
vielen  Orchideen  und  das  Bindegrün,  als 
welches  hier  ausser  Asparagus  mede- 
oloides  (Medeola  asparagoides)  und  Asp. 
plumosus  auch  Asp.  Spr enger i  vor- 
handen war.  Nach  unsererer  Meinung 
wird  das  selbstgewonnene  Bindegrün 
den  Bedarf  aber  noch  lange  nicht 
decken  können. 

Ausser  den  schon  früher  einmal  be- 
sichtigten Rosenhäusern,  in  denen  der 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


503 


Obergärtner  Herr  Rieger  die  Töpfe 
um  den  25.  Oktober  aufstellt,  sind  auch 
viele  heizbare  Kästen  für  spätere  Rosen- 
treiberei, ferner  Azaleenhäuser  etc.  vor- 
handen. Sehr  gut  standen  in  Kästen  die 
Poinsettien  und  prachtvoll  machten 
sich  die  hochstämmigen  Hydrangea 
paniculata,  aus  Holland  bezogen,  sowie 
die  Georgine  »Jubelbraut«.  —  Dankbar 
nahm  man  zum  Schluss  den  von  Frau 
Kuntze  angebotenen  Imbiss  entgegen, 
um  sich  zum '  letzten  weiten  Gange, 
dem  zu  Herrn  Eduard  Grass,  zu 
stärken. 

In  der  1Y2  ^^  grossen  Gärtnerei  des 
Herrn  Eduard  Grass  zu  Marien- 
felde bei  Südende  waren  es  besonders 
die  zahlreichen  Sämlinge  von  Geor- 
ginen aus  selbstgewonnenem  Samen, 
welche  aller  Aufmerksamkeit  in  An- 
spruch nahmen,  wobei  es  eigentlich 
auffallend  erscheint,  dass  viele  vSäm- 
linge  gleich  schön  gefüllt  sind,  ein 
Beweis  von  der  Konstanz,  die  der  be- 
treffenden Sorte  in  der  Beziehung  inne- 
wohnen muss.  Alle  aber  waren  in 
Farben  und  Formen  verschieden  und 
doch  stammten  alle  von  einer  und 
derselben  Sorte,  der  alten  Mac  Mahon. 
Auch    hier    war    die  Georgine  »Jubel- 


braut«, von  der  oft  gesagt  wird,  dass 
sie  schwer  aufblüht,  in  schöner  Ent- 
wickelung.  Thomas  Ware,  Tottenham, 
London,  führte  sie  als  »delicata«  ein, 
Döppleb,  Erfurt,  aber  brachte  sie 
darauf  als  »Jubelbraut«  in  den  Handel.  — 
Eigentümlich  ist  an  der  Georgine  Frau 
H.  Biller,  dass  sie  sich  des  Abends 
schliesst.  Von  Levkojen  waren  circa 
20  000  Sommer-Levkoyen  und  6 — 8000 
spätere  vorhanden.  Auch  schöne 
Federnelken,  Sämlinge  von  Mr.  Sinkins, 
ferner  Zinnien,  schöne  Phlox,  besonders 
die  leuchtend  weisse  »Jungfrau  von 
Orleans«,  vortreffliche  Myrten,  Cycla- 
men  etc;  waren  beachtenswert. 

Die  Häuser  beschränken  sich  einst- 
weilen auf  4,  die  alle  auf  einen  seitlich 
liegenden  Gang  stossen.  Das  erste 
Haus  hat  eiserne  T- Sprossen,  die 
aussen  mit  Holz  bekleidet  sind.  Die 
Heizung  ist  von  Malick,  Berlin.  — 
Das  angebotene  Abendbrot  that  allen 
sehr  wohl  und  dankbar  für  alles 
Gesehene  kehrten  die  müden  Wanderer 
endlich  heim,  dabei  sich  vornehmend, 
künftig  nicht  wieder  so  viel  auf  einmal 
zu  besichtigen. 

L.  Wittmack. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Ausstellung  des  Märkischen 
Obstbau-Vereins.  Da  die  Kunst- 
ausstellung schon  am  16.  d.  M.  und 
nicht,  wie  geplant  war,  am  23.  d.  M.  ge- 
schlossen wird  und  damit  die  für  die 
Obstausstellung  in  Aussicht  ge- 
nommenen Räume  frei  werden,  so 
wird  die  genannte  Ausstellung  definitiv 
am  20.  d.  M.,  vormittags  10  Uhr,  in 
der  Maschinenhalle  des  Ausstellungs- 
parkes eröffnet  werden.  Am  1 8.,  abends, 
muss    alles    angemeldete  Obst    an  Ort 


und  Stelle  sein;  am  19.  findet  die 
Prämiierung  und  am  24.  nach  Schluss 
der  Ausstellung  der  freihändige  Verkauf 
des  ausgestellten  Obstes  statt. 


Rostock.  Eingetretener  Hindernisse 
wegen  kann  die  hiesige  Obst-  und 
Gemüse-Ausstellung  nicht  wie  erst 
vorgesehen  am  28.,  29.  und  30.  Sep- 
tember d.  J.  stattfinden,  sondern  erst 
am  5.,  6.  und  7.  Oktober. 


304 


Quittung.  —  Personal-Nachrichten.  —  Tagesordnung. 


Verzeichnis  der  eingegangenen  Geldbeiträge 
für  die  durch  Hagelschaden  geschädigten  Gärtner  der  Umgegend  Berlins. 

Frau  Emilie  Woellmer,  Steglitz 20, —  M. 

Herr  Chr.  Bertram,  Stendal 5o, 

Frau  Fabrikbesitzer  Völker,  Kleinburg 5o 

Herr  Hoflieferant  J.  F.  Loock,  Berlin i5 

„     Ökonomierat  Sievert,  Westend 20. 

„     Kommerzien-Rat  Buckhardt,  Schöneberg     ....  20, 

„     Böttchermeister  Woith,  Berlin 10, 

„     Geh.  Kommerzien-Rat  Gruson,  Buckau-Magdeburg  .  100 

„     Geh.  Regierungs-Rat  Professor  Dr.  Witt m  ack,  Berlin  20, 

„     Dr.  Freiherr  von  Landau,  Berlin 20 

Der  Gartenbau-Verein  Seelow 20 

Herr  Gärtner  Scholz,  Seelow 5 

„     Garten-Inspektor  Th.  Reimers,  üttensen 10 

,,     J.  C.  Schmidt,  Hoflieferant,  Berlin 3o. 

Der  Gartenbau-Verein  in  Aachen 40, 

Die  Gärtner-Vereinigung  Landsberg  a.  W i975o 

Der  Gartenbau-Verein  in  Ratibor 26 

Der  Gartenbau-Verein  in  Magdeburg 100, 

Herr  Ökonomierat  Noodt,  Gr.  Lichterfelde 5 

„     Garten-Inspektor  J.  Wrede,   Alt  Geltow 6 

„     Graf  von  der  Schulenburg,  Angern 20, 

„     Kommerzien-Rat  Köhler,  Altenburg 25 

,,     Gustav  Körner,  Steglitz 20. 

„     Prom. -Inspektor  Kreiss,  Braunschweig.     .....       5 

Der  Gartenbau-Verein  in  Stettin 5o 

Herr  Hoflieferant  Gust.  Schultz,  Stettin i3 

Der  Gartenbau-Verein  in  Liegnitz 3o, 

Herr  F.  Hos  er,  Warschau 20, 


im  Ganzen 


■7i,5o  M. 


Dem 
Oskar 


Personal-Nachrichten. 


städtischen     Park  -  Inspektor 
Willibald      Sperling      zu 


Görlitz  ist  der  Titel  Königlicher  Garten- 
bau-Direktor verliehen  worden. 


Tagesordnung 

für  die  VersaMlunö  des  Vereins  zur  Beförderunö  des  Bartenlaues  in  den  preussisclien  Staaten 

am  Donnerstag,  den  27.  September  1894,  6  Uhr 

im  grossen  Hörsaale  der  Kgl.  Landwirtschaftlichen  Hochschule  zu  Berlin,  N.  Invalidenstr.  42. 

1.  Ausgestellte  Gegenstände. 

2.  Bericht    des    Herrn  Hofgärtner  Ho  ff  mann  über   die  Erfurter  Aus- 
stellung und  den  Kongress  deutscher  Pomologen  daselbst. 

3.  Reiseberichte  des  Herrn  Kgi.  Garten-Inspektor  P erring. 

4.  Verschiedenes, 


artenflora  ISO''». 


Taf.  1407. 


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Syringa  vulgaris  FL.  PL.,,  Leon  Slmon." 


Syringa  vulgaris  fl.  pl.  ,,Leon  Simon^ 

Hierzu  Tafel    1407. 

,u  den  vielen  und  zum  Teil  wirklich  schönen  neuen,  einfach  blühenden 
Varietäten  der  Syringa  vulgaris  sind  seit  einer  Reihe  von  Jahren  auch 
gefüllt  blühende  getreten,  welche  aber  alle  durch  mehrere  der  neuesten, 
in  den  Handel  gebrachten  Varietäten  weit  in  den  Schatten  gestellt  werden, 
und  welche  thatsächlich  hinsichtlich  der  Form,  Haltung,  Füllung,  Grösse  und 
Färbung  ihrer  Blüten  einen  früher  kaum  für  möglich  gehaltenen  Schönheitsgrad 
zeigen,  und  auch  in  ihrem  Wachstum  und  ihrem  Bau  den  schönsten  einfach 
blühenden  in  keiner  Weise  nachstehen.  Es  war  für  mich  nun  interessant,  zu 
erfahren,  wie  sich  diese  neueren  gefüllten  Sorten  in  der  Treiberei  verhalten, 
und  wenn  auch  die  Versuche,  die  ich  in  dieser  Richtung  angestellt  habe,  noch 
lange  nicht  abgeschlossen  sind,  so  kann  ich  doch  als  vorläufiges  Resultat 
besonders  3  Sorten  bezeichnen,  die  sich  bis  jetzt  bei  mir  als  für  die  Treiberei 
ganz  vorzüglich  erwiesen  haben.  Es  sind  dies:  Michel  Buchner,  Leon  Simon 
und  President  Grevy.  Alle  drei  sind  von  Natur  rot-  resp.  bläulich  gefärbte 
Sorten,  haben  aber  die  Eigenschaft,  ebenso  wie  der  einfache  Charles  X,  in 
der  Treiberei  sehr  leicht  ihre  Blüten  weiss  zu  färben,  nur  bei  massigerer  Treib- 
wärme färben  sich,  je  nach  der  Höhe  der  Temperatur,  die  Blumen  mehr  oder 
weniger  in  ihrer  natürlichen  Farbe.  Bei  sehr  massiger  Temperatur,  d.  h.  bei 
10 — 12^  R.,  erreichen  die  Blumen  neben  ihrer  schönen  Färbung  eine  ganz  enorme 
Grösse;  so  ergaben  die  einzelnen  Blüten  des  Michel  Buchner  einen  Durch- 
messer von  2Y2  cm,  und  wenn  auch  die  beiden  andern  oben  genannten 
Varietäten  dem  Michel  Buchner  nicht  ganz  an  Grösse  gleichkommen,  so  stehen 
sie  ihm  doch  darin  sehr  nahe.  Die  Blume  des  Leon  Simon  hat  besonders 
noch  die  Eigenschaft,  dass  ihre  Zipfel  zierlich  und  fein  eingeschnitten  sind 
und  dabei  die  einzelnen  Blüten  sehr  dicht,  fast  bürstenartig,  zu  einander  stehen. 
Alle  3  Sorten  bringen  sehr  grosse  Blütenrispen,  die  bei  Leon  Simon  so  schwer 
sind,  dass  sie  von  den  längeren  Jahrestrieben  kaum  aufrecht  getragen,  während 
dieseBlütenrispen  beiMichelBuchner  undPresidentGrevy  kräftig  aufrecht  gehalten 
werden.  Die  Blütendauer  ist  bei  allen  eine  ganz  enorme,  in  einer  Temperatur  von 
6 — lo^  R  blühten  dieselben  absolut  tadellos  während  voller  8 — 10  Wochen  und 
steigerte  sich  die  Färbung  während  dieser  Zeit  von  rein  weiss  bis  in  das 
schöne  tiefste  rot^  sodass  die  Pflanzen  einen  herrlichen  Anblick  gewährten.  Meine 
Treibversuche  habe  ich  von  Mitte  Januar  mit  allerbestem  Erfolge  gemacht, 
dagegen  fehlt  mir  bis  jetzt  noch  Erfahrung  darüber,  ob  die  gefüllten  Flieder 
sich  auch  noch  früher,  so  wie  Charles  X.  und  Marly,  erfolgreich  treiben  lassen, 
d.  h.  ob  man  sie  bereits  im  Oktober,  November  und  Dezember  blühend 
haben  kann.  Carl  Lackner. 


j-Qg  Die  amerikanische  Handelsgärtnerei. 

Die  amerikanische  Handelsgärtnerei. 

Von  M.  Gehhardt. 

m  vorigen  Jahre  richtete  mancher  Gärtner,  der  mit  Interesse  die  Vorgänge 
in  seinem  Fache  an  der  Hand  der  gärtnerischen  Tagespresse  verfolgt,  sein 
Auge  auf  die  Leistungen  des  deutschen  Gartenbaues  im  fernen  Westen, 
auf  die  unvergessliche  Ausstellung  zu  Chicago.  Zugleich  hiermit  liel  aber  auch 
sein  Blick  auf  die  Entwicklung  der  Gärtnerei  in  jenem  Lande,  und  wenn  schon 
über  diesen  Punkt  viel  in  unserer  Fachlitteratur  geschrieben  ist,  so  werden 
immer  einige  auf  den  Wanderungen  durch  das  amerikanische  Gärtnerleben 
gesammelte  Notizen  für  diesen  und  jenen  von  Interesse  sein.  —  Dem  Schreiber 
dieses  ist  aus  eigener  Erfahrung  bekannt,  wie  man  vor  einigen  Jahren  und  auch 
jetzt  mancher  Orten  im  deutschen  Lande  noch  über  amerikanische  Verhältnisse 
dachte.  Wie  einem  etwas  »böhmisch«  oder  »recht  spanisch«  vorkommen  kann, 
so  verband  man  auch  immer  mit  der  Bezeichnung  »amerikanisch«  die  Idee 
des  höchst  absonderlichen,  unglaublichen,  zuweilen  auch  lügenhaften  u.  s.  w. 
Alle  Dinge,  die  man  sich  mit  europäischen  Verhältnissen  nicht  recht  zusammen- 
reimen konnte,  brachte  man  zusammen  in  eine  Kategorie,  die  man  kurzweg 
als  »Humbug«  bezeichnete.  Nur  Schilderungen  über  schlechte  Zustände, 
Unglücksfälle  in  Amerika  und  dergl.  wurden  leichter  geglaubt:  alles  andere, 
was  den  kurzsichtigen  Philisterköpfen  nicht  einleuchten  wollte,  gehörte  ins 
Reich  der  Fabel.  —  Es  ist  jetzt  schon  weit  besser  in  dieser  Hinsicht;  mit 
Hilfe  der  Zeitungen  ist  die  bessere  Kenntnis  auch  bei  uns  bis  in  die  unteren  Volks- 
schichten schon  immer  weiter  vorgedrungen.  Aber  immer  noch  nicht  weit 
genug,  denn  viele  tausende  sind  noch  engherzig  genug,  nur  das  Land  innerhalb 
der  schwarz -weiss-roten  Grenzpfähle  für  das  einzig  richtige  zu  halten.  Doch 
nun  wohin  komme  ich?  Das  sieht  ja  aus  wie  Politik!  Nun  ja,  auch  die 
Gärtnerei  hat  eine  Politik,  wie  leider  in  unserem  engen  Vaterland  oft  konstatiert 
werden  muss.  Hier  existieren  eine  alte  und  eine  neue  Schule,  Praxis  und 
Wissenschaft  liegen  im  Streit,  keine  will  der  andern  weichen,  jede  will  ihr 
Recht  behaupten.  Wie  sieht's  nun  bei  den  Berufsgenossen  in  den  Vereinigten 
Staaten  aus?  Kennt  man  dort  auch  diesen  Zwiespalt?  Nein!  —  Trotz  der  ge- 
waltigen Ausdehnung  des  Landes  sind  alle  Gärtner  dort  durch  ein  Organ  ver- 
bunden.*) Sie  alle  sind  amerikanische  »Floristen«  und  »Gardeners«,  doch  ein 
gleichförmiges  Arbeiten  nach  denselben  Schablonen  kennen  sie  nicht.  Die  Ver- 
schiedenartigkeit der  einzelnen  Landesteile  lässt  dies  aus  sachlichen  Gründen 
nicht  zu.  Von  allen  dort  praktisch  thätigen  Gärtnern  sind  nur  wenige  geborene 
Amerikaner,  die  meisten  sind  von  europäischen  Ländern  übergesiedelt.  Sie 
haben  ihr  Handwerk  in  Europa  gelernt,  und  wenn  sie  es  im  neuen  Lande  fort- 
setzen wollen,  so  passen  sie  sich  halt  den  Verhältnissen,  dem  Klima  an,  welches 
gerade  dort  herrscht,  wo  sie  sich  niederlassen,  und  wenn  sie  die  Augen  offen 
haben  und  es  an  Fleiss  nicht  fehlen  lassen,  dann  ist  ihnen  der  Lohn  für  ihre 
Mühen  auch  sicher.  —  Selbstverständlich  entsprechen  die  Erfolge  in  den 
Kulturen  nur  den  vorhandenen  Möglichkeiten,  und  ich  wage  zu  behaupten, 
dass  jeder  Gärtner,  der  in  Europa  seinem  Beruf  mit  Verständnis  obliegt,    auch 


*)     Es  giebt  ausser  diesem  einen  „The  American  Florist",  Chicago,  aber  noch  eine  andere 
sehr  verbreitete  Zeitung:  „The  Florist  Exchange",  New-York.     (D.  Red.) 


Die  amerikanische  Handeisgärtnerei.  C07 

»drüben«  bei  demselben  Weiterarbeiten  erfolgreich  ist.  Eine  grössere 
Leistungsfähigkeit  hat  der  amerikanische  Gärtner  nicht  voraus.  Einem  Manne, 
welcher  sich  in  Europa  unter  bekannten  sozialen  Zuständen  emporarbeitet, 
muss  dieselbe  Achtung  gezollt  werden  wie  einem  andern,  der  in  ein  fremdes 
Land  zieht,  sich  dessen  Sitten  und  Gewohnheiten  anpasst,  Sprache  und  Gebräuche 
der  Einwohner  erlernt,  im  übrigen  aber  leichteres  Spiel  hat,  da  die  gesell- 
schaftlichen \'erhältnisse  dort  günstiger  liegen. 

Vergleichsweise  Betrachtungen  der  gärtnerischen  Betriebe  hier  und  dort 
zeigen  uns  aber  noch  gewaltige  Unterschiede.  Bei  uns  giebt  es  zahllose 
kleine  Handelsgärtnereien,  welche  ein  grosses  Sortiment  verschiedener  Pflanzen 
kultivieren,  von  denen  viele  keinen  oder  wenig  Wert  für  den  Verkauf  haben. 
Wohl  hat  man  schon  bei  uns  an  geeigneter  Stelle  den  Wert  der  Spezialkulturen 
empfohlen,  doch  will  es  mir  scheinen,  dass  die  Verfolgung  der  Einzelkulturen 
hier  nicht  dieselben  glücklichen  Resultate  liefern  wird,  als  man  in  Amerika  in 
so  vielen  derartigen  Geschäften  beobachten  kann.  —  Das  ungünstigere  Gelingen 
solcher  Spezial-Betriebe,  besonders  bei  uns  in  Deutschland,  hat  seinen  ersten  und 
wichtigsten  Grund  in  der  stärkeren  Konkurrenz  im  Lande  selbst  und  auch  vom  Aus- 
land her.  —  Zwar  steigt  die  Zahl  der  Gärtnereien  auch  in  den  Vereinigten  Staaten 
von  Jahr  zu  Jahr  bedeutend,  und  es  herrscht  zu  Zeiten  schon  ein  rechter 
Blumenüberfluss  an  manchen  Plätzen,  so  dass  die  alten  Preise  nur  noch  schwer 
oder  nie  erzielt  werden.  Immerhin  lässt  aber  selbst  eine  niedrigere  Bewertung  der 
gärtnerischen  Erzeugnisse  meist  noch  die  gewinnbringende  Fortführung  des 
Geschäftes  zu.  —  Dass  zuweilen  zwei  Geschäftsfreunde  bezw.  -Feinde  sich  un- 
nützer Weise  das  Leben  schwer  machen,  kommt  auch  drüben  vor,  doch 
gehören  solche  Vorgänge  zu  den  Seltenheiten.  Durch  Errichtung  von  Blumen- 
börsen an  den  wichtigsten  Plätzen  der  Staaten  hat  man  den  Vertrieb  der 
Blumen-  und  Pflanzenware  für  Züchter  und  Händler  bedeutend  erleichtert, 
und  gleichzeitig  wurde  eine  einheitliche  Preisregulierung  geschaffen,  welche 
von  beiden  Parteien  mit  Freuden  begrüsst  wurde.  Überall  erfreuen  sich  diese 
Börsen  der  regsten  Teilnahme*),  und  sofort  nach  Zustandekommen  derselben 
wuchs  der  Verbrauch  von  Blumen.  An  den  Börsen  beteiligen  sich  natürlich 
nur  kleinere  Geschäfte.  Grössere  Firmen,  ich  meine  in  Spezialkulturen  wie 
Rosen,  Chrysanthemum,  Nelken  u.  s.  w.,  sieht  man  dort  weniger.  Sie 
haben  ihre  bestimmten  Abnehmer:  meist  solche  Händler,  die  die  Ware  gleich 
selbst  zum  Binden  gebrauchen,  oder  auc^  in  manchen  Fällen  Kommissionäre, 
welche  den  weiteren  Vertrieb  besorgen.  —  Die  Einrichtungen  dieser  Gärtnereien 
mit  Spezialkulturen  ist  die  denkbar  einfachste,  doch  da  sie  schon  so  oft  hier 
besprochen,  brauche  ich  wohl  nicht  näher  darauf  einzugehen.  Wie  sich  oft 
derartige  kleine  Geschäfte  entwickelt  haben,  lehrt  eine  Umschau  in  der  Nähe 
der  amerikanischen  Grossstädte.  ~  Man  kann  dann  finden,  dass  dasselbe 
Geschäft  in  seiner  vermehrten  Häuserzahl  nur  dieselbe  Anzahl  von  Sorten 
anzieht,  als  es  bei  geringerem  Umfange  des  Geschältes  that.  Es  befinden  sich 
vielleicht  sechs,  zehn,  zwölf  oder  mehr  verschiedene  Rosensorten  in  Kultur  und 
selbstverständlich  wird  die  lohnendste  Sorte  die  am  meisten  vertretene  sein. 
Ebenso  verhält  es  sich  mit  den  Chrysanthemum  und  Nelken  sowie  einigen 
sommerblühenden  Freilandblumen,  unter  denen  Astern  eine  erste  Stelle  einnehmen. 


*)  Die  Cliicagoer  Blumenbörse  ist  inzwischen  eingegangen.     D.  Red. 


rQ§  Die  amerikanische  Handelsgärtnerei, 

Unter  den  Rosen  sind  die  nachstehend  angeführten  Sorten  am  häufigsten 
vertreten:  »Papa  Gontier«  oder  dort  kurz  »Gontier«  genannt;  nebenbei 
bemerkt,  hat  man  überhaupt  für  die  Namen,  welche  man  so  oft  braucht,  Ab- 
kürzungen eintreten  lassen,  die  aber  vollkommen  genügen  imd  keinen  Zweifel 
zulassen,  welche  Sorte  gemeint,  deshalb  seien  die  Sorten  hier  auch  gleich  mit 
den  Namen  genannt,  wie  sie  dort  gebräuchlich.  Da  sind  z.  B.  noch  die 
»Hoste«,  welche  als  guter  Winterblüher  geschätzt  ist,  ferner  die  »Niphetos«, 
»Perle«,  »  C  u  s  i  n « ,  » W  a  1 1  e  v  i  1 1  e « ,  » M  e  r  m  e  t « ,  »Bride«,  » B  r  i  d  e  s  m  a  i  d « , 
»La  France«,  »Testout«,  letztere  schon  beliebt,  obwohl  noch  kein  endgil- 
tiges  Urteil  über  sie  abgegeben  werden  kann.  Ihr  Bau  ist  nicht  wie  der  der 
»Cusin«,  die  Stiele  sind  stark,  die  Farbe  gleicht  der  »la  Baronesse  de 
Rothschild«  und  deshalb  gilt  diese  Sorte  als  wertvoll.  Die  ersten,  welche 
sie  einführten,  waren  zufrieden  mit  ihr.  wie  z.  B.  ihr  Züchter  Asmus  in  Union 
Hill  (N.  J.).  Dagegen  haben  andere  etwas  gegen  sie  einzuwenden  und  finden 
»Auguste  Victoria«  besser.  Diese,  dort  kurzweg  »Kaiserin«  genannt,  hat 
die  Feuertaufe  glücklich  überstanden.  Man  ist  von  ihr  des  Lobes  voll,  grosse 
und  kleine  Züchter  versprechen  sich  viel  gutes  von  ihr.  Sie  wird  wegen  der 
Blüte  zuweilen  mit  der  »Puritan«  verglichen,  deren  grünen  Hauch  sie  aber 
nicht  hat.  Der  Wuchs  ist  gut  und  im  Blühen  ist  sie  ebenfalls  vorzüglich;  zu 
der  auf  langen  Stielen  stehenden  Blume  kommt  die  herrliche  Belaubung,  ein 
starkes,  lederartiges,  wachsartiges  Blatt.  Bei  der  Aufzählung  der  Sorten  darf 
dann  weiter  die  »Beauty«  nicht  vergessen  werden,  welche  ja  eine  so  bevor- 
zugte Stellung  einnimmt,  ausserdem  noch  die  neuere  »Belle«,  die  »Meteor«, 
»Wootton«,  »Laing«,  »Brunner«,  »Guillot«  und  dann  noch  viele  Sorten, 
welche  man  unter  dem  Sammelnamen  »Hybrids«  in  Kauf  giebt  und  nimmt.  — 

In  der  Nähe  New-Yorks,  Chicagos,  Bostons,  Philadelphias  und  noch 
mehrerer  bekannter  grosser  Städte  giebt  es  Plätze,  deren  Rosen  unter  einer 
Glasfläche  kultiviert  werden,  welche  von  30 — 40  Häusern  gebildet  wird.  L'nd 
darunter  sind  manche,  die  in  diesen  vielen,  150 — 200,  auch  250  Fuss  langen 
Häusern  nur  8  Sorten  kultivieren,  von  denen,  die  vorher  angeführt  wurden. 
Die  Konstruktion  der  Häuser  ist  verschieden.  In  neuerer  Zeit  werden  viele 
ganz  mit  eisernen  Rippen  gebaut.  Als  Glas  wählt  man  möglichst  grosse 
Scheiben,  als  Beete  entweder  Erdbeete  oder  Tische.  Bei  den  Erdbeeten  liegen 
die  Heizröhren  unter  den  Beeten  in  einer  Schicht  von  vSteinen,  welche  das 
bis  80  cm  hohe  Beet  bis  zur  halben  Höhe  erfüllt,  darüber  kommt  die  Erde, 
in  Avelcher  die  Rosen  stehen.  Noch  vielfach  ist  die  Meinung,  besonders  unter 
den  Ivleinen  Züchtern  verbreitet,  dass  die  Häuser  jedes  Frühjalir  frisch  bepflanzt 
Averden  müssen;  Besitzer  von  umfangreicheren  Pflanzungen  sind  jedoch  bereits 
zu  der  Einsicht  gekommen,  dass  diese  ungeheure  Arbeit  nicht  notwendig  ist ; 
sie  treiben  daher  manches  Haus  den  zweiten,  zuweilen  auch  den  dritten  und 
vierten  Winter  ab.  Und  diese  Züchter  sagen,  dass  die  Resultate  nicht  nur 
nichts  zu  wünschen  übrig  lassen,  sondern  sogar  bessere  sind,  als  wenn  junge 
Rosen  getrieben  werden.  Die  Blumen  werden  viel  vollkommener  und  die 
Anzahl  ist  dieselbe,  manchmal  sogar  grösser.  Auf  jeden  Fall  muss  man  die 
Sorten  kennen,  jede  eignet  sich  nicht  dafür,  und  auch  die  Beschaffenheit  der 
einmal  getriebenen  Pflanzen  muss  in  Betracht  gezogen  werden;  nicht  jedesmal 
würde  es  sich  lohnen,  noch  weiter  Arbeit  und  Heizkosten  auf  sie  zu  verwenden. 
Die  Praxis  lehrt  hier  jedem,    was    er  zu  thun  hat.  —  Auch    in  Bezug    auf   die 


Die  amerikanische  Handelsgärtnerei.  5^9 


Richtung-,  in  welcher  man  die  Häuser  baut,    herrscht  eine  grosse  Verschieden- 
heit.    Der  Schreiber  dieses  hat  in  ein  und  derselben  Gärtnerei  die  eine  Hälfte 
der  Häuser  mit  der  Richtung  von  »West«  nach  »Ost«,   die   andere  von  »Nord« 
nach  »Süd«  gesehen.    Und  bei  einem  Rückblick  über  alle  Gärtnereien,  die  ihm 
zu  Gesicht    gekommen    sind,    waltet    die    grösste  Unregelmässigkeit    sowohl  in 
der  Baurichtung,  als  auch  der  sonstigen  Lage  der  Häuser  ob.    Manche  Züchter 
sprechen  jetzt  sehr  für  diejenige  Dachkonstruktion,  bei  der  die  kürzere  steilere 
Seite  nach  Süd,    die  andere    nach  Nord    gerichtet    ist.     Die  Versuche  hierüber 
sind  immer  noch  nicht  abgeschlossen.    Im  grossen  und  ganzen  macht  man  bei 
der  Aufstellung  der  Häuser    nicht   viel  Umstände    mit    dem  Grund  und  Boden, 
auf  dem  sie  zu  stehen  kommen,  da  die  Häuser  alle  ganz  von  Holz  gebaut  sind. 
Zunächst  werden    für    die  Grundpfähle   der  Umfassungswände    die  Löcher  aus- 
gehoben   und   die  Pfähle    eingesetzt,    dann   werden  die  Bretter  angenagelt,    das 
Glasdach  kommt  über  diesen  hölzernen  Rahmen,  und  das  Haus   ist  fertig.     Mit 
dem  Ebnen  des  Bodens  im  Innern  des  Hauses  giebt  man  sich  keine  Mühe.    Der 
Gärtner  richtet  sich  nach  seinem  Belieben   die  Beete  in  der  Längsrichtung  des 
Hauses  her.     Entweder    sind  dieselben  tischartig,  d.  h.  in  Form  der  Tabletten, 
welche  man  in  Häusern  für  gemischte  Pflanzen  anwendet,   oder  man   stellt  aus 
starken  Bohlen  einen  hölzernen  Kasten  ohne  Boden,  in  der  Form,  den  das  Beet 
haben    soll,    und    in  der  Höhe,  wie  schon  oben  weiter  bei  den  Heizröhren  an- 
gedeutet war,  her.     Dieser  Kasten  oder  Rahmen  wird    mit    der  zur  Kultur  be- 
stimmten Erde  angefüllt.     Die  Wege  bleiben  so,    wie    der  Boden    vor    der  Er- 
richtung  des  Hauses  war.     Mitunter    wird    auch    bei    ansteigendem  Boden    gar 
keine   Ausschachtung  der  Erde  vorgenommen,    was    dann    ein  Höherliegen  des 
einen  Endes  des  Hauses   veranlasst.     Und    so   stehen   manchmal  die  Häuser  in 
einer  bedenklichen  Neigung,  was  dann  jedesmal    eine    ungleichmässige  Erwär- 
mung zur  Folge  hat,  wie  man  diesen  Uebelstand  ja  auch  bei  zu  langen  Häusern 
gefunden  hat.     Ein  vierhimdert  Fuss    langes  Haus    war    in    der  Mitte  abgeteilt. 
Jede  Hälfte  wurde  von  einem  anderen  Kessel  aus  geheizt,  aber  die  Temperatur- 
Unterschiede  waren  dennoch  sehr  hoch.     Die  Wirkung,  die  das  erwähnte  Haus 
zur    Blütezeit    auf    den    Beschauer    machte,    verdient    noch    hervorgehoben    zu 
werden.     Die  eine  Hälfte  war  mit   »La    France«,    die  andere  mit  »Testout« 
bepflanzt.    Um  ein  zu  starkes  Ineinanderwuchern  der  Rosenbüsche  zu  verhindern 
wird    schon    im  August    angefangen,    die    Pflanzen    hochzubinden,    sei    es    an 
Bambusstäben  oder  an  starken  Drahtstäben;  beide  Stabsorten  werden  mit  dem 
unteren  Ende,  welches  gegen  Faulen  bezw.  Rosten  imprägniert  wird  (die  Draht- 
stäbe sind  meist  verzinkt),  neben  der  Pflanze  in  den  Boden  gesteckt,  das  obere  Ende 
wird  an  einem  an  den  Sparren  entlang  gezogenen  Draht    befestigt;    wenn    das 
Haus  dann  ordentlich  im  Wuchs    ist,    wird    alle  Woche    ein    paar  Mal    durch- 
gesehen und  aufgebunden,    und    wenn    man  die  Blüte    noch    zurückhalten  will, 
durch  Entknospen  dem  Entkräften  der  Pflanze  vorgebeugt. 

Nelken,  Veilchen  und  Chrysanthemum  werden  in  ebenso  gebauten 
Häusern  gezogen.  Von  den  im  Winter  auf  dem  Markt  erscheinenden  Nelken 
sind  neben  den  vielen  ohne  Namen  zum  Verkauf  gelangenden  Sorten  die 
folgenden  die  erwähnenswertesten:  »Daybreak«,  »Edna  Craig«,  »Sweet- 
brier«,  »H.  Keller«,  »Ophelia«,  »Lizzie  McGowan«,  »Grace  Darling«, 
»Fred.  Dorn  er«. 

Der  Nelkenkenner  wird  sehen,    dass  hierunter    einige    recht    hübsche    rote 


5to 


Die  amerikanische  Handelsgärtnerei. 


Sorten  sind,  und  da  dem  Blumenbinder  ausser  diesen  roten  Blumen  noch  vor 
allem  rote  Rosen  zu  Gebote  stehen,  so  hat  er  auch  in  den  Wintermonaten 
reiche  Auswahl,  während  es  dann  in  Deutschland  mit  der  roten  Farbe  gerade 
etwas  hapert.  Und  dies  ist  ein  fühlbarer  Mangel.  Bei  einem  Blick  in  die 
Blumenbinde-Werkstätten  in  den  Hauptstädten  Deutschlands  sieht  man  zu  dieser 
Jahreszeit  meist  immer  nur  Material  von  matten,  blassen  Farben,  vor  allem  in 
Rosen.  Man  hat  dann  fast  nur  gelbe  Rosen:  »Marechal  Xiel«,  weisse, 
»Niphetos«,  einige  rosafarbene,  aber  keine  roten. 

Für  Veilchen  sorgen  die  Züchter  dort  ebenso  wie  in  Europa  und  es  sind 
die  kultivierten  Sorten  die  von  Europa  herstammenden. 

Nun  noch  der  Chrysanthemum  in  einigen  Worten  zu  gedenken.  Sie  er- 
fahren eine  ähnliche  Behandlung  wie  die  Rosen.  Die  Anlage  der  Beete  ist 
eine  ähnliche,  oft  auch  zieht  man  die  Blumen  zur  ebenen  Erde.  Die  Sorten- 
zahl unter  den  Chrysanthemum  ist  nachgerade  in  das  Unendliche  gewachsen  und 
jeder  Herbst  bringt  mit  seinen  Ausstellungen  noch  neue  hinzu.  Immerhin  kann  man 
unter  der  Unmenge  eine  Auslese  treffen,  die  für  einen  Züchter  genügt  und  deren 
Anzucht  lohnend  ist.  Nachfolgend  sind  sechsunddreissig  Sorten  angeführt,  deren 
Kultur  sich  bezahlt  macht:  »Ivory«,  » V.  H.  Hallock«,  »C.B.  Whitnall«,  »Col. 
W.  B.  Smith«,  »Charity«,  »Grandiflora«,  »Harry  May«,  »Yessica«, 
»Gognag«,  »White  Cap«,  »Harry  Balsen«,  »Mrs.  N.  Simpson«,  »Frank 
Thompson«,  »W.  H.  Widener«,  »Mrs.  V.  Gardiner«,  »Mrs.  Langtry«, 
»Eldorado«,  »Kiota«,  »Mrs.  H.  Cannell«,  »Vivian  Morrell«,  »Minnie 
Wannamaker«,  »S.  W.  Cranch«,  »Pres.  Smith«,  »Jos.  H.  Smith«,  »Clara 
Bertermann«,  »W.  H.  Lincoln«.  »Mrs.  J.  N.  Gerard«,  »Evening  Glow«, 
»Geo  Savage«,  »Harry  Balsley«,  »Maud  Dean«,  »Mrs.  R.  Craig«,  »Mrs. 
E.  D.  Adams«,  »Emma  Hitzeroth«,  »Eda  Prass«,  »Golden  Wedding«. 

Die  Art  der  Verwendung  dieser  Königin  des  Herbstes  im  amerikanischen 
Gesellschaftsleben  ist  schon  oft  in  den  deutschen  Fachblättern  erörtert; 
eine  Nachahmung  findet  aber  doch  hier  nicht  statt,  und  es  wird  auch  nie  zu 
solcher  Ausdehnung  kommen,  aus  dem  einfachen  Grunde,  Aveil  man  hier  die 
Preise  nicht  zahlt,  um  die  ziemlich  kostspielige  Kultur  der  Chrysanthemum  so 
betreiben  zu  können,  wie  die  Züchter  in  Amerika,  Selbst  im  letzten  Winter, 
wo  in  den  Vereinigten  Staaten  vielerorten  bedrängte  Zeiten  herrschten,  sah  es 
auf  dem  Blumenmarkte  doch  nicht  so  schlimm  aus,  als  man  befürchtet  hatte. 
Die  Durchschnittsergebnisse  der  erzielten  Weihnachtsumsätze  sind  sogar  vieler- 
orten höher  und  dies  sogar  trotz  der  Neueinrichtung  vieler  Gärtnereien  und 
der  Zunahme  der  Glasfläche.  Es  ist  eine  sonderbare  Erscheinung,  hörte  ich 
neulich  sagen:  »Je  ärmer  die  Zeiten  werden,  desto  mehr  Blumenläden  öffnen 
sich«.  Mit  anderen  Worten  also,  man  will  Elend  und  Not,  worüber  täglich 
geklagt  wird,  mit  den  Blumen  verdecken.  Gewiss  ein  sinniger  Zweck,  zu  dem 
da  die  Kinder  Floras  herhalten  müssen.  Doch  wenn  dies  auch  nicht  die 
Aufgabe  der  Blumen  wäre,  für  die  gesamte  Gärtnerwelt  hat  der  sich  stetig 
mehrende  Verbrauch  das  eine  Gute:  die  Hebung  des  ganzen  Standes. 

Halten  wir  noch  Aveiter  Umschau,  welchen  Bindestoff  der  amerikanische 
Blumenkünstler  verwerten  kann,  so  müssen  die  Orchideen  nicht  unerwähnt 
bleiben.  Meist  sind  es  Cattleyen  und  Cypripedien.  Mehrere  grosse  Firmen 
betreiben  nur  den  Import  frischer  Ware  aus  den  Heimatländern,  und  viele 
kleinere  Gärtner  erwerben  mehrere  hundert  solcher  Pflanzen,  die  sie  im  Winter 


Die  amerikanische  Handelsgärtnerei.  1 1  i 

zum  Abtreiben  benutzen.  Eine  Cypripedium-Blume  wird  mit  25 — 30  Cents 
(1  M. — 1,20  M.)  bezahlt.  Den  Wert  der  Orchideenblume  zum  Binden  unter- 
schätzt man  auch  dort  nicht  und  dabei  ist  wohl  die  aussergewöhnlich  lange 
Haltbarkeit  der  einzelnen  Blumen  der  ausschlaggebendste  Beweggrund,  die 
Orchideen  so  hoch  zu  bezahlen. 

Maiblumen  zieht  fast  jeder  Rosenzüchter  noch  nebenbei  in  einem  niedrigen 
Anbau  an  ein  Rosenhaus.  Und  sie  werden  gut  bezahlt.  Die  Keime  werden 
wohl  fast  ausschliesslich  aus  Europa,  speziell  aus  Deutschland  bezogen. 

Auch  Lilium  Harris i,  dessen  Zwiebeln  vom  Blumenzüchter  stets  erst 
bezogen  werden,  kommen  sehr  viel  zum  Treiben.  Von  allen  anderen  Zwiebeln, 
die  man  fast  nur  aus  Holland  bezieht,  werden  ungeheure  Mengen  abgetrieben. 
Römische  Hyazinthen,  weisse  Narzissen,  Tulpen  hat  jeder  Züchter;  und  mit  den 
Zwiebeln  werden  wenig  Umstände  gemacht:  in  niedrige  Kästen  werden  sie  in 
eine  leichte  Erde  oder  reinen  Sand  gelegt  und  je  nach  Bedarf  an  einen  warmen 
Platz  gestellt,  so  dass  sie  dann  zum  Gebrauch  stets  vorrätig  sind.  Calla  bilden 
eine  llottgehende  Ware  in  allen  Blumenläden.  Auch  eine  solche,  deren  Blätter 
mit  weissen  Punkten  besprengt  sind,  die  aber  sich  nicht  ganz  so  kräftig  ent- 
wickelt, befindet  sich  im  Handel.  Auch  »Freesia«  bilden  einen  gesuchten 
Schnittartikel.  Reseda  fehlt  ebenfalls  nicht  im  Winter.  Als  Bindegrün  ist 
Farnlaub,  vor  allem  »Adiantum«,  sowie  die  Ranken  von  »Smilax«  (Asparagus 
medeoloides)  und  »Asparagus  plumosus«  überall  gebräuchlich.  Man  sieht,  es 
bestehen  also  darin  keine  Unterschiede  zwischen  der  alten  und  neuen  Welt; 
denn  der  Gebrauch  des  Asparagus  vor  allem,  den  die  Amerikaner  erst  lehren 
mussten,  findet  ja  nun  auch  in  Deutschland  schon  statt. 

Nun  noch  einige  Worte  über  den  Stoff,  den  der  Blumenbinder  im  Sommer 
für  seine  Zwecke  gebraucht.  Da  sind  es  vor  allem  Rosen,  in  den  wenigen 
Sorten,  die  dort  im  Freien  gehalten  werden;  auch  Nelken  in  allen  Farben. 
Die  Blumen  der  Riecherbse  (Lathyrus  odoratus),  dort  »Süsse  Erbsen«,  „Sweat 
peas",  genannt,  sind  stets  auf  dem  Markte.  Lilium  auratum  und  einige  andere 
Arten  von  sommerblühenden  Lilien  sind  nicht  zu  vergessen.  Auch  Kornblumen 
sind  beliebt,  wie  noch  einige  andere  ähnliche  Kompositen,  z.B.  »Coreopsis«. 
Mit  dem  Fortschreiten  der  Jahreszeit  kommen  Astern  hinzu.  Letztere  waren 
im  vergangenen  Sommer  durch  die  Trockenheit  ziemlich  mitgenommen,  denn 
es  hatte  zwei  Monate  lang  nicht  geregnet.  Dazu  kam  noch,  dass  an  den  Astern 
ein  kleiner  schwarzer  Käfer  sein  Unwesen  trieb  und  in  kurzer  Zeit  viele 
Blumen  vernichtete,  indem  er  die  Blütenblätter  abfrass.  Das  Fressen  geschieht 
mit  einer  immensen  Schnelligkeit  und  es  erwächst  dadurch  dem  Züchter  ein 
ziemlicher  Schaden,  da  das  Tier  nicht  gut  zu  vertreiben  ist,  ohne  auch  die 
Blumen  zu  vernichten.  Nur  ein  gründliches  Abklopfen  kann  Abhilfe  schaffen. 
Wasserlilien  (Nymphaeen)  finden  sich  ebenfalls  in  allen  Blumenläden.  Die- 
selben werden  in  den  sumpfigen  kleinen  Seen  gesammelt,  in  denen  solche 
Wasserpflanzen  wuchern.  Schon  mit  Anfang  August  sind  stets  Gladiolen  und 
Dahlien  vorhanden,  und  all'  die  viele  andere,  geringfügigere  Ware,  welche  beim 
Nahen  des  Herbstes  auf  Deutschlands  Blumenmarkt  noch  auftaucht,  ist  auch 
drüben  vertreten.  Der  Entwickelung  im  Freien  wird  nicht  eher  durch  die 
Natur  ein  Halt  geboten,  als  in  Deutschland.  Und  wenn  in  den  Herbststürmen 
die  letzten  bleichen  Blumen  geschnitten  werden  und  dann  im  November  über 
die  Stümpfe  der  Schnee  niederfällt,    alles  gleich  macht  und   nichi  ahnen  lässt, 


IL  1 2  Die  Sisal-Agave. 


wie  bunt  es  vor  ein  paar  Monaten  dort  war,  wo  jetzt  das  weisse  Tuch  liegt, 
auch  dann  ruht  der  amerikanische  Blumenzüchter  nicht.  Nein,  eigentlich 
kommt  nun  erst  die  Zeit  der  Ernte  für  ihn,  der  Schnitt  der  Chrysanthemum 
und  später  der  Rosen  beginnt;  er  schneidet,  so  lange  es  etwas  giebt,  bis  in 
den  Februar  und  März  hinein.  Und  dann  fängt  der  Kreislauf  wieder  von  vorne 
an.  Die  ßlumenbörse  bildet  aber  jahraus  jahrein  jeden  Morgen  den  Sammel- 
punkt der  Züchter  und  Händler  und  auf  dem  amerikanischen  Blumenmarkte 
herrscht  ununterbrochen  reges  Leben. 


Die  Sisal-Agave. 

\'on  E.  Hayn. 

betrachten  wir  die  Fasern  liefernden  Pflanzen,  so  treten  uns  nach  der 
Lage  des  gebrauchten  Materials  mehrere  scharf  getrennte  Gruj)pen 
entgegen.  Die  Fasern  der  einen  bestehen  aus  dem  Bastgewebe  diko- 
tylischer  Gewächse,  welche  den  Holzkörper  des  Stengels  umgeben,  wie 
bei  dem  Flachs,  dem  Hanf,  der  Nessel;  die  der  anderen  aus  Haaren,  die  dem 
Samen  anhaften,  wie  bei  der  Baumwolle;  die  der  dritten  aus  den  Fasern  der 
Fruchtrinde,  wie  bei  vielen  Palmen,  z.  B.  Cocos,  Borassus;  und  endlich  die  der 
letzten  Gruppe  aus  den  Faserbündeln  der  fleischigen  Blätter  vieler  monokotyler 
Pflanzen,  wie  bei  dem  neuseeländischen  Flachs  (Phormium)  und  einer  grossen 
Anzahl  aus  der  Familie  der  Amaryllideen  und  Bromeliaceen,  deren  wichtigste 
Vertreter  auf  diesem  Gebiet  die  Agave  und  die  Ananas  sind.  Selbst  bei  den 
einheimischen  Verwandten  der  letzteren,  wie  Schwertlilie,  Gladiolus,  linden 
wir  in  das  lose  Gewebe  der  lanzettlichen  Blätter  viele  Bündel  starker  Fasern 
eingelagert;  natürlich  in  unseren  gemässigten  Breiten  viel  zu  schwach 
und  viel  zu  kurz  zur  technischen  Verwertung.  Anders  dagegen  bei  den  Kindern 
der  tropischen  Flora!  In  der  starren,  stacheligen  Agave  ist  ein  gefähr- 
licher Konkurrent  unserem  traditionellen  Hanfe  entstanden;  sie  liefert  feinere, 
weichere  und  glänzendere  Produkte  als  dieser;  und  den  Forderungen  der  In- 
dustrie nachgebend,  ist  die  Agave  in  die  Reihen  der  feldmässig  angebauten 
Textilpflanzen  eingerückt  und  bedeckt  als  solche  seit  einigen  Jahrzehnten  schon 
tausende  von  Hektaren. 

Eigentümlich  mag  es  berühren,  dass  erst  jetzt,  im  vierten  Jahrhundert  nach 
der  Entdeckung  des  neuen  Weltteils,  die  Agave,  als  fasernliefernd,  in  ordnungs- 
mässigen  Anbau  genommen  wurde;  denn  schon  unbestimmbare  Zeit  vor  der 
Ankunft  der  Europäer  vertrat  sie  bei  den  Mexikanern.  Azteken.  Kariben  die 
Stelle  unseres  Hanfes,  uralt  in  Kultur  wie  dieser.  Sagt  doch  der  erste  Ge- 
schichtsschreiber der  neuendeckten  Länder,  Ferdinand  de  Oviedo,  Kommandeur 
von  St.  Domingo,  in  seiner  »de  la  natura  hystoria  de  las  Indias«  Toledo,  den 
16.  Februar  1526  —  welches  Werk  in  Sevilla  1535,  in  Valladolrd  1557  und  erst 
vollständig  nach  300  Jahren  in  Madrid  1851  erschien  —  im  Nachtrage  Bd.  VII, 
Kap.  10  von  zwei  Pflanzen:  dass  sie  schmale  Blätter  haben,  welche  sich  ringsum 
vom  Stamme  ausbreiten.  Sie  treiben  aus  der  Mitte  einen  geraden  Schaft  von 
mehr  als  gewöhnlicher  Mannslänge,  der  am  Ende  einen  grossen  Büschel  gelb- 


Die  Sisal-Agave.  t  j  £ 


lieber  Blätter,  gleich  dem  spanischen  Affodil,  trägt.  Diese  Pflanzen  M'erden 
vorzüglich  »zu  Fäden,  Stricken,  Flechtwerk  verwendet«.  Sowohl  die  Beschreibung 
als  die  zugehörige  Linearzeichnung  lassen  keinen  Zweifel,  dass  Oviedo  wirklich 
eine  Agavenart  meint,  was  er  später  noch  einmal  bestätigt.  In  der  Landschaft 
von  Araya,  auf  dem  Festlande,  wohnen  Leute,  die  von  der  bei  ihnen  wachsenden 
»Maguey«  Magueycs  genannt  werden.  Diese  Pflanze  wird  angebaut,  giebt  viele 
Frucht  und  verschiedenen  Nutzen;  denn  in  Neuspanien  macht  man  aus  ihren 
Fäden  »Mäntel  und  Schuhe«,  und  diese  Maguey  ist  eben  eine  Agavenart.  Lopez 
de  Gomara,  der  nächste  Beschreiber  der  westindischen  Inseln  und  des  an- 
grenzenden mittelamerikanischen  Festlandes,  giebt  in  der  »historia  general  de 
las  Indias«,  1552  zu  Saragossa  erschienen,  schon  bessere  Erklärung  der  Agave 
und  bemerkt  zu  ihrem  sonstigen  Nutzen:  »Von  den  Blättern  mache  man  Papier 
aus  den  Fasern  derselben  Schuhe,  Mäntel,  Gürtel,  Schnüre  und  Stricke.«  Endlich 
wiederholt  diese  Angaben  noch  Acosta  in  der  »historia  natural  de  las  Indias« 
1590  und  zwar  beschreibt  er  die  angeführten  Naturkörper  so  gut,  dass  noch 
Pereiras  »Politica   indica«   1776  seine  Angaben  aufnimmt. 

Welche  Arten  der  Agave  den  Sisalhanf,  den  am  meisten  begehrten,  so  ge- 
nannt nach  dem  Ausfuhrhafen  Sisal  auf  der  Halbinsel  Yucatan,  liefern,  ist  eine 
Streitfrage,  die  nach  doppelter  Hinsicht  schwierig  zu  lösen  war.  Einmal  ist 
jede  der  grösseren  Agavenspecies  als  Lieferant  von  Fasern  zu  gebrauchen  und 
demnach  wurden  verschiedene  Species  gebaut,  und  Bestimmungen  aus  der 
Faser  konnten  eben  auch  nur  an  Ort  und  Stelle  der  Kultur  gelöst  werden,  und 
das  andere  Mal  stand  dem  die  leichte  Veränderlichkeit  der  Pflanzen  im  Wege, 
sodass  nur  die  Blüte,  welche  erst  nach  Jahren  erscheint,  ein  ausschlaggebender 
Faktor  sein  konnte.  Man  nimmt  jetzt  als  Stammpflanze  des  besten  Sisalhanfes 
die  Agave  rigida  und  zwar  in  zwei  Varietäten  sisalana  und  longifolia  an,  von 
denen  die  erste  mit  Stacheln  bewehrt  ist,  die  zweite  dagegen  stachellos  er- 
scheint. Die  Agave  rigida  sisalana  ist  die  Stammform  und  scheint  schon  seit 
undenkbaren  Zeiten  in  Kultur  zu  sein.  Waren  doch  die  Agaven  den  Ein- 
geborenen dasselbe,  was  die  Dattelpalme  den  Arabern,  die  Kokospalme  den 
Indiern  war.     Sie  gaben  Kleidung,  Nahrung  und  Wohnung. 

Der  Anbau  dieser  Agaven  und  die  Gewinnung  der  Fasern  war  seit  jeher 
eine  Beschäftigung  der  mittelamerikanischen  Landbewohner.  Jedoch  deckten 
sie  nur  den  eigenen  Bedarf,  und  nur  selten  sah  man  in  Europa  Matten,  Netz- 
werke und  andere  Flechtereien  daraus,  wohl  nie  das  Rohmaterial.  Erst  seit 
den  letzten  Jahrzehnten  hat  man  begonnen,  den  Forderungen  der  Industrie  nach- 
gebend, die  unbearbeiteten  Fasern  auszuführen,  zunächst  1845  nach  den  Ver- 
einigten Staaten,  Der  anfänglich  hohe  Import  dahin  sank  aber  wieder  durch 
die  Secessionskriege;  bald  aber  fand  er  wieder  willige  Abnehmer  und  1890 
betrug  die  Einfuhr  über  28000  Tonnen  im  Werte  von  4  400  000  Dollars,  Nicht 
gleichen  Schritt  hielt  der  Import  nach  Europa,  jedoch  sollen  nach  oberfläch- 
licher Berechnung  jährlich  ca,  10000  Tonnen  hierher  eingeschifft  werden.  Die 
grossen  Summen  Geldes,  welche  dafür  nach  dem  Auslande  gingen,  und  die 
Möglichkeit,  die  Sisal-Agave  an  geeigneten  Orten  im  eigenen  Lande  zum  Anbau 
zu  bringen,  bestimmte  das  Ackerbau-Ministerium  der  Vereinigten  Staaten  von 
Nord-Amerika,  durch  Fachleute  an  Ort  und  Stelle  eingehende  Untersuchungen 
anzustellen  und  das  gewonnene  Resultat  in  einer  Denkschrift  zu  veröffentlichen. 

Nach   derselben    bemächtigte    sich    schon    im  Jahre    1836    der    spekulative 


5H 


Die  Sisal-A^ave. 


Geist  der  Nord-Amerikaner  dieser  Industrie.  Ein  Dr.  Perrine  fülirte  lebende 
Pflanzen  zuerst  nach  der  Halbinsel  Florida,  deren  klimatische  Verhältnisse  dem 
Heimatlande  der  Agave  am  nächsten  standen.  Nach  kurzem  Bestehen  ward 
die  Pflanzung  und  ihr  Gründer  von  den  Seminolen-Indianern  überfallen  und 
letzterer  getötet.  Den  Fesseln  der  Kultur  entronnen,  unternahm  die  Agave 
einen  Eroberungszug  durch  die  Halbinsel  selbst,  indem  sie  durch  Sprossen  und 
Samen  sich  schnell  verbreitete  und  heute  zum  Habitusbild  der  dortigen  Pflanzen- 
welt gehört.  Der  Beweis,  dass  Bodenverhältnisse  und  Temperatur  dieser  Gegend 
der  Sisalpflanze  i^assend  waren,  war  somit  durch  sie  selbst  erbracht.  Es  waren 
für  die  folgenden  Kultivateure  viel  günstigere  Bedingungen  geschaffen,  weil  sie 
das  Gewächs  schon  an  Ort  und  Stelle  vorfanden,  und  etwa  ein  Jahrzehnt  später 
begann  der  feldmässige  Anbau.  Wir  sind  aus  den  Schilderungen  und  Zeich- 
nungen der  Reisebeschreibungen  gewöhnt,  die  Agaven  stets  auf  oder  in  der 
Nähe  von  Felsen  zu  sehen.  Das  ist  nicht  stets  der  Fall.  Ein  sandiger,  kalk- 
und  phosphorhaltiger  Grund  und  die  Meeresnähe  sind  die  besten  Faktoren  ihres 
Wachstums. 

Die  Kultur  der  Pflanze  ist  einfach.  Nachdem  durch  Ausroden  oder  durch 
Feuer  das  Land  von  Baum-  und  Strauchwerk  gereinigt  und  das  betreffende 
Umgraben  geschehen  ist,  werden  die  jungen  Pflänzchen  in  weiten  Abständen, 
ca.  3  m,  eingesetzt.  Diese  Zwischenräume  sind  erforderlich,  weil  sonst  bei 
dem  schnellen  Wachstum  die  Blätter  sich  gegenseitig  durchbohren  und  dann 
unbrauchbar  werden.  An  einzelnen  Orten,  namentlich  den  Inseln  der  Antillen 
und  Bahamas,  setzt  man  anfänglich  einjährige  Gewächse  dazwischen,  Avie  Mais 
und  verschiedene  Futterkräuter.  Nach  dem  dritten  Jahre  beginnt  die  Ernte; 
denn  nun  haben  die  Blätter  die  Länge  von  über  einem  Meter.  Vom  fünften  oder 
sechsten  Jahre  ab  erfordern  die  Sisalfelder  die  unausgesetzte  Aufmerksamkeit 
des  Pflanzers.  Die  Blütenbildung,  die  dann  eintritt,  muss  unterdrückt  werden, 
oder  das  ganze  Bestehen  der  Plantage  wird  in  Frage  gestellt.  Die  Agave  rigida 
sendet,  ebenso  wie  A.  americana,  deren  seltene  Blüte  bei  uns  noch  genau  in 
den  Zeitschriften  registriert  wird,  einen  7—8  m  hohen  Blütenschaft  in  ganz 
kurzer  Zeit  empor.  Zu  tausenden  bedecken  die  weissen,  glockenförmigen 
Blüten  den  cypressenartig  ausgebreiteten  Blütenstand.  Mittlerweile  entstehen 
in  den  Blattachseln  und  den  Blütenstengeln,  wo  sie  vom  Schaft  abzweigen,  eine 
grosse  Anzahl  völlig  ausgebildeter  Miniatur-Agaven,  welche  bei  bestimmter 
Grösse  abgestossen  und  durch  neue  ersetzt  werden.  So  reichlich  strömt  die 
Lebenskraft,  dass  ein  einziger  Schaft  1200,  1500  und  noch  mehr  ca.  10  cm 
grosse  Pflänzchen  erzeugt!  Sie  sind  auch  das  Material  zu  einer  neuen  Plantage. 
Aber  wehe  der  Pflanzung,  wo  sie  an  den  alten  Stätten  erscheinen!  Kaum  ab- 
gestossen, fassen  sie  Wurzel,  füllen  die  Zwischenräume  der  Beete  aus,  bohren 
mit  ihren  nadelscharfen  Blättchen  sich  in  die  alten  Blätter  und  hüllen  alles  in 
ein  undurchdringliches  Dickicht.  Geschieht  das  an  mehreren  Stellen,  so  ist 
die  Plantage  verloren,  da  noch  jede  Agave  so  und  so  viel  Wurzelsprossen 
reibt.  Sie  ist  sich  selbst  das  schlimmste  Unkraut.  Zeigen  sich  Blütenstengel, 
so  Averden  sie  sofort  entfernt,  einmal,  um  sie  an  Pflänzchenbildung  zu  verhindern, 
und  das  andere  Mal,  das  Leben  der  Pflanze  zu  verlängern.  Mit  der  Blüten- 
und  Fruchtbildung  ist  das  Leben  der  Pflanze  erschöpft;  unterdrückt  man  sie, 
so  steigt  das  Alter  von  7  Jahren  auf  15  und  20,  die  für  die  Fruchtreife  aufge- 
speicherten Säfte  kommen  dem  Blattansatz  zu  gute. 


Die  Sisal-Agave.  ^  I  ü. 

Im  dritten  Jahre  beginnt  die  Blatternte,  welcdie  am  stärksten  im  siebenten  Jahre 
ist  und  bis  zum  Absterben  der  Pflanze  sich  etwa  auf  gleicher  Höhe  erhält.  Je 
dreimal  des  Jahres  entnimmt  man  jedem  Exemplar  fünf  Blätter  im  Gewicht 
von  2 — 3  kg,  einem  Acre  demnach,  ca.  40,50  Ar,  etwa  18  000  kg,  mit  etwa  4  pCt. 
reiner  Faser.  Beim  Schneiden  der  Blätter  nimmt  man  stets  die  äussersien  und 
entfernt  sofort  die  verwundenden  Stacheln,  was  meist  von  Frauen  besorgt  wird. 
So  gewinnt  ein  Arbeiter  täglich  mehr  als  2000  Blätter.  Je  fünfzig  Blätter 
werden  gebündelt  und  auf  Karren,  Schleifen,  Schmalspurbahnen  nach  dem 
Arbeitshause  transportiert,  wo  die  Gewinnung  der  Faser  vor  sich  geht.  Diese 
besteht  im  Zerquetschen  des  Pflanzenileisches  und  Blosslegung  der  Faser,  wa 
erst  in  neuester  Zeit  mittelst  Maschinen  geschieht.  Ein  Rad  mit  Querleisten, 
stumpfen  Messern  oder  Riefen  zermalmt  das  Gewebe,  ohne  die  Faser  zu  zerstören. 
Bei  den  Eingeborenen  von  Mittelamerika  und  bei  kleinem  Betriebe  wird  noch 
jetzt  die  Faser  mittelst  Handarbeit  gewonnen.  Ein  starker  Pflock  erhält  am 
freien  Ende,  nachdem  er  eingegraben  ist,  einen  der  Breite  der  Blätter  ent- 
sprechenden senkrechten  Ausschnitt,  in  den  unten  ein  Täfelchen  des  härtesten 
Holzes  als  Schneide  eingesetzt  wird,  über  welche  das  Blatt  hin  und  her  ge- 
rieben M'ird.  Weiter  wird  der  Flanf  in  der  Sonne  getrocknet  und  im  Abendtau 
gebleicht  und  verbraucht.  Frisch  bereitet,  ist  die  Faser  weiss  und  seidig- 
glänzend;  durch  Trocknen  nimmt  sie  die  Cremefarbe  an,  was  wir  bei  den  feinen 
Seilerwaren  sofort  bemerken. 

Xeben  der  Agave  rigida,  die  den  gangbarsten  Hanf  liefert,  bieten,  wie 
schon  angedeutet,  noch  eine  ganze  Reihe  Arten  einen  mehr  oder  weniger 
groben  Faserstoff,  so  Agave  Jacquiniana,  Milleri,  lucida,  Ixtli,  die  feinste,  dann 
noch  Fourcroya  cubensis  und  einige  Ananasspecies.  Es  herrscht  darum  auch 
eine  grosse  Mannigfaltigkeit  in  der  Namengebung.  Der  allgemeine  Xame  ist 
Hennequen,  nach  Oviedo  libr.  VH,  aus  der  Haytisprache,  und  von  Agave  cubensis 
auf  andere  übertragen;  dann  unterscheidet  man  noch,  nach  Perrine,  Sac-qui, 
Yash-qui,  Chulul-qui  und  Chelem  —  das  Wort  »qui«  den  Mayas-Indianern  ent- 
nommen. F)ie  Rohware  von  Yucatan  wird  zu  Kaffeesäcken,  Stricken,  Hänge- 
matten, Tauen  und  dergl.  nach  den  Antillen  und  Nordamerika  eingeführt, 
während  die  auf  Florida  gewonnenen  Fasern  meist  im  eigenen  Lande  ^"er- 
wendung  finden. 

Wahrscheinlich  wird  die  hanfliefernde  Agave,  wie  so  viele  ihrer  ameri- 
kanischen Landesgenossen,  auch  einmal  als  Kulturpflanze  in  der  alten  Welt 
angebaut  werden,  um  so  mehr,  als  die  Agave  americana  schon  Besitz  ergriffen 
hat  von  den  Küsten  des  Mittelmeeres.  Betrachten  wir  letztere  doch  als  selbst- 
verständlich im  Habitusbild  einer  italienischen  oder  hellenischen  Landschaft, 
obgleich  sie  erst  etwa  1560  in  Italien  eingeführt  wurde!  Viele  der  aus- 
gebrannten Flächen  Siziliens  und  der  waldvcrwüsteten  Felder  Griechenlands 
würden  eine  dankbare  Ernte  geben.  Es  scheint,  als  ob  die  Agaven  sich  den 
klimatischen  Einflüssen  geneigter  zeigen  als  manch  anderes  eingeführtes  Ge- 
wächs. Sie  stehen  noch  bei  Bozen  in  Tirol  im  Freien  und  ertragen  leichten 
Schneefall  und  5— ö«  R.  Kälte,  und  als  nördlichster  Punkt  der  Blüte  ist  Wood- 
ville,  an  der  Südspitze  von  Devonshire  in  England,  50^  48'  nordl.  Breite,  beob- 
achtet worden. 


-  j  (5  Wegners  Patent-Sauger. 


Wegners  Patent-Sauger. 

(Hierzu  Abb.  92   u.  gS). 

ine  neue,  aut  dem  Gebiete  der  Wasser-  bezw.  Flüssigkeitsbewegung  von 
Ort  sehr  wichtige  Einrichtung!  • —  Betreffendes  Instrument,  in  Form  eines 
Zylinders,  bietet  den  Vorteil,  auf  möglichst  einfachem,  daher  billigem  Wege 
die  Beförderung  aller  Art  Flüssigkeiten  in  beliebiger  Menge  zu  bewerkstelligen. 
Ohne  besondere  Einstellung  einer  Lokomobile,  eines  Motors,  einer  Pumpe  etc. 
können  wir  mit  Hilfe  dieser  Einrichtung  uns  des  Wassers,  flüssiger  Dungmassen 
in  der  Bewegung  vom  Ort  zu  jeder  beliebigen  Zeit  bedienen,  also:  wann 
und  wo  wir  diese  zu  verwenden  wünschen.  Gewiss  eine  für  gärtnerische,  land- 
wirtschaftliche sowie  für  den  Haushalt  grösserer  oder  kleinerer  Gemeinden 
ausserordentlich  wichtige  Hilfeleistung.  Und  wenn  man  sich  hierbei  der  auf  dem 
Gebiete  der  Ent-  bezw.  Bewässerung  für  ein  Besitztum  so  mannichfaltig  sich 
entgegenstemmenden  Schwierigkeiten  bewusst  bleibt,  finden  wir  in  dem  Ge- 
brauch dieser  Vorkehrung  ein  Mittel,  um  auf  wenig  kostspielige  Weise  das 
Gewünschte  leicht  zu  erreichen. 

Eine  auf  die  Hauptpunkte  sich  beschränkende  Erläuterung  dieser  Erfindung 
dürfte  für  den  verehrten  Leser  nicht  ohne  Interesse  sein. 

Wir  vergegenwärtigen  uns  einen  liegenden,  aus  starkem  Eisenblech  ge- 
nieteten Zylinder,  der,  ähnlich  unseren  Spreng-  bezw.  Jauchewagen,  entweder 
im  beweglichen  Betriebe  auf  Rädern  ruht  (Abb.  92),  oder  im  feststehenden  Be- 
triebe auf  sicherem  Fundament  (in  vorliegendem  Falle  bis  zu  7  m  Höhe  über 
dem  Erdboden)  Aufstellung  gefunden  hat  (Abb.  93).  Der  innere  Raum  dieses 
Zylinders,  beliebig  in  Grösse,  wird  vermittelst  einer  sehr  sinnreich  getroffenen 
Vorkehrung,  und  zwar  durch  Verbrennung  eines  dazu  besonders  geeigneten 
Materials  in  einer  oberhalb  des  Zylinders  befindlichen  Gaskammer,  möglichst 
luftleer  gemacht.  Durch  ein  in  der  Rückwand  des  Zylinders  mittelst  Verschluss- 
ventils angebrachtes  Saugerohr,  welches  in  beweglichem  Betriebe  aus  einer 
mit  Segeltuchlage  umgebenen  verzinkten  Eisendrahtspirale,  bei  feststehendem 
Betriebe  aus  einem  luftdicht  verschlossenen  Eisen-  oder  Thonrohr  bestehen  kann, 
dessen  Ausgangspunkt,  mit  Saugekorb  versehen,  in  der  aufzunehmenden  Flüssig- 
keit ruht,  strömt  die  entsprechende  Flüssigkeitsmenge,  je  nach  Stärke  des  be- 
treffenden Saugerohres,  alsdann  ohne  weiteres  in  den  luftleer  gemachten  Raum. 

Das,  was  diese  einfach  gestaltete  Vorrichtung  so  wertvoll  macht,  ist  wesent- 
lich darin  begründet,  dass  1.  zur  Bedienung  hier  nur  eine  Hilfe,  diejenige 
des  Kutschers  des  betreffenden  Gefährtes,  genügt.  Der  dabei  erforderliche  Zeit- 
aufwand ist  ein  möglichst  geringer.  Zu  2  kbm  Flüssigkeit  gehört,  einschliess- 
lich der  Vorbereitung,  eine  Zeitdauer  von  5  bis  6  Minuten,  im  kontinuirlichen 
Betriebe  incl.  des  Ablaufens  der  gehobenen  Flüssigkeit  höchstens  3  Minuten; 
sodass  also  in  der  Stunde  30000  1  Wasser  gehoben  werden,  im  ungefähren 
Kostenaufwande  von  5 — 7  Pfennig;  2)  aber  ist  eine  Abnutzung  betreffender 
Teile  eigentlich  nur  in  dem  Prozess  naturgemässer  Oxydation  der  Eisen- 
teile zu  suchen.  Ein  maschineller  Betrieb  ist  völlig  ausgeschlossen,  desgleichen 
absolut  jede  Gefahr.  Betreffender  Patentsauger,  den  wir  vor  kurzem  in  voller 
Thätigkeit  sahen,  arbeitet  so  exakt,  dass  das  Experiment,  öfters  wiederholt, 
stets  in  promptester  Form  seme  Aufgabe  erfüllte. 


iS 


Wegners  Patent-Sauger. 


Vermittelst  dieser  Einrichtung,  welche  sich  in  vorstehender  Form,  in  der 
Zeit  von  6  Minuten  auf  eine  Aussaugung  von  2  kbm  Wasser  beschränkte,  ver- 
mag man  nicht  nur  im  gegebenen  Falle  die  betreffende  Wassersäule  von  Ort 
auf  7  m  hoch  zu  heben,  sondern  auch  die  Entfernung  von  dem  Punkte,  woher 


Abb, 


Richard  Wegners  Patent-Sauger  (stehend}. 


die  Flüssigkeit  genommen  werden  soll,  in  beliebiger  Länge  zu  belassen.  Das 
betreffende  Saugerohr  besass  im  vorliegenden  Falle,  bei  10  m  Länge,  einen 
lichten  Durchmesser  von  102  mm.  Bei  stehendem  Betriebe,  für  welchen  der 
Sauger  mit  Vorrichtung  zum  selbstthätigen  Arbeiten  versehen  werden  kann, 
ist    ein    erhöhtes  Wasserquantum    vorgesehen    und   vermag   ein  derartig  weites 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


519 


Saugerohr  in  einer  vStunde  bei  einem  räumlichen  Inhalte  des  Zylinders  von 
4000  1    60  000  Liter  zu  heben, 

Hinsichtlich  des  beweglichen  Betriebes  dienen  bezüglich  der  zu  trans- 
portierenden Last  noch  folgende  Angaben:  2  kbm  Wasser  repräsentieren  an 
sich  eine  Last  von  ca.  30  Zentner.  Ein  auf  Rädern  ruhender  montierter  Zylinder 
mit  Stange  und  Kutscherbock  (zum  Vorspann  für  2  Pferde)  wiegt  ungefähr 
35  bis  40  Zentner  und  dürfte  daher  eine  solche  Last  (ca.  65  bis  70  Zentner) 
naturgemäss  nur  auf  festgepflasterten  Wegen  bequem  zu  bewegen  sein.  Für 
leicht  gebaute  Parkwege  etc.  würde  ein  entsprechend  nur  ca.  1  bis  1Y2  kbm 
Flüssigkeit  haltender  Zj'linder  vorzuziehen  sein.  Bequem  können  an  betreffendem 
Wagen,  der  Rückwand  des  Zylinders,  Sprengvorrichtungen  angebracht  und  so 
der  Wagen  als  vStrassensprengwagen  benutzt  werden.  Ebenso  vermag  man 
durch  Anbringung  eines  Spritzenschlauches,  z.  ß.  bei  einer  Länge  desselben 
von  etwa  20  m,  ca.  1200  qm  Bodenfläehe  mit  Wasser  zu  versorgen,  innerhalb 
desselben  Zeitraumes,  in  dem  man  sich  eines  Hydranten  zu  diesem  Behufe  sonst 
bedienen  müsste. 

Bemerkenswert  ist  noch,  dass  vermittelst  dieser  Einrichtung  es  ermöglicht 
wird,  eine  Wassersäule  von  i  kbm  Inhalt  in  2  Minuten  höher  als  7  m  hinauf 
zu  befördern,  sobald  am  betreffenden  Absatz  ein  sogenannter  Einschalter  an- 
gebracht wird.  Zylinder,  mit  vielleicht  einem  Gehalt  von  ca.  1/2  kbm  Wasser, 
würden  sich  schliesslich  auch  behufs  A'erwendung  im  Handbetrieb  leicht  her- 
stellen lassen. 

Die  ganz  neu  für  uns  hier  dastehende  Erlindung  ist  in  ihren  Folgen  in  der 
That  von  imberechenbarem  Werte,  und  dies  namentlich  für  Gärtnerei  und 
Parkanlagen,  an  der  Stelle,  wo  man  sich  bisher  zur  Wasserbewegung  einer 
Lokomobile,  eines  Motors,  Pumpe,  oder  der  kostspieligen  Anlage  weitverzweigter 
Rohrnetze  und  Hydranten  bedienen  musste.  Nähere  Mitteilungen  betreffs  Kosten- 
punkt, Handhabung  etc.  sind  durch  den  Erfinder,  Herrn  Fabrikant  R.  Wegner, 
Britz  bei  Berlin,  Chausseestr.  69/70,  zu  erhalten.*)  Pr.  1500— 2750  M.  Hoffmann. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Cypripedium  ><  Madame  Jules  Hye. 

(C.  tonsum  S,  X  C.  Spicerianum 

superbum  Q.) 
Eine  schöne,  wenn  auch  nicht  prächtig 
gefärbte  Llybride,  die  von  Herrn  Jules 
Hye-Leysen  gezüchtet  wurde.  Die 
grosse  Blume  wird  durch  die  Breite 
ihrer  Teile  und  ihr  massives  Aussehen 
gekennzeichnet. 

Gard.  Chron.  1894,  I,  198. 


Cypripedium  ><  Anton  Joly. 

(C.  vernixium  9,  X  C.  Spicerianum  6.) 
Diese  schöne  Kreuzung  hält  in  ihren 
Merkmalen  gerade  die  Mitte  zwischen 
beiden  Stammpflanzen.  Im  grossen 
und  ganzen  erinnert  die  Blume  sehr 
an  die  C.  vernixium,  wird  aber  wesent- 
lich verschönert  durch  das  charakte- 
ristische obere  Kelchblatt  von  C. 
Spicerianum.    Gard.  Chron.  1894, 1,  198. 


*)  Bemerkung.  Der  Sauger  wird  hei  Gelegenheit  der  Gersten-  und  Hopfen-Ausstellung 
zu  Berlin  in  der  Brauerei  Friedrichshain  am  17.  u.  18.  Okt.  in  Thätigkeit  vorgeführt  werden 
und  empfehlen  wir  allen  Interessenten  schon  aus  diesem  Grunde  den  Besuch  dieser  Ausstellung. 


520 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Abb.  94.     Cypripedium  Sanderianum  superbiens. 


Cypripedium  Sanderianum  superbiens. 

(Hierzu  Abb.  94-) 
Diese    schöne  Pflanze  ist  der  erste 
Bastard,   der  von  C.  Sanderianum   ge- 
zogen   wurde    und    ist    von    unserem 
i.andsmann,  dem  berühmten  Orchideen- 


Importeur  F.  Sander  &  Co.,  St.  Albans, 
in  den  Flandel  gegeben.  Im  allgemeinen 
[  erinnert  die  Pflanze  an  C.  Morganiae. 
Das  obere  Kelchblatt  ist  gross,  gut 
geformt,  mit  karminroten  Streifen  und 
Punkten,  die  beiden  seitlichen  Blumen- 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen.  —  Kleinere  Mitteilungen. 


521 


blätter  sind  sehr  lang,  chokoladenbraun 
gefleckt  und  hängen  zierlich  herab,  die 
Lippe  ist  sehr  gross  und  braun  gefärbt. 


Stachelbeere  „Früheste  von  Neuwied". 

Von  dieser,  mit  dem  Wertzeugnisse 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues gelvrönten  Stachelbeere  versendet 
Herr  Grossherz.  Garteninspektor  L. 
M  a  u  r  e  r ,  in  Firma  HeinrichMaurer, 
Jena,  jetzt  eine  vortreffliche  grosse 
Farbentafel  und  bietet  die   Pflanze    zu 


massigen  Preisen    an.    Der  Züchter  ist 
P.  Floppen  in  Neuwied. 


Laelio-Cattleya  ><  The  Hon.  Mrs.  Astor. 

(Cattleya  labiata  Gaskelliana9, 
Laelia  xanthina  S-) 
Nach  den  bis  jetzt  erschienenen 
Blumen  dieser  neuen  Hybride  steht  sie 
in  Grösse  und  Farbe  derselben  gewiss 
der  C.  1.  G.  sehr  nahe,  sie  blüht  auch 
ebenso  reich. 

Gard.  Chron.   1894,  I,  230,  f.  24. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Exotische  Wasserpflanzen  im  Freien.  ='0 

Es  wird  Sie  und  vielleicht  auch 
die  Leser  der  »Gartenflora«  interes- 
sieren, dass  meine  exotischen  Wasser- 
pflanzen im  Freien  selbst  in  diesem 
nasskalten  Sommer,  —  wir  hatten  schon 
Mitte  August  mehrmals  nur  noch 
-f-  60  C.  des  Morgens  und  seit  11.  Sep- 
tember stets  nur  o^  —  4*^' C.,  ausserdem, 
wie  wohl  allerwärts,  Y-^  des  Sommers 
Regentage  —  sämtlich  nicht  nur  gut 
und  stark  gewachsen,  sondern  auch 
die  sonst  im  Blühen  durchaus  nicht 
willige  Pontederia  crassipes  ihre 
hübschen  Blütenstände  entwickelt  hat. 
Ich  besitze  soviel  Material,  dass  wir 
bereit  wären,  an  Liebhabern  hiervon, 
wie  auch  von  sonstigen  Wasserpflanzen, 
abzugeben. 

Botan.  Garten  Tübingen.  F.   Schelle. 

17.  9.  94. 


Abzugebende  Wasserpflanzen  aus  dem  botanischen 
Garten  Tübingen. 

Folgende  im  Kaltwasserbassin  ge- 
wachsene Pflanzen  sind  abzugeben  und 
erwarten  wir  darauf  bezügliche  Wünsche 
in  nächster  Zeit. 


Vcrgl.  Heft  5   d.  J.   S.    118. 


Pontederia  azurea. 

„  crassipes  (blühend). 

Trianea  bogotensis. 
Pistia  Stratiotes. 
AzoUa  caroliniana. 
Myriophyllum  proserpinacoides. 
Thalia  dealbata. 
Tübingen,  September  1894. 
IL  Vöchting.  E.  Schelle. 

Direktor.  K.  Universitätsgärtner. 


Polygonum  sachatinense  und  cuspidatum. 

Die  Spalten  der  »Gartenflora«  haben 
sich  schon  so  oft  für  Polygonum 
sachalinense  und  P.  cuspidatum  ge- 
öffnet, dass  ich  kaum  wage,  noch  etwas 
anzubieten.  Sie  erhalten  anbei  zwei 
Zweige  dieser  Pflanzen  mit  den  Blüten- 
ständen. Von  P.  sachalinense  be- 
sitzen wir  einen  starken  Stock,  von 
P.  cuspidatum  deren  drei.  Zur  Deko- 
ration in  den  Gärten  halte  ich  P.  cus- 
pidatum als  geeigneter;  die  Blätter  sind 
feiner,  die  Blüte  hängt  zierlich  über 
und  der  Wuchs  ist  dichter  als  bei 
sachalinense.  Im  Höhenwachstum  geben 
sich  beide  nichts  nach.  Pflege  ist  keine 
nötig,  im  Gegenteil:  es  müssen  die 
massenhaften  Ausläufer  entfernt  werden. 
Als  Einzel gruppe,  wie  auch  als  Deck- 


522 


Litteratur. 


material  bis  zu  2,5  m  Höhe  eignen  sich 
beide  Pflanzen  während  des  Sommers 
vorzüglich.  In  Hohenheim  wurden  vor 
einigen  Jahren  Fütterungsversuche  mit 
Polygonum  gemacht,  welche  aber  nach 
einer  Mitteilung  des  Herrn  Ökonomie- 
Rat  Stirm,  Stuttgart,  einen  negativen 
Erfolg  hatten.  Trotzdem  muss  ich  mir 
sagen,  dass  Polygonum  sach.  und  cusp. 
im  Frühjahr  ein  Notbehelf  ist,  bis 
anderes  Grünfutter  vorhanden.  Die 
Pflanzen  müssen  im  jungen  Stadium, 
ehe  sie  etwas  verholzen,  geschnitten 
werden  und  schadet  auch  ein  zwei- 
maliger Schnitt  nichts,  denn  ich  be- 
obachtete, wie  die  hiesigen  Pflanzen 
zweimal  vom  Frost  im  April  und  Mai 
zerstört  wurden  und  immer  wieder 
stark  austrieben,  blühten  und  Samen 
reiften.  Letzterer  wird  hier  von  den 
Pflanzen  in  geringer  Quantität  gezeitigt. 
P.  sach.  blüht  14  Tage  früher  als  cusp.: 
August  bis  September.  Das  Maximum 
der  Blattgrösse  ist  bei  sachalinense 
32  cm  Länge  und  23  cm  Breite,  das 
bei  cuspid.  16,5  :  12.5;  natürlich  ohne 
Stiel. 

Botan.  Garten  Tübingen,         E.   Schelle. 
27.  8.  94. 


Cacao  in  Deutschland  mit  Frucht. 

In  8 — 14  Tagen  schneide  ich  eine 
Frucht  des  Cacaobaumes,  Theobroma 
Cacao  L.,    was  bei    dieser    Pflanze    in 


Gewächshauszucht  meines  Wissens 
zu  einer  Seltenheit  gehört.  Dieselbe 
entstand  durch  künstliche  Befruchtung 
zweier  hier  befindlichen,  2  m  hohen 
Pflanzen  im  Juli  vergangenen  Jahres. 
Dieses  Jahr  hat  ebenfalls  wieder  eine 
Blüte  angesetzt.-  In  beiden  Fällen  hängt 
die  Frucht  am  Stamme,  kaum  10  cm 
vom  Wurzelhals  entfernt. 

Ich    hoffe,    keimfähigen    Samen    zu 
erhalten,    was  mir  um  so  angenehmer 
wäre,  als  die  Vermehrung  durch  Steck- 
linge eine  ziemlich  schwierige  ist. 
Botan.  Garten  Tübingen,       E.   Schelle. 
27.  8.  94. 


Monodora  Myristica  Dunal. 

Wenn  wieder  meine  Calebassen- 
Muskatnuss  (Monodora  Myristica  Dun.), 
eine  Pflanze  von  gegenwärtig  über  5  m 
Höhe,  in  Blüte  ist,  will  ich  Ihnen  — 
wenn  Sie  wünschen  —  eine  frische 
Blüte  senden.  Die  reinste  Orchideen- 
blüte! (Anbei  eine  alte  zerbrochene.) 
Leider  besitze  ich  nur  ein  Exemplar, 
weshalb  mir  alle  meine  bisherigen 
Befruchtungsversuche  misslungen  sind. 

Wissen  Sie   vielleicht    ein    zweites 
blühbares  Exemplar? 
Botan.  Garten  Tübingen,  E.   Schelle. 

27.  8.  94. 

Wir  bitten  auch  an  dieser  Stelle 
unsere  Leser  um  Nachricht.     D.  Red. 


Litteratur. 


Vilmorin's  Blumengärtnerei, 
Dritte  Auflage,  unter  Mitwirkung  von 
A.Sieb  er  t,  Direktor  des  Palmengartens 
zu  Frankfurt  a.  M.,  von  A.  Voss  in 
Berlin,  früher  Institutsgärtner  in  Göt- 
tingen, Verlag  von  Paul  Parey,  Berlin. 

Eine  farbig  illustrierte  Deutsche 
Gartenflora  ist  in  der  That  die  im  Ver- 
lage    von     Paul     Parey     in     Berlin 


erscheinende  dritte  Auflage  von 
Vilmorin's  Blumengärtnerei,  auf  welche 
wir  unsere  Leser  bereits  aufmerksam 
machten.  Es  liegen  uns  jetzt  die  Liefe- 
rungen 2 — 5  vor  und  wir  nehmen  gern 
Veranlassung,auf  dieses  für  jedenGärtner 
und  Gartenfreund  unentbehrliche  Werk 
nochmals  hinzuweisen. 

Gleichwie    in  der   ersten  Lieferung 


Litteratur. 


523 


den  beliebtesten  Pflanzen,  wie  den 
Clematis,  Anemonen,  Paeonien,  eine 
ausführliche  Behandlung,  besonders 
betreffs  Kultur,  Sortenwahl  und  Ver- 
wendung zu  Teil  geworden,  so  ist  in 
der  zweiten  und  dritten  Lieferung  vor- 
züglich auf  die  Levkojen,  Veilchen 
(Freilandkultur,  Treiberei,  Anzucht  von 
Baum -Veilchen)  und  auf  die  vielen 
nelkenartigen  Gewächse  hingewiesen. 
Lieferung  4  bringt  ausser  einer  wesent- 
lich vereinfachten,  durch  Abbildungen 
erläuterten  Einteilung  der  Garten-Nelken 
eine  ausführliche  Anleitung  über  Ver- 
mehrung und  Kultur  als  Freiland-  und 
Topfnelken,  Sommer-  und  Winterblüher, 
ferner  die  Kultur  der  beliebten  Ka- 
mellien.  A.  Voss  teilt  die  Nelken  ein 
in  3  Klassen:  Einfarbige,  Zweifarbige 
und  Mehrfarbige  oder  Bizarden.  Die 
Unterabteilungen  sind:  farben- 
randige  und  freirandige;  die  Zeich- 
nungen auf  der  Grundfarbe  werden  in 
6  Formen  gebracht.  —  Die  Remontant- 
nelken  sieht  er  als  wohl  von  Dianthus 
suffruticosus  Willd.,  nicht  von  D.  Caryo- 
phyllus  abstammend  an,  ohne  den  Be- 
weis dafür  anzutreten.  Bei  Lieferung  5 
sei  vor  allem  auf  die  erschöpfende 
Behandlung  der  Pelargonien-,  der  Oxa- 
lis-,  der  schönen  Linum-,  der  selteneren 
Balsaminen-  und  Tropaeolum -Arten, 
sowie  auf  die  Kultur  der  Orangenbäume 
hingewiesen.  Ueberall  ist  die  Aus- 
drucksweise knapp  und  klar;  Fremd- 
wörter sind  möglichst  vermieden. 

Der  neue  Vilmorin  wird  in  50  Liefe- 
rungen ä  1  Mark  erscheinen  imd  bis 
Ende  des  Jahres  1895  vollständig  vor- 
liegen. Jede  Buchhandlung  ist  in  der 
Lage,  die  ersten  erschienenen  Liefe- 
rungen zur  Ansicht  vorzulegen. 

Von  farbigen  Abbildungen  sind 
immer  4  auf  einer  Tafel  zusammen 
und  stellen  diese  meist  nur  einen  kleinen 
Teil  des  Blütenstandes  dar,  so  dass 
man  keinen  vollen  Begriff  von  dem 
Bau   erhält.     Im    übrigen    können    wir 


das  Werk  nicht  genug  empfehlen,  be- 
sonders weil  es  eine  grosse  Zahl  von 
Arten  aufführt  und  einen  übersicht- 
lichen Schlüssel  zu  deren  Bestimmung 
gicbt.  L.  W. 


Ackerbau  einschliesslich  Geräte- 
lehre von  Dr.  Droysen  und  Dr. 
Gisevius.  Zweite,  durchgesehene 
Auflage.  Mit  160  Textabbildungen. 
Berlin,  P.  Parey,  1894. 

Kaum  ist  ein  Jahr  verflossen,  als 
von  dem  vorliegenden  Buche,  welches 
zwar  in  erster  Linie  für  den  Unterricht 
an  Landwirtschaftsschulen  bestimmt 
ist,  eine  zweite  Auflage  nötig  wurde. 
Gewiss  ist  dies  das  beste  Zeichen  dafür, 
dass  das  Buch  vollkommen  seinen 
Zweck  erfüllt!  —  Aus  dem  reichlichen, 
mit  vielen  guten  Abbildungen  ver- 
sehenen Inhalte  sei  einiges  hervor- 
gehoben: Es  wird  zunächst  der  innere 
Aufbau  und  das  Leben  der  Pflanze  be- 
handelt. Hieran  schliessen  sich  dieBoden- 
kunde,  sodann  die  Bodenbearbeitung, 
die  Düngung  (a.  Stalldünger,  b.  Grün- 
düngung, c.  künstliche  Düngung,  d.  in- 
direkte Düngemittel),  Saat,  Pflege  und 
Ernte  und  schliesslich dieMeliorationen. 

Auch  dem  praktischen  Gärtner  dürfte 
das  Buch,  welches  trotz  seines Umfanges 
(208  Seiten)  und  der  zahlreichen  Text- 
abbildungen im  Preise  äusserst  billig 
gestellt  ist  (1  M.  60  Pf.),  bestens  em- 
pfohlen sein.  R.  Otto  (Proskau). 


Im  Verlag  von  Johannes  Briest, 
Har  sieben -Halb  er  Stadt,  erschien 
ein  von  dem  praktischen  Landwirt 
Albert  Arnstedt  (Gross-Vargula  in 
Thüringen)  verfasstes Schriftchen:  »Die 
Bekämpfung  des  Unkrautes«,  wel- 
ches durchwegs  praktische  Erfahrungen 
zur  Grundlage  hat.  Nebst  allgemeinen 
Massregeln  zur  Bekämpfung  des  Un- 
krautes linden  wir  die  verschiedenen 
Unkräuter    in    ihrer    besonderen    Be- 


524 


Eingesandte  Kataloge.  —  Gewerbliche  Angelegenheiten. 


kämpfungsweise  behandelt.  Wenngleich 
das  Werkchen  durchwegs  die  landwirt- 
schaftlichen Unkräuter  und  deren  Ver- 
tilgung durch  zweckmässige  Fruchtfolge, 
Reinigung  des  Saatgutes  u.  s.  w.  be- 
spricht, so  finden  sich  bei  der  spe- 
ciellen  Bekämpfung  der  Unkräuter  auch 
für  den  Gärtner  wertvolle  Winke.  Die 
zur  Bekämpfung  der  Unkräuter  ge- 
eignetsten Maschinen  und  Werkzeuge 
sind  je  nach  dem  Grade  ihrer  Brauch- 
barkeit ziemlich  eingehend  behandelt 
und  durch  Abbildungen  besonders  an- 
schaulich gemacht.  Das  Werkchen  um- 
fasst  43  Seiten  und  kostet  90  Pfg.       Pfr. 


Hermann  Karsten,  Prof.  Dr.,  Flora 
von  Deutschland,  Deutsch-Oesterreich 
und  der  Schweiz.  Mit  Einschluss  der 
fremdländischen  medicinisch  und  tech- 
nisch wichtigen  Pflanzen,  Droguen  und 
deren  chemisch-physiologischen  Eigen- 
schaften. Zweite  vermehrte  imd  ver- 
besserte Auflage.  Vollständig  in  2  Halb- 
bänden ä  10 M.  oder  aoLieferungen  äiM 
Ca.  85  Bogen  (1360  S.)  in  Lexikon  S'' 
mit  Abbildungen  von  über  1 300  Pflan- 
zenarten in  Holzschnitt.  Gera-Unterm- 
haus,  Verlag  von  Fr.  Eugen  Köhler. 

Die  erste  Auflage  dieses  Buches  hiess 
»Deutsche  Flora.«  Pharmaceutisch-me- 
dicinische  Botanik.  Ein  Grundriss  der 
systematischen  Botanik  zum  Selbst- 
studium   für    Aerzte,    Apotheker    und 


Botaniker  mit  Abbildungen  von  1138 
Pflanzenarten,  und  erschien  im  Ver- 
lage von  J.  M.  Späth,  Berlin,  1880  bis 
1883.  Die  jetzige  Auflage,  die,  wie  oben 
angegeben,  bei  Fr.  Eugen  Köhler  in 
Gera-Untermhaus  erscheint,  hatin vieler 
Beziehung  gewonnen.  Der  Druck  vor 
allem  ist  übersichtlicher,  indem  die 
einzelnen  Arten  durch  Absätze  von 
einander  getrennt  sind,  während  sie 
früher  alle  hintereinander  folgten. 
Ebenso  sind  auch  die  Charaktere 
der  einzelnen  Gruppen  besser  hervor- 
gehoben. Die  zur  Unterscheidung  ver- 
wandter Arten  dienenden  Charaktere 
sind  wie  früher  fett  gedruckt,  aber  da 
jede  Art  für  sich  aufgeführt  ist,  tritt 
das  jetzt  viel   deutlicher  hervor. 

Die  Holzschnitte  sind  mit  wenigen 
Ausnahmen  (z,  B.  Capsella  bursa  pas- 
toris)  vortrefflich  und  wurden  bereits 
früher  in  einem  besonderen  Abzüge 
verkauft.  Sie  sind  jetzt  noch  um  140 
vermehrt.  —  Das  Buch  ist  in  erster 
Linie  für  Pharmaceuten  und  Botaniker 
bestimmt,  eignet  sich  aber  auch  für 
Gärtner  und  Gartenfreunde.  Man  kann 
sehr  gut  darnach  bestimmen  und  der 
Preis  ist  fabelhaft  billig.  Die  allgemeine 
Einleitung  ist  weniger  empfehlenswert, 
da  Professor  Karsten  über  den  Bau 
der  Zelle  Ansichten  besitzt,  die  von 
denen  aller  anderen  Botaniker  ab- 
weichen. 


Eingesandte  Kataloge. 


National-Arboretum   Zoeschen    bei 
Merseburg  (Dr.  Dieck)  Engros-Katalog, 


auf  die  orientalischen  Ölrosen  und  den 
Edelrambour      von      Winnitza ,       den 


besonders  aufmerksam    ist  zu  machen      grössten  Winterapfel  der  Welt. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Einfuhr  nach  Algier. 

Nach    einer    unterm    10.   März    d.  J. 


sehen  Republik  erlassenen  Verordnung 
werden  Baumpflänzlinge,  Sträucher  und 


seitens    des  Präsidenten    der  französi-  |  sonstige  nicht  zur  Klasse  der  Weinrebe 


Gewerbliche  Angelegenheiten.  —  Aus  den  Vereinen. 


525 


gehörige  Gewächse  zur  Einfuhr  nach 
Algier  zugelassen,  wenn  die  betreffen- 
den Sendungen  mit  einer  Erklärung 
des  Absenders  und  einer  Bescheinigung 
der  zuständigen  Behörde  des  Ursprungs- 
landes versehen  sind,  aus  welcher 
hervorgeht; 

a)  dass  die  Gegenstände  von  einer 
ßodenfläche  (einer  offenen  oder 
umfriedigten  Pflanzung)  stammen, 
die  von  jedem  Weinstock  durch 
einen  Zwischenraum  von  wenig- 
stens 20  m  oder  durch  ein  Hinder- 
nis getrennt  ist,  welches  nach  dem 
Urteil  der  zuständigen  Behörde 
ein  Zusammentreffen  der  Wurzeln 
ausschliesst,  wie  ein  Graben  oder 
eine  Mauer; 

b)  dass  jene  Bodenfläche  keinen 
Weinstock  enthält; 

c)  dass  auf  derselben  keine  Nieder-, 
läge  von  Reben  sich  befindet  und 
dass,  wenn  auf  derselben  von  der 


Reblaus  befallene  Weinstöcke  sich 
befunden    haben,    eine    gänzliche 
Ausrottung    der    letzteren,    ferner 
Desinfektionen  und  drei  Jahre  lang 
Untersuchungen        erfolgt      sind, 
welche      die     vollständige     Ver- 
nichtung   des    Insekts     und    der 
Wurzeln  verbürgen. 
Die     auf    Rebpflänzlinge,     Rebholz, 
Reiser,     Schnittlinge    mit    oder    ohne 
Wurzeln,    Fächser,    Weinblätter,    auch 
zur  Verpackung  etc.  benutzte,    Tafel- 
und  Lesetrauben,  Trester  und  alle  Ab- 
fälle der  Rebe,  schon  gebrauchte  Wein- 
pfähle   und    Stützen,    Dünger  etc.  sich 
beziehenden     Einfuhrverbote     bleiben 
indes  in  Geltung. 


Berlin,  9.  und  10.  Oktober,  Linden- 
strasse  5,  n  Uhr,  grosse  Orchideen- 
Atiktion  von  F.  Sander  &  Co.,  St. 
Albans. 


Aus  den  Vereinen. 


Besuch  des  Rosisten- Vereins  zu  Frankfurt  am 

Main  im  Garten  des  Versuchsgarten-Vereins 
Sachsenhausen  und  in    der   Hoss'schen    Rosen- 
treiberei.*) 

Auf  freundliche  Einladung  des  Ver- 
suchsgarten-Vereins Sachsenhausen  be- 
gaben sich  am  Samstag  den  14.  April, 
nachmittags  zwischen  4  und  7  Uhr, 
eine  Anzahl  Mitglieder  des  Franlc- 
furterRosisten-Vereins  in  den  Ver- 
suchsgarten, an  der  Forsthausstrasse  in 
Sachsenhausen  gelegen,  um  die  Blüten- 
prachtgenannten  Gartens  zu  besichtigen. 

Jeder  der  Anwesenden  war  erstaunt 
über  die  enormen  Fortschritte,  die  der 
Versuchsgarten  in  letzter  Zeit  genommen, 
und  gereicht  dieses  dem  Vorstande, 
besonders  aber  seinem  Obergärtner, 
HerrnW eilmann,  zurbesonderenEhre. 


*)  Aus  Mangel  an  Raum  verspätet. 


Der  ganze  Garten  ist  systematisch 
angelegt  und  vorwiegend  dem  Obstbau 
gewidmet;  der  kleinere  Teil  dient  den 
Versuchen  des  Gemüsebaues,  wovon 
in  der  jetzigen  Zeit  noch  nichts  zu  er- 
blicken; dagegen  sind  die  Obstbäume 
in  allen  möglichen  Gattungen  und 
Formen  tadellos  und  von  der  pein- 
lichsten Sauberkeit. 

Der  Blütenstand,  zu  dessen  Be- 
sichtigung wir  eingeladen,  war  feen- 
haft; besonders  standen  die  Birnen  in 
voller  Blüte,  die  Äpfel  erst  in  ihrer 
EntWickelung,  die  Aprikosen  und 
Pfirsiche  waren  ziemlich  vorüber.  Um 
die  Blüten  vor  etwa  eintretenden  Nacht- 
frösten zu  schützen,  waren  die  umfang- 
reichsten Vorkehrungen  getroffen,  teils 
durch  aufgestellte  Stangen,  um  ge- 
gebenen Falles   Tücher    daran    zu  be- 


,26 


Aus  den  Vereinen. 


festigen,  andernteils  waren  vSägespäne 
und  Teer  in  Bereitschaft,  um  Rauch 
erzeugen  zu  können  und  dadurch 
etwaige  Nachtfröste  abzuhalten. 

Es  würde  hier  zu  weit  führen,  um 
eine  eingehende  Schilderung,  welche 
dieses  Institut  verdient,  zu  geben. 
Beschränken  wir  uns  noch  darauf,  dem 
Vorstand  des  Versuchsgarten-Vereins 
für  seine  Einladung  und  Herrn  Ober- 
gärtner Wellmann  für  seine  freund- 
liche Führung  an  dieser  Stelle  den 
Dank  des  Rosisten  -  Vereins  auszu- 
sprechen. 

Sonntag  den  15.  April  fanden  sich 
auf  Einladung  des  Herrn  Andreas 
Hoss,  Bornheimer  Landstrasse  dahier, 
eine  Anzahl  Mitglieder  mit  ihren 
Familien  nebst  einer  Anzahl  Gäste, 
circa  60  Personen,  zur  Besichtigung 
von  dessen  Rosentreiberei  ein.  Durch 
herrliches  Wetter  begünstigt,  verlief 
dieser  Ausflug  zur  ganz  besonderen 
Zufriedenheit  der  Erschienenen,  denn 
nicht  wenig  erstaunt  waren  selbst  die 
anwesenden  Gärtner  über  diese  mit 
Recht  als  grossartig  bezeichnete  Rosen- 
treiberei; sahen  wir  doch  nicht  weniger 
als  13  Gewächshäuser,  wovon  jedes 
eine  Länge  von  65  m  hat.  Hiervon 
war  ein  Teil  im  Abblühen  begriffen, 
ein  Teil  stand  in  voller  Blüte  und  ein 
Teil  mit  der  Blüte  beginnend.  Weitere 
6  Häuser  waren  noch  zurück  und 
kommen  erst  an  die  Reihe,  wenn  die 
vorbenannten  zu  Ende  sind.  Man  denke 
sich  also  845  laufende  Meter  blühende 
Rosen  in  üppigster  Farbenpracht  in 
der  ersten  Hälfte  des  April. 

Die  Einrichtung  ist  in  Möllers 
Deutscher  Gärtnerzeitung  schon  ein- 
gehend besprochen  und  abgebildet; 
trotzdem  verdient  sie  auch  hier  noch- 
mals einer  kurzen  Erwähnung. 

Die  Rosentreiberei  geschieht  in  viel- 
fältiger Weise.  Die  älteste  Methode 
ist  die  Treibkultur  in  Töpfen;  in  neuerer 
Zeit  sucht  man   den  Rosen  den  natür- 


lichen Stand  im  freien  Lande  zu  ge- 
währen, indem  man  sie  ins  Freie 
auspflanzt  und  ein  Glasdach  darüber 
herstellt  mit  abnehmbaren  Fenstern, 
wodurch  die  Pflanzen  im  Sommer 
gerade  wie  im  Freien  stehen.  Die 
Konstruktion  ist  ebenfalls  wieder  eine 
vielfältige.  Der  eine  überdeckt  eine 
grosse  Fläche  dadurch,  dass  er  Pfosten 
in  die  Erde  stellt  und  auf  dieselben  mit 
genügendem  Gefälle  sogenannte  Sparren 
oder  Rippen  als  Unterlage  für  die 
Fenster  befestigt.  Die  Wände  sind  in 
der  Regel  mit  Dielen  innen  und  aussen 
verschalt  und  der  Zwischenraum  aus- 
gefüttert, die  Heizrohre  sind  in  dem 
ganzen  Raum  gleichmässig  A'erteilt. 

Bei  anderen,  wie  z.  B.  hierbei  Hoss, 
ist  das  Prinzip  dasselbe,  nur  ist  es 
nicht  eine  überdeckte  Fläche,  sondern 
einzelne  Häuser  von  50 — 60  m  Länge 
und  3Y2  m  Breite,  mit  sogenanntem 
Satteldach,  an  denen  dieFenster  ebenfalls 
zum  Abnehmen  eingerichtet;  das  ganze 
wird  durch  eine  Centralheizung  geheizt 
und  dies  kann  auch  abteilungsweise 
vorgenommen  werden. 

Auch  in  Bezug  auf  Sortenwahl  hat 
man  es  hier  besser  in  der  Hand.  Um 
eine  gleichmässige  Ernte  zu  haben, 
bepflanzt  man  ganze  Häuser  mit  einer 
Sorte.  Hier  bei  Hoss  sind  9  Häuser 
ausschliesslich  mit  Papa  Gontier  be- 
pflanzt, und  zwar  für  den  Herbstschnitt, 
Oktober,  November  und  Dezember. 
Für  den  Frühjahrsschnitt  sind  haupt- 
sächlichMarechalNiel,  Gloire  de  Dijon, 
La  France,  Kaiserin  Auguste  Victoria, 
vSouvenir  de  la  Malmaison,  Prince 
Camille  de  Rohan,  Fisher  Holmes, 
Madame  Victor  Verdier  und  noch 
andere  ausgepflanzt. 

Die  Einrichtung  für  Hyazinthen, 
Tulpen,  JNIaiblumen,  Flieder,  Nelken, 
Lilien,  Bouvardien  und  so  manches 
andere  sei  hier  nicht  erwähnt. 

Die  Amerikaner  treiben  ihre  Rosen, 
nach  denselben  Grundsätzen  ins  Freie 


Aus  den  Vereinen. 


627 


ausgepflanzt,  nur  mit  dem  Unterschiede, 
dass  die  Erde  auf  Tabletten  aufgebracht 
ist.  r)ie  Erdschicht  liegt  20 — 25  cm 
hoch.  die. Pflanzen  bestehen  ausschliess- 
lich nur  aus  Stecklingspflanzen,  keinen 
Veredelungen.  Der  Amerikaner  be- 
hauptet, auf  diese  Weise  weiter  zu 
kommen. 

Es  könnte  hier  noch  eine  ganze 
Reihe  weiterer  Methoden  aufgeführt 
werden,  solches  würde  aber  den  ver- 
fügbaren Raum  überschreiten. 

Als  die  Besichtigung  der  Ho ss 'sehen 
Gärtnerei  zu  Ende,  begaben  sich  die 
Teilnehmer  in  den  nahen  Schützenhof 
nach  Bornheim,  wo  ein  Saal  reserviert 
war,  und  verbrachten  den  Abend 
gemeinschaftlich  in  der  fröhlich- 
sten Stimmung.  Hierbei  dankte  der 
Vorsitzende  Herr  C.  P.  Strassheim 
Herrn  Hoss  für  die  liebenswürdige 
Aufnahme,  besonders  aber  für  die 
rückhaltslose  ErklärungundErläuterung 
des  ganzen  Treibverfahrens  (es  giebt 
nicht  jeder  seine  Erfahrungen  so  fürs 
iiUgemeine  preis),  und  wünschte  im 
Xamen  des  Vereins  und  der  sämtlichen 
auAvesenden  Gäste,  die  Hoss 'sehe 
Gärtnerei  möge  in  derselben  Weise  so 
weiter  blühen  und  gedeihen. 

Herr  Hoss  glaubte  den  Dank  nicht 
annehmen  zu  können,  da  es  ihm  und 
seiner  Gärtnerei  zur  Ehre  gereiche, 
von  dem  Frankfurter  Rosisten-Verein 
mit  einem  Ausflug  beehrt  zu  sein. 
Erst  in  später  Abendstunde  trennten 
sichdieErschienenen  mit  dem  Wunsche, 
sich  recht  bald  wieder  in  ähnlicher 
Weise  zusammenzufi.nden. 


Berlin.  Der  Märkische  Obstbau- 
Verein  veranstaltete  gelegentlich  seiner 
Ausstellung  am  20.  September  einen 
Kongress,  der  aber  durch  geschäftliche 
Besprechungen  so  in  Anspruch  ge- 
nommen wurde,  dass  wenig  Zeit  zu 
praktischen  Erörterungen  blieb.  In 
Vertretuna:  des  Herrn  Landes-Ükonomie- 


rats  Dr.  Freiherrn  von  Canstein,  der 
wegen  der  Sitzungen  des  Deutschen 
Landwirtschaftsrats  in  Dresden  ver- 
hindert war,  leitete  Herr  Garten- 
Inspektor  Silex  die  Verhandlungen. 
Seit  dem  i.  Januar  hat  der  Verein 
einen  eigenen  Geschäftstührer  in  der 
Person  des  allen  Pomologen  wohl- 
bekannten Herrn  Mathieu,  der  auch 
den  Geschäftsbericht  vortrug.  Der 
Verein  umfasst  163  einzelne  Mitglieder 
und  20  Vereine.  Einnahmen  1244  M. 
72  Pfennige,  Ausgaben  7S0  M.  81  Pf. 
Als  Organ  dient  der  »Obstmarkt«  von 
B.  L.  Kühn.  Der  Verein  hat,  wie  Herr 
Junge  bemerlvt,  an  die  betr.  Behörden 
ein  Gesuch  um  Herabsetzung  des 
Tarifs  für  deutsches  Obst  gerichtet, 
damit  dasselbe  ebenso  billig  ver- 
frachtet werde,  als  das  ausländische,  und 
eine  ganze  Zahl  Vereine  in  Deutsch- 
land hat  sich  dem  angeschlossen.  Die 
Königliche  Eisenbahn  -  Direktion  hat 
sich  die  nötigen  Unterlagen  erbeten. 
Ehe  nicht  die  Tarife  herabgesetzt 
werden,  nutzt  der  vermehrte  Anbau 
von  Obst  in  entlegenen  Gegenden 
nichts;  wie  Herr  Winkler- Guben 
ausführte,  sagen  die  Leute  in  solchen 
Gegenden,  dass  sie  sich  so  cur  noch 
mehr  Konkurrenten  erziehen.  —  Eine 
lebhafte  Debatte  erhob  sich  über  die 
Düngung  der  Obstbäume,  Herr  Koop- 
mann  wünschte  die  Frage  verall- 
gemeinert: Wie  wirkt  man  auf  den 
Ertrag?  Schliesslich  wurde  ein  Antrag 
Junge  angenommen:  Der  landwirt- 
schaftliche Provinzial-Verein  wird  ge- 
beten, seine  Versuchsstationen  und 
Versuchsgärten  zu  veranlassen,  ver- 
gleichende Versuche  mit  der  An- 
wendung der  verschiedenenDüngemittel 
in  Bezug  auf  den  Wuchs  und  die  Trag- 
barkeit der  Obstbäume  anzustellen. 
Es  folgte  eine  Debatte  über  Obstsorten. 
Am  21.  September  machte  eine  kleine 
Anzahl  von  Mitgliedern,  an  ihrer  Spitze 
der    Reichsgraf    zu    Pü ekler,     einen 


528 


Aus  den  Vereinen. 


Ausflug  nach  der  grossartigen  Obst- 
anlage des  Herrn  Molkereibesitzers 
Carl  Bolle  in  MarienhainbeiKöpenick, 
über  die  wir  besonders  berichten  werden. 


Potsdam.  Der  Gartenbau-Verein  für 
Potsdam  feierte  am  22.  September  unter 
sehr  reger  Beteiligung  sein  Stiftungs- 
fest durch  Festessen  und  Ball.  Das 
Hoch  auf  S.  M.  den  Kaiser  brachte 
der  Kgl.  Gartenbau-Direktor  Koop- 
mann  aus.  Über  die  dem  letzteren 
bei  dieser  Gelegenheit  erwiesenen 
Ehren  berichten  wir  unter  Personalien. 
Der  Verein  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues war  durch  Herrn  Hofgärtner 
Hoff  mann  undL.Wittmack  vertreten. 


Sitzung  der  Russischen  Obstbaugesellscliaft  am 
15.  Dezember. 

(Fortsetzung  von  Seite  363.) 
Einen  zweiten  Vortrag  hielt  W.  W. 
P  a  s  c  h  k  e  w  i  t  s  c  h  ,  im  Kaiserlichen 
botanischen  Garten  in  St.  Petersburg, 
über  Frucht-,  besonders  Beerenweine. 
In  Frankreich  und  Deutschland  werden 
zur  Ciderbereitung  besondere  Arten 
benutzt.  Welche  Arten  man  in  Russ- 
land dafür  verwende,  konnte  Redner 
nicht  angeben,  da  dieselben  hierauf 
noch  nicht  genügend  ausprobiert  seien. 
Der  kürzlich  vorgestellte  Cid  er  ent- 
spräche noch  nicht  ganz  den  gerechten 
Anforderungen,  zum  grossen  Leidwesen 
des  Fabrikanten.  Der  Vortragende 
empfiehlt,  die  Mostbereitung  möglichst 
zu  fördern,  sie  sei  dessen  wert.  In 
Charkow  hätten  1887  zwei  Weinhändler 
seinen  ausgestellten  Kirschwein  auf 
1  Rubel  20  Kopeken  pro  Flasche 
taxiert.  Fürst  Pless  in  Schlesien  ver- 
kaufe 15jährigen  Johannisbeerwein  zu 
6  Mark.  Direktor  Göthe  in  Geisen- 
heim,  eine  Autorität  in  dieser  Frage, 
normiere  75  Kopeken  bis  1  Rubel  als 
Preis  pro  Flasche. 

R.  M.  Hinckeldeyn. 


Sitzung  der  Gesellschaft  für  Zimmerpfianzenkultur 
in  St.  Petersburg. 

Am  16.  Dezember  kamen  die  Mit- 
glieder der  neuen  Gesellschaft  von 
Liebhabern  der  Zimmer-Pflanzenkultur 
in  Petersburg  im  Saale  der  Duma 
(Rathaus)  zusammen. 

Herr  W.  N.  Kutusow,  früher  Re- 
dakteur des  »Westnik  Ssadowodstwa«, 
hielt  einen  ^^ortrag  über  Zimmerkultur 
von  Aeschynanthus,  Chloranthus  in- 
conspicuus,  Xylophylla  angustifoliaund 
Sanseviera  zeylanica,  welche  der  Vor- 
tragende den  Liebhabern  als  sehr 
anspruchslose,  aber  schönblühende 
Pflanzen  empfahl,  und  wurden  gleich- 
zeitig getrocknete  Blätter  und  Blüten 
von  diesen  Pflanzen  vorgezeigt. 

Herr  A.  A.  Worobiew  machte  die 
Mitglieder  mit  einer  von  ihm  erfun- 
denen Vorrichtung  zur  Heizung  des 
Raumes  zwischen  den  Doppelfenstern 
bekannt.  Trotz  der  ziemlich  hohen 
Anlagekosten,  30  Rubel  pro  Fenster,  ist 
dieselbe  doch  der  Vorteile  wegen,  die 
sie  für  die  Kultur  im  Zimmer  bietet,  zu 
empfehlen. 

Ausgestellt  waren  von  Herrn  Obrist 
Schultz  ein  schönes  blühendes  Exem- 
plar von  Pancratium  speciosum  und 
von  Herrn  Belotin  drei  Töpfe  mit  im 
Zimmer  getriebenen  Maiblumen. 

R.  M.  Hinckeldeyn. 


Sitzung  der  Kaiserlichen  Russischen  Gartenbau- 
gesellschaft am  18.  Dezember  1893. 

In  der  Sitzung  der  Kaiserlichen 
Russischen  Gartenbaugesellschaft  vom 
18.  Dezember  zeigte  der  Vizepräsident 
HerrN.  J.  Rajewsky  Abbildungen  von 
drei  Neuheiten:  Anemone  coccinea  von 
der  Riviera,  Papaver  umbrosum  fl.  pl. 
aus  der  Umgegend  Athens,  durch  Vil- 
morin,  Andrieux  &  Co.,  Paris,  eingeführt, 
und  Papaver  Orientale  scarlet,  ausser- 
dem sprach  derselbe  über  sehr  reich 
blühende  französische  Syringa  und  das 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


529 


Avieder  in  Mode  kommende  Färben  der 
Blumen. 

W.  W.  Paschkewitsch  hielt  einen 
Vortrag  über  den  Zarizin  (Kaiserin-) 
Garten  in  Uman  im  Gouvernement 
Kiew.  Der  Garten  hiess  früher  nach 
der  Gräfin  Potozky,  derentwegen  der- 
selbe zu  Ende  des  vorigen  Jahrhunderts 
mit  ungeheurem  Kostenaufwande  in 
einem  einzigen  Jahre  unter  der  Leitung 
des  belgischen  Ingenieurs  de  Metzel 
geschaffen  wurde  —  Sophiengarten. 
Derselbe  ist  mit  allem,  was  Natur  und 
Kunst  bieten,  geschmückt;  Teiche, 
Inseln,  Fontainen,  Cascaden,  Bäche, 
Wasserfälle  beleben  die  felsige,  ma- 
lerische Landschaft,  Statuen  und  Vasen 
in  Marmor,  Grotten,  Pavillons  und 
Lauben  zieren  den  in  natürlichem  Stile 
angelegten  Park. 

In  den  20er  Jahre  wurde  der  Garten 
konfisziert  und  der  A^erwaltung  der 
Militärkolonien  des  Südwestens  unter- 
stellt; in  den  50er  Jahren  kaufte  die 
Kaiserin  Alexandra  Fedorowna  den- 
selben, daher  hiess  er  nunmehrKaiserin- 
Garten,  und  sie  schenkte  ihn  der 
früheren  Odessaer  Hauptschule  für 
Gartenbau. 

Diese  Schule  wurde  zweimal  reor- 
ganisiert und  in  eine  landwirtschaftliche 
Anstalt  umgewandelt,  wodurch  natür- 
lich die  Gärtnerei  in  den  Hintergrund 
trat,  dennoch  aber  nicht  ganz  aufge- 
geben wurde.  Der  circa  90  Dessjatinen 
grosse  Garten  enthält  interessante 
Fruchtanlagen,  alte,  neue  und  neueste. 
Der  alte  Fruchtgarten  ist  ein  wahres 
Museum  aller  möglichen  bekannten 
und     unbekannten    Apfel-     und    Birn- 


sorten,  an  der  Zahl  etwa  300  und 
höchst  interessant  für  Pomologen.  Die 
4  bis  6  Dessjatinen  grosse  neue  Ab- 
teilung enthielt  meistens  russische  Obst- 
arten, denen  das  südliche  Klima  nicht 
zusagte,  es  verblieb  daher  nur  Vj  ^^'^' 
ersten  Pflanzung,  der  Rest  ist  ganz  neu, 
und  1Y2  Dessjatinen  sind  mit  Kirschen 
und  Pflaumen  bestellt,  während  2  Dess- 
jatinen, unter  den  Obstbäumen  mit 
Beerensträuchern  bepflanzt,  reichliches 
Alaterial  zur  Herstellung  von  Beeren- 
wein liefern. 

Elf  Abteilungen  Gewächshäuser 
bergen  in  20000  Töpfen  und  Kübeln 
manche  Schätze.  Das  Schönste  bleibt 
aber  immer  der  Park,  der,  wenn  auch 
in  ihm  des  Klimas  wegen  der  Rasen 
weniger  schön  ist,  doch  viele  malerische 
Baumgruppen  bietet. 

Der  Einfluss,  den  diese  Anlage  auf 
das  Gartenwesen  übte,  war  ein  guter 
und  wächst  an  Bedeutung  durch  eine 
neuerlich  dort  eingerichtete  höhere 
Gartenbauschule,  deren  Gedeihen  durch 
Ort  und  Klima  und  durch  die  vor- 
handenen Kollektionen  und  Museen  in 
hohem  Grade  begünstigt  wird. 

Für  30  blühende  Freesia  refracta 
erhielt  H.  W.  Eilers  eine  mittlere 
silberne  Medaille,  J.  Tschistow  er- 
zielte für  6  prächtige  blühende  Syringa 
und  1 1  Sorten  Hyacinthen  in  50  Töpfen 
eine  kleine  silberne  Aledaille,  A.  G. 
Batschinsky  erhielt  für  ein  im 
Zimmer  gezogenes  Oncidium  haemato- 
chilum  und  ein  Anthurium  Andreanum 
roseum  gleichfalls  eine  kleine  silberne 
Medaille. 

R.  M.  Ilinckeldeyn. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Berlin.     Das  Programm  für  die  vom 
Verein  zurBeförderung  des  Gartenbaues 


vom  :  1.— 18.  April  1895  im  Kroll'schen 
Saale  am  Königsplatz  zu  veranstaltende 


530 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Ausstellung  von  blühenden  Zwiebel-, 
Knollen-  und  Staudengewächsen  sowie 
Spätobst  hat  der  No.  i8  der  Garten- 
flora beigelegen.  Weitere  Exemplare 
sind  vom  General-Sekretariat  Berlin  N., 
Invalidenstrasse  42,  zu  erhalten. 


Der  Gartenbauverein  für  Steg- 
litz und  Umgegend  veranstaltete  am 
25.  und  26.  d.  M.  zwei  mit  einander  ver- 
bundene Ausstellungen,  und  zwar  erstens 
eine  Ausstellung  solcher  Topfpflanzen, 
die  Schülern  der  Steglitzer  Gemeinde- 
schulen im  Frühjahr  zur  selbständigen 
Pflege    übergeben    sind.     Der    Verein 
hat  seit  fünf  Jahren  eine  bestimmte  An- 
zahl  Pflanzen    an    Schulkinder  unent- 
geltlich   verteilt    und     im    Herbst  die 
besten  Gewächse  in   einer  öffentlichen 
Ausstellung  prämiiert.  Die  hohe  erzieh- 
liche   Bedeutung    dieser  Thätigkeit  ist 
nicht    nur    von    berufenen  Pädagogen 
anerkannt,    sondern  auch  von  den  Be- 
hörden und  Einwohnern    von    Steglitz 
und  Umgegend  mit  grossem  Interesse 
verfolgt  worden.     Die  zweite  Ausstel- 
lung umfasste  die  jährliche  Obstausstel- 
iung.     Die  Obstausstellungen  des  Steg- 
litzer Gartenbauvereins    unterscheiden 
sich  von    allen  anderen  Ausstellungen 
gleicher  Art  dadurch,    dass    ihnen  ein 
anderer    Zweck    zugrunde    liegt.      Der 
grösste  Wert    wird    nicht    auf    reiche 
Sortimente,  auch  nicht  immer  nur  auf 
ausgezeichnete  Früchte  gelegt,  sondern 
der  Zweck  der  Ausstellung  ist  der,  die 
für  die  lokalen  Verhältnisse  von  Steglitz 
besten   Obstsorten    kennen    zu    lernen. 
Der  Besucher  findet  daher  nicht  einen 
grossen  Tisch  mit  Früchten  eines  Aus- 
stellers, sondern    er    findet  ,,die  Obst- 
sorte'*   von    mehreren  Ausstellern    zu- 
sammengestellt.     Selbst    der    Laie    ist 
dadurch  in  der  Lage,    den  Wert  einer 
Obstsorte    zu    erkennen.  ~  Die    Obst- 
ausstellung war  eine  ganz  vortreffliche; 
geradezu  hervorragend  waren  die  Wein- 
trauben  des  Geh.  Kom.-Rat    Veit  und 


die  Fruchtarrangements  von  den  Herren 
Dietze,  Moldt  und  Podschun,  sowie 
das  Teppichbeet  von  Herrn  Körner 
(Brodersen). 


In  Zehlendorf  bei  Berlin  fand  vom 
15.  bis  17.  September  die  erste  Garten- 
bauausstellung, veranstaltet  vom  Orts- 
verein,   statt,    die   sehr  reich  von  Pri- 
vaten und  Handelsgärtnern    beschickt 
war.     Im  Garten   des  Restaurants  zum 
Deutschen  Kaiser  war  ein  Teppichbeet 
vom  Landschaftsgärtner  Fasquel  aus- 
gestellt, zu  beiden  Seiten  des  Einganges 
standen    gemischte    Gruppen    von    W. 
Fried  el-SchlachtenseeundM.Magde- 
burg  (Obergärtner    Konopacki),    auch 
einehohe  isjährigeSparmannia  africana 
von  B.  Scheffler   (Oberg.   Schimmel- 
pfeng),  während  Bouvardien,  Fuchsien, 
Nelken,  Myrthen  etc.    auf   Beeten    an- 
gebracht waren.     Auf  einem   daneben 
liegenden    Platze     hatten    Baumschul- 
artikel,   Gemüse    und  Geräte  Platz  er- 
halten, im  grossen  Saale  war  die  Kaiser- 
gruppe    von     Herrn     Keck     gestellt, 
während     Geheimrat     Loehr     (Ober- 
gärtner   Meisterfeld)     prächtige     Mina 
lobata,  sehr  niedrige  Fuchsien  »Emma 
Toepfer«    etc.     ausgestellt     hatte.      F. 
Fasquel    brachte    Blattbegonien,     W. 
Friedel  desgleichen,  F.  Fasquel  und 
G.  Glas   etc.    Cyclamen,    die    von    G. 
Glas    waren    am    schönsten    in  Blüte, 
Kiausch    eine    grosse  Palmengruppe, 
Hans  Ristig  und  Rieh.  Müller  schöne 
Adiantum,  H.We i gt Tuberosen,  H o r n e- 
mann-Schlachtensee  hübsche  Cacteen. 
Die  Bindereien  waren  im  ganzen  gut, 
ein  Kissen  etwas  zu  hoch;  recht  hübsch 
waren  eine  Tauftisch-  und  eine  Tafel- 
dekoration.    Im  allgemeinen  bewegten 
sich    die    Leistungen    in    Pflanzen    im 
mittleren  Niveau,  dagegen  verdient  die 
Obstausstellung,    die   in  einem  Neben- 
saal   Platz    erhalten,    vollste  Anerken- 
nung.     Hier    hatten    besonders    auch 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


531 


viele  Private  ausgestellt;  A.  Wicneke 
z.B.  in  einer  hübschen  Gnomen-Gruppe, 
P.  Moser  brachte  34  Sorten  Äpfel, 
18  Birnen,  Herr  Keck  57  Sorten  Äpfel, 
35  Birnen,  8  Pflaumen,  R.  Sommer 
führte  ein  fruchttragendes  Bäumchen  der 
immerblühenden  Kirsche  vor;  doch  der 
Raum  mangelt,  um  mehr  ins  einzelne 
zu  gehen.  Vergeben  wurden  48  Preise. 
Wir  wünschen  den  Bewohnern  von 
Zehlendorf  weiter  so  gute  Erfolge.  L.W. 


Obst-Ausstellung.  Der  landwirt- 
schaftliche Central -Verein  für  die 
Provinz  Sachsen,  die  Herzogtümer 
Anhalt  und  Gotha,  die  Fürstentümer 
Schwarzburg-Rudolstadt  und  Schwarz- 
burg-Sondershausen hält  in  der  Zeit 
vom  11. — 14.  Oktober  dieses  Jahres  in 
Halle  a.  S.  eine  Obstausstellung  und 
in  Verbindung  damit  einen  Obstmarkt 
und  eine  Wanderversammlung  für 
Obstbau-Interessenten  ab. 


Königsberg  i.  P.  Die  Ausstellung 
zur  Feier  des  60  jährigen  Bestehens  des 
Vereins  erhob  sich  weit  über  den 
Rahmen  einer  Provinzial-Ausstellung 
und  zeigte  u.  a.  auch  ganz  vorzügliche 
Bindereien.  Ein  besonderer  Bericht 
folgt.  

Rostock.  Obst-  und  Gemüse-Aus- 
stellung vom  5. — 7.  Oktober. 


Berlin.  Ausstellung  der  Gesellschaft 
der  Kakteenfreunde  Deutschlands 
Sonntag,  den  14.  Oktober  im  »Branden- 
burger Haus«,  Mohrenstrasse  47,  10  bis 
4  Uhr.  Gäste  wollen  sich  beim  Komitee 
melden. 


Magdeburg.  Das  vorläufige  Pro- 
gramm für  die  Allgemeine  Gartenbau- 
Ausstellung  zur  Feier  des  50  jährigen 
Bestehens  des  Magdeburger  Gartenbau- 
Vereins    anfangs   September    1895    ist 


soeben  erschienen  rmd  von  Herrn 
Garten-Ingenieur  Lässig,  Magdeburg, 
Bahnhofstrasse,  zu  beziehen. 


Die  allgemeine  Gartenbau  -  Aus- 
stellung in  Mainz  war  reich  beschickt 
und  der  Besuch  Sr.  Kgl.  Hoheit  des 
Grossherzogs  von  Hessen  trug  nicht 
wenig  zur  Hebung  des  Ganzen  bei, 
freilich  that  dieser  Besuch  der  gleich- 
zeitig tagenden  Generalversammlung 
der  deutschen  dendrologischen  Ge- 
sellschaft etwas  Abbruch. 


Die  Ausstellung  des  Märkischen 
Obstbauvereins  zu  Berlin  vom  20.  bis 
24.  September  war  mit  ganz  vorzüg- 
lichen, meist  auch  sehr  richtigbenannten 
Früchten  reich  beschickt.  Den  höchsten 
Ehrenpreis  erhielt  Herr  Carl  Math ieu- 
Charlottenburg  für  eine  Sammlung  von 
400  Sorten  Birnen  und  200  Sorten 
Äpfeln.  Ganz  besonders  erfreulich  war 
es,  dass  auch  der  Oberhessische  Obst- 
bauverein eine  grosse  Sammlung  Obst 
sowie  Obstwein  eingesandt  hatte  und 
ebenso  Herr  Lucas,  Direktor  des  pomol. 
Instituts  in  Reutlingen,  Württemberg, 
eine  reiche  Sammlung.  Erstere  Samm- 
lung war  systematisch  vortrefflich  ge- 
ordnet; für  die  norddeutschen  Züchter 
bot  sich  aber  die  erfreuliche  Thatsache 
kund,  dass  unser  Obst  in  Bezug  auf 
Schönheit  vollständig  mit  dem  süd- 
deutschen in  Wettbewerb  treten  kann. 
Ein  besonderer  Bericht  folgt.  Der  am 
20.  September  abgehaltene  Kongress 
bot  nicht  viel  bemerkenswertes,  da 
viel  Zeit  mit  geschäftlichen  oder  klein- 
lichen Dingen  vergeudet  wurde.  Eine 
lebhafte  Diskussion  rief  die  Obstbaum- 
düngung hervor  und  ward  ein  Antrag 
des  Herrn  Junge  einstimmig  ange- 
nommen, dahingehend:  Der  landwirt- 
schaftliche Provinzialverein  der  Prov. 
Brandenburg  wird  gebeten,  seine  Ver- 
suchsstationen   und  Versuchsgärten  zu 


53^ 


Personal-Nachrichten. 


A-eranlassen,  vergleichende  \'ersuche 
mit  der  Anwendung  verschiedener 
Düngemittel   in  Bezug  auf  den  Wuchs 


und  die  Tragtaarkeit  der  Obstbäume 
anzustellen.  (Näheres  siehe  unter  Ver- 
einswesen). 


Personal-Nachrichten. 


Nekrolog. 

Dr.  Th.  A.  von  Middendorff  f- 

Am  lö.  Januar  starb  auf  seinem  un- 
weit der  Universität  Dorpat  im  Gou- 
vernement Livland  ^belegenen  Gute 
Hellenorm  das  Ehrenmitglied  der  Kaiser- 
lich russischen  Gartenbaugesellschaft, 
der  Ehren-Akademiker,  Geheimrat 
Dr.  Theodor  Alexandrowitsch  von 
Middendorff. 

Dr.  von  Middendorff  wurde  als  Sohn 
eines  Gutsbesitzers  am  18.  August  1815 
in  Livland  geboren,  erhielt  seine  erste 
Erziehung  im  3.  St.  Petersburger  Gym- 
nasium und  später  im  pädagogischen 
Institute  in  St.  Petersburg,  woselbst  er 
sich  auch  noch  einige  Zeit  im  De- 
partement für  Handel  und  Manufaktur 
beschäftigte,  bis  er  im  Jahre  1833  die 
Universität  Dorpat  bezog. 

Nach  Verteidigung  seiner  1837  er- 
schienenen medicinischen  Dissertation 
promovierte  Middendorff  zum  Doktor 
der  Medicin  und  bezog  als  solcher  zu 
noch  weiterer  Ausbildung  die  Uni- 
versitäten Berlin,  Erlangen,  Wien  und 
Breslau. 

Das  Jahr  1839  sah  Dr.  von  Midden- 
dorff als  extraordinären  Professor  der 
Zoologie  an  der  Universität  in  Kiew, 
von  wo  aus  er  schon  nach  einem  Jahre 
den  berühmten  Naturforscher  Professor 
von  Baer  als  Adjunkt  auf  dessen  Reise 
nach  Lappland  begleitete;  auf  dieser 
Reise  sammelte  er  nicht  nur  Daten  über 
die  geographische  Verbreitung  der 
Vögel  in  Lappland,  sondern  brachte 
auch  höchst  interessante  Mitteilungen 
über  die  geognostischen  und  geolo- 
gischen   Sonderheiten    dieser    Gegend. 

1841  wurde  Dr.  von  Middendorff  als 
Professor  der  Zoologie  an  der  Wladimir- 


Universität  in  Kiew  bestätigt,  doch 
schon  1843 — 1844  unternahm  er  im 
Auftrage  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften in  St.  Petersburg  eine  Reise 
in  den  Norden  und  Osten  Sibiriens. 
Nach  seiner  Rückkehr  wurde  er  zum 
Mitglied  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften gewählt  und  beschäftigte  sich 
eifrig  mit  Ordnung  und  Beschreibung 
seiner  Sammlungen. 

1855  wurde  Dr.  von  Middendorff 
Sekretär  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften und  durch  die  mit  diesem 
Amte  verbundenen  administrativen 
Pflichten  vielfach  von  wissenschaftlichen 
Arbeiten  abgehalten,  umsomchr,  als  er 
noch  von  der  Regierung  den  Auftrag 
erhielt,  die  Kavallerie-  und  Artillerie- 
Offiziere  näher  mit  der  Hippologie 
bekannt  zu  machen. 

Die  sibirische  Reise  hatte  jedoch 
derart  schädlich  auf  den  Organismus 
des  Dr.  von  Middendorff  gewirkt,  dass 
er  sich  gezwungen  sah,  schon  im 
Jahre  1857  seinen  Dienst  als  Sekretär 
der  Akademie  der  Wissenschaften  auf- 
zugeben. Sein  Gesuch  wurde  huldvollst 
von  Sr.  Majestät  bewilligt  mit  der  Er- 
laubnis, als  Akademiker  auf  seinem 
Gute  Hellenorm    in  Livland  zu  leben. 

Um  jüngeren  Kräften  den  Weg  zu 
bahnen,  entsagte  Dr.  von  Middendorff 
im  Jahre  1865  seiner  Akademikerwürde. 

1807  hatte  er  die  hohe  Ehre,  den 
Grossfürsten  Alexei  Alexandrowitsch 
und  1809  den  Grossfürsten  Wladimir 
Alexandrowitsch  auf  ihren  Reisen  durch 
Russland  zu  begleiten.  1870  machte  er 
nochmals  eine  Reise  mit  dem  Gross- 
fürsten Alexei  Alexandrowitsch  in  das 
weisse  Meer. 


Personal-Nachrichten. 


533 


1865  wurde  Dr.  von  Middendorff 
Ehrenmitglied  der  Akademie  der  Wissen- 
schaften. 1809  Mitglied  der  St.  Peters- 
burger Universität  und  anderer  gelehrter 
Gesellschaften,  sowie  mit  dem  Prädikate 
eines  Geheimrates  Mitglied  des  Vete- 
rinär-Komitees im  Ministerium  des 
Innern. 

Trotz  seiner  vielen  dienstlichen 
Pflichten  wusste  Dr.  v.  Middendorff 
doch  noch  Zeit  zu  gewinnen,  sich  auch 
als  Schriftsteller  auszuzeichnen  durch 
eine  lange  Reihe  wissenschaftlicher 
Arbeiten  verschiedenen  Umfanges  in 
lateinischer,  deutscher  und  russischer 
Sprache,  die  ihm  einen  unvergänglichen 
Namen  in  der  gelehrten  Welt  sichern; 
doch  das  schönste  Denkmal  erwarb 
sich  Dr.  von  Middendorff  in  den  Herzen 
derer,  die  Gelegenheit  hatten,  ihm 
näher  zu  treten,  durch  seine  seltene 
Liebenswürdigkeit  gegen  hoch  und 
gering,  daher  um  so  tiefer  und  auf- 
richtiger die  Trauer  um  sein  noch 
immer  zu  frühes  Hinscheiden. 

Seine  Hauptschrift  ist:  Reise  in  den 
äussersten  Norden  und  Osten  Sibiriens, 
1843  und  1844,  Band  I  Teil  2,  Botanik, 
bearbeitet  von  Trautvetter  etc.,  noch 
wichtiger  für  Botaniker  imd  Gärtner 
Band  IV.  Teil  1,  Ueb ersieht  der 
Natur  Nord-  und  Ostsibiriens, 
Petersburg  1807,  eine  der  Hauptarbeiten 
für  die  Pflanzengeographie, 

R.  M.  Hinckeldevn. 


Der  ausserordentliche  Professor  der 
Botanik  Dr.  Molisch  an  der  techn. 
Hochschule  in  Graz  ist  zum  ordentlichen 
Professor  der  Anatomie  und  Physiologie 
der  Pflanzen  an  d.  deutschen  Universität 
Prag  ernannt. 

Der  bisherige  Inspektor  der  Kgl. 
Gärtner-Lehranstalt  zu  Potsdam  Carl 
Koopmann  ist  bei  seinem  Abgange 
zum  Kgl.  Gartenbau-Direktor  ernannt, 
was   ihm    bei    der    feierlichen    ^'erab- 


schiedung  inGegenwart  desivuratoriums, 
der  Lehrer  und  der  Zöglinge  am 
22.  September  von  dem  Vorsitzenden 
des  Kuratoriums,  Wirkl.  Geh.  Ober- 
Regierungs-Rat  Dr.  Singelmann,  der 
eine  tief  zu  Herzen  gehende  Rede  hielt, 
verkündet  wurde.  —  Am  Abend  des 
gedachten  Tages  überreichte  ihm,  als 
bisherigen  1.  Vorsitzenden  des  Garten- 
bau-Vereins Potsdam,  genannter  Verein 
bei  Gelegenheit  seines  28.  Stiftungs- 
festes durch  den  2.  Vorsitzenden,  Herrn 
R.  Meyer,  das  Diplom  als  Ehrenmit- 
glied und  eine  grosse  Photographie 
der  Mitglieder  in  geschmackvollem 
Rahmen. 

Im  Dienste  der  deutschen  Kolonieen 
in  Westafrika  sind  gegenwärtig  be- 
schäftigt: 

Wilhelm  Haupt,  Victoria  im 
Kamerungebiet; 

Otto  Nette,  gärtnerischer  Leiter 
der  Station  Mole; 

Alois  Staudt  auf  der  Station 
Yaunde ; 

Herm.  Lembach,  erster  Gärtner 
des  botanischen  Gartens  zu  \lctoria; 

Fritz  Weichelt  im  Gouvernements- 
garten in  Kamerun. 

Karl  Holst  ist  kürzlich  in  Darsues- 
Salaam  in  Westafrika  gestorben.  Holst 
war  im  Jahre  1865  in  Flensburg  ge- 
boren, trat  im  Jahre  1883  in  die  Gärtner- 
lehre, besuchte  sodann  die  Gärtner- 
Lehranstalt  in  Potsdam  und  arbeitete 
darauf  als  Gehülfe,  u.  a.  auch  in  dem 
Donner 'sehen  Garten  in  Neumühlen 
bei  Altona.  Er  ging  dann  als  Gärtner 
der  Missionsstation  Mlabo  imUsambara- 
Gebiete  nach  Ostafrika,  wo  er  sehr 
wertvolle  Pflanzensammlungen  anlegte. 
Von  der  Regierung  unterstützt,  war  er 
längere  Zeit  in  der  Lage,  sich  nur  dem 
Sammeln  zu  widmen.  Er  brachte  über 
5000  Nummern  zusammen,  die  von  Pro- 
fessor Engler-Berlin  unter  dem  Titel: 
»Die  Gliederung  der  Vegetation  von 
Usambara  und    der  angrenzenden  Ge- 


534 


Personal-Nachrichten. 


biete'<  bearbeitet  und  in  den  Abhand- 
lungen der  königlich  preussischen 
Akademie  der  Wissenschaften  veröffent- 
licht worden  sind. 

Zorn  in  Bismarckburg  in  Tago. 

Ausserdem  ist  noch  der  frühere 
Gärtner  (und  als  solcher  im  Gouverne- 
mentsgarten in  Kamerun  beschäftigt 
gewesen) : 

Pfeil  (aus  Stuttgart)  zum  zweiten 
Male  in  den  Kolonialdienst  getreten 
und  jetzt  als  Polizeimeister  in  Victoria 
(Kamerun)  thätig.  Die  Stelle  ist  eine 
etatsmässige  und  für  den  Inhaber  mit 
Pensionsberechtigung  verbunden,  was 
bei  den  Gärtnerstellen  nicht  der  Fall 
ist.  Auch  ist  ihr  Inhaber  den  der  Ge- 
sundheit nachteiligen  Einwirkungen  des 
Klimas  viel  weniger  ausgesetzt  als  die 
Gärtner. 

Alle  diese  Gärtner  waren  zuvor  im 
botanischen  Garten  zu  Berlin  und  die 
meisten  im  dortigen  Kolonialpflanzen- 
Revier  als  Reviergehülfen  thätig,  wo  sie, 
soweit  dies  möglich  war,  etwas  für  den 
Kolonialdienst  vorbereitet  wurden. 

G.  Lange,  Kunstgärtner,  ist  jetzt 
Gefreiter  der  deutschen  Schutztruppe 
in  Gr.  Windhoeck  in  Deutsch-Südwest- 
afrika. 

Georg  Steger  leitet  Privat-Plan- 
tagen  in  Tanga  in  Deutsch-Ostafrika. 

Die  Samenhandlung,  Kunst-  und 
Handelsgärtnerei  von  Karl  Cropp  in 
Erfurt  ist  an  Emil  Doss  übergegangen, 
der  das  Geschäft  unter  unveränderter 
Firma  weiterführen  wird. 

Unter  der  Firma  Köhler  &  Rudel 
haben  Ernst  Köhler  und  Reinhold 
RudelinWindischleuba  (Sachsen- Alten- 
burg) eine  neue  Staudengärtnerei  be- 
gründet, in  der  die  Kultur  von  Schnitt- 
blumen- und  Dekorationsstauden,  sowie 
von  Alpinen  und  Freiland-Neuheiten 
betrieben  werden  soll. 

W.  Weissenborn,  bisher  Ober- 
gärtner der  Handelsgärtnerei  von  Fr. 
Brenner    in    Cleve,    hat    am    i.    Sep- 


tember die  Leitung  der  Schloss- 
gärtnerei »Bellevue«  daselbst  über- 
nommen. 

Leopold  Giere,  Obergärtner  im 
Dienste  der  Stadt  Paris,  ist  zum  Offizier 
des  Verdienstordens  für  Acker-  und 
Gartenbau  ernannt  worden. 

W.  Llugh  Gower,  einer  der  be- 
kanntesten englischen  Gartenbauschrift- 
steller, seinerzeit  Obergärtner  über  die 
Gewächshäuser  der  königl.  botanischen 
Gärten  in  Kew,  später  Redakteur  des 
»Garden«,  ist,  60  Jahre  alt,  Ende  Juli 
in  Tooting  bei  London  gestorben. 

Joseph  Jeffersohn,  ein  ausge- 
zeichneter englischer  Obstkenner  und 
Pflanzenzüchter,  der  fast  40  Jahre  lang 
als  Gärtner  in  den  Diensten  des  ver- 
storbenen Joseph  Garside,  Esq.,  ge- 
standen hat,  ist  im  Alter  von  64  Jahren 
in  Carlton  House,  Worksop,  gestorben. 

R.  Hermann,  königl.  preussischer 
Garteninspektor,  vordem  an  der  land- 
wirtschaftlichen Akademie  in  Poppels- 
dorf  bei  Bonn  und  zuletzt  als  Direktor 
des  Wein-  und  Obstgutes  Liebfrauen- 
thal bei  Worms  thätig,  ist  in  den  Dienst 
der  türkischen  Regierung  getreten,  um 
im  Angora-Gebiete  Rebenpflanzungen 
und  andere  einschlägige  Kulturen  ein- 
zurichten. 

AugusteCharlesJosephLinden, 
ältester  Sohn  des  Herrn  Jean  Jules 
Linden,  geboren  in  Luxemburg  im 
Jahre  1850,  ist  daselbst  am  10.  August 
nach  längerer  Krankheit  verschieden. 
Zuerst  als  Freiwilliger  in  die  belgische 
Armee  eingetreten,  konnte  er  dem 
Forscherdrange  nicht  widerstehen  und 
verliess  deshalb  die  militärische  Lauf- 
bahn als  Lieutenant  der  Grenadiere, 
um  eine  längere  Reise  nach  dem  ma- 
layischen  Archipel  anzutreten.  Dort 
besuchte  er  u.  a.  die  Inseln  Ternate, 
Batjan,  Gilolo  (Halmahera), Morotai  und 
verschiedene  Punkte  an  der  Küste  von 
Neu-Guinea,  sowie  die  Insel  Sandor. 
Unter  den  Pflanzenschätzen,    die  Aug. 


Personal-Nachrichten.  —   Sprechsaal. 


535 


Linden  von  dieser  Reise  heimbrachte, 
sind  die  hauptsächlichsten  :Dendrobium 
Stratiotes  und  D.  streptoceras,  Vanda 
Massaiana,  V.  Lindeni  und  V.  Waroc- 
queana.  Aerides  Augustianum,  Cypri- 
pediumpraestans,vSpathogiottisAugusto- 
rum,  Stauropsis  Warocqueana  u.  a. 
Nach  einem  kurzen  Aufenthalt  in  Europa 
begab  sich  Aug.  Linden  nach  dem 
Kongo,  dessen  Gebiet  um  jene  Zeit  eine 
grössere  Aufmerksamkeit  zugewandt 
wurde,  musste  jedoch  nach  einer  sechs- 
monatlichen Forschungsreise  infolge 
einer  Erkrankung  nach  Europa  zurück- 
kehren. Ansellia  congoensis,derpracht- 
voUe  Haemanthus  Lindeni  und  Lisso- 
chilus  giganteus  waren  die  hauptsäch- 
lichsten Ergebnisse  dieser  Reise.  Wäh- 
rend einer  Reise  in  Spanien  erlitt 
Aug.  Linden  in  Medina  celi  einen 
Eisenbahnunfall,  bei  dem  er  sein  rechtes 
Bein  einbüsste,  welches  Missgeschick 
seinem  thätigen  Arbeiten  ein  Ziel  setzte. 
Nach  zweijährigem  Aufenthalt  in  Brüssel 
kehrte  er  nach  seiner  Heimatstadt 
Luxemburg  zurück,  wo  er  noch  den 
Jardin  d'acclimatisation  schuf,  an  dessen 
Emporblühen  er  sich  leider  nur  zwei 
Monate  erfreuen  sollte. 


wir  in  Heft  17  S.  475   beschrieben,  ist 
zum  Kgl.  Kommerzienrat  ernannt. 

Zu  Ehren  des  scheidenden  Kgl. 
Garten-Inspektors  Carl  Koopmann 
an  der  Kgl.  Gärtner-Lehranstalt  zu 
Potsdam  wurde  am  15.  September  von 
seinen  Freunden  und  den  Zöglingen 
der  Anstalt  ein  Festkommers  veran- 
staltet. 


Der  Kaufmann  und  Dampfmühlen- 
besitzer F.  W.  Schutt,  Steglitz- Berlin, 
Mitglied  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  dessen  schönen  Garten 


Ernannt:  Der  ausserordentliche 
Professor  der  technischen  Mikroskopie 
und  Warenkunde  an  der  technischen 
Hochschule  in  Wien,  Franz  Ritter 
von  Höhnel  zum  ordentlichen  Pro- 
fessor der  Botanik  an  der  Hochschule 
für  Bodenkultur  in  Wien,  und  Dr.  Carl 
Wilhelm,  ausserordentlicher  Professor 
der  Naturgeschichte  der  Forstgewächse 
an  der  Hochschule  für  Bodenkultur  in 
Wien  unter  gleichzeitiger  Verleihung 
des  Titels  und  Charakters  eines  ordent- 
lichen Professors  zum  ausserordent- 
lichen Professor  der  Botanik  an  dieser 
Hochschule. 

Der  Obergärtner  am  Kgl.  bot.  Garten 
zu  Berlin,  Löbner,  ist  an  Stelle  des 
Hrn.  Echtermeyer  als  Obergärtner  an 
die  Versuhcsstation  und  Schule  für  Obst-, 
Wein- u.  Gartenbau  inWadensweil  bei 
Zürich  berufen. 

Der  Schlossgarten  -  Inspektor  R  a  - 
dicke  in  Oliva,  Kr.  Danzig,  erhielt  den 
Kgl.  Kronenorden  4.  Kl. 


Sprechsaal. 


Frage  31.  Hat  es  wirklich  Zweck, 
Oleander-Stecklinge  in  ein  Gefäss  mit 
Wasser  zu  setzen?  H.  W. 


Frage  32.  Ist  irgendwo  ein  blühendes 
oder  wenigstens  blühbares  Exemplar 
von    Monodora    Myristica    Dun.?      Ich 


möchte  dann  um  Blütenstaub  bitten, 
da  unser  Garten  nur  ein  Exemplar 
besitzt  und  mir  alle  meine  bisherigen 
Befruchtungsversuche  misslungen  sind. 
Botanischer  Garten  Tübingen. 
E.   Schelle. 


536 


Quittungen.  —  Berichtigung. 


Verzeichnis  der  eingegangenen  Geldbeiträge 
für  die  durch  Hagelschaden  geschädigten  Gärtner  der  Umgegend  Berlins. 

(Fortsetzung.) 

Herren  Schmidt  &  Schlieder,  Leipzig      ....  20. —  M. 

Herr  Kgi.  Hoflieferant  Gustav  A.  Schultz,  Berlin  0.,  20, —  » 

»      Geh.  Komm. -Rat  Veit,  Berlin 60, —  » 

»      Kreistags -Abgeordneter,   Kanzleirat  Kaehne, 

Berlin 100, —  » 

»      Obergärtner  Nord  wich,  Südende       ....  20,--  » 

Der  Gartenbau-A^erein  Freiburg  in  Baden     ....  30, —  » 

Frau  W.  Hiby,  Hau  bei  Cleve 20, —  » 

Herr  BöttchermeisterWoith,  Berlin,  Potsdamerstr.  51  10,—  » 

»     Handelsgärtner  Otto  Kieckhöfer,  Stettin  .     .  3, —  » 

Summa   .     .     .  283,^ —  M. 

mit  den  in  Heft  18  quittirten    .     .     .  771,50  » 

1054,50  M. 

Dazu  von  Herrn  Radetzky  gesammelt 400, —  « 

Berichtigung. 

Im  Verzeichnis  der  Gaben  für  die  Verhagelten,  Heft  18  der  Gartenllora, 
Seite  504,  ist  zu  lesen  statt  Herr  Böttchermeister  Woith  etc.  Herr  Böttcher- 
meister ^W.   Woiwode,   Berlin,  Lützow-Strasse  60  10  M. 

Verzeichnis  der  eingegangenen  Pflanzen-Spenden. 


Gärtner-Vereinigung,  Landsberg  a.  W. 
Gertrud    Cossmann,  Berlin,  Friedenstr. 
Th.  Eichler,  Woltersdorfer  Schleuse. 
C.  Klissing  Sohn,  Barth  i.  Pom. 
Joh.  Neuheisel,  Pankow. 
Ulrich  Pitt,  Wernigerode. 
B.  Schäffer,  Herischdorf. 
Garten-Inspektor  Silex,  Tamsel. 
Gärtnereibesitzer  T.  J.  Seidel,  Dresden-Striesen. 
Kgl.  Oekonomierat  Spaeth,  Rixdorf-Berlin. 
Gärtner-Vereinigung  Altenburg. 
Bethge,  Halle  a.  S. 

Th.  Beyer,  Gymnasial-Professor,  Neustettin. 
Gärtnereibesitzer    Alb.  Schwarzburg,    Pankow. 
J.  C.  Schmidt,  Kgl.  Hoflieferant,  Erfurt. 
Hofmarschall  a.D.  von  St.Paul,  Fischbach  i.Schl. 
Kgl.  Oekonomierat  Goethe,  Geisenheim. 
Gärtnereibesitzer  Paul  Nickel,  Berlin. 
Otto  Prodelt,  Handelsgärtner,  Sinsleben. 
Gärtnereibesitzer     und     Amtsvorsteher    Martin 

Hoffmann,  Treptow. 

&    Bergemann,     Gärtnereibesitzer     und 


Pape 


Paul 


Handelsgärtner, 
Rud.  Reichel, 
Handelsgärtner, 

Für   alle   freundlichen  Beiträge 
abgestattet. 


Quedlinburg. 
Gärtnereibesitzer 
Kötschenbroda. 


und 


Carl  Richter,  Gärtnereibesitzer  und  Handels- 
gärtner, Gumbinnen. 

Graf  V.  Brühl,  Standesherr,  Pforten. 

W.  Peicker,  Herzoglicher  Hofgärtner,  Räuden 
in  Schlesien. 

Haage  &  Schmidt,  Gärtnereibesitzer,  Erfurt. 

Chr.  Mohrenweiser,  Gärtnereibesitzer,  Alten- 
weddingen. 

C.  Schultz,  Garten-Inspektor,  Wittstock. 

A.  Meyer,  Handelsgärtner,  Zschoppach. 

Otto  Palm,  Handelsgärtner,  Zerbst. 

C.  Bachmann,  Handelsgärtner,    Trebsen  i.  S. 

E.  H.  Meyer,  Braunschweig. 

G.  Barkowsky,    Handelsgärtner,  Grabow  a.  O. 

F.  Karsten,  Handelsgärtner,  Stettin. 

Rudy  &  Co.,  Handelsgärtner,  Finkenwalde. 

Gebr.  Kock,  Handelsgärtner,  Grabow  a.  O. 

Züllchower  Anstalt,  Züllchow. 

S.  Krolick,  Berlin  S.,  Prinzen-Allee. 

Wilh.  Budde  jun.,  Kunstgärtner,  Gelsenkirchcn. 

Adolph  .lausen,   Handelsgärtner,  Frankfurt  a.M. 

Jac.  Sturm,  Handelsgärtner,  Erfurt. 

Frau  von  Schöning,  Sallentin  b.  CoUin. 

Carl  Görms,  Potsdam. 

Eduard  Hertz,  Hoyerswerda. 

den  Spendern  der  verbindlichste  Dank 


Das  vollständige  Register  zu  den  vierten  zehn 
Jahrgängen  der  Gartenflora,  1882-91,  Band  XXXI- XL 


ist  soeben  erschienen  und  wird  gegen  Einsendung  von  i  Mark  in  Marken  an  das  General- 
Sekretariat  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  Berlin  N.,  Invaliden- 
strasse  42,  frei  zugeschickt. 


805.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
in  den  preussischen  Staaten  am  27.  September  1894. 

Vorsitzender:    Direktor,  Herr  Wirkl.   Geh.   Über  -  Finanzrat    von   Pommer 
Esche. 

I.  Vorgeschlagen  wurden  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr  Baumeister  C.  Eichholz,  Uferstr.  4. 

2.  »      Kirchhofs-Inspektor  A.  Wobschal,  N.,  Ackerstr.  37, 

durch  Herrn  Teetz. 

3.  »      Obergärtner  Alb  er  s  im  bot.  Garten,  Berlin, 

durch  Herrn  Per  ring. 
II.  Ausgestellte   Gegenstände    waren    erfreuliciierweise    in    grosser  Zahl 
vorhanden. 

1.  Herr  Obergärtner  Schreiber  legte  eine  reiche  Zahl  herrlicher 
Weintrauben  aus  dem  Weinhause  des  Herrn  Geh.  Kommerzienrat 
Veit-Steglitz  vor.  Derselbe  fühlte  sich  veranlasst,  wieder  einmal  Trauben 
vorzuführen,  weil  der  Verein  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  von  Anfang 
an  dem  Unternehmen  das  grösste  Interesse  entgegengebracht.  Ferner 
wollte  er  zeigen,  dass  es  ihm  gelungen,  trotz  des  denkbar  ungünstigen 
Sommers  selbst  die  spätesten  und  grossbeerigsten  Sorten  vollkommen 
reif  zu  bekommen,  an  denen  manche  Beeren  so  gross  wie  Pflaumen  waren. 
Hauptsorten  waren:  Gros  Colman,  sehr  spät,  die  grossbeerigste  Sorte, 
Trebiano,  nicht  leicht  faulend,  Gold  Champion,  eine  der  besten 
frühen,  von  der  14  Zentner  geerntet  wurden,  Fosters  Seedling,  auch  eine 
der  besten  frühen,  im  ungeheizten  Raum  Anfang  Oktober  reif,  Madres- 
field  Court,  eine  der  feinsten,  Sweet  Court,  will  warm  stehen  und 
muss  bald  gegessen  werden,  Muscat  of  Alexandria,  eine  der  spätesten, 
verträgt  das  Ausbeeren  nicht  recht,  Black  Hamburgh  (unser  Franken- 
thaler) 2Y2  kg,  die  übrigen  meist  2  kg  schwer,  wird  in  Russland  nächst 
Muscat  of  Alexandria  am  meisten  getrieben  (auch  in  England, 
Belgien  etc.).  Die  grösste  Traube  war  Miss  Pince's  Black  Muscat,  in 
Schlesien  viel  getrieben,  hält  sich  bis  Februar.  —  Das  Faulen  der 
Weintrauben  erfolgt  nach  Herrn  Schreiber  z.  T.  infolge  vielen  Spritzens, 
er  spritzt  gar  nicht,  sondern  hält  nur  die  Wege  feucht;  die  Stengel - 
krankheit  aber  ejitsteht  .teils  durch  zu  grosse  Feuchtigkeit,,  teüs  durch 
zu    grosse  Trockenheit  und  endlich  auch  nach  Entfernen   der  Triebe  und 


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Blätter,  wenn  der  Wein  üppig  wächst.  Zu  der  Zeit,  wo  der  Wein  sich 
färbt,  darf  nicht  mehr  geschnitten  werden,  selbst  wenn  er  dann  unordentlich 
aussieht.  Gerade  das  Laub  erzeugt  ja  die  Stärke  und  dadurch  den  Zucker, 
die  Traube  selbst  braucht  wenig  oder  keine  Sonne.  —  Bei  grosser  Hitze 
muss  man  Schatten  geben,  er  schattiert  schon  nach  dem  Ausbeeren,  damit 
die  Traube  in  die  Länge  wachsen  kann.  Herr  Schreiber  teilte  ferner 
mit,  dass  auch  Herr  Hofgarten-Direktor  Vetter-Potsdam  dem  Erfolge 
in  der  Weinkultur  unter  Glas  das  grösste  Interesse  entgegenbringt  und 
dort  jetzt  auch  mehrere  grössere  loo  m  lange  Weinhäuser  nach  der  Art 
desjenigen  des  Herrn  Geh.  Rat  Veit  erbaut  werden  sollen,  und  dass  an 
anderen  Orten  Deutschlands  ca.  20  ebenfalls  nach  dieser  Art  erbaut 
worden. 

2.  Ausserdem  legte  Herr  Schreiber  Pfirsiche  vor:  »Königin  der 
Obstgärten«,  sehr  schmackhaft,  »Malta«  eine  der  besten  späten,  »Schöne 
von  Baden«.  Von  den  frühen,  jetzt  schon  verspeisten  sind  die  besten: 
Rivers,  rote  Madeleine,  früher  Silberpfirsich  und  Noble.  —  Herr 
Schreiber  hält  es  für  besser,  bestimmte  Sorten  Pfirsiche  zu  bauen  anstatt 
wie  in  Werder  sie  aus  Samen  zu  ziehen,  da  das  immer  unsicher  sei. 

Herr  Kgl.  Garten-Inspektor  Perring  bemerkte,  er  habe  in  England 
vor  einiger  Zeit  mehrere  Weinhäuser  gesehen,  später  auch  das  des  Herrn 
Veit,  und  müsse  gestehen,  dass  er  kein  Plans  besser  imstande  gefunden 
habe,  als  das  letztere.  In  der  berühmten  Treiberei  des  Herrn  Baron 
von  Schröder  waren  die  Trauben  in  keiner  Weise  grösser,  die  Stöcke 
auch  nicht  voller;  letztere  sind  allerdings  älter.  Manche  Häuser  dort 
waren  aber  Mitte  Juli  schon  abgeerntet.  Man  heizt  in  England  die  Wein- 
häuser auch  mitten  im  Sommer.  Die  belgischen  Weintreibereien  kenne 
er  nicht,  dort  wird  der  Wein  aber  mehr  nur  am  Stocke  konserviert. 

3.  Herr  Gärtnereibesitzer  Schwarzburg-Pankow  stellte  blühende 
Blatt-Begonien  aus,  ältere  Sorten,  die  ersten  Kreuzungen  von  Begonia 
discolor  X  rex,  die  sich  noch  immer  gut  bewähren.  Die  beste  ist 
Ed.  Pynaert,  die  sehr  viele  Blätter  erzeugt  und  deshalb  für  den  Handel 
wertvoll  ist.  Im  Herbst  hat  sie  Neigung  einzuziehen,  besonders  wenn  so 
viele  Blätter  abgeschnitten  werden.  Er  vermehrt  sie  durch  Stecken  von 
Trieben.  Die  andere  ist  M.  Pozzy,  die  er  von  Herrn  Kretschmann 
einst  erhalten.  Beide  liefern  schön  gefärbte  Blätter  für  die  Binderei  und 
kann  man  von  einem  Topf  zweimal  im  Jahr  je  bis  4  Dutzend  Blätter 
schneiden.     Die  Pflanzen  wurden  mit  Klauenmehl  gedüngt. 

Herr  Gartenbaudirektor  Brandt-Charlottenburg  teilte  mit,  dass  er  die 
Begonie  Eduard  Pynaert  vor  ca.  15  Jahren  eingeführt  habe,  und  sie 
sich  als  beste  bewähre.  Man  kann  die  Begonia  discolor  X  rex  auch 
sehr  gut  im  Freien  für  Gruppen  verwenden,  selbst  in  der  Sonne,  dort 
färben  sich  die  Blätter  noch  schöner,  bleiben  aber  kleiner,  nur  muss  man 
die  Pflanzen  allmählich  an  die  Sonne  gewöhnen. 

4.  Herr  Obergärtner  Usadel  legte  aus  dem  Garten  des  Herrn  Hau- 
kohl in  Wannsee  ganz  vorzügliche  Gurken  vor,  deren  Samen  Herr 
Haukohl  aus  England  erhalten.  (Herr  Hoflieferant  Klar  hielt  sie  für 
Prescotts  Wonder).  Bereits  am  Stiftungsfest  des  Vereins  am  21.  Juni 
hatte    eine    Anzahl    Mitglieder    Gelegenheit,    das    Gurkenhaus    des    Herrn 


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TIaukohl  mit  dieser  reichtragenden  Sorte  zu  sehen.  Die  grosse  Frucht- 
harkeit  wird  dadurch  mit  erzielt,  dass  der  Kopf  der  Pflanze  abgeschnitten 
und  die  Seitentriebe  auf  a  Augen  hinter  der  Frucht  gestutzt  werden, 
besonders  aber  auch  durch  Begiessen  mit  Wasser,  in  M'elchem  reiner 
Pferdemist  aufgelöst  ist,  Avas  so  stark  erfolgen  muss,  bis  das  Wasser  unten 
durchläuft.  Nach  2  Stunden  muss  dann  mit  abgestandenem  Wasser  nach- 
gegossen werden. 

5.  Herr  Gude  sen.  besprach  ein  von  seinem  in  Britz  bei  Berlin  wohn- 
haften vSohne  eingesandtes  Exemplar  der  Eucharis  amazonica.  Diese 
herrliche  weisse  Blume  liebt  eine  leichte,  nahrhafte,  durchlässige  Erde, 
feuchte  Wärme  und  recht  viel  Schatten;  darum  ist  ihnen  in  Britz  ein 
Gemisch  von  Laub-  und  Ileideerde  mit  Unterlage  von  Kuhdünger  und  mit 
gutem  Abzug  gegeben.  Die  Pflanzen  blühen  in  diesem  Jahre  schon  zum 
dritten  Male,  zuerst  kurz  nachdem  sie  bei  Auflösung  der  Chone'schen 
Gärtnerei  im  März  d.  J.  erworben  waren,  dann  nachdem  sie  in  die  an- 
gegebene Erde  verpflanzt  und  auf  einen  warmen  Fuss  im  Kasten  gebracht 
waren,  Ende  Juni,  und  jetzt  wieder,  vielleicht  im  Winter  noch  einmal.  Ob 
es  immer  dieselben  Knollen  sind,  lässt  sich  nicht  gut  entscheiden.  Im 
Sommer  haben  sie  2 — 3  Alal  einen  warmen  Fuss  erhalten,  die  Blumen 
werden  aber  im  Sommer  nicht  bezahlt,  im  Januar  dagegen  am  höchsten. 
Herr  Chone  verpflanzte  sie  2— 3  Jahre  gar  nicht,  sondern  entfernte  nur  die 
oberste  Erde  und  ersetzte  diese  durch  verrotteten  Kuhdünger. 

Herr  Hofgärtner  Hoff  mann  berichtete,  dass  er  kürzlich  die  Gude- 
schen  Eucharis-Kulturen  gesehen  habe  und  dass  ein  grosser  Prozentsatz 
von  derselben  Schönheit  sei.  Die  Pflanzen  stehen  nicht  unmittelbar  auf 
dem  warmen  Fuss,  sondern  auf  Brettern,  weil  Herr  Gude  jun.  gefunden 
hat,  dass,  wenn  man  sie  direkt  auf  den  Dung  stellt,  leicht  eine 
Fäulnis  der  Wurzeln  eintritt.  Der  verstorbene  Eggebrecht  habe  em- 
pfohlen, möglichst  viele  Knollen  in  einem  Topf  zu  belassen. 

6.  Herr  Obergärtner  Amelung  vom  Joachimsthalschen  Gymnasium 
überbrachte  einen  grossen  Strauss  Blumen  der  alten  Theerose  Belle 
Lyonnaise,  die  alle  von  einem  Stocke  geschnitten  waren.  Im  Sommer 
blüht  sie  wenig,  dafür  im  Herbst  bis  zum  Eintritt  des  Frostes  um  so  mehr, 
dabei  öffnet  sie  sich  trotz  der  Grösse  gut  und  leidet  fast  gar  nicht  durch 
Regen,  während  andere  gelbe,  z.  B.  Franziska  Krüger,  abfallen;  auch  gegen 
Pilze  und  Ungeziefer  ist  sie  wenig  empfindlich.  Im  Winter  muss  sie  mit 
Stroh  und  Reisig  gedeckt  werden. 

7.  Herr  Hoflieferant  Klar  legte  eine  ganz  dunkle  Kartoffel,  wahrschein- 
lich »Grobschmied«,  vor,  die  ein  Herr  für  Stachys  gehalten  hatte. 

8.  Herr  Carl  Mathieu-Charlottenburg  machte  auf  die  Lenzener  Burg- 
birne von  Herrn  Brodersen-Stegiitz  aufmerksam,  die  jetzt  reift  und  eine 
ganz  vorzügliche  Frucht  darstellt. 

9.  Herr  Dr.  U.  Dammer,  Friedenau,  überbrachte  eine  Anzahl  Äpfel 
aus  seinem  Garten  zum  Bestimmen,  da  die  Etiketten  verloren  gegangen. 
Selten  war  die  Ernte  so  reich  wie  in  diesem  Jahre,  der  Boden  ist  Lehm- 
boden, die  Bäume  sind  lojährig  und  meist  Hochstämme.  Herr  C.  Mathieu 
übernahm  die  Bestimmung. 

10.  Herr  Ivohlmannslehner,  in  Firma  Kohlmannslehner  &  Schwenke, 


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führte  die  wunderbar  schöne  weisse  Cactus-Dahlie  »Mrs.  A.  Peart« 
vor,  die  wenige  Tage  darauf  farbig  abgebildet  in  L'Illustration  horticole 
Nr.  279,  t.  XVIII  erschien.  Die  Blumenblätter  (richtiger  die  Zungen- 
blüten) sind  spitz  und  zapfenartig  hervorragend,  was  der  ganzen  Blume 
ein  prächtiges  Ansehen  giebt,  die  Blume  ist  regelrecht  rund,  allerdings  die 
Zungenblüten  nicht  ganz  gleichmässig  geformt;  die  Pflanze  wächst  circa 
1  —  ii/j^  m  hoch,  hat  hellgrünes  Laub,  blüht  an  ziemlich  langen,  35 — 40  cm 
langen  Stielen  und  trägt  die  Blumen  meist  sehr  gut.  Es  ist  eine  Züchtung 
von  Thomas  Ware  in  Tottenham,  London,  und  findet  sich  schon  bei 
mehreren  Georginen-Spezialisten  um  Berlin,  scheint  sich  hier,  nach  Herrn 
Perring,  sogar  besser  zu  entwickeln  als  beim  Züchter  selber. 

11.  Derselbe  zeigte  ferner  Blumen  der  Riesen-Komet-Aster,  weiss, 
vor,  von  denen  er  vor  einiger  Zeit  Exemplare  mit  18  cm  Durchmesser 
gehabt  habe;  die  Zungenblüten  erscheinen  fast  straussfedernartig,  was 
sehr  schön  aussieht,  ferner  niedrige  Kometastern  in  Mischung,  sodann 
Neuheiten  von  Astern  vom  vorigen  Jahre:  Mignon,  weiss,  rosa  und 
lasurblau. 

12.  Endlich  übergab  Herr  Kohlmannslehner  einen  Strauss  blühender 
Lupinen,  L.  mutabilis  etc.,  die  in  einer  solchen  Schönheit  als  Ilerbst- 
blüher  immerhin  Beachtung  verdienen. 

13.  Herr  Ökonomie-Rat  Iloffmann  zeigte  sehr  grosse,  ganz  vorzüg- 
lich ausgeführte  Photographieen  von  schönen  Koniferen  im  Garten  des 
Hotel  Beau  rivage  zu  Lausanne,  die  er  hatte  anfertigen  lassen:  Sequoia 
gigantea,  S.  sempervirens  und  Araucaria  imbricata.  Dieselben  werden 
in  der  Gartenflora  wiedergegeben  werden. 

14.  Herr  Landschaftsgärtner  Brodersen -Steglitz  übergab  sehr  scharfe 
Photographieen  von  der  kürzlich  stattgehabten  Steglitzer  Ausstellung 
(siehe  Gartfl.,  Heft  19,  S.  530)  und  machte  darauf  aufmerksam,  dass  der 
Photograph  C.  Niemeyer,  Steglitz,  Albrechtstr.  ]6,  sich  besonders  auf 
Aufnahmen,   solche  Pflanzengruppen  etc.,  eingeübt  habe. 

IIT.  Herr  Garten-Inspektor  Per  ring  lobte  das  Verfahren  in  Steglitz,  auf  der 
Ausstellung  eine  Sorte,  z.B.  »Forellenbirne«,  von  den  verschiedensten 
Ausstellern  auf  einem  Tisch  zusammen  auszustellen,  dann  sehe  man 
recht,  wie  verschieden  sie  sich  entwickeln.  Herr  Garten-Inspektor  Linde- 
muth  gab  Herrn  Perring  recht,  nach  einer  Frucht  lasse  sich  nicht  sicher 
bestimmen,  er  habe  darum  auch  in  seinem  Handbuche  gerade  eine  Anzahl 
Forellenbirnen  abgebildet.  Herr  Perring  regte  ferner  an,  bei  Obstausstel- 
lungen auch  Kosthallen  einzurichten,  wo  man  sich  1  Teller  Obst  unter 
richtigem  Namen  kaufen  könne.  —  Herr  Landschaftsgärtner  Vogel  er  hielt 
das  für  nicht  durchführbar,  da  dann  gar  keine  Kontrolle  sei,  ob  die  Leute,  die 
Obst  essen,  es  gekauft  oder  —  entwendet  haben.  Leider  habe  er  als  Ordner 
darin  oft  traurige  Erfahrungen  gemacht,  auf  der  letzten  Ausstellung  des 
märkischen  Obstbauvereins  habe  er  sich  für  jedes  Stück  Obst,  das 
Besucher  von  den  Tischen  nahmen,  2  Mark  Strafe  zahlen  lassen.  —  Herr 
Hofgärtner  Hoff  mann  bemerkte,  dass  auf  grösseren  Ausstellungen  die 
Aussteller  ihr  Obst  nicht  gern  auseinander  reissen  lassen;  man  habe  im 
Pomologenvereine  dann  aber  wenigstens  ein  Normal  -  Sortiment  aus- 
gestellt. 


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IV.  Eine  lange  Debatte  erhob  sich  über  das  Etikettieren  der  Obstbäume. 
Herr  Schreiber  wünschte,  dass  die  Bauraschulenbesitzer  dauerhaftere 
Schilder,  z.B.  aus  Zinkblech  mit  eingeprägten  Buchstaben,  liefern  möchten. 
Elerr  Obergärtner  Grunert  (Metz'sche  Baumschule)  hielt  das  bei  der 
Schnelligkeit,  mit  der  meist  versandt  werden  muss,  für  nicht  möglich. 
Herr  Hofgärtner  Hoff  mann  empfiehlt,  dass  die  Baumschule  ein  Lager 
solcher  gepresster  Etiketten  halte;  wichtig  sei  aber  auch  das  Befestigungs- 
mittel, Schweinehaut  habe  sich  am  besten  bewährt,  allenfalls  nehme  man 
geölten  guten  Bindfaden.  —  Herr  Mehl  empfiehlt  Zink-Etiketten,  auf  die 
mit  chemischer  Dinte  geschrieben  wird,  und  zum  Anbinden  Blei-,  Kupfer- 
oder Messingdraht.  —  Herr  Ökonomierat  Hoffmann  bemerkte,  dass  ein 
Privatmann  Bleistreifen  mit  dem  eingepressten  Namen  um  die  Bäume  ge- 
wickelt habe.  —  Herr  Vogel  er  erklärte,  er  habe  die  Obstbäume  beim 
Vater  des  Herrn  Dr.  Damm  er  selbst  gepflanzt;  damals  hatten  sie  alle 
Etiketten,  wie  es  aber  in  Privatgärten  fast  immer  der  Fall,  sie  gehen 
verloren.  Die  Bäume  stehen  jetzt  sehr  eng  imd  die  Sonne  kann  nicht 
überall  eindringen,  da  ist  es  Avohl  möglich,  dass  eine  Frucht  im  Innern 
ganz  anders  aussieht,  als  eine  von  der  Aussenseite.  —  Herr  Per  ring 
empfiehlt  als  einziges  sicheres  Mittel  das  Nummerieren  der  Bäume  und 
das  Anfertigen  eines  Grundplans  mit  den  Nummern,  sowie  einer  Liste, 
in  der  die  Namen  zu  den  Nummern  stehen.  —  Herr  Geh.  Rat  Brix 
bemerkte,  dass  bei  Sortenbäumen  dies  nicht  genüge. 
V.  Herr  Schw^arzburg  berichtete  namens  der  betr.  Kommission,  zu  der  noch 
die  Herren  Busse  und  Hapt  gehören,  über  die  Eingänge  für  die  durch 
Hagelschlag  geschädigten  Gärtner.  Es  war  ein  schwieriges  Amt,  genaue 
Nachforschungen  über  die  Bedürftigkeit  anzustellen,  erfreulich  aber,  dass 
so  viele  Gaben  eingingen.  Die  Geldbeiträge  sind  in  der  Flora  bekannt 
gemacht.  Die  Pflanzenspenden  sollen  später  im  einzelnen  aufgeführt 
werden. 

Verteilt  sind  bis  jetzt  an  Geld  1190  M.  —  Auf  eine  Anfrage  des  Herrn. 
Perring  bemerkte  er  noch,  dass  die  geringsten  Unterstützungen  34  M 
betragen  haben,  die  höchsten  über  100  M.,  ausserdem  die  Pflanzen.  Am 
meisten  Schaden  ist  auf  den  Rieselfeldern,  sowie  in  Französisch-Buchholz, 
Nieder-Schönhausen  und  Heinersdorf  erfolgt,  auch  in  Freienwalde.  Unter 
den  Pächtern  der  Rieselfelder  sind  manche  nicht  eigentliche  Gärtner, 
doch  auch  diese  haben  Unterstützung  erhalten.  Der  Pankow-Schönhauser 
Gartenbauverein  verteilt  ausserdem  noch  Gaben  an  seine  Mitglieder. 

Der  Direktor    dankte    den  Flerren    der    Kommission    verbindlichst    für 
ihr  opferwilliges  Bemühen. 
VL  Hierauf  hielt  Herr  Hofgärtner  Floffmann  einen  eingehenden  Vortrag  über 
die  Ausstellung  und  besonders    über    den  Pomologen-Kongress  in  Erfurt. 

In  der  Diskussion  bemerkte  Herr  Dr.  Dammer,  dass  die  jetzt  mit 
Recht  von  Herrn  Nathan  in  Rottweil  so  sehr  zur  Weinbereitung 
empfohlene  amerikanische  Gebirgs-Stachelbeere,  die  übrigens  nach  Herrn 
Hoffmann  einen  sehr  stacheligen  Strauch  mit  kleinen  Beeren  darstellt, 
schon  seit  20  Jahren  in  Deutschland  gebaut  werde.  —  Im  Gard.  Chronicle 
vom  15.  September,  S.  317,  das  in  der  Sitzung  auslag,  habe  er  be- 
bezüglich   Weintrauben  eine  Angabe  gefunden,    dass   ein  Stock  »Raisin 


rA2  Fräulein  A.  de  Leeuw  und  die  Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst. 

de  Calabre«  in  Basing  Park,  Altona  Hampshire,  21  Trauben,  zu  21/2  Pfund 
durchschnittlich,  getragen  habe. 

Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Herren:  Hab  ermann,  Hapt, 
Mehl,  Weber  und  Weidlich,  sprach  nach  Benehmung  mit  dem  Vor- 
stande folgende  Preise  zu: 

1.  Herrn  Geh. Kommerzienrat  Veit- Steglitz  (Obergärtner  Schreiber) 
für  Weintrauben  1  goldene  Medaille, 

2.  Herrn  Gärtnereibesitzer  Schwarzburg-Pankow  für  Begonien  den 
Monatspreis  von  15  M., 

3.  Herrn   Kaufmann    Haukohl-Wannsee    (Obergärtner    Usadel)    für 
Gurken   1  Ehrendii:)lom. 

Als  Mitglieder  wurden  aufgenommen  die  in  der  August-.Sitzung  Vor- 
geschlagenen. 

V.  Pommer  Esche.  Wittmack. 


Fräulein  A.  de  Leeuw  und  die  Geschmacksfrage  in  der 

Gartenkunst. 

iCnn  an  einer  so  hervorragenden  Stelle,  wie  sie  der  Verein  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  in  den  preussischen  Staaten  bildet,  Ansichten 
geäussert  und  durch  das  Organ  des  Vereins,  die  Gartenflora,*)  in  weitere 
''^  Kreise  verbreitet  werden,  ähnlich  den  von  Fräulein  A.  de  Leeuw 
zu  dem  Thema:  »Die  Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst«  aus- 
gesprochenen, so  erscheint  es  wohl  natürlich,  wenn  von  verschiedenen  Seiten 
dazu  Stellung  genommen  und  dieser  Stellungnahme  Ausdruck  verliehen  wird, 
wenn  auch  bereits  einzelne  Sätze  aus  dem  Vortrage  des  Frl.  d.  L.  in  der  sich 
an  denselben  anschliessenden  Besprechung  bekämpft  oder  richtig  gestellt  sind. 
Zunächst  mag  bemerkt  sein,  dass  es  alle  Anerkennung  verdient,  wenn  auch 
Vertreterinnen  der  Frauenwelt  sich  über  gärtnerische  Kunstfragen  ein  Urteil 
bilden  und  ihre  durch  Studium  und  individuellen  Geschmack  begründete  Ansicht 
äussern  und  verteidigen.  Die  grosse  Mehrzahl  der  Frauen  pflegt  mit  einer 
gewissen  Gedankenlosigkeit  an  der  Natur  und  an  den  Werken  des  Garten- 
künstlers vorüberzugehen,  und  höchstens  einmal  bei  einem  grell  in  die  Augen 
fallenden  Blumenarrangement  zu  erstaimen,  oder  eine  besonders  groteske  Ge- 
schmacklosigkeit »reizend«  und  »nett«  zu  linden,  während  die  Reize  und  wirklichen 
Schönheiten  einer  Landschaft  oder  einer  unter  Künstlerhand  entstandenen  land- 
schaftlichen Gartenszenerie  den  meisten  unter  ihnen  verborgen  bleiben  oder  doch 
nicht  zum  klaren  Bewusstsein  kommen.  Dass  ferner  Frl.  d.  L.  nicht  unberufen 
ihre  Anregungen  giebt,  ist  nicht  allein  darin  begründet,  dass  sie  ihre  Ab- 
stammung aus  einer  holländischen  Landschaftsgärtnerfamilie  herleitet,  sondern 
sie  beweist  es  vornehmlich  durch  eine  Anzahl  in  ihrem  Vortrage  enthaltener 
Sätze,  welche  von  einem  gesunden  Urteil  und  gründlichen  Kenntnissen  Zeugnis 
ablegen    und    welche    von    jedem  Landschaftsgärtner  beherzigt  werden  sollten. 


*)  Gartenflora   1894,  Heft   i3,  S.   338. 


Fräulein  A.  de  Leeuw  und  die  Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst.  ^ä-"^ 

So  tadelt  die  Dame  es  unter  anderm,  dass  jemand  über  Fragen  der  Gartenkunst 
sich  ausspricht,  ohne  selbst  genügendes  Verständnis  von  den  Pflanzen,  dem 
hauptsächlichsten  Material  dieser  Kunst,  zu  besitzen;  sie  ruft  den  Gärtnern  zu: 
Schafft  euch  eine  freie  Kunst,  die  sich  stützt  auf  die  Gesetze  ihres  eigenen 
Materials,  die  also  ausgeht  von  der  Grazie  und  der  Lebensfülle,  die 
dem  vegetativen  Material  innewohnt.  Es  ist  erstes  Erfordernis  für  jeden, 
welcher  die  Gartenkunst  betreiben  oder  in  Schrift  und  Wort  über  sie  berührende 
Fragen  sich  äussern  will,  gründliche  Kenntnisse  des  Pflanzenmaterials  zu 
besitzen,  nicht  blos  der  einzelnen  Pflanzenart,  ihrer  Pflege  und  Natur,  sondern 
vor  allen  Dingen  ihrer  ästhetischen  Bedeutung.  Nur  dann  wird  er  imstande 
sein,  wirklich  vollendetes  zu  schaffen  oder  brauchbare  Regeln  und  Ratschläge 
für  andere  zu  geben.  Diese  Kenntnis  geht  leider  vielen  Landschaftsgärtnern 
ab,  und  daher  kommt  es,  dass  manche  unserer  Gartenanlagen  einen  wenig  be- 
friedigenden Eindruck  hervorrufen.  —  Indessen  kann  man  sich  doch  nicht  mit 
allem  einverstanden  erklären,  was  von  Frl.  d.  L.  gesagt  worden  ist. 

Schon  aus  der  Versammlung  heraus  wurde,  namentlich  von  Herrn  Garten- 
Direlvtor  Maechtig,  Widerspruch  dagegen  erhoben,  dass  Frl.  d.  L.  aus  dem 
Vorkommen  regelmässig  angeordneter  Gartenteile  und  Anlagen  die  Folgerung 
zieht,  dass  die  heutige  Gartenkunst  noch  ebenso  wie  in  früheren  Zeiten  in 
einem  Abhängigkeitsverhältnis  zu  der  Baukunst  stände,  und  dass  sie  von  der 
Gartenkunst,  gewissermassen  zum  Beweis  ihrer  Loslösung  aus  den  Fesseln  der 
Baukunst,  die  vollständige  ^'erwerfung  der  geraden  Linien  und  geometrischen 
Arrangements  fordert.  Jene  Behauptung  ist  nicht  richtig  und  die  Forderung 
geht  zu  weit. 

Um  dies  zu  erkennen,  braucht  man  nur  einen  prüfenden  Blick  auf  die 
Werke  der  Gartenkünstler  der  neueren  Zeit  und  auf  die  Geschichte  der  Garten- 
kunst zu  werfen.  Man  wird  dann  einsehen,  dass  die  Gartenkunst  es  verstanden 
hat,  sich  vollständig  aus  den  Fesseln  der  Baukunst  zu  befreien  und  als  eine 
selbständige,  auf  eigenen  Füssen  stehende  Kunst  neben  die  Baukunst  zu  stellen. 
Wenn  trotzdem  in  den  Werken  der  Gartenkunst  Formen  Anwendung  finden, 
welche  auf  architektonischer  Gesetzmässigkeit  beruhen,  so  geschieht  dies  nicht 
aus  einem  bewussten  oder  unbewussten  Gefühl  der  Abhängigkeit,  sondern  auf 
Grund  der  Erkenntnis,  dass,  weil  Gartenkunst  und  Baukunst  in  vielen  Fällen  in 
enge  Beziehungen  zu  einander  treten  und  sich  begegnen,  beide  einander  ein 
gewisses  auf  freier  Entschliessung  beruhendes  Entgegenkommen  erweisen 
müssen,  um  die  Gegensätzlichkeit,  welche  in  den  verschiedenen,  von  diesen 
Künsten  angewendeten  Liniensystemen  liegt,  zu  mildern  und  durch  Übergänge 
auszugleichen. 

In  früheren  Zeiten  stand  allerdings  die  Gartenkunst  in  einer  vollkommenen 
Abhängigkeit  zur  Baukunst,  und  wurde  auch  vorzugsweise  von  Baukünstlern 
ausgeübt.  Am  rücksichtslosesten  war  dies  Verhältnis  in  den  französischen 
Gärten,  welche  durch  Lenötre  und  nach  seinem  Beispiel  von  anderen  angelegt 
sind,  durchgeführt.  Hier  war  der  Garten  an  und  für  sich  vollständig  Neben- 
sache und  diente,  wenn  auch  noch  so  gross  und  ausgedehnt  angelegt,  nur  dazu, 
das  Gebäude,  welches  er  umgab,  zu  heben.  Das  Gebäude  bildet  den  Schwer- 
punkt, und  nach  ihm  und  seiner  Gliederung  richtet  sich  die  Einteilung  der 
gesamten  Gartenanlage.  Nicht  allein  auf  die  Begrenzung  der  Flächen  und  die 
Führung     der    Wege    fand    die    gesetzmässige    Strenge    geometrischer    Regel- 


544 


Fräulein  A.  de  Leeuw  und  die  Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst. 


mässigkeit  Anwendung,  sondern  sogar  die  natürlichen  Formen  von  Bäumen 
und  Sträuchern  wurden  unterdrückt  imd  letztere  durch  Stutzen  und  Schneiden 
in  regelmässige  Gestalten  gebracht.  Diese  an  die  Architektur  sich  anlehnende 
Einteilung  und  Anordnung  weisen  alle  Arten  von  Gartenanlagen  früherer 
Perioden  auf,  einerlei,  ob  man  in  Bezug  auf  den  Stil  Unterschiede  zwischen 
römischen,  italienischen,  holländischen  Gärten  u.  s.  w.  macht. 

Der  Menseh  verlangt  eben,  wenn  er  auf  einer  gewissen  Kulturstufe 
angelangt  ist,  nicht  allein  Behaglichkeit  und  Bequemlichkeit  in  Bezug  auf  seine 
Wohnstätte,  sondern  auch  einen  gewissen  Grad  von  künstlerischer  Schönheit. 
Dazu  gehört  vor  allen  Dingen  eine  planvolle  Anordnung.  Würde  man  die  Um- 
gebung des  Wohnhauses  mit  dem  schönsten  Pflanzenmaterial,  das  sich  finden 
lässt,  anfüllen,  so  würde  die  natürliche  Schönheit  der  verschiedenen  Pflanzen 
in  ihrer  Gesamtheit  uns  erst  dann  vollkommen  befriedigen,  wenn  dieselben 
unter  sich  imd  in  Bezug  auf  das  Haus  planvoll  einer  nach  bestimmten  Gesichts- 
punkten getroffenen  einheitlichen  Verteilung  und  Anordnung  unterworfen  wären. 
So  lange  im  Menschen  noch  nicht  das  richtige  Verständnis  und  feine  Gefühl  für 
Schönheit  der  uns  umgebenden  Xatur  geweckt  war,  wie  es  in  der  heutigen 
Zeit  nach  den  grossen  Fortschritten  auf  dem  Gebiete  der  Kunst,  Natur- 
wissenschaft, Landschaftsmalerei  u.  s.  w.  der  Fall  ist,  lag  nichts  näher,  als  dass 
er  bei  der  Einteilung  des  Gartens  vom  Hause  ausging  und  die  für  dessen 
schöne  Gestaltung  geltenden  architektonischen  Regeln  und  Gesetze  auch  auf 
den  Garten  anwandte  und  letzteren  dementsprechend  behandelte.  Daher  finden 
wir  in  allen  aus  früheren  Perioden  stammenden  Gartenanlagen,  soweit  sie  uns 
erhalten  oder  durch  Abbildungen  und  Beschreibungen  bekannt  geworden  sind, 
das  Vorherrschen  der  geraden  Linie  mit  ihren  Zusammensetzungen  zu  geometrisch 
regelmässigen  Figuren;  von  gebogenen  Linien  kommt  allenfalls  der  Kreis  und 
das  Oblong  vor,  gleichfalls  streng  gesetzmässige  Formen. 

Diese  bis  zum  Extrem  durchgeführte  Regelmässiglveit  im  Garten  und  die 
damit  bekundete  Abhängigkeit  der  Gartenkunst  von  der  Baukunst  fand  ihr  Ende, 
als  in  England  der  landschaftliche  Gartenstil  auflcam  und  sich  schnell  über  alle 
Kulturländer  ausbreitete.  Damit  war  nicht  nur  die  Herrschaft  der  geradlinigen 
Regelmässigkeit  in  den  Anlagen  gebrochen,  sondern  auch  die  Gartenkunst 
selbst  von  der  Herrschaft  der  Baukunst  befreit.  An  Stelle  der  geraden  Linie 
trat  die  der  Natur  am  meisten  entsprechende  gebogene  Linie,  die  Kurve.  In 
gebogenen  Linien  wurden  alle  Wege  geführt;  die  Ränder  der  Anpflanzungen,  die 
Uferlinien  der  Gewässer  verliefen  in  Kurven,  ebenso  wie  die  Gestaltung  der  Ober- 
fläche des  Bodens  unter  Anwendung  natürlich  bewegter  Flächen  erfolgte.  Am 
Platze  der  durch  die  gerade  Linie  bedingten  Regel-  und  Gesetzmässigkeit  trat 
ungebrmdene  Freiheit  und  Bewegung  ein,  als  deren  Ausdruck  eben  die  nicht 
durch  eng  begrenzte  Regeln  bestimmte  gebogene  Linie  anzusehen  ist.  Über 
ihre  richtige  Anwendung  lassen  sich  nicht  leicht  feste  und  allgemein  giltige 
Vorschriften  aufstellen,  es  entscheidet  darüber  vielmehr  die  künstlerische 
Feinfühligkeit  und  der  gute  Geschmack. 

Gerade  in  dieser  Freiheit  von  bindenden  Regeln  lag  die  Gefahr,  dass  das 
landschaitliche  Prinzip  in  der  Gartenkunst  zu  Ausartungen  führte.  Alan 
beschränkte  sich  nicht  darauf,  die  starre  Gesetzmässigkeit  des  früheren  Stiles 
im  grossen  und  ganzen  zu  Aderlässen,  sondern  man  verbannte  alles  aus  dem 
Garten,  was  an  Ordnung  und  Gesetzmässigkeit  erinnerte.     Selbst  Unschönheiten. 


Fräulein  A.  de  Leeuw  und  die  Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst.  ^4^ 


sobald  sie  natürlich  waren,  wurden  in  den  Garten  aufgenommen;  man  nahm 
keinen  Anstoss,  Urwaldszenen,  Sümpfe,  abgestorbene  Baumstümpfe  und  dergl. 
im  Park  und  Garten  nachzuahmen,  und  infolgedessen  bot  mancher  nach  dem 
englischen  Vorbild  angelegter  Garten  nicht  ein  Bild  idealisierter,  dass  heisst  von 
Künstlerhand  unter  Beseitigung  aller  natürlichen  Unschönheit  planvoll  ge- 
ordneter Landschaftsszenerie,  sondern  ein  Bild  der  Natur  in  ihrer  Ursprünglich- 
keit und  Wildheit,  wie  wir  sie  draussen  ausserhalb  des  Gartens,  ja  ausserhalb 
des  der  Kultur  gewonnenen  Gebietes,  finden.  Das  Haus  hatte  vollständig  auf- 
gehört, der  dominierende  Mittelpunkt  des  Gartens  zu  sein,  es  lag  vielmehr 
zuweilen  abseits  hinter  hohen  Baumgruppen  versteckt. 

Nachdem  in  dieser  Weise  einmal  das  Übergewicht  der  Architektur  über 
die  Gartenkunst  sich  bis  zur  vollständigen  Knechtung  der  letzteren  entwickelt 
hatte,  dann  aber  der  eingetretene  Rückschlag  nicht  allein  die  Befreiung  der 
Gartenkunst  herbeigeführt,  sondern,  über  das  Ziel  hinausschiessend,  die  Gefahr 
einer  Ausartung  derselben  in  Aussicht  gestellt  hatte,  gelang  es  einsichtsvollen 
und  begabten  Meistern  der  neueren  Zeit,  diejenige  Mittelstrasse  zu  finden,  auf 
welcher  sich  schönes  und  erspriessliches  erreichen  Hess.  Haus  und  Garten, 
die  Produkte  zweier  Künste,  welche  auf  grundverschiedenen  Prinzipien  beruhen, 
sollen  ein  einheitliches  Ganzes  bilden.  Dies  ist  aber  nicht  denkbar,  wenn 
beide  Künste  ihre  Werke  in  der  grossen  Verschiedenheit  ihrer  Linien  und  Formen 
ohne  vermittelnden  Übergang  schroff  neben  einander  stellen.  Es  muss  danach 
gestrebt  werden,  die  Gegensätze  zwischen  ihnen  —  auf  der  einen  Seite  gesetz- 
mässige  Strenge  in  Linien  und  Formen,  auf  der  anderen  natürliche  Freiheit  und 
Bewegung  —  weil  sie  sich  nicht  aufheben  lassen,  wenigstens  an  ihren  Berührungs- 
punkten zu  mildern.  Die  Baukunst  darf  nicht  schwere,  durch  wuchtige  Massen 
wirkende  Monumentalbauten  in  den  Garten  stellen,  sondern  leichte,  gefällige 
Villen  und  Landhäuser.  Die  Gartenkunst  muss  in  der  unmittelbaren  Umgebung 
des  Hauses  die  Freiheit  in  der  Linienführung  aufgeben  und  sich  der 
architektonischen  Gesetzmässigkeit  zu  nähern  suchen.  In  welchem  Masse  diese 
Anpassung  an  die  Architektur  im  Garten  statt  haben  soll,  richtet  sich  nach  den 
jeweiligen  Verhältnissen.  Kleine  Gartenanlagen,  wie  Vorgärtchen  vor  den 
Fläusern,  können  ganz  regelmässig  angelegt  sein,  Gartenflächen  auf  breiten  Ring- 
strassen, vor  Monumentalbauten,  auf  öffentlichen  Plätzen  fordern  in  den  meisten 
Fällen  eine  regelmässige  Anordnung.  In  Hausgärten  und  Parkanlagen  beschränke 
sich  die  regelmässige  Einteilung  auf  diejenigen  Partieen,  welche  das  Gebäude 
umgeben.  Es  müssen  die  Wege,  welche  um  das  Haus  herum  und  auf  seine 
Eingänge  hinführen,  die  von  ihnen  umschlossenen  Rasenflächen  mit  ihren 
Pflanzungen,  Blumengruppen  etc.  dem  Gebäude  entsprechend  angeordnet  und 
gegliedert  sein.  Dabei  bleibt  selbstredend  die  Verstümmelung  der  einzelnen 
Pflanzen,  wie  sie  im  französischen  Garten  üblich  war  und  im  Stutzen  der 
Bäume  und  Sträucher  zu  Hecken  und  Mauern,  Tiergestalten,  Pyramiden  u.  dergl. 
bestand,  ausgeschlossen.  Von  einer  Knechtschaft  der  Gartenkunst  im  Verhältnis 
zur  Baukunst  oder  auch  nur  in  einer  bewussten  oder  unbewussten  Abhängigkeit 
derselben  kann  aber  durchaus  nicht  die  Rede  sein.  Denn  der  Gartenkünstler 
wendet  in  den  besprochenen  Fällen  regelmässige  Linien  und  Formen,  wie  sie 
die  Baukunst  benutzt,  an  in  voller  Erkenntnis  und  mit  Absicht  und  aus  freien 
Stücken,  weil  er  es  für  schön,  richtig  und  zweckmässig  erachtet.  Dieses 
Verhältnis  kann  man  unmöglich  mit  dem  Ausdruck  »Abhängigkeit«  bezeichnen. 


c.4.6  Fräulein  A.  de  Leeuw  und  die  Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst. 

und  man  wird  zugeben  müssen,  dass  Frl.  A.  d.  L.  mit  ihrer  Anschauung  über 
das  Verhältnis  zwischen  Gartenkunst  und  Baukunst  sich  in  einem  Irrtum 
befindet. 

Wenn  man  sich  ferner  auch  mit  den  Grundgedanken  der  in  8  Leitsätze 
zusammengefassten  Verbesserungsvorschläge  einverstanden  erklären  kann, 
welche  Frl.  d.  L.  in  ihrem  Vortrage  aufgestellt  hat,  und  welche  darin  gipfeln,. 
im  Garten  im  allgemeinen  und  in  den  Blumengruppen  im  besonderen 
Künsteleien  zu  vermeiden  und  die  natürlichen  Formen  mehr  zur  Geltung  zu 
bringen,  so  lassen  sich  im  einzelnen  berechtigte  Einwendungen  erheben. 

Den  unter  I,  II,  III,  IV  ausgesprochenen  Ansichten  wird  jeder  verständige 
Landschaftsgärtner  beipflichten  müssen.  Wenn  es  heut  noch  hier  und  da  in 
Gärten  vorkommt,  dass  Koniferen  und  andere  Gehölze  ihrer  schönen  natürlichen 
Form  beraubt  und  zu  steifen  regelmässigen  Figuren  zugestutzt  werden,  so  ist  das 
als  Ausnahme  zu  betrachten  und  darauf  zurückzuführen,  dass  ein  wenig  kunst- 
verständiger Gärtner,  sei  es  um  die  Kundschaft  nicht  zu  verlieren,  sei  es  um 
sich  seiner  Herrschaft  willfährig  zu  erweisen,  bereitwillig  auf  deren  geschmack- 
lose Anforderungen  und  Wünsche  eingeht.  Auch  der  Tadel,  welcher  im 
Satz  V  über  die  Anordnung  von  Blumenbeeten  ausgesprochen  ist,  welche 
gleich  Bonbons  regellos  über  die  Rasenfläche  ausgestreut  sind,  hat  seine 
Berechtigung.  Allein  eine  derartige  Anordnung  des  Blumenschmuckes  ist  in 
den  deutschen  Gärten  und  Parkanlagen  so  gut  wie  unbekannt  und  kommt 
jedenfalls  heute  nicht  oft  mehr  vor.  Jedoch  nicht  unter  allen  Umständen  ist  es 
richtig,  die  Blumen  im  Garten  zu  zwanglosen  Gruppierungen  ohne  feste  Form 
zu  vereinigen.  Gewiss,  am  Rande  von  GehölzgruiDpen  im  landschaftlichen 
Park  erzielt  man  durch  passend  ausgewählte  und  natürlich  gruppierte  Blumen- 
pflanzungen recht  gute  Wirkungen;  indessen  ist  es  etwas  anderes  im  eigent- 
lichen Blumengarten,  welcher  in  der  Regel  in  der  Form  eines  sogenannten 
Blumenparterres  vor  dem  Hause  oder  an  anderen  Stellen  in  regelmässiger 
Einteilung  angelegt  wird.  Hier  müssen  die  Blumen  in  scharf  abgegrenzte 
Beete  zusammengefasst  und  diese  unter  sich  in  Beziehung  gebracht  und  zu 
einem  regelmässigen  Gesamtbild  vereinigt  werden.  Darin  verrät  sich  eben  die 
ordnende  Künstlerhand.  Diese  Vereinigung  des  Blumenflors  zu  regelmässigen 
Beeten,  wobei  Kreis-  und  Ellipsenform  vorherrschen,  hat  ihre  volle  Berechtigung. 
Die  Blumen  sind  der  beste,  edelste  und  zarteste  Schmuck  für  den  Garten,  und 
es  ist  nur  logisch,  wenn  derselbe  in  wirkungsvolle  und  bedeutsame  Formen 
von  regelmässiger  Umgrenzung  zusammengefasst  und  in  seiner  Wirkung 
gesteigert  wird.  Der  vegetabilischen  Natur  ist  eine  derartige  Umschliessung 
des  Edelsten  und  Besten  gar  nicht  fremd:  Am  Ausgangs-  und  Endpunkt  des 
ganzen  Lebensprozesses  der  Pflanzen,  bei  der  Frucht  und  der  Blüte,  finden  wir 
regelmässige  Formen,  am  häufigsten  den  Kreis  und  die  Ellipse. 

Ob,  wie  Frl.  d.  L.  behauptet,  der  Takt  der  reinen  Kurven  aus  der  ersten 
Hälfte  des  Jahrhunderts  fast  gänzlich  verloren  gegangen  ist,  dürfte  mit  Recht 
bezweifelt  werden,  wenn  man  die  grösseren  öffentlichen  und  privaten  Parkanlagen 
der  neuesten  Zeit  studiert.  Hier  zeigt  sich  oft  eine  Schönheit  in  der  Linien- 
führung, die  billigerweise  derjenigen  der  älteren  Zeit  des  landschaftlichen 
Gartenstils  als  ebenbürtig  an  die  Seite  gestellt  werden  kann. 

Entschieden  zu  weit  geht  die  Forderung  in  Satz  VII  in  betreff  der  Linien- 
führung bei  grosser  Nähe  der  Gebäude.     Es  ergiebt    sich  schon  aus  dem  oben 


Dipladenia  atro-purpurea  D.  C.  ^Aj 


gesagten,  dass,  je  näher  das  Gebäude,  desto  mehr  die  Linienführung  im  Garten 
zu  architektonischer  Regelmässiglvcit  übergehen  muss,  ganz  besonders  aber  auf 
dem  engen  Raum  zwischen  nahe  zusammenstehenden  Häusern.  Hier  ist  der 
Einfluss  des  Bauwerkes  auf  die  Umgebung  ein  so  gebieterischer,  dass  dem 
Gartenkünstler  gar  nichts  anderes  übrigbleibt,  um  einen  befriedigenden  Eindruck 
hervorzurufen,  als  mit  regelmässigen  Linien  zu  arbeiten.  Es  mag  ja  vorkommen, 
dass  ein  Villengebäude  sich  auf  sehr  unregelmässig  gestaltetem  Grundriss  auf- 
baut, sodass  auch  die  Einteilung  der  angrenzenden  Gartentläche  einen  gewisssen 
Grad  von  Freiheit  in  den  Formen  zeigen  kann;  allein  dadurch  wird  dann  nur 
die  Regel  bestätigt,  dass  das  Gebäude  die  allernächste  Umgebung  beeintlusst 
und  für  dieselbe  massgebend  ist. 

Warum  sich  endlich  der  Gartenkünstler  die  Wirkung"  von  Farbenspielen,  wie 
sie  in  den  Teppichbeeten  zum  Ausdruck  kommt,  unter  allen  Umständen  entgehen 
lassen  soll,  ist  nicht  recht  einzusehen.  Gewiss  ist  es  richtig,  dass  in  der 
Teppichgärtnerei  grosse  Geschmacklosigkeiten  zu  Tage  gefördert  werden,  und 
dass  ein  bedenklicher  Missbrauch  mit  Teppichbeeten  getrieben  wird.  Allein, 
dieselben  gänzlich  zu  verwerfen,  ist  meiner  Ansicht  nach  zu  Aveit  gegangen. 
Es  werden  in  den  Teppichbeeten  nicht  Pflanzen  ihres  natürlichen  Wuchses 
beraubt  und  durch  den  Schnitt  in  unschöne  Formen  gezwängt,  sondern  man 
benutzt  dazu  Gewächse,  welche  einen  niedrigen  rasenartigen  Wuchs  haben. 
Wenn  nun  die  Natur  diese  sogenannten  Teppichbeetpflanzen  mit  ihren  schönen 
Färbungen  hat  entstehen  lassen,  warum  sollen  wir  sie  nicht  verwenden,  und 
wie  soll  diese  Verwendung  anders  geschehen,  als  durch  Zusammenstellung  zu 
schönen  Farbenspielen.  Für  einen  Fehler  ist  es  zu  halten,  wenn  es  in  allzu 
künstlerischer  Form  oder  unter  Ausschluss  jeglicher  grünblättriger  Blüten- 
pflanzen geschieht,  und  wenn  den  Teppichbeeten  ein  zu  grosser  Spielraum  im 
Garten  eingeräumt  wird. 

So  sehr  man.  wie  betont  wurde,  es  anerkennen  muss,  dass  die  Fingerzeige 
und  Anregungen,  welche  Frl.  A.  de  Leeuw  in  ihrem  Vortrage  gegeben  hat, 
viel  beachtenswertes  enthalten,  so  muss  man  doch  andererseits  zugeben,  dass 
die  Dame  eine  Anzahl  Forderungen  aufstellt,  welchen  eine  gewisse  Einseitigkeit 
nicht  abzusprechen  ist,  andere  dagegen,  welche  in  der  heutigen  garten- 
künstlerischen Praxis  längst  Geltung  und  Beachtung  gefunden  haben.  Es  sei 
schliesslich  noch  in  Bezug  auf  das  in  Rede  stehende  Thema  auf  meinen  im 
2.  Band,  Fleft  2  und  3  der  »Zeitschr.  f.  bildende  Gartenkunst«  enthaltenen 
Aufsatz:  »Welche  Mittel  stehen  dem  Gärtner  zu  Gebote,  um  den  Gegensatz 
zwischen  den  Formen  der  Architektur  und  Gartenkunst  zu  mildern?«  verwiesen, 
welcher  manches  hierher  gehörige  enthält. 

Aachen,  August  1894.  Heicke,   Stadt-Obergärtner. 


Dipladenia  atro-purpurea  D.  C.  (dunkelpurpurne  Doppeldrüse). 

(Hierzu  Abb.  qS.j 

|ie  grosse  Familie  der  Apocynaceae,  zu  der  auch  das  Immergrün,  der 
^^  Oleander  u.  s.  w.  gehören,  weist  in  Südamerika  einige  Vertreter  auf,  die 
als  Schlingpflanzen  des  Warmhauses  geeignet  sind.  Die  neuerdings  von 
F.  Sander  &  Co.,    St.  Albans    bei  London,   eingeführte    imd  am  1.  Oktober  in 


548 


Dipladenia  atro-purpurea  D.  C. 


den  Handel  gegebene  Dipladenia  atropurpurea  D.  C.  ist  eine  der  schönsten 
unter  ihnen.  Bereits  1S42  wurde  sie  als  Echites  atropurpurea  Lindl.  in 
Paxtons  Mag.  of  bot.  beschrieben  und  abgebildet,  im  nächsten  Jahre  unter 
demselben  Namen    im  Bot.  Register  1843  t.  27,    dann    aber  1843    in  Flore    des 


Abb.  95. 
Dipladenia  atro-purpurea  D.  C.   (dunkelpurpurne  Doppeldrüse). 

serres  I  t.  30  als  Dipladenia  atropurpurea  D.  C.  Seit  jener  Zeit  hat  man  wenig 
mehr  von  ihr  gesehen,  es  ist  daher  um  so  erfreulicher,  dass  unser  Landsmann 
Sander  sie  neuerdings  aus  Brasilien  wieder  eingeführt  hat,  wo  sie  mit  Laelia 
zusammen  wachsend  aufgefunden  wurde. 

Alphonse  de  Candolle  beschreibt  die  Pllanze  in  De  Candolle  Prodromus 
VIII.  (1844)  S.  486  folgendermassen: 

Glatt,  Blätter  eiförmig,  spitz,  Blütenstiele  2  blutig,  wechselständig,  etwas 
länger  als  das  Blatt,    Stielchen   der    einzelnen  Blüten    gedreht,    mit  (2)  kleinen 


Die   lo.  jährliche  Versammlung  der  Handelsgärtner  Amerikas  etc  ^^y 

Vorblättchen,  Kelchzipfel  lanzettlich  zugespitzt,  etwas  kürzer  als  das  Blüten- 
stielchen,  dreimal  kürzer  als  der  cylindrische  Teil  der  Kronenröhre,  Kronen- 
röhre unterhalb  der  Mitte  trichterförmig,  Lappen  des  Saumes  dreieckig  wellig, 
sehr  ausgebreitet,  etwas  kürzer  als  die  Röhre.  —  Windender  Strauch  in  Süd- 
brasilien. Blätter  ca.  3  Zoll  lang,  Blattstiel  1/2  Zoll,  die  oberen  an  der  Basis 
spitz.  Krone  dunkelpurpurn,  Röhre  2  Zoll  lang.  Die  2  Drüsen  des  Nek- 
tariums,  nach  welchen  die  Gattung  benannt  ist,  rundlich,  viel  kürzer  als  die 
Fruchtknoten.*) 

Nach  Herrn  Sander  ist  diese  Art  von  allen  Dipladenien  am  leichtesten 
zu  kultivieren  und  blüht  am  dankbarsten.  Die  Blüten  von  tief  rot  bis  schwarz- 
purpurner Farbe  mit  orange  gestreiftem  Schlünde  zeigen  sich  in  grosser  Fülle 
vom  April  bis  November  und  selbst  junge  Pflanzen  blühen  mit  grosser  Willig- 
keit. Einen  ganz  besonders  schönen  Kontrast  geben  die  dunklen  Blumen  im 
Verein  mit  den  weissen  der  Stephanotis  oder  der  Dipladenia  boliviensis. 


Die  10.  jährliche  Versammlung  der  Handelsgärtner  Amerikas 
in  Atlantic  City,  New-Jersey,  vom  21.  bis  24.  August  1894. 


i 


"^  inen  besseren  Platz  hätten  die  Amerikaner  als  Versammlungsort  wohl 
kaum  finden  können;  es  ist  eine  Stadt,  dazu  angethan,  um  Menschen 
anzuziehen  Und  die  Beliebtheit  des  Ortes  garantiert  für  ein  Amüsement. 


-X-.^" 


■^^YM  Denn  wenn  auch  die  jährlichen  Versammlungen   eigentlich   nur  dem 

rY)     Geschäfte  dienen  sollen,    so  bieten  sie    doch  die  beste  Gelegenheit,    den 
oj^      Gärtner  einmal  aus  seinen  täglichen  Arbeiten  aufzurütteln  und,  wenn  mit 


den  notwendigen  Dollars  versehen,  ihn  über  die  Stränge  schlagen  zu  lassen. 

Atlantic  City  liegt  direkt  südlich  von  New-York  und  östlich  von  Philadelphia 
und  somit  im  Mittelpunkt  des  geschäftlichen  Ostens  von  Amerika.  Auf  diese 
Lage  hin  glaubte  man  einer  guten  Besucherzahl  sicher  zu  sein  und  noch  mehr 
rechnete  man  darauf,  da  Atlantic  City  (zur  Winterzeit  ungefähr  17000  Einwohner 
und  in  der  Saison  circa  135—175000  Badegäste  täglich)  einer  der  beliebtesten 
Badeorte  des  Ostens  ist.  Leider  ist  diese  Berechnung  nicht  in  Erfüllung  ge- 
gangen und  selbst  die  nächsten  Orte,  wie  New-York,  Baltimore,  waren  infolge 
der  schlechten  Zeiten  nur  spärlich  vertreten.  Chicago  sogar  hatte  nur  4  Mit- 
glieder aufzuweisen,  Pittsburg  und  Milwaukee  noch  weniger.  Ich  glaube 
kaum,  dass  mehr  als  600  Gärtner  im  ganzen  anwesend  waren.  Allgemein  wird 
die  mit  dieser  Versammlung  verbundene  kommerzielle  Ausstellung  als  die  beste 
hingestellt,  die  die  Society  of  American  Florists  bis  jetzt  gehabt  hat.  Die 
für  die  Ausstellung  benutzte  Halle  »Morris  Guards'  Armory«  hatte  ungefähr  eine 
Breite  von  50  Fuss  (engl.)  und  eine  Länge  von  125  Fuss.  In  der  Mitte  befand 
sich  ein  8  Fuss  breiter  und  1  Fuss  hoher  Tisch,  der  für  Pflanzen  bestimmt  war, 
dann  links  und  rechts  je  2  Tische  von  3V2  Fuss  Höhe  und  4  Fuss  Breite,  die 
für  Zwiebeln,  Töpfe,  Metallkränze  etc.  benutzt  wurden.  Ausserdem  befand  sich 
in  einer  gegenüberliegenden   Halle    noch    ein  Anhängsel.     Die  Versammlungen 


*)  Diploos  =  doppelt,  aden  ^  Drüse. 


rrQ  Die   lo.  jährliche  Versammlung  der  Handelsgärmer  Amerikas,  etc. 

wurden  in  der  nebenanliegenden  Ilalle  der  Odd  Fellow's  Loge  abgehalten. 
Trotzdem  nun  die  Ausstellung  die  reichhaltigste  und  beste  bis  jetzt  war,  so  ist 
dennoch  etwas  ausserordentlich  bemei'kenswertes  nicht  zu  berichten.  Die  ge- 
zeigten Palmen,  Areca,  Kentia,  Latania,  Phoenix,  Dracaena,  Aletris  zeugten  alle 
von  guter  Kultur,  und  Swainsonia  alba,  eine  Neuholländer-Neuheit  hat  viele 
Liebhaber  gefunden  und  wird  gar  bald  eine  wertvolle  Verbreitung  besitzen. 
Eine  gute  Kultur  zeigten  die  von  Rob.  Craig,  Philadelphia,  im  Freien  ge- 
zogenen Codiaeum  (Croton),  Als  Neuheiten  präsentierten  sich  nur  Strobilanthes 
Dyerianus,  eine  unset-er  Justitia  im  Habitus  gleichkommende  Pflanze,  jedoch  mit 
roter  Zeichnung,  und  die  Kletterrose  »Crimson  Rambler«,  die  im  Winter  ohne  Be- 
deckung aushalten  und  ihr  Laub  auch  während  des  Winters  behalten  soll.  Die 
Blumen  erscheinen  in  länglichen  Büscheln,  die  Farbe  ist  leuchtend  dunkelrot. 
Die  Zulmnft  wird  ja  lehren,  was  die  Pflanze  wert  ist.  Von  Seidewitz,  Baltimore, 
wurden  sehr  hübsche  Cyclamen  gezeigt.  Cyclamen  persicum  ist  hier  eine 
Pflanze,  der  man  noch  lange  nicht  volle  Gerechtigkeit  widerfahren  lässt,  im 
Westen  kennt  man  sie  fast  gar  nicht  und  sehr  viele  Gärtner  quälen  sich  noch 
mit  der  Kultur  alter  Knollen. 

Eine  ganz  hübsche  Ausstellung  bildeten  die  Nymphaeen  imd  Lotos,  die 
in  Amerika  eine  bei  weitem  grössere  ^''erbreitung  haben,  als  bei  uns,  und  wahr- 
lich, diese  Pflanzen  sind  es  wert,  mehr  gepflegt  zu  Averden.  Herr  Professor 
Wittmack  wird  mir  hierin  gewiss  beistimmen  und  sich  mit  Vergnügen  der  in 
Ameril^:a  gesehenen  Nymphaeen  und  Lotos  erinnern.*) 

In  Zwiebeln  hatte  J.  C.  Vaughan,  Chicago  und  New-York,  die  gross- 
artigste Ausstellung,  und  verlieren  die  anderen  Aussteller  im  Vergleich  zu  ihm 
fast  alle  Bedeutung,  sein  Sortiment  umfasste  circa  120  verschiedene  Species 
und  Varietäten.  Besonders  gut  waren  seine  lilium  Harrisi,  und  ist  er  darin 
unstreitig  der  grösste  Importeur  (circa  500000  Stück).  Ebenso  steht  er  obenan 
in  Hyacinthen  Romaine  blanche,  wovon  er  über  eine  Alillion  importiert.  Das 
Aufblühen  dieses  Geschäftes,  auf  das  ich  später  noch  einmal  in  einem  Spezial- 
Artikel zurückkommen  will,  ist  staunenswert  und  es  wird  nur  wenige  Jahre 
dauern,  bis  bei  ihm  nur  noch  in  Millionen  importiert  Avird.  Es  Avaren  dann 
noch  mehrere  Aussteller  in  Metallwaren,  Herrmann-NeAV-York  imd  Bayers- 
dörf er-PhiladeljDhia  sind  selir  erAvähnensAvert,  das  letztere  Geschäft  dürfte 
wohl  das  grössere  sein. 

Entschieden  eines  der  grossartigsten  Ausstellungsstücke  Avar  die  selbstthätige 
Lüftungsvorrichtung.  Soweit  haben  Avär  es  also  schon  gebracht,  dass  Avir  uns 
nicht  mehr  um  das  Luftgeben  bei  Häusern  zu  kümmern  brauchen.  Wie  nun 
dieses  A^or  sich  geht,  kann  ich  nicht  so  recht  erldären,  da  ich  nicht  die  Fach- 
ausdrücke für  jeden  Stift  und  jede  Schraube  kenne.  Es  geschieht  folgender- 
massen:  Zwei  ungefähr  3  mm  dicke  Platten  Flartgummi  Averden  in  kaltem  Zu- 
stande auf  zAvei  ebenso  grosse  Messingplatten  aufgeschraubt.  Erhöht  sich  nun 
die  Temperatur  im  Hause,  so  dehnen  sich  die  Gummiplatten  aus.  Bei  dieser 
Ausdehnung  wird  ein  Stift  berührt,  der  mit  der  Wasserleitung  in  Verbindung 
steht,  das  Wasser  tritt  in  eine  Röhre  und  presst  den  in  der  Röhre  befindliclien 
Kolben  nach  oben,  der,  mit  den  Lüftungsfenstern  in  Verbindung  stehend,  diese 
hebt.     Je  mehr  das  Gummi  sich  ausdehnt,  desto  mehr  Wasser  tritt  in  die  Röhre 

*)  Gewiss!  In  manchen  Städten,  z.  B.  New-York,  hat  man  auf  den  öffentlichen  Plätzen 
Wasserbehälter  mit  diesen  Nymphaeen  etc.,  die  aller  Bewunderung  erregen.     L.  W. 


Die   lo.  jährliche  Versammking  der  Handelsgärtner  Amerikas  etc.  ^^1 

und  desto  höher  treibt  der  Kolben  die  Fenster.  Kühlt  sich  nun  die  Temperatur 
ab,  so  wird  durch  das  Einziehen  der  Gummiplatten  die  gegenteilige  Wirkung 
hervorgebracht,  d.  h.  das  Wasser  tritt  zurück  und  der  Kolben  giebt  nach.  Diese 
Lüftungsvorrichtung  kann  natürlich  nur  in  solchen  Gärtnereien  gebraucht 
werden,  wo  Wasserleitung  ist  (in  Amerika  Avird  in  fast  jeder  Gärtnerei  mit 
dem  Schlauch  gegossen)  und  kann  l)is  auf  einen  halben  Grad  Wirksamkeit 
reguliert  werden. 

Eine  andere  neue  Erfindung  war  die  Kinney  Pump;  es  ist  dieses  eine 
T-Messingröhre,  an  welche  3  Schläuche  angeschraubt  werden,  der  eine  Schlauch 
wird  mit  dem  anderen  Ende  an  die  Wasserleitung  angeschraubt.  Wird  nun 
das  Wasser  hineingelassen,  so  wird,  ähnlich  wie  ein  Dampfkessel  mit  Wasser 
gespeist  wird,  aus  dem  zweiten  Schlauch,  der  in  ein  Fass  mit  flüssigem  Dünger 
gesetzt  wird,  dieser  Dünger  aufgesaugt,  in  der  Kinney  Pump  mit  dem  Wasser 
vermischt  und  tritt  aus  dem  dritten  Schlauch  als  unschädliche  Mischung  auf 
die  Pflanzen.**) 

Einen  noch  viel  grösseren  Wert  hat  diese  Pumpe  in  Hinsicht  auf  die  Ver- 
tilgung von  Ungeziefer  an  Bäumen,  Sträuchern  etc.,  da  man,  wenn  der  nötige 
Wasserdruck  vorhanden  ist,  sehr  hoch  spritzen  kann.  Man  muss  dann  natürlich 
irgend  eine  die  Insekten  tötende  Flüssigkeit  aufsaugen  lassen. 

Sonst  ist  nichts  bemerkenswertes  zu  berichten,  soweit  Ausstellungsstücke 
in  Betracht  kommen,  und  so  wollen  wir  jetzt  einmal  sehen,  was  wir  in  den 
Versammlungen  lernen  können. 

Die  Versammlung  wurde,  wie  überall  üblich  in  Amerika,  mit  einem  Gebet 
eröffnet  und  wurde  hierauf  von  dem  Bürgermeister  der  Stadt  in  ein  paar 
wenigen,  recht  nichtssagenden  Worten  begrüsst,  Herr  Scott  von  ßuffalo  be- 
antwortete die  Willkommensrede  des  Bürgermeisters  darauf  in  so  enthusiastischer - 
Weise,  dass  sich  der  Herr  Bürgermeister  gezwungen  fühlte,  noch  einmal  zu 
sprechen  und  damit  die  gemachte  Scharte  vollständig  auszuwetzen.  In  seiner 
anfänglichen  Begrüssungsrede  wusste  er  ^vohl  kaum,  was  er  sprach,  und  Scott 
war  gerade  der  Mann,  ihm  die  ideale  Bedeutung  unseres  Standes  durch  seine 
Worte  beizubringen. 

Grossartig  war  die  Adresse  des  Präsidenten,  Herrn  Anthony  von  Chicago, 
die  nun  folgte.  Er  betonte  die  Notw^endigkeit  der  Ausstellung  von  Wertzeug- 
nissen für  Hilfskräfte,  ausgebildet  als  Vermehrer,  Rosen-  und  Nelkenzüchter, 
Kultivateur.  Packer  etc.  Die  Diskussion  dieser  Adresse  zeigte,  dass  die  Ameri- 
kaner furchtbar  darunter  leiden,  Hiltskräfte  zu  besitzen,  die  nichts  ordentlich 
können. 

Nichts  wurde  in  der  Diskussion  mehr  berührt,  als  gerade  unsere  W'eise 
(wenn  auch  nicht  ausgesprochen),  wie  wir  in  Deutschland  dergleichen  hand- 
haben, und  ich  hege  die  Hoffnung,  dass  in  wenigen  Jahren  die  Amerikaner  zu 
dem  Lehrprinzip  greifen  werden,  denn  dieses  allein  gewährt  ihnen  Garantie 
über  die  Qualifikation  von  Hilfskräften.  Wie  lernt  man  hier?  Ein  Junge  von 
12  — 16  Jahren  geht  in  eine  Gärtnerei,  verrichtet  Handlangerarbeit  und  nach 
4  Wochen  sucht  er  sich  Stellung  als  Gehilfe,  giebt  sich  für  einen  perfekten 
Mann  aus;  war  er  hier  ein  paar  Wochen,  so  wird  er  an  die  Luft  gesetzt  und 
so  geht  es  jahrelang  fort,  bis  er  schliesslich  eine  Idee  hat  von  der  Kultur  von 


**)  Es    ist   also    ein    ähnliches    Prinzip  wie    hei  den  Blumenspritzen,    dem  Wasser-Gebläse, 
dem  Injektor  u.  s.  w.     L.  W. 


rr2  Die   io.  jährliche  Versammlung  der  Handelsgärtner  Amerikas  etc. 

Pflanzen.  Denn  im  allgemeinen  steht  der  Amerikaner  noch  weit  zurück  in 
eigentlicher  Kultur,  weit  voran  sind  sie  uns  aber  in  der  Ausnutzung  aller 
Pflanzen  für  den  Blumenschnitt. 

Fast  dieselbe  Diskussion  entspann  sich  über  den  Vortrag:  »Einige  Not- 
wendigkeiten für  die  Erhöhung  unseres  Berufes«.  Ein  Maler  hielt  einen  Vor- 
trag über  »die  Farbenbezeichnung  bei  Blumen«.  Er  legte  mit  Hilfe  kolorierter 
Abbildungen  klar,  dass  wir  alle  nicht  wissen,  wie  wir  eine  Farbe  zu  bezeichnen 
haben.  Eine  Farbe,  die  wir  blau  nennen,  ist  gar  nicht  blau,  wenn  wir  blau 
dagegen  halten,  und  ebenso  geht  es  uns  mit  rötlichen  und  gelblichen  Farben. 
Bitte  versuchen  Sie  es  nur  einmal  selbst,  nehmen  Sie  nur  irgend  eine  Aster 
und  vergleichen  Sie  die  Farbenbezeichnung,  die  Sie  ihr  geben,  mit  der  Farbe, 
die  wirklich  kommerziell  diese  Benennung  führt  und  Sie  werden  Ihr  blaues 
Wunder  erleben. 

Wenn  man  darauf  näher  eingeht,  so  stellt  sich  die  Notwendigkeit  heraus, 
dass  Kataloge  herausgebende  Firmen  eine  einheitliche  offizielle  Farbentafel  be- 
sitzen und  nach  dieser  die  Farbenbenennung  vornehmen  sollten. 

Unvermeidliche  Vorträge  sind  die  über  Rosen  und  Canna  und  davon 
konnte  man  auch  hier  wieder  genügend  hören.  Hier  eine  Eiste  der  ameri- 
kanischen Treibrosen: 

American  Beauty,  American  Belle,  The  Bride,  Bridesmaid,  Catharina  Mermet. 
Meteor,  Gen.  Jacqueminot,  Perle  des  Jardins,  Madm.  Hoste.  Madm.  Cousin. 
Watteville,  Kais.  Auguste  Victoria,  Madm.  Testout,  Papa  Gontier,  Mrs.  Whitney. 
La  France. 

Bei  Canna  wurde  hervorgehoben,  dass  neue  und  gute  \'arietäten  jetzt  wie 
Pilze  aus  der  Erde  schiessen  und  dass  es  schon  Zeit  sei,  die  Sortenzahl  zu 
■reduzieren. 

Ein  hochinteressanter  Vortrag  wurde  über  die  Chrysanthemum  gehalten ; 
dieser  Vortrag  war  so  reich  an  Enthusiasmus  und  wurde  so  vorzüglich  ge- 
halten, dass  man  allgemein  bedauerte,  als  er  beendet  ward.  Auch  hier  wurde 
eine  Auswahl  eines  kleinen,  aber  guten  Sortimentes  betont  und  gab  der  Redner 
den  festen  Blumen  den  Vorzug,  da  sie  sich  besser  verpacken  lassen  und  be- 
deutend länger  halten. 

Auch  über  Veilchenkultur  und  Wasserpflanzen  wurden  zwei  sehr  gute  \^orträge 
gehalten,  über  die  ich  mich  aber  weiter  nicht  aussprechen  kann,  da  ich  sie 
nur  teilweise  gehört.  Ausser  den  erwähnten  wurden  noch  eine  Reihe  ver- 
schiedener Vorträge  gehalten,  denen  ich  jedoch  nicht  beigewohnt  habe.  Es 
sind  dieselben  ausführlich  allerdings  im  »American  Florist«  wiedergegeben, 
doch  scheue  ich  mich,  mich  desselben  zu  bedienen. 

Der  Schluss  der  Versammlung  wurde  auf  dem  Wasser  gefeiert,  d.  h.  auf 
einer  in  das  Meer  hinausgebauten  Landungsbrücke,  durch  Theater  ä  la  Reichs- 
hallen, und  verlief  in  schönster  Weise. 

Für  Speisen  und  Getränke  wurde  stets  von  selten  der  Philadelphiaer  Gärtner 
als  Gastgeber  gesorgt  und  fand  noch  ausserdem  ein  Preiskegeln  und  -Schiessen 
statt,  die  in  heiterster  Weise  verliefen,  und  es  ist  erfreuend  zu  sehen,  wie  Prinzipal 
und  Gehilfe  bei  solchen  Gelegenheiten  völlig  eins  sind  und  keinen  L'nterschied 
kennen. 

Die  auf  dieser  Ausstellung  erwarteten  Geschäfte  sind  infolge  der  schlechten 
Zeiten  vollständig  ausgeblieben  und  wohl  keiner  der  Aussteller  dürfte  den  zehnten 


Ausdauernde  Sonnenblumen. 


553 


Teil  der  Unkosten  aus  den  gemachten  Geschäften  decken  können.  Die  neue 
Tarifgesetzgebung  wird  vom  gärtnerischen  Standpunkte  sehr  gern  gesehen  und 
wäre  jedem  lieb,  auch  noch  auf  Blumenzwiebeln,  die  nicht  besteuert  wurden, 
Zoll  zu  erhalten. 

Auf  unserer  Rückreise  nach  Xew-^'ork  besuchten  wir  in  Philadelphia  noch 
unsere  alten  Freunde  W.  K.  Harris  und  Robert  Craig  und  wurden  von  beiden 
auf  das  freundlichste  aufgenommen.  Herrn  Harris'  Gärtnerei  wurde  ja  in 
Heft  No.  4  S.  98  der  Gartenflora  1894  von  Herrn  Prof.  Wittmack  mit  Illustrationen 
vorgeführt.  Mein  allgemeiner  Eindruck  über  amerikanische  Kulturgärtncreien 
(bitte  nicht  mit  Schnittblumengeschäften  zu  verwechseln)  ist  der,  dass  Amerika 
von  den  eigentlichen  rationellen  Kulturen,  wie  wir  sie  kennen,  noch  Aveit  ent- 
fernt ist  und  es  noch  geraume  Zeit  währen  wird,  ehe  es  europäische  Voll- 
kommenheit darin  aufweisen  kann.  L.  .Schiller. 


fö. 


Ausdauernde  Sonnenblumen. 

Von  L.  Wittmack. 
Hierzu  Abb.  qG. 
ic  schönen  Herbsttage,  die  uns  dieses  Jahr  in  den  meisten  Teilen 
Deutschlands  schliesslich  doch  noch  beschieden  waren,  haben  aufs  neue 
den  hohen  Wert  der  staudenartigen,  ausdauernden  Sonnenblumen  er- 
kennen lassen.  Da  sie  alle  kleinblumiger  als  die  gewöhnliche  einjährige 
^^~  Sonnenblume  sind,  die  ich  übrigens  in  ihrem  wilden  Zustande  in  Amerika 
auch  nicht  grossblumiger  sah  als  die  staudigen,  so  eignen  sie  sich  viel  besser  für 
Bindereien,  und  ist  es  erfreulich,  dass  sich  viele  Geschäfte  auf  ihre  Kultur 
legen.  —  Eines  der  ersten,  welches  darin  vorging,  war  die  Firma  Goetze  & 
Hamkens,  Wandsbek-Marienthal  bei  Hamburg.  Wir  geben  anbei  nach  einer 
von  der  genannten  Firma  erhaltenen  Photographie  eine  Abbildung  eines 
Strausses  solcher  Stauden-Sonnenblumen,  die  da  recht  zeigt,  wie  wirkungsvoll 
diese  »goldenen«  Blumen,  die  fast  alle  ihre  Heimat  in  Nordamerika  haben,  sind. 
In  Asa  Gray.  Manual  of  the  ßotany  of  the  Northern  United  States,  östlich 
vom  Mississippi  und  nördlich  von  Nord-Karolina  und  Tennessee,  6.  Aufl.  von 
Sereno  Watson  und  John  M.  Coulter,  werden  nicht  weniger  als  22  Helianthus- 
arten  aufgeführt,  davon  20  ausdauernde  und  nur  2  einjährige  (H.  annuus  und 
EI.  petiolaris).  Dazu  kommen  dann  noch  viele  Arten  im  Westen,  in  Texas  etc. 
Im  ganzen  giebt  es  nach  Hoff  mann  in  Engler  und  Prantl  Nat.  Pflanzen- 
familien, 54.  Lief,  S.  236  etwa  55  Arten,  meist  in  Nordamerika. 

Die  empfehlenswertesten  Arten  sind  nach  den  Herren  Goetze  cV:  Hamkens 
H.  rigidus,  sehr  früh,  H.  laetiflorus.  sehr  spät,  und  EI.  multiilorus 
maximus,  sehr  hoch;  doch  sind  auch  mehrere  andere  zu  empfehlen.  Für 
Parkanlagen  und  grössere  Bindereien  sind  sie  alle  schön;  man  darf  aber  keine 
grossen  einjährigen  Sonnenblumen  daneben  pflanzen,  um  Kreuzbefruchtungen  zu 
vermeiden. 

Elelianthus  rigidus  Desl.  (syn.  Ilarpalium  rigidum  Cass.),  starre 
Sonnenblume,  ist  die  früheste  Art,  l^lüht  schon  Ende  Juli  bis  September.  Aus- 
läufer bildend,  Stengel  1  —  1,25,  im  \'ateiTande   1—2  m    hoch,    wenig  verzweigt,. 


Abb.  96. 

Ein  Strmiss  (msdauernder  Sonnenhlumcn,  HcUanihns  vndtiflorus  maxinius 

von   Goetze  &  Hamkens,  Wandsbek-Marienthal. 

(Nach  einer  Photographie  ) 


Ausdauernde  Sonnenblumen.  ^c,^ 


Blätter  sehr  dick  und  starr,  auf  beiden  Seiten  rauh,  länglich  lanzettlich, 
grau-grün,  gegenständig,  3  nervig,  die  unteren  eiförmig.  Köpfe  meist  einzeln, 
ca.  8  cm  gross,  Schuppen  des  Hüllkelches  angedrückt,  dachig,  eiförmig 
oder  länglich,  stumpf  oder  meist  spitz,  gewimpert,  Randblüten  im  wilden 
Zustande  20  -25,  dunkelgelb,  Scheibenblüten  dunkel,  bräunlich,  Griffel  gelb.  — 
Trockene  Prairien  von  Michigan  und  Illinois  westwärts.  Liebt  trockenen,  warmen, 
aber  frischen  Boden.  Lässt  sich  im  Frühjahr  leicht  durch  die  Ausläufer 
vermehren. 

Helianthus  laetiflorus  Pcrs.,  die  »schönblumige  Sonnenblume«,  hat 
nach  Asa  Gray  gelbe,  nicht  dunkle  Scheibenblüten,  ist  sonst  H.  rigidus 
sehr  ähnlich,  Blätter  etwas  dünner,  Köpfe  einzeln  oder  in  Ebensträussen, 
Schuppen  weniger  zahlreich,  in  2—3  Reihen,  schmäler  und  spitz  oder  meist  zu- 
gespitzt. Die  gelben  Randblüten  sind  sehr  ansehnlich  und  3—6  cm  lang. 
Trockene  offene  Plätze  von  Ohio  nach  Wisconsin  und  südwärts.  Vilmorin, 
Andrieux  &  Co.,  Les  Fleurs  de  pleine  terre,  4.  Aufl.,  1S94,  S.  977,  geben 
die  Alittelblüten  als  schwarz  an,  und  diese  Form,  die  sehr  viel  Ausläufer  macht, 
scheint  auch  am  meisten  in  unseren  Gärten  verbreitet,  ob  sie  aber  wirklich  zu 
H.  laetiflorus  gehört,  müsste  noch  näher  untersucht  werden.  Auch  die  H.  lae- 
tiflorus der  Flerren  Goetze  &  Hamkens  haben,  wie  diese  mir  schreiben,  eine 
schwarze  Scheibe. 

H.  multiflorus  L.  wird  0,80—1,50  m  hoch,  Blätter  Wechsel-  oder  gegen- 
ständig oder  zu  3,  eiförmig,  spitz,  rauh,  gezähnt.  Blüten  einzeln  auf  10—15  cm 
langen  Stielen,  alle  gleich  gross,  8—10  cm,  Hüllkelch  aus  3  Reihen  linealer, 
zurückgebogener  Schuppen  bestehend,  Strahlenblüten  orangegelb,  Mittel- 
blüten gelb  und  bräunlich.  —  Die  Randblüten  stehen  in  1—3  Reihen,  die 
Blume  ist  also  im  wilden  Zustande  mitunter  schon  halb  gefüllt,  daher  erklärt 
sich  leicht,  dass  auch  eine  gefüllte  Form  in  Gärten  vorkommt.  Die  Varietät 
maximus  wird  bis  2  m  hoch  und  trägt  grössere  Blumen,  welche  für  grössere 
Bindereien  von  hohem  Wert  sind.  —  Wie  Herr  Körner  in  Rixdorf  b.  Berlin 
durch  Ausbrechen  der  seitlichen  Blüten  aus  der  gewöhnlichen  einjährigen 
Sonnenblume  wahre  Riesenblumen  erzielt  hat,  so  lassen  sich  auch  bei  den 
mehrjährigen  solche  erziehen,  besonders  bei  H.  multiflorus  maximus. 

Als  weitere  empfehlenswerte  Arten  möchten  wir  nennen:  H.  cucumeri- 
folius  Hort.,  gurkenblätterige  Sonnenblume,  von  Herrn  Schwiglewski  in 
Carow  bei  Berlin  N.  kultiviert,  H.  argophyllus,  silberweissblättrige  Sonnen- 
blume, H.  orgyalis  D.  C.,  Riesen-Sonnenblume,  bis  3  m  hoch,  H.  doro- 
nicoides  Lamk.,  H.  mollis  Lamk.,  H.  atrorubens  L.  etc.,  letztere  3  noch 
nicht  im  Handel.  Man  vermehrt  sie  alle  durch  Teilung.  Sie  verlangen  guten, 
nicht  zu  nassen  Boden,  während  die  einjährigen  Sonnenblumen  feuchten,  selbst 
sumpfigen  Boden  vorziehen.  —  Für  den  Landschaftsgärtner  wie  für  den  Schnitt- 
blumenzüchter sind  sie  von  der  grössten  Wichtigkeit.  Es  wäre  wohl  des 
Versuchs  wert,  zu  erproben,  ob  sie  sich  nicht  bis  zum  Winter  zurückhalten  oder 
ob  sie  sich  nicht  gar  treiben  lassen. 

Bei  dieser  Gelegenheit  sei  erwähnt,  dass  nach  der  schon  oben  genannten 
6.  Auflage  von  Vilmorins  Fleurs  de  pleine  terre,  die  wir  allen,  welche 
französisch  lesen,  nicht  genug  empfehlen  können,  die  jetzt  als  Neuheit  ver- 
breitete Helianthus  lenticularis  Dougl.  von  einigen  Botanikern  nur  als 
Varietät    der     gewöhnlichen     Sonnenblume     angesehen    wird.       Herr     Henri 


556 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


de  Vilmorin,  mein  lieber  Reisegefährte  im  fernen  Westen  1893,  hat  mir 
erzählt,  dass  er  bei  seinem  Aufenthalt  in  Nordamerika  vor  einigen  Jahren  die 
Samen  von  dieser  wildwachsenden  Sonnenblume  selbst  gesammelt  habe.  Die 
Pflanze  wird  in  der  Kultur  2  m  hoch  und  an  der  Spitze  sehr  verzweigt,  die 
Blütenköpfe  sind  lang  gestielt,  viel  kleiner  als  die  der  gewöhnlichen  Sonnen- 
blume, haben  aber  dieselben  goldgelben  Randblumen,  die  Scheibenblüten 
purpurn-schM'arz. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Cornus  mas  Mietzschii. 

Blätter  mit  zahlreichen  weissen, 
grau,  auch  grün  bestäubten  Längs- 
streifen, die,  in  einander  laufend,  die 
Oberfläche  reich  marmoriert  erscheinen 
lassen.  Besonders  schön  im  Spätherbst, 
wo  auf  dem  rotgefärbten  Herbstlaub 
die  dann  rosenfarbene  Zeichnung- 
prächtig  hervortritt.  Entstanden  in  den 
Wendisch-Wilmersdorfer  Parkanlagen, 
und  benannt  nach  Herrn  Mietzsch, 
dem  bekannten  DresdenerDendrologen. 
F.  Graf  v.  Schwerin. 


Laelio-Cattleya  >'  Pittiana. 

(Cattleya    guttata    Prinzii     )<    Laelia*) 
grandis). 
Diese    natürliche    Hybride    stammt 
aus  der  Nähe  vonPernambuco  und  wurde 
von  da    durch    die  Pierren  F.  Sander 
&  Co.    eingeführt.      Die    Abstammung 
kann    nur    gemutmasst    werden,    doch 
weisen  das  trompetenförmige  Aussehen 
der  Lippe  und  noch  andere  Merkmale 
auf  die  obengenannten  Arten  als  Stamm- 
eltern hin.     Eine  sehr  hübsche  Neuheit. 
Gard.  Chron.  1894,  I,  264,  Fig.  27. 


Dendrobium  Wardianum  pictum. 

Bei  dieser  neuen  \'arietät  kommt 
eine  prächtige  Farben-^'ariation  in  den 
schön  geformten  Blumen  zur  Geltung. 
Mit  Ausnahme    der    purpur-karmoisin- 


roten  Spitzen  sind  die  Blumenblätter 
reinweiss;  die  hell  amethystfarbigen 
Kelchblätter  haben  einen  schmalen 
reinweissen  Rand  und  an  der  Spitze 
einen  dunkelkarmoisinroten  Flecken. 
Gard.  Chron.   1S94,  I,  298. 


Cypripedium  >'  Gravesiae. 

(C.  Argus  X  C.  niveum). 
Eine  der  schönsten  bis  jetzt  ge- 
züchteten Kreuzungen  aus  der  C.  con- 
color  Sektion.  Die  4Y2  Zoll  langen 
und  1V2  2oll  breiten  Blätter  zeigen  auf 
weissem  Grunde  eine  dunkelgrüne 
schachbrettartige  Zeichnung.  Die  sehr 
schön  gefärbten  Blumen  stehen  zu 
zweien  auf  einem  Stiel  und  halten  fast 
5  Zoll  im  Durchmesser. 

Gard.  Chron.  1S94,  I,  298,  Fig.  34. 


*)  Lies  Laelio-Cattleya  hyhrida  Pittiana. 


Dendrobium  Phalaenopsis  var.  Schroederiana. 

Seitdem  durch  die  Herren  P.Sander 
&  Co.  grosse  Massen  von  dieser 
Varietät  eingeführt  wurden,  hat  die- 
selbe vielleicht  mehr  Bewunderer  ge- 
funden als  irgend  eine  andere  neuer- 
dings eingeführte  Orchidee.  In  einer 
ziemlich  warmen  Temperatur  gedeiht 
sie  leicht,  blüht  sehr  reichlich  und 
sind  ihre  Blumen  bald  fast  reinweiss. 
bald  blass  lila,  rosa,  karmoisinrot  oder 
purpurn. 

Gard.    Chron.   1894,  I,  33S,  Fig.  41. 


Kleinere  Mitteilungen. 


557 


Kleinere  Mitteilungen. 


Zur  Krankheit  der  Kirschbäume. 

Mit  grossem  Interesse  las  ich  im 
11.  Hefte  der  Gartenllora  S.  303  Ihren 
Artikel  über  eine  gefährliche  Krankheit 
der  Sauerkirschen.  Ich  bin  kein  Pilz- 
kenner und  kann  deshalb  nicht  be- 
haupten, ob  der  Pilz  die  Ursache  oder 
die  Folge  der  betr.  Krankheit  ist,  will 
Ihnen  jedoch  gern  meine  Meinung 
darüber  mitteilen.  Schon  im  Jahre 
1848,  als  ich  in  Potsdam  in  der  Kgi. 
Gärtner-Lehranstalt  war,  teilte  uns 
Eleven  der  Hofgärtn  erNietn  er,  welcher 
damals  der  Gemüsetreiberei  in  Sans- 
souci vorstand,  mit,  dass  er  vor  einigen 
Jahren  eine  Kirschplantage  angelegt 
hätte,  deren  Bäume  in  grosse,  sehr 
gut  gedüngte  Löcher  gepflanzt  seien 
und  die  seitdem  vorzüglich  gediehen 
wären.  Im  Vorjahre  wäre  jedoch  der 
Besitzer  derselben  in  grosser  Auf- 
regung zu  ihm  gekommen,  um  ihn  zu 
bitten,  seine  Bäume  zu  besehen,  er 
wüsste  nicht,  was  ihnen  fehlte,  sie 
liessen  aber  teilweise  die  jungen  Blätter 
und  Blüten  hängen.  Nach  Besichtigung 
hätte  er  an  einigen  Stellen  der  Stämme 
und  Aste  Beulen  bemerkt,  aus  deren 
Ritzen  der  verdickte  Saft  hervortrat 
und  erkannt,  dass  die  Bäume  durch 
Saftstockung  eine  Art  Schlagfluss,  wie 
man  es  nennen  könnte,  bekommen,  er 
hätte  deshalb  sofort  die  Rinde  sämt- 
licher Bäume  geritzt  und  hierdurch 
fast  alle  gerettet.  Ich  selbst  bemerkte 
später  ähnliche  Erscheinungen  an 
jungen  Kirschbäumen  und  zwar  in  ver- 
schiedenen Jahrgängen,  und  habe  durch 
Ritzen  der  Rinde  dieselben  stets 
erhalten.  —  Derartige  Erscheinungen 
kommen  aber  auch  an  andern  Pflanzen 
vor.  So  hatte  ich  einst  in  einem 
kleinen  Warmhause  die  damals  neu 
erschienenen  Blattbegonien,  die  ich 
gern  zu  recht  grossen  schönen  Pflanzen 


ziehen  wollte,  kultivierte  sie  deshalb 
in  recht  nahrhafter  Erde  in  grossen 
flachen  Töpfen  und  sie  gediehen  vor- 
züglich. Als  jedoch  anfangs  September 
feuchtes  kühles  Wetter  eintrat,  be- 
merkte ich,  dass  einige  der  Blätter 
welk  erschienen.  Ich  untersuchte  die 
Töpfe,  die  Wurzeln  waren  vollständig 
gesund  und  die  Erde  gut  und  feucht; 
dessenungeachtet  liessen  fast  alle 
Pflanzen  nach  und  nach  die  Blätter 
hängen  und  gingen  trotz  Heizens  und 
sonstiger  Pflege  ganz  zugrunde. 

Was  nun  die  Kirschbäume  betrifft, 
so  glaube  ich,  dass  wenn  dieselben  im 
Frühjahr  durch  anhaltend  warmes 
Wetter  angeregt  sind  und  eben  an- 
fangen auszutreiben,  sie  durch  Eintritt 
von  kaltem  nassen  Wetter  leicht  eine 
Saftstockung  erleiden.  Der  unter  der 
Rinde  angehäufte  Saft  bildet  grössere 
oder  kleinere  Beulen,  die  dann  sofort 
geritzt  werden  müssen;  auf  diese  Weise 
werden  gewiss  viele  derartige  Bäume 
zu  retten  sein,  die  Pilzbildung  ist  viel- 
leicht nur  eine  Folge  der  Saftstockung. 
G.  Burmester,  Braunschweig. 


Begonia  semperflorens  Ll<.  et  Otto  var.  atro- 
purpurea  Vernon. 

Dieses  wertvolle  Pflänzchen,  welches 
meines  Wissens  vor  4  Jahren  in  den 
Handel  gegeben  wurde,  hat  sich  seiner 
guten  Eigenschaften  wegen  rasch  in 
sehr  vielen  Gärten  Eingang  verschafft. 
Es  ist  aber  auch  ein  herrlicher  Anblick: 
diese  braunrot  gefärbten  Blätter  mit 
ihrem  Metallglanz,  sowie  ihren  lebhaft 
karminroten  Blüten,  gleich  schön,  ob 
sonniges  Wetter  oder  anhaltender  Regen 
herrscht,  ein  Vorteil,  den  sehr  wenig 
Gruppenpflanzen  mit  ihr  teilen,  zudem 
ihr  Flor  von  Mai  bis  Eintritt  der  Fröste 
ohne  Unterbrechung  dauert.    Wo  durch 


55l 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


rote  Farbe  anhaltend  —  auch  für 
grössere  Entfernung  —  kräftig  gewirkt 
werden  soll,  eignet  sich  diese  Begonia 
vorzüglich.  Eine  sehr  passende  Ein- 
fassung ist  Begonia  semperflorens  var. 
nana  Alauch.  von  äusserst  gedrungenem 
Wachstum    und    weissen,    ganz    leicht 


mit  rosaweiss  geränderten  Blüten. 
Beide  Pflanzen  sind  schon  im  jugend- 
lichen Zustande  erkennbar,  erstere 
durch  die  rotgeränderten  Blätter, 
letztere  durch  ihren  auffallend  niederen 
Wuchs  und  ihre  hellgrünen  Blätter. 
Schelle,  Tübingen. 


Gewerbliche  Angelegenheiten. 


Der  neue  amerikanische  Zolltarif  vom 
I.  August  1894. 

Farm-  und  Feldprodukte. 

Bohnen,  20  pCt.  ad  valorem. 

Bohnen,  Erbsen,  Champignons  und 
andere  Vegetabilien,  präpariert  oder 
präserviert  in  Blechkannen,  irdenen 
Kruken,  Flaschen  oder  in  anderen 
Gefässen,  sowie  Pickles  und  Saucen 
aller  Art,  30  pCt.  ad  valorem. 

Hopfen,  8  c.  per  Pfund. 

Zwiebeln,  20  c.  per  Bushel. 

Getrocknete  Erbsen,  20  c.  per  Bushel, 
gespaltene  Erbsen,  50  c.  per  Bushel 
im  Gewicht  von  60  Pfund;  Erbsen 
in  Kartons,  Papierumschlag  oder  in 
anderer  kleinerer  Verpackung  1  c. 
per  Pfund. 

Kartoffeln,  15  c.  per  Bushel  im  Gewicht 
von  60  Pfund. 

Samen. 

Garten-,  Ackerbau-  und  andere  Säme- 
reien nicht  speziell  aufgeführt,  10  pCt. 
ad  valorem. 

Gemüse  in  ihrem  natürlichen  Zustande, 
nicht  speziell  aufgeführt,  10  pCt.  ad 
valorem. 

Früchte  und  Nüsse. 

Äpfel,  grüne  oder  reife,  getrocknete, 
gedörrte,  gedämpfte  oder  in  anderer 
Weise  präpariert,  20  pCt.  ad  va- 
lorem. 

Pflaumen,  Zwetschen,  Feigen,  Rosinen 
und  andere  getrocknete  Trauben, 
einschliesslich  Zante-Korinthen,  1V2C. 
per  Pfund. 

Konfitüren,    Konfekt    und     in    Zucker, 


Syrup  oder  Molasses  präservierte 
Früchte,  nicht  speziell  aufgeführt, 
präparierte  oder  getrocknete  Kokos- 
nuss  oder  Kopra  und  Gelees  aller 
Art,  30  pCt.  ad  valorem. 

In  ihrem  eigenen  Safte  eingemachte 
Früchte,  20  pCt.  ad  valorem. 

Apfelsinen-  und  Zitronenschale,  prä- 
serviert oder  kandiert,  30  pCt.  ad 
valorem. 

Mandeln  in  der  Schale.  3  c.  per  Pfund; 
geschälte,  5  c.  per  Pfund. 

Hasel-  und  Wallnüsse  aller  Art,  in  der 
Schale,  2  c.  per  Pfund,  geschält,  4  c. 
per  Pfund, 

Peanuts  oder  Erdnüsse,  20  pCt.  ad 
valorem. 

Kokosnüsse  in  der  vSchale  und  Nüsse 
aller  Art,  in  der  Schale  oder  un- 
geschält, nicht  speziell  aufgeführt, 
20  pCt.  ad  valorem. 

Verschiedene  Produkte. 

Orchideen, Maiblumen,  Azaleen,  Palmen 
oder  andere  Pflanzen,  welche  in 
Treibhäusern  als  Schnittblumen  oder 
zu  Dekorationszwecken  gezogen 
werden,  10  j)Ct.  ad  valorem. 

Nicht  moussierende  Weine,  einschliess- 
lich Ingwer  -  Wein  oder  Ingwer- 
Liqueur  und  Wermuth  in  Fässern 
oder  anderer  Verpackung  als  in 
Flaschen  oder  Krügen,  wenn  14  pCt. 
oder  weniger  reinen  Alkohol  ent- 
haltend, 50  c,  per  Gallone. 

Kirschen-  und  Pflaumensaft  oder 
Pflaumenwein  und  anderer  Frucht- 
saft, nicht  speziell  in  diesem  Gesetz 
aufgeführt,    wenn    nicht     mehr     als 


Ausstellungen  und  Kongresse.  —  Personal-Nachrichten. 


359 


i'S  pCt.  Alkohol  enthaltend,  50  c. 
per  »Proof  Gallon«;  wenn  mehr  als 
18  pCt.  Alkohol  enthaltend,  1,80  Doli, 
per  »Proof  Gallon«. 

Freiliste. 

Abschnitt  2.  \"om  1.  August  1894 
ab  sollen,  wofern  in  diesem  Gesetz 
nicht  anders  bestimmt  ist,  die  folgenden 
Artikel  bei  ihrer  Einfuhr  von  jedem 
Zoll  befreit  sein: 

587.    Pflanzen,  Bäume,  Sträucher  und 


Reben  aller  Art,  als  Baumschulen- 
Material  bekannt,  nicht  besonders  in 
diesem  Gesetz  aufgeführt. 

Abschnitt  3.  Von  allen  in  diesem 
Gesetz  nicht  besonders  aufgeführten 
Rohstoffen  oder  unbearbeiteten  Artikeln 
soll  ein  Zoll  von  10%  vom  Werte,  und 
von  allen  in  diesem  Gesetz  nicht  be- 
sonders aufgeführten,  ganz  oder  teil- 
weise bearbeiteten  Artikeln  soll  ein  Zoll 
von  20%  vom  Wert   erhoben   werden. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Mainz.  Die  Ehrenpreise  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues  wurden 
wie  folgt  vergeben:  Grosse  silberne 
Medaille:  Martin  Becker-Mainz  für  die 
schönste  Dekorationsgrup]3e  auf  100  qm 
Bodenfläche;  kleine  silberne  Medaille 
J.  Diel  &  H.  Seyffert-Bretzenheim- 
Mainz  (im  Verein  mit  50  M.)  für  eine 
Gruppe  Ilandelspflanzen;  die  bronzene 
Medaille     J.    Rothmüller-Mainz     für 


eine  Dekorationsgruppe  von  blühenden 
und  grünen  Pflanzen,  für  den  Markt- 
verkehr geeignet. 


St.  Petersburg.  Internationaler 
Pomologen-Kongress  vom  1 5-/2 7.  Ok- 
tober bis  21. Oktober/2. November.  Aus- 
kunft erteilt  der  Präsident  der  Organi- 
sationssektion Wladimir  Xicolajewitsch 
Woj  eiko w,  St. Petersburg, Fontanka  kj. 


Personal-Nachrichten. 


Der  berühmte  Botaniker,  Geh.  Reg.- 
Rat  Prof.  Dr.  Nathanael  Pringsheim, 
der  Nestor  der  deutschen  Pflanzen- 
physiologen, f  ö.  Oktober.  Erst  im 
vorigen  Jahre  ist  sein  70.  Geburtstag 
glänzend  gefeiert  worden.  (Siehe 
Gartenflora  1893,  S.  736  und  744.)  — 
Geboren  am  30.  November  1823  zu 
Wziesko  in  Obersclilesien,  studierte  er 
anfangs  Medizin,  ging  dann  aber  zur 
Botanik  über,  promovierte  in  Berlin, 
hielt  sich  darauf  in  Paris  auf  und 
habilitierte  sich  als  Privatdozent  an 
der  Berliner  Universität  1851.  Schon 
1856  wurde  er  zum  Mitglied  der 
Akademie  der  Wissenschaften  in  Berlin 
ernannt.  z:tim  Beginn  des  Winter- 
semesters 1864/65  übernahm  P.  die 
durch    Schleidens    Abgang    von    Jena 


verwaiste  ordentliche  Professur  der 
Botanik,  und  hier  war  es,  wo  der  Unter- 
zeichnete als  einer  der  ersten  Zuhörer 
die  bescheidene  Weise  seines  lieben 
Lehrers  und  späteren  Freundes  so  recht 
schätzenlernte.  (Freund  Strasburger, 
Geh.  Reg. -Rat  in  Bonn,  war  damals 
sein  Assistent.)  Pringsheim  richtete 
in  Jena  das  erste  joflanzenphysio- 
logische  Institut  ein  und  so  einfach 
es  war,  es  ist  die  Grundlage  gewesen 
für  alle  heutigen.  Schon  i868  kehrte 
P.  nach  Berlin  zurück ,  da  ihn  der 
Unterricht  zu  sehr  angriff,  und  lebte 
hier  als  Privatgelehrter,  in  seinem 
eigenen  Hause  ein  botanisches  Labora- 
torium errichtend,  in  welchem  viele 
junge  Botaniker  nach  und  nach  als 
Assistenten  thätig  waren.   Pringsheim 


560 


Personal-N.achrichten.  —  Tagesordnung. 


gab    seit    1S57    die    Botanischen    Jahr- 
bücher-heratfs,  er  war  Begründer -und 
Pfas^ident  -    der      Deutschen      bpta- 
nisciieti^  Gesellschaft  und  beschäf- 
•itigte  sich  besonders  mit  dem  Studium 
,der  Pilze  Algen.      Ihm  verdankt  man 
;"nebenThuret  die  ersten  Untersuchungen 
über     die  .  Befruchtung    der    niederen 
"Cryptogamen.    Auch  über  das  Blattgrün 
"  hat  P..; viel  gearbeitet.    -Allen  jüngeren 
Botanikern  war  Pringsheim  ein  treuer 
Ratgeber,  allen  älteren  gegenüber  ein 
treuer  Freund. 

,.  Sein.  Name  wird  in  der  Geschichte 
der  Botanik  stets  mit  in  erster  Reihe 
genannt  werden.  L.  W. 


Dem  Gärtner  Gottfried  Schmitt 
zu  Strassburg  i.  E.  ist  das  Allgemeine 
Ehrenzeichen  verliehen.' 


Dem  Kaiserlichen  Bezirksamtmann  in 
Tanga,  Hauptmann  v.  St.  Paul-Illaire, 
(Sohn  des  Hofmarschall  v.  St.  Paul- 
Illaire)  ist  das  Ritterkreuz  2.  Klasse 
des  vSachsen-Weimarschen  Ordens  vom 
Weissen  Falken  verliehen. 


Dr.  Koch,  Privatdozent  fürPllanzen- 
physiologie  an  der  Universität  Göttingen, 
ist  an  die  jetzt  begründete  Lehranstalt 
für  Wein-  und  Obstbau  zu  Oppenheim 
berufen  worden. 


Alexander  Wundel,  bisher  1.  Ge- 
hilfe im  Chatsworthgarden  in  England, 
dem  Herzog  von  Devonshire  gehörig, 
übernahm  am  1.  Oktober  die  Ober- 
gärtnerstelle beim  Herrn  von  Arnim- 
Suckow  auf  Suckow  bei  Wilmersdorf 
in  der  Uckermark. 


Das  25jährige  Geschäfts-Jubiläum 
des  Kgl.  Hoflieferanten,  Samenhändler 
Klar -Berlin,  wurde  am  1.  Oktober 
festlich  begangen.  Die  vereinigten 
Ausschüsse  für  Blumen-  und  Gemüse- 
zucht sprachen  ihm  den  Dank  für  seine 
rege\'ereinsthätigkeit  und  seinen  grossen 
Eifer  für  das  Versuchswesen  in  einer 
Adresse  aus,  welche  vom  Herrn  In- 
spektor Dressler  verfasst  war  und 
von  diesem  nebst  den  Herren  Grass  I, 
H  a  p  t ,  H  i  e  n  t  z  s  c  h ,  P  e  r  r  i  n  g  und  W  i  1 1  - 
mack  überreicht  wurde. 


Tagesordmmg 

fürdieVersaMlunoüesVereinnurBeMeruiio(lesßartenl)auesliiäeiipreussisclienS^^^^^ 

am  Donnerstag,  den  25.  October  1894,  6  Uhr 

im  grossen  Hörsaale  der  Kgl.  Landwirtschaftlichen  Hochschule  zu  Berlin,  N.  Invalidenstr.  42. 

1.  Ausgestellte  Gegenstände. 

2.  Reiseberichte  des  Herrn  Kgl.  Garten-Inspektor  Perring. 

3.  Wahl  eines  Raumes    für  die    Blumen-Zwiebel- Ausstellung    im  April 
iSy5,  da  KroUs  Etablissement  verkauft   ist. 


Das  vollständige  Register  zu  den  vierten  zehn 
Jahrgängen  der  Gartenflora,  LS 82- 91  Band  XXXI- XL 


ist  soeben  erschienen  und  wird  gegen  Einsendung  von  i  Mark  in  Marken  an  das  General- 
Sekretariat  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  Berlin  N.,'  Invaliden- 
str asse  42,  frei   zugeschickt. 


rartenf'lora  1S94. 


Taf.  1408. 


¥ 


„Tita" 


Traube 


Die  Tita-Traube.    (Fingertraube  mit  dickschaligen  Beeren.) 

Hierzu  Tafel    1408. 

ine  sehr  geschätzte  Tafeltraube  in  der  Umgegend  von  Tiflis.  Pflanze  sehr 
starkwüchsig,  wenig  empfindlich  gegen  Boden  und  Klima,  reichtragend 
und  um  Tiflis  sehr  verbreitet.  Eine  Form  der  Titatraube  mit  zartschaligen 
Beeren  wird  zum  Keltern  benutzt.  —  Reben  mittelstark,  hellfarbig.  Blätter  im 
Umriss  ziemlich  lang  gezogen,  spitz,  nicht  pergamentartig  hart.  Wickelranken 
besonders  stark  entwickelt.  Traube  locker  und  lang,  mittelfrüh.  Beeren  fast 
doppelt  so  lang  als  breit,  walzenförmig,  reif  gelb  mit  braungelbem  Schein, 
fleischig,  süss.  Die  Farbentafel  stellt  die  Traube  in  halber  natürlicher  Grösse  dar. 
Diese  Traube  ist  hauptsächlich  in  den  mittleren  Weindistrikten,  in  dem  Kreise 
Tiflis  und  den  benachbarten,  verbreitet,   im   Osten  und  Westen  dagegen  selten. 

Die  mehr  fleischige  als  saftreiche  Beere  wie  die  für  deutsche  Verhältnisse 
verspätete  Reifezeit  wird  sie  für  die  Zucht  im  Freien  bei  uns  nicht  geeignet 
erscheinen  lassen,  ausgenommen  in  geschützten  Lagen  Süddeutschlands.  Für 
die  Zucht  im  Weinhause  würde  sie  aber  eine  originelle  und  wertvolle  Errungen- 
schaft sein. 

Crossen  a.  Oder.  Scharrer, 

kais.  russ.  Garteninspektor  a.  D. 


Vanda  Kimballiana  Rchb.  f.  var.  Lacl<nerae. 

F.  Kränzlin-Gr.  Lichterfelde. 
Vanda  Kimballiana  Rchb.  f.  ist  mit  Recht  als  eine  der  schönsten  neueren 
Arten  dieser  durch  Schönheiten  ersten  Ranges  ausgezeichneten  Gattung  gepriesen 
worden.  Die  Stammart  ist  nachgerade  so  oft  abgebildet  worden,  dass  sie  als 
bekannt  angesehen  und  hier  von  einer  genauen  Beschreibung  abgesehen  werden 
kann.  Die  Varietät,  welche  ich  hiermit  bekannt  mache,  unterscheidet  sich  von 
dem  Typus  durch  ihre  absolut  schneeweissen  Blüten;  kaum,  dass  in  der  Mündung 
des  Spornes  eine  Anzahl  zarter  goldgelber  Pünktchen  zu  bemerken  ist.  Die 
Blüten  kommen  an  Grösse  den  grossesten  der  typischen  Form  mindestens  gleich. 
Bemerkenswert  ist,  dass  die  ganze  Pflanze  sich  schon  vor  der  Blüte  unschwer 
von  den  typischen  Formen  unterscheiden  lässt.  Vanda  Kimballiana  hat  bekannt- 
lich an  Blättern,  Stämmen  und  sogar  an  den  älteren  Teilen  der  Wurzeln  einen 
kupfer-  oder  bronzefarbigen  Ton,  und  die  Spitzen  der  Wurzeln  sind  dunkelgrün. 
Es  rührt  diese  düstere  Färbung  von  braunroten  Flecken  her,  welche  mit  den 
Rändern  in  einander  verlaufen,  dergestalt,  dass  die  grüne  Grundfarbe  so  gut 
wie  ganz  verdeckt  wird.  Bei  der  Varietät  Lacknerae  sind  diese  roten  Flecken 
auf    Pünktchen    reduziert    oder    ganz    verschwunden.       Die    Pflanze    erscheint 


r(32  Zum  70.  Geburtstage  von  J.  H.  Krelage  in  Haarlem. 

normal  grün  und  die  Spitzen  der  Wurzeln  hellgrün.  Wenn  man  nach  den 
bisherigen  Importen  schliessen  darf,  ist  die  Varietät  sehr  viel  seltener,  als  der 
Typus;  unter  einer  grossen  Menge  typischer  Exemplare  von  Vanda  Kimballiana, 
welche  Herr  Gartenbaudirektor  Lackner  importiert  hatte,  befand  sich  nur  diese 
eine  einzige  weisse  Form.  Es  verdient  bemerkt  zu  werden,  dass  Vanda  Kim- 
balliana sonst  recht  wenig  zur  Bildung"  von  Varietäten  neigt,  und  dass  somit 
die  hiermit  publizierte  so  scharf  abweichende  Varietät  ausserordentlich  an 
Wert  gewinnt.  Die  Pflanze  war  zufällig  mit  einer  gewöhnlichen  Vanda  Kim- 
balliana in  denselben  Topf  gebracht;  der  Kontrast,  welchen  die  beiden  gleich- 
zeitig blühenden  Rispen  darboten,  war  ein  ausserordentlich  schöner.  —  Indem 
ich  diese  Varietät  Frau  Gartenbaudirektor  Lackner  widme,  erfülle  ich  eine  Pflicht 
der  Dankbarkeit  gegen  sie  und  ihr  Haus,  in  welchem  wissenschaftliche  An- 
regung und  liebenswürdige  Gastfreundschaft  diejenigen  erfreuen,  welche  den 
Vorzug  geniessen,  dort  zu  verkehren. 

Prof.  Dr.  F.  Kränzlin,  Gr.  Lichterfelde. 


M)M) 


Zum  70.  Geburtstage  von  J.  H.  Krelage  in  Haarlem. 

Hierzu     Abb.  97 — 102. 

m  1.  November  d.  J.  feiert  der  Nestor  der  niederländischen  Blumen- 
zwiebelzüchter, der  weit  und  breit  bekannte  Herr  J.  H.  Krelage  zu 
Haarlem  seinen  70.  Geburtstag.  Daist  es  uns  eine  angenehme  Pflicht, 
diesemrüstigenVorkämpferauf  jenem  wichtigen  Gebiete  die  herzlichsten 
Glückwünsche  zu  diesem  Tage  auszusprechen,  und  wir  sind  sicher,  dass 
der  ganze  Gartenbau  sich  dem  von  Herzen  anschliesst.  —  Unseren 
Lesern  aber  wird  es  von  Interesse  sein,  bei  dieser  Gelegenheit  etwas  näheres 
über  das  Haus  Krelage  und  die  Blumenzwiebelzucht  im  allgemeinen  zu  er- 
fahren. FrL  Amy  de  Leeuw  hat  die  Güte  gehabt,  eine  Uebersetzung  im 
Auszuge  aus  einem  diesbezüglichen  Aufsatze  von  Dr.  H.  J.  Calkoen,  betitelt: 
»Ein  Blick  in  eine  Gartenbau-Einrichtung«,  in  der  in  Haarlem  erscheinenden 
Zeitschrift  »Eigen  Haard«  (Eigener  Herd)  No.  11,  1894  zu  machen,  die  wir 
nachstehend  mit  einem  Teil  der  dort  veröffentlichten  Abbildungen  folgen  lassen. 
Schon  seit  Jahrhunderten  zeichnen  sich  bekanntlich  die  Holländer  durch 
ihre  Blumenkultur  aus.  Der  rege  Handelsverkehr  mit  den  verschiedenen  Welt- 
teilen veranlasste  die  Ueberbringung  ausländischer  Pflanzen,  und  wissenschaft- 
licher Drang  trieb  zu  deren  Kultur.  Früher  als  in  vielen  anderen  europäischen  Län- 
dern wurden  hier  Gärten  zu  ausschliesslich  botanischen  Zwecken  angelegt.  Leiden 
bekam  seinen  »Hortus  botanicus«  schon  1587,  Utrecht  1638,  Amsterdam  sowie 
Groningen  1646,  Breda  1647,  Haag  1690.  Berühmt  war  im  Anfang  des  acht- 
zehnten Jahrhunderts  der  Garten  in  Harderwyk,  wo  Linne  seiner  Zeit  den 
Doktortitel  erwarb,  sowie  der  Beaumont'sche  Garten  in  Haarlem  und  das  dem 
englischen  Gesandten  Clifford  gehörige  Landgut  Hartekamp  bei  Bennebroek, 
Avo  Linne  von   1736  bis   1738  arbeitete. 

Allerhand  Ursachen  haben  zusammengewirkt,    um    im  nordwestlichen  Teil 
der  Niederlande  und  zumal  in  der  Nähe  von  Haarlem  die  Kultur  verschiedener 


Zum  70.  Geburtstage  von  J.  H.  Krelage  iu  Haarlem. 


363 


Gewächse    aus    den    Familien    der    Liliaceen,    Irideen,  Ranunculaceen    u.  s.  w. 
zu  einer  sonstwo  ungeahnten  Höhe  zu  bringen. 

Das  Hauptmoment  war  ohne  Zweifel  der  für  diese  Gewächse  günstige 
Boden,  abgegrabener  Dünenboden:  Torf  und  Sand.  Dazu  kam  eine  tüchtige 
Drainierung,  so  dass  die  Wurzeln  viel  Feuchtigkeit  zu  sich  nehmen  können,  die 
Zwiebeln  selbst  aber  nicht  im  Wasser  liegen.  Weiter  merkt  sich  jeder  Züchter 
mit  grosser  Sorgfalt  die  Arten,  die  für  sein  spezielles  Grundstück  am  passend- 


Abb.  97. 

Ernst  Heinrich  Krelage, 

Begründer  der  Firma  E.  H.  Krelage  &  Sohn,  Haarlem. 

sten  sind;  er  wechselt  jährlich  seine  Kulturen  und  lässt  seinen  Aeckern  die 
nötige  Ruhe.  Und  endlich  mag  wohl  eine  Art  traditioneller  Erfahrung  und 
Geschicklichkeit  in  den  verschiedenen  zur  Zwiebelveredelung  gehörigen  Mani- 
pulationen mitspielen,  die  sich  von  Geschlecht  zu  Geschlecht  vererbt  hat. 

Trotz  allem,  was  sich  im  Laufe  der  Welt  seit  zweihundert  Jahren  ver- 
ändert, trotz  Dampf  und  Elektrizität,  die  so  manchen  Industriezweig  vernichtet 
haben,'  um  neue  in's  Leben    zu  rufen,  —  behält    die    Haarlemer    Zwiebelkultur 


564 


Zum  70.  Geburtstage  von  J.  H.  Krelage  in  Haarlem. 


nicht  nur  ihren  Charakter,  sondern  es  leben  davon  noch  immer  Tausende  der 
Bewohner  von  Nord-  und  Südholland.  Und  sie  ist  noch  immer  in  der  Zunahme 
begritfen;  denn  gegen  600  Hektar,  die  1882  mit  Zwiebelgewächsen  bepflanzt 
waren,  kamen  deren  1890  700.  Nach  Nordamerika  wurde  1884/85  für  85  360  Dol- 
lars, 1888/89  für  174970  Dollars  ausgeführt. 


Abb.  98. 

Jakoh  Heinrich  Krclof/r, 

geb.    I.  Nov.   1824. 


Eine  1888  herausgegebene  Namenliste  der  Blumenzüchter  umfasste  2500 
Namen,  deren  Anzahl  sich  gewiss  in  den  letzten  Jahren  noch  vermehrt  hat. 
Interessant  ist  die  Geschichte  einiger  alten  Firmen,  von  denen  verschiedene 
mehr  als  hundert  Jahre  hinter  einander  geblüht  haben  und  welche  noch  bestehen. 


Zum  70.  Geburtstage  von  J.  H.  Krelage  in  Haarlem. 


565 


An  der  Spitze  der  grösseren  Einrichtungen  steht  heute  die,  welche  i8ii 
von  Ernst  Heinrich  Krelage,  einem  geborenen  Hannoveraner,  gegründet 
wurde.     (Abb.  97.) 

Schon  1S30  schrieb  darüber  J.  Ring  in  The  Gardener's  Magazine: 
»Um  eine  Vorstellung  von  der  Haarlemer  Blumenzüchterei  zu  erteilen,  gebe 
ich  am  besten  eine  Uebersicht  von  den  Zwiebelarten,  welche  im  Garten  des 
Herrn  E.  H.  Krelage  kultiviert  werden.  Dieser  Garten  ist  vor  kaum  20  Jahren 
gegründet  und  kann  jetzt  als  einer  der  ersten  betrachtet  werden.  Herr  K.  hat 
einen  grossen  Enthusiasmus  für  seinen  Beruf;  er  sammelt  alles,  was  gut  und 
schön  ist  und  hat  seit  1818  gegen  300  neue  Hyacinthen-Varietäten  aus  Samen 
gewonnen.     Für  eine  derselben,  die  in  diesem  Frühling  zum  zweiten  Mal  blühte. 


Abb.  CK). 

Lese.ummer  uu  Hause  E.  H.  Krelage  &  Salin,  Haarlciii. 

Nach  einer  Photographie  von  L.  J.  Cordes,  Haarlem. 


ist  ihm  100  Pfund  Sterling  geboten  worden.  Keine  dieser  Varietäten  kann  aber 
verkauft  werden,  ehe  sie  sich  in  genügendem  Masse  vermehrt  hat.  .  .  .« 

Um  diese  Zeit  fing  Krelage  an,  sich  auf  Ausstellungen  um  Bekrönungen 
zu  bewerben:  seinen  ersten  Preis  erwarb  er  1833,  und  mag  er  damals  wenig 
geahnt  haben,  dass  sechszig  Jahre  später  sein  Nachfolger  deren  achthundert 
würde  zeigen  können. 

Das  Geschäft  breitete  sich  von  einem  Jahr  zum  andern  Avesentlich  aus. 
Im  Jahre  1850  trat  des  Inhabers  einziger  Sohn  Jakob  Fleinrich  (Abb.  98.)  als 
Mitglied  der  Firma  ein  und  wurde  dieselbe  seitdem  unter  dem  Namen 
E.  H.  Krelage  &  Sohn  fortgeführt,  welchen  Namen  sie  nach  dem  Tode  des 
Begründers,   1855,    behalten  hat. 


566 


Zum  70.  Geburtstage  von  J.  H.  Krelage  in  Haarlem. 


Der  Sohn  trat  in  seines  Vaters  Fusstapfen  und  A'ersäumte  nichts,  um  seine 
Einrichtung  zu  verbessern  und  zu  vervollkommnen.  So  legte  er  1858  seinen 
Wintergarten  —  den  ersten  in  Holland  —  an,  beteiligte  sich  mit  gutem  Erfolg 
an  allen  wichtigen  einheimischen  und  internationalen  Ausstellungen  und  wurde 
bald  der  anerkannte  Hauptvertreter  des.  Haarlemer  Blumenzwiebelhandels, 
nachher  auch  des  niederländischen  Gartenbaues  in  weiterem  Sinne.  Schwer- 
lich hätten  auch  die  allgemeinen  Berufsinteressen  von  einem  anderen 
mit  grösserem  Eifer  und  wärmerer  Hingebung  wahrgenommen  werden 
können.  Die  guten  Erfolge  seiner  wiederholten  Bestrebungen,  um  den  vater- 
ländischen Gartenbau  von  drückenden  Fesseln  zu  befreien  oder  vor  inter- 
nationalem Unrecht  zu  hüten,    sind  für    seine  Berufsgenossen  von  unberechen- 


Abh.    100. 

Bihlioflick  -ifud  aiiffrcnx-ciidr  Riiioiic  i)u  Hause  E.  IL  Krclrujc  cf-  Saint,  Haarion. 

Nach  einer  Pliotographie  von  L.  J.  Cordes,     Haarlem. 

barem  Nutzen  gewesen.  Wo  er  die  Niederlande  auf  auswärtigen  Ausstellungen 
oder  Kongressen  vertrat,  konnten  sie  immer  seiner  Fürsorge  gewiss  sein. 

Die  Periode  der  grossen  internationalen  Gartenbau-Ausstellungen  —  die 
seitdem  durch  kleinere  Spezial  -  Ausstellungen  verdrängt  worden  ist  —  fiel 
eben  in  die  Jahre  von  Krelage's  Vollkraft.  Als  erster  Sekretär  war  er  der 
Urheber  und  Einrichter  der  bekannten  Amsterdamer  Ausstellung  von  1865,  deren 
•  grosser  Erfolg  im  nächsten  Jahr  eine  gleiche  Ausstellung  in  London  zur  Folge 
hatte. 

Ausserdem  fand  Krelage  immer  Zeit  zu  schriftstellerischer  Thätigkeit  für 
in-  und  ausländische  Fachblätter  und  zur  regen  Beteiligung  an  zahlreichen 
Vereinen. 


Zum  70.  Geburtstage  von  J.  H.  Kre'age  in  Haarlem. 


5Ö7 


Die  Zahl  der  kultivierten  Arten  und  \'arietäten  in  den  Krelage'schen 
Gärten  überschreitet  ohne  Zweifel  die  Totalzitfer  von  20  000.  Hiervon  kommen 
auf  Hyacinthen  ungefähr  1000,  Tulpen  4000,  Crocus  300,  Narzissen  500, 
Anemonen  300,  Ranunkeln  yjo,  Fritillaria  200,  Lilium  300,  Iris  1200,  Gladiolus 
2500,  Amaryllis  500,  Paeonien  öoo,  Gesneraceen  500,  Canna  200,  Georginen  300, 
Ixia  300  und  Begonia  150,    von  kleineren  Pflanzengruppen    ganz   zu  schweigen. 

Jährlich  sind  diese  alle  in  vielen  Alillionen  von  Zwiebeln  und  Knollen 
vorrätig. 

Zu  den  ältesten  Gewohnheiten  der  Haarlemer  Blumenkultur  gehört  das 
Einrichten  und  Zurschaustellen  sogenannter  »Pronkbakken«*)  (Prachtkästen), 
nicht  nur  für  Hyacinthen  und  Tulpen,  sondern  auch  für  Ranunkeln  und  Aurikeln. 
Dergleichen  Kästen  oder  Beete  bildeten  so  zu  sagen  eine  Musterkarte  der 
ganzen  Sammlung  und  es    zeigte    sich    ehemals    in  dieser  Hinsicht  ein    lobens- 


Abb.    I  o  I . 
Titlpenfeld  in  der  Gärtnerei  von  E.  H.  Krelage  cf'  Sohn,  Haarlem. 


werter  Wettkampf  zwischen  professionellen  Gärtnern  und  Dilettanten.  Heut  zu 
Tage  werden  nur  von  der  Firma  Krelage  Pronkbakken  angepflanzt,  und  es 
kann  daher  leider  augenblicklich  von  Wettkampf  nicht  die  Rede  sein.  Allein 
Fachmänner  wie  Blumenfreunde  schätzen  umsomehr  die  Gelegenheit,  die  ihnen 
hier  jährlich  geboten  wird,  sich  das  Beste  und  Neueste  oder  in  sonstiger 
Hinsicht  Seltenste  auf  dem  Gebiete  der  Hyacinthen-  und  Tulpenkultur 
anzusehen. 

Von  altersher  besass  die  Firma  eine  grosse  Sammlung  spätblühender 
Tulpen.  Dieselbe  gewann  an  Interesse  durch  den  Ankauf  einer  der  besten 
flämischen  Privatsammlungen.  Legte  man  sich  doch  vormals  in  Flandern  mit 
grosser  Sorgfalt  auf  die  Züchtung  und  Variierung  dieser  Arten;  in  verschiedenen 
Familien  hat  man  100  Jahre  hinter  einander  diese  Liebhaberei  betrieben,  aber 
jetzt  hat  sie  aufgehört. 


*)  Siehe  Gartenflora    i8q2   S.   278. 


,68 


Zum  70.  Geburtstage  von  J.  H.  Krelage  in  Haarlem. 


Die  Eigentümlichkeit  dieser  und  anderer  sogenannter  »feiner«  Tulpen 
besteht  in  der  wissenschaftlich  noch  nicht  erklärten  Thatsache  des  »Variierens«, 
d.  h.  der  plötzlichen  Erscheinung  weisser  Streifen  oder  Flecken  auf  der  ein- 
farbigen Blume  einer  aus  Samen  gewonnenen  Tulpe.  Für  die  Kultur  dieser 
einfarbigen  oder  Muttertulpen,  die  vormals  immer  nur  des  »Variierens«  wegen 
gezüchtet  wurden,  gab  sich  die  Firma  Krelage  seit  einigen  Jahren  viel  Mühe, 
und  hatte  die  Genugthuung,  unter  dem  Namen  »Darwintulpen«*)  eine  Rasse  auf 
den  Weltmarkt  zu  bringen,  welche  die  ursprünglichen  Muttertulpen  in  Farben- 
pracht und  Haltung  bei  weitem  übertraf.  Auf  der  Pariser  Weltausstellung 
erlebten  die  Darwintulpen  einen  grossen  Erfolg  und  werden  sie,  zumal  ihre 
Blütezeit  in  die  letzte  Hälfte  des  Monats  Mai  fällt,  wo  unsere  Gärten  durch- 
gehends  arm  an  larbenkräftigen  Blumen  sind,  für  grosse  Gartenbeete  sehr 
geschätzt.     (Abb.  101.) 


Abb.   102. 

Giehelstehi  von  1755 

am  Giebel  des  Bibliothekgebäudes  von  E.  H.  Krelage  &  Sohn,  Haarlem. 


Wenn  selbstverständlich  überhaupt  in  Haarlem  und  also  auch  im 
Kr  elage'schen  Garten  Hyacinthen  und  Tulpen  in  geschäftlicher  Hinsicht  Haupt- 
sache sind,    so  sind  doch  auch  die  sogenannten  Nebenkulturen  stark  vertreten. 

Verschiedene  Zwiebelgewächse,  die  jetzt  allgemein  kultiviert  werden,  sind 
von  dieser  Firma  zuerst  in  Holland,  manche  auch  zum  ersten  Male  in  Europa 
eingeführt  worden.  So  z.  B.  die  Galtonia  candicans  (Hyacinthus  candicans), 
die  bekannte  Riesenhyacinthe  aus  dem  Kapland,  mit  schönen,  reinweissen, 
glockenförmigen  Blüten;  dann  die  Scylla-ähnliche  »Sneenwroem«  —  »Schnee- 
ruhm« —  (Chionodoxa  Luciliae)  und  die  noch  seltene  blaue  Tecophylaea. 
Daneben  wurden  in  diesem  Garten  viele  neue  Formen  aus  Samen  gewonnen, 
welche     seither     Aäelbeliebte     Handelsartikel     geworden     sind.       unter     den 

*)   Siehe   Gartenflora    i8(_)4,  Heft    iS,  S.  481    mit  Farbentafel    1406. 


Die  grosse  allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  in  Königsberg,  Ostpr.  L(5q 

Ilyacinthen-Sämlinoen  nennen  wir  u.  a.  die  einfach-rote  »Maria  Catharina«, 
die  einfach-weisse  »Paix  de  TEurope«,  die  einfach-blaue  »Mimosa«,  die  gefüllt- 
gelbe »Goethe«,  die  gefüllt-blaue  »Van  Speyk«  und  »Carl,  Kronprinz  von 
Schweden«.  —  Auch  wirkte  die  Firma  tüchtig  mit  zur  Verbreitung  der 
Asclepias  tuberosa,  der  Montbretia,  der  Tritoma,  die,  obgleich  schon 
seit  einiger  Zeit  im  Handel,  erst  allmählich  Anerkennung  fanden. 

Aussergewöhnliche  Sorgfalt  wird  von  Krelage  auf  eine  gewissenhafte 
Nomenklatur  der  von  ihm  gezüchteten  Pflanzen  gelegt.  Zu  diesem  Zwecke  hat 
er  eigens  auf  seinem  Terrain  einen  Probegarten,  wie  man  sie  sonst  in  Holland 
nur  in  öffentlichen  Einrichtungen  findet.  Eine  mehrere  Tausende  von  Büchern 
umfassende  und  auf  dem  Gebiete  des  Gartenbaues,  besonders  der  Blumenzwiebel- 
zucht, vielleicht  kompletteste  Bibliothek  (Abb.  99  und  100)  und  eine  schöne 
Bildersammlung  leisten  bei  der  ^^ergleichung  neuerer  mit  älteren  Varietäten 
und  also  zur  Kontrolierung  der  Xamen  ausgezeichnete  Dienste. 

Unser  letztes  Bild  (Abb.  102.)  stellt  eine  Rarität  vor:  einen  Giebelstein  von  1755, 
an  einem  Hause  in  der  holländischen  Stadt  Eloorn  angebracht,  das  zur  Zeit  des 
berüchtigten  Tulpenschwindels  —  in  1643  —  für  drei  Tulpen  verkauft  worden 
war.  Als  vor  einigen  Jahren  dieses  alte  Haus  niedergerissen  wurde,  hat  Herr 
Krelage  den  Stein  gekauft  und  in  den  Giebel  seines  Bibliothekgebäudes 
einfassen  lassen. 


Die  grosse  allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  in  Königs- 
berg, Ostpr. 

ass  Flora,  die  klassische  Schutz]Datronin  aller  Gärtner,  auch  im  Nord- 
osten des  deutschen  Reiches  eifrige  Jünger  und  Mitarbeiter 
besitzt,  hat  uns  die  Gartenbau-Ausstellung  in  Königsberg  bewiesen, 
die  zur  Feier  des  60  jährigen  Bestehens  des  dortigen  Gartenbau- 
vereins veranstaltet  worden.  In  erster  Reihe  war  es  die  Zwillings- 
schwesterprovinz Westpreussen,  welche  ihre  leistungsfähigsten  Vertreter  des 
Gartenbaues  hinübergesandt  hatte,  aber  auch  Hamburg,  Lübeck,  Bremen,  Leipzig, 
Dresden,  Potsdam,  Erfurt,  Frankfurt  a.  O.  und  manche  andere  Städte  noch 
fanden  wir.  Aus  Königsberg  selber  waren  leider  mehrere  Firmen  zurück- 
geblieben, aus  persönlichen  Gründen  etc.,  wie  das  ja  anderswo  auch  vor- 
kommt, w^as  nichtsdestoweniger  sehr  bedauerlich  ist  und  jenen  doch  sicher 
nicht  zum  Nutzen  gereicht. 

Das  Ausstellungslokal,  der  Park  des  Schützenhauses,  in  der  Stadt 
gelegen,  war  insofern  günstig,  als  den  Besuchern  ein  weiter  Weg  erspart 
worden.  Die  schattigen  Bäume  des  Parks  erschienen  uns  jedoch  für  den  Aus- 
stellungszweck etwas  zu  zahlreich  und  beeinträchtigten  den  Überblick  und  den 
Gesamt-Eindruck.  Auch  die  Innenräume  liessen  manches  zu  wünschen  übrig, 
sie  lagen  etwas  zerstreut,  winkelig  versteckt.  Die  beiden  grössten  Räume 
innerhalb,  davon  der  eine  das  Sommertheater  und  ein  zweiter  reichlich  so 
grosser,  neugeschaffener  proAdsorischer  Anbau,  wurden  von  Dekorations-  und 
Warmhauspflanzen  gefüllt.  Wir  fanden  dort  eine  sehr  schöne  Cycas-Gruppe 
von  Hübner,    Königsberg,    Dracaenen,  grün  und  buntblättrig,  von  A.  Rathke 


r  -jQ  Die  grosse  allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  in  Königsberg,  Ostpr. 

&  Sohn,  Praust,  Wirth  &  Ziegenbalg,  Dresden,  M.  Lorgus,  Stralsund, 
Hermann  Krantz,  Königsberg  und  Axel  Haagström,  Wandsbek;  Pandanus 
in  vorzüglichster  Kultur  von  A.  Rathke  &  Sohn,  Praust,  Hermann  Krantz, 
Königsberg,  und  wiederum  Axel  Haagström,  Wandsbek. 

Palmen  als  Handelsware  waren  in  grossen  Mengen  und  guter  Be- 
schaffenheit von  Paulig,  Lübeck,  und  Wirth  &  Ziegenbalg,  Dresden,  aus- 
gestellt. Ebenso  vorzüglich  aber  waren  die  selbstgezogenen  Palmen  des 
Herrn  Dreubert  aus  Pr.  Holland.  Derselbe  brachte  auch  Plectogynen  (Aspi- 
distra)  in  schönen  Pflanzen,  letztere  waren  dann  noch  mehrfach  vertreten  von 
Fritz  Lenz,  Schidlitz  bei  Danzig,  und  Albert  Brandt,  Elbing.  Grössere 
Palmen  und  sonstige  Dekorationspflanzen  hatten  Paulig,  Lübeck,  und  Wirth 
&Ziegenbalg,  Dresden,  sowie  Hermann  Krantz  und  C.  Hübner  aus  Königs- 
berg ausgestellt. 

Ebenso  zahlreich  als  schön  fanden  Avir  Begonia  Rex  von  Hermann 
Krantz,  Mittelhufen  bei  Königsberg,  C.  Hüb n er  und  Gustav  Rohde, 
Königsberg.  Hermann  Krantz  hatte  hier  auch  ein  hübsches  Farnsortiment 
gezeigt.  Adiantum  cuneatum  in  vorzüglichsten  Kulturpflanzen  war  in  fünf 
Einsendungen  vertreten.  Die  grössten  und  schönsten  von  Ad.  cuneatum  fanden 
wir  bei  Herrn  Fritz  Raabe,  Langfuhr;  Hugo  Schleichers  (Königsberg) 
Adiantum  waren  nur  wenig  kleiner,  aber  jünger  und  mit  lichteren  Wedeln. 
Die  Selaginellen  von  Hermann  Krantz  und  Hübner  und  wiederum  Raabe, 
Langfuhr,  zeigten  gleichfalls  gute  Kultur. 

Asparagus  brachten  drei  Aussteller  zur  Anschauung,  unter  denen  Fritz 
Lentz,  Schidlitz  bei  Danzig,  wohl  das  reichste  Sortiment  zeigte:  Asparagus 
plumosus  nanus,  A.  acutifolius,  A.  tenuissimus  und  A.  comorensis,  letztere  beide 
über  Drahtballons  gezogen;  im  ganzen  enthielt  die  Gruppe  ca.  40  Pflanzen. 

Ampel-  und  Schlingpflanzen  fanden  wir  vonPaulig,  Lübeck,  aus- 
gestellt, darunter  besonders  bemerkenswert  das  neue  Asparagus  Sprengeri 
mit  seiner  zierlichen  lichtgrünen  Belaubung,  ein  ebenso  trefflicher  Werkstoff 
zur  Binderei  als  auch  als  Ampelpflanze  von  hübscher  Wirkung.  Desgleichen 
wären  noch  zu  nennen  das  hübsche  Vitis  diversifolius  mit  den  hübsch  ge- 
formten und  bunt  gezeichneten  Blättern,  Mühlenbeckia  compacta.  Ficus  radicans 
und  repens,  Cissus  discolor  und  Tradescantien  in  einigen  Sorten. 

Wunderschöne  Araucarien  in  grossen  Gruppen  und  mehreren  Sorten,  wie 
Napoleon  Baumann  und  excelsa  giauca  sahen  wir  gleichfalls  von  Philipp 
Paulig,  Lübeck;  auch  diejenigen  von  Wirth  &  Ziegenbalg  liessen  nichts  zu 
wünschen  übrig,  wie  auch  die  weiterhin  im  Park  aufgestellten  von  Hermann 
Krantz,  Königsberg,  guten,  regelmässigen  Wuchs  zeigten.  Leider  erst  ein  paar 
Tage  nach  Eröffnung  der  Ausstellung  kamen  auch  die  längst  als  vorzüglich 
bekannten  Araucaria  excelsa  von  W.  Runde  aus  Wandsbek  an. 

Ficus  elastica,  in  guten  Kulturen,  brachten  3  Aussteller:  Gustav  Rohde, 
Königsberg,  A.  Rathke  &  Sohn,  Praust,  und  M.  Lorgus,  Stralsund,  von  denen 
Rathke  den  ersten  Preis  erhielt. 

Des  weiteren  befanden  sich  in  den  inneren  Räumen  noch  ein  grösserer 
Saal  mit  den  Bindereien  aus  frischen  Blumen  und  an  anderer  Stelle  ein  paar 
Zimmer  mit  trocknen  Arrangements  von  Makartmaterial  sowie  Stoffblumen  und 
alle  jene  Hilfsmittel,  deren  unsere  Binderei  nicht  entbehren  kann,  wie  Korb- 
und Drahtwaren,    Manschetten,    Bandschleifen  etc.     Diese  letzteren  entstammen 


Die  grosse  allgemeine  Gartenbau-Austeilung  in  Königsberg,  Ostpr.  l^i 

den  Berliner  Firmen  M.  Vollmer  und  Adolph  Weissmann  sowie  A.  Fober 
Nachf.,  Tambach.  Die  Leistungen  in  der  Binderei  waren  wirklich  grossartig 
und  ausserordentlich  und  wollen  wir  derselben  noch  am  Schlüsse  ausführlicher 
gedenken. 

Gartenpläne  fanden  eine  überaus  lebhafte  Beteiligung  zum  Wettbewerb  und 
waren  ausserdem  noch  mehr  als  zahlreich  eingesendet.  Auch  die  wissenschaft- 
liche Abteilung  war  durch  Litteratur  und  geeignete  Darstellungen  zu  Demon- 
strationszwecken vertreten,  wie  z.  B.  diejenigen  der  landwirtschaftlichen  Ver- 
suchsstation Königsberg,  welche  die  Ausdehnung  der  Wurzelfasern  ver- 
schiedener Pflanzen  an  getrockneten  Exemplaren  zur  vielseitigsten  Anschauung 
vorführte. 

Der  Park,  in  welchem  Baumschulerzeugnisse  und  F'reilandpflanzen  sowie 
Florblumen  zunächst  ihren  ästhetischen  und  praktischen  Wert  zeigten,  war 
gleichfalls  reich  besetzt,  und  waren  auch  hier  namentlich  im  Baumschulfach 
wahrhalt  grossartige  Leistungen  zu  verzeichnen,  die  weit  über  den  Rahmen 
einer  Provinzialausstellung  durch  die  Beteiligung  so  vieler  auswärtiger  Aussteller 
hinausgingen. 

Da  ist  zuerst  der  kleine  Spalierobst-AIustergarten  von  H.  Jungclaus sen- 
Frankfurt  a.  O.  erwähnenswert,  im  verkleinerten  Massstabe  dessen,  den  wir 
zuerst  1887  in  Dresden  von  Gaucher  bewunderten.  Die  ausgestellten  Spaliere, 
alle  kräftig  imd  schon  gezogen,  unter  den  Äpfeln  besonders  reizvoll  der  neue 
Eva-Apfel  und  Bismarck-Apfel,  von  denen  die  Früchte  teilweise  an  den  Form- 
bäumen selbst  hingen,  teilweise  daneben  lagen.  Auch  die  Obst-Hochstämme  desselben 
Ausstellers,  sowie  die  der  Herren  A.  Rathke&  Sohn-Praust  Hessen  nichts  zu 
wünschen  übrig.  Beerenobst  in  Hochstamm-  und  Strauchform  fanden  wir  dort 
gleichfalls  von  A.  Rathke  &  Sohn,  Wilhelm  Kliem-Gotha  und  in  treff- 
lichster Beschaffenheit  von  Max  Buntzel,  Niederschönweide.  Eine  hübsche 
Kollektion  schöner,  formvoller  Trauerbäume  brachte  A.  Rathke  &  Sohn, 
Praust. 

Coniferen  waren  durch  3  Firmen  in  bedeutenden  Leistungen  ausgestellt. 
Die  Herren  Peter  Smith  &  Co.-ßergedorf  bei  Hamburg  brachten  ein  sehr 
grosses  Sortiment  kleiner  Pflanzen,  und  die  Herren  A.  Rathke  &  Sohn  grössere 
Pflanzen  im  allgemeinen  Sortiment  laut  der  gestellten  Aufgabe  für  die  reich- 
haltigste Sammlung  Coniferen.  Da  nun  hier  im  Programm  eine  Lücke  ge- 
blieben und  die  bei  weitem  wichtigere  Aufgabe  »Ausdauernde  für  das  Klima 
Ost-  und  Westpreussens  geeignete  Coniferen«  vergessen  worden,  sah  sich 
Herr  Otto  Riss  aus  Herrmannshof  bei  Langfuhr  in  Westpreussen  genötigt, 
seine  ebenso  zahlreiche,  als  reichhaltige  Kollektion  solcher  Coniferen,  die  sich 
als  eigene  Zucht  seiner  Baumschulen  und  dort  als  winterhart  bewährt, 
»ausser  Programm«  auszustellen.  Spezialität  ebengenannter  Baumschule 
ist  die  Anzucht  und  Kultur  grösster  Coniferen,  wie  sie  der  Land- 
schaftsgärtner zur  Anlage  solcher  Gärten  braucht,  die  sofort  ein  möglichst 
fertiges  Bild  darstellen  sollen,  und  so  Avaren  denn  die  in  Königsberg  ausgestellten 
Coniferen,  wie  Abies  Nordmannianna,  Pinus  laricio  austriaca.  Picea  ajanensis, 
Thuya  occidentalis  und  deren  verschiedene  Abarten,  Thuya  gigantea  und  Chamae- 
cyparis  Lawsoniana  und  andere  Chamaecyparisarten,  Thuyopsis  dolobrata  etc. 
meist  Pflanzen  von  3  bis  4  m  Höhe,  alle  gut  verpflanzbar  und  ballenhaltend, 
ebensogut  durch  ihren  tadellosen  Wuchs   zu    Solitärpflanzen    geeignet    wie    als 


n^2  Die  grosse  allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  in  Königsberg,  Ostpr. 

Gruppenpflanzen.  Picea  pungens  glauca  argentea  zeichnete  sich  in  mehreren 
Exemplaren  durch  ihre  hellblaue  Färbung  aus.  Eine  kleine  2jährige  Pflanze, 
aus  Samen  erzogen,  Pinus  monophylla  Torr,  et  Fremont,  erregte  durch  ihre 
Seltenheit  die  Aufmerksamkeit  der  Coniferenkcnner  und  Liebhaber,  sie  ist 
botanisch  interessant  dadurch,  dass  sie  nur  1  Xadel  in  der  Scheide  trägt,  ob- 
gleich auch  hier  und  da  an  der  Pflanze  2.  ausnahmsweise  einmal  auch  3  Nadeln, 
respektive  Blätter  vorkommen. 

Rosen,  sowohl  Topf-  als  Freilandrosen,  hatten  gleichfalls  eine  ausreichende 
Beteiligung  gefunden.  Unter  den  Topfrosen  können  wir  als  besonders  aus- 
gezeichnet die  hübsche  Gruppe  niedriger  Marechal-Xielrosen,  mit  grossen  gut 
ausgebildeten  Blumen  reichbesetzt,  von  Aug.  Plaumann-Königsberg  i.  Pr.  her- 
vorheben. Diese  Rosen  hätten  zu  jener  Zeit  jeder  grösseren  Ausstellung  zur 
Ehre  gereicht.  Auch  Otto  Bauer,  Gustav  Rohde  und  Hermann  Krantz, 
alle  aus  Königsberg,  brachten  gute  Topfrosen  zur  Schau,  Hochstämmige  Rosen 
in  Töpfen  in  bester  Beschaffenheit  hatte  der  bewährte  und  über,all  bekannte 
Herr  Carl  Görms  aus  Potsdam  ausgestellt.  Dieser  Sieger  in  manchem  Rosen- 
turnier hatte  auch  seine  schönen  Freilandrosen  in  Hochstämmen  mitgebracht, 
musste  dieselben  aber,  da  dafür  gleichfalls  keine  Programmnummer  existierte, 
ausser  Programm  ausstellen.  Xiedrig  veredelte  Freilandrosen,  ebenso  »ausser 
Programm«,  sahen  wir  sehr  gute  von  Walter  &  Lehmann-Steinfurth  bei  Bad 
Nauheim.  Es  sei  hier  gleich  bemerkt,  dass  durch  das  Fehlen  so  mancher 
wichtigen  Aufgabe  im  Programm  für  die  »ausser  Programm«  ausstellenden 
Herren  der  Nachteil  erwächst,  sich  für  ihre  mitunter  bedeutenden  Leistungen 
mit  den  Preisen  begnügen  zu  müssen,  die  übrig  bleiben,  also  mit  den  Brosamen, 
die  von  der  Herren  Tische  fallen. 

Dieser  Uebelstand  hätte  in  Königsberg  vermieden  werden  können.  Die 
Herren  des  Komitees  haben  sich  keine  Mühe  verdriessen  lassen,  die  Aussteller 
aus  weitester  Ferne  einzuladen  und  für  ihre  Ausstellung"  zu  interessieren;  sie 
haben  für  viele  Ehrenpreise  gesorgt,  von  denen  eben  ein  gut  Teil  die  Aus- 
steller selber  gestiftet  haben,  und  so  hätten  auch  die  Konkurrenzaufgaben  etwas 
weiter  wie  für  provinziale  Zwecke  gesteckt  werden  können,  um  dem  Namen 
»grosse  allgemeine«  Ausstellung  zu  entsprechen.  Die  Leistungen  der  aus- 
wärtigen Aussteller  "fentsprachen  dem  genügend  und  haben  auch  wohl  überall 
beim  Publikum  entsprechende  Würdigung  und,  was  nicht  am  wenigsten 
in's  Gewicht  fällt,  geschäftlichen  Nutzen  gebracht.  Nach  dieser  kleinen  Ab- 
schweifung wollen  wir  uns  von  den  Rosen  zunächst  in  das  kleine  am  Ende  des 
Gartens  befindliche,  A^on  der  Firma  Schott  in  Breslau  errichtete  Gewächshaus 
begeben,  das  zunächst  2  Cacteen-Lieferanten  als  Ausstellungsraum  diente. 
Friedrich  Adolph  Haage  junior  aus  Erfurt  hatte  hier  eine  Sammlung  kleiner, 
sehr  hübscher  Cacteen  in  450  Sorten  ausgestellt,  die  allgemeines  Interesse  er- 
regten. Grössere,  seltene,  wohl  eben  importierte  kamen  von  Otto  Heyneck- 
Cracau-Alagdeburg,  doch  war  deren  Anzahl  gering.  Ausser  Cacteen  hatten 
beide  obengenannte  Aussteller  noch  andere  hübsche  Sukkulenten  daneben  ge- 
stellt. Des  weiteren  enthielt  dieses  kleine  Alusterhaus  noch  einmal  Asparagus 
Sprengen  von  Lorgus,  Stralsund,  und  eine  kleine  Kollektion  der  tropischen 
Nutzpflanzen  des  unter  der  Leitung  des  Herrn  Professor  Dr.  Luerssen  stehen- 
den botanischen  Gartens  in  Königsberg,  wie  Coffea  arabica,  Capsicum  annuum, 
Zingiber  officinale,  PijDer  nigrum,  Gummiakazie,  Baumwollstaude,  Reis,  Jute- 
pflanze. Tamarindus  indica  und  einige  andere. 


Die  grosse  allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  in  Königsberg,  Ostpr.  cno 


Sehr  schöne  Gloxinien  von  Hermann  Krantz-Königsberg.  und  Ilübner, 
Königsberg,  von  denen  ersterc  die  schöneren  waren,  und  einfache  und  gefüllte 
Primula  japonica,  der  Zeit  entsprechend  noch  nicht  in  Blütenflor,  aber  ganz 
gut  ausgebildet,  und  Anthurium  Scherzerianum  von  Krantz  hatten  dort  gleich- 
falls Platz  gefunden,  während  in  der  kleinen  Nebenabteilung  des  Gewächshauses 
ein  unvermeidlicher  Alesserfabrikant  seine  Ware  an  den  Mann,  respektive 
seine  Kartoffelschäler,  Brotmesser  etc.  an  die  Frau  brachte.  Diese,  wie  man 
sagt,  notwendigen  Fabrikanten  fehlten  dieser  Ausstellung  auch  sonst  nicht; 
eine  ganze  Reihe  von  Jahrmarktstischen  mit  Bronzetinktur,  Kartoffelschälern, 
Messerschärfern  und  wer  weiss  sonst  noch  was,  alles  war  im  Park  auf- 
gestellt und  merkwürdigerweise  herrschte  dort  stets  der  gewaltigste  Andrang, 
wo  die  Pappschächtelchen  mit  3  blechernen  Gemüseschneidern  (1  Gurkenhobel, 
1  Rübenschneider  und  1  Kartoffelschäler)  zusammen  für  1  Alk.  verkauft  wurden. 
In  den  Händen  fast  jeder  rückkehrenden  Dame  sahen  wir  ein  Pappschächtelchen 
mit  solchen  Kücheninstrumenten,  vielleicht  ein  Beweis,  dass  es  in  Königsberg 
viel  praktische  Hausfrauen  und  solche,  die  es  werden  wollen,  giebt.  Aber  noch 
eine  andere  Industrie  blühte  ebenso  lebhaft  auf  der  Königsberger  Ausstellung. 
Eine  Hamburger  Firma  fabrizierte  dort  ganz  entsetzliche  japanische  Palmblatt- 
fächer mit  —  Alakart-Dekoration  —  ein  j)aar  grell  rot  oder  blau  gefärbte 
Gräser  mit  einigen  bronzierten  Alohnkapseln  —  als  »Andenken  an  die  Ausstel- 
lung« von  50  Pfg.  bis  6  Alk.  und  noch  höher,  alle  gleich  abschreckend  hässlich, 
und  diese  Ungeheuer  fanden  reissenden  Absatz.  — 

Vor  dem  Gewächshaus  aber  erfreute  sich  unser  Auge  an  einigen  wenigen, 
aber  vortrefflich  kultivierten  Remontant-Nelken  von  Robert  Schlesier,  Königs- 
berg. Es  waren  nur  eine  hellgelbe  (Germania  oder  Kanarienvogel?)  und  ein 
paar  andere  Sorten.  Sonst  waren  Remontantnelken  in  Fülle  imd  auch  in  be- 
kannt vorzüglichster  Kultur  von  Thalacker-Leipzig,  in  einem  kleinen  Tempel 
zu  linden,  es  waren  alles  vollbesetzte,  kurz  und  gedrungen  wachsende  Pflanzen 
unter  denen  2  Sorten,  eine  dunkelrote  Präsident  Carnot  und  eine  rosa,  Neu- 
züchtungen des  Ausstellers,  hervorragten.  Alargarethen-Nelken  sahen  wir  nur 
von  3  Königsbergern,  Hübner,  Krantz  und  Carl  Rossbiegal  senior.  Pelar- 
gonium  scarlett  und  Fuchsien  waren  zwar  vertreten,  aber  nicht  als  hervor- 
ragend zu  bezeichnen.  Eine  kleine  Gruppe  hochstämmiger  Heliotrop  und 
eine  Gruppe  Hortensien  von  Robert  Schlesier  ist  gleichfalls  erwähnenswert. 
Hortensien  in  Kulturpflanzen  sahen  wir  noch  von  Rathke  &  Sohn,  Praust 
Begonien,  knollenbildende,  sowohl  einfache  als  gefüllte,  hatten  Krantz,  Hübner 
und  Ottmar  Alodel  aus  Königsberg  in  hübschen,  grossen  Blumen  und  leuchten- 
den Farben  ausgestellt.  Camellia  japonica  waren  von  Otto  Olberg,  Striesen- 
Dresden,  in  guter  marktfähiger  Ware  und  Gustav  Scheibe,  Holzhausen,  ein- 
gesendet, Olberg  sandte  ausserdem  noch  ausser  Konkurrenz  Erica  gracilis, 
Camellia  Chandleri  elegans  und  Dracaena  terminalis  rosea.  Ausser  von  Olberg 
waren  Eriken  noch  von  Rob.  Otto  Scheibe,  Probstheida,  ausgestellt. 

Auch  Epheu  in  Handelspflanzen  war  reich  vertreten,  und  Epheuspaliere 
als  Dekorationspflanzen  brachte  Philipp  Paulig  aus  Lübeck.  Letzterer  sowie 
Wirth  &  Ziegenbalg  hatten  auch  eine  Alenge  Lorbeeren  in  allen  Formen, 
Hochstamm  und  Pyramiden,  mitgebracht. 

Sehr  schöne  Lilium  auratum  sahen  wir  von  Otto  Bauer-Königsberg,  und 
Hermann  Krantz,  letzterer  hatte  noch  Lilium  lanzifolium   seiner  Gruppe  bei- 


cnA  Die  grosse  allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  in  Königsberg,  Ostpr. 

gesellt.  Agapanthus  umbellata  zeigten  gleichfalls  Otto  Bauer  und  Gustav 
Roh  de  aus  Königsberg  in  schönen  blühenden  Exemplaren. 

Polyanthus  tuberosa  führten  Hübner  und  Robert  Schlesier  zur  Ansicht 
vor.  Georginen  als  Freilandpflanzen  brachten  Fritz  Lenz,  Schidlitz  bei  Danzig, 
und  Adolph  Schwiglewski,  Carow  bei  Berlin,  während  Albert  Brandt, 
Elbing,  seine  reizenden  Zwerg- Georginen  für  Töpfe,  alba  imbricata  und 
splendens  imbricata  zeigte.  Von  A.  Rathke  &  Sohn-Praust  sind  noch  be- 
sonders erwähnenswert  eine  Grupj^e  frühblühender  Chrysanthemum,  die  aber 
jetzt,  wo  noch  die  prunkenderen,  in  glühender  Farbenpracht  stehenden  Flor- 
blumen daneben  stehen,  nicht  recht  zur  Geltung  kommen  wollen.  Das  Chry- 
santhemum kann  seine  Reize  nur  dann  voll  entfalten  und  gewürdigt  sehen, 
wenn  seine  freundlicheren  Schwestern  im  Reiche  Flora's  vom  Frost  getötet 
sind.  In  einigen  Marktsorten  weisser  Farbe  hatten  auch  Hübner-Königsberg 
und  M.  Lor  gus -Stralsund  Chrysanthemum  ausgestellt.  Cyclamen  waren  zwar 
recht  reichhaltig  vertreten,  aber  nicht  mehr  als  gewöhnliche  Marktware;  wenn 
man  diesen  Massstab  anlegt,  freilich  gut  gezogen.  Myrten  in  der  Sorte  Königs- 
berger Zwergmyrte  sahen  wir  in  mehreren  Gruppen,  die  besten  davon  waren,  wenn 
wirnicht  irren,  vonGustav  Rohde-Königsberg,  abernur  in  kleinsten  Exemplaren. 
Grössere  Kronenbäumchen  oder  kleine  Hochstämme  waren  aber  wirklich  nicht 
bemerkenswert  und  sahen  wir  in  der  Privatpflege  eines  alten  Junggesellen  in 
Königsberg  in  jenen  Tagen  sowie  an  den  Fenstern  einer  Privatwohnvmg  be- 
deutend schönere,  wirklich  lobenswerte  Kulturpflanzen.  Für  Privat -Kultur- 
Leistungen  waren  übrigens  auch  mehrere  Programm-Xummern  ausgeschrieben 
und  auch  angemeldet,  doch  haben  wir  nichts  weiteres  davon  zu  Gesicht  be- 
kommen als  mehrere  Topf-Obstbäume  mit  Früchten,  die  aber  mit  ihren  un- 
sauberen Kübeln  keinen  angenehmen  Eindruck  machten  und  uns  wenigstens 
um  keinen  Preis  verlockt  hätten,  die  Früchte  aus  so  unapjDetitlicher  Umgebung 
zu  pflücken. 

Zwei  Gruppen  blühender  Canna,  schon  im  Frühjahr  ausgepflanzt,  gehörten 
Fritz  Lenz,  Schidlitz,  und  Flermann  Krantz,  die  Blumen  hatten  aber  durch 
den  vorangegangenen  Regen  so  gelitten,  dass  sie  nicht  zur  Geltung  kamen. 

Hermann  Krantz  hatte  auch  noch  an  anderer  Stelle  zwei  alte  beliebte 
Pflanzen  zur  Schau  gestellt,  es  waren  das  die  hübsche  Lobelia  cardinalis  und 
die  zu  den  Succulenten  gehörende  Rochea  falcata,  die  mit  ihren  feinblütigen. 
brennendroten  Blütendolden  auf  dem  steifen,  bläulich  grauen  Blätterstand  immer 
hübschen  Effekt  macht. 

Für  Gartendekoration  war  sonst  noch  durch  3  hübsche  Teppichbeete  von 
Succulenten  gesorgt,  die  von  der  Hand  des  Obergärtners  des  Grafen  Dönhoft 
zu  Friedrichstein,  Krebs,  ausgeführt  waren.  Eine  Grotte  aus  Korkholz, 
die  hier  eine  kahle  Mauer  am  Ende  des  Gartens,  den  ehemaligen  Scheibenstand 
verdecken  sollte,  verdankte  demselben  Herrn  ihren  Aufbau.  Zwischen  den 
imitierten  Felsen  und  davor  hatten  Rathke  &  Sohn-Praust  ein  reiches  Sortiment 
Freilandfarne  ausgepflanzt.  Der  Gartenrasen,  zu  dem  die  Firma  Scherwitz. 
Königsberg,  den  Grassamen  geliefert  hatte,  war  leider  kurz  vor  und  während 
der  Ausstellung  nicht  gemäht,  er  war  unverantwortlich  lang  nnd  machte  darum 
keinen  schönen  Eindruck,  überhaupt  hätten  auch  die  Anlagen  und  Wege  sauberer 
gehalten  werden  können;  bis  in  die  Nachmittagsstunden  des  Eröffnungstages 
dehnten  sich  noch  die  Aufräumungsarbeiten  von  Packstroh  etc.  aus.     Das  war 


Die  Ausstellung  des  Vereins  der  Cakteenfreunde  etc.  L-yL 

für  die  Premiere  der  Ausstellung  nicht  sehr  vorteilhaft.  Eine  Gruppe  Gunnera 
scabra,  eine  solche  von  Arundo  Donax  und  Eulalia  zebrina,  von  A.  Rathke 
&  Sohn,  zwei  Beete  von  Bouvardien,  einfach  und  gefüllt,  und  eine  Gruppe 
Marguerites  Etoiles  d'or,  importiert  von  Fritz  Lenz,  Schidlitz,  waren  auch 
noch  erwähnenswert,  sbenso  wie  die  kleinen  hochstämmigen  Chamaecyparis 
Andelyensis  in  Topfen  von  Carl  Mauch,  Göppingen.  (Fortsetzung  folgt) 


Die  Ausstellung  des  Vereins  der  Cacteenfreunde 
Deutschlands  am  14.  October  1894. 

ie  erste  Ausstellung"  dieses  unter  dem  ^'orsitze  des  Prof.  Dr.  Carl 
Schumann,  Kustos  am  Kgl.  bot.  Museum,  stehenden,  rührigen 
^'^^^^^  jungen  Vereins  hat  ein  gutes  Zeugnis  für  seine  Leistungsfähigkeit 
iSl^/^  abgelegt.  Im  Saale  des  Brandenburger  Hauses,  Mohrenstrasse  47. 
ä\\;-^  waren  3  lange  Tafeln,  im  ganzen  38  qm,  mit  Cacteen  und  anderen 
<^^  Sukkulenten  bedeckt,  teils  von  Liebhabern,  teils  von  Händlern,  teils  von 
handeltreibenden  Liebhabern.  Viele  Anmeldungen  hatten  aus  Mangel  an  Raum 
zurückgewiesen  werden  müssen.  Den  Ehrenj)reis  errang  sich  Adolph 
Bennecke,  Birkenwerder,  Nachfolger  von  H.  Hildmann,  Mitglied  des  Vereins 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  der  u.  a.  kleine  Sämlinge  verschiedener 
Cacteen,  4  Monate  alt  und  schon  recht  stark,  ausstellte,  ebenso  zweijährige 
Pflanzen  und  kräftige  Phyllocactus-Stecklinge  vom  Juli.  Von  grösseren  oder 
sonst  bemerkenswerten  Pflanzen  seien  hervorgehoben:  Grusonia  cereiformis, 
die  aber  eher  wohl  ein  Cereus  oder  eine  Opuntia  ist,  Echinocactus  gibbosus 
var.  Schlumbergeri,  E.  sinuatus,  E.  Monvillei  mit  sehr  langen  gelben  vStacheln, 
E.  Wislizenii,  gross,  E.  gibbosus  nobilis  und  E.  myriostigma,  Echinopsis  Decais- 
neana  flore  roseo  in  Blüte,  E.  Zuccariniana  fl.  roseo,  desgleichen,  E.  tubiflora, 
turbinata  und  oxygona,  E.  Engelmanni,  sehr  schön.  Sehr  hoch  und  cylindrisch 
gewachsen  waren  die  Mamillaria  polythele,  die  durch  ihre  ovalen  roten 
Früchte  sehr  zierend  sind;  Cereus  militaris  zeichnet  sich  durch  roten  Gipfel 
aus,  Cereus  giganteus,  selbst  gezogen,  durch  fast  schwarze  Stacheln,  Euphorbia 
capricornis  durch  interessanten  Bau. 

Den  ersten  Preis  erhielt  C.  Liebner,  Berlin  N.,  Prinzenallee  77.  Seine 
Sammlung  umfasste  u.  a.  Echinocactus  Mc  Dowellii  (ganz  neu),  2  grosse  I-]. 
Grusoni,  E.  ingens,  4  E.  Wislizenii,  Echinocereus  Engelmanni,  1  grosses  Anhalo- 
nium   prismaticum  und    eine    grosse    Zahl    Greisenhäupter,    Pilocereus    senilis. 

—  Sein  Genosse  Walter  Mundt,  Pankow,  Mühlenstrasse  25,  3.  Preis  brachte  u.  a. 
Opuntia  clavarioides,  1  grossen  Echinocactus  Grusoni  und  1  E.  helophorus 
(^  ingens)  etc.  Sehr  husch  machten  sich  seine  Othonna  crassifolia  als  Ampel- 
pflanzen.—  Den  zweitenPreis  für  Liebhaber  erhieltPostinspektorMaul,Gr.-Lichter- 
telde.der  u.a.  viele  Sämlinge  in  grossartiger  Kultur  (Cereus  pruinosus  vom  Februar, 
ca.  3  cm  hoch),  ferner  Echinopsis  cereiformis,  Anhalonium  prismaticum  und 
eine  blühende  Fluernia  lineata  (Asclepiadee)  ausstellte.  —  Ein  EhrendiiDlom 
errang  der  Schriftführer  des  Vereins  Karl  Hirscht,  speziell  für  Sämlingskulturen. 

—  Der  Architekt  Urban,  Berlin.    Mitglied    des    ^'ereins    zur    Beförderung    des 


r-(5  ßßi  Herrn  Lackner  in  Steglitz. 

Gartenbaues,  der  sich  um  das  Zustandekommen  der  Ausstellung  sehr  bemüht, 
führte  eine  Anzahl  gut  kultivierter  Agaven,  Echeverien  und  andere  Crassulaceen 
vor,  für  die  ihm  auch  ein  Ehrendiplom  zuteil  wurde.  Die  alte  Firma  Friedrich 
Adolph  Haage  junr.,  Erfurt,  die  jetzt  von  dem  Enkel  des  Begründers  geleitet 
Avird,  war  ausser  durch  Sämlinge  des  Pilocereus  senilis  vom  Juli  (schon  1Y2 
bis  2  cm  hoch,  Vorrat  3000  Stück)  noch  vertreten  durch  Crassula  Bolusi,  eine 
Miniaturpflanze  mit  rötlichen  Zweigen  und  hellrosa,  wohlriechenden  Blüten, 
C.  Cooperi,  ähnlich,  heller  im  Laub,  Mesembrianthemum  tigrinum,  eine  aller- 
liebste Pflanze,  Echeveria  pulverulenta,  sehr  gut  entwickelt,  obwohl  beim  Im- 
port fast  verfault  angekommen,  etc.  —  Grossartig  war  die  ausser  Preisbewerb 
ausgestellte  Sammlung  von  Importen  von  F.  Reichenbach,  Dresden-Plauen,  der 
voriges  Jahr  selber  in  Mexico  war,  darunter  sehr  grosse  Echinocactus  Wislizenii, 
E.  Grusoni,  Grusonia  (Echinocereus)  cereiformis,  Echinocereus  chloranthus, 
caespitosus  Roetteri,  Mamillaria  micromeris,  sowie  eine  grosse  Anzahl  rosa 
blühender  Anhalonium  fissuratum,  —  Capeller,  Hannover,  brachte  u.  a.  abge- 
schnittene Blüten  von  Phyllocactus -Arten,  Adolph  Ehrlich,  Berlin,  stellte 
Echinocactus  texensis  etc.  aus.  Fr.  Henschel,  Potsdam,  u.  a.  Echinocactus 
cylindraceus,  turbiniformis,  Pottsii  und  hyptiacanthus. 

Sehr  erfreulich  ist  es,  dass  alle  Cacteen-Züchter  in  ihren  Preisverzeichnissen 
die  Namen  der  Autoren  hinter  den  einzelnen  Arten  angeben;  das  von  A.  Bennecke 
zeichnet  sich  ferner  noch  dadurch  aus,  dass  die  Gattungen  systematisch  (nicht 
alphabetisch)  geordnet  sind. 

Herr  Fleese,  Steglitz,  und  Tischlermeister  Fiedler,  Gross -Lichterfelde, 
führten  ihre  Cacteen  auf  Terrassen  sehr  hübsch  gruppiert  vor;  Herr  Fiedler  war 
der  einzige,  welcher  ein  schönes  Exemplar  der  Prinzessin  der  Nacht,  Cereus 
nycticalus  ausstellte. 

Th.  Müller,  Mohrenstrasse  13,  brachte  in  seinen  bekannten  hübschen  Glas- 
häuschen für  Zimmer  eine  grosse  Anzahl  Miniatur-Cacteen  und  Crassula-Arten. 
meist  in  hübschen  roten  Töpfchen,  auch  eine  Bank,  mit  Einsatzkasten  aus  Zink,  in 
welchen  Cacteen  gepflanzt  waren,  der  auch  aufs  Fensterbrett  gestellt  werden  kann. 
Ihm  ward  ein  Ehrendiplom  zuteil.  Der  Reichsbankbuchhalter  Thomas, 
Berlin,  brachte  verschiedene  Sempervivum  auf  Tuffstein  und  in  Schalen,  Herr 
Wahl,  Berlin  u.  a.  einen  Cereus  pruinosus,  ca.  30  cm  hoch,  der  Goldschmied 
Berger,  Berlin,  Echinopsis  imd  Cereen  eigener  Kultur,  besonders  Stecklings- 
pflanzen. 

Der  Verein  der  Cacteenfreunde  bittet  die  Reisenden  in  Amerika,  Samen 
von  Cacteen  und  anderen  Sukkulenten  gefl.  an  Herrn  Prof.  Schumann,  Berlin  W., 
Kgl.  botanisches  Museum,  senden  zu  wollen. 

L,  Wittmack. 


Bei  Herrn  Lackner  in  Steglitz. 

Q|^  inen  Anblick,    der  das  Herz  des  Orchideenfreundes,  überhaupt   das   eines 

(t^:^  Pflanzenliebhabers  erfreuen   muss,    bieten   jetzt    die    Gewächshäuser    des 

Herrn  Gartenbau-Direktors  Lackner  in  Steglitz.     Seine  vorzüglichen  Kulturen 

sind  ja  bekannt,  aber  die  Pracht,    welche  zur  Zeit  seine  Cypripedium  Char- 


Bei  Herrn  Lackner  in  Steglitz.  ^yy 


lesworthi  in  Blüte  zeigen,  wirkt  umsomehr,  weil  sie  ganz  unerwartet  ist.  Von 
seinen  200  Pflanzen  ist  gegen  die  Hälfte  in  Blüte,  und  so  viel  die  Pflanzen  unter 
sich  auch  variieren,  jede  Varietät  ist  reizend.  Man  vergegenwärtige  sich  ein 
Cypripedium  Spicerianum  mit  leuchtend  ^-osafarbener  Fahne,  deren  (Juerdurch- 
messer  7,6  cm  beträgt,  dann  hat  man  das  beste  Bild  davon.  Doch  ist  dieses 
wunderbare  Rückensepal  nicht  an  den  Seiten  zurückgeschlagen,  sondern  meist 
vollständig  flach,  mehr  breit  als  hoch,  und  stets  von  reinen  Farbentönen,  welche 
bis  ins  weisse  hinübergehen,  teilweise  auch  als  marmoriert  weiss  und  rosa 
auftreten.  Eine  Pflanze  war  darunter  und  zwar  die,  welcher  ich  den  grössten 
Vorzug  geben  würde,  eben  ihrer  Eigenart  halber,  mit  hellbrauner  marmorierter 
Fahne.  Die  übrigen  Teile  der  Blume  sind  hübsch  geformt,  glänzend  hellbraun 
und  erinnern  ebenfalls  so  wie  der  ganze  Habitus  der  Pflanze  an  L.  Spicerianum. 

Wie  dieses  hat  C.  Charlesworthi  lange  schmale,  mattgrüne  Blätter,  die  an 
der  Basis  auf  der  Unterseite  schwarz  gefleckt  und  getönt  sind.  Diese 
Zeichnung  dringt  bei  einzelnen  Pflanzen  bis  zur  ( )berseite  durch.  Die  Triebe 
sind  zahlreich  und  die  Pflanze  raschwüchsig.  Zahlreiche  kurzblättrige  Triebe, 
denen  man  es  kaum  zutrauen  sollte,  zeigen  Blüten.  Jedenfalls  ist  C.  Charles- 
worthi ein  dankbarer  Zuwachs  für  unsere  Gärten  und  hat  Herr  Direktor 
Lackner  mit  dieser  Importation  einen  vorzüglichen  Griff  gethan.  Die 
englischen  Importe  dieser  Art  sind  nicht  sehr  zahlreich  und  lässt  das  wohl 
darauf  schliessen,  dass  es  auch  die  Heimat  mit  C.  Spicerianum  gemein  hat. 
Foerstermann,  der  Sammler,  welcher  dieses  zuerst  herüberbrachte,  und  dem 
wir  auch  zahlreiche  andere  indische  Neueinführungen  verdanken,  erzählte,  dass 
er  C.  Spicerianum  in  einem  Gebiete  sammelte,  das  der  englischen  Oberhoheit 
noch  nicht  unterworfen  sei.  Es  wachse  an  steilen  Felsen  des  Flussufers  und 
habe  er  es  vom  Kahn  aus  mit  langen  Bambusstangen  heruntergestossen.  In 
der  That  lässt  das  Aussehen  frisch  importierter  C.  Spicerianum  diese  Aussage 
glaubwürdig  erscheinen,  die  älteren  Blätter  hängen  alle  nach  einer  Seite,  während 
das  ]\Iittelblatt  nach  oben  steht.  Das  Vorkommen  von  C.  Charlesworthi  dürfte 
ein  ähnliches  sein  rmd  giebt  das  uns  zugleich  einen  Wink  für  seine  Kultur. 

Die  übrigen  Orchideen  standen  wie  immer  vorzüglich.  Von  der  grossen 
CypripedienkoUektion  waren  zahlreiche  in  Knospen  und  Blüte,  so  C.  Curtisi, 
C.  Seegerianum,  C.  Laforcadei,  C.  politum  und  andere. 

Die  C.  insigne  kommen  auch  schon  teilweise  in  Blüte,  und  die  unüber- 
treffliche Schnittblume  Cattleya  autumnalis  lässt  einen  guten  Winterflor  er- 
warten. Von  einer  guten  Importation  von  Vanda  coerulea  zeigen  schon  zahl- 
reiche Pflanzen  Blütentriebe;  es  wurde  gerade  ein  solcher  mit  14  tiefblauen, 
grossen  Blumen  geschnitten.  Alan  sieht  hier  so  recht,  dass  die  Wurzeln  dieser 
Art  reine  Luftwurzeln  sind;  mit  wahrer  Lust  senden  die  importierten  Pflanzen 
ihre  dicken  Ernährer  horizontal  hinaus.  Diese  Eigenschaft  hat  sie  mit  Vanda 
Kimiballiana  gemein,  von  denen  etwa  300  Pflanzen  in  selten  schöner  Kultur 
stehen.  Blütentriebe  mit  15  Blumen  habe  ich  dazwischen  gezählt.  Mit  Vanda 
Amesiana  und  V.  Kimballiana  haben  wir  vor  drei  Jahren  einen  ganz  neuen 
Typus  in  unsere  Kulturen  bekommen,  der  sich  als  williger  Blüher  bewährt.  Die 
rundlichen  Blätter,  welche  etwas  den  Gedanken  an  Vanda  teres  aufkommen 
lassen,  liessen  in  der  ersten  Zeit  nach  der  Einführung  die  Befürchtung  einer  Ver- 
wechselung entstehen,  welche  sich  glücklicher  Weise  nicht  bewahrheitete.  Herr 
Georg  Lackner  lenkte  meine  Aufmerksamkeitauf  eine  Pflanze  in  Knospen,  welche 


r-yg  Obstbau-Ausstellung  des  Märkischen  Obstbau-Vereins  etc. 

rein  M^eisse  Blüten  erwarten  lässt,  da  der  sonst  überall  auf  Wurzeln  und 
Knospen  vorhandene  rotbraune  Lackgianz  hier  vollständig  fehlt.  Bei  \'anda 
Amesiana  habe  ich  derartige  Albinos.  Avie  er  diese  Varietäten  wohl  ganz  recht 
bezeichnet,  schon  häufig  gefunden,  bei  V.  Kimballiana  noch  nicht.  (Vgl.  S.  561.) 
Die  Cymbidien  haben  auch  dieses  Jahr  wieder  einen  schönen  Trieb  gemacht 
und  zeigten  bereits  vereinzelte  Blütenstiele.  Wie  sind  diese  Pflanzen  in  wenig 
Jahren  zu  Schaupflanzen  geworden!  Tropp. 


Obstbau-Ausstellung  des  Märkischen  Obstbau-Vereins  im  Aus- 
stellungspark Berlin  vom  20.  bis  23.  September  1894. 

■^^v>y  Hierzu  Abb.    io3   u.    11J4. 

in  Jeder,  der  aus  Erfahrung  weiss,  welch  grossen  Segen  die  Obstfrucht 
■vjgj!^  nicht  allein  bezüglich  unserer  leiblichen  Gesundheit  in  sich  birgt. 
^1  sondern  auch  demjenigen,  der  den  Obstbau  rationell  betreibt,  äusser- 
n-iv)^  '**^"  liehe  Vorteile  zu  gewähren  im  stände  ist,  wird  schon  aus  diesen 
f*^  beiden  Gründen  der  Obstfrucht  sein  Interesse  a'oU  entgegenbringen, 
daher  auch  einer  mit  diesem  Erzeugnis  versehenen  Ausstellung.  Und 
geht  man  einen  Schritt  weiter  —  bedenkt  man,  mit  Rücksichtnahme  auf  die 
Bewohner  eines  Landes,  ein  wie  inniger  Zusammenenhang  zwischen  dem  Obst- 
bau und  dem  Wohlstande  derselben  besteht,  so  muss  man  doch  billig  staunen, 
weshalb  von  Behörde  wie  Bürgern  ein  so  bedeutendes  KajDital  zumeist  noch 
als  toter  Schatz  im  Acker  versenkt  liegt  und  nicht  viel  mehr  gehoben  wird. 
Dem  Einsichtsvolleren  bleibt  daher  die  Pflege  dieses  Feldes  überlassen,  seinen 
Bemühungen  allein  ist  es  auch  schliesslich  zu  danken,  wenn  dieser  Gegenstand 
nach  und  nach  in  ein  helleres  Licht  gerückt  Mürd.  So  hat  der  Märkische 
Obstbau-\'erein  schon  seit  einer  Reihe  von  Jahren  in  der  Hebung  des  heimat- 
lichen Obstbaues  unentwegt  seine  Lebensaufgabe  erblickt,  und  eine  jede  hiermit 
in  Zusammenhang  stehende  Ausstellung  bedeutet  einen  Fortschritt  auf  der 
Linie  seiner  Bestrebungen.  Es  hängt  das  Plus  wie  Minus  des  Ausstellungs- 
wertes dabei  vielfach  von  der  richtigen  Fassung  der  Programm-Aufgaben 
ab.  Die  diesjährigen  Aufgaben  lassen  sich  kurz  in  3  Hauptzügen 
verdeutlichen:  1.  Obst  zum  örtlichen  Massenanbau  geeignet;  2.  Vorführung 
A^on  Belehrungs-Sortimenten  mit  möglichst  richtiger  Bezeichnung  und  über- 
sichtlicher Einteilung;  3.  Obstverwertung,  unter  Betonung  eines  nach  allen 
Seiten  hin  geregelten  Obstmarktes.  Sobald  wir  den  letzteren  Punkt  mehr  als 
eine  Lösung  der  Frage  rein  wirtschaftlichen  Gebietes  ansehen,  treten  No.  1 
und  No.  2  als  Hauptgegenstände  des  Programms  imd  damit  auch  der  Ausstellung 
selbst  in  den  Vordergrund.  Ich  rechne  dahin  in  erster  Linie  die  Lösung  der 
Aufgabe:  Obst  zum  Massenanbau  in  der  Provinz  Brandenburg  geeignet.  Inmitten 
einer  grösseren  Zahl  von  Bewerbern  um  diese  Lösung  gelang  es  vornehmlich 
den  Herren:  Wilhelm  und  August  Kassin-Werder,  Emil  und  Louis 
Lendel-Bornstedt,  Gartenbau-Direktor  M.  Buntzel-Nieder-Schönweide  und 
Koopmann-Wildpark,  Meiereibesitzer  Bolle-AIarienhain  bei  Cöpenick,  Ober- 
gärtner Mende-Osdorf  und  Schulz-Charlottenburg.  Geh.  Rat  Braun-Charlotten- 


Obstbau-Ausstellung  des  Märkischen  Obstbau-Vereins  etc. 


579 


bürg  sowie  dem  Gartenbau-Verein  Crossen,  dieser  Aufgabe  gerecht  zu  werden. 
Die  allgemein  gehaltene  Fassung  der  Aufgabe  hatte  den  bestimmten  Begriff 
der  Alassenanzucht  hinsichtlich  der  hierfür  geeigneten  Baumformen  zu  nennen 
unterlassen,  und  so  konnte  es  wohl  geschehen,  dass  auch  unter  den  einzelnen 
Sortimenten  sich  Spalier-Früchte  mit  eingeschlichen  hatten.  Im  ganzen  aber 
zeigten  sämtliche  Kollektionen  sehr  gut  ausgebildete  Früchte  und  nur  bezüglich 
der  Sortenwahl  herrschte  wenig  Übereinstimmung.  Infolge  einer  genauen,  von 
mir  zusammengestellten  Liste  erwiesen  sich  die  vorhandenen,  der  Mehrzahl 
nach  als  für  obigen  Zweck  meist  anerkannt,  in  der  Abteilung  für  Birnen: 
a)  gute  Luise  von  Avranches  und  Diels  B.  B.,  b)  Bergamotte  Esperen,  Williams 


Abb.   io3. 
Ausstellung  d.  Mark.  Obstbau- Vereins  i.  d.  Maschinenhalle  d.  Ausstellungsparks  :[u  Berlin. 

Photographiert  von  L.  Wittmack. 

Christb.,  c)  Bosc's  Flaschenbirne,  Lenzener  Burgbirne,  rote  Bergamotte,  Napoleon. 
Köstliche  von  Charneux,  d)  neue  Poiteau,  Blumenbach,  Liegeis  W.  B.  B.,  Forellen- 
birne, e)  Schöne  von  Ezee,  Minister  Dr.  Lucius,  Marie  Louise,  Herzogin  von 
Angouleme,  Gr.  Katzenkopf,  Grumbkower,  Gellerts  B.  B.,  Colomas  Herbstbirne. 
Clairgeau's  B.  B.  II.  In  der  Abteilung  Äpfel:  gefl.  Cardinal,  Gr.  Casseler, 
Prinzenapfel,  Wintergoldparmaine,  b)  Baumanns  R.,  c)  Landsberger  R.,  roter 
Eiserapfel,  d)  Gravensteiner,  Danziger  Kantapfel,  e)  grüner  Fürstenapfel. 
Weidners  Goldr.,  Scharlach  Parmaine.  K.  Alexander,  Charlamowsky,  gelb. 
Bellefleur,  Pariser  RambourR.  III.  In  der  Abteilung  Pflaumen  und  Reineclauden, 
Anna     Späth,     Hauszwetsche,     b)    gr.     grüne    Reinecl.,    italienische     Zwetsche. 


rgQ  Ohstbau-Aasstellung  des  Märkischen  Obstbau-Vereins  etc. 

c)  Diamant,  Jefferson,  K.  Victoria.  YJ.  In  der  Abteilung  Pfirsi  ch  treten  im  Massen- 
anbaii  vorwiegend  Sämlinge  und  sodann  Nectarinen  ohne  nähere  Sorten- 
bezeichnung auf.  Sonstige  Sorten,  je  nur  einmal  von  betr.  Aussteller  vor- 
geführt, lassen  bez.  ihrer  Tauglichkeit  daher  zu  wünschen  übrig.  Ferner 
gehört  aber  auch  in  diese  erstgenannte  Abteilung  die  Lösung  von  No.-  '8  der 
Programm-Aufgabe,  welche  Strassenobst,  zunächst  »Apfel«,  bedingt.  Nur  ein 
einziger  Aussteller,  Herr  Obergärtner  Mende-Osdorf.  hatte  von  den  auf  den 
Wegezügen  der  städtischen  Rieselfelder  stehenden  Obstbäumen,  und  zwar  an 
Äpfeln:  Wintergoldparmaine.  Ananas,  Baumanns,  Burchardts,  Champagner,  Gaes- 
donker,  Jägers,  Landsberger  Spital  Reinette,  van  Mons  Küchenapfel,  roter 
Oster  Calvin,  roter  Eiserapfel,  König!.  Kurzstiel,  purpur.  Cousinot,  Montmorency, 
Possarts  Nalivia,  Steirischer  Winter-Borsdorfer,  Parkers  Pepping,  Langtons 
Sondergleichen,  süsser  Holaart,  gelber  Edelapfel  in  lauter  gut  ausgebildeten, 
und  bez.  Nomenklatur,  eingehend  bezeichneten  Früchten  zur  Konkurrenz  ein- 
gesandt, trotz  alledem  aber  hierfür  keine  Auszeichnung  erhalten!  Wenn  zur 
Entschuldigung  dieser  Thatsache  etwa  angeführt  wird,  dass  ein  einzelner  geist- 
reich sein  wollender  Kopf  das  Obst  von  den  Wegen  der  Rieselländereien  nicht 
für  Strassenobst  erklären  konnte,  daher  die  Aufgabe  nicht  mit  dem  JMendeschen 
Sortiment  als  gelöst  betrachtete,  so  kann  man  das  dem  betreffenden  Philosophen 
nicht  übel  nehmen;  für  die  Mehrzahl  der  Preisrichter  aber  müssen  in 
Beurteilung  der  Sachlage  doch  wohl  andere  Gründe  massgebend  gewesen 
sein?  Drittens  gehr)rt  in  diese  I.Abteilung  die  Lösung  der  Aufgabe  von  Koch- 
birnen, No.  9  des  Programms;  leider  indessen  ohne  Vorschrift  der  Zahl  der 
Sorten.  So  nur  erkläre  ich  mir  die  40  verschiedenen  Sorten  von  nur  4  Ausstellern, 
und  zwar  der  Pierren:  Mathieu,  Geh.  Rat  Braun,  Obergärtner  .Schulz- 
Charlottenburg,  sowie  des  Obergärtner  Herrn  Mende-Osdorf,  unter  denen  der 
Begriff  einer  Kochbirne  selbstverständlich  hin  und  her  schwankte.  Rechnet 
man  die  rote  Winter-Bergamotte,  Winter  Apotheker,  Kampervenus,  Pastoren- 
birne, Späte  von  Toulouse,  Königsgeschenk  von  Neapel  (sog.  Pfundbirne), 
Kuhfus  (namentlich  auch  zum  Abbacken  geeignet),  Gr.  Katzenkopf,  Nassauer 
Pfundbirne,  als  die  uns  bekannteren  Sorten  hierher,  so  bleibt  die  Frage  offen: 
in  wie  weit  die  uns  z.  T.  von  Frankreich  überkommenen  Sorten,  wie:  Suzette 
de  Bavay,  Jonas  d'hiver,  Duc  de  Morny,  Duchesse  de  Montmorency,  Philippot, 
Ghay,  Fortunee,  welche  namentlich  in  Spindelform  an  der  Wand  gezogen 
brauchbare  Früchte  liefern  soll,  Bergamotte  de  Hollande,  hierzu  zu  rechnen 
sind?  Nur  von  letzterer  sowie  Philippot  behauptet  A.  Leroy  in  seinem  Dictionaire 
de  Pomologie,  dass  diese  anerkannte  Kochfrüchte  seien.  —  Gelegentlich  der 
Hauptaufgabe  II:  Aufstellung  eines  der  Belehrung  dienenden  Obst-Sortimentes, 
unbeschränkt  in  Sortenzahl,  traten  die  grösste  Zahl  der  Aussteller  (17)  hierbei 
hervor,  und  nahmen  in  Hinblick  auf  dieses  umfangreiche  Material  auch  den 
weitaus  grössten  Raum  in  der  Ausstellungshalle  ein.  Es  dürfte  den  verehrten 
Leser  unserer  Zeitschrift  indes  zu  sehr  ermüden,  wollte  ich  hier  nur  die  hervor- 
ragenden neueren  und  neuesten  Frucht-Erscheinungen  auf  dem  Gebiete  des 
Obstbaues  erwähnen.  Ich  beschränke  mich  statt  dessen  auf  die  Mitteilung 
eines  summarischen  Berichtes,  und  diesen  auch  nur  den  Umrissen  nach.  Herrn 
Mathieu's  Sortiment  wies  allein:  400  Sorten  Birnen  und  200  Apfelsorten, 
des  Herrn  Gartenbau-Direktor  M.  Buntzel  110  Birnen  und  140  Apfel,  des 
Herrn     ]\Ieiereibesitzer     Bolle-Marienhain    130    Birnen     und    115     Apfel,     des 


Obstbau-Ausstellung  des  Märkischen  Obstbau- Vereins  etc. 


581 


Oberliessischen  Gartenbau-^'el■cins,  Gebiet  desselben  bis  zu  700  m  über  dem 
Meeresspiegel  aufsteigend,  loo  Birnen  und  133  Äpfel,  des  Herrn  Direktor 
F.  Lukas-Reutlingen  97  Birnen  und  r,o  Apfel,  des  Herrn  C.  Puhlmann- 
Werder  72  Birnen  undOoÄpfel,  des  Herrn  K.-R.  S  p  i  n  d  1  c  r ,  Obcrg.  Webe  r-Spindlers- 
feld  60  Birnen  und  60  Apfel  auf.  Aber  auch  die  kleineren  Sortimente,  wie 
die  des  Herrn  V.  Fasqu  el -Zehlendorf  24  Birnen,  51  Äpfel,  des  Herrn  Direktor 
Hiindrich  und  des  Herrn  Geh.  Rat  Braun- Charlottenburg,  des  Herrn  Mehl- 
Weissensee,  Obergärtner  Schulz  -  Charlottenburg  ,  Hoffm an n  -  Werder, 
F.W.Böttcher-Rohrbeck-Spandau,  IL  Pape-Frankfurt  a.  O.,  alle  diese  zeigten 
uns  im  Durchschnitt  recht  gut  ausgebildete  Früchte,    und    kann  man  \vohl  mit 


Abb.    104. 
Topfspaliere  d.  Kgl.  Gartenbaudir.  M.  B-imt:{el.  Davor  elnjälir.   Veredelungen  d.  Bismarkapfcls. 

Photographiert  von  L.   W'ittmack. 

gutem  Recht  daraus  den  Schluss  folgern,  dass  nicht  nur  die  Obstfrucht  im 
allgemeinen  bei  uns  in  diesem  Jahr  gut  geraten,  sondern  vornehmlich  auch 
die  Mark  Brandenburg  als  ein  für  den  (Obstbau  recht  günstig  gelegener  Land- 
strich angesehen  werden  muss.  Um  nun  das  Bild  der  Ausstellung  seiner 
wesentlichen  Erscheinung  nach  zu  vervollständigen,  bedarf  es  noch  im  weiteren 
der  Anführung  hervorragender  Einzelerscheinungen,  sodann  der  Neuheiten,  des 
Obstmarktes,  der  Baumschulartikel  und  endlich  eines  kurzen  Überblickes  der 
Ausstellung  selbst.  —  Als  hervorragende  Einzelerscheinung  sind  die  Pyramiden- 
und  Palmettenformen,  Topfobst  des  Gartenbau-Direktor  Herrn  M.  Buntzel  zu 
bezeichnen,  eine  Leistung  ganz  hervorragender  Art,  a'oII  besetzt  mit  Früchten, 
namentlich  bei  den  Apfelsorten:  K.Alexander,  Buntzels  Wachs-,  Redners  Gold-, 
Ananas -Reinette  und  Cellini.  sowie  den  Birnensorten:  Esperens  Herrn- 
birne,   Holzfarb.    und    Diels    Butterbirne.     Bei    dieser    Gelegenheit    fanden  wir 


r  g2  Obstbau-Ausstellung   des  Märkischen  Obstbauvereins   etc. 

auch  eine  stattliche  Anzahl  einjähriger  Topfveredelungen  des  Bismarck-Apfels, 
die,  mit  Früchten  versehen,  besonders  in  die  Augen  fielen,  den  Beweis  der 
zeitigen  Tragfähigkeit  dieser  Sorte  somit  nicht  schuldig  blieben.  (Abb.  104)  Eine 
nicht  minder  einzeln  dastehende  Leistung  wurde  uns  seitens  des  Herrn  H.  Mehl- 
Weissensee  sowohl  in  2  jährigen  Topfreben  wie  in  zahlreichen  Fruchtexemplaren 
der  Topfweintreiberei  vorgeführt,  desgl.  auch  1  jährige  Veredelungen  von  Topf- 
weinen mit  Trauben.  Eine  dritte  hervorragende  Einzelleistung  bestand  in  der 
25  Sorten  enthaltenen  Haselnuss-Sammlung  des  Gartenbau-Direktors  Herrn 
M.  Buntzel,  mit  meist  sehr  wohl  ausgebildeten  Früchten.  Das  Gebiet  der 
Neuheiten  beschränkte  sich  diesmal  nur  auf  eine  Nummer,  einen  mittelgrossen, 
stark  geröteten,  mit  gelber  Vorderseite  versehenen  Apfel;  Stiel  lang,  dünn,  tief 
sitzend,  Blüte  tief  sitzend,  halb  geschlossen;  eine  Neueinführung  (Sämling)  von 
C.  Haerecke-Eberswalde.  Die  lebhafte  Färbung  sowie  reiche  Tragbarkeit 
der  Sorte  dürfte  den  Apfel  wohl  empfehlen. 

Dass  man  übrigens  auch  das  Arrangement  in  Früchten  hier  nicht  hinten- 
ansetzte, bewiesen  die  3  Aussteller  in  Bewerbung  eines  hierfür  ausgesetzten 
Preises,  und  zwar  seitens  der  Frau  Mathieu-Charlottenburg  (Obst-Arrangement 
in  Form  eines  Segelschiffes,  Abb.  103,  links),  des  Herrn  E.Lendel-Bornstedt  (runde 
Fruchtschale),  sowie  des  Herrn  Obergärtners  Eberth,  Wolff'sche  Kattunfabrik- 
Nieder-Schönweide  (Obstteller,  mit  Blumengewinde  verzierenden  Henkel),  sämt- 
liche in  geschmackvoller  Anordnung.  —  Wenden  wir  unsere  Aufmerksamkeit 
wenige  Augenblicke  auf  die  Abteilung  des  Obstmarktes,  so  finden  wir  unter 
den  4  Ausstellern  u.  A.  Angebote  von  500  Ctr.  bis  zu  1  Ctr.,  und  trat  als 
besonders  leistungsfähig  u.  a.  hier  der  Oberhessische  Gartenbau  -  Verein 
(Schafsnase  zu  500  Ctr.  ä  6  M.,  Canada  -  Reinette  300  Ctr.  7,  9  und  15  M., 
Gr.  Rheinischer  Bohnapfel  50  Ctr.  ä  ö  M.,  Goldrein.  50  Ctr.  ä  20  M.,  Feigenbirne 
von  Alen9on  21  Ctr.  ä  15  AI.,  rühmlichst  hervor.  Die  am  besten  ausgebildeten 
Früchte  zeigte  uns  C.  Jaehne-Landsberg  a.  W.,  namentlich  in:  Pitmastons, 
Clairgeau's  B.B.,  Köstliche  v.  Charneux,  Vereins  Dechantsb.,  Congressb.,  Harden- 
ponts  W.  B.  B.,  an  Äpfeln  vorzugsweise:  Rosenhäger,  Grosse  R.  Berliner  Schafs- 
nase. Indessen  auch  L.  Lendel-Bornstedt  und  Rittmeister  Aletzel-Casekow 
wiesen  erhebliche  Mengen  in  gut  ausgebildeten  Früchten  nach.  —  Unter  den 
Baumschulartikeln,  welche  vorzugsweise  durch  die  beiden  Firmen:  Metz  &  Co. - 
Steglitz  mit  hochstämmigen  Obstbäumen  und  Kl iem- Gotha  mit  Johannisb.-, 
Stachelb.-,  Himbeer-  und  Erdbeer-  sowie  Brombeerpflanzen  Vertretung  fanden, 
fiel  das  Brombeer-Sortiment,  namentlich  amerikanische  Züchtungen:  Schaffers 
colossal,  Ohio,  Tylor,  Johnstons  sweet,  Agawam,  Erie,  Kittatiny,  Miners  trailing, 
Wilson  early,  Snyders,  Taylors  prolific,  Earley  harvest  —  ganz  besonders 
auf.  —  Das  gesamte  Arrangement  der  Ausstellung,  durch  Herrn  Obergärtner 
Vogel  er- Charlottenburg  geleitet,  trug  den  Charakter  eines  übersichtlich  ge- 
ordneten Ganzen.  Die  lange  Reihe  der  Tische  wurde  wohlthuend  durch 
dazwischen  aufgestellte  einzelne  Palmen  unterbrochen,  die  Abgrenzungen  sowie 
Pfeiler  der  Ausstellungshalle  vermittelst  Wacholderschmuckes,  der  Hintergrund 
mit  den  Büsten  I.  K.  K.  Majestäten  geschmückt,  eingerahmt  von  frischen  Grün 
grösserer  und  kleinerer  Dekorationspflanzen,  verliehen  dem  Gesamt-Bilde  ein 
angenehmes  Äussere.  Herrn  Vogel  er  gebührt  für  seine  hingebende  Thätigkeit 
um  die  Ausstellung,  gleichzeitig  im  Verein  mit  Herrn  Mathieu,  der  vollste 
Beifall.  M.  Hoff  mann. 


Die  Obst-Ausstellung  in  Halle  a.  S.  ^83 


Die  Obstausstellung  in  Halle  a.  S.  vom  II.  bis  14.  Oktober  1894. 

Vf)ii  L.  Wittrnack. 

er  landwirtschaftliche  Zentrah'erein  der  Provinz  Sachsen,  der  Herzog- 
tümer Anhalt  und  Gotha,  der  Fürstentümer  Schwarzburg-Sondershausen 
^  und  Schwarzburg-Rudolstadt,  einer  der  angesehensten  landw.  Vereine 
Deutschlands,  hat  eine  besondere  Deputation  zur  Förderung  des 
'  Obstbaues  für  die  Provinz  Sachsen  etc.  eingesetzt,  die  ihre  erste 
Ausstellung  vom  n.  bis  14.  Oktober  im  Wintergarten  zu  Halle  veranstaltete. 
Wie  grosses  Gewicht  man  auch  höheren  Ortes  dem  Obstbau  beilegt,  erhellt 
am  besten  daraus,  dass  der  Oberpräsident  der  Provinz  Sachsen,  Herr 
von  Pommer  Esche,  selber  die  Ausstellung  eröffnete,  dass  der  Landeshaupt- 
mann Graf  von  Wintzingerode,  Merseburg,  der  Oberbürgermeister  von 
Quedlinburg  Dr.  Brecht,  der  Rittergutsbesitzer  Dr.  Albert,  Münchenhof  bei 
Quedlinburg,  der  Rittergutsbesitzer  von  Helldorff,  Baumeroda,  und  viele  nam- 
hafte Pomologen  und  Baumschulbesitzer  wirklich  thätige  Mitglieder  der 
Deputation  sind,  deren  Vorsitz  der  rührige  Landes-Oekonomierat  von  Mendel- 
Steinfels,  General-Sekretär  des  Vereins,  führt. 

Die  Anordnung  der  Ausstellung  war  eine  ganz  andere  als  gewöhnlich,  denn 
die  Schau  verfolgte  in  erster  Reihe  den  Zweck,  einen  Gesamt -U eberblick 
über  die  im  Gebiete  des  Zentral-Vereins  am  weitesten  verbreiteten  Sorten  zu 
gewähren.  Ausserdem  sollte  freilich  auch  den  Obstfreunden  und  Züchtern  Ge- 
legenheit gegeben  werden,  ihre  Lieblings-Sortimente  zur  Schau  zu  bringen, 
aber  nur  bis  zu  25  Sorten  Aepfel  und  Birnen,  was  sehr  wichtig  ist.  — 
Endlich  waren  die  Verwertung  des  Obstes,  Geräte  und  ein  Obstmarkt  vorgesehen. 

Zur  Erzielung  des  Gesamt- Qeberblicks  waren  die  einzelnen  Sektionen 
aufgefordert,  je  bis  zu  10  Sorten  Aepfel,  bis  zu  10  Sorten  Birnen  und  bis  zu 
5  Sorten  Zwetschen,  alles  vom  Hochstamm  und  nur  Sorten,  die  in  ihrem  Be- 
zirk die  grösste  Verbreitung  haben,  einzusenden.  26  Sektionen  (im  Katalog 
stehen  25)  waren  diesem  Ersuchen  gefolgt  und  auf  3  langen  Mitteltafeln  war 
dies  Obst  als  Abteilung  Ja,  nach  den  Sektionen  geordnet,  ausgestellt.—  Als 
Abteilung  Tb  war  das  Obst  von  Provinzial-Pflanzungen,  meist  Land- 
strassen, ausgestellt.  —  In  Abteilung  II  wurden  die  einzelnen  Sorten  nach  ihrer 
Verbreitung  im  Gebiet  vorgeführt,  in  Abteilung  III  aber  das  im  Obstmuster- 
garten zu  Diemitz  erzogene  Muster-Sortiment. 

Sehr  zweckmässig  war,  dass  in  der  sich  anschliessenden  Wand  er- Ver- 
sammlung, in  welcher  Herr  Landes-Oekonomierat  von  Mendel  u.  a.  eine 
Geschichte  des  Obstbaues  in  dem  Vereinsgebiet  und  der  Bestrebungen  des 
Vereins  gab,  und  Herr  Oekonomie  -  Rat  Goethe  einen  eingehenden  Vor- 
trag über  Obstbau  im  allgemeinen  hielt,  auf  den  Avir  noch  zurückkommen, 
auch  ein  kritischer  Bericht  über  die  Obstausstellung  von  den  Herren  Obst- 
baulehrer Müller  in  Diemitz,  Oberbürgermeister  Brecht,  Quedlinburg,  Obst- 
baulehrer Bissmann  in  Gotha  und  Stadtgärtner  Krütgen,  Halle,  erstattet 
wurde. 

Herr  Müller  gab  eine  allgemeine  Ueber sieht  und  empfahl  ein  besseres 
Bezeichnen  der  Ausstellungs-Kisten  (dazu  hätte  die  Deputation  Anleitung  geben 
müssen.  L.  W.)  und  bemerkte,  dass  Frühobst  natürlich    fehle,    dass    aber    das 


584 


Die .  Obst-Ausstellun2  in  Halle  a.  S. 


vorher  in  den  Sektionen  selbst  ausgestellt  sei,  der  Obstmarkt  sei  nicht  gut  be- 
schickt, weil  der  Termin  zu  spät  und  die  meisten  ihr  Obst  schon  verpachtet 
hätten.  In  mancher  Abteilung  sehe  man  einige  der  neueren  hervorragenden 
Sorten  noch  nicht,  es  müsse  andererseits  fast  bezweifelt  werden,  ob  alle  die 
schönen  Früchte  an  Hochstämmen  gewachsen,  aber  im  allgemeinen  sei  ein 
grosser  Fortschritt  zu  erkennen.  —  Die  Benennung  des  Obstes  an  den  älteren 
Strassenpflanzungen  lässt  noch  zu  wünschen  übrig;  gar  manche  Sorte  könnte 
auch  noch  fehlen.  Da  der  Landeshauptmann  Graf  von  Wintzingerode  sich 
sehr  für  den  Obstbau  interessiert,  so  ist  auf  diesem  Gebiet  viel  zu  erhoffen.  — 
Die  Abteilung  IV,  Liebhaber-Obst,  zeigte  so  schöne  Früchte,  wie  sie  kaum  auf 
anderen  Ausstellungen  besser  zu  finden  sein  dürften.  —  Die  Obstprodukte  waren 
schwach  vertreten,  obwohl  die  Provinz  jüngere  Firmen  besitzt,  die  mit  älteren 
Fabriken  konkurrieren  können.  Abteilung  VI,  Geräte,  war  gut  beschickt. 
Abteilimg  VII,  Wissenschaft,  bot  durch  Vorführung  von  Obstbaum-Pilzen  und 
Insekten  auch  viel  beachtenswertes. 

Herr  Oberbürgermeister  Rrecht-Ouedlinburg  hob  hervor,  dass  alles  noch 
im  Flusse  sei;  es  sind  noch  alte  Sorten  da,  die  nicht  zu  empfehlen  sind,  es 
fehlen  auch  neue,  empfehlenswerte;  aber  letzteres  ist  kein  Wunder,  die  Bäume 
sind  noch  zu  jung.  In  3  bis  6  Jahren  werden  wir  um  so  besser  erkennen, 
was  durch  die  Thätigkeit  der  Behörden,  Vereine  und  Privaten  geleistet  ist.  — 
Eine  grosse  Zersplitterung  herrscht  noch  in  den  Sorten,  man  sollte  doch  für 
die  Strassen  und  für  Obstverwertung,  ja  selbst  für  die  Tafel  nur  wenige 
Sorten  bauen.  —  Von  den  26  Sektionen  waren  im  ganzen  66  Aepfelsorten  und 
64  Birnensorten  eingeliefert,  also  ist  noch  keine  Einheitlichkeit  da;  36  mal 
kommt  eine  Apfelsorte  nur  einmal  vor,  3  Sorten  kommen  nur  zweimal,  4  drei- 
mal vor,  von  Birnen  kommen  40  Sorten  nur  einmal  vor,  5  zweimal,  ebenso 
5  dreimal.  —  Die  verbreitetsten  Aepfel  sind:  Winter-Goldparmäne  17  mal. 
Gravensteiner  15,  geflammter  Kardinal  13,  roter  Eiserapfel  10,  roter 
Stettiner  9,  Canada-Reinette  9,  Danziger  Kantapfel  8  mal. 

Die  beliebtesten  Birnen  sind:  Forelle  lö  mal,  Napoleons  Butterbirne 
13,  Diel  12,  Grumbkower  12,  Liegeis  Biftterbirne  10,  grosser  Katzen- 
kopf 18.  weisse  Herbstbutterbirne  7,  Colomas  Herbstbutterbirne  6, 
Köstliche  von  Charneux  5,  rote  Bergamotte  5  mal.  Herr  Brecht  wünscht, 
dass  auch  einige  wenige  Sorten  für  Landstrassen  und  für  Obstweinbereitung 
genannt  werden  möchten. 

Obstbaulehrer  Bissmann,  Gotha,  bemerkte,  dass  da,  wo  Tafelobst  nur 
geringe  Frucht  liefert,  man  lieber  Mostobst  bauen  solle.  Die  Früchte,  die 
für  den  Obstmarkt  als  Proben  gesandt,  seien  z.  T.  zu  früh  abgepflückt  worden, 
auch  müsse  auf  besseres  Pflücken  und  bessere  Aufbewahrung  gehalten  werden 
und  vor  allem  mehr  sortiert  Averden.  Die  Preise  waren  in  Halle  ziemlich 
niedrig,  Gravensteiner  6 — 10  M.,  am  Harzrande  6  M.,  in  Erfurt  dagegen,  gut 
sortiert:  17  M.  Der  weisse  Winterkalvill  wurde  in  letzterer  Stadt  mit  20 — 32  M. 
bezahlt.  Er  empfiehlt  einen  ständigen  Obstmarkt  in  Halle.  Nachfrage  nach 
gutem  Obst  ist  reichlich  da,  aber  kein  Angebot.  (Schluss  folgt.) 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


585 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Corynostilis  hybanthus. 

Ein  hübscher  vSchlinL;strauch  fürs 
Warmhaus,  vor  gut  20  Jahren  durch 
Linden  von  Para  eingeführt.  Die 
Violaceae  haben  nur  sehr  wenige  hol- 
zige Vertreter  aufzuweisen,  dieser  hier 
empfiehlt  sich  durch  die  Schönheit  der 
lieblichen  Trauben  weisser  Blüten, 
die  gerade  zur  \¥interszeit  das  Auge 
doppelt  erfreuen.  Die  einzelnen  Blumen 
halten  1  —  2  Zoll  im  Durchmesser,  das 
untere  Blumenblatt  der  unregel- 
mässigen Blume  nimmt  eine  sporn- 
ähnliche, zolllange  Gestalt  an.  Die 
eiförmigen  Blätter  mit  gesägten  Rändern 
sind  von  dickem  Gewebe. 

Gard.  Chron.  L,  1S94,  S.   170. 


Barringtonia  samoensis. 

Ein  prachtvoller  Myrtaceen-Baum 
von  Java  und  anderen  polynesischen 
Inseln.  Die  herabhängenden  viel- 
blütigen  Trauben  werden  2  Fuss  lang, 
die  einzelnen  Blumen  messen  etwa 
3  Zoll,  die  zurückgekrümmten,  läng- 
lichen, fleischfarbenen  Blumenblätter 
gegen  1  Zoll  Länge;  auffallend  ist  noch 
die  dichte  Masse  gelber  Staubgefässe 
mit  sehr  dünnen  Staubfäden,  die  fast 
zweimal  so  lang  werden  wie  die  Blumen- 
blätter. Schade  ist,  dass  die  Blumen 
sich  abends  öffnen  und  schon  am 
nächsten  Morgen  abfallen,  —  durch 
künstliche  Befruchtung  könnte  diesem 
Übelstande  vielleicht  abgeholfen 
werden.     Botanical  Magazine,  T.  7337. 


Maranta  majestica. 

Blätter  herzförmig,  länglich  spitz, 
auf  der  Oberfläche  dunkelgrün,  einge- 
fasst  mit  rosaroten  und  rahmweissen 
Streifen,  auf  der  unteren  Seite  purpurn. 
Eine  sehr  schöne  Einführung  der 
Herren  Linden. 

Illustration      Horticole,      15.      Januar, 
color.  T. 


Veronica  lycopodioides. 

Eine  neuseeländische  Art  von  zwer- 
gigem Habitus.  Sie  ist  besonders  be- 
merkenswert durch  ihre  dimorphe 
Belaubung,  bald  ist  selbige  angedrückt, 
schuppenförmig  wie  bei  Cypressen, 
bald  wieder  ausgebreitet  und  geschlitzt, 
—  Klima  und  Verdunstung  mögen 
hierzu  wohl  das  ihrige  beitragen. 

Bot.  Mag.  T.  7338. 


Dyckia  Desmetiana. 

Eine  brasilianische  Bromeliacee, 
bisher  unter  dem  Namen  Bromelia 
kultiviert,  die  jetzt  aber  als  Dyckia 
erkannt  wurde.  Abweichend  von  den 
bis  dahin  bekannten  Arten  sind  die 
Blumen  nicht  gelb,  sondern  rot.  Die 
aufrechte,  viel  verzweigte  Blütenrispe 
trägtzahlreiche  rosa-lilafarbige Blumen. 
Bot.  Mag.  T.  7340. 


Laelia  anceps  var.  Ashworthiana. 

Die  Herren  Sander  führten  diese 
neue  Varietät  ein  von  einem  bei  Ori- 
zaba  bis  dahin  noch  unerforschten 
Gebiete,  und  steht  zu  erwarten,  dass 
sich  sämtliche  Pflanzen  dieser  Ein- 
führung von  L.  a.  Stella  und  L.  a. 
Sanderiana,  die  beide  von  der  anderen 
Seite  und  über  Manzanilla  kamen, 
wesentlich  unterscheiden  werden.  Es 
ist  diese  neue  Varietät  in  der  That 
ein  Unikum.  Die  Kelch-  und  Blumen- 
blätter sind  reinweiss,  erstere  zeigen 
einen  grünen  Anflug  auf  der  Rückseite, 
der  Vorderlappen  der  Lippe  zeigt  gelbe 
Triebe,  die  vom  Grunde  ausgehen, 
eine  feine  schieferblaue  Verzierung 
zeigt  sich  auf  den  Seitenlappen,  eine 
Färbung,  wie  sie  wohl  nie  zuvor  bei 
einer  weissen  L.  anceps  beobachtet 
wurde. 

Gard.  Chron.  1,  1894,   S.  103,  T.   10. 


586 


Kleinere  Mitteilungen. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Zur  Rosentreiberei. 

Der  Königliche  Gartenbau-Direktor 
Herr  Haupt  in  Brieg  hielt  am  S.Juli  d.J. 
in  der  Wander-Versammlung  schle- 
sischer  Gartenbauvereine  in  Görlitz 
einen  hochinteressanten  Vortrag:  Ȇber 
Rosentreiberei».  Da  ich  dienstlich  be- 
hindert war,  derselben  beizuwohnen, 
um  mich  an  der  Debatte  zu  beteiligen 
(in  den  Mitteilungen  des  Verbandes 
schlesischer  Gartenbauvereine  liegt  der 
Vortrag  gedruckt  vor),  so  will  ich  im 
nachfolgenden  »zur  Sache«  etwas  mit- 
teilen. 

Es  wird  das  Bestreben  der  Kultiva- 
teure  für  die  Zukunft  sein,  einen  mög- 
lichst ununterbrochenen  Rosenflor  zu 
erzielen,  um  einesteils  den  Import  zu 
beseitigen  und  anderenteils  auch  im 
Winter  schön  ausgebildete  Rosenblüten 
der  verschiedensten  Farben  und  für  die 
A^erschiedensten  Verwendungen  zu  er- 
halten. Wie  ich  aus  dem  Vortrage 
entnehme,  ist  Herr  Haupt  der  Ansicht, 
dass  bisher  zwischen  den  eigentlichen 
Treibmonaten  Januar  bis  März  und  dem 
Beginn  der  Freilandblüte  nur  die  An- 
zucht in  kalten  Kästen  üblich  wäre, 
durchweiche  die  Lücke  ge  Wissermassen 
nur  unvollkommen  ausgefüllt  würde. 
Im  grossen  und  ganzen  mag  es  so  sein, 
jedoch  giebt  und  gab  es  auch  Aus- 
nahmen. 

In  der  den  meisten  werten  Lesern 
wohlbekannten  Gärtnerei  der  Firma 
Emil  Liebig  in  Dresden  wurde  seiner- 
zeit der  Rosentreiberei  die  grösste  Auf- 
merksamkeit gewidmet.  Nachdem  nach 
und  nach,  allerdings  erst  vom  Januar 
ab,  mit  der  Treiberei  der  Rosen  in  den 
Häusern  begonnen,  welche  bei  grosser 
Aufmerksamkeit  gut  gelang  —  schön 
gebaute  Blüten  und  schön  entwickelte 
Blätter  lieferte  — ,  wurde  Ende  Februar 
bez.  Anfang  März  mit  einer  Treiberei 
.begonnen,  welche  ich  sonst  nicht  vor- 


fand, die  uns  jedoch  grossen  Nutzen 
abwarf.  Zu  dieser  Treiberei  wurden 
tiefe  Kulturkästen  mit  Satteldach  ver- 
wandt. Ende  Februar,  spätestens  An- 
fang März  wurden  die  Kästen  mit  Laub- 
packung in  derartiger  Stärke  erwärmt, 
dass  für  mehrere  Wochen  die  Wärme 
zum  genannten  Zwecke  anhielt.  Nach- 
dem die  höchsten  Wärmegrade  in  den 
Beeten  vorüber  waren,  wurden  die  in 
Töpfen  befindlichen  Rosen,  welche  vor- 
her in  Überwinterungskästen  gestanden, 
in  obenauf  gebrachte  Erde  eingesenkt, 
nachdem  sie  vorher  mit  Kuhdungauf- 
lösung stark  angegossen  worden  waren. 
Die  sich  entwickelnde  Beetwärme,  ver- 
bunden mit  der  natürlichen,  der  Sonnen- 
wärme, brachte  die  Rosen  zur  baldigen 
Blüte.  Durch  fleissiges  Lüften.  Schwefeln, 
sorgfältiges  Giessen  und  Spritzen,  Fern- 
halten der  Blattläuse  sorgten  wir  für 
eine  gute  Entwickelung.  —  Bei  dem  nun 
zu  verfolgenden  Ziel,  auch  in  der  Zeit 
vom  Oktober  bis  Mitte  Januar  stets 
blühende  Rosen  zu  haben,  sind  alle 
Züchter  beteiligt.  Es  ist  das  Verdienst 
des  Herrn  Gartenbau-Direktor  Haupt, 
diese  so  wichtige  Sache  angeregt  zu 
haben,  und  es  ist  nur  zu  wünschen, 
dass  die  Bemühungen  der  deutschen 
Züchter  von  Erfolg  gekrönt  werden: 
erstens  Sorten  auszuwählen  resp.  aus- 
zuprobieren, welche  sich  zu  dieser 
zeitigen  Treiberei  eignen.  (Herr  Hauj)t 
empfahl  Homere,  Lady  Mary  Fltzwilliam, 
Mlle.  Francisca  Krüger,  Reine  Natalie 
de  Serbie,  The  Bride,  Grace  Darling 
und  Kaiserin  Auguste  Viktoria) ;  zwei- 
tens die  Treiberei  mit  reichlicher  Dün- 
gung, Bewässerung  und  Lüftung  ohne 
Anwendung  der  Töpfe  vorzunehmen  und 
drittens  für  eine  angemessene  Ruhe- 
periode nach  vollendetem  Treiben 
Sorge  zu  tragen.  Strauwald. 


Kleinere  Mitteilungen. 


587 


Heterocentron  roseum  A.  Braun. 

(Ileeria  rosea  Triana.)    Eine  Blume  für 

Spätherbst  und  Winter. 
Von  J.  H  Öls  eher,  botanischer  Garten  Breslau. 

Es  ist  nicht  zu  leugnen,  dass  bei  der 
jetzt  herrschenden  Sucht  nach  Neu- 
heiten eine  grosse  Anzahl  Pflanzen, 
die  früher  in  den'  Ge\yächshäusern 
kultiviert  und  gei^flegt  wurden,  der 
Vergessenheit  anheimgefallen,  ver- 
nachlässigt oder  gar  ganz  aus  unseren 
Gärten  verscliAvunden  sind.  Zu  ersteren 
zählt  auch  die  in  Rede  stehende  Pflanze 
Heterocentron  roseum,  eine  zur 
Familie  der  Melastomaceen  ge- 
hörende Blütenpflanze  ersten  Ranges, 
die,  früher  vielfach  in  den  Gärten  ver- 
breitet, jetzt  noch  hier  und  da  unter 
den  Namen:  Heterocentron  roseum, 
Heterocentron  mexicanum,  Heteronoma 
subtriplinervium,  Heeria  rosea  und 
Rhexia  rosea  angetroffen  wird.  Die 
Gattung  Heterocentron  ist  nach  der 
ungleichen  Form  der  Staubbeutel  in 
der  gleichen  Blume  von  Hooker  und 
Arnott  von  den  verwandten  Gattungen 
Rhexia  und  Heteronoma  getrenntworden, 
hat  aber  seitdem  durch  Schlechten  dal, 
Meissner  und  andere  mannigfaltige 
Veränderungen  erfahren.  Ersterer  nannte 
die  Pflanze  dem  früheren  Botaniker  und 
Paläontologen  Heer  zu  Ehren  Heeria 
rosea,  unter  welchem  Namen  sie  heute 
noch  in  den  englischen  Gärten  an- 
getroffen wird,  während  Dr.  Krasser 
in  einer  im  Engler-Prantl  erschienenen 
Bearbeitung  der  Familie  der  Melasto- 
maceen den  Gattungsnamen  Hetero- 
centron beibehält. 

DiePflanzebewohnt  die  BergeMexicos 
in  einer  Höhe  von  6 — 8000  Fuss  über 
dem  Meere  und  kann  deshalb  bei  uns 
mit  Erfolg  in  temperierten  Häusern 
kultiviert  werden. 

Es  ist  umsomehr  zu  bewundern,  dass 
diese  Pflanze  vernachlässigt  ist,  da  sie 
durchaus  keiner  besonderen  Pflege 
bedarf  und  gerade   im  Spätherbst  und 


zu  Anfang  des  Winters,  wo  schon  oft 
an  wirklich  schönen  Blumen  in  den 
Gewächshäusern  Mangel  ist,  einen 
überaus  reichen  Flor  entwickelt  und 
mit  ihren  schönen  rosaroten  Blumen 
eine  überaus  zweckmässige  Verzierung 
der  Gewächshäuser  bildet. 

Über  die  Kultur  ist  nur  zu  erwähnen, 
dass  eine  nicht  zu  leichte  nahrhafte 
Erdmischung  aus  Heide-,  Lehm-  und 
Mistbeeterde  für  sie  am  geeignetsten 
ist.  Während  des  Sommers  pflanzt 
man  sie  am  besten  in  einem  kalten 
Mistbeetkasten  aus  und  setzt  sie  nach  all- 
mählicher Abhärtung  später  der  vollen 
Sonne  aus.  Die  Pflanze  verlangt  während 
der  Vegetationszeit  viel  Nahrung  und 
Wasser.  Schwache  Dunggüsse  sagen 
ihr  sehr  zu;  ausserdem  darf  man,  um 
möglichst  gedrungene  Pflanzen  zu  er- 
halten, in  der  ersten  Zeit  ein  öfteres 
Pincieren  der  jungen  Triebe  nicht  ver- 
gessen. Ende  August  hebt  man  die 
Ballen  vorsichtig  heraus  und  pflanzt 
sie,  ohne  die  feinen  Wurzeln  stark  zu 
schädigen,  in  entsprechende  Gefässe, 
worauf  die  Pflanzen  in  ein  temperiertes 
Haus  gebracht  werden,  um  hier  bis 
zum  Eintritt  des  Winters  reichlich  zu 
blühen. 

Nach  dem  Abblühen  wird  Hetero- 
centron bei  4— 60  R  in  einem  niedrigen 
Gewächshause  durchwintert,  im  April 
dann  verpflanzt  und  zugleich  zurück- 
geschnitten. 


Ueberwinterung  von  Canna  Ehmanni. 

In  den  A\n-handlungen  des  Preuss. 
Gartenbauvereins  (Nr.  i8d.Gartfl.S.4S4) 
ist  durch  Herrn  Inspektor  Dressler 
bemerkt,  dass  die  von  meinem 
Schwiegervater  vor  Jahren  wieder- 
gefundene Canna  Ehmanni  nicht  so 
leicht  wie  andere  C.  zu  überwintern 
sei.  Diesem  Umstände  kann  dadurch 
abgeholfen  werden,  dass  man  den 
Pflanzen  die  Stengel  belässt  in  einer 
Länge,    wie   es    der    Ueberwinterungs- 


588 


Aus  den  Vereinen. 


räum  zulässt  und  in  der  Zeitrechnung 
so  lange,  wie  die  Pflanze  selbst  sie  be- 
hält. Beim  Einwintern  schüttle  man 
soviel  Ballen  ab,  als  gern  abfallen.  Erst 
nach  4 — 8  Wochen    entfernt    man    die 


von  selbst  abbröckelnde  Erde.  Ein 
Antreiben  im  Frühjahr  in  einem  kalten 
Kasten  erzeugt  frühe  Blüte  und  bald 
kräftiges  Wachstum. 

C.  Schelle,  Tübingen. 


Aus  den  Vereinen. 


Jahresversammlung  d.  Deutschen  Dendrologischen 
Gesellschaft. 

Die  Dendrologische  Gesellschaft 
hielt  unter  dem  Vorsitze  des  Hof- 
marschalls von  St.  Paul  am  i6.  Sep- 
tember zu  Älainz  in  der  Stadthalle  ihre 
Jahresversammlung  ab.  Ausser  den 
beiden  Vize  -  Präsidenten  Professor 
Dippel  und  Geheimrat  Pfitzer  waren 
einige  30  Mitglieder  erschienen. 

Die  Verhandlungen  gestalteten 
sich  dadurch  interessant,  dass  von 
Herrn  von  St.  Paul  und  Herrn  Pur- 
pus  eine  ganze  Reihe  neu  eingeführter 
oder  seltener  Pflanzen  in  frischem  Zu- 
stande vorgezeigt  und  besprochen 
wurden  und  dass  Herr  ProfessorKo  eh  ne 
unter  Vorzeigung  sehr  reichen  Herbar- 
Materials  einen  Vortrag  über  Philadel- 
phus  sowie  besonders  aucli  über  neu 
eingeführte  Bäume  und  Sträucher,  und 
Professor  Dippel  einen  solchen  über 
Deutzia  hielt.  Beide  werden  im  Druck 
erscheinen. 

Die  interessantesten  neueren  Pflanzen, 
welche  Herr  von  St.  Paul  vorzeigte, 
waren  folgende: 

Tragopyrum  lanceolata  var.  latifolia 
Regel, 

Magnolia  Watsoniana, 

Styrax  Obassia, 

Eine  Form  von  Pyrus  Toringo  Koch, 

Rhamnus  crenata     Sieb,  et  Zucc, 

Crataegus    species    vom    Poi    f*injal 
Pass  (sehr  schön), 

Astragalus  species  vom  Himalaya, 

Berberis  virescens  Hooker, 

Betula  Maximowicziana, 

Berberis  nervosa, 


Berberis  Murrayana, 

A'itis  Coignetiae, 

Acer  Xikkoense,  f 

Acer  Miyahe'i, 

Symplocos  crataegoides, 

Cotinus  americanus=Rhus  cotinoides 

und  andere. 
Herr     Purpus      zeigte     besonders 
Pflanzen  aus  Colorado  vor:   Ceanothus 
Fendleri,  Atriplex  spec,  Artemisia  tri- 
dentata,  Eurotia  lanata  etc. 

Einer  der  interessantesten  Bäume, 
welcher  zur  Besprechung  gelangte,  war 
der  japanische  Bastbaum  Ulmus  mon- 
tana  var.  laciniata  Trautv.,  von  welchem 
Herr  R.  Gärtner  zu  Halle  a.  d.  Saale 
soeben  eine  Quantität  Samen  eingeführt 
hat  imd  zu  massigem  Preise  anbietet. 
Aus  dem  Baste  dieses  Baumes,  welcher 
bei  uns  unzweifelhaft  winterhart  ist, 
fertigen  die  Ainos  im  äussersten  Xorden 
von  Japan  Stoffe  von  ausserordentlicher 
Dauerhaftigkeit  an,  so  dass  Anbau- 
Versuche  bei  uns  sehr  zu  empfehlen 
sind.  Herr  von  St.  Paul  zeigte  einen 
Zweig  mit  Blättern  und  Früchten,  so- 
wie Bast  und  Stoffe  vor,  die  Herr 
R.  Gärtner  und  Prof.  Alayr  zur  Ver- 
fügung gestellt  hatten. 

Herr  Max  Leichtlin  aus  Baden- 
Baden  hatte  Crataegus  Korolkowi  majus 
ausgestellt  und  dafür  den  silbernen 
Ehrenbecher  der  Gesellschaft  erhalten. 
Zu  Ehrenmitgliedern  wurden  Professor 
C.  L.  Sargent  zu  Boston  und  Baron 
F.  V.  Müller  zu  Melbourne  gewählt; 
zum  korrespondierenden  Mitgliede  Mr. 
J.  G.  Jack  vom  Arnold  Arboretum  zu 
Boston. 


Litteratur.  —  Eingesandte  Kataloge.  —  Unterrichtswesen. 


389 


Litteratur. 


de  Terra's  Deutsches  Handels- 
gärtner-Adressbuch für  1894  — 
1895,  Steglitz-Berlin  1894.  Nach- 
dem im  Jahre  1893  die  4.  Auflage  des 
bewährten  gärtnerischen  Adressbuchs 
des  Kgl.  Hoflieferanten  F.J.M.  Plumpe, 
Berlin,  das  den  etwas  unbestimmten 
Titel:  »Der  Gartenbau  im  Deutschen 
Reiche«  führt,  erschienen,  könnte  es 
zweifelhaft  sein,  ob  es  notwendig  war, 
schon  wieder  ein  neues  Adressbuch 
herauszugeben,  indes  es  ist  selbst- 
verständlich, dass  ein  neueres  Buch 
auch  die  neuesten  Veränderungen  be- 
rücksichtigen konnte  und  insofern  wird 
es  jedem  willkommen  sein.  Im  all- 
gemeinen   ist  die  Anordnung   dieselbe 


wie  im  Plumpe'schcn  Adressbuch, 
eine  Anzahl  Orte  sind  mehr  auf- 
genommen, auch  einige  Firmen  mehr, 
dafür  fehlen  wieder  andere  Namen, 
z.  B.  G.  Burmester,  Braunschweig, 
den  man  imPlumpe'schenBucheündet. 
Bei  den  Ortschaften  fehlt  gegenüber 
Plumpe  die  Angabe  der  Ein\vohnerzahl, 
was  doch  mitunter  wichtig  ist.  Die 
Namen  der  Rechtsanwälte  und  Spedi- 
teure etc.  sind  auch  oft  andere  als  bei 
Plumpe.  Störend  wirken  einige  An- 
noncen im  Text.  Im  übrigen  wird 
jeder  dieses  Adressbuch  wie  das 
Plumpe'sche  mit  vielem  Nutzen  ge- 
brauchen können.  L.  W. 


Eingesandte  Kataloge. 


P.  Lambert,  Trier,  Rheinprovinz, 
Rosenverzeichnis  1894 — 95.  Mit  einer 
kurzen  Belehrung;  Winke  über  Rosen- 
kultur. 

Oscar  Tiefenthal,  Wandsbek,  Haupt- 
verzeichnis 1894—95.  Grosse  Auswahl 
in  Neuheiten:  Rosen,  Gewächshaus- 
Pflanzen,  Stauden  und  Knollen  etc. 


Vaughan's  Seedstore,  Chicago  und 
New-York  1894.  Blumenzwiebelkatalog. 
Zeigt  auf  dem  Umschlage  hübsche 
farbige  Abbildungen  von  neuen  Darwin- 
Tulpen  und  neuen  Hyacinthen. 

V.  Lemoine  et  fils,  Nancy,  Rue 
du  Montet:  Extrait  du  Prix-Courant 
No.  127  et  Supplement  de  plantes  nou- 
velles.  1894. 


Unterrichtswesen. 


Städtische  Fachschule  für  Gärtner  zu  Berlin. 

Die  Eröffnung  der  Fachschule  fand 
im  städtischen  Schulgebäude,  Hinter 
der  Garnisonkirche  2,  in  Gegenwart 
des  Kuratoriums  und  des  Lehrkörj^ers 
sowie  einer  ansehnlichen  Schülerzahl 
statt.  Infolge  der  strengeren  Gesetze 
wegen  der  Sonntagsruhe  darf  am  Sonn- 
tage nur  im  Zeichnen  unterrichtet 
-werden.      Dafür    wird    Dienstags    um 


6  Uhr,  statt  um  7  begonnen,  Freitags, 
wie  angekündigt,  um  7,  Sonntags  um 
10,  anstatt  um  9  Uhr.  Die  Herren 
Prinzipale  werden  nochmals  gebeten, 
ihre  Lehrlinge  und  Gehilfen  auf  die 
Fachschule  aufmerksam  zu  machen. 
Anmeldungen  im  Schulgebäude  A'or 
dem  Unterricht.  Die  Teilnehmerzahl 
beträgt  jetzt  82. 


69A 


Ausstellungen  und  Kongresse.  —  Personal-Nachrichten. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Eberswalde.  Chrysanthemumaus- 
stellung des  Vereins  Feronia  am  lo. 
und  11.  November. 


Stettin.  Chrysanthemum  -  Aus- 
stellung des  Gartenbau-Vereins  am  i  7. 
und  18.  November.  Anmeldungen  an 
Albert  Wiese  in  Stettin. 


Gent.  Chrysanthemum-,  Orchideen-, 
Dekorationspflanzen-  und  Blütenpflan- 
zen-Ausstellung der  »Societe  Royale 
d'Agriculture  et  de  Botanique«  vom 
11. — 13.  November.  Anmeldungen  an 
E.  Fierens,  Coupure  135  in  Gent. 


Brüssel.  Orchideen-Ausstellungen, 
veranstaltet  von  der  Gesellschaft  der 
Orchideenfreunde  »L'Orchideenne«  am 
zweiten  Sonntag  und  Montag  Nachmittag 
eines  jeden  Monats  in  den  Räumen 
der  Gärtnerei  der  »Societe  de  l'Horti- 
culture  Internationale«  im  Park  Leopold. 


Ausstellung  des  Gartenbau-Vereins  für 
Freiburg  und  Umgegend  vom  10.  bis 
13.  November.  Anmeldungen  an  Otto 
Schreiber, Freiburg  i.B., Münsterplatz  18. 


Freiburg    i.    B.     Chrvsanthemum- 


B erlin.  Ausstellung  von  blühenden 
Zwiebel-,  Knollen-  und  Staudenge- 
wächsen, sowie  Spätobst,  veranstaltet 
vom  Verein  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues in  den  preussischen  Staaten  zu 
Berlin  vom  11. — 18.  April  1895.  An- 
meldungen an  die  Geschäftsstelle 
Berlin  N.,  Invalidenstrasse  42. 

Magdeburg.  Allgemeine  Garten- 
bau-Ausstellung zur  Feier  des  sojähr. 
Bestehens  des  Gartenbau-Vereins,  An- 
fang September  1895.  Anmeldungen 
an  Garten  Ingenieur  Lässig,  Magdeburg. 
Bahnhofstrasse, 


Genthin.  Gartenbau  -Ausstellung 
des  Vereins  der  Gärtner  und  Garten- 
freunde der  jerichow'schen  Kreise.  An- 
meldungen an  den  Handelsgärtner 
Leopold  Gleitsmann  in  Genthin. 


Personal-Nachrichten. 


Der  weltbekannte  Handelsgärtner 
H.  F.  Eilers-St.  Petersburg  feierte  am 
19.  Oktober  das  25jährige  Bestehen 
seines  grossen  Geschäfts,  das  22.  Iloch- 
zeitsfest  und  dieHochzeit  seinerTochter. 
Wir  rufen  unserem  verehrten  Lands- 
mann ein  dreifaches  Glückauf  zu  diesem 
dreifachen  Feste  zu! 


Herr  Schriftsteller  O.  Cordel,  Mit- 
glied des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues,  wegen  seiner  treff- 
lichen   Berichte    über    Gartenbau -An- 


gelegenheiten weit  uud  breit  bekannt, 
feierte  mit  seiner  Gattin  am  28.  Oktober 
seine  silberne  Hochzeit. 


Der  Königliche  Hofgärtner  Adolph 
Wundel  starb  im  Alten  von  57  Jahren 
zu  Sanssouci  den  25.  Oktober  1894. 


Carl  Peters,  Gehilfe  im  Kgl.  bot. 
Garten  zu  Berlin,  ist  am  25.  Oktober 
zum  etatsmässigen  dritten  Obergärtner 
daselbst,  an  Stelle  des  nach  Wädens- 
weil  berufenen  Obergärtners  Löbner 
ernannt. 


Personal-Nachrichten.  —   Sprechsaal. 


_59I 


Dem  Kgl.  Hoflieferanten  Gustav 
Adolph  Schultz,  Eckartsberg-Berlin, 
ist  gelegentlich  der  Einweihung  der 
Samariter-Kirche  am  20.  Oktober  der 
Kronenorden  4.  Kl.  verliehen. 


Der  Kgl.  Ober-Hofgärtner  Theodor 
Xietner,  Verfasser  des  Buches  „die 
Rose  etc."  starb  zu  Potsdam  den 
13.  Oktober. 


Der  Kgl. Garteninspektor  A.  Lorgus 
in  Stralsund  hat  seine  Samenhandlung 


I  und  Handelsgärtnerei  in  Stralsund 
(Firma  M.  Lorgus)  an  Herrn  Ernst 
Hilzheimer,  Neffe  des  G  eh.  Regierungs- 
Rat  Pringsheim,  verkauft,  welcher  sie 
unter  der  Firma:  Samenhandlung  und 
Handelsgärtnerei  Ernst  Hilzheimer 
(vormals  Handelsgärtnerei  M.  Lorgus) 
weiter  führen  wird.  —  Flerr  Inspektor 
Lorgus  wird  unter  derFirmaM.Lorgus, 
Stralsunder  Baumschulen  und  Land- 
schaftsgärtnerei, sich  ausschliesslich 
dem  Baum-  und  Rosenschulbetriebe, 
der  Landschaftsgärtnerei  und  Samen- 
zucht widmen. 


Sprechsaal. 


Antwort  auf  Frage  31.  Die  Ver- 
mehrung des  Oleanders,  Xerium 
Oleander  L.,  im  Wasser  ist  schon 
eine  sehr  alte  und  ratsame  Methode; 
denn  ich  kann  über  dieselbe  schon 
30  Jahre  zurück  denken,  auch  ist  der 
<Jleander  wohl  nebst  der  Fuchsie  und 
der  Pelargonie  mit  die  verbreitetste 
Pflanze,  Avelche  man  fast  in  jedem  Hause 
antrifft.  Er  lässt  sich  fast  das  ganze 
Jahr  hindurch  vermehren  mit  Aus- 
nahme der  Wintermonate,  wo  die  ße- 
wurzelung  etwas  länger  dauert.  Man 
bediene  sich  dazu,  wo  es  sich  um  einige 
Stecklinge  für  den  Haushalt  handelt, 
der  Medizin-  oder  der  Bierflaschen; 
diese  werden  gut  gereinigt  und  mit 
klarem  Wasser  gefüllt.  Je  nach  der 
Oeffnung  des  Halses  kann  man  einen 
oder  mehrere  Stecklinge  hinein  stecken 
und  zwar  muss  das  so  geschehen,  dass 
der  Steckling  4 — 5  cm  im  Wasser  zu 
stehen  kommt,  auch  ist  darauf  zu 
achten,  dass  hin  und  wieder  Wasser 
nachgegossen  wird,  weil  die  Oleander- 
stecklinge viel  Wasser  in  sich  auf- 
nehmen. 

Zur  M  a s  s  e  n  a n z  u  c h  t  vermehrt  man 
den  Oleander  am  besten  in  12 — 15  cm 
weiten  Blumentöpfen,  indem  man  das 
Abzugsloch    mit    Cement    verschmiert 


und  die  Töpfe  drei  Viertel  a^oII  mit 
gewaschenem  Flusssand  füllt.  Man 
steckt  je  nach  der  Stärke  der  Steck- 
linge in  jeden  Topf  10 — 15  Stück  und 
füllt  dann  die  Töpfe  ebenfalls  voll 
Wasser.  Diese  Töpfe  stellt  man  ent- 
weder in  ein  Vermehrungshaus  oder 
auf  einen  halbwarmen  Mistbeetkasten, 
wo  man  sie  täglich  noch  überspritzt 
und  vor  der  Sonne  durch  Schattieren 
schützt.  Nach  der  Bewurzelung  werden 
sie  in  etwas  sandige  Laub-  oder  Mist- 
beeterde in  nicht  zu  grossen  Töpfen 
gepflanzt  und  wieder  geschlossen  ge- 
halten, bis  sie  angewurzelt  sind;  als- 
dann werden  sie  nach  und  nach  an 
die  Luft  gewöhnt  und  später  ins  Freie 
gesetzt,  wo  sie  bei  guter  Kultur  und 
Pflege  schon  im  zweiten  und  dritten 
Jahre  blühen. 

Zum  Schlüsse  möchte  ich,  da  man 
immer  noch  nur  die  gewöhnliche  alte 
Sorte  verbreitet  findet,  noch  besonders 
auf  die  schönen  Oleander -Varietäten 
hinweisen,  welche  man  u.  a.  billig 
in  der  Handelsgärtnerei  von  C.  L. 
Klissing  in  Barth  (Pommern)  erhalten 
kann: 

album  plenum,  weiss  gefüllt, 
DeBrun,  karmin,  weiss  gestreift,  gefüllt, 


592 


Sprechsaal.  —  Quittuns 


Madoni      grandiflorum,      grossblumig, 

weiss,  gefüllt, 
Mad.  Peyre,  Knospe  gelb,  Korolle  rein- 

weiss,  gefüllt, 
Professeur    Durant,     hellschwefelgelb, 

gefüllt, 
rubrum  plenum,   gefüllt, 
gloriosum,  dunkelrosa,  gefüllt, 
kermesinum      plenum,      karmoisinrot, 

gefüllt, 
luteum  plenum,  gelb,  gefüllt, 
album    maximum,    einfach,    reinweiss. 
L.  Ahlisch,  Berlin  NO. 


Frage  33.  Ein  vielgereister  Fach- 
genosse versichert,  in  einem  Wein- 
hause in  Norddeutschland  Trauben  von 


6 — 8  Pfund  vSchwere  gesehen  zu  haben. 
Ist  dieses  möglich? 

H.  Neu  mann,  Puttbus  a.  R. 


Antwort  auf  Frage  33.  Der  in  der 
letzten  Monatsversammlung  von  mir 
vorgeführte  Zweig  mit  2  Trauben  wog 
3V2  kg,  also  7  Pfund.  Meine  schwerste 
Einzeltraube  1894  er  Ernte  wog  6  Pfd. 
Vor  zwei  Jahren  wog  das  auf  der 
Chrysanthemum-Ausstellung  im  Kaiser- 
hof ausgestellte  Exemplar  (1  Traube) 
Gros-Colmann  7  Pfd. 

Steglitz,  23.  Oktober  1894. 
Schreiber,  Obergärtner. 

Villa  des  Geh.  Kommerzien-Rat  Veit. 


Weitere  Beiträge  für  die  durch  Hagelschiag  Geschädigten. 

(Siehe  Heft   19,  S.  536.) 
Herr  Ad.  D emmier  jun.,  Samenhandlung,    Berlin       30.—   M. 

»     C.  A^enettich,  Berlin-Westend 10, —    » 

Gartenbau-Verein  Darmstadt 25, —    » 

Verein  der  Kunst-  und  Ilandelsgärtner,  Berlin   .     .     100, —    » 
Gärtnerverein    Charlottenburg,    Ueberschuss    eines 

Festes 31, —    » 

Gartenbauverein  für  den  Kreis  Steinburg  in  Holstein       20, —    » 
Gartenbau-Verein  Landsberg  a.  d.  Warthe  ....       30, —    » 

246,—  M. 

Dazu  die  früheren  Beiträge  mit 1054.50    » 

Sa.     1300,50  M. 
Von  Herrn  Geh.  Kommerzienrat  Conrad- Wannsee   sind   in  dankenswerter 
Weise  80  3 — 4jährige    hochstämmige    Obstbäume,    8  Sorten   ä  10  Stück,    ange- 
boten, ebenso  vom  Kgl.  botanischen  Garten  in  Dresden  durch  Herrn  Obergärtner 
Ledien  Thuja  in  hüscher  Form. 

Wir  schliessen  hiermit  unsere  Liste   und    danken    nochmals    allen  Gebern 
auf  das  verbindlichste. 

Der  Vorstand  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues. 


Das  vollständige  Register  zu  den  vierten  zehn 
Jahrgängen  der  Gartenflora,,  1882-91,  Band  XXXI-XL 


ist  soeben  erschienen  und  wird  gegen  Einsendung  von  i  Mark  in  Marken  an  das  General- 
Sekretariat  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  Berlin  N.,  Invaliden- 
strasse  42,  frei  zugeschickt. 


806.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
in  den  preussischen  Staaten  am  25.  Oktober  1894. 

Vorsitzender:    Der    Direktor    Herr    Wirklicher    Geli.    Ober-Finanzrat    von 
Pommcr  Esche. 

I.  Vorgeschlagen  wurden  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr  Fabrikant  G.  Wehner,  Berlin, 

durch  Herrn  Geh.  R.-R.  Wittmack: 

2.  >j      Handelsgärtner  Max  Wilczek,  Berlin, 

durch  lierrn  Dr.  P.  Merk  er; 

3.  »      Ingenieur  W.  Wedding,  Berlin, 

durch  Herrn  Jörns; 

4.  »      Handelsgärtner  Th.  Hübner,  Berlin. 

durch  Herrn  Schwiglewski. 
li.  Ausgestellte  Gegenstände  lagen  in  grosser  Zahl  vor. 

1.  Herr  Obergärtner  Amelung  (Joachimsthalsches  Gymnasium)  stellte 
reich  tragende  Töpfe  Monatserdbeeren  aus.  um  zu  zeigen,  wie  schnell 
die  rote  Monatserdbeere  sich  aus  Samen  heranziehen  lässt  und  wie  sehr 
sie  sich  auch  für  Zimmerkultur  eignet.  Die  Samen  wurden  im  Frühjahr 
ausgesäet,  die  Pflanzen  blühten  z.  T.  Ende  Juli,  wurden  Ende  August  in 
Töpfe  gepflanzt  und  einige  Tage  geschlossen  gehalten.  —  Ein  Topf  hatte 
4  Wochen  im  Zimmer  gestanden,  dort  geblüht  und  gefruchtet.  —  In 
Sanssouci  wird  die  Münchener  Gebirgs-Monatserdbeere  vom  Oktober  bis 
Februar  getrieben,  die  Samen  derselben  werden  schon  im  Januar  aus- 
gesäet und  dann  in  Töpfe  pikiert,  Avas  sehr  zeitraubend  ist,  dabei  macht 
diese  Sorte  auch  viele  Ranken.  —  Da  in  den  Monaten  Oktober  und 
November  das  Interesse  des  Publikums  für  blühende  Topfgewächse  nicht 
sehr  vorhanden  ist,  so  sollte  man  mehr  solche  Erdbeertöpfe  ziehen. 

2.  Herr  van  der  Smissen-Steglitz  hatte  holländische  Rohrmatten 
ausgelegt,  die  er  zu  i  M.  20  Pf.  für  den  Quadratmeter,  bei  gemeinsamem 
Bezüge  im  Waggon  für  1  M.  10  Pf.  liefert.  Dieselben  sind  sehr^haltbar 
und  empfehlenswert.  Westlich  von  Berlin,  wo  die  Fracht  von  Holland 
den  Preis  erträglich  macht,  werden  sie  viel  gekauft. 

3.  Die  Firma  Daiker  &  Otto-Langenweddingen  hatte  mehrere  Töpfe 
von  ihrer  ganz  neuen,  erst  1895  in  den  Handel  kommenden  Begonia 
semperflorens  atropurpurea  »Teppichkönigin«  übersandt.  Es  ist 
dies  wohl  die  niedrigste  und  zierlichste  aller  Begonien  und  in  Wahrheit 
eine  Miniaturpflanze.  Die  kleinen  Blumen  sind  schön  karminrot.  Im 
Sommer  sind  die  Blätter  noch  mehr  bronzefarben.  Auch  eine  farbige 
Abbildung  war  beigegeben;    ebenso  eine  grosse  farbige  Abbildung  eines 


'Q4  ^^^^'  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

A'on    genannter  Firma    im  Frühjalir    in    den  Handel  zu  gebenden  Coleiis 
»Bernhard  Spicker«. 

4.  Herr  P.  Stock-Frankfurt  a.  ]\Iain  hatte  auf  Empfehlung  des  Herrn 
Gartendirektors  Siebert,  Palmengarten,  Frankfurt  a.  M.,  einen  Topf  einer 
sehr  grossblumigen,  gefransten  und  wellig  gefalteten,  einfach  rosa-farbenen 
chinesischen  Primel  eingeschickt,  welche  er  schon  im  vorigen  Jahre  der 
Frankfurter  Handelsgärtner-Verbindung  und  der  Gartenbaugesellschaft 
vorgeführt  hatte,  auch  Herrn  Direktor  Siebert  für  eine  Gruppe  zur  Aus- 
stellung im  Palmenhause  leihweise  überlassen  hatte.  Seit  einer  Reihe 
von  Jahren  zeigten  sich  bei  der  Primelsorte  alba  globosa  hin  und  wieder 
rosa  Farben;  er  befruchtete  1890  mit  einer  solchen  die  Sorte  magnifica 
und  erzielte  damit  die  Mutterpflanze  der  jetzigen  rosa  Primel. 

5.  Herr  städtischer  Obergärtner  Jörns  legte  ein  grosses  Sortiment 
Tomaten  vor,  deren  Samen  der  Verein  z.  T.  von  einigen  grossen 
amerikanischen  Firmen:  Attlee  Burpee  &  Co.,  Philadelphia,  undLiving- 
stone  Son's  inColumbus,  Ohio,  erhalten  hatte.  Leider  haben  die  schönen  Aus- 
saaten sehr  durch  den  Hagel  am  7.  August  gelitten  und  ausserdem  sind 
viele  bei  dem  nassen,  kühlen  Sommer  nicht  reif  geworden.  Trotzdem 
aber  hat  sich  ergeben,  dass  die  amerikanischen  Sorten  die  europäischen 
an  Grösse  bedeutend  überragen,  sie  sind  fast  alle  rund  und  sehr  gleich- 
massig,  dabei  sehr  früh,  früher  als  unsere  Sorten  und  sollten  die  Gemüse- 
gärtner es  auch  mit  den  amerikanischen  versuchen.  Die  grösste  ist 
Paragon,  ausserdem  sind  beachtenswert  Turner  Flybrid,  Matchless,  sehr 
gross,  Lion,  mittelfrüh,  Livingstons  frühe  Acme,  Livingstons  Golden 
Queen  (Goldkönigin),  eine  schöne  grosse  goldgelbe  Frucht,  die  wie  alle 
gelben  wohlschmeckender,  namentlich  für  Salat  ist,  als  die  roten.  —  Auch 
die  sehr  empfehlenswerte  Sorte  »Prinz  von  Neapel«  von  Dammann  &  Co., 
San  Giovanni  a  Teduccio  bei  Neapel,  fehlte  nicht. 

6.  Ausserdem  überbrachte  Herr  Jörns  Sämlinge  des  Chrysan- 
themum indicum  nanum,  deren  Samen  er  von  Herrn  Hoflieferanten 
J.  Klar  erhalten  hatte.  Obwohl  es  die  ersten  Blumen  sind,  konnte  man  mit 
denselben  sehr  zufrieden  sein  und  lohnt  sich  wohl,  mehr  Chrysanthemum 
aus  Samen  zu  ziehen.  Die  Pflanzen  standen  fast  immer  im  freien  Fände 
und  sind  erst  zuletzt  in  Kästen  gekommen. 

7.  Endlich  machte  Herr  Jörns  auf  eine  neuere  Einführung,  deren 
Samen  der  Verein  ebenfalls  von  Flerrn  Klar  bezogen,  aufmerksam: 
Primula  Forbcsi.  Es  ist  eine  zierliche,  sehr  reich  blühende  Alpen- 
pflanze aus  China  und  für  Liebhaber  interessant. 

8.  Herr  A.  Drawiel-Lichtenberg  überreichte  einen  Strauss  herrlicher 
Blüten  von  Pelargonium  zonal«,  die  er  ganz  besonders  auch  als  vor- 
trefflichen Schmuck  für  Privat-Gewächshäuser  empfiehlt.  Die  Pflanzen 
fangen,  wenn  sie  im  Herbst  ins  Gewächshaus  kommen,  so  zu  sagen 
eigentlich  erst  reichlich  an  zu  blühen  und  dazu  halten  sich  die  ab- 
geschnittenen Blumen  8—14  Tage  im  Zimmer.  In  Frankreich  (auch  in 
Hamburg  etc.)  sagt  man  statt  Pelargonium:  Gcranium,  das  ist  aber  un- 
richtig, Pelargonium  hat  das  obere  Kelchblatt  gespornt,  der  Sporn  ist 
aber  dem  Blütenstiel  angewachsen,  so  dass  man  ihn  oft  kaum  bemerkt, 
Geranium  hat  keinen  Sporn. 


_8o6^VersammUmgJ«^Ver^^ 

o   Sodinn    besprach   Herr    Dra^viel   ein   von    ihm  ausgelegtes  Obst- 
sortimena    Äpfel:    ..  Bismarckapfel,  kann  nicht  genug  empfohlen 
verto    Yor  Wethnachten  z.-ar  wenig  genicssbar,  aber  im  März  und  Apiü 
du  satt™  ud  »ohlschmeckcnd,    dabei   tragen  die  Bäumchen  sehr  früh 
Maybiers  Goldparmäne,  erste  Frucht;  3.  Coulons  »'='''  =  ";.  ^"^^ 
'errte  Frucht,  sehr  schmackhaft;  4.  Muskat-Reinette,    schon  vor  40  b 
-iTahren    von    ihm    im  Pfannigerschen  Garten  in  Potsdam  gezogen,  ^val 
dlnirseh-  gefragt  und  wurde  die  Metze  (ca.  5  D  mit  z5  Sübergrosche 
,        ,    Thaler    bezahlt     ist    auch    heute    noch    aut    dem    Markt    beliebt. 
W  Birnen         Pitmaston  Duchess,  ötog  schwer,  von  einerPyram.de, 
w'elc;r:4  rrhchte    im  Gewicht  von  «V.  H  trug.    -'- J-'^^f  ^-;^,:^''^ 
für  November  und  Dezember,  Schale  äusserst  dünn    ""^/^^  /f  ^"^^^"^ 
der  Früchte  zu  verhindern,  wurden  s>e  in  Packlemwand  gehangt    -1«^='^^; 
Chaudy,  Erstlingsfrucht,  sehr  schön,  auch  von  Herrn  Ökonom    -Rat  Spat^h 
celobt'  -i   Premice  Marie  Lesueur,  neu,  sehr  zu  empfehlen.    Maiie  Louise. 
?on  Uklfeln    .anz  mit  braunem  Rost  überzogen,  nicht  so  wohlschmeckend 
v  e  ™r  ge  '  4   Morels  Liebling;  5.  Charles  Ernest.  eine  unserer  bes  e„ 
Winterbirn  n    für  Dezember,  ganz  goldgelb,  ohne  Steine,  auch  von  He    n 
K     te    Südende,  sehr  empfohlen;  0.  Six'  ß""-^.'"-/-^.«f  ^.^    , 

^  /-^iri^r,    "Rncjcplet     eine    lapanische    Bune    [\oi\    iuus 

für  J— ^>  '■  G  ,";-  .f^rdn  Pappelblat't.  trägt  sehr  voll  und  kann  im 
Mä"'  d  Apl ^  m  KoXn  benutzt  werden;  H.  Regentin.  gute  bekann^ 
WintcrWri«  mussaber  guten  Standort  haben,  weil  sie  sonst  schwel  ie,l. 
Tm       me   L^l^e  BalteT.    wie  Herr  Drawiel    annimmt     wainsc  ein  id, 

::!:ZtZ"-^r.Z  r  Sommerbirne    aus  dem  Hannoverschen: 
Raymonds  Mylord.'  in  Form  von  Morels  Liebling. 

o.  Endlich    legte   Herr   Drawiel    kranke    ^V^;^^^    ™  '     ^ 

:i  diriu^titrn"  ^  ^t^^St- 
Är^-:r:^^eirsjh5^^^^ 

sich  die  Herren  Schönfliess,    Lacknei      Bl"'^'    7" '"»;  .  ,„,„,|,tor 
Thicss-\auen      lunge     beteiligten     und     die     Heu     Galten    Inspeia 
P  .    durcii    lie  Bemerkung    abschloss,    dass  die  Versammlung  do^h 

Lc'h't    darüber    entscheiden    kOnne.     «an    mOge    das    den  SpeziaUst  n  tu 
Pflanzenkrankheiten  überlassen,  Herr  P-^^^'^^l  So^aue^i  -  B^       ^^_ 

!:-ren,Tsf der^;intättie-E:r^^^^^^  ml-tf  n  ..erde  a.s  der 
rrrr^cQP        mie    Blättcr    sind    Avahrend    dei     \  cibdiiiuuuut, 
körn    ;n;    w  IrscheinUch  handdt  es  sich  um  Ascochyta  maculans  Fuck^ 
oder  um  Gloeosporium  Hederae,  ev.  Gloeosporium  P"^^»™^^^;^^,^;,!-! 
,1    Herr  Obergärtner   Kahler   legte    aus    «i™  T"iipelhotei  ba 

sc,;ulen  eine  Birne  .König  Karl  -°  ^«^l'^^^.^J^ä'l'  ^„^  T 
WO"-   von  einem  Topfstamm,  vor.    Sie  ist  ,m  Geschmack  „anz  „ut. 

-t.'He:;i;."dW;rK;r:ünsch.e    den  Xamen    eines  sehr  schönen 


^q6  ^°^-  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

roten    Apfels    von    der    mecklenburgischen    Grenze    zu    wissen.      Herr 
C.  Mathieu  übernahm  die  Bestimmung. 

13.  Herr  Maurermeister  Krefeldt  stellte  eine  Anzahl  Stachelbeer- 
Sämlinge  aus.  die  in  seinem  Garten  unter  Bäumen  aufgegangen;  er 
besitzt  im  ganzen  3000  Stück,  die  einen  ganz  ausserordentlich  kräftigen 
Wuchs  zeigen.  Die  Samen  stammten  von  selbst  verspeisten  Stachelbeeren 
her  und  sind  offenbar  mit  der  Kloake  als  Dünger  unter  die  Bäume  ge- 
kommen. Ihm  wurde  geraten,  die  schönsten  stehen  zu  lassen;  vielleicht 
erhalte  er  einmal  eine  ähnlich  schöne  Sorte  wie  die  früheste  von  Neuwied.  — 
Herr  Klar  bemerkte,  dass  auf  dem  Versuchsfelde  des  Vereins  in  Blanken- 
burg  auch  sehr  viel  Stachelbeeren  aufgingen.  Herr  Jörns  bestätigte, 
dass  aitf  den  Rieselfeldern  sich  viele  finden,  er  habe  manche  pikiert  und 
sie  im  Garten  6—8  Jahre  gezogen.  Sie  tragen  sehr  reichlich  und  sind 
alles  gute  Sorten  zu  nennen,  ein  Beweis  dafür,  dass  die  Berliner  meist 
gute  Sorten  essen,  wozu  wohl  Werder  nicht  \vcnig  beiträgt. 

14.  Herr  vSchönfliess, Deutsch-Wilmersdorf,  stellte  eine  stattliche  Zahl 
von  Erica  gracilis  und  E.  persoluta  L.  (assurgens  Hojt.)  aus  und 
bemerkte,  nachdem  er  im  allgemeinen  sein  Bedauern  über  den  Rückgang 
der  Zucht  von  Heidekräutern  gegen  früher  ausgesprochen,  dass  er  nur 
3  Arten  baue,  die  beiden  vorgeführten  und  E.  hiemalis.  Da  bei  ihm 
die  E.  gracilis  von  Jahr  zu  Jahr  blassroter  wurden,  habe  er  schliesslich 
der  Erdmischung  (Grunewalderde  und  Ilavelsand)  Knochenmehl  zugesetzt 
und  dadurch  wieder  eine  tief  dunkelrote  Farbe  erzielt,  während  Kontrol- 
pflanzen  ohne  Knochenmehl  blass  blieben.  Unsere  Grunewalderde  ist 
also  zu  arm  an  Nahrung.  —  E.  persoluta  blüht  leider  etwas  zu  früh,  schon 
im  August  beginnt  sie,  und  später,  wenn  man  sie  haben  möchte,  ists  vorbei. 

Herr  .Schönflies s  .sprach  dann  über  eine  Eriken-Krankheit.  In 
einem  lafenstrigen  Kasten  hätten  im  vorigen  Jahre  auf  dem  einen  Ende 
alle  Pflanzen  trockene  vSpitzen  erhalten,  als  wenn  sie  verbrannt  wären 
—  Herr  Bluth  bemerkte,  das  sei  die  Trockenfäule  und  diese  entstehe 
teils  durch  falsches  Giessen,  teils  durch  Ueberdüngung  oder  zu  schweren 
Boden.  In  dem  Leipziger  schweren  Boden  erhalten  die  Eriken  schon 
Trockenfäule,  wenn  es  einige  Tage  stark  regnet,  darum  deckt  man  dort 
die  E.  mit  Laden.  Die  Trockenfäule  zeichnet  sich  dadurch  aus,  dass  die 
Spitzen,  mitunter  auch  die  Mitte  der  Zweige  braun  werden.  —  Nach  Herrn 
Lackner  tritt  sie  ein,  wenn  die  Pflanzen  einmal  zu  trocken  geworden 
oder  wenn  durch  zu  grosse  Nässe  die  Wurzeln  verfault  sind.  Herr  Bluth 
entgegnete,  dass  weder  in  Leipzig,  Dresden  noch  bei  ihm  die  Wurzeln 
faul  wären,  die  Pflanzen  werden  von  oben  an  schlecht  und  oft  wächst 
die  eine  Hälfte  einer  Pflanze  gesund  weiter.  Es  scheint  etwas  ähnliches 
wie  die  früher  so  berüchtigte  Stammfäule.  —  Herr  Schönflicss  liess 
sich,  als  vor  2  Jahren  die  Krankheit  bei  ihm  auftrat,  Stecklinge  von 
anderen  Gärtnereien  kommen  und  hält  dies  für  gut.  —  Erscheint  bei 
etwa  einen  Finger  langen  Stecklingen  die  Spitze  wie  verbrannt,  so  kann 
man  solche  nur  gleich  fortwerfen,  denn  wenn  man  selbst  die  Spitze  ab- 
schneidet, kommt  die  Krankheit  meist  doch  wieder. 

15.  Herr  Gartenbau-Direktor  Carl  Lackner-Steglitz  führte  prächtige 
Exemplare    von    Van  da    Kimballiana    Rolfe     vor,     einer    Orchidee, 


8o6.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. ^597 


welche  erst  vor  einigen  Jahren  eingeführt  ist.     Er  erhielt  sie  aus  Hmter- 
indien  in  ganz  verschrumpftem  Zustande,  indes  die   Pflanzen  entwickelten 
sich  rasch  und  erwiesen  sich  als  willige  Blüher.     Die  aufrechten  Trauben 
machen  mit   ihren    weissen    Blumen    und    der    karminroten    Lippe    einen 
schönen  Eindruck    und    blühen    volle  7  Wochen,    auch    eignen    sich    die 
Blumen  sehr  gut  für  die  Binderei.     Die  Kultur  ist  sehr  leicht  und  wird 
diese  Art  in  England  und  Belgien  schon  viel  gezogen.     Nirgends  hat  sich 
aber  bis  jetzt  eine  ganz  weisse    Varietät    gefunden,    und    dieses  Glück 
ist  Herrn  Lackner   zuteil   geworden.     Herr    Prof.    Kränzlin    hat    diese 
Varietät  nach  Frau  Lackner:  Vanda  Kimballiana  var.  Lacknerae  benannt 
(siehe  die  Beschreibung  Gartfl.  d.  J.  lieft  21  S.  561  und  dieses  Heft  S.  616). 
Herr  Prof.  Dr.  Kränzlin  bemerkte:  Es  liegt  hier  ein  ähnlicher  Fall  von 
Albmisraus  vor  wie  bei  Coelogyne  cristata  alba  und  Cattleya  Schroederae 
alba.     Im    allgemeinen  sind  die  Vanda-Arten  nicht  sehr  geneigt  zu  Farben- 
variationen,   abgesehen    von    V.  suavis    und    tricolor.     Die    Arten    haben 
meist  keinen  grossen  Verbreitungsbezirk,    was   den    Mangel    an  Variation 
wohl  erklärt.     Wenn  daher    ein   solcher    Fall    auftritt,    so    ist    er    um    so 
interessanter,  und  da  man  weisse  Varietäten  jetzt  nach  Damen  zu  benennen 
pflegt,  so  habe  er  sie  nach    Frau  Gartenbau-Direktor  Lackner    benannt. 
Sie    scheint    sehr    selten.     Amanda    Kimballiana    und    V.    Amesiana    sehen 
frisch  importiert  wie  ein  Flauten  Besenreiser  aus,  um  so  schöner  sind  sie 
zur  Blütezeit.     Vanda  suavis,  tricolor,  tesselata  etc.  haben  den  eigentlichen 
Vanda-Typus,  d.  h.  einen  hohen   kräftigen  Stamm  mit  zweizeiligen  grossen 
Blättern,  die  beiden  genannten  haben  aber  fast  stielrunde,  rinnige  Blätter. 
Sie  scheinen  auch  etwas  auszuhalten,  V.  Kimballiana    stammt    aus  Ober- 
Birma  in  5000  Fuss  Meereshöhe,  und    da    die  Gebirge    dort    von    Norden 
nach  Süden  verlaufen  und  die   Feuchtigkeit  der  Südwest-Monsunwinde    auf- 
fangen, so  wird  sie  an  trockene  Luft  und    massige  Wärme  gewöhnt  sein. 
V.  Amesiana  wächst  in  einer  Gegend,    wo  die  Temperatur  von  2"  C.  bei 
Sonnenaufgang  bis  18«  C.  mittags,  Tag  für  Tag,    schwankt,    und    wo    die 
Pflanze  zur  trockenen  Jahreszeit    ganz    einschrumpft.     Die    Wurzeln    sind 
aber  mit  einer  sehr  dicken  Oberhautschicht,  welche  Wasser  aufspeichert 
(Velamen)  versehen,  die  zur  trockenen  Zeit  die  Pflanze  mit    Wasser    ver- 
sorgt.    Bei  Vanda  Kimballiana  ist  das   Velamen    etwas    schwächer,    aber 
noch  stark  genug,  um  die  Pflanze  in  den  Stand  zu  setzen,  grosse  Sprünge 
in  Bezug    auf    Trockenheit    und    Feuchtigkeit    zu    ertragen.   —  Es    wäre 
wünschenswert,  die  Orchideen  mit  stielrunden  Blättern  mehr  zu  kultivieren, 
schon  um  vergleichende  LTntersuchungen  über  das  Vorkommen  der  Spalt- 
öffnungen auf   den    Blättern    zu    ermöglichen,    was    auch    für    die    Praxis 
wichtig  wäre.     Es    wären    die    drehrunden    Blätter    einfach    zu    erklären, 
wenn  diese  Pflanzen  alle  in  einem   Kontinentalklima    lebten,    da  man^an- 
nimmt,  dass  drehrunde  Blätter  die  Verdunstung  verringern;   aber  V.  Hoo- 
keriana  wächst  in  Borneo  auf  Pandanus,  im  regelrechten  Djungel,  dort  ist 
Feuchtigkeit  im  Uebermass  und  doch    hat    auch    sie    drehrunde   Blätter. 
—    Oft    kann    man    bei    Ankäufen      dürrer    unscheinbarer    Orchideen    zu 
schönen  Arten  kommen.     Ein  Oncidium  Ceboletta  wurde  für  60  Pfennige 
verkauft  und  ergab   sich  nachher  als  das    schöne    Oncidium    Jonesianum. 
(Färb.  Abb.  in  Gartfl.  1888  S.  249  t.  1272.) 


-QÖ  806.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 

Die  Zahl  der  Orchideen  mit  stielriinden  Blättern  ist  nicht  gross, 
von  Vanda  sind  es  4;  ausser  den  3  genannten  noch  V.  teres,  von  Aerides  4: 
vandarum,  mitratum,  cylindricum  itnd  longicornum,  von  Luisia  alle  13  be- 
kannten Arten.  —  Alle  genannten  haben  schöne  Blumen. 

16.  Von  Herrn  Privatdozenten  Ur.  Carl  Mez  in  Breslau,  dem  Alono- 
graphen  der  Bromeliaceen,  war  eine  von  seiner  Gattin  gemalte  grosse 
Tatel  einer  neuen  Art:  Nidularium  Paxianum  Mez,  eingesandt,  die 
aus  Samen  von  Dr.  Fritz  Müller  in  Blumenau,  Südbrasilien,  im  bot. 
Garten  zu  Breslau  erwachsen  und  nach  dem  Direktor  des  Gartens,  Herrn 
Prof.  Dr.  Pax.  benannt  ist.  Diese  Art  zeichnet  sich  durch  gelbgrüne 
Blätter,  leichte  Kultur  und  grosse  Widerstandstähigkeit  aus. 

III.  Hierauf  hielt  Herr  Kgl.  Garteninspektor  Perring  einen  sehr  interessanten 
Vortrag  über  eine  Reise  nach  Belgien  und  Holland,  der  in  der  »Garten- 
flora« besonders  erscheinen  wird.  Ein  zweiter  Teil,  England  betreffend, 
wird  in  der  nächsten  Versammlung  folgen. 

IV.  Da  das  Krollsche  Etablissement  verkauft  ist  und  der  grosse  Saal  zu  einem 
Theater  eingerichtet  wird,  kann  die  Blumenzwiebel- Ausstellung  des  Vereins 
vom  11.  — 18.  April  1895  (Ostern)  dort  nicht  stattfinden.  Auf  Antrag  des 
Herrn  Gartenbaudirektor  Brandt  wird  letzterer  beauftragt,  mit  dem 
Generalpächter  der  Flora  in  Charlottenburg,  Herrn  Franke,  zu  verhandeln, 
der  sich  erboten  hat,  die  Ausstellung  aufzunehmen,  wenn  jeder  Teil  die 
Hälfte  der  Kosten  trägt.  —  Hierbei  wurde  von  Herrn  Garteninspektor 
Perriug  und  dem  Vorsitzenden  betont,  die  Kosten  für  Dekoration  der 
Räume  möglichst  niedrig  zu  halten,  was  in  der  Flora  auch  sehr  leicht 
angeht. 

V.  Dem  Verein  der  Cacteenfreunde  Deutschlands,  dessen  Ausstellung  grössere 
Leistungen  aufwies  als  der  Verein  selber  erwartete,  werden  zur  Belohnung 
besonders  guter  Kulturen  1  grosse  und  1  kleine  silberne  Medaille  be- 
willigt. 
VI.  Ebenso  wird  auf  Antrag  der  vereinigten  Ausschüsse  für  Gehölz-  und  Obst- 
zucht, die,  weil  der  Blumenausschuss  nicht  tagte,  eine  reiche  Sammlung  abge- 
schnittener gefüllter  Knollenbegonien-Blüten  der  Firma  Ag.  Fleym  in 
Schleusingen,  Thüringen,  geprüft  hatten,  für  4  Neuheiten  der  Firma  ein 
Anerkennungsdiplom  bewilligt.  Es  sind  dies:  Kaiser  Wilhelm  IL.  Kaiserin 
Auguste  Viktoria,  Fürst  Bismarck  und  »die  Sonne«,  welche  sich  .durch 
ausserordentliche  Grösse  der  Blumen  wie  der  Blätter  und  durch  schöne 
Farben  auszeichnen.     Sie  werden  Frühjahr  1895    in  den  Handel  gegeben. 

VII.  Herr  A.  Drawiel  regte  an,  der  Verein  möge  doch  auf  ein  eigenes  Heim, 
das  sich  auch  zu  Ausstellungen  eigne,  Bedacht  nehmen.  Herr  Gartenbau- 
Direktor  Lackner  bemerkte,  dass  die  meisten  Vereine,  die  ein  solches 
besitzen,  damit  kein  Glück  haben.  Auf  Antrag  des  Herrn  Garten-Inspektor 
Perring  wird  der  Gegenstand  von  der  Tagesordnung  abgesetzt,  soll  aber 
weiter  erwogen  werden. 

VIII.  Die  Deputation  für  die  Verwaltung  der  Kanalisationswerke  hat  mittels 
Schreibens  vom  5.  Oktober  angezeigt,  dass  sie  die  Ziele,  die  sich  der 
Verein  bezüglich  der  Berliner  Rieselfelder  gestellt  hat,  als  gelöst  ansehe 
und  sie  demgemäss  in  Zukunft  das  Versuchsfeld  in  anderer  Weise  ver- 
wenden werde,  sie  sei  aber  bereit,    dem  Verein    unter  den  alten  Beding- 


Die  Gärtnerei  von  Gustave  Vincke-Dujardin  etc.  z.qq 

ungen  eine  Fläche  von  8 — 12  ar  zur  Prüfung  von  Neuheiten  von  Blumen, 
Gemüsen  etc.  weiter  zu  gewähren.  —  Herr  städt.  Obergärtner  Jörns  er- 
klärte in  einem  Schreiben  an  den  ^'orstand  vom  zs-  Oktober,  dass  er 
selbst  den  Antrag  gestellt  habe,  da  thatsächlich  alle  Kulturen  auf  dem 
RieselA'ersuchsfelde  durchgeprobt  seien  und  die  meisten  gute  Erfolge 
ergeben  haben,  wenn  die  Berieselung  den  betr.  Kulturen  ange^Dasst  wurde. 
Er  erklärte  sich  zugleich  bereit,  auch  ferner  die  Kulturversuche  zu  leiten. 
IX.  Das  Preisgericht,  bestehend  aus  den  Herren:  Bluth,  Hapt,  Mathieu,  vSchwarz- 
burg,  E.  S"chulz,  Weber  und  Weidlich  hatte  folgende  Preise  zugesprochen. 
Herrn  A.  Drawiel  für  Obst  eine  bronzene  Medaille,  Herrn  Schön- 
fliess  für  Eriken  eine  bronzene  Medaille,  Herrn  Obergärtner  Amelung 
für  Monatserdbeeren  den  Monatspreis  von  15  Mk. 

V.  Pommer  Esche.  Wittmack. 


Die  Gärtnerei  von 
Gustave  VincJce-Dujardin  in  Scheepsdaele  bei  Brügge. 

\'()n  L.  Wittmack. 
'^/^^»  Hierzu   3   Abbildungen  No.    io5 — 109. 

öjJLnmittelbar  vor  dem  alten  Thore  Brügges,    der    Porte    des  Baudets,    in 
der  Vorstadt  Scheepsdaele,  an  der  Chaussee  nach  Blankenberghe  liegen 

J^B^i  verschiedene  Gärtnereien,  unter  denen  die  von  Gustave  Vincke- 
^.,=^^^0^  Dujardin  so  hervorragend  ist,  dass  sie  das  Ziel  vieler  tausender 
^i-i  von  Besuchern  bildet.  Wurde  doch  auch  sogar  am  3.  August  1891  dem 
"§)  Etablissement  die  Ehre  des  Besuchs  vS.  AI.  des  Königs  der  Belgier,  I.  M. 
der  Königin  und  I.  K.  II.  der  Prinzessin  Clementine  von  Belgien  zuteil. 

Gleich  dem  Herrn  Ed.  Pynaert  van  Geert-Gent,  dessen  Gärtnerei  S.  398 
beschrieben,  und  dem  Plerrn  Vuylsteke  in  Loochristi  bei  Gent,  ist  Herr 
Vincke  -  Dujardin  auch  in  Deutschland  gar  wohl  bekannt,  namentlich 
seit  der  grossen  Ausstellung  zu  Berlin  1S90,  wo  er,  wie  Herr  Vuylsteke, 
grosse  herrliche  Sammlungen  von  Orchideen  vorführte.  Man  würde  aber  sehr 
irren,  wenn  man  glauben  wollte,  dass  Orchideen  das  einzige  Produkt  dieser 
beiden  Männer  seien.  Herr  Vuylsteke  zieht  noch  Palmen,  Azaleen  etc.,  und 
Herr  Vincke  kultiviert,  wie  wir  schon  1888  bei  Beschreibung  der  damaligen 
grossen  Genter  Ausstellung  (Gartenflora  1888  S.  308)  berichtet  haben,  auch  ganz 
bedeutende  Mengen  Lorbeeren  und  geradezu  ungeheure  Massen  jüngerer  Palmen. 
Wir  haben  damals  durch  einfache  Striche  eins  der  aus  5  Häusern  kombinierten 
Palmenhäuser  wiederzugeben  gesucht,  heute,  nachdem  wir  im  April  1803  das 
lierrliche  Etablissement  zum  zweiten  Alale  besichtigt  haben,  und  zwar  in  Ge- 
sellschaft des  Herrn  Garten-Inspektor  Reimers  aus  Ottensen  bei  Altena,  können 
wir  ausführlicher  dasselbe  besprechen  und  durch  bessere  Zeichnungen  erläutern. 
Die  Zeichnungen  entnehmen  wir  der  bei  Gelegenheit  der  Genter  Ausstellung  1893 
erschienenen  und  uns  von  Ilerrn  Vincke  zur  Verfügung  gestellten  Schrift 
unseres    verehrten  Freundes,    des    Herrn  Charles  de  Bosschere'),    der  s.  Z. 


*)  L"etablissement  d'horticulture  Gustave  Vincke-Dujardin  ä  Scheepsdaele-Bruges.  Description 
<ietaill6e  par  Charles  De  Bosseliere,  Anvers.  Imprimerie  Ve.  De  Biiker,  rue  Zirk  35.  —  i8g3. 
«0  43   S.  mit  5   Abb. 


6oo 


Die  Gärtnerei  von  Gustave  Vincke-Dujardin  etc. 


den  Antwerpener  botanisch-gärtnerischen  Kongress    mit   so   grossem   Geschick 
leitete  und  auch  jetzt  bei  der  Antwerpener  Ausstellung  sich  so  bemühte. 
Dieser  Schrift  entnehmen  wir  auch  z.  T.  folgende  Angaben: 


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Abb.   io5. 
Plan  der  Gärtnerei  von   Gustave   Vincke-Dnjnrdin  in  ScJieejhsdaelc  bei  Brügge,  Belgien. 
A  bis  D   I.  bis  4.  Teil  des  Etablissements,  E  Teil  an  der  Chaussee,  F  Wohnung  des  Obergärtners» 

6  Wohnhaus    des    Herrn    Vincke-Dujardin,     H    Ziergarten,     I    grosse     Orangerie,    J    Reihe    von 

7  Orangerieen,    L    Park    der  Lorbeeren,    M  Packschuppen    für  Blumen,    N  desgl.  für  Pflanzen,, 
0  Schutzraum  für  Araucaria  excelsa,  P  Kohlenlager.     I  bis  V  fünf  Alleecn  mit  Lorbeeren. 


I.  Allgemeines.  Das  Terrain  umfasst  4  Hauptteile,  Abb.  105  A— D,  welche 
durch  breite  Wege,  an  deren  Seiten  Lorbeeren  in  Kübeln  stehen,  getrennt 
Ayex-den.  Es  ist  ein  grossartiger  Anblick,  wenn  man  auf  der  Chaussee  nach 
Blankenberghe  (bei  E)  vorfahrt  und  diese  langen  Lorbeer-Alleen  schaut.     Teil  A 


Die  Gärtnerei  von  Gustave  Vincke-Dujardin  etc.  5oi 


enthält  6  Häuser  für  Palmen,  No.  43—48,  einen  Sommerplatz  für  Araucarien  (O), 
einen  grossen  Schuppen  (J)  für  die  Lorbeeren  im  Winter,  60  m  lang  und 
5,50  m  breit,  ii  Orchideenhäuser,  No.  05— 75,  und  grosse  Plätze  (L)  für  Lorbeer- 
bäume im  Sommer.  —  Teil  B  enthält  die  Wohnung  des  Obergärtners  (F), 
lO  Orchideenhäuser,  No.  49 — 04,  und  wieder  Raum  für  Lorbeeren.  —  Teil  C 
weist  auf:  ein  grosses  Haus  für  Palmen,  No.  15,  das  Wohnhaus  des  Herrn 
Vincke-Dujardin  (G)  mit  einem  kleinen  Ziergarten  davor  (H),  17  Häuser  für 
Palmen,  No.  16—42;  L  sind  Plätze  für  Lorbeeren,  M  Packschuppen  für  Blumen, 
N  desgleichen  für  Pflanzen,  Haus  für  die  Dampfmaschine  zum  Wasserpumpen, 
die  Heizkessel  (M);  endlich  der  Teil  Dein  altes  verlassenes  Gewächshaus  (N.  1), 
das  erste  auf  der  ganzen  Anlage,  13  Häuser  für  Cycas  und  Palmen,  7  Schuppen 
mit  zusammen  45  ><  25  m  Oberfläche  für  Lorbeeren  und  entsprechende  freie 
Plätze  (L)  für  letztere. 

Der  Teil  E,  welchen  die  Chaussee  nach  Blankenberghe  begrenzt,  ist  mit 
hochstämmigen  Dracaena  lineata,  Phormium  tenax  und  Chamaerops  Fortunei 
geschmückt. 

II.  Die  Lorbeeren.  Die  Zahl  der  Lorbeerbäume  beträgt  ca.  10000,  dar- 
unter viele  grosse  Exemplare  mit  herrlichen  kugeligen  bezw,  pyramidenförmigen 
Kronen,  die  musterhaft  geschnitten  werden.  In  den  drei  Alleen  stehen  die 
stärksten,  in  jeder  ca.  140— 150  Stück,  mit  einer  Höhe  (ohne  Kübel)  von  2— 2,40m 
und  einer  Krone  von  2,20— 2,50  m  Durchmesser,  der  Stamm  selbst  1,25 — 1,60  m 
hoch  und  40—60  cm  im  Umfang.  Hundertjährige  Exemplare  sind  nicht  selten, 
vor  allem  pflegt  Herr  Vincke  das  jetzt  125  Jahre  alte  Exemplar,  welches  sein 
Grossvater  erzogen. 

Infolge  der  grossen  Überproduktion  an  Lorbeeren,  die  sich  namentlich 
auch  in  Brügge,  dem  alten  Sitz  der  Lorbeerlaütur,  geltend  macht,  haben  die 
Züchter  sich  seit  längerer  Zeit  genötigt  gesehen,  auch  andere  Pflanzen,  nament- 
lich Palmen  und  Araucarien,  in  Kultur  zu  nehmen. 

Um  die  10000  Lorbeerbäume  zu  begiessen,  sind  60  Wasserbehälter  im 
Garten  verteilt,  die  unter  sich  in  Verbindung  stehen  und  ihr  Wasser  von  einem 
über  dem  Packschuppen  befindlichen  Reservoir  erhalten.  Die  meisten  der 
Wasserbehälter  (53)  sind  aus  Beton  und  von  Picha  freres-Gent  hergestellt. 

III.  Araucaria  excelsa  und  Odontoglossum  grande  im  Freien. 
Hinter  der  grossen  Lorbeerhalle  i.st  ein  Platz  (O)  von  27  X  i7  m  mit  Latten  von  den 
Seiten  und  oben  überdeckt,  in  welchem  die  Araucaria  excelsa  gegen  zu  starke 
Sonne  geschützt  sind.  Ein  Teil  des  Raumes  wird  aber  auch  zur  Aufnahme  von 
Odontoglossum  grande  benutzt,  dieser  aus  den  kühlen  schattigen  Berg- 
gegenden Guateirialas  stammenden,  wegen  der  gelb  und  braunen  Blüte  jetzt  so 
beliebten  Orchidee,  und  wir  linden  hier  im  grossen,  was  Herr  Gartenbaudirektor 
Brandt-Charlottenburg  im  kleinen,  aber  mit  mehr  Arten  ausgeführt  hat:  die 
Kultur  der  tropischen  Orchideen  während  des  Sommers  im  Freien. 
Die  Blütezeit  der  Od.  grande  ist  dadurch  bis  in  den  Dezember  verlängert 
worden!     Auch  im  Winter  hält  Herr  Vincke  sie  bei  nur  8 — lo^  C. 

IV.  Die  Gewächshäuser  Im  ganzen  sind  75  Häuser  vorhanden,  davon 
42  für  Palmen  und  einige  andere  Pflanzen  und  27  für  Orchideen;  zusammen 
nehmen  diese  75  Häuser  eine  Grundfläche  von  8369  qm  ein  und  haben  über 
loooo  qm,  das  heisst  über  1  Hektar!  verglaste  Oberfläche. 

Das  älteste  Haus  No.  1,  33  X  2,80  m,    stand,  wie   erwähnt,  in  Abteilung  D, 


6o2 


Die  Gärtnerei  von  Gustave  Vinclve-Dujardin  etc. 


und  ist  schon  Tom  Vater  des  gegenwärtigen  Besitzers  benutzt  worden.  Es  ist  jetzt 
abgebrochen  und  dafür  sind  3  neue  Häuser  von  15X3  m  errichtet,  weshalb 
die  Zahl  der  Häuser  von  75  auf  78  gestiegen  ist. 

1.  Palmenhäuser.  Hinter  No.  1  liegen  4  Häuser,  No.  2—5  neben  einander, 
zusammen  23  X  2ö,6o  m.  In  No.  2  sind  2  seitliche  Beete  mit  Cycas  revoluta 
gefüllt,  kein  Mittelbeet  (mittlere  Temperatur  loO  C).     No.  3—5  haben  jedes  ein 


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Abb.    106. 

Gnindriss  und  Aufriss  der  Palmenhätisev  No.  /O — 14 

bei  Herrn    Gustave  Vincke-Dujardin 

in    Scheepsdaele     bei     Brügge,    Belgien. 

Massstab   i  :  400. 


Abb.    107. 
Gnindriss    und  Aitfriss   der  grossen 

Orchideenhäiiser  No.    >(j — j^ 

bei  Herrn    Gustave  Vincke-Dujardin 

in     Sciieepsdaele     bei    Brügge ,     Belgien. 

Massstab   i  :  400. 


Mittelbeet  und  2  schmale  Seitenbeete,  alle  mit  Lohe  gefüllt,  Temperatur  auch  \cfl  C. 
No.  3  enthält  ca.  150  Latania  borbonica  von  1,50—2  m  Höhe  und  400  Phoenix 
tenuis  von  50—75  cm  Höhe,  in  No.  4  finden  sich  550  Phoenix  tenuis,  reclinata 
und  senegalensis,  in  No.  5  150  grosse  Latania  borbonica  von  1,50—2  m,  200  Ideme 
Areca  sapida,  200  kleine  Phoenix  tenuis. 

Hinter    diesen  4    folgen    nochmals  4  Palmenhäuser,    No.  6  mit  400  Latania 


Die  Gärtnerei  von  Gustave  Vincke-Dujardin  etc.  603 


borbonica,  Xo.  7  mit  150  Chamaerops  cxcelsa  und  400  Phoenix  tenuis,  No.  S 
150  P.  reclinata  von  1,50 — 2  m  und  400  P.  tenuis  von  50 — 75  cm,  Xo.  9  mit 
150  Cliamaerops  excelsa,   1,50—2  m.   und  200  Aspidistra  elatior  (Plectogyne). 

Die  grösste  Merkwürdigkeit  des  Vi ncke' sehen  Etablissements  sind,  wie 
schon  1888S.308  erwähnt,  die  zusammenhängenden  Gewächshäuser,  wie  sie 
Xo.  10— j  4,  77—81  und  vor  allem  No.  23—42,  sowie  49—58  zeigen,  von  denen 
mehrere  erst  in  den  letzten  Jahren  erbaut  sind. 

Solche  zusammenhängende  Häuser  sind  natürlich  nur  da  von  Xutzen,  wo 
es  sich  um  die  Kultur  einer  Gattung  oder  noch  besser  einer  Art  von  Ptlanzen 
handelt.  Betrachten  wir  zunächst  X^o.  10 — 14,  die  uns  in  Fig.  loö  im  Durchschnitt 
und  im  Grundriss  noch  näher  erläutert  werden. 

Die  ö  Häuser  sind  jedes  31,30  m  lang  und  zusammen  25  m  breit,  jedes 
einzelne  also  0,20  m  breit..  Durch  jedes  Haus  geht  ein  Mittelweg  von  85  cm 
Breite,  zu  dessen  beiden  Seiten,  85  cm  vom  Boden,  ein  Tisch  (Tablette)  von 
2,20  m  Breite  läuft.  Jedes  Haus  hat  ein  Satteldach  von  3,85  m  Höhe  und  be- 
trägt die  Entfernung  der  Tablette  vom  Glase  im  Minimum  1,50,  im  Maximum 
2,05  m.     Das  Dach  ruht  auf  2,10  m  hohen  Stützen. 

Der  ganze  Bau  ist  aus  Holz,  nur  die  Träger  der  Tische  sind  aus  Eisen 
und  die  Tische  aus  Schieferplatten  (carreaux),  die  auf  T-Eisen  ruhen. 

Das  Dach  ruht  auf  den  Dachrinnen,  die  von  2  zu  2  m  durch  eiserne 
Säulen  gehalten  werden,  wie  Fig.  106  zeigt,  wo  auch  das  quer  durch  alle  Häuser 
laufende  Wasserreservoir  angedeutet  ist. 

Diese  grosse  »Glashalle«,  wie  man  wohl  sagen  könnte  (Xo.  10 — 14),  enthält 
ca.  2000  Kentia,  Areca  und  Rhapis  von  1 — 2  m  Höhe. 

Teil  C.  Hinter  dem  Wohnhause  des  HerrnVincke  liegen  wieder  27  Palm  en- 
h  aus  er,  Xo.  16—42,  die  2892  qm  bedecken.  Die  ersten  7  stehen  miteinander 
in  Verbindung  und  ebenso  die  folgenden  20.  Letztere  20  gewähren  ein  gross- 
artiges Bild  und  nehmen  63  m  in  der  Länge  und  35  m  in  der  Breite  ein.  In 
den  ersten  Eläusern,  16—27,  werden  1400  Kentia  Belmoriana  und  Forsteriana 
meist  auf  Mitteltischen  bei  12  — 15O  C.  gezogen.  Die  grosse  >'Zickzack-Glashalle«, 
so  möchten  wir  sie  nennen,  weil  das  Dach  im  Zickzack  verläuft,  X.  23 — 42,  wird 
nur  auf  8— loOC.  gehalten.  In  jedem  ist  ein  Mittelbeet  aus  Lohe,  in  welche  6000 
Palmen  in  Töpfen  eingefüttert  werden.  Es  sind  Kentia,  Areca,  Corypha,  Rhapis 
und  Phoenix-Arten,  alle  von  besonderer  Kultur.  Endlich  finden  sich  noch 
Palmen  in  Xo.  43  —46,  Abteilung  A. 

IL    O  r  c  h  i  d  e  n  h  ä  u  s  e  r. 

Die  27  Orchideenhäuser  liegen  in  2  Reihen  rechts  und  links  vom  8  m 
breiten  Wege,  der  die  Abteilungen  A  und  B  trennt.  Die  einzelnen  Häuser  jeder 
Seite  stehen  wiederum  mit  einander  in  Verbindung  und  nehmen  zusammen 
75  m  in  der  Ouerrichtung  ein,  während  jedes  Haus  18  m  lang  ist.  Herr 
Vincke  will  vielleicht  den  8  m  breiten  Weg  auch  noch  überdachen,  um 
blühende  Orchideen  dort  aufzustellen.  Die  Orchideenhäuser  sind  übrigens  nicht 
alle  gleich  breit. 

1.  Die  grossen  Orchideenhäuser   (Abb.   107.) 

Die  17  grossen  Orchideenhäuser  stehen,  wie  gesagt,  unter  einander  in  Ver- 
bindung. Sie  haben  jedes  eine  Breite  von  6,5  m,  die  Länge  ist  bei  einigen  18, 
bei  anderen  18,5  m. 

Die  beiden  Seitenmauern,  sowie  die  Tragpfeiler    für    die  Dachrinnen    sind 


6o4 


Die  Gärtnerei  von  Gustave  Vincke-Dujardin  etc. 


:ö] 


Ml 


1  m,  der  First  3,30  m  hoch.  Hier  ist  kein  Mittelweg,  sondern  ein  2,40  m  breiter 
Mitteltisch  mit  Terrassen,  umgelDen  von  einem  Wege,  an  dessen  Seiten  1,20  m 
breite  Tische  sich  befinden.  Die  imterste  vStufe  des  Mitteltisches  ist  1,3,  die 
oberste  1  m,  die  Seitentische  vorn  75,  hinten  30  cm  vom  Glase  entfernt.  Der 
Mitteltisch  ist  an  den  Enden  abgerundet  und  wird  dort,  wie  in  den  meisten 
Gärtnereien  geschieht,  mit  schönen  blühenden  Pflanzen  besetzt. 

Die  Heizung  erfolgt  bei  den  kleinen  Häusern  durch  zwei  0,095  m  starke 
Röhren  unter  jedem  Tisch  (im  ganzen  720  m),    in  den    grossen    sind    ebenfalls 

2  unter  dem  Seiten-,  aber  ö  unter  dem  Mitteltisch  (im  ganzen  3100  m).  Dass 
überall  die  peinlichste  Sauberkeit  herrscht,  muss  noch  ganz  besonders  hervor- 
gehoben werden. 

2.    Die  kleinen  Orchideenhäuser  (Abb.   108.) 

Es  sind  deren  10  (rechts)  vorhanden,  nur  3  m 
breit,  die  untereinander  in  Verbindung  stehen.  Die  Rinne 
zwischen  je  2  Satteldächern  ist  V2  ™  breit  und  dient  als 
Weg  beim  Beschatten  etc.  —  Jedes  Haus  hat  in  der  Mitte 
einen  Weg  von  70  cm  Breite,  der  nicht  vertieft  ist,  sondern 
in  gleicher  Elöhe  mit  dem  Aussenterrain,  damit  er 
nicht  so  nass  werde  bei  Regen,  zumal  das  Terrain 
niedrig  und  feucht  ist.  Jederseits  ist  70  cm  über  dem 
Boden  ein  Tisch  (Tablette)  von  1,15  m  Breite,  der  vorn 
1  m,  hinten  1/2  ^'^  vom  Satteldach  entfernt  ist.  Die 
Häuser  sind  aus  Holz  und  nur  2  m  im  First  hoch,  damit 
Wärme  und  Feuchtigkeit  erhalten  bleiben.  Die  Sattel- 
dächer ruhen  auf  1,20  m  hohen  Pfosten;  da  sie,  wie  gesagt, 
im  First  2  m  hoch  sind,  so  folgt  daraus,  dass  die  Neigung 
nur  eine  geringe,  0,53  m  auf  den  laufenden  Meter  ist. 
Das  Glas  ist  meistens  Doppelglas,  Doppelscheiben  werden, 
wie  meist  in  Belgien,  nicht  angewendet.  Die  Beschattung 
erfolgt  durch  Rolljalousien,  die  wir  in  Deutschland  noch 
viel  zu  wenig  anwenden.  Es  ist  das  imserer  Meinung 
nach  eine  verkehrte  ^Sparsamkeit. 

Zur  Ventilation  dienen  kleine  rechteckige  Thüren, 
50  X  35  cm,  deren  zwei  zu  jeder  Seite  des  Einganges 
eines  Hauses  sind,  und  ausserdem  Klappfenster  am  First. 
Das  so  wertvolle  Regenvvasser  wird  in  Cementbassins, 
welche  rechtwinklig  zur  der  Achse  der  Häuser  verlaufen, 
aufgefangen,  Abb.  108.  Die  Heizröhren  werden  mit  Tabaks- 
blättern bedeckt,  um  das  Ungeziefer  fern  zu  halten. 

Die  Hauptpflanzen  in  diesen  Häusern  sind  die  Odonto- 
giossum  crispum  (Alexandrae),  die  bekanntlich  kühle 
Luft  brauchen,  da  sie  auch  im  Vaterlande,  den  Wäldern 
von  Santa  Fe  de  Bogota  in  Columbien,  2250 — 2700  m 
über    dem  Meere,    an   viel  und  reine  Luft  gewöhnt  sind. 

3.   Die  Heizung. 

Alle  Häuser  werden  durch  Wasserheizung  erwärmt;  eine  Zentralheizung  ist 
nicht  vorhanden,  wahrscheinlich,  weil  die  Häuser  nach  und  nach  gebaut  sind 
und  weil  man  so  auch  unabhängiger  von  plötzlichen  Störungen  in  der  Zentral- 


Abb.    108. 
Gruiidriss     und    Aitfriss 
der  kleinen  Orcliideeen- 

häiiser  No.  4y — s*^ 

bei  Herrn  GustaveVincke- 

Dujardin  in  Scheepsdaele 

bei  Bi'ügge,  Belgien. 

Massstab    i  :400. 


Die  grosse  allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  in  Königsberg,  Ostpr. 


605 


heizung  ist.  Haus  Xo.  1  hatte  seine  besondere  Heizung.  Der  Kessel  a  (siehe 
den  Gesamtplan)  heizt  die  Häuser  2- — 5,  Kessel  b  No.  6 — 9.  Haus  Xo.  15  hat 
einen  besonderen  Kessel,  Xo.  43 — 46  werden  durch  m  geheizt,  47 — 48  durch  n. 
Im  Keller  des  Magazins  M  sind  6  Kessel  und  1  Kessel  für  die  Wasserpumpe. 
Die  4  Kessel  d  e  f  g  heizen  die  Häuser  23 — 42,  d.  h.  2205  qm  mit  3500  m 
Röhren.  Der  fünfte  Kessel  h  heizt  Xo.  lö — 22,  die  550  (|m  mit  105Ö  m  Röhren 
haben,  der  sechste,  i,  Xo.  4O — 59,  d.  h.   1350  qm  mit  720  m  Röhren. 


Abb.    109. 
Schematische  Darstellung  des  neuen  Heizkessels 
bei  Herrn  Gustave  Vincke-Dujardin  in  Scheepsdaele  bei  Brügge,  Belgien. 
Massstab    i  :  3o. 

Von  den  grossen  Orchideenhäusern  werden  Xo.  60 — 61  durch  1,  62 — 64 
durch  k  geheizt.  Kessel  o  versorgt  Xo.  05— 66,  p  67 — 69,  q  70—72,  r  73 — 75. 
Der  Kessel  j,  links  bei  Xo.  42,  dient  als  Hilfskessel  und  kann  die  Wirkung 
von  d  e  f  g  verstärken.  —  Im  ganzen  sind  20  Heizkessel  und  9000  m  Röhren 
vorhanden,  durch  den  Umbau  des  Hauses  No.  1  sind  es  aber  ca.  10  000  m  ge- 
worden, also  2  km. 

Verbraucht  werden  ca.  60 — 70  tons  Steinkohlen.  Der  Dampfschornstein 
ist  23  m  hoch.  Die  Wasserpumpe  hebt  das  Wasser  auf  das  Dach  des  Pack- 
schuppens in  ein  Reservoir,  von  wo  es,  nachdem  es  abgestanden,  nach  allen 
Teilen  der  Anlage  fliesst. 

Der  Heizkessel  für  die  neuesten  Häuser  10 — 14  (Abb.  109)  ist  2,5  m  lang, 
1  m  breit,  0,80  m  hoch.  Die  Feuergase  strömen,  nachdem  sie  unter  dem  Kessel 
Aveggegangen,  durch  13  Röhren  zurück,  von  denen  7  unten,  6  oben  liegen  und 
der  Rauch  zieht  dann  in  den  Schornstein.  Der  Kessel  ist  ausserordentlich 
wirksam  und  heizt  7S0  qm  durch  über  1800  m  Röhren. 


Die  grosse  allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  in  Königs- 
berg,   Ostpr.  [Fortsetzung. 

Das  Gemüse,  in  einer  kleinen  Seitenhalle  aufgestellt,  hatte  nur  durchweg 
gute  Einsendungen  zu  verzeichnen.  Emil  und  r)tto  Jaques  aus  Königsberg 
brachten  hervorragend  schönen  Blumenkohl,  darunter  besonders  die  Sorte 
Algier,  Weisskohl  und  Wirsing,  Rotkohl  und  alle  Arten  Blätterkohl,  das  Wurzel- 
gemüse,   die  Gurken,    alles  verdiente    das  Prädikat    vorzüglich.     Auch   ein  ost- 


QqQ  Die  grosse  allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  in  Königsberg,  Ostpr. 

preussischer  Gutsbesitzer,  B ehren d-Arnau,  hatte  gutes  Gemüse,  darunter  ein 
Sortiment  Melonen  und  Kartoffeln  ausgestellt.  Melonen  kamen  ausserdem  noch 
von  Carl  Rowe-Waldburg  und  Aug.  Bitterhof-Bcrlin.  Ein  sehr  reiches  und 
schönes  Sortiment  Kartoffeln  sandte  F.  H.  Mayke  aus  Konitz  ein,  während 
H.  G.  Trenckmann  Nachf.,  Inhaber  Gustav  Fricke-Weissenfels,  ein  Sortiment 
Gurken,  Land-  und  Treibsorten,  und  ein  vSortiment  Futterrunkelrüben  ausser 
Konkurrenz  ausstellte. 

Das  an  einer  anderen  Stelle  als  Anbau  an  den  Saal  aufgeführte  Zelt  barg 
ausser  den  Erzeugnissen  des  ostpreussischen  Obstbaues  noch  die  ab- 
geschnittenen Blumen.  Von  letzteren  waren  Rosen  von  Görms-Potsdam 
und  Walter  und  Lehmann -Steinfurt  zu  nennen,  Gladiolen  und  Xelken  von 
Thalacker-Leipzig,  Georginen  von  Schwiglewski-Carow  bei  Berlin  und 
Albert  Brandt-Elbing,  sowie  die  eine  Sorte  Kaiserin  Auguste  Victoria  von 
van  der  Smissen -Steglitz,  ein  Sortiment  abgeschnittener  buntblättriger  Zier- 
gehölze von  200  Sorten  von  Georg  Schnibbe-Kl.  Schellmühl  und  ein  Sortiment 
Staudenblumen  von  Xonne  &  Hoepker-Ahrensburg  in  Holstein.  Blumen- 
zwiebeln von  Anton  v.  Velsen-Haarlem  und  August  Bitterhof-Berlin,  auch  an- 
getriebene Maiblumen  von  Rud.  Grobba-Gartz  a.  d.  Oder  fanden  wir.  Die 
weiterhin  im  vorher  erwähnten  Palmensaal  ausgestellten  Maiblumen  von 
A.  Rathke  &  Sohn-Praust  waren  kräftig  entwickelt  und  vollblühend,  einen 
lieblichen  Anblick  unter  den  grünen  Blattpflanzen  gewährend. 

Das  ostpreussische  Obst,  von  jeher  bekannt  als  eines  des  besten  —  siegte  es 
doch  1891  in  Stuttgart  über  alles  andere  —  war  zwar  auch  hier  in  guten  Ein- 
sendungen vertreten,  aber  verhältnismässig  vit-l  zu  gering.  Daran  trägt 
zunächst  die  schlechte  Ernte  dieses  Jahres  schuld  und  auch  die  etwas  frühe 
Jahreszeit;  Winterobst  und  einige  spät  reifende  Pflaumensorten  mussten  doch 
noch  an  den  Bäumen  hängen,  wenigstens  konnten  sie  in  den  ersten  Tagen  des 
September  noch  nicht  reif  zur  Schau  vorgelegt  werden.  Birnen  waren  auch 
dort  wie  in  Westpreussen  besser  fortgekommen,  Äpfel  giebt  es  in  Westpreussen 
mit  wenigen  Ausnahmen  fast  gar  keine,  wie  dies  auch  die  sonst  so  leistungs- 
fähige Firma  A.  Rathke  &  Sohn-Praust  auf  diesem  Gebiet  durch  ihr  Fehlen 
bewies.  Ein  sehr  hübsches  Sortiment  gut  ausgebildeter  Früchte,  auch  schöne 
Pflaumen,  brachte  der  Obergärtner  Herr  Sommermeyer  aus  Dönhofstädt,  der 
Besitzung  des  Grafen  v.  Stolberg-Wernigerode,  des  Oberpräsidenten  der 
Provinz  Ostpreussen,  unter  dessen  Protektorat  die  Ausstellung  stand.  Ausser 
diesem  kamen  noch  Sortimente  aus  der  Baumschule  des  Herrn  Vogel-Lyck,  der 
auch  zu  der  Aufgabe  »die  10  besten  Äpfel-  und  10  Birnensorten  für  ostpreussische 
geschützte  Lagen«  ausgestellt  hatte.  Behrend  -  Arnau.  L.  Müller-Elbing  und 
Frau  Emmy  Müller-Heinrichsw^aldau  sowie  noch  mehrere  andere  Privat- 
besitzer aus  Ostpreussen  waren  ausser  Jungclaussen-Frankfurt  a.  d.  Oder 
mit  mehr  oder  weniger  Einsendungen  vertreten.  Die  Gärtnerlehranstalt  zu 
Tapiau  stellte  ausser  Konkurrenz  gleichfalls  gutes  Obst  und  Obstprodukte  wie 
getrocknetes  Obst  aus  und  hatte  auch  die  verschiedenartigen  Verpackungsarten 
für  frisches  Obst  sehr  anschaulich  und  lehrreich  vorgeführt.  Weintrauben 
waren  wenig  vorhanden,  unter  diesen  wenigen  aber  zwei  ungeheuer  grosse 
Schautrauben  von  Barbarossa,  welche  viel  bewundert  und  angestaunt  wurden. 
Sie  entstammten  der  Zucht  des  ELerrn  Obergärtner  Krebs  aus  Friedrichsstein. 
Eine  Versammlung  der  Pomologen    fand  in   jenen  Tagen  in  Königsberg  in 


Die  grosse  allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  in  Königsberg,  Ostpr.  607 

den  oberen  Räumen  des  Ausstellungslokals  statt  und  soll  dieselbe  sehr  gut 
besucht  gewesen  sein  im  Gegensatz  zu  der  von  der  ostpreussischen  Gruppe 
des  Handelsgärtncrverbandes  in  eben  jenen  Tagen  dortselljst  anberaumten  Ver- 
sammlung, zu  welcher  sich  —  drei  Herren  eingefunden  hatten. 

Die  Ausstellung  hatte  die  hohe  Ehre  des  Besuches  Ihrer  Majestät  der 
Deutschen  Kaiserin  zu  verzeichnen,  welche  sich  sehr  anerkennend  geäussert 
haben  soll. 

Die  Bindereien. 

Wollen  wir  zum  Schlüsse  nun  noch  der  Blumenbinderei  gedenken,  so 
müssen  wir  bekennen,  dass  Königsberg  darin  auf  einer  nicht  erwarteten 
Höhe  der  Leistungsfähigkeit  steht.  Allen  voran  die  Firma  A.  Waschke,  die 
wahrhaft  geniale  Arbeiten  auf  allen  Gebieten  vorführte.  Da  war  ein  überaus 
schöner  Korb  mit  Orchideen  gefüllt,  nur  in  den  Farben  zartlila  und  weiss 
gehalten,  der  Korb  selbst  mit  zartlila  Sammet  bekleidet,  die  Füllung  Cattleya 
Gaskelliana  und  Odontoglossum  Alexandrae,  der  Strauss  auf  dem  hohen  Bügel 
mit  lila  ^loireebandschleife  gehalten.  Am  Fusse  des  sehr  grossen  hohen 
Korbes  ein  kleineres  Sträusschen  von  demselben  Material.  Eine  Staffelei  von 
bronziertem  Holz,  auf  welcher  eine  Art  Tasche  aus  einem  scheinbar  nach 
zwei  Seiten  umgeschlagenen  Viereck  gebildet  worden,  gefiel  uns  gleichfalls  aus- 
nehmend. Auf  dem  inneren,  von  schwarzen  Stiefmütterchen  gebildeten  Fond 
ruhte  ein  feuerroter  Strauss  von  Anthurium  Scherzerianum  und  anderen  roten 
Blumen,  die  beiden  imigeschlagenen  Ecken,  zwei  Dreiecke,  waren  mit  grauem 
Moos  gefüllt. 

Ein  Glücksrad,  dessen  Form  eine  dichte  Füllung  von  ganz  dunklen 
Scabiosen  bezeichnete,  trug  oben  einen  Strauss  von  Xielrosen,  Crotonblättern 
und  Odontoglossum  Alexandrae,  unten  Gardenien  und  Tuberosen,  davor  an 
schmalen,  weissen  Atlasband-Leinen  5  weisse  Tauben  gespannt.  Ebensoviel 
Bewunderung  erregte  der  Korb  mit  Dach,  wie  ein  LIaus  aussehend,  ganz  mit 
Orchideen  gefüllt,  vom  Dach  herabhängend  weisse  Lapageria  alba,  wie  Glocken 
aussehend.  Es  sind  die  beiden  erwähnten  Formen,  ebenso  wie  die  weiterhin 
bei  einigen  anderen  Ausstellern  vertretenen  Schiffe  Schaustücke,  über  deren 
eigentliche  Berechtigung  der  Herstellung  der  Grundformen  aus  Blumen  man 
verschieden  denken  mag,  die  aber  verlangt  werden  und  immer  noch  eher 
unseren  Beifall  finden,  als  die  gleichfalls  an  anderer  Stelle  befindlichen  Sonnen- 
schirme aus  Blumen,  über  deren  Zweck  sich  eben  nichts  denken  lässt,  und 
dass  so  ein  aufgespannter  Schirm  auf  einem  Geburtstagstisch  oder  dergleichen 
eine  anmutige  Dekoration  bilde,  wie  z.  B.  ein  Fächer,  lässt  sich  gerade  nicht 
behaupten.  Anhänger  der  Theorie  von  der  »reinen  Vernunft«  sind  es  jedenfalls 
nicht,  die  dergleichen  bewundern,  und  dass  es  trotz  »Kant«  in  Königsberg 
noch  eine  ganze  Masse  gedankenloser  Zuschauer  giebt,  konnten  wir  auch  in 
jenen  Tagen  genug  beobachten. 

Eine  grosse  Spiegelstaffelei  von  Waschke  war  ein  ebenso  effektvolles 
Schaustück,  von  zartester  Farbenwirkung  als  leichtester  Anordnung.  Der 
Rahmen,  mit  ganz  blassgrünem  Sammet  bekleidet,  zeigte  an  der  linken  Seite 
eine  Garnitur  von  Nielrosen,  Crotonblättern  und  Asparagus  tenuissimus,  an  der 
rechten  Seite  unten  einen  Strauss  von  Lilium  auratum  und  Eucharis  amazonica 
und  mitten  auf  der  Spiegelfläche  einen  leichten  Strauss  von  Odontoglossum 
Alexandrae    mit    lang    herabfallenden    Bändern    in    hellgrün    garniert.      Diese 


(5o8  Die  Obstausstellung  in  Halle  a.  S.  vom    ii.  bis    14.  Oktober   1894. 

Dekoration  der  eigentlichen  Spiegelfläche  können  wir  nur  gelten  lassen,  wo 
das  Ganze  den  Charakter  als  Bild  tragen  soll,  bei  einem  Spiegel  selber  würden 
wir  nur  eine  Rahmengarnitur,  die  nicht  das  vSpiegelbild  behindernd  wirkt,  das 
der  Spiegel  zurückwerfen  soll,  gestatten  mögen.  Waschke  bindet  nicht  nur 
mit  feinstem  Farbensinn  und  nicht  nur  mit  kostbarstem  edelsten  Material, 
sondern  auch  ausserordentlich  leicht  und  genial  mit  einfachem  Werkstoff;  das 
bewies  uns  des  weiteren  jener  Kranz  aus  grossen,  dunklen  Begonienblättern 
mit  Farnen  und  Dracaenen,  die  wir  schon  oft  zu  gleichem  Zweck  verwendet 
sahen,  aber  noch  selten  in  solcher  eleganten  Bindeweise,  die  diesen  Kranz  so 
vornehm  erscheinen  liess,  dass  derselbe  durch  seine  edle  Einfachheit  so  viele 
andere  prunkvollere  Kränze  im  Saal  übertraf. 

Ein  deutscher  Strauss,  zwanglos  und  leicht  geordnet,  bestand  aus  Mai- 
glöckchen, Veilchen  und  Cypripedium  insigne.  Ganz  besonders  ausgezeichnet 
aber  durch  Feinheit  und  leichteste  Bindeweise  war  der  Myrtenkranz,  der 
nur  wenig  Blüten  enthielt,  aber  über  und  über  übersät  von  Knospen,  fast  nur 
aus  knospenbesetzten  Zweigen  gebunden.  Das  Gewicht  desselben  war  ein 
Minimum,  ein  nicht  zu  unterschätzender  Vorzug  für  die  Trägerin. 

Den  zweitbesten  Myrtenkranz  sahen  wir  bei  C.  Rossbiegal  junior  aus 
Königsberg.  Dieser  Aussteller  brachte  aber  wiederum  einen  Brautstrauss,  der 
sich  durch  Zierlichkeit  besonders  auszeichnete.  Es  wird  in  diesem  Fall  eben 
noch  oft  durch  übergrosse  Form  gesündigt,  solche  Kolossalsträusse  ermüden 
ja  die  Hand  der  Trägerin.  Dieser  Brautstrauss  in  schräger  Form  bestand  nur 
aus  halberschlossenen  Rosen  und  Knospen,  wozu  Niphetos  mit  ihrem  leicht 
gelblichen  Schein,  Maiglöckchen  und  blühende  Myrte  verwendet  worden. 
Die  Manschette,  nur  mit  Blondentüll  bekleidet,  statt  der  Spitze  eine  Tüllrüsche, 
leichte  vSchleierenden  und  schmales  Band  vollendeten  das  Ganze. 


Die  Obstausstellung  in  Halle  a.  S.  vom  II.  bis  14.  Oktober  1894. 

(Schluss.) 

Stadtgärtner  Krütgen-IIalle  besprach  Abteilung  VIII,  das  zum  Bestimmen 
eingeschickte  namenlose  Obst.  Von  manchen  Sorten  waren  zu  wenig  Exemplare 
eingeschickt,  oft  fehlten  auch  nähere  Angaben  über  Gedeihen,  Form  des 
Baumes,  Boden,  Lage  etc.  Das  Bestimmen  müsse  künftig  in  einem  vom  Publikum 
abgeschlossenen  Raum  erfolgen  und  das  Obst  längere  Zeit  liegen  bleiben, 
damit  man  es  in  voller  Ausbildung  sehen  könne;  auch  Zweige  des  Baumes 
seien    oft    notwendig.     Er    emj)fiehlt    eine    feste    Kommission    zum  Bestimmen. 

Hauptmann  a.  D.  Kurt  Crarcke  auf  Wittgendorf  regte  an,  in  den  nächsten 
Jahren  im  Januar  und  Februar  eine  Ausstellung  von  Winteräpfeln,  die  viel 
wichtiger  sind  als  Herbstäpfel,  zu  veranstalten  und  zwar  in  Packkisten  in  den 
Schaufenstern  der  Obst-  und  Delikatessenhändler,  damit  das  Publikum 
sehe,  dass  manche  in  Deutschland  gezogenen  Äpfel  völlig  mit  den  Tirolern  in 
Wettbewerb  treten  können;  Parkers  Pepping  ersetzt  z.  B.  den  Tiroler  Leder- 
aptel,  der  Londoner  Pepping  den  rotbackigen  gelben  Tiroler. 

Gehen  wir  nun  auf  die  Ausstellung  selbst  ein,  so  ist  Abteilung  la,  das 
vcrbreitetste  Obst  in  der  Provinz  Sachsen,  schon  durch  die  obigen  Bemerkungen 


Die  Obstausstellung  in  Halle  a.  S.  vom   ii.  bis   14.  Oktober   1894.  ^'OQ 

des  Oberbürgermeisters  Brecht  erledigt;  wir  wollen  nur  noch  hinzufügen, 
dass  von  der  Obstbausektion  des  landwirtschaftlichen  Vereins  in  der  Schmücke 
im  Thüringer  Walde,  also  in  rauher  Lage,  sogar  weisser  Winter-Kalvill  aus- 
gestellt war.  Die  Chausseeverwaltungcn  (Landes-Bauinspektionen)  hatten  z.  T. 
recht  gutes  Obst  ausgestellt.  Von  einzelnen  Ausstellern  ist  besonders  hervor- 
zuheben die  Provinzial-Irrenanstalt  Alt-Scherbitz  (Obergärtner  Wichmann, 
früher  am  Congo  thätig),  welche  die  preussische  grosse  silberne  Staatsmedaille 
errang;  die  Äpfel  Cox  Pomona,  Landsberger  Reinette,  Werderscher  Wachs- 
apfel etc.,  die  Birnen  General  Tottieben,  neue  Crassanne,  Esperen  und  besonders 
die  Herzogin  von  Angoulcme,  sowie  die  holzfarbige  B.  B.  waren  vorzüglich. 
Auch  die  Ackerbauschule  Badersleben  sowie  die  Provinzial-Irrenanstalt  Niet- 
leben brachten  gute  Sortimente,  letztere  ein  kleineres.  Weiter  nennen  wir; 
W.  Hummel  in  Gentz  mit  sehr  grossen  Birnen:  »Kronprinz  Ferdinand  von 
Oesterreich«,  die  Obstzüchterei  der  Herrschaft  Seeburg  und  Wormsleben  (sehr 
schöne  Grumbkower  Birnen  und  Winter -Virgouleuse.  letztere  eine  der  vor- 
züglichsten Winterbirnen),  Otto  ßergemann,  Planena.  dessen  Sonderfach  feines 
Tafelobst,  Erdbeeren  und  getriebenes  Gemüse  bilden,  mit  sehr  schönen  Birnen : 
Aremberg,  Six,  Williams  Victoria,  sehr  gross,  Graf  Moltke,  sehr  lang,  und 
Äpfeln:  ßedfordshire  Findling,  »schwerer  Gravensteiner«,  Ribston  Pepping  etc. 
R.  Demelius-Sangerhausen  führte  Photographieen  von  Bäumen  mit  Erstlings- 
früchten vor  aus  einer  1887  vom  Pomologen  Reinhold  Gaertncr-Halle  an- 
gelegten und  nach  seiner  Methode  geschnittenen  11  Morgen  grossen  Anlage  mit 
Selbstbewässerung.  Selbstverständlich  fehlten  auch  die  Früchte  dazu  nicht. 
Rechtsanwalt  Mohr,  der  bekannte  Pomologe,  brachte  Tafelobst  aus  Rudolstadt, 
Ed.  Poenicke-Delitzsch  u.  a.  schöne  Birnen:  Dr.  Lucas.  Dr.  Albert  Münche- 
hof  verschönerte  die  hübsche  Ausstellung"  des  Obstbauvereins  des  Unterharzes 
durch  Photographieen  seiner  Bäume  —  doch  es  Avürde  zu  weit  führen,  mehr 
Namen  zu  nennen. 

Von  Dörrobst  war  last  nur  im  Flausbetrieb  erzeugtes  ausgestellt,  darunter 
auch  von  der  Landwaisenanstalt  Langendorf,  der  Ackerbauschule  Badersleben 
(u.  a.  Obstpasten),  dem  Landrat  Freiherr  von  Muff ling  auf  Ringhofen,  dem  Obst- 
bauverein Prettin  etc.  Mit  Obstweinen  war  u.a.  die  bedeutende  Firma  Wesche 
in  Quedlinburg  erschienen.  —  Sehr  interessant  waren  die  unter  Glastafeln  aus- 
gestellten schädlichen  Pilze  von  Rud.  Thiele,  cand.  rer.  nat.  in  Halle,  der  auch 
Birnen,  mit  dem  Eischimmel  Monilia  fructigena  geimpft,  vorführte,  ferner  die 
Insekten  von  der  Landesbaumschule  in  Gotha  und  zahlreiche  Tafeln  mit  Dar- 
stellung" der  Veredelungsmethoden  von  Adalbert  Marcs,  Herrschaftsgärtner 
in  Neu-Bydzow,  Böhmen;  auch  die  Obstnachbildungen  von  \'ictor  Dürrfeld 
Nachfolger  in  Niedervogelgesang",  sächsische  Schweiz,  fehlten  nicht.  —  Von 
Geräten  sei  besonders  der  Wegner'sche  Patentsauger  erwähnt  (abgeb. 
Gartenflora  Heft  19.  S.  516),  der  eine  preussische  silberne  Staatsmedaille  er- 
rang", die  Mayfarthschen  Pressen,  die  Rydersche  Dörre  etc.  —  Als 
praktische  Obst  -  Versandkörbe  nennen  wir  die  von  Wilhelm  Götze-Naum- 
burg,   die  aus  Holzstoff  gefertigt  sind.    (Vergl.  Gartenfl.  Heft  8  S.  202). 

L.  Wittmack. 


6io 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Dendrobium  y[  Ainsworlhii. 

(D.  nobile  elegans  ■;  aureum). 
Nach  Herrn  Cypher"s  Ausspruch, 
des  Züchters  dieser  Hybride  und  einer 
Autorität  für  Dendrobien,  ist  dieselbe 
unter  den  vielen,  mehr  oder  weniger 
verschiedenen  Varietäten  der  aureo- 
nobileAbteilung  die  beste,  die  charakte- 
ristischste und  die  am  reichsten  ge- 
färbte.        Gard.  Chron.   1894,  I,  330. 


Miltonia    <  Bleuana  nobilior. 

(M.  vexillaria  "  AI.  Roezlii). 
Man  kann  sich  kaum  etAvas  schöneres 
vorstellen  als  dieses  neue  Kreuzungs- 
Produkt.  Die  sehr  grossen  Blumen  sind 
weiss,  die  inneren  Hälften  der  Fetalen 
von  einem  zarten  Rosarot.  Die  Lippe 
ist  am  Grunde  Chromgelb  mit  einem 
zimmetfarbigen  Streifen. 

Gard.  Chron.  1894,  I,  366. 


Odentoglossum  crispum  var.  apiatum. 

Die  sehr  grossen  Blumen  dieser 
A'^arictät,  welche  man  in  England  als 
die  »gold-Medal  Orchid«  bezeichnet, 
sind  weiss,  mit  reich  chokoladefarbigen 
Flecken  ausgestattet. 

Gard.  Chron.  1894,  I,  375,  Fig.  47. 


Crinum  Roozenianum. 

Diese  neue  Art  von  Jamaica  blühte 
kürzlich  bei  den  Herren  A.  Roozen 
&Son,  Haarlem.  Die  weissen  Blumen 
stehen  in  einer  grossen  Doldentraube; 
die  etwas  gekrümmten  Röhren  sind 
purpur-karmoisinrot  gefärbt  und  auf 
den  Rückseiten  der  Segmente  kommt 
eine  kann oisinrote  Färbung  zur  Geltung. 
C.  purpurascens  ist  wohl  die  nächst- 
verwandte Art.  (Sieh.  S.  47  Abb.  9.) 
Card.  Chron.   1894,  I,  199,  Fig.  20. 


Nymphaea  Leydekeri  rosea. 

Herrn  Latour  -Marliac  verdankt  man , 
wie  s.  Z.  bereits  hervorgehoben  wurde, 


die  erfolgreiche  Kreuzung  solcher 
Wasserlilien-Arten  und  Varietäten,  die 
sich  im  Freien  ziehen  lassen,  und  mit 
Bestimmtheit  darf  man  auf  diesem  Ge- 
biete noch  weit  grösseren  Erfolgen 
entgegensehen.  Die  obenbenannte  neue 
Hybride  zeichnet  sich  zunächst  durch 
die  prächtige,  lebhaft  rosarote  Färbung 
aus,  dann  sind  ihre  Blumenblätter  zu- 
gespitzt, wodurch  die  Blumen  ein  stern- 
artiges Aussehen  erhalten. 

The  Garden  1894,  I,  154.  T.  950. 


Clemalis  orientalis. 

(C.  graveolens  Lindl.) 
Unter  den  Clematis  kann  man  für 
Gartenzwecke  zwei  Klassen  unter- 
scheiden, die  erste  schliesst  die  gross- 
blumigen Varietäten  ein,  welche  durch 
Zuchtwahl  oder  durch  Kreuzungen  von 
C.  patens,  C.  lanuginosa  und  C.  hake- 
nensis  entstanden  und  mehr  oder 
minder  empfindlich  sind.  Diejenigen 
der  zweiten  Klasse  zeichnen  sich  trotz 
ihrer  viel  kleineren  Blumen  durch  be- 
sondere Reize  aus,  die  sie  auch  in  der 
Kultur  behalten  haben.  Zu  ihnen  ge- 
hört die  obenbenannte  Art,  welche 
schon  vor  über  100  Jahren  vom  Hima- 
laya  eingeführt  wurde.  Die  glänzend 
gelben  Blumen  halten  iV2~"2  Zoll  im 
Durchmesser  und  sind  fast  geruchlos; 
sie  stehen  einzeln  auf  ziemlich  langen 
Stielen,  bilden  aber  in  den  Blattwinkeln, 
seltener  an  den  Spitzen  der  Triebe, 
ganze  Büschel. 

The  Garden  1894,  I,  241,  T.  954. 


Scoliopus  Bigelowi. 

Eine  höchst  zierliche  Melanthacee 
von  Californien.  Die  grünlichen  herab- 
gebogenen Kelchblätter  sind  mit 
schmalen  purpurnen  Streifen  durch- 
zogen, während  die  linealen  aufrechten 
Blumenblättervon  purpurner  Farbe  sind. 
Gard.  Chron.   1894,  I,  267,  Fig.  28. 


Kleinere  Mitteilungen. 


6i  I 


Kleinere  Mitteilungen. 


Samen  an  Gymnocladus  dioicus. 

Gymnocladus  dioicus  L.  ist.  Avic  der 
Name  schon  sagt,  zweihäusig,  d.h.  die 
Geschlechter  sind  nach  den  Pflanzen 
getrennt,  es  müssen  also,  ^venn  eine 
Befruchtung  von  statten  gehen  soll, 
weibliche  und  männliche  Pflanzen  nicht 
zu  weit  von  einander  stehen.  Im 
botanischen  Garten  zu  Karlsruhe  findet 
sich,  wie  ich  im  früheren  Jahrgang- 
schön  beschrieb,  ein  03  cm  im  Durch- 
messer starker,  ausserordentlicli  schön 
gewachsener  stattlicher  Baum.  Der- 
selbe ist  so  hoch  und  die  Blüten  so 
klein,  dass  ich  ihn  auch  mit  dem 
Opernglas  noch  nie  blühen  sah.  Ein 
anderes,  ganz  kleines  Bäumchen  steht 
etwa  500  m  davon,  durch  hohe  Häuser 
getrennt,  sonst  weit  und  breit  kein 
Gymnocladus  mehr.  Trotzdem  wurden 
im  Jahre  1892  einige  grosse,  dicke 
Hülsen  auf  den  höchsten  Spitzen  unseres 
Baumes  entdeckt  und  voriges  Jahr  war 
der  Baum  rundum  mit  ziemlich  vielen 
Früchten  geschmückt.  Als  die  No- 
vember- und  Dezemberwinde  den 
Baum  schüttelten,  fielen  mehrere  herab, 
es  waren  je  1,  2  oder  3  grosse  reife 
Körner  in  den  Hülsen;  als  später  den 
Raben  die  Nahrung  ausging,  pickten 
sie  die  noch  hängenden  Hülsen  an  und 
brachten  sie  zu  Fall.  So  konnte  ich 
zwei  Schalen  voll  Samen  anbauen, 
welche  sehr  schön  aufgingen,  also  be- 
weisen, dass  der  Samen  durch  regel- 
rechte Befruchtung  entstanden  war. 
Ist  dieser  Baum  ein  Weibchen,  woher 
kam  der  Blütenstaub?  Ist  er  ein 
Männchen,  dann  hat  es  Zwitterblüten 
gegeben  und  Gymnocladus  ist  nicht 
ganz  dioicus. 

Karlsruhe.  L.Gra  ebener. 

(Zwitterblüten  könnten  sich  auch  ge- 
bildet haben,  wenn  der  Baum  ein 
Weibchen  wäre.     L.  W.) 


Düngung  der  Obstbäume. 

Wie  alle  anderen  Pflanzen  bedarf 
der  Obstbaum  der  drei  Hauptnährstoffe : 
Pliosphorsäure,  Kali  und  Stickstoff  in 
dem  ihm  zusagenden  Verhältnis:  den 
Stickstoff  für  kräftiges  Wachstum,  die 
Phosphorsäure  und  das  Kali  für  ge- 
sunde Holz-,  Blätter-,  reichliche  Blüten- 
imd  Fruchtbildung. 

Es  giebt  wenig  Bodenarten,  welche 
von  Natur  aus  diese  drei  Nährstoife  in 
richtigem  und  genügendem  A'erhältnis 
bieten:  will  man  auf  sichere  Ernten 
reclmen  und  die  Ertragsfähigkeit  be- 
stehender Obstanlagen  steigern,  die- 
selben ferner  widerstandsfähiger  gegen 
Krankheiten,  Ungeziefer  und  schroffen 
Witterungswechsel  machen,  so  ist  es 
Aufgabe  des  Obstzüchters,  hier  helfend 
mit  einzugreifen. 

Als  vorzügliches  und  erj^robtes 
Düngemittel  bietet  sich  nun  das  von  der 
Firma  H.  &  E.  Albert  in Biebrich  a.  Rh. 
hergestellte  reine  Nährsalz  dar,  be- 
stehend aus  einer  Alischung  von  je  zur 
Hälfte  aus  phosphorsaurem  und  salpeter- 
saurem Kali;  —  es  kommt  unter  der 
Marke  PKN  in  den  Handel  und  enthält 
durchschnittlich : 

19%  Phosphorsäure, 
33  »    Kali  und 
7  »    Stickstoff 
in  leichtlöslichster,    tief  in  den  Boden 
eindringender  Form. 

Die  günstigste  Zeit  zum  Düngen  ist 
der  Spätherbst  (November  bis  De- 
zember): je  nach  Alter  und  Grösse  des 
Baumes  streut  man  um  den  Stamm 
herum,  soweit  die  Äste  reichen,  1  bis 
3  Pfund  der  Marke  PKN  und  bringt 
sie  mittels  Spaten  oder  Pflug  unter;  — 
oder  man  man  macht  um  den  Stamm 
herum,  ca.  Y2  t>is  1  m  von  demselben 
entfernt  bis  zur  mittleren  Kronen- 
peripherie eine  Anzalil  von  20  —25  cm 
tiefen   Kuten   oder   Gräben,   streut   den 


6l2 


Kleinere  Mitteilungen. 


Düngerein  und  lässt  sie  zur  Aufnahme 
von  Regen  oder  Schnee  längere  Zeit 
offen;  —  die  Salze  lösen  sich  dann 
bald,  dringen  bis  zu  den  tieferen 
Wurzeln,  verteilen  sich  im  ganzen 
Wurzelgebiete  und  gewährleisten  somit 
die  sichere  Zuführung  der  Nährsalze 
an  ihren  Bestimmungsort  und  somit 
eine  sichere  Wirkung. 

Auf  reichhaltigen,  humosen  Böden, 
wo  die  Bäume  ohnehin  schon  grossen 
Holz-  und  Blätterwuchs  zeigen  oder 
auf  Gartenböden,  die  reichlich  mit 
Stallmist  gedüngt  werden,  giebt  man 
statt  der  stickstoffhaltigen  Marke  PKN 
die  keinen  Stickstoff  enthaltende  Marke 
PK  (phosphorsaures  Kali)  in  der  gleichen 
Weise  und  Menge,  wie  oben  an- 
gegeben; —  die  beiden  ebenfalls  in 
reinster  und  leichtlöslicher  Form  darin 
enthaltenen  Nährstoffe,  Phosphorsäure 
und  Kali,  bewirken  reiferes  Holz  und 
durch  vermehrte  Pflanzeneiweissbildung 
reiches  Ansetzen  fruchttragender  Blüten- 
knospen und  eine  sehr  vermehrte 
Fruchtbildung. 

Bei  der  grossen  Rolle,  die  also  nach 
dem  Gesagten  und  erfahrungsgemäss 
die  Phosphorsäure  bei  der  Obstzucht 
spielt,  ist  es  von  Vorteil,  den  Baum 
schon  für  seine  ersten  Lebensjahre  mit 
der  genügenden  Menge  dieses  Nähr- 
stoifes  zu  versehen  und  zwar  auf  die 
sehr  einfache  Weise,  dass  man  die  Erde 
der  genügend  breit  und  tief  aus- 
gegrabenenSetzlöcher  mitetwa  loPfund 
Thomasphosphatmehl  vermischt  und 
1  Jahr  später  nach  dem  Anwachsen  der 
Setzlinge  die  oben  angegebenen  Dün- 
gungen vornimmt;  etwa  50  gr.  genügen 
pro  Stamm;  später  100  gr.  und  mehr. 
Man  erreicht  dadurch  in  der  halben 
Zeitdauer  (gegen  sonst)  kräftige,  früh- 
tragbare Stämme  von  guter  Gesundheit, 


und  man  wird  seine  Mühe  mit  ver- 
hältnismässig geringen  Kosten  durch 
reichlichen,  kein  Jahr  versagenden 
Obstsegen  belohnt  sehen! 

In  Hausgärten  lohnt  sich  die  Mit- 
anlage von  verschiedenen  Beerenobst- 
sträuchern, die  für  eine  Düngung 
von  50 — 100  gr.  pro  Quadratmeter 
Land  sich  sehr  dankbar  zeigen,  und 
zwar  mit  Marke  PKN  als  ^'olldünger; 
wird  der  Boden  regelmässig  mit  Stall- 
mist versehen,  so  gebe  man  30  bis 
So  gr.  pro  Quadratmeter  von  der 
Marke  PK,  Gremüse,  Erdbeeren  etc., 
die  in  den  Obstgärten  mitgezogen 
werden,  dünge  man  mit  Marke  ACr  — 
Alberts  Gartendünger  — ,  circa 
50  gr.  auf  den  Quadratmeter,  wo- 
mit eine  weit  grössere  Entwickelung, 
als  mit  Stalldünger  allein,  erreicht 
wird.  R. 


Vorweltiicher  Wald  bei  Gr.  Raschen. 

Am  Sonntag,  den  4.  November, 
machten  imter  Leitung  des  Herrn 
Landesgeologen  Dr.  Potonie  ca.  45 
Männer  der  Wissenschaft,  z.  T.  mit 
ihren  Damen,  einen  Ausflug  nach 
Gr.  Raschen  bei  Lübbenau,  um  in  dem 
als  offenen  Tagebau  betriebenen  Braun- 
kohlenwerk des  Herrn  Baurat  Hoff- 
mann, des  Erfinders  der  Ringöfen, 
der  die  Gesellschaft  in  gastlichster 
Weise  aufnahm,  die  wohlerhaltenen 
Baumstümpfe  von  grossen  Dimensionen 
bis  4,2  m  Durchmesser,  zu  sehen,  welche 
wohl  erhalten  vollständig  senkrecht 
in  dem  dortigen  Lager  stehen.  xUler 
Wahrscheinlichkeit  nachhandelt  es  sich 
um  riesige  Stammreste  von  Taxodium 
distichum,  der  nordamerikanischen 
Sumpf-Cypresse,  und  das  Ganze  wäre 
darnach  aus  einem  vorweltlichen  Cy- 
pressensumpf  hervorgegangen. 


Aus  den  Vereinen. 


613 


Aus  den  Vereinen. 


Hamburg-Altonaer  Gartenbau-Verein. 

In  der  ersten  \'ersammlung'  dieses 
Geschäftsjahres,  am  1.  Oct.,  hielt  Prof. 
Dctmerausjena  einen  sehr  unterhalten- 
den Vortrag  über  das  Thema:  »Die  Er- 
nährung der  Pflanzen«.  Seine  Aus- 
führungen erläuterte  der  Vortragende 
durch  eine  Anzahl  Photographieen, 
welche  darthun  sollten,  welcher  Ent- 
wickelung  eine  Pflanze  fähig  ist,  wenn 
ihr  die  zu  ihrem  AutlDau  notwendigen 
vStoffe  in  richtigem  Verhältnis  gereicht 
werden. 

Im  Vergleich  zu  den  Ausstellungen 
der  Versammlungsabende  im  ver- 
flossenen Jahre  war  die  heutige  reich 
beschickt.  Dahlien  waren  in  einigen 
Sortimenten  vorhanden.  Ansorge- 
Flottbek  zeigte  neueste  englische 
Züchtungen  von  schönem  Bau  und 
feinen  Farben.  Ein  Korb  mit  wohl- 
ausgebildeten, sogar  mit  grossen  reifen 
Früchten  besetzten  Fruchtständen  der 
Erdbeersorte  »Laxton's  Noble«,  sowie 
eine  Schale  blühenden  Flieders  erregten 
Aufsehen.  Bezüglich  der  Erdbeeren 
teile  ich  mit,  dass  ich  in  der  Gärtnerei 
des  Ausstellers  (Denker,  Hoheluft) 
einen  Kasten  von  25  Fenstern  mit  voll- 
tragenden  Erdbeerpflanzen  sah.  Die- 
selben waren  im  Frühjahr  abgetrieben 
und  trugen  nun  nochmals.  Die  Frucht 
erreicht  zwar  nicht  mehr  die  normale 
Grösse,  besitzt  selbstverständlich  auch 
nicht  das  Aroma,  wie  im  Frühjahr, 
bringt  dem  Züchter  aber  doch  2  —  3  M. 
per  Pfund  und  mehr  ein.  Der  aus- 
gestellte Flieder  war  schön,  scheint 
aber  nicht  sonderlich  haltbar  zu  sein.  — 
Die  Idee,  die  Vegetationszeit  von  Treib- 
sachen zu  verschieben,  kommt  hier 
immer  mehr  zur  Ausführung,  zumal 
durch  Anlage  eines  Gefrierhauses  hier 
sich  dazu  die  beste  Gelegenheit  bietet, 
und  wir  werden  esbald  den  Amerikanern 
gleich  thun  können,  welche  das  uanze 


Jahr    über    blühende    Maiblumen    etc. 
verfügen  können. 

Ausserdem  erschienen  einige  Aus- 
steller mit  Marktpflanzen,  wieCyclamen, 
Ophiopogon  u.  a.  m..  in  bester  Be- 
schaffenheit. F.  B— r. 


Gartenbau-Verein  zu  Landsberg  a.  Warthe. 

Über  die  Sitzung  vom  18.  Oktober 
wird  uns  berichtet:  Nach  Verlesung 
eines  Artikels  aus  dem  Obstmarkt 
über  die  im  September  d.  J.  stattgehabte 
Obstausstellung  des  »Märkischen  Obst- 
bau-Vereins« in  Berlin  in  der  Maschinen- 
halle des  Ausstellungsparkes  am  Lehrter 
Bahnhof  sprach  Herr  Brahtz  erst  im 
allgemeinen  über  die  Ausstellung  selbst; 
er  schilderte  das  dort  ausgestellte  Obst 
als  so  vorzüglich,  wie  es  wohl  selten 
auf  Ausstellungen  gesehen  worden  ist. 
Es  sei  das  auch  nicht  zu  verwundern, 
da  unter  den  Ausstellern  sich  auch 
die  Kommerzienräte  Spindler,  Bolle, 
Veit  befunden  hätten,  welche  weder 
Kosten  noch  Mühe  scheuten,  um  das 
Obst  zu  einer  nie  gekannten  Voll- 
kommenheit zu  bringen,  was  den 
kleineren  und  grösseren  Obstzüchtern, 
die  den  Obstbau  als  Erwerbszweig  be- 
trachten, nicht  gut  möglich  sei.  Es 
würden  künstliche  Berieselungen,  Be- 
spritzungen, Düngungen  vorgenommen, 
kurz  alles,  was  irgend  nur  denkbar  sei 
und  dem  Baum  nützen  könne.  Ob  der 
Nutzen  die  Kosten  aufwiege,  danach 
würde  in  den  seltensten  Fällen  gesehen. 
Von  denPIerren  Jahne,  Brahtz,  Ebert 
und  Forch  wurde  es  sehr  getadelt, 
dass  der  »Märkische  Obstbau-Verein« 
schon  seit  einigen  Jahren  seine  Aus- 
stellungen in  Berlin  veranstalte,  da 
Berlin  nicht  der  Ort  ist,  wo  das  Interesse 
und  die  Liebe  zum  Obstbau  gefördert 
werde.  (?  Red.)  Die  Herren,  welche 
dort  die  Ausstellung  beschickten  (zum 
grösseren    Teil    aus    Berlins    nächster 


ÖI4 


Aus  den  Vereinen. 


Umgebung)  verfolgten  nur  Sonder- 
interessen. (Ist  entschieden  unrichtig. 
Red.)  Es  könnte  also  nicht  das  All- 
gemeine gefördert  und  der  Obstbau 
nicht  zum  Eigentum  des  Volkes 
gemacht  werden-  Man  war  allgemein 
der  Ansicht,  dass  nur  fördernd  und 
nutzbringend  gewirkt  werden  könne, 
wenn  man  die  Obstausstellungen  in 
Provinzialstädten  veranstalte.  Herr 
Ökonomierat  Ebcrt  berichtete  auch  in 
diesem  Sinne  über  die  in  Neudamm 
stattgefundene  Obstschau,  welche  allen 
Erwartungen  entsprochen  hätte.  Es 
wurde  von  dem  Redner  die  Beteiligung 
an  der  Bildung  eines  Obstbauvereins 
für  die  Xeumark  bezw,  den  Regierungs- 
bezirk Frankfurt  a.  O.  angeregt.  Die 
Vereinigung  soll  den  Zweck  haben, 
die  für  diesen  Bezirk  geeigneten  Obst- 
soiien  auszuwählen  und  auch  für  die 
zweckmässige  Verwertung  des  Obstes 
Sorge  zu  tragen.  Die  Ausstellung  sei 
doch  wohl,  wie  Herr  Adolf  Forch 
ausführte,  bestimmt,  dem  Publikum 
nur  kleinere  Obstsortimente,  welche 
sich  bewährt  haben,  vorzuführen.  Es 
sei  nun  zu  bedauern,  dass  einzelne 
Aussteller  mit  einem  Sortiment  von 
6 — 700  Sorten  aufträten,  um  dem  Obst- 
züchter die  Auswahl  der  Sorten  zu 
erschweren.  Herr  Forch  ist  der  An- 
sicht, dass  derartige  Sortimente  ent- 
weder ganz  von  der  Ausstellung  fort- 
zuweisen oder  doch  nicht  beim  Wett- 
bewerb zuzulassen  seien.  Derartiges 
zu  fördern,  dazu  seien  der  Obstbauverein 
und  die  Beihilfe  des  Staates  nicht  da. 
Er  habe  den  »Märkischen  Obstbau- 
Verein«  ersucht,  seine  Ausstellungen 
in  diesem  Sinne  auszuführen,  dieser 
Wunsch  sei  aber  nicht  sehr  freundlich 
vom  Verein  beantwortet  worden.  Herr 
C.  Jahne  berichtet  über  den  Obstbau 
in  der  Gegend  von  Meran.  Dort  seien 
nur  10  Sorten  Äpfel  und  10  Sorten 
Birnen  zu  linden.  Eine  Obstplantage 
von  14  Morgen  wäre  nur  mit  der  Apfel- 


sorte: »Weisser  Winter-Kalvill«  (Cal- 
ville  blanche)  bepflanzt.  Von  dieser 
Anpflanzung,  die  erst  vor  5  Jahren  aus- 
geführt ist,  sind  in  diesem  Jahre  schon 
etwa  140  000  Früchte  geerntet  worden. 
Der  Preis  j)ro  Stück  beträgt  je  nach 
Grösse  und  Schönheit  30 — 140  Pfg. 
Zum  Unterbringen  dieser  Früchte  hat 
der  Besitzer  der  Anlage  ein  grosses 
Magazin  gebaut,  welches  etwa  25  000 
Mark  kostet.  —  Von  Herrn  Ebert 
wurde  der  Antrag  gestellt:  Der  Garten- 
bau-Verein möge  dem  Vorbilde  des 
Gartenbau-Vereins  Frankfurt  a.  Main 
folgen,  der  eine  ganze  Anzahl  Pflanzen 
den  Schulkindern  zur  Pflege  über- 
weist und  für  die  bestgej)flegten  Pflanzen 
Prämien  gicbt.  Der  Antrag  wurde 
angenommen,  der  Vorstand  ermächtigt, 
die  weiteren  Schritte  zu  veranlassen 
und  sich  mit  den  Leitern  der  Bürger- 
und Volksschulen  in  Verbindung  zu 
setzen  behufs  Vorschlägen  von  Schülern, 
denen  Pflanzen  übergeben  werden 
könnten.  —  Für  die  nächste  Versamm- 
lung wurde  eine  Besprechung  über 
die  nützlichen  und  schädlichen  Insekten 
in  Aussicht  genommen;  Herr  Ebert 
versprach,  die  naturgetreuen  Ab- 
bildungen dieser  Insekten  vorzulegen. 
—  In  der  heutigen  Versammlung  waren 
wiederum  einige  Erzeugnisse  des  Obst- 
und  Gartenbaues  ausgelegt,  und  zwar 
von  Herrn  Schattling  eine  Birne 
»St.  Germain«  von  aussergewöhnlicher 
Grösse,  von  Ilerrn  H.S  c  h  u  1 1  z  e » Vcreins- 
Dechants-Birne«.  von  Herrn  A.  Forch 
Birne  »Rote  Dechants  -  Birne« ,  von 
Äpfeln  »Landsberger  Reinette«,  »König- 
licher Kurzstiel«,  »Schmidtbergers«  und 
»Kasseler  Reinette«  und  »Geflammter 
Kardinal«;  ausserdem  prachtvolle 
Blumen  der  »Bellis  perennis«,  »Morgen- 
blümchen«, von  seltener  Grösse  und 
Schönheit.  Besonders  fielen  die  Blumen 
der  »Tritomauvaria«,auch  »\'eltheimia« 
oder  »Aletris  uvaria«  durch  ihreFarben- 
prachtundvSchönheitauf.  Die  »Tritoma« 


Litteratur. 


Personal-Nachrichten. 


6l! 


ist  eine  bei  uns  im  Freien  unter  leichter 
Dcclve  ausdauernde  Staude  von  seltener 


Schönheit,    sie   sollte    daher  eigentlich 
in  keinem  Garten  fehlen. 


Litteratur. 


C.  a  t  a  1  o  g  u  e  des  B  r  o  m  e  1  i  a  c  e  e  s 
c  u  1 1  i  Y  c  e  s  au  j  a  r  d  i  n  b  o  t  a  n  i  q  u  e  de 
Tuniversite  a  Leide.  (2e  edition, 
revue  et  augmentt'c)  i.  Janvier  1804. 
Leide.  Imprimerie  de  A.  W.  Sijthoff. 
Eine  vortreffliche,  alphabetisch  gehal- 
tene Zusammenstellung  der  im  bot. 
Garten  zu  Leiden  befindlichen  zahl- 
reichen Bromeliaceen,  verfasst  von 
Ed.  Th.  Witte,  dem  Sohne  des  Haupt- 
gärtners an  jenem  Garten,  des  LIerrn 
IL  Witte,  mit  einer  Einleitung  vom 
Direktor  des  Gartens,  Prof.  Suringar. 
Was  das  Verzeichnis   besonders   wert- 


voll macht,  ist  die  Angabc  der  StclU'n, 
wo  die  Originalbeschreibung  und  wo 
Abbildungen  zu  finden  sind.  Dass  auch 
die  »Gartenflora«  oft  zitiert  wird,  ist 
selbstverständlich. 

Hybrides  de  Bromeliacees  cul- 
tivees  en  Europe  par  E.  Th.  Witte. 
Leide.  Janv.  18Q4.  Bildet  gewisser- 
massen  einen  Anhang  zu  vorstehendem 
Werk.  Hier  ist  auch  der  llortus  Magnis, 
der  Garten  des  Grafen  Magnis  in  Eckers- 
dorf bei  Neurode,  avo  Herr  Obergärtner 
Kittel  mit  so  vielem  Glück  Brome- 
liaceen kreuzt,  oft  genannt.        L.  W. 


Personal-Nachrichten. 


Der  durch  seine  Weintreiberei  im 
Garten  des  Geh.  Kommerzienrats  Veit 
zu  Steglitz  wohlbekannte  Obergärtner 
Schreiber  hat  einen  Rut  nach  den 
königlichen  Gärten  in  Potsdam  er- 
halten, um  an  Stelle  des  verstorbenen 
Ilofgärtners  Wundel  die  Wein- 
treiberei etc.  zu  übernehmen. 

Dem  Hofgärtner  Friedrich  G  o  e b  e  1 
im  Ilerrengarten  zu  Darmstadt  wurde 
A'on  Sr. Majestät  demKönig  vonPreussen 
der  Kronenorden  IV.  Klasse  verliehen. 


Joh.Kroppe,  Baumschulgehilfe  der 
Stadtgärtnerei  in  ^München,  wurde  zum 
städtischen  Obergärtner  befördert. 


Dem  Schlossgärtner  a.  D.  E.  Gruhle 
in  Lampertswalde  in  Sachsen  ist  das 
allgemeine  Ehrenzeichen  verliehen 
Avorden. 

Als  Obergärtner  und  Lehrer  der 
Gartenbauschule  in  Köstritz  wurde 
O.  Kunze,  in  der  letzten  Zeit  in  Tempel- 
hof bei  Berlin  beschäftigt,    angestellt. 


August  Wilhelm  Freiherr  von 
Babo,  geboren  am  28.  Januar  1827  zu 
Weinheim  inBaden,  starb  am  i6.0ktol)er 
in  Klosterneuburg  bei  Wien.  Babo 
wurde  im  Jahre  i8öo  von  dem  am 
Kaiserstuhl  in  Breisgau  gelegenen  Hofe 
Lilienthal,  wo  er  damals  thätig  Avar, 
als  Leiter  der  in  Klosterneuburg  zu 
begründenden  Obst-  und  Weinbauschule 
berufen,  die  er  bis  zum  1.  November  1893 
leitete,  in  Avelchem  Jahre  er  auf  sein 
Ansuchen  in  den  Ruhestand  A^ersetzt 
Avurde.  Im  Jahre  1885  feierte  er  unter 
grosser  Beteiligung"  seiner  Schüler  und 
Verehrer  sein  2  5j ähriges  Dienstjubiläum. 
Babo  leitete  verschiedene  Fachzeit- 
schriften, u.  a.  die  »Weinlaube«  von 
1869—1893,  die  »Wiener  Obst-  und 
Gartenbauzeitung«  von  1876—1878,  den 
»Obstgarten«  a'-qu  1879—1883,  »Auf  dem 
Lande«  von  1884—1893  und  Avar  auch 
sonst,  besonders  durch  die  Herausgabe 
verschiedener  sehr  geschätzter  Werke 
über  Weinbau  und  KellerAvirtschaft 
litterarisch  vielfach  thätig. 


Qlf)  Personal-Nachrichten.  —  Werlzeugnis.   —  Tagesordnung. 


Am  u.  November    starb    nach  langen,    infolge   eines  Schlaganfalles   hervor- 
gerufenen Leiden  der 

Kgl.   Hoflieferant  P.  J.  M.  Plumpe, 

in  Firma  Emil  Petersen, 

Berlin.  Derselbe  war  bis  zum  Juni  d.  J.  Schatzmeister  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  und  hat  sich  wegen  seiner  regen  Thatigkeit  in  dieser 
Stellung,  die  er  leider  nur  3  Jahre  ausüben  konnte,  nicht  minder  aber  wegen 
seiner  seit  vielen  Jahren  bewiesenen  Opferwilligkeit  bei  der  Verschönerung  der 
Vereinsfeste  den  wärmsten  Dank  des  Vereins  erworben.  Der  Verein  Avird  sein 
Andenken  stets  dankbar  in  Ehren  halten. 

Der  Vorstand  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
in  den  preussisoiien  Staaten. 


Wertzeugnis  für  Yanda  Kimballiana  var.  Lacknerae. 

Die  unterzeichneten  Preisrichter  haben  einstimmig  beschlossen: 
(kr    Vanda  Kimballiana  var.  Lacknerae  Kränzlin 
des    Herrn    Königlichen    Gartenbau  -  Direktors    Carl    Lackner    in    Steglitz 

das  Wertzeugnis 
des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  zu  erteilen,  weil  dieselbe  eine 
neue  Einführung  von  hervorragendem  Wert  sowohl  für  den  Orchideen-Liebhaber 
wie  für  den  Orchideen-Hand elsgärtncr  darstellt;  die  reinweisse  Farbe  macht 
sie  für  Sträitsse  und  dergleichen,  in  denen  die  weisse  Farbe  Bedingung  ist, 
ganz  besonders  geeignet. 

gez.:  F.  Bluth.     R.  Brandt. 
C.  Grass.     A.  Fintelmann.     W.  Perring. 
H.  Weidlich.       L.  Wittmack. 


Tagesordnung 

für  die  Versaininliiiig  des  Vereins  zur  Beförderuiiö  des  ßartenliaiiGs  in  den  preussisclien  Staaten 

am  Donnerstag,  den  29.  November  1894,  6  Uhr 

im  grossen  Hörsaale  der  Kgl.  Landwirtschaftlichen  Hochschule  zu  Berlin,  N.  Invalidenstr.  42. 

1.  Ausgestellte  Gegenstände.  Die  Herren  Schwarzburg  und  Kretsch- 
mann  werden  eine  grosse  Anzahl  Primeln,  aus  englischem  und  fran- 
zösischem Samen  gezogen,  vorführen. 

2.  Reisebericht  des  Herrn  Kgl.  Garten-Inspektors  Perring  (Forts.) 

3.  Verschiedenes. 


Das  vollständige  Register  zu  den  vierten  zehn 
Jahrgängen  der  Gartentlora,  1882-91,  Band  XXXI-XL 


ist  soeben  erschienen  und  wird  gegen  Einsendung  von  i  Mark  in  Marken  an  das  General- 
Sekretariat  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues,  Berlin  N.,  Invaliden- 
Strasse  42,  frei  zugeschickt. 


artenflora  1894 


Taf.  1400. 


Syringa  viLa^Ris  F^L.  PL.,.  Maxime  mCornu." 


Gefüllter  Flieder  „Michel  Buchner". 

(Hierzu  Tafel    1409,  die   irrtümlich  die  Unterschrift  Maxime  Cornu  trägt'. 
,^^— ^^  Von  L.  Wittmack. 

^Ig  niAnschluss  an  die  Tafel  1407  clesOktoberheftes,S. 505, geben  wirheutc  unseren 
(Sr§a*  Lesern    abermals    ein  Bild  eines   wunderbar   schönen   gefüllten   Flieders 

aus    der  Treiberei    des  Kgl.   Gartenbaudirektors   Carl  Lackner,    Steglitz. 

Wir  hielten  ihn  für  die  Sorte  Maxime  Cornu  und  Hessen  so  die  Unter- 
schrift drucken,  LIerr  Lackner  belehrt  uns  aber,  dass  es  Michel  Buchner  sei. 
Beide  sind  sich  sehr  ähnlich  und  gehören  mit  zu  den  besten  Treibsorten.  Tafel 
1407  und  1409  sind  im  Frühjahr  gemalt  nach  Exemplaren,  die  fast  ohne  künst- 
liche Wärme  erblüht  waren,  daher  ihre  schöne  lila  Farbe;  Michel  Buchner 
ist  als  Knospe  noch  dunkler.  Im  Winter  im  Dunkeln  (oder  am  Licht,  dann  aber 
bei  höherer  Temperatur)  getrieben,  sind  sie  rein  weiss. 

Wir  verdanken  alle  gefüllten  Treibllieder  Herrn  Victor  Lemoine  in  A'ancy, 
der,  wie  aus  Revue  horticole  1883  S.  550  hervorgeht,  schon  18Ö9  begann,  die 
einzige  sicher  existierende  Sorte  gefüllten  Flieders  »azurea  plena«,  die  er  von 
A.  Wilhelm,  Luxemburg,  gekauft  hatte  und  die  vereinzelt  einen  Griffel  zeigte, 
mit  Blütenstaub  von  einfachen  Sorten  zu  befruchten.  In  2  Jahren  erhielt  er 
40  Samenpflanzen,  welche  um  1877  blühten.  Die  erste  öffnete  ihre  Blumen 
12  Tage  vor  der  einfachen  und  hatte  in  Laub,  Farbe  und  allgemeinen  Charak- 
teren den  Charakter  des  Vaters,  vSyringa  oblata;  sie  wurde  als  Syringa  hyacinthi- 
flora  plena  in  den  Handel  gebracht;*)  dann  folgten  Lemoinei,  Renoncule,  rubella 
plena,  Mathieu  de  Dombasle  etc.  etc.  Mit  Recht  hob  schon  1883  E.  A.  Carriere 
a.  a.  O.  hervor,  dass  die  gefüllten  Flieder  ihre  Blumen  lange  nicht  so  rasch  ab- 
werfen als  die  einfachen  und  sich  deshalb  für  Sträusse  und  als  Zimmerschmuck 
noch  viel  besser  eignen.  —  Seine  Voraussicht,  dass  man  sie  einst  zum  Treiben 
verwenden  werde,  hat  sich  jetzt  glänzend  erfüllt,  und  Herrn  Lackner,  Berlin, 
wie  Herrn  Friedrich  Harms,  Hamburg,  gebührt  das  Verdienst,  zuerst  in  Deutsch- 
land in  grösseremMassstabe  die  gefüllten  Flieder  zur  Treiberei  verwendet  zu  haben. 


>I^ 


Ueber  die  Forsythien. 

Von  Prof.  Dr.  F.  Hildebrand,  Direktor  des  bot.  Gartens  in  Freiburg  i.  B. 
^vlS'S^*?  (Hierzu  Abb.   iio.) 

^^chon  A.  Reh  der  hat  in  dieser  Zeitschrift  —  Jahrgang  1891  S.  395  — 
einen  Aufsatz  über  den  Dimorphismus  bei  Forsythia  veröffentlicht,  zu 
1^^^^  einer  Zeit,  wo  ich  meine  Experimente  über  denselben  Gegenstand 
%^^^  schon  begonnen  hatte,  welche  ich  nunmehr  abgeschlossen  habe  und 
fl^  von  denen  ich  an  diesem  Ort  nur  einiges  besonders  bemerkenswertes 
.5^    zusammenlassen  mochte. 


*)  Siehe  V.  Lemoine's  Preisverzeichnis  N.  80,  Herbst    1878,  S.    11.    —    Michel  Buchner  er- 
scheint zuerst  in  N.   10?,   1886,  S.  33. 


zr   o  Ueber  die  Forsythien. 


Schon  durch  andere  Autoren  war  die  Heterostylie  in  der  Gattung  Forsythia 
festgestellt,  es  fehlten  aber  die  in  dieser  Beziehung  schon  längst  an  Arten  von 
Primula  Linum,  Lythrum,  Oxalis  etc.  angestellten  Experimente  in  Bezug  auf  die 
geschlechtliche  Fortpflanzung,  und  es  wurde  sowohl  die  bei  uns  in  den  Gärten 
allein  in  kurzgriffeliger  Form  vorhandene  Forsythia  suspensa,  als  auch  die 
allein  in  langgriffeliger  Form  vorhandene  Forsythia  viridissima  nur  durch 
Stecklinge  fortgepflanzt.  Wurden  an  diesen  Pflanzen  Samen  gewonnen,  so  er- 
o-aben  sie  die  von  Zabel  in  dieser  Zeitschrift,  1885,  S.  35,  als  F.  intermedia 
beschriebenen  Bastarde  zwischen  F.  suspensa  und  F.  viridissima. 

Es  crelang  mir  nun  vor  einer  Reihe  von  Jahren,  in  dem  botanischen  Garten 
von  Kew  die  langgriffelige  Form  von  F.  suspensa  ausfindig  zu  machen,  und  ich 
benutzte  darauf  die  aus  Stecklingen  derselben  gezogenen  Pflanzen  zu  meinen 
Experimenten. 

An  einem  Busche  der  kurzgriffeligen  Form  von  F.  suspensa,  der  bis  dahin 
im  Freiburger  botanischen  Garten  nur  spärlich  Früchte  gebildet  hatte,  welche 
ihren  Ursprung  der  durch  Insekten  vollzogenen  Bestäubung  mit  der  benach- 
bart wachsenden  langgriffeligen  Form  von  F.  viridissima  verdankten,  bestäubte 
ich  an  2  Aesten  die  eiizelnen  Blüten  mit  dem  Pollen  der  aus  Kew  erhaltenen 
langgriffeligen  Form,  und  es  gewährte  nun  einen  interessanten  Anblick,  als  im 
Herbst  nur  diese  Aeste  ganz  dicht  mit  Früchten  besetzt  waren,  während  an 
den  anderen  alle  Blüten  abgefallen  waren.  Aus  den  so  gewonnenen  Samen 
erzog  ich  in  den  folgenden  Jahren  Pflanzen,  welche  in  mehrfacher  Beziehung 
Interesse  boten.  Als  Samenpflanzen,  welche  ja  meist  üppiger  als  Stecklinge 
wachsen,  entwickelten  sie  sich  ungemein  kräftig,  machten  schon  im  zweiten 
Jahre  sehr  lange  Schösslinge  und  zeigten  an  diesen  noch  eine  ganz  besondere 
Blattform,  welche  von  dieser  Pflanzenart  noch  nicht  bekannt  sein  dürfte. 
Während  nämlich  in  den  Diagnosen  angegeben  wird,  dass  hier  die  Blätter  ein- 
fach oder  dreizählig  seien,  so  fanden  sich  an  diesen  starken  Schösslingen  zwei 
ganz  andereFormen,  nämlich fussförmige  fünfzählige,  Abb.  iio,Fig.  1,  und  gewisser- 
massen  unterbrochen  gefiederte,  Fig.  2,  welche  wohl  kaum  jemand  für  For- 
sythiablätter  halten  würde,  wenn  man  sie  ihm  vereinzelt  vorlegte.  Sie  bildeten 
sich  aber  nur  an  den  kräftigen  Schösslingen,  weswegen  sie  wohl  in  keinem 
Herbar  vorhanden  sein  dürften.  Man  kann  sie  übrigens  auch  an  Stecklings- 
pflanzen durch  starkes  Zurückschneiden  derselben  an  den  durch  letzteres  her- 
vorgerufenen starken  langen  Schösslingen  erzielen. 

Von  den  nach  3  Jahren  zur  Blüte  gelangenden  Sämlingen  zeigte  sich  ein 
Teil  langgriffelig,  ein  anderer  kurzgriffelig,  wie  zu  erwarten  stand;  ein  anderes 
interessanteres  Verhältnis  fand  sich  aber  darin,  dass  die  Blüten  der  einzelnen 
Büsche  in  ihrem  Gelb  Verschiedenheiten  zeigten,  einige  waren  heller,  andere 
dunkler  gelb  als  die  Stammpflanzen,  während  ja  das  Gelb  der  bis  dahin  in 
unseren  Gärten  nur  durch  Stecklinge  vermehrten  Forsythia  suspensa  überall 
das  gleiche  ist.  Es  war  also  hier  bei  der  geschlechtlichen  Fortpflanzung 
sogleich  die  Variation  eingetreten! 

Die  Erfolge  der  gegenteiligen  Bestäubung,  nämlich  der  langgriffeligen  mit 
der  kurzgriffeligen  Form  von  Forsythia  suspensa,  fielen  ganz  ähnlich  aus  wie 
die  beschriebenen,  so  dass  ich  es  für  überflüssig  halte,  hier  auf  sie  näher 
einzugehen. 

Wohl    möchte    ich    aber    noch    einige    Worte    über    die  Bastarde  zwischen 


Ueber  die  Forsythien. 


619 


F.  suspensa  und  F.  viridissima,  von  Zabel  F.  intermedia  genannt,  hinzufügen. 
welche  ich  sowohl  aus  dem  Samen  der  kurzgriifeligen  Form  von  suspensa  als 
aus  Samen  der  ianggriffeligen  Form  von  F.  viridissima  erzogen  habe  und 
welche  sich  durch  ungemein  grosse  Üppigkeit  auszeichnen.  An  einzelnen 
Exemplaren  bildeten  sich  in  diesem  Jahre  Schösslinge  bis  zu  3  m  Länge,  und 
auch  an  diesen  erschienen  die  fussförmigen  und  unterbrochen  gefiederten 
Blätter,  wie  sie  oben  von  der  reinen  F.  suspensa  abgebildet  worden,  nur  mit 
dem  die  Elternschaft  von  F.  viridissima  verratenden  Unterschiede,  dass  hier 
die  einzelnen  Teilblättchen  mehr  in  die  Länge  gezogen  sind. 

Der  Blütenreichtum  an  diesen  Bastarden  ist,  wie  auch  schon  sonst  be- 
kannt, ein  ganz  ungemein  grosser;  aber  wie  es  die  Natur  vieler  Barstarde  ist, 
unfruchtbar    zu    sein,    so    auch    hier;    denn    obgleich    die    beiden  Formen    der 


Abb.   iio,     Forsytliia  suspensa  Sämlinge  mit  besonderer  Blattform. 
I    fussförmig-rünfzählig,   2  unterbrochen  gehindert. 


Bastarde,  die  langgritielige  und  die  kurzgriffelige  untereinander  vermischt 
standen  und  daneben  auch  die  langgriffelige  und  kurzgriffelige  Form  der  reinen 
F.  suspensa,  so  beobachtete  ich  doch  trotz  der  emsigen  Thätigkeit  der 
bestäubenden  Insekten  an  diesen  Bastardbüschen  keine  einzige  Frucht. 

In  den  Gärten,  sowohl  den  botanischen  als  den  Handelsgärten,  herrscht  in 
Beziehung  auf  die  Namen  der  Forsythien  eine  starke  Verwirrung.  Nach  meinen 
Experimenten  und  Beobachtungen  muss  ich  mich  der  schon  von  Reh  der, 
Koehne  und  Zabel  ausgesprochenen  Meinung  anschliessen,  dass  die  unter 
dem  Namen  Forsythia  Fortunei  Lindl.  und  F.  Sieboldi  hört,  angeführten  Pflanzen 
keine  besonderen  Arten  sind,  sondern  zu  F.  suspensa  Vahl  gehören.  Die  Ab- 
weichungen im  Wuchs,  durch  welchen  diese  vermeintlichen  Arten  sich  von 
einander  unterscheiden  sollen,  sind,  so  viel  ich  beobachtet  habe,  nur  durch 
äussere  Einflüsse,  nämlich  Standort  und  Ernährung,  hervorgebracht. 


(J2o  Dis  grosse  allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  in  Königsberg,  Ostpr. 

Schliesslich  sei  noch  hinzugefügt,  dass  die  beiden  Formen  von  F.  suspensa, 
die  langgriffelige  und  die  kurzgriffelige,  reichlich  Samen  tragen,  nachdem  sie 
im  botanischen  Garten  zu  Freiburg  nebeneinander  stehen,  und  dass  ich  so 
durch  Aufnahme  derselben  in  das  nächste  Samenverzeichnis  des  Gartens  jedem 
Gelegenheit  geben  werde,  sich  aus  diesen  Samen  neben  der  kurzgriffeligen 
Form  die  bis  dahin  in  den  deutschen,  belgischen  und  holländischen  Gärten 
nicht  vorhandene  langgriffelige  Form  zu  ziehen,  wobei  dann  vielleicht  bei 
manchem  Züchter  noch  neue  Abschattierungen  und  Aenderungen  in  der  Blüten- 
farbe sich  zeigen  dürften. 


Die  grosse  allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  in  Königs- 
berg, Ostpr.  [schiuss.j 

Bei  Rossbiegal  fanden  wir  auch  einen  sehr  hübschen  Vasenstrauss  aus 
Gladiolen,  Montbretien  und  Farnwedeln.  Desgleichen  war  ein  Staffelkorb 
erwähnenswert  von  vergoldetem  Korbgeflecht  mit  Füllung  von  Lilium  auratum, 
Maiglöckchen,  Eucharis  amazonica,  Marantenblättern,  Pteriswedeln,  Sanchezia 
nobilis.  Oben  ein  Strauss  von  Gladiolen,  Odontoglossum  Alexandrae  und  Catt- 
leya  Gaskelliana,  dazu  blasslila  Schleife  und  Schleiertüll-Garnitur. 

Ein  Schiff,  mit  Weintrauben,  Pfirsichen  und  anderen  Früchten  gefüllt,  als 
Dekorationsstück  auf  dem  Büffet  oder  Nachtisch  im  Speisezimmer  denkbar, 
war  ganz  in  feuerrot  und  gelb  ausgeführt  und  waren  dazu  Dahlia  Juarezi  haupt- 
sächlich verwendet,  oben  Pelargonien  und  Begonien  mit  gelben  Blättern  und 
Ranken. 

Von  Hübner-Königsberg  fiel  vor  allem  ein  Kolossalkranz  in  die  Augen. 
Farne,  Begonien,  Lilium  auratum,  Maiglöckchen  und  Odontoglossum  Alexandrae 
waren  das  Material,  die  Garnitur  bestand  aus  breiter,  von  oben  herabhängender 
Moirebandschleife  von  blasslila  Farbe  mit  Silberdruck  der  Widmung.  Ein 
anderer  Trauerkranz  von  weissen  Astern  als  Grundform  gefiel  uns  noch  eben- 
sogut. Die  Auflage  bildeten  8  Cycas  revoluta-Wedel,  Niel-Rosen,  Crotonblätter, 
Begonien  und  Adiantumwedel,  an  der  rechten  Seite  oben  befand  sich  noch  ein 
Strauss  von  Odontoglossum  grande  und  Crotonblättern. 

Jean  Müller-Königsberg  brachte  viel  Trauerbindereien  von  durchweg 
eleganter  Ausführung;  die  ganze  Kollektion  betrug  an  16  Stück;  wir  heben 
daraus  besonders  hervor  einen  grossen  Kranz  aus  Cycas  revoluta-Wedeln  mit 
Lilium  auratum  und  Eucharis  amazonica.  Die  Wedel  lagen  ausserordentlich 
schwungvoll  und  hübsch  geordnet. 

Ein  Trauerkissen  aus  weissen  Georginen,  mit  einer  schwarzen  Krepprüsche 
begrenzt,  auf  den  4  Ecken  kleine  Sträusschen  von  Rosen,  in  der  Mitte  Cycas- 
wedel  zum  Kranz  gebogen,  Eucharis  amazonica,  Lapageria  alba  und  Niphetos- 
Rosen,  gefiel  uns  gleichfalls  ausnehmend,  wie  auch  noch  mehrere  Kränze  von 
Mahonienblättern,  Begonienblättern  und  anderem  bunten  Laube.  Ausserdem 
waren  noch  symbolische  Trauerstücke,  wie  Anker.  Kreuz  und  Herz,  und  mehrere 
Kreuze  vorhanden;  leider  waren  diese  Sachen  aber  so  versteckt  und  ungünstig 
plaziert  und  hatten  so  mangelhafte  Beleuchtung,  dass  sich  die  Einzelheiten  nicht 
genügend  betrachten  Hessen.     Eine  Staffelei  mit  Füllhorn  desselben  Ausstellers 


Die  grosse  allgemeine  Gartenbau-Ausstellung  in  Königsberg,  Ostpr.  f)2  l' 


war  nur  in  leuchtend  rot  und  gelb  gehalten  und  von  vorzüglichem  Etfckt. 
Dahlia  Juarezi,  Montbretien  und  Tritoma  Uvaria  waren  haui^tsächlich  dazu  ver- 
wendet. Auch  eine  Majolikaschalc,  mit  Lilium  auratum,  Montbretien,  Cyclamen, 
Pteriswedeln  und  Tuberosen  gefüllt,  legte  Zeugnis  von  den  auf  hoher  Stufe 
der  künstlerischen  Vollendung  stehenden  Arbeiten  dieses  Geschäftes   ab. 

Fräulein  Marie  Ender  brachte  gleichfalls  recht  gute  Arbeiten  zur  An- 
schauung, unter  denen  uns  ein  Korb  in  lila  und  gelb,  gefüllt  mit  (Jrchideen  in 
den  bereits  viel  genannten  Sorten,  und  Asparagus  Sprengeri  am  erwähnens- 
wertesten erschien. 

Eine  Danziger  Firma,'' Raab e  Nachfolger,  Inhaber  Johannes  Brüggemann, 
stellte  gleichfalls  eine  ^anze  Menge  von  Blumenarrangements  aus,  die  eine 
ganze  Querwand  des  Saales  einnahmen.  Der  genannte  Herr  hatte  aber  dort 
weniger  Glück  mit  seinen  Arbeiten  als  in  Danzig,  wo  er  ein  sehr  bedeutendes 
Geschäft  besitzt.  Die  Sachen  waren  alle  zu  kcmj^akt,  zu  kolossal  und  ent- 
behrten ganz  jener  idealen  Leichtigkeit,  die  wir  vorhin  überall  bewunderten, 
und  die  eine  der  ersten  Grundbedingungen  der  Blumenbinderei  ist. 

Die  Coniferenkränze  dieses  Herrn  litten  an  Farblosigkeit,  nur  dunkles 
Grün  mit  den  schwärzlichen  Zapfenklumpen  darin  sah  zu  trist,  selbst  für  einen 
Trauerkranz,  aus,  obgleich  selbst  Araucaria  excelsa  dazu  geköpft  waren.  Ge- 
bunden waren  die  Kränze  zwar  ganz  hübsch  breit  und  voll,  aber  etwas  mehr 
Licht  hätten  sie  haben  können. 

Reizend  in  ihrer  Ausstattung  und  ihrem  farbenfreudigen  Blumenschmuck 
nahmen  sich  z.  T.  die  Speisetafeln  aus,  von  denen  vier  an  der  Zahl  ausgestellt 
worden.  Eine  davon,  von  einem  ostpreussischen  Gutsbesitzer  ausgestellt,  war 
von  so  hässlicher  Dekoration,  dass  sie  eigentlich  hätte  zurückgewiesen  werden 
sollen.  Die  mit  Rosen  dicht  nebeneinander  vollgestopften  Compotnäpfchen 
und  ebenfalls  nur  hineingestopften  Blumen  auf  den  Tafelaufsätzen  hätten  als 
Kinderarbeit  gelten  können.  Allen  voran  aber  mit  seiner  genialen  Dekoration 
war  wiederum  Waschke,  den  wir  hervorheben  müssen.  Der  mittlere  Tafel- 
aufsatz hatte  in  seiner  Höhe  und  schlaniien  Form  nichts  beschränkendes,  die 
untere  Schale  desselben  war  mit  Früchten  gefüllt,  die  Weintrauben  rundum 
am  Rande  herabhängend.  Das  obere  Kelchglas  und  noch  4  weitere  hohe  Ivelch- 
gläser  trugen  Orchideensträusse,Cattleya  Gaskelliana,  einige  Farnwedel.  Maranten 
und  Dracaenenblätter,  wie  Odontoglossum  Alexandrae  und'Cypripedium  insigne, 
nur  wenige  Blumen  und  ganz  zwanglos  und  natürlich  geordnet.  Ranken  A"on 
Medeola  asparagoides  in  Bogen  garnierten  das  Tafeltuch,  auf  welchem  lange 
Veilchenranken  sich  ausbreiteten;  Sträusschen  von  Nielrosen,  Maiglöckchen 
und  Orchideen  zierten  abwechselnd  die  Servietten. 

Eine  eigenartig  hübsche  Speisezimmer  -  Dekoration,  von  demselben  Herrn 
herrührend,  wollen  wir  gleich  erwähnen,  obgleich  sie  nicht  von  lebenden 
Blumen  ausgeführt  worden.  Aber  es  einten  sich  doch  Kunst  und  Natur^  denn 
es  waren  nicht  alles  nachgebildete  Früchte,  welche  die  beiden  braun  gebeizten 
Holzplatten  in  hübscher  Plattform  schmückten,  Maiskolben,  Tannenzapfen,  Wein- 
trauben, Aepfel,  Birnen,  Tomaten  und  künstliche  Pilze  waren  darauf  befestigt 
und  bildeten  so  ein  Relief bild  zur  Wanddekoration.  Es  hat  uns  doppelt  ge- 
freut, als  wir  darin  die  Ausführung  eines  Wunsches  erblickten,  den  Avir  selbst 
einmal  an  anderer  Stelle  ausgesprochen. 

Die  zweite  Tafel  von  schönster  Wirkung  und  tadellosester  Ausführung  bot 


^22  HibisGUS  esculentus  Lin,  var.  speciosus  hört. 


]ean  Müller  dar.  Drei  Tafelaufsätze  trugen  Sträusse  von  Nielrosen  und  Cypri- 
pedium  insigne,  der  mittlere  herabhängende  Ranken  von  Odontoglossum 
Alexandrae.  Veilchenranken  und  Sträusse  von  Nielrosen,  Veilchen  und  Mai- 
glöckchen garnierten  auch  hier  die  Servietten. 

Fräulein  Marie  Enders  Tafel  hatte  nicht  unseren  Beifall.  Das  Mittelstück, 
eine  Spiegelplatte,  sollte  einen  See  darstellen,  auf  dem  blumengefüllte 
Schwäne  sich  befanden;  die  Füllhörner  von  Glas,  mit  buntem  Laub  und  Früchten 
gefüllt,  waren  eben  auch  nicht  schön. 

Auch  aus  Alienstein  waren  Bindereien,  aber  leider  von  untergeordneter 
Bedeutung,  gekommen,  und  ein  grosser  Kranz  aus  Altenburg,  mit  Asparagus- 
ranken  garniert,  kam  leider  mehrere  Tage  zu  spät  und  auch  nicht  mehr  frisch  an. 

Drei  Kränze  von  buntfarbigen  Coniferen  aller  Art  und  Blättern  von  Mahonien, 
Epheu  imd  Evonymus  sowie  anderen,  gebunden  als  —  »Deutsche Trauerkränze  ohne 
Blumen«,  brachteLouise  Riss  aus  Danzig,  und  konstatieren  wir  nur,  dass  die- 
selben vielen  Beifall  fanden,  insbesondere  den  Ihrer  Excellenz  der  Frau  Ober- 
präsident Gräfin  von  Stolberg-Wernigerode,  welche  sich  sehr  anerkennend 
über  diese  auch  durch  Dauerhaftigkeit  bevorzugten  Kränze  äusserte. 

Fassen  wir  zum  Schluss  das  Gesamtresultat  zusammen,  so  können  wir 
nur  noch  einmal  sagen,  in  der  Blumenbinderei  war  viel  und  das  Beste  geleistet; 
im  ganzen  war  die  Ausstellung  durch  die  zahlreiche  Beteiligung  so  vieler  aus- 
wärtiger Firmen  mehr  als  eine  Provinzialausstellung,  Avenngleich  wir  im  all- 
gemeinen nur  den  Massstab  einer  solchen  anlegen  können. 

Preise  sind  reichlich  verteilt  worden,  wie  die  Preisliste  ergiebt;  die 
wenigsten  Aussteller  sind  leer  ausgegangen. 

Sollte  irgend  jemand  Uebelstände  zu  rügen  haben,  so  wollen  wir  eben 
nachsichtig  bedenken,  dass  den  Königsbergern  noch  die  Routine  in  Gartenbau- 
Ausstellungen  fehlt,  sie  haben  ihr  möglichstes  nach  Kräften  geleistet  und  das 
wollen  wir  anerkennen,  und  glauben  auch,  dass  sie  selbst  zufrieden  sein  werden. 


Hibiscus   esculentus    Lin.  var.   speciosus    hört, 
(syn.  Abelmoschus  esculentus  speciosus.) 

(Hierzu  Abb.   1 1 1.) 


^^  s  giebt  nicht  sehr  viele  Pflanzen,  die  sich  mit  dieser  prächtigen  Mal- 
k^^=-  vaceae    an   Schönheit    und    Brauchbarkeit    für    die    Gärten    messen 


^.^     könnten,  vorausgesetzt,  dass  Boden,  Klima  und  Behandlung  die  rich- 
*^    tigen  sind,  um  sie  zu  voller  Entwickelung  gelangen  zu  lassen.     Die 


r:rj  Pflanze  bleibt  mir  noch  etwas  zweifelhaft.  Sie  wurde  von  Berlin  aus, 
'^  wohin  wir  ihre  Blüten  zur  Bestimmung  sendeten,  als  Abelmoschus  esculentus 
Lin.  bestimmt,  und  es  ist  wohl  kein  Zweifel,  dass  sie  es  auch  ist;  allein  sie  ist 
doch  so* abweichend  von  der  mir  vorliegenden  Diagnose,  dass  wir  hier  min- 
destens eine  berechtigte  F^orm  annehmen  müssen,  und  dieser  möchte  ich  die 
Bezeichnung  »speciosus«  beilegen,  denn  sie  ist  sehr  schön.  Wir  erhielten  die 
Samen  von  P,  Schuhmann  aus  Mexiko,  dem  Entdecker  und  Lieferanten  der 
schönen  Mina  lobata,  der  dieselbe  im  wilden  oder  »verwilderten«?  Zustande  an- 


Hibiscus  esculentus  Lin.  var.  speciosus  hört. 


623 


traf  und  sammelte.  Die  kurzgefasste  Diagnose  des  H.  esculentus  Lin.  ist  genau 
lolgendermassen : 

H.  esculentus  Lin.  Annuell.  Stengel  60— 70  cm  hoch,  einfach;  Blätter  herz- 
förmig, 5  lappig,  Lappen  stumpf,  gezähnt;  Blattstiele  länger  als  die  Blumen,, 
blüht  im  Juni  und  Juli,  Blumen  schwefelgelb,  einzeln,  achselständig;  Kapseln 
kegel-  oder  pyramidenförmig,  Samen  im  unreifen  Zustande  essbar.  Stammt 
aus  West-Indien  und  wurde  1693  eingeführt.  Jetzt  überall  in  tropischen  und 
subtropischen  Ländern,  besonders  im  Orient,  als  „Gombo"  kultiviert  und  zwar  in 
sehr  vielen  Varietäten. 

Geben  wir  nun  zunächst  die  kurze  Beschreibung  unserer  Form,  so  wird 
es  gleich  klar,  dass  man  es  mit  einer  absolut  abweichenden  Pflanze  zu  thun 
hat,  welche  man  für  alles  andere,  nur  nicht  für  eine  einfache  Form  des  Gombo 
halten  möchte. 


Abb.   III.     Hibiscits  esculentus  speciosus. 
Blumen  gelb  mit  blutrotem  Grunde. 

Hibiscus  esculentus  var.  speciosus.  Ausdauernd,  strauchartig,  ja  selbst 
kleine  Bäume  bildend.  Stengel  resp.  Stamm  3—4  m  hoch,  verholzt,  einfach; 
der  weichere  Teil  der  Zweige,  die  Blattstengel,  Rippen,  Blütenstiele,  Kelch  und 
Kapseln  mit  borstigen  Flaaren  besetzt;  Blätter  sehr  lang,  gestielt,  wenig  herz- 
förmig, 7  lappig,  Lappen  schmal,  s];)itz  zulaufend,  scharf  gezähnt,  unterseits 
blaugrün,  oberseits  dunkelgrün;  Blattstiele  solang  oder  kürzer  als  die  Blumen; 
blüht  vom  Juni  bis  November— Dezember;  Blumen  10  cm  im  Durchmesser, 
sehr  gross,  schwefelgelb,  atlasglänzend,  mit  blutroten  Flecken  am  Grunde,  einzeln 
achselständig;  Kapseln  klein,  pyramidenförmig;  Samen  klein,  hellbraun,  Blumen 
nach  dem  Verblühen  chokoladenfarbig. 

Man  erkennt  auch  ohne  Bild,  dass  man  es  hier  mit  einer  stolzen  Blatt-  und 
Blütenpflanze  zu  thun,  die  jedem  Garten  zur  Zierde  gereicht.  Die  Pflanze 
wird  in  einem  Sommer  2  —  3  m  hoch  und  öffnet  täglich  einige  ihrer  schönen 
bew-undernswürdigen  Blumen;    sie  ist  schön  auch    ganz  ohne    Blüten  und  reiht 


ß2A.  Allgemeine  Deutsche  Gartenbau-Ausstellung  zu  Mainz. 


sich  den  schnellwachsenden  Blattpflanzen,  wie  Solanum,  Wigandia  etc.  an.  Man 
kultiviert  sie  zu  solchem  Zwecke  auch  ebenso  wie  diese,  d.  h.  säet  ihre  Samen 
warm  und  zeitig  im  Hause  aus  und  erzieht  und  kultiviert  die  jungen  Sämlinge 
im  ersten  jähre  in  Töpfen,  durchwintert  dieselben  im  kalten  Hause  imd  pflanzt 
sie  kommenden  April — Mai  in  den  freien  Grund  mit  einem  Abstände  von  So  cm. 
Die  Pflanze  hält  sich  bei  gutem  Wassergeben  von  unten  stets  belaubt  und 
macht  einen  wundervollen  Effekt  auch  als  Einzelpflanze  an  geeigneter  Stelle. 
Ganze  Gruppen  aber  sind  sehr  schön  und  edel.  Sie  heben  die  Monotonie  der 
Wigandien,  Musa,  Canna  etc.,  die  alle  gleiche  Blattformen  haben  oder  doch 
nur  wenig  von  einander  abweichen.  Wenn  die  schönfarbigen  Blüten  sich  eben 
öffnen,  gleichen  sie  in  etwas  schönen  Knospen  von  Marcchal  Niel-Rosen  und 
sind  zur  feinsten  Blumenarbeit  und  auch  für  Tafeldekorationen  verwendbar. 
Die  Pflanze  nimmt  mit  jedem  Boden  fürlieb  und  ist  in  keiner  Weise  empfindlich. 
Die  Pflanze  ist  1893  in  den  Handel  gekommen. 

C.  Sprenger,  in  Firma  Dammann  &  Co., 
in  San  Giovanni  a  Teduccio  bei  Neapel. 


Die  vom  „Mainzer  Gartenbau-Verein'^ 
veranstaltete  Allgemeine  Deutsche  Gartenbau-Ausstellung 

vom   15.  bis  23.  September  1894. 

m  15.  September  wurde  die  wahrhaft  grossartige  Ausstellung  in  An- 
wesenheit der  staatlichen  und  städtischen  Behörden  feierlichst  eröffnet, 
und  waren  bis  zur  festgesetzten  Stunde  alle  Arbeiten  soweit  beendet, 
dass  die  Preisrichter  ihre  mühevolle  Arbeit  ungestört  beginnen  konnten. 
Dem  urteilsfähigen  Beobachter  bot  sich  ein  Gesamtbild  dar,  so  be- 
zaubernd und  malerisch  und  in  kultureller  Beziehung  so  bedeutend, 
wie  wir  es  zu  sehen  nur  selten  Gelegenheit  hatten.  Dies  durfte  ja  eigentlich 
nicht  wunder  nehmen,  hatten  sich  doch  aus  allen  Gauen  unseres  deutschen 
Vaterlandes  (einige  sogar  aus  dem  Auslande  —  natürlich  ausser  Preis- 
bewerbung) Aussteller  angemeldet. 

Ihre  besondere  Weihe  erhielt  die  Ausstellung  durch  das  Erscheinen  ihres 
hohen  Protektors,  Sr.  Kgi.  Hoheit  des  Grossherzogs  A^on  Hessen  nebst 
hoher  Gemahlin  und  der  Prinzessin  AI  ix  von  Hessen  am  Sonntag  nach  der 
Eröffnung.  Die  hohen  Herrschaften  legten  für  alles,  auch  die  kleinsten  Einzel- 
heiten, das  lebhafteste  Interesse  an  den  Tag  und  Hessen  sich  in  leutseligster 
Weise  über  alles  Bericht  erstatten. 

Die  Räumlichkeiten,  welche  den  Pflanzen,  dem  Obst,  dem.  Gemüse  und  der 
Binderei  zur  Aufnahme  dienten,  waren  die  Stadthalle,  der  sogenannte  Circus, 
3  Gewächshäuser  und  eine  eigens  erbaute  Halle.  Der  Stadthallegarten  war  für 
Cyclamen  bestimmt.  Der  grosse  Platz  vor  der  Halle  sollte  ausser  der  Sonder- 
ausstellung von  Gebr.  Veiten -Speyer  und  einigen  Rosengruppen,  die 
Gewächshäuser,  ferner  Heizeinrichtungen  und  sonstige  maschinelle  Ein- 
richtungen aufnehmen.  Der  den  Circus  umschliessende  Teil  des  Messplatzes 
Avar  zum  Zwecke  des  Einschiagens  der  Bäume    und    Sträucher    mit    Erde    und 


Allgemeine  Deutsche  Gartenbau-Ausstellung  zu  Mainz.  625 


Kies  befahren  worden,  "während  der  übrige  Platz  den  weniger  empfindlichen 
Pflanzen  zur  Aufstellung  zugewiesen  wurde. 

Wenden  wir  uns  nun  demjenigen  Teil  der  Ausstellung,  der  zum  Gelingen 
einer  solchen  nicht  das  wenigste  beiträgt,  den  Dekorationsgruppen  zu,  so 
geht  man  nicht  zu  weit,  wenn  man  behauptet,  dass  hierin  geradezu  hervor- 
ragendes geleistet  wurde.  So  z.  B.  bot  die  links  vom  Haupteingange  des 
Circus  gelegene  Gruppe  von  Josef  Wolf  II  ein  vollendetes  Bild.  In  derselben 
befanden  sich  eine  Fülle  der  wertvollsten  Dekorationspflanzen,  darunter  an- 
sehnliche alte  Exemplare  von  Medinilla  magnifica,  prächtige  Asparagus  Sprengeri. 
Ferner  Tillandsia  tesselata,  Cochliostemma  Jacobiana,  Bonapartea  juncea,  Pour»- 
retiamexicana,  Euphorbia  coccinea,  Pincenectitia  tuberculata.  Oben  angeführte 
Pflanzen  sind  Seltenheiten,  welche  selbst  Fachleute  nicht  alle  Tage  zu  sehen 
bekommen. 

Die  Pendantgruppe  hatte  J.  Rose-Mainz  gestellt;  ein  nicht  minder  ge- 
schmackvolles Arrangement,  bestehend  aus  sehr  guten  Handelspalmen,  Cocos 
Weddelliana,  Araucarien,  Montbretien  u.  a.  m.  Diese  Gruppe  diente  zugleich 
als  dekorative  Umgebung  eines  höher  gelegenen  Pavillons,  von  welchem  aus 
man  einen  wundervollen  Ueberblick  von  dem  Inneren  des  Circus  gewann. 

Die  in  einem  Nebenraum  einen  Wintergarten  darstellende  Dekorations- 
gruppe von  A.  Weber  &  Comp.,  Wiesbaden,  war  eine  Leistung,  die  über 
alles  Lob  erhaben  ist.  Hier  sah  man  neben  einer  prächtigen  Gruppe  von 
Araucaria  excelsa  grosse  Palmen,  blühende  Agapanthus,  selten  grosse  Hirsch- 
hornfarne, Baumfarne,  gut  kultivierte  Blattbegonien,  mehrere  interessante  Farn- 
sorten und  endlich  sehr  gute  Orchideen,  wie  Odontoglossum  grande,  O.  vexil- 
larium,  O.  Pescatorei  u.  s.  w. 

Besonders  erwähnenswert  war  das  in  demselben  Räume  aufgestellte,  innen 
geschmackvoll  mit  Korkrinde  ausgestattete  kleine  Speisezimmer  mit  einer 
vollständigen  Tafeldekoration  und  stets  frischer  Binderei.  Weber  &  Comp, 
erhielten  für  die  beste  Gesamtleistung  auch  den  Kaiserpreis. 

Weitere  Dekorationsgruppen  waren  gestellt  von  Martin  Becker-Mainz, 
J.  O.  Braum-Gonsenheim,  Peter  Becker-Weisenau,  Anton  Holzem-Rheydt 
und  J.  Diel  &  H.  Seyffert-Bretzenheim.  Als  beste  wurden  die  von  IL  Becker 
und  Anton  Hölzern  mit  ersten  Preisen  ausgezeichnet. 

Weitere  sehr  gut  gelungene  Dekorationen  waren  die  von  H.  Henkel- 
Darmstadt  mit  bekanntem  Geschmack  ausgeführte  Dekoration  des  Wasserfalles 
und  endlich  zwei  Dioramen,  welch  letztere  herrliche  Tropenlandschaften 
darstellten. 

An  denAussenseiten  desCircusgebäudes  hatten  rechts  Peter  Smith  &Comp.- 
Hamburg  und  links  Weber  &  Comp.- Wiesbaden  ganz  bedeutende  Sammlungen 
von  Coniferen  aufgestellt.  A-u  Reichhaltigkeit  und  Seltenheit  der  Arten  über- 
traf die  von  Peter  Smith  &  Comp,  alles  was  da  war. 

Wenden  wir  uns  jetzt  den  Warmhauspflanzen  zu,  so  fallen  uns  in  erster 
Linie  die  Asparagus  als  Schau-  und  Kulturpflanzen  auf.  11  Aussteller  waren 
damit  erscliienen,  und  ernteten  den  ersten  Preis  für  Schaupflanzen  Max  Hes- 
dörffer-Charlottenburg  und  für    Kulturpflanzen    Lambert  &  Söhne  in  Trier. 

Aspidistra  waren  in  dankenswerter  Zahl  vertreten  und  trug  Peter  Becker 
für  bunte  und  grüne  je  einen  ersten  Preis  davon. 

Blattbegonien    sowohl    wie    Caladien    waren    nur    in    geringer  Anzahl  ein- 


iT^g  Allgemeine  Deutsche  Gartenbau-Ausstellung  zu  Mainz. 


gesandt  worden  und  hatten  die  letztgenannten  der  kühlen  Witterung  halber  das 
gute  Aussehen  verloren  und  die  Blätter  gerollt.  Die  Begonien  hingegen  waren 
gut  zu  nennen  und  hat  sich  Lucie  Closson  ihres  robusten  Wuchses  und  ihrer 
Haltbarkeit  halber  die  meisten  Sympathieen  erworben. 

Auch  Beg.  Credneri  und  Erfordia  waren  schön,  besonders  von  Jean  Diel- 
Bretzenheim. 

Coleus  als  Schaupflanzen  wurden  von  6  Ausstellern  gezeigt  und  liessen 
die  Pflanzen  eine  gute  Kultur  erkennen;  auch  die  Blattzeichnung  war  einiger- 
massen  gut. 

Bunte  und  grüne  Dracaenen  wurden  in  äusserst  üppigem  Kulturzustande 
vorgeführt.  Ausnahmsweise  schön  waren  die  Dracaenen  von  Franz  Kunze- 
Altenburg  und  die  Aletris  von  Lambert  &  Söhne -Trier. 

Mit  Ficus  elastica  traten  14  Firmen  in  den  Wettbewerb  und  wurde  der 
erste  Preis  Petec  Becker-Weisenau  zuerkannt. 

Palmen,  Philodendron  und  Maranta  zeigten  ebenfalls  beachtenswerte 
Resultate  und  hatten  Weber  &  Comp.-Wiesbaden  Prachtpflanzen  zur  Stelle  ge- 
bracht, doch  hätte  man  eine  lebhaftere  Beteiligung  erwarten  dürfen. 

Orchideen  waren  ausser  den  eingangs  erwähnten,  von  Weber  &  Comp. 
ausgestellten  nur  von  2  Firmen  gebracht,  aber  sehr  gut.  Wir  bemerkten 
darunter  sehr  dankbare  Arten,  wie  Laelia  pumila,  Odontoglossum  grande,  über 
und  über  mit  Blumen,  O.  Schlieperianum,  die  rosa  blühende  Cattleya  Harri- 
soniae,  ferner  C.  Gaskelliana,  C.  gigas,  C.  Warneri,  Zygopetalum  brachypetalum 
und  andere  gute  Sorten.  Den  erten  Preis,  eine  goldene  Medaille,  erhielt  Georg 
Weygan  dt- Wiesbaden. 

Ueberaus  zahlreich  und  schön  vertreten  waren  die  Frauenhaar-Farne, 
Adiantum  cuneatum  und  verwandte  Spezies.  Von  20  Ausstellern  erhielt  Peter 
Becker-Weisenau  auf  Schau-  wie  auf  Kulturpflanzen  je  einen  ersten  Preis, 

Andere  Farne,  ferner  Aralien,  Camellien,  Azaleen  waren  gut,  Camellien 
sogar  teilweise  blühend,  und  ernteten  für  Camellien  Gustav  Scheibe -Holzhausen 
bei  Leipzig  und  für  Azaleen  Peter    Becker-Weisenau  den  ersten  Preis. 

Bei  den  Knollenbegonien  waren  staunenswerte  Leistungen  zu  verzeichnen, 
besonders  von  E.  Oser-Diez  a.  d.  Lahn. 

Nicht  knollenbildende  Beg.  hybr.  in  den  besten  Varietäten  brachte  Alo ritz 
König- Wiesbaden  in  bester  Qualität. 

Nirgends  war  die  Preisbewerbung  eine  so  umfangreiche,  wie  bei  den  Cy- 
clamen,  unserm  dankbarsten  Winterblüher  im  Zimmer.  25  Aussteller  waren 
mit  gegen  60  Gruppen  in  den  Wettbewerb  getreten,  darunter  die  ersten  Mainzer 
und  Frankfurter  Firmen.  Die  Blumen  liessen  hinsichtlich  der  Grösse  und  der 
Farbenreinheit  einen  bedeutenden  Fortschritt  nicht  verkennen  und  war  über- 
haupt der  Knospenansatz  ein  so  reichlicher  und  die  Kultur  eine  so  vorzügliche, 
dass  unsere  Erwartungen  bei  weitem  übertreffen  wurden.  Erste  Preise  er- 
hielten Jul.  Kropff- Frankfurt,  Carl  Claus-Frankfurt,  Franz  Dienst-Zahlbach. 

Vor  wenigen  Jahren  hätte  man  sicher  nicht  geglaubt,  in  so  kurzer  Zeit  so 
weitgehende  Resultate  zu  erzielen.  Erica  in  mehreren  Sorten  wurden  von  4 
Firmen  zur  Stelle  gebracht,  besonders  von  Ph.  Ruh  1- Frankfurt,  einem  bekannten 
Spezialisten.  —  Die  Beteiligung  mit  Fuchsien  hätte  eine  lebhaftere  sein  können. 

Hydrangea  hört,  waren  ziemlich  zahlreich  und  auch  in  guten  Exemplaren 
zu  sehen. 


Allgemeine  Deutsche  Gartenbau- Ausstellung  zu  Mainz.  027 


Laurus  nobilis  in  Kronenbäumen  und  Pyramiden  wurden  von  2  Firmen 
zur  Schau  gestellt,  besonders  von  J.  Rose-Mainz. 

Besonderer  Beachtung  wert  waren  die  prächtigen  Lilium  lancifolium  von 
Andreas  Hos s -Frankfurt.  Die  Beteiligung  mit  Myrten  war  keine  allzugrosse 
Remontant-Nelken  waren  von  12  Ausstellern  sehr  gut  vorgeführt.  Aus- 
gezeichnete Sorten  waren  Bouton  d'or  (gelb),  die  beiden  weissen  Miss  Moore 
und  Purity,  ferner  Dr.  Reymond  (dunkelrot).  Ganz  besonders  hervorzuheben 
ist  Uriah  Pike,  eine  englische  Züchtung  von  starkem  Wuchs  und  prächtig  grossen 
dunkelroten  Blumen,  eine  Sorte,  welche  sich  immer  mehr  Eingang  verschaffen 
Avird.  (S.  Gartenflora  1894,  S.  439.)  InScarlet-Pelargonien  Waranerkennungswertes 
geleistet,  während  Odier-Pelargonien  und  P.  peltatum  bedauerlicherweise 
ganz  fehlten. 

Unter  den  Scarlet-Pelargonien  waren  auch  einige  Neuheiten  zu  verzeichnen, 
unter  denen  uns  eine  Sorte  »Gustav  Emih'<  besonders  gefiel.  Die  Blumen 
waren  gross  und  scharlachrot  gefüllt  und  scheint  diese  Neuheit  für  den  Markt 
sowohl  wie  für  Gruppen  gleich  wertvoll  zu  sein.  Franz  Dienst-Zahlbach 
hatte  eine  fleischfarbige  Sorte  ausgestellt,  welche  »Frau  Clara  Racke«  getauft 
Avurde  und  die  für  Gruppen  gut  verwendbar  sein  dürfte.  Auch  buntblätterige 
Pelargonien  waren  in  guten  Sammlungen  gesandt. 

Wie  es  zu  erwarten  war,  hatten  sich  auch  Primula  chin.  fl.  pl.  und  fl.  pl. 
compacta  eingefunden  und  waren  die  Pflanzen  durchweg  gut. 

Bei  Salvia  splendens  und  Tuberosen  war  eine  merkwürdige  schwache 
Beteiligung  vorhanden,  trotzdem  doch  die  ersteren  immerhin  viel  dekorativen 
xmd  auch  blumistischen  Wert  besitzen.  Die  Preisbewerbung  bei  Bouvardien, 
Lantanen,  Evonymus,  Viburnum  und  Petunien  war  eine  sehr  geringe. 

Friedrich  Adolf  Haage  jr.  -  Erfurt  hatte  eine  überaus  reichhaltige 
Sammlung  von  Cacteen  und  Succulenten  ausgestellt.  Ausserdem  hatten  sich 
hierzu  Liebhaber  gefunden,  wodurch  der  Aussteller  ein  sehr  gutes  Geschält 
gemacht  zu  haben  scheint,  denn  es  sind  erstaunliche  Mengen  von  seinen 
Miniaturpflanzen  in  Mainz  geblieben,  und  wollen  wir  hoffen,  dass  dieselben  recht 
gut  gepflegt  werden,  damit  die  Pflänzchen  bald  zu  Pflanzen  heranwachsen. 

In  dem  Programm  erging  auch  an  Private  die  Aufforderung,  sich  mit 
Zimmer-Pflanzen  zu  beteiligen,  und  die  Resultate  der  Zimmerkultur  konnte  man 
durchweg  als  gute  bezeichnen. 

Mit  Stauden  hatten  sich  Goos  &  Koenemann-Nieder-Walluf  hervorragend  an 
der  Ausstellung  beteiligt.  Canna  wurden  besonders  gut  von  Pfitzer-Stuttgart 
und  Thomas  Holzschuh-Hanau  ausgestellt. 

Ein  reichhaltiges  Sortiment  Veilchen  brachte  Wrede-Lüneburg,  Clematis 
in  sehr  guten  Sorten  und  mit  sehr  grossen  schönen  Blumen  Walter  Duesberg- 
Nieder-Walluf.  Blumenzwiebeln  und  Samen  waren  nicht  in  allzu  grosser  Menge 
vertreten,  doch  war  das  Vorhandene  gut. 

Abgeschnittene  Blumen  hatten  in  der  Stadthalle  Aufstellung  gefunden, 
und  waren  es  äusserst  reichhaltige  Sortimente,  welche  sich  unsern  Blicken 
darboten.  Besonders  erwähnenswert  sind  ausser  den  Staudenblumen  die  Blumen 
von  Dahlien,  Montbretien,  Gladiolen,  Tritomen  und  Rosen.  Die  ersten  Preise 
fielen  für  Sortimente  Goos  &  Koenemann-Nieder-Walluf  und  Wilh. 
Pfitzer-Stuttgart  zu.  Bei  den  abgeschnittenen  Rosen  siegte  Peter  Lambert- 
Trier.   H.  Wrede-Lüneburg  hatte  Stiefmütterchen  in  bekannter  Reichhaltigkeit 


ß28  Allgemeine  Deutsche  Gartenbau-Ausstellung  zu  Mainz. 


gebracht  und  dieselben  in  origineller  und  praktischer  Weise  aufgestellt,  so 
dass  sich  dieselben  lange  frisch  erhielten  und  auch  bequem  bewundert  werden 
konnten. 

Den  bedeutendsten  Anziehungspunkt  bildete  wohl,  namentlich  für  die 
Damenwelt,  die  prächtige  Binderei  in  der  Stadthalle,  wozu  sich  viele  Aussteller 
mit  nahezu  150  Nummern  angemeldet  hatten. 

Ganz  bedeutend  hatten  sich  hieran  Mainzer  Firmen  beteiligt  und  sind  davon 
n  erster  Linie  Josef  Wolf  IL,  J.  Rose,  H.  W.  Schmidt,  Franz  Wolf  und 
Gebr.  Boland  zu  nennen.  J.  Rose  hatte  seine  Binderei  in  einem  eigens  zu 
diesem  Zwecke  dekorierten  Raum  untergebracht. 

Vor  dem  Circus  war  ein  Teppichbeet  angelegt  worden,  das  sehr  geschmack- 
voll von  Theodor  Steinhauer-Laubenheim  ausgeführt  war. 

Zierge holze  waren  nur  in  geringer  Zahl  vertreten;  doch  waren  dafür 
um  so  schönere  Kollektionen  von  Allee-  und  Trauerbäumen  zur  Stelle,  besonders 
von  Gebr.  vSiesmayer.  Ausser  Verkaufsware  von  Rosen  aus  dem  freien 
Lande  waren  auch  blühende  in  sehr  guten  Exemplaren  vertreten.  Ganz 
besonders  gefiel  eine  Gruppe  Theerosen  in  schönster  Blüte.  Auch  die  niedrigen 
Rosen  waren  gut  entwickelt,  wenn  auch  die  unfreundliche  kalte  Witterung  das 
gute  Aussehen  sehr  beeinträchtigt  hatte. 

In  der  Abteilung  für  Obst  war  die  Bewerbung  eine  phänomenale.  Die  in 
der  Stadthalle  ausgestellten  Früchte  waren  in  einer  Grösse  und  Güte  und  in 
einer  Menge  vertreten,  wie  sie  nur  das  gesegnete  Rheinland  zu  bieten  vermag. 
Der  Rheingauer  Verein  trug  für  das  reichhaltigste  Sortiment  den  Ehrenpreis 
der  Stadt  Mainz  als  Siegespalme  heim. 

Auch  Topfobstbäumchen  und  Weinreben  in  Körben  boten  sich  dem 
Auge  des  Beschauers  dar,  und  haben  wohl  besonders  die  Bismarckaplelbäumchen, 
kaum  1  m  hoch  und  schon  mit  10  Früchten  beladen,  die  Blicke  eines  jeden 
auf  sich  gelenkt;  Aussteller  waren  Mart.  Kiefer-Laubenheim  und  Kloster- 
Worms.  Die  ausgestellten  Obstbäume  stellten  durchgehend  gesundwüchsige, 
ja  teilweise  hervorragend  schöne  Ware  dar  und  waren  ebenfalls  in  sehr 
grosser  Zahl  zur  Aufstellung  gelangt.  Ebenso  waren  einige  gute  Sammlungen 
von  Johannis-  und  Stachelbeeren  vertreten.  In  dieser  Abteilung  fielen  die 
meisten  ersten  Preise  auf  Müller-Langsur  bei  Trier  und  Goos  &  Koene- 
m  ann-Nieder-Walluf. 

Die  Gemüse-Ausstellung  hat  wohl,  ausser  für  den  Fachmann,  hauptsächlich 
anziehendes  für  unsere  Hausfrauen  gehabt  und  waren  auch  wirklich  gute 
Resultate  zu  verzeichnen;  erste  Preise  erhielten  Jacob  Koerber-Frankfurt. 
Adolf  Stolze-Eisleben,  Karl  Kampf-Mainz,  J.  IL  L,  Klaffki-Neuzelle  und 
Karl  Hecker-Haiger  und  die  Obst-  und  Gemüseverwertungsanstalt  Gonsenheim. 

Auch  mit  Gartenplänen  und  Modellen  war  die  Ausstellung  gut 
beschickt,  und  sind  als  hervorragende  Leistungen  zu  nennen  die  der  Garten- 
architekten Fr.  Schulz-Köln  und  E.  Petersen-Frankfurt. 

Blühende  Maiblumen,  die  bei  dem  grossen  Publikum  jedenfalls  Be- 
wunderung erregt  haben  werden,  und  das  mit  Recht,  waren  ausser  Programm 
ausgestellt.  Denn  Maiblumen  anfangs  September  blühend  zu  haben,  ist  nur  durch 
ein  besonderes  Verfahren  möglich,  und  zwar  muss  man  die  Keime  in  Eis  legen 
und  sie  so  auf  künstliche  Art  und  Weise  in  der  Vegetation  zurückhalten,  um 
zu  so  später  Zeit  blühende  Maiblumen  zu  haben. 


Bericht  über  die  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  von  Berlin.  62C) 


vSchäfer  in  Köln  stellte  ein  grosses  eisernes  Gewächshaus  aus  und  errang 
sich  den  ersten  Preis.  Ausserdem  waren  noch  ein  hölzernes  und  ein  kleines  eisernes 
Gewächshaus  zur  Aufstellung  gelangt  und  endlich  wurden  die  verschiedensten 
Maschinen-Heizkessel  und  sonstige  Geräte  in  grosser  Anzahl  ausgestellt. 

Das  linanzielle  Ergebnis  war  ein  gutes,  und  steht  eine  Kinnahme  von 
circa  41000  M.  einer  Ausgabe  von  39000  M.  gegenüber. 

Alles  in  allem  darf  man  wohl  der  Ansicht  zuneigen,  dass  die  Ausstellung 
dem  Gartenbau-Verein  Mainz  zur  Ehre  gereicht,  und  dass  der  innere  wie  der 
äussere  Erfolg  ein  gleich  guter  ist. 


Bericht  über  die  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  von  Berlin 

im  Jahre  1893.*) 

(Aus  dem  Bericht  über  Handel  und  Industrie  von  Berlin  nehst  einer  Cehersicht  über  die 
Wirksamkeit  des  Aeltesten-Kollegiums  im  Jahre  i8g3,  erstattet  von  den  Aeltesten  der  Kauf- 
mannschaft von  Berlin.) 

1.  Das  Topfpflanzengeschäft  war,  wie  gewöhnlich,  im  Frühjahr  ein 
lebhaftes,  insbesondere  wurden  viel  Marlvtpflanzen  für  den  Schmuck  der  Gräber 
und  der  Balkons  gebraucht,  und  die  Liebe  hierfür  scheint  im  Publikum  zu- 
genommen zu  haben.  Trotzdem  sind  aber  die  Preise  nicht  höher  geworden. 
da  einerseits  die  Ueberproduktion  sich  immer  mehr  bemerklich  macht  und 
andererseits  immer  mehr  Pflanzen  von  anderen  deutschen  Orten  nach  Berlin 
gehen. 

Der  Export  von  Maiblumen  nach  Amerika  hat  sehr  abgenommen,  infolge 
der  dqrtigen  ungünstigen  finanziellen  Verhältnisse.  Auch  nach  England  ging 
nicht  so  viel  ab;  man  verlangt  dort  jetzt  nur  Keime  erster  Qualität,  zahlt  freilich 
dann  auch  den  entsprechenden  Preis.  Die  trockene  Witterung  des  Jahres  1S93 
hat  es  leider  veranlasst,  dass  viele  Keime  zu  schwach  geblieben  und  als  z.  und 
3.  Qualität  unverkäuflich  waren.     Das  Geschäft  wird  von  Jahr  zu  Jahr  schlechter. 

Der  Handel  in  Blumenzwiebeln  war  noch  bedeutend  geringer  als  im 
Vorjahre,  denn  da  Amerika  aus  Holland  viel  weniger  bezog,  wurden  grosse 
Massen  aus  letzterem  Lande  zu  billigen  Preisen  nach  Deutschland  gebracht. 

Die  Treiberei  von  Flieder  hat  wieder  gute  Fortschritte  gemacht,  sodass 
sich  die  hier  getriebenen  Blumen  ganz  gut  dem  abgeschnittenen  Pariser  Flieder 
an  die  Seite  stellen  können. 

Die  Mode  für  Chrysanthemum  hat  abgenommen.  Die  Eriken  halien 
nicht  die  Preise  erzielt  wie  sonst  und  auch  nicht  den  Absatz  gefunden,  M-eil 
der  lange  Herbst  die  Sommerblumen  noch  schöner  erblühen  liess  als  der 
Sommer  selbst. 

Blattpflanzen.  Für  harte  Palmen  war  guter  Absatz,  bunte  Dracaenen 
jedoch  wurden  gar  nicht  gefragt,  weil  diese  Pflanzen  sich  zu  schlecht  im  Zimmer 
halten.  Der  Frühjahrsversand  in  bewurzelten  Stecklingen  von  Gummibäumen 
nach  Skandinavien  war  ziemlich  bedeutend,  da  wegen  der  dortigen  Zollverhält- 
nisse die  Abnehmer  keine  fertigen  Verkaufspflanzen  mehr  beziehen.  Am  Platz 
ist  gar  kein  Begehr  für  Gummibäume  mehr  vorhanden. 


*)  Dieser  Bericht  ist  von  einem    besonderen    Ausschuss    des  Vereins  zur  Beförderung  des 
Gartenbaues  erstattet. 


ß-jQ  Bericht  über  die  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  von  Berlin. 

Der  Export  von  Pflanzen  nach  Russland  ist  wegen  des  hohen  Zolles  sehr 
erschwert. 

2.  Gemüse.  Das  Geschäft  war  zu  Anfang  des  Jahres  infolge  der  Auf- 
hebung der  Massnahmen  gegen  die  Cholera,  nach  welchen  der  Versand  frischer 
Gemüse  bekanntlich  nicht  gestattet  war,  ein  überaus  schleppendes,  da  die  auf- 
gespeicherten Massen  nach  dieser  Aufhebung  den  Markt  vollständig  über- 
schwemmten. Mit  Eintritt  des  Frühlings  aber  und  der  damit  auftretenden 
abnorm  trockenen  Witterung  in  ganz  Europa  wurden  sämtliche  produzierten 
Gemüse  flott  abgesetzt,  welche  Konjunktur  auch  während  des  Sommers  trotz 
sehr  reicher  Obsternte  anhielt.  Mit  Beginn  des  Herbstes  und  der  um  diese 
Zeit  stattgehabten  überreichen  Niederschläge  aber  war  wieder  eine  derartige 
Massenanfuhr  von  Gemüsen  zu  verzeichnen,  dass  das  Geschäft  bis  zum  Jahres- 
schluss    als  sehr  schleppend  bei  gedrückten    Preisen    genannt    werden    konnte. 

3.  Baumschulartikel.  In  diesem  Geschäftszweige  machten  sich  die 
Schäden,  welche  der  überaus  harte  Winter  1892/93  sowohl  den  Baumschulen, 
öffentlichen  Pflanzungen  etc.,  als  dem  Privatbesitze  zugefügt  hatte,  besonders 
bemerkbar.  Da  dem  Winter  ein  regenloses,  warmes  Frühjahr  und  ein  heisser 
Sommer,  welcher  erst  Ende  Juli  Niederschläge  brachte,  folgten,  so  vergrösserten 
sich  die  Schäden  noch  erheblich,  und  somit  waren  sowohl  Frühjahrs-,  Avie 
Herbslumsatz  zu  einem  grossen  Teile  zur  Ausbesserung  und  Ergänzung  der  er- 
littenen Verluste  sehr  rege.  Neupflanzungen  haben  besonders  im  Herbst  infolge 
der  darniederliegenden  Bauthätigkeit  in  und  um  Berlin  nicht  den  Umfang  der 
Vorjahre  erreicht.  Dass  das  Geschäft  durch  die  eigenen  Verluste  der  Baum- 
schulen an  sich  sehr  erschwert  war,  hat  seinen  Grund  in  dem  auffallenden 
Mangel  einzelner  Artikel,  deren  Kultur  infolge  zurückgegangener  Preise  nach 
erfolgter  Ueberproduktion  aufgegeben  ist,  und  die  z.  T.  nicht  mehr  in  einer 
Qualität,  wie  solche  hier  gefordert  wird,  zu  beschaffen  sind. 

Alleebäume  wurden  in  guter  Ware  rege  begehrt  und  zu  entsprechenden 
Preisen  abgesetzt.  Die  Forderungen  aus  der  Provinz,  für  billige  Preise  zu 
liefern,  wie  sich  solche  nach  und  nach  infolge  der  Angebote  der  Forst-  und 
Gutsbaumschulen  dort  eingebürgert  haben,  konnten  nicht  befriedigt  werden, 
da  hier  bessere  Preise  zu  erzielen  waren. 

Ziergehülze  und  Nadelhölzer.  Durch  die  schon  erwähnten  ungünstigen 
Witterungseinflüsse  hatten  sehr  viele,  selbst  als  hart  bekannte  ausländische, 
auch  einheimische  Gehölze  gelitten,  sodass  an  vielen  Stellen  der  gesuchte  Plr- 
satz  nicht  zu  liefern  war.  Die  z.  T.  in  Auktionen  dem  Publikum  überlassenen 
Sachen,  sowohl  laubabwerfende  wie  immergrünende,  haben  besonders  da,  wo 
nicht  eine  ganz  aufmerksame  Pflege  stattfand,  zu  guten  Resultaten  nicht  geführt, 
und  die  Klagen  über  ^'erluste  im  Herbste  wiederholten  sich  mehrfach.  Dass 
das  Publikum,  öfters  durch  sogenannte  Landschaftsgärtner  dazu  veranlasst,  die 
Auktionen  immer  noch  bevorzugt,  ist  schon  oft  beklagt  worden;  dies  wird  sich 
aber  bei  den  heutigen  Verkehrsverhältnissen,  wo  Deutschland  als  offener  Ab- 
ladeort übermässiger  ausländischer  Baumschulproduktion  betrachtet  wird, schwer- 
lich so  bald  ändern. 

Junge  Ziergehölze.  Forstpflanzen  und  Obstwildlinge.  Die  schon 
oft  beobachtete  Erscheinung,  dass  nach  eingetretenem  Mangel  einzelner  Artikel 
deren  Massenanzucht  sofort  von  vielen  Seiten  in  die  Hand  genommen  wird, 
wiederholte  sich  hierin;  namentlich  war  im  Herbstgeschäft    eine    starke  Nach- 


Bericht  über  die  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  von  Berlin.  63  I 

frage  festzustellen,  sodass  einzelne  Artikel  entweder  schon  im  Herbst  geräumt 
oder  zur  Frühjahrslieferung  1894  festgelegt  wurden.  Das  Ausland  versieht  sich 
mit  grossen  Mengen  Obstwildlingen,  deren  Massenpflanzungen  sich  in  einigen 
Jahren,  wenn  die  daraus  erzogenen  Bäume  verpflanzfähig  sein  werden,  im 
Handel  mit  fertiger  Ware  voraussichtlich  unangenehm  bemerkbar  machen 
werden..  Die  Entnahme  junger  Pflanzen  ist  z.  T.  anf  den  hohen  russischen 
Eingangszoll  (90  Kop.  p.  Pud)  zurückzuführen,  welcher  fertige  "Ware  unter  Hin- 
zurechnung der  sonstigen  Spesen  allzusehr  verteuert. 

Rosen  und  Treibgehölze.  Nachdem  schon  im  Jahre  1892  viele  Rosen 
stark  gelitten  hatten,  wurden  die  Verluste  im  Winter  1892/93  noch  vergrössert. 
Es  war  daher  schon  im  Frühjahr  1893  die  Nachfrage  eine  sehr  starke,  und  die 
Preise  für  I-Iochstämme  zogen  gut  an.  Leider  war  gute  Ware  schnell  ver- 
griffen, und  geringere  Qualitäten  wurden  von  vielen  Stellen  der  Provinz  dem 
Publikum  aufgedrängt.  Die  Erfolge  mit  der  geringeren  Ware  waren  auch 
dieser  entsprechend,  und  da  der  Sommer  noch  das  seinige  dazu  that,  war 
schon  die  Herbstnachfrage  durch  Private  stärker  als  gewöhnlich,  sodass  das 
'Frühjahr  1804  noch  grösseren  Mangel  an  guter  Ware  bringen  dürfte  als  das 
^^orjahr. 

Niedrig  veredelte  Rosen  waren  infolge  der  Dürre  nicht  so  gut  entwickelt 
wie  sonst,  wurden  jedoch  in  beliebten  Treibsorten  bald  untergebracht,  soweit 
sich  die  Pflanzen  noch  im  Nachsommer  und  Herbst  ansehnlicher  ausbildeten. 
Freilich  ist  der  Prozentsatz  der  zweiten  Qualität  in  diesem  Jahre  sehr  hoch, 
imd  der  Ertrag  der  Kulturen,  da  eine  Steigerung  der  gewöhnlichen  Preise  nicht 
zu  erzielen  war.  ein  geringerer. 

Sonstige  Treibgehölze,  Syringa,  Prunus,  Deutzia  etc.,  waren  im 
Herbst  gut  begehrt,  obwohl  auch  hierin  das  unglaublichste  vom  Auslande  und 
der  Provinz  geleistet  wird.  Dass  es  noch  Treibereien  giebt,  welche  das  oft 
ganz  ungeeignete  Material  immer  noch  der  Schleuderpreise  wegen  sich  auf- 
bürden lassen,  ist  bedauerlich,  aber  ein  Zeichen,  dass  gewisse  Kreise  dem 
scheinbar  billigeren  Angebot  nicht  widerstehen  können.  Dass  bei  der  ferneren 
Kultur  grössere  Ausfälle  entstehen  und  demnach  auch  der  Erlös  der  Treiberei 
sich  vermindert,  oft  so  weit,  dass  der  Verkauf  die  Kosten  nicht  deckt,  wird 
leider  oft  nicht  bedacht.  Dass  das  Inland  und  so  auch  Berlin  imstande  ist, 
eine  bessere,  einträglichere  und  ansehnlichere  Ware  zu  liefern,  ist  erwiesen 
und  auch  in  dem  konsumierenden  Auslande  anerkannt. 

In  diesen  Artikeln  dürfte  mit  marktfähiger  Ware  geräumt  sein. 

Gute  Obstbäume  waren  sehr  begehrt,  und  man  hätte,  wenn  Vorräte  vor- 
handen gewesen  wären,  leicht  bedeutend  mehr  absetzen  können. 

Auch  Beerenobst  wird  von  Jahr  zu  Jahr  mehr  angebaut,  weil  die  Fabri- 
kation von  Beerenobstweinen  immer  mehr  zunimmt  und  man  schon  jetzt  für 
einen  massigen  Preis  einen  sehr  guten  Beerenwein  kaufen  kann,  der  überall 
und  leicht  Liebhaber  findet. 

Sehr  zu  bedauern  ist,  dass  viele  Behörden  und  namentlich  die  Militär- 
Verwaltung  ihre  grossen  Lieferungen,  wie  z.  B.  die  Herstellung  der  Garten- 
anlagen bei  den  neuen  Kasernements  bei  Jüterbog  und  für  das  4.  Garde- 
Regiment  zu  Moabit,  sowie  die  Bepflanzung  der  Konservenfabriken  in  Hasel- 
horst bei  Spandau  den  Mindestfordernden  übergeben.  Es  sind  für  diese  An- 
lagen grösstenteils  bedeutende  Summen   ausgesetzt,  doch    unterbieten    sich    die 


^92  Bericht  über  die  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  von  Berlin, 

Lieferanten  gewöhnlich  so  sehr,  dass  nur  die  allermässigste  Ware  in  ganz  un- 
geeigneter Qualität  geliefert  werden  kann.  Der  Wert  dieser  Bepllanzungen 
steht  in  gar  keinem  Verhältnis  zu  den  grossartigen  Bauten  und  trägt  nicht  im 
geringsten  zur  Verschönerung  derselben  bei. 

Samenhandel.  Im  allgemeinen  liess  sich  das  Geschäft  in  diesem  Zweige 
ziemlich  gut,  zum  Teil  sogar  gut  an.  Die  Ernte  in  Gartensämereien  war  1892 
besser  als  1891  eingebracht  und  hatte  zum  grössten  Teil  eine  normale  Höhe. 
Die  Bohnenlager,  die  nur  kleine  zu  nennen  waren,  räumten  sich  schnell,  und 
Bohnen  wurden,  da  sie  überhaupt  ausverkauft  waren,  zum  Teil  ver- 
geblich verlangt.  Cichorien-Wurzel  war  ein  gefragter  Artikel,  der  selbst  in 
der  Magdeburger  Gegend  fehlte.  Die  Preise  der  Runkeln  waren  niedriger, 
aber  noch  nicht  normal;  die  Getreidepreise  dagegen  waren  niedriger.  Die 
grosse  Dürre  zu  Anfang  des  Sommers  hatte  eine  wahre  Kalamität  in  der  Futter- 
produktion zur  Folge,  sodass  Samen  schnellwachsender  Futterpflanzen,  wie 
Senf,  eine  schwindelhafte  Höhe  der  Preise  erreichte,  wie  denn  z.  B.  100  kg  mit 
loo  Mk.  bezahlt  wurden,  während  der  normale  Preis  30  Mk.  beträgt.  Bei  dem 
grossen  Begehr  konnte  der  Bedarf  nicht  gedeckt  werden.  Wasserrüben,  deutsche 
Saat,  kamen  bis  über  200  Alk.  pro  100  kg  und  waren  kaum  zu  beschaffen,  die 
englischen  Sorten  hatten  diese  Höhe  längst  überschritten.  Unsere  Sandwicke, 
Vicia  villosa,  setzte  etwa  mit  dem  normalen  Preis,  30  bis  54  Mk.  per  100  kg 
ein;  doch  da  bekannt  wurde,  dass  Frankreich  die  ganzen  Vorräte  für  den  enormen 
Preis  von  100  Mk.  per  100  kg  vom  Markt  nahm,  erreichte  die  Saat  dieses  Grün- 
futters eine  Preishöhe,  die  selbst  bei  günstigsten  Verhältnissen  den  Nutzwert 
übersteigen  musste.  Der  Bedarf  an  Saaten  für  Zwecke  des  Grünfutters  und  der 
Gründüngung  war  überhaupt  nicht  in  vollem  Umfange  zu  decken.  Die  in  Aus- 
sicht stehende  gute  Ernte  von  1893  sollte  einigermassen  diese  Härte  mildern. 
Die  Kleepreise  waren  ebenfalls  abnorm,  und  da  die  Vereinigten  Staaten 
von  Nordamerika  ebenfalls  eine  schlechte  Ernte  in  Rotklee  hatten,  so  wirkte 
dies  auch  auf  den  hiesigen  Markt.  Die  Preise  für  gute  Mittelware  variierten 
zwischen  130—140  Mk.  per  100  kg  seidefreier  Ware;  Weissklee  bei  guter 
Mittelqualität  per  100  kg  140—150  Mk.;  Schwedenklee  bei  gleicher  Qualität 
60 — 70  Mk.  per  100  kg;  Incarnatklee,  roter  bei  guter  Mittelqualität  per  loo  kg 
130—140  Mk.  (derselbe,  weissblühend,  war  kaum  erhältlich); 

Wund-  oder  Tannenklee,  gute  Mittelware 110—120  Mk. 

Gelbklee,  (gelber  Hopfenklee)  gute  Mittelware 50—  öo     » 

Luzerne  oder  ewiger  Klee,  Provencer 108 — 120     » 

Sandluzerne,  Medicago  media 125—130     » 

Serradella  (ebenfalls  hoch  im  Preise) 30—  35     » 

Timotheegras,  sächsische  Saat 42—  45     » 

»  amerikanische  Saat 38 —  40     » 

Ray  gras,  englisches 36 —  42      » 

»  italienisches       40 —  45     » 

»  französisches,  importiertes      .     .  78^ —  85     « 

Fioringras,  Agrostis  stolonifera,  schwere  Saat 90 —  95     « 

"  »  »  leichte  Saat       58 —  62     » 

Wiesenrispengras,  Poa  pratensis,  la.  100  kg 86—  90     « 

Knaulgras,  Dactylis  glomerata,  la.   100  kg 70—  80     » 

Honiggras,  Holcus  lanatus  Ja.   100  kg 40—  50     » 


Bericht  über  die  Kunst-  und  Handelsgärtnerei  von  Berlin.  •       6^^ 

Kamm<4ras,  Cynosurus  cristatus,    (fehlte  so    j^ut    wie    ganz   am 

Markte,  daher  die  sehr  hohen  Preise) 220—280  Mk. 

Schafschwingel,  Festuca  ovina,    (war  zum  Teil  wieder  durch 

England  aufgekauft) 30 —  40     » 

Trespe,  weiche,  Bromus  moUis 24 —  30     » 

Rasenschmele,  Aira  caespitosa 50 —  54     » 

Wiesenfuchsschwanz,  Alopecurus  pratensis       96 — loo     » 

Geruchgras,  Anthoxanthum  odoratum  und  A.  Puelii         .     .     .       40 —  45     » 

Havelmilitz,  Phalaris  arundinacea ...     180 — 190     » 

Canarienglanzgras,  Phalaris  canariensis 38 —  40     » 

Blumenhandel.  Der  Handel  in  abgeschnittenen  Blumen  war  für  das 
Jahr  1893  ein  mittelmässiger.  Den  Hauptartikel  bildeten  frisch  getriebene  Rosen 
])ei  bedeutendem  Umsatz.     Es  erzielten  im  Durchschnitt: 

Rosen  in  Sorten,  per  Dutzend 6, —  Mk. 

Flieder,  Umsatz  bedeutend,  per  Dutzend       ....     4. — 
Maiblumen  wurden  in  grossen  Posten  verkauft,  jedoch 

war  der  Preis  niedrig. 
Nelken  waren  sehr  beliebt,  per  Dutzend      .     .     .     .     1, —     >' 
Camellien,  vernachlässigt,        »  »  ....     3, —     > 

Amaryllis,  per  Dutzend 4, — 

Chrysanthemum,  vernachlässigt. 

Veilchen,  Regina,  jjcr  1000  Stück 7, —     » 

»  semperflorens,  bedeutender  Umsr.*.-:  .     .     .     4, —     » 

»  russische,  Umsatz  gering 5, —     » 

Primeln,  gefüllte,  vernachlässigt,  kein  fester  Preis. 
Abgeschnittene   Orchideen    aus    den    hiesigen    Gärtnereien    werden    immer 
mehr  gesucht  und  sind  oft  kaum  zu  haben,    ein  Beweis,    dass    die  Liebhaberei 
für  diese  Blumen  zunimmt. 

Die  Einfuhr  vom  Süden  Frankreichs  und  von  Italien  war  noch  bedeutender 
als  früher,  der  Preis  niedrig;  es  erzielten: 

Safrano-Rosen  per  Dutzend 0,40  Mk. 

Rosen  in  Sorten  per  Dutzend       o,öo     >•- 

Anemonen  und  Ranunkeln  per  Dutzend 0,40     >■■ 

Margueriten  und  Reseda  per  Dutzend 0,20     » 

Orangen  und  Mimosa  per  kg 2, —     » 

Levkoyen  und  Hyacinthen  per  Dutzend 0,30     » 

Narcissen  per  Dutzend 0,20     » 

Getrocknete  Blumen  und  Gräser.  In  trockenen  Blumen,  Immortellen, 
Gräsern  und  anderen  Hilfsmitteln  der  Binderei  w^ar  das  Geschäft  zu  Anfang  des 
Jahres  ziemlich  belebt.  Hauptsächlich  entwickelte  sich  das  Geschält  in  deutschen 
Immortellen  imd  Capblumen,  und  diese  erzielten  einen  für  Produzenten  und 
Händler  sehr  günstigen  Preis.  Gegen  Beginn  des  Sommers  erlahmte  das  Ge- 
schäft total,  weil  die  sonst  um  diese  Zeit  aus  Amerika  eintreffenden  Aufträge 
gänzlich  ausblieben  und  auch  später  nicht  mehr  eintrafen.  Gründe  dazu  waren 
wohl  die  Silberbill  in  den  Vereinigten  Staaten,  die  Unruhen  und  Revolutionen 
in  Süd-Amerika.  Das  Geschäft  in  obigen  Artikeln  blieb  daher  still  bis  Anfang 
September,  wo  dann  für  Deutschland,  England  und  Russland  sich  einiges  Ge- 
schäft entwickelte. 


QoA  Die  Chrysanthemum- Ausstellung  in  Eberswalde. 


Trotzdem  die  Ernte  an  deutschen  Immortellen  und  Gräsern  eine  ganz  ge- 
ringe war,  wie  solclie  in  einzelnen  Artikeln  seit  Jahren  nicht  gewesen  ist,  so 
waren  die  Preise  nicht  höher,  und  der  Artikel  Bromus  brizaeformis  musste 
selbst  zu  gedrückten  Preisen  unverkauft  bleiben.  Dagegen  waren  Agrostis, 
Statice  incana,  Xeranthemum  und  Ammobium  auf  sämtlichen   Lägern  geräumt. 

Pampas-Wedel  (californische)  sind  lange  nicht  mehr  so  beliebt  wie  ver- 
gangenes Jahr,  der  Preis  blieb  indes  derselbe,  weil  die  Produzenten  ihre  Felder 
zu  anderen  Kulturen  verwenden,  mithin  nicht  zu  viel  Ware  am  Markt  war. 
Die  aus  diesen  und  anderen  Gräsern  angefertigten  Sträusse  werden  nur  noch 
in  billigen  Exemplaren  verlangt. 

Die  Industrie  in  künstlichen  Blumen  verwendet  die  Gräser  für  ihre  Fabri- 
kation nur  noch  ganz  wenig,  die  Mode  ist  eine  ganz  andere  geworden. 

Capblumen  wurden  zu  Anfang  des  Jahres  im  Preise  gehalten,  weil  die 
Importeure  die  Ware  festhielten.  Zum  Oktober  hin  änderte  sich  die  Situation 
gewaltig,  weil  die  Nachfrage  nach  diesem  Artikel  sich  nicht  steigerte.  Die 
Gründe  hierfür  waren  mehrfacher  Art.  Erstens  blieb  die  Witterung  bis  in  den 
November  hinein  ohne  Frost,  es  grünte  und  blühte  überall,  und  dazu  lieferten 
Italien  und  Südfrankreich  so  viel  und  so  billige  frische  Blumen,  dass  solche,, 
obwohl  halb  verdorben,  doch  den  Capblumen  vorgezogen  wurden.  Zweitens 
wurden  grosse  Posten,  welche  in  England  lagerten  und  dort  unverkauft  ge- 
blieben waren,  hier  auf  den  Markt  gebracht.  Drittens  hatten  sich  für  diesen 
Artikel  Syndikate  gebildet,  welche  die  1893  er  Ernte  schon  auf  den  Markt 
brachten,  sodass  es  den  Händlern  sehr  schwer  wurde,  ein  Geschäft  zu  machen. 

Besonders  erschwert  wurde  aber  auch  das  Geschäft  für  Produzenten  und 
Händler  durch  die  Königliche  Eisenbahn-Verwaltung,  die  vom  1.  Januar  1893 
den  Frachttarif  für  Palmenzweige,  getrocknete  Gräser  und  Blumen  um  50% 
erhöhte.  Dies  ist  um  so  mehr  zu  beklagen,  als  diese  Artikel  im  Verhältnis 
nicht  einmal  sperrig  sind  und  ausserdem  den  Frachtaufschlag  nicht  tragen 
können.  —  Im  übrigen  ist  der  Verkehr  dieser  Gegenstände  so  gering,  dass  die 
Mehreinnahme  für  den  Staat  nicht  in  Betracht  kommt;  dagegen  werden  Produ- 
zenten und  Händler  durch  den  Tarifsatz  erheblich  geschädigt. 

Die  Erwartungen  und  Hoffnungen,  welche  man  bezüglich  der  Columbischen 
Weltausstellung  gehegt  hatte,  sind  bis  jetzt  noch  nicht  recht  in  Erfüllung  ge- 
gangen, trotzdem  die  Aussteller  in  und  um  Berlin  sämtlich  prämiiert  wurden. 
Dies  liegt  offenbar  an  den  ungünstigen  finanziellen  Verhältnissen  in  Amerika. 
Verschiedene  Anfragen  sind  übrigens  schon  eingegangen,  und  so  gut  wie  Erfurt 
und  Stuttgart  schon  direkte  Erfolge  zu  verzeichnen  haben,  sind  alle  Aussteller 
in  Berlin  und  Umgegend  der  Ansicht,  dass  auch  für  sie  die  Weltausstellung  in 
Chicago  ohne  Frage  noch  Vorteile  im  Gefolge  haben  wird. 


Die  Chrysanthemum -Ausstellung  in  Eberswalde 
gjk  am  10.  und  iL  November  1894. 

M|f/iie  im  Mewes'schen  Etablissement    zu    Eberswalde    vom   Gartenbauverein 

^if    Feronia    veranstaltete     Ausstellung     von    Chrysanthemum    und    anderen 

Pflanzen  bot  ein  höheres  Interesse  als  manche  sonstige  Lokalausstellung. 

Zunächst  waren  schon   vom  Orte    selbst    recht    gute    Leistungen  zu    ver- 


Die  Chrysanthemum-Ausstellung  in  Eberswalde.  ßo; 


zeichnen,  insbesondere  u.  a.  von  dem  so  rührigen  Vorsitzenden  H.  Di  ttmann, 
der  an  Zahl  Avohl  das  meiste  geliefert,  so\vie  A'on  Carl  Haerecke,  in  Firma 
F.  Haerecke,  der  auch  die  Kaisergruppe  gestellt  hatte,  Th.  Baltzer,  Kom- 
merzienrat  Ebart,  Spechthausen  bei  Eberswalde,  der  Landirrenanstalt  Eberswalde, 
Obergärtner  Flügel,  Rittergut  Sydow,  Obergärtner  Wire,  A.  Beeskow  (Zimmer- 
kultur), Gartenverwaltung  Eanke  u.  a.  mit  13  Sämlingen  etc.  Aber  auch  von 
Steglitz  war  E.  Dietze  (mit  sehr  niedrigen  Pflanzen),  A.  Herzberg-Charlotten- 
burg u.  a.  erschienen  und  unter  den  Ausstellern  abgeschnittener  Blumen 
sah  man  Kommerzienrat  Spindler-Berlin  (Obergärtner  Weber)  mit  vielen 
Neuheiten  in  grossblumigen  Exemplaren.  G.  Bornemann-Blankenburg  a./Harz 
mit  eigenen  Züchtungen,  während  H.  Koehler- Bochum  bei  Crefeld  das  ein- 
fache wohlriechende  Chrysanthemum  »Elisabeth«  in  nur  massiger  Kultur  vor- 
führte. Die  gr  össteLeistun  g  war  indess  von  einem  Privatmann  C  ar  1  S  c  h  u  m  a  ch  e  r 
in  Eilbeck  beiHamburg(Obergärtner  F.Büchner),  der  ausser  einigen  sehr  kräftigen 
Hochstämmen  eine  ganze  Anzahl  niedriger  Pflanzen  in  den  neuesten  Sorten 
in  wundervoller  Ausbildung  der  Blumen  überbrachte,  die  er  auch  noch  in 
Stettin  am  17.  November  vorzuführen  gedachte.  Wir  nennen  unter  seinen 
neuesten:  Souvenir  de  petite  Anne,  engröhrenförmig,  weiss,  Florence  Davis, 
Souv.  de  petite  Madeleine,  röhrenförmig,  weiss,  L'Jsere,  japanisch,  weiss,  Mr. 
A.  Moulin,  zurückgebogen,  weiss,  Mmc.  Ed.  Key,  zartrosa,  Mme.  Leblanc,  weiss, 
Mr.  William  Holmes,  sehr  niedrig,  dunkelrot,  weiss,  Louis  Boehmer,  hellrosa, 
behaart,  Mme.  Bernard,  dunkelrot  etc.,  President  Borel,  ähnlich  Cullingfordi. 
Von  den  Spindler'schen  Blumen  seien  nur  die  1893er  Neuheiten  hervor- 
gehoben, wobei  bemerkt  werden  muss,  dass  Herr  Obergärtner  Weber  viele 
noch  nicht  bringen  konnte,  da  sie  noch  zu  weit  zurück  waren:  Duke  of  York, 
braunrot,  unterseits  gelb,  ähnlich  Cullingfordi,  Rosy  Morn,  rosa,  weisslich 
Gladys  Routh,  zurückgebogen,  weiss,  Mrs.  W.  P.  Routh,  eingebogen,  gelb,  Charles 
Davis,  orange,  Baron  Hirsch,  eingebogen,  sehr  dicht,  purpurn,  Mrs.  C.  Har- 
man  Payne,  eingebogen,  dunkel  rosa,  sehr  gross.  G.  Bornemann-Blanken- 
burg a./Harz  hatte  unter  seinen  eigenen  Züchtungen:  Ludwig  Möller,  dicht  ein- 
gebogen, gelb,  in  den  anderen  Sammlungen  nicht  so  gut  entwickelt,  Mrs.  Bon- 
ville-Were,  zurückgebogen,  schmalblätterig  (blutig),  gelb,  Charles  Davis,  Gladys 
Routh,  weiss,  sehr  schön  dicht,  King  of  Hirsutes,  gelb,  an  der  Spitze  sehr  be- 
haart, aber  nicht  schön,  Grare  Darling,  gelb,  die  Enden  der  schmalen  Zungen- 
blüten eingebogen,  Mr.  W.  H.  Caldwell,  ganz  engröhrig. 

Von  anderen  Pflanzen  sind  nur  die  Cyclamen  und  Primeln  hervorzuheben. 
Grossartig  waren  aber  die  Leistungen  in  Bindereien.  Allen  voran  Hübener- 
Berlin,  der  ganz  gewaltige  Anstrengungen  gemacht  hatte.  Vor  einem  Hintei^- 
grunde  aus  schwarzem  Sammet  stand  u.  a.  ein  weisser  Kranz  mit  einem  un- 
mittelbar darauf  gelegten  Wedel  von  Polyj)odium  Reinwardti,  ein  Spiegel  mit 
lila  Rand  und  mit  ebensolchen  lila  Blüten  von  ()ncidium  ornithorhynchum 
prachtvoll,  ein  Brautstrauss  mit  weissen  Rosen  und  Maiglöckchen,  eine  Art 
Haus?  mit  Mahonien,  La  France  Rosen,  Lilium  auratum  und  Tuberosen,  ein 
spiegelartiger  Gegenstand  mit  rosa  Sammet-Einfassung,  weissen  und  gelben  Chry- 
santhemum, gelbbraunen  Plectogyne-Blättern  und  einer  Cattleya  labiata-Blüte,  ein 
grosser  Korb  mit  langstieligen  Chrysanthemum,  Lycaste  Skinneri  etc-  Sehr  viel 
war  Polypodium  Reinwardti  verwandt.  —  Auch  Ch.  Dressler  stellte  reich 
aus,  ebenso  H.  Dittmann-Eberswalde  und  viele  andere,  auch  ein  Lehrling. 

L.  Wittmack. 


QoQ  Die  Chrysanthemum-Ausstellung  in  Stettin. 


Die  Chrysanthemum-Ausstellung  in  Stettin. 

er  Stettiner  Gartenbau-Verein  veranstaltete  am  17.  und  18.  November 
seine  erste  Chrysanthemum-Ausstellung.  Wenn  es  auffällig  erscheinen 
mag,  dass  der  sonst  so  rührige  Verein  nicht  schon  längst  mit  einer 
\^^)ß?  solchen  Veranstaltung  in  die  Oetfentlichkeit  getreten  ist,  so  liegt  dies 
iT^ikrJ  daran,  dass  das  Chrysanthemum  sich  hier  noch  immer  nicht  so  viel 
'^  Freunde  im  grossen  Publikum  erworben  hatte,  als  dass  die  Anzucht 
desselben  lohnend  gewesen  wäre.  Da  waren  es  einige  grössere  Privatgärtnereien, 
die  Konsul  Kiskersche  und  die  GraM'itzsche,  welche  bahnbrechend  vor- 
gingen, indem  sie  in  der  Novembersitzung  des  Vereins  1893  ihre  vortrefflichen 
Kulturen  zur  Schau  ausstellten.  Diese  Schaustellung  wurde  auch  dem  Publikum 
unentgeltlich  zugängig  gemacht  und  fand  so  reichen  Zuspruch,  dass  der  Verein 
nunmehr  es  an  der  Zeit  fand,  seine  Mitglieder  zu  einer  grosseren  Veranstaltung 
für  1894  aufzumuntern.  Diese  Ausstellung  war  als  eine  nach  jeder  Richtung  hin 
wohlgelungene  zu  betrachten  und  machte  bei  der  Schönheit  der  Säle  des 
Konzert-  und  Vereinshauses  einen  geradezu  imponierenden  Gesamteindruck. 
Das  Arrangement  war  mit  Ausnahme  einiger  weniger  zur  Einfassung  ver- 
wendeter Farne,  Selaginellen  und  kleiner  Palmen  ohne  jedes  andere  gärtne- 
rische Beiwerk,  sodass  die  Betrachtung  durch  nichts  gestört  wurde. 

Im  grossen  Saale,  welcher  in  der  Hauptsache  für  Restaurationszwecke  re- 
serviert und  von  Plerrn  Gust.  Schultz  mit  Lorbeerbäumen,  Phönix  etc.  ge- 
schmackvoll dekoriert  war,  befand  sich  an  der  15  V2  ™  langen  Querwand  die 
Einsendung  der  Herren  Otto  Rudy  &  Co. -Finkenwalde,  aus  einer  grossen 
76  Sorten  starken  Mittelgruppe  bestehend,  die  auf  beiden  Seiten  von  Neuheiten 
und  Schaupflanzen  flankiert  war,  sämtlich  von  vortrefflicher  Kultur.  Hervor- 
zuheben sind:  die  grossblumige,  schön  gefiederte  White  Louis  Böhmer,  Charles 
Davis,  Robert  Owen  und  die  anemonenblütige  Madame  Robert  Owen,  Avalanche, 
Robert  Bottomley,  Charles  Bonstedt,  Etoile  de  I>yon,  ca.  20  cm  im  Durchmesser, 
die  zur  Schnittblumenkultur  vorzüglich  geeignete  dunkelscharlachrote  John 
Shrimpton  und  die  mittelgrosse  hellrosa  William  Tricker.  ferner  die  für  Topf- 
kultur sehr  zu  empfehlende  blutrote  George  W.  Childs  und  die  gelblich-orange 
Val  d'Andorre;  ausserdem  noch  die  rosakarminfarbene  G.  C.  Schwabe,  Wm. 
Holmes,  Baron  Hirsch  etc.  Eine  ganz  vorzügliche  Leistung  war  ferner  die  Ein- 
sendung von  Carl  G.  A.  Schumacher-Hamburg-Eilbeck,  welche  in  einer 
Mittelgruppe  des  angrenzenden  zweiten  Saales  Aufstellung  gefunden  hatte.  Die- 
selbe zeichnete  sich  nicht  nur  durch  eine  sorgfältige  Sortenauswahl,  sondern 
auch  durch  musterhafte  Kultur  aus,  indem  jede  einzelne  Pflanze,  tadellos  ge- 
zogen, mit  sattem  dunkelgrünem  Laub  versehen  war  und  jede  einzelne  der 
zahlreichen  Blumen  als  Schaublume  gelten  konnte.  Bemerkenswert  war  ferner 
auch  die  äusserst  saubere  Herrichtung  der  Pflanzen,  indem  jeder  einzelne  Zweig 
bis  dicht  unter  die  Blume  an  Piassava-Stielen  aufgebunden  war,  sodass  jede 
Blume  ordentlich  zur  Geltung  kam,  ohne  dass  der  Eindruck  durch  weisse 
Blumenstäbe  oder  dergleichen  gestört  worden  wäre.  Unter  den  prächtigen 
Sorten  sind  besonders  hervorzuheben:  Lilian  B.  Bird,  rosa,  grossblumig,  strahlen- 
förmig. Triomphe  de  la  rue  de  Chalets,  goldgelb,  W.  IL  Lincoln,  gelb,  Ada 
Spauding,  rosa,  Waban,  rosa  mit  langen  Blumen]:»lättern,  La  Triomphante,  rosa. 


Die  Chrysanthemum-Ausstellung  in  Stettin.  ßoy 


weisslich,  sehr  grossblumig,  Stanstead  White,  reinweiss,  einwärts  gebogen,  und 
Mrs.  William  Walters,  tiefdunkelrot.  Von  den  prächtigen  Neuheiten  französischer 
Züchtung  seien  erwähnt:  Souvenir  de  petita  Madeleine  und  Souvenir  de  petite 
Anne,  beide  reinweiss,  Antoinette,  reinweiss,  und  le  Rhone,  gelb,  beide  einwärts 
gebogen,  Mad.  Ad.  Moulin,  reinweiss,  mit  sehr  langen  Zungenblüten,  Mad.  Henry- 
Robert,  weiss  mit  rosa  Endspitzen,  L'Isere,  reinweiss  mit  langen  Fetalen, 
M.  Tournier,  lachsfarbige  Riesenblume,  Mad.  Charles  Capitant,  glänzend  rosa, 
Souvenir  de  l'Exposition  de  Grenoble,  rosa,  und  Vicepresident  Calvat,  dunkel- 
rot, einwärts  gebogen. 

In  drei  grossen  Eckgruppen  befanden  sich  die  schönen  Züchtungen  der 
Grawitzschen  Gärtnerei  (Oberg.  Hoffmann),  Grabow  a.  O.,  Konsul  Kiskerschen 
Gärtnerei  (Oberg.  Gronwald),  Stettin,  und  Kommerzienrat  Ab  eischen  Gärtnerei 
(Oberg.  Ruhnke),  Frauendorf,  sowie  in  einer  kleineren  Seitengruppe  ein  Sorti- 
ment der  Kaufmann  Mützellschen  Gärtnerei  (Oberg.  Schlieter),  Stettin.  Auch 
in  diesen  befanden  sich  eine  grosse  Anzahl  bemerkenswerter  Sorten,  so  in  der 
Grawitzschen  Gruppe:  Louis  Böhmer  mit  seinen  hübsch  behaarten  silberrosa 
Blumen,  Ismail,  weiss  gefedert,  Comraandant  Maraignon,  Vivian  Morel,  Alberic 
Lunder,  La  France,  Mons.  Basse,  Mrs.  Harmann  Payne,  Superbaflora,  Rosea 
perfecta,  Georg  Hamkens,  Admiral  Sir  T.  Lymonde  und  Lady  Churchill.  Inder 
Kiskerschen  Gruppe  gefielen  namentlich:  Anni  Clibran,  Cullingfordii,  tiefdunkel- 
rot mitgoldgelberUntcrseitederBlumenblätter,  CarewUnderwood,prächtig■bronze- 
farben,  Edwin  Molineux,  einwärts  gebogen,  prächtig  dunkelrote  Blumenblätter  mit 
gelber  Unterseite,  Mrs.  C.  H.  Wheeler,  Lilian  ß.  Bird,  Vivian  Morel  und 
Val  d'Andorre.  In  dem  Abelschen  Sortimente  zeichneten  sich  besonders  aus: 
Dr.  Chas.  Brigham,  Sulphureum  superbum,  Charlotte  de  Montecabrier,  die  zart- 
rosa  Mad.  Clemence  Audiguier,  Dr.  Macary,  weisslich  rosa,  Hiver  fleuri,  milch- 
weiss,  Cythere,  Avalanche  und  viele  andere. 

Die  Einsendungen  an  Marktpflanzen  entsprachen  nicht  ganz  den  an  solche 
zu  stellenden  Anforderungen.  Wir  nennen  F.  Engelmann,  die  Grawitzsche 
Gärtnerei  und  als  beste  O.  Teubner. 

Sehr  zahlreich  waren  die  Einsendungen  von  abgeschnittenen  Blumen. 
Das  in  Bezug  auf  Sortenauswahl  und  Ausbildung  der  Blumen  beste  und  grösste 
Sortiment  hatte  die  Firma  Schuck  &  Go.,  Marienfliess,  ausgestellt.  Wir 
bemerkten  in  demselben:  die  tiefdunkelrote  William  Seeward,  Gartendirektor 
Kowaleck,  die  in  Dahlienform  gebaute  Baron  Hirsch,  Duke  of  York,  Pirata 
Eimer  D.  Schmidt,  Alfred  Lee  u.  a.  Die  Sortimente  von  Carl  G.  A 
Schumacher,  Hamburg-Eilbeck,  E.  Geo.  Reid,  London,  und  E.  Hilzheimer 
(Lorgus  Nachf.),  Stralsund,  zeichneten  sich  ebenfalls  durch  vorzügliche  Sorten, 
sämtlich  Schaublumen  ersten  Ranges,  aus.  Während  wir  aus  dem  Schumacher- 
schen  Sortimente  noch  hervorheben  wollen:  Le  Geant  des  Alpes,  Triomphe 
de  Laurent  und  Le  grand  Serre,  fielen  in  dem  Reid  sehen  Sortimente  u.  a. 
besonders  auf:  die  reinweisse  Florence  Davis,  Lilian  B.  Bird,  Miss 
Dawkins,  die  hellgelbe  Charles  Blick,  Mons.  Bernard  und  Vivian  Morel; 
in  dem  Hilzheimerschen  Sortimente:  Margot,  rosa,  nach  der  Mitte  zu  chamois, 
Vishnu,  Niniveh,  die  weiss  mit  lila  gefleckte  Jeanne  d'Arc  und  die  reinweisse, 
zartrosa  angehauchte  Maidens  Blush.  Zu  erwähnen  sind  ferner  noch  die 
Sortimente  von  Ad.  Stolze,  Eisleben,  C.  Wüstenberg,  Lanke,  und  Ober- 
gärtner Nahlop,  Britz. 


^og  Die  Chrysanthemum-Ausstellung  in  Stettin. 

Ganz  besonderer  Fleiss  war  auf  die  Bindereien  verwendet  worden  und 
thatsächlich  giebt  es,  um  die  Einfülirung  des  Chrysanthemum  zu  fördern,  nichts 
wichtigeres,  als  dem  grossen  Publikum  zu  zeigen,  in  welch  graziöser  Art  sich 
diese  Blume  für  Arrangements  verwenden  lässt.  Es  waren  denn  auch  von  den 
Stettiner  Binderei-Firmen  wahre  Prachtstücke  geliefert  worden.  Dass  freilich 
bei  dem  Suchen  nach  neuem  auch  mitunter  auf  Kosten  des  guten  Geschmacks 
selbst  von  sonst  tüchtigen  Bindern  gesündigt  wird,  zeigte  sich  auch  hier.  Es 
hatten  ausgestellt:  H.  Kyaw  einen  Toilettenspiegel,  der  Rahmen  aus  weissen 
Chrysanthemum  mit  Cattleyen  garniert;  einen  grossen  Kranz  auf  einer  Staffelei, 
eine  Palette,  verschiedene  Blum^enkörbe  und  ein  grösseres  auf  einer  Staffelei 
befindliches  Arrangement  aus  Lapagerien,  Flieder  und  Chrysanthemum; 
P.  Wer  nicke  einen  Wandteller  aus  weissen  Chrysanthemum  mit  La  France- 
Rosen  garniert,  einen  Fächer,  ein  Füllhorn  und  verschiedene  Blumenkörbe. 
M.  Schröder  ein  Blumenstück  aus  gelben  und  mattrosa  Chrysanthemum  in 
einem  aus  bronzefarbenen  Chrysanthemum  hergestellten  Rahmen;  ein  grosses 
Kreuz  aus  weissen  Chrysanthemum  mit  einer  Dekoration  von  Cycas-Wedeln, 
einen  Blumenkorb  und  einen  Trauerkranz;  F.  Engelmann  geschmackvolle 
Hochzeits-  und  Ballgarnituren,  sowie  mehrere  Trauerarrangements;  F.  Papke 
ine  grosse  aus  weissen  Chrysanthemumblumen  gefertigte  Blumenvase  mit 
einem  grossen  Strauss  gelber  Chrysanthemumblumen.  Zu  erwähnen  sind  noch: 
Gebr.  Koch  und  Wittwe  Wettwer  mit  verschiedenen  Kränzen,  Kissen  und 
anderen  Gegenständen. 

Ausser  den  Chrysanthemum  waren  auch  noch  einige  andere  sehr  hübsche 
Leistungen  zur  Ausstellung  gebracht  worden;  so  von  der  Mützellschen 
Gärtnerei  (Obergärtner  Schliefe r)  eine  prächtige  grosse  Latanien-Gruppe  als 
Dekoration  des  Vestibules,  sowie  eine  Anzahl  üppig  blühender  gross- 
blumiger Cyclamen  »Käthchen  Stoldt«  und  Primula  chin.  cristata.  Mit  Cyclamen 
waren  ferner  noch  erschienen  die  Herren  Rudy  &  Co.,  Finkenwalde,  und 
Otto  Teubner,  Stettin;  erstere  ausserdem  mit  blühenden  weissen  Azaleen, 
letzterer  noch  mit  Eriken  und  Dracaenen.  Von  E.  Geo.  Reid,  London,  waren  noch 
ausgestellt:  abgeschnittene  Pelargonien  und  eine  Anzahl  der  neuen  dunkelpurpur- 
roten Remontant-NelkeUriahPike,  die  einen  köstlichen  Vanillegeruch  verbreitete,*) 
sowie  ferner  von  Fräulein  Martha  Rowald,  Stettin,  herrliche  Chrysanthemum- 
Malereien  auf  einem  Ofenschirm  und  einem  grossen  Albumdeckel;  von  Herrn 
Victor  Karbe,  Stettin,  zwei  geschmackvoll  entworfene  und  ausgeführte  Garten- 
pläne und  von  Herrn  Oscar  Tiefenthal,  Wandsbek,  farbige  Abbildungen 
A'on  Neuheiten  in  Chrysanthemum,  Iris,  Lilien,  Paeonien  und  einigen  Gehölzarten. 

Als  Preisrichter  fungierten  die  Flerren  C.  Kotte,  Südende-Berlin,  FL  Mehl 
Weissensee,  und  C.  Bonstedt,  Rostock. 

Die  Ausstellung  wurde  am  17.  November,  vormittags  11  Uhr,  durch  ein 
Mitglied  des  Vereins-Vorstandes  mit  einer  Ansprache,  die  in  einem  Hoch  auf 
S.  M.  den  Kaiser  ausklang,  eröffnet.  Der  Redner  wies  namentlich  darauf  hin, 
wie  jahrelange  Mühe  und  Arbeit  dazu  gehört  haben,  um  in  der  Chrysanthemum- 
Kultur  das  heute  Gebotene  leisten  zu  können. 

An  beiden  Tagen  sorgte  die  Kapelle  des  Artillerie-Regiments  für  musikalische 
Unterhaltung. 


*)  Gartenfl.  d.  J.  S.  489  Abb.  87. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen. 


639 


Das  Ergebnis  der  Ausstellung  dürfte  für  Veranstalter  und  Aussteller  ein 
befriedigendes  sein,  denn  lässt  einerseits  der  zahlreiche  Besuch  (3000  Personen!) 
auf  einen  günstigen  Kassenabschluss  schliessen,  so  zeigte  sich  andererseits 
seitens  des  Publikums  schon  während  der  Ausstellung,  noch  mehr  aber  am 
darauffolgenden  Tage,  eine  rege  Kauflust  —  ein  Beweis  dafür,  dass  es  nur  eines 
energischen  Anstosses  bedarf,  um  ein  im  Publikum  herrschendes  Vorurteil  zu 
verscheuchen  und  eine  sonst  wenig  beachtete  Blume  zu  seiner  Lieblingsblume 
zu  machen.  A.  Wiese,  Stettin. 


Neue  und  empfehlenswerte  Pflanzen  etc. 


Cypripedium  ><  Pandora. 

(C.  Argus  X  Dayanum.) 
Eine  reizende  Kreuzung,  welche  als 
C.  Argus,    ausgestattet    mit  vielen  der 
bei  C.  Dayanum  hervortretenden  Merk- 
male, hingestellt  werden  kann. 

Gard.  Chron.  1894,  I,  230. 


Gattleya  X  Arthuriana  (Dormaniana  9, 
luteola  S)- 

Diese  eigentümliche  neue  Garten- 
Hybride  steht  im  Habitus  zwischen 
beiden  Eltern,  in  der  Färbung  der 
Blume  hat  sie  aber  mehr  von  dem 
glänzenden  Gelb  der  C.  luteola  als  von 
dem  Olivengrün  der  Kelch-  und 
Blumenblätter  der  anderen  Art.  Jede 
Blume  hält  bis  2 1/2  Zoll  im  Durch- 
messer. 

Gardeners  Chronicle  1,  1894,  S.  102. 


Pentaraphia  longiflora. 

Eine  westindische  Gesneracee  mit 
unbehaarten  lanzettlichen  gezähnten 
Blättern  und  gestielten  Dolden  glänzend 
roter  Blumen,  von  welchen  jede  etwa 
zwei  Zoll  lang  ist.     Bot.  Mag.  T.  7339. 


Tigridia  lilacea. 

Eine  sehr  empfehlenswerte  Hybride 
zwischen  T.  Pavonia  und  T.  Pavonia 
alba.  Die  rosa-karminroten  Kelch-  und 
Blumenblätter  sind  am  Grunde  weiss 
gescheckt.  Auch  bei  dieser  Irideen- 
Gattung  hat  man  neuerdings  eine  Reihe 
prachtvoller  Hybriden  erzielt. 

The  Garden   1894,  I,  263,  T.  955. 


Rosa  rugosa. 

Ganz  abgesehen  von  ihren  vielen 
anderen  guten  Eigenschaften  kann  diese 
japanische  Art  ihrer  grossen  leuchtend 
roten  Früchte  wegen,  die  ein  vorzüg- 
liches Eingemachte  etc.  liefern,  sehr 
empfohlen  werden,  und  übertrifft  sie 
hierin  bei  weitem  die  Rosa  villosa 
pomifera,  deren  Früchte  mit  schwarzen 
steifen  Haaren  besetzt  sind,  überdies 
nicht  so  gross  werden. 

Bulletin  d'arboriculture  1894,  No.  2, 


Thomsonia  nepalensis. 

Eine  knollige  Aracee  vom  Himalaya, 
Es  treibt  ein  gefleckter  Blattstiel  aus 
der  Knolle  hervor  und  zeigt  das  Blatt 
drei  Haupt-  und  zahlreiche  sekundäre 
Einschnitte.  Die  vor  der  Blattentwicke- 
lung erscheinende  Inflorescenz  steht 
ebenfalls  auf  einem  gefleckten  Stiel. 
Die  6 — 12  Zoll  lange  nachenförmige 
Blütenscheide  von  grünlicher  Farbe 
schliesst  einen  ebenso  langen  Kolben 
ein.  Botanical  Magazine,  T.  7342. 


Eranthemum  Anderson!. 

Eine  reizende  Acanthacee,  die  es  in 
der  Schönheit  ihrer  reinweissen,  pur- 
purgefleckten Blume  mit  manchen 
Orchideen  aufnimmt.  Die  kräftigen 
Ähren  erreichen  oft  eine  Länge  von 
9  bis  10  Zoll.  Die  Pflanze  blüht  fast 
das  ganze  Jahr  hindurch,  namentlich 
aber  zeitig  im  Herbste. 

The  Garden,  6.  Januar,  color.  Taf. 


640 


Kleinere  Mitteilungen. 


Kleinere  Mitteilungen. 


Winterharte  Cacteen. 

(Von  E.  Schelle -Tübingen.) 
Jeder  Besucher  eines  Gartens  bleibt 
fast  unwillkürlich  vor  einer  Gruppe 
Freiland-Opuntien  stehen,  speziell  noch 
zur  Blütezeit,  und  ebenso  ist  er  über- 
rascht, wenn  im  Winter  bei  nicht  zu 
liefern  Schnee  ihm  einzelne  Glieder 
dieser  Pflanzen  entgegenblicken.  Es 
muss  wohl  deshalb  wunder  nehmen, 
dass  bei  der  geringen  Pflege,  dem  ge- 
ringen Raum,  den  solche  Opuntien  bean- 
spruchen, wie  auch  bei  dem  steten 
Bestreben,  Abwechselung  in  dieBepflan- 
zung  eines  Gartens  zu  bringen,  nicht 
weit  öfters  nach  diesem  Material  ge- 
griffen wird,  zudem  der  einmalige  Kos- 
tenpunkt nicht  direkt  in  Betracht  ge- 
zogen werden  kann. 

Ein  Abhang  oder  ein  gegen  Süden 
abfallendes  Beet  sind  die  geeignetsten 
Plätze,  ganz  besonders,  wenn  die  Sonne 
ungehindert  einwirken  kann.  Leichte, 
durchlässige  Erde  ist  —  besonders  auch 
der  Blüte  wegen  —  besser  als  schwere. 

Zwischen   die    Pflanzen    bringe    man 
Steine ,    etwa     Tuffsteine.      Dieselben 
absorbieren  die    Wärme,   um    sie    bei 
Nacht    wieder      langsam      abzugeben, 
dienen  als  Schutz  der  Wurzeln    event. 
als  Pflanzungsmaterial,  als  Standort  z.  B. 
bei  Opuntia  vulgaris  Mill.     Eine     Be- 
deckung im  Winter  ist  nicht  notwendig. 
Gut  ist  es  jedoch,  vor  Eintritt  strengerer 
Kälte  etwaige   durch  Regen   entblösste 
Wurzelteile  mit  etwas  Erde  zu  bedecken. 
Als    widerstandsfähig    gegen    anhal- 
tende Kälte  bis  zu  — 29*^  C.  zeigten  sich: 
Opuntia      brachyarthra     Englm.      von 
Mexico.   Rundlich-walzenförmi- 
ge    Gestalt     der     Blattgebilde. 
Kleine  Glieder. 
„       camanchica   Englm.      Am    Ar- 
kansas zu  Hause.     Breiter  Habi- 
tus. (12:18  ctm).     lüne  der  un- 


empfindlichsten; äusserst  üppig 
wachsend. 
Opuntia  humilis  DC.  In  der  Form  ähn- 
lich brachyarthra,  doch  mehr 
länglich  und  flachgedrückt, 
auch  die  Bestachelung  nicht  so 
dicht. 
„  Rafinesquii  Englm.  Mississippi- 
thal. Länglich -runde  Form. 
Besitzt  meist  nur  Borsten,  sehr 
selten  ein  paar  Stacheln.  Bildet 
jedoch  kleine  Blättchen. 
,,  var.  arkansana  Englm.  Gestalt 
ähnlich  der  Art,  mehr  länglich  : 
stark  mit  Stacheln  bewehrt. 
Weniger  empfindlich  als  die 
Art  selbst,  d.  h.  eine  der  un- 
empfindlichsten Opuntien.  Üp- 
piges Wachstum.  Diese  Form 
machte  noch  immer  den  Ein- 
druck auf  mich,  dass  es  kein 
Abkömmling  der  Rafinesquii  ist, 
sondern  der  camanchica.  O.  Ra- 
finesquii, camanchica  und  R. 
arkansana  benütze  ich  hier  auch 
als  Einfassung  der  ins  Freie  ge- 
stellten Warmhaus  -  Opuntien, 
wozu  dieselben  sich  vorzüglich 
eignen. 
„  vulgaris  Mill.  Massachusetts 
(und  SüdeurojDa).  Ähnlich  Ra- 
finesquii, nur  herrscht  die  runde 
F^orm  der  Glieder  vor.  Verlangt 
Schutz  für  die  Wurzeln,  wes- 
halb dieselbe  zwischen  englie- 
genden Steinen  oder  deren  Rit- 
zen, ohne  viel  Wasser  zu  be- 
kommen, vorzüglich  gedeiht. 
Nasser  Herbst  und  dann  kalter 
Winter  räumen  unter  dieser 
Art  oft  rasch  auf. 
Mit  O.  arborescens  Englm.  und  O. 
Engelmanni  S.  habe  ich  ebenfalls  Ver- 
suche gemacht;  nach  zwei  scharfen 
Wintern  waren  beide  zugrunde  gegan- 
gen.     Eine    weitere    Art,    welche    ich 


Kleinere  Mitteilungen. 


641 


aber  hier  noch  nicht  genügend  geprüft: 
C.  missouriensis  D  C,  hält  verbürgten 
Notizen  nach  ebenfalls  eine  Kälte  von 
26 — z'j^  C.  aus,  wie  auch  die  gleichen 
Aufzeichnungen  besagen,  dass  Cereus 
phoeniceus  Englm.  die  gleiche  Kälte 
unbeschädigt  ausgehalten .  Letztere  Pflan- 
ze ist  wohl  nicht  mehr  viel  in  Kultur  zu 
linden,  vielleicht  weil  dieselbe  zu  warm 
«ehalten  wurde?  Herr  L.  Späth,  Baum- 
schulenbesitzer in  Rixdorf  bei  Berlin,  bie- 
tet unter  seinen  alljährlichen  Neuheiten 
winterharte  Cacteen  an,  die  durch  Herrn 
Purpus  in  den  Koloradobergen  gefun-* 
den  wurden.  In  erster  Linie  ist  es 
obiger  Cereus  phoeniceus,  dann  Echi- 
nocactus  glaucus  Schum.;  Mamillaria 
Purpusi  Schum.;  Mamill.  Spaethiana 
Schum.,  Mamill.  missouriensis  Sweet, 
sowie  noch  sechs  erst  näher  zu  bestim- 
mende Opuntien.  Erstere  fünf  Ptlanzen 
sind  für  manchen  wohl  noch  etwas  zu 
teuer. 

Die  nicht  mehr  überall  zu  erhaltende 
Opuntia  humilis  DC.  sowie  die  von 
R.  H.  Müller,  Handelsgärtner  in  Striesen 
bei  Dresden  in  den  Handel  gegebenen 
aus  Samen  entstandenen  Formen  von 
O.  camanchica  :  olbispina,  major  und 
minor,  welche  sich  schon  bei  ihrem 
Züchter  vor  20  Jahren  als  winterhart 
gezeigt  haben,  bietet  Herr  Späth  ganz 
billig  an. 


Dahlien  in  Steglitz. 

Die  Besucher  der  Steglitzer  Obst- 
ausstellung hatten  Crelegenheit,  die 
reichhaltige  Sammlung  abgeschnittener 
Dahlienblumen  zu  bewundern,  welche 
die  Firma  Metz  &  Co.  dort  ausgestellt 
hatte.  Ein  richtiges  Bild  aber  bietet 
und  die  gärtnerische  Wertschätzung 
ermöglicht  nur  derBesuch  der  Kulturen; 
in  kaum  glaublichen  Mengen  und  einer 
riesigen  Sortenzahl  finden  wir  diese 
Kinder  des  Herbstes  hier  beisammen. 
Ich  höre,  dass  mehr  als  500  benannte 
Varietäten  vorhanden  sind.     Dass  diese 


nicht  alle  gleichwertig  sind,  liegt  auf 
der  Hand.  Manche  sind  äusserst  arm  an 
Blüten,  bei  anderen,  häufig  den  gross- 
blumigen Arten,  verstecken  sich  die 
Blumen  ganz  im  Laube.  Solche  sind  für 
landschaftsgärlnerische  Zwecke  natür- 
lich nicht  verwendbar.  Aber  die  zahl- 
reichen Arten,  deren  Blüten  in  reicher 
Zahl  an  steifen  autrechten  Stielen  über 
das  Laub  erhaben  sind,  dürften  wir 
wohl  etwas  öfter  in  grösseren  Parks 
treffen,  zumal  der  Wuchs  vieler  nicht 
mehr  der  unbändige  ist,  den  man 
gewohnt  ist,  sich  bei  Dahlien  vor- 
zustellen, sondern  etwa  meterhohe 
Kugelformen  zahlreich  sind.  Und  was 
für  Farben  und  Formen  finden  sich 
da.  Fliederfarben,  gold-,  hell-,  orange- 
gelb, hochbordeaux-,  neu-,  grell- 
rot, gestreift,  gesprenkelt,  gewellt, 
gelockt,  gezähnt  und  so  fort.  —  Auch 
Herr  van  der  S missen  kann  seine 
sensationelle  neue  Cactusdahlie  jetzt 
in  ganzer  Vollkommenheit  zeigen.  L)ie 
Kaiserin  Auguste  Victoria  ist  reinweiss 
und  von  ausserordentlicher  Grösse, 
etwa  10,  selbst  bis  14  cm  im  Durch- 
messer. Die  Staude  wird  1  bis  1,30  m 
hoch,  blüht  sehr  reich  und  trägt  die 
Blumen  bis  25  cm  über  dem  Laube. 
Die  10  cm  grossen  Blumen  machen 
sich  nach  Herrn  v.  d.  Smissen  schöner 
als  die  ganz  grossen.  Tr. 


Heterocentron  roseum  A.  Braun. 

Anknüpfend  an  den  die  Vorzüge 
obengenannter  Pflanze  beleuchtenden 
Artikel  in  Heft  21  S.  587  der  Gartenflora 
möchte  auch  ich  diese  schöne,  sich  durch 
ausserordentlichen  Blütenreichtum  aus- 
zeichnende Melastomacee  jedem  Fach- 
manne recht  warm  empfehlen  — •  und 
zwar  zur  Bepflanzung  der  Blumenbeete 
im  Herbst.  Dem  Reigen  der  sich  uns 
zur  Pflege  eines  abwechselungsreichen 
Blumenflors  zur  Verfügung  stellenden 
Pflanzen  mag  auch  das  Heterocentron 
roseum    eingefügt    werden.     Zeitig    im 


642 


Kleinere  Mitteilungen. 


März  alten  überwinterten  Pflanzen  ent- 
nommene Stecklinge  wurden  nach 
ihrer  Bewurzelung  in  kleinen  Töpfen 
auf  einen  warmen  Mistbeetkasten  ge- 
bracht, nach  Bedarf  in  grössere  mit 
nahrhafter  Mistbeeterde  gefüllte  Töpfe 
gepflanzt  und  im  August  auf  einem 
sonnig  gelegenen  Beete  ausgetopft. 
Mehrmaliges  Entspitzen  der  Triebe  zur 
Erzielung  recht  buschiger  Pflanzen  ist 
Bedingung,  und  blühen  sie  dann  bis 
zum  Eintritt  des  Frostes  sehr  dankbar. 
A.  Fintelmann,   Berlin. 


Begonia  semperflorens  Lk.  et  Otto  var.  atro- 
purpurea  Vernon 

ist, wieHerr  Schelle  inHeft 20S.  557 der 
Gartenflora  mit  Recht  rühmend  hervor- 
hebt, eine  der  wertvollsten  Begonien, 
die  uns  zur  Bepflanzung  der  Blumen- 
beete zur  Verfügung  stehen.  Leider 
bleibt  sie  durch  Aussaat  nicht  konstant; 
von  100  Pflanzen,  aus  Samen  gezogen, 
erhielt  ich  nur  10  mit  dunkelroter 
Blüte  und  eben  solchen  Blättern.  Ich 
überwintere  deshalb  stets  einige 
Pflanzen  im  temperierten  Hause  dicht 
unter  Glas,  und  treibe  sie  im  März  im 
warmen  Hause  oder  auf  einem  warmen 
Mistbeetkasten  an,  um  sie  dann  durch 
Stecklinge  zu  vermehren. 

A.  Fintelmann,  Berlin. 


Samen  an  Gingko  biloba. 

Im  botanischen  Garten  und  Schloss- 
garten zu  Karlsruhe  stehen  wohl  einige 
der  grössten  und  ältesten  Gingko-Bäume 
Deutschlands.  Im  Schmuck  der  Herbst- 
färbung sind  die  Bäume  nebst  den 
Liriodendron  und  amerikanischen 
Eichen  eine  Zierde  unseres  Gartens. 
Es  ist  keine  Seltenheit  mehr,  dass 
Gingko  in  Europa  Samen  ansetzen, 
aber  uns  hatte  das  Glück  noch  nicht 
geblüht;  die  grossen  alten  Bäume,  die 
einzeln  stehen,  sind  Männchen,  das  vor 


etwa  35  Jahren  gesetzte  weibliche 
Exemplar  hat  sich  schlecht  entwickelt, 
ist  niedrig  geblieben.  Etwa  zu  gleicher 
Zeit  gepflanzte  Samenpflanzen  hielt  man 
ihres  straffen  Wuchses  wegen  gleichfalls 
für  Männchen.  Wie  gross  war  deshalb 
unsere  Überraschung,  als  nach  dem 
Blattabfall  auch  eine  Menge  gelber, 
pflaumengrosser  Früchte  von  dem 
kräftigsten,  schönsten  Baum  herabfielen,, 
und  oben  in  den  Ästen  noch  alles 
vollhing;  zwei  Körbe  voll  Samen 
konnten  gesammelt  werden;  natürlich 
schaute  ich  nun  auch  nach  der  be- 
kannten weiblichen  Pflanze,  richtig, 
auch  hier  hingen  einige  Zweige  dick 
voll  Früchte.  Es  ist  das  erste  Mal, 
dass  Gingko  hier  Samen  ausreifte,  es 
beweist  aber  auch,  dass  die  allgemein 
verbreitete  Ansicht,  die  weiblichen 
Bäume  seien  niedriger,  und  von 
sparrigerem  Wüchse  als  die  Männchen, 
falsch  ist.  Der  Samen  ist  voll  und 
völlig  reif,  so  dass  kein  Zweifel  ist, 
dass  derselbe  auch  gut  keimen  wird. 
Karlsruhe.  Graebener. 


Streptooalyx  Vallerandi  E.  Morr. 

Von  dem  eifrigen  Bromeliaceen-Lieb- 
haber  Herrn  O.  J.  Qu  intus  in  Helpman 
bei  Groningen,  Kiederlande,  erhielten 
wir  kürzlich  die  Photographie  dieser 
schönen  Bromeliaceae  imd  auch  den 
abgeschnittenen  Blütenstand,  welcher 
die  Gestalt  eines  riesigen  Zapfens  mit 
schön  roten  Deckblättern  und  blauen 
Blumen  hat.  Es  ist  auch  eine  sehr 
dankbare  Zimmerpflanze. 


Herr  Duval  jr.,  Sohn  des  bekannten 
Bromeliaceenzüchters  Duval  in  Ver- 
sailles, weilte  am  17.  November  in 
Berlin  und  besichtigte  unter  Führung  von 
L.Wittmack  den  Borsigschen  Garten, 
sodann  den  botanischen  Garten  etc. 


Aus  den  Vereinen. 


643 


Aus  den  Vereinen. 


Ausflug    des    Frankfurter  Rosisten-Vereins    am 

Sonntag  den  10.  Juni  1894  nach  Homburg  v.  d.  H. 

zur    Besichtigung    des    Rosariums    des    Herrn 

Freiherrn  von  Gremp.*) 

Die  Anlage  des  Herrn  von  Gremp 
ist  nach  zwei  Richtungen  hin  interessant 
und  unterscheidet  sich  von  so  vielen 
anderen  dadurch,  dass  die  Pflanzen 
nicht,  wie  in  der  Regel  auf  Beeten  oder 
als  Rosarium  ausgepflanzt,  sondern  in 
landschaftlichem  Stil  auf  Rasen  und 
zwar  der  grösste  Teil  in  einer  Durch- 
sicht zwischen  Gehölzgruppen  plaziert 
sind,  auch  zum  Teil  als  Vorpflanzung 
vor  grösseren  Gehölzgruppen  Verwen- 
dung gefunden  haben.  Die  Rosen  heben 
sich  infolgedessen  von  dem  saftigen 
Grün  sehr  gut  ab,  zumal  die  ganze  An- 
lage eine  nach  Süden  geneigte  ist  und 
man  infolgedessen  einen  sehr  schönen 
Blick  sowohl  von  unten  als  auch  von 
oben  über  das  Ganze  geniesst. 

In  zweiter  Linie  ist  die  Sammlung 
interessant,  weil  sie  eine  Menge  alter 
Sorten  birgt,  die  man  heute  in  keinem 
Katalog  mehr  findet.  Hiermit  soll  nicht 
gesagt  sein,  dass  Sammlung  von  Sorten 
stattfindet,  welche  nicht  wert  sind,  dass 
sie  erhalten  bleiben,  im  Gegenteil,  es 
sind  die  besseren  alten  Sorten,  und  auf 
welchen  Exemplaren  findet  man  sie? 
Wahre  Rosenbäume!  Dagegen  aber 
auch  die  neueren  Sorten  bis  in  die 
jüngste  Zeit  werden  sorgfältigst  geprüft 
und,  wenn  als  gut  befunden,  Aveiter 
kultiviert. 

Herr  Freiherr  von  Gremp,  der  in 
der  liebenswürdigsten  Weise  die  Füh- 
rung selbst  übernommen,  desgl.  seinen 
Gärtner  zur  Verfügung  gestellt  hatte, 
gab  bei  jeder  Gruppe  eine  eingehende 
Erklärung  ab,  was  ihm  nicht  schwer 
fällt,  da  er  jede  Rose  genau  kennt, 
nicht  allein  nach  der  Sorte,  sondern 
auch  nach  dem  Standort. 


*)  Aus  Mangel  an  Raum  verspätet. 


Sitzung  des  Franicfurter  Rosisten-Vereins  am 
20.  Juni  1894. 

Ausgelegt  war  von  dem  Vorsitzenden 
Herrn  Strassheim  eine  Rose  eigener 
Züchtung.  Derselbe  teilte  mit,  dass  die- 
selbe denNamen»ProfessorDr.  Schmidt« 
tragen  soll.  Herr  Professor  Dr.  Schmidt 
hat  die  Rose  in  dem  Garten  des  Herrn 
Strassheim  selbst  in  Blüte  gesehen  und 
ist  mit  der  Benennung  derselben  ein- 
verstanden. Die  Rose  selbst  ist  ein 
Sämling  aus  dem  Jahre  1892,  in  die 
Klasse  der  Remontantrosen  gehörig, 
von  dunkel  sammetig  purpurrot  nach 
der  Mitte  in  feuerrot  übergehend. 

Die  Pflanze  ist  von  kräftigem  Wuchs 
imd  schöner,  dunkelgrüner  Belaubung. 
Herr  Strassheim  teilte  noch  ferner 
mit,  dass  bei  einem  etwaigen  Verkauf 
der  Rose,  sei  es  auch  durch  wen  es 
will,  der  Erlös  dafür  der  Vereinskasse 
zu  gute  kommen  soll,  was  von  sämt- 
lichen Anwesenden  mit  Befriedigung 
entgegengenommen  wird. 

Es  wird  zu  Punkt  2  der  Tagesord- 
nung übergegangen: 
Nützliche  und  schädliche   Insek- 
ten   der  Rosen kultur. 

Der  Vorsitzende  lässt  schon  längere 
Jahre  von  der  Malerin  Fräulein  Lina 
Michel,  welche  auch  für  die  deutsche 
Rosenzeitung  bis  jetzt  die  meisten 
Aquarelle  gemalt  hat,  Insekten,  die  er 
an  den  Rosen  findet  und  zwar  in  allen 
ihren  Lebensstadien  undEntwickelungs- 
perioden  nach  der  Natur  als  Aquarell 
malen.  Dieselben  wurden  sämtlich 
vorgezeigt  und  erklärt.  Die  Anwesenden 
waren  alle  erstaunt,  mit  welcher  pein- 
lichen Gewissenhaftigkeit  die  einzelnen 
Aquarelle  hergestellt  sind,  z.  B.  erklärte 
Herr  Strassheim  als  eines  der  nütz- 
lichsten Insekten  für  Rosenkultur  den 
Marienkäfer.  Derselbe  wird  auch  noch 
im  Volksmunde  mit  verschiedenen 
anderen  Namen    bezeichnet,    als  Herr- 


644 


Aus  den  Vereinen. 


gottskälbchen,  Sonnenkälbchen,  Sieben- 
punkt. Sein  richtiger  Name  ist  „Coci- 
nella  septempunctata".  Der  Käfer  nicht 
allein,  besonders  sind  es  die  Larven 
desselben,  welche  dem  kleinen  Unge- 
ziefer der  Rosenlaus  an  den  Rosen 
nachstreben.  Die  Larve  des  Marien- 
käfers verzehrt  in  einem  Tag  eine  ganze 
Menge  Blattläuse;  leider  ist  sie  von 
d-en  wenigsten  gekannt.  Herr  Strass- 
heim  hatte  deshalb  eine  Anzahl  der 
verschiedensten  Insekten  lebend  mit- 
gebracht rmd  vorgezeigt.  Den  Marien- 
käfer in  seiner  ganzen  Lebensgeschichte, 
den  Käfer,  die  Larve  und  die  Puppe. 
Die  Larve  ist  braungrau,  auf  dem 
Rücken  einige  gelbe  Punkte,  auch  zu- 
weilen Streifen.  Die  Form  des  ganzen 
Tierchens  gleicht  in  sehr  verkleinertem 
Massstabe  einerEidechse,  in  gedrungener 
Form  gedacht.  Man  sieht  die  Larve 
häufig  sehr  rasch  und  geschäftig  auf 
den  Zweigen  und  Blättern  der  Rosen 
herumlaufen,  wo  sie  leider  in  vielen 
Fällen  aus  Unkenntnis  vertilgt  wird, 
in  der  Meinung,  es  sei  ein  schädliches 
Ungeziefer,  was  nicht  auf  die  Pflanze 
gehörte.  Diesem  Schicksal  verfällt 
auch  häufig  die  Puppe.  Dieselbe 
hängt  an  der  Unterseite  der  Rosen- 
blätter, als  sei  sie  eine  Unreinlichkeit 
von  irgend  einem  Insekt;  sie  hat  die 
Form  einer  Kugel,  ähnlich  wie  eine 
Kellerassel,  die  sich  verfolgt  sieht  und 
sich  zusammenrollt.  Von  schädlichen 
Insekten  war  eine  grössere  Menge  auf- 
gelegt als: 

der    Gold-    oder    Rosenkäfer    (Cetonia 

aurata), 
der  Junikäfer  (Amphimallus  solstitialis), 
der  kleine  Junikäfer  Phyllopertha  (Ano- 

mala  horticola), 
der  Springkäfer  (Lacon  murinus), 
die  Rosenblattwespe    (Hylotoma  rosa- 

rum), 
die  Rosenblattwespe  (Emphytuscinctus), 
die    Larve   und    ausgehöhlten     Triebe 

durch  dieselbe. 


der  goldgelbe  und  der  graue  Rosen- 
wickler, Argyrotexa  (Tortix)  Berg- 
manniana  und  rosana, 

die  Rosensc'habe,  Coleophora  gryphi- 
penella  u.  n.  a. 

Kirschenfest  des  Frankfurter  Rosisten-Vereins 

bei  seinem  Mitglied,  Herrn  Kunst-  und 
Handelsgärtner  Franz  Schäfer,  Born- 
heimer  Landwehrweg  Xo.  150,  am 
24.  Juni  d.  J. 
Herr  Schäfer  hatte  schon  zeitig 
im  Frühjahr  den  Wunsch  geäussert,  bei 
ihm  resp.  in  seiner  Gärtnerei  zur  Zeit 
der  Kirschenreife  eine  kleine  Festlich- 
keit zu  veranstalten,  was  in  der  dankens- 
wertesten Weise  angenommen  wurde. 
Es  fanden  sich  auf  nochmalige  Ein- 
ladung am  24.  Juni  nachmittags  eine 
grössere  Anzahl  Mitglieder  mit  ihren 
Familien  und  Freunden  in  seiner 
Gärtnerei  ein.  Die  Familie  Schäfer 
hatte  die  umfangreichsten  Vorberei- 
tungen getroffen  und  verlief  die  kleine 
Feier  bei  herrlichstem  Wetter  und  in 
der  heitersten  vStimmung.  Während 
sich  die  Frauen  und  Kinder  an  den 
frisch  vom  Baum  gebrochenen  Kirschen 
labten,  die  in  überaus  reichem  Masse 
vorhanden,  erquickten  sich  die  Herren 
an  einem  kühlen  Glas  Bier  nebst  Imbiss. 


Berlin.  Wie  im  letzten  Winter 
hatte  auch  kürzlich,  am  15.  November, 
Herr  Inspektor  Dre ssler  eine  Anzahl 
Mitglieder  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  mit  ihren  Damen  zu 
einem  Tanzkränzchen  vereint,  um  so 
den  Damen  eine  gewisse  Entschädigung 
für  die  häufige  Abwesenheit  ihrer 
Männer  in  Vereinsangelegenheiten  zu 
bieten.  Das  Fest  verlief  vortrefflich 
und  wurde  durch  2  Theatervorstellungen 
noch  besonders  verschönt.  Herr  In- 
spektor P  e  r  r  i  n  g  sprach  Herrn 
Dressler  den  wärmsten  Dank  der 
Teilnehmer  aus. 


Ausstellungen  und  Kongresse.  —  Litteratur. 


64s 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Am  20.  November  ist  derjenige  Teil 
des  städtischen  Treptower  Parkes,  der 
für  die  Gartenbau-Ausstellung  bestimmt 
ist,  an  die  Herren  Kommerzienrat 
Kühnemann,  Baumeister  P""  eh  lisch 
und  Geheimer  Kommerzienrat  Gold- 
berger,  als  Mitglieder  des  Arbeits- 
ausschusses der  Berliner  Gewerbe- 
Ausstellung  1896,  übergeben  worden. 
Von  der  Stadt  waren  zu  diesem  Akt 
abgeordnet  die  Herren  Stadtverordneter 
Loewel,  städt. GartendirektorMächtig 
und  Obergärtner  Hampel. 


Auf  derRosen-Ausstellung zu  Görlitz 
sind  die  Ehrenpreise  des  Vereins  zur 
Beförderung  des  Gartenbaues  folgender- 
massen  verteilt:  1)  grosse  silberne 
Medaille  Herrn  Emerich  König, 
Baumschule  Niederlösnitz  bei  Dresden 
für  eine  Gruppe  hochstämmiger  Rosen, 
2)  kleine  silberne  Medaille  Herrn  Rud. 
Kierski,  Inspektor  der  städtischen 
Friedhöfe,  Potsdam,  für  Entwürfe  zu 
einem  Rosarium  etc.  3)  bronzene 
Medaille  Herrn  Gärtner  Weidlich 
in  Görlitz  für  ein  aus  Farnen  etc. 
zusammengestelltes  Bild. 


Anger  münde.  Die  vom  Verein 
zur  Beförderung  des  Gartenbaues 
für  unsere  Ausstellung  vom  29.  und 
30.  September  gestifteten  Ehrenpreise 
sind  folgendermassen  verteilt:  a)  die 
grosse  silberne  Medaille  als  1.  Preis 
dem  Gärtner  Hintze  hierselbst  für 
Gemüse;  b)  die  kleine  silberne  Medaille 
als  1.  Preis  dem  Kaufmann  H.  Wolff 
hierselbst  für  ein  reichhaltiges  Obst- 
sortiment   mit    Rücksicht    auf    Frucht- 


vollkommenheit (Laien);  c)  die  grosse 
bronzene  Medaille  als  2.  Preis  dem 
Gärtnereibesitzer  Wünn  hierselbst  für 
ein  reichhaltiges  Obstsortiment  mit 
Rücksicht  auf  Fruchtvollkommenheit 
(Gärtner). 


Der  neue  Verein  Hamburger  Chrysan- 
themum-Freunde veranstaltete  vom 
20,  bis  23.  November  eine  grosse 
Chrysanthemum-Ausstellung  im  Sage- 
bielschen  Etablissement.  Die  Firma 
Götze  &  Hamkens  lud  dazu  im  Aut- 
trage des  Vereins  ein. 


Der  Gartenbauveretn  für  den  Kreis 
Steinburg  in  Wüster  (Holstein)  hat  die 
vom  Verein  zur  Beförderung  des  Garten- 
baues gestifteten  Ehrenpreise  folgender- 
massen verteilt:  1.  grosse  silberne  Me- 
daille für  die  beste  gärtnerische  Ge- 
samtleistung: Kunst-  und  Flandels- 
Gärtner  A.  Groht  in  Wilster.  2.  kleine 
silberne  Medaille  für  die  beste  Gesamt- 
leistung in  Obst:  Graf  zu  Rantzau, 
Breitenburg.  3.  bronzene  Medaille  für 
die  beste  Gesamtleistung  in  Gemüse: 
Gemüsebau  -  Verein  in  der  Engel- 
brechtschen  Wildnis. 


F"'reiburg  in  Baden.  Die  erste 
Chrysanthemum-AusstellungdesGarten- 
bau-Vereins  ist  eine  ganz  grossartige 
geworden.  Se.  Kgl.  Hoheit  der  Erb- 
grossherzog  beehrte  sie  mit  einem  ein- 
gehenden Besuch  und  sprach  sich  sehr 
günstig  darüber  aus.  Fast  1200  M.  für 
Preise  wurden  verteilt,  was  schoa 
einen  Ivleinen  Belag  für  die  Leistungen 
bietet. 


Litteratur. 


Williams.   The  Orchid  Grower's 
Manual  7.  edit.  London  1894. 

Welche  Fortschritte   die   Orchideen- 


kunde gemacht  und  wie  sehr  die  An- 
zahl der  neuen  Arten  und  Hybriden 
zugenommen  hat,    lehrt    ein  Vergleich 


646 


Litteratur, 


zwischen  dieser  neuen  und  der  im 
Jahre  1885  erschienenen  sechsten  Auf- 
lage. Damals  ein  Band  in  Ivlein  Oktav 
von  ca.  660  Seiten,  heute  ein  Band  in 
klein  Quart  mit  breiterem  Satz  von 
nahezu  800  Seiten,  von  welchen  72  auf 
die  Einleitung  kommen.  In  diesem 
Teile  ist,  wie  wir  beim  Durchblättern 
gesehen  haben,  kaum  etwas  geändert. 
Es  sind  hier  die  allgemeinen  Kultur- 
bedingungen, die  Anlage  der  Häuser, 
die  Zusammenstellung  von  Samm- 
lungen, die  Bekämpfung  der  Insekten 
und  sonstiger  Schädlinge  und  andere 
Fragen  von  allgemeinem  Interesse  be- 
handelt. Es  folgen  dann  in  alpha- 
betischer Anordnung  die  Gattungen, 
■deren  Arten  wiederum  nach  dem 
Alphabet  angeordnet  sind.  Die  Vorteile 
für  das  schnelle  Nachschlagen  und  die 
offenbaren  Mängel  dieser  Anordnung 
liegen  auf  der  Hand,  uns  will  diese 
gar  zu  schablonenhafte  Behandlung 
wenig  behagen.  Jeder  Gattung  geht 
eine  kurze  Diagnose  voraus  und  An- 
gaben über  die  Kultur,  bei  w^elchen 
aber  nur  die  Verhältnisse  Englands 
berücksichtigt  sind.  Hierbei  ist  natür- 
lich nicht  zu  vermeiden,  dass  bei 
.grösseren  und  grossen  Gattungen  diese 
Regeln  etwas  gar  zu  allgemein  gehalten 
sind,  um  einen  besonders  hohen  Wert 
zu  haben,  und  dies  trifft  besonders  dann 
zu,  wenn  es  sich  um  solche  Gattungen 
handelt  w^ie  Dendrobium  und  Epiden- 
■drum,  welche  in  allen  möglichen 
Höhenlagen  und  über  einen  ganzen 
Erdteil  hin  verbreitet  sind.  Beigefügt 
sind Litteraturangaben, besonders  Citate 
aus  Illustrationswerken,  und  es  bildet 
das  Werk  somit  einen  teilweisen  guten 
Ersatz  für  den  längst  veralteten  Index 
Iconum  von  Pritzel.  Dielllustrationen, 
Avelche  dem  Text  in  grosser  Menge 
beigegeben  sind,  sind  meist  alte  Be- 
kannte aus  Gardener's  Chronicle  und 
Veitch's  Manual  of  Orchidaceous- 
plants;  viele  stammen  aus  dem  Journal  of 


horticulture  und  wieder  andere  aus 
englischen  Gartenkatalogen.  Bekannt- 
lich sind  diemeisten  dieser  Abbildungen 
gut  und  charakteristisch,  aber  es  wirkt 
auf  die  Dauer  doch  ermüdend,  wenn 
man  stets  wieder  dieselben  unvermeid- 
lichen Illustrationen  antrifft.  Das  An- 
wachsen gewisserGattungen  ist  vielleicht 
das  am  meisten  Auffallende  an  dieser 
neuen  Auflage.  So  nahm  Cypripedium 
in  der  sechsten  Auflage  27  Seiten 
kleineren  Formates  mit  14  Illustrationen 
ein,  in  der  jetzigen  sind  es  92  Seiten 
grösseren  Formates  mit  35  meist  grossen 
Illustrationen.  Dendrobium,  obwohl 
weniger  Modepflanze,  hat  es  von  40 
auf  50  Seiten  gebracht,  Odontoglossum 
von  50  Seiten  auf  62,  Masdevallia  aber 
von  15  auf  28.  Dass  bei  allen  diesen 
Gattungen  nur  die  gärtnerisch  wert- 
vollen Arten  aufgenommen ,  die 
»botanical  Orchids«  aber  bei  Seite  ge- 
lassen sind,  versteht  sich  von  selbst, 
ebenso,  dass  die  Beschreibungen  sich 
nur  auf  der  obersten  Oberfläche 
habitueller  Merkmale  halten.  Dass  das 
Buch  ein  unentbehrliches  Hilfsmittel 
gerade  für  deutsche  Gärtner  abgeben 
wird,  möchten  wir  bezweifeln,  nicht 
etwa,  w'eil  es  in  englischer  Sprache  ab- 
gefasst  ist,  sondern,  weil  es  gerade 
betreffs  der  Kulturangaben  zu  sehr 
englisch  ist;  sodann  ist  es  bei  der 
alphabetischen  Anordnung  nur  dann 
möglich,  eine  etwa  unbekannte  Art  zu 
ermitteln,  wenn  man  von  vornherein 
sehr  genau  weiss,  wo  und  in  welcher 
Verwandtschaft  man  sie  zu  suchen  hat, 
und  durch  Vergleichen  der  oft  über 
viele  Seiten  verstreuten  Beschreibungen 
sich  ein  Urteil  bildet.  Dagegen  ist 
das  Werk  ein  unter  Umständen  nütz- 
liches Nachschlagebuch,  um  Litteratur- 
angaben und  Tafelcitate  zu  finden, 
genau  wie  dies  einer  der  Vorzüge  des 
in  der  ganzen  Anlage  äusserst  ähnlichen 
aber  viel  teureren  Manual  von  J. 
Veitch  ist.  F.  Kran zl in. 


Personal-Nachrichten. 


647 


Deutscher  Gartenkalender, 
XXII.  Jahrgang  1895,  Verlag  von  Paul 
Parey,  Berlin.  —  Dieser  jetzt  im 
22.  Jahrgange  stehende  Kalender  hat 
sich  so  bewährt,  dass  kaum  noch  ein 
Wort  der  Empfehlung  nötig  ist.  Be- 
sonders sind  es  die  vielen  nützlichen 
Tabellen,  von  denen  wieder  mehrere 
neue  hinzugekommen  sind,  und  das 
Verzeichnis  der  Vereine  wie  der  Unter- 
richtsanstalten, die  ihn  unentbehrlich 
machen. 

Ph.  Held,  Kgl.  Garteninspektor 
und  Vorstand  der  Gartenbauschule  in 
Hohenheim.  Das  Schreibwerk  des 
Gärtners.  Kurze  Anleitung  zur  Ab- 
fassung der  schriftlichen  Arbeiten  des 
gärtnerischen  Betriebes,  nebst  zahl- 
reichen Beispielen.  Berlin,  Verlag 
von  Paul  Parey,  80  S.  —  Zur 
rechten  Stunde,  wo  der  Unterricht  für 
jüngere  Gärtner  an  vielen  Orten  be- 
gonnen, ist  dieses  sehr  praktische 
Büchlein  erschienen.  Wir  empfehlen 
dasselbe  bestens.  Die  gegebenen  Bei- 
spiele sind  meist  gut  gewählt,  die 
Briefe  oft  etwas  lang.  N.  22  S.  57  ist 
wohl  keine  General-Vollmacht  zu 
nennen.  L.  W. 


Anleitung  fürPflanzensamm  1er 
von  Dr.  U.  Dammer,  Kustos  am  Kgl. 
bot.  Garten  zu  Berlin.  Mit  21  in  den 
Text  gedruckten  Holzschnitten.  Stutt- 
gart. Verlag  von  F.  Enke.  1894.  Preis 
M.  2,00.  Ein  recht  wertvolles  und  wirk- 
lich praktisches  Büchelchen,  das  seinen 
Zweck,  dem  Schüler,  Lehrer,  wie  auch 
nicht  fachmännischen  überseeischen 
Reisenden  ein  praktischer  Ratgeber  bei 
und  nach  ihren  botanischen  Excur- 
sionen  zu  sein,  voll  und  ganz  erfüllt 
und  von  jedem  kundigen  Pflanzen- 
sammler nur  stets  bestens  weiter  em- 
pfohlen werden  kann.  Ein  dem  Stoffe 
nach  gleichartiges,  jedoch  grösseres, 
ausführlicheres,  den  theoretischen  Teil 
noch  ins  Auge  fassendes  Werk  ist 
bereits  erschienen  und  sei  auch  auf 
dieses  hier  noch  gleichzeitig  aufmerk- 
sam gemacht.  H.  Lauck. 


Considerations  Generales  sur 
les  Anom alles  des  Orchidees  par 
Mr.  le  Prof.  O.  Penzig,  Directeur  du 
Jardin  botanique  de  Genes.  (Extrait 
des  Memoires  de  la  Societe  nationale 
des  Sciences  naturelles  et  mathe- 
matiques  de  Cherbourg,  Tome  XXIX.) 
Gherbourg  1894.  H.  Lauck. 


Personal-Nachrichten. 


Ökonomie-Rat  Dr.  Bürstenbinder, 
geboren  1840 zuBerlin,  General-Sekretär 
des  landwirtschaftlichen  Centralvereins 
für  das  Herzogtum  Braunschweig, 
\  19.  November.  Von  seinen  vielen 
Schriften  ist  gärtnerisch  besonders 
»Feldmässiger  Spargelbau«  1890,  Preis- 
schrift, Verlag  von  Paul  Parey, 
Berlin,  wichtig. 


Dem  Baumschulen-Verwalter  C.  R. 
Peicker  zu  Hertwigswalde  in  Schlesien 
ist  von  Ihrer  KgL  Hoheit  der  Frau 
Grossherzogin  von  Sachsen  der  Titel 
»Obergärtner«  verliehen. 


Dem  Parkgärtner  B  o  e  h  m  zu 
Heinrichau  wurde  in  gleicher  Weise 
der  Titel  »Obergärtner«  verliehen. 


Dem  kgl.  Obergärtner  Goerth  zu 
Proskau  wurde  die  2.  Obergärtner- 
stelle am  k.  pomologischen  Institut 
daselbst  definitiv  übertragen. 


Pierre  Etienne  Simon  Duchartre, 
Mitglied  des  Instituts,  Offizier  der 
Ehrenlegion,  Honorarprofessor  an  der 
Fakultät  der  Wissenschaften  zu  Paris, 
Secretaire-redacteur  der  Societe 


648 


Personal-Nachrichten.  —  Berichtigungen. 


nationale  d'Horticul tu re deFrance 
seit  1856,  f  5.  November,  im  Alter 
von  83  Jahren,  in  der  ihm  vom  Garten- 
bau-Verein Frankreichs  seit  langem  in 
dessen  eigenem  Hause,  Rue  de 
Grenelle  84,  eingerichteten  Dienst- 
vv^ohnung.  --  Geboren  am  2  7.  Oktober  1811 
zu  Portiragnes  (Herault),  wurde  er  als 
Nachfolger  Payers  Professor  der 
Botanik  in  Paris.  Sein  bekanntestes 
Werk  ist:  Elements  de  botanique  1867. 
Er  war  der  Erfinder  des  Schwefeins 
der  Reben  zur  Vertilgung  des  Mel- 
taues (Oidium  Tuckeri)  und  hat  sich 
schon  dadurch  die  grössten  Verdienste 
erworben.  Seit  dem  Jahre  1886  lebte 
er  als  Professor  im  Ruhestande,  als 
Sekretär  und  Redakteur  des  fran- 
zösischen Gartenbau-Vereins  aber  war 
er  bis  zu  seinem  Ende,  38  Jahre  lang, 
thätig. 


L.  Ziege  1er,  bisher  in  der  Landes- 
baumschule zu  Braunschweig  thätig, 
wurde,  unter  Ernennung  zum  Ober- 
gärtner, mit  der  Leitung  derselben,  als 
Nachfolger  Kochs  betraut. 


Den  Inhabern  der  Samenhandlung 
Liebau  &  Co.,  Erfurt,  wurde  vom 
Herzog  von  Anhalt  der  Hoflieferanten- 
Titel  verliehen. 


Zu  Offizieren  des  französischen  Ver- 
dienstordens für  Acker-  und  Gartenbau 
wurden  ernannt:  Andre  Laurent, 
Baumschulenbesitzer  in  Limoges  und 
J.  B.  Baillot,  Handelsgärtner  daselbst.. 


Geh.  Hofrat  Pfeffer,  Leipzig,  und 
Geh.  Reg.-Rat  Professor  Dr.  Stras- 
burger,  Bonn,  haben  die  Redaktion 
von  Pringsheim's  »Jahrbücher  für 
wissenschaftliche  Botanik«  über- 
nommen. 

Dr.  Karl  Schilbersky,  Assistent 
am  botanischen  Institut  der  Universität 
in  Budapest,  wurde  zum  ordentlichen 
Professor  für  Botanik  und  Pflanzen- 
krankheiten an  der  kg],  ungarischen 
Gartenbaulehranstalt  ernannt. 

Professor  l)r.  August  Garcke^ 
Berlin,  dessen  bekannte  Flora  .  von 
Deutschland  demnächst  in  17.  Auflage 
erscheint,  beging  am  25.  Oktober  seinen 
75.  Geburtstag  in  voller  Rüstigkeit.  — 
Demselben  ist  inzwischen  der  KgL 
Kronenorden  3.  Kl.  verliehen. 


William  LuntA^om  kgl.  botanischen 
Garten  inKew  wurde  zum  Hilfsinspektor 
am  kgl.  botanischen  Garten  in  Trinidad 
ernannt. 


Berichtigungen. 


Gartenflora  Heft  21  S,  570  lies  selbstgezogene  Palmen  des  Herrn  Neubert. 
Pr.  Holland,  nicht  Dreubert. 

Heft  2  3  S.  593.  Die  Rohrmatten  des  Flerrn  v.  d.  Smissen-Steglitz  kosten 
nicht  der  qm  1,20  M.,  sondern  das  Stück;  der  qm  kostet  36  Pfg. 

Heft  22  S.  599  Zeile  3  von  unten  bei  Besprechung  der  Gärtnerei  des  Herrn 
G.  Vincke-Duj ardin,  Brügge,  könnte  der  Ausdruck:  »Die  Zeichnungen  ent- 
nehmen wir  der  Schrift  des  Herrn  Bosschere«,  so  verstanden  werden,  als  seien 
die  Stöcke  entliehen;  in  Wirklichkeit  haben  wir  aber  nach  den  grossen  Zeich- 
nungen der  gedachten  Schrift  kleinere  eigens  für  die  Gartenflora  anfertigen 
lassen.  L.  W. 


807.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues 

am  29.  November  1894. 

I.  Der  Direktor,  Wirkl.Geh.Ober-Finanzrat  von  Pommer  Esche  widmete  dem 
entschlafenen  früheren  Schatzmeister,  Kgi.  Hof lieferanten  F.  J.  M.  Plumpe 
sowie  dem  gleichfalls  verschiedenen  Kgl.  Hofgärtner  Wundel-Potsdam 
warme  Worte  der  Anerkennung  und  ehrte  die  zahlreiche  Versammlung 
das  Andenken  der  Verstorbenen  durch  Erheben  von  den  Sitzen. 
II.  Vorgeschlagen  wurden  zu  wirklichen  Mitgliedern: 

1.  Herr  Baumeister  Hahn,  Berlin, 

durch  Herrn  Obergärtner  Müller; 

2.  »      Gärtnereibesitzer  PI.  Keyssner,  Zossen, 

durch  Herrn  Geh.  Justizrat  Keyssner; 

3.  »      Landschaftsgärtner  A.  Dalskov,  Kopenhagen, 

durch  Herrn  Wittmack; 

4.  »      Freiherr  von  Fürstenberg  L,  Sekonde-Lieutnant  im  Garde- 

Kürassier-Regiment,  Berlin, 
durch  Herrn  von  Pommer  Esche; 

5.  »      Lieut.  d.  Res.,  Gutsbesitzer  A.  Wollank,    Schloss  P)amms- 

mühle  bei  Schönwalde, 
durch  Herrn  Jörns; 

6.  »      Gartenbesitzer  H.  Hinz,  Kiel-Wik, 

durch  Herrn  Loock; 
7        »      Kalkbrennereibesitzer  E.  Lehmann,  Berlin, 

durch  Herrn  Loock; 

8.       »      Landschaftsgärtner  Ch.  Rolfs,  Friedenau-Berlin, 

durch  Plerrn  Kaehler. 

III.  Ausgestellte  Gegenstände  waren  in  so  grosser  Zahl  vorhanden,  dass 

deren  Besprechung  fast  2 1/2  Stunden  in  Anspruch  nahm  und  der  Vortrag 

des  Plerrn  Garten-Inspektor  Perring  über    seine    Reise  nach  Englahd 

auf  die  nächste  Sitzung  am  27.  Dezember  verschoben  werden  musste. 

1.    Die    Herren  Schwarzburg  und  Kretschmann -Pankow  ~  führten 

mehrere  Hundert  Primula    chinensis    in    Sorten    vor,    deren    Samen    der 

Verein  von    denjenigen    englischen    Firmen,    welche    auf   der    Chicagoer 

Weltausstellung  preisgekrönt  waren:   H.  Cannell  &  Sons-Swanley-Kent, 

James     Carter     &     Co. -London,     Kelway     &     Son-Langport,     John 

Laing  &  Son-Chiswick-London,    sowie  von    Herrn    Knoderer    in  Nizza 

bezogen  hatte,  und  diese  erregten  wegen  der  schönen  Farben  und  grossen 

Blumen  allgemeines  Erstaunen.     Leider  war    versäumt,    von    den    besten 

deutschen  Züchtern  Samen  zum  Vergleich  zu  beziehen;  in  Chicago  fanden 

die  Pflanzen  aus  deutschem  Samen  nicht  allgemeinen  Beifall,   die  Ameri- 


QrQ  807,  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


keiner  fanden  sie  zu  kleinblumig  und  die  Farben  nicht  verlockend  für 
Ilandelsgärtner.  Es  M'urden  aber  Ernst  Benary-Erfurt  für  seine  Samm- 
lung, die  als  »beste  gemischte  Sammlung«  bezeichnet  wurde,  und  H.  Mette- 
Quedlinburg  für  eine  Primula  sinensis  fimbriata  lilacina  albo  marginata 
auch  mit  einem  Preise  ausgezeichnet.  (Siehe  die  prämiierten  Sorten 
Gartfl.  1893  S.  636  und  686.) 

Herr  Schwarzburg  bemerkte,  dass  in  Berlin  die  Primeln  meist  aus 
französischem  Samen  gezogen  werden.  Hervorzuheben  seien  von  den 
ausgestellten:  von  Knode  rer-Nizza:  kermesina  splendens  und  rouge 
vif,  besonders  aber  coerulea.  die  bei  Tage  ein  schönes  Lilablau 
und  eine  grosse  Vervollkommnung  gegen  das  frühere  Blau  zeigt.  Die 
englischen  zeichnen  sich  alle  durch  einen  vorzüglichen,  dichten, 
kräftigen  Habitus  aus,  meist  aber  blühen  sie  später  als  die  französischen, 
ausgenommen  Crimson.  Besonders  zu  loben  sind:  » Cannells  pink«  und 
Carters  »Holborn  Magenta«,  tief  dunkelrot.  Die  englischen  Samen  sind 
aber  sehr  teuer,  50  Korn  von  den  Neuheiten  kosten  im  Durchschnitt  3,50  AI, 
während  man  bei  Herrn  Kn  od  er  er  dafür  ein  ganzes  Gramm  erhält. 

Herr  Kretschmann  erklärte:  Die  Leuchtend  roten  sind  alle  in  der  Farbe 
trotz  ihrer  verschiedenen  Xamen  einander  fast  gleich,  John  Laings 
»Chiswick  red«  würde  ich  eventl.  den  Vorzug  geben.  Die  früheste  war 
Kelways  »Crimson«.  Die  gefüllte  weisse  von  John  Laing  zeichnet  sich 
durch  besonders  kräftigen  Wuchs  und  grosses  Blatt  aus,  auch  alba  oculata 
hat  einen  solchen  Wuchs,  das  gelbe  Auge  tritt  aber  nicht  viel  mehr 
hervor  als  bei  anderen.  (Wurde  in  Chicago  besonders  hervorgehoben 
als  zukünftige  gelbe  Primel.  D.  W.)  Unter  sämtlichen  gefüllten  Pflanzen 
aus  englischem  Samen  war  keine  einzige  einfache,  dagegen  aus 
französischem  Samen  mehrere.  Carters  Holborn  Magenta  ist  schöner  als 
die  alte  Magenta,  welche  oft  nur  20%  Blumen,  die  auch  Lichtfarbe  be- 
sitzen, brachte.  Leider  ist  bei  den  heutigen  .Primelpreisen  der  englische 
Samen  für  Handelsgärtner  zu  teuer.  Die  Knodererschen  kommen  den 
englischen  z.  T.  gleich,  seine  rouge  vif  ist  hier  schon  bekannt,  von  36 
gefüllten,  deren  Samen  Herr  K.  gratis  mitgesandt,  waren  aber  nur  5  ge- 
füllt.—  Hr.  Schwai'zburg  undHr.  Kretschmann  stellten  ihre  vorgeführten 
Pflanzen  den  Mitgliedern  zur  Verfügung,  diedavon  dankbar  Gebrauch  machten. 

Herr  Garten -Inspektor  Perring  fügte  hinzu,  dass  er  kürzlich  die 
Primeln  bei  Herrn  Kretschmann  am  Tage  gesehen  habe,  wo  die  Farben 
noch  viel  schöner  sind,  mit  Ausnahme  der  Magenta,  die  abends  schöner 
ist.  Er  regt  einen  nochmaligen  Vergleich,  bei  dem  auch  deutscher  Samen 
zur  Verwendung  komme,  an. 

Herr  Schönfliess  und  Herr  A.  Drawiel  bedauerten,  dass  die  Primeln 
so  schlecht  bezahlt  werden,  billige  Marktware  kommt  das  ganze  Dutzend 
Töpfe,  1,25  M  (bessere  freilich  bis  3  M). 

2.  Herr  Keyssner-Zossen  führte  eine  Anzahl  schöner  Cattleya 
autumnalis  (C.  Warocqueana)  vor.  Er  betreibt  die  Orchideenkultur 
erst  seit  1893,  ist  aber  mit  den  Erfolgen  zufrieden.  C.  Warocqueana 
wurde  durch  Bungeroth  in  Südamerika  entdeckt  und  von  Linden- 
Brüssel  eingeführt.  Um  nicht  zu  viel  Mittel  aufzuwenden,  habe  er  zur 
Hälfte   etablierte,  zur  Hälfte  ,  importierte  Pflanzen,  die    viel    billiger    sind, 


807.  Versammlung  des  \'ereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.  (5c,  j 


gekauft.  Unter  letzteren  sei  eine  weisse,  für"  die  rtlan  ihm  200  M  ge- 
boten, während  er  8  M  gegeben  habe.  Der  Absatz  könnte  manchmal 
besser  sein,  manchmal  reicht  aber  der  Vorrat  nicht  aus,  so  jetzt  vor 
Weihnachten.  Je  heisser  die  Cattleya  autumnalis  zur  Zeit,  wo  die  Blüte 
in  der  Scheide  steckt,  gehalten  wird,  desto  blasser  ist  die  Farbe,  je  lang- 
samer man  sie  kommen  lässt,  desto  dunkler.  Er  empiiehlt,  recht  viel 
Orchideen  zu  kultivieren  und  das  Publikum  dafür  zu  interessieren. 

Herr  Gartenbaudirektor  C.  Lackner  wies  auf  den  grossen  Wert  der 
Cattleya  autumnalis  als  Handelsptlanze  hin,  sie  blüht  zu  einer  Zeit,  wo 
Orchideen  gesucht  sind,  während  andere  Cattleyen  im  Sommer  blühen. 
Die  Grösse  der  Blumen  scheine  auch  nach  den  Standorten  im 
Vaterlande  zu  wechseln  .  er  habe  von  einigen  Distrikten  gross- 
blumige, von  anderen  solche  mit  schmalen  Blumenblättern.  Herr 
Vincke-Dujardin  -  Brügge,  dessen  Etablissement  in  Gartentlora  1894 
S.  59Q  abgebildet  ist,  soll  zu  Garnots  'I'od  für  68  000  Fr.  Odontoglossum 
Alexandrae -Blüten  nach  Frankreich  geschickt  haben.  —  Herr  Keyssner 
bedauert,  nicht  noch  mehr  Orchideen  gekauft  zu  haben,  für  gute  Ware 
erhalte  man  auch  gutes  Geld  und  man  müsse  die  Ware  nicht  verschleudern, 
Er  bekomme  für  eine  Cattleya-Blüte  1,50  M  vom  Händler  (Herr  Lackner. 
Bluth  und  Brandt  1  M) 

Herr  Gartenbaudirektor  Brandt  empfahl,  importierte  Orchideen  zu 
kaufen,  zumal  die  Händler  von  etablierten  meist  nur  schwächere  weg- 
geben. Die  Kultur  ist  einfach,  wenn  man  nur  das  Vaterland  weiss,  und 
wer  Liebe  zu  Blumen  hat,  sollte  Orchideen  pflanzen,  die  Entwickelung 
der  importierten  zu  verfolgen,  ist  höchst  interessant.  Cattleyen-Blüten 
halten  sich  3  Wochen,  Odontoglossum  -  Blüten  4  Wochen,  Cypripedien 
2 — 3  Monate!  Die  Nachfrage  steigt,  Orchideen  wachsen  viel  mehr  ins 
Geld  als  Palmen. 

Herr  F.  Bluth  warnte,  doch  nicht  zu  stark  sich  auf  Orchideen  zu  legen. 
Wenn  wir  bei  Primeln  teureren  Samen  nehmen,  Averden  wir  auch  bessere 
Ware  und  einen  höheren  Preis  erhalten.  Herr  Keyssner  sieht  zu 
rosig  in  der  Orchideenkultur,  ihm  sind  wahrscheinlich  noch  keine  übrig  ge- 
blieben, wie  das  im  Sommer  vorkommt.  Indess  lindct  man  vielleicht 
noch  mehr  Orchideen  heraus,  die  sich  als  vorzügliche  Handelspflanzen 
eignen,  besonders  für  die  blumenarmen  Monate,  und  nach  Jahren  kann 
man  das  angelegte  Kapital  herausschlagen.  Die  Preise  des  Herrn  K  cy s s n  er 
erhalten  andere  hiesige  Orchideenzüchter  nicht.  Zufälligkeiten,  wie  der 
Tod  Carnots  und  des  russischen  Kaisers  mögen  da  mitgespielt  haben. 
Der  Händler  zahlt  meist  1  M,  nimmt  dafür  1,25—1,50  M  und  der 
Blumenhändler  dann  2,50  M.     Das  können  nicht  viele  bezahlen. 

Herr  Garten -Inspektor  Perring  wies  darauf  hin,  dass  der  Name 
Cattleya  Warocqueana  gestrichen  und  dafür  der  ältere  C.  autumnalis  ge- 
setzt werden  müsse.  Im  hohen  Sommer  sind  übrigens  auch  in  Eng- 
land die  Blumen  nicht  gesucht,  darum  ist  die  von  .Sander  wieder  ein- 
geführte C.  autumnalis  (identisch  mit  der  von  Linden  eingeführten 
C.  Warocqueana)  so  wertvoll,  sie  blüht  von  Oktober  Ijis  Weihnachten. 
Im  allgemeinen  wird  sich  die  Beschaffung  von  Orchideen  bei  uns  in 
engen  Grenzen  halten,  da  nicht  jedem  Anfänger  genügend  Kapital  zur 
Verfügung  stehe. 


gr2  807.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc. 


L.  Wittmack  wies  darauf  hin,  dass  der  Bedarf  Berlins  an  Orchideen 
noch  lange  nicht  durch  die  Züchter  in  und  um  Berlin  gedeckt  werde  und 
viel  aus  anderen  Städten  Deutschlands,  auch  aus  Belgien  hergesandt 
werde. 

3.  Herr  Obergärtner  Weber  hatte  eine  Anzahl  vSchaublumen  von 
Chrysanthemum  indicum  aus  dem  Garten  des  Herrn  Kommerzienrat 
Spindler-Spindlersfeld  ausgestellt,  die  so  hervorragend  waren,  dass  sie 
in  Grösse  und  Füllung  den  englischen,  früher  von  G.  Reid -London  vor- 
geführten vollständig  gleichkamen.  Er  hat  dies  besonders  dadurch  er- 
reicht, dass  er  gleich  von  vorn  herein  düngt,  damit  sie  sich  gleich  kräftig 
aufbauen  und  man  die  besten  Knospen  leichter  erkennen  kann;  bei  den 
verschiedenen  Sorten  sitzen  diese  verschieden.  Die  Blumen  stammten 
nicht  von  Pflanzen  mit  1  Blume,  sondern  von  solchen,  die  mindestens 
6  Blumen  haben.  Er  bedauert,  dass  man  namentlich  in  Privatgärtnereien 
nicht  mehr  Wert  auf  grosse  Blumen  legt,  denn  nur  an  grossen  Blumen 
kommt  der  charakteristische  Bau  und  die  schöne  Färbung  voll  zur 
Geltung.  Besonders  schön  sind:  die  weisse  »Tangarita«,  deren  Samen 
Herr  Hofmarschall  v.  St.  Paul-Illaire-Fischbach  aus  den  kaiserlichen 
Gärten  zu  Tokio  erhielt  (farbig  abgebildet  Gartenflora  1892  S.  449  t.  1378b, 
damals  zum  ersten  mal  blühend,  jetzt  viel  grösser),  Sämling  X  8.  und 
andere  Sämlinge ,  alle  ebendaher ,  ferner  Leon  Frache ,  Waban, 
Ada  Spaulding,  Duke  of  York,  Robert  Owen,  Miss  Mary  Weighmann,  gelb, 
G.  C.  Schwabe,  rot,  MUe.  Marie  Host,  Geheimrat  Wittmack,  violett-rosa, 
eingebogen,  ganz  dichtdachig  etc. 

4.  Herr  Obergärtner  A.  Kleemann-Düren  hatte  aus  dem  Garten  des 
Plerrn  Kommerzienrat  Ph.  Schöller  daselbst  ebenfalls  Chrysan- 
themum-Blumen eingeschickt  und  liess  fragen,  ob  diese  schon  die  voll- 
kommene Grösse  erreicht  hätten.  Einzelne,  darunter  ein  Waban,  hatten 
das  allerdings,  andere  noch  nicht  ganz.  Herr  K.  berichtete,  dass  er 
Etoile  de  Lyon  bis  24  cm  Durchmesser  gehabt  habe.  Er  düngt  erst  nach 
dem  Knospenansatz  kräftig.  LIerr  Weber  übernahm  die  Beantwortung 
der  Kleemann  sehen  Fragen. 

5.  Flerr  Obergärtner  Amelung  vom  Joachimsthalschen  Gymnasium, 
wo  zum  Zwecke  des  Unterrichts  Chamioignons  gebaut  werden,  erläuterte 
eme  ganz  neue,  von  ihm  erfundene  Methode  der  Zucht  in  liegenden  alten 
Cementtonnen,  in  einem  Keller  von  6^  R.  in  mehreren  Etagen  auf- 
geschichtet, die  wegen  ihrer  Einfachheit  allgemeines  Aufsehen  erregte. 
Dieselbe  wird  in  Gartenflora  Heft  1  1895  mit  Abbildungen  beschrieben 
werden. 

Herr  E.  Dietze-Steglitz  erklärte,  er  habe  Herrn  Amelungs  Anlagen 
gesehen  und  sei  erstaunt  über  die  praktische  Einrichtung;  Stellagen  halten 
nur  3 — 4  Jahre  und  daran  scheitert  oft  die  Kultur.  Die  vorgelegte 
Tonne  ist  nicht  etwa  eine  Ausnahme,  nein,  alle  sind  so  gut  mit  Pilzen 
besetzt.  Auch  für  Handelsgärtner  ist  das  sehr  zwerkmässig,  wie  auch 
Herr  Hofgärtner  Hoffmann  meint. 

6.  Herr  Prof.  Dr.  Paul  Sorauer  sprach  über  die  in  voriger  Versammlung 
besprochene  Epheukrankheit  bei  Herrn  Drawiel-Lichtenberg.  Nach 
seiner  Untersuchung  ist  es  ein  Pilz,  eine  Phoma-Art,  der  sie  veranlasst.    Die 


jy. 'Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung  des  Gartenbaues  etc.        653 


Blätter  zeigen  erst  rötliche  Punkte,  die  in  der  Mitte  bald  gelb  werden, 
später  zerreisst  das  Blatt.  Die  Ursache  scheint  eine  zu  gute  Ernährung, 
das  Rindengewebe  war  sehr  dick  und  schwammig. 

Herr  Kgi.  Obergärtner  Habermann-Schloss  Monbijou,  der  sehr  viel 
Epheu  treibt,  ist  der  Ansicht,  dass  die  Krankheit  durch  lokale  Verhält- 
nisse bedingt  sei,  er  habe  einem  Bekannten,  der  auch  in  Schloss  Mon- 
bijou wohnt,  öfter  Epheu  gegeben,  der  ihn  in  einem  Keller  überwinterte, 
immer  sei  er  krank  geworden,  bei  ihm  selbst  nie,  da  er  ihn  im  Freien 
überwintere. 

Herr  Bluth:  Jeder  Handelsgärtner  hört  auf,  Epheu  zu  ziehen,  sobald 
er  sieht,  dass  er  krank  wird.  Das  sollte  man  auch  bei  anderen  Pflanzen 
thun;  die   Krankheit  ist  alt,    in  geschlossenen  Lagen  tritt  sie  nicht  auf. 

Herr  Dr.  Damm  er:  Es  giebt  verschiedene  Epheukrankheiten,  die  sich 
ähnlich  sehen,  bei  Elerrn  Weigt  wurden  die  Stengel  weich  und  fielen 
um,  das  ist  nach  Prof.  So  r  au  er  der  Epheukrebs.  Dr.  Lindau  am  Kgl. 
bot'.  Museum  hat  gefunden,  dass  er  durch  Bakterien  veranlasst  wird,  und 
ich  habe  ELerrn  Weigt  geraten,    das  Fass,    aus  dem   er  giesst,    gründlich 

zu  reinigen. 

Herr  Hab  ermann  ist  nicht  der  Ansicht,  dass  durch  Düngung  die 
Krankheit  entstehe,  stimmt  aber  Herrn  Bluth  bei,  dass  sie  in  geschlossenen 
Lagen  nicht  erscheint.  Man  muss  den  Epheu  nicht  in  der  Sonne  auf- 
stellen, auch  durch  zu  spätes  Einpflanzen  und  Vernachlässigung  des 
Giessens  bei  Ueberwintt-rung  im  Keller  wird  viel  gesündigt.  Er  pflanzt 
den  Epheu  schon  im  Juli,  wenn  die  grösste  Hitze  ist,  in  Töpfe,  nicht 
im  August  und  September,  und  lässt  dabei  gar  keinen  Ballen  an  den 
Pflanzen.  Wenn  dann  die  Nächte  länger  werden,  bildet  der  Epheu  dicht 
unter  der  Erde  wieder  schöne  Wurzeln;  man  muss  es  eben  so  einrichten, 
dass  er  diese,  die  er  sonst  im  Freien  bildet,  im  Topf  erzeugt. 

Herr  Tübbecke  berichtete,  dass  Epheu  unter  Bäumen  weniger  leide  als 
freistehender,  Elerr  Neuheisel  hat  das  Gegenteil  gefunden.  Herr 
Weidlich  bestätigt  Herrn  Tübbeckes  Ansicht. 

Herr  A.  Dawiel:  Seit  40  Jahren  werden  auf  meinem  Grundstück  in 
Lichtenberg  jährlich  4— 5000  Epheu  gezogen  und  die  Stecklinge  dazu  alle 
Jahre  neu  vom  Friedhof  geholt  Der  Epheu  überivintert  im  Freien  unter 
Reisigdecken,  im  nächsten  Frühjahr,  wenn  die  Häuser  leerer  werden,  wird 
er  in  Töpfe  gepflanzt  und  in  die  Häuser  gestellt,  nach  14  Tagen  bis 
3  Wochen  bilden  sich  dann  neue  Blätter.  Nie  ist  Krankheit  bei  mir  vor- 
gekommen; mein  Sohn  hat  aber  jetzt  mit  Kloake  giessen  lassen  und 
dazu  kam  die  nasse  Witterung,  diesen  beiden  Umständen  schreibe 
ich  die  Krankheit  zu  (also  zu  reichliche  Ernährung,  wie  Herr  Professor 
Sorauer  vermutete). 

Flerr  C.  Grass  IL  hat  seit  langen  Jahren  den  Epheu  im  Sommer  um 
11  oder  iiV2Uhr  mit  kaltem  Wasser  bespritzt,  wenn  die  einzelnen  Blätter 
gelb  wurden,  und  so  nie  Krankheit  erhalten. 

Herr  Professor  Sorauer:  Die  Krankheit,  von  der  Herr  Grass  spricht, 
ist  jedenfalls  eine  andere,  bei  unserer  werden  die  Blätter  rot.  —  Herr 
Hab  ermann  hat  ganz  recht,  wenn  er  sagt,  die  Ursachen  seien  lokale, 
wir  wissen  sie  aber  nicht.     Bei  allen  parasitären  Krankheiten  wirken  zwei 


()LA  807.  Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung   des  Gartenbaues  etc. 

Faktoren:  1)  eine  günstige  Entwicklung  des  Parasiten;  2)  eine  für  ihn 
günstige  Disposition  der  Pflanze.  In  unserem  Fall  scheint,  eine  gewisse 
Weichheit  des  Gewebes  die  Ansiedelung  oder  mindestens  die  Ausbreitung 
zu  begünstigen.  Der  Epheu  ist  von  Natur  eine  Schattenpflanze,  es  kann 
auch  möglich  sein,  dass  er  an  der  Sonne  eine  andere  Wachstumsrichtung 
bekommt.  Alan  muss  sich  immer  fragen;  1)  Ist  die  Krankheit  parasitär? 
2)  Welches  sind  die  begleitenden  Umstände?  Auf  letztere  bitte  ich  stets 
besonders  zu  achten. 

7.  Herr  F.  Bluth  übergab  eine  Gallenbildung  von  einer  Weide,  deren 
Untersuchung  Herr  Professor  Sorauer  übernahm. 

8.  Herr  Nor  wich  überreichte  Kropfmasern  an  4-jährigen  Eirn- 
pyramiden,  auf  Quitte  veredelt,  welche  Herr  Professor  Sorauer 
ebenfalls  übernahm. 

9.  L.  Wittmack  zeigte  noch  sehr  wohl  erhaltenes  Holz  von  den  vor- 
weltlichen Baumstümpfen  in  der  Braunkohlengrube  Victoria  zu 
Gross-Räschen  bei  Senftenberg  vor  (s.  Gartenflora  894,  Heft  22, 
S.  612),  welches  Herr  Kgl,  Baurat  Hoffmann,  der  Besitzer  der  Grube, 
ihm  freundlichst  hatte  übersenden  lassen.  Wahrscheinlich  ist  es  Taxodium 
distichum,  vielleicht  auch  Sequoia  Langsdorfii;  die  Stümi3fe  erinnerten 
den  Vortragenden  sehr  an  die  Stümpfe  der  Sequoia  sempervirens  in 
Santa  Cruz,  Süd-Californen,  auch  das  wellige  Holz. 

Zum  Vergleich  gab  er  Photographieen  eines  Cypressen-Sumpfes  bei 
Neu-Orleans  herum,  der  aus  Taxodium  distichum  besteht, 

10.  Herr  Professor  Dr.  Conwentz.  Direktor  des  westpreussischen 
Provinzial-Museums,  Danzig,  hatte  für  das  Museum  der  landwirtschaftlichen 
Hochschule  und  für  den  botanischen  Garten  je  1  ExemjDlar  eines  ganz 
kurzen  Besens  aus  der  Zwergbirke,  Betula  nana,  übersandt,  die  er  aus 
Finland  mitgebracht.  Dort  ist  die  ZAvergbirke  allgemein  verbreitet,  wie 
sie  ja  mit  Salix  polaris  die  am  weitesten  nach  Norden  gehende  Gehölz- 
art ist.     Sie  findet  sich  noch  in  Sibirien,  Grönland  etc. 

Die  Besen  sind  nur  37  cm  lang  und  die  ganze  Pflanze  wird  meist  nur 
30 — 60  cm  hoch.  Interessant  ist,  dass  die  kleinen  kreisrunden,  nur  1  cm 
breiten  Blätter  sowie  die  Kätzchen  noch  an  den  Besenruten  sitzen. 

IV.  Die  Frage,  ob  die  von  der  DeiDutation  für  die  Kanalisationswerke  anstatt 
der  früheren  1  ha  Fläche  angebotenen  8 — 12  ar  zur  Prüfung  von  Neu- 
heiten auf  dem  Rieselfelde  zu  Blankenburg  angenommen  Averden  sollen, 
rief  eine  lebhafte  Debatte  hervor,  an  der  sich  die  Herren  Jörns, 
Perring,  Dressler,  Vogel  er.  Hoff  mann.  Lackner  etc.  beteiligten. 
Schliesslich  wurde  auf  Antrag  der  Herren  Perring  und  Lackner  be- 
schlossen, die  Angelegenheit  in  einer  gemeinsamen  Sitzung  aller  Aus- 
schüsse noch  einmal  zu  prüfen. 
V.  Der  Schatzmeister,  Herr  Kgl.  Hoflieferant  J.  F.  Loock  berichtete,  dass  für  die 
durch  Plagel  geschädigten  Gärtner  1328  M  50  Pf.  eingegangen  und  an 
34  Geschädigte  verteilt  seien.  Der  Vereinskasse  sind  für  Druckkosten 
und  Porto  ca.  135  M  Ausgaben  erwachsen.  —  Herr  Schwarzburg  fügte 
hinzu,  dass  der  Bericht  der  Kommission  über  diese  Angelegenheit  nächstens 
veröffentlicht  werden  würde. 


Aus  den  Vereinen.  —  Ausstellungen  und  Kongresse. 


655 


VI.  Das    Preisgericht,     bestehend     aus     den    Herren    Brandt,    Busse    und 
A.  Drawiel,  sprach  folgende  Preise  zu: 

1.  Herrn  Obergärtner  Weber  für  Chrysanthemum   i  grosse  silberne 

Medaille; 

2.  »       Keyssner,  Zossen,  für  Cattleya  autumnalis  1  kleine  silberne 

Medaille; 

3.  »       Obergärtner  Amelung    für   Champignonzucht    in  Cement- 

tonnen  den  Monatspreis  von   15  M. 
Die    in    der    letzten  Sitzung  Vorgeschlagenen    wurden    als  Mitglieder    auf- 
genommen. 

V.  Pommer  Esche.  Wittmack. 


Aus  den  Vereinen. 


Versammlung  des  Hamburg-Altonaer  Gartenbau- 
vereins im  November. 

Dr.  Zacharias  hielt  einen  Vortrag 
über  die  Fortpflanzung  der  Blüten- 
pflanzen und  demonstrierte  seine  Aus- 
führungen an  einigen  interessanten 
Präparaten.  Ausgestellt  waren  Chry- 
santhemum in  vorzüglicher  Beschaffen- 
heit, und  Cyclamen  in  grossen  vollblü- 


henden Exemplaren,  Zwei  Pflanzen  von 
Cattleya  labiata  autumnalis  trugen  auf 
jedemvSchaft  sechs  ausgebildete  Blumen. 
In  einigen  Exemplaren  ist  Carex  jap.  fol. 
var.,  eine  Glumaceae,  vorhanden.  Die- 
selbe scheint  für  Jardiniere  oder  zur 
Bepflanzung  von  Grotten  in  Winter- 
gärten sehr  verwendbar  zu  sein. 

F.  B— r. 


Ausstellungen  und  Kongresse. 


Chrysanthemumausstellung  in  Hamburg. 

Durch  eine  Chrysanthemumausstel- 
lung wurde  am  20.  November  im  Sage- 
bi ersehen  Marmorsaal  die  Gründung 
eines  Vereins  von  Chrysanthemum- 
freunden wäirdig  eingeleitet.  Die  Firma 
Götze  &Hamkens,  deren  Verdienste 
auf  dem  Gebiete  der  Kultur  dieser 
Pflanze  ich  schon  früher  Veranlassung 
nahm,  in  dieser  Zeitschrift  zu  gedenken, 
sandte  im  A^erein  mit  der  Gärtnerei 
des  Privatmannes  Schuhmacher  eine 
Ivollektion  Schaupflanzen,  welche  den 
mächtigen  .Saal  vollends  füllte  und 
zeigte,  w^elcher  Entwickelung  eine 
Blume,  deren  Anfangsform  einer  Ca- 
millenblüte  nicht  unähnlich  ist,  durch 
aufmerksame,  sachgemässe  Behandlung 
fähig  ist. 

Unter  S  c  h  uh  m  a  c  h  e  r  s  Pflanzen  finden 
wir  einigeNeueinführungen.  »Le  colosse 
grenoblois«  trägt  in  der  That  eine  sehr 


grosse  Blume,  weiss,  lilakarmin  ge- 
streift und  leicht  gebaut,  »L'Isere«, 
weiss,  einwärts  gebogen,  »Lincoln«, 
gelb,  »Alberich  Lund«,  weinrot, 
»M.H.Roberts«,  hellrosa,  innen  gelb  u.  a. 
Einige  waren  noch  zu  wenig  entwickelt, 
um  ein  Urteil  über  ihre  Güte  aus- 
sprechen zu  können. 

Dass  Götze  &  Hamkens  in  der 
Kultur  von  Schaublumen  Avohl  hier 
unerreichtes  leisten,  dürfte  bekannt 
sein.  Ihre  Sammlung  umfasste  ca.  100 
Sorten  in  je  3—5  Exem  plaren  von  tadel- 
loser Form  und  Farbe  und  bedeutender 
Grösse.  Es  war  nicht  nur  ein  gewähltes 
Sortiment,  sondern  auch  vollendete 
Kultur.  Die  Berichte  über  Chrysan- 
themumausstellungen in  der  Fachpresse 
überheben  mich  wohl  der  Aufzählung 
der  besten  Sorten;  nicht  unerwähnt 
lassen  will  ich  ihre  eigene  Züchtung, 
Blume  zart  weisslich  rosa,   anemonen- 


6^5 


Personal-Nachrichten. 


Berichtigunaen. 


blutig,  »Club  Flora«  benannt.  Zu  Binde- 
zwecken scheint  dieselbe  äusserst 
schätzenswert  zu  sein.  —  In  welch' 
rationeller  Weise  in  dieser  Gärtnerei 
die  Kultur  gehandhabt  wird,  zeigen 
uns  die  grossen  Gruppen  von  Schau- 
pflanzen, mit  denen  der  Saal  bestellt 
A\'ar. 

H.  F.  C.  Sander  zeigt  die  ver- 
schiedenartige Anwendung  der  Chry- 
santhemumblume an  einigen,  mit 
grossem  Geschmack  gefertigten  Blumen- 
stücken. Auffallend  ist  unter  diesen 
ein  grosser,  mit  hellbraunen  Blumen 
umrahmter  Spiegel.  Das  denselben 
zierende  Bouquet  l^esteht  aus  Mar- 
guerites,  Canna-  und  Crotonblättern 
und  gelben  Chrysanthemum.  Sehr  zart 
und  duftig  ist  die  Garnierung  einer 
Lyra     mit    zersprungenen    Saiten,     als 


Symbol  zerstörten  Glücks.  Den  oberen 
Teil  des  Rahmens  bilden  weisse  Chry- 
santhemum; die  Farbe  geht  nach  unten 
hin  in  zartes  lila  über.  Schmückung 
Aveisse  Clarysanthemum  und  Odonto- 
glossum  Alexandrae.  Ein  Trauerkranz 
von  grossen  Dimensionen  wäre  eben- 
falls zu  vermerken.  Das  Licht  zahl- 
reicher farbiger  Glühlampen  • —  die 
Chrysanthemumblume  bedarf,um  durch 
ihre  Farbe  zu  wirken,  einer  intensiven 
Beleuchtung  —  trug  dazu  bei,  jedes 
Stück  in  seiner  Schönheit  recht  her- 
vortreten zu  lassen. 

Jedenfalls  haben  sich  die  genannten 
Herren  um  das  Zustandekommen  einer 
Ausstellung  verdient,  gemacht,  die  von 
Fachleuten  und  vom  Publikum  als  her- 
vorragende Leistung  anerkannt  werden 
muss.  F.  B — r. 


Personal-Nachrichten. 


Der  rühmlichst  bekannte  Verlags- 
buchhändler Paul  Parey-Berlin  ist 
am  7.  Dezember  gelegentlich  seines 
25jährigen  Jubiläums  von  der  Uni- 
versität Halle  zum  Ehrendoktor  er- 
nannt. 

L.  Wittmack  ist  zum  Ehrenmitglied 
des  Gartenbau-Vereins  zu  Potsdam  er- 
nannt. 

Der  Hoflieferant  Klings  stellte  bei 
dem  lüo jährigen  Jubiläum  der  kauf- 
männischen   Ressource    von    1794    im 


Verein  mit  Herrn  Janicki  am  8.  De- 
zember eine  so  grossartige  Dekoration 
der  Treppe  und  des  Festsaals  her,  wie 
sie  Berlin  wohl  noch  nie  gesehen  hat. 

Andreas  Treffehn,  Obergärtner 
und  Magazin-Verwalter  zu  Quedlinburg 
ist  das  Allgemeine  Ehrenzeichen  ver- 
liehen. 

Joh.  Georg  Wunderlich,  Kauf- 
mann und  ßaumschulenbesitzer  zu 
Frankfurt  a.  M.  ist  das  Prädikat  als 
Hoflieferant  verliehen. 


Berichtigungen. 


Seite  539  ad  9  muss  es  heissen:  Herr  Dr.  U.  Dammer,  Fricdenau,  über- 
brachte   eine  Anzahl  Aepfel    aus    seinem    elterlichen   Garten. 

Auf  Seite  541  ad  VI  muss  es  heissen:  Im  Gard.  Chronicle  vom  22.  Sep- 
tember, S.  35i,  das  in  der  Sitzung  auslag,  habe  er  (Dr.  Dammer)  bezüglich 
Weintrauben  eine  Angabe  gefunden,  dass  in  England  eine  Traube  von  Gros 
Guillaume  im  Gewichte  von  23  Pfund  5  Unzen  (engl.  Gew.)  und  von  Black 
Hamburgh  eine  Traube  im  Gewichte  von  21  Pfund  12  Unzen  einmal  ausgestellt 
gewesen  sei  und  fragt  an,  wie  schwer  die  von  Herrn  Schreiber  ausgestellten 
Trauben  sind. 

S.  635  Zeile  2  von  unten  muss  es  heissen:  Chr.  Drescher,  Berlin,  anstatt 
Dressler. 


Inhalt. 


I.  Abbildungen. 


a)  Tafeln. 

(Die  Zahlen  bedeuten  die  Nummer  der  Tafel). 
Billbergia  X  Wittmackiana   H.  L.  B.   1405. 
Cochlioda  Noezlian-  Rolfe  1403. 
Darwin-Tulpen V. E.H.  Krelage  &  Sohn  1406. 
Flieder,  gefüllter,  „Michel  Buchner"  1409. 
Incarvillea  Delavayi  Bur.  et  Franch.  iSgS. 
Italienischer    Garten    im    Park    des    Herrn 

H.     H.     Hunnewell     in     VVellesley     bei 

Boston,  Mass.   iSqq. 
Mamillaria  barbata  Engelmann   1400. 
Primula  chinensis  fimbriata  ,, Schwarzauge" 

1402. 
Solanum  muticum  N.  E.  Brown   1401. 
Syringa  vulgaris  fl.  pl.  „Le'on  Simon"  1407. 
Tita -Traube   140S. 
Tulpen,  Darwin-,  von  E.  H.  Krelage  Sc  Sohn 

1406. 
Vanda  teres  Lindl.  1404. 

b)  Abbildungen  im  Text. 
(Die    Zahlen    bedeuten    die    Seite). 

Abelmoschus  esculentus  speciosus  622. 

Aechmea  macracantha  Brongn.   175. 

Aster,  Reids  kugelblUtige  Rühr-  41. 

Aster,  Triomphe  des  Marche's  i36. 

Ausschmückung  einer  Tafel  mit  Chrysan- 
themum bei  elektrischer  Beleuchtung  3j. 

Ausstellung  des  Märkischen  Obstbau-Vereins 
in  der  Maschinenhalle  des  Ausstellungs- 
parkes zu  Berlin  579,  58i. 

Begonia  Erfordia  41. 

Bibliothek  und  angrenzende  Räume  im 
Hause  E.  H.  Krelage  &  S.  in  Haarlem  566. 

Bindereien  der  Firma  Th.  Hübner,  Berlin  61. 

Bindereien,  geschmackvolle,  auf  der  Herbst- 
ausstellung 1S93  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  117. 

Blumenbeetchen  343. 

Blumenbrett,  zurückdrehbares  71. 

Blumengruppierung  ohne  Figurenlegen  343. 

Blumengruppierung  um  eine  Statue  342. 

Blumentorte  um  eine  Statue  342. 

Bryobia  nobilis  C.  L.  Koch  (?)  491. 

Calla,  neue,  mit  rosa  Blutenscheide  (Reh- 
manni),  i5. 

Canna  „Königin  Charlotte"  bj. 

Chamaepeuce  Afra  41. 

Chicago,  Teppichbeete  im  Washington- 
Park  157,  159,  161. 


Crataegus  orientalis  292. 

Crataegus  tanacetifolia  Lam.  21 5.  —  tana- 
cetifolia  Pers.  292.   — 

Crinum  Roozenianum  40. 

Cypripedium  Sanderianum  superbiens  52o. 

Delphinium  sinense  grandiflorum  nanum 
compactum  137. 

Denkmal  J.  M.  Hildebrandts  auf  Madagas- 
kar 287. 

Deutzia  parviflora  Bunge  65. 

Dianthus  caryophyllus  semperflorens  i36. 

Dipladenia  atro-purpurea  D.  C.  (dunkel- 
purpurne Doppeldrüse)  548. 

Eierfrucht,    sehr  frühe  von  Barbentane  97. 

Endivie,  weisse  krause  Moos-  97. 

Erdbeere  ,,Laxtons  Competitor"  290.  — 
„Laxtons  Latest"  of  All  289.  —  „Lax- 
tons Scarlet  Queen"  290.  —  ,,Laxtons 
Sensation"  290.  —  „Royal  Sovereign"  290. 

Eschscholtzia  maritima  41. 

Fagus  silvatica  bei  Schleiz  325. 

Farnhaus  in  einem  Kalthause  bei  Herrn 
Slomann  in  Altona-Othmarschen  2J0. 

Forsythia  suspensa,  Sämlinge  mitbesonderer 
Blattform  619. 

Gaerdt,  Heinrich,  Königlicher  Gartenbau- 
direktor 5. 

Gärtnerei  von  Ed.  Pynaert  van  Geert  In 
Gent  399,  401. 

Gerardia  tenuifolia  43. 

Giebelstein  von  1755  am  Giebel  des  Bi- 
bliothekgebäudes von  E.H.  Krelage  «&  Sohn 
in  Haarlem  568. 

Glossopetalon    meionandrum   Koehne    239. 

Grazie  ersten  Ranges  341. 

Grazie  niederen  Ranges  341. 

Gruppierung,  natürliche  345. 

Gurke,  lange,  Sikkim-  97. 

Handelsgärtnerei  von  William  K.  Harris  in 
Philadelphia  93. 

Hasskarl,  Justus  Karl  207. 

Helianthus  lenticularis  95. 

Helianthus  multiflorus  maximus  554. 

Hexenbesen  an  einer  Birke  407. 

Hibiscus  esculentus  speciosus  623. 

Kartoffel  „Die  Czarina"  99. 

Konifere  mit  amputierten  Gliedern  341. 

Kopfkohl,  krausgeränderter,  Winter-  97. 

Krelage,  Ernst  Heinrich  563. 

Krelage,  Jacob  Heinrich  564. 

Kürbis,  bronzefarbiger    von  Monthlery  loi. 


66o 


Sachverzeichnis. 


Lathyrus  odoratus  „Bronce  King"  48. 
Lattich,  römischer  Gigogne  loi. 
Lesezimmer  im  Hause  E.  H.  Krelage  &  Sohn 

in  Haarlem  565. 
Liquidambar  styraciflua  L.    im  Forstgarten 

bei  Cleve  457. 
Lunaria  biennis  foliis  variegatis  137. 
Monophatnus  bipunctatus  i3i. 
Nelke  „Uriah  Pike"  440. 
Nymphe,    badende,    im    Pahnenhause    des 

Borsigschen  Gartens  in  Berhn  i3. 
Ortgies,  Eduard  227. 
Pflanzenmosaik  845. 
Pinus    Strobus     L.,    Weymouthkiefer     im 

Forstgarten  bei  Cleve  456. 
Primula  obconica  i38. 

Rasenbeete  in  der  Nähe  der  Wohnungen  844. 
Richardia  Rehmanni  Hort.  i5. 
Ricinus  zanzibariensis  69. 
Rosenbohrer,  aufwärtssteigender  i3i. 
Rosentreiberei  von  E.   Thiel   in  Plötzensee 

hei  Berlin  32i,  323. 
Rotbuche  bei  Schleiz  325. 
Sommerbepflanzung     einer     Teppichbeet- 
gruppe 63. 
Stachelbeer-Milbe,  rote  491. 
Stiefmütterchen    aus    dem    Lyngen-Kirch- 

spiel  in  West-Finmarken  444. 


Sträucher,  stammförmig  gezogene  341. 

Strauch,  natürlich  ausgewachsener  341. 

Sukkulentengruppe  im  Park  von  Monrepos- 
Geisenheim  385. 

Tannenbaum  „mit  grünen  Fingern"  341. 

Teppichbeet,  geschmackvolles  118. 

Topfspaliere  des  Gartenbau-Direktors  M. 
Buntzel  auf  der  Ausstellung  des  Märki- 
schen Obstbau-Vereins  58i. 

Torenia  Fournieri  grandiflora  coelestina  76. 

Tropaeolum,  Hybride  v.  Madame  Gunter  i38. 

Tulpenfeld  in  der  Gärtnerei  von  E.  H. 
Krelage  &  Sohn  in  Haarlem  56j. 

Vanda  coerulea  im  Palmenhause  des  Herrn 
Bluth  182. 

Veranda  an  der  Villa  Borsig    in  Berlin   i3. 

Verbascum  Wiedemannianum  76. 

Viktoriapark  in  Berlin  265,  266,  267,  268,  269. 

Vincke-Dujardinsche  Gärtnerei  in  Scheeps- 
daele  bei  Brügge  600,  602,  604,  6o5. 

Wegner's  Patent -Sauger  517,  5 18. 

Wintergarten  in  der  Villa  Borsig  in  Berlin 
S,  9,  II. 

Wintergarten  von  J.  C.  Schmidt  aut  der 
Thüringer  Gewerbe-Ausstellung  in  Er- 
furt 38 1. 

Zantedeschia  Rehmanni  Engl.  i5. 


2.  Sachverzeichnis. 


Abbazia,  der  Park  von  194. 

Abelmoschus  esculentus  speciosus  622. 

Abies  Nordmanniana  mit  Coccus  racemosus 
Ratzeburg  behaftet  260,  27q. 

Abies  Nordmanniana  X  Pinsapo  2o3. 

Abutilon  „Andenken  an  Bonn"  189. 

Abutilon  „Sawitzers  Neuzüchtung"  189. 

Abutilon  vexillarium  68. 

Acer,  die  Varietäten  der  Gattung  420. 

Ackerbau,   einschliesslich    Gerätelehre    523. 

Actinidia  Kolomikta  78. 

Adam,  Johann,Sachverständiger  für  Pflanzen- 
untersuchungen in  Herbesthal  29. 

Adressbuch  des  Privat  -  Gartenbaues  in 
Deutschland  von  de  Terra   193. 

Aechmea  macracantha  Brongn.   174. 

Aerides  crassifolium  Parish  et  Reichb.  428. 

Aerides  odoratum  Loureiro  428. 

Agardh,  Jacob  Georg  86,  in. 

Agave  rigida  5i5. 

Agave,  Sisal-  5i2. 

Ageratum  multiflorum  nanum  compactum 
coeruleum  166. 

Ahrens,  Hofgarten-Assistent  144. 

Algier,  Einfuhr  nach  524. 

Alpenpartie-Anlagen  in  Koppitz  192. 

Alphand,  Direktor  der  Arbeiten  von  Paris  448. 

Alternanthera  „Hermsdorf"'  166. 

Alternanthera  metallica  aurea  166. 

Alternanthera  Reichardii  189. 

Altersschwäche  und  Lebensmüdigkeit  der 
^Pflanzen   147,  177. 


Amarantus  speciosus  Sims.  427. 

Amarantus  superbus  (yi. 

American  Florist  Company's  Directory  of 
Florists,  Nurserymen  and  Seedsmen  of 
the  United  States  and  Canada  and 
Reference  Book  36o,  388. 

Amerikanische  Handelsgärtnerei  5o6. 

Anthurium  Wambeckianum  141. 

Apfel:  Bismarck  595.  —  Braunschweiger 
Milch-  428.  —  Brightwatre  129.  —  Bryant 
129.  —  Coulons  Reinette  595.  —  Crab- 
Apples  i3o.  —  Gross  i3o.  • —  Ernte  428. 
—  von  Halder  258.  —  Hamblings  Seedling 
141.  —  Holz-  i3o.  —  Jacobs-  129,  428. 
Maybiers  Goldparmäne  595.  —  Mickel  No.I 
i3o.  —  Muskat-Reinette  595.  —  Perry 
i3o.  —  Snyder  i3o.  —  Sommer-Gewürz- 
428.  —  Story  i3o. —  Upp  i3o.  —  White 
Russet  i3o. 

ApfeIzweig,Anschwellung  an  einem 

Arbeitskalender  für  Gartenliebhaber 

Aronskelch   i3. 

Aronslilie  14. 

Arum  sanctum  141. 

Ascherson,  Paul,  Professor  Dr.  254, 

Asparagus  medeoloides  Thnbg.  14. 

Asparagus  Sprengeri  Regel  427. 

Aster,    Comet-    oder  Pudel-  92.    — 
oder  Ball-  92.  —  Aster,  Prinzess- 
Riesen-Komet-   540.    —    sinensis 
Reids  kugelblütige  Röhraster  47. 


204. 
144. 


36(5. 


Juwel- 
189.  — 
fl.-  pl., 

-  Tri- 


omphe  des  Marche's  1 35. —  weisse  Komet483. 


Sachverzeichnis. 


66 1 


Atlantic  City,  NcAv-Jersey  549. 

Ausflug  der  Vereins-Ausschüsse  nach  Pots- 
dam 5oo.  —  nach  StegHtz  5o2. 

Ausflug  d.  Vereinsmitglieder  nach  Görlitz  368. 

Ausschluss  eines  Vereinsmitgliedes,  Berech- 
tigung 333. 

Ausschmückung  einer  Tafel  mit  Chrysan- 
themum bei  elektrischer  Beleuchtung  35. 

Ausschüsse,  vereinigte,  des  Vereins  zur  Be- 
förd.  d.  (lartenbaues,  Ausflüge  474,  5oo,  5o2. 

Ausschusswahlen  des  Vereins  zur  Beförde- 
rung des  Gartenbaues  3y>j. 

Ausstellung  v.  blühenden  Zwiebeln,  Knollen 
und  Stauden   iSq5  430. 

Ausstellungen  von  Obst  540. 

Ausstellungen  und  Kongresse  28,  5i,  83, 
108,  144,  167,  196,  253,  334,  3Ö4,  391,  422, 
476,  5o3,  529,  559,  590,  645. 

Australisches  472. 

Avetta,  C,  Professor  Dr.  224. 

Azalea  indica,  e'tude  sur  la  culture  420. 

AzoUa  caroliniana  120.  —  flliculoides  120. 

Babo,  August  Wilhelm  Freiherr  von  f  6i5 

Baillot,  J."B.  648. 

Baker,  Samuel  White  f  55. 

Ballhausen,  Lucius  v.,  Staatsminister  a.D.  112. 

Bambusaceen,  Zucht  derselben  a.  Samen  496. 

Barringtonia  samoensis  585. 

Bastin,  Edson  S.,  Professor  55. 

Bauer,  Carl,  Kaiserlicher  Rat  in. 

Baumstümpfe,  vorweltliche,  aus  der  Braun- 
kohlengrube Viktoria  b.  Gross-Räschen654. 

Bayerische  Gartenbaugesellschaft,  Fest- 
sitzung 1Ö7. 

Becker,  Carl,  Obergärtner  224. 

Becker,  Obergärtner,  5ojähriges  Dienst- 
jubiläum 255. 

Beer,  Johann  Georg  iii. 

Beerenobstpflanze,  eine  neue  78. 

Beete,  rote  längliche  von  Cheltenham  60. 

Beete,  Silber-  60. 

Begonia  Bavaria  485. 

Begonia  discolor  X  rex  Ed.  Pynaert  538. 

Begonia  Erfordi  47. 

Begonia  „Präsident  Carnot"  190. 

Begonia  semperflorens  Lk.  et  Otto,  var. 
atropurpurea  Vernon  220,  55/.,  G42. 

Begonia  semperflorens  atropurpurea  „Tep- 
pichkonigin''-  593. 

Begonia  semperflorens  nana  fol.  aureis  189. 

Begonia  semperflorens  elegans  485. 

Bekämpfung  des  Unkrauts  523. 

Belgische  Weintrauben  in  Berlin  52. 

Bellis  perennis  fl.  pl.  maxima  92. 

Bericht  über  die  Kulturversuche  auf  den 
Rieselfeldern  zu  Blankenburg  »io,  92,  598. 

Bericht  über  vom  Verein  zur  i^eförderung 
des  Gartenbaues  zum  Versuch  erhaltene 
Samen  pro   1893  219. 

Bericht  über  die  Kunst-  und  Handelsgärtnerei 
von  Berlin  im  Jahre   1893  029. 

Berichtigungen  648. 

Berlin,  botanischer  Garten,  am  26.  April  1894 
im  Verein  zur  Beförderung  des  Garten  - 
baues  ausgestellte  Pflanzen  275. 


Berlin,  Obstbau-Ausstellung  des  Märkischen 
Obstbau-Vereins  578. 

Berlin,  siädtische  Park- undGartenverwaltung 
im  Jahre   iS()i   7<). 

Berlin,  Stiftungsfest  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  363. 

Berlin,  der  Victoriapark  166,  2^)3. 

Beschädigung  der  Pflanzen  durch  Nachtfrost 
im  Mai   1893  3o5. 

Besuch,  ein,  bei  Pynaert  van  Geert  in  Gent  398. 

Besteuerung  der  Gärtner  53. 

Bethge,  Garten-Intendantur-Sekretär  85. 

Betterave  rouge  de  Conventgarden  60. 

Betula  nana  654. 

Bidens  atrosanguinea  90. 

Birke,  Zwerg-,  Besen  aus  der  654. 

Billbergia  amoena  X  vittata  393. 

Billbergia  X  Wittmackiana  H.'  L.   B.     393. 

Bindereien,  geschmackvoüe,  auf  der  Herbst- 
Ausstellung  1893  des  Vereins  zur  Be- 
förderung des  Gartenbaues  70,  116. 

Birne:  Blumenbachs  Butter-  595.  —  Charles 
Ernest  595.  —  Clairge^-U  595  —  Clapp's 
Liebling  486.  —  Directeur  Alphand  467. 
Fitzwater  iö3.  —  Früh-,  von  Pre'voux  486. 
Golden  Russelet  595.  —  Hardenponts 
Leckerbissen  5q5.  —  japanische  595.  — 
König  Karl  von  Württemberg  595.  — 
L'e'veque  595.  —  Longworth  i63.  —  Ma- 
dame Chaudy  595.  —  Madame  Louise 
Baltet  595.  —  Marie  Louise  von  Ukkeln 
595.  —  Max  i63. —  Mission  i63.  — Monte'cat 
864.  —  Morels  Liebling  595.  —  Pitmaston 
Duchess  595.  — -  Pre'coce  de  Juillet  486. 
—  Pre'mice  Marie  Lesueur  595.  —  Re- 
gentin 595.  —  römische  Schmalz-  486.  — 
Six'  Butter-  595.  —  Tafel-  48G.  —  Victor 
i63.  —  Windsor-  486.  —  auf  Quitte  ver- 
edelt 448. 

Birnspaliere,  abgestorbene  42S. 

Blankenburg,  weitere  Benutzung  des  Riesel- 
feldes zu  Kulturversuchen  654. 

Blattfallkrankheit  der  Reben  und  ihre  Be- 
kämpfung 446. 

Blätterkohl,  halbhoher,  extra  kra  viser, 
grüner  62. 

Blätterkohl,  mooskrauser  220. 

Bleichsucht  der  Obstbäume  3o3. 

Bleistiftholz  iio. 

Blumen,  die,  in  Paris.  Kultur  und  Handel 248. 

Blumenbindekunst  33 1. 

Blumenbrett,  zurückdrehbares  79. 

Blumengärtnerei,  Vilmorins  223,  522. 

Blumenkohl,  Ghou  fleur  Lenormand  219.  — 
früher  von  Nocera  bi.  —  kurzbeiniger 
allerfrühester  Lenormand  61.  —  Wiener 
früher  21Q. 

Blumenparterres  etc.,  Anlage  und  Erhal- 
tung 3o6. 

Blumentempel,  ein  472. 

Blutbuche  328. 

Blutbuche  im  Forstgarten  bei  Cleve  456. 

Bocksdorn  273. 

Boehm,  Obergärtner  647. 

Bohne,  Busch-  „Königin  der  Grünen"  202, 
244,  259.  —  grüne  484. 


662 


Sachverzeichnis. 


Bohne,  Krup-,  allervolltragendste  62.  —  Dip- 
pes  verbesserte  weisse  dickfleischige  Speck- 
188.  —  Flageolet  nain  hatif  feuille  goufre'e 
62.  —  Haricot  nain  blanc  imique  62.  — 
Lyoner  Brech-  62.  —  „Raide  vert"  62.  — 
rosafarbene  Zucker -Brech- r)3.  — Schwert- 
62.  —  Bohne,  Triumph  der  Warmbeete 
484.  —  Bohne,  Wachs-  484.  —  Bohne, 
Wachs-Stang.-  „Kaiser  Friedrich"  G3. 

Borsigs  Garten  in  BerHn,  zur  Geschichte 
desselben  6. 

Botanisches  Laboratorium  und  Samen- 
prüfungsanstah  in  Hamburg  419. 

Brassia  caudata  Lindl.  428. 

Brehm,  Ludwig,  Enthüllung  des  Denkmals 
für  35q. 

Brinckniann,  Fr.  Gärtnereibesitzer  144. 

Brombeeren,  amerikanische  i65. 

Bromeliaceen-Kultur  61 5. 

Bryobia  nobilis  C.  L.  Koch  (V  488. 

Bürstenbinder,  Oekonomierat  Dr.  f  647. 

Cacao  in  Deutschland  in  Frucht  522. 

Cacteen,  winterharte  640. 

Cacteenfreunde,  die  Ausstellung  des  Vereins 
der,  in  Berlin  575. 

Cacteenkultur,  Preisaufgabe  loG. 

Calanthe  gigas  24. 

Calebassen-Muskatnuss  522. 

Calla  aethiopica  14. 

Calla  aethiopica  L.  aus  Knollen  829. 

Calla,  eine  neue  mit  rosafarbiger  Blüten- 
scheide 12,  141. 

Calonchoe  Cassiopega  93. 

Calonchoe  glaucescens  93. 

Calonchoe  grandiflora  427. 

Calpurnia  aurea  272. 

Camellia  Sasanqua  140. 

(>anna  Ehmanni,  Ueberwinterung  587. 

Canna  „Königin  Charlotte  von  Württem- 
berg" 75,  202,  252,  428. 

Carbolineum  schädlich  für  Pflanzen  85. 

Casimiroa  edulis  77. 

Catalogo  jardineria  central  421. 

Catalogue  des  Bromeliacees  cultive'es  au 
jardin  botanique  dcTuniversite'ä  Leide  61 5. 

Cattleya  )<  Arthuriana  63q.  —  autumnalis65o. 
—  X  Chloris  i3q.  —  citrina  3o5.  —  guttata 
Prinzii  556.  —  labiata  Gaskelliana  52 1.  — • 
labiata  Mendelii  428.  —  Warocqueana  65o. 

Cedernholz  iio. 

Census  Orchidacearum  474. 

Centaurea  Margaritae  q3. 

Centaurea  ruthenica  iSq. 

Centralstelle  für  Obstverwertung  in  Frank- 
furt a.  M.  421. 

Ceratopteris  thalictroides  120. 

Cereus  phoeniceus  Englm.  641. 

Chamaedorea  concolor  484. 

Chamaepeuce  Afra  47. 

Champignon  -  Zucht  in  Cementtonnen  ö52. 

Charlottenburg,  Hyacinthen-Ausstellung  in 
der  Flora   196. 

Chemical  Composition  of  American 
Grasses  420. 

Chicago,die  Chrysanthemum-Ausstellung  5i. 


Chicago,  der  deutsche  Gartenbau  auf  der 
Weltausstellung  i5o,  i83,  211,  240. 

Chicago,  der  Washingtonpark  i56. 

Chilisalpeter,  der,  und  die  Zukunft  der  Sal- 
peterindustrie 82. 

(2hinarindenbäume, Einführung  derselben  in 
Java  56.  —  in  Ostindien  55. 

Chrysanthemum- Ausstellung  in  Chicago  5i. 

—  Eberswalde  634.    —    Hamburg  17,  33. 

—  Stettin   636. 

Chrvsanthemum  carinatum  hybridum  fim- 
briatum  fl.  pl.  q2.  —  fiuctescens,  Er- 
krankung 371,  387.  —  gelbes  90.  —  indi- 
cumnanum594.  —  indicum  auf  der  Herbst- 
blumen-Ausstellung 292.  —  indicum  mit 
grossen,  gefüllten  Blumen  652.  —  indicum 
Tangarita  652.  —  „John  Noble"   244. 

Chrysanthemum,  zur  Verherrlichung  der  16. 

Chrysomyxa  abietis  224. 

Ciderbereitung  in  Russland  528. 

Cineraria  hvbrida,  Ergebnis  der  Düngungs- 
versuche 4o3,  441,  461. 

Cinerarien,  neue  243. 

Cirrhopetalum  ornatissimum  140. 

Clarke,  Col.  Trevore  85. 

Claus,  E.,  Obergärtner  367. 

Clematis  graveolens  Lindl.  610. 

Clematis  orientalis  610. 

Clerc,  Leopold,  Obergärtner  534. 

Clianthus  puniceus  68. 

Coccus  conchaeformis  Gmelin  204. 

Coccus  racemosus  Ratzeburg  260,  279. 

Cochlioda  Noezliana  A.  Rolfe  281. 

Coelogvne  speciosa  Lindl.  428. 

Cohn,  Geh.  Regierungsrat ,  Prof  Dr.  S5. 

Considerations  ge'nerales  sur  les  anomalies 
des  Orchide'es  647. 

Contributo  alla  Conoscenza  delP  Apparecchio 
Albuminoso  -Tannico  delle  Leguminose420. 

von  le  Coq,  A.  f  86- 

Cordel,  O.  590. 

Cornichon  vert  de  Paris  64. 

Cornus  mas  Mietzschii  55G. 

Coryanthes  Wolffii  Lehmann   139. 

Corvnostylis  hybanthus  585. 

Crataegus  orientalis  Pall.  214,  291. 

Crataegus  tanacetifolia  (Lam.)  Pers.  214,  291. 

Crinum  Roozenianum  47,  610. 

Cropp,  Carl  534. 

Cuphea  platvcentra  als  Hochstamm  33. 

Cuscuta  glomerata  Choisy  367. 

Cuscuta  auf  Lobelien  371. 

Cyclamen  von  E.  Geo.  Reid  in  Sydenham- 
London  23i. 

Cvmbidium  grandiflorum  var.  punctatum  jS. 

CvmbidiumLowianumvar.superbissimum78. 

Cyperus  Ixia  flavescens  93. 

Cvpripedium  X  Anton  Joly  519.  —  Argus 
639.  —  Charlesworthii  139,  486,  577.  — 
Cürtisii  Rchb.  fil.  428.   —    Dayanum  639. 

—  X  Gravesiae  556.  —  X  Madame  Jules 
Hye  519.  —  montanum  78.  —  X  Pandora 
639.  —  Sanderianum  superbiens  520.  — 
Spicerianum   199,  519.  —  Mrs.  Tautz  386. 

—  tonsum  519.  —  Veitchianum  428.  — 
vernixium  519.   —    villosum   var.   Measu- 


Sachverzeichnis. 


^663 


resianum    24.    —    Unterschied    desselben 
von  Selenipedium  199. 
Cytisus  Attleyanus  69. 

DahHe,  Cactus-,  „Mrs.  A.  Peart"  540. 

Dahhen  in  Steglitz  (41. 

Dammrose  iö8. 

Dari  64. 

Darwin-Tulpen  481. 

Dccernat  für  Gartenhau  im  Ministerium 
für  Landwirtschaft  pp.,  Gesuch  um  Er- 
richtung eines  solchen   170. 

Delaux,  Francois  f  254. 

Delphinium  srmeniacum  48. 

Delphinium  sinense  grandiiiorum  nanum 
compactum   i36. 

Delpino,  Frederico,  Professor  Dr.  224. 

Dendrobium  >(  Ainsworthii  610. 

Dendrobium  Augustae  Victoriae  KrUnzlin  1 1 5. 

Dendrobium  nobile  elegans  )<  aureum  610. 

Dendrobium  Phalaenopsisvar.Schroederiana 
556. 

Dendrobium  Wardianum  pictum  55G. 

Dendrologie,  Koehne''s  deutsche  18,  36. 

Dendrologische  Gesellschaft,  Jahresver- 
sammlung 588. 

Dendrologische  Gesellschaft,  Mitteilungen 
derselben  109. 

Dendrologisches  aus  Cleve  455. 

Denkmartur  J.  M.  Hildebrandt  285. 

Deutzia  parviflora  Bunge,  ein  neuer  Treib- 
strauch 72. 

Dianthus  carvophyllus  semperflorens   i35. 

Dianthus-Pride  of  Great  Britain  190. 

Dictionnaire  pratique  d'horticulture  et  de 
jardinage  25o. 

Dipladenia  atro-purpurea  D.  C.  547. 

Diplosis  oculiperda  375,  424. 

Dippe,  Carl,  Kommerzienrat  224. 

Dischidia  Ral^lesiana  77. 

Dolichos  simplicifolia  78. 

Dörren  der  Pflaumen,  Kunstgriffe  in 
Amerika  418. 

DoppeldrUse,  dunkel  purpurne  547. 

Doss,  Emil  534. 

DracaenaAubryana  Brongn.,  nicht  thalioides 
Hort.  Makoy   io5. 

Drescher,  Frau  Hedwig  f  279. 

Drosophyllum  lusitanicum  3i5. 

Dubiel,  E.  f  423. 

Duchartre,  Pierre  Etienne  Simon  647. 

Düngemittel,  die  Anwendung  künstlicher 
im  Obst-  und  Gemüsebau,  in  der  Blumen- 
und  Gartenkultur.  49. 

Düngung  der  Obstbäume  611. 

Düngungsversuche  an  Cinerarien  2o3,  233, 
4o3,  441,  461. 

Durrah  64. 

Duval  jun.  642. 

Dyckia  Desmetiana  585. 

Eberswalde,      die      Chrysanthemum  -  Aus- 
stellung 634. 
Echtermeyer,  Ph.,  Garteninspektor  479. 
Ehmann,  Alfr.,  Garteninspektor  iii. 
Eiche,  amerikanische  370,  424. 


Eichler,  Garteninspektor  f  3<i6. 

Eichling,  Franz  423. 

Eierfrucht,  sehr  frühe  von  Barbentane   104. 

Eierfrucht,  Negerrürst  487. 

Eilers,  H.  F.  590. 

Einfluss  der  Kälte  auf  versandte  Samen  32, 54. 

Einfuhr  mch  Algier  524. 

Eisenbahntarif  für  Obst  471. 

Emphytus  cinctus  L.  i33. 

Endivien,  weisse  krause  Moos-    104. 

Engler,  Adolph,  Geheimer  Regierungsrat 
Professor  Dr.  32. 

Enumeratio  Myrtacearum  Brasiliensum  420. 

Epheublätter,  kranke  595. 

Epheu,  kleinblättriger,  die  Kultur  355. 

Epheukrankheit  595,  653. 

Epheukrebs  653. 

Epheukultur  653. 

Eragrostis  dentissima  93. 

Eranthemum  Andersoni  639. 

Erbse,  Grasshofs  neue  allergrüsste  vollste 
Türkensäbel-  220. 

Erbse,  Kneifel-,  Scharpers  allerfrüheste 
grüne  63,  220. 

Erbse,  Kneifel-,  Scharpers  allerfrüheste 
weisse  63,  220. 

Erbse,  Schnabel-,  Grasshofs  allergrüsste, 
volltragende  echte  Türkensäbel  63. 

Erdbeere,  woher  kam  die  kultivierte  469.  — 
amerikanische  i65.  —  getriebene  202.  — 
„Laxtons  Competitor"  291.  —  „Laxtons 
Latest  of  AU"  29 1.  —  „Laxtons  Scarlet 
Queen"  291.  —  „Laxtons  Sensation"  290. 

—  „Royal    Sovereign"    259,    289.    —    für 
Zimmerkultur  593. 

Erdbeerzüchtungen,     neue,    der    Gebrüder 

Laxton  289. 
Erfurt,  Frühobst-Ausstellung  409,  437. 
Erfurt,  die   Thüringer    Gewerbeausstellung 

in  476. 
Erfurt,  der  Gartenbau    auf   der   Thüringer 

Gewerbe-  und   hidustrie-Ausstellung  317, 
Erfurt,  der  Wintergarten  von  J.  C.  Schmidt 

auf  d.  Thüringer  GewerbeAusstellung  38o. 
Erfrieren  der  Pflanzen  261. 
Erica   assurgens  Hort.   596.    —   Cavendishii 

3i5.  —  gracilis  596.  —  persoluta   L.    596. 

—  Trockenfäule  596. 
Erythrochlaena  conspicua  96. 
Eschscholtzia  maritima  48. 
Etat,  Genehmigung  3i5. 
Etikettieren  der  Obstbäume  541. 
Eubell,  Wilhelm,  Hofgärtner  a.  D.   112. 
Eucalyptus  regnans,  hoher  26. 
Eucharis  amazonica  539. 
Eulenraupen,  die,  als  Rebfeinde  449. 
Eupatorium  ageratoides  96. 
Exoascus  Pruni  Fckl.  370,  408. 
Exoascus  turgidus  Sadeb.  406. 
Exotische  Wasserpflanzen  im  Freien  52 1. 

Fachschule,  städtische  für  Gärtner  in  Berlin 

280,  378,  499,  589. 
Fagus  sylvatica  324. 

Fagus   sylvatica   atropurpurea    Rohanii  328. 
Farm-Annual  419. 


664 


Sachverzeichnis. 


Farne,  harte  australische  49. 

Festgaben    zum    Geburtstage    der    Kaiserin 

Friedrich  26. 
Fichtennadelrost  224. 
Fichtenquirl-Schildlaus  260,  279. 
Fingertraube  mit  dickschaligen  Beeren  56i. 
Fintelmann,  Axel,  Stadt. Garteninspektor  in. 
Fischer,  A.,  Stadtgärtner  254. 
Flieder:  „Charles  X"  221.  —  „Marly  rouge" 

221.  —  gefüllter  90,  3oi.  —  gefüllter,  des 

Herrn    Carl    Lackner    252.    —  getüUter, 

„Michel    Buchner"    617.    —    getriebener, 

von    Fr.    Harms,   Hamburg    i9o,  221.  — 
Flora   von    Deutschland    von  Medicus  446, 

von  Karsten  524. 
Forstgarten,  der,  bei  Cleve  455. 
Forsythia,  Dimorphismus  617. 
Forsythia  Fortunei  Lindl.  619.  ^intermedia 

617.    —    Sieboldi  hört.  619.    —   suspensa 

617.  —  viridissima  617. 
Fränkischer  Gartenbau-Verein  in  Würzburg. 

Bericht  für  1892  53. 
Frankfurt  a.  M.,  Öbstmärkte   u.  Centralstelle 

für  Obstverwertung  22,  42,  275,  421,  499. 
Franz,  Obergärtner  85. 

Freiburg,  Chrvsanthemum- Ausstellung  478. 
Froebel,  Otto  391. 
Frühjahrsbepflanzung    eines    Teppichbeets 

117  ,  '  _ 

Frühjahrserscheinungen  1894  349. 
Frühobst-Ausstellung  in  Erfurt  409,  437. 
Fumure,  la,  des  champs  et  des  jardins  445. 

Gaerdt,  Heinrich,  Königlicher  Gartenbau- 
Direktor,  Nekrolog  3. 

Gärtnerei  von  Ed.  Pynaert  van  Geert  in 
Gent  398. 

Gärtnerei  von  Otto  Sachs  in  Fredersdorf  298. 

Gärtner-Fachschule  280,  378,  4g9,  589. 

Gärtner-Lehranstalt  in  Wildpark,  Examen 
2o3,  271. 

Galeandra  Claesii  78. 

Garcke,  August,  Professor,  Dr.  254,  648. 

Gardenien-Kultur  260. 

Gartenanlagen,  die,  am  neuen  Reichstags- 
Gebäude  in  Berlin  469. 

Gartenbau,  der,  im  Deutschen  Reiche  81. 

Gartenbau  -  Adressbuch  von  Oesterreich- 
Ungarn  247. 

Gartenbaugesellschaft,  russische,  Sitzung 
3 10,  528. 

Gartenbauschule  in  Eisgrub  i.  Mähren  194. 

Gartenflora  377. 

Gartenflora,  an  die  Leser  der  i. 

Garteninspektoren  an  den  botanischen 
Gärten  der  Universitäten  26. 

Gartenkalender,  deutscher  28,  647. 

Gartenkünstler,  Verein  deutscher  390. 

Gartenkultur,  Grundzüge  der  276. 

Gartenkunst,  über  die  Geschmacksfrage  in 
der  91,  338.  543. 

Gartenscheere  von  J.  A.  Henkels  371. 

Gebirgswälder,  die,  Javas  419. 

Geisenheim,  Königliche  Lehranstalt  für 
Obst-  und  Weinbau  5o. 

Geldbeiträge   und  Pflanzenspenden   für  die 


durch  Hagelschlag  geschädigten  Gärtner 
der  Umgegend  Berlins  487,  504,  53*"),  541. 

Gemüse  und  Obst,  schnelle  Verderblich- 
keit 20. 

Generalregister  der  Gartenflora  pro  1882 
bis  1891  91. 

Gentiana  verna  487. 

Georginen  aus  Samen  5o3. 

Gepäckwagen,  erwärmte  29. 

Gerardia  tenuifolia  48. 

Geschmacksfrage  in  der  Gartenkunst  91, 
338,  543. 

Gewerbesteuer  für  Handelsgärtner  29. 

Gewerbliche  Angelegenheiten  29,  52,  83, 
109,  25 1,  278,  3o6,  479,  524. 

Gingko  biloba,  Samenansatz  in  Karlsruhe  642. 

Gleichenia  dicarpa  49. 

Glossopetalon  meionandrum  237. 

Glüssopetalon  nevadense  A.  Gray  238. 

Glossopetalon  spinescens,  A.  Gray  238. 

Goebel,  Friedrich,  Hofgärtner  61 5. 

Görlitz,  Rosenausstellung  383,  411. 

Goerth,  Obergärtner  647. 

Gombo  fv22. 

Gower,  Hugh  f  254,  534. 

Graderia  subintegra    Mast.  n.  sp.  357. 

Grammatophyllum  Guilelmi  II  Kränzlin  114. 

Grasses,  the  agricultural,  of  the  United 
States  420. 

Gressent,  Professor  f  144. 

Grobben,  Fr.,  Anstaltsgärtner  367. 

Grösse  der  Blumen  im  Norden  v.  Europa  443. 

Gruhle,  E.,  Schlossgärtner  a.  D.  61 5. 

Grüner,  Professor  Dr.  85. 

Gurke,  Burpees  weisse  Wunder-  483. 

Gurke,  Hampels  Juwel  von  Koppitz  426. 

Gurke,  Hampels  verbesserte  Mistbeet-  54,  192. 

Gurke,  Hennings  ertragreichste  Freiland-  219. 

Gurke,  Hennings  Freiland-Neuheit  220. 

Gurke,  japanische  Kletter-  244,  426,  484. 

Gurke,  japanische  Kletter-,  weisse  487. 

Gurke,  „Juwel  für  das  Treibhaus"  54. 

Gurke,  „Juwel  von  Koppitz"  64. 

Gurke,  lange  Sikkim-  104. 

Gurke,  Pariser  Trauben-  219. 

Gurke,  Prescotts  Wonder  426. 

Gurke,  Treib-,  „Bi-mdesriiann's  Unvergleich- 
liche" 166. 

Gurken,  Erzielung  grösserer  Fruchtbar- 
keit 539. 

Gymnacladus  dioicus,  Samenansatz  611. 

Haack,  Julius,  Landschaftsgärtner  f  86,  112. 

Habermann,  Obergärtner  85. 

Hagelwetter,  Massnahmen  zur  Milderung 
der  Notlage  der  davon  Betroffenen  487, 
5o-J,  536,  541,  592. 

Halle  a.  S.,  die  Öbstausstellung  583,  608. 

Hamamelis  virginiana  456. 

Hamburg,  die  Chrysanthemum-  und  Winter- 
flor-Ausstellung. 17,  33,  6b X 

Hamburg-Altona,  Gartenbau-Verein  6i3,655. 

Handelsgärtner-Adressbuch  589. 

Handelsgärtner  Amerikas,  die  zehnte  jähr- 
liche Versammlung  54Q. 

Handelsgärtnerei,  die  amerikanische  5o6. 


Sachverzeichnis. 


665 


Handelsgärtnereien,  die,  in  den  Vereinigten 
Staaten  98. 

Harpalium  rigidum  Cass.  553. 

Harris  Gärtnerei  in  Philadelphia  98. 

Hasenfrass,  Mittel  gegen  49. 

Hasskarl,  Justus  Carl,  Dr.  f  55,  2o5. 

Heupt,  Gärtner,  479,  533. 

Haeria  rosea  Triana  587. 

Heiler,  Stadtgarten-Inspektor  iii,  144. 

Helianthus  annuus  cucumerifolius  96.  — 
argophyllus  555.  —  atrorubens  L.  "555.  — 
cucumerifolius  Hort.  555.  —  doronicoides 
Lamk.  555.  —  laetiflorus  Pers.  553.  — 
lenticularis  Dougl.  104,  555.  —  moUis 
Lamk.  555.  —  multiflorus  L.  553.  — 
orgyalis   D.  G.  555.    —    rigidus  Desf.  553. 

Heliotrop  „Kaiser  Wilhelm  II."  166,  190. 

Heliotropium  suaveolens  93. 

Herbstblumen-Ausstellung  292. 

Hermann,  R.,  Garteninspektor  534. 

Hesperis  matronalis  ti.  alb.  pl.  274. 

Heterocentron  mexicanum  587. 

Heterocentron  roseum  A.  Braun  587,  641. 

Heteronoma  subtriplinervium  587. 

Hexenbesen  an  einer  Birke  406. 

Hibiscus  esculentus  spcciosus  hört,  622. 

Hildebrandt,  J.  M.,  das  Denkmal  für  den- 
selben 285. 

Hilzheimer,  Ernst  591. 

Himbeeren,  amerikanische   i65. 

Hirlinger,  Karl,  Garteningenieur  367. 

Hippeastrum  brackyandrum  655. 

Höhnel,  Franz  Ritter  von,  Professor  Dr.  535. 

Holst,  Botaniker  32. 

Holst,  Carl,  Gärtner  533. 

Huber,  Oscar,  Obergärtner  392. 

Humulus  japonicus  fol.  var.  94. 

Hunnewclls  Parkin  Wellesley  bei  Boston,  57. 

Hyacinthen  Ausstellung  196,  igl. 

Hyacinthenzwiebeln  auf  Gläsern  55. 

Hybrides  de  Brome'liacees  en  Europa    61 5. 

Hybridisation,  Plaudereien  über  396. 

Hydrangea  hortensis,Ergebnis  der  Düngungs- 
versuche 233,  403,  441,  461. 

Hygienische  Winke   193. 

Hymenophyllumarten  des  Herrn  Slomann 
in  Altona-Othmarschen  229. 

Impatiens  auricoma  Baillon  467. 

Imprägnieren  der  Zapfen  der  Mistbeet- 
tenster  279. 

Incarvillea  Delavayi  Bur.  et  Franch.  2. 

Insekten,  der  Rosenkultur  schädliche  und 
nützliche  643. 

Insekten,  Vertilgung  der  dem  Obstbau 
schädlichen  362. 

Insektengifte  und  pilztötende  Heilmittel  für 
Landwirte,  Gärtner  etc.  25o. 

Institut  für  Ptlanzenphvsiologie  und  Pflanzen- 
schutz  iqi. 

Inula  ensifolia  94. 

Ipomoea  sanguinea  94. 

Jäggi,  J.,  Professor  f  391. 

Jahrbücher  türwissenschaftliche  Botanik  648. 

Jahresbericht  des  Vereins  zur  Beförderung 
des      Gartenbaues    374. 


Janke,  Karl  424. 

Jeff"ersohn,  Joseph  f  534. 

Jost,  L.,  Professor,  Dr.  224. 

Jubiläum,  25  jähriges  Geschäfts-,  des  Herrn 

J.  Klar  498,  56o. 
Juniperus  virginiana,  Kultur  1 10. 

Kaiserin-Garten  in  Uman  529. 

Kalanchoe  Cassiopega  93. 

Kalanchoe  glaucescens  r)3. 

Kalanchoe  grandiflora  427. 

Kalthauspflanzen,    hochstämmige  68. 

Kamellien,  Abfallen  der  Knospen  55. 

Kapland,  Einfuhr  nach  dem  187. 

Kartoffel  „Die  Czarina"  io5. 

Kartoff"eln,  Früh-,  Kulturversuche  66. 

Kassenbestand  des  Vereins,  Uebersicht  430. 

Kataloge,  eingesandte  58q. 

Kern,  A.  H.  85. 

Kerkrade,  Zollamt  414. 

Kew-Garden  iii,  144. 

Kirchhoff',  Hofgärtner  a.  D.  32. 

Kirschbäume,  zur  Krankheit  der  557. 

Kirsche:  Bing  i63.  —  Hoskins  i63.  —  Matilda 
i63.  —  Mercer  i63.  —  Quaker  164.  — 
Schattenmorelle,  verkümmerte.  —  Vesta 
164.  —  Früchte  447. 

Kirschenfest  des  Rosisten-Vereins  zu  Frank- 
furt a.  M.  644. 

Klettergurke,  japanische  244,  426,  484. 

Klettergurke,  japanische  weisse  487. 

Kniphofia  citrina  Baker  i38. 

Kniphofia  pauciflora  X  Macowani  jj. 

Knöterich  von  Sachalin  134. 

Kny,  L.,  Professor  Dr.  424. 

Koch,  Adam,  Garteninspektor  279. 

Koch,  Dr.  56o. 

Köhler,  Ernst  534. 

Köhler,  Richard,  Landschaftsgärtner  112. 

Koehne's  deutsche  Dendrologie  18. 

Königsberg,  die  grosse  allgemeine  Garten- 
bau-Ausstellung 569,  6o5,  620. 

Koerner,  E.,  Landschaftsgärtner  f  198. 

Kohlrabi,  blauer  verbesserter  Riesen-  62. 

Kohlrabi,  Hennings  früher  blauer  Wiener  219. 

Kohlrabi  non  plus  ultra  62. 

Kohlrübe,  Drontheimer  2iq. 

Koopmann,  Garteninspektor  392,  533. 

Kopfkohl,  Amager  219. 

Kopfkohl,  früher  weisser  plattrunder  Eisen- 
kopf 188. 

Kopfkohl,  Hennings  frühester  verbesserter 
219. 

Koptkohl,  krausgeränderter  Winter-  io5. 

Kopfkohl,  schwarzer  Utrechter  219. 

Kosack,  Schloss-   und  Gartenverwalter  86. 

Kosten,  Obst-  und  Gemüse-Verwertungs- 
Anst&lt  491). 

Kowalleck,  Gartendirektor  32 

Krelage,  J.  H.,  zum  70.  Geburtstage  562, 

Kriechfrost  3o2. 

Kristof,  Lorenz,  Professor  112. 

Kroppe,  Joh.,    städtischer  Obergärtner  61 5. 

Krug,  L.,  Konsul  a.  D.  55. 

Krummhaar,  Friedrich,  Gärtner  392. 

Kühn,  B.  L.   144. 


666 


Sachverzeichnis. 


Künsberg,  Joseph,  Obergärtner  3gi. 

Kürbis,  Zentner-,  bronzefarbiger  von 
Monthler}^  io5. 

Kürbis,  Speise-,  „Charles  Naudin"  63. 

Kuhurpraxis  der  besten  Kalt-  und  Warm- 
hauspflanzen 193. 

Kunstgrifl:e  beim  Dörren  der  Pflaumen  in 
Amerika  418. 

Kunze,  O.,  ObergUrtner  61 5. 

Lachenalia  luteola  Jacq.  328. 

Lackbaum,  japanischer  48. 

Lackner,  Carl,  ein  Besuch  bei  5j6. 

Ladewig,  F.,  Obergärtner  254. 

Laelia  anceps  var.  Ashworthiana  585. 

Laelia  anceps  Sanderiana  140. 

Laelia  anceps  Schroederiana  140. 

Laelia  Finckeniana  386. 

Laelia  grandis  556. 

Laelia  xanthina  52i. 

Laelio-Cattleya  X  Pittiana  556. 

Laelio-Cattleya  >(  The  Hon.  Mrs.  Astor  52 1. 

Lagenaria  vulgaris  sylvestris  64. 

Lamium  maculatum  2o3. 

Landeskultur,  Jahresbericht  über  den  Zustand 

in  der  Provinz  Brandenburg  pro  I892  249. 
Landsberg  a.  W.,  Gartenbau-Verein    61 3. 
Lange,  C,  Kunstgärtner  534. 
Lathyrus  odoratus  427,  42(). 
Lathyrus  odoratus  „Bronce  King"  48. 
Lathyrus  odoratus,  Eckfords  neue  Sorten  93. 
Lathyrus  odoratus,    Emily  Henderson     189. 
Lathyrus  silvester  475. 
Lattich,  römischer,  Gigogne  io5. 
Laubholzkunde,  Handbuch  der  5o. 
Laurent,    Andre',  Baumschulenbesitzer    648. 
Lebensmüdigkeit  der  Pflanzen  147,  177. 
Lehrbuch  der  Botanik  359. 
Leipzig,  der  Palmengarten  49. 
Lembach,  Hermann,  Gärtner  533. 
Lemoine,  Victor  254. 
Leser  der  Gartenflora,  an  die,  i. 
Levkoyen  von  M.  Bürger  in  Halberstadt  415. 
Levkoye,  Sommer-  „Bouquet  Victoria"  92, 
L'herault,  Louis  f  392. 
Liebau  &  Co.,  Hoflieferanten  648. 
Lilium  Dalhansoni  24. 
Lilium  Parkmanni  32. 
Linden,  A.,  C,  J.  f  534. 
Linden,  verkehrt  gepflanzte  154,  192. 
Liquidambar  styraciflua  456. 
Lissochilus  Graefii  2o3. 
Litteratur  27,  49,  81,  107,  142,  igS,  222,  247, 

276,  3o6,  33o,  359,  388,  419,  445,  473,  522, 

589,  61 5,  645. 
Lobb,  Thomas  f  336. 
Lobelia  erinus  compacta  „Goldelse"  Q4. 
Lobelia  „Goldelse"  427. 
Lobelia  „Zwergkönigin"  220. 
Löbner,  Obergärtner  535. 
Lomaria  alpina  40. 
London,  Blumenmarkt  326. 
Lonicera  Hildebrandiana  386. 
Lorgus,  A.  591. 
Lunaria  annua  279. 
Lunaria  biennis  Jacq.  279. 


Lunaria  biennis  grandiflora  i36. 

Lunt,  William,  Hilfsgarteninspektor  648. 

Lycaste  aromatica   i3o. 

Lycaste  Imschootiana  273. 

Lycaste  Luciani  2y3. 

Lycium  barbarum  3 12. 

Lycium  barbarum  fol.  aureis  273. 

Lycium  barbarum  fol.  aureo-variegatis  273. 

Lycium  halimifolium  Mill.  3 12. 

Magnolia  Watsoni  Hook.  386. 

Magnolien  im  Norden  der  Vereinigten 
Staaten  3oo. 

Mahonia,  Anbau  derselben  3i. 

Maiblumen,  Frühtreiberei  25. 

Mainz,  allg.  deutsche  Gartenbau-Ausst.  624. 

Mairübe,  scharlachrote  von  Kaschmir  62. 

Mairübe,  weisse  frühe  von  Mailand  62. 

Mais,  Nanerottolo  475. 

Maisch,  Professor  f  55. 

Malachra  palmata  94. 

Malus  baccata  258. 

Malus  floribunda  258. 

Malus  Kaido  258. 

Mamillaria  barbata  Engelm.  ii3,  359. 

Mangold  60. 

Maranta  majestica  585. 

Margarethen-Nelken  427. 

Martens,  Stadtgarteninspektor  3qi. 

Martin,  J.  85. 

Marwitz,  A.  336. 

Mattirolo,  Professor  224. 

Medaillen-Verleihung  an  Gärtner  etc.  für 
langjährige  treue  Dienste  372. 

Medeola  asparagoides  L.  14. 

Medicus,  Friedrich  Carl,  Prof.  Dr.  f  32. 

Melittis  melissophyllum  357. 

Melone,  Mandarinen    64. 

Melone,  neue  amerikanische  Pfirsich-  64. 

Melone,  neue  japanische  Freiland-  497. 

Melone  von  der  zweiten  Ernte  428. 

Melothria  Gärtneri  94. 

Meteorologisch  -  botanische  Berichte  über 
den  Luttkurort  Arco  iq3. 

Michel,  Modelltischler  86'. 

Middendorff",  Dr.  Th.  A.  von  f  532. 

Miesmuschelschildträger  204. 

Migula,  Professor  Dr.  32. 

Milting,  Hausinspektor  3 12. 

Miltonia  X  Bleuana  nobilior  610. 

Miltonia  vexillaria  X  M.  Roezlii  610. 

Mimus,  Heinrich,  Handelsgärtner  f  86. 

Mitgliederzahl  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  374. 

Mönkemeyer,  W.,  Garteninspektor  367. 

Mohrrübe,  Londoner  Markt-  60. 

Molisch,  Professor  Dr.  533. 

Monatsblatt  der  Gesellschaft  für  Heimat- 
kunde der  Provinz  Brandenburg  222. 

Mondviole  279. 

Monodora  Myristica  Dunal  522. 

Monophatnus  bipunctatus  i3i. 

Montbretia   crocosmiaeflora  140. 

Moore,  C.  85. 

Müller,  Ernst,  Kunst-  und  Handelspartner 
Hoflieferant  279. 


Sachverzeichnis. 


662 


Musa  Hillii  F.  von  Muell.  386. 

Myosotis    alpestris    nana    compacta    aurea 

i38,  iSq. 
Mvosotis  dissititlora  grandiflora    iGü,  189. 
Myosotis  palustris  grandiflora  „Nixenauge" 

Myrsiphyllum  asparagoides  Willd.   14. 
Myrte,  var.  hört.  Hamburgensis  485. 
Mvrtenblatt,  spargelartiges  14. 

Nachtfrost  im  Mai   iSgS  3o5. 

Nachtviole,  weisse  274. 

Narren  des  Pflaumenbaumes  408. 

Nelke,  Bismarck-  190. 

Nelke,  „Guillaud-"- "314. 

Nelke,  „Hildegard"  202,  243. 

Nelke,  Margarethen-  427. 

Nelke,  „Mignardises  francaises  remontantes" 

314. 
Nelke,  Remontant-,  „Miss  Moore"  483. 
Nelke,  Remontant-,  „President  Carnot"  483. 
Nelke,  Remontant-,  gefüllte  immerblLihende 

i35. 
Nelke,  „Uriah  Pike"  3i3,  439. 
Nelken     des     Herrn    Studier,    Gr.-Lichter- 

felde  243. 
Nematus  ventricosus  3 12. 
Nerine  excellens  Moore  357. 
Nerium     Oleander     L.,     Vermehrung     im 

Wasser  591. 
Nessler's  Insektenvertilgungs-Mittel  279. 
Nette,  Otto,  Gärtner  533. 
Neuheiten  von  Samen  für  1894  von  Haage 

&  Schmidt  in  Erfurt  47,  jS. 
Neuheiten  für  1894  von  Pape  &  Bergmann, 

Quedlinburg  188. 
Neuheiten    für  1894    ^'O'"'  Sattler  &  Bethge 

in  Quedlinburg  166. 
Neuheiten  für  1894  von  Vilmorin,  Andrieux 

&  Co.  104,  i35. 
New-York,    der  Pflanzenmarkt  am  Union- 
Square  382. 
Nicholson,  Geo  85. 
Nicotiana  colossea  25. 
Nicotina,  Schmidt's  3o2. 
Nidulrrium  Paxianum  Mez  598. 
Niemann,  Rud.,  Botanischer  Gärtner  224. 
Nierembergia  gracilis  96. 
Nietner,  Theodor,    Ober-Hofgärtner  f  591. 
Noack,  Heinrich,  Handelsgärtner  144. 
Nusspickel,  Ernst,  Schlossgärtner  423. 
Nymphaea  capensis  >'  coerulea  120. 
Nymphaea  Leydekeri  var.  rosea  24,  610. 
Nymphaea  Marliacea  carnea  40. 

Obstausstellungen  540. 

Obstausstellungen,  Errichtung  von  Kost- 
hallen auf  540. 

Obstbäume,   die  Bleichsucht  derselben  3o3. 

Obstbäume,  Düngung  Gii. 

Obstbäume,  Etikettieren  derselben  541. 

Obstbau  in  Nordamerika  363. 

Obstbau  in  Schleswig-Holstein  73. 

Obstbau  -  Gesellschaft,  russische,  Sitzung 
309,  528. 

Obstbaukolonie  „Eden"  26. 


Obstbaum  -  Düngung     mit     Mineraldünger 
124,  142. 

Obstbau -Verein,  Märkischer,Obstausstellung, 
verbunden  mit  Kongress  527,  53 1,  578. 

Obsteinfuhr  nach  Tunis  479. 

Obst,  Eisenbahntarife  471. 

Obsternteaussichten  498. 

Obstkultur,    vollständiges     Handbuch     der. 
Von  Ed.  Lucas  222. 

Obstmärkte  inFrankfurt  a.M. 22,42,275,42 1 ,499. 

Obstsorten,  neue,  in  Amerika   127,   iG3. 

Obstsorten,in  Schleswig-  Holstein  bewährte73. 

Obstverwertung,  Centralstelle  für,  in  Frank- 
furt a.  M.  22,  42,  421. 

Obstvorräte,  Aufbewahrung  2  58. 

Obst-  und  Gartenbau  in  Monrepos  27. 

Obst-  und  Weinbau- Abteilung  der  deutschen 
Landwirtschaftsgesellschaft,    Sitzung    332. 

Obstweinbereitung,  mit  besonderer  Berück- 
sichtigung der  Beerenobstweine  142. 

Odontoglossum   crispum    var.  apiatum    Gio. 

OdontoglossumTriomphe  de  Rambouillet  78. 

Oehlkern,  Jgnaz  f  392. 

Oelrosen  447. 

Oleander,  Vermehrung  im  Wasser  591. 

Oncidium  phymatochilum  3o5. 

Oppenheim,    Errichtung    emer  Wein-    und 
Obstbauschule  25i. 

Opuntia  arborescens  Englm.  640. 

Opuntia  brachyarthra  Englm.  640. 

Opuntia  camanchica  Englm.  640. 

Opuntia  Engelmanni  S.  640. 

Opuntia  humilis  D.  C.  640. 

Opuntia  missouriensis  D.  C.  641. 

Opuntia  Rafinesquii  Englm.  640. 

OpuntiaRafinesquii  var.  arkansana  Englm.640. 

Opuntia  vulgaris  Mill.  640. 

Orangerie  in  Potsdam  471. 

Orchidaceen,    die,    Deutschlands,    Deutsch- 
Oesterreichs  und  der  Schweiz  420. 

Orchideen-Aussaat  480. 

Ochideen  auf  gedüngtem  Torf  und  in  Nähr- 
lösung 394. 

Orchideen-Spezial-Geschäft  von  Paul  Wolter 
in  Magdeburg  388. 

Orchideen,  tropische,  Behandlung  424. 

Orchideen-Verbrauch  65 1. 

Orchideenwurzeln,  die  Pflege  derselben  457. 

Orchide'es  les,  de  Georges  Mantin  420. 

Orchid  Growers  Manual  645. 

Ortgies,  Ed.  168,   200,  225,  279,  282,  3 12. 

Osteomeles  anthyllidifolia   i38. 

Ostern  und  der  Londoner  Blumenmarkt  326. 

Ottmuth,     Haushaltungsschule     und    Obst 
verwertungs-Anstalt  499. 

Otto,  Richard,  Dr.  112. 

Paesler,  P.  423. 

Panax  sessiliflorum  Rupr.  et  Max.  443. 

Panicum  spectabile  giganteum  94. 

Panzerschlauch  259. 

Paphinia  grandis   141. 

Parey,  Dr.  Paul  656. 

Park^l   der,  des   Herrn  H.  H.  Hunne-\\ell  in 

Wellesley  bei  Boston  5j. 
Parkhjewich,  Obergärtner  254. 


668 


Sachverzeichnis. 


Parkmann,  Francis  -j-  32. 

Paspalum  pulchrum  94. 

Passiflora  alata  247. 

von  St.  Paul-Illaire,  Bezirksamtmann  56o. 

Peicker,  C.  R.,  Obergärtner  647. 

Pelargonien,   englische,    von    M.  Bürger  in 

Halberstadt  40. 
Pelargonien  von  E.  Geo.  Reid  in  Sydenham- 

London  23 1. 
Pelargonien-Neuheiten  387. 
Pelargonien,  Stutzen  derselben  370. 
Pelargonium  zonale  594. 
Pelargonium    zonale    fol.     var.  „Gruss    aus 

dem  Algäu"  166. 
Pennisetum  longistylum  violaceum  9b. 
Penttraphia  longiflora  639. 
Pentstemon  hybridum  grandiflorum  q5. 
Perlenfein,  Gottl.,  Obergärtner  254. 
Personalnachrichten  32,55,85,111,144,  168, 

198,  224,  254,  279,  3 12,  336,  366,  391,  423, 

448,  479,  504,  532,  559,  590,  61 5,  647. 
Peters,  Carl,  Gartengehülfe  590. 
Petrifke,   August,  Gärtner  336. 
Petunia    grandiflora    „Riesen-    von     Cali- 

fornien"  189. 
Petunia  hybrida  Stellaria  „Ernst  Socke''  94. 
Pfeffer,  Geheimer  Hofrat  424,  648. 
Pfeil,  Polizeimeister  534. 
Pfirsich  :  Guadelupe  164. 
Pfirsich  :  Oro  164. 
Pfirsich :  Rose  164. 
Pfirsich:  Stinson  Late  164. 
Pfirsich:  Zane  164. 

Pfitzer,  Geheimer  Hofrat  Professor  Dr.  424. 
Pflanzenkrankheiten,  Kursus  über,  in  Pros- 

kau  25o. 
Pflanzenmarkt  in  New-York  382. 
Pflanzenmaterial,  das,  für  den  botanischen 

Unterricht  249. 
Pflanzensammler,  Anleitung  für  647. 
Pflanzenstäbe  für  Blumentöpfe  83. 
Pflanzenvergiftungen  277. 
Pflaume:  Golden  164. 
Pflaume:  Grace  164. 
Pflaume:  Harlow  164. 
Pflaume:  Jessie  164. 
Pflaume:  Perfection  164. 
Pflaume:  Sophie  164. 
Pflaume:  Theresa  164. 
Pflaumenbaum,  Narren   oder  Taschen  408. 
Pfuel,  von,  Ritterschaftsrat  3 12. 
Phacelia  Parryi  alba  94. 
Phänologische  Beobachtungen    in    Middel- 

burg  358. 
Phalaenopsis  fugax  Kränzlin  'j-]. 
Phalaenopsis  tetraspis  78. 
Phlox    Drummondi    hortensiaeflora,    „Tri- 
umph" 04. 
Phragmidium  subcorticium  336. 
Phytomyza  geniculata  371,  387. 
Picea  excelsa,  Erkrankung  223. 
Pilze,    Vorsicht    bei    Ankauf   frischer     und 

getrockneter  275. 
Pilzflora  von  Württemberg  473. 
Pinus  Strobus  L.  455. 
Pistia  Stratiotes  120. 


Planet  jr.,  Geiäte  199. 

Plectranthus  herbaceus  94. 

Plumpe,  F.  J.  M.,  Hoflieferant  f  616. 

Polygala  grandis  70. 

Polygonum  cuspidatum  52 1. 

Polygonum  sachalinense  Max.  134,  223,  244, 
273,  280,  304,  36 I,  415,  521. 

Polypodium  vulgare  aisBouquetmaterial255. 

Pomologenverein,  deutscher  36o. 

Pomologische  Monatshefte  107. 

Pontederia  azurea  120. 

Porree,  perennierender  188. 

Porree,  remontierender  62,  188,  219. 

Poslversandtkörbe  aus  Holzstoff  202. 

Potsdam,  Excursion  der  Vereinsausschüsse 
nach  5oo. 

Potsdam,  die  Orangerie  471. 

Prämien  für  tüchtige  Schüler  der  Fach- 
schule 91. 

Primel,  chinesische  594. 

Primeln  von  E.  Geo  Reid  in  Sydenham — 
London  23 1. 

Primula  chinensis  649.  Cannels  pink  65o. 

Primula  chinensis  Chiswick  red  65o. 

Primula  chinensis  coerulea  65o. 

Primula  chinensis  Crimson  65o. 

Primula  chinensis  fimbriata  „Schwarzauge" 
225. 

Primula  Forbesi  5q4. 

Primula  chinensis  Holborn  Magenta  65o. 

Primula  chinensis  kermesina  splendens  65o. 

Primula  chinensis  rouge  vif  65o. 

Primula  obconica  137,  3ii. 

Pringsheim,  Geheimer  Regierungsrat  Pro- 
fessor Dr.  85,  55q. 

Proch:^ska,  Leopold,  Hof-Garteninspekt.  1 12. 

Prunus  pumila  L.  447. 

Prunus  Susquehannae  447. 

Pteris  arguta  So. 

Ptychosperma  elegans  (ibb. 

Pynaert  van  Geert's  Gärtnerei  in  Gent  3q8. 

Pyramideneiche,  eine  neue  451. 

Pyrethrum  parthenifolium  aureum  crispum 
189. 

Quercus  dentata  370,  424. 

Quercus  pedunculata  var.  Ahlfvengreni  451. 

Radickc,  Schlossgarten- Inspektor  535. 

Radies,  lange  weisse  Treib-  219. 

Radies,  ovales  weisses  62. 

Rajewsky,  M.  N.,  General-Major  f  198. 

Rasendüngung  475. 

Rebfeinde  449. 

Rebhuhn,  das,  seine  Aufzucht  und  Lebens- 
art 143. 

Reblaus  414. 

Regel,  Privatdocent,  Dr.  Robert  von  224. 

Regenfall  und  Blattgestalt  107. 

Rehder,  S.,  Hofgärtner  367. 

Reichow,  August,  Gärtner  224. 

Reifen,  früheres,  an  der  Nordseite  247. 

Reine  Claude  Diaphane  357. 

Remele,  Geheimer  Regierungsrat,  Prof.  32. 

Report  of  the  viticultural  work  during  the 
seasons  1887/89  with  data  regarding  the 
vintage  of  I890    (in  California)  359. 


Sachverzeichnis. 


_669. 


Reseda  odorata,  Grasshoffs  rote  Riesen-  gS. 

Reseda  odorata  pumila  erecta  95. 

Reseda  odorata  „Urania"  q5. 

Reutlingen,  pomologisches  Institut  389. 

Revision  der  Statuten  'ij3,  487. 

Rhexia  rosea  587. 

Rhododendron  Falconeri  var.  eximia  78. 

Rhododendron  Roylei  415. 

Rhus  vernicifera  48. 

Richardia  africana  14. 

Richardia  „De  Waal"  141. 

Richardia  Rehmanni  Hort.  12. 

Ricinus  var.  von  Zanzibar  327. 

Ricinus  zanzibariensis  jS. 

Riecherbse,  weisse,  „Emily  Henderson"  42q. 

Rieselfelder    bei    Berlin,    Verpachtung    der 
Obsternte  471. 

Rieselfeld    zu    Blankenburg,    weitere    Be- 
nutzung zu  Kulturversuchen  654. 

Rieseneiche,  eine  80. 

Riesentabak  25. 

Rivers,  T.  F.  83. 

Römer,  Dr.  f  254. 

Rössing,  W.  336. 

Rohrmatten,  holländische  5q3,  648. 

Romneya  Coulteri  272. 

Rosa    canina    168. 

Rosa    gallica    damascena     forma      triginti 
petala  447. 

Rosa  indica  Lavrenceana   Red.   et  Th.  168. 

Rosa  rugosa  (53q. 

Rosarium  des  Freiherrn  von  Gremp  in  Hom- 
burg V.  d.  H.  643. 

Rose:  „Marechal  Niel"  259. 

Rose:  „Professor  Dr.  Schmidt"  643. 

Rose:  Theerose  Belle  Lyonnaise  539. 

Rosen,  Anzucht  wurzelechter  424. 

Rosenausstellung  in  Görlitz  383,  411. 

Rosenbohrer,  der  aufwärtssteigende   i3o. 

Rosenfreunde,  Verein  deutscher  3(5i,  389,  421. 

Rosenkultur,  die  derselben  schädlichen  und 
nützlichen  Insekten  643. 

Rosenrost  336. 

Rosentreiberei  586. 

Rosentreiberei  von  E.  Thiel   in  Plötzensee 
bei  Berlin  320. 

Rosenvermehrung,  neue  444. 

Rosenwildlinge,  Zeit  der  Veredelung  255. 

Rosenzucht,  Katechismus  der  82. 

Rosisten-Verein    zu   Frankfurt  a.  M.,    Aus- 
flüge 525,  643. 

Rotbuche,  ein  Prachtexemplar  324. 

Rotkohl,  dunkelroter,  grosser,   später,    hol- 

Rotkohl,  Utrechter  61.  [ländischer  61. 

Rudel,  Reinhold  534. 

Runkelrübe,      gelbe      verbesserte      walzen- 
förmige Riesen-  220. 

Runkelrübe,  Mohrenweiser's  verbesserte  64. 

Runkelrübe,  rote  verbesserte  220. 

Runkelrübe,  weisse  220. 

Russische     Gartenbaugesellschaft,     Sitzung 
3 10,  36 1,  528, 

Russische  Obstbaugesellschaft,  Sitzung  309, 

.    363,  528. 

Salat,  amerikanischer  Pflück-  64. 


Salat,  Spargel-  „Lactuca  angustata"  64. 

Salix    amplexicaulis   Bory  et  Chaubard    21. 

Salix   oppositifolia   Host  und  über  Weiden 
mit  gegenständ.  Blättern  im  allgemeinen  39. 

Salix  purpurea  21. 

Samen,  unentgeltlich   abzugebende  86,  256. 

Sauerkirschen,    eine    gefährliche  Krankheit 
derselben  3o2. 

Sauger,  Patent-,  Wegners  5 16. 

Saxifraga  Macnabiana  X     24. 

Scabiosa      atropurpurea      major      „Riesen- 
Mohrenkönig"  95. 

Schädliche  Folgen  des  Winters  1893/94  352. 

Schilbersky,  Professor,  Dr.  648. 

Schilhan,  Peter  f    "i^?- 

Schizocodon  soldanelloides  140. 

Schlieben,     Julius,     Kunst-     und    Handels- 
gärtner t   86. 

Schiott,  Parkaufseher  86. 

Schmitt,  Gottfried,  Gärtner  56o. 

Schnittblumen-Kultur,  Anleitung  4iq. 

Scholtz,  Max,  Dr.  f    56. 

Schreiber,  Obergärtner  61 5. 

Schreibwerk  des  Gärtners  647. 

Schubert,  Carl  194. 

Schutt,  F.  W.,  Kommerzienrat  535. 

Schutt,  Professor,  Dr.  168. 

Schultz,    Gustav  Adolph,    Hoflieferant    591. 

Schultz-Lupitz,  Dr.  112. 

Schulze,  Eilhard,    Geheimer  Regierungsrat, 
Professor  Dr.  85. 

Schweden,  Zollsätze,  278. 

Scoliopus  Bigelowi  610. 

Seeligmüller,  Garteninspektor  85. 

Seiandria  candidata  Fall.    i33. 

Sellerie,  Hennings  Triumpf-  219. 

Senf,  Sarepta-  „Sinapis  juncea"  64. 

Sequoia  sempervirens  654. 

Singelmann,    Wirklicher    Geheimer    Ober- 
Regierungsrat  Dr.  32,  56. 

Singer,  Andr.,  Hofgärtner  391. 

Sisal- Agave  5 12. 

Sisalhanf  5 12. 

Skrodzki,  H.,  Direktor  423. 

Sobralia  macrantha  469. 

Solanum  duplosinuatum  96. 

Solanum  guatemalense  273. 

Solanum  muticum  N.  E.  Brown  109. 

Solanum  Wendlandi  24,  106,   142. 

Sommer,  Hofgärtner  144. 

Sommerbepflanzung     einer     Teppichbeet- 
gruppe 71. 

Sonnenblumen,  ausdauernde  553. 

Sonnenblume,  linsenförmige  104. 

Sorghum  saccharatum  „der  Schah"  64. 

Spargel,  Haltbarkeit  unter  Wasser  358. 

Sperling,  Oscar  Willibald,   Königl.  Garten 
baudirektor  504. 

Spinat  de  Gaudry  219. 

Spinat,  Hennings  Cotillon  219. 

Spinat  Viroflay  219. 

Spiraea  Bumalda  „Anthony  Waterer"  yj. 

Spiräen,    die     strauchigen     der    deutschen 
Gärten  33o. 

Sprechsaal  3i,    54,    85,    iio,    144,    168,    198, 
223,  255,  279,  3ii,  336,  367,424,480,  535,  591. 


öyo 


Sachverzeichnis. 


Spruce,  Richard  f  33. 

Stachelbeeren,  amerikanische  i65. 

Stachelbeere  ,, Früheste   von  Neuwied"  32 1. 

Stachelbeere,  Gebirgs-  541. 

Stachelbeer-Blattwespe  3 12. 

Stachelbeer-Milbe,  die  rote  488. 

Stachelbeer-Raupe  367. 

Stachelbeer-Sämlinge  5gb. 

Statuten-Revision  373,  487. 

Staudt,  Alois,  Gärtner  533. 

Steger,  Georg,  Gärtner  534. 

Steglitz,  Ausstellung  von  Pflanzen  und 
Obst  53o. 

Steglitz,  Excursion  der  Vereinsausschüsse 
nach  3o2. 

Stickstoff  -  Düngung  landwirtschaftlicher 
Kulturpflanzen,  rationelle,  unter  Berück- 
sichtigung des  Chilisalpeters  420. 

Strahlengriffel,  mandschurischer  78. 

Strasburger,  Geheimer  Reg.-Rat,  Professor 
Dr.  648. 

Streptocalvx  Vallerandi  E.  Morr.  642. 

Strobilanthes  Dyerianus  hört.  Sander  314. 

Sugar  Maples  and  Maples  in  Winter  420. 

Sukkulenten-Gruppe  im  Park  von  Monre- 
pos-Geisenheim  385. 

Syringa  vulgaris  fl.  pl.  „Le'on  Simon"  3o5, 
Michel  Buchner  617. 

Syringa  vulgaris  var.  Madame  Lemoine  327. 

Syringenblüten  an  Wurzelschössen  48. 

Tagetes  patula  nana  „Ehrenkreuz"  427. 

Tangermann,  A.  f  32. 

Taphrina  pruni  370. 

Taschen  des  Pflaumenbaumes  408. 

Taxodium  distichum  654. 

Teetz,  August  224. 

Teppichbeet,  Frühjahrs-Bepflanzung  1 17. 

Teppichbeetgruppe,  Sommerbepflanzung7i . 

Teppichkönigin  220. 

Thomsonia  nepalensis  63g. 

Tigridia  lilacea  639. 

Tillandsia  microxiphion  78. 

Tita-Traube  56i. 

Todea-Arten  des  Herrn  Sloman  in  Altona- 

Othmarschen  229. 
Tomate:  „Coriolan"  487. 
Tomate:  ,.Dwarf  Champignon"  487. 
Tomate:  „Fordhook  First"  244. 
Tomate:  „Nordlicht"  63,  487. 
Tomate:  „Ponderosa"  63. 
Tomate:  „Semper  fructifera"  4S7. 
Tomate:  „Skamander"  487. 
Tomaten  vom  Versuchsfelde    in    Blanken- 

burg  594. 
Torenia  Fournierigrandiflora  coelestina  ^6. 
Torf-Fäkalien  54. 
Trachelium  coeruleum  L.  428. 
Treub,  Dr.  55. 
Trianea  bogotensis  120. 
Trichomanes -Arten    des   Herrn  Sloman  in 

Altona-Othmarschen  229. 
Trockenfäule  an  Erica  596. 
Trockenschuppen    für  Sammelmassen  473. 
Tropaeolum,  Hybride  v.  Madame  Gunter  1 37. 
Trüffel-Kultur  83. 


Tuberosen-hnport  192. 

Tübingen,  botanischer  Garten,  abzugebende 

Wasserpflanzen  52i. 
Tulpen,  Datwin-.  3o3,  481. 
Tylweg     (Overveen) ,    Flyacinthen-Ausstel- 

'lung  197. 

Üeberwinterung  von   Canna  Ehmanni  587. 

Unkraut,  die  Bekämpfung  desselben  419,  523. 

Unkraut  an  Wegen,  Vertilgung  358. 

Unterrichtswesen  5o,  108,  143,  194,  25o, 
389,  589. 

Unterstützung  der  durch  Hagelschlag  ge- 
schädigten Gärtner,  Aufruf  468. 

Unwetter  am  7.  August  bei  Berlin  445. 

Vanda  coerulea  Griff,  bei  Herrn  Franz 
Bluth  in  Gross-Lichterfelde  i83. 

Vanda  Hookeriana  Rchb.  337. 

Vanda  Kimballiana  var.  Lacknerae  56i, 
597,  616. 

Vanda  teres  Lindl.  337. 

Vanda,  stielrunde  337. 

Veit,  Geheimer  Kommerzienrat  423. 

Verband  schlesischer  Gartenbauvereine,  Ver 
Sammlung  in  Görlitz  389. 

Verbascum  Wiedemannianum  76,  357. 

Vereinswesen  3i,  33,  84,  167,  194,  252,  277, 
309,  332,  36o,  389,  421,  447,  474,  323,  588, 
6i3,  643. 

Verkehrt-Linden   154,  192. 

Vermeil-Medaille,  Verleihung  371. 

Veronica  lycopodioides  585. 

Versammlung  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  797.  89,  —  798.  145,  — 
799.  201,  —  800.  257,  —  801.  3i3,  —  802. 
369,  (zugleich  Jahresversammlung)  —  8o3. 
425,  —  804.  483,  —  8o5.  537,  —  806.  593. 
—  807.  649. 

Versuchsfeld  bei  Blankenburg,  Kulturver- 
suche 60,  92,  598. 

Versuchsgarten  des  Vereins  zur  Beförderung 
des  Gartenbaues  377. 

Vetter,  F.  Hofgarten-Direktor  424. 

Viburnum  dilatatum  Thunb.  z|43. 

Victoria  regia,  Blüte  in  Berlin  419. 

Victoriapark  in  Berlin   166,  263,  421. 

Vilmorin,  Maurice  de  254. 

Vincke-Dujardin,  Gärtnerei  599. 

Vitis  Coignetiae  273. 

Vorstand,  Neuwahl  372. 

Vorweltlicher  Wald  bei  Gr.  Raschen  612. 

Vriesea  Kitteliana  201. 

Wagner,  A.,  Garteninspektor  112. 
Wald,  vorweltlicher  bei  Gr.  Raschen  612. 
Warming,  Professor  Dr.  55. 
Wasserpflanzen,  exotische  im  Freien  52 1. 
Wasserpflanzen,  exotische,   im  Kaltwasser- 
bassin 118. 
Wegner's  Patent-Sauger  5 16. 
Weichelt,  Fritz,  Gärtner  533. 
Weiden  mit  gegenständigen  Blättern  39. 
Wein,  amerikanischer  164. 
Weinbergsdüngung  333. 
Weinernte  1893  in  der  Gironde  So. 
Weinstock,  Abnehmen  der  Blätter  36i. 


Verzeichnis  der  Mitarbeiter. 


671 


Weintrnuben  aus  dem  Weinhause  des  Geh. 
Kommerzienrats  Veit  in  Steglitz  53y. 

Weintrauben,  F^aulen  derselben  53~. 

Weintrauben,  grosse  5q2. 

Weiss,  Gustav  Adolf,    Professor  f  254,  366. 

Weissenborn,  W.,  Obergärtner  534. 

Weisskohl,  Grasshoft's  neuer  weisser  grosser 
runder  allerfrUhester  Hartkopf  62. 

Wertzeugnis,  Verleihung  376. 

Wertzeugnis  für  Vanda  Kimballiana  var. 
Lacknerae  616. 

Wildner,  Schlossgärtner  367. 

Wilhelm,  Carl,  Professor  Dr.  535. 

Winter  1893/94,  schädliche  Folgen  352. 

Wintcrerscheinungen   1893/94  349. 

Wintergarten  von  J.  C.  "^Schmidt  in  Erfurt 
auf  der  Thüringer  Gewerbe  -  Aus- 
stellung 38o. 

Winterschäden  1893/94  mit  meteorologisch- 
botanischen  Reflexionen  43i. 

Wirsing,  Chou  de  Milan  tres-hätif  de  la 
St.  Jean  61. 

Wirsing,  Chou  de  Milan  tres-hätif  de  Parisöi. 

Wirsing,  Grasshoffs  allcrfrühester  weisser 
runder  Hartkopf  219. 

Wirsing,  Henning's  verbesserter  früher 
glatter  Wiener  219. 

Wirsing,  Long-Island,  runder  grüner  krauser 
188.  ' 

Wirsing,  Oberrader  219. 


Wirsing,  Oberrüden  60. 

Wirth,  Max  f  424. 

Wiss,  Obergärtner  86. 

Witterung  und  Resultate  des  Jahres  1893 
297. 

Wittmack,  Gehemier  Regierungsrat  Pro- 
fessor Dr.  32. 

Wocke,  Erich,  Obergärtner  168. 

Wörterbuch  der  botanisch.  Kunstsprache  5o. 

Wunde!,  Adolph,  Hofgärtner  j  5rp. 

Wunde),  Alexander,  Obergärtner  56o. 

Zacharias,  Professor  55. 
Zantedeschia  aethiopica  i3. 
Zantedeschia  Rehmanni  Engl.  12. 
Zarizin-Garten  in  Uman  529. 
Zehlendorf,  Gartenbau-Ausstellung  53o. 
Zeininger,  H.,  Stadtgärtner  391. 
Zeiten,  aus  alten  245. 
Ziegeler,  L.,  Obergärtner  648. 
Zimmerpflanzenkultur,  Gesellschaft  für,    in 

St.  Petersburg  528. 
Zollabfertigung    an  der  russischen  Grenze, 

Beschleunigung  3o6. 
Zolltarif,  der  neue  amerikanische  558. 
Zolltarif,  russisch-deutscher  109. 
Zorn,  Gärtner  534. 
Zwergbirke,  Besen  von  der  654. 
Zwergkonigin  220. 
Zwiebel,  neue  silberweisse  Dehkatess-    188. 


3.  Verzeichnis  der  Mitarbeiter  und  der  besprochenen  Schriftsteller. 


Ahlfvengren,  Fr.  E.  452. 
Ahlisch,  L.  HO,  367,  591. 
Allendorf,  W.  193. 
Arnstedt,  Albert  419,  523. 
Atlee-Burpee  &  Co.  419. 

Baccarini,  Pasquale  420. 
Baker  446. 
Barth,  Max  142,  446. 
BiemüUer,  J.  68. 
Bluth,  F.  55. 
Bode,  Alexander  457. 
Bolle,  Carl  i54,  45 1. 
Bredemeier,  Erme.no  225. 
Brinckmeier,  Ed.  3o6. 
Brinkmeier,  A.  419. 
Bürger,  Max  416.  • 
Burchardt,  O.  419. 
Burmester,  G.  557. 
Bussler,  F.  3o5,  469. 
Buysmann,  L.  358. 

Giemen  33o. 
Cogniaux,  Alf.  474. 

Dammer,  U.  647. 
Dieck,  G.  18,  36. 
Diedler  192. 
Dippel,  Leopold  21,  5o. 
Drawiel,  A.  82. 
Dressler,  E.  219,  5oo. 
Droysen  523. 


Durand,  Em.  474. 
Durand,  Th.  474. 

Eichler,  J.  473. 
Esser,  P.  249. 

Fintelmann,  A.  642. 

Fischer  von  Waldheim,  A.  244. 

Fritsch,  Karl  39. 

Gaerdt,  H.  6. 

Gebhardt,  M.  5o6. 

Gesky-Geisenheim  16. 

Gisevius  523. 

Graebener,  C.  48,  78,  243,  611,  642. 

Grandeau,  L.  445. 

Haage   11 3. 

Hampel,  Carl  28. 

Hampel,  W.  244. 

Harms,  Fr.  221. 

Hayn,  E.  5i2. 

Heicke  543. 

Held,  Ph.  647. 

Herzberg,  W.  35. 

Hesdortfer,  Max  497. 

Hildebrand,  F.  617.  ^ 

Hilgard,  E.  W.  359. 

Hinckeldeyn,  R.  M.   309,  36i,  363,  528,  532. 

Hölscher,  J.   142,  587. 

Hortmann,  M.  409,  437,  461,  5i6,  578. 

Hoser,  Peter  245. 


672 


Verzeichnis  der  Mitarbeiter. 


Jörns  60,  92. 

Karsten,  Hermann  524. 

de  Kerchove  de  Denterghem,  Osw.  474. 

Kiaerskou,  Hjalmar  420. 

Kirchner,  O.  473. 

Kittel,  G.  396. 

Klar,  Josef  60,  92. 

Köhler,  H.  25,  43 1. 

Koehne  18,  237,  291. 

Körber,  Wzl.  273,  328. 

Kolbe,  H.  J.  i33. 

Kränzlin,  F.  114,  ii5,  199,  281,  56i. 

Krelage,  Ernst  H.  12. 

Kühn,  B.  L.  142. 

Kuntze,  Otto  446. 

Lackner,  Carl  5o5. 

Lade,  Eduard  von  27,  193. 

Lambert,  P.  82. 

Lauck,  H.  647. 

Ledien,  F.  337. 

Leeuw,  Amy  de  338. 

Lierke  124. 

Lindemuth,  H.,  328,  329,  355. 

Lormoy,  J.  420. 

Lubbers,  L.  474. 

Lucas,  Ed.  222. 

Mächtig  263. 

Magnus,  Paul  406. 

Marie,  The'od.  420. 

Mathieu,  Alex.  398. 

Mathieu,  C.  27,  127,  i63,  222. 

Medicus,  W.  446. 

Micheli,  Marc  446. 

Mohr,  C.  540,  447. 

Moncorps,  R.  3S7. 

Müller,  C.  359,  445. 

von  Mueller,  Ferd.  32,  49,  496. 

Müller,  R.  273,  3oi,  327,  352. 

Nicholson  25o. 

Oliver,  W.  446. 

Ort,  H.  2o5. 

Otto,  R.  49,  82,  124,  249,  276. 

Paparelli,  L.  359. 
von  St.  Paul  193,  386. 
Pax,  Ferdinand  359. 
Pfau,  Richard  421. 
Pfister  304. 
Penzig,  O.  446,  647. 
Perring,  W.  468. 
Pinus  106. 

Plumpe,  F.  J.  M.  81. 
Polakowsky,  H.  82. 
Prantl  359. 

Regel,  Ed.  von   11 3. 
Reichenheim  394. 
Reid,  E.  Geo  289. 


Rensch,  K.  285. 
Richardson  420. 
Richter,  Ed.  54. 
Riss,  L>ouise  33 1. 
Roese  406. 

Salomon,  Carl  5o. 

Sandhack,  Hermann  229. 

Sarauw,  Georg  447. 

Scharrer  56i. 

Schelle,  E.  118,  52 1,  557,  ^87,  640. 

Schiller,  Ludwig  i5o,  i83,  211,  240,  382,  549. 

Schimper,  W.  419. 

Schinke,  Carl  143. 

Schmidt  1 1 3. 

Schreiber,  H.   14,  33. 

Schubert,  Carl  194. 

Schuck,  Rudolph  326. 

Schule,  W.  449. 

Schünemann,  H.  277,  447. 

Schulz,  Gustav  Ad.  55. 

Schulze,  Max,  420. 

von  Schwerin,  Graf,  420,  556. 

Siebert,  A.  522. 

Sorauer,  Paul  388. 

Spencer,  Herb.  446. 

Sprenger,  C.   169. 

Stahl,  E.  107. 

Strauwald,  Bruno  586. 

Taube,  C.  55. 
de  Terra  193,  589. 
Thomas,  Fr.  488. 
Thüer,  L.   147,  177. 
Trelease,  William  420. 
Tropp  576. 
Truti'aut,  G.  420. 

Vasey,  G.  420. 
Vilmorin,  H.  223,  522. 
de  Vilmorin,  Philippe  248. 
Virchow,  Ernst  455. 
Vogeler,  Otto  3o6. 

Voss,   A.    276,    522. 


Waage,  Th.  277. 

Wagner,  P.  49. 

Wagner  420. 

Waugh,  F.  A.  359. 

Weber  233. 

Weidlich  233. 

Welcker,  Hermann  i3o, 

Wiese,  A.  636. 

Williams  645. 

Witte,  E.  Th.  393,  61 5. 

Witte,  H.  J74. 

Wittmack,  L.  2,  3,  5i, 
3o2,  320,  33 1,  383, 
599,  608,  617,  634. 

Wohler,  G.  73. 


5y,  98,  106,  i56,  i83, 
411,    476,    5o2,    553, 


Zabel,  H.  33o. 


New  York  Botanical   Garden   Library 

llllllllllllllllllllllllllllllllllllllll 

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